a ONE H —* 7 Ayı tar ud er Yu —* 7 —* = ER Im. By PL, ud * Be J A “ 4 rg nd [ ch / Ü FÜ ER Released from Library Horticultural Society of New York, Inc. — re S x N L NN AS \ { NN 7 RN — — 2*0 — 9 (Pr \ CD I) ZEN S / 7 j 9 Vi 7 \ j \) / / } HRS: WIR ) 8 — / » en IA TT. AND AO R 7 /AN® 7 ß | \ 7 * \ N — 9* AB \ KEY, ERN N ) R — LET 9 — rl FE: — = % } ) \ YA N ai / — = Saar — h SS”) — — RE agazin, oder geſammlete Schriften, zum Unterricht und Vergnügen, aus der Naturforſchung und den Engenehmen W ——— aͤberhaupt. Des d dritten — erſtes Stuͤck. Mit Koͤnigl. Pohln. und Churfuͤrſtl. Saͤchſiſcher Freyheit. Hamburg, bey Georg Chriſt. Grund, und in Leipzig, bey Adam Heine. Holle, 1752, 4 €) F Vorrede, die Abſicht der Safe En) der fie vorgefegt wird, und die Art, Salz d wie man Diefe Abfiche erfüllen will, zu erklären, waͤre bey gegenwärtige Bande des Hamburgiſ. Magazins überflüßig, und eine Zertheidigungsfchrift gegen ges machte Einwürfe, wuͤrde ebenfalls nicht allzunoth⸗ wendig feyn. Beurtheilungen, die aus Schmaͤh⸗ ſucht, Zorn und Neide herruͤhren, verdienen nicht, weitlaͤuftig beantwortet zu werden. Wie nach Hal⸗ lers Ausſpruche, eigene Umſtaͤnde einem Verfaſſer niemals ſo angelegen ſeyn duͤrfen, daß er ſich gegen die Welt daruͤber beklagen ſollte: ſo trauet man den Leſern des Hamburg. Magazins ſo viel Einſicht, und andern, die es 6 noch nicht gelefen haben, fo viel ; Billigkeitzu, daß Fadel, der aus unreinen Quellen fließt, ihre Meynung von diefer periodischen Schrift | nicht vegieren wird; Gegentheils wird man die Erz | A 2 inne l J io Vorbericht. —— innerungen, welche gelehrte und gerechte Richter mittheilen, allezeit mit der gehoͤrigen Hochachtung und Dankbarkeit annehmen, und ſo viel, als moͤg⸗ lich, zu beobachten ſuchen. Da eine von den Hauptabfichten des Hamburgi- fehen Magazins iſt, die Erfindungen und Gedanfen der Ausländer in Deutichland bekannter zu mas chen ; fo folgt natürlich, Daß eigene deutſche Abhand- Jungen nicht den größten Raum einnehmen duͤrfen. So ſchmeichelnd die Erinnerung verſchiedener guͤ⸗ tigen Leſer, mehr deutſche Originalſtuͤcke zu liefern, für die Berfafler, Die bisher dergleichen haben ein- ruͤcken laſſen, it; fo wenig wird man diefelbe fich verführen lafien, von der einmal gemachten Ein; richtung zu weit abzugeben. Wer im Stande ift, Schriften, die er ſich eigen nennt, häufig heraus⸗ zugeben, muß entiveder recht fehr viel, oder ſehr Sefehrfamkeit und Einficht befißen. In dem erſten Falle wird er der Welt mit wirklich neuen und wichtigen © Werfen dienen, in dem letzten wird er fo gluͤcklich ſeyn, gemeine Gedanken und alte Wahrheiten als was neues und befonders zu liefern. en aber fein Schicffal ins Mittel zwi⸗ fehen beyde verfest hat; wer fo weit ift, daß er von - Schriftftellern der erften Art lernen Fann, der hat insgemein nicht ſo viel Begierde, die Weli, wie die Schriftſteller der andern Art, zu lehren. Denn er glaubt, die Welt werde das auch ſchon wiflen, was er weiß. Es ift natürlich, daß er diefes glaubt, weil man andere ordentlich nach fich beurtheilt. Beurtheilten die glücklichen Geifter, Die mehr ſchrei⸗ ben, als fie gelefen haben, die Melt auch nach Mr | Vorbericht. Km fo müßten fie von ihr urtheilen: fie if garnichts. So fehr aber ihre troftreichen Werke, die fie der Welt zum Unterrichte vorlegen, es zu bekraͤftigen | feheinen, daß fie dieſes Urtheil von ihr. hegen, fo ges wiß Eann man fie deswegen entfchuldigen, weilman verſichert it, daß unter den unzähligen Wahrheiten, Die i% nicht willen, auch dieſe iſt: daß ſie nichts wiſſen. Die Befoͤrderung der Wiſſenſchaften kann von einem Gelehrten auf zweyerley Art erhalten werden: wenn er ihre Graͤnzen mit neuen Erfindungen erwei⸗ tert, und wenn er ihre ſchon erfundenen Wahrheiten bekannter macht. Durch das letztere kann den Wiſſenſchaften oft eben ſo viel Vortheil ‚gebracht werden, als durch Das erſte. Nicht nur, weil ſie dadurch dem gemeinen Weſen nuͤtzlich werden: fons dern, weil auch felbft die Erweiterung der Wiſfen⸗ ſchaften ‚glücklicher von ftatten geht , wenn ihre An⸗ fangsarüunde mebrern bekannt find. Simon Stevin, einhbolländifcher Matbematieus des vorigen Jahr⸗ hunderts, ſtellt ſich vor, es ſey zu einer glücklichen Zeit ein gewifles woeifes Weltalter gewefen *, in dem die Menfehen von den Wiſſenſchaften unges mein viel Kenntniß befeffen. Damals ift feinen Ges danken nad) die Aftconomie und Geometrie zu der Hoͤhe gebracht worden, in der Peolomäus und Eu⸗ Elides fie gefunden haben, da das weife Ißeltalter A3 ſchon * Stevin Geographie 1. Liv. 6. deſin. Oeuvres Mathemati ques de Sımon Stevin traduites par Albert Girard. ‚ Leid. 1634, fol. p. io6. 6 >. Vorbericht, ſchon vorbey war. Als die Urſache, warum man es fo Hoch gebracht, giebt er an, weil die Wiſſen⸗ ſchaften mehr ausgebreitet geivefen. Diefes weiſe Weltalter wieder herzuftellen, verlangter eine große Menge von Erfahrungen, auf die ſich alle Wiſſen⸗ fehaften gründen, und da hiezu fehr viel Leute, die auf folche Srfahrungen aufmerkfam find, erfodert werden ; fo ift Elar, Daß die FBiffenfehaftennicht ein Geheimnif etlicher tweniger Gelehrten bleiben duͤr⸗ fen. Stein ſchließt hieraus die Nothwendigkeit, fie in der Landesfprache berzutragen, nebſt andern Sol gerungen, die hieher nicht gehören * Ohne an Stevins Gedanken von einem weifen Meltalter Theil zu nehmen, fo feheint Doch fehr rich» tig, daß die Wiffenſchaften in Aufnehmen zu brin⸗ gen, mit Erfindungen zu vermehren, und dem ge⸗ meinen Weſen nuͤtzlich zu machen, noͤthig iſt, daß ſie unter vielen bekannt gemacht werden. Dieſes findet insbeſondere bey der Naturlehre ftatt. Iſt eine Wiſſenſchaft die ſich auf Erfahrungen gruͤndet, ſd iſt es dieſe; und wie kurz iſt nicht das Leben eines WMenſchen, nur fo viel Erfahrungen von ihr ſelbſt anzuftellen, als einen beträchtlichen Theil von dem Ganzen ausmachen! Wie viel hat ein Neaumur nicht bemerkt? Und was iſt das was er bemerkt hat, gegen das, was noch ubrig ift? Higu koͤmmt — *Man findet einen Auszug aus Stevins Gedanken in den — der —— deutſchen Geſellſchaft, AIl St. V Vorbericht. — daß die Geſchicklichkeit in Erfahrungen, und die Einfichtz Erfahrungen zu gebrauchen, nicht allezeit “ben einer Perſon anzutreffen find. Galilaus wurde vielleicht auf die Schere. der Luft nicht gefallen fſeyn, wenn ihn nicht die misrathene Mafchine eines Gaͤrtners, darauf gebracht hätte, aber den Gaͤrt⸗ ner, wuͤrde ſeine misrathene Maſchine, nicht auf die Schwere der Luft gebracht haben. Die Na⸗ £urforfchung erfodert alfo, daß fich fo viel Menſchen, als moglich, mit ihr befchäfftigen. Man wird faft nicht zu viel thun wenn man diefe Pflicht allen Menſchen in gewiſſem Maafe auflegen wollte. Wenigſtens haben alle Menfchen die dgzu nöthigen Fähigkeiten, nicht eben Galiläi und Newtone zu werden, aber Doc) die bekannten Naturgeſetze zu beftätigen, genauer zu beftimmen, und vielleicht zu einem neuen Gebrauche anzuwenden. Ob aber allen Menſchen an Unterfuchung der Natur etwas ‚gelegen fey, oder nicht, wird ſich vielleicht daraus enticheiden laffen, daß unfer ganzes Reben in dem Gebrauche der Sachen, die von der Natur her⸗ vorgebracht werden, beſteht, und die Kenntniß der ratur uns leben, fo, wie die N vernuͤnf⸗ tig leben, lehrt. Auch auf die andern Theile der Selebrfamteit, ‚die den Verſtand aufklaͤren, den Willen beffern, den Geſchmack rein, Das Her edel machen, haben mehr Menfchen, als die eigentlich fogenannten Ges lehrten, Anfpruch: es ware denn, daß die fehünften und wichtigften BollEommenheiten des Menfchen ihren Werth dadurch verlören, wenn ſie gemein A4 gemacht 8 Vorbericht. nah A 2 ae a ae ce" > gemacht wurden. Schwerlich wuͤrde man diefes an: einen ſtolzen und ungerechten Neid behaupten önnen. J 66 Was folgt aus allen dieſem? Daß man nicht unnuͤtzlich arbeitet, wenn man das Reich der Wiſ⸗ fenfchaften zwar. nicht mit neuen Rändern, aber mit neuen Einwohnern vermehrt... Diefes wird aroßen- theils Durch Leberfegung folcher Schriften erhalten, Die theils! der Sprache, theils der Geltenheit und . Koftbarkeit wegen, außerdem vielen wurden unbe⸗ Tann geblieben feyn. Der Ueberſetzer einer wich⸗ tigen Abhandlung thut alfo vielleicht der Gelehr⸗ ſamkeit einen größern Dienft, als mancher Origi⸗ nalfehriftfteller mit einem hoͤchſtentbehrlichen Wer⸗ ke. Undvieleicht zeigter auch mehr Gelehrfamkeit. Man fieht ohne Schwierigkeit, daß Schriften, die in Wiſſenſchaften laufen, zu überfegen, was mehr noͤthig iſt, als zwo Sprachen zu verftehen, und alfo auch mehr, als feine eigenen Hirngefpinnfte, vorzus . tragen, oder anderer ihre zufammen zu fehreiben. Iſt der Lleberfeger in der Wiſſenſchaft, dahin feine Grundſchrift gehört, ein Fremdling, und in der Kunft zu fehließen ungenbt, wie wird er die Süße feines Urhebers ausdrucken, und deffen Beweiſe vortragen? a, wie oft Fann nicht eine einzige Ab- Handlung, Grundfäge, Exempel, Erläuterungen aus fehr vielen Wiſſenſchaften enthalten, daß man . beynabe fo viel wiſſen muß, als ihr Derfafler, wenn man fie richtig überfegen will. Die Beyfpiele von alten und neuen deutſchen Ueberſetzungen find nicht felten, uber Die fich die Auslander eben nicht | | beſchwe⸗ u. E EEE 3 Vorbericht. | — beſchweren Dürfen; daß ihre Geheimmiſſe dadurch “unfern Landsleuten wären verrathen worden, weil die Heberfeger andern zu einer Kenntniß nicht ber ‚Srülich feyn Fonnten, | die fie ſelbſt nicht beſaßen. J Wenn es hier der Ort waͤre, den Stolz der ein⸗ gebildeten Originalſchriftſteller zud daͤmpfen, ſo wuͤr⸗ de ſich leicht zeigen laſſen, daß ein großer Theil von ihnen nichts weiter, als Leberfeger, find. Mas thun Diejenigen, Die ſich gelebrr nennen, nfters mehr, als anderer Gedanken in ihre Schreibart zu uͤber⸗ ſetzen, wenn fie anders noch eine folche Heberfesung vornehmen? Und was thun die Pbilofopben viel- mal anders, als Lehren, Die man längft vor ihnen gewußt hat, in einer neuen Sprache vorzutragen? an ftatt Daß die Lleberfeger neue Sachen i in der ge⸗ meinen & prache zu lehren bemüht find. Wenn man fich zu einer von Diefen beyden Arten zu fehreiz ‚ben entfchließen kann; ſo iſt es was leichtes, der Welt ſeinen Fleiß alle Meflen mit ein paar Alpha: beten zu zeigen, die in der That nichts weiter, als Ueberfegungen, und oͤfters UIcberfesungen find, in denen Das Driginal ſehr verfehlimmert worden, Diefe Betrachtungen tverden den Fleiß, den man auf das Ueberſetzen fremder gelehrter Abhand⸗ lungen wendet, zulänglich entfehuldigen, und ihm feinen gehörigen Werth beftimmen. Man wird aber derfelbigen wegen, eigene Abhandlungen aus dem Magazin, wie bisher nicht, alfo auch nicht ins kuͤnftige, ausfchließen; fie mögen nun wirklich neue Entdeckungen enthalten, oder bekannte Wahrheiten A— deut⸗ „Mo | Vorbericht. deutlich und gruͤndlich vortragen. Wie das erſte für ſich um Wachsthume det Wiſſenſchaften ge⸗ hört; fo iſt das andere der ſchon angeführten An⸗ merkung gemaß, daß die Wiſſenſchaften dadurch in Aufnehmen kommen, wenn man ihre Lehren vielen bekannt macht, denen fie fonft wegen ihrer Dunkel⸗ heit und Schwierigkeit waren verborgen geblieben. Der Gefchmack der Naturlehre, der fich immer mehr und mehr ausbreitet, laͤßt hoffen, daß auch diefe Bemühungen, die man ſich bey dem Hambur⸗ sifchen Magazin giebt, ferner Beyfall finden wer⸗ den, und man wird non feiner Seite nichts ver⸗ abfaumen, diefen Beyfall ferner zu verdienen. | I. An⸗ Anmerkungen zum: die muthmaßfichen Gedanken von dem Staube der Pflanzen, di 4 Stüce des 2 Bandes des Hamburgifchen Maga; 454 ©. von Abraham Gotthelf Kafiner, Math. ?. P. E. zu Leipzig. | Ar a ichniemals Gelegenheit gehabt, den NS » Hexen Berfafler diefer Gedanken wei: ter als aus feinem Auffage zu ken⸗ nen: fo hoffe ich, er wird meine Erin- nerungen dagegen, Feiner andern Ges mürhsverfaffung zufchreiben, als der Siebe zur Wahr: beit, und der Begierde, Lehrſaͤtze zu vertheigen, Die, wo Linnaͤus undLudwig recht gefeßen —5———— 12... ‚Ammenfungen „m, von Lappland bis in Africa von der Pat ıv beftär get werden. Ich thue gegen ihn nichts anders, als was er gegen die groͤßten Kraͤuterverſtaͤndigen unſerer Zeiten thut, und habe nur noch int Voraus dieſes zu erinnern, daß id) Bier nicht im Stande ſeyn werde, Denen, bie von dem Hefchlechte der Pflanzen nur einige Machricht haben, etwas Neues zu fagen. Die Schrife - ten find mehr als zu befannt, in denen das Geſchlecht der Pflanzen beftätige und vertheidiget worden. Zu meiner Abſicht ift zureichend, daß die befannteften Ers -fahrungen dem Deren Berfafler entgegen gefeßf, und feine Schlüffe entkraͤftet werden. Wie ic) übrigens Herren Möllern, nach feinem Auffage, für einen Mann halte, der Aufmerkſamkeit und Einficht befigt ; fo darf er, wenn ihm anders etwas daran gelegenift, was ich von ihm denke, gewiß glauben, daß ich Eeine andern Begriffe von ihm habe, alsdie man von vernünftigen und gefchicktenteuten hat, Denen man dod) in gewiſſen Meynungen nicht Recht geben kann. Und wenn ich auch ſetzte, es wären ihm von den Beweisgruͤnden, die man fuͤr das Geſchlecht der Pflanzen laͤngſt angefuͤhrt hat, die meiſten unbekannt geweſen, ſo wuͤrde ich dabey nichts weiter denken, als daß er dieſen Theil der Natur⸗ lehre vielleicht mehr aus der Ma’ur ſelbſt, als aus Buͤ · chern kennen fernen, und das wuͤrde in meinen Gedan⸗ ken allezeit vortheilhafter ſeyn, als wenn ich das Ge⸗ gentheil von ihm daͤchte. Ich will mich bey einigen Kleinigkeiten, die im An⸗ fange,des Aufſatzes ſich bemerken ließen, nicht lange aufhalten, z. E. daß es Pflanzen gebe, die Samen fragen, ohne eine Eenntliche Blume wahrnehmenzu lafe fen, (454 Seite) wobey der Herr Berfaffer Härte eine Er von dem Staube der Pflanzen. 13 Erklärungder Blume geben follen. Die Blumedes Korns koͤnnte jemanden fehr unfenntlich feyn, der fich den Begriff der Blumen bloß nach ofen und Nelken gemad)t hätte; deswegen aber würde er fehr unrecht thun, die Leute zu tadeln, Die ins Korn fpazieren ges hen, wenn es blüht. Die Blumen insbefondere von dem famentragenden Hanfe, den die Bauern das. a. Männchen und die Kräuterverftändigen das Weibchen - nennen, find wohl fo gar unfenntlich nicht, da man fie bey den Lehrern der Botanik befchrieben *, und vom Heren Du Hamel abgezeichner findet **. Die vor: läufige Einwendung, die (455 ©. ) gemacht wird, daß die meiften Dflanzen Zwitter feyn müffen, feßt zum Voraus, die Natur beobachte durch und durch einerley Art des Verfahrens. Aber, wer darf fich unterftehen, vonder Erhaltung der Arten beiebter Gefchöpfe allge: : meine Regeln fefte zu.fegen, feitdem wir die Polnpen kennen? Der Ausnahmen von der Kegel: alle Thiere müflen fich durch die Vermiſchung zweyerley ‚Se ſchlechts fortpflanzen, find ſchon längft fo viel beobachtet ‚worden, daß fie Die aanze Regel für übereilt angenom« men erklären. Inſekten, Fifche, hartſchalichte Waffer- gefchöpfe richten fich in Ausuͤbung der Triebe, die ihnen die Natur zur Erhaltung ihrer Art eingepflanzt bat, gar nicht nach den jroey- und vierfüßigen Bewohnern der Erde. Wie wenig WahrfiheinlichFeit hat alfo ein Schluß von Menſchen auf Pflanzen, der nicht einmal von Menfchen auf a gie? Ich * Ludw. def. Plant. n. 925. ed. II. & p. 123 ed.lL ** De la Fabrique des — pour les vaiſſeaux — 2. 14 Anmerfungen 0 Ich fomme zu den Einwendungen des Heren Ver- faffers,gegen die Befruchtung durch den Blumenftaub, ſelbſt. Ich kann nicht leugnen, daß es mir ſcheint, als ob ich einen kleinen Widerfpruc) auf der 456 und 457 S. bemerft hätte. Geſteht er dorten zu, Daß der Blumenftaub umdes Samens willen da fey, wie fann er hier erfahren Haben, daß der Hanffame ohne folchen . zur völligen Reife gefommen ? Diejenigen, die für das zweyfache Gefchlecht der Pflanzen eingenommen find, werden ſich aud) gegen feine Erfahrung fehr un« gläubig erweifen. Sie werden fragen, ob ſich nicht unvermerft ein Hanfftengel männlichen Gefchlechts koͤnne verhalten haben? Man hatwohl Erempel, daß fih Mannsperſonen in Nonnenkloͤſtern eine Zeitlang verfteckes Sollte der Herr Verfaſſer fcharffichtiger geweſen feyn, als eine erfahrne Xebtißinn? Zumal da er ein Fleckchen im Garten mit Hanfe befäer. Sol« che hartnaͤckichte Leute, wie feine Gegner find, zu über- zeugen, hätte der Herr Verfaffer etliche wenige Hanf- Förner in abgefonderte Blumenfcherbel ſaͤen follen; ja vielleicht haͤtte er wohl gar zählen follen, wie viel er ges ſaͤet, und wie vielen ihr Gefchlechte das Schickfal der ifraelitifchen Knaben in Aegypten zuwege gebracht hat. Dergleichen Sorgfalt haben Reaumur u, Trembley bey den Inſekten, Die ohne Begattung ſich vermehren, beob⸗ achtee. Man wird alfo dem Heren Berfaffer leichte Recht geben, wenn er meynt, man koͤnne an der gehört: gen Borfichtigfeit bey feinem Verſuche zweifeln. Die Erfahrung mit dem Spinate 458,459 ©. bie er als ein experimentum crucis anfieht, leider ebenfalls noch Ausflühte, Die Bertheidiger des verfchiedenen Ge⸗ ſchlechts bey den Pflanzen erzählen eine —— ege⸗ von dem Staube der Pflanzen. 15 Begebenheit von einem Palmbaume, Er war von der Art, die Samen trägt, und hatte viele Jahre un« fruchtbar geftanden. Unverſehens befferte er fich und brachte Samen, Man fonnte von diefer Berände- rung feinen Grund entdecken, bis man bemerfte, daß ein Wald zwifchen diefem Baume und einem andern -von der Art, die man zum männlichen Öefchlechte rechnet, geftanden hatte, aber ißo abgebrannt war, Man fiehe leichte, auf was für eine Art der Wald der Befruchtung im Wege gewefen. Hätten die beyden Bäume Empfindungen gehabt, fo würden fie vermuth— lich nach) dem Brande eben fo vergnügf geweſen feyn, als Piramus und Thisbe, wie die Wand durchbrochen war, Bielleicht fcheint Heren Moͤllern dDiefe Befruchtung . durch die Luft fehr weit hergeholt. Aber ift fie nicht nur ein Elein wenig weiter hergeholt, als der Fifche ihre? Er wende nundiefes auf feine Spinarftaude an, Wenn erfich auch verfichert hält, daß in feinem ganzen Garten fein Spinatftengel gewefen, mit dem fie fich hätte paaren fonnen ; fo fann dergleichen in benachbar- ten Gärten geftanden haben. Und wenn er diefe Das nae in einen Thurm verfchloffen hätte, fo Eonnte fich vielleicht ihr Jupiter in Staubgeftalt zu ihr gefuns den haben. Esift Herrn Möllers Gedanken zu beant⸗ worten weiter nichts nöthig, als daß fich dergleichen Möglichkeiten erdenken laffen, eine genauere Kenntniß von den Umftänden, unter denen feine Erfahrungen gemacht worden, würde vielleicht Wahrfcheinlichkeiten geben, Und wem dieſe Möglichkeiten gar zu unglaub« . lic) vorfommen, der hat wirklich feinen Grund zu fei- nem Unglauben, alsweil er dergleichen bey andern Ge: ſchoͤpfen 0 Anmerkungen ſchoͤpfen noch nicht bemerkt hat. Aber das iſt gerade ſo, als wenn man die ſpaniſche Art zu lieben nach der franzoͤſiſchen beurtheilen wollte. Man hat deſto mehr Urſache, bey Herrn Moͤllers Erſahrung ſich Zweifel zu machen weil ihm ſolche nur von ungefaͤhr vorgekommen iſt, und weil andere bey eben dem Spinate, wie Miller im Gardeners Dictionary, unter dem Worte Genera- tion, anführt *, gerade Das Gegentheil wollen gefun⸗ den haben, daß nämlich die weibliche Spinatpflanze zwar Fruͤchte, aber feinen Samen, aus dem eine neue Pflanze wüchfe, bringe, - Eben fo hat Linnaͤus die Sabinam im upfalifchen Garten, wo die männliche Pflanze bey ihr gemwefen, fruchtbar, und im Clifforti⸗ fehen, wo diefe gefehlt, unfruchtbar gefunden *, : Da Heren Möllers Gegner bier Erfahrung wider Erfah- rung haben, fo wird er fich nicht wundern Dürfen, wenn fie alles.auffuchen, was ihnen die feinige verdächtig ma⸗ chen kann. Herr Möller erwähnt zuvor, nach dem Berfuche mir dem Hanfe,daß er es mit dem Spinat ebenfalls verfucht, und quten Samen hervorgebracht hätte (457 ©.) ; Er hat alſo die andere Art Spinat in feinem Garten gehabt: So quf unter dem Paftinaf- famen ein Korn von dem rundblättrigen Spinate ges wefen, fo gut fünnten ihrer mehrere vorhanden geweſen feyn. Daß Herr Möller die von ihm bemerfte Spi— natftaude ftehen laſſen, war vielleicht nicht das Mittel, fie vor fremdem Einfluſſe zu verfihern. Wie, / wenn unter dem hoben Paftinatfraute, unter welchem fie begraben war, ihr Gatte verſteckt gemefen wäre ? Wie wenig Unachtfamkeit darf man Herrn Möllern zu⸗ ' | J trauen, * Ludwig diſp. de Sexu plantar. $. 36. Lipſ. 1737. ** H. Cliff. p. 464. von dem Staube der Bflanzen. 17 ‚frauen, wenn er in einem Garten eine Spinat— ftaude von ber andern Art, die er zuvor gehabt har; in einem Paftinafwalde ein Spinatftäudchen, fol uͤberſehen haben? Man iſt alſo noch gar nicht genoͤ⸗ thiget, auf die Antwort zu verfallen, die er auf der 459 Seite aus dem Wege zuräumenficht. Ich willmid) itzo bey dem nicht weitiäuftig aufhalten, was er wegen der Befruchtung einer Pflanze durch Samenftaub von Pflanzen anderer Art erinnert, Die Sache muß allerdings noch mehr unterfucht werden, daher ich ‚auch die 462 ©. berührre Erfahrung aus den Trange actionen weiter für nichts, als für etwas, das zu ferne⸗ rer Prüfung Gelegenheit geben foll, anfehe. Auf Heren Möllers Gedanfen 4615. daß fich folches öfters zutragen müßte, läßt fi) zwenerley antworten. Es kann vielleicht öfters gefcheben, und mir eine Urſache von folchen Abweichungen ver Pflanzen abgeben, die man Misgeburten und Varietates nennt, "und Die, wie befannt, fehr häufig find; da aber auch nach Yredbame Entdeckungen * der Samenftaub aus Kügelchen bes ſteht, die nur zu einer gewiſſen Zeit auffpringen, und ihr befruchtendes Pulver beraustreiben, fo folgt eben nicht, daß, weil Pflanzen beyſammen zu gleicher Zeit blühen, fie auch) einander befruchten koͤnnten denn die Kügelchen der Pflanze, die auf die andere geführt würden, koͤnnten ſchon aufgefprungen feyn, Die Einwürfe, die Herr Möller auf der 465 Seite macht, find Win wie id) gerne geftehe, zu eh *S. das Hamb. Mag. 1B. II Gr. II Art. 403 S. 3 Band. | B als daß fiemeinen Gedanken nach, ein großes Gewic)- te haben follten. Wir müffen nicht fragen: Schei- ‚nen ung wohl, nach der Einficht, die wir haben, die Sachen auf diefe Are weislich eingerichtet? fondern: Sind fie fo eingerichter ? Was uns auf ein Gerathe⸗ wohl hingeſtellt fcheint, das kann nad) fichern Regeln gehen. Was wir für einen fürzern Weg halten, das koͤnnte ein längerer feyn, als der, den die Natur erwaͤh⸗ let bat. Wer vom Feldbau feine Begriffe hätte, koͤnnte der fich nicht einbilden, der Same werde vom Ackers⸗ manne bloß auf ein Gerathewohl zum Berfaulen hin- geworfen? Wer die Einrichtung lebender Körper nicht Fennte, würde Der nicht glauben, es fey viel ein kuͤrzerer Weg, fie zu erhalten, wenn ihnen nichts ab⸗ ‚gienge, und fie zu deflen Erſatz auch Feine Nakrung brauchten, als da fie beftändig Theile verlieren, und ‚immer neue wieder in fich nehmen müffen ?: Und etwas, Das mit gegenwärtigen Gedanken noch genauer zuſam⸗ menhaͤngt, anzuführen, wenn Herr Möller fragt, wars um der Staub erſt aus den Pflanzen berausgebrache werde, da er doch wieder hinein folle? fo kann man eben fo fragen: warum der Same bey ven vierfüßigen Thie⸗ ren durch die Mutter und die Murtertrompeten hinauf ſteigt, ein Eychen zu befruchten, das eben den Weg wies der herunter gehen foll? Alle unfere Bernunftfchlüffe, wie die Natur verfahren follte, müffen bey uns für nichts weiter als für Muthmaßungen gelten, Achtung zu geben, wie fie wirklich verfährt. Man kann freys lich die Unmöglichfeit, daß das, was den Samen frucht⸗ bar macht, nicht durch innere Gänge in ihn fommen koͤnne, nicht a priori zeigen; aber wenn auf die Weg— nebmung gewiſſer äußeren Theile, Die Beh * frucht⸗ von dem Staube der Pflanzen, 19 fruchtbar werden, fo iſt a pofteriori klar / daß es Feine ſolche innerlichen Gänge giebt, | Bradly bat zwölf Tulpen in einen abgefonderten Plaßg des Gartens gefegt, wo Feine andern Tulpen ftun« den; erhatihnen, ſobald fie aufgeblüht find, die Koͤlb— ‚hen, in welchen der Staub enthalten ift, genommen; Nicht eine von ihnen hat diefes Jahr Frucht oder Sa— er“ men gebracht, obwohl nicht einer von vierhunderten, die anderswo in einem ‘Deere diefes Gartens ftunden, ‚Frucht und Samen gefehlt hat. Eben derfelbe vers fichert, wenn man die männlichen Blumen von den Kuͤrbiſſen wegnehme, brächten fie Feine Frucht, und ‚wenn die Kägchen von den Wallnuͤſſen, Hafelnüffen, ıc, abgenommen würden, fielen ihre Fruͤchtchen fo bald.ab, als fie zum Vorſchein Fämen, Mit Bäumen ift der Berſuch niche fo leicht zu machen, als mit den Tulpen, ‚weit bey jenen der Staub fann dem Samen vom Winde zugeweht werden. Die Kürbiffe blühen ordent⸗ ‚lich, fo bald die Pflanze zu einiger Größe gekommen ift, und fo oft, Daß fie große Aufmerkfamfeit erfordern *, Dergleichen Erfahrungen, wenn man wider ihre Rich. tigkeit nichts einzumenden hat, zeigen, daß die Befruch⸗ fung ohne den Bluͤthenſtaub nicht erfolge, und alsdann ift esüberflüßig, zu fragen, ob fienicht ohne denfelben erfolgen koͤnnte. Solche Fragen gründen fich auf das, was wir noch nicht wiſſen, und müffen ung alfo an dem ‚nicht. zweifelhaft machen, was wir aus unleugbaren Erfahrungen willen. Wie viel Schwierigkeiten find nicht nody bey der Erzeugung der vierfüßigen Thiere, Sr B 2 und plair, Botanik eſſays, eſſay 4. P. 241. aus Badlys New Improvements in Gardening. 20° Anmerkungen 0 und der vornehmften unter ihnen, der Menſchen, übrig, derentivegen wir doch nicht in Zweifel ziehen, d daß dieſe Erzeugung durch den Samen gefchehe , ob wir gleich nicht vollkommen erklären koͤnnen, wie fie geſchieht. Die Meynung Herrn Moͤllers auf der 467 ©. daß der Biumenftaub eine Materie fey, die als was Unnuͤ⸗ ges von dem Gewaͤchſe abgefondert wiirde, Hat vor ihm ſchon Tournefort gehegt. Blair fegt ihr folgende De- weisgründe entgegen *: Das Ueberflüßige von der Nahrung wird in den Därmen der Thiere abgefondert, wenn die näbrendenTheilchen find daraus gezogen wor: den: hier aber wird der Staub in die Behältnifle ge: ſammlet, fobald, oder vielleicht noch eher, als die Nah⸗ rung der. Frucht angefangen hat. Die ausgefchiedenen Theile find von einem groben und irdifchen Wefen, daß fie ordentlich vermoͤge ihrer Schwere niederwärrs fin- ° fen, und te Staubtheilchen find zart, leichte, und die er- ften, Die in die Höhe fteigen. Man kann auch mit B.r- drießen ** diefer Mennung die ordentlicheund bey ie⸗ der Pflanze befondere Geſtalt der Koͤrnchen, die den Staub ausmachen, enfgesen feßen, wie folche eben diefer Verdrieß durch das Vergrößerungeglas betrachtet und abgezeichnet hat ***. WBerbinder man mit dies fen Beobachtungen noch das, was von Nedhams Entdecfungen ift im Hamburg. Magas. + angeführt worden , und auch durch des Heren Jußieu Erfahrun⸗ gen bekräftigt wird +} x fo ſcheint es ſehr ——— - EEE. p. 259. 00 #* Phyfica, p. Spec; cap.7. $.3. * *** Act. Erud. 1724. ie p.409 ſeq. t 138.4 ©t. 3 Art. 405 ©. tr Herr Jußieu hat * Staub vom Hanfe in Waffer ges ‚Brei, und durchs Vergroͤßerungsglas betrachtet, — er enn ‚von dem Staube der Pflanzen. = daß diefer Staub ein ausgefchiedener Unrath ſeyn ſollte. Und diefes wird noch unglaublicher wenn man Baillants Beobachtung, was mit ſolchem Staube vor- geht, in Leberlegung zieht. Er befchreibt, wie die ftäubenden Theile in der Pariet ria fich aufrichten und anfichmellen, wie fie ihren Staub rings herum ausſtreuen, und nachgebends gleichfam entfräftee und abgemattet bängen *, welches alles mit der Entfedi- gung von einer überflüßigen Materie nicht wohl über: einſtimmt. Wenn man an dieſe Unterſuchung denkt, kann man ohnmoͤglich den ſchon vorhin erwähnten Palmbaum vergeſſen, bey deſſen Gelegenheit Plinius allen Pflan— zen den Unterſchied des Geſchlechts mit fo viel Kuͤhnheit —J B 3 zu⸗ denn befunden, daß einige Koͤrnchen aufgeſprungen, und einen fetten Saft ausgeſpritzt, der auf dem Waſſer herum geſchwommen, du Hamel;de la Fabr. des ma- noeuyr, ch. 1.p.6. Den Staub des Ahornbaums (Acer) ſtellen diejenigen, die ihn durch Vergrößerunggaläfer betrachtet haben, Ereusförmig vor, aber Herr Fußien bat gefehen, daß es Kügelchen find, die bey der Be- negung in vier Theile, nach Art eined Kreuzes, auf? ' fpringen, Wahlbom Zif.Sponfalia plantarum /#5 Lin- naei praef. 1746. habit. $.22. art.6. Gollten wohl die ausgefhiedenen Theileeinen fo Euniklichen Bau baben? WBenn uberflüßige Theile auf eine andere Are, als durch e Ausdünftung, vendem Samen zu fcheiden waren, fo Fönnten vielleicht die Körperchen dazu dDienlicher feyn, ‚die, Herr Guettaud in feinen Obfervations fur les plan- „tes unter dem Namen glandes und filets, befchrieben und abgezeichner bat. art * Vaill. Sermo de florum ſtructura p. 9. 2.00 Anmertkungen zuſchreibt, als ob er zu unſern Zeiten Bes: Gätte *, Herr Ludwig hat auf feiner Neife das Glück aehabt, ſich von dem verfchiedenen Gefchlechtedes Palmbaums aus eigener Betrachtung, und ausder Nachricht der Barbarn,die vermuthlich Fein Vorurtheil zuLinnaͤanern gemacht hat zu verfichern. In der Landſchaft Scherid, fchreibt Herr Ludwig, Die unter dem 33 Gr, der fänge liegt, ift den Einwohnern der Unterfchied unter dem Palmbaume,deffen Blumen bloße Staubfaͤden zeigen, und dem andern, der nur Früchte trägt, bekannt. Die letzern ziehen fie in der größten Menge, und erhalten die erften nur bier und da. Sie ſtecken einen Aft von dem ftaubtragenden Baume an den fruchttragenden, und fo wird, wie fie fich in der Landes ſprache ausdrücken, die weibliche Pflanze von der männlichen geſchwaͤngert, und der Staub vom Winde weit zerftreut, daß auch die * berumftehenden Bäume fruchtbar werden ** Der Ricinus, auf den fih Herr Möller auf der 469 ©. beruft, bemweift nicht, daß der Staub dem Samen nicht zu gute kommen fönne. Es Fann bier eben fü zugeben, wiebeym Palmbaume, und der Wind den Staub in die Samenbehaͤltniſſe fuͤhren. Die Muß: Clifiortiana würde eher einen Einwurf von dieſer | ji Art * imo potiusomnibus quae terra — her- bisque etiam, utrumque ſexum eſſe, diligentiſſimi na- turae, tradunt. Quod inplenum fatis fit dixiffe hoc in loco. Nullis tamen arboribus manifeflius, Mas in “ palınite floret‘, femina citra florem ‚germinat” tantum ſpinae modo. H. N. L. I de ‚#* Difp, ci. 35 0" | von dem Staube der Pflanzen. 23. Art abgeben,tmo die weiblichen Blumen in europaͤiſchen Gärten eherblühen, als fievon den männlichen koͤnnen befruchtet werden, (wenn anders bey ihr wirflich zwey⸗ erley Blumen find) *. Allein hierauf hat ſchon kin» naͤus geantwortet, daß die Befruchtung, in dem Bas terlande dieſer Pflanzen, von einer aufdie andere gefches hen fönnte, wenn ihrer verfchiedene neben einander ohn⸗ gefähr zu gleicher Zeit blühten**. Wenn Herr Möl: lern (ebendafelbft) gewiß feheint, daß der im Frühjahr hervorbrechende Same des Colchici von dem Staube, der vor Winters, länger als ein halb Jahr, in der uft verſtirbt ift, nicht das geringfte Fonne empfangen haben, fo wird er auch zugeben müffen, daß Raupen und andere Inſecten, die im Fr übjahre ausfriechen, von dem Samen des Mänchens, das vor Winters, länger, als ein Halb Jahr zuvor, geftorben ift, nicht find belebt worden. Das Fünftige Jahr verfpricht ung, wenn es die Menfchen durch ihren Fleiß, oder vielmehr Die Vorſicht durch Die Witterung, nicht hindern, zahle reiche Heere vonden buntfnöpfigten®arten-und Wald⸗ raupen ***, und doch hat man beyde Geſchlechter der Schmetterlinge, die aus ihnen werden, im Julius und Auguſt, nad) Vollbringung deſſen, wozu Schmetter⸗ B4 linge * Ludwig def. — n. 370. ed. 2. ** Browall examen epicrifeos Siegesbeckianae i in Linnaei Syftema Sexuale Part. ı. $ 5. ef. Glediefch, examen eiusd- epieriſ. pag.25. — * Beſchreibung der Inſeeten in Deutſchland 13. 3 af J 24 Anmerkungen von dem Staube ıc. line und Stußer in der Welt find, entfräfter und verſchmachtet an den Bäumen figen ſehen. ER Nach dieſen Betrachtungen wird eg unnöthig E gegen die Art, wie Herr Möller die Pflanzen, die nur Staub tragen, auf ver 471 u. f. ©. erflärt, weitlaͤuf⸗ tige Erinnerungenzumadıen. Es ift etwas Wahres darinn, daß fich Die Staubfäden in Blumenblärter ver- wandeln koͤnnen, wovon uns allerdings die Erfahrung bey dengefüllten Blumen überzeugt *, und Hr. Miöller bat ebenfalls Recht, wenn er genaue Aufmerkfamfeit auf öfters gemeine Erfahrungen i in der Gärtnerey alg ein Mittel, die Naturlehre der Pflanzen richtiger und ausführlicher kennen zu lernen, anpreifet. Manmuß nur- Diefe Erfahrungen mit geböriger Sorgfalt an- fellen ; und wenn Herr Möller hierauf Zeit und Fleiß zulänglich wenden fann und will, fo verſichere ich auf⸗ richtig, Daß ich von feinen Bemühungen Nugen una Erweiterung unferer Kenntniß | hoffen — * Mat f. davon Herrn Siegesbecks 2 Bre lauiſ. Samml. 1722. IIII Cl. 2 Art. und Jul. te El. 3 Art. 11. Schrei⸗ | NET RL HRG 25 *”* wrrr.n.n..% * * * * 6 * “ — ieh | “ os Schreiben von: ri % — | an Herrn Johann Ellieot, | Mitglied der Fönigl. Geſellſchaft, — von der Art, die Stärfe der elektriſchen Ausfluffe abzuwaͤgen ”. | Aus den Phil, Tranf. 479 Num, 2 Ark, Geleſen den 6 Merz = u 241245. 8 6. Mein Herr, lichen Aufrichtigkeit die Güte gehabt haben, bey diefen und andern Gelegenheiten mir willig beyzuftehen: fo balte ich für dienlich, ihnen diefe erfte Nachricht von meinen Gedanfen wegen fernerer Einficht in die Natur, Stärfe und die&efege der Eleftricität zu ertheilen. | al a —— Seit⸗ * Man fehe hievon Herrn Gralaths Gedanken in der XIII N. von den Verſuchen und Abhandlungen der naturfor: ſchenden Gefellfchaft in Danzig I Th. Anm; des Ue⸗ berſetzers. 36 Schreiber, wie die Staͤrke Seitdem ich dieſe Ver ſuche in ihrem — etwa vor 3 Jahren geſehen, hatte ich wenig oder keine Gele⸗ genheit, dergleichen ſelbſt anzuſtellen, bis auf dieſen Monat, da ich mit guten Werkzeugen, die meiſten Verſuche, von denen ich hoͤrte, gluͤcklich nachmachte oder wiederholte. Wie ich insbeſondere erfuhr, daß Herr Gray haͤtte Kugeln ſich um einander vermittelſt der elektriſchen Ausfluͤſſe bewegen laſſen, ſo verlangte mich ſehr, ſo was Angenehmes zu fehen *. Und ob ich gleich Feine zirkelfoͤrmige Bewegung erhielt, ſo befand ich es Doch leichte zu machen, daß zwo Kugeln auf eine fehr angenehme Arc lange Zeit auf einander wirkten, und diefes gefchahe mit fo viel Beftändigfeit und Drdnung, daß ich verhoffe, es wird iemand daraus ein Maaß zu Beftimmung der Größe von elektriſchen Kräften, und zu Vergleichung der Kraft, die'unelefe triſchen Körpern in gegebener Zeit mitgerheilt, ober in ihnen übrig behalten wird, hernehmen, Dieſe Ueberkegung, nebft dem ‚großen Be die Wirkungen und Verſuche mit einiger Gewißheit unter einander zu vergleichen, und etwas mehr zuthun, als bloß meine Freunde mit dem Wunderbaren indies fen Berfuchen zu beluftigen, brachte mich, etwa ſeit 10 Tagen, darauf, eine Methode zu fuchen, die, fo viel ich weiß, ganz neu ift, und viel neues Licht zu verfprechen feheint, nämlich, die Stärfe der. elefteifchen Ausfluͤſſe, oder der eleftrifchen Kraft, zu wiegen, indem man fie auf einer Wage wirken ließe. — | — Ich *SPhil. Sean Se 4gı. ng ip Mr 444: 400 Seite. — der efefteif. Nusflüffe abzuwagen 27 Ich fand den erſten Tag, daß dieſe Methode noch pe that, als ich von ihr gehofft hatte. Berfchiedene uneleftrifche Kugeln, die unter die Wagfchalen gelege "wurden, und alsdann die eleitrifche Kraft- auf die ges woͤhnliche Art mirgerheile befamen,machten fogleid),daß die Schale 2, 3,4, 53ollniederfanf, und genen? Die ver⸗ fchiedenen untergelegten Roͤrper, deren einer wehr Wire fung als der andere hatte, zu 10 und mehr Secunden ‚geneigt fchiene. _ Hieraus erhellte, daß Raum genug war, ſehr verfchiedene Kräfte wenn dergieichen wirklich vorhanden wären, zu vergleichen. Bey der naͤchſten und einzigen Gelegendeit, dieich darauf gehabt habe, bediente ich mich einer bequemern Vorrichtung, und brauchte flache Körper ftatt der Kugeln, da ich denn die Wirfung viel ftärfer befand. Einige, deren Ober— fläche etwa 3 Zollins Gevierte hatte, haben eine Schafe niedergezogen, wenn fich in der andern etwa 200 Gran Gewichte befunden, Ob ich ſchon ſehr ſtarke Verfuchung empfinde, eini⸗ ge Dinge, dieich hiebey mit großem Vergnügen wahrs genommen habe, mitzutheilen, fobehalteichfiedohise fernerer Unterfuchung ver, und erfuche fie mittlerweile, folches nur mit Berhehlung meines Ftemens,wiefiees ſonſt fuͤr gut befinden, andern mitzutheilen, die vielleicht eine Neigung haben, dieſen Einfall fortzuſeen und aus⸗ zuarbeiten. Ich muß dieſes ihnen leichter zu machen, erinnern, daß die Stränge der Wagſchale, auf welcher die Wirkung gefchehen toll, lang und nicht elektriſch feyn müffen, auch, wie ich glaube, dicke, Damit die eleltriſche Kraft, ſo bald ſie iſt angenommen worden, gleich 1 23 Schreiben, wiedie Stärke gleich wieder fortgehen For Statt einer metaflenen Wagfchale bediente ich mich eines flachen Stuͤcks Kork das befonders auf der Unterfläche fehr glatt und eben gemacht war. Mit der andern Schale braucht man feine Beränderung vorzunehmen, wenn nur die Straͤn⸗ ge, von Seide gemacht find, wie gewoͤhnlich ift, und da- bey Furz genug find, diefe Schale außer der Weite zu erhalten, auf welche ſich die elektriſche Kraft erſtreckt, die auf jene wirken fol. Wäreder Balfen 3 oder 4 Fuß lang, fo Fönnten bey der Schafe die Stränge fo lang feyn, daß es nicht fo beſchwerlich wäre, die Ge⸗ Bun hinein zu legen und berauszuneßmen, Ich legte die ‚anziehenden Körper auf dünne Wachs⸗ lichter, etwa 24 Fuß lang deren dickeres Ende einen Fuß hatte, Der auf zwey Stüden Bienenwachs und, bie in allem 10 Zoll dicke waren, Ich willdas Eleine artige Inſtrument nicht beſchrei— bem mit dem ſie mich bey meiner erſten Abreiſe verſa⸗ hen: Ich uͤberlaſſe ſolches ihnen ſelbſt, nur, wie es noch keinen Namen hat, nehme ich mir die Freyheit, es eine elektriſche Nadel zu nennen. Wer ſich nur an ſolchen Sachen ergoͤtzt, wird ihnen dafuͤr danken, wenn es auch um weiter nichts geſchaͤhe, als um des Bergnüs gens willen, daß es fo viel Stunden lang gewähret, men e8 einmal mit den eleftrifchen Ausfluͤſſen ze | ift erfüllt worden, Mich deucht, dieſes R— und die Wage Hard werben ung weiter in Erfenntniß der Eigenſchaften der i Der elektriſ Ausfluͤſſe abzuwaͤgen. 29 der Elektricitaͤt führen, wie weit fie mit der magneti⸗ ſchen Kraft uͤbereinſtimme, oder von ihr verſchieden ſey, ob ſie durch das Innere der Koͤrper dringt, oder nur auf ihrer Flache ſtreicht; ob fie in einer beſondern Rich ⸗ tung geht, und was fuͤr eine ſolches ſey, in was fuͤr Körper ins beſondere fie ſich am meiſten fammeln und behalten laͤßt, und wie lange ſolches angeht, wie weit Geſtalt, Groͤße, Dichtigkeit und Farbe der Koͤrper was hierbey zu ſagen haben, ob dieſe Ausfluͤſſe, wie man ſie fuͤhlen, hoͤren und ſehen kann, auch koͤnnen gewogen werden, u. dam. welches einem aufmerk⸗ ſamen Nachforſcher in die Augen fallen he % wird, III. Einis 30 Einige Gedanken und Erfa zrunge * E22 52 255 25 E a Hl 0 Einige Gedanken und erſahrungen das Wachsthum der Panzen betreffend, von Johann Woodward, Dr. ber Arzneykunſt. Mitglied des Collegii der Aerzte und der Koͤnigl. Geſellſchaft, auch Lehrer der Arimchtunſt im Collegio zu Gresham. | In der 253 N. der Phil. Transact, | mitgetheilt. I ie Alten haben ordentlich der Erde die Erzeu⸗ > sung der Thiere, Pflanzen und anderer Körper auf und um fie zugefchr ieben,und deswegen jie fo öfters Mutter, Terra ı patens T9 ufrne war, - Terra mater genannt. Sie waren der Nennung, bie Erde gäbeden Stof her, aus welchem diefe Körper be⸗ * und — ſie alle nach ihrer Aufloͤſung wieder, aus ihren Theilen andere zuſammen zu ſetzen. Auch die Vertheidiger der vier Elemente ſetzen zum voraus, Daß die Erde der Stof zu dieſen Koͤrpern ſey, und Waſ⸗ fer und die übrigen nur dienten, Diefe Materie auszus breiten und berunzurüßren, Damit folche Be dar⸗ aus gebildet : würden. Es ift wahr, Thales, ein Philoſoph von dem erſten Range zu den damaligen Zeiten ſoll hlevon ganz unterſchiedene Gedanken gehegt haben, aber ich habe, meinem Urtheile nach, in einem ge ; | au vom Wachsthum der Pflanzen. 31 Auffage, den ich allemal vorzeigen Fann, gewieſen, daß man folches ohne Grund von ihn glauber *. Ob alſo gleich das Alterebum für die irdifche Ma— terie ift, fo haben fich Doch werfchiedene Neuere, umd zwar große Männer inner- und außerhalb Engelland, gerade Dawider, und für das Waffer erklärt, Das Anſehen der Verteidiger diefer Meynung giebt ihr, fowohl als derfelben Zahl, ein großes Gewichte, daß es der Mühe werth ift, fie zu unterfuchen., Der große Boaco, der, Furz vor unfern Zeiten, die wahre Philofos phie wieder herzuftellen gearbeitet hat, ift der Mieynung: Waſſer thue faſt alles, bey Ernaͤhrung der Pflanzen, die Erde erhalte ſie nur aufgericht, und bewahre fie vor zu großer Hitze und Raͤl⸗ te. ° Andere gehen neh weiter, und beha:pten, Waſſer fey Der einzige Grund und die Materie aller Dingein der Natur, Sie behaupten, durch ein Ber- fahren der Natur, das ich nicht erflären Fann, werde | Waſſer *Man ſehe von dieſer Meynung des Thales, Herrn Brit: ckers Hiſtoriam Criticam Philofophiae PT. L/IE.&T, 9. V. Wenn man auch durch Erfahrungen verfichert wird, daß aus flüßigen Materien fefte Körper entffeber, ſo folgt noch nicht, daß fich die eigentlichen Waffertheil chen in feffe Körper zufammenfegen, fondern daß im Waſſer fremde Theilchen fehr verſteckt feyn koͤnnen, die durch ihre Verbindung einen feſten Körper ausmachen, wie mir bey den Salzeryſtallen fehen, oder wie fich Diego Revillas in der Abhandlung, die im II Art.des ISt. d.I B. des Hamb. Mag. überfegt zu finden ift, die Verſteine⸗ zungen vorftellt. Herr Gegner macht eben dieſe Er- innerung in einer Unmerfung zu Nieuwetyts Gebr. der Weltbetr.beym IIAbſ. der 20 Betr, Anm. des Ueber. 32 Einige Gedanken und Grfahrünge Waſſer in Steine, in Pflanzen, und kurz in alles, was man will, verwandelt. Helmont * befonders und ſeine Nachfolger reden hievon mit großer Gewiß⸗ heit, umd führen einige Verſuche an, ſoſches glaub- wuͤrdig zu machen; Ja ein ungemeiner Naturforfcher in Engelland * wiederholt dieſe Verſuche, und ent⸗ deckt eine große Neigung fuͤr eben dieſes Lehrgebaͤude. Er erklaͤrt ſich obwohl mit feiner gewöhnlichen Be⸗ ſcheidenheit, für diefe Verwandelung des Waſſers in Pflanzen u. a. Körper, aa Pr | Es ſind hauptſaͤchlich zweene Verſuche, auf die fie ſich gruͤnden. Der erſte iſt, daß Minze ***, und verſchiedene andere Pflanzen, im Waſſer ſehr qut fort⸗ kommen. Der zweyte beſteht in folgendem: Sie trock⸗ nen eine gewiſſe Menge Erde im Backofen wiegen als⸗ dann dieſelbe, und thun ſie in einen irdenen Topf. Nachdem fie dieſe Erde ſorgfaͤltig durchwaͤſſert haben, waͤhlen ſie eine Pflanze, die ſich dazu ſchickt, ſie nach genauer Abwiegung hinein zu ſetzen. Sie laſſen ſolche wachſen, und fahren fort, ſie zu waͤſſern, bis ſie ſehr groß geworden iſt, nehmen ſie alsdann heraus, und fin⸗ den Gewichte und Groͤße der Pflanzen ſehr vermehrt, in der Erde aber, nachdem ſie ſolche wieder getrocknet haben, wenig oder. keinen Abgang am Gewichte, wor: — aus * Complexionum atque Miftioni Element. Figment. Die feg von Woodward angeführte Werk, nimmt in der Aug: gabe von Joh. Bapt. v. Helmont Schriften, die zu Co⸗ penhagen 1707 mit Valentini Einleitung und Schluͤſſel berausgefommen, bie 20 Steße ein. Man kann damit auch die 19, 11, 12 und 13 Numer in eben der Samm⸗ lung, mo von den 4 Elementen gehandelt wird, verglet: chen. A.d.Ueb. — *t Boyle, Chyın, Scept. IL Th. ——— vom Wachsthum der Bflanzen. 33 aus fie ſchließen, daß nicht die Erde, fondern das Waſ⸗ = ee; Subftan; der Pflanze verwandelt werde *, ch geitehe es,ich kann nicht fehen, wie fich diefer J mit der Sorgfalt und Richtigkeit machen laͤßt, daß man ſo viel darauf bauen koͤnnte, als dieſe Herren thun. Es iſt ſchwer, Erde in ſolcher Menge der Pflanzen von der Groͤße, wie ſie beſchrieben, mit ziemlicher Richtigkeit abzuiegen, oder die Erde fo genau zu dörren, daß fie das andremal wieder fo trocken werden folte, als das erftemal, Doc) dem fen, wie ihm wolle, fo folgt aus ihren Verſuchen das gar nicht, was fie Daraus ſchließen, wofern nicht das Waſſer, mit dem fie fo frengebig find, von allem ir⸗ diſchen Wefen vollfommen rein ift, denn außerdem kann das Wachsthum der Pflanzen völlig von diefem: herruͤhren. Zwar * hat in in 200 gr. Erde eine Weide von ss ges. we Der Baum, der. in fünf Jahren daraus gewach⸗ fan, bat 169 Pf. und etwa 6 Loth gewogen. Das Ge⸗ h ße ift mit Regenwaſſer begoſſen, und vor dem herum⸗ iegenden Staube mit einem durchloͤcherten verzinnten Bleche bedeckt worden. Die in vier Herbſten abgefal⸗ lene Blaͤtter rechnet Helmont nicht mit. Er hat die Erde wieder getrocknet, und nur etwa 4 Loth wenigen, als ' 200 Pf. gefunden. * Boyhyle erzaͤhlt feine Verſuche im Anfange des II 3. bed Chymiftae Sceptici; Die Helmonts feinen ähnlich find, hat er mit Melonen angeftellt, oder vielmehr feinen Gartner anftellen laffen, deswegen wohl nicht viel auf Diefelben zu bauen ift. Er bat aber auch die von der arts dern Art, mit Pflanzen, die blog im Waſſer ———— he⸗ ſchrieben. Anm. des Ueberſ. 3 Dand, € 34 Einige Gedanken und Erfahrungen Zwar find manche Waffer fo helle und durchſichtig, daß man nicht leichte auf den Argwohnfommen füllte, als ob was Irdiſches in ihnen fläcke: Aber fie können doch von folcher Materie ganz erfüllt feyn, obgleich nichts davon in die Augen fälle. Die Erde ift undurch⸗ ſichtig; aber fie Fann fo zart aufgelöfet werden, und. ihre Fleinen Theildyen fönnen ſich durch das Waſſer dergeftalt ausbreiten daß fie das Waſſer gar nicht un: - durchfichtiger machen. Iſt doch Silber ein dunfier und gewiß fehr dichter Körper, und gleichwohl truͤbt es vollfommen reinen und rectificirten Salpetergeift: oder Scheidewaſſer im geringften nicht, und läßt ihn, ‘eben fo durchfichtig, als zuvor, wenn das Eilber nur recht rein ift, denn die geringfte Beymifchung von- Kupfer giebt der Solution eine blaue, und mit andern Materien eine andere Farbe. In vielen andern Er- empeln zeigt fich, daß eine große Menge dunkler Ma- terie in flüßigen Körpern fich aufhalten fann, ohne dem Auge im geringften. empfindlich zu. werden: Wäre alfo das Waffer fo rein, daß auch das fchärffte Auge. feine Beymifchung irdifhen Weſens bemerken koͤnnte, fo gäbe diefes doc) feinen Beweis, daß fich wirklich nichts darinnen befände. Aber auch) das hellſte Waffer ift nirgends, fo viel ich weiß, voll- fommen rein. ch habe Gelenenheit aehabt, das englifche in einem großen Theile von Engelland zu unterfuchen, und fann nicht fagen, daß ich welches gefunden hätte, das auch gleich aus dem Brunnen ge⸗ fchöpft, nicht dem bloßen Auge ungemein Kleine irdifche Theilchen, die durch und Durch zerſtreut waren, gezeigt hätte. Dickeres und trüberes Waffer weiſet fie noch in größerer Menge, —9 a \ Diefe % Vom Wachsthum der Pflanzen. 35 Diefe Theilchen find von zweyerley Art. Eine iſt ein pflanzenartiges, irdifches Wefen, das aus mans cherley Koͤrperchen beſteht, von denen einige dieſe Pflan⸗ ze, andere jene, zu bilden und zu naͤhren geſchickt ſind, und die andere von einer mineraliſchen Beſchaffenheit Auch diefe find nicht alle einerley. In manchen Quel⸗ len finden wir Kuͤchenſalz, in andern Birriol, in an« dern Alaun, Salpeter, Sparer, Diher, u. ſ. f. ja oft ver⸗ fhiedene von diefen und andern Mineralien beyfams men in einem Quelle. Indem fich das Waffer durch Die, verfchiedenen Schichten von Stein, Erde u.d. g. zieht, nimmt es dergleichen lockere mineralifcheTheilchen mit fich,wie es in den Zwiſchenraͤumchen der Schichten an⸗ trifft, und fuͤhrt fie mit zu der Duelle, Alles Waſſer, wenn es auch mit den pflanzartigen Teilchen erſuͤllet iſt, iſt fein leicht, und beweglich. Bon mineralicher Materie enthält das Quellwaſſer mehr, als das Flußwaſſer, beſonders in einer Entfernung von der Fluͤſſe Quellen; das Regenwaſſer aber enthaͤlt noch weniger davon, als Flußwaſſer. Ich habe dieß aus verſchiedenen Verſuchen gelernt, die hieher nicht gehoͤren, da meine Abſicht nur iſt, zu zeigen, daß ſich irdiſches Weſen im Waſſer befindet. Wer ſich hievon mehr überzeugen will, darf nur klar Waſſer in ein helles Ölas thun, und es vor Staub - und allem, was von außen bineinfommen fann, genau verwahren, alsdann aber einige Tage unbewegt ftehen laffen: Ermird darinn bald eine große Menge irdi⸗ ſches Wefen finden, fo rein es auch fehien, wie es erſt⸗ lich ins Glas gethan ward. Er wird, wie, ich öfters bes merkt habe, finden, dag Theilchen, die anfänglich, wie Das s Wafler in Bewegung ax getrennt „und kaum mM 36 Einige Gedanken und Erfahrungen zu fehen waren, (vondenen, bie gar nicht Fenntlich waren, nichts zu ſagen) fic) vereinigen und zufanımen«» hängen, wenn das Waffer ruhig wird, wodurch etwas größere und fichtbare Klümpchen entſtehen. Auch diefe Hängen nachgehends zuſammen, und bilden breite duͤnne Woͤlkchen im Waſſer, die durch einen beſtaͤndi⸗ gen und neuen Zuwachs friſcher Materie immer dichter und dunkler werden. Iſt die erwaͤhnte Materie haupt⸗ ſaͤchlich pflanzenartig, ſo wird ſie im Waſſer erhalten werden, und endlich eine grüne Farbe, auch ſolche im⸗ mer ftärfer und ftärfer, nämlich einhöheres und mehr faturirtes Grün befommen, ie dicker und größer die Maſſe wird. Es ift defto weniger zubemwundern, daß. diefe Materie fo fehr in Grün fällt, weil wir fehen, daß die Pflanzen, die aus ihr werden, eben die Farbe zei- gen. Iſt aber eine beträchtliche Menge bloßer mine- ralifcher Materie im Waffer, fo wird fich ein großer Theildavon, bey Vereinigung diefer Körperchen, zu Bodenfegen, wenn aus ihnen ein Klumpen geworden iſt, deffen Schwere den Widerſtand des Waffers zu übermwältigen vermögend ift, weil diefe Theilchen ſchwe⸗ ver, als die pflanzartigen, find *. Es fällt auch, nicht a. | allein, * Ein Körper, der ſchwerer ift, ald dag Waffer, kann in ihm in fehr Kleine Theilchen aufgelöft bangen bleiben. Die Waſſertheilchen bangen namlich unterfich mis einer ge⸗ wiffen Kraft zufammen, die zwar fehr geringe iſt, aber doch diefehr geringe Schwere eines Fleinen Theilchens von dem Körper, oder vielmehr die Schmere, die ihm im Waſſer noch ubrig-bleibt, zuerhalten vermag. Eben fo _ werden die Metalle in den auflöfenden Saften zerſtreut erhalten. Herr Prof. Heinfius hat in einer Anmerkung aufder 69 S.feiner Befchreibung des Comeren 1744 * wieſen \ von Wachsthum der Pflanzen. 37 aflein, fondern zieht oft die pflanzenartigen Woͤlkchen mic ſich Hernieder. | Die Urſache, warum aufgelöfte und in Eleine Theil- chen zerftreute Körper in Feuchtigkeiten fchwimmen, die leichter, als fie, find, hat Here Wild. Molineux in der 181 Num. der philofophifchen Transactionen angemerkt. In der That ift von ihm nicht alles hie⸗ bey zur völligen Richtigkeit gebracht worden, aber man muß doc) zugeben, daß bey der Zertheilung der Koͤr⸗ per in kleine Stuͤckchen ihre Oberflächen nicht in eben der VBerhältniß abnehmen, wie die Maſſen; die Schwere eines Körpers aber, die fein Miederfinken verurfacht, richtet fich nach) feiner Maſſe, der Mider« ftand des flüßigen Wefens gegentheils nach der Ober» fläche des Körpers. Daher Fann eine Materie fo weit eingetheilt werden, daß ihre Theilein einem flüßigen Weſen ſchwimmen, das leichter ift, als dieſe Mate— vie *. Ja, die Erfahrung lehrt, daß folcher gefchieht, j x € 2 und wiefen, wie man dergleichen Kräfte berechnen Fann. Es iſt alſo natuͤrlich, daß ein Klumpen, der aus zuſammen⸗ gegangenen Theilchen entſtanden iſt, ſinken muß, wenn er für die Kraft, mit der die Waſſertheilchen zuſammen⸗ balten,zu ſchwer wird. Man kann auch noch die anzie- henden Kraͤfte zwiſchen dem Waſſer und dem aufgeloͤſten Körper mit Freinden (praelect. ehym. 3. am Ende) bes trachten. AnmerE, des Ueberſetzers. * Herr Wilhelm Molineur giebt eben dievon Woodward, und in der vorhergehenden Anmerkung angeführte Ur- fachean. Ein Sandkorn verliert von feiner Schwere mehr in der Luft, ald eine Piſtolenkugel ven der ihrigen, und man kann fich alfo leichte ein folch kleines Theilchen von einem Sandkorne vorſtellen, das feine Schwerein der Luft gaͤnzlich verloͤhre, d. i. deſſen Schwere nicht mehr zulaͤnglich ware, die Theilchen des Luft von —*— er Einige Gedanken und Erfa un mir fehen täglich auflöfende Säfte, Sie Metat, u.a. Körper tragen, die fechs, zehn, ja wohl zwanzig» mal fo ſchwer find, als fie. » Wie alfo die Theilchen eines Körpers, von einander Bett eu ſchwimmen, ſo ſinken fie bey ihrer Vereinigung. Ueberhaupt iſt es handgreiflich, und kann * tiger Weiſe in Zweifel ges gen —* daß —* Waſſer der zu trennen, die es trennen mußte, um zu fi r nen, teil dieſe Sheilchen mit einer ſtarkern Kraft zufammen haͤn⸗ gen, als die Schwere des Theilcheng beträgt. | Des Heren Molineuy Bruder, Thomas Molineux, bat in des Bayle Nouvelles de la Rep. des Lettres im - Aug. 1684: 4 Art. und im Jenner 1685. 7 Art.die Er: ——— ſchwerer Theilchen in leichtern aufloͤſenden Saͤf⸗ ten, aus der innern Bewegung der Theile des auflö- fenden Safted hergeleitet, wodurch die aufgelö en Körperchen niedergufinken verhindert murden. Der Vortheil welchen die Wärme bey chymifchen Auflöfune gen bringt, da eben dad Menſtruum ermarme, mehr auf geloͤſt enthält, ald Falt, ſcheint ihm dieſes zu befräftis gen,mweil namlich bey der Warme eineinnerl. Bewegung der Theile iſt. Man hat ihm entgegen gefeßt, daß Lau⸗ genſalze, ohne die Flüßigfeit, und folglichdie Bewegung ‚ber Theile zu hindern, doch die aufgelöffen Sachen aus fauven Säften nieberflürgten. Er antwortet darauf: eine folche Bermifchung veranderte die Zwilchenräums chen, und triebe Dadurch die aufgelöften Theilchen in größere Klumpen zuſammen, daß fie nieberfinfen müß- ten. Er hat der angeführten Abhandlung feine Bru⸗ ders eine Erinnerung beygefügt, in welcher er bemerkt, daß deffelben Erklärung nur zeige, wie Die fehon aufge» loͤſten Theilchen erhalten, nicht aber wie fie aufgelöft "werden. Geiite Erklärung, Die das letztere begreiflih mache, ſey ohnſtreitig auch für das nie SHARED. 4 Anmerk. des Ueberſetzers. | vom Wachsthum der Pflanzen. 30 | Waſſer eine große Menge irdiſches Weſen enthält, Die Frage ift, welches won beyden, ob das Waſſer, die irdiſche Materie in ihm, den Pflanzen Wachs. oder thum und Nahrung giebt. Folgende Verſuche koͤnnen zu Entſcheidung derſelben einiges Sicht geben; ich ver» fichere von ihnen, daß fie mit der ‚gehörigen Sorgfalt und Richtigkeit angeftellt find. Im Jahr 1691 wählte ic) verfchiedene Glasphiolen, die alle, ſo viel moͤglich, von einerley Geſtalt und Groͤße waren. Ich goß in iede fo viel Waſſer, als ich fuͤr zufänglich hiele, und. wog ſolche, worauf ich die Muͤn⸗ dung jeder Phiole mit einem Stuͤcke Pergament ver— band, das in der Mitte durchloͤchert war. Das Loch war weit genug für den Stengel einer Pflanze, die id) hineinſtecken wollte,ohne ihren Wachsthum zu hindern. Ich harte bey dieſem Verbinden vie Abficht, daß das .. Waffer nicht ausdünften, und auf feine andere Art,als durch die Pflanze, weggeben follte. Darauf nahm ich verfchiedene Stengel von Minze u. a. Pflanzen, die alle, fo viel ich urtheilen fonnte, Behriahe gleich feifeh, gefund und lebhaft waren. Jede ward von mir gewo⸗ gen und in eine beſondere Phiole gethan, die vorhinbe⸗ ſchriebener maßen eingerichtet war, Nach dem Maaße, daß die Pflanze Waffer in ſich 309, goß ich eben ders ‚gleichen von Zeit zu Zeit zu, und ſchrieb mir alles auf, was ich nach) und nach zugegoffen hatte. Jedes Glas ward, ſie beſſer zu unterſcheiden, und ein Verzeichniß darüber ‚zu halten, mit einem Buchftaben A, B, C ıc, bemerkt, und alle wurden in eine Neihe in einerley, Senfter gefeßt, daß Licht, Sonne und Luft, alle auf einer ley Are traf. So blieben fie vom 20 Heumonats, bis zum 5 des Wintermonats, weldje gleich 57 Tage betrug. C 4 Darauf Darauf nahm. ich fie heraus, wog das ‚Baffer in iebe Phiole, und die Pflanze ebenfalls, zu deren Gewichte ich alle Blätter mit vechnete, die, weil, fie fo geftanden hatte, abgefallen waren. Zuleßt berechnete ich, wie viel iede Pflanze zugenommen hatte, und wie viel Waffer auf fie war gegoffen worden. Die befondern Um— ftände find folgende: (A) Bemeine Spitzminze, (Cömmeı Spearmint) in Drunnenwaffer gefegt. Die Pflanze wog beym NHineinfegen, den 20 Heumonars, gerade 27 Öran, nachdem fie den 5 des Wintermonats war heraus ge⸗ nommen worden, 42 Öran, hatte alſo in 77 Tagen um 15 Öran am Öemichte zugenommen, An Waffer waren diefe Zeit über auf fie 2558 Gr. verwandt worden. am betrug das Gewichte des zu ⸗ gegoflenen Waffers 170% mal. mehr, als die Pflanze zugenommen hatte. (B) Gemeine Spisminze, Regenwaſſer. Wog beym Einſetzen 284 Gr. beym Herausnehmen 454, hatte alfo in 77 Tagen 172 Gr. gewonnen. Der Aufwand an Waller 3004 Gr, oder 17135 mal fo viel, als die Pflanze zugenommen hatte. De (©) Bemeine Spisminze, Wafler aus ber Themſe. Gem. beym Einf. 28 Gr. beym Herause ‚nehmen 54 Gr. Zuwachs 26 Gr, Na An Wafler verwandte 2493 Gr. oder 9532 fo diel, | als der Zuwachs betrug. (D) Solanum commune, oder Nachtſchatten. Brunnenwaſſer beym Hineinfegen 49 Gr. beym Herausnehmen 106. Zuwachs 57 Gr. Waſſer verbraucht 3708 Gr, Di. DE mal fo viel, als der Zuwachs, Diefes vom Wachsthum der Pflanzen. 41 Dieieſes Exemplar hatte verſchiedene Knoſpen, wie es eingeſetzt wurde. In wenig Tagen wurden ſchoͤne Bluͤhten und endlich Beeren daraus. ' - (E) Springvwoutzel, (Lathyrisf. Cataputia Gerh.)- ‚in Brunnenwaſſer. Wog beym Einfeßen 98 Gr. beym Herausnehmen 1013 Gr. Wachsthum in diefen 77 Tagen, nur 33 Ör. ——— Wuaſgfer verbraucht 2501 Gr. die 7145 fo viel, als die Pen, zugenommen hatte. Ich berſuchte es mit verfchiedenen andern Dflanzen, ‚bie aber ebenfalls nicht im Waffer fortfamen, oder wenigftens nicht beffer, als die vorige Springmurzel, Es ie nicht nötbig, davon bier umftändlichere Nach: J xricht geben. | Zwo Phiolen, (F) und (G), wurden, die erfte (F) mir Regenwaſſer, die andere mit Brunnenwaſſer zu einer» ley Zeit mit vorerwähnten gefüllt, und blieben eben fo lange ſtehen. Ich that aber in feine von beyden eine Pflanze, weil ic) bloß unterfuchen wollte, ob Wafler auf einige andere Art, als durch die Pflanzen, aus dem Glaſe ausdünftere. Beyde Gläfer wurden mit Per- gament zugebunden, und bey iedem eine Deffnung von eben der Größe, wie bey den vorigen, gelaffen. Ich ſteckte ein Stöckchen in iedes von diefen beyden Söchern, ohngefähr fo dicke, als die Stengel der Pflanzen wa. zen, aber fo,daß es nicht bis auf das Waſſer hinunter reichte. Diefes chat ich, damit das Waffer nicht mebr Definung zum Ausdünften haben follte, als in den an» dern Phiolen, Sie ftunden auf diefe Arc die 77 Tage über, ineben dem Fenfter mit den übrigen, und bey Un» terfuchung fand ich, daß Fein Wafler in denfelben weg: gangen war, Nur fahe ich ſowohl in diefem als in \ C5 dem RR,” 2 42 Einige Gedanken und Erfahrun "dem andern, befonders wenn es heiß EN. ine, feine "Waffertropfen, die wie Than inwendig an den Glaͤ⸗ ſern, in dem Theile, der nicht mit Waſſer Ben war, hiengen. Das Waſſer in den beyden leeren Glaſern zeigte am Ende des Verſuchs mehr irdiſche Materie, ale in einem von den übrigen, wo Pflanzen darinnen waren, er⸗ fhien. Der Bodenfaß war in diefen Phiolen größer, und Durch das Waffer breiteren ſich dickere Wölfchen aus. Zu dem Bodenfaße in den andern Glaͤſern tru- ‚gen die Blätter verfchiedenes bey, die indem Theile der Stengel, der ſich im Waſſer befand, trieben, und ing Waſſer fielen und verfaulten. Das irdifche Wefen im Regenwaſſer war feiner, als im Brunnenwaſſer. Im Jahr 1692 bediente ich mich Glaͤſer von eben der Art, wie das vorigemal, und bedeckte ſie ebenfalls ſo mit Pergament. Die Pflanzen, deren ich mich be- diente, waren alle Spißminzen davon ich die frifche- ften und lebhafteſten Schößlinge auslas. Das Waſſer und die Pflanzen wurden, wie vorhin, gewogen, und die Phiolen i in eine Reihe in ein Senfter, Das nach Süden gieng, geftellt, wo fie vom 2des Brachmonats bis zum 28 Heumonats, alfo gleich 56 Tage — (H) Röbrwaffer von Hydepark ohne was zu⸗ geſetztes. Die Minze wog beym Einſehen 127 Gr. beym Herausnehmen 255 Gr. der Aufwand von Waſ⸗ fer belief ſich auf 14190 Gr. Diefe Pflanze kam beftändig. ‚gut fort, und mar über 2 Fuß hoch gemachfen. Sie hatte nur einen Seis - tenaſt von Wichtigkeit getrieben, aber viel und lange Wurzeln, aus denen eine Menge kuͤrzere und Eleinere Faſern giengen. Dieſe kleinern giengen meift am zwo ein⸗ —* Vom Wachsthum der Pflanzen. 43 einander gegen aͤber ſtehenden Seiten aus den großen heraus, daß iede Wurzel mit ihren Faͤſerchen einer Fleinen Feder nicht unähntich ausfahe, An dieſen Bas fern hieng ſehr viel irdiſches Weſen. Im Waſſer, das endlich dick und truͤbe ward, befand ſich ein gruͤnes Weſen wie eine feine dünne Conferves (I) Eben ſolch Waſſer ohne Zufaß. Gewicht der Minze beym Einfegen ı1o Gr. beym Her ausnehmen 249 Gr. Aufgewandtes Waſſer 13140 Gr, | Dieſe Pflanze Fam fo gut fort als die vorige, aber ‚fie trieb Feine Geitenäfte. Ihre Wurzel, das Waſſer und das gruͤne Weſen waren wie vorhin & Roͤhrwaſſer von Hydepark, in welchem ı! un⸗ ze gemeine Gartenerde aufgeloͤſt war. Die Minze wog beym Einſetzen 76 Gr. beym Herausnehmen Gr. Auſgewandtes Waſſer 10731. Gr. | Ob glei) diefe Pflanze das Linglück hatte, von vers ſchiedenen Fleinen Inſekten, die fich daran hiengen, beſchaͤdigt zu werden, ſo trieb ſie doch ſtarke Seiten: aͤſte, und wenigftens fo viel Wurzeln, alsdie in Hoder I. die eine viel größere Menge irdifcher Materie an ihren Enden hängen hatten, Es befand fich bier eben. das grüne irdifche Weſen, wie bey ben vorhergenden beyden. ¶Sydeparkwaſſer mit 9 ſo viel Gartenerde, | als zuvor, Die Pflanze beym Einfegen 92 Gr. beym SHeransnehm? 376Gr. Auſwand vonWaſſer 14950 Gr. Dieſe Pflanze kam weit beſſer fort, als eine von den — Sie hatte viel ſchoͤne Seitenaͤſte und zahlreiche | Wurzeln, andenen häufiges irdifches Weſen hieng. Die Erde war in beyden Glaͤſern fehr merflich und empfindlich verringert, und nicht fo viel mehr da, als wie 44 Einige Gedanken umd« Erfahrung ivie fie hineingethan wurde. Es befand ih Bier eben das grüne Wefen, wie bey vorigen. (M) Gelinde überzogeneg pbeparkwaffer. Ges wicht beym Einfegen 114 —* wi — 155 Waſſer verbraucht 8803 G Die Pflanze wuchs ſehr Are Sie Hatte zweene kleine Seitenaͤſte und verſchiedene Wurzeln, doch nicht fo viel, als die in Hoder J. aber eben fo viel anhaͤngen⸗ Des ichifches Weſen. Das Waſſer war ſehr dick, es ſchwammen i in ihm viel irdiſche Theilchen herum, und unten im Ölafe zeigte fich ein Bodenſatz. Dieß Glas wies nichts von der gruͤnen Materie. (N) Das Uebrige vom Waſſer, das im Diſtillir. kolben blieb, nachdem das in M. war uͤbergezogen wor⸗ den. Es war ſehr truͤbe und ſo hochroͤthlich als or⸗ dentlich Bier. Die Minze beym Einſetzen 81 Gran, beym Herausnehmen 175 Gran, Waſſer verbraucht 4344 Gran. Be Die Pflanze war ſehr friſch, erieh ſeche Seitenäfte und verfchiedene Wurzel ı RT | (0) Hydeparkroͤhrwaſſer, in dem einQnehts chen Salpeter aufgelöft war, Die Pflanze fieng dar⸗ innen bald zu welken und zu verderben an, in wenig Tagen war ſie erſtorben. Zweenen andern Stengeln, die nach einander hineingeſetzt wurden, wiederfuhr eben das. In einen andern Glaſe löfte id) eine Unze gu⸗ te Gartenerde und ein Quentchen Salpeter in dem dritten eine halbe Unze Holzaſche und ein Quentchen Salpeter auf. Aber die Pflanzen kamen darinn nicht beſſer fort, als in den vorigen. Ich habe in andern Glaͤſern mancherley Arten von Erde, Thone, Mars gen und allerley Arten von Duͤnger aufgelöft ‚id ’ e vom Wachsthum der Pflanzen. 45 be Minze in abgezogenes Minzwaffer gefegt, und an« dere Verfuche angeftellt, ferners Licht zu erhalten, was das Wachsthum der Pflanzen befchleunigte oder zus rück hielt, beförderte oder verhinderte; aber diefes ges hört nicht zu meinem iegigen Vorhaben. 4 (BP): Sydeparkroͤhrwaſſer. In dieſes befeſtigte ich eine Glasroͤhre 10 Zoll lang, die Deffnung etwa Zoll im Diameter, mit ſehr feinem und weißem Sans _ de gefülle, damit folcher nicht aus der Röhre in die Phiole fiele, Hatte ic) das untere Ende mit einem duͤn⸗ nen Stücfe Seidenzeug verbunden. Wie ichdiefes En⸗ de ins Wafler tunkte, ftieg folches nach) und nach, bis ganz an das Dbertheil der Ölasröhre, und gleichwohl ‚war inden 16 Tagen, da es fo ftand, fehr wenig Wajfer, nämlich faum 20 Gran, weggegangen; obgleich der Sand bis ganz oben hinauf beftändig naß bliebe, das Waſſer, der Sand bis ganz an dag Dbertheil der Roͤhre grün gefärbt, inder Phiofe aber einen grünlich« ten ſchwarz untermengten Bodenfaß fallen laffen. Uns tenan der Röhre, und an ihren Seiten hieng,fo weit fie im Waffer ftand, fehr viel von vorbefchriebenem günlichten Wefen. Ich habe ähnliche Roͤhren mit Baumwollen, Seinewand, Holundermarf und verfchie- denen andern lockern pflangenartigen Sachen gefüllt, einige in hell Waffer, andere in Waffer, das mit Saf⸗ ran, Cochenille u. f. f. gefärbt worden, gefeßt, auch verfchiedene andere Berfuche angeftellt, die Bewegung und Austheilung des Safts in den Pflanzen, nebft ei⸗ nigen andern “Begebenheiten, die fih beym Wachs⸗ thume der Pflanzen ereignen, mechanifch vorzuftellen, davon ich hier Feine befondern Umſtaͤnde anführen will, weilfie nicht zu meiner Abficht gehören. | ß * (Q.R. S.&c.) 46 Einige Gedanken und Erf fah vi ing (Q.R.S, ‚&c.) Es wurden verſchiedene der Pflanzen | im Weinmonat und den folgenden Fältern Monaten in Phiolen gefeßt, und aufeben die Art geordnet, diefe trieben bey weitem nicht fo ftarf, das Waſſer ftieg auch bey weitem nicht in der Menge auf, in der folches zuder ‚ wärmern Zeit in welcher die — ——— —* 6 DDR — Einige Betrachtung gen tiber diefe —X — FRE weniger Größe Dflansen voneiner gewiß A) fen Arc haben, defioweniger von dem flüfr figen Weſen, darinnfie ftehen, wird indie Abbe gezogen, und der Abgang dejjelben, wenn die Maſſe von gleicher Dicke iſt, verhaͤlt ſich beyna⸗ hewie die Groͤße der Pflanze. So zog die Pflanze von 27 Gr. im Glaſe A. nur 2558 Gr. des flüßigen Weſens indie Höhe, und dieinB, welche nur 284. Gr. wog, nur 3004 Gr.da die von 127 ‚Gr. in H — Sr in die Luft verftreut hatte, Das Waſſer ſcheint inden — faſt eben fo als in Loͤſchpapier oder einem andern Filtro zu ſteigen. ‚Und es ift fein Wunder, daß ein größer Filtrum mehr Waſſer erhebt als ein kleineres, oder daß eine Pflanze, die mehr u. größere Gefäße hat, von dem flüßigen We⸗ fen, indas fie gefeßt wird, mehr wegnimmt, als eine, die Eleiner und weniger hat. Ich führe auch dieſes niche als eine Merkwürdigfeit für fich felbft. an, fondern hauptſaͤchlich in Betrachtung deſſen, was folgen wird, und zu zeigen, daß ich in meinen andern Vergleichun⸗ gen aufdiefen Unterſchied gehorig Achtung gegeben. 2. Der 2 Der größte Theilder fluͤßigen Materie, der indiePflanzen gesogen wird, bleibt nicht in den- felbigen,fondern geht durch ibreäwifchenräum: chen und duͤnſtet indie Atmofpbäre aus, Es ift ‚vom Wachsthum dev Pflanzen. 47 ausgemacht, daß das Waffer bey diefen Berfuchen nur _ durch die Gefaͤße der Pflanzen meggegangen. Die Glaͤſer F und G, die feine Pflanzen in fich. hatten, ſtun⸗ den beyden übrigen, und doch war Fein Waſſer aus ih» nen fortgegangen. , Daß der größfe Theil davon aus der Pflanze in die Atmofphäre gebt, ift eben fo gewiß. Wo das verbrauchte Wafler in Bergleichung mit dem Wachsthum der Pflanzen das Wenigfte betrug, war e8 46. 0der so mal fo viel, und bey einigen 100,200, ja 700 fo viel ale die Pflanze zugenommen hatte. Diefe fo beftandige Ausfendung fohäufigen Waflers aus den Theilen der Pflanzen giebt ung deutlich eine Ur: fache, warum tänder,die voll Bäume und großer Pflan- zen find, viel Dampf, feuchte uft, und mehr. Regen als andere freyere Öegenden haben, Die Feuchtigkeit der Luft war für die Europäer, die ſich zuerft in America ger fest hatten, ungemein beſchwerlich weil diefer Weltrheil damals voll Wälder und Gebuͤſche war. Wie aber dieſe verbrannt und weggefchafft wurden, daß man die Erdebauen und bewohnen Fonnte, verbefierfe und er- heiterte fich. die Luft nach und nach, und wardvieltrod. . ner und reinere Luft als zuvor*. RUN EG * Die Infel Madera war, wie man fie zuerſt zu bewohnen ‚anfing, fo waldicht, daß man, fich Platz zu machen, die Waldungen anzunden mußte. Itzo iſt die Luft daſelbſt vollkommen heiter, aber Gonfalvo, der 1544 von dem Vortugieſiſchen Prinz Heinrich abgefcbickt ward, fie in ‚Bell zu nehmen, fahe fie bey feiner Annaͤherung mit einer dicken Wolke bedeckt, die auch feine Schifleute in ſolche Furcht fegte, daß fie zuruckfehren wollten. Ja es = 43 Einige Gedanken und Erfahrungen Es geht auch dieſe Feuchtigkeit nicht allein fort, ſon⸗ dern nimmt ordentlich verſchiedene Theile der Natur der Pflanze mit, durch welche ſie gehet. Die groͤbern werden nicht ſo leicht in die Atmoſphaͤre erhoben, ſondern ordentlich auf die Flaͤche der Blumen, Blaͤtter, und an⸗ dere Theile der Pflanzen abgelegt: Daher kommen die Manna:oder Honigthaue,und anderes harzigte Wefen, das aus den Pflanzen ausſchwitzt. Die feinern und. leichtern Theile aber gehen beffer in die Atmofphäre, und werden von ihr unfern Werkzeugen des Geruchs zugeführt, wenn wir Die Luft durch Odemholen in ung ziehen, da fie uns denn nad) Beſchaffenheit der Pflanze, von der fie kommen, angenehm oder widerwärtig, nüße lich oder fchädlic, find. Und weil fie vermittelit des Waſſers, das aus der Erde in die Pflanze fteigt, in die Höhe gehen, fo dürfen wir nicht lange nach der Urfache forfchen, warum fie einmal häufiger in der Luft find, als das andere, und warum bey warmer und feuchter Wir» terung mehr Geruch als bey anderer von den Pflanzen | ausdünftee. , | 3. Von dem irdifchen Weſen, das mit den Waſſer vermengt ift, fteige ein großer Theil N R gain war vor diefen Zeiten leine beffandige Erzablung bey den Portugieſen, daß die Infel durch einen undurchdringli= chen Nebel vor menfchlichen Augen verdeckt wurde, wo⸗ von der Aberglaube allerley.Auslegungen machte. ©. ‚General Collection of Voyagesand Trawels-Vol. I. n.27. u. 28. Allg. Hift. der Reif. IB.63&. Der Hr. v. Lud⸗ wig bat im 2ten Stück der Hallifchen Gelehrten Anzei⸗ ‚gen auf das Fahr 1729 als eine Urſache der vielen trock⸗ ‚nen Sahre angegeben,dag fo viel Seen, Suͤmpfe und Tei⸗ che abgeleitet worden. Wären ihm Woodwards Gedan⸗ Een befannt geweſen, fo würde er auch die Ausrottung ſo vieler Walder dazugefege haben. A. d. Ueb. Ss f vom Wachshum der Pflanzen. 49 in die Pflanzen auf, als Waſſer. de des Berfuchs befand fich vielmehr irdifche Materie indem Waſſer der Gläfer F und, die Feine Pflanzen in fic) hatten, als in denen, darinn Pflanzen befindlich waren. Die artenerdeinden ÖläfernK u. L ward merklich verringert, und in den Ölasröhren, die ic) mit Sand, Baummolle gefüller hatte, war das irdi⸗ ſche Weſen in ſolcher Menge aufgefuͤhrt, daß es ſelbſt in die Sinne fiel. Die Sachen, mit denen ich andere Roͤhren gefuͤllt, und ſolche in Wafler gefeßt hatte, dar- inn Safran, Cochenifle,2c. aufgelöfet waren, färbeten ſich gelb, roth, u.f.f.* Willman fich an den englifchen Ufern und Gegenden, wo die See anfpiele, umfehen, fo wird man dafelbft eine Menge Pflanzen finden, dienebft den pflanzgenartigen Theilen auch die mineralifchen hau: fig in fihnehmen. Unfere Meerburzeln, und verſchie⸗ ‚bene Arten von Meergras, Meerfenchel und viel andere Meerpflanzen diefe enthalten gemeine Salz, das mit dem Es iſt natuͤrlich, daß man hiebey auf die Frage gerathen kann, ob fich nicht Pflanzen folchergeftalt auch farben ließen, wenn man fie in gefaͤrbtes Waſſer ſetzte. Man weiß, daß die Knochen der Thiere, die man mit Färbers roͤthe (rubia tindor um) genahrer hat,roth werden, und Hr. Stief führt in einer 1741 allhier DEEONEBEABSENEN Schrift de vita nuptiisque plantarum an, daß um Breß- lau herum, wo diefe Roͤthe haufig waͤchſt, dag Vieh, dag mit dem Kräutriche derfelben gefüttert worden, röth- liche Milch gäbe, auch das Sleifch und die Knochen da⸗ von roth würden. Vermoͤge diefer Erfahrung könnte man wenigfteng vermuthen, daß die Gefäße der Plan: zen, die ihr Berippe ausmachen, ſich farben ließen, wie denn der Herr Stief diefen Gedanken am angeführten - Orte fihon angegeben... Anm. d. Ueberſ. Ban | D | A so Einige Gedanken und Erfah dem gegrabenen einerley ift in folcher Menge, daß man es nicht nur empfindlich ſchmeckt, ſondern auch in großer Menge heraus ziehen Fann *, behaupten doch einige gar, es gebe Pflanzen, die Salpeter und andere mine= _ ralifche Salze enthielten, wovon ich aber noch nicht fo gewiß überzeugt bin, daß ich mich darauf verlaffen koͤnnte, und Daher foldyes nur als eine Anmerkung zu weiterm Nachdenken herfege. TER Wieder auf die pflanzenartige Materie zu Eommen, fo erhellet aus den vorhin angeführten Berfuchen und vielen andern, wie gefchickt fie wegen ihrer Feine und Leichtigkeit ift, dem Waffer in allen feinen Bewegungen zufolgen. Manfeige es durch was für Materieman will, fo. oft man will, durch, allezeit wird was Srdifches zurüce bleiben. Zwar wird das flüßige Wefen immer duͤnner werden,und von dieſer Materie allemal weniger enthalten, aber nie wird es ganz frey und helle feyn. Sch habe Wafler durch verfihiedene ganz reine Papiers bogen, und nachgehends durch fehr dichtes und feines Tuch, das zwölfmal zufammen gelegt war, gefeiget, und doc) hat ſich nad) alle dem fehr viel irdifches We— fen im Waſſer entdecket. Gehe diefes alfo mit dem Waſſer fo Eleine und zarte Zwiſchraͤumchen durch, fo ift es noch leichter zu begreifen, daß es durch die Röhren und Gefäße der Pflanzen gehen wird. Es ift wahr, | das * Man Fann von den mineralifchen Materien, die in dem Pflanzen enthalten find, Henckels floram Saturnizantem sachlefen. Bon den Meerpflanzen werden einige, wie bekannt, eben wegen des vielen Salzes das ſie enthalten, zum Slasmachen gebraucht. Dan ſehe Merrets Anmer⸗ Zungen über des Neri ı B. 1 Cap. von der Ölasmacher- kunſt, in Kunkels volfommener Glasmacherkunft 223 G. Anm. des Ueb. | } i “vom Wachsthum der Pflanzen. St das Durchfeigen und Ueberziehen des Waffers befreyet es von einiger irdiſchen Materie, die es zuvor erfüllte, aber was noch darinn bleibt, ift defto feiner und leichter und alfo zur Nahrung der Pflanzen gefchickter. Co verhält es ſich mit dem Regenwaſſer. Es führt nicht viel irdifche Materie mit ſich indie Höhe, aber was eg mit fid) führt, gehört vornehmlich zu den erwähnten leichtern Theilchen der pflanzenartigen Materien, die noch dazu ſchon fehr zarte von einander abgefondert find, fo, daß fie einzeln in die Röhrchen und Gefäße der Pflanzen gehen koͤnnen: Und aus der Urfache ift diefes Waſſer ſo fruchtbar. In meinem Satze habe ich deswegen geſagt, einTheil von der irdiſchen, mit dem Waſſer vermengten Materie ſteige in die Pflanze, weil alles nicht auffteigen kann *, Don dem mineralifchen Weſen ift ein großer Theil zu grob und zu ſchwer auch zu rauh und ungefüge, Daß es nicht alle in die Wurzeln diefer Pflanzen gehen kann. Bon den wirklichen pflanzartigen Theilchen vereinigen ſich viele nad) u. nach, und bilden die erwähnten Kluͤmp⸗ hen, wie bey den Öläfern HKL find beinerfet worden, Die an dem äußerften der Wurzeln anbiengen. Andere hängen fich locferer zufammen, und machen die Woͤlk— chen, und grünen Körperchen, die man fo gewöhnlich in ftehendem Wafler fieht, In diefer Verbindung find fie zu groß in die Zwiſchenraͤumchen zu. dringen, oder in den Gefäßen der Pflanzen aufzufteigen, wie fie ein- zeln würden gethan haben. Die im Feldbau erfahren find, werden mir leicht Beyfall geben. Sie willen wohl, daß auch ihre befte Erde, fo reich und ſo geſchickt fie ift, D 2 Korn * Hiedurch faut Blairs Erinnerung Botanik eſſays. eſſay V. p. 392. wider Woodward weg. Anm. des Ueberſ. 52 Einige Gedanken und Erfahrt ng Korn und andere Pflanzen hervorzubring igen, nicht liefert, wofern die Theile nicht locker, und von einan. der abgeſondert ſind. Daher müffen fie fo viel Mühe im Pflügen, Egen Rühren und Zerfehlagen der Erd- Flößer anwenden. Auf eben die Art befördern Seefals, Salperer und andere Salze das Wachsthum der Pflan- zen. Es ift mir leid, daß ich den gelehrten Männern nicht Beyfall geben kann, die Salpeter als was Weſent⸗ liches bey den Pflanzen anfehen, ohne welchen nichts in dem Reiche der Gemwächfe vollbracht würde *. Alle Berfuche, die ich habe anftellen koͤnnen, verfi- chern mich des Gegentheils, daß es die Pflanze mehr zer⸗ ftört als nährer, wenn eg fieunmittelbarberührer. Aber dazu findSalpeter und andere Salze gewiß vermögend, die Erde aufzulorfern,u.ihre zufammenhängendeTheile zu trennen, wodurch fie diefelben geſchickt machen ins Waſſer zu gehen, und von ſelbigem in die Pflanze oder den Samen, zu deſſen Bildung und Wachsthum ge⸗ fuͤhrt zu werden. Jedermann weiß, wie viel Gewalt die Feuchtigkeit uͤber die Pflanzen hat, wie leicht fie von ihr zerfließen, und wenn alfo die Salztheilchen, die in dem Erdflumpen ftecften, herausgeben müffen, die letztern nothwendig zerfallen. Wenn der härtefte Stein, wie oft gefchieht,unter dem Sande,aus dem er befteht, Salz enthält, fo wird er fich in feuchter Luft bald zerbröceln, und Erdflumpen, die noch nicht fo zufammen gepreßt * Schelhammer hat biefe Gedanken in feinem Buche, de ni- tro, widerlegt. Man ſehe deſſen 15 Cap. Blair im ısten feiner Botanifchen Verſuche p. 393. erinnert, daß fich _ Woodward hier verfehen, indem er dag nitrum aereum mit dem Salpeter, derin Laden verkauft wird, für einer: ley gehalten. Es iſt aber gewiß, daß viele den Be zum Wachsthum der Pflanzen beförderlich gehalten. S J ı Cap.5$. und 4 Cap.2 21 s vom Wachsthum der Pflanzen. 53 ‚find, werben biefes noch mehr thun. Auf eben die Art dient der Kalk hiezu. Die Hauswirthe ſagen, er mache den Boden nicht fett, ſondern nur weich, wodurch ſie an⸗ deuten wollen, daß er an ſich ſelbſt nichts von eben der Art, wie die Pflanzenerde, enthaͤlt, oder ſelbſt Stof zu den Pflanzen hergiebt, ſondern nur die Erde gelinde und locker macht*, wodurch eg geſchickter wird indie Pflanze und Samen zu gehen und fiezu naͤhren. Man weiß wohl, wie leicht der Kalk durch das Waffer in Gährung und Bewegung fommt, und wenn Kalk mit Erde vermenget ift, die Erde mag auch noch fo verhaͤr⸗ tet und dichte ſeyn, fo kann eine folche Gährung nicht entſtehen, daß fie dadurch nicht geöffnet und aufgelos ckert werde. 4.Vlachdem das Waſſer in der einen Pflanze ſteht, mehr oder weniger irdiſche Materie, die ſich für fie ſchickt, enthaͤlt, nachdem wird die Pflanze mehr oder weniger genäbrr. Die Wahr⸗ heit diefes Saßes entdeckt ſich Durch alle Berfuche un« leugbar. Die Minzeim Glafe C war meift von einerley Größe und Gewichte mit der in den Öläfern A und B, aber jie befand ſich in Flußwaſſer, das au genfeheinlich mehr irdifches Wefen als Duell: u. Regenwaſſer, das in den andern Öläfern war, enthiekte, und fie war auch faft noch einmal ſo ſtark als jene geworden, ob ſie gleich da⸗ bey noch weniger Waſſer gebraucht hatte. Die Minze in Lwar beym Einſetzen kleiner als die in oder. In ihrem Glaſe war Gartenerde, in den letztern beyden kei⸗ ne, (Man ſehe den erſten Satʒ) fonft aber das Waſſer in allen dreyen einerley, — holte die erfie Pflan⸗ D 3 ze Hieher gehoͤren des Herrn Reaumur Gedanken und Er- fahrungen im 2 St. II B. des Hamb. Mag. 1416. 54 Einige Gedanken und Erfahrun ze die legtern beyden nicht nur ein, fondern ÄbBhraf fie fie auch) bald, und war am Ende viel ſchwerer und größer. Die Pflanze i in N ward in das dicke trübe Waſſer ge» ſetzt, das zuruͤck geblieben war, nachdem man das ande⸗ re in Mabgezogen hatte, und ſie hatte am Ende ihr an⸗ faͤngliches Gewichte und ihre Groͤße noch weiter als zur Verdoppelung gebracht: und dabey, welches eben fo merfwürdig ift, nicht halb das Waffer, das die Pflanze M gebraucht hatte, befommen. Ä Die Urfache, warum ich im Anfange diefes Abfa= Bes mich auf die Materie einfchränfe, die ſich für vie Pflanzen ſchickt, ift, weil nicht jede pflanzenartige Materie fich für jede Pflanze ſchickt, der mineraliſchen zu geſchweigen. Ohne Zweifel ſind in verſchiedenen Pflanzen mancherley einander aͤhnliche Theile, die bon einerley Materie koͤnnen genaͤhret werden, aber es iſt klar, daß ſolches nicht bey allen angeht: Andere Thei- le find fo verfchieden, daß es gar nicht wahrſcheinlich iſt, daß ſie aus einerley Theilchen entſtehen ſollten. Ja es ſind, wie wir nach und nach ſehen werden, ſtarke Muthmaßungen vorhanden, daß jede Art von Pflan⸗ zen eine beſondere und ihr eigenthuͤmliche Materie zu ihrer Bildung und Nahrung erfodert. Ja jeder Theil einer Pflanze will etwas beſonders haben, und es gebö« ven vielerley und verfchiedene Materien Dazu, eine eine zige Pflanze auszumachen. Enthält alfo der Boden, darinn fie ſteht, dieſe Materien alle, oder Die meiften, und in gehöriger Menge, fo wird fie dafelbft wachfen und fortfommen, fonft aber nicht. Giebt es nicht fo dielerley Teilchen dafelbft, als zu den Haupttheilen der Pflanze nöthig find, fo wird fie gar nicht fortfom« men; find fienicht in genugfamer Menge da, fo Mr vom Wachsthum der Bilanzen. 55 fie ſchmachten und nicht zu ihrer natürlichen Vollkom⸗ menheit gelangen; Mangelt es an einigen Theilchen, die eben nicht fo gar weſentlich ſind, ſo wird ſich ein Fehler an der Pflanze zeigen, ihr Geſchmack, ihr Ge- ruch, ihre Sarbe:c. wird einen Mangel haben. Wenn aber auch gleich ein Strich Landes die Materie für ge= wiſſe Pflanzen nicht enchält, fo kann er Nahrung für andere, und für mancherley andere unterfchiedene ha⸗ ben. Die Dilanzeneheilchen werden in der Erde fo vermengt und verdeckt, dag man fie unmöglich fennen kann, da fie von allen Arten unter einander find, Ich habe in meiner Naturgefchichte ver Erde 228 uf. ©. hievon einige Anzeigungen gegeben, und will folches hier nicht wiederholen, hoffe aber, es zu andrer Zeit noch in ein hefleves Licht zu fegen, als bieher geſchehen. Es ift nicht zu begreifen, wie eine einförmige gleich? artige Materie, deren vornehmfte Theile alle von eis nerley Subfkany, Beſchaffenheit, Größe und Schwere wären, Körper ausmachen follte, die einander in allen diefen Dingen fo unaͤhnlich find, als die Pflanzen, ja als die verfehiedenen Theile einer Pflanze, daß eine einen harzigten, die andere einen milchichten, die dritte einen gelben, die vierte einen rothen Saft in ihren Gefäßen führe, eine angenehm, die andere widrig riecht, eine füße, Die andere bitter, fauer, berbe, fharf, ſchmeckt; daß einenahrhaft, de andere giftig, purgirend, zufammenziehend ift: Kurz, daß in ihnen den verfchiedenen Befchaffenheiten und Wirkungen nach, fo ein großer Unterfchied unter ihnen ift, und dod) alle aus einerley Materie entſtehen follten,das wäre was fehr Seltſames. Im Vorbeygehen bemerfe ich, daß D 4 dieſer 56 Einige Gedanken und Erfahrung dieſer Beweis aud) wider die gift, bey denen das Waſſer die Materie aller Körper iſt. | er Die Springwurzelim Glaſe E war von 250 Gran Wafler, die auf ſie verwandt wurden, nur um 31 Gr, ſchwerer geworden. Ich will eben nicht behaupten, daß das Waſſer Feine taugliche Materie für diefe be- fondere und. merfwürdige Pflanze enthalten hätte; viel» leicht twar das Water nicht tauglich, daß fie darinnen machfen Eonnte, wie wir wiffen, daß viele Pflanzen im Waffer nicht fortkommen. Vielleicht führe allzu vieles Waffer die irdifche Materie zu plößlich durch die Gefäße der Pflanzen durch, daß fie diefelbe nicht . zurück behalten fönnen. Dem fey wie ihm wolle, fo ift gewiß, daß ſich gewiſſe befondere Arten von Boden nur für gewifle Pflanzen ſchicken. In Engelland be: merft man, daß die Kirfchen am beften in Kent, die Aepfel in Herefordfhire, der Safran in Cambridge» f hire, Holz in zwo oder drey unferer Landſchaften mit ten in der Inſel, und in Sommerferfhire fortfommen. Diefe Erfahrung ift in allen Theilen dev Welt und zu allen Zeiten richtig befunden worden. Die älteften Sihriftftellee von der Haushaltungsfunft, Varro, Eolumella,u. f. f. haben fie angemerft, und geben für jede Art von Pflanzen, die fie der Mühe werth Halten, Regeln, die Wahl des Bodens betreffend. Ein fernerer Beweis dieſes Sages ift, daß ber Boden, der einmal zum Wachsthum einer gewiffen Pflanze ift beförderlich geweſen, nicht beftändig fo bleibt, fondern dag er dieſe Fruchtbarkeit mit der Zeit bald eher, bald fpäter verliere. Diefeswiflen alledie mit ſolchen Sachen zu thun haben, ſehr wohl. Wird z. E. — in taugliches Land geſaͤet, ſo .. er a8 ‚vom Wachsthum der Pflanzen. 57 Das erftemal ungemein wohl fort, vielleicht auch das andere und dritte, aber in wenig Jahren wird der Boden nichts mehr tragen, wenn er mit dieſem Korne beſaet wird; alsdenn aber koͤmmt noch ander Getreide, z. E. Gerſte auf dem Acker fort, und wenn auch dieß oft genug iſt geſaͤet worden, fo träge der Acker nachge⸗ hends noch ſehr gut Haber, und vielleicht darnach noch Erbſen. Endlich wird er ganz ausgezehrt, indem die Pflanzenmaterie, die erſt überall in Menge vorhanden ‚war, nad) und nach iſt weggezogen worden. Jede > Art von Seldfrüchten nimmt die Materie in fich, die ihr gemäß iſt. Der Weizen zieht erftlich die Theil» ‚chen an fich, die ſich für ihn fchicken, und die übrigen. ‚bleiben indeß ruhig und ungeftört: Hat alsdann die ‚Erde alle diefe Theilchen ausgeliefert, fo find die Theils chen, die für Die Gerſte gehören, zurücke, bis: auch diefe nach und nach weggenommen werden, Und eben die» fes thun aud) der Haber und Erbfen, wenn fie an die Reihe Eommen, bis alles weggeführt, und Die Erde von diefer Arc Materie fehr ausgeleert ift. Nach alle diefem kann man erhalten, daß eben das Land diefe Pflanzen von neuem in eben der Drönung trägt, aber nicht eher, als bis es mit neuer Materie von eben der vorigen Art wieder verfehenift. Diefer Erfag gefhieht auf verfchiedene Art. Man läßtden - Acker brache liegen, bis der Negen ihn wieder Damit verſorgt hat; oder man duͤngt ihn. Uns zu überfüh. ‚ren, daß wirflich ein Erfaß von eben der Art von Materie, wie die vorige war, gefchieht, dürfen wir ‚nur überlegen, was fir Dünger duch die Erfahrung am vortheilhafteften ift befunden worden. Es find vornehmlich Theile.von Pflanzen, oder von Thieren, D5 die sg Einige Gedanken und Erfahrungen die felbft Pflanzen, oder Thiere, denen Pflangen zur Nahrung dienen, genießen. Blut, Harn und Miſt der Thiere, das Abgeſchabte von Holmen und Hufen, Haare, Wolle, Federn, calcinirte Schalen, Wein- = Bierhefen, Afche von allen Arten der Pflanzen, Dlärter, Stroh, Wurzeln und Geſtruͤde werden durch Pfluͤgen oder auf andere Art in die Erde ge⸗ bracht, daſelbſt zu verfaulen und ſich aufzuloͤſen. Dies ſes giebt unſern beſten Duͤnger, und da es pflanzen artige Materien find, fo werden fie wieder in die Erde gebracht, daß andere ähnliche Körper aus {nen ent⸗ ſtehen. Wir wollen nicht allein auf dem Felde bleiben: Wir ‚werden auch in den Gärten Beweiſe von eben diefer Wahrheit finden. Wenn die Baͤume, Straͤuche und Kraͤuter in denſelben ſo lange an einem Orte gut fort⸗ gekommen ſind, bis ſie alle Nahrung daſelbſt ausgezo⸗ gen haben, nehmen ſie ab, und arten aus, wo ſie nicht friſche Erde oder Dünger befommen, 8war fönnen fie fich einige Zeit erhalten, weil fie ihre Wurzeln i im- mer weiter und weiter ausbreiten, und dadurch inder Entfernung, was fie nährt, zuſammen ziehen, aber end⸗ lich fehle es ihnen doch gänzlich, und es muß ihnen ent⸗ ‚weder frifche Materie verfchafft werden, oder man muß fie felbft an einen Dre verfegen, der zu ihrer Nahrung befier verſehen iſt. Ja, unfere Gaͤrtner bemerfen, daß Pflanzen, die lange Zeit an einem Orte geftanden ha« ben, ihre Wurzeln weiter, als gewöhnlich, erftrecfen, und fie fchneiden ihnen einen Theilderfelben beym Ber: pflanzen ab, weil fie ihnen Feinen Nutzen mehr bringen, Alte diefe Beobachtungen, viel anderer, die man eben⸗ falls anführen Eönnte, nicht zu erwähnen, führen auf eine vom Wachsthum der Pflanzen. 59 "eine befondere irdifche Materie, und nicht das Waſſer, als dasjenige, was die Pflanzen nähre, Thaͤte nur Waſſer dieſes, fo wuͤrden wir Feines Düngers benötbi- get feyn, auch die Pflanzen nicht verfegen dürfen. Der ‚Regen fällt auf einen Acker, wie auf den andern, auf eine Seite des Gartens, wie auf die andere. Man ſieht auch keine Urſache, warum alsdann ein Erdſtrich ein Jahr Weizen, und das naͤchſtfolgende keinen mehr geben ſollte? da der Regen doch in einem Jahre, wie in dem andern, darauf faͤllt. Doch ich ſehe, daß ich mich hiebey zu lange aufgehalten habe, ob ſolches wohl bey’ einer ſo weitlaͤuftigen Sache nicht anders angieng. 5. Die Pflanzen entſtehen nicht aus Waſſer, ſondern aus einer gewiſſen beſondern irdiſchen Materie. Im Vorhergehenden iſt gezeigt worden, Daß Regen: Brunnen» und Flußwaſſer eine große Menge von diefer irdifchen Materie enthalten, daß ber meifte Theil der flüßigen Materie, der in die Pflanzen auffteigt, daſelbſt niche bleibe, fondern durch ihre Zwi⸗ fhenräumchen durch und indie Atmofphäre geht, daß ein großer Theil des irdifchen Wefens ſich mit dem Waſſer in die Pflanze erhebt,und daß die Pflanze mehr oder weniger wächft, nachdem das Wafler viel oder mes nig von derfelben Materie enthält. Aus allen diefem läßt fich fehr vernünftig fliegen: daß Erde und nicht Waſſer die Materie ift, daraus Die Pflan⸗ zen werden. Die Pflanze inE zog 2501 Gr. flüßi- ger Materie in fich, und harte von derfelben nichtmehr, ‚als 33 Gr. Zuwachs erhalten. Die MinzeinL war erftlich Eleiner, als in I, wie fie aber in Waffer ge» fegt murde, darin fich häufige Erde befand, und diein L nur in lauteres Waſſer fam, übermuchs die erfte die 60 Einige Gedanken und Erfahrunge die leßtere fehr, daß fie zuletzt 145 Gr. mehr als dieſe wog, und alſo mehr als noch einmal ſoviel, als diefelbe, zugenommen hatte. Die in K war beym Einfegen viel kleiner, als die in I, und ward noch dazu ı von In⸗ ſekten befreffen ‚ gleichwohl uͤberwuchs fie die andere merklich, da fie in Waffer ftund, darinn Erdeaufgelöft war. Sie mog zuleßt 29 Ör. mehr, als diein:, und hatte doch mehr als 2400 Gr. weniger Waffer ver: braucht. Die Pflanze in N mar viel kleiner, als die in M, wie beyde eingefet wurden, da fie aber i indas unreine trübe Waſſer Fam, das in dem Kolben übrig geblieben war, nachdem man das inM übergezogen hat. te, war ihre Zuwachs mehr als nod) einmal fogroß, als derZumachs jener,die in Flärern u.helleen Waſſer ftund. Bey der Pflanze, die am beften getrieben hatte, betrug der Zumachs nur den 46ften Theil des aufgewandten Waflers, und bey andern nur den Soften, ıooften, aooften, ja in der Springwurzel nur den 714 Theil. Die Minze in B nahm, einen Tag in den andern ge» rechnet, täglich) 39 Gr. Waffer i ir. ſich, welches viel . mehr als das anfängliche ganze Gerichte der Pflanze war, und bey alledem wuchs fie nicht nur einen Bier» theilgran täglich am Gewichte. Ja, die in H nahm taͤglich 253 Gr. von dem Waſſer in fich, welches bey- nahe noch einmal fo viel ift, als die 127 Gr. die fie beym Einfegen wog, und doch — ihr taͤgliches Wachsthum nicht mehr, als 243 Gr*8. 6. Quell⸗ In dem II Zheile der Schriften Königl. Berlin. Akad. für das Jahr 1746 befinden fich zwo fo gelehrteale grund: liche Abhandlungen Herrn Ellers, vonden Elementen der Körper... Gegendas Ende der legtern An * fer vom Wachsthum der Pflanzen. 61 6 Quell und Regenwoaffer enthalten beynar he eins P viel alsdasandere von der pflanzenz PR | artigen . Eller einige Verſuche die er auf Beranlaffung derBoyli- ſchen angeftellt. Er hat einen Citronenkern in ein Gefäß voll Erde gefteckt, dieer 24 Stunden bey mäßiger War- me hatte trocknen laſſen. Die Erde wog 15 Pf. 10 Uns zen. Er begoß ſie, und brachte dag Gefäß an einen Ort, der weder der Sonne, noch dem Winde zu fehr ausge: ſetzt war, und die Planzeward, wenn eg die Noth erfor: derte, begoffen. Am Endedes Herbſtes befam er zwo Ci⸗ tronen, die mit dem Baͤumchen und den Blättern 23 Pf. 3 Unze wogen.Er ließ folche darauf Flein fehneiden, trieb alle Feuchtigkeit durch dag Feuer heraus, u. erhielt, nach ‚ einer vollkommenenCalcination, 5 Unzen, 2 Scrupel und 12 Gr.vonAfche,oder firer Erde. Die Erde des Gefaͤßes ward auf eben die Ärt, wie zuvor, getrocknet, und wog noch 13 Pf- und gE Unze. Er vermuthet, die halbe Un⸗ ze, die fehlt, ey vom Winde weggeführet worden. Alfo bat fich eine Vermehrung von Erde, die auf 54 Umzen flieg, gefunden. Man fiehtleicht, dag Herr Ellers Ver⸗ fische von den Boplifchen und Helmontifchen fich Dadurch unterſcheiden, Daß er insbeſondere die feſte Materie, Die fich erzeugt, und nicht wie jene, die fluͤßigen Theile, die - noch in derfelben übrig geblieben, gewogen. Weil indeß demHerrn Eller eingefallen,das Waſſer, damit diePflan- ze begoffen worden, könnte wohl Sand mit fich hinein: geführt, oder irdifche Theilchen enthalten, und in bie Pflanze gebracht haben: fo hat er zmo Hyacintbenzwie- beln von gleichem Gewichte genommen , Die eine in einer Büchfe verwahrlich aufbehalten, Die andere in ein Zwie— belglas, das aber ſtatt gemeinen Waſſer, mit Waffer, bag im Balneo Maris übergetrieben worden, gefeßt, und allezeit den Abgang des Waſſers mit ähnlichem erfüllt. Die Zwiebel har Wurzeln und Blüthen in Menge getrie: ben, er bat ſie alsdann ſowohl, ale die andere, calcinirer, | | und 62 Einige Gedanken und Erfahrunge artigen Materie, Flußwaſſer mebr, als das von vorigenbeyden. Die Pflanzen in den Glä- | ſern und die Erde derjenigen, die in der Phiole geſtanden hat⸗ te, 7 bi8 8 Gr. fehwerer, als die Erde von der andern be— unden. | a RN ET DieferBerfuch fcheint etwas für DieVermandelung des Waſſers in feſte Körper zu ermeifen. Sch wünfchte, daß mir nur der Zweifel dabey gehoben ware, ob indem di⸗ ftilirten Warfer Woodwards pflanzartige Materie niche auch koͤnnte feyn enthalten gewefen, Wenigitenswürde Woodward diefes glauben, da er glaubt, daß fie mit den Dünften, die nachgehends ald Regen herniederfalle, auf- ffeigt. Wenn man bey Wiederholung dieſes Verſuchs bemerfte,ob fich die von Woodward befihriebenen Woͤlk— chen zeigten, ob fie fich in einem Glaſe, das man bloß mit Waſſer fuͤllen Eönnte, ohne eine Pflanze hineinzuſe⸗ gen, in größerer Menge, nebft einem ſtaͤrkern Bodenfa= tze zeigten, fo ließe fich vielleicht etwas hiervon beſtim⸗ men. Zeigte fich nichtsdergleichen, fobliebe doch wohl Die Ausflucht noch übrig, daß die pflangenartige Mate⸗ rie in hoͤchſt Fleine und unfichtbare Theilchen zerfiveut geweſen, da die Chymie lehrt, daß auch diſtillirtes Waſ⸗ fer nicht vollig rein if. Uebrigens ift Herr Ellers Ab⸗ fiche nicht fo fehr gewelen, den Wachsthum der Pflanzen zu unterfuchen, als zu forfchen, ob aus Waſſer feſte Ma⸗ terie werden könne, und hiezu wird vielleicht genug feyn, wenn in dem Waffer Eheilchen vorhanden find, die in ge⸗ börige Umftande gebracht, fich zuſammen in einen fetten Körper fegen, wie Herr Eller die Terram virginem aus dem Waffer durch Neiben herausgebracht. Vielleicht widerfprechen alſo Heren Eller und Herrn Wood⸗ wards Gäße einander nicht. e | Enthält übrigend Woodwards pflanzenarfige Mate: terie zugleich verbrennliche Theilchen, j9 wird Stahls Schluß entkräftet werden, den er in der 121 der CCC Experimentor. obfervation. et animaduerf. chym, et phy- diear. macht. Er bemerke, dag Helmonts a a RR vom Wachsthum der Pflanzen. 63 fern A, Bund C, waren anfänglich in Größe und ewichte einander gleih. Am Ende des Verſuchs hatte die Minze in A 15 Gr. aus 2558 Gr, Brunnen» wafler, die in B 171 Gr. aus 3004 Gr. Regenwaf fer, die in C 26 Gr. nur aus 2493 Gr. Flußwaſſer zugenommen. Ich gründe meinen Saß nicht auf diefe Berfuche allein, ic) Habe andere angeſtellt, die ich bier nicht erzähle, die aber fehr wohl damit übereinftims men. Soolchergeſtalt werden die bier angegebenen Berhältniffe im Hauptwerke meiftens ftate finden, und eine genaue und fcharfe Vergleichung ift faum zu er: warten; denn ich) zweifele gar nicht, daß das Regen— wafler einmal mehr irdifche Materie, als das andere» mal enthaͤlt. Eine ftärfere Hige muß nothwendig mehr Theilchen dieſer Materie mir den Dünften, daraus der | | Regen daß die Aloe, die nicht im fettichten, fondern magern und fandigen Erdreich, bloß vom Begießen mit Waffer, zu einer großen Höhe waͤchſt, viel verbrennliches Wefen enthalte, Daß die Feld: und Bartenfrüchte in Stroh und dergleichen viel mehr Berbrennlicheg zeigen, als fie aus dem Dünger und Erdreiche, in dem fie gefianden, sieben koͤnnen, und macht daraus den Schluß: es müffe die Materie, die fich in den Pflanzen fo leicht entzunden laͤßt, meift aus der Atmofphare in die Pflanzen eintreten. sch hatte übrigend mit Herrn Woodwards Abhand— fung des Herrn Kylbels Schrift: De caufla fertilitatis terrarum, zu vergleichen gewänfcht, Die 1743 zu Leiden herausgekommen, ich habe fie aber bisher noch nicht wei: ter Fennen lernen, als daß Herr Wahlbom in feiner 1746 unter Herrn Linnaͤo gehaltenen Difputation,: Sponfalia plantarum anfuͤhrt, diefer Schriftfteller babe auf ver: ſchiedene Art gezeigt, daß die Nahrung der Pflanzen aus ‚ einer zarten Erde entſtehe, die, vermittelſt des Waſſers, in ihre Wurzeln geführe wird. U. 2. Ueb. | 64 Einige Gedanken und Erfahrungen Regen entfteht, fortreißen, als eine gelindere Wärme das Waſſer des einen Quells kann von dergleichen M« terie mehr beladen fortfliegen, als das Wafler des an» dern, nachdem theils das Wafler geſchwinder hervor: bricht, theils die Materie in den Erdſchichten häufiger vorhanden ift, durch welche das Waſſer geht, und diefe Schichten felbft dichter oder lockerer find. Aus eben der Urfache kann ein Fluß mehr ſolche Materie mit fich führen, als der andere; Ja eben der Fluß führe mehr fort, wenn er in ftarte Bewegung verſetzt wird, als wenn er gelinde fortfließt. Daß diefe Materie ſich häufig in den Flüffen befindet, und zur Befruchtung der Erde fehr viel beyträgt, fehen wir deutlich am Mil, Ganges u. a. Flüffen, die jährlidy die benachbarten Ebenen überfchwenmen, Ihre Ufer haben die fchön- - ften und reichften Erndten von der Welt; fie werden felbft von ihren Srüchten überladen, und wer es nicht gefehen hat, wird es fchwerlich glauben, wie reichlich dieſe Gegenden in Bergleichung mit andern, die den Vortheil der Ueberſchwemmungen nicht haben, den Samen wieder erftatten. — —— 7. Waſſer diene nur, die irdiſche Materie, daraus die Pflanzen befteben, fortzufübren, und vergrößert für fich diefelben nicht. Wo das irdi⸗ fche Wefen fehle, nimmt die Pflanze nicht zu, wenn auch noch fo viel Waffer, in ihr auffteigt. Die Springwur⸗ zel in nahın mehr Wafler, als die Minzein C, in fich, ‚ und hatte doch nur um 34 Gr. zugenommen, da die an⸗ dere nicht weniger, als 26 Gr. bekommen batte. Die Minze in Imard in eben das Waſſer geſetzt, das in K war, nur hatte das leßtere Wafler noch Erde in fich, und doch ward jene von 13140 Gr, Waffer nur um - e\ te. — — Wachsthum der Pflanzen. 65 Gr. die andere von 10731 Gr. um 168 Gr. ſchwerer. Folglich verbrauchte die in I 2409 Gr. mehr Waſſer, als die inK, und nahm doc) um 29: Gr. weniger amt ‚Gewichte zu. Die Minzen in M und N ftunden in einerley Wafler, aber wie in den Waffer in M weniger irdifche Materie war, als in. N, fo nahm die Pflanze 8803 Gr. davon in fi), und gewann nur 41 Gr. da die in N nicht mehr, als 4344 Gr. verbrauchte, und um 94 Gr. zunahm. Sene verbrauchte alfo 4459 Gr Waſſer mehr, alsdiefe, und erhielt doch 53 Gr, weni⸗ ger Zuwachs, Diefes beydes zuſammen iftein merk⸗ würdiger Umftand, aus dem ficher zu fchließen ift, und deswegen führe ich ihn defto öfterer an. Es verhält ſich durch und durch fo, und. deswegen halte ich mich hiebey nicht länger auf. | re Waſſer ift alfo nicht die Miaterie, aus der Pflanzen entftehen*. Es führt nur diefe Materie in die Pflan⸗ en, und theile fie in diefelbigen zu ihrer Nahrung aus, | Diefe Materie ift träge und ohne Wirfung; fie würde beftändig in der Erde ruhen bleiben, ohne in die Pflan⸗ zen zu gehen, wenn nicht Waffer oder ein anderes aͤhn⸗ liches Werkzeug fie fortführte. Daß alle Theile der Erde fo häufig und zulänglich damit verforge werden, 5* EL it * Newton glaubt diefes, und ſchließt daraus eine beſtaͤn⸗ dige Abnahme des Waſſers die durch Die Kometen müßte. erfetzt werden, Pr. Phil.L.3.Pr. 41. In der 22 $r.ant Ende der Dptif, beruft fih Newton auf Boylend Erz fabrung, daß das Warfer durch wiederholte Deftillas ‚tionen fich in eine fefte Erde verandere: Aber Boerhave, Chym. T. t. Art. de Aqua, 524 ©. der Leipz. Ausgabe, zieht Boylens Erfahrung in Zweifel. Anm. d, Ueberſ. N i 66 Einige Gedanken und Erfahrung ift ein Merkmal von einer obern Vorſicht, die für unfere Kugel forgt, und eine gehörige Austheilung der flüßi- gen Materie anordnet, ohne deren Dienft die ganze vor⸗ ereffliche Reihe von Dingen, die wir fehen, die Folge der Thiere, Pflanzen und Materialien ftille ftehen wuͤr⸗ de. (Man kann davon meine Maturgefchichte der Erde 47 u. f. S. aud) 128 u,f. S. nachfehen). Aber bey den Pflanzen ftehen zu bleiben, fo fälle in die Augen, daß das Waffer zu ihrem Wachsthum in dieſem Lehr⸗ gebäude ſowohl nöthig ift, als in dem andern, und Daß ohne Waffer die Pflanzen nicht wachfen fünnen, Und eben das hat zu der Meynung Gelegenheit gegeben, als nährte das Waffer für fi, und verwandelte fid) in Pflanzen. Man fahe, daß aus Pflanzen, die in dem beften Boden und in der beften Sage gefäet wurden, richte herausfam, wenn fich nicht Wafler in Menge dabey befand, Und man muß geftehen, wo diefes fehlt, _ kommen die Pflanzen nicht for. Aber die Folgerun- ‚gen, die man daraus 309, waren nicht gegründer. Das Waſſer iſt zu der Verrichtung, die ich ihm an- aewiefen habe, aus verfchiedenen Urfachen gefchicke: Seine Theile find vollfommen mathematifd) Eugelrund, ihre Oberflächen vollkommen glatt, ohne die geringfte Ungleichbeiten. Es ift augenfcheinlich, daß Körperchen ‚von einer folchen Geſtalt leicht in Bewegung zu feßen find, ja daß fie bemeglicher,als andere, find, folglich eine Materie, die nicht fo wirffam und beweglich ift, mit fich forsführen koͤnnen *. Die Zwifchenräume zwifchen / / m \ | * Daman die Befchaffenheit der Theile des Waſſers nicht ſieht, fondern fchließt, fo wurden Herr Woodwards Fol⸗ gerungen fihlechs gegründer feyn, wenn ihre 6 blo vom Wachsthum der Pflanzen. 67 Kugeln find in Bergleihung mit derfelben Größe groͤs⸗ fer, als zwifchen allen andern Körpern, und auf dieſe Art ungemein gefihickt, fremde Materie einzunehmen und aufzuhalten. Auch) find diefe erften Theilchen, aus de⸗ nen das Waſſer befteht, fo weit Verſuche ung bisher geführt haben, vollfommen dichte, u. geben der größten äußern Gewalt nichts nad) : Daher wird ihre Figur beftändig, ohne die geringfte Beränderung, erhalten, - und die Räumchen zwifchen den Theilendes Waflers bleiben immer gleich groß *, daß fie, vermöge des letz⸗ tern, allezeit Materie in fich nehmen, und, vermöge des erftern, die einmal eingenommene Materie mit ſich fortführen fonnen. Auch die Seine und Zärte der Waſſertheilchen macht 9 Waſſer —J—— * bloß auf dieſen Hypotheſin von der Figur der Waſſer⸗ theilchen beruhte. Man muß es vielmehr umkehren, weil die Waſſertheilchen ſehr leicht beweglich find, ꝛc. fo find fie vermutblich Eugelrund, u. |. f- Anmerk. des Ueberſetzers. | *Daß fich das Waffer durch Feine außerliche Gewalt zus fammendrusken laßt, daraus folgt noch nicht, daß feine Theilchen unveränderlich waren, wenn bie gehörigen \ Kräfte aufdiegehörige Art in fie wirkten. Das Pulver in einer feftgefchlagenen Rakete laßt fich ebenfalls nicht mehr zufammenpreffen, aber ein Fuͤnkchen Feuer wird alle Pulverkörnchen zerflören. Dan kann aber einen an⸗ dern Beweis geben, daß die erften Theilchen des Waſ⸗ ſers unveraͤnderlich ſind. Die Eigenſchaften des Waſ⸗ ſes kommen ohnſtreitig auf die Geſtalt, Größe und Bee ſcbaffenheit feiner Theile an. Hatte ſich alſo dieſe ver⸗ aͤndert, ſo muͤßte das Waſſer jetzo andere Eigenſchaften haben, als es vorzeiten gehabt. S. Newt. am Ende der Fragen, die ſeiner Optik beygefuͤgt ſind. Anmerk. des Ueberſetʒzers. 63 Einige Gedanken und Erfahrung Materie mit fich fortzufuͤhren. | | ie if n kaum fluͤßiges Weſen in der Natur, deffen Theilche in find, als die Waffertheilchen. Sie ge ger Körper durchgeht. Daher Fann das Waſſer in die engften Röhrchen dringen, und das irdifche Wer fen hinein- und in alte Theile der Pflanzen führen, da jeder, vermittelft der Werkzeuge, mit denen er verſe⸗ hen iſt, Die Theilchen, die ſeiner Natur gemaͤß ſind, in fi nimmt, und die übrigen durch die gemeinen Höhe ven foregehen laͤßt. Wir Haben ja faft überall’ mes chaniſche Exempel von eben der. Art. Jedermann weiß, wie leiheund gählinge die Feuchtigkeit, d. i die Waf fereheilchen, die in der Luft herumſchwimmen, in Stri⸗ cke, wenn ſie auch noch ſo dichte gewunden ſind, in Le⸗ der, Pergament, Gewaͤchſe, Holzu.f. f. dringen, Das durch werden fie zu Hygrometern gefchickt, und man mißt durch ihre Beyhuͤffe die verfchiedenen Grade der Feuchtigkeit in der Luft zu verſchiedenen Zeiten und an verfchiedenen Dertern. Wie das Wafler durch Leine⸗ wand, Söfchpapier ꝛc. geht, und Die irdiſche Materie mit fich führe, ift fchon angezeigt worden, 8. Waſſer kann den Pflanzen diefen Dienft | ohne Bepftand geböriger Waͤrme nicht erwei⸗ fen,und ohne diefelbe wachfen die Pflanzen nicht. Die Pflanzen,die ich in die Öläfer, Q.R.S. im Weinmo⸗ nat und den folgenden fältern Monaten geſetzt hatte, zo⸗ gen bey weitem nicht fo viel Waffer in fich, und hatten nicht fo viel Zuwachs, ale die im Brachmonat, Heumo⸗ nat und den wärmern, Es iftaugenfcheinlich, Daß das Waſſer Feine Kraft hat, ſich felbft zu bewegen, oder auf die Höhe zuſteigen, auf die es kan in ” in hohen — hen Buch Zi Ä ſchenraͤumchen, wo weder Luft noch ein anderer fluͤßi⸗ 0 Bom Wachsthinm der Bflanzen. 69 up REHEGHERFERFT. . [9 2 nn, Ä a Pflanzen erhebt. Ob auch gleich einige gelehrte Leute von vieler Einficht behaupte Haben, feine Fluͤßig⸗ keit kaͤme auf die beſtaͤndige innere Bewegung ſeiner Theilchen an, ſo iſt dieſes doch noch durch keine von den bisherigen Entdeckungen zulaͤnglich erwieſen. Alle Er⸗ ſcheinungen der Fluͤßigkeit laſſen ſich aus einer ſolchen Geſtalt und Einrichtung der Theile, wie das Waſſer hat, aufloͤſen. Koͤrperchen, die auf dieſe Art gemacht, uͤnd volikommen kugelrund find, muͤſſen nothwendig ſo Dichte beyſammen ſtehen, daß fie jeden Eindruck ans - nehmen, und ob fie gleich nicht in beſtaͤndiger Bewe⸗ ‚gung find, fo müffen fie ſich doch durch die geringſte Kraft, Die man ſich nur vorſtellen kann, in Bewegung ſetzen laſſen. Es iſt endlich ausgemacht, und der Er— fahrung gemaͤß, daß die Waͤrme auf das Waſſer wirkt, und ſolches bewegt, dadurch das Wachsthum der Pflan⸗ zen zu verurſachen. Wie die Waͤrme aber ſelbſt in Bewegung geraͤth, und wovon ſich die Bewegung an⸗ hebt, das iſt hier nicht noͤthig zu unterſuchen. Wie nothwendig die Waͤrme iſt, erhellt nicht nur aus den Verſuchen, die wir vor uns haben, ſondern aus der ganzen Natur: Unſere Felder und Waldungen, unſere Blumen⸗ und Kuͤchengaͤrten zeigen uns ſolche. Wie im Herbſte nach und nach die Gewalt der Sonne kleiner und kleiner wird, ſo laſſen auch ihre Wirkungen auf die Pflanzen nach, und ihr Wachsthum nimmt ab. Zuerft zeige fich Diefes an den Bäumen, Wie diefelben am meiften über die Erde erhobenfind, fo erfordernfie die meifte Hitze, das Waſſer mit der Nahrung an ihren” Gipfel und ihr außerftes zubringen. Weil ihnen alfo Die frifche Nahrung fehlt, fo laflen fie Blätter fallen, ' wenn nicht ihre beſonders — Beſchaffenheit, | 8 mie 70 Einige Gedanken und E fahrunge wie beyden immer grünen äumen,folches: er! Ihnen folgen die Sträuche, und alsdenn die Kräuter und niedrigen Pflanzen nad), da die Wärme endlich nicht mehr mächtig genug ift,auch diefe, fo nahe fie auch der Erde, als dem Quell ihrer Nahrung, find, zu ver- ſorgen. Wenn die Wärme mit dem folgenden Fruͤhlin⸗ ; ge wiederfömmt, leben fie alle wieder auf, Diefes wie⸗ Derfährt aber zuerft Den niedrigen Pflanzen, den Kräus tern u.d. gl. die weniger Hige erfordern, das Waſſer, nebſt feiner irdifchen Saft in fie zutreiben: darauf fol« gen die Sträuche und höhere Pflanzen nach der Reihe, und endlich die Baume. Wenn die Hiße waͤchſt, wird fie zu heftig und reißt die Materie zu ftarf Durch die zaͤr⸗ teen Pflanzen; daher vergeben diefe, und andere, die mehr Hiße erfordern,folgen in der Srdnung ihnen nad). Durd) diefe mechanifche Einrichtung läße die Vorſicht uns eine Pflanze nach der andern hervorkommen, und Das ganze Jahr durch erſcheint beſtaͤndig, was ſich am beſten für die Zeit ſchickt. Wie die Hitze uns zu verſchiedenen N vers ſchiedene Auftritte vorftelle, fo zeigen ung verfchiedene Laͤnder andere und andere Husfichten von der Natur, . und dem, was Die Erde hervorbringe. Man fann da— mit meine Naturgefchichte der Erde 267 u. f. ©. von gleichen. Dieheißen Laͤnder haben ordentlich die groͤß⸗ ten Bäume, und folche in größerer Mannigfaltigfeit, als die kaͤltern. Selbſt die Pflanzen, die beyden gemein find, werden in den füdlichen Gegenden größer, als in ‚ den nordlichen. Einige Sandfchaften find fo froftig, daß fie feine Pflanzen von einer merflichen Größe her⸗ vorbringen, z. E. Grönland, Island u. d. al. 2 | — vom n Wachsthum der Pflanzen. 71 gi fein Baum zeigt, und die Steäuce Lie Ey klein und al find * | Waenn in ben wöhnen nee die Bäume und . größere Pflanzen zeugen,diegewöhnliche Waͤrme nach · * werden ihre Gewaͤchſe ebenfalls nach Proportion verhindert werden. Die letzten kalten Sommer haben uns Proben genug davon gegeben. Ob wir gleich Waͤrme genug hatten, die pflanzenartige Materie in die niedrigen Pflanzen, ins Korn, Weizen, Gerfte, Erbfen u. d. gl. zu treiben, und wir die Menge von Erdbeeren, Hindbeeren, Syohannisbeeren hatten, und andere niedrige Früchte erhielten, ja ob es gleich auch) an Kirfhen, Maulbeeren, Pflaumen, Hafelnüffen u. a. die etwas höher wachfen, nicht gar mangelte, fo find doch unfere Aepfel, Birnen, Welſche Nüfle u. a. Srüchte höherer Baͤume geringerer Anzahl,und nicht fo ‚gut, nicht fo vollkommen reif, mie in den vorigen wärmern Sommern, geworden, Die Zwergbäume haben ſich doch noch etwas beffer gehalten, Undin der That bringen von Bäumen einerley Art die niedrigften allemal die beften und meiften Früchte: Daher die Gaͤrt⸗ ner ihre beiten Dbftbäume niedrig Halten, und verhüten, Daß fie nicht zu hoch wachfen. Aber vom vorigen all⸗ gemeinen Elende DabeR nr die niedrigen Früchte, und | E4 ſelbſt * Slichwoht giebt es im nordlichen Theile von Island Bäume, die aber auch niedrig ſind. Anderſons Nach: richten von Island ıg u. f.$. Eben derſelbe bemerkt, daß in Falten — 5 auch die Landthiere klein, wie die Fiſche gegentheils groß find. Daſelbſt im 27 . An merkung des NN J 1 5 —— 72 Einige Gedanken und Erfahrunge ſelbſt das Korn, ihren Theil befominen: Sie find we- der in ſolcher Menge, noch fo gut geweſen, wiebie beißen Sonmer fie ung gezeigt haben. Da urifere Weintrauben, Apricofen, Pfirfchen und Feigen aus wärmern Laͤndern hieher gepflanzt find,-fo ift defto era su bewundern, daß es ſo [ed an ihnen gefehlt bat. Auch wird das Wachsthum der Pflanzen nicht afleln von der Sonne oder derherausgehenden unterirdifchen Hige, fondern von jeder andern befördert, Jede an« dere thut eben das nach dem verfchiedenen Öradeihrer Staͤrke. Unſere Stuben, warme Betten, u. d. gl. lehren uns dieſes. Alle Hige ift von einerley Art, und wo Die Urfachen einerley ſind, muͤſſen einerley Wir⸗ kungen erfolgen. In jedem Theile der Natur iſt das Verfahren vollkommen regelmaͤßig und ordentlich, wenn wir die Regeln nur ausfuͤndig machen koͤnnen. Je weiter die Unterſuchungen ung fuͤhren, deſtomehr werden wir Gelegenheit haben, daſſelbe zu bewundern, und deſto beſſer wird unſer Fleiß dadurch vergolten | KEN — ©. Baſtner. N; Be "3 ade ip 73 ; u... * I J 2. NE / EN, | — J Rachricht „a von Heren Lic. Müllers: | Benriheilung | BR rebft einigen Betrachtungen daruͤber, von Abraham Gotthelf Kaͤſtner, Math. P. P. E. zu Leipzig. Ater dem Titels. Unparteyiſche Critik der Leibniziſchen Monadologie, wie such ‚der vorberbeftimmten Harmonie der Seele und des Deibes, bey Gelegenbeit der Berlinifchen Aufgabe entworfen, hat ung Herr Gerbard Andreas Muͤller, Med. Lie. Fürftt, Saͤchſ. Garn, Med. und Bibliothecar. zu Weimar, vor kurzem ein Werk von 5 Bogen geliefert. Ach babe mich zu Berfertigung gegenwärtiger Nachricht ' davon deſto mehr verbunden gehalten, weil er mir Die Ehre angerhan, den Urfprung einiger von ihm darinn bengebrachten Gedanfen mir zuzufchreiben. Wie weit ich folche verdiene, wird Die Folge zeigen. Ich F habe mich im Voraus zu erklaͤren, daß die Verſchie⸗ denheit unferer Meynungen der-Hochachtung, die ich für Herr Licentiat Müllern babe, und ihm fchuldig bin, € 5 nichts 74 | Beurtheilung nichts benimmt, und ich bin von ſeiner wah chei itlieb den Gemüthsverfaffung fo verfichert, daß ich. weiß, ‚ec wird meiner Erklärung Glauben zuſtellen. Er ur: theilt (4 $.) Man werde im Stande feyn, das Behrgebsude von den Monaden gruͤndlich zu widerlegen, und durch Säge, die nicht Teicht bes antwortet werden Können, zu 3ernichten, „wo „man anders jenfeits nicht die ungereimeeften Gedichte „des albernen Ydealifmi in feiner völligen Lebensgroͤße ‚„tider alles Vermuthen annehmen, und herzhafter „Weiſe verdauen wollte.“ Dieſes ſind Herr Muͤllers eigene Worte, bey denen ich etwas mehr Gelaſſenheit im Ausdrucke gewuͤnſcht haͤtte. Es giebt Leute, welche glauben werden, ſolche Ausdruͤckungen beleidigen die Hoͤflichkeit. Kann man ein Lehrgebaͤude, — * Er⸗ finder gleichwohl faſt in allen Theilen der Gelehrſam⸗ keit ſo beſondere Einſicht gezeigt hat, und bloß durch ſeine Wiſſenſchaften fo hoch geſtiegen iſt, nicht für zwei⸗ felhaft oder auch fuͤr falſch erklaͤren, ohne die verhaßten Worte, ungereimt und albern, zu brauchen? Herr L. Müller erklaͤrt ſich im 6 6, daß er alles Koͤr⸗ per nenne, was in die Sinne faͤllt, ohne auszumachen, ob alle Koͤrper in die Sinne fallen muͤſſen, und be⸗ ſchreibt im 7 die Monaden, wieder Herr Bar. Wolf die einfachen Elemente der Körper, ohne auf die von Leibnizen ihnen beygelegte Kraft fich Borftellungen zu machen, und zu begehren, zu ſehen. Er bemerkt ferner im 10,11, 12 $, man koͤnne das Lehrgebaͤude der Monaden auf dreyerley Art angreifen, nachdem man naͤmlich die Unzulaͤnglichkeit der bisheri⸗ gen Beweiſe zeigte, oder darthaͤte, daß daraus unge⸗ reimte Folgerungen fließen, oder ai aus‘ ar tionen der Leibniziſchen Monadenlehre. 75 dienen und Erfahrungen bloß allein, vermittelft buͤndi⸗ ger Vernunftfhlüffe, fi ch bemuͤhte, die Natur der klein⸗ ſten Theile der Koͤrper ang Licht zu bringen, ihr Weſen, ſo viel möglich, zu entdecken, und daß die Ausdehnung - gleich andern Eigenfchaften ihnen wirklich und beftäns "Dig zufomme, außer Streit zu ſetzen. Herr Müller zeigt im 13 $. daß die Monaden nichts "anders als Puncte find. Man kann darüber Feinen ‚Streit mit ihm anfangen, denn er erklärt fich im fols genden, daß er es fo meynen kann, wiedie Herren Bar, Leibniz und Wolf, fie metaphyſiſche und phnfifche Puns cte neunen. Hierauf erinnert Herr Müller,daß die Ant⸗ wort der $eibnizianer, wenn man ihnen entgegen feßt: ‚ein Körper koͤnne nicht aus Puncten beftehen, fich ganz wohl hören lafle, nimmt fich aber vor, diefelbe etwas genauer zuunterfuchen. Er behaupter, wenn Die Aus⸗ Dehnung phyſikaliſcher Koͤrper wie der mathematiſchen ihre fortgehe, ſo waͤre die Unmoͤglichkeit, erſtere aus Monaden sufammenzufegen, dargethan, weil eben dar⸗ aus, daß ſich eine Ausdehnung, die in einem Stuͤcke fortgeht, nicht aus Puncten zufammenfegen läßt, von Den Marhematifern der Sag bewieſen wird, mitdem man das $ehrgebäude der einfachen Elemente beftreis ‚tet, Hier iſt es, dader Herr Verfaſſer einen Auffag aus Dem 1743 Kabıe der Seluftigungen des Verſtan⸗ des und Witzes erwähnt, in welchem ich eben diefe Betrachtung, da eine Ausdehnung, in der alles an eine ‚ander hängen foll, nicht aus untheilbaren Weſen zu» fanmengefege werden kann, ausgeführt, und dar: aus zu zeigen geſucht, daß es nicht fo leichte fey, den Urfprung der ausgedehnten Dinge aus einfa- chen zu erklären, als viele fich vorftellen, en viel | hre #6‘ SBeurtheilung ni Ehre es fuͤr mich ift, daß ihm chi haben, fo fehr bedauerteich es,daß ihm das bündigfte weitere Nachſinnen, zu den fie ihm nach feinem Ausdrucke Gelegenheitgegeben, den Ungrund des Lehr⸗ ‚gebäudes von den Monaden fo glaublich vorgeſtellt. Denn da ich hierinnen nicht ſeiner Meynung bin, ſo ſehe ich meine Schrift als eine Gelegenheit zu feiner Verführung an. Wiewohl ich dabey zu meiner Be⸗ ruhigung bedenfe, daß Herr L. Müller auch ohne mich fich felbft Hätte Fönnen verführen, oder von an⸗ dern verführen laſſen. Ich muß Diefes hier erwähnen, um, Herr L Muͤllern zugleich verfichern, daß ic) fo zu fchreiben pflege, wie es mir ums Herze ift. Ich weiß nicht, warum er mir nicht glauben will, daß id) auch fo gefchrieben Habe, wenn ich mich erklärt, daß ic) dem Lehrgebaͤude der Monaden zugethan ſey. Wir ges. nießen ja in philofophifchen Sachen die Gluͤckſeligkeit, deren Wiederherſtellung den Tacitus fo fehr vergnügter vbi.fentire quae velis & quae fentias dicere licet *, und ich. bin noch nicht niederfeächtig genug geivefen, meinen Beyfall oder meinen Widerſpruch aus an⸗ dern Gruͤnden zu zeigen, als weil es mir ſo ums Her⸗ ge war.‘ Doch hiervon werde ich Gelegenheit haben, ausführlicher zu reden, wenn ich num zu des Deren Millers Beweis , rider die Monaden felbft komme, Sein ı Grudſatz fe: Puncte und Monaden fonnen unmöglich einen Raum erfüllen, Die Erläuterung, nebft dem Beweife, heiße: Ich verftehe unter dem Kaum eine unendlich große und ftätige Förperliche Ausdehnung, die man in Gedanfen von allen andern Eigenfchaften, welche es auch ſeyn mögen, entbloͤſt, ſich „vor⸗ * Hiſt. LI. — der Leibniziſchen Monadenlehre. 77 „orfteilt, eineförperliche Größe und weiter nichts, von „der man fi ich einbilder,baß fie alles und jedes, was inder. Welt ift, umgebe, ja gleichfam durchdringe. Wie nun „diejenige Groͤße unzaͤhlich vieler Millionen von Pun· cten, welche aus der Summirung der Ausdehnung ei⸗ „nes: jeden Punctes entfteht, der förperlichen Größe —J des kleinſten Sandkoͤrnchens nimmermehr gleich „kommen kann: alſo koͤnnen auch unendlich viele Pun⸗ „te und Monaden, denen gar nieht Die allermindefte „Ausdehnung zukoͤmmt, niemals einen koͤrperlichen Raum einnehmen. ch habe Herrn Muͤllers eigene Worte angefuͤhrt, und man wird daraus ſehen, daß er vollkommen recht hat: Aber die Leibnizianer, welche die Sache verſtehen, Haben nie geglaubt, daß die Mo⸗ naden einen matbematifchen Raum ausfüllten, und ich begreife nicht, wie Herr $. Müller, der bloß dieſen Raum befchrieben bat, in der zten Anmerk. zu dieſem Grundſatze behaupten Fann, daß die 2 eibnizifche Be⸗ fehreibung des Raumes zwar einwenig anders Eline ge, aber doch nicht im Ginneverfchieden fey. Die Ord⸗ nung ſolcher Dinge, die zugleich vorhanden find, Por- dre de coexiftences * ift gewiß mit dem mathematis ſchen Raumenichteineriey. Ohngeachtet alfo Herr L. Müller erwiefen bat, mas feine Gegner längft zugeges ben haben, daß die mathematiſche Ausdehnung, nicht aus Monaden beftehen Fann, fo hat er doch noch nicht gezeigt, Daß verfchiedene Monaden nicht zuſam⸗ ‚men vorhanden feyn koͤnnen, und dieß iſt nach den Leibnizwolfiſchen Begriffen zu einer metaphyſiſchen Ausdehnung genus | Do: —— 3, Ecrit contre Mr. Clark $. 3, 4. Recueil deMr.. des Maizeaux T.]. p. 30. | | 8 Beurtheilung Doch dieſes nennt vielleicht Herr £ Miller nur in dem Raume, oder in ihrem Orte ſeyn, welches er im II Grundſatze Monaden und Puncken zugeſteht, und ſich dabey erklaͤrt, daß er nicht ſowohl den abſoluten als relativen Ort meyne, der auf die Lage eines Din⸗ ges mit andern verglichen, ankoͤmmt. * „Der III Grundſatz iſt: Alle Monaden, die einan⸗ „der berühren, find mit einander in einem Orte, und „diefer Ort, in welchen fodann ihrer viele find, ift „nicht im mindeften größer, alsder Ort, in dem fich „eine einige Monade befindet, > Es ift eben fo Elar, als daß unzählige Puncte alle in einem zufammenfließen, vorausgefeßt, daß Ort, Ausdehnung, Größe, nach den geometrifchen Begriffen genommen werden, und in dieſem Verſtande habe ich es inoberwähntem Auffage, den Herrn L. M. hier wieder anführt, aud) erwiefen. Doch der dritten Anmerfung Herrn L. M. zu diefem Grundfage Fann ich nicht völlig Beyfall ge⸗ ben. Es heißt: „Aus dem Umftande,daß verfchiedene „Puncte, Linien und Flächen in einem und demfelben “ „Drte ſeyn fönnen, werden auc) felbft die nn „tiker veranlaßt, die P.?. und SL. für folche „anzufehen, die für fich nicht beftehen Fönnen, und „fein eigentliches Wefen befigen. ,„, Ich glaube, man muß esumfehren, Weildie Mathematiker die P.!. und Fl. für ſolche Dinge anfehen,, fo koͤnnen derfelben verfchiedene an einem Drte feyn. Denn was ftelfen wir ung wohl zuerft von einer Fläche vor ? Daß es ein Ding äft, deren viele an einem Orte ſeyn fönnen? Gar nicht. Sondern, daß es die Graͤnze eines Koͤrpers, und alſo etwas iſt, das nicht vorhanden ſeyn wuͤrde, wenn der Koͤrper nicht da waͤre. Dieſer Begriff veranlaßt ir | ' alſo inge der Leibniziſchen Monadenlehre. 79 - alfo zu jenem, nicht aber jener zu diefem. Der Ma- thematikus ftellt ſich namlich zuerft den Körper vor und betrachtet deſſen Ausdehnung befonders, wie fie ihm in die Sinne fälle. Diefer ihre Graͤnze nennt er Fläche, das, wo die Fläche aufhört, Linie, und das, wo die ‚Sinie,und folglich alle Ausdehnung aufhört, Punet *. Der Metapbnfifer kehrt es gleich um. Seine Puncte find das erfte, was er fich als den Urſprung der Körs per vorftellt, wie des Marhematifers feine das letzte find, wo feine Körper aufhören. Ich bemerfe fer⸗ ner, daß eigentlich zu reden, nicht verfchiedene Puncte, $inien und Flächen zufammen fallen, fondern, daß dieſe Nedensart nur fo viel heiße: Zwo Größen, die zuvor. verfchiedene Öränzen hatten, hören ißo zugleich, eine eben da auf, wo die andere aufhört. Man ziehe eine Linie, die einen Cirkel in ziveen Puncten durch« ſchneidet. Man nehme in diefer !inie einen feften Punct außerhalb des Cirkels an, und laffe fie ſich um folchen Punct in der Fläche des Eirfels dergeftalt Hera umdrehen, daß ein Perpendifel aus dem Mittelpuncte des Cirkels auf fie, immer. zunimmt. Sobald diefes Perpendikel dem Halbmeifer gleicht, wird die Linie den Eirfel berühren : Die beyden Durchfchnittspuncte mit dem Eirfel haben fich einander immer genähers und find endlich zufammengegangen, fpricht der Mas ehematifus; Aber was denkt er? Die Entfernung von dem angenommenen feften Punkte auf der geraden Linie, bis an den erften Durchſchnitt, ift fo groß, alg die Entfernung bis an den andern, oder kurz, eine $i« nie, die den Eirkel zuvor zweymal fhnitte, fchneidee —— | ‚ibn *Hauſ. El, Geom. def. 4 ? 868 Beceurtheilung ihn nur einmal, (ich rede von Durchſchnitten, die be— ſiimmte Entfernungen von einander haben, und alſo wird man mir nicht entgegen ſetzen, daß in der Red) nung des Unendlichen die Tangente ihre Linie in zweyen unendlich nahen Puncten durchſchneidet). Alſo ftefle fich ja der Mathematikus die beyden Durchſchnitts⸗ puncfe nicht etwa wie ein paar Subftangen vor, die auf einander zumandern, und ſich mit einander vermengen, Wie würde os ihnen fonft gehen, wenn die Linie außer dem Cirkel berausrückte, und beyde Durchfihnitte un: möglich werden? Wie folgt daraus, daß zwey Dinge eins worden find, daß ſie nachgehends unmöglich wer: den? Sie fpielen nicht etwa die Fabel vonder Nais und dem Salmacis. en PRESENT, mifta duorum | Corpora iunguntur faciesque.indueitur illis _ 2 A Nec duo funt et forma duplex, nec femina dii Nec püer vt poflint, neutrumque et vtrumque RE dentur; Ouid. Met. LIU. Zweene Puncte gehen zuſammen, heißt-bey den Mathematikverſtaͤndigen nur fo viel: Zwo Linien, die bisher von verſchiedener Laͤnge waren, wer⸗ den einander gleich. Es iſt alſo Fein Wunder, daß der Mathematikverſtaͤndige, wenn er unzaͤhlige Punete zuſammenbringt, nichts groͤßers erhaͤlt, als er zuvor hatte. Denn wenn der zweyte Punct dahin koͤmmt, wo der erſte war, fo heißt es fo viel, eine Linie, deren . Ende bey dem zweyten Puncte iſt, foll eben da auf- hören, wo eine Linie aufbörs, deren Ende beym eriten - BPuncte der Leibnigifehen Mongdenlehre. 81 Puncte war, Aber daß an einem Orte zwo Sinien auf⸗ hoͤren, giebt nicht mehr Groͤße, als daß nur eine da aufhoͤrte. Mich deucht alſo, wenn Herr L. M. von Monaden redet, die in einander fallen, ſo hat er nicht den Begriff, den der Mathematikus von in einander fallenden Puncten hat. Denn bey den Monaden ſoll er fih Subjtanzen,und bey den Puncten bloße Groaͤn⸗ zen der mathematiſchen Ausdehnung, vorftellen,. Herrn?L. M. IIII. Grundfag iſt: „Zwey wirkliche Dinge koͤnnen nicht zugleich in einem einigen Orte „ſeyn, oder fie find alsdenn nicht als zwey Dinge, ſon⸗ „dern als ein einiges anzufehen,“ Herr $. M: hat bier aus den Augen gefegt, daß der Ort anders in der Metaphyſik, anders in der Mathematik genommen. wird. Wenn der Metaphyſikus unter dem Orte, die Art, wie ein Ding mit andern zugleich vorhan⸗ den ift, modum coexſiſtendi, verfteht, fo ift gewiß, daß zwey Dinge nicht einen Dre Haben Fönnen, weil ein Ding zu allen übrigen eine andere Berhältniß hat, und fich auf eine andere Art neben ihnen befindet, als das andere. Aber ich fehe nicht, wodurch der Metas phnfifus genöfhige wird, zu laͤugnen, daß eben viefe beyden Dinge einen msthematifchen Det, d. i. volle fommen einerley Entfernungen von andern Dingen haben koͤnnten. Herrn?. Müllers Erläuterung und Beweis koͤmmt darauf an: „Zwey Dinge,dieineinent „einigen Orte find, find von einander nicht unterſchie⸗ a Te „den, denn wenn fie voneinander unferfehieden wären, „koͤnnten fie ja unmöglich zu gleicher Zeit in einem eini« „gen Orte feyn.“ Mein gehrmeifter der Logik hat mir etwas vom Cirkel im Demonſtriren vorgefagt, das mir mit Herrn L. M, Art zu ſchließen, einige Ver. 3 Sand, Be 35. wand⸗ \ ‚82 Benrtheilung | wandſchaft zu haben ſcheint. Man will ee warum zwey unterfehiedeneDinge nicht an einem Orte ſeyn koͤnnen, und da iſt es wohl nicht genug, eben den Satz, den man beweiſen will, mit Vorſetzung der Par⸗ tikel denn zu wiederholen. Daher ſcheint es mir, als ob Herr Sie. Müller einer merklichen Uebereilung, die er bey mir zu entdecken glaubt, eine merkliche peti- tionen prineipii enfgegen ſetze. Ich habe auf der 313 S. der Beluſt. des angeführten Jahres meinem Gegner zugegeben, daß jede Monade in dem Zuſam⸗ menfluß mit andern ihr eigenes Weſen behalten koͤnne. Ich will ſo viel ſagen: Zwo Monaden koͤnnen einander fo nahe feyn, daß beyde in einer einzigen geraden Linie von einer dritten Monade, und zwar nach einer Ge⸗ gend, in Abſicht auf die dritte, gleich weit entfernt ſind. Zweene Puncte wuͤrden unter dieſen Umſtaͤnden einer⸗ ley Punct, naͤmlich beyde das Ende einer Linie feyn. Aber zwo Monaden werden fich noch durch ihre Eigen⸗ | [haften unterfcheiden. Was mwender Herr Lic. Müller damider ein? „Die beyden Monaden fönnen nicht in „einem Orte feyn, Denn wenn fie in einem Orte wären, „wären fie nicht unterfchieden.“ Wasmwürde Herr fic. Müller von dem Leibnizianer denfen, der fo fehlöffe: Die Körper entfiehen aus einfachen Wefen, denn wenn feine einfache Wefen waͤren, könnten Feine Körper ent⸗ ſtehen? Ich habe ferner behauptet, außer einander und unterſchieden ſeyn, ſey zweyerley, denn der Ma⸗ gen ſey von dem Koͤrper unterſchieden, und doch nicht außer ihm. Darauf begegnet mir Herr $ic. Müller: „Der Magen fey von dem ganzen Körper, deflen Theil „er ift, allerdings unterfchieben, aber nicht außer dem „Körper, theils, weil er als ein Theil deffelben außer AT der Leibniziſchen Monadenlehre. 83 „ſich ſelbſten nicht ſeyn kann, theils weil er mit ſammt derSpeiſe von andern Theilen vesteibes eingeſchloſſen it, Die Antwort iſt richtig, aber nicht wider mich. Denn Fann ein Theilvom Öanzen unterfchiedenund Doch nicht außer ihm feyn, fo find die beyden Wörter nicht gleichgültig, und alfo mußder Schluß: die Mo: naden find unterfchteden, und folglich außer einan⸗ der, beffer gerechtfertiget werden. Bloß diefes aber Habe ich zeigen wollen. Heiße nun außer einander ſeyn fo viel, als beym Herrn Sic. Müllern nicht aneinem | Örte ſeyn, fofind auch unterfihieden und nicht an einem Örte feyn nicht fo gleichgültig, daß man eins an des andern Stelle fegen dürfte. Herr lic. Müller fagt, feinen Sag zu beweifen, nichts mehr, als daß er dieſe Wörter als gleichguͤltig annimmt, und wenn er alfo von meiner Anmerfung über außer einander und unterſchieden ſeyn fagt: es ſey ganz Elar, daß fie nichts zur Sache thun, foift ganz klar, daß er die Sache nicht vollfommen eingefehen. $ F Herrn Lic. Müllers Vter Grundfag heiße: Ein jedes Ding, das vor fich felbft beſteht, d. iſt. „deſſen Wirk⸗ „lichkeit nicht vonder Wirklichkeie eines andern Din— „ges abhängt, mit einem Worte, eine jede Subftanz, „kann natürlicher Weife unmöglich vernichtiger wer: „den. ,, Die $eibnizianer werden ihm diefen Sag leicht zugeben, aber dabey zweyerley erinnern. Einmal, daß er nicht allzu richtig erklärt, was eine Subftanz fen, denn ein Ding, deffen Wirklichkeit nicht von der Wirf« lichkeit eines andern Dinges abhängt, kann ſowohl ens neceflarium, als per fe fubfiltens, bedeuten. Zwey⸗ tens, wenn man die Worte Herrn Lic. Müllers in der gehörigen Bedeutung nimmt, fo koͤmmt Die hg 4 Veretheilung. keit eines jeben Dinges, das aus Theilen beſteht, auf die Wirklichkeit feiner Theile und auf deren Verbindung an, Ein zufammengefegtes Wefen alfo erfordert zu feiner Wirklichkeit, daß andere Dinge wirklich, und dag fie noch) dazu verbunden find ; denn fonft machen fie das Zufammengefegte nicht aus. Haͤngt alfo nicht die Wirk⸗ - Fichkeit eines zufanmengefegten Wefens von der Wirf: lichkeit anderer Dinge, nämlich feiner Theile, und nod) dazu von einem aceidente, nämlich von ihrer Berbin« dung ab? So ein Ding aber ift nach des Herrn ic, Müllers Erklärung Feine Subftanz. Und alfo fließt: aus Heren dic. Müllers eigener Erklärung einer Sub» ftanz, daß zufammengefegte Wefen diefen Namen nicht verdienen, und es alfo entweder gar Feine Subftanzen giebt, oder folches die einfachen Weſen ſind. So einig man uͤbrigens mit dem Hrn.tic. Müller in dem Grund⸗ ſatze ſelbſt ſeyn wird, ſo wenig wuͤrde das, was er an⸗ führe, den Grund deſſelben zu zeigen, ung über: führen, wenn wir ihn nicht fehon zuvor zugäben, Wenn der Saß falfch wäre, fpricht er, fo müßte man dem Nichts gewiſſe Eigenfchaften und Predicata bey- legen, welches fich felbft widerfprechen würde, Ferner: weil ein jedes Ding fich felbften gleich ift, fo würdein dem Augenblick der. Verwandlung eines Dinges in Nichts daffelbe Ding zu gleicher Zeit fich felbft, d. i. ei⸗ nem reellen Dinge und auch dem Nichts gleich feyn. Wenn diefe Gründe richtig find, fo Hat Herr Lic. Müller vielmehr bewiefen, als er unternahm. . Denn er hat. erwiefen, daß eine Subſtanz unmöglich kann vernich⸗ tiget werben, anftart zu zeigen, daß ſolches natuͤrlicher Weiſe nicht gefchehen Fann. Daß die Bernichtigung. natuͤrlicher Weiſe gefchehen foll, batin die Gründe, ”- die der Leibniziſchen Monadenlehre. 85 die er anführe, gar Feinen Einfluß, fondern wenn fie was zeigen, fo zeigen fie, es fey in ihr ein Widerfpruch enthalten, und beweifen eben fo gut rücfwärts, daß aus” nichts etwas, unmöglich, und nicht bloß natürlicher Weiſe nicht, werden kann. Aber zu allem Gluͤcke haben diejenigen, die Gott das Vermögen zu fehaffen und zu vernichten zufchreiben, feinen Grund, fid) durch Diefe Schluͤſſe zweifelhaft machen zu laffen. Wenn eine Sub» fanz zugleich was wirkliches undnichts feyn follte, fo müßte das Nichts gewiffe Eigenfchaften haben: wenn fie aber fih aus Etwas in Lichts verwan⸗ delt, fo darf das Nichts fo wenig die Eigenfchaften des Etwas haben, alsder leere Raum in einem Gelds beutel die Eigenfchaften des Geldes hat, das daraus ge⸗ nommen morden. Denn was heißt denn: ein Ding wird zu nichts? Es heiße: Ein Ding, das vor- handen war, ift nicht mehr vorhanden. Haͤtte ji) wohl Herr tie. Müller durch den Ausdruck: zu nichts werden, verführen laffen, daß er fich die Verwand⸗ lung eines Dinges in nichts auf ovidianifch vorgeftellf, als ob die verwandelte Sache noch Eigenfchaften von dem, was fie vor der Verwandlung gewefen, übrig bes bielte? wie etwa die in Fröfche verwandelte Bauern, Quamuis fint fub aqua, fub aqua maledicere tentant. ah Met. L. VI. Der ferner angeführte Grund ſchließt eben fo wenig, und iftdem vollfommen ähnlich, mit welchem ein alter Philoſoph Die Bewegung beftritten. Kin bewegter Körper ift entweder in dem Orte, aus dem erfich be» wegt, oder indem Orte, dahin er geht. Aber aus dem erften ift er ſchon, und in. dem legten ift er noch 53 2 nicht 86 | Beurtheilung nicht — : Solglich iſt er ae ai AR feine Bewegung. Was Herr Lic. Müller diefem Phi- Iofophen antworten würde, werdeich ihm antworten, Ich werde ihm auf die rt, wie er ſchließt, bemeifen, Daß Holz nicht zu Afche verbuennen Fann. Denn wenn folches gefcheben follte, fo müßte in dem Augenblicke Der DBerbrennung das Hol; fich felbft und auch der Afche gleich feyn. Ja, wie will Herr ic Müller mic den Mathematifverftändigen auskommen, die eine Größe nad) und nach abnehmen laffen, bis fie o wird ? Iſt fie in dem legen Augenblicke nichts oderetwas? Cs kann feyn, daß Here Sic. Müller richtig denkt und fehlieft, aber mic) beucht wenigftens, feine Ausdruͤckungen find bier fo, daß man Einwuͤrfe von der Art ng fie mas chen koͤnne. | In feinem VI Grundfage ſchließt 2. * Müller: „Wenn es Monaden giebt, fo muß man annehmen, „daß ſich verfchiedene derfelben nach der gegenwärtigen „Berfaffung und der Einrichtung, die inder Welt ſtatt „findet, unmöglich berühren fünnen, ,„, Dieſes folget - aus den vorhergehenden beyden Örundfäßen. Denn wenn zwo Monaden einancer berühren, gehen fie in eine nach dem III Grundſatze, alfo wird eine vernichti« get, wider den V Grundfaß. Aus dem bisher erwehnten erhellet, daß Herr Sic. Müller noch nidyt dargerhan, daß zwo Monaden, die in ſo eine Verhaͤltniß kommen, die wir bey Körpern berühren nennen, eben eine werden, Alles, was man ihm zugeftehen darf, ift, daß fie peydezufammen, nicht mehr matbematifche Ausdehnung machen, alseine; fo lange aber Herr L. Müller bey feinem IIII Grundſatze nicht zeigt, daß der mathematiſche und me⸗ taphy⸗ der Leibnigifchen Monadenlehre. 