WA” * — * * * — —* u> ee Bryuest of Kenneth K. Mürkenzie er > E ey DEN 5 . Re — —4 * — — J X * BER 1% wu J dee f en x X * ⸗ a A ar, Y eV 7 * r * ‘ " 2 } . J = * + * EEE I 3 — — * — * — y { * 2 4 w f “ ⸗ 1 - — By 3 — ** x 074 u — > — — ze * u - k * x + — — — * * Hamburgiſches agazin, oder geſammlete Schriften, zum Unterricht und Vergnuͤgen, | aus der Natur ſorſchung angenepmen Witnwaften überhaupt EM fünften Bandes Ted Stid. ‚ Mit Königl. Pohln. und Churfürftl. Saͤchſi fcher Freyheit. | Hamburg, ben Georg Ehrift. Grund, und in Leipzig, | bey Adam Hein, Holle, 175% — 8 E BE REINE it ; 210777} Aida | * % Ri ER Rn BER Moe * — — — — —— — — —— and em —* an TER in “ * J. Fortſetzung der im dritten Stuͤcke des zweyten Bandes des Magazing angefangenen Hiſtorie des Hauſes Brandenburg. Aus dem dritten Bande der Schriften der koͤnigl. Akademie ber — uͤberſetzt. ARE geben Friedrich Wilhelms des Großen. 1640, 2 riedrich Wilhelm ward zu Bari den >) 6ten Hornung 1620 gebohren. Er erhielt den ‘Beynamen des Großen, mel hatte ihm vollfommen alle Eis sten bengeleget, die erfordert wurden, duch "5dand. 4 feine und er war es wirflih.. Der Hime >. Leben Friedrich Wilhelms - feine Wirkfamfeit die Unordnung und die Verwirrung wieder zu beben, in welche feine Provinzen durch die, Nachlaͤßigkeit der vorigen Regierungen waren verſetzt worden, fein Vaterland wieder zu erheben und zu bea fhirmen, und den Ruhm feines Haufes zu erhöhen, Es fcheint, die Natur habe bey ihm einen Fehler bes gangen, da fie die Seele eines großen Königs mit dem mittelmäßigen Gluͤcke eines Ehurfüriten vereiniget hat. Er war auch wirklich fehr uber den Rang erhos ben, dener einnahm. Man fahe ihn in feiner Regierung die Unternehmungen eines tapfern Herzens und eines erhabenen Geiftes bald durch die Klugheit mäßigen, bald zu der Art von Begeifterung führen, die unfere Bewunderung erzwingt, Er war unerfchöpflicd) an Hilfsmitteln auch ohne fremde Beyhuͤlfe. Er ent⸗ warf felbft feine Unternehmungen und führte fie aus. Er brachte durch feine Weisheit ein in Grund verderb⸗ tes Sand wieder empor, erwarb durch feine Staats« kunſt und Klugheit neue Provinzen, ftand feinen Bundsgenoffen bey, und befchüßte ſeine Unterthanen mit Tapferkeit, und war, in allem was er unternahm, durchaangig gleich groß. u. | Friedrich Wilhelm hatte 20 Jahre wie er zur Re⸗ gierung Fam. Seine Auferziehung war der Erzie⸗ bung des Philofteres aͤhnlich geweſen; Er lernte in einem Alter figen, wo gemeine Menfchen lallen lernen, Prinz Friedrich Heinrichs von Dranien Feldlager war feine Rriegsfchule, er befand fid) bey den Belageruns gen der Feftungen Skinf und Breda. Der Graf von Schwarzenberg, Georg Wilhelms Minifter, fahe Die erften Funken eines fo fhönen Feuers, das nad) dem . fo glänzende Strahlen von ſich ausgebreitet par, re * era des Großen. 2. Verdruß bey dem jungen Prinzen, Er entfernte ihn fo ſehr er fonnte vom Hofe, weil er feine eigene Tugend nicht rein genug erkannte, die Unterfuchung eines fo gefährlichen Beobachters zu erfragen. Der junge Pring Fam dem ohngeachtet wider des Minifters Wis len zu feinem Vater, und that mit dem Churfuͤrſten die Reife nach Preußen, wo Georg Wilhelms Tod ihn in den DBefis feiner Staaten feßte, Aber diefes Erbe war zum Theil in der Schweden - Händen, die ausdem Churfuͤrſtenthume Brandenburg eine erfchrecfliche Wüfte gemacht hatten; wo mannod) die Spuren der Städte an ihren Ruinen fand, unddie Dexter wo Dörfer gewefen waren, an den Afchenhaus fen erfannte, welche verhinderten, daß Fein Öras das ſelbſt wuchs. Die Herzogthuͤmer Eleve und Mark waren nicht glücklicher; Ihre Erndten wurden unter die Spanier und Holländer getheilt, die fie wechfelsweife plünderten, - indem fie, unter dem Scheine fie zu fehüßen, unerträglia che Eontributionen von ihnen forderten, Preußen, das von Guftav Adolphen war weggenom⸗ men worden, blutefe noch an den Wunden, die ihm der Krieg gefchlagen hatte, Friedrich Wilhelm fing alfo feine Regierung in verzweifelten Umftänden an. Als ein Fürft ohne Staaten, als Churfürft ohne Macht, als Erbe ohne Erbtheil, in der erften Jugend, in dem ‚ Alter der Ausfchweifungen, wo die Menfchen kaum zu gehorchen fähig find, gab er Merkmaale einer vollkom⸗ menen Klugheit, und aller Tugenden von ſich, die jes manden werth machen, Menfchen zu befehlen. Er brachte die öffentlichen Einfünfte in Ordnung, richtete feine Ausgaben nach der Einnahme ein, und Aa machte 4° Leben Friedrich Wilhelms machte fich von den ungefchicften und verdächtigen Mi⸗ niftern log, die feiner Unterthanen Verderben verurs facher hatten. Der Öraf von Schwarzenberg war der erſte, dem er den Abfchied ertheilte. Diefer Graf war Großcommenthur vom Maltheferorden, Gouverneur - vonder Mark, Präfident des Raths, und oberfter Cams merherr. Wären noch mehr wichtige Bedienungen geweſen, fo hätte er fie auch alle bey fich vereinigt. Georg Wilhelm hatte feinen Rath und feinen Hof in einem einigen Manne zufamen gebracht, Diefer Graf, der ſich hatte vom Haufe Defterreich erfaufen laffen, begab fich nach Wien, mo er eben das Jahr ſtarb. Nach Schwarzenbergs Tode ſchickte ver Churfürft den Baron Borgsdorf nad) Spandau und Cüftrin, die Sachen des Berftorbenen zu verfirgeln. Beyder Feftungen Befehlshaber wolien ihm nicht gehorchen, unter dem Vorwande, fie müßten dazu ausdrücklichen Befehl vom Kaifer haben, dem fie gehuldige hätten, Borgsdorfließ ſich nicht merken, wie empfindlich ihm diefes unanftändige Begegnen war, gab auf Rochauen, den Befehlshaber in Spandau Achtung, und bemaͤch— tigte fid) deflelben, mie er unbedadhtfamer Weife aus der Feftung gieng. Der Ehurfürft ließ diefem Rebellen » den Kopf abfchlagen, und die andern Befehlshaber feiner Feftungen gehorfamten, | | | 1641. Friedrich Wilhelm empfing die Belehnung wegen Preußen in Perfon von dem Könige in Polen !as dislaus. Der Ehurfürft verband fich, der Krone Pos - len einen jährlichen Tribut von 120000 Florenen zu zahlen, und mit ihren Feinden weder Frieden noch Stillſtand zu ſchließen. 3% 1642, 4 des Großen. — 1642. Der Baron von $eben erhielt in feinem Namen bie Belehrung vom Kaifer Ferdinand II. aber wegen der Herzogthuͤmer Cleve fonnte er fie nicht erhalten, weil diefe Erbfolge noch ftreicig war. - Nachdem der Ehurfürft diefen Pflichten gegen Fremde genug getban hatte, wandte er alle feine Aufz merkſamkeit darauf, feiner Untertbanen ihr Elend zu erleichtern, und feine Staaten aus der Berwüftung zu ziehen, in welche fie waren geftürzet worden. Er kam durch Unterhandlungen wieder in den Befiß des Seis - nigen, er ſchloß mit den Schweden * einen Stillftand auf 20 Jahr, und diefe raumten den größten Theilder Marf Brandenburg. Der Ehurfürft bezahlte, und ließ an die fehwedifchen Befaßungen, die ſich noch in einigen Städten befanden, 140 000 Thaler, (die faft - 200 000 unferer Münze ausmachen) auszahlen, und jährlich 1000 Scheffel Korn liefern. Er machte 1644 einen Bergleich mit den Heffen, die ihm einen Theil von Eleve wieder einräumten, das fie in Befig ge nommen hatten, und er erhielt von den Hollaͤndern die Räumung einiger andern Städte, ‚Die europäifchen Mächte, welche die Laſt eines lan gen Krieges zu fuͤhlen anfingen, deffen Folgen ihnen von Tage zu Tage verberblicher wurden, ließen fich in Friedenshandlungen ein. Miünfter und Oßnabruͤck wurden als die bequemften Derter zu den Unterhand⸗ lungen angefehen, Der Churfürft ſchickte feine Mia nifter dahin. | A * 1645. zu Stockholm. Goͤtze und Leutener waren — Cs - fandten, 6 geben Sriedrich Wilhelms 164 Die Menge und — der Sachen, die Anzahl der großen Herren, die man alle befriedigen follte, die verfchiedenen Anfpräche auf einerley Pro» vinzen, die Religion, die Vorzüge, Das Compromiß auf das Faiferliche Anfehen, und die deutfchen Freybeiten, dieß erftaunliche Chaos aus einander zu feßen, befchäff- tigte Die Minifter bis 1647, da fie fi) wegen der vor⸗ nehmſten Artikel vereinigten. 1646. | Es iſt nicht nöthig, hier den weftphälifchen Frieden abzuſchreiben, uͤber den ein arbeitſamer Schriftſteller ein gelehrtes und nuͤtzliches Buch aufgeſetzet hat. Ich begnuͤge mic), Die Puncte herzuſetzen, die fi) auf das Haus Brandenburg beziehen, Sranfreich, welches auf Schwedens Seife war, verlangte Pommern zur Schadloshaltung wegen der Alnfoften, Die der Krieg Öuftav Adolphen und feinen Nachfolgern verurfacher hatte, Der Ehurfürft und Das Reich wollte nicht darein willigen, - Endlic) evgab ſich Friedrich Wilhelm darein, den Schweden Vor⸗ pommern, die Inſeln Rügen und Wollin, die Städfe Stettin, Garz, Golnow und die drey Mündungender Oder abzutreten, mie dem Zufage, wenn die maͤnnli⸗ chen Erben der Churfürftl. Linie ausgiengen, follten Pommern unddieneue Mark wieder an Schweden fal⸗ len, undindeß beyden Häufern verſtattet feyn, die Wa⸗ pendiefer Provinzen zu führen. - Zur Vergeltung für dieſen Aberitt, fecularifirte man die Biſthuͤmer Halbers ſtadt, Minden und Camin, und feßte den Ehurfürften in derfelben Befiß, wie er auch die Öraffchaften Hoben- fein und Reichenftein erhielt, und die Anwartſchaft m as des Großen. > das Erzbiſthum Magdeburg befam, defien Adminiſtra⸗ tor noch Auguſt von Sachſen war. Dieſer Friede, welcher der Grund von aller deut— ſchen Fuͤrſten Rechten, und dem was ſie beſitzen, iſt, und deſſen Garantie Ludwig der XIV übernahm, ward 1648 befannt gemacht. | Da alfo des Chirfirften Vorteile auf feften Fuß geftellet waren, fo mußte er noch einen neuen Vergleich mit den Schweden fchließen,, der einige Gränzeinrich- tungen und etliche Schulden betraf, von denen Schiwe= den nur den vierten Theil zahlte, Erſt 1650 wurden das Churfuͤrſtenthum, Pommern, und die Herzogthuͤ⸗ mer" Eleve von den Schweden und den Hollandern : die auch einige Plaͤtze inne hatten, völlig geraumer. Der Herzog von Neuburg hätte bald die Sachen —— in eben die Verwirrung gebracht, aus der man ſie nur mit ſo viel Muͤhe gezogen hatte: Er verfolgte die Proteſtanten in Juͤlich mit Schaͤrfe. Friedrich Wilhelm erklärte ſich fuͤr ihren Beſchuͤtzer, und ſchickte ſeinen General Spaar mit einiger Mannſchaft in des Herzogs Land, ließ ihm auch zugleich einen Vergleich durch Bermittelung der Hollander, —— 1653 3. Cart IV von Lothringen, ein Beriniitrender Fuͤrſt denrankreich aus feinenStaaten verjagt hatte, und der mit einer kleinen Anzahl Soldaten, mehr wie ein Tar⸗ tar, als wie einLandesherr lebte, kam indeß dem Her zoge von Neuburg zuHuͤlfe. Es ſchien faſt, als wuͤrde ſeine Ankunft die friedlichen Neigungen der Parteyen ſtoͤren; gleichwohl verglich man ſich. Was die Ordnung des Beſitzes betraf, blieb man bey dem weſtphaͤliſchen A4 Frieden, -8 Leben Friedrich Wilhelmg Frieden *, und was die Gemiffensfreyheit angieng, bey den Vergleichen, die man zum Bortbeile der Pros teftanten von 1612 bis 1647 errichtet hatte. 1654. In Schweden gieng damals eine Begebenheit vor, die durch ihre Seltfamfeie die Augen von ganz Europa auf ſich z09. Die Königinn Ehriftina fagte fih von dem Throne, zum Bortheile ihres Vetters Carl Guſtavs, Fürften von Zweybruͤcken, los. Die Staatsleute erflärten dies fes Bornehmen für unrecht, und das defto ınehr, weil fie von den Handlungen der Menfchen nur nad) den Grundfägen des Eigennußes und Ehrgeizes urtheilen. ‚Diejenigen , die etwas fpißfündiger feyn wollten, be= haupteten, die junge Königinn häfte aus Feiner andern Urfache den Thron verlaffen, als weil ihr Carl Gus ftav, den fie heirathen follte, fo zuwider wäre, Die Gelehrten rühmeen fie zu fehr, Daß fie in einem noch zarten Alter die Lockungen der Größe dem Neize der Philoſophie aufgeopferc hätte. Wäre fie wahrhaftig pbilofophifch gewefen, fo hätte die Ermordung des Monadelsfy und die Neue die fie in Rom über ihre Losfagung fpüren ließ, ihren Ruhm nicht beflecfet: Den Augen der Klugen fchien diefe Aufführung der Koͤ⸗ niginn nicht anders, als feltfam. Sie verdiente des» wegen, daß fieden Thron verlaffen hatte, weder ob noch Tadel. Eine folche Handlung wird nur durch) die Wich⸗ tigkeit der aneaungegrüpe,d die fie veranlaffet, durch die * Die Herzogtbünter Cleve, die Mark und Ravensberg, fielen dem Churfürften zu, Jülich, Berg und Raven- er bem Herzoge. des Großen. * 9 die Umſtaͤnde, die ſich dabey befinden, und durch die Großmuth, mit der man fie In der Folge unterftüßet, vB. & Kaum war Garl Guftav auf den Thron, fo fuchte er Mittel, fich durch die Waffen berühmt zu machen. Es fehlten och 6 Jahre, daß Guſtav Adolphs mitden Pos len gemachter Stillftand noch nicht zu Ende war. Seine Abſicht war, Johann Cafimirn (der feit 1648 Ladislas Nachfolger war) zu verbinden, daß er ſich von allen An⸗ fprüchen losſagen fullte, welche die Kron- Polen auf Schweden machte, und daß er ihm $iefland abtreten ſollte. Sriedrih Wilhelm, der den Schweden nicht traute, errieth ihre Abfichten: aber Schweber: gefällig zu fcheinen, brachte er es als Mittler zu einem Verglei⸗ che zwiſchen der ſchwediſchen Regierung zu Stande, und der Stadt Bremen, die mit einander Streitigkeiten hat. ten, welche die Freyheiten diefer Anfeeftadt betraffen. Carl Guſtav gab vor, feine Zurüftungen giengen auf Rußland, und ließ dem Chur fürften. feine Hafen Pillau - und Memel abfordern, eben wie Guftav Adolph Georg Wilhelmen feine Feftungen Spandau und Cuͤſtrin abgefordert hatte. Die Zeiten hatten fid) verändert. Friedrich Wilhelm war zu erhaben und zu großmüs thig, ſich fo zuerniedrigen, Er verwarf Anforderungen, ‚bie man ihm mit fo viel Unbefcheidenbeit that, ver aͤchtlich, und antwortete, wenn des Königs von Schwes den Abficht in der That wäre, die Ruſſen anzugreifen, fo verbände er fich, eine Anzahl von 8000 Mann dazu zu liefern, unter dem Vorwande, der glücliche Forte gang der Mofcowiter in Polen erregte ihm bie Furcht, fie möchten fich feinen Gränzen nähern; Diefe liftige und zugleich nun Antwort gab den Schweden | zu 10 Leben Friedrich Wilhelms zu verſtehen, daß der Churfürft weder furchtfam noch leicht zu betrügen fey. Die Republif Polen, welche der Churfürft von der. Gefahr, die ihr drohete, benachrichtigte, bath ihn, ihr mit feinem Geſchuͤtze, ſeiner Mannſchaft und ſeinem guten Rathe beyzuſtehen. Auf dieſe Bitte folgte eine Geſandtſchaft, die ihn um ſeine Vermittelung erſuchte, einen Vergleich mit Schweden zu Stande zu bringen, und auf dieſe Geſandtſchaſt kam wieder eine andere, Dieihm anlag, Subfidien zu Deftreitung der Kriegs⸗ Foften zu zahlen. - Dem Ehurfürften waren die verborgenen Fehler der lärmensvollen Berathſchlagungen diefer Republik bes fannt, die fertig war Krieg zu führen, ohne daß fie die Mittel dazu bereitet Hätte, die durch Die Raubgier- de der Großen erfchöpft, in ihren Entfchließungen ungewiß war, bey ihren Soldaten fihlechten Gehors fam hatte, und mit ihren Berbindungen leichtfinnig umgieng; er antwortete, er wollte fich weder mit dem Alebel befchweren, das fie fürchteten , noch fich für Uns danfbare aufopfern. Er dachte auf die Sicherheit ſei⸗ ner, Staaten, und machte ein Schugbündniß mit den Holländern, das 3 Jahre dauren ſollte. Er fuchtedie Steundfchaft Cromwells, des fo glücklich » als unges vechten Befigers eines Thrones, der den Titel eines Beſchuͤtzers feines Baterlandes erhalten hatte, und feinen andern Titel als eines Tyrannen verdiente, Er fuchte fi) mit Ludwig XIV zu verbinden der feit dem weftphälifchen Frieden Schiedsrichter von Europa war. Er fehmeichelte dem Stolze Ferdinands ILL, ihn auf feine Seite zu bringen, erhielt aber von diefem — nur Complimente und leere Worte zur — er des Großen. if Der Kaifer vermehrte feine Kriegsvölker ftarf, und ber Ehurfürft ahmte feinem Beyſpiele nach, : 1655. | Earl Guftav beftäfigte bald die Murhmaßung, Die der Ehurfürft wegen feiner Abfichten gefaßt hatte, Der General Wittenberg gieng durch die neue Mark mit einem Corpo ſchwediſcher Kriegsvölfer, ohne Er= Jaubniß dazu erhalten zu haben, und näherte ſich Dolen. Kaum griff Steinbock diefes Königreich an, fo ergaben ſich zweene Palatinate von Großpolen den Schweden. , Wie Friedrih Wilhelm fahe, daß die ganze Macht des Krieges fich nach feinen Gränzen anPreußen lenkte; fo gieng er an der Spiße feiner Kriegsvölfer dahin, das felbft perfönlich die noͤthigen Maaßregeln gehörig abzu⸗ faffen und folche fhleunig auszuführen. Er ſchloß ein Schutzbuͤndniß mit den Staaten des polnifchen Preuß ſens zu Marienburg. Man verſprach ſich von beyden Seiten einen Beyſtand von 4000 Mann, uͤber dieß betraf der Vergleich noch die Unterhaltung branden⸗ burgiſcher Beſatzungen in Marienburg, Graudenz und andern Staͤdten. Die Schweden waren damals nicht allein die Feinde von Polen, Der Czaar von Rußland war das Jahr zuvor mit einer zahlreichen Armee bis in Litthauen ge⸗ drungen. Der Vorwand dieſes Einfalls war eine Weglaſſung etlicher Titel, fo die polniſche Canzeley dem Czaar zu geben vergeife en hatte, die fihder Mühe gar nicht verfohnten, und es war mas feltfames, daß ‚ eine Nation die vielleicht nicht leſen Eonnte, ihre Nach: barn über die grammatifalifche Kleinigkeit der Unter⸗ ſchrift eines Buchſtabens — Eu ar 12 Leben Friedrich Wuhelms Carl Guſtav bediente fih der Verwirrung ſeiner Feinde, und war in kurzer Zeit ſehr gluͤcklich. Er war aller Gegenvorſtellungen des Churfuͤrſten ohnge⸗ achtet, in Preußen gegangen, ſeine Kriegsvoͤlker nah⸗ men im Herzogthume Preußen Quartier, und naͤher⸗ ten ſich Koͤnigsberg. Die Schweden hatten dem Churfuͤrſten verſchiedene vortheilhafte Vorſchlaͤge gethan, und es kam der Au⸗ genblick, da er nicht laͤnger ohne ſich auf eine Seite zu ſchlagen, bleiben konnte, wenn er nicht Preußen ei⸗ nem unvermeidlichen Verderben ausſetzen wollte. Er folgte alſo den Weg , den ihm das lachende Gluͤck der Schweden zeigte, und ſchloß 1656 zu Koͤnigsberg einen 1 Bergleid) mit diefer Krone, vermittelft deffen er fih für einen Vaſallen von Schweden erfannte, und ihr wegen des Herzogtums Preußen zu huldigen ver⸗ fprad), mit dem Bedinge, daß das Bifthum Werme: land zu feinem Vortheile fecularifiret würde. Diefe neue Berbindung zu verftärfen, ſchloß Friedrich Wil: helm ein Buͤndniß mit Ludwig XIV, der ihm wegen ſeiner Laͤnder in Weſtphalen und am Rheine die Ga⸗ rantie leiſtete. Er verwandelte darauf ſeinen Ders gleich mit den Schweden zu Marienburg in ein offen« fio Bündniß. Der König und der Churfürft harten eine Unterredung in Polen, verglichen fich wegender Einrichtungen ihres Feldzuges, und befonders War« fhau den Polen wiederzunehmen, welche die Schwe · den daraus vertrieben hatten. Darauf gieng der Churfuͤrſt nach Mazovien, und ſtieß zur ſchwediſchen Armee, wo die Weichſel und der Bog uuſammen fommen, u ie des Großen. 13 ‚Die Berbundenen giengen über den Bog, und die polnifche Armee gleichfalls über die Weichfel bey Wars ſchau, daß jie nichts mehr von einander abfonderte. Die franzöfifchen Minifter d’ Avaujour und de Lom— bres, fehmeichelten ſich durch ihre Unterbandlungen einen Vergleich zu ftiften, fie giengen aus einem $ager ‚ins andere: aber die Polen, die auf ihre Anzahl troß» ten X, verachteten die Alliirten, deren Mache nur auf 16000 Mann flieg, und fie verwarfen alle Anerbies tungen, die man ihnen that, mit Stolze. Die Polen befanden ſich in einem verfchanzten La⸗ ger, ihr rechter Flügel erftreckte fich nach einem Mo» rafte, und die Weichfel quer Binter ihrem Rücken nach dem linken Flügel. Carl Guftav und Friedrich Wil, helm giengen auf fie los. | Y Den 28. Heum. Der König gieng durch ein Elein Gehölze, fein rechter Flügel veichte bis an die Weich- fel: aber der Platz war fo enge, daß, wenn er fich hätte ausbreiten wollen, er den Feinden nur eine Fronte von 12 Gefchwadern und 3 Bataillonen gezeige hätte. Er blieb alfo in Colonnen, und der Tag gieng mit Scharmüßeln und Schießen aus dem groben Ges fhüße hin. Das Fußvolk langte fpätean. Der Ehurs fürft, der den linken Flügel führte, fuchte ihn, fo que er Fonnte, bis an das Gehölze auszubreiten, durch welches der rechte gegangen war, So blieb die Ars mee diefe Mache im Gewehr. | | Den 29. Heum. Den folgenden Tag bemächtigte ſich der Churfuͤrſt eines Huͤgels, der gegen feiner Linken war, und von der er eine ebene und in einem fort | | gehende Ihrer waren 40000, 14 Leben Friedrich Wilhelms gehende Fläche entdeckte, feine Mannfchaft über das Fleine Gehölze auszubreiten; Er ließ feine Colonne linker Hand defiliren und ſich zugleich in der Ebene ausbreiten. Die Seite ward durch 6 Geſchwader bedeckt. Die Tartarn merken diefe Bewegung, und griffen den Churfürften von allen Seiten an: aber fie wurden zurück getrieben, und fein linfer Fluͤgel breitere fih völlig in der Ebene aus. Die Tartarn thaten einen neuen Verſuch, der ihnen eben fo übel gelang als der erfte, und fie zogen fich unordentlich zurück. Der König fabe, daß es unmöglich fey, die Ber ſchanzung der Feinde von Seiten der Weichfel anzugreis fen, und machte daher Einrichtungen zu einem neuen Angriffe. Das polnifcheFußvolf befchäffiigee ihn einige Zeit, weilesthat, als wollte es aus feiner Berfchanzung herausgehen: aber einige ſchwediſche Stüden, dienah den Deffnungen der polnifchen Berfchanzungen gerichtet wurden, thaten fo gute Dienfte, daß die Polen, fo oft ſie ſich herausmachen wollten, genoͤthigt wurden, ſich unor⸗ dentlich zuruͤck zu begeben. Ein einziger Augenblick war Carl Guſtaven genug, ſeine Schlachtordnung zu ändern. Die Schweden, die ſich zur Rechten befan— den, giengen durch das Holz, und ſetzten ſich auf der Ebene zur Linken der Brandenburger, die ſich ee ſchon ausgebreitet hatten. Zu gleicher Zeit gieng die polnifche Armee zu free Rechten aus ihren Verſchanzungen, fie machte eine größere Fronte als die Alliirten hatten, die ganze Reu⸗ gerey war zur Rechten, welche von einem mit Fußvolk beſetzten Dorfe und einer Batterie, die auf einer Anz höhe lag, bedeckt wurde, Der König von Schweden gieng des Großen. 18 gieng um ſie herum, und kam ihnen in die Seite: Alf= bald zündeten die Polen das Dorf an, verließen es, und feßten fich wieder hinter einem andern Dorfe, das von einem Morafte bedeckt ward. Der König vers folgte fie, und Fam ihnen wieder in Die Seite, welches - einen neuen Brand und ‚ein neues Zurücziehen bey den Polen verurfachte. In diefer Gefahr wandte die polnifche Reuterey zufammen ihre Macht an. Sie griff auf einmal die Alliirten im Rücken, in der Seite und vornen an; aber man hatte alles vorausgefeben, und die Einrichtungen warensgemadht, fie zu empfan⸗ gen, das Corps de Reſerve hielt den Rücken der Armee frey, und die Polen wurden von allen Seiten mit großem Berlufte zurück getrieben, Die Nachtentzog dießmal den Schweden einen vollfommenen Sieg, und ‚fie erwarteten die Ruͤckkunft der Morgenröthe auf der Wahlſtatt in den Waffen, | Den 30. Heum. Mit Anbruche des Tages hielt der König für Dienlich neue Einrichtungen zu machen. Die beyden erften Treffen beftunden nunmehro bloß aus Sußvolf, die Reuterey machte dag dritte aus, den rechten Flügel ausgenommen, wo der Churfürft die brandenburgifchen Cuͤraßirer und Dragoner behielt, Der Feind hatte nod) ein Gehölze inne, das vor feiner Linken lag. Man fihickte eine Brigade Artila ferie dahin, die von 500 Pferden unterſtuͤtzt ward. Nach einigen Salven aus dem groben Gefchüge jagre die Reuterey den Feind aus dem Gehölze, das von 200 Mann zu Fuße eingenommen ward, Alsdann griff der Churfürft die polnifche Reuterey an, die ſich auf eine Höhe geftellet harte, jagte fie über Hals und über Kopf in den Moraft, und zerſtreute fie len )er 16 Reben Friedrich Wilhelms Der Feinde Fußvolk, das ſich verlaffen fahe, und fein grobes Gefchüs fchon verloren hatte, flohe felbit in einer allgemeinen Unordnung. Das gefchlagene Heer gieng wieder über die Weichfel und verließ Warfchau, das fid) den Tag darauf dem Sieger ergab, | Das polniſche Heer verlor in den verfchiedenen Treffen diefe drey Tage 6000 Mann, unddie Allürten, die Durch ein Dreytägiges Faſten abgemattet waren, Eonnten es nicht verfolgen. ob. Eafimir hatte ſich perfönlich bey der Niederlage feiner Mannfchaft befurfden, die Königinn und einige Gemablinnen der Palatine hatten ihr von der Brücke der Weichfel zugefeben, dienten aber zu nichts, als die Bermwirrung, die Schande und die Beſtuͤrzung bey einer allgemeinen Flucht zu vergrößern. Nachdem die Sieger etwas ausgeruhet haften, tha⸗ ten fie einen Marfc von 6 deutfchen Meilen, die Polen zu verfolgen: ber Churfürft aber erhielt Nachricht, daß einige Tartarn Streifereyen in Preußen unternähmen, ließ alfo einige Mannfchaft bey der fchwedifchen Armee, und gieng mit dem größten Theile wieder ab, feine Gränzen zu bedecken. Er benachrichtigte den Katfer von diefem Siege. Ferdinand harte im Grunde fei- nes Herzens über einen fo befonders glücklichen Fortgang Feine Sreude, und begnügte fich ihm zu antworten: „Er beflagfe die Polen, daß fie mit zween fo tapfern „Fuͤrſten zu thum hätten, „, | Friedrich Wilhelm merkte, daß Carl Guſtav feines Beyſtandes ungemein nöthig hatte, und er wußte fidy ſolches fo wohl zu Nutze zu machen, daß er es dahin brachte, daß Preußen von der Sehnbarfeit völlig frey erEläret wurde, Dieß gefchabein dem a gleiche, : 5 des Großen. ce 17 akihe;, Schweden behielt ſich nur die eventualiſche Erbfolge vor. | 165 Der Kaiſer hatte — Friebe, und wollte fi) in die polnifchen Unruhen mengen, entweder die Dos len zu beſchuͤtzen, oder aus dieſen Berwirrungen Bor» theil zu ziehens Er fchickte Hatzfelden mit 16000 Mann der Republif zu Hülfe. Dännemarf trat eben« fals aus Haß gegen Schweden, auf ihre Seite, Fer⸗ Dinand III. begnügte fich nicht den Polen mit feiner Mannfchaft beyzuſtehen, er wollte fie auch noch durch fein Zureden von einem furchtbaren Feinde befreyen, - und er lag Friedrich Wilhelmen aufs inftändigfte an, fich von den Schweden abzufondern. Diefes maͤchti⸗ ge Buͤndniß ward für Guftaven eine gewiſſe Borbes - deutung der Unbeftändigfeit des Glückes, Da man dem Churfürften von allen Seiten anlag, - fo enefchloß er fich den Geſetzen der Nothwendigkeit vorzukommen: Er gieng etwas gutwillig ein, davon er ſich doch nicht haͤtte entbrechen koͤnnen, indem der Kaifer und der König von Dännemarf im Stande waren, in feine $änder einen Einfall zu thun. Er unterzeichnete feinen Frieden mit den Polen zu Welau. Diefe Krone erkannte Preußen von der Lehnbarkeit frey, trat ihm die Aemter Lauenburg und Bürau zur " Schadloshaltung wegen des Bisthums Wermeland ab. Die Stadt Elbingen ward ihm für eine gewiſſe Gelöfumme verpfänder, und die Erbfolge in Preußen, ‚bis auf feine Vertern, die Marggrafen von Franken erſtreckt. Polen und Brandenburg verfprach fich ge« genfeitig eine Beyhülfe von 2000 Mann, der Chur« fuͤrſt raͤumte alle polniſche Staͤdte, wo er Befagungen 5 Dand, B hatte, N 8 Leben Friedrich Wilhelms hatte, und diefer wichtige Vergleich ward zu Braunga berg beftätiget. | | | | Wie der Churfürft die Schweden verließ, ſo brach er gewiſſermaßen auch mit Franfreih. Er fand für gut, die alten Berbindungen durch neue zuerfeßen, und machte ein Buͤndniß mit dem Kaifer und mit Dännes mark. Ferdinad II. verband fich, eine Anzahl von 6000 Mann zu liefern, und Friedrich Wilhelm ver» frac) 3590, wenn einer von den contrahirenden Theis len folches benoͤthigt wäre | Der Erzherzog $eopold, den fein Vater feie 1653 der güldenen Bulle und den Erinnerungen der Keichsftäns de obngeachtet, hatte zum römifchen Könige ermählen laffen, beftieg alsdenn den Kaiferthron, der durch Serdinands III. Tod erledige ward, Earl Guftav war fehr aufgebracht, daß der Kaifer und der König von Daͤnnemark feine großen Unterneh» mungen auf Polen in der Geburt erftickten; Er rächte fid) deswegen an Seeland, that einen Einfall und noͤ⸗ thigte Friedrich III. von Dännemarf den Frieden von Rodſchild zu unferzeichnen. Kaum mar diefer Friede gefchloffen, alsihn der König von Dännemarf wieder brach) , die wieder erhaltene Freyheit zerftörte die Wirs fung des Zwanges. Obwohl Friedrich III. itzo ſelbſt ver anfallende Theil war, fo erfuchte er doch den Chur⸗ Ei: um Beyhülfe wider Schweden, und erhielt Friedrich Wilhelm feste den Fürften von Anhalt zum Statthalter in feinen Sändern Zeit feiner Abwe— fenheif, und gieng an der Spiße feiner Reuteren, und 3000 faiferlicher Cüraßirer von Berlin ab. Er nös fhigte die Schweden, die ſich in Hollftein we | Fr des Großen. 19 ſich uͤber die Eider zu ziehen, und legte eine branden⸗ burgiſche und kaiſerliche Beſatzung in Gottorp. Nach» dem er die Schweden von der Inſel Aland verjagt hatte, legte er feine Armee in Juͤtland in die Winter quartiere. IR 1659, | Das folgende Jahr eröffnete er den Feldzug mir der Einnahme von Sriedrichsöde und der Inſel Fennoe, aber die Unternehmung auf die Inſel Fühnen mishung ihm, weil acht ſchwediſche Kriegsfchiffedie Schiffe zer⸗ freuten, welche feine Bölfer ans Land fegen follten, Die Macht der Schweden noch mehr zu theilen, gieng de Souches mit feinen Faiferlichen *, und 2000 DBrandenburgern in Vorpommern. Er und Stab renberg bemächtigten ſich einiger Fleinen Städte und der Inſel Wollin, und belagerte Stetin; Wuͤrz, ber Commendant darinn war, vertheidigte fich fehr wohl, Der Ruf brachte diefes Unternehmen bald nach Dännes mark, Wrangel erhielt Nachricht davon, eilte Pom⸗ mern zu Hülfe, feßte zu Stralfund aus, überfiel 200 Brandenburger auf der Inſel Ufedom, und warf 1600 Mann in Stetin, Wuͤrʒ ließ feine Mannſchaft nicht in zaghafter Träge heit, er that einen hißigen Ausfall, jagte die Kaifer- lichen aus ihren faufgräben, vernagelte ihr Geſchuͤtz, fegte ihr Lager in Schredfen, und nöthigte fie, die 46 tägige Belagerung aufzubehen. a * Der Ehurfürft fahe, daß ſich der Krieg feinen Graͤn⸗ zen näherte, verließ Juͤtland mit feinen Brandenbur⸗ gern, und folgte Wrangeln nach Pommern, er nahm * 844 Mate Der General von Dohna führte fe am 1° 20 Leben Friedrich Wilhelms Warnemünde und Tripſer weg, ſchlug in Perfon bey Stealfund ein Detachement von 300 Pferden, und endigte den Feldzug durch die Eroberung von Demmin. L, SR ı STR Weil der Krieg folchergeftalt in Holftein und in Pommern geführet ward, hatten Die Schweden 1658 die Polen und die Brandenburger aus dem großen und kleinen Werder, undder Stadt Marienburg inPreußen ' vertrieben. Sie wurden aber 1659 wieder von den Raiferlichen und Polen verjagt, und Polenz that mit feinen Brandenburgern einen Einfall in Curland, wp er ihnen etliche Stäüte wegnahm. ae 3 Ich muß zu beſſerer Erläuterung diefer Kriegebes gebenheiten Hinzu fegen, daß die meiften Städte, wel che damals Belagerungen ausbielten, fo befchaffen was ven, daf fie fich auf die Art, wie man fie itzo angreift, nicht 24 Stunden würden gehalten haben, wenig» ftens wenn Feine Armee ihnen zum Entfagein der Nähe wäre. N Die Mode, fich von Kronen loszufagen, war in Eus ropa anſteckend geworden. Die Koͤniginn Chriſtina hatte das erſte Beyſpiel davon gegeben, Johann Ca⸗ fimie ahmte ihr nach, und Michael Coribut ward an ‚feine Stelle erwaͤhlet. J a IB, 1660, DANK Earl Guftav ſtarb inder Blüte feines Alters, mitten unter den Unruhen und Berwirrungen, in die erden Morden verfeße hatte, Die Minderjährigkeie feines nur fünfjährigen Prinzen Carls XI: mäßigte der Schwe⸗ den kriegeriſche Triebe, und verſtattete ihnen, bey be⸗ ruhigten Leidenſchaften, friedlichere Gedanken zu bee fommen. Ba en Eu IR A E Die des Broßen 21 Die kriegenden Theile ſeufzten alle nach der Ruhe, und verlangten nichts als ihre Sicherheit. Ihre Hitze war mit demjenigen erſtorben, der der Gegenſtand da⸗ von geweſen war, Alle wurden eins, die Friedengs. Daudlungen in der Abtey Dliva bey Danzig zu eröffnen. Wie der Ehrgeiz hiebey feinen Theil hatte, fo Famen ‚fie bald zu einem glücklichen Ende, Man leiftere dem Churfuͤrſten die Garantie wegen des braunsbergifchen Vergleichs, und erfannte Preußen von der Lehnbar⸗ keit frey. Dieandern Mächte wurden unter fich eins, die Drdnung ihres Befiges fo wieder herzuftellen , wie fie vor dem Kriege geweſen war, SR, Dreußen unterwarffich indeß mie Widerwillen Dem braunsbergifchen Bergleiche. Die Staatendiefes Hera zogthums behaupteten, Polen habe Fein Recht über fie zu ſchalten. Ein Edelmann, Namens Rhode, der am widerſpaͤnſtigſten war, ward in Verhaft genommen, Der Churfürft war gewohnt, die geößsen Hinderniffe zuübermwinden, und wußte alfo auch die erften Bewe⸗ gungen einer Empörung zu bändigen, Er nahm die Huldigung der Preußen zu Königsberg perfönlic) an. \ ee 663.7 1663, ers * Wie Friedrich Wilhelm, der Beſchuͤtzer feiner Unter⸗ thanen zuKriegszeiten war, ſo hatte er den edlen Ehrgeiz, ihnen zu Friedenszeiten als ein Vater zu dienen, Er lei⸗ ſtete den Familien, die von den Feinden waren umdag Ihrige gebracht worden, Benhülfe, er richtete die nie⸗ dergeriſſenen Mauern der Städte wieder auf, die Waͤl⸗ der und die wilden Thiere, welche fie bewohnten, vera ſchwanden, Eolonien von Ackerleuten und zahlreichen Heerden Platz zu machen, die fich an den Dertern nur aufpielsen, aus denen die Verwuͤſtung des Krieges ERBE: | 33 Wilde Brdts 22 Leben Friedrich Wilhelmd Wildniſſe gemacht Hatte, der fo nügliche, und fo verach⸗ tete Fleiß, der Feldbau, ward aufgemuntert. : Täglich faheman etliche neueDörfer entſtehen, neue Canäle führ ren, die den Einwohnern Bequemlichfeiten verſchaffe⸗ ten, ja man Eam fo weit, einen Fluß durch die Kunſt zu machen, der die Spree mit der Oder vereinigte, die Handlung der verfchiedenen Provinzen erleichterte, und fie in den Stand feßte, einander wechfelsweife ihren _ Weberfluß mitzutheilen. Man hatte dieſe weiſe Eine richtung, theils Friedrich Wilhelms beftändiger Auf⸗ merkſamkeit auf die Regierungsfachen, theils der na⸗ türlichen Güte feiner Gemüthsart zu danfen. Er wär vielleicht von diefer Seite noch größer, als von Seiten feines Heldenmuths und feiner Staatsflugheif, vers mittelft deren er alles auf die Art und zu der Zeit une ternahm, mie erfordert ward, daß es gelung. I 5. Die Türken fielen dem Kaiſer in Ungarn ein, und er fehickte ihm einen Beyſtand von 2000 Mann, die der Herzog vonHolftein dahin zu führen, Befehl erhielt. Die Polen hatten ebenfalls einen folchen Krieg wis der die Ungläubigen zu führen, und er ffand Michael | En durch eine Verftärfung feiner Mannſchaft a | Ä | TERRA Er nahm die eventualifche Huldigung von der Stadt Magdeburg ein, und legte Befagung darein. Er erhielt die Herrfchaft Negenftein, die ein Lehn vom Herzogthum Halberitade war, und verrheidigte feine Rechte gegen des Herzogs von Braunſchweig Anfprüs de. Er verglid) (1666) die Söhne des Herzogs von Luͤneburg, die wegen der väterlichen Erbfchaft uneing waren, er endigte durch einen Vergleich Die — | | ' eiten des Großen. 23 feiten wegen der Erbfolge in Cleve mit dem Herzoge von Neuburg, machte ein Schutzbuͤndniß mit Schwer den, undfchloß zu Haag die Quadrupleallianz mit dem Könige von Dännemarf, der Kepublif Holland, und dem Herzoge von Braunfehmeig, wozu der Kaifer traf. "Alle diefe Buͤndniſſe hatten zur Abficht die Ruhe von Deutſchland zu verfichern. Indeß fcheinet es, daß diefe Borfichtigkeit, wie ſie ihre Zahl zu ſtark ver» mehrte ihre Kraft geſchwaͤchet hat. 16 67. Ludewig der XIV. ſtoͤrte, — * Vorſichtigkeit ohnge⸗ achtet, die Ruhe von Europa, durch den Krieg, den er mit den Spaniernund Frankreich anfing, Eine Mit⸗ gift, die Marien Therefien nicht war bezahlt worden, gab Frankreich zu einem Manifefte Anlaß. Ob diefe Gründe gleih zu Madrie nicht fo tüchtig fehienen als zu Berfailles, fo glaubte doch Ludwig XIV. nach den Kegeln zu verfahren, indem er fich der fpanifchen Laͤn⸗ der bemächtigte , die damals von weniger Mannfchafe befchüget wurden. Wie Frankreich aufmerffam war den Buͤndniſſen vorzubauen, die zur Unterſtuͤtzung Spaniens hätten koͤn⸗ nen gefchloffen werben, fo glaubte es auch, eg ſey ihm in diefen Umftänden zuräglich, des Churfürften Freund· ſchaft zu ſuchen. Dieſer Herr verſprach, ſich in den erwaͤhnten Krieg nicht zu mengen, der ihn in der * Age angieng. | 167 Irdeß blieben ſeit dem — 1670 — XIV. Abfichten auf die vereinigten Miederlande nicht fo verborgen, daß fich nicht etwas davon entdeckte. Dies Inigen, die an BR Ren ——— Theil | aben, 21 Leben Friedrich Wilhelms haben, find dabey oft am ſcharfſichtigſten. Friedrich Wilhelm errieth die franzöfifchen Abfichten, und fuchte das Ungewitter , das den Hölländern drohete, von ih ⸗ nenabzumenden. An ftatt daß Ludwig XIV. des Ehurs fürftens friedlichen Gefinnungen hätte Platz geben ſol⸗ Ten , fo fuchte er ihn felbft Dazu zu beingen, daß er Die Holländer befriegee. Fr trug dieß dem Zürften von Fuͤrſtenberg auf, der ſich nad) Berlin begab, und das felbft mit Erſtaunen einen Herrn antraf, der die Mein, gungen der Sreundfchaft und Erkenntlichkeit den Lo⸗ dungen des Eigennutzes und dem verfuͤhreriſchen Reize des Ehrgeizes vorzog. Friedrich Wilhelm ſchloß zu Billefeldt einen Ders gleich mit dem Churfuͤrſten von Cöln, dem Bilchofe von Muͤnſter, und dem Herzoge von Neuburg, die vereinigten Provinzen zu unterftügen. Raum war Dies fes Bündniß zu Stande, fogieng der Herzog von Neu burg und der Churfürft von Coͤln als Ueberläufer zur gegenfeitigen Partey. — Ne, ' 1672 | a: Holland ward von Frankreich angegriffen, vom Chur⸗ fuͤrſten von Coͤln und vom Biſchofe von Muͤnſter beun⸗ ruhiget, daß es ſich alſo in Umſtaͤnden befand, die ihm nicht erlaubten, vonder Großmuth feiner DBundsgendf fen Hülfe zu erwarten. Die Elenden können das menfchliche Herz durch eine fihere Erfahrung kennen lernen, bie Abnahme ihres Glücks macht den Eifer ihrer Freunde faltfinnig, und wie follte man hoffen, Daß ein Kürft großmuͤthig genug feyn würde, zugleich Ludewig XIV, in dem Laufe feiner Triumphe, und das Ungluͤck, . das bie Republik Holland für fich und für ihre Befreyer zu fuͤrchten hatte, zu trotzen. Indeß fand — er. | eſchuͤ⸗ des Großen. 2 Beſchutzer, und Friedrich Wilhelm ſchloß ein Buͤnd⸗ niß mit dieſer Republik, wie ganz Europa erwartete, ſie von den Wellen uͤberſchwemmt zu ſehen, uͤber die ſi ſie mit ſo unumſchraͤnkter Macht geherrſchet hat. Der Churfuͤrſt verſprach ihr einen Beyſtand von 20000 Mann, deren Hälfte auf Koften der Kepublif “ folte unterhalten werden, Sie verfprachen einander beyderfeits, Feines ohne das andere Friede zu machen. Der Kaifer Leopold trat nach des Ehurfürften Benfpiele zu Diefem Buͤndniſſe. Ludwigs XIV: Einfall hatte die Geſtalt der Regie⸗ rung in Holland geaͤndert. Das Volk, welches durch das öffentliche Elend in Wuth gerathen war, ließ folche an dem Penfionarius aus, und rächte an den Gebrüder Witte das Elend, das Holland ausftund. Manmählte einſtimmig den "Prinz Wilhelm von Dranien zum Statthalter, Diefer Prinz war damals 19 Jahr alt, und war der am meiften unermüdete Feind, den &udwig des XIV. Ehrgeiz zu beftraiten hatte. | = Kaum war des Churfürften Armee in Ordnung, fo rüce er nach) Halberftadt, two er die Ankunft des WMontecuculi mit 10000 Raiferlichen erwartete. Er feßte feinen Marfch nach Weftphalen fort, aber Turenne vertieß Holland, nahm einige Städte im Cleviſchen weg, und Fam ihm mit 30000 Franzoſen entgegen, | Indeß ward Groͤningen vom Biſchofe zu Muͤnſter ge⸗ raͤumet, und die Belagerung von Maſtricht von den Srangofen aufgehoben, welches eine von den erſten Fruͤchten dieſer Diverſion war. Montecuculi hatte vom Kaiſer geheimen Befehl. nicht offenſive zu gehen. Der Churfuͤrſt wollte mit Tu⸗ F ſchlagen, und den Hollaͤndern acredes Weges zu D 5 Zuͤlfe 236 Leben Friedrich Wilhelms Huͤlfe gehen. Aber wie Montecucilidarein nicht ein⸗ willigen wollte, und die Brandenburger für fich zu ſchwach waren, Turennen anzugreifen, fo mußte fich Friedrich Wilhelm nach des Kaifers Abfichten richten; und gieng am Rheine nach Frankfurt, wobey er zugleich dem Prinzen von Dranien, wegen der Urfachen feiner - Aufführung Rechenſchaft gab. Indeß nöthigte diefer Marſch Turennen wieder bey Andernach über den Rhein zurück zu gehen, und befreyte Holland von 30000 Feinden, | "ig Der Ehurfürft wollte Turennen verfolgen, er hatte alle nöthige Zurüftungen gemacht, bey Nirftein über "den Rhein zugehen, aber Montecuculi feßte ſich eben« falls dawider, und erflärte ihm, die Kaiferlichen wuͤr⸗ den nicht über den Rhein geben. So verlief ſich dee Feldzug fruchtlos, und der Churfürft nahm die Win⸗ terquartiere in Weltphalen, | Turenne machte fich diefe Ruhe zu Nutze. Ergieng bey Weſel über den Rhein, bemächtigte fich der Her» zogtbümer Kleve und der Mark, und rückte bis nach Weſtphalen. Der Bifhof von Münfter unterftand ſich fo gar Billefeld zu belagern, welches er aber nicht ‚ einnehmen konnte. | - Der Fürft von Anhalt rieeh damals dem Churfuͤr⸗ fen, Turennen anzugreifen, aber eben die vorigen Urſa⸗ hen, esnicht zu thun, daureten noch immer fort. Der Kaifer hatte fich nicht wider Frankreich erkläret, und wolltenicht, daß feine Bölfer was wider Frankreich vor⸗ nehmen ſollten. Die Brandenburger aber waren nicht ftarf genug, es mit folchen Feinden anzunehmen. Die Holländer waren alle die Subfivien ſchuldig, die fiedem Churfuͤrſten verfprochen hatten, vr * | alſer | des Großen 27 Kaiſer noch Spanien hatten ſich wider Frankreich ers klaͤrt, und alle Staaten in Weftphalen waren verloren, Bey diefen Umftänden machte Friedrich Wilhelm Ein« richtungen, ſich mie&udw. dem XIV. zu vergleichen. Der Friede ward zu Voßen gefchloffen, und der König von Frankreich ratificirte ihn in feinem $ager vor Maſtricht. Der Ehurfürft kam wieder in den Befiß aller feiner Staaten , die Städte Reg und Wefel ausgenommen, welche die Franzoſen behielten, bis der Friede mit Hole fand gefchloffen wäre. Der Ehurfürft verband fich, den Holländern nicht mehr beyzuftehen, behielt fich aber gleichwohl die Sreyheit vor, das Reich zu befchügen, im Fallesangegriffen würde. Die andern Xrtifel diefes Bergleichs betrafen die Erfegungen des Schadens, den Die franzöfifchen Soldaten gethan hatten, und den Lude⸗ wig XIV, dem Ehurfürften zu bezahlen verfprach, Aller angewandten Mühe ohngeachter, Fonnte man doch die Franzoſen nicht dazu bringen, daß fie Die Res publif Holland in diefen Frieden mit eingefchloflen hätten. Friedrich Wilhelm hatte ſich für fie aufge opfert, und wenn die andern Mächte feiner Großmuth, wenigſtens zum Theile nachgeahmet häften, fo hätte fein Feldzug den Ausfchlag gegeben, und er wäre nicht — geweſen, ſich vor Ludwigs des XIV. Macht zu eugen. - | Selbſt Friedrich Wilhelms Feinde hatten Gelegen⸗ heit feine Großmuth zu erfennen. - Ein Franzos, Namens Billeneuve, der ſich in Tus rennens Sager befand, erbot ſich gegen den Churfuͤr⸗ ften, ihn von dem feindlichen Generale zu befreyen. Friedrich Wilhelm hatte Abfcheu davor, und ließ Tu⸗ rennen benachrichtigen, er follte fich vor dem Verraͤther u. an \ 28 Leben Friedrich Wilhelms in acht nehmen, den er in feiner Armee hätte, mit dem Zuſatze: er ergriffe mit Vergnügen die Öelegenheit, ihm zu bezeugen ‚ wie die Hochachtung, die er gegen feine Verdienfte, mit dem Uebel ,. das die Sranzofen des Churfürften Staaten in Weftphalen fügen ie Verbindung hätte. 1673. 167% = $udwias XIV, Gluͤck erhob feinen Ehrgei Er hatte die Holländer zu Boden gefchlagen, die Alliirten genöthiger fie zu verlaflen, und Durch den Schrecken feiner Waffen beyde Häufer Defterreich in der Unthas tigfeit erhalten. Gleich um diefe Zeit begiengen feine Soldaten die entfeglichften Ausſchweifungen in der -Pialz, erzwangen die geforderten Contributionen mit größter Schärfe, und fpielten den Leuten aufs graus ſamſte mit. Der Ehurfürft von der Pfalz befchwerte fich darüber beym Neichstage, und der Kaifer, der geruhig zugefehen harte, wie Holland unter das’ och gebracht ward, ermachte, wie es auf die Sicherheit des Reichs ankam: Er brach mit Sranfreich, und das. äft vielleicht der einzige Krieg, den das Haus Defters reich zur Sicherheit und Vertheidigung a unfernommen Hat. Leopold vereinigte fich mit Spanien und Holland, Ä und Friedrich Wilhelm verfprach dem Reiche 16000 Mann zu Hülfe zuzuführen, meiches ihm, vermöge bes Friedens zu Boflen, erlaubt war, Spanien und. Holland nahmen auf fich, ihm bey Unterhaltung feiner Mannfchaft Huͤlfe zu leiften, Der Anfang dieſes Krieges war für. bie Alliirten ungluͤcklich, die Hollaͤnder waren nur zu Senef vom * von Conde geſchlagen worden, dem — von Lothrin⸗ * des Großen 29 Lothringen mwieberfuhr eben das zu Sinzheim, und Hin. von Bournonville zu Holzheim, allen beyden vom Marfchall von Turenne Der Churfuͤrſt gieng zu Straßburg über den Rhein, und ftieß zu den Kaiferlichen, wenig Tage nad) ihrer Miederlage, er fand, Daß die Öenerale, die Diefe Armee führeten, einander zumider waren, und fich mebr be« ſchaͤfftigten einander Schaden zu Kon, als den Grin . zu. befiegen. Die Armee war 50000 Mann ſtak, ſeitdem die Brandenburger dazu geſtoßen waren, der Churfuͤrſt wollte ſchlagen, und ſuchte Ruhm, aber ev Fonnte ven Bournonville nie dazu bringen, daß er mit ihm eins geweſen wäre. Die Zeit verftrich damit, daß man den Zurenne beobachtete. Man gieng nach Kofersberg, Die - Brandenburger nahmen das Eleine Schloß Wofelss heim weg, und QTurenne, der auf was wichtiges dachte, gieng über die Sarre zuruͤck, und zog fich in Lothringen. - Der Ehurfürftnahm feine Quartiere von Colmar big Masmünfter, und die Kaiferlichen blocquirten Briſach. Turenne war allezeit ſtark genug gegen eine Armee, wo Zwieſpalt und Misgunſt herrſcheten, er bekam noch eine Verſtaͤrkung von 10000 Mann von der Armee aus Slandern, Er hatte fich wie Fabius zuruͤck gezogen, ‚une rückte wie Hannibal an. Der Churfürft fahe voraus, was gefchahe. Er vier dem Bournonville feine zerftreute Mannſchaft zufame men zu ziehen, aber diefer General gehorchte nicht, und hielt fi) in Sicherheit... Indeß geht Turenne durch Tan und Bedford, dringt in der Kaiferlichen Duartiere, hebt einen Theil von ihnen auf, fhläge Bournonville © — bey Moͤhlhauſen/ und . Bien 2 Denen, f 30 Leben Friedrich Wilhelms General, der eiligft zu dem Ehurfürften bey Colmar) ſtoͤßt. Turenne umringt dieſes Lager mit feiner zwey⸗ ten Linie. Der Churfuͤrſt, der ſich in einem engen Orte befand, wo ihm Turenne in der Seite, und Bournonville widerwaͤrtig gegen ihm war, brach bey Nacht auf, und gieng wieder über den Rhein bey Straßburg. | Die Kaiferlichen hoben die Belagerung von Bri fach auf, und die Franzofen wurden wieder Herren vom Elſaß. Friedrich Wilhelm nahm mit feinen Brandenburs gern Winterquartiere in Franken. | Diefer übele Erfolg darf diejenigen nicht in Ver⸗ wunderung fegen, denen die Grundſaͤtze und die Auffuͤh⸗ rung desfaiferlichen Hofes befanne find. Der Rath zu Wien, und der Nach zu Verſailles waren fehr unterfchieden und Bournonville war fein Mann, der mit Turennen wäre zu vergleichen gemefen. Zu Wien waren die Minifter nichts weiter als Staats» leute. Sie machten inihren Cabinetten Entwürfe des Feldzuges, die gar nicht Friegerifch waren; Die Gene⸗ tals follten weiter nichts thun, als diefe ausführen, und noch wollte man fie, bey’ Linternehmungen, wo man fliegen muß feine Abfichten zu erhalten, beym Laufzaͤumchen führen. Zu Berfailles unterrichtete man die Heerführer von des Hofes Abfichten, und man glaubtedie Condesund die Turennen wären groß genug, daß man fich in der Art folche zu erfüllen, auf fie verlaffen dürfte. | Der Abe Fouquet, des Cardinals Mazarini Liebling, unterftund ſich fo viel, daß er auf einer Charte den Ort wies, wo Turenne über einen Fluß geben follte, Zurenne A * Allan ö des Großen. gi Zurenne ſchlug ihn Faltfinnig auf die Finger, und fagte: Herr Abt euer Finger ift feine Brüde, Die franzoͤſiſchen Generale waren wie unumfchränfte Beherrfcher in ihren Heeren. Man feßte ihrer Ges ſchicklichkeit Feine Schranken, fie folgten nur dem Triebe ‚ihres Geiftes, und machten ſich die Augenblicke zu Muse, die ihre Feinde verloren, Couriere abzufchicken, und um die Erfaubniß anzubalten, folche Sachen zu thun, die nach der Couriere Ruͤckkunft nicht mehr thun⸗ lich waren. Daher koͤmmt es, daß Friedrich Wil helm an ver Spiße der Kaiferlichen nie fo bewunderns⸗ werth fchien, als vor feinen eigenen Bölfern. Der Kaiſer, der ihm die Ehre erwies, daß er ihn vorftellen follte, fegte alles fein Vertrauen auf feine eigne Feldherren. Montecuculi machte auch, daß alle Abfichten des Churfürften im Feldzuge 1672 vergebs lich waren, weil die Kaiferlichen, da fie den Sranzofen noch nicht den Krieg angefündiger hatten, alle Geles genheit vermieden , was wider fie zu unternehmen, und ſich begnügten, in der Armee zu erfcheinen. In dem Feldzuge, von dem jeßo die Rede ift, hatte Bournonville, nachdem er bey Holzheim gefchlagen war, Befehl, nichts mehr zu wagen; vielleicht wider- fegte er fich auch des Ehurfürften Vorhaben aus einer perfönlichen Misgunft, damit man nicht fagen follte, diefes Herrn großer Geift habe die Fehler erfeget, die er aus Ungeſchicklichkeit begangen hatte. — Die Franzoſen glaubten noch nicht genug gethan zu haben, daß ſie den Elſaß wieder erhielten, ſie wollten noch die kaiſerliche Armee ſchwaͤchen, die ihnen aufs Fruͤhjahr leicht die Vortheile wieder haͤtte nehmen koͤnnen, die ſie ſich den Winter uͤber erworben hatten, ſie erreg· 32 Leben Friedrich Wilhelms erregten dem Ehurfürften in dieſer Abſicht Seide, die ihn durch einen Einfallin feine eigene Staaten zurück zogen, Ohngeachtet des Schutzbuͤndniſſes, welches der Chur⸗ fürft 1673 mit Schweden und dem Herzoge von Meus burg gefchloffen hatte, gieng Wrangel1675 indie Mark | an der Spige eines ſchwediſchen Kriegesheeres. Der Fürjt von Anhalt, als Statthalter von der Mark, beilagte fich bitterlich über dieſen Einfall, Wrangel antwortete ihm, die Schweden würden ihre Voͤlker zurüce ziehen, fobald der Ehurfürft mie Frank⸗ reich Friede machte. Der Fuͤrſt benachrichtigte Friedrich Wilhelmen von der Verwuͤſtung feiner Staaten, und von den Unord⸗ nungen, welche die Schweden darinn anftiftetenz weil er aber zuwenig Mannfchaft zu Berlin hatte, fich einer Armee entgegen zu ftellen, fo fand der Churfuͤrſt für auf, daß er fich nicht mit den Schweden — und ſeine Ankunft erwartete. Waͤhrend daß ſich des Churfuͤrſten Voͤlker von Pe Arbeiten in den fränfifchen Winterquartieren erhohle ten, zogen ſich die brandenburgiſchen Bauern, aus Ungeduld, ein fremdes Joch zu fragen, und aus Ber» zweifelung über der Schweden Erpreſſungen, haufen» weife zuſammen, und erhielten einige Bortheile über ihre Unterdrücer. Sie hatten Compagnien unter ſich aufgerichtet. Des Churfuͤrſten Namen befand * in ihren Fahnen, mit der Beyſchrift: Wir ſind Bauern von geringem Gut Und dienen unſerm gnaͤdigſten Churfuͤrſten ‚mit unſerm Blur *, Wran⸗ Die Ueberſetzung in unſerer gegenwaͤrtigen Grundſchrift heißt: Pour le Prince & pour la Patrie. Nous ſa- criñons nötze vie. / des Großen 33 Wrangels Krankheit vermehrte die Unordnung, und das Plündern der Kirchen wurde nicht verſchont, und der Soldaten raubgierige Grauſamkeit trieb es aufs aͤußerſte. Weil die Marken nach einem Beſteh⸗ ſeufzten, machte ſich Friedrich Wilhelm fertig, ſeiner Feinde Kuͤhnheit zu beſchaͤmen. Er brach aus Franken auf, und langte den in des Brachmonats zu Magdeburg ar. Er ließ die Thore diefer Feftung fhließen, und bediente fich aller Borfichtigfeie, feinen Feinden die Nachricht von feiner Annäherung zuentziehen. Beym Abend gieng feine Armee über die EIbe, nahm Umwege, und befand fich die Nacht darauf bey den Thoren zu Rarhenau. Der Ehurfürft ließ den Baron von Drift, der fich das mals dafelbft befand, von der Ankunft feiner Bölfer benachrichtigen, und berathfchlagte fih mir ihm über die fiherften Mitrel, die Schweden zu überfallen, Das Regiment Wangelin lag in diefer Stade in Befagung. Briſt ud die Dfficirer zu einem großen Abendeſſen ein, fie überließen fi) ohne Mäßigung bey diefem Bacchusfefteden Reizungen des Öerränfes, und weil fie ſich den Wein fo wohl ſchmecken ließen, ließ der Ehurfürft verfchiedene Detachements auf Schiffen über die Havel gehen, die Stade von allen Seiten an« zufalfen. Sein General Dörfling gab fich für eine (hnebin ſche Partey aus, die von den Brandenburgern vers folgt würde, Fam zuerft in Rathenau, machtedie Was ° che nieder, * zu gleicher Zeit wurden alle Thore bes ſtuͤrmet. Die Reuterey hielt die Gaffen reine, und die ſchwediſchen Officirer fonnten ſich, wie fie aufwachten, kaum bereden, daß fie eines Fürften Gefangene wären, 5 Sand, € der t 34 Leben Friedrich Wilhelms der ihren Gedanken nad) an der Spitze feiner Voͤlker in Sranfen war. Die Begebenbeit war feltfam genug, einem Traume ähnlich zu fcheinen, ' Der Churfürft wußte wie Eoftbar die Augenblicke im Kriege find, und erwartete daher die Anfunft feines Fußvolks nicht. In diefer entfcheidenden Verfaſſung gieng er nad) Nauen, die beyden vornehmften Eorpo der Schweden völlig zu trennen, und. abzufchneiben; eins davon befand fich ‚bey Brandenburg, das andere bey Havelberg. Das brandenburgifche war nur bey Nauen vorbey gegangen, da der Churfuͤrſt eine Stunde daraufanlangte. Er verfolgte es eilig, und wie er es nicht einholen Fonnte, fo erfuhr er. doch von den Gefan⸗ genen und Ueberlaͤufern, daß ſie nach Fehrbellin giengen, wo ſich auch die Havelbergiſchen einfinden ſollten. Die brandenburgiſche Armee beſtund aus 5600 Pferden. Sie hatte kein Fußvolk, und fuͤhrte indeß doch 12 Stücke mit ſich. Der Churfuͤrſt bedachte ſich der ungleichen Zahl und der verſchiedenen Art Soldaten, aus denen beyde Armeen beftanden ohngeachtet, nicht lange, den Feind anzugreifen, Er hatte nur Reute⸗ rey, und die Schweden zählten zehn Regimenter Fuß» volf mit einigen Dragonern. ee) Den ıg. Brachm. Friedrich Wilhelm gab die Avantgarde dem Prinzen von Homburg mit 1600 Pferden, und befahl ihm zugleich, den Feind zu reco⸗ gnoſciren, ohne daß er ſich in etwas einließe. Der Prinz gieng ab, und nachdem er durch ein Holz geſetzt hatte, fand er die Schweden zwiſchen den Dörfern Has ckenberg und Tornau gelagert, ſie hatten einen Moraft im Rüden, die Bruͤcke von Febrbellin über ihrer Rechten, und.eine gleiche Ebene vor ſich. Cr * auf vr Großen. 20: , auf die Borpoften, warf fie über den Haufen, und - trieb fie flüchtig bis zu ihrer Armee, die zugleich her» ausruckte ſich in Schlachtordnung zuftellen. Der Prinz ließ fich Durch feine Hitze verführen,und verwickelte fich in ein Gefechte, das für ihn würde berrübe abgelaufen feyn, „wenn ihm der Churfürft auf erhaltene Rachricht von feiner Gefahr nicht zu Huͤlfe geeilet wäre, | Friedrich Wilhelm, der alles in einem Augenblicke genau und richtig überfahe, und mie erftaunlicher Wirkſamkeit ausführte, bediente fich eines Sandhuͤ⸗ gels, ſtatt einer Batterie, die von wunderbarer Wirr Fung war, Wie die ſchwediſche Armee zu wanken anfing, fo fiel er zu gleicher Zeit mit feiner ganzen Reuterey auf den rechten Flügel der Feinde, und ſchlug fie völlig. Die geibregimenter wurden von der brandenburgifchen Reuterey niedergehauen, Die Unordnung des rechten Flügels wirkte eben dergleichen auf dem linfen, viel Schweden warfen fich in den Mo: raft, wo fie umfamen, die übrigen flohen nach Sebrbellin, und brachen die Brücken hinter ſich ab. Weil der Churfürft fein Sußvolf bey fich hatte, konnte er die Brücken nicht einnehmen ihnen nachzus fegen, und begnügte fich, ‚fein Lager auf der Wahlſtatt zu ſchlagen, wo er ſo viel Ruhm erfochten hatte. Er verzieh dem Prinzen von Homburg, daß er das Glück eines ganzen Volks fo Leichtfinnig aufgefegt hatte, und fagte lachend: „Wenn ich euch nach dev Strenge der Kriegesgeſetze richten wollte, fo folltet ihr das Leben „verlieren aber. das wolle Gott nicht, daß ich einen »Prinzen hinrichten follte, der.eines von den vornehm⸗ ſten Werkzeugen meines Sieges geweſen iſt. 8* C — 6 Leben Friedrich Wilhelms In diefer berühmten und entfcheidenden Schlacht verloren die Schweden 8 Fahnen, 2 Standarten, 8 Stücen, 3000 Mann, und eine große Zahl Officirer. Dörfling fegte ihnen den Tag darauf nad), befam viele von ihnen gefangen, und nahm ihre Bagage nebft dem größten Theile der Beute weg, Die fie ge⸗ macht hatten. Die fehwedifche Armee war bis auf 4000 Mann gefehmolzen, und rettete ſich durch Ruppin und Wittfto ins Mecklenburgiſche. Mic) deucht, man fönne dem Churfürften billig in Betrachtung Dies fer vörtrefflichen und fo fhleunig ausgeführten Unter« nehmung das Veni Vidi Vici des Cäfars beylegen. Das Glüc der brandenburgifchen Waffen trug viel dazu bey, daß die Schweden für Reichsfeinde erklaͤret wurden, weil fie einen Reichsſtand angegriffen hatten. Wären die Schweden glüclicher gewefen, fo hätten fie vielleicht Bundesgenoffen gefunden. Da der Churfürft durch der Kaiferlichen und Dänen Beyftand unterſtuͤtzet ward, fo griff er nun bie Schwe⸗ den in ihrem eigenen Lande an, gieng in Pommern, und bemaͤchtigte ſich der drey vornehmſten Päfle an der Prene. Die Brandenburger hielten ſich unter ihres Fuͤrſten Anfuͤhrung für unuͤberwindlich, fie nahmen Wolgaſt und die Inſel Wollin weg, Wismar ergab ſich den Daͤnen nicht eher, als bis der Prinz von Homburg mit einer Verſtaͤrkung der churfuͤrſtlichen Volker zu ihnen geftoßen war. | 1676, | Wie der Churfürft und der König von Dännemarf durch ihre Vortheile gleich ftarf bey dem Kriege, den fie wider Schweden führten, zufammen verbunden — N) . / des Broken. 37 fo zogen fie das Band diefer Bereinigung noch) mehr aufs feftefte zufammen, Indeß verfüchte die ftralfundifche Befasung den Winter über, die Brandenburger von der Inſel Wollin zu vertreiben, Mardefeld gieng mit einem Detachentene dahin und belagerte die churfürftlichen Voͤlker, welche die Hauptftade der Inſel vertheidigten. Des Mars ſchall Dörflings Wachſamkeit machte, daß fie ihr leichte finniges Unternehmen theuer genug bezahlen mußten, er zog einige von feinen Duartieren zufammen, gieng in die Inſel Wollin, ſchlug Mardefelden, und der Schwede würde von ihm eine gänzliche Niederlage gelittten haben, wenn er nicht in Eil ſich auf feine Schiffe begeben, und nach) Stralfund gerettet hätte. Im Anfange diefes Feldzuges war der Belt von zwo mächtigen Slotten bedeckt, welche die Schweden in ihren Hafen eingefchloffen Hielten, und verhinderten Entfag nad) Pommern zu ſchicken. Die Holländifche ward vom Admiral Tromp, dem größten Seehelden feiner Zeit geführet, die Dänifche ftund unter dem Admiral Juhl, der eben fo großen Ruhm hatte. Selbft die brandenburgifchen Freybeuter nahmen ſchwediſche Schiffe. Dieſe Nation ſahe, was es fie koſten würde, fo viel. Feinden zu wiberftehen, fie wagte es, dem Churfürften . Vorſchlaͤge zu thun, ihn von feinen Bundesgenoffen abzuziehen, oder vielleicht mit ihnen in Feindfchaft zu _ bringen. Wangelin, der zu Rathenau war gefangen genommen worden, forſchte, was fich thun ließe, und that ſelbſt Eröffnungen , die einen IBeg zum Vergleiche hätten bahnen Fönnen, aber Friedrich Wilhelm wollte fi) in gar Feine Unterhandlungen einlaffen. | C3 38 Leben Friedrich Wilhelms Er ſtellte fih an die Spiße feines Heeres, nahm Anclam weg, obgleich der General Koͤnigsmark die Stade zu entfegen fuchte, und wandte alsdenn feine fiegreiche Waffen wider Stettin, welches er fich nur einzufchließen begnügte, weil es fchon zu weit im Jahre für. eine förmliche Belagerung war. | / | 1677. Der folgende Feldzug eröffnete ſich aufdem Meere durch eine Seeſchlacht, wo die ſchwediſche Flotte von den Dänen gefchlagen ward, Carl der XI. war bisher unmündig gewefen, und fing an, fich jetzo als König zu zeigen. Als feinen ers ften Berfuch, gewann er die berühmte Schlacht bey $unden in Echonen, wo Chriftian V. 6000 Mann verlor. | Das Glück der Schweden, welches ihnen gegen den. König von Dännemark fo günftigwar, ward ohnmaͤch⸗ tig, fo bald fie mit dem Churfürften zu fechten hatten: Der Feldzug in Pommern lieffehr fchlecht für fie ab. - - Der Ehurfürft ließ den oten Brachm. die Laufgraͤ⸗ ben vor Stetin öffnen. Die Brandenburger griffen dieſen Plag von dem linken Ufer derDder an, die $ü« — neburger, ihre Bundesgenoſſen, führeten ihre Laufgraͤ⸗ ben auf dem rechten Ufer. Die Belagerung waͤhrte 6 Monate. | | rei Die Befeftigung von Stetin beftand in Erdboll werfen, die mit einem Graben umgeben waren, den eine elende Contrefcarpe vertheidigte. Die Außenwers fe beftunden nur in zwo Medouten von Erde. Kin folches Neft würde jetzo 8 Tage Belagerung koſten. Des | Ehurfürften Bölfer waren nur der Schlachten in offes nem Felde gewohnt, fie hatten feine Erfahrung von Be⸗ lages des Großen. 39 fagerungen, fie wußten nur zu ſchlagen, und haften feine Ingenieurs. | Stelin ergab ſich erft den ısten Chriſtmon. Die Beſatzung war auf 300 Mann gefchnrolzen, und die Machrichten derfelben Zeiten melden, die Belagerung babe den Belagerern 10000 Mann gefoftet. Die Lüs neburger begaben fich nach Haufe. Die außerordent lichen Vortheile, die der Churfürft über feine Feinde erhielt, wurden am Faiferlichen Hofe nicht ſo geneigt ängefehen, als man haͤtte erwarten follen. Der Kaifer wollte in Deurfchland ſchwache Bafullen und Fleine Untertbanen, nicht aber große Herren und mächtige Fuͤrſten haben. Seine Staatskunft ſtrebte auf eine unumfchränfte Oberherrſchaft, und er merkte dabey, wie wichtig es wäre, die Reichsſtaͤnde in mittelmaͤßigen Umftänden, und in der Ohnmacht zu erhalten, damit die Tyranney, welche das Haus Defterreich in Deutſch⸗ land fefte fegen wollte, freyer Spiet hätte. Die Raͤthe des Kaifers, und unter andern ein gewiſſer Hocherus, unterftand fich fo gar zu fagen, man fähe zu Wien mit Misvergnügen, daß fich ein neuer König der Vandalen an der Küfte des Belts erhuͤbe. Diefe Wahrfagung ward in der Folge erfüllet, | N Weil die Feldzüge des Churfürften eine ununter⸗ brochene Reihe von Glück und von Triumph, als den Srüchten feiner Klugheit waren, fo ließen fich die Hole ander in Unterhandlungen wegen eines Friedens ein, den fie befonders mit Sranfreich fchloffen. rg Friedrich Wilhelm warf diefen Nepublifanern ihre Undankbarkeit vor. Frankreich ſchlug ihm vor, den Schweden, was er von ihnen erobert hatte, wiederzu— geben , und ihnen die Kriegsfoften zuerfegen. - Härte Br: 4 $udewig J 40 Leben Friedrich Wilhelmg Ludewig XIV. einem befiegten Fürften niederfrächtigere Bedingungen vorfchreiben Fönnen? Der Churfürft verwarf fie, wiebillig. Sein Verlangen gieng weiter, und er fuchte fih durch Vergleiche zu erhalten, was er durch Waffen erobert harte. Aber er war allezeit durch feine Unterhandlungen noch glüclicher als durch feine Siege. * 1678 | Der Krieg ward in Pommern fortgefegt. | teih im Anfange des folgenden Feldzuges nah⸗ men die Schweden zwey dänifche und brandenburgi- ſche Dertachements, jedes von 600 Mann weg. Der König von Dännemarf verlor überdieß Chriftianftade und die Inſel Blechingen. | Das Glüf des Churfürften, oder vielmehr feine Klugheit, die feinem Zufall unterworfen war, Daurefe beitändiger. Er erhielt eine Berftärfung von 4000 Lüs neburgern, und that mit Beyhülfe der daͤniſchen Schiffe eine Landung auf der Inſel Ruͤgen, vertrieb die Schwer den dafelbft, und nahm ihnen die Fehrſchanze weg. Er bemächtigte fich gleich darauf der Inſel Bornholm, gieng bey Stralfund vorbey, und ließ diefe Stadt fo heftig bombardiren, daß fie fich nad) 2 Tagen ergab, und endigte diefen ruhmvollen Feldzug durch die Eros berung von Greifswalde, BOX Es ſchien, als gefiele esdem Schickfale, diefem Herrn beftändig Öelegenbeiten darzubieten, wo ſich feine groß fen Gaben zeigen konnten. Kaum hattegr diefen Feld» zug geendigt, fo erfuhr er, daß man ihn von einer an dern Seite angriffe, und daß der General Horn mit 16000 Mann aus Liefland aufgebrochen wäre, in Dreußen einzufallen. s & des Großen 4 Er empfing diefe Nachricht ohne Beſtuͤrzung, und wußte fi ohne Verwirrung zu Helfen. Wie er ‚reich an Erfindungen zu Hülfsmitteln war, fo übers Dachte er hier im Augenblicke alle mögliche, die fich bieber ſchickten. Erdenfen und ausführen gefchahe bey ihm, fo zu reden, zugleih. Er fchicfte den General Goͤrz mit 3000 Mann ab, der eiliaft fortrückt, über die Weichfel geht, und glücklich zu Königsberg anlangt, wo er zu Hohendorfen ſtoͤßt, und des Ehurfürften An⸗ kunft erwartet, Wie dieſer Einfall gefchahe, wurde die Verwirrung und die übeln Umftände noch durch den Abtritt des Kaifers und Spaniens vermehret, die zu Nimegen, nach dem Beyfpiele der Holländer, für fich mit Frank⸗ reidy Friede fchloffen, ohne auf den Vortheil des Chur: fürften dabey zudenfen. Diefer Herr und der König von Dännemarf blieben alfo noch zulest in den Krieg verwickelt. | Friedrich Wilhelm fchloß zu®erftärfung ſeiner Par⸗ tey ein Schußbündniß mit eben den Holländern, die ihn fo niederträchtig verlaffen hatten. Er trat ihnen das Sort Schenf wirklich ab, erließ ihnen die fehuldi« gen Subſidien, und erhielt zum Vortheile nichts, als leere Gewaͤhrsleiſtungen, und auch diefe wollten die una danfbaren Republikaner niche erfüllen, Intdeß waren die Schweden in Preußen immer gluͤcklich. Sie harten im Vorbeygehen die Vorſtadt von Memel angezündet, fich Tilfit und Inſterburg be= mächtiget, ihre Völker hatten fich ausgebreitet, und ihre ftreifende Parteyen uͤberſchwemmeten das ganze Sand, C 5 167% | * Leben war Bien : Dee — —** ———— Safd * di | erftaunfiche Gefchwindigfeit, Er geht von Berlin ab, ſtellt ſich an die Spitze von 9000 Mann, mit denen Doͤrfling voraus gegangen war. Er geht den 25ten Jenner über die Weichfel, und vor ihm her das Schre⸗ Ken feines Namens, den die Schweden hatten fürchten lernen, Horn wird mit feiner Annäherung beftürzf, verliere Die Hoffnung dem Sieger von Fehrbellin zu roiderftehen, zieht fich zurück, feine Soldaten verlieren den Much: Goͤrz mache ſich diefe Verwirrung zu Muse, verfolge ihn, beunruhigt ihn beftändig, und hält ihn auf. Eine große Anzahl Bauern, die zu Goͤrzens Corpo geftoßen waren, nahmen diejenigen, die auf dem Zuge von der feindlichen Armee zurückblieben, und fich nur einigermaßen von ihr entfernten, gefangen. Der Ehurfürft verlor feinen Augenblick müßig, und befand ſich bald an der Küfte des Frifh-Haf. Erläße alle fein Fußvolk auf Schlitten feßen, die er insbeſon⸗ dere dazu hatte verfertigen laſſen, begiebe ſich noch den Tag 7 Meilen * weit von dar, und ſetzt feinen Weg auf diefe neue und auferorbenffächie Art fort. Man, erftaunte, eine ganze Armee auf dem ebenen Eife eben des Meerbufens zu fehen, der zweene Monate zuvor mit Schiffen bedeckt war. Der Zug des Churfürften mic feiner Armee hatte das Anfehen eines zur Ergögung und Pracht angeftell: ten Feſtes. Die Ehurfürftinn, und der ganze Hof bes fanden fich mit ihn auf Schlitten, und Diefer Herr ward überall, wo er anlangte, * der Defteyer Preußens empfangen, & J * Deutſche Meilen. des Großen. 43 & ſchickte von Labiau Weſenfelden mit 5000 N ers den ab, die Schweden aufzuhalten, bis er fie erreichen Fönnte, Er that noch eben den Tag eine ſtarke Keife auf dem cutlandiſchen Meerbuſen, und langte den ıgten Jenner mit ſeinem kleinen Heere 3 Meilen von Tilſit an, wo die Schweden ihr Quartier hatten. Eben den Tag erfuhr er, daß Wefenfeld zwey feindliche Regimen⸗ ter bey Splitter geſchlagen, und ihnen 28 * Fahnen und Standarten, 2 Paar Paufen und 700 Bagages "wagen abgenommen hatte. Er befahl ihm dieſe Vor⸗ theile weiter zu treiben, DadieSchweden von Wefenfelden gefchlagen waren, von Goͤrzen beunruhiget, und durch des Churfuͤrſten ei⸗ gene Gegenwart in Furcht geſetzet würden, fo verließen fie Tilſit, und zogen ſich nach Curland. Goͤrz erreichte ihren Nachzug, der 1400 Mann ſtark war, zwiſchen Schulzen, Krus g, und Kuadjuf, und ſchlug ſolche völlig. Er kam auf der einen Seite, Weſenfeld auf der andern, beyde mit Siegeszeichen beſchwer t, zuruͤck, ſie fuͤhrten eine große Menge Gefangene mit ſich, und brachten die Beute zurück, welche die Feinde gemacht hatten. Der Schweden Küczug wer einer Flucht aͤhnlich. Es kamen von ihrer Armee nicht mehr als 3000 Mann ‚nach Liefland zurück, alles übrige war geſchmolzen. . Sp endigte fich diefer Feldzug, der in feiner Art kei— ‚nen feines Be hatte, wo fich des Chur fürften Geiſt ia voͤ llig * Entweder die Schweden müffen ſehr — —— ſeyn oder es iſt ein Fehler in der Zahl der Fahnen. J haͤtte Bedenken getragen dieſe Begebenheit zu erzaͤhlen, wenn ich ſie nicht durch verſchiedene in den Archiven aufbehaltene Nachrichten bekraͤftigt befunden haͤtte. x 44 Leben Zviedrich Wilhelms völlig zeigte, wo weder die Strenge der Witterung in dieſem wilden Landſtriche, noch die Länge des Weges big an die lieflaͤndiſchen Gränzen, nod) etwas anders, ihn aufhielte. Diefer Feldzug, der fo klug und geſchickt eneworfen, fo kuͤhn und glüclid) ausgeführee ward, brachte dem Churfuͤrſten weiter feinen Bortheil, als den Ruhm, das iſt die Muͤnze der Helden, aber Seften ſind nicht allezeit Damit vergnuͤgt. Seine Feinde hatten ihn vom Rheine in die Mark, und aus Pommern in Preußen gezogen. Kaum bat er die Franzoſen daraus vertrieben, fo fündigte ihm das Geſchrey feiner Unterthanen an, daß die Sranzofen mie 30000 Mann ins Elevifche eingerückt find. Ludewig XIV. beftund darauf, daß die Schweden - völlig mieder in vorige Umſtaͤnde follten gefegt werden, nichts konnte ihn Davon abbringen. Alle Borfchläge, welche des Kaifers Minifter Colberten that, wurden verworfen. _ | Die Partey war nicht mehr gleih. Der Churs fürft von Brandenburg und der König von Dännemarf konnten es mit Ludewig XIV. und Carl XI. zuſammen nicht aushalten. Die Tapferfeit gab der Menge nad), | und fo wenig der Churfürft geneigt war, von feinen Eroberungen abzuftehen, fo machte er doch einen vier- zehntägigen Stillftand mit den Franzofen, daß man ſich wegen des Friedens vergleichen Eönnte, und uͤber⸗ lieferte ihnen die Staͤdte Weſel und Lippſtadt bis völligen Friedensſchluſſe. Nach Verlauf dieſer Zeit gieng Crequi mit 10000 Mann ins Fuͤrſtenthum Minden. Die Luͤneburger ſtießen zu ihm, und dieſe Voͤlker ſchloſſen zwiſchen i * Ä yes Großen 45 und der Wefer ein Corpo Brandenburger ein, das der General Spaan führte. Friedrich Wilhelm erhielt von den Holländern nichts als Entfhuldigungen und abfchlägliche Antworten, daß fie ihre Garantie nicht bewerfftelligten, und entſchloß ſich daher endlich, fich zu geben. Er fehickte den Baron von Mynder nah St. Germain, mo man ſich wegen folgender Bedingungen verglich: Näms lich der weftphälifche Friede follte zum Grunde gegen⸗ wärtigen Vergleichs dienen, der Churfuͤrſt ſollte alle Zölle von den Häfen in Hinterpommern eigenehüms lich haben. Die Städte Camin, Garz, Greifenberg und Wildenbrucf follten ihm abgetreten werden, er rilligte gegentheils ein, den Schweden alles wieder einzuräumen, was er ihnen abgenommen harte, und dem Könige von Dännemarf nicht beyzuftehen; Auf diefe Bedingungen zog Frankreich feine Bölfer aus allen feinen Staaten, und zahlte ihn 300 000 Duca⸗ ten, zu Schadfoshaltung wegen deflen, was feine Pros vinzen von Crequi erdulder hatten. Wie diefer Friede fo war gefchloffen worden, ward er beftätigt und ins Werk gerichter, ohne daß einige ‚Schwierigkeit die Räumung der Derter von einem ‚oder dem andern Theile aufgehalten hätte, | Der König von Dännemarf, der noch als der ein. zige Streiter auf dem Kampfplage blieb, folgte des Ehurfürften Benfpiele bald nach, und er fehleß feinen Srieden mit Franfreih und Schweden zu Fontaine» bleau, mit dem Unterfchiede, daß der Churfürft wenig« fiens noch was dabey gewann, und der König von Daͤnnemark, weil er zu lange gewartet hatte, gar kei⸗ nen Bortheil erhielt, | | | Der 46 Leben Friedrich Wilhelms Der Friede zu St. Germain endigte Friedrich Wil: helms Friegerifche, und prächtig in.die Augen fallende Thaten, feine legten Jahre waren ruhig, und verliefen fich, ohne daßer fo viel Auflehen machte. Indeß e Eennte man allezeit den Öroßen und. den Guͤtigen, aus in den geringften Berrichtungen feines Lebens. Weisheit, Standhaftigfeit, Einficht, alle Tugenden diefes Fürften veränderten fich nad) den Umftänden, in denen er fich befand, und fehienen bald erhabener, bald gelaffener und hülfreicher, allezeit aber den. Grund: \ fägen der Gerechtigkeit unterworfen, und bloß aufden Ruhm feiner Regierung und das Gluͤck der Menfchen abzielend. | Ein ziemlich gemeines Borurtheil verurfacher, daß von den meiften Menfchen die glückliche Verwegenheit der Ehrgeizigen angebetet wird; Der blendende Glanz der friegerifchen Handlungen verdunfelt für ihren Augen die Tugenden des Friedens, die Heroftraten haben bey ‚ihnen den Vorzug vor den Amphionen unferer Zeit. Friedrich Wilhelm verdiente gleich viel Bewundes rung, er mochte ſich als ein Befreyer feiner -Linterthas nen, an der Spitze feiner Heerzüge, oder in feinem Rathe, feinen Bölkern, und feinen Nachbarn Gerech- tigkeit ertheilen, und. ein Sand erheben, das durd).den Krieg wie in eine Art von Bernichtigung geftürzt war. Die Tugenden des Churfücften breiteten fich zu fehr aus daß man fie nicht überall hätte kennen ſollen. Seine vortrefflihen Eigenfchaften zogen ihm feiner Nachbarn Vertrauen zu. Seine Billigfeit hatte ihn aufeine Art von Richterftuhl erhoben , deffen Anſehen fid) über feine Gränzen erſtreckte, und wo er Könige und unumfchränfte Fuͤrſten richtete und verglihe, Er | ward des Großen. 47 ward zum Mittler zwifchen Chriftian dem V. und der Stadt Hamburg erwaͤhlt. Der König von Dänne» marf erhielt von diefer Stadt 125000 Thaler, mit welcher die Dänen, wenn fie Geld benoͤthigt waren, wie mit einem Schwamme verfuhren. Sie ward da- mals nur gedrückt, aber fie wäre ganzlic) trocken aus» ‚gepreße worden, wenn Friedric Wilhelm fie nicht un- terſtuͤtzt hätte, Der Drient erzeigte dem Ruhme diefes Prinzen, der big nach Afien gedrungen war, eine Art von Huldigung. Murad Geray , Chan der Tartarn , fuchte feine Sreundfhaf.e Der Abgefandte der Barbaren war nur mit $ums pen befleider, die nicht einmal feine Bloͤße deckten, man mußte ihn befleiden, ehe man ihn nach Hofe laſſen fonnte, Des Budziafen Dollmetfcher harte eine höls zerne Naſe und feine Ohren. Das hies das natürliche Wefen und die Verachtung des Prachtes aufs hoͤchſte treiben, wenigftens erregte diefe hungrige Geſandtſchaft in Europa Feine Misgunft. Der Ehurfürft, deſſen Freundſchaft die Tartarn fuchten, feßte fich bey den Spaniern in Anfeben, Die: fer Hof war ihm Subfidien fehuldig, deren Bezahlung er nicht hatte erhalten koͤnnen. Er ſchickte g Eleine Schiffe, deren er fic) auf dem Belte bedient hatte, nah. Guinea, und diefe ſich fo nennende Efcadre nahm ein großes fpanifches Kriegsfchiff weg, das fie in den koͤ—⸗ nigsbergifchen Hafen führte, ' 1680. Im Jahr 1680 fielen dem Churfürften zwo wich. tige Bermehrungen feiner änder zu. Der Aomini: ſtrator von Magdeburg ftarb, und diefes Herzogthum ward 743 Leben Friedrich Wilhelms ward auf ewig dem Churfürftenehume Brandenburg einverleibt, Ihm war als Director des weitphälifchen Kreifes vom Kaifer aufgetragen, die Stände von Oft: friesland gegen ihren Fuͤrſten zu ſchuͤtzen, der ihnen wegen ihrer. Freyheiten ungerechte Schwierigkeiten - machte; und wie er Die eventualifche Erbfolge auf die= fes Fuͤrſtenthum hatte, fo bediente er fic) diefer Gele— genheit, eine Beſatzung von Brandenburgern in Gri⸗ tzil zu legen, und zu Emden eine Geſellſchaft von Han⸗ delsleufen zu fegen, Die nach Guinea handelten, und dafelbft Groß riedrichsburg baueten. BEN. Diefe Fleine Vermehrungen von des Churfürftens Mache waren nichts in Anfehung des Wachsthums $udwigs XIV. Diefer Monarch eroberte fo viel im Frieden, als im Kriege, Er hatte eine ganz neue Erz findung Reunionsfammern aufzurichten, die ihm, durch Unterfuchung alterirfunden und Briefichaften, Städte und Herrfchaften zufprachen, von denen er fogleich als von Gütern, die urfprünglic) tehne des Amtes Straß: ⸗ burg geweſen wären, und unter dem Elſas geftanden hätten, in Befis nahm. Das Reich, welches durch einen langen Krieg erfchöpft mar, begnügte ſich, Ludewig XIV. dieferivegen fhriftliche Borwürfe zu machen, aber der Churfürft, der indem Frieden von Nimegen nicht mit begriffen war, wollte diefes Schreiben 1681 nicht mit unterzeichnen, und fhloß ein Bündniß mit dem Ehurfürften von Sachfen, und dem Herzoge von Hans nover, den weftphälifchen Frieden, und den Frieden von Et. Germain zu erhalten. | | Weil $udewig der XIV. weder vom Kaifer noch vom Neiche in diefen friedlichen Eroberungen wollte geſtoͤret feyn, fo ließ ev Maſchinen im Driente fpielen, | ‚bie des Großen. 3 49 die $eopolden bald in die Außerfte Bekuͤmmerniß vers ſetzten, * 1682. Es fehlten noch zwey Jahre, daß der Stillſtand, den die Unglaͤubigen* mit den Chriſten geſchloſſen hat ten, noch nicht zu Ende war, indeß ſchickten die Tuͤrken den Ungarn, die fich wider das Haus Defterreich em- poͤret hatten, Hülfe, und Famen endlich mit einem furcht⸗ baren Heere vor die Thore von Wien, | 1683. Leopold, der, wie alle Fürften feines Haufes, Fein Krieger war, rettete fich mit allem feinem Stolze nach &inz, er wollte weder Frankreich, das ihm nur itzo Luxen. burg weggenommen hatte, noch den Türfen, die feine Reſidenz zu belagern Famen, nachgeben. Indeß war das Reich unvermögend, fo viel Feinden zu widerfter hen. Die Borftellungen des Pabfts, Friedrich Wils helms, des Ehurfürften von Bayern, und der vornehms ften Reichsfürften nöthigten ihn endlich, einen Stilf- ſtand mit Sranfreich zu fchließen, der den 25 Aug. 1684 zu Stande fam, $ 7 1684. Eben das Jahr fchloß der Kaifer ein Bündniß mie dem niederfächfifchen und dem weftphälifchen Kreife zu ‚gemeinfchaftlicher Bereheidigung. Es war darinn aus⸗ druͤcklich ausgemacht, daß die Fuͤrſten, welche die Vol⸗ fer der Bundesverwandten zufammen zögen, vonden - benachbartenStaaten Contributionen einfodern follten. Diefe Züge fchildern die Sitten felbiger Zeiten zu kenntlich, als Daß man ſie hier weglaffen follte, | Friedrich "Nach der Schlacht von St. Gotthardt | * N 5 Band. so Leben Friedrich Wilhelms Friedrich Wilhelm hatte Anfpruch auf die Herzogs thuͤmer Fägerndorf, Ratibor, Oppeln, Brieg, Wolau und Liegnitz. Sie waren ihm von Rechtswegen, vers möge der Erbverbrüderungen mit denFürften, die folhe befeffen hatten, zugefallen, und diefe Erbverbrüderun- gen waren von den Königen in Böhmen beftätiger. Er glaubte, die Umftände wären vortheilhaft, jego vom Kaifer Gerechtigkeit dieferwegen, nebft der Beleh— nung von Magdeburg zu fordern. $eopold Fannte Feine Rechte als die feinigen ‚ Feine Anfprüche als die Anforderungen des Haufes Defterreich, Feine Gerech- tigkeit als feinen Stoß; Er ertbeilte, fo viel er nicht abfchlagen konnte, nämlich die Belehnung von Mage deburg. Dem ohngeachtet wollte er brandenburgifche. Soldaten haben, die ihm aber abgefchlagen wurden. Der Ehurfürft verwilligte 1685 Johann Sobiegfyn Benftand, den die Türken ebenfalls angriffen, Diefe Beyhuͤlfe beftand in 2000 Mann. N Es fchiene, als Fame damals alles zufammen, den Ehurfürften groß zu machen. Franfreich ward durch den Wiederruf des Edicts von Nantes beunruhiget, und es gefchahe eine Emigration, deren gleichen man Feine in den Gefchichten fieht. in ganzes Bolf zog aus diefem Königreiche, durch den Geift der Partey getrieben, aus Haß gegen den Pabft, unter einem ana dern Himmelsftriche die Communion unter beyderley Geſtalt zuempfangen, und die alten Pfalmen Element Marots abzufingen. Zwey hundert taufend Geelen verließen ihr Vaterland und alle ihre Güter fo wichti⸗ ger Urſachen halben, und brachten ihren geſchickten - Fleiß, ihre Manufacturen, und ihre Fabriken mit ſich an die Derter ihrer Zuflucht, welche ihr neues ar * an des Großen. se - fand wurden. Zwanzig taufend Franzoſen feßten fich in des Churfürften Staaten. Ihre Menge erfegte zum Theil, was der Krieg von $euten aufgerieben hatte, Sriedrih Wilhelm nahm fie mit dem Diitleiden, das man den Unglüclichen fhuldig iſt, und mitder Groß muth eines Landesherrn auf, der Leute belohnt, welche eine Geſchicklichkeit beſitzen, die ſeinen Voͤlkern nüßlich iſt. Diefe-arbeitfame Colonie trug Srüdjte, und ver= galt ihrem Wohlthäter feine Gaftfrenheig und feinen Schub. Die Mark Brandenburg erhielt nachgehends aus fich felbft die Huͤlfsmittel, die fie zuvor bey Frem⸗ den gehotet hatte. -$udewig der XIV. ward Dadurch beleidigt, daß der Churfuͤrſt die Zlüchtigen aufnahm. Friedrich Wilhelm fahe, daß ihn feine Gottesfurcht mit Frankreich uneing machen würde, er Ichloß eine neue Berbindung mit dem Kaiſer, und ſchickte felbigem 1686 unter Schoͤnigs Ans — führung 8000 Mann, als Huͤlfsvoͤlker wider die Tuͤr⸗ - fen. Diefe Mannfchafe hatte fehr viel Theil an der Einnahme von Ofen, und erwarb fich einen vorzüglie hen Ruhm bey dem allgemeinen Sturme diefer Stadf, in welche fie zuerft Hineindrang. Diefer Dienfte ohn« geachtet, verfagte man ihnen die NBinterquartiere in Schleſien, und fie kamen zurück, foldhe in der Mark zu nehmen. Indeß trat der Kaifer dem Churfürften, in Geſtalt einer Schadloshaltung, den ſchwibuſiſchen Kreis ab. | Die Zuflucht der Franzoſen nach Berlin, und der Bey⸗ | ftand der dem Kaiſer geleifter wurde, machtenFrankreich vollends unwillig, es brach gewiſſermaßen mit dem Churfuͤrſten, indem es ihm die Fortſetzung eines jaͤhrli⸗ : chen Subfidiengeldes air das ihm durch den Frie⸗ r 2 — | den 52 Leben Friedrich Wihhelms den von St. Germain war verſprochen worden. Ludewig der XIV. konnte ſich nicht enthalten, den mit dem Kaiſer geſchloſſenen Stillſtand zu brechen. Er unterſtuͤtzte die Anſpruͤche der pfaͤlziſchen Prinzeßinn Charlotte, des Herzogs von Orleans Gemahlinn, auf einige Aemter in der Pfalz, die dieſe Prinzeßinn wiederforderte, und man arbeitete eifrig an den Befeftigungen von Huͤnin⸗ gen, ob folches wohl dem Nimegifchen Frieden zu— wider war. ® Ein Nachbar, der fo vielunfernahm, bes unrubigte Deutſchland, der ſchwaͤbiſche, der fränkifche and der niederrheinifche Kreis ſchloſſen ein Buͤndniß zu Augſpurg, fich vor den beftändigen Unternehmun⸗ gen, die der Ehrgeiz Ludewigs des XIV. anfing, in Si⸗ cherbeit zu feßen, Alter diefer Urſachen zu Klagen, die das Reich hatte, ohngeachtet, beftätigte doc) der Kaiſer 1687 den Stille ftand, den er mit Frankreich geichloffen hatte; vie Tirfen machten $eopolden Flug und vorfichtig. Wir werden indeß in der Folge feben, wie ver Kaiſer endlich genöthigee wurde,mit einem Nachbar zu brechen, deſſen Unternehmungen gar fein Maaß bielten, und ver feinee Macht Feine Graͤnzen fegte. Die Wahl des Capitels von Coͤlln gab dazu Gelegenheit, da es den Fürften von Fürftenberg, damaligen Bifchof von Straßburg mählte, der von Frankreich unterſtuͤtzot ward. } Der Churfürft harte Feinen Theil an diefem Kriege, und ftarb vorder Zeit. Er nahm das zweytemal die Stade Hamburg in feinen Schuß, die der König von Dännemiärf perfonlich mit 17000. Mann belagerte, Die beyden Envoyes des Churfürften, Paul Fuchs und Schmettau, brachten Friedrich den V. dahin, daß er ſein gager vor diefer Stadt BERN und alles in den Stand wieder des Großen. 53 wieder feßte, in dem es vordiefer neuen Linternehmung = gewefen war. Zu gleicher Zeit verglich man fich wegen der vier Yemter des Herzogthums Magdeburg, die der Herzog von Weißenfels im Beſitz hatte. Der Churfuͤrſt Faufte das Amt Burg um 34000 Thaler, und fagte ſich von den Anfprüchen los, die er auf Duers furt, Juͤterbock und Dahme hatte, 1088. Beynahe waͤre der Norden von neuem beunruhiget worden. Der König von Daͤnnemark gerieth mit dem - Herzoge von Gottorp in Zwiſt über den Srieden von Rodſchild, vermöge deffen König Karl Guſtav dieſem Herzoge die völlige Souverainirät über diefe Staaten verſchaffet hatte. Die Dänen vertrieben aus Haß wi⸗ der diefe Souverainität den Herzog aus Schleswig, und erklärten fich, fie wollten fid) den Beſitz diefes Her zogthums wie Dännemarfs felbft erhalten. Kaifer Leo⸗ pold wollte fich) in diefen Zwift mengen, aber der König “ von Dännemarf wollte den Ausfpruch niemanden, als ' dem Ehurfürften überlaffen. Man hielt Unterredun« gen zuHamburg und Altona. Friedrich der V. erbot fich gegen den Herzog von Gottorp, ihm gewiffe Graf— ſchaften abzutreten, dieeben fo viel eintrügen als Schles⸗ wig, nur daß er nicht Darinn fouverain wäre, Der Hers zog fchlug diefes Anerbiethen aus, und Friedrich Wile beim ſahe den Ausgang diefer Sache nicht, der Tod endigte feine ruhmvolle Regierung. Friedrich Wilhelm war feit langerZeit vom Pobagrd beſchwert geweſen. Diefe Krankheit verwandelte ſich in eine Waflerfucht, er fpürte, daß es immer ſchlechter wurde, und fahe die Annäherung feines Todes mit Pröewegtinper Standhaftigfeit. Zweene Tage vor D3 feinem ‚ 9 4 54 Leben Friedrich Wilhelms feinem Ende fieß er feinen Kath verfammlen, und nach» dem er die Berathfchlagungen argehöret, und die Sa— chen mit richtiger Beurtbeilungsfraft und vollkomme— nem Berftande entichieden hatte, biele er eine Rede an feine Minifter, ihnen für die bezeigte Treue zu dans fen, und fie zu vermahnen, daß fie feinem Sohne eben fo dienen möchten. Nachdem wandte. er fi) an den Churprinzen, ‚erklärte ihm die Pflichten der fans desherren, erzählte ihm kurz, in was für Umftänden er ihm die Sachen ließe, ermunterte ihn, dem Prinzen von Dranien in dem Unternehmen auf Engeland, das febiger damals im Sinne hatte, beyzuftehen , und em⸗ pfahl ihm befonders feine Linterthanen zu lieben und zu erhalten, wie ein gütiger Vater jemanden hätte feine Kinder empfehfen fönnen. Hierauf verrichtete er eis nige Handlungen der Andacht, und erwartete den Tod geruhig. Er ftarb den 29 April 1688 mit eben ver ©: laſſenheit und heroiſchen Gleichguͤltigkeit, die er ſo oft in ſeinen Siegen bezeigt hatte. Er hatte zwo Gemahlinnen, Henriette von Oranien, Friedrich des III. Mutter, ver ihm nachfolgte, und Do rotheen von Holſtein, welche die Markgrafen Philipp Albert, und Fubervig, und die Prinzeßinnen Elifaberh Sophia und Maria Amalia auf die Welt brachte. Abſchilderung. Friedrich Wilhelm hatte alle Eigenſchaften, die groß machen, und die Vorſicht both ihm alle Gelegenheiten dar, wo er fie zeigen fonnte. Er ‚gab in einem Alter Proben feiner Klugheit, in dem eine ungelehrige und hitzige Jugend nur Proben ihrer Ausſchweifung giebt. Er wandte nismals feinen Hodenmmh zu u; | aren RE des Großen. a.» baren Misbrauch an, und brauchte feine Tapferfeic nie, als zum Schuße feiner Staaten, und zum Bey» fande feiner Bundesgenoffen. Er war vorherfehend und weife, welches ihn zu einem großen Staats» manne machte; arbeitfam und leurfelig, wodurch er ein guter Fürftward, Für diegefährlichen Reizungen der $iebe war er unempfindlih, und bezeigte nur Schwachheit für feine Gemahlinn und für den Wein. ' Seine lebhafte und hitzige Gemüthsart machte, daß er feicht aufgebracht wurde, aber wenn er über feine erſte Bewegung nicht Herr war, fo wußte er allezeit Die zweyte zu mäßigen, und fein Herz erſetzte allezeit die Fehler überflüßig, zudenen ihn ein Gebluͤte verleitet hatte, das zu leicht in Wallung gerieth. Er war gs tig, großmuͤthig, liebreich, leutfelig , und zur Tugend allezeie von feiner Neigung getrieben. Er erhob und beſchuͤtzte ſein Vaterland, legte den Grund zu deffel- ſie anrührere, ben Macht, war Schiedsrichter unter feines gleichen, und der Ruhm feiner Nation. Sein geben iſt zur- Lobſchrift auf ihn genug, die Züge, welche man hinzus fegen wollte, würden den Glanz davon nur ſchwaͤchen. Seine Lorbeern würden befleckt werden, wenn man Bergleichung. | Europa hatte damals den Namen eines Großen, drey Herren, die faft zu gleicher Zeit vegiereten, beyges legt, Erommwelln, &udewig dem XIV. und Friedrich Wil⸗ f\ 4 Fr 3 helmen. Dem erften, weiler alte Pflichten eines Buͤr⸗ gers der Ehre über England zu herrſchen aufgeopfert, feine Gaben gemisbraucht, und an flatt dem Vater⸗ lande zu nugen, nur zum Dienfte feines Stolzes ans — D 4 gewandt 6. Leben Friedrich Wilfelmd gewandt hatte, weil er feinen Betrug unter der Larve des Fanaticifmi verbarg, feine Nation der Tyranney unterwarf , indem er für ihre Freyheit ftritte, der Henker feines Königs ward, den er feiner Wut) auf: opferte;fühn, liftia, voll Seidenfchaften, aber ungerecht, gewaltthätig, und nicht tugendhaft war, große Eis genfchaften, aber Feine guten hatte. Cromwell ver- dient alfo den Namen des Großen nicht, den man bloß der Tugend fhuldig iſt, und man verführe mit $udewig dem XIV. und mit Friedrich Wilhelmen unbillig, wenn man diefelben mit ihm in Bergleichung ftellte. Diefe beyden Fürsten wurden, jeder in feiner Art, als die beyden größten Leute ihrer Zeit angefehen. Dft fi ind die Begebenheiten ihres Lebens einander ähnlich, und bisweilen wird die Aehnlichkeit durch wichtige Umſtaͤnde gehindert. Dieſe Fuͤrſten, in Betrachtung ihrer Macht vergleichen wollen, das waͤre, den Jupiter mit dem Philoktet, die Bliße des Olympus mit den Pfei-. len des griechifehen Helden in Bergleihung ftellen, Aber wenn man diefes bey Seite fegt, und nur das Per» ſoͤnliche ben ihnen betrachtet, fo glaube ich, wer ohne Vorurtheil darüber urtheilet, wird den Geift und Die Thaten des Churfürften nicht unter des Monarchen feine ſetzen. Sie hatten alle beyde die einnehmende und gluͤck. liche Gefihtsbildung, die befonders Fenntlichen Züge, die Habichtsnafe, die Augen, in denen ſich die Mei- gungen ihres Gemuͤths abfchilderten, das leurfelige Bezeigen, das majeftätifch"Anfehen, und das fonigliche Betragen. Ludewig der XIV. war größer von Perfon, er hatte mehr Angenehmes in feinem Bezeigen, und druͤckte ſich fürzer aus, da he) BEIDEN N Fi kaltſin⸗ des Großer. | 57 | Ealtfinnige Weſen in Holland, und eine weitlaͤuftigere Art von Beredtſamkeit auf den hohen Schulen ange— wohnt hatte, Ihre Geburt war gleich erhaben, Die Bourbonier zählten unter ihren Vorfahren mehr Herta fer, als die von Hohenzollern, fie waren Könige über eine große Monarchie, und die andern Churfürften über ein Sand, das ſich nicht gar zu weit erſtreckte, und da= mals zum Theil unter dem Kaifer ftand. Die Jugend diefer Fürften hatte faft ein ähnliches Schickſal. Der junge König ward in feinem Reiche mit feiner Mutter Anna von Defterreic) , und feinem Minis fter, dem Cardinal Mazarin, von den Srondeurs, und den Prinzen von feinem Geblüte verfolger, und fahe von einem entfernten ‘Berge der Schlacht zu, welche ° feine aufrübrifche Unterehanen feinen Soldaten bey der Borftadt St. Anton lieferten. Der junge Prinz, deſſen Vater von den Schweden war feiner Staaten beraubt worden, lernte als ein Fluͤchtling in Holland die Kriegsfunft unter Prinz Friedrich Heinrichen von Oranien, und that fich bey den Belagerungen von Schenkenſchanz und Bredabervor. Wie $udewig der AIV. zur Regierung fommen war, unterwarf er ſich fein Königreich durch die Gewalt des Föniglichen Anfebens. Friedrich Wilhelm folgte feinem Bater in einem Lande nad), deſſen fich andere bemächtiget hatten, und ſetzte ſich durch Staatsklugheit, Unterhandlungen und Vers ‚gleiche in den Befiß feines Erbtheils, Richelieu, $udewig des XIV. Minifter, war ein Geift ‚vom erften Range gewefen, deffen GefchiclichFeit einen feſten Grund zu der Größe gelegt hatte, aufden Ludewig der XIV. nur bauen durfte. Schwarzenberg, Georg Y. reilieine Minifter,, war. ein Verraͤther, a D D5 Ver⸗ 58 Leben Friedrich Wilhelms Verwaltung die Staaten von Brandenburg in das Verderben ſtuͤrzte, in dem fie Friedrich Wilhelm ans traf, mie er zur Regierung kam. Der franzöfifche Monarch verdient alfo das Lob billig, Daß er dem Wege zum Ruhme gefolgt ift, den ihm Richelieu gebahnt hatte, und der deutfche Held ſcheint mir ganz göttlich, Daß er feine Staaten von neuem gefchaffen hat, und feine Größe fonft nichts als der männlichen Wirffamfeit feines Geiftes fhuldig war. | Diefe Fürften commandirten beyde ihre Kriegesheere felbft. Ludewig der XIV. hatte die berühmteften Feld« berren von Europa, die Turennen, die Condes, bie Luxenburge unter ſich, er munterte alle Arten von vor⸗ £refflichen Gaben auf, erweckte die Verdienſte durch den Eifer ihm zu gefallen, fahe den Krieg als etwas an, das für ihn zu niedrig waͤre, that aber doch Feld» züge, belagerte Städte, vermied aber Schlachten: Ludewig XIV. befand fich bey der fehleunigen und hitzi⸗ gen Unternehmung, da ihm der Prinz von Conde die Sranchecomte innerhalb 3 Wochen untermwarf. Ludewig ber XIV. munterte feine Soldaten durch feine Gegen— wart auf, wie fie bey der berühmten Fuhrt bey Tollhuys über den Rhein giengen, und die Holländer, die fich an ‚ dem andern Ufer befanden, verjagten. Die Abgötterey feiner Hofleute, und die Schmeicheley der Dichter hat dieſem Unternehmen das Anfehen eines Wunderwerfs gegeben. Der Churfürft harte Feine gefchickten Gene⸗ rale, er ſelbſt forgte für alles, er machte die Anfchläge und führte fie aus, er wußte, wie ein Feldherr zu den⸗ ken, und wie ein Öemeiner zu fechten. Dem Uebergange über den Rhein, feße ic) die Schlacht bey Warfchau entgegen, die 3 Tage währte, und dabey unfer er ur⸗ des Großen. | 59 Ehurfuͤrſt das vornehmſte Werkzeug des Sieges war, und mit der Einnahme der Franchecomte kann der VUeberfall bey Rathenau, und die Schlacht bey Fehrbel⸗ lin verglichen werden, da unfer Held mit 5000 Pfer⸗ den die ſchwediſche Armee über den Haufen warf, und. gänzlich ſchlug. Iſt diefes noch nicht genug, fo fege - äch noch den Feldzug in Dreußen dazu, mo feine Armee uͤber gefrorne Meere flog, innerhalb 8 Tagen 40 Mei⸗ en zurüde legte, und nur der Name Diefe ch Fuͤrſten, fo zu reden, ohne Schwerdtſchlag die den aus ganz Preußen jagte. Friedrich Wilhelm fiheint in feinen Tharen deſto bewundernswuͤrdiger, weil ſein Geiſt und ſein Muth alles ausmachen, weil er mit wenig Mitteln die kuͤhnſten Unternehmungen anfängt, die ſchwerſten Vorhaben ausfuͤhret, und weil es ſcheint, als vermehrten ſich die Erfindungen ſeines Geiſtes mit den Hinderniſſen, die ſich ihm entgegen ſetzen. Des franʒoͤſtſchen Monarchen Thaten blenden uns durch die Pracht, die er dabey zeiget, durch die Wichtige feit der Sachen, an denen ganz Europa Theil nahm, und durch Die Menge der Kriegesvoͤlker, die zu feinem Ruhme zufammen arbeiten. Die Berrichtungen des Deutfchen Helden erregen in ung durdy ihre Kuͤhnheit, Een ihre Geſchwindigkeit Erftaunen, und entzücken uns ſelbſt durch die Art einer Begeifkerung „die fie an’ er zeigen. Ludewigs des XIV. Gluͤck erhielt fich nicht länger, als die Colberte, die Louvois, und die großen Kriegeshelden, die Frankreich hervorgebracht hat, lebten! Friedrich . Wilhelms Glück war faft allezeit beftändig und gleich⸗ foͤrmig. Hieraus erhellet, daß jenes te ch, | | in / 50 Ken Friedrich Wilhelms Werk feiner Minifter und feiner geſchickten Zehherren, dieſes Heldenmuth aber ihm ſelbſt eigen war. Der Koͤnig brachte, vermittelſt ſeiner —— Flandern, die Franchecomte, den Elſas, und auf gewiſſe Art Spanien zu ſeiner Monarchie, und zog das Mistrauen von ganz Europa auf ſich. Der Churfuͤrſt erlangte Pommern, Magdeburg, Halberſtadt und Minden, durch Vergleiche, und wußte ſich der Mis— gunſt, die damals unter ſeinen Nachbarn herrſchte, ſo zu —— zu machen, daß ſie ihm ſeine Vergroͤßerung bewerkſtelligen halfen. Ludewig der XIV. ward durch ſein Macht ein Richter vonganz Europa, und gab den größten Königen Vor⸗ fohriiten. Friedrich Wilhelmen machte feine Tugend zum Drafel feiner Nachbarn, und zog fi) dadurch die Hochachtung und das Vertrauen aller Fuͤrſten zu, Weil einige das Joch einer unumſchraͤnkten Nert- ſchaft, das ihnen jener auflegte, mit Ungeduld frus gen, fo fuchten andere mit vorzüglicher Hochachtung, des Churfürften billige und unparteyiſche Entſchei⸗ dungen. Franciſcus J. hatte ſich vergeblich bemuͤhet, biefchös nen Wilfenfchaften nad) Frankreich zu ziehen. Ludewig der XIV. fegte fie dafelbft fefte. Sein Schuß war aus⸗ nehmend, der attifche Geſchmack und die römifche Artig⸗ Feiten zeigten ſich wieder in Paris. Uranie hatten einen guͤldenen Zirkel in ihren Händen, die Lorbeern der Cal» liope wurden von dem Waffer des Pactolus benetzt, und foftbare Tempel dienten den Mufen zur Zuflucht. Georg Wilhelm beftrebte fich vergebens , den Ackerbau an feinem Lande zu erhalten, der dreyßigjaͤhrige Krieg hatte i in ſeinem ſturmiſchen saufe ‚ wie ein ——— un des Großen. 