87 taphyſiſche Ort einerley find, fo lange wird er noch nie⸗ manden überführen, daß beyde Monaden nicht zugleich koͤnnen mathematiſch einen Dre, und metap hyſiſch zweene haben. Die Sache iſt nicht widerſprechender, als daß die Tangente mit dem Zirkel nach des Euklides Geometrie nur einen Punct, und nach der neuern ein Stuͤckchen Linie, gemein hat. — Nun iſt Herr Muͤller mit ſeinem Beweiſe wider die Monaden fertig. Denn da ſich unzählige Körper be- ſtaͤndig und augenfcheinlich berühren, fo ift ein Leibnizi⸗ „ſcher Philoſoph genöthiger, Diefes entweder wider alles „Zeugniß der Sinnen zu leugnen, oder dasjenige, was wir gemeiniglich phnfifalifche Körper nennen, für „bloße und.eitele Schattenbilder zu erklären, die für fich „nicht beftehen koͤnnen, und Feine eigentliche Wirklich ‚„feit in ſich felbft befigen,“ Wie denen, die nur ein ‚wenig Kenntniß der leibnizifchen Philoſophie haben, befannt feyn wird, daß Diefelbe eben das legte behauptet, fo will ich gleich erwähnen, daß Herr d. Müller ſolches zu widerlegen und zu zeigen, daß die Körper einander wirklichberübren, den VI Grundfaß verbringt: „Ein „wirkliches Ding, d. i. eine Subftan;, Fann nicht in „die Herne wirken.“ - Den Beweis gründet er auf die Erflärungder Worte erfiftiven, ſeyn und wirken. Das erſte Deuter das Bermögen eine Veränderung zu verur- fahen an, Beränderung verurfachen, heißt wirken. Ein Ding alfo, das in die Ferne mirfte,brächte da Veraͤnde⸗ rungen hervor, wo es nicht exſiſtirt d.i.wo es nicht wirfen Kann. Da nun, vermögeder Erfahrung, bie Körper in einander wirken, fo kann ſolche Wirkung nicht in die Fer: ne gehen, fondern fie müffen einander berühren,oder alle Beranderungen, die wir, vermöge der Sinnen, an ben 54 RE 8. i Beurtheilung | Körpern entdecken, find bloß — die in unſerm Gemuche vorgehen, und welche unſer Ge⸗ muͤthe durch eine ganz unvermerkte Kunſt, wie die Spinne ihre Fäden aus ſich ſelbſt, heraus wickelt, da- bey aber aus großer Liebereilung verblendet, ſich irriger Weiſe durchgängig einbildet, als ob fe von äußern Dingen verurfacht würden, | Herr. Müller bringe noch mehr Einfälle von eben der Art roider das $eibnizifche Lehrgebäude vor, und will im 44 $ zeigen, daß der $eibnizifhe Saß: es Eönne Fein Rörper inden anderen Deränderun, gen hervor bringen, grundfalfd) fey, und einen recht unvernünftigen Scepticiſmum ganz unmittelbar nad) ſich ziehe, und fodan weiter auch dem allergröbften Ide⸗ aliſmo alle Thuͤre und Thore öffne. Es wird nicht noͤ⸗ thig ſeyn, was er, dieſe Aut uͤckungen zu rechtfertigen, anfuͤhrt, weiter vorzutragen; denn es iſt nichts anders, als mas wider die Leibniziſchen Lehren ſchon hundert: mal gefagt und kundert und einmal beantwortet wor⸗ den, Wenn es Herr g. Müller auch in feinen Anm, zum 65 $ nicht fagte, daß er von der vorherbe⸗ ſtimmten Harmonie blutwenig gelefen habe, und nicht wiſſe, ob er ihr alte oder. neue Einwuͤrfe entgegen ſetze, ſo wuͤrde man es doch ſo ſchon ſehen. Ich halte ihn deswegen für nichts unwiſſender, denn ich glaube, man Fann feine Zeit fehr wohl angewandt haben, ohne daß man fich mit Leſung alter philoſophi⸗ ſchen Streitfchriften befchäfftiger bat. Wenn aber auch alfe feine Gruͤnde wider die vorher beſtimmte Harmonie richtig find, ſo thun fie hier nichts zur Sache. Man wird leichte fehen, worauf Hrn. $. Müllers ganze Eritif anfommt, Statt aller feiner Örundfäge hätte er nur einen * N In, der Leibnizifchen Monadentehre. 89 einen annehmen bürfen: Die Sachen find fo, wie fie "uns von den Sinnen vorgeftelle werden, und ein Lehr⸗ gebäude, das fie anders macht, ift, wie Die vorher be— fimmte Harmonie, durch die erbiste Einbil⸗ dungskraft eines in lauter Tranfcendentalwels ten. herum wandernden Philoſophen unter einem ungluͤcklichen Zeichen ausgebruͤtet wor⸗ den, wenn es auch gleich ohngefaͤhr fo ein kleiner Geiſt, ‚wie Seibniz, wäre, der durch Schriften, durd; Verwal⸗ tung von Gefchäfften, und durch Höflichkeit in Fuͤh⸗ rung gelebrter Streitigkeiten, gezeigt bat, daß er nicht _ nurin Tranfcendentalmwelten, fondern in der wirklichen, und in der großen Welt,befannter gewefen,als ſehr viele ‚feiner Gegner ; auch die, die wenn fie ihm aufs gröbfte - begegnet haben, nachgehends doc) Die Grobheit derer, von denen fie widerlegt. werden, aufs empfindlichfte, nach Claſſen einzutbeilen wiſſen. Wie weit nun Herr Muͤller diefen Grundfag,aufmwelchen alles, was er fagt, anfömmt, etwa den Philofopben glaublich machen moͤchte, weißichnicht. Sovielweißich, daß nach Fon» ‚tenellens Anmerfung die Philofophen gar feltfame Leute find, und daß fie nicht glauben, was fie fehen, fo wie fie das glauben, was fie nicht fehen, Man darf gar fein Freund der Monaden, gar Fein idealiftifcher und ſcepti⸗ (cher Harmonifte feyn, und man fann doch wiffen, daß ‚ein Geift, der aus der wirklichen Welt in die finnliche reifte, gar nicht fprechen würde, wie der Abgefandte aus dem Monde; C’eft tout comme ici. Denn wenn ung ein Sinn die Sachen fo vorſtellt, fo ſtellt uns eben der Sinn gefchärft, oder ein anderer Einn, die Sachen anders vor. Es ſcheint Herrn, Muͤller Höchft ungen teimt, daß die Aörper einander wider alles © | en Zeug⸗ 90Beurtheilung Zeugniß der Sinne nicht beruͤhren J Iſt es nicht eben ſo ungereimt, daß die Neſſel, wider alles Zeugniß des Gefühls, nicht brennt, ſondern ſticht, daß die Sonne wider alles Zeugnif des@efichtes nicht lauft, fondern ruht, daß ein Klumpen Eis voll Feuer, ein Tropfen faul Waffer voll lebendiger Geſchoͤpfe, eine belle Sitberfolution voll dichter und undurchfichtiger Metalltheilchen iſt? Und damit ich etwas anfuͤhre, das mit dem Beruͤhren genauer zuſammen haͤngt; Glaube Herr!. Müller wohl, daß die ſchwarzen Wolken Saͤcke von Duͤnſten ſind, in denen Donner und Blitz, bis zum Gebrauche verwahrlich aufbehalten werden ? oder wuͤr⸗ de er es nicht mir Rechte übel aufnehmen, wenn man ihn belehren wollte, daß die Dünfte, Die weit aus einan⸗ Der gebreiter 9 find, uns in der Kerne vorkommen, als ob fie einander beruͤhrten? Denn num ein gefchärfter Sim, oder der Gebrauch verfehiedener Sinnen, ung eine andere Welt entdecken, als ſchwaͤchere und einzelne Sinnen; woher weiß man denn, daß die Welt dem Verſiande ſo ausſieht, wie den Sinnen? Ein Nebel, der uns in der Ferne faſt wie ein dichter Koͤrper deine, | verſchwindet vor unfern Mugen, wenn wir hinein Fom« men. Kann esuns nicht auch fo geben, wenn wir die Werke des Schoͤpfers, Die hier noch ſtets ein Flohr ingame? Deollinger. in voller alatheit ſehn? beruͤhren, bewegen, ſtoßen, find alles Wörter, die ich von Körpern verſtehe, Namen von Erfeheinungen, Die ich aus der Empfindung habe Fennen lernen. Aber von den Monaden muß man folche Wörter gar niche Pa weil wir dabey feinen an« dern der Leibniziſchen Monadenlehre. 9ı dern als förperlichen Begriff haben und Eörperliche Bes griffe für die Monaden nicht gehören. Ich verftehe nicht, was Berühren, von den Monaden gebraucht, | beißt, Beyder Trage: Können zwo Monaden einans Der berühren? denke ich fo viel, als wenn man mic) fragte : Machen ein Roſen⸗und Nelengeruc) Die Octa⸗ vezufammen? Oder: Wie ſchmeckt eine Parabel mie rechtwinklichten Triangeln geſpickt? Der Schluß, den mancher tiefſinniger Philoſophh macht: Die Monaden koͤnnen nicht in Koͤrper zuſammen geſetzt werden, weil fie feine Seiten haben, iſt juſt ſo, wie des Bürgers im Boocksbeutel: Die Leue find in Paris recht tumm, denn fie Fönnen Fein Wort deutſch. Wenn man mit foldien Wörtern, von denen wir bloß finnliche Bes griffe haben, über Sachen ſtreitet, die nur für den Verſtand gehören, fo braucht man in der That leere Töne, oder Wörter, bey denen man das nicht denkt, was man dabey denken ſollte. Es kann alsdenn nicht gluͤcklicher ablaufen, als die Diſputation ʒweener Moͤn⸗ che, ob mehr, als eine Welt ſey? Der eine bewies es mit dem Spruche: Nonne decem mundi ſunt facti? und des andern Widerlegung war faſt noch gruͤndli⸗ cher: Vbi autem ſunt novem? Alſo werden die Leibnizianer mit Rechte von Hein! Muͤller fodern, ihre die Wörter: Raum ausfüllen, - berubren, bergen, wirken, ®rr, fo zu erflären, daß die Erklaͤrung nicht bloß auf die finnliche Begriffe, die wir. von Diefen Wörtern haben, binauslaufen. . ‚Sie werden ihm bemerfen, daß feine ganze Critik auf folgenden Schluß anfomme: Wenn Körper einander berühren, fo muffen die Mona⸗ den einander beruͤhren, Aber die Körper berühren einander, ' Alſo auch die Monaden. Hier 92 Beurtheilung Hier aber werben fie den Beweis des Dberfaßes, oder logifch zureden, cönnexionis antecedentis cum = fequente fodern. Denn fie werden glauben, d fo wenig folge, als: wenn ein Körper blau ift, * anch ſeine Monaden blau. Beruͤhren iſt fuͤrden Mer - taphyſieum eben das, was Blau ſeyn fuͤr den Natur⸗ kuͤndiger iſt. Herr?. Muͤller hat die Freyheit, dieſe uͤberſtiegnen Geiſter zu verſpotten, aber ſie haben auch die Freyheit, ihn denenjenigen gleich zu ſetzen, die Far⸗ ben als etwas weſentliches bey den Koͤrpern anſehen, und ic) kann ihm eben nicht die Gewaͤhr leiften, ob fie ihm diefes fo fagen werden, wie id), oder ob er durch feine Spöttereyen einen $eibnizianet aufbeingt, | deffen Gegenwirfung feiner Wirkung gleich iſt. Ich habe nur gefagt, was die $eibnizianer thun koͤnnten, vielleicht nimme fich niemand die Mühe nach» zufragen, was id) thue. Weil aber doc) vielmals die Schriftftefler unverlangte Nachrichten von fic) ſelbſt geben, ſo wird es mir auch erlaubt feyn. Was meine Abſicht in den Auffägen, die Herr &. Müller in feiner Schrift anfuͤhrt, gewefen, habe ich im Anfange erzehlt, nämlich, daß die marhematifche Ausdehnung nicht aus Monaden entftehen Eönne, Sollte auch Herr & Müls ler etwas in derfelbigen finden, Damit er meinen ißigen Vortrag zu widerlegen gedächte, fo hat er eben fo viel Recht zu vermuthen, daß ſolches ein Scherz geweſen, als er foiches von meinem Jehrgebäude wegen Zuſam⸗ menſetzung der Körper aus Monaden in der Anm. zu fei- nem 32 9. vermuthet. So wenig ich übrigens indem Leibniziſ. Lehrgebäude das Ungereimte finde, das man darinnen anzutreffen glaubt, fo wenig halte ich dafür, daß es zu Erflärung der phyſikaliſchen Erfcheinungen ir fen, und fein großer GERN hat es wirklich ii t der Leibniziſchen Monatenlehre, 93 nicht in der Abſicht gemacht. Alle Einwürfe, die man ihm entgegen feßt, laffen ſich mit der einzigen Antwort heben: daß die Förperliche Begebenheiten ganz was anders find, als fieuns fcheinen; und wer mit diefer Antwort nicht zufrieden ift, der mag die Naturforfcher darum fragen, wenn er den Leberforfchern nicht qlaus ‘ ben will, Uebrigens babe ich niemanden nöthig, mein Glaubensbefenntnig von diefen Sachen abzulegen. Johann Bernoulli fand ungemein viel Schwierigfeis ten, wie ihm $eibniz feine Monadologie vortrug, und brach ſelbſt diefe Unterſuchungen ab, weil fie ihm uns verftändlich wurden *. Ich weiß nicht, was Bernoul⸗ li ißo von den Monaden denft, ob ich wohl meiner Einbildungskraft manchmal das philofophifche Ver— gnügen gemacht habe, ihr vorzuftellen, wie ihn Leib⸗ niz und Newton (denn in der Geiftermelt ift man hofz fentlich über Flurionen und Differenzen nicht mehr uns eins) mögen empfangen haben, Aber ic) denfe doch vom DBernoulli: | - - - - vidit quanta fub nocte iaceret Noftra dies. ; ‚ Lucan, ® Conun. Litt. inter Leibn. & Io. Bern. | Be GO > I A V Aus⸗ m EEE er J — — Yo V. Auszug. aus der Nachricht der Königlichen Soc 19, Fehb vom — — 1749. 2 May. Des Hu. Knights magnetiſche Verſuche betreffend. er Praͤſident las eineSchrift, welche eine Nach⸗ richt von einigen magnetiſchen Verſuchen enthielt, die er, in Öefellfchaft des Ritters Wilhelm Jones Mittwochs, den 34 Febr. bey dem D. Gowin Knight fahe. j Der Doctor, fagte er, brachte zwey Stangen von gehoͤrtetem Stahl, ohngefaͤhr 15 Zoll lang, und ohn⸗ gefaͤhr 4 Zoll breit und dick, welchen er eine ſtarke magnetifche Kraft mitgetheilet hatte, zum Borfchein, und fegte fie auf einen Tıfch, fo, daß fie faft in einer. geraden Linie lagen, und der Nordpol des einen, nicht weit *Dieſer und der folgende Aufſatz iſt an einen berühmten Gelehrten in Berlin auf einem halben Bogen in Detav, welcher feine Verbindung mit einem ganzen Werke hat, in englifcher Sprache gedruckt, gefchickt worden. Er fcheinet aus den engl. philof. Abhandlungen genommen zu feyn. Weil mir aus demfelben bereits die vorberge- henden magnetifchen Verſuche des Herren Knigths in uns ſerer Monatsfchrift geliefert haben, fo wollen wir uns ſern Leſern auch diefe, als die Fortſetzung, mittheilen. eines magnetiſchen Verſuchs. 95 weit von dem Suͤdpole des andern, und zwar ohnge⸗ fähr Z Zoll weit, entfernetwar, Man legte alsdenn ein Fleines plattes Stuͤck von einem natürlichen Mas gnetfteine zwiſchen diefe Stangen, fo, daß es die beyden Enden derfelben, welche nahe beyfammen waren, be= rühree, Wenn man esnur wenig Augenblicfe fo hatte liegen laflen und es hernach wegnahm, fo fand man, Daß derjenige Theil des Steins, welcher den Nordpol der einen Stange berühret hatte, das nordliche Ende der Magnetnadel, und daß derjenige Theil des Steing, welcher den Südpol der andern Stange berührerhatte, auf gleiche Weife das füdliche Ende eben derfelben Magnetnadel anzog; und diefes allemal, man mochte: den natürlichen Magnerftein zwifchen die Stangen ‚Stahl gelegt haben, wieman wollte; fo, daß man, bey diefen Berfuchen die Pole des Steins erft umkehrte, und fie hernach, in Anfehung der Richtung, in welcher fie erft gelegen hatten, recht winfliche ftellte, D. Knight fteich Hierauf zwo große Seecompaßnas deln fehr ſtark, Davon Die eine wenig, die andere fehr ge⸗ härter war. Diefes gefchah, indem er fie halb auf die eine und halb auf die andere Stange Stahl und als« denn eben fo umgekehrt, brachte, und dann die Stangen Stahl wegzog, bis fie von den Nadeln weg waren, Hierdurch drehten fich nicht nur beyde Nadeln ftarf herum, fondern fie wurden auch vermögend gemacht, mit jeglichem Ende einGewicht von mehr als 18 Unzen, anzuziehen, 1. Anmerkung. | »Das Gewicht, deffen man fich hier bedienete, bes „fund in zwey mis Wachs zufammen geklebten Stuͤ⸗ en ” 96 en Anmerkung * „een weiches Eiſen, wovon jedes ohngefaͤhr 15 Pfen⸗ „niggewichte wog. Dieſe Gewichte waren von Dept⸗ „ford, als ein Maaß der Staͤrke einer Nadel, welche „man mit dem daſigen Magnetſteinen geftrichen hatte, „geſchickt worden, Eines von dieſen beyden Gewichten „war das ſchwereſte, welches eine mit dieſem Magnet-⸗ ſteine geſtrichene Nadel hat anziehen koͤnnen. Daher „diefer Berfuch jeiget, daß dieſe magnetifchen Stangen „Stahl einen zweymal fo ftarfen Strich geben, als „der Deptfordifche Magnetitein. Denn er machte, „daß die Nadeln zwey folche Gewichte anzogen. Sie „machten auch, daß der gehärtete Stahl eben fo viel „anzog, als der weiche, iR USE. Diefe zwo Nadeln wurden alsdenn neben einander geftelfer; und zwar hatte zuerft das nordliche Ende der einen eine dem nordlichen Ende der andern ent«. gegen gefegte Nichtung, und hernach hatte das füdliche Ende der erftern eine eben folche Richtung in Anfehung des füdlichen Endes der andern. Als man fie aus diefer tage, und von einander brachte, fand man, daß die weiche Nadel faft alle ihre Kraft verloren hatte, die ‚andere aber mit beyden Enden noch über die Hälfte des vorhin angezogenen Gewichtes anz0g, Il Anmerkung. „Die Abſicht dieſes Berfuchs war, zu zeigen, um tie ‚viel wohl dauerhafter diemagnetifche Kraft fey, wenn ‚ „fie einer gehärteten Nadel mitgerheilet worden, als. „wenn man fie einer etwas elaſtiſch gehärteten (on a „Spring Temper) Nadel mitgerheilet, (mie es feyn „muß, wenn fie mit einem natürlichen Magnerfteine gez „ftrichen worden), Denn durch diefes ftarfe Angeriien i „war eines magnetiſchen Verſuchs. 97 „ward die gemaͤßigte Nadel ganz unbrauchbar ge⸗ „macht, da die gehärtete ftärfer geftrichen war, als man „es zu Deptford hatte thun koͤnnen. Hernach hat D. Knight mit den großen Stangen eine von feinen Fleinen gemeinen magnetifchen Stans gen geftrichen, eben fo, wie er gleich vorher die großen Nadeln geftrichen hatte, dadurch find die Pole diefer Stange, welche man auf eine der vorhergehenden Richtung entgegen gefeßte Art angebracht hatte, um» gefehret worden, und fie Hat nach dem Streichen, nie einem von ihren Enden, mehr als 6 Unzen und 8 Pfen⸗ niggemwichte angezogen. ER Endlich hat D. Knight einen von feinen großen Fünftlichen bewaffneten Magneten, welcher aus dünnen zufammen gefügten Platten von Stahl beftanden, und mit welchem er vorher 31 Pfund und glinzen angezo⸗ gen, zum Borfchein gebracht, Als er mit den bewaff⸗ neten Polen diefes Magnets die weiche Nadel auf die gewöhnliche Art geftrichen, hat er verfelben fo viel von ihrer vorigen Kraft wieder gegeben, daß fiemit einem von ihren Enden ohngefähr 3 Unzen anzog. II. Anmerkung. Dieſer Berfuch zeigt, daß der bewaffnete Magnet Ffaſt einen eben fo ftarfen Strich gegeben, als der „Magnetftein zu Deptford, und daß die vorhergehende „Art, mit den zwey Stücken zu ftreichen, ſowohl dem „Streichen mit dem natürliihen Magnetfteine, als „auch mit den beften Fünftlichen bewaffneten Magnes „ten, weit vorzuziehen fey. Und da er auf gleiche Weife, aber mit entgegen ges fester Richtung, die gehärtere Nadel, (welche noch, wie s Dan. — — — — G man x 8 A Nas man. angemerfet,einen großen Theil hheer vorigen Kraft behielt) geſtrichen, zerſtoͤrte er nicht nur dieſelbe, fon« dern gab auch den Polen der Nadel eine entgegen geſetz⸗ te Richtung. Aber nach diefem neuen Streichen 308 fie nicht mehr an, als 9 Pfenniggemichte, Das ift nicht halb fo viel als fie anzog, da fie mit den großen Srüden Stahl gefteichen worden, | IV. Anmerkung. „Hieraus erhellet, daß eine gehaͤrtete Nadeln nur ein „wenig Kraft von einem bewaffneten Magneten em⸗ „pfaͤngt, wenn fie auf die gemeine Art gefteichen wird. Man dankte dem Präfidenten für diefe Nachricht; e worauf D, Knight vor der Societaͤt die zwo großen Stangen und alles dazu gehörige, deſſen in der Nach- richt gedacht worden, zum Borfchein brachte und damit alle die verfchiedenen oben gemeldeten Berfuche wieder⸗ holte, welche ohngeachtet der widrigen Umftände des Dres, in jedem befondern Umſtande, zum Bergnügen der Sefellfchaft, vollfommen wohl von ſtatten giengen. Da man hierauf vorfchlug, die weiche Nadel, deren Kraft wieder vernichter war, mit dem Fleinen Erdfügel: chen zu ftreichen, welches der Societätgehöret, (welches - ein foftbares Geſchenk ihres würdigften Mitgliedes, mweiland Ihro Hochgebohrnen, des Hrn, Grafens von Abercorn ift, und für eins von den beften in Engelland gefchäßet worden, und wovon man gefagt, daß es in den Händen Ihro Hochgebohrnen auf 40 Pfund in die Hoͤhe gezogen) ; fo ward eg fogleich herbey gebracht, und nach⸗ dem man die Nadel damit geftrichen hatte, fand man, Daß fie eine ſtarke Richtung nad) dem Pole (Polarity) bekommen hatte, und Daß fie obngefähr eben fo viel ans | / / 5% eines magnetiſchen Verſuchs. 99 308, als ſie anzog, da fie mit des Doctors großem be⸗ waffneten Fünftlichen Magnete gefteichen worden, dag iſt ohngefaͤhr 15 Pfenniggewicht, V. Anmerkung. Dieſer Verſuch dienet nur zu zeigen, daß dieſer be⸗ ruͤhmte Magnerftein faſt eben fo einen Strich giebt, „wie der zu Deptford und der oben gemeldete bewaff- „net Magnet ; fo, daß die zween Magnerfteine, welche „im ganzen Reiche am hoͤchſten ſind geſchaͤtzet worden, ‚„felbit einer weichen Nadel einen Strich geben, welcher „nicht uͤber halb ſo ſtark iſt, als bey einer Nadel, wel— „sche mie dieſen Stangen geſtrichen worden; und es iff „wohl befannt, daß Fein natürlicher Magnetftein einer gehaͤrteten Nadel einen ftarfen Strich giebt, Die Societät hat dem D. Knight für diefe artigen Berfuche, welche er Damals vor ihr gezeiget, gedanket. — — Nachricht von einigen neuen Entdeckungen an inch Fünfte ‚lichen Magneten. Der Königlichen Societaͤt mitgetheilet von Bowin KRnight, M. B. M. D. K. S. | D er zum Streichen gehoͤrige Vorrath, (welchen ich ? tegthin die Ehre hatte, der Societäf zu zeigen) war fo vollfommen, als ic) ihn wünfchen Fonte, namlich in Anfehung des zur Abficht gehabten Nutzens dejlelben: ‚Aber die Art, auf welche die zwey Stangen in ihrem Öutteral geleget waren, machten die Länge derfelben et= was Dee ‘ PARRDEIE ne den größten. vr | es 100 Yuan fes machte mich begierig, zu unterfuchen, ob nicht eine Are und Weife fönnte ausfündig gemacht werden, wie die Stangen parallel-mit einander zulegen, ohne zu be« fürchten, daß man ihre Kraft fchwäche, wodurch, die Futterale nur halb fo lang würden geworden feyn. Ich erinnerte mich, daß ich einige Ssahre vorher einige Ver⸗ fuche zu diefem Ende angefteller hatte, indem ich einige Stangen parallel gelegt, und fo, daß fie einander beruͤh⸗ ret, doch fo, daß ihre Pole auf verfchiedene Seiten ge⸗ kehret gewefen; bey welcher Sage ic) fand, daß einige ihre Kraft faft ganz behalten hatten, einige aber da; Durch waren gefchmächet worden. Ich glaubte, die Urfache des Verlufts ihrer Staͤrke wäre diefe, daß die magnetifche Kraft aus einer Seite der einen Stan- _ ge in die Seite der andern Stange, welche jene bes rührte, zu geben pflegte, und Dadurch gehindert wür- de, in ihrer vollen Stärfe zu den Enden zu fommen, Die Urfache, warum einige mehr, als andere litten, müßte man ohne Zweifel ihrer unterfchiedenenHärtung (Temper) zufchreiben. Ich wiederholte den Verſuch ohngefaͤhr vor zwey Monaten mit einer Fleinen Berän- derung. Ich legte die Stangen parallel, und brachte ihre Pole in eine andere Lage, als vorher, ließ aber die Stangen einander nicht berühren, fondern legte fie ohngefaͤhr 4 Zoll von einander, Alsdenn brachte ich an ihre Enden zwey Stücken weiches Eifen, Ich leg⸗ te ein jedes Stück queer über von dem Nordende der ei- nen Stange nach dem Suͤdende der andern, eben fo, wie die Schiene (Lifter) an die Fuͤſſe eines bewaffne⸗ ten Magnetfteins angeleget wird. Die Abficht hier⸗ von war, die magnetifche Kraft hierdurch herunter zu den Enden der Stangen zu ziehen, und fie durd) die Ä Stu. eines magnetifchen Verſuchs 101 Stuͤcken Eifenvon einer Stange Stahl zu denandern zu führen. Ich ließ fie ohngefähr einen Monat lies gen, und unterfuchte alsdenn, ob fie eben fo viel an» zogen, als vorher ; und ic) fand, daß fie diefes tha⸗ ten, und zwar mie mehr Heftigfeit, als ic) vermutete, Nach diefem wiederholte ich den Verſuch mit andern Stangen von verfchiedener Größe und mit eben dem Sortgange. Ich habe es daher ‚nunmehr gewagt, Dies ſelben auf ie befchriebene Arc in Futterale zu thun. Der Fortgang dieſes Verſuchs hat mich zu einer andern Entdeckung gefuͤhret. Ich ließ ein Futteral von einer Art Metall (Brals) machen, in welchem ger rade zwey Stangen Raum hatten, dergleichen um eine halbe Guinee verfauft werden. Andas eine Ende des Futterals wurden zwey Füffe von weichen Eifen, wie die Füffe an einem bewaffneten Magneten angemacht, deren Oberfläche indem Futterale war und die Enden der zwey Stangen berührte. Diefe lagen parallel mit einander, und ihre Polein einer "einander enfgegen ges festen tage, nämlich das Mordende der einen Stange ‚berübrte den einen Fuß, und das Südende der an— dern Stange lag auf gleiche Weiſe auf der Oberflaͤche des andern Fuſſes. Nachdem ich eine Schiene (Lifter) an diefe neue Art von Bewaffnung gemacht hatte, fand ich, daß ich ein Gewicht von ohngefähr 6 Pfunden Damit aufheben Fonnte, Jede Stange ift befonders, ohngefähr 3 + Zoll vonder andern, gelegt, und es liegt ein Span Holz dazwifchen. Ein fo verfertigtes Inſtrument ſcheint gefchickt zu feyn, zu allen Abfichten zu dienen, zu welchen die Magnetfteine gebraucht werden. Denn wenn man ‚die Stangen aus dem Futteral heraus nimmt, fo find 3. fie 102. Auszug ſie — Nadeln damit zu dl oder auch zu anderm magnetiſchen Gebrauche bequem, wozu man einzelne Stangen noͤthig hat. Wenn ſie in dem Fut⸗ terale find, fo wird das Ganze zufammen ein bewaffne⸗ ter Magnet, welcher im Stande ift, ein anfehnliches Gewicht anzuziehen. Und wenn man gern den Eifens feilſtaub von dem Feilftaube anderer Metalle abfons Dern will, fo ziehen die Fuͤſſe und alle die unfern Theile des Futterals denfelben in großer Menge in Die Höhe, und wenn man die Stangen ein wenig aus dem Fut⸗ terale zieht, ſo faͤllt der Feilſtaub ab. Zu merken. Der Vorrath zum Nadelſtreichen iſt von vier verſchiedenen Groͤßen gemacht. Der Preis der Sorten verhaͤlt ſich gegen einander, wie die Groͤße der Stangen. Dievonder indem YAuszuge befchricbes nen Groͤße koſten 10 Guineen, die zweyte Sorte 5 Gui⸗ neen, die dritte Sorte zwey und eine halbe Guinee, und die kleinſte Sorte 1 Pf. St. 5 Schill. Die Borfichtigfeiten, welche man nothwendig * achten muß, ſie in ihrer voͤlligen Staͤrke zu erhalten, find; Erſtlich, daß man niemals die beyden Nord⸗ oder Suͤdpole zuſammen kommen laſſe. Zweytens, daß man niemals eine Stange beſonders aus dem Futterale nehme, ſondern ſie beyde zugleich, nebſt den Eifen an ihren Enden, und der Scheidung zwifchen ihnen, auf einen Tſch heraus ſchlupfen laſſe, als- denn eins von den Eiſen wegnehme, die zwey Pos len, an welchen es anhieng, wegtbue, auf die Art, wie man einen Zirkel aufthut, bis die Stangen in eis ner geraden Linie liegen, fo, daß der Nordpol der eis nen Stange dem Suͤdpole der andern gegen über liege; Nachdem hierauf das andere Eifenund die Scheidung weg, — eines magnetiſchen Verſuchs. 103 weggenommen worden / ſo ſind ſie in der zum Gebrauch gehoͤrigen Lage. Wenn man fie wieder in das Futte⸗ ral thut, ſo muß man eben dieſe Regeln umgekehrt beobachten. Drittens, wenn man die Pole eines all⸗ zugroßen Magnetſteins umkehren, oder ein allzugroßes Stuͤck Stahl ſtreichen will, ſo werden dadurch die Stangen geſchwaͤcht. Mit den drey erſten Sorten kann man die größten Nadeln, die man braucht, ſtrei⸗ chen, und einen Magnerftein umkehren, welcher niche über 2 Unze wiegt, ohne Gefahr, ihre Kraft zu ſchwaͤ—⸗ een. Viertens muß man fie niemals lange zu einem andern Magnetfteine oder Magnete, oder zu einem großen Stück Eifen oder Stahl legen. Wenn man diefe Regeln beobachtet, fo werden fie niemals etwas von ihrer Kraft verlieren, und fie mös gen, wenn fie in ihren Sutteralen find, liegen, ——— wie fie wollen, Wi ra. 104 Beſchreibung von der Art, * * * * * SE Ze * * u * Kur * Me * Brceſchreibung von des Herrn von Reaumur Art, die Eyer ohne Hüner auszubruͤten, | Ba Be 2 | einigen eleftrifchen DVerfuchen des Herrn Abt Noll. Aus einem Briefe aus Paris mitgetheilet. er Herr von Reaumur, der beſtaͤndig für das gemeine Beſte fo eifrig ift, hat nun das Ge⸗ Beyhuͤlfe der Hennen auszubrücen. Nach viel verge- benen Verſuchen ift ihm endlich folgendes gelungen : N heimniß der Aegyptier entdeckt, Eyer ohne Er hat ein altes Faß in enen Stall oder eineScheune fegen laffen, und einige Körbe mit etwa 200 Eyern binein gebangen. Darauf ift diefes Faß mit zwo Schichten Mift umgeben und mit einem Deckel zuge- macht worden, der acht mit Korkſtoͤpfſeln verwahrte Löcher hatte, Durch. deren Auf: und Zumachen die Wärz me fonnte gemäßigt werden. Sein Thermometer hat er in die Mitte geſetzt, und daran fehen fönnen, daß die Hitze von dem’ gehörigen Grade, und wie fie fich bey einem Menfchen und einer Henne befindet, fey. , Die Eyer find auf diefe Arc faft alle ausgebrütet worden, und er hat vermittelft deren, die er vom erften >. 18 die Eyer ohne Hüner auszubräten. os bis auf den legten zerbrochen, den Fortgang der Bils dung des Küchleins gefehen. Die Gefchichte diefer Bildung und des Durchbrechens von den Küchlein iſt vortrefflich befchrieben, wie Herr Neaumur in feinen DBefchreibungen nichtnachzuahmen ift. Lebrigens ver- fprichter, auf diefe Art 30000 junge Hüner mit 45000 Eyern zu erhalten, und das Flügelwerf ungemein zu vermehren, weil von 30 Hünern kaum 6 find, die guf brüten, und die es thun, doch 2 oder 3 Monate, ohne zu legen, zußringen. Der Mift bey dem Fafle, einige Kräuter, etwas Kleyen, oder auch etliche fchlechte Koͤr⸗ ner, find die Nahrung diefer jungen Hüner, die Feine Stucgennen werden nöthig haben, wenn man ‚ihnen nur, wie in Aegypten, einen kleinen Führer giebt, der die Grade der Wärme zu ihrer Ausbruͤtung verſteht, und fie zu gehoͤriger Zeit fuͤtert. Sein Gärtner hat dieſe Berrichtung ohne Abbruch feiner Gefchäffte verwalten. Den Grad der Wärme zu beftimmen, hat der Herr von Reaumur ein untrügliches und leicht zu machendeg Thermometer für die Bauern erfunden. Man thut naͤmlich auf den Boden eines Slaſes i im Faſſe eine Kugel, die Halb von Butter, halb von Fett (Suif) iſt, wenn folche harte wird, if die Wärme zu ſchwach, ſchmelzt fie aber, fo muß man die Wärme durch die Deffnungen des Deckels mäßigen, | Der Herr Abt Nollet ſchloß die —— mit Vorlefung einiger neuen von ibm angeftellten Berfuche über die Eleftricität.. . 1, Beyden Pflanzen. Er hat —— in ger Menge und zu gleicher Zeit in zweene Scherbel gefäet, und den einen < Stunden lang elektriſirt: Da dennder oe in demſelbigen nach 3 Tagen, in dem andern aber, ©; der 106 ' Beſchreibung von dert, der. neben ihm 'gefatiben, nach 15 Tagen J Daß alſo die Elektricitaͤt das a. der Pflan⸗ zen befördert. | 2, Wenn man'ein Gefäß voll Wafler elefteifi tt, aus welchem das Waſſer durch ein Haarroͤhrchen i im Boden berausläuft, fo breitet es fich wie ein Buͤſchelchen aus, und läuft verfchiedene Secunden gefchwinder, als aus eben vergleichen Gefäße, das nicht: eleftrifirt worden. Wenn das Rohr, durch welches das Waffer fließt, ohngefaͤhr dreymal ſo groß iſt, als das Haarröhrchen, fo. wird die Elekericität in dem Ausfluffe Feine Veraͤn⸗ derung verurfachen, wenn aber diefe Röhre eine halbe - $inie im Diameter hat, wird das Waſſer langfamer aus’einer elektriſirten Röhre, als aus einer uneleltri⸗ ſirten von eben der Art fließen. 3. Sich zu verſi ichern, daß ein funfſtͤndiges va laͤngeres Verharren im eleftrifircen Zuftande für Men- fchen und Tiere nicht gefährlichift, hat Hr. Nollet, der Klugheit gemäß, von den leßtern angefangen. _ Er hat zween Sperlinge von gleichem Gewichte, und zwo jun« ge Kagen von.einem Alter und Gewichte genommen, | und eine von jeder Art eleftrifire. Die Rage ward in.einem Käficht eingefperrt: Sie lärmte erftlich ein wenig. wegen ihrer Öefangenfchaft, und darauf gefiel es ihr, vonden 5 Stunden, da das Elektriſiren dauerte, 3 bis 4 Stunden zu fchlafen. Man bat fie gegen ihren Cameraden, der während der ganzen Zeit in einem Winkel gefchlafen hafte, gewogen, und 55 Gran. leichter befunden; der elektriſirte Bogel ift auch etwa 38 Gran leichter, als der andere, befunden worden. Benyde waren ohne Speife gebfieben. Nachgehends hat er einen Knaben — — der nach — ektri⸗ die Eyer ohne Huͤner aus zubruͤten. 107 Elektriſiren etwa 33 Unze leichter befunden worden: Aber Herr Nollet behauptet, die Kleider des Menſchen koͤnnten dazu viel beyyragen. Er hat bemerkt, daß Thies re von aller Ar, die er elektriſirt hat, nachdem einen 0 erftaunlichen Appetit haben, | Erinnerung. Her Beurer, unter deſſen Namen eine Abhandlung vom Steinbruch im 4 St. des 2B. des Hamb. Mag. aus der 476 N. der Phil. Tranf, überfege wor« den, hatin den göttingif. gelebrten Zeitungen im 77&8. ißtlaufenden Jahres befannt gemacht, daß er diefen Auffag nie für feine Arbeit ausgegeben, fondern als eis nen Auszug aus Heren Neumanns Vorlefüngen an Herrn Collinfon gefchickt, dieſe Nachricht aber für zu= verläßig auszugeben deſtoweniger gezweifelt, da er die dahin gehörigen Erfahrungen felbft unter feines $ch« vers, Hrn. Beurers, Aufficht angeftelle gehabt. - Wir melden noch bey diefer Gelegenheit, daß ſich fhon in der 39 N. der Philof.Tranf. zum September 3668 gehöria, im 4 Art, einige Nachrichten vom Stein« bruch befinden, die der damalige Prof, zu Frankfurt an der Der, Joh. Chriſtoph Becman, an den Heraus⸗ geber der Phil. Tranſ. geſchrieben. Wir halten aber nach der unter Herrn Beurers Namen bekannt gemach⸗ ten vollſtaͤndigen Nachricht, nicht fuͤr noͤthig, dieſen Brief, der damals aus dem Deutſchen ins Engliſche uͤberſetzt worden, wieder in ſeine Grundſprache zu bringen. RN Ne VIE Heren 108 BIER Nachricht Ya ERRrrERKIE RE e Herrn Friedr. Ehriſtian Leſſers aſt. zu St. Jacobi in Nordhauſen, Nachricht fi jr von einem ausgegrabenen Knochen. au a | | An a | Herrn Prof. Kaͤſtnern in Leipzig überfandt. J von des Herrn Oberamtmanns Bruynings zu SalzaGuͤte mit einen großen calcinirten Kno⸗ chen in mein Naturaliencabinet befchenfet zu werden. Weil der Knochen groß ift, und ich nicht weiß, von was für einem Thiere er wohlein Ueberbleibſel feyn möge, fo will ich eine deutliche Befchreibung hier beyfügen. Er iſt Anno 1747 im Sommer, ohnweit Salza,einem Dorfe, ‚in das Amt Wolleben gehörig. und eine halbe Stunde von bier, zwifchen Weft und Nord gelegen, gefunden worden. Nicht weit von diefem Dorfe, nach Norden su, vorneandem Berge, der Kohnſtein genannt, gleich hinter der Papiermühle, welche von der Zorge getrieben wird, ift eine Kuppe eines Berges, auf welchem ehes mals ein Raubfchloß der Grafen von Hohnftein, die _ at Schna⸗ 9 Et bin vergangenes Jahr fo glücklich gervefen, Bon einemausgegrabenen Knochen. 109 Schnabelburg genannt, geftanden, welches die Nord. häufer Anno 1363. von Grund aus zerftöret.. Man fiehet davon weiter nichts, als rings um einen Öraben, woraus zu fehließen, daß diefe Burg nicht groß: gewe⸗ fen, und bey der Mitragsfeite der Papiermühle gehet ein Weg, der noch der Burgweg genannt ıwird, hinauf, An diefem Felſen ift er mitten in einem Kalffelfen, wor⸗ aus der ganze Burgberg beftehet, gefunden, und herz aus gefchlagen worden. Schade iftes, daß er an un⸗ vorfichtige Hände, wie es mit dergleichen Seltenheiten mehrentheils zu gefcheben pfleget, gerathen, welche die Gedule und Behutfamfeir nicht befeflen, den Felfen be— hutſam zu brechen, und den Knochen ganz und unvers fehrt herauszubringen. Inziſchen ift er ein natürlis cher Knochen, welcher andern calcinirten Knochen ganz, gleich ift. Man fichet, daß feine Rinde aus lauter langen Zäferchen, wie bey andern Knochen, beftehet; inwendig erblicft man das ſchwammfoͤrmige Wefen, oder die vielerley Zellen, morinne has ausgerrocnete Mark gewefen; auswendig bemerft man bin und wieder Die Loͤcher, Durch welche Die Adern und Nerven gegangen. Er ſcheinet von einem großen Thiere ein” Hüftbein gemefen zu feyn, ift aber mitten queer ent⸗ zwey gebrochen, und der oberfte Theil davon ift in mei« ne Hände fommen, Man wird daran ganz deutlich gewahr den Kopf, und die Grube, woran die runde Seene gefeflen ; ferner den Hals, wie auchden großen und Fleinen Umdreher. Die Laͤnge vom Kopf herab, bis an das Ende, woder Knochen inder Mitte ent zwey gebrochen, macht einen Schuh und etwas über zween Zoll aus, und iſt ohngefaͤhr die halbe nr des no⸗ x 110 Anmerkung von einem. Knochens. Dben iſt die —— Zoll. Der ganze Knochen wiege 3 Pfund und eir Viertheil. Ich babe £eine Ausmeffung von Berippen großer Thiere bey der Hand. Sollten alfo von denen Herren Gelehrten ſich welche finden, die aus der Gleichheit des Maaßes mit diefem Knochen muthmaßen fönnten, von was vor ei⸗ nem Thiere er ſeinen Urfprung haben möchte, dieſel⸗ ben erfuche gebührend auf das höflichfte, mir ohnbe⸗ ſchwert gürige Nachricht davon zuertheilen, Sie wer⸗ den ſich von mir aller Erkenntlichkeit verfi- chern koͤnnen. — REN WM FEB Eee Sinn Sn * dr N ’ IL; an Die gefüllte wilde af eine ah . Su Selde, wo noch frey von kuͤnſtelnden Bemuͤhen, —J Die reizende Natur entzuͤckt, Sah man ſich einen Buſch in hundert Aeſte sehen, Bon taufend Roſen ausgeſchmuͤckt. Fünf Blaͤtter, welche fh an Farb und Schoͤnheit gleichen, Befrönen jeder Blume Haupt ; Doch einer Blume nur ift größrer Schmuck erlaubt, Daß ihr die andern alle weichen. Zum Vorzug, der ihr eigen iſt, Kann ſie allein, in wiederholten Kreiſen, Da einer ſtets den andern in ſich ſchließt, Fuͤnf Blaͤtter jedesmal doch ſtets vervielfacht weiſen, Sie fand ein Kraͤuterfreund: Er nahm ſie mit Bergnägen, Die andern wuͤrdigt er nicht einmal anzufehn. - Wie iſt dadurch der Rofe Stolz geſtiegen! Die fieng fie an die Schweſtern zu verfchmahn! Doch ihren hohen Sinn zu ſchwaͤchen, Hat ihr der, der fie nahm, ded Borzugs Grund erklaͤrt. Im Garten würde man unzaͤhlig beßre brechen, Am wilden Rofenfirauch bift du bewunderns wertb. | — * Re; — So wird man oft den Ruhm gelehrter Schoͤnen hoͤren, Mehr das Geſchlecht zu ſchmaͤhn, als die Perſon zu ehren —— ae A ) ‘ u wu Insert i des oe Stůcks dritten Bandes. SE I, Räffners "7 RER über die —— —* "danken von dem Staube der Pflanzen ©. ı Ze en pr U. Schreiben von = = an Hrn. Joh. Ellicot, von de Art, die Stärke der eeteifpen I 5 — gen 25 111: Woodwards Gedanken und Er ale das Wachs⸗ thum der Pflanzen betreffend,von Prof. Kaffnern über- fegt, und mit Anmerkungen begleitet er 30 IV. Kaͤſtners Nachricht von Herrn Lic. Müllers Beurtbei- lung der Leibniziichen Monadenlehre, nebft eini en | Betrachtungen darüber 73 V. Yuszug von des Herrn * magnetiſchen Ver⸗ — MDR: 94 N. Befehreibung von des Herrn Reaumur Art, die Eyer ohne Huner auszubrüten, und einigen elektriſchen Berfuchen des Hrn. Abt Nollet J 104 VII. Nachricht von einem autgegrapern Kno⸗ — D——— 108 VI. Die gefüllte milde Ak ei eine Zabel un EV x it ches agazin, a7 DORT gefammiete Schriften, zum Unterrißt und Bergnügen, ausder Naturforfchung und den angenehmen Wiffenfchaften überhaupt. Des dritten Bandes zweytes Stuͤck. Mit Koͤnigl. Pohln. und Churfuͤrſtl. Saͤchſiſcher Freyheit. Hamburg, bey Georg Chriſt. Grund, und in Leipzig bey Adam Heinr. Holle, 1748. yehwmn: Bu ur Sad ee J— are) J 7 gig Äns N & x * NR; 4 “il ar + J — + N ee 5 ‘ % r * 3 — Berf uch, | den Urſprung der Augen | in den Gewaͤchſen zu erklären. 75 Wollte man fih wohl vorftellen, daß man EN von einem fo bekannten Gewächfe, als B) ein Kohlkopf iſt, noch was lernen Fön« Fe ne? Ich zweifle nicht, daß man mir ; Beyfall geben werde, wenn ic) fols I) gendes, was ſich mit ihm zugefragen, = werde erzähle haben. Will man in- je mit dem, was ich daraus herzufeiten gedenke, nicht zufrieden feyn ; fo wird man die Sache ſelbſt doch als .eine natürliche Begebenbeit anfehen müffen, die noch nicht befannt ift, und man wird fie daher ‚mit keiner Berachtung belegen fönnen. Hier iſt aͤſo erſtlich die Geſchichte. $.1. Ich hatte im Herbſt 1746 um Galli den | weißen Kohl in ven Gewaͤchskeller bringen, und we⸗ gen Mangel des Plaßes einen Theil davon Auf einer Ruͤſtung | in. der Hoͤhe auf Brettern ausgebreitet hin⸗ 52 legen wie fie die Gärtner zum nämlich, Die aͤußere der Strunf dichte anı Kopf weg hierauf nachfahe, wie fie fich hielten, "Fand ich den 17 December, daß aus dem Schnitt ringsum das Marf herum eine Wulft hervorgequoffen, und aus derfelben bin und wieder Fleine Spigen, den Wurzeln ähnlid), durchgebrochen waren; es war aber diefes nicht an einem einzelnen Kopf, fondern an allen überhaupt zu fehen. Ich fuchte hierauf einen aus, an welchem mir diefe Wulft am größten fhien, und legte ihn bey Seite. Nach etlichen Tagen fand ich, daß aus dies fer Wulft allenthalben Wurzeln in großer Menge ‚eine bey der andern hervorgefommen, und diegrößten bereits £ Zolllang waren, Ohnqeachtet ich nun 3 | aleichen Kranz vonfleinen Wuͤtzelchen an dem Zwie- belwerfe, fonderlich den Hyacinthen, wenn man fie allzulange außer der Erde liegen laſſen, ſchon öfters gefehen ; fo wollte ich doch, in Betrachtung, daß manchmal zwifchen Wahrheit und Irrthum nur ein einziger Schritt vorhanden, nicht gerne betrogen feyn. Es fiel mir ein, wie es andern ebenfalls mit Kohl. föpfen ergangen *. Um alfo von obiger Erfcheinung völlige Gewißheit zu haben, nahm ich meinen Kohl⸗ kopf, und fegte ihn mit dem Schnitt auf friſchen Sand in demfelben Gewächskeller. Mach 14 Tagen Fand ich den Kopf am Boden fefte, und da ich ihn mit Be⸗ hutſamkeit aushob, fahe ich, daß die Wurzeln bereits ‚3 Zoll lang gewachſen waren. _ Es bat auch diefer — nz IR 2 RE LE ORT * ©. Leipziger öfonomifche Sammlungen, P. I. pag- om leg, | (63 im den Gewaͤchſen zu erklären. 109 Kopf den folgenden Sommer im’ Garten” hama ‚getragen. An denen übrigen, die auf ihrer Stelle liegen geblieben, haben die Wurzeln über J + Zoll fang nicht weiter wachfen wollen, weil es ihnen an Nah: rung gefehlet. Sofhergeftalt mar es ausgemacht, daß aus einem abgefchnittenen Koblfopf in freyer Luft, das ift, außer der Erde, Wurzeln hervorfommen koͤnnen. = $. 2. Ehe ich weiter gehe, muß ich den eigentli⸗ chen Dre beftimmen, wo diefe Wurzeln ihren Urfprung genommen. Wenn man einen Koblftrunf quer durchfchneider, fo findet man daran eine weiche faftige Rinde, die faſt Z Zoll dicke ift, unter diefer eine ete mas fchmahlere Reihe holzigter Faſern, und endlich ein weiches Marf, fo nach der Stärke des Strunfs ı Zoll und drüber im Durchfchnite beträgt. Die obs bemeldete Wurzeln nun waren da, wo die äußere Rinde an dem holzigten Weſen anfchließet, und fonft nirgends, zu ſehen. Man erfenner leicht die Aehn« lichkeit, die der Kohlſtrunk mit dem Stamm eines Baumgemwärhfes bat. Wir treffen daran ebenfalls: eine weiche Rinde, ein holzigtes Weſen und das Marf an. Wir finden auch diefe Theileda, wo der Stamm noch ein ganzzartes Reis ift, ineben folder Verhaͤlt⸗ niß, wie in jenem, inden das Mark gleichfalls den arögten Theil ausmachet. Nun ift befanne, daß in Bäumen der Nadrungsfaft vornehmlich) zwifchen der Rinde und dem Holze in die Höhe fteiger, und wir fonnen wegen Aehnlichkeit dieſer beyderfeitigen: Ein« richtung ficher ſchließen, daß der Mahrungsfaft eben diefen Meg in dem Kohl nehme, folglich müffen wie einräumen, daß die Beach | in unferm Kohlkopf aus 23: dem no Verſuch, den Urſprung der Augen dem Gange, wodurch der Nahrungsſaft auffteiget, | hervorgewachſen ſind. el © $. 3. Es fommen alfo diefe Wurzeln eben da zum ©] Borfchein, wo auch Herr Bülffinger ihren Urfprung an feinen zerfchnietenen Cichorienwurzeln angemerfet hat *. Sch bin daher vollfommen geneigt, zu glau⸗ ben, af fie in beyden Gewächfen auf gleiche Weiſe entftanden find, * 9 4. Indeſſen ſcheinet doch dieſes, daß eine Wur⸗ zel wieder andere Wurzeln hervortreibet, eben nicht befremdlich, fie mögen auch hervorkommen, wo fie wollen ; aber daß fie aus einem Theile des Gewaͤch ⸗ fes, welches hoch genug über der Erde ſtehet, und fonft nur Sproſſen bervorbringer, Feinesweges aber. zum Wurzelfchlagen beftimmt ift, und zwar außer ‚ber Erde hervorgemachfen, muß Doch einen jeden, der die Natur der Gewächfe einiger Achtfamfeit wuͤrdiget, aufmerffam machen. ch halte es alfo der Mühe wohl werth, einige Betrachtungen darüber anzuftel- Ien, und kuͤrzlich zu unterfuchen, wie es möglid) ift, | daß an einem ſo ungewoͤhnlichen Orte Wurzeln gr — hervorkommen koͤnnen. $. 5. Wir treffen in dem Gange des Safıs, wo ſie uns erſchienen ſind, nichts als Faſern oder Saft: roͤhren, mit Nahrungsfafte erfüllet, an. Aus einem von shi müffen fie alfo entftanden fyn. 9.6. Daß fie nicht etwa durch eine Perlängerung diefer Saftröhren ihr Wefen erhalten haben, läßt ſich aus dreyerley Gründen zeigen : 1) Wir finden nies mals, daß Die Saftrödren, wenn ſie durchgeſchnitten ſind, ſich verlaͤngern. Man ſchneide einen Zwein von S. Hamb. Magazin, ı Sand, 6 Sluͤck S. 117. von einem Baum mitten fo ift ein — chum in die Laͤnge auf einmal aus. Da nun de Faſern nach dem Schnitt im geringſten nicht weiter wachfen, obngeachtet ihnen nach wie vor der Nah» rungsfaft zugeführet wird, und ohngeachtet alle übrige Theile des Baumes fortwachfen, auch felbftdie Augen an dem abgefchnittenen Reife: fo kann es noch weni« ger bey dem abgefchnittenen Kohl gefchehen, dem kein feifcher Nahrungsfaft zugebracht wird; und wir wuͤr⸗ den alſo etwas erdichtetes annehmen, wenn wir eine ſolche Verlängerung der Saftroͤhren zum Grunde fer zen wollten. 2) Der Wachsthum der Saftroͤhren gehet allezeit indie Hoͤhe nach der Spige des Gewaͤch⸗ fes; es liefe alfo wider die Natur des Wachsthums, wenn er hier nach einer enfgegengefeßten Richtung von der Spitze abtreiben ſollte. Wollten wir alſo noch einigen Wachsthum einräumen, fo müßte ſich derfelbe doch vielmehr an dem Herzen, als an dem vom Strunk abgefehnittenen Theile äußern. 3) So find auch Wurzeln Feine bloße Saftröhren, fondern beftehen, eben wie der Stamın, aus Rinde, einem holzigen Wefen und dem Marfe, welches man alles bey Saftröhren nicht antrifft. $.7. Noch weniger koͤnnen Wurzeln aus dem Mahrungsfaft felbft entftehen, denn es find organis ſche Körper ; und es wird heut zu Tage niche mehe für glaublich gehalten, daß dergleichen Körper aus einer bloßen flüßigen Materie werden koͤnnten. Eine Meynung, die ganz Feinen Beyfall mehr finder, kann alſo in unſerm Falle auch nicht zum Grunde geſetzet werden, wofern wir nicht unſre ganze Erklärung ver⸗ merflich machen wollen, ? 2 4 $.8. er Es bleibt fe nice eig, als daß in: Rafrungsfafte die Wurzeln im Kleinen bereits ſeyn muͤſſen. Da wir a bet. nirgends vor ſich antreffen/ ſondern wien, aß es Theile.der. Pflanzen find, ſo fönnen wir ficher ſchließen: Wo: Wurzeln find, da muͤſſen aud) Keimevorhanden ſeyn, zu deren Nahrung die Natur dieſe Wurzeln beftimmet Bat, folglich muͤſſen auch hier Eleine Koͤr | ron, deren Theile diefe Wurzeln find, 9.9. Dergleichen Fleine Körper — wir in den Sewächfen in großer Menge. Ein jedes Saamen- korn, fo fie zu taufenden bervorbringen, iſt mit einem folchen Keim und feinem daran hangenden Würzelchen verfehen. Wir fonnen hierinn ficher unfer Ben, Augen frauen, denn in etwas größerem € als Erbſen und Bohnen, zeigen fich biefe a wie allen ihren heilen fo deutlich, daß wir ung feines Betrugs der Sinnen dabey befahren dürfen, - ‚Ueber: dem Dat uns unfer berühmter Herr von WDolf ent: deckt, daß ein jedes Auge am Gewaͤchſe mit ı einem: MWizelchen verfehen fey, und wir müffen daraus ſchließen, daß die Augen der Pflanzen und die Keime der Saamenförner, Körper von einer Art find. 6,10, Wären die Wurzeln in unſerm Kohlkopf da hervorgebrochen, mo ſonſt die Augen oder Sproſ⸗ ſen, wie man fie beym Kohl nennet, ſtehen, fo würde man keine Schwierigkeit finden, zu fagen, daß es die Wurzeln von diefen Augen wären ;- id) babe aber oben, S.2,:bereits die eigentliche Stelle, wo ſie zum Vorſchein gekommen, bemerfer, woraus fich ergiebet, - daß fie nicht wohl von den Sproffen: berühren koͤn⸗ nen, Wollte man aber gleichwohl einen Gang PR — is in den Gewächfen zu erflärem 3 bis dahin erfinden; fo find auch) noch andere Gründe vorräthig, woraus man Elar zeigen Fann, daß unfere Wurzeln ſich da nicht Herleiten laffem $S, u. Wenn das feine Nichtigkeit hat, daß, wo ein Auge am: Gewächfe ordentlicher Weiſe hervor: kommt, dafelbft auch ein Blatt angewachfen fey, wie man es denn fo findet: fo darf man nur die geringe Anzahl Blätter, die den Kohlfopf ausmachen , gegen die große Menge Wurzeln halten, die einen Zirkel von 3 bis 4Zoll und drüber im Umfange befchreiben, und wie eine Buͤrſte dichte in einander ftehen, und man wird den Gedanfen bald fahren laflen, daß fo viele Wurzeln von fo wenig Augen, die nad) Anzahl der Blätter um das Herz herum gefegt find, follten "haben entftehen fonnen. Zudem fo würde man auch nur etwa von denen nächften, die um den Schnitt herum ſich finden, diefe Moͤglichkeit zeigen koͤnnen, folches find aber nur gar wenige ; die meiften hinge⸗ gen würden ibre Wurzeln erft einige Zolle lang inner⸗ halb dem Gewächfe haben durchtreiben müffen, ebe fie den Ausgang beym Schnitt erreichet hätten, und da fiehet man wieder nicht, was einen fo ftarfen Trieb in ihnen erwecken follte, zu gefchweigen, daß man noc) fein Erempel vor fich hat, von Wurzeln, die erft eine Weile in den innern Theilen der Gewaͤchſe ber: umfriehen, ehe fie zum Durchbruch fommen, und man würde alfo Damit etwas annehmen, Davon man nicht weiß, ob es jemalen gefchehen ift, oder gefche: ben faın. te 12, Wenn twir weiter nichts einräumen dürfen, als wozuuns das, was wir wirklich wahrnehmen, die naͤchſte Anleitung giebt; a wir urtbeilen, daß ? 5 die 12 Verſuch den Urſprung der Auge die Keime da befindlich find, wo wir die Wurzeln hervorkommen ſehen, und daß alſo nach dem, was wir vorhin angeführet, der Nahrungeſa t die Augen in ſich enthalte. er j 9.13. Nun kommt es darauf ı öde diefe Aus gen haben ins Treiben fommen koͤnnen? So lange der Nahrungsfaft i in Bewegung ift, fann er auf diefe Augen, die in ihm frey herumſchwimmen, und feiner Bewegung ohne Widerftand folgen, nicht drücken. Nun muß aber, wenn das Auge wachfen foll, der Mahrungsfaft darauf wirken, folglich muß das Auge in Ruhe fommen, und dem Drudemiderftehen, denn Dadurch wird begreiflich, wie es zugehet, daß nuns mehro etwas Nahrungsfaft a ac werden kann. $.14. In ſolchen Zuſtand kommen die in Bi Nahrungsſaft befindliche Augen, wenn der Kohlkopf von feinem Strunf abgefchnitten wird. Es läuft anfangs aus dem Schnitt etwas Saft heraus, daher. der Schnitt ganz naß wird; aber endlich trocknet die Wunde, von der Luft aus, welches ein Zeichen ift, daß die Enden der Saftröhren zufammenfallen, und end» lich gar zugehen, daß weiter Fein Saft durchkann. Ehe aber diefes geſchiehet, müffen fie nothwendig im⸗ mer enger werden, und was hindert es, daß wir ſie endlich fo enge annehmen, daß die im Saft befindliche Augen nicht mehr durchkoͤnnen, ſondern drinn ſtecken bleiben. Solchergeſtalt ſind ſie veſte, und in einer Ruhe, die ſie noͤthig haben, wenn der Saft drauf | wirfen fol. | 915. Ob in dem abgefifiistenen Kohlkopf * ein Umlauf des Kar ftatt habe, wollen wir nicht ausma⸗ — daß aber von Warmen und * Ausdehnung und Zufammenziehung deflelben vorgehe, wird niemand leugnen fünnen. Im Gewächskeller _ ift vor Wendnachten, ehe der heftige Froft einfällt, noch eine merflihe Wärme, dabey alles waͤchſt. Es wird auch diefelbe durch die gelinde Witterung mand)» mal vermehret, weil man alsdann die Senfter öffnet, daß frifche Luft herein kann. Durch die Wärme er- hält der Saft eine Bemühung, fich auszubreiten, und alfo eine Kraft auf die Enden der abgefchnittenen Saftröhren, folglich aber auch auf die dafelbft fte- ckende Augen zu drucken. Wir haben alfo unſere Au- gen unter einem Druck, dadurch etwas Nahrungsſaft hereingepreſſet werden Mann, | 816. So bald der Nahrungsfaft in einen mie einer wachfenden Kraft verfehenen Körper kommt, fo bald fängt er auch) wirflidy an zu wachfen ; denn der Wachsthum beftehet in einer Ausdehnung und Ent» roickelung derer in dem Körper befindlichen Theile, Diefe Ausdehnung aber muß erfolgen, wenn der - Saſft eindringen, und die Theile zum Aufſchwellen bringen kann. $. 17. Das erſte, was an einem Auge ins Wach⸗ ſen kommt, iſt das Wuͤrzelchen, wie ſich ſolches deut⸗ lich zeiget, wenn ein Saamkorn zu wachſen anfaͤngt, ‚und es muß alfo dieſes bey unfern Augen auch das erfte feyn, was fich vergrößert. Da fie nın an den Enden der verfallenen Saftröhren ſtecken, fo müffen fie diefe durch) ihre Ausdehnung erweitern, und mits bin endlich die Gänge wieder öffnen. Was ift es alfo Wunder, daß wir diefe Würzelchen aus dem Gange des Safts hervorwachſen fehen ? Es ift * | ſes der einzige a fe Sa 2. —— eine Wurzel waͤchſt allezeit dahin, wo ihr der geringſte Widerſtand geſchiehet. Auf die Enden der Saftröhren Drücker bloß. die Aft; diefer Druck kann bey weitem ſo ſtark nicht ſeyn als der von dem Saft in der. Röhre, der in Bemühung ift, ſich aus- ‚zubreiten. Es können alſo diefe Wurzeln in der Röhre felbft nirgends hinwachſen; denn weil fie durch ihre fortwährende: Ausdehnung immer mehr Naum einnehmen, fo müßte der Saft dagegen weichen, und in einen engern Raum gebracht werden, Wir wiſſen aber fchon, daß ein flüßiges Wefen in einer verfchlof: fenen Röhre fic, nicht zuſammendruͤcken läßt ; folg— lic) bleibt nichts übrig, als daß die Wur ʒeln aus | den - Röhren in die Luft hervorwachſen müflen, 468.9 Man kann ſich leicht vorſtellen, daß dieſer Wachsthum von feinem langen Beſtande ſeyn koͤnne. Wurzeln haben außer ber Erde feinen Fortgang, der wenige Zufihub von Nahrungsfaft, den fie aus dem Kohlkopf ziehen fönnen, reicht nur zu, um fie eine Weile vom Berderben abzuhalten, aber nicht, den angefangenen Wachsthum fortzufeßen, daher denn unſere Wurzeln ſtecken blieben, als fie etwa 3 Zoll lang geworden, hingegen bald weiter wuchfen, da fie ‚aus dem frifchen Sande mehr Nahrungsfaft anziehen Fonnten, und der allzuftarfen Ausbünftung in der freyen Luft nicht mehr ausgefegt maren. Sie thaten noch mehr, fie. führten dem Kohlkopf Nahrung zu, erhielten: ihn bis zur Pflanzzeit, und verfchafften, daß er hießen und Saamen tragen Fonnte,” Dafieihre Keimen, welche in den Saftröhren ſteckten, aus De» reits —— Urſachen, .17.) zum Wachſen bringen ich en zu erklaͤren. u7 — — —— deswegen nicht müßig, ſondern vereinigten fich mit dem Kohlkopf, und den deſſen Theile. Es ift fein Zweifel, daß Fi fortdaurendem Zunehmen die Saftröhren werden jer- ſprenget, und dadurch Gelegenheit gefunden haben, mit denen in der Nähe eo. heilen zuſammen zu wachſen. | $.19. Wir koͤnnen ung oocfteflen, daß diefer Zur fammenhang eben fo entjtanden; wie wir ihn bey den Saamförnern antreffen. Wir finden, daß der Keim mit den beyden Hälften des Saamkorns durch zwey _ täppchen zufammen hängen. Sie ftehen zu beyben Seiten des Keime, wo er fich mit der Wurzel fcheis det, und fommen alfe aus feinen Knoten, als dem Orte, wo alles, mas aus dem Keim hervor wächft, im Kleinen verborgen und eingemicfelt liegt. Jch falle hierbey auf die. Gedanfen,, daß ein jedes Auge eins oder ein Paar folche ppchen haben muͤſſe, durch welche es mit andern wachſenden Theilen in der „Pflanze ſich vereiniget, und vielleicht iſt dieſes das erſte, was zu ſeinem Fortkommen dienet; vielleicht: ziehet es dadurch den erſten Saft an ſich, und koͤmmt nicht eher zum voͤlligen Wachsthum, bis ein-folcher Zufammenhang: geſchehen. Wenn nun dem alſo wäre, ſo wuͤrden dieſe Laͤppchen mit der Nabelſchnur in einer thieriſchen Frucht übereinfommen, Wir muͤſſen aber bier ftehen bleiben , und es zu fernerer Unterſuchung ausſetzen. Wir erblicken dieſes nur von weitem, und koͤnnen noch nichts deutlich erkennen. 9. 20. Man wird mir etwa einwenden, daß Au⸗ ‚gen nicht wachſen koͤnnen, bevor fie zu ihrer gehoͤrigen un BRRORN ; ; ‚allein ich werde ohne Umſchweife rn 1 Verſuch / den Urſprung ngd 9 m a6 antworten, daß dieſes Vorurtheil aus einer aM ſtande herruͤhre. Man macht ſich entweder von dem i fen oder von dem Wachfen eines Auges Feinen _ richtigen Begriff. Man wird: ja ohne Widerrede zu⸗ geben, daß man die Augen von der Groͤße, als ſie find, wenn wir fie reif nennen, in den Gewaͤchſen vorher nicht antrifft, und muß alſo einraͤumen, daß ſie vor dieſem Zuſtande, den wir die Reife nennen, ſchon gewachſen haben; denn wie haͤtten ſie ſonſt aus einem Stäublein, das fih unſerm Gefichte entziehet, nicht nur zu einer ſichtbaren, ſondern auch zu ſo einer anſehnlichen Groͤße gelangen koͤnnen? Dieß iſt aber eben der Fall, den wir noͤthig haben. Wir bekuͤm⸗ mern uns alſo um die Reife im geringſten nicht; ge⸗ nug, daß man einen Wachsthum der Augen einräu: men muß, man mag fie für reif halten, oder nie. $. 21. Wir Hätten alfo erfläret, wie es möglich if, daß ein Kohlfopfi in freyer Luft Wurzeln fchlagen ‚fönne, Weil wir uns auf gutem Wege zu ſeyn glau⸗ ben; ſo erkuͤhnen wir ung, weiter zu gehen, und ei⸗ nige Folgen, die ſich "gleichfan‘ von * ehen —— I gr22. Die Augen find anfang in, dem: Nah⸗ aungsfafte; diefes ift eben, was uns unſer Koblfopf gelehrer hat. Wo alfo der Nahrungoſaft hinkommt, nun die Saftroͤhren, worinn der abrungsfaft fich beweget, unter der Rinde figen, die Rinde aber alle Theile des Gewächfes uͤberkleidet; fo muͤſſen allen» halben, wo Rinde ft, auch) Augen befindlich feyn, die: bey vorfommenden Umſtaͤnden * ten cheils Wurzeln BANN fonnen, rn am — ‚m, in den Gewaͤchſen zu erklären. ı 6.23. Die Erfahrung unterſtuͤtzet dieſen nunftſchluß. Man ſchneide einem jungen Baum den Stamm durch, woman will; fo werden allezeit aus der glarten Rinde hier und da Buceln auffahren, und dadurch Augen hervorbrechen. Man beuge einen Zweig zur Erde, z. E. von Chryfanthemo flos Africanus oder andern GSommergewächfen, die noch nicht gar zu harte Rinde haben, ſo wird der Theil, der in der Erde fteckt, unten überall Wurzeln in gros⸗ fer Menge durd) die Rinde bervortreiben. Man fehneide einen Zweig von Melken ein, mo man will, und beuge den Schnitt in die Erde, fo werden alle- zeit am Ende des Schnitts auf dem abgelöfeten Theile Wurzeln hervorwachfen , und fommen diefe ebenfalls aus dem Gange des Gafts zwifchen der Rinde und dem Holz heraus. Es iſt einerley,, ob man durch den Knoten ſchneidet, oder ob man den Schnitt zwi⸗ ſchen zween Knoten macht, es fhlägt auf Feine Weife fehl. Diefe Fortpflanzung durch den Einſchnitt ge⸗ bet nicht allein, mit Nelken, fondern auch mic den ‚meiften andern Gewächfen, auch mit folchen, die harte Rinden haben, an, und misraͤth nicht leicht, wenn genugfamer Trieb, das ift Wärme und Nah⸗ rungsfaft vorhanden if, Daher es in freyem ron beſſer, als in Töpfen, geräth. $ 24. Die fogenannte poma amoris “ das Iycoperficon ift fonderlich ein Gewächs, das vor vielen andern hieher gehöret. Denn Diefes ſteckt fo voller. Augen , daß man fie manchmal überall hervor: ‚brechen ſiehet. Der ganze Stamm iſt damit uͤber⸗ füet ; meil aber die äußere Haut zäbe iſt, fo fönnen fr zum wirklichen Durchbruch nicht kommen. In⸗ | deſſen deſſen fichet man —— — | sig ni - Zoll hoch über der Erde, als woſelbſt die Hauı dem auffteigenden — — —— der innen nachgeben kann, die Spitzen fig unter der Haut liegen, ſo daß Feten ._ ckericht wird. Wenn man alsbenn friſche Erde dran bringee, fo find fie gleich den folgenden Tag heraus. Wo Wurzeln find, da müffen auch Keime feyn: daß aber nicht diefe, fondern jene. herausfommen, Da es doc) über der Erde ift, liege bloß daran, weil‘ die ſpi⸗ tzigen Wurzeln leichter durch die zaͤhe Haut durchdrins gen Fönnen, als die ftumpfen Keimen Wenn man dieſes Gewaͤchs recht ſtark beſchneidet, und es ſtehet ohnedem in gutem feuchten Grunde, ſo werden die Blaͤtter, fo nachdem Schnitt wachſen, ſehr groß / und endlich kommen gar mitten auf den Blaͤttern aus ih _ ren mittlern Rippen Augen hervorjdaraus in kurzem ganze Zweige werden, die ſenlrecht auf dem Blatte aufwachfen. Sie finden ſich day worbie Einfehnitge am Blatte find, und» gemeiniglich zwey beyſammen, 4 naͤmlich au jeder Seite der Rippe einreee. 6,2. Wenn der Saft. die: Augen ſogar bis in tie; Blaͤtter treiben ann ; Fo iſt wohl fein Zweifel weiter übrig, daß fie allenthalben, wo der N ſaft hiübommt, mit hingebracht ron id bey Gelegenheit daſelbſt äußern koͤnnen. Ich bin daher uͤberzeuget, daß es kein Gedichte ſey/ wenn einige vorge⸗ geben, daß fie aus bloßen Blaͤttern Baͤume gezogen haben, welche Begebenheit Herr Chuͤmmig i in ſeinen 5 —— Br —— ſich bemuͤhet hat. rar ee: 2. 3. 2 “nis 1% q set 9 7 { in den Gewachſen zu erfläven, ızı 26. Der Nahrungsſaft iſt anfangs nicht in den Gewaͤchſen, ſondern kommt von außen herein. Da nun die Augen im Nahrungsſafte befindlich, ($. 12.) fo find fie ebenfalls anfangs nicht in den Gemwächfen, fondern werden von außen bereingebracht. 8.27. Hier fehen wir alfo den Urfprung der Aus gen, darüber die Meynungen der Gelehrten noch fo fehr getheilet find, indem einige zwar diefer Hypotheſi beypflichten, andere aber den Urfprung aller Augen von einer Art in dem erften Yuge fuchen, fo anfangs in der Welt geweſen. Nach diefer Meynung haben alfo die Augen, die wir heut zu Tage an den Gewaͤch— fen wahrnehmen, weit länger als 5000 Jahr beſtaͤn⸗ dig gemachfen, ehe fie in den Zuftand gefommen, darinn wir fie antreffen. Gewiß, dieſes ift recht weit hergeholet. Wäre noch ein fürzerer Weg übrig, den Wachsthum zu erklären, fo meyne ich, daß man die: - fen erwaͤhlen 0 weil die Natur allezeit den fürs jeften Weg zu geben pfleget. | 928. Es wird aber wohl niemand in Abredefeyn, daß wir, weit näher aus der Sache fommen , wenn wir die Augen in Anfehung ihres erften Zuftandes ſaͤmmtlich von einerley Befchaffenheit feßen, und fie durch den Nahrungsfaft in die Gewaͤchſe einfuͤhren, denn ſolchergeſtalt duͤrfen wir in einem Auge weiter nichts eingewickelt annehmen, als die Theile, daraus ein einiges Reis befteher, maßen der fernere Wach⸗ thum wieder durch andere Augen fortgeſetzet wird, die von eben der Beſchaffenheit ſind, als das vorherges bende. Bey folcher Einrichtung bleibe unfre Einbil⸗ dung in Ruhe, und wir, finden auch nichts, was mit der Bernunft nicht beftehen koͤnnte. Wenigftens kann 3 Dand, J dieſe 122 Verſuch, den Urſpru ig ders dieſe Meynung nicht mehreren Schwi worfen ſeyn, als die Hypotheſis vo thierchen mit welcher ſie vollkommen uͤbereinkoͤmmt, und die gleichwohl von den — J inigen angenommen wird. A 8.29. Wenn wir hingegen die H der Einwickelung überlegen, fo nuͤſſen daß nicht nur unſrer Einbildungskt walt geſchieht, ſondern wir finden meines Erachtens auch, daß ſich ſelbſt die Vernunft dagegen auflehnet. $. 30. Man ſoll ſich vorſtellen, daß alle Augen, die wir ſehen, mit allen Reiſern, daraus ſie gewach⸗ ſen, in dem Saamkorn geſtecket haben, dieſes wieder mit dem ganzen Baum, und allen daran befindlichen Augen und Reifern, aus welchen es erwachfen, in feinem Saamforn, :und fo immerfort bis auf Adams Zeiten, da wir das erfte Auge antreffen, in welchem alles, was bis hieher draus gewachfen, eingepackt ge⸗ wefen, und nicht allein dieſes, fondern auch alles, was von jego an draus wachfen wird und kann. Man bedenke, was ein einiges Saamforn von einem Baum, j Das fchon Durch fo viele Grade der Entwickelung ge⸗ gangen, noch hervorzubringen im Stande iſt. Es waͤchſet ein guter Baum davon, der, wenn er alt= fängt zu fragen, viele Jahre lang unzählige Saam⸗ koͤrner hervorbringet. Wenn man diefe wieder ſaͤen follte, würden fie fi) eben fo verhalten, und man kann begreifen, daß endlich fo viel Baͤume daraus gezogen werden fünnten, Daß man den ganzen Erd» boden damit bepflanzen koͤnnte. Man laffe diefe wie: der tragen, fo wird man Kerne genug haben, um Barmen anzulegen, „Damit — wenn es möglich wäre, \ * zkraft Er Ge: . re inmn den Gewaͤchſen zu erklaͤren. 123 „wäre, auch alle übrige Planeten bepflanzt werden koͤnn⸗ fen. Alte diefe Bäume, mit allen daran befindlichen ‚Augen, Neifern und Blättern, haben in Dem einzigen Saamforn, deffen Keim man ganz füglic) zwifchen den Nägeln verbergen kann, geftecket, und haben fic) nur nach und nach aus einander gewickelt, und diefer Keim wieder mit allen denen vielen tauſenden, die mit ihm zugleich gewachfen, und von eben folcher Sruchtbarfeit find, als er, haben noch in einem an— dern Keim geſteckt, der mit allen feines gleichen vor vielen 1000 “fahren fchon in einem Keim befindlich gewefen, der damals von eben der Befchaffenheit war, wie diefer jego ift. Wer im Stande ift, hiervon ein faßlich Bild ficd) in Gedanken zu machen, dem kann man endlic) alles in der Welt einbilden, was man G. 31. Man giebt zu, daß man in gewiſſen Fällen ‚feiner Einbildungskraft Einhalt thun muͤſſe; aber außer dem Nothfall in koͤrperlichen Dingen einer Kraft ſeiner Seele abzuſagen, die uns zum oͤftern ſo nuͤtzlich iſt, das wäre zu viel gefordert. Kaͤme uns die Einbildungs kraft nicht zu Hülfe wenn uns manch⸗ ‚mal die-Sinne n verlaflen, wir würden zum öftern Der deutlichen Begriffe entbehren muͤſſen. Es iſt ‚wahr, ‚fie Fann ung eben fo leicht verführen, als fie ‚uns auf die rechte Spur bringet; aber wir find. zu« gleich, mit Bernu nfe begabet, um von der Einbildungs» ⸗ Erafteinen guten Gebrauch zu machen, und ich halte, ‚Daß wir, uns in Fläglichen Umftänden befinden, wenn wir bey finn lichen Dingen fie ganz und gar zu ver: leugnen: gend. higet ſind. So lange alſo in Erklärung der vorhabent den Sache noch ein Weg uͤbrig bleibt, * J2 dabey fugen 7 dabey auch der Einbildungskraft gerathen 17 ſo halte ich dieſen allerdings vorzuziehen, | $. 32. Ich fage weiter, es lehnet fi & un die Bernunft gegen diefe Hypotheſin auf, denn wenn die Einwickelung gelten foll, fo muß man von diefen bey- den eins ergreifen. Entweder in dem erften Saam- korne ift nur fo viel eingewickelt, als daraus wachſen wird, fo lange die Erde in ihrem gegenwärtigen Zus ftande verbleibet, oder diefe Einwickelung gehet un- endlich fort, und ift alles im erften Saamkorne be- findlich, nicht nur was daraus wachfen wird, fondern auch was bey allen möglichen Umftänden daraus wach» fen kann. $. 33. Erwaͤhlet man das erſte, ſo muß man ſe⸗ Ben, daß eine gewiſſe gemeſſene Anzahl Reime i indem erſten gefteft haben, daß in den folgenden immer | weniger vorhanden ſind, und daß in den letzteren ſo “wenig befindlich ſey, daß fie mitten im Wachsthum aufhoͤren muͤſſen, und keinen Saamen mehr bringen koͤnnen, mithin die Art damit ausgehen werde. Man muß auch einraͤumen, daß in allen Arten und Ge⸗ ſchlechtern von Pflanzen eine voͤllig gleiche Anzahl von Keimen nach Proportion befindlich ſeyn muͤſſe, weil kein Grund vorhanden, warum einige Arten eher ausgehen ſollten, als das Ende der Dinge vorhanden waͤre, und noch weniger, warum in einigen Arten beym allgemeinen Untergange noch Keime uͤbrig blei⸗ ben ſollten, welches gleichſam einen Irrthum in der Rechnung anzeigen wuͤrde. Dieſe gemeſſene und ge⸗ gen einander proportionirte Anzahl aber ſcheint in das Weſen der Dinge etwas willkuͤhrliches einzufuͤhren, indem ſolchergeſtalt dieſe Dinge nicht ihrem er na 124 Verfuch, denn Urſprung der A im den Gemächfen zu erfläven. 125 nach) wirken Fönnten, fondern wie der Schöpfer will, daß fie fich zu der Dauer der Welt verhalten follen, Man betrachte Die Fünftigen legten Keime, und halte: fie gegen die vergangenen erſten. Dieſe haben alles im ſich, was von Ddiefer Ark in der Welt erfcheiner, und jene haben weiter nichts davon in fih. Da es nun gleichwohl Dinge von einerley Art und Wefen find, und folglich aus dem Weſen der leßtern eben fo viel erfolgen Fann, als aus dem Wefen der erften, fo muß es auf den Willen des Schöpfers beruhen, wenn diefes niche mehr möglich, und ein Gewaͤchs feines gleichen zu zeugen nicht mehr im Stande feyn foll. Hiermit aber widerfpricht man offenbar einem Grund- ſatz der Bernunft, nad) welchem das Wefen der Dinge nothwendig und unveränderlic) ift. $. 34. Ermwählet man hingegen das legte, fo muß man zugeden, daß in jedem Keim etwas unendliches ftecfe, und daß fie alfo hierinn alle einander gleich find, Denn wenn der erfte Keim was unendliches in fich enthält, fomuß der folgende, der aus ihm entfproffen, ebenfalls was unendliches einfchließgen, weil er das ferner in fich enthält, was in dem erften eingewickelt gewefen, gleichwohl enthalten die ferner ſich auswi— ckelnde immer weniger, als die erften; denn dag Un⸗ endliche in jenen hat fo viel verlohren, als die Keime, ‚die fehon vorher entwicelt worden, an der Zahl mehr ausgetragen, folglich ift das Unendliche in beyden einander ungleich, und wir haben etwas unendliches von größerer und Eleinerer Art, welches dem Begriff vom Unendlichen widerfpricht, So kann man aud) nicht begreifen, wie es möglich ift, daß in einem ein« zelnen auf alle Weife eingefchränften Dinge, als ein Ae J3 Saam⸗ 126 Verſuch, den Urſprung der Auge Saamkorn ift, etwas unendliches, dem ie Feine Schranken zu fegen vermögen, eingewicelt feyn koͤnne. Man müßte auf ſolche Art die Materie unendlich zer» theilt annehmen, welches ein Saß ift, der feinen zu« reishenden Grund hat, weil man, fo lange diefer gilt, nothmwendig endlich auf einfache Dinge fommen, und folglidy noch lange vorher: den Saamenfeimen ein Ende fegen muß. . 35. Wenn man dieſes erwaͤgen % wir man eingeftehen müffen, daß die Hypotheſis von der Einwickelung Schwierigkeiten unterworfen iſt, die einen mit gutem Grunde abhalten koͤnnen, ihr beyzu⸗ pflichten. Hingegen da die andere Meynung, daß die Augen urſpruͤnglich in den Gewaͤchſen nicht ſind, ſondern erſt von außen mit dem Nahrungsſafte her⸗ eingebracht werden, ſolche gluͤcklich vermeidet, da ſie mit dem Satze der heutigen Weltweisheit in Anſe— hung der Erfindung der Saamenthierchen beſſer uͤber⸗ einftimmet, und da fie auch durch Die Begebenheit mit unferm Koblfopf, und des Hrn. Bülfingers zer⸗ ſchnittenen Cichorienwurzeln, von der Natur ſelbſt beſtaͤrkt zu werden ſcheinet, ſo hat ſie vor jener ſchon viel voraus, und man kann mit einem großen Schein des Rechts ihr im Reiche der anna den Prag: . zugeftehen. S. 36, Nur kommt es darauf.an, wie es daß in jede Pflanze nur die Augen von ihrer Art zum Wachſen kommen, da gleichwohl das Waſſer, wor⸗ aus der Nahrungsfaft wird, alle Arten von Keimen in fich haben muß. Wenn eine Hypotheſis gültig feyn foll, fo muß fich alles durch vichtige Folgen dar- aus, als aus einem Grundfage, Da: laffen, was, wir 4 j — in den Gewachſen zu erklaͤren. 127 wir in dieſer Materie, darinn mir fie zum Grunde legen, an verfchiedenen Fällen wahrnehmen, wenig. ftens muß nichts vorfommen, was der Hypotheſi ger rade widerfpricht, oder doch mit Beftande diefes Sa⸗ ges ſich im geringften nicht erflären läßt. Ich ſehe mich alfo dahin gebracht, daß ich anzeigen foll, wie der Wachsthum der Augen in den vorkommenden Sällen damit übereinftimme, movon ich denn im Fol⸗ genden einen Furzen Berfuch übernehmen will, 6.37. Es ſcheint mir aber die oben erwähnte Schwierigkeit nicht größer, als die, wie e8 zugehet, daß aus einerley Nahrung, nämlich dem Waffer, in jeder Art von Pflanzen ein befonderer Nahrungsſaft entftehet, der an Geſchmack, Geruch und Kräften ganz unterfchieden ift, welches wir gleichwohl, als in der Erfahrung gegründet, zugeben müffen. 538 Man Fann bier auf anders nidyts fallen, - als daß in den Pflanzen das, was fich für fie ſchickt, aus dem Nahrungsfafte abgefonderet werde, indem er. durch verfchiedene enge Gänge durchgeführee wird, worinn er gleichfam filtriree, geläusert, und von al« . lem, was nicht mit durchgehen Fan, gefchieden wird, 9.39. Wir dürfen eben nicht feßen, daß alles vermittelſt einer bloßen Durchfeihung vollbracht werde: Es kann in den Pflanzen noch erwas feyn, das den Saft zugleich in eine Art von einer Gährung bringer, Dadurch feine Theile beffer aufgelockert, aus einander gefeßt, und dadurd) einige zur Scheidung bequemer gemacht, andere aber durch die Ausdünftung davon gejaget, oder auch in einander verwickelt, und zum Wachsthum der feften Theile angewandt werden. Jedoch mitdiefer Art der Veraͤnderung des Nahrungs⸗ — — ſafts 425 Verſuch⸗ den! Urſpru— ig d e rA f 1 [ fafts Eönnen wir ung bier nicht einlafen, Monbern: er⸗ innern ſolches nur deswegen, damit es nicht das An⸗ ſehen habe, als wenn wir ſonſt nichts einraͤumen woll⸗ ‚ten, da wir bloß vom Durchſeihen reden werden, wo ⸗ durch Doch die Sache ſchwerlich E nz allein von der Natur bewerfftelliger feyn möchte. 9.40. Die zu folcher Verrichtung beſtimmten Werkzeuge muͤſſen in jeder Art Pflanzen unterſchieden ſeyn, und nur ſolche Theile, die eine fuͤr ihre Durch— gaͤnge ſich ſchickende Figur und Groͤße haben, durch⸗ laſſen koͤnnen. Dinge, die ſich zuſammendruͤcken laſ—⸗ fen, und eine ſchwammige oder filzartige Beſchaffen⸗ beit haben, find „wie befannt, mit vielen Zwiſchen⸗ raͤumen verſehen, und laſſen fluͤßige Koͤrper reiner durch, als ſie vorher waren, folglich ſind fie zum Ab⸗ fondern gefchiefe.. Es ift nidye beftimme, wie groß oder Flein die Deffnungen und Durchgänge in Sachen von diefer Befchaffenbeit find, noch auch, was fie für eine Figur haben. Wenn aber die Natur dergleichen hevvorbringer, fo Eönnen wir, da fie die Beränderung in ihren Werfen liebe, ihr zutrauen, daß fie folche auf allerhand verfchiedene Weiſe durchlöchert haben wird, 41 Nun treffen wir dergleichen weiche Theile in Gewaͤchſen an, denn die Rinde beſtehet ja größten: theils aus einem folchen ſchwammichten oder filzigen Wefen, das zum Durchfeihen geſchickt ift, und die größ- ten Naturfündiger räumen es ein, daß darinn der Nab: rungsfaft zubereitet, und das für die Pflanze ſich ſchickende daraus abgeſondert werde. $. 42. Daß dieſe abgeſonderte Theile in — denen Pflanzen von NEE Figur und rs ind, in den Gewaͤchſen zu erklären. 129 find, Tehret uns unfere Zunge, wenn wir ihre Säfe koſten. Wir Fönnen nicht erklären, wie es zugehet, daß wir einen fo unterſchiedenen Geſchmack darinn antreffen, wenn wir nicht zugeben wollen, daß ſie auf verſchiedene Art die Zunge beruͤhren, und alſo aus Theilen von beſonderer Geſtalt beſtehen; und da dem alſo iſt, ſo muͤſſen auch die Gaͤnge, wo ſie durchge— gangen, ſo beſchaffen ſeyn, daß ſie haben koͤnnen durch⸗ kommen; folglich muß in jeder Art von Gewaͤchſen das ſchwammg⸗ Weſen, wo ſie durch Malen, auf eine befondere Weiſe eingerichtet ſeyn. $.43. Nun find die Augen in verſchiedenen Ges wächfen ebenfalls von verfchiedener Geſtalt und Größe, Dieſes zeiger fich deutlich), wenn man fie gegen ein» ander hält. Solche Berfchiedenheit aber muß ihren Grund in ihrem vorigen Zuftande haben, weil man fich nicht vorftellen Fann, wie es zugehen folle, daß fie folche ploͤtzlich und auf einmal follten erhalten ha⸗ ben, und man muß daher ſchließen, daß fie auch vor- ber, ehe fie zu ihrer gehörigen Größe ermachfen, derglei⸗ chen Unterfchied an ſich gehabt haben,daher gilt eben das vonihnen, was wir von den andern Theilen des Nah⸗ tungsfaftes nicht leugnen fönnen, nämlich, es müffen in verfchiedenen Arten von Pflanzen nur die für ihre Durchgaͤnge fich ſchickende Augen abgefondere werden koͤnnen, und die andern zurück bleiben. 9.44. Da die Rinde, welche die Wurzeln bes deckt, ebenfalls aus einer ſchwammigen Materie bes ftehet, fo gehet fonder Zweifel die erfte Abfonderung darinn vor, weil fie den Nahrungsſaft unmittelbar aus der Erde empfängt, * brauchen nicht zu ſe⸗ tzen, 130 Verſuch, den Urſprung der Auge gen, daß hier gleich auf einmal die ——— | rung derer für die Pflanze fich ſchickenden Augen aus dem noch rohen Nahrungsſafte vollbracht werde, die⸗ fes wäre ein gar zu groſſer Sprung, dergleichen die Natur ſonſt nicht vornimmt; ſo viel aber laͤßt ſich muthmaßen, daß wenigſtens alle fuͤr andere Geſchlech⸗ ter gehoͤrige Augen und Theile ſogleich zuruͤck bleiben, und bloß die hereinkommen, die zu einem Geſchlechte gehoͤren, wie ſogleich weiter erhellen wird. :S. 45. Wenn der Saft diefe erfte Reinigung aus» geftanden, fo fälle er: in die unter dem fehwammigen efen unmittelbar befindliche Faſern, und wird da⸗ durch dem Stamm zugeführet ; ; ſolchergeſtalt aber kommt er mit allen zu einem Geſchlechte gehoͤrigen Arten von Augen und Theilen in die zwiſchen Rinde und Hol; auffteigende Saftroͤhren. 6. 46. In bi loßen Roͤhren, zumal die gerade or laufen, kann weiter feine Abfonderung ſtatt haben. Und daher kommt es fonder Zweifel, daß alle X-ten ft > yon Hbft, die zu einem Gefchlechte gehören, fich auf einander pfropfen laſſen. Es ift bekannt, daß die zwiſchen Rinde und Holz aufſteigende Saftroͤhren ſich mit dem Pfropfreiſe, oder dem Schildlein am Auge verbinden müffen, daher man fie, wenn fie anders wohl anfchlagen follen, fo auffeget, daß der Öang des Safts zwiſchen Rinde und Holz im Reife mit dem im Stamm auf einander paffen, damit alfo die neuen, | aus dem Stamm auffteigende Saftröhren in und zwi⸗ ſchen die Rinde des Reiſes hereinkriechen koͤnnen. Daß in dieſen Roͤhren weiter keine Veraͤnderung mit dem Saft vorgehe, erhellet auch aus dem wiederhol⸗ ven on Ditopfen, z.E. pfroͤpfet eine gute Art — auf in den: Gewaͤchſen zu erklaͤren. 131 auf einen wilden Stamm, fo wird der Bauıık Franz« - Birnen tragen, ‚pfropfet auf diefen wieder von der vo⸗ rigen Art, ‚fo fommen wieder Holzbirnen zum Vor⸗ ein. ae 46. Man mag eine Hypotheſin in Anſehung der Augen erwaͤhlen was man fuͤr eine will, ſo muß man einraͤumen, daß in dem durch die Saftroͤhren aufſteigenden Nahrungsſafte ſolche verſchiedene Theile befindlich find, daß für eine jede Art Obſt, die zu eis nem Öefchlechte gehören, fich die dazu fehickende dar: aus abfondern laffen, und daß hingegen die fehlen, die für Arten von andern Gefchlechtern dienen, indem diefe den ‚Saft. von jenen nicht annehmen, und ſich alfo auf einander nicht pfropfen laſſen. Solcherge⸗ ſtalt iſt klar, daß in dem Safte, wie er aus der Wur⸗ zel kommt, und zwiſchen Holz und Rinde aufſteiget, zwar die Geſchlechter, aber nicht die Arten von einan- der gefchieden find. Demnach) gehet die Abſonderung der Arten erſt im Stamm vor, wie ich nun weiter | zeigen will. | $. 47. Aus den Saftröhren fonıme bei Saft — in das ſchwammige Weſen der Rinde, naͤm⸗ lich des Stamms und der Zweige, indem viele von diefen Röhren darinn eindringen, und ihren Saft darinn ausfprigen. Dieſes lehret unsdas Deculiren. - Wir willen fonft feinen Erund, wie es zugehet, daß das Schildlein anwächft, wenn wir diefes nicht-ein= ‚ räumen, Seine Gaftröhren find oben und unten ‚zerfchnieten, und laffen ven Saft, der fich zwilchen Holz und Rinde des Stammes findet, gerade durch⸗ ‚laufen, folglich dem Schildleinnicht zu gutefommen, 8 a auch mie den Saftröhren des Stammes nicht 132 Verſuch/ den Urſprung dee Augen nicht sufanımen, denn mir finden. niemalk daß zer ſchnittene Saftröhren weiter wachfen. ch habe viele aufgefeßte Augen von Zeit zu Zeit ran und beitändig gefunden, daß unten aus der Spitze des Tformigen Schnitts am Stamm etwas hinter dem Schildlein in die Höhe wächft, welches anders nichts als Saftröhren, die zwifchen Rinde und Hol; auf: fteigen, feyn fönnen, und daß diefefich mit dem Schild. fein verknuͤpfen, indem fie mit ihren Enden in die Zwifchenräume des Baſts am Schildlein hereinfriex chen, durch diefen Weg aber in das fchwmammige We: fen der Rinde kommen, und ihren Saft darinn aus« fhütten, Es gefchieht zum öftern, daß bey einer dieſer Pfropfung nachtheiligen Wirterung,, oder wenn fie etwas nachläßig verbunden worden, der größte Theil des Schildleins vertrocknet, und nur ein kleiner Fleck daran noch gruͤn befunden wird. Wenn man ein ſolches Schildlein abnimmt, zeiget ſich, daß es daſelbſt, mo es noch grün iſt, auf die Art, wie gemel- det worden, mit dem Stamm zufammenhanget, und daß alfo der Saft, den diefer Theil noch hat, durch die Saftröhren aus dem Stamm zugeführer und un- terhalten worden, folglich ift Flar, daß der Saft aus den Röhren in das ſchwammige Wefen der Rinde auf diefe Weife muß fommen Fonnen, Und vielleicht entftehen auf folche Art nach und nach die in dem Holze befindliche horizontal laufende Faſern, indem die in die Rinde hereinfriechende Röhren von der fenfrechten Linie abgebogen werden, und folglich her« nach, wenn fich der Baum Ben; uadig hori⸗ zontal fortwachſen muͤſſen. | ta Er G. 48. Diefes ſchwammige Wefen der Rinde am Stamm iffwieder ein Dre, wo eine neue Veraͤnde⸗ "rung mit dem Saft vorgehet, ($. 41.) wo er abermals auf vielerley Weife von den mit fich führenden Thei- fen gefchieden, und wo endlich die zu der befondern Art des Baums gehörige Augen von allenandern Ar- ten abgefondert werden, die denn ordentlicher Weife da, wo ein Blatt den Durchbruch durch die äußere Haut der Rinde gemacht hat, hervorfommen, auffer diefem Fall aber durch das ftärfere Zudringen und Drücken des Safts, welches durch einen Schnitt oder andern Zufall verurfachet worden, unter der äußern Haut an zu wachfen fangen, und fie aufſchwellen madyen, bis dieſe endlich durch die ftarfe Spannung zum Aufpla- " Ben gebracht wird. 6.49. Wir brauchen hierzu weiter nichts anzu: ‚nehmen, als was wir oben bereits erhärter haben, daß das ſchwammige Wefen in der Rinde in jeder Art von Pflanzen auf eine befondere Weife durchlös chert ift, um zu begreifen, warum in jeder eine eigene Art von Augen abgefondert werden, und die andern zurück bfeiben müffen, und warum alfo im Pfropfreife andere Augen, und im Stamm wieder andere zum Vorſchein fommen, wenn beydes verfchiedene Arten find, | | | 950. Daß mir aber diefes nicht für Die lange . Weile zugeben, läßt fid) Daher abnehmen, weil wir, ohngeachtet der Aehnlichkeit, welche die Neifer von verfchiedenen Arten in gewiſſen Stücken unter fich ha» ben, alle Theile werfchieden antreffen, fo daß man auch einige Arten von bloffem Anfehen mit Gewißheit erkennen, und von andern ihres gleichen unterfcheiden A fann, 334 Verſuch, den Urſpru ngi a Fann. Da wir nun aus ficheren Gründen der Pers nunft fo fchliegen, daß, wenn auch Dinge einander aͤußerlich ganz aͤhnlich ſcheinen, wie z. E. ein Tropfen | Wafler dem andern, Doch ein innerlicher Unterfchied ‚in den Fleinen Theilen vorhanden feyn müffe, fo muß - ein folder Schluß hier um fo vielmehr. ftart haben, da auch) der. Unterfchied bis aufs äußerliche fich erftres cket, und wir haben um fo weniger Grund zu zweifeln, daß er fich auch bey dem Idhroamstigen Pe finden muͤſſe. $. 51, Bir ſehen aber hierbey eine Folge ‚ bie uns entgegen feyn Eönnte, daher wir ihr i im voraus begegnen muͤſſen. Wir finden naͤmlich einen Unter⸗ ſchied in der Groͤße der Augen, wenn wir die vieler⸗ ley Arten zuſammen halten. Wo nun die groͤßeren Augen durchgehen ſollen, da muͤſſen auch fuͤr ihre Groͤße ſich ſchickende Löcher ſeyn; durch große Oeff⸗ nungen aber koͤnnen auch die kleinern Augen durch, und muͤßten alſo bey gewiſſen Umſtaͤnden aus einem ‚Reife zwey und mehrerley Arten von Augen zum N fommen, ‚welches doch niemalen geſchie⸗ Allein wenn wir, bey einem Gewächs größere | en und folglich größere Durchgänge für fie ans ‚treffen, als bey dem andern; fo fehe ich nicht, war um wir ihnen nicht auch größere Dunftlöcher, wo⸗ durch das, was in einem Gewaͤchs nicht dienlich oder uͤberfluͤßig ift, abgefuͤhret wird, an Die Seite ſetzen koͤnnten. Wir ſchließen alſo mit Recht, daß alsdann dieſe Augen als was uͤberfluͤßiges mit andern desglei- chen Theilen durch. die Ausdünftung wieder fortge⸗ fchaffee werden. Ich Habe auch oben (F. 13.) bereits oexeiget ‚ daß die Augen, wenn fie anwachſen " “4 den Bewächfen zu erklaͤren. 135 in Ruhe kommen muͤſſen, welches denn in bichen Behältniffen, ‚die für fie zu weit find, und fo fange fie in dem Saft, der fie mit ſich führet, herumfchwim« men Fönnen, nicht wohl ftatt haben kann. 6.52. Noch eins feheine uns im Wege zu ſeyn. Penn wir fegen, daß in Die Wurzel die Augen von einem ganzen Gefchlechte Pflanzen eindringen fünnen; im Stamm und Zweigen aber die Arten von einanz der abgefondert werden : fo hat es das Anfehen, daß das ſchwammige Wefen in der Rinde an beyden Or⸗ ten von verſchiedenem Gewebe ſeyn muͤſſ ſe, welches anzunehmen man billig Bedenken traͤgt, ſo lange es durch keinen ſcheinbaren Grund unterſtuͤtzet worden. Jedoch wenn man folgendes erwaͤgen will, ſo wird man mit mir uͤbereinkommen, daß dieſes geviffermass fen zugeftanden werden müffe. 9353. Die Wurzeln ſtecken in der feuchten Erde, der Stamm und Zweige aber in der trocknen Luft. Ya — — Die beſtaͤndige Feuchtigkeit der Erde macht, daß die Rinde an jenen mehr aufſchwillet, und das ſchwam⸗ mige Wefen ftärfer ausdehnet; fie erhält auch Die aͤußere Haut viel ſchmeidiger, daß fie die Ausdehnung zuläßt, daher müffen die Zwifchenräume darinn weit ſeyn. Hingegen die trockne Luft über der Erde mache die Rinde am Stamm härter und zaͤher, folglich auch gefpannter, zumal wenn die Kalte dazu koͤmmt, vie allezeit in der Luft ſtaͤrkere Wirkung thut, als in:der Erde, Es iſt alſo das ſchwammige Weſen darinn mehr gepreßt und enger zuſammengezogen, als an den Burgen, folglich muͤſſen auch die Durchgaͤnge dar⸗ inn enger ſeyn, als in dem, fo die Wurzeln bekleidet, | em es Fan daher nicht. alles durchkommen, was dorf freyen t N —— 136 Verſuch, den Urſprung der Augen freyen Paß hatte. Es iſt ja dieſes eben die Eigen- ſchaft eines ſchwammigen Weſens, daß es von der Feuchtigkeit aufſchwillet, und in trockner Luft einfrie» chet; es brauche deshalb eben Das ganze Gewebe kei— ne Beränderung zu leiden, denn es ift die, fo in den Zwiſchenraͤumlein vorfälle, vollfommen zureichend, allerhand Figuren denen Durchgängen zuwege zu brin- ‚gen, und fie zu denen vielerley Geftalten der. Theile, die da durchgehen oder zurückbleiben follen, ſchicklich zu machen, und weiter brauchen wir nichts, $. 54. Sollte es an dem feyn, daß in Gewächfen ein gewiffer Geſcht, das ift eine Materie, welche den Saft in eine Art von Gährung bringen koͤnnte, vor» handen wäre, um die darinn befindliche Theile defto beffer aus einander zu feßen; fo würde um fo viel be» greiflicher feyn, warum in dem ſchwammigen We- fen der Rinde über der Erde noch eine genauere Ab⸗ fonderung vor ſich geben müffe, als in dem unter der Erde. Denn bier wird beftändig frifcher roher Saft zugeführet, und mit dem vorigen vermifcher, wel⸗ ches, wie bekannt, die Gährung immer unterbricht ; wie denn auch foldhe in den Saftröhren nicht fortge« feßet werden kann, weilder Saft darinn in allzufchnels fer Bewegung ift, melche ebenfalls aller Gährung - Binderlich. Dort aber find diefe Hinderungen nicht mehr vorhanden, der Saft ift zu der Hauptveraͤnde⸗ rung, die mit ihm vorgeher, ſchon zubereitet, und es kann alfo die völlige Abfonderung, die in der Wurzel nur erft angefangen worden, vollbracht werden. $. 55. Diefe Betrachtung fcheine mir fruchtbar zu feyn, denn fie führet uns nod) weiter. Es läßt fi) meines Erachtens dadurch ausmachen, warum das © 1 vi das obſ,, ſo — erzogen voii, ausartet, das von, fo viel mir wiſſend, noch niemand eine hintei⸗ chende Urſache angegeben. $. 56. Ich will erſt anführen, wie ich es gefun. hu und hernach Ffürzlich meine Meynung fagen, " Wenn man Kerne ven den beften Franzbirnen ſaͤet, ſo bekoͤmmt man bier zu Lande junge Bäume, die in nichts unterfchieden find von denen, die man aus den Kernen der wilden Holzbirnen siehet. Sch bin niche ſo glücklich geweſen, einige darunter zu finden, die an Laube und Zweigen fo befchaffen geweſen wären, daß man fieh daraus zu einer guten Art hätte Hoffnung machen fönnen, Indeſſen zweifle ich nicht, daß an« dere manchmal eine gute einzeln darunter mögen ges funden haben, zumal da fie folches verfichern. $. 57. Gute Apfelferne arten auch aus, aber nicht fo ſehr, daß fie follten fchlechte Holzäpfel bringen, Es fommen dadurch andere gute Arten zum Borfchein, daher wir in Deurfchland viel mehr gute Arten von Aepfeln, als von guten Birnen, aufmweifen fönnen, _ Wie fi) infonderheit die Borgsdorfer Apfelferne ver» halten, zeiget der Verſuch in den Leipziger Samm⸗ lungen P. II. p. 486. $. 58. Bon dem Steinobft arten Die Pflaumen | nicht aus, auch die inländifcyen Kirfchen nich, Ob es die zarten Franzpflaumen und die fpanifchen Kir- fihen thun, kann ich wegen Mangel der Erfahrung nicht fagen, Kerne von recht guten Pfirfichen geben andere gute Arten, aber auch ganz ſchlechte. Aus den Abricofen werden Morellen, | 9.59. Daß in die Saamförner andere Arten von Hasen fommen follten, als es die Art des Baums, 3 Dand, K dar⸗ darauf fie gewachſen, mit ſich beinget, laͤßt fich nicht wohl annehmen; denn da die Frucht von der Befchaf- fenbeit wird, wie es die befondere Art des Baums erfordert, und folglich durch folche Theile, die ſich für fie fehicken, genähret wird, fo kann man nicht begrei- fen, warum in die Saamenförner, die mitten in der Frucht figen, Theile von andern Arten, und folglich Augen, die nicht zu der befondern Art des Baums gehören, follten fommen koͤnnen. Man bat alfo vielmehr Grund zu glauben, daß die Augen in den Saamenförnern mit den übrigen, die der ‘Baum her⸗ vorbringet, von einer Arc und Beſchaffenheit find, Daß fie aber nicht ihres gleichen zeugen, wenn man | fie hier zu $ande in die Erde bringet, muß von einer Veränderung, die in waͤhrendem Wachsthum mit ih⸗ nen vorgehet, berrühren. Ich habe oben gezeiger, ($. 44 fgg .) daß in ver Wurzel alle Arten von Augen, die zu einem Öefchlechte gehören, befindlich find, im Stamm aber erft die Abfonderung einer gewiffen Art geſchehe. Eben diefes muß denn aud) in den jungen . Bäumen, die aus dem Saamen aufgehen, ſtatt haben. Die legte Abfonderung gehet in dem ſchwam—⸗ migen Wefen der Rinde des Stamms vor, Die fes aber ift Veränderungen unterworfen, die von der äußern Luft herrühren (9.53). Nun richtet fich aber die Luft nach) dem Climate, und iſt in einem jeden von befonderer Befchaffenbeit , daher muß die Kraft, die fie auf das ſchwammige Wefen bat, folche Ber- änderungen darinn hervorbringen, wie es ihrer in.ei- nem jeden Climate befondern Beſchaffenheit gemäß ift, folglich koͤnnen unfere jungen Bäume von Feiner andern Are werden, als wie fie indem Climate, wor⸗ | inn >. in den Gewachſen zu erflären. 130 An ie fich befinden, von ſelbſt wachfen, das iſt wild, und es werden alfo in dem fchwammigen Wefen nur die Augen aus dem Mahrungsfafte abgefondert, die es. nach der won der Luft erlittenen Veraͤnderung durchlaſſen kann. | ur 6. 60. Daß dagegen die Pfropfreifer nicht auge ‚arten, da fie doc) in eben demfelben Climate fich be— finden, darf uns im geringfien nicht irren; es ift noch ein großer Unterfchied zwifchen der Befchaffenheit eis nes Pfropfreifes, und eines andern, fo aus dem San . men erſt entfprießet, Jenes gleicht einem ermwachfes nen Juͤnglinge, und dieſes einem jungen Rinde; Fön« nen beyde wohl gleichviel ertragen ? Ueberhaupt wie derſtehet eine fchon starke Dilanze dem Ungemach von ‚der Witterung weit befier, als eine gar zarte Es lehret diefes die Erfahrung in Gewächshäufern des Winters, Eine ſchon erwachfene Pflanze läßt fich darinn durchdringen ; aber fäet man im November oder December von ihrem Saamen, fo wird nichts. Daraus, Der Saame gehet zwar auf, er wächft fort, aber nicht ordentlich, er bleibt ftecfen, er fängt an zu Eranfen, und er verbuttet. Was zeige Diefes anders an, als daß was erft aus dem Saamen zu wachen anfängt, feiner Schwächlichfeit wegen von der Luft weit ftärfer angegriffen werde, als was ſchon im vol: len Wachsthum ſtehet. Kein Baum bringt irgend» wo fo zarte Triebe hervor, als ein folches Reis ift, das aus dem aufgegangenen Saamen hervorwaͤchſt. Kein Wunder alfo, wenn die rauhe Luft darinn weit merklichere Veränderungen wirket, als in denen viel ſtaͤrkeren Pfropfreiſern, in welchen der kraͤftige Trieb u 2 und 140 Verſuch, den Urſprun gder Sr und häufigere Zufluß nahrhafter 2 heile ein vi fefter und. dauerhafter Gewebe zumege bringe. '$. 61. Und eben in einem folchen fräftigen Teiche iſt die Urfache zu ſuchen, warum ein Kern vor dem andern beſſer artet, und warum unter den vielen ſchlechten Birnftänmen manchmal einer von guter ‚Art aus dem Saamen gewonnen werden fann. Daß alle Saamkörner nicht gleich u reiben, ſondern eins immer eine ftärfere Natur als das andere hat, ift befannt genug. Es zeiget diefes nicht allein ihr verfchiedener Wachsthum, darinn es eins dem andern weit zuvor thut, fondern läßt ſich aud) daher abneh- men, daß, wenn der Saame zu alt wird, doch niche sei alle Körner auf einmal zur Saat untüchtig wer⸗ den, ſondern einige noch davon aufgehen. Wollte jemand daran zweifeln, daß gute Arten eben einen ſtaͤrkeren Trieb haben, als die wilden, den kann der bloße Augenſchein überzeugen, Was an Laub und Hl; ftärfer und befler ins Geficht falle, muß doch wohl einen fräftigern Trieb anzeigen, als ein anders, ‚fo ihm nicht gleich koͤmmt, und diefes haben Die guten Arten vor den wilden voraus, wenn fie auch in einer- ley Sande ftehen, und zufammen auf einen Baum ger pfropft, abfonderlich wenn fie noch nicht veraltet find. , 9.62. Hieraus würde ferner folgen, daß, je ſtaͤr keren Trieb eine Are Obſt vor der andern hat, je we⸗ niger Fönne das Ausarten ins Wilde bey ihnen ſtatt haben, und fo finden wir es auch. Apfelbäume und das Steinobft wachfen in der Jugend viel fehneller und ftärfer, als die Birnbaͤume; aber fie arten daher auch nicht fo fehr aus. Ihre grofie Lbhaftigkeit ver- SDR, daß fie fich gegen die widerwärtige — enheit in den Gewaͤchſen zu erklaͤren. 14 — uft nicht bloß leidend verhalten, vie wenn ‚gleich einige Veraͤnderung dadurch in ihnen entſtehet, daß ſie nicht dieſelbe Art, wovon ſie genommen ſind, durchtreiben koͤnnen; fo hat ſie doch ſo ſſarke Wirkung nicht, daß ſie eben in lauter ganz fchlechte ausarten folten. Es fann auch die befondere Witterung, Die bey ihrem erften Auffommen einfällt, fie zu einigen gewiſſen Arten difponiren, daß fie daher bald “ bald ſchlechter ſich verhalten. $. 63. Die einzigen Abricoſen ſcheinen eine Aus⸗ nahme zu machen, da ſie bey ihrem ſtarken Triebe dennoch ſehr ausarten. Aber wenn man ihre große Empfindlichkeit betrachtet, welche daraus zum Theil mit erhellet, daß ſie vor allem Obſt am erſten bluͤhen, ſo bald die Luft nur einige Waͤrme anzunehmen an⸗ faͤngt; wie ſie denn auch den Namen, den ſie fuͤhren, ihrer zaͤrtlichen Beſchaffenheit zu danken haben: ſo wird man uns dieſe nicht entgegen zu ſetzen nerlängeR; $ 64: Es ift nod) ein Umftand vorhanden, der einige Bedenklichkeit verurfachen Fönnte, nämlich fol« gender: Wenn man eine abgefchnittene Wurzel von einem Birnbaum nimmt, und folche indie Erde pflan- jet, fo daß das dicke Ende etwa ein Paar Zoll hoch über der Erde bleibe ; fo fange diefer hervorragende Theil an zu treiben, bringt aber nichts als wilde Aus gen hervor, und der Baum, den man davon zieher, wird wild. Ich habe zwar damit nur einige wenige Proben angeftellet, und fann alfo nicht wiflen, ob es ſich durchgängig fo verhalten werde; aber bey denen bie ic angeftellet, babe — * wie gemeldet, befun den Ba er 142 Berſuh va Urſprum die gen den. Nun habe ich oben feftgefeget, daß in der Wurzel alle zu einem Geicjlechte gehörige Arten von “Augen noch unter einander vermifcht befindlich find; . Daher follte man meynen, daß aus einer folchen ur: zel eben fo leicht qufe als, ſchlechte Augen hervorbre⸗ chen koͤnnten, welches doch in unſern Verſuchen nicht geſchehen. Allein wenn man die oben angefuͤhrten Gruͤnde wegen des Ausartens in Erwägung sieben will; fo wird man befinden, daß auch diefes damit wohl übereinftimmt. Die Rinde an dem über der Erde hervorragenden Theile der Wurzel leidet eben die Beränderungen von der $uft, die fie am Stamm und den Zweigen auszuftehen hat, und zwar um fo vielmehr, je weniger fieder Suft vorher gewohnt war, fie kriechet ein, und preſſet folglich den Saft, der Darinn befindlich war, wieder heraus, Kein Trieb von innen hindert ſie daran, weil diefer fo wenig, als in einem verpflanzten Baum, fich einfindet, ehe und bevor eine neue Eimvurzelung vorgegangenift, Wenn dieſe aber nach einiger Zeit gefchehen, und nunmehro neuer Nahrungsfaft zugeführet wird, fo iſt das ſchwam⸗ mige Weſen in der Rinde bereits in eben dem Zu⸗ ſtande, wie es ſonſt in unſerm Climate am Stamm fich befindet, und Fönnen folglid) Feine andern Augen darinn abgefondert werden, als mir fie an Bäumen, die bey uns wild wachfen, antrefjen, * | $. 65. Es fommen au) zutveifen um den Stamm der Birnbäume junge Sproffen aus der Erde hervor, die ebenfalls wild find. Man nennet ſie Wur zelſchoͤß⸗ linge; aber mit dieſen kommen I — { | ie im den Gewächfen zu erfläven. 143 ‚Sie entftehen aus dem dicken Stamm gebe * ‚oder BG aus den oberften Wurzeln nahe am Stamm, Es find diefes Augen, die ſchon vorher, dader Baum Höher ausder Erde geftanden, und noch nicht verſetzet war, aus dem Safte abgeſondert worden, und den Einfluß der Luft empfunden haben. Es iſt bekannt, ‚Daß ein Baum, der in der Oberfläche der Erde gleich Wurzeln bat, beym Verpflanzen tiefer gefege wird, . Damit feine oberften Wurzeln wenigftensir Fuß hoch mit Erde bedeckt, und dadurch vor den Spadenftichen, wenn man um. den Baum herum graben muß, gefi= chert werden. Wenn denn bernad) diefe Augenuͤber kurz oder lang zum Trieb kommen, fönnen fie von keiner andern Art feyn, als fie waren, da fie abgefons dert wurden, und überdem fehe ich nicht, was ung noͤthigen follte, zu glauben, daß der Einfluß der Luft über der Erde gleich aufhöre, und nicht bis auf einige Ziefei inder Erde nod) einige Wirfung außern fonne, 8,66. Da nun alfo das Clima an dem Ausarten | der Gewächfe Schuh, bat, fo fcheinet es, daß bey veraͤndertem Climate es ſich damit auch) wieder ans ders verhalten werde. Da die Climata fo ſehr unter⸗ ſchieden ſind; ſo muß folgen, daß der Saame in eini⸗ gen weniger, in einigen vielleicht gar nicht, in andern nicht in ſo gar ſchlechte Arten ausſchlagen werde. Ja es muͤßten ſich ſo guͤtige Himmelsgegenden darunter befinden, in welchen unſere ſchlechteſte Arten in die aller⸗ beiten übergehen fünnen, Ich zroeifle hieran im ge⸗ ringſten nicht nur Schade,daß es nicht in unſrer Macht N. ſtehet, Verſuche deshalb anzuſtellen. Es beſtaͤrken uns | aber hierinn die a a rich welche —— * daß 144 DVerfuch, den Urſpru ig der Aug daß allerhand Geſaͤme, ſo nach Hftindien gebracht worden, Dafelbft viel beffer, als hier, gearfet, wovon unter andern Rolbens Befcjreibung des Borgebirs ges * guten Heſhuns eine zn ebige Nachricht Se habe mich zu zeigen —— wie dieſes al⸗ les aus der Hypotheſi: Daß die Augen anfangs nicht in den Gewaͤchſen befindlich ſind, ſondern erſt von außen hereingebracht werden, auf eine leichte unge⸗ zwungene Weiſe ſich herleiten laſſe. Sollte alſo die Sache ſich nicht — und in der Wahrheit ſo ver⸗ halten koͤnnen? | . ae den 30 April, 1748. Seerg Friederich Möler, —a— — ce a | : AR WU ) N m MIO 1 I R > N AN \ yaW) P oh 3 J > I, — J tan —— 8 — —— 2 — . LIEF ; mm EEE EEE EEE En Ze — Pe “ SGedanfen a | über die verſchiedenen Wirkungen des Brandteweins im menfchlichen Körper, - | von D. Johann Gottfried Pietſchen aufgeſetzt. ier find Gedanken, von der verſchiedenen X Wirkung des Brandteweins im menſchli⸗ —* chen Koͤrper. Ich habe ſehr unparteyiſch davon gehandelt, und zum Nutzen der Menſchen ange⸗ zeigt, in wie weit er einem jeglichen in Abſicht auf ſeine Geſundheit dienlich und ſchaͤdlich iſt. Ich ſehe dieſe Gedanken in der That um ſo mehr als etwas betraͤcht⸗ liches an, weil der Gebrauch dieſes Getraͤnks, wenig— ſtens in Deutſchland, faſt allgemein iſt. Aber was werde ich denjenigen fuͤr einen Troſt bringen, welche ſich ſo ſtark in dieſen Saft verliebt haben, wenn ich ihnen den Gebrauch deſſelben nach den Gruͤnden der Geſundheitsregeln werde abfagen ? Ich will mir gar feine Belohnung verfprechen ; und wenn ich ganze Fuder Flüche und Verwuͤnſchungen merde hören muͤſſen, fo will ich niche den geringften Theil daran 85 Was nehmen. 71 ” Terusww.ı Ya R Ad ıv - 6 Wirkungen des Brandteweing Was das Wort Brandtewein, feinem Laut nach, bedeutet, das mwiffen auch unfere Kinder ; und ic) würde eben feine fügen von der größten Arf reden, wenn ich fagte, daß fie ſchon einen Fleinen Begriff davon mit auf Die Welt brächten. Go wahr es aber iſt, daß der Brandtewein ein hoͤchſt gebräuchliches und bekanntes Ding in unſern Landen ift, fo gewiß ift es auch dagegen, daß ihn die allerwenigſten Alten« fehen feinem Wefen und Wirkungen nad) Fennen. . Die Mode des Brandteweintrinfens muß wohl noch täglich größer werden; denn an vielen Drten trifft man faft zu unfern Zeiten in jedwedem Haufe - einen Brandteweinbrenner an, Sogar babe ich mir fagen laffen, daß ſich die Stümperärzte aufs Brand- teweinkochen zu legen anfingen. Und wer wüßte, wenn ich Bier die Art, denfelben zu machen, lehrete, ob nicht die Zahlder Brandteweinsfocher noch größer würde ? Ich fehe aber übele Folgen davon zum vor⸗ aus, und darum will ich nichts umftändliches von feiner Bereitung gebenfen, Noch weniger würde es vortheilhaftig feyn, wenn ich hier den Erfinder von diefem chemifchen Geifte befanne machen wollte, - Denn wie leicht koͤnnte eg geſchehen, daß Die aufrich- tigen Verehrer deffelben feinen Erfinder zum Abgore ‚machten, und ſeinetwegen wohl gar Freudenfefte an⸗ ftellten. Meine Einbildungsfraft ift jego fo groß, darum gedenfe ich folche Folgen. Esmöchtenunge: . ſchehen, oder nicht; fo bin ich doch defto mehr verfi« dert, Daß es eher nachbleiben wird, wenn ich den - Entdecker deffelben verſchweige. Denn daß die red⸗ lichen $iebhaber diefes Saftes fo weit gehen, und, wie ehedem die Arbenienfer, einem MORE \ —* —* | Ehren Dr N im menfehlichen Körper... - 147 — einen Tempel aufrichten ſollten, will ih ganz und gar nicht verhoffen. Ich will eher nichts mehr von dem Brandtewein noch von feiner Wirkung fas gen, bis ich etwas von feiner weſentlichen Befchaffen- beit werde vorgebracht haben, und dieſes kann am kuͤrzeſten geſchehen, wenn ich eine gegründete Erfläs rung von demfelben voraus ſchicke. Wenn mic) jes mand fragen würde: Was ift der Brandtewein? So wollte ich ohne fernern Zeitverluft antworten: Der Brandfewein ift ein durch die Gährung aus vegetabilifchen Dingen hervorgebrachter entzündlicher und leichter Saft, welcher aus vielem Waffer, etwas zarten und flüchtigen DA, und noch weniger faurem Salze, fo durch die Gährung genau mit einander: verbunden worden, befteher. Weann ich ein vechter Sogicaner feyn wollte, fo müßte ich meine Erklärung durchgehende zergliedern, amd wiederum deutlich machen, was eine Gaͤhrung, vegetabilifche Dinge, Wafler, zart, und flüchtiges Del, fauer Salz und genaue Miteinanderverbindung fep. Aber ich wills nicht ſeyn; und diefes ift die Urfache, warum es nicht alfo gemacht wird. Die Weltwird doch immer kluͤger; denn erftlich mußte eg lauter To: kapyer, Spanifcher, Ungarifcher und anderer . Foftbarer Wein feyn, wenn man Brandtewein has ben wollte. Man ſehe bievon die alten Chemiſchen Betrieger, unter welchen Helmont, Theophraſtus Paracelſus/ Johann Agricola ꝛc. nicht unbillig die beſten Plaͤtze verdienet haben. Dieſe dringen mit aller Macht auf gebrandten Wein (Spiritus vini) | Be Chemiſchen Arbeiten, welcher aus natuͤrlichem Dein gemacht worden, Allein heut zu Tage gilt hr \ es / 18 Wirfungen des Brandteweins es den vernünftigen Chemicis gleich viel, ihr Wein- geift mag aus Hefen, Korn, Weizen, Haber, Aepfeln, Birnen oder ordentlihem Weine gemacht feyn, wenn er nur behörig ift gereinigt worden. Hernach aber bat mandenfelben faft aus allen vegerabilifchen Früch- ten verfertigen lernen, und man richtet ſich nunmehro nach der Befchaffenbeit eines jeglichen fandes. Sind an einem Orte viel Weinhefen anzutreffen, fo wird er von den Einwohnern folcher Gegend auch daraus gemacht. Giebt es viel Obſt in einer Landesgegend, giebt es viel Getraide anderwärtig : fo muß es fich gefallen laffen, in Brandtewein durch gewiſſe Hands giffe verfehrt zu werden, Etwas artiges ift es, daßdie fleißigften Chemiften befonders riechende Kraͤu⸗ ter nehmen, diefelbigen behörig zum nöthigen Grade der Gährung befördern, und denn Durch Abziehung über einen Helm in Brandtewein verwandeln ; wel⸗ cher inggemein die Eigenfchaft des Krautes, ſowohl in Anfehung des Geruchs, als auch der befondern Wirkung nach, an fic) behält. haut Wegen der Gegenmwärtigfeit des fauren Salzes - im Brandtewein hat einiger Zwiefpalt unter den ger lehrten Chemiften herauskommen wollen, Wenn ich - aber die Gründe und Gegengründe diefes Streites mit anführen wollte, fo würde ich manchen meiner Leſer verdrießlich werden. Indeſſen aber, fo will ich wenigftens meine Meynung von diefer Sache nicht länger in mir behalten. Nicht eben darum, als ob es mir wollte das Herz abftoßen; nein, fondern weil es hier die Befchaffenheit der Sache fo mit fich brin- get, und diefem Chemiften» Kriege vielleicht einige Minderung daducch verfchaffer werden kann, Man mag. im menſchlichen Körper. 149 mag ſagen, das ſaure Sal; fey nicht in dem Brandte⸗ wein felbft, fondern nur in deſſen überflüßigen Waſ⸗ fer befindlich, oder man mag auch behaupten , daß es weder in uͤberfluͤßigem Waſſer noch in dem Brandte⸗ wein felbft gegenwärtig fey; fo machet man doch auf beyden Seiten Wind. Denn wenn ich auch alle An» fprüche eines fauren Salzes in dem Brandtewein nach ‚einigen gewiſſen Merfmaalen fahren laſſe, fo bleibe dennoch allemal diefer Erweis für das faure Sal; im DBrandtewein übrig, daß er ſowohl wenn er ganz und gar von aller überflüßigen Wäflerigfeit gereinigt wors den, oder noch mit folher verbunden ift, nicht nur das Blur, fondern auch die Milch, wenn er unmit—⸗ telbar damit vermifcher ift, verdicke (coaguliret). Diefes aber ift eine ungezweifelte Eigenfchaft des faus ren Salzes. Und bier ſteckt es eben, daß ich mit mageren Worten dem Wefen des Brandteweins eine Säure zufchreibe. Ein gewiſſer chemifcher Verſuch bilfe meine Mey: nung hierinn noch weit mehr befräftigen. Er ift dieſer: Man nehme Brandtewein, gieße denfelben in einen Kolben oder Retorte, fehürte nach Gefallen viel oder wenig alfalifch Salz dazu, treibe es mit Kohlenfeuer über, und gieße ſolchen Brandtewein unter frifche Milch oder Blut, fo wird er daffelbe eben ‚fowohl verdicken, als wenn die Uebertreibung mit ale - falifhem Salze nicht gefchehen wäre. Und hiedurch wird deutlich ermiefen, daß die Säure des Brandtes meins dergeftalt mit dem flüchtigen Dele müfle ver- bunden feyn, daß fie auch vermöge der alfalifchen Salze nicht darinnfünneverändert werden. Je mehr * auch den Brandtewein von |. ag J dur 150 Wirkungen des Bra nd TEN durch ofteres Abziehen reiniget, deſto — inder dicker er Blue und Mitch, Woher alfo offenbar wi daß die Säure deffelben nicht in feinem Waſſer, fon dern in dem Dele durch alkalifche Salze unzerftörlich ſtecken müffe. Es veroffenbaret ih auch das faure. Sal; des Brandteweins insgemein Durch das faure Aufftogen aus dem Magen in den Mund, wenn man Brandtewein getrunken bat, Und daß, dieſe faure Rudtus ihren Grund in einer wahren Saͤure haben, \erfennet man fehr deurlich, weil fie den Augenblic durch die Einnehmung eines alcalinifchen Salzes, (wozu ic) infonderheic die Tindtur. Tartari und des vortrefflichen Hofmanns Viſceral⸗Elixir wetches Damit bereitet ift, finde, ) ausgelöfcher wird. Maunmehro komme ich auf die verfchiedene Arten des Brandteweins. Den Worten nad) find mir nur eigentlich zwey Sorten deffelben befannt. Die eine davon wird Franz: und Die andere gemeiner Brand⸗ tewein genennet. Der gemeine bekoͤmmt noch immer einen Beynamen von demjenigen Orte, wo er gemacht wird. Es giebt aber uͤberdieß noch Leute, welche ‘vom Rheiniſchen Brandtewein viel Prahlens zu ma⸗ chen wiſſen, und wenn man ihnen Beyfall gäbe, fo wären gar drey beföndere Gattungen vom Brandtex wein aufgebracht. Allein da er eben ſowohl aus Wein⸗ hefen, wie der Franzbrandtewein gemacht wird ;. fo wuͤßte ich eben nicht, wo ein befonderer, Uncerfchied zwiſchen dieſem und jenem herkommen ſollte, und warum man mit — mehr denn zwey Arten be⸗ haupten Fönnte ? Ueberdieß iſt aber keinesweges; zu leugnen, daß nicht nur unter dem Franjbrandtewein, — auch unter dem ſogenannten gemeinen Brand⸗ OHR Nox im menſchlichen Koͤrper. tewein ein ſehr merklicher Unter ehied fen, und ‚wer dem Brandtewein auch einen Namen nach der ei lichen Materie, wovon er herkoͤmmt, * dem wirds auch. niemand aus wichtis ia ver⸗ — koͤnnen. | Dieſer Unterſchied aber koͤmmt allemal auf das, woraus, und auf die Ark, wie er gemacht wird, an. Wer aufmerffam und erfahren ift, der wird allezeif Merkmagle beym Brandtewein, welcher aus Rocken, Weisen, Gerſten, Obſte, ꝛc. verfertiget worden, eine Sorte von der andern wohl zu unterſcheiden, antuef- fen. Allein, nichts ift hierzu gefchickter, als der Ges ſchmack. Wer den Grundſatz nur, daß eine jedwede Art der natürlichen Körper, feinen Beſtandtheilen nach, unterſchieden iſt, recht eingenommen hat, dem kann ohnmoͤglich dunkel ſeyn, woher der Unterſchied des Brandteweins, wenn er aus verſchiedenen Din⸗ gen bereitet worden, komme. Noch * der Brand⸗ tewein in Anſehung ſeiner Reinigkeit, d. i. wenn er mehr oder weniger uͤberfluͤßig Waſſer bey fich bat, unterſchieden. Und diefer Unterfchied ift, ſowohl beym Geſchmack, als auch hernach in feinen übrigen Wir: kungen, fo er im Menfchen hervorbringer , zu erfen- nen. Denn wenn der ‘Brandtewein gar fein über- flüßiges Waſſer führer, fo ift es reinſter Weingeift, - CSpiritüs Vini redhificatiflimus ) und dieſer kann den Menſchen weit eher von Sinnen helfen, als der— jenige, ‚welcher viel überflüßige Waffertheile bey fich ‚bat. Sch ftellemir fo gewiß vor, daß nicht alle Leſer a verſtehen werden, was doch das uͤber⸗ x ſuhis⸗ Be er unter dem Brandtewein bedeute, als ob 152 Wirkungen des Brant teweins ob ich wirklich darum gefragt wuͤrde. Und iefen zu gefallen, will ich etwas verftändlicher Davon reden. Ich wüßte aber nicht, wie ih: diefes beſſer anſtellen koͤnnte, als wenn ich die einzelen Dinge des Brandte— ‚weins nach einem gewiflen Berhältniß gegen einander beſtimmte. Es foll dannenhero gefegt feyn, daß der reinefte Brandtewein aus vierzig Theilen ordentlichen Waſſer, einem Theil flüchtigen Del, welches durch die Gährung genau vierzig Theile Waſſer zu feiner _ Aufloͤſung bedürfte,und einem achtel Theil ſaurem Sal: ze beſtehe. Das ſaure Salz und das fluͤchtige Oel find in dem Brandteweine allemal in einer gewiffen Zahl zufammen, wie fie durch die erforderte Gaͤhrung er- zeugt werden, Allein das Waffer läßt fich jederzeit ohne allen Widerftand über feine beftimmte Zahl mit demfelben vermengen, und dient zu weiternichts, als Daß es dem Brandteweine feine Kraftfchwäche. Bon dem flüchtigen Del hängt alfo die Kraft des Brand» teweins hauptfächlich ab. Wenn nun go Theile Waf fer mit ı Theil flüchtigem Del, oder aber go Theile Waſſer mit ı Theil flüchtigen Del vermifcht find, fo Fann dennoch nur einerley Wirkung von beyden Arten des Brandteweins, wenn ſie im angegebenen Gewicht genommen worden, in uns hervor gebracht werden. Hieraus aber veroffenbaret ſich, warum man von mancher Sorte Brandtewein viel, von mancher aber nur wenig zur Trunkenwerdung bedarf. Unfere Bau⸗ ren geben allezeit Achtung, wenn fie ven Brandtewein ins Glas gießen, ob er aud) perle. Geßet er in der Dberflächebeym Eingießen Perlen, welche nicht ges ſchwinde vergehen, fo heißt er fchöner und ftarfer Brandtewein; feßt er aber feine Perlen, oder vers ſchwin⸗ im menſchlichen Körper. 153 ſchwinden ſie ſogleich wieder, ſo wird er ohne alle Barmherzigkeit von ihnen für ſchlecht gehalten ; wel⸗ ches aber falſch iſt. Denn ſowohl der aanz fchlechte als auch der allerreinfte Brandtewein hält Feine Per: len, fondern nur der, welcher vonder Mittelforte ift. Ich darf mich niche fo oft in die Kleinigfeiten einlaf fen, fonft wollte ich) den eigentlichen Örund von den Derlen des Brandteweins hier ausmachen. Doch würde es Denenjenigen, welche mechanifch denken ges fernet, eben fein befonderer Dienit feyn, weil fie dies fes leicht auszumachen von felbft fahig find. Nunmehro will ich mich zur Erklärung der vers fehiedenen Wirkung des Brandteweins recht anſchi— den. Sch ſetze aber eine allgemeine Kegel von der Wirkungsart der Hilfsmittel insgemein, welche ſich ein jedweder mechanifcher Arzenenverftändiger nord: , wendig machen follte, zum voraus... Sie ift Diefe: Die Arzeneyen wirken allemal obne Auss nehme, ‚nachdem fie die Befihaffenbeit des Körpers antreffen. Was gehet aber Diefes den Brandtewein an ? wuͤr⸗ den Diejenigen fragen, welche nicht willen, daß Dei Brandtewein einearzeneyifche Kraft beſitzt. Ich will es auch denjenigen, welche Feine Arzeneyverftändige find, gar nicht verdenfen , wenn fie etwa bisher ges glaubt haben, daß derfelbe nicht unter die Geſundheits⸗ mittel zu-rechnen fey. Keinesweges aber ift nöthig, daß ich fogleich feine arzeneyiſche Kraft erweifen dürfte, fondern am Ende wird fichs finden, daß der Brands tewein mehr denn zu viel heilſame Wirfungen im menfchlichen Leibe oftmals hervorbringee. Und wenn ich meinen Glaubensbrüdern (ich meyne jetzo die +4 Band, | : Aerzte) 154 Wirkungen des Brat tewei Aerzte) keinen allzugroßen Tort 59 ſo wollte ich denſelben vor aller Welt einen Verderber, oder doch wenigſtens einen gewaltigen Brodtdieb der Arzeney— gelehrten nennen. Denn id) wollte alle meine Ritter— guͤter verwetten, wenn Fein Brandtewein in der Welt waͤre, daß die Aerzte weit mehr verdorbene Maͤgen wuͤrden zu heilen haben, als wohl gegenwaͤrtig ge⸗ ſchiehet. Ob der Brandtewein gleich zuweilen eini⸗ gen Menſchen, welche keinen geſunden und feſten Koͤrper haben, die Schwindſucht zuwege bringet; ſo will doch dieſes gegen die Menge der verdorbenen Maͤgen, welche er wiederum auszubeſſern oftmals im Stande ift, wenig oder gar nichts fagen. Wenn der gemeine Mann Franf wird, fo macht er eine Probe, feine Gefunöheit wieder erzuftellen, mit dem lieben Brandtewein, und dieſes wohl gar nach Art der Is⸗ laͤnder und Ruſſen. Hilft es bald, ſo iſt es ihm deſto lieber; hilft es aber nicht geſchwinde, ſo laͤßt er den Much bey feiner Cur darum nicht ſinken, ſon⸗ dern fähret wohl acht Tage damit fort. Vermerkt er etwas Beſſerung, fo ſucht er gewiß feinen Troft bey ven Xerzten, und wenn es auch in Kindesnöthen wäre. Vermerkt er endlich, daß derfelbe ganz und gar nicht anfchlagen will, fo fliehet er doch wohl in der größten Noth zum Herrn Apotheker, und kauft fich für zwey Groſchen Pillen, und purgieret damit ſeine Seele in die Ewigkeit. Die Bauern moͤgen auch Bauern, und die Narren immer Narren bleiben. Ich werde gewiß keinen Raum weiter verſtreichen laſſen, ſondern meine Gedanken auf die wahrhaften Birtungen * le — Wi „4 Die im menſchlichen Körpers 155 7, Die gemeinfte Wirkung des Brandteweins bes ſtehet darinn, daß er die biegfamen Theile unferer Mafchine einigermaßen fpannet, und daher zur ‘Bes wegung gefchickter mache. Sch zähle ihn deshalb zum ufammensiebungsmittel des erften Gra⸗ Des. ; Und ich frage Feinen Zweifel, daß mir nicht alle vernünftige Arzeneyverftändige hierinn Beyfall geben follten.. Doch ich werde ihnen noch etwas von der Wirkung des Brandteweins insgemein fagen, das fie vielleicht nicht vermurben, Ich habe bey den Brandreweinstrinfern angemerft, daß fie erftlich ganz munter werden, die Abfonderungen und Ausſon⸗ derungen, fo vom Blute kommen, werden vermehret, und ſie empfinden Begierde, etwas von Speiſen zu genießen. Allein einige Zeit hernach, wenn etwa eine Vierthelſtunde verfloſſen iſt, ſo verkehret ſich dieſe Munterkeit in eine Schlaͤfrigkeit und faſt Unempfind⸗ lichkeit bey ihnen; uͤberdieß aber werden fie noch in ihrer Aaußerften Haut ziemlich blaß, und der füße Schlummer ſchleicht fich bey ihnen unvermerfe ein, Diejenigen nun, fo diefe Wirkungen nicht recht ein— zufeben fähig find, pflegen ſich mehrentheils dergeftalt auszudrücken, daß ſie fagen, der Drandtewein mache nur eine fliegende Hitze. Mit diefer Erklärung aber möchte wohl nicht allen und jedweden gedienet fen. Ich bin daher bereic, ihnen eine etwas vollftändigere Erörterung davon zu geben. Man darf nur die Bde ftandtheile des Brandteweins nach den Sägen der ‚Chemie betrachten, fo findet man ſchon ziemlich dicht, ‚woher diefes fommen müffe, Der Brandtewein be⸗ ſtehet aus Waffer , fluͤchtigem Del und etwas faurem Salze. Das Wafler des Deanbrmenl we Ih 2 ſelbe 156 Wirfüngendes Brandteweins felbe nicht fo häufig, wie das Bier, ‚eingetrunfen wird, kann gewiß wenig oder gar Feine Wirkung in uns hervorbringen, Es muß daher wohl außer Zwei: fel das mehrefte vom Del und Salze abhangen, So⸗ wohl die Wirkungen des flüchtigen Oels als auch des fauren Saljes ſoll deshalb nicht nur zufammen, ſon⸗ dern auch ein jegliches Fir ſich oder insbefondere an⸗ gefehen werden, Ich will’ alfo zuerft das Sal; und Del des Brandteweins, als zuſammen verbunden, ei⸗ ner Erklaͤrung wuͤrdigen. Wenn ich dieſe Gedanken nur bloß für die Fleinen Arzeneyverftändigen abzufaffen gedachte, fo Fönnte ich ſie leicht tiefer in die Chemie einführen, und ihnen zeigen, wie man durch Hilfe des Bitrielöls Das we fentlihe Del’ des Brandteweins in feiner rechten Ge⸗ ftalt darftelfen Eann. Allein, da meine Gedanken zum Nutzen der Menfchen insgemein zufammenge- fehrieben werden, fo wird es folcher Weitläuftigfeie gar niche bedürfen, Das faure Salz, indem es mit dem flüchtigen Dele in einem feften Bande ift, hat eine Kraft, un- fere biegfamen elaftifchen Theile, ſowohl ftraffer zu Pannen, als aud) in eine heftigere Bewegung zu fer gen. Diefe unleugbare Wahrheit gruͤndet fich auf die beſtaͤndige und ganz gemeine Erfahrung, welches die. daraus herftammiende Wirkungen fehr reichlich erwei- fen. Man hat aber eben nicht Urfache, mit dem Er weiſe diefer Wirkung, allein aus der Erfahrung ge⸗ nommen, zufrieden zu feyn; fondern die Betrachtung vonm Dele und fauren Salze des Brandteweins ins- befondere kann uns belehren, daß die vorher angeger bene zwey merfliche Wirkungen deffelben — richtig inm menſchlichen Körper. 157 richtig durch die Bernunft Fönnen begreiflich gemacht werden, Das faure Salg, wenn es mit vielen er- digten, oder auch wäfferichten, wie im Brandtewein, | ober beyder Arten Theilen zugleich, verfegt ift, hat allemal: eine Kraft, die biegfamen Theile der Men⸗ ſchen kuͤrzer zu machen oder zu fpannen ; wie der Alaun, Bitriol, Weineßig, Biereßig ꝛc. auch durch den Geſchmack offenbar bezeuget. Sind urferebiegfamen Theile Fürzer gemacht oder mehr gefpannee worden, alsıfie zuvor gemefen ; fo find ſie auch tuͤchtiger, dem Antriebe des Blutes zu widerſtehen; ja ſelbſt, da die Bewegung der fluͤßigen Theile in unſerm Koͤrper von der Beſchaffenheit der erſten abhanget, ſo laͤßt ſich gar leicht darthun, daß die vorangegebene Wirkungen des Brandteweins, naͤmlich die Munterkeit, die ver: mehrten Abfonderiingen und Ausſonderungen vom Gebluͤte, und die ſtaͤrkere Begierde zum Eſſen, in demſelben und zwar deſſen ſauren Theilen gegruͤndet ſey. Ich will voritzo mit Schweigen übergehen, daß das fluͤchtige Del, feinem Weſen nach, dieſe Wirkun⸗ gen ebenfalls far zu befoͤrdern geſchickt iſt. Wo wird nundie wahre Erklaͤrung der andern. Gattung von der Wirfung des Brandteweins her: fommen ? Ich habe gefagt, daß die Brandteweins« trinker nach Berfließung etwa einer Bierchelftunde ſchlaͤfrig, faft unempfindlich und in ihrer Oberfläche ganz blaß würden, "Sind diefes nicht einander ent⸗ aegengefeste Wirkungen, welche eineriey Eörperliche Urſache haben? Wer glaubt aber viefes ? Sollte nicht mancher hieraus etwas Widerfprechendes erzielen wollen ? Es hat auch diefe Lehre in der That faft das sr eines — — da es doch wer | wo wohl nichts wenigers iſt. Dem, wer wohh Acht giebt, daß die Munterfeit und Schlummer erſtlich nicht zu gleicher Zeit da find, und zum andern die Art, wie diefe Wirkungen des Brandteweins hervor gebracht werden, wohl vernimme, der wird von Dies ſem unreifen Vorurtheile geſchwinde befreyet werden! Aber auf was für Art gehet es eigentlich zu, daß wir ſchlaͤfrig, blaß und unempfindlich werden von dem Brandtewein? Die erſten Wirkungen deſſel⸗ ben werden zwar auch in den Blutgefaͤßen, groͤßten-⸗ theils aber in dem Zuſammenhange der groben Ein⸗ geweide, und zwar durch Reizungen der biegſamen Theile zu ſtaͤrkeren Bewegungen hervorgebracht. Die nachfolgende Art aber der Wirkungen des Brandte⸗ weins hat eine ganz andere Bewandniß. Sie gruͤn⸗ det ſich auf dieſe Erlaͤuterung. Wenn das flüchtige Del des Brandteweins den Umlauf einigemal mit un» ferm Blute verrichtet hat, ſo wird es Dadurch fehr dünne und erhiße gemacht. Daher bekoͤmmt es auch eine Kraft, die ganze Mafle des Blutes auszudehnen, and gleichfam in eine Gährung zu bringen. Wird ein Körper ausgedehnet und in eine Gaͤhrung gebracht, fonimmt er auch mehr Kaum ein, bean zuvor; nimmt er mehr Raum ein denn zuvor, fo kann e8 mit uns ſerm Blue, ſo lange es in Adern: ift, nicht anders gefchehen, als daß die Häute derfelben müffen erweis tert. werden, Werden die. Häute der Blutgefäße ers meitert, und zivaridurch Die Erhigung des ‘Blutes, fo müffen fie notwendig die naͤchft daran gelegene Theile drüden; dieſe aber druͤcken wiederum ihre angränzen« de Theile und ſo dauret ein ſolchergeſtalt erregter Druck bis zur aͤußerſten Haut fort. Aus diefer Er⸗ weiterung und Druͤckung eines Theils an den —* muB. im menſchlichen Körper. 159 muß allerdings eine Untüchtigkeit zur Bewegung er⸗ folgen. Ausdem Mangelder Bewegung aberfomme _ die Unempfindlichkeit. Aus der Unempfindlichkeit der Schlaf. Diefes find lauter wahrhafte Saͤtze, welche die beftändige Erfahrung recht merklich unterftüßee, und deshalb wird man wohl Feine Einwendung das gegen machen koͤnnen. Allein der Erweis der blaffen Farbe aus der Wirfung des Brandteweins fehlet noch, Sch willfieauch ausder Mechanik des menfch- lichen Leibes erklären, Man fann aus dem itzt ge machten Erweife von den Nachrwirfungen des Brand» teweinsabnehmen, daß die Bewegung dadurch ſowohl fluͤßiger als feſter Theile gegen einander ſtark vermin⸗ dert werde. Wird nun die Bewegung hauptſaͤchlich des Herzens, der uͤbrigen Blutgefaͤße und des Blutes ſtark vermindert, ſo iſt offenbar, daß das Blut nicht in die zar⸗ teſten Adern der Oberflaͤche unſerer Haut fortgefpris tzet werde, ſondern es muß nur in den groͤbern und naͤher nach dem Herzen zu gelegenen bleiben. Das Blut aber macht die Roͤthe unſerer Haut aus. An denjenigen Orten unſers Koͤrpers nun, wo es nicht gegenwaͤrtig iſt, entſtehet die blaſſe Farbe. Und nun waͤre auch dieſe Wirkung des Brandteweins erwie⸗ ſen. Man darf es aber von demſelben nicht weiter verſtehen, als wenn er nur in keiner allzuſtarken Menge eingenommen iſt. So weit iſt die Rede von den gemeinſten Wir⸗ kungen des Brandteweins im menſchlichen Koͤrper geweſen. Jetzt aber ſoll ſeine Kraft in demſelben auch noch insbeſondere angegeben werden. Der Ordnung und Deutlichkeit halber ſoll dieſes erſtlich nach der Vielheit, in welcher er getruncken wird, und dann nach der Beſchaffenheit des Korper 8, 84 von 160 Wirkungen de Brandteweins von welchem er eingenommen wird, geſchehen. Ich erweiſe gern meine Sachen aus guten Regeln, und. gleich fälle mir eine bey, welche geroiß nicht ſehr unbekannt, und doch dabey ungemein gegruͤndet iſt. Pie folget fie; ‚Die Gewohnbeit und der beftändige Be brauch der Dinge verändern ihre Wir⸗ kung immenfchlichen Zeibe febr merklich. Wir bemerken diefes nicht nur am Opio thebaico, Schnupftoback, Wein, Bier ꝛc. fondern auch am Brandtewein. Diejenigen, welche zum erfienmale die Probe mit dem Brandteweintrinken machen, bez dürfen kaum den zwanzigſten Iheileines Maaßes zur Betaumelung. Hingegen diejenigen, welche bereits ſtarke Uebung darinn gehabt haben, muͤſſen ſchon et⸗ was tiefer in die Brandteweinsbulle gucken, wenn fie einen Rauſch don haben ſollen; jaes giebt Leute, welche wohl mehr denn zwey Maaß zu ihrer täglichen Ladung verfenfen. Ich Eenne einige Öeiftliche, denen man es nicht einmal anfiehet, wenn fie fehon für acht Groſchen Franzbrandtewein nur zum Morgenbrodte eingenommen haben. Und wenn man dem Herrn von Bohr, in ſeiner Kunſt, die menſchlichen Ge⸗ muͤther zu erforſchen, beypflichtet, ſo ſind ſie doch nicht unter die Trunkenbolde zu zaͤhlen. Warum? Weil es ihnen in ihren Verrichtungenkeine Hinderniß zuwege bringet. Wenn man ofngefähr 2 bis 4 Loth vom ordentli- - hen Btandtewein trinket; fo beftehet feine Wirkung darinn, daß er den Magen und die Gedärme ftärfer, und die natürliche Bewegung (motum ‚periftalti- _ cum) zug befördert, die — zur Bewe⸗ gung Am menfihlichen Körper. > 161 gung reizet, den Kreislauf des Blutes vermehres, die Ausdünftung befchleuniger, und endlich eine Eleine Erweiterung der Nerven und anderer biegfamen Zheile, woher die Unempfindlichfeit koͤmmt, welche Die alten Weiber immer ausdrücken, wenn fie eben treuberzig und bey guter Laune ſind: Es ift mir vecht wohl nad) dem Schlückgen geworden, hervorbringer, Mach diefem angegebenen Maaße koͤnnte man ſich etwa mit dem Brandteweintrinfen, wenn es zur Öer fundbeit gefchiehee, richten, Allein diefe Vorſchrift wird dennoch bey vielen ihre Ausnahme leiden müflen, Und überhaupt läßt fic) Feine allgemeine Kegel geben, in welchem Gewicht und Maaße der, Brandtewein zur Gefundheit müffe gebraucht werden, weil die för- perliche Beſchaffenheit der Menfchen, auch die Güte des: Brandteweins felbft, fo ſehr verfchieden ift, und bey mandyem die Gewohnheit des Brandteweintrin⸗ kens mehr und meniger eingeriffen bat. Doch) ließe ſich diefes in fo fern beftimmen, daß man demjenigen Menſchen, bey welchem der Gebrauch des Brandte⸗ weins noch nicht zum Handwerk geworden, etwa taͤg⸗ lich vier oder auch wohl ſechs Loth zur Geſundheit ver: ordnete. | Ret —* Unter der Trunkenheit hat man allerdings Urſache, viele Grade zu ſetzen. Der Brandtewein hält aber den Grund davon zum allermeiften in fi), und nichts ift gefchicfter,, viefelbe in uns zu wirken, als Der Drandtewein, Wenn aber die Menfchenfindertrum: ken worden find, fo gehet ihnen immer der Mund ‚über, womit das Herz angefüller it. Was diefer geſagt fey, das erklären uns die Prediger, Man koͤnnte doch aber in der That den Brandtewein zu a7 | 85 einem eweins einem Mittel, die beſondern Neigungen der Menſchen kennen zu fernen , anwenden, ' Denn ich habe beob- achtet, daß viele durch ein artiges Näufchgen recht offenderzig worden find. Sie haben ohne vorgege- bene Gelegenheit ſelbſt entdecket, welches Geiſtes Kin⸗ der ſie waͤren. Man konnte ihnen die Wirkung des Brandteweins vor der Stirn leſen. Nicht nur er» kannte man neue Veränderungen in ihren natürlichen, fondern auc) willführlichen Handlungen. Sielobten ins Angeficht, roas ſie bey nüchternem Gemuͤthe hinter dem Rücken verachteten. Sie rühmten die Liebe, und befannten ihre ehedem in derfelben gemachten Siege und Eroberungen. Sie wuͤnſchten fih ange: nehmen Umgang mit dem enfgegengefeßten Gefchlecht, 0b fie gleich Eurz vor der Trunfenbeit die Keufchheit als ihre größte Eigenfchaft gepriefen hatten. ie legten befondere Stücke ihres eigenen und befondern Slaubensbefenntnifles an den Tag; und kurz, ich bin überzeugt, daß die Trunkenheit die Berftellungen ner Gemüther ſtark vertreiber, und hingegen die Nei⸗ gungen der Menfchen größtentheils entwickelt. So wahr es aber ift, daß der Brandtewein die Kraft Hat, ſowohl die Sitten der Menfchen zu ent decken, als auch ihren Körpern gewiffe Beränderun« gen zu verurfachen 5 fo gewiß ift es auch dagegen, daß felbft die mehreften Aerzte nicht eingefehen haben, auf was Art und Weiſe derfelbe die Trunfenheit ein: führe, Die Herren Stahlianer geben esder Seele fhuld, Und wenn man fie fragt, wie diefes zugehe, - fo geben fie die Verficherung, daß Die Seele den Brandtewein in ihrem Körper fo anwende, Daß dare aus eine Trunkenheit eneftehen müßte, — unſere 162 Wirkumgen des Brandte im menfchlichen Körper. 163 unfere Seelen müßten recht einfältig feyn, wenn es in ihrer Gewalt, den Brandtewein fo anzuwenden, ftünde, daß fie fich felbft runfen machten, und alss dann ihre eigene Schande und. after anzeigten. Den wenigſten meiner gefer würde auch diefe Erfläs zung von der Trunkenheit anſtehen. Ich werde aber fo Höflich feyn, und ihnen eine vernünftigere Erfläs rung von dem: runde der Trunfenheit liefern. Wenn jemand foU trunken werden, fo iſt nothwendig, daßfeine Nerven, bauptfächlich aber die Nerven der Sinne, in eine Art der Derwirrung müffen gebracht werden. Es ift aber gar nicht nöthig, daß dieſes allemal durch) das Trinken gefchehen müfle. Denn die Entzündungen im Haupte, und viele Körper des vegetabilifchen Reiz ches, welche von mir indie Elaffe der Erweiterungs⸗ mittel (relaxantia) in meinem neuen Lehrges böude, von der s£intheilung der Arzeneymit- tel, ‚find gefege worden, überzeugen uns, daß man - die Vernunft nicht gebrauchen kann, wenn fie in un— fern Körper gefommen ſind. Allein allemal hat die Trunkenheit und die Verwirrung des Berftandes, wenn ich die Entzündungen im Haupte lausnehme, einerley Förperliche Urfache, und wenn die Beraubung des Berftandes nach) einigen Stunden wiederum vers ſchwindet, fo wird fie auch nur auf einerley Art eins geführet, Und diefes gehet alfo zu: Ich willden - Brandtewein jego, als das einzige Werkzeug zur Trunkenheit, in meiner Rede nur gebrauchen. Man Fann aber die Erklärung von dem Urfprunge der Trunkenheit durch den Brandtewein auf alle uͤbrige Dinge, welche uns taumelnd machen, zugleich au yohn ak wenden, wenn u — * — fo — die Nerven feiner Sinne in eine Art der Verwirrung ger bracht werden. Verhoffentlich wird diefer Gas ven vielen für recht finfter angefehen werden, und ich kann es ihnen eben nicht übel ausdeuten, zumal wenn fie vonder natürlichen und ungefiinden Befchaffen: beit unfers Rörpers feine gute Erfenntniß haben, Allein ich werde ihnen weiter dienen, und fagen, wor: inn diefe Berwirrung beftehe, und wie fie hervorges bracht werde, Wie bald der Brandtewein die Ge: därmedurchlaufen hat, fo bald fteige er in die Milch⸗ gefäße, und dann a durch den Bruftgang (du- um thoracicum) unter das Blut.» Allbier hat er feine Kraft noch nicht völlig verlohren, die biegfa- men Theile und vornehmlich die Blutgefäße in ftär- kere Bewegung zu feßen, Daraus dann eine Hige er: folget. Nicht lange darauf aber wird: fein flüchtiges Del beffer von dem Blute aufgeloͤſet. Die vorher bemerkte Hige verliere fi), die Muskeln und Ner⸗ ven fangen an ſchlaff zu. werden; und die Kraft or: dentlich zu denken und zu handeln nimmt allgemach ihren Abfchied. "Warum aber? Weil das flüchtige Oel des Brandteweins, wenn es erſtlich mehr von unferm Blute aufgelöfet worden, nicht mehrin unfere fefte, fondern flüßige Theile allein wirket. Diefes aber läßt ſich auf Diefe Weiſe zum fchönften'begreifs lich machen, Man habe nur Achtungiaufeinen Men⸗ fchen, welcher anfängt von Brandtewein trunken zu werden, ob feine biegſamen Theile nicht erweitert ſind, weld)es aus der gefchwächten Bewegung derfelben, u * Farbe in der Oberflaͤche und Bu / nver⸗ im menſchlichen Körper... 165 Unvermoͤgen zu twillführlichen Handlungen fonnenflar Fann abgenommen werden. Hingegen läßt ſich un: leugbar anmerken, daß die Adern in der äußern Haut recht erhoͤhet und gleichfam aufgebunfter worden, zum wahren Zeugniß einer in dem Blure vorgehen» den innern ftarfen Bewegung (motus inteftinus‘) oder Gährung. Nun bin id) bis auf die Bährung unferer Säfte gefommen, menn fie von dem Brand» teweintrinken entfteher. Wie wird es aber noc) weis ter werden, bevor der Grund von der Trunfenheit erfcheinee ? Ich will den Fortgang davon ferner durch Vernunſcſchluͤſſe erweiſen, und am Ende die Erfahrung zu meinem Zeugen in Erklaͤrung * Sache anrufen. Wenn unfer Blut in eine Gaͤhrung gebracht wird; ſo iſt nothwendig, daß es mehr Raum erfuͤlle, denn zuvor. Erfuͤllet es mehr Raum, als vorher; ſo kann dieſes nicht anders geſchehen, als daß die Gefaͤße, darinn es iſt, in ihrem Durchmeſſer mehr ausgedeh⸗ net werden muͤſſen. Iſt aber das Blut nicht nur duͤnner, als zuvor, ſondern auch zugleich die biegſa⸗ men Theile mehr ausgedehnet, als vorher; fo iſt of fenbar, daß die Fleinften Theifchen des Blutes defto leichter auch indieallergeringfte und unmerkliche Oeff⸗ nungen unferer fleifchichten Theile eindringen koͤnnen. Geſchiehet diefes; fo dürfen wir nicht viel um die Urs ſache der Erweiterung in unfern biegfamen Theilen zu der Zeit beforgt feyn, Denn daß diefelben, wenn fie ſtark angefeuchter werden, mehr ausgedehner und ‚erweitert erfcheinen, als zuvor, ift eine Sache, wel che fo befannt, als der Babylonier Thurm, Es iſt alfo diefe wider natürliche Erweiterung unferer biegfa- J men 166 Wirkungen de? Brandtewei men Theile eine wahre Folge von der Gaͤhrung un: fers Blutes. Allein, je mehr das Gleichgewicht und der Widerftand unferer feften Theile dadurch aufge: hoben wird, defto befler haben die flüßigen freyen Paß. Daher aber iſt fehr vernünftig zu fchließen, daß die innere Bewegung des Blutes um defto mehr müffe anwachfen. Und diefe innere Bewegung des. Blutes dauret fo lange fort, bis dasjenige, was diefe fogenannte Gährung verurfacher, entweder durch den Schweiß oder Harn aus dem Körper herausgeſchafft worden, oder in eine ganz andere Beſchaffenheit ger fege iſt. Wer num dieſe jet gefagte Zeichen, welche alles mal in dem Körper vollgetrunfener Menfchen anges froffen werden, vernünftig und bedachtfam in Betracht ziehet, der wird nochwendig folgern müffen, daß der nächite Grund der Trunfenbeit in einer widerna⸗ turlichen Ausdehnung der feften Theile, und in einer unrechten Derdünnung des Blutes, welche von einer Gährung auf eine gewifle Zeit ihren Urfprung nimmt, beftebe, Diejenigen nun, welche meinen itzt erzählten Wahrheiten vielleicht Feinen Glauben beymefjen wollen, haben doc) nur die Güs figfeit, die Förperlichen Merkmaale betrunfener Men: fhen genau in Augenſchein zunehmen; ‚ich verfichere, j fie werden nichts finden, das fich nicht zu meiner Er⸗ klaͤrung von der Trunkenheit ſchicken follte, Die zu der Zeit gleichfam ſchaumende innere Bes wegung unfers Bluts Fann in der That nicht geringe feyn, noch auch mit einer übrigen Vielheit flüßiger Theile in unfern Blutgefaͤßen uͤbereinkommen, weil tank En ‚ welche in Furzer Zeit etliche Maaße gemein gemein Mafler, — und dadurch ihre Fi gefäße allerdings zur Ausdehnung nöthigen, und die Maſſe des Blutes häufen, ebenfalls davon trunfen werden müßten. Allein, wenn erfährt nıan diefes ? Ich zweifele, daß man würde zu weit gehen, wenn man fich einbildete, es wären Leute, welcheden Grund von dem Trunfenfeyn noch genauer wollten ausges klaubet wiſſen. Und man koͤnnte leicht bey diefer Ge— legenheit auf die Nerven und übrige Werkzeuge der innern und äußern Sinne verfallen. Da aber ſowohl die Beſchaffenheit der Säfte als auch der feften Theile bey der Trunfenbeit im ganzen Körper vom Haupte bis zu den Füßen wegen der zujtoßenden Veraͤnde—⸗ ringen einerley ift, fo kann man fid) gar wohl begnüs gen laffen, wenn man nur weis, daß während der Zeunfenbeit unfer Blut dergeftalt in eine innere Be— wegung gebracht, und unfere biegfame Theile über: haupt alfo erweitert worden feyn, Daß wir alsdenn faft aller Empfindung unfähig worden. Hier ift das Ende von der wefentlichen Urfache des Trunfenwers dens. Wo ift aber die Erfahrung, als der vorher angegebene Zeuge geblieben ?_ Auf diefen Blättern kann ich feine Erfahrung mit dem Bollerinfen durch den Brandtewein anftellen; fondern ich meyne, daß diejenigen, welche die Uebereinſtimmung meiner Schluͤſſe aus der Vernunft mit der Erfahrung pruͤ⸗ fen wollen, auf $eute, fo eben betrunfen find, felbft Achtung geben follen : fo werden fie gewiß die Ver— änderungen, mworinn ich den Grund der Trunfenheit | geiest, an ihnen wahrnehmen. | Laſſet uns nun ferner von den befondern Wirkun⸗ gen unfers feurigen Geiftes bandeln, und zwar von "a0, denen, ges Wirkungen. des Brand Bi | RER welche von der angenommenen Vielh ſtammen Mir ſind eigentlich die Trunkenheit, welche nach vielen Graden muß eingetheilet werden; das Erbrechen, welches in abſcheulich ſtinkenden Appellationen nach Speyer, wie die Spoͤtter der elen⸗ den Betrunkenen immer ſagen, beſtehet; der ſtarke Schlaf, und die damit verknuͤpfte Unempfinds lichkeit; ver heftige Schweiß, und, wenn Diefer zuruͤck gehalten wird, endlich) die peinlichen — ſchmerzen bekannt. Gewiſſenloſe Weibesbilder geben ihren zarten Kindern oftmals Brandtewein zu trinken, daß ſie brav ſchlafen ſollen; allein ich bekenne nach meiner Pflicht, daß der Öebrauch des Brandteweins, zumal der öftere und ftärfere, bey ganz kleinen Kindern eine twahrhafte Urfache ihres bald darauf erfolgten Todes fey. Ich zweifele ganz niche, daß es einige geben mird, welche die Urfache gern wiſſen möchten, war⸗ um der Brandtewein Erbrechen erwecke? Wohlan! auch — * ſollen ihren Wunſch nicht vergebens Be haben. Der Brandtewein/ als ein ſehr leichter und fluͤßiger Koͤrper, iſt wegen ſeiner Duͤnnigkeit recht geſchickt, in die kleineſten Oeffnungen des Magens, weil er unveraͤndert dahin koͤmmt, einzudringen, da⸗ ſelbſt aber wir ket er dergeſtalt, baß er die. Haͤute def felben fpanner, und denfelben in ftärfere Bewegung ſetzet. Iſt diefe Bewegung endlich durch gar zu: vie les und öfteres Eintrinfen deflelben fo hoch getrieben ‚toorden, daß dasjenige, was in denfelben enthalten iſt, deſchwinde und heftig von einer Seite des Ma⸗ | gens zur andern geworfen wird ; gefehiehers nun, daß die Spannungen verkehrt enteen: fo zieht nd | im menſchlichen Körner. · 169 ‚der Thuͤrhuͤter des Magens (pylorus) und ſein gan⸗ zer unterer Theil dergeſtalt zuſammen, daß Speiſe und Trank, und was ſonſten bewegliches zu der Zeit in demſelben enthalten iſt, oberwaͤrts in die Kehle gepreßt wird, und dann feinen Weg ferner zum Mun—⸗ de heraus nehmen muß. Und diefes ift die Art, wie der Brandtewein das Erbrechen macht. Beny denjenigen $euten, welche fehr erweiterte Gevärme und ziemlich verftopfte Milchgefäße (vafa lactea) haben, iſt die gemeinſte Wirkung des Brand⸗ teweins, daß er ſtarke Durchfalle (diarrhoeae enormes) erregt. Und welchergeſtalt gehet wohl dieſes zu? Ich will den Grund davon ganz kurz faſſen. Dieß iſt er: Weil wenig Nahrungsfaft, welcher ſehr duͤnn und fluͤßig iſt, bey ſolchen Leuten kann zum Blute kommen, weshalb ſie auch recht ver⸗ hungert und verrunzelt ausſehen ; ‚fondern muß mit den unnügen, Theilen der Speifen in Gedaͤrmen zu⸗ rüc bleiben, Wenn: aber die Gedärme fehr erweis tert und ausgebehnet find, und die darinn enthaltene ‚Dinge eine ganz flüßige Befchaffenheit Haben, fo ift fehr Teiche zu ermeffen, daß Durchfälle müffen zum Borichein kommen, da der Brandtewein eine Kraft bat, die biegfamen Theile in eine ftärfere Bewegung zu bringen, zumal weil er bey folhen Umftänden, wenn die Milchgefäße zufammengezögen find, feine ganze Wirfung in dem Zufammenhange der groben Eingemweide verrichten muß, Alle und jede Menfchen, welche ——— in⸗ nere und krebshaftige Verhaͤrtungen (feirrhi) a Haben, möffen fi) ohne Ausnahme auf das forgfäl- sigite vor dem Brandteweintrinken hüten, Denn +3. Band, M ba \ J J 170 Wirkungen des Brand nötig. da der Brandtewein nicht nur dag Blut e itzet, wo⸗ durch es fluͤßiger gemacht wird, ſondern auch die bieg⸗ ſamen Theile der thieriſchen Mafchinen bernachmals erweitert, fo gehet es gar leicht an, daß durch den Gebrauch deffelben diefe Verhaͤrtungen geöffnet wer⸗ den; wodurch denn Geſchwuͤre, welche, da ſie in in⸗ nern Theilen, und folglich faſt unheilbar ſind, erzeu⸗ get werden; die denn vielen das gebensticht ausblafen helfen. Leute, fo vor Eurzer Zeit ftarke Wun⸗ den bekommen und viel Blue vergoffen haben, dürfen ſich nicht ohne fonderbare Gefahr unterftehen, ein troͤſtlich Schlürfchen Brandtewein zu verfuchen, weil er alsdenn gar gern Entziindungsfieber verurs facher, wobey die Kranken aber dem Todeimmer naͤ⸗ ber, als dem geben, find. Wer zu gefährlichen ; Blutflüffen und tarfem Schweip geneigt it, such widernatuͤrlich dünne und fluͤßig Blut hat, darf es ebenfalls nicht wagen, ſich mit dem Srandtewein tief einzulaſſen. Denn es ift untruͤg⸗ lich wahr, daß derfelbe den Schweiß vermehre, die Dlutflüffe errege, und die Fluͤßigkeit der Saͤfte ungemein befördere, Hingegen die Waſ⸗ ferfüchtigen, auch bisher fogenannten Phlegma» tiſchen, und welche von Winden beängitiger werden, Fünnen fich mit allem guten Gemiffen des Brandteweins zu ihrem $abfal bedienen. Würde ich nicht unbarmherzig feyn, würde ich nicht eine unver⸗ antwortliche That thun, wenn ich den Gebrauch des Brandteweins bey geſunden und feſten Naturen gaͤnz⸗ lich auszurotten gedaͤchte? Nimmer aber werde ich | zu ſolchem Unternehmen fchreiten. Denn wie mans Her ehrlicher Bruder derteinft fein Leid durch ein kraf⸗ tiges tiges Schluͤckchen ? Wie mancher ſchwermuͤthiger Schuldner erſaͤuft ſeine freſſende Grillen mit Brand⸗ tewein? Gewiß, man lerne den Nutzen dieſes freu⸗ digmachenden Geiſtes nur recht erkennen; ich verfis chere, die Ueberzeugung, daß er eine nußbare Che— mifche Ereatur fey, wofür dem ewigen Schöpfer nicht genug Fann gedankt werden, wird nicht ausbleiben, Allein, man muß denfelben vernünftig gebrauchen, und fich nicht felbft dadurch zum Marren machen. Es ift gar nicht in Abrede zu Dringen, daß viele Men— fehen ganz unverfchämt den Brandtewein ausgurgeln, und denfelben recht fchändlich misbrauchen. Ja es giebt $eute, welche fih dadurch gänzlid) ins Verder⸗ ben ftürgen. Ganze Familien gewöhnen fich öfters fo ftarf daran, daß fie ſich fäglid) damit bis zur Thor» beit anfüllen, und nad) gerade in die äußerfte Armurh bringen. Nichts ift wohl abfcheulicher, als wenn fi das Frauenzimmer in diefen Saft unerfättlich vers fiebet, und man verbenfets ihnen weit mehr, als den Mannsperfonen, weil es der Lebensart und den Sit: ten des weiblichen Öefchlechts ganz und gar entgegen - zu feyn fcheinee. Mir find Hin und wieder Weibes: ‚bilder befanne, welche eben nicht unter die geringfte Sorte ihres Standes wegen zu zählen find, die wahrs baftig alle ihren Hausrath und Kleider aus Liebe zum Brandtewein in die Gefangenfchaft bey den Brand» teweinsfchenfen gelieferr haben, Und wer weis, mwie viele fich um ihre DBernunft, Gefundbeit und Güter dadurch gebracht haben ? — Die alten Muͤtterchen wollen ihren Raͤuſchgens immer einen Mantel umhaͤngen. Eine ſucht den Leuten weis zu machen, wenn ſie ſich ſo voll genup⸗ J M 2 pelt, Wi. | a W ie PR BEER "on 172 Wirfingen des Brandtewe pelt, daß fie an Wänden auf Händen und Füße chen muß, fie habe die Mutterbeſchwerung; die ans dere Flagt über Schwindel, Colik, Mattigkeit, uner- -trägliche Kopfſchmerzen, und ic) weis nicht über was noch mehr, Endlich) aber wird aus allen vorgegebe⸗ nen Plagen ein unbrauchbares Kalb, welches die Kennzeichen feiner Materie deutlich an ſich fpüren läßt. N “ | ver wie ift die Wirkung des Brandtes weins bey gefunden Menſchen beſchaffen? Dann, und wie müffen fie den Gebrauch def felben damit anftellen ? Diefe Frage faflet noch drey Stücke in fi, die gewiß einiger Betrachtung werth find; und vielleicht finden etliche Leſer noch hier» inn, was fie eben haben wiffen wollen. Meine Pflicht erfodert es, daß ich ſolche Säge und Regeln geben muß, welche hauptfächlich auf die Erhaltung der menſchlichen Geſundheit gerichtee find. Ich werde deshalb zum Beſchluß auch alfo lehren, wie ichs bey - Jedermann mit gutem Gewiſſen verantworten darf, und Niemand wird Urfache haben, ſich meiner Aus» drücungen anzunehmen. Allein, damit ichdie übers mäßige Weitläuftigfeit vollends vermeide, fo will ich mich der Art, wahre und gründliche Säge ohne gros- fen Beweis aus der Vernunft vorzutragen, vorjetzo bedienen, Die Wirkung des Brandteweins in ge» funden Menfchen ift zwar nicht allemalgleich, doc) aber in der That bey rechtem Gebrauch oftmals heil⸗ fam. Wie es mit derfelben eigentlich zugebe, ift bes reits vorher. faft Hinlänglich gefage worder., Doch kann noch etwas, ohne eine Sache vielfältig zu fagen, mit beygefüge werden, Der Brandrewein kann | theils im menfehlichen Körper. 173 cheils als ein herrliches Hülfsmittel, welches ohne Ausſonderungen, (medicamentum alterans) theils als ein Gefundheitsmittel, welches durch, oder ver⸗ möge der Abfonderungen und Ausfonderungen, (me- dicamentum evacuans) die Fehler unferer Mafchine ausbeffert, angefehen werden. Denn er ftärfet oder ziehet die biegfamen Theile zufammen, und hernach⸗ mals dehnet er diefelben auch wiederum aus. Und noch überdieß verduͤnnet er aud) unfere Säfte, indem - er eine ftärfere Bewegung verurfachet. Ä | Als eine Arzeney, welche, vermöge der Ausfons derungen, unfere Mafchine in natürlichem Zuftande erhält, erzeiget fich der Brandtewein, wenn er ſowohl den Schweiß, als auch den Harn austreiber. And . wer wollte nun wohl fernerhin zweifeln, daß derfelbe eine heilfame Kraft habe ? Jedoch ift jederzeit anzu⸗ merfen, daß man feinen Misbraud) aus diefem un: vergleichlichen Gute machen dürfe, Denn fonft Fans es ebenfalls in ein tödtliches Gift, wie alle übrige Huͤlfs⸗ mittel, und wenns audy die allerbeften find, verkeh⸗ ret werden, und feine fonft heilfame Wirfungen koͤn⸗ nen einen ganz andern. Ausgang gewinnen, u Es ift daher allerdings nöthig, Daß man unter⸗ richtet fey, wann und zu welchen Speifen fich der Brandtewein ſchicke? Gewiß, wer in diefem Stuͤcke Eeinen Unterfchied zu machen weis, dem wird derfelbe wahrhaftig nicht allezeie wohl befommen, Denn es giebt viele Dinge, welche fi) zum "Brands teweine in unferm Leibe durchaus nicht reimen wollen, Ich will nur einen Sag überhaupt davon angeben, und alsdann einige Dinge, mie welchen der Brandte: wein in unferm Körper nicht übereinftimmen will, HERE Ä M 3 ‚ zum ’ — 174 Wirkungen: des zum Beyſpiele anfuͤhren. a ifiefer: Der Brandtewein darf niemals. getrunken werden, wenn men Eurz vorher Speife und auch übers flüßige Dinge eingenommen bat, oder gleich darauf einnehmen will, welche eine Säure entweder offenbar bey fich haben, oder in uns fern Kingeweiden dabin verkehret werden, noch such, wenn man zuvor — daß viele Säure im Magen befindlich iſt. Speiſen, ſo mit Eßig bereitet — es mag durch, oder oßne das Kochen gefchehen feyn, welche mit Milch gemacht find, wie auch frifhe Milch vor fih), dienen mit Brandtewein in unferm Magen kei⸗ nesweges zufammen, Wer nun vernünftig und nach den Regeln ver Gefundheit leben will, der vermeidet gewiß, daß er folche Dinge in demfelben nicht zuſam⸗ men fommen läßt. Es fehlen alfo diejenigen, welche ‚ihrer Gefundheit eine befondere Güte zu hun vermeys . nen, wenn fie gleich nad) dem Caffee, welchen fie mit Milch eingenommen haben, einen derben Schluck vom Brandteweine verſchlingen. Warum? Theils, weil die Milch von Brandteweine verdicfet und zur Ernährung des Körpers untüchtig gemacht wird ; theils, weil ſie oftmals davon ſaure und widrig⸗ (fälvo honore , mie unfre Vorfahren immer gefagt haben) Rülpfe, welche den Kehldeckel ganz roh freffen, | deshalb müffen von fid) geben. Wenn Brandtemwein zum Schweine: und Gänfe: ſchmalze getrunken wird, fo erfähret maneine gleiche Wirfung davon. Allein, frifche Butter von Ab: ben mit Brodt und Brandtewein babenin ges * Rörpern die ſchoͤnſte Wirkung ro ee elt ‚im menfchlichen Körper. 175 wet. Ja ich weis, daß viele Leute dafür halten, fie koͤnnten ihren seid. niche beffer pflegen, als-mit feifchem Butterbrodt und Brandtewein. Gie vertrei: ben fic) auch auf Reiſen oftmals bis an den fpäten Abend den Hunger Damit, wenn fie des Morgens eine veichliche Ladung davon eingepackt haben. Man follte aber daher faft nicht gedenken, wie dod) eine Fleine Berfchiedenheit der Beftandtheile unter Dingen, wele he gleichwohl in ein Naturreich gehören, eine ganz entgegen gejegte Wirfung hervorbringen kann. Diefe Erfahrung ift fo gemein, daß auch fein Menfch an der guten Wirfung des Brandteweing, wenn er zum friſchen Burterbrodte mäßig getrunfen wird, im ge⸗ ringſten zweifeln kann. Allein, ſo wenig ſich Eßig, Milch und Brandte⸗ wein in unſerm Magen vertragen, eben ſo wenig koͤmmt auch derſelbe mit Sauerkraute, Heringen, Kaͤſe und dem Tobackrauchen uͤberein. Denn es entſtehet bey vielen Menſchen nicht nur ſauer Aufſtoßen davon, ſondern ſo gar auch heftige Schlucken, (Singultus) undöfters Brennen im Magen. (Ardor ventriculi) Es bat mir daher allezeit meine ganze Haut gefchau: dert, wenn id) von meinem alten Arzte, der doch an« dern mit ordentlicher Lebensart hätte vorgehen follen, beym Knaftertobacfrauchen einen großen Tröfter voll ſtarken Brandtewein babe verfchlucken fehen, Ich babe noch zwey Wirfungen vom Brandte- weine in unfern Körpern bemerft, welche inder That der beiten Lobrede würdig find; nur bedaure ich recht ſehr, daß ich niche fo weit in der Wohlredenheit, wie der Tereullus, gekommen bin. Denn fonft würde * gewiß ohne Tanae Bedenken einen der aller[chön« — M 4 Ä ften leweins und —* aus dem Söchften Tone anftim Allein, da mir das Vermögen eines 0 Red» ners fehlet, fo muß ich diefe Tugenden unſers itzigen Geiftes nur kurtz und ſchlecht ausdrücden. Wenn meine Leſer fonft gütige Naturen haben, fo werden fie fich meinen Vortrag dod) wohl vielleicht gefallen laſſen, wenn fie nur fo viel erfennen, daß fie diefe Wirkun⸗ gen in ihren eigenen Nutzen daraus verwenden ler⸗ nen, Iſtes nicht wahr, meine reſer! ſollte nicht bald eine Neugierigkeit in euch entſtehen, wenn ich ein allzu großes Vorſpiel von den vorgedachten zwey Wirfun: gen des Brandteweins machre? Wenigſtens bilde ichs mir ein. Damit ihr aber ſehet, wie ich euch lieber Sachen, als bloße Worte vortrage; ſo folgen hier die Wirkungen recht natuͤrlich. Die erſte beſtehet darinn, daß der Brandte⸗ wein die durch Reiſen und Ar beit matt gewors dene Menſchen, faſt in einem Augenblicke, wenn ſie einen maͤßigen Trunk davon nehmen, dergeftalt wiederum ftärker, als. ob fie an ih⸗ ren Kräften nicht den mindeften Abgang ges babt hörten. Und aus diefem Grunde gewöhnen ſich die Laͤufer fo ftarf zum Brandtewein, wenn fie fi | durchs: Saufen fo fehr angegriffen haben. Iſt eine Are von Getränken in unfern $eib gefom- men, welche feine Kraft bat, die Ausfonderungs- werfjeuge genugfam in Bewegung zu feßen, daß fie Dadurch wiederum aus denfelben geichaffer, ‚und der Körper dieſer Beſchwerde entlediget würde ; fo thut ein guter Dant Brandtewein auch hierinn die beften Dienſte. Denn in Falter duft treibt er felbige 9. 2: die inm menfhlichen Körper. 177 die Harngänge, und wenn man warm iſt, und fich “Durch Außerliche Bewegung erhist bat, haͤuptſaͤchlich durch die Schweißloͤcher aus. Lebendige Thiere laͤßt der Brandtewein in unſerm Magen nicht aufkommen; man kann ihn deshalb auch als einen Wurmvertreiber betrachten. Daß er eine ftärckere Begierde zum Eſſen und Trinken er: wecke, darf eben nicht wiederholet werden, Doch ift Diefes nur von $euten zu verftehen, welche fich des Brandteweins bloß zur Gefundheit bedienen, Son: ften habe ich an vielen wahrgenommen, daß fie fich bey vielem Brandtemeintrinfen faft alles Effens ent⸗ fhlagen haben. Es fann diefes als eine fleine aus» ferordentliche Zugabe meiner Gedanken betrachter wer⸗ den. Aber nun folge auch die noch verfprochene und anhörungsiwerthe Wirkung des lieben Brandteweins. Ich will ohne allen Umfchweif befennen, daß fie in einer bewährten Maſt vieler menſchlichen ——— beſtehe. Es koͤnnte ohne großes Kopfbre⸗ chen geſchehen, daß ich ſowohl die Urſache, warum der Braubtewein unſern Leib ernaͤhre, als auch die Art und Weiſe zeigte, wie dieſes eigentlich zugehe; allein es wird beydes in den Schriften der Aerzte, welche von der gefunden Beſchaffenheit des menſchli⸗ chen Leibes handeln, erfläret. Und deshalb will ich nur den Grundfaß berühren : daß die menfchlichen geiber nicht nur von harzigten, fondern auch ölichten und refinöfen Theilen, ernähret werden, Ich glaube nichts weniger, als, daß mir Jemand ; wider den Satz: Der Brandtewein möfter viele Menſchen beyderley Befchlechts, etwas einwen⸗ den werde. See es ſich aber dennoch zufragen, TR. M 5 daß 178 Wirfungen ded Brandteweins daß ihn einer oder der andere für unrichti wollte; fo würde er ſich fo vielen Widerſpruch Hals laden, den er die Zeit. feines Lebens von fi abzulehnen viel zu unfräftig feyn möchte. Denn die Erfahrung ift in diefem Stuͤcke gar zu groß, als daß man ihr widerfprechen Fönnte, Wenn es erfodert würde, fo wollte ich eine faſt ungeheure Zahl ſolcher $eute anführen, welche fi) durd) ihr ftarfes Brand- teweintrinfen folche dicke Bürgermeifterbäuche ange» fchaffer haben, als wenn fie mehr, denn fehs Wi⸗ fpel Serftenfchrot verzehret, und dabey einer beſtaͤn⸗ digen Ruhe in einem engen Gemach genojfen hätten, und da würde mancher erfahren, wovon er fo fett ges worden. Quedlinburg, und viele andere Derter, wo | häufig Brandtewein gemacht wird, koͤnnen hiervon — einen unumſtoͤßlichen Beweisgrund abgeben, Man trifft an ſolchen Orten nicht wenig Brandteweinbren⸗ ner maͤnnlichen und weiblichen Geſchlechts an, deren Baͤuche mit den groͤßten Biertonnen gewiß nicht we⸗ nig Aehnlichkeit haben. Allein, ungeachtet der Brand⸗ tewein Diejenigen $eute, welche eine gefunde $unge und Leber haben, auch (mie insgemein geſagt wird) nicht anbrüchig find, noch ihre Leibeskraͤfte fonft lie- derlich verfchiwenden, zu anfehnlichen Körpern ver: bilfe; fo finde ich dennoch etwas zu erinnern, nämlich, daß diejenigen, welche von vielem Brandteweintrin« fen find fett worden, gar zu enge $uftröhren bekom⸗ men, und daher mit ziemlicher Beſchwerde, und über- dieß doch nur mit gelinder und heifcher Stimme reden müffen. Ich wollte deshalb diejenigen, welche viel reden oder fingen müffen, wie etwa Prediger, Schul⸗ ; bediente, Advocaten ıc, * von dem Vorſatze, fih mit im menfehlichen Körper. 179. mit Brandteweine Hand und Daumen hoch zumäften, ‚abgerathen haben. Denn fie koͤnnen bey folcher Lei ⸗ besbefchaffenheit feinen Tag vor Stichfluͤſſen ficher ſeyn. Und was würde ihnen denn folche überflüßige Fettigkeit helfen, wenn fie fich in der beften Blüte ihrer Jahre müßten ins Grabtragenlafien? Endlich darf ich auch nicht vergeffen, die Kraft des Brandteweins, wenn er aͤußerlich an Wienfchen gebraucht wird, zu ruͤhmen. Da⸗ mit ichs aber recht furz fage, fo befteher Diefelbe darinn, daß er fich entweder als ein Sertbeilungsmictel (medicamentum refolvens) oder Staͤrkungsmit⸗ tel (medicamentum roborans) erhält. Ein Zers tbeilungsmittel giebt er ab, wenn fich frifche Ges ſchwuͤlſte (congefliones) entweder von innerlichen oder äußerlichen Urfachen, als von Schlägen, Stos⸗ fen, Fallen, Quetſchungen ꝛc. in der Oberfläche un« fers Körpers anfegen. | Als ein Stärfungsmittel führee fich derfelbe auf. in verfchiedenen Laͤhmungen der Nerven, Muskeln, Sehnen ıc. fo von Schlagflüffen enrftanden find; in frifchen und alten Wunden, wo eine Zufammenzies bung nöthig ift. In geringen frifchen Wunden ftil- let.er das Blut. Sch erinnere hiervon, daß je wenis ger übrig Waſſer der Brandtemein bey fi) hat, defto beffer erzeige er äußerlich feine Wirkung. Willman ihn als ein Zertheilungsmittel anwenden, fo muß er warm feyn'als ein Stärfungsmittel aber Falt. © Zum Vergnügen der ächten Berehrer des Brands teweins will ich noch einen Eräftigen Magenbrand« tewein machen lehren, Mannehme daher vier Loth gute Pomeranzenſchaalen, und eben Ir „iR itro⸗ 130 Wirtungen des Bran adteweins ec. Citronenſchaalen wo das Weiße von der it Seite ausgefchnitten worden, Denn fonft wird er zu bitter ; Würsnögelein ,‚ Simmervinde, Myrr⸗ henharz von jeden ein balb Loth, votbe Sans delfpäne ein Duentlein, ftoße dieſes alles zu Pul- 'yer, und ſchuͤtte es in vier Maaß guten Korn⸗ brandtewein, der Perlen haͤlt. Dieſes bringe man zuſammen wohl verwahrt auf drey Tage und Naͤchte an einen warmen Ort, ſchuͤttle es während folcher Zeit zum öftern um, und trinfe alsdenn täglich vier Loth zur Geſundheit; als etwa eine Stunde vor Tifche zu Mittage mit etwas Brodt und Butter zwey Loth, und das übrige beym Schla⸗ fengehen. Ich verfichere, diefer Gebrauch des Brand- teweins wird allen erwachfenen und gefunden Per: {onen recht wohl behagen, Die vorgenannte Stun- den geben auch die bequemfte Öelegenheitzum Brand⸗ teweintrinfen ab ; weil der Brandtewein nicht zum Verdauen der Speifen, fordern zur Stärfung des Ma⸗ gens und Beförderung des fanften Schlafes muß ge braucht werden. Doch wird diefe Borfchrife bey de— nenjenigen , welche des Morgens weder Caffee noch Ihee zu teinfen gewohnt find, nicht allezeit Statt fin den. Und manfann ihnen auch ganz wohl gönnen, wenn fie bey Einnehmung des Srühftücks ihren Theil Brand» tewein ‚zur Verjagung böfer Nebel in fich verfenfen, Meines Erachtens eönnte es niche unnüße feyn, wenn etwa von Weinen, Bieren, Caffee, Ihe, Schnupftobacte, Tobacke, rechtem Gebrai der Diebe unter Eheleuten ꝛc. * 5 Weiſe On | danken entworfen wuͤrden. H I L. te — "1 FAUL 181 sg. **** * ** * 2. en II. Beobachtung der großen Sonnenfinſerniß auf dem Kaiſerlichen Dbfervatorio. zu Petersburg. ie nähern Umſtaͤnde der den 14ten verwichenen Julii Monats alten Styls diefes1748 Jahrs auf dem biefigen Kaiferl. Dbfervatorio bes merften Sonnenfinjterniß betreffend, kann man nun⸗ mehrofolgendes melden, daß man verfchiedene Tage vor und nach der Obfervation durch correfpondirende Sonnenhoͤhen ſich der Richtigfeie der gezogenen Mit tagslinie ſowohl, als auch der auf dem Döfervatorio vor« handenen Penduluhren zu verfichern angelegen ſeyn laſſen, und nachheroder Anfang ſowohl, als das Ende durch etwas längere Tubos, die übrigen Phaſes aber der Finfternif, als die Verdeckung der Sonnenflecken, theils durch die Projection der in zwölf Zolle getheil⸗ ten Sonnenfcheibe, theils durch Das Meg eines aftros nomifchen Duadranten obſervirt und folgendes bemer⸗ ket babe: daß der Anfang durch drey Penduluhren um u Uhr 503 Min, Vorm. eine Phaſis von 42 Zoll am o Uhr 27 Min. Die ate von 6 Zoll 4 Min, am- o Uhr 38 Min, Die zte von 8 Zoll 26 Min, der 1 Ahr4 Min, und die groͤßte Berfinfterung ir gefahr 52 Beobachtung der Si en 3 Zoll 48 Min, beftimmer, OR um 2 Uhr 314 Min, obferviret worden, dergeftalt, daß Die ganze ‚Wäprung auf 2 Stunden 41 Minuten zu 49 ſchaͤtzen ift. Sonſt hat man u biefer Gelegenheit * eis nen zwoͤlfſchuhigen Tubum als etwas fonderbares bee merfer, daß ſich bey der größten Berfinfterung ein heller dünner Strich, wie ein glänzender Faden, fo dem vollen Monde am Lichte ähnlich, gleichlam auf dem Mondförper nahe an deſſen Rand erblicken laf- fen, über welchen nachhero ein Streif von gelblicht- geün:und weißer Farbe, wie ein Regenbogen in der Breite beynabe eines halben Zolles zu fehen und von dem obgedachten hellen Striche merflich zu unter⸗ ſcheiden geweſen. Was aber die darauf in der Nacht vom 28 bis | ooften Julii gleichfalls bemerkte Mondfinfternif ans . belanget, fo hat diefelbe, weil der Schatten vom Halbſchatten nicht wohl zu unterfcheiden gemwefen, nicht gar zu genau beftimmet werden mögen. Inzwiſchen ift man fo viel verfichere, daß die Dbfervation fich ziemlich von der durch den Ealculum vorher beſtimm⸗ ten Zeit entfernet, indem der Anfang den zoften früh Morgens um o Uhr 123 Min. unddas Endeum 2 Uhr 28 Min. in der Größe von 5 Zoll 8 Minuten bemer» | ket worden. Die uͤbrigen Verdeckungen der Mondflecken wer⸗ den anderwaͤrts beygebracht werden, nur fuͤgen wir wegen der bey der obigen Sonnenfinfterniß angeftell- ten meteorologifchen Obſervationen folgendes hinzu : Das Werter an obbemeldtem Dato des Mors 9 um 8 Uhr war ziemlich ſtill, und am ea | Petersb. Obſervatorio. 183 hin und wieder nur einige Wolken zu ſehen. Der Thermometer im Schatten zeigte 21 Grade. Die Kugel diefes mit Mercurio angefüllten Thermome« . ters hatte im Diameter ohngefähr 2 Zoll, und die Roͤhre deflelben war folgendergeftalt eingetheilt, daß die Graden von demjenigen Punct angiengen, wo der Mercurius in gefrornem Waſſer ftehen bleibe. Der obere Theil der Röhre aber bis zu dem Punct, welchen der Mercurius in Fochendem Waffer erreicht, war in 150 Gr. vonunten hinauf zu rechnen, und der untere Theil derfelben bis untenandas Gefäß in eben fo große Grade von oben nach unten zu gerechnef, ein: getheilt. Zu diefen Obfervationen wurden 2 derglei- chen übereinftimmende Thermometers gebraucht, da= von ein Grad gegen der Sonne gefteilt wurde, fodaß die Sonnenftralen auf die halbe ſphaͤriſche Dberfiäche des Gefäßes in gleicher Stärfe wirfen Fonnten, das andere hingegen im Schatten einer Eleinen höfgernen Säule, damit die Sonne felbiges nicht befcheinen, fondern nur allein die Veränderung der Wärme von der $uft darauf obfervirt werden möchte. Zu diefen Thermometris war noch ein Barometer hinzugefügt, deſſen Eintheilung nach dem Pariferfuß eingerichtet war, Gegen 10 Uhr ſahe man nur noch einige wenige Wolfen am Himmel, und der Thermometer gegen der Sonne zu flieg immer merElicher, je mehr fich die. Sonne gegen Mittag näherte, fo daß bey dem An» fang der Finfternif der Mercurius bis 76 Gr. gefties gen war. Ohngeachtet das Wetter ſehr ſtille und der Himmel beſonders rein war, auch die Sonne noch nicht ihre Mittagshoͤhe erreicht hatte; ſo nahm den⸗ er gleich i im Anfang der — je . der ond . Mond in der Sonne fortrüdte, auch die Wärme immer merklicher ab, fo daß bey der größten Berfin- fterung der Thermometer auf 38 Grad gefallen war, Als aber die Sinfterniß wieder abzunehmen begunte, fo fing der Mercurius im Thermometer auch wieder zu fteigen an, und erreichte nach gänzlicher Endigung der Finfterniß die Höhe von 53 Gr. nahm auch nod) immer zu, und war um 4 Uhr bis 65 Gr, wieder ge: fiegen, worauf es bey Annäherung des Sonnenun- tergangs wieder zu fallen anfing. Das im Schatten geitellte Thermometer zeigte ebenfalls von Morgens bis zum Anfang der Sonnenfinfterniß immer größere Wärme an, fo daß bey dem Eintritt des Mondes in die Sonne der Mercurius auf 374 Gr. geftiegen, bald darauf aber zu fallen anfing, und bey der größ- ten Verſinſterung bis auf 27 Ör. gefallen war. Ge: gen Endigung der Zinfterniß aber flieg der Mercurius - wieder bis 29 Gr. und ſtund um 4 Uhr auf 35 Grad, Dabey wurde auch an dem Barometer Feine geringe Veränderung in der Schwere der. Luft verfpürer, Denn der Mercurius fiel vom Morgen an bis zum Anfang der Sonnenfinfterniß in dieſem Inſtrument fehr merklich ; als aber die Verfinfterung angieng, fo fing er fogleich wieder zu fteigen an, Zu Anfang der Finfterniß war die Höhe des Mercurii 262% Zoll, in der groͤßten Verfinfterung 277% und 20 Minut. hernac) 27755 Zoll, in welcher Höhe der Mercurius bis zu Ende der Finfterniß ftehen blieb, und darauf gegen 4 Uhr auf 27 Zoll berunter fi, _ Die Urſachen diefer vorgegangenen Veraͤnderun⸗ gen kann man ſich leicht vorſtellen, namlich: x) Daß die Thermometers einen menigern Grad der Wärme - | ange auf dem Petersh, Obfervatorio. 185 angezeigt, je mehr die Finfterniß zugenommen, fol« ches ift von der verfchiedenen Wirkung der Sonnen» ſtrahlen entftanden, Dennder Mond als ein dunkler und fehr dicker Körper, war zwifchen der Sonne und der Erde getreten, und benahın der Erde immer mehr Sonnenftrahlen, je mehr er in ver Sonne fortruͤckte. 2) Die Körper von verfehiedener Gattung, wenn fie indie Sonne geftellt werden, fo daß die Sonnenſtrah⸗ Ten felbige unmittelbar erwärmen, nehmen auch einen verfchiedenen Grad der Wärme an, welche um defto "mehr zunimmt, je ſchwerer der Körper ift, und je fefter feine Theilchen zufammen bangen. Da nun das Dueckfilber viel ſchwerer wie die Luft ift, und deſſen Theile eine, obgleich ſchwache, Dennoch merk: liche Berbindung unter einander haben, welche wir ‚bey der Luft gar nicht bemerken, fo nimmt auch das Queckſilber einen viel größern Grad der Wärme an, ‚als die Luft, ob fie gleich beyde von der Sonne in gleicher Stärfe befchienen werden. , Wenn hingegen die Luft durch Die Wirkung der Sonnenftrablen eben fo ftark als das Dueckfilber erhigt werden follte; ſo würde fein lebendiges Gefchöpfe in den Sommertagen nur eine Stunde darinn dauren Fünnen, Denn die Luft würde alsdann viel heißer feyn, wie die heißeſte Badftube, worinn der Mercurius im: Thermometer | nur bis 70 Grade fteigt, Diefes war die Urfache, daß der Mercurius in Dem gegen über der Sonne geftell- ‚ten Thermometer bey Anfang der Finfterniß höher ges fliegen, als der, welcher fich im Schatten befand z bingegen bey der ftärfften Berfinfterung auch wiederum nad) Proportion mehr gefallen war, wie der. andere. Denn da die $uft einen geringen Grad der Wärme * 156 Beobachtung der Sonnenfinſt hatte, als das Queckſilber, fo konnte es auch bey der größten Verfinfterung weniger verlieren. Folglich wurde auch der Thermometer im Schatten nicht fo ſehr erfältet, wie der, welcher gegen der Sonne ge ſtellt war, 3) Die Schwere der Luft in der; Atmo⸗ ſphaͤr nimmt außer den übrigen von verfchiedenen Winden entftehenden Veränderungen, vom Aufgang der Sonne bis um 3 Uhr Nachmittags gemeiniglic) ab, und darauf gegen die Nacht und bis zum Auf. gang der Sonne allmählich) wieder zu. Es ift diefe Beränderung im Sommer, befonders bey ſtillem und lang anhaltendem hellen Wetter viel ſtaͤrker wie im Winter, welches aus dem Auf und Niederſteigen des Mercurli im Barometer Elärlich erfehen werden kann. Die Urfache davon ift, daß die Luft immer dünner und leichter wird, je höher die Sonne über den Horizont fommt ; wenn aber der Himmel mit dicken Wolfen überzogen ift; fo find auch in den laͤng⸗ ften Sommertagen obgemeldte Veränderungen nicht fo groß als an Sonnenflaren Tagen, weil alsdann der untere Kreis der Atmofphär, d. i. die zwifchen der Erde und ven Wolfen befindliche Luft, nicht durch die Sonne erwaͤrmet und verdünnet wird, und folg- lich der Mercurius im Barometer ſtaͤrker druͤckt, als wenn die Luft durch die Sonnenſtrahlen erwaͤrmet und verduͤnnet wäre. Die stuft wird alfo an wolkich⸗ ten Tagen nur um fo viel leichter als der obere Kreis der Armofphär, welcher über die Wolfen hinauf ges het, und von der Sonne verdünnet wird. Bey einer Sonnenfinfterniß Hingegen deckt der. Mond, welcher weit höher mie die Luft ift, auch den obern Theil der er ‚ folglich wird fie ebenfalls — er⸗ kuͤhlet auf demsPetersb, Obſervatorio. 197 Fühlet und zufammen gezogen, da alsdenn die Sei. tenluft den Raum wieder einzunehmen hinzu dringt, und die Schwere der Atmofphär dadurch vergrößert, auch der Mercurius im Barometer ftärcfer gedrückt wird. Es iftalfo nicht zu bewundern, daß der Mer: eurius in weniger als anderthalb Stunden im Baro⸗ meter beynahe 3 Zoll geftiegen. Die bey diefen DBeränderungen vorgegangenen Ungleichheiten find aus nachftehenden Urfachen ent: ftanden. 1) Hat man aus den öfters angeftellcen Dbferpationen befunden, daß Die Sonnenftrahlen den Mercurium im Thermometer weniger erwärmen, wenn ‚die darum befindliche Luft Fälter, und im Gegentbeif mehr, wenn die Luft wärmer ift, obgleich die Sonne in beyden Fällen gleich hoch über dem Horizont ſtehet und der Himmel flar ift. Welches die Urfache war, daß der Mercurius in dem an der Sonne geftellten Thermometer bey Anfang der Berfiniterung höher ge» ftanden als am Ende derfelben. Denn da die Luft während der Sinfterniß durch die Verringerung der Sonnenftrahlen erfältet wurde, machte fie auch den Mercurium indem Thermometer Fälter, als er vor der Derfinfterung war. Zudem ftund auch die Sonne zu Ende der Finfterniß niedriger, wie zu Anfang’ der- felben, Daß aber die erfte Urfache mehr dabey ge- wirket haben möchte, wird hieraus zu erfehen feyn, weil die Luft hernach gegen 4 Uhr von dem hellen Sonnen» fchein bey 2 Stunden von neuem ftärfer war erwaͤr⸗ met worden, als fie bey Ende der Finfterniß war, fo ftieg aud) das Queckſilber im Thermometer 12 Grad hoͤher, als es zu Endeder Finfterniß gewefen. 2) Das langfame Steigen des rg von dem im Schat- 2 ten - 188 Beobachtung der Son menfinſterniß ten geſtandenen Thermometer zeigt an, daß er nach der groͤßten Verfinſterung ſehr langſam wieber erwär« met worden , weil Die im Schatten um ihn befindliche $ufe erft hat müffen von der andern Luft, Die dem Sonnenftrahlen erponirt gewefen, erwaͤrmet werben. 3) Obgleich die Luft bey Abnehmung der Wärme in der Atmofphär fich zuſammendruͤckt, und daher dicker und nad) Proportion ſchwerer wird; fo Fann dennoch feine eigene Schwere davon nicht zunehmen, hund folglich der erfältete Theil ver Atmofphär nicht ſchwe⸗ rer werden, wenn die $uft felbft darinn nicht wirklich vermehrt wird. Dieſes Fann nicht anders gefchehen, als wenn die Seitenluft den Kaum wieder einnimmt, welchen die durch die Kälte zufammen gepreßteduft ver⸗ laͤßt. Da nun zu dieſer Bewegung eine gewiſſe Zeit erfordert wird, ſo folgt daraus, daß die Seitenluft, welche bey diefer Berfiniterung an die Stelle der durch die Kälte zufammen gedruͤckten Luft hat einrücken muͤſ⸗ fen, unmöglich fogleich bey der Beränderung hat ein: dringen Eönnen, welches benn die Urfache iſt, daß der Barometer hernach noch +5 Zoll geftiegen, obgleich die Sonnenftrablen nad) der Sinfterniß ſchon wieder mehr zu wirfen angefangen, und Die Ihermometers wieder geftiegen waren, weil nämlich die langſam eins rücfende Seitenluft, obngeachtet die Reſiſtenz fchon etwas von der Wärme zugenommen, dennoch durch ihre zuvor angenommene Bewegung drücte. Diefe Hoͤhe des Mercurius im Barometer würde ohne Zwei⸗ fel in einigen Minuten noch zugenommen haben, wenn nicht eine Gegenwirkung bald darauf erfolge wäre, Denn wie ſchon die Sonnenftrahlen wieder zuzuneh⸗ men begunten, und Die er [ich nach und nad) durch 2 auf dem PBetersb: Obfervatorio. 189 Die zunehmende Wärme wieder auszudehnen anfing, ſo that fie der Seitenlufe in ihrer Bewegung Einhalt, und wie fie nad) der Finfterniß durch noch immer zus ‚nehmende Wärme mehr und mehr Refiften, thun Eonnte, fo trieb fie endlich die Seitenluft wieder in ihre alte Graͤnzen zurück. Hieraus folgt, daß weil diefe beyde widerftehende Urſachen mit gleicher Stärfe wirkten, die Schwere der $uft bis zu Ende der Fin- fterniß in gleicher Maa hat ftehen müffen; die Luft aber nach der Finſterniß um fo viel leichter geworden fey, als die damalige Abendwärme die Atmoſphaͤre bat erwärmen und verdünnen koͤnnen. Raw Aus allem diefen folge, 1) daß die in der Luft vor—⸗ gehende Veränderungen, und befonders diejenigen, welche von ver ausdehnenden Kraft abhängen, nicht fo feft vereinigt werden koͤnnen, daß fie nad) Propor» tion der Vergrößerung und Berfleinerung der Urfas chen zu gleicher Zeit famme ihren Wirfungen ab: und zunehmen, fordern die Wirfung erfolge immer etwas fpäter, alfo, daß in den hellen Sommertagen, wenn das Wetter beftändig, und die Winde feine Beränderuns gen verurfachen, die größte Sonnenhige und ftärffte Erleichterung der Luft, nach den Wirfungender Sons ‚nenftrahlen zu rechnen, um Mittage feyn müßte, wel» ches doch, wie bereits oben ermähner worden; nier mals eintrifft, ſondern gemeiniglich erft Nachmittage gegen 3 Uhr oder fpäfer geſchiehet. 2) Wenn alfo vor der völligen Veränderung die Kraft der wider, ftehenden Urſache dazu kommt, fo Fann die von der vorhergehenden Kraft entftandene Veränderung, welche dieſer widerftehet, nicht zu ihrer Vollkommenheit kom⸗ ‚men, 3) Aus diefen —— iſt auch zu ar ja | 3 daß daß if A B ale inder in dem ordentlicyen Fortgang des Wetters verurfa- den, und je größer die Sonnenfinfterniffe find , je merf£licher auch die Beränderungen werden. Daher diejenigen, welche in der Aerometrie einige Grundfäße ausfindig zu machen fich bemühen, nad) weldyen man das Werter voraus beftimmen fünne, dergleichen Sinfterniffe nicht vorbey gehen laffen müffen, ohne umftändliche meteorologifche Obſervationes anzuftele fen: denn daraus iſt allein die Kraft und fehnelle Bes wegung der $uft abzunehmen, welche bey Abnehmung der Sonnenftrablen und der Wärme in den Schatten des Monde tritt, und darauf bey Vermehrung def felben fich aus feinem Raum begiebt , und was es fonft noch für große Veränderungen i in dem ordentli« chen Lauf des Wetters verurſacht. 4) Der Mercus rius des im Schatten geſtellten nn fiel von \ 974 bis 27 Grad, weldyes von der Erfältung der darum befindlichen $ufe entftanden. Dbgleich diefe Luft, wie oben berichtet worden, fich im Schatten befand, fo differirte fie dennoch von der denen Sonnenftrablen | entgegen gefegten nicht mehr als um einen Grad, woraus erhellet, daß die untere Atmofphär vom: An- fang bis zu der größten Berfinfterung ohngefaͤhr um 10 Grad fälter geworden. Da man nun durch öfters angeftellte Obſervationes die Erfahrung haf , daß die Luft von dem Grad der Wärme des Fochenden Waf- fers bis zu dem Gr. morinn es gefriert, ſich um f zufammen zieht; fo muß folglich die Luft der biefigen untern Atmofphärs vom Anfang bis zu der gr Berfinfterung fih um Z4 zufammen gezogen: haben. Wenn diefes bis an den obern Theil ber — geſche⸗ auf den Petersb, Obfervatorio. 191 gefchehen wäre, und die Seitenluft den leeren Raum: wieder eingenommen hätte; fo müßte der Mercurius in Barometer umumgänglichallbier bis 27,4% geſtie⸗ gen feyn. 5) Wenn die $uft bey hellen Sommertas gen gegen Abend Falter wird, fo gefchieher folches nicht zugleich, fendern allmählich, weil die Sonne bey ih- tem Untergang nicht fogleich aufhört, die Aemofphär zu märmen, fondern die Strahlen noch durch den obern Theil der Atmofphär dringen und diefelbe niche ſchleunig erfälten laſſen. Wes wegen auch die Wir⸗ kungen, welche beſonders in Verdickung der Duͤnſte beſtehen, ohne einige ungezwungene Geſchwindigkeit erfolgen. Es iſt aber die £uft bey dieſer Verfinſte⸗ rung in einer Stunde und 23 Min, fo ſtark erkaͤltet worden, als es fonft an hellen Sommertagen nicht in 7 bis 8 Stunden gefchiehet, und befonders um Mittage, da die Dünfte faft in ihrer größten Bewe⸗ gung feyn müflen. Daher es nicht zu bewundern ift, wenn von diefer fehleunigen Erfältung der Luft die Dünfte bey fo ftillem Wetter auf folhe Weiſe ver dicker werben, daß fie ſchaͤdlich feyn koͤnnen; weil der Natur überhaupt ein jeglicher Zwang zuwider ift. N4 W/ Ab⸗ 192 Bon Fort e | — ———— * ——— —— en: Abhandlung von ic — dortpfanun der Schi mme durch die Wurzein verfaſſet von 1a a . Suxbaum. uUeberſetzet aus den Schriften der Peter gburgiſchen Akade⸗ mie der Wiſſenſchaften, 3 Band 2608 1, J sin. ein Streit unter den alten Rräuterverftäns X digen, ob die Shwämme Wurzeln haben, EP oder nicht. Man fann davon nachfehen Bo: de von Stapel über Theopbraft. Meine Mey: nung ift, daß viele Schwaͤmme ſich durch Die Wurzeln fortpflanzen, und alfo fortdauernde Pflanzen find ; und diefes beweife ich mit folgenden Beyfpielen. 1. Es giebt Schmämme, deren Stiel bey ihrem Aufſchuſſe aus der Erde, oder wenn fie noch jung find, nicht tief in die Erde fteher, oder nur fehr kurz darinn gerourzele iſt. Allein, mit der Zeit, wenn das Haupt mit feinen Blaͤttchen verwelket, und anfängt zu ver- derben, wird die Wurzel dicker, dringt tiefer in die Erde hinein, und wird gleichfam zu einem Fleinen. Knollen 5 zu Eeinem andern Ende, als damit fie da- ſelbſt fortdauern, und im folgenden” jahre einen neuen Schwamm berverbringen möge. ZumBenfpiel def vr dienet der runde Kroͤtenſchwamm * €, Bauhins; die „* Fungus bufonius orbichlaris, durch Die Wurzeln. 193 die zweyte rundlichtere Gattung oben bald ſchwarz · braun und weißlichtblaß, bald gelb und ruſicht, mit weißen und ſchwarzen Flecken geſprenket, der Farbe nach wie ein Gartenfroſch geſtaltet; unten weiß mit gelinden ſchwarzbraͤunlichten Streifen, wie derſelben C. Bauhin uͤber Pineda befehteibet, Wir wollen die Abbildung deffelben hier beyfügen, weil-fie bey den | Kräuterbefchreibern noch nicht zu finden iftz und ʒwar von einem jungen in der erſten Figur, und von einem: alten, deffen Wurzel ſich vergroͤſſert hat, in der zwey⸗ ten Figur. Dieſen iſt ein anderer ganz ähnlich, der haͤu⸗ figin Suͤmpfen waͤchſet. Ich nenne denſelben den Schwamm in den Suͤmpfen, (Figur 3.) mit einem blattermaͤßigen Haupte, und einer fehr langen Wurs zel’*, Er befümmt feine Wurzel frühe, und friechee weit auf der Erde hin. Imgleichen ein anderer Flei- nerer, (Figur 4.) den ich nenne den kleinen ſchwarz⸗ braunen Schwamm, mit einem fegelförmigen Hau: pte *, Er wächfee unter dem Moofe, und hat eine fehr lange und beftändige Wurzel, — 2. Es giebt Schwaͤmme, die an dem faulen Sale 2 wachſen, und gleichfalls lange Wurzeln in demfelben treiben, düch den Winter über fortdauern, Dergleichen: ift der Schwamm an den Dornbüfchen, ( Figur 5.) der aus einem einfachen Stiele vielfach) wird ***, bey Tournefort. Wann diefer faulet, fo bekoͤmmt er ſehr lange fhwärzlichte Wurzeln, die längft den Säfern des: * * Bi geben, und mitten im Winter N5 noch " Fungu ala capitulo puftulato —— tadica- ei: En: minor fufcus capitulo conico. *x Fungus dumetorumex uno pede multiplex; chwaͤmme 194 Von Fortpflanzung er 5 Ya L * * noch zu ſehen ſind; um keiner andern Urſache willen, als damit fie im folgenden Jahre neue Schwaͤmr bervorbringen mögen. Hieraus iſt leicht zu erfennen, was für Schwaͤmme es find, die einige Kraͤuterbe - fehreiber im Holze felbft wahrgenommen haben ; nam lich nichts anders, als Wurzeln der Lerchenſchwaͤm⸗ me und anderer Schwämme, die aus dem Holze her vor wachfen. Denn wir fehen, daß da, wo die ker: chenſchwaͤmme heraus fommen, fhwammigte Kno⸗ ten im Holze find, die man billig für ihre Wurzeln zu halten hat. So ſcheinet der lederhafte Blut: fhwamm an den Eichen * bey Breyn, die Wurzel des Endivieſchwammes ** Johann Baubims zu feyn. Der walzenformige Feuerſchwamm bey Dillen iftdie Wurzel des vorhin gedachten Dornfchwammes. 3. Es ift eine Gattung Schwaͤmme, die im Ans - fange, wann fie jung und rund find, Feine Zäfern noch Wurzel haben; wenn fie aber faulen und fic) in Staub verwandeln, fo befommen fie viele Wurzeln. Zwiſchen diefen Wurzeln fommen zugleich Eleine Kuͤ⸗ gelchen mit hervor, und bangen an denfelben. Diefe find nichts anders, als Wurzeln oder Saamen des neuen Schwammes, der auf das zufünftige Jahr auf- behalten werden foll. in fonderbares Benfpiel hie» von giebt der gemeine Hirſchſchwamm ab, (Fir gur 6.) der im Alter viele weißlichte faferichte Wur⸗ zeln befümmt, an dem die vorhin gedachten Kügel« chen oder Eleine Knollen bangen. Faft eben vergleis chen bemerfet man an dem Fugelförmigen Wolfs- | | ſchwamme, * Fungus coriaceus quercinus haematodes. ** Fungus intus baceus. *#* Doletus cervinus vulgaris, uamm durch die Wurzeln. 195 ſchwamme, mit einer dicken Wurzel und Fleiſche *, den ich i in dem erften Hundert der nicht fon» heslich bekannten Pflanzen beſchrieben habe, | „Ray im £urzen Begriffe ** * bat eben diefes von —* Schwamme Phalloides J. B. bemerket, daß naͤmlich derſelbe mit ſeinen Wurzeln oder fehr langen weißen und mannigfaltigen in einander vermwicfelten Fäden unter der Erde weit fortfrieche, und daß an dieſen Wurzeln bin und wieder Kügelchen wachfen, die Volvae hießen, Der violetfarbige Schwamm bey Kap, der nur an dem Holze Herpes wächfee, ift die Wurzel des violetfarbigen Eröfehaften Lerchenſchwam⸗ mes *** bey Dillen. Der ſchwarze gedrüchte Schwamm bey Ray, der zwifchen dem Holze und der Rinde fid) mannigfaltig ausbreitet und in einander verwi⸗ ckelt, iſt Menzels ſchwarzer fingerfoͤrmiger Schwamm, der noch in der Wurzel ſteckt, oder im Wachſen ver- hindert worden ift. Es fommen aud) Schwämme vor, die mit ihren Stielen fortfriechen, Bin und wieder Wurzeln ſchla— gen, und neue Schwänme hervorbringen; mie wir an den Pflanzen, deren Stengel auf der Erde krie— chen, wahrnehmen, Dergleichen find die Eleinenweißen Schmwämme, die aus dem Stoce der abgehauenen rothen Tanne hervorkommen, und die ich im erften Hundert der nicht fonderlich bekannten Pflanzen bes ſchrieben habe; imgleichen noch viele andere, Die an den faulen Hölgern und Blättern wachfen, von denen ich ‚gewiß bin,daß fie fich —— durch die Wurzeln fort⸗ Em 7 | Diefes _ * Lycoperdus ‚globofus radice craffa pulpa granulara. ** Synopf. * Agaricus mefentericus violacei coloris, 196 Ben Sortpflanz. der E S Dieſes iſt es, was ich von der Fo tpflanzung Schwaͤmme durch die Wurzeln, nach genauer oft wiederholter Beobachtung, gelernet — Ih wiu den Kraͤuterliebhabern die weitere Unterſuchung der Schwaͤmme angepriefen haben, ſonderlich wenn dies felben hervorfommen, und wenn fie vergehen ; denn es ift Eein Zweifel, daß die Erzeugung der meiften, wo nicht aller, auf diefe Art erwiefen werden Fönne. Wenn diefes aber alfo ift:fo find damit alledieSchwierigfeiten von dem Saamen u der Erzeugung der Schwaͤmme , da⸗ mit bisher ſich viele gequaͤlet haben, auf einmal gehoben. | Erklärung der Figuren. +2. Der. runde Kroͤtenſchwamm C. B. noch jung. 2. Eben derſelbe, nachdem er eine größere zu! be» kommen bat, 3. Der Schwamm in Simpfen, mi einem blatter⸗ maͤßigen Haupte und einer ſehr langen Wurzel. 4. Der fleine ſchwarzbraune Schwan, mit einem fe» gelförmigen Haupte, nebft der Wurzel deſſelben. 5. Der ſchaͤdliche Schwamm, bey Tournefort, der aus einem einfachen Stiele vielfach) wird, mit einem Stuͤcke deſſelben. 6. Der Hirſchſchwamm in den Aheeten, wife ‚ Wurzeln, die erim Alter befommt *%; * Fig, 1, Fungus Bufonius orbicularis C. B. junior. ‘2. Idem radice auftus. wi ‚3. Fungus paluftris capitulo puftularo s, jongıfl ime ' , radicatus. 4. Fungus min. fufcus capitulo —E — radice. 5. Fungus pernicioſus ex uno pediculo multiplex Tourne£. Inft.cum parte, 4 6. Boletus cervinus officinarum, cum n radicibus, quas vetuftior acquirit, ; | V. Forte a 9— en % ae | ei 197 ’ a — KA * ** Kr Hi Sortgeſehte — (©. des aten®. II St. 243 ©.) ven der Wirkung der Luft auf und in die menſchlichen Körper, von dem Heren John Arbuthnot, M. D. ! Das II Hauptſtuͤck. — hei den zufälligen Eigenſchaften der Luft. L * nenne die Fluͤßigkeit, Sitte } Staftich tat 2c. wegentliche Eigenfchaften der Luft, weil ſie in ihrer ganzen Maaße, und in einem je» den Theile derfelben ihren beftändigen Siß haben. Hitze, Kälte, Trockene und Feuchte, nenne ich lieber’ zufällige Figenfchaften, weil fie, wenn man es in dem gemöhnlichen Berftande nimmt, veränderlich find, und weder dem Ganzen, noch den Theilen bes | fändig anhangen, \ 2, Die Luft muß vermittelft diefer veränderlichen | Eigenfehaften der Hige, Kälte, Trockene und Feuchte nochwendig eine große Menge Veraͤnderungen in dem — Koͤrper zuwege bringen. | 9 Man 108 Von d Der Xu Man ſtelle ſich vor, daß eine — Fluͤßigkeit, wie das menſchliche Blut iſt, in einer duͤnnen und biegſamen Maſchine von Roͤhren, zu welchen die aͤußerliche Luft durch unzaͤhlige Gaͤnge kann zugelaſſen werden, eingeſchloſſen ſey. Man ſtelle ſich ferner vor, daß dieſe Maſchine mit ſeiner eingeſchloſſenen Feuchtigkeit, ſo durch unzaͤhlige Gaͤnge heiß heraus duͤnſtet und rauſchet, ſeine Lage veraͤndere, ſich bald inn- bald außerhalb Hauſes be⸗ finde, der kalten, heißen, trockenen, naſſen Luft, und der ganzen Menge Beränderungen, fo indiefem Elemente vorgeben, bloßgeftellee werde. Es ma: chen alsdann die Veränderungen, fo diefer Mafchine wiederfahren, noch nicht den zwanzigften Theil von ‚denenjenigenaus, welche den menfchlichen Körpern begegnen. Diefe werden außer dem wirklichen Eins fluß der umber befindlichen Luft durch die Berände» rungen noch von einer ſchmerzhaften oder angenehmen Empfindung gerühret, deren Vermeidung oder Ges nuß aber nicht allemal in ihrer Macht ſteht. 3. Hiße und Kälte find Eigenfchaften, die ein Berhältnif mitunfern Sinnen haben, und Kälte ift - vielleicht eine bloße Beraubung, oder ein geringerer Grad der Hige und Bewegung. Der Spiritus Bini in. den Thermometern, der durch die Fleinften Abwech⸗ felungen von Hige und Kälte gerühret wird, dienee zu einer bequemen Anzeige diefer DBeränderungen, obgleich die Graben, welche in den Röhren bemerfet find, eben nicht die genaue Maaße der Quantität Der. felben ausmachen. Ich will mich indeffen nicht be den Unvollfommendeiten diefes Inſtruments aufhal ten ſondern den keſer bloß erinnern, Daß ich mic) in meinen auf und indiemenfehlichen Körper. 199 meinen Bemerkungen der Stufen ver Hige der Luft auf diejenige beziehe, die ich vermitrelft zweyer Ther- mometer, nämlid) Sarenbeits, und eines andern, das von dem Herrn Hales erfunden, und zu Bemer⸗ Eungendiefer Art eingerichtet worden, angefteller habe, In Farenheits Thermometer fängt das Waſſer in der Luft bey dem 32 Grade an zu frieren, welches man am Reife fiehe. Wenn die Kälte zunimmt, fo fällt der Spiritus auf 5 Grad; und man weis, daß er auf o in einer Kälte gefallen ift, in welcher Faum ein Thier leben koͤnnen. Vermittelſt einer gemeinen fünft- lichen Kälte Fann er bis auf 4 Grad unter o fallen; und durch ein ungewöhnliches Erperiment ift er bis auf 40 Grad unter o gefunfen. Auf 46 Grad ift die Luft gemäßiget; bey einer natürlichen Hitze erreicht ee felcen go Grad, und wenn man ihn durch) eine Fünfte liche Hitze noch 122 Grad weiter treibet, fo daß er 212 Grad erreicht ; fo ift folches die Hitze Eochendes Waſſers, daß er alfo 252 die Entfernung zwiſchen der größten Fünftlichen Kälte, und der Hitze Fochendes Waffers; und 207 Grad die Entfernung zwifchen der groͤßten natürlichen Kälte, fo in dieſem Clima ges woͤhnlich ift, und der Hige fochendes Waffers, nach diefem Thermometerausmachet, Dienatürliche Hige bey erwachfenen Perfonen ift 92, und bey den Kin⸗ dern 94. Kein Thier Fann langeineiner $uft von go, oder die der natürlichen Hiße des Körpers nahe fommt, leben. | 4. Des Heren Hales Thermometer ift hauptſaͤch⸗ lich für Erperimente der Vegetation eingerichtet. Er fängt feine o bey dem erften Grade der Kälte, oder dem frierenden Punct an, und fein böchfter por | iße @00 .' Von der Wirfungde vi uft Hitze iſt der, worinn geſchmolzen Wachs, wenn 4— auf heißem Waſſer ſchwimmet, anfaͤnget zu gerinnen. Den Zwiſchenraum zwiſchen dieſen beyden aͤußerſten Enden theilet er in 100 Grade, wobey er genau aus⸗ rechnet, daß eine Hitze, welche Wachs fluͤßig haͤlt, zur Vegetation zu ſtark iſt. Menſchliche Hitze kann den Spiritus Vini auf „5 ausdehnen, wenn die Luft in einem frierenden Zuftande if. 5. Nach des Heren Hales Thermometer verhält i ſich die Hitze des thieriſchen Blutes zu der Hitze ge⸗ — kochten Waſſers, wie 145 zu 33. Mach demſelben Thermometer macht. die Hitze der Haut 54 Grade von den Hunderten aus, welches der Punet ift, darinn Wachs anfängt; zu gerinnen, und etwas heißer ift, als Wafler, darinn man die Hand halten Fann. Diefe Hige kann Bein Begetabile, wenigftens nicht in diefem Clima ausftehen ; wiewohl ich mich befinne, daß Herr Boyle einer Hige in einem gewiflen Lande gedenker, welche Wachs ſchmelzet, für menſchliche Körper unerträglich ift, und welche Gemwächfe den⸗ noch aushalten fonnen. Mach des Herrn Hales Thermometer macht die Hiße der Mil, fo eben von der Ruh koͤmmt, 55, des Urins 58, und eines fehr beißen Tages 88 aus, Ein geröhnticher Sonnen ſcheintag um Mittag im Julius machte 50; im Schats ten 38; im May: oder Juniustag 17 bis 30, welche Hitze für die Vegetation die temperirtefte, und daher für menfchliche Körper vielleicht die bequemfte ifts - Das wunderbarefte war die Hitze von 88, welche bie natürliche. animalifche Hise auf 54 Grad übertrifft, und welche menfchlicye Ereaturen niche ee le — koͤnnen. Er ſagte mir, daß es Bu ehr auf und indie menfehlichen Körper. 201 ehr Heiß gervefen, und daß fein Thermometer in der Sonne geftanden, | A 6. Die Duͤnne der $uft machet, daß fie bey den Veraͤnderungen der Hitze und Kälte empfindlicher ift, als alle andere Slüßigfeiten. Der Eleinfte Zuwachs von Hige dehnet fie aus, und die Abnahme derfelben ziehet fie augenblicklich in allen ihren Theilen zufam- ‚men, Die Hige kochendes Waffers, wie vorhin er: wehnet worden, dehnet fie um 3 aus. Die Stuffen der Ausdehnung der Luft find nicht zu beftimmen, denn der größefte Grad Hitze verfreiber diefelbe niche gaͤnzlich. Durch diefe befländige Kraft vermittelſt verfchiedener Grade Hitze zufammen gezogen und ausgedehnet werden zu fünnen, wird die Luft in einer beftandigen Bewegung erhalten. Die verfchiedenen Grade der Hige verurfachen eine gleichmäßige Aus: dehnung des Flüßigen, fo daß auch eine merfliche Veränderung der Schwere einer jedweden Flüßigfeit daher entfteher. Bey rectifieirtem Spiritu Vini zei: get ſich um den Polein Unterfcheid von 3 feiner Größe, und folglich auch feines Werthes, wen er bey Maas; _ fen gekauft wird * Mercur Fann durch Kälte derge» ftalt verdichtet werden, daß er eben fo ſchwer wird, - als Gold, Durch die Hige wird die Luft, ſo inthierifchen Fluͤßigkeiten enthalten ift, ausgedehnet ; denn Glasbla⸗ fen fteigen und fallen in allen Fluͤßigkeiten, ſowohl durch dieBeränderung derHigeals auch der Schwere dersuft. 7. Ein gewiffer Grad Hise, der noch nicht ftarf genug ift, Dichte thieriſche Theilchen aufzutrocfnen, oder zu verderben, macht die Fibern länger und ſchlaf⸗ fer. Daher koͤmmt die Empfindung der Mattigkeit und Schwachheit an einem heißen Tage, Die vor: *Boerhaave. — —— hin Band. ee in den Benen, als in den Arterien, und läuft in den rechten Ventriculum des Herzens zurück, wo es durch eine frifhe Vermiſchung mit dem Chylo noch) fälter gemacht wird, welcher Fälter ift, als Blut ; allein wenn. e8 wieder durch die unge lauft, wird es der⸗ maßen erhißet, daß es an zu ſchaͤumen fängt. Die äußere Fläche der Lungengefaͤße ift der Außerlichen ruft bloß geftellet, welche einen freyen Zugang zu denfelben hat. Die Abfühlung durch eine Falte Luft ift der eine Gebrauch der Luft beym Athemholen, wie⸗ wohl nicht der hauprfächlichfte. Wenn aber diefe aäußerliche Luft um viele Grade beißer ift, als die. Eubftanz der $unge, ſo müffen Dadurch nothwendig beydes die dichten und flüßigen Theile verderbet were den und verfaulen. Und diefes wird durch einen Vers fuch wahr befunden, . Denn in eines Zuckerbeckers Trockenkammer, wo die $uft 146, oder 54 mal heiss fer als ein menfchlicher Körper war, ftarb ein Sper» fleißigen Boerhaave zu danfen, Es Fönnen dar. aus auf und in die menſchlichen Koͤrper. 203 Aus viele wichtige Folgen gezogen werden: Denn warum follte Diefer verfaulte Speichel Des Hundes nicht anftecfend feyn Eönnen ? Folglich iftes möglich, daß peftilentialifhe Seuchen von außerordentlicher Hitze enrftehen koͤnnen. Kein Menſch Fann lange in einer Luft leben, die heißer ift, als fein eigener Körper. 9 Man bat einige Verſuche, welche anzuzeigen ſcheinen, daß Luft, die auf einen gewiffen Grad und zwar noch ftärfer als fiedend Waſſer erhiget und ab» gekühlet worden, und dabey alle ihre gemeinen Eis genſchaften der Schwere und Elafticität behält, et⸗ was verfieret, fo daß fie zur Nefpiration unbequem gemacht wird. Sch follte aber mit dem finnreichen ‚Herrn Hales wohl glauben, daß in den gemachten Berfuchen die Luft durch die giftigen Dünfte der Kör- per, wodurch fie beym Erhißen gegangen, angeftes cket worden. Denn $uft, die durd) heißes Ölas ges gangen war, hat fein Thier getoͤdtet, wie die thaf, welche durch Holzkohlen gegangen. Dem fey aber, wie ihm wolle, fo ift es gewiß, daß Luft, die durch fchwefelhafte Strahlen von Lichtern, oder ehierifchen Körpern erhitzet worden, einen Theil ihrer Elaftici» tät verlieret, und zu animalifhen Berrichtungen un« gefchickt wird, wie zum Erempel die Luft, darinn vor- nehme $eute einen großen Theil ihrer Zeit zubringen. Doch bievon nachgebends ein mehrers. 10. Eine andre große Wirfung der Luft auf menfch» liche Körper ift diefe, daß nach den Graden derfelben Die Quantität der Ausdünftung merflich und unmerf- lich eingerichtet wird. Aus gehaltenen Tagebüchern erhellet, daß die Nusdünftung in England allen an- ‘dern Ercretionen kaum gleich koͤmmt, und daß Die Ausdünftung des zung beynahe gedoppelt fo ſtark . 2 ey, fen, als des Winters; da oil die Ausbänfkung ver Luft in Padua das ganze Jahr herdurch fich gegen alle andre Ercretionen wie 5 zu. 3 verhält. In heißern Laͤndern ift das Berhältniß vielleicht noch größer. Dieß muß nach den verſchiedenen Himmelsgegenden einen großen Unterſchied der Beſchaffenheit menſch⸗ licher Koͤrper und Krankheiten verurſachen. Da der waͤſſerichte Theil des Bluts durch Schweiß, oder in die Sinne fallende Ausduͤnſtung weggefuͤhret wird, welches i in heißen Laͤndern viel ſtaͤrker geſchiehet, als in kalten und gemaͤßigten; fo muß dadurch das Cral- famentum , oder die vothe Mafle des Bluts defto- mehr zunehmen; und ein Arzt, der feine Wiffenfchaft in ſolchen fändern getrieben, hat mich verfichert, daß das Blut allda, wenn es durch Aderlaffen abgezapfet worden, gemeiniglich ſchwarz und dicht ift. Ich habe mic) oft darüber gewundert, daß die Menge Ge: wuͤrze, deren fich die Einwohner heißer Länder be» dienen, ihnen feinen Schaden verurfacher. Sch habe aber auch hinwiederumerwogen, daß die Natur weile iſt, und diefe einheimifche Pflanzen nicht würde ber- vorgebracht Haben, wenn fie nicht nüglich und noͤthig waͤ⸗ ren, und zwar vielleicht das Blut zu verdünnen, welches durch die große Duantitäteiner fichtbaren Ausdünftung feiner Fluͤßigkeit berauber wird, unddievolatilifchen u. ölichten Theile wieder zu erfegen, die dem Blue beydes durch merkliche und unmerkliche Ausdünftung abgeben. ır. Ich möchte gleichfalls wohl bemerken, daß die wirkliche Quantität einer animalifchen Fluͤßigke fo durch die Ausdünftung weggeführet wird, niemals germogen werden Fann, Denn da es klar ift, daß die aͤußerliche Luft indie Poros des Körpers dringet, und zuweilen von dem Thiere eingefogen und verſchlucket wird; auf und indie menſchlichen Körper. 205 wird: ſo iſt die Quantitaͤt der ausdünftenden Materie bloß die Differenz von dem, was über die orden Quantitaͤt der $uft eingefogen wird. Ein mehreres da- ‘ von in dem folgenden Theile diefes Capitels. 2. Winde machen die Luft nicht durch ihre Be— ‚wegung Ealt, fondern dadurch, daß fie die Luft kaͤl—⸗ terer Gegenden mit fich bringen. Das Thermomes ter wird durch Feine Winde, noch Durch das ftarfe Blaſen eines Blafebalges verändert, wenn nicht durch . Eis, oder einen andern Körper, der Fälter, als die Luft ift, geblafen wird. Kin folhes Blaſen verur- fachet, daß das Thermometer fälle. Die reißende Bewegung großer Stürme beweget und erhiget die Luft vielmehr. Allein Winde Fühlen ehierifche Kor⸗ per ab, indem fie die beißen Ausdünftungen wegtrei⸗ ben, die fie umgeben. . Man feße, die Hiße eines thierifchen Körpers fey 90, und die Hiße der $uft 48 Grad : fo wird der thierifche Körper dadurch, Daß der heiße Dunft mweggetrieben wird, mit einer Ata mofphär von 48 umgeben, da denn mebr als bie Hälfte feiner natürlichen Hige innerhalb einer Stunde meggenommen wird. Wenn man alfo nach ftarfen geibesübungen in einer Falten Luft bleiber, fo Fann folhes eine Urfache großer Kranfheiten und infonders heit dererjenigen werden, welche die Lunge angreifen, als Entzündungen, Engbrüftigfeit, Fluͤſſe. Da diefe Beränderung ihrer Atmofphär, wie gefagt, bey jeder Secunde gefchieher ; fo ift es eben fogut, als wenn zu einer Er folcheneic ein kaltes Kleid angezogen würde, | 2. Da nun an der andern Seite menſchliche A per durch eine Luft koͤnnen abgekühlee werden , die älter ift als ihre eigene Miſchung, welches vielleicht hiedurch noch eher, als —9 ſonſt ein andres Mittel 3 ge⸗ 206 Von der Wirkung der Luft geſchehen kann: ſo kann die aͤußerliche Luft zur Maͤßi⸗ gung einer fieberhaften Hitze mit großem Nutzen ange⸗ wendet werden, und zwar ſo, daß es mit Sicherheit ge⸗ ſchehen kann. Dieß iſt aus der Erfahrung bey entzuͤn⸗ denden Krankheiten, z. E. bey den Kinderblattern, bekannt. Keine innerlich genommene Feuchtigkeit kann das menſchliche Gebluͤt fo bald kuͤhlen, als eine kalte Luft. Kochendes Waſſer kann durch) kalte Luft gar bald wieder zu feiner eignen Temperatur gebracht werden. Weñ zwo Fluͤßigkeiten von gleicher Dichte, und ungleichen Öra- den Hiße in gleichen Quantitäten vermifchet worden ; fo wird dadurch die Hige des Ganzen denAugenblik auf die Hälfte herunter gebracht. Wenn z. E. fiedend Waſ⸗ fer heiß wie 212 Pfund zu einer gleichen Quantität Fale tes Waflers, als 32 koͤmmt, fo wird dadurch die Hige des Ganzen — Lu "ug. Eine nicht fo dichte Fluͤßigkeit, als Luft, brauchet länger Zeie, diefe Wir- fung hervorzubringen, und die Luft Fühler das Blut durch ihre Berührung ober Zulaſſung zu der äußerlis chen Zläche der Haut, oder der $unge. Es entfteher ein unfäglicher Schaden daraus, wenn man die Luft in dem Zimmer einer fieberhaften Perſon zu beiß hält; denn der Patient wird dadurd) des Vortheils berau- bet, durch Falte Luft fid) von den üblen Wirkungen der animalifchen Dünfte zu erholen, Die die Luft ver- derben und ihre Elafticität aufheben, wie aus dem, mas ich nachhero fagen werde, erhellen wird. Es iſt aus der Erfahrung befannt, daß Patienten in Fiebern fich nach der falten buft fehnen, und ihre äußer- ften Kräfte anwenden, an diefelbe zu gelangen, wenn fie auch nur bloß desfalls aus dem Bette fommen, Ich bin der Meynung, es ſey eines der Hauptſtuͤcke | emes. auf und in dieimenfchlichen Körper, 207 > eines guten Verhaltens bey entzündenden Kranfheis ‘ ten, wenn die Luft in dem Zimmer eines Patienten oft verneuert und abgefühlee wird, wenn man derfels ben durch Deffnung der Thür, der Bettvorhaͤnge, und in einigen Faͤllen auch der Fenſter einen freyen Zutritt giebt, oder ſie auch durch Roͤhren herein laͤßt, und dadurch die heiße Atmopſhaͤr um den Patienten veraͤndert, ſo daß dadurch die Abſicht eine gehoͤrige Duantität von Perfpiration beyzubehalten, erreichet werde® Durch eine ängftliche Sorgfalt einfältiger Ammen in diefem Stuͤcke wird die Krankheit heftiger, langwieriger und gefährlich, Diefer Irrthum iftaber noch weit gefährlicher bey ftarfen, gedrungenen und fchweren,als bey fhwachenKörpern:denn die Hitze wird nach Verhaͤltniſſe der Dichte der Koͤrper beybehalten. 14. Die Wirkungen der Falten Luft koͤnnen aus demjenigen, was von der heißen Luft geſagt iſt, ge- ſchloſſen werden. Da die Kälte eine Beraubung, oder einejErniedrigung gewiſſer Stuffen Hige ift : fo verurfacher fie auch eine gleichmäßige Verminde- ⸗ rung der Hiße oder der gegenfeitigen Eigenſchaften. Kalte Luft ift die unmittelbare Urfache des Frierens, Es fänget zuerft in der Luft an, indem die wäfferigten Theilchen in derfelben gefrieren. Die Wirfungen dieſer Kälte reichen bisweilen nicht fo weit alsbis an die Dberfläche der Erde, fo daß das Waffer auf der⸗ felben frieren follte, wie im Sommer der Hagel und dergleichen Ungewitter, als derjenige zum Erempel, der 1672 in Gommerfetshire und Drfordshire fiel, und den Gewaͤchſen fo [hädlich war *, wobey fich aber — auf ber Erde fein Seoft fand. In Sarenbeits Ther⸗ 4 mMometer . Siehe Absidgemetie: of Philofophical Transactions, Vaol. II. p. 15% — mometer fängt das Frieren bey 32 am. . Nimmt es zu, fo fälle ver Spiritus Vini bis o, welchen Grad ehieriiche Körper kaum aushalten koͤnnen. Ein Fünf: liches Srieren bringt den Spiritus noch tiefer herunter, Pflanzen koͤnnen größere Grade von Kälte aushal: ten, als Thiere, und dennoch leiden diefelben biswei⸗ len durch die Winterfälte gar fehr, wie zum Erem- pel 1685 und 1709 in einigen Laͤndern geſchahe. Dieß koͤmmt aber daher, weil menfchliche Geſchoͤpfe wider die rauhe Luft Schutz zu finden wiſſen. e 15. Die Kälte verdicket die Luft nachdem Verhaͤlt⸗ niſſe ihrer Grade. Sie ziehet die animalifchen Fis bern und Fluͤßigkeiten zuſammen, welche, ſo weit die Kaͤlte reichet, dichter ſind als ſonſten. In kaltem Wetter ſind die Thiere in der That etwas kleiner als ſonſten. Die Kaͤlte preſſet die Fibern nicht nur durch ihre verdichtende Eigenſchaft, ſondern auch durch das Gefrieren der Feuchtigkeit der Luft, welches ſchlaff machet. Eine heftige Kaͤlte hat auf menſchliche Koͤr⸗ per die Wirkung eines Stachels, fie hringet anfaͤng⸗ lich eine anſteckende Empfindung hervor, und nad)- gehends eine glühende Hitze, oder einen Eleinen Grad einer Entzündung in den Theilen des Körpers, welche. denfelben bloß geftellet find. Wenn ſie die Fibern fär- fer preffet, die Flüßigkeiten verdichtet und ſticht; ſo bringet ſie Staͤrke und Lebhaftigkeit zuwege, wie ſolches beyeinigen in klarem Froſtwetter ſehr merklich iſt. Sind die Wirkungen der kalten Luft auf der aͤußerſten Flaͤche des Körpers fo beträchtlich; fo koͤnnen fie ſolches um ſo vielmehr bey der unmittelbaren Berührung der äußeren Luft der funge feyn, als worinn das Blut viel heißer ift, - und welche eine viel duͤnnere Haut hat. Und wenn durch bie Erſpiration die warmeluft haͤnglich heraus getrieben | wuͤrde: auf und indie menſchlichen Körper. 209 indes fo wuͤrde die Berührung der Falten $uft une r⸗ raͤglich feyn. Es iſt auch in der That die Wirkung der Falten $uft fehr merklich, indem fie Entzündungen der $unge verurfachet, zumal in Weftindien, wenn alldain unfern nördlichen Plantationen Falte nordweſtliche Windewehen. Die Kälte verdichtet alle Flüßigkeiten, ausgenommen Waffer, welches fie fo verdünnet, Daß es um 3 größer wird. Das Eis erhebet fich fo weit aus dem Waſſ er. Da der Froſt die Luft vom Waſſer ab» fondert, und in Blafen fammler; fo fann man daher auf die Gedanken gerathen, daß die Eleine eigentliche Schwere des Eifes nicht von den unfichtbaren Samm> Iungen der $uft indem Eife herrühre. Denn Luft, Die von einer Fluͤßigkeit abgefondert ift, nimmt einen gröss fern Raum ein, als wenn fie in der Slüßigfeit ift, und macht daher diefelbe Haufung $uft und Waffer eigent- lich leichter. Hierdurch koͤnnen vielleicht die Schwie— rigfeiten aufgelöfet werden, die der Herr Bayle bey diefer Materie finder, Eine frierende Kälte ziehet alle andere Flüßigfeiten, ausgenommen Waffer, zufam- 7 . hr men, als z. €. — Fluͤßigkeiten und Spiritus. Luft verdichtet fie um z 16, Die Kälte Unterdrücker Durch das Sie ziehen der Fibern, und durch das aar zu ftarfe Kühlen des Blues imdenen Gefäßen, welche der Luſt bloßge- ftellet find, einige von den gröbern Theilen der ausdünft- i ‚baren Materie, wodurch viele Sulze, die in einer war⸗ men $uft ausdünften würden, zurück gehalten werden, Die Falte Luft reizer und entzündet diefe Gefäße gleich- falls durch ein Stechen, und bringet Scorbut mit fehr ungluͤcklichen Zufällen zuwege. Scorbut ift eine Kranf« heit Ealter Länder. "Die ungluͤcklichen Wirkungen def- felben kann man in den Tagebüchern derer fehen, die i N or, N >) 5 > ; man 210 Bon der Wirkung de »Luft man den Winter uͤber in Groͤnland und andern kalten Laͤndern gelaſſen. Die Kälte, ſo ihre fpirituöfen Fluͤſ- ſigkeiten gefrieren machte, hatte beynahe dieſelbe Wir- kung auf ihr Blut. Sie brachte die animaliſche Sub⸗ ſtanjen in einen gangränöfen Zuſtand, verurfachte Er- fterbung der Glieder und des Zahnfleifches, ſo daß das verfaulte Fleiſch abgefchnitten werden mußte. Es machte fie unfähig ʒum Kauen, verurſachte Unbeweglichkeit und unertraͤgliche Schmerzen i in verfchiedenen Theilen des Körpers, nebft gelben Flecken und Blattern an der Haut. Sie erregte durch die Aufhaltung der Bewe⸗ gung des Geblütes, und die Unterdrückungen der Per- fpiration, Schwindel, Schläfrichfeie, Schmerzen in dem Eingemweide, Bauchflüffe und Blurflüffe, und was das feltfamfte war, niemals Abgang des Appetits. Alle diefe Dinge waren nicht bloße Wirkungen der gefalgenen Speifen, zumal da fie öfters friſche Speifen ſowohl von Pflanzen, ale von Thieren hatten, Sollte es möglich: gemacht werden, an folchen Falten Dertern zuleben; fo müßte folches fo tief unter der Erden feyn, dahin der Froſt nicht reichen kann, welcher felten über 10 Fuß tief durchdringer. Die Luft in der Grotte des Obfervatorii zu Paris von 130 Fuß tief, ift einerley und gemäßiget. Es giebt eine gewifle Weite, in welcher die natürliche Hitze der Erde durch die äußerliche uft nicht kann ver⸗ aͤndert werden. Ein ſolcher Grad des Froftes, der ani⸗ malifche Fluͤßigkeiten nicht gefrieren läßt, Fann eine uns merkliche Perfpiration befördern, Fluͤßigkeiten verlie⸗ ren ihre fluͤchtigen Theile in froſtigem Wetter ſtaͤrker, als in heißem; wenn die waͤſſerichten Theile verdichtet wer⸗ den, fliegen die fluͤchtigen davon. Riechende Sachen verlieren nichts durch die Kälte *, es werden bloß, ir \ rs f —— — i „Eiche Memoires del’Academie des Sciences, 1709. auf und indie menfchlichen Körper. aıı ich vorhin gefagt habe, einige von den gröbern Salzen in der Perfpiration zurück behalten. wi - 17. Die heftigſte Hige unddie heftigfte Kälte ver⸗ derben animalifcheSubftanzen,und bringen fie zu einem. gangränöfen Zuftande mit dieſem Linterichiede, daß die Kälte, welche Erfterbungen in lebendigen Körpern ver⸗ urſachet, Die todten für die Ffaͤulung bewahret. Denn diefe Beränderung hervor zu bringen, muß Hige und Bewegung in den animalifchen Säften mit dem Ste- ‚chen der Kälte zufammen kommen. An einem, todten Körper können wir feine Blaſe verurfachen. 4 18. Die Abwechfelungen der Hiße und Kälte, und die beftändige abwechfelnde Bewegungen (imotiones ofcillantes) des Zufammenziehens und Ausdehnens, fo dadurch verurfachet werden, find zur Deconomie der Thiere und Pfianzen nothwendig, fie fonnen aber beyde die Außerften Grade derfelben nicht aushalten. Aller Wahrſcheinlichkeit nach ift feit der Schöpfung beftändig einerley Grad von Hiße um die Erde geweſen. Die Ur- fachen, fodiefelbe Hervorbringen, find einerley. Thiere und Pflanzen find hervorgebracht worden, und beftändig, nach) einerfey Art gewachfen. Die ift ein Zeichen, daß die Hitze auf eine gleichfoͤrmige Weiſe gewirket habe, und daß die Quantitaͤt derſelben auf der Oberflaͤche der Er⸗ den beſtaͤndig einerley geweſen ſey. Es kann dieſelbe zwar an beſondern Oertern vergroͤßert werden; allein wenn die Nahrung, fo dieſelbe verurſachet, verzehret iſt: fo wird der übrigen Materie Feine Hitze mehr mitgethei⸗ let. Es ſcheinet fich Feine Urfache zur Vermehrung Der | Dise auf dem Körper der Erden zu finden, es möchte denn durch die Annäherung eines Kometen geſchehen. Die Flecken, die an der Fläche der Sonnen erfcheinen und wiederum verſchwinden, fönnen keine gupße Veraͤn⸗ - derungen verurfachen, 19, e-1G, Was die Grade der Hitze — fon nad) Farenheits Thermometer, eine Hiße von go das Weiße eines Eyes flüßig, eiterig und faulend, eine Hitze von 200 verhaͤrtet es. Eine vegetabiliſche Hitze, worinn Pflanzen leben und wachfen, erſtrecket fich von ı zu 80; animaliſche und zwar irdiſche Hitze von 40 zu 94; von Fiſchen, welche Kiehmen oder Ohren haben, von 34 zu 60; Fiſche aber, die Lungen haben, koͤnnen Hitze von 34 zu94 Graden ertragen. Waſſer fängt an beyg4 heiß zumerben, bey 212 focht es, 600 ift eine ſchmelzende Hiße. Eine catoptrifche und dioptriſche Hitze ift die ftärffte von allen, indem fie bie bärteften Subftanzen in Glas verwandelt. 20. Die Wirkungen der Feuchtigkeit der Suft, bey- des auf Thiereund Pflanzen, find eine Schlaffmachung ihrer Fibern. Durch Verſuche habe ich gefunden, daß. Die einzeln Fibern, beydes von Pflanzen und Thieren, durch Waſſer , oder feuchte Luft verlängert werden. Wenn eine Biolinfeytemit Waffer befeuchtee wird; fo wird fiei in Furzer Zeit um einenTon tiefer,und muß folg- lich um 75 fehlaffer oder verlängert werden. Der Dampf von heihßen Waſſer macht, daß ſie in oder 6 Minuten einen Ton tiefer wird. Daß Feuchtigkeit ſchlaff machet, zeiget ſich Durch tägliche Erfahrung an Papier, Pergas ment, Trommeln, $ederfibern von Pflanzen oder Thie- ren,die erft angefeuchtet und hernach getrocknet find, zie- hen fich ftärfer zufammen, als ehe fie befeuchter worden, Es muß i in der. That das Waffer , wenn esin die Loͤcher⸗ chen eines Körpers dringet, die Größe deffelben vermeh- ren; und Durch diefen Mechanismus macht es vieleicht _ | Strice Fürzer, indem es ihre Dicke wermehret. Ein Fal- te8 Bad verurfacher durch die Kaͤlte eine augenblicflicye Sufammenziehung der Fibern, und die Empfindung- | davon auf und in die menſchlichen Körper. ‚213 de fer bleibt, fo machet es endlich ſchlaff. Langes Schwim̃en entfräftet mehr durch das Schlaffmad)en des Wajfers, als durch Diedamit verfnüpfte Arbeit felbft, Waffer und Luft verurſachet Slüchtigfeit oder Faͤulung in Körpern, und allemal in noch groͤßerm Grade, wenn Hiße damit verfnüpfet ift. Feuchtigkeit hilft der Luft in die Zwiſchen⸗ raͤumchen der Körper einzudringen, Eine Blafe wird eher berften, als $uft durchlaffen, wenn fie trocken ift ; wenn fie aber feucht gemacht ift, läßt fie diefelbe gar leicht durch. Feuchtigkeit verringert die Elafticität der Luft. Bey regnichtem Wetter ift dieguft nicht fo elaſtiſch. Sol⸗ chergeitalt macher die Feuchtigkeit menfchliche Fibern ſchlaff indem fieden Druck der Luft ſchwaͤchet. Trockene uft fauger die volatilifchen Dele tbierifcher Körper aus, wodurch fie die Perfpiration befördert. Frierende Kälte feheidet die Luft vom Waffer, denn fo wiedas Waffer ge- frieret, erfcheinet die Luft in Blafen, welche bisweilen im Eife eingefchloffen find. | ’ 21. Dem Schlaffiverden der Fibern durch feuchte guft find eine große Menge Zufälle zuzufchreiben, welche menſchl. Körper in feuchtem Wetter empfinden, (durch welches Schlaffwerden fie etmas von ihrer Elafticirär, oderder Kraft, die Fluͤßigkeiten in einen Umlauf zu brins gen, verlieren) infonderheit die Schmerzen, welche ſie in denen Theilen empfinden, wo der Umlauf der Säfte „nicht vollfommen ift, als in Narben von Wunden, in verrenkten oder gequerfchten Theilen, Ich wollte daß ich die Urſache völlig einfehen koͤnnte warum einNünerauge oder Leichdorn Schmerzen verurfacher , ehe es regnen ir wil; 214 Bon der Wirkung der Luf will; hieraus wurde ntan die Urſachen alerSchmerzen erklaͤ⸗ ven fönnen,welcheeinige Körper in naſſem Wetter angreifen. 22. Feuchte Luft iſt eigentlich einefolche, die mit Duͤnſten nahe ander Dberfläche der Erden uberladen iſt. Und wenn diefe Dünfke mehr in einem fallenden,al3 in einem feigenden Zuſtande find : fo kann der Körper der Luft mehr Waffersin fich enthalten, als zn andern Zeiten. Wenn aber, wie vorhin geſagt, das Waffer u. dieLuft beffer vermiſcht, und dieDunfte höher ſind, und eine geringere Quantitaͤt derſelben unſreKoͤr⸗ per beruͤhret; ſo nennen wir dieLuft in einem ſolchen ʒuſtande trocken. Es kann von derLuft geſagt werden daß ſie bisweilen in einem Zuſtande ſey, darinn ſie das Waſſer einſauget, bis⸗ weilen aber in einem ſolchen, darinn ſie es herab ſtuͤrzet. 23. Die Wirkungen der trocknenLuft ſind den Wirkungen der feuchten entgegen geſetzt, weil fie eine Verringerung oder Beraubung derfelben find. Trockene Luft ſauget die fluͤchti⸗ gen animalifchen Dele und Spiritus an fich, und befördert folglich die Perfpiration. Große Dürre kann ſelbſt die Be⸗ fchaffenheit undLage der Löcherchen derLuft verandern Aus: ferordentlich trockne Witterungen find den menſchlichen Koͤr⸗ pern geföhrlicher geweſen, als naffe. Unfere Koͤrper ſind nicht fo gemacht,daß fie die aͤußerſten Grade einer von diefen Arten aushalten fönnen; Doch iſt eine außerordentliche Durre für menfchlicheRörper jederzeit am gefahrlichſten gefunden Der ben. Alle dieſe vorbingedachten wefentlichen und zufalligen Eigenfchaften der Luft, Schwere, Elafkicität, Hitze, Kalte, Feuchtigkeit, Srockenheit wirken in ihren verfihiedenen Ver⸗ bindungen auf menfchl.Rörper,u.menn diefelben fich vereini⸗ gen: fo macht das was dadurch hervorgebr.mird,die Suüie ; widrigenfalls aber den Unterfchied ihren Wirkungen aus. 24. Die Luft muß, vermittelft der erzählten weſentlichen und zufalligen Eigenfchaften, fehr merfliche Beranderungen in ben menſchlichen Körpern zumege bringen ; weil fie nicht bloß durch Die außerlicheBerubrung wirket,fondern weil wir fie beftandig durch aleköcherchen des Koͤepers an ung faugen, welches aus dem vorhergefagten erhellet. Deñ wenn diekuft nicht beifandig in den Körper zugelaffen würde, wie fönnte denn das Gleichgewicht der außerlichenLuft, und derjenigen, die in den Gefaßen ift, fo geſchwind wieder hergeftellet wer⸗ den? Das Leben der Thiere koͤmmt darauf an, daß die Luft uk Inn: — — - Zei — EEE. | auf und indie menſchlichen Körper. 215 inn= und außerhalb des Körpers in Bleichgewichte ſtehe. Es erfodert zwar einigezeit,ehe fie bis zur Holung der Ohrtrum⸗ mel gelanger.E3 verurfacher eine befchiwerliche Empfindung, undeinen ſtarken Druck auf die Membrau des Ohres, mo fie nicht foleicht zugelaffen wird. Da aber die Dichte der Luft nicht gar zu geſchwind verandert wird, indem die dichtere außerliche Luft mit der, foin dem Körper iſt, eine freye Ges meinfchaft hat; fo findet fich keine Gefahr, noch beſchwerliche Empfindung. Eine getrocknete Haut eined Thieres, oder Lebder , haͤlt die Luft ab; allein die Haute lebendiger Thiere find feucht und ölicht, und Daher gehet die Luft dadurch. Wo Oeffnungen zum Auslaffen find, da finden sich gleichfalls einfchluskende Gefaͤße. Viele Körper, die Dichter find, denn Luft, als Mercuring, fpanifche Fliegen, Knoblauch dringen in die Löcherchen der Haut. Indem wir perfpiriren, verfchlus cken wir die außerl. Luft, und Die Quantitat der perfpivirten Materie, fo durch Wagen ausfündig gemacht wird, ift bloß der Iinterfchied zwifchen diefer und der eingefogenen Luft. Es iſt alfo nach großer Arbeit und Maͤßigkeit, welches eine leere, und eine große Berringerung der Perfpiration verurfacher, möglich, daß die Duantitat der eingefogenen Luft Die perſpi⸗ rirte Materie ubertreffe.Dieß iſt wahr, wen anders die Tage: regiſter der Perſpiration richtig find. In Dort. Keils Tage- büchernift ein Exempel einer Perſon angeführet,die durch das Einziehen der Luft 18 Unzen fchwerer geworden. Hippocres tes und Balenus nehmen die Lehre vom Abforbiren der Luft für ausgemacht an, und fie gründen ihre Urtheile darauf. Diefe Eigenfchaft der Erzeugung derfuft,und daß fie zu ver⸗ fchiedenenZeiten abforbiret werde,iff von dem finreichen Hn. Sales an vielenKörpern,und infondezbeit an Pflanzen, durch deutliche Berfuche gezeiget worden; woraus erhellet,daß.die Luft durch die Rinde, den Duft, die Blätter unddie ganze Außerliche Flache der Pflanzen gebe, welche oͤfters nicht in eis nem perfpirivenden, fondern in einem folchen Zuffande find, darinn ſie die Luft einfchlucken, als z. E. bey Nacht. Eine an: - dere merkwürdige Sache ift diefe, Daß die Luft leichter Durch die Rinden alter, ald junger Baume dringet. Es fragt ſich allhier, ob durch Eintrosknen, Einfihrumpfen und Verhaͤr— tung dieföcherchen der Haut alterfeute nicht weiter werden? find zwar viel zaͤher, allein dieLuft dainger durch _. k em⸗ Menıbranen,wei fie befeuchtet werden. Aus einem? des vortrefflichen Prof. Muſſchenbroeks erhellet, daß Luft, die durch Portafche in einen auggepumpten Recipienten ge laſſen wird, ihre Schwere verlierer, wenn fie Durch diefelbe gehet / u. zwar mehr oder weniger nach den Graden der Feuch⸗ tigkeit derLuft. Fluͤchtige Salze, als von Thieren, erzeugen kei⸗ neLuft, ſondern abſorbiren dieſelbe, u. es iſt fehr wahrſchein⸗ lich, daß menſchliche das Waſſer aus der f.uchten Luft abſor⸗ biren, fo wie figirte, trockene, alcalifche Salze thun, wodurch fich fehr viele Zufalle, die aus einerfalten und feuchten Luft herrübren, erklaren laffen. Es muͤſſen inden menfchlichen | Körpern verfchiedene große Wirkungen erfolgen, und manz che plögliche Falle fich eraugen,wenn Die außerliche Luft, mit allen ihren zufälligen Eigenfchaften, und mit alle dem. mad darinn enthalten iſt, eingefchlucker wird. Nichts zeiget deut: licher die Urfache epidemifcher Krankheiten, welche Menſchen überfallen,fo einerleyStrich Landes bewohnen , die nichts ges meinſchaftliches haben, Bas fie ruͤhren kann, als die Luft, wie . €. das epidemiſche Flußfieber von 1728 und von dieſem 1733ſten Jahre. Es konnte ſolches nicht bloß von der Unter⸗ druͤckung der Perfpiration durch DieRalteherrühren, indem manzu andern Zeiten wohl Ealteres Wetter empfunden. Ue⸗ ber dieſes iſt aus der Erfahrung befannt,daß die bloßellnter- druͤckung der Perſpiration nicht allegeit Fluͤſſe verurſachet, noch daß die Beybehaltung derſelben ſolchen vorbeuget. Es ſcheinet vielmehr durch Ausduͤnſtungen, die entweder in An⸗ ſehung der Quantitaͤt, oder der Qualitaͤt ungewöhnlich ger svefen, und Die Luft inficiret, verurfacher zu ſeyn. Inhalt des zten Bandes 2tes Stuͤck 2; Verſuch, den Urſprung der Augen in den Gewaͤchſen 4 erklaͤren. — II. Gedanken über die verſchiedenen Wirkungen des Brand⸗ teweins im menſchlichen Koͤrper. ee.‘ e III. Beobachtungen der Sonnenfinfterniß auf dem Kaiferl. _ Obſervatorio zu Petersburg. hr 2 IV. Abhandlung von Fortpflanzungder Schwimme. V. Von der Wirkung der £uft auf und indie menfchlichen. Körper. Eine Fortſetzung dedaten Bandes zten Stuͤck. ’ UK I Seomburgiſches oder geſammlete Schriften, R zum Unterricht und Vergnuͤgen, aus der Naturforſchung und den ggenelen Wiſſenſchaften cberhaupt. | N Des dritten Bandes drittes Stuͤt * Königt. Pohln. und Churfuͤrſtl. Sachſiſcher Frevheit. — bey Georg Chriſt. Grund, und in Leipzig, | bey Adam Heine, Holle, 1753. { Abhandlung . . von den ſieben Wunderwerken 2 des Delpbinats, . - welche Herr Lancelot in der Koͤnigl. Franzoͤſ. Akademie der Aufichriften und ſchoͤnen Wiffenfchaften, am ar April rzaı Ä abgelefen | Aus dem IXten Theile der Abhandlungen diefer ya M Akademie überfegt. zur. DEM ede Provinz hat von Natur vor ber E andern etwas befonders voraus,und = je mehr oder weniger Veränderungen die Natur in einem Lande hervorge⸗ bracht hat, defto mehr, oder weniger Fe fonderbares werden wir in felbigem antreffen. Daher fommt es, daß in denjenigen Pro⸗ vinzen, in welchen ſich viele Berge, Felſen, Grotten, unterirdiſche Hoͤlen, und mineraliſche Erden befin⸗ den, ſich verſchiedene natuͤrliche Begebenheiten er⸗ eignen, von denen man an en Orten nichts ges 2 wahr 20 | . Apandiung von den Dh ird. Es iſt alſo nichts, — daß * in dem Delphinat dergleichen Spiele Natur antrifft: dieſe Provinz dat jie er Pi und der Verſchiedenheit, welche ı man ander Obere ‚fläche des Erdreichs Gere , zu ME Yanfın. Sie verdienen aber eben fo wenig den Nahmen der Wundermwerfe, fo wenig fie die hochgetriebenen Ausdruͤckungen verdienen, deren ſich der Gefchicht- fihreiber des Detphinats, Chovier * bediener, wenn er davon’ alfo fchreiber: Da Ludewig der Eilfte noch Dauphin war, ſo fagte er, er mache ſich eine Ehre daraus, daß er Herr von einem Lande fep, defjen: ounderwerke ‚ die fieben Wunderwerke der Welt, denen fie der An⸗ Zahl nach gleich wären, "überträfen. — Dieſe vorgegebenen Wundermerke verlieren, wenn fie genau und ſcharf unterfuchet werden, viel von’ ihrem Anſehen. Man ‚hat ſchon aus Denen Abhandlungen der Akademie der Wiſſenſchaften erſehen, daß ſich der brennende Brunn, in einen ſehr kleinen feuerſpeyenden Berg ** (Volcan); die Grotte unferer lieben Frauen von la Balme, in eine gemeine Hole *** verwandelt‘ bat; und doß der unerſteigliche Berg, zwar ein ſehr * und ſteiler Fels ſey, feine Geſtalt abet mit ver Ge⸗ alt vieler. andern Felſen, ſehr viel. gemein babe +. iefes ift der Charafter unfers. ‚Sabrhunderre ; es SHINE denen Sabeln und Erdichtungen dasjenige e* ME Anſe⸗ * in ber Hioire de Dauphind, im. 8 im ı ud ** Hiftoire de P’ Acad. des Scienc, 169 99. 9.2 ne Ver Hift, de P Acad.’ des Se. 1700.!@: 3. ı ‚ng I Hiſt. de P Acad. des'$c. 1703. ©. 2. | ſieben Wunderw. des-Delphin. azı Anſehen, welches ihnen die Laͤnge der Zeit ſcheinet gewidmet zu haben. Das Wunderbare iſt nicht nad) feinem Geſchmack. Man bemuͤhet ſich, die⸗ ſem Geſpenſte, welches die Leichtglaͤubigkeit unſe⸗ rer. Vaͤter hervorgebracht hat, eines und das an⸗ dere zu entführen. Die Natur und die Mechanik bereichern ſich von Diefem Raube; die eine, indent fie ſich alles dasjenige wieder zueignet, melches von ihren gemeinen Geſetzen den Urſprung hat; die andere, indem fie auf ihre Grundſaͤtze (princi-, pes) die Wirkungen zuruͤcke bringt, welche nur deswegen, zu gewiſſen Zeiten, für wunderbar find gehalten worden , weil fie felbft noch nicht bekannt genug war. ‚Mein Vorſatz ift Hier Feinesmeges, die Wun⸗ | derwerke des Delphinats als ein Naturiorfcher zu unterfuchen; diefe Bemuͤhung gehoͤret ‚nicht für. diefe Akademie, die Unterfuchung desjenigen aber, was zu einer Befchreibung und befondern Ges ſchichte des Königreiches etwas .beytragen kann, wird ihre niemand abfprechen. Und in ſolchem Berftande werde ich von den Wunderwerfen Dies fer Provinz reden, Die Schriftſteller, welche dieſer Wunderwerke zuerſt in ihren Schriften gedenken, als Gervaſius, von Tilsbury, Marſchall des Königreiches Arelat, (der unter der Regierung Philipp Auguſts lebte,) in feinen Otiis imperiahbus; Aimar von Falcoz (der unter der Regierung Srancifcus des Erften, bekannt wurde) in der Geſchichte ſeines Ordens des heiligen Antonius von Vienmois ſchraͤnken fie nicht bis auf viere ein; fie aͤhlen deren viel mehr. 3 Und Abhandlung von den Und — Aimar von Falcoʒ fünfzehn angefüß: ret hat, fo zweifelt er doch nicht, daß man niche noch viel mehr hinzufegen koͤnne. Im Gegentheil ſaget Jo Tardin, ein Arz⸗ neygelehrter, der im Jahre 1618 gefchrieben hat, ‚und von welchen ich in der "Solge veden werde, daß Die Sefchichtfchreiber des Delphinats nur dreyerley beſondere Dinge davon anmerften: den brennenden Brunn, den unerfteiglichen Berg, und den Thurn. ohne Gift, Andere feßen noch das vierte hinzu, die Hölen bey Gaffenage. Man muß aus diefer Verfchiedenheit der Mey: nungen den Schluß machen, daß die Vorſtellung, welche man ſich von der ſiebenden, als einer ſehr geheimnißvollen Zahl gemacht hat, und welche man, tie es faſt das Anſehen gewinnen will, bey allen Dingen annehmen muß, welche man mit der Benennung der Wunderwerke zieren will, ſehr neu fey. Sie iſt, wie ich gänzlich glaube, ihren Urs fprung dem Heren Boißieu, oder dem Chorier ſchul⸗ ‚dig. Denn obgleich letzterer die Erzählung von - Ludewig dem Eilften beybringet; fo Fann er folche wohl ſelbſt erſonnen haben, da es nicht die einzige Stelle in ſeiner Geſchichte waͤre, ſo von ihm erdich⸗ tet worden. Die Gedichte des Herrn Boißieu, pi im Jahre 1630 gedruckte worden, beftärfen mich in meiner Muthmaßung wegen dieſer Zahl, und beweifen, daß fie in diefem Jahre noch nicht müffe feyn bekannt geweſen. Er befchreibt in diefen Ge⸗ dichten die wunderbaren Dinge feines Vaterlan⸗ des, und bringet nur diejenigen viere bey, fo ih fhon —— * Wuͤrde er wohl verſaͤumet ana | ſieben Wunder, des Delphin. 223 ‚haben ‚, den Borzug dieſer Provinz zu erheben, welche allein in ihren Gränzen fo viele Wunder aufweilen Fonnen, als die Alten von der ganzen Welt bengebracht haben, wenn ſchon zu feiner Zeie ihre Anzahl gewiß auf fieben feft gefteller gemwefen wäre? Kaum war aber die Vorftellung von diefer Zahl ausgefonnen worden, da er ſich auch von dies ſem vermennten Borzuge feines Vaterlandes eins ‚nehmen ließ; er beforgte, damit er ihn defto bes Fannter machen möchte, im Jahr 1661 die zweyte Ausgabe ſeiner Werke. Und in dieſer Ausgabe war er nicht mehr mit den vier vorgegebenen Wun-⸗ derwerfen feiner Provinz vergnügt; er fegte noch drey neue hinzu, Chorier ließ den erften Band feiner Gefchichte, um eben dieſe Zeit, ar das Licht treten, und vergaß nicht, ſich auf eben diefe Anzahl zu gründen. Sie find nur in der Wahl der Wun⸗ derwerke, welche dieſe Zahl . ausmachen ſollen, nicht 9 einig. Man finder, daß jie nur in vieren mit eins ander übereinitimmig find, und auch diejenigen, welche ihrer Erzählung folgen, baben foldye anges nommen. Ich habe fie bereits angeführer, es ift der brennende Brunn, der Thurn obne Gift, der WMontzaiguille, oder der unerfteige liche Berg, und die Hoͤlen von Saſſenage. Die übrigen drey find fehr willführlih, Es ftreis ten um diefe Ehre, die Augenfteine von Safjes nage, insgemein die Foftbaren Steine genanntz das Manna von Brianſon, die zitternde Wieſe, die Grotte unſerer lieben Frauen zu la Balme, der Brunn, deffen Waſſer die Sarbe und Geſchmack des Weines bat, der D4 Bach Abhandlung ve RN von Darberon, u.a ni Bir wollen ſehen, ob fie. des Nahmens den man ihnen bey⸗ | leget, wuͤrdigſin ic nn neun ; Der brennende Brunn: (fontaine ardente) wirft nichts weniger, ‚als Flammen: von ſich. Er liegt auf einem Berge drey Meilen von Grenoble, und seine halbe Meite won Vif. Der heil. Augu⸗ ftin ſcheinet ihm eine noch viel außerordentlichere Eigenfchaftzi als die Waͤrme, beyzulegen. Er ſoll naͤmlich* ange ʒuͤndete Fadeln: auslöfchen „und ausgelöfchte wieder anzünden. Es hat das: Anfe- ben ‚'daß er fich auf anderen Erzaͤhlungen verlaͤſ⸗ ſet, wenn er alſo davon fehreibet: Ze zllum qui⸗ dem fontem non inucni; qui in Epiro f& vidijfe.di: verent, fed qui in Gallia fimilem noffent, non lon ge a Gratianopoli, ciuitate. Ich habe zwar den Brunn nicht finden koͤnnen, welchen einige in Epirus wollen geſehen haben, doch ſoll auch dergleichen in Frankreich, "nicht weit von der: Stadt Grenoble ‚-anzutreffen feyn. Diefes Zeugniß bemeifet alfo weiter nichts, ‚als daß folches einige, zu’ feiner Zeit, für etwas außerordentliches "gehalten haben.» Heut zu Ta ge aber hat das ‚außerordentliche aufgehoͤret. Es iſt nichts weiter, als ein Fleiner Bach ‚deffen Waf fer eben fo, wie andere natürliche Waſſer, befchaf- fen find, das ift, fie ſind kalt. Die Meynung, wel ⸗ che man von feiner Wärme ehemals gehabt hat, kann einigermaßen. durch), folgendes. entſchuldiget werden. Er floß vor — unter einem Strich 5 ann Erbe * Vbi faces extinguuntur Seine et — ex tinctae, im XXL. B. de ciuit. Dei im 7. Ma: ſieben Wunderw. des Delphin. 225 Cie Bin, von welchem, von Zeit zu Zeit, einiger Raud) i in die Höhe flieg, ja zuweilen wurde man einiger Flammen gewahr, ich habe deren felbft dar⸗ auf.wahrgenommen. Seit einiger: Zeit aber läuft dieſer Bach nicht mehr darunter weg. Sein Strom iſt itzund wohl zwoͤlf Fuß davon entfer⸗ mer. Dieſe Abweichung bat ſich ſchon vor mehr, denn 200 Jahren ‚angefangen. Es erhellet fol» sches aus einem Fleinen Werke * des Peter Areod, eines Arʒeneygelehrten von Grenoble. Er ließ ſolches im Jahre 1525, wider die Aufgaben dru⸗ en, ſo Jeremias Montuus **, ein anderer Ar⸗ zeneygelehrter, wegen dieſes Brunns vorgetragen ‚hatte, Er unterſuchet darinne, warum dieſer Brünn ſeit zehn Jahren feinen Lauf verändert Babe. Es konnte nicht ‚anders feyn, Diefer Bach ‚mußte. einigen Grad der Wärme annehmen; da ‚er unter diefem kleinen feuerfpeyenden: Erdſtrich er hin lief. Diefes war Hinlänglid) genug, n brennenden Brunn daraus zu machen. ‚Da ‚er. aber nunmehr fehr weit. von. diefem ‚harzigten Erdſtriche entfernet iſt, fo. kann er dieſen Titel heut zu Tage nicht. mehr behalten. Tardin hat im Jahr 1618 von diefem Brunnen ( eine Abhand⸗ Pp5. bung “ in fontis vicinia multi Eh: qui * hoc —* nio dicere non dubitant, abhine_decennium fontis. locum plus quadraginta paflus deorfum verfum, de- 4 lapſum jacere, immo autem non modo in ‚decen. ‚ nium, fed in diem hoc vfu venire etc. (2 er} Nach dem Zengniffe des Aimar von’ Falcoz Fllen Jeremias Montung, und deffen Vater GSebaftian Montuus in der Abtey des heil. Antonius. von Bien: nois, Aerzte gemefen ſeyn. 226 Abhandlung von den fung drucken faflen, darinne er einräumt, daß er ſchon zu der Zeit, da er gefchrieben hat, dieſen Nahmen nicht mehr verdienet habe. | Der Thurn obne Gift ( Tour fans venin) iſt eben fo wenig feiner Benennung würdig. Es iſt falſch, daß in demfelben fein giftig * Thier lebendig blei⸗ Man findet in den Geſchichtbuͤchern, und Reiſebe⸗ ſchreibungen noch mehrere Laͤnder und Oerter, von welchen vorgegeben wird, daß daſelbſt Fein gifti⸗ ge3 Thier beym Leben bleiben ſolle. Auf der Inſel Malta, Candia, und in Macebonien follen feine Schlangen und Ottern befindlich feyn, ia fie follen, fobald fie dahin gebracht werden, gleich fterben. Die Eylander Gozo und Joizza auf dem Mittellaͤn⸗ diſchen Deere, wie auch Irrland, follen gleichfalls feine niftinen Thiere leiden. Es mwiderfpricht aber dergleichen Borgeben die Erfahrung meiftenrheils. Es ift bekannt, was ınan von Straßburg erzahtet, “, daß namlich in der ganzen: Stadt feine Rabe zu: finden fey. Dean fehreibe dieſes Wundermerf dem heiligen Ulrich zu. Diefer foll fie aus der Stadt und aus der ganzen Nachbarfchaft, in ein Loch, fo noch beutiges Tages in der Wlrichs-Kirche gezeiget wird, verbanner haben. Auch nach dem Tode thut diefer Heilige noch Wunder ; die Erde von feinem Grabe foll gleichfalls die Kraft haben, alle Ragen aus den Dertern, mo fie bingebracht wird, zu ver- treiben. Allein es iff eine befannte Sache, daß fo: wohl die S. Ulrichs-Erde, ald auch die Erde vom Kirchhofe zu Herrenberg, drey Stunden von Zubin: gen, welcher man diefe Wirkung auch zufchreibt, wi⸗ der diefed Ungeziefer eine fihlechte Kraft erweiſet. Die Spanier glauben fleif und feit, daß in Caſtilien, und fonderlich in. dem Kirchfprengel von Toledo, die Schlangen und Bipern nicht giftig waren: der heil. Ildephonſe fol die vergifteren Thiere * dieſer Provinz ſieben Wunder. des Delphin. 227 ‚bleiben folfte. Man finder dafelbft Schlangen und Spinnen, und zwar in fehr großer Anzahl. Ich babe vergleichen Thiere dahin tragen fehen, um. Erfahrungen damit anzuftellen, Micht der geringfte_Zufall fchien fie zu beunruhigen. Man glaubf, daß zu diefer Fabel folgendes Gelegenheit gegeben habe: Diefer Thurn wird Parifet genennt, und liegt eine Meile von Grenoble oberhalb Seyſ⸗ fins, an dem Ufer des Draf. Bor Zeiten war ‚eine dem heiligen Benin gewidmete Kapelle febr nahe dabey befindfich. Und dieſer Nachbarfchaft hat der Thurn Pariſet einzig und allein das An— feben zu danken, in dem er geftanden hat. Er Murde nach; und nad) von den. Einwohnern der Thurn Saint Berain, Sant-Berain genennet; und weil Verain nad) der Ausfprache des Lan⸗ des ſewiel als Venin (Gift) bedeutet, fo iſt dieſe Zweydeutigkeit daraus entfprungen. Man nermehrte damit Die Anzahl der Wunderwerfe, und es war dazu fehr binlänglih, dem Thun den falfehen Nahmen Sans Benin, anftatt des Nahmens ©. Berain beyzulegen. Man weiß aus der Erfahrung, was die Nahmen in dem Munde des gemeinen Volkes für eine große Ber» aͤnderung erdulden müflen. Doch es —2* Provinz beſchworen und ihnen die Mache benom⸗ so men haben, den geringiten Schade zu thun. Al⸗ lein der ungenannte Verfaſſer ber 5* infirug- aAits pour um Voiageur lehret ung im V. Theile das Gecgeñtheil. Er bat mit Augen gefeben, daß eine —* Katze von einer kleinen Viper gebiſſen wor⸗ ben, welche in ſehr kurzer Zeit verrecket iſt. ns merk, Des Ueberſ. 4 * urn ad — Die f mr, ſehr leicht, das * era von. 3 * ohne Gift zu entſchuldigen, da wir ſe Bam — de⸗ a. Be Bu — benz i Br, ra i erh: MR 2 * J er 134 „, Qua Dracus effraeno per inania iugera curſu Eaultat fegetum fpoliis Ifaraeque- frementes 3-7 ’ a e ‚In latus vrget aquas, locus eft vbi turris ad auras ” Surgit, et audaci vicina. cacumine tentat — Sidera, quo ı null; fubeunt i impune dracones, - Nullaque fufpenfis,, difeurrit aranca telis, . .y. Nulla venena latent. etc, a regt , N f. Da mo * Drak die — mit per Guſſe Stolz hohen Bergen raube, und frech dem Sfarfluffe Die Richtung rauſchend kruͤmmt / da hebt fein küh⸗ nes Haupe hair Gi 4 Ein Thurn zum sieh pol / der Drachen —* Sich ungeſtraft zu nahn, wo keine weben Wo ſich fein Gift verbirgt. ꝛc. nme 7 * ee . Der unerſteigliche Berg — inacces- ble) ift eine fehr fteile, , und von allen Seiten: ab: geriffene Steinklippe *, auf einem fehr Hohen Ber⸗ ge in der kleinen adſchafe Trieves, ungefaͤhr io Meilen von der. Stadt Die. ı Gervaſius Tilsbury ift einer mit von den erften, der une Mache richt. davon vertheilet bat. Er. thut aber ſolches nach feiner ; gewoͤhnlichen Art, das iſt ohne alle Grundlichteit/ indem er jederzeit Das Wunderbare | Bi: Augen hat. _ en Bi ; 7 BR Er * *.6, Hift.de PAcad. des Scienc, 1703. 4, d.2.6. ſieben Wunderw. des Delphin. 239 "Er Tage *, * „ er werde Aqua illi jenenner‘, > und ſuchet fogleich: den Urſprung dieſer — in einem elenden Wortfpiele, "Seine wahrhafte Be nennung war zu den Zeiten Carl des VIllten As guille (Die Nadel), Mont aiguille, (der Nadelberg), er wird auch noch heutiges Tages alfo benennet. Der Urſotung dieſer Benennung ſoll daher kom· men. Es erhebet ſich auf) der Seite gegen Mit⸗ ternacht eine ·ſehr fpißige Erhoͤhung uͤber die Ober⸗ ache; fie ſoll noch jetzund, wie eine auf der Spitze ende Pyramide, oder wie ein umgekehrter Ke⸗ a und man will im Ernſte verfichern, aß er im Umfange oben viel breiter‘, "als unten fen. Diefer Unterſchied ſol von 2000 Schritten bis 1000 betragen Es koͤmmt mit der Wahrheit ice weniger überein als dieſe vorgegebene außerordentliche Ge⸗ ſtalt. Die Grundfläche (bafe) diefer — iſt ſo beſchaffen, wie ſie natuͤrlich ſeyn ſoll. Umfang iſt unten viel breiter, als er in der —*— iſt. Wenn man ſie genau unterſuchet, kann man gar leicht von dieſer Wahrheit uͤberzeuget werden, So viel ift gewiß, daß es ein ſehr ſteiler und von allem Erdreiche entbloͤßter Stein iſt; dieſerwegen faͤllt es ſehr ſchwer, hinauf zu klettern; es gehoͤret aber viel mehr dazu, wenn er — ————— ſeyn ſollte. Die Erfahrung lehret uns täglich das &es - gentheil. Aimar du Bivail, ı Parlaments‘ u zu Grenoble, har eine geſchriebene Geſchichte v dem Sande der — hinterlaſſen. Sie nt, DR 1 * u der 974. S in der Ausg des Leibnitiſchen CcCcollect. Script, rer. Brunſuicenſ. im, — worden ʒ bier, darinne ausdruͤcklich : Hodie reg wens eſt i montem aſcenſun Wan J heut zu Tage febr oft auf diefen Berg. - Der leichtgläubige Gervaſius, von Tilsbury erzaͤhlet, daß man zu fei- ner Zeit: auf dieſem Felſen einige über das Gras ausgebreitete Tücher wahrgenommen. habe. Es bat das Anfehen, daß ex ſolches der Gefchicklichkeit der Seen zufchreibe ; allein es ift ſehr wahrſchein⸗ id), daß dieſe Tuͤcher von den Bauern dieſer Ge⸗ gend, durch einen andern unbekannten Fußſteig, auf dieſen Felſen find gebracht worden... Dem ſey aber, wie. ihm wolle; die Unternehmung. des. Antonius von Bille,Herens von Domp⸗ Jullien und Beaupre, Statthalters von Montelimar, der den 26 Jun. im Jahre 1492 auf Befehl Carl des. VIllten hin⸗ auf geftiegen ift, hat ihm zur felbigen Zeit viel ‚Ehre gemacht. Man hält ihn auch noch heutiges Tages, \ vielleicht fälfchlich, für den erften, der ein fo Kühe nes Unternehmen ausgeführet babe, Die Regifter der Rechnungsfammer. (Chambre des Comptes) des Delphinars, ‚haben uns den davon aufgefeßten fchriftlichen Bericht aufbehals | ten. Es wird genug feyn, wenn. ich, den Brief, den er dieſerwegen an den erften. Parlamentspräfis denten gefchrieben hat, bier benbringe. Ich thue dieſes um ſo viel lieber, da er zur Verbeſſerung ei⸗ iger Schriftſteller, die dieſer Begebenheit in ihren riften gedenken, ſehr viel beytraͤgt. | „Mein Herr Präfidene, ic) empfehle mich euch „bon ganzem Herzen. Da ich von dem Könige h „Abfchied genommen, bat er mir aufgersagen, ei⸗ „uen \ ſieben Wunder. des Delphin. 231 „nen Verfuch zu thun, ob man nicht auf den Berg, „der für unerfteiglic) gehalten wird, kommen koͤn⸗ „ne, Sch Babe aud) durch die Gnade GOttes, „und durch verfchiedene Fünftliche Mittel und Mas „fchinen ‚einen Weg gefunden, hinauf zu fommen, „Ss find ſchon drey Tage, daß ich oben bin, und „mehr denn 10 Perfonen mit mir, ſowohl geiftli- he, als auch andere cute vom Anfehen. Es bes „finder fid) auch ein Königlicher Steiger ( Echeb „leur) darunter. Ich werde nicht eher herunter „iteigen, bis ic) euere Antwort werde erhalten har „ben, wenn ihr etwan jemand ung darauf zu fehen abſchicken wollte, Sch glaube aber nicht, daß „ihr fo leicht jemand finden werdet, der, wenn er „ung, auf dem Felſen, und den Weg durch wel» „chen wir hinauf gefommen, fehen wird, zu une „zu fommen magen follee. Es ift der allerer= aſhrecklichſte und fuͤrchterlichſte Weg, den ich, und „meine ganze Geſellſchaft, jemals geſehen hat. Ich „babe euch ſolches dieſerwegen zu wiſſen thun wol⸗ „ten, damit ihr es ſogleich wenn es euch beliebet, „dem König, durch meinen Diener, der euch diefes „überbringt, fchreiben koͤnnet. Ich verſichere euch, „ihr werdet ihm, und mir dadurch ein große „Bergnügen machen. Ihr koͤnnt auch verfichert- „iſeyn, daß wenn ich auch fonft nichts für euch thun „tan ‚ich dennoch unfern Herrn jederzeit mit Bere „gnügen für euch bitten werde, der euch, was ihr nur wuͤnſchet, geben wird. Gefchrieben am 28 Tage „des Junius auf Aiguille⸗fort, der unerſteigliche Berg genannt, denn das Landvolk nenner ihn (die Nadel), Ich dasf nicht vergeſſen, „daß * ich ihm den hi J apa ob „tes md Des heil, Öeifies, wie auch aus — „gen den Nahmen des Königes, den Nahen des "heit, Carl des Großen habe, geben laſſen. Ich auch Meſſe leſen, und auf den naen a drey Kreuze aufrichten laſſen. Ich muß euch eine kleine Beſchreibung Han „ben Berge, machen, und berichten, dafs fein Um» „fang in der Höhe: ungefähr. eine franzöfifche „Meile beträgt. Er iſt eine Vierthelmeile lang, „und, fo breit, als, man ‚mit einer. Armbruft, (Ar- „balefte) fchießen kann. Man, findet. eine ſehr fhöne Wieſe in ber Höhe. Wir, haben ‚auc „einen Ort mit Gemſen (garenne. de chamoix) „angetroffen, die —9— wohl ‚niemals werden koͤn⸗ „nen herunter kommen, Sie hatten J Junge von dieſem Jahre, bey ſich, von welchen eines bey —5 Ankunft, wider. unfern Willen. — urde. Ich will ſie nicht eher fangen laſſen, als 5 mir der ‚König, Befehl darzu,ertheilen wird. „Man muß eine; ‚Halbe Meile rauf Der Leiter, und seine Meile, auf einem andern. Weg hinauf, ſtei⸗ „gen, es iſt in der Höhe der ſchoͤnſte Ort, den sich, ‚jemals gefehen habe. Ich bin der Rurige Domp Julliengg Man ſiehet aus dieſem Briefe, daß dasjenige, was Symphorian ‚Champier.*, in der Lebensbe⸗ fehreibung | des Ritter Bayard, und Rabelais von einem Schoͤpſe erzaͤhlen, den man, auf dieſer ni ne foll gefunden. haben, eben ſo wenig wahr ſey, als daß ein gewiſſer Doyac ‚ Conducteur der Artillerie (era) an Kr *.im IV. 3. im 57. Cap — ſieben Wunderw. des Delphinatd 233 Carl des VIIIten, wie der letztere Schriftfteller ung bereden will, hinauf geftiegen feyn fol. Der Aus- leger des letztern hat fich eben fofehr betrogen, wenn er vorgiebe, dieſer Berg liege drey Meilen von Grenobte, in der Gegend Embrun, nabe bey dem Hauptkloſter der. Cartheufer- Mönche (la grande Chartreufe). _ Könnten wohl in fo wenig Worten . mehr Fehler feyn? | J Das Parlament zu Grenoble fertigte einen Thuͤrſteher dahin ab, der die Wahrheit von demje⸗ nigen, was der Hauptmann Domp⸗-Jullien einbe⸗ richtet hatte, unterſuchen ſollte. Es trug aber der Thuͤrſteher kein Belieben, ſein Leben in Gefahr zu ſetzen. Er begnuͤgte ſich damit, daß er um den Fuß des Felſens herumgieng, in ſeinen Bericht einzeichnete, daß er die Leitern angelegt gefunden, und daß ihn die Furcht vor dem Tode an den Hin« auffteigen verhindert habe *; daß er Gott nicht habe verfuchen wollen ; und daß ihmder Hauptmann Domp-“ullien, wie auch die andern, fo bey ihm. geweſen, zugerufen hätten , er folle doch hinauf. fommen, welches er aber zu wagen nicht vor gut befunden hätte, | | Dieſes * Propter diſerimen afcenfus noluit prae timore mor-. tis attento periculo imminenti, et quafi impoſſibi- litate accedere deſuper, ne videretur tentare Deum, cum ex folu aſpectu, animus vniuscuiusque fit per- territus; tamen viditteumdem Dompjullien, et eae⸗ terxos qui eumdem vocauerunt vt accederet, quod facere ipfe oſtiarius noluit. 3 Band. Q 2338 Mhandiung von den Dieſes iſt nicht die einzige Unternehmung, durch melche i in den Gefchichten der Name diefes Haupt: manns, Domp- Jullien iſt verewiget worden, und welche ung ihn, als einen kuͤhnen und vermegenen Menſchen vorftelfer. Er folgte auch Carl dem VIII. nach Sstalien, und führte dafelbft das Commando über funfzig Kuͤraßierer und 400 Armbruſtſchuͤtzen. Die Einwohner von la Palü wollten feine Soldaten nicht einnehmen; er zwang fie aber, daß fie zu ihm kommen, und mit entblößtem Haupte demüthig, und um Gottes willen um Vergebung bitten mußten *. Er ließ ſich auch so Goldfronen (ecus d’or) von. ‚ihnen geben **, und beehrte fie, wegen dieſes Ge- ſchenkes, mit folgender gnädigen Anrede: Mefeurs de la Palu, Dieu Vous le pardon Paujure que Vous avez ſoit au Roi, 4 moi, et ames gens darmes,. et.fi je fois de tres bon cuer. Weine Herren von la Palü, Gott vergebe euch das Unrecht, das ihr dem Rönig, mir, und meinen Sol- ‚ daten angethan haber, wie ich euch denn ſolches von Grund des Herzens verzeibe, “Das vierte, von den vorgegebenen Wunder: wæerken des Delphinats, follen die Hoͤlen bey Safs | fenage (les Cuves de Saflenage) feyn. Es find zween ausgehöhlte Steine, welche man oberhalb des Dorfes diefes Nahmens, eine Meile von Grenoble, in einer Örotte antrifft. Sie follen ſich alle Jahre am 6fen Jenner, wie die Einwohner dieſer Gegend | erzählen, - ®, Urbaniter, capite difcoperto, et pro amore Dei. , "GC Adtes des 23 et 24 May dans les minutes d’An- toine de Cumbis Notaire au — S. Andeol. ſieben Wunderw. des Delphinats 235 ir erzählen, mit Waffer anfüllen. Sie wollen aus der Menge des Waflers, welche fich darinne ein« findet, urtheilen fönnen, ob es ein fruchtbar, oder - unfruchtbares Jahr werden wird, Einer von Dies fen beyden Steinen foll der Weinlefe, der andere aber der Erndte ihr Schickſal beftimmen. Es iſt dieſes eine fehr alte Fabel, welche durch boshafte Gefhidlichkeit einiger Einwohner diefes Orts, die dieſe Steine mit Waſſer anfüllten, fo viel Jahre Hunderte hindurch iſt unterhalten worden. | Dasjenige, was zu Gaffenage einige Bermuns derung verdienet, obgleich fehr wenig davon dere ber wird, ift ein Waſſerfall, der in einer Grotte, gleich neben den Hölen, befindlich ift. Die Quelle, ‚welche aus einer fehr geringen Deffnung des Felfeng herverfpringt, nimmt ihren Urfprung aus einer See, die fih zwo Meilen davon, auf dem Berg ge Lanz befinde. Das Waller diefes Quells fälle in ein ‚großes Becken, fo die Natur ſcheinet mit Fleiß dahin gemacht zu haben. In dieſer Grotte wird ‘noch von den Einwohnern dieſer Gegend die Kam— mer und der Tifch der berühtnten Zee, oder Melus fine gejeiger, von welcher das alte Haus von Saſ⸗ fenage abftammen foll. Man findet noch etwas befonders an diefem 1 Orte, und das find die fo genannten Foftbaren Steine - (pierres precieules,) oder vielmehr Die Augen⸗ ſteine (pierres ee) Einige halten fi vor Schwalbenfteine, i R „ Aut ——9 vaga quem congellit hirundo *5 ; 22 o oder * Q. Seren, 58 236 | oder. vor ‚einen Beet aus dem Hefte, . ches die herumſchweifende Schwalbe ger bauet hat, Plinius *, und einige andere Schriſtſteler je gen diefen Steinen eine große Kraft wider die fal- Iende Sucht bey. Sie müffen alfo wohl von den - fogenannten Eoftbaren Steinen unterfchieden feyn. Man findet die leßtern unter dem Kießfande der Duelle, von der ich geredet habe. Sie find ſehr glatt, glänzend, und wie der Marmor’ überaus gelinde anzufühlen. Diejenigen, welche von der Größe und Geftalt einer Linfe, und durchfichtig find, auch Feine Ecken haben, werden vor die be- ften gehalten. Ihre lin ſenfoͤrmige Geſtalt verur⸗ ſacht, daß, wenn man fie in das Auge laufen läßt, ‚fie alle fremde und unreine Körperchen, fo in das Auge gefommen find, mit. fi) hinweg nehmen. Ihre Glätte verhindert ‚ daß fie das Auge nicht befchädigen. Das Manna von Brianſon (Manne de Briangon)) ift das fünfte Wunderwerf, das vom Heren Boißieu in Verſen erhoben worden. Man darf es aber Feinesweges vor einen Thau halten, der dem gemeinen Borgeben nad), ſich alle Morgen auf dem Lerchenbaum (Meleze) verhärten fol. Donstus ab Altomari, ein neapolitanifcher. Arzneygelehrter hat ſchon vor faſt zweyhundert Jahren, durch verſchiedene Erfahrungen gezeiget, daß diefes Ranna nichts anders, als der Saft des, Baumes fey, der durch die Wärme ausgetrieben worden. * plinius im XXX. B. der H. N. im 10 Capı ſieben Wunderw. des Delphinats. 237 worden. Dieſe Wirkung kann die Sonne, oder die Nachbarſchaft einer Schmiede hervorbrin⸗ gen. Es würde ſehr überflüßig feyn, wenn man diefe Meynung weitläuftig ausführen, und fih zu - gleicher Zeit zu zeigen bemühen mollte, daß weder der $erchenbaum, noch Brianfon, die einzi— gen Derter find, fo das Manna bervorbringen. Man findet auch dergleichen Saft in dem Thal Graifivodan, und in der Graffchaft Viennois, auf den Nuß- und andern Bäumen; obfehon nicht zu leugnen , daß diefes Manna viel häufiger zu Brianſon, als anderswo gefunden wird. Doch dieſe Materie ift ſchon in den Abhandlungen der - Akademie der Willenfchaften, vom Jahre 1699 und 1707 weitläuftig ausgeführet. worden ; und Herr Reneaume hat mit viel neuen Anmerkungen - beriefen, daß auf den ägyptifchen Linden, oder Maulbeerfeigenbäumen, (Sycomores) Ahornen, und andern Bäumen, dergleichen ausgetriebner Nahrungsfaft angetroffen werde, Die zitternde Wieſe * (Pre qui tremble) bes findet ſich im gapifchen Gebiete in einem See, oder Teich, eine halbe Meile von ver Stadt Gap. Ger: vafius von Tilsbury ** nennet diefen Dre Cer⸗ feules, oder Cerreole, Ich bin völlig überzeugt, | ONE» SE ee Man finder, fchon bey dem Pliniud im II. B. das 94 Cap. der N. G. mit der Weberfchrift: de terris fem- = per trementibus. Er fchreibet von folchen: Quaedam terrae ad ingreflus tremunt, ficut in Gabienfi agro, mon procul urbe Roma, iugera ferme ducenta , equi- tantium curfu: fimiliter in Reatino. Anm, des ueberſ. * Auf der 974 ©. ber Leibnitziſchen Ausgabe. 238 Abhandlung vonder daß diefer Nahme verderbt iſt. Itzund wird er die See von Pelbotiers genennet. Diefes Wun- derwerk hat fich feit der Zrie, da diefer Schrift- - ‚fteller gelebet, fehr vermindert. Wie er vorgiebt, ſoll mitten auf der See eine Kruſte, und auf felbi- ‚ger eine Wiefe befindlich gemwefen fenn. Sie fey . mit Fifchergarnen an das fand gezogen. worden, ‚wenn man von felbiger das Gras abmähen wollen. - Sie foll nad) gefchehener Arbeit , wenn fie losgelaf- fen worden, wieder von ſich felber an ihren alten. Ort, und auf die Mitten: des Waſſers zurückge- ſchwommen feyn. Es ift nichts weiter, als unter einander gewachfenes Gras und Schilf, Das von Lehmen und Waſſerſchaum, der fih nah und nach an- geſetzt, zufammen gehalten wird, und.auf dem Wahr fer herumſchwimmt. Die fhwimmenden Inſeln auf der See von Tivoli *, diejenigen, welche fich in Be RE Roußillion *GSG. Kircher in Latio, und in Mundo ſubterran. im V. B. im 2. Cap. in der 2. Muthmaßung. Es ind 26 kleine Inſeln. Die Jtaliener nennen fie Iſole na- - tanti. Gie ſchwimmen 4 italienifche Meilen von Tivoli, auf dem Lago de bagni, oder Solfatara herum. .. Sie werden von dem Winde bald.auf diefe, baldauf . ‚jene Seite des Ufers getrieben. Die größten haben etwan zo bi8 60 Fuß im Umfange, und man kann fie mit einem Stocke, oder Stange gar leicht vom Ufer flogen. Man finder fchon bey den alten Gefihicht: » fehreibern von dergleichen fchwimmenden Inſeln Nachricht. Plinius führe im II. B. im 95. Cap. der Natuͤrl. Hift. verfchiedenean. Unter andernfollenauf dem Farquinifchen See zwo fehwimmende Infeln ſeyn befindlich geweſen. Diefer See heißer beutiged Tages Lago di Bolfena,von der Stadt diefes Namens. Man trifft noch die Heberbleibfel — — | ; — a ſieben Wunderw. des Delphinats. 239 ! Roußillion, und in den Niederlanden, infonder« heit in der Gegend von St. Dmer befinden, find viel beträchtlicher, und von größrer Dauer, Wenn ‚man in jeder Provinz allen denen Dingen, fo et⸗ was außerordentliches an ſich haben, den prächti= ‚gen Nahmen der Wunderwerfe beylegen wollte, fo würde man faft eben fo viel zählen: koͤnnen, als Dörfer in Franfreich find, Die Grotte unferer lieben Frauen zula Balme, (Grotte de notre Dame de la Balıne) Stadt Targquinii, wenn man von Rom nach Bolfena reifet, zur linken Hand an. Gie heißen iegund - Tarquene. Die beyden Inſeln find auch noch auf dieſer See zu fehen, ſie ſchwimmen aber nicht mehr; ſie werden Bifentina und Martana genennet. Von dem lacu Vadimonis, der nicht weit von dem Einfluſſe der Neva in die Fiber, aber dieffeitd diefed Fluffes in dem Sienniſchen, oder Hetrurifchen Gebiete lieget, ers - zahler Plinius am angeführten Orte. Seneca im III. B.der Fragen aus der Raturl.im25. Cap. Polybius - im II.B. 20. Cap. daß ſchwimmende Inſeln darauf be⸗ . findlich geweſen. Inſonderheit iſt die Beſchreibung, welche uns der juͤngere Plinius im XX. Br. des VIII. B. davon macht, überaus artig. Es hat zwar das Waſſer des lacus Vadimonis noch heut zu Tage die Farbe und den Geruch, der ihm von den angeführten Schriftſtellern beygeleget wird, die ſchwimmenden Inſeln aber mangeln ihm. Spon in feiner Reiſebeſchr. verfichert, Daß er ſelbſt noch auf dem See bey Tivoli ohngefähr ein Dugend ſchwimmende Inſeln angetrofp fen : die größteaber habe nur 25 Schritte in die 3% 5 und iz in die Breite. ©. Spons Reiſebeſchr. ui.s. der zu Nuͤrnb. 1690. herausgekommenen deut⸗ ſchen Ueberſetzung. Anmerk. des Ueberſetzers. 240 in Viennois verdient noch etwas ki Aufriet famteit, Man finder zum wenigften dafelbft eini⸗ ‚ge Verfteinerungen. Es iſt aber bekannt, daß fie in allen dergleichen unterirdifchen Dertern, wo das Waſſer durch kleine Ritzen herab troͤpfeln kann, ſehr gemein ſind. Die ehemals darinne befindliche See, deren erſchrecklicher und fuͤrchterlicher Ab: grund, die an ein Brett befeftigten Fackeln foll h% berfehlischet haben, fo man zurüc gelaſſen hatte, als Franciſcus der erſte hinunte feigen wollte, ift ver⸗ ſchwunden, und bar fi) in einen Fleinen Bad) ° verwandelt, der gar öfters ausgetrocknet iſt. Man kann davon ‘die Nachricht ſehen, welche uns Hear Dieulamant, in den Abhandlungen der Akademie der Wiffenfchaften ertheiler. hat. Decs Herrn Boißieu Weinquelle (Fontaine vineuſe) lOinorhoe iſt der Brunn von St. Pe-⸗ ter d'Argenſon, einem Dorfe in dem gapiſchen Ge⸗ biete. Er fuͤhret ein mineraliſches Waſſer, ſo ein bewaͤhrtes Mittel wider das Fieber ſeyn ſoll. Man muß ſehr von dieſen Maͤhrchen eingenommen ſeyn, wenn man einen Weingeſchmack varan bemerken will. Ovidius * leget eben dieſe — Pi | SFluſſe Lynceſtes in Macedonien , und Properz ** " nem andern auf der Inſel Naxos bey: | \ Vnde tuum potat Naxia turba merlm. Die Einwohner von Naxos trinken deinen Wein, "Bir müffen aber ihre Ausdruͤckungen der poeti- | ſche Freyheit zuſchreiben. ie we von St. en SE ei *im III B. der Verwandl. * in der XV, Eleg. ſieben Wunderw. des Delphinats. 2aꝛ Peter d Argenſon iſt mit viel Eiſentheilchen ver⸗ miſcht *; der Geſchmack, welchen ‚fie. von den | ‚Eifenminen ‚ durch welche fie hinläuft, angenom- ‚men, bat fie in eine Weinquelle, und folglid) aud) ‚in ein Wunderwerf verwandelt, Sehr viel ande: re Quellen, und fonderlich diejenigen, welche man ‚in der Gegend von Elermont in Auvergne antrifft, "haben diefen Geſchmack mit: ihr gemein. Diefe ‚legteven haben noch eine ganz befondere Eigen« fhaft , welche die Geſchichtſchreiber des Delphi⸗ nats, wenn ſie an einer Quelle in ihrem Lande waͤ⸗ re bemerket worden, ſehr wuͤrden erhoben haben. Ich meyne hierdurch die Eigenſchaft, die hinein⸗ geworfenen Koͤrper zu verſteinern, oder vielmehr “mit einer fleinartigen Rinde zu überziehen. Man leget einer ſolchen Weberziehung gemeiniglich- den Namen einer Verfteinerung bey. : Unter allen die⸗ fen Quellen, welche in der Gegend von Elermont, und fonderlich bey dem Flecken St. Alice hervor: brechen , ift ohnftreitig die allerberühmtefte und merkwuͤrdigſte, fo die Bruͤcke gemacht hat, deren ſo viel Gefchichrfchreiber in ihren Schriften geben: ‘fen, Die Befchreibung des P. Kircher * wuͤr⸗ 2 de Alızs Man bemerket ——— Eigenſchaft auch an den mi⸗ neraliſchen Waſſern zu Schwalbach; und der unge⸗ nannte Verf. der Memoires inſtructifs pour un Voya- geur will auf feiner Reiſe durch Portugall verſchie⸗ dene dergleichen weinartige mineralifche Waſſerquel⸗ 7 len angetroffen haben. ©. den 1.Th. der Mem. infrud. 2 pourun Voyag.p.ı9r. Anm.deslieb. * in Mund. fubterran. im V. 3. im IH. Abſchn im IL. Cap. n. 2. 242 Mhandkung von den de viel richtiger feyn, wenn er fie ſebſt Hätte unter⸗ ſuchen koͤnnen. Es if eine Art von einem Felfen, der aus verfchiedenen Schichten, fodiefes Waſſer feit vie- len Jahren dafelbft gemacht hat, entftandenift. Man bemerfet an dieſem ſehr harten und dichten Felſen nicht eher eine Hoͤhlung, oder Schwibbogen, bis man, nachdem man wohl 60 Schritte gegangen, zu einem kleinen Bach koͤmmt, der Tiretaine gen. nennet wird. Dieſer iſt ſtark genug, ſich einen freyen Durchgang zu erhalten. Denn die Quelle, welche auf ein viel erhabeneres Erdreich faͤllt, als das Bette des Bachs iſt, hat unaufhoͤrlich etwas von der ſteinigten Materie angeſetzt, und endlich durch) die Laͤnge der Zeit aus felbiger einen Bogen aufgefuͤhret, unter welchem der Tiretaine ungebin« N ‚dert durchlaufen Fann. Diefer Zwang und biefe Nothwendi gkeit, welche dieſer ſteinigten Materie, ſich in einen Schwibbogen zu bilden, gleichſam auferleget ſchien, konnte, nur ſo lange, als der Bach breit genug war, dauern. Nach dieſem fiel das Waſſer von der Duelle wieder ordentlich her⸗ unter, und da entſtund ein neuer Stein, welcher einen Pfeiler * Diefe befondere Wirkung hatte: * Man findet in Deutſchland, Italien und⸗ in andern Rändern mehr, verfehiedene Hölen und Grotten, in welchen die verffeinernden Waſſer dergleichen wun⸗ derbare Wirkungen hervorgebracht. Die Baumanns⸗ hoͤle kann niemand unbekannt feyn. Bey dem Schloffe $. Servulo, drittehalb Stunden von Triefte, trifft man eine Höle an, worinn der weißeund graue? | ſtein viele große Saufen und: mancherley Figuren an. ‚ den IBanden und der Decke formirethat, — berg, ſieben Wunder. des Deinhinats.243 hatte den Einwohnern diefer Gegend fo fehr gefal⸗ len, daß fie ſich, die Brücke zu verlängern in Sinn kommen ließen, Sie leiteren den Bach aus feis nen alten Ufern ab, und er mußte nunmehr feinen Lauf neben dem Pfeiler hinnehmen. Die Duelle führte hierauf, nad) eben der Mechanif, mie ich ſchon erzähler babe, einen andern Bogen auf. Und es wuͤrden, auf folche Art, fo viele Bogen und Pier fer, als man nur gewolle hätte, haben können ers bauet werden. Da aber den Benedictinern von St. Alice der ſtarke Zufpruch von fo viel feuten, die fic) diefes Kunftjtück der Natur zu betrachten, ©. berg, foim Sflavonifchen Poftoina genennet wird, "und im Herzogthum rain, fieben Meilen von Fiume liegt, haben die berabtropfenden Waſſer in einer Hole, die uber ziwo Meilen aroß ift, fehr viel große und ſtarke Säulen aufgeführee. Auf dem Boden, wo dag Waſſer Hintropft, mehret fich nach und nach der Tropfſtein: dergleichen gefchiebet auch oben an der Decke der Holen, wo die Feuchtigkeit abtreufelt, big beyde Ende in der Mitte zufammenreichen, und eine vollſtaͤndige Saule aufmachen. Nicht weit vondiefer Höle, dreyviertel Stunden von Adlsberg liegt die Höle St. Maria Magdalena. Sie iſt in viele Gale und Rammern vertheilet, worinne man fehr viele Saͤu⸗ len und Pfeiler antrifft, fo ihr eine fonderliche. Zierde geben. Gie find erefflich ſchoͤn, weiß ald Schnee, und dem candirtenZucker nicht unabnlich. Auf gleiche Weiſe iſt e8 mit den Fußboden -befchaffen. Keyßler ſagt in feiner Reifebefchreibung im IL Th. auf der 898. ©. e8 ſaͤhe diefe Hole dem verfallenen Mauer: % n werke eines alten praͤchtigen Pallaſtes nicht unahnlich, von welchem noch die theils unbefchädigten, theild abgebrochenen großen Pfeiler und Saͤulen in die Au⸗ gen fielen. Anmerk. des Ueberſetzers. 244 täglich) Mt —— Gefhrorlic Fe, ie fu ten fie diefe wunderbare Eigenfchaft diefer Duelle zu verringern, und leiteten fie in verfchiedene Aerme ab. Sie Haben auch den gewünfchten Endzweck glücklich erreichee, und die verfteinernde Kraft der : Quelle dergeftalt vermindert, daß fie nunmehr nur Diejenigen Körper mit einer ſchwachen Steinrinde uͤberziehet, auf welche ſie perpendicular herunter faͤllt. An denjenigen aber, uͤber welche ſie ihren ordentlichen Lauf nimmt, wird man nichts mehr gewahr. Sonft ift das Waſſer diefer verfteinern- den Quelle, denen Perfonen, Die ſolches trinken, niche fchadlich , obgleich der P. Kircher folches vorgeben will. Die’ Erfahrung lehret uns das Gegentheil täglih. Der ganze Flecken St. Als live bedienet ſich Feines andern. Waffers ,. ‚als Des» jenigen, fo von biefer Duelle koͤmmt. | N Doch ich muß mid) wieder zu den — werken des Delphinats wenden, und noch von dem Bach von Berberon, ———— de Barberon) in la Valoire, reden. Wenn man dem Aimar von Falcoz, und dem Herrn Boißieu glauben darf, f0 foll er durch die Menge des Waflers, die Feuchte barkeit der Fahre anzeigen. . Es wuͤrde nicht ſchwer fallen, eine phnfifalifche Urfache auszuden- fen, , nach welcher man aus den Ueberſchwemmun⸗ gen gewiſſer Baͤche eine gute Erndte vorherſagen kann. Die natuͤrlichen Waſſerbehaͤltniſſe ergießen ſich nicht eher, als wenn die innern Theile der Er⸗ de mit genugſamen Waſſern verſehen ſind, da ſie denn nur das Ueberfluͤßige auswerfen. Ich will mich aber in dieſe Unterſuchung nicht einlaſſen, ich will nur | fieben Wunderm.desDelphinats. 245° nur fo viel ſagen, daß der Bach von Barberon, wenn er auch gleich die ihm zugefchriebene Eigenfchaft wirklich haben follte, Dennoch Feinesweges verdiene, daß er unter diefe Wunderwerfegerechnet wird. Ja ‚ich glaube gar, daß man der Sache nicht zu vielehun wird, wenn man fie in Zweifel ziehet. Er ift nicht der einzige Bach in diefer Provinz, an welchem mandiefe vorgegebne Eigenfchaft will bemerfer haben; es giebt deren noch mehrere, denen das gemeine Volk diefe Ehre ermweifer, und fie find noch viel berrächtlis cher, als der bey Barberon. Der Dron und la Beuze, oder Veouze haben über den vorgegebenen Vortheil, die guten und fchlimmen Jahre vorherzufagen , noch viel merfwürdigere Dinge, melche ihnen vor dem fleinen Barberon einen großen Vorzug ertheilen. | Diefe beyden Flüfle, Davon der eine bey Moras, der. andere bey Beaurepaire in Viennois vorbenfließer, entfpringen aus einer Quelle. Sie verlieren fich beyde in dem Sande, und fommen beyde nad) einis ger Zeit wieder zum Vorſcheine. Beyde haltenin ihrem Laufe eine gewiffe periodifche Zeit. Sieben Jahre hindurch find fie ſehr feichte, und die darauf folgenden fieben Jahre wachfen fie dergeftalt an, daß fie fid) über die ganze Nachbarfchaft ergießens Sie ahmen durch diefen Austritt dem Eleinen Nileim nach, und bereichern, da man fich des ausgetretenen: Waſſers die ganze Gegend damit zu wäffern bediener, das Land. ch) weiß garmohl, daß man den größten ° Theil diefer Erzählung in Zweifel ziehen Fönntez allein, da das Landvolk folches vor eine fehr gewifle Sache ausgiebt, fo würde folches den Gefchicht- ſchreibern des Delphinats, und infonderheit dem — Herrn ı @ lbbhandlung 4* ————— 3 Boißieu, ein Wulbeitweif Kr zu Kira! chen, hinlaͤnglich genug ſeyn. Es iſt nicht zu leugnen eine ſchlechte und natuͤrliche Mechanik würde das Wunderbare bald davon entfernen, und - man werde auch von diefen Bächen dasjenige fa- gen, was man von allen Duellen, deren Lauf per. x riovifeh ift, zu fägen pflege. Das ganze Geheim · niß beftehet darinne, daß diejenigen Wafferbehälte niffe, von welchen diefe Quellen entfpringen, fih notbivendig auf Das neue, wenn fie erfchöpfer find, mit Waſſer anfüllen müffen, und daß varzu eine gewiſſe Zahl von Jahren, Tagen, oder Stunden erfordert werde. Und hieraus folget nothwendig, daß die Baͤche zu der Zeit, da dieſe Waſſerbehaͤlt. niſſe ausgeleeret und erſchoͤpfet ſind ‚in ihrem laufe > müffen gebemmet werden. ‚Der Delphinat bringet noch etwas Sonderba⸗ res herfuͤr, das noch niemand unter die Wunders werke diefes Landes gezähfet bat, ob es gleich vor allen andern darunter einen Platz verdienet haͤtte. Sch meyne die Waſſer von la Mothe, welche in dieſem Sande, als ein bewährtes Mittel wider die Magenkranfheiten, Fluͤſſe und Laͤhmungen, ſehr hochgehalten werden. Sie ſind viel waͤrmer, als die Waſſer zu Ar in Savoyen, und fie werden ordentlich mic denen von Bourbon in Bergleichung > geftellee. Es märe zu wünfchen, daß jemand ge» H prefhaften Perfonen, beytragen wiirde, wenn der fhicftes eine genaue Unterfuchung Davon vors nähme. So viel ift gewiß, daß damit viel vor -· ereffliche Euren find gethan worden, und daß fehr vieles, zu einem größern Zulauf von Franken und Ort — — — waͤre. Folgende Be⸗ ſchreibung wird uns in Stand ſetzen, davon zu ure theilen. a Mothe horet in das graiſiwodaniſche Ge⸗ biete und liegt fuͤnf Meilen von Grenoble, zwiſchen Trieves und la Mateſine. Das Land iſt ſehr uns angenehm. Es iſt ein Thal, der zwiſchen zween hohen Bergen liegt, und keine andere Ausſicht, als gegen rauhe und ſteile Felſen hat. Er wird von einem Bach durchſtroͤmet, deſſen fuͤrchterliches Rau⸗ ſchen die Unannehmlichkeit des Landes vermehret. Man findet daſelbſt weiter nichts, als vier bis fuͤnf elende Strohhuͤtten, welche faſt an allem, was zu nothduͤrftigem Unterhalte des Lebens gehoͤret, Manz gel leiden. Die Lage des Quells iſt viel fürchter. licher, als der Ort ſelbſt. Der Drac, ein ſehr ‚fehneller und reißender Strom, koͤmmt von der ‚Höhe des gapifchen Gebietes, und wird zu la Mothe, zwiſchen zween hohen Gelfen gleihfam eingepreßt. Dieſer enge und gezwungene Lauf des Fluſſes fänge fich ohngefähr zmo Meilen von la Mothe an, und macht ihn, an diefem Orte außerordentlich ſchnell, zumal wenn er durch das Regen⸗ oder geſchmolzne Schneewaffer einigen Zumahs befümmt. An dem Lifer diefes Stromes, und an dem Fluffe eines ſehr jähen und fteilen Felfeng befindet fich die mine= raliſche Duelle, von der die Rede if. Es ſchei⸗ net, als wenn fie unter dem Drac bervorbräche. s Und diefes bringe mich auf die Murhmaßung, daß | ie ihren Lauf vielleicht durch den kleinen feuers enden Berg nimmt, der den brennenden Duell, don welchem wir oben geredet haben, verurſacht batz 2.8 Mandlungvonden hat; denn er ift nur eine gute Meile davon ent: ferner. Die Nachbarſchaft des Dracs faͤllt dem Quell von la Mothe ſehr beſchwerlich; er darf nur einen halben Fuß wachſen, fo uͤberſchwemmet er fie mit fchlammigtem Waſſer. _ Und dennod) fichet man die Duelle durch die Oberfläche des wilden Waſſers hervorbrechen. Ob nun zwar gleich die fes alles, was ich erzählet babe, zureichend genug wäre, diefe Gegend fürchterlich und- unangenehm. zu machen; fo ſtuͤrzet fic) Doch noch über dieſes der Bach, der das Gebiete von la. Mothe durch⸗ ſtroͤmet, nachdem er alles Wafler im Thale zu fi) genommen hat, gleich neben diefer Quelle, von ei» ner Höhe, welche über. 30 Toifen beträgt, herun— ter in den Drac,: Die Wege werden dadurch, zus mal wenn er fehr angelaufen ift, dergeftalt verdor⸗ ben, daß es nicht möglich ift, darauf fortzufome... ‚men, Denn fein röthliches und mit weggefpültent Erdreich vermifchtes Wafler bedecfer die ganze Ge⸗ gend um diefe Duelle mit Lehmen und Sand, daf nicht leicht jemand darzu fommen kann. Der Weg, welcher zu diefer Duelle führet , ift nicht viel beſſer, alsdasjenige, was ich ſchon befchrieben has . be. Man muß, ehe man dafelbft anfümmt, eine ganze halbe Meile zwiſchen abbängenden Felſen und fteilen Klippen binflertern. Man darf ſich alfo nicht wundern, daß die Waffer von la Morbe fo felten befuchee werden. u | Aus allem dieſem, was ic) erzählee habe, wird. man nun leicht den Schluß machen fünnen, daß die vorgegebenen Wunderwerke des Delphinats, nichts weniger als Wunderwerke find; und daß, went ſieben Wunderw. des Delphin 249 wenn ſie ja in den leichtglaͤubigen und unwiſſenden Jahrhunderten dafuͤr ſind gehalten worden, keine Provinʒ fen, die nicht dergleichen Wunderwerke in ihren Gränzen aufweifen koͤnne. Man wird - überall Fleine feuerfpeyende Berge, Quellen, die einen befondern und periodifchen Lauf haben, fteife - und abhängende Felſen, Grotten, Winde, die fich nur zu gewiflen Zeiten hören laſſen, und ihre Zeit noch viel ordentlicher, als die zu Pontias * hey Nyons und Montdauphin halten, anfreffen, Sch habe von diefen legtern\dieferwegen nichts gefaget, weil mir fein Schriftfteller bekannt ift, der fie würdig erachtet hätte, ihnen eine Stelle unter den fieben Wunderwerfen des Delphinars einzuräumen, $. ©. Freytag. * Gervaſius Tilsb. auf der 972. ©. der Leibn. Yugg, wo man anſtatt Divionis, de Nionis lefen muß. _ * Band. RU. Zweene 20 Bweene Berfuhe BERKER REED Ä 12 Zweene Verſuche mit dem Barometer, in den pohlnifchen Sakgrußen, Wieliczka und Bochnia; angeſtellt den 7. und 22. Novemb 1743. in einem Schreiben an Brof. Kaſtnern mitgetheilet, a ich mid) gedachten Jahres bey den pohl- nifhen Salzgruben, Wieliczta und Boch: nia, aufbielt; fo nahm mir unter andern: auch vor, wegen “Beränberung der Hoͤhe des Duedfilbers im Barometer einige Berfuche ‚anzuftellen; worzu mich infonderheit die große Teuffe forhaner Gruben, und hiernaͤchſt auch die Geraͤumlichkeit in den Schachten und Strecken veranlaſſet, die mehrentheils bis 5 Ellen ins Ge: vierte, im Fichten, weit find. Das Barometer, deſſen ich mic) dazu bediente, war nad) Dreßdner Maaße, die Elle in 24 Zolle, und der- Zoll in ı2 Linien eingerheilet. Damit aber felbiges währender Berfuche nicht Schaden leiden möchte, welches bey dem gewoͤhn⸗ ‚lichen 251 * mit dem Barometer. Inwendige Structur des Barometers, Be nach feiner eigentlichen Größe, — it N * V3 * DLMICHE N —BB R —AA HAN — — e — — —— 1 _. lichen ſchwerlich Mm zu verhüren ift, fo 1 war erftlich die % Buͤchſe auswen- — — dig, ſowohl bey — dem Eingange | \ | y der Olasröhre, x > N DNA a Wachs und 19 G erpentin , als nr nl aud) bey der Fu⸗ mail! Ä Spund mit der Buͤchſe machte, mit darum geleimten Papier wohl verwahret; inwendig in der Büchfe aber faß (wie aus der Figur zu fehen) ein hölgerner Kern C ein. geleimt, in welchen Das Ende der Röhre, Dis auf das Mittel, bineinreichte, und an dejlen Umfreife (wie der Grund E weiſet) der Laͤnge nach erliche Einfchnitte gemacht waren, alfo daß der darüber ftehende Mercurius n mit dem unterften m Com: munication hatte; wodurch man den Bortheil er- hielt, daß das ganze Inſtrument, ohne $uft zu fan» gen, umgewendet, und alfo umgefehrt füglich von einem Orte zum andern gebracht werden Fonnte. Sonſt machte das Gehaͤuſe (wie gleichfalls aus RN Figur abzunehmen, ) ein viereckigtes Prisma, worinner beydes, die Buͤchſe und Ölasröhre, der ganzen Laͤnge nach eingeſchloſſen, und war nur oben, ſo weit die Theilung reichte, ein Stuͤcke Glas einge⸗ ſetzt, unter welchem, von der Seite hinein, ein Zeiger. Ä angebracht, der mit der Spiße über die Eintheilung F weg: Be 5 BARTH | mit dem Barometer. 