61 und landverderblicher Strom den ganzen nordlichen Theil von Deutfchland verwuͤſtet. Friedrich Wilhelm | machte ihn wieder volfreich, ex verwandelte die Mo. raͤſte in Wieſen, die Wüfteneyen in Dörfer, zerſtoͤrte Oerter in Städte, und die Raubthiere in den Wäl: been in zahlreiche Heerden, deren Milh und Wolle die Unterthanen bereichert. Die nüglichen Künfte find die ältern Schweftern der angenehmen, fie müffen por Den legten vorausgehen. $udewig des XIV. Name verdient durch diefen ein= zigen Umftand feines Lebens die Unfterblichfeit. ‚Der Name des Churfürften wird von den fpäteften Enfeln verehret werden, daß er an feinem Baterlande nicht ver: zweifelt hat. Die WBiffenfchaften find verbunden, je> nem Altäre aufzubauen, deffen freygebiger Schuß die Welt zu unterrichten diente; diefem ift das menfchliche Geſchlecht zu eben-dergleichen verbunden, da feine Menfchenliebe die Erde wieder bevölferte.. Des letz⸗ tern mäßiges Gluͤck erndtete nur Korn, des ee Reichthum fammlete Blumen, Aber der König jaate die Neformirten aus Frank reich, und der Churfürft nahm fie in feine Staaten auf. Hierinn ift der abergläubifche Fürft weit unter den liebreichen Fürften, der vie Gewiſſensfrevheit verſtattet, zu ſetzen. Die Staatskunſt und die Mens ſchenliebe geben dem Ehurfürften einftimmig ven Berg... An Artigfeit, —— Sitten, Großmuth, weitlaͤuftigen Anfchlägen, Pracht, thut es die fran oͤ⸗ ſiſche Verthulichkeit der deutſchen Sparſamkeit zuvor, Ludewig der XIV. hatte hierinn fo viel vor Friedrich Wils belmen zum voraus, als Lucull vor Achillen. a | Jener 652 Reben Friedrich Wilhelmg Jener gab Subfidiengelder und preßte feine Unter⸗ thanen, Diefer z0g welche, und half dadurch den Geis nen, Frankreich werd auch foweit erfchöpft, daß Samuel Bernard, die Krone bey Ehren zu erhalten, ſiatt ihrer banferot ward. Kein folder Bankerot befleckt die Ehre der brandenburgifchen Regierung, Die Bank der Stände erhielt ſich und bezahlte, des Einfalles der Schweden, des Plünderns der Defters reicher, und der Wuth der Peft ohngeadte, Benyde miachten Bergleiche und brachen fie, jener aug unerfärtlihem Ehrgeize, diefer aus dringender Noth. Die Maͤchtigſten befreyen fich von der Sclaverey ihrer Worte aus freyer und unumfchränfter Willkuͤhr, die Schwaͤchſten erfüllen ihre Verbindungen nicht, weilfie Dazu gezwungen werden, ‚Der Monard) ließ ſich gegen das Ende feiner Mes gierung von feiner Maitreffe, ver Churfürft von feiner Gemahlinn beherrfchen. Die Eigenliebe des menſch⸗ lichen Geſchlechts würde zu fehr erniedriget werden, wenn dieSchmwäche diefer Hal bgötter uns nicht entdedte, daß ſie auch Menſchen ſind wie wir. Beyde endigten ihr Leben als große Maͤnner, wie ſie es gefuͤhrt hatten. Sie ſahen die Annaͤherung des To⸗ des mit unbeweglicher Standhaftigkeit, ſie verließen die Ergoͤtzlichkeiten, das Gluͤck, den Ruhm, und das Leben mit ſtoiſcher Gleichgültigkeit, führten mit fefter Hand das Ruder des Staats bis an den legten Augenblick, empfablen fterbend ihre Unterthanen mit väterlicher Zaoaͤrtlichkeit ihren Nachfolgern, und rechtfertigten durch ein $eben voll Tugend, Glück und Wunderbares, den Beynamen der Großen, den fie zu ihrer Zeit erhielten, und die ihnen die Nachwelt einflimmig “ | | nt2 Br des Großen. ac... 68 \ Antwort des Hrn. von Maupertuig*, Diefer Tag, der für den Staat fo glüdflich, fürdie. Akademie fo glorreich ift, Diefer Tag, der ewig ein Feſttag feyn wird, Fonnte bey uns nicht würdiger bes gangen werden, als durd) Ablefung des Auffages, den wir itzo angehöret haben, und durch derjenigen Ges genwart, Die dabey als Zuhörer gewefen find. . Iſt der Dre, wo wir uns befinden, eine Afademie für Ges lehrte? oderift es der prächtigite Hof? Aber, ift es nicht vielmehr beydes zufammen? Sind wir es nicht ſchon gewohnt, den erhabenften Geift mit dem höchften - Range unzertrennlich vereiniget zu fehen ? Sie haben unsM,H. in unferer letzten öffentlichen Berfammlung einen Theil von der Gefchichte diefes | | Landes VWir haben unfern Leſern dieſes vortreffliche Stücke nicht entziehen wollen, weil wir glaubten, daß es fuͤr fie er- gößend und lehrreich feyn würde, wenn es ihnen auch - Feine neuen Geſchichte mittheiler. Wer die Gefchichte, wie ed feyn fol, lernt, der ſucht nicht nur fein Ges _ daͤchtniß mit Begebenheiten anzufüllen, fondern feinem Verſtand in Betrachtungen darüber zu brauchen; Die> fer Vorzug hat vielleicht großentheils verurfacher,, dag ‚auch vorhergehender Aufſatz, und der, von dem er die Fortſetzung ift, fo begierig find gelefen worden. Uebris gens können unfere deutfchen Wiglinge an dem Beyfpicle des Hrn. v. Maupertuig fehen, Daß fich die Einficht in die " tiefften Wahrheiten, und felbft das Bermögen, das Reich der Wiffenfchaften durch Entdeckungen zu erweitern, mit dem feinften Wige und der Geſchicklichkeit fich aufs — - edelſte auszudrücken, verbinden laffen. Indeß thun fie, wenn fie fich ihrer Schwäche bewußt find, fehr wohl, ſich vor allen ernfthaften Unterfuchungen nachdenklicher E Theile der Gelehrſamkeit forgfaltigft zu bitten, Damit fie A * vr Sa 3 J ſich nicht ihre allerliebſte Faͤhigkeit zu taͤndeln verderben * { * 6 Leoben Friedrich Wilhelm: $andes vorgelefen, der uns durch die Schwäche feines Fürften „und durd) das Elend, dem es ausgefegt ge» wefen ift, aufmerffam machte. Gegenwärtig erregen“ fie unfere Aufmerffamfeie durch etwas ganz anders, dur) den Ruhm eines Helden, und durch das Glück der Völker, die er regierte, Das Schidfal der Monarchien koͤmmt auf die Aufführung und das Gluͤck einer gewiffen Anzahl Fürs ften an, die einander aufeben dem Throne und ineben den Abfichten nachfolgen. Eines einzigen Unglück, oder Uugeſchicklichkeit ffürzee zumellen das Gebäude um. Die gemeinen Geifter führen es nur mit der Zeit auf, die großen Leute errichten es auf einmal. | Es ift vielleicht ſehr ſchwer auszumachen, was eis nem Bolfe den meiften Vortheil bringe, feine Größe und feine Macht von einer langen Reihe mittelmäßi- ger Fürften zu erhalten, oder fie nureiner kurzen Folge großer Männer fchuldig zu feyn. | Ein Fürft der vermögend iſt, den Forfgang eis ner Monarchie fehleunig zu befördern ‚- welches man insgemein einen großen Mann nenner, ift ofi nur in einer gewiffen Art groß. Bey verfchiedenen gemeis nen Gaben, hat er eine höhere, und diefe Gabe ziehe alle feine Abfichten auf einen gemwiflen Theil der Re— gierung. Es iftein Glück, wenn fie nicht alle die andern erftickt, aber fie nimmt unmäßig mehr als die andern zu, und verurfacher eine Art von Misgeftalt im Ganzen. Bey einer Monarchie, die ſich nach und nad) ge= bilder hat, ift der Fortgang gleichförmiger geek, Unter einer großen Anzahl mittelmäßiner Fürften mußten welche von verfchledenen und — J | en ——— | des Großen 65 chen Gaben gervefen ſeyn. Jeder Theil der Regierung ‚ bat fo zu reden, den feinigen gefunden, und alle baben ohngefähr ein gleiches Wachsthum erhalten. Man kann eine von diefen beyden Monarchien den Gebäuden vergleichen, an denen man ein Dad), eine Säulenftellung , bewundert, das alle das übrige übers trifft, die andere Al den ordentlich gebauten Paläften ähnlich, deren Theile alle übereinftimmen, und gute Berhältniffe haben. Der größte Vortheil für eine Monarchie wäre ohne ftreitig, wenn fie bey ihrem fchnellen Wachsthume auch ordentlich zunähme, In dieſer Abſicht müßte eine Fleine Anzahl Fürften die größten Gaben unter ſich theilen, und einander unmittelbar nachfolgen. Kann man hoffen, daß alle dieſe Umftände zuſammen treffen ſollten? Die Sache ſchiene faſt nicht moͤglich, wenn man nicht in der brandenburgiſchen Geſchichte ein Beyſpiel davon fände. Nach einer langen Reihe von Fürften, die diefes Land in einer Are von Dunfelbeit regieret hatten, machte derjenige, deſſen Geſchichte fie uns ißo vorgelefen has ben, daß ganz Europa von dem Ruhme feines Itas mens erſchallte. Er war in der Kunft, Vergleiche zu fchließen, fo geſchickt, als in der Kunft zu Eriegen, und vereinigfe große Provinzen mit feinen Staaten. Friedrich der I. brachte die fönigliche Würde auf fein Haus, erregte bey feinen Unterthanen den Gefchmad an den Wiflenfchaften, und machte, daß fie den Mugen der Kuͤnſte erfannten, Friedrich Wilhelm machte zuerſt die Einrichtungen, vermoͤge deren die preußiſchen Kriegevolter unüberroindlich find, - 5 Band. E Jeder 66 Bon Nebenfonnen Jeder von diefen Fürften war ohnftreitig in feiner Art groß. Mach dem ordentlichen Saufe der Natur hätten fie follen in viele Jahrhunderte zertheilt wers den: aber ein einziges fahe fie alle drey. - Europa follte dadurch vorbereitet werden, einen Monarchen zu. erblicken, in dem alle Tugenden und alle vor— treffliche Gaben vereinigt find. u EZ 2 NE SEE Ze 22 22 SE SE 22 u Zu 2 2. 11. | | Nachricht von Nebenſonnen und Nebenmonden, Die den 4ten Jenner 1750 in Leipzig geſehen worden. — EN rwaͤhnten Tages, welches der erfte Sonntag > Sonne, zweene mit ihr concentrifche Zire kelbogen, einer auf jeder Seite: Sie hatten Negen« bogenfarben, worunter die rothe Farbe nach der Sonne zu am Fennelichften war, Sie fingen ſich am Horizonte an, und verloren ſich ohngefaͤhr in der Höhe von 20 Gr. unvermerft, daß fie alfo keinen völlig gefc)loffenen Hof um die. Sonne, fondern ein Stuͤck eines Hofes, der unten vom Horizonte, und oben von einer wagrechten Linie in der Hohe von ohngefaͤhr 20 ‚Gr. abgefchnitten worden, vorftelleten. In einer wag« # > im neuen Jahre war, zeigten ſich um bie rechten Linie auf jeder Seite der Sonne gieng von ihr ein weißlichter Schweif aus, der an ihr am der 9 Kir ‚seen ud Nebenmonden. 67 | teffen war, und ſich nach und nach zuſpitzte und ver⸗ lor, daß es alſo ließ, als ob die Sonne ein Paar Kometenſchweife Hätte, In eben diefer wagrechten Linie mit der Sonne befand ſich in jedem Bogen eine Ne— benſonne, von der auswärts, oder nach der von der wah⸗ ren Sonne abgekehrten Seite, ebenfalls weißlichte Strahlen ausgiengen, daß dieſe Nebenſonnen, Die oh⸗ nedem in den Bogen nur wie lichte Woͤlkchen fchienen, beynahe wie Kometen ausfaben. - Der Abftand diefer Nebenfonnen, und folglich dee Bogen, in dem fie befindlich waren, von der wahren ‚Sonne, war obngefähr 25 Gr. Alfoder Diameter deg Hofes, von dem fie ein Stuͤcke ausmachten, so Gr, Man weiß aus Yugens Schrift von den Höfen und Nebenſonnen, daß diefe Diamerer insgemein 45 Gr. meiſt nach einer ziemlich ungefähren Schäßung anges feßt werden, Ich habe mich zu Abmeffung des halben Diameters eines Aftvolabii, und zu Abmeffung der Höhe, wo fich die Bogen verloren, eines Quadran⸗ ten, beyde von der Art, wie fie insgemein zum Feld« meſſen gebraucht werden, bediener, | Auf die beſchriebene Art zeigte fich diefe Erfcheinung mir, da ich nach 8 Uhr vormittags davon Machriche erhielt, Nach 10 Uhr verlor fie fid) nach und nach, ‚ Sie war vom Aufgange der Sonne gefehen worden. FR } RN u 8 Man hat die Macht zuvor eben dergleichen bei) dene Mondewahrgenommen. Ein aͤmſiger Beobachter des Himmels, Hr, Chriftian Gärtner, deffen ordentlicher Aufenthalt Dolfewig bey Dresden ift, befand fich da⸗ mals feiner Berrichtungen wegen in Seipzig, Ich würde von ihm fagen, fein Eifer die Geftirne zu beobachten, beſchaͤme viele Gelehrten, wenn Diefe Gelehrten niche Be Rn: ea ‘ von — PER u N #2 63 Bon Nebenſonnen u. Nebenmonden. von einer ſolchen Scham durd) die füße Einbildung verſichert wuͤrden, die Kenntniß alles klugen und thoͤrich⸗ ten, was die Menſchen auf Erden vorgenommen und gedacht haben, und die Beſchaͤfftigung mit ihren eigenen Grillen, ſey was edleres und wichtigers, als die Bes trachtung der Werke einer unendlich weiſen Allmacht. Hr. Gaͤrtnern hatte ſeine Aufmerkſamkeit den Zuſtand des Himmels zu beobachten, eine Erſcheinung beym Monde gezeigt, die nach ſeiner mir hiervon gegebenen Zeichnung, der vorbeſchriebenen ähnlich iſt. Es find eben die Stücke von einem Hofe, und auch Meben« monden zu fehen gemwefen, nur ift durch den Mond ein weißlichter Strich fenfrecht, wie durch die Sonne wagrecht durchgegangen. Wie viel Licht der Mond ges habt habe, kann man daraus urtbeilen, weil er ſich den gten Jenner an der Erde, wegen der VBerfinfterung wieder rächete, die fie ihm den 23ten Dec. 1749. vers urſacht hatte. Es war felbigen Tag Oſtwind, das Barometer ftand ziemlich hoch, und da es etliche Tage zuvor trübe und vegnicht Wetter geweſen war, fo war es die Nacht, da ſich diefe Erſcheinung zufrug, heiter, und Falt geworden, welches einige Zeit anbiele. Der Horizont war voll ftarfer Dünfte. Den 6ten Abends von 7 bis 10 Uhr war ein ſtarkes Mordlicht, dergleichen fich auch den zten Horn. Abends zeigte, dabey fich breite rothe Streifen von Weften gegen Oſten am Himmel ſtreckten. Es folgte auch darauf eine ftarfe Kälte, A. G. Kaͤſtner. P. P. E | 10 A ae: ji 69 | 90090000 OH Bi * Herrmann Boerhaavens Verſuche vom Duckfilber. Hrirter Theil. Aus den Phil. Tranſ. 444. N. IL Art. be 5 find über zwey Jahre, daß ich der philofo: ES phifhen Gefellfchaft in EngelandAnmerkun: on gen vom Queckſilber mitgerheilet habe, und das folgende Jahr habe ich einige andere an die koͤnigl. franzöfifche Akademie der Wiffenfchaften überfchrieben, Aus beyden erhefler, daß die Natur des Queckfilbers unverändert bleibt, ob es fich wohl äußerlich unter ſehr veränderter Geſtalt zeige. Ich willnoch andere Ver⸗ ſuche anführen, aus denen erheflen wird, daß es eine noch größere Beftändigfeit har, wie fich eben daraus - anderer Metalle Befchaffenbeie veroffenbaren wird. Die älteften Aichymiften, welche man auch mir Necht die beſten heißen kan, ſagen einſtimmig, Queckſilber ſey ein lebendiges Metall, Eben diefelben aber ver ‚ fihern, wenn es rein, und von aller andern Befle⸗ ckung frey fey, finde man es fo einfach, daß es in allen ‚feinen Theilen völlig einerley fey, und fich nicht in’ Theile mancherley Art abfondern laffe. Sie behaups ten auch, aus eben diefer Lirfache fey es ganz unveräns derlich, und fo durchdringend, daß es alles andere auflös fen koͤnne, felbft aber dadurch nicht verändert werde. Und wie fie hierinn unter fich vollfommen und offen= ä bar eins find, fo ſtimmen fie auch überein, daß ma r es nie unbefleckt aus — Bergwerken erhalte, daß * 3 e& o Boerhaavens es daſelbſt allemal mit fremden Materien verunrelnigt fen , Die ſich vom erſten Urſprunge mit ihm vermengen, ſtark eindringen, und aufs genaueſte mit ihm vers miſcht ſey. Siebedauren, daß diefer Fehler nur durch die befchwerlichfte Arbeit wegzufchaffen ift, weil er ſich bey dem erften Urfprunge des Saamens eingefchlichen, amd auf eine faſt unauflösliche Art damit verbunden bat. Sie heißen ſolches Schwefel, der ſich mit dem reinen Dueckfilber vermengt. Pur in Abyicht auf dies fen, haben fie befunden, daß das Queckſilber veränder- lich fey, nur diefer verhindert, wie fie Flagen, feine durch? dringende Schärfe, indem er diefelbe ftumpf made; Bloß durch Beyhuͤlfe diefes fremden Kuplers verbinde ſich Das Queckfilber fo leicht mit fremden Dingen, das in feiner einfachen Natur fo feufch fey. Wenn aber ein weifer und zugleich gfücflicher Kuͤnſtler den Merfur vonder ihm angebohrmen Unveinigfeit befreyte, fo fey Derfelbe nun nicht mehr veränderlich; habe aber die Kraft einer erftaunlichen Härte empfangen, vermöge, Der er Durch alles andere dringe, ſich mie nichts mehr menge, gleichfam eine beftändige Keuſchheit beobachte, und fich mit feinem Körper mehr verbinde, Aber wie fonderbar iſt nicht Die Befchaffenbeit diefes wallenden Sees, mit wie viel Arbeit und Koften muß es nicht erfauftwerden. Es kocht das rohe, macht das ſchlechte vollkommen, verduͤnnt alle andere Koͤrper geſchwinde, loͤſet fie auf, verwandelt ſie in ihre urfprüngliche Feuch⸗ tigkeit, (humidum radicale) und wird alſo alsdas vor« nehmfte Werkzeug zu den Geheimniſſen der Medicin - und hermetifchen Kunſt mit höchften: Nechtegepriefen. ie Driefter und geheimſten Schuͤler der Kunſt er» zaͤhlen uns, es ſey dem Feuer ähnlich, Das alles ver» aͤnderte, u 5 J Ver ſuche vom Queckſilber. 71 änderte, ſelbſt unvkraͤndert bliebe, alles theilte, alles verbaͤnde, ſelbſt unberuͤhrt, ungebunden bliebe. Durch fo große Verſprechungen find die hermeti⸗ fchen Weifen angelockt worden, daß fie ſich auf alle Weiſe beſtrebt Haben, Die Art zu lernen, wie fie das Dueckfilber von dem Fehler, mit dem es behaftet ift, befreyen koͤnnten, daß fie es in feiner vollflommenen Reinigkeit befäßen. Die Weifeften unter ihnen glaub» fen, dieſer Fleck ſey nur mit Feuer zu tilgen, weil Das Feuer das einzige Wefen wäre, wodurch Metalle gereiniget wuͤrden. Daher haben fir Queckſilber aus ‚reinen verfchloffenen Gläfern, in andere reine Glaͤſer durchs Feuer erhoben, und dieß fo oft wiederholt, bis alles in ein vothes glänzendes Pulver verwandelt war, Aber wenn fie dieſes Pulver in reinen Gefäßen mit dem ſtaͤrkſten Feuer angreifen, fo erhalten fie das vorige Queckſilber wieder, Sie haben e8 mit großen Freus den für gereinigt angenommen, aber- fich betrogen, - Dieſer Phoͤnix ſteht aus feiner Aſche wieder auf, und laͤßt fih von neuem durchs Feuer wieder in ein folches rothblitzendes Pulver verfchren. Aber die größten Meifter verfichern ausdruͤcklich, wenn das Queckſilber durch die wahre Kunſt gereiniget ſey, und nichts frem- des mehr bey fich habe, fo laſſe es fich vom Feuer, wenn man auch diefes ohne Ende fort unterhielt, nie wieder in Pulver verändern, Vielleicht verdient bie von gelefen zu werden, was-ich die zuı Deftillationen einerley Dueeffilbers durchs Feuer, betreffend anderss wo erzähle habe. ; | Wird fich alfo dadurch eine vollfommene Reinigung geben? Kaum iftesglaublich: Vielleicht foll fie durch ein anderes Verfahren erhalten werden, Die vornehm⸗ | E4 ſten J 72 Boerhaavens ſten in der Kunſt, ſchreiben offenbar ein anderes Ver⸗ fahren vor. Man erhaͤlt, wie ſie ſagen, die gehoffte Reinigung, wenn des Merkurs geſuchter Kern von den reinſten Körpern, die ihn wegen ihrer Verwandt⸗ ſchaft aufs genauefte mit fich verbinden, zurück gehalten wird. Mun find Gold und Silber reine, feuerbeftäns dige, und dem reinen Dueckfilber böchftähnliche Me: talle, man mag ihren Urfprung oder ihre Materie ana feben. Hieraus folgern fie, wie das Queckſilber mit dem vollfommenften Metalle vermengef, und davon wieder inmwohlverfchloffenen Öläfern abgetrieben wuͤr⸗ de, fo würde ein Theil des reinen Metalles das Queck⸗ filber in fich ziehen, und das unreine Duecffilber vom reinen abfondern. Ich habe unterfuchen wollen, wies viel hiervon wahr fey. Laͤßt man fich nicht verdrießen, in wenig Minuten den Yusgang einer höchftfchweren Arbeie zu erlernen, fo will ich Berfuche melden, die mir gefallen, weil fie mir die Falſchheit vieler Säße, die ich zuvor fehr fücher für richtig hielt, entdecket, und auch etwas weniges Gute, das einem irrenden dienen Fann, mich gelehret haben. Die Freunde der Natur: > forfchung Fönnen fid) meiner mühfeligen Arbeit bedie— nen, und fie werden Zeit und anfehnliche Koften hierauf nicht verwenden dürfen... Gefchieht dieſes, fo wird e8 die größte Belohnung feyn, die ich verlange. Ich habe 23 Unzen des reinftenGoldes, das durch die Probierfunft zu erhalten ift, in Rlümpchen, deren jedes eine halbe Unze wog, gebracht; Fünfe derſelben habe ich in eine Retorte gethan, darauf fo wie fie ganz waren, 25 Unzen reines, einmal deftillivtes Queckſilber gegofe fen. Ich Habe das Duedfilber Durchs Feuer genörbiger, bis auf die Hälfte vom Golde, das am Boden unter dem WVrerſuche vom Queckſilber. 73 dem Queckſilber ſitzen blieb, aufzuſteigen. Solcher⸗ geſtalt waren 13 Unzen Queckſilber in die Veage ge⸗ gangen, auf dem Boden befand ſich das Gold, im Queckſilber gänzlich aufgeloͤſt, in Geſtalt eines volls fommenen weißen Mengfels, das man Amalgama nennet, woraus erhellet, Daß Das Gold nur Durch die Hitze des fiedenden Duecffilbers aufgelöfer wird, und diefes ſcheint der befte Weg fie zu vermengen, oder wie das Kunſtwort heißt, zuamalgamiren. Ich habe das übergeftiegene Duecffilber, wohl abgetrocknet, zu dem, was in der Retorte geblicben war, gethan, eben fo viel Durch das Feuer wieder abgetrieben, ſolches abgetrock⸗ net, und wieder zum vorigen gethan, und diefes fol« chergeftale wieder auf eben die Art, funfzig mal wie= derholt. Das legremal war reines Queckſilber übers . gegangen. Das am Boden der Retorte uͤberbleiben— de ſchwaͤrzliche Amalgama, habe ic) in einem gläfernen Moͤrſer gerieben, und dazu eine gläferne Keule gez braucht; das Waffer ward frübe und unrein davon, undich goß es ab, Ich wufch es mit neuem Waſſer, das durchs Reiben wieder unrein ward. Diefes habe ich 13 Tage hinter einander verrichten laffen, bis ends lich das Waſſer nicht mehr unrein ward, wenn man das Amalgama darinn rieb, fondern das Amalgama ſtark glänzte, und das Waffer rein blieb. Das Puls _ ver, das durch Reiben und Wafchen folchergeftalt zus ‚ bereitet war, fahe bräunlich,, hatte einen fehr heftigen metallifchen Geſchmack, und mie es wohl getrocknet war, wog e8 83 Gran. Das Quedfilber und Gold . zuſammen wogen 26 Ungen, 7 Drachmen. Bey funfs 4 \ X —* | di mal wiederholten Verfahren, find 7 Gran 34 vachma verloren gegangen. Theils zerſtreut ſich E5 was J 74. Boerhannend” 7 was Fluͤchtiges, cheils haͤngt fi ch ea an das söfchpafier an, wenn man es in ſolchem vom Waffen abtrocknet, das in der Vorlage ſeyn muß. Mit biefem reinften Ymalgama habe ich eben das Berfabren noch so mal wiederholt. Das funfzigfte mal war rein Dueeffilber übergegangen, am Boden des Gefäßes war braun Amalgama geblieben, Nach⸗ dem dieſes wieder iſt vorbeſchriebener Maaßen gerie⸗ ben und gewaſchen worden, hat es nach 13 Tage Arbeit eine Unze 44 Gran abgewaſchenen braunen getrockne⸗ ten Pulvers gegeben. Das reinſte Amalgama mit dem daraus gezogenen Queckſilber, wog 26 Unzen 4 Drachmen. Ich Habe bey dieſen funfzigmal wieder⸗ holten Verfahren 1Drachme 16 Gr. verloren. | Das Amalgama habe ic) wieder gereiniget und auf eben die Art funfzigmal deftilliven laflen. Es war reines Queckſilber übergegangen, -auf dem Boden der Retorte befand fich roͤthliches Amalgama. Es ward vierzehn Tage lang wie voriges im Waſſer gerieben und gewa⸗ ſchen, und gab ı Drachme 2Gran braunes Pulvers. Das uͤbergegangene Queckſilber habe ich zu dem reinen Amalgama gethan, es wog zufammen 24 Unzen, 5 Drachmen, 24 Gran, aber auf dem Boden der Retorte war, weil ih das Amalgama ausfchüttere, noch etwas Davon am Ölafe hängen geblieben, daß ich den Ver⸗ luſt nicht genau rechnen Fonnte, e Mir dem gereinigten Amalgama habe ich wieder funfzigmal mit Deſtilliren, und vierzehntaͤgigem Rei⸗ ben und Waſchen verfahren, es bat anderthalb Drach · men vier Gran braunes Pulver gegeben. Das ungemein glaͤnzende Amalgama wog nebſt dem uͤbergegangenen reinen Queckſilber, damit es wieder vermengt ward, 25 Unzen, Verſuche vom Queckſi ber. 75 » Unzen, „2 Drachmen, 46 Gran nad) 200 Deſtilla⸗ tionen. Dieſes Amalgama habe ich wieder funfzigmal überges £rieben wie vorhin, wieder fechszehn Tage lang mit Waſ⸗ ſer gerieben, 2Drachmen, ı Scrupel, 4 Gran braunes Dulver erhalten‘ Das glänzende weiße Amalgama wog nebft dem Queckſilber 25 Lingen, 2 Dramen, 46 Gran. 2. Sch babe alfo.gefehen, Daß nach 250 Deftillationen, | das Queckſilber und Gold ı Unze, 5 Gran vorerwaͤhnten Pulvers gegeben babe, daß 25 Unzen,- ı Drachma, 46 Gran Gold und Duedfilber übrig geblieben, und 1Unze, 2 Drachmen, g ran verloren gegangen find. Indem ich dieß aufmerkfam betrachtete, fing ich an erfreut zu muthmaßen, id) ſaͤhe ſolchergeſtalt die verlangte Yerdas Queckſilber zureinigen, Ich glaubte, darinn fteckte vielleicht der angeflagte Fehler des Queck⸗ ſilbers. Faſt glaubte ich dieß ganze Pulver ſey der unreine und ſtinkende Schwefel, der die unbefleckte Jungfrauſchaſt des Queckſilbers beſchmutzt hätte. Ich zweifelte, ob ich nicht ſchon Den nackten Goͤtterbothen aus dem Feuer: und Waſſerbade gereinigt herausſtei— gen fähe. Doc) ward mein Vergnügen gemäßiget, wenn ich Dedachte, wie oft eine ahnliche und fruͤhzei⸗ tige Freude in Rauch aufgegangen war. Ich befchloß bey diefem Zweifel nicht zu enden, bis ich der Wahr beit verfichert waͤre. Ich habe alfo 25 Unzen, ı Drache me, 46 ran des legtern reinen Amalgama, wieder ſechs⸗ hundert und fieben und zwanzigmal deſtilliren laſſen, daß altemal die Hälfte Queckſilbers übergerrieben, und wieder zugegoffen ward, aber mit Waffer Habe ich es nicht mehr wafchen wollen, um zu fehen, was alsdenn Daraus würde, Die Materie ward. bey er J er⸗ 76 Boerhaavens Verfahrn ſchwarz, daß ſie zuletzt faſt ganz und gar ſchwarz war. Ich habe das Glas mit einem Luto, das offenes Feuer vertrug, uͤberzogen, und das ſchwarze Amalgama ohne es abzuwaſchen, dergeſtalt mit dem hef⸗ tigſten Feuer angegriffen, daß die Retorte innerhalb drey Stunden völlig gluͤhte. Es find zo Unzen rein- ften Duecffilbers übergegangen. Auf dem Boden des Gefäßes, das ich nachdem zerfchlug, babe ich 2% Unze ungemein glänzenden Goldes, ohne alle Unreinigkeit gefunden. Soliefdie Sache ab. Diebefchmerliche Arbeit hat michnicht gedauert. Ich habe zur Beloh- nung einen Ausgang gehabt, den ic) nicht zuvor gefehen hatte, und nun gewiß weiß. Es wird mich auch) nie der Koften und der Mühe gereuen. Den Staub, den id) aus 250 Deftillationen bekom⸗ men hatte, habe ich nachgehends genommen, und 7 Drachmen, 57 Gran deffelben, mit ftarkem freyen Feuer aus einer befchlagenen Retorte getrieben, daß diefe lange Zeit gluͤhte. Bon diefem Pulver ift das reinefte Queckſilber uͤbergegangen, oder daraus wieder erweckt worden. Es betrug 7 Unzen, 46 Gran. Auf dem Boden der Ketorte waren, wie ich gefunden babe, 6 Gran braunes Pulver geblieben. Das Queckſilber, das ich folchergeftalt achthundert und fieben und fiebenzigmal übergetrieben hatte, bat mein Freund, der berühmte &ravefand auffeiner Waage forgf rältig und. gefchickt abgewogen. Es verhaͤlt ſich zum reinen Waſſer wie 133: ı daß alſo dag Queckſilber durch ſo viel Arbeit ſeine Dicht⸗ nicht veraͤndert, und nichts von ſeinen leichten Theilen verloren hat. Ich ſetze noch dieſes hinzu: Weil ich erfahren habe, daß ein ya entftanden iſt, als ſey das uhr nicht Berfuche vom Quedfilder. 77 nicht genau genug richtig gewefen, wodurch ich die in der erſten der Gefellfchaft uͤberſchickten Schrift erwähnten Gewichte des Duecffübers heraus gebracht habe, fo will aus den befchriebenen Berfuchen einige Folgerungen - herleiten, die man als gewiß annehmen Fann. 1. Gold, das vom Queckſilber ift aufgelöfee, mit folhem fo vielmal durchkocht und gerieben worden, bat feine vorige Natur in nichts verändert, nichts von feinem eigenen Gewichte verloren, nichts mehr erlangt, das Durch dieſe Verſuche zu bemerfen wäre, 2, Mit Gold vermengtes, und von folhem durchs Seuer wieder abgetriebenes Dueckfilber, hat ſich zum Theil in ein braunes zartes Pulver verwandelt, das einen twidrigen metallifchen Geſchmack hatte, und von feiner vorigen Natur ganzlich verfchieden war; dieſes gefchieht allemal bis auf 877 mal. Eben das Pulver aber wird bloß durch ftarfes Feuer wieder zu eben folhem Queckſilber, wie es zuvor war, und hat alke die vorigen Eigenfchaften, die.fich durch Die Kunft be> obachten laflen. 3. Feuer und Gold trennen alfo vom Queckſilber auf diefe Art Eeine Theile von mancherley Arten Schwe⸗ fel, Unreinigfeiten, oder etwas dergleichen. Sie vers ändern nur dejlen äußere Geftalt, und bringen es wies - der in die vorige, die in aller Abficht wieder hergeſtellet - wird, fo daß fich nicht einmal deffelben eigene Schwere auf einige Art verändert. | 4 Queckſilber und Gold verändern durch die Ge— walt des Feuers fogleich den Silberglanz ihres Amala gama in eine braune und endlich ſchwarze Farbe, aber da der Silberglanz des Duecfilbers, und der gelbe Glanʒ des Goldes bloß durchs Feuer wieder hergeſtellt J wird, m: vBoerhaavens wird, ſo erhellet hieraus, daß jene Farbe kein Ver⸗ derben der Metalle, keine Veraͤnderungen in ihrer Natur anzeige. 5. Kann das Queckſilber, wie es von Natur bes ſch an ift, nach der Meynung der Alten, durch Gold und Feuer gereinigee werden, fo muß dieß auf eine an⸗ dere Art geſchehen. 6. Die Hoffnung fallt weg, das O ueckfilber durch Kochen mit dem Golde, vermittelſt des Feuers, feuer⸗ beſtaͤndig zu machen, da ſich bey ſo viel Arbeit und in ſo viel Zeit auch kein Anfang gewieſen hat. Die letzte Deſtillation gieng eben fo leicht als die erſte. 7. Die Meynung wird hiedurch nicht beftätiget, als koͤnnte das Feuer den Meiallen oder dem Queckſil⸗ ber zumachfen, daß dadurch eine Vermehrung oder ‚eine Erzeugung eines merakifchen Wefens entftünde, oder daß das Metall felbft eine Dauerhafte Verwande · lung litte. 8. Wie unveraͤnderlich, wie einfach iſt nicht Queck⸗ ſilber und Gold! Iſt das Gold bey feinem erſten Ur⸗ fprungeD ueber. gewefen, fo fann man vielleicht mie Rechte fagen, der Merkur fliehe im Feuer entweder ganz fort, oder bleibe ganz und gar feuerbeftändig. 9. Die wichtigen Berfprechungen zweener großen Männer in unferer Kunſt, das Gold durch Reiben im Waſſer, oder ohne Waſſer aufzulöfen, laffen fich nach unſerm DBerfahren nicht erfüllen. Die Hoffnung iſt vergebens geweſen, die fie ſich gemacht haben, fie haben ſich vor einer fo verdrüßlichen Arbeit gefheut, und zu muͤßigen Folgerungen geeilet. Noch eins iſt der Unterſuchung werth: Ob das Queckſilber, das vom Golde ſo vielmal durchs Feuer | — | war Verſuche vom Queckſilber. 79 war abgetrieben worden, nicht die Eigenfchaft abgeleget babe, vermöge der es durch die Deſtillation in das Pulver, welches mercurius per fe præcipitatus heißt, verändert wird. Ich babe alfe diefe 20 Unzen 877 . mal vom Golde abörftillivees Queckſilber aus einer rei- nen gläfernen Retorte mit fo ftarfem Feuer überges ' trieben , Daß nad) Feiner Delhllation mas von Queckſil⸗ ber auf dem Boden der Retorte geblieben, und dieß achemal wiederholt. Am Boden der Netorte erhielt ic) 12 ran röthliches, funfelndes, ſchwarzes Dulvers, von einem beftigen metallifchen Geſchmack, welches das Queckſilber präcipitat war, Alſo bin ich gewiß, es habe auch durch diefe große Arbeit diefe Eis genſchaft nicht verloren. KK X F X F*XXXM X IV, | Verſuche von nder Yuflöfung verſchiedener Metalle; | a: ea Silber, Queckſilber, Zink, und Wißmuth, vermittelſt eines aufgeloͤſten alkaliſchen Salzes WVon Herrn Marggrafen. Aus den S — der koͤnigl. Akademie zu Berlin für, das Jahr 1745. 8.6. N iemanden, ‚ der nur die geringfte Kenntniß Jvon der Chymie beſitzt, iſt unbekannt, daß 7. die Metalle ‚ordentlich durch faure Säfte aufge % 80 Marggrafs Derfuche von der, aufgelöft werden, und daß die aufgelöften Metalle aus diefen Säften zu Boden finfen, wenn man in Waffer aufgelöftes Saugenfalz hinein gießt. Aber es ift nicht jedem. fo befannt, daß die Metalle, beſonders die edlern, als Gold und Silber, und unter denen, die man unvollfommen nennt, Duedfilber, Zink und Wiß⸗ muth, in alfalifchen Feuchtigfeiten Fönnen aufgelöfee werden, Il. Auch das ift vollfommen befannt, daß Feilfpäne von Kupfer, oder Kupfer, das durchs Feuer in feinen Erocus verwandelt ift, oder das man mit einer alkalis fehen Solution, ja auch mit Metall präcipitirt habe, vermittelft eines affalifchen, beſonders flüchtigen Sal- zes, eine fehr fehöne blaue Solution giebt. Hr, Stahl (Opufe. Chym. Phyf. Med. p.743. $.25.) bat erwies fen, daß Eifen fich in feuerbejtändigem Saugenfalze auflöfe. m Das Gold und Silber betreffend, erzahlt Glau⸗ ber, wenn er die Zubereitung bes Praffelgoldes erflärer, (auf der 175 ©.) wenn man viel Oleum Tartari per deliquium (welches nichts weiter als ein feuerbeftändi- ges augenfalz im Waſſer aufgelöft ift) aufgöße, löfete, fi) das Präcipitirte von neuem auf. Diefer Berfuch hat mir nie gelingen wollen. (Eben derfelbe erwähnt (16. E, 177. ©.) eine Solution von Silber, in die das Silber, nachdem es von Scheidewaffer aufgelöft, und Durch Küchenfalz, das im gemeinen Waffer aufgelöft ift, präcipitirt worden, ſich noch von neuem in dem Geifte von Hirfchhorn, Seife und Urin auflöfen läßt, — Die Sache iſt richtig, aber es betraͤgt ſehr wenig, was auf dieſe Art aufgeloͤſet wird. Kunkel (Labor. Chym. 308 ©,) erzaͤhlet auch bey Gelegenheit einer mit * geiſte > « # & Aufloͤſung verſchiedener Metalle. g geiſte gemachte Silberfaͤllung, daß die obenaufſchwim⸗ mende Feuchtigkeit durch das Zugießen aufgelöften Kuͤchenſalzes fen präcipitiret worden. Die Beobach⸗ x fungen, Die ich itzo erzähler habe, haben mir Gelegen« heit gegeben, nachftehende Verfuche anzuftellen,, mich vonder Wahrheit zu verfichern. I, Verſuch. Nachdem ich Gold in Aquaregis aufgelöft hatte, that * 9 jr * Y J % — „ fo viel davon, als ich zu meiner Abſicht für noͤthig hielt, in ein Glas. ch habe nach und nach Oleum Tar- tari per deliquium zugegoffen , bis das Gold praͤcipi⸗ tirt ward, und ſich auf dem Boden in Goſtalt eines ‚gelben Pulvers zeigte, aber ob ich gleich mehr zugoß, fo ward doch mein Gold hicht von neuem aufgelöft, Ich verfuchte eben das mit eben dem Alfali und in Scheidewaſſer aufgelößtem Silber, Die Praͤcipita⸗ tion blieb wie ſie war, und ob ich gleich mehr Laugenſalz zugoß, löfte fich doch nichts von neuem auf, II, Verſuch. Ich präcipiticte vorerwaͤhntes aufgeloͤſte Gold durch ein aufgeloͤſtes Laugenſalz, das zuvor mit getrock⸗ netem Rindsblute war calciniret worden, und zur Zu⸗ bereitung des Berlinerblau dienen ſollte. Das Gold praͤcipitirte ſich hier anfaͤnglich auf eben die Art wie es mit dem reinen Alkali gethan hatte, wie ich aber noch ‚mehr von dieſer alkaliſchen Solution zugoß, ward das Gold im Augenblicke aufgelöft. Eben das gefehahe mit der Silberfolurion in Scheidewaſſer, doch bemerkte Be“ sDand, 5 ih 82 Marggrafs Verſuche vonder ich diefen Unterſchied, daß ——— Alkali me Gold als Silber auflöfere. IV. Alfo blieb mir fein Zweifel — wegen der Aufloͤſung des Goldes und Silbers im feuerbeſtaͤndi⸗ gen Laugenſalze uͤbrig. Aber mich zu verſichern, daß ſie auch im fluͤchtigen Alkali angienge , babe ich fol gende Verſuche angeſtellet. I. Verſuch. Ich habe wie zuvor reines aufgeloͤſtes fluͤchtiges Saugenfalz genommen, naͤmlich den waͤſſerigten Geiſt des Salmiaks, mit ſelbigem auf vorbeſchriebene Art die Solution des Goldes in Aquaregis praͤcipitirt, und das Vergnügen gehabf, wie ich noch eine Menge diefes alkalifchen Auflöfungsmittels zugoß, zu. feben, daß die Präcipitation ſich von neuem in eine durchſicheige Solution verwandelte. I, Verſuch. | Eben fo habe ich mit der Silberſolution verfahren, und gleichfalls eine ſchoͤne Solution dieſes Metalls erhalten. Hiebey habeich noch das Befondere — — daß das fluͤchtige Alkali mehr Silber als Gold aufloͤſte. V. Ich machte mir nachgehends den Einwurf, ob die ſauren Saͤfte, in denen die Metalle zuvor aufgeloͤſt waren, nicht ſelbſt ſehr viel zu ihrer Aufloͤſung in den Laugenſalzen beytruͤgen, und ſtellte — folgende Verſuche an. Ich praͤcipitirte eine Goldſolution mit —8 ſo * Salmiakgeiſt, als fie zu ſaͤttigen erfordert warb, mie ſich hierauf bie beruͤhrte oben ſchwimmende Feuchtig« Beit Es ‚ füßte ich meine Präcipitation forgfältig mit | J male wr Aufloͤſung verfchiedener Metalle, 85 warmen Waſſer ab, um alle Salze davon abzufonderir, Hierauf goß ich wieder etwas von diefem Grifte darauf und bemerfte, daß mein Goldpräcipität im Augenblicke aufgeloͤſt ward. Eben das ereignete ſich, wie ich «ine Goldſolution praͤcipitirte, zu der ich ein feuerbeſtaͤndi⸗ ges Alkali oder Oleum Tartari p. d. gethan, die Präs eipitation aber vorbefchriebener maßen abgefüß: Hatte, Der Zuguß vom Salmiafgeifte oder von aufgelöften flüchtigen Alfali verurfachte allemal eine neue Aufloͤ⸗ fung. Das Gold löfer ſich auf eben die Art in vorbe« ſchriebener Solution mit Blute calcinirten Saugenfalzeg auf. Es geht auch mit Silber an das nach feiner Solution ift praͤcipitirt worden. V. Die im zten Berf. des IIIten Art, und ben den Verſuchen des IVeen Ark. angezeigten Mittel loͤſen auch das Queckſilber in vorerwähnten, mit Blute cale Einirten Alkali auf, fo daß ein Goldſtuͤcke davon weiß "wird. ı Aber es fcheiner, als naͤhme diefe Solution dag flüchtige Alkali nicht an, obgleich ‚ wohl Concentrirter und mit fluͤchtigem Alkali zubereiteter Salmiafgeift dag Seine ebenfalls thut. Wißmuth und Zinf laffen fich ‚gleichfalls in alfalifchen Säften auflöfen. Doc) babe ich dieſen Unterfchied bemerket, daß ſich der Wißmuth leicht im flüchtigen Alkali aufloͤſet, anſtatt daß ſich der Zink eben ſo leicht im feuerbeſtaͤndigen Alkali aufloͤſet. Der gelehrte Herr Pott, hat ſchon in ſeiner Schrift vom Zink erzaͤhlet, daß ſich dieſe Art von Metalle in fluͤchtigem Alkali eben fo auflöfen läßt, wie wir es hier gelebret Haben, nämlich daß man es präcipitier, und. darauf noch) mehr von urinoſiſchem Alkali zugießt. Bley en laſſen fich nicht fo auflöfen, und bleiben prä« leer. 200, | | * 5 * vu 5 h 34 Marggrafs Verſuche von der VI. Vorerwaͤhnte Solutionen der Metalle gelin⸗ gen nicht bey dem Gebrauche des cauſtiſchen mit uns geloͤſchtem Kalke zubereiteten Alkali, des Weinſteinſal⸗ zes oder Alkali, das man durch die Verpuffung mit Knochen aus dem Thier- oder Pflanzenreiche, aus dem Salpeter erhalten hat, oder endlid) des Alkali, das durch die Ealcination zweyer Theile Kohlen aus dem Pflanzenteiche, und eines Theils Weinfteinfalz ift zubes reitet worden. Man kann alfo muthmaßen, esfomme zu dem Alfali bey feiner Solution mit dem Blute ets was befonders, und ich werde ins fünftige neue Vers ſuche machen, zu entdecken, was diefesift. Denn mid) deucht, in dem brennlichen Theile allein fann man die Urfache nicht fuchen, da mit Kohlen aus dem Pflan« zenreiche calcinirtes Alkali, oder Salpeter, der mit fo ‚ viel Kohlen aus dem Thierreiche ‚als ihn alkalifch zu machen nöthig find‘, verpufft hat, diefe Auflöfung auf Feine Art verrichten Fönnen. VIII. Die Zubereitung des alfalifchen Salzes mit dem Blute geſchieht folgendermaßen. Nehmt vollkom⸗ men gereinigtes Weinſteinſalz, oder reines Sal Tartari das ſogleich durch die Verpuffung gleicher Theile Weine fteinfalges und Salpeters ift zubereitet worden, oder jedes andere Alfali, das aus was für einem Körper man will, iſt hervorgebracht tmorden, wenn es nur zulaͤng⸗ | lich gereiniger ift. Menge einen Theil Davon unter zween Theile getrocknetes und gepuͤlvertes Blut; Thut dieſes Mengſel in einen guten Schmelztiegel, doch fo, daß fein‘ Dritter Theil ledig bleibt, Calcinirt es, bis ſich weder’ Flamme noch Rauch mehr zeiger, darauf nehmt einen Theil aus tem Schmelstiegel, laßt es in ſo wenig’ Waſſer als möglich ift, zergehen. Gebe Acht, R A &o no \ Aufloͤſung verfchiedener Metalle, 85 noch eine gelbichte Lauge zeige, und mache die Probe mit der Silberfolution in Scheidewaffer: Präcipitirt dich das Silber braun oder ſchwaͤrzlich, fo entdecken fich vorgemeldere Wirfungen der Solution nicht. Man muß alfo die Calcination fortfegen, bis dieſes Zeichen er- fcheint *. Das Alkali, das folchergeftale calcinirt wor- den, nimme man alsdentı aus dem Schmelztiegel, läßt es Falt werden, Töfet es in fehr wenig Waſſer auf (6 ‚oder 8 Unzen Waſſer, ſind zu 4 Unzen reines Wein: ſteinſalz genug ) und wenn man es durchgeſeiget hat, iſt die alkaliſche Lauge fertig. IX. Das fluͤchtige Alkali, deſſen ich mich bedienet ‚Habe, iſt nichts weiter, als wohl concentrirter waͤſſe⸗ richter Salmiakgeiſt, der ſo viel fluͤchtiges Alkali enthaͤlt, als et auflöfen kann. X. Einige Präcipitarionen des Goldes und des Sil- bersi in ihren alfalifchen Auflöfungsmitteln, find > merfwürdig, 5. E. — I. Verſuch. Gold praͤcipitirt ſich in ſeinem fluͤchtigen alkaliſchen Auflöfungsmittel, ‚wenn man e8 der freyen Luft, oder der Wärme ausfegt. Silber präcipitirt fich ſolcher⸗ geſtalt nicht, abır nachdem das überflüßige flüchtige Alkali ausgedünfter ift, bilder es fich in fchöne Cry⸗ ſtallen, und wenn ſolche recht ſehr ausgetrocknet ſind, fo löfen ſich dieſelben, beſonders in der Waͤrme, ver» mittelſt vollkommen Beten Beeilis auf ‚ber | Br. N —— ſo 9 Soll dieſes Zeichen nicht die Farbe des Praͤcipitats ſeyn? und alsdenn der vorhergehende Abſatz beißen: Präcipis Ve g das Silber nicht braune. Anm. der Ueberſ 86 Marggrafs Berfuchevonder Auflöf, - fo concentrirt ift, daß er Schießpulver anzündet, Wenn man den Weingeiſt mit viefer Solution zulänglic) ſaͤt⸗ tiget, entſteht in der Kälte eine neue und ſehr fchöne Cryſtalliſation. | 1. Verſuch. — Die Silberſolution im Salmiakgeiſte wird durch das Saure des Phoſphorus, mit einer gelben Farbe praͤcipitirt. Aber das Urinſalz, das ſich ſchmelzen laͤßt, und des Phoſphors Grund iſt, wird auf keine Art prär cipititt. Aufgeloͤſtes Kuͤchenſalz und Salzgeiſt, verurſachen anfänglich eine weiße Präcipitation dieſer Solution. Gegentheils laͤßt ſich die Silberſolution, im feuerbeſtaͤndigen, mit Blute calcinirten Laugenſalze durch eben die Mittel nicht praͤcipitiren, aber das Saure des Phoſphorus, verurſacht eine roͤthliche So⸗ lution. Die Solution mit dem fluͤchtigen Alkali prä« cipitire ſich durchs Bitriolfaure nicht, ob man fie wohl Damit vollkommen fättiget. So bald aber als man aufs gelöftes Küchenfalz oder Salzgeiſt hinein ſchuͤttet, ges ſchieht die Präcipitation augenblifiih. Thut man endlic) eine Menge Queckſilber in die durch) Salmiack⸗ geift erhaltene Silberfolution, fo zieht das Queckſilber fo gleich das Eilber an ſich, underhebt fih in kurzer Zeit in der Geftalt des Ar- boris Dianz. AD us 5 ' v. ob⸗ / ‚7491 x Paz)! Yon 4 87 — vn handlung. yon re Saruettrehi, duch M. Chriſtian Wilhelm Agricola, wi ie Alten fchreiben dem Prometheus, einem Sohne des Japhet und der Eiymene * die J a Erfindung fo vieler Künfte zu, und fie ers sahen fo viel fonderbares von ihm, daß ich vielleicht manchem Leſer einen nicht unangenehmen Dienſt er⸗ weiſen werde, wenn ich eine eigene Abhandlung von demſelben lefere Ich will erſtlich das Fabelhafte erzaͤhlen, das man in den Schriften der Alten von ihm antrifft, und hernach die Meynungen der Gelehrten anzeigen, wie die Fabel von dem Prometheus erklaͤret werden muͤſſe. So wenig man mit Servißßeit fügen Kann, melches eigentlich die Mutter des Promerheus geweſen fen, ſo unſtreitig iſt es, Daß. er für einen Sohn des Japhet, und den Urheber *des menfchlichen Gefchlechts iſt gehalten worden, . Man erzäblet, Promerheus habe den erften Menfchen aus $eimen * * gebildet, und dem Körper deſſelben von allen Elementen etwas gegeben, Fee PR fogar, er habe unter die Maffe, aus 54 ae R 2 Heſiod. in —— ** Claud. Paneg. de 4 Conf, J J Honor. *** Ovid, Lib. I. Meta: 8 Agricola Abhandlung. der er ſeine Menfchen gemacht, Theilchen von Thieren gemilcher, und von dem Hafen die Furchtfämfeit, von dem Fuchſe die Verichlagenheit,.von dem Pfaue den Hochinurh, von dem Tyger die Grauſamkeit, von dem Loͤwen den, Zorn und. Die Großmuth genommen, So ſagt Horaz * ausdrüdlich , Prometheus babe bey der Zuſamnmenknetung des Herzens, ſelbiges durch einige würbendeTheilchen eines Löwen gewuͤrzet, Pau⸗ fanias ** aber berichtet, man babe noch) zu feiner Zeit nicht weit von Panope an einem gewiffen Fluſſe große Steine'gefunden ,. weld)e für Ueberbleibfel von dem $eimen wären gehalten worden, aus dem Promerheus dag menfchliche Geſchlecht gebildet Hätte Die Menſchen des Prometheus erhielten den Bey⸗ fall der Pallas. Sie be vunderte die Geſchicklichkeit ihres Verfertigers, und erbot fich gegen denſelben von freyen Stücn; wenn er etwas aus dem Himmel ver» langte, Dadurch er fein Werf vollfommen zu machen gedachte, ihm feldigeg zu verfchaffen. Einerwuͤnſch⸗ tes Erbieten für einen Mann, der. nicht mır ein Ers finder, fondern auch gern ein Fortpflanzer des menfch« lichen Gefchlechts fin wollte, Er dankte daher det Pallas uͤr ihre Guͤtigkeit, bedauerte aber, daß er ſich diefelb: nicht ercht zu Miße machen fönnte, weil es ihm nicht mo lich wäre zu wiſſen, was von den Din gen, 21 er nimals aefehen hätte, vor andern etwas zur Vollkom nenheit ſein s Werfes beytragen koͤnnte. Minerva zeigte ihn darauf einen Weg, wie er in den Hünmel kommen konnte. Und als er in denfelben ® Lib, I, Carm, **Paufan. in Phocaicis.” —— von dem Promethend 89 durch ihre Huͤlfe heimlich kam, ſahe er ſich genau darinn um, und erblickte unter andern das Feuer der Sonne. Sogleich hielt ex daffelbe für ein ungemein bequemes Mittel feinen Menfchen das Leben zu ertheilen. - Er hielt daher ein Bündel Kurden, die er bey fich hatte, an das Rad des Sonnenwagens, und ſteckte daflelbe dabey an. Ueber diefen Raub vergnügt, verließ er den Olympus, und eilte mic feiner geftohlnen Beute nach dem Erdboden, wo er den Menfchen das Feuer als wege mittheilete, welches bisher nur ein Gut der Goͤtter allein geweſen war. Sollte nicht eine ſo große Wohl⸗ that das ganze menſchliche Geſchlecht dem Prometheus verbindlich gemacht haben? Und doch waren, wie Nicander *Rerzaͤhlet, die Menſchen, denen der Sohn des Japhet das Feuer gebracht hatte, fo undanfbar, und — ihn beydes wegen ſeines Diebſtahls, feiner Erfindung, bey dem Jupiter. Jupiter war dem Prometheus ohnedem nicht gut. Er hörete alfo die Anflage mit Vergnügen, und ſann auf eine nachdrückliche Nache, - Er belohnte die un« dankbaren WVerräther, und erlaubte ihnen niche nur den Gebrauch des Feuers, fondern ſchenkte ihnen noch ‚ dazu bie beftändige Sugend. Ein Gefchenf, das ſich fchon dev Mühe verlodnte, und werth war, wohl in Acht genommen zu werden. Allein, was thaten die Mens ſchen? Siewaren foeinfältig und legten dieſe koſtbare Gabe der Götter auf den Rücken eines faulen Efels. Den Efel überfiel unterwegens ein ganz entfeglicher Durſt. Er nabete fich daher einem Brunnen, um 7 feinen Durft zu loͤſchen. Allein zum Unglück hatte ſich ga) 55 © ne * in Theriacis, * 90 Agricola Abhandlung eine abſcheulich große Schlange deffelben bemaͤchtiget. Diefe Fündigte dem Efel an, daß fie ihm durchaus nicht aus dem Brunnen zu trinken erlauben: würde, wofern er ihr nicht die Laſt gäbe, die er auf ſeinem Ruͤcken trug. Der Eſel gieng dieſe Bedingung ein, ohne ſich lange zu wegern, und verkaufte die Erhal- fung einer beſtaͤndigen Jugend für einen Trunk Waſ⸗ ſer. Daher koͤmmt es, daß die Schlangen alle Jahre ihre Haut ablegen, und ſo zu reden wieder jung wer⸗ den, Doch Prometheus, welcher den Jupiter mehr baßte als die Menfchen, vergab ihnen ihre —** keit, und ſuchte ſich und ſie an jenem zu rächen. Er ſchlachtete zween Ochſen, und that in die Haut = | einen das Fleiſch und das Fett von beyden Ochfen, in bes andern feine aber lauter Knochen *. Hierbey ſtellte er fich überaus ehrfurchtsvoll gegen den Jupiter, und überließ ihm mit einem großen Scheine der Andacht die Wahl, fich eine von dieſen zwo Haͤuten auszulefen. Jupiter wurde durch dieſe Betruͤgerey des ea noch mehr wider ihn erbittert. X Er nahm doch aber das Opfer des Prometheus en, und las ſich, um deſto mehr Urſache „zu befommen, ihn feine Rache recht nachdrücklich fühlen zu laffen, mit Fleiß die Haut aus, welche mit Knochen ausge⸗ ſteopfet mar. Er glaubte aber, den Promerheus, welcher auf feine | Menfchen über die Maaßeftolz (hat, nicht härter kraͤn⸗ Fen zu koͤnnen, als wenn er diefem Gefchlechte ein recht empfindliches Elend verurfachte, Aus dieſer Urſache befahl er dem Vulkan, eine vellfommen fchöne Sram 3 * *Heſiod. in Theogam _ > San) u | . von den Prometheus. et ensperfon zu machen. Vulkan gehorchte, und machte ein Weib, an der nichts auszufegen war, und die noth⸗ ‚wendig vollfommen werden mußte, da ihr eine jede - Gottheit etwas von ihren Vorzuͤgen fchenfte, und des— wegen fieden Namen Pandora erhielt. Paufanias * bezeuget, man habe geglaubt, Pandora fey das erfie Brauenzimmer gewefen. . Wir wollen diefes nicht uns ‚terfuchen. Genug, Jupiter war mit dem Gefchöpfe des Vulkans zufrieden, Er gab der Pandora, um feine Abficht durch fie zu erreichen, eine Büchfe, welche er mit’allen Arten des Elendes und der Trübfal ans gefüllee, und auf deren unterften Boden er die Hoff- “nung gelegt hatte, Mit diefer Büchfe fchickte er fie . an den Promerheus, welchem fie felbige als ein fon« . derbares Gefchenf von ihm Darreichen ſollte. Er ‚glaubte, die Keizungen der Pandora und die Anmuth, ‚mit der fie ihm ihre Büchfe anbiethen würde, würden den Prometheus gewiß fangen , und ihn fein Gefchen anzunehmen bewegen, Allein Promerheus war zu klug und zu vorfihtig. Er merkte die Falle, und - ſchlug das Gefchenf aus. Epimetheus, fein Brus ‚der, welcher von einer ganz andern Gemuͤthsbeſchaf⸗ fenheit war, ließ fich leichter in das Garn locken. Er nahm, da Pandora auch ihm ihre Büchfe anboth, ſel⸗ bige ohne Bedenken an, und eroͤffnete ſie geſchwind. Wie ſehr erſchrack er aber, als er alle Arten des Elen⸗ des aus felbiger heraus fahren, und um feine Ohren fliegen fahe. Hier wurde er fein Verſehen, allein zu ſpaͤte, gewahr. Er machte die Büchfe, fo geſchwind als er nur Eonnte, wieder zu, und behielt noch ‚mit J | | genauer - . # in Atticie, 2 Wr 9% Agricola Abhandlung: ‚genauer Noth Die Hoffnung , welche auf dem Boden. ſaß, in derfelben. Mit diefer Rache war Jupiter noch nicht zufrieden. Er fuchte alles auf, daraus er dem Prometheus ein Verbrechen machen, und was er ihm zur Saft legen fonnte. Erbefchuldigte ihn, daß er das ‚Feuer von Himmelgeftohlen, daß er ihm zum Spotte feiner Majeſtaͤt, eine mit Knochen angefüllte Ochſen⸗ haut geopfert, und ſeine Geſchenke trotzig verachtet haͤtte. Er ließ ihn darauf in Ketten und Banden werfen, und verdammte ihn zu einer ewigen Pein. Mer: fur mußte ihn auf feinen Befehl nach den Berge Cau⸗ cafus führen, und Bulfan dafelbft an einen Pfeiler des Felſen fo fefte anfchmieden, daß er fich nicht regen fonnte. Dahin kam ein Adler, welcher ihm die Leber abfraß *, die, damit feine Duaal fein Ende finden möchte, des Hrachts über fo.viel wuchs, fo viel die Tochter. des Ty⸗ phon (denn das war nad) dem Pherezydes der —1*7— des Tages uͤber verzehret hatte **, - Das iſt diegemeine Meynung von der Urfache und Art der Strafe des Prometheus. Duris, ein Gefchicht- -fehreiber von Samos, foll hingegen eine Schrift *** -binterlaflen haben, darinn er behauptet, daß Promes theus nicht fowol wegen des geftohlnen Feuers, als weil er der Pallas habe Gewalt anthun wollen, an den Selfen gefchmiedet, und auf die vorhin erzählte Are gepeiniget ſey. Er beweifer feine Meynung mit dem Gebrauche der Völker, die an dem Berge Caucaſus er wre dem Jupiter und der Minerva, als den * Apollon. Lib: IT. Claud. in Gigantomachia, Alciat. "Eib.I. Emblem.2g. ** Hefod.in Theog, *** * Natal. ° Com. Mythol. N: u. ; von dem Brometheid, 9 den Urhebern der Auaal des Promerheus, Feine Opfer brachten, den Herkules aber, ver ihn von feinen Ban— den befreyer hat, defto eifriger verehrten. Mänander führee noch eine andere Urfache feiner Strafe an, die wir nicht unberührte laffen müffen. Er ſaget, Dromes theus habe e8 verdient, Daß er an den Felſen des Caus cafus fen gefchmieder worden: meil er ein Feind aller Götter gewefen, und das böfe Geſchlecht, * die Weibesperfonen, in die Welt gebracht habe. * Die Pein des Prometheus follte zwar ewig dauern, allein fie hörte nichts deftomeniger auf, Denn Hers Eules bekam von der Sonne einen Becher **, auf dem er übers Meer fuhr, und an den Berg Caucafus fam, wo er den Henker des Prometheus mit einem Pfeile *** erfchoß, und ihn von feiner Marter und von dem Selfen befreyte. Promerheus erwies fich gegen den ; ‚Herkules nicht undanfbar, fondern lehrte ihn aus Danfbärfeit für feine Befreyung, wie er den Weg nach dem Garten finden füllte, in welchem guͤldne Aepfel wuchſen, die von den drey Töchtern des Hefperus mie der äußerften Sorgfalt bewachet wurden. Luci⸗ an **** fage in feinen Gefprächen der Götter, Jupiter habe den Prometheus von dem Vulkan aus Danf- barkeit wieder von dem Felfen losſchmieden laffen, weil - er ihm prophezeyee hätte, Daß, wenn er der Theris j 2 h ö ehelich * Der griechifche Dichter nenner das Frauenzimmer Teros "pingov. Sch habe den Nachdruck des Wortd nen, » um dag fchöne Gefchleche nicht gar zu fehr zufränfen, mit Fleiß nicht im Deutfchen ausdrücken wollen. ** Pherezydes. Lib. X. de nupt. Junon. ** Paufan. in prior. Eliacis. N *e Lucian, Dialog. Deor. Prometh, & Jupitei 5 94 | Agricola Abhandlung 6; ehelich beywohnete, ihm von dem Sohne, den er mit ihr zeugen wuͤrde, eben das wiederfahren ſollte, was ſeinem Vater, dem Saturn, von ihm wiederfahren ſey *. se Aus den Nachrichten des Pherezydes, Lucians, und Hngins erhellet, daß man dem Prometheus aud). die Eigenfchaft, zukünftige Dinge vorher zu wiffen, zugefehrieben habe. Aeſchylus mache ihn nicht nurzu einem Erfinder des Feuers, und der Kunft wahr zu - fagen , fondern auch aller andern Künfte, Man lefe das Trauerfpiel bey dieſem Dichter nach, welches er - Prometheus betitelt. Er laͤßt den Prometheus in fels bigem von ſich rühmen, daß er die Arztneykunſt zuerſt erfunden, verfchiedene Arten zufünftige Dinge zu er« fahren gezeiget, die Träume zu deuten gelehret, die den Görtern mohlgefälligen Opfer befannt gemacht, den Gebrauch) des Goldes, Sitbers, und der übrigen Me⸗ £alle gewiefen, und mit einem Worte, alle nügliche Künfte erfunden habe, Diefe gute Meynung, die man von ihm hegte, brachte ihm fonder Zweifel die. große Hochachfung zuwege, in der er bey den Heiden ftund. Es war ihm in der Akademie nebftdem Vul⸗ Ean und der Pallas ein Altar geweihet, und wie Ly⸗ fimachides ** erzählet, eine Ehrenfäule aufgerichtet, welche in der rechten Hand einen Zepter hielt. Pau« fanias berichtete, daß ihm in der Akademie nicht nur ein Altar erbauet, fondern auch) ihm zu Ehren das Wette Saufen der Lampenträger angeftellet ſey. Mit Diee ſem Wertlaufen verhielt es ſich alſo: Die Läufer trugen | | brennende = (Ehen dieſes erzaͤhlet auch Hygin. 2. Aftron, as Natal. Com, Mythol, Lib, IV, Prometh. von dem Prometheus. 95 brennende Fackeln in der Hand, welche ſie im Laufen brennend zu erhalten ſuchen mußten. Weſſen Fackel ausloͤſchte, der überließ feine Stelle und den Sieg ſei⸗ nem Nachfolger, und diefer dem folgenden, wenn feine wieder verlöfchte, und der erhielt endlich den Preis, mer mit feiner brennenden Fackel am erfien das Ziel erreichte. | Das ift es, was man in den Schriften der Alten von dem Prometheus hin und wieder zerſtreuet antrifft.. Nunmehro will ic) auc) anzeigen, wie die Öelebrten dieſe Fabeln auslegen. - A TRRENEE Cicero * hält den Promerheus für einen erfahrenen Sternkundigen. Herodot ** aber berichter, Promes theus fey ein König in Scythien geweſen, welcher vor feinen Untertanen wäre in ein Gefängniß geworfen worden, weil er ihnen Feine Lebensmittel hätte vera fchaffen fünnen, indem ein Fluß, welcher Adler ges heißen, Das ganze Land uͤberſchwemmt hätte, _ Als aber Herküles in Diefe Gegend gefommen, habe er den Fluß wieder in das Meer geleitet, und dadurch das Land von der Ueberſchwemmung, und den Prometheus von feinem Gefängniffe befreyer. Agroetas, ein Ges ſchichtſchreiber, welcher von den feythifchen Sachen ges - fchrieben hat, hältden Prometheus ebenfalls für einen Koͤnig in Scythien, und glaubt, daß die Austretung des Fluffes Adler, welcher den innerften und beften Theil von Scythien, den Promerheus beberrfcher, uͤberſchwemmt und vermüfter hätte, Anlaß zu der Fabel gegeben habe, daß ein Adler die Leber des Prometheus, und zwar auf Befehl des Jupiters, gefreflen babe, weil Aa x ; 1:40: yo N — 27 1ib. V. Tuſcul. ueſt. *® de Vincul, Promeih, 96 Agricola Abhandlung die Waſſerfluth durch die häufig fallenden Plagregen und Wolfenbrüche beftig wäre vergrößert worden. Andere * geben ihn für einen König in Aegypten aus, und erzählen das von dem Nil, der wegen feines ſchnel⸗ Ion Fluſſes einem Adler verglichen worden, was die vos sigen von einem Fluſſe in Scythien vorgeben, Jedoch ich will Die Geduld meiner Leſer, mit der Anführung vieler Erklaͤrungen nicht ermuͤden. Ich will der Auslegung des gelehrten und beruͤhmten Englaͤn⸗ ders, des Baco von Derulamio ** folgen, und feine Meynungen mit einiger geringen Veränderung meinen $efern mittheilen, : Er faget: Die Fabel von dem Promerheus bildet die Natur und den Zuftand der Menfchen ab, und enthäle viele tieffinnige Wahrheiten und ernfthafte Bes trachtungen. Es iftflar, daß unter dem Prometheus die Worſicht verftanden werde, Die Alten fchrieben die Erfhaffung und Bildung des Menfchen der Vor⸗ ſicht, als ein ihr ‚eigenes Werf zu. Die Urſache hies von ift leicht zu errathen. Die Natur des Menfchen ift mie Verftande und Nachdenken begabt, und es fchien ihnen daher nicht glaublich, daß die Vernunft und der Berftand des Menfchen von einem dummen und unverftändigen Urfprunge herrühren follte. Sie glaubten vielmehr, man muͤſſe hieraus nothwendig fchliefzen, die Seele des Menfchen Fönne nicht ohne ein Muſt er und ein Urbild einer hoͤhern Borfiche, felbft mit Vorſicht begabr feyn. ee | wi Man “ Polychermus in rebus Eyeiis, Diedor. Sicul. ** Siehe beffen Wisdome of the Ancients done inte Englifch by Sir Arthur‘ Jorges: —J von dem Prometheus 97 Man hat nicht ohne weiſe Urſache vorgegeben, daß Prometheus die Maſſe, aus der er ſeine Menſchen gemacht, mit Theilchen von Thieren ver« | mifchet habe. Det Englifche Zufchauer meynet, es fen eine fehr feine Satyre auf das männliche Geſchlecht unter dieſer Fabel verſteckt. Baco von Verulamio ſchreibt es andern Bewegungsgruͤnden zu, und ſeine Meynung iſt ſehr vernuͤnftig. Es iſt unſtreitig gewiß, daß unter allen Geſchoͤpfen, die ſich nur auf unſerer Erde befinden, keines aus mehrern Theilen zuſammen geſetzt iſt, als der Menſch. Die Alten nannten ihn deswegen mit Recht eine kleine Welt. Die Chy⸗ miſten gehen zwar zu weit, wenn ſie dieſes Wort, (eine kleine Welt) nach da Buchltaben nehmen, und ‚behaupten, daß ſich bey dem Menfchen alle Mineras lien, alle Erdgewaͤchſe, und alles was zu den drey Reichen ber Natur gehörer, befinde: allein das iſt doch gewiß, daß unter allen Förperlichen Geſchoͤpfen Feines fo fehr zuſammen geſetzt, fo organifd), und dabey mit fo vortrefflichen Kräften und Bermögen begabt ift, als der menfchliche Körper. Nichts defto weniger fcheine der Menfch bey feinem erften Urfprunge ein unbewaff⸗ netes und nacktes Gefchöpf zu ſeyn, ein Wefen, wel⸗ ches nicht im Stande iſt, ſich felbft ; zubelfen, und vieler Dinge Beyftand nöthig hat. Prometheus bemuͤhete ſich dahero in aller Geſchwindigkeit, das Feuer ausfin⸗ dig zu machen, welches gewiſſermaßen allen Mäns geln und aller Nothdurft der Menfchen abbilft, Denn wenn man die Hand als das Werkzeug aller Werks zeuge anfehen kann, fo verdienet das Feuer mit allem Rechte, der Benftand aller Benftände, und die Hülfe aller Huͤlfe genennet zu werden, indem es allen mes _ "5Dand, Re. chaniſchen I Klagen der Sterblichen über die Mängel der Natur 98 Agricola Abhandlung: hanifhen Künften, ja felbft den Wiſenſchaſten auf tauſenderley Art Benftand leiſtet. Die Art, mit der Prometheus das Feuer geflopfen hat, wird (ehr artig von der Matur der Dinge bes fehrieben. Es gefchahe, fagt man, mit einem Buͤndel Ruthen, welche er an dem Wagen der Sonne anfterfte, Man bedient fi der Ruthen, wenn man Streiche oder Schläge austheilen will, und es wird dabero. durch dieſe Erzählung deutlich angezeiget, daß das Feuer durch eine gewaltſame Bewegung und gegenſei⸗ tige Zuſammenſtoßung der Koͤrper gezeiget werde; als dadurch ihre materiellen Subſtanzen verduͤnnet, in Ben wegung gebracht, und in die Berfaffung gefeßt werden, Die Hige oder den Einfluß der himmliſchen Körper an« zunehmen. Undaufdiefe Art kann man fagen, daß das Seuer heimlicher und gleichſam verftohlner Weiſe, von dem Sonnenwagen erhaſchet ſey. Es folget nunmehro ein merkwuͤrdiger Theil der Parabel. Anſtatt dem Prometheus Gluͤck zu wuͤn⸗ ſchen und zu danken, waren die Menſchen ihm vielmehr aufſaͤtzig. Sie beklagten ſich ſo wohl uͤber ihn, als über feine Erfindung bey dem Jupiter, und dieſe Ana Elage ward von dem Jupiter fo wohl aufgenommen, daß er ihre vorigen Bequemlichfeiten noch mit einer neuen Guͤtigkeit vermehrte. Scheint das aber nicht wun⸗ derlich zu ſeyn, daß der Undank gegen den Urheber einer Wohlehat, (ein tafter, welches gewiſſermaßen alle andere Laſter in fich enthält) folchen Beyfall und fo große Belohnung erhalten foll? Dem Kanzler von England fommt es ganz anders vor. Mach feiner Meynung ift der Berftand ver Allegorie diefer: Die und von dem Brometheug. 99 und der Kunſt rühren von einer vortrefflichen Berfafe, fung des Gemuͤths ber, und gereichen zu ihrem Beſten: da hingegen das Berfchweigen derfelben den Göttern verhaßt, und ihnen fange nicht fo vortheilhaft iſt. Denn diejenigen, welche Die menfchliche Natur, oder die Erkenntniß, die fie befigen, gar zu ſehr erheben, und in eine außerordentliche Bewunderung desjenigen, was fie haben, ausbrechen, und die Wiffenfhaften die jie befigen, gleihfam anbethen, und fie für vollfoms men angefehen wiffen wollen, diefe zeigen erſtlich fehr wenig Ehrfurcht gegen das göttliche Wefen, indem fie ihre Fehler der Vollkommenheit Gottes gewiffermaf fen gleich) machen wollen: Hernad) fo find fie aud) ger gen die andern Menfchen über alle Maaße ungerecht, Sie bilden fid) ein, den höchften Gipfel der Erkennt⸗ niß erreichet zu haben. Sie find mit ſich ſelbſt zufrie⸗ ven, und ſuchen nicht weiter, Diejenigen im Öegen- theile, welche durch ihre Klagen und Befchwerden die Bloͤße der Natur und Kunſt aufdecken, urtheilen in der That weit wahrhaftiger und billiger. » Sie find beftändig gefchäfftig und bemühen fich immer neue Er» findungen anden Tag zubringen. Man kann ſich da» j hero nicht genug über die ehörichte und wunderliche Ge⸗ müthsart gereiffer feute verwundern , welche fic) fetbft zu gebundenen Sclaven des Hochmuths einiger wenigen Menſchen machen, und die Meynungen und Lehrſaͤtze gewiſſer Weltweiſen ſo hoch ſchaͤtzen, daß ſie es nicht nur fuͤr nicht gut, ſondern auch fuͤr ein verdaͤchtiges und abſcheulich ruchloſes Unternehmen halten, wenn man ih⸗ nen einige Unvollkommenheit beymeſſen will. Die Schüler des Ariſtoteles hatten ehedem von der Weite “ W — weisheit ihres Meiſters ſolche Meynungen, und wer | 6 2 weiß ‚co Agricofa Abhandlung weiß nicht, daß auch zu unfern Zeiten viele Leute von gewiſſen Lehren eben dergleichen gehabt haben und noch haben. Uns gefaͤllt die Meynung des Empedokles (der wie Demokritus urtheilete, welcher ſich mit großer Beſcheidenheit beklagte, daß alle Sachen in Peebel verhülle wären,) weit befler, als der zuverſichtliche und entfiheidende Glaube der ariſtoteliſchen Schule. Empedokles hielt dafuͤr, daß wir nichts wuͤßten, daß wir nichts unterſcheiden koͤnnten, daß die Wahrheit in dunkle Tiefen verſenkt, und die Irrthuͤmer auf eine wunderbare Art mit dem Wahren verbunden und vermifcher wären. Möchten doch alfo die Menfchen hieraus lernen, daß fie, wenn fie die Unvollkommen⸗ heiten ver Natur und Kunft erkennen, ſich gegen die Gottheit dankbar erzeigen, und dafür neue Wohltha⸗ ten und groͤßere Gnade von ihrer guͤtigen Hand em⸗ pfangen werden: und daß die Anklage des Prometheus, ihres Urhebers und Meiſters, wenn ſie gleich bitter und heftig iſt, mehr zu ihrem Vortheile beytragen werde, als wenn ſie ihn wegen ſeiner Erfindung gar zu ſehr loben. Denn mit einem Worte, die Meynung genug zu haben, wird fuͤr eine der groͤßten Urſachen gehalten, daß man zu wenig hat. Das Geſchenk, welches die Menſchen zur Beloh⸗ nung ihrer Anklage ‚von dem Jupiter erhielten, bes ſtund imeiner immer blühenden Jugend, Es fcheint, daß die Alten hierdurch haben zu erkennen geben wol⸗ Ten, daß man nicht alle Hoffnung verlieren dürfe, bie Gefchicklichfeit zu erreichen, Durch Arztney und ans dere Mittel das Alter bey Kräften zu erhalten und Das © geben zu verlaͤngern. Allein man a diefe ke lichkeit bon dem Prometheus. 100 > Jichfeit eher unter die Dinge zählen, welche die Men« ſchen ehemals ſchon glücklich erreichet, durch ihre Nach» läßigfeis und Sorglofigkeit aber itzo gaͤnzlich verlos ren haben, als unter folhe, welche ihnen von dem Göttern jederzeit verſagt und niemals zugeftanden wors den. Denn fie zeigen, Daß, da die Guͤtigkeit Gottes den Sterblichen den rechten Gebrauch des Feuers ver— lieben Hat, und wenn man von den Irrthuͤmern und Gebrechen der Kunſt überzeugt ift, Daß es nicht an Det Gottheit, fondern an den Menfchen felbft, liege, daß fie diefe göttliche Gabe nicht haben, meil fie diefelbe auf den Rücken eines faulen und langſamen Eſels le⸗ gen. Diefer Efel fcheint die Erfahrung, das dumme und verzögernde Ding, zu feyn, als von deren langfa- men und ſchneckengleichen Gange die Klagen über die Kürze des menfhlichen Lebens und die Laͤnge der Kuͤnſte hberrühren. Und man muß, wenn man Die Wahrheit geftehen will, befennen, daß dieſe zwiefache Geſchicklichkeit; die dogmatiſche und empyriſche, noch nicht recht mit einander verbunden und verknuͤpſt ſey, ſondern als eine neue Gabe der Goͤtter, entweder auf philoſophiſche abfteacte Begriffe, als gleichfem auf ei⸗ nen fliegenden Boget, oder aufdie langfame und träge Erfahrung, als gleichfam aufeinen Efel, gelegt werde, Doch koͤnnte man vielleicht einen eben nicht üblen Be⸗ griff von diefem Efel haben, werner nicht den Zufäften der Neifeund des Durſtes ausgefegt waͤre. Wir find überzeugt, Daß derjenige, welcher der Anfuͤhrung der Erfahrung, als einer gewiffen Regel. und Methode folget, und fo-beftändig fortgebt, und nicht unterwe⸗ gens ſolche Epperimente anzutreffen begierig. ift,.die entweder zu dem Gewinnſte oder der Prahleren führen, * GT VOR 1 Aaricola Abhandlung und die zu erreichen er feine Laſt niederlegen und ver» Faufen muß, daß, fagen wir, ein folcher nicht unges ſchickt feyn werde, diefe neue Zugabever Freygebigteit Gottes zu tragen. Die Erzählung, daß diefe Gabe der Götter von den Menfchen auf die Schlangen gefommen fen, kann als ein Zufaß, der bloß zu Auszierung der Fabel hin⸗ zugefeget worden, angefehen werden. , Vielleicht aber bat man fie auch zur Beſchaͤmung der Menfchen bey: gefüget, als weldye, da fie den Gebraud) des himmli« fchen Feuers und fo vieler Künfte haben, doch nicht im Stande find, ſich folche Dinge zu verfehaffen, welche die Natur vielen andern Gefchöpfen von freyen Stüs cken ertheiler, Die geſchwinde Ausföhnung des Prometheus mit den Menfchen hält eine weife und nügliche Lehre in ſich. Sie zeiget die Leichtſinnigkeit und Verwegenheit der Menſchen bey neuen Experimenten. Denn wenn dieſe den gegenwaͤrtigen Ausgang ihrer Erwartung nicht gleich kommen ſehen, fo laſſen fie das, mas fie anges fangen haben, gar zu früd;zeitig wieder liegen; und fehren mit zu vieler Uebereilung zu ihren vorigen Expe⸗ timenten zuruͤck, und. verſohnen fid) fo zu veden mit denfelben wieder, Bishero ift in unferer Parabel der Zuftand der Menfchen in Abſicht auf vie Künfte und diejenigen Dinge, welche ven Berftand betreffen , befchrieben wor» . den, nunmehro koͤmmt fie auf die Religion, Nach— dem die Künfte gepflanzet waren, wurde die Neligion aufgerichtet, welche die Heucheley hernach verderbt und unlauter gemacht hat. Es werden demnach unter dem ʒwiefachen Opfer des Prometheus, das = dem ; upi⸗ von dem Prometheus. 103 Jupiter brachte, ſehr fehön die wahren Frommen, und Die Heuchler abgebildet. Bey dem einen befindet fich die Fertigkeit, welche der Theil Gottes genannt, und Dadurch die Liebe und der Eifer der Frommen, welcher die Ehre Gottes zur Abficht bat, und gen Himmel _ feige, angedeutet wird. Ben diefen-trifft man alfo die. Gebeine der Siebe, und das füchrige und gute Fleiſch an: Bey dem andern Bingegen findet man nichts, als magere dürre Knochen, welche dem ohn⸗ geachtet die Haut ausſtopfen, und den Schein eines ſchoͤnen und guten Opfers von ſich geben. Durch die Knochen kann man auch fuͤglich die aͤußerlichen eitlen Gebräuche und leeren Ceremonien verſtehen, Dinge, die bloß zur Pracht erſonnen find, und nichts zur mahe ren Gottesfurcht beytragen ‚fondern die ächte aufrich⸗ drücken. Die Heuchler find auch , wie Prometheus, nicht damit zufrieden, daß fie Gott folche fpöreliche Opfer anbieten, fie müffen fie ihm darbringen, ge⸗ rade als ob er felßige verlanget und fie darum ange» * Be. 10“ fprochen hätte. Ueber diefe ihm zugemuthete Wahl beklagt fich Sort ſchon bey dem Propheten *, wenn er ſagt: ‚Sollte das ein Faſten ſeyñn, das ic) ers wäblen pu, daß ein Wienfch feinem Heibe des Tages übel thue, oder feinen Kopf hängt, wie ein Schilf? Nunmehro koͤmmt die Fabel auf die Beſchaffen⸗ heit und den Zuſtand des menſchlichen Lebens. Es iſt die gemeine, aber auch eine ſehr bequeme Ausles gung, daß unter der 5 die ig die + ia LVII, 5. 14 Yaricola Abhaudlung die Wolluſt ‚ und die Ueppigkeit verſtanden werde, Das gemeine Leben wird Durch die zu hoch. geftiegenen ‚Künfte, durch die vielen verſchafften Bequemlichkeiten, und durch den Ueberfluß verzärtelt, und die Ueppigkeit, gleichfam durch die Wirfung des Feuers gezeuget. Es wird dahero aud) das Werk der Wolluft dem Bulfan zugeſchrieben, welcher das Feuer felbft vorſtellet. Aus Der. Ueppigfeit und Wolluſt enrfpringe unendliches Elend nebft der zu fpäten Neue, . Das Elend. über ſchwemmt hernach die Gemüther, $eiber und zeitlichen Guͤter der Sterblichen : und das betrifft nicht nur ein⸗ ‚zelne Familien, fordern ganze Rönigreiche und Repus biifen. . Denn woher. entfpringt. Fries Aufruhr, und Tyranney, als aus dieſer Quelle? * Laſſet uns hier bemerken, daß in dieſer Fabel unter den Perſonen des Promethens und Epimetheus der zwiefache Zuſtand des menſchlichen Lebens unge⸗ mein artig und bequem abgeſchildert werde. Dieje⸗ nigen, welche zu. der Secte des Epimetheus gehoͤ⸗ ren, ſind unachtſam. Sie ſehen nicht auf das, was nachhero geſchehen kann, und halten das für das Bes fte, was ihnen vorige am angenebmften ift. Nenn fie gleich mit unzähligem Elende, Sammer und ver- druͤßlichen unglücklichen Zufällen befallen werden, und ihre tebenszeit beynahe in beftändiger Trübfal zubrin _ gen müflen, fo ſchmeicheln fie doch dem ohngeachtet ihrer Einbildung, und. unterhalten ihre Gemürher mit leeren Hoffnungen und füßen Träumen, mit denen fie ſich zumeilen tröften, und das Elend ihres Lebens verfüßen. Die Schüler des Prometheus hingegen find mit Klugheit begabt. Sie fehen die zufünftigen Dinge behutſam vorher, und entfernen dadurch * es * bon dem Prometheug. 105 8 Uebel und Ungluͤck von ſich. Allein es iſt mit dieſen ihren guten Eigenſchaften auch dieß Uebel ver- bunden, daß. fie ihrem Leibe Abbruch thun, und ſich manches erlaubte Vergnügen und verfchiedene Ergoͤtz⸗ lichkeiten entziehen, und was Das ärgfte ift, ſich felbit mit Sorgen, Kummer und innerlicher Furcht peinis gen, Denn da fie an den Pfeiler der Nothwendig— keit gleichſam mit Ketten gebunden find, fo werden fie von unzähligen Gedanken beunrubiget, bie, weil fie fehr Schnell und geſchwind find, gar fuͤglich mit einem Adler verglichen werden. Und diefe Gedanken nagen ihnen gleichſam die Leber ab, und mürten ihnen das Herz ‚‚abfrefjen, wenn fich ihre Gemuͤther nicht zumeilen durch eine kleine Ergöglichkeit wieder erholten ; wiewol dieſes . auf eine folche Art geſchieht, daß ſie gar bald wieder von neuer Furcht und mit friſcher Angſt befallen wer⸗ den. Denn nur ſehr wenig Menſchen, ſie moͤgen ſeyn von was für. einem Stande fie wollen, find fo glücklich, daß fie die Bequemlichfeiten, welche ihnen die Klug- heit verfchafft, behalten, und fich vom Ungluͤck, Sor⸗ gen, Kummer und Unruhe befrenen Fönnten, Es Fann auch in der That niemand diefe Ölückfeligfeit ers langen, als durch den Benftand des Herkules, das iſt, durch ein gefeßtes Wefen , durch Standbaftigfeit und Großmuth. Diefe hält fich zu allen Zufaͤllen ‚bereit, und wider jedes Schickſal gerüfter. Sie ſieht das Zukünftige auf fich zu eilen, ohne fich davor zu fuͤrchten; fie genießt das Gegenmwärtige, ohne feiner ‚überdrüßig zu werden; fie erträgt, was ihr aufgelegt iſt, ohne zu murren, Es ift ferner merkwuͤrdig, daß die Fabel ſagt, dieſe | Augen fey nicht eine ir ſondern nur zufaͤllige G5 Eigen⸗ 16 Agricola Abhandlung Eigenfihaft des Prometheus gewefen,, die er burchdie Gütigkeic eines andern erhalten hätte. Sie lehret - damit, daß die angeerbte und angebohrne Standhaf—⸗ tigkeit des Gemuͤths nicht im Stande fen, wider das Elend diefes Lebens zu fämpfen, Die Fabel fagt,es fey dem Promerheus feine Befreyung von dem ent⸗ fernteften Theile des Dceans gebracht, und urfprüng» lich von der Sonne verfchaffer worden. Damit wird gezeiget, daß die Weisheit, welche hier unter der Sonne abgebildet wird, und die Betrachtung der Un» beftändigfeie, oder der Waſſer des menfchlichen Le: bens, auf welchen wir Sterbliche als gleichſam auf einem Dcean berunfchiffen, die nagenden Sorgen vers treibe, und die ſchwermuͤthigen Gedanken zerſtreue. Virgil hat dieſes ſehr ſchoͤn in folgenden er mit einander verbunden. Cr fagt: Naur der Mann ift beglückt, der von allen | die Urſach erkenner, Dem nichts fürchterlich ift, nicht das uners | bittliche Schickfal, Nicht der gefraͤßige Schlund des brauſen⸗ den hoͤlliſchen Fluſſes. Es iſt zum Troſte und zur Aufrichtung der menſch⸗ lichen Gemuͤther ſehr weislich in der Fabel hinzu geſetzet worden, daß der vortreffliche Held Herkules | in einem Becher oder wie andere glauben in einer Pfanne, uͤber den Ocean gefahren ſey. Man hat die⸗ fes ſonder Zweifel darum gethan, um den Sterblichen die gar zu große Furcht zu benehmen, daß ihre gar zu vielen von dem Prometheus. 107 vielen Bedürfniffen und Gebrechlichkeiten unterwor · fene Natur diefer Großmuth und Standhaftigkeit, von der wir vorhin geredet haben, nicht fähig fenn möchte, Seneca hat einen guten Begriff bievon gehabt, wenn er fagt: Es iſt was großes, die Bebrechlich; Eeic eines Menſchen, und die Sicherheit Bot: tes zugleich) zu befizen. | Laſſet uns bier ein wenig zu dem zurücfe gehen, wel⸗ ches wir mit gutem Borbedacht deswegen übergangen haben, weil wir nicht gern dasjenige von einander reißen und trennen wollten , was in der Fabel fo wohl mit einander zufammengehänget ift. Es ift die Befchuls - digung, daß Prometheus die Pallas habe nothzüch: . tigen woller, die wir hier noch zu berühren haben. Duris von Samos hat fonder Zweifel Recht, wenn er erzählet, Prometheus fey bloß um Diefes abfcheus lichen Verbrechens willen an den Felſen gefchmiedet und zu ſo einer entfeglichen Strafe verdammet worden. Die Alten haben hierunter anzeigen wollen, daß die -Menfchen, wenn fie durch ihre Selehrfamfeit und Wif- fenfchaften aufgeblafen werden, öfters ausfchweifen und zu weit gehen, und auch fo gar die göttlichen Aus» fprüche ihrer Vernunft unterwerfen wollen, daraus eine beftändige Zerrüttung ihres Gemüths und unauf» börlicdye Gewiſſensbiſſe erfolgen. Wir muͤſſen auch noch, ehe wir diefe Abhandlung fihließen, der Spiele erwähnen , die dem Prometheus zu Ehren angeftellet und mit brennenden Fadeln ges - halten wurden, Diefe Spiele beziehen fich auf die - Künfte und Wiſſenſchaften eben fowol als das Feuer, und enthalten diefe überaus weiſe Lehre: daß man die Vollkommenheit einer Wiffenfchaft von der ag der eit, ‘ 108° Agricola Abhandlung Zeit, und nicht von der Hurtigfeit und Geſchwindigkeit eines einzigen Erfinders erwarten müffe. Denn dies jenigen, Die am geſchwindeſten laufen, und fich am hef⸗ tigften bemühen, haben darum das Glůck nicht, ihre Fackeln immer brennend zu erhalten. Cie müffen ’ ſehen, daß felbige durch zu hurtiges Saufen fowol, als durch gar zu langfames Schleichen ausgelöfchet were den. Das Saufen und Streiten mit den Fackeln ſchei⸗ net fchon ſeit geraumer Zeit eingeftellet zu feyn, weil faſt alle Wiſſenſchaften in ihren erften Erfindern geblün bet, und die nachfolgenden Zeiten nichts fonderliches zuihrer Berbefferung oder zur Bermehrung ihrer Volle kommenheit beygetragen haben. Es wäre demnach zu wuͤnſchen, daß diefe Spiele zur Ehre des Promes theus, oder der menfchlichen Natur wieder auffämen, und die Künfte und Wiflenfchaften durch Nacheifes rung und um die Wette ftreitendes Beftreben in befles ren Slor gebracht würden, und nicht auf die funfelnde Fackel eines einzigen Mannes anfommen möchten, Es wäre zu wünfchen, daß die Menfchen ihren Geift ers ‚heben, ihre eigene Kräfte prüfen und verfuchen, und ſich nicht blindlings auf die Meynungen und das Ge— hirn einiger wenigen verlaffen möchten. Wir Haben nunmehro unfern Leſern alles mitge⸗ fheilet, was wir aus diefer fo befannten Babel anzu⸗ merken fuͤr gut befunden haben. Wir hätten noch - vieles hinzufügen, und unfere Abhandlung um ein grofs fes verlängern koͤnnen, wenn wir unnuͤtze Weitläufs tigkeit liebten. Wir wollen auch nicht leugnen, daß ‚man manche Umſtaͤnde in diefer Fabel noch anders er» klaͤren fönne, und daß viele derfelben mit den Ges | heimniſſen der chriſtlichen Religion volllommen wohl uͤber⸗ von dem Prometheug; 109 uͤbereinſtimmen. So [heine unter andern dag Sex geln des Herfules über den Ocean in einem zerbrech« lichen Becher, um den Prometheus in Freyheit zu ſetzen, ein geheimnißvolles Bild des Worts zu ſeyn, welches in das Fleiſch als in ein zerbrechliches Gefäße Fam, um uns von den Banden der Hölle zu erlöfen. Jedoch wir unterfagen unferer Feder alle Freyheit von diefer Art, Damit wir nicht etwa "fremdes Feuer auf den Altar des Herrn air bringen mögen, 2» * Le © Inhalt des erſten Stuͤckes im Fünf ten Bande, I. Sertigung der im dritten Stinfe des zweyten Bande | Magazins angefangenen Hifforie des Haufed — —— Seite 1 1t. |. Nachricht von Nebenfonnen und — en — IM. Boerhaavens Verſuche vom Queckſi lber } .. 69 IV. Marggrafs Verſuche von der Aufloͤſung veeſthiede | ner Metalle 79 v.®. Agricola Abhandlung von den Hrome heus 87 WE WS — — * — Hamburgiſches oder geſammlete Schriften, zum | | Unterricht und Vergnügen, | aus der Naturforfchung und den angenehmen Wiſſenſchaften uͤberhaupt. Des fuͤnften Bandes zweytes Stuͤck. Hamburg, bey Georg Chriſt. Grund, und in Leipzig, bey Adam Heinr. Holle, 1750. * Nadridt von der verderblichen Krankheit der großen Raͤnde an Schafen und Laͤmmern, worinn derſelben mancherley Urſachen und ſchaͤd⸗ liche Wirkungen angezeiget, und verſchiedene Faͤlle davon beygebracht werden; | imgleichen pie viele Schafe und Laͤmmer dafür der: . wahrer, andere aber davon geheilee - worden, Aus dem Englifchen des Hrn, Ellis. 8 7 ie Natur dee Schafe und bes Grun- Das, des, auf welchem fie geweidet wer. den, ‚ wie die Lage des leßtern mehr oder weniger zur Raͤude der Sdhafe und aa beträgt, EN 53 | Ich 14 Bon der verderblichen Krankheit Ich unternehme mir, die Natur dieſer erderb» — Krankheit nicht anders zu beſchreiben, als in ſo fern ſolches die Erfahrung anzeiget. Um nun dafs ſelbe nach dieſer Regel zu thun; ſo habe ich zuerſt zu bemerken, daß man von dieſem hoͤchſtnuͤtzlichen Thie⸗ re mit Recht glaube," daß es eine feuchtigere Natur, und nicht ſo dicht gewebte Theile, als ſonſt ein andres vierfuͤßiges Thier habe, Zum Beweiſe deſſelben iſt bekannt genug, daß die Schafe laͤnger ohne Waſſer le⸗ ben koͤnnen, als alle andre Thiere von der groͤßern Art. Und daher koͤmmt es, daß gar zu viele Feuch⸗ tigkeit des Futters der Gefundheit der Schafe hoͤchſt⸗ gefährlich wird, wie man foldyes aus vielen Exem⸗ peln, infonderheit aber aus diefem einzigen, gefehen hat, da eine gefunde Heerde Schafe aus einem tro⸗ cfenen $ande in ein anderes von eben derfelben Art follte getrieben werden, der Treiber fich aber genoͤthiget fahe, fie unterweges eine Nacht auf einem etwas feuch⸗ ten Boden liegen zulaffen, welches die einzige Urfas he gervefen, daß fie die Näude befommen. Eben diefes haben auch viele andere zu ihrem großen Scha— den, fo gar in_bergigten Gegenden, erfahren. Ein Erempel davon babe ich felbft gefehen, weil es fich in unferm Kicehfpiel, Little Gaddesden, zugetragen, wo recht vor unfern Häufern eine Weide auf einem Hügel liege, worauf ſowohl meine, als auch verſchie⸗ dener andrer Leute Schafe des Sommers gehen. Die fe Weide nun hat zwo unterfehiedliche Lagen, ein Theil davon lieget abhängig, der andere flach, beyde aber Haben einen leimigten Grund, Der Theil, fo mei» nem Hofe der nächfte ift, und wo meine Schafe ge» meiniglid) grafen, liegt mehrentheils abbängig, io | 12} der Raͤude an Schafen u. Laͤnmern. 15 ches fo vorcheilhaft für die Schafe ift, daß fie bier - niemals die Kaude befommen; denn hier läuft das Waſſer ab, ehe es das Erdreich fo fehr Feucht machen kann, daß folches den Schafen gefährlich wird. Auf einem andern Theile diefer Weide hingegen, mo fie flach liegt, verlohr ein Landmann 30 oder 40 Schafe in einem Jahre von feiner Heerde, die nur überhaupt aus 50 oder 60 Stücken beftand, und das bloß ander - Raͤude, die fie daher befommen hatten, daß fie auf diefem flachen Boden gegrafer. So geht es aud) auf . vielen andern Weiden, und den eingefchloffenen gra— figten Gründen in bergigten $ändern. Wenn die Schafe allda auf ven abhängenden, heben oder trock⸗ ‚nen Sändern meiden Fönnen, fo werben fie die Raͤude niemals befommen: doch gefchiehet folches leicht, wenn fie auf den -niedrigern, auf naſſem runde, und bey vegnichter Witterung weiden. Mir ift bekannt, daß ein gleiches einer großen Anzahl vom Wilde wies derfahren, das in einem fehr großen Thiergarten, in eis nem bergigten Sande gehalten ward, davon der eine Theil eine fo gefunde Sage hat, als ein Dre in Eng⸗ Lind, dabingegen auf dem andern Theile das Wild gewiß die Raͤude bekoͤmmt, wenn es in einem naflen Jahre viel Darauf grafet, und das um fo viel mehr, ba aufdiefem flachen Theile einige taufend Eichen und Buoͤchen ftehen, die durch ihren Schatten und Abfall das Uebel noch gar fehr vergrößern ; fo gar, daß ich es als eine Wahrheit glaube behaupten zu Fünnen, daß indiefem Thiergarten in einem Jahre verfchiedene "hundert Stücfe Wild an der Raͤude geftorben, ungead)« tet man ihnen, um dem Uebel vorzubeugen, eine große - Menge Heu gegeben, Aus allem diefem will ich nur | | 3 - | den 16 Bon der verderblichen Krantheit den Schluß machen, wenn Schafe i in vielen Theilen ei⸗ nes bergigten Landes raͤudig werden, wo doch mehr tro⸗ ckene, als naſſe Laͤnder find, wie muß es denn nicht vielen tauſend Heerden gehen, die in einem niedrigen, naſſen Grunde, in Thaͤlern weiden müffen, und denen man keine Erfeichterung dadurch verfchaffen Fann, daß fie auf trocknere Laͤnder getrieben würden‘ — Warum Landleute, die in Thalern woh⸗ nen, in Anſehung der Raͤude ihrer Schafe, die Winterfluthen wicht fo ſehr fuͤrchten, als | ‚die Sommerfluchen? Auf Kegengüfle im Winter folger meiſtentheils Froſt, der das Waſſer in kurzer Zeit wieder austrock⸗ net. Im Winter ift das Gras ſo kurz und fo wenig wäflerig, daß es Daher ‚in Anſehung der Raͤude der Schafe, nicht fo gefaͤhrlich ſt. Wenn es aber auch fo hoch iſt, daß es auf dieſe Art Schaden thun koͤnnte, ſo eſſen doch die Schafe um dieſe Zeit gemeiniglich Heu, welches die Gefahr verringert. Denn in den. Thaͤlern ift die Gewohnheit, daß man im December anfängt, den Schafen Heu zu- geben, forohl den Mangel des Grafes zu erſetzen, als auch Die Schafe deſto gefunder zu erhalten, 7a Daß fie fih aus einer Winterräude wenig oder gar nichts machen, die Hungerräude ausgenommen. Hingegen Haben fie große Urſache, die übeln Wirkungen einer Sommer räude, oder, deutlicher zu reden, einer Räude in der andern Halfte des Sommers, oder einer Michaelles raͤude zu fürchten: denn Sommmergüffe treiben das Gras, daß es in den — zwiſchen den in | age “ der Raͤude an Schafen u. Lämmern. 117 Reihen gepfluͤgten Laͤndern lang und waͤſſrigt auf⸗ ſchießt. Es wird daſſelbe ſolchergeſtalt durch die zer⸗ floſſene Unreinigkeit, die von den Seiten der in Reis ben gepflügten Aecker auf Daffelbe fließt, genetzet, und bekoͤmmt dadurch einen rauben ungefunden Saft, und diefe Unreinigkeit, die die Schafe zugleid mit folhem Graſe Hinein effen, verdirbt ihnen das Gebluͤt; denn Miweinigkeit an und für fich ſelbſt, wenn fie in den Leib eines Pferdes, einer Kuhe, eines Scyafes, oder eines Wildes in großer Menge hineinkoͤmmt, zeuget die Raͤude in ihren Körpern. Dieſes gefchieht nun um fo vielmehr, je unreiner das Gras ift, wie denn bergleichen Gras nothwendig feyn muß, auf oder nes ben welchen mancherley Urt vom Viehe gegangen, Und folchergeftale bringt dergleichen Gras bey Scha⸗ fen und Laͤmmern eine Raͤude zuwe ge, wie ſich der⸗ gleichen Fall im Jahre 1747 im Junius und Julius wegen des langen und heftigen Regens zutrug, dadurch eine große Menge von Schafen in den Thaͤlern raͤudig ward. Und daher koͤmmt es, daß die Landleute, ſo in Thälern wohnen, zu fagen pflegen: ein Jahr, darinn viel Schafe raͤudig werden, ift ein theures Kormjahr: denn wenn Regenguͤſſe zu Sommerszeiten ‘ kommen, wenn das Korn noch grüne ehren hat, fo ſchlaͤgt ein foldyer Regen e8 nieder; wie es auch dieß⸗ mal geſchahe, da ver Weizen und die Gerfte nieder: geſchlagen wurden, ehe fie noch einmal Körner und Bluͤthe befonmen, fo Daß auch Die Körner fehr Elein wurden, und aneinigen Drten faft die Hälfte von ih— rer Größe veriohren. Noch mehr, wenn dergleichen heſtige Regen im Sommer fallen, (zumal wenn auch Hagel mir dabey iſt;) fo werden die verfaulten Koͤr⸗ | 24 per 118 Don der verderblichen Krankheit per von Inſecten, der zerfloffene verdorbene Mift, und der Urin der Thiere, nebit andern garftigen Uns» reinigfeiten mit folcher Gewalt auf die niedrigen Gruͤn⸗ de getrieben, daß es bisweilen einen giftigen Schaum verurſachet, welcher unvermeidlich in die Leiber der Schafe und Sammer bineinfommt, wenn fie von dem Graſe eſſen, fo damit angeftecke ift, da es denn felten fehler, daß nicht eine geſchwinde Räude unter ihnen entjtehen follte. Hierzu koͤmmt no, daß zu Som⸗ merszeiten auf dem grafigten Boden ‚gemeiniglich fleine, nadte, weiße Schneden liegen, fo daß Schas fe und Laͤmmer faum-weiden fonnen, ohne einige Das von zu freffen. Da nun die Körper diefer Inſecten von einer fchleimichten, roäfferichten Beſchaffenheit find; fo fragen fie vieles zur Hervorbringung der Raͤude an Schafen und ämmern bey. Diefes hun auch verfchiedene Arten vom Grafe, die viel ungefuns de Säfte. enthalten, als Hundsgras, Laabkraut, Wildemünzegeas, Blutkraut oder Tenngras, Mehls thaugras, die von Ueberſchwemmungen ‘und ſtarken Güffen fehr hoch wachen. Gleidyerweile find aud) die Spinneweben zu fürchten, welche in heißen Semmern manchen ‘Boden bedecken: denn ich glaube, es haben diefelben die Natur der Schwämme, und find eine Art von Ererefcenzen, fo giftige Eigenfchaften an fich haben, die von der anziehenden Kraft der Sonne aus ber Erde hervorgezogen werden. Alle dergleichen ges fährlihe Zufälle müffen dadurch fo viel, als möglich, vermieden werben, daß man die Schafe davon abhält, ‚ oder daß man ihnen folche Gegengifte gebe, die der- . gleichen Schäden wirklich vorbeugen. Ich will mich in der fernern Erklärung diefer wichtigen Materie, wie der Raudean Schafen u. Laͤmmern. ug wie die-Schafe und Sammer räudig werden, bemii- ben, fo umſtaͤndlich zu ſeyn, Daß id) dadurch bey mei. nem Leſer das alte Sprüchwort wahr machen möge: Tela praeuifa minusnocent, Denn an der Erkennt⸗ niß davon ift allen Arten von Sandleuten, und andern, die mit Schafen umgehen, fo viel gelegen, daß feiner von ihnen fie entbehren kann; denn auf die Erhaltung der Heerden koͤmmt mancher Menfchen Aufnehmen oder Untergang an, Die uͤbeln Folgen, welche die Rinde der | Schafe im Sommer begleiten. Es giebt zwo Arten von Raͤuden, wofür die Sandleute fich am meiften fürchten, Die eine zeigee ſich mitten im Sommer, und die andere um Michaes lis, Bon beyden will ich mich bemühen, Nachricht zuertheilen. Was die Räude im Sommer anbetrifft, fo glaube ich, meinen $efern in dem vorhergehenden von der Urfache derfelben fo viel gefaget zu haben, daß ich mich ißo um fo viel Fürzer faffen Fann. Eine Raͤude mitten im Sommer wird gemeiniglid) eine ferte Raͤude genannt; denn da diefelbe Hauptfächlich durch das hochgewachſene verderbte Gras verurfadyet und un⸗ terhalten wird, fo fehlet es den Schafen um diefe Sahrszeit gar felten an zureichender Mahrung. Sie haben diefelbe zu diefer Zeit fogar in ſolchem Leber: fluffe, daß fie Die meifte Zeit in wenigen Wochen gar ftark zunehmen, ehe der Ueberfluß der Feuchtigkeit, welchen fie folchergeftalt in ihre Leiber befommen, fo viele Wirkung bey ihnen Haben kann, daß fie Dadurch in einen ungefunden und ſchwachen Zuftand verfeger * H5 | werden. * 0 Bon der verderbfichen Krankheit | werden Es iſt daher bey allen klugen und vorſich⸗ tigen Landleuten die Gewohnheit, die das Ungluͤck ha⸗ ben, ſolche raͤudige Schafe zu befigen, fie auf ihre Miefen zu jagen, und fie von Zeit zu Zeit in ſolches Gras gehen zu laſſen, welches fie für das bequemſte halten, um ihnen fo viel zu freffen zu geben, daß fie fo bald, als möglich, fert werden, Und viele Haben ſich glücklich geſchaͤtzet, wenn ſie durch dieſes kluge und zeitige Mittel eine Heerde raͤudiger Schafe eher haben fett bekommen koͤnnen, als ihre Nachbaren, un fie ſolchergeſtalt auf dem Markte deſto vortheilhaf· ger zu verkaufen; denn nachher. werden vie Maͤrkte von dergleichen fetten räudigen Schafen fo voll, daß ihre Eigner genoͤthiget find, fie lieber um die (led). teiten Reeiley zu verkaufen, als daß fie ihnen su Haufe umfallen. Im Jahrerzas, als noch Feine allgemeine Raͤude gieng ein Pachter den ich kannte Jund der. nunmehro bes Redburn in Hertfordshire wohnet, nach Leigthon, in Bedfordshire, zum großen Markte, wo Schafe aus ven Thälern zu Kaufe was ‚ren, um dergleichen einzufaufen. Als er damar, hatte ſich das Gerüchte von einer Raͤude unter den Schafen dermaßen verbreitet , daß diefer Pachter, Ur aus einer beraiaten Gegend war, gleichfalls J— bekam, und daher fuͤr eine fette Heerde Schafe einen ſehr geringen Preis, kaum eine halbe Krone für das Stuͤck both, und fie auch wirt. lich dafür erhielt, ob er gleich, wie er mir fagte, ges glauber, daß das Stuͤck von den Schafen, wenn fie völlig gefund gemefen wären, über 14 Schillinge Sterl. wurde gegolten haben. Unwiſſende Leute find alſo ſehr uͤbel daran, die väybige —*9— fuͤr geſunde kaufen. der Raͤude an Schafen u. Laͤmmern. ızı kaufen. Dieſes bringe mich darauf, meinem $efer die verfchiedenen Runftgriffe befannt zu machen, welche liftige und eigennügige Berfäufer anwenden, einen unerfahrnen Käufer zu betriegen. Ehe ich aber diefes thue, will ich noch bemerfen, daß alte Schäfer, die in Thälern wohnen, fehr unru= hig find, wenn fie jehen, daß im Junius Hagel fälle, weil ſolcher gemeiniglich mit einem fcharfen Regen bes gleitet wird, der die Erde fo durchnetzet, und fie auf das Gras fpühler, daß die Schafe, die davon eſſen, Die Raͤude bekommen. Aus diefer Urſache gefchiehe es, daß in einigen niedrigen Gegenden die Landleute in naſſen und gefährlichen Jahrszeiten ſich nichts dar— aus machen, wenn ihre cafe auf ihren ungepfluͤgten Aeckern auch noch fo wenig fpeffen, indem fie gar wohl wilfen, dag das Unkraut nd Gras, fo auf folchem Lande wächfet, durch den Fall des heftigen Regens von der um fie liegenden Erde ganz beftäuber find; und diefes macht es eben, daß Schafe eher die Raͤude befommen, als wenn fie auf Wiefengrunde geweider werden. Kurz, eine Näude mitten im Sommer kann die ärgfte und auch die beſte Raͤude genannt werden. Die ärgfte, weil das Gras fehr gefchwinde und waͤſſe— richt aufſchießt, und durch die heftigen Regen mit Unreinigfeig befudele wird, welche den Augenblick eine Raͤude zuffege bringe. Sie iſt aber auch zugleich eine fettmachende Raͤude: denn wenn die, fo fich darauf verftehen, merken, daß die Näude angefangen bat, fo jagen fie diefe angeſteckten Schafe auf ihre Wieſen, wenn diefelben die Raͤude gleich noch fo fehr befördern. Denn da folhe Schafe in dem Anfange ihrer Krankheit viel eher. fett werden, als gefunde, ı22 Bon der verderblichen Krankheit fo werden fle, wenn fie volles Gras haben, um fo viel geſchwinder fett, und fönnen alfo mit tvenigem oder gar feinem Verluſte, verfaufee werden, Her Borfall des Pachters Culverhouſe, der mit ſeinen fettgemachten raͤudigen Schafen ſolche Anſtalten zu machen wußte, daß er wenig, oder gar nichts dabey verlor. Dieſer Mann war beydes ein Pachter und auch ein Fleiſchhauer. Er hatte ein Gut in einem Thale zu Northall, in dem Kirchſpiel Slapham, in der Graffchaft Bucks, gepachtet, wo der Grund fo niedrig lag, daß in einem fehr feuchten Jahre feine Schafe alle räudig wurden.P Weil er aber ein guter Haushalter war , fo machte er diefe Schafe bey Zei⸗ ten in feinem beften Wieſthgraſe fett, und als fie zum Verkaufe fett genug waren, fo verkaufte er, weil er felbft ein Fleiſchhauer war, ihr Fleifh, ohne ihre Le⸗ bern zu zeigen; wobey er denn das Sprüchwort wahr machte: was das Auge nicht fieht, befümmert dag Herz nicht. Er verkaufte alfo fein räudiges Schöpfen= fleifch für den gefundeften, Preis; und folchergeftalt bes kraͤftigte er das Spruͤchwort eines alten Fleiſchhauers in London, welcher zu fagen pflegte: Ich wollte bes Jahrs niche go Pf. für meine Narren nehmen. Die Begebenheit eines Bachters u Gad⸗ desdene, dem im Jahre 1738 funfzehn Schafe an der Raͤude flurben, Keil diefer Pachter an dem ſuͤdlichen Ende der Weiden zu Gaddesden wohnte, wo ein ſehr flacher und leimigter Boden iſt; ſo ſahe er ſich bendchigen ne afe, der Raͤude an Schafen u. Laͤmmern. 123 Schafe, die er ih Hürden hielte, allda graſen zu laſ— fen, und glaubte nicht, daß fie daſelbſt Die Raͤude bez fommen würden, weil er nicht gehöret, daß jemals vorhin ein befrächtlicher Schade dadurch entftanden wäre. Allein im Jahre 1738 fiel zwiſchen dem May⸗ monat und dem Ende des Junius ſo häufiger Ne, gen, welcher verurfachte ; daß eine fehr große Menge Schafe räudig wurden, fo, daß dieſem Pachter funf: - zehn daran fturben, Dahingegen andere, die Flüger ges wefen waren, als er, ihre Schafe bey Zeiten fert ge. macht, und fie im folgenden Auguft und September an Fleiſchhauer verfauft hatten. Die uͤbeln Folgen, die mit einer Raude um Michaelis verknuͤpfet find. Die Michaelisraͤude ift aus eben dieſer Urfache die allerfhlimmfte. Denn wenn ſich ſolches zu dieſer Jahrszeit zuträgt, fo bringe das Falte Wetter nicht Gras genug hervor, die Schafe fett zu machen, Des rohalben ift diefes eine magermachende Raͤude, mo viel Berluft mit verfnüpfer ift. Denn zu diefer Zeit laͤßt es ſich Tange nicht fo gut ein räudiges Schaf für ein gefundes verkaufen, als wenn folche Schafe fert koͤnnen verfauft werden. Und alsdenn muß ein Pach- ter fie entweder mit Erbfen, Bohnen und Gerftene mehl, oder andern nahrfamen trockenen Sachen füttern, ſonſten nehmen fie ab und fterben. Wie ein junger Herr, der fein Landgut felbft beforgen wollte, betrogen ward, indem er eine Heerde räudige Schafe für geſunde ? SB | . Faufte _ Dieſer Herr gelangere im Jahr 1746 durch das en 2 Abſter⸗ 124 Bon der verderblichen Krankheit Abfterben feines Vaters zu den Befiße eines anfehn- lichen Gutes, das in der bergigten Gegend zu Herk-- foröshire liege. Er unternahm, fein Landgut felbft zu beforgen, Das vor dieſem einer für ungefahr 70 Pfund des Jahres in Pachtung gehabt hatte.. Er verſorgte Daher dieſes Gut mit allem, was. er zum Aufnehmen deffelben nüglich zu feyn glaubte, und man fagt, er fey auch ziemlich gluͤcklich geweſen, ausgenom⸗ men darinn, daß er eine Heerde Schafe für feine Huͤr⸗ den kaufte. Hierinn ward er vechticyaffen betrogen, weil er feinem Urtheile zu viel frauet, und nicht mie andrer Leute Augen fehen wollte, die ſich für derglei— chen Betrug beffer vorzufeben miffen. Er Faufte alſo eine räudige Heerde Schafe für gefunde. Er entdeck— te folches indeffen nicht eher, als bis die Zeit und befs fere Einfichten,, wie feine eigne, ihm diefen Irrthum zeigeten , worauf er im Eifer auf den nächften Marke ſchickte, mit dem Befehle, fie lieber das Stuͤck für 18 Pfennige zu verkaufen, als fie wieder nach Haufe zu bringen, J Der große Verluſt, den verſchiedene Pachter durch die ſehr bekannte Schafraͤude im Jahre 1735 erlitten. Ein Pachter, der in dem Thale zu Aylesbury wohnte, und ein Gut für 155 Pfund jährlich in Dachte hatte, hat mir gefagt, Daß er Durch die Raͤude zwi⸗ fehen dem May von 1735, und dem May von 1736 zwo Heerden verlohren, welches ihn auch faft ganz arm gemacht; denn ob er fich gleich Muͤhe gegeben, fich noch zwey Jahre länger binzubalten; fo- * v — der Raͤude an Schafen u. Laͤmmern. 125 doch zulegt gewungen worden, dem Eigner des Gu⸗ ‚tes feine Güter zu überlaffen, und ſich dadurch, fo ‚gut es angehen wollen, bezahlt zu machen, welches ihn denn zu großer Armuth gebracht; indem er fich von einem Berlufte von 300 Schafen in-einem Jahre niemals wieder erholen koͤnnen. Ein anderer Dach ‚ger, der zu Stutely in der Grafſchaft Bucks in einem Thale wohnte, 309 feiner großen Heerde dadurch Die Raͤude zu, daß er fie zu lange vom Markte zurück bielte, und als er fie hinſchickte, waren fie fo mager, Daß er nicht mehr, als 6 Pfenning für das Stüd bea . | kommen Eonnte, und für dieſen Preis verfaufte er 100 Stuͤck an verſchiedene Derfonen auf dem Marfte zu Leigthon, ehe er fie wieder nad) Hauſe treiben woll« te. Denn diefe Raͤude im Jahre 1735 fam fo gea fhwinde, und war fo ftarf und allgemein, daß Taus fende von Schafen es nicht einmal werth maren, zum Berkaufe gebracht zu werden. Ich habe auch feinen Pachter aus einem Thale gekannt, der feine Heerde vor diefer großen Raͤude bewahret hätte, außer einen einigen; und ob fich gleich die Anzahl feiner Schafe ‚auf 300 belief, fo blieben fie, doch alle gefund, bloß durch die Hülfe eines geroiffen fehr wohlfeilen und un« fehlbar Helfenden Saftes, welcher damals einen je= den Schafe zu gehüriger Zeit gegeben ward. Und ſolchergeſtalt behiele er alle ‚eine Schafe, ob fie gleich auf einem fehr leimigeen Grunde geweider wurden, der niedrig und nahe an einem Fluffelag. Diefe allge« meine Räude des “Jahres 1735 war fo verderblich, daß die todten Aeſer vieler Schafe, Die auf den Sandftraßen - lagen, dem Theile des Sandes, mo fie fturben, ſowohl ‚als auch den Vorbeyreiſenden, durch den ungefunden Aasge⸗ J 126 Bon der verderblichen Krankheit Hasgeftanf, der von ihren Körpern ausgieng, zur großen Befchwerung gerechten. ben derfelbe wohl⸗ feite Saft hat feirdem alle Schafe und Laͤmmer erhals ten, denen er gegeben roorden, zumal eine große Heer⸗ de eines gewiſſen Herrn, im Jahr 1745, der mir auch einen Berficherungsfchein davon, nebft einem anfehns lichen Gefchenfe für mein Recept ſchickte, ehe ich ihn noch jemals von Perfor gefannt. Wir werden die Recepte davon am Ende diefer Abhandlung liefern. Die Begebenheit eines gewiſſen Bachterg zu Hertfordebire, der zehn räudige Schafe für ges funde Eauftes; wobey gezeiget wird, daß Feine räus dige Schafe mit Rüben koͤnnen fert ges made werden, | Diefer Pachter wohnet ungefähr anderthalb Meilen von mir, iftein Mann von anfehnlichen Mike teln, die er dadurch erworben, daß er viele Fahre lang ein großes trockenes Gut in Pachtung gehabt, und wird für einen fo ſchlauen Pachter gehalten, als eie ner in unferm Sande feyn mag; dennoch aber ward er in feinem Urtheile betrogen, indem er zehn räudige Schafe Faufte , die er unter vielen ges funden mit feinen üben fett machen wollte, Es famen diefe Schafe aus dem Thale von Ay⸗ lesbury, und nad) allen Zeichen, die diefer Pachter entdeckten Eonnte, bielt er fie für vollfommen gefund, bis einige von ihnen anfingen den Kopf hängen zu laffen ; denn Fein räudiges Schaf Fann Rüben vertras gen, und fett davon werden. Sie fönnen a? ent wo der Raͤude an Schafen u Laͤmmern. 