23 | weg, und-bis an die Glasröhre hingieng, und, von ‚außen ſich fuͤglich fortruͤcken ließe. Den erſten Verſuch damit machte ich den 7. Nov, | Vormittags, zwifchen g und 10 Uhr, in Wieliczfa, mobey ich den Stand des Mercurii unter verſchie⸗ denen Hoͤhen gefunden, wie folget: BR 1) Oben auf einem ohnweit Wieticzfa gele- genen Berge, bey der Boigtey I 31 Z0fl, & finie, y 2) Unten am Fuße des Berge oder über dem Schachte Negis, 195 Ellen, (welches die - Höhe des ganzen Berges gegen Kegis, ) tiefer, als ‚vorher: 31 Zoll, 5 Linien. ap 3) In den Gruben unter dem Schachte Re— gis, in einer Teuffe vom Tage, 120 Ellen: 31 Zoll, r —* Linien. 4) Unter eben dieſem Schachte noch tiefer, | in einer Teuffe vom Tage, 230 Ellen: 31 Zoll, ‚irtinien. n -5) Unten in der Kammer Klosfi, in einer -Teuffe vom Tage, 380 Ellen: 32 Zoll, 3 tinien, War alſo die ganze Veränderung der Höhe des Mercurii auf 570 Ellen: ı Zoll, 24 finie. - . Eben diefen Tag verfuchte ich auch bey dem Schachte Wonczeh, was der Mercurius an füls chen Orten, wo, bergmännifdy zu reden, Feine "Wetter find, für eine Höhe erreichte | Gedachter Schacht Woyczech war, gleih an dem Ende einer Strecke, ſeiger gerade abgeſun- fen, 105 Ellen, und hatte auf der Soole auch En nirgends Communication, alfo daß aud) das Vicht darinne ungerne brannte, A, RS Leber * * Dan“ —* ER A * * J Sg 24 3weene Berfuhe Ueber dem Schachte, unter einer Teuffe vom age, 120 Ellen, ftund der Mercurius, wie une ter Kegis, ar Zoll, 8 Linien, Unten im Schachte aber, als in einer Teuffe vom Tage, 225 Ellen: 31 Zoll, 103 Linie, In der Mitte des Schadhtes wollte Fein dicht fange brennen, unten aber , mo gearbeitet wurde, war es durch öfteres Stoͤhren noch zu erhalten, je= doch brannte es beftändig ganz fehwach, und mit. einer Furzen und ſtumpfen $lamme, wie wenn e8 ausgehen wollte, Den andern Verſuch ftellte ih den 22. Nov. ebenfalls Vormittags zwiſchen grund 10 Uhr in Bochnia an, wo ich in den Gruben * Teuffe hatte. 1) Auf einem Berge, nahe bey dem Schade Campi, ftund der Mercurius 30 Zoll, ıı Linien, 2) Unten am Fuße des Berges, oder tiber dem Schachte Campi, 70 Ellen (melches die Höhe des Berges gegen Campi) tiefer, als zuerft: 31 Zoll, ı tinie, 3) In ben Gruben unter dem Schachte Campi, in einer Teuffe vom Tage, 176 Ellen: 31 zoll, 53 Linie. 4) Ferner unter dem Schachte Nismi, ſo gleich unter Campi gelegen, in einer Teuffe vom Tage, 382 Ellen: 31 Zoll, 10 Linien. | 5) Und endlich unter dem Scyachte Gladysz, fo wieder unter Miszni gelenen, in einer Teuffe vom Tage, 543 Elfen; 32 Zoll, 2 $inien, | War —9* Ar mit dem Barometer. 25 War demnach überhaupt das Steigen des Mercurii , in einer Hoͤhe von 613 Ellen, ı Zoll, 3 Linien. Jeder biefer Verſuche iſt in kurzer Zeit be⸗ werkſtelliget worden, welches hier um deswillen angegangen, da man leichte an den Sei⸗ len, in wenig Minuten, den tiefften, Schacht auf⸗ und abfahren kann. . Man bat aber dennoch, um zu ſehen, ob etwa waͤhrenden Verſuches eine Beränderung in der Luft vorgegangen, auf dem Ruͤckwege, unter jegli« ‚her Teuffe, wiederum auf den Stand des Mer⸗ curii Achtung ‚gegeben: da denn felbiger einmal wie das andere befuaben worden, _ Röfen, bey Naumburg ander Saale, den 16. October, 1748 J——— C. G. Schober. 256 Bi Nachricht ale EEE ee Ragrict von Sn Mac Laurins Leben und dein Inbegriffe der Rewtoniſchen he Naturlehre. EN ofin Mac. Sanein bat zu "unfern Zeiten i in der Marhematif wenig feines gleichen ges habt, daher wir glauben, daß eine Er zaͤhlung von den Hauptumftänden feines $ebens, den Liebhabern der Gelehrtengefchichte nicht unangenehm feyn kann. Sein Sebenslauf befindet fich vor einem Werke, das nach feinem Tode unter dem Titel herausgefommen ift: N An Account of Sir Ifaag#Newton’s philofophical difcoveries, in four books, by Colin Maclaurin; late fellow ‘of the royal Society, ‘Profeflor of mathematiks in the univerfity oft Edinburgh, and Secretary to the philofophical Society there. Publifhed from the‘ Authors manufcript papers, by Patrik Murdach M. A. and F.R.S. Das ift: Machricht von Herr Iſaac Newtons | philofophifchen Entdefungen, in vier Büchern, durch Colin Mac Laurin, Profeflor der Marhes matik =, Edinburgh, ‚und Secretaͤr der daſigen allen | von Colin Mac Laurins Leben. 257 philoſophiſchen Geſellſchaft. Aus des —— Aufſatze heraus gegeben von Patrik Murdoch, M A. und Mitglied der Koͤnigl. Geſellſchaft. London, auf Koften der Kinder des. Berfaffers 1748. 4. 392 Seiten, 6 Kupfertafeln. Aus biefem Sebenslaufe wollen wir Das vor- nehmſte anführen, und alsdenn unfern Leſern mel - den, mas fie in dem ‘Buche felbft zu fuchen haben. Colin Mac Laurin ſtammte von einem. alten Geſchlechte ber, das lange Zeit im Befig der In— fel Tirrie, an der Küfte von Argylefbire gemwefen war. Sein Großvater, Daniel, zog nach Inve—⸗ rara, wo er zum Wiederaufnehmen diefer Stadt, die durch Die innerlichen Kriege in Berfall gerathen war, fehr viel beytrug. Unſers Profeflors Ba: ter, Johann, war ein Öeiftlicher zu Glenderule, und hat ſich als einen redlichen und einſichtsvollen Mann gezeiget. Von einer Frau, die aus dem Geſchlechte der Cameron war, hatte er drey Soͤhne, davon der aͤlteſte noch als ein Geiſtlicher in Glas— gow lebet, und unfer Colin der juͤngſte war. Die— fer kam zu Kilmoddan, im Hornung, 1698, auf die Welt, Der Vater ftarb ihm fehs Wochen . darauf ‚ und diefer Verluſt ward ihm durch die Goͤte eines Vetters, und: die Tugend und gute | Wirthſchaft der Mutter erleichtetr. Im Jahre - 1709 gieng er auf die Univerſitaͤt zu Glasgow, wo er fünf Sabre lang, vortreffiiche Gemuͤthsga⸗ Ken; mit ungemeinem Fleiße vollfommen made. Unter feinen älteften Papieren hat man Stüde Avon ‚einem Tagebuche gefunden, in vem er faft von — Kit unde Rechnung * hat; man ſieht darinne, 2 Ra darinne, wie er jeden befondern Theil der Gelehr⸗ ſamkeit angefangen hat und darinn fortgegangen iſt, was fuͤr gelehrte Leute ſein Umgang, was fuͤr Sachen der Stoff ihrer Geſpraͤche, und was bey ſtreitigen Meynungen beyder Parteyen Gruͤnde geweſen find, Im zwoͤlften Jahre ſeines Alters 1 J* Bi “nr * ⸗ traf er ohngefaͤhr einen Euklides bey einem guten | Freunde an, und lernte, ohne einige Beyhuͤlfe, in wenig Tagen die erften fehs Bücher verftehen, worauf er dem Triebe zur Mathematik mit fo er- faunlichem Fortgange folgte, daß er bald, darauf fich mit Vortheil in die ſchwerſten Aufgaben einließ. Soviel iſt gewiß, daß er im 16ten Jahre ſchon ver⸗ ſchiedene von den Saͤtzen erfunden hatte, die nach⸗ . gehends in feiner Geometria Organica herausges kommen find. m sten Jahre ward er mir großem | Boeyfall Magifter, bey welcher Gelegenheit er eine Difpuration von der Schwere aufſetzte und öffent« lich vertheidigte. Nachdem er ein Jahr die Theo» ‚ logie ftudiret Hatte, verließ er die hohe Schule, ‚und lebte meift auf einem angenehmen Landgute feines Vetters, bis faft gegen das Ende von 1717, wo er feinen Fleiß für fich fortfeßte, ſowohl in dee Meßkunſt und Philofophie, als in Leſung alter Schriftſteller, von denen er von Natur einen ſehr guten Geſchmack hatte. Die hohen Berge, zwi⸗ ſchen denen er ſich aufhielt, reizten ihn bisweilen, die unzähligen natuͤrlichen Seltenheiten, und die Menge mannigfaltiger Pflanzen auf ihnen zu be⸗ trachten, oder von ihren Gipfeln die vortrefflichſte Ausſicht zu genießen. Seine Einbildungskraft eibitte ſich hier — durch die großen Ge⸗ genſtaͤnde von Colin Mac Lauring Leben. 259 genftände feines Gefichtes, und er brach in ein ied zum Preife der Schönheiten der Natur, und der Vollfommenheiten ihres Urhebers aus. Ei. nige folche Auffäge find noch in: den Haͤnden ſei⸗ ner Freunde, zwar unausgearbeitet, aber fo be ſchaffen, daß fie einen Geift zeigen, der hierinne zu mas viel größerm wäre vermögend gewefen. Im Herbfte 1717 hielt er mit um die Stelle eines Pro- ‚feflors der Marhematif zu Aberdeen an, welche ihm auch, nad) einer zehntägigen Probe mit einem fehr gefchicften Mebenbuhler, ertheiler ward. Er brachte daſelbſt bald den Gefchmad der Mathemas - tie in Aufnehmen, und höher als er jemals auf die⸗ fer hoben Schule gewefen war. Bey den Feyer- tagen 1719 und 1721 gieng er nach London, und wurde gleich das erftemal mit Dr. Hoadly, da» maligem Bifchof zu Bangor, Dr. Samuel Clarke, und Herrn Iſaac Newton befannt, und ein Mit⸗ glied der Koͤnigl. Gefellfhaft. Bey der zweyten Reiſe erhielt er die Bekanntſchaft des itzigen Praͤ⸗ ſidenten, Martin Folkes, mit dem er nachgehends einen vertrauten und beſtaͤndigen Briefwechſel un. terhalten, und ihm alle feine Unternehmungen und Entdecfungen überfehrieben bat. Lord Polwarth, Großbritannifcher Gevollmächtigter zur cambrai- fehen Friedensverfammlung, nahm ihn 1722 a6 Hofmeifter und Begleiter feines ‚Alteften Sohnes, der auf Reifen gehen follte, an. Sie hielten ſich "eine kurze Zeit in Paris, und an einigen Orten Frankreichs auf, und blieben etwas länger in $0s "thringen, wo fie, nebft einer guten Akademie , den Umgang eines der artigften Höfe in Europa hat⸗ ven. zu feiner Profeßion nach Aberdeen zurück. Sein Rn Nachfolger ward, den Alter und Schwachheit ver- Hinderten, feinem YAınte weiter vorzuftehen. New⸗ tons gute Urtheile vom Mac $aurin trugen viel der Zergliederungskunft, fein Lehramt an; — er nach ihren verſchiedenen Faͤhigkeiten in vier oder termonats bis zum ıften des Brachmonats, ein ‚befonderes Theil der Mathematif vortrug. Seine 260 öν, Nachricht: ut. ‚ ten. Herr Mackaurin erwarb fich bier die Hoch⸗ achtung der vornehmſten Perſonen beyderley Ge⸗ ſchlechts, und zugleich eine, Vollkommenheit in dem freyen und angenehmen Umgange, der ihm für wohl wegen feiner Gemüthsbefchaffenheit, als mer gen der Vortheile eines guten Außerlihen Anſe⸗ hens natürlic) war. Er fchrieb hier feine Ab» handlung vom Stoße der Körper, Die den Preis bey der Akademie der Wiſſenſch. 7724 erbielt, und deren Hauptinhalt in feinen Treatife of Fluxions, eingeruͤckt iſt. Wie Herr Mac Laurin mit .feir nem Untergebenen weiter reifen: wollte, ftarb ſol⸗ cher zu Montpellier, und Herr Mac Lucin der hiedurch aufs empfindlichſte geruͤhret ward, gieng Ruhm verſchaffte ihm bald die Stelle eines Pro- feſſors zu Edinburgh, wo er Jacob Gregorys dazu bey, und er trat im Mov, 1725, nebft feinem vertrauten Freunde, Dr, Alerander Monro, Prof. mehrte fich die Zahl der mathematifchen Sehrlinge ungemein, er hatte jährlich-über 100 Zuhörer, Die fünf Claſſen theilte, und jeder vom ıften des Win- Lehrart mar ungemein leicht und deutlich. Außer ; diefen ordentlichen Berrichtungen ward er allezeit angegangen, wenn etwa ein neuer Verfuh ber _ Fannt von Colin Mac Laurins Leben. 261 kannt wurde, was am Himmel zu ſehen war; ‚ug. Selbſt das Feauenzimmer verlangte oft feine Ders - füche und Obfervationen zu fehen, und. verwunderte ſich, wie leicht und begreiflich er ihre Tragen be- antwortete. ° Wie er aber feinen gehrlingen allezeit zu dienen bereit war, fo fuchten die Bornehmften und Gelebrteften feine Sreundfchaft, und er brad) die Zeit, die er dieſem Umgange einräumte ſei— nem Schlafe’abz; denn feinem Studiren durfte ‚ nichts abgeben. Da Herr Newton 1728 ftarb, verlangte fein Vetter, Herr Conduitt, Mac Lau⸗ rins DBenftand zu Newtons Lebensbefchreibung, welches ihm die erfte Gelegenheit gab, gegenwär: -tiges Werf von der Newtonifhen Philofophie zu ‚entwerfen, weil er nämlich die Gefchichte der Phi: fofopbie voriger Zeiten bis auf Herrn Newton er: zähle. Der Auffag fand in London viel Benfall, und hatte die Ehre, daß ihn der Konig ſelbſt las, - aber da Herr Conduirts Tod: die Ausführung des Vorhabens unterbrach, ward er wieder zurück. ge- geben, und der Berfafler hat ihn nachgehends fo weit ausgearbeiter, wie er itzo erfcheint. Er verbeiratbete fich 1733 mit Anna, Herrn Walter Stewarts, Ihro verftorb. Majeft. Gene: ralfollicitors in Schottland Tochter, und hat von ihr fieben Kinder gehabt, von denen ihn zweene - Söhne, Johann und Colin, und drey Töchter überlebet haben, Der Biſchof von Cloyne, Dr. Berkley, hatte in einem Werkchen, The Analyſt, das 1734 ber: aus Pam, von einigen Streitigkeiten über die Grün: © de vn Stupionentechnung, Gelegenheit genom: men, * . Io RE BE tu) u ZU men, dieſe ganze Methode zu ee und die Marhemarifverftändigen überhaupt des Unglaus bens in der Religion zu | befchuldigen. Herr Mac raurin unternahm die Slurionenrechnung zu ver⸗ theidigen , die Arbeit wuchs aber dergeftalt an, das ſtatt einer Streitfhrift, 1742, zu Edinburgh fein Treatife on Fluxions in 2 Auartbänden erfchiene, melcher nicht nur die Gründe der Flurionenrech« nung aufs fchärffte ermielen, fondern auch noch eine Menge wichtiger Anmendingen derfelben ent» hält. Er hatte feinen Auffaß verſchiedene Jahre zuvor dem Herrn Berkley uͤberſchickt, und ſolchem fuͤr ſeine Perſon mit der groͤßten Hoͤflichkeit bege« gnet, der aber gleichwohl in ſeinem Theerwaſſer⸗ werkchen die Streitigkeit wieder aufwaͤrmt. Herr Mac Laurin ſchlug der mediciniſchen Ges ſellſchaft, die ſchon einige Zeitlang zu Edinburgh gedauret hatte, vor, ſich weiter auszubreiten, und alle Theile der Naturlehre, nebſt den Alterthuͤ— mern des Landes zum Gegenftande ihrer Unterfir ungen zu wählen. Man willigte darein, und Herr Mac $aurins Anfehen verfchaffte verfchiedene $eute vom Range und Stande zu Mitgliedern ; der Graf von Morton that der Gefellfehaft die Ehre, ihr Präfidene zu werden, und Herr Dr. Plum— mer, Prof. der Chymie, "war ‚ nebft Herrn Mac $aurim, Secretär. Bey der Gefellfchaft monat lichen Zufammenfünften las Herr Mac Laurin or dentlich einen eigenen Auffaß, oder theilte auswär- tige Briefe mit; verſchiedenes, was er damals vorgelefen, befindet fi in dem 5 und Bande der medieiniſchen Verſuche, anderes ſteht in den Trans⸗ | actionen, a u = von Colin Mac Laurins Leben. 263 actiönen, und manches auch in feinen andern Wer⸗ ten. Er fuchte auch, durch Beytrag einzeiner Pers ſonen, ein DObfervatorium, und: eine Sammlung von Maſchinen zu phyſikaliſchen Verſuchen anzu- fegen, und würde Die Sache zu Stande gebracht haben, wenn nicht die innerlichen Unruhen da;ıwi- ſchen gekommen wären. Wie der Graf von Mor- ton 1739 feine Güter in Drfney und Shetland zu defuchen veifte, verlangte er Herrn Mac daurins Beyſtand, die Geographie diefer Gegenden zu ver- beſſern: da eg uber diejes Umftände nicht zuließen, den Grafen zu begleiten, feßte er bloß eine Vor⸗ ichrife, was er zu bemerfen für nöthig hielte, auf, und ſchlug den berühmten Opticum , Herrn Short, vor. Die Nachricht die er von diefer Reiſe er hielt, verficherte ihn, wie irrig die Erobefchreibung felbiger Gegenden wäre; und weil dadurch ver- fihiedene Schiffbrüche verurſachet wurden, fo brauchte er feine Schüler, die fich in den nordlichen $ändern qefege hatten, die Küften aufzunehmen, von Denen man aud) fchon verfchiedene gute Kar⸗ > ten erhalten hat. Herr Mac $aurin war auch, Durch Leſung aller Reifebefchreibungen,, in den Ges danken befräftiget worden, die See von Groͤn⸗ land nach der Südfee, den ganzen Weg bin ofs fen, und er war von diefer Mennung fo überführt, daß er fagte, wenn es feine Umſtaͤnde zuließen, wollte er felbft fo eine Reiſe auf feine eigenen Uns koſten unternehmen. Wie aber die Einrichtungen wegen eines folchen Vorhabens, 1744 dem Parlas mente vorgeleget wurden, fchränfie man die Des lohnung auf eine Nordweſtdurchfahrt ein, und Herr 264 Nachricht Herr Mac $aurin bedauerte, daß — Weſt beygeſetzt, weil er glaubte, wo dergleichen Durchfahrt ja zu finden waͤre, muͤßte ſie nicht weit vom Pole liegen. Bey der Rebellion 1745 fuchte Here Mac Laurin die Stadt Edinburgh, ob fie wohl gar nicht haltbar mar, wenigftens fo weit zu befeftigen,, daß fie fich, bis zu Ankunft des koͤ⸗ niglichen Entfaßes, halten koͤnnte. Er gab ſich hiebey viel Mühe, nicht nur die Feſtungswerke an- zugeben, fondern auch die Ausführung zu befor- gen, und legte dadurch den Grund zu der Krank beit, die ihn hingeriffen hat. Wie aber die Sa: che damals für die gefreuen Unterthanen unglücs / lich lief, fo befahlen die Rebellen, nachdem fie die Stadt eingenommen hatten, ihnen alle diejenigen, die ſich vorhin freywillig im Dienfte des Königs hervorgethan hatten, auszuliefern, Herr Mac Laurin batte ſich zu eifrig bezeige, als daß er fich hätte nur ein leidliches Begegnen verfprechen duͤr⸗ fen, und begab fich alfo heimlich nad) England, fand aber noch vor feiner Entrinnung Mittel, ein gutes Fernglas aufs Schloß zu ſchaffen, und — eine Einrichtung ‚wie die Beſatzung koͤnnte mit Le⸗ bensmitteln verforget werden. Der damalige Erz bifchof von Dorf, Thomas Herring,gab ihm Auf: , enthalt , und Herr Mac Laurin lebte bey ihm, wie er fich i in einem Briefe ausdrückt, „ſo glücklich, als „ein Mann leben Fann, der nicht weiß, in was für „Umftänden ſich feine Familie befindet, und die „DBerheerung feinessandes mit anfieht.,, Er hat te zu Nork hagerer, als gewöhnlich, und kraͤnklich ausgeiepen: weil er aber Damals Feine Gefahr bes fuͤuͤrchte⸗ Fr, von Colin Mac Laurins Leben. 265 fuͤrchtete, ſuchte er bey keinem Arzneygelehrten Bey⸗ huͤlſe: Wie er aber auf der Reiſe, da die Armee der Rebellen in England ruͤckte, vom Pferde ges ſtuͤrzt war, und auf der Ruͤckreiſe ſehr ungeſtuͤmes kaltes Werter gehabt hatte, fo Flagte er bey feiner Ankunft fehr uͤber Unpäßlichfeit, und bald enrdeckte fi, daß feine Krankheit die Waſſerſucht im Unter⸗ feibe war, wegegen die Mittel der größten’ Xerzte in London, und drey Abjapfungen, nichts halfen, Er führte fich bey einer fo langweiligen und ſchmerz⸗ lichen Krankheit, als ein Philoſoph und alsein Chriſt, gelaſſen, getroſt, und in den Willen Gottes erge⸗ ben, auf, und behielt Empfindung und Gedanken voͤllig, bis wenig Stunden vor feinem Tode) Zu der Zeit bemerfte fein Schreiber, dem er gleich das legte Capitel gegenwärtigen Werkes, darinne von der Macht, Güte, und andern Eigenfchaften Gortes gehandelt wird, in die Feder dictirte, zum erftenmale einiges Stocken und Wiederholen des vorigen. Man fühltenirgends einen Puls an ihm, und Hände und Füffe waren ſchon kalt. Diefer außerordentlich ſchwachen Beſchaffenheit ohngeach⸗ tet, ſaß er noch in ſeinem Stuhle, und redete mit feinem Freunde, Dr. Monro, mit feiner gewöhne lichen Heiterfeit und Stärfe der Vernunft. Er befragte denſelben über eine Begebenheit, die er an fich fetbft wahrnahm : Es fehlen ihm, als 0b Feuer funfen aus feinen Augen führen, und das Gefichte ward ihm zugleich fo ſchwach, daß er kaum eine Sache von der andern unterfebeiden konnte. Kurz ach dieler Unterredung verlangteer, man follte ihn aufs Bette legen, wo er Sonnabenös, den 14, Jun. 3 Band, = 40 266 reHdR > Nachricht a ee 1746 in einem | Nike von 48 Jahren und 4 Monas ten fanfteftarb, Er hattevonder zukünftigen Gluͤck⸗ feligfeit: die erhabenften Begriffe, und.bezeugte ein brennendes Verlangen nad) ihr. Das allgemeine Trauern über feinen Hintritt war bey denen am geößten, die felbft den größten Werth befaßen, und‘ den feinigen aus einem vertrauten Umgange hatten: am genaueften kennen fernen. Herr Monro hat ihm in einer Zufammenfunft der Geſellſchaft eine bewegliche Leichenrede gehalten, aus welcher vie Umſtaͤnde gegenwaͤrtiger Lebensbefchreibung meift genommen find. Er erwähnt darinn, daß weit⸗ läuftige Gelehrfamfeit und großer Berftand noch den fchlechteiten Theil von Herrn Mac Laurins Ei⸗ genſchaften ausgemacht. Die Bollfommenbeiten des Herzens, feine aufrichtige Liebe gegen Gott und Menſchen, feine Gütigfeit gegen alle andere, und unverftellte Gottesfurcht, nebft einem Eifer und einer Beftändigfeitinder Kreundfchaft, die gewiſſer⸗ maßen ihm eigen waren, haben ihn von andern Menfchen noch vielmehr unterfchieden. Here Wionro gefteher ferner, er habe nach einer fo vieljährigen Vertraulichfeit, Mac Laurins Werth nur noch halb gekannt, und derſelbe habe ſich erſt damals in voͤl⸗ ligem Glanze gezeigt, wie er auf die ſcharfe Probe der betruͤbten Umſtaͤnde geſetzt worden, in Die end⸗ lich alle Menſchen kommen, und die nur von einem Gemuͤthe, das ſo, wie das ſeinige, vorbereitet iſt, koͤnnen gehörig ertragen werden. Das erſte Werk, das er in ſeiner a Jugend ausnearbeitet hat, war feine Geometria. Organica. Newton hat eis wie Be Kegel⸗ 4 ſchnitte, ba. von Colin Mar Laurins Leben, 267. ſchnitte, vermittelſt einer gewiſſen Bewegung ʒwee⸗ ner Winkel, koͤnnen beſchrieben werden, und wie eben dieß bey Linien der dritten Ordnung, die ein pundum daplex haben, angeht. Die ähnliche Beſchreibung der Linien, "die fein folches Punte has ben, erklaͤrt er für eine Aufgabe von größerer Schwies vigfeit. Herr Mac aurin hat Diefeibe in erwaͤhn⸗ tem Buche autgelöjt, und weiter. getrieben. Er wollte foiches Wert von neuem herausgeben, Ber, mehrungen dazu machen, und die algebraifchen Rechnungen, die der Zärtlichkeit einiger Richter wider, gegentheils aber Anfängern vorcheilhatt ‘find ‚ in ordentliche Beweiſe verwandeln, Ein Auszug von der Bermehrung findet ſich in der 439 N. F philoſ. Transact. wo man auch von ihm eine neue Betrachtung gewiſſer krummen Linien antrifft. Außer dem vorerwaͤhnten Preiſe, erhielt er auch 1740 hen Preis, der auf die Erklärung der Ebbe und Fluth gefeßt, und das vorhergehende Jahr niemans den zu Theil geworden war, Er batte, Diefen Aufſatz zu verfertigen, nur o Tage Zeit, und fonnte ihn nicht einmal ins Keine fchreiben: daher dee Parifer Abdruck fehlerhaft it. Man findet ihn verbeſſert im Treatiſe on Fluxions. In den Tranſactionen ſteht folgendes von ihm: 1) Bon der Conftruction und Ausmeſſung frummer Unien, 356 N. 2) Meue Art, alle Erumme fie nien zu befchreiben, 359 N. 3) Schreiben an Martin Fokes, Eſq. von Gleichungen, die uns . mögliche Burzeln enthalten: 1726, 394M. 4) Forts feßung deffelben, 1729, 408 M. 5) Bon Beichreis DunaBer Erummen Linien, u. a j IN. 6) Nach⸗ richt 28 Raheiche richt von dem Tractate von den — 467. 7) Fortfegung berfelben, 469M. 8) Regel, vie partes meridionales auf einer Afterfugel eben fo ge» nau zu finden, als aufeiner Kugel, 461M. 9) Bon den Honigzellender Bienen, AM. * Nach Mac Laurins Tode ſind noch zwey Werke von ihm herausgekommen. Eine Algebra, die kurz alles, was bisher von dieſer Wiſſenſchaft geſagt worden, in ſich enthaͤlt: nur, daß mit gutem Vor⸗ bedadhte die praftifche Anwendung auf Erempelniche fo weitläuftiggemacht ift. Alsein Anhang ift diefem Werke fein lateinifcher Trackat; von den allgemeinen Eigenfchaften der geometrifchen Linien beygefügt, der einer von feinen leßten, und vermuchlich auch von feinen beften Auffägen iſt. Wir fommen nun näher zuder Schrift, weichet die bisher erzählte tebensbefchreibung ift vorgeſetzt geweſen. Die Abficht derfelben ift, die Einwürfe, die man wider Newtons gehrgebäude, ſowohl was die Wahrheit deffelben, als die gefährlichen Fol: gen, die man ihm fehuld gegeben hat, betrifft, zu heben. Daber ift von Newtons optifchen Entdeckun⸗ gen nicht viel gefagt, weilman über diefe nicht mehr ſtreitet *. Diefes Merk ift auf Subfeription ges druckt, ietche die Umftände von Herrn Mac $aus um Femilie nothwendig machten, ‚Denn, nicht zu * Herr Eufer bat in feinen Opufeulis wider phyſika⸗ lifchen Theil von Newtons Optik Einwuͤrfe gemacht, und wenn gelehrte Streitigkeiten nach den Gefegen des Range, die bey Zweykampfen gebräuchlich find, follen gefuͤhrt werben, fo wiffen wir nicht, ob jemand anders beffer hatte Newtons Vertbeidiger, und Eu: Aers Gegner ſeyn können, als Mac Laurin. von Colin Mac Laurins Leben. 269 ‚zu berühren, daß die Gedanfen eines Philofophen nicht fehr darauf gerichtet find, Schäge zu famm» len, und feine Meugier ſich nicht anders, als mit beträchtlichen Unfoften ftillen läßt, fo war Herr Mac aurins Freygebigkeit größer, als feine Umftände zuließen: Er diente denen, die feiner Hülfe benoͤthigt waren, niche nur mit Rath und Vorſpruch, fone dern off auch mit Gelde. Doch diefes ift auf eine großmuͤthige Art, von vielen würdigen Männern feis nier Familie, durch die Subfeription erfegt worden: Außer dem Bergnügen, das Herr Mac taurin - bey feinen tiefen Unterfuchungen an ſich felbft gefuns den, das in der That die Wolluft der Geifter aus⸗ macht, bat er auch feine Einficht bereitwillig zum Gebrauc)e im gemeinen Leben angewandt. Er ward bey allen Schwierigkeiten, die Mafchinen, Manufacturen, Waflerleitungen u. d, 9. betrafen, befragt. Er enefchied einige wichtige Streitigfeis zen, die zu Glasgow uͤber das Viſiren der Faͤſſer ent⸗ fanden, und überlieferte den Acciscommiffarien zwo Regeln mitihren Beweifen, nach denen fichiego die Bifirer richten. ‘Das größte Vergnügen aber müffen ihm die Rechnungen gegeben haben , die er für eine gewiffe Berfaffung voll Weisheit und Mens fchenliebe gemacht hat. Sie ift durch die Gefeße nun beftäfige, und fomme darauf an, daß die Kins Der und Witwen der Schottländifchen Geiftlichkeit, und der Profefloren auf den Liniverfitäten gewille jährliche Renten befommen. Er hat zu Erfindung und Einrichtung diefer Sachefehr viel Arbeit anges wandte, und diejenigen, die fie zu London beſorgt haben, geftehen, daß Herrn Mac taurins Nahme m S3 ihnen vo d y. Ar Kid . Pr) - — a y% * 9 — — RER N ‘ 2.0421 4 * a 34 —— u — Nie + ö * „ms 3 J 4⸗ 270 Nachrich ihnen ſehr bie gedient, die Zoe wegen hiring, lichkeit des vorgefchlagenen Fonds u.d.9.3u heben. Was für ein Vergnügen muß 8 nicht für ihn ge- wefen feyn, feine Bemühungen auf diefe Art der fpäteften Nachwelt nüglich zufehen! Wir werden von Mac Laurins Werfe nicht fo viel fagen, als von feinem DBerfaffer, weil es meift befannte Sachen enthaͤlt, und das neue dar⸗ inn hauptſaͤchlich i in der Art des Vortrages beſteht, davon ſich kein Auszug geben laͤßt. Das erfte Buch handelt von der Art, wie man in der Phyſik verfahren müffe, und den mindhärlen sehrgebäuden der Philofopden. Ein allgemeiner Begriff von Newtons Methode und deffen Weltgebäude, eine Nachricht von den Lehrgebäuden der alten Philo— ſophen, von den $ehrgebäuden der neuern Philofo: phen vor dem Des Cartes, von dem Lehrgebäude des Cartefius, den Berbefferungen der Philoſo⸗ phen nach ihm, und den itzigen Streitigkeiten in der Naturlehre, und endlich Folgerungen aus dem vorhergehenden, ſind der Inhalt von 5 Capiteln. Es iſt genug, dieſen Inhalt her zuſetzen, die Leſer werden leicht urtheilen, was in jedem Capitel vor⸗ kommen kann. Die Meynungen der Philoſophen ſind mit vieler Beleſenheit und Gelehrſamkeit er⸗ zaͤhlet. Nach dem Carteſius erwaͤhnt Herr Mac Laurin auch Leibnitzen. Man kann ihm vielleicht zugeſtehen, daß Newton in der Naturlehre groͤßer geweſen iſt, als Leibnitz, und er wendet gegen des letztern harmoniſche Circulation mit Recht ein daß Leibnitz nie gezeigt, wie die Schwere gegen Die er mit dev Circulation ſeines Aethers beſte⸗ den, I} | | | danken, finde ‚daher 5 Maßen 5a 2 Se hen, ‚oder von felbiger herruͤhren fonne. Aber Herr Des zureicyenden Grundes / die Lehre von der Freyheit, 0.9. in dieſen Streit. Er meynet, die Monaden waͤren ſo unbegreiflich, als die Subftantialformen, oder Entelechiae der Scholaftifer *; Wenn ein nerffamkeit auf feine Ge⸗ e aus zwey gleid) quten Dingen eines wählen, als alle beyde entbehren würde, fo gölten alle gegenfeitige Schlüffe nichts **, Rewions Gedanke, daß Gott manchmal die Kräfte und Ordnung der Weltmafchine erneuere, Menſch, bey genauer Au ſey niche, wie Leibnitz glaubt, der göttlichen Weiss "beit unanftändig , und $eibnigens Widerfpruch ruͤhre von deffen ungemeiner Neigung für Noth⸗ wendigfeit und Mechanifmum her ***., Er koͤmmt biebey natürlich auf das Leibnitziſche Kraͤf⸗ tenmaaß, und erinnere hier Hauptfächlidy dagegen, - Daß folches vollkommen elaſtiſche Körper voraus« ſetze; es fey aber nicht erlaube, eine Erdichtung . eine andere zu untetftügen. Diefe Neigung Sı et * eh der Einbildungstrafr, aber nicht dem Ver⸗ 5* * wenn ber Menſch dieß nicht findet, wie Lab⸗ | niß behauptet? Nlis wenn die Nothwendigkeit nicht in Abficht auf die Befchöpfe eben fo groß wäre, wenn die Gottheit unmittelbar in die Wele wirkt, ald wenn fi e die Ords nung der Welt ungeftört läßt. In Abficht auf den Schöpfer ift Feine Nothwendigkeit, da die Ord⸗ niung der Welt von ihm abhanget : N 157 nd der Natur ihr A) ſtehn, wenn er be: Haller, von Colin Mar Laurins Leben. 271 Mac Laurin menge auch die Metaphyſik, den Satz \ \ „2 \ AR, 1) AR RR \ 272.17 NA ae der keibnigifchen Philofophie, Erdichtungenmit Er» dichtungen zu vertheidigen; zeige fich Deutlich in dem Lehrgebäude von den ins Unendliche fortger henden Wirbeln, in ven Schriften der Parifer Akas demie, 1729, wobey er doch fo billig iſt zu ge- ftehen, daß eine wirkliche Theilung ins Unendliche felbit nach Leibnitzens Begriffe, eine bloße Erdich⸗ tung fey. Er erfläret darauf das Geſetze der. Streitigkeit, vermöge deffen ein Körper, ‚der in Bewegung ift, nicht augenblids zur Ruhe kom— men fann, ohne daß zuvor feine Geſchwindigkeit abgenommen hätte, bis ſie ganz und gar nichts ges worden iſt, ebenfalls fuͤr eine Erdichtung , die man nur angenommen babe, vollkommen harte Körper aus der Natur zu verbannen , weil fihrfür folche das Leibnigifche Kraͤftenmaaß nicht ſchickt. End» lich erwaͤhnt er die vorberbeftimmte Harmonie, aber er erwähnt fie nur, weil ſie feinen Gedanken nach unglaublich iſt. Man wird leicht fehen, worauf feine Schlüffe im legten Capitel dieſes Buches hinauslaufen, nämlid) Newtons Methode in Unters ſuchung der Natur anzupreiſen, worinn man ihm auch wohl nicht unrecht geben kann, ob er wohl außer feinen Graͤnzen geht, wenn er fein Urtheil bis auf die $eibnigifche Metaphyſik erſtreckt, die ‚garnicht gemacht ift, phyſikaliſche Erſcheinungen daraus zu erklären. Ba Das zweyte Buch berrachtet die Bewegung, und handele ebenfalls in 5 Capiteln, von Raum, Zeit, Materie und Bewegung, von den Gefegen der ‘Bewegung, und deren allgemeinen $ol en, von den einfachen Mafchinen, vom Stoße der Körper, und \ von Colin Mac Laurins Leben 273 und von der Bewegung. geworfener Koͤrper im leeren Raume, dem Perpendikel und der Radlinie. Das dritte unterfucht die Schwere analyhtiſch. Seine fünf Eapitel handeln: von der Theorie der Schwere, in fo fern fie vor Newtons Zeiten be= fannt gewefen, von der Schwere des Mondes, nach der Erde, die ſich nach eben den Öefegen, die von irdifchen Körpern beobachtet werden, vom Sonnenfsftema,, und den Parallaren der Planeten und Firfterne, von der allgemeinen Schwere der Materie, und von der Menge und Dichtigkeit der Materie in der Sonne und den Planeten. Das legte Buch redet in 9 Capiteln, von dem Mittelpunfte des Sonnenfnftems, von den Un— gleichheiten, welche die Schwere in der Planeten Bewegung verurſacht, von der Näherung und Entfernung der Planeten von der Sonne in jes dem Umlaufe, von der Bewegung des. Mondes, von der Sinie, die ein Mebenplanet in einer unbes ‚weglichen Fläche, die mit der. Flaͤche feiner Bahn einerley ift, befchreibt, wobey gezeiger wird, wie Newton die Bewegungen der Nebenplaneten aus der Theorie der Schwere erflärt, von der Figur der Ers de, und der pracceflione aequinoctiorum, von der Ebbe und Fluth, von den Kometen, und vondem oberften Urheber und Regenten der Matur, dem wahren und lebenden Sorte. Herr Mac $aurin hat ſich durchgehends bemüht, Newtons Säge deutlich ‚und leicht vorzufragen, und von den Einwürfen das wider zu befreyen. Mathematifche Betrachtun⸗ ‚gen. ‚handelt er, nach feiner, und der meiften Englaͤn⸗ der Gewohnheit ſynthetiſch em und beruft fich * Bee 7m auf fein Werk von den Fluxionen. Neue Ent deckungen darf man hier, nach der Abficht des Ver- faffers, nicht fuchen, der Vortrag aber ift fehr an- genehm und deutlich, und im legten Capitel voll edler Gedanken. Herr Mac Laurin entfchuldige den Newton‘, daß er den unendlichen Raum Sen- forium Dei genennf, und zeigt aus dem Scholio enerali an Newtons Principiis, daß Newton da⸗ durch Gore Feine Eörperliche Ausdehnung zuge fchrieben. Er gefteht, daß wir hier nicht das Weſen DE Dinge, fondern nur ihre äußere Eigen« fchaften Eennen *, und folgert daraus, und aus J— ee Dauer 2 der + Diefer Saß, | en Ins Innre der Natur dringt Fein erſchaffner Geiſt, | | Zu gluͤcklich, wenn fie noch die aͤußre Schaafe Me Baller. iſt gerade das, was Leibnitz mit dem Ausdrucke geſagt bat: daß die Körper und was und von derſelben Ver⸗ aͤnderungen in die Sinne fallt, bloße Erſcheinungen find. Und wie man über den letztern Sag fo viel Lar- mien wider Leibnigen angefangen bat, und noch im- mer verführt, fo wird der erſte von allen vernunfti- _ gen Kennern der Natur zugegeben. Wie fehr kann nicht eine ungewohnte Art des Ausdrucks, auch Män- ner von Einficht verführen, daß fie Gage beftreiten, die ſie unter anderer Geſtalt zugeben. Gollte es wohl: eine ſo große Verwegenheit ſeyn, zu behaupten, daß Leibnitz und Newton, Mac Laurin und Bernoulli, wenn ſie itzo im Reiche der Geiſter Hi Age find, Die Mortffreite vollig bey Seite gelegt bi wir uns noch jetzo zanken ? haben, über die — A \ von Colin Mac Laurins Leben. 275 der Menge von Dingen, die wir ſehen, und die uns gleichwohl unbekannt find, z. E. der Befchafs - fenbeit anderer Weltförper , die Unfterblichfeit, weil wir feinen Grund haben, zu glauben, daß die Bewohner anderer Weltfugeln bierinn mehr Era fenntniß haben, als wir, und Gott wohl feine Wer⸗ ke nicht gemad)t hat, Daß der größte Theil von ih— nen nie foll von vernünftigen Weſen erfannt wer: den. Der Birfaffer bemerfer ferner, daß das Wachsthum der Erfenntniß, das wir ung nad) dem Tode verfprechen bürfen, nicht nur auf die Menge neuer Sachen, ſondem auch auf die Ver— haͤltniſſe, die wir: zwifchen denenfelben, und dem, was wir fchon mußten, anfomme. Kin einziger Gegenſtand, den wir von neuem erfennen, giebt ung eine Menge neuer Wahrheiten, nachdem wir ihn mit verfchiedenen fchon befannten vergleichen, Unſere Erkenntniß ift alfo viel größer , "als die "Summe deren, die uns alle Gegenftände einzeln “betrachtet geben koͤnnen, und wächft, wenn neue Gegenſtaͤnde von ihr erreicht werden, nicht wie ‚Die Menge diefer Gegenftände, fondern in einer viel größern Proportion. » »» Mit diefer Betrach⸗ tung fchließt ſich das Werk. Der Tod des Ver- faffers hat uns feiner noch rücfjtändigen Gedan- ken beraubt: Wer den Werth der Wiffenfchaften ſchaͤtzt, und glaubt, daß es uns aud) im zufünfti- ‚gen teben Vortheil bringen fonne, uns hier an ‚Bergnügungen des Geiftes gewöhnt zu haben, der ‚muß geruͤhrt werden, wenn er einen folchen Mann, wie Mac Laurin, unter folchen Betrachtungen fter: it Man Man wird übrigens aus u leicht einfehen, daß diefes Werf nicht ſowohl die Erkenntniß eines Gelehrten erweitern, als Ans’ faͤnger auf eine begreifliche Art zur Einſicht in bie Newtoniſche Naturlehre — kann. 276 Von einem Donner * J9 IV. - n einem. so Donnerwetter, durch das Buchſtaben ſind ie druckt worden. ale x € nter den — cheils ll heile So erdichteten Wirfungen des Donners „if eV moohl feine feltfamer, als daß er einen Buchdrucker vorgeftellt, und ganze Blätter abge⸗ drudt, Diefe Begebenbeit iſt nicht neu: aber da ſie eben nicht gar zu bekannt iſt RER fe bier erzählt zu werden. | Im Jahr 1696 hat der p. LAmy, von der Er gregation von St. Maur, conjedtures phyfi iquesfur les plus extraordinaires efets du tonnere avec une explication de ce qui s’elt dit‘jusqu’ici des trombes _ de Mer, herausgegeben. ‚Diefes Werkchen, wel ches nur 241 ©. in 12. nebſt einigen Rupfern beträgt, ment eine Erzählung und Erklärung, verfihiedener merk⸗ ‚durch das Buchſtab. abgedr. word. 277 merkwürdige tuftbegebenheiten ; als, von einer Säus le, die vonder Erde bis an die Wolfen gereicht, und über einen großen Landſtrich weggezogen, befonders aber von einigen erftaunlichen Wirfungen des Bli⸗ tzes. Man wird des Verfaſſers Erklaͤrungen eben nicht allezeit völlig annehmen koͤnnen, uͤberhaupt läßt ſich ſo viel von ihnen ſagen, daß ſie nach den Carteſiani⸗ ſchen Grundſaͤtzen eingerichtet ſind. Die Begeben⸗ ‚beit, welche man ihrer Seltſamkeit wegen hier anzu- führen für dienlic) befunden bat, ift folgender Den 18 Jul. 1689 hat das Wetter in die Kirche von St. Sauveur zu Lagni eingefcehlagen. Es ift nicht nöthig, darinn ein Geheimniß zu fuchen, wor⸗ über fi), nach des LAmy, eines Geiftlichen, aber auch eines Philofopben, eigenem Ausdrucke, nur $eufe verwundert haben, deren Philofophie die Sinne nicht überfteigt, daß das Wetter in eis nen Kirchthurm eingefchlagen, faft so Perfonen, die in der Kirche beteten, oder die Glocken läntes ten, umgeworfen, und felbft auf dein hoben Altar Unordnung angerichtet hat: Noch vichveniger, daß das Bild des Heilandes auf dem Altar an ſei⸗ nem Orte ftehen geblieben ift, obgleich fein Poſte— ment zerfchmettert und mweggeriffen morden; denn diejenigen, die zu ungläubig waren, fi ch fogleich eine wunderbare Erhaltung i in der $uft einzubilden, haben gefunden, daß es im Ruͤcken vermittelft eis nes Eifens an den Altar befeftiget war : viele andere erftaunliche Wirfungen diefes Werters von gleicher Wichtigketi, uͤbergehen wir, um auf diejenige, die unſern Hauptaegenftand ausmacht, zu kommen. Die lateiniſchen Einweihungsworte des Heil. Abend⸗ mahls, mahls, wie man fie in der roͤmiſchen Kirche herlieſt, ſind in einem Augenblicke auf das Altartuch, ra mit WBeglaffung derjenigen, in denen der. Lib und das Blut genannt werden, abgedruckt worden. Man hat naͤmlich folgendes ih a bare * gedrudt gefunden: Qui pridie quaın —— eepit panem in ſoandctas ac venerabiles manus ſuas, et eleuatis oculis in cælum, ad te Deum — **— ſuum omnipotentem, tibi gratiasagens, benedixit, fregit, deditque difeipulis fuis, dicens: ac⸗ cipite et manducate ex hoc orhnes. rin | * Sier fehle: Hoc ef enim corpus meum. Simili modo poſtquam cœnatum eſt, —* et hunc praeclarum calicem, in fandtas: acves nerabiles manus fuas, item tibi gratias agens, | benedixit, deditque difeipulis fuis, sau accipite et bibite ex eo omnes. re Hier fehlet wieder: Hic eſt enim calix aha mei noui et aeterni teflamenti, myſterium fidei, qui pro vobis et pro multis — in 5 nem peccatorum. * Haec, quotiescunque ae in En meino- riam facietis. Es ift leicht zu begreifen, zu wie RN [59 danken diefer Vorfall den beftürzten Leuten muͤſſe Anlaß gegeben haben. Die ausgelaſſenen Worte erregten beſonders unterſchiedliche Muthmaßungen. Waren es gute Geiſter, (denn Geiſter waren da⸗ bey geweſen, das war ausgemacht) die aus Hoc. | achtung die Einſetzungsworte meggelaffen hatten? oder durch das Buchſtab abgedr. word. 279 oder waren es boͤſe Geiſter, die ſolche aus Verach⸗ tung, oder einer boshaften Abſicht nicht mic ab⸗ drucken wollten? Vielleicht konnten es auch nur zwar böfe, ohnſchaͤdliche Poltergeiſter ſeyn, die durch —* ſolche Mannigfaltigfeit ſeltſamer Spielwerke ſich luſtig machen wollen? Jede von dieſen drey Meynungen hatte wichtige Gruͤnde für ſich, und daher thaten diejenigen wohl am beſten, die alle drey in eine. zuſammenſchmelzten, und behaupte—⸗ ‚ten, es ſeyen von allen Arten Geiſter welche dabey gewefen, und die guten haben ſich den Wirkungen der boͤſen widerſetzt. LAmy urtheilt nicht ſo, wie vielleicht genug Leute von ſeinem Stande in Frankreich und in Deutſchland würden geurtheilet haben. Ex hat in der Kirche ſelbſt alle Umſtaͤnde und Wirkungen des Gewitters aufs genaueſte unterſucht. Die neue Art vom Drucke auf dem Tuche, iſt ſchoͤn und deutlich, und die Schrift vollkommen ſcharf ausgedruckt geweſen, nur hat fie ein wenig blaß ausgeſehen. Der Pfarrer von St. Sauveur bes richtete ihn, wie das Better eingefchlagen, fey das Papier , auf dem fich der Meßcanon befunden, zwifchen dem Teppichte.und Altartuche, über dem : Steine, auf welchem. confecrirt wird, dergeftale ausgebreitet gewefen,, daß die bedruckte ©eite gleich auf dem Altartuche gelegen: der Druck des Donners ftimmte mit dem Drucke der Menfchen vollfommen, an Schrift, Inhalt, Drönung, Zei⸗ Ten u. ſ. f. überein, nur daß er verkehrt war, ders geftalt, daß man ihn entiveder in einem Spiegel ARD oder das Altartuch gegen das Licht. halten, und ) und ihm alſo durch daffelbe durchſcheinend leſen mußte; die weggelaflenen Worte aber waren in dem Mefcanon roch gedruckt, und einige andere Züge, die nichts beveuteten, und im Meßca- non ebenfalls roch waren, fanden fich in dem Ab⸗ Drucke des Wetters aud) nicht: Zwar fahe man das Q, melches in dem erften Worte Qui’rorh war, auch roth abgedruckt, aber fo fehmach und undeutlich, daß man aus dem Zufammenhange errathen mußte, daß es ein Q_fey. Diefe Ber merfungen erregten bey dem Herrn LAmy, ftate abergläubifchen Erftauneng,einephilofophifhe Neu: gier, nad) der Urfache diefer Begebenhein Eine ftarfe Preffung des Papiers auf das Altartuch, fehien ihm anfänglich darunter zu gehören :" Er erinnerte fich, daß fich der Druck ben ftarf geſchla⸗ genen Büchern, auf der gegenüber ftehenden Seite zeige: allein, wie hiezu erfordert wird, daß das Papier noch nicht recht trocken ſey, ſo fiel ihm ein, das Blart, auf welchem der Meßcanon abgedruckt geweſen, nebft dem Altartuche, Fönnten wohl etwa, wie dem Kirchengerärhe oft mwiederfährt, etwas feuchte gewefen feyn, das Feuer des Blitzes ha= be, indem es durch das Blatt gedrungen, Diefe Feuchtigkeit vor fich hergetrieben, wie etwa das Feuer thut, wenn man ein Brett vongrünem Hole darüber hält, und fo fey das Altarruch genugfam beneßet worden, durch das ſtarke Anpreſſen des Blat⸗ tes, welches von dem durchgehenden Blitze verur⸗ facht worden, den Druck anzunehmen: vie rothe Farbe ſey vielleicht viel trockner, und die Feud)- tigkeit anzunehmen nicht fo geſchickt, ae N EI ER durch das Buchitab. abgedr. word. 281 Herr LAmy wollte wirklich verfuchen, ob feine Er⸗ klaͤrung richtig wäre: Er ließ ein bedrucftes Blatt benetzen, auf ein gleichfalls benegtes Stuͤcke Sein: wand legen, und that alsdenn verfchiedene ftarfe _ Druͤcke auf das Blatt mit einem heißen, flachert und ebenen Eifen: aber alles Bemühens und aller Vorſichtigkeit ungeachtet, wollte fich nichts auf der Seinwand zeigen. Diefes nörhigte ihn, feine Muth» maßung fahren zu laſſen: Er befann fich alsdenn, daß das Wafler ſich mit dem Dele, welches zur Drucerfarbe koͤmmt, nicht vermenat, und alfo nie fo viel Materie von abgedruckten Buchftaben weg⸗ nehmen wird, als nöthig ift, folche auf einer andern Flaͤche darzuffellen, Er erfundigte ſich alfo nach den Materien, welche die Drucker zur ſchwarzen und zur rothen Farbe nehmen, und erhielt folgen« de Nachricht von einem erfahrnen Drucker ſelbſt: „Die Druderfarbe wird aus Ruß, Nuß: oder „seinöl,und Terpentin gemacht. Die rothe beftehe „aus Zinnober eben folchen Delen und Terpentin, „Weil aber ver Zinnober viel fchärfer, als der Ruß „iſt, und mehr trocknet, fo thut man nur 2 Pund „Terpentin in 3 Pinten Del, bey der Schwärze „aber vier Pfund Terpentim in 4 Pinten Del, ,, ' Einige Mahler berichteten dem Herrn FAmy ‚ferner: der Zinnober fey ungemeih trocken und dener Kuͤnſte einem Narurforfcher iſt, wenn er Sat, — nuͤtzli⸗ 3 Band. *R 282 Bon einem Donnerwetter, Dieſe Nachrichten ſchienen — Herr * RR zu einer gründlichern Erflärung den Weg ‚zu bahnen, und ergelangt dazu durch folgende Betrachtungen: 2. Flüßige Körper find von harten nur. darinn unterfchieden, daß der erften Eleine Theilchen neben ‚einander in. Ruhe liegen, und Der legtern. — in Bewegung ſind *. 2. Alles, was zur Druckerſchwaͤrʒe genommen wird, iſt entweder eine Feuchtigkeit, oder doc) et⸗ mas, dag einer Feuchtigkeie ſehr nahe fommt, aber dabey fett und Elebricht. Nichts ift ferter, als Del, nichts Elebrichter, als Terpentin, und der Ruß iſt anter allen Farben die fettefte. 3. Wenn harte Körper. mit Waſſer, Wein, und. ähnlichen Feuchtigkeiten benetzet ſind, ſo trocknen fie dergeftalt aus, daß dieſe Seuchrigfeiten wegdunften, und derfelben Fleinite Theilchen fich aus den Ziwir fchenräumchen der Körper fortmachen: Fette und klebrichte Feuchtigkeiten aber,als Del, Terpentin,uff. verlaflen fefte Körper, die fie beneßt haben, nicht auf diefe Art: ihre Eleinften Theilchen hängen fid) in den feften Körpern, nicht nur unter einander zur fammen, fondern. aud) ftarf an die eigenen Theile _ der feften Körper an. Here LAmy ſucht den Grund dieſes Unterſchiedes darinn, daß die Theilchen des Waſſers glatt und fhlüpfrig find, und ſich alfo un⸗ ger Dielen der jeten Koe nicht r ftarf ver« ; wickeln, u nuͤtzlichers und ih thun will, RM fein Brodt ‚durch dag Spielwerk etlicher, Mafchinen,, als u gelehrter Raritatenmann, zu verdienen. # Diefe cartefianifchen Begriffe find zu * Zeiten nicht voͤllig mehr Mode: durch das Buchſt. abgedr: worden. 283 wickeln, daß eine mäßige Waͤrme ſie nicht losma⸗ chen koͤnnte: Der fetten und klebrichten Feuchtig⸗ keiten ihre Theilchen find aäͤſtig, und: fo gebildet, daß fie ſich leicht verwickeln, und in tie feften Koͤr per dergeftalt Dinein dringen, daß fie mit ihnen: gewiſſer maßen nur eine Maſſe ausmachen, und ſchwerlich abzufondern find % · 4. Die trockene Drucerfehmärge beſteht alſo aus verſchiedenen fetten Feuchtigkeiten, die ſich auf das Papier dergeſtalt angehängt. haben, daß fie auf deffem Fläche eine Art einer ſehr feft anlie⸗ genden Schale ausmachen. 5. Die Schwaͤrze eines alten Druckes flüßig Ren machen, ifb alfo nur noͤthig, daß man ein Aufloͤ⸗ fungsmittel nebrauchet , wodurch. den Theilchen der Schwärze ihreerfte Bewegung wieder gegeben wird.: 6. Die Theilchen ähnlicher, Körper find vom ähnlichen Figuren, und ſchicken ſich alfo beffer zu⸗ ſammen, daß fiefich. verbinden und gemeinfchaftlich bewegen fönnen, als anderer Körper Theilchen, und! auf-diefen Grund fommen alle der Sympatbie und _ Antipathie zugelshriebene Wirfungen hinaus, 7. Die Dünfte, aus denen: die Flamme des, Donnerwetters von —* entftanden iſt, waren un⸗ ha; "Ta gemein =) mar es gegen dag Ende des vorigen Jahrhun⸗ derts gewoͤhnlich zu reden. Die franzöfifche Mode iſt abgefommen ‚und die Erklärung diefer Naturbe⸗ gebenheit in englijche Tracht eingekleider, wurde ans guchenbe und zufammenhangende Krafte erfordern. Die legtere Mode iſt ohnſtreitig vernünftiger, als ale ‚bier aber iſt nicht. ber Ort, uge weit⸗ I iger. ‚auszumachen. ⸗ 284 Von einem Donnerwett gemein fett und oͤlicht: Denn dieſe Flamme hat den Altarſtein, die Vergoldung des Tabernakels, ud. al ohngefaͤhr eben fo gefchwärzt,wie der Dampf’ von einer Pechfackel würde gethan haben; und wie der ganze Altar voll Feuer’ gefchienen hat, fo laͤßt ſich ſolche Flamme ſehr wohl mit dem Lichte, dası an Menſchen und Thieren aus ſalzigten und ſchwe⸗ felichten Ausduͤnſtungen entſteht und nicht anzüne der, vergleichen *. Weil aber eben dieſer Blitz die Tuͤcher am Altare, imgleichen das Blatt mit dem Meßcanon zerriſſen hat, ohne ſolche anzuzuͤn⸗ den, fo ſchließt Herr LAmy, daß feine Theilchen ſehr zarte, und deswegen zu zuͤnden unvermoͤgend geweſen ſind, obwohl ihr voͤlliger Strom Gewalt genug gehabt, Zeuge und Papier, das er auf ſei⸗ nem Wege antraf, zu zerreißen. Man kann fih alfo diefen Blitz, als eine Menge ungemein zarter, und heftig bewegter flüßiger Materie vorftellen. ESolchergeſtalt ſcheint der Abdruck begreiflich.' Die abzudruckenden Buchftaben find auf dem Pa⸗ piere befindlich, Die Flamme des Blitzes kann mächtig genug geweſen feyn, das Papier auf das Altartuch zu preffen. Mur fehle noch eine Materie, die Druckerſchwaͤrze aufzulöfen , und wieder flüßig: zu machen, Es ift aber dem Heren LAmy hoͤchſt wahrſcheinlich: daß Die Flamme des Bliges von. Lagni, ihrer eigenen Befchaffenheit nach ‚ungemein fähiger,, als jede andere Feuchtigfeie gewefen fen, die Druckerſchwaͤrze zum Abfärben aufdasAltartuh | a ge * Seine Erempel davon im Hamb. Mag 4.1.3836. 279. S und ein fehr merkwürdiges In ben von Zim⸗ mermann herausgegebenen Heinen Schriften Herrn Henkels 7beſ. Unter. durch das Buchſtab. abgedr. word. a85 fluͤßig genug zu machen, weil ſie, wie die Materie der Drucerfchwärze von einer fetten und ölichten Natur, und zugleich in fehr zarte Theilchen aufge« föft, auch in fehr heftiger Bewegung gemefen, Doch das wichtigfte in: der Erklärung fomme nod) auf die weggebliebenen Einfegungsmworte an: ‘Denn Herr LAmy ſieht ſich genöthiget, denenje- nigen, die glauben, daß folches wegen vorzüglicher Heiligkeit diefer Worte gefchehen ſey, nochmals zu Gemuͤthe zu führen, daß andere rothe Züge, die nichts heiliges an fich hatten, ebenfalls nicht mit abgedruckt worden find, Er fuchet den Grund in der verfchiedenen DBerfertigung beyder Farben. Bey der Schwärze fommen vier Pfund Terpentin in 4 Pinten Del, und bey der rothen Farbe zwey Pfund in drey Pinten: zur Schwärze wird Ruß, ein ungemein fettichtes und ölichtes Wefen; zur rothen Farbe Zinnober , eine fehr trockene, fcharfe und fchwere Materie, gebrauchet. Die feste und ölichte Flamme des Blißes alfo, hafin der Schwärs ⸗ ze noch einmal fo viel ölichtes und Flebrichtes We⸗ fen, als in der rothen Farbe, in diefer aber noch eitte mal fo viel Trockenheit, als in jener gefunden. Was äft es alfo Wunder, daß fie die ölichten Theilchen, die unter des Zinnobers Feftigkeie und Schwere wie vergraben waren, nicht in zulanglicher Menge bat losmachen Fönnen, ihnen die noͤthige Fluͤßigkeit ‚wieder zu ertheilen, und daß ihr. Diefes gegentheils in der Druckerſchwoͤrze als einem Mengſel aus fet⸗ ten und oͤlichten Theilchen gelungen iſt, da dieſe Theil« chen keine Verhinderung, ſich zu bewegen, hatten, 8 * ſie ſich ſelbſt — eg ſie ſich in einan⸗ 3 der der verwicelten, Der Anfan — ſehr groß, und ſehr ſtark gefaͤrbt: es war alſso * lich, daß die Flamme von dieſer Menge Farbe ge nug Theilchen gbriß, einen fo ſchwachen —* als er vorbeſchriebener maßen Beivefen: ft, auf das Altartuch zu machen. Herr ! Amy will mie behaupten, , of es at den erzählten Wirkungen in der That fo zugegan- gen fen, wie er es hier vorgeftellet: es iſt ihm genug, wenn es fo kann zugegangen feyn, weil wielfeicht eben dergleichen Begebenheiten aus andern Urfachen entftehen Fonnen, Aber auc) eine bloß moͤgliche Erklärung ift ihm genug, den Wahn derer zu wi⸗ derlegen, die hier Wirkungen von Geiſtern zu ſehen geglaubee haben: ' Er erflärer ſich auch mit vieler Befcheidenheit, daß er geneigt fen, wahrſcheinlichern Schlüffen von dem Urfprunge diefer Borfälle u - Wereh zu laflen, Wie das Hauptwerk in fei Erflärung ohnſtreitig richtig iſt, fo verlohnt es füch nicht der Mübe, hier die Rleinigkeiren weitläufeig zu verbeflern,bey denen er etwa nach der Philoſophie feis ner Zeiten, noch Berbeflerungen Kaum ‚gelaffen hat, . weil jeder , der folche Erinnerungen zu lefen und. zu verſtehen fähig wäre, fie auch leicht felbft machen Fann. Ueberhaupt ſcheint es bey der noch ſo unbe⸗ kannten Beſchaffenheit des Blitzes nicht möglich, alle Umſtaͤnde aufs genaueſte zu erklaͤren, daß man alſo zufrieden ſeyn muß, die Sache überhaupt bes greiflich gemacht zu haben, Wie indeffen doc) ein ftarfer Druck des Blattes auf das Altartuch, und alfo eine Bewegung von oben herunter, nothwen ⸗ dig zu feyn ſcheinet, fo waͤre vielleicht dieſe ben geben⸗ Hebenheit ein fo deutlicher Beweis, als kann ge: fordert werden, dem Marchefe Maffei * zu zei⸗ jen, daß nicht alle Blige von unten auf in die he fahren. | a Y U. ®. R. * V, / Auszug aus einer Schrift des Dr. Blackwells, J J Verbeſſerung des Feldbaues betreffend. 9 ee) iche Schrift iſt zu London 1741, unter dent Titel herausgefommen: ANew Method , öf improving cold, wet, and barren * Lands, particularly clayey Grounds, with the manner of burning Clay, Turf, and Mole- hills as pradifed in North Britain; To which 1 added the method of eultivating and riling Fruit trees in füch Soils. D. i. Eine neue Art, kaltes, naffes und unfruchtbares Land, befonders thonichten Grund, zu verbeſſern, nebft der Art Thon, Torf und: Beste zu verbrennen, wie ſolche in Nordbritannien üblich if, Wozu die Anmweifung ER ER fommt; #6, des Hamb. Mag. 2.8. 3.St. 2. Art. 283 Auszug aus einer Schrift, koͤmmt, in ſolchem Boden Gear zaͤum bauen und zu ziehen. in 8 1216. 8 Tafeln. Es ift im Hamburgifchen Magazin ‚gemeldet worden, daß der Dr. Blackwell diefem feinen Werke fein Ungluͤck, da er dadurd) nad) Schwe⸗ Den gekommen iſt, zu danken hat, wie er gegen⸗ theils dadurch hätte vielleicht fein Glide machen koͤnnen. Mac) einer Einleitung , in der nur einis & allgemeine Nachrichten, von der Abficht und Einrichtung feines Werkes mitgetheilet werden, zeiget er im erſten Capitel, wie man den Grund trocknen muͤſſe, wenn ſolcher faſt ganz eben liegt. Er ſetzet zum voraus, daß feine Quellen im Selbe 2 find, und ſolches mit einer Hecke umgeben ift. Er macht alsdenn vor ein Feld von 10 bis ı2 Ader, einen Graben von 4 Fuß tief, und 5 Fuß weit, rings herum, etwa eine Elle von der Hede, und ‚fo nach dem Maaße des Feldes, größer oder Elei- ner; unten foll der Graben vier Fuß meit feyn, und nad) der Dberfläche des Feldes, nach und nad) zunehmen, dadurch wird das Wafler vom Felde ab» gefuͤhret, die Seiten des Grabens fallen nicht ein, und das Gefträuche der Hecke kann fich nicht: über Das Feld. ausbreiten, Iſt das Feld niedriger, als Die umliegenden, fo fann man, wo der Graben al« les Waſſer aufzufangen nicht zureiche, einen Teich machen , wie in der Folge wird gelehret werden. "Den Graben und Teich muß man. forgfältig von Gefträuche rein halten, wozu am dienlichften iſt, daß man dieß Gefträuche im Julius, wenn eg in der Bluͤthe ift,. unterpflüget, ehe der Saame fih ausfäet. Die Graben und — werden am An | leichte⸗ u von der Verbeſſer. des Feldbaues. 289 leichteſten gemacht, wenn man ſie aufpfluͤget; wo⸗ fern der Boden das Vieh zum Pfluͤgen trägt; die großen Aefte und Wurzeln, die fid) von dem Ges fträuche in der Hecke dahin ftrefen, muß man zu vor mit einer Hacke wegfchaffen. Was der Obers fläche des Feldes am nächften ift, Fann, da es ing» gemein voll Wurzeln u. d. g. fteckt ‚leicht verbrannt werden, und taugt zur Fruchtbarmachung des Fel« des, das übrige aber muß naß, mit Hülfe andern Holzes, verbrannt werden, wenn das Brennholz dazu nicht zu sheuer iſt; in welchem Falle man die Höhlen in dem Felde damit ausfüllen, und aus dem übrigen ein Mengfel machen kann, deflen Ges hrauch weiter unten wird befchrieben werden. Das zweyte Capitel zeiget, wie Felder, die ſehr uneben find, müffen ausgetrocinet werden, Man macht, eben wie zuvor, Graben, und verbrennt, was der, Oberfläche des Feldes am nächften beym Um⸗ pfluͤgen ift heraus gebrac)t worden. Was riefen gelegen hat, fann man anwenden, dem Felde, fo viel möglid), ein gelindes und gleichförmiges Ab hängen zu verfchaffen, oder wenn dieß zuviel koſten würde, füllet man die Pläge, wo das Wafler am meiften ftehen bleibt, damit aus, wodurch man fich die Muͤhe erfpart „zuviel Graben zu machen. Am beften ift, die verfchiedenen Tiefen des Feldes mit Der Wafferwage zu beflimmen, und die niebriafte Gegend zu einem Teiche zu machen, der das Wafe fer aufnimmt. In dieſer Abficht bemerket man nad) einem ftarken Regen , welchen Weg das Waſ⸗ ‚fer nimmt, und macht nach demfelben Wafler Fur⸗ ‚hen auf den Teich zu. Anſtatt dieſer zuviel zu ma⸗ ir T5 chen, 290 Auszug aus einer ( chen, ift es beſſer, mitten durchs — zu führen, der das Waſſer einnimmt, Damit man die Waflerfurchen nicht fo oft reinigen darf, die fich fonft, wen fie ſchmal find, leicht fuͤllen. Das dritte Capitel ſchreibt vor, wie man ſich zu verhalten hat, wenn Quellen im Felde find, Man grabe bey jeder Quelle einen Brunnen, 6 Fuß tief, und 7 breit, a'sdenn mache man ı8 Zoll von der Dberfläche des Feldes, in die Seiten des Brun« nens Loͤcher auf 6 Zoll tief, und befeftige darinn einige Stäbe ven 9 Fuß lang. Auf diefelben lege man Tamarisfen „oder Genft, fo dichte, daß Feine Erde durchfallen kann, und darauf den Rafen, der Flaͤche des Feldes. gleich. Bon jedem Brunnen führe man einen Graben dahin ‚wo man das Waſ⸗ fer Binleiten will, der 2 Fuß weit und 3ttief feyn kann, und eben wie der Brunnen bedecket wird. Das Tamarisfenreifig ift beffer, als Genſt, weil es länger dauert und dichter beyfammen liegt, mo: durch verhinderte wird, daß die Erde nicht in den Brunnen oder Graben Bineinfallen kann. Ohne den Brunnen wuͤrde das Duellmafler bey ſtarkem Regen feine Bedecfung durchbrechen, Wenn die Quellen ſehr ſtark find, muß man einen Teich ma« hen, das Waffer einzunehmen, und auch diefer wird manchmal überfließen, da Fein ander Mit tel übrig ift, als eine Wafferfürche in dem anlies genden Felde zu führen, Gehört diefes dem Nach: bar, fo wird derfelbe nicht fo gar ſchwuͤrig darüber ſeyn, weil er eine gleiche Gefältigkeit brauchen eann, es wäre denn, daß er über die Wörter, dein und mein, allzuſehr gruͤbelte, bie von allen Zeiten her ein ein Zankapfel, felbft feit dem gofdenen WBeltafter find, welches zu «beweifen der DBerfaffer eine yiemlich lange fpanifche Stelle aus dem Cer⸗ vantes Saaveedra anführer, wie er auch fonft ein Liebhaber von Anführung allerley Stellen aus Dee * und andern Schriftſtellern iſt. | Auillt das Waſſer nicht nur mit Gewalt, ſon⸗ * auch in einem ſtarken Strome hervor, ſo wird es kaum wi bezahlen , daß man einen Graben zum Xbleiten führe. Das befte, was man alsdenn thun fann, ift, Weiden, Ellern, = u. d. 9. hinzupflanzen, die vortrefflich fortfommen _ werden. Iſt der Boden ſumpfig ſo kann man Quittenbaͤume hinſetzen. Das vierte Capitel zeiget, wie furhpflchtes Sand zu trocknen ift. Man foll es‘, nach dem Gebrau: je, dazu man es anwenden will, z. E. Bieh dar⸗ auf zu weiden, u.d.g. in St ücfen von 6,8, oder 10 Ader theifen ; * man ſich nach der Lage des Landes richten, und der Natur, ſo viel ſich ‚tun: n läßt, behülflich feyn, nicht aber, fie zu zwingen trachten muß. Man muß alfo hier nad) Befchafs fenheit der Umſtaͤnde, Graben oder Teiche ma—⸗ chen. Die Graben follen fo breit feyn, daß das Vieh nicht darüber Fan, Die Ufer der Graben‘ können mit Beiden und Erlen beſetzt werden, die dem Felde und dem Biehe Schatten geben, "und das he machen , in die Graben fann man Sifche fegen. Bey diefer Gelegenheit fuͤhret der Verfaſſer als eine Nachricht für diejenigen, die ihr Feld trock⸗ nen wollen , Herr Townley Ybmeffung des Regens: 157 TR e { . TR am, 292 Auszug aus einer Schrift, an. Derfelbe hat die Menge des Dali der in einem Jahre zu Townley in Lancashire gefallen: iſt, 425 Zoll, Herr Derham aber den Regen, der in dieſer Zeit * zu Upmuͤnſter in Effer gefallen iſt, 198 Zoll befunden. Dr. Hales feßet die Menge Regen und Thau, die in ordentlichen Jahren in dieſem Landſtriche fallen ‚22 Zoll, und die Aus« dünftung der Erde 9* Zoff, davon müffen 3,39 Zoll für den taͤglich — abgezogen werden, ſo bleiben 6, 2 Zoll uͤbrig, die von 22 Zoll weggenommen, faſt * Zoll übrig Taffen ‚ die Erde mit Feuchtigkeit zur Nahrung der Pflanzen u.f. fü zu verſehen. Townleys Bemerkung aber zeige, daß 35 Zoll Regenwafler auf der Erde zu sans casbire geblieben find, (wenn man 7 Zoll ir die Ausdünftung aberchnet,) und davon mülfen 19 Zoll zu Unterhaltung dee Quellen und Fluͤſſe weggegans gen feyn, wenn ı6 Zoll zur Nahrung der Pflanzen zuveichend find. Der Berfaffer macht bey diefer Gelegenheit eine Betrachtung, wie weislich die Vorſicht den. Regen ausgetheilet. So viel Re ‚gen, als eine bergigte Gegend, wie Lancashire, noͤ⸗ thig hat, würde ein flaches Land uͤberſchwemmen. enn man alfo die Menge des jährlich fallenden Regens weiß, fo kann man * —* bei — darnach einrichten. Das fuͤnfte Capitel (eßret eine: neue ih ** feile Are, Raſen zu verbrennen, Die Aſche vom Hafen und Pflanzen wird befonders naffen Seldern | ſehr nuͤtzlich befunden, weil dası Feuer die Feuch · IP tigkeit * Es iſt mehe deutlich zu ſehen, ob in that time,eben dieſes Jabr, oder nur: ein Jahr ausdrůcken ſoll. vonder Derbeffer. des Feldbaues. 293 tigkeit aus den’ Körpern treibt, und dadurch die Salze in einen engern Raum zufammen bringtz denn daß das Salz erftlic) durd) das Feuer entftes te, will der Berfafler nicht glauben; weil alle Grundtheile ver Körper unveränderlich find *, Die Art. des Verfaſſers, ven Raſen zu verbrennen, fommt darauf an: Er macht zweene, Öräben, die einander rechtwinklicht durchſchneiden, und alfo ein Kreuze vorftellen. Jeder von den vier: Aermen diefes Kreuzes ift 30 Fuß lang, ‚6 Zoll tief, und eben fo. weit , und fie werden alle mit Ziegelfteinen oder Schiefer bedeckt, ausgenommen in der Mitten, _ wo fie zufammenftoßen ;dafelbft wird eine Feuereſſe folgendergeftalt: gefuͤhret: Man lege über. die vier Ziegel, die daſelbſt, jeder von einem der vier Aer— me, zufammen fommen, vier andere parallel, und fährt damit fort, bis man 9 Fuß Höhe erhalten hat: alsdenn legt man etwas lockern Raſen, rund um die Seuermäuer, acht Fuß hoch, daß folcher: nicht herunter fällt; und um den Raſen legt man, 25 Reiſigbuͤndel, und uͤber folche etwas Scheitholg, aber nicht fo hoch, als die Feuermäuer. Bon den Keifigbündeln lege man eins längft jedes von den vier, Aermen des Kreuzes, nach deflelben Oeffnung zu, worauf man noch mehr Rafen nimmt, und um die Keifigbündel herum legt, bis die Reiſigbuͤndel, die Jängft der Nerme des Kreuzes liegen, bedeckt find, und das Scheitholz zweene Fuß ftarf Raſen über fich hat. Alsdenn bemerft man, nad) wel⸗ chem Arme des Kreuzes zu der Wind wehet, und, öffnet denfelben , das Reiſig anzuzünden, wozu man | 2Dd.- sArallemalı * Die Trage iſt eben, ob Die Salze darunter gehören ? allemal: den Morgen erwählen —E Ga fen, beym erſten Anzuͤnden, einige außerordentliche Sorgfalt: ‚erfordert. Vor dem Anzünden muß man alle Luͤcken, wo: die Hitze heraus kommen koͤnnte, (die Feuereffe ausgehommen): mit Rafen verftopfen, und die Gruben reine machen. Eine Halbe Stunde nach dem’ Anzünden wird der Raſen zu ſinken anfangen, da mar denn den Abgang: mit dem feinften und trockenſten Raſen erſetzen ‚muß, nachdem das Feuer durchbricht. So faͤhret man den erſten Tag und die erſte Macht fort, weil jede Stunde, oder in noch kuͤrzerer Zeit, ein folchen Erfag noͤthig iſt. Nachgehends kann man: dicken Raſen darauf legen, wo das Feuer Durchbeicht, aber man muß'beftändig Darauf Acht geben. In⸗ dem der Haufen immer zunimmt; führen man. die Graben an’ jeder. Ecke des Kreuʒes, allemal drey Fuß von dem aͤußern des Haufens weiter, und haͤlt ſie mit Ziegelfteinen bedeckt, ſo weit fich der Haufen ausbreitet. Zugleich erhoͤhet man die Feuereſſe al⸗ lezeit wenigſtens einen Fuß uͤber den Haufen. Es wird am Gipfel am geſchwindeſten brennen, wenn man dieſem nicht durch einige Oeffnungen in die Seiten und unten am Haufen vorfönmt, das Feuer dahin zu ziehen, wobeh man dieDeffnung Des Öras bens, die der Gegend , wo es am wenigſten brennt, gegen über ift, verftopfen muß, bis alles gleich ftarf brennt, da man ſie wieder eröffnenfann. Sol) chergeftalt kann nichts das Feuer hindern, als außer“ ⸗ ordentlicher Regen, in welchem Falle mameine ftarfe und dichte Bedeckung von Rafen aufiden Haufen * muß. Es kann ein * zugleich wohl un vonder Verbeſer. des Feldbaues. 295 ein halbes Dusend brennende Haufen beobachten, _ Bon der Afche, die man folchergeftalt erhält, vech« net der Berfafler 50 oder 60 Ladungen, jede vor 25 Scheffeln, auf einen Acker: ift aber der Grund voll Öefträuche, fo find 100 Ladungen wenig genug. Am beften ftreuet man fie mit einer Schaufel aus dem Karne aus, worauf man die Klumpen zerftoß fen, und fie auf Wiefen und Biehweyden zwey ‚oder dreymal_ mie der Nolle überfahren muß. Wird fie auf Brachfeld gebracht, darauf Winter» forn koͤmmt, fo verhütet fie, daß die Saat vom dem Falten Regen nicht verderbe, und nicht von Würmern gefreffen wird... Auf Wiefen kann fie gebracht werden, wenn nur Das Gras davon weg, ift, auf Brachfeld aber vor-dem legten Pfluͤgen. Das ſechſte Capitel zeiget, wie man naſſes und thonichtes Erdreich verbrennen ſoll. Es iſt leicht zu ſehen, daß man dieſes nicht uͤber einander haͤu⸗ fen darf. Der Verfaſſer führer verfchiedene Gras, ben in der Erde, die einander durchkreuzen, und bedeckt ſolche mit Ziegelſteinen, daß die Luft da⸗ durch, wie in den vorigen, ziehen, und das Feuer, das nachgehends angezuͤndet worden, anblaſen muß; in welcher Abſicht er auch Feuereſſen auffuͤhret. Auf die Vierecke, die zwiſchen den Graben entſtehen, indem dieſe einander durchkreuzen, leget er erſt tro⸗ ckenen Raſen, alsdenn Reiſig und Scheitholz, und: oben darauf das naſſe Erdreich. Eine vollſtaͤndigere Beſchreibung wollen wir nicht geben, weil ſolche ohne die Figur unverſtaͤndlich ſeyn würde. Der⸗ gleichen Aſche tauger für. fchweres, thonichtes und » |. Feld, wo ſie das Unkraut und Ungeziefer zerſtoͤrt. 206 Auszug aus einer Schrift, zerftörk, Diefe Aſche enthält mehr Sal, ‚als die - Afche aus trockenem Rafen ; und iſt alfo den Feldern Dienlicher. Die Urſache aber, weswegen die thonich · ten Felder nicht die beſten fuͤr die Pflanzen ſind, wie dem Scheine nach bieraustolgt, iſt: meil der Thon, wenn er dichte beyfammen iſt, die Salzenicht fo leicht fahren läßt, als lockeres Erdreich, auch die Wur- zeln nicht fo leichte durch Fönnen *, Herr Evelyn erzähle in feiner practiſchen Abhandlung. von den Erden: der trockene Thon zeigte fich Durch das Ver⸗ größerungsglas als eine Menge fehr glatter runder - Sandförnchen von mancherley dunfeln Farben, Der Berfaffer aber kann nicht glauben, daß der - Sand für fich einen fo feften zaͤhen Körper, wie Thon äft, erzeugen koͤnnte, da wir auch nie Quellen im: Thone, ſondern meiſt im’ Sande und Gries antreffen: welche Erfahrung zeige, daß folches was andere iſt, als Thon. Auch braucht man Sand und Gries oft als eine Art von Dünger für thonichte Felder, welches beffer , als Mijt diene **. Aller Dünger, Der die Matur folcher Felder nicht verändert, „E. Pferdemiſt u.d.g. nüßt ihnen nichts, wenn er fie nicht locker und offen madjt. Daher if dem Ver ⸗ fatfer nicht wahrſcheinlich, daß die Theilchen des Thons, nad) Herrn Evelyns Gedanfen, Fleine Kuͤ⸗ gelchen ſeyn ſollten, weil ſolche einander In zu mes ni Punkten berühren, und Zwiſchenraͤumchen laſſen, adurch das Waſſer dringen wuͤrde; auch koͤnnten ehe Kügelchen nicht ſo feſt — Das euer * Man halte dagegen Woodwards Bedanten, im Hamb. Magaz. 3.3. 1. St. ur Mar f. des Hamb. Magaz. 2.8. 2. St. 5. Art. . von der Verbeſſerung des Feldbaues. e97 Feuer bringt die Salze dichter zuſammen: daher ſchaͤumen z. E. Eyerſchalen oder Muſcheln, wenn fie calcinirt find, ſtaͤrker mit ſauren Saͤften, als außer dem, weil das Feuer die Schwefeltheil— chen weggetrieben, und die Salze für die Wirkung der Auflöfungsmittel entblöße und zuſammenge⸗ Br hat. ui Das 3 Capitel beſchreibt, wie man in Nord⸗ britannien unfruchtbaren Feldern durch Verbrennen hilft. Die meiſten unfruchtbaren Felder in Norden find entweder zu naß oder zu trocken. Jene find ordentlich von langen Tamarisfenfträucher n bedeckt, und die leßtern von einer Art Binſen, die im Engli⸗ ſchen Bent beißt, und wie eine heine Degenklinge, ohne einiges Fenntlihe Mark, ausfieht. Unter den Tamarisken liege fehwarze trockne Dammerde ı Fuß tief, und Darunter. ſchwarzer ſteinigter Gries. Un— ter den Binſen iſt der Boden von einer dunkeln Farbe, 1Fuß tief, und alsdenn ſteinigt. Dieſes Land ver« beſſern ſie folgendermaßen: Den Sommer zuvor, ehe fie das Feld pflügen, ſtecken fie die Tamarisfen in Brand, und brennen folche bis auf die Oberfläche des Bodens nieder; den folgenden Frübling durch« pflügen fiedas Sand mit Ochſen, und machen breite Furchen; mitten im Sommer feßen fie Haufen von dem trocknen Kafen an die Enden der Furchrinnen, etwa eine Ruthe von einander, und zuͤnden ſolches an. Dadurch wird der andere Rafen, der nicht aufgehäuft ift, auch mit entzuͤndet, und brennt faſt den ganzen Sommer vollends fort, ohne daß man ‚fer viel Mühe damit hätte: ja wenn es trocken 3 Dand, u Wetter * 298 Auszug aus einer Scheift, Wetter iff, brennt es ein groß Theil vom Winter fort. Den nächften Frühling pflügen fie es « und beſaͤen es ordentlich mit Haber, der fehr a waͤchſt, ‚ob fie ihm gleich zweymal ſchneiden, ſolches zu verhindern. Dieſen Haber braucht man als Saa⸗ men in andern Laͤndern. Das zweyte Fahr befäen fie eg mit Bohnen, oder Gerften, und das dritte mit Erbſen, worauf fie es, ohne es mit Grasfaamen zu beſaͤen, liegen laſſen, und es wird aus dem Grunde eine ſchoͤne Wieſe und Viehweide, die eine gewiſſe kleine weiße Blume, die das Vieh gerne friße, (the {mall white wild Clover) ftatt des Unkrauts, das er zuvor trug, häufig hervorbringe, Dir Berfaffer hat fchon einigemo| erwähnt, daß diefe Blume auf or die mit Pflanzenafche zugerichtet worden ind, häufig wachſe. Auf eben die vorbefchriebene Art brennen die Einwohner von Moröbritannien ihre ſumpfigten Felder, wenn fie ſolche nach der im 4 Cap. befchriebenen Weife getrocknet Haben. Der Derfaffer bemerket daben, man müffe nicht nur auf die Natur des Bodens, fondern aud) auf feine Tiefe, und was für Grund darunter fen, Acht haben. 3Z. E. der befte Boden, der nicht über einen Fuß tief ift, und feften Lehmen unter fich hat, iftbey weitem nicht fo fruchtbar, als ein magerer aber tieferer Boden, der auf einem warmen Kaltſteine Gries oder Sandii iegt, durch melche das überflüßige‘ Waſſer weggehen kann, da es in dem Lehmen ſtehen bleibt, und die zarten Wurzeln der Pflanzen toͤdtet. Zuieht macht der Verfaſſer noch einige En über | Birgils Stelle: 9 —J ur N J LE a Ali? in vonder Berbefferungdesgeldbanes. 299 0" Saepe etiam fteriles incendere profuit agros, ©) J— — — vrere — ee ar Pr Pan J Georg. Lib. I. TE pie gi in der Folge erwähnt, das Sand. fett und | locker, und die überflüßige Feuchtig⸗ fe it weggeftieben werde. Die meiften Erflärer irgils überfeßen leuem ſtipulam durch leichte toppeln, ohne zu bedenken, woher die Ran unfruchtbarem Felde fommen follen, Ein Pach⸗ er ‚dem der Verfaſſer einsmals das Verbrennen der Gtoppeln als ein ficheres Mittel, unfruchrbare selber fruchtbar. zu machen, .anpries, antwortete ihm: es waͤre vollkommen richtig, wenn man nur exit, die Stoppeln auf dem Felde hätte: aber in feis m Dorfe ftünde ein Baum auf dem Kirchhofe, der allemal den Gipfel neigte ſo oft er den Geiſt- li chen hörte Amen! fagen. Soll alfo Virgil wie ein vernünftiger Mann geredet haben, fo müffen leues fipulae Gefträuche, das auf ungebautem Felde waͤchſt, andeuten, und vielleicht hat Virgil das Verbrennen des Erdreichs ſelbſt, das der Verfaſſer im Vorhergehenden beſchrieben, mit gemeynt. a | Das achte Capitel befchreibt Die Art, Weiden, El. fern, fransöfifche Weiden, (french Oziers) holländi- ſche Linden, und Quittenbaͤume in feuchtem und ſum⸗ pfigtem Grunde, wo viel Quellen find, zu pflanzen; Der Berfäffer verfichere daß wenig Bäume mit fö leichter Mühe gezogen würden, und die Arbeit, die man auf ſie wendete fo que bezahlten, als Die benatinten. " Er führt ein Beyſpiel an, da etwa 5 eines Ackers voll Weiden das vierte Jahr, nachdem end ' U 2 fie Tangen gegeben, und — ee würden Bar Pan; "wenn Das Wild fie niche beſchaͤdigt harte, Die rothe Weide, die zu Reifen und Hopfenftangen ‚am .beften taugt, wird folgendergeftalt gepflanzt: Im Anfange des erzens ſchneidet man einige von den ſtarkſten wehjaͤhrigen Schoͤßlingen ab, und. ſpaltet ſolche in von etwa 3 Fuß lang, die man 2 Fuß tie an die Seiten der Gräben, Teiche, oder Moräfte pflanzt, daß die Gipfel ein wenig fchief ftehen, und zroifchen zweyen und zweyen allemal 10 Fuß Ent: fernung ift. Das. Örundende des Schößlinges, oder das dem alten Holze am nächften war, fommt am ficheriten fort: daher man nur die Grundenden pflanzen follte, wo man nicht eine große Menge Pflanzen habenmuß. Die Eller, und Die weiße, oder holländifche Linde, werden eben fo gepflanzt: aber die leßtere ift nicht fo nüßlich, als in Gegenden, Die manchmal von Salzwaffer uͤberſchwemmt wer den, wo die Weide nicht fo gut fortfüomme. Zu den Weiden, aus denen man ſtarke Bäume Heben will, müffen ftarfe Schößlinge, 8 Fu — Pflanze werden, Die man am Ende zuſch Ehe man ſie pflanzt, — — indie 6 ter, wo man fie hinfegen. will, gemacht werden, damit man die Rinde beym Hineinfteken nicht zer⸗ reißt. Sumpfigte Gegenden, die. von Quellen verurfacht werden, kann man eben fo bepflangen, nur daß. allemal ı Fuß von Den. Setzlingen uͤber der Flaͤche des Waſſers bleibt, und ſie wenigſtens 3 a tief in den —— kommen ſonſt wird ſie das Verbeſſerung des Feldbaues. zoꝛ das Waſſer bey ſtarkem Winde erſchuͤttern. Die kleinen Schoͤßlinge werden ordentlich in Reihen, in der Weite von 10 Fuß, die großen, aus denen Bäume: werden follen, in 18 Fuß Weite von einander ges Pflanze. Weil aber die rothe Weide aus Abfchnitt- fingen nicht fo ficher fortfommf, als die gemeine Maflerweide, fo hält der Verfaſſer für das Beſte, eine Eleine Baumfchule von denfelben in einen: feuch- ten Boden anzulegen, wozu man Abſchnittlinge von der Stärfe eines Daumens wählen kann, die. man nachgehends, wenn fie ein oder ein Paar Jahre geftanden haben, dahin, mo fie bleiben follen, in der Weite von o Fuß, vorerzähltermaßen verfeßt. Dadurd) erhält man auf einmal eine Baumfchule, ohne Gefahr, vaß die Pflanzen verderben, oder vom Gefträucheu.d.g. erſtickt werden, wie in feuch⸗ tem Sande den Abſchnittlingen oft wiederfaͤhrt; und man kann auf diefe Art Wälder vonrothen Weiden pflanzen, die auch wider die Natur der Wafferweide, im trodnen Boden fortfommen. Siege das nafle Fand in einer Gegend, wo Keifen und Hopfenftangen nicht fo fehr gebraucht werden, fo kann man es mit der Fleinen franzöfifchen Weide, zum Gebrauch der Korbmacher, oder mit Duittenbäumen bepflanzen. "Die franzöftfche Weide wird eben, wie die vorigen, ‚gepflanzt: aber die Quitten müffen 20 Fuß weit von einander gefegt werden. Gemeiniglich zieht man fie aus Abfeglingen; aber Bäume, die auf ſolche Art gezogen werden, bleiben flein, und gehen eher ‚drauf, als die man aus dem Kerne FR der Berfaffer rärh, fie aus den Kernen zu ziehen. Sie mögen aber gezogen feyn, woraus fie tollen; N | U 3 fo ſo muß man, ehe fie in den Mlanzga ten kommen, auf fie, etwa in der Höhe von 5 oder. 6 su, Y große Birnenquitte, die man für die befte Art pfropfen, weil die Erfahrung lehrt, daß die Früchte von .gepfropften Bäumen geſchmackſamer und haͤu⸗ figer werden. Beym Pflanzen der Quittenbaͤume muß man ‚die mittlere Wurzel nicht :abfehneiden, fondern dazu eine Hoͤle, wenigftens 3 Fuß tief, in die Erde machen, weil ſie die Wurzeln HER: tief in den Grund ftecen,. Be ‚Das neunte Capitel giebe Nachrichten, Fifchreiche zu ‚machen. Der beſte Grund dazu ift, in welchem Quellen find. Hat man ‚dergleichen. nicht, fo muß man eine. Gegend waͤhlen, wo ein Bad) durchläuft, oder Waſſer von den Hügeln hineinfaͤllt. Der Teich) muß durch einen Graben, der genugſamen Fall hat, koͤnnen abgelaſſen Werden: das Waſſer im Teich muß. 6 bis 7 Fuß hoch ſtehen, und der Boden ben g Fuß tief liegen, daß die Fiſche nicht bey Regen⸗ güflen u.d. 9. weggeſchwemmt werden, „Es müffen auch Untiefen an den Seiten des Teiches ſeyn, dar⸗ auf die Fiſche laichen, und ſich in die Sonne legen koͤnnen. Auch ſollte ein Theil des Ufers hier und da Hoͤlungen haben, und Wurzeln alter Baͤume da ſeyn, den Fiſchen eine Zuflucht vor Un ager zu geben. Die beften Teiche zur Nahrung, der. Fifche find, Die den Mift von dem großen, Viehe empfan- gen, und da fie nahe beym Haufe find, ſo kann ma die beſten Fiſche hineinſetzen, ohne Furcht , daß fie geftohlen werden. , Wenn die Fiſche ſich im Teiche miehren, fo. werden fie nie groß werden: alſo muß man die Milchner von den Rognern —— | Das de E- entdeckt fi , wenn man fie mit dem Daumen auf den Bauch, unmeit des Nabels, druct, da die Rogner ihren Rogen zeigen, die Milchner aber etwas mwäfleriht Blut geben, Ein Teich von der Größe eines Ackers, naͤhrt 60 Paar Karpen, oder Schleyen, fehr wohl: denn der Verfaſſer tadelt Die allgemeine Gewohnheit, zu⸗ viel Fifche in einen Teich zu feßen, da fie nicht. - Nahrung genug haben, und folglich mager bleiben. Das Gefträuche im Teiche zu zerftören, foll man den Herbit wählen, da die Saamen zugleich mit den Wurzeln Eönnen verderbt werden, und alle Teiche foll man einmal in 4 oder 5 Jahren ablaffen, und die Fiſche herausnehmen, aud) diejenigen, die einer⸗ ley Größe und Gefchlechtes find, vorerwähntermaßen in einen Fifchhälter zufammen thun. Am meiften ift den Fifchen der Froſt ſchaͤdlich, welchem man durch Zerftörung des Gefträuches vorfommen fann. Eben dadurch wird man verhindern, daß das Waffer im Sommer nicht ſtinkt, wodurd) befonders den. Milch⸗ nern Berdruß gefchieht , weil fie bey diefer Zeit. das MWafler, wo es am untiefften ift, aufzufuchen pflee gen. Das befte Werkzeug zu Zerftörung des Ge⸗ fräuchs ift ein gefrümmter Dreyzack, deffen Stiel - man an ein Seil bindet, und folchen auf dem Boden des Teiches fortzieht, daß er das Unkraut mit ſich wegreißt. Waͤre es zu klein, daß es zwiſchen den Zacken durchfuͤhre, fo kann man ſolche mit einem Buſche durchflechten, oder Stoͤcke daran binden. In thonichtem Boden kommen Karpen, Schleyen und Karauſchen, davon die letztern ordentlich in ei⸗ nem ‚Reihe ‚größer werden, als man ‚fie in ‚einem | u 4 Fluſſe — Fluſſe findet. vor einiger — aielen ir gelland ihre Fiſchhaͤlter durch einen fremden Sein, namlich die balthifchen Karten, find verwuͤſtet wor, den, und diefe das gemeine Kattengift nicht vertreibt ; fo fchläge der Verfaſſer wider diefelben folgenbes Kecept vor: Man mache Pillen, aus einer Unze Anisöl, einem halben Pfunde Arfenif, zwo Unzen gefchabter Krähenaugen , und einem halben Munde Schweinſpeck; welches Gife die balthifchen Ratten, und andere gewiß freffen und fterben werden. Sollte aber jemand, wie oft gefchieht, von feinem Nachbar mit einem frifchen Erfaß ſolcher Thiere verforge wer- den; fo ſchlaͤgt der Berfaffer ein Mittel vor; fie häufig an einen Drt zufammen zu bringen: Man menge unter voriges Gift noch ein Bierebeilpfund vom Coc- eulus indicus, oder Indiſchen Nüßchen, lege fol ches in den Winfeleiner Scheune oder eines Stalls, darauffalbe man ein Bund Talflichter mit oleo ligni Rhodii, binde einen Strick darum, und laffefolche bey Nacht, wenn es ftill ift, rund um des Nachbars "Haus, Teich) und Scheunen auf der Erde hinſchlep⸗ pen, bis an den Ort, wo das Gift liegt: alsdenn Yafle man die Lichter von der Erde aufheben, und wegnehmen, daß fie nicht in der Mähe des Giftes. ‚bleiben: fonft würden die Ratten, wenn fieesröchen, das Gift verlaffen, und ihm nachgehen, So aber werben fie fich in zwo Stunden alle zu ihrer Henker: mahlzeit verfammlen, und man wird fie den Mor: gen betrunken finden, Man fann diefes wiederholen, wenn man e8 einmal niche für zulänglich hält. Hunde und Kaßen werden diefes Gift wegen des egpi⸗ nicht anruͤhren, davon gegentheils die Ratten große vonder Verbeſſerung des Feldbaues. 305 große Liebhaber find: doch kann man, aller Gefahr vorzukommen, verſuchen, ob die Hunde oder Katzen davon freffen möchten, und in diefem Falle ihnen die Naſe mit, Anisöl veiben, welches der Gefahr vorbauen wird. Beyde Recepte find den Narren gleich eödelich, aber die Indianiſchen Nüßlein mas chen fie erunfen, daß man fie todtfchlagen Fann, ohne daß fie fi) bewegen. Maulwürfe, Mäufe und Wieſel fterben ebenfalls davon. Das zehnte Capitelveder von Compofitionen, oder Mengfeln für nafles , thonichtes und lehmichtes fand. Der Verfaſſer bemerkt, daß alle Koͤrper auf dreyerley Art koͤnnen vermengt werden, wenn runde Theilhen aneinander gelegt, flache zus fammengefügt, und hohle und bauchichte in eins ander getrieben werden. In der Grundfprache beißen diefe drey Arten: Appofitio, Applicatio, und Intrufio. Man muß bey Bereitung eines Meng fels für die Felder, auf ihre Beſchaffenheit Acht haben. Einerley thut nicht fine alle Felder, ja nicht immer fuͤr eben das Feld gut, weil die Hoͤhlun⸗ gen des Erdreichs endlich von den Theilchen des Mengfels ausgefüllt werden, daß Fein Plag mehr zur Gährung übrig bleibt, ohne welche die Pflan- jen nicht wachſen. Zum Beweiſe beruft er ſich auf einen bekannten Verſuch. Man loͤſe in einem Glaſe Waſſer ſo viel Kuͤchenſalz auf, als es ein— nehmen will, gieße es von dem Salze, das auf den Boden fißen bleibt, ab: fo wird es nachdem noch Salpeter auflöfen; und wenn es von diefem ebenfalls gefättiget ift, noch Salmiac in ſich neh« men, Daraus fhließe dev Berfafler, Daß Zwi⸗ ER 15 ſchen vr. Au fern dr denn wären —— von ‚einerlen Net, fo wiü:de das Waſſer von einem Salze fo viel am Ge- wichee in fich nehmen, als vonallen dreyen. Eben fo wird die Erde von der Materie, die man mit ihr vermengen will, nur eine gewiſſe Menge in fi). nehmen, wenn diefe Materie immer einerlen bleibt. Baco ficht den Mergel als den — Boden, und Seeſand als den ſalzigſten an. Aber der Verfaſſer behauptet, Baco habe ſich hier betrogen; denn da der Mergel ſelbſt voll Salze iſt, fo dient er zu einem guten Dünger für leichtes fandigtes La * wo aber der Boden ſelbſt — iſt, wird er ne Art von Feldfruͤchten ſo gut, als gemeine Erde, hervorbringen: Sand hingegen haͤlt fuͤr ſich kein | > Salz, und was er aus. der See in ſich nimmt, kann dem Boden nicht zugefchrieben werden, Der | Verfaſſer glaubt, die verfchiedenen Arten von Duͤn⸗ ger und Mengfeln, die Felder fruchtbar zu ma= chen, die von verfchievenen Schriftftelleen fehr-anz gepriefen werden, Fonnen alle für ſich gut ſeyn, aber fie wären zu koſtbar, wohin er Miſt von Huͤh⸗ nern, Gaͤnſen, Pferden, Eſeln sc. auch die Re ‚fel von Sappen, Papier, Hörnern, oße zaͤhlt. Als eine Probe, wie — ſolcher Vorſchlaͤge herauskommen, fuͤhrt een falfer folgende Rechnung an, die ein neuer Schrifte ſteller, nebſt vielen Erfindungen von gleicher Wichtig⸗ keit, geliefert hat: Rocken, ſagt derſelbe, braucht felten einige Hülfe, als wenn es iſt ein oder. zwey Jahre beſaͤet worden. Iſt es alsdenn Duͤngers benoͤthigt, ſo nehme man auf einen Acker 30 La⸗ ſſerung des Feldbaues. z3o7 ehe Gaſſenkehrichts ko⸗ J— * A ‚fen - Pf. —356 Mie 10.010 Schill, : * pn Ach Be 3 Ren a : | ‚ Taubenmift 4 Dr Dache für e einen Acker gandes 10 Kr one | Ben ' Beinge der Acker alsdenn 3 Ladungen Heu, und die Unkoften des Maͤhens, Heumachens u. d. g. wer⸗ den abgezogen, fo bleiben 4 Pf. Vortheil übrig, und, der, Pachter verliert alfo das erſte Jahr nur 14 Pf. Der Verfaſſer ſpottet über eine fo nutz⸗ bare Entdeckung. Jeder Landwirth weiß, daß leichtes lockeres Feld ein Mengſel von ſchwerer Art, und ſchweres Feld eines von leichter Art erfordert. Duͤnger auf zaͤhes oder feuchtes Ackerfeld muß aus einem Hofe oder Stalle genommen, und noch roh, und. nicht über halb verfault aufs Feld geſchafft . werden, da. alle neuere Schrififteller, dag Gegen- theil, lehren... - Der Berfaffer preifet ‚alsdenn zu dergleichen Sande. Mufchelfchalen u. f. w. an, wor⸗ auf er folgende Mengfel, die nicht viel Eoften, vor» ſchlaͤgt: 1) Man nehme vier Fuhren Miſt aus ‚einem Hofe oder Pferdeftalle, und 6 Fuhren Damm⸗ erde vom leichtem. oder. moraftigem Boden, vier ren, ‚gebrannten Raſen, und drey von See ‚oder anderm ſcharfen Sande. Dieſe Berhälmiß kann beobachtet werden , wenn man es in anderer Menge, machen will; es wird am beften im May ‚zugerichtet, und. muß binnen demfelben und Mis Er zweymal umgewandt werden, da man Rn au 308° auf den Alker 50 bis 80 —— 2) Man nehme ferten Schlamm aus Teichen, und breite ihn aus, daß er trocknet, darauf breche man ihn, und vermenge ihn mit eben ſo viel ge⸗ brannem Raſen; es muß im Auguſt — und aufs Fruͤhjahr aufgehoben werden. 3) Vers faulte Blätter, gebrannter Rafen und Sand, von einem fo viel als von dem andern, Fann man im Weinmonat vermengen, zweymal ummenbden), und aufs Frühjahr brauchen. - 4) Hat man feine Ge legenheit, den Nafen zu brennen, fo pflüge man ihn um Michaelis auf, und. lafle ihn bis den folgen den Sommer faulen, alsdenn thue man zu zehn Fuhren des Raſens eine Fuhre Kalk von 32 Schef- feln, welches man wohl unter einander mengen und den folgenden Winter liegen laſſen muß. Dreyßig Fuhren koͤnnen auf einen Acker geſchafft werden. 5) Wenn man Schafe hat, und leichte zu Sande kommen kann, ſo treibe man die Schafe des Sommers von ıı Uhr Borm. bis 3 Uhr Nach⸗ mittags, in eine Hürde, wo man den Boden mi Gand, fechs Zofle tief, alle Nachte bedecken und ihn aller 8 oder 10 Tage austäumen muß. ' Dieß iſt fie ſich, oder mit eben fo viel leichten Erdreich) vermengt, ein vortrefflicher Duͤnger. Auf diefe Art wird der Schafmift in Flandern aufbehalten, und der Sand fühle die Ställe im Sommer, ver- hindert auch, daß fich die Pferde die Hufe nicht verderben. Wo man Thon und Holz ſolchen u verbrennen haben kann, ift ſolches beſſer als erwähnte. Dr Verfaſſer hat gefunden, daß Kahn vie von naffem Thone gebrannt wor⸗ den, vonder Verbeſſerung des Feldbaues. 309 den, faſt noch einmal ſo viel Salz gehalten, als von ſolchem, den man an der Sonne getrocknet. Das eilfte Capitel beſchreibt einige Pfluͤge und andere Werkzeuge, die noch kein Schriftſteller er— klaͤret hat, und ſtellet ſolche in Figuren vor. Das zwoͤlfte Capitel weiſet, wie man naſſes, ſteifes und thonichtes Land zum Garten geſchickt machen, und Obſtbaͤume in naſſem und trocknem Boden ziehen ſoll. Die Entdeckungen, Die es enthält, find von einem Herrn in Kent aus drenfs figjäbriger Erfahrung gemacht worden, der durch feine große Kenntniß der Natur viele, Jahre lang das befte Dbft in der Graffchaft gehabt hat. Wenn man in dergleichen Lande Gärten anlegen will, ſo muß der Grund höher, als die umliegende Gegend, erwählt oder gemacht werden, daß man das über- flüßige Waſſer, nach ſtarkem Regen und Schnee, ‚wegführen kann. LKaͤſſet fich dieß nicht thun, fo muß man einen Teich, oder Canal graben, Die Erde, die man folchen zu machen ausgräbt, kann vorbefchriebener maßen verbrannt werden, und wird die Unfoften des Ausgrabens fehr wohl be= zahlen. Die Luſtſtuͤcke muͤſſen etwas abbänging, und die Sandgange ftarf vom Sande und runder, als gewöhnlid) , gemacht werden, daß das Waſſer abläuft. Die Beere zu Fruchtbaͤumen müflen we⸗ nigftens 5 Fuß weit, 14 Fuß hoch über ven Thon, und ı2 Zoll hoch über der Horizontalfläche des Gruns Des gemacht werden.‘ Hiezu kann man eine jede gute und leichte Art Gartenerde brauchen: aber in; dem Thon muß man nicht graben, mie andere vor⸗ fhreiben ;, denn: dadurch. fammlet ſich das Waſſer an unfer 310 T unter den Bäumen. Sind Die hr tet, fofann man Abricofen, Pfirſchen, Wein, Pflaus men und Birnen mit Vortheil darein pflanzen, fo nöthig auch der Verfaſſer des Gardeners .Didios . nary , den der Berfaffer einen Meuern in Folio nennf, und feine Unwiſſenheit ſehr ducchzieht, ‚für einen Garten gutes Erdreih erflärt. Man muß, bey Pflanzung diefer Bäume, die Wurzeln nicht über 6 Zoll tief eingraben, und horizontal ausbreiten; man kann dieſerwegen Ziegelſteine unter ſie legen, daß ſich keine Wurzeln in den Thon ſtrecken, wo— durch ſie unfruchtbarer wuͤrden. Birnbaͤume ar find geneigt, Wurzeln gerade unter fich zu ſtrecken, und der Thon ſchadet ihnen nichts. Pfirſchen und. Nectarinen, die man in ſolches Land pflanzt,, muͤſſen auf Pflaumenſtaͤmme oculirt werden, in trocknem Boden aber auf wilde Pfirſchen oder Mandeln. Zarte Arten, die leicht den Brand befommen, müffen auf eine Pfcfche ocuͤlirt werden , die zuvor ſchon auf Pflaumen, Pfirfchen oder Mandeln oculiret worden. Diefe Art von Bäumen, in was für Boden fieauch gepflanze werden, muß man auf Stämme oeuliren, die aus Kernen der breitblärterichten Art, nicht aber aus Schößlingen find gezogen worden. Die Er⸗ fahrung lehrt, daß die legtern in zwanzig Jahren, und noch eher, nad) Beſchaffenheit des Erdreichs, in dem fie ſtehen, eingeben; da diejenigen, die auf Staͤmme oculirt find worden, die man aus Kernen in eben dem Boden gezogen. hat, noch einmal ſo lange dauren, und dem Brande nicht fo ſehr unter⸗ worfen find: Eben fo find Pflaumenftänmme)viemani * Kernen gezogen hat, am beſten zu Abricofen, und und dergleichen —* zu Birnen. Die befte Art, alle Birnen zu verbeffern,, ift, daß manfie auf einen Sam oculirt, der zuvor auf einen Quitten⸗ ſtamm iſt gepfropft worden: den Berfafler hat viels jährige Erfahrung verfichert, daß die Früchte davon ‚viel größer und ſchoͤner, auch häufiger werden, Bey Aepfeln hat das doppelte Pfropfen eben die Wirs fung, und der Verfaſſer ftelle es den Meugierigen zur Unterfuchung anheim, ob man nicht noch mehr als zweymal pfropfen und dadurch noch weitere Vor⸗ theile erhalten könnte. Er befürchter, diefe Art, die Bäume zu verbeffern, würde zu langfam feyn, als daß die Gärtner fich ihrer bedienen würden, giebt ihnen aber zu überlegen, daß diefe Bäume auch mehr gelten würden: gleich thonichter Bo⸗ den die Früchte fpäter bringe, fo Iaffen fich doc) ges ‚gentheils, befonders die Aepfel und Birnen, von demfelben länger aufheben, Küchengärten auf fols chem Boden anzulegen, muß man die Öartenerde, 100 möglich, wenigftens 18 Zoll hoch über ven Thon ſchuͤtten, und in Entfernung von etwa 12 oder 14 Fuß, Eleine Graben, einen Fuß weit und eine Span ne'tief in den Thon, zu Ableitung des Waffers ma- chen, welches aus diefen, durd) einen großen Quer— graben Fann meiter weageführe werden. Da der Kuͤchengarten ftärfern Dünger ‚ als offenes Feld, erfordert, fo ift hiezu am beften Stall: oder Hofmiſt, Steinfohlenafchen, und die Erde von verfaulten - Raſen, den man etwa ſechs Zoll tief in den Feldern oder Wieſen ausgraben, und alle 3 oder 4 Monate einmal ummenden kann ‚ bis er verfault und zum Gebrauche dienlich ift, ja a ra Das ge Auszug aus einer Schrif —* Das dreyʒehnte Capitel enthaͤlt Betro über Hügel. Sie fommen auf die Be An- merfung an, daß ein Hügel nicht mehr trägt, als feine Grundfläche auf der. Ebene tragen würde, weil die Pflanzen fenfrecht auf den Horizont in die Höhe wachſen; der Verfaffer zieht aber hieraus noch den Shtuf, wie nöthiq es fey, die Maulwurfshaufen umzupfluͤgen; weil folche, als Fleine Hügel, allemal Die Erndte verringern, wozu koͤmmt, daß der Maul: wurf allemal das ſchlimmſte Erdreich oben aufwirft, wie man in Feldern, die unfen lehmichten Grund haben, fehen Fann, auch find die Haufen, ihrer Rundung und Höhe wegen, der Sonne und den | Kegengüffen mehr ausgefegt, und der Negen läuft geſchwinder ab, als die Nahrung der Pflanzen er» fordert, Daher auf ihnen nur furzes und dünnes Gras wächft. Durch diefe Umftände aber, da die Erde der Haufen von der Sonne erhißt wird, und ihre Kraft zur Nahrung des Grafes nicht anvenber, wird fie zum ı Dünger geſchickt, daher der Verfaſſer, Im fie, wie den andern Raſen, PURE NEN — zu — vorgeſchlagen hat. mon BR: se , en 313. rn * BR ****** J u N — VI. Serrn Benjamin Rosins, M.d.R. ©. Schreiben, rinnen gemeldet wird, daß die Elektricitaͤt en Glaſes den Seecompaß, wie auch em- pfindlihe Wagen in Unordnung bringt. : las: den Philoſ. Transact. 480. N 13. Art, den 10, Jun. 1740. ROT — Vorgeleſen den 12. Jun. 1746. Mein Herr! | 13400 % rn ſich fo viel bemühen, den Nugen der 49 Eleftricität auszufinden, bin ich fo glüds De lic) gewefen, wenigftens ‚eine Unbequem- lichfeit, die von diefer Eigenfchaft. verur⸗ ſachet wird, zu entdecken. Wie viel Leute durch dieſelbe, allem Anſehen nach, auf eine ſchaͤdliche Art find verfuͤhret worden ‚und noch koͤnnen verſuͤh⸗ vet werden: fo bitte ich, folgendes der Kön. Geſell⸗ ſchaft mitzutheilen, damit ſie ſolches zum Vortheile anderer ‚befonders derer, die den Seecompaß brau⸗ chen menn fie es für gut befinden, bekannt made. Ich hatte letztens Gelegenheit, zweene Come paſſe von verſchiedener Art mit einander zu ver⸗ 3 Band. £3 gleichen: 314 Schreiben, gleichen: ber. eine hatte eine bloße Nadel, und der. andere war mit Pappe, wie bey den Seeleuten ge- wöhnlich ift, gemacht: ich wifchte ohngefähr et⸗ was Staub von des erſtern Glaſe ab, wodurch ich die Nadel in eine heftige unordentliche Bewegung, ſowohl im Kreiſe herum, als auf- und niederwaͤrts, brachte. Nachdem ich ſolches oft wiederholet, fand ich, daß das Glas durch eine fo leichte ——— ruͤhrung damals ſo elektriſch geworden, daß di Nadel davon in ungemeine Unordnung gerieth. Wie eben das Glas mit dem Finger, eine Stuͤckchen Zeug oder Papier ſtaͤrker gerieben wur- de, 509 es jedes Ende der Nadel dergeftalt an, daß es verfchiedene Minuten am Glafe in der Richtung hängen blieb, wo die Eleftricität am ftärfften war erreget werden. Wenn die Nadel nach einigen Anh ängen am Glaſe wieder los ward, und bin und her zitterte, wich fie bey diefem Zittern nicht, wie ſonſt gewoͤhn⸗ Sich ift, von dein Orte, mo fie follte ruhig. bleiben, auf beyden Seiten gleichviel aus, fondern Er gleich, oder gar nur auf eine Seite , nachdem d elektriſche Kraft in dem Theile des Glaſes, dag die Nadel angezogen hatte, zurück geblieben war, bis nach funfzehn, oder mehr Minuten, alle elektriſche Kraft vorbey war, und die aa wieder ihre Stelle einnahm. Man koͤmmt dieſem Uebel zuvor, wenn. man die Oberfläche des Glafes befeuchtet ; auch ein nafler Singer thut eben dieſes ** und wirkſam. 2 &s vonder Eleftricitat, 315 Es iſt nicht noͤthig, zu erwähnen, daß gleiche viel Reiben nicht immer gleichviel Wirfung her⸗ vor bringt; wie dieſes bey den Glasröhren auch ſtatt findet: aber ich vermutbhe, daß. das Glas wohl auf-einige Urt ohne Reiben anziehend wer- den Fann, wenn etwa große Erſchuͤtterungen im der Luft erveget, werden, welches vom Donner, vom Losbrennen groben Geſchuͤtzes ꝛc. entſtehen kann *, wodurch ‚vielleicht der Compaß ebenfalls verwirret wird. ur fr Doch muß ichhbemerfen, daß der Seecompaß, durch „Abwifchen und Erregung) der elektriſchen Kraft im Glafe, nicht fo gefährlich. geftöret wird, als. dersandere, weil der eleferifche Theil des Glas fes das Stuͤcke Pappe, Das gerade unter ihm liegt, anzieht, ohne in ihm fo viel Bewegung im Kreiſe zu erregen, als bey dem andern, Allem Anfehen nach wird auch die Nadel defto weniger in Unord» nung gebracht werden, je tiefer fie unter der Glas: bedeckung hängt. | Alles, was ich hieben noch bemerfen will, fomme darauf an: Erſtlich, daß die Fleinen unorbentlichen. je % 2 Schwan⸗ * In den Philoſ. Transact 417. Num. wird erzählen, daß Meſſer und Gabeln durch den Blitz eine anzies bende Kraft befommen haben, und in Baylens Nouvelles de la Rep. des lettres im März 1684: im VI. Art. wird von einem englifchen Schiffer ges meldet, der im 48, Gr. bey Neuengland einen bef- tigen Sturm mit Bligen, und einem Schwefelre⸗ gen, der mit Waffer nicht zu loͤſchen geweſen, auge effanden, wobey die Magtrernadeln ſich nach Sud And Welt gerichtet, und fo geblieben, Anmerk. 3 Ueberſetzers. 6 Schreiben ꝛc. Schwankungen, die bey Horizontalnadeln find be- merfet, und in der 425. Mum. der philofophifchen Transactionen erwaͤhnet Eden, vermurhlich von den Gläfern, deren man ſich bey diefen Werfzeus gen bedienet, hergerühret haben: Zweytens, daß die flachen Glasftücchen, die man oft unter die Schalen einer Probiermage leget, ebenfalls anzus ziehen, und da das, was gewogen wird, fo wenig ift, den Ausſchlag dem leichteren zu geben vermoͤ⸗ gend find. Ich habe dieſes legte nicht verfucher, erinnere mich aber, daß Herr Ellicot, Mitglied der Föniglichen Gefellfchaft, vor einigen Jahren argroohnete, wo nicht gewiß entdeckte, daß foldhe Gläfer feine Wage in Unordnung gebracht, und ihm viel Mühe gemachte hätten, weil er glaubte, der Balken felbft wäre nicht richtig. | Kae 0 ag: * * EEE En nnn Nachricht, von dreyerley Arten bey Leipzig gefundenen Polypen, von A. G. Kaftnern, E®.3E aa) uch ein zufammengefegtes Vergroͤßerungs⸗ 9 glas, das von einem hieſigen geſchickten Kuͤnſtler in optiſchen Sachen, Herr Bau⸗ mannen, im Hauptwerke nach Art des | Hertelifchen y verfertiget iſt betrachtete ich 1747, den 16 May, Abends ein Tröpfgen vom Wafler, das ie ſchon den 14 aus einem Sumpfe gefchöpft | Ich verhoffte nichts weiter zu ſehen, als berfhiebene kleine Inſecten, dergleichen ic) ſchon zuvor in jedem Troͤpfgen, das unter das Vergroͤße⸗ | rungsglas mar gethan worden, hatte wimmeln ſe⸗ ben: wie ich aber mit Verwunderung voll Vergnuͤ⸗ gen, Gefchöpfe ſah, die an einem Faden zu hängen | f&ienen, und an denfelben hin und her fuhren; fo fiel mir bald. ein, daß folches Polypen feyn möchten. Sc) brachte die Gegend, wo diefe Faͤden auszuge⸗ | den ſchienen, gerade i in das Mittel des Feldes, das 53 man er: Chrifl Gottl. Hertels Aneiuung zum Glasſchlei⸗ fen, im Anhange. A 318 | Nachricht 2 — man durchs Vergroͤßerungsglas wWerſieht, und fand eine unzaͤhlbare Menge Thierchen, deren Faͤden alle zʒuſammen aus einer ſchwarzen Rundung, die mitten in dem ganzen Haufen zu gehen ſchie⸗ nen. Jedes hieng an einem Faden, und hatte ohngefaͤhr eine gloctenformige eſtalt, wenn der Faden faſt gerade ausgeſpannt war; ſie fuhren aber beſtaͤndig auf ſo eine Art nach dem Mittel zu⸗ ruͤcke, daß ſich der Faden wellenartig zuſammen— kruͤmme ‚und Dadurch verkuͤrzte. Hebung) famen fie oft bis an das Mittel, wo ihre Fäden alle in einander verwickelt fehienen , und je näber fie dem« ſelben kamen, deſto mehr veränderte ſich ihre glo⸗ ckenfoͤrmige Öritalt ins Runde, daß fie bey der größten Verkuͤrzung des Fadens faft Fug: rund ſchienen, aber den nächften Augenblick, darauf den Faden roleder völlig ausgefpannt, und ihre Glo- ckengeſtalt wieder hatten. Dieſe jählinge Veraͤn⸗ derung der Geftalt ift bey den Fleinen Inſecten, die man im Waſſer durch Vergrößerungsgläfer herum ſchwimmen fieht, was ſehr Gemeines, und man ſieht einerley Gefchöpfe vor feinen Augen fo vieler: Iey Geftalt annehmen, daß man Friſchen ohnftreis tig Recht geben muß, wenn er die verfchiedenen Arten von Wafferinfecten die Joblot will bemerfet haben, und folche mit mancherfen feltfamen Nah: men belegef, für HR Geſtalten eines und deſſelben Thieres erflärer * Auf dieſe Art fuhren meine Inſecten alle Yun genblicke hin und her, und zwar dergeftalt, daß fie R ſolche * Friſch i in Bi Vorrede zum V. Theile feiner Beſchrei⸗ bung von Inſecten. —* | N 2 J von dreyerley Arten Polypen. 3190 folhe Bervegungen alle auf einmal machten, und bald alle in einem Klumpen beyfammen, bald in - einem Kreis ausgebreitet waren. Wenn fie zus - fammenfuhren, famen fie fehr dichte unter und über einander; und weil der ganze Klumpen feinen Augenblick in völliger Nuhe war, Fonnte man fie nicht wohl zählen, doch wird es nicht zu viel feyn, wenn man ihrer über 100 ‚rechnet; diefe befanden ſich in einem Tröpfchen eines Waffertröpfehens,, das von dem ins Waſſer eingetauchten Finger auf das Glas, darauf man durchfichtige Gegenftände unter das en bringt, war abgeftrichen worden. Man hatte bey dem Microfcopio ein Obijiectivglas, vermöge deffen es im Diamerer 150 mal vergrößerte; der ſchwarze Kreis, den man im Mittel geſehen hatte, vergieng nach und nad), denn es war bloße Unveinigfeit gewefen, und die Fäden der Polypen zeigten fich alle wie im Mit—⸗ telpuncte in einander gefchlungen, denn deutlicher konnte man wegen ihres beftändigen Xuseinanders und Zufammenfahrens, die Art der Verbindung nicht fehen. Sie führen mätter bin und her, nachdem das Waſſer wegdunſtete, wurden aber wieder friſch, wie ſie neues Waſſer dia Uns ter ihnen ſchwammen häufig Inſecten herum, die theils von einerley Größe mit ihnen, theils auch nur wie bloßen Augen Sandförnchen in der Wei: te, da man fie deutlich ſieht, vorkommen, erſchie⸗ ‚ nen. Unter dieſen herumſchwimmenden befanden ſich auch welche, ‚ die ben an —— ae ähnlich, faben.. u. 3 * 4 un So 320 So viel bemerfte ich u * 1 tung diefer Gefchöpfe. | | fen, Naricherse mic) gar a daß eg * vom Herrn von Reaumuͤr ſogenannten Straͤuſerpolypen | ‚wären, die Herr Trembley in der 474 Num. der Philoſ Transactionen beſchrieben hatı*. Wie ihrer in meinem Glafe wohl Millionen — konn -⸗ ten, fo troͤſtete ich mich mit. der Hoffnung, andere zu finden, da ic) diefe, die ich zuerſt geſehen hatte, verlaffen mußte. Ich fand ihrer auch gleich den folgenden ı7 May wieder, da ich einen mit. dem Mikrometer quer über den Leib, (nämlich) nad). ei» ner Linie, die auf Den ausgefpannten Faden fenkrecht ſteht, ) wo er ohngefaͤhr am breiteften war, abmaß. ch fand die Breite 26 Revolutionen der Schraus en von meinem Mikrometer, da eine bey dem, Ob» jeetivglafe , das ich brauchte, - ırks5 eines Khein: land. Zofles gilt. Alſo betrug, die Breite des Po» Inpen obngefähr 0, 002 eines Rheinlaͤnd. Zolls. Ich babe dergleichen Polypen nach diefem den gan: zen Sommer über, und gar bis in den November deflelben Jahres gehabt. Sie hängen. an den Wür« zeichen der Meerinfeln, (lenticula Mich.) und. wenn ihrer ein ganzer, Klumpen beyfammen, fehen fie bloßen Augen wieein Schaumbläschen, in: DB eines ſehr FIRE Kr EBADARRNAR — a j Bst ie lag = * beten fm Me. Abrakım — Fi R. 8. Er .. ELE t ervasıons’ upon NEW. difeuvered Sees hi Bu Bir ge ı l.c.art.X. ©. auch des Hamb. Magazins 1.3 I. 4. St. TIL Art. 410,6. von dreyerley Arten Polhpen. gar Glas von einem oder ein Paar Zollen im Brenn⸗ en ‚ daß diefes Bläschen aus verfchies denen, fi) mannichfaltig bewegenden Körperchen befteher ; aber es will ſchon eine ziemliche Vergroͤſ⸗ ferung nöthig ſeyn, ihre glockenfoͤrmige Geftalt zu erkennen. | Wie Here Trembley feine Steäuferpalypen bes obachtet bat, ift im Hamb. Mugazin * erzäblee ' worden, Sch Habe auf ähnliche Art Gebüfche von den — betrachtet, bin aber bisher noch nicht ſo g geweſen, die wirkliche Vermehrung der⸗ ſelbe t Augen zu ſehen. Denn wie Herr Trem⸗ bley ſelbſt erinnert, muß man dazu nur einen einzel⸗ nen, oder wenige vor Augen haben, und da dieſe bloßen Augen unfenntlich find, fo fommt es bloß auf das Glück an, ob man dergleichen vor das Mi- croſcopium bekoͤmmt. In einem Glaſe mit Waſ— ſer, wie Herr Trembley ſeine Methode beſchreibt, hat mir ſolches nie gelingen wollen. Im Waſſer, das ich in Uhrglaͤſern unter das zuſammengeſetzte Vergroͤßerungsglas gebracht, habe ich einzelne for wohl an Würzelchen fißen, als von ihren Fäden ab⸗ gefondert herumſchwimmen fehen: aber die Schwie- tigkeit ift, alsdenn diefe Gefchöpfe fo lange lebendig , Sa daß man Veränderungen an ihnen ficht. | nig Wafler dunfter bald weg; in vielem ift die ‚geringfte Bewegung, die von außen gemacht wird, oder bie fie felbft machen, vermoͤgend, ſie aus dem engen ei das man duch eine —* —* ne ! £. 5 — | F I. .B. 4. St 410. 6. “nF En nachgehends fo ſchwer voii als — verſchlagenes Schiff auf denn Weltmeere; man kann fie auch felten nahe genug zum Objectioglafe bringen, ohne folhes zu beneßen. Ich babe alfo bisher nur noch fchließen müffen, daß meine Poly« pen fich auf die Art vermehren, wie Trembley von den feinigen geſehen. Denn es find doch einmal Polypen, das fehe ich ihnen mwenigftens fo ficher an, als ich den Seuten, die auf der Gaffe geben, anfehe, daß es Menſchen ſind. Kr Auch) diefes Jahr habe vom ar 5 ruͤh⸗ lings beftändig dieſe Polnpen, manchmal haͤufig, manchmal in geringerer Menge, gefunden. Selbſt aber in dem Glaſe, darinn ich fie behalten, find fie mir oft vergangen. Daß ihnen Fleinere In—⸗ fecten zur Nahrung dienen, verfichern ſowohl die Bernunftfchlüffe, als: die Beobachtung. Der Rand von der Glocde, die der: Polnpe vorfteller, ift fein Mund. Man fieht an demfelben durch) eine ftarfe Vergrößerung einen Strudel hineinfah⸗ rendes und wieder herausgehendes Wafler. Das ift ein Malrſtrom für die Fleinen Inſecten, die felbft dem gemwaffneten Auge noch bloße Püncechen find. Wie dieſe Gefchöpfe durchfichtig find, fo fieht urn in ihnen verfchiedene ſchwarze Pünctchen hin ber gehen; man fann folche Magen, Eingemweide, verfchlungene Speife, oder wie man fonften will, nennen. Ich fage nicht mehr, als ich geſehen ha⸗ be, und unterſcheide Schluͤſſe aus den Empfindun⸗ gen, von den Empfindungen ſelbſt. Ich von dreyerley Arten Polypen. 323 Ich verlaſſe dieſe Polypen um zu Denenjenigen | fommen , bie ich das. jeßige Jahr gefunden ie Die erften hievon find des Herrn Trembley en *. Ihre Aerme, die fich wie ein Federbuſch Auißbteiten, haben zu diefer Benennung " Gelegenheit gegeben. Herr Trembley hat fie fo vollſtaͤndig beſchrieben, daß id) nichts dazu zu ſe— ‘gen habe, und meine Leſer, die eine genauere Box ſchreibung verlangen, auf deffelben Schrift ver weiſe. Ich habe diefelben zuerft den 6 Heumonat im Waffer mit Meerlinfen gefunden; ich glaube, daß ich ihrer unzählige zuvor gefehen und wegge— | ſchuͤttet habe; denn man kann die braunen Zellen, mit denen fie zuſammen hängen, leicht für Unrei—⸗ nigkeit im Waſſer halten, wenn fie ihren Armbuͤ⸗ fehel nicht heraus ſtrecken, und fie ziehen folchen, tie die andern Polypen ihre Aerme, wenn das Waſſer, worinn fie find, beweget wird, zufam= - men, und friechen in ihre Zellen. Auch die vorer- mähnten fießen ihre Aerme ſchon den gen des Heu- monafs nicht mehr fehen, und find mir nachge= bends verdorben. Ich habe fie den Heumonat über häufig gefunden, aber mit demfelben iſt auch der Büfchelpotnpenfang ausgemefen, ob ich. gfeich an eben dem Orte, mo ich fie gefunden hatte, faſt täglich nachgeſuchet habe. Diefer ® * Polypes a pannache. Menidltes‘ ‚pour fervir & Phi. " ftoire d’un genre de polypes d’*au douce A brasen forme de 'cornes,, ‚par A. Treinbley de la Sac. Roi. _ III. Memoire, p. 210. Pl!'10, Fig! g/$ " 324 NMNachrich Dieſer J iſt ein Teich, in einei J der Stadt, der von keinem Waſſer ſichtbaren Zur fluß, und alfo vermuthlich Quellen hat. Er ifk meiſt mit Meerlinfen bedeft, und, wird. da, mo ic) die Polnpen ‚gefunden habe, von nichts. beun⸗ ruhiget; denn das Waſſer, zum Begießen des Gartens, wird in einiger Entfernung von demſel⸗ "ben Orte gefchöpft, weil man an diefem fo viel Mühe und Behurfamfeit brauchen muß, daß fonft kein kluger Menſch, als ein. Polypenfucher, auf den Einfall gerathen kann, dafelbft zu ſchoͤpfen. Ich muß noch erwaͤhnen, daß. Here Röfel in Nürnberg, dem Heren Mylius von unfern Poly pen gefchrieben hat, dieſe ebenfalls: gefunden, aber gemuthmaßer hat, es fünnten Saamen und Blüs then von den Meerlinfen ſeyn. So hoc) ich aber fonft die Aufmerffamfeit und Einſicht dieſes ger ſchickten Inſectenkenners halte, fo wenig kann i ihm. bierinne Beyfall geben, und des BVallisnieri Bemerfungen von den Meerlinfen werben a ion bes Gegentheils überführen *. . Eine neue Art. Polypen erfeßte mit den vori⸗ gen Verluſt. Den 5. Auguſt fand ich im Waſſer, das ich aus eben dieſem Orte bekommen hatte, Fe / EL * De arcano lenticulae paluftr. femine ac admiranda vegetatione In einer Sammlung, die unter dem Titel: Opere diverfe del Sig. Ant. Vallisnieri zu Venedig, 1714. in-4, heraus gekommen, unter den Nouve offervazioni fifiche e mediche n. 14 et: 25. 2 von dreyerley Arten Bolypen. 325 Geſchoͤpfe, das ich beym erſten Anblicke fuͤr des Herrn Tremblen gruͤnen Polypen erfannte * Er faß am Glaſe, und ein Junger zeigte ſich aus feiner Seite. Der alte war nicht gar zu lang aus“ geſtreckt, und hatte etwa 0, 09 Rheinlaͤnd. Zoll in der Sänge, die Aerme waren fo lang als der Koͤr⸗ per, des ungen Aerme zwar noch furz, aber durch ein ſchwaches Vergrößerungsglas fehr Fenntlich. ch fand bald in eben dem Waffer noch einen an⸗ dern Polnpen, der o, o2 Zoll lang ausgeftrede war. Den 6. Aug, befam ic) deren wieder. Ich ſah einen fich eines rothen Wafferflohes bemaͤchti⸗ gen, und felbigen verfchlingen, davon der Polype wie ein runder Klumpen ward, und man das Thier mit feiner rothen Farbe durch ihn durchfcheinen ſah. Herr Trembley bat die Nahrung Diefer Polypen während 6 Monaten, da er fie gehabt, aller Mid he ohngeachtet, nicht entdecken koͤnnen, und fie find ihm alfe geftorben, ohne daß er folche nachges hends wieder gefunden *8. | J Seitdem ich den erſten gruͤnen Polypen geſehen, habe ich bis in den September wenigmal verge⸗ bens nach welchen in dem geſchoͤpften Waſſer ge⸗ ſuchet. Sie ſetzen ſich bald an Meerlinſenblaͤt⸗ tern und Wurzeln, bald an dem Glaſe, oder einem Faden, oder dergleichen an. Ich habe verſchiede⸗ ne mit einem und zweyen Jungen, meinen Zuhoͤ⸗ rern und andern gezeiget und mitgetheilet: und an⸗ er % dere * Trembley I. Mem. p. 8. Planchet. £. I. ** Trembl. II. Mem. im Anfange p. 80. 26 Nachricht: SU — dere haben eben die Art der Pe ven „wie ich bemerket. Ich muß ‚aber. Kr daß das Vergnügen „fie betrachten zu fönnen, ſehr unſicher iſt; denn die Polypen ſind mir und andern, denen ich ſie mitgetheilet, oft verſchwunden, ohne daß man wiſſentlich das geringike. zu ihrer Zerſtoͤ⸗ zung beygetragen hätte, . Ich habe fie des Abends betrachtet, und den Morgen darauf nicht mehr fin den koͤnnen. Herr Trembley hat diefe Polypen nicht zerfihnitten‘, eg find zwo größere Arten, mit denen er diefes vorgenommen hat: und er faget felbft, er wiirde ſich ſolches bey den erften, da fie fo £lein find, nicht unterftanden haben. Ich bi ein wenig fühner, aber weder geſchickter, — gluͤcklicher, als er, geweſen. Ich habe Polypen zerſchnitten, aber die Grid * * im Bei - verlohren.. 4 | „Andere — 5 haben ı mie eh verfkabr eet, nach dem Ende des Septembers weiter. an die Polppen zu denken. Der gelehrte Her Bür- germeiſter Unger, deſſen Beytraͤge zur Mathefi forenfi fo fhöne Proben feiner Einficht in die Mas thematik, als feines: ruͤhmlichen Eifers, folche zum. Nutzen anzumenden, find, hatte, ‚mie mir . aus den Hamburgifchen freyen Urtbeilen ſchon bekannt war, ebenfalls Polypen entdecket, und aus einer Nachricht deſſelben, die ich durch den gelehrten Herrn Inſpector Buͤttner erhalten habe, erſehe ich..; daß ihm die von mir bemerkten Arten alle bes Fanntfind, Meine. KR ibe u PS Sieb» von dreyerley Arten Bolypen. 327 Siebhabern der Naturfundigung befannt zu ma— en, daß fie aud) in unfern Gegenden nach Ges fchöpfen , die mit Recht unter die wunderbarften gezählet werden, nicht vergebens fuchen werden, Sch halte Die Betrachtung der Werfe des Schoͤ⸗ pfers für ein edlers und der —— wuͤrdigers Vergnuͤgen, als die Vergnuͤgungen, die ſich die meiſten Leute in den Gaͤrten und auf dem Lande ‚machen, und zu denen man nicht allemall brauchte vernünftig zu feyn. tr: PLINIVS MAIOR. Mihi contuenti fe, perfuafi it rerum nat — vikil ineredibile exiſtimare de ea. Inhalt —* Juhalt fr — dee ren Bandes drittes Stud. I. Abhandlung von den fi eben Wundermwerfen * | Delphinats, uͤberſetzt und mit Anmerkungen bes ‚gleitet von: 5. G. Freytag Seite 219 II. Zweene Berfuche mit dem Baromekr, in den pohlnifchen Salzgruben, Wieliczka und Bochnia, von C. G G. Schob er 2.250 II. Nachricht von Colin Mac Laurind Leben, und deffen Inbegriffe der Newtoniſchen — | IV. Bon einem Donnerwetter, BR dag * ben ſind abgedruckt worden 267 V. Auszug aus einer Schrift des D. Blackwels, die Verbeſſerung des Feldbaues betreffend 287 VI. Herrn Benjamin Rolins Schreiben , worinnen gemeldet wird, daß die Eleftricität des Glaſes den Seecompaß, mie auch ze Magen. in Unordnung bringe N.’ vH. Nachricht von dreyerley Arten bey Leipzig ge⸗ fundenen Polypen, von A. ©. Kaͤſtnern „P. P.E. 317 pe pe SL A eamburgiſches geſammiete Schriften, zum Unterricht und Vergnuͤgen, aus der Naturforſchung und den angenehmen Wiſſenſchaften uͤberhaupt. | Des dritten Bandes viertes Stick. Mit Königl. Pohln. und Churfuͤrſtl. Sachſiſcher Freyheit Hamburg, bey Georg Chriſt. Grund, und in Lipzig, bey Adam Heine. Holle, 1752. | | va a J. Von den merlwuͤrdigen Veränderungen; welchen A nach und nach die Oberflache unferer Erde unterworfen. Js ift gewiß, daß alle Dinge und Wir⸗ A, Eungen in der Welt nach einerungun: begreiflichenDrdnung auf einander fol⸗ gen,und alle Augenblick in andere Um= ftände verfeßer werden; ob gleich unfere blöde Sinnen nicht binreichen, die unendlichen Ver—⸗ änderungen zu uͤberſehen und anzumerken, die da vor: gehen. Mit der Zeit aber werden wir von den. in den Fleinften Theilen der Zeit vorgegangenen Beräns derungen gnugfam uͤberfuͤhret. Thiere, Bäume und das Gras ſiehet niemand wachfen, und dennoch zwei⸗ fele man an der Sache felbft nicht, weil man fiehet, daß fie eine Zeitlang Elein, und nach einiger Zeit groß find. Geſetzt, der — lebte nicht ſo lang, daß | 2 Ur — * in Ri h N — i > er 332 Don den merkwuͤrdigen er dergleichen Veränderungen überfehen Eönnte. 3. €; er lebte nur eine Stunde; fo würde er aud) nichts ge» wiſſes hievon wiſſen. Dieſes haben wir. infonderz- heit mit in Betrachtung zu ziehen, wenn ung verfchie- dene in der Natur fich ereignende Umſtaͤnde der Dinge vorfommen, die uns ſeltſam ſcheinen, weil wir nicht begreifen koͤnnen, wie ſie in dergleichen ha— ben verſetzt werden koͤnnen. —— So viel ſehen wir zum voraus, daß es nicht un- moͤglich fen, daß ſich in der Natut folche Veraͤnde— rungen mit der Zeit aͤußern koͤnnen, die ein Menſch, theils wegen feines kurzen Lebens, theils wegen Man: gel glaubwuͤrdiger Nachrichten, aus dem Alterthum zu uͤberſehen nicht im Stande iſt, und deswegen ſchwerlich muthmaßen kann, daß dergleichen vorge- gangen. Doch giebt es aber auch nicht allein Muth⸗ maßungen, fondern viele wichtige Anzeigungen von vielen wichtigen auf unferer Erde vorgegangenen Ber- änderungen. Die Gefchichte find voll von wunder baren und um fo viel wahrfcheinlichern Nachrichten, je weniger fie von ungezwungenen Bernunfefchlüffen ‚abweichen. AN | —— Es beſtehet unſere Erde hauptſaͤchlich aus einer gewiſſen Menge Waſſers, und einer gewiſſen Menge feſter Materien, fie bat dabey eine beynahe Fugel- runde Figur, Doch finden wir, wenn wir ihre aͤuß fere Fläche berrachten, daß fie mit merklich, über die umliegende, erhäbenen Dertern, oder Bergen und tiefen Thälern, in welchen fih bisweilen das Waffer ſammlet, befege fen; ob man gleich die Tiefen und Höhen, in Anfehung der Dicke der Erden, eben fo wenig und noch weniger Urfache bat, in Betrachtung — BANG; ER Veraͤnderungen unferer Erdfläche: 333 zu ziehen, als die Fleinen Srübchen an einer von Hl; vedrechſelten Bug, Wir —— wahr, daß eine große Menge Waß fers durch tiefe Kanäle aus dem trocknen Sande in Die Meere läuft, und Daraus erkennen wir, daß das trockne fand ber dem Seewaſſer erhaben fey. Wenn fir weiter hinauf die Bahn diefer Canäle verfolgen, ſo finden wir, daß viele kleinere Candle öfters an ver= ſchiedenen Orten zufammen laufen, und in einen gros= fen ige Wafler insgefammt ausgießen. Berfolgen wir einzeln der Eleinern Weg, fo nehmen wir wahr, daß alle entweder aus Dertern, Die merklich über den umliegenden erhaben, und aus Bergen ihr Waffer befommen, oder aber aus Dertern, die doc) höher find, als alle diejenigen, über weiche das Ball er wegfließt. Es entſpringen alſo aus den Bergen, und ber dem Seewaſſer erhabenen Dertern Quellen , und dar: aus fommen ganze Bäche, Bäche laufen zufammen, und werden große Flüffe, Die Flüffe laufen in fehr weite und tiefe Pläße, alfo werden die Seen unters halten. Wir hun nicht unrecht, wenn wir in un— fern Betrachtungen den Weg wählen ‚auf welchen uns die Natur felbft leiter.” Wir fangen alfo felbige von den über dem Seewaſſer erhabenen Dertern an. So lange diefe ſtehen, haben wir Hoffnung unſere Duellen, Bäche und Fluͤſſe zu — Die Baͤche und Fluͤſſe werden unſere Gedanken in die See ab— leiten, da werden wir ſehen, wie derſelben Tiefe durch den Schutt der uͤber ſelbiger erhabenen Oerter HL ausgefüller, und wie derfelben Raum auıb auf eine ”- andere Art, wenn eine möglich, verringert erde. N 3: | Um 334 fuͤllet wird, um ſo viel muͤſſen Um ſo viel nun, le der. Schutt * N in die | Seen fällt, oder überhaupt der Raum, ‚der ausge ich die Seenüber ihre vorige Gren; son erheben, und alfo müffen allmählich die trockenen Dexter der Erden berſchwemmet wer⸗ den. Mithin werden wir einſehen, da daß an Oertern, wo vorhin Land geweſen, Seen, und wo vorhin Seen geweſen, Kander entſtehen koͤnnen. Wenn wir ſo weit in unſern Betrachtungen gekommen, werden wir finden, Daß wir uns zu verwundern nicht die ge ringſte Urſache ige , wenn wir in gewilfen Laͤndern Dinge antreffen, die nicht ordentlich in felbigen er— zeuget werden, und ob man gleich den Poeten nicht leicht Urſache zuglauben bat, fo werden mir doc) dem Ovidio in vielen Stücken beyftimmen müffen, wenn er fich in feinem ısten Buche von Verwandelungen Der Dinge 5; D—— heraus laͤßt: Wo * vidi ego, quod kuerat quondam — tellus Efle fretum. Vidi fadtas ex æquore terras. E proeul a pelago conch® jacuere marine; Et vetus inventa eft in montibus anchora fummis. Quodque fuit campus, vallem decurfus aquarum Fecit, et eluvie mons eft dedudtus in zquor: Eque "paludofä fiecis humus aret arenis: Quzxque fitim tulerant, ftagnata paludibus hument. Hic fontes natura novos emifit, at illie Claufit: et antiquis tam multa tremoribus orbis Alumina profiliunt; aut excæcata refidunt. : Sie ubi terreno ve eit epotus hiatu; Exfiftit procul hinc alioque renafcitur ore. Sic ımodo combibitur; tecto modo gurgite lapfus Redditur Argolieis ingens Erafinus in arvis. Et Myfum capitisque fui ripeque prioris Peenituifle ferumt, alia nunc ire Caicum. = Veränderungen unferer Erdflaͤche. 335 Wboo vor ein veſtes Land; da fah’ ich was vom Meer. Wbo vormals Waſſer war, da ſah' ich trockne Höhen. Weit von der tiefen See, da lag ein Muſchel⸗Heer, Die die Natıır allein erzeugt in großen Seen. ’ Auf hohen Bergen traf man alte Anker an. . Wo vor ein ebned Feld, da machten viele Fluffe Ein'n auggebölten Thal. Die Berge fahe man Ins trockne abgeſpuͤhlt durch ſtarke Wafferguffe- Die Pfuͤtzen deckete ein trockner heißer Sand. Was vormals lechzete, da ſah' ich feuchte Pfuͤtzen. Dort, wo kein Troͤpflein einſt die kleinſte Oefnung fand, Springt helles Waſſer aus. Hier ien ſich die itzen. Man ſieht, wie hier und dort ein Kr Fluß aus: richt —3 Aus dem erſchuͤtterten Gebäude dieſer Erden. + Dft bleibe er, wo er war, und kommet nicht and icht Oft aber muß er doch auch wieder ſichtbar werden. Noch weit davon, wo man ER ia ; f und Der duͤrren Erde ficht den Lycusſtrom verfchlingen, Wird felbiger erzeugt, und lauft auf feinen Grund, Dis man ihn noch einft ſieht am andern End ent- ü fpringen. Der große Erafin wird eben fo. verfchluckt, Und ins argolfche Feld doch wieder ausaelaffen Caicus alte Bahn iſt, wie man ſagt, verruckt. Und Myfus fol nunmehr den alten Ausflug haffen. und etwas weiter unten *: —94 | Antiſſa * Fluctibus ambitæ fuerant Antiſſa Pharosque, Et Phoœniſſa Tyros: quarum nunc inſula nulla eſt Leucada continuam veteres habuere Coloni: Nunc freta circumeunt. Zancle quoque jundta fuiffe ‚Dicitur Itelix: donee confinia pontus Abſtulit; & mediä tellurem repulit undä, 336. Von den merkwuͤrdigen I) — Axrea, nunc tumulus: nam, res horrenda re Antiſſa mußte vor in folgen Wellen feyn. So wurde Pharus auch vom Waſſer ei Een loffen, Und Tyrus ebenfalls. Sind fie nun Infeln? nein, Es ift von Zeit zu Zeit das Waſſer abgefloffen. - Die Inſel Leucas hat das fefte Land berührt, H Doch endlih hat das Meer diefelbe abgefchnitten, Nachdem die milde Fluth die Grenzen weggeführt. Und eben diefes hat Sicilien gelitten. ji Du fragſt, wo Helice, und wo nun Buris fey? - Geh’ fuche nur im Meer. Das Seevolk pflegt zu zeigen Bon dem verfall’nen Bau noch jegund mancherley, Als: daß man Mauren ſieht fich auf die Seite neigen. Bey Pithean hebt fich ein Hügel hoch empor, Die fteile Flache prangt mit feinen grünen Baumen. - Hier war einft ebnes Feld jetzt ragt ein Berg hervor, Wem hat dies alles mol vorzeiten koͤnnen traumen ? Der wilden Binde Wuth, (ein Schauer fömmt mir x F / n ? Die aus der engen Kluft der Erde zu entwifchen, In eine freye Luft, den Weg niche finden Fantı, - Un ſich mit felbiger auf einmal zu vermifchen, Die blaßt die Erde auf, und macht die Eb'ne hoch, Eo wie der Odem pflegt die Blafen aufzublafen. Der Hügel bleibet ftehn, die Zeit verbarter noch Den Sau, und will ihn auch die Nachwelt ſehen laffen. Ä | Die Si queras Helicen & Burin Achaidas urbes; Invenies fub aquis: & adhuc oftendere nautæ "Inclinata folent cum mœnibus oppida inerfis. Eſt prope Pitthean tumulus Trazena, fine ullis Arduus arboribus, quondam planifliina campi *— Vis fera ventorum cœeis incluſa cavernis, Exſpirare aliquâ cupiens, luctataque fruſtra Liberiore frui cœlo, cum carcere rima Nulla foret toto, nec pervia flatibus eſſet;/ Extentam tumefecit hummum: ceu fpiritus oris Tendere veficam folet. —— Tumor ille loco permanſit, et alti Collis habet fpeciem: longoque induruit ævo. \ | ¶Veranderungen umferer Eröfldche337 Die natürliche Beſchaffenheit der erhabenen Oer⸗ tor der Erden bringer es mit fih, daß alle ſchwere Koͤrper, die auf derſelben ſchiefliegenden Flaͤchen ru⸗ ben, fo bald fie durch aͤußere Gewalt von der Ver— Bindung mit den noch erft aneinander hangenden Theis Ten der hohen Derter abgefondert worden, fich herun⸗ ter welzen müffen. Nun ereignet es ſich, daß fie große Anfälle von Plasregen, Wolkenbrüchen, Sturm- minden, Erdbeben, und großen gewaltigen Leber- ſchwemmungen auszuftehen haben, und alfo iftnichts leichter zu begreifen, als diefes, daß die Höhen’ all- maͤhlich erniedriget, - und die Thäler und niedrigen. Oerter mit den herunter geftürzten Körpern erhoͤhet werden muͤſſen. Die Erniedrigung hoher Berge durch Regen und Winde ift fo merklich, daß des Menfchen geben nicht zu kurz, fich bisweilen Davon durch Die Erfahrung zu überführen, plor* erzehlet von einem ‘Berge in Northam⸗ tonſhire in Engeland ein ſolches. Rajus fuͤhrt in ſeinem Tr. vom Anfang, Veraͤnderung und dem Un tergange der Melt eine ihm mitgetheilte Anmerfung eines glaubwürdigen Mannes an, daß der Thurn von Craich in dem Parc von Derbyfbire 1672 nicht hätte Fönnen gefehen werden wegen eines zwifchenges legenen Berges, da man nad) der Zeit nicht allein den Thurn, fondern auch einen großen Theilvon der dabey jtehenden Kirche Hätte ſehen koͤnnen. Cr fuͤh— tet weiter an, daß das Volk in dem Fürftenehume Wallis in den Thälern von Lhansberys das fand von den Steinen faubern müffe, fo durch die heftigen Waſſerfluthen ‚von den Bergen herunter geſtuͤr zet Juin wuͤr⸗ * Hift, nat. Staff. 338 - Bon den merkwi ri ( get Bar, würden. - Der Grund des Eapitofüiz zu m ft fon bloß liegen, und unten an dem Fuß des Berges der Triumphbogen des Septimius beynahe ganz mit Erde bedecket ſehn. Die Alten haben ſchon angemerket, daß die Berge von Zeit zu Zeit niedriger würden, | Aelianus ſchreibt, daß nicht allein der Berg Aetna, ſondern auch der Parnas und Olympus den Seefah⸗ renden ſich zu erniedrigen ſchiene. Ie ſteiler die über dem Seewaſſer erhabene Her: ter und Berge find, je leichter laffen fie ſich erniedri- gen. Die Kraft, die die Körper auf dem ſchieflie— genden Flächen erhalten foll, muß nad) den Gründen der Mechanik defto größer feyn, je fteiler fie find, Da nun die Kraft der narürlichen Verbindung der Theile der erhabenen Derter gleich ftarf ift, Die erha= benen Derter mögen fteil oder nicht fteil feyn; fo muß dieſe Kraft, weil fie die ſchweren Körper zurück Hält, daß fie auf den fehiefliegenden Flächen ſich nicht her- unter welzen, mehr einbüßen, weil die erhabenen Oerter fteil find, und weniger, wenn fie nicht fo fteil find. Es müffen alfo bode Berge, die eine Fleine Grund- fläche haben, viel eher erniedriget werden koͤnnen, als die niedrigen, und die eine weite Grundflaͤche haben. Inſonderheit hat man angemerket, daß ſehr Hohe Berge ſpitzig zulaufen, weil fie mehr, als nies drige, heftigen Sturmminden ausgefeßt,, welche im Stande find, immer mehr und mehr von felbigen abzufondern, und endlich gar die Spißen herunter zu flürzen, Man fiehee an verſchiedenen Orten jähe und unferbrochene Selfen, die allgemac) immer mehr und mehr, theils durch ihre eigene Saft, theils durch Sturmwinde, Negen und verfihiedene andere Anfälle jer- Veraͤnderungen unferer Erdfläche. 339 zerfallen. ‚Der vevalifche Dohm, der. auf einem ziemlich hohen Felſen erbauet ift, zeiget ein Haus auf einem fehr untergrabenen Grunde, ſo daß niemand ſich wird überreden koͤnnen, zu glauben, daß es ans faͤnglich auf einen fo gefährlichen Grund wäre erbauee worden. Man muß vielmehr denken, daß derſelbe allgemach unterbrochen ſey. Einige Meilen jenfeit Narva geher die Sandftraße längft dem Seeufer weg über einen hohen Grund, ber einige. Faden über der Hberfläche der offenbaren See erhaben ift, und unten am Strande wachfen noch ziemlich hohe Bäume, ‚Hier ſiehet es fonderlich fürchterlich aus, wenn man bemerfer, Daß die Wege an einigen Orten ganz durch. | ‚gebrochen feyn, und daß fih große Stuͤcke bis an den Fuß des fteilen Selfen herunter geftürzer, Die in - der Schweiß gewefen, haben eine größere Anzahl der- ‚gleichen Berge zu feben Gelegenheit gehabt, Das uͤber dem Seemwaffer erhabene Sand, und it: ſonderheit die Berge, find gleichfam Brüfte der Er— den, Die das Wafler, als die Milch der Erden, nicht allein außen von dem gefchmolzenen Schnee, oder wen berabfallenden Diünften und dem Regen befom- men, fondern zugleich, nach Varenii und vieler anz dern Meynnng, aus den Adern der Erde felbit, die aus der See durch unserirdifche Gange fich in der Erden vertheilen. Wenn diefes fo wahr ift, fo wahr- ſcheinlich ee denen deucht, die die. Meynung behau⸗ pten, fo muß die öfters wuͤtende See ihre "Bewegung dem unterivdifchen Waſſer mittheilen, und die über dem Seewaſſer erhabene Derter untergraben.. Auf folche Arc müffen fie einen fchwachen Grund befommen, und alfo ſich mit der Zeit durch ihre eigene Schmwerefenfen. | | Nebſt ¶¶Won den merfioiiedigen eh dem-ift es auch nicht unmöglich, daß die in der Erden wirkende Wärme das Waffer in Dünfte verwandelt, die in den Klüften der Erden eingefehlof- fene Luft ausdehner, und dadurch die Hölungen der Erden, infonderheit in den Bergen, wo fie mif den Duͤnſten insgemein ihren Ausgang fucher, noch geös- | . fer mache. Und follte dieſes feine Richtigkeit nicht haben, fo ift Doc) gewiß, daß das aus den Bergen herabgeftüczte Waſſer viele Theile von denfelben mit- nimmt. Dies muß nun nothwendig auch zu der Aushölung und Schwächung der Berge beytragen, daß fie den aͤußerlichen Anfaͤllen noch weniger wider⸗ ſtehen koͤnnen. Wir dürfen uns alſo nicht vermun- dern, wenn wir hören, Daß Berge auf einmal ein- fallen, movon man viele Beyſpiele aus der alten und neuern Geſchichte weiß, und wie ſich ſolches noch im Jahre 1739 mit einem gewiſſen Berge in Crain, niche weit von Laybach, zugefragen hat. Plinius fagt, die Erde verzehre fi) ſelbſt, und fo wäre ein hoher Berg Cybotus mit der Stadt Cu= tite von derfelben verſchlungen, woraus wir ſehen, daß Die Alten eben das angemerfet, was wir noch beutiges Tages erleben. Daß das Erdbeben mit eine - Haupturfache der Erniedrigung der über dem See— waffer erhabenen Derter fen, davon laſſen fich viele —2 Beyſpiele anführen, und in den Zeitungen findet man faft alle Jahr Nachrichten von deffelben ſchaͤdlichen Wirkungen *Es iſt aber an ſich begreif⸗ » Lima und Callao hat i in unfern Tagen ein folches Schickſaal erfahren. Im Jahr 1746 den 27 Octo⸗ ber wurde diefe Hauptſtadt im Königreiche Peru von einem folchen entfeglichen Erdbeben ——— in not | Beränderungen unferer Erdfläche: 3qı begveiflich ; daß durch dergleichen Erſchuͤtterungen die natürliche Feſtigkeit, mit welcher die Theile anein⸗ ander bangen ‚ aufhören, und felbige getrennet wer⸗ den müffe, Sie fegen fi) alfo nach den Geſetzen der Schwere herunter, und füllen die Hölungen der Erde aus, die dadurch entftanden, daß die in der Erden ausgedehnre Luft und Dünfte, oder die Mas terie des Erdbebens fich ‚einen Weg gemachte. Die Mate⸗ noch vor Einbruch der Nacht kein einziges Haus in der Stadt uͤbrig war, welches nicht dabey gelitten hatte. Die zween praͤchtigen Thuͤrne der Haupt⸗ kirche waren herunter geworfen, das Kloſter der Au⸗ guſtinermoͤnche zu Grunde gerichtet, und faſt alle andere Kloͤſter in der Stadt durch dieſen fuͤrchterlichen Zufall zu einem weiteren Gebrauch untuͤchtig gemacht worden. Der Schwibbogen einer Brücke, worauf die Bildfaule des Königs, Philipp des. V, flund, war in Stücken zerbrochen, und die Anzahl der Per⸗ fonen, welche in dieſem jammervollen Anfange ums Famen, ward auf 5000 gefchägt. An eben demſel⸗ ben Tage wurde der Hafen Eallao von der Ser vers ſchlungen, und von 7000 Eimvohnern find kaum ..100 dieſem erſchrecklichen Elende entronnen. Ueber: haupt kamen an diefem Tage bey 12000 Seelen um. Den zgten verfpurte man zu Aima wifchen 9 und 12 Uhr des Morgens nicht weniger als 60 Gtöfe, wovon einige fehr heftig waren. Den often waren fie vom Morgen bis in die Nacht fo haufig, dag man fie nicht eigentlich angeben Fan. Von dem 31Oct. bis den 10 Novemb. verfpürte man gleichfalls öftere_ Erfchutterungen, welche mit einem fürchterlichen und erſchrecklichen Gemurmel und Reißen in dem Einge- ‚weide der Erde vergefellfihafter waren. Den 13 und ı4ten vermehrten, fich. dieſe unterirdiſchen Donner, und man rechnet, daß fich die Anzahl der Perfonen, welche vont Anfange Bis zum Ende diefed Ungluͤcks umgefommen find, auf 13000 Menfchen zu fegen ſey. / 342 Von den merkwuͤrdigen ie Materie, die dag Erdbeben‘ Beeinfacher, endlich ' eben das Feuer, fo fich bey den fauierfpeyienden‘ Ber: gen zu erkennen giebt, Es dehnet die Luft in den Kürten der Erden mit Gewalt aus, und: hat eben die Wirkung, die das Schießpulver in angelegten Minen bat. Caſaubonus erzehler, daß zu feiner Zeit im Canton Bern ein Dorf, Hyborn genannt, durch einen im Erdbeben eingefallenen, 2000 Schritt von demfelben gelegenen, Berg ganz bededet, und. die ganze Geyend ein ebenes Feld worden, Ein ähnliches Schickfaal hat die Stadt Plus, im Graue bünder Sande, 1518 ausgeftanden, ſo daß man an dem Orte, wo die Stadt gewefen , nach der Zeit nichts als eine See geſehen. Kircher ** gedenfee eines Eröbebens, da er felbft einen Zufchauer vieler betrübten Borftellungen eines Trauerfpiels mit ab⸗ gei geben, in weichem faft Die ganze Stadt Cuphemia in die Erde gefunfen. Die feuerfpeyenden Berge muͤſſen auch dadurch allgemach zu ihrem Ende eilen, daß ſie von Zeit zu Zeit viel Materie auswerfen. Strabo *** fuͤhret aus dem Poſidonio an, daß eine Stade nicht weit von Sidon i in Phoͤnicien durch ein Erdbeben verſchlungen ſey. Was durch Ueberſchwemmungen fuͤr wichtige Ver⸗ | änbefiingen: in dieſem Stücke haben vorgehen muͤſſen, ift leicht zu erachten. Ale Eleine ausgehälte Stuͤcke von der Erde, und übrige Körper, die von leichterer Urt, als das Wafler, und nicht ftarf genug mit den gropen aaa der ganzen a. vereiniget — baben * In Comment. im. EB; RT ** Kircherus in prf. mundi yttegantti. "ar ni ** Geogr. Lib, I. ae nn N u Pr Beränderungen unſerer Erdflache. 