127 wohl ein vierzehn Tage oder drey Wochen lang gut halten, allein denn nehmen ſie ab, und dieß kann man im Anfange daben wahrnehmen, daß ihnen die Bäus che wegfallen, daß fie fchläfrig gehen, und den Kopf ‚hängen laffen , und alsdenn anfangen ſich zu reiben, wie zwey oder drey Schafe diefes Pachters thaten, da⸗ ber ihm fein Schäfer auch fagte, er hätte räudige Schafe eingefauft, Anfänglich fehien er foiches nicht zu-glauben, und ward böfe über den Mann, als er es ihm ſagte. Allein der Ausgang zeigte es: Denn zwey davon ſturben auf dem Ruͤbenfelde, andere fingen an ſich zu ſchaben, und mit ven übrigen würde es eben fo ' gegangen feyn, wenn fie nicht fo gleich an den Fieifch- bauer wären verfaufer worden, der fie ſchlachtete, und ihr Fleiſch, fo gut als er fonnte, anbrachte; denn ihre Lebern waren verfauler. Dieß führer mich auf die Bemerkung, daß diefe Schafe ungefähr um Mi« chaelis die Raͤude müflen befommen haben, und da der Beſitzer derfelben ſolches gewußt, fo fuchte er, eis, nen Käuier, ehe es zu weit mit ihnen gefommen war, dadurch anzulocen, Daß er fie, wie bey dergleichen Falle gewöhnlich ift, in einem fehr geringen Preife hielte. Aus welcher Urfache diefer Pachter fie Faufte, um fie auf feinen Nübenfeldern ferr zu machen, auf welche er fie aud) im November oder December gehen ließ. Wenn fie gefund geblieben wären, fo hätte er aud) auten Vortheil daben gehabt. Denn id) glaube, er hatte nicht über fünf over ſechs Schik linge für das Stück gegeben, und wenn fie feit gewors den wären, fo-hätte er das Stick vielleicht für ſechs— zehn Schillinge oder noch Höher verfaufen koͤnnen. - Da aber Rüben heiße, wäflerichte Wurzeln find, fo 5Band. J muͤſſen 128 Bon der verderblichen Krankheit müffen fie nothivendig bey räubigen Schafen eine üble Wirfung haben, deren Körper ſchon durch Das aar zu viele Waſſer von dem Grasfutter angeſtecket und ver« derbet find. Ich muß noch ferner bemerken, da ein fo großer und fchlauer Dachter, alsdiefer, der jego an der Ede des fruchtbaren Thales zu Aylesburp mohnet, und alle Jahre feinen Schäfer hält, um nad) feiner Heerde in den Hürden und nach feinen Schafen auf den Rübenfeldern zu fehen, folchergeftalt betrogen worden; wie muß es denn nicht vielen andern gehen, die bey weitem nicht mit fo großer Erfahrung zu Markte kommen? Das Exempel eines Schafs, fo die Raͤu⸗ de gehabt, welches Ruͤben gefreſſen, ohne ſich zu ſchaben. Dieſes Widderſchaf ward auf einem Markte mit einigen gefunden Schafen gekaufet. Nun geſchahe es, daß der Pachter, dem ſie zugehoͤreten, nachdem er ſie den Sommer uͤber in den Huͤrden gehalten hatte, ſie im Winter des Jahres 1746 mit Ruͤben fuͤtterte, da denn alle gut zunahmen, ausgenommen dieſes eins zige, denn dieß war allezeit magerer, als die andern von gleichem Alter, und rieb ſich dann und wann ein wenig; daher der Pachter auf den Verdacht gerieth, es waͤre raͤudig geweſen, als er es gekauft haͤtte. Und das war es auch allem Anſehen nach; allein, da es aus einem Thale von einem naſſen Grunde, in ein ber⸗ gigtes trocdenes Sand gefommen war: fo ift zu glaus ben, daß es fich in fo fern wieder gefeget, daß es fich von dem fo verberblichen Reiben enthalten er 08 der Raͤude an Schafen u Laͤmmern. 129 Was aber dieſes Setzen eigentlich ſey, das will ich bey Gelegenheit erklären. Er ſchickte dieſes Schaf endlich ins Gras, um es auf den Herbſt fett zu machen. So lange es noch lebte, konnte man nicht mit Gemwiß- heit ſagen, ob es ſchon raͤudig geweſen, wie es gekauft worden, indem ſolches aus der Leber muß beurtheilet ** Allein, indem ich dieſes ſchreibe, erhalte ich die Nachricht, daß es bey Nachtzeit von einem Hunde erwuͤrget worden. Als man es geoͤffnet, hat man die Leber fleckicht und voller eiterigter Koͤrner ge⸗ funden, woraus erhellet, daß es ſchon lange raͤudig muͤſſe geweſen ſeyn. Da es ungefaͤhr ein Jahr lang auf einem trockenen Lande gehalten worden, ſo pflegte es dann und wann drey oder vier Tage nach einander eine Beule an dem Zahnfleiſche zu haben, die aber immer wieder verſchwand; und ſo nahm es auch zu andern Zeiten bald ab, bald zu, ſo daß der Eigner auch zweifelte, ein fettes Schaf daran zu bekommen. Doch da es zuletzt unter gutem Futter gehalten ward, um im Herbſte geſchlachtet zu werden, ſo bekam es et« was Fleiſch auf dem Ruͤcken, und es wuͤrde ſich noch ziemlich gut haben eſſen Der wenn der u es nicht Bee hätte, Von der Sellräude, und den uͤbeln Fol⸗ gen, die damit verknuͤpfet find, Dieſe Art von Raͤude greift die Schafe mehr oder weniger an, nachdem ihre Wolle feſt, oder los auf ih⸗ rem Ruͤcken iſt. Iſt ſie los, ſo hat das Regenwaſſer mehr Kraft, durch ſolche loſe Wolle in das Fell des Schafs hinein und durch zudringen, das Fleiſch zu er · 3 | falten, % _ 130 Von der verderblichen Krankheit: falten, und dem Thiere einen Schmerz, oder ein Sieber, oder eine andere Krankheit, oder alles der gleichen auf einmal zu verurfachen, und zu machen, daß die Leber gar bald verfauler: denn, wie ich vor. hin bemerfet habe, gar zu vieles Waſſer ift der Ges fundheit der Schafe hoͤchſt nachtheilig, e8 mag nun durch) den Mund oder die Haut in den Körper binein- fommen. Weil Wafler den dünneften Körper von allen Süßigkeiten hat, die Haut eines Schafs aber viel poröfer als irgend fonft eine Haut ift, fo kann fehr vieles dadurch dringen, wenn es nicht durd) eine dichtefraufe Wolle abgehalten wird. Was idy rechte Wolle nenne, ift diejenige Art, welche auf dem Rücken eines Schafes in den ftärfiten und dichteften Kräufun- gen liegt, eine Eigenfchaft, welche die meiſten wefte lihen Schafe haben, und wenn ein Scyaf folche Wolle, und daben gutes Futter hat, fo ift im gering» ften feine Gefahr zu beforgen,, daß es die Hauträude befomme; und wenn eg auch eine ganze Woche nad) _ einander regnen follte, fo wird eg ihm doch Feinen Schaden thun: denn ehe der Negen in eine fo dichte Wolle hineinfommen kann, wird ein mwohlgefüttertes Schaf, das feine völlige Stärfe hat, ihn oft genug abſchuͤtteln, und dadurch verhindern, daß er Feine üble Wirkung auf feinem Körper haben koönne. Beweis, dag ein Schaf an der Raͤude ge- ſtorben, an einem todten Schafe gegeiget, deſſen Fleiſch dicht unter der Haut verfau⸗ let geweſen. Ein Schäfer ‚ bev ehemals in Bedfordehire a ge» Wehner, und den id) im: ** 1747ſten Jahre zu ver⸗ ſchiede⸗ der Raͤude an Schafen u. Lammern. 131 fhiedenen Geſchaͤfften in der Landwirthſchaft aebrauche, fagte mir, daß er einem Schafe die Haut abgezogen, von welchem: er geglauber, daß es an der Hauträude geftorben, weil er unter. der ganzen Haut defielben eine Art einer Gaflert aͤhnlichen Materie gefunden, wovon er geglaubt, Daß er fie mit Recht für eine Ver⸗ derbung halten Eöinte, die durch den häufigen Regen verurfachet worden, fo Durch die loſe Wolle diefes Schafes gedrungen ‚ das Fleiſch deſſelben -erkältet, "und ihm den Tod verurfacher habe. Diefes Fann zu einer Warnung dienen, daß man feine Schafe mit lockerer Wolle Faufe, dergleichen die gemeiniglich zu feyn pflegen, die aus den entlegenen nordifchen Gegen⸗ den In England herfommen; denn wer dergleichen kaufet, der fteht in Gefahr, Fe an der Haufräude zu verlieren: die Wolle davon ift auch nicht halb fo viel werth, als die Wolle der weſtlichen Schafe. Wir in Hertfordshiere Faufen daher faft Feine andere, als von ber weftlichen Art, die in allen Stüden, fos wohl in Hürden gehalten zu werden, als aud) fie fett zu machen, am beſten ſind, wie ich ſolches, wenn ich auf diefe Materie Eomme , bemweifen werde, Das Mittel, deſſen man ſich zu Durham bedienet, der Hautraͤude der Schafe vorzubeugen. Ein gewiſſer Autor berichter, daß man zu Dur⸗ ham Theer, Fett und Salz zufammenfchmelzet, und die ganze Haut des Schafs damit reibet; fonft, fagt er, würden fie in-diefem Falten, naflen Sande niche 3 Jahre leben, und daß ein Mann wehl ı2 Schafe | 53 an 132 Bon der verderlichen Krankheit on einem Tage zu fehmieren pflege, nachdem fie ges fchoren worden. Dieß befchüger fie gar fehr, daß fie das ganze Jahr herdurch Eeinen Schaden vom Regen leiden, erhält fie gefund, und macht, daß ne or we⸗ nigem Fuler zunehmen. Wie man der Hautraͤude in andern Laͤn⸗ dern zuvorkoͤmmt. Sn verfchiedenen andern Laͤndern, außer Durs ham, wafcen die Pachter ihre Schafe, ‚fo bald ſie gefcoren, und wenn Diefes fo warm bekleidete Thier auf einmal aller feiner Wolle beraubet worden. Denn wenn alsdenn, wie es bisweilen geſchieht, kalter Regen faͤllt, und ſolcher in die loͤcherigte, lockere Haut des Schafs dringt, ſo kann er das Blut und Fleiſch dieſes Thieres erkaͤlten, die Raͤude, oder das rothe Waller, oder die Kolik, oder Bauchgrimmen, oder, Fieber, oder Kräge, oder Magenüberladung zum großen Schaden, und wohl gar zum gänzlichen Ver— derben eines folchen Schafs verurfahen. Esfommt Daher einem guten Hausmwirthe zu, ſolchem vorzubeu= gen, und es Fann auch auf eine ſehr mohlfeile Art ge= ſchehen, wenn man nur einen Zuber mit Salzwaſſer gegen die Zeit, daß die Schafe gefchoren find, in Bereitſchaft hat, da man denn die Schafe mit dem« felben vermitcelft eines Tuches über den ganzen Leib veibet, um dadurd) die Haut zu erhißen und zu här« ten, den Rranfheiten derfelben vorzubeugen, und zw machen, daß fie das nädıfte Jahr eine gute Wolle tragen. Diefen Bortbeil wiffen Pachter, welche na« be bey bes See wohnen, fich fehr wohl zu Nuge zu BAR der Raͤude an Schafen u. Laͤmmern. 133 machen, fo daß fie afle fahre ihre Schafe, fo bald fie gefehoren find, in dieſem falzigten Elemente wafchen, und dabey glauben, daß es nicht nur vieles helfe, fie das ganze Jahr herdurch vollfommien gefund zu erhals ten, fondern daß auch das nächte Yahr eine beffere Wolle darnach wachſe, daß die Schafläufe dadurch abgehalten werden, und daß man der Kraͤtze damit vorbeugen koͤnne. Wovon in der Folge ausfuͤhr⸗ licher, | Don der Hungerraͤude der Schafe und Laͤmmer und den uͤbeln Folgen der> felben. Armuth wird für die Urfache vieler Krankheiten und des Sterbens einer Menge von Schafen gehals ten. Diefes tft ein Ungluͤck, fo mehrentheils zwo Arten von Pachtern wiederfährt, naͤmlich jungen uns wiffenden und alten armen. Die erften halten oͤfters große Heerden, ohne auf einen Miswachs von Ruͤ— ben, Kohl, Stroh, Gras oder Korn bedacht zu feyn, . und ohne vorher zu überlegen, wie es gehen werde, Y Guts von achtzig Pfund des Jahres fam, welches | J4 | wenn fie nicht Futter genug für ihre Schafe und $am« mer haben, im Falle lange und firenge Winter erfol- gen: denn der Mangel an gutem Heu oder an Ruͤ— benzc, zumal wenn folches einem Pachter in einer bere gigten Gegend wiederfährt, muß für die Schafe fehr unglüctid) ausfallen. Nach einem Erempel davon Darf ich nicht weit fuchen, indem ſich dergleichen nahe . bey mir zugetragen. Ein junger Menſch, der zu dem Beſitz eine in 134 Don der verderblichen Krankheit in eingefehloffenen Feldern laq, deren Laͤnder theils fönnten bepflüger, theils zu Weiden nebraudyer wer: den, verfahe fich mit einer große Heerde Schale, um ſolche in Hürden zubalten und fein bepflüntes Land zu bauen. Mun geſchahe es, daß alle feine Rüben nicht geriechen: Denn fo bald fie uur eben aus ver Erde hervorvagten, murden fie von den Fliegen verzehret, Eden das Unglück wiederfuhr ibm bey feiner andern Saat, daß er alfo des Winterunterbalts für feine Schafe beraubet ward, wovon einige fämmer, ande re Schafmuͤtter und andere Widder waren. "Die Eols ge davon war, daß, als ein ianger und harter Wins ter mit vielem Schnee erfolgte, feine Schafe nach Fut—⸗ ter an zu fehreren fingen, und elend wurden, denn er batte für den vierten Theil feiner Schafe nicht Ruͤben genug, und Heu goͤnnte er ihnen kaum ſo viel, daß dieſe Heerde mit genauer Noth davon leben konnte. Wenn fie Stroh freſſen wollten, fo konnten ſie es thun, oder ſie mußten Hungers Sterben. Es fturben auch wirklich viele von ihnen,und zwar, wie ich gewiß verfichert bin,an - der Hungerraͤude. Und ich glaube, daß er dieß ein zige Jahr an Schafen, die ihm wegen feines verfehrs ten Berfabrens fturben, wohl 50 Pfund verlohren, außer noch verfchiedenen andern Pfunden, deren er dadurch verluftig gieng, Daß er denen Schafen, die den harten Froſt von 1740 überlebet hatten, fo vielen Shas den getban. Härte nun diefer Menfdy einen auten Vorrath an Küben gehabt, fo hätte dieſem Verluſte koͤnnen vorgebeuget werben. Allein es gieng mir ihm eben fo, wie mit-taufend andern, bie nicht glauben, wollen, daß man ſich in ſolchem Galle gewiſſer Mit: tel bedienen fönne, um zu machen, daß nicht nur ji en der Raͤude an Schafen u. Lämmern. 135 ben in bem frocenften Wetter in kurzer Zeit gut auf: fommen , fondern auch, daß bie Fliegen, welche ihre (hädlichften Feinde find, davon abgehalten werden, Altes bendes Farin ich auf das gewiflefte thun, wie eg denn oft verfucher worden, und niemals fehl gefchlas gen iſt, es Fann noch dazu geſchehen, ohne daß es ei« nen Heller Eofter: denn zu beyden brauche ich gar Fein Ingrediens, und ich bin bereit, dieſes — wie ich eg mit vielen andern mache, an jeden Pachter zu verfaufen, ; Ein anderer Mann hatte nur wenig gepflügtes Sand, und da er fonft nicht viel ander Vieh als feine Schafe hatte, fo hielt er deren mehr, als er in einem langen und harten Winter ernähren fonnte, Bey ge⸗ finden Witterungen Fam er noch gut genug fort, ins dem feine Sthafe einen Theil ihres Unterhalts die meifte Zeit auf einer nahe daran liegenden Weide fuchten. Als er ſich aber genoͤthiget fahe, eine zus reichende Anzahl in den Hürden zu halten, und fein Sand zu bearbeiten, fo mußte er e8 aufdie Gefahr des Wetters ankommen laffen. Es erfolgte ein langer und harter Winter, und da er für feine Schafe feine üben mehr hatte, fo mußten fie bloß vom Strohe leben, und ehe das Gras hervorfam, wurden verfchie- dene davon elend und ſturben. Bey ſolchem Falle iſt nichts gemeiner , als daß man diefe armen Creaturen, aus Hunger, ungefundes, unreines Unkraut, garjliges Gras und verfaulte Blätter, die fie unter den Zäunen, in Gräben, und an den Landſtraßen auffammien, und zumeilen aud) garitiges Stroh freffen ſieht. Wenn fie alfo nicht Kräfte genug mehr haben, nach dieſem [item legten Unterhalte auszugehen, fo ſturben fie, und J 5 gemeis 136 Von der verderblichen Krankheit gemeiniglich mit ee Dlute, und verfaulten Lebern. Die Begebenheit eines Bachters, der * der Hungerraͤude 38 von 40 Laͤmmern verlohr. fer Pachter bat ein Gut von Gunbert 5* des res in unſerm bergigten Lande. Er glaub⸗ te ſich einen rechten Vortheil zuwege zu bringen, und kaufte 40 Laͤmmer, die, ſeiner Meynung nach, in der weſtlichen Gegend, um Allerheiligen, gekauft wa ⸗ ren. Er gab fünf Schillinge für das Stuͤck. Das mit fie defto beſſer zunehmen follten, ließ er fie auf ale len feinen Feldern umber laufen und fvefien, bis ein ſtarker Schnee fiel. Und da er noch dazu einen großen Baumgarten hatte, Darinn viel ſpaͤtgewachſenes Gras ftand, ‚fo ließ er feine Laͤmmer, während ver Zeit, Daß der Schnee auf: der Erde lag, nach Gefallen darin- nen freſſen, und gab ihnen auch) zugleich Heu, wenn fie es nehmen ‚wollten. Allein das Heu wollten die - Laͤmmer nicht, fie Eraßten im Schnee, um zu dem Grafe zu fonımen, wovon denn Die Folge war, daß 38 davon an der Hungerräude flurben: Denn weil fie Fein Heu freflen wollten, fo Eonnten fie wegen des Schnees nicht fait genug vom Grafe werden, und bey dem wenigen, das fie bekommen Fonnten, fraßen fie Schnee mit hinein, und daher verfaulten ihre tebern, und fie befamen Würmer, deren fie infonderbeit viele unten an den Hörnern hatten. Diefer Pachter fies het jego fein fchlechtes Verfahren em: denn er fager mir, wenn er Diefe 40 Sammer in einem Hofe einge ſperret der Raͤude an Schafenu. Laͤmmern. 137 ſperret gehabt, und ihnen nichts als Heu zu freflen geoeben hätte, fo glaubte er, würde er nicht ein ein— | ziges Stück davon verloven haben; denn feine Mey— nung ift, daß Sammer den erften Winter fein Heu freſſen, wenn fie nicht dazu gezwungen und eingefper« ret werden, Allein das fage ich nicht, ich mache mie ſolche Begriffe von-der Sache, wenn er feine Jämmer des Tages auf den Feldern hätte herumlaufen laffen, und ‚hatte fie jede Macht eingefperret, um ihnen nichts als Heu zu geben, fo hätte er fie erhalten koͤn— nen, und Das defto ficherer , wenn er es recht darnach angefangen hätte, fie zum Heufreſſen zu bringen, Denn wenn Laͤmmer den Winter darauf, nachdem fie jung geworden, nicht Heu freffen wollen, fo müffen wiederholte Verſuche angefteller werden, da man ih» nen denn das fürzefte, füßefte und befte Heu geben muß; und wenn fie e8 nicht freywillig freffen mols len, fo muß ihnen zur Zeit ein wenig mit Gewalt in den Mund geſtecket werden, womit man ihre hinter— ſten Zähne wohl reiben muß, bis es zerbricht, wel ches fie denn nöthiget, ein. wenig Davon zufauen, Das durd) fie es allmählig frefien lernen; denn einige ‘ gämmer freffen gleich im erften Jahre Heu, andere aber niht. Daher muß man es fie auf diefe Arc Ich- ren, oder fie unter Schafe thun, daß fie durch das Erempel derfelben dazu gebracht werden, Wie Die Leute in niedrigen Landern ihre Laͤmmer in dem erſten Winter vordere | Raͤude bewahren, - Weil in niedrigen Ländern die größte Gefahr in Anſehung der Räude der Schafe und Laͤmmer zu be. 2 forgen ı38 Bon der verderblichen Krankheit forgen ift, fo fehen fich die Pachter genöthiger, auf Mittel und Wege bedacht zu feyn, derfelben vorzu- beugen. Diefes nun zumege zu bringen, nehmen we⸗ nige oder gar feine von ihnen ihre Zuflucht zu an» bern Gegenmitteln, als die ihnen ihr Gutduͤnken eins giebt, und zwar auf eine gewöhnliche und ganz na» tuͤrliche Art; ihre allgemeine Methode alfo ift, fol ches bloß durch Gras, Heu oder Korn zu verrichten. Laͤnder in Thälern liegen meiftens vor der Gewaltfams Feit ſchneidender Winde fo fiher, daß an’ vielen Orten das Vieh denfelben gar nicht bloß gefteller ift, wie folcheg in hohen bergigten ändern gefchieht. Ihr Schnee liegt auch nicht fo lange und fo hoch, als auf den hoben und frodenen Laͤndern. Cie jagen alſo in den vor die Raͤude der Schafe und Laͤmmer gefähr- lichften Winterszeiten, ihre Laͤmmer auf die Felder, Damit fie Gelegenheit haben, Diftelblärter und andere Srünigfeiten aus den Zaͤunen und aus den Gräben zu fuchen, und jede Nacht fperren fie fie in einen ein« gefdjloffenen Det ein, wo hölzerne Tröge für fie berei« tet, und an deren jedem lange Stäbe über das Heu befeftiget find, daß die Laͤmmer es nicht mit ihrem Miſt und Urin verunreinigen Fönnen; oder wenn fie keine Tröge haben; fo bedienen fie fic) enger und nie- driger Krippen, in welchen das Heu ift, die eben Die ſelben Dienfte leiften. Durch diefes Mittel befome men ihre Laͤmmer zu Winterszeiten gar felten die Raͤu⸗ de, fondern halten ſich gut, und werden fo fett, daß fie ihren Befiger beffer bezahlen, als alles, was er fonft auf feinem Gute haben mag. Und als einen Beweis, daß diefe Art mit dem Sutter Des Tages und der Nacht abzumechfeln, gut fey, baben mandje | Dadırer a em a der Raͤude an Schafen u. Laͤmmern. 139 Pächter in den Thaͤlern jährlich einige Laͤmmer, wor auf fie feine ordentliche Rechnung gemacht, die fieim Früblinge auf den Märkten verkaufen Fonnen. Sie “find aber gar fehr dawider, ihre Laͤmmer beftändig bloß an einem beftimmten 9: :te zu füttern; denn fie allezeit auf dem Felde zu halten, um das Gras, was fie im Winter befommen fornen, zu freffen ‚oder ih— nen beitändig an einem eingefchloffenen Hufe Heu ges ben, balten fie für die Geſundheit dieſer Thiere fo fhäptich,, daß fie glauben, wenn fie fo gehalten wür« den, würde es ein befonderes Glüc ſeyn, wenn nicht viele davon ftürben, fie meynen ſolches dadurch am beften zu verhüten, wenn die Laͤmmer des Tages Gras, oder was fie fonften für Kräuter befommen konnen, . freſſen, indem dieſes dienet, ihnen defto beffern Appe— tit zu erwecken, des Nachts Heu zu freffen, fo wie das Heu ihnen eine Begierde zum Örafe machet. Raͤudige Schafe und raͤudiges Wild | im Jahre 1747. An ſechſten May 1747 lag eine große Anzahl Wild todt in einem gewiſſen Thiergarten, in welchem ſich eine große Menge von Bäumen finder, und mo der Boden von einer fehr feimigten Beſchaffenheit iſt, fo daß er viel Waller auf oder nicht weit unter fei- ner Dberfläche behalten kann, welches in regnigten MWitterungen verurfacher, daß das Wild die Raͤude bekoͤmmt, und ftirbe, fo wie es auch in diefem Jahre und in einigen darauf folgenden gieng. Um Beih- nadıten 1746 war das Werter fo gelinde, daß das Gras unter den Hecken beynabe Singers, hoch wuchs, und 140 Don der verderblichen Krankheit und da es von einer rauhen und fehr wäfferigten Mas fur war, fo trug e8 gar vieles dazu bey, daß das Blue des Wildes und der Schafe verderbt ward, wos Durch fie die Näude befamen. Niemand wußte, wie man diefem Uebel vorbeugen ſollte. Ihnen zu folcher Zeit Heu zu geben, hilfe nicht, denn fie ziehen als— denn das Gras dem beften Heu vor. Jedoch ich weiß mehr als eine Art es zu thun, und Schafe, nebft dem Wilde, vor diefen fchädlichen Krankheiten zu bewahren. Diefe Weihnachten ward von unferm $andvolfe ein grüner Weihnachten genennet, und die alten Weiber fagten, vor dem Maymonate würde - fein Gras mehr wachien. Sie fihienen auch wahr gefaget zu haben; denn obgleich im Zebruarius eini- ge Regenguͤſſe fielen, fo wuche das Gras doch nicht eher, fo daß es Fonnte gebraucher werben, als gang am Ende des Maymonats, und darauf regnete es, nach einem langen trockenen Wetter, verfchiedene Wo« chen in einem weg, da denn viele Schafe und viel Wild, fo auf flachen, leimigtem und anderm niedrigem $ande weideren, die Raͤude befamen. Der Zufsl eines Bachters, der nahe bey Leighton in Bedfordshire wohnete, welcher durch Unwiſſenheit und Geiz feiner ganzen Heerde, die aus 200 Stüdfen beftand,, wie auch in dem folgenden Jahre noch einer andern Heerde, die Raͤude zuwege brachte. | | Auf einer großen Weide, die Billington- Mead genannt wird, und von ſolchem Umfange ift, daß verfchiedene Heerden Schafe zugleich auf derſelben weiden fönnen , nachdem das Gras abgemäber, und das der Raͤude an Schafen u. Laͤmmern. 11 das Heu weggebradht worden, iſt an einer Eeite ein niedriger feichter Ort, der ungefähr einen Morgen Landes beträgt, welcher dann uno warn ein Behaͤltniß des Waſſers wird, Das von den daran liegenden trocke— ‚nen und högern $ändern bey ſehr regnigtem Wetter herablaͤuft. Wenn das Waſſer eine Zeitlang allda geſtanden iſt, und trockenes warmes Wetter darauf erfolget, ſo waͤchſt allda auf dem kothigten leimigten Boden ein hohes Gras, ſo voller Saft iſt, der eine ſehr ungeſunde Eigenſhaſe an ſich hat, wovon die Schafe eingenommen werden, mern fie hieher kom— men, und davon freffen. Ein Uebel, weiches allen Schäfer, die ihre Heerden auf diefe Weide treiben, fo befannt ift, daß feiner von ihnen leidet, daß ihre Schafe diefer fumpfigten Gegend zu nahe fommen, Dem allen ungeachtet, nöthigte ein gewiffer Dachter, deflen Heerde hier zu weiden pfleafe, als er fahe, Daß auf diefem Striche Sandes die Menge Gras muchg, - da Hingegen an andern Orten nur fehr wenig zu fin den war, zwifchen Michaelis und Allerheitigen feinen Schäfer, feine Schafe allda graſen zu laffen, Damit fie mit vollen Bäuchen in die Hürden geben koͤnnten. Hiermit fuhr er von Tage zu Tage fort, alles deſſen ‚ungeachtet, was die benachbarten Dachter ihm dagegen vonſtellen mochten, welche ſich vor den unglüctlichen Wirkungen diefes Striches tandes fo fehr fürchteten, Daß fie glaubten, wenn fie ihre Schafe darauf gehen ließen, würden fie gewiß die Raͤude befommen; den» noch wagte es diefer unmwiffende und geizige Pachter, ‚und feßte fich in die Gefahr, feine ganze Heerde räus Dig zu machen, wovon Denn aud) die Folge war, daß von 7300 Stuͤck, aus welcher Anzahl feine ganze . be und, 142 Von der verderblichen Krankheit ꝛc. ftund, nicht ein einziges davon kam. Denn alle fur ben den folgenden Fruͤhling an der Raͤude. Um den Schaden wieder zu erſetzen, kauſte er eine andere Heerde, die noch um 140 Widderſchafe ſtaͤrker war. Als dieſelbe auf dieſer Weide, wie auch auf andern niedrigem und flachem Erdreiche gieng, ſo brachte das regnichte Wetter in dem folgenden Sommer langes Gras hervor, wovon dieſe andere Heerde gleichfalls raͤudig ward, wiewohl er dieß Jahr nicht fo viel dan an verlohr, indem er einen guten Theil Davon bey Zeiten verfaufte. Aus dieſem Zufalle werden meine gefer den Werth dieſer meiner drey Buͤcher von Scha« fen und Laͤmmern einfehen lernen, als welche fie lehren Fönnen, für weniges Geld, fo fie jür diefelben bezah— ien, allem vergleichen Schaden vorzubeugen. Und was ift eine folche Fleine Ausgabe in Bergleichung mit einem Berlufte von mehr als hundert Pfund, der bey einer einzigen Heerde erlitten worden? Denn esift ſehr glaublich, Da dieſe 220 Schafe diefe Summe werth gemwefen, ohne was der Pachter noch) bey der Raͤude fei- ner andern Heerde verlobren. Wiewohl von Dielen Dingen will ich bey Gelegenheit mehr reden, wenn id) meinem $efer in meinem dritten und letzten Buche Die Abſchrift eines Beglaubi gungsſcheins vorlegen werde, den mir der Herr eines anſehnlichen Gutes, von den beruͤhmten Wirkungen meines vorbeugenden Receptes geſchicket, welches alle Schafe in feiner Heerde vor als ; lem Schaden der Raͤude im Jahr 1745 beſchuͤtzet, 1008 mit alle Schafe um ihn herum befallen worden. u 19 Su 2 10 | I. Rom RE. | 143 aka —— ie I. | ze Bon dem naturlchen Triebe des Falken, und von der Verruͤckung die er leidet. De was die Thiere vornehmen, in Sf ters alfo beſchaffen, daß es große Verwun⸗ derung erwecket, und einen großen Begriff von ihrer Einſicht zu geben ſcheinet, woferne es ein⸗ zeln betrachtet wird, und ohne daß man zugleich auf die Beſchaffenheit ihres Körpers, und der übrigen das mit verfnüpften Umftäande Achtung giebt. Es wäre zu wünfchen, daß Diejenigen, welche am meiſten Gelegenheit haben, viel um Thiere zu feyn, efrvas gea ſchickter wären, allerley Anmerkungen zu machen, oder daß fie wenigftens mehr Sorgfalt darauf wende⸗ ten. - Wiewohl man zum voraus weiß, daß es mit der Art der Einficht, welche den Thieren zukommt, wenig zu fagen babe, fo wären doch gute Anmerkun· — dazu dienlich, daß man die Grundregeln bey ein⸗ jen Fällen leicht anwenden, und die etwa entſtan⸗ —* Zweifel auf die ofenbarefte Weife fogleic) bes ben Fönnte, 4 - Die Bögel haben, überhaupt‘ ju reden , eine weilt geringere Geſchicklichkeit, als die vierfüigen Thiere, 5 Band. K Wofern 144 Von dem natuͤrl. Triebe des garten, Wofern demnach an ihrem Thun etwas außerordent⸗ liches erſcheint, fo verdiener es um fo mehr eine ges naue Unterfuhung. Desjenige, was ein zum Beis zen abgerichteter Falk vorzunehmen pfleger, ift gar öfters fehr bewundert worden. Ohne von ven edel müthigen Neigungen zu reden, die man. ihm insges mein beyleget, und wovon er auch den Beynamen ers balten hat, fo machet man auch viel Wefens von der Liſt, die er gebrauchen folle, feinen Raub, den er an⸗ greifen will, fidyer zu machen, imaleidyen von der großen Gelehrigkeit, nad) welcher er fich vollfommen nach- des Jaͤgers Willen bequemer, feine Stimme fennet, ihr folget, und überhaupt afles thut, was felbiger von ihm verlanger. Ich habe Gelegenheie gehabt, mid) nad) allem, was mit einem zur Beize abgerichteten Falken vorgeber, genau zu erfundigenz und ich erwähne um fo viel lieber etwas hievon, weil alles, was ein folcher Vogel vornimmt, in der That auf einem außerordentlichen Grunde beruhet, der bey andern Thieren nicht leicht Plag finder. Was man an ihm als Wirkungen eines, bey feines gleichen, un= gewöhnlichen Verftandes bewundern möchte, das koͤmmt vielmehr daher, weil er die Art der Vernunft, die er natürlicher Weife befiger, größtentheils oder fat gänzlich verlohren hat; er hat dasjenige nicht mehr, was man bey einem Thiere feine Unterſcheidungs⸗ oder Heberlegungsfraft nennen Fönnte, und es iſt ihm’ nichts mehr übrig, als ein Trieb, ſich hoch in die Luft zu ſchwingen: ein Trieb, welcher auf die Bes’ ſchaffenheit feines Körpers gegründet, und die erfte Abſicht ift, die man bey dem Bau deffelbigen bemer« Pet, Aus diefem Grunde laͤſſet fid) alles, * er cthul, und vonder Verruͤckung, die er leidet. 145 thut, verſtaͤndlich erklären, und wiewol er vielleicht ‚eihigen wunderlich ſcheinen möchte, fo Hoffe ich Doch, fie werden ihre Meynung ändern, wofern fie belie» ben, das folgende zu beurtheilen, | Ein Falk ift viel zu befanne, als daß man feine Geftalt weitläuftig beſchreiben müßte. Ich darfda« her von feiner Leibesbeſchaffenheit nur fo viel anführen, als an diefem Orte nöthig fällt. Sein fcharfes Ge— ficht in die Ferne ift längft zum Spruͤchworte gediehen. Unerachtet feiner Größe, ift er, in Vergleichung das mit, ungemein leicht. Man muß fih in der That wundern, wern man ihn auf die Fauft feger, daß ein- fo anfehnlicher Vogel von Feiner größern Schwere fey. Hieraus iſt feicht abzunehmen, daß er wenig überflüfe figes Fleiſch an fid) habe, Hingegen find fein Schnas bel, feine Fterven, Sehnen und Knochen defto fefter, und er hat deswegen, wie alle Kaubvögel, eine große ‚Stärke. Das größefte an ihm find die Flügel, Diefe Größe, benebſt der Seichtigfeit feines Leibes, machen ihn ungemein geſchickt, fchnell zu fliegen, und Hoch in die Luft zu fleigen: er iſt aber deſto weniger gefickt, den Winde zu widerftehen. Dietäglichen Beyſpiele lehren, daß ein ſtarker Wind, der den Falken in der Luft antriffe, ihn mit fich davon führe, und an Orte»bringe, wohin er niemals verlangte, Dieſes ift die Urfache, warum er in feiner natürlichen Freyheit fein Neſt an die Felfen leget. Denn die Wände derfelben bedecfen ihn gegen die Gewalt der Winde Er ſuchet fich aber. insgemein fehr. hohe Selfen aus. Hievon hater einen gedoppelten Vortheil. ‚Ein niedriges Neft wäre eine fehr beſchwerliche Sache für ihn. Der Raub, den er natürlicher Weiſe, we | K 2 ſuchet, wen: 2 146 Von dem natuͤrl. Triebe des Falken, ſuchet, ſind lauter koͤſtliche Biſſen: es ſind junge Ha⸗ ſen, Kaninchen, Feldhuͤner und dergleichen. Alle dieſe Thiere ſind ſehr furchtſam; ſie wagen ſich nicht aus ihrem Vortheile, ohne ſich ſorgfaͤltig umzuſehen, und alſo waͤre ihnen nichts leichters, bey der Groͤße, die ein Falkenneſt haben muß, als folches zu entdecken: Demnad) wird es durch die Entfernung und durch die Klippen der Selfenwände vor ihren Augen verborgen, Ferner, fo würde ein niedriges Neſt dem Falken einen Theil feiner natürlichen Gaben meiſtens unnüge machen: denn eg benähme ihm die weite Ausficht, die er in der Höhe vollkommen finder, Nicht zu ges denken, daß ein Körper, der, fo zu fagen, aus laus ter Merven, Sehnen und Bändern befteht, und daher ungemein empfindlich ift, über dieſes auch uns gemein große Flügel trägt, fid) gar nicht ins Ges büfche fchicket, fondern zu feinen Uebungen einen freyen Plaß verlange. Der Felfen giebt demnach dem Falken die befte Gelegenheit, alle Vortheile zu gebrauchen, die ihm feine Seibesbefchaffenheit anbierher; Kann er aus feinem Neſte nichts entdecken, fo fällt es ihm leicht, von da feinen Flug in die frehe Luft zu nehmen, und dabey allezeit in einer gewiſſen Hoͤhe zu bleiben. Sein ſcharfes Geſicht zeiget ihm alles deut⸗ lich, was unten auf der Ebene vorgehet. eine großen Flügel halten den leichten Körper ohne Ermüs bung viele Stunden lang ſchwebend, in einer Höbe, die ihn unkenntlich, oder gar unfichebar machet. Deswegen fuchet er, ſich auch allezeit da aufzuhalten, Der Bau des Körpers einer belebten Creatur ift alle mal den Abfichten gemäß, welche auf feine Erhaltung und Ernährung zielen, In diefem Puncte ._. i u. und von der Verruͤckung, die er leidet. 147° ſich alles. Der ganze Bau des Falkenkoͤrpers iſt alſo beſchaffen, daß er ſich in der Höhe aufhalten, vonda feinen Raub erkennen, ihn plöglich überfallen, und mit fid) davon führen koͤnne. Diefes ift das Mittel, das ihm zu feiner Ernährung und Erhaltung gegeben iſt; diefes iſt die allgemeine Abficht von feiner Stärke, von der Schärfe feines Gefichtes, von der Leichtigkeit feines Leibes, und von der Größe feiner Flügel: daher ruͤhret audy feine Gewohnheit, ſich beftändig da aufzus halten, und die Unruhe, die man an ihm verfpürer, ‚wenn er feiner Neigung Fein Genügen thun Fan. Alfo ift der Falk von Natur befchaffen. Esift leicht zu erachten, daß er, wenn man ihn finge, und fo dann fliegen ließe, fich wenig um das Wiederfehren befümmern würde, weil er die Gefellfchaft von Na—⸗ tur nicht liebet, und weil ihn gewöhnlicher Weife «die guten Leckerbiſſen nicht vorgefeßer. werden, die er befliffen iſt, vor fich feibft zu verfchaffen. Daher be dienet man fich folgenden Mittels, ihm die Luft zum Davonfliegen zu benehmen : Man feget ihn in einen hölzernen Reifen, der an einer Schnur frey aufges bangen ift, damit er fi) leicht bewege. Sobald man merfer, daß der Vogel fehlafen will, wird der Heifen angeftogen, und der Falk dadurch genoͤthiget, ſich feft zu halten, mithin zu wachen. Zu diefem ‚Ende wechfeln die Jaͤger einander ab, und verhins dern auf dieſe Weife, daß er in drey Tagen und Mächten nicht fchlafen Eann. Diefes gemaltfame Wachen thut feine gewöhnliche Wirkung : es verruͤcket ibm nämlid) feinen Verftand; das ift, er erinnert ſich nicht mehr, weder feiner vorigen Freyheit, noch der Lebensart, die er fonft geführet hatte, und wir werden u \ 2 ee im 48 Von den natuͤrl. Triebe des Falken, im Folgenden ſehen, daß es mit ſeiner Unterſcheidungs. kraft ſehr ſchlecht beſtellet iſt, und daß in feinen Vor⸗ ſtellungen eine große Dunkelheit herrſche. Mir iſt unbekannt, wer dieſes Mittel erfunden habe: es ſcheint, als ob diefe Erfindung den nordifchen Voͤl⸗ Fern zuzufchreiben ſey, nicht nur deswegen, weit diefe Falkenart in Norden zu Haufe gehöret, fondern auch, weil man in den älteften nordiſchen Geſchichten oder Ueberlieferungen fchon Spuren von dem Gebrauche der Falken zur Jagd finder. Plinius redet davon im 10 B. 8 Cap. als von einer Gewohnheit, die zu feiner Zeit bloß bey den Thraciern im Schwange ge wefen, ohne Zweifel deswegen, weil bie Roͤmer fo wenig als die Öriechen eine große Wiffenfchaft von der Lebensart der mitternächtigen Völker befaßen, die unter ihrem Gebote niemals geftanden hatten. ' Doch der Erfinder mag gewefen feyn, wer er will, fo ift doch gewiß, daß feine Erfindung gut ausgefonnen ift. Mach» dem der Falk vergeffen hat, wie es vorbero mit ihm befchaffen war, fo läßt er mit fich umgehen, wie man will, er Fommt wieder zu den Jaͤger zuruͤcke, Der ihm zu freſſen giebet, und verlanger fich nicht in feine vorige Freyheit zu fegen, Davon * per weiß. Nur eines iſt ihm von feinem alten Zuſtande uͤbrig, naͤmlich die Begierde, ſich hoch in die Luft zu ſchwingen. Dieſe aͤußert ſich unaufhoͤrlich an ihm, Deswegen wird er auch mit Riemen, die ihm um die Fuͤſſe gefehlungen find, feft gehalten, Nichts deſto— ‚weniger wäre es fehr befchwerlich, ihn bey dergleichen beftändigen Bemühungen zu fliegen, auf der Fauſt zu fragen , und. demnach ae man ihm eine ve. 44 J er und von der Verruͤckung, die erleidet. 149 uͤber den Kopf, die ihm die Augen verdecket. Man darf nur Achtung geben, was er vornimmt, wenn man ihm dieſe Haube abzieht. Er ſtrecket den Hals, benebſt dem Kopfe ſogleich empor, ſieht in die Hoͤhe, verſuchet auch in die Hoͤhe zu fliegen, daher ſtreifet man ihm die Haube wieder uͤber, beklopfet ihn ſanfte mit einer Feder, weiche der Falkner deswegen beftäns dig auf dem Hure führer, und freicher ihn damit, um ihn zu beruhigen. Er thut eben diefes in einem Zim⸗ mer, ba er ſich Den Kopf an der Decke zerftoßen würs de, wenn man ihn losließe; er thut eg unter freyem Himmel, ob gleich nicht Das geringfte über ihm flie— get, noch zu ſehen ift, das er etwa fangen wollte, Demnad) ift Elar, daß fein Bemühen in die Höhe zu ſteigen, gar nicht durch einen Vorwurf verurfacher werde, den er dafeibft ſieht, und daß er einen feften "Körper , gleichwie die Dede eines Zimmers ift, feis nesweges von der freyen $uft zu unterfeheiden vermoͤ⸗ ge, gleichwie die Vögel forft zu thun im Stande find. Die Farbe ver Dede thut nichts zur Sache, au nicht die Höhe des Zimmers, denn er verlanget in ei— ner niedrigen Bauerftube, woran die Dede ganz dun⸗ kel und ſchwarz ausfieht, eben fowohl zu fteigen, als in einem hohen Zimmer mit einer weißen Gnpsdede. Die Falkner bilden ſich ein, daß fie dem Vogel feinen Feind, naͤmlich den Reiger zeigen; daß der Falk ihn gar wohl fehe, auch fogleich bedacht fen, ihm zu uͤbermeiſtern, daß er aber aus Lift und mit Fleiße einen andern Meg erwähle, in die Luſt zu feigen, als Denjenigen, den der Reiger in feinem Fluge hält, da- mit diefer nicht denken ſolle, als ob er ihm etwas Lei⸗ des zu thun, oder ihn answarelen gefonnen fen. 150 Von dem natuͤrl. Triebe des Falken, Ich will gerne glauben, daß der Falk den Reiger fliegen ſehe, es ift aber gar feine Wahrfcheinlichkeit vor⸗ banden, daß er ſeinetwegen ſeinen Flug vornehme, noch weniger, daß er auf eine Liſt bedacht ſey, ihn zu fangen. In dem Zuſtande, darinn er ſich wirklich — befindet, thut man ihm wohl hoͤchſt unrecht, wenn man ihm die Erfindung liſtiger Anſchlaͤge Schuld gie⸗ bet. Daß er ſteiget, daran folget er dem Triebe, der ihn unaufhoͤrlich beunruhiget. Er wuͤrde eben ſorbehl ſteigen, wenn gar kein Reiger vorbeyfloͤge, ja wenn auf viele Meilen weit in der Runde kein lebendiges Thier zu finden waͤre. Dieſes iſt den Falknern ſelbſt gar wohl bekannt; denn eben deswegen halten ſie ihn bey den Riemen, damit er nicht fliegen Fann, als wenn fie wollen. Es fällt alfo die Gewißheit von feiner Abſicht aufden Reiger fehon weg; man wird ihn aber hievon, folglich auch) von aller Liſt bei diefem Falle gänzlich) frey fprechen, wofern man auf folgende Um: Hände Achtung geben will. Der Falk flieget nicht allemal gegen eine —* Gegend, als der Reiger; wofern er es thut, ſo ſi ie ganz andere Urfachen daran ſchuld, als der Vorſatz, ſelbigen zu beruͤcken. Bey ftarfem Winde fteiger er gar nicht, er kann auch nicht. Da aber die fuft ſel ten ohne alle Bewegung iſt, ſondern insgemein ein ſanftes Luͤftchen blaͤſet, wie man zu reden pfleget, fo richtet ſich der Falk bey ſeinem Steigen darnach, und alſo kann es gar wohl kommen, daß er dem Reiger den Ruͤcken kehret. Nun ſteiget er auch nicht ſchnur⸗ gerade, ſondern etwas ſchraͤge, daher entfernet er ſich yon ihm, ohne dabey an ihn zu gedenken. Hierzu kommt noch diefes, daß der Neiger feinen Stand \ oder und vonder Verruͤckung, die er leidet. 151 oder fein Neſt im Walde und Gebuͤſche hat, daher flie— get er allemal daranf zu, wenn er aufgejager wird, und ſuchet fich dafelbit in Sicherheit zu ſetzen: binges gen der Falk hat mic dem Gebüfche nichts zu fchaffen. Er verlanger bloß deswegen in die Höhe zu fleigen, Damit er von oben herab fehen möge, was unten auf ‚der Ebene vorgehet, und überhaupt, um auf dasjenis ge zu lauern, was unter ihm entweder auf der Erde laufen, oder durch die $uft fliegen wird. Demnach flieget er niche nach dem Gebüfche zu, menigfters nicht mit Vorſatze, und alfo muß es freylich gar oft alfo fommen, daß er einen ganz andern Weg erwäh- let, als der Reiger. © Webrigens muß man nicht etwa vermennen, als ob diefe beyde Voͤgel gefchworne Feinde wären, oder eine fogenannte Antipathie gegen einander hätten, und daß um diefer Lirfache willen der ftärfere den ſchwaͤchern allezeit angreife? Gar im geringften nicht. Der Keiger ift ein Raubvogel, der Falk auch ; dergleichen . Handmwerfsgenoffen pflegen einander niemals anzuta⸗ ften, weil fie wohl willen, daß dabey viel Gefahr und wenig Mugen fey. In der That lauft der Falk in Gefahr, fih) in des Reigers Schnabel zu fpießen, gleihmwie zumeilen auch wirklich gefchieher. Lieber. dieſes ift Der Reiger ein mageres Thier, fein Fleiſch hart, zaͤhe, von thranichtem Geſchmacke, weiler von Sifchen lebet, der Falk aber hat Luſt zu ganz andern Speifen. Daher wird er ihn in feinem natürlichen Zuſtande feinesweges verlangen anzugreifen, und wenn er es jeßo thut, fo geſchiehet es, weil er feinen Ber: ftand verlohren hat, und auf alles herabftöße, was ihm ins Geſichte fälle:- Zu der Zeit da er in die are 85 Luft — 152 Bon dem natuͤrl. Triebe des galten, Luft zu ſteigen beginnet, denket er im geringften nicht daran, daß er jenen Reiger fangen wolle: Er vers langet bloß in der Höhe zu feyn ' Damit er ſich umfes ben, und dasjenige angreifen möge, was ihm fodann vorkoͤmmt. Diefes it ordentlich der Reiger, wenn fonft nidyts vorhanden if. Stoͤßt aber unterdeffen etwas anders auf, fo aefchieht es gar oft, daß erfich an das legtere machet, fo wie es ihm einfälle. Es gefchicht zum Beyſpiele gar öfters, Daß unterdeflen, Da der Falk die Höhe gewinner, ein Flug Raben aufs ſtoͤßt. - Ein Rabe ift eine eben fo fehlechte Speife für ihn, als der Neiger, und ein ganzer Flug ift für ihn etwas höchft gefährlicher, In feinem vernuͤnfti⸗ gen Zuftande würde er fid) an fie nicht Eehren, aber nun iſt es etwas anderes. Er laͤſſet gar oft den Rei⸗ ger fiegen, wohin er will, und flößt mitten unter die Haben hinein, kriegt einen beym Leibe, und fuche Ihn zu würgen; unterdeſſen fallen vie übrigen mit großem Geſchrey auf ihn und zaufen ihn auf allen Seiten. Er wird dadurch genöthiget, den erften fahren zu laffen: Allein er fleiget von neuem, und will fich einen ans dern holen. Diefes treibt er fo lange, bis ihn bie Haben entweder außer Stand feßen, ihnen Schaden zu fhun, oder bis ihm die Jäger zu Hülfe kommen. Diefes gefchieht, indem fie ihm zurufen, damit er ſich umfeben folle, und zu gleicher Zeit Das fogenannte Federſpiel in die Höhe werfen. Das Federfpiel ift ein roth angeftrichenes und einigermaßen geſchnitztes Holz, auch mit einigen Federn beſtecket. Es fü ieht einem Vogel fo ſchlecht ähnlich als es moͤglich, unter⸗ defien fiehet es der Falk jego dafuͤr an, laͤſſet die Ra— ben fahren, und flößt darauf herab, Sn feinem na⸗ Pils — tuͤrlichen und von der Verruͤckung die erleidet. 153 türfichen Zuftande würde er ein roth Stuͤcke Holzgar wohl von —— oder einem dergleichen an« dern Wildprät Anterfcheiden, aber nunmehro unter» ſcheidet er nichts deutlich) von einander. Es gefchieht auch zumeilen, daß er oben vonder Höhe den Neiger zwar wohl fliegen fieht, ſich aber an ihn nicht kehret, fondern nach feinem Gefallen da« ſelbſt ſchweben bleibt, und vermittelft des Federfpies les herabgelocket werden muß. In dieſem Falle iſt wohl fein weiterer Beweis nöthig, daß er dem Reiger zu gefallen nicht geftiegen fey. - Es ift aber auch aus dem vorigen Elar genug, daß er um Feiner andern Lirfache willen fteige, als um feinem ‚natürlichen Triebe ein Genüge zu thun, der ihn in der Höhe haben will, weil er fich dafelbft am beften nach ‚feinem Raube umſehen, und auf folhen lauren kann. Es iſt nicht weniger Elar, daß er nicht deutlich, untere ſcheide, fondern auf alles ftoße, was ihm vorkommt. Es iſt hieraus unwiderfprechlic) klar, weil er Raub⸗ vögel wider feine natürliche Art angreifee, die ihm zur Speife ganz untauglich find, und wobey er noch Dazu die größefte Gefahr auszuftehen hat, und weil Diefes wider feine eigene und wider die Gewohnheit aller Kaubvögel läuft, als welche fich nicht anders als unm des Raubes willen in einen Kampf mit einem ans dern einlaſſen. Er ftöße auch fo gar auf Nachteulen, und hält man diefes für eine große Luſt. Die Eule fliegt gar niche hoch. Unterdeffen fteige der Falk fo hoch, als er fonft zu thun pflege, woraus man flar ſieht, daß er hier inn bloß nach Gewohnheit handele, und daß fein: Steigen i Feine 154 Bon dem natuͤrl. Triebe deg Falken, feine andere als die fchon fo oft gemeldete Urfache Habe. Er ſtoͤßt hierauf herab. Die Eule weicher etwas zur Seite aus, daß er vorbeyſchießet, und tiefer als fie fommt. Sodann fteiget er abermal , ftöße, und die Eule weicher aus. Diefes währet fo lange, bis fie et— wa entwiſchet, oder zu muͤde wird, daß fie nicht mehr fliegen kann, wornach er fie erhafchet. Die Talknet wiſſen felbft gar wohl, daß derglei⸗ chen Voͤgel kein Wildpraͤt fuͤr den Falken ſind, und daß er an ihrem zaͤhen Fleiſche keinen Geſchmack fin⸗ de, deswegen führen fie beſtaͤndig Tauben bey ſich, die fie entzwey reißen und ihm vorlegen, damit er nicht efa wa bie Luft verliere, fich eine vergebliche Muͤhe zu mas chen. Ich habe ſchon öfters erinnert, daß er in feis nem vernünftigen Zuftande fich mit einer ganz andern DBeize zu fchaffen mache, und daß er weder auf Reis ger, noch) Raben, nody Eulen, noch Federfpiel ſtoßen würde, wenn er alles diefes von Rebhuͤnern oder ders gleichen Wildpraͤt unterfcheiden koͤnnte. Ich habe oben als bekannt angenommen, daß ein langes gezwungenes Wachen endlich den Verſtand verruͤcke. Es iſt wahr, daß man dergleichen Verſu⸗ che wohl felten anſtellet, nichts deftoweniger hat man überflüßige Benfpiele davon; man findet gar viele in den Büchern, welche die Drangfalen befchreiben , fo Ludwig der XIV. feinen reformirten Unterthanen ans thun ließ, um fie zur katholiſchen Religion zu bekeh · ren. Unter den uͤberzeugenden Gruͤnden, die ſeine geſtiefelte Apoſtel anwendeten, mar der folgende viele leicht der Trefflichkeit ihrer Sendung und dem Geiſte, der ſie regirete, am gemaͤßeſten, da ſie die Leute, zu⸗ mal Frauensperſonen, Durch beftändiges 2. der rom⸗ und von der Verruͤckung, die er leidet. ix5 Trommeln und andere Mittel, ſo lange vom Schlafe abhielten, bis fie den Verſtand verloren. Es wuͤr— den fich noch mehrere Benfpiele auftreiben laffen, wenn es noͤthig wäre, in einer Sache, die über diefes noch durch den allgemeinen Ausfpruch der Aerzte befräftie get wird. Man wird alfo feinen Zweifel mehr haben, daß basjenige, was ein zur Beize abgerichteter Falk vor⸗ nimmt, aus einem verrücten Verſtande berrühre, wenn man überleget , daß er vorhero ein dreytaͤgiges gewaltfames Wachen ausgeftanden; und daß aller, was er thut, von Dunkeln oder verwirrten Borftelluns gen zeuge. Da er in feiner Freyheit die Felſenwaͤnde zum Schutze gegen die Heftigkeit des Windes erwaͤh⸗ let, und folglich einen Unterſchied zwiſchen feſten Koͤr⸗ pern und der Luft zu machen weiß, ſo iſt er es nachge⸗ hends nicht mehr im Stande, und er unterſcheidet die Decke eines Zimmers nicht vom freyen Himmel. Er unterſcheidet ein roth angeſtrichen Holz nicht von ei⸗ nem Vogel, noch die Voͤgel ſelbſt von einander, er machet ſich an Reiger, Raben und Eulen, die ſeine na⸗ tuͤrliche Speiſe nicht ſind, und von welchen er zum Theil nichts als Lebensgefahr zu erwarten hat, alles wider feine natuͤrliche Gewohnheit, zum klaren Bes mweife, daß er fie von feinem gemöhnlichen Raube , niche unterfcheide. Er hat demnach offenbar weitwe⸗ niger Unterfcheidungsfraft, als er natürlicher Weife hatte, folalid) hat er das übrige verloren, das ift, er hat eine Verruͤckung feines Berftandes gelitten, dener als ein Thier von feiner Art zu haben pfleger. | Doc, id) Habe noch einen Beweis übrig, welcher die Verruͤckung des Falken auf eine unwiderſprechli · ER’ | che 156 Von dem natürl. Triebe des Falken, he Weiſe bekraͤftiget. Dieſer Zuſtand verändert ſich wieder. Es koͤmmt eine Zeit, da der Falk, wie man zu ſprechen pfleget, in die Mauſe tritt, und in welcher eine große Veraͤnderung in ſeinem Innern vorgehen muß. Sein Verſtand koͤmmt ihm wieder, er ver⸗ langet nun weder Reiger noch Raben mehr zu ſtoßen, und wenn man ihn in dieſer Hoffnung fliegen ließe, wuͤrde er nicht mehr zuruͤcke kehren, und ſich Das Fe—⸗ derſpiel nicht mehr locken laſſen. Die Falkuer ſagen, er fen zur Beige nichts mehr nuͤtze, welches in fo fern ganz wahr ift. Ich habe feine Nachricht, ob er Durch das vorige Mittel zum zweytenmale Eönnte da« zu tüchtig gemacht werden, denn meines Willens wird es nicht verfuchet. Cs ift fo herkoͤmmlich, daß ein Vogel nur ein Jahr zum Beizen gebraucht wird, fodann fällt er den Falknern bein; dieſe bringen ihn weg, und wieder andere nad) Haufe, die fievon neuem abrichten. Was fie mit den bereits gebrauchten ans fangen, das ijt mir unbewußt, vermuthlich aber müfe fen fie noch etwas damit anzugeben wiffen, weil fie fich fonft Damit nicht beſchweren würden. Was die Maufe fen, ift bekannt, nämlich wenn einem Vogel die Federn ausfallen, und an ihre Stelle andere wach⸗ fen. Sie pflegen fodann gewöhnlich mart und in eis ner Art von Kraftlofigkeit oder Krankheit zu ſeyn. BR aber das Wachfen und Ausfallen der Federn für einen Zufammenbhang mit den Gehirne haben mag, davon weiß ich nichts zu fagen, ſo viel ift gewiß, daß es einen haben muß, weil es die Erfahrung lehrer, Man finder bey den Gefangpögeln, die man aller ley Melodien pfeifen gelehret, daß fie ihre Künfte währender Maufe, ganz oder zum an und vonder Verruͤckung, die er leidet. 157 Doch es hat in dieſem Falle nur die Urſache, weil fie einige Zeit ohne Uebung geblieben find, wenigftens weiß id) Fälle, daß fie Das Dergefiene mit leichter Mühe wieder gelernerhaben, woraus zu ſehen, daß fie es aus Mangel der Uebung vergefjen hatten, weil fie währender Maufe nicht fingen. Es iſt auch über- Haupt befannt, daß man einem ſolchen Vogel feine ers lernte Melodien öfters vorfpielen muß, weil er fie fonft - wieder vergiſſet, oder unordentlich Durch einander mis ſchet. Allein bey dem Falken ift es etwas ganz ann deres. Seine eigentliche Kunft, namlid das Steis gen und Herabftoßen behält er einmal wie das ande re, nur die Verwirrung in den Borftellungen verliert fih; man fann nicht Jagen, er kenne den Reiger oder die Raben u. f. w. nicht mehr, weil er fie feit eini⸗ gen Tagen nicht gefehen habe. Es gefchieht öfters, dag ſchlimmes Wetter einfällt, und das Beizen meh vere Tage lang verbiethet; es gefchieht auch, daß man nicht Luft dazu hat, und der Falk in einigen Wo— chen feinen Reiger zu fehen bekommet, gleichwohl machet er hernach feine Künfte wie zuvor, Er fen net ihn nad) der Maufe nur gar zu wohl, und eben deswegen verlanget er nichts mit Ihm zu thun zu has ben, weil er ihn von feinem natürlichen Raube zu uns terſcheiden weiß. Sein Zuftand hat fich verbefferf, und feine Borftellungen haben die eyemalige Klarheit wieder. Sollich fagen, wie es damit zugehe, fo kann ich mit nichts als mit einer Muthmaßung antworten, Ein gewaltfames Wachen verurfachet eine außeror— dentlihe Bewegung in ven Säften, gleichwie der Schlaf die in ihnen vorgehende Bewegung vermindert, Dieſe außerordentliche Bewegung ift am flärfften im | Gehir⸗ 538 Von dem natuͤrl. Triebe des Falken, Gehirne, als mit welchem die Gliedmaßen der Sin⸗ nen verbunden ſind. Sie laͤßt einen großen Theil des Nervenſaftes wegduͤnſten, ohne daß die Natur Gelegenheit haͤtte, den Abgang durch etwas tuͤchtiges zu erſetzen, als welche Zubereitung hauptſaͤchlich im Schlafe gefchicht. Dasjenigealfo, was an die Stel. le des weggegangenen koͤmmt, ift bey weitem nicht ausgearbeitet genug, es ift gleichfam Halb roh, folg: lich deito geſchickter Verfiopfungen zu verurfachen. Eben dergleichen geht auch mit den Säften vor, die, vermittelft des Wachens, mit einer übertriebenen Ge- walt durch das Gehirne geführet werden, fie verftopfen die Gaͤnge hier unddort. Daher find die Sinnenund das Gehirne nicht mehr im Stande, ihre Verrichtun⸗ gen gehoͤrig abzuwarten, ſie thun es auf eine unrich⸗ tige oder unordentliche Weiſe; waͤre die Verſtopfung allgemein, ſo muͤßte der Tod folgen, gleichwie man weiß, daß einige durch beſtaͤndiges Wachen ſind zu Tode gepeiniget worden; Steigt ſie nur bis auf ge⸗ wiſſe Grade, ſo wird die Verruͤckung ſtaͤrker oder ges tinger. Wenn hernad) der Bogel in die Maufe tritt, fo gefdyiehe gleichſam eine allgemeine Ausleerung bey ihm. Die Natur führee die Säfte gegendie äußern Glieder, weil fie dafelbft wörbig find. Sodann wers den die verftopften Gänge und Gefäße wieder gereis niget ‚ und das Uebel gehoben. Doch es mag da— mit zugeben, mie es will, fo it doc) diefes gewiß, daß die Maufe den Falfen von feiner Verruͤckung befreyer, und ihn in feinen alten Zuftand verfeger. Diefes ſcheint wunderbar, daß der Vogel mäh« venber Unvernunft doch noch zu gebrauchen ift, indem er in die Höhe fleigt, und auf das, was Im vor⸗ kom⸗ und vonder Verruͤckung, die er leidet. 159 kommet; herab ſtoͤßt. Denn man ſollte meynen, die Verruͤckung ſollte ihn außer Stand ſetzen, etwas ordentliches vorzunehmen. Ich muß hiebey erinnerlich machen, was ich bereits erwaͤhnet habe, naͤmlich, wenn es auf des Vogels eigenes Belieben ankaͤme, ſo wuͤrde wenig ordentliches erſcheinen, denn der Trieb in die Hohe zuöfteigen, quaͤlet ihn beftändig, auch zur größten Unzeit, als zum Beyſpiele, in einen Zimmer, Man beveckt ihm deswegen ven Kopf, um ihn deſto ruhiger zu halten, allein er fchwingt feine Flügel dem ohngeachtet oft genug. Hieraus fieht man zur Gmis ge, daß in diefen Bemühungen zu ſteigen, nichts ors dentliches, oder wenn ich fagen darf, nichts überlege tesift. Daß er fie aber hat, davon wird ſich viele leicht die-Urfache angeben laflen, wenn man mehrere Beyſpiele von Berrücfungen dagegen hält. Ich will zwey anfuͤhren, eine von einem Raſenden, die andere von einem Wahnſinnigen; beyde Perſenen habe ich geſehen, und zwar die erſte zum oͤftern. Dieſer Mann war wirklich raſend. Er mußte aus dieſer Urſache in einem eigen erbauten Hauſe von dicken Balken verwahret werden, weil er die Ketten zerſprengte, und die Mauren durcharbeitete. Er ra— ſete zwar nicht unaufhoͤrlich, aber auch in dieſen Zwiſchenraͤumen war er niemals bey Verſtande. War er Mlein, fo zerſtuͤckte er die Hemden und Kleidungs« ſtuͤcke, Die er währender Raſerey zerriffen hatte, noch . mehr, bängte fie auf eine feltfame Weiſe zufammen, und ſich um den Leib; er machte von feinem Unrathe allerley unfoͤrmliche Bilder, mit denen er als mit le bendigen Perfonen , redete. Er redete auch mit Leu⸗ ten, verftund, was ie fagten , wenn es fehr befannte 5 Sand. ? Sachen 160 Von dem natuͤrl. Triebe des Falken, Sachen waren, und antwortete, aber es lief allezeit auf verwirrte Dinge hinaus. Ich ſahe ihn zum oͤf⸗ tern, und fragte ihn verſchiedenes; allein es war aus ſeinen Antworten nichts zu nehmen. Damals lief das meiſte immer darauf hinaus: daß die Sonne des himmliſchen Vaters Angeſicht ſey, daß ſie mit ihm rede, und daß er ein Sohn von einem gewiſſen, und inſonderheit auch ſeiner Enthaltung wegen, beruͤhmten, Helden ſey. Dieſe Thorheiten miſchte er unter alle ſeine Antworten; und ich fuͤhre ſie deswegen an, da⸗ mit man deſto deutlicher ſehen moͤge, wie ſehr er auch in ſeinen ruhigen Stunden verruͤckt war. Nichts deſto⸗ weniger wußte er allemal das Evangelium anzugeben, wenn man ihm den Sonntag nannte, ale Invocavit, Jubilate u. ſ. w. und hierinn fehlte er nie, gleichwie id) auch von vielen andern Perfonen Habe bezeugen hoͤ⸗ ren, die ihn desmegen befragt hatten. Die. Urfache hievon ift in der langen Uebung zu fuchen, da er den Namen des Sonntages und den Anfang oder Inhalt des Evangeliimit einander verfnüpfer hatte. In der Jugend hatte er das Evangelium für jeden Sonntag in der Schule einige Jahre nad) einander auswendig gelernet; er hörete beydes wieder in der Kirche, wel ⸗ che er bey feiner Gefundheit allezeic fleißig befucher ge⸗ habt, gleichwie ich auf gefchehene Nachfrage erfuhr, Damals war er ungefähr gegen 50 Jahre alt. Folge lic) hatte er viele Sahre lang beydes mit einander verbunden, und dermaßen vereiniget, daß es für ihn nur eine Sache war, und feine Einbildungsfraft nie⸗ malen eines ohne das andere vorftellete. Ich ziehe bieraus den Schluß, daß eine Sache, morinn man ſich eine lange Zeir geuͤbet, auch bey einer ar va - sonne und vonder Verruͤckung, dieer leidet: 101 koͤnne erinnerlich fallen. Als ich mir einfteng das Hoſpital von St. Marcus in Wien zeigen ließ, fahe ich unter andern unglückfeligen Menfchen auch einen, der vorher ein Seiltaͤnzer geweſen. Damals tanzte er feiner Meynung nach ebenfalls darauf, und man vers ‚ficherte mich , daß dieſes feine gewöhnliche Beſchaͤffti— gung ſey. Was er für ein Seil hielt, das war ein Strich von Kohlen oder Kreide, oder auch die Spalte zwiſchen zweyen Dielen des Fußbodens. Indem ich ihm alfo zufahe, chat er einen falſchen Sprung, und Fam aus dem Gleichgewichte. Diefer Zufall verur- fachte bey ihm allen Schrefen, den ein Menich em⸗ ‚pfinden kann, wenn er ſich wirklich in Gefahr ſieht, von einem Seile oder von einer Hoͤhe zu ſtuͤrzen und den Hals zu brechen. Man ſahe dieſes an ſeinem Geſichte und an ſeinen Geberden auf das lebhaftigſte. Als er ſich wieder erholet, und ſeiner Meynung nach feſt auf das Seil geſtellet hatte, ſagte er voll Freuden und Verwunderung: Dieſesmal hat es noch gegluͤcket! und tanzte weiter fort. Es iſt bekannt, daß derjenige, welcher das Geil tanzen lernen will, von Jugend auf dazu müffe anges führer werden, und Demnach bezeuget das angeführte Beyſpiel deutlich, daß bey einer Berrücfung dasjenige koͤnne ausgeuͤbet werden, wozu man fich von Jugend auf, oder uͤberhaupt, ſeit langer Zeit, und durch viele Uebung gewoͤhnet hat. Da nun dieſes iſt, und da aus dem vorigen Beyſpiele erhellet, daß man ſich beſn einer Verruͤckung noch erinnern koͤnne, mas man eine lange Zeit und oft dem Gedaͤchtniß eingedruͤcket hatte, fo iſt es noch weit weniger zu vermwundern, wenn der Falk in einem — Zuſtande dasjenige noch 5 2 weiß 162 Bon dem natuͤrl. Triebe des Falken, weiß und ausüber, was bey ihm die Hauptabfiche iſt, wornach fein ganzer Körper eingerichtet worden, naͤm⸗ lich das Steigen oder Schweben in der Höhe der Luft, “und das Herabftoßen auf feinen Raub. Ich fage, es ſey weit weniger zu verwundern, denn es ift ihm na⸗ tuͤrlich; esift eine&igenfchaft, ein. Mittel, das ihm zu feinee Ernährung und Erhaltung gegeben ift, und wodurch) er fich von andern Raubvögeln unterfcheider. Seine Berrüdung hindert ihn alfo nicht, es auszuüben. Er würde es aber eben alfo zur Unzeit und ohne Ueber⸗ legung ausüben, als der Seiltänger feine Geſchicklich⸗ feit, wenn man ihm Freyheit ließe. Ja, indem er die Freyheit Dazu genießer, merfet man feine Ber- rücfung fo gut, als an diefem Menſchen. Dieſer konnte ein Seil, eine Dielenfpalte, einen Kohlen⸗ oder Kreidenſtrich nicht von einander unterſcheiden; er hielt alles für eines; er hatte einen verwirrten oder Dunkeln Begriff von der Länge, welche ein Seil hat: deswegen verwirrte er andere Dinge, wobey er eine $änge antraf, mit dem Seile, Au gleiche Weile un terfcheidet der Falk nicht, mas das eigentlich ift, fo in der Luft fliege, er hat nur einen dunfeln Begriff von dem Vogel, der fein Raub feyn fol. Wo er demnad) etwas flattern oder fliegen ſieht ſtoͤßt er darauf herab; es mag ein Reiger, eine Nachteule, oder das Federſpiel ſern. Es wird ſich demnach alles folgender Geſtalt erklaͤ⸗ ren laſſen. Der Falk wird auf einem Felſen jung. Sowohl diefe Falkenart, Davon wir reden, als noch andere Gattungen der Raubvoͤgel, freffen niemals von. einem Aaſe, fondern, was fie genießen wollen, das toͤdten fie unmirtelba vorher. Daher bringen die Als ten f * und von der Verruͤckung, die er leidet. 163 ten ihren J Jungen den Raub lebendig zu, ſo bald ſie nur im Stande find, ihn ſelbſt zu toͤdten. Auf dieſe Weiſe lernet der junge Vogel die Ihiere kennen, die zu. feiner Speiſe dienlicy ſind. Unterdeffen — er ſelbſt noch nichts fangen, weil er noch nicht fliegen kann. Alles, was er in dieſem Zuſtande thut, iſt, daß er ſich aus ſeinem Neſte umſieht, und dadurch von ſeinem ſcharfen Geſichte uͤberzeuget wird; denn er erkennet, was unten auf der Ebene, und rings um ihn herum, auf eine große Weite, vorgeht. Cr gewoͤh⸗ net ſich alſo von Jugend an, von der Hoͤhe herab zu ſehen, indem er zu ſolcher Zeit nichts anders thut. Endlich Fann er fliegen, und er machet die erſten Pro« ben davon. Dieſe geichehen inder Nähe des Neſtes, folglich in der Höhe. Allgemach waget er ſich weiter. Er erfaͤhrt, daß ihn feine Flügel ohne große Mühe in der Luft ſchwebend erhalten, und überall hinführen, Er bleibt. alfo ſchweben, ſieht von der Höhe, wo er ſich befinde, herab, und wenn er etwas. erblicet, das den Thieren, die er im Mefte fpeifete, ähnlich) fommet, fo fährt er darauf herab. - Hat. er: feinen Hunger gejtilter, ſo ſchwingt er fi) wieder empor, und fuchet feine Wohnung; wo nicht, fo fteige er gleihwol, um ſich ferner nad) etwas umzufeben ; denn indem. er feinen Raub. auf der Erde würgete, bat er bemerket, daß in dieſer Gegend die Ausſicht ‚gar nicht alfo befehaffen ſey, wie er fie von Jugend auf zu haben gewohnt iſt. Was würde ihm fein ſcharfes Geſicht für einen Vortheil geben, wenn et auf der Erde fisen ‚bliebe? Er thut alſo am beften, daß er bey feiner erſten Gewohnheit bleibt, und feine Augen in der Höbe gebrauchet. Indem er alle Tage, 83 und ‚164 Von dem natuͤrl. Triebedes Falten, und vielleicht öfter als einmal, ausfliegt, muß er dann und wann die Gewalt des Windes empfinden. Ob er gleich nicht weiß, was der Wind ift, fo fpüret er Doc) wohl, wie viel er ihm zu fchaffen macher, und. daß er ihm nicht widerftehen Fann. Er erinnert fich, Daß er dergleichen Gewalt in feinem Neſte niemals empfunden hatte, daher ſetzet er fich dafelbft in Sicher⸗ heit. Seine Sinnen lehren ihn unterfcheiden, wenn der Wind blaͤſet; er empfindet auch, von welcher Seite er komme: daher bleibe er fodann zu Haufe, weil er aus der Erfahrung weiß, dag er ihn an feiner Jagd hindere, und wenn er nöthig bat ‚ ſich ein eigen Neſt zu bauen, fo waͤhlet er fid) einen Ort, derifeis nem alten Aufenthalte aͤhnlich ift, das ift, einen erha⸗ benen und gegen den Winde aut verwahrten Dre auf einem Selfen. Mac) einiger Zeit wird er. gefangen, in den Reifen gefeget, und zum DBeizen gebrauchet. Durd das gewaltfame Wachen hat er eine Verruͤckung gelitten, fein Gedaͤchtuiß iſt aͤußerſt gefchwächer, feine Einbildungskraft fehr verwirret: unterdeffen fleigt er Doc) in die Höhe, und ftößt herab: Hieruͤber darf man ſich nicht wundern. Die vorhin angeführten Beyſpiele beweilen, daß man fich zur Zeit einer völli« gen Verruͤckung noch auf etwas erinnern Fann, weiches dem Gedächtriffe befonders feft eingedrücker worden; imgleichen, daß man etivas ausüben kann, was man zuvor oft und vielfältig geübet hatte. Dergleichen Handlung nun ift diefes Beginnen des Falfens. Man Darf ſich um fo weniger wundern, Daß es ihm erinner- lich iſt, und daß er es ausüber, weil es wirklich das Mittel ift, wodurch er ſich ernaͤhret, und eine Sache, welche die Abſicht von dem Baue ſeines Leibes, und un’ der und von der Verruͤckung, die er leidet. 165 der Beſchaffenheit ſeiner Gliedmaßen ausmachet. Die Einrichtung des menſchlichen Leibes hat nicht et⸗ wa das Seiltanzen zur Abſicht; fie zielet auf unzählige vielerley Handlungen: unterdefien ſchicket fie ſich auch) zu diefem. Der vorerwaͤhnte Menſch hatte feit langer Zeit nicht anders gehandelt, als ob das Geiltanzen der einige Endzweck wäre, warum er einen Leib hätte; er hatte ſich um Feine andere Geſchicklichkeit feines Sets bes bemübet; er Hatte fie zu dem Mittel gemacht, ſich zu ernaͤhren: daher erinnerte er fich noch immer daran, ohngeachtet feiner Berrüfung, und er übete es aus, ob eg gleich nun nicht mehr mit dem vorigen Endzwede verfnüpfet war. Dem Falken ift das Schmeben in der Luft, und das Herunterftoßen auf feinen Raub, etwas natuͤrliches; er bat es fich nicht unter vielen andern Handlungen nach Belieben augges waͤhlet, und durch wiele Uebung feinen Leib mir der Zeit dazu geſchickt gemacht. Keinesweges, es ift die einige Geſchicklichkeit, die er hat, und die er deswe⸗ gen allezeit ausgeuͤbet hat, weil fie alles erfchöpfer, wozu fein geib aufgeiege iſt. Was iſt esnun Wunder, wenn er fich daran erinnert, und fie ausüber, auch währender Verruͤckung, als welche aus denen oben - angeführten Limftänden fo Elar erheller, daß es unnoͤ⸗ thig wäre, hievon weiter etwas zu gedenfen. Manche tragen Belieben, ihre Fragen fehr weit fortzufegen. Es fönnte alfo feyn, dag einem oder dem ‚andern benfiele, es fey zwar wohl begreiflih, warum - ber Falk währender Verruͤckung feine vorher gewohn⸗ te Hebung fortfege; es ſey auch begreiflicy, note er ſich an diefe Hebung gewähne: allein hierinn komme es auf die Umftände an, worinn er fich gleich anfangs 3 24 beſun⸗ 166 Von dem natuͤrl. Tricbedes Falken, befunden hatte. Unterdeſſen bleibe noch immer etwas zurüce, Das man nicht anders als durch einen ange bohrnen Trieb erflären könne, welcher unter das, ih weiß nicht was, gehöre. Denn wie kam der allererfte Falk auf den Einfall, fein Neſt auf den Felfen zu bauen? Wie lernete er die Thiere fennen, die ihm zur Nahrung dienen? Er batte niemand, der fie * vriegte und kennen lehrete. Woher lernel er ſie von oben herab beruͤcken? Dieſes alles läuft auf den erwähnten Trieb hinaus? Da dieſer Trieb ein uns verjtändliches Wort ift, wobey fich nichts gedenken läf fet, fo Fann er ſchlechterdings feinen Plag finden. Es wird aud) ganz wohl angeben, die Sache ohne ihn zu erklaͤren, und verfuche ich folches um defto lieber, weil dadurch das vorher angeführte zugleich in ein größe: res Licht gefeßet wird. Der Falk ift ein Raubvogel, ber Rabe auch. Nichts deftoweniger bat ein gewaltiger Unterſchied zwifchen beyden Platz. Wiewol fie beyde Schnäbel und Klauen haben, fo gehen doch ſolche in ihrem Baue weit von einander ab, wie der Augenfchein ohne Muͤ⸗ he zeiget. Der Rabe ift fehtver, er vermag weder fo ſchnell noch fo hoch zu fliegen, als der Falke, er hat uͤberhaupt bey weitem das muntere, behende und ge— ſchickte Weſen des Falkens nicht. Warum? Er hat es nicht nöthig. Sein Raub läuft ihm nicht weg, er Fann mit aller Bequemlichkeit zum Genuffedeffelbigen gelangen, Jedermann weiß, wovon der Rabe ſich naͤhret, und ſeine Lebensart iſt von des Falken ſeiner ganz und gar unterſchieden. Unterdeſſen darf man nicht gedenken, als ob er fie aus Ueberlegung ergrif⸗ fe, und bey ſich ſelbſt gleichfam alfo ſpraͤche: Was iſt und von der Verruͤckung, die er leidet. 167 iſt der Falk fuͤr ein thoͤrichter Vogel! Er uͤbet ſich beſtaͤndig, er durchſtreicht ſo viele Laͤnder. Es iſt wahr, er erwirbt ſich große Geſchicklichkeit, aber was hilft fie ihm dann? Kaum fängt er.fo viel, daß er nicht Hungers ſtirbt. Kater wohl mehr als Haut und Knochen am Leibe? Es ift alfo weit beſſer, du bleibeft in der Gegend, wo du jung worden bift, in der angenehmen Gefellfhaft deiner Bekannten, da haſt du nicht halb fo viele Geſchicklichkeit noͤthig, du bedarfft gar wenig Mühe anzuwenden, und Fannft - dir deswegen doc) auf Unfoften der Landesbewohner einen dien Wanft anfreffen; ja wohl gar * Reich— thümer erwerben; Was fann für eine größere Glück feligfeit in der Welt feyn? So anftändig, als der ‚gleichen Schlüffe einem Thiere ſeyn möchten, das der⸗ gleichen Neigungen hat, als der Nabe, fo machet er fie doch keinesweges. Seine Lebensart ift feine Wir- fung einer freyen Wahl, als die er nicht hat, fondern der Sinnen, gleihwie mehrmalen gefchieht. Man bat bemerfet, wenn an einem Orte viele todte Kör- per liegen, daß ſich in Furzer Zeit mehr Raben dabey einfinden ‚als man fonft gewohnt ift, in derfelbigen Gegend zu fehen: Sie fommen demnad) von andern Drten herbey. Die Urfache ift leicht anzugeben. Durch die Faͤulniß werden unzählige Theilchen von den todten Körpern losgemachet, fie fteigen in die Luft, - und der Wind bringe fie da und dorthin, Unter an. dern fteigen fie auch den Raben in die Naſe, und die fe madyen ſich fo gleich fertig, die Duelle diefes Geru- *Der Rabe ſtiehlt auch neben feiner Gefraͤßigkeit, wie befannt. u RNR 2%, 168 Von dem natuͤrl. Teiche des Falken, ches auszuſpuͤren. Es muß ihnen alſo angenehm fal⸗ len: denn ſonſt wuͤrden fie ſich nicht dahin begeben, wo er an Staͤrke beſtaͤndig zunimmt. Ihre ſinnliche Gliedmaßen ſind demnach alſo eingerichtet, daß ſie von dem Geruche dergleichen Koͤrper, und ohne Zwei⸗ fel auch von ihrem Geſchmacke, auf eine angenehme Weiſe geruͤhret werden. Der erſtere ſuͤhret ſie auf den Genuß des letztern, und alſo handeln ſie aus ei⸗ ner Wirkung des ſinnlichen Vergnuͤgens, davon die Urſache in dem Bau ihres Leibes liegt, und das ih— nen ſtatt der Unterſcheidung dienet. Was nun in die fen Stüde dem Raben Höchft angenehm fällt, das . it dem Falken Außerft zuwider. Man ſchreibt jee nem inggemein die Wortrefflichfeit des Geruches bey, Ich verlange fie ihm nicht zu benehmen, es muß aber der Geruch bey dem Falken nicht weniger empfindlich feyn, ja man Eönnte mit einiger Wahrfcheinlichfeit ſchließen, daß er ven Naben darinn überträfe; denn unangenehme Empfindungen find mit einer allzubeftis gen Erfchütterung der Merven verbunden, angenehme hingegen mit einer gemäßigten Spannung oder Be⸗— rührung derfelbigen: da nun einerley Geruch dem Ra- ben angenehm, dem Falken: widerwärtig fälle, fo müflen die dazu gehörigen Nerven des legtern nicht fo viele Gewalt, oder Feine fo ftarfe Berührung vertragen fönnen, als des erftern, folglich zarter , oder wie man fpriche, fein Geruch muß fchärfer feyn. Doc) es ift ung genug, daß er Feinen übeln Geruch vertragen kann. Diefes lehrer die Erfahrung. Man befleißis . get fih deswegen der Reinlichkeit bey dem Warten deſſelbigen. Ein Menf „der von Natur bie und da allzuftark ausdünfter, iſt bey dieſem Zuſtande mit enem und vonder Verruͤckung, die er leidet. 169 i d einem vitio canonico behaftet, wobey Feine Diſpenſa⸗ tion flatt findet, was die Falknerey betrifft; denn der Vogel würde ſich nimmermehr zu ihm gewöhnen, nod) mit ihm was zu fihafjen haben. Um gleicher Urſa⸗ he willen muͤſſen die Falkner fich aͤußerſt hüten, etwas bey ſich zu tragen, oder an fich zu haben, was dem Geruche des Falken zuwider feyn kann; gleichwie denn übrigens außer Zweifel ift, daß er ſich uͤber⸗ haupt an feinen übelriedyenden Orten aufhält, noch dahin zu Fommen verlange. Aus Diefem er= bellet ohne Mühe, warum er todte Körper fo fehr verabſcheuet, als er thut, und daher von feinem Aafe friße ? Da er nun nichts deſtoweniger indie Zahl der Raubvoͤgel gehörer, fo bleibt ihm Fein ander Mittel übrig, als feinen Raub lebendig zu fangen, Diefen zu wählen, bat er weder Vernunft noch) Ueberlegung nöthig, er folge bierinn den finnlichen Borftellungen und der Kinbildungskraft, Es vermeider überhaupt jedes Thier dasjenige, was ihm fürchterlich vorkoͤmmt. Was aber fuͤrchterlich fey, lehret ihnen die Einbil: dungskraft. Diefe, mit Hülfe des Hungers, weifet fie an.folche Thiere, deren Größe, der Größe ihrer Kräfte und ihres Magens gemäß iſt. Man faget Deswegen im Spruͤchworte: Der Adler: fange Feine Mücken: er fängt aber auch weder Geyer nod) Fal⸗ fen: Es ift Daher leicht zu erachten, daß auch Der allererfte Falk, und welchen niemand feinen Raub Fennen gelehret, gleichwol wiſſe, welche Thiere er angreifen folle. Er machet fid) an die erſten beften, die ihm aufſtoßen, deren Größe feiner Freßbegierde gemaß ſcheint, und an welchen er keine ihm fürchter- 7 "Dr liche, 70 Bondenmatürt. Triebe des Falken; liche Beſchaͤdigungswerkzeuge erblicket. Ohne Zwei⸗ fel weiß er von keinen andern, als einem ſtarken Schna⸗ bel und gewaltigen Klauen, und folglich machet er ſich an das, was er zu uͤberwaͤltigen ſich getrauet. In—⸗ dem er auf dieſe Weiſe mehr als einerley Art von Thieren erhaſchet und auffrißt, ‚ lernet er den Unter⸗ fehied zwifchen ihrem Fleiſche kennen. Er bemerfer, was ihn am meilten vergnüget, er lauert darauf, und bringt es auch feinen Jungen zu. ‚Aber, wie kommt er auf den Einfall, fein Meft auf den’ Felfen zu bauen ? Gefegt, der allererfte Falk fäße im erften Augenblicke feines Dafeyns auf der Er⸗ de: Was macht ee da? Hier müßte er verhungern, denn er friße weder Körner, noch Gras, und in diefer niedrigen Stellung iſt ihm fein fcharfes Geficht wenig nuͤtze. Der Hunger melder ſich allgemach, die Unge— duld übermeiftert ihn, er. fliegt auf, und nad) dem nächften Baume, Gobald die darauf figenden Voͤ⸗ gel ihn von weiten erblifen, überlaffen fie ihm ihre Stelle, und füchen fich eine andere im dicken Gebü« ſche. Es mag nun der Baum, worauf er fißt, ſeyn von welcher Art er will, fo find- ihm doch weder feine Fruͤchte noch fein Laub zu etwas nüge.. Diefen Bor: theil bat er von ihm, daß er fich weiter umfehen fann, als vorhin. Wiewohl er nicht weiß, was alles das⸗ jenige ift, fo ihm in die Augen fälle, fo empfindet er doch überhaupt ein Vergnügen an diefem Anblide; ein Vergnügen, das jeder Sinn erwecket, wenn ir legenheit hat, fein Vermögen zu ebrauchen. Zu — kommt noch ein anderes, — eine * wiſſe and vonder Verruͤckung, die erleidet. ı7ı wiſſe Bewegung in der $uft, die er unten auf der Erde Nicht wahrgenommen hatte, die ihm aber fehr ang& nehm beduͤnket, er fchöpfer eine reinere und mit weni. ger Dünften angefülite Luft als zuvor, und wir wif. “Sen ſchon, daß fein Geruch, vermöge ver Einrichtung feiner finnlichen Gliedmaßen, hieran Ergegung finde, Diefem Zuge folget er, er ſchwingt fich weiter, und je hoͤher er formt, defto mehr Vergnügen empfindet fein Sefichte, fein Gerud) und fein Gefuͤhle. Indem er alfo aus den Augen der furchefamen und ſchwachen Thiere verfchwinder, halten fie fich für ficher, fie laufen ohne Sorge auf der Erdfläche herum, oder ſchwaͤrmen Durch die Luft. Er bemerfer eines von ihnen gerade unter fih: Im Augenblicke ftößt er herab und hält es in feinen Klauen feft. nr Kein Zweifel ift, daß die höhere $ufe nichtreiner, von Dämpfen mehr befreyet, folgtich.auc Dem Ge ruche des Falken angenehmer fen, als vie untere, Hieraus folget, daß fie auch feiner Geſundheit dien. licher, und feiner Seibesbefchaffenheit gemäßer fey. Denn eben deswegen find die zum Geruche dienliche Gliedmaßen bey ihm alfo eingerichtet, daß fie den Mangel der Vernunft erfegen, und ihm durch eine ans genehme Empfindung die Luft unterfcheiden lernen, die ſich am beften für ihn ſchicket. Wiewohl er Eeinen deutlichen Begriff hat, von der gemäßigten Bewe— . gung, worein diefe $uft fein Geblüte ſetzet, noch von der Munterfeit, die ihm diefe Bewegung mittheilee, - fo verfpüret er überhaupt doch fo viel, daß ihm in diefer Gegend recht wohl fen. Um deitomehr, da der Grad der Wärme, den diefe Luft mit fich führer, für ihn etwas angenehmes ift, Man weiß, daß die Wär: | me 172 Von dem natuͤrl. Triebe des Falken ꝛtc. me beſtaͤndig abnimmt, je weiter man von der Erde ſich entfernet. In einer ſolchen Hoͤhe, dahin der Falk ſteigt, muß die Verminderung der Wärme ſchon ſehr merklich fallen. Nun beliebe man ſich zu erinnern, in welche Laͤnder der Falk zu Hauſe gehoͤre? ſo wird man finden, daß er kalte Gegenden von Natur liebe, Die Urfache davon muß ohne Zweifel in der Einrich« tung feines geibes liegen. Vermuthlich kommen mehr als nur eine Urfache zufammen, Doc, vorjegoiftes genug, daß wir überhaupt willen, er liebe eine falte und reine Luft. Diefe hat er in der Höhe. Gleich⸗ wie es ihm aber unmöglich fiele, beftändig frey zu ſchweben, fo entdecken ihm feine Augen gar bald eine Stüße, die hoch genug iſt, ihm allebeliebte Vortheile zu verſchaffen. Er läßt ſich alfo dafelbft nieder, und weil fie ihm gefällt, ſchlagt er ſeine a rd er auf, und hecket feine Junge, aut J > —— — a TE n de I. Nach⸗ | #13 LESE 2 32 * 22 Zee 20). SE DE Se Zee Ze Zee ze N wahl ENG), | di Nachricht von einem. bey Auerſtaͤdt hervorgequollenen vermeyntlichen Mehle Mein Herr! © haben nicht noͤthig, daß Sie wegen de - 3 fo genannten Auerftädtifhen Mehls fo vie Worte verfchwenden; Sie follten vor mie fhon längft uͤberzeuget ſeyn, daß ich darinne mein größtes Vergnügen fuche, Ihnen nad) meinem Ver⸗ mögen, gefällig zu fon. Ich wollte nur wuͤn⸗ ſchen ‚daß ih im Stande geweſen waͤre, Ihnen mit einer. größern Quantität aufzumarten... Es ift aber niche mehr aufzubringen gewefen. Ich finde ven Vorwurf, den Sie mir machen, voll kommen gegründet. Verlangen Sie noch oh mehr, als diefes Geſtaͤndniß? Ich hätte allerding die Sache einer, mehrern Aufmerkſamkeit würdigen follen, Wer hätte aber damals glauben follen, daß aus einer Sache, die wir in hiefiger Gegend, von kei— ner fo großen Wichtigkeit zu ſeyn glaubten, fo viel Auf⸗ ſehens follte gemacht, und fo viel Unwahrheiten in die Melt gefchrieben werden. Ich Fann es nicht laͤug · —* ne ich noch das — Mehl ſelbſt in die Haͤnde 174 Don einem bey Auerfiidt Hände befam, glaubte ich von der ganzen Gefchichte nicht viel. Ihre Spötterey über meinen Bericht, ‘von dem Außenbleiben ver Unſtrut, war bey mir in noch gar zu friſchem Andenken, Doch habe ich mein Berfehen wieder gut gemacht, ehe ich noch ihren leß= tern Verweis zu lefen die Ehre gehabt. Ich bin vier Tage nach Abgang meiner legtern Zufchrift an Sie, bey der Wunderquelle ſelbſt geweſen. Ich habe die ganze Gegend in Augenfchein genommen, und mid) von einigen verftändigen Perfonen von der wahren Befchaffenheit der Sache unterrichten laffen. Hier ‚haben fie alfo eine glaubwürdige Nachricht! Die Auerftädter haben anfänglich das Wunderwerf, fo ich in ihren Grängen eräuget, felbft nicht gewußt. ie haben mir offenherzig geſtanden, daß die Ehre dieſer Entdeckung ihren Nachbarn gehoͤre. Eine Bauersfrau von einem benachbarten Dorfe, deſſen Name mir itzt nicht beyfallen will, geht einiger Ver⸗ richtungen wegen nach Auerſtaͤdt; da ſie uͤber dieſe Wieſe geht, wird ſie einen Haufen von dieſem ſoge⸗ nannten Mehle gewahr, der ihrer Beſchreibung nach ungefaͤhr die Größe eines mittelmaͤßigen Maulwurfs⸗ gehabt haben. Sie hält ſolches für wirk⸗ es Mehl, und glaube, es fey von jemand, der aus er nahe gelegenen Mühle gekommen, verfchütter wor⸗ den. In diefer Einbildung nimmt fie foldhes zu fich, und zeiget es bey ihrer Ankunft in Auerftädt, verſchie⸗ denen Leuten. Sie fünnen fich leicht vorftellig mas chen, daß nachher die Neugier verfchiedne auf diefe Wundermwiefe werde getrieben haben ; da fie num -ihrem Borgeben nady mehrere dergleichen Häufchen wahrgenommen, und * aus den Roſengaͤrten, Wun⸗ hervorgequollenen vermeyntl Mehle.175 Wunderſpiegeln, und andern dergleichen troͤſtlichen Geſchichtbuͤchern, die Erzählungen von den Mehl— quellen beyfielen, fo wurde das Gefchrey bald affges mein, Daß in Auerſtaͤdt eine Mehlquelle entiprungen, Diefes ift der wahre Urfprung diefer Gefchichte. Wie fehr fie aber feit Farzem vermebret und verbeffert wor den, Eönnen Sie aus beyfommender Wachricht von drey Erden⸗ Luft⸗ und Waſſerzeichen ers ſehen. Siefoll in Halle feyn gedruckt worden, Man muß ſich über die unverfhämte Verwegenheit deg Verfaſſers vermundern, das Publicum mit einer gana zen Reihe von Unwahrbeiten zu bintergeben. Das Senöfchreiben *, fo ih Ihnen mit beygeleger , ift mir aus Naumburg zugefchickt worden, Es foil den ‚aus andern Schriften befannten Mathematicum auf ‚der Schulpforte, Herrn Hubſchen, zum Berfaffer haben, das auch der Buchſtabe H anzuzeigen ſcheint. Nun will ich Ihnen auch meine eigenen Bemerfungen mittheilen, die ih an Ort und Stelle gemacht babe. Es war den gten Hornung, da ich mic) auf dieſe Wunderwiefe begab. , Sie liege fehr tief, und auf der einen Seite befinden fid) Kornfelder, die Berg an liegen, von welchen bey ftarfen Plagregen die Wieſe von dem herabfchiegenden Waſſer uͤberſchwemmet wird, und daher gar oft unter Waffer ſteht. Diefes hat fi) unter andern auch im vorigen Herbfte zugetragen, deswegen der meifte Theil der Wieſe mit Eife bedeckt war. Esmochreohngefähr in der Dicke eine Viertel — elle *Sendſchreiben von dem bey Auerſtaͤdt aus der Erde ber: vorkommenden vermeynten Mehle, ſamt eitigen Anz so wmerkungen, 1 Bin 4. ! SEES EN, 365. Dand, M — 176 Don einem bey Auerſtaͤdt elle betragen. Auf diefem Eife zeigten fich fehr haͤu⸗ fige £leine Löcherchen, von denen man hätte glauben follen, daß fie mit Fleiß, mit einem fehr feinen Boh⸗ ver gebohret worden. Ich mußte den Leuten glauben, daß fie natürlich wären, weil ich nichts bemerfen fonnte, das mich von dem Gegentheil uͤberzeuget haͤtte. Faſt in allen dieſen Loͤcherchen zeigte ſich dieſes ſogenannte Mehl. Ja ich wurde auch an einigen kleinen weißen Flecken, die ungefaͤhr in der Groͤße einer Erbſe durch das Eis ſchimmerten, gewahr, daß das Eis mit ſolchem Mehle hin und wieder vermenget war. Keine aufgeworfne Haufen aber habe ich nir— gends gefunden. Nenn dergleichen ja vorhanden ge- wefen, fo ift ganz wahrfcheinlich, daß fie fchon vor meiner Ankunft weggenommen worden. Ich habe auch an denjenigen Dreen der Wiefe, die nicht mie Eis bedeckt waren , nicht die geringfie Spur von dDiefer weißen Materie wahrgenommen. Ich weiß nicht, was Sie zu meiner Bermuthung fagen werden. Daß es Kalk ſey, iſt wohl Fein Zweifel mehr; und ich bin gewiß verfichert, daß, wenn die Philofophi per aquam & ignem hundert und mehr Verſuche damit anſtellen follten, fo werden fie auch eben fo vielmal finden, daß es Kalf, und fein Mehl, ſey. Es wuͤrde alfo fehr überflüßig feyn, wenn ich Ihnen zu= muthen wollte, die Zeit, die Ihnen fo edel, mit Le⸗ ſung meiner angeſtellten Verſuche zu verderben. Ich will Ihnen meine Meynung kurz ſagen. Ich halte es fuͤr einen Gypskalk, oder calcinirtes Katzenglas. Dieſes iſt ihm am alleraͤhnlichſten. Die größte Schwierigkeit wird nur noch auf der Entfcheidung der „Stage beruhen: ob die Luft, das Waſſer gr die Laͤnge hervorgequollenen vermeyntl Mehle, 177 Sänge der Zeit, das Katzenglas bergeftalt auflöfen, und in einen folchen Zuftand verfeßen Fünne, daß es dem calcinirten ähnlich wird? Was mich auf diefe Meynung bringe, ift diefes. Die Einwohner von Auerftädr erzählten mir, daß in denen mit der Wiefe gränzenden Feldern fid) ein Gang von dergleichen Kasenglafe befinde, der fehr weit ſtreiche. Könnte _ er nicht etwan auch feinen Strich über dieſe Wiefe führen? Ich würde einen Verſuch gemacht haben, und an verfchiedenen Orten haben einfchlagen laſſen, wenn der in der Erde befindliche Sroft ſolches zugelaffen hätte. Eben dieſe Einwohner erzählten mir auch, daß der Beſitzer diefer Wiefe, zu Berbefferung des Erdbodens, folche vor dem Jahre mit Kalk gedünger habe, wor» auf fie kurz darnach uͤberſchwemmet worden, ba fich denn ſchon damals ein ſehr ftarfer weißer Schaum auf der Oberfläche des darauf ftehenden Waffers gezeiget. Es iſt alſo ganz wahrfeheinlich, daß das Waſſer fchon damals mit ſolchem Kalfe vermifcht gewefen. Auch bierinne fiheine mich ein gemachter Verſuch zu beftär- fen. Ich Habe einen guten Theil von viefem Mehle mit Waſſer vermiſchet, das Waſſer nachher auf dem Feuer verrauchen laſſen: da ich Denn auf die legt eben diefes Mehl wieder, ohne die gerinafte Veränderung, erhalten, welches fich auch erauget, da ich das Woſſer durch die Luft austrocfnen laſſen. Ich babe mir viel Mühe gegeben, jemand austündig zu machen, der, wie man die Welt bereven will, ſolches gebacken hätte, Ich bin aber bisanhero in meinem Suchen nitht glück lich gewefen. Ich glaube daher, daß folches völlig erdichtet, und nicht einmal wohl möglich ſey, ſolch Mehl ohne daß es mit anderm Mehle vermiſcht | M 2 wird, ı73 Von einem bey Auer ſtadt ꝛc. wird, zu einer Conſiſtenz zu bringen. Zum wenigſten habe ich ſolches nicht bewerkſtelligen koͤnnen. Ich habe es verſchiedenemal verſuchet; es iſt allezeit aus einan- der gefallen, und hat auch feine Farbe nicht verändert. Es koͤnnte auch leicht Fommen, daß derjenige, der Brode von ſolchem Mehle effen wollte, die traurige Wirkung verfpüren dürfte, Die Beckmann in feiner An» haͤltiſchen Geſchichte*, aus den Walkenrietiſchen Jahr— büchern anfuͤhret; daß naͤmlich im Jahr 1597 verſchie⸗ dene Leute mit der rothen Ruhr, zum Theil auch gar mit dem Tode, befallen worden, weil ſie ſich bey der damaligen Theurung eines ſolchen unnatuͤrlichen Mehls bedienet, das ein ſubtiler Kalkſtaub geweſen. Doch, ich will Ihre Geduld nicht laͤnger misbrauchen, zumal da did ganze Sache von keiner beſondern Wichtigkeit iſt. Ich bin ꝛc. 7 Lykoſthenes. * Sp II Th. im III Cap. auf der 69 ©. F IV. Erfah⸗ 179 LEE BE SE SE SE Ze 2 Ze Zu2 ZE Z2 Ze ** zu 22 2 2 5 Ben Erfahrungen von der Stärke Des Hotzes durch | den Herrn von Büffon. Aus den Schrift. der Akad. der —2—— 1740. 635: 6578. in 8. und in 4. 453-468. ©. | 9) mir von dem Herrn Grafen von Maurepas aufgetragen wurde, daß ich meine Bemuͤ⸗ hungen, nebſt dem Herrn du Hamel, auf das Bauholz richten ſollte: ſo glaubete ich es würde bierbey nothwendig feyn, Erfahrungen über den Wie derſtand des Holzes anzuftellen. Als ich dieſes Vor⸗ haben dem Heren du Hamel entdeckte; fo gab er mir zur Antwort, daß folche Unterfuchungen allerdings fehr nüßlich.feyn müßten: da er aber in diefer Sache noch) nichts gethan, und nur einige fehr unvollkommene Er fahrungen bierüber angeftellet hätte: fo baͤthe er mich, Daß ich Diefe Arbeit allein über mich nehmen möchte, Der vornedmfte Mugen des Holzes, ſowol bey Schiffen, als auch bey Häufern, und allerhand andern Gebäuden, ift, daß es Laſten unterftügen foll. Die Art, wie die Zimmerleute damit umgeben, gründet ſich bloß auf Erfahrungen, die zwar oft genug wie— | derholet worden: aber doch noch immer ſehr grob und | M 5 unaus⸗ 180 Hrn. von Buͤffon Erfahrungen - unausgearbeiter find. Solche Leute kennen Die Stärs fe und den Widerftand des Bauholzes, womit fie umgehen, nur ſehr unvolifommen. Ich habe mic) bemüher, die Stärke des Hoizes etwas genauer zu bes ſtimmen, und Mittel geiucher, wie ich meine Arbeit den Bau: und Zimmerleuten nüglich machen koͤnnte. Um diefe Abficht zu erlangen ‚habe ich mich genoͤthi⸗ get gefehen, viele. große und Fleine Balfea von vers ſchiedener Länge zerbrechen zu laffen. In dem folgen» den will ich alle diefe Verſuche umftändlich befchrei« ben. Ikßz will ich nur Die allgemeinen Folgen dar aus vorftelien, wenn ich zuvor noch ein Wort von dem innerlichen Baue des Holzes, und von einigen beſon⸗ dern Unftänden, werde gefager haben, welche den Nas furfündigern, die hierüber gearbeitet Haben, entwi⸗ ſchet find. Ein Baum ift ein organifcher Körper, deſſen ins nerlicher Bau noch nicht genug befannt iſt. Die Ers fahrungen, die Grew, Maipigbi, und vornehmlich Herr Hales, darüber angefteller haben, geben zwar in der Lehre von: der innerlichen Einrichtung der Ges wächfe ein großes Licht; und man muß gefiehen, daß man ihnen faft alles dasjenige zu Danfen hat, was man hievon weiß: indeſſen iſt doch hierinne, mie in vielen andern Dingen, weit mehreres noch nendeckt als dasjenige austraͤgt, was bereits bekannt iſt. Ich will hier keine zergliedernde Beſchreibung von den ver— ſchiedenen Theilen eines Baumes vornehmen. Es wuͤrde dieſes zu meiner Abſicht undienlich ſeyn. Es wird hier genug ſeyn, wenn ich nur einen Begriff von der Art gebe, wie die Raul wachen, * wie ſich das Holz bildet. Ein | von der Stärke des Holzes. 181 Ein Saamenforn von einem Baume, als eine Ei: chel, die man im Frühlinge in die Erde lecker, brin⸗ get nach einigen Wochen einen Fleinen, zarten und Grasartigen Keim hervor, der immer zunimmt, fid) ausbreitet, Dicker und härter wird, und ſchon in dem erften Jahre eine Fafer von holzichtem Wefen in ſich enthält. An dem äußerften Ende diefes Fleinen Baͤum⸗ chens findet man ein Knoͤpfchen, welches fich im fol genden Jahre ausdehnet, und woraus noch ein anderes Zweigelchen hervorbricht, welches dem Keime des era ftern Jahres gleicher: aber munterer iſt, dicker wird, ſich mehr ausbreitet, zugleich auch härter wird, und eben= falls zu äußerft an dem obern Ende ein anderes Knöpfe hen hervorbringt, worinne der neue Schößling für das dritte Jahr enthalten iſt. Lind fo verhält es ſich auch mit den übrigen, bis der “Baum feine völlige Höhe erlanger hat. Kin jedes von diefen Rnöpfchen ift ein Saame, worinne das kleine Bäumchen für jedes Jahr etnhalten il. Das Wacjsthum der Bäume in die Höhe geſchieht alfo durch viele fol- che jährliche Hervorbringungen; fo, daß ein Baum, der hundert Schuh hoch ift, in feiner Laͤnge, aus vies len kleinen Baͤumchen befteht, die an ihren Enden zufammengefüget find, und wovon das größte oftmals nicht zween Schub langift. Alle dieſe kleinen Baum chen von jedem Jahre verändern ihre Höhe niemals. Sie bleiben in einem Baume von hundert Jahren, ohne dicker, oder größer zu werden; fie nehmen nur etwas an Dichte und Feftigkeit zu. Auf folche Arc - gefchieht alfo das Wachsthum in die Höhe. Das Wachsthum in die Dicke hänge davon ab. Das Knoͤpfchen, welches ſich oben auf der Spiße des Elei- | M 4 nen 182 Hrn. von Buͤffon Erfahrungen | nen Baumchens vom erften Jahre befindet, ziehe ſei⸗ ne Nahrung durch das Weſen und den Körper dieſes Fleinen Baumchens ſelbſt. Allein die voraehmften Roͤhren, worinne der Saft fortgelühret wird, befins den ſich zwifchen der Rinde und dem holzichten Stäb» chen. Die Wirfung diefes Saftes, wenn er in Bes wegung iſt, erweitert Die Möhren, und machet fie di⸗ der; da fie indefien durch das Knoͤpfchen, wenn fi dDafjelbe erhebt, in Die Höhe gezogen, und verläns gert werden; da uͤber dieſes der Saft beftändig darinne fortfließe, und fefte Theilchen daſelbſt Zurück laͤßt, welche die Dichiigfeit vermehren. Alſo enthält ein Fleines Baͤumchen ſchon im zweyten Jahre, in der Mitten, ein holzichtes Stäbchen, in Geſtalt eines fehr verlängerten Kegels: welches der Zuwachs an Holze im erſten Jahre iſt; und hernach eine ebenfalls Fegel- artige hotzichte Sage, Die das erftere Stäbchen umgie- bet; auch Darüver hinaus geht, und den Zuwachs vom ziwenten Jahre ausmachet. Die dritte ‚Lage wird eben fo gebildet, wie die zweyte; und eine glei» che Bewandtniß hat es auch mit allen übrigen, die eins ander, nach und nach, beſtaͤndig umgeben ; fo, daß ein difer Baum aus einer großen Anzahl von: hol sichten Kegeln beſteht, die einander, umgeben, und immer bedecken, fo lange der Baum an Dide zu: nimmt Wenn man ihn fäller, und queer durchſchnei⸗ det: fo Faun man in dem Stamme ganz leicht. die Anzahl der Kegel ausrechnen, deren Durchſchnitte folche Zirfel vorftellen, welche einerley Mittelpunct ha⸗ ben. Und aus der Anzahl dieſer Zirfel, als welche deutlich von einander unterfchieden find, erfennee man das Alter des Baumes. Bey einer sau i / von der Staͤrke deg Holzes. 183 ſ die Dicke von jeder Lage zwo bis drey Linien. Die⸗ fe Dicke beſteht aus einem harten und Dichten Holzes Dasjenige Weſen aber, welches die holzichten Kegel mit einander verbindet, ift bey meiten nicht fo feſte. Es: it der ſchwaͤchere Theil des Holzes; fein Bau ift von dem Baue der bolzichten Regel unterſchieden, und hängt von der Art ab, wie ſich dieſe holzichten Kegel miteinander vereinigen und verknüpfen. Diefe Art - wollen wir nur mit zwey Worten erklären. Die Möhren, die in die fänge binsaf geben, und dem Kmnoͤpfchen Nahrung zuführen, dehnen fich nicht als lein felbft aus, und werden dichter; welches durch die Wirkung und die zurücgebliebenen Theilchen deg Saftes gefchieht: fondern fie ſuchen ſich auch noch auf eine andere Art zu vergrößern. Sie breiten fich in ihrer ganzen Laͤnge in Aeſte aus, und treiben Eleine Sofern als Eleine Aeftchen hervor. Diefe bilden auf der einen Seite Die Rinde: und auf der andern ver« binden fie fih mit dem Holze, das im vorigen Jahre gewachfen war, und ftellen zwifchen den beyden bols zichten Lagen ein ſchwammichtes Gewebe vor, welches, wenn man Dueerfchnitte abfchneider, ob diefelben ſchon ziemlich Die find; eine Menge Eleine $öcher zeiger, faſt wie man bey Spißen wahrnimmt. Die holzidy ten Sagen find Daher Durch eine Art von einem Netze mit einander verbunden. Dieſes Meg nimmt aber bey weitem nicht fo viel Raum ein, als die holzichte Sage. Seine Dife trägt nur ungefähr eine halbe Linie aus. Diefe Diefe it in allen Baumen von eis nerien Art beynahe gleich; da bingegen die holzichten Lagen bald mehr, bald weniger, Dicke find, und, in ei- neriey Gattung von Bäumen, fo merklich abwech- M 5 feln, 134 Hrn. von Buͤffon Erfahrungen. fein, daß ich fie in einigen Eichen 3 X $inies in andern Eichen aber nur 4 Linie dicke befunden habe, Aus diefer einfältigen Vorftellung, von dem Ges webe des Holzes ſieht man, daß es in der Laͤnge weit feiter zufammenhanaen müffe, als in der Quere. Man nehme ein Fleines Stüde Holz, als etwan einen Spars ren, der ı Zoll die ift. Hat derfelbe 14, bis 15 hol: zichte tagen: fo finden fich dabey 13, bis 14 folche Io« dere Verbindungen und Einfaffungen. Kolglich wird diefer Sparren nicht fo ſtark feyn, als ein anderer von gleicher Größe, der aber nur 5, bis 6 holzichte La⸗ gen, und 4, bis 5 Einfaffungen hat. Man ſieht auch, wenn bey folchen Fleinen Stücen eine oder zwo holzichte Lagen durchfchnitten werden; welches oft ges fhieht: daß alsdenn ihre Stärke um ein merkliches verringert werden muͤſſe. Der größte Mangel bey ſolchen Eleinen Stüden Holz aber, als welches die eine zigen find, worüber man Erfahrungen angeftellet'haf, ift dieſer, daß ihre innerliche Zufammenfegung niche fo befchaffen ift, wie bey den großen Stüdfen. Die Stellung der holzichten Sagen, und ihrer Einfaffuns gen, ift, bey einem Sparten, von der Stellung eben diefer Sagen in einem Balfen, ganz unterfchieden. Ihre Geſtalt ift auch ganz unterfchieden. Und folglich fann man die Stärfe eines großen Stüces nicht nach der Stärke eines Sparrens ſchaͤtzen. Ein Augenblick Nachdenken wird uns dasjenige Deutlich machen, was id) ißo gefagt habe. Wenn man einen Balfen has ben will: fo darf man den Baum nur vierecfige ma— chen, das ift, vier halbrunde Stuͤcken von einem weißen und unvollfommenen Holze, welches man die weiche Holzfihale nenner, abhauen. Der Kern des | | | - Baumes, von der Stävfe des Holzed. 185. Baumes, nebft der erften hofzichten Sage, bleiben mitten indem Stuͤcke. Alle die übrigen tagen umges ben die evfte, als Zirkel, oder cylindriſche Kronen, Der größte von diefen ganzen Zirfeln hat zu feinem Durchfihnitte die ganze Dicke des Balfens. Alle die, übrigen Zirfel, die darüber hinausgehen, find durch“ fhnitten, und ſtellen nur Iheile eines Zirfels vor, die immer Fleiner werden, je weiter fie fich gegen die Eden des Balkens zu befinden. Alſo beſteht ein vierecfichter Balfen durchaus aus einem cylindrifchen Stuͤcke, von gutem, felten und dichtem Holze, und aus vier Winfelcheilen, die von einem nicht fo dichten und jüngern Holze abgefchnizten find. in Sparren, der aus dem Stamme eines dicken Baumes gehauen, oder von einem Brete abgefihnitten ift, hat eine gang andere Zufammenfegung. Er befteht, in der Laͤnge bin, aus Fleinen Abfchnitten von den Jahrzirkeln, des ren Kruͤmme gar nicht merklich iftz aus foldyen Ab» ſchnitten, die bald mit einer von den Oberflächen des Sparrens glei) fortlaufen, bald mehr, oder weniger davon abweichen; aus ſolchen Abfchnitten, die bald länger, bald kürzer: bald mehr, bald weniger, durch— ſchnitten; und folglich bald. mehr, bald weniger, ſtark find. Ueber viefes finden ſich bey einem Sparren allemal zwo Stellungen, wovon die eine immer vortheilhafter ift, als dieandere, Denn diefe Abfchnitte von holzichten Lagen bilden eben fo vie le ‚in gleicher Entfernung von einander fortlaufende Flaͤchen. Stellet man ven Sparren fo, daß diefe Flaͤchen gerade in die Höhe ftehen: fo wird er mehr Widerftand hun, als wenn fie vem Gefichrefreife gleich laufen, Es iſt eben fo, ald wenn man verſchie— # dene 86 Hrn. von Buͤffon Erfahrungen dene Breter auf einmal zerbrechen laflen will. Wenn man fie auf die Seite leger: fo werden fie weit mehr Widerſtand thun, als wenn fie platt liegen. Dieſe Anmerkungen zeigen ſchon deutlich, wie wenig man den Ausrechnungstafeln, oder den Regeln, trauen dürfe, Die ung verichiedene Schriftfteller non der Stärfe des Holzes geliefert haben, welche doch ihre Verſuche nur an folchen Stücken anftelleten, wovon die größten nur ı oder 2 Zolle dick waren. Sie melden auch weder die Anzahl der holzichten Jagen, weiche Diefe Sparren enthielten; noch die Stellung diefer Lagen; noch den Stand, in welchem ſich diefe Lagen befunden haben, als fie den Sperren zerbrechen ließen. Und indeſſen find doch diefes alles hierbey fehr wefentliche Umſtaͤn—⸗ de, wie man aus meinen Erfahrungen, und aus der Sorgfalt, fehen wird, die ih angewendet habe, die Wire kungen von allen diefen Berfchiedenheiten zu entdecken, Die Naturkuͤndiger, von denen einige Erfahrungen über die Stärfe des Holzes angeftellet worden find, haben auf diefe Schwierigkeiten nicht Achtung geges ben. Es finden ſich aber noch andere, und vielleicht noch größere, die fie aus Nachläßigfeit nicht vorher⸗ gefehen oder nicht verhütet Haben. Das junge Holz ift nicht fo ſtark, als das ältere, in Sparren, der unten von dem Stamme eines Baumes genommen ift, thut größern Widerftand, als ein anderer, der aus dem Gipfel eben diefes Baumes gehauen wird. Ein Eparren, der aus dem äußern Umfange, nahe bey der weichen Holzfchale, gehauen wird, ift nicht fo ſtark, als ein anderes Stüde, das man aus der Mike te des Baumesgenommenhat. Außerdemträgtaud die mehrere oder geringere Austrocknung Erg ie es von der Stärke des Holzes. 187 les zu feinem Widerftande bey. Das grüne Holz zer» bricht viel ſchwerer, als das trockene. Endlidy muß auch) die Zeit, dieman anwendet, das Holz zu beſchwe⸗ ven, damit es zerbrechen folle, mit in Erwägung ges zogen werden. Denn ein Stüde Holz ‚, das einige Minuten lang ein gewiſſes Gewichte traͤgt, wird des— wegen nicht eben dieſes Gewichte eine Stunde lang ertragen koͤnnen. Und ich habe gefunden, daß Bal⸗ fen, wovon ein jeder, einen ganzen Tag lang, ohne zu zerbrechen, 9000 Pfund getragen hatte, nach 5 oder 6 Monaten unter einem Gewichte von 60co Pfund gebrochen find, und alfo fechs Monate lang nicht zwey Drittheile von der Laſt haben tragen koͤnnen, die fie einen Taglang getragen hatten. Alles diefes beweifee genugfam, wie unvollfommen die Erfahrungen find, die man hierüber angeiteller Datz und vielleicht bemeis fet diefes auch, daß es nicht allzuleiche iſt, ſolche Er— fahrungen gut anzuftellen. Meine erſten Berfuche, deren eine fehr große Ans zahl ift, haben nur dazu gedienet, daß ich alle die AUnbequemlichfeiten, wovon ic) itzo geredet habe, ein⸗ ſehen konnte. Eiſllich ließ ich einige Sparren zer⸗ brechen, und rechnete hernach aus, wie groß die . GStärfe eines laͤngern und dicken Sparrens ſeyn müßte, als diejenigen waren, womit ich den Verſuch angeftellee hatte. Als ich hierauf meine Rechnung mit dem wirklichen Gewichte zufammen hielt: fofand - ich einen: fo großen Unterfchied, daß ich eben diefe Sache zu verfchiedenenmalen wiederholte, und doch die Erfahrung mit meiner Rechnung nicht zufammenftim« men fonnte, Ich verfuchte es mit Sparren von an derer Laͤnge, und von anderer Dicke: allein der Erfolg blieb 188 Hrn. von Buͤffon Erfahrungen blieb immer einerly. Endlich entſchloß ich mich, eine vollftändige Folge vor Erfahrungen anzuftellen, die mir zu Derfertigung einer Tafel von der Staͤrke des Holzes dienen Fonnte, auf welche man ſich verlaf fen dürfte, und die jedermann, in beduͤrſendem Falle, zu Rathe ziehen könnte. ' Ich will mit fo wenig Worten, als mir eg mög» lid) ſeyn wird, Die Art anzeigen, wie idy mein Vorha⸗ ben ausgelührer habe. Anfangs erwählte ich, in einem gewiſſen Bezirke meines Holzes, hundert gefunde und frifche Eichen adie fo nahe beyeinander ſtunden, als mir es möglich war, fie zu finden. Diefes geſchah um deswillen, Damit id) Holz haben möchte, weiches auf einerley Boden gewachſen waͤre. Denn die Bäume aus verſchiedenen $ändern und aus verſchiedenem Boden thun auch auf verschiedene Arc Widerſtand. Dieſes iſt eine andere Unbequemlichkeit, die anfangs den ganzen Nutzen zu vernichten ſchiene, den ich aus meiner Arbeit zu ziehen hoffete. Alle dieſe Eichen waren auch von einerley Gattung, naͤmlich von der gemeinen Art, die große Eicheln hervorbringt, welche einzeln oder doppelt an den Aeſten hangen. Die kleinſten von dieſen Baͤumen hatten etwa 23 Schuh im Umfange, und die größten 5 Schuh. Ich erwaͤhlte fie um deswillen von verſchie⸗ dener Dicke, damit ich dem gemeinen Gebrauche um ſo viel gemäßer handeln möchte. Wenn ein Zimmers mann ein Stüde von 5 bis 6 Zoll im Öevierten nörhig bat: fo nimmt er es nicht von einem folchen Baume, woraus man Stüde von einem Schuhe befommen kann. Der Aufwand würde zu groß feyn. Und es gefchieht ohnedem nur allzuoft, daß fie TURN | rau⸗ von der Stärke des Holzes. 189 brauchen, woran fie vieles von der weichen Holz ſchale laſſen. Denn ich rede hier nicht von folchen Balken, die man von großen Bäumen abfäger, und zumeilen brauchet. Indeſſen ift es gut, im Borbeys gehen mit anzumerfen, daß Diele gefägten Balfen fehr ſchlimm find, und daß man ihren Gebraud) verbieten follte. Man wird in der Folge diefer Abhandlung fe ben, wie vortheilbaft es fey, nur ſolches Holz zu braus chen, Das mit dem Beile zugebadt iſt. Je mehr das Holz ausgetrocknet ift, um fo vielmehr Beränderungen entſtehen daheri in feinem Widerftande, Außerdem ift es ſehr ſchwer, recht davon verfichere zu feyn, wie ſehr das Holz ausgetrocdnet fy. Es wird auch unter zween Bäumen, die zugleich gefället wor. den find, der eine immer eher trocden, als der. andere, Ich habe diefe Schwierigkeit vermeiden wollen, als welche die Felge meiner Erfahrungen, ‚Die mit. eine ander verglichen werden follten, verderbet hätte. Ich glaubte, ich würde die Zeit ſicherer und gemiffer beſtim⸗ menfönnen, wenn ich ganz grünes Holz naͤhme. ch ließ daher meine Bäume einzeln fällen; fo, wie ich fie nöthig hatte, Noch an eben dem Tage, da man einen Baum fällete, brachte man ihn auch an den Drt, wo er zerbrochen werden follte. Den folgen: den Tag wurde er von den Zimmerleuten vierecfig gehader; und die Tifcher bearbeiteten ihn mit dem Hobel, damit er überall das rechte Maaß haben mödte. Den dritten Tag ftellte man endlic) den Verſuch mit ihm an. Das Gerüfte, womit ich die meiften von meinen Erfahrungen angefteliet habe, war folgendermaßen u Ich nahm zween ſtarke Fuß: oder Stell; | balfen, 4 1990 Hrn. von Buͤffon Erfahrungen balfen, die 7 Zoll im Gevferten haften; drey Schuh von der Erde hoch, und eben ſo lang waren, und in der Mitten auf einem guten Stuͤckholze rubein Auf dieſes Geſtelle legte man die beyden Enden von dem Stuͤcke, das man zerbrechen wollte. Hierzu kamen verſchiedene Rinken, die aus runden eiſernen Ringen verfertiget waren. Der groͤßte war inwendig 9 Zoll weit; und der Ring, woraus er verfertiget worden war, hatte inwendig 7 bis 8 Zoll im Umfange ges habt. Der zweyte Rinken war 7 Zoll weit, und be: fund aus einem eifernen Dinge von 5 bis 6 Zell im innern Umfange., Die übrigen waren immer kleiner. Das Stuͤcke Holz, das zerbrochen werden follte, wur> de in einen ‚eifernen Rinken geſteckt. Die großen Rinken diensten zu den großen Stuͤcken, oder Balken: die kleinen aber zu den Sparren. Ein jeder Rinken hatte an dem obern Theile inwendig ein wohlgefeiltes Eck, oder eine Hervorragung, die 2 bis 3 Linien breit war. Diefe Hervorragung war un deswillen verfer: tiger, Damit der Rinken nicht auf die Seite weidyen koͤnnte, und damit man auch fehen möchte, wie viel Eifen noch auf dem Holze hervorragete, das zerbros chen werden follte. An das untere Theil diefes vier ecfigten Rinkens hatte man zween eiferne Hafen, von gleicher Größe, als der eiferne Rinken war, ange ſchmiedet. Diefe benden Hafen gaben ſich von ein⸗ ander , und bildeten einen runden Rinken, der etwan 9 Zol im Durchſchnitte hatte. In denſelben ſteckte man einen hoͤlzernen Riegel von gleicher Dicke, der 4 Schuh lang war. Auf dieſem Riegel ruhete eine ftarfe Tafel, die 14 Schub lang, und 6 Schuh breit war, und’aus Balken beſtund, dies Zoll dicke was ven; von der Stärfe des Holzes, 191 ren; an einander gefüget, und durch ftarfe Klammern zufammen gehalten wurden. Man befeftigte fie an den Ninfen, vermittelft des großen hölzernen Nies gels. Siedienete, das Gewichte darauf zu legen, welz ches in 300 vierefichten Steinen beftunde, die glatf gehauen, und mit Zahlen bemerket waren. Einer von Diefen Steinen wog 25, 50, 100, 150 bis 200 Mund. Diefe Steine legte man auf die Tafel, und bauete fie fo aneinander , daß fie fo breit und fo lang, als die Tafel, und fo hoch waren, als nöthig war, das Stüde Holz zu zerbrechen. Ich glaube, diefes fey ungefünftele genug, einen ‘Begriff Davon zu geben, ohne das ganze Gerüfte in einem Riſſe vor Augen zu legen. Man mar beforgt, das Stuͤcke Holz, und die Sußbalfen, die man mit Klammern verfehen hatte, nad) der Richtſchnur, in ein Gleichgewichte zu ſtellen, damit fie nicht von der Stelle weichen möchten. Acht Männer mußten in einem fort die Tafel mit Gewich« ten befchweren. Erſtlich festen fie in die Mitte das Gewichte von 200 Prunden; bernach die von 150, von 100, und von 505 und oben auf diefe endlich die von 25 Pfunden. Zween Männer, die auf einem Haͤn— gegerüfte ftunden, welches durch Seile in der Luft ge« halten wurde, fegten die Gewichte von 50, und von 25 Pfunden hinauf, die man von unten nicht hatte ftellen koͤnnen, ohne Gefahr zu laufen, erfchlagen, oder zerquerfche zu werden. Vier andere Männer un⸗ terftügten und hielten die vier Ecken der Tafel, dar mit fie nicht wanfen, fondern im Gleichaewichte blei— ben möchte. Ein anderer bemerkte mit einem langen hoͤlzernen Richtſcheide, um wie viel fi) das Stüde Sand. N Hol, & E / 192 Hrn. von Buͤffon Erfahrungen Holz, indem e8 beſchweret worden war, gebogen hatte, Noch ein anderer bemerkte die Zeit, und fchrieb das Gewichte auf weldyes oftmals auf 20, 25, ja bis auf 27000 Pfund geitiegen ift. Auf ſolche Art babe ich mehr, als 100 Stuͤcken Holz, ſowol große als kleine Balken, zerbrechen laſ— ſen, ohne noch 300 Sparren zu rechnen. Und dieſe große Anzahl von muͤhſamen Verſuchen iſt dennoch kaum zulaͤnglich geweſen, daß ich mir habe eine rechte aneinander hangende Rechnung von der Staͤrke des Holzes von allerley Dicke und Laͤnge verfertigen koͤn⸗ nen. Ich habe ein Verzeichniß davon aufgeſetzet, welches ich, nebſt allen beſondern Umſtaͤnden, für un« ſere beſondern Zuſammenkuͤnfte verfpare. Man wird ſehen, wie ſehr die Verzeichniſſe des Herrn Muſſchenbroek, und anderer Naturkuͤndiger, die hier⸗ über gearbeitet haben, von dem meinigen unterfchies den find, Damit ich einen um fo viel richfigern Begriff von diefer Unternehmung geben möge: fo will ich hier das WVrerfahren bey einem von meinen Berfuchen genauund _ umftändlich befchreiben. Hieraus Fann man asien. von allen übrigen urtheilen. . Den 4 April 1740 ließ ich eine Eiche fälfen ‚ bie beynabe 5; Schub im Umfange hatte. Noch an eben dem Tage ließ ich fie herzuführen, und von den Zim- merleuten bearbeiten. Den folgenden Tag brachten fie die Tifcher durch ihre Hobel dahin, daß fie 8 Zoll im Gevierten, und 12 Schub inder änge, hatte. Sch betrachtete diefes Stücke Holz forgfältig, und urthei— lete, daß es fehr gut wäre, und feinen andern Man« gel hätte, als einen Eleinen Knoten an einer-von den Ober⸗ von der Stärke deg Holzes. 193 Oberflaͤchen. Den dritten Tag, als den 6 April, ließ ich dieſes Stufe wiegen, und befand es 4-9 Pfund - fchwer. Hierauf ftecfte ich es in den eifernen Nin« fen; Eehrere die Flaͤche, wo der Fleine Knoten war, in die Höhe, und ließ das Stücke mit den Stellbalfen in ein Gleichgewichte ftellen, Leber jeden Stellbal« fen ragete es 6 Zoll hervor. Dieſe 6 Zoll waren für Stüden von 12 Schuhen. Stuͤcken von 24 Schu⸗ hen rageten 12 Zoll weit hervor; und ſo war bey al⸗ len übrigen die Hervorragung einen halben Zoll für einen Schuh in der Laͤnge. Als ich hernach den ei« fernen Ninfen bis in die Mitte des Stücdes geſcho— ben hatte: ſo hub man durch Hebebaume die Tafel hinauf, weiche allein, nebft den Kinfen, und. dem Riegel, 2500 Pfund wog. Um 3 Uhr, 56 Minuten - machte man den Anfang. Achte Männer mußten in einem fort die Tafel beſchweren. Um 5 Uhr, 39 Mia nuten hatte das Stücde nicht mehr, als 2! Zoll nach⸗ gegeben, und war Doch ſchon mit 18500 Pfunden be= fehweret. Um 5 Uhr, 51 Minuten hatte es fid) drey Zoll gebogen, und war mit 21060 Pfunden beſchwe⸗ ret. Um, 6 Uhr, ı Minute hatte es ſich 3% Zoll’ ges bogen, und war mit 23625 Pfunden beſchweret. In diefem Augenblide knackte es fo ftarf, als ob ein Pi— ftol losgeſchoſſen würde. Nunmehr hörte man für gleidy auf, es nod) weiter zu befchweren, und das . Stüf bog fid) noch um einen halben Zoll, das ift, 4 Zoll in allem. Das Holz fuhr forr, über eine® Stunde lang, febr heftig zu knacken; und an der Ens den drunge eine Act von Dampfe, mit einem Geis ſche, hervor. Es bog ſich beynahe um 7 Zoll, ehe es völlig brach, und trug 9 ganze Zeit uͤber, eine et 2 a? 194 Hrn. von Buͤffon Erfahrungen Saft von 23625 Pfunden. Ein Theil von den holzich⸗ ten Faſern war gleichſam glatt abgefchnitten,, als ob man fieabgefäget hätte. Die übrigen waren gelpruns gen, zerriffen und ausgedehner, und liefen fait folche Zwifchenräume, als man zwifchen den Zähnen eines Kammes fieht, Die Erhöhung in dem eiſer⸗ nen Rinken, die 3 $inien groß war, und worauf die ganze Laſt ruhete, war 13 Linie in das Stuͤcke Holz eingedrungen, und hatte verurfachet, daß fich, auf jes der Seite eine Menge bolzichte Faſern zurücfe begeben batte. Der Eleine Knoten, der fi auf der obern Flaͤche befand, hatte gar nichts zu dem Zerbrechen beygetragen. Ich habe ein Verzeichnig von mehr als hundert Erfahrungen, die eben fo umftändlich befchrieben find, als diefe hier, und wovon verfchiedene noch ftärfer find. Ich habe Verfuche mit Stuͤcken Holz angeftels let, Die 10, ı2, 14, 16, 18, 20, 22, 24, 26, bis 28 Schuhe lang, und von aflerhand Dicke, von 4 bis 8 Zollen im Gevierten, gewefen find. Und allemal babe ich 3 bis 4 gleiche Stuͤcken, von einerley Laͤnge und Dice, zerbrechen laffen, um von ihrer Staͤrke recht verfichert zu feyn. Die erfte Anmerkung, die ich gemachet habe, ift diefe, Daß das Holz niemals zerbricht, ohne zuvor zu knacken; eswäre denn das Stüce fehr Eleine. Das grüne Holz zerbricht ſchwerer, als das trockene; und »überhaupt widerſteht Das Holz, das fehr nachgiebt, und wieder zurüde fpringe, weit ftärfer, als anderes, welches dieſes nicht thut. Die weiche Holzfchale, das Holz; der Aefte, das Holz an dem Gipfel von dem Stamme eines Baumes, und alles junge Holz, = nicht von der Stärfe eines Holzes. 193 nicht fo ftarf, als das ältere. Die Stärfe des Holzes ift niche in gleichen Verhaͤltniſſe mit feinem Umfange, Ein Stüde, das zmey- oder viermal fo dicke iſt, als ein anderes Stuͤcke von gleicher Länge, ift weit mehr, als zwey · oder viermal ftärfer, als das andere. Alfo brauche man noch nicht 4000 Pfund, um ein Stuͤcke zu jer« brechen, das 10 Schuh lang ift, und 4 Zoll im Ges vierten hat, Hingegen hat man 10000 Pfund nös thig, um ein Stüde von zweymal fo großem Umfange zu zerbrechen; und 26000 Pfund zu einem Stüce von viermal fo großem Limfange, das ift, zu einem Stüde, das 10 Schuh lang ift, und 8 Zofl im Gevierten bat. Ein gleiches gilt auch von der Laͤnge. Es feheint, ein Stuͤcke von 8 Schuhen in der Länge, das eben fo dicke ift, als ein Stücke von 16 Schuhen, müffe, nad) den Regeln der Mechanik, gerade nod) einmal fo viel tra— gen koͤnnen; und indeffen träge es doch weit mehr, als noch einmal fo viel. Ich Fönnte von dem allen nas türliche Urfachen anführen : ich fchränfe mich aber hier bloß in dasjenige ein, was gefcheben ift. Das Holz, welches, auf einerley Boden, am gefihwindeften waͤchſt, iſt das ſtaͤrkſte. Anderes Hol; , das langſam ges wachſen ift, und deffen Jahrzirkel, welche man fonft die holzichten Lagen nennet, Eleine find, ift viel ſchwaͤ⸗ cher, als das andere. ch Habe gefunden , daß die Stärke des Holzes in gleihem Verhaͤltniſſe mic feiner Schwere ſteht; fo, daß ein Stuͤcke von gleicher Länge und Dicke, dag aber ſchwerer ift, als ein anderes, auch fait in eben dem Berhältniffe ftärfer fenn wird. Diefe Anmers fung giebt mir Mittel an die Hand, die Stärfe des Holzes, welches aus verfchiedenen Ländern, und von 3 ver⸗ 196 Hrn. von Buͤffon Erfahrungen verſchiedenem Boden kommt, mit einander zu verglei⸗ chen, und erweitert den Nutzen meiner Erfahrungen ungemein. Denn wenn man große Gebaͤude aufzu⸗ führen, oder fonft ein wichtiges Werk zu verfertigen hai: fo Fann man, mit Beyhuͤlfe meines Berzeichnif fes, und wenn man das Bauholz felbft, oder nur Fleis ne Stuͤckchen davon, abwiegt, fih von: der Gtärfe des Holzes, deffen man fid) bedienet, verfichern, und die zwiefache Unbequemlichkeit vermeiden, Daß man entweder zu viel, oder zu wenig, davon nehme; da man es fonft entweder unnoͤthig verfehwender, oder auch zuweilen mit noch wenigerem Grunde fparet. Man follte glauben,ein Stuͤcke, welches, wie in mei⸗ nen Erfahrungen, frey auf zweyen Stellhölzern rubet, koͤnne weit weniger tragen, als ein anderes, Das an den beyden Enden gehalten wird, und in einer Mauer fies cket, wie. die großen und Fleinen Balfen in einem Ges baͤude. Wenn man aber bedenfer, daß ein Stüde, weiches ich jetzo von 24 Schuhen in der tänge anneh⸗ me, wenn es ſich, inder Mitten, um fechs Zolleinies derbieget; da doch oftmals nicht fo viel erfordert wird, um es zu zerbrechen; ſich zu gleicher Zeit, an jedem Ende, nur um: Zoll in die Höhe giebet; auch wohl nicht mehr, als 3 Linien; da hingegen die taftdas En» de oftmals weit mehr aus der Mauer heraus ziehet, “als es ſonſt in die Höhe ſteiget: fo fieht man wohl, daß ſich meine Erfahrungen auch auf Die ordentliche Stellung der Balken in einem Gebäude anwenden, laſſen. Die Kraft, wodurch ſie zerbrochen werden, wenn man ſie zwingt, ſich in der Mitte zu biegen, und ſich an den Enden in die Höhe zu begeben, iſt BeunRseImal — ‚ als die Kraft des Ge mäners von der Stärke des Holzes. 197 mäuers und des Mörtels, als welche nachgeben, und ‚deren Kraft leicht verringert wird. Und ich kann nach« dem ich meine Berfuche angeſtellet habe, verſichern, daß der Unterſchied zwiſchen der Kraft eines Balkens, der auf zwoen Stuͤtzen ruhet, und an beyden Enden frey iſt, und der Kraft eines andern Balkens, den man, an den beyden Enden, in eine nad) der ordentlichen Art auf⸗ geführte Mauer befeftiger Hat, fo Elein ift, daß er nicht verdienet, Daß man darauf Acht habe. Ich geftehe, wenn man, einen Balfen, in einer - guten Mauer, mit eifernen Hafen befeftiger; ihn auf gehauene Steine ftellet, und darüber andere gehauene Steine legef: daß dadurd) feine Stärke um ein an« febnliches vermehret werden müffe. Ich babe einige Verſuche mie diefer Lage angeſtellet, wovon id) die Folgen in einer andern Abhandlung mitrheilen will. Ich will auch noch mehr zugeben. Wenn man einen Baͤlken, in einer unbiegfamen und vollkommen harten Sache, an den beyden Enden, auf eine unüberwindlis che Art, zuruͤcke und unbeweglich fefte halten koͤnnte: fo müßte man eine faft unendliche Gewalt haben, wenn man ihn zerbrechen wollte. Denn ich will darchun, dag man, um einen alfo geftellten Balfen zu zerbre⸗ chen, eine weit größere Gewalt haben müßte, als nö» thig wäre, einen aufrechtsgefteliten Balken zu zerbres chen, den man nad) ber Laͤnge zöge, oder drückte, In den Gebäuden und den ordentlichen Gebälfen ‚find die Stücken Holz in ihrer ganzen $änge, und in | verfchiebenen Puncten, beſchweret; da hingegen bey meinen Erfahrungen die ganze Saft auf einem einigen Puncte, in der Mitte, vereinigee iſt. Dieſes machet ‚einen anfehnlichen Unterfehied aus, den man aber leiche 4 genau 198 Hrn. von Buͤffon Erfahrungen genaubeftimmen kann. &s ift diefes eine Ausrechnung, die ich bis auf unfere befondern Zufammenfünfte ver- fpare. Hier werde ich mid) begnügen, nur fo viel ans zumerken, daß dieſes nichts in der Reihe meiner Erfah⸗ tungen, noch auch in der Folge derſelben, verändere, Sch will nur aus diefen geometrifchen Unterfuchungen eine Ausrechnungstafel für die verfchiedene Größe und Dice des Eftrihs, oder der Gebälfe, verfertigen, die den Zimmerleuten und den Baumeiftern fehr nüßlich feyn wird. Es ſcheint nicht möglid) zu feyn, die Natur⸗ willenfchaft genauer mit der Ausübung zu verbinden, Um einen Berfuch zu thun, ob ich die Wirfungen der Zeit mit dem Widerftande des Holzes vergleichen fonnte; und um zu erfennen, wie fehr deſſen Stärfe Dadurch verringert werde; habe ich vier Stuͤcken Holz erwählet, die 18 Schuh lang, und 7 Zoll die waren, Ich ließ zwey Davon zerbrechen, wovon jedes, eine Stunde lang,ungefähr 9000 Pfund getragen hat, Die übrigen zwey ließ ich nur mit 6000, das iſt, mit2 Drite theilen, beſchweren, und fie unter diefem Gewichte lies gen, in Erwartung, was daraus erfolgen würde. Eis nes von diefen Stücden ift nad) 5 Monaten und 26 Ta» gen: und das andere nadı 6 Monaten und ı7 Tagen, zerbrochen. Mach diefer Erfahrung hieß id) die bey— den andern ganz gleichen Stücten bearbeiten, und fie nur mitder Hälfte, das iſt, mit 4500 Pfunden, beſchwe⸗ ren. Unter diefem Gewichte ließ ich fie länger, als zwey Jahr lang, liegen. Unter diefer Zeit find fienicht ges brochen: haben fich aber um ein fehr anfehnlicyes ge« bogen, Alſo muß man bey foldyen Gebäuden, dielan« ge dauern follen, das Holz aufs hoͤchſte nur mit der Hälfte von der gaft beſchweren lafjen, wodurch es or | brochen von der Stärke des Holzes. 199 brochen werden kann. Nur in dringenden Faͤllen, und bey ſolchen Gebaͤuden, die nicht lange dauern duͤrfen, als wenn man eine Bruͤcke, fuͤr den Uebergang eines Kriegsheeres, uͤber einen Fluß ſchlagen, oder ein Ge— ruͤſte auffuͤhren laͤßt, um einer Stadt zu Huͤlfe zu kommen, oder ſie zu belagern, kann man es wagen, dem Holze zwey Drittheile von der ganzen Laſt zu geben. Ich weiß nicht, ob es noͤthig ſeyn moͤchte, hier zu melden, daß ich verſchiedene Stuͤcken, welche Maͤngel hatten ‚ verworfen, und nur diejenigen Erfahrungen in mein Berzeichniß gebracht habe, womit id) zufrie« den gemefen bin. Je ich habe noch mehr Holz vers worfen, alsgebrauchet. Die Knoten, die durchſchnit⸗ tenen Safern, und andere Mängel des Holzes, find leicht wahrzunehmen: Esiftaber, in Anfehung der Stärke eines Holzes, ſchwer, von ihrer Wirkung zu urtheilen. Es ift gewiß, daß fie dieſe Staͤrke um ein großes ver. ringern; und ich habe ein Mittel gefunden, die Ver— tingerung der Stärfe, die durch einen Knoten verurs fachet wird, ziemlich richtig aus zurechnen. Manweiß, daß ein Knoten, oder, wie man ihn fonft nennet, ein Alt, eine Art von einem hölzernen Nagel oder Stoͤ⸗ pſel ift, der inwendig an dem Holze anhaͤngt. Man kann auch, aus der Anzahl der Jahrzirkel, die er ent« haͤlt, ziemlich genau willen, wie tiefer indag Hol; ein« dringe. Sch habe bey folchen Stücken Holz, die ohne Knoten waren, Löcher von gleicher Tiefe, in Geftalt ei» nes ausgehölten Kegels, bohren, und diefe Löcher mie hölzernen Nägeln von gleicher Gejtalt ausfüllen laſſen. Dieſe Stücen habe id) zerbrechen laffen, und Daraus ges feben, wie ſehr die Knoten die Staͤrke des Holzes ſchwaͤ· Es traͤgt dieſes weit mehr aus, als man ſich ein⸗ N5 bilden 200 Hrn. von Buͤffon Erfahrungen bilder follte. in Knoten, der ſich findet: oder ein hölzerner Nagel, den man in die untere Fläche, und fon« derlic) an einer von-den Eden, einfchlägt, verringert - die Stärke des Balfens zuweilen um den vierten Theil, Ich habe auch gefucher, Die Verringerung der Stärfe, Die Durch die durchſchnittenen Holsfafern verurfachet wird, auszufinden. Ich fehe mid) aber genöthiger, den Erfola von dieſen Verſuchen wegzulaſſen, weil es Ei zu mweitläuftig werden würde, wenn ich alles dieſes um« ftändtich befchreiben wollte. Indeſſen wird mir es doch erlaubt feyn, eine Sache mit be ubringen, die fonderbar zu feyn ſcheint. Da ich ſolche frumme Stücen Holz zerbrechen lieh, dergleic;en man zu Er⸗ bauung der Schiffe, der Gewölber, u. ſ. w. nöthig hat: fo habe ich gefunden, daß fie mehrern Wiber- ftand thun, wenn man dem Gewichte Die hole Seite entgegen ftellet. Anfangs follte man das Gegentheil vermuthen, und glauben, wenn man dem Gewichte die erhabene Seite entgegen ftellete, da es eine Holung vorftellee, fo müfle es mehrern Widerftand thun. Diefes koͤnnte wohl von einem folchen Balfen gelten, deſſen Fafern, die nach) der fänge gehen, von Natur fur; wären; das iſt, von einem folden Frummen Stüfe Holz, da die Holzfafern in einem fortgeben, und nicht zerfchnitten find. Da nun aber die frummen Stuͤcken, deren ich mid) bedienet habe, und faft alle Diejenigen, deren man fid) bey Gebäuden bedienet,- von einem Baume genommenfind, der eine Dicke hat: fo ift der innere Theil diefer Lagen weit mehr durch⸗ ſchnitten, als der äußere; und folglich widerfteht er nicht ſo ſſark. Diefes wird durch die Erfahrungen bes ftätiger, die ich hierüber angefteiler habe, und —*— ) von der Stärke des Holzes. 201 ‚ich beſonders mittheilen will. Man follte glauben, Erfahrungen, die mit fo vieler Zurüftung, und in fo großer Anzahl, angeſtellet find, müßten Feinen Zweifel mehr übrig laffen, fonderlich in einer fo einfältigen und ungefünftelten Sache, wiediejeift. Indeſſen muß ich geftehen, und geftehe es auch gerne, daß nod) vieles zu entdecken uͤbrig iſt. Ich will nur einige Dinge anfuͤh— ven, die ihre Stelle in der Abhandlung finden ſollen, welche ich nachgehends liefern werde. Ich habe das Verhaͤltniß der Staͤrke der Zuſammenhangung des Holjzes in der Laͤnge gegen die Staͤrke feiner Berbindung in die Quere gefuchet; was für eine Gewalt man nän- lich noͤthig habe, um es zu zerbrechen; und wie groß hingegen die Gewalt ſeyn müffe, wenn man es fpalten wolle. Ich will ein Berzeichnig vondem Widerſtan⸗ de des Holzes in einer ganz verfchiedenen Stellung von derjenigen, welche meine Erfahrungen voraus» fegen, liefern. Indeſſen ift doch diefe Stellung bey ben Gebäuden ganz gemein; und es ifi fehr viel daran gelegen, daß man davon gewifle Negeln habe. Ich will von ſolchen Holzftücken reden, die nur an einem Ende befeftiget und eingeflammert find, Hierzu will ich nod) verfchiedene wichtige Anmerkungen von dem Widerſtande einiger anderer Bauhoͤlzer fügen, Ich bin mit diefer Arbeit ſchon fehr weit geflommen. Sie ift zwar ſchwer und mühfam : indeffen laſſe ich mich doch heute ganz gerne in ein Verſprechen ein, Das ich auf das genauefte beobachten werde, und welches allein ges nug iſt, den won der beftändigen Arbeit, und der Geduld, ' die dieſes Werk erfordert, unzertrennlichen Dertruß zu — V. Fort⸗ 202 Fortgeſetzte Abhandlung à— * GE EEE EEE EEE x***** Wr} Fortgefeßte Abhandlung * von der. Wirkung der uff, auf und in die menfchlichen Körper von dem Heren John Arbuthnot, M. D. Das V. Hauptſtuͤck. Vom Gebrauche und den Wirkungen der Luft beym Athemholen. J. | Ik diefe Unterfuchung zur möglichften Deut: licjkeit zu bringen, müffen wir uns nach dem» jenigen richten, was wir durch Verſuche und Bemerkungen fehen. Alle Thiere Ieben in der Luft, oder im Waſſer, oder bisweilen in dem einem und bis» weilen in dem andern Diefer beyden Elemente, Sie Eönnen daher $uftehiere,oder Wafferthiere,oder Amphir bia genennet werden. Alle Thiere haben ein gewiſſes Werkzeug, vermittelft deffen fie von der Fluͤßigkeit, darinn fie leben, eins ums andere etwas einziehen und zuruͤcktreiben. Die $uftehiere ziehen Luft, und die Waſ⸗ ferrbiere Waffer Dadurch ein. Bey a, eſes Siehe des 4 Bandes 2 Gtüd, 167 ©. > von der Wirkung der Luft. 203 diefes Werkzeug die Lunge, bey den Fifchen aber die Blaſe. Fiſche, die bisweilen Luft ſchoͤpfen, und nicht allezeit unter Waffer leben Fönnen, als die von der Walls fifche Art, Haben Lungen, und Feine Blaſen. | I. Kein Thier, welches einmal diefer abwechſeln⸗ den Bewegung der $unge oder Blafe gewohnt ift, kann ohne Kortfeßung derfelben eine Zeitlang leben. III. Die Luft ift zu dem Leben eines jeden ſowol Waſſer⸗ alssufeehieres fo nothwendig, daß ohne diefelbe Das geben in mehr oder weniger Zeit, nachdem nämlich der Bau ihrer Körper befchaffen ift, aufhören muß. | IV. Wenn Fifche in die Juftpumpegebracht werden, und man die Luft aus ihrem Waſſer herauszieht; fo ſchwellen fie, röerfen tuftblafen aus, ſchwimmen auf ih⸗ rem Rücken und fterben endlich. Wenn aber, ehe fie völlig todt find, friſcheLuft wieder Hinzu gelaffen wird, fo verfchminden alle diefe Zufälle, und fie erholen fich wies der. Einige Fifche, als Karpfen, Schleye, Aale, leben länger in der Luft, als in Waffer ohne Luft. Einigevon der Schneckenart und den Schaalenfifchen leben lange in einem Iuftleeren Necipienten. Auſtern haben 24 Stunden darinn gelebet. Gin Krebs Fann in einer . Stunde getödtet werden. Waflerthiere leben länger ohne Luft, alsdie Amphibia, und die Amphibia länger als die Luftthiere, und von Diefen legtern feben einige länger, als die andern, nachdem nämlich ihre tungen eingerichtet find *. ine Ente hält in einem luftlee— ein Kecipienten länger aus, alseine Henne. Eine Ot—⸗ ter fann 24 Stunden darinn leben, und ein Froſch eben ſo lange. Eine Schlange hält 1o Stunden aus. Wenn einige von diefen Thieren fcheinen, als ob fie todt mä« ven; * Siehe Philof. Transact. 204 Fortgeſetzte Abhandlung ren; fo leben fie doch wieder auf, fo bald als frifche Luft Hinzu gelaffen wird, Kein Thier aber lebt wieder auf, Das in einem vollfommenen Iuftlseren Raume geweſen. V. Junge Thiere leben länger in der Luftpumpe, als ältere. Eine junge Kage länger als eine alte, fo wie eine Frucht im Mutterleibe, oder die eben erft aus demfelben berausgefommen ift, obne Luft leben kann, ehe fie - Athem geichöpfer, VI. Die Zufälfe, welche die Thiere in einem fuftlees ren Kecipienten empfinden, kommen nicht alle vonder äußerften Berdiiunung oder dem Mangel der Luft zum Arhembolen her, fondern viele entitehen von der Aus— dehnung der Luſt inden Gefäßen der Thiere, indem der Druck der äußern Luft gehoben wird, welches ihnen Convulſionen verurfachet , wovon fie beireyet werden, wenn fie die $uft aus ihren Körpern berauslaffen, wie wir vorhin bemerfer haben, Das Gleichgewicht zwiſchen der äußern Luft, und der Luft innerhalb ves Thieresmuß benbehalten werden ; und wenn Diejes Gleichgewicht ges ſchwinder, als es die Zugänge zu der Gemeinfchaft der äußerlichen und innerlichen Luft Des Thieres leiden koͤn⸗ nen, verändert wird: ſo muß ſolches Dem Thiere waͤh⸗ rend dieſer Zeit ſehr empfindlich ſeyn. Man bat bemer⸗ ket, daß Menſchen, wenn ſie ihren Aufenthalt allmaͤhlig verändern, in einer Luft, Die in Anfehung der Diefeum _ - die Hälfte von einer andern unterſchieden ift, leben koͤn— nen; allein in einem luftleeren Kecipienten , wo dee Merkur 16 Zolle fallt, würde ein Menfch durch Die plöß« liche Beränderung Convulfionen befommen. Das Erz fäufen toͤdtet die Luftthiere Dadurch, daß fie der Luft bei * raubet werden. Wenn die Luft aus dem Recipienten auf einmal koͤnnte weggebracht werden; ſo wuͤrde der Man⸗ gel ne 5 soon der Wirfung der Luft, 205 gel’ der Luft eben fo geſchwinde toͤdten, als das Erſaͤu⸗ ‘ fen, welches bey einigen Thieren in einer fehr Furzen Zeit geſchieht. Kleine Voͤgel fterben, wenn fienur eine ‚Halbe Minute unter dem Waſſer gehalten werden ; eine Ente ſtirbt in 6 Minuten; ja feibft Wafferwögel, ob fie gleich wegen des befondern Baues ihrer Körper länger als andre Bögel unter Waffer bleibenförmen, fo fünnen fie Dody den Mangel der Luft nicht länger als andere Voͤgel aushalten. ViII. Es iſt merkwuͤrdig, daß nicht nur beym Athem⸗ holen, ſondern auch vielleicht bey andern Eigenſchaften der Luſt die Gewohnheit verurſaͤchet, daß Thiere derglei⸗ chen Verſuche je oͤſterer je beſſer aushalten koͤnnen. Eine Ente, die es ſchon gewohnt iſt, in einem luftleeren Res cipienten zu ſeyn, kann es viel länger aushalten, als eine” friſche. Durch einen fchönen Verſuch des finnreichen Herrn Hales weiß man, daß ungen vonThieren, die in einem Iuftleeren Raume fterben, einfchrumpfen und im Waſſer ſinken, gleich der $unge eines foetus; wenn fie aber nachgehends in einen Recipienten gebracht werden, und man die Luft herauszieher, fo ſchwellen fie. VIII. Wie fein Thier ohne Luft leben fann ; fo kann es auch nicht lange leben, wenn es eine-und diefelbe Luft durch den Athem an fich ziehen foll, Ein Stuͤbchen Luft Fann einen Menfchen nicht eine Minute lang unterhals ten. Nach einem Berfuche des Hrn. Hales kann er in eie ‚ner Luft von 74 Eubif;oll feine halbeMinute ohne Unrus j be leben, und Feine ganze Minute darinn feyn, obnein Gefahr zu erſticken. Wenn ein Menfch auch miteinee gehörigen Quantitaͤt $uft eingefchloffen würde, die folg« lich niche nur durch Die Ausdünftung der $unge, fondern auch des ganzen Körpers, würbe verderbt werden , fo würde ° 206 Fortgeſetzte Abhandlung würde auch diefe Quantität Luft ihn nicht einmal fo lan⸗ ge erhalten koͤnnen. IX. Se duͤnner die Luft iſt, deſto eher wird fie verder⸗ ber. Ein Hänfling lebet in einer $uft von einem halben Stübchen 3Stunden lang krank, und ſtirbet nicht völlig, allein in einer Luft, die nicht halb fo dick iſt, lebt er Feine 5 Bierthelftunvden. Eine Lerche erſticket in 44 Noͤßel von Luft, und wenn man 3 auspumpet in Minuten, Thiere koͤnnen nicht langein einer fehr dünnen $uft leben. Die Dünnigfeit ift der Mangel fo vieler Luft. X. Die tunge ift das Hauptwerfzeug, wodurch dag Blut gemacht wird. Sie wirfet gleichfam auf die Art ei- ner Preſſe, indem fie das Blut und den Chylus durch die abmechielnde Ausdehnung zufammenftößt und vermis ſchet, welches ohne Zulaflung und Austreibung frifcher Luft nicht gefchehen kann. Kine Frucht, in welcher dag Blut, fo ſchon in der Mutter zubereitet worden, umläuft, bat eines folchen Werfzeugs nicht nörhig ; allein fo bald als das Thier der Zubereitung des Blutes, die in feinem eignen Körper gefchieht, bedarf, fobald bedarfes auch des Gebrauchs derfunae, So bald alfo ein neugebohrnes Kind der Luft bloß geftellet, und aus den gemeinfchaftlis chen Einwicelungen heraus iſt; fo muß die geringfte Bewegung ver Bruft und des Zwerchfells den Umfang der Bruſthoͤle verändern, auf deren Erweiterung dieLuft durch die Luftroͤhre in die Hoͤle der Lunge hineingeht, die aus einer Haͤufung von Luftblaſen beſteht, welche ſich durch die Zulaſſung der Luft ausdehnen, durch die Aus» treibung derfelben aber zufamenziehen. Der ganze Me chanifmus gleicht der Wirfung eines Paars Blafebälge, Durch diefe Ausdehnung der Lunge werden die Lungen⸗ gefäße entwickelt ; es wird ein neuer Weg fürdas Blut, von = ar vonder Wirfung der Luft. 207 yon dem rechten ventriculo des Herzens durch die Lun⸗ genader geöffnet, und das foramen ouale, wodurch das Blut von einem ventrieulo zum andern gieng, wird durch eine Balvel verfchloffen, und verliert fich allmäha ih. Durch diefen Mechanifmus fährt das Blur, fo in den rechten ventrieulum des Herzens zurückfließe, fort, Durch die Lunge umzulaufen, fo lange als das Athemholen, oder bie abmechfelnde Bewegung der Aus⸗ dehnung und Zufammenziehung der Luft währer. Wenn aber diefe aufhöret; fo muß aud) der Umlauf durch Die unge, der mitdem Athemholen anfängt, zus gleich mit demſelben aufhören, und das Blut wird als— denn in Quantitaͤt der Hälfte des ganzen Körpers feines Durchganges durch dag foramen owale beraubet, und bey folder Berftopfung muß das Thier fterben. Wenn alfo ein Thier der Luft gänzlich beraube ift, daß es niche Athem holen fann, wie in einem Iuftleeren Necipienten, fo muß es fterben. Der Ichlaffe Zuftand der funge, und wenn fiefchwerer ift, als in ihrem natürlichen Zuſtande, wie ben No. VII, beweifet diefes, mie auch, Daß das Ges blüc in den Gefäßen ſtocke. Die Blutgefäße Eriechen bey der Ausdehnung der Luftblaſen laͤngſt der Flaͤche dera ‚felben hin. Sie müffen entwicfelt und verlängert wers den, fo, wie fie hingegen bey einem verfallenen Zuftande eingefchrumpft find, und gleichſam in Falten liegen, Doc kann bey einem verfallenen Zuftande gar Teiche warm Wafler in die Lunge hineingebracht werden. XI. Der Inhalt einer völliagewachfenen Mene fhenlunge, oder die Summe des Inhalts aller $uftblas fen, ift zum wenigften 200 Cubikzoll; denn fo viet Luft kann bey einer Anziehung zugelaffen werden, welches aus einem Verſuche des gelehrten und aufmerkfamen Dock, 5 Dand, 2 Turins 208 Fortgeſetzte Abhandlung. Jurins erhellet. Die Auantität der Luft, fo durch ei. ne gemeine Anziehung zugelaffen wird, ift bey verſchiede⸗ nen Koͤrpern und Zeiten unerheblich, fie erſtrecket ſich aber kaum auf 40oll, in einem ınedio vielleicht auf 20, nad) welcher Rechnung +7 Theileder Hoͤhlung der funs ge nad) jeder Grpivatlon, voll Luft, oder. einer, andern Fluͤßigkeit, bleibt. Die Sberfläche der Gefäße einer menfchlichen Lunge iſt viel groͤßer, als die ganze Flaͤche der Haut, wie — der Herr Hales abgemeſſen und berechnet. Die Flaͤche der Lunge eines Kalbes hat zu deſſen ganzen Körper ein Verhaͤltniß, wie 10 zu. L. XI, Das Blut in der $unge ift wärmer, als das Blut in derOberfläche der Haut; die Haut der Gefäße iſt fehr dünn, und fie find der äußerlichen Luft bloß ge⸗ ſtellet, und doch iſt die Perſpiration von der Lunge nicht halb ſo ſtark, als die Perſpiration von der Haut. Was iſt die Urſache von dieſem geringen Verhaͤltniſſe? Wird die Luft verſchlungen? Denn die Quantitaͤt der Perſpi⸗ ration iſt der Unterſchied zwiſchen der verſchlungenen Luft, und der zubereiteten Feuchtigkeit. Es laſſen ſich viel Dinge für und wider das Hineintreten der Luft in die Blutgefäße der Lunge in der Kefpiration fagen. ı) Aus dem mwelfen Zuftande der $ungen der Thiere, die in einem luftleeren Raume fterben, ſcheint es deutlich zu ſeyn, daß die Lunge ſich nicht ausdehnet, wenn die Luft heraus · geſogen wird, folglich wird dieLuft aus den Blutgefaͤßen der Lunge herausgefogen ‚oder entwifchee durch dieſel⸗ ben, denn wenn fie zurück behalten würde, fo würde fie dDiefelben ausdehnen und aufſchwellen. Wenn die Luft einen freyen Yusgang durch die Häufe der Lungenge— faͤße bat, fo Eann fie auch einen freyen Eingang haben. Verſuche hingegen, Luft in die Bi der &unge mie | von der Wirkung Der Luft. 209 mit Gewalt durch die, Luftroͤhre hineinzubringen, find nicht gerathen, und Die Lungen der Thiere, Die im Iuftlees ren Raume geftorben, find nachgehends in der Luftpum⸗ pe oft geſchwollen. Es konnen Dinge an einem lebendis gen. Thiere geſchehen, Die bey einem Todten. nicht ans geben. Die Luft geht durch eine jede Membran, wenn ſie feucht iſt. Die geſchwinde Wiederhesitelung des Gleichgewichts der $uft inn⸗ und außerhalb der menſch⸗ lichen Körper, zeiget, daß eine freye Gemeinſchaft ſey. Und es iſt wahrſcheinlich, daß ſich ſolches in der Lunge eben fo, alsin allen andern Theilen des Körpers, finde, . U. Nach No. VII. diefes Capitels wird die Luft gar bald durch Die Duͤnſte der $unge verderber, fo daß fie zur Refpiration ungeſchickt gemacht wird. Dieß muß von verſchiedenen Urſachen herruͤhren. Die Grob⸗ heit der Duͤnſte hindert den Eingang der feinern Theile der Luft in die Blaſen, welche ſo klein ſind, daß man ſie kaum durch ein Mikroſcopium ſehen kann. Wenn ſich das geringſte Salz in einiger Art von Duͤnſten findet; fo muß ſolches die Blaſen zufammenziehen, und viel leicht greift auch die damit angefüllte Luft die Lunge durch ihre Hiße an. Kine andere Urfache iſt die Un— terbrechung der Elafticität der Luft durch fchwefelichte Duͤnſte. Thieriſche Dünfte find ſchwefelicht, und da« her aud) entzündbar. Die Empfindung, die wir ha= ben, wenn wir $uft an uns ziehen, die ſchon mit uns ferm eignen Athem angefüller ift, ift der Empfindung nad), einer ftarfen Erpiration gleich, und die Lunge fuͤh— let, da fie fehr gefallen iſt, daß die Luft durch den Ver⸗ luft der Elaſticitaͤt nicht in fie hineingeht, wodurch fie ſonſt in jeden leeren Kaum dringt. Wenn wir 20. Inſpirationen für eine — und 20 Cubikzoll Luft für 210 Fortaeiekte Abhandlung für jede Inſpiration zugeben, fo macht dieſes 24000 Cubikzoll Luft in einer Stunde. Etwas von der elaftifchen Kraft der Luft verliere ſich bey jeder Inſpi⸗ ration durch die ſchwefelichten Duͤnſte, fo ſich in den Luftblaſen aufhalten. Wenn man nun feßet, daß eben diefelbe Luft infpiriree wird, fo verlieren die 24000 Cu⸗ bikzoll Luft fo viel von ihrer Elafticität, daß fie zum Athemholen ungefchickt werden. | XIV. Dünfte verfchlingen wahre Luft, oder vergerin« gern ihre elaſtiſche Kraft umein Großes. Der Ber luft der Elaſticitaͤt ift aber nicht die einzige Urfache, dag mit Dünften erfüllte Luft zum Athembolen unges ſchickt wird *, ine Ratte lebte 14 Stunden in 2024 Zolltuft, während welcher Zeit 2; des Ganzen ad» forbiret ward. ine Kage von 3 Monaten lebte eine Stunde in 594 Eubikzoll Luft, wobey z6 wahrer Luft verloren gieng. Die Luft, fo durch Diftillatios nen hervorgebracht wird, verliert ihre Elafticität. Ber« brennlihe Materien verderben die Elafticität der Lufſt gar fehr. Die Luft, fo aus gährenden ſchwefelichten Miſchungen entſteht, wird gar geſchwinde abforbirt, als wenn man Eifenfeil und Schwefel, Antimonium und Schwefel verbrennet. Die Lunge und alle Theile der Bruft perfpiriren ungezweifelt, Wenn diefe per fpirirende Materie einige Elafticität behielte, fo würde fie ein Gegengewicht der äußerlichen Luft ſeyn, und die Ausdehnung der $unge hindern, fo wie eine Wunde in der Bruft die Refpiration des Lobi fo lange aufhebr, bis die außerliche Luft ausgefchloffen ift. Die Luft wird alfo in der perfpirirenden Materie der Bruft abforbire, und die Ausdünftung davon iſt unelaftifch. Fi | te 8 Herr Bales. Ci SEE a von der Wirkung der Luft. zu lichte Ausdünftungen verderben die elaftifche Luft nur auf einen gewiſſen Grad ; denn wenn die Luft mit Duͤn⸗ ften bis zu einer gemiffen Quantitaͤt angefüller ift, fo wird Feine elaftifche Luft mehr abſorbirt, welches eine glückliche Wirkung der Natur ift; denn fonft Fönnte die $uft in einer großen Weite von ſchwefelichten Ausduͤn⸗ ftungen verderbet werden. Allein,ob die Efafticicät der Luft gleich niemals gänzlich verderdet wird, fo kann doc) die, fo einmal verderbee ift, nicht wieder hergeſtellet werden; wiewol in gemiffen Fällen diefe Abforption der Luft fehr weit geht. Die Erſtickung der Thiere und das Verlöfchen der Lichter in Bergmwerfen fommtvon fchwefelichten Dünften her. Der Herr Hales hat das befte Mittel ausfündig gemad)t, der unmittelbaren Er⸗ ſtickung von ungefunder Luft zuvorzufommen, und einen Menfchen fähig zu machen, im Fall der Noch; länger darinn auszuhalten. Es befteht darinn, daß man durch wollene Binden Achem holet, welche diefe Dünfte an fich ziehen. Dieſes koͤmmt auch mit der Erfahrung überein ; denn diefe Binden werden durch die Duͤnſte, welche fie annehmen, fehwerer. Salze ziehen gleid)= falls ſchwefelichte Dünfte ſtark in ſich. Er verfnüfte alfo diefe beyde Dinge mit einander, und wenn er feine Binden in eine Auflöfung von Seeſalz, Saltartari, oder weißen Weineßig tunfte, fo Eonnte er in diefer dicken Luft noch länger Athem holen. Ausdünftungen von Weineßig werden als Mittel wider die Peft angefehen ; und eben diefelbe Urſache findet fich) bey den Salzen, ine dem fie die fchädlichen Theile einfaugen. In Salze gruben leben fehr viele $eute in vollfommener Befund» heit, die niemals die Luft über der Erden: an. fid) zies ben. Es ſcheint BR aus diefem Experimente | 3 ju 212 Forcgeſetzte Abhandlang zu folgen, daß ein Zimmer, fo mie Wollenzeugen be, gen iſt, gefund | ſeyn muß , indem fie die Dünfte von Thieven, vom Feuer, von den Lichtern, nebſt aadern ſchaͤdlichen Duͤnſten, in ſich ziehen. Rn XV. Aus den vorhergehenden Berfuchen fügt ſch eine natuͤrliche Urſache von dem Leiden derer Leute ge⸗ ben, die ſich lange Zeit in einem Zimmer aufhalten, ſo mit Ausduͤnſtungen von Thieren, vom Feuer, und von Lichtern gar zu ſehr angefuͤllet iſt. Ein Stuͤbchen Luft wird durch die Ausduͤnſtungen des Athems in ei ner Minute verderdet, fo dag es zum Athemholen uns gefchicke wird, folglich wird ein Oxhoͤft, oder ein Ges faͤß von 63 Stuͤbchen, für einen Menſchen in einer . Stunde nicht genug feyn. Wenn er in diefen Oxhoͤft Luft ſollte eingefchtoffen werden, fo würde die Luft durch Die Ausduͤnſtungen des ganzen Körpers inz der Zeit, und in ungefähr 20 Minuten, angefuͤllet ſeyn. Und ich glaube, es koͤmmt mit der Erfahrung überein, daf ein Menfch in einem Oxhoͤft von einerley Luft nicht 20 Minuten leben koͤnne; folglich wuͤrden 500 Nerfos nen, Die in einem Plage von 600 Oxhoͤſten fo einge: fehloff eu waͤren, daß fie Feine Gemeinſchaft mit der aͤußern Luft haben koͤnnten, in 20 Minuten todt ſeyn, oder in Convulſionen und andern dergleichen toͤdtlichen Zufaͤllen liegen; oder in einem Raume von 3000 Ox⸗ hoͤften innerhalb 2 Stunden. Dieſes geſchieht aber niemals, und es finden ſich allemal in jedem Zimmer Seffnnngen,; ſowol für die ihwendige als die Außere Suft. Dem utigeachtet aber, wird die Luft doch gar fehr verderbet und ob fie‘ gleich. ‚nicht toͤdtlich wird, fo wird fie" do) ſchaͤdlich Frauenimmer und andere BRFuNgEN gene‘ bringen . Br rap Theil ihrer ac in {ms von der Wirkung der Luft, Zimmern zu , die fofefte find, daß fie ſehr wenig ie fiche $uft zulaffen, außer wenn die Thüren und Senftee geöffnet werden. Die Luft des Zimmers wird von den Ausdünftungen der Thiere und der Lichter gar ſehr angefuͤllet. Es fragt ſi d) daher, ob nicht einige von ihren Nervenkrankheiten aus diefer Urfache entitehen ? Feuer und Lichter greifen die Luft an; ein mittelmaͤßi⸗ ges Licht thut ſolches eben fo ſtack, als ein Menſch. Sie werden auch gar bald von ſchwefelhaften Duͤnſten, and durch die Aufhebung der Elaſticitaͤt der Luft aus⸗ geloͤſchet. Feuer, das bey kalter Luft angezuͤndet wird, brennet daher am friſcheſten, am allerfriſcheſten aber. in ſcharfem Frofte. - Hige ſchwaͤchet, indem es den Fluß der $uft fehwächer, die Stärke des Feuers. Das Licht der Sonnen Fann ein Feuer auslöfchen ; und ein Fleines Feuer brennt nicht bey einem großen * Das euer ſcheint durch Die abwechſelnde Wirkung des Schwefels und der Luft aufeinander zu entftehen; denn Pr , Waffer und Erde find nicht entzimöbar. Es findet ſich etwas ähnliches von diefem in den Menfchen. Luft, die in ihrem Fluſſe gefchwächet ift, ift nicht ſo geſchickt zum Athemholen, noch auch vielleicht zu eini⸗ gen andern thieriſchen Enbſwecen. Wir finden durch die Erfahrung, daß Aſthmatici die Luft heißer Stuben und Städte, wo viel Feurung verbrannt wird, nicht ſo wohl ertragen koͤnnen, als im Sommer, wenn man nicht ſo viel Feurung verbrauchet. XVI. Was die Kraft oder den Druck der auswaͤr⸗ tigen Luft auf die Sunge betrifft, fo ift derſelbe nicht fo ſtark, als einige ihn berechnet haben, deren Rechnun⸗ gen aber durch ge Herrn D. Juri af einen richti. 'o'2 gen » re 8 214 Fortgeſetzte Abhandlung gen Fuß gebracht worden, der den Druck der $uft auf die Sunge nicht ſtaͤrker angiebt, als den Fall des Thaues. Die Kraft eines Schu rideblafebalges treis bet den Merkur einen Zoll in die Höhe. Ein Blafe balg hat nur eine $ufeblafe, und eine menfchliche $unge Millionen, und erfordert eine größere Kraft, die Luft durch einen Kaum von 220 Cubikzofl, der in Millioe nen Fleinen Faͤcherchen abgetheil et iſt, aus- und einzu⸗ treiben, als durch ein einziges Fach, welches 220 Cu⸗ bikzoll Hält, Das Reiben in dem erſten Falle muß ſehr ſtark ſeyn. Es erfordert eine ziemliche Kraft, ei⸗ nen Blaſebalg von der Faͤhigkeit einer menſchlichen $unge mit einer Röhre, die fo weit ift, als eine Lufte roͤhre, in Bewegung zu bringen, und es wuͤrde noch weit mehr Kraft erfordert werden, wenn dieſer Kaum in eben ſo viele Faͤcher, als eine menſchliche Lunge, eingetheilet waͤre. Daher deucht mir, daß die Kraft der Luft auf die Lunge zum wenigſten „I, der Schwere der Atmoſphaͤre ausmache. Wie aber auch die Kraft Der Luft auf die funge immer befehaffen feynmag; fo. verändert fie fich doch mit ihrer Schwere und Elafticie tät: Folglih muß diefe Veränderung auch einegleich« maͤßige Wirfung auf die Bewegung des Bluts durch die Lunge haben. Die Ausdehnung der Junge durch das Athemholen ift zum Umlaufe des Geblütes durch die $unge nöthig. Diefer Umlauf ift, nachdem fich diefe Ausdehnung verhält, bequemer; was hingegen den Umlauf durch. die Lunge aufhält, muß auch die Aus« dehnung hindern, woraus deutlich erhellet, daß das Athemholen einen Einfluß auf den Puls, in Anſehung feiner Geſchwindigkeit, feiner Staͤrke, ſeines harten und ſanften Schlagens,, haben hi Ob es * , von der Wirkung der Luft. 215 in Anfehung der Zeit ein gewiſſes Verhaͤltniß habe, da» von muß ich die Entſcheidung nod) Eünftigen Bemers fungen überlaffen. So viel als ich bemerfer habe, verhält fich das Schlagen eines natürlichen Pulfes zu - dem Athemholen ungefähr wie 10 zu 3. Ich führe Diefes nur bloß als eine Sache an, die eine weitere Unterfuchung verdiene. Wenn die $unge gar zu voll oder gar zu ledig ift, fo verurfachee beydes einen ges ſchwinden Puls. Das Zunehmen des Pulsfchlagens bey Tieren „ die durch den Verluft des Blutes fters ben, ift ein fehr merkwuͤrdiges Experiment des Herrn Hales. Eine geringere Quantitaͤt laufet mit größerer Muͤhe durch die Lunge, in welchem Falle das Herz gleich als ein freywillig wirkendes Ding verfaͤhrt, und kann, wenn ſich weniger Gewicht der Fluͤßigkeit findet, die, ver⸗ mittelſt des Pumpens, durch Roͤhren getrieben werden foll,feine Schläge verdoppeln. Die Verſuche und Des rechnungen der Kraft des Herzens, das Blut wegzutreis - ben, beftimmen nicht die eigentliche Kraft deſſelben, fone dern nur die, welche ſich bey einem gewiſſen Umftande zeige. Das Herz gebraucht verfchiedene Grade von Kraft, den Umlauf des Geblüts im Gange und das Le⸗ ben des Thieres zu erhalten, welche fich nad) der Quan⸗ titaͤt des Widerftandesrichten. So ſtark aber aud) in mer der Druck der Luft auf die Lunge feyn mag, fo verlie⸗ ret fie doch, und nimmt ab nach dem Verhaͤltniß ihrer Die. Einige haben angenommen,die Schwere der Atz —3 waͤre die Kraft, ſo den Muskeln, welche die Bruſt ausdehnen,entgegen geſetzt iſt; allein der Wider⸗ ſtand der Luft gegen jede Bewegung iſt fo geringe, daß es faſt für nichts zu rechnen ift, und wenn Die Inſpiration ihebem® hat die —2 mit der, ſo in der Lunge iſt, eng 5 eine 316° Fortgefeste Abhandlung eine gleiche Schwere, und die $uft kann in Erweiterung diefer Muskeln Feine Rraft haben.” Ein finnreicher Landsmann von mir har eine Auflöfung diefer Reſtitu⸗ tionsbewegung gegeben, die ich noch nicht unterſuchet babe. Die Handlung des Athemholens ift in gewiſſer Maaße dem Willen unterworfen, denn fie Fann einige Zeit lang aufgehalten werden, und es giebt Erempel; eines weiß id) zum wenigften, das ich gehoͤret habe, von einer freywilligen Erſtickung, die durch Anhalten des Athens gefhehen. Daß das Athemholen auch im Schlafe feinen Fortgang hat, Fan gar nicht zum Des weife dienen, daß es nicht willkuͤhrlich ſeyn ſollte. Was wollen wir von den Schlafgängern ſagen? Es giebt willführiiche Bewegungen, welche, um Schmerz zu ver⸗ meiden, ohne Gedanken gefihehen. | —* XVII Die Urſachen eines mangelhaften Athemho⸗ lens find vielerley. Alles, was einen Grad der Unbe⸗ weglichkeit in der Bruſt verurſachet, ale Steifigkeit in der Bewegung der Rippen oder Knörpel, und was folglich die Quantitaͤt der Ausdehnung verringert, nach deren Verhaͤltniß aud) eine Eleineve Quantität Luft in die Sunge bringen muß; Crfüllungen, roovon fie auch herrühren mögen, felbft von Winden in dem Unterlei⸗ be, welche auf das Zwerchfell druͤcken, widerſetzen fich feiner Zufammen;iehung, wodurch die Ausdehnung der Bruſt befördert wird; die fernern Urſachen der Eng: brüftiofeit find Anfüllungen oder Verſtopfungen der $ungengefäße;. Feuchtigfeit von aller Art in den Hoͤ⸗ lungen ver uftblaſen; Zufammenziehung ihrer Fibern von allem ſalzigten Etechen. Da dieſe Urſachen Die Hoͤllmgen der uftblaſen kleiner machen —— auch die Quantitaͤt der $uft, die eingezogen Wit T F By rin⸗ von der. Wirkung der Luft, 27 ringern. Hieher gehören auch alle entzundende und ftes chende Urſachen, welche die Bewegung der Musfeln, Membranen und anderer Werkzeuge des Athemholens in Unordnung bringen. Diele find Hinderniffe des Athemholens, indem fie ein volliges Athemholen ſchwer mahen. Endlich ſolche Urſachen, die von den Einens ſchaften der Luft berühren, als ſchwefelichte Dünfte, oder zu große Hitze, die ihre Elaſticitaͤt ſtoͤhren, oder fie zu grob machen, indie Suftblafen hineinzugehen. Waf ferichte Dünfte müffen, wenn nur die geringfte Quan⸗ titaͤt Waſſer in die Luftroͤhre Fommt, den Augenblick Durch Huſten wieder zurücfgerrieben werden. Scharfe mineralifche Dünfte, welche die Fibern in den'bron- Chiis gleich zufammenziehen, und das Blut gerinnen machen, und noch viele andere Dinge, Die zu weitläufs tig zuerzählen fenn würden, die fich aber vielleicht alle unter dieoberwähnten Hauptſtuͤcke bringen laſſen. XVIII. Das mangelhafte Athemholen muß auch ein unvollkommenes Gebluͤte verurfachen. Das Blue von Aſthmaticis ift Elebricht, und unvollfommen "ges miſcht, indem es durch die Wirkung der Lunge niche genugfam verdünnet worden, und da e8 unvollfommen gemifche ift, fo laͤßt ſich der waͤſſerichte Theil gar Teiche von dem Fugelförmichten abfondern; denn eine lange fame Bewegung nähert fich dem Stande der Ruhe, in welcher das ſerum gänzlich von dem craflamento abs gefondere wird. Der nächfte Gebrauch der Luft im Athemholen, um die Stimnte und Rede hervorzubrin. gen, das Sangen oder die Annehmung ver Nahrung zu verrichten, die Exeremente auszutreiben 2c. kuͤhlet das Blut in der Lunge ab/ und zwar nad) demjenigen, was NE. Cap. 3. bemerket worden. Thiere koͤnnen r | feine 218 Fortgeſetzte Abhandlung | — feine Luft an ſich ziehen, die wärmer iſt, als die natuͤr⸗ liche Hitze ihres Körpers, denn ſolche Luft bringt ihre Flüßigkeiten in den Stand der Faͤulung. Wenn ein Menfch diefer Erfrifhung durch Ealte $uft auf einen Augenblick, durch Anhaltung feines Athems beraubee wird: ſo wird er nad) Porportion heiß; die ganze Mafz fe des Geblüts lauft in 10 Minuten durch die Zunge; das Blut bewegt fich in den Eleinen Gefäßen der Lunge 43 mal gefchwinder, als in den feinften Aederchen oder allen andern Theilen des Körpers; das Reiben in der $unge ift größer, als in einem der andern Cingemeide, indem die unge als eine Preffe wirket, und das Blue beftändig Enetet, oder ftößer ; Das Reiben des Blutes durch die Oberflächen der feinen Gefäße, wodurch es fliegt, ift caeteris paribus in umgekehrter Verhaͤltniß der Durchmefler; allein durch dieſes Reiben wird dag Blut aufgehalten, und die fleinen Gefäße werden völs ler, welches zu vielen Endzwecken der Natur dienet. Ohne dieſe Erfrifchung durch Falte Luft würde das Blut in der Lunge gar ſehr heiß werden. XIX. Die Lungen kalter Thiere, als Schlangen, Froͤſche u. ſ. w. beſtehen aus groͤßeren und nicht ſo zahlreichen Luftblaſen, als die Lungen der warmen Thie⸗ re, aus dieſer Urſache iſt in dieſen das Reiben an der $unge ftärfer, das: Blut wärmer, die Peripiration groͤßer, und folglich eine öftere Erfegung durch Nah⸗ rung nothwendig. Schlangen fönnen lange ohne Nahe rungleben. Ein Grad Hiße mehr, als das Element bat, worinn fie leben, ift für alle Thiere nothwendig. Das Blut der Zifche hat einen Grad Wärme mehr, als das Waffer, worinn fie leben. Ein gewiffer Grad Hiseift nörhig, das Blut vom Gerinnen oharalken, un — ⸗ von der Wirkung der Luft. — und gar zu große Hitze macht wirklich gerinnen; die Hige eines Menfchen ift dem Grade des Gerinnens ſehr nahe, Dieſe Hige des Bluts aber koͤmmt nicht bloß von den falzichten und fehmefelichten Theiten ber, . die darinn find ; denn Fiſche haben mehr Salz und Del in ihrem Blute, als Landthiere. Die Hitze des Ge- bluͤts ift die Wirkung der Bewegung und Reibung der elaftifchen Theilchen, und ift aus diefer Urfache größer in der $unge, als in einem andern Werkzeuge; Fein Zweifel aber ift, daß die falzigen und ölicyten Theile, woraus das Blut beiteht, es fähiger macher, die Hiße durch die Bewegung anzunehmen, als eine bloße waͤſſe⸗ richte Fluͤßigkeit. | XX. Ob wir uns gleich bemüher haben, den Ges brauch und die Wirfungen der $uft im Athemholen, in fo fern als es in unfre Sinnen fällt, und fich aus men chaniſchen Gruͤnden herieiten läßt, zu erflären: foglaus _ ben wir doch nicht, daß die Luft nicht nody manchen an⸗ dern Mugen und manche andre Wirkungen in der thie⸗ rifhen Defonomie haben follte, wovon wir niemals die Urfachen werden angeben Fönnen, und daß in der⸗ felben nicht noch eine andere belebende Kraft wäre, die fie zum geben aller Thiere ſo nothwendig machet. Luft, ‚bie durch andre Gänge, als die Lunge, zum Erempel, in die Venam cauam in den Dudtum thoracicum, und felbft durch den Hintern in die Gedärme hineinge» laſſen wird, ift fähig, mit vem Tode ringenden Thieren, Die Bewegung des Herzens wieder zu fhaffen. Die Bewegung der Herzen der Thiere, welche aus ihren eis bern gefchnitten find, und die Bewegung der Inſecten, welche noch einige Zeit fortdauret, nachdem ihnen der Kopf abgefchnitsen ift, hören in einem Iuftleeren Rau: me 220 Fortgeſetzte Abhandlung ; me den Augenblick auf. Hippokrates hielt die Luft fürdie Haupturfacde der thierifchen Bewegung *. Das thierifche Reben böret ſogleich auf, wenn es keineGemeinſchaft mit der außern Luft hat, und kann den Augendlist-dadurch wieder hergeſtellet werden. Alle Thiere haben einige Gaͤnge, dadurch fie außerliche Luft an ſich ziehen. Einige Inſekten haben ihre Luftroͤhren auf der Dberflache ** ihrer Körper, und werden Daher getoͤdtet wenn man fie mit Del beruͤhret, welches nicht Als ein Gift anzufeben iſt fondern bog die Luft abhaͤlt Bo⸗ relli haͤlt dafuͤr daß bie Luft die durch eine Oſtillation inſpi⸗ rirt wird, die auf ihre Elaſticitat bernhet, die thieriſ Bewe⸗ gungen wie ein Perpendikel an einerUhr regiere. Dieſer Satz iſt vielen Schwierigkeiten unterworfen. Die Luft übet ihre Elaſticität in flüßigen Dingen nicht eher aus, als big ſie zu einer gewiffen Maße gebaufer iſt Sie hat allegeit Die Kraft, Diefelbe auszulaifen ; allein fo lange bis eine gewiffe Quanti⸗ tat des darauf liegenden Drucks weggenommen iſt, Bleibe ſie in einem unbeweglichen Zuſtande, und iſt in ihre kleinſten Theile getheilet. Es haben ſich viele bemuͤhet, dieſe beleben⸗ de Kraft der Luft, wiewol, meiner Meynung nach, mie, fehlechtem Erfolg zu erklaͤren. ch wollte baher allen des nen, die fich mit dergleichen Draterien befchäfftigen, anra⸗ then, bloß aus den in bie Sinne fallenden Wirkungen der Luft ihre Gruͤnde berzunehmen, deren fie durch die Erfah» rung gewiß find. Da die Lunge sus einem fich erweiternden und zarten Gewebe beſteht, deren Oberfläche fich meiter ausdehnet, als die Oberflache der aanzen Haut, wenn fieder außerlichen Luft bloß geſtellet wird, und auch vomeiner viel _ heißern Miſchung iſt; fo muß fie, in Anfehung der Eigens _ fchaften der außerlichen Luft, ſehr empfindlich fepn, und. durch diefelben, als durch ein außerlicheg Anruͤhren, anges griffen werden. Es koͤmmt daher ſehr viel darauf an, was Leute von zarten Lungen fuͤr eine Luft wahlen. Denn was erſtlich die Feuchtigkeit derſelben anbetrifft; ſo muß die geringſte Quantitaͤt davon einen Huſten zuwege brin⸗ gen. Was hiernaͤchſt die beige Luft anlanget, ſo kann bie Lunge Feine heißere Luft vertragen, als Die animgliſchen Fluͤßig⸗ *In feinem Buche de fatibus et morbo facto. * > #* Malpighius de Bombyce. von der Wirkung der Luft. 221 Fluͤßigkeiten find. Hitze und Feuchtigkeit zuſammen ver; urfachen Faͤulung. Schwindſuͤchtige Leute ſterben oft an einem heißen Tage. Allein dieſe beyden Eigenſchaften bleiben felten lange in der Luft zuſammen. Dan follte gleichfalls in. Betrachtung ziehen, dag gebiste Stuben, wenn die Duͤnſte aus denfelben nicht koͤnnen Binausgelaffen werben, der Lunge gefährlich find, Hingegen Luft, Die ſehr kalt iſt, kann durch ihre Berührung dag Blus durch Die duͤn⸗ nen Haut. der Gefaͤße verdicken und gerinnen machen, fo daß folches Entzündungen verurſacht, die hier im Winter und in vielen Ländern nach Falten Winden regieren. Wir > Haben die Wirkungen einiger Falten und feuchten Ausduͤn⸗ Hungen an zwey epidemifchen Satharrfichern geſehen. Tro⸗ ckene und eben nicht garzu heiße Luft muß für Die Lunge gut feyn ; daher finden fich in Landern, wo Die Luft dieſe Eigen- fchaften hat, ſehr wenig Lungenkrankheiten. XXI. Außer diefen empfindlichen und veranderlichen Ei⸗ enfchaften der Luft koͤnnen auch falzichte Ausduͤnſtungen En welche die Lunge noch ſtaͤrker angreifen müffen, ins dem fie nicht nur die Luftblafen zuſammenziehen, fondern auch die Dichten Theile anfreffen, und Die flüßigen gerin= nen machen. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß ſich in Britan⸗ nien viele dergleichen Ausduͤnſtungen finden, denn es bat dieſes Land einen Ueberfluß an mineralifchen Waffern, und wie das Waffer if, fo iff auch Die Luft. Die Luft in Holland ift für zarte Lungen fehen beffer, ald die in Engelland, ob fie gleich norhwendiger Weife feuchter feyn muß. Sie iſt aber von mineralifchen Dünften frey, wovon fich Feine in dem ganzen Lande finden. Da die Lunge dad Hauptwerfzeug ift, Dadurch da8 Blut gemacht wird; fo muß eine gute Luft der andern Verdauung fehr befsrderlich feyn, und wir fuͤh⸗ len öfters die Wirfungen guter Luft fowol in Magen: als auch inBrufffrankheiten. Kurz, Diekuft Hat einen fo großen: Einfluß beydes in Die dichten ur. fluͤßigen Theile des menſch⸗ lichen Körpers, daß man aus der Erfahrung fiebt, daß Leu⸗ se fich in einerArt von Luft und Wetter fehr fchlecht, in einer andern aber vollkommen gut befinden; die Hrfache davon laßt fich gar leicht von einem jeden entdecken, der die Phyſio⸗ logie der Luft verffeht, und Die Natur des Patienten ken— ni! ' net 9 >22 Fortgeſetzte Abhandlung von ıc, net, und bloß aus diefer einzigen Urfache muß man die Na⸗ tur und die Wirkungen der Luft wohl kennen lernen, indem die Wahl derfelbigen öfters einen nothmwendigen Theil des Raths für den Patienten augmacht. Die Wirkungen der Luft, wenn fie durch eine Deffnung indie Bruſt bineindrin> get, muͤſſen, wenn man mit Bruſtwunden zu thun hat, wohl beobachtet werden; denn fürs erfte halt die Luft, fo in die Bruſt hineingeht, der, fo durch die Inſpiration hinein— koͤmmt, das Gegengewicht, und muß Die Ausdehnung des Theils der Lunge bindern, wo dieſe Begierde fich auszudeh⸗ nen befindlich iſt. Die Luft, fo in die Hölung der Bruſt bineingebt, verderbet das Blut und die andern thierifchen Gäfte, und verwandelt fie inEiter. Wenn fich eine Ge= meinfchaft durch Die Lunge mit der Luft, fo durch die Reſpi⸗ sation zugelaffen wird , finder; fo kann folches ſchlimme Zufalle, und fo gar Erſtickung verurfachen; wiewohl ſich diefer Fall jelten zutragt. Bernünftige Wundarzte haben daher im Bebrauche, folde Wunden nicht mit großen Wundmeißeln zu verbinden, welche unter andern Unbe— auemlichkeiten auch diefe haben, daß fie bey jeder Verbin⸗ dung Luft zulaffen. y In der folgenden Abhandlung werden wir von dem Einfluffe der Luft in die menfchlichen Conflitutionen und Krankheiten ausfuhrlich reden. * Inhalt des zweyten Stuͤcks im fuͤnften Bande. I. Nachricht von der verderblichen Krankheit der großen Raͤude an Schafen und Laͤmmern p. 113 1I. Bon dem natürlichen Triebe des Falfen, und von der Verruͤckung, die er leidt 143 II. Nachricht von einem bey Auerftadt hervorgequollenen vermeyntlichen Mehle 173 IV. Erfahrungen von der Starke des Holzes 179 V. Zortgefegte Abhandlung, von der Wirkung der Luft auf und in. die menfchlichen Körper ‚202 5 Hamburgiſches oder geſammlete Schriften, | ER zum = Unterricht und Vergnügen, N aus der Naturforfhung und den angenehmen Wiſſenſchaften überhaupt, Des fünften Bandes drittes Stuͤck. Mit Königl. Pohln. und Churfürftl. Saͤchſiſcher Freybeis. “smburg, bey Georg Ehrift. Grund, und in geipzig, | bey Adam Heinz, Holle, 1750, * 2 ker | Kurzaefaßte | Reiſebeſchreibung * des Kr Hrn. Brof. Gmelin in Tübingen, nach Sibderien = ie Reife des Herrn D. Johann Bes x orge Bmelin, ißigen Profeffors der = Botanik und Chymie zu Tübingen , ift ag) eine von den wichtigften Reifen, wels che in gelehrten Abſichten gethan wor⸗ den. Man wird hiervon zur Genuͤge überzeugt werden, wenn man folgende merkwuͤrdige Beſchreibung derſelben leſen wird. Sie iſt aus der⸗ jenigen Einladungsſchrift genommen, in welcher der Rector der Univerſitaͤt a die Rede anfündiger, J 2 mit 4 - 1 226 Gmeling Reiſebeſchreibung mit welcher der Herr D. Gmelin ſeine Profeſſur am 22 Auguſt diefes Jahres angetreten hat. Herr Gmelin reifere im Jahre 1727 nach Peters burg, wo er anfangs der Freundfchaft und des Linters richts der Damals daſelbſt befindlichen berühmten Ges lehrten genoß. Als er im Jahre 1729 wieder zuruͤck in fein Baterland reifen wollte, trug man ihm bey das figer Akademie die Verrichtungen eines erdentlichen Profeſſors der Chymie und natürlichen Hiſtorie auf, und 1731 befam er auch den Titel dieſer Profeffur. Cein mit der Akademie gemachter Vertrag gieng im Jahr 1733 zu Ende. Hier kam die kamſchatkiſche Keife wieder auf das Tape, Schon im Jahre 1724 hatte Peter der Große, nach feinem der parifilchen Akademie der Wiffenichaften gegebenen SBerfprechen, und damit er feiner eigenen Meugier Genuͤge thaͤte, befohlen, eine Keife nach Kamſchatka anzuftellen, und von da aus dem orientalifchen Dcean gegen Norden zu fchiffen, in der Abſicht, die Graͤnzen von Siberien zu beftimmen, und zu fehen, ob fie mit Waffer ums geben wären, oder ob Giberien irgendwo mit Ames rica zuſammenhinge. Weit aber dieſer Kaiſer bald darauf ftarb, fo konnte er den Ameck feines Wunfches nicht erreichen. Die Kaiſerinn Catharina brachte bald darauf eine in der Schiffbaufunft und Schiff« fahrt erfahrne Geſellſchaft zufammen, und ſchickte fie, den Willen ihres verfterbenen Gemahls zu erfüllen, nad Kamſchatka. Diefe Gefellfchaft Fam zu Anfan- ge des “jahres 1730, da Die Kaiſerinn Catharina ges ftorben war, und Anna an ihre Statt den Thron bes * ſtiegen hatte, wieder zuruͤck. Aus ihren mitgebrach⸗ ten Nachrichten erſah man, daß Aſien und ne nicht ©} a ae nn nach Siberien. 227 nicht zuſammen hingen. Nunmehr war die Kaiferinn Ama begierig zu willen, wie weit Aſien und Ameris ca von einander entfernet wären, und wie der nächfts anliegende Theil von America befcehaffen ſey. Sie fah voraus, daß viele und gelehrte Seute, und zwar von fehr verfehiebener Gattung, wie au große Ko« ften, hierzu erforderte würden. Damit alfo eine der Ewigkeit würdige Reife angeftellee würde, fo befahl fie, zugleich, alle aftatifche Sander, durch welche man feinen Weg nad) dem orientalifchen Ocean nehmen würde, wie auch Kamſchacka, forgfäftig zu Durch reifen, und gegen Morden und Suͤden auszus fhweifen, und das, was man gefehen und beobach⸗ tet, zu befchreiben, ſowol nad) der bürgerlichen, als natuͤrlichen Hiftorie, und nach feiner Lage in Anſehung der übrigen Erdkugel. Es ward Befehl an die Afademie gefchickt, einige von der Akademie, welche zu diefer Reiſe gefchicke wären, auszulefen, Kaum hatte Herr Gmelin den Faiferlichen Befehl ver⸗ nommen, fo frieb ihn fogleich eine brennende "Bes gierde an, diefe unbefannten Länder zu feben, fo, daß . er ſich anboth, wegen der natürlichen Hiftorie mitzu— reifen, wenn er hierzu für tüchtig befunden wuͤrde. Sein Eifer fand Benfall; er ward dem Neichsrathe vorgeſchlagen, und diefer beftätigte Die Wahl der Akademie. Wegen der bürgerlichen Hiſtorie ward Gerbard Friedrich Wüller, und wegen der Geo— grapbie Ludwig de I’ Isle de la Croyere mitges ſchicket. Zu diefen Famen 6 Stutenden, 2 Maler, 2 Jäger, 2 Beraleute, 4 Felomeffer, und ı2 Sols daten mit einem Corporal und einem Trommelſchlaͤ⸗ ger, Den 19 Auguft 1733 traten fie ihre Reife an, P3 und 228 Gmeling Keifebefchreibung and Famen zu Sande bis in die rußifche Stadt Wuͤſchnei Wolotſchock. Won da fajiffeten fie auf der Twerza und Wolga, dem Strome nah, nad) Ca fan, der Hauptftade des Königreichs Caſan, wo fie altes merkwuͤrdige, was bey der jpäten Kahrszcit zu beobachten war beobachten. Nachdem fie Bier. ei- nige Zeit fi gelegen, ſetzten fie ihre Reiſe fort, und langten gegen das Ende defjelben Jahres in Siberien an, und zu Auf ange des folgenden Jahres kamen ſie nad) Tobott E, welches bie ältefte und vornehmſte Stadt in ganz Siberien iſt. Daſelbſt ruberen fie von ihrer Herbit- und Winterreiſe aus, und machten dasjenige zurechte, was zu ihrer ferneen Reife nothig war, Bey angehendem Fahm ge ſetzten ſie ſich zu Schiffe und fuhren auf dem Irtis, dem Strom ent⸗ genen, gegen Das Sand der Calmucken, und unters ſuchten fleißig — die oſtlichen Gegenden an dem Fluß Irtis, weil die weſtlichen wegen der Strei⸗ ferehen der raͤuberiſchen cirgiſiſchen Coſacken in uͤbe— lem Rufe ſind. Von da an ſchiffeten fie oſtwoaͤrts bis an die Fluͤſſe Div und Tomy. Die ganze Gegend um Den Flug Irtis faſt von dem Fluſſe Oby an bis an deſſen Urſprung, iſt unbewohnt, und. die Natur er— ſcheint daſelbſt in ihrer vollfommenften Pracht. Die Pflanzen wachfen bafeibft ſehr ſchoͤn, weil fie nur von den wenigen Reilenden zuweilen abgebrochen werden, auch von dem Vieh Feinen Schaden leiden, weil da⸗ feiojt Feins ift, als um die Feftungen herum. Das, BHb thut ihnen au wenig Schaden, weil diefe Ges gend aus Lauter fehr duͤrren Feldern befteht, wo fi ſehr wenig Wild aufzuhalten, pflegt Die dafelbft wachfenden immerwährenden Pflanzen, auch die klei⸗ nen, nich Siberien. 229 nen, wuͤrden vielleicht ein menſchliches Alter erreis hen, wenn nicht die wilden Calmucken und cirgifis ſchen Coſacken die Wurzeln derfelben öfters verbrenn« ten, Der obere Theil diefer Gegend und ver Stridy gegen den Fluß Oby haben viel Metalladern. Herr Gmelin bat alle damals dafelbft befindliche Gruben befahren: es find aber nach dieſem noch viel Gold« und Silbergruben hinzugekommen, welche alle, wenn man fie mit den Europäifchen vergleicht, in Anſe⸗ hung ihrer Gänge und derfelben Lage, viel befon- deres haben, und faft das Gegentheil von den Eures päifchen find, indem die Arbeit und Mühe der daſi⸗ gen Bergleute mit den Befchwerlichfeiten der unſri⸗ gen nicht zu vergleichen find. | Im Winter 1734 und 1735 brachte Herr Gmelin feine in dem vorigen Jahre gemachten Beobachtun⸗ ‚gen in Ordnung, und reifefe nach dem Fluffeund der Stade Jenokisko, woraufer ſich, nad) einigen Verrich⸗ tungen, und gegen das Jahr 1734 ausgeftandenen entfeglichen Kälte, wovon man Faum ein Benfpiel in den Gefchichten finden wird, in die Stadt Cras⸗ nojar begab, wo er einige Moſchthiere zergliederte, und den Urfprung des Mofchus, und den Mugen, den er vielleicht dem Moſchthiere verſchaffet, unterfuchte, Hierauf flieg er auf perpendicular gelegten $eitern in die unterirdifchen Höhfen an dem Fluſſe Birguffa, und befichtigte auch den Schlund des Berges Divfa inwendig, welchen man bey dem Fluffe Mana fieht. Bon da begab er fih im Februar gerade gegen Mora gen nad) dem Fluffe Anjara, und Eam in die beruͤhm⸗ te dauriſche Stade Irkut, melche die Reſidenz des Haupts der Dauer iſt. Kaum war er dafelbft an⸗ Bi. IR u 0, 230. Gmelins Reiſebeſchreibung gelanget, ſo gieng er weiter, auf dem Fluß Anjara, dem Strome nach, zu dem ‚großen füßen See Bais fal, weldyer damals mit Eife bedecket war, über wels ches Herr Gmelin bis zum Einfluffe des Fluſſes Ses lenga gieng. Don da begab er ſich auf dem Fluſſe Selenga in. die Stadt Selenga, wo er den bevorfte« benden Fruͤhling, welcher feinen Beobachtungen fehr bequem war, erwartete, Man redinet von Peterss burg bis nach Selenga 1000 deutfche Meilen. Ob gleich dieſe akademiſche Geſellſchaft befondern Befehl hatte, zu reifen, wohin fie es fiir nuͤtzlich befände, fo war doch zugleich befohlen, daß ihrentwegen die Neis fe zur. See feinen Aufſchub leiden follte, und daß fie mit den auf diefer Seefahrt befindlichen Schiffshaupte leuten einen beftändigen Briefwechſel unterhalten und von ihnen erfahren follten, wenn es nöthig wäre, dar bin zu reifen, wo die Schifffahre ihren Anfang neh⸗ men follte.. Man meldete ihr, daß man diefelbe im Jahre 1737 würde antreten fönnen. Here Gmelin brachte alfo den Sommer des 1735ſten Jahres in den Gegenden jenfeit des See Baikal zu, und befah und -befchrieb, mit gutem Fortgange, die chinehfchen Graͤn⸗ zen.. In der Mitte des Aprils waren die ſelengiſchen Felder fchon mit unzählig vielen Blumen bedeckt, und die Fjachtifchen, weiche von dem Fluſſe Kjachta den Namen haben ,. pranneten mit gleicher Anmuth. In dem kjachtiſchen Gebierhe find 2 Handelsftädte, eine rußifhe und eine chinefifche, welche nur mit Gränzfteinen von einander abgefondert find. Hieher begab fidy die Gefellihafe im Man, und beſah zu- gleich Die benachbarten mongoliichen Felder, Wäls aM Bäche, Fluͤſſe, Berge und Voͤlker. Mer da ehrte nach Siberien. — kehrte fie zuruͤck In die Stadt Selenga, und nad)» dem fie ihre Sachen in Ordnung gebracht hatte, fehiffte fie auf dem Fluſſe Selenga, dem Strome nad), bis zur Stadt Udin, welches die erfte Stade auf dem Wege von Xı krgenseoi durch den See Dale Fat iſt. Bon da * die Geſellſchaft oſtwaͤrts die Reiſe bis an den Fluß Ingoda an, auf welchem ſie, wie auch auf dem Fluſſe Schilkoi bis nach Nertskoi, welches die oftlichfte Stade genen China zu ift, ſchiffte. Das Sand, welches fie jego durchzogen, beſteht aus Feldern und Seen und wenig Fluͤſſen. Es wohnen daſelbſt die Buraten, welche von den Mongolen Ders ftammen, und von der Viehzucht leben. As fiefih zu Mertsfoi aufhielten, beſchrieben fie die Gegend um diefe Stadt, und unterfuchten den Urfprung des Sluffes Udin. Won da begaben fie ſich weiter gegen Morgen und famen endlich zu dem Argun bey ber Feſtung Argun. Hier ift eine fehr gluͤckſelige Ger gend, ſowol wegen der gefunden Luft, als auch we gen der daſelbſt wohnenden gefitteten Tungufen. Bon Udin bis hieher find ohngefähr 130 deutfche Meiten, Munmehr waren fie ſchon bis an die oftlichen fibert- ſchen Graͤnzen bey China gelanget, welche fie, wegen des mit den Ehinefern gemachten Vergleichs, nicht überfchreiten durften; denn das mweftliche Ufer des Fluſſes Argun ift die Gränze von Siberin. Nach dem fie die vornehmften Silbergruben und Schmelze Hütten befehen ‚ und die feltenften Kräuter geſammlet, ſchickten fie einige in das ononiſche warme Bay, weis ehes mit dem wuͤrtembergiſchen Wiltbade glei iche MBörme bat, ſelbiges zu befhreiben. Die übrigen waren darauf bedacht, — Anmuth der Gegend, von | $: wel⸗ 232 Gmelins Reifebefehreibung welcher fie eingenommen waren, fo lange zu geniefe fen, als es möglich wäre, Sie reifeten alfo gegen Mittag zu in die obere Gegend des Fluſſes Argun, weiche an den Gränzen von Abagai-tu iſt. Miche weit Davon machen Die zwey untern Arme des Fluſ— fes Eailar den Fluß Argun, und der dritte oder obe« re fliegt in den großen Dalaifchen See. Wegen Mangel an Holz und fühem Waffer konnten fie niche gerades Weges nad) Ingoda wieder. zurückkehren. Sie kamen aljo an die Graͤnzen von Zuruchaistu wies der zuruͤck, und begaben ſich von da, nachdem fie Die daſigen fehr duͤrren und unfruchtbaren Felder be— fehen Hatten, weſtwaͤrts bis an derjenigen Ort von Ingoda, an weisen fie bey der Hinreife gefommen waren. Auf Diefer Reiſe mußten fie, obgleich diefe Gegenden fonft fruchtbar find, oft Holz zum Kochen, und Wafler zum Trinken mit fich führen, hatten aber doch dabey täglich vieles Vergnügen über die Menge fremder Dflanzen und feltenes Wildes, wie auch über die Tunguſen, welche, wie die Buraten, auf den Fels dern herumzichen, ftarfe Viehzucht treiben, und das bey fo gefittet und gaſtfrey find, daß fie kaum bey or⸗ denttich gefitteten Völkern ihres gleichen haben, End« lich) kamen fie fpat im Herbfte nad) Udin, mo fie ſich zu Schiffe fegten, und bald mit günftigem bald mit widerwärtigem Winde, den Fluß Selenga, den See Daifal und den Fluß. Anaar, obgleich mit Gefahr, dennoch glücklich, durchſchiffeten; morauf fie, mit vielen und ausgefuchten Schäßen der Natur beladen, in die Stadt Irgenskoi famen, wo fie ihre Naturas lien den Winter über in Ordnung brachten, und in ihre Tagebücher einfchrieben. Der hie — en nach Siberie. 033 ſchen Beobachtungen. Diefes und des vorhergehenden Jahres waren fo viel, Daß Herr Amman ein gan zes Buch unter dem Tittel: Jcones et deferiptiones flirpium rariorum , in imperio Ruthenico fponte pro- venientium, herausgegeben, Nachdem der Schifis- bauptmann, welcher über die Erpebition zur See ges feßer war, der Gefeltfchaft aegen den Frühling 1736 gemelder hatte, daß alles zur Seefahrt fertig wäre, und man Diegelbe im folgenden Jahre antreten Fönne, reifete ſie nach Jakutskoi, und zwar zu Sande bis an den Fluß Sena, auf welchen fie ſich zu Schiffe feß- ten, und nad) einer ganz langfamen Fahrt von wenig Meilen an das Ufer kamen. Dafelbft ftiegen fie ans Land und beobachteten in dafigen Gegenden alles, was ihre Pflicht erforderte. Nachdem fie auf dem großen Fluſſe einen fehr heftigen und gefährlichen Sturm ausgeftanden, worauf auch derfelbe nach) wenig Tas gen zu gefrieren anfing, kamen fie ben ıı September nad) Jakutskoi. Sie hatten dieſes Jahr eine fehr reiche Erndte von Beobachtungen, und dieſer Dre wo der Winter zeitig anfange und ſpaͤt aufhoͤret, gab ihnen genug Zeit, viefelben in Ordnung zu brin« gen. Aber eine unvermuthete und hoͤchſtunglückli— che Feuersdrunft verzehrte das Haus im December, in welchem Herr Gmelin wohnete, als er eben aus: gegangen war, von rund aus, und madıte alle ſei— ne große Hoffnung zunichte; denn es blieb Fein Bud) fein Manufeript, Eeine Zeichnung und nichts übrig, was zu phyſikaliſchen und anatomiſchen Beobachtun⸗ gen noͤthig war. Nunmehr ſchien er nicht nur aller Sachen, welche er vorher gehabt, ſondern auch aller Huͤlfsmittel, dasjenige wieder zu erlangen, mas ihm tn das 234 Gmelins Reifebefihreibung das Feuer gmommen batte, berauber zu ſeyn. In der Noth iſt man ſinnreich, und hat allerien Einfäl« le, weiche man fonft nicht gehabt hätte. Her Gme⸗ kin war in dem uͤbrigen Theile des Winters nicht ganz müßig, Er ergänzte viele Beobachtungen aus dem balb verbrannten Papieren , und zergliederte allerley Thiere, welche er int Winter haben konnte. Da überviefes , wie fie glaudten, die Zeit herannahete, da fie zu Schiffe geben folften , wozu allerley Vor⸗ bereitungen nöthig waren, fo wendete Herr Gmelin auch hierauf einige Zeitz obgieid; der Ausgang mit der Hoffnung nicht überein traf. Denn man meldes ge der akademiſchen Sefellfchaft, daß man ihr in Kamſchatka dieſes Jahr nicht die nothigen Lebensmit⸗ tel verſchaffen koͤnnte. Niemand konnte und wollte von ihr verlangen, ſich einem beſchwerlichen Mangel oder gar der Lebensgefahr auszuſetzen. Sie mußten alſo dieſe Reiſe aufſchieben und die Zeit gehoͤrig an⸗ wenden. Sie ſahen bald, mas fie zu thun hatten: Weil fie bedachten, daß fie, den erlittenen Berluft zu erfeßen, bie Beobachtungen des vorhergehenden Jahres wiederholen müßten, fo fielen fie ſogleich darauf, fih zu Schiffe zu fegen, und auf dem terra, dem Strom entgegen, binauf zu Fahren. Dieſe Fahrt war zu Anftellung der Beobachtungen defto bes quemer, weil fie, wegen ber Belchaffenheit des Fluſ⸗ fes, langſam gieng, daß ihr bie an dem Ufer zu Fuße reiſenden folgen Eonnten. Wofern ihnen nur Lebens⸗ mittel bis in den folgenden Frühling nach Kamſchat⸗ Fa gebracht werden Fonnten, fo mar es leicht auf den Frühling in eben demfelben Schiffe nach Jakutskoi zu reifen. Nachdem fie nun in Jakutskoi alles ge» ſammlet nach Siberien. 235 ſammlet hatten, was zur Beſchreibung der buͤrgerli⸗ chen und natuͤrlichen Hiſtorie gehörte, ſo traten fie den 20 Jul. ihre dieſen Sommer vorgehabie Reiſe an, und fie endigten dieſelbe den 14 September, da fie bey dem Klofter Kirengsi an das Land fliegen, und in der nahe dabey liegenden Feftung ihr Winter— quartier nahmen. ie brachten den Winter ruhig zu, braditen ihre im vorigen Sommer gemachten Beobachtungen in Ordnung, und erfegten Den Verluſt des vorhergehenden Jahres völlig. Als der Winter faft zu Ende war, bekamen fie Briefe von Jakuts— foi, worinnen ihnen gemeldet ward, daß es noch im⸗ mer an Lebensmitteln fehle. Sie hielten alſo für noͤ⸗ thig, eifrigſt dafür zu forgen, Daß man zu Irgens—⸗ koi beffer darauf bedacht fen. Sie reifeten gegen das _ Ende des Winters nach Irgenskoi und brachten vor der daſigen Kegierung ihre Befchwerden an. Man gab ihnen Feine abfchlägige Antwort: aber fie mußten. warten. Sie machten fi diefe lange Weile zu Nu: ge, und trugen alles merkwuͤrdige, was fie bey Ir— genskoi beobachteten, im Sommer 1738 in ihre Ta« gebücher. Endlich befamen fie gegen das Ende des Julius von der Regierung fehrifelichen Beſcheid, daß in diefem Sommer die Lebensmittel nicht abuerühret werden Fönnten, es follte aber den machten Frühling gefchehen. Sie wollten die Zeit nicht mit Warten zubringen. Sie hatten die untere Gegend um den Fluß Angar und den Fluß Tunguska noch nicht unter= ſucht. Sie fegten ſich alfo den 12 Auquft zu Schiffe und fuhren vem Strome nach, und kamen ohnge- faͤhr nach einem Monate in die Stadt Jenokisko. . Sie brachten den noch übrigen Theil des Herbſtes . mie 2356 Gmelins Reiſebeſchreibung mit Sammlung der Pflanzen und Saamen zu: Ge gen das Ende Diefes Jahres Fam zu der Gefellfchaft Herr George Wilhelm Stoͤller, Adjunctus Der petersburgiſchen Akademie, welcher, nebſt noch eis nem Maler, von der Akademie der Wiſſenſchaften war abgeſchickt worden, dem Herrn Gmelin beyzu⸗ ſtehen. Den feiner Ankunft erwachte die große Hoff nung, Kamſchatka, zufolge des kaiſerl. Befehls, zu unterfudben, von neuem, Denn Here Stöller war ein Mann, welcher feine Muͤhe, Arbeit und Be— ſchwerlichkeit ſcheuete, ja weicher die größte Begier« de hatte, fid) den wichtigflen, ſchwereſten und jedwe⸗ der Gefahr unterworfenen Gefchäfften zu überlaffen, "und weicher die Bequemlichkeit und Anmuth des Le⸗ bens herzhaft verachtete. Es erfannten alle bey feis nem Umgange gar bald feine Gelehrſamkeit, und ſei— nen Eifer, das noch mangelnde hinzu zu thun, Und was das vornehmfte it, fo hat er fich zu der Reife nach Kamſchatka freywiſlig angebothen. Der zu bea fürchtende Mangel, welcher den Herrn Gmelin bige her davon abgehalten hatte, gereichte dem Hrn. Stöls ler zur Hoffnung, alle Beſchwerlichkeiten gluͤcklich zu erdulden. Sie ließen alfo diefen braven Mann zu Anfange des 1739 Jahres reifen, In Diefem und den folgenden Jahre, da er fih noch in Siberien aufe hielt, hat er der Akademie jeinen Fleiß und feine Ge— jehrſamkeit fo deurlich gezeiget, daß fie allmählich dem Verlangen des Herren Gmelin, nach Petersburg, oh⸗ ne nach Kamſchatka zu reifen, nadıgab, und feinen Borfag ſtillſchweigend gut hieß. Der Ausgang bat auch gelehret, wie fehön die von diefem vortrefflichen Manne gefshöpfte Hoffnung befräftiger worden, mie - was nach Siberien. —— was für Eifer er feinen Weg nah Kamſchatka forte gefeget, wie männlich er die Reiſe nach America aus» gehalten, und was für nügliche Dienfte er der natür« lichen Hiſtorie geleiſtet. Nichts, ale fein hoͤchſt⸗ ſchmerzlicher Tod, welcher auf der Ruͤckrekiſe erfolget, hat die Wuͤnſche aller Redlichen zernichtet. Bey dieſer Veraͤnderung entſchloß ſich Herr Gmelin den 9 Junius 1739 dem Strome nach, nach Jenokisko zu ſchiffen, in der Abſicht, die Gegend um dieſe Stadt, welche in Siberien die nordlichſte iſt, zu beſehen. Er war noch uͤber 40 Meilen von Mangaska entfer⸗ net, als das Schiff zwiſchen großen Eisſchollen, bey einem heftigen Sturmwinde, hin und her getrieben ward. Sie kamen dennoch mit unverletztem Schiffe gefund und friſch den 17 Junius, da die Gaſſen der Stadt und die meiften Felder noch mit Schnee bede- et waren, dafelbit an. Diejenigen Felder, wo der Schnee weg war, waren ein Elein wenig grün. Die $uft war noch fehr Falt und das Wetter ftets trübe und neblicht, da doch um Jenokisko, wo fie ausges reifet waren, ſchon faft um tie Mitte des Mans die Tage fehr hell, und die Felder voll Gras und Blus men waren. Go blieb es in Mangasfa bis zum 23 Julius, da der belle Sonnenfchein alle Wolken ge— ſchwind zereheilte und nach wenig Stunden Frühling und Sommer machte. Nachdem die Sonne, melde nicht untergieng,, Furze Zeit gefchienen hatte , wurden die Felder fo gefhmwind grün, daß man fall das Gras Fonnte wachfen fehen. In Eurzer Zeit Famen die fhönften Blumen hervor, welche die Augen um de⸗ ftomehr ergögten, da fie kurz vorher eben daſelbſt ei- ‚nen fo traurigen Anblick gehabt harten, Am den 15 * Julius 238 Gmelins Heifebefchreibung Julius war ſchon eine fo große Menge blühender und reifen Saamen tragender Kräuter vorhanden, daß Flora faſt ihren ganzen Reichthum in einem halben Monas te ausgeſchuͤttet zu haben fihien. Um eben dieſelbe Zeit pflegen die heidnifchen Völker, die Tungufen, welche unter diefes Sand gehören, in Wäldern woh⸗ nen, und fich mit der Jagd, dem Fifchfange und der Ausgradung einiger Zwiebeln und ABurzeln, ernähren, desgleichen die Sampjeden, welche an dem Eismeere wohnen, und deren Nahrung zahme und wilde tartas riſche Dihfen und die Wurzeln der Fleinen Natterwurz, find, ihren Tribut nach Mangaska zu bringen; bey: welcher Gelegenheit fie auch die Sitten und Lebensart dieſer Voͤlker beobachten Eonnten. Hierauf war den: Keilenden nichts mehr übrig , als den Sommer, wel⸗ eher faft verſtrichen war, in fünlichern Gegenden wies der aufzufuchen. Siefegten ſich alfo wieder zu Schif⸗ fe, und fuhren, dem. Strom entgegen, zurüd nad) Jenokisko, welche Stadt fie, nach einer Fahrt von: 115 deuffchen Meilen, den 6 Auguſt erreichten, und: wo fie an dem Ufer des Fluſſes fäglich dem Schägen der Natur nachforſcheten. Sie beobachteten aud) im - Hin» und Herreifen die Sitten und die Gemuͤthsart der an dem Fluſſe Caſſu wohnenden Oſtiaken; und fehrieben die Machrichten von dem: Sande: Derfelden, welche man ihnen mittheilte, auf, Nach einer fur zen Vermeilung in Der Gegend der Stadt Jenokis⸗ ko fehiffeten fie um die Mitte des Auguſts den Fluß) weiter hinauf, und nach. einer Fahrt von ohngefaͤhr 70 deutfchen Meiten, landeten fie den 30 Auguft am der Stade Crasnojar, und unteriuchten an dem Ufer‘ die Tpiere, Pflanzen und Mineralien. ‚Sie wollten: den — nach Siberien. 239 den Fluß noch weiter hinauf fahren: aber der ſchnelle Strom diefes Fiuffes verhinderte es, und zur Rech— fen waren zwar fehr fruchtbare Felder: fie wurden aber von Heiden bewohnet , unter welche fie ſich nicht wagen wollten. Sie hatten ſchon oft die Amphibien unterſucht. Auch bey diefer Gelegenheit thaten fie es, und durchſtrichen den 4 Sept. die Felder bald zu Pferde bald zu Wagen, auf etliche Meilen an dem oftlichen Lfer des Fluſſes Jenokisko, wo fehr feltene Naturalien find. Daſeloſt wohnen fehr. gefittere Bölker, alleriey Tartarn, Affanen, Beltiren, Ca— ſtinzenſer, Sagayen, Caibalen und Sajanen, deren $eben und Sitten fie mit Bergnügen betrachteten und beſchrieben. Endlich kamen fie an die Feſtung Sa« gan und zu den omaifchen Gebirgen, wo ſchoͤne Erzfa gruben find, welche fie von außen und von innen, fo viel ihnen möglid) war, betrachteten. Auch zuvor und. bernady befuchten fie auf diefer Reiſe uns terfchieone Erztgruben. Jenſeit der omaiſchen Gebirge trafen fie, bis an die calmuckiſchen Grän« zen, feinerußifchen Unterehanen mehr an. Sie muß⸗ ten alfo zurüc kehren. Sie richteten ihre Reife fo ein, daß fie an ſolche Derter kamen, wo fie noch niche geweſen waren. Sie befahen die lufafifchen Kupfer— und Die irbythiſchen Eifengruben, wie auch die Ku— pfergruben und Kupierfehmelzbütten um Irbyth. Sie ließen ihre Sachen von den lufafıfchen Berg« werfen zu Schiffe nad) Abaftan bringen , wo fie end« lid) den 2 Dctober zu Sande anfamen. Nachdem fie ‚Die Nachrichten von der benachbarten Gegend ge— fammlet und einigemal die Gräber der alten. Tara farn, und die Kupfergruben, welche obngefähr 5 5 Dand, 3 Maeilen 240 Gmeling Reiſebeſchreibung Meilen davon waren, beſucht hatten, ſtiegen ſie den 12 October ſelbſt in das Schiff, und fuhren, dem Strome nach, durch Jenokisko, und kamen den 18 October wieder zuruͤck nach Crasnojar. Auf ihrer Reiſe hielten ſie ſich uͤberall auf, wo ſie an dem Ufer etwas merkwuͤrdiges fanden. Sie malten die gehauenen Steine, die Kunſtſtuͤcke der alten Tartarn, ab, und ſuchten die Sitten und Gemuͤthsart der unter ihnen befindlichen Zauberer kennen zu lernen. Auf dieſe Are befchrieben fie allerley, welches, wenn fie nad) Kamfchatfa gereifet wären, unterblieben wäre, Zu diefen Entfchliegungen und Berrichtungen fam der Beyfall der Akademie; und diefer machte, daß fie defto mehr wagten. Herr Gmelin brachte den ganzen Winter der Jahre 1739 und 1740 zu Erasnojar zu, wo er alles, was er in den beyden vorhergehenden “Fahren beobachtet und aufgezeichnet Ratte, auf das fleißigfte in Ordnung brachte. Als er in dem folgenden Frühlinge noch nicht völlig Erlaubniß befommen hatte, wieder nad) Petersburg zu kommen, fo erforderte es die Klugheit, noch zu« rück zu bleiben. Die Fruchtbarkeit der Gegend um Crasnojar hätte er nimmermehr fennen lernen, wenn es das Schickſal nicht gewollt Hätte. Schon gegen das Ende des Märzes Fonnte er Kräuter fammlen, und zwar folche, welche er in denjenigen Tahreszeis ten, in welchen er fich vorher dafelbft aufgehalten hatte, nicht hatte fammlen Fönnen. Er begab fid) von da nad) der Feftung Can, und durch das Ger biete der affanifchen Tartarn nach der Feſtung Tage ferwa, ja bis an die Salzgruben derfelbigen Laͤn— der, und fah viele Schäße der Natur, Nachdem , er nach Siberim, 241 er diefe befchrieben hatte, Fehrte er wieder auf eben demfelben Wege zurück nad) Crasnojar, wo er den 18 Sulius anfam, Um die Mitte des Augufts trat _ er eine Reife zu Waffer an, und ſchiffete auf dem Fluſſe Mana, welcher nicht weit von Crasnojar in den Fluß Jenokisko fälle, auf Kähnen, fo weit es möglich war, auf 20 deutfche Meilen weit, und bes fehrieb das Ufer deflelben. Cr kam auf eben dem felben Wege den ı September wieder zurück nach Crasnojar, und fand ein Privarfchreiben aus Pe— - tersburg, worinn ihm gemeldet ward, daß es der: Akademie nicht misfallen würde, wenn er feine Reife auf eben demſelben Wege fortfegte, und ſich Peters» "burg allmählig näherte. Er beobachtete alfo die Herbftpflanzen, welche nod) um Grasnojar zu fin- den waren , und nachdem er eine Menge geſamm— let hatte, reifere er den ı9 September von Crasnojar ab, und fam den 3 Deteber in die Stadt Tomp. Er ſchweifte aber öfters auf feinem Wege aus, wenn es mit Mugen gefchehen konnte. Daher reifete er, wegen der berühmten Kupfer - und Gilbergruben bey Ehaftaf und Coſchuck, obngefähr 15 deurfche Meilen ſeitwaͤrts. Sein. Winterquartier nahm er zu Tomy, tbeils damit er fi) von den Neifen des vorhergehenden Jahres ein wenig erholte, theils da= mit er feine gemachten Beobachtungen in Drönung - ‚ brächte, auch Nachrichten, welche er nicht felbft un« mittelbar einziehen Fonnte, und die zur natürlichen Hiſtorie gehörten, bey diefer Ruhe ſammlete. Da er die Kräuter in diefer Gegend vorher nicht hate beobachten fünnen, fo beftimmte er den Frühling des 1741 Jahres zu dieſer Berrichtung, Er befehäff- J | 2 tigte 242 Gmelins Reifebefchreinung tigte fi) alfo damit bis zum 12 Junius, an welchem Tage er von Tomy abreifere. Nachdem er über die Fluͤſſe Tomy und Oby durch das fehr große bara- benfifche Gebiete, welches Tartarn, welche theils Heiden theils Muhammedaner find, häufig bewoh⸗ nen, gereifet war, fegte er feinen Weg langlam fort, damit er allerley Beobachtungen an der Mas tur und an den daſigen Bolfern machen Fonnte. Den 12 Julius Fam er nach Tara, wo er bis zum27 ul. blieb, und dasjenige verbefferte und ergänzte, was er im Jahre 1734 nicht genau genug befchriehen hatte. Nachdem er hierauf an dem weſtlichen Ufer des Sluffes Irtis bis auf einige Entfernung gereifet war, fihweifte er in die wagaiſchen, iſchimiſchen und tobolsfifchen Felder aus, beobachfete, was zu beob« achten war, und fchrieb es auf, worauf er den 15 October in der Stade Tjumenot bey Tura anlangte, wohin mit ihm zugleich Here Müller Fam, welcher ihm nicht weit davon in einer Seftung auf feiner Reiſe begegnet hatte. Sie ruheten dafelbft ein wenig aus, und machten fich zur Reife nad) Tobolsk fertig. Denn Hr. Gmelin hatte feine fchmerften Sachen und feine meiften Reifegefährten gerades Weges auf dem Tara zu Schiffe nach Tobolsk ges ſchickt, wohin er alfo auch mußte. Er hatte daf-ıbft bey der Dafigen Regierung alerley auszurichten, Damit feine noch übrige Reife defto beffern Fortgang haben moͤch⸗ te. Gie reifeten den 26 October von Tjumenoi aus und Famen den 3ı deffeiben Monats nach Tobolsf, nachdem fie über den Fluß Irtis, welcher ſchon zu⸗ gefroren war, bey Tobolsk mit Schlitten gefahren waren. Gie brachten mir ihren Berrichtungen bey der nach Siberien. rest 243 der Regierung lange: zu, und machten fich erft den 29 Januar 1742 auf den Weg, morauf fie nach drey Tagen zu Tjumenoi anfanıen. Here Gmelin brachte fajt den ganzen übrigen Theil des Winters daſelbſt zu. Um die Mitte des Maͤrzes reifete er nad) Tuͤrin, und erwartete dafelbft den Frübling. Den 3 Junius gieng er wieder von Turin ab, und "begab; fich in die Stadt Tetſcha, weld;e von dem nas ben Fluſſe Tetſcha den Namen hat, und ander das fcheirifchen Gränze liege, in der Abficht, fih Sol Daten: zu Dinlänglicher Bedefung zu holen. Der Strich Landes, welchen er itzo durchreifen mußte, war ihm.nod) unbekannt, und dod) der Befchreibung fehr würdig. Er reifete alfo ganz langfam und keh— rete an einigen Orten ein, z. E. in der Stadt Cras fnosloboda und in dem Klofter Dalmatowa. Er fam den 23 Junius nad) Teticha, wo man ibm Sol« Daten gab und er den 29 Jun. wieder abreifete, da ‚er denn die bafıheirifche Gegend bis an den weftlich» ften Theil derfeiben, beſah, naͤmlich bis an den Fluß Jaikoi, welcher in das cafpifche Meer fälle, Er machte auch zuweilen Ausfchmweifungen gegen Mits tag und Mitternacht. Er erreichte den Fluß als koi den 21 Jul. inder Gegend des Dberfchloffes, Won Da reiſete er an deflen oftlichen Ufer unferwärts ges ‚gen die cyſyliſchen Fluͤſſe, wo in den dafigen Ges birgen vortrefflihe Magnete brechen. Den 31 deſ⸗ felben Monats fam er nah Siberien zurück, nad» ⸗ dem er wiederum feinen Weg durch das bafdyeiris ſche Gebiete, Doch weiter gegen Mitternacht, genom⸗ men hatte, damit er nicht durch einen allzufrummen Weg in das an das baſcheiriſche Gebiete graͤnzende fi 73 Erjt« 244 Gmelins Reifebefchreibung Erztgebirge füme, welches er ohnedieß noch in felbi- bigem Jahre befuchen wollte. Den 15 Yug. Fam erin die Bergſtadt Catharinenburg, aus welcher er, nad). dem er die zu Derfeiben gehörigen Erztgruben und Schmel;hürten und die umliegende Gegend befehen hatte, den. 31 Auguſt wieder abreiſete. Er nahm feinen Weg nad den neimenfifcyen und byngen⸗ ſiſchen Eifen - und Kupfergruben des vor einigen Jahren verftorbenen Staatsraths Demidow, nad)- den Faiferlihen Eifen » und Kupferfchmelzhütten und dazu gehörigen Gruben zu Sufana, Alapanda und Sinitſchicha, mie auch zu den tagitenfifchen demidowifchen Bergwerken und vielen andern; wor—⸗ auf er endlich den 6 Detober nach Turin zurück kam. Nach Vollendung diefer Keife war fein Ort in Gi« berien mehr übrig, wohin nicht entweder er, oder Diejenigen, welche feine Berrichtungen verftunden, gekommen wären. Er glaubte alfo, daß er num mehr dem Befehle und der Vorſchrift der Akademie genug gethan habe. Es mar alfo Zeit, ſich zur Ruͤck⸗ reife nach Rußland gefchicke zu machen. Anfangs aber binderte ihn daran ein heftiger Catharr, wel cher fi) fchon in ven legtern Tagen feiner vorherge⸗ gangenen Herbftreife angefangen hatte. : Hernad) war ihm der außerordentlich fpäte Anfang des Win- ters ein Hinderniß. Endlich fiel den 23 Movember ein folcher. Schnee, welcher die Schlitten tragen konnte und zur Reiſe nach Werchetura bequem war. Aber ben feiner Ankunft dafelbft fah er, daß der Weg meiter hin noch fo fehlecht war, daß die Reiſe nicht weiter fortgefeßet werden könne. Er mußte fid) al- fo wider Willen daſelbſt aufhalten ‚ und reifete er | en nach Siberian. "245 den 26 December von Werchotura ab, und eg fchien nunmehr alles der Reife günftig zu feyn. Kaum aber war ee aus: der Stadt, fo fiel eine fo ſtrenge Kalte ein, weldye die Fuhrleute und Soldaten kaum vertragen Eonnten , indem fie fich alle 2 Meilen über er rorne Glieder befiagten, fo, daß menn Feine Häufer in der Naͤhe waren, fie in dem Walde Feuer machen mußten, damit die erfrornen Glieder nicht gar erſtuͤrben. Die ganze Gefellfhaft fror heftig, da fie auf dem Berge Pawda, die Höhe defielben durch Hülfe des Barometers, me. Sie kamen dennoch glüclidy über das Gebirge, und langten frifch und geſund in Solifan, der vornehmften Stadt in Permien, an, welche wegen ihrer vielen Galzgruben, und ihres guten Salzes fehr berühmt iſt; daher fie auch daſelbſt ftill hielten, fih und ihrer Neugier Genügen zu thun. Gie beobachteten alle Salzgruben, und begaben fich auch zu den neuen Salzwerken der Freyherren von Stroganow, wel che ohngefähr 3 deutſche Meilen von der Stadt lies gen, wie auch zu einigen andern, Sie befahen aud) die pyßcorenſiſchen Eaiferlichen und Privatperfonen zugehörenden in der Nähe befindlichen Kupfergrus ben. Den ı2 Sun. 1743 verließen fie diefe Stadt, und reiferen durch die Landſchaft der Sirjanen nad) Uſtjugow, welche Stadt wegen ber Handlung und wegen des Zufammenfluffes des Jugo und der Sucho⸗ na, wo bie Dwina entfteht, berühmte iſt. Sie fehrten im Borbeyreifen in Tormae ein, und befahen die dafigen Salzwerfer. Nachdem fie endlich durd) ; die Städte Wologda, Bieloferom und das alte La— doga gereifet waren, kamen fie den 28 Februar glüd- J * A EN _ . | lich \ \ | 246 Gmelin®Neifeb. nach Siberien, er lich wieder nach Petersburg ; da fie denn 9X Jahre auf einer fait beftändigen Reife zugebrache hatten, Herr Gmelin trat feine Profeffur wieder an, und fing an; feine in Siberien und Rußland: gemachten Beobachtungen in eine zuſammenhaͤngende Befchreis bung zu bringen. Er fing mit den Pflanzen san, und es ift ſchon im Jahre 1747 der. erfte Theil von feiner Flora Sibirica an das Licht getreten, wovon der zweyte Theil ißo unter der Preffe ift. Hierauf wird die Befchreibung der dortigen Mineralien und Thiere folgen. Den 5 Auguft 1747 reifere Hr. Gme⸗ Iin in feine Waterftade, Tübingen , wo er den 4 Nov. onlangte, und ifo, wie oben gedacht worden, das Amt eines ordentlichen Profeflors der Chymie und Botanik befleider. Berlin, C. M. TE 2 | * I. Sen z 247 LES EZEEZEEEZEIEE ZZ ET 1. ; . Sendfehreißen Harn Bourgaet, | Profeſſor der Philoſophie zu Neuchate, welches curieuſe Betrachtungen | ‚aber den Aderbau und eine nüßfiche Vergleichung des Geſchmacks der Franzoſen und der Engelaͤnder an dieſer Wiffenfchaft, in fich halt. Aus dem Wintermonate ded Mercure Suiffe 1754 überfegt. S. daf. die 92 u. f. ©. "Mein Herr, ir wurde die Zeit lang, ſeitdem ich nich die Ehre hatte euch zu fchreiben, und von euch Briefe zuempfangen. Aber ber legte Mo- nat, den ich) auf dem Sande zugebracht, hat mir Be⸗ fehäfftigung gegeben. ch harte dafelbft Arbeitsleute, ich pflanzte, ich arbeitete dafelbft öfters mit meiner, Hand, nad) dem Exempel Eyri des jüngern, wel⸗ er, ohngeachtet feines großen Ruhmes, ſich doch - eine Ehre daraus. machte, daß er feine Hände der⸗ gleichen Arbeit gewidmet hatte. Atqui ego, ſagte er zum * iſta ſum dimenſus, mei ſunt ordi- H Q J— R nes, 248 Curieuſe Betrachtungen nes, ınea deſcriptio, multae etiam iftarum arborum mea ınanu funt fatae, d. i. Und diefe habe ih ab» - gemeffen , das find meine Reihen, das ift meine Ein. theilung, es find aud) viele won Diefen Bäumen mit meiner Hand gepflanzet worden. Der Unterſchied, welcher. fich im diefer hinkenden Bergleichung findet, befteht darinn, daß dasjenige, was bey diefen groß fen Männern fehön gewefen ift, für uns an Pris vatperfonen bloß natürlich und vernünftig if. Sie fölgen ihrem Berufe, und erfüllen zugleich den unſri⸗ gen. Nichts leget ihren groSen Verſtand mehr on den Tag, als fie mit den allereinfältigften und allergemeinften Sachen befhäfftiset zu fehen, nachdem fie ihr Amt als Könige würdig verrichtet haben. Zu⸗ dem müffen wir den Aderbau nicht geringfchägig halten, weil er die Mutter des Ueberfluſſes gewefen, vor allen KRünften und der Handlung getrieben worden, und weil er die erfte, nüglichfte und aller⸗ unfchuldigfte Befhäfftigung if. Die Alten bat ten davon einen ganz andern Begriff als die Meur ern. . gene hielten es nicht für unanftändig, von den Ehrenbszeugungen, die fie bey einem Triumphe genoffen hätten, zu den befchwerlichen Arbeiten mit einem Pfluge zu fchreiten, und die ſich mit denen $andarbeiten zu befchäfftigen, wurden Dictatores und Könige*. Ehemals war die Bergnüglichfeit mit dem $andleben in Anfehen, und die weiſe Haushaltung . wurde unter Die Zahl der Tugenden gerechnet, Mac) der Eigenfchaft eines rechtſchaffenen Mannes, war die Eigenfchaft eines guten Haushalters in hoͤchſtem | | | A Anſehen. *Dergleichen iſt ein Abdolonymus geweſen. — uͤber den Ackerbau. 