343 haben nothwendig müffen erhoben und abgeriffen wer- den, Iſt dasWaffer zugleich ftark beweget worden, fo hat es noch leichter gefcheben koͤnnen. Rajus führe: im oben angeführten Tr, einen franzöfifchen Ghefchichtfchreiber, Dignier, an, der von einer gross fen Ueberſchwemmung im Südertheil von Languedoc Meldung thun foll, die im Jahr 1557 fich mit einem fo erſchrecklichen Ungewitter zugetragen, daß bey Niſmes unterfchiedliche alte Haufen und Hügel Lan⸗ des weggeführer, auch) viele andere Derter von ein⸗ ander gerifien worden. Es laͤßt ſich wahrſcheinlich hieraus muthmaßen, daß die großen, Ueberſchwem⸗ mungen, z. E. die Noachiſche, Oghgiſche und Deus calioniſche, die wir unter uralten Geſchichten finden, aͤhnliche, aber viel groͤßere Wirkungen hervorgebracht. Daß aber in dergleichen Ueberſchwemmungen große Koͤrper, und die von ſchwererer Art, als das Waſſer, viele 100 Meilen Weges durch die Bewegung des Waſſers ſollten weggeriſſen, und auf die hoͤchſten Berge verſetzet worden ſeyn, daran laͤßt ſich noch zweifeln, ob es gleich viele gegeben, die ſolches aus unzulaͤnglichen Anzeigungen feſt zu ſetzen ſich getrauet. - Ehe wir unfere Betrachtungen weiter fortſetzen, wollen wir noch Fürzlich berühren, mie die befondere Beſchaffenheit der fagen, die man an manchen Or— ten über einander aufgeführer fieber, wenn man die Erde ausgräber, uns befondere Anzeigungen von den Durch Ueberſchwemmungen zerftörten hohen Dertern gebe. BRamazini, ein italienifcher Weltweife, giebe uns hievon eine merkwuͤrdige Nachricht. Indem er unterfuchen will, wie die Quellen um Modena her⸗ um entftehen, giebt er zugleich vie Abwechſelungen der der a an, die man bey Grabun Von den merkwuͤrdigen ; d — | wahrnimmt. Erſtlich ſoll man daſelbſt — — berbleibfef ober Rudera von einer alten Stadt und Gement, darz | auf eine harte dichte, und denn eine ſchwarze mora⸗ ſtige mit Rohr und. Schilf angefuͤllte Erde angetrof⸗ fen haben; darauf hätte die Befchaffenheie der Exde abgemwechfelt, und wäre..bald weißlich bald ſchwarz geweſen; darauf märe man.bis auf eine mit Schne: ckenſchalen angefuͤllte Lage von Freidenhafter Mate— rie gekommen, und unter dieſer waͤre wieder eine mo⸗ raſtige, der vorigen nicht unaͤhnliche, aus Binzen auch Blaͤttern und Aeſten von allerley Pflanzen zu⸗ ſammengeſetzte Schicht gewefen; darauf wäre wieder eine, wiewol nicht fo Dice Schicht von kreidenhafter, der vorigen aͤhnlichen, Materie gefolger; Darauf eine Sage von Moraft; darauf, twieder eine Schicht von kreidenhafter Materie, die aber nicht fo dick geweſen, wie die benden vorigen Schichte von derfelben Mate: vie; ‚Darauf wäre. noch einmal Moraft gekommen, und endlich wäre man an eine weiche. und fandigte Sage gerathen, Die mit Kiefelfteinen und Sachen, ‚die die See auszumerfen pflegte, vermengt geweſen; überdem hätte man im. Graben mancherley Arten Bäume in den moraftigen Schichten und dem Raum | zwiſchen dem Grunde der alten Stadt und dem Anfange der Freidenhajten Sage angerroffen. Bisweilen haͤtte man im Graben auch Knochen, Kohlen und Eiſen⸗ ſtuͤcke gffunden. Ramazini meynet, und wir glau⸗ | ben eben nicht, daß wir viel zu viel thun, wenn wir 8 ihm zur Gefellfchaft mit meynen, Daß die Sagen von Freidenhafter Materie von drey großen Ueber- ſchwemmungen vor uralten. Zeiten dadurch. erzeuget wor⸗ Beränderungen unferer Erdflaͤche. 345 | worden, daß fie die Erde von den Bergen in tie nies drigen Oerter abgeſtuͤrzet, und daß von einer Ueber⸗ ſchwemmung bis zur andern eine lange Zeit verfloß fen wäre, da denn die aus Wurzeln und Blättern gewiſſer Pflanzen zufammengefegte Sagen, die in der ‚Mitten angetroffen worden, nachdem fich das Waf fer in Die vorigen Grenzen zurück begeben, oder wies der abgefloffen, entftanden, In diefer Zeit wären nämlich viele Pflanzen und Kräuter aus: der Erden ‚hervor gewachfen und verfaulet, und alfo wäre allge- mach eine Schicht ſchwarzer Erde aufgeführee worden. - Inzʒwiſchen waͤre es zu weiterer LInterfuchung dee natürlichen Befchaffenheit der über dem Seewaſſer erhabenen Oerter, und zur Erkenntniß der Berändes rungen, welchen fie von Zeit zu Zeit unterworfen ges wefen, nicht undienlich, an verſchiedenen Orten tief in die Erde zu graben, und die Abwechſelungen der Lagen und ihre Beſchaffenheit genau anzumerken, dabey auf die umliegenden Gegenden Achtung zu ge— ben. Dieſe Arbeit iſt bis hieher hauptſaͤchlich des⸗ wegen unterlaſſen worden, weil ſie beſchwerlich und ſo beſchaffen, daß die Naturkuͤndiger dieſe Unterſu⸗ chungen nicht ohne Huͤlfe in ihren Zimmern anſtellen koͤnnen, und weil endlich der Nutzen gar zu uneigen⸗ nuͤtzig und philoſophiſch zu ſeyn ſcheinet, es fen denn, daß man fich um den Ackerbau mie diefen Bemühungen verdient machen Fönne, Der Untergang der erhabenen Derter über der Erden, deren natürliche Urfachen am Tage liegen, drobet den Quellen, Bächen und Fluͤſſen nothwendig den Untergang; ſintemal dieſe ohne jene weder entſte⸗ hen noch beſtehen koͤnnen, weil ſie aus ſelbigen alle 3Band. 3, Yugen« - Erden geftürzte Waffer einen tiefen, und nach Beſchaf⸗ 74 Bäche und Flüffe verfolgen; fo werden wir gnugfa- biger ausgedünftere, oder auch, wie viele meynen, | ‚treiben, und in die Quellen zuſammen bringen foll, und! 346 Von den merkwuͤ dig et Augenblick ihre Nahrung bekommen — Ja die Fluͤſſe koͤnnten nicht einmal fließen und Fluͤſſe beiffen, wofern nicht Die ausgehölte Bahn ſelbſt abhaͤngig waͤre, und wofern das Waſſer nicht von einer Hoͤhe herun⸗ ter floͤſſe. Ob nun gleich diefes feine Richtigkeit hat, | fo bat es doch nicht weniger feine Richtigkeit, daß | auch Zlüffe zu der Zerſtoͤrung der Berge, und alſo auch ihrer felbft beytragen. Es macht ſich namlid) das aus hohen Derfern der | fenheit des Gegenftandes frummen oder weniger krum⸗ men Weg, und alfo ein Bädlein. Kommen viele dergleichen Bächlein zufanımen ; fo enrftehen Bäche, und viele Bäche machen große Stöffe „ Die fich endz lic) in die See ausgießen. Sie erfegen Das aus ſel⸗ durch unterirdifche Gänge unter die über dem Sees) waſſer erhabene Oerter abgeleitete Waſſer, welches die Natur durch eine unterirdiſche Waͤrme in die Hoͤhe verſuͤßen die in der See und Adern der Erde zuruͤck gebliebene Soͤle. Wenn wir nun die Bahn ſolcher me Anzeigungen haben, und durch natürliche Schluͤſſe uns überführen koͤnnen, daß fie, und zwar am mei— fien, wenn fie jähe und fchnell laufen, von dem ab« bangenden Grunde allmählig viele ſchwere Theile mit herunter reißen, auch an den Seiten vieles abftoßen, und mit ſich führen müjfen: fo foll der Rhein dag Glacis zu Kehl dergeftalt hinweg geſchwemmet haben, daß man in aller Eile einen Damm aufführen müffe Ten um Die völlige Ueberſchwemmung zu verhuͤte. GER de he ⁊ Veraͤnderungen unſerer Erdfläche.347 Es koͤmmt alſo alles allmaͤhlich an die niedrigere — welche eben dadurch), daß die hoͤhern niedris ger werden, erhoͤhet werden muͤſſen. Es laufen die Fluͤſſe, wie man wahrnimmt, an allen Orten niche gleich geſchwinde, und wo die Fluͤſſe breie find, ver: fpüret man eine merfliche Veränderung der Gewalt des Waſſers, da laſſen fich alfo bisweilen die ſchwe— ren durd) die Gewalt des Waſſers Herabgeführten Theile herunter, und ſetzen fid) auf den Örund. Da— hero haben wir oft mitten in den Flüffen Fleine ns - feln. Es gefchiehet auch zuweilen, daß die Bahn der Flüffe von dem berabgeftürzten und zu Boden ges festen Schlainm, Erde und Sand fo hoc) erhöhee wird, als der It ſelbſt iſt, woraus das Waſſer ent⸗ -fpeinget *, fo hat z. E. ein Arm vom Rhein, der vors zeiten vor — vorbey i in das deutſche Meer ſich ers goſſen, ſchon vor einigen 100 Jahren dieſe Bahr ver: laſſen. Da einige Fluͤſſe vorhin ſchiffreich geweſen, in welchen anitzo durchzukommen ſchwer wird: ſo laͤßt ſich ſchließen, daß ihre Bahn erhoͤhet worden. Die Staaten von Holland ſind eben dieſerwegen gezwun—⸗ gen, an verfchiedenen: Orten Anftalten zu machen, daß die Flüffe geveiniget werden, Damit die darin fahrenden Schiffe fortkommen. | Man bemerket aud) zu gewiſſen Zeiten, infon= derheit wenn der Schnee anfängt zu fihmelgen, und _ das Flußwaſſer zu vermehren, Daß die Fluͤſſe mit vie— len Unreinigkeiten angefuͤllet ſind, ſo daß man kaum das Waſſer genießen kann. Alle dieſe Unreinigkei— ten kommen aus dem Lande, und tragen wenigſtens etwas weniges zur Erniedrigung des Landes und Er⸗ 32 hoͤhung * Vareniui inGeogr. Gen, L.L,C, XVIL, Pa.5- 3438 Bon den merkwürdigen höhung derjenigen Derter bey, wo die Unveinigfeiten ſich endlich fegen muͤſſen. Die Ausfüllung und Er- hoͤhung der Bahn der Flüffe ift an allen Dertern niche gleich merflih. Nachdem fie größer oder Eleiner, die Erde mehr oder weniger locer, worüber das Wafs fer fließet, und nachdem fie einen geradern oder krum⸗ mern, oder auch einen mehr oder meniger ſchnellen $auf haben, nach dem muß fid) ein Unterfcheid er eignen, Zu der Erhöhung der Newa wird eine große Anzahl Jahre erfordert, und wenn gleich die darinn gelegene Inſeln allmählich größer gemacht würden, ducch die von oben heruntergeführte und fich allmaͤh⸗ fig anfegende Theile, fo müßten doc) vorhero die meiften Slüffe, die fi) in die Ladogaerſee ergießen, verftopft underhöher werden, oder ihren Lauf ändern, _ ehe es an herabfließendem und fchnell laufendem Wafler gebrechen würde, das nicht im Stande wäre, mit Gewalt fi) einen Weg zu machen, und das, was ihrem Lauf hinderlich wäre, weiter in die Gee mit ſich zu führen, oder bey dem Ausfluß niederzu- laffen; denn wenn gleich die Flüffe durch ihren Lauf die ſchweren Körper weit mit fich zu führen, und gar in die See zu verfegen im Stande find, fo werden fie doch, fo bald fie von dem Trieb des Fluffes nicht weiter begleitet werden, fich herunter fegen müffen, und unbemeglic) bleiben. ya alle irdifche Materien, die bey ftarfen Fluthen und unruhigem Waffer ſchwim⸗ mend erhalten werden, werden fi) bey ftillem Waſ⸗ fer feßen, und alſo werden Sandbänfe, und endlich _ ganze Inſeln und Länder entftehen. Wozu noch die befannte Eigenfchaft des Meeres ein vieles beytragen muß, daß es alle Körper, zumal die von — rf | Beranderimgen unferer Erdflache. 349 Art find, als es felbft ift, an das Ufer ausmwirft. Daß die Maaß, Schelde und der Rhein ganz Hol land, Seeland und ein Theil von Flandern mitten in der See aufgefüret ‚ift nicht unwahrſcheinlich, da die Sänder ganz eben, wie der Boden des Meers un» gemein niedrig liegen, und fo befchaffen find, daß fie, wenn man die Sandbänfe, die theils die Flüffe, theils Menfchen Hände, theils die See felbft durch ihren Auswurf aufgeführer, niederreißen würde, fehr leicht wieder unter Waſſer gefegt werden Fönnten, Daher fie auch Waffergefahr unterworfen gemefen * ; wie denn Die Süderfee und der Terel erft vor einigen Hundert Jahren entffanden. Ja was noch mehr ift, man trife bin und wieder Sand und Meermufchels fhalen an diefen Dertern an, woraus gnugfam er hellet, daß folche Derter vorhin zum Meer gehörig, nachgehends aber durch benannte Fluͤſſe, und auch die aus der See an den Strand ausgerorfene Körper allmählig erhöhee worden. Varenius ** erzebler, daß man, da man in Amfterdam 100 Fuß tief ges graben, endlich eine 4 Fuß dicke Sage von Sand und Mufchelfchalen gekommen, nachdem die obern Sagen folgenvergeftale abgewechfelt : auf eine 7 Fuß dicke tage Öartenerde folgete eine 9 Fuß dicke Lage Torf, ‚auf dieſe eine eben fo dicke Lage weichen Thons, dar- auf folgete Sand und gieng 8 Suß t tief, darauf Erde 4 Fuß, Thon 10 Fuß, Erde 4, Sand 10, Thon 2, weißer Sand 4, trockene Erde 5, Morafti, Sand 14, fandigte !ette 3, Sand mit Thon vermengt 5, endlich Sand mit Mufchelfchalen vermengt 4 Fuß, 33 und - *. Menzonis Altingii defcriptio infer. Germ. ** In Geogr. Gen. 350 Von den merkwuͤrdigen und darauf folgete ein 102 Fuß dicker thoͤnichter Grund, welcher ſich mit einer 3 Fuß dicken „Sage: von. fieglich> ten Sand endigte. Die 4 Fuß dicke mit Meermu- fchelfchalen vermengte Lage, die uber der 102 Fuß Die" cken Lage von Thon angefroffen ward, war ein offen: bares Merkmaal, daß vorbin Die Sage von Thon der Geegrund geweſen war, wie aber die uͤbrigen Lagen nach und nach haben aufgeführet werden Fünnen, if ung nochnicht genau befannt, So viel ließe fich noch ſagen, daß die Zlüffe, indem fie durch verfchiedenes* Erdreich ihren Lauf nehmen, auch verfchiedene Erde mit fich führen müßten, diefelbe alfo von dem Theil ihrer Bahn, fo dem Ort, wo Amfterdam liege, am naͤchſten geivefen, die erſie Schicht uͤber dem See— grund aufgefuͤhret, und nachdem dieſer Theil der Bahn von der Erde, die von einer noch groͤßern Hoͤhe herunter gefuͤhret worden, ganz bedecket gewe⸗ ſen, haͤtte von ſolchem nichts mehr in die See gefuͤh⸗ ret werden koͤnnen, und alſo waͤre die andere Schicht, und ſo weiter, geleget worden. Man Fünnte weiter fagen, daß viele Ueberſchwemmungen zu verfchiede- nen Zeiten auch das ihrige beygetragen, und endlich), Daß die Erde unter den 4 obern Sagen durch die Na— tur felbit, die daſelbſt das Gras hervorgebrachf, nach: dem das Waffer abgefloffen, entftanden. Endlich fönnte man hinzufügen „, daß die obern theils durch) neue Ueberſchwemmungen, theils durch Menfchen, Hände, die das Land hätten erhöhen wollen, theils durch die Flüfle wären aufgeführet worden; Die aller- oberfte Lage aber famme der naͤchſt unter häfte die Natur felbft erbauer, Dadurch, daß fie die Kräufer hervorgebracht, Die Dafelbft verfauler, und allgemach das Veraͤnderungen unſerer Erdflaͤche. z5r das Land erhoͤhet. Daß Holland, Seeland und ein Theil von Flandern in der See aufgefuͤhret worden, daran hat man um ſo viel weniger zu zweifeln, da man in den hoͤher gelegenen Provinzen, als Braband, Geldern und dem groͤßten Theil von Flandern, wenn man nur ungefehr ein paar Faden tief gräbet, noch eine groͤßere Menge, als in Holland und Seeland, von allerhand Seemuſchelſchalen und Fiſchgraͤten an⸗ zutreffen pflegt, wiewohl in Holland und Seeland am Strande ebenfalls eine große Menge Meermus ſchelſchalen liegen follen. Rajus führe in obanges führten Tractat Thomas Huberts Befchreibung - des Lürticher Sandes an, welcher Secretair bey dem. Dfalzgrafen vom Rhein gewefen. Diefer foll ans merfen, daß das Meer vorzeiten gar bis an die Maus von von Tongern aufgeftiegen fey, und daß zu feiner Zeit noch dafeldft die großen eifernen Ringe vorhan⸗ den gervefen, woran die dafelbft ankommende Schiffe feſt gemacht worden, So meynet man auch), daß der große Strich Landes in Engeland , der durch Cambridgefhire, die Inſel Eli und durch Nordfolk hindurch gehet, vorzeiten zum Meere gehöre, und daß die vielen Flüffe, die durch. diefen! Strich Landes hindurch) fließen, durch die Menge des Schlamms und Kothes, fo fie zur Zeit der Fluch von den erhabenen Dertern abführen follen, den Strich Sandes erhöhet hätten. Varenius hält es fie wahrfcheinlich, daß China durd) den Sand, den der Sluß, der aus der Tartarey durch China in die chinefifche See fließt, _ und den man den gelben Fluß nennt, mit großer Ge⸗ tale herab ſtuͤrzen foll, entweder ganz eneftanden, oder wenigftens angewachfen und erhoͤhet fey, weil 4 er > 352 Bonden merkwürdigen er öfters, ‚obgleich nicht alle Jahr, das Land zu uͤber⸗ ſchwemmen, und ſo viel Sand mit ſich zu fuͤhren pflege, daß derſelbe faft den dritten Theil des Waſ— fers ausmachen foll. Die feichten Gründe bey Ve— nedig, wo die großen Flüffe, der Po, die Etſch, ee Pavie und fo weiter, ausfließen, die die. andbänfe und Inſeln in dem adriatifchen Meer, die ihnen entgegen liegen, und auch die, worauf ‘Bes nedig felbft erbauet ift, aufführen helfen, Fonnen mit der Zeit felbft Sand, und ſammt der Stadt mit dem feften Lande. vereiniget werden, da fie zur Zeit der Ebbe fchon bloß liegen. Die Sandbänfe und ſeich⸗ ten Gründe in und bey den Ausgaͤngen der Flüffe in Oſtindien follen ebenfalls immer anwachſen, wie Louberre in feiner Reife nah) Siam anmerfet. Der Nil in Aegypten uͤberſchwemmet jährlich das Sand. Auf dieſe Arc wird durch den fehnellen Strom, der viel Schlamm mit fich hinunter reißt, das Sand alle maͤhlig mehr und mehr erhöber, Diefes hat ſchon der alte Weltweiſe Ariftoteles angemerket, indem er fchreibt, daß in Aegypten, welches durch den Nilfluß entftans den wäre, Der Boden von Zeit zu Zeit ſchiene fros ckener zu werden, und daß man nicht genau den Anz fang ihres Lirfprungs wüßte, Fame daher, daß eg ‚ mit der Erhebung des Landes aus dem Meer fehr langfam zugegangen, Mebft dem hätte man die alls maͤhlig trocden gewordene feichten Derter nach und nach zu bewohnen angefangen, ohne daß man ges muthmaßet, daß endlidy ein großes mweitläuftines Sand auf diefe Are entftehen würde: es wäre die Laͤnge der. Zeit und Kuͤrze des menfchlichen Lebensalters Uvfache daran gemwefen, daß man diefe Veränderung nicht 1 Veränderungen unferer Erdflaͤche. 353 nicht anmerfen fönnen. Wenn ganz Aegypten durch den Nil erbauet; fo muß nothwendig das rorhe Meer > mit dem Mittelländifchen zufammen gebangen, und Afien von Africa gefüyieden haben. Was der Nil in Aegypten gerban ‚ eben diefes follen Die Fluͤſſe, Ganges und Indus in Oſtindien, die Rhone in Frankreich, der Fluß de la Plate in America, ge— than haben. Der Don und andere Fluͤſſe fuͤhren in die maotiſche See immer mehr und mehr Schlamm hinein, deswegen wird ſie von Zeit zu Zeit ſeichter, welches der Schiffahrt Hinderli. Strabo führe an, daß bey dem Yusgange des Iſterſtroms, oder der Donau die Derter Stethe und die ſcythiſche Wüfte entftanden, bey dem Ausflug der Phafis Die Seefüften, bey den Yusgängen ber Fluͤſſe Thermodon und reis ganz Themifeira, die ebenen Selder der Amazonen und ein Theil von Si: dene. Bon dem Fluß Pyramo wird von eben dieſem Autore geſagt, daß er ein großes Stuͤck Landes an Cilicien, welches nunmehro unter Caramania mit begriffen wird, gefuͤget, und dabey von einer Weis— ſagung Meldung gethan, daß dieſer Fluß einen bis an Cypern reichenden Strich Landes auffuͤhren wuͤrde. Noch iſt die Weißagung nicht erfuͤllet, die ſich eher auf eine vernuͤnftige Ueberlegung, als eine ‚göttliche Offenbarung gegründe. Hieraus fehen wir zur Gnüge, daß man fehon zu uralten Zeiten eben dag angemerfet, was man noch heutiges Tages alle Tage ſiehet, denn faft alle große Flüffe haben bey ihren Ausflüffen Hohe Dexter und Sandbaͤnke ‚aufgeführet, 0 Wenn man nun bedenfet, daß das Wafler aus dem Weltmeer Durch die —— bey Gibraltar und 5 | das 254 Don den merkwurdigen das ſchwarze Meer fich in die mittelländifche See er⸗ gießet, und nothwendig in dieſelbige mit der Zeit, zumal ı jenn es ungeftüm ift, viele irdifche Theile ein= füßren ı uß, und wenn man dabey in Betrachtung ziehet, daß eine große Menge Fluͤſſe ſich in ſelbige ergießet; ſo iſt leicht zu erachten, daß alles dieſes derſelben Erhoͤhung befoͤrdert. Auf eben diefe Art müffen endlic) die Dftfee, das rothe Meer, der perfis ſche Seebufen, das ſchwarze Meer, die cafpifche See, Ladoga und alle Seen aus einerley Grunde erhoͤhet und aus gefuͤllet werden. Es traͤgt nicht allein die durch die Fluͤſe abge⸗ fuͤhrte Erde und der Sand zur Ausfuͤllung und Er— Höhung des Örundes der Seen bey; es wird zugleich die Erde durch große Ueberſchwemmungen in die See geſtuͤrzet, wie wir davon bey Modena Anzeigungen haben, da über dem Seegrund oder derfelben Strand, der fich durch verfihiedene aus dem Meer ausgewors fene Dinge verräth, verfchiedene Lagen durch unters fehiedene Ueberſchwemmungen müffen aufgeführet wor⸗ den feyn, wie wir fehon oben dem ‚geneigten Leſer die Sache vorzuftellen Gelegenheit gel Herner wird die Erde von dem Meere untergraben , und in felbis ges hineingeftürzet. Auf diefe Arc find an der Dftfee die Küften von Pommern, und die berühmte Han delsſtadt Vineta in die See verfenfet worden, da das Woaſſer anderen ſtatt den Raum eingenommen. Res jus führer in feinem angezogenen Tractat Tarrero von Antony Betrachtung von Cornwal an, darinn dieſer Autor beweifen foll, daß vorhin zu diefem Sande eine Grafſchaft, Liones, gehöret. Er meldetferner, daß in der Graffchaft — * die ganze * one⸗ 2 Beränderumgen unferer Erdfläche, 355 Donewich, ſammt der angränzenden Gegend von dem Meer verſchlungen worden. So ift auch eine uralte Mennung gewefen, daß Sicilien und Sytalien mit einander zufammen gehangen, und durd) des Meeres Kraft von einander getrennet worden, nachdem fie ein Stücd Landes zwifchen weggeriflen. Einige ba: ben vermeynet, aus wahrfcheinlihen Gründen be» haupten zu fünnen, daß Engeland vorhin an Tranf- veic) gehangen, und ſchon vor uralten Zeiten hat man dafür gehalten, daß die Meevenge bey Gibraltar, nachdem das feite Land zwifchen Europa und Ame- rica von dem Weltmeer zerftöret worden ’ entſtanden wäre *% Die Züderfee iſt nur vor einigen hundert Jahren entſtanden. Rajus fuͤhret an daß bey Dordrecht in Holland, und bey Dulaart in Oſtfrieß⸗ land viele Dörfer bey Einreißung des Meers unter Waſſer gefeget worden, fo daß noch einige Schlöffer und Thuͤrme bervorragten, als unveriwerfliche Zeu⸗ gen einer betruͤbten Begebenheit. Rircher hat am toſcaniſchen Strande nicht weit von Lingorn eine ganze Stade unter dem Waſſer ger fehen, Er merket an, daß gegen Puteol über in dem Eingange von Baye aufdem Boden des Meers eis nige Häufer Elärlich Fünnten gefehen werden. Cams denus führet aus dem Byraldo an, daß Pembro: fefbire vorzeiten fich bis Irrland erſtrecket, daher Wilhelmus der Roche gefager, er Fönne von feis nen Schiffen eine bequeme Brüce bauen, und zu Fuße nach Irrland gehen. Linter Heinridy dem II, ſoll das $and durch Gewalt eines ftarfen Sturms fo weit entdecket worden feyn, daß ınan viele Stämme “ \ von * Vid. Menzonis Altingii defcriptio infer. Germ. 356 ° Von den merkwürdigen von: 4 Baͤumen angetroffen, darinn man wahr⸗ genommen, daß man mit der Art hinein gehauen. Mit einem Nborte, es foll ‚alles mehr das Anfehen - von einem vorhin Dafelbft gewefenen Walde, als eis nem Steande gehabt haben. Da man nun inneuern Zeiten eben das bemerfet, was Ovidius zu uralten Zeiten angemerkt zu haben vorgiebt, fo bat man Feine Urfache ber ihn zu lachen, wenn er fihreibe: Du frägft, wo Helice, und wo nun Buris fen, geb’ füche nur im Meer, das Seevolk pflege zu zeigen, von dem verfalnen Bau noch ißund mancherley ‚als: daß man Mauren fiehe fich auf die Seite neigen, Diefe und viele dergleichen Gefchichte finden wir aufgezeichnet, wir wiſſen aber nicht genau, wie es damit eigentlich zugegangen. Viele muthmaßen, daß an der Abfonderung Siciliens von Italien ein Erdbeben Schuld geweſen, und es iſt gewiß, daß ſolches genug im Stande iſt, dergleichen Berändes rungen zu verurfachen. Es zerftöree nicht allein die erhabenen Derter der Erden, die weit von dem Meer abgelegen, wie wir oben geſehen, fondern es ſtuͤrzet auch ganze Städte und Länder in den Abgrund des Meers, zumal wenn felbige durch viele vorbere gegangene Erfätterum gen mehr und mehr geſchwaͤ⸗ chet worden. In Jamaica iſt Port Royal 1692 in wenigen Minuten durch ein Erdbeben faſt ganz zer⸗ ſtoͤret, und ins Meer verſenket worden. Endlich iſt auch anzumerken, daß die feuerfpeyenden Berge viel Materie in das Meer auswerfen. Aus dem Anges - führten fiehet man fchon zur Gnüge, wie durch mans cherley Kräfte das trockne Land erniedriget, und durch deſſelben Schutt die See ausgefüller werde, und wie I derungen unferer Erdflaͤche. 357 | wie zugleich die See uͤber das Land ſich erhebe. Es traͤgt aber inzwiſchen, nach einiger Naturkuͤndiger Meynung, das Erdbeben noch auf eine ganz beſon— dere Arc zu derlieberfchwernmung des Erdbodens bey. Damit wir auf den Grund diefer Meynung fommen, wollen wir erft einige Begebenheiten anführen. Die Dortugiefen * haben 1523, ohngefehr in dem, Meer bey Cambaya, ein Erdbeben unter den Waf fer verſpuͤret. Nachdem nach einer großen Meer» und Windftille mit einmal’ die Wellen fi) erhoben, fingen die Schiffe an zu fihmanfen und zu knarren, als wenn fie in Stüden zerfchmiffen würden; da es denn nicht anders gelaffen, als daß fie irgendwo an Sandbaͤnke angeftoßen wären. Go bald einige mit ledigen Fäffern ans fand geſchwommen, wurden fie verfichert, daß ein Erdbeben an dein, was gefchehen, Schul geween. Rircher ** erlebte und fühlete ſelbſt zu Lopicio an dem Meer 1638 ein großes Erdbe⸗ ben. _ Auf der Inſel Stromboly fiund der feuers fpeyende Berg gleiches Namens vor ihm im Heuer, und bald darauf hörete man einen Knall gleich einem Donnerſchlag, der allmählig ftärfer wurde, bis die Erde unter feinen Füßen gewaltig gerürtele ward, fo daß er mit feiner Gefellfihaft fi) an den Zweigen der - Bäume zu halten gezwungen worden. "Hieraus Fonnte er leicht den Schluß machen, daß es unfer dem Meer Gänge geben müffe, durch welche fich die Materie, ſo das Erdbeben verurfacher, fortbeweget. Er zeigee aber auch, daß Xena mit Stromboln und den Ber ‚gen von Calabrien eine Gemeinſchaft habe, und | Gaſſen⸗ *Vid. Varenii Geogr. Gen, ** Prxf. mund. fubterr. — 358° Bon den merkwuͤrdige J Gaſſendus erzehlet im RS des Deitestii, daß der Berg Semo in Aethiopien 1633 eben zu der Zeit angefangen zu brennen, als der Befuvius Flammen ausgeworfen. Das Erdbeben, das ſich 1692 in En- geland zugetragen, ift auch in Deuefchland , Frank⸗ reich, Holland und Flandern verſpuͤret worden. Da nun die Materie, die das Erdbeben verur—⸗ fachet, im Stande ift, die Erde in die Höhe zu he> ben, fo meynen einige ZBeltweifen, daß es gar wohl gefchehen Fönne, daß ein dergleichen erhadener Dre oder Berg nicht wieder zurück falle, wenn nämlic) die ‚obern Theile mit denen an der Seiten fo ſtark zufam: men hingen, daß ihre ganze Laſt nicht fo groß wäre, als die Kraft, mit welcher die Theile zufammen hin⸗ gen, oder wenn die obern Theile von denen an der Seite gehalten würden. Wenn nun die Materie ‚des Erdbebens unter dem Boden des Meeres wegge⸗ bet, fo meynen fie, daß es ebenfalls nicht unmöglich, Daß fichder Boden des Meers in die Höhe hebe und ftehen bleibe. Sie gehen noch weiter, und getrauen gar zu behaupten, daß auf dieſe Art ganze Inſeln in der See entftehen Fünnten, welche, wenn es wahr ift, ebenfallsden Raum der See ausfüllen helfen und verurſachen müffen, daß felbige über das fefte Sand fich allmäblig erhebet. Merkwuͤrdig ift es, daß mar, wenn man diefen Begriff von der Erzeugung der Berge bat, fehrleicht begreifen, warum fie Durch uns ter dem Seewaſſer geleitete unteriedifche Gänge Ges meinfchaft haben. Strabo giebt das Erdbeben, das Herausdringen der Winde und das ſchnelle Yuffchroel- len der mit dem Waffer bedeckten Erde für Die Urfas chen der Erzeugung der Inſeln an, und Darauf era | * Berdnderungen unferer Erdfläche, 339 zehlet er, daß in der Gegend der Stade Methone in Pelopones in dem Eingang ven Hermion die Erde fich bis zur Höhe von 875 Schritten aufgebläher, bar: auf große unterbrochene Felfen, wie hohe Thürme, geftanden. Er fest hinzu, daß ein ſchweflichter Dampf davon die Lifache gewefen, und daß man dieſem Orte wegen der Hiße und fehweflichten Ge vuchs fic) des Tages nicht nähern dürfen, des Nachts aber hätte es dafelbftangenehm gerochen und belle ge: fhienen. Die Hise foll fo groß gewefen fern, daß das Meer in der Weite von 625 Schritten gekochet, und bis 2400 Schritte frübe gewefen. Ein wenig vorher fhreibt er, Daß mitten zwiſchen Thera und Theraſia, oder ©. Erini, nicht weit von Candia, 4 Tage lang Flammen. aus dem Meere hevausgebro- chen, fodaß das Meer gefocher, und endlich wäre eine neue Inſel i in die Hoͤhe geſtoßen worden, die in ih⸗ — rem Umkreiſe 1500 Schritte gehalten. Seneca ver: ſichert, daß zu feiner Zeit die Inſel Theraſia auf fol he Art entftanden, ſo daß die Schiffleute ſolchem zu= geſehen. Varenius zweifelt an der Möglichkeit nicht, und würdenoc) weniger daran gezweifele. haben, wenn ihm befannt gemwefen wäre, daß auch. in den neuern Zeiten Inſeln zum Borfchein gefommen, Wie Ras jus in oben angeführte Tractat meldet, p iſt 1538 nicht fern von Puzzuolo der Berg, Monte di Cinere, durch ein Erdbeben entſtanden, und ohngefehr 100 Fuß hoch in die Höhe geſchwollen. Kircher fuͤhret an, daß 1638 bey der Inſel St. Michael i in dem at⸗ lantiſchen Meer eine Inſel von 5 Meilen in. der Breite entftanden, indem das unferivdifche Feuer Steine in großer Menge über einen Haufen geworfen, imglei: hen, * Bon den merkwurdigen chen, baßi in einer Nacht ein Berg Ami aus der See erhoben. *Im Jahr 1707 ne kleine Inſel durch ein ʒweytaͤgiges rdbeben, welches auf der Inſel Theraſia, oder S. Erini verſpure worden, nicht weit von derſelben in dem Meer aufgegangen, und den 14 Junii iſt ſie ſchon 20 bis 25 Fuß hoch gewe⸗ fen, und bat eine halbe franzoͤſiſche Meile im Um⸗ Freife gehabt. Sie foll, wie die Inſel S. Erini, aus lauter gebrannten Steinen zufammen gefegt feyn, wie ein Backofen ftets brennen, und einen üblen Ges ruch und Dampf von fich geben. Merkwuͤrdig iſt, daß Strabo vor langer Zeit erzehlet, daß eben in dieſer Gegend faſt unter ſelbigen Umſtaͤnden eine In⸗ ſel hervorgekeommen. Dieſe Begebenheit iſt zurei⸗ chend, dem Bericht des alten Strabo einen ſehr großen Grad der Waͤhrſcheinlichkeit beyzulegen. In⸗ dem nun die Sache hiedurch eine große Wahrfchein- lichEeit befömmt, fo bat es einige gegeben, die dafür halten, daß alles, was über dem Seewaſſer erhaben ift, und was llgemach wieder verfällt, durch ein unterirdiſches F Feuer uͤber daſſelbe erhoben wäre, und daß alles, was noch ißt ſich unter demfelben befände, auf diefe Art in die Höhe kommen würde, daß alfo alles, was die Natur durch) ihre Bemühungen aufe bauete, eine Zeitlang flünde; endlichaber wieder vers fiele, und etwas anders aufgebauet würde, Dem ſey nun wieihm wolle, fo erhellet doc) aus allen dem, was angeführet worden, zur Gnuͤge, daß die trocke⸗ nen Sänder endlich mit Seewaſſer bedecket werben müffen, und daß einige fehon wirflich bedeckt worden, und daß in der See neue Laͤnder aufgefüßent werden ’ koͤn⸗ * /Hiftoire de PAcademie Paris, 1707. 1708. Veränderungen unferer Erdfläche. 361 fönnen , und bisweilen wirklich aufgeführer werden. Die Natur feheinet noch auf den hoͤchſten Bergen, ‚und fonft bin und wieder von dergleichen Hauptvers änderungen Merfmaale nachgelaffen zu haben. Eis nige haben wir angeführer, undeinige fegen wir noch hinzu. Gicilien ſcheinet nicht allein von alien ab» gefondert zu fenn, man findet fogar Merkmaale, daß dieſe Inſel in dem Meer aufgeführee *. Es giebt in den ficilianifchen Gebürgen viele Meermufcheln und weißröfblichten Marmor, in weichem man, wenn man ihn genauer betrachtet, wahrnimmt, daß dag, was in den Marmor weiß ift, lauter Mufcheifchalen find *. Auch in Italien foll es Meermuſchelſcha— len. und harte Steine geben, welche aus Scheiben bes ftehen,, die über"einander liegen. Zwifchen diefen Scheiblein foll man öfters verfteinerte Fiſche antref- fen. Auf den größten Gebürgen in der Schweiß giebt es Meermufchelfchalen, daß man alfo Urfache zu glauben hat, daß auch diefe Laͤnder zum Meer ges hoͤret haben, Ovidius fchreibt, daß man Anker aufhohen Bergen angetroffen, und Svedenborg *berich—⸗ tet, daß man an vielen Dertern in Schweden, fogar auf den höchften Gebürgen, Stücke Holz von Schif— fen, eiferne Hacken, Rinke und Klammern, wie auch große gegen dem Horizont zu fich neigende Steine und fo weiter angetroffen, woraus abzunehmen, daß vor diefern an felbigen Dertern Häfen gewefen. In Touraine in Srcheunich teifft man an einem , mehr | as & Hifloire de'P-Acadernje Parif. 1703 et 1718. ** Ibideın. *#* In pref. prodr. prince. nat. . 3 Band. | Aa 362 Von den merfwirdian als 36 franzoͤſiſche Meilen von der See abgelegenen, faſt 9 gevierte Meilen weiten Plage, eine, wenigſtens 18 Fuß dicke, Sage von zerbrochenen Meermufchel: fehalen an, ohne daß Steine, Sand und andere Dinge mit felbigen vermifcht feyn follten. Es giebt auch Theile von verfteinerten Seepflanzen. 3. €. von Seefchmämmen und andern Gewächfen an dies ſem Orte. Die Bauren bedienen ſich der Mufchels fehalen zu Düngung ihrer Aecker. Reaumur meys net, Daß diefer Plaß der Boden von einem Meerbu> fen, oder auch ein ausgebölter Platz des Seegrundes geweſen, und daß die Schalen durch eine heftige Bewegung des Meerwaflers dahin verfeget worden, wo man fie noch heutiges Tages fände; an welchem Orte fie deswegen gefammlet worden, weil fie aus dem tiefen Plage nicht wieder hätten zurück getrieben werden fünnen, wenn fie einmal in felbigen gerathen. Er meynet zugleich angemerfe zu haben, daß das $and da herum wirklich höher fen, indem das Waffer altenthalben, wo man die Schalen herausgräbet, herz vorzuquillen pflegte, welches ohne allen Zweijel aus den umliegenden Gegenden entfpringen müßte. So findet man öfters am verfchiedenen Orten Steine, worinn ganz fremde Pflanzen gebildet find, Jußien traf in den Steinfohlengruben der Drovinz Konnois um ©. Chaumont und Eftienne herum, Steine an, worinn fremde Dflanzen abgedruckt waren, fo daß er fich nicht anders einbilden Fonnte, als daß er in einer, ganz andern Welt botanifirre. Er fahe die Steine als bofanifche Buͤcher an, und die ganze Ge— gend als die allerältefte botanifche Bibliorhef. In Oſtindien giebt es Pflanzen, da die Srüchte felbft an | A - den _ Veränderungen unferer Erdfliche.363 ‚den Blättern befeftiger find, Die Abdrüce von die fen Dilanzen bat man auch) bier angetroffen, da fie - auf einigen Steinen ganz deutlich, abgebildet gemefen. Man findet auch Eindruͤcke von Palmblättern, und anderer fremden Bäume, Die Steine felbft fpalten fih, wie Schieferfteine, und haben Feinen Unter: ſchied in der Farbe, außer daß fie, wenn fie nahe an den Steinfohlen liegen, eine glänzende Schwaͤrze haben, weil fie mit dem Steinfohlenöl getränft find, Die weiter von den Steinfohlen entfernte Steine find afchgrau, welchen einige Theilchen von Frauen= glaß das Anfehen von Metall, und oft von Silber, geben. Zwifchen den Steinen ſtecket in den Hölun« gen der Steine ein ſchwarzes Pulver, welches Jußieu für: Weberbleibfel der verfaulten Pflanzen anſahe. Daß ſolche Pflanzen durd) Meerwaffer an diefe Derter verfegt worden, ſchließet Jußieu aus diefer befondern Anʒeigung, weil nicht weit von dergleichen Pflanzen Seemuſcheln ausgegraben worden. Dergleichen Bil der von Pflanzen foll man in Engeland in der Provinz Glouceſter in den Kohlengruben in Steine eingedrude antreffen. Auch diefes ift merfiwürdig, daß Jußieu Steinpflanzen, die nur im Grunde des Meers hervor⸗ wachfen, zu Chaumont nahe bey Giforre in der Erden gefunden, welcher Ort vorhin zum Meer muß gehoͤret haben. Dan finder noch mehr dergleichen, ja unzäb: lige Anzeigungen von wichtigen Veränderungen unfes rer Erde, fo daß die Natur uns eine größere Anzahl derfelben vorjteller, als wir anzumerken im Stande find, | hi R. 4 8.8. U. Bes Bw Betrachtungen ELF Eur ven Ben. Betrachtungen die Neffen im Kraute, und die kleinen Inſekten, welche den Ho pfen verderben; imgleichen uͤber die Krautraupen, wenn und wo⸗ her ſie entſtehen, auch wie beſonders den letztern zu widerſtehen ſey, daß ſie die Oberhand nicht bekom⸗ men, und allzu großen Schaden thun koͤnnen, im Jahr 1746 aufgeſetzt von J. 6. Orth, Paſtor zu Krafftsdorf, ohnweit Gera. )raut und Kohl, eine für Menfchen fo nügliche unentbehrliches Herbfifutter, hat ziwar man⸗ — Feinde, durch welchen deſſen ſchleuniges und ge⸗ deyliches Wachschum verhindert wird a); jedoch giebe a) Wenndie Krautpflangen erſt aufgegangen und noch zart find, fo greift ſie der Erdfloh an; werden ſie ge⸗ ſteckt, fo muͤſſen fie bisweilen von den Brachwuͤr⸗ nern viel ausſtehen, welche Die Wurzel benagen, und die Pflanzen gänzlich verderben. Im _naffen Som- mer wachen bin und wieder in dem —— aden Speiſe, und fuͤr das Vieh einestheils ein ganz tiber Die Neften im Krautexc. 365 giebt der Augenfchein, daß dieſe Pflanzen, zumalbey trockner Sommer: und Herbftwitterung, von Neffen und Raupen am meiften angetafter, und wohl eher dergeftalt verderbet werden, daß davon zur Speifung und Fütterung wenig mehr brauchbar bleiber. | Die Neffen b) find feine Inſekten, welche man an den Blättern des weißen Krauts am meiften ans trifft. Schon zu Ende des Junius, wenn das Kraut erft gefteckt worden, und bald unter die Hacke fommen foll, zeiger fich ein Gefchmeiß in Form eines weiß— grauben Staubes, bald auf der obern, bald auf der untern Seite des Dlatts, und mehrentheils am Rande deffelben, wo ein weißer Fleck zu fehen. Daſelbſt ; ANA laufe Maden. Dan trifft Stauden an, deren Blätter ganz benaget und burchlöchert find. Viele fchreiben folches den Schnecken zu; es kann aber auch ſeyn, daß Fliegen und Käfer es verurfachen, welche bier ihre Nahrung fuchen; wiewohl die Schnecken bey trocknen Hecbitzeiten am Kraute auch Echadenthun. b) Blankaart im Schauplag der Haupen, Würmer ıc. gedenket zwar der Neffen nicht ausdrücklich, befchrei= bet aber im 31 Capitel ein von ihm fogenannfes Schaumthierchen, und im 40 Cap. die grune Jo⸗ hannisbeerlaus, welche mit der Neffe eine große Aehn⸗ lichkeit haben. Indem auch diefer Verfaſſer des Schaums oder Kuckucksſpeichels Erwehnung thut, welcher von den Schaumthierchen aus den Blaͤttern ſoll geſogen werden; fo fallt mir bey, was ich einſt in diefem Jahre in großen Neffenneſtern beobachtet habe, Als es einmals ſtark gethauet hatte, traf ich in Dies fen Neſtern Kleine runde Kuͤglein an, welche weiß bes ſtaubet, und dem Kuckucksfpeichel gleich waren; in⸗ dem ich fie genauer betrachtete, fo befand, daß die Thautropfen fich hier gefammlet, und von dem weiß⸗ grauen Staube eime folche Geftalt angenommen hate ten. 366 Betrachtungen lauft dag bechueſue Blatt entweder ganz zuſammen, oder macht doch eine Hoͤhlung, worinnen nach etlichen Wochen anfaͤnglich weiß beſtaubte, hernach ganz gruͤne Laͤuſe erſcheinen, die int der M itte ‚des Auaufts, auch wohl etwas eher oder ſpaͤter, nach terung iſt, ſich in kleine Fliegen c) verwandeln, und davon fliegen d), Unter ſolchen gruͤnen Laͤuſen fin⸗ det 9 Daß Fliegen aus diefen grünen Laufen werden, hat feine Nichtigkeit. Wer fleißig Acht darauf giebt, kann ed mit Augen fehen, wie die Flügel nach und nach hervor fommen. Wenn es im Auguſt regnet, und hernach die Sonne wieder warm ſcheinet, fo [offen fich diefe Heine Fliegen, wie ein Bienenfehwerm, im Kraute hören. Daß felbige mit der Zeit die Größe erlangen, welche zwifchen einer erſt ausgekrochenen, und völlig erwachſenen Stubenfliege das Mittel haͤlt, auch eine ſolche Geſtalt haben, wodurch man ſie von andern Fliegen deutlich unterſcheiden kann, bin fol: gendermaßen inne worden: Als einſt im November, da die Stubenfliegen fich ſchon ganzlich verlohren hats ten, Abends bey Licht ſtudierete, und man in der Wohnſtube, wie auch auf dem Lande bräuchlich, Kraut vor Das Vieh bereitete; fo wurde ich einer - ‚ganz ungewöhnlichen Art der Fliegen gewahr, welche | in ziemlicher Menge um das Licht herflogen, und auge - faben, wie fie vorher befchrieben worden. Curiofi koͤnnen um felbige Jahreszeit felbft davon die Probe machen, es wird dies Ungeziefer von der Gtubene warme aus dem Kraut heraus gelocer. » Gorermeldter Blankaart meldet dergleichen auch von der Sohannisbeerlaus; jedoch macher er einen Unterfchted unter der aeflügelten und ungeflügelten: jene nennet er dad Manngen, diefe das Weibgen. Um dag Ende des Auguſts habe heuer ihre Neſter nnachgefehen, und weder Maͤnngen noch Weibgen darz innen gefunden, es müßte denn das Weibgen, — gedach⸗ * über die Neffen im Krautere, 367 det man auch öfters Fleine runde braune Kügelhen, _ faft in der Größe eines Eleinen Schwindelforns , Die bisweilen durchlöchere find,- ob aber Käfergen oder fonft ein anderes Inſekt daraus werde, /als die Nef— fen find, kann man gewiß nicht beftimmen. Gleis chergeftale find in den Neffenneſtern zumeilen Eleine dunkelbraune Maden, auch theils von grünlichter Farbe, ingleichen Eleine twollige Nymphz zu fehen, woraus fonft Maden hervor fommen. Ob die grünen Kern= raupen vielleicht Daraus entftehen,, von welchen unten gedacht werden foll, wäre Unterfuchens werth. Soll man dem $andmann glauben, fo fommt dies Lingeziefer von den im Junius bisweilen häufig fallenden Sonnenregen e) ber; indem man alsdenn zu fagen pflegee: Jetzt vegnet es Neffen f). So viel ift gewiß, daß man nach dergleichen Regen bisweilen an deni Kraute ziemliche Veränderung fpüs ret. Gelbft einige Arten der DBauerblätrer werden - bald hernad) bey hellen Sonnenfchein als glänzend erblicket, und find von ganz füßlichem Geſchmack, ie. Aa 4 moͤgen gaedachter Verfaſſer auch ſaget, von den Ameiſen ſchon verzehret geweſen ſeyn. e) Sonnenregen ſind kurze, und zu durchdringender Bes feuchtung des Erdbodens nicht hinlaͤngliche Regen, * welche in duͤrren Sommern um das volſtitium gar ‚oft zu fallen pflegen. | Ä ) Wiewohl es nur ein Concomitans feyn kann, und die Sache noch einer genauern Unterfuchung bedarf. Weil dieſen Auffag im Sommer 1748 umfchreibe, fo bemerke, daß es heuer an Neffen nicht mangle, ob= gleich im Sunius Feine Sommerregen geweſen; hints gegen ift bey ziemlich trocknem Wetter um diefe Zeit ber Hepfen doch nicht ganzlich verdorben, und noch fo ziemlich gerathen. 368: Betrachtungen . j — mögen auch wohl in den Morgenſtunden den foge- nannten Honigthau g) von fihh geben. Was den Schaden betrifft, der von den Neffen fommt, fo verderben fie zwar die erften Blätter an den Krautftaudenz jedoch weil diefe Thierchen nicht freſſen, fordern nur den Saft des Blats ausfaugen h), wie die Säufe, daher fie auch den Namen der Kraut laufe mir Hecht verdienen, und zu gemwiffer Zeit, wenn fie fih) verwandelt haben, wieder unfichtbar werben, fo wird der Schade, den fie dem Kraute thun, bey weitem nicht fo groß, als von den Raupen, bemerfet i). | Aus» g) Ich weiß zwar wohl, daß einige Phyfici zu unferer Zeit den Honigthau für einen verdorbenen Nahrungs: ſaft der Baume und Pflanzen halten, welcher mehr von caufis internis als externis herruͤhre. Jedoch duͤnkt mich, man follte auf die Veränderung der Gewaͤchſe zu der Zeit, wenn Sonnenregen fallen, etwas genauer Ücht geben, um völlig dahinter zu kommen, ob fie zu deren Eorruption nicht auch etwas beyfragen. Es hat Thuͤmmig in feiner Differtation von Baͤumen, die aus Blaͤttern auferzogen werden, $22 erwieſen, daß das Waſſer auch in die blaͤſichte Materie der Baumblaͤtter eindringen, folglich auch den Umlauf des Eafts in denfelben befördern kann. Wenn nun bey anhaltender Dürrung ein unhinlaͤng⸗ licher Regen fallet, dergleichen die Sonnenregen find ; fo koͤnnte ja leicht gefcheben, daß dadurch in den Blät- ‚tern eine Hemmung des ordentlichen aufs der Gafte gewirket, und ihnen-der Weg gebahnet wurde, uber das Blatt herauszutreten, und daſelbſt Durch die War: me der Sonne verdickt zu werden, woraus der Ho⸗ nigthau entffehen koͤnnte. AR. 'h) Daher fehen die Blatter, an welchen fie ausgebruͤ— tet werden und ihre Nahrung fuchen, ganz weiß und welf aus, ' i) Auch darum kann die Neffe am Kraute eben fo Sr 7. NAH uͤber DIE Neffen im Kraufexc- 369° si Ausneßmend indeffen ift dach der Schade geweſen, welchen eine andere Art von Laͤuſen dieſen Sommer uͤber in hieſiger Gegend dem Hopfen zugefuͤget. Es waren diefelben an Geſtalt und Farbe den Krautlaͤu⸗ ſen zwar ziemlich aͤhnlich, doch um ein gutes kleiner. Sie ſogen den Saft an den Hopfbrahmen und gruͤ—⸗ nen Blättern dergeftalt aus, daß felbige anzufeben, als wären fie mit Ruß beftäubet ‚ aud) fo dürre und brüchig wurden, role ausgetrocknetes Neishulz. Die Berderbung besierfee man fchon zu Anfang des Mo: nats Junius k), nachdem man den Hopfen geftäns gelt, und die Brahmen fchon eine ziemliche Höhe er: reichet hatten. An Theils Stoͤcken kam gar Feine, oder doch eine untüchtige Blühre hervor, welche Feine von brachte, Ich habe erſt um die Mitte des Aa5 Auguſts haft nicht ſeyn weil ſie nur die erſten und aͤußerſten Blaͤtter der Staude verletzet, welche ohnehin gelb werden und abfallen, nachdem der Strunk dicker worden, und von innen heraus Die Blätter zu dem Haupte treibet, wenn einige von den außern Hlättern ſich mohl gefchloffen haben. Wiewohl ich in Som— mer 1748 bemerfet, dag auch ganze Stauden dadurch angeſteckt und verderbet worden. * Die Blaͤtter fi fingen fchon damald an, etwas unſchein— bar zu werden. Im Julio that ſich die Verderbung nicht nur am Hopfen, ſondern auch hin und wieder an der Linde, völlig hervor. Als ich den 13 Julius bey hellem Sonnenſchein in einem fürfflichen Luft: garten mich umfahe, jo wurde an einer von Stein: linden angelegten Allee gewahr, daß die meiften Slate ter ganz glänzend ausſahen. Gie waren zwar tro⸗ en, und an Farbe noch grüt, batten aber einen ho⸗ nigſuͤßen Geſchmack. Den 15 Sept. ließ ich mir ei: nige davon bringen, melche eben fo ſchwarz, als die Hopfenblatter, ausfahen, wiewohl von Inſekten dar: an feine Spur mehr vorhanden wer. 370... Betrachtungen‘ Augufts diefen Gebrechen zu unterfuchen angefangen, und befunden, daß die kleinen Laͤuſe, nachdem fie den Saft aus den Blättern und Brahmen ausgefogen, ihre gelbgrüne Farbe veränderten; und ganz weiß wurden, auc) fich verlohren, ohne daß man bier eine Verwandelung, wie bey den Neffen gefchieher, merk lich fpüren Fonnte. Es ftunden Hin und wieder nes ben vier bis fünf verdorbenen Stoͤcken auch noch et- liche gute? ja felbft unter verdorbenen Brahmen traf man noc) einige grüne an, welche erft nachgewachfen, nachdem Die Verderbung geſchehen, auch einestheils etwas Hopfen getragen haben. In tiefen Thälern äußerte fid) das Uebel mehr 1), als in etwas erhabenen Ge« genden, und entftund hieraus eine fo ſchnelle Theus rung des Hopfens, daß ein Biertheil Geraifchen Ma« fes, welches man fonft für ı Groſch. 6 Pfenn. bis 2 Grofchen haben koͤnnen, auf 8 bis ın Grofchen geftie gen iſt. | Hier ließ fih nun die Hauptfrage ventiliven: Wo⸗ ber doch diefe Thierchen eigentlidy Fommen, und ob nicht Mittel feyn, den Schaden, den fie thun, einigermaßen zu verhüten? Was ihren Urfprung betrifft, fo koͤnnte man zwar. über= haupt mit ziemlihem Schein der Wahrheit fagen, daß bey fehr trocfner Sommermitterung, wenn zus mal an den grünen Hopfen und Baumblättern der Honigthau fi) haufig hervorthut, gewiſſe geflügelce Inſekten dadurch angelocket werden, ihre Eyer auf | die I) Diefi feheinet einigen Beweis zu geben, daß die Son⸗ nenregen etwas beytragen, weil felbige am meiſten in die Thaler fallen. | über die Neffen im Kraute ꝛc. 371 + bie füßen Blätter m) zu legen, aus welchen hernach, vermittelt ver Sonnenwärme, die fehädlichen Laufe hervorkommen, weiche ſich mit der Zeit wieder in Fleine Mücken und Fliegen verwandeln, und im fol» genden Jahre ihr Gefchlecht aufs neue haufig fort ‚pflanzen, wenn ihnen die trockene Witterung fuget ; da fie Hingegen in naſſen Sommern gutentheils aus⸗ fen bleiben, oder durch den Regen verderben n). Hiebey bleibt aber insbejondere noch viel zu unterfus chen übrig, wenn wir von diefer Sache eine recht gründliche Erkänntniß erlangen wollen. 3. E. Wie die Mücken und Kliegen eigentlich geftelter, von deren Eyern diefes Lingesiefer entfteher ? Bon den Fliegen, woraus die Neffen kommen, habe oben etwas angeführer; was aber die Hopfen: und andere Baumläufe betrifft, fo habe bisher hinter das Geheimniß noch nicht fommen koͤnnen. Vielleicht iſt bey den Schriftſtellern mehr davon zu finden, er | von Inſekten ausführlich geſchrieben. Wie dachte Fliegen den Winter hindurch ſich et halten? Wie die Zyer — wenn ſie erſt "angefehmeifie find? Um welche Seit im fahre man fie. auffuchen müffe, wenn man . dem Uebel mit Nachdruck ſteuren wolle?! Ob die Vermehrung vielmal den Sommer hin⸗ durch m Dieß findet in Anſehung der Neffen auch beym Kraute Statt, welches bekanntlich ſehr füge und ſaftigeBlaͤt⸗ a Wie denn ale Fliegen der Suͤßigkeit fehr nachgehe n) Starke und anhaltende Regen find allem Geſchmeiß * fihadlich, welches entweder dadurch von den Blättern abgefpühlet wird, oder das ſchon — —— Un⸗ geziefer dabey ſeinen Reſt bekommt. >72. Betrachfungen durch gefchebe? Lind wenn a Ob bey jeder Dermebrung und Verwandlung immer einerlep, oder verfchiedene Tinfekten zum Dor: fein Fommen 0)? Wenn diefe und dergleichen Umftände. erft gründlich erforfchet worden, fo fällt man hernach auch leicht auf bewährte Mittel, dem Ungeziefer Abbrucd) zu thun p). Alſo, teil man weiß, daß fich die Meffe —* an den erſten Blaͤt⸗ tern der Krautpflanze hervor thut, ſo kann das Ge⸗ ſchmeiß nur abgewiſchet, abgeſchuͤttelt, oder das Neſt weggeriſſen werden, ehe die Laͤuſe voͤllig auskriechen, und ſich verwandeln, welchenfalls das uͤbrige vom Blatt dem Vieh doch noch zu Nutzen kommt. Vor die Laͤuſe im Hopfen iſt vielleicht ein Kraut, oder ſonſt etwas auszufinden, welches ſie toͤdtet, wenn man es ins Waſſer leget, und die Stoͤcke damit beſprenget, auch zum oͤftern begießet q); oder, wenn man die ange⸗ 0) 3. E. Es koͤnnte aus der Johannisbeerlaus eine Fliege werden, welche ihr Geſchmeiß an die Weidenblaͤtter anſetzet, u. ſ. f. So iſt auch im 1748 Jahre hier was Heertwüͤrdiges geweſen, daß gegen den Anfang des Auguſts erſt an den Gipfeln der Erbſen eine ſchwarzgruͤne Art von Laͤuſen ſich gezeiget, Die ziem⸗ lich Schaden gethan, und gleich andern Laͤuſen in Fliegen verwandelt worden iſt. Es waͤre demnach wohl moͤglich, daß ſie von Fliegen angeſchmeißt wor⸗ den, die aus andern Laͤuſen entſtanden. p) Der Herr Baron und Kanzler von Wolff fi Hreibet in der Vorrede ſeiner vernuͤnftigen Gedanken von den Wirkungen der Natur, daß die gründliche Erkaͤnnt⸗ niß natürlicher Dinge zur Glückfeligfeit der Men- fehen ein Großes beytrage, und fiein den Stand fege, dag fie Herren über die Creatur werben, und fie zu ihrem Nugen gebrauchen fönnen. 9) Das öftere Begießen ſollte wohl im Anfange Beni uͤber die Neffen im Krauterc. 373 angegriffenen Blätter zeitlich abblatet. Ob ber Schweinmiſt ein recht ficheres Mittel Dagegen fen, wie uns folches ein gewiffer Hauswirth im 19 Stüd der leipziger veconomifchen Sammlung Abh. III. eh: ret, wäre durch eine allgemeine Erfahrung völlig aus: — } zumachen. Ich wende mich nun zur ‘Betrachtung der Krautraupen. Im Kraute trifft man gar vielerlen Arten der Raupen an; jedoch pflegen die Kern und fogenannte ſchwarze Krautraupen die fchädlichften zu feyn.. Jene greifen nur die Häupter, Diefe aber auch das Futter⸗ - fraut an. Die Krautraupen find von zweyerley Gate - ungen, grüne und braune, Die grünen zeigen fich zeitig, befchädigen meiftens nur den obern Theil der Haͤupter, und freffen nicht gar kief. Die Naben - füchen fie fleißig zu ihrer Speife auf, gleichwie die Wefpen, ehe fie an dem Obſt Nahrung finden, auch die gemeinen ſchwarzen Kraufraupen anfaften und verzehren, welches legtere man bey hellen Tagen mit Luſt anfehen ann, wenn zumal diefes geflügelte Un⸗ geziefer, wie bisweilen geſchiehet, ihre Neſter in die Lagraͤuder, auch fonft hin und wieder an trockenen Orten in die Erde bauet. Die braunen Kernraupen werden ziemlich groß, haben faft die Geftalt, mie diejenigen, welche im “Jahre 174: die Erdäpfel und, weiße Rüben auffraffen und aushöhleten. Sie find ' | fehr ſeeyn, ebediefe ſchaͤdliche Thierchen wirklich zum Vor⸗ ſchein kommen weil dadurch etwas in den Nahrungs» ſaft der Blatter könnte eingeführet werden, melcheg Ihnen zumider;hingegen könnte vielleicht Das Befprens gen gut thun, wenn fie fchon vorbanden find. — 374° Betrachtungen ſehr ſchaͤdlich, freſſen bis in das ——— der Sin pter hinein, und machen fie voller Unflath. Die ſchwarzen Krautraupen befreffen ; zwar nur die aͤußerſten Blaͤtter, halten aber ſehr uͤbel Haus, wenn ſie bey trockenem und warmen Herbſtwetter ſich haͤufig hervor thun, und ihnen — zeitlich gnug ge ſteuret worden iſ. Die mehreſten Krautraupen ob außer Streit ihren Urfprung aus den Eyern re welche von allerhand Farben um das Kraut herumfliegen. Ich habe fogar an einigen Kraurbläftern grüne Pupp> gen, wiewohl in geringer Anzahl, angetroffen, aus welchen Zweyfalter gefommen, die Eyer zu Raupen geleget haben, Am bäufigften Taffen fid) um dieſe Zeit, wenn Raupen im Kraute werden, weiße Zwey⸗ falter um daffelbe her fehen, welche auf den beyden obern Flügeln vierrunde ſchwarze Flecfgen haben, in der Geftalt, wie Blankaart im oben angezogenen Tractat, im 7ten Capitelden andern Butterſchmet⸗ terling befchreiber. Allem Anſehen nach fehmeißen diefe die gelben Eyer an, aus welchen die mehrges : Dachte ſchwarze Kraufraupe hervor kommt. Auf den Feldern, die nahe am Gebuͤſch liegen, werden fie in größerer Menge r), als in freyem Felde, beobachtet, entiweber, weil fie im Cefträuche aus ihren Puppgen hervor kliechen ‚ oder, weil 1 den Schatten lieben, wenn r) Dies giebt einen ſcheinbaren Beweis, daß die Kraut⸗ ranpen von Zweyfaltern herſtammen, welche aus Raupen entſtanden, die im Fruͤhjabre Die Blaͤtter im Gebuͤſch benaget, und davon ihre Nahrung geſuchet haben, hernach zu Puppgen worden ſind, aus wel⸗ En im Julius und Auguſt Zwepfalter hervor ges krochen. über die Neffen im Kraute ec. 375 wenn ſie an hellen und warmen Tagen ihre Eyer ge⸗ leget haben 5). Aus dieſen gelben Eyern werden von der Sonnenwaͤrme kleine ſchwarze Raupen aus: gebruͤtet, an welchen der Grund gelb, doch auf den Ruͤcken ſchwarze haarige Glieder erſcheinen, und lau— fen aus, ſo bald ſie groͤßer worden ſind, kriechen auf benachbarte Krautſtuͤcke fort, wenn ſie an einem Orte voͤllig aufgeraͤumet haben, werden auch matt, und vergehen gaͤnzlich, wenn ſtarke Nebel, Reife, oder ziemliche Kaͤlte und rauhe Luft zur Herbſtzeit kommt t). Man brauchet allerley, theils aberglaͤubiſche und laͤcherliche Mittel, dieſes Ungeziefer zu ſchwaͤchen und auszutilgen. Einige machen Rauch um die Krauts - felder u), welches wohl den Zweyfaltern fleuren r möchte, ) Welches von beyden Statt findet, ſollte man genau unterſuchen, und diefes könnte leicht gefchehen, wenn man um Diefe Zeit im Gebufch nachfuchte, ob niche dafelbft noch Puppgen anzutreffen, woraus ermeldre Zweyfalter gefommen. _ | ai x) Die einfallende Winterfalte verſtattet nicht, daß die Krautraupen Puppen anfegen, und Sweyfalter er- zeugen Fönnen, ſie keommen weg, und niemand weiß zur Zeit wohin, welches abermal eine Vermuthung giebt, daß fie von Raupen ihren Urfprung haben, die im Bebufch fich fortpflanzen. ne u) Der Rauch, welcher von Abfchnigen des Nferdehufg gemacht wird, wie man ihn beym Beſchlagen der Pferde auffammlen kann, fol allen Raupen und In— ſekten fehr zumider ſeyn: Hatteman alfo um den Acker perfchiedene Feuer zu fchubren, und follte Dabey den Wind wohl inacht nehmen, daß der Rauch vermit: teelſt deffelben allenthalben ausgebreitet werben koͤnn⸗ 18, Hielte dies Mittel die Probe, marım follten die Rlauen undHörner anderer Thiere nicht gleiche Wir: u Eung haben? Und waren folchenfalls die Abgaͤuge der Kummacher bier auch nuglich zu gebrauchen. al ie oR: die Aa öde — bleibt noch die Frage. Andere hängen die erſte Raupe, welche fie im Kraute wahrnehmen, in den Rauch, und glauben, daß alle übrige, vielleicht durch eine Sympathie, davon verſchmachten follen. Noch an: dere ſammlen fie in ein Gefäß, und vergraben fie ents weder in die Erde, oder ſchuͤtten fie ins‘ Waſſer, welches aber eine gar zu unflaͤthige Arbeit iſt, die zu— weilen wenig hilft. Faolgendes Mittel ſollte wohl noch als das bewaͤhr⸗ teſte erfunden werden, daferne man dreyerley Zeiten genau beobachtete, da diefes fehädliche Ungeziefer ges zeuget wird, und zum Vorſchein kommt: ı) wenn die angefehmeifiete Eyer am erjten bemerfet werden; 2) wenn Daraus Eleine Raupgen hervor Friechen, 3) wenn dieſe fo ſtark werden, daß fie bald auslaufen wollen, Bey den Eyern hat man in Acht zu nehmen, daß man fie mebrentheils an den Blättern der Kohlrüben, des weißen Krautes und Kohlrabi findet ; indem das rothe Kraut, grüner, brauner und Werfing, oder Herz⸗ kohl damit meiſt verſchonet bleibet. Jedoch habe der⸗ gleichen Eyer auch zuweilen am rothen Kraute wahr⸗ genommen, und im Jahre 1747 zu Anfange des Au⸗ gufts i in einem gräflichen Küchengarten gefehen, daß, zumal der grüne Hochkohl, von einer gemiffen Are, Raupen, die ich doc) damals fo genau nicht betrache tete, ziemlich befchädiger gewefen., Die Urfache mag feyn, weil die Blätter des Nübenfohls, weißen Kraus tes und Kohlrabi zärter, weicher und füßer find, als am andern Kohl und dem rothen Kraufe, daher fie den Fleinen Kaupgen die erfte Nahrung. am beften gehen Fonnen. Denn wenn diejelben groß, werden, 7 Pb s = über die Neffen im Krautex. 377 fo freffen fie alles Kraur ohne Unterfchied bisweilen fo rein ab, daß nur der bloße Strunf, und etwas weniges von den Blättern übrig bleiber. Auch die⸗ fes ift hiebey wohl zu merfen, Daß die gelben Eyer mehrentheile an der Seite des Blatts gefunden wers den, welches nach der Erde zugefehret ift, und fies bet man auch hiebey die weiſe Vorſorge Gortes für diefe Thierchen, daß fie, wenn ſie noch zart und Flein find, von dem Thau, und aller ihnen fehädlichen Feuchtigkeit defto beffer befchüget bleiben follen, Co» bald man nun Zweyfalter um das Kraut wehrnimmt, ſoll der Anfang gemacht werden, die-von ihnen anges fehmeißete gelbe Eyerchen aufzufuchen, man Fann fie zerörücken, und von den Blättern rein abwifchen, Diefe Arbeit ift die nüglichfte, und auch bisweilen alsdann ſchon nöthig, ehe das Kraut gehackt wird. Wer hier recht fleißig ift, erſparet hernach viel Mühe, indem die wenigften Raupen zum Borfchein fommen werden; jedoch foll man damit fortfahren, fo lange Amenfalter obgedachter Art mit weißen und ſchwarz gezeichneten Flügeln ſich fehen laffen. Denn bisweis len findet man auch bunte von allerhand Sarben an den Krautftauden, die aber fo fhadlidy nicht, mie die andern, find. Go bald das Kraut anhebet, fich zu fehließen, foll fleißig nachgefehen werden, ob nicht Spuren von Kernraupen vorhanden x), telche zeit⸗ lich wegzufchaffen IR: | Wäre 2) ch babe db gedacht, daR e8 unterſuchens werth, . ob nicht aus den Maden, die im den Neffenneftern hin und wieder angetroffen werden, die grünen Kern- raupen 3 Bund, Bb 378 Betrachtungen! Wäre bey der erften Arbeit etwas verfäumet, ober die Zweyfalter hätten neue Eyer angefchmeißer, art, 2 die Eleinen ſchwarzen Raupen wirklich ‚ausgefrochen ; fo findet man felbige nod) etliche Tage hernach in ihrem Neſte beyfammen, und Fann fie ente weder zerdruͤcken, oder ein Stuͤck vom Blatt, wor⸗ auf fie figen, gar wegreißen, da denn das Uebrige dem Vieh doch noch zum Futter dienen kann. | Draferne aber aud) bey diefer andern Arbeit das Uebel noch nicht völlig gehoben wäre, fo foll Die dritte vorgenommen, und behöriger Fleiß angewendet wer. den. Die ausgefrochenen Raupen müffen fich etliche Tage füttern, ebe fie fo flarf werden, daß fie aus— laufen können, ja fie halten fid) einige Zeit auf ders jenigen Staude, wo fie jung worden, und freffen das Dberfte der Blätter zuerft ab, weil es am weichften ift. Durch folches Anfreffen nun werden fie am er» fien verrarhen, und foll man fie nicht nur von der | ha | ange= raupen entſtehen. Indem ich heuer, namlich im Jahre 1748, etwas genauer darauf Acht gebe; fo kommt mir fehr wahrfcheinlich vor, als ob beyde Arten der Kernraupen aus diefen Neftern ihren Urs fprung haben. Sch finde nämlich um die Mitte des Auguſts fehr viel folche Maden, fomohl von grünlis cher, als dunfelbrauner Farbe in ermeldten Neftern, babe auch fogar in den Neftern der Johannisbeerlaus Heine gelbgrünliche Maden beobachtet. Heute, da ich diefeg fehreibe, namlich den 13 Auguſt, habe einige Krautftauden, an welchen ſich die inneren Blatter zu Hauptern gefchloffen, genauer befehen, und aus den- felben Maden, wie fie in den Neffenneſtern figen, wirklich hervor gezogen. Woraus erhellet, wie noͤ⸗ thig es fey, diefem Geſchmeiß zeitlich zu ſteuren, wenn man auch der Kernraupen gutentheilg enthoben bleiben will, fiber die Neffen im Krautere 379 ähgefreffenen Staude zeitlich wegfchaffen , fondern | u die nächft daben ftehenden wohl befehen, Auf | Weiſe fi ind fie völlig zu tilgen; ‚mehrer man aber Anfänglich gar nicht, und läffer fie in großer Menge jun einer Generalfouragirung fommen, fo ift das Spiel verfohren, und fünnen fie im trockenen Werter an drey oder vier hellen Tagen im September und Octo⸗ Ber einen ganzen Acker aufräumen, Jedoch druckt ſie auch bisweilen um ſolche Jahreszeit ein dicker es bel oder ſtarker Reif, daß ſie matt werden und weg fommen, ehe man ſichs verſiehet, wie ſchon oben ge⸗ bacht one Das Befchwerlichfte möchte hieben ſeyn, daß itzt⸗ beſagte Arbeiten mehrentheils in den Julius und Au⸗ guſt fallen, um welche Zeit es der Erndte wegen im Felde viel zu ſchaffen giebt. Allein, n, auch hier kann Rath geſchaffet werden. Es waͤre ſolches ein beque⸗ mes Geſchaͤfte für ojährige, zumal arme ‚Kinder, die ohnehin bey den Schulferien müßigfi find. Würde jedes Geſchlecht, unfer Aufficht einer erwachfenen Perfon, darzu behörig angerviefen, und den Kindern dafür eine kleine Ergeglichfeit gemacht ; ſo koͤnnte man, nachdem die Anzahl groß, wohl einen ganzen, -oder auch mehrere Aecker in einem Tage durchgehen, Auch vermögende Leute auf dem Sande Fönnten ihren Kindern dabey eine Veränderung machen, und fie abrichten, nachzufehen, ob die darzu beftellte fremde Kinder, das‘ ihrige thäten, dies gäbe Gelegenheit, fie zur Wirthſchaft zeitlich anzuführen, qui a tene- ris adfuefcere, multum, Und weil auch Krauta folder am bequemften, einem und dem andern Un— Fraut, das leicht ausfällt, und der Saame in dem | ba Acker 339°... Betrachtungen sun Acker bleibet, zu ſteuren, als da ſind Wildhafer, Wolfsmich Klebrich, Hederich, wilde Mölln, Rottich ac. fo koͤnnte die Arbeit, ſolch Unkraut auss zuraufen, mit jener nuͤtzlich verknuͤpfet, und alſo nicht nur durch Vertilgung des Ungeziefers dem Hauswirth eine große Menge Speiſe und Futter erhalten, fon« dern auch der Acer zugleich von manchem ſchaͤdlichen Unkraut gereiniget werden, worzu man eben nicht große Koſten anwenden duͤrfte. Daferne hohe Lan- desherrſchaften und Obrigkeiten durch loͤbliche Ver⸗ vrönungen, wie wohl eher bey Vertile gung der Hecken⸗ und Baumraupen geſchiehet, die Hand zu bieten ge⸗ rubeten, ſo würde. das Werk ſonder Zweifel: defto beffer. von ftatten gehen. Ein Gelehrter, der in der» gleichen Dingen fattfame Wiffenfchaft und Erfahrung, bat, fönnte um bie, Landwirthſchaft fich fehr verdiene _ - "machen, wenn er von allem den Gewaͤchſen ſchaͤdli⸗ an Gewuͤrm ein volljtändiges Puch ——— un. en Fahre jedes fih hervor thäte, aud, ‚ was fine bes waͤhrte Mitteln man ‚brauchen koͤnnte, dem Schaden, aͤnzlich, doch einestheils vorzubeugen. ER ben in der Anmerfung 0) einer Art Laͤuſe Erwehnung gefchehen,, welche im Sommer 1748 den Erbſen ſehr ſchaͤdlich geweſen, und ſelbiges zur Er⸗ laͤuterung der Materie von den Neffen dienlich iſt, ſo wird v offentlich nicht unangenehm ſeyn, wenn davon hier noch einigen Bericht beyfuͤge. Es ſind dieſe Läufe erſt im Anfange-des Auguſts zum Vor⸗ ſchein kommen, und haben, ſo viel mir wiſſend, we⸗ nigſtens auf 3 Meilen im Umfange, in hieſiger Ge— gend die Erbſen uͤbel zugerichtet. Mit den dr ' Wi ' om⸗ uͤber die Neffen imKranterc, 381 kommen ſie darinnen überein, 1) daß fie ihre Figur ‘Haben, 2) daß in ihren Meftern braune Käferähnliche Thierchen, auch Maden häufig gefunden werden, 3) daß fie, wenn fie die Gipfel der Erbfen ausgefogen haben, Fluͤgek bekommen, und fich verliehren. Eis nen Unterfchied merfet man zwifchen beyden, 1) daß fie um ein Gutes größer, als dieMeffen, und über den ganzen Leib Falten haben, da hingegen jene ganz ſchlecht find, 2) daß ſie in feinem weißgrauen Staube, wie die Neffen, liegen, 3) daß fie fih nicht feſt an - die Blätter der Erbſen anhängen, fondern leicht: ab» gefchüttele werden Eönnen. 4) Bey den Neffen beob⸗ achtet man das Gegentheil, daß fie ſchwarzgruͤner Farbe ſind, gleichwie hingegen die Neffen nur gelb⸗ grün ausſehen y). Man findet bier die Laͤuſe in großer Menge fat an allen noch wecchen Gipfeln der ſchoͤnſten und fetteſten Erbſen, zumal, vo noch Bluͤthen find. Der Saft wird von ihnen in wenig Tagen der geftalt ausgefogen, daß Blaͤtter und Bluͤthen vergelben, ® undendlich gar verdorren z). An einigen Orten habe fie gegen Abend abgefchüttelt, weil mic) bedünfer, daß fie die unterften harten Blätter des Stengels nicht leicht ‚angreifen, und will ich fehen, ob dieſes vielleicht ein ittel, ihnen zu fleuren, wenn man es zeitlich braus cher, ehe die Ve —* genommen x y) Die fehwarzgrüne Farbe thut fich an ihnen Hi wenn fie fett und groß werden, denn anfanglich fehen fie auch gelbgrün aus. | z) Der Stengel felbft wird welk, und endlich einem duͤr⸗ ren Stroh gleich, obwohl feine faugende Laufe an demfelben mehr vorhanden find. Den Linſen thut dieß Geſchmeiß keinen Schaden. | f 382 Betre htungen uͤber die Neffen ꝛc. So hat auch in eben dieſem — „Und. zwar | Kan um die Mitte des Juli zieter, wel⸗ | gs fonder Zweifel eine Art nlaͤuſen gewe⸗ n, Das Ziverfchen- und ©: 3. bier; Außerft verderbet. Man wurde ſolch hr, als aufiges dachten Blaͤttern maͤßige zinno rothe Huͤbelgen er⸗ ſchienen, welche ohne Unterſchied eine Vertiefung, ſowohl nach der glatten, als verkehrten Seite des Blatts hatten, darinnen die Inſecten moͤgen ausge · bruͤthet worden ſeyn. Ein dreyfacher Schade entſie⸗ het daraus, 1) daß jetzt, und zwar um die Mitte des Augufts, die Blätter ganz unſcheinbar werden, ſich einestheils zuſammenrol en und verdorren, 2) daß ſo⸗ he} Be Sommerlatten , ‚als — * die 5* — man ee R un daran — daß die Blätter der Bäume bis in den September. gefund und frifch bleiben, weil anderer Geftalt nicht nur die Früchte, fondern auch die Augen, welche aufs fünftige Jahr Blätter und Bluͤthen treiben follen, nebft den friſch getriebenen Sommerlatten, Noth leiden. Anmerk⸗ lich iſt, daß dieß Uebel die Aepfelbaume heuer Pi nicht betroffen Bat, ar © am IM. Schrei- “% J ei P 4 a2 WAR A ' J — EN LELLERZEEEEETEETTTE TEE rz > J 4 RN... Shdheiben — vom guten Geſchmacke in der Saufunf“, Mein Herr! Fie ich das legtemal bie Ehre hatte Sie hier zu ) feben ; fo habe ich Geſpraͤchsweiſe Ihre vors I treffliche Einſicht in die ha i Erlauden Sie mir, daß ic) Ihnen anißo einige trachtungen mittheile, welche ich bey Gelegenheit * über entworfen. Es iſt außer Ziveifel, Daß der meh⸗ reſte Theil derfelben, mo nicht alle, Ihnen nicht neu fheinen werden. Sie find gar zu nauruich, als daß Sie einem Manne von ſo gereinigtem Geſchmacke, als der Ihrige iſt, und der ſich dieſer Kunſt befleißi⸗ get, nicht beyfallen ſollten. Wenn ich mir alſo, mein Herr, die Freyheit nehme, Sie Ihnen zuzuſenden; ſo geſchieht es bloß in der Hoffnung, daß Sie mir Ihre Gedanken uͤber die Bauart derjenigen Voͤlker, die ich getadelt habe, mittheilen werden. Die Begierde zu bauen herrſchet anitzo ungemein, ob ich gleich feft fagen darf, daß in den mehreften Ge— bäuden ein Geſchmack a „, der eben nicht die Bb4 Gabe. * ug den Ouvrages diverfes fur les belles Lettres, Parchite&ture civile et militaireetc. de8 Hrn. Ma: jor von. Sumbert, Königl. Prengifchen Geheimen Nathsıc. uͤberſetzt. — En der Baufunft unerfah Dom guten Geſchmacke Gabe. des Öefallens hat, und. fogar-biejenigen, wel · F N ii Be dor ‚den Kopf ftoffer. Sie wiffen, mem Here Buswie unordentlid) es fem Stüce, faft in jeder Kunft zugehet ; da gentheil das gute und * abrh aſte ſich auch des an orts Begriff von dem Wefentlichen diefer, Kunſt haben, N wenn fie nur feine verdorbene Urtheilskraft befigen. Es ift fehr leichte, Die allgemeine Urſache dieſes Feh⸗ ⸗ lers zu finden, der nach meiner Meynung in einer unendlichen Anzahl von Gebäuden herrſchet. Ohn⸗ ffreitig ift eg diejenige, daß. verfchiedene von denen, welche fich zu Baumeiftern aufwerfen, von denen Eis genfchaften entblößer find, welche den. ‚guten Baumei⸗ ſter ausmachen. So trifft man einige, die einen ganz kinderhaften — an bunten und ſchlechten Zierrathen haben. Wie koͤnnen ſie aber, wenn ſie ſelbſt keinen Geſchmack haben, denſelben demjenigen mittheilen, was ſie erbauen? Die Wiſſenſchaft des vortrefflichen Alterthums kann dazu die Grundſaͤtze her⸗ geben. Man kann demſelben nicht anders, als mit Ungrund ſeine unvergleichliche Einſicht in die Bau · und in die Bildhauerkunſt ſtreitig machen. Es leſen diejenigen, die ſolches nicht glauben, wollen, den Dis truvius, und endlich befehe man diejenigen Foftbaren Ueberbleibfel, welche fich nod) vornehmlich in Italien befinden, und welche fo wefentlich fiir daffelbe reden, Man will hiemit nicht fo viel fagen, daß man nicht zumeilen darinn verändern, oder hinzufügen kann, Niemals foll man einen blinden Nachfolger, oder eis nen übertriebenen Bewunderer abgeben. Man wird nichts finden, fo nicht noch vollfommner feyn * Ueb er⸗ c* in der Baukunſt. 385 Ueberdem giebt es Vorfaͤlle, welche zuweilen erhei⸗ ſchen, daß man ein Theil der allgemeinen Grundſaͤtze fahren läßt, ob fie.gleich unmiederruflich find. Man thut inzwiſchen allemal übel, wenn man ohne Grund wichtige Urfachen verläßt. Was ich hiemit fage, ift gar den Saͤtzen nicht zuwider, welche id) nad) dem Ausfpruche einiger berühmten Baumeifter beybringe, daß der ältefte Gefchmac in der Baufunft überhaupt beſſer fey, als den man in der Folge der Zeit hat ein: führen wollen. Die guten Baumeifter diefer entlege- nen Zeiten, welche nach, Gründen urcheilten, der ge» funden Vernunft allemal auf das genauefte folgten. Hätte dieſer Geſchmack forrgedauert ; fo würden wir ohnfteeitig fehr weit gefommen feyn: allein es ift det» felbe durch) das Gorhifche verdorben worden, welches large Zeit darinnen herrfchte, und das nod) bishero nur gar zu ftarf allenthalben im Schwange geher. Man meynet zuweilen vielen Fehlern und Schwies rigfeiten vorzubeugen, wenn man die Auffiche über große Gebäude, Leuten vom hohen Stande überläfe fet. Es würde diefe Fürfichtigfeie von großem Nur gen feyn , wenn man alfenthalben, wie in Frankreich, einen Herzog von Autin, welcher Dberauffeher der fönigl, Gebäude, und Protector der Akademie der - Baufunft war; oder, wie in Schweden, einen Gras fen von Tefin anträfe, der nad) dem Benfpiele feines mwohlfeligen Heren Vaters einer der größten | DBauverftändigen in ganz Europa ift. Sofind aber die Perfonen, denen man zumeilen diefe Sorgfalt aufe trägt, ob fie fich gleich fonft durch die größten Vers dienfte unterfcheiden ‚in der Baukunſt nicht fonder: lich erfahren, mie fie denn zumeiten fogar nur eine — flüchtige Erkenntniß ihrer. ——* Grunbfäge Haben. So vertrauen fie zuweilen Die Ausführung eines ent» mworfenen Gebäudes Pfufchern an, tvelches’gemeinig- lich nur: fehr mittelmäßige Mahler und Bildhauer oder fügar Schnittger, Zimmerleute oder Maurer find, welche fih zu Baumeiftern aufwerfen, ‚und foldye Au feiffe machen, :die:der Unerfahrnen in dieſer Kunſt gaͤnzliche Aufmerkſamkeit auf ſich ziehen. Wie ſie aber nur eine ſehr fluͤchtige Erkenntniß der Groͤs⸗ ſewiſſenſchaft beſitzen, und uͤberhaupt nur einen ſehr mangelhaften Begriff von allen denen Wiſſenſchaften haben, die ein Bauverftändiger verftehen muß; fo begehen fie ganz entfegliche. Fehler, ſowohl was das Hauptweſen, als die Einrichtung und Bertheilung der Zierrathen betrift. Da feßt es nichts als aller- hand Schnirkelwerk, Menfchengefichter, Frontons, nicht aneinanderhangende Gebälfe, eingeblindete Säus len, und andere Kindereyen nach dem gothiſchen Ges ſchmack. Dieſe Baumeifter,. die ſich nur bloß auf den täglichen Gebrauch) gründen, verurfachen große und gleichwohl unnüße Koften, welche zuweilen den Umfturz der Gluͤcksguͤter derjenigen Perfonen, welche bauen laffen, nad) ſich ziehen. Statt, daß fie den Städten ein Anſehen geben follen, ‚verfchlimmern fie diefelben. Man Fönnte diefes mit Benfpielen. erhaͤr⸗ ten, wenn nur dieſelben nicht verhaßte Dinge waͤren. Wenn es dergleichen bloßen Erfahrungsbaumeiſtern in mittelmaͤßigen gluͤcket, welches doch ſelten geſchieht; fo muß man daſſelbe dem Schickſaale zuſchreiben. Sie gleichen den Marktſchreyern, welche zuweilen Krankheiten heilen, aber doch nicht die geringſte Re— chenſchaft von dem Verfahren ablegen koͤnnen, —* 8 rider Baukunſt.· 387 ches ſie beobachtet, dieſelbe zu heben. Voltaire, Ben feines Geſchmacktempels, "hat die Abfchilderung unverftändiger Baumeifter unges mein wohl getroffen. ""Erlauben Sie, mein Herr, daß ich die Stelle‘ hiefelbft anführe, weil Sie viel« leicht Diefes Buch ſelbſt nicht beſitzen; Certain Mason, en Vitruve erige | 20." Eu trace un plan @’Ornemens furcharge: ud enrscNul Veftibule, encore moins de Facade; 38 — vous aurez une longue enfilade; Vos murs ſexront de deux doigts d’epaitfeurz ‚.Grands cabinets, ſalons fans profondeur, nis Petits tremeaux, fenetres a ma guiße, Het We Pon prendra pour des portes d’Eglife, Le, tout .boife, verni, feulpte, dore, . | Et des Badans a. coup für admire. Das Mittel, in einem Staate allemal gute Barmei ſter zu haben waͤre „ daß man in der Hauptſtadt, wie zu Paris, eine Baumeiſteracademie anlegte, welche erfahr Groͤßeverſtaͤndige und gute Baumei- fer von langer Erfahrung aufzumeifen hätte , melche diejenigen unterwiefen , die ſich Diefer Kunft widme⸗ ten. Es muͤßten dieſelben nur allein in der Haupt⸗ ſtadt und in allen Landſchaften Bedienungen erhalten, und muͤßten dieſelben wenn ſie ihre Bemuͤhungen vollendet, und einige Jahre gereiſet haͤtten, dazu fuͤr geſchickt erfläret werden. Go gar die Fremden, wels che dieſes Gefchäfte zu treiben verlangten, nrüßten diefer Ordnung nicht überhoben feyn. Man begreift mit leichter Mühe, daß die Reiſen die Bauverftäns dige vollfommner machen koͤnnen, denn die unterfchies denen Stüce, welche man in verfhiedenen Ländern zu 388 Vonm guten Geſchmacke zu ſehen Gelegenheit hat, wo dieſe Kunſt im Schwange gegangen, geben die herrlichſten Begriffe, und fün- nen vieles dazu beytragen, diejenigen: zu verbeflern, die man ſich bereits davon gemacht hat. Einen Auf—⸗ ciß ausführen, ift eine ganz ‚andre Sache, als den- felben nur bloß aufs Papier: entwerfen. Was ich, mein Herr, zu einer andern Zeit von der Kriegsbau⸗ funft fagte, fann gar wohl hieher gezogen werden: es ift zuweilen ——— ———— —— Papiere, welches ſich dennoch auf dem Erd⸗ reiche gar nicht anbringen laͤßt. Die Nutzbar⸗ keit diefer. Stiftung, davon ich eben geredet habe, fällt jedermann in die Augen, die, Koften, ſo man Anfangs darauf wendete, würden durch den Mugen, der allgemein wäre, reichlich erfeget werden. + Ich babe fchon erwehnet, daß Stümper unnörhige Koften verurfachen, fie verderben zuweilen durch) ihre ange ftellte &ebäude , und durch grobe: Fehler, ganze Städte, ziehen auch den Gebäuden felber verfchiedene verdrießliche Zufälle zu en - Sch will mich nicht weiter in allgemeine Betrach⸗ £ungen einlaffen, twelcheinzwifchen ausgemachte Wahr⸗ beiten find, Ich habe andre auch vorzuftellen, über den Geſchmack, welcher in der heutiges Tages uͤbli⸗ chen Bauart berrfchet, nämlich: 1) bey den Ita⸗ liaͤnern, 2) Stanzofen, 3) Deutfihen und Nord⸗ voͤlkern. Man ann fagen, daß diefe Völker über- haupt ihre Borfchriften nach den koftbaren Ueberbleib- fein Griechenlands und Roms, welche bis zu ung ge= fommen, eingerichtet haben, welchen fie aber nicht allemal fo pünctlich gefolger. Einige haben fich auf diefe, andere auf jene Art davon entfernet, au ie in der Baufunfk. > 389 irch Berfchiedenbeit der Materialien und des Ge- s gekommen find, welches fich alles nad) der Beränderung. der Dimmelsgegenden richtet, In Ita⸗ lien, und hauptſaͤchlich zu Kom, bet.man in den letztern Jahrhunderten in den Gebäuden die wahr⸗ hafte Bauregeln aus den Augen gefeger; und fogar die Beyſpiele, dieman davon vor ſich hatte, aus dem Geſichte verlohren, Man trifft daſelbſt nichts als eine uͤble Anwendung verſchiedener Zierrathen an, welche durch Baumeiſter von der Art, der Ritter Borromini und Pietre Cortone in das Werf ges feet find, zur großen Verachtung, ſagt Daviler im der Borrede zu feiner Baukunſt, derjenigen herr lichen Denkmaͤler, davon fie Bewahrer find, und wel⸗ che ihnen die Zeit, fie zu unterrichten, vor Augen ge laflen. Der P. Labat, ein großer Kenner diefer Arc der Wiſſenſchaften, und vortrefflicher Baumei⸗ ſter, fagt *, wenn er von dem Kloſter der Trinitaner Barfuͤſſer zu Kom ſpricht, daß ihre Rirche ſchoͤn fey, aber noch fehöner feyn würde, wenn fie ſich eines verſtaͤndigen Baumeiſters, als Bor⸗ romini bedienet haͤtten, welcher ſich allemal von den andern durch eigene Meynungen, welche ſehr viel außerordentliches bey ſich fuͤh⸗ ren, unterſcheiden. Es erhellet dieſes aus dem Portal dieſer Krche. Ich glaube, wenn er laͤnger gelebt haͤtte, er wuͤrde die Saͤulenfuͤße an die Stelle der Knaͤuffe, oder der Kapitaͤl geſetzt haben. | So begehet man Fehler, wern man feinen Ges | ſchmact hat, ſeinem Eigenfinne folger, und ſich von den * Voyage d’Efpagne et Ital, du P.Labet. Amft, 1731. ‚Tom. III. pag. 188. — 390 Vom guten Geſchm ade den Borfehriften der guten Baukunft enge Ich will im Vorbeygehen bemerken, daß der Herr Bris gadier Kofander den italiänifchen Ausfchivei- fungen in der Aufbauung von Monbijour , , vor Ber fin ein wenig zu ſtark gefolget Hat. Die vier. Vorder⸗ theile dieſes frenftehenden Gebäudes find nur nach der falfchen Baukunſt in Feifchen Kalk gemahler. Die Fenfter find durch obgefegte Giebel daher (fron- tons coup&s) eingefaßt, mit ſchneckenfoͤrmigen Zier⸗ rathen und viereckten Zußgeſtellen worauf ein Bruſt. bild befindlich. Alle dieſe Zierrathen haben nicht den Befall, die ſich eines gewiſſen Geſchmacks ruͤhmen, welcher nicht demjenigen beyfömmt, deſſen man im Garten ges mahr wird; und noch weniger, der inwendig im Haufe Herrfcher, welches von-verfchiedenen Gemaͤhl⸗ den, (morunter Die vom Herrn Pesne die vortreffe fichften find) von Spiegelgläfern, vortrefflichen ja⸗ ponefifchen Porcellaine, und andern Seltenheiten an⸗ gefülle ift, welches nur gar zu gut den erhabenen Ge⸗ ſhmack ihres Stifters zu erkennen giebet. Es iſt Ihnen bekannt, daß dieſes der Herr von Brand, Kammerherr bey Ihro Majeft; der Koͤniginn iſt, eis ner Prinzeßinn, die die größten Lobeserhebungen, we⸗ gen ihrer vortrefflichen und großen es nicht genug erheben Fünnen. Berzeihen Sie, mein Here, diefe Eleine Abwei⸗ hung ‚ fie ſchicket fich nicht ga "und gar zum gegene ⸗ waͤrtigen. Ich werde gezwungen werden, Dergleis chen mehrere zu begehen, Es wird aber diefes fur deshalb gefchehen, meine Gedanken durch Beyfpiele enerveber zu erlaͤutern, oder zu rechtfertigen. nn | | | TR FERBIUE inder Baukunſt. 391 re ich dann wieder nach Italien ws Wenn n mit Achtſamkeit die vornehmſten Gebaͤude Roms — davon uns Sandrat eine ſo ſchoͤne Samm⸗ lung geliefert, und welche Sie zum Theil auf ihren Plaͤtzen geſehen haben; ſo wird man finden, daß eine große Anzahl dieſer Pallaͤſte, ob ſie gleich von den vornehmſten Bauverſtaͤndigen angeordnet ſind, in vielen Stuͤcken wider den guten Geſchmack fehlen. Den Fehler, davon ich eben rede, bemerket man daſelbſt gar leichtlich Ein Baumeiſter ſoll von al lem, was er macht, Grund angeben koͤnnen; haupt⸗ fachlich foll er dabin fehen, nicht Die gefunde Vera nunft zu beleidigen ‚ wenn er Sachen vorftellet, die, nach der Art, wie er fie abbilder, nicht feyn koͤnnen. Man bemerket biefelbft vieles, welches. nur eine Wirs fung feines Eigenfinnes ift, und aus der außer: ordentlichen Begierde, ſich hervorzuthun, fließet, wie der P. Labat von dem Borromini mit Grund behauptet. Ein Gebäude foll mit der menſchlichen Geſtalt einerley Symmetrie haben. Das Dad) ftels let den Kopf vor. Es foll daffelbe alfo nach dem Ges bäude eingerichtet feyn. In diefer Abfiche muß man den Italiaͤnern Gerechtigkeit wiederfahren laffen. Es ift Diefes ein Theil des Gebäudes, das ihnen am be⸗ ften gelinget, weil fie daſſelbe mit Grunde kleiner, als alles das übrige machen. Sie umfäließen daſ⸗ felbe gemeiniglich mit einer ſchoͤnen Docke von Stei⸗— nen, deffen Zinnen Gefäße oder Starüen fragen, welches ein Gebäude ungemein zieret. Schlüter und der Brigadier Eoſander, die Baumeifter des Schloffes zu Berlin, haben ihnen glücklich nach« geahmet. Die B Bilojtühle diefes prächtigen Gebaͤu⸗ 392 Domguten Geſchmacke des, welches feines gleichen nicht in Deutſchland har, ob es gleich nicht völlig ausgebauet iſt dieſe Bild fühle, fage ich, fragen Statuen und Gefäße, die ganz und gar nach dem Geſchmacke des Alterthums eingerichter find. Nu uf Nr} Ich werde noch Gelegenheit haben, vom obern Theile, oder dem Dache zu reden, anißo gehe ich zu den Säulen, mo ſich die Italiaͤner wieder ‚oftmals verfehen. Es ift gewiß, daß die Säulen niemals an dem DBordergebäude aufgeführet werden ſollen, = als bloß deflen Berräfelung zu fragen. Denn eine Säule ift eigentlich, zu reden nichts anders, als eine fteinerne Stüße, die eine Laft tragen foll. Ihr Ur— fprung ift von den Bäumen herzuholen, welche die erften Menfchen an den Ecken ihrer Hütten pflanzten, und welche ihr Dach trugen. . Michael Angelus, und einige andere italiänifche Baumeifter. haben. auf die Art unrecht gehabt, ihre Fenfter mic kleinen Säus len zu ſchmuͤcken, welche nichts anders, als einen Eleis nen Sronton zu tragen haben. Eben dergleichen ſie⸗ het man an der St. Petersficche, dem Capitol und andern römifchen Gebäuden. - Das ift ein wahrhafs ter Eigenfinn der Baumeifter, dem man auf feine Art ; en muß: die Säulen aber , welche von-außen an ebeh diefer St. Petersfirche zu Rom angebracht ſind ‚und die vom Fuße diefes Foftbaren Gebäudes bis zur Bertäfelung hinauf gehen, find von großem Sefhmade, Es find dieſelbe wahrhafte Vorſchrif⸗ ten der Nachfolge. Eben dieſes Urtheil faͤlle ich von den Saͤulen an dem Schloſſe zu Berlin. Ich will zuerſt von den beyden Hauptthuͤren oder Portals re⸗ den, welche von Schlüter an der fagade zwiſchen | der in der Baukunſt. 1393 Ruppert und der neuen Brücke erbauet find. Jede davon hat vier große Säulen von zuſammengeſetzter Ordnung, ſie find zwar nichts als überfteichene Zie— ‚gel mit Capitälen und Grundfäulen von gehauenen und metallfarbigt gemahlten Steinen, aber fie haben eine unvergleichliche Sage, und find von recht auser: lefenem Geſchmacke. Bey der facade der Freyheit iſt auch ein großes Portal-von fleinernen Säulen nach) altem Gefihmade. Dieſes Portal nad) der Einrich- fung des Briggdiers Eoſanders, ift eine Nach: ahmung des conftantinifchen Teiumphbogens, den ‚ man zu Rom anteifft, und welcher von allen Kennern hochgeſchaͤtzet wird. Die ſchoͤne Saͤulenſtellung, welche Schluͤter in dem kleinen Schloßhofe zu Ber⸗ lin angebracht bat, iſt auch ganz und gar nach dem Geſchmacke des gefunden Alterthums. Auf dieſem Mage trifft man Stuͤcke von einer vollfommenen Schönheit an. Man fiehet daſelbſt zweene Spasßier- gänge, einer über den andern. "Der, im unterften Stockwerke, ift nad) dorifher Ordnung angelegt, Man Eann ſolchen ein Möifterftüct nennen , weil Schlüter die Regelmaͤßigkeit der doriſchen Drdnung, ohnerachtet der Zufammenfügung verfchiedener Säu- len, zu beobachten gewußt hat, welches die französ ſiſchen Baumeiſter für fehr ſchwer betrachten. In der That erfordert dieſes viele Vorſichtigkeit, wegen des Unterſcheids der Metopen und Triglyphen. Auf den beyden Spatziergaͤngen hat der Baumeiſter ein eiſernes Gelaͤnder angebracht, mit ſteinernen Bild⸗ ſtuͤhlen, auf welche man Zierrathe ſetzen kann. In eben dieſem Hofe ſtehen auch corinthiſche Saͤulen, welche ohngefehr 40 Fuß hoch ſind, auch ſiehet man Sand. Ce — 394 Vonm guten Geſchmacke daſelbſt ſowohl, als im großen Hofe, ſchoͤnes erha⸗ benes Schnitzwerk und herrliche Statuen. hi Weil ich einmal auf das Schloß zu Berlin ges fommen bin; fo will ich nur im Vorbeygehen fagen, daß die Fenfter und Zwifchenräume von einer aug« nehmenden Ebenmaße find : die Zierrathen aber, welche daran, hauptfächlich nach der neuen Bruͤcke, find nicht nad) dem beſten Gefchmade. Die Fen— fter des dritten Stockwerks find Frontons mit offenen Winkeln, worinn die Krone und das Schild von Preuffen angebracht find. Obgleich diefe Frontons von Wichael Angelus eingeführet, und von vers ſchiedenen römifchen Baumeiftern gebraucht find, muͤſſen nicht fo fehlechterdings nachgeahmee werden, Die guten Baumeifter achten diefelben nicht. Sie find inzwifchen in Deutſchland fehr gang und gäbe, wo man fie zur Unzeit im Großen, an der Vertäfes “Jung eines Gebäudes, und im Kleinen über den Fens fern, Thüren, und in den Kirchen über den Altäs ven fege. ge Sg B; + Diefe Betrachtungen führen mic) auf die Mes zanines, oder Halbfenſter. Es find dieſelbe Eleine Fenſter, in welche die Staliäner ‚verliebt find, und diefes zumeilen dennoch) übel anlegen, Sie bringen dergleichen in dem Fries der Bertäfelung an. Der⸗ gleichen fiehet man zu Rom an dem Pallafte von Altieri, nach dem Vorriß des Joſephs Antons Roßi. Eine Nachahmung davon trifft man in dem Palais des Thuelleries zu Paris an. Man fieher dergleichen noch zu Rom, an dem Pallafte des Car: dinals Dezza, nad) der Abzeichnung des Martin Lunghi, und eben dergleichen an dem —— u tock⸗ in der Baukunſt. 395 Stockholm. Schlüter har gleichfalls an der Seite nad) der neuen Brüce im vierten Stockwerke der. gleichen angebracht, welches eine Nachahmung derer ſeyn foll, fo man an dem Pallafte von Afte zu Rom, nach dem Entwurfe des Tohann Antons Rofi, feyn foll; denn beyde haben die Berräfelung verſtuͤm— melt, d. i, fie haben den obern Theil der Mezanines in den Architrab geben laffen, und damit den Frieg bedecket, das ift die Krone des ganzen Gebäudes, Man muß daffelbe alfo niemals, unter welchem Vor⸗ wande es auch immer feyn kann, verftimmeln. Man hätte beffer gethan, ftatt deſſen eine Kranzleifte, (corniche architravee) anzuordnen, An den Schaften der Halbfenfter Hat Schlüter den Königl. - Adler mit ausgefpannten “Flügeln angebracht, mit den Kaͤulen in den Klauen, und verfchiedenen an— dern Fleinen Zierrathen ver Bildhauerfunft. Es wird aber dieſer Ueberfluß an Schnigwerfen von denen, welche die Einfalt lieben, gemißbilligee werden; und. viele Kenner, wenn ihnen diefes Stockwerk in die Augen fallen wird, werden fich der Worte des Vol⸗ taire, von dem Bau überhaupt der Eapelle zu Ber« failles, auf der ı2ten Seite feines Geſchmacktempels erinnern. | | Men Ce 'eollifichet faftueux F Qui du peuple éblouit les geux, / - Et dont le connoifleur fe raille, f Uebrigens will ich nicht die Berdienfte des Hrn, Schlüters angreifen. Er war fonder Zweifel ein berühmter Baumeifter, und ein großer Bildhauer Iſt er einigemal dem neuen Rom gefolget; fo hat er auch verfchiedenemal dem alten nachgeahmet. Ver⸗ € &csa fihie« 396 Vom guten Geſchmacke | fchiedene Stücke des Schloſſes zu Berlin, und ver⸗ ſchiedene andere Gebaͤude beſtaͤtigen dieſes. Man hat halberhaben Schnitzwerk von ſeiner Art, von ſo ausnehmender Schönheit und Geſchmacke, * ſie den Roͤmiſchen nichts nachgeben. Ich habe ſchon von einer vortrefflichen Saͤulenſtellung geredet, wel⸗ che feine tiefe Einſicht in dieſe Kunſt genug zu erken⸗ nen giebt; aber auch die groͤßten Leute ſind Fehlern unterworfen, und werden ſogar zuweilen davon hin⸗ geriſſen. Es giebt gewiſſe Umſtaͤnde, wo man zu⸗ weilen gezwungen ift, fi) nad) dem Geſchmacke an⸗ derer Leute eher, als nach ſeinem eigenen zu rich⸗ ten, ſo gut auch dieſer, und ſo ſchlimm auch jener ſeyn koͤnnte. Wie aber nicht jedermann ‚die Duelle feiner Fehler einfieher: fo bafıne hie — daren auf den Baumeiſter. Sch komme wieder auf meinen —— mein Hear. Ueberhaupt bin ich, in dem, was die Halb⸗ fenſter betrifft, der N Meynung einiger frane -zöfifehen Baumeiſter. Sie behaupten, daß diefe Arlt Senfter die fagaden wegen ihrer. Unregelmaͤs⸗ figfeit verderben, da fie breiter als hoch find, Ich ‚gebe ſie noch in einem Buͤrgerhauſe zuʒ allein an ei⸗ nem Schloſſe und Pallaſte muß ſich alles majeſtaͤtiſch zeigen. In dem unterſten Stockwerke ſind ſie noch am leidlichſten. Ich muß zugleich bekennen, daß die Halbzimmer, worinnen ſich die Halbfenſter be⸗ finden, nicht allenthalben nach einem ſo uͤbeln ‚Ges ſchmacke eingerichtet ſind, als die zu Nom. Man trifft in. den Provinzen einige von beffern Gout an, wie das Schloß zu Caprarola nad). der Einrichtung, des vignola air Sie werden: * dem Ser⸗ 3% lio, "im der Baukunſt. 397 lio, Palladio und Scamozʒi noch andere Aufriſſe finden. Wenn Schluͤter an dem Orte, wovon ich ihnen geredet habe, zur Wohnung der Hausbediente, Halbzimmer anlegen müffen: fo Härte er beffer ges fhan, nad) dem Benfpiele der Italiaͤner das noch) nicht zu verftümmeln, fondern es ganz zu laffen. Er hätte dieſes bemetfjtelligen Fönnen, wenn er e8 ein wenig tiefer gemacht. Und er hätte Palladio folgen koͤnnen, welcher an dem Pallaſte des Grafen Porti zu Vicenza über der Vertaͤfelung ein niedriges Stockwerk angebracht hat, der das ganze Gebäude kroͤnet, und wo die Kammern unterm. Dach find. Zwi⸗ ſchen den Halbfenftern hat er Bildftühle erbauer, welche ein Theil. des Daches verbergen, und die fagade auf eine angenehme Art endigen. Dieſes niedrige Stockwerk hat einen beffern Eindruck, als der über den Thuillerien zu Paris, Die Spiße Dies fes Pallaftes raget zu fehr hervor, und fcheiner dieſes kleine Stockwerk zu unterdruͤcken. Beſſer wuͤrde ein ſolches an dem Schloſſe zu Berlin gelaſſen haben, weil man deſſen doch wenig gewahr wird. Dieſes ſind, mein Herr, die Betrachtungen, welche ich) über den italiänifchen Geſchmack in der Baufunft entworfen habe, Ich begebe mich anitzo zu dem Geſchmacke der. Baumeifter in Deurfchland und den Nordlaͤndern. Der mehrefte Theil diefer Herren ahmen forgfältig dem Cigenfinne der. Ita— liäner nach, und find für die äußern Zierrathen ganz - ungemein getvogen, womit fie gar gerne das Borders theil ihrer Gebäude überhäufen. Ueberhaupt haben die Senfter und ver Schafft in diefem Sande Fein fo ‚ gutes Geſchicke, als in Italien. Man ſchaͤtzet in cz Deurfch- 398 Vor guten Geſchmacke Deutſchland die großen Fenſter und die Pleinen Schaffte oder Zwifchenräume gar zu hoch, welches die facaden als feuchten ausſehen macht. Man hält i in diefen Laͤn⸗ dern auch fehr viel von den Halbfenflern, welche men inzwiſchen noch oͤftermals ſo ziemlich verfertiget, nach der Art des von Campen, der das Rathhaus zu Aniſterdam erbanet hat. Diefer geſchickte Mann hat nach dem Beyſpiele des Palladio und Scamos5i fid) in diefem Stüde eine völllge Freyheit gelaſſen, ‚indem er zwo Reyhen Halbzimmer (entrefolles) zwi⸗ ſchen den beyden großen Stockwerken erbauet hat, wo er viereckigte Halbfenſter an gebracht hat, welches mit den großen Fenſtern eine angenehme ur ſe⸗ lung machet. Here Sturm in feiner ſchoͤnen Aus⸗ legung über den Goldmann, ift ven Halbfenftern ſehr günftig, und nimmt biefen italiänifchen Ges brauch an. / Man begehet zuweilen aud) fehr große Fehler an den Dächern. Man erhoͤhet dieſelben in Deutſch— land und Norden gar zu ſehr. Man ſiehet dieſelbe oͤftermals fuͤr einen ſtarken Kopf an, der weder Rumpf noch Beine hat. Ich weiß wohl, daß man vorſchuͤ⸗ Bet, wie man — wegen des haͤufigen Regens, Echnees und anderer Ungemächlichfeiten der Luft, machen mülfe, welche fich öfterer in den Falten Län- dern, als in Italien und den warmen Himmelsftrei- chen zutragen, Man glaubet, daß die hohen Dächer gefchickter find, den Beſchwerlichkeiten abzubelfen, die daher entftehen, und daß das Gemwäffer beffer ablau⸗ fen kann: aber diefe Urfache ift nicht hinreichend, diefe. Mißgeburten von Dächern zu entfehuldigen. Man nimmt verfchiedene Kane Gebäude zu — wahr, ander Baurunſt. 309 wahr, weiche feine höhere. Dächer, als in Italien ‚ haben. Es nugen diefelben ungemein, und verur⸗ ſachen den Gebäuden Feine Beſchwerde. Man bat noch andre Mittel, vdiefen Bu ae zuvor zu fommen. 0 Sn Deutfchland gebraucht man noch vielfältig die manſardiſche Bauart. Da man nad) derfelben das Dad) trennetz fo vermehret man dadurch wirk- lich den Raum, welchen fie befchliegen; wenn aber ein Gebäude nicht gar zu hoch, und dabey tief iſt; fo läßt es von außen zu als lauter Dad. Man muß ſich alfo allemal eines Daches bedienen, das fich für die Größe des Gebäudes ſchicket. Es "Cie nicht darauf an, ob es in eines weggehet, oder gebrochen iſt: dieſe weitläuftige Dächer machen noch verfchies dene Zimmer aus; Lim fie zu erleuchten, werden doch Fenſter gemacht, und damit das Hauptgefimmfe niche verhindere, daß man nicht frey hinunter fehen Fünne: fo nimmt man einen Theil deffelben weg. „Dieſe Freyheit, fage Suller*, ift etwas lächerliches, und. „beleidiget die gefunde Vernunft, Denn die Ber» „täfelung befrönet das ganze Gebäude, und foll man „daflelbe, fo nothwendig es auch immer feyn möchte, nicht brechen. Ja die ungefchliffenften Handwerks⸗ „leute find nur fähig, einen fo unverzeihlichen Fehler Zu begehen.“ Inzwiſchen wird derfelbe alle Tage hieſelbſt und anderwärts begangen. Man verfiehee ſich auch) fonft in verfchiedenen deutſchen Provinzen gegen den guten Geſchmack, wenn man die Häufer auf gewiſſe Ark anftreicher. Da die zur Bildhauerey gehörige Steine an vielen Orten mangeln, und die— Cc 4 ſerhalb *Axchitecture Pratique. 8. Paris 1691. S. 207. 400 Vom guten Geſchmacke ſerhalb ſehr theuer ſind: ſo ſchmiert man das Vorder ⸗ gebäude mit verfchiedenen Farben an, Man mahlet Schroͤckgeſichter, Emblemate, Laubwerk, Caryati⸗ den, oder. perſianiſche Rieſen, und das gar oͤfters mit ſchlechten Farben und einer uͤblen Grundlage, Nichts ift Gothiſcher, als diefes, Verfaͤllt man nicht auf diefen wunderlichen Geſchmack, fo ſtreichet man das ganze Vordergebaͤude als Marmor an, ohne ſo— gar die Fenfterfchläge und Thuͤren damit zu verfchos nen. Dies iſt der andre Fehler, „der gar leichtlich ins Auge faͤllt; denn es laͤuft ja wider die geſunde Bernunft, Zenfterfehläge und Thürflügel von Stein zu machen. Man thut diefes nicht fo häufig in den $ändern, die wir bewohnen, als in Franfen und am Rheine. Es ift ausgemacht, daß die Niederländer fich des beften Anſtrichs zu ihren Häufern bedienen. Was als Schieferfteine ausfichee, wird aud) alfo- angemablet, und was von Duaderfteinen ift, wird weiß angeftrichen ; man kann die Scieferfteine auch mit. einer gelblihen Farbe, die fehr blaß ift, und beynahe der Strohfarbe ähnlich ift, überziehen, wie man auf ordentlichen Steinen weiß, ‚oder grau neh⸗ men muß. . Man bat diefes an dem Schloffe und Zeughaus zu Berlin fehr wohl beobachtet, Ein gar zu dunkles Gelb gefällt den Augen nicht, Ded) da wir vom Geiben reden : fo finde ich in den Woͤrterbuche des Richelers, unter dem Wortes gelb werden, und Beibfucht, eine luftige Anmerkung. Vielleicht werden fie diefelbe, als nicht hieher gehörig betrach⸗ ten: „Gelb, ſagt er, ift Die freye Gefichtsfarbe eines „verſchuldeten Menfchen, in Betrachtung der Gor=- „gen, die ihm feine üblen Umſtaͤnde machen. ep Fi i - „fagt auf... 401 Pr: — von ſolchem, auf Sraröfehgik > „eltan faflran, weil man. vormals: aus eben dieſer „Urſache die Haͤuſer der Banqueroutierer mit Gelb | „anfteich. Be N 12 . 2.Die: Scribenten * man lieſet, tragen zum | Gefehmadke ungemein viel bey. Man kann in. ihrer . Wahl nicht forgfältig genug fern. Wenn viele Baus meifter, die nicht das Vermögen etwas leicht zu er⸗ ‚ finden haben, dieſe Regel anzuwenden wüßten: fo; würden fie gewiß den Vordertheilen ihrer Gebäude‘ feinen fo heßlichen Geſchmack mittheilen. Es ‚giebt‘ in: Deutfchland einige beliebte Bücher, welche man als: Anweifungen zur DBaufunft betrachte. Man: kann aber fich fehr weit vom; guten Geſchmack entfer⸗ nen, wenn man ihnen blindlings folget. Unter dieſe Klaſſe ſetze ic) die Perſpective vom Pozzo, die 1693 in Folio zu Rom ans Licht trat, und auch nachhero Deutſch und Latein zu Augſpurg 1706 in klein Folio gedruckt iſt, ohne das geringſte Bedenken zu tragen. Es iſt dieſes Buch, wie das Regiſter unſerer kleinen Archiven. Die Perſpective, die dieſes Werk ent« haͤlt, iſt unvergfeichtich; allein die Baukunſt, die darinnen herrfehet; iſt durchgehends ſchlecht. Nichts- deſtoweniger reutet man daſſelbe ganz entſetzlich. Taͤg⸗ lich werden nach den Vorſchriſten deſſelben Thuͤren und Fenſter augeleget. Das meiſte davon ſchmecket nach dem Eigenſinne des Borromini, davon ich ihnen zu reden, bereits die Ehre gehabt habe. Der P. Andreas del Po330 war, daß ich es beglaubli= cher Weiſe berübre, ohnftreitig in der Perfpective ei- ner der größten Mahler. Zu Nom indem Jeſui— tercollegio, das roͤmiſche Collegium genannt, ſiehet EBEN man 402 Vom guten Geſchmacke man ein kuͤnſtlichs Stuͤck von ſeiner Arbeit. Statt der Kuppe, in der Mitte des Kreuzbogens vom Ge« mwölbe, hat er eine Perfpective auf Leinwand gemah⸗ let, welche eine Kuppe fo natürlich vorftellee, daß. | man allemal den Gefichtspunft trifft, man mag ihn, von welcher Seite man will, betrachten. Das ift etwas in diefer Arc, fagt der P. Labat, in dem ſchon angeführten Buche, welches das erftaus nenswürdigfte und ſchoͤnſte zu Rom, undviels leicht in. der ganzen Welt if. Man fann über feine Baufunft fein gleichmäßiges Urtheil fällen. Man trifft in feinem Werfe verfchiedene Borriffe von Kits henaltären an, welche bezeugen, daß er ftärfer in der Mahlerey, als Baufunft gewefen. Zum wenigs ften wird man feinen Anordnungen nicht dasjenige zu⸗ fehreiben Eönnen, was Voltaire in feinem Geſchmack⸗ tempel faget: —DE— a Simple en etoit la noble Archite&ture, » Chaque ornement a fa place arrete, -Y fembloit mis par la neceflite: ’ L’Art s’y cachoit fous Pair de la nature, L’Oeil fatisfait embrafloit fa ſtructure, Jamais ſurpris, & toujours enchante, Das Einfache aber gefällt nur gefchickten Leuten, des ron Anzahl in. der Baufunft ungemein ſparſam ift. Wenn ich übrigens, mein Herr, von dem Geſchmacke der deutſchen und nordiſchen Bauverftändigen rede; fo will ich diefes nicht von allen verftanden haben. Ich weiß, das Deurfchland und die Nordländer verfchies dene geſchickte Baumeifter gehabt, und noch haben. Sch koͤnnte deren verfchiedene anführen, wenn. ich niche befürchtete, daß mein Brief dadurch zu ſtark £ N ans ! in der Baukunſt. 403 anbot. Was ich ſage, betriffe nur die Nation überhaupt, und befonders ‚einige Sandfchaften. Die Stadt Berlin leuchtet ſchon fange mit geſchickten Ges lehrten und Künftlern hervor. Es herrſchet dafelbft ein Geſchmack, welcher diefer vorfrefflichen Stadt eis nen Ruhm verurfacher, Den wenig deutſche Städte aufweifen koͤnnen. Ihre Größe, Ordnung, ver fehiedene Gebäude, ſowohl öffentliche, als befondere, woran nichts weniger, als, der gufe Geſchmack herz vorleuchtet, machen Diefe Stadt fehr beträchtlich. Sie verdienet aus mehr, als einem runde, den Beſuch eines Reiſenden. Beſonders befinder fich dafelbft ein Gebäude, worauf ein geſchickter Baus meifter fehen muß. Ich meyne das Zeughaus, mein Herr, welches ohne Widerrede in Europa eines der vortrefflichften Gebäude diefer Art if. Wlondel * bat dazu den erften Entwurf bergegeben, Es ward nachher von Nehring angefangen, der es vermurh- lich fortgefeget haben würde, wenn der Tod ihm nicht zuvor gefommen wäre. Gruͤneberg hatte nach ihm die Auffiche darüber: allein er machte die Mau: ren nicht fo dicke, als fie feyn follten. Es fanf ein Theil davon ein, und das Dach fiel herunter. Der Here von Bodt befam vom Könige Befehl, diefen Schaden zu verbeffern, und das Gebäude vollends aufzuführen, Es gelung ihm diefes unvergleichlich, ; | und * Blondel war Feldmarſchall der koͤnigl. Armeen, Unterweiſer ded Dauphins in der Größemiffenfchaft, und Director der Bildhauerafademie. Er hat an: fehnliche Kriegsbedienungen ſowohl zu Lande, als zu Waſſer verrichtet, und hat zu Berlin, Copenhagen und andern Höfen verfchiedene Staatsgeſchaͤffte ab: geleget. 404 Vom guten Geſchma und war in der That niemand dazu gefihicter, alser. Er bat ſich nach dem erften Entwurfe nicht vollkom⸗ \ men gerichtet, und hauptſaͤchlich die Zierrathen des Vorgebaͤudes verbeſſert. Dieſes Eoftbare Gebäude ift viereckigt und freyſtehend. Drey fagaden find an einander gleih. Die vornehmfte aber, welche dem Pallafte Sr, Königl, Hoheit des Bann 50 — Preuſſen gegen über lieget, iſt die ſchoͤnſte. erſte Stockwerk dieſes ganzen Gebaͤudes iſt von — Ordre ruſtique, und ſcheinet aus lauter anſehnlichen Quadern erbauet zu ſeyn; die Schwibbogen der Fen ⸗ ſter geben ein gleiches Anſehen. Der Schließſtein ſtellet einen Helm mit einem Federbuſche vor. Rund um das zweyte Stockwerk trifft man Säulen nach do: riſcher Bauart an. Die Mitte der fhönften fagade- aus vier frenftehenden Säulen von gehauenen Stei⸗ nen nac) gleicher Bauart, welche ein dreyeckigtes Fron⸗ fon tragen, fo ein fchönes balberhabenes Schnitzwerk zieret, und den Mars vorfteller, der fich auf Sie: Y geszeichen lehnet, und zu feinen Füßen verfertete Sklaven hat. Bey den drey andern facaden, find diefe vier Säulen , welche die Srontons tragen, nichts. als ordentliche Steine, ſo an der Mauer ftehen. _ Bey dem Haupteingange fichet man auf ebener Erde vier große Statuen, welche Aulor, ein ſehr guter Bildhauer, verfertiger. Der Freyherr von Pollnis, in feinen neuen Nachrichten trieget fich, wenn er ſaget, daß diefelbe die 4 Haupttugenden vor⸗ ſtellen. Man fiehet aus ihren Eigenfchaften genug» fam, daß fie die Nechen- MeR- Hebe: und Feuer: werkerfunft abbilden. Das Bildniß des hochfeligen Königes auf einer großen verguͤldeten ee na ea" Ö40; nach dem Vorriffe des Schlüters, iſt an dem Auf- ſatz der Thüre, von dem Gerüchte und Siege umge- ben, nebft einer lateiniſchen Ueberfchrift mie göfdenen Buchſtaben zur Ehre des KRöniges. Die Bertäfelung " Des ganzen Gebäudes endiget fich mit einem Geländer, deffen Bildftühle Siegeszeichen tragen, die von gan; beſonderm Gefhmade und von Weichenmayer und Hullot verfertiget find. Das unterfte Stockwerk ift mit eiſernen Abhaltungen umſchloſſen, welche Canonen vorſtellen, worauf des Königs Namen im Zuge ver guldet ftehet, und Ketten gehen Feftonsmweife von einer zur andern, | IH + Der Zeughaushof ift viereckicht. Man ſchaͤtzet die fleinernen Helme, welche ven Schließftein aus: machen, höher, als die an den Außern facaden, Gie find vom Schlüter. Ein polnifcher Edelmann, der- ein großer Zeichenmeifter und Kunftmahler war, und fih Lubienitzky nannte, hatte fie mit vieler Sorgfalt - und Mühe entworfen, um fie ftechen zu laſſen: aber es find dieſe Vorriſſe durd) einen Unbefannten entwendet worden. Es it Schade, daß das Publicum feine Riſſe nicht zu fehen befommen. ' Sie würden von feiner vors trefflihen Bildhauerey einen vollfommenen Begriff ge: macht haben. Ich weiß nicht, mein Herr, ob Sie vie: fen Lubienitzky kennen. Er ftammete aus einem gu⸗ ten polnifchen Haufe, und hatte unfer den rußifchen Truppen als Obriftlieutenanf gedienet. Als er in der Schlacht bey Narva zum Kriegsgefangenen gemacht wurde, fandfen ihn die Schweden nad) Stettin, Er ſchlug daſelbſt fein Quartier bey einem mittelmäßigen Mahler, Namens Mey, auf. Er brachte dafelbft feine Zeit mit Mahlen zu. Dieß war feine Hauptnei⸗ Rod gung; 406 Vom guten Geſchmacke gung. Nachdem er das Kriegshandwerk niedergelegt hatte, trat er zu Berlin als Hofmahler, in die Dienſte des hochſeligen Koͤniges. Man ſiehet noch einige von ſeinen Mahlereyen auf dem Schloſſe, und war er hauptſachlich ein guter Landſchaftmahler. Er verfertigte ein lateiniſches Werk von der Religion, welches durch Scharfrichters Hand verbrannt wurde. Er vertheidigte darinnen den Socinianiſmus. Dieſe Strafe brachte ihn dahin, Berlin zu verlaſſen, und ſich nach) Dreßden zu begeben. Ich er — er daſelbſt geſtorben. Ich habe bereits von einem: Fehler — rin! der Freyherr von Poͤllnitz in der Befchreibung bes Zeughaufes begangen hat, Hier ift noch einer von eben der Art, den ich an eben diefem Orte antreffe, Er giebt vor, daß das zweyte Stockwerk diefes koſt⸗ baren und prächtigen Gebäudes, von viereckten Saͤu⸗ len nady jonifcher Bauart umgeben: ift, © Er hätte fagen follen nach doriſcher. Denn wären diefe Säus len nad) derifcher Art; fo hätte der Baumeifter eben einen folchen Fehler begangen, als ein Mahler beges ben würde , der einen alten: Hercules mir gefräußten, gepuderten und bebänderten Haaren vorftellen wollte, anftatt ihm eine $öwenhaut um den Kopf zu geben« Der Begriff von der jonifchen Ordnung, iſt nach dem Vitruvius, nach dem Muſter eines jungen Maͤdchens genommen, die in Haaren aufgeſetzet, und vom Koͤrper wohl gewachſen iſt, da die doriſche Ord⸗ nung nach einem geſetzten und ſtarken Manne einge⸗ richtet worden, deswegen die Baumeiſter ſich ſolcher zu den Stadethoren / Zeughauſern und — edie⸗ in der Baukunſt. — 407 | bedienen. Uebrigens wird dieſe Eleine Anmerfung nicht verhindern, daß man die Nachricht des Frey: bern von Poͤllnitz nicht allezeit mie Vergnügen lefen ſollte. Sie find wohl gefchrieben, und haben- viel Seltenes. Man muß aber in den fehönen Künften, und hauptfächlich in der Baufunft gute Örundfäge haben, um eine genaue Befchreibung, eines Gebaͤu⸗ des zu machen, weil man fonft Gefahr läuft, fich zu verſehen. — Allmaͤhlich iſt es Zeit, daß ich mich zum Geſchmacke der franzoͤſiſchen Nation wende Man muß ihr Gerechtigkeit wiederfahren laffen, daß fie alles, was Italien vom Alterthume Schönes behalten bat, ſich eigen gemacht habe. Ihre guten Baumeifter vers werfen die unnöthigen Zierrathen, und übel angewen⸗ dete Schnigwerfe an den fagaden der Gebäude. Sie verfehen ſich inzwifchen auch manchesmal wider den guten Geſchmack. So find fie zum Erempel gewohnt, die untern und öbern Stockwerke nicht fo fehr, als die mittlern zu verzieren, welches fie das Herrnſtock⸗ werk nennen. Diefer Unterfcheid bat meinem Bes duͤnken nad) eine ganz üble Wirfung., Wenn man daffelbe unterfcheiden will: fo deucht mid), thaͤte man befier, dent deurfchen Geſchmacke zu folgen, welches darinn beftünde, einen Austritt zu machen, welchen die Italiaͤner Riflalita nennen, und welchen man mit - einem Fronton, der mit einem ſchoͤnen Schnigwerf verzieret ift, bedecken fann. Die Fenfter in allen Stockwerken dieſes Ausgebäudes laſſen mehrere - Zierrathen auf der rechten und linfen Seite zu, als in den andern. Es ift genug, daß fie alle miteinem Futter (Platte bande) umgeben find. Alles diefes *8 TR 3 406 Vonm guten Befchmade gung. Nachdem er das Kriegshandwerk niebergelege hatte, trat er zu Berlin als Hofmahler, in die Dienfte des hochfeligen Königes, Man fiehet noch einige, von feinen Mablereyen auf dem Schloſſe, > war er hauptſachlich ein guter Landſchaftmahler. verfertigte ein lateiniſches Werk von der isn welches durch Scharfrichters Hand verbrannt wurde. - Er vertheidigte darinnen den Soeinianifmus. Dieſe - Strafe brachte ihn dahin, ‘Berlin zu verlaffen, und ſich nach) Dreßden zu begeben. Ich * * ob er daſelbſt geſtorben. DI Eee Icch habe bereits von einem Fehler — den der Freyherr von Poͤllnitz in der Beſchreibung bes Zeughauſes begangen hat. Hier iſt noch einer von eben der Art, den ich an eben dieſem Orte antreffe. Er giebt vor, daß das zweyte Stockwerk diefes Foft- baren und prächtigen Gebäudes, von viereckten Saͤu⸗ len nady jonifcher Bauart umgeben: iſt. Er hätte fagen follen nach dorifcher. Denn wären diefe Saͤu⸗ len nad) doriſcher Art; fo hätte der Baumeifter eben einen folchen Fehler begangen, als ein Mahler bege⸗ ben würde, der einen alten Hercules mit gekraͤußten, gepuderten und bebänderten Haaren vorftellen wollte, anſtatt ihm eine Loͤwenhaut um den Kopf zu gebena Der Begriff von der jonifchen Ordnung, iſt nach dem Vitruvius, nach dem: Mufter eines jungen Mädchens-genommen, die in Haaren’ aufgefeßet, und vom Körper wohl gewachfen ift, da die dorifche Ord⸗ nung nach einem. gejeßten und ſtarken Manne einges richtet worden, deswegen die Baumeifter ſich folcher zu den Staberhoren r Zeughauſern und ag er edie⸗ aa > in der Baukunſt. 407 — ucbrigens wird dieſe kleine Anmerkung nicht verhindern, daß man Die Nachricht des Frey: beren von Poͤllnitz nicht allezeit mie Vergnügen lefen follte. Sie find wohl gefchrieben, und haben- viel Seltens. Man muß aber in den ſchoͤnen Künften, und hauptfächlich in der Baufunft gute Grundſaͤtze haben, um eine genaue Befchreibung, eines Gebaͤu⸗ des zu machen, weil man fonft Gefahr läuft, fich zu verfehen. Allmaͤhlich ift es Zeit, daß ich mich zum Geſchmacke der franzoͤſiſchen Nation wende. Man muß ihr Gerechtigkeit wiederfahren laſſen, daß ſie alles, was Italien vom Alterthume Schönes behalten bat, ſich eigen gemacht habe. Ihre guten Baumeiſter vers werfen die unnöthigen Zierrathen, und übel angemene dete Schnigwerfe an den fagaden der Gebäude, Sie verfehen fich inzwifchen auch manchesmal wider den guten Geſchmack. So find fie zum Erempel gewohnt, die untern und übern Stockwerke nicht fo fehr, als die mittlern zu verzieren, welches fie das Herrnſtock- werk nennen. Dieſer Unterſcheid hat meinem Be⸗ duͤnken nach eine ganz üble Wirkung. Wenn man daffelbe unterfcheiden will: fo deucht mich, thäte man beſſer, dem deutſchen Geſchmacke zu folgen, welches darinn beſtuͤnde, einen Austritt zu machen, welchen die Italiaͤner Riffalita nennen ‚und welchen. man mit einem Fronton, der mit einem fehonen Schnitzwerk verzieret ift, bedecdfen fann. Die Fenfter in allen Stockwerken diefes Ausgebäudes laſſen mehrere Zierrathen auf der rechten und linken Seite zu, als in den andern. Es iſt genug, daß ſie alle mit einem Futter ‚(Platte bande) a up Alles dieſes DE 1) 1 40. Gedanken \ — J —DD———— — IM we, Fortſetzung der muthmaßlichen Gedanken J J vom Bluhmenfauße *, auf Veranlagung einiger dagegen gemachten Anmerkungen im iſten Stück des zten Bandes dieſes Magazins. E.ur ıc. | ach fehe mich einigermaßen genoͤthiget, auf die Anmerkungen desgelehrten Herrn Prof. Räftz ners, über meine muchmaßliche Gedan⸗ Een vom Ölubmenftaube zu antworten, ohngeach⸗ tet ich mir Anfangs vorgenommen hatte, mich darüber mit niemand in einen Schriftwechfel einzulaffen. Ich finde ziweyerley in diefen Anmerkungen, fomich hierzu verbinder. Der Herr Berfafler mißt mir bey, daß ich es an der nöthigen Sorgfalt fehlen laffen, meine angeführten Berfuche oder Erfahrungen gehörig anzu⸗ ſtellen, und gebuͤhrend zu prüfen, von deren Rich— tigkeit ic) doch vollfommen verfichere bin. Sodann giebe er mir auf eine höfliche Are. zu verftehen, daß ich wohl von dem, was in Anfehung des Gefchlechts . der Pflanzen in öffentlichen, allenthalben befannten Schriften längft vor Augen liege, nichts wiffen müffe, welches, feiner Meynung nach, fonft zureichend gemes fen wäre, mid) auf andre Gedanken zu bringen, A Es * Siehe des 2 Bandes gred Stuͤck. S. 444. vom Bluhmenſtaube. "u Es koͤnnte zwar einem, der auf dem Lande wohnet, ich verdacht werden, wenn ihm vieles, fo in der gelehrten Welt zum Vorſchein kommt, unbekannt 'bleibet, weil man da weder Bücherfäle befuchen , noch alles felbjt anfchaffen Fann. ' Indeſſen würde ich doch mit Recht zu tadeln ſeyn, wenn ich mich mit meinem Aufſatz unter die gelehrten Schriften im Hambur⸗ | gifchen Magazin gemifcher hatte, ohne zu wiſſen, daß mir die befannteften Erfahrungen entgegen fie: ben, und meine Schlüffe entfräften fünnen, zumal da fie faft allenthalben angeführet werden, mo man nur etiwas von diefer Sache berüher finder. Solcher⸗ geftalt Fann ic) füglich nicht umbin, Nunmehro zu zeigen, daß alle diefe gerühmte Erfahrungen, und was fonften von diefer Sache befannt it, richt bins reichend gewefen, mid) abzuhalten, meine befondere Meynung von dem Bluhmenftaube vorzutragen. Ich ‚glaube nicht, daß ich deswegen nöthig gehabt, alles, wodurd) die gegenfeitige Meynung unterftüßer wird, anzuführen , die Schriften zu benennen, und folches vorher aus dem Wege ju räumen. Ich habe nie» mand in dem Seinigen beunrubigen wollen, und ich hege für die gelehrten Männer, welche jene Meynung aufs ‚gebracht, und weiter ausgeführet haben, fo viele Acht» ſamkeit, daß ich es auf alle Weife vermieden habe, jemand von ihnen namentlich zu widerlegen, Weber dem halte ich esnicht eben mit denen, welche, indem fie ſich ſorgfaͤltig befchäfftigen zu erzehlen, was zehn an⸗ dre von der Sache gedacht haben, faft felber darüber zu denfen vergeflen, Ich habe alſo bloß meine eigene Meynung ge⸗ ſagt, wozu ich einen jeden in ‚einer fo zweifelhaften Dd2 Sache, a2 0... Gedanken 7% Sache, als vie gegenwärtige ift, berechtiget zu ſeyn glaube. Verſchiedene große Gelehrte, als Bauhi⸗ nus, Worifon, Tonrnefort, Ponteders, Ho⸗ norstus Fabri, haben ven Unterfchied des Ges ſchlechts bey den Pflanzen gänzlich geleugnet. Ste⸗ phan Hales in ver Static der Gemächfe pag. 199. ſagt, daß die allergefchickteften Leute, nach un;ählichen! Unterfuchungen , nichts mehr als Muthmaßungen aufs bringen £önnen, mozu der Staub auf den rauhen er⸗ habenen Theilen der Bluhme nuͤtze ſey. Der bes) ruͤhmte Here Baron von Wolff, laßt die Befeuch-⸗ fung des Saamens durch den Bluhmenftaub als wahr ſcheinlich gelten, indeffen zweifelt er doch noch gar febr, | ob diefe Meynung richtig fen, und mit der Erfahrung | übereinftimmen werde, hält es auch vor noͤthig, des= | halb weitere Verſuche anzuftellen. (S. deffen vers | nünftige Gedanken von den Wirkungen der Natur | $ 407.) Nur der Here Prof. Kaͤſtner ſcheinet die | Sache für ganz ausgemacht anzufehen. Ich glaube, | daß ic) alle Hochachtung für diefen gelehrten und ges | ſchickten Mann haben, und doch bey mir gedenfen | könne, "daß hauptfächlich das Anfehen einiger Gelehr⸗ ten, die er einem Unbefannten, den er bloß aus dies | ſem einigen Aufſatze fennen lernen, ©, 1. vorziehet, | einen entfcheidenden Einfluß in feine Beurtheilung | habe, Da er mir ihre Schriften öffentlich entgegen feßet, fo wird es mir nun erlaube feyn, meine Meya nung freyer zu fagen, weil es nunmehro zu meiner | ⸗ eigenen Vertheidigung dienet. daran | Wenn man auf den Grund gehet, Den Diefe ges | ‚ ‚lehrte Männer zun Beweis des verſchiedenen Ge⸗ fihtechts gebrauchen, fo befteher er in einem Schluß von | vom Bluhmenſtaube. 413 von der Aehnlichkeit, die ſich bey Thieren Pe Pflan⸗ "| zen in ihren Theilen anmerken läßt. Da fie dieſen ' immer weiter verfolgee, fo Haben fie zwar nicht finden koͤnnen, womit das Herz, als der vornehmſte Theil der ehierifchen Leiber, bey den Pflanzen übereinftims mete, aber das haben fie endlich gefunden, daß die Bluhmen der Pflanzen Geburtsalieder find. Den Dbertheil des Saambehältniffes haben fie zum weib⸗ lichen Zeichen gemacht, zumal da dieſes in einigen Pflanzen zum Gluͤck mit der Thiere ihrem ſogar eine aͤus⸗ ſerliche Hehnlichkeit zeiger. Die dabey ſtehende Faden mit den ſtaͤubenden Kolbchen, haben die maͤnnlichen Glieder, und der Staub ſelbſt der männliche Saame werden muͤſſen. Der Griffel giebt die Muttertrom⸗ pete, der Saamfnopf den Eyerſtock ab, und die Saamkoͤrner ſelbſt find der Pflanzen ihre Eyer. End» lich fo muß die Beſtaubung des Obertheils am Grif- fel den Benfchlaf vorſtellen, ſo wie der Kelch das Brautbette, und ſo weit gehet alles gluͤcklich, wenn es aber auf die Hauptſache ankoͤmmt, nämlich auf Die Empfängniß, fo läßt man dafür die Natur feldft forz gen, und begnüget fich diefes, wenn das obige alles Zn; als richtig vorausgefeßt worden, als eine Folge anzus nehmen, die von ſelbſt daraus fließet, da doch diefes, ob wirklich der Staub zu dem Saamen kommt, das allererſte ift, was man mit völliger Gewißheit erken⸗ nen ſollte. In Wiffenfchaften gehet allezeit eine rich⸗ tige a Ay: deſſen, was wirklich gefchieher, vors -ber, ehe man fid) darum zu befünnmern bat, wie es Damit zugebet. Man läßt es gelten, daß das Saamkorn eine Nieten mit einem En Ale wenn aber Wahl⸗ d3 boom a | danten boom der Linnäi Säge vorträ; dor ER solche Schluͤſſe ziehet, daß man beym 1 tefen meynen ſollte, er haͤtte wirkliche Eyer vor ſich habt, fo uͤberſchrei⸗ tet er Die Örenzen der Aehnlichke eit, wenn er alfo (. X. XIV. fponf. Plant.) ſchließet: alle Pflanzen haben Eyer. Kein Ey ift ohne Beytritt des Hahns fruchtbar, alſo find auch die Saamkoͤrner ohne Bes fruchtung untuͤchtig, ſo meyne ich, Daß diefer Schluß Binfer. Er feget hiermit fefte, daß in dem Saam⸗ forn vor der Beftaubung der Keim feblet, fo wie in einem unfruchtbaren Ey das Huͤhnlein in der Höhle des Dotters vermiſſet wird; meines Erachtens aber hätte vor allen Dingen zuerjt ausgemacht, werden müffen: ob denn die Saamförner vor der Bluͤthe wirklich unfruchebar ‚find, und ob fie nicht vielmehr von ihrem erſten Zuſtande an, da ſie aus dem Nah⸗ rungsſafte in dem Saamknopf abgefondert. worden, mit allen ihren Theilen, und alfo vornehmlich mit ei— nem Keim bereits verfehen find ? Malpigbius bat h fruchtbaren Eyern ein Thterchen gefunden, und deſſen Geſtalt uns vorgemahlet, in unfruchtbaren hin gegen bat ex keines finden koͤnnen. Man müßte die täglihe Erfahrung leugnen, wenn man nicht einräu- men wellte, daß es zum .öftern ſolche unfruchtbare Eyer giebt, bat man aber wohl jemals vergleichen Saamförner gefunden, die feinen Keim gehabt häts „ten, und doch in den übrigen Stücken vollfommen gewefen wären? Wenn die Herren Gegner dergleichen Körner werden aufmweifen, oder zumege bringen föns nen, alsdann will ic) glauben, daß auch bey -dem Saamen der Pflanzen, fo wie bey den Eyern, eine Befruchtung noͤthig (ey, A ? Herr \ vom Bluhmenſtaube. 45 | ‚Herr Ludewig bat fich di Mühe gegeben, in der Tulpe nachzuſehen, da die Bluhme noch in der | Zwiebel verfchloffen war; er hat darinn das Saam⸗ behältniß mit den übereinander liegenden Saamkoͤr⸗ nern angetroffen ; ‚allein nach genauerer Uneerfuchung bat er nicht entdecken koͤnnen, ob in diefen Saamkoͤr⸗ nern der Keim bereits vorhanden fey, (Diff. de Sexu plant. p. 23. 6. 26.) Diefer gelehrte Mann läßt in feiner Abhandlung überall fo viel Aufrichtigfeie von ſich ſpuͤren, wie man aus verſchiedenen Stellen ſeiner Schrift bemerken kann, daß man nicht zweifeln darf, er wuͤrde es frey heraus geſagt haben, wenn er deutlich erkannt haͤtte, daß wirklich kein Keim da ſey. Er giebt aber hiermit einen Verſuch an die Hand, welcher bey fernerer mit allerhand Saamen angeſtellter Unterſu— chung eine Gelegenheit ſeyn kann, dieſes klar zu entde= cken. Es ſchicken ſich nicht alle Pflanzen dazu, weil bey den meiſten der Saame vor der Bluͤthe noch gar zu klein iſt. Ich habe dieſe Unterſuchung mit der Ketmia ara- bica einige Tage vorher, ehe ſie aufbluͤhen wollte, vor— genommen. Ich fand den Saamen darinn von der Groͤße wie Mohnkoͤrner. Nachdem ich verſchiedene durchgeſchnitten, konnte ich deutlich ſehen, daß die Koͤr⸗ ner nicht leer, fondern mit einer Materie erfüllet waren, aber was gewiſſes von ihren Theilen zu entdecken, war mein Ve ergroͤßerungsglas nicht hinreichend. Alles, was hierbey am deutlichſten ins Geſicht fiel, waren gewiſſe Striche, die auf verſchiedene Art durchgiengen, nach— dem der Schnitt gerathen war. Ich nahm einige, vorz her eingemweichte, fchon reife Saamförner von biefer Art, und bemühete mid), fie auf eben die Weife wie jene durchzufchneiden, da ich denn eben dergleichen durc)- Dd4 gehende 46 Gedanken gehende Striche, und in eben der Berhältnif n wie in jenen fand; hier aber konnte man deutlich fehen ‚daß dieſe Striche von denen Theilen entſtunden, woraus das Innere des Saamkorns beſtehet, naͤmlich, wo die Theile einander beruͤhrten, da war zwifchen ihnen ein folcher Strich zu ſehen. Da ſich nun auch dieſe Aehn⸗ lichkeit der Striche in dem unreifen Saamen fand, wenn in dem reifen der Schnitt queer durch den Keim gegan⸗ gen war, um ihn nach jenen einzurichten, ſo bin ich da⸗ her viel geneigter zu glauben, daß das Saamkorn chen“. vor der Beftaubung alle feine Theile, die ein fruchtbares Saamkorn ausmachen, bereits bey einander habe, als das Gegenteil vor wahr zu halten, daß ihm der Keim fehle, zumal da man von der WirflichFeit eines folchen mangelhaften Korns noch Fein Erempel aufweifen fann, Iſt Diefes richtig, Daß die übrigen Theile des Saam⸗ forns um des Keims willen da find, fo kann man auf deffen Gegenwart ficher ſchließen, wo man jene antrifft, indem man dieſen Schluß von der Verknuͤpfung der Theile i in andern Fällen gelten läßt ; denn woher müßten wir ſonſt z. E. daß die Planeten bewohnt find, wenn wir die Nichtigkeit diefes Schluffes nicht erfenneten, Ich gebe zwar gerne zu, daß der klare Augenſchein eine groͤs⸗ ſere Ueberzeugung wirft, und komme mit dem Hrn. P. Kaͤſtner darinn leicht überein, daß blos metaphyſi— ſche Grunde zu einer völligen Beruhigung nicht allezeit von genugſamen Gewichte ſind, indeſſen ſchaͤtze ich meine Hoffnung nicht verlohren, daß man endlich auf ſolchen Saamen kommen wird, der dieſes durch den klaren Au⸗ genfchein voͤllig entfiheiben Fann. Vaillant muß fo glücklich gemefen feyn, es gefehen zu haben, wenigfteng giebt er es vor ganz gewiß aus, * der Saame ſchon vor der J —4 vom Bluhmenſtaube. 417 der Beſtaubung mit ſeinem Keim verſehen ſey, ob er wohl nicht ſagt/ woher er es hat. (Sermo de Structura florum Lugd. Bat. 1727. p. 17.) Vielleicht iſt er bloß deswegen 6 freygebig, dieſes einzuraͤumen, weil er es nicht mit der leuwenhoͤckſchen Parthey haͤlt, welches ich dahin geſtellet ſeyn laſſe. Solchergeſtalt haben ſich zwar die Gelehrten Muͤhe gegeben, den Saamenſtock in den de durch den Staub der Blürhe zur Empfängni erhelfen, aber noch zur Zeit haben fie fi) ganz w arum bekuͤm⸗ mert, ob auch der Saamediefer Huͤlfe bedarf. Es fihei- net ihnen vielmehr gerade entgegen zu feyn, was vorges dachter Daillant von einer Art orientalifhen Mohn angemerket hat. Andiefer wird der Griffel, oder deffen Dbertheil mit einer purpurblauen Farbe durchdrungen, wenn das Staubmehl darauf fälle, und von deſſen Saft ausgezogen wird, gleichwohl dringet von Diefer Farbe nichts bis in den Saamfnopf, noch viel weniger zum Saamen felbft; denn wenn man ihn von unten mitten durch, oder auch nach der Queere ſchneidet ee. feheiner alles darinn ganz weiß, Hieraus machterfetbft den Schluß, daß von dem Staube der Bluͤthe nicht ein Körnchen bis zu dem Saamen gebracht werde, weil - man es fonft an feiner Indigfarbe bald erfennen würde. Ich weiß wohl, wie fie fich in diefem Falle Helfen wollen. Die Bergrößerungsgläfer haben ihnen gezeiget, daß der Staud aus Kügelchen beſtehet, die, wenn fie ges neßet werden, auffpringen, und eine ölichte Materie von fich geben, Auf diefe laſſen fie nun alles anfom- men, denn weil das Dbertheil des Griffels beftändig naß befunden wird, fo Fann fich der Staub daſelbſt i — anhaͤngen, und zum Yufplagen fommen, da | Dd5 denn a8 Gedanken - denn bloß deſſen Inhalt von dem Griffel, EEE, nach, angefogen, und bis zudem Saamen geleitet wird, Allein ich frage bier billig: ob-denn diefer Einſchluß, er beftehe auch, worinn er wolle, nicht ebenfalls die Farbe annehmen würde, wenn er durch fo vielen gefärbten Saft fich Durchbewegen muß, bauptfächlich aber, was fir eine unbekannte Kraft ihn bis zu dem GSaamforn führer, wenn es nicht der Saft thut, damit er ſich ver- mifchet bat, d r, wie aus dem angeführten Erem= pel erhellet, b in nicht gelanger? Laßt fich nicht mit mehrerem Grunde hieraus fihließen, daß der Saft, der weiß bleibt, alles von fich ſtoͤßt, was fich mit ihm ver⸗ mifchen will, und daß alfo vielmehr durch den Griffel etwas von innen heraus geführet werde, als daß dadurch von außen etwas herein fommen follte? Ich habe an der hochrothen fpanifchen Lilie wahrgenommen ‚daß ſich andem Obertheil des Griffels ein heller Flebrichter Saft gefunden, der täglich zugenommen, bis — ein ordentlicher Tropfen daraus geworden, und dadur meyne ich uͤberzeugt zu ſeyn, daß auch durch den Grif⸗ fel von innen etwas ausgeſuͤhret wird. Da alſo die Theilchen dieſes Safts eine Bewegung haben, die nach auswaͤrts gehet, ſo iſt nicht zu begreifen, wie etwas von dem Staube dieſem Triebe zuwider ſich nach innen gleichſam gegen den Strom ſollte bewegen koͤnnen, ohne beſtaͤndig zuruͤck geſtoſſen zu werden, da in ſo kleinen Röhrchen nicht einmal die noch viel fubtilere Luft einzu⸗ dringen im Stande iſt, indem bekannt, daß in uns gleich weiteren Luft und Waffer fie einander nicht aus» weichen fonnen. Eswird zwar in dem fpedtacle de la Nature angegeben, daß der Obertheil des Griffels überall durchlöchert befunden worden, aberdaein Saft Das vonm Bluhmenſtaube. 419 daſelbſt hervor dringet ſo ſiehet man leicht, wozu dieſe Oefnungen dienen. Wollte man einige dazwiſchen als bloße Luftroͤhren leer annehmen, und ſie dazu beſtim⸗ men, dem Saft aus den Staubtheilchen einen Eins gang zu verftatten, fofiehet man wieder nicht, was den vor der Beſtaubung ſchon daſelbſt befindlichen Saft hindern koͤnne, in dieſe leere Röhren gleichfalls einzus dringen, und fie alfo zu verftopfen, daß von dem nach⸗ her darauf fallenden Staube nichts weiter herein kann. Wollte man.bier billig feyn , fo würde man befennen müjfen, daß man noch gar nicht roiffe, wie es möglich ſey, daß etwas von dem Staube bis zu dem Saamen ſollte gelangen koͤnnen, und wenn man nicht in petitio- nem Principii verfallen „ und das, was man erſt er» weiſen follte, vorher feſt fegen will, namlich , daß der Staub zur Befruchtung des Saamens dienet, fo kann auch der Schluß, den man von der Verknuͤpfung der Theile zu Hülfe nimmt, hiervon Feiner Gültigkeit ſeyn. DieBerlegenbeit,worinn die Gelehrten fich bey dies ſem Punct befinden, verurfachet denn, daß fie unter einander felbft nicht einig find, indem einige fegen, daß - der Staub durch die Seiten des Griffels, da doch viele Bluhmen feinen Griffel haben, andere, daß er durch der Bluhme Boden zum Saamen geleitet werde, wie folches Herr Ludewig aus dem Blair anführet p. 26. - womit fie aber die Erfindung des teil Gliedes an dem Obertheil des Griffels, oder der Frucht, ſelbſt wieder vernichten, und damit den ganzen Zuſammen⸗ hang ihrer Saͤtze zerſtoͤhren. Endlich wenn dieſes auch ausgemacht werden fönn- te, wieder Staub, oder deflen fluͤchtigſter Theil, bis zu dem Saamen gelanget, ſo entſtehet ein neuer Zweifel, wie 220 Gedanken wie derfelbe, wenn er nun da ift, die Befruchtung wirken koͤnne? Einige, die es mit den leuwenhoͤckſchen Saamenthierchen halten, fchreiben ihm zu, daß er den Keim in die Saamförner bringe, andre begnügen fich damit, ihm eine belebende und ausbreitende Kraft bey⸗ zulegen. Gleichwie aber das erftenoch lange nicht aus⸗ gemacht ift, indem man ja nod) nicht weiß, ob Das Saamforn wirklich anfangs feinen Keim babe, fo bin ich für die legten fehr beforgt, daß fie ein leeres Wort ſtatt eines Begriffs erwählee haben. Man folluns fagen, wie der Saame die Kraft zu wachfen, oder fic) auszubreiten, durch den Staub erhält, und wir erfah- ren weiter nichts, als daß ihm dadurch eine ausbreitende Kraft beygeleget werde, davon uns in Gedanken nichts übrig bleibt, was wir uns von der Sache vorftellen fönnten, fobald wir diefes Wort wegnehmen. Vail⸗ lant fuche dieſe befebende Kraft in einem feinen Dunſt, in einem flüchtigen Geift, ineinein Hauch, Wörter von Dingen, die wir uns zwar einbilden, aber niemalsdurch einige Erfahrung an dem Staube als wirklich gegen wärtig wahrnehmen Fönnen, daher fie aud) Daillant bloß feiner glücklichen Erfindungsfraft zu danken hat. Diefes geiftreiche Etwas führer er durch die Luftroͤhren, die er indem Griffel nur deswegen annimmt, weil er fie - braucht, bis zu den Saamförnern, welche er dadurch belebt, in Bewegung gefegt und ausgewickelt wiſſen will. (Sermo de Strudt. Flor. p. 21.) Allein es ver. giße dieſer gelehrte Mann feinen flüchtigen Dunft, den er außer der Pflanze auf dem Obertheil des Griffels har, dergeftalt zu binden, daß er fich vielmehr in Die engen Gänge der Pflanze tief genug berunter ziehe, als, der Nactur aller folchen leichten Geifter gemäß, in Die Ya eige, von Bluhmenſtaube. Azı fteige, und in alle $üfte verfliege. Hauptſaͤchlich ift hierbey zu bedenfen, wozu eine folche belebende Kraft dem Saamen nötbig fen, der vorher nicht todt, oder ohne innerliche Bewegung ift, fondern vielmehr in einem ges börigen und ordentlichen Wachsthum fich befinder. Man erwege des Hrn. Ludwigs obenangeführte Er— fahrung mit der Tulpe, und urtheile daraus, ob nicht die Saamförner, die er in ihrer noch in der Zwiebel verfchloffenen Blubme gefunden, bis zuder Zeit, da die DBluhme würde geblühet haben, noch zu einer anfehn- lichen Größe würden ermwachfen feyn? Denn da die Bluhme mit allen ihren Theilen, wozu das Saambe- haͤltniß mit gehöret, augenfcheinlich wächft, fo ift gar fein Zweifel, daß auch der Saame darinn zur Zeit der Bluͤthe gar viel größer feyn wird, als er bey dem erften Anfang der Bluhme war. Da man nun alfo niche leugnen kann, daß der Saame ſchon vor der Blüche wächft, fo laͤßt fich nicht abfeben, warum er nicht im Wachsthum ferner bis zur Reife follte fortfahren Fön» nen, fondern dazu erft durch-einen eingebildeten Hauch muͤſſe zubereitet werden. I Hales Static. der Gewächfe p. 199, geräth auf den Einfall, daß diefer Staub, der fehr viel von dem aller feinften Schwefel bey fich habe, vornehmlich elaftifche Luft anziehe, als welches er vorher von dem Schwefel erwieſen, und daß diefe $uft Die Saamförner belebe, ich fehe aber nicht, was hieraus für Troft zu holen fen. Sollte eine ausdehnende Luft ins Saamfern fommen, fo möchte fie ihrer Natur nach wohl eher verhindern, daß - der Nahrungsſaft nicht eindringen Fonne, und folglich aus den fruchtbaren Körnern taube machen, als daß fie etwas zur Fruchtbarkeit beytragen füllte, Wäre aber rl doch — 422 Gedanken doch wirklich die Luft zur Sruchtbarfeit nöchtg,, ſo iR; ja der Nahrungsfaft felbft, wie niemand leugnen wird, da⸗ mic fo reichlich verfehen, daß durch denfeiben täglich un⸗ endlich mehr ins Saamkorn gebracht wird, als durch das unmerkliche Staubtheilchen hinein eornmien koͤnnte. Man ſiehet aus dem, was bisher angefuͤhret wor- den, ſchon zur Genuͤge, daß wirauf diefe Art noch lange nicht mit einander zurechte kommen, es bleiber daher anders nichts übrig, als daß wir die Erfahrung als die befte Schiedgrichterinn indiefer Sachebierüber zu Ra⸗ ehe ziehen, Da nun die Herren Gegner nicht ermangeln, ſich darauf zu berufen, und verfchiedenes zu ihrem Be— ften daraus anzuführen, fo kann ich nicht umbin, im Folgenden zu zeigen, wie wenig ihnen folche zu ſtatten komme. Ich finde aber für dienlich, meine in den muthmaßlichen Gedanken vorgerragene Meynung vor⸗ her für zlich zu wiederholen, und noch etwas weiter zu er⸗ laͤutern, weil ich verfchiedene von den gegenfeitigen Er⸗ \ fabrungen bemerfe, welchen fie ein Licht geben Fann. Ich halte die Bluhmen der Pflanzen überhaupt dazu verordnet zu feyn, daß fie entweder der Bruch, oder dem Saamen, oder beyden zugleich zum beflerh Aufs kommen verhelfen follen. Viele Vorfaͤlle in der Gaͤrt⸗ nerey haben mich belehret, daß ein allzuſtarker Trieb durchgehends der Fruchtbarkeit hinderlich ſey. Ein Daum, der allzu ſtark waͤchſt, iſt ſo lange unfruchtbar, bis er anfaͤngt nachzulaſſen, und ſchwaͤchere Zweige zu bekommen. Man findet daher die erſten Früchte nie⸗ mals an den ſtarken Holzzweigen, fondern an denen uns ter nen befindlichen ſchwachen, in welchen der ges ringſte Triebift, Die Faſern, dieinfelbige und in die Aa den Saft einführen, laufen nicht gerade aus, vom Bluhmenſtaube. a äus, ‚fondern find unter einander verwimmert, die Rinde fetbft ift allda nicht glatt, fondern geringelt. (S. Quin- tinie Inflrudion pour les Jardins fruitiers et po- | tagers. Paris 1730. Tom. Il. p. 568.) Diefes zei· get an, daß der Saft hier aufgehalten, und in ſeinem Triebe geſchwaͤchet wird, denn es iſt leicht zu begreifen, daß er in den Erummlaufenden Köhrchen, wo er beftäns dig eine andre Richtung annehmen muß, fo gefchminde nicht hindurch kann, als indenen, die gerade ausgeben. Die Urfache, warum die Natur diefes fo geordnet hat, fann Feine andrefeyn, als weil Frucht und Saamen aus den fleinften fubtileften Theilen beftehen , welche aufzu- ſchließen und gehörig auseinander zu wickeln, einige Zeit erfordert. Ein allzuftarf zudringender Saft würde | bier alles verderben, wie Diejenigen öfters erfahren, die in Treibhaͤuſern die Gewaͤchſe manchmal aus Berfehen übertreiben, und ſich dadurch um die Blüche und Frucht bringen. Da aber doch Die Frucht und der Saame nachher, wenn die erfte Anlage gemacht ift, und beydes nun ins Wachfen kommt, immer mehrere Nahrung ges braucht, fo hat der Zufluß des Gaits fo fehr nicht ges ſchwaͤchet werden dürfen, als wohl im Anfange nöthig geweſen wäre, weil es fonft, wenn die Frucht zunimmt, daran mangeln würde, deshalb ift die Natur dahin bes dacht gemwefen, diefen anfangs allezeit überflüßigen Saft - anders wohin zuleiten, und von der Frucht abzuführen, und zu dem Ende hat fie die Bluhme um oder auf die Frucht verordnet, Damit er fich wohin ergießen, und . dafelbft Durch die Ausdünftung, oder auf andere fichts bare Weife feinen Ausgang finden fönne, | Ich halte alfo dafür, daß die Bluhme mit allen ie Theilen, als den OlAaea, Griffeln und Fade» lein, 424. Bean ein, bloß zu dieſer Abfiche dienen, und Daß dadurch theils von der Frucht, theils von dem Saamen, das Ueberflüßige, fo ihnen anfangs, da fie gar wenige Nahe runggebrauchen, nicht zu gute kommen kann, abgelei- tet werde, und bin mitdenen nicht einerley Meynung, ‚welche glauben, daß in den Blättern der Bluhme oder ihren andern Theilen etwas für den Saamen zubereitet, und in denfelben zurück gefuͤhret werde, Diefe rück gängige Bewegung mit dem ganzen Kreislaufder Säf- fe, fcheinet mir noch nicht genug erwiefen zu ſeyn, und ich habe Gründe, die dawider ftreiten, welche aber nicht bieher gehören. Don der Bluhme will ich nur fo viel erinnern, daß ein folcher vermeintlicher Zufluß, den man von ihr herleiten will, dem Saamen nöthiger feheinet, wenn er nun ſtark an zu wachſen fängt, und die Bluhme bereits abgefallen ift, als im Anfange, da bie Bluhme noch fteher, und der Saame überaus Elein iſt. Und da auch nachher der Saft, derindie Bluhme gieng, dem Saamen ohnedem zugeführer wird, weil man ſonſt nicht fieher, wohin er fich ergießen Fonnte, fo Eommen alsdann alle diefe Theile, Die man für ihn inden Bluhm- blättern fucher, dem Saamen zu Öyte, und er kann deſ⸗ » fen länger genießen, wasman ihm aus der Bluhme auf fi eine fo Furze Zeit hat zufchanzen wollen. . Weilaber, nach dem Abfall der Blüche, der Zufluß des Nahrungs» fafts in die Frucht und den Saamen nicht auf einmal allzuftarf vermehret werden darf, fo ift Die Natur bes mühet, gegen die Zeit, da die Bluhme ins Abnehmen koͤmmt, den Saft indem ganzen Gewächfe zu mäßigen. Zu dem Ende fommen alsdann an den Bäumen die Blätter, und die Holzaugen ins Wachfen, welche viel Soft an fi) ziehen, und fo zu fagen der Frucht Luft fchaffe u. vom Bluhmenfiaube, 425 fhaffen. An den Tulpen fängt die junge Zwiebel, "Die bis dahin gar Elein war, flarf an zugunehmen, es finden ſich auc) die Mebenzwiebeln, An den Hya⸗ cinthen und Narciffen, an welchen die alte Zwiebel niche jaͤhrlich vergehet, waͤchſt dagegen das Laub ftär« Fer, und da es anfangs Fleiner als der Bluhmenjten- gel war, fo wächft es nun fort, und. über. venfelben weg. An Nelken nehmen um diefe Zeit die Ableger ftark zu. An andern zaferichten. Gewächfen fangen die Mebenzweige an zu treiben, und bie nächften Au— gen unter der Bluhme fchießen vor andern zufehendg, und fangen gleichfam den Saft, der nach der Frucht bin will, unter Weges auf, und leiten ihn von dem Saamen, dem er annoc) überläftig fenn würde, merk lich ab, damit ein recht gemäßigter Trieb vom An: fang bis zum Ende zu der Frucht und Saamen uns terhalten werde. Welches alles denn meine Theorie von dem Bluhmenftaube fartfam beftärfer, daher ich der zuverfichtlichen Meynung bin, daß aus der Mas £ur der Gewächfe und ihres Wachsthums felbft nichts fo wahrfcheinlich als diefes fließe: daß die Bluhme und derfelben Theile, fo viel oder fo wenig aud) vor⸗ handen , nichts anders als Abführungsmittel find, wodurch der überflüßige Saft, der Frucht oder dem Saamen zum beften, (denn alle Gewächfe haben nicht. beydes zugleich, wie z. E. der Spinat, fiehe die An— merkungen S. 16.) jo lange e8 nöthig ift, zerſtreuet wird 7 Fun Jedoch e8 wird mir ©, 20, vorgeworfen , daß Touenefort fchon dieſe Meynung geheger, aber vom Blair widerleget worden ſey. Wenn es wirflic) - an dem, daß ich. mit einem Kräuterverftändigen vom 3 Dand, E«e erſten 436 AR ER X erften Kanye auf einerley Einfall gerathen wäre, fo ſollte mic) diefes faft zu einigen ſtolzen Borftellungen verleiten, zumal wenn ich mir hierbey die Unmiflen« beit zu Nutze machen wollte, die der Herr: P. Raͤſt⸗ ner bey mir vermuthet, um deren willen er mir die befannteften Erfahrungen entgegen zu feßen genöthis gef worden. ©. 