249 Anſehen. Virum bonum quem laudabant (fagt M. Porcius Cato) ita laudabant, bonum agri- ‚colam, bonumque colonum ampliſſime laudari exi- flimabatur; qui ita laudabatur . . . atque ex agri- coliset viri fortiflimi et milites ſtrenuiſſimi gignun- tur, maximeque pius quaeftus ftabiliffimusque con- fequitur minimeque inuidiofus; minimeque male co- gitantes funt, qui in eo ſtudio occupati ſunt, d. i. Denjenigen den fie als einen rechtfchaffenen Mann lobten, lobten fie alfo, daß er ein guter Ackersmann und ein guter fandmannwäre, und glaubten, daß ders jenige, weicher alfo gelobt würde, aufs herrlichfte ges rühmgt würde, .. So werden auch aus den Ackersleuten die tapferften Männer und berzhafteften Soldaten, fo erfolget auch ein fehr guter und beftändiger Mugen, welcher am menigften beneider wird, auch diejenigen denken am wenigften boͤs, welche mit diefer Arbeit befchäfftiget find. Mir gefällt diefer kurze Lob⸗ ſpruch, weil er in feiner Einfalt alles begreift, mag man fihönes fagen kann. Es ift ein großer Scha« de, daß unter fo vielen Berrichtungen, die man über ſich nimme, man faft eine der allerroichtigften, wie auch die nüglichften Kenntniſſe, welche daher entftes ben, auf Die Geite feget. Die Franzoſen haben fie getrieben, aber auf eine allzuunvollkommene und allzuknechtiſche Art für Leute von Verftand. Sie haben ſich meiftencheils an Anmerkungen von Perſo⸗ nen, die allzueingefchränft und feinesweges in der Naturlehre erfahren gemefen find, gehalten, und find mehr denen Anmerkungen der Rünftler und BGaͤrtner, als den Beobachtungen der Weitweiſen, gefolget. Hernach hat nur einer den andern abgefchrie: Aue ben, N 2,0 Eurienfer Betrachtungen ben. Ich nehme hiervon auch den beruͤhmten La Quintinienicht aus, ob ev wohl mehr Eigenthuͤmliches in feinen. Regeln hat, weil. er, außer den Fällen, Die er. voraus feget, dieſelben auch niche fo deut⸗ li und allgemein erfläret-Hat, um leicht angewendet zu werden. Geitdem er ans Licht gefommen ift, ‚hat man ihn dergeftalt als ein Drafel angefeben, daß man fich faft nicht unterftanden har nach ihm zudenfen, und nod) weniger ihm zu widerfprechen, ober fidy aus dem gebahnten Wege zu entfernen , wenn man einige Stüde in Eleiner Zahl ausnimme, Die in den Memoires del Academie ans Licht gefommen find,und worinn man ſich aus einigen Erfahrungen, Die vieleicht nicht genugfam wiederholet und verbunden werden, von einigen befondern Begebenheiten unterrishtet har, Die nicht fo gar nuͤtzlich und wichtig find. Woher fomme Diefes, mein Herr ? Iſts nicht wahr, der Franzos gefällt fih allzufehr in der Welt, und Feinesweges in der Einfamfeit. Da er an ſich liobenswürdige Eigenfchaften für den Umgang fühlet, fo glaubt er feine Talente zu vergraben, wenn er fi) ihm einige Aus ‚ genblicke entziehen follte. Der Gefhmad für den Hof, für einen Liebeshandel, für den Pracht, für Die Prahlerey und für alles dasjenige, worinn er fich her⸗ vor thun fann, entfernet ihn von flillen und ruhigen Bemühungen, die ihm viel zu Dunkel deuchten, und wo er nur. fich feibft genieße. Ich erfühne mich auf Diefe Art, mein Herr, mit eudy zu reden, die ihr mit einem ganz entgegen gefegten Character befleider ſeyd, da ihr ein Feind von allem, was nur Schein bat, feyd, und da ihr die nüglichen Entdeckungen, worauf ihr euch. leger, ſo weit treibet. nr | Laßt Aber Den Aderbat. ° 251 Aaßt uns demjenigen Gerechtigkeit ertheilen, dem fie gehöre. Die Engländer führen eine ſiche⸗ re Hand und haben einen in allen Stücen von Vor— urtheilen uneingenommenen Berftand. In dem Artikel, Davon wir reden, (die Franzofen werden Mühe has “ben e8 zu glauben) haben die Engländer ihren la Quintinie in der Perfon des Lawrence, oder einen Quintinie, der nicht fo Fnechtifch und mehr gereiniger if. Die Heren Evelyn, Nurfe, Bradley, und an dere, find fo viel Meifter, die auf gleiche Art Kuͤnſt⸗ ler und Philoſophen ſeyn. Man Eann nicht von ih— nen jagen: | Apparent rari nantes in gurgite vafto, Eine Anzahl unter ihnen find Mitglieder Der Fonigl. Geſellſchaft, oder legen fid) darauf ohne andern Auf, als den fie kraft ihres guten Verſtandes, oder von Der Matur, oder von ihrem Geſchmacke haben, nämlich) Herren, reiche Perfonen, eine Menge anfehnlicher Bürs ger, oder Leute von gemeinem Volke ſelbſt; und Die Geſellſchaft der Gärtner, die zu London aufgerichtef worden, und deren Mitglieder fich einander ihre Erz fahrungen mittheilen, leget an den Tag, was für eis ne Nacheiferung in'diefer Art herrſche, und durch wie verfchiedene Wege die Engländer zur Vollkommen⸗ machung diefer Kunft geben. Und muß man fid) “nicht darüber verwundern? Die Liebe der Freyheit und einer vernünftigen Ununterwürfigfeit finder allhier mehr, als an einem andern Orte Dias, ſich ein Genuͤ⸗ gezuthun. Und in diefem Sandleben ift diefe anſehn⸗ liche Freyheit aufdem Throne. Allhier denkt man ohne Anftrengung und ohne Zerftreuung. Allhier macht man ſich ein Vergnügen zu denken, und man iſt geſchickt, es —23 auf 232 Curieuſe Berrachtungen auf eine nettere und angenehmere Art zu hung. » Und eben deswegen find zu allen Zeiten diejenigen, welche die Wiffenfchaften lieben, foldhe Siebhaber des sand» lebens gemefen. Horatius ſpricht: Seriptorum Chorus omnis amatnemus et fugit vrbes. a Auch ſchwoͤre ich euch, ich bin faum wieder in Die . Stadt, fo rufe ic) öfters bey mir aus: O rus quan- do te ai: oder zum wenigften fühle ich es fehr oft, ohne es zu fagen. Wenn idy'den Ackerbau aud) nicht als eine Wiffenfchaft von großem Mugen, und weiche durch die Verwandtſchaft mit der Naturlehre mit der Religion , durch die ſchoͤnen Sachen, die fie lehret, und dur) die Empfindungen der Bes wunderung, die fie erwecket, verbunden iſt, be⸗ trachtete; ſo wuͤrde er mir doch allezeit ſchaͤtzbar ſeyn, als eine angenehme Beſchaͤfftigung, welche die Bewegung der Seele ſtillet und zertrennet, welche dieſelbe in ihrer Heiterkeit und Gleichgewicht erhaͤlt, welche ſie von dem Joche der Mode und von allem demjenigen, was nicht von einer unumgaͤnglich noͤ⸗ thigen Wohlanſtaͤndigkeit iſt, befreyet. Ich koͤnnte meine Vergleichung der beyden Voͤlker weiter treiben, und zwar auf eine Art, welche zum Theil Die Franzoſen rechtfertigen wuͤrde. Der Frans zos, welcher überhaupt nicht fo reich, als der Eing« länder iſt, arbeitet ohne Unterlaß an feinem Gluͤcke; oder wenn er auch Dazu gelanger ift, fo muß er unab» läßig arbeiten, es zu unterjtügen. Cr genießt dafe felbe nur biccmeife ‚ und erhält es bloß durch eine bes ftändige Demütbigung, ſowol ben Hofe, als bey den Großen. Der Engländer hat fein Glück mehr oder weniger gemacht; aber allezeit auf eine mehr. uns — tiber den Ackerbau. 438 abhaͤngige und der Veraͤnderung weniger unterworfe⸗ ne Art. Er haͤngt unendlich weniger von der Gewogen⸗ heit anderer ab, oder. er weiß ſich Davon zu befreyen, weil er fich zu begnügen oder eine beffere Zeit zu er. warten weiß, Er meiß fich Dererjenigen gar feicht zu enefchlagen, welche fein Verdienſt nicht feinen, oder hüller fich in feine Tugend ein, oder verbirgt in der Einfamfeir feine Gebredyen. Er fieht es nicht für etwas boͤſes an daß er Inden Stand einer bloßen Privarperfon geieget worden. Sein Guf und feine Freyheit find ihm zureichend. Er gebt geru⸗ hig des einen und der andern auf dem Lande zu ge nießen,, allwo er ſich ohne Betrübniß und ohne Schans de mit allem demjenigen Angenehmen befchäfftiger, welches dafjelbe an die Hand giebt. Dafelöft mache er feine Kenntniffe vollkommener und befchäfftiget fich mit dem Ackerbaue, als wenn er nichts wichtigers zu thun hätte. Der Sranzos hingegen hält fid) für verlohren, fobald er nicht mehr in Gunft ſteht. Er quäler fic mit unnüßen Betruͤbniſſen, oder derzehret fi in Entwürfen, um wieder auf das Gluͤcksrad zu fteigen. - Ein anderer mefentlicher Unterſchied finder - fi) darinn, daß der Ackerbau in Engelland, wie alles, was ehrbar und dem menfchlichen Gejchlechte nüglich iſt, in Ehren gehalten wird. In Frankreich hin: gegen hält man ihn für ein Handwerk, welches fid) für einen Edelmann wenig ſchicke. Man nennet dien fes planter des choux, Kohl pflanzen, eine gemeine und unedle Verrichtung. Man überläßt diefelbe des nenjenigen , welche feinen andern Zugang haben, und welche ihre Geburt, ihre Herzbaftigfeit und ihr Genie zu nichts hoͤhern erheben koͤnnen. Sehet, wie die faalſche 254 Eurieufe Betrachtungen falfche Ehre und die falfche Schande den Verfall der beiten Sachen nad) fich ziehen. Sie fallen oder er— heben fichnad) dem Maaße der Achtung, Die man da= von macht, oder der Beratung, die man gegen fie fpüren laͤßt. Diefes ijt ein Gut, welches ſteigt und fälle, nach der Achtung oder Verachtung des Publis ci. In Frankreich unterftehe ſich wohl ein galanter Menſch einen Blumengärtner abzugeben, Deere, eine Drangerie, Bufchwerfe, reizende Alleen ſchoͤ— ne Gänge von hohen Bäumen , alles dieſes wird ihm erlaubt feyn, weil es eine Ark einer Berfchwen- dung und Hobeithat. Ein Engländer wird ſich auch bisweilen Darein aus Geſchmack und Pracht einlaffen. Aber feine Hauptabfiche wird feyn, feine Landguͤter fo nuͤtzlich als reizend zu machen. Die Englaͤnder ſind in allen Arten der Cultur vortrefflich. Wälder mie Bauholje, Holz das wieder anwaͤchſt, Wieſen, Baum⸗ gaͤrten, Felder, Viehweiden. Sie machen, daß alle diefe Dinge dasjenige hervorbrinaen, was zu als - len Auszierungen gehöret, nachdem fie überflüßig zu ihrem Unterhalte dargereicht haben. Diefe Marime des la Fontaine ijt ihnen altezeit im Gedächtniffe: Que le bon foit toujours camerade du beau, Dem Schönen werde flet3 das Gute zugefellt. Das Schöne ohne dem Gurten hat nicht die Gabe ih— nen zu gefallen. Es ift weder das Blut der Völker, noch ihr eigenes, welches hilfe die Verſchwendungen zu unterſtuͤtzen. Man wird ſie nicht in den ſchoͤnen Alleen Hunger ſterben, oder mitten unter den Auszie⸗ rungen, die ihnen befchmwerlich find, feufzen ſehen. Vergebet mir dieſen lebhaften und ei zu bod) ‚getriebenen Ausdruck. Nach wer den Aderbat. 285 Nach dieſer kleinen Ausſchweifung komme ich wie« J— einen Augenblick auf die Quellen, woraus unſere neuen Ackerleute geſchoͤpfet haben. Cato, Plinius, Varro, Columella, Virgilius haben uns hiervon vor⸗ treffliche Sachen hinterlaffen , und es wäre zu wuͤn⸗ ſchen, daß fie jemand entweder ins Franzöfifche uͤber⸗ feste, oder eine aute Sammlung unter dem Namen: der Ackerbau dev Alten, verfertigte. Wir würe den darinnen mit Vergnügen eine Aufmerkſamkeit und eine Achtfamfeit in den aflerfleinften Sachen, welche die unſrige ermuntern würbe, wahrnehmen; auch verfchiedene fehr nüßliche Anmerkungen, und Gebräuche genug, welche den unfrigen in der Hause haltung aleid), #: öfters noch beffer find, in acht neh» men, Allein man müßte den Leſer berichten, fie niche ohne Wahl in ihrer Prari, bauprfächlich in ganz unters ſchiedenen Himmelsgegenden anzunehmen. Der Feh⸗ ler wuͤrde eben ſo groß ſeyn, als das Verſehen eines Arztes in Languedoc over Italien, welcher in Norden die Methode der Arzeneymittel, die in warmen $än- dern gute Dienfte thun, anwenden würde. Die Pflan⸗ zen wollen mehr oder wenig, wie Die Menfchen, tracrire - und nach Negeln, welche ihrer Natur gemäß find, gezogen werden. Diele Gärtner, Liebhaber und Schriftſteller ſelbſt find in dieſe Fehler gefallen, und haben ohne Unterſchied die Negeln, welche nicht für ihre Laͤnder, wo fie lebten, gemacht waren, oder die dienlicd) waren, fie zu nußen, zufammen genommen. Die Franzofen befehuldigen unfere Sandsleute*, daß fie guten Berftand (un bon fens) hätten, und id) wuͤn⸗ Die Schweizer. 5 Dand, — 256 Curieuſe Betrachtungen uͤber den x. wünfche, daß mir, allezeit eine fo ruhmmürdige Schmach verdienen. Wir wollen davon neue Proben geben, indem wir uns auf den Ackerbau legen, wenn es auch nur deswegen gefchäbe, um die Verſchwendung und Weichligkeit, welche die Sranzofen ſchon unter ung unvermerkt eingeführer haben, zu vertreiben, Diefes find diejenigen Pflanzen, welche fidy am wenigften für unfer Erdreich) ſchicken, und die uns noch ganz fremd ſeyn ſollten. Ein nüchternes und arbeitfames Leben giebe Geſundheit und Stärfe Die Tapferkeit und die Beſtaͤndigkeit, Tugenden , welche diefen Altwätern fo gemein gewefen, find die Früchte davon, Wenn man. Die Ermüdung verachtet, fo koͤmmt man aud) darzu, Daß man den Schmerz leicht verachtet, und den Ge« fährlichfeiten unerfcjrocken begegnete. Mit einem Morte, fo viel Männer von diefer Art find, fo viel Bollwerke für das Vaterland, Sehet, wie man fid) unvermerft in eine angeneh⸗ me Materie einläßt. Ich mwünfche, daß ich euch nicht möge verdrüßlich gemacht haben. Db ich gleich die⸗ ſes nur in der Abſicht gefchrieben habe, um mid) mit eudy als ein guter Freund zu unterhalten : ſo werdet ihr ſehen, mein Herr, ob es eine Anreizung für unſere liebengandese leute ſeyn koͤnnte. Ich wuͤnſchte herzlich, daß lebhaftere und beſſere Betrachtungen, als die meinigen, ſie zu allem demjenigen, welches vermoͤgend waͤre, ſie gluͤcklich zu machen, bringen Fonnten, ch habedie Ehre zu * | Mein Herr 22* den 20 Nop. | | | 1734. re | Euer ıc. u Un S*+**, SD, REIN De Se EEE * a D. Sigismund Schmieders der koiſerl. Akad. der Natur. Euviofor. Mitgl. und Arztes Be, zu Lommatſch Anmerkung: Warum das Kraut Verbena, von den Deutſchen Eiſenkraut genennet werde. Aus dem Lateiniſchen uͤberſetzt. h S.. die Mifellan. Lipfienf. IV Theil 80 Anmerkung. Ds halte nicht für nöchig zu erklären , mas a‘ Verbena fey, da fogar den alten Weibern ? diefes Kraut bis zum Aberglauben befannt iſt. Ich will auch ißo nicht unterſuchen ‚ was noch mehr durch Verbenas verftanden werde ‚da fon Servius, Taubmann und Cerda in ihren Auslegun⸗ gen über Birgils Gedichte, Martinus im lex, philo« log. Joh. Bodaͤus a Stapelen im VIB.Hif. plant. 4 Cap. 616 ©, ı $. und viel andere mehr, diefes ges than haben, Es wird aber Verbena von den Deute ſchen dieſerwegen Eiſenkraut genenner, weil c8 dag | Eifen viel härter und dichter machen fol, Eswidere fpricht aber diefer Meynung die tägliche Erfahrung. Man wird alfo diefe Benennung wohl mo anders hers leiten muͤſſen. Esift wahrscheinlich, daß fie von der Goͤttinn Iſis ihren Urfprung babe, Dieferwegen nr Na wird 2:8 Schmieder, warum Vekbena wird e8 von einigen das heilige Rraut, Sacra her- ba genennet; obwohl andere in der Meynung ftehen, es werde, weil es bey magifchen Künften gebraucht worden, alfo genennet. Es joll alfo Eiſenkraut fo viel, als der "Ifis Rraut, herba Ifidis bedeuten, Einige, und infonderheit die Miederfachfen, fehreis ben es Nſenkraut, oder welches noch beſſer ift, Iſenkraut. . Es wird aus demjenigen, was ich bef- fer unten beybringen will, erbellen, daß Philipp von Zefen ſchon diefer Meynung zugethan gewefen. Die Muthmaßung von diefer Benennung, wird durch die gemeine Meynung, weldye fid) ohnfehlbar noch aus dem Heidenthume herſchreibt, nicht wenig beftätiget. Man fteht nämlich in der Einbildung, es koͤnne diefes Kraut die Geburt befördern; es ift dieferme« gen eines von den fürnehmften Stücken, welche zu dem Kreißwaſſer oder dem Tranfe, welchen man den Gebährenden einzugeben pfleget, genommen wer⸗ den. Es hat aber diefes Kraut nichts weniger, als die Kraft, die Geburt zu erleichtern. Man wird auch in den Schriften gefcheidterer Aerzte und Kräue terverftändigen, die fich von der gemeinen Meynung nicht haben einnehmen laffen, nicht finden, daß fie diefem Kraute eine Kraft, die Geburt zu erleichtern, und die nörhigen Schmerzen und Wehen zumege zu bringen, beylegen werden, Es ſcheint aber gar nicht unwahrſcheinlich, daß diefe gemeine und abge fhmadte Meynung aus dem Heidenthume, wie wie ſchon erinnert, ihren Urfprung habe, Denn wir fine den bey denenjenigen, welche von den Alterthümern. gefchrieben haben, daß auch bey den Aegyptern die _ Iſis als eine Böttinn der Geburt, der Bas — baͤhren⸗ m Deutfhen Eiſenkraut heit. 259 baͤhrenden und Rreißenden verehret worden. Weil man nun geglaubet, daß durch ihre Huͤlfe die Frucht ans Licht gebracht werde, ſo hat man ihr den Namen Latona, Lucifera, Lucina beygeleget. — ſagt auch Catullus: Tu Lueina dolentibus "Juno di&ta puerperis, Du Juno, wirft von den mit Wehen beladenen Kindbetterinnen | Lucina genennet. Da alſo die is, welche unter fehr viel andern Na⸗ men * verehret wurde, für eine Goͤttinn der Gebaͤh⸗ enden ift gehalten worden, fo wird uns niemand verargen Fönnen, wenn wir glauben, daß die Alten in der Meynung geftanden, die dieſer Goͤttinn geheis ligten Kräuter erhalten die befondere Kraft die Ges burt zu befördern und zu erleichtern. Es darf aber niemand wundern, Daß diefe abergläubifche Mey« nung auch in unſerm Vaterlande Mode worden. Denn daß die Iſis er in Deutfchland und in an« N 3 ER deirn + Daß die Iſis unter ſehr viel andern Namen verehret worden, kann denen nicht unbekannt ſeyn, die in den Alterthuͤmern einige Kenntniß beſitzen. Ja ſie iſt die⸗ ſerwegen wen genennet worden, wie aus der Auf⸗ ſchrift LS ich beifer unten beybringen werde, er: heller. ie Urſache, warum man nicht allein. de - fig, fondern auch andern Göttern und Göttinnen fo - viel Namen beygelegt, führer Ariftoreles in der Ab⸗ handlung von der Belt mit folgenden Worten an: eis de ur, woAuerunes ist, narorunfounes vos wadıcı warıy are avros oxun. 260 Schmieder, warum Verbena — dern Provinzen des roͤmiſchen Reichs goͤttlich vereh⸗ ret worden, erhellet aus dem Zeugniſſe des Tacitus, der in Be Bude de mor. German. ſchreibt: Pars Suevorum et Ifidi lacrificat. Ein Theil der Sue⸗ ven bringt auch der Iſis Opfer. Es beſtaͤti⸗ gen dieſes auch Philipp von Zeſen in den Anmerkun⸗ gen zur Aſſenat, Aventinus und andere. Erſterer ſchreibt hiervon: Daß fonderlich zu Augfpurg der Iſis Bögendientt im Schwange gegangen, beseuger neben andern. Merkzeichen der Rien. apfel oder die Swirbelnuß in dem Wapen dies fer Stadt, dieweil der Pinus Fichtenbaum der aroßen "Mutter der Götter, das ift, dee Iſis, bzilig wer. Ja der gleichen Anzeigungen des ififchen Bößendienftes , finder man auch ans derwaͤrts ſowol in lieder, als Hochdeutſch⸗ lande, Eisleben bat feinen. Namen ıweifels» frey von diefer Iſis, fo auch das Kifenfraut Jfidis herba. Aventinus bringt in dem andern Bus che der beyerifchen Jahrbuͤcher, folgende Auffchrife . bey, weiche uns lehret, daß Die Iſis fen angebechee worden; ISIDI. | MYRIONYMAE. SACRVM. FESINVS. T. JVLE SYTVRNINL:G. P. y ‘SERRARI. POSVIT. FORTVNATVS. EJVSDEM. SER T. S. FACIVNDVM. CVRAVIT. Man im Deutſchen Eiſenkraut heißt. 261 Man findet aud) diefe Aufſchrift bey dem Philipp von Zeſen an angefuͤhrtem Hete auf der 3748. Cr führer auch nody eine andere an, welche in Nieder— beuefchland gefunden worden: | 181IDI. SACRVM. "SEX: POMPEJVS. SEX, L. SYRVS MIL: LEG, V. AVG. V.S.L.M. Aus diefen und andern Denfmaalen und Zeugniffen erhellet meiner Meynung nach ganz klaͤrlich, wie die⸗ ſer von mir oben erwaͤhnte Aberglaube nach und nach fortgepflanzet, und auf ung Chriſten gekommen ſey. Man muß ſich wundern, daß ſich auch verſtaͤndige und kluge Leute davon einnehmen laſſen. Ich habe fie ſehr oft befraftigen gehöret, daß dieſes Kraut die ne fehr wunderbare , und faft himmliſche Kraft bey ſich führe, die Geburt zu befördern, wenn man ih» nen gleid) den Urſprung und das abgeſchmackte dies fee Meynung auf das deurlichfte vor Augen geleget bat. Man würde viel eher dem Herkules feine Keu« le entführen, als diefe abergläubifche Meynung, wel⸗ che fie fi) einmal auf das feftefte — aus ihren Gemuͤthern bringen koͤnnen. Es iſt ſolches hoͤchlich zu bedauern. Wir leben * einem Jahr⸗ hunderte, in welchem wir alle durch die himmliſche Lhre unterrichtet find, mie wir das Wahre von dem Salfchen, Erdichteten und Abgeſchmackten unterfcheis “den follen, und dennoch treffen wir noch überall ders gl:ichen ſchlechte, abgeſchmackte und fchändlihe Aberglauben täglich an, ja wir übertreffen gar öfters ‚auch die Heiden nod) darinnen, Dieſe unterfuchten he R 4 alle⸗ 262 Schmieder, warum Verbena ꝛc. allezeit den Grund und die Urſache eines Dinges ; obwol nicht zu laͤugnen, daß fie öfters einen falfchen und Scheingrund für die Sache ſelbſt annahmen. Sie befiimmerten fid) aber dennoch, fo viel in ihrem Vermögen ftund, um die Art und Weile einer Wir fung. Heut zu Tage aber, ift der meifte Theil der _ Menfchen darum unbefümmere. Sie nehmen hin» gegen allerhand eitele, niederträchtige, pöbelhafte und verabfcheuungswürdige Aberglauben, tie fie folhe von andern befommen, blindlings an, fie geben der« gleichen Meynungen, ehe fie felbige, Wie es fich gehoͤ⸗ ret, genau unterfuchet und erforfchet haben, ſogleich ihren Benfall, und beharren feftiglich Darauf, welches man gewiß von gefcheidten und verftändigen Leuten nicht vermuthen follte, Stiedrich Gotthilf Sreytag, B. R. €. | W. Ver⸗ N N MR 6 — ** * *** V. 4 Berfuhe | mit dem Thermometer - in DBatavia angeftellt. Aus einem Briefe St. Hochwohlgebohrnen des Herrn v. Bergen, Doctord und Prof. Ord. der Arztneykunſt, zu Frankfurt an der Part Prof, Laſtnern SE einigen Jahren unterhalte einen Brief⸗ wechfel mit dem Phyfico Ordinario zu Ba tavia in Oſtindien, Herrn D. Kriel, fo all« hier aus Frankfurt gebürtig, auch allhler promovicef bat, diefer ſchreibt mir d. d. ı Det. 1748. (welches Schreiben ven 22 un. 1749 erhalten,) daß er mit dem fahrenheitifchen Thermometer, fo der geſchickte Mechanicus Prinz, in Amfterdam verfertiget, einige Jahre hindurch Beobachtungen angeftellet, „und ge: „runden, daß zu Batavia, weldyer Dre 6 Grad und „einige Minuten Süverbreite liegt , alle Tage auf den „Mittag bey heiterm Sonnenfdyeine das Thermometer „in offenbaren Strahlen gehangen, von 94 bis 98 ‚„Örade weile, und folches beftandig zu allen Zeir „ten des Sahres. Im Schatten und gefchloffenen N 5 „Kam 264 Bergens Verſuche „Kammern ſteigt das Queckſilber nicht hoͤher, als „‚von 84 bis 88 Grad, folglich iſt der Unterſchied 10 „bis 12 Grad, ein Unterfchied,, der im Vaterlande „Winter- und Ken hlingstage verfufachen; Der zobis »32 Grad Wärme auf eben dem Thermometer macht „in Europa aus dem Waffer Eis, und 40 bis 42 „Grad verurfacen im Monat Martio und April ans „genehme Frühlingstage » =. Hiebey ift anmer-' „eungswürdig, daß dieſe Hiße auch des Nachts „und in der frühen Morgenſtunde beynahe egal blei⸗ „bet mit der Wärme, die über Tag gefühler wird, „‚fintemal der Mercurins auch alstenn über 80. Grab „anweiſet. Allein Habe ich einmal im verwichenen „Jahre im Monat December angemerfet, daß das. „Thermometer auf 78 Grad geftanden, in welcher Zeit „es enrfeglich Tag und Macht regnete, und dadurch „die Atmofphaera fälter wurde. Der berühmte Boer- „haave führte in feinen Lectionibus chemicis an, daß kein Menſch in einer Wärme leben Fünnte, die mit „ver Wärme des Blutes egal wäre; allein hier Ie- „ben fie nicht allein in einer Wärme 2 Grad höher, „als die des Blutes ift, fondern thun aud) dabey „ſchwere Arbeit. „ Dieſes find die eigenen Worte meines Correfpons Denten, aus melden id) ag Solgerungen iche. 1 1. Der größte Unterſchied der — Waͤr⸗ me zwiſchen Sommer und Winter beträgt ohnge⸗ fähr 20 Grad zu Batavia nad) dem Fahrenh. There mometer. 2. Da nun eben dieſe Differenz in hieſigen Gegen« den 99 und mehrere Grad beträgt, fo folget —— 4 mit dem Thermometer. 265 daß die um fo viel größere Empfindung der Size in dortigen Ländern um der Kinie nicht pwol in fo viel mehrern Graden der wirflis chen und chärigen Wärme, als der Eleinen Abweichung oder Latitudini ʒwiſchen Wärme . und Waͤrme, oder welches einerley, in bes flöndiger Korrdsurung wenig geänderter Tem- peratur dev Auft zu ſuchen fey. | | 3. Der Unterfchied der Fühlen Morgen: und wars men Mittagsluft folle niche fehr merklich ſeyn, bes truͤge nur 4. oder höchftens 8 Grad; welches entweder von der befondern tage bes Orts, oder von der Nach— barfchaft des Aequatoris herfommet ; letztere Meynung fcheint Dadurch befräftiget zu werben, daß Mr. de la Condamine in Peru das reaumuͤrſche Thermometer des Morgens ıo, des Mittags 12 Grad über ben p. congel. anmeifend gefunden, v. Meın.de !’ Acad. Royal. des Sciences 1736. Wenn nun nad) der Keduction des Hrn, Nollets v. ibid. 1739 p. 462. 10 Grad des reaum. Therm. mit Spiritu verfertiget, 20 3 Grad * auf des Fahrenh. Therm. mit $ gefüllet betragen, fo wäre nad) legtern die Wärme des Morgens 20 Z des Mit. tags, ohngefähr 25 Grad über den P.C. geweſen, oder von dem Zero zu rechnen 57 Grad newefen. Allein was für ein großer Abfall koͤmmt hier nicht zwifchen | der * Weil ich felbft ein reaumuͤrſches Thermometer bes ſitze, ſo babe durch Vergleichung mit meinen Thermo: metris, die ich nach den Principiis des Fahrenheit: fihen verfertige, Bey öfterem Fallen und Steigen in bey: 7. den Sorten gefunden, daß die Redudtion des Herrn Nollets wirklich die naͤchſte Vergleichung ift. E56 Bergens Verſuche 7— der Hitze von Batavia und Quito heraus, welches der Linie doch naͤher liegt? ſo daß dieſe Vergleichung klaͤrlich zeiget, wie ſehr die Hitze nach Unterſchied der Lage in Laͤndern gleicher Latitudinis differire. 4. Die verſchiedene Verhaͤltniß des Thermome⸗ ters, wenn es in der Sonne, und wiederum bey glei⸗ cher Tremperatur Der Luft im Schatten hängt, deter⸗ minlret erıobisı2 Grad. ch finde diefe Berhältniß fehr geringe; denn aus den Berfuchen der Sociefät zu Mentpelier, v. Journal des Savans 1747 P. 343; erhel⸗ let, daß das Reaum. Therm. bey Sommertagen in die Sonne gehangen noch einmal fo hod) fteige, als wenn es gegen Norden im Schatten ausgeftellet ift. Im Frühjahr und Herbfte fliege es dreymal fo hoc) an der Sonne, als im Schatten, im Winter aber noch viel höher. Iſt nun wohl die Nähe des Acquatoris und die wenige Veränderung der Luft Hieran Schuld? 5. Wenn ferner die große Hige zu Batavia das Therntometer im Schatten nicht höher als 88 in ber Sonne bis 48 treibt, und ich aber allhier dieſe Hör be fonderlih) im Schatten mehr als einmal eben fo hoch notiret: fo folget, daß in einer Latitudine von 52 Grad eben der Grad der Hiße feyn koͤnne, als zu Batavia; dennod) find die Wirkungen derfelben we. gen biefiger gefhmwinden und großen Abweichungen fehr unterfchieden. Here Profeffor Hanau, bat mir aus Danzig benachrichtiget, daß fein Fahrenh. Ther- mometer bey heißen Tagen im Schatten go Grad hoch geftiegen, fo daß es fcheint, als wenn unfere Calo- res periodici noch) größer wären, als bie beftändige Hitze zu Batavia, | 17 — 3 6. Es mit dem Thermometer. 267 6. Es hat meines Erachtens mein Correfpondent ganz recht, wenn er faget, der vom Fahrenheit und. Boerhave gefeste Terminus caloris fanguinis hu- mani fey zu gering angefegt, weil fein Thermometer eine um 2&rad mehrere Hige anzeige, und die Mens fchen dennoch darinn leben und arbeiten Fönnten, Angeſetzter Terminus Des Blutes joll 96 Grad betra⸗ gen, sch halte dieſes nicht allein in Anſehung der Wärme, fonvern auch der Kälte wahr zu ſeyn. Bey— de haben angegeben, daß 40 Brad infra pundt. cong, die große Kälte fey, die in der Himofphäre nur ent ftehe. Hr. Prof. Hanau har die Kälte zu Danzig einsmals 42 Grad infra p. c. gefunden, und da 77 Grad infra p. c. eine Kälte ift, die durch Vermiſchung gefchabten Eifes mit Spiritibus acidis corrofiuis zuwe⸗ ge gebracht wird, fo wäre es eine folche Kälte, Die in der Atmofphäre nicht eriftiren Fönnte, da Doch) des Herrn Präfidenten von Maupertuis Tihermome- trum mercuriale Reaumurianum 38 Grad infra p.c. zu Torneo herunter gefallen, welches nachkeduction auf die Fahrenheitiſche Scala 773 Grad betraͤgt. Auch Hr. Prof. Gmelin in der Vorrede des erftern Theils der fehönen Florae Sibiricae hat 1738 den 10 Febr. ſt. v. zu Kiringa in Siberien angemerfet, daß das Fahren= heitſche Thermometer 72 Grad und 1735 den 5 Januar, zu Syenifei in Siberien 120 Grad unter dem Pundto congelationis geftanden, und die Kälte fo groß geweſen, daß man nicht eine Vierthelftunde darinn zubringen Fönnen, ohne Furcht erfrorne Glieder Davon zu fragen, . Eben derfelbe berichtet, daß die rußifchen Tartarn eine ſolche Hige in ihren Winter » Souterreins, morinn ſie ſchlafen und ſich aufzuhalten pflegen, machten, RT ' daß — 268 | Bergens Berfuche daß fein Therm. 115 Grad über dem Pundto congelat. gejiiegen fey, am welcher Wärme nur 30 Grad man« geln, daß fie nicht fo ſtark fen, als eines Zuckerbe⸗ ders Trodenfammer, worinn lebendige Thiere in wenig Minuten flerben müflen. Iſt alfo eine Ab» wechjelung von 235 Grad zwilchen Kaͤlte und Wärme, die ein rußiſcher Tartar taͤglich erfahrt, gewiß was großes, und Die ein Javaner, der nur 20 dergleichen ‚Grad Abwechfelung gewohnt, eben fo wenig ausftehen würde, als der Eperling in des Zuckerberfers Tro⸗ denfammer, 7. Ehedem glaubre man, daß die Kälte und Wär me der Erdgegenden fich ach dem Abftande der Laͤn⸗ der vom Aequator verbielte, allein da die franzöfifche, englifche, petersburgifche , ja auch unfere preußifche.. Sorietäten der Willenichaften Mittel ‚ausfündig gemacht, thermometrifche Beobachtungen in verfehien denen Ländern der Welt anzuftellen, ift man eines beffern beiehret worden. Denn in der Tartarey und nordlichen America ift öfters unter der Latitudine von 50 Grad folche ftrenge Kälte, als in Europa un« ter einer Breite von 60 bis 70 Graden nicht zu ſpuͤh⸗ ren, wie bievon außer des Herrn Gmelins Mac)« richten, die zu Aſtrakan angeftellten Beobachtungen nachzuleſen, v. hievon die berlinifchen Memoires. Die Ddferpationes des Herrn Öranger, fo er zu Bagdat angeftellet, ergeben, Daß dafelbit in einer Lat. von 33 Grad U. 1737 die Kälte im Winter 4 Grad infra p.c. nach dem Reaum. Therm, geweſen, da es Doch niche zu Paris fo Eale gewefen, auch die tägliche Abwei-⸗ hung zwiſchen der Morgen: und Mittagluft ı2 Grad betragen. Aus den Bemerkungen, fo zu Algier 1735 und. 1736 ans mit dem Thermometer. 269 1736 angeftellet worden , beweiſet der Herr de Reau⸗ mur, daß den Sommer in Paris heigere Tage ols zu (gier gewefen, vid. Mem. de P Acad. 1735, Hinwieder⸗ um hat nad) Beobachtung des Hrn. Öranger Das Ther⸗ mometer in Syrien ben 23 Aug. 1736.35 Grad hoch ges ftanden, fo nad Reduction auf das Fahrenheitſche 103 3 Gran berrägt. Kine Hise, die nach vor« ber angemerften Beobadjtungen weder zu’ Quito unter der Linie, noch zu Batavia zu fpühren ge= weſen. —JJ — — Nachricht von des koͤniglichen Hof und Modelltiſchers Herrn Peter Hoͤſens, zu Dresden großem metallen. Brennſpiegel J und denen Verſuchen, See welche | D. Chriſtian Gotthold Hofınann, aus Elterlein, RE 3 . Generalacciscommiflariusadj, > J damit gemacht. s iſt obgedachter geſchickte Mechanicus ehe⸗ | ‚dem auf fönigl. Koften und Befehl in Frank⸗ | reich und in Stalien verfendet gewefen, und bat bey feinem Aufenthalte, alles was zur Beſſerung "lien | feiner J 270 | D. Hofmanns Berfuche { feiner Kunft geveichen fönnen, allenthalben zu fehen befommen. Er bat ſich nachdem angelegen ſeyn laſ— fen, die metaflenen Brennfpiegel zu größerer Bolifom« menbeit zu bringen. Den Anfang bat er mit Heinen, von 32 Zoll in der Höhe gemacht, fodann etliche von 2 Ellen, letztlich aber zweene, den einen von 24 Eile, und den andern von 4 Elfen in der Höhe, verfertigets Die Linie aber, wornad) fie gusgehöhler find, koͤmmt einer Parabel ziemlich nahe. Allerſeits find aus ſtar⸗ fen meßingenen Blechtafeln gemacht. Dieſe aber find fo vollfommen gut zufammen gefuͤget, daß man faum die Fuge fehen kann. | * Sie ſind wohl polirt, und auf ein Geſtell mit Raͤdern geſetzet, daß fie ſehr leicht von einem einzigen Manne, an beliebigen Ort gezogen werden Eönnen, Zu Haltung derer zum Schmelzen erwählten Körper, iſt ein eiferner Bogen, von einem Rande zum andern gemachet: in der Mitte deffelben find zwo biecherne Gabeln befindlih, worein man Die: Dillen, in welchen die zu den Verſuchen gehörige Sachen ſtecken, hänge. Und diefes ift fo bequem, daß man alle Secunden andere Vorwürfe abnehmen und aufſtecken kann. Wo der Bogen oben am Ran⸗ de innen fteckt, find Schrauben, um dadurd), nad) Beſchaffenheit der Größe oder Kleinheit des WBors wurfs, den Brennpunct genau richten zu koͤnnen. In der Mitte iſt ein Elein Loch gelaffen, wodurch man ein Stäbchen ſtecken Fann, um den Brennpunct genau zumeffen. Der Brennpunct an dem Spiegel von 2 El⸗ len ift 20 Zoll, an dem von 23 Elle 22 Zoll, und an dem von 4 Ellen 48 Zoll entfernet. Da dergleichen Brenn« fpiegel nicht in jedermanns Befis, fondern in Cabie | netten mit einem metallen. Brennfpiegel. 271 netten großer Herren, als Seltenheiten aufbehalten werden, mithin die daran zu machenden Berfuche eben⸗ falls unter die Seltenheiten gerathen; hiernächſt aber der gedachte große Spiegelvon 4 Ellen im Dias meter, mithin über ı2 Ellen im Umfange, zur Zeie der erfte feiner Art, von Metall, und auch Herr Höfe der erfte Berfertiger iſt: fo verdienen nicht allein dieſe Vorzüge, ſondern aud) Die daran gemachten Erfahrun⸗ gen, Daß man ſolche aufmerfe. Wer Erfahrungen an einem mittelmäßigen Brenn⸗ fpiegel gemachet, wird leicht abnehmen fünnen, daß Diejenigen an erwähnten größten Spiegel ohne Ver— gleich größer feyn müffen, und daß fie felbiger nicht nur in unmerflicher Geſchwindigkeit zeige, fondern auch) Fein Körper vorhanden, weldyen er nicht der Au— genblick verbrenne, oder zu Schlackeglas und Meiall ſchmelze. ‚Er dienet alſo mehr zur Bewunderung, als Erfah⸗ rungen an felbigen zu machen, weil die Gefchwindig« keit allzu groß iſt. Ich Habe daher zu meinen Werfuchen den mit⸗ telften, vom 23 Eile im Diameter erwaͤhlet. Und weil in vielen Stücken ſchon die Wirkung dergleichen DBrennfpiegel befannt tft, habe ich, als ein Berg⸗ werfs- und Stufenliebhaber, nur Erzte, Bergarten und Steine zu meinen Berfuchen erkieſet. Ich babe hier. innen die gewöhnliche Eintbeilung derer Steine, in apyros, calcareos, und vitrelcentes, in Acht ge= nommen; bey denen Bergarten habe ich aber beſonders diejenigen verfuchet, weiche in ordentlichem Schmelz» feuer, ohne Zufag anderer Steine oder Bergarten, 5Dand, S entwe⸗ 229 Hofmanns Verſuche entweder gar nicht, oder aͤußerſt ſchwer, zum Fluſſe ge⸗ bracht werden koͤnnen. | Die hauptfächlichften Verfuche find an nachftes heuden Arten gemad)t worden, Das Schmelzen geſchah auf diefe Art. Indem der focus genau gerichtet, und auf das Dbject gelen- fet war, fo verurfachte er an demfelben Fleck eine Bes wegung, weiche fo befchaffen war, als wenn Waffer kocht und Blafen wirft. Wenn nun viele Theilevon dem Object alfo angegriffen und flüßig waren, fo floffen alsdenn Tropfen herunter, —V — Verſuche mit Metallſteinen. No. 1. Ein Blaͤttchen Silberſtufe, von Gegengluͤckerſtol— len, zu Joh. Georgenſtadt, in grüntal- kigter Bergart. Dieſe ſchmelzte binnen x Secunde, rauchte gar nicht, und nachdem fie eine Minute lang geſchmol⸗ zen, und abgenommen worden; fo waren mehr als 100 kleine reine Silberförner herausgetreten, (mie wenn man Wißmurb über Licht ſchmelzet), die talfigte Bergart aber war zu ſchwarzem Ölafe geſchmolzen. No. 2, Eine rothguͤldene Erztſtufe. Dieſe ſchmolz binnen 2 Secunden, der darin⸗ nen befindliche Arſenik und Schwefel verurſachte ei» nen ſehr ſtarken Rauch, ich ließ fie ı Minute lang fhmelzen, und da ich fie abgenommen, waren in ſchwaͤrz⸗ mit einemmetallen. Brennſpiegel. 273 ſchwaͤrzlichem Glafe ſehr viel reine Silberkoͤrner und Kuͤgelchen. Anmerkung. Als ih am 3 Det. dergleichen Stufe an dem 2 elligten Brennfpiegel verfuchte, fo ſchmelzte er das Rothguͤldene in 4 Secunden; in dem gefchmolzenen aber habe ich Feine Sitberförner angetroffen, fondern das gefchmolzene ſchwarze Zäpfchen ließ fich mit dem Meiler fehneiven, und hatte die vollkommene Eigen— fchaft des Glaserztes erlanget , folglich. hatte dieſer Spiegel nur den Arfenif, jener aber den Arfenif und Schwefel zugleich, fortgetrieben. No. 3 ; Eine Silberftufe vom Himmelsfürften zu Freyberg, aus Weißguͤlden und Ölanz in Spai beftehend. Dieſe ſchmolz binnen 3 Secunden, rauchte fehr ftarf; und nody ehe es 1Minute wurde, floffen ets liche Tropfen herunter, welche zwar filberweiß ſahen, jedoch fehr fpröde waren, ich nahm fie hierauf ab, ich ha⸗ be aber in der von Weißguͤlden und Bleyglanz entſtan⸗ denen Schlade Fein Silberforn wahrnehmen koͤnnen. Der in der Stufe befindliche Arſenik hatte ſich fehr ftarf und Kreideweiß an die Stufe geleget, No. 4. Eine Saalfelder Rupferkiesftufe mit grüner Kupfer⸗ bluͤte, oder fo genannten Malachit. Diefe ſchmolz binnen’ı Secunde, rauchte etwas, und nach 3 Secunden floffen rothe Kupfer ähnliche Tropfen herunter, fie waren aber, da fie kalt worden, ſehr fpröde. Die Bergart war zu rothſchwaͤrzlichem Glaſe geſchmolzen. — | ü D i 2 »: No. 5. | / 274 ° D. Hofmanns Verſuche No. 5. Eine Kupferſtufe in Sandſtein, von Berg Gießhuͤbel. Dieſe ſchmolz binnen ı Sec, zu ſchwarzem Glaſe. No. 6. Eine Zmwitterftufe von dem Stocwerfe zu Altenberg. Diefe ſchmolz binnen ı Secunde: nad) ı Minute nahm ich fie ab, und waren ordentliche Zinnfürner Daraus gedrungen; die quarzigfte Bergart aber zu ſchwarzem Slafe geſchmolzen. No. 7. Eine glauche ſchwarze Zwittergraupe. Fing erſtlich in 6 Secunden an zu ſchmelzen, ich ließ fie 2 Minuten fchmelzend Eochen, und nachdem ic) fie abgenommen, war fie, fo weit fie gefchmol- zen, zu weißigelblichem Fluß oder Schlacke, darinnen aber Feine Zinnkoͤrner wahrzunehmen: mo aber die Graupe nicht geſchmolzen, fondern nur erhißet worden, mar fie braun» auch) hochgelb verändert, und nichts ſchwarzes mehr an ihr. No. 8. Eine grobfpeifige Bleyglanzftufe. Sing faft ohne Zeitmerfung augenbiifs an zu fhmelzen, rauchte fehr, und in 3 Secunden floffen fhon Tropfen herunter, welche ordentlid) Bley und geſchmeidig waren: an der Stufe hatte 1% der Arte fenif ziemlich weiß angeleger. Anmerfumtr. Zſchopener eryſtalliniſch grün Bleyerzt habe ih am 3 Det. an dem 2 elligten Spiegel binnen 2 Se. cunden mit einem metallen. Brennfpiegel. 275 cunden geſchmolzen, es wurde aber nur ſchwarz Glas, und kein Bley. | j No. 9. Ein ſtrahligter Glaskopf. Dieſer fing erſtlich in 4 Secunden gemaͤchlich an zu ſchmelzen, rauchte gar nicht; und da er nach 2 Minuten abgenommen worden, war ordentlich Eifen an felbigem geſchmolzen. No. 10. Eine gewiſſe ſchwarze, und bisher unerfannfe Bergart, aus Schlefien, Schmolz binnen 2 Secunden, und das gefhmols jene war Eiſen. No. II. a. | Eine Niere, fo dem Anfehen nach Schwefelfies ſchien, aus Heſſen. Desgleichen, rauchte aber etwas, es mußte aber ſehr viel Arſenik darinnen ſeyn, weil der Dogen des “Brennfpiegels fehr weiß anlief, und die Niere, fo lange fie warm war, einen flarfen Arfenifgeruch von fich gab, daß man ihr mit der Naſe nicht zu nahe kommen durſte. No. ıı, b. Ein Stüd von einer, dem Anfehen nach Riesniere welche ich heuer in pirnaifchen Sand» jteinen gefunden, Eben desgleichen. No. 12, Saphirus medicinalis oder Eifengranaten, wel⸗ che der Magnet zieht, 3 zu Miedermöllerich in ” eſſen, ‘ 26 DD. Hofmanng DBerfuche Heſſen, auch in Sachſen in Geiffen gefunden, und. von Alchimicis Goldbaltig genennet werden. Diefe blieben über ı Minute lang ohne Veraͤn⸗ — fingen jedoch nah 2 Minuten an, zu ſchmel⸗ zen, das Geſchmolzene aber wanſchwarz und feſte, dem | Eijen gleich. No. 13. " Ein Sch blaulicht ordinairer, " jedoch reicher Eiſenſtein. Fing nach 3 Secunden an zu ſchmelzen, RR das geſchmolzene war Eifen, vauchte nicht ꝛtc. gr Berfinche mit für ſich alleine un. ſchmelzbarem Metall und Bergarten. No. 14. Ein Magnetſtein. | Schmol; binnen 3 Secunden zu einem ſchwar⸗ zen Zäpfchen. Nachdem ich es ı Minute lang ſchmel⸗ zen laſſen, und abgenommen, war das befagte Zäpfs chen fnigiger Art, wie geſchmolzen Antimenium, und etwas ſproͤde: und da ich des andern Tages den Mag. net an Seilfpänen und Magnetnadel probirte, hatte er eben die Kraft noch, die ich bey ihm angetroffen, ehe ic) ihn zum fd; melzen verſuchte. No. 15. Wolfram von Altenberg (oder von Sa Schmel; binneng Secunden zu einem dergleichen Zapfen, wie Zu gehend beſchrieben. No. 16, mit einem metallen. Brennfpiegel. 277 No. 16, So genanntes Antimonium, eigentlich aber Wolfram von Altenberg. Schmolz binnen 2 Secunden, desgleichen No. 17. x Bechblende, von Freyberg. Schmolz binnen 6 Secunden, desgleichen No.’ 18. Rothe Blende, NB. von Scharfenberg. Binnen 2 Secunden fing fie an zu ſchmelzen, nad) 6 Secunden fielen Tropfen herunter, dieſe fahen zwar weißlich wie Zinf, fie waren aber ungemein fprode, welches ohnfehlbar von der jäyligen Hige, und der zugleich mit verfhladten Bergart herruͤhret, indem ſie ſchmolz, rauchte ſie wie Schwefelkies, es hatte ſich auch etwas weniges Arſenik angeleget. $. II. Verſuche mit verſchiedenen Bergarten. No. 19. Ein Schwefelkies. Dieſen ſetzte ich nicht juft in focum, fondern ı Zoll über den focum hinaus, er fing den Augenblick an zu rauchen, und der Schwefel floß allentbalben fo wie bey dem Röften heraus, und da er nad) 6 Ges cunden abgenommen, fah er wie die a aaa Schwefelbraͤnde aus. * S 4 J—— 273 D. Hofmanns Verſuche No. 20. Eine Ungarifche Antimonienftufe, Sing augenbliflich an zu rauchen, und wurde wohl ein Loch in die Stufe, wo der Brennpunei war, jedoch Eonnte ich Fein ſchmelzen oder fochen gewahr werden: und Da ich fie abgenemimen, war nur etwas weniges geſchmolzenes in befagtem $oche wahrzuneh⸗ men, hingegen war die Stufe, und der Bogen am Brennſpiegel ſchneeweiß angelaufen. No. 2t. Hchra-Erde, wie fie zun Farben gebraucht wird, Binnen 4 Sec. fihmelzte ſie zu eifenartigen Zapfchen. No. 22, | Schirlkoͤrner, oder fegenannte wilde Granaten, in Eiſenmann artiger Dergart. * Schmeljte binnen 4 Secunden zu ſchwarꝛrdehii. cher Schlacke. 9. IV. Ver ſuche mit Steinen, 4 Apyri. No. 23, Ungariiher Asbeſt. Schmelzte binnen 3 Secunden zu grüngelbem Glaſe. No. 24. Sitbertalf, oder Kasenfilber, von Altenberg. Schmale binnen ı Secunde zu —— * * Dieſes ſollte eigentlich nach No.ıg kommen, alle ich es vergeffen. mit einem metalfen. Brennfpiegel.279 B. Calcarei. No. >25. — — Spiegelſpat, von Freyberg. Binnen ı Minute fing er an zu ſchmelzen, jedoch ſehr gemaͤchlich; und ob ich ihn gleich 3 — in foco ließ, war doch das Gefchmolzene Faum eine Lin⸗ fe groß, jedoch bat ſich Diefer Spat im mindeften niche caleiniret. No. 26, \ Eine Selenitendrufe, von elenden Seelen Fund» grube, zu Freyberg. Schmelzte binnen 4 Secunde, fprühete-aber ziem⸗ lich wie Staub herum, und fo lange fie ſchmolz, mach- te es eben fo ein Geraͤuſche, als wenn man ein glüend - Eifen in Waſſer löfcher. | —— — Ein Stuͤck Eisleber Fraueneis. Dieſes calcinirte augenblicklich durch und durch, nad) 4 oder 5 Minuten aber fing es an ein Loch zu befomnien, mo der focus war, und wurde grüngelb Glas, wie an dem Asbeft. No.. 28. Ordentlicher ſchwarzer Dadhfchiefer. Schmolz binnen 2 Secunden zu kohlſchwarzem Glaſe, ver Schiefer war zwar, nachdem er abgenom- men, gefplittert, jedoch) bat er nicht im mindeften ges ! früßen, fo lange er am foco geftanden, No. 29. Ein Sri Serpentinftein, von Zoͤblitz, worinn Fleine | Adern mit Asbeſt. ar A binnen 6 Sec. zu ſchwarzem Glaſe. & 5 No. 30. 230 D. Hofmannus Verſuche No. 30, 3 Ein Stuͤck ſchwarzer Marmor, von Maren. Gaiciniete Dinnen etlichen Secunden, fo weit der focus war, binnen 2 Minute zeigte ſich etwas ge⸗ ſchmolzenes. C. Vitreſcentes. No. 31. Stolpener Steinbaſaltes. Binnen ı Secunde kochte es recht wie Waſſer große Blaſen, und fielen ſogleich große Tropfen bers unter, und machte fehr dünne Fäden, melde da fie kalt waren, in einen halben Zirfel, und noch weiter, gebogen werden Eonnten, ehe fie zerbrachen, und ihrer Schwäche ohngeachtet, waren fie doc) weit ſchwerer, ais dergleichen Faden von Glaſe, zu zerbrechen, No. 22. Ein alümmericht Quarzgefcyicbe, aus der Eibe, Em binnen ı Sec. zu grünfchwarzem Glaſe. No. 33, \ Ein grüner feſter Hornſtein. Schmolz binnen 1 Sec. zu grünem Glafe, No. 34. Eine blaue Flußdruſe, von der großen Vierung zu Neudorf bey Geyer. Schmolz binnen einer Secunde zu ſchwarzem Glas, und fomeit die Hige des Brennpuncts Durchdrungen, war die blaue Farbe gänzlich ausgezogen, und die Drufe allda ſchneeweiß. No. 35. mit einem metallen. Brennſpiegel. 281 No. 35, | Ein Stuͤck Rauchtopas. Dieſer ſpruͤhete den Augenblick heftig, nach 3 Se⸗ cunden aber hoͤrete er auf, und fing an das Feuer zu hal⸗ ten. Nachdem er nun 2 Minuten in foco gelaſſen worden , wurde beym Abnehmen etwas gefähmolzenes wahrgenommen, und die ſchwarzbraune Farbe war gänzlich weg, und er weiß wie Cryſtall geworden. — Qu 80% Pirnaiſcher Sandflein. | Iſt 3 Minuten im foco gewefen, und hat dinnen der Zeit nur etwas weniges geſchmolzen. | No. 37. Chalcedon, von Chemniß. Spruͤhete nicht, war aber über 3 Minuten in foco ; und da er abgenommen, mar. er fiyneeweiß, und etwas mweniges daran gefchmolzen. Böhmifche Granaten habe ic) auch ing Minuten an diefem Brennfpiegel ſchmelzen ſehen. Hand? a No. 38. F Ein Fungites, aus dem Plauiſchen Grunde | bey Dresden. - Schmelzte binnen 3 Secunden zu ſchneeweißem und durchfichtigem Glaſe, welches wie Porcellan ausfah. NB. Diefes Stück habe ich nachdem Berfuche 14 Tage lang auf dem Fenfter liegen gehabt, wo die Som _ ne früh von 8 bis 12 Uhr fcheinen konnte. Da ich nun einmal darnach fah, war der ganze Fungites, für weit er nicht geſchmolzen, zu Elarem Mehl und Sand zerfallen, und fein ganzes Stück mehr daran, Daher er unter Die Calcareos nunmehr zu rechnen. 8* | No. 39. 22 D. Hofmanns Verſuche No. 39. Ein Stüd eiſenſchuͤßiger Sandftein, aus dem Plauis ſchen Grunde bey Dresden, Schmolz binnen 3 te zu ſchwarzem Glaſe. Verſuche mit und dergleichen Sachen. No. 40. Rochlitzer Steinmark. Schmolz binnen etlichen Secunden zu — purpurfarbnen Glaſe. No. Ar | So genannte terra curiofa Saxonica, melche Herr Richter in Schneeberg in einem befondern Buche bes ſchrieben, ift eigentlid) ein marmorirt Steinmarf. Diefes fprühete anfangs etwas, ſchmelzte aber binnen ı Minute zu ſchwarzem Slafe, | No. 42. Eine Art fettig Steinmarf, Seifenftein genannt. Schmolz binnen ı Secunde zu weißem durd)- fihtigen Glaſe. No, 4 Ein Stuͤck anno ——— AO Toͤpferthon. Wurde augenblicklich trocken, und nach 6 Secun⸗ den kochte und ſchmolz er zu ſchwarzgruͤnem Glaſe. No. 44. Drdentlic weiße Kreide. Diefe hält unter allen am allerlängften, fie ſpruͤ⸗ hete etwas weniges, nach 6 Minuten wurde fie, fo weit als der focus gieng, lichtgelb: Inwendig, wo der Haupf-focus ausgieng, befam fie einen nr enen mit einem metallen, Brennſpiegel. 283 benen Kreis, in ber Mitte des Haupt » foci aber fing fie nach 8 Minuten an etwas weniges zu ſchmelzen; und ob fie wohl bis 12 Minuten am Loco blieb, wollte fie doch nicht weiter fehmelzen ıc. No. 45. Eine thönerne Tobadfspfeife Schmolz binnen ı Secunde zu gelbgrünem Ölafe, $. u. Verſuche mit verſchiedenen Sachen. No. 46. Ein petrificirter Muſchelſtein, aus dem Plauiſchen Grunde, worinn lauter Chamallaeues Sandſtein. Schmelz binnen ı Secunde zu weißem durchfich- Bam Glaſe. No. 47. Dergleihen Hornartig. nn; binnen 2 Secunden zu ſchwarzem Glafe, No. 48, Dergleichen Erdartig. Schmolz binnen 2 Secunden one fprühen zu gelb⸗ lichem Glaſe. NMo. 49. Bimfenftein. Schmolz binnen ı Secunde zu grün ſchwaͤrzlichem Glaſe. No. 50, Ein Hegifcher Schmelgtiegel Schmol; binnen 2Sec. zu gruͤnſchwarzem Glaſe. Anmerkung. Eben dergleichen Tiegel hat Hr. Hoͤſe am 25 Jul. 1748 am Tage der großen Sonnenfinſterniß Mittags 5 um — J >34 D. Hofmanns Verluche um 12 Uhr, da die Sonne 10 Zoll verdeckt gewefen, binnen elichen Secunden eben aljo geſchmolzen. No. 51. | Ein Stuͤck Viehknochen oben von der Kugel. Schmolz binnen etlichen Secunden zu himmelblau⸗ em blaſſen Glaſe. No, 52, | Bon eben diefem Stücke aus der Mitteoder Schiene x. Schmolz binnen etlichen Secunden ——— undurchſichtigen Glaſe ıc $. VI. Verſuche mit verſchiedenen Nele. No. Ein Sand Piſtolet. Binnen zwo Secunden ſchmolz es, und nochdem es abgenommen, war das Geſchmolzene ſchwaͤrzlich, welches das in fpanifchern Golde zugefeßte Kupfer an= zeige, und feine —— zu erkennen giebt. No. 54. Ein Churfächfiher Gulden, Binnen einer Secunde fing er ſchon an, etwas zu ſchmeigen, und binnen drey Sec. war fhon ein Loch Durch: nachdem er abgenommen, war das Geſchmol⸗ zene eben fo fhön weiß, als das übrige Silber, wel — ches alfo die Reinigkeit derer ſaͤchſiſchen z beweifet, No. 55. Ein Stuͤck fogenanntes Aes Corinthiacum aus einem biefigen Antiquitätencabinet. © Hielt wohl erwas lange; nad) zwo bis drey Mir nuten \ mit einem metallen. Brennſpiegel. 285 nuten aber ſchmolz es zu Zapfen und Tropfen: die berunfergefallenen Tropfen flungen wohl wie Metall, waren aber ziemlich) fpröde und leicht zu zerbrechen. Ehe das zs in focum gebracht wurde, war es mie braunangelaufen Kupfer anzufehen ; nachdem es aber abgenommen, war es kohld warz durch die Hitze ſamt dem geſchmolzenen geworden, da ich es aber nachher in Alaunwaſſer geſotten, wurde es wie das ſchoͤnſte Kupfer. No. 56. Ein alter Radenagel. Binnen drey Secunden ſchmelzte er gemaͤchlich; binnen 5 Sec. aber waren ſchon 3 Tropfen, jede eine große Erbfe groß geſchmolzen: und weil zuvor Koth an dem Nagel war, fo war diefer zugleich zu gruͤnli⸗ * Glaſe mit —* Ein Stuͤck hier hartes eifernes Blech, | Binnen vier Secunden war ſchon ein Loch durch⸗ geſchmolzen. 58. Ein Sr reihe Blech. Desgleichen, und an dem geſchmolzenen war we— gen der Vermiſchung des Zinnes und Eiſens nichts wahrzunehmen, ſondern nur, wie an vorigem Bleche, Eiſen. | ‚ No. 359, Zinn und Bley: Schmolz ohne Zeitmerfung Tropfen auf Tropfen herunter. Weil nun die Tropfen allemal in Spiegel binfielen, fo wurde jeder Tropfen platt wie Blech), und | unten, y 26 D. Hofmanns Derfuche unten, wo fie auf den blanken Spiegel aufgelegen, wie Sonnen, in der Mitte ein centrum, aus wel- chem ad peripheriam lauter zarte radii giengen. No. 60. Hirn von Altenberg. Iſt ein Körper, welcher beym Zinnfchmelzen fih unten im Ofen fest, und übrig bleibt, wenn bie Zwiiter kieſigt oder eifen« ſchuͤßigt geweſen „und welcher allein weder ge— ſchmelzet, noch ſonſt zu etwas gebrauchet werden kann, und von einer ganz beſondern Schwere iſt. Wenn man aber fluͤßige gute Zwitter dazu ſetzet, ſo koͤmmt er zwar dadurch in Fluß, und vereiniget ſich mit dem Zinne, jedoch wird lauter ſproͤdes und dornicht Zinn daraus. Dieſes fing erſtaunlich an zu rauchen, und dieſer war deswegen merkwuͤrdig, weil er meiſtentheils fols che Faden machte, als wie die filamenta Mariae im Herbfte, wo fie bereifet find: manche waren über eine Eile lang, mandıe 6 Zoll. Sie fielen alleuthalben mies der herunter, wenu fie etwan 2 Ellen in die Höhe ges fliegen: Diejenigen, fo in Spiegel gefallen, waren mes talliihe Faden, gleichfam wie mir Mehle beſtaͤubt, fo fehr fpröde waren. Binnen 6 Sec, aber fing der Härtling an zu ſchmelzen und Tropfen auf den Spies gel fliegen zu laffen, dieſe blicben darauf Fleben, da andere fonleich abfpringen, und da wir folde wegma« hen wollten, hatten fie fich mie dem Meßing fo ſehr vereiniget, daß fie ſchwer, und doch nicht. völlig abzu⸗ bringen waren, fondern ein ziemlich Theit kleben blieb, daher der Spiegel. allda aufs neue poliret ‚werden mußte, welches alfo von dem in dem Haͤrtling * J lichen mit einemmetallenen Brennſpiegel. 287 lichen Zinf zeuget. Die herabgeflofjenen Tropfen fas ben wie das fhönfte Zinn, und waren geſchmeidig. No. 6r. Zinn und andere Schladen: Sloffen augenblicks tropfenmweife herunter. Borftehende aufgemerfte Verſuche, babe ih im Sommer um das Solttitium herum, entweder zwifchen ı und ı2 Uhr, oder zwilchen 2 und bis 5 Uhr ges machet. Ich habe aber eben dergleichen auch im Solltitio hyemali und Aequinoctiis gemachet, und zu dieſer Zeit feinen Unterfchied in der Geſchwindigkeit vera merket. Ueber obige Verſuche iſt noch anzufuͤhren, daß die Koͤrper, welche binnen einer Secunde ſchmelzen, im Sommer 30 bis 40 Min. Zeit brauchen, ehe fie wieder Ealc find, im Winter iſt es aber nach Befchafe fenheit der Kälte Fürzer, und nicht gleich groß. Die Körper aber, welche etliche Minuten zum Schmelzen bedürfen, Fühlen unter einer Stunde aud) wohl ı 3 im Sommer nicht aus, a ‚Ein Topf mit Waſſer Eocht am größten Brenn» fpiegel von 4 Ellen im Diameter,, binnen 4 Minus ten, an dem von.2l Elle im Diameter in 8 Mis nuten. AN Wenn man eine Banf vor diefe zweene Spiegel ftellet, einen Bratenwender darauf ſetzet, den Braten an Spieß ftecfet, und die Spiegel fo incliniret, daß der focus fhräg und nicht feharf auf den Braten fälle, Fann man auch einen delicaren Braten daran: braten, wie ich von Herrn Hölen verfichert werden, Band. | wi ra ‘ welcher 288 Erfahrungen vom Leuchten ‚welcher ‚philofophifcher Braten (wenn ich fo fagen - darf) ſehr wohlſchmeckend fey, indem er zum Bra» ten und Kochen ſich einen befondern dergleichen Spie— gel, von 2 Ellen im Diameter zugerichtet, welchen er oͤfters Darzu gebrauchet: Imgleichen hat er mir ges fagt, daß er verfchiedenemal, wenn er in Armen ‚ oder Beinen Flußbeſchwerung gehabt, er folhe 6 ober 8 Zoll, über den focum herausgehalten, und durch die allda gemäßigte Wärme fie vertrieben, wels ches eben nichts fonderliches iſt, weil warme Schnupfe tücher oder Servietten dergleichen thun. Aus denen benannten Sachen befteht. meine Sammlung, welche wohl verdienen, aus ihnen ein befonder Cabinetchen zu machen. u u u u m Zn Zu 2 EZ Zn z 2 ML. Erfahrungen vom Leuchten | der ſcharfenberger Blende. In einem Briefe an Prof. Kaͤſtnern, mitgetheilt. Ta ich mich mit der wunderbaren Blende von Scharfenberg befchäfftige, je mehr wune -⸗ derfames erhalte ih von ihr. Weil fie von Waſſer, Del und Gluͤen im Feuer Feine Verminde— rung ihres Leuchtens bekoͤmmt, habe id) fie mit aci- dis, allein umfonft, angegriffen, Ihr Leuchten +4 BT: - RS. . ‚der feharfenberger Blende. 289 aud) hier eben fo ftarf, als wenn fie im Waffer, Del und trocken gerieben wird. Sch habe andere Körper ‚mit ihr vermiſchet, daß fie nur den allergeringften Theil ausgemachet. In allen bieibe fie unverändere ⸗ lich. Ich will die hauptſaͤchlichſten Verſuche aus. fuͤhrlich mittheilen. Alles, was ich mit ihr vorge⸗ nommen, zu erzaͤhlen, wuͤrde ihnen zu weitlaͤuftig ſeyn, und ſie wuͤrden aus allen nicht mehr, als dieſes erken— nen, daß das Leuchten unveraͤndert bleibe, und dieſe Gigenfchaft der Blende durd) nichts gänzi entzogen ‚werden koͤnne. ) Erfahrung. Ich hatte Z Soth von dieſer Blende nunmehr fchon über 10 Wochen Tag für Tag in einem Mörfel bald trocken, bald mit Waſſer gerieben, fie war alfo ‚wie der sartefte: Staub geworden. Ich vermuthete, Daß das viele alltägliche Reiben fie fo zu fagen mürbe, gemacht haben, und von ihrer Kraft etwas verflogen ſeyn würde. Allein ich habe diefe zehn Wochen _ über nicht Die mindefte. Verminderung ihres Leuch⸗ ‚tens wahrnehmen koͤnnen. Ich goß alfo zuerft Weineßig über dieſe ſchon zehn Wochen lang "täglich geriebene Blende, und riebe fie mit der glaͤſernen Phiole wie aemöhnlic). Ich ſah aber auch hier eben fo ſtarke Lichtfunken, als wenn ich trocken, mit Waſſer und Del Berfuche gemachet. Ich goß noch mehr Weinepig dazu, daß der Mörfel über die ‚Hälfte davon voll wurde, Eine Nacht und zweene Tage über ließ ich ſolchen darauf ſtehen; in der Ber muthung, daß das Acidum fie angreifen und auflöfen x uf ‚ den dritten Tag se ich das url ds 290 Erfahrungen vom Leuchten Sobald als ich nun die Phiole bewegte, fo merfte 'ich eben dag Licht, welches fie zuvor in allen Berfus chen gegeben. Der Eßig hatte alfo fie nicht im min- deiten angegriffen. Nachdem ich eine zeitlang mit Heiben inne gehalten, der Eßig fich geläurert, ‚und die Blende ſich zu Boden gelegt hatte, goß ich die— fen ab, und abgezogenen Eßig darüber, Auch bey dieſem blieben obige Erfahrungen, ohne einige Aen⸗ derung. 2) Verſuch. Nachdem ich diefen wieder abgegoflen, und die Blende trocken werden laffen, goß ich von dem ftärfften Scheidewaſſer ein Caffeefhälchen halb. voll, darüber, Ich rieb fie hierauf heftig. Das Leuchter war auch bier einerley. Ich ließ es eine Nacht darauf ſtehen, und als ic) fie des andern Tages wieder zu veiben ans fing; fo fing dag $euchten bey der allergeringften und erften Bewegung der Phiole an, in eben der alten Stärke fi) wieder zu zeigen. . Da nun Aqua fort feine Macht über fie gehabt, goß ich es ab, wieder frifches darauf, und Spiritum falis dazu, wodurch ich alfo Aquam regis machte. Hiermit verfuhr id) eben alfo, wie vom Aqua fort gemeldet; ich habe auch hiedurch niche die allergeringfte Verminderung des Leuchtens erfahren koͤnnen. 3) Erfal-rung. Weil nun weder durch Eßig, noch Aqua fort und regis , dieſe Blende angegriffen worten, da ’dbod) von diefen, Sachen die meiften mineraliſchen Körper wo nicht aufgelöfet , Doch wenigftens angegriffen und vers Andere werben; fo fing id) an zu zweifeln) zuge euch⸗ der fcharfenberger Blende. 291 $euchten ein Phosphorus fey ? Ich vermuthete alfo, daß es ein wirklich electriſch Feuer feyn Fonnte. Denn das $euchten anderer Phosphoren iſt fehr blaß; dies fes aber fehr roth und gelb wie ordentlich) Feuer, oder wie glüende Kohlen, wird auch nicht eher merklich), als bis die Blende berührer wird. Wenn ich den Mörfel auf den Tiſch gefeger, und die Dhiole darein gelaifen, und nur an den Tifdy fehr wenig geftoßen, fo bat die dadurch mit bewegte Phiole ebenfalls da, wo fie die Blende berührt, ein Leuchten verurfachet, Es ſchien mir alfo electrifch zu feyn, weil dieſe aud) nur durch Reiben erft nrerftih wird. Nur darinn ift noch ein Unterfchied. Ich darf nur die Phiole rühren, «ohne zu reiben, fo ift feuchten da; beym Eiectrifiren muß aber erft etwas gerieben werden, Ich wußte nicht, wie id) diefes anders erfahren follte, als wenn ich den Spiritum darüber goͤſſe. Ich goß alfo von dem beften Spiritu vini redtificatiflimi eine Caf- feetaffe Halb voll darüber, um zu erfahren, ob er vielleiht von dem, als Feuer fehenden Funken der Blende entzündee werden wuͤrde? Ich rieb lange ges nung. Ich erhiele aber meinen Endzweck wegen des Entzündens nicht. Das !euchten aber war aud) im diefem Spiritu, mie vor und nad) in einerley Stärfe. Hier auf zündete ich den Spiritum über der Blende, und gab fharf Achtung, was ſich hierbey begeben würde. Da er halb durch die Flamme ’verzehrer war, nahm ich wahr , daß aus der “Blende durch die Flamme durch, und über folche hinaus, Fuͤnkchen Famen, weiche eben fo ausfahen, als wenn Schießpulver ‚ unter etwas gemifchet ift, und diefe Körnerchen ent⸗ zuͤndet werden. Je mehr ſich der Spiritus verzehre« 4 T 3 BEER 17 292 Erfahrungen vom Leuchten te, je häufiger wurden diefe Funkchen. As er nun allermieift verflammet war, daß die Blende nur in der Mitte noch etwas von dem brennenden Spiritu feuchte, von der Peripherie herein aber fehon trocken war, befam fie zweene Riſſe in ver Mitte. Hiers aus fuhren nunmehr die Fünfchen noch heftiger, bis ‚der Spiritus gänzlich durch die Flammen verzehret und die Blende ganz trocken Dadurch hinterlaffen wur⸗ de. Ich rieb fie fogleich noch fehr warm mit der ab» getrockneten Phiole. Auch das Brennen des Spiri. tus hatte nicht die mindefte Veränderung ihres Leuch- tens gemachet. Dieles wiederholte ich viermal nad) einander, indem id) nicht allein noch einmal fo viel Spiritus als zuvor, fondern auch den Augenblick wieder frischen aufgoß, als er einmal abgebrannt war, um die Blende recht zu durchhitzen. Der Mörfel war, wie zuvor, mithin fo warm geworden, daß ich ihn nicht anzugreifen vermochte. Dem allen ohner« achtet aber war das Leuchten ein wie allemal. 4) Erfahrung. Nunmehr wußte ich durch fluͤßige Sachen ihr nichts mehr abzugewinnen. Denn ich habe ſie auch mit Citronenſafte verſuchet. Nicht weniger habe ich Solutiones von Silber, Kupfer und Eiſen über Die im Scheivewaffer (im zten Berfuche) befindliche Blen⸗ de gegoflen, um zu fehen, ob die aufgelöfeten Mes talttheifchen etwan eine unterfchiedene Wirkung her— vorbringen möchten. Beſonders verfuchte id) bey der Silberſolution, ob id) einen veränderten arborem Dianae erhalten fönne. Ich verfuhr alfo, wie ic) mit dieſem gewohnt bin, jeßte das gehörige Maaß * J von der ſcharfenberger Blende 293 von 8 und Waſſer dazu. Ich bekam aber nur einen ‚gewöhnlich weißen Arborem, ohne daß id) die ges ringfte Weränderung durd) die Blende da merfen fons nen. Wie er etliche Tage geftänden, fchürtelte ich - ibn ein, und rieb viefe Miſchung von Blende, Aqua fort und pluv. mit der Phiole. Das Leuchten war auch bier wie allemal, Die Solutiones von 2, S und 5 haben auch keine Veränderung werurfacher, | 5) Erfahrung. | Ich Habe dannenher nunmehr z $orh friſche Blen— de in Mörfel gethan, fie mit andern trockenen Sa— chen vermiſchet, welche mir. einfieien und zur Hand waren: Erſtlich that ich noch einmal fo viel Salz das zu, als die Blende ausmachte. Nachdem ich eine zeitlang diefe zwo Sachen gerieben, that ich Bitriol, engl. Trippel zweymal fo viel dazu, hernach Kreide, und legtlich fo viel Kohlen und Afche vom Herde, daß diefe, allen den genennten Sachen, an Maaß gleich waren, daher diefe Mifchung, als ob es kauter Kohlen und Aſche wären, fo ſchwarz war, mithin die Blende den allermenigften Theil davon ausmachte, indem höchftens nur $ Duentchen darunter war. So vielmal als ich andere Sachen zugemifcher, habe id), bis es alles unter einander zu Flarem Pulver geworben, gerieben. Bey allen und jeden aber eben das Leuchten ftarf genug geſehen. Anfanas habe ich alles trocfen gerieben, und bierbey ift leicht zu’ vers muthen, daß das feuchten nicht in fo ftarfem Grad, als wenn die Blende allein ift, ſeyn koͤnnen; jedoch war es weit flärfer, als man vermuthen follte. Nach— gehends habe ich über diefes Miſchmaſch Waller ger ‘2 — goſſen, 294 Erfahrungen vom Leuchten goſſen, und gerieben, und hiedurch fielen die Blende= theilchen, als die ſchwerſten darunter, zu Boden, und das Leuchten war wie gewöhnlich, mithin ftärfer , als da ich Diefe Sachen troden gerieben. Ich babe fie 3 Tage alſo gelaffen, und täglich ge xieben, aber einen Unterfchied gefeben, 6) Erfahrung. _ | Mit Seife und 8 habe ich Blende erſtlich tro⸗ cken, alsdenn auch mit daruͤber gegoſſenem Waſſer gerieben ‚ in beyden Fallen aber das Leuchten wie ges wöhnlic) gefehen. 7) Erfahrung. Sauge, Dinte, und vielerley andere ſcharfe Sa— hen, find noch weniger im Stande gewefen, das teuch- ten der Blende zu benehmen, oder zu verhindern. Es müßte denn feyn, daß, wenn Aqua fort, Eßig oder Lauge eine fehr lange Zeit Darüber ſtuͤnden, eine Minderung erfolgenfönnte, Denn ich Habe nur laͤng ⸗ ſtens 3 Tage Epig darauf ſtehen laſſen, es iſt aber nicht zu vermuthen, weit ich nun ſchon fie bey 8 Tas gen in Scheidewaſſer gelaffen und täglich gerieben, jedoch unverändert Leuchten wahrnehme. Es ift alfo das Leuchten Diefer Blende etwas ganz ‚außerordentli. ches, meldyes, fo viel ich weiß, noch Fein Körper . oder Phosphor, auf fo vielevfey Art, und mie allen Sachen vermifcht zeiget. Kein Phosphorus giebe auch fo ſtarkes und fo rothes Licht, wie diefe Blende, Sie ift alfo würdig genug, gründlichere chymifche Un« terfuchungen anzuftellen ;_ vielleicht bringe ſie etwas hervor, das niemand in ihr ſuchet. Ew. — | abe — der ſcharfenberger Blende. 295 habe ich ſchon von dem Verſuche am Brennſpiegel ge fchrieben, und eine Probe Davon überfender, woraus _ fie gefehen haben werben, daß fie metalliſch iſt. Ich kann alſo ein weiteres weder unternehmen, weil ich kein Chymicus bin, noch Ew. Hochwohlg. melden. Sch bitte mir daher nur dero Beurtheilung dieſer Blende, und Anleitung zu mehren Verſuchen aus, wenn fie meys nen, daß noch mit andern Sachen, als ic) gethan, etwas zu BMHeOnEN ſey. 8) Erfahrung. Diefe darf ich nicht vergeflen, daß das —— der Blende ſo heftig iſt, daß man es auch, wenn gleich zwey Lchter auf dem Tiſche brennen, und mit der Phiole allda im Mörfei gerieben wird, man die Funken in der Phiole, mo fie die Blende berübrer, fo ſtark als wie im Finftern deutlich wahrnehmen kann, indem fie darinnen wie das fehönfte Ducaten- gold, fo gelbroth ausfehen, welches abermals eine gan; befondere Eigenfchaft ift, denn andere Phosphore werden nur im Finftern merfiich, und find weder bey Tage noch bey £ichte wahrzunehmen. Diefer Blende ihr Leuchten aber ift in beyden Fällen fehr merklich zu ſehen. Bey Tage kann man es am deutlichften fe- ben, wenn man die Blende in Gefteinen mit einer ei⸗ fernen Spitze riget. Sie leuchtet auch, wenn man fie mit Holz, Federn, Steinen und allen nur belie- bigen ritzet, jedoch von Eiſen und Metall am ſtaͤrk⸗ ſten. 9) Erfahrung. Wenn man die Phiole mit reinem Waſſer poll Het, und das Reiben damitin einem ſehr finftern Orte, 8 wo 296 Erfahrungen vom Leuchten wo man nicht das mindefte erkennen fann, unternimmt, fo wird das feuchten und die fcheinbaren Feuerfunfen deutlicher gefehen. In der Hälfte desengen Halſes der Phiole wird man den Wiederfchein, des unten auf dem Boden der Phiole befindlichen Leuchtens, ges wahr, als ob das Licht in der Mitte des Halfes was re; und weil das $euchten ftark ift, fo wird die Phio— Ye dadurch Faft bis zu oberft fo erleuchtet, daß man ihre Geftalt als ein helles Woͤlkchen fehen kann; und wenn man ftarf reibt, fo werden auch Sachen in Entfernung einer Bierthefelle vom Mörfer, oder vielmehr über den Rand deffelben, z.E. meine Hand, und andere Körper ſichtbar, mie ich denn, da ich fri« fche Blende im Mörfer trofen, und im Stoffin. ſtern zerriebe, mir etwas unbefanntes eine Vierthel⸗ elle von der Phiole halten ließ, ſehr deutlich ſah, daß es ein zugemachter Brief war, indem ich ſowol die Geſtalt des Brieſes, als auch, daß auf dem Titel lateiniſche Buchſtaben baen vollkommen ſehen, je⸗ Doch dieſe nicht leſen konnte. Ew. Hochedelgeb. wol« len ſich aber bey allen dieſem erinnern, daß id) gemel⸗ det, daß, um alle diefe Erfahrungen zu befommen, ein "gläferner Reiber nothivendig erfordert werde, Diefer wird alles gemeldete zeigen, allein dag Leuch— gen und die Funken find von dem im Glafe befindlis en Drehen zerfireuet und unordentlich. Allein wenn man eine hoble Phiole nimmt, und fie mit Waſſer fuͤllet, fo thut fie weit angenehmere Dienfte, als der gläferne Reiber, man fann dadurd) die Fick» funfen in ihrer wahren Geſtalt, und nicht fo zerftreuer, als bey einem gläfernen Reiber, ſehen. Meine Phio- le, die ich brauche, bat unten eine Kugel, deren Durd)s der fiharfenberger Blende. 297 Durchmeſſer 2 Zoll ift, ihr Hals ift gerade, und 12 Zolllang. Es verfchlägt nichts, eb grünes, blaues oder weißes Glas zur Phivle ift. Das Waſſer aber, womit fie angefüllet wird, muß rein und helle ſeyn. Ich habe ſolches auch ſchwach und ſtark mit verfchies denen Farben gefärbet, und das Leuchten ftarf genug Dadurch gefehen, bey dem ungefärbten helfen aber, ift es weit deutlicher und frifcher wahrzunehmen, doch geben gefärbte Waffer, wen fie wenig gefärbt und filerire find, auch ein fehr angenehmes Anſehen derer Lichtfunken, fonderlich das grüne und rothe. Der gemeldete üble Geruch, welcher ben Reibung der Blende fich äußert, nimmt gleichfalls niemalen ab. Die 10 Wochen tanggeriebene Blende bat ſol⸗ - chen jedesmal eben fo ftarf als das erftemal gegeben, Er wird aber nicht eher empfunden, als bis man ‚einige Secunden gerieben. Er wird flarfer je län« ger man reibt, und gar nicht gemerfet, wenn nicht gerieben wird, Anhang. su denen Erfahrungen von dem Leuchten der feharfenber: berger Blende. De Schluß derer vorigen Erfahrungen habe ich nachftehende Berfuche annoch gemacht. () Ih fließ die Blende klar, that fie in einen Schmeljtiegel, und glüete fie eine Biertbelftunde in felbigem ſehr ſtark in einem Schmelzofen, um ſie vollkommen zu ealciniren. Ich vermuthete, daß hie— durch der Schwefel, mit welchem die Blende verfnüpfet ee fortgejager, mithin nach Diefem die — zur — Auflor 298 Erfahrungen vom Leuchten Auflöfung geſchickt gemacht werden würde. Ich vers ſuchte ein Theil des calcinivten, und rieb es trocen. Allein die Ealcination hatte auch nicht die mindefte Verminderung des Leuchtens bemirfer, indem es bier eben fo ftarf, als bey ver uncaleinirten Blende merk⸗ lich war. Nun goß ic) von dem beften Scheidewaſ⸗ fer darauf, den Augenblick wurde nunmehr bie cale cinirte Blende davon angegriffen, daß es recht kochend und mit ziemlicher Erwärmung des Glaſes auflöfere. Daid) Feine Wirfung mehr wahrnahm, goß ich dieſe Solution wieder in den Mörfer, und fing an zu reiben. Alles hatte das Scheidemafler nicht aufges löfer ‚fordern über die Halfte unangegriffen binterlaffen, welches ich fir die quarziaten Theile biele, die ich nicht von der Blende fo genau feheiden Eonnte, als ich fie anfangs zur Caleination Elar ftieß. So bald als ich num diefe Solution mit der Phiole rieb, war augenblicfs auch das feuchten in voriger Eigenfhaft und Größe wieder da. Diefes war mir um fo mehr bedenklicher und wunderfamer, je weniger ich mic) deffen verfehen: denn es war eine ftarfe Auflöfung vorgegangen, und id) vermuthete, daß biefe Theilchen mürden aufgelöfet feyn, von welchen das Leuchten herruͤhret. ch habe den Grund des $euchtens in der zinfifchen Eigenfchaft der Blende gefucher, welche Ihro Hochwohlgeb. der Herrn Dberberg- hauptmann von Kirchbach, nebft dem Leuchten durch das Ritzen, zuerft entdecket, und ich nachher auch an den Stüdfen Blende gefunden ‚ die ic) um den me« tallenen DBrennfpiegel angeichmolzen, und wovon Ew. Hochmohlgeb. ich eines überfendet habe. Ich one die Fuͤnkchen beym Abbrennen des — uͤber der fcharfenberger Blende. 299 über der Blende, imgleichen da ich fie aufein Papier gethan und diefes verbrannt, für Hores Zinei gehal⸗ ten. Vielleicht find fie es auch noch. Allein, wenn die Zinktheilchen durch dieſe Solution aufgetöfer wor» den, woher fommt denn das feuchten bey dem, mas dag Scheidewaſſer unangegriffen gelaffen? mas find es alfo für Theilchen, die leuchten, und weiche find eg, die ‚aufgelöfet worden? und find es die Zinktheilchen, welche das feuchten verurfachen, warum leuchten nicht auc andere Blenden, oder gegrabener Gallmey, fo Zink geben? Bon allen Berfuchen ift Diefer mir der bedenflichfte, daß das Seuchten auch nach der Calci— nation und Solution nicht aufhöret, oder im mindes ften verändert worden. (ce) Ich verfuchte nohmals, nach Zufesung einer Silberfolution nebft gehörigen, einen arboremi Dianz zu treiben, um zu fehen, ob nunmehr etwa eine Ber änderung deffelben in Anfehung ber Farbe erfolgen würde, gleichwie mir mit aufgelöften Schieben Cobald wiederfahren ; denn da ich diefe zur Silberfolution goß, und einen arborem anfegte, wurde er von aufgelöferen Scieben Cobald fo gelb wie Gold. Ich befam aber diegmal einen ordentlichen weißen Baum, wie gewöhnlih. Das “einzige war verändert, daß das Liquidum fich nicht abhellen will, wie eine bloße Sil— berfolution zu thun pfleget,, fordern ftets molkiat weiß- grau, mithin nur halb durchfichtig bleibt, ohnerach⸗ tet es ſchon 3 Tage fteht. Um zu erfahren, was dies fes molfigte Wefen verurfachte, folvirte ic) fogleich Bley, Zinf und Wißmuth, jedes befonders in eben dergleichen Scheidewaffer. Ich wollte ſehen, ob eis nes von diefen eine Gleichheit mit der Blende, ſowol in 500 Erfahrungen vom Leuchten in der Auflöfung als Farbe der Solution haben würde, Nachdem ich nun mit jedem, eben fo als wie mit der Blende, verrube: fo Hatte die Solution von Zink die vollkommene Gleichheit mit der Blende, indem diefe nicht nur fogleich Fochend und das Glas fehr ers wärmend folvirte, fondern auch defien Solution nah) zugeſetztem Waſſer, eben die Farbe, wie die auf dem arbore Dianz hatte. Es ſcheint alfo, als ob die, in der calcinirien Blende aufgelöften Theilchen, Zinfges wefen. Allein woher koͤmmt, und bleibt das euch" ten unveränderlich ? Dieſes ift mir fehr wunderfam. Sogleich als ich diefes geſchrieben, fehüttele ic) Den arborem zufammen, und give das Amalgama und alles, was in dem Glaſe ift, in ven Mörfer, Go bald als ich mit der Phiole reibe, ift auch das Leuch⸗ ten ohne alle Veränderung wieder da. Nachdem ich es alfo 3 Tage mit dem Amalgamate gerieben, und wieder in das Glas gerhan, hat fich das Waſſer volla fommen in einer Nacht abgeheller, und etwas weiß⸗ gelbes, wie Wolle, zu Boden fallen laffen, welches aus lauter dünnen BÖlättchen, wie zerftoffene Gold« flitteen beftehe, welche fchwer feyn muͤſſen, weil fie fonleich wieder zu Boden finfen, wenn ich einmal rumfchwenfe, Es ift feine Luna cornua, weil nichts falzigtes Dazu gefommen, doch fieht es bald fo. (4) Nun fehlt noch eins. Mit Salpeter habe ih noch feinen Angriff gethan. Ich will es auch alsbald bewerfitelligen, und die Blende damit Deto« niren, und alsdenn ihnen anzeigen, was geichehen wird. Hier iftes. Ich habe die andere Hälfte dee calcinirten und noch unverfuchten Blende im Schmelz tiegel 10 Minuten nochmals geglüet; alsdenn ig 10 - / der ſcharfenberger Blende, 301 ſo viel Nitrum, als die Blende betragen, zugefeßet, dieſes alfo noch 10 Minuten im Fluſſe gelaffen, alsdenn ausgegoffen, und einen grauen etwas feften Körper - befommen, Indem ic) diefen mie dem Hammer zer. ſchlug, wurde ich, zum Erſtaunen, wieder einige Sun: fen, wiewohl fparfam, gewahr. Da ich es mit der Phiole im Mörfer trocken gerieben, giebt es dann und warn einen ziemlichen Sunfen. Um den Sal- peter wieder zu fondern, habe ich Waſſer daruͤber ge— goflen, und alfo wieder gerieben, und hierbey etwas mehr Funken, als trocken, jedoch ſparſam, geſehen. Es leuchtet aber doch, zumal wenn ich ſehr äefchoind und heftig reibe. Diefer Verſuch hat alfo endlic) doc; das Leuchten vermindert, jedoch nicht gänzlich aufgehoben, mie ich vor dem Verſuche fefte glaubte, daher mid) um fo vielmehr über das Gegentheil wun—⸗ dere, Sch bin vergnügt, daß ich Doch noch etwas an« | ae) wodurch die hartnädig leuchtende Blende, N „ mit der Phiole trocken im Mörfer gerieben, Ich einmal nachgeben müffen. Um den Unterfchied, und die Vorzüge, welche diefe Blende vor allen möglichen, am twenigften vor denen natürlichen und ungefünftelten Dhofphoren hat, nur einige zu erfahren, habe ic) diejenigen Berfuche, wel- he ich mit der Blende vorgenommen, allezeit, mit ſogenannten Fluͤſſen nachgemacht, weil ſolche in vielen Stuͤcken mit dieſer Blende in dieſer Eigenſchaft uͤbereinkommen, denn dieſe feuchten auch, wenn fie ges reizet oder gerieben werden, Ich Fann aber nur fo viel fagen, daß diefe nur in zwey Stücken der Blende, allein in fehr großem Unterthiebe bes Lichts, folgen fönnen. Das eine ift, wenn ich Stüffe jeder Sarbe, habe 302 Erfahrungen von Leuchten babe zwar hier ein ziemlich feuchten wahrgenommen, allein es war in drey Stuͤcken von der ‘Blende ihren unterſchieden. Erſtlich iſt der Fluͤſſe feuchten fehr blaß und gruͤnlich, der Blende ihres aber roth wie gluͤende Kohlen. Zum andern iſt es ſtark, jener ihres aber weit ſchwaͤcher. Drittens hoͤret der Fluͤſſe Leuchten auf, ſo bald fie im Moͤrſer zu klarem Pulver gerieben find, Der Blende ihr Leuchten ift aber immerwährend, wenn fie auch zu dem allerzarteften Staube gerieben worden, Die zweyte Gleichheit ift dieſes, daß Flüffe wie die Blende geleuchter, wenn fie an Stein, Kalk, Wand, eifeen Dfen, und fonderlidy an den Lehmfugen des Dfens, weldye mit Ruß beſtrichen find, gerieben Babe, Allein weder im Waffer, nod) Del, geſchweige alſo, in Spiritu, acido, und Aqualort vermoͤgen dieſe ein Licht zu zeigen. Mas ic) von Fluͤſſen hier geſagt, bat mir Zucker auch, wiewohl noch ſchwaͤcher als dieſe, gethan. Er leuchtet unter der Phiole, auch wenn ich ihn an Ofen, Wand und Stein gerieben, welches auch ſchon etwas befanntes ift. Bey diefer Gelegenheit, erlauben Ew. =. wegen derer Slüffe eine Ausfchweifung zumachen, weil in den neuen Abhandlungen von Phospboris des Hen. D. Lehmanns allhier, von den Flüffen, ihr Leuch⸗ ten entweder als eine neue Entdeckung, oder Doch) mes nigftens von denen grünen Fluͤſſen unferes Sachſen⸗ landes, Diele Eigenfchaft alleine, behauptet werden will. In beyden ift der Herr Autor entiveder ſehr irrig, oder hat alle Erfadrung an Flüffen zu machen, für unnöthig gehalten, welche aber zu einer Abhand« lung von Phofphoris, und weil er die Fluͤſſe baupt« ſaͤchlich der feharfenberger Blende. 303 fachlich angezogen, nöthig waren. Er hat es vielleicht nicht geglaubet, daß Fluͤſſe aus allen Laͤndern, oder von allen Karben, leuchten, fein Glauben ift alfo der Beweis, daß nur Die grünen Sächfifchen leuchten, ‚Meine Erfahrnng aber führer ven Gegenbeweis, wenn ich anders einem Manne, der fi} Die Meralluroie oder Phyſik, oder Chymie zu feiner. Hauprbeichäfftigung gemacht, und ihr allen Fleiß gewidmet, zu widerſpre— chen es wagen darf, Da id) diefes vder jenes weder jemals geweſen, noch feyn werde. Jedoch habe ich vielleicht die Ehre Em. » » » eine Erfahrung an Flüfjen zu eröffnen, die noch niche bekannt feyn dürfte. | . Daß Flüffe leuchten, wenn ſie auf Blech oder Ofen erwärmer werden, iſt etwas altes. Allein daß fie ein ordentlicher Phofphor find, wenn man fie an Kör= per reibt, und daß fie an ſolchen feuchten, wie der or— dentliche Phoſphor, wenn er an etwas geftrichen wird; ift vielleicht noch nicht befanne. Ich will Ihnen mein Geheimniß eröffnen. Nehmen Sie ein groß oder fehr Flein Stuͤck Fluß, aus was für Sande und von was für Sarbe Sie wollen, indie Hand, reiben damit im Dun» Feln (fo gar in einer Stube wo Licht brennt, nur da wo Schatten ift) entweder an den eilern oder tüpfern Dfen, er mag Falt oder warm ſeyn, etwan 10 Secunden lang, ale mern man erwas mit Bimftein fchleifet. Sie - werden erftlich in dem Reiben fehr ftarfes Leuchten, und ftärfer als es bisher befannt gewefen, wahrneh⸗ men: Wenn Sie eine halbe Minute lang gerieben, ‚hören Sie auf, und fehen Sie auf den Ort, mo Sie gerieben. Der Drt nun, welchen‘ Gie mit dem "5 Dand, u Fluſſe 304 Erfahrungen vom Leuchten Fluſſe gerieben, wird leuchten, als wenn er mit ge- Fünfteltem Phoſphor befehmieret wäre. Sie werden feben, daß es wohl ı Minute fang daurer, es iſt wohl nicht fo ftarf, Doc) fo lange anhaltend, als von gefünftels sen Phoſphoris ihres: allein, welcher natürlicher Phoſ⸗ phorꝰ hinterlaͤßt an dem Hite, woran er gerieben wird, ſo weit als er gerieben worden, einen leuchtenden Streif? Selbſt der faft unüberwindliche Phofphor der Blende thut es nicht. Man weiß vielleicht bisanher noch - feinen Stein von biefer Eigenfchaft. Hat alfo der Blende Phofphor in der Stärfe, Roͤthe und Dauer in allen flüßigen und trockenen Körpern, etwas vor⸗ zuͤgliches; So haben die Fluͤſſe in Anfehung des gen meldeten Sichtfkreifes nicht weniger Merkwuͤrdiges eis gen, das noch an feinem Steine oder Mineralförper erfunden worden. Es ift überaus engenegmn Ders ſuche damit zu machen, Wenn man kleine Bißchen Fluß nimmt, werden fie ‚ befto eher durch das Reiben etwas erwärmt, und je eher und mehr geben fie Sicht, und je ſchoͤner machen fie den Streif. Je finfterer das Zimmer und der Ort ift, worauf man, fonderlic) wenn man auf einen - Sandfteinreibt, defto „geößer itt Die Ueberzeugung von dem, was ich lage. Je gefhiwinder das Reiben ges MWieht, deſto ſtaͤrker iſt das Licht, ſo daß es der Blende ihrem ſehr wenig, wo nicht gar nicht, nachgiebt. Es wird Ew. Hochedlen vergnuͤgen, wenn Sie an einer Kalkwand im Finftern mit Geſchwindigkeit in großen Eirfel oder andern Linien reiben. Sie werden einen feurigen Eirfel fehen, der fo breit als die Flaͤche des Shfee ift, welche Die Wand reibt. Wenn der ſcharfenberger Blende. 30 Wenn der Fluß durchs Reiben etwas erwaͤrmet iſt, und ſogleich auf der Flaͤche, womit gerieben wird, angeſehen wird, wenn man gerieben hat, ſo — er auch und Faft das ganze Stuͤck Fluß. Dieſes thut die Blende nicht; denn das Leuchten hoͤret mit ‚dem Reiben bey ihr auf. ; >. Sch weiß es nicht, was Urſache iſt, Daß der Lichk« ftreif an denen sehmfugen des Ofens, weldye mit Ruß ‚oder Eifenfchwärze gefärber find, viel lichter find als an andern Körpern. Wenn ich nur einen einzigen Strich Daran thue, fo wird an ihm ein viel hellerer Streif, als menn ic) 20 Streife an Eifen oder andere Körper mache. Ich babe aud) auf Tannenholz gerieben, al⸗ lein hier will ſich kein ſonderlich Licht zeigen. Es koͤmmt wohl manchesmal ein Fuͤnkchen, wenn ic) lange genug und derb gerieben. Sonſt leuchten die Fluͤſſe an allen Koͤrpern, worauf man ſie reibt, nur glatt und polirt duͤrfen ſie nicht ſeyn. Je hockerigter und rauher und feſter der Koͤrper iſt, je ſtaͤrker iſt die Wirkung. So gar auf meines Pantoffels Sohle und Abſatz habe ich gerieben, und Licht genug geſehen, auch ſolche durch langes Reiben über und über leuch⸗ tend gemacht, als werm gefünftelter Phoſphor auf fie geflrichen worden. Wenn Sie den Lichrfireif nach« gehends bey Lichte befehen, find es Maale oder Theila chen, welche fich vom Fluß im Reiben abgerieben, und . an denen Körpern hängen geblieben. Es ift alfo wun« derfam, daß diefe leuchten, weil es der Blende und aller von Natur leuchtenden Körper ihre nicht thun, Und was find diefe Theilchen, die leuchten, da ich bey der Blende Bee * der * die Urſache des Leuch⸗ U2 tens 306 Erfahrungen vom Leuchten ꝛc. tens ſey? Sollten Fluͤſſe auch Zink halten? Wenn man Fluͤſſe mit Scheeren oder Meſſerſpitzen im Finſtern ritzet, oder mit einem Feuerſtahle an fie ſchlaͤgt, fo wird manfichtfunfen, fonderlic) bey dem Stahle, gewahr, und Diefes fann vielleicht fehon befannt ſeyn. Diefe ticht funfen find aber bey weitem in feinen Vergleich mit denjenigen zu feßen, wenn man mit dem Fluß ange« führter maßen reibt. Und ich geftehe, daß ich dies fes erft erfahren, da ich mich mit der Blende befchäff- tiget habe. Bielleicht ift meine Erfahrung die erfte, und Ihnen alfo, wie mir, deſto angenehmer, je höner felbige ift. Ich werde alfo, da ich mic der Blende fertig bin, nunmehr mit denen Fluͤſſen allerhand un⸗ ternehmen, um zu ſehen, wie weit ſich diefe befondere Eigenfchaft an ihnen erſtrecket. v1. Abs EEE m u SE ze ze ze ze ee nz vi J Abhandlung vom Moſte. Aus dem Mercure Suiffe Brachmonat 1737 u derjenigen Jahrszeit, da man den Birn⸗ moſt verfertigte, habe ich viele Derfonen Ders langen tragen fehen, daß fie von demjenigen uns terrichtet würden, was die Erfahrung hiebey zu beobad)s ten veranlafjet. Ich liefere fie hiermit um deſto lieber, weil fie einer großen Anzahl, die fie noch nicht weiß, und überhaupt dem Sande, fo wir bewohnen, nuͤtzlich feyn Eönnen *. Dieſes Sand, eines der fihönften in Eu⸗ ropa, ijt wegen der Temperatur feiner Himmelsge⸗ gend, der guten Figenfchaft feines Erdreichs und der verfchiedenen Lage feiner Hüge! zu Hervorbringung aller Arten von Früchten fehr geſchickt. Unſere vornehm⸗ ften Weinberge bringen nad) der Meynung der beiten Kenner, auch) fo gar der fremden, vortreffliche Weine hervor. Unſere rotben Weine fommen zwar dem Burgunder nicht bey; aber wir haben deren etliche wenige, welche, wenn man fie zu ihrer Zeit trinkt, - einer delicaten Tafel Ehre bringen, und Diejenigen, fo von guten Jahren find, gehen bisweilen mit den auserlefenften Weinen diefer Gattung in gleichen Paare, Unfer Sand hat vornehmlich an weißen Wei⸗ nen einen Ueberfluß, und es ift Schade, daß fie nicht beffer und allgemeiner in fremden Sanden befannt find. u 3 Es * Das Pais de Baud, fo vom Kanton Bern dependirt. 508 Abhandlung vom Moſte. Es sicht wenig Tifehweine, fo von einem angeneh» mern und heilfamern Gebrauche find, Wir haben, einige, Die von einer reigenden Delicateffe, Geſchmack und Seichtigfeic find. ° Diefe Weine gelangen ingges mein nach DBerlauf 3 oder 4 Jahre zu ihrer erſten Reife. Die aber, fo man 8 oder 10 Jahre aufbes hält, wofern folhes nur in Flaſchen geſchieht, wer: den gleich von den 3 oder 4 erſten Jahren an allezeit beſſer. Sie nehmen alsdern mit einen fchönen ver« - quldeten Auge eine, kleine Bitterfeit (amertume de - Cheres) an, welche mit einer fetten Eigenſchaft ver= jeden ift, Die bloß anzeiger, daß fie aile ihre Säure vertrieben haben, Es aiebt aud) noch einige von 18 Jahren, ver ſich erhalten bat, welches feine Güte zur Gnuͤge anzeiger. Es fcheint, daß bey ſoichen Weinen und Weinber⸗ gen von etlichen Meilen, welche überfläßig Frucht bringen, man nicht Birnmoft zu machen gedenken follte, welcher nur fin Diejenigen Sander ‚aufbehalten zu ſeyn fiheine, welchen die Natur verweigert hat, Meine’ von ihrem Gewächle zu haben. Vielleicht würde man befürchten, daß die Menge diefes Safts dem Verkaufe der Weine, womit diefes Sand fich zu gewiſſen Zeiten überhäuft finden würde, zum Nach⸗ theil gereichen moͤchte. Doch es ſoll die Gunſt, ſo man zu einer Art des Unterhaltes heget, nicht machen, daß man eine andere Darüber völlig verabfaumet. Die Früchte find feit. . einiger Zeit in diefen fanden von allerhand Gattung ‚in Ueberfluſſe. Es find wenig Arten, vielleicht aud) wohl gar Feine, die unfere Nadybarn hochſchaͤtzen, welche ſich nicht darinnen befinden. Wir haben Br dieſes Abhandlung vom Mofte.e 309 dieſes verfchiedene alte Früchte im Sande, und dieohne Zweifel unferm Erbreiche befonders eigen find, deren man eine beträchtliche Menge ſammlet. Wie Fönnen diejenigen, welche große Baumgärten und viele Srucht« tragende Bäume, die fich durch ihr ganz Eigenthum er⸗ ſtrecken, haben, ſo haͤufigen Vorrath in ihre Behaͤltniſſe bringen? Es wird in vielen Haͤuſern ſo wenig davon verzehret und der meiſte Theil auch von den beſten Fruͤchten find fo gemein worden, daß der Werth, wels chen man Daraus zieht, einen jeden andern, der niche ein befonderer Liebhaber davon ift, abſchrecken möchte fie zu bauen, wenn nicht ein neues Huͤlfsmittel ob» ſchwebte. Es haben eine Menge Leute ihre Felder gar zu weit von den Städten liegen, als daß fie Früchte dahin bringen laffen koͤnnten, die öfters gar zu zärtlich find, daß fie die Fuhr ohne große Sorgfalt nicht zulaſſen; oder gar zu wenig gelten, und die Koſten nicht einbrin⸗ gen, ſo man darauf wenden muͤßte. Was ſoll man mit dieſer uͤberfluͤßigen Menge Fruͤchte machen ? Es iſt nicht wahrſcheinlich, daß man ſie wird verderben laſſen, ohne einigen Nugen daraus zu ziehen, bioß Den» jenigen zum Bortheile, welche Weine mehr, als vonnoͤthen ift, haben; eben fo wenig wird man wohls angelegte Baumgärten verderben. in jeder macht es hierinnen nach feinem Kopfe, und was iſt aufer= dem natürlicher, als daß diejenigen, welche in Dertern wohnen, die von Weinbergen entfernet find, durch etwas anders zu erfeßen trachten, was ihnen hierin nen fehlet? Und wäre eg nicht Flug gehandelt, wenn man aus feinem eignen Grund und Boden einen an anpehrnen Saft erzöge, weicher gewifler maßen ſtatt U 4 | des 310 Abhandlung vom Moſte. | des Weines dienen koͤnnte, den man fo theuer erfauft, und deffen man beyd dieſem 34 eine geringere Duantis tät brauchte? In Dielen Oertern muß ınan nothwen⸗ dig einen gemeinen Salt haben, und wäre es aud) nur zum Gebrauche des Pöbels oder des Gıfindes. Seibft diejenigen, welche Weine haben , befinden fich wohh dabey zu den Jahren, Darinnen wegen gewiſſer Zufaͤlle, welchen die Weinberge unterworfen find, es am Weine mangelt. Alsdann wurde der Birumoſt cin ſehr großes Huͤlfsmittel ſeyn. Fuͤget zu dieſem noch eine Urſache hinzu, welche gewißlich ſtarken Eindruck in ſie haben wuͤrde, daß in denjenigen Jahren, worinnen man nur eine ſehr kleine Quantitaͤt Weins ſammlet, welcher ohne Zweifel theuer ſeyn wird, es der Billig— keit gemaͤß iſt, daß man dasjenige nicht mit ſcheelen Augen anſehe, was dem Poͤbel zur Erleichterung, Dies net. Ueberdieß wird der Birnmoſt zefchminde genug verzehret, fo daß er den Verkauf der Weine nicht hindert, und wenn fie im Ueberfluffe'vorbanden find, fo wird man, abfonderlich in kändern, wo es eine berge giebt, gar nicht auf Die Gedanfen geraihen, Moft vom Dbfte zu machen, weicher Faum die Früchte nebft der Mühe und den Gefaͤßen eintragen wurde, Man Fann ſich auch wegen ver Duantität beruhigen ; es wird deſſen niemals zu viel gemacht werden, Daß man in einem foldyen Sande, als das unfrige if, dar: über Argwohn haben Fönnte. Der. Antheil , welchen eine große Anzahl daran nimmt, wird hierinnen gnug ⸗ famen Einhalt thun, und ob es ſchon faft nur unfer dem groben Päbel ftarfe Säufer giebt, fo wird. doch der Bein ohnfehlbar allezeit den Vorzug — Es Abhandlung vom Mofte. ga Es iſt alfo diefeg eine fowol angenehme als nüß- liche Sache. Einer Anzahl won $euten wird es nicht zuwider feyn, daß fie wiſſen, wie die Fremden damit: umgehen, wenn fie aus dielem Mofte, welchen wir verachten, einen Saft zubereiten, welcher würdig ift, daß er aufgetragen werde, denn auf eben denjenigen Tiſchen, wo der Burgunder, Champagner und Cheres ſich zeigen, trinkt man den Aepfelmoſt mit Vergnuͤgen. Ich koͤnnte eine ſehr natuͤr liche Betrachtung hinzu⸗ fuͤgen, welche darinn beſteht, daß man die Nor⸗ maͤnner nicht getadelt hat, daß ſie den Birnmoſt in ihrer Provinz verbefjert „haben, obſchon - allerhand Arten Weine in dem übrigen Theile des Königreiches wachſen, welche fo gar noch binreichend find, bey den Fremden ein großes Gewerbe daraus zu machen. Und wäre es endlid; auch nur der Veränderung und des Vergnuͤgens wegen; fo hoffe ich Doch, daß man folche Anmerkungen über diefe Materie, die nicht allein aus der Erfahrung, fondern au aus den bes fien Büchern vom Ackerbaue hergenommen find,melche, da fie noch nicht überfege find, nur von wenig Perfonen gelefen werden koͤnnen, ohne Widerwillen lefen wird, zu geſchweigen, daß "ber (Cidre) Birnmoſt (chen ziemlich. allgemein in dieſen Landen befannt ift, fo Daß diefes nichts neues mehr ſeyn fann. Es find nur noch die Mittel anzuzeigen, dasjenige beffer und mit meh— rerem Forigange zu bewerkſtelligen, was man fdyon feit langer Zeit gethan hat. Es machen viel Leute in Diefen Gegenden Birnmoft, allein meiftencheils zu folcher Zeit, da die Fruͤchte unreif find, vor ihrer Reite von den Winden abge» Ant, oder zu unrechter Zeit eingeſammlet werden, Us wels 312 Abhandlung vom Mofte. welches ihnen eine fchädlihe Säure aieb, Man thut ihn in die allerfchlimmften Fäffer, denn man würdiger fte öfters nicht an einen gefchickten Dre zu thun. Einige machen fie bloß aus wilden Fruͤch— ten, andere nur aus Birnen, deren Saft gelb, ſchwer und dichte. Einige laffen fie ab, oder halten ihre Faͤſſer übel angefülle. Selbſt bieſenigen, welche ihn mit einiger Sorgfalt zubereiten, koͤnnen ihn nicht zu ihrem Gebrauche aufheben. Mit einem Worte, man weiß insgemein nicht die Art ihn zu verfertigen, oder wie man mit ihm umgehen ſoll, um einen guten und gefunden Saft daraus zu machen, weicher der Erhals tung fähig iſt Man wird auf andere Gedanfen ges bracht werden, je weiter man diefe Anmerfun: gen lefen wird. Es Fann ung ziemlich gleichgültig fenn, ob wir wiſ⸗ fen, daß die Alten Birnmoſt machten oder nicht; aber es iſt mol nicht zu zweifeln, daß fie den Ge— braud) deffelben gekannt, wenn man ihre Gefchic: lichkeit in allen Theilen der Deconomie anfieht. Die Gemütbhsbeichaffenheiten Der Nömer in der alten Re⸗ Der waren die Einfältigfeit, die Sparfamfeit und die Luſt zur Arbeit. Der Aderbau wurde damals fehr hochgeſchaͤtzt. Zu den Zeiten (wie Plinius artig redet) da ſiegreiche Hände den Pflug bielten, und da die Erde ftolz war, daß fie durch eine mit Sorbeern beladene Schaar ans gebauet, und durch einen Ackersmann zubereitet wurde, welcher über die Mationen gefieget, war nicht zu vers muthen, Daß man etwas von allem demjenigen unter» lien, was die Gefchicklichkeit eines Elugen Hausva⸗ ters anzeigen koͤnnte. Ob Abhandlung vom Mofle 313 96 wir fehon eine Anzahl vortreffiicher Werke von diefer Nation verloren haben, fo ift uns doch noch fo viel übrig, als zureichend ift, uns zu überzeugen, daß Die öconomifche Wiflenfchaft eben fo hoch, und viel« leicht noch weiter gebracht worden, als fie es zu uns fern Zeiten ift. Die fehönften Köpfe diefer Zeiten bielten fie nicht für unwürdig, ihrer Theorie ihre Fä« higkeit zu widmen, gleichwie vie größten Männer die Ausübung derfeiben nicht verachteren. Die Werke, fo ung vom Cato dem ältern, vom Birgil, Varro, Dem Naturforſcher Plinius, dem Columella, Dalladius übrig, find alle mit vortrefflichen Rathſchlaͤgen von der Natur des Erdreichs, von der Art eg fruchtbar zu machen, von dem Ackerbaue, den Viehheerden, der Baumjzucht angefuͤllt, und uͤberdieß finden wir Darinnen befondere Abhandlungen, die bis auf eine gruͤ⸗ beinde Sorgfalt getrieben find. Man könnte Beweiſe anführen, Daß viele Zierratben, Davon unfere heuri« gen Gärtner die Erfinder gewefen zu feyn glauben, nur wieder erneuert worden find, nachdem fie unter der Barbarey des mittlern Zeitalters gleichfam bes graben gelegen. Den Birnmoft anbetreffend, fo macht Eato in feiner Abhandlung dereruftica, einen Unterfchied zwi⸗ ſchen fementinis pomis und muſteis pomis, und diefe muſtea poma bedeuten nicht allein gezogene Früchte, ſondern auch Diejenigen Früchte, von welchen dieſer Moft, oder Diele Feuchtigkeit gemacht werden kann, welcher wir den Namen Birnmoft gegeben haben. Dem fen wie ihm wolle, fo Haben. wir doch unfer den heutigen Voͤlkern den Normaͤnnern die Eutdeckung deſſelben, oder wenigſteas den öftern Gebrauch diefer. Feuch⸗ 314 Abhandlung vom Mofte, Feuchtigkeit zu danken. Es ift aud) wahrſcheinlich, daß er von ihnen nad) Engelland gefommen, Da die Sage der Derter und Die Temperatur des Climatis ihnen nicht erlaubte, Wein von ihrem Erdreiche zu boffen: fo geriethen fie auf die Gedanken, ihre Aepfel» baͤume zu vermehren, und den Saft zu verbeflern, weichen fie aus ihren Früchten befamen , die fie bald in großem Ueberfluſſe hatten. Daher gaben fie Acht, welche Fruͤchte einen gefunbern, und zur Erhaltung geſchicktern Saft gäben: und durch wiederholte Er⸗ fahrung haben fie es dahin gebracht, daß fie einen. vortrefflichen Moſt machen, mit weldyem fie Gewerbe treiben. | Der Birnmoft tift gar nicht undie lich, fondern vielmehr herzftärfend, er macht das Herz; und den Magen friſch, mäfter, befeuchtet und löfcher den Durft fehr. So reden die Kenner von ihm. Wenn man zu viel Moſt zu ſich genommen, ſo wird man trunkner als vom Weine, und dieſes Deswegen, weil er hefti— ger und länger in den Faͤſſern fermentivet. Daher ift es gut, fie anfangs wohl anzufüllen und offen zu laſſen, darauf, nach den erften 8 oder 14 Tagen feiner Sage, locker zu verftopfen, damit man dem Mofte Zeit laſſe auszudunften, wenn er fein Feuer ausftößt. So bald er vörlig ftille feyn wird, wird manihn, wie den Wein, verftopfefn önnen. Birn» Aepfelmoft ift die allgemeine Benennung aller Feuchtigkeit, welche von Aepfeln oder Birnen gemacht wird; aber man bedient fih der Worte Birnmoft und Aepfelmoſt in der Rormandie, um denjenigen Saft anzuzeigen, welcher von Birnen oder Aepfein ohne Miſchung gemacht iſt. Der —* iſt herz⸗ Abhandlung vom Mofle. 315 herzſtaͤrkender und angenehmer, und will vermahre ſeyn, wenn er, wie man fagt, maulcecht ſeyn foll, - Die Birne iſt füßer, aber von einer abgeſchmackten Suͤßigkeit, ſchwer, dicke, lange Zeit truͤbe, wird es auch gar leicht wieder, und haͤlt ſich nicht fange. Sie ift geſchickter Weinbeermuß oder gefochten Wein, als Wein zum Trinfen, abzugeben, wo man fie anders nicht vermengt, wie man hernach fehen wird. Wenn der Cidre gut ift, fo muß er klar, von eis ner fhönen Goldfarbe, von einem angenehmen Ge⸗ ruch, und von einem fügen und Fügelnden Geſchmacke ſeyn. Wenn die Normaͤnner Cidre machen, der ſich hal⸗ ten ſoll, ſo erwaͤhlen ſie gewiſſe Aepfel, welche in ih— ren Felbern und Gaͤrten hervorkommen, und vielleicht ihrem Lande eigen ſind. Dieſe Aepfel ſind von einer lebhaften Farbe, von einem rauhen und ſauren Ge— ſchmacke, ſie machen einen beißenden, ſtarken, und ſich lange haltenden Saft. Derienige, fo aus delis caten und wohlfchmecfenden Aepfeln gemacht wird, verliert feine Stärfe viel eher, und verdirbt leicht. Die Normänner machen inzwifhen eine Mifchung von Birnen und Yepfeln; aber insgemein befteht er aus den allerfüßeften oder ſauerſten Aepfeln, die nicht gemifche werden. Ihre Aufmerkfamkeit bey der Mi- fhung ‚geht dahin, diejenigen zufammen zu thun, soelche in ihren Eigenfchaften am meiften mit einan» der übereinkommen, daher ſammlet man alle diejeni. gen, welche von fich felbft fallen, oder welche man mit großen Stangen zu ihrer Jahrszeit abſchuͤttelt, das ift, wenn fie zur Sammlung taugen , welches gemei: niglic) am Ende des Septembers, oder Anfanae des Octo⸗ 316 Abhandlung vom Moſte. Octobers, mehr oder weniger, nach Beſchaffenheit des Climatis und der Jahrszeiten, geſchieht. Man er— waͤhlet einen ſchoͤnen Tag zu diefer Sammlung, Wenn diejes gefchehen iſt, fo hängt.man die Fruͤchte i in ver» ſchiedenen Haufen in die Luft; man träge. fie nachge= hends auf den Boden, ‚allımo man fie zu ihrer Reife kommen laͤßt. Einige halten fich bis Dftern,. Man macht fo viel Aepfel und Birnmoft, als man Srüchte hat, welche klar gerieben werden koͤnnen. Siehe “ La NouvelleMaifon Ruftique, Theil IH. Bud) VI. Cap, 15. die Parifer Edition 1721, in zwey ſtarken Voluminibus, in to. Sch werde einen nöthigen Umſtand Hinzufegen, welchen ich von einem Normanne felbit erfahren, Dies fer beſteht darinnen, Daß man den Aepfel: und Birne moft ja nicht von feinen Hefen abgiegen foll, fo lange man ihn in Fäffern läßt; dieſer Fleine Unflath, oder diefe Hefen nähert ihn, und erhält ihn bey feiner Farbe. Man verkauft und führer ihn auf diefe Art aus, er wird hernach bis im Rrüblinge dünne, da man ihn we⸗ nigftens, ehe noch große Hige einfällt, in Slafchen thun Fann, in welchem alle man ihn wenige Tage vorher durchfeiget, wenn man ihn von einer. volle fommenen Sauterfeit haben will. - Wenn, man: ihn von feinen Hefen abläft, um ihn in einander Faß zu gießen, fo fängt er gar bald an rorh oder ſchwaͤrzlich zu merden, und feine Annehmlichkeit und Krait t zu verlieren, wie ich ſelbſt erfahren habe. Ä Was ih vom Gebrauche der Franzoſen angeführt. habe, wird mit der Engeliänder ihrem verglichen wer⸗ den fönnen, von welchen ich gleich reden will, und melde nach ihrem durchdringenden Berftande urn gentim, ichem - Abhandlung vom Mofle, 317 lichem Fleiße ihre Unterſuchungen weiter fortſetzen, und das, mas fie dabey angemerket, mit wiederholten Erfah⸗ rungen unterſtuͤtzen. Zween gelehrte Engellaͤnder, fo von beſondern Ver⸗ dienſten find, haben noch außer einigen andern Ges lehrten biefer Nation, und zwar borde als wahre Philoſophen, an der Baumzucht und Gärtnerey ges arbeiter. Der eine ift Herr Bradley, Dock. und Prof. der Botanik auf der Lniverficät zu Cambridge und Mitglied der Fönigl, Socierät zu London: Er hat ein Werk herausgegeben, fo den Titel führetz - New improvements of planting and gardening both philofophical and pradtical etc. London 1731. Der andere ift Herr John Lawrence, Rector zu Melvertoft, in der Graffchaft Northampron, von welchem wir eis nen vortrefflichen Tractat in zwey Theilen haben, das von der erfte den Titel führer: "T’he Clergyman’s recreation f hewing the pleafure and profit of the art of gardening, in welchem er das Vergnügen und die Vortheile zeigt, welche von der Kunſt die Bäume und Garten zu cultiviren, entfpringen. Der andere ift betitelt: The Gentle man’s recreation, the art of gardening improved etc. morinnen er Durch neue Entdeckungen, und ganz frifche Erfahrungen, die Anz wendung der Regeln, fo er in ſeinem erſten Theile ges geben bat, vollfommener macht. In dieſen zwey Werfen find die richtigfte Deurtheis lung und die Erfahrung beftändig mit einander ver: bunden, und aus denfelben werde ic) viele angenehme Sachen nehmen, fo ich an das Licht bringen will, Die 33 Abhandlung vom Moſte. Die Engelfänder legen fih überhaupt fehr auf die Baumzucht. In Engelland (fagt Herr Brad» fen) ift fein Dorf, welches nicht mit gefchicften und erfahrenen Kuͤnſtlern im Ueberfluſſe verfehen wäre, Die erfte Aufmerkſamkeit eines Mannes, welcher bauet, ift, einen wohl angelegten Baumgarten, mels cher von auter Erde ift, nahe ben feiner Wohnung zu haben. Wenn fih ein Dienftborh verbeirarher, fo verfiehe er ſich mit einem oder zween Acker Feldes, um daſelbſt ein Fleines Haus, und einen Baumgarten zu haben, Diefes ift alle fein Einkommen, , Eben derfelbe Schriftſteller merfet an, daß diefe Baumgaͤr⸗ ten, welche Die Wohnungen umgeben, außer dem Mugen und Vergnügen, fo fie verichaffen, vieles zu der Gefundheit beytragen, indem fie die Luft gelinder madıen und reinigen, vor ftürmifchen Winden. bes wahren, und bey großer Hitze Schatten werfen, der Menge Vögel (fpricht er,) nicht zu gedenfen , fo man daſelbſt ohne Aufhören fingen böret, und welche man alfo ohne Mühe da behält. Auch ift die Grafſchaft Hereford, welche wegen ihrer Bäume berühmt iff, ſolches nicht weniger wegen des langen $ebens ihrer Einwohner. Er fhreibt anderswo den Ueberfluß und die Güte der Früchte, melde man In dieſer Dro: vinz fammiet, der Sorgfalt zu, die Baumgärten auch vor den Winden Nord und Nordoſt zu vers wahren, fo, daß außer den Baumgarten, welche ing« gemein die Wohnungen bedecken, eben dieſe Baum— gärten auf der Geite, wo ihnen die Winde beſchwer⸗ fich find, noch mit Ulmen umgeben; und fo gar die Dörfer zu Allgemeinem Schutze Damit umringet find. Herr Bradley drückt fih in einem Briefe an Herrn Hartlib, Abhandlung vom Moſte. 319 Hartlib, wegen der Schoͤnheiten, welche dieſe beſtaͤn⸗ dige Cultur dem Lande, davon er redet, giebt, alſo aus: Unſere Baumgaͤrten ſind die allerſchoͤnſten, nuͤtzlichſten und angenehmſten Gebuͤſche, welche dem irdiſchen Paradieſe am meiſten beykommen, das von der Hand Gottes ſelbſt gebildet worden. Die Geſundheit, das Vergnuͤgen, und der Nutzen iind fehr ſtarke Bewegungsgruͤnde, wenn fie aud) niche beyſammen ſtehen, noch mehr aber, wenn ſie alle bey. Pr Ami iind. Man Fann urtheilen, was für eine Menge Birn- und Yepfelmoft man in einem Sande macht, welches von Früchten, und befonders von vor⸗ trefflichen Früchten, fo angefüller ift. Auch ift er das fetbft im Ueberfluffe zu haben, und man legt ſich darauf ihn fo gut zu machen, als eg nur möglid) if. Man ift bemüht, die Gattungen von Früchten zu erfennen, mit welchen esam beften angeht, fie zu rechter Zeit zu fammlen , ihnen den rechten Grad der Fermentation zu geben, ehe fie gepreßt werden, und den Wein auf eine gewifle Art zu warten, aus der man eine Kunft und ein Geheimniß macht, welches bisweilen darin= nen beſteht, daß man den Birn- und Yepfelmoft auf friſche Hefen von Spanifdyem oder Canarienwein gießet. In Engelland macht man, mie in der Norman⸗ die, gemeiniglich von Aepfeln den beiten Moft, und Herr Bradley reder alfo davon in feinem Briefe an Herrn Hartlieb. „Der Aepfelmoft ift füge wie ſchwa⸗ „her Wein mit Zucer vermiſcht, bis die Hiße ein— „fällt: aber von der Zeit an, ift er windig; wenn er „hernac) mit Hepfelmofte vermifche wird, fo thut er „eine fehr gute Wirkung. Bon gewiſſen Birnen kann 5 Band. £ „man 320 Abhandlung vom Moſte. „man den Saft auffpinnen, und einige Leute thun ihn „darunter, um ihm eine Molkenfarbe zugeben. Die „Birne Weißepferdebirne (Whiteorfe-pear) genannt, „macht einen guten Bein, und diejenige, fo bloß auf dem. „Erdreiche Bofbury wächft, giebt einen ftarfen, lebhaf⸗ „ten und hellfärbigten Wein, welcher ziveen oder. drey „Sommer, ja in guten Kellern , und wenn er in gute „Faͤſſer gelegt wird, viele Kahredauret. Es iſt zu mer⸗ „ken, daß diefe legte Birne fo raub iſt, daß fie aud) die „Schweine nicht freffen mögen. Die Birne Gennet- „moyle genannt, fo in Hecken wächft, giebt den be= „ten Moſt. Man muß fie am Baume Farbe bes „kommen laffen, hernach läßt man diefe Frucht 14 „Tage oder drey Wochen in einem Haufen zum Fuße „der Bäume liegen. Diefelbe giebt den feinften und „am meiften viechenden Moft.,, Cr bemerfet. übers Haupt, daß die allerfauerfte Frucht, wenn fie alfo in Haufen geleget wird, einen fehr guten Saft hervor. bringe. Nur die von den Pippins alleine, giebt, wenn fie reif find, und nicht mit demjenigen, fo die Winde abfchlagen, gefammlet oder vermiſcht, hernach in Haufen gar zeitig werden, einen der gefundeften, am meiften herzftärfenden und ſchmackhaſteſten Saͤfte. Uebrigens ift diefes das ordentliche Getränfe in der Grafſchaft Hereford. Ob uns ſchon der Name diefer englifhen Früchte nicht befanne ift, fo koͤnnen wir uns doch diefer Ans merfungen mit ein wenig Erfahrung bedienen, ent» weder zur Mifchung der fäuerften Früchte mit den füßeften oder zum Mugen diefer Gattung wilder Xepfel, fo ziemlid) groß und gefärbt ift, welche wir im Lande ha⸗ ben, und vielleicht eben diejenige feyn Fann, welche der Verfaſſer befchrieben hat, i Her # Abhandlung vom Mofte. gar + Herr Bradley preifet auch eine andere Gatfung von Xepfein zum Mofte an, fo er firea® d Muft nenne, eine Are von erhabnen Büfchen, fo fehöne und ftarfe Stauden wirft, und welche, da fie eine Mens ge Früchte hervorbringt, noch überdieß von fehr lan⸗ ger Dauer iſt. Der große Mugen, welchen man aus den raubeften und dem Anfehen nad verächtlic« ften Früchten zieht, ift eine Sache, fo die Aufmerk⸗ ſamkeit der Landhauswirthe verdienet. Eine betraͤcht— liche Probe in der Erfahrung, fo die Engländer ges madıt haben, fieht man an den Krabs , welches der allerfchlimmite und Fleinfte unter allen wilden Aepfeln und vermuthlich fo beſchaffen iſt, wie derjenige, wel- chen unfer Volk Bouchine nennt. in Freund des Herrn DB. ein Mann von großem Anfehen, verfie here, daß, als einer feiner Nachbarn mit ihm von den Früchten eines Baumes zu Kentifchfodling rede⸗ te, welcher ihm ein Muid Birnmoſt oder 254 paris fer Pintes gegeben hatte, er ihn zugleich einen vors frefflichen Saft Eoften ließ, welcher aus folchen Fleis nen Rrabs, die abgefchlittelt und gerieben waren, ge: macht war, ohne, daß fie in Haufen wären gelege worden, und waren mit füßlichten Birnen vermiſcht, deren Wein in diefem Jahre beftändig dick geworden, vor welhem Fehler ver aus den Krabs gemachte Mein, den Saft, mit welchem man ihn vermifchte, allezeit bewahrte. Diefe wiederholte Erfahrung gab den Werth diefer zwo vermifchten Gattungen zu ers kennen, welche vorher, da man fie befonders genom⸗ men, für fehr verächtlich gehalten worden. Diefer Freund des Heren Bradley, welcher von bekannter Sorgfalt in allen feinen Reden ift, gab die | 8 ache 322 Abhandlung vom Mofle. Sadıe für gewiß aus, und je dicker der Birnmoft _ wäre, deſto mehr müßte man von diefem rauhen und fauern Apfel, den er gebraucht hatte, darunter thun. Herr Bradlen erinnert, daß es zwo Gattungen von Krabs oder wilden Aepfeln giebt , davon die eine bey guter ‚Zeit veifer, indem fie gelb wird, Dieſe Gattung läßt ſich mit den Dirnen, welche zuerft reif werden, gar füglich vermifchen, wie in unferm Sande die Birne de Koi, die Birne Blanc nebft ihren zwo Gattungen feyn würden. Die andere wird fpäter, und bleibe bis zum Ende des Herbftesgrün, und kann mit den Birnen, fo zu ihrer Zeit reifen, vermifchee werden. Diefe beyden legtern, fo unter die Claſſe der Winteraͤpfel koͤnnen gerechnet werden, wollen ges kocht und einen Monat vorher, ehe fie gerieben werden, entweder allein, oder mit andern Winteräpfeln, in Haufen geleget ſeyn. Der Nutzen dieſer wilden Baͤume war vielleicht nicht genugſam bekannt, und ich bemerke, daß ſie in dieſem Lande gar ſehr verabſaͤumet worden, ſeit dem man das, was man gezogene Fruͤchte nennt, vermeh⸗ ret hat. Man iſt nicht nur ſo weit gegangen, daß man die rauhen und wilden Fruͤchte verachtet und eis ne Menge diefer Bäume, fo fie im Ueberfluffe ber vorbringen, umgerifien bat, fondern diefe Verach⸗ tung ift bis auf verfchiedene Gattungen alter Früchte in dieſem Lande gefommen, die an fich felbft zum Ges - brauch einer Familie fehr gut find, nicht zu gedenfen, daß jedmede Provinz Früchte hat, fo ihr befonders eigen find, und welche ihr alsdenn lieb feyn follen, weil e8 gewiß ift, daß diefe befondern Gattungen da» ketoft beffer gelingen, als alle andere und auch als. irgend Abhandlung vom Moſte. 323 irgend anderswo. Die Herren Bradley und Lawrence ſind es geſtaͤndig, und die geſunde Vernunft lehret es. Ob es alſo gleich natuͤrlich und ſehr angenehm iſt, ſich mit Neuigkeiten zu bereichern, ſo uns die benachbarten Lande darbiethen; obſchon ihre Mannichfaltigkeit reizend iſt, und ſie in unſern Baumgaͤrten ſehr gluͤcklich gepflan⸗ zet werden: ſo muß man ſich doch nicht dergeſtalt damit beſchaͤfftigen, daß man dasjenige verabſaͤume, was das $and von ſelbſt darbiethet, und welches vielleicht ges wiſſe Gattungen ſeyn koͤnnen, fo eben fo fehr von uns fern Nachbarn gefucht widen, als viele von denenje⸗ nigen, welche wir von ihnen erhalten, Was die wilden Birn- und Aepfelbäume anbe- lange, fo find verfchiedene Dinge, welche fie uns ane preifen. | 1. Der Nutzen von der Bermengung ihrer Früchte - mit füßern Früchten, um vortrefflichen Moft zumachen, 2. Der Ueberfluß, in welchem fie hervorkommen; denn wir fehen fie fat alle Jahre mit Früchten bela- den, duch zu der Zeit, da afle gute Gattungen feh⸗ len. Es gefchieht ordentlicherweife in einer fo großen Menge, daß , wenn mehrere wären, man nicht wuͤß te, wo man fie hinthun ſollte. Man ſieht einige, fo auf allen Seiten ſich unter ihrer Binde kruͤmmen; und bemerfer hier im Vorbeygehen, daß, ohngeachtet diefer Duantität, die Bäume niemals unter ihrer Laſt zerbrechen ; weil fie etwan nicht, wie die andern fruchte tragenden Bäume, ünterſtuͤtzet werden, welches die Lebhaftigkeit und Dauer ihres Holzes gar wohlzu ere kennen giebt. Die Tiſcher und andere Künftler, fo. fi) darauf verftehen, wiſſen wohl einen Unterſchied darinnen zu machen. | 3.3 3. Die 324 Abhandlung vom Mofte. 3. Die außerordentliche Dauer diefer Bäume; William Lawſon, der Berfaffer eines Eleinen Tractats von den Baum: und andern Gärten, welcher in Eng» land 1626 herausfam, verficherte, daß ein Aepfelbaum, der weder gepfropft noch umgepflanzet worden, taufend Fahre dauren kann. Von diefem Schriftftefler hielt man dafür, daß er ein Menſch von fehr großem Vera ftande und der erfte gemwefen fen, welcher die wahren Gründe von der Cultur der Bäume nebit befondern an« genehmen Umfländen herausgegeben habe, welche er Durch die Srfahrung felbit beftätiger. Diefer Artikel von der Dauer der Bäume wird eine kleine Abhandlung befonders verdienen, welche man Eünftiabin wird geben koͤnnen. Inzwiſchen will id) etwas anführen, welches den häufigen Leberfluß, und die erftaunliche Dauer wilder Sruchrbäume gteichergeftalt gewiß macht. Herr Bradley giebe e8 für eine gewilfe Wahrheit aus, weil er felbft denjenigen gefehen hatte, welcher die N robe damit gemacht. Herr Thomas Taylor, ſein Anverwandter, hatte auf einem ſeiner Felder einen ſolchen Apfelbaum, aus deſſen Frucht man ein Jahr fuͤnf große Muide von Aepfelmoſt machte. - Das Muid hat 64 Gallons und das Gallon 4 parifer Pinten. Daß alſo 5 Muids 1280 Pintes hervorbringen werden, welches gewiß wunderbar ift. Die Einwohner des Kirchſorengels geben fuͤr gewiß aus, daß man gewohnt iſt in den gemeinen Jahren 4 Muids oder 1024 Pintes Birnmoft von der Frucht dieſes Baus mes zunehmen. Diefer Baum hat eine Menge er- babener Stämme, die fehr dick und mit breitem $aub- werfe verfehen fü ind. Man fieht wohl, ——— x ahr⸗ Abhandlung vom Mofte 325 Jahrhunderte dazu nöthig gewefen, wenn man einen Baum von ſolcher Weide ziehenmwollen. Herr Tay— lor ein Greis von 80 Jahren, und welcher von fehr gutem Gedächrniffe it, bekannte, daß er in feinem Leben nicht das geringfte Wachsthum noch die Fleinfte Veränderung daran bemerfet. Diefer Apfelbaum befand ſich in einer Weide, welche nach aller Wahr« ſcheinlichkeit niemals einige Cultur noch Verbeſſerung gehabt, welche ſein Wachsthum beſchleunigen koͤnn⸗ te, Viele tauſend Perſonen giengen aus Meugierig« feit hin, diefen wunderbaren Baum zu betrachten, und "man fonnte eben diejenigen Sachen wohrnehmen ſo Herr Bradley erzaͤhlet. | Gabriel Piatt,ein gelehrter Eaihee welcher eine Art von Experimentalphyſik uͤber die Pflanzen bekannt ‚gemacht hat, ſaget, daß er ſolche wilde Birn- oder Apfel⸗ baͤume gefehen hätte, die nahe bey der Erde wären abge« ‘bauen worden, und hernach viele neue Zweige mit einer großen Lebhaftigkeit herausgetrieben hätten. Die äls teſten Greiſe hatten ihn verfichert, Daß fieniemals eine Deränderung weder gute noch böfe an vielen diefer wilden Fruchtbaͤume entdecket hätten. Ich werde nur noch eine Vorſichtigkeit zudem, was ich gefager habe, hinzufügen, die auf die Vollfom- menheit des Moftes, der von Birnen oder Aepfeln gemacht wird, zielet, und welche Herr Bradley in dem andern Capitel ſeines Werkes anzeiget, da er von der Erzeugung der Pflanzen rede. ‘Diejenigen, faget er, welche eine anſehnliche Menge Birnmoſt machen wollen, muͤſſen einen Baumgarten von einer einzigen Art Aepfeln haben, der von allen andern Daumgärten; wo Yepfelbäume drinnen find, entfer- ; X 4 net 326 Abhandlung vom Moſte. net ift, und dieſes aus zwo Urſachen, davon die eine jedermann verſteht, namlich die Vermiſchung unter ſchiedner Gattungen zu vermeiden, welche, da ſie zu un⸗ terſchiednen Zeiten reif werden, eine ungleiche Saͤure hervorbringen, welche den Moft zu verderben im Stande iſt. Dieandere, fo die Entfernung. von allen andern Baumgärten, hauptfachlich die van Aepfelbaͤu⸗ men find, betrifft, Farın nur allein von Phyſicis wohl ein» gefehen werden. Damit nämlich die Vermiſchung des verfchiedenen Saamenftaubes, wenn die Bäume in der DBlüthe find, vermieden werde, welche Bermifchung nach geraumer Zeit die Gattung verändern und fo gar neue und wunderliche Gattungen hervorbringen Fann. Ars diefem Grunde räth er denjenigen, welche neue Wälder pflanzen,nicht Baumkoͤrner von hohem Stam- me der fleinen Gattung zuzuwerfen, und Diejenigen da⸗ yon entfernt zu halten, deren Saantenftaub die Schön. beit der Gattungen verändern-Fonnte , weiche große Stämme geben follen. Dieſe Sorgfalt iſt eben ſo nuͤtz⸗ lich, ſaget Hr. Bradley, als diejenige, ſo man fuͤr die Stu⸗ tereyen, ſpaniſchen Hunde und andere Thiere trägt, Eine Anzahl von Erfahrungen, ſo bey andern Pflanzen gemacht worden, ‚machen. fehr wabrfchein- lich, daß diefer Rath nicht ohne Grund fen, und uns ter. bern Diejenigen , welche der Schriftitefler mit Hafelftauden gemacher. | Nehmer, faget er, die meb- lichten‘ Fäden oder Blüthen bon einer Hafelftaude,, die von aflen-andern entfernet;äft, ehe fie ipren Saamen- ftaub ausgefkreuet haben, .der Baum wird ganz ger wiß Feine Halelnuß tragen. ‚Wenn ihr, hernach fri- ſche Haſelzweige von einer andern Gattung nehmet, 9 mit Blüchen, heladen Al und den Baum, —* ihr Abhandlung vom Moſte. 327 ihr fo beſchnitten habt, drey oder vier Morgen hinter einander damit beftreuer, fo wird er Furcht bringen und die Gattung wird fich unvermerft ändern, befon« ders wenn ihr euch Muͤhe gebt es oil Sabre durch ju wiederholen. Durch die Bermifhung des Saamenflaubes ha⸗ ben ſich die Aurikeln in England ſo ſehr veraͤndert, welches man daraus ſieht, weil die, ſo von einerley Gattung ſind und von den andern abgeſondert werden, ſich gaͤnzlich nicht veraͤndern. Da eben dieſe Saamenveraͤnderung bey den Nel⸗ ken von einem ſorgfaͤltigen Englaͤnder, Namens Herr Thomas Fairchild d Horton, vorgenommen worden, fo brachte fie eine voͤllig neue und bisdahin unbefann« te Melfe hervor, Die Urfahe der Bluͤthen an dert Früchten iſt, nach den Megeln der Phyſik, einerley. Es find Erfenntnißgründe; ‚die allen Gattungen der Bluͤthen gemein find „ aber fidy an einigen mehr als an den andern empfinden laſſen, nad) Proportion der Kleinigkeit oder Größe der Pflanzen. Woraus man fließen kann, daß eben die Vers mifhung des Saamenftaubes unter fruchttragenden Bäumen von eben der Art die Gattung der Frucht verändern und folglich die Winterfruͤchte fruͤhzeitiger machen koͤnnte. Fuͤr dießmal werde ich in gegenwaͤrtiger Materie hierbey ftehen bleiben, und mir vorbehalten, von der Dauer.der wilden Bäume und aller Bäume, fo vom Saamen fommen, neue Anmerfungen mitzutheilen, | wenn dieſe ER Proben günftig aufgenommen werden. 1 NEE VVlilll. Bon 328 x* XXX X F 2 Ze ee VIII. Von einigen phyſikaliſchen Schriften. on der Majeſtaͤt des Schoͤpfers in den Werken der Natur, ein phyſikaliſches Gedicht von M. Chriſtian Nikolaus Naumann, der koͤnigl. deutſchen Geſellſchaft in Goͤttingen, und der deutſchen Geſellſchaft in Jena Mitgliede, 3B. in 4. Der Herr M. Naumann, deſſen lebhafte Dichtkunſt bekannt iſt, wagt ſich hier wieder an den erhabnen Gegenſtand, an das Lob der Gottheit, davon er ſchon einmal gluͤck⸗ lich geſungen hat. Er hat gegenwaͤrtige Arbeit der goͤttingiſchen koͤnigl. Geſellſchaft zur Dankſagung für ſeine Aufnahme zugeeignet. Wir wollen aus einer Stelle unſere Leſer urtheilen laſſen, wie viel Ehre dieſer Aufſatz dem Verfaſſer, als einem Dichter, und als ei- nem Kenner der Naturwiffenfchaft, mache: Der faſſt der Allmacht Ruhm ?- Sie ftrablt in den Ple— | “34,2 Sie wuͤthet im Orcan; Sie ruht in den Tornaden. Sie wog die Wolken auf. Sie maaß des Meeres Hoͤh, Sie gab die Sterngeſtalt dem zackig lockern Schnee. Sie formt den harten Kern in den kryſtallnen Schloſſen Und ihre Menge koͤmmt mit Raſſeln hergeſchoſſen. Eie macht, daß ſtarrer Reif wie Schmelzwerk zitternd / blitzt, Daß ein gehauchter Thau von lauen Duͤnſten ſchwitzt. Sie Von einigen phyſik. Schriften. 329 ‚Sie laͤßt gebrochnes Licht und ruͤckgeprallte Strahlen, Im Durchfchein Iris Bild wie ſiebenfarbig mahlen, Das in die blaue See die bunte Schenkel taucht; Sie huͤllt den Nebel ein, der dick zufammenraucht. Nebſt Flügel und Gewicht in freten Morgenwinden Giebt fie Muffong den Weg, die Wiederkehr zu finden, Im wüften Afrika fprach fie zur See Zair, Zur Mondenberge Quell: Der Nil entfpring aus dir! Und fie gebar den Nil, der, wenn er fich ergießet, Die Berg erniedriget, den Inſeln gleich umfließet: Eie hieß im Diean den ungebeuren Pik Der Berge Kaiſer feyn, der Teneriffens Glück Gebiethend uͤberſieht, und mit den ſtolzen Spigen . Bom ewigen Schnee bedeeft, den. Himmel fcheine zu fügen ꝛc. Moͤchte doch das ruhmmürdige Benfpieldes Hrn. M. Naumanns mehr Dichter aufmuntern, ernſthaf⸗ tere Gegenftände für ihre Dichtkunſt zu wählen, als fie inggemein thun. Möchten fie doch bevenfen, daß der Parnag was mehr ift, als ein Weinhaus und ein Tanzplatz, oder, unverblümt zu reden: daß es unendlich mehr Werfe des Schöpfers giebt, die alles Wiges und Feuers, das ein Dichfer nur zeigen kann, wuͤrdig ſind, als der a und das Frauen⸗ zimmer. HI. Joh. Deter Eberbarde, der Arztneygel. Doctors, Gedanken von der Wirkung der Arzt, neymittel im menſchlichen Leibe uͤberhaupt. Halle 1750 15 B. 8. Dieſes Werk beftätiget und vergrößert das Job, das Herr D. Eberhard durch * im Magazin ebenfalls‘ angezeigte Farbentheorie ſich 30 Von einigen phyſik. Schriften. ſich erworben bat. Der Hr. Verfaſſer unterſcheidet die medicinifche Erflärung von den Wirfungen der Arzineymittel, von der phnfifalifchen, Die erfte nimmt aus der Erfahrung an, Daß gewifle Arten von Theil: chen Diefe cder jene Wirfung im Körper haben, und ſchließt alfo, eine Arztney werde eben die Wirkung haben, wenn fie aus. folchen Theilchen beſteht: bie - andere unterſuchet, warum. diefe Theilchen fo wirken. Wie er die legtere Berrachtung unternommen bat, fo betrachtet er die Theiichen Der Arzeneymittel nicht ſowol ihrer Geſtalt und Größe nach, die man bis: her bey folchen Unterfuchungen meiftens allein in Ueber legung gezonen hat; fondern ihre Kräfte, ohne wel⸗ de Geſtalt und Größe nichts vermögen. Er ſieht daher zuerit auf die Veränderungen, welche aus der befonbern Schwere der Arztneymittel im menſchlichen Körper erfolgen müffen, und betrachtet darauf die beyden wirkſamen Wefen in der Natur, das allge meine Saure und das Brennbare, und erfläret die MWirfungsart des erften durd) ein flarfes Anziehen, des andern durd) ein Zittern oder gewaltfames Forts ftoßen : da diefe beyden Wefen ihrer erftaunlichen Bubrilität wegen unmittelbar in den Mervenfaft wir⸗ Een fönnen, fo ift es hoͤchſt wahrfcheinlih, daß da— durch in der Seele nicht nur verfchiedene Empfinduns gen, fondern aud) verſchiedene Begriffe hervorgebracht werden. Bon beyden legt er feine Gedanken den des - fern vor. Wie diefes alles von ihm ausgeführet wird, müffen wir, da es für unfere Abficht zu meitläuftig feyn würde, in diefer ohnedem kurzen Schrift, felbft nachzuſehen überlaffen, und thun diefes defto lieber, weil wir ihren Leſern verfprechen Eönnen, daß fie nicht nur rich» u tige j Von einigen phyſik. Schriften. 331 tige Schlüffe, und eine wohlangebrachte Kenntniß, fon» dern auch ein lebhafter und angenehmer Vortrag in derfelben mit Bergnügen unterrichten werden. UII. Job. Gottſchalk Wallerius, der Wele mweish. und Arztneyk. Doctors zu Upſal, der meic, Facult. Adjunctus, der R. K. Akad. der Naturf, auch des fönigl. medic. Coflegii zu Stockholm Mit gliedes Mineralogie oder Mineralreid) von ihm ein. gerheile und befchrieben, ins Deurfche uͤberſetzt von Johann Daniel Denfo, Eönigl. Prof. am Collegio Gröningiano zu Stargard in Pommern, Conr. an der Stadtſchule, der Fönigl. deutſch. Gefellfchaft zu Königsberg und der zu $eipzig Mitgliede, Berlin 1750 80. 2 Alph. Hr. Wallerius Name iſt ſchon unter den Maturforfchern mit einem Ruhme befannt, den gegenwärtiges Werk nicht verringern wird. Er made vier Hauptclaffen von Soffilien: Erdarten, Stein arten, Erztarten und Berfteinerungen. Die Ord— nungen der erften Claſſe find Stauberdarten, Thon⸗ arten, erztvermifchte®rdarten, Sandarten; der zwey⸗ ten, Kalfarten, Glasarten, feuerfefte Steine, Fels⸗ fteinarten; der dritten, Salzarten, Schwefelarten, halbe Metallen, ganze Metallen; der vierten, Steins verhärtungen, Berfteinerungen, Steinfpiele, Stein» ähnlichkeiten, Zu diefen Abrheilungen fommen noch fremde Mineralien, welche mit und durch die Kunft zubereitet worden find, und zwar entweter Zubereis tungen oder eberbleibfel. Die Kennzeichen, wodurd) Hr. Waller dieſe mannichfaltigen Foflilien von eins ander abſondert, find fo viel möglich von Dem aͤußer⸗ lichen Anfehen, und andern unmittelbar in die Sin. ne fallenden Befchaffenheiten hergenommen, aber daben iſt 332 Dom einigen phyſit. Schriften. iſt die Verhaͤltniß im Feuer auch allezeit mit angegeben, und lehrreiche und nuͤtzliche Anmerkungen, geben des Hin. Wallerius Arbeit vor einem trockenen Namen ver» zeichniſſe einen ungemeinen Vorzug. Diefe Anmerfune gen betreffen theils phuftfaliiche Umſtaͤnde, cheils den Gebrauch. Man Fann den gründtichen und unpar teyiſchen Fleiß des Hrn. Wallerius in Unterfuchung der Natur unter andern auch daraus abnehmen, weil _ er ſich Fein Bedenken macht, aud) von den Gedanken feiner tandsleute, und zwar folcher, die ſich durch ihre Verdienſte in Anfehen bey den Maturforfchern gefegt haben, abzugeben, wie er z. E. auf der 13 ©. verfchiedene Gründe anführet, warum man die ordents lichen Bildungen der Cryſtallen und Edelſteine, nicht von Salzen herzultitenhabe. Doch es iſt nicht noͤthig, von einem Werke weitlaͤuftiger zu reden, das kein Liebhaber der Bergwerkswiſſenſchaften, ja kein Lieb⸗ haber der Naturlehre, der was mehr als ein Stuben« phnfifus feyn will, entbehren kann. Die Ueberfegung hat vor der Grundfchrife noch den Vorzug einiger Bermehrungen, die der Herr Verfaſſer dem Hrn. Denfo mitgetheilet. IV. Bon dem fihon erwähnten Hrn. D. Eberhard haben mir nur ohnlängft eine neue Schrift erhalten, welche den Titel führer: Gedanken vom Feuer und den damit verwandten Rörperm,dem Lich- te undder electrifchen Materie, nebft einem An⸗ bange vom alchymiftifchen Feuer, worinn ein rares Sendfchreiben des Dontenus mitgerbeilet und erklärer wird, Halle, 1750, 8v. 14 B. nebft ı Rupfertafel. Bon den Sachen, die der Hr. D. Eber- bard zu Gegenftänden feiner Betrachtung aa ift | hon ‚Bon einigen phyſik. Schriften. 333 ſchon fehr viel gefchrieben. Wie man ihm aber nicht ſchuld geben kann, er fey des Fehlers verfchiedener Schriftſteller fhuldig, die mit ihren Auffägen und Erfindungen würden zu Haufe geblieben feyn, wenn fie anderer Gedanken zuvor gelefen hätten: fo hat er auch dieerjorderliche Kenntniß deſſen, mas andere Nas turforfcher vor ihm gedacht haben, auf eine ſolche Art gezeiget, Daß er fie nicht etwa ausgefchrieben, ſon⸗ dern felbft gedacht hat. Er ficht das Elementarfeuer als ein Wefen an, das aus fehr feinen Theilen bes ſteht, die alle eine fortftoßende Kraft befigen, und durch den ganzen Weltbau ausgebreitet ift, Das Brenn⸗ bare ift aus diefem zufammengefegt, das Licht fcheine ibm vom Elementarfeuer unterfchieden zu feyn, und aus Theilen zu beftehen, die zwar einander nicht bes rühren, aber doch auch Feine fortſtoßende Kraft be⸗ ſitzen, und die electriſche Materie iſt, wie er glaubt, eine Art vom Brennbaren, die aber aus weniger Elementarfeuer beſteht, als dasjenige, das die Nahrung der Flamme ausmacht. Die Beweiſe dieſer Meynungen muͤſſen die Leſer aus der Schrift ſelbſt lernen, die ihrer Kuͤrze und ihrer muntrern Schreibart wegen niemanden ermuͤden Fann. Das aldiymiftifhe Feuer des Bafılius Valentinus ift ein ſcharfes Auflöfungsmittel, das aus Salpeter und Weinſtein bereitet wird, und Pontans (deſſen Brief lateiniſch und ins Deurfihe uͤberſetzt bier gelie— * wird) Feuer beſteht aus Vitriol, Schwe— fel und Weinſtein. EN, — Inhalt Inhalt des dritten Stücks im — * | ‚Bande, I. Kurzgefaßte Reifebefchreibung des Herrn of Gmelin, in Tübingen, nad) Siberien ©. ‚225 I. Gendfchreiben an Bourguet, welches nuͤtzliche Betrachtungen über den Ackerbau in ſich ent— haͤlt 247 UI. D. Schmieders. Yan ‚ warum das Kraut Verbena, von den Deutfchen Eiſenkraut genen⸗ net werde — TEN IV. Verſuche mit dem Tpermometer, in Batavia angeſtellt | | 263 V. Nachricht von Hrn. Höfens BEN metallenen Brennfpiegel und den Berfuchen, welde Hr. D Hofmann damit gemacht 269 VI. Erfahrungen vom $euchten. der fiharfenberger | | "Blende | 288 VI. Abhandlung vom Moſte 307 VIII. Nachricht von einigen phyſtlaliſchen Schrif⸗ ten. 328 842 Er ———— Hamburgiſches Magazin, oder geſammlete Schriften, zum Unterricht und Vergnuͤgen, aus der Naturforſchung und den angenehmen Bifienfpaften überhaupt, Des fünften Bandes viertes Stud. Kir Königl. Pohln. und Churfürftl. Sachfifcher Srepbeit. Hamburg, ben Georg Ei —F Grund, und in Leipzig, bey Adam Sehe Holle, 1750, I. | Verſuch vom Ackerbaue, von der langen Dauer der Baͤume, und von den Proben, die uns das Alterthum hiervon an die Hand giebt. Aus dem Journal Helvetigue Avril 1738: 7 ige le ich etwas von ber langwierigen oe 4, Dauer einiger Bäume in einer Fleis | Ga nen Schrift berübrete , welche über den Hepfel » und Birnmoft an das Sicht geſtellet worden *, fo hat man vielleicht geglaubt, daß ich ihnen auf eine frengebige Weiſe Jahrhunderte zugefchrieben, um fie dejto an: - N 2 ſehn · Dieſe Schrift befindet ſich in dem Merkur, unter dem NMonat Junius 1737. Gelegenheitlich will ich hieher ſetzen, daß der Birnmoſt bey den Alten unter dem Na: men 338 Verſuch vom Aderbaue, fehnlicher zu machen, und daß diefes die Wirkung eis ner Neigung wäre, welche man für diejenigen Gegen». ftände bezeugte, fo einen fo hohen Rang unter den Wer Een der Natur haben. Aber wie der Geſchmack, den man an einer Sache findet, uns nicht von der Verbindlichkeit frey fpriche, vichtig zu urtheilen: fo will id, mo moͤg— lich, unterfuchen, daß die Baume Proben einer jol« chen Gattung vom Alterthume geben, welches dem Marmor Verehrung zumege bringt, und den Müns zen den Werth giebt. Man weiß wohl überhaupt, daß es Bäume von langer Dauer, befonders Bäume von hohem Stam- me, giebt, obſchon wenig Leute darauf gefallen find, fie gewiß zu beftimmen. Recht genau foldjes zu fa- |. gen, wären Unterfuchungen noͤthig, melde richtig auf einander folgten, und unter fo vielen Erzeugungen der Menfchen gleichfam verabredet worden wären, Aber wie kann man wegen der Borfichtigfeit einhellig werden, welche man gebrauchen muß, um dieferhalb mit einem Nachfolger, welchen man öfters nicht Eennet, gewiß zu werden, und welcher auch weniger darauf bedacht men cereuifia befannt war, welchen man durch das Wort cervoife überfegt bat. Plinius Lib. XV. c. ın. fagt, daß man aug den Aepfeln umd Rirnen einen Saft ziehe, welcher die Eigenfchaften des Weins hat: po⸗ mis proprietas pyrisque vini. Er feßt hinzu, daß man denfelben in der Medicin gebracht! fimiliterque in aegris cauent, Und aneinem andern Orte, Lib. XXI, in fin. fehret er ung, daß man in Gallien und andern Provinzen Cidre und andre Gäfte von dieſer Art mach⸗ fe; cereuifia et plura in Gallia aliisque prouinciis, >33 vonder Dauer der Baͤume ic. 339 bedacht ift, den Beariffen feines Wohlthäters nach— zufeben, als feinee Wohlthaten zu genießen. Und was iſt fonft für ein Mittel übrig, feinen Geſchmack einem endern zu verfchaften? Es ift leichter, fein Vermoͤgen zu binterlaffen. Der Gefhmad der fchö= nen Rünfte Fann einen Menfchen eingenommen haben, und feine ganze Nachkommenſchaft verlaffen. Der Vater made fid) eine Ergöglic;feit aus feinen Unters ſuchungen bey den Wirfungen der Natur, und die ganze Natur wird einem Sohne, der ſchwaͤrmende Bergnügungenfucht, traurig vorfommen. Ueberdieß müßte man hier eine fehr feltfame Art der Neugierig« keit haben. Wenn man neugierig ift, fo ift man es insgemein nur für fih, und in dem Falle, von wel» chem ich bier rede, müßte man es für andere $eute ſeyn. Die Neugierigfeit von der gemeinen Weiſe würde die Hige feiner Bemühungen dämpfen, wenn er. nicht hoffte, daß die Erkenntniß die Belohnung Davon wäre. Man foll genaue Kegeln beobachten, Damit unfere Nachkommen wiſſen mögen, was uns alfezeit felbft unbefannt bleiben wird, in Wahr: heit , diefes überfteige faſt die Kraft der Natur, und es ſteckt ein philoſophiſcher Much darinnen, melcher nicht bey jedermann anzutreffen ift. Es ift demnach wohl zu vermuthen, daß die Leute der alten Zeit fi nicht die Mühe darum gegeben haben, wenn die Re— de davon geweſen iſt, wie fie ihren Nachkommen die befannte Zeitrechnung von der Entftehung gemifler Bäume überliefern, und noch weniger, wie fie von einem Stamme zum andern der ganzen Weite diefer Dauer nachgehen follen. And gefegt auch, daß man es gethan hätte, fo Fonnte man fich noch) nicht ſchmei⸗ Be 3 cheln, 340 Verſuch vom Ackerbaue, | cheln, die rechte Wahrheit getroffen zu haben ; denn verfichert bie Baͤume, Deren Urfprung man nicht weiß, und welche an Deren bervorgefommen find, wo fie die Matur felbft Hingeftellet hat, muͤſſen Diejenigen ſeyn, weiche fie mit befonderem Borzuge zu erhalten beliebet, weit fie auf eine ganz befondere Art ihr Werk find, Die Phyſik biethet uns bier ihre Hülfe dar, und mir werden fie. ung zu einer andern Zeit zu Nutze machen. Inzwiſchen laffet ung mit einen Blicke überhaupt ſehen, was für Mittel die Alten gehabt haben, die Sachen an ſich felbftbeifer, als wir, zu erkennen, das mit wir, wo nicht einen vollitändigen Beweis bekom⸗ men, doch zum wenigſten uns felDigem nähern, | 1. Es iſt fo gleich gewiß, daß je mehr die Men« ſchen dem erften Alter der Welt naher gekommen, deito mehr haben die einfachen Objecte der Natur Reizungen für fie gehabt. Da ihr Gemuͤthe durd) den Ehrgeiz und die Vergnuͤgungen weniger zerſtreuet wurde, jo Hatten fie alle Muße, fo nöthig gewefen, Die Geburten derfeiben zu unterſuchen. Sie waren auch Dazu geneigter ‚als wir eg find. “ Sie befamen von diefen OERpOrbFANgungen ihren einzigen Unter» alt. ‘ 2. Die Tradition bieſer erſten Menſchen hat dem» nach hinterlaſſen Fönnen, was fie Durch das bloße Anfchauen oder durch aufmerffamere Unterſuchungen —“ oder entdecket hatten. Dieſe Menſchen, welchen ihr langes Lehen einen beſondern Vorzug gab, haben von ſich ſelbſt ſehen koͤnnen, was uns die Nadı richt einiger Zeugungen Ichren würde, Mr 3. In von der Dauer der Baume 1% - 341 +73. &%n diefen glückjeligen Zeiten, da die Vera ſchwendung noch nicht gelehret harte, große Gebäude zu bauen, und. fih noch nicht mit Reihthümern zu naͤhren ſuchte, welche die Schiffahrt herbey ſchaffet, blieb der meiſte Theil von den Baͤumen, und haupt« fachlich diejenigen, fo von hohem Stamme find, welches eben ‚Diejenigen find, fo laͤnger dauren, uns verändert ſtehen; man ruͤhrte fie niemals an; und man hätte ſich vielleicht einen Scrupel gemacht, ihre Schönheit einzureißen. J 4. Die Menſchen der erſten Zeitalter konn— gen Bäume ſehen, welche mit der Welt entſtanden, und ohnflreitig ſtaͤrker, majeftätifcher und dauer⸗ bafter, als die andern waren. Cs fcheint, daß es von diefen Bäumen zu verftehen fey, deren Tra- dition das Andenden fortgefege hatte, wenn die latei« nifchen Schriſtſteller diefe prächtigen Befchreibungen gegeben haben, Dergleichen it z. E. dieſe aus dem Ovidius: Stabat in his ingens annefo robore quercus. Oder diefe von dem Naturaliften Plinius, indem er von dem hercyniſchen Walde redet, den Jahrhunderte ehrfurchtsvoll verfehonet hatten, und weldyer mit der Welt gleiche Zeit gedauert: Intadta aeuis et congenita mundo, 5. Die Verehrung, fo die Menfchen ber erften Zeitalter gegen Die Bäume hegeten; der göttliche Dienft, den fie ihnen erzeigeten; die Widmung vieler ſolcher Bäume, fo den Goͤttern gefcheben, und dee - fabelbafte Begriff, daß Ye Gottheiten unter ih⸗ 94 rer X 342 Verfuch vom Aderbaue, rer Rinde ftecften : alles diefes, fage ich, brachre den Bäumen eine neue Aufmerkſamkeit zumege, und gab verfchiedene Mittel an die Hand, ſich wegen ihrer: ungeheuren Dauer zu unterrichten, und derfelben ge« wiſſer zu werden, | 6. Auch zu der Zeit, da dieſer grobe Gottes⸗ dienſt den gefunden Begriffen nachgeben mußte, ga» ben die Dflanzftäte der Bäume, damit die Tempel umgeben waren, und welche mit ihnen ordentlicher Weile zu gleicher Zeit entftanden waren, die gehei- ligten Wälder ‚ an welche man niemals rührte, und deren Zeit man leicht willen konnte, unzmweifelhafte Feige von ihrer Dauer ab *. . Den Mangel viefer Hülfemittel, welche der Aberalaube verurfachte, Fonnte die &hre, in welcher, wie wit jeden, ‚alle Aeite Des Aderbaues geweſen find, den aufgeklärtern 3 Zeiten zu allerhand nüglichen und angenehmen Unterfuchungen Anlaß geben. Der Geſchmack an dem $andleben, den die erften Ein» wohner der Erde fo lieb hatten, hatte ſich unter der alten roͤmiſchen Republik beftändig verbeffere, welche fo viel Kiugbeit und rechtſchaffenes Weſen in ihren Sitten hatte. Eine einzige Geſchichte wird den herr— ſchenden Geſchmack dieſer Zeit fuͤr den Ackerbau beweiſen. Magon, ein berühmter General der Carthagi— nienfer in den punifchen Kriegen, hatte 28 Bücher. von * Ich will in der Folge eine beſondere Diſſertation von dem Baue der Baͤume geben, wo man in einer genauern Abhandlung von demjenigen mehr überzeugt werden wird, mag ich gejagt. - von der Dauer der Bäume ıc. 343 . von diefer Wiffenfchaft gefchrieben. Der Haß ber Kömer gegen viele Nation verhinderte nicht, daß - ein Decret vom Nathe gegeben würde, welches die Ueberſetzung derfelben verordnete; fo hoch fchäßte man gute Sachen, vb fie fchon von den Feinden felbft fa men. Dieſes iſt zugleich ein Beweis von der Auf. merflamfeit, fo man auf alles dasjenige hatte, was eine dem Menfchen fo nuͤtzliche Wiſſenſchaft, und aus welcher man fo viel machte, verbeffern konnte. Daß fich Cato einer Feige bediente, welche in dreyen Tagen aus Africa gefommen , um dem Rathe zu beweifen, daß der Feind nicht fo weit von den Mauern: entfernt wäre, zeiget nicht allein die Ce: ſchicklichkeit dieſes großen Mannes an, fondern auch, daß die Dbjecte auf dem Lande den Roͤmern fehr be» kannt waren, daß ihrer auch in den ernfihafteften Berathſchlagungen erwähnt wurde. Alsbald wurde der dritte punifche Krieg Eund gemacht und eine ein— zige Feige war die Lirfache des Untergangs von Car— thago: vnius pomi argumento euerfa, fagt Plinius der ältere, bey ver Erzählung diefer Hiſtorie. Als ein gewiffer Enico aus der Schweiz einige Früchte aus Rom in fein Vaterland nebft einem menig Del und Wein brachte, melche dafelbft nicht befannt waren, fo feuerren diefe geringe Proben des Ueberfluffes feine Sandesleute an: das Verlangen diefe Shäße der Natur zu befigen, welche fie als wahre Reichthuͤmer anfahen, machte fo viel Eindruck in ih» nen, fie zur Eroberung Italiens zu bewegen, als nach der Zeit die Begierde nach dem Golde ben den Spas niern verurfachte, um ihnen zu der Eroberung von Merico und Peru einen Muth zu machen, | V5 | 8. Die 344 Verſuch vom Ackerbaue, 8. Die Hererzählung der großen Männer des Alterthums, weiche fi) dem Ackerbaue und allen Theilen des $andlebens gleihfam gewidmet harten, würde zu lange dauern. Ich will nur einige der bes ruͤhmteſten von denenjenigen nennen, weldye ihre Er gögungen Daraus gemacht; um zu erweifen, daß der Geſchmack und die Erfahrung bey den Alten von die⸗ fem Range Quellen der Erfenntniß waren, von - welchen ung heutiges Tages die Sitten unſerer Zeit gar zu weit entfernen. Cyrus, der jüngere, fagt Eenopfon, tar nicht weniger forgfältig in Erhaltung der Schöndeit feiner Gärten, als den Frieden und Ueberfluß in feinen Staaten blühend zu mahen. Abdolonymus, von koͤniglichem Gebluͤte aus Sidon, wurde von dem Alexander aus einem kleinen Garten, welchen er anbaute, hervorgezogen, um Koͤnig uͤber dieſes Volk zu werden, und er verließ mit Unwillen einen Kuͤchen⸗ garten wegen einer Krone. Die Griechen, welche den Ruhm aller freyen Kuͤnſte haben wollen, behau« pten, daß Augias, Koͤnig zu Elis, der wegen der vie— len tauſend Ochſen, ſo er ernaͤhrte, beruͤhmt war, der Erfinder der Stercoration oder der Verbeſſerung der Erde durch den Miſt geweſen. | Attilius füete fein Gerreide aus, als man ihn zum Bürgermeifter ernannte: und Cincinnatus wur⸗ de vom Pfluge weggenommen, daß er Dictator wers den follte. - Die Zeit der römifchen Republif, fo am meiften in bie Augen leuchtet, ift diejenige gemefen, da ihre Häupter von den Feldverrichtungen zu den größten Ehrenſtellen giengen. | Augu— / von der Dauer der Bäume ic. 345 an Augut⸗ ſuchte bey dem Vergnuͤgen des Gars tenbaues von den Ermuͤdungen des Regimentes aus⸗ zuruhen. Diocletianus ſchlaͤgt aus das Reich wieder anzu⸗ treten, ſo bald er die Suͤßigkeiten des Landes in ſeinem Garten zu Salone erkannt hat. Die Kaiſer zu Conſtantinopel baueten felbft ihre Gärten an. Conftantinus Pogonatus verfertigte fo ‚gar einen Tractat im Griechiſchen, von dem Acker— baue, und befchäfftigte fih in Perfon damit. wueullus iſt nice weniger bekannt Durch. bie Pracht feiner Gaͤrten, als durch feine großen Tha— ten. | Scipio Africanus hatte nur ein kleines Feld, fagt Seneca, welches er mit feinen eigenen Händen an— bauete. Der Naturaliſte Plinius fagte, daß man noch zu feiner Zeit Diivendäume fähe, welche von der Hand dieſes großen Mannes geimpfet worden, in dem Landhauſe Linterninum genannt, welches ihm zugehoͤrte. Cicero, in ſeiner Abhandlung vondem Alter, wen⸗ det alle feine Beredtfamfeit an, um das Landleben zu erheben: er fagt, Daß es einem wahren Weiſen zus fomme, und daß er fich nicht verrwundere, Daß viele Fürften ihre höchfte Macht niedergelaget, um daffelbe defto beſſer zu genießen. Maſſiniſſa, König in Numidien, richtete Baum—⸗ gärten auf, wo er durch) feine Sorgfalt die Tros ckenheit der africanifchen Sänder, und alle Kinder niffe der Natur überwand. Ich feße gern nod) uns ‚fer die Meibe der Mäcenaten des Aderbaues, ben liebenswuͤrdigen Plinius den jüngern, dem die Hör - lichkeit, 346 Derfuch vom Aderbaue, lichfeit, der gute Geſchmack und ein wohhatiges Ge⸗ muͤth eigen waren. Dieſer vir confularis, der bey einem der größten und beften Fürften, die regierer ha; ben, in Gnaden ftand, Statthalter zu Bithynien, ein Hofmann und in den wichtigften Sachen vollkommen geſchickt war, hatte noch Muße, fih an zwey Feldern zu vergnuͤgen, von denen er uns ſehr vollſtaͤndige und angenehme Beſchreibungen liefert. Das eine war das Laurentinum nahe bey Oſtien. Er nahm ſich die Zeit, die Einrichtung davon ſelbſt zu ma— chen, und nachdem er es ſo lebhaft abgeſchildert, daß man mit ihm alle unſchuldigen Wolluͤſte zu ge— nießen glaubet, welche er daſelbſt wohl angewandt; ſo fragt er ſeinen Freund Gallus: Thue ich unrecht, daß ich dieſe reizende Einoͤde bewohne, oft beſuche und liebe, und würdet ihr fo gar fehr ein Stadt— mann feyn, daß ihr nicht, wie ich, darnach begierig werden follter? Piinius ſcheint gleichwol dem prächtigen Luſt⸗ haufe, fo er bey den Tuleis hatte, den Vorzug zu geben, wie es aus einem ‘Briefe erhellet, den er an feinen Freund Apoflinaris fchried, In dieſer zier— lichen Beſchreibung, mo er ſich in eine beſondere Ab» handlung aller Stücke diefes großen Gebäudes, und alfer Schönheiten der Gärten einläft, wo die fchöns ften Gewaͤſſer, der Marmor, dieZierrathen der Kunſt, und alle Bequemlichfeiten des Lebens gleichfam ver» ſchwendet waren, man fieht ihn an feiner Males rey ein ungemeines Vergnügen finden: indulfi amo- ri meo (fagt er). Er verlängert feine Befchreibung durch hundert angenehme Ausſchweifungen, mie die 2 Baͤche von der Dauer der Baͤume ic. 347 Bäche in ven Wiefen herumlaufen, und diefelben mit Mühe zu verlaffen ſcheinen. Mit welcher Lieblichkeit und Zaͤrtlichkeit des Aus⸗ drucks bekroͤnet er nicht ſein Werk? Hier, ſagt er, iſt beſſre Muße und die Ruhe tiefer und angeneh-⸗ mer. Hier ſind keine ſtrengen Rechte, ſo uns die Obrigkeit auflegt, hier keiner, der uns in unſerer Einfamfeit beunruhiget und herausreißen will, wenn fie nicht gar zu weit entfernet iſt. Alles iſt um mich herum ruhig und ſtille. Die Gegend dieles Landes ift (6 angenehm, daß es ſcheint, als wenn die Luft dafeibit reiner, und der Himmel heiterer als irgend anderswo wäre *. Sieht diefes äußere; (denn er giebt es ung als die Zugabe aller fehönen Dinge, fo er beſchrieben hat,) nicht als koſtbare Zierrathen um ein vortreffliches Gemaͤlde aus? Giebt er ihm nicht neue Annehmlichkeit? Wie will man das otium pin- guius, das aër liquidior geben, welches etwas mehr fagt als alles, was unfere Sprache darreichen Fann ? WMan kann nicht zweifeln, daß man nicht zu eis ner folchen Zeit, da die großen Seute als Befchüger der Wiffenihaft, von der ich rede, gebohren zu feyn ſchienen, es darinnen fehr hoch gebracht haben - follte, und daß nicht eine Menge Sachen, welche wir überfehen, das Object ihrer Aufmerkſamkeit ges weſen wären. Man darf nur die Bücher der Alten | | über * Super illa, quae retuli, altiu ibi otium et pinguius,. coque fuauius; nulla neceflitas togae; nemo arceſſi- tor ex proximo; placida omnia et quiefcentia, quod ‚ Ipfunn falubritate regionis, vt purius c@lum, vt aer - liguidior accidit. P/in. Lib. IV. Ep. 6. — 348 Verſuch vom Ackerbaue, uͤber dieſe Materie nachſchlagen, um hierinnen ihre genaue Sorgfalt und die langwierige Abhandlung ihrer Unterſuchungen zu bemerken. Wenn man zu dieſen Exempeln einige, ſo von Aſien hergenommen ſind, bnuſehen win wo ihre Cultur den Urſprung genommen: fo werden wir befinden, daß fie in Dies fem Theile ver Wele ihren erften Glanz und ihre wahrhafte Negierung gehabt habe. Won da hat fie ſich, wie wir ſolches fehen werden, über die ganze Erde ausgebreitet, zuſamt den ſchoͤnen Sachen, welche fie hervorgebrad cht hatte. Ich will es bier beylaufig fagen: Affyrien, wel ches einen Theil von Oberafien ausmachte, ift der erfte Schauplatz gewefen, darauf man diefe Kunft und den Fleiß, welcher fie erzeuget bat, hervorftrahlen ſehen: die Gärten der Semiramis waren der Beweis und das Meifterftüick davon. Aug Diefen fchönen Orten, welche fo würdig waren, die Wiege des menfchlidyen Gefchlechtes zu feyn, find Die Früchte, die Blumen und die Kunſt fie zu cultiviren, nach Perfien, Ars menien, Jonien und in die andern Theile von Kleine a ien gefommen. Homerus, welcher ungeine fo ſchoͤne Befehreibung von den Gärten des Alcinous, Königs in Phönicien * giebf, nahm fie ohne Zweifel von der Inſel Dhäacien, oder Corfu, die zu Jonien ge⸗ hört, welche das Vaterland diefes Poeten war, ein Land, welches fo wehl zu dem Geſchmacke, als zu den Ergoͤtzlichkeiten, aufgelegt war, Wahr * Pomaque et Alcinoi filuae. Virg. Georg. I. v. 87 Quid bifera Alcinoi laudem pomaria, vel A etc, Stat. I, Silu, 3. 81. > von der Dauer dev Bäume ıc. 349 Wahrſcheinlicher Weife kam diefer Geſchmack von Aſſhrien oder Kleinaſien nad) Africa, wo wir den Garten der Heſperiden finden, welcher in Maurita— nien lag. Die ihm angedichteten fabelhaften Schön« heiten find ohne Zweifel nur die Wahrheit auszus ſchmuͤcken, erfonnen worden. Das alte Griechenland ſcheint nichts anders von diefen Sandern genommen zu haben, als was es dar— innen nüßlid) fand. ‘Das alte Rom, welches die ehrbaren Beluftigungen davon entiehnte,, brachte dieſelben nicht, mie die Aftatifchen, bis zur Weichlich- Feit empor. Jede Nation folgte hierinnen ihrer Ges mürhsbeihaffenheit, und die Griechen und Roͤmer der erjten Jahrhunderte dachten an nichts anders, als wie fie ven Mugen des Sandlebens und Die dauer haften Bergnügungen ihrer Höfe weiter ausbreiten möchten. Die Eroberungen von Kleinafien, Syrien, Afri⸗ ca und Griechenland , gaben Europa ben meijten Iheil der Früchte, mit welchen es Geute zu Tage pranget, und alfo brachten die Schrecken des Krieges die Annehmlichkeiten Des Sriedens hervor. Sch will bey Gelegenheit diefes Artikels eine Ans merfung machen, welche uns ganz natürlich auf Die Muthmaßung bringen wird, daß die Menfdyen von einer Erzeugung zu der andern einander die Ichmeis chelhafte dee von den Gütern überliefert, welche fie mit der Unfchuld verloren haben, Die beilige Schrift befchreibt uns das irdifhe Paradies als eie nen wahrbaften Dre der Ergöglichfeiten, und zu je⸗ der Zeit hat das Wort, Paradies, einen reizenden Dre angedeutet, in welchemman alles nach) Wunſch hatte, Diefes 350 BVerfuch von Ackerbaue, Diefes Wort, welches perfifch ift, bedeutet einen Garten, oder einen zur Zierrath, und wegen der Früch- te mit Bäumen beiegten Ort; und die alten Völker in Afien benannten alfo einen Drt, auf welchem man eine wunderfame Menge von den fchönften und bluͤhe⸗ reichſten Pflanzen, von frifchen Schatten und gefrümms ten Bächen, von fpringenden Quellen, eine von dem Duft der Blumen und auserlefener Früchte angefüllte $uft anteaf. Der Gefang der Vögel, welche diefe ſchoͤ— nen Derter befuchten, die Thiere, fo man in den TIhiergärten einfchloß, werden uns den Begriff, wel chen ſich Die Alten von den wahrhaften Ergögungen, und zu gleicher Zeit von dem irdifchen Paradieſe ges macht haben, weldjes das Modell davon gemwefen zu feyn feheine, vollends ausfüllen. Strabo, welcher Jericho befchreibt,, faget: Da war des Königs Pas laft und fein Paradies, in welchem der Balfam wuchs; Alexander, fagt ein Hiftorienfchreiber, gieng, das Grab des Cyrus in einem Paradiefe zu befehen *, j: . Die Gärten der Semiramis und des Salomons gehörten unter dieſe Reihe. Diefer große Fürft fage uns, daß er von allen Pflanzen, von der Geder an, bis zu dem Mop, gefchrieben hätte, und nad) der außerordentlihen Gabe der Klugheit, melde ihm Gott geſchenket hatte, Fonnte man ein Werf nicht ges nugſam bedauren, welches mit folder Richtigkeit von den Wundern der Natur gehandelt, und mit ſolcher * Siehe die Unterſuchungen vom Acker- und Gartenbau von Herrn Angrand de Rue neuve, koͤniglichem Rathe zu Orleans. Paris, 1712, 2 Voll, von der Dauer der Bäume ic, 351 ſolcher Wuͤrdigkeit von demjenigen: wunderbaren Weſen, welches der Lirheber davon ift, gerever haben ‚wiirde; | : Ich fchließe aus allem dem, was ich gefagt habe, daß die fchlechte Zebensart der erften Menſchen, der allgemeine Geſchmack aller alten Völker an dem Acker— baue, und hauptfächlich deu aufgeflärte Geſchmack fo vieler berühmten Männer, weiche befondere Mühe darauf gewandt, den Alten mehr Unterricht hievon, als uns, hat liefern müffen; und daß alle Diefe Lm- ftände vereiniget fie geichicfter gemacht Haben, die verjchiedenen Naturelle der Pflanzen und ihre Dauer zu erfennen. Ä & ER Außer diefen allgemeinen Mitteln, hat es auch be⸗ fondere gegeben. Solchergeſtalt Haben gewifle alte. Bäume ihren Beweis durch öffentliche Urkunden fuͤh⸗ ren koͤnnen, als diejenigen, welche man zu den Graͤnzen beſtimmte, andere durch die Hiftorie, die Regiſter und Jahrbuͤcher der Städte bey Gelegenheit eines merkwürdigen Ausganges, oder einer befondern Sa: che, welche in feiner Gegend vorgefallen war. Sola cherſtalt war eine beſchloſſene Unterhandlung, ein ge— gebenes Treffen, ein beruͤhmter Mann, der nahe bey einem Baume getoͤdtet worden, ein Grab oder Giegeszeichen, fo unter feinem Schatten geſtellet war, eine religiöfe Ceremonie oder eine folche andere Bege— benheit von diefer Arc fchon Bintänglich , daß das Gedächtniß defielben erhalten würde, und die Nach— kommenſchaft entweder genau oder doch bennabe bes ſtimmen önnte, wie viel Zeit er gedauert Hatte, Ich will zu Beſtaͤtigung meiner Muthmaßungen einige - Erempel geben. 5 Band, — Ich we '; Verſuch vom Ackerbaue, Ich koͤnnte die Eiche zu Mamre anfuͤhren, unter welcher Abraham nach des Iſidorus Berichte zuweilen Kühlung fuchte *, und meine Leichtglaͤubigkeit mit dem Zeugniffe des heiligen Hieronymus beſchuͤtzen **, wel der, da er von Diefer Eiche redet, verfichert, daß man noch unter der Regierung dee Gonftang, und bis zur Zeit feiner Kindheit, den Terpentinbaum fah, unter welchem Abraham gewohnt harte, deſſen Größe das Alterthum genugfam bemies, und welchen die Heiden in fonderbarer Verehrung hielten. Der bei- lige Hieronymus *** redet noch von dielem Baume - in feinem Commentario über den Zachariam, und fagt, daß die Juden, welche in dem Kriege des Barco» chebas durch den Kaifer Hadrianum gefangen worden, bey dem Zelte des Abrahams verfauft worden, wo alle Jahre ein fehr zahlreicher Marke gehalten würde, Weldes, wie Here de Tillemont ſagt, nicht fehmer iſt, einzuräumen +, weil an dem Orte, wo Abra= ham gewohnt hatte, in dem Thale Manz, nahe bey dem Hebron, und wo er drey Engel empfangen hatte, noch z ” dor: L. XVII, Cap. 7, ‚ apud Bonifac. Hiflor. Ludier. Pag. 285. ** Dryſ. i. e. Quercus Mambr?, iuxta Hebren, in | qua vsque ad aetatem infantiae meae et Conftantii Regis imperium , Terebynthus monftrabatur peruetus, . et annos magnitudine indicans, fub qua habitauit Abra- ham, miro autem — Ethnicis habita eſt etc, Hieron. in loc. hebr. Litt. D. *## Hieron. in Zachar. c. 8, p. 262. 1 Mr. de Tilemont Hiſt. des —— Tom, u, p- 501. von der Dauer der Bäume. 355 nod) in dem vierten Jahrhunderte ein Terpentinbaum and, j F — Alles, was man von dieſer Erzaͤhlung glauben kann, iſt, daß ein ſehr alter Terpertinbaum, mel« cher beynahe an dem Orte ſtand, wo man dafuͤr hielt, daß ſich Abraham niedergelaſſen hatte, nach dem Sinne des aberglaͤubiſchen Volks fuͤr eben denjenigen Baum gehalten wurde, unter welchem die Hütte die— fes Patriarchen aufgefchlagen worden. Wenn man es nicht auf diefe Art verſteht, fo wollte ich glauben, Daß der Stab Serhs, von welchem der Wanderer Mandeville fagt, daß er ihn nahe bey dem Hebron gefehen habe, eben fo viel Wahrfcheinlichkeic Hätre. Der ewige Dlivenbaum, von weldyem die Athe— nienfer rühmten, daß fie ihn in ihrer Feſtung hätten, und dafür hielten, daß er von der Minerva gepflanzt worden fen, verdiente wohl, daß Cicero darüber fpot= tete; wie er folches in feinem erften Buche der Ge« fege thut. Der wilde Dlivenbaum, melde man zu Argos zeigte, und von welchem die Argiver im Ernſte fagten, daß Argus. die ſchoͤne Jo, melche in eine Kuh verwandelt worden, daran gebunden hätte, follte ihnen gleicyen Spott zuziehen. Wir wollen den Ahornbaum, welchen man auf den Weg von Apamien in Phrygien zeigte, und den, wie man fagte, Apoflo erwähle hatte, ven Satyr Marfias daran zu binden, als er ihn fhund, dazu ſetzen. Bielleichtdarf man ven wilden Dlivenbaum nicht mit unter diefe Elaffe zählen, mit welchem Herkules gefrönet worden war, welcher ſich noch zur Zeit des Plinius zu Olympia * befand, Behr re A Man * Plin. Lib. XVI, Cap. 44, de aetat. arbor. 354 Berfuch vom Ackerbaue, Man bediente fich deſſelben zu Kränzen der olympi- ſchen Spiele, und man erhielt ihn auf eine ehrvolle Weiſe. Es Eonnte wohl fern, daß diefer Daum feit einigen Jahrhunderten daſelbſt fund, da er, ſei⸗ ner Natur nach, viel ſtaͤrker als der freye Yelbaum ift, von welchem die Alten dafür bieiten, daß er zwey oder drey Jahrhunderte brauchte. Das Exem⸗ pel, fo ich von den Dlivenbäumen gegeben habe, die von der Hand Scipionis geimpfet worden, und wel: che man fo lange Zeit hernach ſah, iſt eine Probe hiervon. Gina hide Ueberhaupt kann man fagen, daß das Leben ges wiffer Bäume faſt unendlich ift *; und nichts bewei⸗ fet beffer, wie lange fie diefes Leben erhalten fonnten, als die entfegliche Dauer ihres Holzes, nachdem fie eingeriffen worden. Der Buchsbaum, Ebenbaum, die Cypreſſe und Ceder wurden von den Alten von unendlicher Dauer gehalten: außer dem, was man von dem Gewebeihrer furzen und engen Fibern, und von dem aromatifhen und dlichten Saft erfennet, welches fie vor dem Eindrucke der Luft bewahret, und wegen feiner Bitterfeit ein Gift wider die Inſecten ift, fo hatten die Alten Grund, es zu fagen, wegen der merfiwürdigen Probe, fo fie bey dem Tempel ber Diana zu Ephefus damit angeftellet hatten, Dieſer ‚Tempel wurde nach Verlauf von 220 Jahren auf Koſten des ganzen Afiens vollendet. Die Balken des Daches waren von Cedern, die Thore von Cy— preffen und die Bildfäuie der Diana von Ebenholze. Dieſer Tempel wurde ſiebenmal wieder gebauet, ohne daß * Vita arborum quarımdam immenfa eredi poteſt. von der Dauer der Bäume ic. 955 daß das Holz, davon er aufgerichtet warb, fich jemals verändert befand. | Das hölzerne Bild des Ve: Supiters, das im Jahre 551 der Stadt Nom gewidmet worden, ward zur Zeit des Plinius noch fehr wohl erhalten, Der berühmte Tempel des Hpollinis zu Utica, welcher von numidifchen Cedern zu gleicher Zeit mit dev Stade gebauet worden, ftand noch 1138 Jahre nach feiner Stiftung. Der Ternpel der Diana, welhen man zu Sagunt fah, ift 200 Jahre vor dem trojanifchen Kriege eingeweiber worden. Sein Bauholz; war von Wacholder, und man weiß, daß das riechende Hol; von einer längern Dauer, als alles andere, ift, Auch nahm Salomon zum Bauholze des prächtigen Tempels zu Jeruſalem Cedernholz, und zu den Ches rubinen Dlivenholz, mit Golde überzogen, Es wird nicht fehwer fenn, zu glauben, daß Bäume von diefer Gattung nicht gefrhickter find der Zeit zu widerftehen, und nach Proportion alle Bäu« me, welche ihnen gleichen. Die Cedern des Berges $ibanon, von welchen Heinrich Maundrell eine Bes fhreibung giebt, Fönnten wohl von der Zeit Hirams ‚an, oder wenigftens feit einer großen Anzahl Jahrhun— derte, da ftehen. Diefer Reiſende, der Caplan* von der englifchen Factur zu Alep war,und deſſen Redlichkeit befanne ift, fage uns, daß dieſe wunderfamen Bäus ‚me nahe bey dem Gipfel des Libanons, in dem Schnee wachſen, daß man daſelbſt ſehr alte und ungeheuer große findet, und daß er einen gemeſſen, welcher 36 33 Fuß — Voiage de Aep Ieruſalem, fait 1697 etc. Utrecht Ba 36 Verſuche vom Ackerbaue, Fuß und. 6 Daumen im Umfreife hatte, und ııı Fuß im Umfange des Saubwerfes. Sein Stamm war in fünf Theile getheiler, von welchen jeder einem dicken Baume gleich war, und diefer Baum ftund nichts des ffo weniger fehr wohl aufrecht. Drey Umftände bes weilen, daß diefer Baum nicht anders, als auf eine - fehr langſame Are, gewachfen feyn fonnte. 1. Seine Lage auf dem duͤrren Gipfel eines Gebirges. 2. Der Schnee, fo ibn ordentlicher Weife umgab. 3, Die natürliche Dauer feines Holzes. Eben diefe Gründe machten auch feinen Untergang nach) Proportion lang« fan, und gewiß waren viele Jahrhunderte nöthig, ‚ um diefe Menge fleiner Zirfel hervorzubringen,, wel che fehr oft unempfindlich find, die fich jedes Jahr bilden, und deren man eine fo große Menge nöthig hatte, bis man auf 12 Fuß und 2 Daumen des Dia« meters kam. Nenn, nachdem ein ſolcher Baum alle feine Vollkommenheit erreichet hatte, er, wie es ſehr wahrſcheinlich iſt, viele Jahrhunderte lang in dieſem Zuſtande beſtehen konnte, und beynahe eben ſo viel wieder noͤthig waren, um ihn untergehen zu laſſen, als noͤthig geweſen, um ihn auswachſen zu laſſen, ſo wuͤrde vielleicht ſeine Dauer von etlichen 1000 Jah⸗ ren ſeyn. | Die Murhmaßungen rechtfertigen die Rede des Plinius zur Gnuͤge. Laſſet uns nun zu andern Baͤu⸗ men und zu andern Beweiſen fortgeben. Die Eiche ift von einer lange dauernden Natur; und es ift noch Feine Bergleichung zwifchen der Dauer« haftigkeit der ordentlichen Eiche und der Dauerhaftig- feit der grünen, weldye man Steineiche nenner A n a von Ader Dauer der Baͤume ꝛc. ‚357 daß man fich nicht darüber wundern wird, daß fie viel länger dauert. Folgendes ift ein fehr merkwuͤrdiges Erempel hiervon. Plinius ſagt, Daß man auf dem Vatican eine folhe Eiche ſah, welche die Lateiner ilex nann⸗ ten, die älter als Rom war, welche eine Inſcri— ption in Erz von etrufeifchen Buchftaben trug, welche anzeigte, daß diefer Baum zur Zeit diefer alten In⸗ feription gebeiliget worden. Bu Tibur, einer viel aͤltern Stadt, als Kom, zeigte man drey Eichen, (ilices) die älter, als Ti- burtus, ihr Stifter, waren: apud quas, (fage Plinius Lib. XVI, cap. 44.) inauguratus traditur.- Diefer Tidurtus war ein Sohn des Amph iaraus, wel⸗ cher vor Theben ſtarb, ohngefaͤhr ein Jahrhundert vor dem trojaniſchen Kriege. Es iſt wahr, daß Bayle, unter dem Worte Amphilochus, dieſes als eine Fabel anſieht, und fehr ſtark zweifele, daß biefe Bäume bis zur Zeit Belpafians gedauret «hätten: Aber ein bloßer Zweifel ift Fein Beweis, und eg er= Hellet nicht, daß dieſer gelehrte Mann feine Betrach⸗ tung auf phyſikaliſche Gruͤnde gewendet, welche die Moͤglichkeit dieſer Dauer, feſt ſetzen. Es war ein Lotus in dem Hofe der $ucina, (in Lu- eina Area). Dieſer Hof wurde im CCCLXIX der Stadt Rom aufgerichtet und der Lotus war unftreis tig älter, Diefer ob ſchon nicht fo ftarfe Baum, alg viele andere, fand CCCCL Jahre hernach. Ein anderer $otus, der im Vulcanali gepflanzt war, wur de nach des Mafferius Vorgeben mit Kom von glei« chem Zeitalter gefchäger. diefer Dre zum Au 4 en j 358 BVerfuche vom Aderbaue, Een eines Sieges vom Romulo confecrire worden, fo giengen feine Wurzeln bis an das forum — Eine Cypreſſe von eben der Zeit, nahe bey dem Lotus gepflanzet, gieng erſt zu Raons Zeiten unter. Man unterhielt einen Feigenbaume auf dem Marktplage zum Andenken des Remus und Romus Ius, welche unter einem Feigenbaum gefunden wor⸗ den, wo fie eine Wölfinn auffäugte. Alfo, ſagt Pli- nius *, lebte viefer von fich felbft aufgewachſene Feigenbaum an dem Orte, wo die erften Gründe von Mom geleget worden, welche Durch die Tugend, Froͤmmigkeit und rühmlichen Tod des — befe⸗ ſtiget find. Die zʒwey fo berüchtigten Myrthen zu Rom, die vor dem Dallafte des Duirinus gepflanzt waren, ver= dienen, daß ich befonders Meldung davon thue. Die eine gehörte den Patriciis, Die andere den Plebeiis, Ihr blübender oder abnehmender Zuftand ffammte, fagen die Lateiner, mit dem unterſchiedenen Gluͤck die⸗ ſer zwo Parteyen uͤberein. Man ſah zu Linterninum, einem Seide des Sci⸗ pionis Africani, eine andere Myrthe von einer außer« „ordentlichen Größe, Sie wuchs auf einer Grotte, wo man fagte, daß ein Drache feine Leiche bemachte. Der wilde Delbaum, welcher auf den Plaß des Marktes zu Megara gepflanzet worden, hatte einen ganz fonderbaren Beweis des Alterthums, Als einige Soldas * Eadem fortuito fatu viuit in media foro, quo feden- tia imperii fundamenta --- - Curtis maximis bonis, hoc eft, virtute ac pietate, ac morte praeclara exple- verat. Plin, Lib,XV, er 20, | j 2 vonder Dauer der Baͤume x. | 359 ‚Soldaten ihre Waffen in feiner Hoͤhlung, nad) Are eines Siegszeichens aufgerichtef hatten, fo bedeckte die Rinde unvermerfter Weife diefe Deffnuma. Als nach⸗ gehends das Drafel wegen der Zeit des Untergangs diefer Stade um Rath gefragt wurde, fo empfing man die Antwort, daß es alsdenn geſchehen wuͤrde, wenn der Baum Waffen gebaͤhren wuͤrde. Dieſer Baum - fiel endlich um, und entdeckte die Helmen und Waffen, ſo er in ſeinem Buſen einſchloß. Der Ahornbaum war wegen feines Schattens, eis ner von den unfruchtbaren Baͤumen, die am meiſten geachtet werden, und wurde zu Kom in folchen Ehren aehalten, daß man ihn mit Wein befeuchtete, um ente weder feine Fibern ftärfer zu machen, oder fein Wachs⸗ thum zu befchleunigen. Es befand fich einer zu Athen, in dem Spaziergange der Afademie, 36 Ellenbogen hoch. Ein anderer berühmter in düen hatte in ſei⸗ nem Stamme eine Höhle, 81 Fuß tief, in welcher Ly⸗ cinius Mutianus, Abgefandter diefer Provinz , eine Gaſterey hielt, daben 18 Perſonen fehr bequem zu Tiſche faßen, außer den Bedienten und dem zu ihrem Dienfte nöthigen Geräthe. Der zu Gortine in Ereta war in den öffentlichen griehifhen und lateiniſchen Monumentis berühmt. Sein Laub fiel niemals, und die Fabel gab vor, daß Jupiter der fchönen Europa unter feinem Schatten genoffen hätte, Der Lerchenbaum, eine Art harzigter Fichten, wel⸗ cher zu Rom auf der Bruͤcke des Schiffſtreits von Tiberii bis zu Neronis Zeiten ausgeſetzt ward, und 120 Fuß lang war, mußte von einem großen "Alter ſeyn. Diefes war die größte Pflanze, fo zu Rom ge⸗ ſehen worden. 35 Tacitus 360 Verſuch vom Aderbaue ıc. Tacitus erzählet, daß die Deutſchen in ausge⸗ höhlten Stämmen ſchiffeten, welche 30 Menfchen Hals ten Fonnten. Alle diefe Dinge beweifen uns: 1, Daß es in diefen Zeiten Bäume von einem fehr großen Alter gab, 2. Daß der allgemeine Geſchmack der $eufe zu dies fer Zeit zu allen Theilen des Acerbaues ihnen eine viel größere Aufmerffamfeit zuzog, und die auch vielleicht viel fhärfer gewefen, als heute zu Tage, 3. Daß die Sorgfalt Die Epochas der Begeben- heiten und Stiftungen durch Monumenta von verfchiedener Art zu confecriren Damals eine - leichte Möglichkeit an die Hand gab, die Zeit verfchiedner Bäume, welche allen andern zue Probe dienen, zu erhalten. Ä 4. Daß der Aberglaube viel dazu beyfrug, das Andenken derfelben fefte zu fegen und zu vers laͤngern. Es koͤmmt ung zu, aus der alten Hiſtorie das— jenige, mas fie ung davon melde, von dem herauss zuziehen, was bie Leichtglaͤubigkeit Fabelhaftes dar⸗ ein gemengt bat, und weldyes ung nicht verhindert, ung zu überzeugen, daß die ‘Bäume von einer groͤßern Dauer find, als man insgemein glaube, in Betracht, daß wir biftorifche Beweiſe davon in genugfamer Menge haben. 2 aufanne mir. 809 U. Herrn 361 FE *******5 | ll. Herrn J. © Krügerg, Med. D. und P. P. zu Halle. Schreiben an Prof. Köftnern, von eitter verſteinten Feuerflamme. iderſprechende Dinge fuͤr wahr halten, und das leugnen, was man nicht begreifen kann, ſind zwo einander gerade entgegengeſetzte Thorheiten. Dem ohngeachtet haben die Menſchen nicht ſelten die Geſchicklichkeit, beyde mit einander zu verbinden. Selbſt die Naturkuͤndiger ſind von dieſen Schwachheiten nicht allemal frey. Denn ich irre ſehr, oder fie verfallen in dieſelbe, wenn fie glaus ben, daß aller Kaum mit Materie erfüllet fey, ohn« geachtet fich Die Körper bewegen, und daß die anzie— bende Kraft unter die Unmöglichfeiten gezählt wer— Den müßte, weil man nicht begriffe, wie ein Körper in den andern wirken Fönne, ohne ihn zu berühren. Die Bereitwilligkeit widerfprechende Dinge zu glau— ‘ ben, kann wohl auf keinerley Weife entfchuldigee - werden: weil fie der Natur felbft Gewalt anchur, und die Menfchen durch eingebildete Neichthümer verblendet. Die Fertigkeit, alles in Zweifel zu zies ben, was man nicht begreift, thut Diefes zwar nicht ; 1a | aber 362 5, G. Kruͤgers Schreiben aber ſie beraubt uns der Guͤter, welche wir ohne die— ſelbe beſitzen wuͤrden. Beyde Fehler machen alſo den menſchlichen Verſtand aͤrmer, dieſen Verſtand, welcher niemals reich genug werden kann, und der ſeine Armuth deſto mehr einſieht, je reicher er iſt. Die Naturlehre iſt ſonderlich gegen die letztere Krank: heit des Verſtandes die beſte Arztney: denn ſie macht ihre Liebhaber deſto behutſamer, die Möglichkeit er ner Sache zu leugnen, je mehrere Begebenheiten fie ihnen zeiget, die man nach der gewöhnlichen Art zu denfen für widerfprechend halten würde, Mieman« den ift diefes: mehr befannt, als Ew. Hochedelgeb, Öleihmwol mache ich mir die Freude, Ihnen durd) eine verfteinerte Feuerflamme einen neuen Beweis davon zu geben. Sie werden aus der Geſtalt diefer Materie abnehmen, daß fie einer Feuerflamme fo ähnlich fey, als es nur möglich iſt, obngeachtee fie eine fefte Materie ift, die aus irdifchen Theilen zu beftehen fcheint. Wie würde nicht ein Schulweifer erfchrecfen, wenn er eine ſolche Feuerflamme und ein verjteinertes Holz erblickte, nachdem er. nad) als len möglichen Figuren der Schlüffe bewiefen hätte, daß eine fleinerne Keuerflamme mit einem hölzernen Schleifſteine zugleich in das Reich der Unmöglich Eeiten verfegt werden müßte. Sie dürfen nicht glau⸗ ben, daß mid) die bloße Aehnlichkeit bewogen, einen Körper mit dem Namen einer Feuerflamme zu bes legen, der den meilten Naturkuͤndigern ein Näthfel feyn wiirde, wenn fie fo gleich fagen follten, was es wäre, Mein, dieſer Körper verdienet nod) aus ei» nem andern Grunde dergleichen Namen: denn mer wollte ihm folchen abfprechen, da feine Theile Ri | .. U UWE von einer verfteinten Feuerflamme. 363 liche Theileder Flamme geweſen, und er dadurch eben die Geftalt der Flamme erhalten bat? Kine kurze Erzählung feiner Erzeugung wird anftatt des Bewei⸗ fes dienen. Sn denen Schmelzhuͤtten, Darinnen das Kupfer aus den Schiefern geſchmolzen wird, brennt nie nur der Zink mit in der Flamme; fon- dern er giebt auch derielben eine fchöne grüne Farbe, die wie Celadon sder Sans päreil ausſieht. Diefer Zinf ſublimirt fi in den Defen. Bisweilen aber werden feine Eleine Rügelchen durch die Gewalt der Dlafebälge fo in Linien fortgetrieben, wie ungefähr ein Tropfen Waffer, welcher auf dem Tiſche liege, wenn man ftark Darauf bläfet, Wenn ſich nun die- ſes zutraͤgt; fo nehmen diefe Zinfblumen, die auch wegen ihrer ſchneeweißen Farbe nihil album genannt werden, die vollfommene Geftalt der Flamme an, und machen ein rechtes Gehäufe über diefelbe. Ihre Theilchen hängen fo ſchwach zufammen, daß fie von » einer mäßigen Berührung in einen Staub zerfallen ; daher fie auch durch die Arbeiter.immer ihrer fchönen Geftalt beraubt werden. Das fiherfie Mittel, fie vor dem Unfergangezu bewahren, ift, daß man fie mie möglichfter Behutfamfeit abnehme, und hernach ein Paar Tropfen Tiſcherfirniß darauf fallen lafle; dies ſe ziehen fich fo gleich ein, und verbinden die Theilchen ſtaͤrker unter einander, daß hernach ein ziemlich fe— fter Körper daraus wird. Der Herr Schichtmeifter, Hofmann hat fich die Mühe gegeben, viele mit großer Sorgfalt fo einzubalfamiren , und ich habe ſolche uns ter die Siebhaber vertheilet, welche fie zum Theil in - das Pflanzenreich unter die Schwaͤmme, theils in das Thierreich, wegen des Geruchs, den fie von ſich geben, 364 3.6. Kruͤgers Schreiben * geben, wenn man ſie anzuͤndet, verſetzen wollen, da ſie doch in das Mineralreich gehoͤren. Wenn man ſie ans Licht haͤlt: ſo verbrennt der Firniß, und verſetzt ſie in ihren vorigen zerbrechlichen Zuſtand, gleichwie ſie auch alsdenn die weiße Farbe wieder bekommen. Ew. Hochedelgeb. wollen nicht glauben, daß dleſe verſteinte Feuerflammen bloß dienen die Neugierigkeit eines Naturkuͤndigers zu befriedigen. Keinesweges, man kann ſie gebrauchen, aus dem Kupfer den ſchoͤn⸗ ſten Tomback und Meßing zu machen, wenn man ſie mit Kupfer ſchmelzt, und etwas verbrennliches, dere gleichen Unſchlitt, Koblenftaub u. d. gl. ift, hinzu⸗ ſetzt. Diefes läge mid) hoffen, daß diefe Materie der Betrachtung der Maturfündiger nicht unwuͤrdig ſey. Sch verharre mit vieler Hoch⸗ achtung ꝛc. ur Ver⸗ t a 665 Eee ee ee See Ze ze zZ ze 22 SE Zu *** . III. Verſuch von dem Seeweſen und der Handlung. Dritte Abtheilung — ie haben ung zu zeigen angelegen feyn laf- ’ ſen, durch was für eine Veränderung das ” Geemwefen in Frankreich eingeführer worden, und wie es flufenweife zu dem blühenden Zuftande gelanget ift, wohin es Ludwig der XIVte unter feiner Regierung erhoben bat. Nun haben wir noch zu zeigen, wie leicht es ung fällt, daſſelbe in folchem Stande zu erhalten; oder, wenn es et⸗ wan herunter gefommen wäre, es wieder dahin zu bringen. Wir haben dazu verfchiedene Vorzüge, die den andern europaͤiſchen Völkern abgeben, Denn die africaniſchen Seeräuber wollen wir nicht tech» nen, als welche eher zu einem Wagſtuͤcke, als zu eis nem mit Bedacht geführten Kriege geſchickt, gegen die nachgebenden uͤbermuͤthig, und gegen die Anz greifenden verzagt; übrigens aber aus der. Maßen mäßig find, S verachtenswürdig indeſſen diefe tuͤrkiſche Miliz feyn mag, fo hat ihre erſte Hige | u etwas erſtaunendes, welc)es fich zum Theil auf | i r Siehe des 4ten Bandes, 6tes St. 366 DBerfuch von dem Seewefen ihr Vorurtheil gründet, daß alles nothwendiger Welle geſchehen, und einem unvermeidlichen Werhängniffe nachgeben müffe. Als die franssfifche Flagge, bey verfchiedenen Gelegenheiten, von den Seeräubern aus der Bar⸗ barey befchimpfer warden war, rächere ſich Ludwig der AVte, der fih das, was man ihm fihuldig war, wohl zu verfchaffen wußte, rechtfchaffen dafür. Denn der große duͤ Quesne verfolgte im Jahre 1681, auf feinen Befehl die tripoliniichen Schiffe bis in den Hafen von Scio; griff diefelben, ohner⸗ achtet des von dem tuͤrkiſchen Baſcha daſelbſt ihnen verliehenen Schußes, ohne Bedenken an, beichoß fie mit feinem ganzen Gefchüße, und bohrte viele der= felben in ben Grund. Die beyden Bombardirungen von Algier, in den Jahren 1682 und 1688 geben nicht weniger, die, alle Zufäfle überwiegende Macht Lud⸗ wigs des XIVten zu erfennen. Diefe prächtige Stadt mußte, nachdem fie mi Mord, Blut, Graus und Zerftörung erfüllet war, demüthig um Frieden bite ten, und Fonnte denfelben doch nicht anders als unter den härteften Bedingungen erhalten, deffen fie ſich noch heut zu Tage zu erinnern weiß: BER - Die das Seewefen angehenden Vorzüge betrefs fend, und melde Fraͤnkreich in’ feinem eigenen Schooße heget, Fünnen eigentlich auf vier einges fchränfer werden. Der erfte ift unmiderfprechlich, feine Sage, als welche eine der bequemiten und vortheile haftigften in der Welt ift, ſowohl fich zu ſchuͤtzen, als andern Troß zu biethen, ſowohl Fremder ihre Handlung zu ftöhren, als feine eigene empor zu brin« gen, feine Kauffahrteyſchiffe nach allen Plägen zu vers | | fenden, J b. F J J NUT in Per und der Handlung. 367 ſenden, und hingegen von allen Orten her derglet⸗ chen anzunehmen. Eben dieſes veranlaſſete ſowohl wenland den Czaar Peter den Iften, der jet erzeit mit ungemein großen Anfhlägen ſchwanger gieng, als den, vor Friedrichshall, fo unglücklich erfchoffes nen König von Schweden, Earl den Allten, ſich vernehmen zu laffen, Daß, wo jemals ein Königreich ‚nach der Beherrſchung alfer um daſſelbe herumliegen⸗ den Reiche ſtreben koͤnnte, es gewiß Frankreich ſeyn müßte, Und in ber Tpar liegt felbiges greichfam mitten in Europa: nichts fehränfer Daffelbe ein, nichts iſt ihm hinderlich. Auf einer Seite herrfcher es über den Ocean, und feheint es fait, daß die fpanifchen, deutfehen und Handrfhen Meere, demfelben, wegen feiner fern ausgeſtreckten Rüften, und. deren Krümmen und Buchten, gleicfam um die Werte Huldigen: Auf der andern Geite hat es das Mittelmeer, wo es die Darbarey faft gerade ‚gegen über, Spanien zu feiner Rechten, Nizza, Genua, die großberzoglichen Staaten aber,. famme dem Weberrefte von Italien zu feiner Linken bat. Was ift Diefes nicht für eine tage, wen man ſich dieſelbe zu Nutze zu machen wuͤßte, die Augen ein⸗ mal auf ſein eigen Beſtes aufſchluͤge, und ſich nicht von einem weichlichen Muͤßiggange einſchlaͤfern ließe! Die Englaͤnder und Hollaͤnder ſuchen alle ihre: Nothdurft in der Ferne, und miüflen, wenn fie ihre Feinde ausfpähen oder angreifen wollen, merkli⸗ che Umwege nehmen: da hingegen die Sransofen ihre Feinde vor der Thüre angreifen, mit Vortheil befechten und ſich gelegentlich zuruͤckziehen koͤmen; ** in der See, wo die Gefaͤhrlichkeiten fo viel⸗ 5 Band, | Ya fältig 68 DVerfuch von dem Seewefen fältig und plöglich fich eräugen, zu nicht. geringem Benftandegereihet. Noch mehr. Die fremdenSchif⸗ fe, Die von langwierigen Reiſen nad) Haufe gehen, von Wind und Sturm abgematcet, und hart umge« trieben, auch gemeiniglich. von altem Gebäude und vom Volke entblößer find, müfien faft vor unfern Au— gen, im Gefichte und gleihlam in. der Macht Stanfreichs, wie dev Cardinal von Oſſat fagte, vorüber fahren, und fich wider ıbren Willen unfern Haͤfen naͤhern. Manfann alſo wohl geden« fen, wie leicht es ung fallen würde, dieſelben⸗aufzu⸗ heben, oder wenigftens ihre Schiffahrt zu beeinträd)- tigen: welches, wie befagter Gardinal ferner faget, zum Nutzen und zu der Bequemlichkeit, zur Sicherheit, Hoheit und Achtung der Ärone ausfchlagen würde. Uebrigens foll das, was hier gefaget worden, we⸗ der den Ruhm des Krieges zu erheben, noch folche Gemüther, die vielleicht nur allzufehr dazu geneige fenn möchten, zu demfelben anzureizen gemeynet ſeyn. Ich erkenne vielmehr die vollfommenen Berdienfte einer Nenierung, wo Gerechtigkeit und Treue, und Glaube das Ruder führen; wo man fi), nicht al- lein auswärts, allen Saamen des Haſſes und der Eiferfucht aus dem Wege zu räumen, fondern aud) innerlich Friede und Ruhe zu erhalten, angelegen feyn läßt. Damit man aber, ſpricht der Cardi— nal von Dffat ferner, bierunter nicht betrogen werde, fo muß man, wie der Löwe, im Schlafe die Augen niemals fließen, fondern die Augen beftändig offen halten, damit man such die geringften Zufälle, die fich eräugen möchten, ‚ und der Handlung. 369 möchten, voraus ſehen Fönne + + » Man fiebe auch öfters in den Staaten, daß die Uinbeile, die in ihrem Urfprunge unvermerk⸗ lic) und unbegreiflich , eben die allergefshrz lichften, und ſolche Unbeile find, die endlich von gar großer Wichtigkeit werden: In der That muß ein mweifer und auf feine Anges legenheiten aufmerkſamer Fuͤrſt, auf alles, was den Rechten feiner Krone entweder nüglic oder nachtbei: lig feyn Fann, ein wachſames Yuge haben. Er muß den Zuftand feines Reiches dem Zuftande der Reiche, mit denen er umgeben ift, täglich mic gleicher Wach⸗ ſamkeit entgegen halten. So lange die Waage gleich fteht, fieht man eine liebreihe Einigkeit herrſchen: hat fie aber einen Ausſchlag, fo entfteht Zwietracht daraus, und wird hinführo unterhalten. Fraͤnk⸗ reich it viel zu erleuchtet, daß es nicht wiffen follte, wie weit fich feine Macht erftrefe: und man würde es empfindlich beleidigen, wenn man argwohnen wollte, daß ihm diefelbe unbekannt wäre. Ob es gleich den Krieg anzufündigen, immer in Bereits fchaft ſteht, fo darf es denfelben doc nicht unrecht⸗ mäßiger Weiſe anfangen: Und ob es gleich ſich zu vertheidigen, jederzeit im Stande iſt, ſo darf es doch niemals den Willen zum Angriffe haben. Der itas | liänifche König Theodorich pflegte zu fagen: Ve- nienaum tunc ad arma, cum Iocum apud aduerfarios Auflitia non pote/l reperire: der, man mup als⸗ denn erſt zu den Waffen reifen, wenn Recht und Billigkeit bey den Widerſachern nicht mehr ſtatt finden wollen. Aa⸗ J Es 370 Verſuch von dem Seewefen Es wird erzählet, daß fich Heinrich ‘der Ulte einmal in der Nacht traͤumen laffen, als wenn er mit⸗ ten unter einem Haufen Loͤwen, Tiger und Leopar ⸗ den wäre, die ihn verfchlingen wollten; worauf diefer Fürft des darauf folgenden Tages, ganz außer fid) ſelbſt, und in der größten Beforgnig wegen der ol gen eines Traumes, Den er billig hätte verachten ſol⸗ len, ſich in aller Eile nach dem Schloſſe Madrit, wo er viel fremde wilde Thiere unterhielt, Binbegeben, und diefelben alfe in feiner Gegenwart habe rödten laſ⸗ fen. Welches Trauerfpiel, fo lächerlich, als folches in feiner Entwickelung geweſen, ihn wieder aufgerich⸗ tet habe. Hier haͤtte ihm wohl jemand ins Ohr ſagen mögen: Die Thiere, die Ew. Majeft. zu vers ſchlingen droben, find die nicht, die fie in ih⸗ ven Thiergarten baben, wohl aber ibre, ihnen zu ſchaden ſtets geneigte, Nachbarn, vor allen andern aber ihre Nachbarn zur See. * Der andere Vorzug, deſſen wir ung zu erfreuen haben, ift die Sicherheit unferer Küften, die fid) faft von fich felbft vereheidigen, und bisher alle verfuchte Sandungen zu nichtegemacht haben. 3. €. kann die. jenige dienen, die der Admiral Cromp im Sabre (1674, ſowohl an dem Einfluffe der Loire und der Garonne, als aud) laͤngſt den Küften von Bre⸗ tagne, Poitou, Saintonge und Guienne, unter“ nehmen wollte. Cr fand aber alles daſelbſt auf fo guter Hut, und alfenthalben fo richtig: Anftalten, daß er fid) nichts wichtiges zu unternehmen getvauen Durfe te. Gleichergeſtalt lief es auch mit ber Landung ab, die Mylord Barclai im Jahre 1694 zu Camaret vornehmen wollte, bey welcher die — ne die Ausfchiffung gefchahe,über 12000 Mann verlohren; da indeffen vie Franzoſen demfelben nicht mehr, als zwo Freycompagnien Seeſoldaten, nebſt der Strand. militz, entgegen ſtelleten. Der, über dieſen übel ge« rathenen Zug erbitterte Mylord Barclai verfuchte noch verfchiedene andere Sandungen in der Norman⸗ die und in Flandern, die aber alle nicht gluͤcklicher abliefen. Zu dieſer natuͤrlichen Sicherheit unſerer Kuͤſten, die vielen Aufwand erſparet, koͤmmt noch die Frucht⸗ barkeit unferer Seeprobingen „ſowohl derer, die von dem mitrelländifchen Meere, als derer, die vom Ocean bewaͤſſert werden; vade Fruchtbarkeit dieſe Provinzen angenehm, reich und volkreich macht, und die Fremden in großer Anzahl herbey oder, Die andern europaͤiſchen Königreiche hingegen be fchweren fich alle iiber Die verdrüßliche Sage ihrer Kuͤ⸗ ften. Hier find fie unfruchtbar, und erhöhen ſich in Sandberge: Dort wächft nichts Nutzbares und koͤmmt nichts zur Reiſe: weiterhin it die Natur fo verun« ‚ ftaltet und fo unkenntbar, als die Menfchen, die ih« re Wohnung allda aufgefchtagen haben. Gleichwohl haben diefe Reiche einen Vorzug, der ihnen eigen ift, und den ich ihnen faft misgönnen möchte: viefen nämlich , daß ‚ da die See die vornehmfien Städte, wo ſich der Hof aufhält, beneger, man dafelbft aller zum Seewefen gehörigen Umftände gar bald gewohnt wird: man bewundert, was es für Kunft und Ers kenntniß gekoſtet haben müffe, die verfchiedentlichen Theile, woraus daffelbe-befteht, in Bewegung zu | von ‚ und diefelben geſchickt auf einander abzupafa Ya 3 ſen; und der Handlung. Er nebſt dem Generale Talmach, , unter deffen Befehle | * 372 Verſuch von den Seewefen fen: man kann dafelbft die Neichthümer, Bequem—⸗ lichkeiten und alle Hülfe, welche daffelbe verſchaffet, fo zu ſagen, mit Haͤnden greifen: man nimmt, mit einem Worte, an deffelben auf einander folgendem Fortgange Theil; und die einfältigften geftehen, daß die Gluͤckſeligkeit des Staats an der Vollkommenheit deſſelben hange. Dergleichen ſieht man taͤglich in Portugall, Moſcau, Daͤnnemark, Schweden, England und Holland, deren Hauptſtaͤdte fo na⸗— he am Meere liegen» Da hingegen Daris das See⸗ weſen nur von einem verftümmelten Hörenfagen, und, wo ich es fo nennen darf, exit aus der andern Hand fennet. Da lebet man in einer freywilligen Achtlo— figfeit alles deffen, was nicht nach Annehmlichkeiten und $ufibarfeiten ſchmeckt; und ich bin gewiß, daß man bey der Hälfte derer Dinge, die man dafelbft verzehret, und derer allda ſchwimmenden Seltenbeiten, ‚nicht weis, welchem Sande, oder weſſen Fleiße und Gefhiclichkeit, man diefelben zu allem Glüd zu dan» fen habe, Diefe faft durchgängige Unwiſſenheit, * deſſen, was im Koͤnigreiche hervorkoͤmmt, als was von auswaͤrtigen Laͤndern hereingebracht wird, es ſey an Dingen, die zur Leibesnothdurft unentbehrlich, oder folchen,die nur zur Unterhaltung des Muͤſſigganges und zu Bergrößerung der Verſchwendung gereichen, veranlaffet die geringe Achtung, oder vielmehr die Ver— achtung, die man gegen die Schiffahrt und Handlung heget. Dieſe unbiltige Verachtung aber würde bald aufhören, wenn man junge Leute, die entweder ihre Geburt, oder das Gluͤck zu den höchften Ehrenſtellen beftimmer anſtatt einer ſtillſitzenden, und — ihren - KR und der Handlung, 373 ihren vier Mauern, angeftelleten Erziehung, reifen ließe; wenn man ihnen afles, was unfere Pflanz« ftädte betriffe, und alles, was diefelben, denen vers fehiedenen Bedürfniffen des Königreiches, die von Tage zu Tage immer zunehmen, unentbebrliches überfenden, erflärete; wenn man ihnen 'von den hauptfächlichften Manufacturen, welche die Provin« zen zieren und bereichern, von denen, die in Ver— fall gerathen, und endlich von denen *, die noch Darinn errichtet werden Fünnten, einen zulänglichen Unterricht ertheilete, um dadurd) zu verhindern, daß fehr anfehnliche Summen den Ausländern nicht zus geſchicket werden dürften; mit einem Worte: wenn man fie die drey Sproffen Fennen lehrete, welche den Reichthum des Königreiches ausmachen, und in den liegenden Gründen, der Handlung und dem emfigen Aa 4 Fleiße »Hier iſt ein Exempel davon, das ich in genaue Obacht genommen habe. Es wird in Bretagne ein großer Handel mit Hanf: und Flachsleinwand getrieben. Die Keinfaat aber muß dDurchgangig aus dem Norden vers fehrieben werden, weil fie bier zu Lande aus der Ark ſchlaͤgt, und nicht mehr, als einmal, gebraucht were den kann. Diefer alfo unbrauchbare Saame wird durch die Holländer aufgefauft, die das darinn befindliche oͤlichte und leicht anbrennende Wefen auspreffen, und folches fo fort wieder nach Sranfreich bringen, mo es auf verfihiedentliche Weife genuger wird; welches jahr- lich einen Satz von ſechs- bis _fiebenmal hundert faus fend franzöfifche Pfund austraͤgt. Ware es ung nun nicht beſſer, daß wir Diefeg Del felber machten, und f felber eine Handlung damit trieben, die ung mit Rech⸗ te zuzufommen fcheint? Allein, fo find die Franzofen, Daß fie es gern auf Fremde ankommen laffen, und fich auf berfelben Fleiß verlaffen, 374 Verſuch von dem Sesmefen Fleiße beſtehen; wenn man ihnen bedeutete,‘ was dieſe drey Sproſſen für eine Verwandtſchaft mit ein⸗ ander haben, wie nothwendig ſie einander befeſtigen und unterflüßen follten, wie fehr das wefentliche Ver⸗ mögen eines Staates an Würden zunimmt, je nad): Dem die Handlung und der emfige Fleiß an und für ſich felöft zunehmen und das Gold und Silber in den Umlauf bringen, als welche das -Unterpfand, die ollgemeine Maaße des Bertrauens des gemeinen Weſens und des Anſehens des Beheerſchers worden - find; und wenn ihnen diefes alles richtig gegen ein= ander gehalten und 86 vorgerechnet wuͤrde, ſo daß das Gedaͤchtniß nicht uͤberladen wuͤrde. Sollte eine ſolche Erziehung nicht wohl fo gut ſeyn, als alle dies jenigen, woraus ınan fo großes Weſen macht? Wür- de man nicht fowol größere Neigung als auch größern Nutzen für die allgemeine Wohlfahrt daher zu gewar -ten haben? Der ‚dritte Vorzug, den Frankreich Hat, if, daß die wichtigſten Seeruͤſtungen behend und leiche darinn verrichtet werden Eden Es nimme nicht nur faſt alle Materialien, bie das Seeweſen erfors dert, aus feinem eigenen; fi ondern unterhält auch ei: ne große Anzahl geſchickter Handwerker, die dieſe Materialien zu Bearbeiten fabig find. Ja es giebe unter dieſen Handwerkern fehr wigige Handgriffe, Die anderwärts wenig bekannt, und zu unferfchledenen Zeiten erfunden worden find, und von den Vätern auf Kinder fortgepflanzet werden. Diefe Handgriffe beftehen nicht, in verwirrten Ueberlegungen, ‚fondern in ſolchen Erfahrungen und Ausführungen; Die zu, dem gewöhnlichen ul des RR — und Der Handlung. 375 lich fü * wo es gemeiniglich mehr darauf ankommt, daß eine Sich⸗ geſchwinde vollzogen werde, als daß man fich erſt lange bedenke, wie ſie vollbracht werden. ſolle; wo alles, was mit Menfchenhänden gefchies het, demjenigen, was durch Hebezeuge gefchehen muß, vorgezogen wird. Dev Schluß von dieſem allen ift folgender, daß man den Abſtaͤmmlingen ſolcher Hand⸗ werker nicht genugſame Achtung erweiſen kann, bey denen der Fleiß ſich, ſo zu ſagen, verewiget und wieder verneuert: Solche find zwar von niedriger Abkunfſt, gehen aber, meines Beduͤnkens, dem müßigen Adel, deffen einzige Bejchafftigung feine Beluftigungen- find, weit vor, von welchem der, von Sully faget: daß ſich weir- mehrere darunter-befinden , die bloße Blendlinge, und eher zu Jungfernknech⸗ ten, Spielern und Pflaſtertretern, als zu der wahr en Tugend und den Waffen, zum Dienft ihres Rönigs und zur Dertheidigung Ber Vaterlandes geſchickt ſind. Bas ich itzo ertväßnet, macht, Br ich mich einer vortrefflichen Anmerkung erinnere, die der Herr Colbert ‚in. dem Unterrichte, den er im jahre 1681, wegen Für bung. der Wolle in alferley Farben, und - wegen Verbeſſerung derer dazu benöthigten Färben zeuge, eigenhändig mit eingeführet hat, folgenden In als: „Man kann unmöglich anfeben , wie „fruchtbar Frankreich ift, und dabey eine fo große „Menge Müßiggänger vor Augen haben, die nie: „mand nügen und die Hände in den Schooß legen, nur daß fie von anderer Blut und Schweiße leben ik „mo gen, da fie doch beym Ackerbaue und viel andern Ya5 zig: 376 Verſuch von dem Seeweſen „nuͤtzlichen Dingen, womit uns die Natur geſegnet „hat, gebraucht werden koͤnnten; ohne dabey die „Staatskunſt und Nachlaͤßigkeit der alten Fran⸗ „zoſen, nebſt ihrer Beſtrebung nach eitelen Beftals „lungen, zu tadeln, welche, wie fie ohnedem gemei- „niglich nichts als Wind und eitler Dunft gewefen, „ſie zur Erregung der Ungewitter und Stürme vers „anlaflet haben, die dieſem Staate mwährender in. „nmerlichen Kriege, beynahe den legten Stoß gege— „ben hätten *, N Vor des Herrn Colberes Zeiten, mußte man faft allen, zum Seewefen erforderlichen Vorrath, fo gar Ankerfliegen, unten, Tafelzeug, ganz fertige An⸗ fertaue, Salpeter, auch Stuͤckpulver aus Holland fommen laffen: als wenn damals Feine Schmieden, Fein Eifen, Fein Schwefel, Eeine Salpetergruben, Fein Hanf und Feine Leute, die diefes alles in einemmeg hätten verfertigen Eönnen, gemwefen wären. Der Herr Colbert wollte durchaus, daß man der frem-⸗ den Manufacturen muͤſſig geben follte, und richtete andere nach beffern Muftern auf, welche die vorigen \ bald * Ohne daß wir weiter zuruͤckgehen dürfen, fo haben wir, feither drittehalb hundert Jahren, dreyerley innerliche Kriege in Frankreich gehabt. Der erfte ward durch einen bittern Seligiongeifer angefachet, und Durch uns bandige Ehriften mit einer rechten Wuth unterhalten; der zweyte war gegründeter, und entffand unter dem Cardinal von Richelieu, wegen der in den legten Züs gen liegenden Freyheit von Frankreich; der leßtere aber wurde durch perfönliche Feindfeligkeiten und Haß erreget, Die weder die allgemeine Wohlfahrt, noch die: Einſchraͤnkung der Föniglichen Macht ingemwiffe Gran- zen, zum Grunde hatten. SF und der Handlung. > 377 | bald zu verſchwinden veranlaſſete. Er wollte uͤber⸗ / diefes, daß man alles aus den natürlichen Schäßen . des Königreiches nehmen follte, was fie hervorzus bringen fähig wären. Er war es, der in Frank⸗ reich die Künfte, den Geſchmack, ben Witz, belebete, die Kranfreich damals nicht Fannte, nachher aber zu einer fo großen Vollkommenheit gebracht hat: und wenn es auf einige befondere Künjte und Hand» griffe anfam, fo ließ er aus den $ändern, wo ders gleichen am meiften im Schwange waren, gefchickte Leute fommen, die ſich in dem Königreiche nieder- ließen, und deren, durch ihrer Hände Arbeit, bereis cherte Nachkommenſchaft, feiner Wahl noch heutiges Tages Ehre einleget. Wie fehr wäre zu wuͤnſchen, daß man.diefem Exempel folgere! Und wie viel vor⸗ treffliche Ausländer wuͤrde uns, eine fennkllche Aufs nahme unter uns, nicht herbey ziehen! Ich muß geftehen, daß zu dem Seeweſen einige Waaren und Kaufmannsgüter nothwendig gehören, die allein-die nordifchen Länder hervorbringen. Es wird aber allezeit fich damit zu verforgen leicht feyn, wenn man nur die beyden folgenden Bedingungen beobachten will: Die eine namlich, Daß wir ung mit einer derer drey Mächte, die über die Oſtſee gebie— then, mit gedoppelten Banden verbinden; Die zweyte, - daß wir diefe Handlung durch uns felbft thun, ohne die Dinge erft aus der andern und dritten Hand ems pfangen, noch die Sactoreyen bezahlen ‚u duͤrfen, die allezeit beſchwerlich und ſchaͤdlich ſind *. Bi ie *Es geben jährlich vier bis fünf taufend mit allerley, und fonderlich in Frankreich hervorfommenden Waa; | FEN, 378 Verſuch von dem Seewefet Wir mollen bey diefer Gelegenheit einen fehr vernünftigen Gebrauch anführen, der in Iingiand beobachtet wird, und gleichfam fuͤr die Hauptſtuͤtze alfer feiner Handlung betrachtet werden Kann. Es ift nämlich darinn nur den Englaͤndern allen as Taube, die Waaren, Die in dem Lande wachfen, aus⸗ und dahingegen die, welche auswaͤrtige Laͤnder her⸗ vorbringen, wieder einzuführen. Dieſer Gebrauch bringt dieſe ganze große Inſel, ſo zu ſagen, in Be— wegung, und verurſachet, daß der Werth der im Han⸗ del und Wandel laufenden Muͤnzſorten, gegen dem Werthe aller weſentlichen daſelbſt bekannten Waaren amd Güter eine faſt gleiche Verhaͤltniß hat. Er verhindert uͤber dieſes, daß ſich nicht eine gewiſſe Acht⸗ loſigkeit von einem zum andern auszubreiten vermag, und daß eine ſolche Geſinnung, da ſie von ihrem Un— gluͤck mehr geruͤhret, als ſolchem abzuhelfen bedacht iſt, dem Staate nicht endlich feinen gänzlichen Un— tergang ven, als Wein, Branntewein, Salz, Papier, Weins efig u. f. f. beladene Schiffe, nach der Oſtſee; welche Dagegen nordifbe Warren wieder. zurückbringen, Sollte man aber wohl glauben, daß unter diefer arof fen Anzahl Schiffe ſich kaum fünf und zwanzig fran⸗ söfifche befinden, von denen noch dazu zwey Drittheile nach Duͤnkirchen allein gehören? In welchem Flore würde dag Königreich fFeben , wenn wir unfere Waa— rei, Kaufmannsguͤter und verfertigte Manufacturen ſelbſt beffer anzubringen wüßten, und anſtatt daß wir ung auf fremde Factoren verlaffen, unfer eigenes Gut in die Länder, die deffen durchaus nicht entbehren koͤn⸗ nen, zu vertheilen und felbft die Mühe nehmen wollten? | — 53 und der Handlung. Si 379. tergang zumege bringen möge. _ Das Band, welches die verfchiedenen Theile det Geſellſchaft verfnüpfee und einander naͤhert, ift fo innig und fo.vertraut, daß man das eine nicht rühren fann, mo der Gegenftoß nicht auf alle andere Glieder fallen ſoll. Obſchon unter. Carln dem. IXten die Zeiten fehr ſchwer und abwechſelnd waren, fo batte man Doc) indeffen die Nothwendigkeit eines ſolchen Ge— brauches eingefehen. Denn diefer Fuͤrſt, der ſich auf > “eine Verordnung ſeines Herrn DBaters, Heinrichs des liten, gründete, verborh gegen die Mitte des Jah⸗ res 1567, ſowohl allen feinen Unterthanen, Fein aus— laͤndiſches Schiff zu befrachten, als auch allen Hus> laͤndern, bey Strafe der Einziehung, Feine franzoöſi⸗ ſche Waaren mit andern als franzöfifchen Schif⸗ fen auezuführen. Das Salz war.allein ausgenoms men, wegen des großen Abfages, den man zu Damas ligen Zeiten damit machte; der aber. gar fehr wegge⸗ falten ift, ſeitdem die Hollaͤnder und andere nordiſche Voͤlker das portugieſiſche Salz ſuchen und Damit zu- frieden find. Sollte man wohlglauben Eönnen, daß die Einziehung * einer fo alten u. vortheilhaften Handlung, ja einer folchen Handlung, dieder Cardinal von Riche: lien hoͤher fchägte, als die indianischen Länder des x Königs * Diefe Einziehung iſt unter Ludewig dem XIVten ges ſchehen, welchen die Pachter der Eöniglichen Ramnterge= | falle, als herrſchſuͤchtige und alles zu unterfangen ver⸗ = mwegene Seute, fich unterthänig gemacht: da hingegen | Kudewig der XIIIte, der ihnen lange fo gut nicht wars - und ſich obne fie behelfen Fonnte, den Salzhandel aͤls ein geheiligt Ding betrachtete, welches man nicht nach eigner Willkuͤhr einſchraͤnken muͤſe . 380 DVerfuch von dem Seeweſen Koͤnigs von Spanien, von einigen uͤbelausgeſon⸗ nenen Taxen herruͤhre, welchen man dieſelbe unter— werfen wollen? Welch ein Gluͤck wuͤrde es fuͤr das Koͤnigreich ſeyn, wenn man damals bedacht haͤtte, daß alle, der Handlung ſchaͤdliche Wirkungen der Kammergefaͤlle, an und fuͤr ſich ſelbſt verderblich ſind; und daß in Anſehung derer dem menſchlichen Leben unentbehrlichen Dinge, der Abgang derſelben eben ſo ſehr abnehme, als die darauf gelegten Beſchwerden ſteigen! Die einzige Anmerkung, worauf man bier fußen Eönnte, betrifft den Mangel, welchen man in Frank⸗ reich am Bauholze zu verfpüren beginnet. Altein diefe Anmerkung bat nicht bloß allein bey dieſer, ſon⸗ dern auch bey allen andern Gattungen des Holzes, es fey Zimmer. Stellmac)er- oder Brennholz , ftatt, Diefes leßtere infonderheit ift überall außerordentlich rar und theuer, Die Schmiedehämmer und Glas: huͤtten, der übermäßige Aufwand in großen Städten, _ und das allzulüfterne Nachgruͤbeln nad) guten Biß fen, verzehren eine erftaunliche Menge vefjelben, und man läßt fich nicht einmal folche wieder zu erfeßen angelegen fern. Es fehlet an aliem, und man läßt doc) alles darauf geben. Diefes find außer Zweifel ziemlich wichtige Bes trachtungen , die den Eifer dererjenigen anfeuern folls ten, welche die eigentliche Bewandtniß des Dberforfte · weſens angeht, und die damit zu thun haben: Ga wiß ſolche Betrachtungen, welche dieſelben, mit einem derer gefchickteften Männer des römifchen Neiches und der Handlung. 