12. Es würde auch die Sache felbft darunter nichts leiden, indem man es jederzeit‘ für ein Merkmaal der Nichtigkeit angeſehen, wenn zwey, die von einander nichts willen, doch einerley entde— en, weil folchergeftalt die vorhabende Sache wirk liche Gründe an die Hand geben muß, daraus fich diefes fchließen läßt. Allein meine vorhin gegebene Erklärung zeiget fchon, daß wenn .ich den Courne⸗ fort fo verftehen foll, als ihn meine Herren Gegner erklären, ich mir darauf nichts einbilden darf, indem meine Meynung von Tourneforts feiner noh uns £erfchieden ift. Ich halte das, was in Geftalt des Staubes aus dem Gewaͤchſe abgeführee wird, nicht für einen Unvath, fondern vielmehr für etwas übers flüßiges gutes, Das nur fo lange von dem Saamen abgehalten und ausgeführet wird, als er nicht im Stande ift, feiner Zartheit wegen eine überflüßige Nahrung ohne Schaden anzunehmen; das aber hernach, wenn die Bluhme abfällt, und der Saame in flärfern Wachsthum kommt, zu feiner Nahrung angewendet wird. (S. die muthmaßliche Gedanken ©. 468. 474. 475. im 2ten Bande diefes Magazins.) Diefe Abführung würde mit jener: einige Aehnlichkeit haben, welche nicht felten, ja manchmal: fehr ordentz lich, die Natur in menfihlichen geibern vornimmt, wenn fie das überflüßige, ob wohl ganz gute Gebluͤte, durch aller: vom Bluhmenſtaube. 427 allerhand Wege forefchafft.: Solchergeſtalt treffen mich denn die dem Tournefort ©. 20. entgegen ges ſetzte Beweisgruͤnde im geringſten nicht , vielmehr | Fan mein Satz damif gar wohl beftehen. Sch fomme nun auf die gegenfeitigen Verſuche J —J Der billige Herr Ludwig ges ftehet aufrichtig, (de Sexu plant. pag. 30. $. 36.) daß nicht alles, was man zu diefem Behuf erfunden, fo befchaffen fen, daß man dawider nichts einmwenden fönne, und daß er nur in der Kürze einiges davon anführen wolle, bis man mit der Zeit was beſſers entdecket. Da nun Diefes, morauf er fich beruft, das beite zu fenn ſcheinet, indem er als einer von der gegenfeitigen Parthey, folches vor andern zu feinen Abfihten erwähler, fo trage ich Fein Bedenken, ihm hier Schritt vor Schritt zu folgen, und bey jedem meine Meynung zu fagen. | »Dradlep hat 12 Tulpen allein gepflanzt, und „feinen Saamen davon befommen, da er ihnen „die ftaubende Kolben genommen, da doch (ſ. „Anmerkungen ©. 19.) einige hundert in einem Beete diefes Gartens ER Saamen ges „fragen haben.“ Ich glaube diefes gar gerne, denn da nach mei ner Meynung durch diefe Kolben etwas abgeführer wird, was dem Saamen anfangs zum Ueberfluß ges veichet , fo ift es unrecht gewefen, daß Bradley diefe Theile weggenommen, weil die fo noͤthige Ab« führung dadurch unterbrochen worden, daher denn. bloß aus dieſer Urfache der Saame nicht har gedeyen fonnen. Sonder Zweifel bat der allzuftarfe Zufluß Pa ee Theile die Canäle, ‚Die ihn nun vor der Gea Zeit 428 Gedanken Zeit — zum Saamen a gar zu fer erweitert, und ift, da er im Saamkorn nicht abge= feet werden fünnen, darüber in eine Stockung ges vathen, und verdorben. Folglich hat diefer verdor= bene Saft die Röhrchen felbft angegriffen und zer: ſtoͤhret, daß nachher gar fein Zufluß weiter ftare gefunden, Die Herren Gegner koͤnnen hierwider nichts einwenden, weil ihnen im Wege ſtehet, daß, ob wohl die Kolben mit ihrem Staube aus den Bluhmen weggenommen worden, derſelbe doch ohnfehlbar durch den Staub der uͤbrigen erſetzet worden, da nach ihren eignen Saͤtzen der Wind gar leicht Staub von den andern Tulpen, die in eben dieſem Garten ge= blühet haben, Diefen hätte zuführen, und fie frucht⸗ bar machen fönnen. Ich halte diefes deswegen ihren Sägen gemäß, weil der Here P. Röftner mir den Einwurf macht, daß der Wind den Staub fogar aus andern benachbarten Gärten auf meine‘ einzele Pr. | natftaude habe ausjtreuen koͤnnen. „Anm. ©. ı5. Der Saame vom Porro if theils fruchtbar, theils unfruchtbar. Die Körner ge⸗ „ben nicht alfe auf, ob fie wohl dem äußerlichen „Anſehen nach nicht unterfthieden find.“ Man finder diefes bloß bey dem Saamen, den man felber zieher, aber nicht bey dem, den man aus wärmern Laͤndern fommen läßt. Der Sommer fcheis net bey uns zu Erziehung Diefes Saamens zu kurz zu feyn, daher er auch in guten Jahren nicht recht voͤl⸗ lig veif wird, weil er fehr langſam waͤchſt. In mehr kalt als warmen Sommern fümmt nicht ein einzig Korn zur Neife, ns erfrieret gemeiniglic) wegen vom Bluhmenfiaube. 429 wegen der zeitigen Nachtfröfte, wie mir es fon mehrmal damit gegangen. - MRobartü Lychnis, die keine ſtaubende Kolb⸗ „chen hatte, brachte Saamen, er war aber „unfruchtbar.“ Diefes Fann mit meinem Sage gar wohl beſte⸗ hen, denn wenn ein noͤthiges Theil in der Bluhme fehlet, ſo kann man begreifen, daß es dem Saamen ſchaͤdlich ſeyn muͤſſe. Ob es aber daher rühre, weil der Staub nicht heraus kommt, oder daher, weil er ‚nicht wieder hinein gebracht wird, läßt ſich hieraus nicht völlig abnehmen. Indeſſen heine es, daß es bier nicht heraus gefommen, und daß daher: der Saame unfruchtbar geworden. Daß er jemals in die Pflanze wieder hinein geher, ift noch nicht erroiefen. „der Mays dem Beoffroi die Aebren vor der Bluͤthzeit abgefchnicten, hat nur wenigen Saa- „men gebracht,“ Er hat aber gleichwohl ohne Hauͤlfe des Staubes, wie hieraus erhellet, Saamen getragen, und woher mag denn nun dieſer ſeine Fruchtbarkeit erhalten ha⸗ ben? Man ſiehet zwar, daß das Abſchneiden der Aehre ſchaͤdlich geweſen, indem man dadurch Theile, die eine gewiſſe Verrichtung haben, dem Gewaͤchſe benommen, aber wie kann man hieraus ſchließen, daß es eben der Staub ſey, dem dieſes zuzuſchrei⸗ ben? Ueberdem lehret die Erfahrung, daß die Frucht⸗ barkeit nicht alle Jahre gleich groß befunden wird. „Der Spinat bringe zwar, wenn man die maͤnn⸗ „lichen Pflanzen wegſchaffet, völligen Saamen, „es gehet aber Re „ wenn man ihn fäet, „nicht auf.“ Ee3 Davon me W@eanfen Davon habe ich das Gegentheil erfahren wie ich in den muthmaßlichen Gedanken angeführet, denn der fo völlig veif geworden war, ging gut auf, Es iſt alſo der, davon der Verſuch redet, entweder nicht veche reif, oder wegen Mangel der Nahrung faub, oder auch von Würmern ausgefreffen gewefen, wie Mänchmel gefihieher. Man erfennet folches an gar Fleinen Löcherchen, die er bat, welche man aber nicht gewahr wird, wenn man ihn nur fo oben. bin’ anfiehet, And wenn dergleichen Würmer’ fih noch nicht heraus gefreffen, Eann der Saame vollfommen‘ gut anzufeben, und doch zur Saar untüchtig ſeyn. „Die Tulpen, denen man die ftaubende Kolben genommen, find von dem Staube anderer, „die in der Nähe geftanden, befruchtet worden.“ Sice ſind fruchtbar gewefen, fo viel gebeich zu, aber daß fie der Staub ihrer Nachbarn dazu gebracht, fcheine mir hieraus niche zu fließen. Wenn die Kol- ben Fury vor der Zei, da fie ihre meifte Dienfte ge: than haben, und nun eben zu fiauben anfangen wol⸗ len, abgenommen werden, Fann es dem Saamen fo viel nicht ſchaden, als wenn man ſie allzufruͤh ab⸗ reißet. Der Herr Verfaſſer führe p. 20. ſelbſt an, daß dieſe Kolben anfangs ſehr feſte ſitzen, je naͤher ſie aber zu m flauben Fommen, je lofer werden fie auch, we — ein gewiſſes Kennzeichen ift, daß fie nun we⸗ nig Saft mehr anziehen. Es feine alfo, daß auf Die Zeit, da man fie abnimmt, viel anfommt, und ich bin willens, defhalb eigene Verſuche anzuftellen. „Die Fürbisartigen Pflanzen bringen Feine Früchte, „wenn man die männlichen Blüthen abnimmt, „fie thun es abet, wenn man fie ihnen laͤßt.“ Diefes vom Bluhmenſtaube. 431 Dieſes habe ich nicht ſo befunden. Nur noch im vorigen Jahre hatte ich einen Gaͤrtner, der gar keine guͤſte Bluhmen (man verzeihe mir dieſes Kunſtwort vom Lande) aufkommen ließ, gleichwohl aber Melo— nen in großer Menge zeugete, wodurch ich uͤberfuͤh⸗ ret ward, daß es Linnaͤus nicht getroffen wenn er die Urfache, warum ein gewiſſer Gärtner in Schwe⸗ ben 1723 feine Melonen befommen, dem allzu forg= faltigen Abnehmen der männlichen Bluhmen zufchreibt. Es find fchon einige Jahre her, da ic) begierig war zu wiffen, warum eigentlich das Befchneiden der Mes lonen erfunden worden, zu dem Ende ließ ich einige ungeſchnitten fortwachſen, fand aber, daß ſie in viele lange Ranken gingen, und lauter guͤſte Bluhmen be⸗ kamen. Endlich da fie 4 Fuß lang geworden, zeig: ten fih am Ende der Ranken einige fruchtbare Bluͤh⸗ ten. Hieraus erhellete, daß der in der Gärfnerey befannte Grundſatz aud) bey ven Melonen feine Rich— tigkeit hat, nämlich: daß ein allzu ftarfer Trieb der Fruchtbarkeit hinderlich fey, und daß fid) nicht eher, Früchte anfegen, bis diefer Trieb durch die Ergießung des Safts in viele lange Ranken ſich gemäßiget bat. ch unterlaffe ferner anzuführen, was ich zum Bor» theil des DBefchneidens beybringen koͤnnte, weil es bier nicht hergehoͤret, und will nur fo viel anmerfen, daß wenn die Ranken ſtark gefchnitten werden, fie . wohl vier Wochen eher als fonft ihre Früchte anfegen. Ich meyne es fey hieraus klar, daß eben diefelben Bluhmen, die bey einem ftarfen Triebe güfte bluͤ— ben, bey einem gemäßigten fruchtbar werden, und Daß man alfo die Fruchtbarkeit dem Staube nicht zus neben dürfe, Es find zwar die erften Bluhmen Ee4 ar 432. Gedanken — an dieſen Gewaͤchſen faſt insgemein guͤſte, wer aber mit der Gaͤrtnerey fleißig umgehet, wird doch zuwei⸗ len das Gegentheil finden. Ich habe dieſes nur noch vor zwey Jahren an denen Gurken wahrgenommen, Diefe hatte ich gar zeitig. auf ein warn Miftbeer ver» pflanzt, und fand, daß ſie insgeſammt gleich bey dem dritten Blatte 4 bis 5 Früchte anfegten, ohne eine einzige guͤſte Bluhme dabey zu zeigen. Die Früchte blieben auch und wurden groß. As das Wetter nachher wärmer ward, und fie in lange Ranken aus: wuchſen, befamen fie erft guͤſte Bluhmen, und zwar da, wofonft die fruchtbaren zu erfolgen pflegen, Die: ſes beweget mich denn zu glauben, daß es nicht zwo befondre Arten von Bluhmen giebt, davon einige männlichen, andre weiblichen Geſchlechts find, die in einander wirfen müffen, fondern daß vielmehr nach den verfchiedenen Umftänden, morinn die Gewächfe ſich befinden, eben diefelben Bluhmen bald güfte bald tragbar werden, und den Grund ihrer Fruchtbarfeie in diefen Umftänden, Feinesweges aber in ihren Me» benbiuhmen haben. Die Urſache warum diefe Blubs- men güfte werden, iſt nach meiner Meynung fol gende: Die Fafern, welche den Nahrungsſaft in der Frucht herum führen, und gehörig vertheilen, find nicht allein viel feiner als in den übrigen Theilen des Gewaͤchſes, welches infonderheic die große Mürbig- feit der Frucht anzeiget, fondern fie müffen auch in einander fehr verwickelt feyn, um ein folches ſchwam⸗ miges Wefen, als weraus die Frucht befteher, zumege zu bringen, Es gehet aber mitten durd) ein Strang gerade fortlaufender Fafern bis in die Spige, wo die Bluhme auf der Frucht fißer, wie folches der Augen- fchein ° nach von einander ſchneidet. Wenn nun der Teich gar. zu ſtark ift, und. folglich der Saft all zuhaͤufig zus ſchießet, ſo konnen ihn dieſe enge und verwimmerte “ vom Bluhmenſtaube. 433 ſchein zeiget, wenn man eine junge Frucht der $üt Faſern nicht alle faſſen, noch durch die frummen Gänge, die ſie machen, fogleich durchlaffen, daher fängt er an vor deren Defnung aufzufchnvellen ,. und der ‚fol: gendertreibende Zufluß fickt ihn mit Gewalt in die mitten durd) die Frucht gehende gerade Safern fort, worinn ev fich leichter als. in jenen krummen Möhren ergießen, und ſich ſelbſt beſſer ausweichen kann, indem er fo viele Reibungen und beſtaͤndig veränderte Rich fungen bier nicht antrifft. Dadurch gefchiehet es, daß er. die Fafern, worinn er ausgewichen, nicht ci lein erweitert, fondern aud) verlängert, und die Bluh— me, die fonft unmittelbar auf der Frucht fißt, mit einem befondern Stiel hervor freiber, Durch diefe Ermeiterung des mittleren Ganges werden vollends die Gänge zur Seiten, die in die Frucht gehen, ver- fchloffen, und fie kommt alfo gar nicht zum Vorſchein. Auf diefe Art wird die Bluhme güfte, die fonft ohn⸗ fehlbar mit der Frucht zugleich erfchienen wäre. Weil der erfte Trieb gemeiniglich ſtark ift, fo find auch die. erften Bluhmen größtentheils ohne Früchte, nachher fommen unter einander bald güfte bald fruchtbare, welches theils an der befondern Einrichtung der Fa⸗ fern in der Anlage der kleinen Früchte, theils auc) Daran liegt, daß der Saft nicht auf alle Theile des Gewaͤchſes gleich ftarf anfällt, welches gar leicht wei— ter beftärfe werden koͤnnte, wenn ich nicht beforgete, daß ic) für manchen Leſer ſchon allzuweit ausgeſchwei⸗ fer wäre, Es bar aber auch die Witterung infonder- Ee5 heit 234. Gedanken heit bey den Melonen einen ftarfen Einfluß, denn eine allzu große Hitze mache fie zu ftarf treiben, daher fie wenig oder gar Feine Früchte anfegen. Fälltaber Kälte ein, fo mache diefe auch die ſchon angefegte Früchte abfallen, denn die Kälte ziehet die in der Sucht ohnedem enge Fafern noch mehr zufammen, daher der Saft ins ftoden kommt und verdirbe. Wer mie dem Melonenbau felbft umgehet, findet, daß es in gemäßigten Sommern was ganz leichtes ſey, Me- lonen zu ziehen, ohne daß man nöthig hat, im ge— ringſten um ihren Staub befümmert zu feyn, daß aber im Gegentheil bey allzu großer Abweichung der Witterung von dem gemäßigten, alle Mühe verges bens angewendet werde, wie folches auch Heſſe aus richtiger Erfahrung im Deutfchen Gärtner ©. 453. ſchreibt. Daher denn unfre Gartner fich bes müben, fie fo zeitig al8 möglic) im Frübjahre zum Wachsthum zu bringen, damit fie mit folchem im May und Kunio, als den beyden gemäßigten Mo- natben, zu Ende fommen, und die Früchte, wenn die große Hitze einfällt, bloß reifen dürfen. Ich führe viefes alles zu dem Ende an, um zu zeigen, daß es ganz andre in Der Natur und Erfahrung gegründetere Urſachen giebt,, warum die Melonen wohl geratben, oder misrathen, als die Beftaubung mit dem Bluh— menmehle iſt; und eben die Bewandniß hat es gewiffere maßen mit den übrigen Fürbisartigen Pflanzen. „Der Mays hat Saamen von verfcd)iedenen „Farben in einem Kolben, wenn man dergleis „chen Saamen durcheinander füet. “ Ich glaube, daß es damit eben fo zugehet, wie mit ben grünen Erbfen, davon ich. fihon in den ur maß⸗ vom Bluhmenſtaube. 435 maßlichen Gedanken ©. 464. aus eigener Erfah: rung angeführer, daß ſie nur in gewiſſen Jahren ſich ſo verändern, und ich zweifle nicht, daß dieſes eben» falls bey dem tuͤrkſchen Weizen gefejehen wird, wenn man auch nur eine Art allein ſaͤet, eben’ fo-als wie man von dem Saamen folcher Bluhmen, die ſich leichte verändern, als z. E. Balfamina femina alle Arten von Farben erhält, und zwar ſolche, die man vorher felbft nicht gehabt hat, wenn man auch Den Saamen nur von einem Stode nimmt. Es feine Daher, daß der Unterfchied der Farbe Feine beſondre Ar Mi bloß was Sujälliges iſt. So weit | " Bindertich, er die junge —— vo befleibr. Er meynet, es ruͤhre daher, weil der Staub „von der Naͤſſe zuſammen backe, daß er hernach „nicht ſtaͤuben, noch den Griffel erreichen Fönne,“ Ich halte vielmehr dafür, daß bey anhaltendem naffen Werter die Bluhmen nicht genug ausdünften, Daher bleibt das, was durch alle Theile derfelben aus» geführer werden follte, darinn zurück. Da fie‘ aber deswegen da iſt, Damit dadurch Die überflüßige Mad rung anfangs von dem Saamen und ber Frucht ab» geleitet werde, fo Eatın es beyden nicht wohl bekom⸗“ men, wenn diefe Hustührung unterbrochen wird, oder gar ins fiecken gerät, und muß daher eben vs erfolgen, was geſchlehet, wenn man dieſe Theile zur Unzeit wegnimmt. S. 4% 436... Gedanken u. 2. Wenn der Griffel länger iſt, als die ſtauben⸗ „ve Koͤlbchen, fo find die Bluhmen fo eingerichtet, „daß fie herunter hängen, damit der Staub im „allen das Ende des Griffels erreichen Fönne, “ 5, Man darf nicht meynen, daß diefes ihrer Schwe⸗ „te wegen geſchehe, denn der Saamknopfift by dieſen manchmal zehnmal fehwerer, und richtet „ſich doch nach der Bluͤthe wieder auf, und „wächft gerade in die Höhe, wie man ſolches „an den ——— Fritillanen und andern „ſehen kann.“ | Sschrerflärediefes aus ln Saße eben fo leichte, und nehme Dazu Feine metapbufifche Gründe von den Abfichten, wie der Herr. Berfafler thut, ‚als: welche dem Herrn P. Raͤſtner in dieſer Sache allzu leicht fheinen, fondern bloß mechaniſche zu Hilfe. Durch die Bluhme wird etwas ausgeführet, und diefes darinn vorher aufgefammlet, davon muß fie ſchwer werben, und der Stengel, der anfangs weich und ſchwach iſt, der nachgeben, zumal da dieſe Bluhmen, naͤm—⸗ lich der Kayſerkronen, nicht ſenkrecht auf-dem Stiel ftehen, fondern zur Seite hervor fommen. Wenn die Bluhme abfällt, fo wird er von der Laft loß, und hat weiter nichts zu fragen, als den Saamfnopf, der wegen feiner Kleinigfeit alsdann nod) zehnmal leichter ift, als die Bluhme mit ihm zufammen genommen war. Danun auch,der Saft, der vorher abgefüh- vet wurde, nunmehro drinn bleibe, und fih in dem Stengel anhaͤufet; fo fängt diefer an zu ſtrotzen, und fih mie dem Saamfnopf in die Höhe zu richten. Mit der Zeif, da Diefer an Größe und Schwere zunimmt, werden auch die Faſern im Stengel immer flärfer, ſtei⸗ vom Bluhmenſtaube. 437 ſteifer und holziger, Daher erden Saamknopf nun viel leichter als die *Bluhme empor fragen kann, ob er fehon mit der Zeit ſchwerer wird als Diefe war. „S. 48. Es gefchicher zuweilen, Daß der faamentra= „gende Hanf eine oder ein paar männliche Bluh⸗ „men. bat, die ihn befruchten Fonnen, wodurch „eben Camerarius geteufchet worden, wel⸗ schen diefer Verſuch mit dem Hanf zum Zwei⸗ „fel verleitet hat.“ Ich habe dieſes noch nicht wahrgenommen, doch will ich es auch nicht eben in Zweifel ziehen. Viel—⸗ mehr werde ich dadurch in meiner Meynung beftär fet, Daß es nicht zweyerley Bluhmen giebt, fondern daß die fruchtbaren fich zuweilen in güfte verwandeln koͤnnen, und daß eben diefelben Stoͤcke, die bloß blühen, bey andern Umftänden wuͤrden tragbar ge: worden feyn. Mich wundert, daß der Herr P. Räftner nicht darauf gefallen ift, mir diefen Ein- wurf bey meiner einzelen Epinatftaude zu machen, Sollten andre auf diefen Einfall gerathen, fo will ich fie verfichern, daß mir diefes fogleich in Die Augen gefallen feyn würde, nachdem ich dieſe Staude fü oft und fleißig befeben habe. Wenn aber auch ver- gleichen einzele Bluhmen ſich an den Saamftöcden zumeilen finden follten, fo laßt ſich doch nicht wohl vorſtellen, wie der Staub von einer oder ein paar ſolcher kleinen Bluhmen ſich ſo weit herum ſollte aus⸗ breiten koͤnnen, daß nicht nur der ganze Stock, fon- dern auch noch wohl die ‚benachbarte Davon häften fruchtbar werden koͤnnen. Man fieher nie, woher- er eine folche nach allen Gegenden ſich ausbreitende Kraft follte erhalten Haben. Man erfenner, daß | ud Ms Der 430 Geha der Staub von fehrvererer Arc ift als Die Luft, (Sponf: Pl. p. 43.) folglich) weiß man feinen andern Weg ihn mitzutheilen, als den Fall, oder die Hülfe des Win- bes, aber beydes führet Ihn doc) nur nach einer ein- zigen Gegend bin, Man fiehee endlich nicht, warum die Natur fo fehr viele flaubende Stöcke, Die wenig« ftens eben fo haufig als Die tragenden find, verordnet hätte, wenn ein paar Bluhmen an den tragbaren dazu hinreichend wären, und warum auch diefes eben an denen Stöcen, Damit man den Berfuch anfteller, fich fo befindet. Bun in Buch Das übrige, was ich noch anführen koͤnnte/ hat auch der Here Verfaſſer der Anmerfungen, daher. ich folches aus ihm fürzlich noch beybringen will. „Herr P. Röftners Anmerkungen ©. 16. Lins „näus bat die Sabinam im upfalifchen Gar=. „ten, wo die männliche Pflanze bey ihr gemes „ſen, fruchtbar, und im Lliffortfchen, wo ’„diefe gefehlet, unfruchtbar gefunden, “ Wenn fich diefes allezeit und allenthalben fo zutruͤ⸗ ge, möchte es einigen Schein haben, aber von be= * ſondern Faͤllen kann man auf was allgemeines nicht ſchließen. Wenn der Satz vom Unterſchied des Ge⸗ ſchlechts feine ausgemachte Richtigkeit haͤtte, alsdann 1 erft koͤnnte man diefen Fall daraus erklären. S. 17. Bermeynetder Hr Verfaſſer, daß die Abwei⸗ „chungen der Pflanzen, die man varietates „nennet, und die, wie bekannt, ſehr haufig waͤ—⸗ „ren, vielleicht von einer Vermiſchung des „Staubes aus Blühmen verſchiedener Are ent⸗ „ſtehen koͤnnten.“ My Aber diefe Veränderungen geſchehen nur bey gen wifien Arten von Bluhmen, als z. E. bey den Tul⸗ pen, vom Bluhmenſtaube. pen ‚ Auriculn,; Nelken ıc.. viel feltener ‘ben den Lev⸗ cojen, - und ‚hingegen bey einer großen Anzahl von Bluhmen gar nicht, die doch eben ſo leicht, und wohl leichter als jene, durch den Staub ſich mit einander vermiſchen koͤnnten. Daß dieſe Veraͤnderungen ganz andre Urſachen haben muͤſſen, zeiget klar die Flos mirabilis, welche einige fuͤr die Jalappa halten, denn dieſe bringet zum oͤftern auf einem Stock Bluh⸗ men von allerhand Farben hervor, veraͤndert ſich auch in waͤhrender Bluͤthe verſchiedenemal. Ja es ae ſchehen auch dieſe Veraͤnderungen mit denen Tulpen, die man nicht aus Saamen, ſondern durch Die Zwie— ‚bein fortpflanzet, und mit denen Topfnelken, die feis - nen Saamen tragen, fondern durch bloße Ableger vermehret werden. Ich hatte einmal Levcojen von einfarbigen Saamen, die fehr ſchoͤn gefprenft wur⸗ ven, ich fchaffte alle andre ab, und z0g bloß von die: fen Saamen, befam aber davon lauter einfarbige wieder. Hier fonnte der Staub feine eigene Art nicht erhalten, wie follte er fie alfo einem andern mitthei- len fonnen? Es fälle mir bierbey ein, was Rajus erzehlet, daß ein gewiſſer Gärtner in Engeland von feinem felbftgezogenen Bluhmenfohlfaamen verfchie- denen Leuten in Sonden verkauft, welche aber bey als der für den Bluhmenkohl erforderlichen Wartung ges fünden, daß aus diefem Saamen nur gemeiner Kohl (vermuthlich Schalt) erwachfen, weshalb fie diefen Gärtner belanget, und fo viel erhalten haben ‚daß er zu Erſtattung des Kaufgeldes und Erſetzung Des Schadens verurcheilet worden. Linnaͤus urtheiler, daß der Gärtner unfchuldig feyn, und Diefer Zufall bloß daher rühren koͤnne, weil er zugleid) andern Sa ds * a0 ne. | Saamen von gemeinen Kohl gezogen, und der Bluͤ⸗ thenſtaub ſich mit jenen vermiſchet habe. (Sponf. Pl. pag. 49.) Wenn dieſes Urtheil richtig wäre, fo würde folgen, daß durch dem Staub eine Art Pflan- zen in die andre fönnfe verwandelte werden , und man müßte dieſes nothivendig öfter wahrnehmen, ‘oder e8 _ müßte mit. allen Stauden diefes Bluhmenkohls ein- mal was außerordentliches vorgefallen feyn. Indeſ⸗ fen will ich den Gärtner, dem diefes begegnet ift, ebenfalls Feines Betruges bezüchtigen, fondern glaube nur, daß er einmal aus eigener Erfahrung gelernet, was unfern Gärtnern in den nordlichen Gegenden Deutfchlandes vielleicht öfterer begegnet ift, daher fie den Saamen von Bluhmenkohl nicht felbft verziehen, fondern ihn lieber, aus wärmeren Ländern kommen laffen, und diefen gut finden, ob ſie wohl dabey feine Berficherung erhalten, daß er nicht unter andern Ar ten von Kohl erzogen worden ; wie von dem obges dachten Englifchen vermutbet wird, > | „S. 19. Bradley verfichert, wenn man die Kaͤtzchen „von den Wallnüffen, Haſelnuͤſſen sc, abnehme, „fielen ihre Früchtchen ſogleich ab, als fie zum „Borfchein famen, —— Ich will dieſes wohl glauben, denn ich halte nicht dafür, daß dieſe Käschen umfonft: da find, fondern - fchreibe ihnen vielmehr eine veche wichtige Verrich— tung zu, daß fie nämlich den. Leberfluß der Nahrung, der fich wegen der Winterfeuchrigkeie in der Erde an⸗ gehäufet, und im Srühjahremit Öemwaltin den Baum eindringet, "von der Frucht ableiten, fo lange biß die rung anmenden Fönnen, da inzwifchen Die Frucht Blätter hervor kommen, und dieſe reichliche Nabe auch vom Bluhmenſtaube. 441 auch zunimmt und mehr Saft verzehren kanan. Daß hingegen die Beſtaͤubung zum Gedeyen der Frucht nicht noͤthig ſey, davon habe ich noch vor einem Jahre eine gewiſſe Erfahrung erhalten. Ich habe einen jun⸗ gen Nußbaum, der ſelbiges Jahr zum erſtenmal getra⸗ gen, und im Fruͤhjahre > Nuͤſſe angeſetzet, ohngeachtet nicht ein einzig ſolch Kaͤtzchen mit ſtaͤubenden Theilchen Daran befindlich war. Seine ganze Krone beſtand aus drey Zweigen, die man mit einem Blick uͤberſehen konnte, daher man mir nicht vorwerfen darf, als ob ich etwa nicht recht zugeſehen haͤtte. Daß auch der Wind keinen Staub hat zuführen koͤnnen, bin ich da—⸗ ber gewiß, weil ein ganzer Wald von andern hohen Obſtbaͤumen dichte vor ihm ftehet, auf der Seite, wo der Staub hätte berfommen müffen. Da nun nad) des Herrn Gegners eigenem Bericht ©. 15. ein Palm« baum wegen der Nähe eines Waldes feinen Staub durch Hülfe des Windes hat erhalten koͤnnen, fo kann es auch bey meinem Nußbaum nicht gefchehen feyn, weil er fich in gleichen Umftänden befinder. Gleich— wohl aber fielen dieſe Nüffe nicht ab, fondern wuchfen fo gut als andere, wurden auch mit ihnen zugleich reif, Um meiner vorhin gegebenen Erklärung wegen diefer Käßlein muß ich noch erinnern, daß diefer Baum an einem fehr trocknen Orte ftehet, und daß wir voriges Jahr fehr wenige Winterfeuchtigkeit gehabt haben. „S. 21. Vaillant beſchreibt, wie die ſtaubende * Theile in der Parietaria ſi ich aufrichten, und „aufſchwellen, wie fie ihren Staub rings herum „ausftreuerf, und nachgehends gleichfam ent« „eräftet und abgemattet hängen, welches alles 3 Dand, Sf „mie „mit einer Entledigung von einer. überflüßigen „Materie nicht wohl übereinftimmer,.“ Hingegen mit meinem Sage flimmet diefes fehr gut überein, denn nad) ſolchem braucht der Saame, das was abgeführt wird, mit der Zeis felbft, und wenn dieß geſchieht, fo muß der Zufluß zu denen ftaus benden Theilen aufhören, was ift es denn Wunder, daß fie anfangen mwelf zu werden, und endlich gar ab« fallen. Wahlboom macht eine arrige Anmerkung, wie fehr das tiebesfpiel auch in den Gewächfen Die Kräfte mitnimmt, (S. P. $32.) und die Parietaria ſcheint fonderlic) geil zu feyn,da fie dieſes fo ftarf empfindet. Ich halte es aber mit Hr. Ludwig, aus welchem id) fchon oben angeführer, daß der Zufluß des Gafts ſchon nachläßt, ehe die Kölbchen noch anfangen zu ftauben, und wo diefer ausbleibt, müffen die Kräfte wohl verfehrwinden, ohne daß die vermeynte Strapa⸗ ‚Gen daran Schuld haben. BR. NN: Es ift Zeit, daß ich auch ein Wörtchen vom Palmbaum fage, auf welchen die Herren Gegner ſich allenthalben mit fo vieler Zuverficht berufen. Zwar hier werde ic) aus eigener Erfahrung nichts beybrin- ‚gen £önnen, denn er ift allzumeit von uns entfernet, daß man feine Unterfuchungen felbft Damit anftellen kann, ic) werde mich aber wieder zu dem Herrn Ludwig halten, zu welchem ich das meifte Ber trauen habe, weil er felber da geweſen ift, und die Wirthſchaft der Barbaren mit diefem Baum ange- fehen hat. Es wird zwar diefe Sache manchmal fo vorgeftellet, daß man daraus urtheilen follte, als ob der Palmbaum ganz unfruchtbar fey, wenn nicht der mann⸗ ⸗ vom Sluhmenflaube 443 männliche Staub ihm beygebracht würde, aber Dies fes ſagt Herr Ludwig nicht, fondern zeiget viel mehr mit deutlichen Worten an, daß er allerdings Srüchte bringe, wenn ibm auch nichts von dem Staube beygebracht worden, nur diefes fey Der Uns terfchied, daß die Fruͤchte niche fo gut wären, fie hätten faft gar Fein Sleifch, und entweder gar feinen oder fo geringen Stein, daß man darinn Feinen fruchtbaren Saamen vermuthe. Diefes bringet mich faft auf die Gedanken, zu glauben, daß es zweyerley Arten von Datteln gäbe, nämlich eine wilde und eine zahme, und daß hierinn das ganze Geheimniß beſtehe. Ich finde nicht, daß Herr Ludwig ſich darauf beruft, als ob er ſelbſt geſehen haͤtte, daß ein Palmbaum, der ſo ſchlechte Fruͤchte bringet, als er beſchrieben, durch die Beſtaubung wirklich ſey ver— beſſert worden, daß er hernach ordentliche brauchbare Datteln getragen, vielmehr ſcheint es, daß er dieſes nur aus dem Berichte, der ihm dabey von den Bar⸗ barn mitgetheilet worden, weiter erzaͤhlet, daher er ſich auch am Ende entfehufdiget, Daß er fich hierbep Der gemeinen Art zu reden, und Feiner Kunftwörter bedienet Habe, vermutlich, weil er den Bericht, fo mie er ihn von den Berbarn empfangen, mit ihren eigenen Worten vortragen wollen. Es kommt aber gleichwohl hierauf, und nicht auf das, mas viefe Leute vorgeben, die Hauptfache an, und entſtehet daher billigdie Srage: ob esjemals jemand verfucher hat, ob der Palmbaum nun von der guten Are nicht ‚ebenfalls que Datteln bringe, wenn er auch aleih nicht beſtaubet worden, und wenn diefes geſchehen, ob er nicht die gi ohngeachtet in mand)en Jah⸗ VA Gedanten * * Jahren dennoch misrathe. Wie es ſcheint ‚ fo will er einen etwas feuchten Grund haben, indem Herr — unter andern mit anfuͤhret, daß die Pro⸗ inz, wo er geweſen, deswegen zur Palmzucht wohl diene, weil ſie mit vielen warmen Quellen verſehen ſey. Gewachſe von ſolcher Beſchaffenheit misrathen gar leicht in trocknen Jahren. In der Sammlung aller Reiſebeſchreibungen p. 286. des dritten Bandes iſt keine Anzeige, daß die Einwohner an der Jambra und Sanaya in Africa Mangel an Datteln haben, gleichwohl aber muͤſſen ſie dieſes Kunſtſtuͤck nicht wife ſen, weil davon nicht ein Wort erwehnet wird, wel. ches doch als eine ganz fonderbare Sache den rem. den bald in die Augen gefallen feyn würde, da viele ſich einige Jahre dafelbft aufgehalten. Es wird aber von ihnen wohl gemeldet, daß fie acht verfchiedene Arten von Palmen zählen. Ich halte dafür, daß von dieſer Gewohnheit der Barbarn gar Fein gültiger Schluß auf die Wirflichfeit des Erfolgs zu madyen fey, und bemeife folcyes durch eine Urfunde, die mir von ohngefähr zu Händen gefommen ift. in un ricaniſcher Prinz bekam Luſt Europa zu ſehen. iſt einer von denen, der A. 1700 in Londen en, wie aus dem soften Stüd des Zufchauers erheller, Unter andern Neuigkeiten, Die er angemerfet, um fie feinen $andesleuten zu überbringen, war auch fol- gende Nachricht: „Won der äußerften Küfte von „Portugal, mo ich zuerft gelandet, bis an die Ören- „zen von Siberien, haben die $eufe eine fonderbare „Gewohnheit, indem fie nichts faen, oder pflanzen, „ohne vorher den Mond anzufeben, Sie verfihern, „daß Fein Baum fruchtbar werde, wenn er nicht im „ab⸗ — vom Bluhmenſtaube 445 „abnehmenden Mond gepflanzt worden, vieles fäen „und pflanzen fie. hingegen im Vollmond, und fagen, daß es alsdann viel ftärfer wachfe, als wenn der „Mond wieder Eleiner wird, Ich habe ihre Gärten „mit Berwunderung gefehben, und muß befennen, „daß fie in Erziehung ihrer Gewaͤchſe fehr glücklich) ‚find. Man hat mir auch verfichert, daß alle ihre „Sclaven, die das Feld bauen, ſich nach den Mond „richten müffen, zu dem Ende laffen die Könige alle „Sabre gewiſſe Bücher verfertigen, darinn der Mond, „ie er das ganze Jahr hindurch ab- und zunimmt, „abgemahlt ftehet, vielleicht weil manchmal trübes „Wetter ift, daß man ihn am Himmel nicht fehen „fann. Es iſt unter uns ſchon bekannt, daß die „Europäer weißagen koͤnnen. In dieſen Buͤchern „ſtehet zum Ueberfluß noch dabey, auf welchen Tag „des Monats ein jedes geſaͤet oder gepflanzet werden „muß, fo daß man wobl ſiehet, wie viel dem ganzen „gande an diefem Berftändniß mit dem Mond gele- „gen fen, ich Dringe einige von folchen Büchern mit ıc, „» Nun frage ich einen jeden + Ob diefer Bericht in America niche eben jo glaubwürdig feyn wird, als. alle Nachrichten, die wir von der Befruchtung bes Palmbaums haben ? Indeſſen ift doch nunmehro vie- len aus untrüglicher Erfahrung befannt, daß man ‚feine Gewächfe eben fo gut erziehe, wenn man ſich gleich ganz und gar an den Mond nicht kehret, und es ift folglich klar, daß diefe allgemeine Gewohnheit ‚auf einem Aberglauben berube, Es hindern mich daher die gegenfeitigen Berichte vom Palmbaum im geringften nicht, zu glauben, Daß es damit eben die | | 813 Be⸗ * 446 0 H Gedanfen 7 Bewandniß habe, und m | uf fragen würden, wenn ſich hg verheprathen. Es ftehet Me — ihre eigentliche Abſicht damit iſt, und nicht noch ein befonderer a En Met den fie einem Fremden eben nicht entdecken wollen, Ich finde in den angeführten Keifebefchreibungen hin und wieder angemerft, wie fehr die barbarifchen Voͤlker geneigt ſind, den Europaͤern was weiß zu machen, weil fie diefe viel Flüger als ſich halten, und daher mit einer befondern heimlichen Freude ihnen was aufbinden, weswegen ihren ee a zu trauen iſt. Der Herr Verfaffer — Armen Eins eine Begebenheit mit dem Palmbaum. „S. 15. Er war viele Fahre unfr uorbar, als aber „ein Wald, der zwifchen dieſen und andern „Palmbaͤumen männlichen Gefchlechts geftans „den hatte, abgebrannt war, wurde er auf ein« „mal fruchtbar. Man Eonnte von diefer Ber: „anderung feinen Grund entdecken, als weil „nunmehro der Bind ihm den —— „Staub zugefuͤhret baue F Ich antworte, daß dieſes gar At liches fey, daß ein Baum lange Jahre unfruchbar ift, und bernach auf einmal an zu fragen faͤngt. Es Fann diefes verfchiedene Urfachen haben, Entweder der überflüßige Saft, oder der Mangel an der nos thigen Nahrung Fann fie dahin bringen, Wie ein | uns nom Blupieiause 447 unfeuchtbarer Baum dureh drey Arthiebe fruchtbar „geworden, erj tet Hochberg im adelichen Land» leben P. I. pa 428. Ferner fo fönnen Gebäude, Derge, Wälder einen gar großen Linterfchied im Wachsthum zumege bringen, nachdem ihr Stand oder Sage ſich gegen die Gewächfe, oder die ihnen vor⸗ theilhafte Himmelsgegenden verhaͤlt. Wenn man wuͤßte, wie der Wald in Anſehung des obgedachten Palmbaums gelegen geweſen, wuͤrde man vielleicht davon ein mehrers urtheilen koͤnnen. Da aber auf der andern Seite viele Palmbaͤume geſtanden hinter dem Walde hingegen nur dieſer einzige, fo läßt ſich daher einigermaßen abnehmen, daß die Gegend, der Wald dieſem einzelnen Palmbaum verdecket ha zum Wachsthum und ordentlichen Gedeyen diefer Bäume bequemer geweſen, als die, wo er geftanden, Denn wo ein Baum, oder eine befündere Are deffel« ben häufig aufrächft, da ift eher zu glauben, daß die Stelle ſich für ihn ſchickt, als wo man ihn nur einzeln antrifft. Nachdem aber der Wald, und folglich diefe Hinderniß aus dem Wege geräumet worden, hat es fich mie ihm bald ändern muͤſſen, daß er ſich andern ‚gleich verhalten fonnen., Co lange nod) andre be= fannte Lirfachen vorhanden find, Die diefes Haben wir- ken koͤnnen, tft man niche genoͤthiget, bloße Meynun⸗ gen dafuͤr anzunehmen. 22 ſetzt der Herr ne, daß es bey dem cr eben fo zugeben fünne, wie beym Palm: „baum, namlidy der Wind fönne den Staub in „die Saambehaͤltniſſe führen.“ fa Denn J 448 Gedanken Wenn der, Wind dem kKieinc kommen follte, fo müßten allezeit ‚mehrere beyfammen, oder Doch nicht gar zu weit von einan« der entfernet ftehen, denn i find, erreichen ſoll, ſo fiehet man leicht, daß ihm ino hierinn zu ſtatten ‚mehrere Stauden da der Gtaub fteigen muß, wenn er die Saambehältniffe, die über ihn er. Wind vielmehr hinderlidy feyn würde, meil er ihn von der fenfrechten Sinie ableitet, und folglich) Fönnte er ihn bloß von einem Stoc wegnehmen, und dem andern zuführen. Allein da man zum oͤf⸗ tern nur eine einzige Staude im Garten hat, und die« ſes Gewaͤchs gleichwohl allezeit fruchtbar findet, es mag einzeln oder doppelt da feyn, fo fällt Diefes weg. Man fönnte zwar einwenden, daß auch an einer eins zelen Staude der Wind den Staub von einem Zweige meanehmen, und auf einen andern übertragen Fünne, aber. auf folche Art müßte wenigftens der erfte Kol ben ganz gewiß unfruchtbar feyn, weil diefer fchon feinen meiften Wachsthum verrichtet hat, ehe die Mes benzmweige fo weit kommen, daß ihr Staub ausgefchüt« tet wird, welches ſich jedoch eben fo wenig alſo befin det, vielmehr befommt man von dem erften Kolben den beften und reifften Saamen. | Er „lbid. giebt der Herr Gegner zu, Daß die Muſa „einen Einwurf abgeben koͤnne, weil die weib⸗ „lichen Bluhmen in europaͤiſchen Gaͤrten eher „bluͤhen, als ſie von den maͤnnlichen befruchtet „werden. Es habe aber Linnaͤus ſchon ge⸗ „antwortet, daß die Befruchtung in ihrem „Vaterlande von einer auf die andere geſchehen „koͤnne, vom Bluhmenſtaube. 449 ekoͤnne, wenn ihrer verfchiedene in gleicher Zeit „blühen,“ | Nach meiner Rene — mit der Muſa eben das, was wir zuweilen an innlaͤndiſchen Gewaͤch⸗ ſen gewahr werden; weshalb id) mid) auf oben ange⸗ führte Erfahrung mit den Gurken berufe, Es verfi- chern es alle, daß diefes Gewächs feinen Saamen bat, weder in Europa, noch) in feinem Vaterlande, (f. Sammlung aller Reifebefchreibungen zten Band ©. 301.) allwo es unter dem Namen Bananas ans _ geführer wird. Wozunugen ihm alfo die männlichen und weiblichen Bluhmen ? Sollte man fie nicht mit beſſerm Rechte güfte und tragbare Bluhmen nennen? „S. 23 will der. Herr Verfaſſer ermeifen, daß der „Saame des Colchici von dem Staube, der „vor Winters verftieber ift, fruchtbar feyn fonne, „weil die Ener der Schmetterlinge auch länger „als ein halb Jahr vorher ihre Fruchtbarkeit „erhalten haben,“ Se fehe, daß der Herr Gegner mich hier nicht recht verftanden hat, ich muß mich alfo deutlicher erklären. Wenn die Liebhaber des zwiefachen Ge— fhlechts anzeigen follen, wie es zugehet, daß der - Staub dem Saamen mitgetheilet wird, fo belehren fie uns, daß er durch den Griffel, fo oben auf dem Saamenbehältniß ſtehet, oder wenn diefes fehler, durch die Faden, welche fich an deſſen Statt auf oder zwilchen dem Saamen en durchdringe, und 5 ſol⸗ J 450 Sodanfen — zu dem Saamen durch befonbie Gänge geführee werde. Nun ift aber im Herbit an dem Colchico das Saambehältnig mit allen diefen Griffeln in der Zwiebel unter der Erde verborgen, ‚wie Fann es alfo beftäubee werden? Wie Fönnen die Griffel, die mit dem Saamen erft im Sommer hervor fommen, von diefem Staube etivas empfan⸗ gen, der laͤnger als ein halb Jahr vorher in der Luft verftieber it? Auf diefe Art hänge meine Ein- wendung, die ich vom Colchico mache, zufammen, und folglich paſſet ſich die Inftanz, fo der Herr Gegner von den Schmetterlingen mache, darauf gar nicht. Er hätte vielmehr den Weg zeigen follen, wie diefer Staub zu dem Saamen fommen Fönne, da es auf die ordentliche Weife nicht anges . bet, wiewohl auch bey diefer noch nicht ausgemacht | ift, ob das allergeringfte davon bis zum Saamen gelange? Es ſtehet überdem die Bluhme in dem Colchico nicht auf dem Saamenbehältniffe, denn fie kommt nicht mitten aus der Zwiebel, mo die Blätter mit dem Saamen hervor fommen, fondern neben. demfelben aus dem Stuhl der. Zwiebel felbft hervor, wo ich anders recht gefehen babe, Wollte . man nun ſchon neue Gänge erfinden, um den Staub doc) an Ort und Stelle zu bringen, nachdem man, ihn in den Stuhl der Zwiebel wieder zuriick gefüh- vet, wo et hergefommen, und von da hernach von innen zu dem Saamen, fo würde Diefes nur Die gar große Verlegenheit, mit feiner Erklärung, bey dies ſem Gewächfe fortzufommen, verrathen, da man von feinem angenommenen Saße gänzlich abweichen, und bier Vom Bluhmenſtaube. 451 hier der Befruchtung durch eine neue Erfindung zu Zuͤlfe eilen müßte. Wäre denn endlich auch diefeg in Drdnung gebracht, fo würde noch die Frage auss zumachen feyn, wozu denn in folgendem Sommer die Griffel auf den Saambehältniffe dienen, die als« denn ganz vergeblich (um nad) der Sprache ver Ge- fehlechtspatronen zu veden) nach dem fruchtbaren - Etaube, der nicht mehr zu finden ift, fchnappen würden. Denn daß diefe Griffel in Menge vor« handen find, giebt der Augenfchein, indem eben ders aleichen Baden, wie an dem Mays, mit dem das Colchicum in der Art feines Wachsthums viele Aehnlichfeit hat, daran befindlich find. ch ver— denke es dem Herrn DBerfafler nicht, Daß ihm die eigentliche Befchaffenheit der Sache unbefannt ges wefen iff, denn man findet ftch in Diefen Umftänden _ zum öftern, wenn man fich bloß aus Büchern mie den Sachen befanne made, A Was derfelbe gegen meine Erfahrungen mit dem Hanf und Spinat ©. 14. einwender, würde alles: weggefallen feyn, wenn er es ſelbſt verfucher hätte, ich babe eben nicht alle Umftände anführen mögen, weil ich mehr geroünfcher, daß andere den Berfuch wiederholen, als daß fie mir bloß auf mein Wort glauben möchten, doc) Habe ich auch nicht vermucher, daß meine Erfahrung fo unglaublich fey, daß man ‚gar nicht nörbig finder, den DBerfuch felbft anzuftel ken, Er giebt mir eine Vorfchrife, wie ich ihn hätte forgfältiger anftellen follen, wenn ich den Saamen in Bluhmentöpfen geſaͤet hatte, ꝛc. Allein es ift — * es a2 Gedanen fes Deswegen nicht rathſam, weil fh ga leicht Um⸗ ftände ereignen koͤnnen, warum in folhen Gefchir- ren der Saame nicht tüchtig wird, Die man alsdann faͤlſchlich dem Mangel des Bhupmenftaubes zufchreis be würde, Große Gewaͤchſe ftehen in den Töpfen in einem Zwange, her ihnen vielmal hinderlich ift, daß fie das ihre fo nicht, als im freyen Lande thun koͤnnen. Ich gebe zwar ſelber zu, daß man an der gehoͤrigen Vorſichtigkeit bey meinem Verſuche zwei⸗ feln koͤnne, es beſtehet aber der Zweifel bloß darinn, ob ich nicht etwa ſchon zu ſpaͤte gekommen, da ei⸗ nige von den erſten Bluͤhmchen bereits an zu ſtau— ben gefangen, welchen ich denn durch Die Erfahrung mit der einzelen Spinatftaude zu heben fuche. Diefe will der Here Gegner entweder aus andern benad)- barten Gärten durch ven Wind, oder Durch eine ver« ftecfte Stande männlichen Gefchlechts befruchter wife fen. Allein wenn ich nicht verfichert gewefen wäre, daß diefes alles Feine ftatt fände, fo würde ich mich.felbft befchieden haben, von diefer Erfahrung zu ſchweigen. Der Garten liege im Felde, und von ‚andern, wo Spinat darinn erzogen wird, fo weit abgewandt , daß eben fo wenig durch den Wind, nicht nur wegen diefer Entlegenheit, fondern auch wegen der vielen Gebäude und Bäume, fo dazwi⸗ ſchen ſtehen, der Staub ihm zugeführet werden koͤn⸗ nen, als er nach der gegenfeitigen Meynung dent. Palmbaum, wegen des dazwiſchen liegenden Wal- des nicht iſt — worden, da doch der Herr Verfaſſer ſelbſt S. 19. dieſes ben Bäumen fir viel leichter * ‚ als bey fo niedrigen Pflanzen, Wären mehr vom Bluhmenflauße 453 — mehr Stauden von rundblaͤttrigem Spinat unter dem Paſtinack aufgewachſen, wuͤrde ich ſie alle ſorgfaͤltig geſchonet haben, weil dieſer Spinat von beſſerem Geſchmack gehalten wird, als der zackichte, und ich den Saamen davon zum oͤftern vergebens verſchrie— ben habe. Es iſt auch keine Sorge, daß von der ‚andern Art, die ich allezeit gehabt, ſich ein Stäud« chen wo verhalten, ich leide niemals zweyerley Ge» wächfe unter einander, und ich habe dieſe einzele Pflanze mit einem Stabe zeichnen, und endlich gar anbinden müflen, Damit fie beym Gaͤthen nicht mit ausgeriffen würde, Die übrigen Gründe, die ich anführe, hält der Herr Gegner für allzu metapbufifch; ic) will ihnen um deswillen fein Gewicht einräumen, auch finde daher nicht noͤthig, mich über die Anmerkungen, die er ©. 17. 18. dagegen macht, mit ihm einzulaffen, Wir würden niemals aus einander fommen, fo lan⸗ ge wir in Principiis nicht einig find. Wir wollen alfo hierüber einen Waffenftillftand ſchließen. Ich gebe zu, daß fie ihm zu leicht fcheinen, und er läßt mich ungeftöhre in der Borftellung von ihrer gi — Soll ich aufticheig meine Gedanken von * ganzen Geſchlechtsſache bey den Pflanzen ſagen, fo | halte ich fie bloß für ein artiges und finnreiches Gedanfenfpiel, welches bisher nur dazu gedienet bat, daß die Herren Gelehrten bey einer Muße von ihren ernfthaften Befchäfftigungen damit fich haben er⸗ 9 44 Gedanken erquicken, und auf eine unſchuldige Weiſe die Ne⸗ benftunden verkuͤrzen koͤnnen. Ich bin gar nicht gefonnen, fie um diefes Vergnügen, in Betrachtung ſolcher Nuͤtzlichkeit, gaͤnzlich zu bringen, und ich & habe die Gelegenheit dagegen, etwas zu ſchreiben, mit deſto groͤßern Freuden bloß Deswegen ergrieffen, weil ich gar kein Anſehen habe, in der gelehrten Welt gaͤnzlich unbekannt bin, (ſiehe Anmerkungen ©. 11.) und ihnen alfo im geringſten nichts fcha- den kann. Warum wollten fie fich wegen eines Menfchen beunruhigen, der mehr ein Gärtner als ein Naturfündiger zu feyn fcheinet, und dem man Urfache zu vathen findet, daß er feine Berfuche und Erfahrungen mit mehrerer Sorgfalt und Fleiß an ftelfe, wenn er kann. ( S. 24.) Ja der aud) nad) ‚ mals mit aller Freymuͤthigkeit zugeftehet, daß er feine Gegenmeynung für Feine ausgemachte Wahr« heit, fondern noch) zur Zeit für eine bloße Muth» maßung ausgiebt. Ich habe nunmehro mit Ihnen nichts weiter zu thun, ich laffe Sie in dem Be— fiß des Shrigen, wenn es aud) bloße Spielſachen wären, fernerhin ungefränft, und würde Ihnen auch gar Feinen Eintrag gethan haben, wenn man mic) in dem Beſitz des Meinigen ungeftöhrt ger laſſen hätte. Diejenigen, die in der Gejchlecdhts- fache unpartheyifch find, und die bisherige Meynung von der Wirkung des Bluhmenftaubes weder ans genommen noch) verworfen haben, denen wiedme ich dieſe Dlätter, und hoffe, fie werden aus deren Inhalt fattfam erkennen, wie noͤthig es fey, Daß die Naturkuͤndiger fich mehr als bisher auf die Gaͤrt⸗ | nerey vom Bluhmenſtaube. 455 nerey legen, und in eigner Perſon damit umgehen ohne ſich auf fremde Augen mit einer ohnfehlbaren Gewißheit zu verlaſſen. Ich habe gewuͤnſcht, daß ſie | diefes thun möchten, wenn aber diefes nicht genug iſt, fo biete ich fie darum, Man hat fich bisher arößten= theils nur um die Theile der Pflanzen und ihre Zus fammenfeßung bekuͤmmert, und daraus hat man ihren Nusen manchmal mehr errathen, als mit Gewißheit erfannt. Da aber nicht alles bloß in dem Weſen der Dinge, fondern vieles auch zugleich in ihrer Natur gegründet ift, fo ift ja wohl ohnftreitig, daß man die Erfenntniß der Natur der Gewächfe eben fo fehr ſich müffe angelegen feyn laflen, als man die Wiffenfchafe von ihrer Structur zu erlangen für nörhig erkannt bat, _ Bo findet man aber dazu eine richtigere Handleitung, ‚als in dem Verhalten der Gewaͤchſe unter allerhand Umftänden währendes Wachsthums? —3 Sauen, den 20 Jan, 1749. — George Friedrich Moͤller, Ady. Jud. Reg. Cam, Berol. - Heredit.inSauen, Anhalt 2 Mi Zupalt 78 | | des | Bieten Sticks des dritten Bandes. J. Abhandlung von den merkwuͤrdigen Veraͤnderun⸗ gen, welchen nach und nach die Oberflaͤche unſerer Erde unterworfen iſt zz ©. 11. Betrachtungen über die Neffen im Krante, und die Eleinen Inſekten, welche den Hopfen verderben; imgleichen über. Die Rrautraupen, wann und woher ‚fie entftehen, auch wie befonders dem großen Scha= den der legtern vorzufommen ſey. Aufgeſetzt von 86. Orth 364 111. Schreiben von dem Su Geſchmack in der Baukbkunſt 383 w. Fortſetzung der Gebanten vom Bcc— auf Veranlaſſung einiger dagegen gemachten Ans merfungen i im erften Stücke diefes dritten Bandes. Bon ©, 5. Möller 7. 410 Hamburgiſches Watchin, oder geſammlete Schriften, zum Unterricht und Vergnuͤgen, aus der Naturforſchung und den angenehmen Wiſſenſchaften uͤberhaupt. Des dritten Bandes fuͤnftes Stuͤck. Mit Koͤnigl. Pohln. und Churfürftl. Sachfifcher Frepbeik. RUE, bey Georg Ehrift. Grund, und in Leipzig, bey Adam Heinr. Helle, 1753. idea a © — RNaeigt | — g FA { des Lord -Anfons Reiſe um die Belt Senn 1 die Eirähtimg vw von bes Korb Anfons FR Schiffahrt ſich auch nicht dadurch von- Tuer er den meiften andern Keifebefchreibuns- — gen unterſchiede, daß fie von einer Ums 3° fchiffung der. Erdfugel, einer Reife,‘ * auch zu unſern Zeiten noch nicht ſo gar gemein iſt handelt, ſo enthaͤlt ſie dennoch ſo viel ausnehmend beſondere und merkwuͤrdige Nachrichten, von dem politiſchen und natuͤrlichen Zuſtande verſchiedener Laͤnder, ſo viel unerwartete Vorfaͤlle, ſo viel Proben von der Klugheit, Großmuth und Standhaftigkeit des würdigen Englaͤnders, der der Held davon iſt, Daß man ihr noch allezeit einen erhabenen Rang umn⸗ ser den Reiſebeſchreibungen einzuräumen hätte, und. Ga daher 460 e nr. - Daher | fein Zweifel if, daß de NY RS | fifchen ı und beutfchen Leberfegungen Beyfall finden | werden. Man glauber alfo, eine. volljtändige Nach: richt davon werde unfern gefern nicht‘ unangenehm ſeyn. Man wird ſich bey derſelben der vierten Auflage be⸗ dienen, die zu London 1748 in Octav auf anderthalb Alphabet herausgekommen iſt; fie fuͤhret den Titel: A Voyage round the.world in the years MDCCXL, I, U, I, IV, by George Anfon Efq. Commander in Chief äE 3 Squadron of His Majelty's Ships fent upon an Expedition to the South Seas. “ Compiled From Papers and: other materials of the Right ho⸗ nourable George Lord Anfon and published under his diredtion by- Richard Walter M. A. Chaplain of his Majeſty s Ship the" Centurion in that Expedition. D. i. Reife um die Welt, in den Jahren 1740, ı, 2, 3, 4, durch Georg Anfon, Efqu. Oberften Befehlsha⸗ ber uͤber ein Geſchwader koͤniglicher Schiffe, das zu einer. Unternehmung in die Suͤdſee geſandt worden, Aus den Auffaͤtzen und andern Nachrichten des Lord Anfon gefammler, und unter feiner Aufſicht herausge⸗ geben von M. Richard Walter, Caplan er Ihro — Schiffe der Hauptmann· ie 1. Die, ‚vierte RR der män pa 4 a einem Auszuge bedienet, ift von der erſten prächtigen | 1 Ausgabe in groß Quart nur darinn unterſchieden, daß. bier die meiſten Kupfer von jener weggelaſſen⸗ ſind, welches eine beygefuͤgte Erinnerung anzeiget. Man findet nämlich bier nur drey Charten; eine von dem ſuͤdlichen Theile, von Südamerica, eine von einem Ara des pen Meeres, und eine, nit | ye ‚am die el. 461 de den eg des Hauptmanns um die Welt vor« ſiellt. Da wir die foftbarere Ausgabe ebenfalls in Händen gehabt, fo koͤnnen wir melden, daß diefer (uft für die meiften Leſer erträglich feyn wird, iewohl doch auch, nac) erwähnser Erinnerung, die Kupfer alle befonders zu haben find. Außer einer Zeichnung von einem Seelöwen und einer Seelöwinn, welche Liebhabern der Naturgeſchichte angenehm ſeyn wuͤrde, weil ſie nach dem Leben gemacht, und richtiger iſt, als diejenige, die man bisher davon hat, und ein paar Vorſtellungen von chineſiſchen und indianiſchen Fahrzeugen, ſind das uͤbrige nichts als zen. von Küften und Inſeln: bey den meiſten iſt nicht die Ab⸗ ficht, das Auge, durch den Entw Berge oder Klippen zu ergößen, fondern abrenden vie Geſtalt vorzuzeichnen, unter der ſich ihnen dieſe oder jene Gegend von weitem vorſtellen muß: So nuͤtzlich alſo dieſen ſolche Abbildungen ſeyn koͤnnen, ſo entbehr⸗ — nd fie fuͤr Leſer auf dem Lande. Das ganze Werk iſt in drey Bücher getheilet, * das erſte in 10 Capiteln, die Abreiſe und Schif⸗ fahrt bis an das Eyland Juan Fernandez; das zweyte in 14 Capiteln, die Fortſetzung bis nach Chequetan, und die Abreiſe von dar nach) Aſien, und dag dritte, mebft einigen ‘Begebenheiten bey dem Eplande Tinian, die Vorfälle in China und die Kücdfreife in 10 Cas piteln enthält. Diefem iſt eine Einleitung vorgefeßet, welche ſowohl allgemeine Begriffe von dem Werfe, = fonft verſchiedene gute Erinnerungen giebt. 1B. J Cap. wWie man gegen das Ende des Jahres 1739 einen unvermeidlichen Krieg mit Spanien voraus ſahe, Gg3 hel⸗ 462 Des Lord Anſons Reife hielten verſchiedene, denen damals die Serwaltung der oͤffentlichen Geſchaͤffte anvertrauet Mar, für das befte, was man thun Fönnte, Spanien in den ihm zugehörigen americanifchen Ländern anzugreifen. g Man hatte ſich davon einen glüklihen Erfolg aufs | fiherfte zu verfprechen, und hoffere, dadurch dem Fein⸗ de eines feiner vornehmſten Huͤlfsmittel abzuſchnei⸗ den, und ihn zu aufrichfigem Verlangen nad) dem Frieden zu noͤthigen, wenn man ihm die Schäge wegnähme, vermöge deren er allein im Stande war, den Krieg fortzufegen, Herr Anfon ward zum ober: ften Befehlshaber über das hierzu auszuſchickende Geſchwader hlet, man ließ ihn, da er auswaͤrts kreuzte, sc kommen, und. Here Earl MWager meldete ihm, es würden zwey Geſchwader ‚zu zwo geheimen Unternehmungen, die gleichwohl einige Ber: bindung haben ſollten, ausgeruͤſtet werden. Herr Anſon ſollte uͤber die eine, und Herr Cornwall uͤber die efehlshaber ſeyn. Herrn Anſons Geſchwa⸗ Der ſollke drey independente Compagnien, jede von 100 Mann, und das blandiſche Regiment Fußvolk nebſt dem oberſten Bland, als Befehlshaber über. die Landmacht, einnehmen; ſo bald fein Geſchwa⸗ der im Stande wäre, follte es abfegeln, und. nirgends eher ans Land. geben, bis fie an das Vorgebirge Java in Dftindien kaͤmen: daſelbſt follten fie nur: Waſſer einnehmen, und ihren Lauf gerade nach Manila, fo aufciner von den Philippinieninfeln, Lu⸗ conia, liegt, fortfegen. Das andere, gleichftarfe Ge⸗ ſchwaber ſollte um Cape Horn herum in die Suͤdſee gehen; daſelbſt laͤngſt den Kuͤſten hinſchiffen, auf den Feind in dieſen Gegenden kreuzen, deſſen Wohnplaͤtze an⸗ angreifen, und aufder Rückkehr fich zu Manila mit dem . Heren Anfon vereinigen, wo ſie ihren Schiffen Erfri« ſchung zu geben, und vielleicht neue Befehle zu erwars ten hätten. TER U BET ARE | Wir wollen die Bortheile, welche die Ausführung diefes Entwurfs würde gebracht haben, itzo nicht ers wähnen, weil der DBerfafler fie weiter unten felbft umftändlicher erzähle, Wir erwaͤhnen nur, daß die» felben alle, durch langes Berzögern und nachtbeilige Veränderungen, geflöret worden. , Im Auguft 1740 erhiele Here Anfon erft vom Admiral Balchen ftart der 300 tauglichen Seeleute, die ihm noch mangelten, +70 Mann, von denen 32 aus dem. Hofpital warenz die. verfprochenen dren Tompagnien, nebſt Blands Regimente, verwandelten fich in’ soo Sfnvaliden vom Ehelfea Hofpital, und von diefen famen nur 259 an Bord; denn alle die noch Stärfe genug zu gehen hats. ten, waren davon gelaufen, und die Anlangenden was ten im allereigentlichften Berftande Invaliden, die meiften 60 Jahre und manche faft 70 alt. Die Eins ſchiffung diefer ungluͤckſeligen Greife gab einen fehr berrübten Anblick, und man fahe in ihren Zügen, wie fehmerzlic) es ihnen war, aus ihrer Ruhe in eine füls che Unternehmung geſteckt zu werden ‚zu der weder ihr Leib, noch ihr Gemüthe mehr die nöthigen Kräfte hatte, und wo fie allem: Anſehen nach, ohne einen Feind zu fehen und das geringfte zu Beförderung des Unternehmens thun zu fünnen, an verzehrenden und ſchmerzlichen Krankheiten umfommen mußten, da fie ihre beffern Lebensjahre im Dienſte ihres Landes zugebrachet hatten: Man hatte noch über dieſes aus den: Invaliden zu Chelſea die aflerelendeften ausge- ni 694 leſen. 464 Des Lord Anfons Reife N leſen. Man ſchlug ferner Herrn Anfon vor, nachdem ‚feine: vorige Beſtimmung war veraͤndert, und sam die. Südfee angerviefen worben, ser follte zwo mitnehmen, Die die Schiffe mit en Derfote gen follten : Sie ‚waren in Dienften der Südfeeges | el fehaft zuvor in dem fpanifchen Weftindien geweſen, und man verfprach ſich, vermittelt ihrer Bekannt: ſchaft mit den Einwohnern wuͤrden ſie Lebensmittel in Guͤte zu erhalten wiſſen, wo ſolche nicht mit Ge⸗ walt zu erpreſſen waͤren; in dieſer Abſicht ſollten ſie 15000 Pfund werth an: Waaren auf den Schiffen mitnehmen ; denn fie ſtelleten vor, es würde leich⸗ ter fuͤr fie fallen, Lebensmittel gegen Waaren, als gegen Geld zu erhalten. So fehr man dieſen Ans fhlag befchönigte, fo ſchwer fiel es den meiften, zu glauben, daß er auf was anders, als auf die Berei⸗ cherung der Einkaͤufer vermictelft diefer Handlung vornehmlicy sabziele. Herr Anfon wandte ein, in freundſchaftlichen Haͤfen ſey ihre Huͤlfe unnörbig, beym Feinde aber nicht brauchbar, wo nicht; (wel⸗ ches er nie in Willens hatte zuzugeben), die ‚Erieges eifchen Verrichtungen feines Geſchwaders, nach ihren | Kächerlichen Handlungsabſichten, eingerichtet würden. - Nur: etiva für ‘2 oder 3000 Pfund werth Waaren fand er mitzunehmen für dienlich, dieſes war genug, mic den Indianern und Spaniern in den am wenig= ften bewohnten Gegenden zu handeln, und. bloß in fols chen verlohnte es fich der Mühe, mit dem Feinde um gebensmiteel zu handeln. Aber Here Anſon fand fein Gehör, zumal da fich einige einbildeten , dieſes fönnte zu Anlegung eines ‚beftändigen Handels: nad) ig Gegenden Gelegenheit geben Doch die Me | en um die Welt. Herb 6 fien in Waaren giengen unter, keine wur⸗ den auf den Kuͤſten umgeſetzet, und was wieder nach England kam, trug kaum den ‚vierten. Theil deſſen aus, was ſie gekoſtet hatten. Doch wieder zu der Ausruͤſtung des Geſchwaders zu kommen, ſo ward die Stelle der 240 entlaufenen Invaliden, mit 210 Soldaten von verfchiedenen Seeregimentern erfeget, welches neugeworbene Leute waren, die nichts von den Soldaten, als die Kleidung, und noch nicht ſo viel Uebung hatten, daß ſie haͤtten feuern koͤnnen. Die legten von dieſer Ergaͤnzung langten den 8 Aus guſt an, und den 10 fegelte das Geſchwader von Spi⸗ thead nach St. Helena, auf Wind zu warten. Sie waren mit dieſer Verzögerung bis zu einer- Jahreszeit aufgehalten worden ‚da fehr anbaltende und ſtarke Weftwinde anfiengen, und follten gleichwohl mit einer Menge: anderer- Schiffe, zufammen 21 Keiegsfhiffe und 124 Kauffartbey» und Transports ſchiffen, auslaufen, - Mic fo viel, Schiffen aus dem Canale zu fommen, war ein langanhaltender guter Wind nörhig, welchen fie bey Annäherung der Tage und Machtgleiche immer weniger zu hoffen hatten, Ihre goldenen Träume, ihre Einbildungen, die Schäge von Peru zu befigen, wurden täglich ſchwaͤcher, und ftate derfelben erfülleren fie die Borftellungen von der Gefahr und Schwierigkeit. im Winter um Cape Horn zu fommen; vierzig Tage verftrichen von ihrer. Ankunft zu: St. Helena bis zur Abreife, und auch alsdenn giengen-fie den, Canal mit widrigem Winde hinunter , ſo wie.fie ſchon Diefe vierzig Tage uͤber oft abgegangen waren, und wieder hatten umkehren ; un wobey fie viele 8 > E. wegen Anein⸗ anders - 466 Des Lord Anſons Reife anderſtoßens der Schiffe u. d: 9. ausgeftanben. End- fich wurde Herrn Anfon verſtattet, mit feinem Ge⸗ ſchwader allein, ohne Begleitung: der. übrigen abgur ſegeln, worauf er den 18 Sept. Anfer lichtete, und obgleich mit anfangs widrigem Winde, den Canal er 4 Tagen hinunter fam, | Wir haben ung bey-diefem erften Capitel ſo fange Ihifäehäkten; weil man hieraus ſieht, warum Herrn An ſons Geſchwader die anfangs gehofften Verrichtun⸗ gen nicht hat ausfuͤhren koͤnnen; denn vermittelſt die⸗ ſes Verzugs hatten ſelbſt die Spanier in America Nachricht vi von * — u ne Dt Yin 0 ei ‚12. U Cap. re "Ser Aufons — beſtund aus fünf Kriegs fhiffen, dem Hauptmann, 60 St. 400 M. George Anſon, Eſqu. Befehlshaber; dem Gloce⸗ fter, 50 St. 300 M. Richard Morris Befehls⸗ baber ‚der Saverne,' 50 St. 300 M. Eduard Legg Befehlshaber, der Perle, 40 St. 250 M. Mate thaͤus Mirchel Befehlshaber, der Werte (t ıe Wa ger) 28:©t. 160 M, Dan. Kidd Befehlhaber, und dem Verſuche (the Tryal) 'einer Schaluppe von 8. Si 100 M. Johann Murray Befehlshaber, nebſt zwo Pinken, deren die größte etwa’ 400, die an- dere ungefähr 200° Tonnen Saft trug zu $ebens- mitteln Dieſe follten "die Schiffe nur ſo lange begfeicen, bis man auf den Schiffen die Lebensmittel fo weit verzehret hätte, daß man die Pinfen von ihrer Laſt entledigen Fönnte. Mic diefem Geſchwader alfo, nebſt den Schiffen St. Alban, und der Serche, und einer tuͤrkiſchen Kaufmanneflotte, denen jene ‚beyden IHN \ 3 | | zur aum die Welt. 467 Zur Bedeckung dieneten, lief Herr Anſon aus. „Wil | die übrigen Schiffe alle von Herrn Anſons Geſchwa⸗ der den 29 Sept. abgeſondert waren, richtete er ſeinen Lauf nach Madera, von welchem Eylande biefes Ca— Me noch einige Nachrichten giebt, ho. = 3 J an B. IM Caps NT RAR i on ei Das dritte erzaͤhlet die — einer ſpaniſchen Flotte. Sie beſtand aus 6 Schiffen, die unter Don Joſeph Pizarro, eben zu Beobachtung Herrn Anſons ausgeſchicket wurden, aber alle unter Wegens nach ſehr viel ausgeſtandenen Widerwärtigkeiten, untergiengen, bis aufeins, mic dem Pizarro 1746 nach Europa zuriick Fam, ohne die Engländer nur angetroffen zu haben. Die Zerftörung eines fo michtigen Theils der fpanifchen Seemacht,welchen man Herrn Anfons Geſchwader ent⸗ gegen fegen rollen, würde fehon die Unkoſten, die auf bas leßtere von den Engländer — ei eini⸗ a ecſchen. I 2 Grado RO 1160315 se J ‚13. JIII Pi — Das vierte Capitel enthaͤlt die Fahrt von Ma— har nach dem St. Catharineneylande, Siefanden auf derfelben die Richtung der beftändigen Windevon dem Begriffe: merklich unterfchieden, den fie ſich aus der allgemeinen Gefhichte dieſer Winde, wie fie von Keifenden aufgezeichnet worden, und aus der Erfahrung der vorigen Schiffer "gemacht hatten. Halley berichtet in feiner Befchreibung der beftändi: gen Winde im aͤthiopiſchen und atlantifchen Meere, von der Breite 28 Gr, N. bis 10 Gr. M: fey or: dentlich frifcher Nordoftwind, der gegen die Yang | ſche * 468 Deos Lord Anſons Reife ſche Seite ſelten oſtwaͤrts von Oſtnordoſt koͤmmt, ober nordwaͤrts von Nordnordoſt geht: Auf der: ameri⸗ canifchen Seite aber fey der Wind etwas oftlicher, aber gleichwohl auch, da eine oder zwo Abtheilungen des Compaffes nordwärfs nad) Oſten von 10 Gr. N. bis 4 Gr. N. faͤnden ſich die Windſtillen und Tor⸗ nados ein, und von 4 Gr. Mi bis 30 Gr. S. waͤ⸗ ven Die Winde ‚ordentlich und beftändig zwiſchen Sid “und Oſt. Unfere Reifende haben das Anhalten und bie Richtung. der Winde: ſehr abweichend befunden, Sie trafen zwar in der Breite von 28 Gr. N. einen Mordoftwind an, aber von 25 Gr. bis 18 Gr, nord» licher Breite, war der Wind nicht einmal nordwaͤrts von Oſten, fondern gegentheils faft allemal füd: waͤrts. Gleichwohl hatten fie ihn von dar bis in den 6. Br, 20 M. nordlicher Breite ordentlich nordwärts von Oſten, obmohlinicht völlig, denn er "änderte ſich auf-eine kurze Zeit. in Oftfüboft von bier, bis etwa 4 Gr. 46 M. nordlich. Es war die Witterung ſehr unbeftändig ; bisweilen war der Wind nordoft, als⸗ denn veränderte er ſich in füdoft, und bisweilen war Windftille mit ſchwachem Kegenund Bligen, Nach: gehends blieb der Wind faft unveränderlich: zroifchen. Süd und Oſten bis auf die Breite von 7 Er 30 Mm füdlich war, alsdenn mieder bis auf 15 Gr. 30 M. ſuͤdlicher Breite eben ſo unveränderlich zwiſchen Nord und Dften, ferner Oft und Suͤdoſt bis 2ı Gr. 37 M. ſuͤdlich, nachgehends aber felbft, bis auf 27 Gr. 44 M. füdlicher Breite war der Wind Fein einzigmal zwi⸗ fchen Sid. und Oft, ober wohl diefe Zeit über von allen Gegenden berftrih. - Dieſer letztere Umftand fan 9 daher erklaͤret werden, weil ſie ſich damals | dem | unm die Well. "469 dem hohen feften Sande von Brafilien genähert hatten; Der Berfaffer will die allgemeinen Regeln von den beftändigen Winden dadurch nicht umſtoßen, er glauber aber, es fen dienlich, ſolche —— von denſelben zu bemeren nk D.y €. ü Das 5 — beſchreibt das Eyland St. — an der braſiliſchen Kuͤſte. Es wird von den Einwoh⸗ —* nirgends uͤber zwo Seemeilen breit geſchaͤtzet, ob es wohl etwa neune lang iſt; liegt, vermoͤge einer da⸗ ſelbſt von unſern Reiſenden gehaltenen Obſervation ei⸗ ner Mondfinſterniß, wie das 9 Cap. aber ohne weitere: Umftände meldet, im 49 Gr. 45 Min. weftlicher Länge! von London, und ftrecfer fich vom 27 Gr. 35 Min. ſuͤd⸗ licher Breite bis zum 28 Gr. Es hat einen Ueberfluß an Holze, ſchoͤnen Fruͤchten und Lebensmitteln; Sein Waſſer hält fich, wie auch das Waſſer des gegen über liegenden Sandes, fo gut, als das Themſewaſſer auf der See, Denn wenn es in den Gefaͤßen einen oder zwee⸗ ne Tage alt geworden iſt, faͤngt es an ſich zu reinigen, und ſtinkt unerträglich, worauf es bald mit einer gruͤ⸗ nem Haut überzogen wird, die fich in wenig Tagen zu Boden feßt, das Wafler cryſtallenhelle und vollkom⸗ men ſuͤße laͤßt· Dieſe Umſtaͤnde haben das St. Ca⸗ tharineneyland zu einem bequemen Erfriſchungsplatze fuͤr Schiffe gemachet; Indeß iſt es ſehr ungeſund da⸗ ſelbſt zu wohnen. Die Wälder und Hügel, die den Hafen umgeben, verhindern die freye Bewegung der Luft, und die Menge von Pflanzen verurfachet durch: ihre Ausdünftungen, daß ein dicker Nebel das ganze and die ganze Nacht wenn und einen großen Theil: - des 470 Des Lord Anfonihie des: Morgens bedecket, ‚bis ihn Die. Sonne: set oder ein flarfer Seewind fortführet. Auch ift dieß Eyland als ein Erfriſchungsplatz für engliſche kreuzen⸗ de Schiffe nicht mehr ſo bequem, wie es-fonft geweſen iſt. Zu Freziers und Shelvofs Zeiten nämlich, war; es nur ein Aufenthalt. allerley Flüchtlinge aus Bra⸗ filien, die aus Doch gegen anländende Schiffe fehr Dienftfertig waren, von folchen die erförberlichen Klei· der gegen Lebensmittel zu erhalten. 60 aber find. ſie zu Annehmung eines Gouverneurs gezwungen wor⸗ den, welcher von dem Werthe des Geldes beſſere Be⸗ griffe bat, als fie befaßen, u. z. El um der Englaͤn⸗ der Schiffe herum Wache ſetzen ließ, damit ihnen die $eute Feine $ebensmittel, als für außerordentliche hohe Preife, die fie nicht einvilligen konnten, zubringen durften. Er fuͤhret auch einen verbotenen heimlichen Handel mit den: benachbarten Spaniern am Silber⸗ fluffe, (Rio de la Plata) befonders mit Vertauſchung des brafilianifchen Goldes gegen Gitber, wodurch beyde Könige um ihre Fuͤnftheile betrogen werden. Der Gouverneur war in dieſen Handel ſo vertiefet, daß er ſich bey ſeinen ſpaniſchen Kundleuten beliebt zu machen (denn fein anderer Grund laͤßt ſich von feinem Verfah⸗ ven nicht angeben) die ganze Befchaffenheit des engli⸗ fehen Geſchwabers mit einem Erpreffen nach Buenos: Ayres berichtete, welche —— * ger . da zu — hat. 84 Schuß dieſes — enthaͤlt BRD merkwürdige Machricht, von dem brafilifchen Golde : und Diamanten. Nur feit wenig Jahren weiß man * daß Braſilien, welches bloß ſeiner Fruͤchte wegen in unm die Welt. 471 in Achtung geweſen, die beyden koſtbareſten Sachen, die man aus der Erde graͤbt, enthaͤt. Man fand das erſte Gold in den Bergen, die an Rio Janeiro liegen. Die gemeinſte Nachricht von dieſer Entdeckung iſt, einige Soldaten haͤtten bey einem Feldzuge wider die Indianer, die hinter den portugieſiſchen Pflanzoͤrtern liegen, bemerket, daß dieſelben goldene Fiſchangeln brau⸗ cheten. Auf Erkundigung, wie ſie ſolches erhielten, haͤtte man gefunden, daß eine große Menge deſſelben jährlich von ven Bergen herab gewaſchen wuͤrde, da es denn, nad) Abdünftung oder Weglaufung des WBaf- fers, unter dem Sande und Griefe in den Thälern bliebe. Miche viel über 40 Jahre ift es, daß wichtige Mengen von Golde aus Brafilien find nad) Europa gebracht worden; ſeit der Zeit aber hat es fich, durch Entdeckung anderer Derter in andern Provinzen, wo es eben fo haufig ift, als beym Fluffe Janeiro, immer \ vermehret. Man glaubet, es breite fich eine ſchwache Goldader durch das ganze Sand, etwa 24 Fuß tief uns ter der Dberfläche aus, die aber weder mächtig noch reichhaltig genug fen, die Koften des Nachgrabens zu tragen. Wo Flüffe oder Regen ihren Lauf lange Zeit gehabt haben, ift allezeit Gold zu fammeln; das Waß fer bat das Metall von der Erde gefchieden, und in, den Sand gefeßt, wodurch Die Unfoften des ‘Berg: baues erfparet werden. : Man: hält es alfo für einen anfehlbaren Bortheil, wenn man einen Strom von feinem: bisherigen $aufe abbringen, und fein Waſſer⸗ bette plündern fann. Hieraus follte man folgern,daß feine eigentlichen Goldbergwerke in ‘Brafilien ſind; welches auch der Gouverneur. von Nie Grande, bey feinen oft zu St, Catharina ı beym Heren Anfa abge⸗ He DW Lord Anſons Reife . abgelegten Beſuchen, dieſen ſtark verſicher hat. Man giebt vor, in den Gebirgen waͤren goldreiche Felſen zu finden; und der Verfaſſer hat ſelbſt ein ſolches Felſen · ſtuͤcke mit einem anſehnlichen darinn verwachſenen Gold⸗ klumpen geſehen, aber auch in dieſem Falle arbeiten die Leute eigentlich nicht in den Felſen, ſondern ſie brechen nur Stuͤcken ab, und auch dieſes geſchieht ſehr ſelten, weil es zu koſtbar iſt in dieſen Bergen zu leben, und das Metall vom Steine zu ſcheiden. ‚Zudem Goldwafchen werden Sclaven, befonbers Negern, in großer Anzahl gehalten. Jeder von ihnen muß feinem Heren täglic) $ einer Unze liefern. Ders helfen ihnen Glück oder Fleiß zu einer geößern Menge, fo ift der Ueberſchuß ihr Eigenthum, daher einige fich nachgehends ſelbſt wieder Sclaven angefchaffee und: prächtig gelebet haben, ‘Die poreugiefifche Unze iſt etwas leichter, als die engliſche Trohunze, daher ſich die taͤgliche Lieferung auf etwa 9 Schill Sterling Der läuft. Man kann die Menge bes Srafifianifejen jäßetich nad) Liſſabon fommenden Goldes ohngefähr aus des Koͤniges Zünftheile ſchaͤtzen. Diefes iſt ohnlaͤngſt ein Jahr ins andere gerechnet, 150 Arrobes, jede von 32 portugieſiſchen Pfund angegeben worden, und macher, die Troyunze zu 4 Pf. gefhäßer, ‚beynahe 300000 Pf. Sterling, daß alfa die ganze Summe, von der dieſes den fünften Theil betraͤgt, ohngefaͤhr anderthalbe Million Pf. Sterl. iſt. Weniger kann man nicht annehmen und man hat Grund zu glauben, das Gold, das heimlich an die Spanier zu Buenos Ayres gegen Silber vertauſchet oder auch unverzolfernach Europa ge⸗ bracht wird, betrage faſt noch eine halbe Million — ie / * RN N um die Welt. 473 Die Diamante find: noch ſpaͤter entdeckt worden. Man hat die erften Faum feit 20 Jahren nach Europa gebracht. Man findet ſie auch in den Betten der Regenbaͤche und Stroͤme, aber nicht ſo durch das ganze Land zerſtreut. Es ſind dergleichen oft beym Gold⸗ waſchen mit dem Unrathe weggeſchuͤttet worden, wel⸗ ches ſich noch verſchiedene, denen ihre Unwiſſenbeit ſo viel Schaden gethan hat, mit Schmerzen erinnern. Ein Mann, der die rohen Diamante kannte, kam auf die Gedanken, dieſe Kieſel, (denn dafuͤr hielte man ſie damals,) waͤren dergleichen. Es verſtrich lange Zeit, che dieſe Meynung Beyfall fand, Die Eins wohner waren nicht zu bereden, daft fie ſolche Schäge befüßen. Mittlerweile hatte fih ein Gouverneur an einem von den daſigen Plägen eine Menge folcher Kiefel fammlen laflen, fie bey dem Kartenfpielen ſtatt der Zahlpfennige zu gebrauchen. Geſchickte europaͤi⸗ ſche Jubelirer verſicherten endlich, dieſe Steine gä- ben weder an Feuer noch andern Eigenſchaften den oſtindiſchen Diamanten etwas nach. Darauf fiengen die Portugieſen an den Oertern, wo man dergleichen zu⸗ erſt bemerket hatte, eifrigſt an nachzuſuchen, und nicht ohne große Hoffnung wichtige Stuͤcken zu finden, weil ſie große Cryſtallſtuͤcken in vielen Bergen funden, von denen die Ströme kamen, welche die Diamante hereb⸗ geroafchen hatten. Man ftellete aberdem Könige bald vor, die große Menge, die zu finden twäre, würde ihren Preis vermindern, daß nicht nur Diejenigen, die in Eu> ropa morgenlaͤndiſche Diamante haͤtten, dadurch uns gemeinen Schaden leiden würden, ſondern dieſe Ente deckung felbft wenig Vortheil bringen würde, Die allgemeine Auffuchung der Diamante iſt alfo unterſagt 3 Band. Hh wor⸗ 474 Des Lord Anſons Reiſe worden; man hat eine Diamantgeſellſchaft aufgerich⸗ set, det, gegen eine Abgabe an den König, alle brafi- liſche Diamante eigen find, und ‚auch dieſer ift nur‘ erlaubt, 8oo Sklaven und nicht niehr, zum Nachſu— chen anzuwenden, Aus einer großen Stadt, die nahe bey den Diamantplägen lag, find, zu Vermeidung des Uinterfchleifs, die Einwohner, die fich in ihr, und der Gegend daherum, dem Angeben nach) auf 6000 bes liefen, wo anders hinzugeben genöthiget worden, und“ dieſe wichtigen Entdeckungen in Brafilien haben neue Gefeße, neue Dbrigfeiten, und neue Berfaffungen er» fodert, worunter auch die vorerwaͤhnte Veränderung ‚mit der St. Catharineninfel gehörer, in deren Nachbar fehaft reiche Fluͤſſe ſind. Da nur die erſten fuͤnf Capitel einen ſolchen Bor: rath von Merkwürdigkeiten an die Hand gegeben ha⸗ ben, fo wird man leicht fehen, daß es unmöglich fällt, , das ganze Werk nach diefer Art Durchzugeben. Wir : werden daher nur bin und wieder noch Anmerkungen wählen müffen, aus denen man auf fo vieles, das wir Bean en genöthiget find, ſchließen BAR | | 123.16, Auf dem Eylande Juan Fernandez war einft ein Shore, Selkirk, von feinem Schiffe gelaffen worden, bis ihm ein anders wieder weggenommen. Er erzaͤhlet, daß er oft mehr Ziegen, alg er gebraucher, gefangen, ' und die übrigen an den Ohren gezeichnet, und alsdenn wieder laufen laffen. Unſere Reifende find etwa 32 Jahr nach ihm auf. die Inſel gefommen, und der erfte Bock, den fie bey ihrer Landung toͤdteten, Er auf- gefchligre Ohren, Ein außer art, und I 3 — am die Welt. 475 alle andere Merkmaale des Alterthumes, machten es = wahrfcheinlich, er fey unter Selfirfs Händen gemefen.: Sie trafen andere nachgehends an, die ſowohl wegen ihrer Ohren, als wegen der Kennzeichen eines ehrwuͤrdi⸗ gen Alters, eben das von fich vermutben ließen. Weil, die Buccanirer und Freybeuter fich ‚bier ordentlich. mit Ziegenfleifche verforgeten, haben Die Spanier, die Zahl diefer Thiere zu verringern, eine Colonie von Hunden; auf das Eiland geſetzt, daß igo viel weniger Siegen, als zuvor, dafelbft iR | ı 13. VIE, — Die Einnehmung von der Stadt Paita iſt eine von PA mwichtigften Berrichtungen Herren Anfons auf die⸗ fer Reife, und von ihm fo klug als gluͤcklich ausgefuͤhret worden. Er erfuhr von einigen Gefangenen auf einem ſpaniſchen Schiffe, daß ſich zu Paita eine anſehnliche Geldſumme befaͤnde, die etlichen Kaufleuten zu Lima gehoͤrete, und aus Furcht vor den Englaͤndern, aufs baldigſte ſollte weggeſchaffet werden. Dieſes brachte. ihn auf den Entfchluß, fich der Stadr,die noch) nicht aus 200 $amilien beſteht, durch einen Ueberfall bey Rachte zu bemaͤchtigen, welches auch gluͤcklich angieng. Der Gouverneur war entflohen, hatte die uͤber, da die Englaͤnder beſchaͤfftiget waren, das Geld einzu⸗ ſchiffen, die Macht im ganzen Sande herum aufgebo=: ten, und zeigte fich ihnen, aber nur: von weitem, So bedachtfam er war, mit feiner viel ſtaͤrkern Mannſchaft ‚die Engländer anzugreifen, fo wenig ließ ihm doch die ſpaniſche Großmuth zu, mit ihnen, wegen vieler ungemein foftbaren Waaren, die ſich in der eroberten, " Stade befunden, einen Bergleich einzugehen: Weilfie alfo * Sachen nicht gebrauchen konnten, wurden ſie Hh 2 mit x en Mn , 476 Des Lord Anfons Reife mit der Stadt verbrannt, und Die größere Ausgabe diefer Reifebefchreibung ftell auf einem Kupfer vor, wie diefes Brandopfer des Stolzes und Eigenfinnes aus» gefeben hat. Herr Anfon ließ daſelbſt die auf dem Schiffe gemachten Gefangenen frey, welche den Ruhm feiner £eurfeligfeit und Großmuth, und zugleich vor: theilhafte Begriffe von der englifchen Nation durch) das ganze fpanifche America ausgebreitet haben. - Die Perlenauftern find in der Bay von Panama überall anzutreffen; bey Duibo aber fo häufig, daß man fie von dem Boden der See herauf langen kann, wenn man ein wenig hinein water; Insgemein find fie fehr groß, und unfere Reifenden fanden ihr Sleifch derb und ungeſchmackſam. Die Auftern, welche am reich⸗ ‚fen an Perlen find, werden in den größten Tiefen ger funden: denn in denen, bie man mit der Hand erlan⸗ gen kann, find doch die Perlen feltener, und Flein, ob ſie wohl von eben der Art find, Man faget auch, die Perle nähme die Eigenfchaft des Bodens an fich, in dem die Aufter gefunden wird, und ſey in ſchlammigtem Boden dunkel und von fehlechter Sarbe, Negerf klaven holen ſie aus der Tiefe heraus, und werden, wie man ſaget, alsdenn erſt für vollfommene Taͤucher gehalten, wenn ſie nach und nach gelernet haben, ſo lange unter Waſſer zu bleiben, bis ihnen das Blut aus Naſe, Mund und Ohren ſchießet. Man verfichert, wenn ihnen viefer Zufall einmal begegnet wäre, fo fehade er ihnen nicht nur nichts, weil das Bluten von ſelbſt auf- höre, fondern fie koͤnnen auch nachgehends viel leichter tauchen, und erfüßten dieß nie wieder, 1v ——— Bon Manila, auf dem Eilande $uconia, werden die Spanier in Merico und Peru, mit Spegereyen, chinefi- um die Welt. > 477 chinefifchen Seidenwaaren und andern Arbeiten, ber fonders feidenen Strümpfen, von denen jährlid), wie der Verfaſſer berichtet worden, nicht unter 50000 Paar abgehen, imgleichen einer Menge indianifcher Zeuge, -——. Goldſchmidtsarbeit, u. f. f.verforget. Der Berfafler > urtbeilet, es werden für dieſe Waaren nicht viel unter 3 Millionen Thaler (dollars) aus America zurüce ge- bracht. Man hat dem fpanifchen Hofe längft vorge⸗ ſttellet, es fey nachtbeilig, daß fo viel Geld aus dem fpanifchen America in Indien ausgebreitet wuͤrde, da⸗ bey die Seidenmanufacturen in Valencia und andern Oertern von Spanien, imgleichen die Leinewand, die von Cadir ausgeführee wird, an ihrem Abgange ſeht viel Schaden litten. Aber die Jeſuiten, welche nebft J andern Geiſtlichen den meiſten Vortheil von dieſem Handel haben, ſind allezeit dahin bedacht geweſen, die Folgen dieſer Vorſtellungen zu verhindern. Dieſer Handel von Manila nach Acapulco, a wieder zuruͤcke, wird ordentlid) in einem oder aufs höchfte zwey Schiffen getrieben ‚ die im Julius von Manila abfegeln, und im December, Jenner oder Hornung des folgenden Jahres zu Acapulco anlan gen; Zur Rüdreife geben fie ordentlich i im März ab, und langen im Junius zu Manila an, &s find das zu allemal verſchiedene Schiffe in DBereitfchaft, von | denen das größte erftaunlich groß feyn muß, denn es ift einft mit andern gebraucht worden, auf die Engläns der zu kreuzen, und da hat es nicht unter 1200 Mann am Bord gehabt. Anfon hat eines von diefen Schif« fen auf der Ruͤckkehr nach Manila genommen, und darauf ’ nebft vielen andern richtigen: Nachrichten, auch eine Charte von dem Theile der See, Durch den Hh 3 dieſe 478 Des Lord Anfons Reife dieſe Fahrt gefchieht, nebft Berzeichnung des Weges ſelbſt gefunden, die hier beygefuͤget iſt. Es iſt merk— wuͤrdig, daß zwiſchen den Philippinen und der Kuͤſte von California und Mexico, nicht ein Hafen, oder nur eine ertraͤgliche Rheede ift, fo daß das Manila⸗ ſchiff, ſeit dem es ben der Abreife das Sand zum ers ſtenmale aus dem Gefichte verloren hat, nicht wie— der anferf, als an der californifchen Küfte, Wie alfo diefe Fahre felten weniger als 6 Monate dauert, und das Schiff mit Waaren ſchwer beladen, und voll Volks ift, fo fcheine es wunderbar, wie fie mit. friſchem Waſſer fo lange koͤnnen verforge werden, Es ift auch in der That wunderbar; denn auf fo lange Zeit koͤnnen fie ben der Abreife nicht Waffer einnehmen ; aber fie find verfichert, zwoifchen dem 30 und 40 Gr. nordlis cher Breite Regen zu haben, und bereit, folchen aufzus fangen ; auf eine fo ungemwiß fcheinende Beyhülfe was gen fo viel Leute ihr leben! Die Länge der Neiferühret theils daher, weil ihnen die beftändigen Winde großen» theils zuwieder, theils weil fie zu vorfichtig oder vielmehr zu nachlaͤßig, zu furchtfam und zu ungeſchickt find, fic) ftarfen und ihnen vortheilhaften Windes zu bedienen. Wir haben noch: wenig von den Borfällen unferer Keifenden felbft berichtee, weil wir weder einzelne ‘Bes gebenbeiten ausdem Zufammenbange geriffen,lebrreich und angenehmfinden, noch den Zufammenhang völlig erzählen koͤnnten, ohne ſtatt einer Erzählung ein bloßes Gerippe zuliefern, Statt deffen wollen wir nur einigers maßen anführen , was diefes Geſchwader hätte thun fünnen, wenn es zu rechter Zeit ausgelaufen wäre, meil man fich hieraus von dem Zuftande derfpanifchen Laͤnder in America Begriffe machen kann. Sie hätten faſt en um die Welt. 479 faſt die ganze ſpaniſche Macht in America uͤber den Haufen werfen koͤnnen; So groß dieſes klingt, ſo wahr- ſcheinlich macht es bet Berfafler. Denn die fpanis [hen Statthalter waren untereinander uneins, ihr Kriegswefen , Seftungen, Mannfchaft und Gewehr betreffend, in fchlechtem Stande ; die Spanier von den Indianern gehaßt, und die Indianer felbft, bey der geringften Hoffnung eines Beyftandes, zur Em» pörung bereit, Ä | 18 xIv €. Man kann fich vorfteffen, wie ——— es Herrn Anſon geweſen ſeyn muͤſſe, daß ihn die an—⸗ fangs erwaͤhnten Umſtaͤnde außer Stand geſetzet, ſich dieſe ſo vortheilhaften Umſtaͤnde zu Nutze zu machen. Wir wollen noch andere Ungluͤcksfaͤlle, die ihn außer dieſem Kummer betroffen, als Sturm, Verluſt von Schiffen, Krankheiten u. d. g. nicht tweicläuftig er⸗ waͤhnen: Bon allen iſt ung nichts fo ruͤhrend vorge⸗· kommen, als was ihm auf dem Eilande Zinan ei⸗ ner von den Ladronesinſeln, begegnet iſt. III B. II. III C. we Hr be hatte dafelbft das einzige ihm 9— uͤbrige Schiff den Hauptmann ausbeſſern laſſen, und ſich nebſt verſchiedenen Kranken und der Erfria _ ſchung benoͤthigten, aus ‚sand begeben, Ein Sturm riß in der Nacht das Schiff los, und trieb es mit dem darinnen befindlichen Leuten in die See. Solcher⸗ geſtalt war Herr Anfon mit den wenigen bey ihm bes findlichen verlaffen, und, den Spaniern , die fich ‚in, den ya Inſeln aufhalten, Preis, gegeben Hh 4 Wie 40 Des Lord Anfong Reife Wie er weder dazu, noch als ein Nobinfon auf der Inſel zu leben, Luft hatte, fo gerieth er auf den Ein⸗ fall, eine ihnen noch übrige Barfe von einander zu fügen, und'dergeftalt zu erweitern, daß fie alle dar» inn nach China, denn das war das nächfte Sand, kommen fonnten; wie alle Zurüctgelaffenen, des Bes fehlshabers Benfpiele gemäß, eifrigft an diefer Ver⸗ änderung des Fahrzeuges arbeiteten, Fam ihr Schiff zurüd und holte fie ab, | a 3 ER N Da Herr Anfon nach der Zeit das von Acapulco nah Manila zurückkehrende Schiff genommen, und biermic feine Friegerifchen Thaten befchloffen hat, ſo rechnet der Berfaffer den Werth deſſen, was ber Hauptmann erobert hat, nicht viel unter 400,000. Pfund, ohne die Schiffe und Waaren, die von ihm verbrannt und verwuͤſtet worden, welche nicht unter 600, 000 Pfund Sterlings zu fehägen find. Diefe Million den Spaniern gethanen Scyadens, nebft dem porerwähnten Berlufte der Flotte unter Pizarto, fies bet er als den Vortheil an, den das Geſchwader, auch bey fo viel widrigen Zufällen, den Englänvdern ges bracht. Man hat überdieß die vorermähnten Char» ten und andere Nachrichten von Wichtigkeit, in den eroberten Schiffen gefunden, Bey diefen Charter ift noch anzumerken, daß die Abweichung der Magnet⸗ nadel am verfchiedenen Orten bengefüger ift, da man bisher noch Feine Bemerkungen Diefer Art aus dem nordlichen Theile des ftillen Meeres befannt gemacht hat. Die Größeder Abweichung ftimmer vortrefflich mit dem überein, was Halley aus feiner Theorie 50 Jahr zuvor angegeben. u INT —— 182. ee. 498 "II B.RXE | Die Begriffe, die der Berfaffer von den Ehint fern giebt, find bey weitem nicht fo erhaben, mie man fie fich von diefem Volke zu machen gewohnt ift, Er gefteht, daß fie ein ſinnreiches und arbeitfames Volk find, welches aus der großen Menge ihrer artigen, und von Fremden fo fehr gefuchten Manufacturen er» hellet; aber er feßt ihre Gefchicklichkeit in der Hands arbeit erft in die zweyte Claffe, weil fie von den Ja⸗ panern, in den Manufacturen , die fie beyde gemein haben, übertroffen werden, ‚und in vielen Dingen den europäifchen Arbeitern nicht gleich fommen., Ih⸗ re größte Stärfe fiheint in der Nachahmung zu be= ftehen, und alfo trifft fie auch der Vorwurf eines fnecheifchen Geiftes, der alle Nachahmer trifft. In Arbeiten, die fehr feharfe Nichtigfeit erfordern, als in Uhren, Feuergewehr u. f. w. Fönnen fie einzelne Theile gut nachmachen, und eine Aehnlichkeit des Ganzen herausbringen; aber ihre Arbeit wird nie fo richtig, daß die verlangte Wirfung erfolgte, In hoͤhern Künften, als in bloßen Handarbeiten, z. E. in der Mahlerey, Bildhanerfunft u. ſ. w. fehlet es ihnen noch mehr. Die große Menge ihrer Mahler erwirbt ſich zwar mit Blumen: und Vögeln Bewun⸗ derung, aber auch hier koͤmmt es vielleicht mehr auf \ . die natürliche Lebhaftigkeit der Farben, als auf des Mahlers Geſchicklichkeit an. Licht und Schatten wiſſen fie fehr felten recht anzubringen, und in ihren meiften Werfen ift mas gezwungenes und ängftliches, welches "vielleicht von der Gemuͤthsart des Volkeg überhaupt herruͤhret, da man bey ſolchem nichts groſ⸗ — und erhabenes antrifft. b5 Bey 482 DesLord Anſons Reife Ben der hinefifchen Gelehrfamfei t erinnert der Berfaffer, daß fie ſich ſtatt der göttlichen Erfindung der Buchftaben, nach der einfältigen und rohen An- deutung, ganzer Wörter durch willführliche Zeichen bedienen. Deswegen kann niemand ihre Schrift völlig faffen, und da die Bedeutung der Züge bloß - mündlich fortgepflanzet wird, fo erhellee, wie unges wiß der Verftand ihrer dlten Schriften ſeyn müffe. Das Ber rahren der obrigfeitlichen Perfonen und Kaufleute in China, welches zum Theil Herrn Anſon ſelbſt betroffen, zeiget, daß ihre Sittenlehre wenig— ſtens in der Ausuͤbung eben nicht ſo vollkommen iſt, wie einige Mißionarien ſie vorgeſtellet haben. Eine angenommene beſtaͤndige Gleichguͤltigkeit, und ein aufmerkſames Beſtreben, allen Ausbruch gewaltſa⸗ mer Leidenſchaften zu unterdruͤcken, kann man ihnen zugeſtehen, aber dergleichen Heucheley und Verſtel⸗ kung iſt oft den Menſchen eben fo ſchaͤdlich, als zu große Hiße. Auch die chinefifche Regierungsform ift nicht ſo großer Sobeserhebungen werth.: Herr Anſon bat es empfunden, daß ihre Obrigkeiten zu beftechen, und derfelben Gehülfen diebifch find; ; Wir wollen Bier. eine Gefchichte einfchieben, Die von den klugen Anſtalten der Chineſer eben nicht das vortheilhafteſte denken läßt. Weil Herr Anſon ſich in dem Fluſſe Canton aufhielte, brach in den Vorſtaͤdten von Can⸗ ton eine Feuersbrunſt aus, Bey dem erften Laͤrmen eilete er mit ſeinen Officieren und ſeinem Boorsvolfe, den Ehinefern benzuftehen. Das Feuer hatte ſich in eines Schiffers Hütte angefangen, und wegen der fehlechten Gebäude und der Chineſer Ungeſchicklichkeit um ſich gegriffen. Er bemerkte, es wäre durch Nie⸗ | E der⸗ — um die Welt. > 483 derreißung einiger benachbarten Hütten leicht zu daͤm⸗ pfen, und da erfahe, daß eg laͤngſt einer hölzernen Dachrinne hinlief, und fic) bald von derfelben weit ausbreiten würde, befahl er feinen Leuten, die Dach⸗ rinne mwegzureißen ; aber wie man im “Begriff war, Diefes zu thun, meldeten ihm die Chinefer, da Fein Mandarin Anordnungen zu machen zugegen wäre, würde man, was auf feinen Befehl niedergeriffen ‚würde, von ihn fordern, darauf hielten Herr Anfons Leute mit Miederreißen inne, und er fehickte fie. nach der englifchen Factorey, Die Waaren dafelbft in Gi: cherheit zu bringen, da ſich indeffen die Chinefer bloß befchäfftigten , der Flamme zuzufehen, ‚und dann und wann eines von ihren Gögenbildern daran zu halten, Das, ihrer Meynung nad), fie a Ye follte. Ends lich Fam ein Mandarin aus der Stadt mit 4 bis 500 $euten, die einige Häufer niederriffen, aber weder Herz nach Gefchiclichkeie genug hatten, einen fol hen Brand zu dämpfen. Man befürchtete, die gans ze Stade würde darauf geben, der Viceroi Fam felbft dahin, und man ließ Heren Anfon mit Berftattung völliger Freyheit, um Beyhuͤlfe bitten, welcher mit vierzig von feinen $euten berzufam, da denn durch ihre Kühnheit und Arbeitfamfeit der Brand bald ges Dämpfer wurde, Dieſes erwarb den Engländern bey den Ehinefern große Ehre, und Herr Anfon ers biele bald darauf eine fehr lange Zeit vergeblich gefuch- te Audienz beym Biceroi, Die er wegen der Erlaubniß zur ——“ ſeines Schiffes nörbig hatte. "Noch etwas von den Chinefern zu erwaͤhnen fo erinnert Herr Walter, der Einrichtung bes hinefi- ſchen Aasa Des dLord Anſons Reife ſchen Staats mangele eines von den nothwendigſten Stuͤcken, die Macht ſich wider auswaͤrtige Feinde zu ſchuͤtzen. Eine Hand voll Tartarn haben dieſes große Reich erobert, und das engliſche Kriegsſchiff waͤre im Stande geweſen, es mit der ganzen Seemacht der Chineſer bey Canton, wo ſie doch vermuthlich am ſtaͤrkſten iſt, anzunehmen. Zum Beweiſe iſt die Beſchreibung, und in der groͤßern Auflage die Zeich⸗ nung zweyerley ſchineſiſchen Junken beygefuͤget. Wenn dieſelben bloß zur Kaufmannfchaft dienen ſol⸗ fen, führen fie gar fein Gefchüge, und zu Canton waren nur vier Kriegsjunfen, jede mit 8 oder 10 Stuͤcken, und davon das größte ein Bierpfünder war, - BRASS, Dieſe Proben werden zureichend zeigen, mie viel Merkwürdigkeiten aus den entfernteften Weltgegen⸗ den in dieſem Werke enthalten find, und wir fünnen unfere Leſer verfichern, daß es ihm nicht an erſtaun⸗ lichen und rührenden Begebenheiten mangelt , ob wir folhe wohl der Kürze wegen meift übergangen haben. Bey feiner Anfunft zu Spirhead erfuhr Herr Anfon, daß eine franzöfifche Flotte im Canal auf ihn gefreuzer habe, durch die er unter der Bedeckung eines dicken Mebels durchgefegelt war. Dieſe legte Gefahr giebt Her Waltern zu der Betrachtung Gelegenheit, daß Klugheit, Unerſchrockenheit und Standhaftigfeit zwar oft den Stürmen des Glücks ausgefegt find, aber bey einer langen Reihe von Berrichtungen ordentlich doch folche überwältigen, und alles zu einem vortheilbaf- een Ende bringen. Mich deucht, man würde es Here Waltern, als einem Geiftlichen, wenigſtens n *4 ziehen em; die Wel ————— die haben, wenn er bier auch die görtliche Buy mit ein paar Worten erwaͤhnet hätte. | "Man hat in den Zeitungen gemeldet, Herr Anſon habe die letztere U: berfuͤhrung Ihro Königlichen Ma- jeftät von Großbritannien für gefährlicher erfannt, als alles, was er auf feiner Reife um die Welt aug- | geftanden. Iſt etwas wahres in diefer Nachricht, fo muß es auf die Wichtigkeit deffen, was Herrn Anfon anvertrauet gewefen, anfommen., Sollte er aber nicht auch gedacht haben: Caelarem vehis ? * A. G. K. 286 | Arithmetiſche Regel, ER 5 ee . I. Arithmetiſche Sea ’ aus dem | | | Diometer einer Stuͤcktugel den . Diameter der Muͤndung des Stuͤckes, und umgekehrt, zu finden. ie Schriftſteller von der Artillerie geben eine Regel, durch Zeichnung den Diameter eines Stuͤckes zu finden, wenn der Diameter der Kugel gegeben wird. Man findet ſie in verſchiede⸗ nen Büchern *, und ich will fie daher nicht abfchrei> ben, da fie zumal ohne eine Fiqur nicht verftändlich iſt. Wenn man auf dieſe Art die Groͤße des Diameters von dem Stuͤcke gefunden hat; ſo traͤgt man ſolche auf den Caliberſtab, zu ſehen, wie viel Pfunde eine Kugel von dieſem Diameter wiegt, und auf wie viel Pfunde alſo das Stuͤcke gebohret wird. Mir hat es geſchie— nen, daß eine leichte und kurze Rechnung die Muͤhe dieſes Zeichnens und Abmeſſens mit Vortheile erſpa⸗ ren koͤnnte; da man zumal dadurch vermoͤgend waͤre, aus dem Diameter der Kugel, den Diameter des Stuͤckes zu finden, wenn man *— den Caliberſtab nicht * L. B. a Wolf El. Pyrot. $. 114. oder Anfangesr. der Artillerie 61 S. ab aus dem Diameter einer Stuͤckkugel. 487 nicht bey der Hand hat. Ich weiß wohl, daß die mei- ften, welche fich auf die Theile der Mathematik, die man practifch nennet, legen, lieber zeichnen, als rechnen; Sch weiß aber auch, daß es noch einige giebt, die den Mugen der Rechnungen einfehen, und für eben fonöthig halten, den Berftand, als die Hand, zugebrauchen. Warum es den Arrilleriften eben gefallen, die er- wähnte Regel vorzufchreiben, will ich ißo nicht uns terfuchen: Ich glaube, es dürfte ſchwer fallen, ihre Nothwendigkeit zu erweifen, da die Begriffe, die wir ‘von dem Spielraume haben, meines Erachtens eine ganz genaue Größe deffelben nicht beftinmmen, und man auch wirklich bey andern Schriftftellern, 3. E. beym Liebknecht *, B% “ff andere Regeln finder. - Mir ift genug, Die Kegel igo anzunehmen, und zu zei— gen, wie man fie auf eine bequeme Rechnung bringen kann. Ich finde aber, daß, wenn der Diameter der Kugel 10 000 000 iſt, der Diameter des Stuͤckes 10 340742 wird. Will man alfo die Fleinern Theile des Diameters der Kugel mweglaffen, und ihn nur in 1000 Theile eintheilen, fo befommt der Mündung des Stücks Diameter 1034 folcher Theile. Hieraus ift es leicht, den Diameter der Muͤn⸗ dung aus der Kugel Diameter zu finden, wenn man zu 1000, 1034, und den gegebenen Diameter der Kugel, die vierte Proportionalzahl fucher, welche der Min: dung Diameter feyn wird, Keil: | | Das * Grundfäge der mathem. Wiſſenſch. IE Theil, Grundf. der Artill. 50 $. | TR 5* Theoria et Praxis Arülleriae I Th. 32 ©. — 488 Arithmetiſche Regel. Kr Das Gewicht der Rugel, welche das St ckſchießet, | wird fich alfo zu dem Gewichte der Kugel, auf die es ge⸗ bohrt wird, verhalten, wie der Cubus von 1000 zum Eubo von 1034, und man kann Daher wieder, wenn eines gegeben ift, das andere durch die Kegel Detri finden. - Aber die Rechnung, fo fehr als möglich) ift, zu ver⸗ Eürzen, fuche man den Logarithmum des Duotienten, der herausfommt, wenn man den Cubum von 1034 mit dem Cubo von 1000 dividiret. Man wird finden, daß derfelbe 0,0435615 iſt. Diefen Logarithmum addire man zum Logarichmeo der Pfunde, wels che das Stück fehießer, ſo hat man die Pfunde, auf welche es gebohrt wird; oder: man ziehe ihn von dem Logsrithmo det Pfunde, auf die es gebohrt wird, ab, fo bat mun den Loga⸗ rithmum der Dfunde, die esfihiefet.. Exempel. Eine ganze Karthaune 48 Ru fhien. log. Ey 1. 6812412 "0. 0435015 i 1. 7248027 Der herauskommende $ogarichme gehöret zu 53,06 pf Es wird aber das Stuͤcke auf 54 Pf, gebohrt. 2. Eine dreyviertheils Karthaune wird auf 40 pf. Eiſen gebohrt. log. 40⸗1. 6020600 —0. — 1. 5584 Diefer Logarithme gehörer zu 9 — und das Su⸗ ſchießet 36 Pf. Ich \ aus dem Diameter einer Stuͤckkugel 499 | Ich glaube, es iſt leicht zu feben, daß cher zwee en aufgefuchet, und zwo kurze Reihen Snblen addiret oder fubtrabiret find, als man mit der geometri⸗ fchen Seichnuyg v9 Abmeffung auf dem Ealiberftabe fertig wird. an wird bey Sortfegung diefer Rech⸗ nung finden, daß die Artilleriften ordenelich bey Bes ſtimmung des Diameters vom Stüce aus dem Dias meter der Kugel, das nächft größere von den Pfuhden, zroifchen welche die herausgebrachten Zahlen fallen werden, nehmen, um den Spielraum lieber zugroß, alg zu Elein zu machen, nie denn auch Mierh * bemerker, daß lange Stüden eine etwas weitere Bohrung erfor« derten, damit die Kugeln nicht ſtecken bleiben, und alfo eine Feldſchlange, die 18 Pf. Eifen ſchießt, auf 21 Pf. bohren heißt, da nach gegenmwärtiger Regel, und nach der Zeichnung, aus welcher fie hergeleitet ift, nur 19, 89 eder faft 20 Pf. fommen würden, hy Ich Halte nicht für noͤthig, die Beweiſe von den gegebenen Regeln beyzufügen. Wer die Kenntniß in den erften Anfangsgründen der Marhematif hat, daß er fie verftehen würde, wenn er fie laͤſe, wird fich üben Fönnen, fie für fich heraus zu bringen, und ich habe viel mehr Marhematifverftändige um Verzeihung zu bike ‚ten, daß ich zu einer Zeit, da ich nichts ernfthafteres zu thun Luſt hatte, mie Stücfugeln gefpieler habe. | A. G. Kaͤſtner, P.P:E. Geſhhͤbbeſchreibung 1Th. 36 Cap. ED A 3 Dand. ir | Ki 9 II. Be ar 190 Betradhkiing . De IL N Br 8 e t ra htun n * en über dar: die he trüben Baer. \ in hiefiger Gegend ein Eleiner Regen ge fallen, und es vermutblich anderer Drten färfer geregnet hatte, fo war die Saale fibigen Tg or: jiemlic) angewachfen und rübe.. r 8 chdem die Racht, vor dem ooften Nayı 1728, | Um nun zu erfahren, wie viel das Waſſer derma⸗ len Schlamm bey ſich gefuͤhret, und was derſelbige ‚Schlamm, wenn ihn der Fluß wiederum wo fallen Täßt, vor einen Kaum einnehmen Fönnte; fo ſchoͤpfete ‚man den 20 Man, Nachmittags um 5 Uhr, ein Ge⸗ fäß voll davon, nämlich nach Dreßöner Gewichte, o Pfund 6 Loth 2Quentgen, und den folgenden Tag, als den 21 May, an der Maaß auch wieder fo viel HM zuvor, und ließ jedes befonders. ſich ſeten. Wie nun das Waſſer nach Verfluß einiger Tage abgeneigt, und der zu Boden gefallene Schlamm, welcher, der Farbe nach, wie Leimen ausſah, an der Sonne völlig ausgetrocknet war, ſo fand ſich von ſel⸗ bigem eine fette Erde wie Letten; in dem erſten 4 Loth 23 Quentgen, und in dem andern 2 Quentgen. Es über die fliegenden trüben Waſſer. 491 “ar Es war alſo ſuſammen in 20 Pfund rz Loth Waſſer, Quentgen trocken gewogener ten. Beydes nun auf ein Maaß zu teduciren, fo machte - ich aus gebachtem etten, nachdem ich ihn wieder zer rieben u d angefeuchtet, einen Würfel, und bearbeitere felbigen, da er trocken worden, nad) Dregöner Fuß, ben Fuß in 12 Zolle getheilet, auf das genauefte, Zoll fang, 1. Zoll breit, und Zoll dicke da denn das Gewicht deſſelben ſich befand ı Soth 323 Quentgen. ‚Es wird alſo ı Cub. Fuß oder 1728 Eub, Zol 96 Pfund 21 Loth ſchwer feyn. | Der cubifche Fuß Waffer aber, wiegt gleich 50 Pfund, daher zu einem Fuß Setten, nad) dem erften Berfuche allein genommen 138, und nach) benden zu⸗ fanmen, 247 Fuß Wafler erforderlich feyn werden, Nun iſt der Wehrdamm hier in Koͤſen breit 186 Ellen, oder 4464 Zoll, und man weiß aus andern Berfuchen, daß ducch eine Deffnungz Zoll breit, und _ 12 Zoll hoch, in einer Stunde 1295 5 Suß laufen. — Nehme ich nun, daß das Waſſer nur eine Stunde 6 truͤbe geblieben, als es gewefen, wie zum erftentnale davon gefchöpfet worden, und daß es auch nur 1 $uß Boch über das Wehr gegangen, da es öfters 2, 3, bis 4 Zuß hoch gebt, fo find in einer Stunde 5780880 cubiſche Fuß weggelaufen, welche 41890 cubiſche Fuß Letten mit weggefuͤhret, wovon eine Flaͤche 204 Fuß ins Gevierte Fuß hoch bedeckt werden koͤnnen. Nehme ich aber beyde Verſuche zuſommen da, aus 20 Pfund 13 Loth Ba 5 Son 4 Dmenrgen | Ji Letten A Ne Pr iA 8 Eye Er ) ee J * 22 be v « N: * u £ ha De ae $etten gekommen, und rechne, das Wafler * 24 Stunden alfo gedauert; ſo ſind während der Zeit wege gelaufen 138741120 cubifche e Fuß, welche an Leten bey ſich gefuͤhret 561705 Cub. Fuß, wovon eine Quadrat fläche, deren Seite 249 Fuß ana, I ‚Sub aid bedeckt, - werden Fanır. Kann nun die Saale mit —— 2 oief Schlamm und fetten mit wegführen, wie viel wird fie niche das ganze Jahr durch, da fie fo vielmal ans wächft und dicke wird, mit fortfehleppen? Was wer: den nicht andere Fuͤſſe in etlichen Jahrhunderten thun, gegen welche die Saale nur wie ein Bach zu 5 @ Und wo wird der Aue, der en bie TR} * wo das — Bafer allen Sharm fallen le, da⸗ von nach und nach ausgefuͤllet werden? —— Ich weiß wohl, die Stüffe laſſen unterwegens, che ſie dahin fommen, vieles. fallen, -befonders wenn fie große Flächen antreffen, wo fich das Wafler ausbreis ten kann, und dem Zuge des Stromes nicht fo fehr unterworfen iſt; fie nehmen aber auch davor, indem ſie weiter gehen und groͤßer werden, wieder an andern Orten um ſo viel mehr mit, welches ſie — doch ins Meer fuͤhren. So thun fie es num alle Sue, o6fehon ef ftärfer, auch zu Zeiten aus einer Gegend mehr, als | aus der andern, woher auch der Schlamm, den fie | mitfübren, eininal anderer Art und Farbe ift, als | das andere,. wie denn bier in der Saale felbiger im | weilen uͤber die fließenden truͤben Waſſer. 493 weilen braun, zuweilen roͤthlich gefunden wird, auch daher dieenigen die an ſolchen Fluͤſſen wohnen, meh» rentheils wiſſen, wo es geregnet hat, und aus —— — das Waſſer koͤmmt. rn Deher entſtehen dermalen in dem Meere, ohne Zwei⸗ fer verfchiedene Stratay und eben ſo haͤlt man davor, find auch die entſtanden, die jetzo bey einigen Berg« werfen 100 und mehr $achter tief verfunfen werden’; nachdem, daß viel trübe Waſſer mit einemmale dahin koͤmmt, nachden: wird eine Lage ftarf oder ſchwach; ‚und nachdem Die Art des Schlammes ift, den das Waſſer dahin führer; auch nachdem der Ort, wo er zu Boden fälle, mehr oder weniger von der Mündung _ entferne ift, — wird mn; bie rt und Natur der Sage, J Daher koͤmmt es, daß — — nd von ver⸗ ſchiedener Gattung eine über der andern liegen ; da» her koͤmmt es, daß zwifchen folchen Lagen oder Flögen, Fiſche, Mufcheln, Schnecken und andere Marina an: "getroffen werden, und Daher koͤmmt es auch, daß die Lagen ſelbſt auf der Flaͤche uneben, und wie die Flaͤche eines von dem Winde bewegten Waffers geftalter find; ‚wovon ich fonderliche Exempel aus den pohfnifchen Salzgeuben anführen koͤnnte, da ich, im fahr 1746. unter einer Teufe von mehr als 300 Effen, dergleichen Floͤtzen etliche und 40 Ellen in die Länge, und etliche 20 Elfen in die Breite, fo fhön abgeräumt gefehen, „als wein das darauf fich bewegende Waſſer alleverft ‚davon weggegangen gewefen wäre, nur mit dem Uns N“ daß fi ſi e hart und trocken. 51:3 | Sie sr h * N —— — je — Be — N, Ä 1J 494 Betrachtung Ser waren nicht. etwa von’ ea * ER | ‚abgeräumt, fondern es war ein Stüde, welches; weil vor langer Zeit, und wohl mehr als 30 Jahren, das Salz darunter meift horizontal Tiegend weggehauen worden, im Jahre 1745 herunter gebrochen, und ſich in einem fort ſo abgeloͤſet hatte, wie es von der Matur auf einander geleget worden; welches denn ungemein ſchoͤn anzuſehen war, wenn man ſich nur nicht. dabey einfallen ließ, daß noch mehr herunter gehen, und dem Zuſchauer die lampe hing koͤnnte. | 4 te}; Dergleichen Dinge 6 zu unterfuchen, Bi alles ——— was man gewahr wird, waͤre eine Sache, womit man ber Naturlehre mehr Dienſte thun wuͤr⸗ de, als wenn man ſich darüber zanket, ob ein Dingen u oder ein Horn genenngt werden folle,, Ich fuͤhre dieſes hiet um deswillen mit an, * weil ich noch jetzo vernehmen muß, daß man mich vor den Autor derjenigen Briefe hält, die in vorigem Jahre, über diefe Materie, in dem befannten Wo— henbarte , der Naturforſcher betitele, mit eingerüs cket worden, und von Koͤſen aus datiret find, indem ich aufrichtig davon verfihern fann, daß in dem Köfen hier niemand fo beleſen ift, daß er der— gleichen gelehrten Fr auszuführen auf ſich ‚neh: men Fönnte, — Indeß iſt es gut, wenn man weiſet ‚daß bie er⸗ waͤhnten Knochen wirklich von Elephanten; ich wollte aber lieber, wenn man die Mühe, die man ſich da⸗ mit giebt, Ye anwendete daß man zu weiſen ſucht ‚uber die fließenden trüben Waſſer. 493 fuchte, mie fie an die Orte gekommen, wo fie derma⸗ len angetroffen werden. Oder daß man indeß nur die Gegend ſelbſt genau beſchriebe, wo ſie gefunden werden; daß man die Teufe bemerkte, in welcher ſie liegen; und daß man das Gebirge, was druͤber und benipber liegt, recht — Da⸗ waͤren Sachen ‚bie wirklich. * Naturfe⸗ hung gehöreten, und woraus hernach, wenn man von viefen Orten dergleichen Befchreibung härte, vielleicht etwas gefchloffen werden Fönnte, „Bien bey Naumburg ander Saale, - | 9 den zten April, 1749. 4 nn Sa EEE 2 22 15225 Bit 2 Schreien an — canuern Entdeckung und Beibafne | der Cementquellei in —— Mein Herr! ie haben mich um eine Nachricht von —— nentquelle in Altenberg erſuchet. Ich ma⸗ U che mir ein Vergnuͤgen daraus, ihnen das mir aufzuwarten, und dasjenige, was ich auf meiner Reife in Altenberg davon theils in Erfahrung gebracht, theils felbft angemerket, ihnen mitzutbeilen. Sch werde meine Erzählung nicht deutlicher mas chen koͤnnen, als wenn ich auf die, erſten Umftände, welche zu ihrer Entdefung Gelegenheit gegeben, zu⸗ ruͤck gehe. Ich muß alſo anfangen, ihnen zu ſagen, daß es im Sabre 1620 in dem Zwitterſtocke* zu Alten⸗ berg einem Tagebruch gemacht **, * Doch damit ich ihnen nicht die Mühe en! bey andern , beiten fie ' meinen * Der Herr Sternfreund Bat hier feinem Vorſatze zuwi⸗ der vergeffen zu erklären, daß Zwitter in ein andered Foßile zart eingefprengted Zinnerzt iſt. K. “r Man findet davon eine Erzählung in des Herren M: Meißnerd 1747 berausgefommenen umfländlichen Nachricht, von der Churfl. Saͤchſ. Schriftſaͤßigen freyen Bergſtadt Altenberg im vll Cap. 766. &. der Cementauelle in Altenberg. 497 meinen Brief jeigen Fönnten, und die mir die Dun: kelheit meiner Bergfprache vorierfen wuͤrden, mein Commentator zu werden, fo will ich mic) deutlicher erklären, und aud) insfünftige allemal, wenn ich mich meines Berglateing bediene, die Deutfehe Ueber: fegung davon Fürzlich benfügen. Es harten nämlic) die Alten bey dem Gebaͤude dieſe Zwitterſtockes die gehoͤrige Feſtigkeit aus den Augen heſetzet, indem fie die Bergfeſten (oder Pfei- ler, ‚auf welchen die darüber liegende Laft der Damm- erde und des tauben Gebirges ruhen follte) Re | geſchlagen oder hinweggenommen hatten. | Die natürliche Folge hievon war, daß dieſe Saft i eritich auf einmal hinunter fiel, und oben auf der Erde einen großen Keffel verurfachte, da man bey Altenberg auf der Morgenfeite gegen Geifingen ſie— het. In der Grube (oder unter der Erde) aber wurde das ganze Gebäude, wie leicht zu erachten, durch dieſen Zufall ſehr beſchaͤdiget. Auf der Seite, wo der Druck hingegangen war, hatte ſich alles zuſam⸗ men geſchoben. Auf der andern aber, wo ſich das Gebirge abgeloͤſet, waren Weiten (oder große Höhlen) 'entftanden. Zwo hiervon find noch) jego zu fehen ; ; die dritfe aber vermuthet man. Gie werden fic) ei» nige Borftellung von einer folhen Weite machen fünnen, wenn id) ihnen ſage, daß die eine Davon fo groß ift, daß man eine mittelmäßige Kirche in Derfela, ben aufbauen Fönnte, ohne im geringften zu befürch» ‘ten, daß, man mit der Thurmfpige anftiege. Bey dieſem Zufalle befanden ſich 24 Bergleute i in der Gru⸗ be bei ihrer Arbeit, von welchen 23 beym Leben er» hal⸗ Si5 458 Bon Entdecung und Beſchaffenheit halten und gerettet wurden, den vier und zwanzigſten aber bat man bis jetzo noch nicht wieder finden koͤnnen. Diefem geſchehenen Schaden nun fuchteman dadurch zu begegnen, daß man Holzſtrecken (Gänge mit Holz ausgefeget) Durch diefen ‘Bruch (zerſchobenes Gefteine) trieb. Den diefer Arbeit famen zweene Fälle vor ; Entweder war das Geſtein fehr zermalmer, fo daß, wenn man eine Wand (Stein, den man mit einer Hand aufheben kann) hinweg nahm, fogleich andere nachrolfeten, und diefes hieß man ein Rollort. Oder das Gebirge war nur zerfchoben, welches man ein Bruchort benennte, | el. Ben einem folchen Orte entfpringe nun bie Cementquelle 133 Lachter (oder 4654 Freyberger Ele) eief unter der Erde, - Mit ihrer Entdeckung felbft gieng es folgender Geftalt zu: Es arbeitete vor 320 Jahren ein Hauer, Mamens Schmeiche , auf die fem Werfe, der in feiner Jugend etwas Latein geler- net hatte, und nach gethaner Arbeit fich allemal mit $efung guter Bücher zu befchäfftigen pflegte. Unter andern fam ihm Werneri Tradtat. de Aquis Hunga- riae mirandis in die Hände. Hierinne fand er einige - HMachrichten von der Gementquelle bey Neufohl in Ungarn, Nun hatte er feine Mitarbeiter öftersflagen bören, daß ihre Schuhe, ob fie folche gleich mit noch ſo vielen Zwecken zufammen zu machen fucheten, dem ohngeachtet nicht halten wollten, fondern ihnen ſtuͤck⸗ weiſe von den Füßen fielen. Ferner wollte das Ei- fenwerf an dem. Lauffarren ‚nicht, halten, ſondern wurde in Eurzen Zeit durchfreflen, welches auch die Vorfahren bewogen, folhe ohne das: geringfte Eiſen 6 % zu fn zieh der Cementquelle in Aftenberg. 459 zu verfertigen. Dieſe Umftände. brachten ihn auf, die Gedanken, ob die Urſache hiervon nicht etwan in dem Cementwaſſer zu fuchen wäre. Er entdecfte diefe ſei⸗ ne Mutbmaßung | dem damaligen Factor, Heinrici, ei- nem um die Aufnahme diefes Werkes ſeht beforgtem Manne. Diefer,gab fo vernünftigen Gedanken gleich Beyfall, die ade —— und die Quelle entdecket. EM 5 Der Factor — aus een Vermögen alles daran, Mittel und Wege ausfündig zu machen, daß diefes nuͤtzliche Waſſer nicht länger fruchtlos vorbey- laufen, fondern zum Beften und Bortheil der. Ges werffchaft angewendet werden möchte... Allein der Tod unterbrach fein,löbliches Unternehmen, das Berg: volk, des alten Herfommanni, feibeigene Knechte, wie | derfegeten fih dem Eifer eines armen Arbeiters, viel⸗ Licht aus Dummheit oder aus Reid, und macheten ſei⸗ ne guten Anſchlaͤge zu nichte. Bruchort wurde unter ‚der Auffiche eines unverftändigen Vorgeſetzten verſtuͤrzet; und feine guten und gegründeten ‚Abfichten zu handen gemachet. | Hierbey ift. es geblieben, und etliche — Cent⸗ ner Kupfer ſind auf dem altenbergiſchen tiefen Stol⸗ len mit hinweg geſchwommen, bis vor etlichen Jah⸗ ‘ren ein Factor iiber dieſes Werk geſetzet wurde, der den noch anjeßo lebenden Erfinder hervorzog, und zum Oberſteiger Oberaufſeher uͤber die Arbeiter) Dienſte behuͤlflich war. Hierauf machete man dieſes verſtuͤrzte Ort wieder auf, ſuchte und fand die Quelle wieder. ‚Man Tegte Öerinneund Beftand, daß in 14 Tagen altes I a Eifen mit, einer Rinde von Cementkupfer übera übetjogen wu: Wo ET ine | laͤuft, iſt es noch eben fo Fräftig, als an dem Usfprunge 4 * — Bey großer Duͤrre, ————— im — &ommer war, rinnt es etwas ſchwaͤcher, als bey ftar- | kem Regenwetter Wenn man Gallusäpfel oder andere adſtringirende Kraͤuter in dieſes Waſſer le⸗ get, wird es in kurzer Zeit ſchwarz wie Dinte. Ich übergehe anjetzo andere Verſuche mit Stillſchweigen, die man anſtellen koͤnnte, um hinter die eigentliche Natur und Beſchaffenheit dieſes Waſſers zu kom⸗ men, und die ich — zu * Zeit le mit, theilen werde. Wie diefe Cennöhtgueffe — ehnne will ich ihnen meine Mille | theil en: Es beiche i efem Zwittetftode ei ein Kupfer, welches die daſige rgleute Kies nennen, das aber in der That — und kein Kies iſt. Dieſes Kupfergruͤn beſteht aus einem wirklich aufgelöften Kupfer, welches öfters noch mit anderm Erjte, als bier, mit Zwitter vermenget iſt. Es iſt bekannt, daß in der Natur viele Auflö- funäsmitte find, welche: das Kupfer in Fleine unſicht⸗ bare. Theilchen aufloͤſen koͤnnen, und daß ſolches hlerinne einen Vorzug vor den andern Metallen. ‚bar, ‚fliege nun über, folhe Erzte Waller, fo vereinigen ſich einige dergleichen aufgelöfte Theilchen damit, — mit weg, und * eine ne BIS Eement- que e. — Die i werden mit Feuer gewonnen ; Mer weiß, ob nicht auch hierinne eine Urfahe hu borgen feyn koͤnne, die zu dieſer Auflöfung nicht wenig beyträge? Mehr mill’ich;hieran;nifhe fagen, da fie wohl wiffen, daß ich mich mehr bemübe, der Natur auf R ren Fußtapfen nachzugehen, und ‚fie aus ihren Birkungen Fennenjzu lernen, als allerhand Erflächn- gen diefer Wirkungen zu erfinnen, welche zum ern nur auf leere Worte, oder füße Träume, hinaus lau» fen. Ich weiß auch, daß fie hierinne völlig meine Glaubens find. Ich bin ꝛtc. en. Dreiden | den 20 März 1749, 5 L — —— f .Y vo ..Steenfreumd'der jüngere, kon a re re | { EEE, DI 6 ER h 2.7 ev.” f — ih PT ’ j f“ \ . — HR RR ton ur Br: a gr ah unterf uͤchung LE "yon Ben 837 — J———— Sonden der. An, ir welche Day der Abt. Sallier in der engl. franzdf. Akademie der — und ſchoͤnen Wiſſenſchaften am 10 April, 1716 | vorgelefen *, a | Aus dem zten Theile der Memoires bietet ua Aber ; ‚est... Siehe die 194 2 S. der hollaͤndiſchen Ausaabe-in g. ie Zeit aufzuhalten, und fie in der fehnellen Geſchwindigkeit, mit der fie verläuft, zu Hin» dern fuchen, mürde ein u unſinniges Unterneh⸗ men ſeyn. Die Augenblickei ihrer F t aber zu be⸗ merken, und die Theile, durch welche fie uns;enttinner, 4 wenn man alfo veden darf, zu zeigen, und zu berechnen, diefes iſt eine Frucht der menſchlichen Scharffinnigkeit, und eine Entdeckung, Die, ob fie gleich) nicht mehr neu iſt, dennoch die Schoͤnheit der Erfindung, die mit einem fo bekannten Nutzen verbunden iſt, erhält. Diefes müffen wir’ von der Erfindung der r Stundenubren (horloges) ſagen. A en * Mir muffen hier im voraus erinnern, daß der Abt Sal; lier fich deSjenigen, was man in Des Caſaubonus Exer- eitat. in Solin. de horologiis veterum lieſt, fehr wohl zu bedienen gewußt habe. ana 8 der Alten ° 503 Di⸗ Unterſuchungen über dieſen Punct des Alter⸗ thums, koͤnnen nicht anders als ſehr wichtig ſeyn, und muͤſſen die Neugier reizen. Und dieſerwegen habe ich dieſe Bemuͤhung auf mich genommen. | Wenn wir die Eintheilung der Zeit, nach ihrem weit⸗ läuftigften Umfange betrachten, fo finden wir, daß fie in Tage, Monate, und Fahre eingerheilet wird; fie iſt zu allen Zeiten befannt gewefen; Homer” bedienet fich ihrer mehr als einmal; Plato faget in dem Timäus, daß die⸗ fes die drey Theile der Zeit find, Es haben fie aber die Völker nicht auf einerley Art betrachte. Wir dürfen nur den Tag in Betrachtung ziehen :; Faft jede Nation hat einen andern Zeitpunct, an welchem: er ſich | angefangen, und geöndiget, angenommen. ar die Die Athenienſer + beftimmeten die Länge eines Tas ges von einem Untergange der Sonne bis zum andernz die Babylonier zähleten von einem Aufgange bis zum andern; die meiften Einwohner des alten Umbriens fhränfeten die Sänge eines Tages zwifchen zwey Mits tage ein, da die Aegyptier und Römer, zum wenigften die Priefter,fotches zwiſchen ʒwey Mitternächte thaten; nach) der gewöhnlichften Meynung waͤhrete ein Tag von Yufz gange der — bis zu deren Untergange. Und nach die⸗ ⸗ m XIB. der Ddyff. im 293 und 2948; im XXIV 8. sam 141 und f. V. € wundert ung, daß der Abt Sallier, wenn er beffer unten vom Urfprunge des Wortd öga.redet, dieſer beyden Stel⸗ s lem nicht wieder gedenkt. Nachdem in der erftern der Monate, Tage und Jahre gedacht wird, fo heißt es auch 294 irnAudov wery, et aduenerunt — welche Stelle am andern Orte mit eben den Worten wiederholet wird. Anmerk. des Lleberf. + Selling im ULB. im 2 Cap. Plinius i im IIB. im778. dieſer letztern Art (nd. die e natürlichfien heil ges, der Morgen *, der Mittag, und BR. bene, Diefe Eintheilung ift zu allen Zeiten, und bey allen Bölkern im Gebrauche gewefen. Die Ahenienfer haben fich ihrer, bey einer ganz befondern Gelegenheit, bedienee: &s geſchah ſolches bey der Verurtheilung dererjenigen, die ein altes eingefuͤhrtes Geſetz, durch ein neueres uͤber den Haufen zu a: BO. Sie nenneten folches Ilxgeveuwv Yerbeday r Wenn man alfo einen Droseh ——— wollte, fo wurde der erite Theil des Tages darzu beftimmer, daß man den Kläger ** von der Erhaltung der Ges feße und von der Befeftigung ihres Anſehens reden hörete. Der. andere war dem Beklagten, und denen⸗ jenigen, die über die Nechtsfache reden: follten, gewied⸗ met; und wenn endlich auf die Unterfichung nicht ſo⸗ gleich ein günftiges Urthel für den Beklagten erfolgte, fo wurde der dritte Theit des Tages angewendet, die . Strafe auszumachen, und der Schärfe der Gefege ein Genüge zu thun. Auf den zwölf Tafeln finden wir Feine genauere Eintheilung des Tages vorgefchrieben : Plinius *** und Cenforinust bezeugen folhes. Sie erzählen, man habe nur den Aufgang und Untergang der Sonnen in Dbacht genommen, endlich babe man noch den Mittag hinzugefeget; es Bir Biches Mer: | cier * Homer. nl, 2. xxi V. rut. > YEraeroy, ” 106% 9 dans 9 nicov LPPrR Es wird entweder Morgen, ober Abend, ‚ober witta 3* * des Aeſchines Rede wiber eben Reefippon. * Plinius im VII Buche,im6oGap. ® de — natal. im 23 Cap. — fieier der Buͤrgermeiſter gethan: Accenfo* confulum id pronunciante. Diefer Gebrauch ift ohnſtreitig zu diejen alten Zeiten aufgefommen. Es läßt ſich aber ’ * | v ° Wir haben das franzöfifche Wort Ofhicier beybebalterr, ‚weil man nicht eigentlich weiß, worinne die Verrich— tung eines Accenfi Confulum beftanden. Wenn mar überhaupt diefe Stelle des Plinius in ihrem Zufammen- bange anfieht, fo Faßt ung die Undeutlichkeit und Dun⸗ kelheit eine ziemliche Verffümmelung des Textes ver- muthen. ES haben fich dahero verfchiedene Kunff- zichter die Muͤhe gegeben, ihr dutch die aus ihren Handſchriften beygebrachten Kesarten zu helfen. Flo— rianus Genticenfid, ein Spanier, will in einer Gothi⸗ ſchen Handfchrift fo gelefen haben: Poft aliquot annos adieftus eft meridies a Caefo confule, er verbeffer£ alio diefe Stelle folgendergeftalt: Poft aliquot annos adiectus eftet meridies aCaefone confule. Er glaubet auch diefen Caefonem confulem in der Perſon des Titus Duintius Eafo, einem Kollegen des Cajus Sulpicius Potitus zu finden. Dem Einwurfe, daß noch mehrere Caeſones Bürgermeifter gemwefen, ſuchet er Dadurch. zu begegnen, daß Diefer Caeſo, der erfte dieſes Namens fey, _ der nach Einführung der XII Tafeln, namlich von Erb, der Stadt 404 und vor Ehrifti Beburt 344 Jahr, Burz „ germeilter gewefen. Varro im 5 Buche de lingua lat. beweiſet mit verfihiedenen Stellen aus denen Comment. confularibus, daß die Bürgermeiffer ihre accenfos ge⸗ habt; Erglaubet, ein accenfus ſey fo viel als Praeco, ein Ausrufer. Er will in einer alten Comoͤdie Boͤotia, fol⸗ genden Vers gefunden haben: Vbi primum accenfus cla- marit meridiem: da der Ausrufer zuerſt Mittag geru⸗ fen. Endlich beweiſet er mit einer Stelle aus des Coſco⸗— nius Adtionibus, daß in Rom der Gebrauch gemefen, daß der Accenfus die dritte Stunde, den Mittag, und die gte Stunde habe ausrufen müffen, inclamare horam eſſe ter- tiam, itemque meridiem, et horam nonam. Anm. d. U. 3 Sand, en 506 Bon den Stundenuhren leicht nicht enefcheiden, ob die Einteilung‘ des. Tas ges in zwölf Theile zu gleicher Zeit ſey angenommen worden, oder wenn felbige zuerft fey eingeführet wor» en. Ehe man ſich auf diefe Unterſuchung einläßt, muß zuförberft angemerfet werden, daß das Wort age eine viel meitläuftigere Bedeutung habe, als es anfänglich ſcheint. Es wird vor einen geroiffen bes ſtimmten Theil des Jahres genommen, und in biefem Berftande ift aea Meromwgın , ber Herbſt, g xEi- eein, der Winter. Es bedeutet auch einen beftimm- ten Theil des Tages; in dieſem Verſtande bedeutet es die Zeit einer gewiſſen Handlung; we deimvov, iſt nichts anders, als die Zeit, zu der man fpeifet, und im’ Verſtande zeiget es die ordentlichen Theile des Tages an. Endlich wird diefes Wort vor den zwölften Theil” des TOgeR, genommen, und es 3 if das Alter dieſer Be⸗ deu⸗ 34 Marius Victorinus * Philelphus geben wey fächer- liche Urfachen an, von denen das Bort o “ea in Diefer Bedeutung feinen Urfprung haben fol. Sie leiten es beyde von 'Ovgos, vrina, her,doch mit diefem Unterfchiede: Jener faget,da der Tridmegiffug gefehen, daß in Aegy⸗ pten ein Thier, Kynokephalus, fo dem Serapis geheili⸗ "get geweſen, 12mal des Tages fein Waffer abgefchlagen, fo habe er daher Belegenheit genommen, dem Tag in 12 Theile oder pas abzutheilen.. Diefer erzaͤhlet die Ge⸗ fehichte alfo: Man habe in Aegypten beyiden Opfern wahrgenommen, daß das Dpfervieh, ehe es gefchlachtee worden, 24mal, und zwar jedesmal nach gleich langem Zmwifchenraume, in Tag und Nacht dag Waſſer ſpringen laſſen, daher hätte man Tag und Nacht in 24 Stunden getheiler, und die Stunden von ävess, oder welches eben fo viel, “eos benennet: S. Gyrald de ännis et menf, im II Zheile feiner W. auf der 6036, der Basler’ Aus⸗ gabe. Anm. deslieb, — Alten. ——— deutung, ſo man an beſtimmen muß, ehe man das Alter der Stundenuhren bey den Alten ſeſt ſehen kann. Wenn man hierinne dem Menagius, in ſeinen Anmerkungen uͤber den Diogenes Laertius, und der fuͤrtrefflichen Frau Dacier in den Anmerkun⸗ gen, ſo ſie der zierlichen Ueberſetzung des Anakreon beygefuͤget, glauben darf, fo iſt das Wort age ſchon zu den Zeiten * dieſes Schriftftellers für den zwölften Theil eines Tages genommen worden. Diefe gelehrte Zrau gründet ihre Meynung auf eine Stelle der drit⸗ ten Ode, merouun]iis wos’ ugus. Go groß aber auch ihr Anſehen in der Litteratur feyn mag, fo werde ich doch von ihrer Erklärung über.diefe Stelle abge= ben, weil fie mir nicht gar zu richtig vorföomme® Diefe geiechifchen Worte fagen nicht mehr, als mediae no- eis tempore (zu Mitternadhtszeit), welches ung von der Stunde, wie wir fie ung vorftellen, feinen Begriff machen läßt. Dasjenige was Diogenes von dem Ana= ximander erzähler **, der viel älter als Anafreon, ift ‚viel klaͤrer. Er ift ber erſte geweſen, fager er, der ‚ben ‚Zeiger, WORD, erfunden, und an denjenigen Kk2 Ba. ⸗ — 2 Sabre der 55 Dlymp. 557 Jahre vor Ehrifti eb RT * Leben des Anaximenes, eines Schuͤlers des Nnaximander. | - Der Abt de Kanaye hat über des Anarimanderg Reben eine weitlauftige Unterfuchung angeftellet, und fie in der Akademie der Auffchriften und fehönen Wiffenfchaften am22 April 1732 vorgelefen. Gie ſteht im XIV Theile der Memoires dieſer Akademie auf der 3ı und folg. Seite. Vielleicht legen wir fie unfern Lefern deutſch vor Augen, weil fie mie des Abt Sallier Abhandlung einige’ Ver⸗ wandtſchaft zu haben ſcheint. Der Heberf. + 508 Von den Stundenuhren Inſtrumenten, ſo zu Bemerkung der Schatten dienlich ſind, angebracht hat. Dieſer Zeiger bemerkete die Zeit, da Tag und Macht einander gleich find, (équi- noxes) und die Sonnenmwenden (folllices); er war der erfte, der die Stundenuhren zu Lacedaͤmon befannt machte. Auf diefen Zeitpunct kann man die Erfindung der Gnomik feft fegen. Diefer Anarimander * ‚war von Mileto, und lebte 544 oder 546 vor Chrifti Geburt **. Sch hätte vor diefem Zeugniffe dasjeni- ge beybringen follen, was man in dem 20 Cap, des 4 D. der Könige, und in dem 38 Cap. des Jeſaias von der Stundenuhr des Ahas lieft. Diefer Ahas war, wie man weiß, König in Juda, 742 Jahre vor | Chriſti Geburt “*, Das ‘Buch der Könige faget : Gott habe den Schatten am Sonnenzeiger Ahas zehen Stu⸗ fen, über welche er ſchon gelaufen war, zurück geben laffen, damit Hiskia von der Furcht eines bevorfte- henden Todes befreyer, und in der Hoffnung eines noch längern Sebens, das ihm Jeſaias verfprochen hatte, befeitiget wurde. Diefe Erzählung lehret uns, daß auch ſchon in den entfernteften Zeiten die Erfindung der Stundenuhren, die Eintheilung des Tages in ver- fchiedene Theile, die Bezeichnung diefer bemerkten und durch Stufen oder Linien, an dem Sonnenzeiger Ahas vorgeftellten Theile befannt gemefen fey. Sal: mafius will in feiner Auslegung über den Solinus durchaus nicht zugeben, daß aus diefer Stelle die Ein- theilung des Tages in zwölf Theile erweislich zu ma— Ä | | chen * Plinius im 2 Buche m 76Cap % 2* Sach dem Apollodor. war er im 20 Jahre der 58 Olymp. 64 Jahr alt. ii — Fr Zur Zeit der gten Olympiade, N der Alten. 660 hen ſey; er greift alle Folgerungen an; er beſtreitet ſie mit ſtarken Gruͤnden, die aber, wie mir es ſcheint, nicht ohne einige Einſchraͤnkung koͤnnen ae werden, Erſtlich geftehe ich felbft, daß, wenn man den Ausdrücken der, Stelle des Diogenes folget, die In⸗ ſtrumente, ſo die Schatten, vermittelſt eines Weiſers, der ihnen folgte, zeigeten, nichts weiter als die Zeit, wenn Tag und Nacht einander gleich ſind, und die Sonnenwenden bemerketen. Dieſes war die eigentli⸗ che Abſicht des Erfinders. Es wird nicht geſaget, daß dieſer Weiſer dazu gedienet habe, die verſchiede⸗ nen Stunden des Tages zu bezeichnen. Wenn zum andern Ariſtophanes* in einer von. feinen Comödien, aus der Größe des Schattens, -auf die er Achtung zu geben befiehle, die Zeit, fo zur Mahlzeit beftimme war, erfehen will, fo erbellet dar⸗ aus ganz Flärfid), daß zum twenigften den Athenien⸗ fern die Stundenuhren unbefannt gewefen. Sein alter Ausleger bat fehon vor mir diefen Schluß ge⸗ machet. Man ſieht ſolches aus folgender Erklaͤrung, die er von dem Verſe des Ariſtophanes machet. Die⸗ jenigen, ſo zu den Ceremonien einluden, und die, ſo darzu eingeladen worden, gaben, damit ſie die be— ſtimmte Stunde nicht verfehleten, auf den Schatten Achtung: man hatte hierzu kein ander Mittel. Wenn der Schatten zehen Fuß lang, fo war es Zeit, ſich ein⸗ zuftellen. Die — N Sail haben diefen Ge⸗ *Er ſchrieb zur Seit der_97 2 390 Jahre hir Chriſti Geburt. Diefe Stelle befindet } et fich in Concio- natricib. so Bon den Stundenußren Gebrauch beybehalten. Es bezeuget dies Menan · | der *, der faft 300 Jahre vor Chrifti Geburt, und ungefähr 100 Jahre nach den Zeiten des Ariftophanes gefihrieben hat. Athenaͤus ** bat ung diefe Stelle aus feinen Schriften aufbehalten, und fie verdienet eine befondere Aufmerkfamfeit, Er redet von einem Menfchen, der zu einer Gaſterey kommen ſollte, wenn der Schatten zwoͤlf Fuß fang ſeyn wuͤrde, eis osi%- a dwdernaumedos. Des Salmafius leßterer Grund befteht endlich darinne, daß er ſaget: Wenn Anari- mander den Gebrauch. der Stundenuhren eingefuͤhret, und den Tag in verfchiedene Theile eingetheilet hätte, fo würden die Griechen in nachfolgenden Zeiten nicht unterlaffen haben, eine fo nügliche und bequeme Ent« deefung beyzübehalten, und ſich ihrer zu bedienen, Hieraus fieht man alfo, faget er, daß ihnen die Stuns denuhren nicht eher als 250 Jahre nach dem Anaris mander befannt worden, weil die Schriftfteller diefer Zeit niche die geringfte Meldung davon thun. | Ich glaube, es wird mir erlaubt ſeyn, in einigen Sluen die Meynung eines Mannes zu verwerfen, der durch die Weitlaͤuftigkeit und Verſchiedenheit fei- ner Unterſuchungen, das Recht ſcheint erlanget zu haben, von den Alter und der Wahrheit verſchiede— nier Puncte des Alterthums einen Ausfpruch zu thun. Ich denke, wie Salmafius, und behaupte wider den Allatius, Cop die —— wenn ſie die Stunden des | Tages J Er lebte noch vor der 122 Olymp. * Im VID. Anden geſammleten Ueberbleibſeln dee ne die. Joh. Clericus herausgegeben auf der Pa Er HE nu RR ee He ie > 57 Tages gezaͤhlet, ſich keinesweges diefer Redensarten bedienet haben: wea mewrn, wmga devrign. Dieſer Ausdruck war, ihm noch nicht eigen; und, es ift außer allem Zweifel, Daß Allatius, ob er gleich das Gegen: theil behauptet, feinen einzigen Schriftfteller vor den ' Zeiten des dritten Prolemäus aufbringen kann, aus deſſen Zeugniffe erhellete, daß diefe Redensart zu feie nen Zeiten im Gebrauche geweſzſen. Er iſt durch den Ausdruck ooNooy, der ſich bey dem Athenäus und Diogenes befindet, wenn fie von den alten Philofophen reden, verführet worden. Er hat nicht in Acht genommen, daß diefe Schrifts ſteller in Befchreibung der Dinge, Die vor. ihren Zeis ten fo befanne nicht waren, fich folher Redensarten und Ausdrücke bedienet haben, Die nur im dem Jahr⸗ hunderte, da fie gelebet, gebräuchlich gewefen. : Sie haben diejenigen mathematifchen Inſtrumente Stuns denuhren (horloges) genennet, von denen man verfichert feyn Fann, daß fie nur Dazu gedienet haben, ‚den Tag in verfehiedene Theile zu theilen, nicht aber. ‚die Eintheilung der Stunden, nad) der germöhnlichen | Art, in die erfte, andere, dritte u. ſ. f. zu bemerfen. Man wird bey diefen, Schriftftellern Eeine einzige ‚Stelle antreffen, wo diefe Redensart wäre gebrauchee worden. Sch getraue mir aber dennoch nichts deſto⸗ weniger, wider den Salmafius * zu behaupten, daß N a ee. .* Der Abt de Canaye bemeifet in- beit Recherches fur Anaximandre gleichfalls, daß den Griechen die Ein⸗ theilung der Sage in Stunden viel cher bekannt ges 3; gern en, als Salmaſius ſolches zugeben mil. Er bringt dieſerwegen aus dem Zenophon eine Gtelle bey. Pre per 4%. u 72 44 2 Don den Stundenußren ben Griechen die Einrheilung des Tages in zwölf. uhren genennet worden, Sollten aber diefe Theile wohl Stunden gewefen feyn ? Dieſes will ich eben nicht vor gewiß ausgeben, weil mir feine Schriftſtel⸗ Ier befannt find, die fie alfo benennet hätten ; doch wuͤrde ich fehr geneigt ſeyn, ſolches zu glauben. He Theile allerdings bekannt geweſen, daß fie deren fich bedienet, und folglich auch dergleichen Inſtrumente gehabt haben, die in den folgenden Zeiten Stunden⸗ rodotus hat faſt 100 Jahre * nad) dem Anarimander geſchrieben: und er faget im aten Buche, wenn er von den Babyloniern redet, daß die Griechen von ihnen den Gebrauch des Pols, möAov, des Weiſers, Wopovc, | und die Eintheilung Des Tages in ‚zwölf Theile, 7% Buwdern mögen ric nueens mag BaßvAoviov, be» kommen hätten. Herodotus redet von diefer Einthei- ‚Tung, ‚ als von einer Sache, die bey den min ae ee lebte feine 200 Jahre nach dem PFARREI wenn „man auch felbiE des Diogenes Laertius Zeitrechnung „annimmt, der den Anarimander in die 95 Olympiade ſetzet. Es ſaget aber Kenophon in den memorabil. alle Begenfiände auf das deutlichſte Eenntbar machet, welche fie erleuchtet, „Insbefondere die Stunden, die den Tag theilen sus deus rũ⸗ Nuipas; alfo breiten Die Semrne ibr Licht aus, weldbes uns dienen die Stunz ‚den zu erkennen vas sens räs vurros, - fleeniß die Nacht verdunkelt. Nichts kann deutlis cher al diefe Stelle des Renophons feyn, da nicht al- Lin der Stunden des Tages, fondern auch der Nacht, Meldung gefchiehe. Anm. des Vbal “ J— 24 Olymp. ungefähr 442 Jahre vor Chriſti eburt Socrat. Wie die an ſich ſelbſt leuchtende Sonne uns _ die Fin⸗ der Alten. 