381 zu fagen veranlaffen follte: daß man ſich etwas gethan zu haben nicht gluͤcklich preiſen duͤrfe, ß lange noch erwas zu thum růckſtaͤndig fey, VEEERREBEEEEEDEN * Aber! wie gar viel iſt hier noch ruͤckſtaͤndig, das man ſelbſt nicht einmal einſieht! Wie viel Dinge ſind de⸗ nen unbefannt, die mit diefen Umftänden belaftee find, und die gewiß vor ihren Augen fo lange werden verborgen bleiben , als fie ſ einen —— Kin gennutz verleiten lafjen! Es hat niemand Urfache zu zweifeln daß 9 ſtaͤmmige Waldungen vor dieſem nicht viel gemeiner bey uns geweſen, als ſie itzo ſind. Viel Staͤdte und Flecken, eine große Anzahl Abteyen, die heutiges Tages ſehr weit davon entlegen ſcheinen, ſtießen nicht allein daran, ſondern ſtunden ſo gar mitten in dieſen Waldungen. ch habe eine lange Strecke von Ge— birgen durchftrichen, die fich von Welten gegen Dften erftrecket, und faft durch ganz Bretagne gebt. Die alte im Sande gangbare Sage lehret, daß diefe Gebirge *, die immer auf einander folgen, vor Dies ’ | ‘ fem ® Sie find unter dem allgemeinen Namen der Gebirge von Are bekannt, welcher Name aus dem zufammens gezogenen Worte Adare, entifanden, ſo in celtifcher Sprache, wie? noch mebr? bedeutet. ES feheint, Daß diefe immer auf einander folgenden Gebirge den Keifenden febe befchwerlich gefallen, und fie öfterg au fagen veranlaffer: Wie? ſchon wieder ein erg? Diefe Ableitung, die beym erſten Anblicke ziemlich abs. geſchmackt ſcheint, iſt gleichwohl ſehr natuͤrlich, und ſtimmet mit der Eigenſchaft der celtiſchen Sprache gar wohl uͤberein. * 382 Verſuch von dem Seeweſen ſem nichts, als ein in einem weg ſich erſtreckender Wald geweſen: ch babe auch wirklich an umaͤh—⸗ ligen Stellen auf*35 bis 40 Fuß tief graben laſſen, und. unter viel andern Ueberbleibfeln des Reiches der Pflanzen und her Thiere, faſt völlig ganze und fo ges ſunde Bäume gefunden, als wenn fie erft gefället worden wären, Welches von nichts. anderem, "als der guten Eigenfchaft des Erdreiches herkommen koͤn⸗ nen, morein Diefelben gepflanzet geweſen, als welches trocfen und fleinigt, mit rothem Sande und eifenars tigen Theilchen vermiſcht iſt, welche ie —— del leicht an ſich zieht. | Der größte Machtbeil aber, der dem — widerfahren iſt, hat darinn beſtanden, daß man die Forſte und Waldungen ‚die am Geeftrande und an den Gegenden der fhiffbaren Ströme gelegen gewe⸗ fen, nicht beffer zu Rathe gehalten hat. Diefe Forſte und Waldungen haben eins nach dem andern herhals ten müffen, und find, aus bloßem Eigenfinne und unse ter. eitelem Borwande abaetrieben worden. Was würden viefelben, wenn fie ißo noch ſtuͤnden, nicht für Koften, Aufwand, und beſchwerliche Srachten er⸗ ſparen? —* hat das Anſehen, daß man in vorigen Zeiten dieſes alles wohl eewogen habe, und daß den Statthaltern derer an der See gelegenen Provingen die Sorgfalt über die Waldungen, ſammt der Auf: fihe über die See und Ströme, infonderheit aufge⸗ tragen gemwefen fen: aus. welchen Grunde auch diefe Statthalter, als foldye Beamten, die nach der Rönige Willkuͤhr umgefeget werden Eonnten, ohnerachtet einige ihrer Söhne, ihren Därern darinn gefolger, weil fie Erben ihrer Tugen⸗ den und der Handlung. 383 den geweſen, den Titel * von Forftmeiftern ans genommen haben. Diefer Titel gieng vornehmlich unter dem zweyten Stamme unſerer Könige im Schwange ; und man verfihert, daß Carl der Große denfelben am erften eingeführet, da er einen ſaͤchſiſchen Herrn damit beehren wollen, den er in Slandern eingefeget, deſſen Küften Damals ganz entblößet, und den Unfällen der Dänen unterworfen waren. Es fcheint, daß diefe Oberforſtmeiſter anftatt derjenigen Beamten aufgefommen feyn, die, gegen die Zeiten des Kaiſers Conſtantin, unter den Titeln: Comites litoris Saxomici per — — Comites Cimbrici et hatauici litoris; Duces tradus Aremoricani; das iſt: Sächfifche Strandgras fen durch Britannıen, cimbrifcbe und baravis ſche Strandarafen, Herzoge des armorifchen Gebiethes u. f. w. befannt zu werden anfingen, Diefe Beamten waren fehr mächtig, und erfannten niemanden über fich, alsden Obermarſchall von Balz lien. Sie hatten nicht allein die Aufficht über die Siccherheit ver Kuͤſten, fondern auch über die Unter haltung der Forſtungen, Schloͤſſer und anderer Ge⸗ baͤude, womit dieſe Kuͤſten verſehen waren. Der berühmte Jean du Cillet, Obergeheim⸗ ſchreiber des Parlaments zu Paris, merfet an, daß das Wort, Korſt, von einem alten nieberfächfifchen Ausdrucke herſtamme, welcher fich ſowohl auf Stroͤ⸗ me, — Siehe Reeueit des Rois de France, leurs Couronnes et Maifon etc. par du Tilet. Ferner auch ds Haillan de l'état er Succes des affaires; de France. Paris, 1594. | —J B Sand. TE a) 384 Verſuch von dem Seewefen me, als auf Waldungen, anwenden läßt. Erführer zu dem Ende vielerehtsglaubhafte Urfunden an, die an- noch indes Archiven den Parlamentshaufes aufbehals ten. werden, und unter andern eine, von Childebert an, wo derfelbe, ben Stiftung der Abtey zu St. Germain Des-Prez, derfelben alle Gerechtfame überträgt, die er an dem Fluffe Seine, fo wıe er diefelben befeffen, und, wie eben diefer duͤ Tiller beyfuͤget, wie fein Sorft geweſen, an diefelbe abtritt. Die wahrhaftige Bedeutung dieſes Ausdrudes koͤmmt zweifelsohne davon ber, daß vor Alters alle Strän- de, Ufer und Geftade, an See und Flüffen, mit Holzungen bewachfen gemefen: und daß, da foldhe Gegenden am erften bewohnet, gebrochen und ange: bauet worden, alles, was zu Öemäffern und Holzun: gengehöret hat, durchgängig ein Forſtamt genennet worden ift. Ihre Nachbarfchaft hat ſolche unter ei— nerley Namen gebracht. Als aber die Bölfer ſich zu vermehren angefangen, und, anftatt des vorigen uns gefchlachten Wefens, artigere, gefchliffnere und-wol- lüftigere Sitten eingeführet worden, erweiterte man den Umfang der Städte, und führfe darinn die Kuͤn— fte und Bequemlichfeiten des menfchlichen ebens ein, woran noch jego von Tage zu Tage mehr gefünftelt wird. Zu diefem allen mußte man eine große Men- ge Holzes verwenden, und ſich, fo zu fagen, freye Luft verſchaffen. Daber ift es gefommen, daß. man nur einige Bäume zur Zierrath behalten, und alle andere abgetrieben, und nicht bedacht hat, daß eine vergängliche Anmuth eine langwierige Neue verur- fachen fonne. Wie man denn faft in dem ganzen Königreiche fich über den Holzmangel, oder mwenig- | ſtens 4 und der Handlung. 385 flens über die befchwerlichen und Khäblichen Frachten des Holzes, beſchweret. | Ar ‚hatte weiland der Herr Marquis von Segne⸗ t, deſſen Vorſorge auch auf die kuͤnftigen Zeiten | en den Anjchlag gefaffet, alle Seefüften mie Bäumen bepflanzen zu laffen, die zum Sciffbaue dienlich find. Sch weiß: aber nicht, was für Hinderniffe einem Vorhaben in den Weg gekommen find, das wirklich eines fo erleuchteten Minifters würdig war. Bielleicht mochte der Herr von egnelut, nad). re fer Weberlegung, der Gemüchsart der Kransofen nicht viel zutrauen, die anfänglich neue Dinge mit | der größten Hitze angreisen, folche aber nathhero, wenn fie derfelben überdrüßig, wieder liegen laſſen. Er mochte beſorgen, daß ein Anſchlag, der erſt in hun— dert, oder anderthalb hundert Jahren, ſeine Wirkung erreichen jöllte, fürein bloßes Hiengeipinnfteangejehen _ werden möchte; denn der Franzos will nach ſeinem uͤbereilten und ungemaͤßigten Sinne, daß ein Ding zu gleicher Zeit vorgeſchlagen und ausgefuͤhret, erfun= den und zur Vollkommenheit gebracht werden folle. Langwierige Gefcbättte, fagte der Cardinal von Richelien, ſchicken ſich nic: wohl zw unferer natuͤrlichen Gemuͤths beſchaffenheit . Der legte Vorzug, (den rankreich vor andern u) betrifft. die Ordnung und Policey, kurz, den ganzen Umfang des Seeweſens. Seine verſchiede— ‚nen Gebraͤuche, — Beſtallungen und Ar: beiten find folchergeftalt eingerichtet , daß Die einen in die andern laufen, fich mit einander verwicein, und eine der andern Die Hand biethen. Man hat h hierben ai nicht zu beforgen, was den beruͤhmten ‚Herzog Bb 2 von 386 DBerfuch von dem Seeweſen von Sully ſo ſehr in Harniſch brachte, als er Ober: aufſeher der Föniglichen Gefalle worden war. Denn als man demfelben alle Augenblicke mit allerley unnü- gen Formalitäten, und ungegründeten Zänfereyen und Vorwürfen in den Weg Fam; fo antwortete er mit der ihm fo eigenen und wunderwohlanſtandigen Heftigkeit: Die Staaten laſſen ſich nicht mit ei⸗ nem Buche Papier, mit Dergamenthänten, mit Federſchneiden, mic Fünftlichen Zügen, oder leeren Worten, Furz, mit eitlen Einbil⸗ dungen, Brillen, fauren und gezierten Geſich⸗ tern regieren. Der Endzweck diefes Minifters war, die Geſchaͤffte des Kammerweſens zu beſchleu⸗ nigen, und auf einen ſchlecht und rechten Fuß zu ſetzen, indem er billig beſorgete, daß eine langwierige Zu: fammenhäufung von Formalitäten und Umftänden - dasjenige, mas zu dem Wefentlichen und zu der Ent» fcheidung der Gefchäffte gehoͤret, in Vergeſſenheit bringen möchte. Das Seeweſen betreffend, ift fol- ches in zwo Abtheilungen verfaffet, die ihre Gerccht: fame und Vorzüge fo wohl Fennen, daß fie mit einem gewiffen Macheifer einander beobachten, und eine die andere ihrer Pflicht erinnern fünnen: Und währen: der Zeit, daß eine dieſer Abtheilungen fich den Muͤh— feligfeiten des Krieges widmet, ſich durch) ihre Etand» baftigfeit und ihren Muth hervorthut, und die gefährs lichiten Gelegenheiten, ihre Herzbaftigfeit zu zeigen, fuchet; fo erfparet die andere, ob fie ſchon dem Anſe— hen nach ruhiger, derfelben taufenderley Sorgen und Unruhen, die fie vergeblich verzehren würden. Der Muth erkaltet, wenn ihm die Freyheit, fich feiner völligen Größe * zu zeigen, benommen, und der⸗ und der Handlung, 867 | | Ni derfelbe durch überläftige Sorafalt eingefchränfet wird. Er erheifchet nur günftige Gelegenheiten, fid an den Tag zu legen und hervorzuthun. Diefer Mey: nung mar der Herr von Curenne, vornehmlich, in den legten Jahren feines Lebens, mit einem Ders trauen, das einem fo großen Manne vollfommen an= ftändig war, als er ſagte: Ich habe nur eins zu thun; ich muß fliegen. Choifp bat die Graͤnz⸗ pläge in Dertbeidigungsftand gefezer: duͤ Metz bat für das grobe Geſchuͤtz geforger, und Jac⸗ quier wird mirs an Lebensmitteln nicht feblen loffen. ER, | { Da ic) eben des Herren von Turenne ermähnek, wird mie vergönnet ſeyn, die freffliche Antwort hier - anzuführen,, die er im Jahre 1665 dem Könige Lude⸗ wig dem XIVten ertheilete, als ibn derfelbe im Ver⸗ frauen fragte, mas wohl zu thun feyn möchte, wenn Pbilipp.der IVte , damaliger König in Spanien, der gefährlich Eranf darnieder lag, den Geiſt aufgas be? Hierauf antwortete ihm der Herr von Curenne alfofort: Bey ſolchen Umſtaͤnden, allergnaͤdig⸗ ſter Koͤnig, iſt die Vermehrung der Schiffe und Galeeren von ſo großem Nutzen, als die Armeen zu Lande, ſowohl in Betrachtung deſſen, was der Koͤnig von Spanien in Indien im Italien und Sicilien beſitzet, als in Anſehung des Königreichs Spanien ſelbſt, worein man, mitcelft Portugall , bequem gelangen könnte, ‚Eine folche Antwort fommt mir entfcheidend vor; und wenn man zu der Zeit fo gedacht hätte, als die Krone Spanien durch die Runjtgriffe des von Frank⸗ reich geſtimmeten Cardinals Portocarrero an das. hp | Bb 3franzoͤ⸗ 388 Derfuch von dem Seewefen. fransöfifche Haus fiel, fo wäre alles vorbey geme- fen, und das vereinigte England und Jolland waͤ⸗ re durch Schwächung ihrer Handlung in die äußerfte Noth verſetzet worden. Ich will noch mehr fagen, Daß, obgleich der Herr von Turenne, als General» feldmarſchall der koͤniglichen Armeen, zu feinem an: dern, als einem ſolchen Kriege, hätte anrathen ſollen, dem et fi eigentlich gewidmet hatte, dennoch fein weit ausfehender Verſtand, und feine Siebe zur Wahr: beit, ihm zu erfennen gegeben, daß fich folche Gele- genheiten finden, wo das Seewefen nur allein ge braucht werden Fann, und wo ein einziges gewonne— nes Seetreffen fo gut ift, als viele zu Lande erhaltene Siege. Das Meiſterſtuͤck ver Staatsfunft beſteht Hauptfächlic) darinn, daß man dergleichen Unterfchied einzutehen weiß, welchen feichte Köpfe gar nicht * nehmen. Wiederum auf die, bey dem fr ansöfifetsenk Seewefen eingeführte, Drönung zu fommen, fo müfe fen wir geftehen, daß der befondere Vorzug, den es vor andern voraus hat, die Seemiliz ift, aus welcher es beſtehet. Dieſe hat etwas fo vortreffliches in fich, daß fie ſich über alle feine Theile erſtrecket. In dies ſem Stüde müffen alle andere Seeweſe in Euroba Frankreich ven Borzug laffen. Das Merkzeichen des bolländifcben. Seewefens ift die Haͤuslicht eit, bey ven Eingländern aber die :urrinfer, Die erfteren machen fich, ihrer vepublifanifchen Denkungs⸗ att nach, eine Ehre aus ihrer Redlichkeit, und rich⸗ ten alle ihre Vorſorge darnach ein. Was zu der Stärfe und Sicherheit der Schiffe gereichen folk, das befchneiden fie, fo viel fie fonnen; und fegen nn ur 4 > und der Handlung 389 durch vielerley wiederholte Erſparungen, eben dieſe Schiffe in die Gefahr oftmaliger Schiffbruͤche. Wir. wollen nur rechnen, daß, aus Ermarigelung noths wendiger Verſorgung, ein Drittheil der Schiffe. umkoͤmmt, die jährlich i in Holland ausgerüfter wer: den. Die Englaͤnder hingegen betreffend, wiſſen ſelbige auf eine geſcheutere Weiſe ihren Eigennutz zu befoͤrdern, angeſehen fie durch ihre Eilfertig- und Gefchwindigfeit erfegen, was fie an außerordentlichen Unfoften verwenden. Eins von ihren Schiffen legt in vier Monaten eben fo meite Reifen zuruͤck, als die bolländifchen Schiffe faum in fünf oder fechfen. Und man hat feinen ficherern noch weientlichern Bor: theil, als denjenigen, der aus der Kürze der Seezuͤ— ge and Reifen erwächfe. Die Franzoſen halten zwiſchen diefen beyderley Characieren eine gewiſſe Mittelſtraße. Denn ob ſie ſchon weder der Hollaͤn⸗ der Haͤuslichkeit, noch der Engländer Hurtigkeit an ſich haben, ſo uͤbertreffen ſie dieſelben ohne Wider— ſpruch, in der Ordnung und genauen Beobachtung des Dienſtes; wodurch ſie ſich allenthalben einen — wiſſen Vorzug und Anfehen erwerben. Es entſtehen aber zuweilen zweyerley Beſchwer— lichkeiten daraus. Die erſte, weil man, wie der Marſchall von Montluc ſaget, ſich einbilder, daß man ſich zu weit herunter laffen würde, wenn man nicht mit allen Bennzeichen, die zu der unumſchraͤnkten Wacht gehören, einher⸗ traͤte, und dennoch daruͤber viele, Fehltritte begehet. Es iſt beſſer, faͤhrt er fort, wenn man als ein bloßer Junker, nicht aber als ein S einhergeht, und wenn man wohl thut, Bb 4 als \ 3960 Verſuch von dem Seewefen als wenn man die Öberftelle einnehmen will, ind Unordnung und Ungluͤck verurfächer. Die andere, daß die allzugröße Aufmerffamkeit bey Anſchaffung des Nothwendigen verurfachet , daß man auf den Ueberfluß verfällt, und eine allzugroße Klugheit der eilfertigen Ausführung im Wege ſteht. Indeſſen koͤmmt es doc) auf die Eilfertigfeir an, und ber Erfolg hänge öfters von einer gewiffen Kuͤhnheit ‚ und fapfern Unternehmung. Dep großen Be ſchaͤfften, fehrieb der Cardinal von Ofſat an den Herrn von Dilleroi, muß man, ein großes llebel zu vermeiden, und eın großes Gut zu erlannen, etwas Fühnes wagen, und fich zu rechter deit und Stelle entfcbließen, um fich aus einem ſchlimmen und gefäbrlichen Um⸗ ftande je eber je lieber beraussuwickeln. Aus dem, was bisher erwaͤhnet worden, laßt ſich feicht urteilen, daß überhaupt die fransöfifiben Schiffe beifer, als aller andern Völker Schiffe, aus- geruͤſtet und bemannet feyn müffen. Es fehlet ih» nen an nichts, weder zur Sicherheit der Seezüge, noch zur Erhaltung der eingefchifften Matrofen und Soldaten. Denn mar weiß bey dem Seewefen, wie koſtbar das Seben der Mannfchaft ift, und ſucht fie flüglich zu fehonen. i Noch mehr! Es ift ein beftandiger Zuwachs ei— ner Menge Bolfes in Krankreich, welches, da es von andern Schaßungen und Auflagen befrenet, 1° . auf nichts als auf das Seewefenleget, und auf nichts anders denft. Die Handthierung diefer Leute iſt zweifelsohne fehr muͤhſam und befcehmwerlich. Weil fie aber von Rindesbeinen an erlernet wird, und mes gen und der Handfung. ‚391 gen der vielfältigen Veränderung der Vorwuͤrfe ges fälle, fo wird man derfelben allmählig gewohnt, und thut eine Reife nach der andern, daß man es faum gewahr wird. Diefes Bolt ift bey dem allen ungemein friegerifh, und von Stahl und Eiſen beym Fechten und Arbeiten, wie Caͤſar von den alten Balliern zu fagen pflegte. Es unternimmt außer: dem erftaunliche Dinge, deren Wagftüce und Ge: fährlichfeit nur bloß die Lehrjahre feinen Augen ges ringe haben vorftellen koͤnnen *%. So viel ift gewiß, daß umfere Matrofen eine ſchlimme Eigenfchaft an fich haben, meil fie über das geringfte Misvergnügen weglaufen und in fremde tänder geben. Diefer Feb: fer aber Flebet ihnen nicht ins befondere allein an: Es ift ein allgemeiner Fehler der ganzen Nation, die immer zu neuen Dingen geneigt ift, und die ſich durch einen eitlen Eigenfinn das Königreich ohne die a | Bd 5 geringfte ? Man kann leicht erachten, daß ich bier von denen, fo kuͤnſtlich ausgefonnenen und fo vorfichtig unterhaltenen fo genannten Claſſen des Königreiches reden will: Diefe Elaffen enthalten Die Geeofficiere, Matrofen und ‘ ander Geevolf, melche wechfelöweife ihre Dienffe auf den Schiffen verrichten muͤſſen: Dieſe Claffen find das ruͤhmliche Werf der Herren von Bonrepos und Arnonx, als Dberauffebern des Seeweſens, oder vielmehr derer: jenigen, die ihnen Nachrichten darüber ertheilet haben. Denn Beute, die Aemter befleiden, mögen fich anderer Arbeiten gern zueignen, und genießen öfters der Ehre für Dinge, die ihnen nicht dag geringſte ——— verurſachet haben. Die erſte Errichtung dieſer Claſſen geſchah 1681, bey welcher 60000 Matroſen ange: nommen wurden; deren Anzahl nun auf 70000 ange: wachfen if. 392 DBerfuch von dem Seewefen geringfte Urfache zu verlaſſen antreiben läßt, Man trifft ja auch überall Franzoſen an, und fie fechten unter allerley Fahnen: nullum bellum ſine milite Gallo: das deutſche Sprüchwort faget: die Stans zoſen und das böfe Beld, führe der T-- durch - die ganze Welt. 3 Hier hat man nun die hauptfächlichften Vorzüge, deren fih Frankreich zu rühmen hat, und nur zu feiner Schande ynd zu feinem Nachteile an die Sei- ge ſetzen kann. Seine tage iſt fo befchaffen, mie ich nochmals wiederhole, daß alle europaͤiſche Völker diefelbe nicht anders als mit neidifchen Augen anfes hen koͤnnen. Vielleicht möchte man mir einen, zwar nicht fonderlich gegründeten, jedoch vielen wadern $euten in die Augen fallenden Einwurf machen *: „Man faget nämlich), daß das Seeweſen, jo nuͤtz⸗ „lich und einträglich daffelbe im Grunde erachtet „erde, dennoch gar zugroßen Aufwand, und allzu: „Ihädliche Zurüftungen nad) fic) zöge: und folglich, „wegen der übermäßigen Unkoſten, die es erforderte, „eher hindangefeget, als für den Daraus erwachfen „den Vortheil beybebalten zu werden verdienete,,, Diefem *WMeiland Herr Amelot de la Houſſaye, faget in vers fchiedenen Stellen feiner Werfe: Es giebt beut zu Ta- ge Große bey Hofe, die fich recht was darauf eins bilden, went fie vorgeben, daR Frankreich nur Sol: Daten und Aderleute nötbig haͤtte, und keiner Wip ſenſchaften noch Handlung beöürfe. Wollte Gott, faget er ferner, Daß diefer Brundfag mit ſamt ſei⸗ nem erſten Urbeber vergraben waͤre! In Frankreich iſt wenigſtens kein Matroſe, der nicht ſo viel werth iſt, als ſieben Ackerleute, oder zwanzig Soldaten. und der Handlung. - 393 > Diefem Einwurfe, den man durch taufenderley feheinbare Umftände noch zu beftärfen ſuchet, zu bes gegnen, wollen wir drey, nicht allein wichtige, ſon— dern auch ganz entfcheidende Dinge entgegen fegen: in Hoffnung, daß diefelben fo ftarf in Die Augen fal- len werden, daß man feiner weitern Erklärung dar— -über bedürfen wird. - KR Erſtlich, erfordert zivar das Seeweſen Unkoften, und wirklich ziemlich weig-fich erſtreckende Unfoften. Aber welches Theil der Megierung , welcher ge= ſammter Staat kann derjelben wohlentbehren? Kann man den Krieg mit Nachdruck aushalten? Kann man eine Berfatfung der Kammergefällein Ordnung bringen? Kann man das fünigliche Haus in Anfes ‚ben bringen , und daſſelbe in dem, ihm zufommen- den Ölanze erhalten? Kann man ſich Befanntihaf- ten und Freundſchaft in fremden Ländern erwerben, wenn man feine anfehnliche Summen Geldes in den. Händen hat, und diefelben zu gelegener Zeit und be: wandten nöthigen Umftänden nach), ausgeben kann? Dey wichtigen Befchäfften, pflegte der Cardinal von ers zu fagen, muß man niemsls aufs Geld ſehen. Kın großer Herr ift mebr als reich, wenn er, bey der Beſchaͤfftigung, feis nen Heldenmuth, feinen hoben und großen Beift, und eine reife Unterfcheidungstraft auch in feinen geringften Ebaren zu zeigen, die _ Handlung und den Fleiß feiner Unterthanen befördert. Bor ihm hatte bereits der Cardinaf von Richelieu angemerket, daß, mo man zu Be: „flreitung derer, zur Unterhaltung des Staates, er⸗ ‚„forderlichen Ausgaben, Geld anzufchaffen, beforgt, \ „mar 394 Verſuch von dem Seewefen „man daffelbe, wenn fich Feine Gelegenheiten es „anzumenden äußern, erfparen, doc) aber auch eben „ſo frengebig damit feyn müfle, wenn es die allges „meine Wohlfahrt erheifche, und Zeit und Gelegen- „beit es erforderte: weil widrigen Falles die Zöges „tung bey folchen Gelegenheiten dem Staate theuer „zu ftehen kommt, und den Berluft der Zeit verur— „fache, die man niemals wieder erhafchen Fönne.,, - Wenn nun zwar, zu Unterhaltung des Seewe— fens , beitandiger Borfchuß gefcheben, und man die dahin gehörigen Dinge lange voraus beforgen muß: fo getraue ich mich zufagen, Daß das Seeweſen folche mit Wucher wieder einbringt, und mit der Zahlung nicht lange ausbleibt. Iſt es nicht das Seeweſen, das die Handlung, ſowohl in als außer dem Reiche, befchüget und belebet? Iſt es Diefes nicht, Das un: fere, in allen verfchiedenen Welttheilen, zerftreuete Handelsleute verfichert, Diefelben mittenin den Staa» ten des Großfultans für den Pladereyen und Be— fhimpfungen, denen fie unterworfen feyn, verwahret; das ihnen auf den Kürten der Barbarey und inden levantiſchen Seeplaͤtzen günftige Unterhandlun- gen und Vorrechte verfchaffet und macht, daß fie al- Ienthalben, wohin die franzöfifche Flagge koͤmmt, in aller Sicherheit fchiffen fonnen? Hält das Sees weſen nicht zu Kriegs» und unruhigen Zeiten die Fein- de ab, die fonft unfere Küften verheeren würden, und verfchaffet daſſelbe nicht der Schifffahrt, von einer Seeprovinz zu der andern, freven Lauf? Iſt es nicht eben daffelbe, melches die Schatzkammern unferer Könige mit fo großen Schägen anfüller, und den Unterthanen eine. fehone Gelegenheit ihren Ueberfluß ur | los und der Handlung. 395 [08 zu werden, und die Früchte ihrer Erndten oder ihres Fleißes in andere Laͤnder zu verfenden, an die Hand giebt? Der Here Abt von St. Pierre hat in einer feiner politiſchen Nachrichten (Meimoires | ‚ politiques ) angemerfet, daß die Bilanz unfrer Hand: lung mit den Ausländern, ſich jährlich wenigftens auf hundert und funfzig Millionen beläuft: welches jeden Monet, eins ins andre gerechnet, zwo Millio— nen fünfmal hundert taufend Pfund beträgt, Muß denn nicht das Seeweſen diefe Bilanz erhalten, und derfelben Erhaltung unfern Glauben unterftügen, der durch den Macheifer unfrer Nachbarn immerfore zu fallen im Begriffe iſt? ” Zweytens, dafern es der Cardinal von Riches lieu in feinem potitifchen Teftamente wohl getrof⸗ fen, und die Sache nicht übertrieben hat: fo muß man zugeben, daß der hauptfächlichfte Reichthum eines Staates, das einem großen Prinzen fo fehr an. gelegene Anfeben fey, und daß ihm fein Bortheil ange bothen werden möge, der den Berluft, den er daran leiden müßte, erfegen koͤnne. Allein wie kann ein folches Anfehen erlanget oder erhalten werden, ein Anfeben, fage ih, das Machiavell allen großen Herren fo nothwendig zu feyn urtheilet, und ıbven Augapfel nenne? Wie fann fic) ein Prinz fo weis auf fein Anfehen verlaffen, daß er die, überden Punct der Ehre, fo empfindlichen Ausländer fo weit das durch überreden koͤnnte, daß fie feine Obermacht eine geftehen müßten? Der Cardinal von Richelien eine, daß man an allen Höfen, Abgefandten unter» halte, deren Geburt, Betragen, Gefolge und Auf: wand, zeiget zwey fü edle als fichere Mittel dazu an: das — 396 Derfuch von dem Seewefen wand, dem Kern, der fich derfelben bediener, Ehre einlege: Das andere: daß man fich alles desjenigen eifrig annehme, was das landesherrliche Recht des Seeweſens betrifft und daflelbe in Aufnahme brin: ‚gen kann; dag man jährlich eine große Anzahl Schif- fe in See laufen, und ſich ordentlich auf gewiſſen Sammelplägen, wie zu Ladir, Genus, vor Als gier, zu Lopenbagen, und in dem Sunde, einfin- den laffe. Denn da geben, fo zu fagen, alle euros paͤiſche Nationen vor Anter, und da iſt es rathſam, ihnen mit einer praͤchtigen Schiffsruͤſtung die Augen zu blenden. Eben dadurch richtet ein Fuͤrſt, von dem man eine gute Meynung hat, mehr mit ſeinem bloßen Namen aus, als Diejenigen, die nicht in ſol⸗ her Achtung ſtehen, mit allen ihren Drobungen und heimlichen Händeln. Hier it Die Rede nicht von zahlreichern Geſchwadern, die zuweilen auszurüften und nach America, oder Oſtindien zu fenden, Die Noth erfordert, _ Wir wollen nur mit dem hier be: reits angeführten großen Miniſter wiederholen: daß einem Staste nichts unencbebrlicher fey, als das Anfeben, deffen Verringerung, wenn fie auch noch fo Elein, dennoch eine unglückliche Belenenbeit und Stellung zu feinem Salle verz anlaffen Fann. A" — Drittens, wenn auch wirklich bey dem Seeweſen eine Uebermaaße vorgeht, wenn man die Sachen zuweilen allzuweit dabey treibt: jo muß dieſe Schuld nicht demſelben, ſondern der gegenwaͤrtigen Bewandt⸗ niß des Zuſtandes des Koͤnigreiches beygemeſſen werden, wo man weder Sparſamkeit, noch Wirth- fhaft, noch Uneigennuͤtzigkeit kennet. Alles 9 | | | eut * und der Handlung. 397 beuf zu Tage mit großen Koften ausgerichtet ſeyn, alles läuft auf Pracht und eitle Zierrath hinaus. Der befondere Eigennug überwiegt in den meiften Seelen die Hiebe * zu dem allgemeinen Beſten, zu der Achtung, Die das Vaterland erfordert, Gluͤck— felig fey die Hand, welche die Dinge dereinft wieder in ihr natuͤrliches Gelenk bringt! Gluͤckſelig die Zeiten, da man den Abel fich von der zarteften Kindheit an, zu einer männlichen und edelmüthigen Tugend ge- wohnen, fich über den niedrigen Eigennuß erheben, eitele Befchäfftigungen, ja das teben felbit, in demje⸗ nigen, was großmuͤthigen Geſinnungen entgegen läuft, dereinft verachten wird! Ich will, fagte der Mars fchall von Montluc, als jegiger ältefter Feld⸗ herr von Frankreich, denen, die nach mir kom⸗ men werden, zeigen, daß ich, in dem Dienfte meiner Rönige und Herren, Ehre zu erwers ben nie geruber,, als weldye mein einziper Ends zweck geweſen; und daß ich alle Luftbarkeis ten und Wolluͤſte, welche junge Leute, die Gott mit preiswürdigen Baben verfeben, und die, befördert zu werden, im Begriffe find, von der Tugend und einem erhabenen Bemüs the abwendig machen, forgfältig vermieden babe. | | Die * Ser Kardinal von Richelien ſaget, daf die meiften Uns fälle, die Srankreich widerfahren find, durch die allzur= große Begierde verurſachet worden, welche ein groß Theil derjenigen, die in Staardbebienungen gebraucht . worden, zum Nachtheile des allgemeinen Beſtens, ihr ren eigenen Vortheil zu befürdern, gehabt haben. _ . \ 398 Verſuch vom dem Seeweſen Die Sparfamfeit betreffend, ift folchen Kriegsleu- ten weit nothmwendiger , als irgend einem andern. _ Und wiirde es nicht eine Schande ſeyn, wenn diefels ben zu einer Zeit, da ihr Seben mit lauter Gefahr und Zufallen umgeben ift, auf Erfindung neuer Wolluͤ⸗ fe bedacht fenn, und an Erweiterung der Berfchwen- dung und den Suftbarfeiten fünften wollten? Vor alten Zeiten wurde ein Feldherr für weichlich und mei- biſch erklaͤret, weil man nach feinem Tode einen Spiegel in feinem Zelte gefunden hatte. - Welch ein Erempel der firengen roͤmiſchen Sitten! Als Fark der Fuͤnfte einft einen Feldzug anzutreten im Bes griffe war, kamen die Bürger von Antwerpen und ‚Brügge, und wollten ihn. mit flamländifcben Schildereyen von unfchägbarem Werthe,> worauf Bacchus: Hochzeit: und Dorffefte gemalet waren, bes fehenfen. Der Kaifer aber würdigte fie kaum anzus hören, und fagte mit einem ernfthaften Gefichte zu ihnen: „Behaltet eure Geſchenke, , fie fchiden „ſich nicht für mic), fieftellen nichts als Freſſereyen „vor *,, | Mir * Sch habe dieſe beyden Erempel vor vielen andern er waͤhlet, weil fie eine ganz befondere Verhaͤltniß gegen unſere heutigen Eitten haben. Denn gewiß, ift heut zu Sage wohl ein Lieutenant oder Fahndrich,, der nicht, ich will nicht fagen, feinen Spiegel und Gchlafrod, fondeen aar einen ganzen Nachttiſch mit zur Armee brachte? Und was die Stabgofficiere betrifft „ was für _ Geld verwenden fienicht auf eine zierliche und koͤſtliche Tafel? Es ſcheint feirber einigen Jahren, als wenn feine andere Berdienfte, als diefe, waͤren. Der Unord⸗ nungen nicht zu gedenken, welche die Unmaͤßigkeit 34 | fi und der Handlung. 399 Wir dürfen hier einer Frage nicht vergeffen, wel⸗ — Englander oͤfters aufgeworfen und verhandelt haben. Sie fragen naͤmlich, ob der Adel zu See— dienſten geſchickter iſt, als Leute, Die fich aufgedienet, und nichts als Berdienfte und Erfahrung ſtatt alles Vermoͤgens aufzuweiſen haben, und ſcheinen fuͤr dieſe letztern zu ſprechen. Der Cardinal von Kichelieu ſelbſt geſteht, daß es gewiß, daß, da die Men⸗ ſchen von Natur einander gleich, dieſelben den Unterſchied mit Widerwillen anſehen muß fen, den Gunſt und Keichthum unter ihnen machte, Daß es aucheben fo gewiß, daß viez le, die nachzugeben gezwungen find, Ölejenigen mit Hrunde codeln , die über fie gebierhen, um ZU zeigen, daß, wenn ſie ihnen ſchon an Macht nachfteben muͤſſen, fie ihnen dennoch sn Ders — uͤberlegen ſind. Ohne indeſſen auf der critiſchen Waagſchale ab⸗ zuwaͤgen, mas England am zutraͤglichſten ſey, wol⸗ len wir nur erwaͤhnen, daß das Seeweſen in Krank reich um ein merlliches zugenommen, feitbem es aus lauter EEE jungen Leuten, und lauter Befehls⸗ RER Haben, N sieht, und die fich, wie zuweilen * geſchieht, durch Gunſt und Gewogenheit nicht wieder erkaufen laſſen dar der Große war ein fo großer ei von allen Ausſchweifungen, welcheKriegsleute begehen konn⸗ ten, daß er wenn ſie zu Felde lagen, bey ſehr harter 3* Strafe verboth, daß einer nicht einmal auf des andern Geſundheit trinken durfte. 5 Band. BE EENT Dt 400 Verſuch von dem Seeweſen habern, Die aus den beften Häufern ermählet find, befte- bet. Ich gedenke eben nicht gewiſſe privilegirte feu- te davon auszufchließen, die ſich wegen ihrer niedri— gen Herkunft, durch folche Gaben fchadlos halten, die weit über die Geburt gehen. Ich vergleiche die— felben billig mit jenem in der roͤmiſchen Geſchich⸗ te fo berühmten Plebejo *, von deſſen Rede ich bier einen Yuszug geben, und diejenigen Dadurch) er- niedrigen will, denen es außer ihrer Geburt an allem fehler. „Ich habe zwar, fagte derfelbe, denen „Augen der Gemeine weder Bildniffe, noch Trium— „pbe, noch Confulate von meinen Vorfahren vorzus „zeigen. Dafern es aber verlanget wird, Fann ic) „Piefan, Standarten, Pferdezeuge, viele andere mi- „litarifche Belohnungen und endlich Wunden auf „weiſen. Diefe find meine Titel, diefe find mein „Adel, den ich nicht von meinen Berältern erhalten, ‚fondern durch vielfältig ausgeftandene mühfame „Arbeiten, und mit meinem Blute erworben habe. „Meine Worte find fonder falfhe Schminfe, und „ich kann diefelben nicht zierlich faffen. Die Tugend „eiget ſich von fich felbit in ihrem Glanze, Mögen doch diejenigen, die ſich fehändlicher Weife fo weit „vergeſſen, daß fie fich durch niederträchtige Thaten „verunehren, folche unter der Pracht ihrer Worte zu „verfiecken fuchen! Mic) betreffend, habe ich zwar „die Wiflenfchaften der Griechen nicht erlernet; denn „diefe Haben fo viele, die ſich damit gebrüfter, daß „fie diefelben aus dem Grunde verflünden, nr | & : t ° Einem Manne von bürgerlicher Ablunft. und der Handlung. 401 „nicht weifer und tugendhafter gemacht. Ich habe aber dasjenige erlernet, was Die Republik am mei⸗ „ften anrathen und billigen ſoll: nämlich die Feinde anzugreifen, denen, die unter meinem Befehle ge: „ſtanden, eilig zu Hülfe zu fommen, mich vor nichtg „als der Schande zu fürchten, der Hiße des Gem: „mers und der Strenge des Winters wechfelsweife „zu trotzen, auf der harten Erde zu fchlafen, und „endlich alles auszuftehen, was der Krieg nur im: „mer rauhes und mühfames mit fich führer, Der „Adel Hat ohne allen Ziveifel feinen Glanz großen „und vortrefflichen Thaten zu danken: Wie aber ver- „felbe von Tage zu Tage aus der Arc fchlägt, bat „man fich denn darüber zu befchweren, wenn wie „diefelben mieder hervorfuchen, und noch größere „und vortrefflichere an uns erblicken laffen. Der „Adel ftreber trogiger MWeife nach Aemtern und Eh „renftellen, bekuͤmmert fich aber nicht, Diefelben zu „verdienen. Welch ein verfehrter Sinn für fo eis „tele Menfchen! Die Vorfahren hinterlaſſen alles, „was ben ihnen beruhet, als Reichthuͤmer, große „Namen, prächtige Titel: allein fie Binterlaffen die „„perfönlichen Verdienſte nicht, dieſes ſteht nicht in „ihrer Macht, und diefes allein iſt nicht erblich. „Man faget, daß ich ein tauber und ungefchliffener „Mann bin, weil ich mich ſchaͤme, einen Poflen- „teißer in meinem Gefolge zu führen, weil ich die „prächtigen und weichlichen Wolluͤſte verachte, und „weil ich meinem Koche weniger Lohn gebe, als ei— „nem meiner geringſten Knechte. Was für Ver— „brechen! und diefe finds Doc) alle, die man mir bey: . „meffen Fannn.,, Ce 2 | Ich 402 Verſuch von dem Seeweſen ⁊c. Ich habe meiner Schuldigkeit zu ſeyn erachtet, dieſen Lobſpruch vielen hoͤchſtverdienten Befehlsha- bern beyzulegen, welche das Seeweſen durch ſo viele gluͤckliche Züge berühmt gemacht, und aller Hinders niffe, womit ihre Fahrt gleichfam überfäet_gemefen, ja aller Mitwerber, die ihnen die Bahne zur Ehre verfperren wollen, ungeachtet, dennoch mit größtem Benfalle dazu gelanget find. in folcher war noch zuleßt der Here dü Gue-Crouin, der ſich eben fo fehr durch feine Tapferfeit, als feine ganz ungemeine Geſchicklichkeit hervorgethan, der ſich in allerley Ges fahren, auch felbit denenjenigen, die er nicht voraus« fehen Fönnen, fehnell und herzhaft gewaget, und def fen fühner Much diefelben zu verjagen fchien, je mehr er denenfelben auf eine plöglihe Weiſe Trotz geborhen hat. * 403 ee EEE | We. ’ Beſchreibung einer merkwuͤrdigen Art Schwaͤmme, Eau f von — C. Mylius. > feheint , als ob ſich die Natur recht Mühe gegeben, ihre Schönheiten in ihrem Reiche ſo einzutheilen, daß fid) die wahren Vereh⸗ rer derfelben nothwendig von den phyſikaliſchen Heuch⸗ (ern unterfcheiden müffen. Cie hat fie theils unter Körper, welche ohne Mühe jedermann, der Augen hat, prächtig erfcheinen, und theils unter folche, de— ren erfter Anblick verächtlich ift, vertheilet. Jene kann jeder bewundern: dieſe aber fegen nur wenige, welche ein edler Eifer zur Betrachtung aller ihrer Werke antreibt,in Erftaunen. Wer bewundert nicht bie Pracht der Aloe, des Palmbaums, der Nelke, eines Elephanten, eines Tigers, eines Straußes, eines Wallfiſches, fo vieler Mufcheln und Schneden, einer bunten oder glänzenden Erzitufe, und anderer ſolcher Jedermannsſchoͤnheiten! Wie wenige aber ent« zuͤckt nicht der fchlechte Anblick eines rohen Magnets, eines Polypus, eines gemeinen Schmetterlings, die nes in der Erde Friechenden Wurms, und der meiften fo verachteten Erdſchwaͤmme? Und doch findet ein verftändiger Betrachter diefer legtern fo viel Wunder 2a ‚A 3 bares **** * — u 404 €. Mylius Befchreibung bares an denfelben, als jedermann an jenen. äußerlich Schönheiten bemerfet. Aber hierinn liegt eben der Grund des Unterfehieds zwifchen Anfchauern und Be: trachtern der Natur. Jene gleichen ven allzufinnli= hen Zufchauern eines Schaufpiels, welchen nur die Auszierung der Schaubühne, die Pracht der Kleider, und die Mufif gefällt: dieſe aber ven Kennern des innern Werths eines theatralifchen Stuͤcks, welche zugleich die Stärfe des Dichters zu empfinden und zu bewundern fähig find. Jene fcheinen nur Sinne zu baden: dieſe aber fcheinen mehr mit dem Verftanz de, alg mit den Sinnen, zu empfinden. | Dieſe Betrachtungen fielen mir ein, als ich neu: lich eine bisher mir und vielleicht vielen Maturaliften unbefannte Art Erdſchwaͤmme fand. Diefe Gewaͤch— fe überhaupt fchäßen die meiften für fo geringe Ge— ſchoͤpfe, daß fie fie für Auswuͤrfe und Geſchwuͤre der Erve halten; und kaum kennt man einige Arten das von ein wenig von außen, weil man fie eflen Fann. Man weiß, wie die meiften Menfchen find. Gleich— wie Kinder alles, was fie in die Hände befommen, in das Maul nehmen, fo fragen auch viele erwachfes ne Leute, wenn fie etwas neues ſehen, fogleih: ob man es auch ejlen oder trinken . oder zu Gelde machen fann? Ich zweifle, Daß Die gedachte Art Erdſchwaͤm⸗ me jemäls zu einer von diefen Dreyen Abfichten dienen wird. Dennoch halteich fie für fo merkwuͤrdig, daß fie der Aufmerkſamkeit aller derjenigen werth ſeyn wer den, welche die Weisheit des Schöpfers in allen feis nen Werken berundern. Wahre Kenner der Natur - werden mir Recht geben, fo bald fie meine A bung werden gelefen haben. h m. - einer merkwuͤrd Art Schwaͤmme. 405 Um die Mitte des Augufts des r74gften Jahres fand ich in Berlin, in einem Garten, auf einem fans dichten, mit wenig Mift und ettoas Holzerde vers milchtem Boden, eine Art Erdſchwaͤmme, welche wie ein Stern über der Erde ausgebreitet waren, aus welchem Sterne fich in der Mitte ein faft fugelrunder, doch. oben und unten etwas platter, Körper erhebt, der oben ſich in eine is jugehenbe Deffnung en⸗ diget. "Man fteffe ſich Sig. einen Zirkel von 2 Zollen im Durchmeffer vor, theile den Umfang deſſelben in fieben gleiche Theile ein, ziehe von diefen Eintheilunggs- puncten nad) dem Pittelpuncte zu finien, welche uns gefähr einen halben Zoll weit von dem Umfange zu⸗ ſammen laufen: ſo hat man einen ſolchen Stern, abcdefg, mie die Wurzel, oder gleichſam das Po— ftement des Schwammes, wovon die Nede ift. Ich habe fieben gefaget ; weil die meiften, die ich bisher gefeben, fieben Stralen gehabt haben. Einige haben ihrer auch fuͤnfe, und einige acht bis zehn: ſie ſind aber in dem letztern Falle nicht ſo gleich eingetheilet; woraus man ſieht, daß ſie durch einen widernatuͤrlichen Zuſall dieſe mehrern Stralen bekommen. Dieſe Sterne find 4, hoͤchſtens 3 Linien did. Sie haben, dem erften Anblicke nach, (doch nicht in Abſicht auf ihre Figur) das Anfehen derjenigen gemeinen Pilze, wel⸗ che man Boletos nennet; und fie riechen auch fo. Mach genauer Betrachtung aber habe ich befunden, daß fie aus drey, faft gleich dicken, Haͤuten beftehen. Die mittelfte ift weiß, und zäh, wie Leder. Die oberfte ift unten gleichfalls weiß, oben aber braun, 9 Farbe zuweilen in das Stirfrbigneilihe, Er — 406 C. Mylius Beſchreibung meiſtentheils aber in das Dunkelroͤthliche fälle. Ich habe befunden, daß die erſtere Farbe bey trockenem Wetter, und wo die Luft nicht recht hin kann, und die lebtere bey frereruft und Regenwetter, entſteht. Die innere Subflanz diefer Haut ift ganz zart, und fo mürbe , wie vie obere Subſtanz der befeihten Steinpilze. Die unterite Haut iſt nesförmig,,. in⸗ wendig weißgrau, und auswendig, wo ſie auf der Erde aufliegt, hat ſie uͤberall kurze dichte, kothfar— bigbraune Haͤrchen, welche ſtets uͤber und uͤber mit klarer Erde behangen ſind. Dieſe Haͤrchen ſind nicht ohne Urſache da. Denn weil ſich der Stern, als die Wurzel des Schwammes, endlich ganz bis uͤber den Erdboden erhebt, jo würde er nicht genug Feuch⸗ tigkeit einiaugen koͤnnen, wenn nicht viel Erdtheilchen ſich zwiſchen dieſe Härchen fegten, und alfo eine ge= nugjame Öemeinfchaft mit der Erde und ihren Feuch tigkeiten unterhielten. Aus der Mitte dieſes Sterns waͤchſt, wie geſagt, ein runder Körper, 2 xict a, von oben beſchriebener Figur, von ungefähr + Zoll im Horizontaldurchmeh fer, beraus. Er Steht auf einem durch und dur) ziemlich dichten, inwendig fehwarzen Stiele b, und auswendig von der Farbe der Dberfläche des Sterns, Diefer ift ungefähr 2 Linien lang, und halb fo dick, Unten verliert er ſich in die mitteljte zaͤhe Haut des Sterns, die oberſte aber c d erhebt ſich etwas. ab» wärts von ihm ringsherum. Dben gegen denrunden Körper wird er etwas dicker, und ſchließt fich an den, cylindriſchen untern Fortfaß des runden Körpers. Der runde Körper felbit hat eine dünne zähe Haut, wie leder, Der Grund der * Flaͤche iſt ra alllezeit einer merkwuͤrd Art Schwaͤmme. 407 allezeit aber iſt er mit einem ſehr ſubtilen fleiſchfarbig⸗ weißem Staube uͤberzogen, welcher ſich aber doch, zumal wenn dieſe Schwaͤmme etwas alt werden, ziemlich abwiſcht. Dieſe Haut endiget ſich oben in einen ungefähr 2 2 Linien langen Fortfi 06 ‚ welcher die Geſtalt eines Kegels hat, hernach aber mie ein abge- fürgter Kegel ausfieht, defien Grundfläche 4 bis 1 &inie im Durchmeſſer hat. Diefe fortgefegte Haut, aus welcher der. Kegel beiteht, iſt ganz fteif, und hat gegen 20 Falten, und fie wird fehr breit, wern man fie aus einander fpannet. Uebrigens ift dieſer Regel gemeiniglich f faft ganz ſchwarz, und mit wenig Staube beſtreuet. Inwendig 6 Fig. iſt die Haut des runs den Körpers dicht, mit einem zarten wollichten, (hwärzlichmausfärbigem Wefen bewachfen, weiches die ganze Höhle einnimmt. Zwiſchen dieſem wollich⸗ ten Wefen findet fih, wenn der Schwamm ſchon überreif ift, und zu welfen oder vertrocknen anfängt, ein haufiger fehr fubtiler Staub, von eben ſolcher Farbe. be. Mitten in der Höhle, zwifchen dem wollichten Weſen, , iftein langlichrundes ziemlich dich- tes Körperchen, welches gegen den Stiel zu dicker ift, als obermwärts, und immer fpiger und fpiger in die Höhe geht, daß deſſen fubtile Spise bis anden Um— fang des Fegelförmigen Fortfages reicht. Seine Far: be iſt wie die Farbe des wollichten Weſens, und ſeine Subſtanz wie ein ſehr zarter Filz. Unten läuft dieſer länglihrunde Körper mit der eben fo beſchaffenen innern Subſtanz des Stiels zuſammen. | Bisher habe ich diefen Schwamm fo beſchrie⸗ ben, wie er ſich in ſeiner groͤßten Vollkommenheit riget Nun will ich einige von feinen übrigen Ge— Ec-5..N0 2 opeuiten 408 C. Mylius Beſchreibung ftalten anzeigen 3. Sig. Wenn anfangs, da er noch jung ift, ſich nur der runde Körper über der Er— de zeiget, fo raget der hernach fegelförmige Fortfaß nur als ein kleines Wärzchen a hervor, welches hernach, bis ver Schwamm ausgewachfen hat, an Größe zu: nimmt, und feine Falten befommt. Anfangs fist der runde Körper unmittelbar auf dem fternförmigen Theile b, welcher für die Wurzel zu halten ift, oh— ne Stiel. Hernad) erhebt fich der erftere von dem letztern allmaͤhlich, und da zeigt fich, nachdem der Schwamm gefhrwind oder langfam reifet und trock⸗ net, nad) und nad) ein immer längerer Stiel 5. Fig. a, fo, daß der Schwamm mit feinem Stiele, ohne den Stern 2 Xi. b, beynahe fo ausfieht, wie ein Bauer im Schachfpiel. Wenn die fternförmige Wurzel noch in der Erde ift, fo ftellet fie faft eine 3. Sig. cde vollfommene Kugel vor. Doc) theilet fie fich von unten aufwärts bald in g bis un Stralen, deren Zwiichenmweiten immer größer werden, je weis ter fi) jene ausbreiten. Die Ausbreitung währe fo lange, bis fie am größten ift, das ift, bis der Stern borisontaloben auf der Erde liegt; und alsdann fehließen ſich gemeiniglich zwey und zwey Stralen zuſammen. | Bon der Zeit der vollfommenen Reife an, 5. Sig. erhebt fid) der Stern in der Mitten, und feine Za- Een biegen fich unterwärts, fo, daß feine Oberfläche erhaben, und die Interfläche hohl ift. Zu gleicher Zeit fängt der runde obere Körper an, einzufchrums peln, daß er endlich fehr unförmlich wird und feine runde Figur ganz verliert. Der fegelfürmige Fort faß thut ſich oben ein wenig von einander, und gleiche als⸗ einer merkwuͤrd. Art Schwaͤmme. 409 alsdenn einem abgekuͤrzten Kegel b. Wenn man zu dieſer Zeit den runden Koͤrper druͤckt, ſo ſpruͤet zu der Oeffnung des Fortſatzes der ſubtile Staub, uber einen Zoll hoch, heraus welches die Figur eines Spring: brunnens zeiget. Wenn man mit dem Drüden nach» läßt, fo thut fich der Fortfag oben wieder fo weit zu, als er vorher war. Er ift alfo elaftifch ‚und faſt auf die Art befchaffen , wie die Deffnungen der flaſchen— foͤrmigen Gefpinnfte der gelbfnöpfichten Raupen auf den Wollenweyden, deren fehönen und großen Pas pilion einsmals der bolländifche Geſandte in dem füs niglichen Sarten in Paris gefangen und dein berühms ten Inſectenbeſchreiber, Godart, nad) Holland ges ſchickt. Man findet eine befchreibung davon in den parififchen Memoiren. Herr Roͤſel hat diefes In— fect noch vollftändiger befchrieben. Wenn diefe Schwaͤmme ganz dürre werden, fo beugen fic) die Za— ken aufwärts, und das zumeilen fo weit, als fie koͤn— nen, jo, daß fie fih alle hart an den runden Körper anlegen, und dem eingetrockneten Schwamme die or: dentliche Geftalt einer Krone geben. 4. Sig. Zu dem ganzen Wachsthume diefer Schwämme wird nur eine Zeit von einigen Tagen erfordert. Sch hoffe, man wird nunmehr überzeugt feyn, daß ‚ich diefe Art Schwaͤmme mit Necht merfwürdig ges nennet habe. Außer dem feltfamen Bau und Wache: thum deſſelben uͤberhaupt, verdienet beſonders die Sorgfalt, welche die Natur auf dieſen Schwamm gewendet hat, den Staub herauszulaſſen, eine be— Wahrre Aufmerkſamkeit. Wenn ic) an fonft * \ 415 EC. Mylius Beſchreibung der Meynung wäre, daß diefer Staub ſowohl, als der in den befannten Boviften, (Lycoperdon) der Saame des Schwammes fey, fo würde ich bey Bas trachtung des gegenwärtigen gewiß darauf gefallen ſeyn. Es iſt wahr, wenn der Staub herausfprüen foll, fo muß man dran drücken. Allein wenn der "eunde Theil diefes Schwammes einfchrumpelt, fo er: folget eben dieſes; und diefer Staub, oder vielmehr dieſer Saame, wird aledenn eben zur rechten Zeit, da er nämlich reif ift, ausgeftreuef; dergleichen na» ‘ tuͤrliche Befchaffenheit es mit vielen Pflanzen, ſon— ‚ derlich bey denen mit den fedrichten Saamenförnern, bat. Der länglichrunde etwas dichte Körper, wel cher inwendig in dem Staub- oder Saamenbehält- nifle iſt, kann auch nicht vergebens da feyn. ch wuͤrde vielleicht auf Die Öedanfen gerathen fern, daß in felbigem der Saame zubereitet und abgefondert werde, wenn man in den gemeinen Boviſten eben fo einen Körper fünde. Es fcheint mir alfo vielmehr, daß er feinen Mugen in der Huspreffung des Saa— mens hat. Wenn diefer dichte Körper nicht da waͤ— te, fo würde der zufammengepreßte Staub inwendig Raum genug finden, ſich aufzuhalten, ohne feinen Meg aufwärts, durch die enge Oeffnung des Fegelför- . migen Fortiaßes, zunehmen; zumal, da in der Mit- fe dag wollichte Weſen etwas weiter aus einander fteht, als im Umfange. Dieſer länglihe Körper ' aber, welcher den leerern Plaß ausfüllet, macht, daß ſich der daran gedrücte Staub haͤufet, und megen feiner Menge und der drückenden Öemwalt, dahin drin- gen muß, wo er einen Yusgang findet, Er findet ihn ‚einer merkwuͤrd Art Schwaͤmme. au ihn aber durch den Fortſatz der zahen Haut, und dies ſes um defto leichter, da der längliche Dichte Körper obermwärts fpiß zugeht, und alfo dem Etaube auf: wärts einen freyen Weg verfchaffet, Dabingegen er unterwärts, wohin er auch nicht foll, unmoͤglich kann, weil diefes die unterwärts immer zunehmende Dicke bes laͤnglichen Koͤrpers verhindert. Aus der Befchreibung Diefes Erofhibammes ift * daß der runde Körper, welcher den Staub in ſich faffet,, das Hauptwerf an demfelben ift. Dieſes vorausgefegt, ſieht man fogleich, Daß er zu dem Ge- fhlechte der Bovifte gehören müffe. Diefem Kinde alſo einen methodiſchen Namen zu geben, roerde ich ihn fo ange den Dovift mit der elaftifchen Deff- nung und fternförmigen Wurzel (Lycoperdon apertura elaflica,radice flellata) nennen, big ein an- derer beweiſt, daß er gr — zu einem andern Öefchlechte gehöre. ib Erklärung der Sn Die erfte Figur ſtellet den befchriebenen Boviſt vor, wie er in feiner größten Vollkommenheit ift, und ſich zeiget, wen man ihn von oben fieht. Die zweyte Figur zeiget ihn in eben dieſem Zu⸗ ſtande von der Seite, und zwar mit feinem Stiele. In der dritten Figur wird er ſo vorgeſtellet, wie er RN wenn er noch jung ift, und der tern art} förmige 412 €. Mylius Befchreibung x. förmige Theil, oder bie Wurzel, noch ir in der Erbe ſteckt. Die vierte Figur ſtellet ihn in der Geſtalt einer Krone vor, welche er annimmt, wenn er am mei—⸗ ſten vertrodfnet und zufammen gejchrumpelt ift. In der fünften Figur ſuchet man ihn im An fange feines Zufammenfchrumpelns, und mie der Staub, wie das Waffer aus einem Springbrunnen, berausfprüet, Die fechfte Figur zeiget den aufgefchniftenen run: den Körper, oder den eigentlichen Boviſt, und in deſſen Mitte den länglichrunden zugeſpitz⸗ ten dichten Koͤrper. V. Ab⸗ 043 a RT ein ̃— Abhandlung, Wachſen der Steine. | Entworfen %. C. Lieberoth. — a — lle Thiere und Pflanzen wachſen, warum 7) wollte man nicht ſagen, daß eben derglei— (7% chenauchin dem Steinreiche geichahe. Bea haupten nicht alle Menfchen einmüthig, daß alle Körper der DBeränderung unterworfen find? Nun gefcheben alle mögliche Veränderungen, die wir mit unferen Sinnen bey den Körpern wahrnehmen, durch die Bewegung *. Wer will alfo wohl zweifeln, daß auch das Wachsthum der Koͤrper durch die Bewegung geſchehe? Gilt nun dieſes von allen Koͤr— pern: ſo werden auch die Steine hiervon nicht aus— geſchloſſen werden koͤnnen. Sie wachſen unfehlbar. Denn es entſtehen vom neuen Steine, wo niemals welche geweſen, und es vergehen auch wiederum eini⸗ ge und werden in eine andere Geſtalt verwandelt, da doch * Siehe Krügerd Naturlehre $. 6. Br: 414 3. €. Lieberoths Abhandlung doch ein Stein ein ſehr feſter Koͤrper iſt, der aus irdi⸗ ſchen Theilen beſteht, die ſehr genau mit einander zu⸗ ſammenhaͤngen *. Und wem iſt die Haͤrte und Dauer der Steine unbekannt? Findet ſich derer nicht eine große Menge auf unſerm Erdboden, welche kaum ‚durch Die. Härte des Stahls und die größte menſchli— che Gewalt zertvennet werden koͤnnen, und ben wel: chen. man fich deswegen des Schiehpulvers bedienen muß; ungeachtet fie einen fo leichten Anfang und Entftehen haben, Woraus erheflet, daR die Natur öfters zu ihren ſchoͤnſten Werfen fehr fchlechten Stoff erwähle. Denn ſollte es nicht feltfam fcheinen, daß die größten Feldwacken, Selen, und die bfißenden Evelgefteime aus dem Waſſer, einem flürigen Koͤr— per, ihren Urſprung erhalten hätten, und dennoch kann es allem Anieben nach nicht anders fern. Daß die Steine aus irdifchen Theilchen beftehen, wird nie= mand läugnen; daß fie aber aus dem Waſſer ent ftanden feyn ſollen, wird denen nur begreiflich vor kommen, die fih mit der Maturlehre ein wenig bes kannt gemacht haben. Wir kennen nur zwey Haupks geſchlechter von Steinen. Die eine Art nennet man Kalkſteine, die andern aber Duarze, Von der erſtern Art treffen wir das mehreſte in und auf unſerm Erd⸗ boden an. Auch ſo gar in dem Regenwaſſer finder ſich eine ſehr große Menge dieſes Steines. Man laſſe einen Regentropfen auf eine glatte Glasſcheibe fallen, dieſen geſchwinde wegdunſten: ſo wird man ſich über Die Menge des zuruͤckgelaſſenen Steines verwundern müfien, Mod) beffev aber iſt es, wenn », man Siehe Krügers Naturlehre, 9. 386: e vom Wachfen der Steine. 415 man ein ziemlich groß Hagelforn nimmt und fo da« mit vertährte. Micht nur in Regenwaffer, Schnee und Hagel, fondern auch in Duellwaffer ift Steine materie genug anzutreffen. Giebt es nicht Brun- nen , die hineingelegte Sachen mit Stein überziehen ? ‚Auch das Fließwaſſer ift hiervon nicht ausgenonmen, da ınan in den Fläreften Bächen entftandene helle und zarte Steinchen in großer Menge finde. Es wird unnoͤthig fenn, die Eigenfchaften ver Steine hier weitläuftig Durchzugehen, und man wird dieſes als befannt zum voraus fegen, worinnen Kaitftein von dem Duarze unterfehieden , nur wie beyde Arten . der Steine entftehen, und ob das Wahsthum vers felben nod) fortdaure, mit kurzem zu zeigen fid) Dee muͤhen. 9.2. Da im vorhergehenden $. ausgemacht, daß das Wafler viele Steinmaterie bey ſich führer, fo wird man aud) zugeben, daß aus felbigem Steine entftehen, die aud) öfters viele andere Sachen mit einnehmen, woraus denn das Berfteinern der Thies re und Pflanzen zu begreifen ift. Es iſt aber eben nicht allemal noͤthig, daß das Waſſer abdunfte, und dadurch Die Steine und irdifchen Theilchen ablege: ſon⸗ dern weil fie von fchwererer Art find, als das Waſ⸗ fer: fo fallen fie ohnedem, vermöge ihrer Schwere, zu Boden, da es denn öfters gefchiehe, daß fie ein» ander berühren, unter einander zujammenhängen, ſich einander anziehen, und einen Stein erzeugen. Hiera aus läßt ſich nun begreifen, wie ganze Steinbänfe haben durch das Waſſer entftehen können, wie $. 8. - mit mehrerm gezeigt werden wird, Und obgleich. der Thon und Sand als die erftern Elemente der Stei ⸗ s Dand, Dd ne 416 3: €. Lieberoths Abhandlung, ne von den Naturkuͤndigern angegeben werden *: fo iſt es doch nicht wohl zu glauben, weil man: fonft nichts als lauter glasachtige Steine. auf unferm Erdboden antreffen würde: und da der Kalfitein das mehrefte von unfern Erdlagen ausmacht: fo iſt uns freitig, daß er wo anders her feinen Urſprung babe, Denn der Thon und Sand find beydeglasachtig: und da legterer für nichts anders als zerriebene Kiefel: fteine gehalten werden kann: fo wird es ſchwerlich zu begreifen feyn, wie diefe beyden Stüde das Ent- ftehen und den Urfprung der Steine hätten abgeben koͤnnen, es müßte denn in und auf unferm Erdboden eben fo wie im Ziegelofen befchaffen feyn. Ferner, . da aud) bey einem heftigen Feuer der Kalk durch ftarfen Zuſatz mit glasachtigen Steinen, zu einem Glas geſchmelzt werden fann: fo wird er auch niemals wieder in Kal verwandelt werden fönnen, fondern es muß Ölas bleiben, wie wir auch nicht die geringfte Spur finden werden , daß die Natur aus Ölas einen Kalk zuzubereiten, bemühet fy. Mein, fie über- ſchreitet niemals ihre vorgefegten Regeln, fondern fie beobachtet die Geſetze, fo ihr der Schöpfer vorgefchries ben, jederzeit mit der größten Bedachtfamfeit: Wenn ſich nun ja durch den Thon und Sand die glasachti⸗ gen Steine begreiflidh machen und herleiten ließen; fo würden doch die Ealfachtigen Steinbänfe, die fo ordentlich fortftreichen, und-in welchen ſich die Stei⸗ ne lagenweiſe heben, das iſt, ſich mit einer gleichen Dat von einander — laſſen, daraus niemals herz Siehe Kruͤgers Erdgeſchichte, $- 43. Linngei Spfem.. N BIETET ENG DL Ü ” vom Wachfen der Steine 417 herzuleiten ſeyn, als die bloß ihr Entſtehen ausdem MWafler genommen, Und weit in diefer Abhandlung öfters der Flöge wird Erwähnung gefchehen: fo wird nöthig ſeyn, zu erflären, was man fich bey die: fer Benennung für Borftellungen machen müffe. Ein Floͤtz ift eine ordentliche und eine weite Ecke fortftrei- chende Steinbanf aus. einerley Geſtein, in welcher fid) Daffelbe lagenweife hebt. Man ſtelle fich ein Bud) vor; fo wird man eine große Aehnlichkeit fine den, wenn man die Blätter diefes Buchs für dag Geſtein anfehen wollte. Denn wie fich diefe ordent« lid) lagenweife von einander rennen laffen; eben fo thut es auch das Geftein eines Flößes, es mag nun beitehen aus fohieferihtem , Falfadhtigem, oder fan- dichtem Geſteine. Wenn man ſich hiervon eine febs hafte Vorftellung machen kann, ohne felbiges auch nur zu betrachten: fo wird man natürlicher Weife auf r J nichts anders, als das Waſſer, ſo ſelbige verfertiget, fallen koͤnnen, geſchweige wenn man es ohne Borurs theile felbft betrachtet, Da man vollkommen davon überführet wird, Die Floͤtze ftreichen öfters, nebft | dem darzu ‚gehörigen Gebirge, eine weire Ecke hori— zöntal fort, und es würde ihr Streichen, welches aber durch viele Ruͤcken und Wechfel, die unverwerfs lihe Zeugen. einer graufamen Veränderung unferg Erdbodens find, verhindert und unterbrochen wird, gewiß noch gerade fortdauren, wenn nicht erwähnte Urſachen es unterbrochen hätten. Nicht nur die Flös Ge, fondern auch die allerfefteften und Durchfichtigen Steine, haben ihren Urfprung den Waffer zu Dane fen. Die fhönften Spat- und Quarzdruſen baben ihm ihre Entſtehung — Wie denn auch d 2 Neu⸗ * “ 48 F. C. Lieberoths Abhandlung, Neumann * ſchreibt: „daß die Steine entſtuͤnden „aus einem Schleime, der immer nad) und nad) „vom Waffer Hin und her getrieben, und wahrender „diefer Bewegung fich immer mehr und mehr daran „hängt, bis es denn endlich Durch die Kälte des Waſ⸗ „ters lapidefciret, und zum Steine gemacht wird. ,, Und es ift ſehr bedenklich, daß man alfemal in einer geriffen Gegend eine befondere Art von Steinen ans trifft, und jederzeit eine folche Art, die dem da herum liegenden Erdreiche amnädhften fommt. Auf einem rothen Berge in der Graffchaft YYTannefeld, fin det fich ein roth und weißer Quarz, welcher dahin zu . Haufe gehörer, und feine röthlihe Farbe dem dafigen Erdreiche zu danfen hat : nicht weit vavon aber findet man eine ganz andre Art von Geftein, fo fehiefricht- rothbraun ausfieht, und Falfachrig ift, und mit je⸗ nem in feinem einzigen Stuͤcke übereinfommt. Jede Dammerde fcheint nichts anders als ein jarter Sand zu feyn, in welchem die Berwefung derer Vegetabi⸗ lien vorgegangen, indem fie, wenn man fie zwilchen die Zähne nimmt, Enirfchelt. Wer wird fid) einbil: den fönnen, daß aus Schlafen, die nichts anders als Glas fepn, mit leichter Mühe und in furzer Zeit die feinfte Gartenerde gemacht werden Fann? Aus jeder Dammerde Fonnen Ziegel, niemals aber Kalk, gebrennnet werden. Wir wollen das Ent» ftehen, der zarten und feſten Steine zuerft ber trachten. | $. 3. In einem Steinbruche in der Grafſchaft Mannsfeld, im Dorfe Großsrner, finden ſich in * In feinen — Chym. p. 1597: | om Wachfenderer Steine. 419 in einigen in der Gteinbanf von dem blauen Zeh. feine, aus welchem ein guter Lederkalk gebrannt wer« den fann, entitandenen Klüften in einem gelben Sin— ter, ordentliche fehöne durchfichtige, mehrentheils ſechseckichte Erpftallen, die Den boͤhmiſchen Dias manten am Ölanze und Schönheit nichts nachgeben würden, wenn fie nur die Härte und Größe hätten, Die Riffe, in welchen felbige gefunden werden, gehen die Queere durch den Zechfteinflög durch, find an manchen Orten ungefähr einer halben Hand breit, an andern und mehr nad) der Teufe zu, Faum ein Paar Zoll mächtig, fie durchfchneiden einander öfters. Das Erreichen der Steinbanf ift mehrentheiis von Abend gegen Morgen, das Fallende in Mittag. Die Kiüfte find mit einem gelben Sinter ausgefüllet, in welchem diefe Demantchen gefunden werden. Der Abraum von diefem Bruche ift ein rörhlichter Leimen, und uns ter dieſem liegt ein fcharfer Triebfand. Die Höbe dieſes Leimens ift an einigen Orten Faum 3 bis 5 Ellen, der fcharfe Sand aber am ftärfften faum eine halbe Elle. Daß diefe Demantchen erftlich in diefen Kluͤf⸗ ten gewachfen,, ſieht man augenſcheinlich. Denn es finden ſich einige, an welchen noch der gelbe Sins ter ſehr fefte anfißt, und wo diefer ift, iſt allemal der Errftall gröber und früber. Das wunderlichite iſt aud), daß man Stuͤckchen Spat, die fehr feite und genau mit einigen Stuͤckchen, die von der Stein» bank abgeriffen geweſen, zuſammengewachſen, in ‚eben diefem Sinter finder. Diefer gelbe Sinter wird, wenn er nur in leichtem Feuer durchgegluͤet wird, zu einem ſehr feinen croco wartis, und giebt eine zarte rothe Farbe ab. Woraus dieſer gelbe Sins | Dd 3 | ter 420 $.€.Lieberothe Abhandlung, ter entftanden , und wie diefe Demantchen in felbigen gekommen, wollen wir in folgendem $. unterfuchen, jetzo aber nur im Borbengehen eines großen Knochens und Zahnes, den der Steinbrecyer in dem Abraunie gefunden, welche beyde Stücfe wohl fehmerlich zu einer Art jeßt lebender Creaturen gerechnet werden fönnen, erwahnen. Beyde Stuͤcken find in des ‚Herrn Schichtmeilter Hofmanns vortrefflihem Na- turaliencabinette anzutreffen, der fie von dem Stein» brecher erhalten. Der Zahn ift eben fo wie der, welcher in Leibnitzens Prorogä aufder legten Kupfer - tafel abgeftochen, faft von eben der Größe, und ift fehr bevenflich, daß der in Kupfer abgeftochene eben: falls aus einem leimichten Hügel gegraben roorden ; nur iſt der in des Herrn Schichtmeifter Jofmanns ‚Haturaliencabinette befindliche weit ſchoͤner, das Dber- theil nicht verleßt; es zeiget fi an felbigem das El⸗ fenbein , nebft dem innern Beinhäuechen ; die ganze Krone, welche von dem abgebildeten fcheint abge: brochen geweſen zu ſeyn. Es hat auch einer fo viel FSurchen, als der andere. Zu diefem Meertbiere muß ebenfalls der größe 0b zwar Furze, doch ziem= lich breite Knochen, ver in eben dieſem Abraume getunden worden „ gehöret haben. Ein fcheinbarer Beweis fir diejenigen, die alles von der Sündflurh herzuleiten bemüber find. Hat diefes Thier niche auch eben das Schicfal erfahren müffen, welches den Ammonshörnern wiederfahren ift? Denn feine Stäte wird auf unferm Erdboden unter den leben» digen niche mehr gefunden. $. 4. Diefe mannsfeldifchen — Haben mir Gelegenheit gegeben, ihren Urfprung zu unters fuchen, ‚vom Wachfen der Steine. 421 ſuchen, und vielleicht bin ich fo glüclich, ihr Entſte⸗ hen zu entdecken. Ich konnte mir nicht einbilden, daß ſie vom Anfange der Welt waͤren mit geſchaffen worden, ſondern ich glaubte gewiß, fie müßten neue Producte der beftändig fortwirfenden Natur ſeyn. In denen mit dem gelben Sinter ausgefülleten Kluͤf⸗ ten muß ein vitrioliſch Waffer geftanden haben, das eifenfchüßig gewefen, dieſes hat den gelben Sinter fallen laflen, wie jede Bitriollauge thut, und nad) - und nach einen Gang damit gemacht. Daß Waffer in diefen Kluͤften geftanden, läßt ſich durch phyſika— lifche und bergmännifche Gründe leicht beweiſen, ins dem ſich die Waſſer von dem Gebirge, das über dies ſem Steinbruche ftreicht,, in — Gegend zu Tage ausdruͤcken und abziehen. Das Waſſer hat mehr als bloßen Stein bey und * ſich gehabt, wie aus dem verwandelten croco martis aus dem gelben Sinter zu beweiſen iſt; es hat ſich hier nicht ſo bald wieder abziehen konnen, ſondern feine ſubtilen und Iuftigen Theile find davon gegangen, und haben die gröbern liegen laffen. Da ferner die über diefem Bruche in dem Schieferflöge befindlichen Schiefern, - aus welchen Kupfer und Silber geſchmelzt wird, fehr eifenfchüßig feyn, wie die Schmelzhuͤtten folches mit Ihrem größten Schaden erfahren müffen: fo ift Teiche zu begreifen, woher das Waffer feinen gelben Einter ‚genommen, MWie aber die Demantchen in diefem Einter gewachſen, kann nicht anders gefchehen feyn, als wie die Anfchiefung der Salze gefchieht,, wos ber auch Ihre Figuren zu erklären find. Sie find. glasachtig, und verlieren ihren ſchoͤnen Glanz niemals im Feuer. Daß die rg an den Figuren der | Dd Steine 422 F. C. Lieberoths Abhandlung, Steine ſchuld ſeyn, ſoll unten $. 8 bewieſen werben. Der mit den abgerißnen Stuͤckchen Zechſtein feſt verwachſene Spat, iſt bloß aus den groͤbſten irdi« ſchen Waſſertheilchen entſtanden, die zärteften aber haben die Demantchen verfertiget. Zeiget nicht die Ehymie, daß die mebreften Edelgefteine etwas me: £allifcyes ben fi) haben? Unfere Demantchen haben den eifenreichen Sinter bey fih, den fie für ihre Murter angeben. Man findet über Tage genug ge» wachfene Steine in zerfpaitenen Felfen, wie jedem Maturkiimdiger befanne fern muß. Was find anges flogener Kies, aus Spat und Quarz zufammenge« wachlene Drufen, ſowohl mir als ohne Erzt, ans ders, als neu gemachfene Steine? was find verwit— terte Kiefe anders, als von der $uft autgelöfte und in Erde verwandelte Steine? Jedoch muß man der gleichen Art des Entftehens der Steine von der an— dern Art des Ueberziebens dererfelben unterfcheiden. Die Brunnen, welche hineingelegte Sachen mit eis ner Steinrinde überziehen, dergleichen der Carisbas derbrunnen thut, und in allen Gradirhäufern zu fin Den iſt, machen nichts weiter, als eine grobe kalkich⸗ te Rinde um den Kern. Da hingegen entitandene Steine aus einerley Materie Feine heterogenea bey fib führen. Die größte Kunft aber möchte wohl ſeyn, gewiß auszumachen, warum die gewachfenen Drufen eben fo Eünftlidy eckicht und öfters fo ordent⸗ lich gemacht worden, daß der befte Steinfchneider fie nicht befjer und accurater fchleifen Fonnen. Vielleicht giebt es unterirdifche Geilter, die daran ihre Belufti« gung und Arbeit finden, diefe Cryſtallen zu fehleifen, und an die Luͤcken der zerriffenen Selfen und ger ante oo Wachfen der Steine." 423 - baͤnke anzufegen. Diefes wird vermuthlich Fein vers nünftiger Menfh im Ernfte behaupten. Indeſſen hat es doch Leute genug gegeben, die von Berggeis ſtern geträumet haben. Behaupten nicht einige Sthriftfteller , als der LudovicusLavaterus in feinem Tradtat. de Spedtris, lemuribus etc. P.I. Cap. 16. der gelehrte Agricola in feinem Dialogo de re ıne- tallica, u. a..m. daß es Berggeiſter gäbe, die eben fo ausfehen, wie die menfchlichen "Bergfnappen, und felbigen ganz befannt feyn follen? Allein dergleichen geiftige Bergknappen find auch nur zu diefer Seufe Zeiten Mode gewefen, und wird fein einziger jetzt lebender Bergmann jemals einen gefehen zu haben fich rühmen fönnen. Und gefeßt, es kaͤme einem laͤ⸗ cherlich genug vor, daß folche Geifterchen dergleichen Ernftallen verfertigen, und ihre Wohnungen damit ausſchmuͤcken follten; fo ift gleichfalls even fo artig im Ernte zu behaupten: es wären dieſer Exrnfiallen ihre Eleinften Theilchen fo eckicht, daß fie Feine andern als die fechsecfichten in Waffer befindlichen Theilchen anzögen, und einen fechsecfichten Stein erzeuneten. Warum will man denn alles fo gar genau beſtimmt haben? Bielleiche ift es folher Steine Natur, daß fie eben fo fechsecficht feyn müffen, wie ;. E. die Sal peterernftallen. Sie find allerdings mit Salztheilchen, die aber fehr ſchwer durch die Chymie werden ad ocu- lum zu demonftriren feyn , verbunden, weil fie in vi⸗ trioliſcher und martialifcher Erde angefchoffen. Man wird bier eben fo bey ihrer Entitehungsart, als bey andern Körpern, vergleichen die Salze, Schneefts guren u. deral. find, nur allzuwohl geftehen müffen, doß man es fogleich nicht errathen werde, ob man Dd 5 gleich 424 5.€.LieberorhsAbhandhing, gleich öfters mennet die Sache recht gründlich einge⸗ ſehen zu haben. Und wenn wir nur bey der Art von einem ähnlichen Falle auf den andern zu ſchließen und Bergleiihungen anzuftelfen, blieben: fo würden wir glücklicher in der Entdeckung und Unterfuchung der Körper in der Maturfunde feyn, als wir ſo find. Der menfchlihe Verftand aber ift fo geartet, daß mir uns gleich von einer Sache ein Bild und ordentliche Borftellung machen wollen, wo wir doch mehrentheils gluͤcklich fehlen. Einen deutlichen Be— weis hiervon finden wir an der Beurtheilung der Himmelskoͤrper. Die Augen treffen bey deren Bewe⸗ gung die größte Unordnung an, und doch iſt dieſe Un— ordnung nichts anders, als ein folher Schein, der bey der Richtigkeit, welche die Natur nicht allein bier, fondern auch in unzähligen andern Fällen, her ten pfleget, unvermeidlich geweſen iſt. F. 5. Es ift ausgemacht, daß unfere Dertiahidhje aus dem Waſſer entftanden, obgleid) die Art und Weis fe, wie fie entftanden, nicht fo genau wird ausgemacht werden koͤnnen. Man bilde fid) aber ja nicht ein, daß es fo gefchwind mit dem Wachfen oder Eneftehen ber Steine zugehe. Mein, es braucht eine gerau— me Zeit, ehe ein Steinen von einerley Art fo groß wird, als ein Senfforn, ohnerachtet der Here Paftor Leſſer in Mordhaufen, das Wachen der Steine in fehr kurzer Zeit beobachtet haben will; da er in ein Eleines Bächlein, die Gumpe genannt, Steinhen \ gelegt, diefelben ein Jahr Drinnen liegen laſſen, und fie hernach merflich größer befunden *. Ich Er ' | | * * Siehe eiusd. Lithotheol. qG. 384. ON vom Warhfen der Steine. 425 Erfahrung diefes die Naturlehre mit der Moral ver» bindenden Gottesgelehrten nicht in Zweifel ziehen; ob er aber fo accurat in feinem Dbferviren und beym Meſſen der größer gewordenen Steine fo richtig ver» fahren, wird er am beiten wiffen, und es dem, wel- cher ‚Hieran zweifelt, nicht uͤbel auslegen. Denn ge⸗ ‚set, es hätten die in die Bumpe gelegten Steinchen "in einem Jahre nur um die Hälfte einer Haarbreite um ihre Peripherie zusenommen, und fo viel haben fie in einem Jahre nicht zunehmen koͤnnen, weil fonft das fehr Fleine Bächlein laͤngſtens mit Steinen zuges wachſen fenn müßte, wenn ein in felbigem liegender Grein in einem Jahre um ein merfliches drinnen ges wachen wäre; wie hätte er dieſes obferwiren Fönnen ? Das Lebergiehen der Steine mit anderer irdifchen und fteinhaften Materie und Entftehen neuer Steine ‚geht wohl nirgends geſchwinder von ftatten, als beym Earlsdader Brunnen und in der Baumannshoͤhle; allein in der That müßte es in des Herrn Paftor Leſſers Büchlein unglaublich geſchwinder zugeben, da diefes doch ein ſehr weniges und uͤberaus helles Waſſer ſuͤhret. Die in der Baumannshoͤhle befind- lichen Figuren find ſchon bey ihrer Entdeckung da ge: weſen, und wer weiß, wie lange Zeit fie gebraucht, fo ‘groß zu werden, als fie jego find. Und wenn dag Wachſen der Steine, welches doch in gedachter Höhle wegen Bielheit des herabtröpfelnden Waffers geſchwind genug zugeht, fomerflich wäre: fo würden die in der Höhle ſich findende und fo beritelte Dad öfen mit allerhand von dem Führer fo genannten Eandirzeuge längftens jugewachfen feyn. Ich halte aber dafür, daß zu einer Kluft, die in der Baumanns. hoͤhle 6 F. C. Lieberoths Abhandlung, hoͤhle ohngefaͤhr ein Zoll maͤchtig iſt, wohl hundert und noch mehrere Jahre Zeit erfordert werden moͤch⸗ te, ehe ſie zuwachſen koͤnnte. Es iſt wahr, ein Tro⸗ pfen Waſſer bat feiner Proportion nach viele terre. ſtriſche Theilchen in ſich; kann es aber auch aller Or⸗ ten feine irdiſchen Theilchen gleich ablegen? Keines— tveges, wenn es ſich zumal bewegt, wenn es aber ftils le fteht, und geſchwind abdunften Fannz fo bat es noch mehr Gelegenheit, Steine zu erzeugen. Wen biefeg zu lange deuchten möchte, der erwäge nur das langfame Wachſen der Eichen und andern feften Holzes, wie lange muß micht ein folcher Baum wach— fen, ehe er die Stärke eines Armes erreicht. Wie mancher Wallertropfen muß alfo nicht verrauchen, ehe ein Steinlein in der Größe eines Sandfornes er- zeuget wird. Es muͤſſen demnach unfere Demant—⸗ chen eine ziemliche Zeit zu ihrem Wachsthume nörhig gehabt haben ; welches noch durch ihre Härte wahr- fcheinlid) gemacht wird. Denn diefe Fann von nichts anders als dem ftarfen Zufammenhängen ihrer Thei« le, und diefes wiederum von der großen Anzahl ihrer Derührungspuncte hergeleitet werden, die deſto größer ift, je kleiner die Theilchen find, die einander beruͤh⸗ ren. ge Eleiner aber diefe Theilchen find; eine des fto längere Zeit wird erfordert, ehe fo viel zufammen- fommen, daß dadurch ein Körper von einer merkli⸗ chen Größe erzeuger wird. Sie würden gewiß auch größer geworden feyn, wenn fie mehren Zufluß und Nahrung vom Waffer erhalten hätten. Nichts wird aber fdywerer feyn, als ihr Alter zu beftimmen. Die in der Steinbanf fich findende Klüfte find gewiß niche vor kurzem entſtanden, weil man ja wohl von a rd⸗ vom Wachſen der Steine. 427 Erdbeben , denn Durch diefes müßte er entftanden feyn, Nachricht hätte. Laſſet fie von der Suͤndfluth gemacht feyn, welches aud) ſo gar gewiß nicht iſt, und rechnet die vielen Jahre her: fo werdet ihr finden, daß diefe Demantdjen lange Zeit und vieles Waffer zu ihrem Entſtehen und Wachlen nöthig gehabt. Sollen nun ganze Steinbänfe von Zelfenfteinen, oder auch nur von dem mürben Kalffteine nac) und nad) gewachfen fenn; mie viele Secula haben nicht dazu gehöret. Denn die mehreften Phyfici fagen ja, daß alle Steine flüßig gemelen feyn. Man fiehe gar fein anderes Mittel von der Entſtehung und dem Wachsthume der Steine, als das Waſſer. Es iſt demnach das Waſſer der Urſprung aller Steine, die in und auf unſerm Erdboden ſind. Ja, damit es ihm auch nicht an ſolchen Stücken neue Steine her⸗ vorzubringen fehle; fo nimmt es einigen wieder mas - ab, und fegt es andern an. Der Kalfitein fcheint einzig und allein dem Waffer zur Nahrung gejchafe fen zu feyn, indem ihn dDaffelbe mit leichten Umſtaͤn⸗ den in kur zer Zeit einnimmt. Iſt aber wohl der ſo feſte, ja faſt uͤberwindliche Feuerſtein davon ausge— nommen? Keinesweges. Nehmet einen Feldſtein, oder den feſteſten ſchwarzen Feuerſtein, ſchlaget ſel⸗ bige von einander, leget ſie an einen freyen Ort im Felde einige Jahre hin; ſo werdet ihr finden, daß ihre Oberflaͤche ganz anders ausſieht, ale fie aus» ‚gefehen, da ihr fie von einander geſchlagen. Wir finden feinen. Feuerſtein, deffen äußere Rinde nicht allemal mürber feyn foflte, als das innere, ja es ſoll⸗ te einem wohl gar vorkommen, als waͤren die zerbro⸗ chenen Feld⸗ und Feuerſteine mit einer andern Rinde als 423 5.8. Lieberoths Abhandlung, als ihr inwendiger Kern iſt, überzogen, wenn man Luſt hätte zu fagenz fie wären niemals ganz geweſen. Der Schiefer, der im Anfange ziemlich fefte, wenn er aus der Tiefe tommt, bſet ſich ganz und gar und zwar in Eurger Zeit in freyer Luft auf. Will man diefes dem in der Luft befindlichen acido zufchreiben ; fo wird man ſich aud) dieſes ſchwerlich ohne Waſſer einbilden fönnen. Sollte wohl nicht der Regen mehr germögend ſeyn die Steine aufzulöfen, als die tuft? Heißt es nicht: gutta cauat Japidem non vi, ſed fae- pe cadendo? Und wer hieran zweifeln wollte, der darf nur die unter den Dachtraufen gepflafterten ſehr feften Kieslinge anfehen; fo wird er hiervon überzeugt werden. Und wo kaͤme denn die Stein⸗ materie in das Regenwaſſer, wenn es nicht vermö« gend wäre, Steine aufzulöfen. Es gehoͤret aber ebenfalls eine geraume Zeit, wie zum Wachsthume der Steine, auch hierzu. 96. Das Waſſer iſt vermoͤgend, auf unter⸗ ſchiedene Art Steine zu erzeugen; und da ich Gele— genheit habe, ſowohl die Erd und Steinlagen inwen». dig beym Befahren der- Schächte in meinem Va— terlande, als auch die zu Tage ausgehenden Steins baͤnke zu betrachten; indem ich fo glücklich geweſen, von dem fo vortrefflichen Sehrer Der Naturwiſſenſchaft dem großen Kruͤtter, in der Phnfif feine gewiſſen und ausgemachten Wahrheiten und gehrfäße zu er · lernen, der Weg zur Ausübung derfelben mir auch von dem in der natürlichen Hiftorie, Chymie und ale len bergmännifchen Wiſſenſchaften hocherfahrnen Heren Schichtmeiſter Hofmann, gebahnet worden: ſo bin ich fo kuͤhne gemacht worden, meine Gedanken BR diejer vom Wachfen der Steine, - 429 dieſer Materie Fund zu machen. Meine Abſicht ift nichts weniger, als eine große Gelebrfamfeit zu zeis gen, wozu ich ohnedem nicht gefchickt bin. Ich bin vollfo men zufrieden, wenn ic) durch diefe Ges danken etwas zur Erweiterung der natuͤrlichen Hiſto⸗ rie beygetragen und Gelegenheit gegeben habe, die Erzeugung der Steine genauer zu unterſuchen. Ich babe dreyerley Entſtehungsarten der Steine gefun— den. Damit will ich gar nicht ſagen, daß ſie es alle wären. Mein, die Natur iſt eine Freundinn unzaͤh⸗ liger Beränderungen und eine Liebhaberinn des Mans nigfaltigen. So viele Bermegenheit befige id) noch nicht zu ſagen; daß ich ein Maturfündiger ſeyn woll» te, indem fie wohl gelchieftern Leuten zu tbun genug macht, ihre Werke fo zu verſtecken, daß fie endlic) darüber ermuͤdet werden müffen, ehe fie ihr den Bor» hang nur an einem einzigen Orte haben wegreißen Eönnen. Sie weiß den Stoff, den fie zu ihren präc)« tigen Werfen nimmt, fo nette zu verbergen, und die Zriebfedern fo genau zu verftedfen, daß wenn ja ei- nem unermüdeten Sterblicyen das Gluͤck wiederfäh: vet, etwas Davon ausfündig zu machen: fo behälr fie doch allemal; das Befte für fih zurük. Kin deut— lih Erempel hievon geben uns die Metalle und Edels gefteine. Welcher Naturlehrer wird mit Gewißheit fagen fönnen, woher das Gold. und Silber genoms men, wie es entitanden, und was feine Theile find, - Diefes müffen allerdings die Alchymiſten wiſſen. Denn fonft wird »alle ihre große Mühe vergebens feyn ; und da ihre Anzahl fehr groß feyn foll: fo wird vermuthlich das Goldmachen nicht mehr unter die — ‚gehören, Damit ich aber nicht allzu⸗ ‚weit 430 ° 5: €. Lieberoths Abhandlung, weit ausfchweife: fo will ich zu.den Steinen wieder zuruͤcke kehren. Die erftere Entſtehungsart Haben wir an unfern Demantchen und den Drufen bes trachtet. Ich hätte weit mehr von dem Entſtehen der Metalle, und von der Einführung derfelben in dag Ge⸗ Dirge durch das Waſſer dabey melden fönnen: weil aber meine einzige Abficht ift, von den Steinen zu fehreiben: fo babe diefes alles verbengelaflen, um mid) nicht in eine zu weitläuftige Materie, die viels leicht meine Kräfte überfchreiten möchte, einzulaffen, und mid) in ein zu weites Feld zumagen, wo id) nod) nicht ohne durch viele Erfahrungen mich würde zu⸗ rechte finden. Ich habe auch dieſe Blätter zu keinem andern®nde abgeraßt, als meinentandsleuten zu zeigen, daß die Naturlehre zu den bergmännifchen Willen: ſchaften erfordert werde, und das ficherfte Mitrel fey, das innere der Erde mit ziemlicher Gewißbeit auch über Tage zu erratben. ie find aber nicht gefchrie« ‘ben, andere, und zwar in der Naturlehre gefchicktere zu lehren. Mein, ich bin noch viel zu jung, Diejes zu thun, und würde es nicht thun, wenn ich aud) ſchon einen Preis erhalten hätte Denn ich weiß, daß diefes öfters ein bloßes Ci ift, und daß man das Gluͤck mit verbundenen Augen abmalet, in welchem Zuftande es fo leichte einen Knäben, welcher den Hunden Pillen eingiebt,, als den Hippokrates er» reift §. 7. Die jmente Art von denen durch das Waſ⸗ ſer entſtandenen Steinen iſt auch glasachtig. Es iſt ein grober rother und bunter Sandſtein aus großen Stuͤcken von weißen, grauen, blauen nnd rothen Kies» lingen zufammen gewachfen, Hauptſaͤchlich en | ieber vom Wachfen der Steine. 431 bieher das unter dem Schieferflöß in der Graffchaft ‚Mannsfeld fo genannte liegende oder todte Gebirge, Diefes findet ſich gleich unterm Schieferflög,, wo eg noch am zarteften und einpaarichften ift, hernach aber in ordentlichen Steinbänfen wohl 6 und noch mehr Sachter in der Teufe mit fortſtreicht. Es befteht, wie ſchon erwähnet, aus lauter bunten Steinen, von | der Hühnereyer Größe bis zum Sandforne, woraus man fehr wahrfcheinlich fchließt, daß er von zerbro— chenen Stüden feinen Urfprung bat, Die Materie, fo diefe Stüden zufammen hält, hat mit den Stei- nen gleiches Schickſal, daß es von der Luft aufgelöfer wird, daß die an einander gewachfenen Stuͤcke wie— der von einander fallen. Die Stüden aber bleiben ihrer Härte wegen, eben wie andere Feldſteine, ganz, und diefe Steinbänte fiehen auf eine ſtarke Meile lang bald hier bald da von YMYannsfeld bis Wid⸗ derſtedt zu Tage aus, wie ich denn auch bey Halle nach Biebichenitein zu, an der Saale einen langen Strid foihes Gebirge angetroffen. Und hiebey kann des Herrn Neumanns Theorie vom Waffer- fchleime vollfommen angewendet werden, daß ver dies fe Stücen zufammen leimen kann. Diefe Stuͤcken Steine müffen demnad) in einer ziemlich gleichen tage dichte auf einander gelegen haben, daß das Waſſer fie eine lange Zeit umfloſſen und zufammengepackt, dabey aber von dem oberften zärteren in die Stücfen was mit eingeführet bat. Ja, daß in dieſem Steine fid) viele unterirdifche Waſſer aufhalten müffen, iftaus der bergmannifchen Regel, die aus der Erfahrung genom: men ift, klar; daß man allemal viele Waſſer erjchürs fe, wenn das Liegende zu ſehr verwundet wird, Damit 5 Dand, Ce man 432 F.C. Lieberoths Abhandlung g, man ſich aber die Sache, wie ein ſolcher Stein entfte- hen, und durch das Waſſer zufammen geleimet werden koͤnne, defto deutlicher vorftellen möge: fo will ic) eine von dem Herrn Schichtmeiiter Hofmann, zwar nicht zu dieſem Zwecke, ſondern in einer ganz andern Abſicht gemachte Erfahrung kuͤrzlich anfuͤhren. Es hat ſelbiger einige Haͤnde voll Sand in einen Glaskolben gethan, auf dieſen Waſſer gegoſſen, in dieſes Waſſer ein Fiſchlein geſetzet, um zu erfahren, wie lange ein Fiſch von bloßem Waſſer leben koͤnne, und was er fuͤr eine Sage bey feinem Sterben annehmen würde, Nachdem nun das Waſſer nach) und nad) abgedunſtet, und der Fiſch in die Verweſung gegangen: fo hat er einen Abdruck jeines Körpers auf den faft zu einem Steine gewordenen Sande eben fo gefrümmt zurück gelaffen, als die in dem Schieferflög fich findende Schieferfi- ſche. Man wird mir hier vielleiht Schuld geben, daß ich mir widerfpräche, indem ich oben $. 2. gefaget, daß fein Stein aus Sande entftehen fonne. Man ‚wird mid) aber erft recht verftehen müffen, ehe man diefes behauptet. Diefe Steine, von welchen bier die Rede ift, beftehen aus Feiner einzelnen und einpaari- gen Art, fondern find aus vielen, obzwar lauter glas- achtigen Stirfen jzufammengefeger , die aber, wenn fie in freyer duft liegen, wieder aus einander fallen, went ihr Steinlein, wenn es fo erlaubet ift zu ſagen, geben läßt. Es ift aber $.2. von-Steinen von einerley Art gehandelt worden, und ift nicht das Waſſer auch hier- bey die Urfache, warum dieſe Stücken zu einem ganzen Steine geworden ? da ift es nicht eben fo, wie mit denen ($.5.) in der frenen $uft veränderten Quarzen und Feuerſteinen bejchaffen ? au bloßem Sande Bird vom Wachfen der Steine. 433 wird nimmermehr ein Stein erzeuget werden fönnen, wenn fein Waſſer darzu fommt, wenn auch Seimen und Thon damit vermifchet würden. Es müßtedenn Leibnitzens Hppothefe für einen wahren und ausge: machten Satz angenommen werden, daß Duarze, Schiefern, Alabaſter ꝛc. vom Feuer zuſammen ge⸗ ſchmelzt wären *, Sollte es angenommen werden: fo würde man fic) genöthiget fehen, auch anzunehmen, daß man nichts, als lauter Duarze, in und auf unferm Erdboden antreffen müffe. Wäre das graufame Feuer allgemein gewefen: fo würden, mie der große Leibs nitz haben will, und ſich auf eine Erfahrung beruft, alle Metalle, alle Vegetabilia und alle Creaturen, famt den Steinen, in Sluß — ſeyn; und da man Spat genug antrifft, der leichtfluͤßig if: fo würde er ja weit eher in Schlafe, als in Kalf, ge gangen feyn, und wir würden einen Eröboden von Glafe haben. Und follten ja die Steine von Feuer zu: fammen gefchmelzt feyn; wie fanı: esnun zugeben, daß von neuem welche entitehen Fönnen ? Und aus welchem - Grunde laffen fich denn ihre ordentlichen Figuren be— ftimmen?: Eine Schlacfe wird nimmermehr fo artig fließen. Desgleichen wird ſich nimmermehr ein Glas in der $uft oder im Waſſer auflöfen, wie diefes Die Eteine thun. ($.5.) Und was will man fagen? wenn man höre: daß Boyle einen Demant gehabt, in welchem inwendig ein Waflertropfen befindlich ge: weſen. Berichter nicht Linſchott, daß fich in den leergemachten Demantgruben in Hftindien nach wenig Jahren wieder neue finden ließen ? Iſt demnach nicht | auch das Waſſer der Urfprung der Steine unferer. zweyten Art? Ee2 $.8. Die Vid. Leibnitzii Protogaeam, $. 18. - 434 F. C. Lieberoths Abhandlung, $. 8. Die dritte Art ſoll die Entſtehung des Kalf: fteines zeigen, Der Kalfitein unterfcheidet fi von dem Quarze, daß feine Theilchen nicht fo fefte find, und nicht fo genau mit einander zuſammen hängen. Er löfet fich auch weit eher in der $uft und Waſſer auf, alsjener, und ‚ geht einer vor dem andern in leichtem Feuer in Kalf, Es giebt defien 2 Hauptarten. Die erftere Art machen die Gypskalkſteine aus, worunter alle Artenvon Alaba⸗ fter, Marmor, Spat ꝛc. gehören. Zur andern Art. rechnet man die Steine, aus welchen Sederfalf gebrannt wird. Man wird in benden das allermeifte von vers fteinten Mufcheln, Schneden und Begetabilien antref: fen, wiewol man auch) in Sandfteine, jedoch fehr wenig, Detrefacta, niemals aber das Thier oder Pflanze felbit, fondern nur einen Abdruck derer dußern Theile, und fo zu fagen, nur die Sorme abgedrückt findet. Was find die Seegewaͤchſe, alsdie Corallenzinfen und meh: rere, anders, als Gypskalk? Was find die fo genanns ten Ragenföpfe, woraus fie in Indien Kalk brennen, anders, als Gnpsfalf? Da nun diefe Arten von Steinen in den Seen und Meeren fich am: meiften antreffen laffen: fo wird man ganz nafürlich auf ihre Entftehungsart geleitet. Denn die Lagen von ſolchen Steinen mit ihren Petrefactis zeigen an, daß vor: mals an folchen Orten Seen geftanden haben. Das iſt: es find Geegründe, von welchen das Waſſer, wer weiß, wie, abgefloffen, oder weggedunfter, und zeiget der mannsfeldifche Schieferflög mit feinen Fi— ſchen, die querfurtifchen Steinbrüche, die um Mord- baufen befindlichen Gypsfalfberge, die bey Franfen- « haufen fhönen weißen Spatberge und mehrere der- gleichen, ganz deutlich, Daß an diefen Orten * geſtan⸗ vom Wachfen der Steine. 435 geftanden, woher alle diefe Sachen ihren Urfprung ges nommen haben. Weder. Ueberſchwemmungen, noch Erdbeben und Umſtuͤrze, haben dieſe Steine, in wel— chen ſich Muſcheln, Schnecken und Seethier⸗ verſtei⸗ nert befinden, zuwege gebracht, weil dieſe löse fo ors dentlich ſtreichen, und das Geſtein ſich lagenweiſe hebt, auch die in ſelbigem liegende Petrefacta mehrentheils auf ihrem Schwerpuncte liegen. Es kann einen dieſe Art Steine auf ganz andere Gedanken von der Bers fteinerung bringen, wenn man fic) von den Borurs theilen der Suͤndfluth nicht einnehmen läßt, wovon aber weitläuftig zu handeln hier der Drt nicht iit. Es iſt ($. 2.) erwaͤhnet worden, daß fich allezeit in einem gewiſſen Erdftriche eine gwiſſ Hauptart von Steinen antreffen ließe. An vorerwaͤhnten Orten, ſonderlich aber in der Sraffchaft Mannsfeld, und an mehrern Orten, wo folche Flöge oder Steinbänfe gefunden wer⸗ den, wird man wahrnehmen, daß fie allemal mit ihrem Dazu gehörigen Gebirge fortftreichen und fallen. Ich bilde mie demnach auf folgende Weife ihre Entſtehung ein: Ein folcher Strich ift ein Seegrund gewefen, von welchem das Wafler allmählich und nach) und nad) weggekommen. Da der erftere Sag zu dieſem Floͤtze fertig gewefen: fo hat fich der andere geſetzt, und fo bald diefer feine Reife erlanget, bat ſich der dritte u. fe w. aus dem zarten Wafferfchleime oder Waſſererde geſetzet. Fraget nicht, wo das Waffer alle irdifchen Theilchen, diefe Schalen zu verfertigen, hergenom— men, indem ich fonft antworten werde: eben daher, wo ißo unfer Regenwaſſer feine irdifchen T: heilchen herkriegt, die es bey ſeinem Wegdunſten zuruͤcke laͤßt. Es kam einen hiervon nichts beſſer uͤberfuͤhren, als Ba Ee3 der 436 F. C. Lieberoths Abhandlung, der bey Puttendorf im Thuͤringiſchen ſtreichende Kalk⸗ ſteinfloͤtz. Dieſer zeiget mit ſeinen ſo ordentlichen grauen und weißen Strichen, die ſo accurat parallel mit eins ander fortftreichen,, feine Entftehungsart. Und ich Slaube Recht zu haben, zu fagen, daß, wie ein folcher Stein in der $uft nach und nad) zerfalle, ee auch wohl müffe entftanden feyn. Wenn ein Schiefer eine Weile in der freyen $uft liegt: fo zeriplittert er fich eben fo wieder, wie er entftanden, und löfet fich eine Lamella nach der andern fehr ordentlich ab. Eben fo läßt fich es auch ganz wohl begreifen, wie die in Schiefer ſich findende Fifche haben , ohne gequetfchet zu werden, und die vielen verfteinten Conchilien, fo ordentlich und in ihrer Lage, haben konnen erhalten werden. Denn follten - fie durd) Sluchen, oder Verkuͤppungen, oder aufge: worfene Afche, bedecfet worden feyn: fo wiirde man 1) feinen einpaarigen Stein, in welchem fie liegen, an ihrer Bank finden , in welcher aber nichts fremdes von andern Steinen wahrgenommen wird, fondern es ift eine ſolche Banf ver zartefte Kalkſtein. 2) Würde al- les ſehr unordentlich unter einander herliegen, welches aber der Erfahrung widerfpricht. Das fchwerefte aber hierbey wird auch wohl feyn, die Frage zu be: antworten: wo fommen denn die hoben Kalfberge ber? und wie find diefe entftanden? Bon den Wel:- len der See. Und wie die großen Veränderungen mit unferm Erdboden vorgegangen, find fie mit her⸗ vorgebracht worden. Entſtehen nicht neue Inſeln? Warum trifft man in England fo viele Aufterfchalen in der Erdean? wie ſolches Rajus vielfältig anfüb- ret. Warum ift wohl das fand und die Klippen auf beyden Seiten des Meeres in England von Frei: dichten vom Wachſen der Steine. 437 dichtem Erdreiche? Aus feinem andern Grunde, alg ‚ weil fie ausdem Meere ihren Urfprung haben. Undda die Corallenzinfen und Kagenföpfe von eben der Art find, daß ſich immer eine Lamella an die andere angefe: Bet, bis ſie zu ihrer Größe gefommen, auch vollkomme— ner Gypskalk ſind: ſo wird man ziemlich wahrſcheinlich ſchließen koͤnnen, daß die Gypskalkichten Steine ihren Urſprung aus der See haben. Und man wird gar nicht erftaunen dürfen, wenn Rajus aus Miſſe ons Reiſe nach Italien meldet: daß bey Tivoli in einem Stuͤcke Marmor ein lebendiger Seefrebs fen gefunden morden, und daß Brand berichtet, daß in England ein gewiſſer Herr habe Mufcheln gegefjen, welche, vermit: telſt eines Pfluges, aus der Erde geackert worden; ja daß bey der Stadt Mold in Slinefbiere unterſchie— dene Mufcheln ungefähr 3 Schuh tief im Sande anges troffen worden, in welchen lebendie Fiſche gemwejen. Welche wunderfame Begebenheit der Natur die Ka- tzenkoͤpfe erflären fonnen! Diefes find Mufcheln,deren Schalen nach und nad) von dem Seewafler größer ges macht, darinn aber ein Fleiner Canal zur Nahrung des Thieres, wodurch es feine Nahrung durch das Seewaf- fer erlangen Eönnen, gelaffen worden. Diefe fommen oft zu einer Dewwundernswürdigen Größe, und zeigen ihre Jahreswachſe ordentlich. Eine gleiche Beſchaffen ⸗ beit Fann es mic dem in Marmor eingefchloffen gefunde: nen Seefrebfe gehabt haben, Eine befondere Art, ſich noch) bey lebendigem Leibe einen folchen Foftbaren Sarg ‚zu bauen, zu welchen kaum große Herren nach) ihrem Tode durch viele Unkoſten gelangen fonnen! Der Önps Falfftein löfet fich auch am allerleichteften in Waſſer hi auf, und nimme felbiges in großer Menge ein. Es e 4 würde 433 3.C.Lieherorhs Abhandlung wuͤrde mir eicht feyn, viele Erfahrungen anzuführen, allein ich würde zu weitläuftig ſeyn müffen, wenn ic) dieſes thun wollte. Man braucht dabey nicht mit vies - Ten Umſtaͤnden auszumachen, ob die Steine Salze in fid) haben oder nicht, obgleich der große Naturfündiger, der Herr Drofeffor Ar aer,in feiner Erdgefchichte, 6.42, esnicht ausdrücdlichbehaupten will: fo Fann es doch nicht anders ſeyn, wenn man aus der Chymie ans nimmt, daß die Salze nothwendig zur Auflofung der Korper und Metalle in Waſſer erfordert würden. Giebt es nicht Salze genug, wie eben Äritser loc. cit. anfuͤhret, die fich fehr fchwer in Waſſer auflöfen ? Was ift der Arſenik anders, als ein Salz, fo fi), ob zwar fehr fchwer, jedennoch vollkommen, in Waffer auflöiet? Warum färbt die Schmalte Das Waifer? ? Gewiß aus feinem andern Grunde, als weil fie ſich in Waffer auf: löiet. Sie ift aber ein Glas aus Kobold und Sande verfertiget. Was thut der !ederkalf, wenn er mit andern Körpern in Waſſer vermifchet wird? ? Warum nennet man ihn ein alcali caufticum? Gollen etwan die alia durch das Feuer in felbige fern gebracht wor⸗ den? Man möchte lieber fagen, fie hätten fich durch das Feuer vielmehr auswickeln koͤnnen, und durch felbiges -feyn eraltivet worden. Es find allerdings Salze in diefen Steinen. Haben wir nicht fchon ausgemacht ($. 5.), daß fich fo gar die Duarze, als Die feiteften Steine, in Waſſer auflöfen, worzu auch die Aowechfelung des Gewitters, die Hise und Kaͤl— te, das ihrige mit beytragen. Und dieſes thut Der Kalkitein i in fehr Furzer Zeit, ja einiger im Augen- blife. Denn fo gewiß es ift, daß ein Körper ein Salz in ſich enthalte, welcher ſich in Ra , entwes der vom Wachfen der Steine. 439 der ganz, oder zum Theil, einflöfet, und das Waſſer ſchmackhaft machet; fo wenig folget es, daß ein Koͤr— per gar fein Salz habe, der diefes fo gleich nicht thut. Denn man ferner den in der Grafſchaft Mannsfeld über dem Schieferflög ſich findenden Stinfftein be— frachtet, der ein grauer Schiefer iſt: fo wird man von der Gegenwart der Salze in felbigem vollfommen über- führer. Diefer Stinfftein offenbaret feinen Geruch am aflerhäufigiten, wenn die Bergleute in felbigem ar: beiten; fo bald er aber einige fahre an der frenen Luft gelegen: fo vergeht ihm jein Seftanf um ein merflis ches. Es ift aber diefer Stein ein grauer Schiefer, der aus einem faulen Waſſer feinen Urſprung hat, in welchem die Fiſche abgeltorben find, wie man denn ebenfalls, wie in Schieferflög, auch in felbigem Fifche findet. Sein Geftanf, den er aber nicht eher von ſich giebt, bis er entweder gerieben oder gefchlagen wird, ift einzig und alfein den urinöfen Salzen, vie er ben fihhat , zuzufchreiben. Man darf fich nicht wun- dern, daß ich aus den Geſtanke, den diefer Stein bey ſich hat, geſchloſſen habe, daß er Salze bey fich führe; ich meyne Gruͤnde zu haben, diefes zuglauben. Denn . wenn man bedenft, daß auch fein heftiger Geftanf entjieht, wenn man Scheidewaffer auf ihn gießt: fo wird man nur auf die Bermifchung des Lederkalks mit Salmiak Achtung geben dürfen, und fagen, woher da der heftige Geruch entitehe. 9. 9. Doc aber nur einige Erempel von der jtar- ken Auflöfung der Kalkſteine in Waſſer anzuführen: fo giebt es in der Örafichaft Mannsfeld an unterfchies denen Drten fehe große Kalkſchlotten, weld;e daher entſtanden, daß die in der Erde befindlichen Waller Ee5 den 440 8. C. Lieberoths Abhandlung den Gypskalkſtein nach und nach auflöfen, i in ſich neh⸗ men, und durch ihre Auflöfung fuͤrchterliche und ziem⸗ lich große Höhlen inder Erdemachen, und fchleichend uͤm fich freffen; woher aud) die über. Nordhaufen ſich findende See unterm Berge, die Koͤlle genannt, ent- fanden. Dieſe Begebenheiten zeigen zugleich die Ur⸗ fachen von Erofällen an. Denn wenn das Waſſer den Kalkſtein ausgezehret, und die mürben Kalkwaͤnde immer nachſchurren, weil es fehr gerülle Gebirge, welches immer nachbricht: fo kann es nicht anders kommen, die über felbigem liegende Dammerde muß auch) nachfchießen und einbrechen, und dieſes ift Die allergewiffete Urfache von Eröfällen. Man AMD ſich nicht aller Drten feuerfpenende Berge einzubilden, fondern das IBaffer Fann es fo gut und noch beffer ver: richten, als das Feuer. Die fürchterliche und wunder: bare Baumannshöhle ift nichts anders, als eine foldhe Kalffchlotte, von welcher das Hangende ein fefter, dag Siegende aber ein mürber Gypskalkſtein iſt. Man hat fo vieles davon gefchrieben, fich allezeit an den arti- gen Figuren, welche aber die Einbildung öfters am ſchoͤnſten ausarbeitet, beluftiget, und niemals an ihr Entſtehen gedacht. Das in feldiger beftändig fiepernde Waſſer, das der Verfertiger der artigen Spielmerfe ift, zieht ficd) Durch das Falfachtige Gebirge, nimmt mas don dem Steine in fich, und feßet es in dieſer Höhle wieder an, zieht ſich langſam wieder ab, und läßt ſei— nen angenommenen Kalkſtein wieder fißen; daher auch aller gemachter Vorrath von fehönen Sächelchen der befte weiße und zarte Gypskalk ift. Ich wäre ſelbſt bier- auf niemals gefallen, wenn ich nicht fowol die Bau- mannshöhle, als die biefigen Kalkſchotten, 2* | äfte, | vom Wachfen der Steine. 441 hätte, in welchen aber die Waſſer fich nicht lange ge: nug aufhalten koͤnnen; fonft würde man eben fo artige Figuren fehen. Und ich habe mir laſſen fagen, daß die- fes der ficherfte Weg fey, auf Die Spuren der Natur zu fommen, wenn man immer eine Begebenheit der Na- fur aus der andern begreiflich zumachen fuht. Denn Ins Innre der Natur dringt fein erfi-affier Geift; Zu glücklich, wen fie noch die Außre Schale weit. ee ee ee ee ee ze u ee ı, Erfahrungen Leuchten der Scharfenherger 5 Blende; & aus einem Schreiben | des koͤniglichen Generalacciscommiſſarii, Herrn De Hofmanns, in Elterlein, an. Prof. Kaffnern * Sa ie Seuchkung derer Flüffe, fonderlich der grüs $ ‚nen, wenn fie auf den Ofen, oder ein war- mes Blech) über Kohlen geleget werden, ift, wie Zw. Hochedelgeb. melden, vorlängft befannt gewe⸗ * Eiche dieſes Bandes III Stuͤck, 288 Seite. ” J \ 442 Erfahrungen vom Leuchten gewefen: aflein, daß fie leuchten, wenn fie mit Ei- fen kalt geriget werden, habe ich noch nirgends, ‚als bey meiner zufälligen Erfahrung ‚ erfunden, Unlängit bin ich ebenfalls wieder. zufällig Diner eine neue Eigenfchaft der Scharfenderger Blende ge: kommen, welche, weil fie fehr bedenflih und ange nehm zu fehen ift, Ew. Hochedelgeb. fo gleich mit⸗ zutheilen das Bergnügen habe, Ich hatte derglei— chen Blende in Fleinen Stüden auf meinem Fenſter liegen. Es war vom heftigen Regenmaffer durch daffelbe gedrungen, und die Stückchen Blende lagen in ſelbigem, fo daß das Waffer darüber gieng. Bon ungefähr feste ich ein Glas darauf, und wurde in felbigem unten, mo es die ‘Blende berührte, ftarfes Dligen gewahr. Den Augenbli legte ich dergleichen Blende in ein Mörferchen, wozu zufallsweife eine gläferne Piſtill war; ich goß 2 Singer Hoch Waſſer darüber, und fing an zu reiben. Indem befam ich in der Pifil ſo viel Feuer zu ſehen, als ob ſie unten ſelbſt Feuer wäre. ch hielt mit dem Reiben fo lan- ge an, bis die Blende zu dem allerfläreften Pulver war, dem ungeachtet war nicht die geringfte Abnah— me des Phosphorefeireng zu merken. Alsdenn trock- nete ic) den Moͤrſer, und that andere Stüde von ber Blende hinein, und goß Baumoͤl darüber. Hier befam ich eben das, was bey dem Waſſer geſchah, jedoch ein wenig geringer, zu ſehen. Hierauf trodz» nete ic) den Mörfer nochmals, und trieb andere Stüs de trocken darinnen, und nunmehr war nicht nur eben fo ftarfes Zeuer, als im Waffer, fondern auch) ein ungemein ſtarker Geruch , welcher die ganze Stu— be erfüllete, und widrich zu EUR war. Sch habe die der Scharfenberger Blende. 