5613 uͤblich geweſen. Es iſt ihm ſolches nichts neues mehr: ſie iſt ſchon vor langen Zeiten von den Babyloniern auf fie gekommen; es iſt alſo wahr, daß nicht lange nach dem Anarimander die Stundenuhren, und die Eintheilung des Tages in ı2 Theile befannt worden. Ueber dieſes beweiſet Scaliger in den Anmerkungen zu dem Manilius, daß das Wort meros *, eben fo | J Kfz: m viel » Diefe Art von Stundenubren wird ſehr oft mit ei: ‚ner andern verwechfelt, die Scaphium oder Scaphe ge- nenmet wurde, Kleomedes gedenkt ihrer in feinem Buche, wert zUndmis Irapias, und zwar in dem Cap, von der Größe der Erde. Vitruv ſchreibt im IXB. im 9 Cap. ihre Erfindung dem Ariſtarch aus Samos zu. Marcian. Capella beſchreibt fie alſo: Scaphia di- cuntur rotunda ex aere vafa, quae horarum ductus, ftyli, in medio fundi fui, proceritate diferiminant, qui ftylus gnomon adpellatur. u. f.w. Wenn man die Beichreibungen diefer bepden Arten von Gonnen- ‚. uhren gegeneinander halt, fo feheinen fie dem erffen Arſehen nach, einander ziemlich. ahnlich zu feyn. Die- ſerwegen halt fie auch Salmaſius für einerley, und fiichet auf der 448 ©. durchwerſchiedene Gründe die⸗ ſes zu bemweifen. Allein Bernardin Baldus will ſol⸗ ches nicht zugeben, und zeiget in feinem vitruviani> fchen Wörterbuche mit nicht geringer Wahrfcheinlich- keit, daß polus conver, fcaphium aber concav gewe⸗ ſen. Es beſtaͤtiget dieſes auch die Befchreibung, die uns Gvalter H. Rivius auf der 546 S. des verdeutſch⸗ ‚gen Vitruvs von dem Scaphio ertheilet; er faget: Sca- pba, das ift eine halbe boble Kugel, geformirt wie eine aanze Schuͤſſel, darinn man mit der Bezeichniß des Schattens des Steffts mochte die Stunden er lernen.. Wie dann noch beutiges Tages dergleichen Sonnenubren gebräuchlich ſeyn, die man Comsava nennet. Anm. des Heberf, | 54 DBonden Stundenuhren viel bedeute als dgors'yiov ;. Pollup faget, man habe vor diefemoAovgenannt,was jeßt zu feinen Zeiten oᷣgo⸗ Aöyıov genennet wurde. Salmafius felbft fieht ſich ge- zungen, ſolches einzuräumen: weXos, ſaget er, ift ein zirkelrundes Gefäß (vafe), aus deffen Mitte ſich ein Weifer erhebt, der den Schatten folge, und die Stunden dadurdy bemerket. Die Griechen haben alfo den Gebrauch der, Stundenuhren von den Baby: loniern erlernet *, indem fie den Gebrauch des Pols woAov von ihren ibefommen haben. Salmaſius beſtreitet diefe ganze Erflärung des Wortes aus dem Herodotus durch Das Zeugniß des ‚Ariftopbanes und feines Auslegers, das ſich nur auf . bie. Größe des Schättens bezieht. Heißt dieſes ‚aber nicht. einen Gebrauch, der nur. in dem aftatifchen Griechenlande gewöhnlich geweſen, durch. eine entge= 'gengefeßte, und nur in den Graͤnzen von Attika ein. geſchloſſene Gemohnbeit, beftreiten? Können nicht die afiatifchen Völker fich einer ganz andern Art die Zeit zu bemerken, bedienet haben, fo von derjenigen, Davon die Srage ift, ganz verfchieden gewefen ? Warum > will man dem Herodotus nicht glauben, wenn er von ⸗Wenn man auch zugiebt, daß die Griechen mit den Babyloniern nicht eber bekannt worden, als nachdem Babylon von dem Cyrus eingenommen worden, und nach dem gaͤnzlichen Ruin dieſes Reiches ; fo iſt den⸗ noch klar daß den Griechen die Eintheilung des Ta⸗ ges in ı2 Theile, die Benennung ber Stunden, und > der Gebrauch, der darnach eingerichtefen Uhren, viel eher bekannt gemefen, als Salmaſtus zugiebt. Anm. des Ueberf ii: 3 * * ; AA— ae — + Bi —on mern au den Gewohnheiten ‚feines ns redet % Und erklären ſich etwan die Zeugniſſe nicht wechfelsmeife, wenn man dasjenige, was Anaximander erzaͤhlet, durch das, was Hersdotus faget, erklaͤret? Es wird bey den Griechen von dem Anarimand er gefager, daß er die Stundenuhren, ogorkama 5. erfunden ; Hero— dotus erzähler, ‘daß ben diefen Bölfern die Einthei ⸗ lung des Tages in ı2 Theile gebräuchlich geweſen; Iſt nun noch etwas mehr nöthig ? Dieſe Stelle des Herdotus feheint mir fehr entfcheidend zu feyn, Salmaſius ſuchet ihr Die Stärfezu benehmen, und nimmt dieferivegen zu einer andern und ſehr zweifel⸗ haften Meynung feine Zuflucht. : Er giebt vor, die Babylonier hätten nur auf den Tag, welcher der Macht gleich ift, ihr Abfehen gerichter, wenn ſie den Tag in 12 Theile getheilet hätten ; alle Ausrechnungen diefer Völker , und der alten Sternfundigen wären nach diefem Tage eingerichtet geweſen; ja felbft, nach Erfindung der Stundenuhren, und nad) eingeführt tem Gebrauche der Stunden, hätten fieauf nichts wei⸗ ‚ter, als auf diefen Tag Acht gehabt: diefe Meynun gruͤndet er auf das Anſehen des Horus Apollo. Nach dem Zeugniffe diefes Schriftſtellers, ſaget Salmaſius, theileten ſie nichts weiter, als die beyden Gleichtage, Equinoxes), irnnegias Övo. Aber zu gefchmeigen, daß das Anfehen des Horus Apollo als eines Schrift: fteflers, deſſen Zeugnifle nicht zu frauen, niche allzus richtig ift, fo redet. er nicht von den Babyloniern, fondern von den Aegyptiern. Ueber diefes ift die Ans ‚merfung des Salmafius von fehr fehlechtem Gemwich- te, und verliert Dadurch fehr viel, daß er fie durch ‚überhäufte Bernunfefehlüffe, Beugfe und Stellen aus | 516 Bon dent Stundenuhren aus den alten Scribenten zu erhalten ſuchet. Wenn es wahr, daß den Aegyptiern die Eintheilung des Tas ges in ı2 Theile befannt gewefen, was war es nöthig hinzuzuſetzen, daß nur der einzige Gleichtag alfo ein= getheilet geweſen? Sollte diefe Eintheilung nicht auch ben den andern Tagen haben koͤnnen bewerfftelligee werden? Würde wohl der Gebrauch davon möglich zu fern aufgehöret haben? Die Stunden mögen aud) gewefen feyn, wie fie wollen, entweder einander alle gleich, irnwegivay , oder nur xoigmaj, wie man fie nannte, was würde wohl für eine nÄÄR Entbedung nöthig geweſen feyn, den Tag einzutheilen? Endlic) fo: getraue ich mir zu behaupten, daß Salmafius den Eim des Horus Apollo nicht einmal recht verftans den. Dieſer faget nicht, daß es nur der einzige Gleich» tag geweſen, der folchergeftalt in 12 Theile getheiler worden; fondern er faget, daß Die Yegyptier Die beyden Gleichtage vorftelleten, wenn fie einen fißenden Affen mahleten *, der an dem Öleichtage ı2jmal das Waf- Kir lbseeie x fer Es mar fein Affe, den die Aegyptier mahleten, wenn fie Die Yequinoctien vorftellen wollten, fondern ein figender Kynokephalus. Wir haben und die Mühe genommen ‚ und die von dem Abt Gallier angeführte . Gtelle in des Horus Apollo Hieroglyphen nachgefchla= gen... Er erzablet auch, daß die Aegyptier kuͤnſtliche Waſſeruhren gehabt, die einen figenden Kynokephalus vorgeftellee, e cuius membro duodecies in die, per ‘“ fingulas nimirum horas aqua defluxerit, id quod& noctu factum fuerit. Er befchreibt auch am angeführ- ten Orte dieſe kuͤnſtliche Mafchine noch weitläuftiger, und zeiget infonderheit, mie fie e8 gemachet, Daß das Waſſer nicht auf.einmal, fondern nur zu gemiffer au der Alten. hi 57 fer ließe, in dem Zeittaume ER — und Untergang der Sonnen, und alſo den Tag in m Stunden theilete, Swbsnanie vis umeeas naI” End Snv weav ougã. Diefes iſt der — Sinn des Horus. | Ich ſage ferner: man kann ſich der — der verjenigen bedienen, die nach dem Plato und Ariſto⸗ teles gelebet haben, um zu beweiſen, daß auch zu den Zeiten dieſer Philoſophen die Stundenuhren im Ge- brauche — Wenn man alſo ven Batton“, de, des Tages und dNachts heraus — Die Urſache aber, welche die Aegyptier auf dieſen herrlichen Einfall ‚gebracht, wird ſich aus unſerer obigen Anmerkung die wir von dem Urfprunge des Wortes deu beygebracht, leicht einfehen laffen. Anm. des Ueberſ. . Diefe Stelle des Batton oder Baton lieff man in den IV 3. des Athenaus, auf der 163 ©. der Caſauboni⸗ ſchen Ausgabe. Er führer fie, nebft noch wenigen an⸗ dern Berfen, aus diefes alten Fomifchen Poeten Luſt⸗ ſpiele an das er Androphonon oder den Mörder bes titele gehabt. Wir müffen aber hier im Vorbeyge⸗ ben erinnern, daß der Abt Sallier, wenn er fchreibt: ar lorsqu’on entend ce Comique parler d’une horloge, qui fe portoit comme une bouteille; die Worte des Batton unmgekehrt. Diefer faget zu einem alten geigigen un mistrauifchen Philofopben: Era! ine wegunyens var Annuder Karauasdarar TER R ös8 weeıigen, Meorayıov dokn Tis 3x8 AnnuSor. $ Du traͤgſt Den ganzen Tag den Gelkrug mit die herum, und giebſt fleißig darauf Achtung, wie viel noch darinne Bel iſt, wer es ſieht, ſollte meynen, du 8 Don den Stundenuhren der, wie Salmafids faget; 30 oder 40 Jahre nach dem Ariſtoteles lebete, wenn man, ſage ich, dieſen or dienjchreiber von einer: Seundenufe reden hoͤret, die ſich wie eine Flaſche tragen laſſen* ", ſollte man wohl glauben, daß er ſo wuͤrde geredet haben, wenn die Erfindung der Stundenubr fo neu gewefen wäre? wuͤrde er wohl davon, als von einer fo befannten Sa⸗ he reden? Timon **, welcher gegen das Ende der Regierung des aſten Ptolemaͤus, oder zu Anfange der Herrſchaft des Philadelphus lebete, redet von ei⸗ | nem Menſchen, der für Geld anfagte, wie viel Uhr es du truͤgeſt nicht einen Gelkrug, ſondern eine Siun— „denube. Anmerk. des Ueberſ. * Daß die Alten ſchon Stundenuhren gehabt, die ſie * ſich fuͤhren und herumtragen fönnen, erheller aus des Vitruvs g Cap. des IX B. er nennet ſie gehn penſilia. Anm,d.U. ** Timon Phliaſius war erſt in a Jugend, nach des Diogenes und Arifioteled Zeugniffe,. ein Zanzmeifter; vi ‚ nachdem er aber zu Megara den Stilpo gehöret, fo lehrete er zu Chalcedon die Redekunſt und Philofophie mit vielen Beyfalle. Endlich begab er fich zu dem. VYyrrho, und wurde ein Skeptiker. ı Er ſoll fehr viel Gedichte, Luſt- und Trauerſpiele wie auch Satyren geſchrieben haben, Die.aber.alle verloren gegangen. Un⸗ ‚ter die leßtern werben fonderlich feine Silli gezäblet, welches ſehr beißende Gedichte ſollen geweſen ſeyn. Dieſe von dem Abt Sallier angefuͤhrte Stelle leſen wir bey dem Athenaͤus im IXB. im 6 Cap. auf der 406 ©. Er führer fie aus Des Timons Buche an, fo den Titel weder (vielleicht zeeideimvor) geführet Ausfuͤhrli⸗ chere Nachrichten von ihm finden wir in ME Ko Langheinrichs 2. Diff. de Timone Sillographo eipzig 2720-1720; Bam.d, ie 3 Vokh ann 9 deren? sw es war; er nennet ihn — D———— — —D—— Es war be den Alten eine Gewohnheit, daß fie fich einen Sklaven hielten, der fid um die Stunden des Tages befümmern, und fie feinem Herrn anſagen mußte, Burmann bat diefes in feinen Noten über den Perron angemerfet, und mit verfchiebenen Schriftſtellern be⸗ | wieſen. Martial ſaget im 8ten Buche: —* Noras quinque puer nondum tibiı nunciat, et tu - Iam ‚conuiua mihi, Caeciliane venis. . | Einks * redet mit Verachtung von dieſer Be) k traͤchtigen Gemohnbeit, von einem andern die Nach⸗ richt zu erwarten, wenn es Zeit ſey, gewiſſe Handlufs gen vorzunehmen: vt per fe fcire non poflint.an efu+ riant. Endlich erzählee der Dichter Machon ** ‚der | unter dem dritten Prolemäus lebete, daß ein Arzt zu | dem Philorenes, der toͤdtlich krank gelegen, geſaget habe: Wenn du noch etwas in Richtigkeit zu brin ⸗ gen haſt, fo thue ſolches, denn um 7 Uhr wirſt ou gi ſterben; &modavn yag wens eBdsuns. Aus biefer Stelle erhellet ſehr deuelic), en der Gebrauch der Se | .® Bon der Kürze des menfchlichen Rebens im m Cap. Di er Diefer Machon war ein ficyonifcher Poet und Comd- dienſchreiber. Cinige fagen, er ſey von Eorinth —— | fen; und Apollodorus nennet ihn einen Farpflifchen Poeten. Er fol nachdem Zeugniffe des Athenaug,dee uns ſehr viel einzelne Stellen aus feinen Gedichten aufs behalten hat, ein vortrefflicher Dichter und fehr guter Freund von dem Ariſtophanes Brammatifus geweſen ſeyn. S. den Gyrald. in den Dialog. de poetis VII auf der 205 ©. deg II a feiner Werke, Kid der Basler Ausgabe. A. d. U 520 Bon den Stundenuhren Stunden, und. Stunbenubren, zum wenigſten zur fel- bigen Zeit, ſehr gewoͤhnlich müffe gewefen ſeyn. Und fo. viel läßt fich von deren Erfindung und Gebrauche bey den Öriechen, wahrfcheintich beybringen. Das Alter diefer- Erfindung laͤßt fich bey den $ateinern viel genauer beftimmen. Plinius erzaͤhlet im 60 Cap. des VIL Buches aus einem-alten Schrift ftelfer, daß Papirius Curſor der erfte gewefen, der zu Rom eine Stundenuhr * aufgeftellet. Diefes foll im 471 Jahre nad) Erbainıng der Stadf, und ı2 Fahre vor dem Kriege gefchehen ſeyn, den die Roͤmer mit dem epirotifchen Könige Pyrrhus geführer haben. Er ſetzet hinzu, er habe folhe an dem Tempel des | Quirinus aufgeſtellet; es hat aber das Anfehen, als wenn er in diefe Erzählung einiges Mistrauen feßete ; er enffräftet diefes Zeugniß felbft, und giebt für ges wiffer und wahrfcheinlicher aus, daß man unter dem erften punifchen Kriege **, 30 Jahre nad) dem Pas pirius, zu Rom an einem öffentlichen Orte, eine Stundenubr angebracht habe. Valerius Meffala brachte fie nach. der Eroberung von Catana mit. aus Sicilien. Und diefes ift eben diejenige Stundenuhr, von der Plautus in feinem $uftfpiele, fo Boͤotia be- titelt gewefen, redet. Man hat uns diefes Stüde daraus aufbehalten. Wenn doc) die Götter den⸗ jenigen geſtraft hätten, ſaget er, der zuerſt die Stundenuhren in diefe Stadt gebracht bat. Sonſt war der Hunger die bejte und richtigfte Uhr, die mir von der Zeit — | | ober * ©. den Vitruv im 9 Cap. des IX 3. Be, »* Im 490 Jahre nach Erbauung der Stadt, aber ist Eann ich nicht eber efjen, als. bis es der Sonne gefälle; ich muß. ıbren Kauf : darum befragen, die ganze Stadt ift voll von Stundenubren. Es war zu Anfange des zweyten puniſchen Krieges *, da er alfo redete. Man fiehe — 8 * Fahre nad alfo, daß, wenn man den Gebrauch der Stunden und: Stundenuhren bey den Sateinern auch fehr alt machen will, man dennoch zugeftehen muß, daß Rom fi) ihrer ganzer 450 Jahre, und noch darüber, nicht bes dient gehabt; zum wenigften findet man bey den Alten vor diefer Zeit nicht die geringfte Spur davon, Es bat alfo, welches ich im Vorbeygehen fagen. muß, Cen« forinus einen Irrthum begangen, wenn er vorgiebr, es fen wahrfcheinlich, daß ganzer 300. Jahre der Name der Stunden zu Kom unbefannt geblieben; er haͤtte 450 Jahre ſchreiben ſollen, weil, wenn man auch die ungewiſſe Erzaͤhlung annimmt, bie den Papirius Eure for zum Urheber davon machet, doch nicht eher, als 150 Jahre nach der, von dem Eenforinus bemerkten Zeit **, Meldung davon gefchieht. Man würde fich ſehr betriegen, wenn man auf den Einfall gerathen wollte, als habe gleich anfaͤnglich Sicilien, und nach biefem Nom, dem berühmten Archimedes diefe Erfin« Dung zu danfen. Sie iſt viel älter, als er, fie war ſchon vor langer Zeit den Babyloniern, Aegyptiern und Griechen bekannt geweſen. Es war alſo nur bey den Athenienſern gebraͤuch⸗ lich, daß man die Größe des Schattens zu Rathe zog, wenn man wiſſen wu, wie hoch es am Tage war. Nie⸗ Erbauung der Stadt. *B lymp. 142, 209 Jahre v vor Chriſti Geburt, F 3 Band. gr, 522 Don den Stundenuhren Niemand kann uns davon gewiſſere Nachricht geben, als fie felbft; fie waren die einzigen, welche ihre Hand» lungen nach der Größe und Fänge des Schattens ab» maßen. Sie feßeten ſich alfo zur Tafel, wenn der Schatten ı2 Fuß lang warz fie wufchen fich, wenn er in die Laͤnge 6 Fuß harte. Arifirphanes, Menander, $ucian, der Machahmer der Artiker, bedienen fich kei⸗— ner andern Ausdrüde. Palladius hat zu Ende feiner | Bücher, de re ruftica, fehr forgfältig angemerfer, wie viel der Schatten zu jeder Stunde des Tages betraͤgt. Er bat diefe Ausrechnung nad) jedem Monate einge: richtet. Es ift nicht genug, den Erfinder der Stun- denubren zu fennen, und die Zeit ihrer Erfindung feſt zu fegen; man muß auch nod) die Geſtalt unterfu- hen, die fie gehabt Haben. Man harte welche für die Nacht, und hatte auch welche für den Tag. Der einen Art bediente man fich nur, wenn der. Himmel fhön und heiter war; der andern, wenn der Himmel trübe, und durch die Dicke der Wolfen verdunfelt war: Der durch feine Gefchicklichkeie in der Mechanik berühmte Arhenäus *, hatte die Kunft erfunden, | a le * Das Vaterland diefed großen mechanifthen Kuͤnſtlers . ift ung unbekannt ‚geblieben, wie auch Die Zeit, da er gelebet. Sein Buch zug nuxamuaren von Briegs: Mmaſchinen, ‚hat er dein römifchen General M. Marcel zugefchrieben, der Syrakus zur Zeit der 142 Olymp. eingenommen. Thevenot hat es mit ded Henr. Vale ſius latein Heberfeßung der. Sammlung der alten Ma⸗ . thematifer, die zu Paris in der Fönigl. Druckerey 1693 in Fol. hberausgefommen, mit einverleibe. Dad Sinngebicht auf feine von ihm. erfundene Wafferubr ift febr dunkel. Es ſteht im IVD, der Male: z Aluntho⸗ — der Alten. Er. 523 den Lauf der pas alfo zu meſſen. Ein Pfeifen (Gifflement)) der Luft zeigere die Stunden an; dieſes wurde durch den Drud des Waſſers zumege gebracht, ‚welches die $uft durch eine fehr enge Deffnung heraus- flieg, Antiphilus hat den Namen des Erfinders durch einige Difticha verewiget, Die fich in der Samm- lung der griechifchen —— befinden. Pli⸗ nius ſaget, wir hätten die Er findung der pnevmati⸗ ſchen und hydraullſchen Maſchinen dem gluͤcklichen Wigtze des Krefibius * zu danken. Er hatte ein Ge- rs verfertiget “, ‚daB. in LH Be ber Alſinoe, einer M Anthologie. auf der 382 — — Stenban. Ausgabe. Salmaſius bat es auf der 449 ©. der Exercitat. in Solin. erflaret. Er fihreibt e8 dem Antiphilus zu, worinnen ihm Fabricius in der Griech: Bibliorh. und unſer Abt nefolger if. Da hingegen Henr. Stepha⸗ nus, Brodaus und Lubinus, es einem Unbekannten zu⸗ eignen. Im Vorbeygehen müffen mir noch.anmerfen, daß Bubinus das Wort ’A9nrass vor ein ‚Appellatiuum * gehalten, und es durch Athenienfis uͤberſetzet bat. Anm. des Ueberſ. Krefibiug war von Alexandrien, der Sohn eines Bar⸗ bierers. Er ſoll ſehr zufaͤlliger Weiſe auf die Erfin- dung ber hydrauliſchen und pneymatiſchen Maſchinen gerathen ſeyn. Es ſoll geſchehen ſeyn, wie er einen Spiegel, den man hoch. und niedrig machen koͤnnen, in ‚feines Vaters Barbierſtube anbringen wollen. Vitru⸗ vius erzäblet die Art und Weife, wie er darauf gefal- Ind — IX B. im 9 Cap. ſehr umſtaͤndlich. Anm. des Er 9— wle— folches Arbenduß im XI B. auf der 497 ©. Er nennet dieſes Gefäß furor, md befchreibt «8, das es wie ein Fruchthorn ausgeſehen. Die Statue der Benus Zephpritis, unter ‚welchem Namen die Ar- - »finoe verebret wurde, bielt es in der linken en 524 Bon den Stundenupren einer Schweſter des. Ptolemaͤus Philadelphus, zu deſſen Zeiten er lebte, aufgehoben wurde. Dieſes Gefaͤß war eine Maſchine, die durch das Waſſer in Bewegung geſetzet wurde, und durch ſelbige den Tag in verſchiedene Theile eintheilete. Dieſe Exfindun- gen des Athenaͤus und Ktefibius, i iaren; von dem» jenigen, was man Kiepfydra nannte, unterfchieden ; dieſe war von einer pyramidaliſchen Figur, und wie ein Kegel geſtaltet; die Grundfläche (bafe) war mie vielen; leinen Löchern verſehen; das obere Mundftüc (orifice) fehr enge, und in die Laͤnge zugeſpitzt in vicem colli graciliter fiftulati, faget ein Schriftſteller, der davon redet; ſo ſeb die Klepſydra des en“ aus. | Dieſe Klepſydra, von der er ſo oft redet, und von der man ſo haͤufige Beſchreibungen in den Schriften ſeiner Schuͤler findet, wurde von dieſem Weltweiſen darzu gebraucht, daran zu zeigen, daß die Luft etwas wirkliches (quelque chofe de reel) fey: or &sı ri o ng» und die Stärfe kr —— mit dem | fie ” Ein gewiſſer Hedylus hat. ein Simgeidis auf diefe Dafchine verfertiget, fo Athenaͤus gleichfalls anführet. Im IVB. auf der 174 ©. erzahlet eben dieſer Athenaͤus, daß Plato dem Ktefibius zu Erfindung der bydrauli- ſchen Maſchinen Gelegenheit gegeben indem er ein meruo⸗ ——— tomeo⸗ ro vopzuAıne o⸗lo⸗ —RR av .. Meyarnv Alay, eine nächtliche Stundenubr, die Bine ſehr geößen Biepfydra gleich geivefen, verfertiget. Als Kteſibius folches zu Gefichte bekommen, fey er da: durch auf die Erfindung anderer hydrauliſchen Maſchi⸗ nen gebracht worden. Nachgehends hat er auch feine Tran, die Thais, dergleichen zu verfertigen gelehret. Anm.. des Lleberf, a — - > - ! der Alten. J J— 525 fi ei einen Körper fortſtoͤßt, oder erhaͤlt, Genreiflich zu machen, @s Ir xugos 5 ang. Man nahm die Klepſy⸗ dra, und bedeckte mit einem Finger das obere Mund⸗ ſtuͤck derſelben, tauchte ſie darauf in das Waſſer, und bemerkete, wie die in der Klepſydra eingeſchloſſene Luft das Waſſer zuruͤcke ſtieß und ihm keinen Ein: gan verftattere: Wenn man fie nun wieder aus dem Wafler herausnahm, dennoch aber das obere Munde ſtuͤck beſtaͤndig zuhielt, ſo bemerkete man, wie die un⸗ tere Luft, die Schwere des äußern Umfanges des Waſ⸗ ſers (le poids du volume de Peau). das in der Bone war, erhielt: oußgöv eguxcı up! mag uclo dusnyeos. Wenn man ſich einen richtigen Begriff von der Klepfydra, die eine Waſſeruhr iſt, machen till, fo darf man nur des Ariftoteles feine umfebren. & fehen Diejenigen aus, von welchen. die Alten reden. Wenn Xriftophanes von einem - Menfchen redet, der ſich gern ein richterliches Anſe⸗ ben. geben wollte, fo fagte er von ihm: Sein Geiſt ift beſtaͤndig bey Der Klepſydra. Diefer Ausdruck, der in eben diefem Sinn oft wiederholer wird *, fin⸗ dee fich bey den alten Yuslegern erfläret. Sie be ſchreiben die Klepſydra als ein Gefaͤß, das unten mit einer ſehr kleinen Oeffnung verſehen geweſen, aus der das Waſſer nach und nach herausgelaufen, ſo lange die Redner geredet. Auf dieſe Gewohnheit hat De⸗ moſthenes in der Rede wider den Midias ſein Ab⸗ ſehen gehabt, wenn er ſaget, die Miſſethaten dieſes Schuldigen hätten ſich dergeſtalt gehaͤufet, daß er alle die Zeit, die ihm und ſeinem Gegner verſtattet waͤre, & 13 9 zu * In den Acharnenf. v. 693. in Veſpis v. 93. ER 26 Donden Sundern zu deven Errähtung würde anwenden muͤſſen; er fönnte alfo diefesmal Feine umftändliche Erzählung Davon machen. Seine Redensart, ſich hierüber aus⸗ zudruͤcken, if ſehr ſonderbar: euov x) TO Tovrou TA weoseIEv our dv ekagneseiev. Aeſchines folger biefer bey Gerichte gewöhnlichen Redensart auf das genaue⸗ fte. Die Zeit, welche man zu Anordnung eines Procefs fes, und zu der darauf folgenden Entfcheidung an» wendete, wurde durch das Waſſer beftimmet, das zu drey verfchiedenenmalen aus der Uhr floß. Hieraus Ä find folgende Redensarten entfprungen x ———— deuregov, Teirov vdwe *. Harpokration erflaret fie in feinem Buche, welthes nur dazu gemacht iſt, ders gleichen Redensarten verftändlich zu machen. Mari maaß, faget er, Durch das Waffer, die zu dem Streite der gefchickteften Redner beftimmte Zeit ab. Daher fommen die Redensarten, die ein öfterer Gebraud) zu Spruͤchwoͤrtern gemacht hat: Er vedet zu det deit, die mir angeiviefen worden : ev TO euo Darı ducarw **, ſaget Demofthenes. Neo⸗ —E Aeyen, ad aquamı dicere,, finden wir ben dem Lucian, in der Lobrede auf den Demoftgenes, T3 »Aeıbudelov erẽxeiv, heißt bey dem Philoſtratus ſo viel, ale: von demjenigen leben, was man vor Die Keden befom: men bat, deren Zeit nach dem Laufe des Waflers aus der Klepſydra abgemeflen worden, Auch die Lateiner fennen die Art, ſich alfo auszudrücken. Man findet zu verfeiedenenmalen bey dem Ad R HF mihi | baeret, Pprima, fecunda et tertia aqua. Das af, andere und dritte Waſſer. ** In mea aqua. — — ee en nn A der Alten. 527 haeret *, aquam perdere **. Wenn Plinius ur wider die Uebereilung eifere, mit welcher die Richter feiner Zeit die allerwichtigften Gefchäffte zu entſchei— den pflegeten, und nachdem er ihnen den Vorwurf gemachet, daß ihre Vorfahren viel behutſamer damit umgegangen, fo feßet er endlich hinzu: Wir reden viel nachorüclicher,, fehen die Sache gefchwinder ein, entfcheiden fie gemwiflenhafter, und bringen in weniger Stunden (paucioribus Clepfydris) die Sache zu Ende, als unfere Borfahren vor diefem Tage braucheten, fie zu überlegen und zu verſtehen. So viel iſt gewiß, man uͤbereilete + öfters einen Redner, und ließ ihm nicht fo viel Zeit, daß er eine Nede, die eine Frucht vieler fchlaflofen Nächte war, zu Ende bringen konnte; actionem aqua deficit, faget Duintilian +}. Die Richter +tt — die ihm beſtimmte —— | 14 Zeit * Im sten 3. de Oratore. Be Im zren B. de Ofici. | *** Im IIB. im 6ten Br. AR + Im Gegentheil geſchah es auch oft, daß man den gu- ten Advocaren und geſchickten Rednern gar zu viel Zeit ‚gab; da fie nun nicht vor der Zeit ſtille ſchweigen durften, denn diefed wurde ihnen die größte Schande zuwege gebracht haben, fo mußten fie ihre Reden chrecklich ausdehnen, und viel Dinge mit einmifchen, die nicht zur Gache gehöreten. Hierdurch wurde die Rede matt, die Zuhörer murden verdrießlich, und der Redner erreichte nicht, was er fich vorgefeget hatte. Anm. des Ueberſ. 8 + Im XII B. im 15 Cap. | | fff Diefe Vorfehrife des Prator, oder eines andern WVorſtehers ded Gerichts, wurde bey den Römern lex genannt. EB erheller folches aus verfihiedenen Stel: - Ten des Eicero und Plinius. Wir wollen nur se N anfuh⸗ 528 Don den Stundenuhren Zeit zu, und diefes war clepfydras clepfydri re; Man bielt den Lauf des Waflers auf, wenn die Stücfen gelefen wurden, fo nicht zu den Haupt: theilen der Rede gehöreten, dieſes gefchah bey ver Zeugen Ausfage, bey den Worten eines Geſetzes, oder dem Inhalt eines Decrets. Diefesnannten’fie aguam fuftinere ; dieſe Sorgfalt das Waffer aufzuhalten, ‚oder es wieder laufen zu laffen, wurde vor eine fehr niederträchtige Befchäfftigung gehalten, und die Per⸗ fonen *, denen folche aufgetragen, waren einer allge= meinen Berachtung ausgefeßer. Sie verfürzeten öfters, aus einem befondern und perfönlichen Haſſe gegen die Redner, die Zeit, die ihnen fonft von Rechtswegen zu ihren Reden beftimmet. war. Diejenigen hatten einen befondern Vorzug, die an feinen fo Furzen und dringenden Zeitraum gebunden waren **, Die Gefege | was Se —9— ER pa anführen, und die andern der Kürze halber mit Gtills ſchweigen übergeben. Erfterer. faget in der Rede vor » den Flaccus : quid enim fuit, quod ab eo redime- retur, ut duceret-iudicium, cui fex horas omnino lex dedit. Drdentlich befam der Beklagte noch ein halb- mal mehr Zeit als der Kläger... Waren dem Kläger 6 Stunden vergönnet, fo konnte der Beklagte zu feiner Vertheidigung 9 anwenden. f.den Plinius im 4B. den 9Br. Indes Milo Proce, den Cicero führere, hatte ber Domitius Duaftor dem Clodius ald Klager 2, dem Milo aber 3 Stunden zugetheilet, wie folches Askonius bemerfer. Anm. des Ueberſ. RN. * Die Griechen nannten denjenigen , der. darauf Acht haben mußte, spvdwe, quafi aquae infufor. Anm. des Ueberſ. SER —J > ** Dieferwegen leget auch der. Verfaſſer des Geſpraͤches, de caulſis corruptae eloquentiae , der Altern Gerichtövers | foffung, order Alten. 529 waren darinne fehr ſcharf, und die Ausnahmen feltens Der Bater Petaviusfaget in feinen Anmerfungen über - den Spnefius, wenn das Wafler ausgelaufen wäre, habe der Gerichtsdiener den Redner mit einer Ruthe gefchlagen, und ihm dadurch zu verſtehen gegeben, daß er feine Rede fchließen muͤſſe. Diefe Gemohn= heit ift niemals üblich gemwefen; diefer Water Fann fie mit nichts , als mit einer Stelle des alten Auslegers bes Ariſtophanes beweifen, die er ganz falfch erflärer. Nachdem er gemwiefen, was Klepfydra ift, und wieman das Waſſer daraus laufen laffen, fo feger der Scholia⸗ fte Hinzu: ao ourus emokiov Tov önroga. Dieles bedeutet nicht, et fie feriebant rhetorem , wie’ es; der Vater Petavius überfeger hat; fondern et fic audie- bant rhetoreın. "Die Aufmerkſamkeit des Vater Pe: tavius ift bier eingefchläfere worden, und eine kleine Nachlaͤßigkeit hat ihn zu diefem Irrthume verleitet, Unterdeſſen thut fich Leo Allatius fehr viel darauf zu gute, verfällt aber, indem er von der falfchen Erflä- rung des Vater Petavius viel Wefens macher, felbft in einem Irrthum. Er — durch das Vergnuͤgen an Re ha ie die⸗ faſſung, da man noch an keine Zeit gebunden war, vor der zu ſeiner Zeit gewoͤhnlichen einen großen Vorzug bey. Er ſaget im24 Cap. in veteri foro nemo intra ' pauciflimas horas perorare cogebatur, et liberae com- perendinationes erant, & modum dicendi fibi quisqug ſumebat, & numerus neque dierum neque patrono- „. zum finiebatur. Er beffimmet zugleich die Zeit, wenn dieſe üble Gewohnheit aufgefonmen, nennet auch den⸗ jenigen, der fie aufgebracht : Primus tertio confulatu Cn. Pompejus adftrinxit, impofuitque veluti frenos eloquentiae u. f. w. Arm. des Ueb. 530 Von dene Stundenuhrer biefem gelehrten Manne etwas Tapelmirbigesju finden, verführet worden; er nimmt daher Öelegenheit, einige ſehr beißende Spöttereyen wider ihn anzubringen, ver- gißt aber darüber felbft, die falſche Ueberſetzung zu ver⸗ beſſern. Er mill die Lesart des griechiſchen Tertes än- dern, ehe er noch vorausgefeßer, Daß das Wort eraicy nichts anders bedeuten koͤnne alsferiebant. Es ift, wie ich ſchon geſaget, ſehr unnöthig, zu Veränderung des Tertes feine Zuflucht zu nehmen. Die Klepſydra war nichts anders, als dag Zeitmaaß, nad) dem man die Reden einrichtete; wenn das Wafler ausgelaufen war, fo mußte man ſchweigen und dieſerwegen wird ſie von dem Pollur und Heſychius avaryen genannt. Diefes hat aud) ven Plato bewogen, daß er in einem Geſpraͤ⸗ che ſaget, die Redner wären Sklaven, die Philoſophen aber freye Leute, weil ſie nach Gefallen i in ihren Reden ausfchmeifen, und in Frieden ihrer Muße genießen koͤnnten. Jene aber würden durch verfchiedene Din⸗ ge eingefchränfer, infonderheit durch das herauslaufen⸗ de Waffer,melches ihnen das Stillſchweigen auferlege⸗ te, naremeryer yog Üdwg peov. Man war aber in der Wahl des Waffers, das zu der Klepſydra genom- ⸗ men wurde, ſehr ſorgfaͤltig. Einiges war wegen der Kaͤlte zu dicke, da hingegen die Waͤrme das andere zu ſehr verduͤnnet hat. Das eine lief zu geſchwinde, das andere zu langſam; die Stunden waren alſo entweder zu lang oder zu kurz. Man mußte alſo nothwendig darauf acht haben; Achenäus verfichert uns, daß fol: ches gefchehen fen. Sollte die Klepfydra eine etwas ange Zeit anzeigen, fo machte man etwas von dem - Wachfe los, mit welchem der untere Kaumdes Ges fäßes beklebet war. Sollte fie einen etwas fürzern Zeit · der Alten. 331 Zeraum anzeigen, ſo that man noch etwas Wache: hinzu. Aeneas *, der von der Kriegskunft gefchries ben, verfichert ung ‚ daß man es alfo gemacht habe, Caſaubonus merfet ben diefer Stelle an, daß fie vom Julius Africanus Pr abgefehrieben worden, Es iſt mir nicht erlaubet, weitläuftiger zu —9 ꝓœreneiyer YGE Dow BEoV. Ich verfpare bis auf eine andere Borlefung, mas man von den Sonnen⸗ uhren, und andern Arten der Stundenuhren, fo bey den Alten gebräuchlich gewefen, fagen Fann. Friedr. Gotth. greytag * Dieſes Aeneas Taxrınov 94 worlogxıTiner ,, als das eingk eh Ueberbleibfel von feinen B4BAoıs Sgurnyızas, bat $- aac Caſaubonus zu Paris 1659 in Folio mit Anmer⸗ kungen herausgegeben. Nach welcher Ausgabe nach: gehends verfihiedene andere veranfkaltet worden fi nd, Sl des Fabric. Gr. Biblioth. im 2 Th. 3 B. 30 Cap. 64 ©. Anm. des Ueberſ. * Diele Julius Africanus hat in Cefis fehr vieles von Wort zu Wort aus dem Aeneas abgeſchrieben, wie rot Garkabenn? OHREN bat. Anmerk. des WM. Herrn 532° , Dondenübeln Folgen EEE Eee ya, VL # —— Winslobs Betrachtungen uͤber die uͤblen golgen aus dem Gebrauche der Sonürhriſt Den 27 Maͤrz 1742 abgelefen. Schwachheiten und Krankheiten, welche man ſich durch gemwiffe Leibesftellungen und Kieidungen zuzieht, die ich der Akademie übergeben babe *, find von mir auch die Schnürbrüfte und die hoben Schuhe des Srauenzimmers, unter diefe Klei- dungen gezaͤhlet worden. Ich hatte wegen des erftern. nur fo viel erwähnet, daß unfere Vorfahren ſchon über- haupt die Befchiwerlichfeiten und übeln Folgen bemer: fet haben, vie bey den Eingeweiden des Unterleibes aus der außerordentlichen ‚Zufammenpreffung der Schnürbüfte entftehen, und oft fo weit geben, daß die Frucht bey ſchwangern Frauen verletzet und — wird. - Ich habe nachgehends bey genauerer Unterfuchung der Krankheiten, die dem Unterleibe und der Bruſt eigen * ©. die —— Hamb. Mag. IB. 6St. 3 Art. N , der Abhandlung von den Belchwerlchtelen, | der Schnuͤrbruͤſte. | ! 533 "eigen find, verfchiedene Betrachtungen angeftellet, die mid) g zu folgenden Anmerfungen veranlaffet haben. Ich babe ordentlich bey ledigen und verheirathes ten Srauenzimmern die untern Ribben tiefer erniedri- get, und unterwärts gekruͤmmet, und die Fnorplichten Theile diefer Nibben mehr zurückgebogen angetrofz fen, als bey Mannsbildern. Ich habe diefen Lnter- ſchied, nach Proportion nicht fo ftarf, bey Kindern beyderley Geſchlechts, noch auch bey erwachſenen Per⸗ ſonen vom gemeinen Volke angetroffen. Dieſes hat mich auf die Gedanken gebracht, eine ſolche Geſtalt der Ribben ſey nicht natuͤrlich, ſondern dem langen Gebrauche der fiſchbeinernen Schnuͤrleiber zuzuſchrei⸗ ben, die man, in der Jugend, nach und nach immer enger und enger zuſchnuͤret, und ſolches, je aͤlter man wird, immer weiter und weiter zu treiben pflegt, ſo enge man es nur ausſtehen ‚Fann, dadurch eine ges ſchlanke Geftale zu erhalten, in der man ſich eitie bes ſondere Schönheit einbildet. Die uͤbeln Folgen die. fer Art von Kleidung zu begreifen, darf man nur an⸗ faͤnglich gleich ihre Geftalt, ihre Befchaffenbeit, und. die Art, wie fie angelegt werden, betrachten, und zu⸗ gleich bedenken, was für Außerlihe und innerliche Theile des Unterleibes und der Bruft dadurch) gegen "einander gedrückt werden, und ihren natürlichen Zu- ſtand von einem folchen Drude dergeftalt verändern, daß die vornehmften zu Erhaltung des Lebens nötbi= gen Berrichtungen, nachdem diefe oder. jene Perfon beſonders beſchaffen iſt, mehr oder weniger verändert verderbt werden... Man machet diefe Schnürleiber unterwärts febr "fe, und fänge von unten an, fie zuzufchnüren, —* es ⸗ 34 Von den — lg ‚ches man bis. oben fortfeger, und. PR — einmal wiederholet. Man zieht alfo, a, wuͤr⸗ get vielmehr, ſo ſtark man nur mit der Fauſt kann, Den ganzen Umfang des Unterleibes. zwifchen den fal- Kibben und, den Hüften. jufammen, . und diefes fo heftig, daß die Hüften bisweilen wie große Kuͤſſen — Dadurch zwaͤnget man die Enden der falſchen Ribben niederwaͤrts und auswaͤrts, man preſſet das untere Theil des Netzes, den meiſten Theil der duͤn⸗ nen Gedaͤrme, das Gefröfe, deſſelben Drüfen, Gefäße, felbft die Milchgefaͤße darinnen, feine Merven, den Kopf des Grimmdarmes, das eine äußere feines Bo⸗ gens, und die Nieren immer mehr und mehr zuſam⸗ men. Dieſe ſo gepreſſeten Eingeweide treiben den Bogen des Grimmdarmes in die Hoͤhe, und die Blaſe, den Maſtdarm, und die benachbarter Theile unterwärts zufammen. Dieſes geſchieht def ſtaͤrker, da diefe Theile von der Natur hinten und auf beyden Seiten mit Knochen umſchraͤnket ſind, und nun noch vorne durch die Steife des Untertheiles vom Schnuͤrleibe gehalten werden. Und dieſen Theil ſteif und wie in einem Zaume zu halten, dienet noch, ſowohl hinterwaͤrts und gegen uͤber ein aͤhnlicher Theil, der aus der Verbindung der beyden fteifen Enden ent» ⸗ ſteht, wo man zujufchnüren anfängt, als auch ein noch dazufommendes Stücke Hol; u, d, g. Das man.der Laͤnge nach vorſteckt, und dag Blankfı beit nennet; Machgehends zieht man den Schnürfenfel mit eben der Gewalt, bis ohngefähr an die Höhle unter den | Achſeln zufammen. Man erinnere ſich bier der Öe- ‚ftalt dieſer Schnürleiber. Sie find unten. ‚enge, er⸗ 3 weitern fid) nach und nad) in die Hoͤhe und porwaͤrts, und — der Schnuͤrbruͤſte. 35 und find hinten platt, daß man fie mit einer gewiſſen - Art von Trageförben vergleichen Fönnte, die auf der flachen Seite aufgeſchlitzt, und oben auf beyden Sei⸗ ten eingefchnieten wären. Wie alſo diefer Theil des Scjnürleibes noch nad) Proportion enge ift, ſo zwaͤnget er die benachbarten Ribben einwaͤrts und nie⸗ derwaͤrts, und preſſet zwiſchen dieſen Ribben und den Ruͤckgradswirbeln, die Leber, die Milz, den Magen, die Gefrösdrüfen, das Netz, die erften Wendungen der dünnen Gedärme, das Obertheil von des Grimmdar- mes Bogen zufammen, und druͤcket diefe Eingemweide gegen einander, die ſchon meiftens von den Eingemwei- den, auf welche des Schnürleibes Lntertheil drückte, aufwärts gepreffet waren. Man begreift leicht, daß das Zwerchfell auch etwas bey diefer Preffung thut, da es felbft von den dergeftalt erhobenen RR IN gewaltfam aufwaͤrts gedrůcket wird. Das iſt noch nicht alles: Ob ſich gleich * ade von dieſem mittlern Theile des Schnürleibes aus: waͤrts erweitert, und es alfo fiheint, als hätte der uͤbrige obere Theil diefe Fehler nicht. Die Ausfchnit- te, durch welche die Yerme durchgehen, und die Stuͤ⸗ fen über den Aermen, imgleichen die beyden Stuͤcke Fiſchbein längft den Schnürlächern, die den Ruͤckgrad fo fteif halten, als ob er aus einem Stüce wäre, ‘tragen ebenfalls das Syhrige by. Die Armlöcher find ordentlich fo enge, daß die Haut unter den Achfeln von ihnen roth gedrückt wird, und die beyden Mu⸗ ſkeln, welche die Höhle unter den Achfeln machen, nämlich der große ruft: und der große Ruͤckenmu⸗ Te Dadurch fehr eingezwaͤnget, und wie — | tricke 536 Von den i abeln olgen — Stricke zuſammengeſchnuͤret werden. Die Stücen, welche über die Achſeln gehen, und von allen Thei- len des Schnürleibes die gelindeften und meichiten zu ſeyn fcheinen, halter wie Zäume, die benachbar- ten Enden der Schluͤſſelbeine niedergedruckt, und fo aus ihrer Stelle getrieben, daß die andern Enden dies fer Knochen, unter der Hoͤhlung des Halſes vortres ten, als ob fie verdrückt würden. Dieſe Zäume trei- ben nicht nur die Schlüffelbeine folchergeftalt aus ih» ver. Stelle, fie preffen und erniedrigen auch das Ober⸗ teil der Schulterblätter, da indeß die unterften Ecken eben dieſer Schulterbläcter, von dem Ruͤcken des Schnürleibes dergeftale gepreßt, und hinterwaͤrts ge drücke werden, daß die Haut, die fie bedecft, roth und wie gequetfcht iſt. Man will dadurd) die vor⸗ dere Bruſt frey machen, die Schultern‘ zuruͤcke Hals ten, und dem Rücken eine. flache Geſtalt geben, wel⸗ ches alles, der Einbildung nach, eine ſchoͤne Leibes- geftalt verurfachen ' ſoll. Indeß werden dadurch die Wirbelknochen gezwaͤnget, die natuͤrliche Beugung des Ruͤckgrades wird verdruͤckt, die obern Ribben werden mit dem Bruſtbeine vorwaͤrts getrieben, ruͤcket mehr oder weniger hervor, ohne einigen Widerſtand zu finden, weil ſich das sa der Schnuͤrleiber ‚becherförmig erweitert. Dabey wird, das Ober: theil des Bruftbeines, durch feinen Zufammenhang mit den ‚Schlüffelbeinen, zurücke gehalten, und das Untertheil mit der ſchwerdtfoͤrmigen Spitze, durch den Theil des Schnuͤrleibes, der am wenigſten erweitert iſt, eingeſchraͤnket. Ja es erhellet, daß vermittelſt dieſes vorne erweiterten Theiles der Schnuͤrbruſt, nur die zweyte, dritte und vierte Ribbe auf jeder Seite ber der Schnuͤrbruͤſte. N 537 der Bruft, ihre freye Bewegung beym Odemholen behalten, denn die erfte iſt ohnedem faſt unbeweglich, und alle andern unter der vierten werden auf beyden Seiten durch die Schnürbruft zurück gehalten. Es fcheint auch, als würden dadurch) die obern Ribben beweglicher als ordentlich, und die Bewegungen des Dvembolens in diefem geztwungenen Zuftande deswe⸗ gen fo ftarf, und an dem Obertheile der Bruſt ſo ſichtbar. Aus eben der Urſache laͤßt ſich einige Ungleichheit in dem Kreislaufe des Blutes durch die Lunge vermus then, weil die untern Theile der Lunge zufammen ges drückt, und einige,von ihren obern Theilen mehr frey find. Und man Ffann auch einen ähnlichen Mangel indem vornehmften Werkzeuge des Kreislaufes vom Geblüte argwohnen, ob folher wohl anfänglich und einige Zeitlang unmerklich ift. Je mehr ich diefe Preflungen, diefe Berdrücuns gen, dieſe Martern und Gewaltthätigkeiten bedenke, und je mehr id) zugleich die langwierigen Krankhei⸗ gen, und nach) und. nac) fich verfchlimmernden Zufälle bedenke, die man bey ledigen und verheiratheten Frau⸗ enzimmern von einem gewiſſen Stande, fo oft, nd bey gemeinem und Bauervolfe fehr felten antrifft, bes fonders wenn ich mid) der befondern Umftände erins nere, die ich bey einigen folchen von. mir mit aller möglichen Aufmerffamfeit beobachteten Kranken ans ‚getroffen habe; deſto gewiſſer werde ich, daß derſel— ben Urſprung "zuerft dem Gebrauche der Schnürleis ber, und der von ihnen berrührenden Zufammenprefs fung verſchiedener Eingemweide zuzufchreiben ift., So entfpringen z. E. die gelbe Sucht von der Zuſammen⸗ preflung der Leber, die. Beſchwerungen des Magens, Dan, Mn Ekel, Efel, — uͤbeles Dee von dern Zuſam⸗ menbrücken bes Magens und des Zwölffingerdarmes; die blaffe Farbe von diefer Gewalt auf die Fließwaſ⸗ fergefäße ausgeüber, die Unordnung, das zuviele und zu menige bey den natürlichen Ausleerungen, daher, daß die zu jeder beſtimmten Theile gelitten Haben, und endlich Berftopfungen, Geſchwulſt, rs ri harte Gefchrülfte, daher, daß die Gefrösdrüfen, die Pancreas beſonders, das Netz, die Leber, die ‚Eyer: ftöcfe, und andere innere Theile des Unterleibes, durch das Zuſammenſchnuͤren des Schnürleibes — —9*— und nach wie gequetſcht worden ſind. | | Diefe übeln. Wirkungen geben oft — als bloß auf die Theile des Unterleibes, von deren Zus fammenpreffung fie ihren Urſprung haben; Bruſt und Kopf leiden zugleich: Der Zwang, den das Zwerg: fell: ausfteht, die Verhinderung, welche ſeine Bewe⸗ gung durch den Widerſtand der zuſammengepreſſeten Theile des Unterleibes findet, veranlaſſen Bruſtbe⸗ ſchwerungen, ſchweres Athemholen, Lungenkrankhei⸗ ten. Wenn die ſtarken Blütgefaͤße des Unterleibes durch eben dieſe Zuſammenpreſſung der Eingeweide gezwaͤnget, und die Flechten in ‘dem Gekroͤſe bin —J. her gezogen werden, ſo leiden die großen Gef | Herzens, und das Herz felbft, verdrießliche Sufäle: es entftehen darans Herzklopfen, Pulsadergefchwülfte, Polypen und Ohnmachten. "Eben dieſer Zufammen- preffung der großen Blutgefäße des Unterleibes, wie ; auch der Gewalt, welche auf die Mervenflechten, die Drüfen, und die ftarfen Fließwaffergefäße ausgeuͤbet | wird, kann man es zufthreiben, daß die Schlafpuls: | - adern der Schnärbräfte 339 adern außerordentlich ſtark ſchlagen und aufſchwellen, daß die Droſſeladern und die Drüfen an der Kehle fo. veränderlicher Größe find, daß die Speicheldruͤ⸗ fen, die Drüfen des Kopfes vom Schlunde, und des Schlundes ſelbſt, gleichſam a einmal den in ihnen enthaltenen Speichel, oder die ſchleimichte Feuchtigkeit ausſchuͤtten, woraus ein häufiger, mehr oder weniger periodiſcher Auswurf diefer Feuchtigkeiten entſteht. Ich habe ſolches bey Perſonen, die mit verhaͤrteten Geſchwuͤlſten im Unterleibe beſchweret waren, bemerket, und ſie geſtanden mir, daß ſie in ihrer Jugend ſehr enge geſchnuͤret geworden. > Diefe Beſchwerungen erzeugen ſich nur nach und nach, manche erfordern viele Jahre, ehe ſie empfind⸗ | lich werden, und bisweilen merfet man fie erft lange nachdem man ſchon die Schnürleiber abgeleget hat, die man in der $ugend trug. Beſonders die unempfind« ‚lichen Beulen, die verhärteten Geſchwuͤlſte, Die or⸗ dentlich nur erft gefühlee. werden, wenn fie zu ‚einge gewiſſen merflichen Größe gelanget find, wo fie nit eher ſchmerzhaft werden; Gleichwohl haben fie, e fie noch zu dieſer Größe gelangeten, in denen zum $e- ben gehörigen Berrichtungen, ſchon Unorönu verurfacher. Daß indeß diefe Befchwerlichfeiten ſpaͤ⸗ ter oder eher empfindlich werden, ruͤhret theils von der verſchiedenen Lebensart und beſondern —— | heit des Körpers einer jedweden Perfon, theils Das ber, daß die Schnuͤrleiber des Nachts abgeleget wer⸗ den. Eben auf die Art fuͤhlet man die Leichdornen om Huͤneraugen ‚an. den Füßen, die von den. engen und. fpigigen Schuhen entſtehen, exftlich, wenn, „fie us und ſchmerzlich PER Weil man dieſe ver⸗ m 2 or⸗ EN \ * Von den ubeln Folge borgene Veſchwerlichkeiten ihren — d ſie beſtaͤndig unterhält, nicht zulaͤnglich gekannt hat, find Nebenzufälle als die Hauptfranffeiten angefehen worden, die nachgehends, wie man bie Schnütleiber nicht mehr. gefragen bat, jaͤhlings aufgehoͤret habe Hr man wohl zuvor verfchiedene Mittel vergebens dat» wider verſuchet hatte. Ich habe ſelbſt geſehen, daß bey einem jungen Frauenzimmer, gewoͤhnuche und un ertraͤgliche Schmerzen, um die Gegend des Magens 'berum, in weniger Zeit aufgehöret haben, da fie nur “auf mein Einrathen die Geftalt des Schnürleibes ge⸗ aͤndert, naͤmlich ihn nicht ſo ſteif gemachet, vornen zu⸗ "gefchnüret, und zwiſchen beyden Enden eine weite Deffnung gelaſſen hatte. N Wer den Bau des stehen Körpers, a Die eigentliche Drdnung, nach welcher die zum seben gehoͤrigen Verrichtungen gehen, kennet, darf nur ſo viel, als ich geſaget habe, wiſſen, um alle von den | Schnorleibern herruͤhrende innerliche Beſchwerungen umſtaͤndlich und deutlich erklaͤren zu fönnen. Von den uͤbeln Wirkungen derſelben auf die aͤußern Theile * ich folgendes bemerket. Die Schultern werden ch die Bänder, die über die Schultern gehen, ge— waltſam zuruͤck getrieben, und gegentheils treiben u allzuengen Armlöcher die Theile unter den Aermen in die Höhe. Dieſes verurfacher in den Armmuffeln Fehr fehädliche Wirkungen, von denen ic) zuvor gere⸗ det habe, und preffer die großen Gefäße und Sehnen | der Armnerven zufanmmen. Die veränderte Farbe der Haut, "die bisweilen längft des ‚ganzen Armes Blau wird, bemeifer, wie fehr dieſe Gefäße durch die Bänder über die Schultern‘ uhd durch die * rm»: "8 der Schnuͤrbruͤſte. 541 Armloͤcher gepreßt werden, welche noch uͤber dieſes die Muffeln des Oberarms ſchmerzlich zuſammen⸗ zwaͤngen, und zugleich einen großen Theil von ihren Bewegungen entweder nicht frey genug geſchehen laſſen, oder gar verhindern. Man ſieht dieſes au⸗ genſcheinlich; ; wenn Perſonen, die ſo gefeſſelt ſind, z. E. an einem Tiſche ſitzen, und mit der Hand eine Sache, die ihnen gegen uͤber ein wenig entfernet von ihnen liegt, langen wollen; ſie muͤſſen, ſolche zu errei⸗ chen, mit dem ganzen Leibe uͤber den Huͤften eine ge⸗ wiſſe halbe Wendung machen, wie eine hoͤlzerne Puppe noͤthig haben würde, und zugleich muͤſſen fie ſich ſchief neigen, welches öfters. mehr. einer gezwun⸗ genen Artigfeit ähnlich fieht, als daß man. es merfen follte, daß fie es nicht anders machen fünnen, Was daher, daß: die Schnürleiber die Theile unter den Hüften: niederwärts drücken, : bald oder langfam in den dicken Beinen, den Schenfeln und den Füffen, wegen des Zufammenhanges der Gefäße, Merven, u. ſ. f. für Unbequemlichfeiten entftehen fönnen, habe ich noch nicht hinlaͤnglich unterfucher. Vielleicht find einige davon denen ähnlich, die ich in der Abhandlung von 1740 aus ben hoben eisen Grauenjinamers hergeleitet babe *, > Diefe übele Gewohnheit des jungen — — ſo zuſammen zu preſſen, iſt ſehr alt, weil ihrer in Terenzens Comoͤdien Erwaͤhnung geſchieht, und Riolan, erſter Leibarzt der Koͤniginn Maria von Medicis, wie auch Dechant des koͤniglichen Collegii, und der mediciniſchen Facultaͤt zu Paris, in ſeinem hin Mm 3 anato. i Hamb. Magaʒj. uU 3. 6 St. 3 Art. 542 | v DU hy E 14 e anatomiſchen Handbuche im: VE Bu 17‘ — av redet. Er ſaget, bey dem jungen Frauenzimmer in Sranfreich ‚befonders denen von Adel, wäre o * rechte Achſel hoͤher und ſtaͤrker, als bie linke, ‚daß man Eaum zehne unter hundert fände, —5* denen —7* Achſeln ihre: gehörige Lage hätten. Er bemerket, es ſey ſchwer die Urſache davon zu. entdecken und ſuchet ſolche in verſchiedenen Umftänden, unter andern, daß der rechte Arm öfter und ſtaͤrker beweget, und da« durch das Schulterblatt aus feiner Stelle gezogen und gerückt werde, wodurch fich die Muffeln erheben, und es vortreiben ; ‚imgleichen faget er, ‚hielten die Waͤr⸗ terinnen die Kinder, wenn folche geben lernten, or⸗ dentlich beym rechten Arme, und die Mütter hätten in Gewohnheit, die Töchter die Achſeln niederdruͤcken zu laffen, und fie außerordentlich zufammen zu ſchnuͤ⸗ ren, damit der Leib ſchlank ausſehen ſollte, u. ſ. w. Dadurch, ſaget er, werden die untern Theile zu ſehr gedruͤckt, und die obern nehmen: einen größern Raum ein, daß die Achſeln hervortreten ; der erwaͤhnte Man« gel, kann auch, wie er zulegt angiebt, von einem Fehler an er —** des Ruͤckgrades herruͤhren. Es iſt merkwuͤrdig, daß Riolan dieſen Fehler *5 das franzöfifche Frauenzimmer einfchränft ; da er rei lange genug die Königinn in fremden ändern begleitet hatte, daß er daſelbſt ‚eben die Fehler: und eben Die Urfachen derfelben haͤtte bemerken koͤnnen, m die er erwaͤhnet, das Zuſammenſchnuͤren des —— von der Bruſt ausgenommen; ‚welches. damals viel» leicht nur bey dem; Adel in Gebrauhe,war. Aber diefes: Zuſammenſchnuͤren des Untertheils der Bruft, welches nach Riolans Gedanken machen ſoll, — | Schnuͤrbruͤſte 543 das errheit — wird, kann — Man ⸗ gel, bey einer Schulter nicht mehr, als bey der an⸗ dern verurſachen, und die Schnuͤrleiber der damalis gen Zeiten preßten den Leib vielleicht nur unterwaͤrts 5 ohne ihn oben zu zwaͤngen. Ih habe dieſe Anmerkung Riolans ſchon FA gelefen; aber nur vor einigen Jahren befonders dar- auf Ahhtung gegeben, nachdem ich die Maͤngel in der Leibesgeſtalt verſchiedener jungen: Frauenzimmer un: terſucht habe, die dergleichen Schnuͤrbruͤſte beſtaͤndig getragen hatten, und bey denen die rechte Schulter und das vechte Schulterblatt groͤßer, ſtaͤrker, und mehr hervorſtehend waren, als dieſe Theile auf der linken Seite. Ich erinnere mich aber auch, daß ich folche Sehler nur auf der linken Seite gefehen habe. Ueber— dieß habe ich gefunden, daß der Ruͤckgrad bey eini» gen mehr, bey andern : weniger ift. verrückt gewefen, are durchgängig nicht gar zu ftarf. Vollkommen zu begreifen, wie: folche Ungleic)- heiten der Achſeln aus den Shm bruͤſten entſtehen koͤnnen, darf man ſich nur erinnern, was ich zuvor von ihrer Beſchaffenheit und der Art, wie fie angelegt ‚werden, geſaget habe; nämlich, daß man fie hinten am Ruͤcken enge, flach: und fteif macher, die Schulterblät- ‘ter dadurch anzupreffen, und. den Rücken fehr flach zu machen. Kaum läßt man die Kinder ißo fünf oder ſechs Jahre alt werden, ſo kleidet man ſie ſchon auf Diefe Art ein. Die Folgen daraus find, daß beyde "Schultern, da fie von Natur gleich find, und bey der. erſten Anlegung der Schnürleiber gleich gepreflet „werden, auch’ gleich große Verhinderung: an ihrem > leiden. Da man aber einen, Arm mehr Mm 4 als als den Bi J —“ den. chte J ſten beweget, ſo wird dadurch der — * | hoͤrige Theil des Schnuͤrleibes weggetrieben, und in eine andere Geſtalt gebracht, da gegentheils der ans | dere Arm, der fich weniger oder garnicht bewe. dem ihm angehörigen Theile feine. Befchaffenheie bes ſtaͤndig läßt, wodurch das Schulterblatet, das: ſich etwas Platz gemachet hat, mehr Nahrung bekoͤmmt; da Gegentheils das andere wie eingezwaͤngt bleibt. Die erſten drey, vier oder fuͤnf Monate merket man es nicht, daß die eine Seite freyer, als die andere iſt, und nad) Verlauf derſelben, und. bisweilen noch ſpaͤ⸗ ter, veraͤndert man die Schnuͤrleiber. Eben das ge⸗ ſchieht nach Proportion, wenn man die zweyte Schnuͤr⸗ bruſt trägt, und die Schulter, die am wenigſten zur fammengedrüct ift, waͤchſt nad — — eines jedweden Natur, immerfort. Endlich wird dieſer groͤßere Wachsthum merklich beſonders, wenn man nur alle ſechs Monate die Schnuͤrleiber veraͤndert, welcher Verzug auch noch andern, ſowohl innerlichen als aͤußern Theilen der Kinder, die von Natur gu wachſen, noch groͤßern Schaden thut. | Diefem ungeachtet werden — die * Bortheil dabey finden, die Schnürleiber zu vertheis ‚digen, wie auch die Siebhaber einer eingebildeten gu⸗ ten Seibesgeftalt, ſich auf die tägliche Erfahrung berufen, ihren Mugen und ihre Nothwendigkeit zu zeigen : 1) Weil verfchiedene fi) nicht wohl ohne diefe Schnürbrüfte gerade halten koͤnnen; 2) weilman verfchiedenen Unbequemlichkeiten Durch diefe Schnuͤr⸗ leiber vorgebauet hat, die andern zugeſtoßen ſind, wenn ſie ſich derſelben nicht haben bedienen .. 5 3) bat der S Schnuͤrbruͤſte. | 545 DIT man mie entgegengeſetzt, nur durch die Schnuͤr⸗ leiber wuͤrden Misgeſtalten, die ſchon vorhanden wären, gehoben, und ich habe fie ſelbſt aus derglei⸗ chen Urſachen angerathen. 4). Nötbigten fie junge „seute, ſich beftändig gerade zu halten, und machten ihnen eine gute Seibesgeftalt. Ich habe —5 fol | * zu anfworten u 7 Nur nachdem man die Schüärleiber eine Zeit · fang: getragen hat, wird es ſchwer, fich ohne fie gerade zu halten: Die Wirbelmuffeln und andere Muffeln, die den Ruͤckgrad aufrecht zu halten dienen, find durch ‚den beftändigen Gebrauch der Schnürleiber genöthiget,den Tag über ohne Wirkung zu bleiben , weil die Seife des Fifchbeins den Ruͤcken gerade hält, ohne daß die Muffeln was dabey zu thun haben : Des Nachts über, da der Rüden auf dem Bette ruhet, dürfen fie ebenfalls nicht wirken, Es geht alfo hier eben fo zu, wie bey $euten, die lange bertlägerig gewefen find, - und nachgehends mit Mühe aufrechts ftehen und ge ‚ben lernen, wenn ihnen gleich) nichts mehr fehlet, nur weil die dazu gehörigen Muffeln lange Zeit unmwirke fam gemwefen ſind. Da auch die Muffeln am Kreuze von den Schnürleibern ‚gedrückt und wie betäubet werden, fo verlieren fie in verfchiedenen Graden das Bermögen, den Nückgrad ohne die Schnürleiber ger rade zu halten. 2. Es iſt wahr, daß Misgeſtalten des Ruͤck⸗ grad⸗ der Schultern, der Huͤften und der Bruſt, durch Schnuͤrleiber, die nad) einer jeden Perſon ein» gerichtet find, oft am beiten gehoben, vermindert, oder wenigftens von fernerm Wacherhume zuruͤcke ge: * werden, und ich habe ſie daher ſelbſt oft mit HR 54 Mm 5 gutem BEER als. ein eh ur sy | angerafben ; aber die Erfahrung: bat mich * ges lehret, daß man in vielen Fällen mit Bortheil andere Mittel brauchen kann. Die Schnürleiber find alſo auf die Art nothwendig, wie die Bruch⸗ Bänder, oder die Stiefeln, die man: bey Fehlern der Füße brauchet. Es finden fich bey folchen Huͤlfsmit⸗ teln, zu'großem: Schaden des gemeinen Weſens, faft e viel, um nicht zu fagen mehr, ſchlechte Arbeiter, als wahre Kuͤnſtler. Ich habe En DR die ſehr nel: abgelaufen — A er! Bas ich von der Norhmwendigkeit d rer Shark | be; wenn der Zufall, da fie erfordert werden, wirf: lich vorhanden ift, geſaget habe, gilt auch) von dem vorgegebenen‘ allgemeinen Nusen, ; dergleichen Zu- fällen. vorzubauen. Sie find in diefer Abfiche gar nicht nüßlich, und noch vielweniger nothwendig, wenn nicht die Schwaͤche der Theile, oder ein anderer Um⸗ ftand, z. E. die Gewohnheit an eine uͤble Stellung, oder eine zaͤrtliche Leibesbeſchaffenheit bey jeman⸗ den, der ſtarke Bewegungen vornehmen muß, der⸗ gleichen erfordern. Eben auf die Ark tragen junge Leute, die reuten lernen, einen ‚Gurt, Brüche zu = meiden, und die Couriere guͤrten fich fehr ſtark, die Zufälle zu vermeiden, die ihnen das heftige Erſchuͤt · tern des Pferdes ‚worurfächen! koͤnnte. Auch in ſolchen Faͤllen ift ein wahrer * nörbig m. * bloßer te öft — — V—— — I UT eo, 3 — Er AH * Die ee Urfäche, die mans für die’ ‚Schnür. * hi iſt * * den Kindern dadurch ge € abs der Schnuͤrbruͤſte 547 Safe ihres erſten Wachsthums der seh. gerade wird, daß er ſich alsdenn bey reiferm Alter ſo erhaͤlt, und eine beſtaͤndige gute Geſtalt bekoͤmmt. Man unterſuche aber das gemeine und das Landvolk in ganz Frankreich, man betrachte andere Nationen, ſelbſt außer Europa, ‚jelbft bey den Wilden in andern Welt⸗ heilen, fo wird man überall finden, daß alle Kinder uͤberhaupt öhne die Schnürteiber: oder was Gleich: ‚gültiges, wohlgeſtalt und gerade, auch bey heranwach⸗ enden Alter bleiben, ohne daß ihre wahre‘ —* Bildinig im geringften aus der Ordnung gebr acht wird; ich fage ihre wahre natürliche Bildung ; denn die man bey uns fo fehr preifer, iſt ganz gefüns ftele und widernatuͤrlich, nebſt allem, was davon her⸗ rühret, z. E. eine wie zugefpigte Bruft, ein ein» gezogener Bauch ‚ein platter Ruͤcken, zuruͤckgezo— gene Achſeln, in die A Schluͤſſelbei⸗ ne, theils niedergedruͤckte, theils zuruͤckgebogene, theils vorwaͤrts detriebene Ribben ‚> das Bruſtbein, die Eingeweide des Unterleibes eingepreßt, was in der Bruſt befindlich iſt, gezwaͤnget, und alle Unorde nungen an innerlichen und äußerlichen Theilen, da: von ich vorhin geredet habe. Mit diefer Verder- bung des wahren Baues und. der wahren Schoͤnheit des menſchlichen Koͤrpers kaufet man, durch einen un⸗ beſonnenen Gebrauch und durch ungeſchickte Anlegung der Schnuͤrleiber, ſo theuer die eingebildete gute Lei⸗ besgeſtalt. Man wende mir nicht ein, daß viel Per⸗ ſonen nichts von dieſen Beſchwerlichkeiten gefuͤhlet ha⸗ ben; vermoͤge der Angewohnheit, der Staͤrke ihrer Natur, und der naͤchtlichen Ablegung der Schnuͤr— 7, N haben N eine Zeitlang ausgebalten, und Fün- nen nen noch aushalten‘; indeß eneftehen unvermerkt die Beſchwerlichkeiten, von denen ich geveder habe, und entdecken ſich alsdenn jählings und oft, nachdem man diefe Kleidungen fehon lange abgeleget hat, mit größe: rer oder geringerer Stärke, wo fie —* * — ſchen ohne ſich zu — — al * Man kann von ven‘ Schnürbeiten u ei andere Anmerkungen in Platnerd zu Leipzig 1735: Ir haltener Difputation de thoracibus und in | . Orthopädie FLB. 120 ©. der 5 ehe —— | “— Anm. des ueberſ. En a RITTER ET ray 3:34 £ PET LE TB Le N * * Pr U» 9 — N EAT i.a j —64 in i Ä % 17 AR J In " KG u ing DER ® J E N pP 4 \ — J a > U — ———— ————— N TEE BR mL, —B& wir 3 — nA > ER W y RT 7 “ — A + — S 7 * f 4 RER | i IN aut EEE x... Be Jet) WR ER. An. 9* 7 * — ty — * dc = —— N u: So de wu wu i EN N. iM ! En N ı) V ni 4 h — J—— a a un A — ieh \ > x .E s IE HERE un; si Ber) J ca, 5 / oa R — BG DEE | er Knhart,- wem: % an . ae Fa An Fir 4 13 is Hi rar Er 939 * an } * ß 1* — — PR IE. Hi Mur, ⸗ were ö f Ir — — a 9 Be er ——— Vin — | nen ya er * * ... *** none a.% — Ba on nV — Chriſtian gehe, * "bangptigritgeefhen Predigtamtes Seniors Fi — und Yfarrherrns der Kirche zu St. Jacob iR in Nordhauſen, Nagriqcht von feinem = Raturain und Kunftcabinette, on zarter Jugend an, da * * —— Y mich des. Gebrauches meiner Vernunft zu 7: bedienen, babe ich durch einen natürlichen Aricb ein aufmerffames Auge auf die Gefchöpfe,wels che Gottes Allmacht durch ein bloßes Sprechen aus Nichts gemachet, gehabt, und fonderlic) auf diejeni⸗ gen, welche auf und in unſerm Erdboden, den wir be⸗ wohnen, anzutreffen. Ich mochte ein Steinlein, ein Kraͤutlein, ein Wuͤrmlein finden, ſo ſah ich ſolches nicht obenhin, als Kleinigkeiten an, ſondern betrach— tete es hinten und vorn, oben und unten, und auf allen Seiten. Meine Neugierigkeit trieb mich, meinem in der Gruft noch geehrteſten und geliebteſten Herrn Vater ſolche zu zeigen, und ich ermuͤdete ihn mit tauſend Fragen uͤber dieſelben oftmals, ja bisweilen faſt bis zur Ungeduld. Ich hub alles, was nur ein wenig so Nachricht von Lefers wenig nicht gemein (bien, forgfam. * hatte alſo auf Schulen ſchon manches geſammlet. Ich ließ ſolches in meines ſeligen pi Diaconatwoh- nung zurücd, als ich im. ee: n 12 April die hohe Schule zu) Halle iin! wollte. ie aber in Ddemfelben Jahre den 21 * eine u bändige Feuersbrunft 670 Haͤuſer in der Oberſtadt dahin riß, ſo verzehrete fie, nebſt den Guͤtern meines Vaͤters nicht allein eine ftarfe Sammlung der lateini⸗ fehen Poeten des ſechs jehnte Jahr undertes, ſondern auch dieſe Sammlung —2 chen, welches mich ſehr ſchmerzete, da ſolchergeſtalt an meinen Bemuͤhungen Hopfen und Malz (wie man zu reden pflegt ) verloren, und mein ——— —* war, Weil ich aber bey meinem andern aͤev ter, dem feligen Heren geh. Rathe D. Friedrich Hofe mann, einen nähern Zutritt, als; andere Studi er de, hatte, und er meine Neigung, natürliche Dine nauer zu fuchen, merfete, fo ließ er mich nicht mir“ feinen phyſiſchen Unterfuchungen zu, fondern erlaubere mie auch oft, fein Cabinet genauer zu durchfehen, Ich fieng auch von neuem an, gelegentlich allerhand natürliche Sachen zu fammlen, die ſich nah und nach in einer Zeit von 38 Fahren jiemlich vermeh⸗ vet hat, fo viel es einem Privatmanne ohne Ber» fehwendung des Geinigen zu fammlen möglich ift: Wie ich folhe Sammlung zumege ‘gebracht, bat mein feliger Freund, Herr D. Ernft Friedrich Nein bauer. im zweyten Theile feiner Nachricht von den itztlebenden evangelifchlurberifchen und reformirten Theologen auf bem 937 ki — | erg 2. if! EG o Naturalien⸗ und Kunſtcabinette. 551 oft Fremde dieſes mein Cabinet geſehen, und Herr Auguſt Schulze, der Rechte Befliſſener, aus Mag» deburg, itzo aber nach vollendeten Reiſen anſehnli⸗ cher Canonicus am Stifte St. Peter und Paul da⸗ ſelbſt, mein hochgeehrteſter Gönner, i im Sabre 1744, nach Befichtigung deffen, folches in einem wohlgera- ebenen Gedichte, voll Feuer und Schönheit, wofuͤr ich ihm nochmals ergebenften Dank abſtatte, befchries ben, und es dadurch noch bekannter gemachet: ſo ha⸗ ben mich viele von meinen Herren Correſpondenten oͤf⸗ ters erſuchet, ihnen genauere Nachrichten zu erthei⸗ len. Weil aber jeglichem ſolche aufzuſchreiben und auf der Poſt zu ſchicken viel Muͤhe, Zeit und Unkoſten verurſachen wuͤrde/ ſo habe ich mich endlich entſchloſ⸗ ſen, allhier eine kurze Beſchreibung davon einzuſchal⸗ ten, worinne ſie jeglicher au Belieben wird: * koͤnnen. | R- ee | Dieſes m mein Naturalien. * ——— fee ir in. einem hellen Zimmer, und die Sachen werden fol- gendermaßen darinne aufgehoben. “Bier Schränfe, deren jeder 4 Fuß und 4 Zoll breit, 3 Fuß boch, und ı Fuß und 2 Zoll tief, in jedem find vier Breter, was Darauf zu legen, den Boden mitgerechnet. Ein j jege licher bat zwey Flügel zur Thüre, worinnen große belle Glasfcheiben find. Die Thüren haben faubere fran- zöfifche Schlöffer, und dienen darzu, daß fie verfchlof- fen werden fünnen, flacianifche Hände von bemahrten Sachen abzuhalten, gleichroie hingegen die duchfich- tigen Glaͤſer aud) in meiner Abweſenheit neugierigen 9 dieſelben anzuſehen erlauben, und auch verhin ⸗ dern, 552. Nachri “ID 2 N dern, daß nicht foTeicht Staub darauf fallenfann. Es find diefe Schränfe mit Delfarben himmelblau ange⸗ fteichen, und die $eiften verguͤlddet. Jeder Schrankrus het auf einem Geftelle, 4 gute Fuß hoch, und mie dem | anfe von einer Breite und Tiefe, mit 3 Boden; Auf jedem Schranke ftehr ein Auffag von Stufen In den Geftellen ftehen entweder Bücher, fo zum Ca⸗ binette gehören, oder e8 liegen andere Sachen darinnen. Oben auf den Stufen der Auffäge liegen große Sa: chen, die fo leicht nicht beyneftedkr werden fünnen, und in den verfchloflenen Schraͤnken ſelbſt liegen Fleine Sachen, die leicht weggenommen werden fönnten; Noch iſt ein anderer Schranf, 2 Fuß hoch, 3 Fuß und fünf Zoll breit, einen Fuß und zwey Zoll tief, ebenfalls mit gläfernen Flügen, Es träge ihn ein Geftelle von gleicher Breite und Tiefe, fo aber 3 Fuß und g Zoll hoch ift, und drey Boden mit dem uns erften bat. Das unterfte Sach ift mit. dem Boden 2 Fuß hoch, daß auch Bücher in Regalfolio darinnen ftehen koͤnnen. Noch ſteht auf der Erde ein Schranf, welcher 3 Fuß und 6 gute Zufl breit, 4 Fuß hoch, und 2Fuß tief ift. Ex ſteht auf einem Geſtelle, 7 gute Zoll hoch, fo mit dem Schranfe eine Breite und Tiefe hat, auch mit 2 Schicbladen verfehen ift. "Der unterfte Theil diefes Schranfes ift 3 Fuß und 10 gute Zoll hoch,und mie 2 Thüren verfchloffen, in der Mitte die Laͤnge herab ge» heilt, und in jedem Theite find 8 Schiebladen überein: · ander. Der oberfte Theil des Schranfes ift ohne die oberfte geifte 1 Fuß hoch, auch inder Mitre getheiler, und mit 2 gläfernen Thüren verfehen. Inwendig hat er ftufenförmige Geftelle, » Daß aber dieſe age nicht Naturalien⸗ und Kumflcabinette, 353 niche fämtlich von gleicher Art und Größe find, iſt die Urfache, daß ich fie nicht alle felbft machen laſſen, fondern die beyden legten von milder Hand guethätiger Freunde gefchenfer befommen, welche ich zu deren billigen Gedächtnifle fo habe gelaffen, mie ich fie be⸗ foınmen, Sn den 4 erften Schränfen fin? auf bre= terne Täfelein, welche vierecficht, und am Rande mit £leinen $eiftlein verfeben find, Die Sachen in Ordnung efteller, damit man allenfalls ein folches auf einen &ifch zu genauerer Betrachtung einer Anzahl vderfels ben fegen koͤnne. In diefen liegt jedes Stud in einem befondern umgekehrten Schachteldeckel befonders, wela che ich deswegen gewählet, weil man folche am beften fortrücken kann, wenn man ein neues Stuͤck befömmt, fo bier oder dar in die Ordnung nod) eingerücket were den muß. Die großen Dedel ftehen erft, hernach folgen in andern Reihen Fleinere, Nachdem nun die Stüde groß oder Eleiner find, _ werden fie in einen Deckel, der fie faſſet, geleget. Sind aber die Stüde klein oder zart, fo babe ich fie in Glaͤſer gethan, und in eine Schachtel an ihren Ort geleget, Damit fie zwar gefehen, aber durch unvorfichtige Betaftung nicht vera dorben werden koͤnnen. Außer dem hängen an den Wänden, und ftehen über den Thüren allerhand Nas tur⸗ und Kunftwerke zu Zierratden Was die Hrönung! der Sachen anbelanget, fo bin ich darinne den Spuren gefolget, weldye der ältefte Gefchichtfehreiber Mofes von der Schöpfung aus götts licher Eingebung hinterlaſſen hat. Er melder im ı Buche im ı Kapitel: daß Gott, nachdem er. das Hehe 3 Dand. Mn und 554 Nachricht: den — und die ze des Himmels dia am dritten Tas ‚ge das Waſſer von der Erde abgefondert, v. 9. 10. daß alſo die Erde, fo Das Mineralreich enthält, dag erfte ge- ‚wefen, worauf wir wohnen *, daß er darauf Gras und Kräuter auf diefem Boden durch fein allmächti- ges Wort hervor gehen laſſen, v. ın. 12. welche das “andere waren, fo ung auf unferer Wohnung nahe ift. Daß er, nachdem er die Geſtirne gemacher, die fanımt= | ‚lichen Thiere hergeftellet, v. 20. 21. welche das dritte maren, fo mit uns auf dem Erdboden wandelt, oder in der $uft flieat, oder im Waffer ſchwimmt, bis er zulege den Menfchen fchuf, v. 27. als das größte Meis ‚fterftück der ſichtbaren Gefchöpfe. Diefemnad) habe ‚ich die Sachen aus dem Mineralreiche zuerft in mein Cabinet geftellet; hernach die aus dem Kraͤuterreiche; und endlich, die aus dem Thierreiche. Weil man aber aus der Erfahrung inne wird, daß Gott in der Na> tur die größeften Dinge aus den zärtlichten Kleinig- feiten zufammengefeger, und noch) aus denfelben erzeu- gen läßt, mithin von dem, was in Bergleichung an | derer Dinge unvolltommen genennet wird, zum Boll: kommenern fchreitet, fo bin ich ihm darinne gefolger, | ‚ daß ich aus jedem Reiche unferer Erdkugel die unvoll⸗ kommenſten Geſchoͤpfe erſt in die Fächer geleget, ber- nach immer weiter die vollfommenern folgen laffen. | / Alſo 96 aus dem En die Erden den | An⸗ Jetzo rede ich nicht von dem, Ads Gott a Simmel, — ung geſchaffen; denn das kann man i m Cabi⸗ uet ſammlen, ſondern nur von dem, was auf und in unſerem Erdboden iſt. f Raturalien und Kunſtcabinette. 555 Anfang, darauf folgen die Salze, aufidiefe die Schwe⸗ fel, ferner die Steine, und. endlich die Metalle. Im Pflanzenreiche find erft aufgehoben die Schwämme aus dem Wafler und aus der Erden, die Mooße aus dem Waffer und aus der Erden, die Pflanzen aus dem Waffer, ſowohl harte als zähe, und aus der Er⸗ den, und zwar erſt deren Wurzeln, ferner deren: Holz, Schalen, Säfte, Blätter, Früchte: und Saamen. Im Thierreiche find erft die Pflanzen ähnliche Thiere, fodann die Inſecten, die weichen Thiere, die rin» digeen, die hartfchalichten, die Friechenden, die Fi. fche, die Vögel, Die unvernünftigen Thiere, und die vernünftigen Menſchen. In jeder Ordnung liegen die Gefchlechter nach, einander, und ‚unter jedem: Ges fehlechte die befondern Gattungen, theils in einzelnen Stüden, theils im Ganzen, wie man es haben koͤn⸗ nen. Ein mehreres fuͤge ich hievon nicht bey, ſondern ſpare es bis zu anderer Gelegenheit, ausfuͤhrlicher ha⸗ von Nachricht zu geben, werde mich auch der Einthei⸗ lung wegen mit niemanden in einen. gelehrten Zwey⸗ Eampf einlaflen. ROTER RE # “ 2% ae na Dad Damit aber diefes Cabinet nicht nur ‚mir, fon dern auch andern, denen es zu Theil werden möchte; recht brauchbar ſey, fo babe ich an jegliches Stuͤck deſſelben den Namen 'gefleiber, den es träge, und ſolche aus gedruckten Auctionscatalogen ausgefchnitten; ‚oder doch darauf gefchrieben. Sind aber die Stüde ‚fo £lein, daß man feinen Zettel Darauf machen: koͤnnen ‚fo habe Zettel mit der. Benennung auf das Glas an⸗ ‚geleimet, worinne fie aufbehalten werden. Sind aber J—— An 2 die TE W) J die Stuͤcke oh, daß es der Kai — ſo * Dierrathen von Kupferfli chen oder Solrfehnitten dar» auf gefleibet, in welchen die Namen ftehen. Hier: naͤchſt habe ich) eine befondere Bücherfammlung in mei⸗ nem Cabinette, welche mir theils von vornehmen Goͤn⸗ nern auch’ andern Freunden darzu geſchenket, theils «aber durch mid) vor mein eigen Geld gefaufer worden, Die aus Schriftftellern beftehen, fo von Natur- oder ‚Kunftfachen gehandelt, und es wird von folchen Din- gen nicht, leicht: etwas. vorfommen, darüber ich nicht etwas in einem Buche oder in einer beſondern Abhand⸗ lung haben ſollte. Ueber die natuͤrlichen Dinge habe ich 18 Quartanten, jeden einer Hand dick, in z2 Jahren zuſammen getragen, welche ſich auf meine Buͤcher be⸗ ziehen. Jede Ordnung hat hieraus ihr beſonderes Regiſter nad) dem Alphabete, und ben jeder Sache iſt unter ihrem Namen angemerket, was vor mehrere Mamen fie inandern Sprachen babe, was vor Schrift: fteller davon gefehrieben, wo fie in Kupferftichen abge» drucker. So babe ich auch Bin und wieder felbft mit der Feder manches abgezeichnet. Wenn ich nun zum Erempel von einer Sache etwas nachlefen wollte, als vom Argus unter den Seeſchnecken, fo darf ich nur in dem Regifter von Seefchnecfen unter dem Namen Argus nachfchlagen, fo finde ich da Anzeige genug, wo ich Nachricht davon ſchoͤpfen kann. Soolchergeſtalt koͤnnte auch einer, der in ſolchen Dingen noch nicht bewandert ift, doch gar bald ſich eine Erkenntniß der» felben zuwege bringen. Ueber * rn dabe eben —— m En A — I znIG | | —* * a Naturaliensund Runftcabittekte, 557 Hierbey füge ich noch die — bey, welche id auf mein wenn — N 7 # N. 84 ah F — und a a | h * Fremde, als Einheimiſche, Die Ihr an der Betrachtung der Werke Gottes in der Natu Vergnuͤgen findet, undn mit Augen‘ des Gemuͤthes — r bes Leibes voerſehen ſeyd, Euch ſtehet dieſes Zimmer offen! * Ihr findet hier - Ueberbleibfel von Steinen, Kräutern und Thieren, | unſchaͤdliche, auch ſchaͤdliche * Sehe aber die legten find Euch eben fo wohl nuͤtzlich, “als bie erſten. ze einiger Gift, noch anderer Biſſe find. Euch fhädlih, .. x alle aber find Euch nuͤtzlich. Sie find. ftumme, und — beredte Lehrmeiſte, Dem ihre Befchaffenheit redet ohne Worte nachdrücklich von ihrem Schöpfer, und ihre mancherlen Geftalten Sind eine geheimnißvolle Schrift ohne Buchitaben, welche Euch die Allmacht, Weisheit und Güte ann | befchreibet , | und alle ägnptifche.. Sinnfchriften übertrifft. Nu3 RAN TESDR —J ——— Findet. auch hier A — WerkedeRunf. Diefe find deutliche Zeugen Die weit es die Vernunft und Sefhietichtet. ‘men licher . Jän )e Der. Natur nacht un Fann. Ma 2 Aer ſtehet Euren Augen zu Dienſte; Aber nichts Euren Haͤnden, weder etwas zu betaſten, * | | noch vielmeniger zu nebmen. Re erlaubet Euch der Befiger dieſer Sachen, Dieſes hoffet Er nicht, Well er ,, Eure Beſcheidenheit und Ehrlichkeit werde hier der beſte Waͤchter fm. =. Nur Jedoch, | Dar die Hände Grauchen will, BR”, Dem ftehet frey, dem Beſitzer De Vor die Grfaubniß des Anfchaueng, Und. zum Lohne feiner Dienftfertigfeit — zur Vermehrung dieſer — benyʒutragen. nn „eher hin! Und denket an dem | ! mit Ehrfurcht, | "Der wunderbar iſt in feinen Werken. vn. Nach⸗ I A v \ Bi 4 “ Wi f J har: 14 Y 346 9 EU — — OR { ’ 4 at du h y X ae IN], — —28 2 . i Eee RR * VIII. Rachricht von. Carı Eiufi, Prof. der Kraͤuterwiſſenſchaft zu Leiden, Naturalien—⸗ Labinet, mitgetheilt von F. C. L. P. N. ind Naturaliencabinette Sammlungen,in BE che man die natürlichen Körper, fo vielman ©) deren aus dem dreyfachen Reiche unferer ‚bewohnten Erdfugel zufammen bringen kann, oder doch, die rareften entweder ganz, oder in Theilen ſammlet; fo hat man folche nicht als Kaften ſchoͤner Raritäten und fchönes Spielwerfes anzufehen ; fondern als brauchbare Bebältniffe vieler Gefchöpfe, aus deren . Betrachtung man des Schoͤpfers Dafeyn, Weisheit und Gürigkeit erfennen, und mit andächtiger Bes munderung verehren kann. ie find um deswillen hoch zu fhägen, weil man in Eurzer Zeit, ohne große Gefahr und Unfoften, darinnen mehr fehen kann, als andere kaum in vielen ‚Jahren, mit Aufwand vie« ler Koften, erfaufen, oder mit vieler Befchwerung auf Reifen: zu Waffer und Sande, unter vieler Ges fahr. ſich anfchaffen koͤnnen. Diejenigen. unterneh⸗ men 3 eine edle Sache, „welche entweder derglei— chen Naturaliencabinette wo es ihre Umſtaͤnde er⸗ Mn 4 lau⸗ icht von Cart M ben; Pak ‚ oder. die —— beſchrelben. Mun hat zwar Der unter dem verdeckten Namen C. 5. Neicelii verborgen liegende bamburgiihe Kaufs mann, Caſp. Friedr. Einckel, in ſeiner Muſeogra- phia, fo er 1729 in ato zu geipjig und Breßlau durch den Drud an das Sicht gegeben, morzu Herr D. oh. | Kanold einige Zufäge und einen- drenfachen Anhang gemachet „und morinnen von vielen Cabinetten feine Nachrichten ertheilet werden. Weil es aber nicht moͤglich iſt, daß ein Menſch alle Nachrichten davon, ſo hin und wieder in Schriften zerſtreuet ſind, ſollte ſammlen koͤnnen; alſo ſind auch verſchiedene ſeinem Fleiße entgangen, worunter auch des Clufü feines zu rechnen. Ich habe diefe Nachricht aus feinen eige⸗ nen Schriften, worinnen fie hin und wieder zerſtre uet iſt, muͤhſam zuſammen geſuchet. Er hat en. auf folgende Weife geſammlet. Erftlich hat er auf feinen Reifen, bie er duch Deurfehland, Sranfreic), Spanien , Porrugall und England gethan, mühfam zufammen gelefen, was er aus dem Schooße der Erde und des Waflers ha⸗ ben konnte, und auc) hlerdurch ſeine ar fi) nuße bar gemachet. f * —* Aundern Theils reiſete er, ei er in geiben ſich geſetzet, jedesmal um die Zeit, wenn er aus Oft- und Weſtindien die Rückunft dee Schiffe vermuthete, nach Amſterdam ‚ um aus der erſten Hand die Sel⸗ tenheiten auswärtiger Dinge vor baares Geld an ſich zu Faufen, und durch lebendige Zeugen fich eine — Veſchreibung derſelben geben zu laſſen. * ann - Raturaliencabinette, 561 Dann unterhielt er einen ftarfen Briefwechſel | mit Gelehrten und Ungelehrten, welche ihn entweder mit dergleichen Sachen befchenfeten, oder ihm davon Abriffe und Nachrichten ertheileten. Es waren fol« che, fo viel man in Erfahrung bringen fönnen , fol⸗ gende: Stephan Bader, ver Arztney Doctor in Amfterdam ; Franc, le Clerc, ein Arze in Dornick im franzöfifchen Flandern ; Theod. Elutius, Auffes ber des Kräutergartens der Afademie zu Seiden ; ME Eolius oder Coolmann, ein Doctor der Arzeneykunft, fo ſelbſt in Indien gewefen, und als er 1603 von Dar zurück gefommen, bald darauf. geftorben; ac, Cuele⸗ ner, fo auf dem Schiffe, Amſterdam genannt, wel⸗ ches mit Herrn Jac. von Neck aus Oſtindien 1603 wieder zuruͤck kommen, Comiſſarius geweſen; Jacı Garet, ein Kaufmann i in $ondon ; Petr. Garet, deg porigen Bruder, ein Kaufmann in Amfterdam; Ris hard Garth, ein vornehmer Caneleybedienter in London; Henr. Hoier, ein Arzt zu Bergen in Nor wegen 5” Lamb. Hortenfius, ein Doctor der Arʒney⸗ kunſt, fo Anno 1601 aus Java zurück fommen; Hu⸗ ge Morgan, der Königinn in England Eliſabeth Hof: apothefer zu Sondon ; Petr. Paaw, Profeflor, der Medicin zu Leiden; Bernd. Paludanus, ein Arzt zu Enfhunfen in Holland, den feine Trechnomathotheca berühmt gemacht; Wilhelm Parduyn, Burgemei- fter zu Mictelburg in Walchrien, der Hauptſtadt i in ganz Seeland ; Franz Penin, Apotheker in Amfters dam; ac, Diarau ‚ ein Befiger eines ſchoͤnen Ca: - binets; Chriftian Porret, ein Apotheker in $eiden ; Guil. Kondeler , Profeffor zu Montpellier in Fraut. reich; Joh. Steph. Scharm, Apotheker in Amfter- Nnz dam; 562 Nachricht von Carl Elufü dam 51 Dad. ‚Sinapius, Bürger in Amſterdam; Walich Spverts, Apotheker in Amfterdam; Benr. Zilemann, ein Kaufmann in $eiden; Sim. von To: war, ein Arzt zu Sevilla, der Haupeftadt i in Andas luſien in Spanien ; Eberh. Vorſtius, Doctor und Profeflor der Medicin in Leiden; Wibrand von Wars ic, Commandeur der Schiffe welche 1598 aus der Inſel Mauritii zuruͤck gekommen; Willh. Winter, welcher mit dem General Franz von Dracken bis an die magellaniſche Meerenge geſchiffet, und von dar 1579 zuruͤck gekommen; Eman. Zweert, ein Bürger in Amſterdam. Man kann hieraus leicht abnehmen, was fuͤr ſeltene Sachen ſein Cabinet beſchloſſen. Ich will zu einem Beweiſe nur einige lateiniſche Verſe an⸗ uͤhren, in welchen die Feder des: glücklichen Dichters, Dan. Heinfii, auf eine: lebhafte Art einige _ | | meldet. Sie find folgende: | a A natura parens, Attıherifäcorieie — Sidereos inter tractus, atque æthera magnum, " Carole, te vaftum quondam cireumtulit orbem , Ü Evedum ingenti curru: quem bellua a) Gandz Traxit, & immanis Matutz e littore ſerpens b), ' Kenn orbes⸗ centumque undoſa —* * Ectorquens — ——— tarde demiſſus in alvum. Aſtabant törv& facies, incognita cete . a) Animal ita Aum. 4 N | — derpens indieus octo pedum Romanorum. Yan Naturaliencabinette. Be 563 "Oceano patriquez & quo te nomine die ” Ignavum 0) pecus, & vifu deformia. —— d) | — *. tandem oral fic cognitus Hi- ct A ? f * — © 1 fulgentis opes. "orientis. & ultima feri_ ‚..Dona. recognofeis populi, Famzque ſuperbis h Poflibus, afhıgis , fpedtanda nepotibus, olim, | di —* Exvuvias terræ ingentis, monumentaquen mundi Divitis, & lougum fama diffundis i in zvum.. ‚Aceurrunt, ‚rapid puppes, ‚vitorque Batavus Æquoris, ingentes Neptuno immittit habenas. Stans alta in puppi, Borezque audacibus alis Imperat, & longas a tergo dividit undas. — Nec —2* populatur opes, miracula rerum, Herbasque, plantasque, & qua fe tollit ha- rundo f) AÆmula malorum fpatiis, aut arboris altæ Transferibitque Tibi, nec fe cognoleit i in illis. Æquora viderunt alios emergere corvos 9), Et Junonis avem ‚b): Stellasque i) in littore nauta - „ Horruit, & quercum k) mediis invenit in undis. — €) — animal. | d) Manati Phocz genus. | e) Hiftrix pifcis. f) Harundo indica. | / g) Corvus marinus. h) Pavo. j) Stella marina. k) Quercus marina. — Ma PA W 2 h —* * we aa f 564 Ra richt von Ca r { S Tut | * Das beſte, was dieſe ſeine Sammlung der Sel⸗ tenheiten anſehnlich und nutzbar machte, war dieſes: theile, daß er aus dem Munde gereiſeter, doc) glaubhafter Perfonen ‚ die folcher fremden Ergößlid)- £eiten augenfcheinliche Zeugen waren, nach Möglich feir, DBefhreiburigen vderfelben niederfehrieb, oder auch aus den beften Schrifterfaflern der natürlichen Geſchichte folhe heybrachte ;_theils, daß von Sa- ‚ers Bier fLDf Aiche ——— merden Fonnte, fich don andern die Abzeichnungen derfelben fommen ließ, aus melden allen die fechs erften Bücher feiner Exoticorum, fo die Preffe Ra- phelingii zu Antwerpen durch den Druck an das. che in —— erwachſen 9 find, N a er — — —— ** 4 ir E j) v3 a. “ f EN I TE - “32 IRSEN Li 774,0 Tan ER“ N Tor 1 > an ne —* Ti f IE rr & ‘ . z - * — r ur Fi FE re \ x z 5 er: . r ih i # 0318 1155 — ei 9 18 Fe 7. Pur. * 9 > a —* F a * 114 er is: e 532* gi u 9 u Art z E x 4 —*8 * J a r y th h TEST " * IN ip \ . RT 24 ee ” W Y) —— Wir ZA a © . REN: i » Ar = S EN 7, J —88 J BERN > VIER ) UK — () — N N 7, N 2 * — A; DE FERN — en urn we Eh N m; } ein | En *2 Re. ar 7, — MIR) * 8* N . P BilEıa 10 ij . wi ; Le” * ir) IE f li. 1.59 J 5 errkunnir: 05 Mn Se or IX. — Nagiht € von des Herrn Brignofi Gchanken wegen ‚der Eietericität; aus dem 1 Toumal des Savans d’Italie. I Th. 290 ©. er Buchhändler Komamcini dat feit —— einen Brief des Domherrn Brignoli uͤber die elektriſche Maſchine herausgegeben. Der Brief iſt den 23 Nov. 1747 gegeben, “und enthält fehr wichtige Sachen, wenn fie wahr find, Er behauptet, die Horizontallage, die man bisher der eleftrifchen Ma: fehine gegebeh, tauge nichts: Die Are des Lyline ders oder der Glaskugel, faget er, muß mit der Erdaxe parallel ſeyn. an mußfie nach der Polhoͤhe richten. Es iſt bier nichts baran gelegen, ob die Meynung, daß vom Pole be⸗ ſtaͤndig Ausfluͤſſe nach dem Aequator ſtroͤmen, richtig ſey oder nicht; nur ſo viel weiß ich, daß dieſe Lage uns davon das gehoͤrige Licht geben kann. Der Raum verftatrer mir nicht, die Aehnlichkeiten, die das elektriſche Licht mit dem Nordlichte bat, anzuzeigen. Ich melde un: % Ä nur 566 Brignoli von der El ftri PR Y nur ſo viel,daß ich bey meiner Maſchine einige Proben von dem lesstern gefeben habe, Er giebt ferner vor, wenn man die Mafchine von Abend gegen Morgen, drehete, bemerkete man befon- dere Erfcheinungen, die er der Wel efannt zu machen noch nicht für guf befindet. Kurz, er feheint ein neues Lehrgebaͤude von der Eleftricität Kunfgenenken zu ha⸗ ben, und er treibt feine Hoffnung fo weit, die tauben ühnereyer fruchtbar zu machen. Man ſieht ohne I "Erinnern, wie richtig die eleftrifche a feyn würde, wenn fie allen Arten von lebenden ©es ſchoͤpfen dergleichen Beyhuͤlfe leiſten koͤnnte. 567 a a 2 43**** x. Nachricht von einer Penduluhr. HN gemeinen Weſen wird hiermit bekannt ges macht, daß ein Kuͤnſtler eine Penduluhr von ganz neuer Erfindung verfertiget, deren inwendige Beſchaffenheit iſt, daß ſie nur drey Raͤder hat, und mittelſt derſelben folgende Wirkungen thut. 1) Zeiget ſie Stunden und Minuten. 2) Schlägt fie die Stunden ordentlich. 3) Alle Halbe Stunden wiederholt fie den Schlag, einer jeglichen Stunde, benebft den Minuten auf, eis ner kleinern Glocke. 4) Wiederholet fie ebenermaßen nicht nur die Sn den, fondern auch die Minuten durch einen Zug. Dies ſes aber ift fo zu verftehen: Wennes r repetitt, ſo be⸗ Deuter es; Minuten ; wiederholet es 2, fo find es 10 Mir nuten, und fo fort an bis 11, ſo wieberholet fie ss M. Oder man darf nur die Minutenfchläge mit 5 multipliciren. '5) Dienet zu wiffen, daß der Erfinder diefer Uhr zugleich ein Kunftftück angebracht, dem Pendul eine ‚gleiche Bewegung zu geben, die Luft mag heiter oder trübe, leicht oder fchiver feyn, meldye Gleichheit der Bewegung bisher noch Feine Penduluhr, fo viel man ‚weiß, geleiftet. Was aber folhe Gleichheit vor Nu⸗ gen thue, wiſſen diejenigen, welchen daran gelegen, und fich bisher über den Mangel derfelben beflaget haben. Noch ausführlichere Nachricht von obiger Erfin= dung kann man haben beh Hrn. J Chriſtian Kriegern, Uhrmacher in der kaiſerl. freyen Reichsſtadt Nordhau⸗ ſen. Die Briefe muͤſſen franco eingeſendet werden. * 2 Indhalt 12; In 4 it des ine Stuͤckes im Dein Bande: 1. 1. Hacei von bes ford Anſone um die ale ©.459 II. Arithmetiſche Roel, aus dem ſeter einer Stuͤckkugel den Diameter der Muͤn ndung des Stüdes, und umgekehrt, zu finden. Bon Prof, Käftnern _ 486 Ir. Betrachtung über bie fließenden trüben Ba. von C. G. Schober | | IV. Schreiben an Profeflor Käffneen, von Citde ung und DBefchaffenheit der Cementquelle in Altenberg A 496 V. Unterſuchung von den Stundenuhren der Alten 503 VI. Herrn Winslovs Betrachtungen über die übelen Folgen ausdem Gebrauche der Schnürbrüfte 532 vi. Leſſers Nachricht von ſeinem Naturalien- und en 549 vn. Deſſelben Nachricht von Cluſii Naturallen. cabinette 559 IX. Nachricht von Brignoli Seoanfen von. der Elektricitaͤt Sr BON x. Nachricht von einer Parbulhe N ua 9 oz J —J— Hambur giſches Wagazin, oder geſammlete Schriften, zum Unterricht und Vergnuͤgen, aus der Naturforſchung und den angenehmen Wiſſenſchaften uͤberhaupt. Des dritten Bandes ſechſtes Stuͤck. Mit Koͤnigl. Pohln. und Churfuͤrſtl. Saͤchſiſcher Freyheit. Samburg bey Georg Chriſt. Grund, und in Leipzig, bey Adam Heinr. Holle, 1752. | 571 AERKERR RR KR TE Ve EN Schreiben, einer ſheinboren Bewegung, welche an einigen Firſternen Beobachtet worden, an Ihro Hochgebohrnen, HERRN George, Grafen von Macclesfield, von Jacob Bradley, D. D. Koͤniglichem Aſtronomen, Savilianiſchem Profeſſor der Aſtronomie zu Oxford, Mitgl. der Koͤnigl. Societaͤt und der Koͤnigl. preußiſ. Akademie der Wiſſenſchaften und freyen Kuͤnſte. Aus dem Engliſchen uͤberſetzt — von C. Mylius. Hochgebohrner Kerr, 7 ie große Genauigkeit, mit welcher itzo ® Die Inſtrumente verfertiget werden, hat die itzigen Aſtronomen in den * Stand geſetzt, unterſchiedene Ver— terugen in der Sage der himmliſchen Körper zu 02 ent⸗ Man findet dieſes Schreiben in den — er actions 485 Rum, ı Art, 572 Bon feheinbarer Bewegung entdecken, welche wegen ihrer Kleinheit der Kennt⸗ niß ihrer Borgänger entwifchet waren. Und ob fchon die Urfachen folcher. Bewegungen allezeit da geweſen ſind, ſo haben doch die Naturverſtaͤndigen noch nicht ſo vollkommen erwogen, was die Wirkungen dieſer bekannten Urſachen ſeyn mögen, daß fie die Erſchei⸗ nungen, welche fie zeigen, aus Gruͤnden hätten bes weifen Fönnen, fo, daß die Theorie hier fo wohl, als in vielen andern Fällen, der Ausübung einige ihrer ſchoͤnſten Schlüffe zu danfen hat, ‚Diefes zeigt ung deutlich den großen Bortheil, welchen wir, davon ha⸗ ben, wenn man ſowohl diefen, als einen jeden andern Theil der Maturlehre, durch eine ordentliche Reihe von Beobachtungen und Verſuchen, verbeflert. Man hat in der That allezeit befunden, daß der Bortgang, der Aftronomie fo fehr von genauen Beob⸗ achtungen abhänget, daß er, ehe diefe find gemacht worden, nur ganz langfam zugenommen, Denn ih« ven erften beträchtlichen Zumachs, welchen fie, in An: ſehung der Theorie, befam, hatte ſie dem berühmten Tycho de Brahe zu danken, welcher es feinen Vor—⸗ gaͤngern, in der Genauigkeit der "Beobachtungen, weit zuvor that, und den finnreichen Kepler in den — ſetzte, einige der vornehmſten Geſetze der Bewegun der himmliſchen Körper ausfündig zu machen. Die Erfindung der Serngläfer und Pendulubren both be⸗ fondere Mittel dar, in ver Ausübung der Aftronomie weiter zu gehen; und daauch bald hierauf die wun⸗ derwürdigen Entdeckungen unfers großen Newtons, in Anſehung ihrer Theorie, folgten, fo iſt dieſe Wiſ— ſenſchaft durch beydes ſo ausnehmend geſtiegen, daß es ſcheinet, als ob den kuͤnftigen Zeiten wenig übrig gelaſſen einiger Firfterne. 73 gelaſſen wäre, ihr noch großen Zuwachs zu verſchaf⸗ fen. Doc wir finden, daß fid) die Sache in der That ganz anders verhält. Denn indem wir mehr Mittel, genauere Unterfuchungen anzuftellen, befome men, fo entdecken fich uns gemeiniglich neue Puncte, welche unfere Aufmerffamfeit erfordern, Der Ins halt meines gegenwärtigen Briefes an Ew. Hochges bohrnen , ift ein Beweis der Wahrheit diefer Anmer⸗ kung. Denn fo bald ic) von den Abirrungen der Firfterne, welche von der Bewegung des Lichts .ent- ſtehen, zc. die Urfache entdecfet und die Geſetze der- felben beſtimmet hatte, wovon ich einen Einwurf in der 406 Num. der philoſophiſchen Abhand⸗ lungen gab, erregte meine Aufmerkſamkeit eine neue Erſcheinung, naͤmlich eine jaͤhrliche Veraͤnderung der Declination einiger Fixſterne, welche um ſelbige Zeit merklich größer zu ſeyn ſchien, als fie ein Zuruͤck⸗ gehen der Aequinectialpuncte von 50“ in einem Jah⸗ ‚re würde verurfacht haben. Ob ſchon der Linterfchied Elein war, fo war er doch, durch die Nichtigfeit meis nes Inftruments, fchon in dem erften Jahre meiner Beobachtungen zw merfen, Als ich aber nicht ers rathen fonnte, von was für einer Urfache diefe größere Veränderung der Declination herkommen moͤchte, bemuͤhete ich mich, dieſelbe in meinen Rechnungen zu beſtimmen, indem ich mich des beobachteten jaͤhr⸗ lichen Unterſchieds bedienete, wie auf der 652 Seite der gedachten Abhandlungen gemeldet worden. WVon dieſer Zeit an habe ich, wenn es die Gele: genheit gab, bis itzo fortgefahren , Beobachtungen zu Wandfted zu machen, in der Abficht, die Gefege und die Urfache diefer Erfcheinung zu entdeden. 93 Denn 57a Don ſcheinbarer Bewegung Denn durch die Gewogenheit meines fehr gütigen und. redlihen Freundes, des Ritters Matthäus Wymon» defold , iſt mein Inſtrument dafelbft geblieben, wo | es zuerſt aufgerichtet worden war, fo, daß ich im Stans | de gewefen bin, ohne einige Unterbrechung, welche die Fortbringung deffelben an einen andern Dre würs de verurfacht haben, in meiner vorgefeßten Reihe | von Beobachtungen, in einer Zeit von zwanzig Jahren, fortzufahren, welche Zeit den Umlauf der Berändes | rungen, welche bey diefer Erfcheinung gefchehen, et= | was überfteiger. | Da ich der geringen Abweichung der Sterne von derjenigen Urfache, welcher ich fo lange vorher nad)» geforfchet Habe, gedenfen werde, fo befürchte ich, es werden es einige tadeln, daß ich fo viel Zeit auf die Verfolgung einer fo fcheinbaren Kleinigkeit gewendet babe: aber die wahren Liebhaber diefer Wiflenfchaft werden hoffentlich gehörige Achtung für dieſen natuͤr⸗ lihen Eifer haben, welcher das Gemuͤth zur Entde— ckung einiger Wahrheiten angetrieben hat, welche an fich felbft vielleicht von geringer Wichtigkeit wären, wenn fie nicht dienten, andere von größerm Nutzen zu erläutern. 1 BR a Die fcheinbaren Bewegungen der bimmlifchen Körper find fo verwicelt, und haben fo mancherley Urfachen, daß es in einigen Fällen hoͤchſt fehwer iſt, einer jeden ihren gehoͤrigen Theil des Einfluſſes zuzu⸗ eignen, oder deutlich anzuzeigen, welcher Theil der Bewegung eine Wirkung der einen, und welcher ei» ne Wirkung einer andern Urſache ift. Und weilnur die vereinten Wirfungen des Ganzen bemerfet wer« den, fo kommen oft. große ————— und ein⸗ einiger Firfterne 0 575 feheinbare Lnbeftändigfeiten vor; indem, wenn wir im Stande find, einer jeden befondern Urſache, die ihr eigene Wirkung zuzueignen, allemal übereinftims mung und Gleichfoͤrmigkeit daraus entſtehet. Solche ſcheinbare Unregelmäßigfeiten, welche, durch die unvermeidlichen Fehler, die allezeit mie aftronomifchen Beobachtungen verbunden find, füs wohl wegen der Unvollfommenheit unferer Sinne, als der Inſtrumente, deren wir uns bedienen, noch verwirrter gemad)t werden, haben oft diejenigen, welche fich bemühet, die Erfcheinungen zu erflären, fehr verwirret; und ehe Mittel entdecfet find, wo⸗ durch man einen jeden befondern Theil der ganzen Bewegung, welcher von einer jeden ihm zugehörigen Urfache herruͤhret, abfondern und unterfcheiden kann, wird es unmöglich feyn, von der Wahrheit einer Era Flärung recht verfichert zu feyn, Aus diefen Urfachen finden wir gemeiniglic), daß, je richtiger die Sinftrus mente find, deren wir uns bedienen, und je ordents licher die Reihe der Beobachtungen ift, welche wir. machen, defto eher wir in den Stand gefeßt werden, die Urfache einer neuen Erfcheinung zu entdecken, Denn wenn mir von denen Schranken, innerhalb wel chen die Fehler der Beobachtungen enthalten find, wohl verfichert werden Fünnen, und wenn wir bie Fehler durch die Vollkommenheit der Inſtrumente, welche wir brauchen, in fo enge Schranken gebracht haben, als es möglich ift: fo dürfen wir fein Beden⸗ Een tragen, dergleichen ſcheinbare Veränderungen, da fie diefe Schranken offenbar überfteigen, andern Urfachen zuzufchreiben. Vermoͤge diefer Regeln liege es einem praftifchen Aftconomen ob, vor allen his. - 04 Din- U» 576 Von ſcheinbarer Bewegu Dingen die Richtigkeit ſeiner Faſtinimee zu unter⸗ ſuchen, und ſich zu verſichern, daß ſie richtig genug zu ſeinem vorhabenden Geblauche derſelben find: | denn fo wird er endlich willen, in was für Schran⸗ | Een ihre Fehler enthalten find. Dieſes Verfahren ift legtlich auf eine ausnehmen ⸗ | vet, durch Das vortreffliche Beyfpiel Ew. Hoch: gebohrnen,,. angepriefen worden. Denn nachdem diefelben, aus einer befondern‘ Achtung gegen die Aftronomie, ein Obfervatorium gebauef, und eg mit | einem vollftändigen Vorrathe von aftronomifchen | Inſtrumenten, als die beften Künftler verfertigen | | Fonnten, verfehen hatten, trauten fie der Richtigkeit derfelben nicht eher gänzlich, bis man viefelbe der | Ihärfften wiederholten Unterfuchung. unterworfen hatte; wodurch ſie numnehr, aller Wahrfcheinlichfeit nad), in ihrer Ark fo volllommen geworden find, als | irgend etwan andere ſeyn fönnen, oder als fie nur immer die menfchliche Geſchicklichkeit gegenwaͤrtig zu Stande bringen kann. Nicht nur die tiebhaber diefer Wiſſenſchaft über« haupt find fie diefe GSorgfale Em. Hochgebohrnen Dank ſchuldig, fondern ich finde mid) aud) felbft hier- zu befonders verbunden ; indem ich, vermittelft der ſehr genauen Beobachtungen Em. Hochgebobrnen, in den Stand gefeger worden bin, einige Hauptgründe feft zu fegen ; welches mir außerdem fir igo, aus Mangel eines zu diefem Vorhaben gefchickten 2 nt, | “ments auf dem Eöniglichen Obſervatorio, nicht lich gewefenwäre, Denn der große Mauerqua welcher, ſuͤdwaͤrts vom Zenich, liegende Gegenftände zu beobachten, auf Demfelbigen befeſtiget ift, iſt, 9J glei or einiger Zirfterne. 577 gleich an fich felbft ein vollfommen gutes Inſtrument ift, Doch nicht geſchickt, forohl die Bteite des Ob⸗ ſervatorii, als auch die Größe der Nefraction in verz fehiedenen Höhen , mit der gehörigen Genauigkeit zu beſtimmen. Denn weil er zu fehwer ift, als daß: man ihn wohl von feinem Drte wegbringen Fönnte, und weil das Zimmer, mworinn er fich befindet, zu Elein ift, als daß er auf die entgegengefegte Seite der Mauer, wo er ißo ift, koͤnnte herumgedrehet werden, fo ann ich, durch wirkliche Beobachtungen der Sterne um den Nordpol, diefe nöthigen Puncte nicht in Kichtigfeit dringen. Deromwegen habe ich mich bemuͤ⸗ bet, diefes zu verrichten, indem ich meine eigenen Bes obachfungen mit den Beobachtungen Em. Hochges bohrnen verglichen habe; und ehe alfo diefer Mangel des Borraths auf dem Föniglichen Obfervatorio geho⸗ ben ift, haben wir die Kenneniß feiner wahren tage: Em, Hochgebohrnen zu danfen. | Ein Gemuͤth, welches bemübet ift, eine Art feiner Erfenntniß höher zu treiben, wird allezeit Durch das, was ihm die zu derfelben am meiften dienenden Mit« tel darbieten Fann, auf eine angenehme Art unters halten. Diefe find‘, bey einem practifchen Aftrono» men, richtige und mohlausgefuchte Inſtrumente. Ich denfe alfo mit Vergnügen an diejenigen guten Geles genheiten, twelche ich gehabt habe, gutes Berftänd» _ niß und Freundſchaft mit: einer Perfon zu halten, welche mehr als alle andere zum Wachsthum meiner . Einficht beygetragen hat. Denn es erfreuet mic), daß, wenn meine eigenen Bemühungen einigermaßen etwas zur Aufnahme der Aftronomie beygetragen ha⸗ ben, ic) diefes: vornehmlich dem Untereichte und Sun‘ Do 5 Bey⸗ 578: Don fiheinbarer Bewegung Benftandeuhfers redlichen Mitgliedes, Herrn George Grahams, zu danken habe; als deffen große Ges ſchicklichkeit und Einſicht in der Mechanik, welche mit einer vollſtaͤndigen und practiſchen Erkenmniß von dem Gebrauche der aſtronomiſchen Inſtrumente verbunden iſt, ihn geſchickt macht, dieſelben auf das allerbeſte auszufuchen und zu gebrauchen. Die Herren der föniglichen Mfademie der Wiſ⸗ ſenſchaften, welchen wir fuͤr ihre genaue Meſſung der Groͤße eines Grades unter dem noͤrdlichen Polarzir⸗ kel ſo vielen Dank ſchuldig ſind, haben der Welt ſchon ſehr überzeugende Proben ihrer Sorgfalt und Gecſchicklichkeit in dieſem Stuͤcke gegeben; und der beſondere Abriß der Theile des Duadranten, welchen er fuͤr ſie machte, den ſie neulich bekannt gemacht haben, macht, daß es nunmehr unnoͤthig iſt, mich in eine ſehr genaue Beſchreibung meines Quadranten zu Wanſted einzulaſſen; weil er auf eben denſelben Fuß verfertiget iſt, und beyde in den Theilen, woraus ſie beſtehen, nur in ſo weit unterſchieden ſind, als hauptſaͤchlich die verſchiedenen Abſichten foren, zu welchen ſie beſtimmet waren. Da mein Quadrant anfaͤnglich nur ——— war, die Unterſchiede der Entfernungen der Sterne von dem Zenith in den verſchiedenen Jahrszeiten zu neh⸗ men, ohne einige Abſicht, ihre wahren Oerter zu ent- decfen, hatte ic) Feine Gelegenheit, genau zu mwifien, ® welcher Punct auf dem Limbus mit dem wahren. Zenith übereinfäme, und es war Daher aud) nichts‘ an meinem Duadranten, modurd) ich die Lage deſſel⸗ ben in diefer Abſicht hätte verändern koͤnnen. Es war a nicht nöthig, * die. Eintheilungen oder; Puncte einiger Fixſterne. 579 Punete auf dem Bogen mit der aͤußerſten Genauig⸗ keit, gleich weit von einander, hätten follen aufgetra= gen feyn; weil, wenn ich einen gewiſſen Stern beob« achte, mwofern nur erſt derfelbe Punct oder Strich von dem Bleyfaden halb durchſchnitten, und alsdenn die Schraube des Mifrometers gedrehet wird, bis der Stern in dem Mittel des Fadens erfcheinet, wel cher indem gemeinfchaftlichen Brennpuncte der Glaͤ⸗ fer in. dem, Sehrohre angemacht ift, ich ‚Daraus ſchließen kann, wie weit der Stern von dem gegebe- nen Puncte zu der Zeit der Beobachtung entferne iſt, und weil ich hernach, indem ich die verfchiedenen Beobachtungen, welche ic) an demfelben Sterne ge- macht habe, im Stande bin, zu entdecken, was für eine fiheinbare Veränderung mit ihm vorgegangen iſt. Da die Größe der ſichtbaren Veränderung in der Sage der Sterne durch Revolutionen und Theile einer Revolution der Schraube des Mifrometers aus« gedrücfee wird, fo bemühte ich mich, mit großer - Sorgfalt, den wahren hierzu gehörigen Winfel zu beftimmen, und nach mancherley Bemühungen be- rubigte ich mich bierinne, ſowohl wegen der Gleichheit der Windungen der Schraube, als auch wegen Der gewiſſen Anzahl der Secunden, welche einejede hatte, Doc) ob gleich diefe Puncte mit großer. Gerviß- beit Eonnten beftimmet werden, fo war. ich doch genö> thiget , etwas vorauszuſetzen, welches vielleicht einie gen, bey gegenmärtiger Unterſuchung, von allzu großer Wichtigkeit zu feyn fcheinen möchte, als daß man es, ohne. eine deutliche Probe durch Erfahrungen und Verſuche follte koͤnnen vorausfegen laflen, a ni i 580 Von feheinbarer Bewegur g ich ſetze voraus, daß die Collimatinoslinie meines Sehrohrs/ in Anſehung der Eintheilungen auf dem Bogen, während der ganzen Reihe meiner Beobach⸗ tungen, "unverändert einerley Richtung behalten hat; Und in der That hielt ich, wegen ber Einwürfe, wels che man wider einen folchen Heifchefaß hätte machen fönnen, für nötbhig, meine Reihe der Beobachtungen fo viele Jahre fortzuſetzen, ehe ich die Schlüffe be» kannt machte, welche id) gegenwärtig aus a zu ziehen mich-bemühen werde, Wer den Erfolg der verfchiedenen VBernühuns gen, welche die Herren der Akademie der Willen fhaften, den Zenichpunct ihres Quadranten, feit ihrer Zuruͤckkunft aus Norden, zu beftimmen, unters nommen haben, vergleicht, der wird vermuthlich urs theilen, daß ich nichts ungegründee ober bittweiſe vorausfeße: Denn aus ihren Beobachtungen erhellet klar, daß die Collimationslinie dieſes Inſtruments, waͤhrend eines ganzen Jahres “und länger, Feine merfliche Veränderung in ihrer Richtung erlitten, ob es fchon in verfchiedenen und weit entlegenen Dertern etlihemal abgenommen, und wieder aufgefeßer more den, da mein Quadrant beftänbig an einem Orte auf⸗ geſtellet geblieben. Doch außer ſo einem flarfen Derweil, daß Yun, was ic) vorausfege, wahrfcheinlich gegründet ift, ha⸗ be ich das Vergnügen, zu befinden, daß der Grund davon durch die Beobachtungen felbft wirklich wahr gemacht worden ; welche deutlich zeigen, daß, zu Ende bes ganzen Umfaufs derer Abweichungen, von wel ‚then ich bald reden werde, die Sterne Durch: das In⸗ Be eben diefelbigen sagen zu haben befunden worden, nee Sirfterne. — worden, welche fie haben muͤſſen, wenn man voraus⸗ ſetzt, daß die Collimationslinie von der Zeit an, da ich zuerft habe angefangen, m beobachten, eftänig unverändert geblieben ift. Ich habe es fehon gefagt, auf was für Yes ſich mir dieſe Erſcheinung, am Ende meiner Beobachtungen in den erſten Fahren, entdeckte; nämlich durch eine ſchein⸗ bare Veraͤnderung der Declinationder Stein⸗ nahe bey dem Yequinoctialcolurus, welche größer warzalsfie von einem Zurückgehen der Aequinoctialpuncte von 50% in einem Fahre herrühren Fonnte ; als welche 50 die mittlere itzt gewoͤhnlich von den Aftronomen angenom» mene Groͤße iſt. Als aber zueben der Zeit gerade das Gegentheil an einigen Sternen zu erfolgen fchien, welche nahe bey dein Sefftitialcolurus find, und ihre Declination geringer zu feyn ſchien, als ein Zurück gehen der Aequinoctialpuncte von 50° erforderte, fo ward ich dadurch überzeuger, daß alle die Erfcheinuns gen an den verfehiedenen Sternen nicht bloß daraus Fonnten hergeleitet werden, daß man voraus ſehen wollte, ich hätte eine falfche Größe des Zuruͤckgehens der Yequinoctialpuncte angenommen. Anfänglicy muthmaßete ich, daß einige von dieſen kleinen ſcheinbaren Veränderungen in den Dertern der Sterne vielleicht von einer Veraͤnderung in den Macerialien oder in der Lage der Theile meines Qua⸗ dranten koͤnnten hergekommen ſeyn: als ich aber ſah, wie feſt der Bogen, auf welchem die Einthei« lungen oder Puncte gemacht ſind, an die Platte ante gemacht ift, an welcher der Faden if, welcher in dem Brennpunete des Objectivglaſes befeſtiget iſt, ſo ſah ich daß ich Feinen Grund harte, zu befürchten, daß > einige z32 Bon fheinbaren Bewegung einige Veränderung in der Lage diefes Fadens und dieſer Punete gefchehen ſeyn konnte. Da alfo das Hängen des Bleyfadens am meiſten hieran ſchuld zu feyn fhien, und ich vermurhen konnte, daß hiervon noch einige Ungewißheit herruͤhrete, auch der Faden, woran das Bley hängt, in den erften Jahren meines Beobashtungen drey bis viermal geriffen war, fo une terſuchte ich, welcher: Theil der vorhin gemeldeten fcheinbaren Bewegungen von den verfchiedenen Bley⸗ fäden, deren ich mich. bedienet hatte, Fonnten herge» | rühret haben. Indem ich bemühet war, dieſes aus- findig zu machen, theilte ich, dem Bleyfaden mit fo großer Schärfe, als ich Eonnte, einen. befondern Punct auf dem Bogen zu. Ich nahm alsdenn den vorigen; Faden ab, und bieng unmittelbar darauf eis | nen andern an, mit welchem der vorige, Punck ver- | glichen ward, Ich wiederholte den Verſuch drey bis viermal, und verficheree mid) dadurch völlig, daß fein merflicher Fehler. von dem Gebrauche verfchies dener Bleyfäden entftehen fonte ; indem das ver, ſchiedene Anlegen an eben denfelben Punct, bis noch weniger, als auf eine halbe Secunde, übereinfam. Als ich nun aus ſolchen Unterfuchungen genug« fame Urfache Hatte, zu ſchließen, Daß dieſe zweyte unerwartete Abweichung der Sterne von feiner Un- vollfommenbeit meines Inſtruments berfäme, fo hielt ich), nachdem ich die Gefege der Abirrungen, welche von der Bewegung des Lichts herrübret, feſt⸗ geſetzet hatte, für nöthig, meine Beobachtungen an denfelben Sternen fortzufegen, in der Hoffnung, daß ich, durch eine ordentliche und lange, durch verfchie» dene auf einander folgende Jahre durchgeführte an | e ⸗ or einiger Zirfterne, 683 he von Beobachtungen , endlich in den Stand geſetzt ‘werden würde, die wirkliche Urfache folcher fheinba« zen Unbeftändigfeiten zu entdedfen, PR. Als ich erft zu Wanfted wohnte, nachdem mein Quadrant dafelbft im Jahr 1727, bis zu Unfange des Mays 1732, da id) ihn von da nach Orforb brachte, aufgerichtet ward, Hatte ich während mei. ‚nes Aufenthalts zu Wanfted, öftere Gelegenheiten, ‚meine Beobachtungen zu wiederholen, und dadurch ‚entdeckte ich fo viel befondere Eigenfchaften diefer Ers fcheinungen, daß ich anfteng, zu muthmaßen, was die wahre Urfache davon fjy. * Es erhellte aus meinen Beobachtungen, daß, während diefer Zeit, die Declination einiger Sterne nahe bey dem Golftitialcolurus, 9 bis 10 Secuns den Eleiner war, als fie ein Zurücfgehen der Aequi⸗ noctialpuncte von 50 würde verurfacher haben, und daß, zu eben der Zeit anderer, welcye nahe bey dem Yequinoctialcolurus find, ihre Declinationen ohnges fähr und eben fo viel größer worden waren, als ein gleiches Zurückgehen der Wequinoctialpuncte würde verurfacher haben, Es fchien, als ob fid) der Nord« pol des Aequators denen Sternen genähert hätte, welche zu Anfange des Frühlings und zu Anfange des Winters mit der Sonne in dem Mittagszirfel kommen, und alsob er fid) von denen entferner hätte, welche zu Anfange des Herbfts und zu Anfange des - Sommers mit der Sonne in den Mittagszivfel kommen. | 2 Als ich diefe Umftände und den Dre des aufſtei⸗ genden Knotens der Mondbahn zu der Zeit, da ich meine Beobachtungen anfieng, betrachtete, fo muth⸗ 4 maßere 534 Von ſcheinbe ver Beweaung maßete ich, daß die Wirkung des Monds auf die Theile der Erde um den ER vielleicht dieſe Wirkungen hervorbringen moͤchte. Denn wenn das Zuruͤckgehen der Aequinoctialpuncte, nach Herrn Iſaac Newtons Grundſaͤtzen, durch die Wirkungen der Sonne und des Mondes auf dieſe Theile verur— ſachet wird, und da die Flaͤche der Mondbahn zu ei⸗ ner Zeit über zehn Grad mehr, als zu einer andern, gegen die Flaͤche des Aequators geneiget iſt, ſo hatte ich Grund, zu ſchließen, daß derjenige Theil des gan⸗ zen jaͤhrlichen Zuruͤckgehens, welcher von der Wirkung derſelben herruͤhret, in verſchiedenen Jahren in fet- ner Groͤße unterſchieden ſey; indem, da die Flaͤche der Ekliptik, in welcher die Sonne erſcheinet, beſtaͤn⸗ dig beynahe einerley Neigung gegen den Aequator behaͤlt, derjenige Theil des Zuruͤckgehens der Aequi⸗ noctialpuncte, welcher von der Wirkung der Sonne herruͤhret, in jedem Jahre vielleicht gleichgroß ſeyn mag. Und hieraus wuͤrde folgen, daß, obgleich das mittlere jaͤhrliche Zuruͤckgehen, welches von der ver⸗ einigten Wirkung der Sonne und des Mondes her⸗ ruͤhret, 50° wäre, dennoch das wahre jährliche Zus ruͤckgehen zuweilen größer , zuweilen Elein feyn mag, als diefe mittlere Größe, und diefes nach der ver: ſchiedenen tage der Knoten der Mondbahn. Als im Fahr 1727 mein Inſtrument eben ar ftellet war, war der auffteigende Knoten des Monde nahe bey dem Anfange des Widders, und folglich war feine Bahn fo fehr gegen den Aequator geneiget, als fie nur immer zu einer andern Zeit feyn kann; und denn fand ich durch meine Beobachtungen in den er» _ ften Jahren, daß dasifcheinbare jährliche — groͤßer einiger Fixſterne. 685 groͤßer war, als das mittlere; welches bewies, daß die Sterne nahe bey dem Aequinoctialcolurus, in deren Declination das Zuruͤckgehen der Aequinoctialpuncte den meiſten Einfluß hat, ihre Declinationen veraͤn⸗ dert hatten, indem ſie ohngefaͤhr um ein Zehntheil größer waren, als ein Zuruͤckgehen von 50‘ würde verurfachet haben. Die Beobachtungen in den fol⸗ genden Jahren zeigten eben diefes, und in drey bis vier Jahren ward der Unterfchieb fo beträchtlich, daß mir Fein Grund zu muthmaßen übrig blieb, er rühre von einer Unvollkommenheit des Anftruments oder der Beobachtungen ber. . Als aber einige Sterne, welche ich beobachtet hate te, und welche nahe bey dem Solftitialcolurus find, während derfelben Zeit, fi) auf eine ver Zunahme des Zurücfgehens enrgegengefeßte Art, bewegten, und ihre Abweichungen fo merflich waren, als bey den alt= dern, fo merkte ich, Daß efiwas mehr, als eine bloße: Veränderung der Größe des Zurückgehens, erfordert wuͤrde, dieſen Theil der Erſcheinung zu erklaͤren. Als ich meine Beobachtungen derer Sterne nahe bey dem Solſtitialcolurus, welche einander am meiſten in ge⸗ rader Aſcenſion entgegen geſetzt waren, mit einander verglich, ſo fand ich, daß dieſe Urfache einen gleichen Einfluß in diefelben harte, Denn da y des Drachens fih gegen Norden bewegt zu haben fchien, fehien der Fleine Stern, welcher in dem brirtifchen Sternver« zeichniffe der 35fte des Camelopards des Hevelius iſt, eben fo weit gegen Süden gegangen feyn 5; welches anzeigte, daß diefe fcheinbare Bewegung beyder Ster⸗ ne von einer Mutation der Erdaxe herkommen mochte; indem die Bergleichung meiner Beobachtungen eben 3 Dand, Pp dieſer 586 Don fiheinbarer Bewegung diefer Sterne machte, daß ich ehedem etwas ganz ans ders daraus fchloß, in Anfehung der Urfache der jaͤhr⸗ lichen Abirrungen, welche von der Bewegung des gichts herfommen. Denn die feheinbare Veränderung bey dem y des Drachens, welche aus diefer Urfache ents ftehet, und die wieder fogroß war, als bey dem andern Eleinen Sterne, bewies, daß diefe Erfcheinung nicht von einer Mutation der Erdare herfam, wie im Gegen- theil diefes davon mag hergefommen ſeyn. Da ich eben folche Bergleichungen zwifchen den Beobachtun- gen anderer Sterne anftellte, welche einander in ges rader Afcenfion faft gegen über ftehen, deren Stand aber, in Anfehung der Cardinalpuncte des Aequators, nicht beftimmet war, fo zeigte fi), daß die Berän- derung ihrer Declination bey nahe gleich groß, aber einander entgegen gefeßt, und fo befchaffen war, mie fie eine Mutation oder Bewegung der Erdare verur« fachen würde. — Als im Jahr 1732 der aufſteigende Knoten des Monds bis zum Anfange des Steinbocks zurück ge- gangen war, fo fchien um felbige Zeit derer Sterne, welche nahe bey dem Yequinoctialcolurus find, ihre Des clination fich nicht mehr zu verändern, als ein Zuruͤck · gehen der Aequinostialpuncte von 50 erförderte, ins deſſen daß einiger ihre Declination, welche nahe bey dem Solftitialcolurus find, fid) ineinem Jahre ohnge⸗ fähr um 2” weniger veränderte, als fie follte. Bald dar⸗ auf bemerfte ich, daß die jährliche ee die De⸗ Declination der erftern geringer ward, fo, daß clination Feiner ward, als so” des Zuruͤckgehens wuͤr ⸗ den verurfachet haben, und fie fuhr fort, abzunehmen, bis in das Jahr 1736, da der auffteigende Knoten er” i einiger Fixſterne. 587 des Monds ohngefähr im Anfange der Wange war, und feine Bahn die wenigfte Neigung gegen den Yes quator hatte. Aber zu diefer Zeir hatten einige Ster- ne nahe bey dem Solftitialcolurus ihre Derlination, feit vem Jahre 1727, 18" weniger verändert, als fie bey einem Zurückgehen von 50’ hätten thun follen. Denn man beobachtete, daß y des Drachens, welcher in diefen neun Jahren obngefähr 8“ weiter ſuͤdwaͤrts hätte follen gerücket feyn, 10° weiter nordwärts erfchien, als wo er im Jahr 1727 gefeben ward. Da dieſe Erſcheinung an dem y des Drachens eine Veraͤnderung der Neigung der Erdaxe gegen die Flaͤche der Ekliptik anzeigte, und da verſchiedene Aſtronomen vorausgeſetzt haben, daß ſich dieſe Neigung gleichfoͤrmig vermindere, fo wuͤrde, wenn dieſe Ers ſcheinung von dieſer Urſache herruͤhrte, und alſo in 9 Jahren bis auf 18 ſtiege, die Schiefe der Ekliptik, nach dieſer Rechnung, ſich in 30 Jahren um eine gan⸗ ze Minute veraͤndern, welches weit mehr iſt, als alle bisher gemachten Beobachtungen angeben. Ich hatte alſo Urſache, zu glauben, daß wenigſtens ein Theil die— ſer Bewegung, wo nicht die ganze, von der Wirkung des Monds auf die Theile der Erde um den Aequa— tor herrühre. Als ich aber aus denin den 9 Jahren gemachten Beobachtungen ‘allein noch nicht urtheilen Fonnte, ob die Are vollkommen diejenige Richtung wieder befommen würde, welche fie. im Jahr 1727 hat⸗ te, fo befand ich es für nörhig, meine Beobadjtuns gen den ganzen Umlauf der Knoten des Monds hin« durch) fortzufeßen ‚bey deſſen Ende ich auch das Vers gnügen hatte, zu fehen, daß die Sterne wieder an ‚ihre vorigen Stellen Eamen, fo, als wenn Feine Ber A Pp 2 aͤnde⸗ 7 Y EM nr Baer GN. 1% -588 Von ſcheinbarer Bewegung aͤnderung mit der Neigung der Erdaxe vorgegangen waͤre; welches mich voͤllig uͤberzeugte, daß meine Muthmaßung, in Anſehung der Urſache der Erfcheis ‚nungen, richtig gewefen war. Diefer Umftand bewei— fet zugleich, daß, mofern die Schiefe der Ekliptik ſtufenweiſe abnimmt, diefes nicht bloß von einer Bers änderung der Sage der Erdare, fondern vielmehr von einer Beränderung der Fläche der Ekliptik ſelbſt, her⸗ ruͤhret; weil die Sterne, am Ende des Umlaufs der Roten des Monde, in Anfehung des Nequators, an eben denfelben Dertern erfchienen, wo fie hätten er= fheinen müffen, wenn die Erdare einerley Neigung gegen eine ee Släche behalten harte, | Als —— der Reihe meiner Beobachtungen unſer ſinnreicher Secretaͤr bey der koͤniglichen So—⸗ cietaͤt, Herr Johann Machin, mit Betrachtung der Theorie der Schwere und ihren Folgen, in Anſehung der himmliſchen Bewegungen, beſchaͤfftiget mwar,theils te ich ihm meine: beobachteten Erfcheinungen mit, und meldete ihm zugleich, was ich muthmaßete, daß die Urfachedavon fey. Bald darauf ſchickte er mir eine Zabelfe, welche die Größe des jährlichen Zuruͤckgehens der Yequinoctialpuncte, bey den verfshiedenen Dertern der Knoten der Mondbahn, mie auch Die zugehoͤri⸗ gen Nutationen der Erdaxe enthielt. Bey Berechnung dieſer Tabelle war vorausgeſetzt, daß das mittlere jaͤhr⸗ liche Zuruͤckgehen 50’ beträgt, und daß das ganze Zu⸗ ruͤckgehen bloß auf den Pol der Mondbahn ankoͤmmt. Daher meynte er, daß die Zahlen in der Tabelle zu groß ſeyn wuͤrden, und groͤßer, als ſie in der That be⸗ | Bo worden, Aber es zeigte ſich, daß die Veraͤn⸗ derun⸗ einiger Fixſterre. 589 derungen, beobachtet hatte, ſo wohl bey dem jaͤhrlichen Zuruͤckgehen, als auch bey der Nutation, im Zu- und Abnehmen, mit den Zahlen dieſer Tabels le einerley Geſetz beobachteten; (Es war bey der. Bes rechnung derfelben vorausgeſetzt worden, daß der Pol des Aequators, waͤhrend eines uͤmlaufs der Knoten der Mondbahn, fich in der Peripherie eines Fleinen Zirkels herum beweget, deſſen Mittelpunct 23° 19° von dem Pole: der Ebkliptik entfernet ift, und daß er auch felbft eine ‚Bewegung um eben denfelben- Pol hat, welche jährlich einen Winkel von so’ macht. Er hatte ſich vorgeſtellet, daß der Nordpol des Aequators zu der Zeit, wenn der aufſteigende Knoten des Monds im Anfange des Widders iſt, in demjenigen Theile des kleinern Zirkels ſey, welcher am weiteſten von dem Nordpole der Ekliptik entfernet iſt, und daß er in dem entgegen⸗ geſetzten Puncte deſſelben ſey, wenn eben derſelbe * ten in der Waage iſt. | Nach diefer Meynung gefchieht das — Zu⸗ ruͤckgehen der Aquinoctialpuncte bald geſchwinder, bald langſamer, und dieſelbe giebt auch eine Nutation der Erdare an. Und wenn man ſetzt daß der Durchmeſ— fer des kleinen Zirkels 18“ groß iſt; als welches die ganze Groͤße der Nutation iſt, wie ich ſie aus meinen Beobachtungen des y des Drachens geſchloſſen habe: fo wird man alle Erfcheimungen an den verfchiedenen Sternen, welche ich beobachtet habe faſt eben fo er koͤnnen. Es ſey P der mittlere Ort des Pols des Aequators. En fege, daß ſich um biefen Punct, als um einen Mittelpunct, der wahre Polin dem Zirkel. ABCD, Pp 3 deffen deſſen Durchmefler 18° beträgt, herum bewegt. E fey der Pol der Ecliptif, und EP fey der mittlern Ent⸗ fernung des Pols des Aequators und des Pols ber Efliptif, von einander gleich. Ferner fee ich, der | wahre Pol des Aequators fey in A, wenn der auf | fteigende Knoten des Mondes im Anfang des Wide | ders ift, in B, wenn der Knoten zurück in den Ans | fang des Steinbocks gekommen ift, und in C, wenn | er in den Anfang der Waage gefommen ift, zu welcher Zeit, da der Nordpol des Aequators dem. Nordpole der Ekliptik um den ganzen Durchmeſſer des Fleinen Zirfels AC, welcher 18“ groß ift, naͤ⸗ ber ift, die Scyiefe der Ecliptif, um eben fo viel kleiner feyn wird, als fie es war, da ſich der auffteis gende Knoten des Mondes im Anfange des Widders ' Des einiger Fixſterne. 591 befand. Es ift vorausgefeget worden, daß ſich der Punct P um E herum drehe, und zwar mit einer gleich» formigen rücfgängigen Bewegung, welche dem mitt lern Zurückgehen der Aequinoctialpuncte, in fo fern es von der vereinigten Wirfung der Sonne und bes Monds berrührer, gleich ift, indeflen daß fich der wahre Poldes Aequators um P in der Peripherie A BCD herum drehet, und zwar gleichfalls mit einer rückgängigen Bewegung, und innerhalb des Umlaufs der Knoten der Mondbahn, oder in ı8 jahren und 7 Monaten, Diefes vorausgefegt, fo wird, wenn der aufiteigende Knoten des Monde in vr if, und der wahre Pol des Aequators in A fih von A gegen B be: wege, diefer wahre Pol fich denen Sternen nähern, welche zu Anfange des Frühlings mit der Sonne in den Mittagszirfel fommen, und weiter, als der mitte lere Pol P, von denen Sternen wegfommen, welche um den Anfang des Herbftes mit der Sonne in den Mittagszirfel kommen. indem alfo die Knoten der _ Mondbahn vom Widder zurück zum Steinbocke ges ben, fo wird das wahre Zurückgehen der Aequino» ctialpuncte um fo viel größer feyn, als das mittlere, als fi) aus den Sternen ergiebt, welche in dem Aequi⸗ noctialcolurus liegen, welche nämlic) in ohngefähr 4 Jahren und 8 Monaten ihre Declination um 9" mehr verändert haben, als ſich ausdem mittleren Zus rücfgehen ergiebt. Und zu eben der Zeit wird fid) der Nordpol des Aequators denen Sternen ohngefähr 9“ genähert Haben, welche zu Anfange unferes Winters mit der Sonne in den Mittanszirfel Fommen, und um eben fo viel wird er fich von denen entfernet haben, | Pp4 wel⸗ , 592 x | icheinbarer Bewegung welche bey dem Anfange des Sommers mit ber Sons ne in den Mittagszirkel kommen. Auf diefe Arc find Die vorerzählten Erfcheinungen überhaupt der Hnpothefe gemäß, Damit wir aber noch genauer gehen, fo fey S der Ort eines Sterns, PS der Declinationszirkel, welcher durch denfelben ge« het, und feine Entfernung vondem mittlern Pole vors fteflet, und V PS fey feine mittlere gerade Afeenfion. Wenn nun alsdenn O und. R die Puncte find, wo der Declinationszirfel den Fleinen Zirfel ABCD durch» ſchneidet, fo wird der wahre Pol in O am nächften bey diefem Sterne, und in Ram weiteften von ihn entfernee feyn ; indem der ganze Unterfchied auf 18° fteigt, oder dem Durchmeffer des Fleinen Zirfels gleid) it. Da vorausgefeßer worden, daß der wahre Pol des Aequators in A ift, wenn per auffteigende Kno⸗ ten des Mondsin Y ift, undinB, wenn diefer Kno— ten zurück zum Anfange des Steinbock gekommen ift; da gleichfalls vorausgefeßer worden, daß die Winfel- bewegung des wahren Pols um P der Winfelbes er wegung des Pols der Mondbahn um E, oder um ben Pol der Ekliptik gleich ſey: fo muß diefes, weil in diefen Fällen der wahre Pol in des Aequators 90 ‚ Grad vor dem auffteigenden Knoten der Mondbahn liegt, in allen andern Fällen fo feyn. Wenn der wahre Pol in A ift, ſo iſt er eben fo weit von denen Sternen ‚welche in dem Aequinoctial« eolurus find, entfernet, als der mittlere Pol P von ihnen entfernet iſt; denn ich fehe dem gegenmärtis gen Falle nicht auf folhe Sterne, welche fehr nahe bey dem Pole des Aequators liegen, Lind wenn der. wahre Pol zurück von A nach B gebt, fo vun 5 einiger Fixſterne. 593 fich denen Sternen, welche in dieſem Theile des Co» lurus liegen, welcher durch P Wr vorgeftellee ift, und gehet von denen weg, welche in P == liegen; und dies fes wirklich nicht mit einer gleichförmigen Bewegung, - fondern in. der Berhälmiß des Sinus ,.der Entfer= nung des auffteigenden Knotens des Monds von dem Anfange des Widders. Denn wenn man fegr, der Knoten fey von V an 300 zurück, oder bis zu dem _ Anfange der Fifche gegangen, ſo hat der Punct, wel cher den Drt des wahren Pols vorſtellet, in der mitt lern Zeit, fih in den Fleinen Zirfel durch einen Bo— gen, welcher fo groß iſt, als AO, nämlid) gleichfalls. 309, fortbeweget, und hat fich Daher in der That de= nen Sternen, welche in dem Yequinoctialcolurus PM, liegen um 4'£ genähert, und um eben fo viel von denen, welche in P == liegen, entfernet, welches der zu dem Radius AP gehörige Sinus von 30° ift. Denn wenn eine Perpendicularlinie von O auf PA fälle, fo Fann man fich diefelbe als einen Theil eines größe ten Zirfels vorftellen, welcher durch den wahren Pol und einen Stern, der in dem Xequinoctialcolurus liegt, gebet. Eben diefes Verhaͤltniß, welches bey diefen Sternen ftatt findet, wird. ebenfalls bey allen andern eben daffelbe feyn, Und hieraus Fönnen wir eine allgemeine Regel herleiten, nach welcher man finden kann, um wie vielnäher oder weiter ein gewiſ⸗ fer Stern bey oder von demmittlern Pole, bey einer gegebenen $age des Knotens der Mondbahn, ift. Denn wenn man von der geraden Afcenfion eines Sterns die Entfernung des auffteigenden Rnotens der Mondbahn von dem Anfange des Widders abzieher; ſo Baal fich der Radius P5 3u zı dem Sinus des — wie gm zu der Anzabl der Secunden, um welche der Stern näher bey oder weiter von dem wahren Pole ift, als bep oder von dem mirtlern Pole. Wenn diefer Unterfchied weniger, als 180° beträgt, fo iftder Stern näher beydem wahren, als beydem mittlern Pole, und das Gegentheil erfolgt, wenn er größer ift, als 180°, Diefe Bewegung des wahren Pols um den mitt⸗ fern inP wird auch eine Veränderung in der geraden Afcenfion der Sterne und in den Dertern der Aequi⸗ noctialpuncte desgleichen auch in der Schiefe der Ecli⸗ ptik hervorbringen; und die Groͤße der Gleichungen in jeglichem Falle wird fuͤr einen gegebenen Stand der Knoten der Mondbahn leicht koͤnnen berechnet werden. Doch da es unnöthig ſeyn möchte, mic) länger bey der Erflärung der Meynung aufzuhalten, fi jo will ich nun ⸗ mehr die Uebereinſtimmung derſelben mit den Erſchei⸗ nungen, in Anſehung der Veraͤnderungen der Ent fernungen einiger von mir beobachteten Sterne von dem Pole, zeigen, indem ich Eur. Hochgebohrnen die Beobachtungen felbft zugleich mit den nöthigen Bes rechnungen, vorlegen will, ein gegründetes Urtheil von der Urfache diefer Erfcheinungen abzufaffen. Ich habe mid) bemüher, die rechte Größe des mitte leren Zuruͤckgehens der Aequinoctialpuncte zu finden, indem ich meine eigenen zu Greenwich angeſtellten Beobachtungen mit den Beobachtungen des Tycho de Brahe und andern, welche ich fuͤr die geſchickteſten zu dieſer Abſicht hieit, verglichen habe. Doch da vie⸗ fe Sterne, welche ich mit einander verglichen habe, ei» ne verfchiedene Größe gaben, fo werde ic) das Mittel . — nehmen, welches in 7t Jahren ein — | en einiger Fixſterne. 505 hen von einem Grad giebt; und diefes koͤmmt auch fehr wohl mit meinen zu Wanfted angeftellten Beob- achtungen überein. Bey Berechnung der Zahlen in den folgenden Tabellen,melc)e die Beränderung der Decli⸗ nation eines jeden Sterns ausdrüden, ift vorausger - feßt worden, daß die Schiefe der Ecliptif 230 28° 30° beträgt, und daß fie während der ganzen Reihe mei« ner Beobachtungen unverändert geblieben ift. Und da der auffteigende Knoten des Monds um den 27 März; 1727 im Anfange des Widders war, fo habe ich den Dre eines jeden Sterns auf diefe Zeit redu⸗ ciret, und die jedem zugehörige Veränderung der Des clination von diefem Tage an, bis zu dem Tage einer jeden einem jeglichen zugehörigen Beobachtung, ges rechnet. | | Ä Da es auch nörhig war, die Abirrung des Fichte dabey zu beftimmen, fo unterfuchte ich wiederum mei» ne Beobachtungen, welche am gefchickteften waren, die Querare der Ellipfe zu beſtimmen, welche ein je der Stern zu befchreiben fheint, und ich befand, daß fie beynahe 40° betrug; welcher Zahl ich mich alfo i den folgenden Berechnungen bediene. i Die Eintheilungen oder Puncte auf dem Limbus meines Duadranten find von 5 zu 5 Minuten von eins ander, und find fo gezäblet, daß fie die Polarentfernuns gen beynabe zeigen, indem die wahre Polarentfernung die, welche mein Inſtrument gezeiget hat, ohngefähr 1'353’ überfteigee. Alsich anfieng zu beobachten, be» diente id) mich gemeiniglich desjeninen Puncts auf dem timbus, welcher amnächften bey der Polarentfere nung des Sterns war, ohne darauf zu fehen, ob er nordlicher oder füblicher war, als der Stern. Als i es 596 Don fiheinbarer Bewegung es aber einigemal gefchah, daß der Punct, mit wel⸗ chem ich zuerft den Stern verglichen hatte, nad) der: - Zeit ziemlich weit von ihm weg Fam, fo brachte ich hernach den Bleyfaden zu einem andern Puncte, wel⸗ cher naͤher dabey war, und unterſuchte ſorgfaͤltig, was fuͤr eine Anzahl von Revolutionen der Schraube des Mikrometers auf die Entfernung zwiſchen beyden Puncten kam, deren ich mich bediente; wodurch ich in den Stand geſetzet ward, alle Beobachtungen eis nes und deffelben Sterns auf einerley Punct zu redu⸗ eiven, ohne vorauszufeßen, daß jede der —— nen Eintheifungen gerade 5 betrüge, } Ich habe die Entfernung eineg jeden Sterns von dem Puncte des Bogens, mit welchem er verglichen worden, in Secunden eines Grads, und Zehntheil- chen einer Secunde, genau, wie es aus den Beob⸗ achtungen geſchloſſen worden, ausgedruckt; ob ich ſchon wohl begreife, daß bie Beobachtungen ſelbſt mehr, als eine ganze Secunde, fehlen koͤnnen; weil ich einige andere bekam, weiche innerhalb 2 bis 3 Tas gen von einander gemacht worden, die um 2’ unter fehieden find, fo gar, wenn fie gar nicht als fehlerhaft angemerfet worden. _ Es würde zu verdrüßlich feyn, wenn ich die ‚ganze Anzahl der Beobachtungen , welche ich angeftelfet ba- be, herfegen wollte. Daher will ich nur einigeder« | felben mittheilen, Die Uebereinftimmung derfelben mit der vorher gemeldeten Meynung in den verfchies denen Jahren, da fie an den hier benannten Sternen angeftellet worden, zu zeigen. Wenn verfchiedene Beobachtungen eines und deffelben Sterns wenig Tas ge von einander gemacht worden, fo habe ich entwe- | der einiger Fixſterne. 597 der das Mittel davon, oder diejenige Beobachtung, welche am beſten mit demſelben uͤberein kam, hergeſe⸗ tzet. ch habe auch gemeiniglich diejenigen erwaͤh—⸗ Jet, welche faft zu einerley Jahrszeit, an ſolchen Ster⸗ nen, bey welchen es angieng, dieſe Wahl zu treffen, angeftellet worden ; befonders an dem y des Dra⸗ chens, welcher gemeiniglich zu Ende des Augufts, oder zu Anfange des Sepfembers, beobachtet worden ; welches die gewöhnliche Zeit war, da ich mic) zu Wanfted aufhielt, in der Abficht, fo wohl dieſen Stern, als auch einige Sterne in dem aroßen Bäre, zu be obachten. Doc da im Jahre 1744 um diefe Zeit trübes Wetter war, fo hat mic) diefes gehindert, auch nur eine einziger Beobachtung an dem y des Drachens oder an einem;andern Sterne, fo lang ich da war, anzuftellen; welches die Urſache einer Auslaſſung in ° einer Reihe von 20 auf einander folgenden Jahren ift, in welcher diefer befondere Stern beobachtet wor: den. Diejenigen Sterne, welche, gegen den Anfang des Septembers, entweder am Tage unfichtbar was ren, oder in folchen Stunden in der Nacht zum Bor: fhein Famen, da ich die Leute in dem Haufe, wors inne das Inſtrument befeftiget iſt, würde beunrus biget Haben, find, ſeit dem ich nach Oxford gezogen, nur felten beobachtet worden. Dem ungeachtet aber , zweifle ich nicht, daß Em. Hochgebohmen, wenn nur meine Beobachtungen überhaupt zulänglich befunden werden, mit der allgemeinen Lebereinftimmung ver Meynung mit den Erfcheinungen an den verfchiede- nen Sternen zufrieden feyn werden; wie unterfchieden auch die tage diefer Sterne, in Anfehung der Cardi» nalpuncte des Yequators, iſt. 5% | Da 598 Bon ſcheinbarer Bewegung. ‚Da ic) an dem 'y des Drachens mehr Beobach⸗ - tungen angeftellet habe, als an irgend einem andern Sterne, und da aud) derfelbe fehr nahe bey dem Ze⸗ nich von Wanfted ift, fo will ic) mit der Erzählung einiger derfelben den Anfang machen. Der Punct auf dem &imbus, mit welchem diefer Stern verglichen ward, war, nad) den Zahlen auf dem Bogen mei» nes QDuadranten, 38° 25° von dem Mordpole des Aequators. Die erfte Columne in der folgenden Tas belle zeigt das Jahr und den Mionatstag, da meine Beobachtungen angeftellet worden. Die folgende enthält die Zahl der Secunden, um welche der Stern füdlicher, als 38° 25’, befunden worden. Die drit⸗ te enthält die Beränderung der Polarentfernung, mel che das mittlere Zurücgehen der Aequinoctialpuncte, wenn ein Grad auf 73’ Jahre gerechnet wird, bey dieſem Sterne, von dem 27 März 1727 an, bis zu dem Tage, da die Beobachtung angeſtellet worden, wuͤrde verurſachet haben. Die vierte zeigt die Abir⸗ rung des Lichts. Die fünfte, die aus der vorherge- meldeten Meynung entftehenden Gleichungen; und die ſechſte enthält die mittlere Entfernung des Sterns von dem Puncte, mit welchem er verglichen worden, welche gefunden worden, indem man die verſchiede⸗ nen Zahlen, nach Maaßgebung ihrer Zeichen, in der 3, 4 und 5 Columne, zuſammen genommen, und fie mit den beobachteten in Gecunden auegedrustsen | Entfernungen verglihen. N Wenn die Beobachtungen vollkommen — und die verſchiedenen Gleichungen von ihrer gehoͤri⸗ gen Groͤße geweſen waͤren, ſo haͤtten alle Zahlen in | ber en Eolumne einander gleich ſeyn muͤſſen. Da N fie ‚einiger Firfterne. 7 599 fie aber ein wenig von einander unterfchieden find, fo « wird doch, wenn man das Mittel von allen nimmt, und die äußerften damit vergleichet, Fein größerer Unterfchied heraus kommen, als welchen man der Ungewißheit der Beobachtungen ſelbſt zufchreiben Fann, indem er niemals über ı”Z betraͤgt. Bey dieſem Sterne fcheinet aus diefer Urfache alfo die - Meynung ausnehmend wohl mit den hieher gelegten Beobachtungen übereinzuftimmen: Dod) da ich ihrer . mehr, alg300, an demfelben gemacht habe, fo nahm id) mir die Mühe, eine jede mit der Hypotheſe zu vergleichen ; und ob man fchon hätte vermuthen ſol⸗ len, Daß bey einer fo großen Menge,einige große Fehler würden vorgekommen feyn, fo find ihrer doch fehr - wenig, nämlich nur eilfe, welche von vem Mittel diefer Zahlen um 2” unterfehieden find, und es ift nicht eine einzige dabey, welche um 3'‘ unterſchieden waͤre. Diefebewundernsmürdige Uebereinftimmung, in einer. fo langen Reihe von Beobachtungen, welche in allen den verfchiedenen Jahreszeiten, und bey den verfchiedenen Jagen ber Knoten der Mondbahn, at geftellet worden, ſcheint alfo ein Hinlänglicher Bes weis der Wahrheit fowohl diefer Meynung, als auch der von den Abirrungen des Lichts, welche ich ehedem behauptet habe, zu feyn; da die Polarentfernung die: fes Sterns, in gewiffen Umftänden, beynahe eine Mi- nute, nämlich 56° 3, unterfchieden iſt, wenn die Cor— rectionen, welche aus diefen beyden Hypotheſen ent- fpringen nicht angebracht werden, Wenn hingegen diefe Gleichungen gehörig angebracht werden, fo koͤmmt der mittlere Ort des Sterns forichtig heraus, als man es mit Grunde erwarten kann. ed y Des 600 Von ſcheinbarer Bewegung Nuta: 19 tion der re Ent: Erdaxe in rn er Zuruͤck waͤrts Igehen ber. | » Des Zn von Mequino Gens 38025 ea Abircung des gi Lichts 4 u „ 11727 Sept. 3| 70,5|— 0,4|+ 19, 2) —8,9 1728 Märzıglıog, 7 6 — 19,0 |—8,6 Sept. 6| 70,2|— 1,2 * 19, 31) — 8,1 1729 Marz; 6] 108,3)— 1,6) 19, 3| — 7,4 80,0 — — — — — — — — esse m — Gept. 8] 69,4] — 2, 1 t'+ 19,01 —6,4| 80,2 1730 Sept. 8| 68,0|— 2,914 19, 31—3,9| 80,5 1731. Gept. 8| 66,0|— 3,8|+ 19, 3| —1,0| 80,5 —— 38 20, 81, © 1733 Aug. 29 29 6018 — 4 * 19,914 4,8 79, 2 1734 Yug. 11] 62, 3J— + 16,914 0,9! 79,9 1735 Sept.o] 60,0[— 7,114 19, 314 7,9| 80, 5 1736 Sept. 9] 59,3 — 8,0|+ 19, 3|+ 9,0] 79,6 1737 Sept. st. 6). 60,8 ana + x 19, 31+ 8, 5 5 79,8 1738 Sept.13] 62,0|— 9,614 19,314 7,0 78,7 TH Per — 133 1732 Sept. 6| 64, 3|— 4,6 |+ 19, 3 1739 Gept. 2| 66, 6|— 10,5] + 19, 2|+ 4,7| 80,0 1740Gept. 5) 70, 8|— 11,3|+ 19, 3|+ 1,9] 80,7 1741 Sept. 2| 75, 4— 12,114 1972) —ı, 8) 81,4 17421Sept. 5) 67,7|— 12,9 | 19, 3] —40| 79, ı 1743 Sept. 2| 81, 6|— 13,7 |+ 19, 116,4 | 80,6 1745 Sept. 3| 8, 3]—15,4]+ 19,21— 8,9] 8ı, 2] 1746Sept.17}. 86, 5 - 16, BR IQ, 2]|- rat 80,8] NETATSBERE. 2 ‚86, ı 1—17,01+ — —— „809,71 Ich ſtelle ohngefaͤhr 250 Beoabchtngen mit dem P des Drachens an, welche ich mi der Hypotheſe eben ſo gut uͤbereinſtimmend befand, als die mit y; doch da die Sagen Diefer beyden Sterne, in Anfebung - bes Solſtitialcolurus, nur ein wenig von einander unters - einiger Firfterne. 601 unterfehieben find, fo wird es unnoͤthig feyn, Die mie ß angeftellten Beobachtungen herzufegen. Ich wer« de alfo jortfahren, und Em. Hochgebohrnen einige jeobachtungen eines Fleinen Sterns, welcher dem y des Drachens faft, in gerader Afcenfion, enfgegen geſetzt ift, vorlegen ; und diefer ift der 35fte des Ca» melopards des Hevelius i in dem brittiſchen Sternver⸗ zeichniſſe. Herr Flamſteed hat in der That die ge— rade Afcenfion dieſes Sterns nicht angegeben: Doch da es nöthig war, diefelbe, zu Berechnung ber Ver⸗ -Anderung feiner Declination, welche von dem Zurück« aehen der Aequinoctialpuncte herruͤhret, zu wiſſen, fo verglich ich die Zeit feines Durchganges durch den Mittagszirkel mit eben dieſer Zeit einiger anderer Sterne, welche nahe bey feinen Parallel;irfel lagen ; wodurch ich fand, daß feine gerade Afcenfion zu Ye fange des 1737ften Jahres 85® 54’£ war. Diefer Eleine Stern ward mit eben dem Puncte auf dem Limbus meines Quadranten verglichen, mir welchem y des Drachens verglichen worden, und die zweyte Tabelle in der folgenden Columne zeigt, um mie viel Secunden er, zu der Zeit einer jeden zugehörigen Beobachtung, füdlicher, als dieſer Punct, gefunden worden. Die andern Columnen enthalten, wie in der vorhergehenden Tabelle, Die Gleichungen, welche man nöthig hat, wenn man fei« ne mittlere Entfernung von dieſem Puncte, von dem 27 März 1727 an, als welche in der letzten Columne enthalten ift, finden will. Die ganze Anzahl meiner Beobachtungen dieſes Sterns betrug nicht viel über ‚vierzig, von welchen die meiften vor dem Jahre 1730 angeftellet worden. In einigen ber folgenden Jahre find Feine angeftellee worden, und in einigen andern 3 Dand. 2g alle⸗ 602 Don fiheinbarer Bewegung allemal nur eine einzige, ausgenommenim: Sabre 1739. Dennod) ſcheinet die Uebereinſtimmung derſelben hin⸗ laͤnglich zu ſeyn, die Wahrheit der Meynung zu be⸗ kraͤftigen. Denn wenn man dag Mittel von denen, welche i in der Tabelle find, nimmt, fo wird feine ein» zige von den übrigen Beobachtungen über 2“ yon dem⸗ felben unterfchieden feyn, | = Der 3sfte des Sid: | Zurlı | Zurüce | Abir: Puta- ä Mitte: Camelopards | wärts. gehen der" rung des tion derire Ent: des Hevelius von Aequino⸗vLichts. |Erdare feꝛnung o ° fetialpun: gegen 38 ‚25, Ne, Süden Be _ 8 1727 Dt. 20| 73,6|+ ©, 9—6,7,+ 8,9| 76:7. f 1728 Jan. 12 ‚6018| ° "3 6, 1| #1 76,9 1 Marz 11 57,8| 414 94 = &7l 7713 Sept.26 75,2 23 —8,8 87 76,8 | 1729 Febr. 26 Er —A 9,4| 7,6 76,2 I 1730 Marz 3! 5778| 441 94 5,4! 77,0 1731 Febr. 5) 59,1 5,6) 85|+ 30] 76,2 | 1233 San. zu| 64 | 871 8220| 781 | 1738 Der. 30 61,8 17,2 43 6,51 76,8 1 1739 Febr. 4| 56,9] 17,3, 85I ©, 3] 76,4 1740 Jan. 201 56,0] 18,6 ur —4,0 20 1747 Febr.27 32, 3 28,5 TAN Die Beobachtungen der — Sterne find am gefchickteften, die Veraͤnderug der Neigung der Erdare gegen die Fläche ber Ekliptik zu zeigen, Die folgenden werden zeigen, was mit denen Ster⸗ nen gefchiehet, welche nahe bey dem Aequinoctialco⸗ lurus liegen, wie auch mit andern ‚welche, in Anfes bung der Cardinalpuncte bes Aeanators, eine entge⸗ gen einiger Sirfterne 603 gengeſetzte Sage haben. Erliche von diefen Sternen ‚find in der That fehon fo weit von dem Zenith ent⸗ fernet, daß sch fie nicht würde gewählet haben, wenn andre, von gleicher Grüße, eine hierzu bequemere Lage gehabt haͤtten; weil mich die Erfahrung laͤngſt gelehret hat, daß die Beobachtungen derer Sterne, welche nahe bey dem Zenith liegen, gemeiniglic) am beften mit einander übereinfommen, und alſo am gefchickteften find, die Wahrheit einer Meynung zu beweifen. Ich will mie denen den Anfang machen, welche nahe: bey dem Frühlingsäquinoctialzirfel lie gen, «& Der Caßiopea ward mit dem Puncte, wel—⸗ cher durch 348 55’ bezeichnet ift, verglichen; und ic) befand, daß er anfangs füblicher lag, hernach aber ward er nördlicher, als der in der; folgenden Tabelle angenommene Punct. Die legte Columne in dieſer Tabelle zeigt feine mittlere Entfernung gegen Süden von dieſem Puncte, von dem 27 März 1727 an. Die am 23 Dec, 1738 gemachte Beobachtung ift um 3 von dem Mittel der übrigen unterfchieden, deegleis chen auch eine andere, welche fünf Tage darauf ange: ftellet ward. . Da ich feine von beyden als ungewiß angemerfee hatte, fo hielt ich es für rarbfam, eine davon mit herzufegen, ob fich gleich daraus, in einer Reihe von mehr als ıco Beobachtungen, ein mittle⸗ rer Dre des Sterns ergiebt, welcher faft 2“ nördli« cher iſt, als ein jeder von den übrigen 5 melche alle von dem Mittel der hier angeführten um weniger, als 2”, unterfchieden find, ausgenommen zwey, wels che die mittlere Entfernung faft 3 füdlicher angeben, Aber diefe zuleßt gemeldeten find als zweifelhaft anges merfer worden, Und in der That fchienen fie unrich» | Qq 2 tig 64 Bon fheinbarer Bewegung tig zu feyn, da ich fie mit verfchiedenen andern ver- glich, welche faft zu eben der Zeit waren angeftellet ‚worden, als von welchen fie faft um 2° unterfchieden find, v9 o NIE, x Der | von hen der rungdes tion | Iere, Gaßiopn | o Aeguimoz | Lichts | der | Ent: pe⸗ ctialpun: Erbare | fern. . 34 55 ee 1 [genen | SE I fühmärts "Zurhichge: Abir- |Nuta: PMitt: — — — — u u u u MT 4 55,04 9,0)+ 32,424 68,6 1728 Sept.17| 30,8] 29,4|+ 46| 3,2]70,01- 1729 Jun. 8! 35,7) 43,8|—16,3 |__ De 3 2 _ 535|+ 16,5] _7,7|68, 1730 Jun. ıı ©. 13,8| 64,0)—162| 8,4|70,0 DIL, 9 N. 30,8 73,8 + 16,3 8,8168, ı 1732 Jar. 8 N. 492| 95,4! 12,9! 8,9!68,0 1733 San. 21 64,8! 116,0/+10,0| 7,9:69,1 Ku 1727 Sept. 9, 55,0 0 No SI Q O 1734 %um. 13| 628] 143,8|—ı16,1| 5,0169,9 Dec. | 10541 153,7|+ 16,2)+3,7!68,2] 1740%un. 2] 169,1] 262,8] —ı16,5)—8,9 68,3] [ae Sun 23 19.1 234,0|+ 15,2] — 712 5 . 11747 ebr.271 332,31 397,0|-+ 0,214 4,7 69,6 — — — — — — — Ob ich gleich ſeit dem 22 Yan. 1740 Feine Be⸗ obachtung an dem 7 des Perfeus angeftellet habe, fo babe id) doch, da diefer Stern fehr nahe bey dem Zenith ift, und ich ihrer eine genugfame Anzahl um - die Zeit, da die Gleichung, welche zu folge meiner. Meynung herauskoͤmmt, am größten geworben war, ' angefteller harte, fuͤr rathſam gehalten, einige davon In die nächfte Tabelle zu bringen, deren letzte Columne | n: zeige, 9 ‚einiger Fixſterne. 605 zeigt, um wie viel die. mittlere Entfernung des Sterns, feit dem 27 März 1727 ſuͤdlicher, als 389204, geworden, Unter beynahe 60 Beobachtungen fand ich ihrer nur zwey, welche von dem Mittel derfelben nur um 2° unterfehieden find; und diefe find beyna— he um eben fo viel von dem Mittel der übrigen unter« fchieden, welche faft zu eben der Zeit gemacht worden, fo, daß die Hypotheſe überhaupt mir den Beobach— tungen diefes Sterns fo gut übereinfümmt, als ir⸗ gend mit einer Reihe der Beobachtungen der vor= hergehenden. Sid: Zuruͤckge⸗ Abirrung! Nutas | Mittle: Des ge „| märts | bender | des tion der re Ent: T DENE von JNequino: | Lichts | Erdas | fernung] ſeu ctialpun⸗ re | gegen 38 20| cte Süden / i 1727Sept.16| 60,11)+ 7,41 — 3, 2)4+6,7| 710] Der. 29| 3977| 1,91 4 12, 941 72 747 1728De.2r 22,51 272] 2,8) 7! ul 1729 De. 2|6.9,2]| 42,0| 1,5] 90-7W,7] 1731 San. 3[R. 821 39,0 12, 8 83] 719 1732 San. $| 2230| 748] 1ı,7| 6,7] 72,2 1733 Jan. 211 346] guno| 11,7|+4.3| 72,4 1738 Dee. a3] 117,0| 183,4] 12, 8|—9,0| 70,2 1740 San.22| 132,51 200,2! ı1,7! 8,61 70,8 Es dürfte vielleicht unnötig zu feyn fcheinen, nach den zuleßt angeführten Beobachtungen noch Die Beobachtungen mit dem & des Perfeus, welcher Stern weiter von den Zenith entfernet ift, anzufuͤh— ten: doch da diefer Stern faft vollfommen in glei- cher Entfernung von dem Aequinoctial: und Golfti- 30 tial⸗ 606 DBonfeheinbarer Bewegung tialcolurus liegt, und die, Reihe der Beobachtungen mit demfelben etwas vollftändiger iſt, als die mi | dem + des Perfeus, fo will ich zum wenigften von jedem fahre, da er beobachtet worden, eine anfuͤh⸗ ren; woraus erhellen wird, daß meine Meynung die Erf: heinungen an denen Sternen, welche diefe Sage haben, fo richtig, als bey andern Sternen, er klaͤret. Denn wenn man von den Zahlen in ver leg: ten Columne der folgenden Tabelle das Mittel nimmt, iwelches die mittlere Entfernung des Sterns von 41° 5' gegen Süden, vom 27 März 1727 an, aus⸗ drücfet, fo koͤmmt es bis auf 2‘ mit einer jeden von den go "Beobachtungen überein, welche mit biefem Sterne find gen; worden. — —— er — Mitten 7 waͤrt gehen rung des tion der Entfer⸗ «Dis za von, der, es] Lichts —D — ge us yo +- quino: m© 4 5 | ctial | punete a NE — rg — 1727 De. 29| 79,4, +10,5 1728 Apr. e 87,5 14,3 — 0,8: 8,2 109,2 Sul. 940 1, I —U,4| 85) 109,4 Der 23] 657 23184 10,6) a 108,9 1729 2 Dee, Ta 534 37, 2 7) 8,9! 109,2 + 1447, 2| 109,2 731 San. 3] 38,6, Be 3} ın4l 7383| 0,1 1732 Sau. 8) 26,8, 66,24 1,4,%+5,9| 110,3 11734 Sul. mE. 21,3| 10,0 —1n4 — Il) 09/8 1738 Dec. 24N. 56,3 162,6 I+ ı 11,2 90 108,5 1740 Jan. 21) 718] 177,4) 10,91-—8,2| 108, 3 3 1747 Sebr.27' 182,51 275,4 66+ Pi 108,0 Da einiger Firſterre. 607 Da ich ſchon Erempel von Sternen gegeben ha⸗ be, welche nahe bey den beyben Solftitialzirfeln, und nahe bey dem. Srühlingsäquinoctialzirkel liegen, To will ich nun noch die Beobachtungen eines Sterns j' hinzu feßen, welcher nicht weit von dem Herbftäqui« noctialzirfel entfernet ift, nämlich des n des großen Baͤres, welches der größte Stern an demjenigen Theile des Himmels ift, welcher fich dem Zenith von Wanſted innerhalb eines Grads nähert ‚ umd melcher, wegen feines Glanzes und Standes, mir Öelegenheit gab, meine Reihe der Beobachtungen an demfelben vollftändiger zu machen, als bey vielen andern. Dies fer Stern ward mit dem mit 39° 15’ bezeichneten Puncte verglichen, und mar füdwärts von ihm ents fernet, wie in der folgenden Tabelle zu fehen ift, wor⸗ innen Ew. Hochgebohrnen wahrnehmen merden, daß die Beobachtungen von 1740 und 1741 eine Polar« entfernung geben, welche 3° größer iſt, als das Mile fel der andern Johre. Wenn in einem von dieſen Jahren nur eine Beobachtung waͤre angeſtellet wor⸗ den, ſo koͤnnte es ſeyn, daß ein Theil dieſes ſchein⸗ baren Unterſchieds etwan von der Ungewißheit der⸗ ſelben hergeruͤhret haͤte. Doch da, entweder vor oder nach dem 3 Jun. 1740, in einer Woche acht Beobachtungen, welche wohl mit einander uͤberein— ftimmen, und ihrer 3 binnen zwanzig Tagen im Sept. 1741, welche gleichfalls mit einander überein« ſtimmten, angeftellet worden : fo bin ich geneigt, zu ' glauben, daß die gemeldeten Unferfchiede irgend von. fonft etwas, als von einem Fehler in den Beobach— tungen, herrühren muͤſſen. Dieſe Erfcheinung kann alſo denjenigen Herren RN Gegenftande ihrer Be: aA trach⸗ 608 Bon fheinbarer Bewegung trachtung dienen, welche ihre Zeit dazu beſtimmet ha⸗ ben, Berechnungen der Größe derer Wirfungen ans suftellen, welche die Kraft der Schwere, bey verfchie- denen Gelegenheiten, hervorbringen kann. Denn ic) — daß dietage der Erdferne der Mondbahn ſo wohl, als die Lage ihrer Knoten, einigen Einfluß in die Kane Bewegungen ber Sterne hat, von welchen ich ißo rede, Meine Reihe der Beobachtungen verfchiedener Sterne ift in den legten Jahren fo oft und lange un- terbrochen worden, daß ich nicht verlangen Fann, dies fen Punct zu beftimmen. Dod) es ift wahrſchein⸗ lich, daß die Unterſchiede, von welchen ich im vor⸗ hergehenden beyden Beobachtungen des & der Caßio⸗ pea Meldung gethan habe, und einigeandere, welche ich gleichfalls unter den Beobachtungen anderer Sterne, welche bier nicht angeführet worden, gefuns den habe, von einer ſolchen Urſache herruͤhren koͤn— nen; welche, ob fie gleich nicht einen großen Theil des Einfluffes haben mag, doch, in gewiflen Umftän« den, einen Mangel in einer Meynung, bey welcher diefelbe gar nicht in ‘Betrachtung gezogen wird, ent decken fann. Doc diefe Unterfchiede mögen von der fhon gedachten Urſache, oder von irgend einem Mangel i in der Meynung felbft, in Anfehung irgend einer andern Sache, herrühren, fo ift doch diefes wirf- lich in der Ausübung nicht ſehr anzuwenden; weil meis ne Meynung, fo, wie id) fie vorhin Anporien habe, binlänglich ift, alle Erfcheinungen, bey einem fo gross fen Grade der Genauigfeit, als mit weldyem wir hoffen-oder erwarten koͤnnen, daß Die Beobachtun- gen angeftellet werden, zu erklären. Denn id nahm | das einiger Firfierne 609 das Mittel von allen Zahlen in der legten Columne der folgenden Tabelle für 7 des großen Bäres, ver glich es mit einer jeden von den 164 Beobachtungen, welche an demfelben angeftellet worden, und befand, daß der Unterſchied nicht über 3“ betrug. wärts |gebender! des Itionder|re Ent: Desk von Aequino⸗ Lichts‘ | Erdare |fernung ares. 139015‘ | etialpun: gegen ete Süden 1727 Det. 17| 153,3] -10,2|F 10|—5,21138, 9 1728 San. 24| 176,4 15, 21 — 17,6 5,8|137, 8 Sul. 17 11729 San. 16196,6| 33,1 8| 78|87,9 sul. 21lı70,4! 424 17 3, 41137, 4 89,6) 60,614 178] 9olısz, 8 Süd: | Zuräc- | Ybirrung Nuta⸗ 68,7|— 16,71 8,91138, 1732 San. 10la50,7| 87,7|— 17,7| 801137, 3 Apr, 13238,7| 9331— 0,8| 7 7)137,9 1734 Jul. 11] 255,7| 133, 314 176 —2,3)127,7 1735 Sept.101280,8] 154,6|+ 11,4|+ 1,2 f 1736 Sept. 81294,7| 1728| ıu6| 4,1|137, 6 1737 Jul. 31303,0| 18781 17,21 6,1|138, 5 1738 Jun. 29|319,0| 2058| 16,8] 7,9|137,9 1739 Apr. 251348, 01 220,8 2,5] 881138, | 1740%un. 3360, 31 241,1 12,8] 8,91140,9 1741 Gept.23|390,9 | 265,0 7:9\+ 7,4141, 2 1745 Sept. 5]466,7! 37,1| 12,4|— 3,31138,7 ı746S8ept.20|492, 0 35672 | ne 5,91138,7 1747 Sept. 21507, 2 373,51 13,2] 7,81139, 17, 60 Don fcheinbarer Bewegung Ew. Hochgebohrnen werben, wenn fie die Tabel- fen, welche die Beobachtungen des & der Caßiopea und des n des großen Bäres enthalten, anfehen werden, wahrnehmen, daß der größte Unterfchied, welcher darinne vorkommt, vermindert wird, wenn man feßt, daß der wahre Pol des Aequators fih um den Punct P, in einer Eflipfe, welche faft ein Zirkel ift, bewegt. Denn wenn die Querare, welc)e in der Richtung AC Tieget, 18°, und die Conjugate DB ohngefähr 16° beträgt, fo werden vie Gleichungen, welche aus meiner Meynung enefpringen, machen, daß die Zahlen in der legten Kolumne naher mit ein⸗ ander übereinfommen, als fie io hier ftehen. Doc) da diefes die Ungleichheiten, bey allen.den tagen der Knoten der Mondbahn, nicht gänzlich hebt: fo will id) die genauere Beftimmung des Orts des wahren: Pols auf die Theorie verweifen, und gegenwärtignur die Gleichungen für das Zurückgehen der Nequinoctial- puncte und für die Schiefe der Ekliptik mittheilen, wie auch die wirkliche Größe des jährlichen Zurücfge- hens, von 5 zu 5 Öraden von dem Orte des auffteigen- den Knoteng der Mondbahn in den folgenden Tabellen; gerade fo, wie fie fich aus der zuerft anden Tag geleg- ten Hnpothefe ergeben ; weil, nach dem, was bereits angemerfet worden, erhellet, daß diefe, für die Aus» übung in allen Fällen, richtig genug find, ; Die einiger Sirfierne., 61 Die Gleichung der Yequinoctialpuncte. nn — — — nn —— — | 5 de Jızeih. O —— Subtr. von V 13eich. VI "vu [var | Me. — rec Super; msn — © 0, © 11, 3 9,6 30 | 5 2,0 13, © 20,5 25. 1 10 3,9 14,5 :p 721,2°} 20 15 5,8 16, © 21,8 15 20 Eid; 1,3 22,2 |; 10 25 9, 6 CAR EM 22 30 11,3 19,6 | 22 6 o Subtr. |3eich. VI IV m | 08) Add. Zeich. x X [ IX vony — a DL a a OR ANEREENE 1. BR Die Gleichung dei der — der Ekliptik. Su Rode) IFeich. 0, I, Abd. vonnr |Zeich. VIE VII va Subtr.. o 4 EN u Fa N | 8. 4,5 = a oO SAL 90 7, 4 3, 8 25 10 | 89 6 8 30 od. ISeich. view. „bb. 0 II 70 des) Subtr. "Zeich. — X ix | von V Das 62 Don fiheinbarer Bervegung Das jährliche Zurücgehen der Bequine- | | ctialpuncte. ae ‚F 5 von V 4 “ud —— — | 4 ud — — 0 Zeich. © Teile | . o_.| 00 molweloaussjon] »_ 5 | 57,9 156,633, 6149,7146,0143,4| 25 10 | 57,9 |56,2,5,0'49,0145,5143,2] 20 A 53,75% 3 31484 45,9 | 43,9 .. 20 | 57,5 Isı, 2,51, 7|47,7144514281 | 25 57:3 154,751, 0] 47, 1144, 1 42:8] B 30 | 570 |542,5073) 46,5 43,7 AUT 58 Zeich X | ıx [vım|vır) vı vr ons) von VrF — — — — oa RA Da Herr Iſaac Newton die Größe des jährlichen Zurücgehens der Xequinoctialpuncte, aus der Theorie der Schwere, beftimmer ; wobey er vorausfeget, daß der Yequatorialdurchmeffer der Erde fich zum Polar durchmeffer derfelben verhält, mie 230 zu 229, fofins det er, daß bie Wirfung der Sonne genug ift, für ſich allein ein Zurücgehen von 9”E zu verurfachen; und da er aus der Ebbe und Flut ſchließet, daß Das Verhaͤltniß der Kraft der Sonne zur Kraftdes Monds ift, wie ı zu 48, fo fegt er Das mittlere Zurückgehen, welches von beyder vereinigten Wirkung entfteber, 50” an. Doc) da der Unterfchied zwiſchen dem Pos far- und Yequatorialdurchmeffer, durch die neulichen Berbachtungen der Herren der Akademie der — 0 —— ‚einiger Fixſterne. ‚613 fchaften, größer befunden worden, als ihn Herr Iſaac ausgerechnet bat: fo muß das Zurücgehen, wel» ches von der Wirfung der Sonne herruͤhret, gleiche falls, beynabe in eben dem Berhältniffe, größer feyn, ‚als er es angefeget hat. Hieraus folgt, daß die Kraft des Monds zu der Kraft der Sonne ein Fleineres Vers bältniß haben muß, als 48 zu1; und vielleicht werden die Erfcheinungen, von welchen id) ißo eine Nachricht gegeben habe, die beften Data darbierhen, diefe Ma- terie ins Licht zu fegen, | Weil ic glaube, daß die fehon angeführten Bes obachtungen für hinlänglich werden gehalten werben, die Wahrheit der vorhin behaupteten Meynung über: haupt zu bemeifen, fo will id Ew. Hochgebohrnen mit Anfuͤhrung mehrerer, welche ich an Sternen, die wei⸗ ter vom Zenith liegen, angeſtellet habe, nicht beſchwer⸗ lich fallen; weil diefe, aus vorhin angeführter Urſa⸗ che, nicht fo gefchickt find, dasjenige feſt zu ſetzen, was ich mir hauptſaͤchlich feſt zu fegen vorgenommen hatte. Doch da es vielleicht den Fünftigen Aftronomen zu eis nigem Nutzen geveichen möchte, den Unterſchied der mittlern Declination einiger Sterne, welche einander in gerader Afcenfion faft gegen über ſtehen, und nicht weit von einem der Coluren liegen, zu wiffen, fo will ich herfegen, was ich bey Vergleichung einiger we— nigen, deren Declination fo wenig unterfchieden ift, daß ic) die Größe diefes Unterfchieds mit großer Ger wißheit beftimmen fonnte, herausgebracht habe. Durch das Mittel von 64 Beobachtungen, wel: che, vor dem Ende des Jahres 1728, an dem & der Caßiopea angeſtellet worden, bringe ich, indem ich Das 5a Don feheinbarer Bewegung das Zurückgehen, die Abirrung und die Nutation, fo, wie in den vorhergehenden Tabellen, in Betrachtung ziehe,heraus,daß Die mittlere Entfernung dieſes Sterns ſeit dem 27 März 1727, von 34955‘, gegen Süden 08“, 7 betrug. Da ic) auf gleiche Art 40 Beobachtungen des y des großen Bäres, welche während eben der⸗ . felben Zeit angeftellee worden, vergleiche, fo finde ich, daß diefer Stern, zu eben der Zeit, 39“, 6° füdlich von 34° 45" entfernet war. Ich maaß ſorg⸗ fälcig, mit der Schraube des Mifrometers, die Ent fernung derer beyden Puncte von einander, mit wel chen diefe Sterne waren verglichen worden, und fand fie 9' 59°’ von einander, und alfo um eine Secunde we⸗ niger, als fie hätten feyn follen. Daraus folgt, daß der mittlere Unterfchied der Declination diefer beyden Sterne, von dem 27 März 1727 an, 10° 28° ı war. Nach dem Mittel von 65 Beobachtungen, welche andemPßder Caßiopea, vor dem Endedes Jahrs 1728, angeftellet worden, war diefer Stern, vom 27 März, 1727, an, 25°, 8 noͤrdlich von 329 20 entfernet; und, nad) dem Mittel von 52 Beobachtungen, war e des ‚großes Bäres, zu eben der Zeit, 87’, 6 füdlich von 320 30’ entfernet. Die Entfernung diefer beyden Pun⸗ cte von einander ward 959, 3 befunden; moraus folgt, daß der mittlere Unterfchied der Declination Diefer beyden Sterne, feit dem 27 März 1727, 11‘ 52”, 7 betrug. ' Er Tach den Mittel von 100 Beobachtungen, welche vor dem Ende des Jahrs 1728 angeftellee worden, war die mittlere Entfernung des y des Dracheng, feit dem 27 März, 1727, 79° 9 füdlich von 38 25’; und, nach dem Mittel von 35°Beobachfunge, war der 35fte a J einiger Fixſterne. 615 Camelopards des Hevelius, von eben diefem Puncte, 76, 4 füdlich entfernet; fo, daß die mittlere Polar entfernung des Y Des Drachens nur 3° 4 größer war, als die mittlere Polarentfernung des 35ſten des Gas melopards des Hevelius. Da aber die Gleichung für die Mutation, bey diefen beyden Sternen, damals am größten geworden mar, und mit enfgegen gefegten Zei- chen gebraucht werden mußte, fo war die wahre Po» larentfernung des y des Drachens, von dem 27 März 1727, an, 21, 4 größer, Man Fann voraus fehen, daß die hier angeführt» ten Polarentfernungen diefer Sterne, ſowohl wegen des Halbmeflers des Inſtruments, als auch wegen der Anzahl der Beobachtungen, auf die Zeit, da der auf: ſteigende Knoten der Bondbahn im Anfange des Wid⸗ ders war, fehr genau beſtimmet find, Und wenn fünf: tig eine eben folche Bergleichung unter den Beobach⸗ tungen eben diefer Sterne, faſt bey eben diefer Lage der Knoten der Mondbahn, angeftellet wird, fo wer= den die Eünftigen Aftronomen fönnen in ven Stand _ gefeget werden, die Größe des mittlern Zuruͤckgehens der Aequinoctialpuncte, in ſo fern es einen Einfluß in die Declination dieſer Sterne hat, mit großer Gewiß- beit, zu beftimmen, Gie werden gleichfalls, durch Hülfe der Sterne nahe bey dem Solftitialcolurus, entdecken, von was für einer Lrfache die wahre Ver- änderung der Schiefe der Efliptif, wofern man fin def, daß die mittlere Schiefe derfelben ſtuffenweis ab⸗ nimmt , wirklich herruͤhret. Die vorgemeldeten Puncte koͤnnen in der That allein in fo fern feſtgeſetzet werden, als man voraus» fest, daß bie an diefer Sterne be= ſtaͤndig 66 Don feheinbarer Bervegung ftändig einerley bleiben, oder daß fie, an fich ſelbſt, feine wirkliche Bewegung haben, fondern in dem Weltraume ftille ſtehen. Diefes, welches zwar alle Aftronomen gemöhnlichermaßen vorausfegen, ſcheinet dem ungeachtet noch auf allzu ungemwiflen Grundfägen zuberuhen, als daß man es in allen Fällen follte ans nehmen fönnen, Denn wennman, in Anfehung diefer Materie, aus dem Erfolge der Bergleichung unferer beften ißigen Beobachtungen mit denen, welde vor diefem, mit einem erträglichen Grade der Rich— tigkeit, angeftellee worden, ein Urtheil fällen will, fo erhellet, daß einige Firfterne wirklich ihren Stand gegen einander verändert haben, und zwar fo, daß man fiehet, daß diefes nicht irgend von einer Bewe⸗ gung in unferem eigenen Planetengebäude herrübret, fondern daß es bloß einer Bewegung der Sterne felbft zugefchrieben werden fan. Der Arctur giebt einen ftarfen Beweis hiervon an die Hand, Denn werm man deffen gegenwärtige Declination mit feinem Orte, roie derfelbe fo wohl von dem Tycho, als auch von dem Slamfteed, ijt beftimmet worden, vergleicht, fo wird man finden, daß der Unterfchied größer ift, als man ihn von der Ungewißheit ihrer Beobachtungen herzus rühren vermuthen kann. 9 cs Man bat Urfache, zu vermushen, daß aud) an dere Erempel von gleicher Beſchaffenheit, unter der großen Anzahl der fichtbaren Sterne, vorfommen müffen; weil ihre $agen gegen einander durch mans cherley Urfachen Ffünnen verändert werden, Denn wenn man fich vorftellee, daß unfer eigenes Sons nengebäude, feinen Ort, in Anfehung des Welt: taums, verändert, fo wird diefes, nach Verlauf aa eit, u - einiger Fixſterne. 617 Zeit, eine feheinbare Veränderung der Winfelentfers nung der Firfterne verurfachen. Und weil diefes, in einem folchen Falle, in die Derter der nächften Ster⸗ ne einen größern Einfluß haben würde, als in die Oerter derjenigen, welche weit entfernet find, fo würs den ihre Sagen fich zu verändern feheinen, ob gleich die Sterne ſelbſt wirklich unbeweglich blieben. Und wenn im Gegentheil unſer eigen Planetengebaͤude ſtille ſteht, und einige Sterne wirklich eine Bewegung haben, ſo wird dieſes gleichfalls ihre ſcheinbaren Lagen verän« dern; und zwar um deſto mehr, je naͤher ſie bey uns ſind, oder je ſchneller ihre Bewegungen ſind, oder je mehr die Richtung der Bewegung ſo beſchaffen iſt, daß fie von uns kann wahrgenommen werden. Da alfo die Sagen der Sterne gegen einander von ſo man⸗ cherley Urfachen fönnen verändert werden, indem man Die ‚erftaunliche Enrfernung , in welcher ganz gewiß einige gelegen find, betrachter, fo werden wohl die Beobachtungen vieler Menfchenalter nöthig feyn, die Gefese der feheinbaren Veränderungen, auch eines einzigen Sterns, zu beftimmen, WBielfchwerer muß - es alfo noch feyn, dieſe Geſetze für alle die merkwuͤr⸗ digſten Sterne feſt zu ſetzen. Wenn die Urſachen, welche in die Oerter aller Sterne uͤberhaupt einen Einfluß haben, dergleichen das Zuruͤckgehen, die Abirrung und Die Nuration if, bekannt find, fo wird diefes einen großen Nußen in genauer Unterfuchung der Lagen einzelner Sterne ge« gen einander haben, und befonders ver hellften, als-mel« che, weil fie vermuthlich ung am naͤchſten ſind, um deswillen, entweder wegen ihrer eigenen Bewegung, oder wegen der Bewegung unſeres Planetengebaͤudes 3 Band. Rr merk⸗ om Bon fheinbarer Bewegung merflichern Veränderungen unterworfen find. Und wenn man zu eben der Zeit, Dadiehellern Sterne mit einander verglichen werden, die gegenfeitige Sage eis niger der Eleinften Sterne, welche nahe bey ihnen ericheinen, und deren Dexter mit genugfamer Richtig. feit fönnen ausfündig gemacht werden, beftimmer, ſo werden wir vielleicht im Stande feyn , zu urtheilen, von was für einer Urfache die Veränderung, wenn ei⸗ ne zu bemerfen -ift, herruͤhret. Die Ungewißheit, welcher mir, in Anfehung des Grads der Genauigkeit, mit welcher die vormaligen Aftronomen beobad)ten fonnten, unterworfen find, feßt uns außer Stand, verfchiedene Dinge zu beftimmen , welche die Mate: vie, wovon ic) ißo rede, betreffen. Doch die Erfins dungen, welche in den letzten Jahren daher in der Mes thode, die Derter der himmliſchen Körper zu beobach⸗ ten, gemacht worden, find fo groß ‚ daß Fünftig we⸗ nig Jahre genug feyn werden, einige Puncre feftzus fegen, melche gegenwärtig , durch Bergleichung felbft der älteften Beobachtungen mit den igigen, nicht Fon: nen ausgemacht werden. Es wäre alfo zu wünfchen, daß * wel⸗ che mit guten Inſtrumenten verſehen find, ſich bemuͤ⸗ hen moͤchten, die gegenwaͤrtige Lage verſchiedener der vornehmſten Sterne gegen einander, in unterſchiedenen Theilen des Himmels recht ſorgfaͤltig zu beſtimmen beſonders derjenigen ihre, in welche die Kefraction den wenigſten Einfluß hat. Denn diefe Urfache bat zu vielen Zeiten einen fo ungewiſſen Einfluß in die Oerter derer Gegenſtaͤnde, welche weit von dem Zenith liegen, daß da, wo ſie nur mit vorkoͤmmt, allemal die Sri fe, welcheaus Beobachtungen, in —* vor ſelbe einiger Sirfterne 619 felbe einen großen Einfluß hat, zweifelhaft bleiben, und in vielen Fälen allzu bittweife angenommen werden müffen, als daß man mit denfelben follte zu⸗ frieden ſeyn koͤnnen. Die Vortheile, welche von unterſchiedenen Per—⸗ ſonen herkommen, welche ſich bemuͤhen, einerley Stuͤ⸗ cke der Aſtronomie faſt zu einerley Zeit feſtzuſetzen, find um fo viel deſto größer, wenn eine Uebereinſtim⸗ mung in dem Refultat allen Berdacht der Unrich- tigfeit der Inſtrumente, deren man ſich bedienet, aus dem Wege raͤumet. Aus welcher Urſache ich den ſchoͤnen Vorrath zu Shirburn Caſtle, und die da⸗ ſelbſt angeſtellten Beobachtungen, fuͤr ein hoͤchſtguͤl⸗ tiges Kennzeichen ſchaͤtze, woraus ic) auf die Rich- tigkeit derjenigen fchließe, welche auf dem Föniglichen Obſervatorio angeftellet worden, Und als ein Lieb⸗ haber der Wiflenfchaften kann ich nicht unterlaffen, zu wünfchen, daß unfere Nation häufigere Erempel von Perfonen aufzumeifen hätte, welche gleiche Wuͤr⸗ de und Geſchicklichkeit, als Em. Hochgebohrnen, be⸗ fäßen, und welche eben fo begierig wären, fo wohl biefen als einen jeden andern Theil der Paturlehre, welcher zur Ehre und zum Nutzen unferes Landes ge⸗ reicht, zu befördern, Doc wenn aud) die Anzahl der Gönner der Kuͤn⸗ fte und Wiffenfchaften noch fogroß wäre, fo ift doch der Inhalt meines’ gegenwärtigen Briefes fo befchaffen, daß ich um Erlaubniß bitten muß, denfelben an ven Örafen von Macclesfield zu richten ; nicht nur als an denjenigen, welchem das Recht, denfelben su bes urtheilen, am meiften zukoͤmmt, fondern auch, als an biejenige Cal im diefee Nation, welche zu Un— Nr a ter⸗ ER ERBETEN ————— 620 Von ſcheinbarer Bewegung x. terſuchung der Wahrheit der hier erzählten Beobach- &ungen tüchtige Inſtrumente hat. Und es gereicht mir zu einem befondern Vergnügen, daß ich, nad) einem fo langen Warten auf Diefe Erfcheinungen, die Nachricht davon der Wele durch die Hände Em, Hochgebohrnen uͤbergeben kann. Denn dieſes giebt mir zugleich Gelegenheit, mein beſtaͤndig dankbares Gemuͤth an den Tag zu legen, ſowohl wegen der be⸗ fondern Gnade, welche ich ehedem von dem großen Grafen, Ihrem Herrn Bater, genoffen, als auch wegen der vielen neuen Berbindtichkeiten ‚u ‚welchen - felbft verpflichtet Haben, | Hocgebobener Herr, — Ew. Hochgebohrnen | Greenwich— den Der. | San. .1743- | | | Ä gehorfamffer Diener, Jacob Bradley, EEE EE ZERS EI ET TI f bis} | Schreiben des Ehemürdigen Herrn G. Coſtard, an den Ehrw. Hrn. Thomas Shaw, Doct. der Gottesgelahrtheit, Mitgl. der K. G. und Vorgeſetzten der St. Edmundshalle, der Sineſer Zeitrechnung und Sternkunde betreffend. X Aus den Philoſophiſchen Transactionen, 483 * 13 Art. Den 30 Apr. 1747. vorgelefen. Ehewirdiger Hear! SD Ale unterredeten ung letzlich von n dem Siolze & einiger Völker, ihre Geſchichte fo weit hin⸗ auszuführen, daß man Flärlic) fieht, wie- alle A grundlos und erdichtet find, Es iſt ausgemacht, daß die chaldäifchen und babylonifchen Erzählungen fo befchaffen find. Und es war ihnen wahr⸗ fcheinlich, man würde eben dieſes bey andern Voͤlkern, die gleiche Anſpruͤche auf ein unglaublich hohes Alter⸗ bla machen finden Rr3 Nur 622 Coſtard Schreib. vonder Sim ‚Nur von den Sinefern hat man in den fegten Seiten geglaubt, daß fie die Allgemeinheit dieſer Meynung miderlegten, und es find der Welt fehr außerordentliche Gedanken von ihrer Gefchichte bey- gebracht worden. Aber wo ic) mic) nicht irre, wird das, was ich ißo vortragen will, zeigen. ‚daß auch fie von der allgemeinen Regel eine Msnahme Bach, fondern folche vielmehr beftätigen % ... | Ich darf ihnen, mein Herr, nicht erftlic) ı Fneiben, daß die morgenländifchen Schriftfteller Fabeln und romanmäßigen Erdichtungen ſehr ergeben find : Die» fes brauche feinen Beweis, und man muß daher mit gufer Ueberlegung bisweilen dag Richtige von dem Salfhen, Unwahrfcheinlichen und Ungereimten uns terfcheiden. Ich will diefes nicht fo fehr von ihren Nachrichten wegen fremder Völker verftanden ha« ben ; man fann glauben, daf fie von derfelben Bege- benheiten nicht vollfommene Nachrichten gewußt haben, ich rede von ihren eigenen, und zwar nicht gar zu alten Gefchichten. Gilt diefe Anmerkung in Abficht auf diejenigen Bölfer, von deren Gefchichte wir einige Kenneniß haben, wie ſorgfaͤltig muͤſſen wir uns nicht bey der in Acht nehmen, in der wir voͤllige Fremdlinge find ? ? Die beften Nachrichten von Sina haben wir den Jeſuiten zu danfen, Aber ich be ſaechte daß dieſe Nachrichten ſelbſt öfters mit * * Herr Weidler Hit. Aftron.c.X. hat verfihiebened von den Mängeln der finefifchen Sternkunft erinnert, und . Herr Walter in feiner Befehreibung von Anfons Reife um die Welt, IE B. X Cap. hat ebenfalls nicht gar zu gütig von der Sineſer Gelehrfamteit geurtheilet. Anm, des Ueberſ. Seitrechnung und Sternfunde. 623. Borfichtigkeit anzunehmen find. Die Ehrw. Väter haben vielleicht oft, entweder von der europäifchen oder von der finefifchen Gelehrfamfeit, oder von als len beyden, nicht zulängliche Kenneniß gehabt, ung den erforderlichen Unterricht zu ertbeilen, Zu ande» ver Zeit find fie vielleicht zu fehr für ihre Neubefehr- ten eingenommen gemwefen, oder haben gewiſſe Ab» fihten gehabt, die der Welt noch nicht gehörig bes kannt gemacht worben find, Ihre Religion nur in einem barbarifchen und unmiflenden Lande fortges pflanzt zu haben, hätte ihrer Mißion nicht fo viel Anfehen gegeben, als wenn fie vermögend gemefen find, fie unter einem gefitteten und durch Künfte und Wiffenfchaften Elug gemachten Bolfe einzuführen, Da diefe Umftände fo viel Verdacht erregen, ift es nicht wunderfam? daß man Schriftjteller finder, die bloß auf ihr Wort und weiter auf feinen oder geringen Beweis (welches, wie ich nicht ya er⸗ hellen wird) fo zuverlaͤßig verſichern: die ſineſi⸗ ſche Geſchichte reiche ohnſtreitig bis zu moah deiten *. Anſtatt, daß dieſe Sache ohnftreitig _ wahr feyn follte, iſt vielleicht nichts, dag mehr Streite ansgefeßt wäre. Wahr ift es, die Sineſer geben uns ein langes Verzeichniß von Königen, die bey ihnen von des Fo⸗hi Zeiten geherrfcht haben, und die Reihe von Datis, die fie anführen, feßet, wenn mir fie als richtig annehmen, fein Alter viel- leicht 2952 oder 2847 Jahre wor dem Anfange der hriftlichen Zeitrechnung hinauf **. Wie leicht aber | Kr Br, Shuckfords Connex. 1 8. 101 ©. ** Ehendaf. 296, ift es *, Data und Keihen von — ten! Man zeige, worauf ſich diefe Zeitrechnung gründet, was für alte Denfmaale die Sinefer ha⸗ ben, und wie ſolche aufbehalten ſind? Ich vermuthe nicht, daß ſie Nachrichten auf Marmor beſitzen, und ihr Papier, wenigſtens dasjenige, das man nach Eu⸗ ropa bringt, ſcheint zu zarte zu ſeyn, als daß es alte Urkunden lange haͤtte erhalten koͤnnen. Vielleicht wird man ihnen, M. H. berichten es wer⸗ de wenigſtens ein großer Theil ihrer Zeitrechnung, Durch Finſterniſſe der Sonne und des Mondes be— kraͤftiget, dieſer kraͤftige Beweis heißt bey genauerer Unterſuchung gar nichts. Man meldet uns *, die ‚alten finefifchen Dbfervationen beftehen in 26 Sons nenfinfterniffen und 2ı Conjunctionen des Jupiter mit Firfternen, Die ältefte Sonnenfinfterniß wird in des Tching Cham *** erftes Jahr gefeßt das in das 2155 Jahr vor Chrifto falten fol, Aber die äls tefte Conjunction des Jupiter geht nicht höher als auf das 73 Jahr nad) Ehrifti Geburt hinauf + - MWie wenig Richtigkeit. bey der Beobachtung gewefen ſey erhellet daraus, weil die Sineſer nur den Tag bes merfen, an dem fi) die ge — | & # * ©. die Transact. 415 N. 376. wo ih fe Zeitved nung durch den Viceroi von Kanton felbft in ihr ges hoͤriges Licht gefegt zu feyn ſcheinet. Anmerk. des Berrn Cromm. Mortimers. ** Obf. Matth, Aftr, — Chronol. T.I. Vorrede 13. 14 Seite. va* Ebendaſ. 18 S. + Ebendaf, 15 ©. Zeitrechnung und Sternkunde. 625 Es iſt natuͤrlich hiebey zu fragen, wie es koͤmmt, daß die ſineſiſchen Nachrichten uns keine Conjunction vor dieſer Zeit angeben ? da fie 2228 Sabre zuvor eine Sonnenfinfterniß anzeigen. Was für. ein gun - figes Schickſal hat diefe Sonnenfinfterniß aufbehal⸗ ten, da alle Conjunctionen der Planeten mit Firfter- nen, fo viel Jahre durch verlohren gegangen find ? Doch wir wollen feßen, die Conjunctionen wären dies ſe Zeit über für die finefifchen Sternforfcher zu hoch gemwefen, und fie hätten folche nicht zu nutzen gewußt: Wie laͤßt ſich aber das erklaͤren, daß wir nichts von einer andern Finſterniß, bis auf das Jahr 776 vor Chriſto hören *? Es gehört ein ſtarker Glaube da⸗ zu, daß alle Finfterniffe in einer fo langen Zwifchen« zeit von 1379 follen verlohren gegangen feyn, und nur diefe einzige fich erhalten haben, Ferner erzähle man uns, fie hätten das m Jahr vor Chriſto das Winter-Sofftitium beobachtet. Ich geſtehe es, hierinne ift nichts Unmögliches, denn man melder nicht dabey, wie feharf die Beobachtung ges wefen ift. Die Schwierigkeit ift nur, die Richtigkeit der Sache darzuthun, und Leute, die nicht blindlings ‚glauben, zu überführen, daß die Beobachtung wirk⸗ lich gehalten worden. Es ift befannt, und die Mißionarien geftehen es felbft zu, daß man fie in Sina mehr unter dem Ca⸗ racter von Philoſophen, als unter dem Anſehen von Res Apos ” Nicht we vor der aͤlſteſten ung noch aufbchaltöhen babylonifchen Finfterniß. S. das Schreiben an ua Folkes Efau. 21 ©. 626 Coſtard Schreib. vonder Sinef Apofteln, aufgenommen *. Wenn ſie alſ Nach⸗ richten von den opaſch Entdeckungen in dieſes Sand brachten, konnten die Sineſer nicht, ihrer prahle⸗ rifchen Art nad), ihnen melden, fie häften dergleichen ſelbſt, und zwar viel ältere, als fie anführen Fönnten ? Ich muß geftehen, dieß ift nur ein Verdacht, aus dem man alfo wenig fchliegen kann; aber diefer Ver⸗ dacht ift doch fo natürlich, daß er wenigftens erfos dert, das Gegentheil je, einen iger Beweis auszumachen. Man bat defto mehr. efache, ** zu deinge da nach dem Geſtaͤndniſſe der Jeſuiten ſelbſt, die Si⸗ nefer bey Erzählung ihrer Obfervationen nicht alles zeit aufrichtig verfahren haben. N⸗hang hatte um das Jahr Chr. 721 bey ihnen den Ruhm eines ſehr geſchickten Sternfündigen, als er ſich aber bey Berechnung einer Finfterniß geirret 'hatte, gab er, ftatt feine Unwiffenheie zu befennen, vor: die himm⸗ liſchen Koͤrper richteten ſich nicht beſtaͤndig nach einer⸗ ley Geſetzen. Dieſen außerordentlichen Satz zu un⸗ terſtuͤtzen, berufte er ſich darauf: zu Tſins Zeiten ** ſey der Hundsſtern von der Venus bedeckt wor⸗ den, ob ſchon des erſten Breite 39 Gr. 32M. 8 Sec. und der Venus ihre nie über 4Gr. beträgt. Eben wie diefe Art von Dbfervation, ift meinem DBermus ‚then nach eine andere befchaffen, welche die Conjuns ction vom Saturn, Jupiter, Mars, Venus und Merfur betriffe, da Sonn und Mond gleichfalls im 5 Dr. * Obferuat. wie o. a. T. I. 17 ©. | ** Obferuat. T II. 86 ©. Slammfkeebö britanniſcher Catalogus, Gregors Aftronomie, 5 ©. 1 Zeitrechnung und Sternfunde, 627 Ä 15 Gr. des Waffermanns in Conjunction gemwefen find. Diefes foll zu Tchouin yon Zeiten gefchehen eyn *. x Und diefen Vorwurf für die Sinefer, daß fie der Welt erdichtete Obſervationen aufzuheften im Stande gemefen find, außer allen Zweifel zu fegen, brauchen wir fein anders Zeugniß, als der gelehrten Sefuiten felbft eignes. Im Jahr 1725 * ſchickten die Mißionarien eine Nachricht von der Zuſammen⸗ naͤherung der wier Planeten, upiter, Mars, Venus und Merkur, nad) Europa. Es fcheint, als fähe man ſolche Conjunctionen der Planeten in Sina, als glückliche Vorbedeutungen für den Kegentenan, Die Sineſer führten fich fo artig auf, als ob fie am Hofe zu Berfailles erzogen wären : Sie merften mit eis ner ächten franzöfifchen Höflichkeit, ihrem Landes» herrn zu fehmeicheln, in ihren Regiftern eine Con⸗ jünetion aller 7 Planeten an. Diefe falfche Nach: richt einer eingebildeten Conjunction. kann, wie der gelehrte Jeſuit ſelbſt bemerfet, in Fünftigen Zeiten große Jrrthuͤmer veranlaflenz; =» » = Jchhoffe aber, er meynet nur bey den Sinefern , und nicht in Euros pa, wo beflere Tafeln , genauere Rechnungen und fchärfere Beobachtungen, als man mit aller Gefäl- ligfeit gegen die Sineſer, diefen nur beylegen Fann, die Gefahr fehr Elein machen. Da jie eg aber wa⸗ gen durften, eine fo erlogene Dbfervation zu einer Zeit aufzufchreiben,, da fie verfichert waren, daß fols che würde entdeckt werden, was fönnen wir nicht von ihnen bey folhen argwohnen, da ihnen niemand wi Ders | . Obferuat. T. II. 149 ©. ** Obferuat. T. II. 33 ©. ‚8 reib. von ver Sine er derſprechen Fonnte, und wie wenig Kenntniß von bem Gebrauche der himmliſchen Obfervationen dürfen wir ihnen zutrauen ? N —2* Man berichtet uns mit großen Umſtaͤnden und ſehr zuverläßig *: Es fen allezeit in Sina ein mathe⸗ matiſches und aud) ein hiftorifches Collegium gewe⸗ fen, das erfte habe die Finfterniffe berechnen, und das andere, folche, nebft allen andern Borfällen im Staate, aufzeichnen müffen.. Re Die gelehrten Geiftlichen würden wohl gethan ha« ben, wenn fieung etwas genauer angezeigt hätten, in mie großer Schärfe das. Wort allezeit zunehmen fey, und ob den Sinefern der Gebraud) der Finfter« niffe befannt genug ift, daß man ihnen zutranen darf, fie haben ein folches Kollegium eine lange Zeit, ja alfezeit gehabt. Bis diefes dargethan wird, kann man nicht indeß bey folchen Ausdruͤckungen argwoh⸗ nen, die Ehrw. Bäter haben Pefin mit Paris ver- wechfelt, die Eedanfen von ber Akademie der Wiſſenſchaften voll gehabt, und ſich dadurch ver» leiten laſſen, dergleichen in den entfernteften Enden von Afien zu fuchen. Ka | Es verhalte fich diefes, wie es wolle, fo berichten fie uns doch, die Mathematikverftändigen hätten oft das Anfehen gehabt, daß fie hätten aus der Sinefer Regiſtern die falfchen Rechnungen ausftreichen, und ftatt derer andere mit den Obfervationen überein« ſtimmende fegen dürfen. » # = Wo aber die Sa⸗ chen fo fehlecht in Ordnung gehalten ——— k * da anders als Verwirrung zu gewarten? Und wie ann * Obſeruat. T. II. 158 ©. Zeitrechnung und Steenfunde. 629 kann man etwas anders erwarten, als mag die Je fuiten felbft verfichern *, daß auf diefe Art Finfter- niffe find aufgezeichnet worden, deren Falſchheit die europäifchen Tafeln erweifen? Dürfen wir ung als« denn vermwundern, wenn die gelehreen Jeſuiten big. weilen zweifelhaft find, ob die oder jene Finfterniß wirflich obfervire, oder nur aus einer, vielleicht fal- ſchen Rechnung gefchloffen worden ift **? Denn, nad) allem, was man von den finefifchen Sinfterniffen und derfelben Berechnungen gefaget bat, ift man darinne eins ***, daß vor des Lieou hang Zeiten, oder nad) Chrifti Geburt 206 Jahre, ihnen Feine gerwiffe Regeln, fich nad) foldyen bey diefer Unterfuchung zu richten, bekannt gemwefen find f. Ich befürchte, diefe Anmerfung wird fich auf viel fpätere Zeiten erftrecfen, fonft Fann man fich nicht vorftellen, warum fie gänzliche Berfinfterungen der Sonne, als übele Borbedeutungen angefehen haben. Denn als eine Folge von diefem Aberglauben leſen wir tt, daß die finefifchen Sternfündigen, ihre Ge⸗ fälligfeie gegen die regierende Familie fo weit gefrie- | | ben a. o. a.O. 159 S. ** a. o. a.O. 2 Th. 159 S. r’4.0.8.2).320©. — + In des Confucius Buche, Chun = ſien, wird bey ver⸗ ſchiedenen Sonnenfinfterniffen forgfaltig angemerkt: es fey Damals LTeumond gewefen, denn man hat fih in noch fpatern Zeiten eingebilder, es fönnten Sonnenfinfterniffe in andern Zeiten des Mondes ein- fallen. Siehe Herrn Baiers Nachricht von dieſem Buch, Ad. Petrop. T. VII, p. 398. Anmerkung des Veberferzers. tt 0.209223. 36. - 630 Coſtard Schreib.vonderSinefer ben haben, zu verfichern, es Fönne ſich Feine derglei« chen Berfinfterung zutragen, fo lange fie auf dem Throne wäre, Wenn auf der andern Geite eine fol- che Finfterniß obnverfündige einfällt, fo geben fie es für eine Warnung aus, daß die Regierung ein Uns glück betreffen werde: Iſt eine angefündiget worden, und ereignet fich nicht, fo find Die großen Tugenden des Sandesherrn Urfache davon gemefen, und bevecfen alfo zugleich ihre Unmiffenheit. Mich deucht, folche Begriffe zeigen Flärlich, daß fie große Stümper in der Aftronomie find, und die Erfcheinungen ſchwer⸗ lich für Begebenheiten anfehen fönnen, die fich nad) bekannten und unveränderlichen Geſetzen der Natur richten. Folglich Fönnen fie eben fo wenig daran ges denen, fie zu berechnen, als Bliz, Donner, Win- de u. d. gl. LET Wir haben zuvor bemerft, daß die Mathematik» verftändige manchmal fo gefchickt, oder fo angefehen gewefen find, die falfchen Rechnungen aus ihren Regiſtern auszuftreichen:. Zugleich aber meldet man uns , ehe die Verbeflerungen eingeruͤckt würden, zeig⸗ te man fie dem Kaiſer. Wer die defpotifche Regie— rungsart in den Morgenländern Fennt, überlege, wie wahrfcheinlich diefes ift, und ob derjenige, der fo etwas unternähme, nicht große Gefahr liefe, feine Kuͤhnheit mit den Kopfe zu babe. — Das angeführte wird, meiner Einficht nach, “mehr als zureichend feyn, die Ölaubwürdigfeit der. finefifhen Dbfervationen fehr wanfend zu machen. Was follen wir aber von diefen fo alten denfen , wenn. man uns ferner berichtet *, daß von des Tchuns- — tſieou ® Obferuat. 9.0.9.0. 2 Th. 1S. > Zeitrechnung und Sternkunde. 631 tſieou Zeiten an, oder 480 Jahre vor Chrifto,nach der Sineſer eigenem Geftändniffe, die Sternfunft bey ih. nen ganz in Bergeffenheit gemwefen ift, und daß Tſin⸗ chi» boang, deſſen Regierung fich im 246 Jahre vor Ehrifto angefangen hat, alle Bücher von den Gefchich. ten und der Sternfunft zu verbrennen befohlen *, Ein jeder wird fich leicht einbilden, wie viel Obfervationen fehon durch die Berabfaumung der Sternfunft 234 Jahre vor diefem Regenten, untergegangen find, und wie wenig der Feind der Sternfurft zu verbrennen übrig gefunden bat, ar Dem Anfehen nach rührt es von diefer Zerftö« rung ber, daß die Sinefer, wie gefagt, die Art, die Derter der 7 Planeten, und der Firjterne zu berech» nen, verlohren haben *. Mean Fann mit gutem Grunde fragen, ob fie überhaupt Regeln zu diefer Berechnung gehabt haben? Denn wozu konnten fol- che dienen, da man gefteht, daß ihre Verzeichniffe der Firfterne lange Zeit hernach nichts mehr, als bloße Namen ohne Breiten, Längen, Kectafcen» fionen und Declinstionen enthalten? So war ren die Catalogi fixarum befc)affen, wenn fie diefen Namen verdienen, die fie unter dem Gefchlechte der Kaifer, Namens Soug ***, oder zwifchen dem 591 und 620 Jahre der chriftlichen Zeitrechnung hat⸗ ten, und es wird ſchwer feyn, darzuthun, daß die Si» neſer vollkommnere Berzeichniffe gehabt, bis die Je⸗ ſuiten Tychonis von Brahe oder anderer Europäer | ihre * Obferuat. a. 0.0.0.2 36.26, u ** Obferuat. &e. 3 ©. »* Obferuat. &c. 65 ©, N j 6ʒ⸗ Eoſtard Schreiben vo der Sin — tefer ihre eingefuͤhrt haben. Wie wenig Wiſſenſchaft ſie gehabt haben, die Stellen der Planeten zu berech⸗ nen, wird Daraus erhellen, weil das Wichtigfte, das Bieowbin und Lo⸗hia⸗hong im 66 Jahr vor Chri⸗ ſto unternahmen, war, ein geradelinichtes recht wink⸗ lichtes Dreyeck auszurechnen *. Wir leſen nicht, auf was fuͤr Art ſolches verrichtet worden, aber die gelehrten Jeſuiten wuͤrden wohl thun, wenn ſie uns bewieſen, daß die Sineſer in viel ſpaͤtern Zeiten fo etwas, wie die Tafeln der ordentlichen Sinuum und Tangentium gehabt hätten. Man braucht fehr wer nig Kenntniß in der Sternfunft,, hieraus einzufehen, wie elend es damals mit ihrer Sternkunde geftan« ven hat, und wie viel elender fie alfo in den vorigen Zeiten muß gemwefen feyn. Es wird noch ſchwerer werden, fich vorzuftellen , wie fie haben Stellen der Planeten berechnen koͤnnen, da man uns meldet **, Tihang » fe « tfin habe um das Jahr 550 nach Chri⸗ ſto, zuerſt Gleichungen bey Berechnung der Plane⸗ ten gebraucht, Co⸗chiou⸗king ſey um 1280 der erite Sinefer gewefen, der was von der fphärifchen Zrigonomerrie gewußt ***, und vor Ankunft der Sefuiten Haben fie ganz Feine Begriffe von den Neis gungen der Planerenbahnen gegen einander ges babe f. ch glaube, es iſt nicht viel mehr noͤthig ung zu überzeugen ; wie wenig Kenntniß die Sinefer in der Sternkunft haben. snbefien berichten ſie er Hr Ib * Obfeuat. 1 35.86 ** Obferuat. II Ih. 58. 59 S. + Ebendaſ. 114 ©. + Ebendaſ. 84 ©. Zeitre hnung und Sternkimde. 633 felbft *, fie haͤtten von der Zeit des vorerwaͤhnten Tin» chi:boang feinen erfahrnen Sternkundigen, Eeine aſtronomiſchen Bücher und feine befannte Arc zu rechnen gehabt, Alles was übrig blieb, waren verwirrte Traditionen, Verzeichniffe von Sternen und Sternbildern, und Stücken von Büchern, Eine treff» fiche Urſache zu hoffen, daß wir die europäifche Sterne funft oder Zeitrechnung vermirtelft der finefifchen vers beffern werden! Es ift ſchon bemerfer worden, mas für eine Arevon Verzeichniffen der Sterne die Sine⸗ fer gehabt haben, und ich glaube, wir koͤnnen ung, ohne den Sinefern Unrecht zu thun, die Erlaubniß ausbitten, daß wir ihren alten Erzählungen nicht glau⸗ ben dürfen, wenigftens bis die Jeſuiten den Grad des ihnen fchuldigen Benfalls beffer beſtimmt haben, Umdas Jahr 164 nad) Ehrifto kamen verfchiedene jüdifche Familien und andere Unterthanen des abend» ländifchen Reichs nach Sina, ** Zu biefer Zeit war, nach dem Geftändniffe der Jeſuiten felbft, des Ptole⸗ mäus Aftronomie in ganz Dften in großem Anfehen, und fie ſcheinen zu vermuthen, daß vermittelft dieſes Borfalls die Sinefer einige ſchwache Nachricht da⸗ von erhalten haben. So viel ift gewiß, daß wir von dieſer Zeit an Dinge in ihrer Sternkunſt finden, die bey ihren vorherigen aſtronomiſchen Nachrichten nicht an⸗ zutreffen find. Man ſagt Tchang⸗ heng habe um dies fe Zeie ein Verzeichniß von 2500 Sternen gemacht. Wir Fönnen glauben, daß es ein folches Verzeich— niß, wie die fhon erwähnten, gemwefen ift, wenn er an⸗ *obſ. a.o. a. O. 2Th. 3G. ** Obf.0.0.0.D.2Th. 1196. *** Ehendaf. 256, 3 Dand, Ss j / 634 Coſtard Schreib. vonder Sin anders roirflich eines gemacht bat, denn Tchang⸗ bengs Bud) ift.verlohren gegangeh,und unfere Kennt- niß davon beruht auf anderer Nachricht. Im Jahr 284 nach Chrifti Geburt * lebte Riangs Ei der erfte Sinefer, von dem gemeldet wird, daß ihm etwas von der Bewegung der Fixſterne bekannt bes, weſen fey. Wie man fieht, ift diefes 120 Jahre nad) vorerwaͤhnter Anfunft der Juden in Sina; dieſe Lehr⸗ meifter müffen aber entweder niche gar zu nefchicke, oder die Sinefer fehr unfähige Schüler gewefen feyn, weil Riang⸗ki diefe Bewegung alle 50 Jahr auf eis nen Grad feßte **, da fie, wie befannt ift, vom Pto« lemäus auf ı Ör, in 100 Jahren gefegt wird, Biel leicht koͤnnte man einwenden, eben diefer Unterfchied zeige, daß fie dem Prolemäus nicht abgeborgt ſey; alsdenn aber beweiſt er zugleich, daß dieſe Folgerung aus Feiner Reihe von Obfervationen gefchloffen wor⸗ den; und diefes ift, deucht mich, die Sache, daran uns bier ammeiftenliegt, Man wird diefes noch deutli⸗ her bemerken, wenn man darauf Acht hat, daß im Jahr 460, Tfonzchong diefe Bewegung auf ı Or, in 45 Sonnenjahren und 9 Mondenmonaten feßte ***, Zu anderer Zeit ward fie noch anders angenommen, aber fo vielich glauben Fann, nie nach den Beobachtuns gen der Sterne felbft eingerichtet. Wie es fcheinet, ver- glichen fie die Derter, wo die Sonne zu ihren Zeiten am weiteften vom Yequator war, mit dergleichen Der- tern, wie fie) zu den Zeiten des Kaiſers Yar beobach» tet worden t, und feßten zum voraus, daß dieſer zu einer Zeit gelebt habe, die in das 2300 Jahr vor Ehrifto | | far, * Ebendaſ. 44 ©. ”r Ebendaſ. “ Ehendaf: 526. + Ebendaſ 1486 © Zeitrechnung und Sternkunde. 635 fälle, Man gebe ihnen alfo zu (wozu man doch Feines» weges genötbiget ift) daß fie hierinnen recht haben, fo ſcheint es doch nicht, daß fie jemals genug Gefchick- lichkeit: befeffen , die Solftitia mit einer leidlichen Schaͤrfe zu beobachten, und daher dürfen wir uns über die Fehler, die wir antreffen nicht verwundern. Sie haben gejehen, M, H. daß man bisher be« ftändig von den finefifchen Rechnungen geredet hat, Die Jeſuiten bedienen fich felbft diefes Ausdruces, ich befürchte aber, er wird unachtfame Leſer leicht in große Irrthuͤmer verführen, die größte Ehre, die man ihren Rechnungen kann mwiederfahren laffen, ift, daß _ fie die Stellen der Sonnen und des Mondes durch Zah len gefunden, die ihre ganzen Umlaͤufe, oder Stuͤcken ‚von den Umläufen, ausdrückten,, oder es mit andern Worten zu fagen,. daß fie die mittleren Bewegungen berechneten, denn was die Sonne betrifft, werden wir verfichert, daß fie derfelben tägliche Bewegung auf einen finefifchen Grad gefegt haben, ohne etwas von einer Bleichung zumiffen, dadurch fiedie Rechnung richtiger gemacht hätten. Erſt in dem dritten Jahr⸗ hunderte hatten fie eine Gleichung für den Mond **, und Tchang⸗tſe⸗tſin war um das Jahr Chriſti 550 wie wir gefehen haben ‚ der erfte, der fich einer für die Planeten bediente. Gleichwohl ift zu merfen, daß von diefem Schrifeiteller Feine Bücher mehr vorhanden find *, und alfo alles, was von ihm gefagt wird, bloß auf Erzählungen ankoͤmmt. Bey einem müßigeneitlen Volke, dasdie Eritif nicht verftehr, iftes genug, ef= : 2 62 was * Obferuat. 2 Th. 6 ©. *5* Ebendaſ. 24 ©. *Ebendaſ. 58, 59 ©. | | 636 Coſtard Schreib. vonder Sinefer was zubejahen, ohne daß man es bemeift, und fo ha⸗ ben die Sinefer ohnftreitig leichtgläubigen und un- geſchickten Europäern etwas aufgehefte. Im Fahr Ehrifti 618. fieng ſich die Regierung der Kaiſer aus dem Geſchlechte Tang an, und um dieſe Zeit kamen andere Fremde aus Weſten nach Sina. Was wir alſo weiter fuͤr Verbeſſerungen in der ſine⸗ ſiſchen Aſtronomie antreffen moͤchten, dieſelben koͤnnen von dieſen Lehrmeiſtern herruͤhren, "außer denen, die fie ficherlich ven Jeſuiten fchuldig fü ind. Ich habe nur igo bemerft, daß die Sinefer die Stellen der Planeten aufs höchfte nur nach der mitte lern Bewegung zu berechnen gewußt, Man muß bey - folhen Rechnungen von einem gewiſſen Zeitpuncte an« fangen; die europäifchen Tafeln fangen ordentlich von der hriftlichen Zeitrechnung an, den Sinefern ſcheint niemals eine folche Epocha bekannt geweſen zu ſeyn. Es iſt wahr, fie haben eine, die aber gänzlich erdich⸗ tet iſt, ſie nennen ſolche Chang⸗Pum ** und fie faͤngt fich zu einer oder der andern Zeit, un Mitternacht in dem Augenblicke des Winterfolftitiian, dadie Eonne, der Mond, und die fünf Planeten, Saturn, Supiter, Mars, ‚Merkur und Benus, alle in Conjunction gewe⸗ ſen find, und der Mond feine Breite gehabt hat. Diefe feltfame Epoche fieng fi), nad) der großen Sternfündiger, die fie angenommen haben, ihrem Berichte 143127 Jahre vor dem Winterfolftitio im 104 Jahre vor Eprifto an ***, Es iſt unbefannt, zu welcher Zeit fie zuerft im Gebrauch gefommen fen, die Jeſui⸗ *Obſeru. 2 zb. 15.78, 96 ©... % ®* Ebendaſ. 16 S Ebendaſ. | Zeitrechnung und Sternkunde. 637 Jeſuiten aber vermuthen, und wie man ihnen zuge⸗ hen muß, mit großer Wahrſcheinlichkeit, ſie ſey nicht älter,alsdie Buͤcherverbrennung unter dem Tſin⸗ chi » Hoang * oder, wie wir ſchon geſehen haben, das 246 Jahr vor Chriſto. Wollten wir fie aud) viele Jah: ve fpäter fegen, oder garfagen, daß fie nie zu wirflis chem Gebrauche angewandt worden, fo würden wir der Wahrheit wohl näher fommen. Denn wie die Jefuiten bemerfen **, haben bie ſineſiſchen Sternfündiger, unfäglicdy viel Zeit und Mühe, in Aufſuchung dieſes Chang Yum ‚ angewandt, und es ift, wie fie melden, von einigen zwo, von ans dern drey Millionen Jahre, über die Zeit hinauf ges feßt worden, da man es erftlic) angenommen hatte, Dieß aber zeigt fo gut als eine Demonftration, daß die Epocha bloß erdichtet iſt, daß wenn ſie wirklich waͤre, ſie gleichwohl bloß aſtronomiſch ſeyn muͤßte, und delje⸗ nige hoͤchſt einfaͤltig waͤre, der hieraus die Folgerung machen wollte, als ob die Sineſer hiſtoriſche Nachrich⸗ ten von fo hohem Alterthume hätten. Denn die Jeſuiten geftehen felbft zu, Daß die Meynung, die der Welt eine Dauer von etlichen Millionen Jahren zufchreibt, bey den Sinefern weder allgemein, noch ſehr aleift **, Mich deucht, hieraus erhellet, wie finnreich auch die Sinefer in Kunſtwerken feyn mögen, daß fie gleich⸗ wohl zur Mathematif und Sternfunft nicht befondere Geſchicklichkeiten befisen. Außerdem wäre es erftaun- lid), daß fie bey-der langen Reihe von Obfervationen inder legtern, und von Lehrern in der erften, die fie ih. Ss 3 rem * Ebendaſ. 18 ©. e* Ebendaſ. 17 ©. er Ebendaſ. 17. 9— 633 rem Bermelden nad) aufweifen fönnen, 4 a von beyden über die erften Anfangsgründe gefommen find. Meine Abſicht iſt nicht, mich mit den gelehrten yes fuiten in einen Streit einzulaffens die Wele ift ihnen für ihre philofophifchen Arbeiten fehr viel Dank fchul- - Dig, und man wird. ihnen noch mehr fhuldig werden, wenn fie die finefifche Gefchichte mit gehöriger Sorg⸗ falt unterfucht, und ung gemeldet haben, wie die Sines fer im Stande gewefen find, fo alte Nachrichten und Hbfervationen aufzubehalten. Man geftehe zu, daß fie Feine öffentlichen Bücherfammlungen haben *, und‘ man ſiehet nicht, daß jemals dergleichen bey ihnen ge: wefen. Wo wurden denn die aftronomifchen Dbfer- vationen, Dinge, welche in der meiften Augen fo unnü: Ge find, aufgehoben? Wurden fie Privarperfonen an⸗ vertraut, | fo geriethen fie in die größte, Gefahr, Durch Kriege, Feuer, und bey andern Unorönungen, zere ſtoͤrt zu werden, und dergleichen Vorfälle mußten fih in fo langen Laufe von Jahren oft ereignet haben. Man ſetze, dergleichen Saden fiehen in Sins bey dem gemeinen Bolfe, oder, wenn man will, bey den Bornehmen,in größerm Anfeben, als in Europa, | man feße, fie fuchen fich alles, was fie davon antvefe fen fönnen, forafältig zu bemächtigen und heben es als⸗ denn mit der größten Achtſamkeit auf; woher koͤmmt es denn, daß es fo fchwer iſt, Bücher von diefen Mas ferien in Sina zu finden **, folche zu verfteben, wenn man fie gefunden hat, und von den: Sinefern einige Beyhuͤlfe zu befferm Berftande zu erhalten. | vs Ueber: * Ebenbaf, 2 Th. Vorrede * Ebendaſ. Zeitrechnung und Sternfunde, 639 ; VUeberdieß werden nicht Bücher, die ſich ſolcher⸗ geftalt in der Verwahrung von Privatperfonen bes nden, wo man-fie niche forgfältig aufbewahret, von Klüglingen abgefchrieben, fo Daß man oft den Tert, vondem, was der Commentariug zunennen ift, ſchwer⸗ lich unterfcheiden kann ? Geftehen die gelehrten Sefui- ten nicht felbit, Daß fich Diefes oft zugetragen *? Kann nicht dadurch eine Rechnung (wenn fie fo zu nennen ift) für einer, viel hundert Jahre zuvor gehaltene Obferva- tion angefehen werden? Man gefteht, daß Martini auf diefe Art betrogen worden *; und es ift fehr zu vermuthen, daß diefes nicht ihm allein begegnethiſt. Sie ſehen, M.H. daß ich alles mein Borbringen mit der Jeſuiten eignem Geftändniffe befräftigt habe, Ich hätte gerne die Stellen aus ihnen nach der Laͤnge angeführt, aber dadurch wäre mein Auffag ftärfer, als fich für einen Brief gehört, aufgeſchwollen. Meines Willens habe ich ihnen nichts falfches beygemeffen, und fo viel kann ich verfichern, daß dergleichen von mir nicht vorfeglich geſchehen ift, da ich nur die Wahr: beit zur Abfiche habe. Ich bin ꝛtc. ©. Coftard, . Den 2 März 1747. N. S. Der vollftändige Titel des von mir anges führten Werfs ift : Obfervations Mathematiques, Aftronomiques , Geographiques , Chronologiques, & Phyfiques, tirdes des anciens livres Chinois, ou faites nouvelleinent aux Indes, a laChine, & ailleurs, par les Peres de la Comp. de J 3 Bände, Par vis 1729. 1732, X Ebend. 2 Th. Vorr. » Ebend. 2 Th. 1036, ' Ss 4 IE Eis 640 Dingleys Anmerkt ig — | I ‚Einige Anmerkungen iiber Edelgefteine, — ſolche, auf welche die Alten zu graben pflegten. Durch Robert Dingley, a" Aus den philof. Tran 483.17 Art. Den 7May 1747 vorgeleien. hand Arten, mit einer ordentlichen Ge⸗ ftalt und natürlichen Politur, manches» mal von unordentlicher Geftalt und mit einer rauben Haut überzogen. Die erfte Art Fann man zudem Ge⸗ fchlechte der Kiefel rechnen, und fie werden, wie man berichtet, an den Betten der Flüffe nad) ftarfen Regen gefunden : die andern findet man in ben Bergwer- Een, und den Selfenklüften *. Die Alten haben meift auf die Edelſteine der er⸗ | ften Art gegraben. Man heißt fie gemeiniglich de ; taglios, Wenn Herr —— Ausdruct ſo viel heißen ſoll, als: daß die Edelſteine, ſo man in Bergwerken findet, alle⸗ zeit eine unordentliche Geſtalt, und Haut haben, ſo wird er zu allgemein feyn. Der Quarzdruſen zu geſchwei⸗ gen, die ihre ordentliche Geftalt und natürliche Politur zeigen, fo grabt man Edelgefleine unter eben der Be- ash aus, ja manche find zugleich Gangarten und Geſchuͤbe. Anm, des Ueberſ. 1 findet bisweilen Edelgeſteine von aller⸗ uͤber Edelgeſteine. 6aı taglios, und ſie ſind meiſt lang und eyrund, an jedem Ende etwas zugeſpitzt, und ſo wohl auf der gegrabe⸗ nen Seite, als auf den andern bauchicht, mit einem erhabenen Streifen, der von einem Ende zum andern auf der untern Seite geht, und ſie gleichſam in zwo Flaͤchen theilt, welche beyde ebenfalls, ob wohl nicht fo deutlich, von der Oberflaͤche, durch einen ande» ven folchen Streifen getheilt werden, der rings um die Eyrundung läuft. | Der Stein, denman am meiften gegraben finder, ift der Beryll, nach diefem folgt der Plafın * oder fhönfte Smaragd, alsdenn der Hyacinth; den Chry« folich findet man bisweilen, aber fehr felten gegraben, wie auch, aber fehr felten den Eryftall, oder orientali- fhen Kiefel, ven Barnet ** und den Amethnft. Dom Beryll giebt es drey Arten, der rothe fällt in die Drangenfarbe, ift durchfichtig und eb» haft ; der gelbe ift ocferfarben, und der weiße, den man ordentlich den Lalcedon nennt, ift milch: farben. Diefe beyden legten find nicht fo lebhaft, wie der erſte. Der Plafm oder fhönfte Smaragd, ift grün, faft von der Farbe ftehenden Waflers, manchmal mit- telmäßig klar, aber meiftens voll fchwarzer und wei. fer Flecken *** und mehr undurchfichtig. | Ss 5 Der * y. #* Der Leberfeßer hat bie Wörter Plaſm und Garner, mie fie im Englif. ſtehen, behalten, weil er ihnen vollfom- men gleichgültige Deutfche nicht gewußt. A. d. Ueb. ** Sch habe des Verfaſſers Ausdruskungen von Worr zu Morteüberfeget. Nach den Redensarten der Juweli— rer hätte ich für mittelmäßig klar, unrein und für den fol- genden Ausdruck Chalcedonich fegen follen. A. d. Ueb 642 Dingleys Anmerkungen Der Hyacinth iſt dunkel braunroth, wie ſehr alter Portowein, aber feurig und durchſichtig. Der Chryſolith iſt lichte graſegruͤn, man haͤlt ihn für den Beryll der Alten, ‚Er if durchſichtig, aber nicht feurig. | Der Ernftall, oder orientalifche Kiefel, ift härter und feuriger, als der gemeine Selfencryfall *, *, hat eis ne filberartige Farbe, und giebt dem weißen Sapsit ** wenig nach, | Der Barnet ift von einerley Farbe mit dem Hya⸗ einthe, die aber mehr in Purpur fälle, ‚und nicht fo feurig ift. Der Amethyſt ift dunfel purpurfarben, durchſich tig und feurig. Die Römer gruben auf einige andere Arten Steis ne, aber. felten vor den legten Zeiten des Reichs, da die Kunft fchon in großen Verfall gerathen war. Man fagt, alle vorerwaͤhnte Steine feyn aus Aegy⸗ pten oder Dftindien, von den Ufern: des Nils oben des Ganges, gebracht worden. _ Folgendes Berzeihniß weiſet, was man elhent— lich Edelgeſteine nennt. Der Beryhll iſt roth, gelb oder weiß, ad Der Dieſes Vaterland ift vornehmlich die Schnei: u Kuropens Diamant fiebt bier und wicht — aller Man ſehe davon Scheuchzers vierte Bergreiſe des 1705 Jahres 104.1. f. ©. nach Herrn Sulzers Ausgabe. Anm. des Ueb. * Die Juwelirer nennen ihn ebenen weil der Saphir durchs Feuer ſeine Farbe verlieret. A.d. Ueb. *** Die Farben als Merkmaale, wodurch ſich ein Edel⸗ geſtein von dem andern unterſcheidet, anzugeben ar | viel- uͤber Edelgeſteie. 643 Der Plaſm gruͤn. Der Hyacinth dunkel braunroth. Der Chryſolith lichte grasgruͤn: man haͤlt ihn fuͤr den Beryll der Alten, Er iſt durchſichtig, aber nicht feurig *, | | Der vielleicht nicht gar zu richtig. Die italienifchen Juwe⸗ lirer unterfcheiden die Steine, nach Boylens Berichte, (de or. gemm, S.i. p- m, ııı.) nicht nach den Farben, fondern nachder Harte. Eben dafelbit erwahnt Boyle Diamante von verfchiedenen Farben, und Favernier bat aus Oſtindien einen fehönen violetfarbenen, und zweene blafirofernfarbene gebracht, die ihrer Harte we⸗ gen unter die Diamante find gerechnet worden. ©. Phil. Tranſ. 102 R. Da indeß die Verfchiedenheit der Härte, in fo fern fie die Edelgefteine Eenntbar machen. follte, nicht von jedem, der einem vorfommenden Stei⸗ ne den gehörigen Namen beylegen wollte, kann geprüfer werden, ausgenommen in jo fern fie fich durch die Art, wie der Stein das Licht zurucke wirft, entdecken, fo muß man wohl geffatten, die zufälligen Merkmaale der Farben anzunehmen, zumal da der Unterfchied unter manchen Edelgefteinen vielleicht nicht viel wirklichers bat, als das Spielwerf der Blumenliebhaber mit den. Tulpen und Nelken, Anm. des Ueb. | * On einer alten Sammlung verfchiedener Werke des Cardinals Nicolai de Cuſa, von der ich das Jahr der Yusgabe nicht angeben kaun, weil mir dad Ende feh— Yet, befindet fich ein Tractat, de berillo.e. Man wird aber weder der Alten noch der Neueren Berpll daraus fennen lernen. Berillus, fagt der Cardinal, lapis eft lucidus albus & transparens, enidatur forma concaua pa- riter & conuexa, & per ipfum videns attingit prius inuifibile intelleAualibus oculis. Dieſe Befchreibung klingt einem Raͤthſel nicht unaͤhnlich, und die Abficht des Cardinals iff auch, wofern ich feinen’ fehr dun- keln und rarbfelhaften Vortrag recht verſtehe, zu zei⸗ ’7 gen, 644 Dingleys Anmerkungen Deer Cryſtall oder orienaifher Riefel fiber, Der Garnet dunfelrorh wie Claret. Der Amethyſt purpurfarben, Der Diamant wei. = Der Rubin roth oder crameifpfarben. Der Smaragd dunkelgrün. Der Aquamarin blaulicht grün wie Seewaſſer. Der Topas gelb wie reife Eitronen. * Der Saphir dunfel himmelblau oder ſiberweiß. Der Cornalin roth oder weiß. Der Dpal weiß und ſchielicht. Der Bermiflonftein, (Vermilion Stone‘) Be ner als der Hyacinth. Alle dieſe Steine ſind, ob wohl i in verſchiedenen Graden, durchſichtig; die Dia — alle undurchſichtig. Das Katzenauge, braun. RN Der rothe Jaſpis, der auch) der dicke Coral genannt wird, roth ocferfarben, Der. Gagat ſchwarz. | } Achate find von verfchiedenen * —* Der Blutſtein (Bloodſtone) iſt gruͤn mit rothen und weißen Adern oder Flecken vr, te ©, gen, wie man vermittelft des berilli intelle&tualis, mie er fich ausdrückt, aus Betrachtung der endlichen Dingeauf die GErfenntnif Gottes fommen fann. Anm. des Ueberſ. * Dießgilt nur vom orientalifchen ; der fächfifche neigt fich nurauf Eitronfarbe, und der fpanifthe ift braun: elb. Anm. des Lleberf. x Iſt das Katzenauge nicht eine Art Davon? 4. d, Lieb, an Dieß kann nicht der Haͤmatites ſeyn; die Befchreibung klingt bald, ald gehörte fie zu dem Steine, den man den Malachiten nennt. Anm. des Leberf. Der Onyxy beftehe aus verfchiedenen parallelen Schichten, meift weiß und ſchwarz. | Der Sardonyr hat. verfähledene Schattirungen von braun und weiß. Der Agatonyr beſteht aus zwo oder mehren Schichten von weißer Farbe, durchſichtig oder uns durchfichtig. Alabaſter aus verfchiedenen Schichten von weiß und gelb, wie der Agatonyr, aber alle undurchſichtig. Das Kroͤtenauge (Toads Eye) ſchwarz. Der Tuͤrkis, gelbicht blau, ins gruͤne fallend. Lapis Lazuli ſchoͤn dunkelblau. Bey den meiſten vorerwaͤhnten Arten giebt es auch einige von geringerem Range und Schoͤnheit. Die Juwelierer heiſſen ſie ordentlich occidentaliſche Steine Man findet ſie meiſt in den europaͤiſchen Bergwerken und Steinbruͤchen, und nennet ſie in Gegenſetzung der vollkommenern fo,die man allezeit oriencalifche heißt, und zum voraus feßet, daß fie aus den Morgenländern nd.* Auf den Onych, Sardonych, Agatonych, Ala⸗ baſter von zwo verſchiedenen Farben oder Schichten, auch auf gewiſſe Muſchelſchalen von verſchiedenen Rinden, haben die Alten oft erhabene Arbeit gegraben, und dieſe Arten von Kunſtwerke heißt man Cameos. Sie befeſtigten auch manchmal einen Kopf oder an⸗ dere erhabene Figuren von Golde auf einen Blutſtein. Außerdem giebt es verſchiedene Antiquen, meiſt Cornalinſteine, die mit einer Schicht weißes bedeckt ſind. — wie die Tuͤrkiſſe aus der alen und neuen Grube. ©. 9. Mag.ı B. VSt. 1A uͤber Edelgeſteine. 645 — 646 Dingleys Anmerkungen find. Einige haben diefe Schicht als natürlich) an: gefehen, aber es war wirklich eine darüber gelegte Art Email. Man bediente ſich deffelben nur unter den legten Kaifern. | A | "94 Die Steine, die man am beſten zu graben hielt, waren der Inych und Sardonych, nächft diefen , der Beryll und Hyacinth. | 4J Die Alten gruben auf ihre meiſten Steine, den Onych und Sardonich ausgenommen, fo wie fie ges funden wurden, weil ihre natürliche Politur alles, was durch die Kunft an ihnen Bann verrichtet werden übertrifft *: Aber die Schönheit verfchiedener Arten von Onychen kann nur durch Schneiden entdeckt werden, BERR. Der Werth der Intaglios und Cameos koͤmmt auf die Gelebrfamfeit , die in ihrer Borftellung fteckt, auf die GefchicflichFeie des: Arbeiters, und auf die Schönheit der Politur an. yo Die alten griechifchen Edelgefteine werben am höchften geſchaͤtzt: Mac) ihnen folgen die römifchen aus den Zeiten, da das Reich in Flor war, * A. OR. * Hieraus ließe fich vielleicht begreifen, wie das Haar auf den Köpfen und an den Thieren, bey den alten geſchnit⸗ tenen Steinen eine Politur haben kann, die ihm unfere Geſchicklichkeit zu geben nicht vermögend if: denn man halt diefe Polieur für ein untrüglicheg Merkmaal der olten Gteine und für eine verlohrne Kunſt. Ich neh⸗ mean diefer Muthmaßung feineh Theil, ich Bin fie nebff einigen andern Erinnerungen. einem Freunde fchuldig, der neben der Kenntniß von den Steinen, die zu feinem Handel gehoͤrt von den Wiffenfchaften, welche Verſtand und Herze beſſern, eine größere Kenntniß beſitzt, als viele fo genannte Gelehrte. Anm, des Ueb. IV. The ; REITEN 647 ER The modern Druid Containing inftrudions , founded on phyfical rea ſons, confirmed by. long pradice,, and eviden- ced by precedents, for the much better culture ‘ofyoung oaks, more particularly than wath they - have heen fubjedt to, by any late difcipline, with various refledtions interperfed on the occalion. Auia (quereicolis) peragro loca, nullius ante Trita Solo. - - - Voluenda dies , * ! attulit ul- tro. By James Wheeler. Gent. Lond. 1747. Der neue Dru, oder Unterricht. Wartung junger Eichen; auf die Naturlehre gegründet, durch) lange Erfahrung befräftige, und tiberzeugend vorgetragen, auch umftandlicher ausgeführt, als was man bisher von ihrer Zucht gelehrer bat. Dur Jacob Wheeler, 8.14 B. 3 Kupfertafeln. b die Engländer gleich wegen des Schiff baues eine befondere Urfache haben, die Ei⸗ « chen in Betrachtung zu ziehen, fo ift doch alles was die Bäume und Waldungen betrifft, und darunter 6 Unterricht darunter auch das Eichenhofz, wegen deſſelben vielfaͤl⸗ tigen Gebrauches, außer England ebenfalls ſo wich⸗ tig, daß eine Nachricht von diefem Werke nicht unnuͤ⸗ gefeyn fann: Und es braucht einen Auszug defto noͤ⸗ thiger, weil der Berfafler feine Lehren in einer blumenreichen, ja oft ſchwuͤlſtigen Schreibart, die ſchwerlich allen englifchen Holzgerechten verftändlic) feyndürfte, vorgetragen, und oft unter nicht allzunoͤ⸗ thigen Yusfchweifungen verſteckt Bat. Seine Ab- ſicht koͤmmt darauf an, zu zeigen, wie man zu erhal« ten vermögend ift, daß die jungen Eichen ordentlich und regelmäßig machfen ; daß die ordentlichen Des wegungen des Saftes in denfelben verbeffert werden, und daß felbft fehon die ermachfenen Fehler der älte- ren fi) einigermaßen ändern laffen. Man bat die: fes bisher bey den Eichen nicht zu bemerfftelligen ge⸗ wußt, oder nach feinem Ausdrude ; die Eiche hat weniger, als andere Arten der wilden Bäume, dem äußerlichen Anfehen nad), die Fönigliche Herrfchaft des Menfchen, über ihre gewöhnliche Art zu wachfen, erfannts Den Mugen diefes Unternehmens zeigt der Berfafferdaher, weil der Preis der zum Schiffbaue nöthigen Eichen ftarf geftiegen iſt; Man bedient fid zwar aud) deren aus Peuengland, aber fie haben von den Eichen des europäifchen Englands mehr das Anfehen als das Wefen. Die Seeleutemiffenes, ob fie es wohl aus guten Urfachen den Befigern britans nifcher Wälder eben nicht befannt machen. In den - Föniglichen Schiffen werden die neuengländifchen Ei« chen nur unter Waffer gebraucht, wo Feine Canonku⸗ geln hinkommen, in Weſtindien aber dauren ſie gar nicht, da ſie den Wuͤrmen ſo ſehr unterworfen (ii in zur Wartung junger Eichen. 3 Ein Schiff aus britanniſchem Holze, das ſchon zehn Jahr alt ift, hält die beften ganz neuen von den neu⸗ engländifhen aus. Ä Ehe der Berfaffer im II Cap. anfängt, die Aufs erziehung, die er bey ben jungen Prinzen der Wälder zu gebrauchen vorſchlaͤgt, zu erzählen, fo erwähnt er erftlich, mas bisher dabey für Fehler begangen wor« den. Er rühme Herrn Evelyns nüglihe Bemuͤhun⸗ gen, fo gar, daß er fagt, es bleibe nicht viel mehr übrig, als einige wenige Verſehen deffelben zu verbeflern. Dergleichen fällt auch bier vor. Herr Evelyn be» fiehlt, die erften hervortreibenden Aefte einer jungen Eiche abzubauen, wodurch fie Fünftig eine anfehnliche Höhe erhalten fol, Herr Evelyn hat hierinne ver muthlich dem Herrn Lawſon, und vielleicht dem Ges brauche feiner Zeiten nachgefolgt. Man bat gefchlof« fen, daß das bey den Eichen gute Dienfte thun müffe, was bey Efpen, Ahornen u. d. g. vortheilhaft befun= ‚den worden: doch der Verfaſſer vergleicht die Eiche ‚mit eroberten Völkern, welche ſich wegen der ihnen ‚angethanen Gewalt durch öftere Empörungen rächen, _ ‚Er hat Heren Evelyns Borfchriften gefolgt: aber an den verhauenen Plägen find immer neue Xeftchen, ‚wie Köpfe einer Hydra hervorgefommen. Herr Cook, ein gründlicher und vernünftiger Shriftfteller und Gärtner bey dem damaligen Gra⸗ fen von Effer, glaubte, die Zeig fey nur vom Herrn Evelyn nicht recht gewaͤhlt, und wenn ſolches zeitig im Sommer gefchähe, nachdem der fihnelle Fluß des Saftes im Frühlinge ſich in völlig ausgetriebene Blätter verbreiter hätte, würde das, was im Stande zuruͤcke bliebe, an den verhauenen Plägen feine. merf- 3 Dand, Tt liche Ri Ya — * TORE: N Er ee | ee liche Aeſte hervorzutreiben vermögen ſeyn: allein er geſteht felbft, daß ihn fein Schluß betrogen, * Hurt AR Herr Wheeler machte endlich folgende Lieberle- gungen, wegen deffen, was aus Abhauung der Aeſte eneftehen Farin: Wenn die Aeſte bey der Eiche ploͤtz⸗ lich abgehauen werden, fo wird der gewöhnliche Lauf des Saftes, fo zu reden, unverhoft zurück gehalten, ‚und wie er ziemlich hoch ſchon in folchen hinan ift, und nicht wieder zurück in die Wurzeln fann, auch immer mehr ufließt; fo hat er weder Zeit noch Kraft genug, die engen Gefäße im Oberrheile des Baums fo zu ermeitern, daß fie ihn einnehmen Fönnten, es ift alfo fehr natürlich, daß er fic) Luft macher, fo gut er Fann, und alfo Seitenfchößlinge treibe; und wenn diefes nicht erfolge, fo Fann der Baum berften, oder eine Verftocfung des Saftes entftehen. Dem Bers faffer ſchien alfo diefe Art, den Baum feiner Aeſte - zu berauben, zu gewaltfam und ploͤtzlich, daher er auf eine gelindere bedacht war. Kr fuchte alfo, durch eine entfräftende » auszehrende » Wegfchafr fung der Aefte, dem Baume, der fie gezeugt hatte, ihren Verluſt faft unempfindlid) zu machen. Es koͤmmt naͤmlich darauf an, daß er einen Theil der "gefunden, daß er bis in den Sommer und bis zur Erndtezeit, etwa nach einem Negenguffe, ja bey war⸗ mer und feuchter Witterung wohl bis Michaelis ge] trieben] zur Wartung junger Eichen. 65 ‚trieben hat. Dieſe Länge der Zeit Mt-für diejenigen ‚vortheilhaft, die viel Eichen ziehen wollen. Seine Art ift alfo, die Rinde von dem Afte, hart an dem Stamme, wegzunehmen, und zwar wohl ‚noch härter am Stamme auf der untern, als auf der obern Seite, wovon die Urfache ‚jemanden, der fols ches mit Aufmerkſamkeit verrichtet, leicht in die Au« ‚gen fallen wird, Er durchfchneider alfo hart am Stamme rings herum, mit einem krummen Meffer, Die Rinde ganz dur), bis auf das Holz. Er thut einen andern folchen Schnitt rings um den Aft, in einiger Entfernung von den vorigen, die ſich nad) der Größe des Aftes richtet ; zwifchen diefen beyden _ Zirkelſchnitten fchlist er die Rinde laͤngſt des Aftes ‚auf, die ſich alsdenn'durch einen gelinden Druck des Daumens leicht fpalten und abziehen läßt. Aeſte, die etwa fü ftarf als eines Mannes Zeigefinger, oder etwas fchwächer find, beraubt er der Rinde auf 2* Zoll, d. i. er nimmt 23 Zoll, vom Stamme ange: rechnet, von der Ninde hinweg, Die etwa die Staͤr⸗ fe eines Peitfchenftieles haben, verlieren etwas mehr, und denen, die fo ftarf find, als die Sproffen einer _ geiter, werden wenigftens vier Zoll Rinde genommen, Stärfere Aeſte unternimmt er nicht leichte, wegzus ſchaffen, ob er es wohl auf eben diefe Are für möglich haͤlt. Die Fleinften folchergeftalt ihrer Rinde bes raubten Aefte ſterben ordentlich im Anfange des zwey⸗ ‚ten Jahres ab, und manche zeigen ihren herannahene (ben Tod bald in demerften : die größern halten fih jein wenig länger, und die größten leben, aber doc) felten, bis ins dritte Jahr; fie leben, aber fie wach: ‚fen weder an Laͤnge, noch Stärke nur treiben fie Bläte Tea ger, 2 Unterricht a4 ter, aber auch in geringer Anzapt, — zuvor vorhanden geweſenen Knofpen. Die trockne oder —— hitzige oder gelinde Witterung u. de g. be» chleunigen oder verzoͤgern ihr Verderben. Das muß man aber in Acht nehmen, daß ſich die Rinde gut ab⸗ fehälen läßt, denn wenn etwas davon an den Holz⸗ aͤſten bleibe, fo muß man entweder die Dperation dag folgende Jahr wiederholen , oder fie ſchmachten eine lange Weile, ehe fie gänzlich abfterben. Der Ver⸗ faſſer erzähle hier nur feine Erfahrungen, da vielleicht zu andern Zeiten und unter andern Umftänden ver Er⸗ folg etwas anders feyn Fann. Wie er aud) mehr pra« etifche als gelehrte Kenntniß beſitzt, fo erinnert er wegen der folgenden Schlüffe, daß er folche nur für feine eigene Muthmaßungen ausgebe , wie man ſich gegentheils auf die Nichtigfeit der Erfahrungen, die, 4 er anführt, verlaffen darf. Die erfte von diefen Erfahrungen ift, daß ſich nach verrichteter Schaͤlung des Aftes ein Ring von Rinde an dem Stamme, am Ende des Aftes, wel⸗ chem die Rinde weggenommen worden, erzeugt. Der Verfaſſer leitet den Urfprung deffelben von dem Saf- te her, der fonft zmwifchen dem Stamme und deffen Rinde in den Aft gegangen ift, und nun, da er nicht weiter fortfann, von dem Stamme einen folchen King machet. Hierdurch Hilfe die Matur dem Baume ohngefähr eben fo, wie fie vermundeten Thieren hilft. Diefer Saft dient wie ein Balfam, die äußere Wuns de zu heilen, er drückt und fehließe fie zufammıen, und wenn die Zeit koͤmmt, daß man den abgeftorbenen ' Aſt wegzufägen oder zu hauen für gut befindet, fo be⸗ becfen die inneren Seiten des — die dadurch ver⸗ — zur Wartung junger Eichen. 653 urfachte Deffnungen faſt um die Haͤlfte geſchwinder, als dergleichen Wunde waͤre zugedeckt worden, wenn man ſie durch eilfertige N des — gruͤnen . verurfacht hätte, Don dem übrigen Safte ‚ ber fonft in den Aft gegangen wäre, und den Ring nicht mit erzeugen Bilft, vermuthet der Berfafler, daß er die Menge des⸗ jenigen vergrößere, der in die naͤchſt hoͤhern Aeſte ſteigt, wie aus derſelben außerordentlichem Wachs⸗ thum alsdenn erhellet, ein Theil findet auch wohl noch eine Zeitlang Wege durch das innere Holz des ge⸗ ſchaͤlten Aſtes. Damit gleichwohl nicht etwa der —“ Ab⸗ gang des Saftes in den verſchmachtenden Aſt, dem Baume ſchaͤdlich ſey, ſo ſchlitzt der Verfaſſer mit der Spitze eines ſtarken Meſſers, die Rinde an dem Stamme, über und unter dem Hrte ‚, wo der Aſt ge» ſchaͤlt worden, in drey oder vier gleich große Abthei⸗ lungen. Dadurd) entladet fich der Baum des über ⸗ flüßigen Saftes, und wendet folchen zu äußerlicher Berftärfung des Stammes an, indem fich der äußere Ring des dichten Holzes vergrößert. Alfo fagt der Ver⸗ faffer , ift alles inwendig ruhig - die allzu große Ver⸗ duͤnnung wird gehindert = zu ftarfe Aufmallungen ver⸗ fühlen » ihre gewöhnlichen Wirfungen werden zus rüce gehalten » und die Natur erfüllt des Abſchaͤ⸗ lers Endzweck zugleich mit ihrem eigenen. » >= »« Solche Strichelchen, wie in diefem Abfage enthalten find, befinden ſich überall. Ich kann niche fagen, was den Berfafler bewogen, feiner Schrift ein fo Angfliches Anfehen zu geben, als ob.man die. legte Te 3 Scene Scene in einem ae Cato ey — Ver⸗ faſſer und feine Leſer engbrüftig wären. In dem dritten Capitel erzähle der Berfafler, wie er unterfucht habe, ob die folchergeftalt durch Schü den ihrer Aefte beraubten Bäume in die Dicke mehr als andere zunähmen, Er hat zu diefer Beobach- fung fechs junge Eichen, von gleicher Größe, und ſo nahe beyſammen, als er ſie finden koͤnnen, erwaͤhlt; alle dieſe hat er einen Tag mit einer Leine, die ſich nicht aus⸗ dehnen ließ, aufs genaueſte umguͤrtet; beyde Enden uͤbereinander gelegt, von einem Bedienten halten laf- ſen, bis er ſolche mit Dinte bezeichnet, und alsdenn an dem Orte, wo die Umguͤrtung geſchehen mar, einen Eleinen Pragel in die Rinde des Baums eingeſchla⸗ gen, damit er fie an ſolchem Orte allemal wiederho⸗ len koͤnnte. Der Ort, wo er die Baͤume umguͤrtet, iſt ohngefaͤhr 6 Fuß über der Erde gewefen. Nach Ablauf eines Jahres waren zwo von den Eichen, an denen man die Rinde aufgefchlige hatte, ftärfer im Umfange geworden, als zo, denen ſolches nicht wie» derfahren war. Zwiſchen einer aufgefchligten und einer andern fand der Berfaffer nur wenigen Unter» ſchled, und bey Fortſetzung des Verſuchs hatte die gefehligte allemal ven Borzug. Das Wachsthum des Baums in die Runde fann man indeß nicht aus der Summe des Inhalts aller Schlitze zufammen gerechner beitimmen, es ift bald größer, bald Fleiner, - Die Witterung ann bier viel verändern. Das Aufe fehligen der Rinde tödter zwar felten Sprößlinge, Die fchon heraus getrieben find, aber es ſchwaͤcht und kraͤnket ſie. Der Verfaſſer hat bey Abfchälung der * die Rinde | um den Stamm herum in bee | oder. zur Wartung junger Eichen. 655 ober vier gleiche Theile, durch Schlige von zehn Fuß, und meift noc) länger, zerfhnitten. Daß die Bäu- me folchergeftalt ftärfer werden, ift ihrem Wachsthu⸗ me in die Höhe gar nicht hinderlich. Der Saft, der. ſonſt in die Aeſte gegangen wäre, wird nun ange« wandt, den Gipfel höher zu treiben, Der Verfaſſer bat nie mehr. als drey Aefte das erftemal an einem Baume geſchaͤlt, und nicht eher, als den driten Fruͤh— fing darauf diefe Verrichtung an andern Aeften eben deffelben Baums, auch nie an mehrern, als noch an, zweyen wiederholt, und alsdenn meift drey Jahre ges ruht, bis er die höhern Hefte geſchaͤͤt. Von der Zahl, dem Stande und andern Befchaffenheiten der Aefte, die zum Schälen zu verdammen find, fchreibe. ‚er Feine Regeln vor. Es iſt nicht gut, alle Aefte nach der Drönung ‚ wie fie bervorgefchoffen find, zu fehälen, fondernman muß die ftärfiten zuerft nehmen, und einige ſchwaͤchere, über und unter den gefchälten. laffen, damit foldye den Baum auf einige Zeit von dem zu ftarf zufchießenden Safte entledigen. Auch wenn die Zeit an eben dem Baume mehr Aefte zu ſchaͤlen, das erftemal wieder koͤmmt, nimme er diefe kleinen Aeſte noch nicht weg, fondern läßt fie noch laͤn⸗ ger, den Saft aufzuhalten, damit folcher die Stärfe des Baums vergrößert, der fonft für feine Höhe zu ſchlank werden koͤnnte. Er läßt fie alfo nicht eher alle verſchmachten, bis er dazu gehörige Urfache fin det, mworinnen ein wenig Aufmerffamfelet mehr uns terrichten kann, als alle gefchriebene Regeln, Zu ih— ‚rer Zeit müflen die größten von dieſen vormals klei⸗ nen, durch Beraubung ihrer Rinde, und die andern nad) einer Art, die das nächftfolgende Kapitel lehrer, Tt 4 hinge⸗ 566 Unterricht hingerichtet werden: Ernimmt Gelegenheit, inner halb den vorerwähnten drey Jahren, die meiften diefer Aefte, und mas etwa für Schößlinge find her- _ ausgetrieben worden, zu zerftören. Finder er, daß eine junge Eiche an ihrem Gipfel zweene Schößlinge nad) Art einer Gabel treibt, fo fängt eran, einen weg» zufehaffen, und läßt indeß einen von den niedrigen Ae⸗ ften ftehen. | | J Der Verfaſſer erzaͤhlt auch aufrichtig, was fuͤr widrige Zufaͤlle ihm begegnet ſind. Im Fruͤhjahre 1742 folgten auf einen ſtrengen Winter kalte Winde, ohne daß eine angenehme Wärme die Eichen im ges ringften zum Wachsthume angereizthätte. Der Saft, der zu günftigen Zeiten den Winter über dann und wann in fie geftiegen war, (denn derfelbe ift bey dem geringften Sonnenfcheine nicht völlig ruhig) bieng ohne einige Wirffamfeit ftille. So blieb es bis in die Mitte des nächft folgenden Sommers. Ein we⸗ nig vor demfelben » (Hier überfällt ven Verfaffer wieder feine Engbrüftigkeit) erfolgten ſtarke Regen⸗ aüffe, und nach ſolchen Fam Sonnenſchein. Die bis» her vor Frofte ftarren Gefäße Fonnten alsdenn die - Menge des verdünnten Saftes nicht enthalten, und noch vielmeniger den Zufluß, den ihnen die feuchte und erwaͤrmte Erde zufchickte, einnehmen : daher trieben des Verfaſſers junge Eichen, an denen er die Aeſte gefchält hatte, neue Schößlingeaus: aber eben, diefes wiederfuhr andern ungefchälten. Der Vers fafler bemerft dabey, daß nah Hales Erfahrungen und Schlüffen, die Erde in einer ziemlichen Tiefe, Tag und Mache, Sommer und Winter, einerley Wärme babe, Nun drüce die jählinge Kälte der Morgens \ zur Wartung ing junger Eichen. 657 Morgen: oder Abendiuft, bey einem Oft oder Mord» mwinde, nebft dem Wachsrhume des Gewichtes der Altmoſphaͤre faft allen Saft, der noch nicht im Hol; vers dicket iſt, von dem Gipfel nieder; aus der Wurzel aber feige, vermöge des vorigen, immer eben die Menge Saftes in die Höhe; aus dieſer Menge einander bes gegnenden Saftes erfolge, daß der Baum entweder berften, oder neue Aeſte austreiben müffe. Ein anderer Zufall iſt dem DVerfaffer viel Jahre nach diefem begegnet. Die Eichen hatten im Fruͤh⸗ linge Schößlinge,menigftens fechs Zoll lang getrieben; das äußere diefer Schößlinge ward, nebft den jungen ‚Blättern, bey einem fcharfen Nacrfrofte fo ſchwarz als Dinte, und darauf erfolgten, eben wie vorhin, klei⸗ ne Seitenfchößlinge, Solche Zufälle wären ein großes Uebel geweſen, wenn man fein ander Mittel gehabt hätte, die Zweige, die durd) den Froft nicht völlig getödtet waren, wegzuſchaffen, als fie abzu⸗ hauen; denn da die hervortreibenden Aeftchen, leb⸗ haft, und zum Abfchälen zu Elein waren, fo mußte der Verfaſſer auf neue Mittel finnen, wie er fie los wer ⸗ den wollte. Er ließ von einem Bohrer die Schrau⸗ be mwegfeilen, und dem Reſte die Geftalt eines Meis⸗ fels geben ; dieſen Meißel trieb er durch die Rinde des Baums, erft über dem Schößlinge, alsdenn un» ter folchem hinein, um das Würzelchen des Schoͤß⸗ lings felbft auszubeben. Diefes Verfahren ift lang⸗ weilig, und geht nur bey den Fleinften Zmeigen an, daher der Berfafler es bey Seite gelegt bat, wie Herr Homberg fein Unternehmen, aus Duecfilber Gold zu rag weil folches die Koſten nicht tragen würde, %: 5 Der 658 aa 9 ef r che yon nr ‚Der Vaſaſſer zeige atfoi im 4 Cap, ‚einen, kuͤrzern Deg, die hervorkeimenden Sprößlinge utödten. Er Er zerquetſcht fie mit einem Hammer. Sind die Eichen zu body, daß man die Oerter, wo diefes vorzunehmen ift, von der Erde erreichen Eönnte, fo thut folches fos wohl, als die vorbefchriebenen Operationen an den Aeften und Ninden, ein unge, den man auf einer Lei- ter hinauf fteigen läßt. Es gefchieht vermittelft eines Eleinen Handhammers, wie die Schmiede brauchen : Das Zerquetichen wirft eben fo viel als das Abfchälen, und noch mehr, weil bey dieſem das Holz nicht zer⸗ bröckelt wird; aus diefer Urfache muß auch das Aufs fchligen der Rinde, wenn man die Aeſtchen zerquet- ſchet hat, ftärfer gefcheben, als wenn man fie geſchaͤlt hat: Man iſt auch nicht verbunden, jeden Schlitz in einem fort zu fuͤhren, ſondern man kann verſchiedene kuͤrzere Schlitze hier und dar etwa in einer gewiſſen Ordnung einen unter den andern machen. s Nachdem der Berfaffer über Nachricht von der Arc-Nugen-und Urfachen, diefer Arbeit-und eine zurei- chende. Kenntniß von den phyfifalifchen Wirkungen des Zerquetfchens- Abfchälens- und Rindeſchlitzens gege⸗ ben hat» So unterrichtet er feinen $efer ferner, welche Eichen ſich hiedurch am beften ziehen laflen, und wel⸗ che die, größte Geſchicklichkeit und Aufmertſomten erfodern. Die Eichen, bey denen man ſich die — Hof nung machen kann, find diejenigen, deren Rinde. in Bergleihung mit andern fann glatt und weiß genen« net werden, oder filberfarben und ziemlich dünne Me dabey nur eine mäßige Bedecfung von Moos bat, und mit dem Holzenicht allzufefte zufammen hängt, au L⸗ zur Wartung junger Eichen. 659 Geſundheit der Eiche gehört, daß die Theile zunächft unter der Rinde fich von dem Zufluffe:des Saftes aus» dehnen, und neue Jahrringe anſetzen laſſen, daß der Saft ungehindert auffteigen und den Gipfel erhöhen kann, ohne daß er die Geitenfprößlinge zu treiben genöthigtiwirb. Ein Anzeichen von einem folchen ges funden Zuftande ift, wenn ihre obern Aefte fehr aufs gerichter,und auch Die niedrigern dem fenfrechten Stans de näher alsdem wagrechten find, befonders, nachdem fie der Winter von ihrer Blätter Laft befreyer hat, auch wenn fie an fich felbft gerade und nicht gekruͤmmt und gewunden wachſen. Doc) Fann eine Eidye mit allen diefen guten Anzeichen immer Flein bleiben, z. E, wenn fie aus einem alten Stocfe ausgefchlagen iſt: denn fo bald fie alsdenn die Größe erreiche hat, zu welcher die alten Wurzeln fiebringen fönnen, ſteht fie ftill, weil die Wurzeln oft fo alt find, daß fie fich nicht weiter in bie Erde fortftrecken koͤnnen. | Wenig Hoffnung darf man fich von folchen Ei. * machen, deren Rinde runzlich, voll tiefer Riſſe, ſchwarz iſt, davon die Schoͤßlinge des letzten Jahres, auch nach einer naſſen Witterung ſehr kurz ſind, und da die Rinde an dem Holze feſt anhaͤngt und ſich nicht wohl abſchaͤlen laͤßt. Der Saft, welcher den ganzen Winter uͤber geſammlet worden, reicht alsdenn nicht zu, die Theile des Holzes und ber Rinde ſo ſchluͤpfrig zu ma⸗ chen, als die Natur und die Menſchen es fodern. Man findet nur zu viel ſolcher Eichen, entweder in ſchwachen Boden, oder wenn ſie aus den Stoͤcken vorerwaͤhnter maßen ausſchlagen, und ſie erhalten wohl eine Höhe von 8 zu 10 Fuß, ehe ſie an ihren Still⸗ ſtand kommen. Manche Baͤume treiben auch uͤber und uͤber über zu eielAdfihen a aus, a — einer — Anzahl auf einmal befreyen kann. Der Verfaſſer erinnert: alsdenn, man folle rn verkauftem Holze nicht verſtatten, daß die Holzhauer nicht nach ihrem Belieben dieſe Baͤume faͤllen, und andere ſtehen laſſen. Ein Holzgerechter koͤnne in Be⸗ gleitung des Jungen, der einen Topf Theer u. d. g. trage, den Wald durchgehen, und die Bäume, die ftehen bleiben follen, ringsherum etwa eine Elle hoc) bezeichnen. Ferner erwähnt er, man fönne an allen Bäumen im Frühjahr und mitten im Sommerdie Rinde fiher auffhligen, wenn ſich die Rinde zu der Zeit, da man die Schößlinge zerquetſcht, mit einem ftarfen Meffer auffchligen liege. Geht es aber damit nicht an, fo muß man eine Böttcher» art, aber Fein Beil nehmen, und alsdenn nicht zu weit. ” in den Frühling hinein warten, denn fonft fpringen bey gar zu großer Wärme von der Bewegung des Saftes die Schliße zu weit auf, und entblößen das Holz für Wind und Regen. Hat, der die Schligema- chen foll, eine wanfende Hand, fo kann er ſich eines Werfzeuges bedienen, das an jedem Ende der. Klinge einen Griff hat, damit durch einen ungleichen Schaue das Holz nicht verletzt wird. | Es giebt Eichen, die oben unproportionirlich äh ner werden als unten, weil Die Sonne oder trocknen⸗ de Winde, die Rinde oben zu enge zufammen gezo⸗ gen haben, diefen Fann vielleicht durch Aufihligen ‚der Rinde an den obern Theilen geholfen werden, wie auch folchen, die zufälliger Weife auf einer Seite platt, nämlic) nicht völlig ringsherum zirfelrund find, wel ches der Verfaſſer daher leitet, weil die Rinde uf 0 Holz auf der plättern Seite zu fefte anhaͤngt. bat aber feinen von beyden Fällen ſelbſt unter ante gehabt, ob er wohl einen Berfuch mit jungen Bäumen gemacht hat, die nicht ſtaͤrker als ſeine Fauſt waren, er hat ihre Rinde ohngefaͤhr vier Fuß hoch vom Grun⸗ de, ſechsmal tingsherum aufgefchlist, und folches ein Jahr ums andere in ben Zwiſchenraͤumen wieder⸗ holet, worauf ihre Staͤmme eine außerordentliche Staͤrke erhalten haben, Daß man die Aeſte durchs Zerquetfchen amficherften wegfchaffen koͤnne, beweiſt der Berfaffer aus dem ‘Benfpiele verſchiedener Kraͤu⸗ ter, und ſelbſt des Graſes, die eher wieder wachſen, wenn ſie ſcharf abgefehnitten, als wenn fie abgequetfchet oder zertreten worden, Wegen des Bortheils, der bey dem Auffchligen der Ninde ift, beruft er fich auf die befannte Art einen gefrümmten Baum gerade zu ma» chen, da man auf der hohlen Seite die Rinde aufs ſchlitzt, und dadurch) nach des Verfaſſers Gedanken, den Baume Gelegenheit giebt, die Hoͤhlung mit Hol⸗ ze auszufuͤllen. Man kann ſich eben der Vorſchlaͤge des Verfaſſers bedienen, große Baumaͤſte zu Zimmerholze von ei⸗ nem Baume abzuſondern; Man ſchaͤlt ſie zur gehoͤ⸗ rigen Zeit, auf 18 Zoll lang, oder noch weiter; und laͤßt fie in ſolchen Umjtänden, ein oder zwey Jahre am Baume, damit fic) ein reche ftarfer Ring von Rin- de erzeugt: Beym Abfägen muß man nicht zu eilfer« tig feyn, damit nicht zugleich durch ein jählinges Ab- reißen Splitter aus dem on geriflen roerden, wo nachgehends Regen u. d. g. durd) die Höhlungen in den Baum dringen. Nachgehends ebnet man bie offne Wunde mit einem Meißel, und hoͤhlet fie mit einem Pd! R a A , * AT N ee 7 12577 v cht J — einem Meißel an den Rindenringe inwendig aus, da · mit ſich ſolcher deſto leich ter ausbreiten, und die Wur de verſchließen kann, die uͤbrigens auch mit einem Pflaſter aus Talg, Wachs und Harz, an einem trocknen Tage, vermittelſt eines Pinſels, warm aufge⸗ tragen, oder was der Beſitzer ſonſt fuͤr dienlich findet, zu bedecken iſt. Aeſte, die von ſtarken Winden losge⸗ riſſen ſind, oder die man abnehmen will, weil ſie ab⸗ geſtorben find, ober ſterben wollen, ſollten eben foges wartet werden. UN, ee Der VBerfaffer bedient ſich erwaͤhnter Materie zum Pflafter, bey ftarfen Aeften (denn ſchwache Haben es nicht nöthig, ) vermengt es aber mit Dekoder. Speck, daß es wie Butter wird, und ohne gefchmelze zu wer« den, ſich mit dem Daumen aufftreichen läßt, - Das durch fehüßt er den Baum vor den trocknenden Wins den und Regen, die eben fo ſchaͤdlich ſind, als eine trocinende Sonne. Die Knoten, welche nad) abge: bauenen Aeften im Stamme bleiben, und wenn das Holznachgehends verarbeitet wird, durch ihr Heraus- fallen Aftlöcher verurfachen, vermwachfen fid) mit dem Holze, wenn nach) des Berfaflers Art verfahren wird, Er zeigt diefes fomohldaraus, weil der Saft, den fie fonft in ſich nahmen und in die Aeſte fchickten, itzo zu ihrer eigenen Ermeiterung und Verbindung mit dem Stamme dienen kann, als auch, weil fonft viel mehr Aftlöcher entftehen müßten, da wenig Bäume feyn wer⸗ den, die in ihrer Jugend nicht durch allerley Zufälle, Aefte verlohren hatten, deren Knoten alfo nothwen- dig müffen verwachfen fen: Endlich hat der Berfafe ſer verfchiedene junge Eichen, die er vorbefchriebener maßen abgewartet gehabt, mit einem Meißel an den er: zur Wartung junger Eichen. 663 Hertern, wo ihnen die Aeſte genommen worden, ges öffnet, und die Knoten allegeit verwachfen befuns den. Bu apa” 3 4% ee ET * Im fuͤnften Cap. merkt der Verfaſſer ar; daß hohe Baͤume in groͤßerer Anzahl auf einem Acker ſtehen koͤn⸗ nen, und dem Graſe, Korne und Unterholze, weniger hinderlich fallen, als Baͤume, die ſich weit ausbreiten uͤnd niedrige Aeſte Haben; bey dieſen letzten wird der Saft angewandt, Feuerholz zu zeugen, welches ge⸗ gen die Nutzung, die jener Stämme geben, Feine Ver⸗ Bätnißdat,, 120 io sl Der Verfaffer giebt noch etwas an, dadurch fich der Werth der Stämme vermehren läßt, wenn man fie nämlich fo gekruͤmmt zu ziehen weiß, wie fie zu verfchiedentlichem Gebrauche in der Schiifbaufunft, und auch bey andern Gebäuden erfodert werden. Er führt aus dem Hertn Narrington an, daß man diefes in Divenburg in Deutſchland thue, und fo gezogene Eichen vermittelft der nächften Flüffe nach) Holland flöffe: Man hat in England folcyes dadurch zu erhal» ten gefucht, daß man die Gipfel junger Eichen, fo gekrümmt, wie fie wachfen follten, an was feftes ge» bunden, aber bey ftarfen Winden haben die Geile durch die Rinde bis ſelbſt ins Holz durchgerieben, und wo das nicht erfolge ift, hat die Natur, die beym Wachſen der Pflanzen ftets eine fenfrechte Sage fucht, neue gerade in die Höhe gehende Schößlinge aus dem Obertheile des Buges herausgerrieben, und dieß der fto mehr, da der auffteigende Saft, durch das Bin- den, in feinem Fortgange gehindert wird. Wie daher diefes Berfahren bald außer Gebrauch gekom⸗ men ift, fo bat ein anderes noch fchlimmeres ebenfalls g nicht \ 664 . unterricht nicht A Baal gefunden, Dan vi ich ein Seil mit.einem Gewichte, an die Gipfel der Baͤu⸗ me, ſolche zu beugen, und der Wind, der mit dieſem Seile frey ſpielte, verurſachte, daß es deſto eher durch⸗ rieb. Der Verfaſſer ſchlaͤgt vor, ſie unten zu beugen, und ſolches nur mit ſolchen, die nicht ſtaͤrker find, als ein Mannsdaumen, vorzunehmen. Solche gebogene Stänme werden wegen des Gebrauchs zum Schiffe baue theurer verfauft, alsandere, ob wohl ihr Werth in England, nicht mehr fo groß ift, als er fonft war, feit dem man die Kunft, das Holz; mit Feuer zum Schiffbaue zu frümmen, erfunden hat, In der Folge bemerket der Verfaſſer, daß die: jenigen ſehr übel thun, die ihre Eichen zu Dichte beyfammen wachfen laſſen, und fie dadurch Luft, Wärs me und zulängliche Nahrung einander felbft zu be= nehmen nöthigen. Bonder Unbeftändigfeit des Wet⸗ ters in England, und den unordentlichen Abwechſe⸗ lungen der Wärme und Kälte, leitet der Berfaffer ber, daß die Eichen fi ch in zu viele Yefte ausbreiten, und nicht fo häufig, mie in den nordlichen Gegenden des feften tandes, zu einer geraden Hoͤhe gelangen. Gegen theils giebt er den britannifchen Eichen einen befon- dern Vorzug wegen ihrer Härte: Es fen bekannt, fage er, daß eine fechspfündige Stuͤckkugel durch ein Bret eines britanniſchen Schiffs gehe, und nur eine Oeff⸗ nung nach fich Darinne laſſe, die nicht groß genug ſey, ein Ey durchzuftefen. Eben die Dauerhaftigkeit gegen die Stücffugeln, zeige das Echenhen bey Fe⸗ ſtungswerken auf dem Sande, Nach · zur Wartung junger Eichen. 665 Nachdem der Verfaffer im fechften Capitel den Engländern die Beforgung der Eichen nachdrücklich angepriefen hat, fo bemerfter, daß gleichwohl mit aller Sorgfalt nicht in jedem Boden große Eichen zu zie⸗ hen waͤren. Wenn dietiefern Schichten des Erdreichs aus frocfnem fcharfen Gries, Sand, Felſen, unver: mengten Kalke beftehen, oder ſchwer, hart und an näbrenden Theilchen arm find, hat man fich nichts zu verfprechen. Gegentheils ift das dienlichfte Erdreich, wo fich vier Fuß tief, oder beffer noch tiefer gelinder Ihon, fette Erde oder Mergel befindet. Die Näffe dringt leichte hinein, und hält fich lange genug darin« ne auf, die trocknen Pflanzen den Sommer und felbft den Herbft über zu traͤnken, und man findet in England genug folche Ländereyen, deren Dberfläche fonft zu Gras und Korn eben nicht befonders tauglich und alfo fonft in feinem hohen Werthe ift. Zum Unterholge in neugepflanzten Wälder ſchlaͤgt er Hafeln vor, meil folche nicht Hoch wachfen, den großen Bäumen hinderlich zu fallen, und doch zu man⸗ cherley Gebrauche dienlich find. Der Verfaffer beſchreibt, wie die Eichen zu fäen find, folgender Geftalt: Man mache in dem Acer, den man dazu beftimmen will, Surchen, wie für Weis zen oder Bohnen, und befäe ihn etwa im folgenden Weinmonate mit Hafelnüffen oder Bohnen, wenn der Eigenthümer nicht lieber Weizen haben will, Zus gleich fammle man zur gehörigen Zeit mehr Eicheln, als man nöthig hat, von hohen Stämmen lieber, als von folchen, Die ausgefihneidele worden find, und lege ſolche fogleih in Sand, daß Sand und Eicheln ſchichtweiſe mit einander abwechfeln und an einen 3 Dand, Un Ort, 6 tere Ort, da ihnen die Mäufe feinen Schaden thun koͤn⸗ nen, Go bald die Herbftregen gefallen find, ohnge⸗ fahr vor Anfang des Movembers, mache man auf jeden Acker 30 Höhlen, deren jede ſechs Fuß weit, und von mittelmäßiger Tiefe find, Die ausgegrabene Erde wirft man wieder hinein, und vermengt fie mit Strohe, dadurd) wird fie et. einen Fuß höher als das übrige Erdreich, und die Wurzeln der hineinzufäenden Eichen finden fie lockerer, und erreichen zu gehoͤriger Zeit die Fläche des anliegenden Bodens, wo Die bes fte Nahrung für fie liege, befommen auch die Feuch⸗ tigkeit des Sommerregens häufiger und Eräftiger, als wenn folche zu ihnen tiefer ins Erdreich dringen follte. Im Mittel einer jeden fo ausgefüllten Höhle, nachdem fich die Erde etwas gefegt hat, macht man eine Fleinere, ohngefähr von der Größe eines Schef⸗ fels, und breitet, was daraus ausgeworfen wird, auf das berumliegende Erdreich aus. Diefe Eleinere Höhlung wird fogleich mit mohlzugerichteter Gartenerde u.d. 9. nicht aber mit Koth und Unrath, die folgende. Weyh⸗ nachten, da die Feldmäufe, nad) des Berfaflers Ges danfen,ihren Wintervorrath eingetragen haben, nimmt man die Eicheln aus dem Orte, wo man fie verwahrt hat, und pflanze ein halbes Dutzend von denen, Die das meifte verfprechen, etwa drey Zoll tief, innerhalb der fleinern Höhlen, worauf man die Erbe gelinde wieder über fie druckt. Die Hafelnüffe » oder Boh⸗ nen = oder Weizen, die in dem Umfange diefer Hoͤh— Ten zerftört werden, kommen in feine Betrachtung. Das Stroh brauche ver Berfaffer, nicht dem Erdrei⸗ che einige Fruchtbarkeit zu geben, fondern nur es los | ‚derer zu machen, Einige ziehen Eichenpflanzen den Eicheln h zur Wartung junger Eichen. | 667 Eicheln zu fäen vor, meil bey felbigen nichts wegen der Mäufe zu befürchten ift. Sie hauen folche, nad) Verlauf zweyer Jahre, bis an den Boden ab, und ziehen nur alsdenn die beften Schößlingegroß. Zus lege meldet der Verfaſſer, daß er nach der angegebe- nen Arc nicht nur gefunde und unverlegte Eichen, ſon⸗ dern aud) folche, bey denen fehr viel widriges zu feyn ſchiene, zueiner anfehnlichen Höhe gezogen, Er ‚bat e8 mit folchen vorgenommen, die aus Wäldern einige Meilen ber verpflanzt geweſen, und denen, welches bey den meiften Baumverftändigen als was soichtiges bey der Eiche angefehen wird, die Herz wurzeln abgefchnitten waren; man hatte diefelben auch in Eeinen beffern als ordentlichen Holzboden vera pflanze, und weil man fie erft zum Ausfchneideln zie⸗ ben wollte, fie oben gabelförmig ausgegipfelt, und zugleich ihren fenfrechten Stamm glatt abgehauen, und folglich alle gerade auffteigende Gefäße in felbi« gen auf immer zerftört: ftatt defjelben hatte man 3 oder 4 horizontale Seitenäfte, jeden etwa einen Aug lang auf jedem Gipfel ftehen laſſen, folche nur zu Feuerholze zu ziehen. Machdem fie auf diefe Art- zwey Jahre gewachfen waren, verfuchte der Berfafe ‚fer, ob erfiezu geraden und einfachen Stämmen wies der ziehen Fönnte, e8 gelang ihm auch ſowohl mic die« fen dreykigen, mit einem halben Dußende junger Eis hen, deren Gipfel vom Vieh abgenagt waren. In einem Poftfcript bat der Verfaffer nochmals den Engländern die Eichenjucht angepriefen, Die ‚bey feinem Werfe befindlichen Kupfer, außer dem Ti⸗ telkupfer find 1) die Vorftellung eines Eichenbaums mit etlichen Heften, an denen feine Borfchriften ab» Mu 2 ges | n * 668 cht | geſchildert ſind, man ſi free nämlich die Yefke, von denen die Rinde abgefchäle ift, die Rindenringe, die Aeftchen, die man muß ftehen laffen, u few. Des Berfaf fers Borfohriften find fo deutlich, daß diefe Figur mehr zur Zierrath dienlich, als zum Verſtande noͤ⸗ thig iſt. Die zweyte Zeichnung iſt dem Dr. Grew abgeborgt, und ſtellt einen Ausſchnitt aus einem queer⸗ durchgeſchnittenen Eichenaſte durch das Vergroͤße⸗ rungsglas betrachtet vor, da ſich Rinde, Holz, Mark u, fm. mit ihren Theilen und Gefäßen Deuts | lich zeigen, ohngefähr wie die Abfchilderung eines folhen Durchnittes von einem Efehbaume in dem von Herrn Gegnern in Göttingen herausgegebenen Gebrauche der Weltbetrachtung des Herrn Nieuwetzt, auf der 13 Tafel, 2 Fig. zu finden, und daſelbſt in der 24 Betrachtung, 21 8. erflärt ift. Wie weit die Gedanken des Verfaffers gegründet, und durch Erfahrungen zu befräftigen find, läßt fich bier nicht ausmachen, fondern erfordert weitläuftigere Un⸗ terfuchungen, daher e8 genug feyn wird, folche erzähle zu haben. Doc fann man zum Berveife, daß Des Berfaffers Gedanken in Deurfchland ſchon längft ei« nigermaßen befannt gewefen, folgende Stelle aus des Herrn von — Anweiſung zur wilden Baum⸗ zucht, II Th. 8 Cap. 17 $. dienen; „Einige pflegen Bauholz, fo fie fällen wollen, einige Zeit zuvor „untenam Stamm zu fhälen, damites allefachte aus» „truckne, und defto eher duͤrre werde. Allein Die meis „ſte Meynung geht dahin daß dergleichen Holz ehe „wandelbar wird, als das ungeſchaͤlte. Denn die Nas „tur oder Saft greift es an, und weil er dem Baus „me nichts helfen kann, fo corrumpirt er — 4 „gleiche / zur Wartung junger Eichen. 669 »gleichtwie zu fehen an dem winddürren Holge, wel „ches geringe Bauholz, wie auch fehlechte und fo zu. „ſagen, nur halbe Kohlen giebet,,, Man fiehe leicht, daß fich diefes aus unfers Verfaſſers Grundſatze be⸗ antworten laͤßt, und es ein Unterſchied iſt, einen gan⸗ zen Stamm, oder einen Aſt, abſterben zu laſſen. A. G. R. KERN ES V. Anmerkung von . Zeanz epiecs Waffcharni Shwimmgürtel ielleicht werden verfchiedene meiner . Sefer we⸗ | der Franz Keßlern, noch) deffelben Wafler- = barnifh und Schwimmgürtel Fennen; um ihnen alfo die Wichtigkeit diefes Auffages im Vor⸗ aus zu zeigen, fo muß ich ihnen melden, daß die Ch» re der ganzen deutfchen Nation darauf anfommt, und dem Stolze unferer erfindungsreichen. Nachbarn ges zeigt werden Fann, daß wir Erfindungen lange ge: wußt, die bey ihnen viele fahre darnach als neu be- wundert worden. Etwas gelaffener zu reden, fo aube ich, ohne daß man eben den Ruhm der Deuts fen weit treibt, bis man 06 —* dadurch ——— 670 Anmerkung von Ke lich macht, und feine Unwiſſenheit RR vn daß man der Deutfchen Wiflenfchaft zeigen will, fo kann - eg doch vernünftigen deutfchliebenden Gelehrten nicht “ unangenehm feyn, nügliche Erfindungen bey ven Deut ſchen eher, als bey andern Völkern, befanne zu ſehen. Eine Kunft über Waſſer ſicher zu gehen ‚und Gas» chen mit fich unbenegt hinüber zu tragen, gehört ohne Zweifel unter dienüglichften Künfte, und Fann in Faͤl⸗ len gebraucht werden, wo nicht allemal Schiffe zu haben find, Deswegen hat man indem Journal des Savans vom 31 Jenner 1678 einen Sranzofen, der Die Mittel wodurch foiches ins Werk gerichtet werden kann, gezeigt, und felbft Proben gemiefen hatte, ge» buͤhrend gelobt. Ich will die Nachricht aus erwaͤhn⸗ ter Wochenſchrift herſetzen, und alsdenn, was ich zur Ehre meines Vaterlandes hiebey zu erinnern babe, beyfügen, Eine Privarperfon, heißt es (auf der 44 ©. des “amfterdamer Nachdructs, vom Journal des Savans für 1678) hat das Geheimniß erfunden, das geder fo zujurichten, daß Fein Waffer durchdringer, Eben derfelbe hat auch eine Ark von Math erfunden, die für das Waſſer fo undurchdringlich ift, als dag Leder. Man macht daraus Soldatenzelter, die viel leichter. find, als die gewöhnlichen, und länger dauern, Fellei⸗ fen, Mantelſaͤcke, Waͤmſer, Pantalons, Struͤmpfe, Stiefeln, mit einem Worte "allerlen Sachen, die man vor dem Regen verfichern will, und nebft diefem Vor⸗ 9 auch noch den zu erhalten, daß man im Waſſer ht verfinkt, fo ink man eine Mafchine, die man ſich umgürtet, und vermittelft ſolcher über die größten. Fluͤſſe gebt, ohne zu verfinfen, jada man fich gar ma Waſſerharniſche u.Schwimmguͤrtel. 671 mal verſenken kann, wenn man gleich wollte, und ſolchergeſtalt bey einem Schiffbruche ſicher zu ent⸗ rinnen vermoͤgend iſt. Man hat davon verſchiedene Proben geſehen: Ein Mann iſt nackend, mit einem Kanzen auf dem Rücken, i indem feine Kleider waren, ein anderer mit einem Pantalon von ſolchen waſſer⸗ feſten Haͤuten uͤber ſeinen Kleidern, uͤber einen Fluß gegangen, ſie haben Piſtolen geladen und gelöfet, find unter Brücken durchgegangen, und des legtern Klei⸗ der ſo trocken dabey geblieben, als ob er nie in dem Fluſſe geweſen waͤre. Was in dieſer Nachricht enthalten iſt, kann alles, vermittelſt einer Anweiſung, ins Werk geſetzt werben; die. man fchon 1617 deutfch gelefen hat. In diefem Sabre hat Hans Dietrich von Bry, Bürger, Kunfiftecher und Buchhändler zu Ippenheim, dem wir nebft verfchiedenen andern großen Werfen, auch fehöne - Sammlungen von Reifebefchreibungen zu danfen ha⸗ ben, ein Werfchen unter folgendem Titel herausge— geben: Unterfchiedliche bishero mehrern Theils Se / creta,oder verborgene geheime Künfte, Deren dieerfte, genannt Drtforfchung,dadurd) einer dem andern durch die freye Luft hindurch, über Waffer und von fichte barn zu fichtlichen Orten, alle Heimlichkeiten offenbas ven, ond in Furger Zeit zu erfennen geben mag. Die ander, Wafferharnifch, dadurch jemand etliche Stuns den ohne Schaden keibes und Lebens unter Waffer feyn | fan, nad) “Belieben feyn Vorhaben zu verrichten, Die dritte, Lufhofen, mit welchen man wunderlich über See und Wafler, nach Wohlgefallen ganz fünfte lichen gehen Fan. Sampt beygefügten wohlerdachten REN, welchen jedesman ſowohl bey Uu4 a 672 Anmerlungen von Keßlers itztbenennten Wafferfünften, als fonft andern Waf- ferreifen zur Noth zu gebrauchen hätte, Alles ohne Zau- berey und Schwargfunft,den recht-görtlich-natürlichen Gebeimniffen = Liebhabern zu gefallen befchrieben : Mit Figuren geziert, vnd erftlich an Tag geben, durch) Franz Keßler, Conterf. von Wetzlar. Gedruckt im 1017ten Jahr. | Ä Das Büchelchen ift nur 7 Bogen in 8 ftarf, nebft 7 Kupfern, und fein Berfaffer ein Mahler, der fich aber dabey in allerley andern Künften nügliche Ein» fichten erworben. Im ſechſten Eapitel diefes Werkes befchreibt er die Verfertigung feines fo genannten Wafs ferharnifches, das Leder dergeftalt zugurichten, daß niche nur Fein Waffer, fondern auch Feine Luft durch» gehe, und die Are, es zufammen zu nähen, daß auch bey der Math nichts durchdringe. Man findee bie Borfchriften auch aus Keßlers Werke ausführ« lich in Schwenters mathematifchen Erquicftunden, XII Th. XV Aufgabe: daher ich fie hier nicht ab⸗ ſchreiben will, da zumal der völlige Gebraud) durch Figuren muß erläutert werden, Aus dergleichen $es der verfertige Keßler auch einen Gürtel mit verfchie- denen Säden, in denen hölzerne Röhrchen befindlich find. Vermittelſt diefer Röhrchen bläft man die Saͤcke auf, und verfchließe nachgehends die Luft darinn durch vorgeſteckte Pflöcker : So kann man ſich dadurch über dem Waffer erhalten, ja erheben und verfenfen, nad)» dem man die $uft aus einem oder mehrern diefer Saͤcke herausläßt, oder folche ftärfer aufbläfet, daß alfo Kepler noch mehr zu thun anmeifet, als der Frans zofe wußte, nach deffen Erfindung man fich nicht ver= fenfen kann, wenn man gleich will, Ich Pa wohl, / v J Waſſerharniſcheu. Schwimmguͤrtel. 673 wohl, daß dieſer Vorzug nicht viel ſagen wuͤrde, wenn es darauf ankaͤme, daß Keßlers Kunſtgriff einem die Freyheit ließe, ſich nach Gefallen zu erſaͤufen; Aber, es kann Faͤlle geben, da man ſich im Waſſer hoͤher heben oder tiefer hinein ſenken will, welches der Frans zofe von feiner Erfindung nicht meldet. Um ſich im Waſſer aufrecht zubalten, bindet Keßler Bley andie Fuͤſſe, und verfieht die Ferfen mit einer Art von Fluß⸗ federn, wie er fie nennt, zu eben dem Gebrauche, zu dem den Waffervögeln breite, und mit einer Hauf überzogene Füffe dienen. Er giebt fich nicht für den Erfinder diefer Kunft aus, fondern meldet vielmehr, daß der König von Dännemarf, vermittelſt einer folchen Geräthfchaft, ſammt einigen von feiner Hofs ftatt, eine ganze Meilmeges über eine offene See ges gangen, Keßler zeige außerdem eine gute Einſicht in die Hydroftatif und verfchiedene andere Wiffen« fchaften, wie denn auch die andern Kuͤnſte, die er an« giebt, finnreic) genug find. Das uftrument, das er DOrtforfcher heißt, ift be&ülflih, von einem geger benen Drte eine &inie nach einem andern gegebenen als lemal wieder zu richten, auch bey Nachte, oder wenn das Merfmaal, nachdem man zuvor viſirt hat, nicht mehr vorhanden wäre. Es wirdnämlich das erftemal, da man diefe $inie, vermittelft wirkliches Abfehens er⸗ hält, ihre Sage gegen eine auf den Inſtrumenten mit befindliche Magnetnadel (deren Abweichung Regler 84 Gr. ſetzet) bemerft, und man kann alfo bey finſte⸗ rer Macht die vorige Linie von neuem ziehen, wenn man fie nur eben fo gegen die Magnetnadellege: Mit einem Worte, diefes. Verfahren beruht auf einerley Grunde mit dem Feldmeflen, vermistelft der Bouffole. Uus Die 674 Anmerkung von Keßlers Die Art, einem andern feine Gedanfen in die Ent fernung zu verftehen zu geben, beruht darauf, daß man ihn bey Nachte aneinen gemiffen Orte hin beftels let, nach) folchem, vermittelt des Dreforfchers, ein Faß richtet, in welchem ein Feuer angezündet ift, davon man dem andern den Glanz, vermittelft eines Fall ‚thürchens, bald zeigen, bald verdecfen Fann. Wenn man alsdent, jeden Buchftaben im Alphabet anzuzei= gen, das Feuer gewiffe male hervorfcheinen läßt, fo ift der andere im Stande, eine Nachricht, die man ihm geben will, zu verftehen. Mich deucht, diefe Erfindung ift den Fackeln, deren fich die Alten in gleicher Abficht bedient haben *, wenigſtens gleich zu fhägen, und vielleicht an Bequemlichkeit vorzuziehen. Man finder aud) etwas ähnliches vom Schmwenter ans gegeben **. Mit Keßlers Schwimmguͤrtel iſt das le⸗ derne Schiff im Grunde einerley, davon die breßlaui⸗ ſchen Sammlungen ** Nachricht ertheilen. Bo— rellus hat in feinem Werke, de motu'animalium +, Mafchinen angegeben, die eben dergleichen Dienfte thun koͤnnen, gegen deren eine Jacob Bernoulli Erins nerungen gemacht hat ff, welche den Waſſerharniſch auch treffen moͤchten; naͤmlich: wie man in einer ſolchen Maſchine unter das Waſſer verſenkt lange des Odems wegen * Haufen Progr. de Significatione per ignes, 17 Aug. 1957. emifl. | | ** Geom, Pract. II Tract. 3 3, ıı Aufg- **“ 1724 Ian. V Elaffe. 1 Art. u + Pr.220 . . . 224 PartisI, fiche auch AdtaErud, Febr. 683. "a ++ Oper, Iac. Bernoull. rı. IV. j _ \ Waſſer harniſche u Schwimmguͤrtel. 675 wegen dauren koͤnne? Daher Halley zum Vortheile derer, die lange unter dem Waſſer dauren wollen, ſie unter der Taͤucherklocke von Zeit zu Zeit mit friſcher Luft zu verſorgen lehret *. Der Schwimmgürtel aber ſcheint folchen Einwuͤrfen nicht ausgeſetzt, und viel beffer, als Wagenfeils Hydrafpis, u ey n Sch Fann diefen Nachrichten noch beyfügen, daß in einer alten deurfchen Ueberfegung ** vom Vegetius "unter den Figuren, welche nad) dem dritten und nad) | dem vierten Buche folgen, fih Abbildungen von Per- fonen finden, die unter und im Waffer gehen, nebft | verfchiedener Geraͤthſchaft, Die dazu dienlich fcheint. Es ift aber diefen Vorftellungen fo wenig, als den andern Küftzeugen, die mit abgezeichnet find, ei« | | ne Erklärung beygefuͤgt, noch angezeigt, ob welche zur Erläuterung des Tertes, und wohin fie alsdenn gehören, das wenigſtens von den gegenwärtigen nicht kann geſagt werden. Sie feheinen auch bey weiten nicht fo bequem, wie Keßlers feine, ausgedacht. ( U, G. R. ARE, * Phil, Tranf. n. 349 et 368. f * Flavii Vegetii Renati vier Bücher der Ritterfchaft, zu dem allerdurchleuchtigften,großmaächtigeften Fürften ond Herren, Herrn Marimilian, Römifchen Kayfer, löblicher Gedaͤchtnus ꝛc. geichrieben, mit mancherleyen Geruften, Bolwercken und Gebewen zu Kryegßleuffen gehörig, Mit yren Muſtern vnd Figuren, darneben verzeychnet Mit einem Zufag von Buchfen, Gefchoß, Puluer, Fewrwerck, auf ain neumes gemeret und ges beffert. Iſt zu Augfpurg durch Heinrich Steiner 1529 in Fol, gedruckt worden. | UK N VI. Ein 676 Ein merkwuͤrdiges Era AEEELERI ZZ EEE ZEIT v1 Ein merkwuͤrdiges —— vom Anfieden dee Poden, Bon Dr, Jurin, Nitgl. der koͤniglichen —— Geſellſchaft, mitg Aus den Philoſoph. "Tranfast 33 N 5 Ar. Sin junger Menſch befand ſich an der Art Pocken krank, die man die zuſammenhaͤngende, oder die mittlere zwiſchen den einzelnen und zu« fanmenfließenden Pocken heißt. Mittwochs, den 3 des Weinmonats, 1722 verfiel er bey Machtzeit in eine Raſerey, und Fam, des Widerftandes zwoer Waͤrte⸗ rinnen, die fich bey ihm befanden, ohngeachtet, aus dem Bette: Erfaßte eine von den Wärterinnen mit feinem nackten Arme beym Halfe, und drückte fie mie der Stirne gegen feine bloße Bruft, die damals mit _ veifenden Pocken bedeckt war, in welcher Stellung er fie einige Zeitlang hielt. Sie erhigte ſich, indem fie mit ihm vang, und wie fie ſich von ihm losriß, em⸗ pfand fie, daß er einige Blattern auf ihrer Stirne serquetfchte, Das Weib war etwa 40 Jahr alt, fonften munter, lebhaft und blutreich; Sie meldete mir, daß fie in ihrem fiebenten oder achten Jahre die Pocken fehr ſtark gehabt haͤtte, davon ich aber kein Merkmaal mehr in ihrem Geſichte ſahe. Den Freytag morgens fiengen ſich an Pocken auf ihrer Stirne zu zeigen, und derſelben Zahl wuchs nach und nach, bis zwiſchen 50 und 605 Sie bekam gleichfalls eine geringe Zahl Blat⸗ tern vom Anſtecken der Boden 677 “tern auf dem Nacken und an der Seite des Halſes, 100 fieder Kranke mit den bloßen Armen umfaßt hatte, aber fie meldete mir, daß fonft an ihrem ganzen teibe feinewären, Der untere Theil ihres Gefichtes mar völlig rein, und die auf der Stirne zeigten ſich haupt⸗ fachlich auf ihrem mittlern und am meijten hervor- ragenden Theile, der gegen des Kranken Bruſt war gedruckt worden. Sie erhoben ſich nach und nad), ‚und kamen auf eben die Art zur Reife, wie bey den mittleen Pocken gewöhnlich ift, mit großer Entzün- dung und Auffehwellen der Stirne und des anliegenden Theils vom Gefichte, befonders der Augenbraunen, ein Eleiner Klumpen Blattern faß; fo, daß Dienſtags, den gten des Weinmonats, ihr recht Auge ganz zuge⸗ ſchloſſen, und das linke faft im eben den Umſtaͤnden war. Alle dieſe Zeit über hatte fie indeß Fein Sieber, feine Unpaͤßlichkeit, oder andere Zufälle der Poden, außer diefen Ausbruch, und die Entzündung dabey - Die Nacht ließ fie ſich ein blafenziehendes Mittel auf den Nacken fegen, worauf fie das Auge den folgenden Tag wieder offen hatte. Diefer mar der fechfte nach dem Ausbruche, und die Blattern fiengen an, ſich abzuſchaͤlen. Die Schuppen hatten das Anfehen und die Dauer der gelindern, mittlern Poren. Dis Das, Hin befuchte ich fie täglich, wie auch oft nach dieſem, und befonders Montags, den 22ften des Weinmonats, den ıgten Tag nach Ausbruch der Blattern; Sie hatte Damals noch immer einige Blattern auf der Stirne, Hierbey ift merfwirdig, 1) daß diefes Weib, Das doc) ſchon die Pocken gehabt hatte, durch ein unmit⸗ telbares und genaues Andrücen der Pockenmaterie an ihre Haut, wobey ſie fich erbißt hatte, ſolche von . neuem bekam: diefes ſcheint zu beweifen, daß derglei⸗ chen ‚hen Ausdrücken vermoͤgender ift, anzuftecken, als die bloßen Ausdünftungen aus dem Leibe des Kranken, die in den Gefunden eingefogen werden; denn daß fie auf die legtere Art nicht angeſteckt worden, erhellet daraus); weil die Pocken nur da erfchienen find, wo dergleichen Andruͤcken und Berührung geſchehen war. Daraus wird fehr wahrfiheinlich, Daß jemand, der die Pocken ſchon gehabt hat, wie der Mann, dem Herr ‚Tanner im St. Thomashofpital Blattern inoculirte, fie durch das Blatterpelzen in einem geringen Grade “wieder befommen Fann, da durd) das Blatterpelzen die pochenartige Materie noch genauer zum Blute und den Säften gebracht wird, als durch die bloße Berührung der unverlegten Haut. a Zweytens, da diefes Weib nicht durch den ganzen Körper angeftecft worden, wie daraus erhellet, weil fie 5% weder Fieber noch Unpäßlichkeit empfunden, und die Pocken nur anden Orten, wo eine unmittelbare Beruͤh⸗ rung vorgegangen war, ausgebrochen find, fo ließ fich daraus Feine Folgerung ziehen, daß jemand die Pocken das zweytemal mit allen Zufällen und einem allgemei« nen Ausbruche der Blattern befommen Fönnte, ſon⸗ "dern es wird vielmehr das Gegentheil wahrfcheinlich. Drittens ift die Zeit, in welcher fich diefe Anfte- ckung vermictelft Ausbruchs der Blattern enedeckte,von der Zeit, Die man bey dem Blafterpelzen wahrnimmt, fehr unterfehieden: Jene zeigten fich ohngefähr in an - derthalben Tage, und in dem legtern Falle brechen die _ Pocken ordentlich den zehnten Tag, oder doch nicht über einen Tag früher oder fpäter aus, wie aus Hear D. Nettletons forgfältigen und Iehrreichen Beobachtuns gen erhellet. Man Fann diefen Linterfchieb im Vor⸗ aus ſchließen, weil in einem Falle nur die Theile, wo eine ⸗ unmit⸗ J vom Anſtecken der Boden. 679 unmittebare Beruͤhrung vorgeht, angeſteckt werden, im andern aber die Materie durch die ganze Maſſe des Blutes in alle Theile des Koͤrpers ausgebreitet: werden muß. EEE ENTE VI Nachricht von dem Holze, das in der Graſſchaft Lincoln in großer Menge un⸗ ter der Erde gefunden wird. Aus den Philoſ. Tranſact. 67 Num. IV Artickel. ie ſumpfigte Gegend, welche den Namen der Inſel Axholm führe, zum Theil in der Graf: | ſchaft Lincoln, zum Theil in York gelegen ift, und ſich fehr weit erftreckt, iſt vorzeiten Wald gerves * fen, wieaus der großen Menge Eichen, Tannen und anderer Bäume, die obnlängft oft in dem Sumpfe gefunden worden, erhellet, Einige Eichen haben 5 El⸗ len im Umfreife und 16 an der Laͤnge. Andere find fhwächer und länger, mit einer großen Menge Eis cheln daran, in der Tiefe von 3 Fuß und noch mehr, und nicht weit von ihren Wurzeln, die noch ftehen, wie fie gewachfen find, nämlich in der feften Erde unter - dem Sumpfe, Die Tannen liegen ı Fuß oder 18 Zoll tiefer, und find zahlreicher, als die Eichen, vicle auf 30 Ellen lang. Man hat vor wenig Jehren eine, die, ohne den Gipfel, 36 Ellen lang war, ausgegraben, auch diefe lag bey u Wurzel, welche noch fo ſtand, wie 630 Nachricht von dem Halze, dag ec. wie fie germachfen war, denn fie war (wie auch die Ei⸗ chen) niedergebrannt, aber nicht abgehauen worden, Herr Dugdale berichtet in feiner Schrift, von Aus- trocknung der engliihen Sümpfe: die Menge diefer Bäume fey fo groß, daß die Einwohner in den nächft verwichnen Jahren beftändig viel Wagen damit be⸗ laden hätten, | | Niemand, fo viel ich weiß, felbft ber fo gelehrre und in den Alterthuͤmern fo erfahrne Herr Dugdale nicht, iftim Stande, die Zeit anzugeben, da diefe wal« dichte Ebene zuerft uͤberſchwemmt worden. Nur das berichtet er, daß felbft aus der Tiefe des Sumpfes er⸗ belle, die Sache habe ſich viel Hundert Fahre fo ver- halten, weil er in wenig Jahrhunderten unmöglich fo hoc) werden koͤnnen. Die Urfache Jeitet er von der or- ventlichen Fluth Her, die durch den Humber in die Trent alfezeit viel Schlamm führt, und nach und nach fo vielda zurückgelaffen hat, daß die Ströme des Idle, Done, und anderer Flüffe find zurücke getrieben wor» den, die alfo ausgetreten find, und diefe Landſchaft ganz uͤberſchwemmt haben, > (2 . TI #% ERS TR IN OR Full: \ | N? TE — — — * * er Bo N Lie a | Beſchreibung des Steinbruchs bey Maſtricht, von einem, ber daſelbſt wohnhaft, | | mitgetheilt. | Ebendafelbft, 5 Artikel. | R Ihngefaͤhr einen Stuͤckſchuß von Maftriche > liegt ein vortrefflicher Steinbruch am Ufer re) der Maas, in einem Berge, unter Felfen und Erde, 25 Fadentief. Die Laͤnge des Berges, oder fein Rücken, erſtreckt ſich einige Meilen weit längft des Fluſſes bis nach Luͤttich, ſo auch an der Maas liegt, und er ift bey Maftricht etwa Z oder 3 Meilen - breit, weiter davon aber noch breiter. | Nach dem Fluffe zu, hat der Steinbruch einen Eingang, wo Wagen leichte hineinfahren, und Stei— ne am Ufer des Fluffes ausladen koͤnnen, denn der innere Steinbruch ift horizontal (weiches fehr bequem ift) und erhebt fih nur wenig über den Fluß, Wenn diefer Steinbruch, der faft durch den gan⸗ zen Felſen hin und wieder getrieben ift, von brennen« den Lichtern überall erleuchtet wird, giebt er ein unge« mein angenehmes Anſehen. Denn es befinden fich in ihm lange horizontale Gänge, die auf unzähligen viereckigten Pfeilern ftehen, welche faft überall mehr als 20, mandymal aud) noch mehr Fuß Höhe Haben: Alle find fo geſchickt und ordentlich zufammengefeger, 3 Band. Er dag 682 Beſchreibung des Steinbruchs daß man ſich eher vorſtellen ſollte, es ſey ein unter⸗ irdiſcher Pallaſt, ſo von den Menſchen nach der Kunſt gebauet, als daß dieſe Saͤulen von den Arbeitern bloß Steine zu Gebaͤuden uͤber der Erden Rn find gemacht worden, | Diefer Steinbruch giebe den — eine ſichere Zuflucht bey feindlichen Durchzuͤgen; fie wiſ⸗ fen alle Wege darinnen, und fhaffen fo wohl ihr Vieh und ihre Pferde, als ihre Sachen, und alles, was fie erhalten wollen, hinein, bis fie von der Ge— fahr freyfind : denn der Raum darinne ift fo g daß 40,000 Menfchen ficher ihre Zuflucht hinein ER ‚men föonnen. Wer fie aber in dieſer weiten Ei voll Irrgaͤnge und Pfeiler, ohne einigen erfahrnen Wegweiſer aufſuchen wollte, wuͤrde ſich nicht nur ker irren, fondern auch Gefahr laufen, alle Augenblis fe den Kopf an den Ecken der Säulen zu zerſtoßen, wobey diejenigen, die in den Winkeln verſteckt lägen, die befte Gelegenheit hätten, auf ihre Berfolger zu ſchießen, die fich ihnen felbft, durch Die Lichter, fo ie führten, defto gewiſſer entdecken müßten. Es iſt merkwuͤrdig, daß man in dieſer oh Gruft fehr wenig Bruchftücken finder, woraus die Güte des Steins, und der. Arbeiter Fleiß erheller. Man finder aud) hie und da verfchiedene; (vielleicht zu Tränfung des Viehes und andern Nothwendigkeiten) - mit Fleiß verfertigte Eleine Waſſerbehaͤltniſſe. Denn man fieht faft nirgends Waſſer herabtröpfeln, und die Gänge find auch nicht naß, nur ſcheint der Regen durch die Luftlöcher herabzutröpfeln,, welche namlich zu Erleichterung der * und vielleicht auch Waſ⸗ ſer ben Mafteiht. 693 fer in die Baffanbepätenife zu bringen, daherum, mo diefe fich befinden, abgefunfen worden, daher der Re⸗ gen, der auf höhere Derter fälle, — * dahin abfließt. * * *44 IX. Paul Dudleys, Eſqu. Mitglieds der Koͤniglichen Geſellſchaft, Bericht, von der Klapperſchlange. Phil. Tranſ. 376 N. IV Artikel, ie Klapperſchlange wird als die ſchrecklichſte aller Schlangen und ihr Oberhaupt ange⸗ ſehen. Ihr toͤdtliches Gifte macht fie ohne ftreitig fo ſchrecklich, und die Klapper ift das Merk: mahl davon. So viel ift gewiß, daß fich Menfchen und Vieh mehr vor ihr, als vor einiger andern Schlange fürchten, und da die gemeine Schlange dem Menſchen ausmweicht, fo geht ihm diefe nie aus dem Wege, Man unterfcheidet drey Arten von ihnen mit ih⸗ ven Farben, diegelbiche grün, dunfel aſchfatben und ſchwarz ſatinfarben ſind. Ihr Auge hat ſo was beſonders und ſchreckliches, daß man ſie nicht ſteif anſehen kann. Man ſollte denken, fie wäre von einem boͤſen Geiſte beſeſſen. Ir 2 Die Die Klapperfchlange riecht mit ihrem Kopfe bart am Boden, und bewege ſich fehr langfam, daß ihr ein Menfch leicht aus dem Wege gehen Fann: die» fes ift als ein Beweis göftlicher Güte, zu Erhaltung Menfchen und Viehes anzufehen. Wenn fie Schas den zu thun, hüpfe oder fpringt, fo koͤmmt fie damit nicht weiter, als fo weit fie ſich gerade ausftrecfen Fann, denn fie bringe bey ihrem Sprunge nicht den ganzen Leib von feinem Orte, wie andere Thiere, und man ift alfo außer Gefahr vor ihr, wenn man ſich weiter, als ihre Länge beträgt, von ihr entfernt befin« det. Sie fünnen aud) in ihrer ordentlichen Ber wegung feinen Schaden thun, fondern müjlen fich erſtlich zuſammenwickeln, und alsdann ausftreden, welches aber beydes von ihnen in einem Augenblicfe geſchieht. Wenn ſie ruhen, oder ſchlafen, ſind ſie zuſammen⸗ gerollt, und man bemerket, daß ſie ungemein ſchlaͤfrig ind. | es Unfere $eute fchrieben, das Geräufche, das fie macht, erftlich einigen Eleinen Knochen, oder harten und lofen Knoten in ihrem Schwanze zu, entdeckten aber bald, daß fie ſich geirrt hatten, und der Schwanz aus Gelenfen, die eins über das andere gehen, ohn⸗ gefähr wie ein Krebsſchwanz, zuſammengeſetzt iſt: diefes Menfchen und Vieh fo ſchreckliche Geräufche wird von ihnen durch das Aneinanderftoßen der Ges lenfe erregt. Bey fehönem heitern Wetter ift eg am ſtaͤrkſten, denn beym Regen machen fie gar Feines, da» ber die Indianer bey Regenwetter in den Wäldern nicht reifen, aus Furcht, den Schlangen ohngewarnt nahe zu fonımen, Noch einen Uniftand hat man be⸗ merke, von der Klapperſchlange. 685 merkt, nämlich: wenn eine einzige Schlange uͤber— tumpelt wird, und klappert, fo thun folches alle mik, die fich in der Nähe befinden, | Bon ihrer bezaubernden Kraft habe ich viel Ge⸗ ſchichte geböret, für die ich nicht ftehen mag; fo viel haben mic) verfchiedene Engländer und Indianer verfichert, daß eine Klapperfchlange Eichhörnchen und Bögel von Bäumen herunter in ihren Machen zaus bern Fönnte. Ein glaubwürdiger Mann hat mir vor kurzem berichtet < er habe im Walde ein Eichhörn« chen fehr ängftlich und mit einem Fläglichen Geſchrey von einem Afte zum andern fpringen fehen, bis es endlich den Baum herunter und hinter einen Stock gelaufen. Er fah, was ihm wiederfahren wäre, und entdeckte eine große Schlange, von der es war ver ſchlungen worden. ’ ch lege dieſer Erzählung defto mehr Glauben bey, weil mein Bruder im Walde eine folche Schlan- ge geöffnet, und zwey Eichhörnchen in ihrem Bau- che gefunden hat, von denen beyden der Kopf voran: gefehrt war. Zu diefer Bezauberung machen fie ein rauhes Getöfe mir ihrem Munde, und Elappern gelin de mit ihren Schwänzen, wobey ihr Auge ftets auf den Raub gerichtet ift. Ihre ordenelihe Nahrung find Kröten, Fröfche, Grafepferde und ander Ungeziefer, befonders Erd- mäufe. Die Klapperfchiange dienet wiederum den wilden Schweinen, und felbft unfern zahmen, ohne Schaden zum Futter. | Sie bringen ihre Zungen lebendig, und ordentlich deren zwölfe, im SSuniug zur Welt. Einer von mei. nen Freunden auf dem Sande beobachtese die Natur £r3 und 686 Dudleys Bericht und Fortpflanzungsart der Klapperſchlangen, und hat mir davon folgende Nachricht ertheilt: Um die Mitte des Mayes, da die Rlapperfchlangen zuerft hervorfommen, öffnete er eine von felbigen, und fand in der Mutter zwölf Fleine Kugeln, fo Sof als ges meine Schnellfäulchen (common Marble) und an Farbe wie eine Eyerdotter. Nach drey oder vier Tas gen oͤffnete er eine andere, und ſah alsdann deutlich einen weißen Flecken im Mittel der gelben Kugel, Noch nach) drey oder vier Tagen, ſchnitt er die dritte auf, und entdeckte den Kopf einer Schlange, und we⸗ nig Tage darauf fah er drey Viertheil von einer Schlange gebildet, und in einen Knaul zufamnienges rollt, Gegen das Ende des Junius toͤdtete er eine alte, und nahm aus ihr vollfommne lebendige Schlan« gen, fechs Zoll lang, heraus, Im September, da. die Alten ihre Jungen zu ſich nehmen und zu ihren Löchern führen, ‚find fie noch nicht einen Fuß lang. Sie paaren fic) im Auguſt, und find da am gefahr: lichſten. Was andere Schlangen ober giftige Thiere zu thun vermoͤgend find, weiß ich nicht; aber das bin ich verſichert, daß die Kiapperfchlange ihren Gift nicht von fich fprüßt, und wenn die Haut nicht durchriffen, oder eine Wunde mit ihrem Zahne gemacht wird, fo thut ihe Gift feinen Schaden, Mein Freund ver« ficherte mich, er habe diefes auf folgende Art ver ſucht: Er nahm den Kolben von feiner Slinte, und legte ihn auf vier oder fünf folcher Schlangen; fie biffen darein, und ließen verfchiedene Tropfen ihres Giftes darauf, die er mit feiner Hand ohne Schaden — Unſere von der Stlapperfchlange, 687 Unfere Leute haben fr die Verletzung der Klap- perfchlange alleriey Huͤlfsmittel: unter andern bedie⸗ nen ſie ſich ſtark der ſo genannten Blutwurzel, die ihren Namen, wie ich glaube, von ihrer eigenen und ihres Saftes Farbe hat. Sie waͤchſt in unſern Wäldern häufig; die Wurzel wird von ihnen zer⸗ quetſcht, und auf den gebiflenen Dre gebunden, die weitere Ausbreitung des Giftes zu hindern: zu glei= cher Zeit fchröpfen fie an diefem Plage, es wird auch etwas von der Wurzel in Waſſer geſotten, das die verwundete Perſon trinkt. Ordentlich find fie drey bis 5 Fuß färig, und haben nicht über zwanzig Klappern. Doc hat mid) ein glaubwürdiger Mann verfichert, es fey von ihm vor einigen Jahren eine getödtet worden, die zwifchen 70 und 80 Klappern gehabt, und auf dem Leibe mit grauen Haaren, wie mit Borften, hier und dar befegt gervefen : fie war 55 Fuß völlig lang, und fo ftarf, alsdas dicfe “Bein eines Mannes, Sie häuten fich alle Jahre, manchmal im, Junius, und Fehren beym Abziehen das Inwendige heraus. Man hat auch bemerfet, daß ihre Haut nicht nur den Leib, fondern auch Kopf und Augen bedeckt. | / Srdentlich ftecfen fie in großer Anzahl zwifchen den Selfen beyfammen ; um die Mitte des Septembers verbergen fie fich, und Eommen erft um die Mitte des Mayes hervor, daunfere Jaͤger, indem fie in die Sonne Eriechen, auf fie lauren, und fie hundertweiſe rodten, Rorburgin Neuengland, den 25 Dit. — | Paul Dudley. # Enz * Ex 4 Inhalt Inhalt iu fechften Stücks i im britten Bande. I. Bredley von einer ſcheinbaren eg einiger Fix⸗ ſterne 571 N. Coſtard von der Zeitrechnung und Seentunde der Einefer 621 II. Dingleys Anmerkungen von — 640 IV, Der neue Druide | 647 v. — Anmerkung von n Fran aeßlers An ni | VI, Ein merkwuͤrdiges Exempel vom Anſtecken cken 676 —9— richt vom Holze, das} in der Grafſchaft —* n unter der Erde gefunden wird 679 vui. Beſchreibung des Steinbruchs bey Maſtricht, von | einem, der daſelbſt wohnhaft, mitgetheilt 681 X. Paul Dudleys Bericht von der Rlapperfchlange 683 Ri KR Regi⸗ Regiſter uͤber alle ſechs Stuͤcke des dritten Bandes des hamburgiſchen Magazins. A. —D daſige Cementquelle 496 Anſon, Nachricht von deſſen Reiſe 449 Arbuthnot, von den Wirkungen der Luft 216 Athenaͤus, deſſen Erfindung von Uhren 523 Auflöfende Säfte, wie fie die aufgelöften Theil- chen erhalten 36 Augen an den Gewaͤchſen, Verſuch ‚ fie zu erklären 107 Augenſteine 235 Bach, ſo die Fruchtbarkeit anzeigen ſoll 244 Barometer, Verſuche mit demfelben in den wei | fhen Salzgruben Baufunft, Schreiben von dem guten — darinne Beklagter bekam zu ſeiner Vertheidigung mehr als der Klaͤger Berg fuͤr unerſteiglich gehaltener = Berge werden erniedrigt = Blackwell, vom Feldbaue Blumenftaub, ober zur Befruchtung diene 1u. * 410 u. f. S. Bradley, von der ſcheinbaren Bewegung En Sipfterne Brantwein, von deffen Wirfungen in den — lichen Körper 145 Brafilien, dafiges Gold und Diamante - 471.473 — &r5 Bri⸗ Regiſter. Brignoli Gedanken von der Eletwicitãt - Brunnen, ER man faͤlſchlich für brennend erklaͤrt | 224 — vom Donner Ir A 276 Burbaum, von lan, der Soroinsme * Wurzeln. 192 Catharineneyland | 469 Cementquelle bey Altenberg 496 Ebinefer, ſiehe Sinefer. Cluſius, Nachricht von deffen Cabinet 559 Coitard, von der Sinefer Zeitrechnung und Stern» Funde ” ‚621 Cuſa, Cardinal von » deffen Berillus 643 D. Daͤcher, Anmerkungen daruͤber 398 Delpbinat, deffen fieben Wundermerfe 220 Deutfche, deren Gefchmad in der Baufunft 397 Dismanten, brafilifche 473 Dingley, von Edelgefteinen, 640 Donnerwerter, das Buchftaben abgedruckt 276 Druckerfarbe, deren Zurichtung * 281 | E. Be Edelgeſteine, auf welche die Alten gegraben 640 = von derfelben Farben 642 Eichen, Borfhriften, fie hoch zu ziehen 647 Elektriſche Auefͤſe, wie * Staͤrke — | | ⸗Verſuche Nollets ei | Elektri⸗ Regiſter. Elektricitaͤt bringt den Kompaß und empfindliche Wagen in Unordnung 313 Brignoli Gedanken von derſelben 565 Erdbeben 340 Erdflaͤche, merkwuͤrdige Veraͤnderungen auf J ſelben Eyer, Ausbruͤtung derſelben ohne Huͤner und Defen 104 5 v / Seldbau, Dlacwels Vorſchlaͤge zu deffen Verbeſſe⸗ rung 287 — neuentdeckte, ſcheinbare Bewegung derſel⸗ ben 571 verändern vielleicht ihre Sage gegen einander | 617 ©. GBnomenif, Zeit ihrer Erfindung 508 Bold, brafilifches 470 Greenwich, die Breite des dafigen Obſervatorii ift der große Doecte aure nicht geſchickt zu beſtim⸗ men 577 —* Halley, wie weit deſſen Nachrichten von den beſtaͤn⸗ digen Winden noch mit der Erfahrung uͤberein⸗ treffen? 468 s feine Theorie, von der Abweichung des Kom— pafles, wird durch die Erfahrung beftä- tiget 480 Hoͤhlen bey Saffänage | 234 Hopfen, Inſekten, die ihn verderben 369 ums Humbert, vom —2*—* in der Baukunſtzzz | Inſekten, ſo dem Krame und dem Hopfen ſchaͤd⸗ lich ſind | 364 Inſeln, ſchwimmende 238 Italiener, deren Geſchmack in der xBaukunſt 389 Jurin, vom Anſtecken der Pocken 6126 Raͤſtner, deſſen Aumectungen vom Blumenſtaube u » Nachricht von Polypen Regel aus dem Diameter einer Stückugel, ber Mündung Diameter zu finden 486 X Anmerkung von Franz Keßlers Waſſerharni⸗ ſche und Schwimmguͤrtel 669 Rlapperfchlangen, Nachricht von ihnen = Rlepſydra Wie 1 bie Redner nach folcher richten mil | s26 Rnigbt, deffen magnetifche Entdeungen 94 Knochen, Nachricht von einem ausgegrabenen 108 Rompaß wird von der Elektricitaͤt in Unordnung gebracht — Kteſibius, der Erfinder der Uhren 523 Kynokephalus, durch ſolchen ſtellten die Aeghpter den Gleichtag vor 516 L'Amy Erklärung einer feltfamen Wirkung des Donners _ 276 Lancellots Schrift von den Wundermerfen des Dels phinats, von Freytagen überfeßt, und mit Anmer- kungen verfehen 219 Laurin —⸗ Regiſter. Laurin Colin Mac/⸗ deſſen Leben 256 MNachricht von deſſen Einleitung in die neroto» nifche Naturlehre | 276 Leſſer, deffen Nachricht von einem ausgegrabenen Knochen ...108 = » von feinem Naturaliencabinet 549 = = von Elufü Cabinet 559 Licht, fheinbare Bewegung der Firfterne, * deſſen allmaͤhliger Fortpflanzung Luft, derſelben Wirkung in den menſchlichen per - iſt, mo ſich viel und große Pflanzen sine, feuchte s wie ” Alten bewiefen, daß fie mas Wirkfiches ey 2 | m. — Macclesfield, deſſen Verdienſte um die Sternkunſt 576, 577 WMagnetifche Berfuhe, Knights 94 Manila, Schiff, fo von dar jährlich nach) America geht 477 Manna von Brianſon 236 Moͤller, von den Augen in den Gewaͤchſen - vom Blumenſtaube N Muͤller, deffen Beurtheilung der leibnitziſchen Mo: nabenlehre 73 7. Naturaliencabinet, Nachricht vom $efferifchen 549 : = von Cluſii 559 Neffen im Kraute 365 Lroller, einige eleftrifche Berfuche deſſen 105 WO, Ableitung des Wortes. 3 s06 | Orth, deſſen Anmerkungen von Inſekten 364 Paita, Einnahme dieſer Stadt 475 Penduluhr, Nachricht von einer 567 Derlnauftern 476 Pflanzen, Anmerkungen über den Staub auf * Blumen — wie das Waſſer fie naͤhrt 30 u. f. S. s wie ihnen die Wärme noͤthig iſt 69 s Berfuch, die Augen an ihnen zu erklären 107 Pietfch, von den Wirfungen des Branteweins 145 Dlinius, eine Stelle in ihm verbeffere 505 Pocden, merkwuͤrdiges Erempel, von deren Anftes cken 676 Poͤllnitz, deſſen Fehler in Beſchreibung einiger Ge: bäude 404. 406 Polypen, fo bey Seipzig gefunden worben 317 Puncte, von felbigen läßt ſich nicht auf die Mona⸗ den fchließen x N; Reaumür, deffen Art die Fre ohne Huͤner aus zu⸗ bruͤten 140 Reden, gerichtliche, dabey waren die Stunden # beobachten Renten, Bergleihung der Menge deffelben in & nen und Gebirgen 21 . verforgt das Manila» Schiff ordentlich —J —F 478 | Robins Beobachtungen von der Eleftricität 313 | Hofe, die gefüllte wilde, eine Kabel "N 4 — S. | Sallier, von den Stundenupren der Alten, von Freytagen mit Anmerfungen überfegt 502 Salzgruben, polniſche, Berfuchemit dem Barome⸗ ter darinnen 250 s andere Nachricht von ihnen ‘493 Scaphia, Arten von Uhren 13 Schatten, nad) deflen Länge teilten bie Alten Üse Berrichtungen ein 119 1519..522 Schnuͤrbruͤſte, deren Schaͤdlichkeit 532 —— deſſen Verſuche mit dem Barometer r * Saljgruben Betrachtung über die, fliegenden erüben * fer Schwaͤmme, derſelben Fortpflanzung durch ir. zeln 192 Sinefr, von derfelben Zeitrechnung und Pe 621 * " Woeegung der allzu hohen Begriffe von = Sonnenfinfterniß ; Beobachtung der letzten * zu Petersburg 181 Steinbruch bey Maſtricht 681 Stuͤckkugel, Regel aus ihrem Diameter, den Dia⸗ meter der Muͤndung zu finden 486 Stundenuhren ver Alten, des Abts Sallier Un: terfuchung davon 502 Tag, ob er von ben Alten hu 22 Stunden eingetheilt worden 507 Thurm ohne Gift, der fälfchlich fo genannt werben 226 U. V. * * viel das truͤbe Letten mit ſich rn Ueberfeheneninkänge, De von — za Dirgil, Erläuterung einer Stelle deſſelben 299 Untẽrirdiſches Holz 679 * w. f h, alter, deſſen Beſ chreibung von Anſons Reiſe 460 Bi , wie es die Pflanzen näfwe 30 uf, - verſteinernde ob es ſich in feſte Koͤrper verwandeln laffe 6 . von la — die heilende Kraͤfte haben Pe 246 Weiden, — * Pflanzung 299 Weinquelle, eingebildete - 241) Wheeler, deffen neuer Druide | -647 Wieſe, zitternde — J— Winde, beftändige 468 Winslow, von den Schnürbrüften | 532) Woodward, vom Wachsthume der Dany 36, I. 1 Siegen von hohem Alter vs 4m Bu | | li I | 3 5185 00299 8852 e . — + * N * LT > f M * N 4 2 — —* *8** a 44 —B—— F J 84 ur . — Narr Pr v EN N Er - 4 en BERN u —* N D { £ i ) N 5 { . \ * r ! 4 * v ’ # \ as = . \ v7 ’ * pi — A , h ‚re { * = “ ! \ — * — Ss . wi Ne An? 14 2 * * \ * — a * N \ ‚ N M 6 er 1% J— 8 3 * 1. « - —2* (a N — ERDE Gun