443 die zum zarteſten Pulver geriebene Blende auf ein Papier gefchüttet, mit einer Federkiele, Holz oder Singer darinn gerieben, und eben viel Funken be. merfet. Nachdem ich es mieder vom Papier in Moͤrſer geſchuͤttet, zündete ich das Papier an; was nun von der Flaren Blende an felbigem hängen geblie= ben, gab, da die Flamme daran fam, ſolche Fun— fen von fih, als wenn man Pulverſchwamm anzün- det. Ich habe alsdenn diefes im Mörfer befindliche Pulver auf einem Bleche beynabe gluͤend gemacht, "und nachdem es erfalfet, wieder gerieben. Dem ‚ungeachtet nimmt das Phofphsrefeiren nicht ab, Wenn die Piitill Stein oder Metall iſt, kann man obiges nicht wahrnehmen; wenn man aber flatt einer ordentlichen Piftille eine Eleine Phiole zum Reiben nimmt, und fehr geſchwind reibt, ift das Phos— phorefciven fchöner zu fehen. Es ift alfo zu dieſem Berfuche ein gläferner Keiber nothwendig. Ich weiß nicht, ob ich mit diefer langroeiligen Erzählung Ew. Hochedelgeb. nicht beſchwerlich gefallen. Mir hat die Sache merfwürdig gefchienen, und vielleicht iſt aus diefer wunderlichen Blende, von einem gruͤndli— ern Naturforfcher, als ich bin, eine größere Eigen- ſchaft und Folgerung hervorzubringen. Indeſſen ift mir teenigftens noch Feine phofphovefeirende Minera befannt, welche fo ftark im Waſſer, Del und Feuer, als die bemeldete Blende, phos⸗ phorefcirte, VII. Art 744° Artund Weile, Re ae ] Vin Art und Reife, eine neue Blaue Gaftfarbe zu machen, die faft dem fihönften Ultramarin \ nichts nachgiebt, | und bey Miniaturarbeit wohl zu gebrauchen. Aus einem Schreiben Sr. Hochwohlgebohrnen, des | Herrn von Bergen, Med. D. und P.P.O. zu Frankfurt an der Oder, — SR Profeſſor Kafinerm I vom Ligno Brafiliano rubro oder Fer⸗ | nambufholz, fo wie es bey den Droguiften zu haben, thut ſolches in einen porcellanen Cum, der hübfch weit ift, (kann man ein weites Glas haben, ift es wegen der Durchfichtigeit beffer) und gießt heißes, aber Fein fiedendes, Waffer daruͤ— ber, daß es 2 bis 3 queer Finger darüber ſtehe. Setzet beydes auf warmen Sand oder einen warmen Dfen, auf einige Stunden, in gelinder Digeftion, eineneue blaue Saftfarbe zu machen. 445 fo. daß die Solution recht faturiret werde. Alsdenn nehmer das Holz heraus, und feget das Gefäß mit der Solution auf heißern Sand, damit fie innerhalb ı bis 2 Tagen gänzlich evaporire. Die zurückgebliebe. ne rothbraune crufta, die fich an dem Gefäße angefest, "wird einige Tage weggeſetzt, daß fie völlig trocen fey. Nachher nimmt man diefes Gefäß wiederum zur Hand, gießt es voll kalt Waffer, fo nach einer halben Etunde wiederum ab- und neues Darauf ge- goffen wird. Inzwiſchen giebt man fleißig Acht auf die cruſtam, welche ihre braune Farbe allmählic) verlieret, und bläulicht wird, welches ſich bey glä: fernen Gefäßen, wegen der Durchſichtigkeit, beffer jeiget. Man fammlet diefe crultam mit einem Meſ— fer in eine Mufchel, worinn fie mit faturirtem Gum: miwaffer allmaͤhlich infpißiret wird, und eine fehr angenehme hellblaue Farbe befommt, die beftändig und ſehr fein ift, auch ſich fehr wohl brauchen läßt. Der Proceß gebt auch von ftatten, wenn man anftatt der Inſpiſſation die Solution durch Länge der Zeit, nur daß man den Staub abhält, evaporiren läßt. Ob aber fothane Solution, wenn fie durch Alaun in ihrer Farbe erhöhet, auch diefe Wirfung hat, habe nicht probiret, Uebrigens ift nicht zu zweifeln, daß dieſer Berfuch auch nicht im Großen angeben follte, . vielleicht auch), daß das Holz mehr, als einmal, ges braucht werden Fann. Ich erinnere mich nicht, von - diefer Farbe jemals etwas gelefen zu haben, und ift vor mehr, als 30 Jahren, ein.bloßer Hazard daran ſchuld gewefen, daß ich felbige alfo zu verferti- gen erfunden. a ae Inhalt Inhalt des vierten Stuͤcks im fünften Bande, 1. Verſuch vom Ackerbaue, von der langen Dauer der - Baume, und von den Proben, die und das Alter: thum biervon an die Hand giebt. Geite 337 U. Herrn J. ©. KRrügerd Schreiben an Prof. Kaͤſtnern, von einer verſteinerten Seuerflamme. | 361 II. Berfuch von dem Geewefen und der Handlung. Dritte Abtheilung. 565 IV. C.Mylius Befihreibung einer merkwuͤrdigen Art Schwaͤmme. 403 V. F. C. Lieberoths Abhandlung vom Wachſen der Steine. ‚413 VI. Herrn D. Hofmanns Erfahrungen vom Leuchten der Scyarfenberger Blende 441 VI. Bon Bergen Art und Weife, mie eine neue blaue Eaftfarbe zu machen, Die faſt dem ſchoͤnſten Ultra⸗ marin nichts nachgiebt, und bey Miniaturarbeit wohl zu gebrauchen. 444 _ _ Hampurgifhes agazin, oder eſammlen Schriften, zum Unterricht und Vergnügen, aus der Naturforfchung und den —— Be iberhaubt. De fünften Bandes fuͤnftes Stud. Mit Mit Königl. Pı Yohfn. un! und ind Churfücfil Saͤchſi ſcher Feevbeit fu | Luca Eors bey Georg Chriſt. Grund, und in Leipzig bey Adam Heinr. Holle, 1750. ng & —8 Hr — — Berfug | von dem Seeweſen und der Handlung. Biete Abrheilung | / 4 N a ſich etwan in dem Verfolge dieſer u - Abhandlung einige nicht allzudeut— es liche und verftändliche Stellen fin» 2er 12= den möchten, fo wollen win ung, diefelben zu erflären, bemühen, damit wir in dem Gemuͤthe des Sefers feinen Zmeifel binterlaffen, maßen wenige ſeyn werben, die fich mit dieſer Ma- terie recht bekannt gemacht haben. | k Das Seeweſen kann auf zweyerley Weife betvach- tet werden, entweder als ein, dem Könige, ober als ein ‚ Privatperfonen Seeweſen. Jenes Ff2 hat "450 Verſuch von dem Seewefen bat eigentlid) nur den Krieg, den Ruhm der Nation, und die Sicherheit der Handlung zu feinem Augen- merfe: diefes aber ift mit der Handlung bloß allein befchäfftiget,, deren verfchiedene Aeſte deflelben Fleiß fhärfen und ermuntern, Unter diefen beyden Sees wefen, bat jedes feine gemeflenen Berrichtungen, eine große Anzahl Drdnungen und Berfaflungen, welche diefelben, von ihren Pflichten abzumeichen,, und die Schranken der Billigfeit zu übertreten, verhindern. Das erfte arbeitet im Grunde nur für den Ruhm und die Ehre, welche demfelben folgen: das andere ift auf nichts, als Gewinnſt und unermeßliche Bortheis le, bedacht, jedoch jederzeit nicht anders, als unter genauefter Beobachtung der Redlichkeit, und mit möglichitem Beytrage abfeiten feiner, alles deſſen, was zum Ueberfluffe und zur allgemeinen Gluͤckſelig⸗ feit gereichet. Eolchergeftalt ehut fich zuweilen die Handlung: fo weit hervor, daß fie aud) zum Adels ftande befördert. Auf folche Weiſe wiſſen fid) $eute in die Höhe zu ſchwingen, die dem Vaterlande nüßs lich find, daffelbe auswärts befannt, und inwendig fruchtbar machen. | | Ein folder war Cofmus de Medicis, welcher, nachdem er eine faft über die ganze Welt fich erftres ende Handlung befaffet, und mit allen Prinzen in Europa und Afien in Briefmechfel geftanden, felbft das Oberhaupt feiner Mitbürger zu werden verdien« fe; und wie ein Gluͤck dem andern folget, fo erhielt fich feine Nachkommenſchaft nicht allein auf dem vaͤ— terlichen Throne, fondern heirathete auch in die ältes - ſten europäifüsen Häufer, und gab dem heiligen Petrus ſelbſt Nachfolger. * Derglei⸗ » und der Handlung. Re "Dergleichen waren die Fuggers i in Deutſchland, die dem Kaiſer, Carl dem Fuͤnften, unſaͤgliche Sum, men vorgefchoffen, und demfelben, für die Ehre,daß er, bey feiner Durchreife durch Augſpurg, bey ihnen ein⸗ £ehren wollen, ihre Dankbarkeit zu bezeugen, in dem Camin feines Zimmers ein Gebund Cedernholz anles geten, und ihn, daffelbe mit feinen Schuldverfchreibun. gen anzuzünden, erfuchten: welche Edelmuͤthigkeit Carln den Fuͤnften um fo mehr ruͤhrete, als feine — Schatzkammern damals ganz erfchöpfet waren. So far auch unter uns der berühmte Jaques Eoeur, ehemaliger Bertrauter und Silberverwahrer Tarls des Siebenten, welcher, nachdem er bey Hofe alle Wis berwärtigfeiten ausgeftanden, die ehrlichen Leuten ges meiniglich widerfahren,, fi) aus dem Königreiche be« ‚gab, und feine Zuflucht nach der Inſel Eypern nahm, wo er durch die Handlung fo große Neichthümer ers warb, daß er fich gefrauete, in feinem eigenen Namen Schiffe wider die Mahometaner auszurüften, und diefelben zu befechten: wobey er fo gluͤcklich fuhr, als feine Privatperfon jemals hätte hoffen Dürfen. "Allein Diefe Privatperfon, faget ein. geröiffer Schrifteller, erwarb alle Jahre allein mebr, als alle andere Kaufleute im Rönigreiche zu⸗ fammen. Diefer Jaques Coeur nahm, ſeither ſeiner Ungnade, den Titel eines Generalcapitains der Kirche wider die Ungläubigen an, und behau— ptete denfelben mit einer wahrhaftigen Großmuth und einem koͤniglichen Aufwande. Die verſchiedenen Errichtungen, die das See⸗ weſen in Frankreich hat, ſind jedermann bekannt. | Be weiß, wenigftens a & was für | f Mühe 3 x 452 Verſuch von dem Seeweſen Mühe und Arbeit, und was fir Summen Geldes dieielben gefofter; wie viel abſonderliche Arten von "Künften, man daben zufammen gebracht, die insge- ſamt fo finnreich und nüslich find, daß fie ſelbſt von denjenigen, die ſchon daran gewohnet, nod) lange bewundert werden. Diefe Errichtungen zeigen über Diejes eine große Anzahl Befehlshaber von allerley ange und Stande, deren einer immer über den andern, doc) fo, daß folhe Ordnung der Pflicht nicht nacıtheilig ift: Und da Das Seeweſen drey bauptjächlihe Vorwürfe hat, die daffelbe wechfels- weiſe an fich verbinden und unterfcheiven, fo find die DBerehlshaber deſſelben auch in drey Elaffen einge: theilet, die ziwar unter ſich, in Anfehung ihrer eigent- lichen Beſchaffenheit, unterſchieden ſind, dennoch aber alle ſich in einem und demſelben Endzwede wie⸗ der vereinigen. Der erſte Vorwurf des — iſt gleichſam das Vorſpiel deſſelben, und bringt die eigentlich da— zu gehoͤrigen Materialien zuſammen, und ordnet und erleichtert alles was zur Schifffahrt dienen ſoll. Die⸗ fe vorlaufigen Handlungen betreffen Die Umwerfuchung, Abtreibung und Verhaͤltniß der Holzungen; Die Kenntniß, den Einfauf und die Unterhaltung einer unzähligen Menge alleriey KRaufmannsmaaren; die Art und Weife, diefelben zu dem Baue, der Kalfa— terung und Ausrüftung der Schiffe mit dem großten , Vorteile anzuwenden. Man wird zur Önüge erſe— ben, daß diefes alles eine wohlbedächtige Bermijchung der Ertenntniß und Ausübung fen, welche mit einem ungemeinen und, durch eine unabläßige Hebung, verbefferten Berftande verknuͤpfet ſeyn muß. _ — RR; | at und Der Handlung: ” 4453 hat auch bis hieher bey dem Seeweſen nur zween Dberauffeher von einem gemwiffen Anfehen gehabt, naͤmlich die Herren Descloufeaur und Dauvre, die beyde von dem Herrn von Seignelai ermählet wor⸗ den, beyderfeits Leute von erbabenem Geifte, vie vortrefflich gedacht, und feine Schwierigkeiten an⸗ ders gekannt, als nur ſich den Ruhm zu verſchaffen, dieſelben zu überfteigen. . Der zwente Vorwurf enthält die Handhabung, die Vielfältigkeit der Umſtaͤnde ins Kleine, die Bes fteurung der Schiffe zur See, oder die eigentlich fo ‚genannte Schifffahrt: welches wieder zwey Theile voraus ſetzet, Die Steuermannsfunft und die Wen= dung der Segel. Jene betrifft den Gebrauch) des _ Compaſſes, der Paßfarten, der Inſtrumente, die zu Aufnehmung der Höhe und Abmeffung des Lau⸗ fes des Schiffes gehören; der Regeln und Muth— maßungen, woraus man eine gufe Giffung haben fann: diefe aber, die Art und Weife, die Segel und das Steuerruder, nebft dem Rumpfe des Scdiffes, fowol in Anfehung der Fahrt, die es halten foll, als der verfchiedenen Vortheile, welche der Wind und die Stroͤme verſchaffen, wie imgleichen der genauen Be— ſtimmung der Abweichung und der Geſchwindigkeit des Schiffes ſelbſt, zu beſchicken. Wie ſchoͤne Gele— genheiten giebt es hier nicht, ſeinen — in ſei⸗ ner Vollkommenheit ſehen zu laſſen! Der letzte Vorwurf des Seeweſens ſcheint ends lich nur einen Anhang deffelben zu enthalten, ob ſol⸗ her gleich nach und nach das Hauptwerk deffelben worden iſt. Diefer Anhang befteht in einer gewiſ⸗ ven Drdnung der Aemter und Bedienungen, welche | f4 die 454 Verſuch von dem Seeweſen die Policey in jedwedem Hafen erfordert; in der Art ‚und Weife von den allda gemachten Unkoſten Rech— ‚nung abzulegen; in einer Kunſt formliche Werzeich- niſſe, Rollen, und andere dergleichen Urkunden zu ‚errichten. Gewiß iſt es, daß dieſe Formalitaͤten uͤberhaupt die gute Srdnung unterhalten, und dem „Eintchleichen der Misbräuche fteuern. Allein, dieſe Mivsbrauche würden vielleicht bey vielen Gelegenhei- ten nicht ſo nachtheilig fern, als die langwierigen Zögerungen, welche durch die "allzugroße Anzahl der Hormalitäten verurfau,et werden, Dieſen drey Claſſen fagen dreyerley time Befehlshaber zu, Deren jede fich mit dem begnüget, was ihr vorge] ichrieben ift, und ſich weiter um nichts bekuͤmmert. "Und das ift alles, was man heutiges Tages verlanget. Jeder Stand iſt von dem andern abgejondert, und für fich insbeſondere. Das Erem; pel der xsinei , in welchen fic) eine über alles fich erftreckende Fähigkeit und. durchgängig vollfommene Tüchtigfeit vereinigte, ift bey ums ref zum Mapr- chen geworden. Hier hat man überhaupf, was das € eewefen des — anbelanget. Das Privatſeeweſen be— treffend, ij t folches i in allen Seejtädten des Königreichs — wo es im Flor iſt, und ſich mehr oder we- ‚niger hervorthut. 1) Mach dem Grade des Reich— thums, der Geſchicklichkeit und des Fleißes Dererjes nigen ‚Die etwas darinn thun. 2) Nach der Menge der goldenen und ſilbernen Species, die daſelbſt im Gange find. 3) Nach den Schwierigkeiten und Hin- derniſſen, die foichen Umlauf des Geldes befördern ‚oder verzögern, — koͤmmt es, daß einerley Staͤdte j} et mdder Handlung. ° 455 Städte nicht immer gleich mächtig find, und von Fremden gleich befuchet werden. Die Ruhe und Uns terlaffung der Gefchäffte folget da zuweilen den ſchnel⸗ leſten Bewegungen: zuweilen ziehen auch Pracht und Ueberfluß, welche den Reichthuͤmern, die man der Handlung zu danken hat, auf dem Fuße folgen, die Berfcehwendung und Zerftreuung eben Dieter Neich- thuͤmer fat eben fo gefchwinte nach ſich, ats diefel- ben erworben worden. Hier muß ich mid) ein wenig unterbrechen, und eine von den “Betrachtungen wa— gen, die jedermann weiß, und woran fich Doch nie— mand fehret. Die meiften unter unfern Jandelsleus ten brennen vorSBegierde , reich zu werden, und ſcho— nen und fparen nichtsdaran. Sobald fie durd) ver: doppelte Sorgfalt und Mühe Reichthuͤmer erworben baben, fo denfen fie weiter auf nichts, als wie fie fich prächtige Titel und große Berfhwägerungen anfchafs fen mögen, werüber fie aber gar bald die Reue an— koͤmmt. Man verachtet fie, und flieht vor ihnen; und Die Güter, welche zu erwerben fie fo viel Muͤhe gekoſtet, werden thörichter Weife verfehleudert. Es würde demnach nichts größern Nugen haben, als daß man, nach dem Rathe des Berfaffers der Oeconomies Royales et Politiques, bey Yufmunterung der Kauf: mannſchaft und Belohnung geſchickter Handelsleute, diefelben dert Pracht und Veberfluß, und allerz ley Ausfcyweifung in Äleidern, Juwelen, Ööftereyen, Gebäuden, VDergoldungen, Ruts fen, Pferden, Bedienten, Foftbaren Fahr⸗ ‚und Reitzeug, und bey Derbeirschung ihrer ‚Söhne und Töchter, verbannen lebrete, als "woraus ihr Untergang und durch den Wider⸗ Ä Ber. Sf5- ſchlag j ‚456 Verſuch von dem Seeweſen ſchlag deſſelben, ein verdrießliches Leer i in dem Staate entſteht. Die Seehandlung wird auf drey —— Arten gefuͤhret. Die, ſo am wenigſten betraͤchtlich, iſt diejenige, die in der Nähe, oder von einem Ha- fen zu dem andern, gefchieht, und Rüftenbandlung genennet wird, Sie vienet hauptfächlich zu Unter: haltung einer gewiſſen Kundſchaft zroifchen allen Sees ' provinzen des Königreiches, und daß eine von ber andern, was ihr abgeht, habhaft werden koͤnne. Diefe Handlung ift in Stankreich um fo viel vor⸗ fräglicher, als fie den Fleiß unterhält, und Jahr aus Fake ein füglid) geicheben Fann: dahingegen in den nordiſchen !ändern, in England, ja fo gar in holland, biefer Handel, den größten Theil des Winters, wegen des Eiſes, das die Schiffe befeger, und durd) feine Stöße und unvermutheten Zufam- mentrieb durchfchreidet und öffnet, unterbrochen wird, Ueber diefes ift Frankreich Feinen fo plößliz hen Ueberſchwemmungen der See unterworfen, wie ſo viel andere Laͤnder; es gefchehen auch nicht jo. viel Schiffbruͤche auf deſſ elben Kuͤſten, als anderwaͤrts, obgleich dieſelben auch ihre gefährlichen Oerter und Klippen haben. Eine zweyte Art der Seehandlung iſt die, fo in Euroda gefuͤhret wird, und in der Vertauſchung des weſentlichen und wirklichen Benftandes befteht, den die unterfchiedlichen Reiche und $änder einander leiſten. Diefer Benftand begreift entweder das, was Die Erde hervorbringt, oder in Manufackuren bereitete Dinge, oder ungemein fünftliche Seltenheiten. Man kann leicht erachten, daß mehr als ein Königreich mit % und der. Handlung, — 457 mit aglelchen verſehen ſey, und daß, je mehr Fremde darinn anlanden, je ſtaͤrker die Handlung bluhen muͤſſe. Ihre beyden Aeſte ſind, wie bekannt, die Fruchtbarkeit eines BupbeS, und der, Sleiß der Einwohner. Frankreich hat an dem Hanf und der Leinwand in: Bretagne, an dem Salze von Srouage, Ma⸗ rennes und Erorfic, den rothen bonrdeaufcben und weißen Anjouweinen, den Branntweinen von Nantes, Conjac und der Inſel Re, an dem Pa: piere von Auvergne und Angouleine, Dem Perga- mente aus der FTormondie, den zu Lyon verfer- tigten goldenen und fülbernen Brocaden, an allerhand Eorten Getreide, Rocken, Gerften, Haber, Din: kel, u. ſ. w. fihere Mittel zur Handlung, die ihm nicht entfiehen koͤnnen. Ich muß geftehen, daß feit- - ber der Wiederrufung des Edicts von Nantes, worüber wir, als über die verdrießlichite Begebenbeit unter der’ Regierung Ludewigs des XlVten, den Vorhang ziehen wollen; ich muß, fage ich, geite: ben, daß viele von unfern Manufackuren in auswaͤr— tigen Laͤndern *) das Heimrecht gewonnen haben. Es ſind ihrer aber genug im Koͤnigreiche, die dem— ſelben genugſame Beſchaͤfftigung und Reichthum ver⸗ wa Fonnen, wenn ee nur wohl gerührt werden, Alles, 9 Ich kann, zu Zotze einer Nachricht, welche der vberuͤhmte Penſioner, Jean de Witt, aufgeſetzet, verſichern, daß die Holländer, die vordem für fünf und dreyßig Millionen Waaren, Getreide und Salz ungerechnet ‚aus Frankreich gezogen, heutiges Fa: 9.8 kaum für vier bis fünf Millionen sichen. 458 Verſuch von dem Seeweſen Alles, was man dabey zu beſorgen hat, iſt die Nach- taffung im Fleiße, fchlechte Arbeit, und, wo ich es fagen darf, der Betrug. Denn in biefen Stüden haben wir nicht Urfache, uns zu fehmeicheln, anges fehen alle unfere Manufacturen, aller weifen Ord— nungen ungeachtet, diefen drey Arten von Berändes tungen unterworfen find. - Seitdem Eduard der IIIte eine große Menge Arbeiter an fich gezogen, die der Wuth, welche vie Spunter zu Bent, Bouvain, und einigen andern brabsntifchen Städten verüber, entflohen waren, und ſich derfelben zu Errichtung der Manufackuren in wollenen Stoffen in England bedienet ‚find diefe Manufackuren niemals aus der Art gefchlagen, haben auch von ihrem Glauben und Anfeben nichts verlo⸗ ren. Gie ftehen noch auf demfelbigen Fuße, und liefern die feinen und gefärbten Tücher, und treiben fowol in Deutſchland, vermittelft des Packhauſes, das fie zu Dordrecht evrichtet, als auch in der Levante über Smyrna einen unermeßlichen Handel‘ damit. Vor diefem durften weder ſie, noch die Sol⸗ länder, ven Staaten des: Großſultans anders, 'als unter franzöfifcher Flagge, nahe kommen, Heutiges Tages aber handeln fie für ſich felbit dahin, ja man kann fo gar fagen, daß, nach derMaaße, als ihre Handlung zugenommen, die unferige großen Verluſt, Banferotten und Schwächungen erlitten ; und viele find beforget, daß fie niemals wieder zu ihrem vorigen Anſehen gelangen werde. Die Reifen, wovon wir bisher geredet, ‚auch fo gar diejenigen, deren Endzweck ift, bis an bie . Außerften Granzen von Europa zu gelangen, ver⸗ dienen und der Handlung, 2.459 dienen nur im Vorbeygehen angemerket zu werden. Die wahrhaftige Seehandlung iſt diejenige, die ſich auf die drey ‚übrigen Welttheile erſtrecket, und alle nothivendige Schiffsrüftung, nebft einer vollfomme: nen Kenntniß der Schifffahrt, erfordert. Gleichwie ' die Gefährlichkeiten Dabey viel größer, und die Wag— niß viel gewöhnlicher, fo iſt auch der daraus erwach— fende Gewinn viel anfebnlicher. Eben daher befom. men wir fo anfehnliche, und durch erlaubte Wege ‚erworbene, Ölücksgüter, die man bey $eibe nicht mit den plöglichen und verhaßten Glücsfällen vermen- gen muß, die aus dem allgemeinen Sammer und Elend erwachfen, und mit dem Blute SO Armen und Unglücfeligen gefarbet find, | Heutiges Tages freiben faft alle europäifche Voͤlker einige Handlung, entweder mit Afien , oder Africa, oder mit America; man darf aber nicht denken, daß ſie es einander alle darinn gleich thun. Ob gleich die Dortugiefen, die man von Kechtsivegen für die Wiederbringer des Seewefens und der Schiff: fahrt anzufehen bat, vor diefem ganze große Laͤnder in Aſien befeffen, und arabifche Könige und heid⸗ nifche Fürften in ihrem Solde gehabt, die fich, dies fen neuen Herren zu dienen, für eine Ehre geſchaͤtzet, ſo ift doch iso ihre dafelbit annoch habende Gewalt nur ein bloßer Schatten, ein leerer Schein. Sie. erhalten fich kaum noch auf den Ueberbleibſeln eines ehemaligen Anſehens, welches die Zeit bey- nahe abgenuget hat. - Goa felbft ift wenig mehr bekannt, als durch feine erſchreckliche Inquiſi— - tion 460 Verſuch von dem Seewefen tion *), Diefes abfehenliche Gerichte, wo Fein Meg Rechtens , noch einiger Schein der natürlichen Bil» tigkeit, beobachtet wird. Itzo treiben die Zolländer ‚die ſchoͤnſte Handlung in Oſtindien, und zwar mit unermeßlicher Geſchicklichkeit, indem fie die Willfah- tigkeit mit Trotz, und die Lift mit der Gewalt, gefchickt zu vermengen wiffen. Jener Römer wünfchte, daß die Waffen der Öerichtsftube nachgefeßet werden möchten. Zur Batavia, und in den andern bol- laͤnoiſchen Bolfpflanzungen, ftehen fie wirklich un- ter der Handlung. | — Es iſt jedermann befannt, daß der größte Theil von America den Zpaniern zugeböret. - ch weiß zwar nicht, unfer was für einem Titel, und ob die graufame Begegnung, und das Blut fo unzählig vieler Unglücjeligen, die fie ermordet, einen abge— ben koͤnnen. Go viel ader ift gewiß, Daß ihre Herr⸗ fchaft in fich felbft zu unmaͤßig groß, durch das Ber: halten der Biſchoͤfe und Statthalter, die alle ihre Wuͤrden und Bedienungen für Geld erfaufen, allzu verderblih, amd Durch eigenen Belang und Nutzen allzufehr verletzet it, als daß fie noch lange beftehen koͤnne. So nimmt auch) Siefe Herrſchaft ſchon wirk— lich, weil ſchlechte Einigfeit unter ihren Haupttheilen | x — eny Die Geſchichte dieſer Inquiſition iſt der Welt von einem der Arzneykunft Befliſſenen, der ſelbſt derſel⸗ ben, nicht beiffame, fondern ungerechte Gtrenge erfahren, ziemlich umffandlich mitgetheilet worden. Dieſe Geſchichte verdienet, von allen vechtfehaffenen Franzoſen aelefen zu werden, welche fich nicht glück: lich genug ſchatzen koͤnnen, daß dieſes ſtumme und abſcheuliche Gerichte niemals in dem Koͤnigreiche eingefuͤhret worden. | und der Handlung. 461 iſt, von Tage zu Tage ab, und laͤßt ſich durch heim— liche und unvermerfte Anmaßungen bezwacken, deren die Spanier felbft nicht inne werden, oder fich we— nigftens, derfelben nicht inne zu werden, fiellen. Der größte Fehler ben der Negierung aller viefer weitläuftigen KRönigreiche des Monarchens von Spa nien ift diefer, daß die Befehle niemals zu gelegener Zeit dafelbft anfommen, und wenn fie endlid) anlan— gen, fo ift es faft unmöglich, daß fie ausgeführet wer: den koͤnnen: Zwey Dinge, die gemeiniglich alle große Geſchaͤffte zu Waſſer machen. | Seither einem halben Jahrhunderte haben die Engländer die rechte Weife ausfündig gemacht, die fich für America am beiten ſchickt, und ohne welche man da unmoͤglich fortfommen fann. Alle ihre Handlungen find nach der äußerfien Klugheit abge meſſen: Sie richten ſich nad) und nad) allda ein, und ergreifen alle Gelegenheiten zur Handlung: Sie ver beſſern ihre alten Bolkpflanzungen, und legen wieder neue an: Sie handeln endlich, als wenn ihnen das Gluͤck dereinft die Dberherrfchaft über dieſe weit ause geſtreckten Gegenden bejtimmet hätte. Man verfi- chert , daß Cromwell ſich in feinen politifchen Geſich⸗ tern Damit gefchmeichelt, und fich oft verlaufen laſſen, Daß er dem Könige von Spanien feine beyden Augen, naͤmlich America und die Inquiſition, ausreißen - wollte. Der erfte Gedanke davon wurde ihm, von Thomas Baige, einem Dominicanermoͤnche, der in Merico viele Pfründen befeffen, und bey jeiner Zuruͤckkunft in Zuropa die Religion verändert, bey⸗ . ‚gebracht. Da diefer Mönch gewarnet war, daß Die Inquiſition alle ihre Kräfte anwendete, ihn gefangen ; zu 462 Verfüch von dem Seewelen zu nehmen, und goftfeliger Weife indie Gefängniffe des heiligen Officu zu begraben, fo gieng er nach Endgland, und gab ſich Lromwoelin zu erfennen, der Leute von erhabenen, und vielleicht, bloß in der Einbildung beftehenden Anſchlaͤgen, gern vertragen mochte: welches gemeiniglich der Fehler großer Leute iſt, denen gewöhnliche Dinge misfallen, und die fich nur von etwas Wunderbarem rühren laffen *), Cromwell nahm alles, was ihm Gaͤtge, ſowol von den Neichthümern, worüber die Spanier in 2 pro Herr wären, als auch, wie leicht es wäre, ihnen diefelben abzunehmen, erzählte, begierig an, Wie ihm eine fo große Unternehmung beftändig im Sinne lag, fo richtete er feine Anfchläge darauf, und fab vollfommen ein, daß, wenn er damit zu Stans de kame, er auf einen unerfchopflichen und fich immer verneurenden Schag Rechnung machen koͤnnte. Er lie; demnach bald eine zahlreiche Flotte, und zivar mit fo großer Heimlichfeit, ausrüften, daß weder die Spanier, noch die Englaͤnder felbft, diejelbe ergründen fonnten. » Er war Vorhabens ‚die Inſeln Euba und St. Domingo, oder Spahiajar zu ‚über: *) Dergleichen mar meiland der Herr Herjog von Grleans, ein Brinz, der mit ganz ungemeinen Ei— genfchaften gezieret mar, fich aber von einem uns mäßigen Ehrgeize und einer ausfchweifenden Liebe zu Luſtbarkeiten von einem Fehltritte zu dem andern vers leiten ließ. Ein Zeugniß davon Fanın des Jean Law beruͤchtigtes Syſtema ablegen, welches eine fo große Umfebrung im Königreiche angerichtet, und Daffelbe unfeblbar über den Haufen geworfen hatte, wenn feine Beſchaffenheit nicht ſtaͤrker, als alle Anfaͤlle von innen und von außen, geweſen waͤre. * und der Handlung. NO abe ſollen ‚und ſich dadurch der Eingang in den nericanifchen Meerbufen zu eroͤffnen, fo dann aber die Eroberung. diefes mächtigen Königreiches nach vorzunehmen. Allein diefe Flotte wurde die beftändigen widrigen Winde aufgehalten; nv muthete Hinderniſſe und nie vorhergeſehene mſtaͤnde verurſachten, daß die aufs reiflichſte übers van Anſchlaͤge den —— mer mußten. Sie deſſen hatte diefe Flotte Doch ganz Kuropa in Angſt und Screen gefeget, und denifelben zu erfennen gegeben, i in was für Gefahr esgewefen wäre, Crom⸗ weil, der den allerverdrießlichſten Unfällen Trog zu Bieten wußte, ließ ſich nichts anfechten, da er feine Flotte unverrichteter Dinge, balb zu Grunde geriche tet, und über den mislungenen Angriff der Inſel * Domingo, beſchaͤmt, nach Haufe kommen ſahe. egte vielmehr, fo lange er lebte, eine brennende Be gierde, America zu überwältigen ‚und die Spas nier Daraus zu. verjagen, und Diefes nicht ſowohl aus Staatsgründen,, fondern weil er Luft und Neigung dazu haite. Diefes war, «mie ein en glaͤndiſcher Geſchichtſchreiber geſteht, ſein Anſchlag, den er im⸗ mer im Kopfe hatte. Und welch ein Anſchlag, zu⸗ mal wenn ein Mann, wie Cromwell, davon ein— genommen iſt! Ludwe ig der XVte, der ihn gluͤck. lich kennen und entdecken gelernet, geftepe in einem feiner Schreiben an den Örafen von Eſtrades, daß er fähig wäre, die größten Dinge vorzuneh⸗ men, nachdem er eine Bu von Hundert und * — die 464 Verſuch von dem Secwefen die Rönige von England felbft niche thun koͤnnen. a Seit Cromwells Zeiten , den man, wo man ihn auch tadeln muß, niche genug bewundern Fann, bat die Nation, die er zu Verbeflerung des Seewe⸗ fens aufgemuntert, nicht darinn 'nachgelaffen, Die Engländer haben heut zu Tage allein mehr Schiffe in America, und noch dazu ſolche, die fie darinn haben bauen laffen, als alle andere Voͤlker zufammen. Sie handeln dafelbit mit allerley Waaren und Lebens⸗ mitteln, die ſowohl in dem Lande fallen, als die aus Eu⸗ ropa, ja felbit aus Kranfreich, fommen, melde leßtere fie wohlfeiler und von befferer Befchaffenheie geben, als die Sranzofen felbit. Sie verkaufen fo gar völlig fertig gezimmerte Haͤuſer, deren Stuͤcke, oder Glieder, wo wir fo reden dürfen, gezeichnet und numeriret find, fo daß man fie auf die ihnen be» ſtimmte Stelle nur gleich auffegen dart, Der Ritter Temple, einer der größten Staatsleute, die Eng⸗ land jemals gehabt, und ehemaliger erfter Gevoll⸗ mächtigter auf dem Eongreß zu ! Timmegen, merket in feinen Con/iderations fur I Etat des Provinces Unies des Pays- Bas an, daß zu feiner Zeit aus dem bolländifchen Häfen mehr Schiffe, als aus allen andern Häfen in Europa ausgelau'en wären. Die Sachen haben fich aber feicher fehr geändert, - Denn nunmehro gehöre die Obermacht zur See den Eng⸗ laͤndern, welchen die Herrſchaft über diejelbe zugeeig⸗ net worden *, . ‚Was ® Inter ber Regierung Carls des IIten wurde in Eng⸗ Iand ein Schiff vom erften Range erbauet, en elben und der Handlung. 465 Was die Sranzofen betrifft, fo haben diefelben von jeher einige Handlung außerhalb Europa, und den drey übrigen Welttheilen, unterhalten. Es hat ihnen auch nicht an der “Begierde, neue Länder zu entdecken, gefehler. Ehe noch Chriſtoph Colum⸗ bus in der Inſel Buansbami, einer derer lucay⸗ ſchen Inſeln, und dem erften Anfange feiner Eros berungen in America, Fuß ans fand gefeget, hatte Jean de Bethencourt, Carls des Viren Kam. merberr, und Better des Admirals von Frankreich, die canarifchen Eilande bereits unter feine Gewalt. gebracht, und fih, mit Erlaubniß des paͤbſtlichen Stüubls, den öniglichen Titel beylegen laffen. Die von einem unertraͤglichen Hochmuch aufgeblafenen Paͤbſte, ſchalteten damals mit. den Kronen, als mit eis nem ihnen zugehörigen Gute; und die Schenkung. von ganz America, die fie an die Spanier thaten, fchien diefen eine zulängliche Gerechtfame zu geben, fid) deffelben zu bemächtigen, MNach Bethencourts Vorbilde, machten fich bie reichften Kaufleute in der Normandie über die Kü« ften von Africa ber, und errichteten dafelbft Miedera lagen und Pachäufer, die fich noch heutiges Tages, faſt indem Stande, mie fie zu den Damaligen Zeiten ger Gg 2 wefen, felben der Name, der Royal Charles, beinelenet, welches über dem Spiegel, die Worte: Quatuor maria vindico; führte. Der berühmte englaͤndiſche Rechts⸗ gelehrte, Jobannes Seldenus, bat in feinem, Mare Claufum betitelten Buche, erflaret, worinn diefer An? fpruch auf vier Meere beftehe, und was fir Recht feir 1% fo hochmuͤthige, als mächtige Nation daran ’ e. 465 DBerfuch von dem Seewefen wefen, befinden. Anderer Seite machte der gluͤckliche Fortgang der fpanifchen Waffen in America allzu» großes Auffeden, daß er Sen den Sranzofen Feine Eiſerſucht follte erreger Haben. Es rhedeten demnach) verfchiedene Edelleute in den Seeprovinzen, die ohne Bedienung waren, und nichts zu thun hatten, wider diefelben sufammen „ und plünderten ihre Schiffe, welche fich, weil fie zu reich und zu ſchwer beladen waren, ſchlecht wehreten, und gern ein Theil ihrer Guͤter ‚fahren ließen, wenn fie nur das übrige davon brachten. Und "jean de Laet felbft, ift in feiner Defeription du Nouveau Monde damit einig, daß das mals wenig ſpaniſche Steuerleute geweſen, die nicht in Frankreich gefangen gefeffen hätten. Die ans dern, fo noch fühner waren, verfuchten, neue Jän. der, fonderlich im nordlichen America, zu ents decken. Allein die Pflanzftädte, die fie daſelbſt ſtif⸗ teten, ehe fie noch einmal auf die dazu erforderli- chen Vorſichten gedacht , hatten ſowehl abſeiten der Wilden, deren ganze Herzhaftigkeit in denen, ihnen nuͤtzlichen "Verrätherepen beſteht, als auch abfeiten Frankreichs felbft, welches ihnen Feine Huͤlfe zus ſchickte, gar viel auszuftehen. Einige dieſer Pflanze ſtaͤdte ſind in unſern Haͤnden geblieben: die andern aber an die Englaͤnder gerathen, die ung zu geſchickt und mächtig find, und fich alfo diefelben nimmermebr wieder abnehmen laffen werden, Wir haben geſagt, daß die Sranıofen von ums denflichen Zeiten her einige Handlung außerhalb Eu⸗ vopa, und mit den drey andern Theilen der Welt, getrieben haben. Diefe Handlung aber ift nicht im» mer gleich) ftarf geweſen, fondern hat viele er ; | chen und der Handlung 467 fehenzeiten und Unterbrechungen, infonderheit zu des nen Zeiten, gehabt, da fie in befonderer Gefellichafs ten Händen geweſen, die ihren wahren Mugen nicht verftanden, die verſchwenderiſch gemefen , wo fie häfs ten an fid halten, und hingegen geizig, wo fie fich durch ihre Freygebigkeit hätten hervorthun follen. Alle diefe Gefellfchaften Haben, unfers Bedünfens, drey mwefentliche Fehler an fi) gehabt. Erſtlich, daß fie faft zu eben der Zeit, da fie gefäet, erndten, und die gelegene Zeit * nicht abwarten, auch nicht — 683 beden⸗ * Mir haben den Bericht von der erſten Reife der oſtin⸗ ſtiſchen Compagnie nach der Inſel Madagaſcar, wel- - che man aus gar zu großer Hebereilung die Inſel Daus pbine genennet. Der Berfaffer diefes Berichtes, der im Sahre 1665 gefchrieben, und ſelbſt mit bey diefer Reife geweien, geftebt, daß die bereits in Indien feſt figenden Engelländer und Holländer die Modele geive: fen, welchen der Herr Colbert anfänglich nachzufols gen, und diefelben endlich zu übertreffen, ſich vorgenom⸗ men nebabt. Allein alle Anfchlage dieſes vortrefflichen Miniſters hätten einer nach dem andern, ſowol durch die Unbefonnenbeit und Eitelkeit, die unfrer Nation fo eigen find, als durch die Fehltritte dererjenigen, die manden Befchäfften vorgeftellet, fehlgeſchlagen. Die fen füget gedachter Verfalfer annoch bey: daf er nichts anders, als ungeſtuͤme, bisige, ungef&idte, und lauter übel ausgefichte, und. zu den Geſchaͤfften, wozu-man fie beftimmer, unfäbige Sefeblsbaber Dabey gefunden: da man hingegen nur foldre Leute Dazu nehmen follen, bey Denen Die groben Kciden- ſchaften ganz Eeinen Zugang, und Die Feine andere Neigung bsben, als die Wohlfahrt des Paterlans des, welche ſich ein jeder unter uns zur Kichtſchnur, ‚wie er fein Amt wohl verwalten fellte, aa Po . aͤtte. 468 Verſuch von dem Seewefen bedenken wollen, daß diejenigen Fruͤchte die beften find, die am Ipäteften reif werden. Welche Unbeſon⸗ nenheit! Die zu einer auswärtigen Handlung beftimm» ten Öeldmittel müffen eine Zeitlang gleichfam in Vor⸗ rath behalten werden ; und wäre nicht unrathfam, daß man die Zinfen zu dem Hauptftuhl fchlüge, um einen feiten Grund zu legen, und den erften Noth— wendigfeiten abzuhelfen, welche immer die verdrieß⸗ lichiten und beichwerlichften find. Allein die Sran- zoſen eilen zum Genuſſe, und wiſſen einem entfern« ten, doch mwichtigeren, Vortheile, einen gegenwaͤr⸗ tigen, obgleich weit geringern, Mugen gar nicht nad)» zuſetzen. Daher koͤmmt eg auch), daß fie eines Dins ges leicht müde werden, und, aus einer gemwillen Zaghaſtigkeit, die in dem Cabinet noch fo geſchickt eingefädelten Unternehmungen, nenn es zur Ausfüh- rung koͤmmt, fahren laffen, und überdrüßig werden, wenn fie neuen Much fchöpfen, und Elugen Rath faffen follen.. — Aus dieſem Fehler entſtund ein anderer: daß man naͤmlich, einen uͤbermaͤßigen Gewinnſt zu erjagen, ohne alle Ueberlegung mehr Waaren aus fremden Laͤndern kommen ließ, als im Koͤnigreiche abgeſetzet werden konnten; welches eben der rechte Weg war, dieſelben veraͤchtlich zu machen. Das Publicum, welches ſelten recht weiß, was es hochſchaͤtzen oder verachten ſoll, will behutſam gehandelt ſeyn: Man | muß hätte, Mich duͤnket, eine fo nüßliche Lehre follte in aller derjenigen Herzen eingegraben feyn, Die mit eini= ser Gewalt und Befehlshaberſchaft nach unfern Pflanzſtaͤdten abgeben. und der Handlung. 469 muß es weder ganz erfättigen, noch Mangel leiden laffen. | y Der legte und groͤßte Fehler war, daß die abfüne derlichen Abfichten in diefen Gefellfchaften über den gemeinſchaftlichen und allgemeinen Vortheil die Ober⸗ hand hatten. Diejenigen, die man ihnen, nicht ſowol ihrer Geſchicklichkeit halben, als aus Gunſt und auf ſtarkes Anhalten, vorſtellete, vertraueten nicht allein die vornehmſten Aemter in den Pflanzſtaͤd⸗ ten, ſondern auch die Beſteurung der Schiffe, ihren Verwandten und Freunden; ja oͤfters gar, welches vollends die hoͤchſte Stufe des Verderbens war , fols hen Leuten an, von-denen fie Jahrgelder zogen Solchemnach gieng, daß ich mid) Des Ausdrucfes des Marfchalls von Montluͤc bediene, alles die Queere ;: und die fo übel verwaltete Gefellfchaft ver» armete durch oftmalige Unachtſamkeiten, oder heint liche, und von ihren vornehmſten Gliedern entwens dete, Bortheile. Die andern daran Theilhabenden getraueten fich nicht, diefelben zu belangen, viel mwe« niger noch, einige Nechenfchaft von ihnen zu fordern. Denn die Schwachheit unferer Zeiten ift, wie der Gardinal von Richelieu erinnert, fo befchaffen, daß die Öberften im Staate nichts anders, als vornehme Diebe, find; und daß man, anftart ſich von der Gerechtigkeit leiten zu laffen, fich gemeiniglich durch die Bunft verleiten laͤßt. Allein wozu nüßet eg, daß man ein fo unangeneh« mes und Demüchigendes Andenken wieder bervorfuche ? Sollte man ſich nicht vielmehr glücklich fchägen, daß dieſe Sachen in Frankreich ein anderes Anfehen ges mwonnen, und auf einem beffern Fuße ftehen? Ich | 694 ziveifle 470 Verſuch von dem Seeweſen zweifle auch nicht, «es werde ung Die betruͤbte Erfah⸗ rung deffen, was in vorigen Zeiten vorgefallen, we⸗ ‚gen des Künftigen aufmerklamer und behutſamer ma» chen. Was man heut zu Tage die indifche rn ſchaft nennet, bat alle’ andere Gefeflfchaften, die gegen das Abſterben Ludwigs des XlVten, fo zu fagen, matt geworden, und in eine gewifle Wernich- tung gefallen waren, vollends verfdhlungen. Gie hatten weder Hülfemittel, noch Schiffe, noch Anfes hen mehr in den fremden $fändern: und der muntere und feurige Geiſt, an welchem der glückliche Ausgang großer Gejchäffte hanger, war ihnen ganz und gar entgangen. Ich muß geſtehen, daß Die neue Geſell⸗ fchaft feinen von diefen Febhlan hat, und auf ſolche Gruͤnde gebauet iſt, die feſt zu ſtehen ſcheinen. Es iſt aber zu beſorgen, daß, wenn ſie, wie geſchieht, ſich in eine allzumweitläuftige Handlung einläßt, wenn fie die ohnedem ſchon ſehr geſchwaͤchten Elaffen des - Königreiches wollends herunter ſetzet, wenn fie aller: hand $eute ohne Wahl gebrauchet, fie dereinft eben das Schickſal treffen dürfte, das die alten Gefeltfchafe ten gehabt haben, Alles, was wir bis hieher von dem Seeweſen und der Handlung gefaget, hat ung die Vortheile und den Nutzen derfelben zu erkennen geben fönnen, Gleichwie aber auch die allerftärkften Lehrſaͤtze durch Benfpiele unterftügee werden müffen, fo will ich dies jenigen nur obenhin berühren, bie mir bey diefer Materie am meiften indie Augen gefallen find, Man wird Daraus erfehen, bis zu welchem Grade der Macht und des Anfehens gewiſſe Städte, durch bie Seehandlung gelanget find. ‚Man wird fehen ‚daß und der Handlung - 471 an folchen Dertern, wo diefelbe edelmüthig getrieben wird, alles im Ueberfluffe ift, es feyn Reichthuͤmer, Bes quemlichkeiten, Zierrathen,und felbft tuftbarfeiten. Die beften Weine von Bordeaux, Champagne und Burgund, die man heutiges Tages trinft, find die, die man zu Amfterdam, London und Hamburg finde, Wie felbige nicht anders, als mit großen Koften, dahin gefchaffer werden Fönnnen, und die eins gehenden Zolle allenthalben auf die franzoͤſiſchen Meine aus der Maßen hoch find, fo beladet man ſich felten mit etwas mittelmäfiigem, oder leicht verderb⸗ lihem, fondern nimmt, aus einer Elugen Sparfams feit, nur allemal die berühmteften und koͤſtlichſten. Wenn es wahr ift, daß, wie Cicero gelagt, nulla funt priuata natura, fo muß man geftehen, daß den Menfchen durch die Handlung alles eigen wird, und ihnen zugehöret. Der Fleiß, die Künfte, viel auf einander gefolgte emfige Unterfuchungen, erfegen das⸗ jenige, was die Natur zu verweigern fcheint, I. Die Alten haben von Alexandria, als einer folhen Stade gefprochen, Die durch die Handlung zum höchften Anfehen gelanget iſt. Strabo faget von ihr: „daß ihrem Glanze und ihrer Herrlichkeit „nichts beyfäme; daß weder der Bequemlichkeit ih» „res Hafens, noch der Schönheit ihrer Häufer, noch „der Anzahl ihrer Einwohner, etwas zu vergleichen „ſey. Alle Reichthuͤmer aus Aſien und Africa „werden über das rorhe Meer und den Nil dahin „gebracht. Sie fommen, fo zu reden, allda über „einen Haufen, und folgen einander auf den Fuße, „Ganz Europa, das diefer Reichthuͤmer benoͤthigt „iſt, koͤmmt, und holet ſelbige von dannen, und G 95 i „kauft 472 Verſuch von dem Seeweſen „kauft fie zu übermäßigen Preifen. ,,„ Die Ptolo⸗ möer wußten fich die age von Alerandria trefflich zu Nutze zu madjen : und der zweyte unter diefen Prinzen, der den Namen Philadelphus führete, brachte feine Einkünfte beynahe auf neun Millionen in Gold, Die Römer zogen noch größern Vortheil aus diefer Handlung, nachdem fie, nad) der Ueber- windung Antons und der Lleopatra, die Herrfchaft über ganz Aegypten erlanger hatten. Die Frud)t barfeit und der Lieberfluß dieſes weitläuftigen Landes, vornehmlich an Getreide, machten, daß fie ſolches als die Kornfammer Italiens, und den Schlüffel zu Rom, betrachteten; und man zeiget noch heutiges Tages Gedächtnigmünzen, worauf Die Stadt Alexan⸗ dria unter der Geftalt einer gefchleyerten Frau vorge⸗ ftellet wird, die eine Handvoll reife Aehren in der Hand har. Es ift unbegreiflich, was für eine Menge Schiife zu diefem Kornhandel gebraucht worden find. Man fahe vergleichen ohn Unterlaß entweder aus den Has fen von Oſtia nach Aegypten abgehen, oder von dannen beladen wieder zurück fommen. Es fuhren auf einmal Flotten von achtzig bis hundert Schiffen zufammen,. damit fie einander beyftehen koͤnnten. Wenn. Dlinius von den Unfoften redet, hie auf ihre Ausrüftung und Schifffahrt verwendet worden, fo feßet er hinzu, daß, obgleid) diefe Unkoſten fehr hoch angelaufen, man dennoch jede Reife hundert auf hune dert Dabey gewonnen, und in der Geſchwindigkeit ſein Gluͤck dabey gemacht habe. Was ich hier aus dem Plinius und Strabo angefuͤhret, giebt leicht zu eradhten, was für * | elt und der Handlung. - 473 Welt von Menfchen nach Alerandris zugeftürzer, was für eine Menge Fremde fich aller Drten ber all— da eingefunden. Gleichwie fie die Gefege zu ihrem Beyſtande hatten, fo wurden fie nicht durch verhaßte Plackereyen gedrüct, die folche Leute erfinden, die andern zum Unglücfe gebohren find. Man lief fie, wenn fie die gewöhnliche Schatzung bezahleten, frey Faufen und verfaufen. Die Könige in Aegypten verliehen niemals dasjenige Recht, das die Englaͤn⸗ der nuifances nennen: und aus gewiſſen, einigen Privatperfonen vorbehaltenen,, dem gemeinen Wefen aber zum Schaden gereichenden, Vorrechten beſteht. Alle $remde mwohneten zu Alexandria in einem abs fonderlichen Biertheile. Sie hatten ihre Privilegien, und Befreyungen, famt der freyen Hebung ihres Gortesdienftes : Wohl zu verftehen, daß folcher nichts befchwerliches , noch etwas, Das der allgemeis nen Ordnung zuwider wäre, mit fich führer. Wer, mittelft diefer Willtährigkeie war Alerandria aus einer ſchlechten Stadt, die allgemeine Stadt aller Völker, ja aller Menfchen Vaterland, worden. 2. In dem mittlern Alterdes deutfchen Kaiſer⸗ thums, d. i. gegen Die Mitte des dreyzehnten Jahr— hunderts, wurde von vielen Seesoder nicht weit von der See gelegenen Städten, ein Bündniß unter dem Titel der deutfchhen Hanſe errichtet. Diefer Bund betraf einzig und allein die Handlung, welche man dadurch ausbreiten und in Flor bringen wollte, daß man eine größere Anzahl Perfonen mit darein zog, ‚und ihre verfchiedenen Abfichten und Erkenntniſſe nuͤtz⸗ lich anzuwenden fuchte, Und ob zwar die Städte in Deutſchland in der deutſchen Hanſe die vornehm⸗ ſten 474 Verſuch von dem Seeweſen ften waren, fo: unterlivßen fie doch nicht, , auch ande» te, ſowohl fransöfife be und englifche, als nieder⸗ haͤndiſche Städte in ihre Geſellſchaft zu nehmen: und diefes alles der Macht und den Gerechtfamen der _ Küriten und Herren, unter Denen fie ftunden, ohne Schaden und Nachtheil. Dieſer Bund hatte feine Gefege, Drdnungen, und Gerichte, die man mit eben der Ehrerbierhung beobachtete, alsdas Seerecht der Rbodifer, die vor Alters für die gefchisfreften Geeleute gehalten wurden, bey den Griechen und Roͤmern in Anfehen gewefen, Be 5 Die deutſche Hanſe gelangtein kurzer Zeit dal die unermeßlichen Reichthuͤmer, die fie zujammen brachte, zu einer fo hoben Staffel der Macht und Gewalt, daß alle Sürften aufrichtige Merkmaale ihrer Hochachtung und Bermunderung gegen dieſelbe blicken liegen. Vornehmlich waren die nordifchen Prinzen ihres Wermögens öfters benoͤthigt, und entlehnten anfehnliche Summen von ihr. Die Großmeifter des deutfehen Ordens, die damals Herren von Lief⸗ Iand waren, hatten ſich zu Belchigern und Erhal⸗ tern der’ Rechte und Privilegien der Hanſe erfläret, Altes gelung derfelben beſſer, als fie hätte wuͤnſchen fönnen; und das, über derfeiben glücklichen Fortgang erfreute Deutſchland betrachtete dieſelbe mit eben foichen Augen, mit denen ein Naturforſcher gemilfe rore Pflanzen wachfen fiehe, die er ſelbſt geſaͤet und ‘gewartet hat. Die Könige von Frankreich verlie⸗ ben dem deutfchen Bunde gleichfalls viele Privifes gien: Sie befreyeten feine Schiffe, im Falle des Schiffbruches, von Bezahlung aller Hafereyrechte an die Admirale, und verbochen ſeine Schifffahrt zu und der Handlung. 475 zu flören, wenn fie auch wirklich mit dem Kaifer oder den nordiſchen Prinzen im Kriege verwickelt maren, Kurz, die Hanſe ward währender ganzen Zeit der ungluͤcklichen Bündniffe , die unter dem Namen der Kreuzzuͤge befannt find, insbefonvere zu Rathe ges zogen ; und leiftete denen von den Lingiäutsigen una terdruckten Chriſten mit Geld und Schiffen maͤchti⸗ er Beyftand, Es ift erſtaunlich, daß Städte, die fo weit von — entlegen, und verſchiedenen Koͤnigen, die zuwellen in oͤffentlichem Kriege mit einander vernis ckelt find, und fonft immer über ihre Gerechtſame eifern , unterworfen find; es ift, lage ich, ganz era ftaunlich, daß ſolche Staͤdte einen Bund unter ſich machen, und in einer genauen Gemeinſchaft mit - einander fteben Fönnen. Sie trugen ihren gemeine fchaftlichen Verluſt zu gleichen Theilen, Ind die Ge winnfte wurden ebenfallg gleich unter biefetben ausge⸗ theilet. Endlich aber gerieth die deutſche Hanſe allmaͤhlich in Verfall, und es entſtanden aus ihren Ueberbleibſeln alle andere Handelsgeſellſchaften, die heutiges Tages in Europa ausgebreitet find. Zwar führen annoch etliche deutſche Staͤdte den Tin tel von Hanſeſtaͤdten; ihre Angelegenheiten aber find von einander abgefondert, und der vorige Geift herrſchet nicht mehr unter ihnen. Indeſſen fcheine doch, daß fie, ihres Nacheifere ungeachtet, alie uns ter Lübeck ftehen ‚ und diefe Statt als bie erfte Hanſeſt adt betrachten, 3. Ehe die Portugieſen das Dorgebirge der guten Hoffnung vorbey gelaufen, aefchab alle eu⸗ | vopäifthe Handlung mit der Turkey, Perfien, der 476 Verſuch von dem Seewefen der Tartarey, China und Oftindien über Vene⸗ dien, welches die allgemeine Niederlage war. Jeder⸗ mann, fo Edle, als Unedle, legten ſich in diefer großen Stadt auf eine fo vorträgliche Handlung, wo ⸗ ben jene fich nicht wegwarfen, dieſe aber ſich in gröfe feres Anſehen zu fegen fuchten. Welches denn Des nedig fo mächtig, zu gleicher Zeit aber auch fo ſtolz, und in fich felöft verliebe machte, daß es alle unums» fhranfte Beherrſcher neben fid) verachtete. Man drohete demfelben lange, und endlich wurde man ei« nig, es.von allen Seiten anzugreifen, Es währete ſich aber allein, und mit feiner eigenen Macht, wider den Raifer, den Dabſt, die Könige von Frank⸗ reich und Arragonien, und faft alle Ju feinem Uns tergange zufammenverfihworne italiaͤniſche Fürften, Niemals hatte man einerfeits fo viel zufammengefiofs fene Völker, noch auch andrer feits fo großen Muth und ſolche Standhaftigfeit gefehen. Seitdem aber die Schifffahrt nach Indien eröffnet worden, und man fich die wilden Meere durchzufchiffen erfühnet, fo hat Denedig die größte Hoffnung, womit es fid) fchmeicheln Eonnte, verlodren. Allein es hat doc) feine gute Berfaffung, feine Geſchicklichkeit, und fels ne verfehmigte Staatsfunft, alles in Acht zu nehmen, und allem vorzufommen, behalten. Es uͤberwindet ohne Mühe die ‚größten Hinderniffe, und erhält ſich, ohwohl bey wenigerm Reichthume, dennod) bey eben fo großem Auſehen. 4. Die Stade Amfterdam fcheint Grutiges Tages Alerandria und Denedig durch feine, ſich fo weit erſtreckende Handlung wieder herzuſtellen. Ob es gleich nichts von ſich felbft Hervorbringe, und, * und der Handlung. 477 de Broot fager, die vier Elementen nur im Ab: riſſe da find, fo erſetzt es Doch durch feinen Fleiß alles, was ihm abgeht, und läßt es an nichts fehlen. Es ift feine reichere, noch mit größerem Ueberfluffe verfehene Stadt in der Welt: Nichts ift, was die Natur oder die Kunſt hervorgebracht ; Feine Waaren, fie fommen ber, aus welchen Laͤndern fie wollen; Feine Specereyen, ſowoohl zur Arztney, als zum Färe ben; Feine Seltenheiten aus der Naturkunde und der Ehnmie, auch felbit Feine von den KRleinigfeiten, wor« aus $iebhaber fo viel Werfs machen, koͤnnen genens net werden, mit denen ihre Packhaͤuſer nicht angefüls let wären. Anftatt auch, daß ein jeder berechtige märe, dem, was ihm gehöret, oder den Waaren, die er fommen läßt, felbft einen Preis zu feßen, fo muß er vielmehr einem eflgemeinen Tarif foigen, welcher die Dinge ungefähr zu dem Preife wuͤrdiget, den fiegelten follen. Die wahrhaftige Yequation der Handlung, mit den Meßfünftiern zu reden, ift der Ueberflug oder die Seltenheit deffen, was man dem gemeinen Haufen darbierhet, und zum Berfaufe aus» leget, weldyes entweder durch die daran leidende Bea dürfniß, oder durch die darnach aefchehene Nachfra- ge, vermehret werden. Mit einem Worte, je mehr Nachſrage nad) einem Kaufmannsaure oder einer Waare ift, je mehr tiebhaber ein folches Gut oder eine folche Waare finder, je höher fteigen fie im Preife, Man muß aber auch ohn Unterlaß darauf feben, daß man ein folches Kaufmannsqut oder eine foldye Wagre nicht zu fehr überführe; weil dadurch die Nachfrage gefchwächer werden, und die Waare ge wiffer maßen in Berfall geraden würde, ine | wobl« 478 Verſuch von dem Seewefen | wohleingerichtete und mohlgeführte Handlung hinge⸗ gen hat diefes zum Endzwecke, daß die Anzahl der Käufer immer größer feyn möge, als die Menge der verlangen Waaren, damit der Glaube unterhalten, und die Gemeine nicht überfüllee werden möge, Ich muß bier noch beyfügen, Daß eines von de— nen an Amſterdam zu bemundernden Dingen mit ift, daß man dafelbft, mitten in dem Schooße des Ueberfluffes, von Feiner übermäßigen Pracht weiß: Sch verftehe hierunter eine folhe Uebermaafe der. Pracht, wodurd man feinen Mitbürgern Hohn bie⸗ thet, und diefelben aus einer eiteln Prablerey mit übel angelegten Reichthuͤmern zu blenden ſuchet. Die Pracht und Koſtbarkeit ift daſelbſt nur den öffentlichen Gebäuden vorbehalten, und der gemeine Mann bes gnüger fich mit dem, was angenehm und; bequemlich if. Die obrigfeittichen Perfonen fchleppen Fein ftol« zes Gefolge hinter fi, und ihre Redlichkeit giebt ihr nen einen hinlänglichen Borzug. Ein Vater bat bey ihnen nicht den thoͤrichten Hochmuth, feine Kinder in einen folchen Rang zu fegen, worinn fie ihn faum für ihren Bater zu erfennen würdigen würden. Kurz, niemand ſchaͤmet ſich, daß er von gleibem Stande und Handehierung, als feine Vorfahren, iſt. Sole chergeſtalt bieiben die Verbindungen, Eorrefpondene zen, Geheimniſſe und gründlichen Gluͤcksumſtaͤnde in immerwäbrender Dauer; und die Handlung, wel⸗ che die Familien in die Höhe gebracht, erhält diefel- ben auch, wo fie fie nicht noch dazu höher erhebt. 5. Was man aber als ein Meiſterſtuͤck, als ein Wunderwerf in diefem Stücke anzufehen hat, das ift die Stadt Ormus, die an der Mündung des perz ſiſchen und der Handlung. 419 ſiſchen Meerbufens erbauet ift. An dem, zu aller menfchlichen Nothdurft fo unentbehrlichen ſuͤßen Waſ— fer fehlet es dafelbft durchaus: Man fieht dortiger Gegend weder Brunnen, noch Bäche, die das Land fruchtbar machen: Es wachfen allda feine Bäume, die Schatten geben, noch vor der Sonnenhitze bea — —— Das Erdreich ſcheint nichts anders, als ein Klumpe Salz und Schwefel zu ſeyn, wovon die Luft eingetraͤnket, und aus der maßen ſcharf, und der Geſundheit ſchaͤdlich wird: Mit einem Worte, alles wird durch eine immerwaͤhrende und um ſo viel unertraͤglichere Hitze daſelbſt verſenget, als man nichts finden kann, ſich vor derſelben zu ſchuͤtzen. Und gleichwohl iſt dieſe Stadt eine der allerreichſten und wolluͤſtigſten auf dem Erdboden: Sie iſt, ſo zu reden, der Mi telpunct der Wolluſt, welche der afistifche Geſchmack, und eine heiße Himmelsgegend mehr als zu fehr würzen. Man kann leicht denfen, daß folches von nichts anderem, als von ihrer Sage, foms men kann, welche viefelbe, fo zu fagen, zur allge meinen Niederlage und Frenftadt aller or ientalifchen Handelsleute mad. Diefe kommen in gewillen Monaten des Jahres mit ihren Handelsdienern und Factoren dahin, theils daß fie wegen der alten Han- delsgeſchaͤffte Rechnung fchließen,, theils auch wieder N neue einfädeln: Und bey diefem Streite von Anſchlaͤ⸗ gen und Einbildungen, bey diefem Zufammenflufie von allerley Arten von Menfchen, kann es nicht feh— len, daß fie die Belujtigungen nicht als einen Theil der ‘Belohnung ihrer gehabten Mühe, und als eine Lockung zu derjenigen, die fie noch —* ſich — * muͤſſen, anſehen ſollten. 5 BDand. Hh Dieſe 480 Verſuch von dem Seeweſen Diefe Stadt Friegt aud) wirklich gegen die Zeit, da diefe Kaufleute nah Ormus zu ziehen pflegen, ein ganz anderes Anfehen. Man überzieht alsdenn alte Gaſſen mit Zelten, wodurch die Sonne nicht dringen fann; man ſchmuͤcket die Häufer inwendig mit chineſiſchen Schränfen und Porcellanen aus, und felbft das Gruͤne koͤmmt einem.allda fchöner vor, als anderwärts. Es kommen unaufhorlid Kameele mit füßem Waſſer, allerley zur Tafel gehörigem Bor: rathe, und allen ausgefuchten Schlecfereyen, vie man nur wünfchen, oder ausdrücklich auserlefen kann, an diefem Orte an. Was Afien vortreffliches an Schaufpielern, Gauflern oder andern tuftigmachern bat, ftürget alsdenn von allen Seiten in Menge nad) Ormus. Kurz, es fehlet dafelbft an Feiner derer annehmlichen Zurüftungen, welche die Wolluft in ihrem Gefolge hat; und welche, da fie ihr täglich eine neue Öeftalt geben, verhindern, daß man ders felben nicht müde und überdrüßig wird. Wenn ſich ein Sand, obgleich die Natur baffelbe vergeflen, desfalls mitteift DBenftandes ver Kunft zu erholen ſuchet, fo gelinget ihm dieſe Art des Neich- thums faft jederzeit: und mit wie größerem Fleiße und Wiffenfchaft diefelbe gehandhabet wird, je mehr lebbafteres und reizenderes hat diefelbe in fich. Die Urfache daran ift, weildiejenigen, die Güter oder Waa- ren, dieihrem Baterlande abgehen, in fremden Laͤndern Faufen, als woran fie einen guten Verdienſt zu gewins nen verhoffen, jederzeit das befte darunter ausfuchen. Denn da die Reife und Frachtfoften einerley find, auch uͤberdieſes die Gefaͤhrlichkeiten dabey faſt auf eins hin⸗ aus laufen: ſo wird im Grunde der erſte Einkauf der am wenig und der Handlung. 481 menigften beträchtliche Borwurf. Aus folgendem wird eine befondere Probe davon zu erfehen feyn. Man erzaͤhlet, daß Leo der Xte, Carl der Vre, F ranz der Ijte, und Heinrich der VIIIte, jeder fein eigen Haus zu Ay, oder nahe bey Ay, in Champagne gehabt, um ihren Vorrath von Wein defto Föftlicher von dannen haben zu koͤnnen. Diefe Nachfuchung fehien ihnen weder mit der Sorge für das Negiment, noch mit der Ernfihaftigfeit ihrer Gefchäffte, noch mit der Vortrefflichkeit der Religion und des Thro— nes zu flreiten. Ich bin aber verfichert, daß Franz der Ifte, ob er gleich die Luſtbarkeiten eben fo heftig liebte, und eben fo feharfjinnig darinnen war, als der Pabit, der Kaifer und der König von England, dennoch am allerfchlechteften verforget worden. Die Ausländer fennen nicht nur das vornehmfte, was un« fer Königreich hervorbringe, beffer, als wir, fon= dern willen daffelbe auch beffer zu nutzen, als wir ſelbſt. Sie ſchicken uns öfters vergleichen Erödge- waͤchſe, nad) ihrer Weiſe zubereitet, wieder zurücke, und diefelben erlangen, welches um fo mehr zu bes wundern, unter dieſer Berftellung in unfern Augen neue Bollfommenbeiten. Ueberhaupt entftehen die Franzoſen ſich felbft. Sie laffen ſich nur ergögende Künfte, Künfte, die ihrer Neigung zur Wolluft und Achtloſigkeit fhmeicheln, rühren: Uebrigens aber machen fie fich weder die Fruchtbarkeit ihrer $ände« reyen , noch die weitläuftigen Bezirfe ihrer Waldun— gen, nod) die Leichtigkeit, die fie haben, die verfchies denen Flüffe, die das Königreich befeuchten, mit einander zu verbinden, zu Muse, Hh 2 Worinn 482 Verſuch von dem Seewefen x. Wbvorinn wir uns aber am meiften zu entftehen feheinen, das ift in der Wahl der Menfchen, in der Kenntniß ihrer Gaben und ihrer Fähigkeit, in der Weiſe, fie nüglich zu dem zu gebrauchen, wozu fie fich am beften ſchicken. Alles wimmelt in Frank⸗ reich , alles ift voll müßiger Leute, welche der Muͤſ⸗ figgang täglich zu den größten Ausfchweirungen vers leitet. Das Geld iſt überdiefes die einzige Triebfes der, die heutiges Tag:s alles in Bewegung feßer. Ohne daffelbe kann man zu Feiner Stelle gelangen, die etwas zu bedeuten hat; und wenn man feine Mits tel bat, ſich Ehrenitellen, es fen im Kriege, oder in der Gerichtsftube, oder auch gar bey Hofe, zu ers £aufen, fo muß man jich nur entſchließen, im Staus be zu friechen. Die meiften wichtigen Stellen klei— den auch diejenigen felten wohl, die fie befigen, und zugleich) verunzieren: Werden aber dergleichen Stel: len verledige, fo ijt man von neuem verlegen, mie man fie wieder befegen will; und das Publicum ift allemal erftaunt, wenn es folche Leute dazu gelan⸗ gen fieht, woran es gar nude ge — dacht hatte, . 1, Fort⸗ -483 en —— II, Fortſebung des Vaſug⸗ vom Ackerbaue, von dem RR der vornehmften Baume, don ihrer Finpflanzung in Stalien, und dem Ruhme, welcher dadurch auf ihre | Stifter gefommen. Aus dem Journal ren Sept, 1749. We werden dieſe Schrift fortſetzen, und ſie da wieder anfangen, wo wir fie verganger nen Monat unterbrochen hatten. Saffet uns zur Hiftorie der Pfirſche fortgehen, welches eine ausgefuchte Frucht iſt, die man mit Un: geduld wieder erwartet, wenn ihre Zeit einmal vorüs ber iſt. Die Pfirfchhäume * (Perfici) waren von Perſien gefommen, wie ſolches ihr Name zu verfte- hen giebt; und der perfifche Name, welchen man eis ner von-unfern beften Gattungen benlegt , würde es auch beftätigen, wenn man ung nicht verficherte, daß - fie von dem, Kern der Peche de Pau herkoͤmmt, des ven erſter Urſprung ungewiß iſt. Der Carthaͤuſer Hh 3 Buch pallad. I. 37. —— Solitaire, p. u nr ea 484 . Sortfegung des Verſuchs, Buch zu Paris erzähle uns folhes. Der Berfaffer des Nouvelle Maifon Ruftique * faget, daß diefe Frucht ‚bey den Perfern ein fchädliches Gift wäre, und daß fie fie nad) Occident geſchickt hätten, weilfie die Europäer zu vergiften glaubten ; die Beranderung bes Climatis aber habe ihre Natur dergeftalt veräns dert, daß fie heutiges Tages eine von unfern koͤſtlich⸗ ſten Früchten if. Was den Urfprung anbetrifte, fo laufen wir dabey nicht in Gefahr, wenn wir es auf die Treue des Plinius und Palladius glauben **, wel- cher die Pfirfchbäume perficas arbores nennet,. Aber, mas das noch nicht gedruckte Buch anbetrifft, fo ſieht man ihm die zur $uft erfonnenen Züge gar wohl an, welche in dem Herodotus wimmeln. Nichts ift fo wunderlich, als die den Einwohnern eines Welttheils angedichtete Abficht, Die Einwohner eines andern aus dem Wege zu räumen, und die giftige Eigen: Schaft der Pfirfchen ift uns auch von feinem einzigen Lande in irgend einer Nachricht eines Gereiften oder - Naturkuͤndigers beftätiget worden. Die frühzeitigen Pfirſchen waren zu Nom erft 30 Sabre vor Plinius, dem Maturaliften, befannt. Eine Pfirfche, faget diefer Schriftfteller, wurde anfangs um einen *** Denar verfaufet, und man bezahlte von gewiſſen Gat- — tungen * Tom. II, p. 147. “* Plinius XV. + Der römifche Denarius galt 10 Affe, und der A 10 Pfund Erz, nach Bude Meynung, oder 4 Seſter⸗ zen, wie Herr Pienud, Eöniglicher Profeffor in Paris, will. Der gemeine römifche Denariug galt juft 8 Sous, 7 Denierd. Man verfteht unter Seftertiug, oder nummus, den Heinen Gefterz, welcher zwey Ag und ein halbes, oder das Viertheil ein en - 43 por Aekerbaue ıc, ‚485 tungen ein Stuͤck bis auf 300 Sefterzen, da doch, faͤhrt er fort, Feine andere Frucht um einen fo hohen Preis verfaufet worden. Die Duitten, bey den Griechen Mala Cydonia, und ben den Sateinern Cotonea genannt, wurden von Creta nach Öriechenland, und von dannen nad) Ita— lien gebracht. Man nannte ferner die große Gattung diefer Frucht Chryfomela, welche vergoldet war, und wie eine Melone ausfah; und Struthea, die Fleine Gattung, welches die allerwohlriechendfte ift. Einige Schriftſteller haben diefe Frucht mit.den goldenen Aepfeln in dem Garten der Hefperinnen veriirrt, und unter andern ein gelehrter holländifcher Medicus, wel⸗ cher des Theophrafti Commentator if. Allein die Etymologie vom malo Cydonio läßt uns feinen Zweifel übrig, daß diefe Frucht aus Cydon oder Cys donia, einer anfehnlichen Stadt in Erefa, herfomme, Die Alten haben es beftändig geglauber , nach Ausfage des Serenus *, in folgendem Verſe: | Aut quae poma Cydon Cretaeis mifit ab oris. Sie haben auc) allezeit den Unterfchied zwifchen der Quitte und dem berühmten goldenen Apfel beobachtet, ME 554 wie Denarius galt. Beyde waren von Silber. Faber Thef. Erud. Schol. Bude fchaget ihn einen Carolus und obole tournois, und Bouderoue feget ihn, nad) frans zoͤſiſcher Münze, auf zwey Sous, einen Deniers und etwas darüber , in feinem Tractat von der Muͤnze der Könige des erften Stammes. Aber obfchon die Gelehr- ten in. der Echägung des Werthes ziemlich unterſchie⸗ den find, fo wird doch die Summe von 300 jen für eine Pfirfche allezeit fehr beträchtlich eym © Seren. Sam Ca 486 Fortſetzung des Verſuchs, wie Athenaͤus in verſchiedenen Stellen fein Bon⸗ ſich darůber erklaret. Die Kirſchbaͤume hatten den Ruhm, under die fiegreiche Palmen des fucullug gemenget zu werden, Diefer große Mann brachte fie aus Cerafunt, einer Stadt in Ponto, mit, nachdem er den Mithridatem geſchlagen hatte. Diejes gefhah im Jahre 680 der Stadt Rom, und 129 Jahre hernach kam dieſe Art nach England. Plinius * und St. Hieronymus ** baben, uns diefe Umjtände zu liefern, nicht für un⸗ eben geachtet. Die rotheſten Kirſchen wurden Cera- ſa aproniana, und die ſchwaͤrzeſten Actiana genannt. Ceraſa Duracina waren fleiſchfarb und von einem blaffen Roth, Celiciana waren fauer. Lauren war eine auf dem Lorberbaum gepjrop'te Kirfche von ans genehmer Bitterkeit. Die Zwergkirſchen nannte man Macedonicas. Plinius redet von einer gewiſſen buntfaͤrbigen Art, die roth, ſchwarz und gruͤn iſt, welche ſehr artig feyn follte. Ich erinnere mich hier etwas mit Vergnügen eines Umſtandes, fo Dem Che: valier Temple *** in den Gaͤrten des berühmten Bi— ſchofs zu Münfter , welcher fo vielen Aufruhr erwecket Be ‚ fehr in die Augen gefallen. Als ich mit diefem ifchofe, faget er, zu Cofovelt war, wurde id) ge» wahr, daß in demganzen weitläuftigen Garten, wels hen er dafelbft angeleget hatte, Feine andern ‚ als Kirfchbäume waren. Die Urſache, fo er mir davon er mar, Daß er feine andere Frucht gade —5 | bie * Plin. xv, 25 op, Hieron, Re Norcellum. —* Temple du Jardin d’ Epicure,' vom Aderbaue ıc. 487 die in dieſem Sande recht reif würde, als die Kir: ſchen, und daß er fich deswegen Feine Mühe gegeben, andere Bäume daſelbſt pflanzen zu laſſen, fondern nur beforgt gewefen wäre, alle die beften Gattungen von Kirfchen zu erlangen, fo er nur gekonnt hätte; welches ihm fo wohl von ftatten gegangen wäre, daß er von dem Monat May bis zu Ende des Septent- bers, Kirfchen hätte, Wenn man auf die Auffuͤhrung dieſes Mannes woh! Acht hat, fo wird man befinden, daß nichts beffer beobachtet werben follte, als daß man Diefer Uebereinftimmung der Frachte mit dem Erdreiche und Climate genau nachgienge. Durch dieſe Bor: fihtigkeit wird man aus einer Eleinen Anzahl wohl- ausgelefener und mwohlbeforgter Bäume mehr Vor— theil ziehen, als aus einem verworrenen Walde von Bäumen „die von ungefähr geftellet und erlefen wor⸗ den. Dieſes wird eben heißen: Seruare modum, finemque tueri Naturamque fequi, Wenn man diefer $ehre ſolget ſo wird man bey gewiſſen Gattungen bleiben, deren Anzahl groͤßer oder geringer ſeyn wird, nachdem man die Bequems lichkeit dazu finder. Außerhalb den bergichten fanden wird man ſich felten in dem Zuftande des Biſchofs zu Münfter befinden: und fo bald man eine Reihe von ausermwählten Gattungen, obſchon in geringer Anzahl, haben, und eine genugfame Menge zur Er gösung und Nothdurft befigen wird; fo wird ein en⸗ ger und fo wohl angefüllter alas um a iR feyn. ei Krb) 5 5 Der 488 Fortſetzung des Verſuchs, Der Feigenbaum verdiener hier eine fehr anſehn⸗ fiche Stelle, in Anfehung feines dien Schattens und der Suͤßigkeit feiner Frucht. Der Feigenbaum und die Weintraube find gern beyfammen: und die Schrift redet uns davon, daß man fein Brodt effe ‚unter dem Schatten feines Feigenbaumes, oder feine Frucht eſſe, als von dem ſuͤßeſten Bilde der Freyheit und des Friedens. Der wilde Feigenbaum war vermuthlich der ein⸗ zige, welcher vor alten Zeiten in Italien, wenigſtens ‚ ohne Cultur, gewachſen. Aber es iſt gar wohl zu . glauben, daß die Lateiner nicht vermeilten, die beſſern Fruͤchte zu beſitzen, welche in Aſien, in dem europaͤi— fhen Griechenlande, und in Africa gemein waren. Man fann aus der Zahl, die Plinius davon giebt, davon urtheilen. Inzwiſchen fann man aus der be= ruͤhmten Stelle *, welche Plutarchus hat, fchließen, daß fie vor dem Dritten punifchen Kriege nod nicht recht in Aufnahme gefommen find. Als Cato der ältere;beforgte, die Beredtſamkeit des Scipio Nafica nicht überwinden zu koͤnnen, wel. cher das Unternehmen eines neuen Krieges im Nathe widerrieth, fo fügte er zu feiner heftigen Rede noch folgende Liſt hinzu. Er warf zu den Füßen des Se. nats Feigen aus Lybien, welche er in ber Seite feines Rockes hafte; und wie die Rathsherren ihre Dice und Schönheit bewunderten, fagte er zu ihnen: das $and, welches diefe ſchoͤne Feucht trägt, iſt nur zwo Tagereifen von Rom. Alsbald wurde der Krieg bes ſchloſſen, und diefer Krieg war das Berderben von Cartha⸗ — Plutarchus i in Vita Caton. aͤberſehet von Mr. Dacier. vom Ackerbaue c. 489 Carthago. Alfo gieng die Nacheiferinn von Nom unter: Vnius — argumento euerſa, ſaget Plinius der Naturalifte * ine einzige Feige, die von eis nem gefchickten und erhisten Seite angewandt worden, hat zum Benfalle bringen koͤnnen, welches vorher alle \ Kunft der Rede nicht vermocht hat. Was ich) hier: aus zu meinem Vorhaben nehme, iſt diefes, Daß auch aus Africa Zeigen nad) Rom famen, wo man anders nicht lieber dafür halten will, daß biefes eine Hintergehung und ein geſchickter Streich vom Catone mar, als welcher vorausfeger, daß folhe aus. eben dem ‚Sande fämen. Inzwiſchen erhellet, daß man ihre Schönheit weniger bewundert hätte, wenn die fehönen Arten dieſer Frucht daſelbſt befannter gewefen wären, wie fie es dennhernach wurden. Webrigens Famen verfchiedene gute Sachen von Africa nad) Rom, und man wird foldhes leicht glauben Fonnen, wenn der Vers des Juvenals ** denjenigen Berftand hat, welchen ihm der P. Tarteron zueignet: Quod vocis praemium? fiecus petafunculus et vas Pelamidum, aut veteres Maurorum Epimenia bulbi. Der P. Tarteron uͤberſetzet dieſe Stelle alſo: Ey wohlan! weil ihr ſo lange geſchrieen habt, was wird man euch denn geben? Einen duͤrren Schinken, eine Schuͤſſel von garſtigen Fiſchen, einige alte Bündchen Zwiebel, fo wie fie zu uns alle Tage aus Africa _ fommen. | —J Gewißlich, alte Buͤndchen Zwiebel verdienten viel weniger uͤber das Meer zu gehen als ſchoͤne Feigen. * Plin. L XV, C. 1%: * Juuen. Sat. VII, ım. 490 Fortſetzung des Verſuchs, Feigen. Aber fo bald man den wahren Berftand des Wortes epimenia wiffen wird, fo wird man auch die Nichtigkeit der Ueberſetzung nicht mehr gewahr werden, und das Anfehen des Tertes wird nichts mehr für uns zu fagen haben. Epimenium, und griechiſch EPIMENION *, war der Sold, fo man monatlich den Soldaten zahlte: und Juvenal, welcher diefe Idee entlehnet, verfteht hier unter eben dem Worte den geringften Sold, fo man geben fonn» te, Man wird euch alte Zwiebeln geben, fagte er, die ordentliche Bezahlung der maurifchen Soldaten. Der Beritand, wie man ſieht, ift ganz anders, und hat vielmehr. die Abſicht, dieſe jchlimmen Advocaten herunter zu machen, welche Juvenal mit der africas niſchen Milis, vie außerſt verachtet war, in eine Gleichheit ſtellte. Obſchon die guten Gattungen von Fruͤchten mit der Zeit nach Italien, und von da in die andern Theile von Europa geſchickt worden; ſo waren doch diejenigen, welche einer mehr chaugen Hitze vonnoͤthen hatten, in ihrem alten Pflanzgarten, und in der Ge— gend. von Aſſyrien, Medien oder Armenien, allezeit befier. Alſo rühmer Onefnerites die Feigen in Hyrea» nien, einer benachbarten Provinz von Medien, und am Mittage von dem cafpifchen Meere; nicht allein wegen ihrer auserlefenen Suͤßigkeit fondern auch wegen ihrer ſonderbaren Fruchtbarkeit. Plinius * ſagte, daß ein Feigenbaum daſelbſt auf die 270 Schef⸗ jet Feigen braͤchte. Die Homer erfannten benzeiten bie Kunſt der Coprification, ſo wie uns Herr de Tournefort a da * Fabri Thefaur. Erud, Schol. ‚** Plin. L. XV, C. ı$. | vom Adkerbauex. 4091 daß fie in Levant gefhieht. Sie beftand in Pflanzung wilder Feigenbaͤume, die Caprifici genannt werden, deren einziger Gebrauch damals war, und noch heus tiges Tages ift, die Fliegen ( Moütheröng) zu er⸗ nähren, welche aus den wilden Feigen herausgeben, - fich auf die Feigen von der guten Art werfen, fie ftee chen, und durch die Säure, fo fie darinnen laflen, die milchähnliche und phlegmatifche Seuchtigfeit ver: zehren. Diefe Wirfung wird vom Plinio fehr wohl befchrieben, welcher auch diefen fonderbaren Umftand anführet, daß dieſe Fliegen (Culices) mit folcher Eilfertigkeit aus ihrer erften Wohnung herausfprin- ef , daß viele einen Fuß oder einen Fluͤgel daſelbſt laſſen. Man * obſchon unvollkommener Weiſe, dieſ Kunſt nach, die Feigen gut zu machen, indem man das Auge einer halbreifen Feige mit einem in Olivenoͤl eingetauchten Strohhalm ſticht: wovon man behauptet, daß es ſie geſchickt macht eher zu reifen , und gelinder zu werden, weil es ihren naͤh— renden Saft ausleeret. Die Bügel und verfchiedes ne Inſecten thun es öfters wider unfern Willen bey ‚ verfchiedenen Früchten, und mir befinden, daß fie dadurch viel füßer werden. ‚Soll ich nichts von den Adlesbeerbaum jagen, un: eachtet des herben Geſchmacks feiner Frucht *, welche Die Figur einer Eleinen Birne bat, hart, fleie ſchicht, auf der einen Seite von bleicher ‚ und au ber andern Seite von rother Farbe ift, ein u Fleiſe / * L’EMERY Traité Univerfel des Drogues, 492 Hortfeßung des Verſuchs, geiid hat, welches fauer und ftrenge vom Geſchma⸗ de ift. Man nennet fie Adlesbeer; fie wird nicht auf dem Baume reif: man leget fie über Stroh, all. 109 fie weich, füße, dem Geſchmacke angenehm und gut zu effen wird. Wenn man ihren Saft ausprefs ſet, und genugfam fermentiren läßt, fo wird er wein- mäßig, und dem Birnmofte ziemlich ähnlich, Dieſe Frucht befümmt man nur in den warmen Sanden, und der Baum war, nad) des Plinii Bericht: * u Zeiten Eatons des Yeltern i in Italien noch nicht an⸗ gerichtet. Der Speyerlingbaum oder Speyrantäliungn, im $ateinifchen Cornus, giebt eine rothe genugfam befann- te Frucht, und deren Confitur man wegen ihrer ab» wifchenden und zufanmenziehenden Befchaffenheit hochſchaͤtzet. Plinius ** lobet hauptſaͤchlich das Holz davon, defien Härte ihn fehr geichift macht, Spei- chen in Raͤdern abzugeben, oder Wagnerarbeit zus fammenzufügen, deren Verbindung man ficher mas chen will: Ad radios rotarım vtile; aut fi quid cu- neandum ſit in ligno; und deswegen faget Birgit: Et bona bello * *** weil dieſes Holz auch ſehr gute Schafte zu Lanzen und Wurfſpießen giebt. Allein laffet uns zu einen edleen Baume fommen, deffen ewige Gruͤnheit ung zur Winterszeit fo gardas erfreuliche Bild des Frühlings giebt. - Der Pomeranzenbaum, der Citronenbaum, und alle andere Gattungen, die unter eben die Art gerech- net werden, * bey den alten Griechen und Lateinern ſehr ® Plin. L. XV, C. 20, ** Id. L. XVI, C. 40. ' »#* Virgil. Georg, II, vom Ackerbaue RR 493 ſehr wenig — geweſen. Dieſe Baͤume wuchſen an ‚Drten,die von ihrem Vaterlande fo entfernet waren, daß man — verwundern darf, wenn ſie — gen ſo wenig, mit einander übereinftimnen; Wir 1wols len alfo, weil fich die Gelegenheit dazu aͤußert, unters fuchen, was für eine viefe berühmte Frucht geivefen, welche man anfangs Apfel von Medien‘, von Perfien und von Aflyrien nannte, weil diefes Die Derter ihres erften Urfprungs waren, davon man hernach ven Baum unter diefen Namen anzeigte *: Malus Me- dica, Perfica, Aflyria, Helperia, Citrea, Cedria, Aurea, oder Malus Felix, der glücliche Apfelbaum : Denn ungeachtet diefer anfeheinenden Unterfcheidungen dienten gleichwohl alle diefe mannichfaltigen Namen — eben die Art von Fruͤchten auszudruͤcken. Weophraſtus, Plinius, und andere Schriftſteller verfichern, daß diefer rare und berühmte Baum nur in Medien und bey ven oe wuͤchſe: Nili apud Medos et in Perſide naſci. Er ſetzet hinzu, daß kein anderer Baum daſelbſt fo hoch gefhäget würde: Nec ‚alia arbor laudatur in Medis, faget Plinius *. Er faget überdieß , daß die Vornehnen bey den Parthern fid) der Kerne von dem aſſyriſchen Apfel bedienten, unm den fchlimmen Athem zu verbeflern, wenn er ſich durch Ueberladung vom Weine verderbet befand, zu der fie fehr geneigt waren. Diofcorides *** jaget mit dem Zeugniffe anderer Schriftſteller, daß der Saame diefer Frucht in Wein eingefunfet dem Gifte wider⸗ Rami praelect. in lib. II. Georgic, ®* Plin, LXII, C. 3. “2 ' Diofcor, L, I, 129 494 Fortſetzung des Verſuchs / widerſteht; und Athenaͤus verſichert, ‚daß, als die Probe an Uebelthätern, die zum Tode verdammet waren, gemacht wurde, diejenigen, welche von der | Feucht, Die er alune eitreum nennt, gegefien hat: ten, Fein Uebel von dem Etiche der Afpis litten. > "Eine fo fehöne und mit fo wunderbaren Gaben verſehene Frucht verdiente, mit unter das Wunder: bare der Zabel zu fommen. Ihre Farbe, welche veranlaßte, Daß man fie Malum aureum nannte, machte, daß man fie für würdig fchäßte, in den ents zuͤckenden Garten der Hefperinnen eingefchloffen zu werden *. Die Poeten erdichteten, die Hefperinnen wären drey Töchter des Hefperus, eines Bruders des Atlas; fie hätten einen arten bey Lixe, einer Stadt in Mauritanien, darinnen goldene Xepfel mwüchfen, den ein fiebenföpfichter Drache bewachte; und die Fa— bei feget hinzu: Herkules habe diefen Schag wegges holet, um folchen den Euryſtheo zu geben, Servius** deutet diefe Gefchichte von einer Heerde Schafe von goldfarbner Wolle aus, deren ſich Herkules bemei- fterte, nachdem er den. Schäfer, der fie bewachte, getödtet hätte ***, Spanheim hält diefe Erflarung für Träumereyen; und ich glaubte, eine wahrſchein⸗ lichere Idee darunter zu legen, wenn ich fagte, daß die golonen Aepfel der. Heiperinnen eine Art von ra— ten echten feyn konnten, deren Gattung Herkules zuerft aus einem berühmten arten in Mauritanien mitbrachte. Man kann auc) das Zeugniß Antiphons im Athenaͤo anfuͤhren, welcher uns lehret, daß der goldne * Virg, Aen. IV. ....** AdLib. IV. Aencia * * De praeftantia Numifmatum, Diflert, IV.’ vom Aderbaue ꝛc. 495 goldene Apfel aus Perſien nach Griechenland gebracht wurde; und wenn dem alſo iſt, ſo muͤſſen dieſes von einander‘ 'unterfchiedene Früchte feyn; oder wenn es einerley Frucht iſt, ſo muß — der erſte Ort ih— res Urſprunges ſeyn. Sonſt iſt bekannt, daß dieſer goldene Apfel, nach— dem er zu den Sriehin gebracht worden, vor alten Zeiten in dem lacedamonifchen Erdreiche wuchs; daß diefe Frucht einen fehr angenehmen Öeruch hatte, und ſich gar nicht eſſen ließ, wie ſolches Cafaubonus an- merfet, indem er eine Stelle des Heſychius verbeſſert, worinnen ee ASROTA MELA fürsROOTA MELA, Poma edulia, ſaget. Xheophraft * ſaget wirklich, daß Diele Frucht nicht gegeſſen wird, aber von einem wunderbaren Geruche iſt: Panik eius non manditur, fed odore praecellit; und er führet eg als etwas befonderes bey den Früchten an. Blinius faget ebenfalls, daß fie einen fehr fauren Geſchmack hatte, welches mit dem triltes fuccos des Virgils überein koͤmmt; und es ift gewiß, daß man zur Zeit des Theophrafts, Plinius und Plutarchs feine aß, Palladius war der erfte, welcher die Kunſt lehrre, fie zu gebrauchen, und welcher , nad) der Meynung des P. de la Rue *, fie an das italiänifche Elima zu gewöhnen wußte, obſchon Plinius fagte, daß man —— vergebens verſuht haͤtte. Wenn man ſetzt, daß dieſe Frucht die Citrone geweſen, wie es dieſer — mit der groͤßten Anzahl der Alten ben Be Theoph; Hit Plant. Lib, IV. IL. Rn ⸗* Ruellius, Lib. I, 69, Band. 4 496 Fortſetzung des Verſuchs, ben will, fo war es nicht ſchwer, fie eßbar zumachen, vermittelft des ſchon zu Plinii Zeiten befannten Zu: ders *, welcher faget, daß Arabien die Röhre her— vorbringe, Daraus man ihn zieht, und daß der befte Zucer von Indien Fame. Diofcorides redet ebener- maßen davon **, Air | Es iſt zwar wohl an dem „daß einige Gelehrte geglauber haben, daß Die Pomeranze der goldene Apfel teyn Fönnte, deren Namen und Farbe die Heber- einftimmung mit der ſchon erwähnten Frucht anzudeu- _ ten ſchienen. Allein der Chevalier Temple gefteht es nicht zu, weil er in den Alten nichts geſehen, welches beweiſe, daß ihnen diefe Frucht befannt gewefen wa: re, . Er, ift vielmehr geneigt, zu glauben, daß die. Mala aurea eine befondere Gattung von Aepfeln waͤ⸗ ven, welche fie alfo wegen ihrer Farbe nennten, denen Gold-pippins, oder Goldäpfeln in England ähnlich, welches eine Gattung von mehr vergoldeten und fei- nern Neinetten, als alle die andern, iſt. - Allein eg ift unwahrfcheinlich, daß ein bloßer Apfel ein fo fon: derbares Lob erhalten, und zu fo prächtigen Befchreis bungen Anlaß gegeben. Es würde ein anderer Ab- weg feyn, wenn man glaubete, daß die Früchte der Hefperinnen wirflich goldene Aepfel von einer ganz be> fondern Zubereitung nach dem Geſchmacke der thörich- ten Pracht der Garten zu Montezuma wären, . the: Din AXIS. ** Diofe, II, 74. Saccharum, Saccaron, arundinum lacrima, feu liquor, qui aperto in latere calamo perinde ac gummi exterius concreſeit; und diefer Vers Lucani III, 237: Quigue bibant tenera dulces ab arundine fuccos, vom Ackerbaue x. 497 Arcthenaͤus * fager, daß der König Juba, welcher gute Gelegenheit hatte, davon unterrichtet zu fenn, weil er aus dem Sande felbft war, wohin die Kabel den Garten der Hefperinnen ftellte, in einem Briefe bezeugte, daß er den Apfel diefes berüchtigten Gar. tens für die Citrone hielt; und die reizende Beſchrei— bung, welche Birgit ** von dem Baume machet, der den glücklichen Apfel träge, ſcheint fich völlig auf fie zu ſchicken. Die Aehnlichkeit, fo er an ihm mit dem torberbaume findet, facique fimillima Lauro, und die fefter angeheftete Blüthe, als die Pomeran- zenblüthe, flos apprime tenax, find zwey Deutliche Merfmaale des Eitronenbaums, oder einer ähnlichen Öattung, als des timonienbaums und Bergamoter ıc, und es iſt anzumerken, daß Birgit von diefer Frucht fager, fie Forfime aus Medien ber. Palladius nen. net auch) den Apfel aus Medien, Pomum citreum; und dieſes iſt faſt der allgemeine Begriff, nach des P. de la Rue Meynung, geweſen * Inzwiſchen behauptet Apulejus in feinem Traetate von den Baͤumen, daß der Baum des mediſchen Apfels von dem Citronenbaume unterſchieden waͤre; wie ung ſolches Servius in feinem Commentario uͤbee das zweyte Buch Georgicon lehret. Er giebt vor, daß die Citrone ſchon zu Plinii Zeiten in Italien bes kannt geweſen wäre, nicht aber die Frucht, von der ich rede 1. Und wenn wir die Borftellung, fo uns eine | UML, Dr ſehbr N Athen. L. HR, ak Virg. Georg. II. .*®* Ruaeus ad Lib, II Georg. ung. - . er 4 Spank; Di IV. RE HR 498 Fortſetzung des Verſuchß, fehr rare Münze aus dem Cabinet Maffimi giebt, mit dem Cedre oder Poncyre vergleichen, fo werden. \ wir darinnen eine genaue Gleichheit finden. Eine Stelle des Marantda *, welcher fich befonders auf die Renntniß der Pflanzen gelegt, beftätiget uns darin - nen. Da der Ponchrein der That die eigene Bildung hat, fo er dem medifchen Apfel zujchreibt, und wel« che man auf diefer Medaille ſieht; fo wird man leicht - urtbeilen, daß Diefes Die von den Alten fo gerühmte Frucht iſt, diefe Frucht, deren Geruch ſo Föftlich iſt, und welche man nur fehr ſpaͤt in den warmen Laͤndern Europens eultiviret hat. Die Kunft, einzumachen, welche deren ungemeine Säure heutiges Tages fo wohl. verbeifert, iſt wahrſcheinlicher Weife eine ziemlich neue Erfindung ; und bisher Fonnte man wohl mit den Alten fagen, daß es nicht möglidy wäre, davon zu effen. Kerr Tournefort faget, daß man in Candia Cedern oder Poneyren aufzieht, daß dieſe Pancyren gute Srüchte find, man koͤnne aber nicht davon efien, wo fie nicht eingemacht find, und die Candioten hät- 7 ten Mala medica operofo cultu ita effermant;; vt et ma- ris et feminae fexu diftinguant: ren certe admirabi- - lem et vifu iucundiſſimam. Maris enim pomum ad- natum habet quoddam veluti infantis genitalia, eius- dem cum pome cortieis et coleris. Foeminae mu- liebre pudendum ad veram eiusdem efigiem effor- matum videtur. MARANTHA Method. Cognof. fimpl. Cap.2. Es iſt wahr, das operofo cultu feheint zu fagen, daß dieſes die Wirkung der, Kunſt wäre, wenn man die noch zarte Frucht in einer figurirten Hüchfe oder Model einfchließt, deffen Figur. die Frucht im Wachfen genau annimmt; wie ſolches Herr de Rue neuve in feinem Werke lehrer. -_ vom- Ackerbaue x." 49 ten hiche: den Verftand, es zu machen. Die Alten Eonnten in eben den Umftänden feyn, ohne daß es ihnen am DBerftande gefeblet. Uebrigens betrafen die verfchiedenen Tiamen, welche man vor alten Zeiten einerlen Frucht gab, ver: muthlich die unterfchiedenen Gattungen der Eitronen und Pomeranzen, welche damals befannt waren, und diefe Mannichfaltigkeit der Gattungen fonnte Hauptfächlich zu folhen Zeiten, wo man auf die Treue fremder Nachrichten, welche damals fehr unvollfom- men waren, davon redete, fo wider einander laufende Meynungen verurfachen.. - Mach fo raren, und in unferer Himmelsgegend fo berühmten Früchten, möchte ich vielleicht ſchlechten Dank verdienen, da ich zu denjenigen fortfehreiten ‚will, welche ung gemeiner find. Da es inzwifchen ficherer ift, uns an diejenigen Gattungen zu halten, welche in unferem Ervreiche am glüclichften find, und damit man nichts wefentliches unterlaffe, werde ich noch von der Abricofe und Duitte Meldung thun. Die Abricofe, welche die Alten Malum Orbicu- — wegen ihrer Figur, oder, weil man ſie aus Eoirus gebracht hatte, RER Epirotienin nannten. Es erhellet nicht ‚daß fie verfchiedene Gaftungen der— felben gehabt hätten. Die neuern Gärtner find bieeinnen befler verfehen. Sie bringen die große ‚weiße Abricofe, oder Pariferabricofe von der ſchoͤnen Gattung hervor, die im Frühlinge trage; die wohl: riechende Abricofe, welche zulegt gegeffen wird; die - kleine rothe Abricofe ‚ welche von fehr gutem Geſchma cke iſt; die gelbe, welche wunderbar in Confituren und Mammeladen iſt. Die Kenner ruͤhmen uns die Ji 3 Bruͤß⸗ 300 Fortſetzung dee Verfuche, Brüßlerabricofe, als die Föftlichfte, und fie Tehren- ‚ung die Kunft, unfere Gattungen fehöner zu machen, wenn man die Abricofe auf große weiße Pflaumen pfropfet, um fie größer zu machen, oder auf den ° kleinen ſchwarzren Damas, um den Geſchmack ders felben zu erhöhen. Die Granade * ‚(Malum Punicum)) ein Apfel aus Carthago, wird auch vom Plinio Granatum, und yon andern alten Schriftfiellern Citrium genannt. Obſchon dieſe Frucht fich nicht vollig zu unſerer Him- melsgegend ſchicket: fo fammlet man Doch auf den anmuchigen Küften, die an unfere See ** ftoßen, ſehr ſchoͤne Granaden, welche an Gelaͤnderbaͤumen, oder auch an Bäumen in freyer Luft, an ziemlich erhabe- nen und den Nordwinden ausgefeßten Orten, auf dem berühmten Weinberge, welchen man fa Baur nen⸗ net, wachfen. Ich höre auch, daß man ziemlid) gute Oliven von dem Gewächfe eines Befißers eines Gu— tes an dem Ufer eben diefer See gegeflen habe. ‚Man wird hieraus auf unfere gelinde Himmels: gegend an diefen Ufern bin fohließen, und Die Tempe= ratur würde noch weit wärmer und weit glüclicher feyn, wenn ung nicht die Alpen und der Jurat ver: drießliche Beränderungen zuzoͤgen. Die Vermiſchung von ein Bischen Neuem mit dem Alten iſt einem wohl ausgezierten Cabinet nie: mals unanftändig geweſen; und ich hoffe, daß es bey diefen Berfuchen eben fo wenig misfällig feyn wird, als deren freyes Wefen, mie ich dafür halte, dieſe leich ten Ausſchweifungen erlaubet. Nachdem ich einige 2a Blumen * Plin, Lib. XXVI.$. _ ** Die See Leman. vom Aderbaue ꝛꝛc. 601 Blumen auf den Wiefen, die an meinem Wege find, geſammlet, fo gebe ich wieder in — und Dear ohne Anftoß, fort. Man Fann bey der von mir gefchehenen Erzaͤh⸗ lung angemerket haben, daß faft alle Srüchte, we— nigitens die, fo am meiften geachtet find, zu Kom fremde waren, bis die Meugierigfeit oder Aufmerf: famfeit auf das allgemeine Beſte bie ee, derfelben angefangen hatte. Man wird fich nicht wundern, daß Italien mit allem dem, was die andern Provinzen Gutes hervor: brachten, gar bald verfehen war, wenn man den Ruhm, welcher damit verknüpft geweſen, betrachten wird. Wenn man feben wird, (fagte Plinius,) daß die Einfegung einer Pflanze ihren Stifter verewi— get hat, fo wie eine ſchoͤne That folches hätte thun fönnen; fo wird man merfen, wo ic) nicht irre, was für einen Geſchmack unfere Borältern an dem Ader- baue hatten, und man wird einräumen, daß nichts fo geringe fey, daraus man ſich nit einigen Ruhm erwerben fönne * Die Manlii, Claudii, Pompeii, Tiberii, und viele andere von den größten Leuten, welche die Hauptſtadt der Welt hervorgebracht hat, machten ſich eine Ehre daraus, ihren Namen gewiſſen Ji 4 Gattun⸗ Quod conditoribus füis aeternam propagauerint memoriam, tanquam ob egregium aliqguod in vita factuin; nifi fallor, adparebit ex co ingenium infe- rendi , nihilque tam paruum efle, quod non ‚gloriam parere poflit. Plin, Lib. XV. C. 14. 502 Fortſetzung des Verſuchs, Gattungen von Seüchten zu geben, um die Nach⸗ fommenfchaft an das Geſchenk zu erinnern, — ihr gemacht hätten, Das Anſehen, fo die allgemeinen Urtheile mit der Bollfommenheit des Landlebens verbanden, hatte deſſen Wachsthum fo weit gebracht, daß Plinius fein Bedenken trägt, zu fagen, daß es damals auf das hoͤchſte geſtiegen wäre; daß alles in dieſer Art ent— decket ſey; daß man nichts weiter davon erfinden fonnte, und fich feit langer Zeit Feine Frucht mehr fände, die nicht ſchon befannt wäre *. Diefes ift ohne Zweifel Scherz; weil man alle Tage neue Ent- deckungen macht; aber dennoch) laßt uns folches wahr: _ nehmen, wie viel diefe öfonomifche Lebensart durch die Bemühung und den Eifer der Römer erlanget babe. Ueberdieß war der Geſchmack an natürlichen Meuigfeiten fo groß, daß Pompejus -glaubete, er koͤnnte bey feinem Triumphe ** über den Mithridas tes nichts angenehmers, als einen Ebenbaum, vor⸗ bringen, und Befpafian machte fich bey dem feinigen eine Ehre aus einem feltenen Bufche, welcher den Balſam trägt, als er über Judaͤa triumphirte. Es mar eine überall angenommene Gewohnheit bey cultivieten Völkern und barbarifchen Nationen, auf *Pars haec_vitae iam pridem peruenit ad culınen expertis euncta hominibus - - - Nec quidquamı amplius excogitari poteit; nullum-certe —— no- vum diu iam inueritur, Plin. L’XV, C.ı6 °* Plin, L. XII 4 et 25. vorm Aderbaue ıe. 503 auf ihre öffentlichen Denfmaale die Figur ihrer ſchaͤtz⸗ barften Pflanzen ftechen zu laffen, melche einiger maßen zu ihrem Ginnbilde und ihrem Wappen ge- worden find. _ | Es iſt uns eine ſehr große Anzahl von Medaillen diefer verfchiedenen Voͤlker übrig, darauf wir bie ‚Bilder der Bäume, Büfche, Blumen oder Früchte von tandgewächlen fehen, und zwar folchen, die am meiften geachtet werden. Alſo haben die Aegnptier ihren Lotus; Die Athenienfer ihren gebeiligten Dels baum; die Araber ihren Weihrauchaft; die Cretenfer ihren Dictam; die Deurfchen ihre Abiem oder Tanne; die Cyrenier ihr Silphium oder $aferpitium berühmt gemacht, welches Erafmus das foftbarfte unter der Kräutern nennet. (Inter herbas, faget er, primam gloriam obtinet.) Den Palmbaum fieht man auf den Medaillen von Tyrus, von Damas, von Judaͤa, Alexandrien, Africa, Phönicien und von Sicilien, Apium, ‚eine Gattung von Erdäpfeln, war das Sinnbild von Selinonte, Die Traube oder Wein: rebe wurde von den Tomiern, von den Einwohnern der Inſel Chios, der Inſel Coos, und von verfchie: denen andern berühmten Weingebirgen in Griechen« dand celebrivet. Wir fehen auch den medifchen Apfel auf den Medaillen der Parther; den mit Manna an: gefüllten Krug auf den Sedeln der Hebräer ; die Roſe oder Granadenblume auf den: Münzen der Rhoder; die Fichte, welche Statius Syluarum glo- | riam nennet, it auf den Münzen von Miletus geprägt, und den zu den heidnifchen Heiligthümern gewidme— ten Apfel fiehet man auf verfhiedener Völker ihren. 1 Si; Die 504 Fortfekung des Verſuchs, Die Getreideaͤhre und der Mohnkopf ſind auf eine große Anzahl von Italien, Sicilien, Spanien, Aegypten und Africa geſtochen. Roͤmiſche Familien adoptirten auch gewiſſe Pflanzen als ihr Sinnbild auf den von den Muͤnzmeiſtern ihres Namens ge— ſchlagenen Stuͤcken, und dieſes thaten ſie, den Ort ih— res alten Urſprungs zu bemerken. Alſo nahm die Familie Accoleia den Larix, eine Gattung von Fichte, zu ihrem Sinnbilde an, welcher damals nur an dem Ufer des Po im Ueberfluffe wuchs, wie wir es in einem Denario diefer Familie, die von dem Fuluio Vrfino publicivet worden, ſehen. Ganze Mationen, oder berühmte Städte, has ben ihren Namen von den Pflanzen hergenommen, welche dafelbft von alten Zeiten her am meijten ge— fehäßet worden. Die Rofe 5. E. gab ihren Namen den Rhodiern; die Cypreſſe den Cypariſſern; der Dlivenbaum den Eleern; der Feigenbaum der Inſel Sica; der Kirfhbaum Cerafuntv. Die griechifchen Sprachlehrer rechtfertigen ebenermaßen viel andere Etymologien. Alle dieſe Exempel zeigen die allgemeine Hoch⸗ achtung, fo verſchiedene Völker für die ſchaͤtzbaren Geburten der Natur hatten. Es erhellet, daß fie gar oft einen Stoff ihres Ruhms davon hergenom: men, und daß fie die Befisung gewiffer Pflanzen unter Die Reihe ihrer fhönften Privilegien: ftelleten, welche gleichjam unter ihnen gre —— auser⸗ —* — Ich vom Ackerbaue ı, 505 “+ ch haͤtte wohl noch etwas von den unfruchtba⸗ ren Baͤumen zu ſagen; aber vielleicht wuͤrden ſich die fruchttragenden Baͤume beſchweren, wenn ich ſie nicht mit Unterſchied tractirte. In der That ver— dienen ſie gar wohl, daß man ſie nicht mit der Claſſe derjenigen vermiſche, welche uns nur Schatten dar— reichen, ob dieſes ſchon ein wirklicher Schatten waͤre. Wir wollen ſie daher nicht boͤſe machen, damit fie uns nicht durch ihre Unfruchtbarkeit be- trüben, welche einem Liebhaber der Gärten fo fuͤrch— terlich ift, als es mir ſeyn follte, wenn ich dem Leſer Berdruß erwecken follte. 2a ss Hu. v. Büffon, Erfahrungen PP wu ne Be Ze ZZ Ze zZ ZU SE zu ZZ ZU z u I. er ‚Erfahrungen, — uͤber | die Staͤrke des Holzes Zweyte Abhandlung, von dem Herrn von Düffon. _Memoir. de l’ Academ, des $ciences 1741. p. 393 - 449. ed, in 8. p. 291-335. ed. in 4. X fehreite nunmehr zu der umftänblichen Be: fhreibung meiner Erfahrungen, wovon Die vorige Abhandlung, die in öffentlicher Vers ſammlung der gelebrten Gefellfchaft abgelefen worden iſt, nur einen fehr unvollfommenen Begriff giebt. Um nun die verfchiedenen Theile, wovon ich zu hans den habe, in eine geſchickte Ordnung zu bringen, will ich den Anfang mit denen Erfahrungen machen, die ich vorläufig habe anftellen müffen, ehe ich noch) Ber: fuche über die Stärfe des Holzes anftellen Fonnte, Anfangs unterfuchte ic) die Dichtigfeit und das Gewichte des Eichenholzes in feinen verfchiedenen _ Altern; das Verhaͤltniß zwifchen der Schwere des Holzes aus dem Mittelpuncte, und der Schwere des Holzes.aus dem äußern Umfange;, und gg | er no — ber die Stärfe des Holzes. 307 noch die Schwere des vollfommenen Holzes, und der weichen Holzfchale,u.f.m. Der Herr di Hammel hat mir gefaget, daß er hierüber Erfahrungen angeftellee hätte. Die genaue Sorgfalt, mit welcher die mei- nigen angejtellet worden find, machet mir Hoffnung, daß fie mit den feinigen übereinftimmen werden. Den Zıflen März 1734, ließ ich einen Klog un. ten von einer Eiche, die an eben diefem Tage gefället worden war, abfchneiden. Hierauf ftellete ich die Spige eines Zirfels in den Mittelpunce der Jahrzir⸗ kel, und befchrieb einen Zirfelfreis um diefen Mit- telpunct herum. Alsdenn feßte ich die Spige des Zirfels in die Mitte der Dice von der weichen Holz- ſchale, und befchrieb auch darinnen einen Zirfelfreis, Nachgehends ließ ich aus diefem Klotze zwey Eleine langrunde Hölzer hauen; einen aus dem Kerne der Eiche: und den andern aus der weichen Holzfchale. Beyde feßte ich nunmehr in die Becken einer guten Waſſerwaage, wo ſchon der vierte Theil eines Grans ‚einen merflichen Ausfchlag gab. Die beyden Hölzer machte ic) am Gewichte einander gleich; indem ich von dem fchwerern nach und nach immer etwas ab- nahm. Da fie mir nun völlig im Gleichgewichte zu ſeyn fhienen: fo wog ich fie, und befand, daß ein jedes gerade 371 Öran fehmer war. Hierauf wog ich ein jedes im Waſſer befonders: tauchte fie aber nur einen Augenblid ‚unter; und befand alsdenn, daß das Stück aus dem Kerne in dem Waſſer 317: das Stuͤck aber von der weichen Holsfchale 344 Gran verlor. Die kurze Zeit, die fie im Waſſer blieben, war Urfache, daß man den Unterfchied der Vermeh⸗ rung des Umfanges durch die Einfaugung des War- Ri;: ——— ſers, 508 Hu. v. Buͤffon Erfahrungen ſers, der bey dem Kern einer Eiche ganz anders iſt, als bey der weichen Holzſchale, nicht wahrnehmen fonnte, | | RONEH Noch an eben diefem Tage ließ ich zwey andere langrunde Stuͤcken verfertigen, eines aus dem Kerne, und das andere ausder weichen Holsfchale einer Eiche, Sch nahm fie aus einem andern Kloße, der von ei: nem Baume genommen war, der faft eben fo alt, und eben fo body von der Erde, als der evftere, war. Ein jedes von diefen beyden langrunden Stücden wog 1978 Gran. Das Stüf aus dem Kerne der Eiche verlor im Waſſer 1635: das Stud aus der weichen Holsfchale aber 1784 Gran. Wenn man diefe Er: fahrung mit der erfteren vergleicht: fo findet man, daß hier der Kern von einer Eiche, von 371 Granen, nur 307, anſtatt 3175: Die weiche Holszfchale aber, von 371 Granen, nur 330, anftatt 344, verliert. Diefes ift beynahe eben das ;Berhältniß, welches man zwifchen dem Kerne, und der weichen Holzſchale, findet. Der wirkliche Unterfchied koͤmmt nur von der verfehiedenen Dichtigfeit,, ſowol des Kernes, ‚als der weichen Holzfchale, bey dem zweyten Baume, ber, als deſſen Holz überhaupt dichter und härter var, als das Holz des erftern. ck rn Drey Tage hernach nahm ich aus einem-von den Stüdfen einer andern Eiche, die an eben dem Tage gefället worden mar, an welchem man die vorigen gefället hatte, drey langrunde Stüden; eines aus der Mitte des Baumes, das andere aus Dem aͤußern Umfange des Kernes, und das dritte aus der weichen Holzſchale. In der Luft wogen fie alle drey 975 Gr. Als ic) fie aber im Waſſer wog : fo verlor das Holz aus ‚über die Stärfe des Holzes. 509 aus dem Mittelpuncte 8735 das Holz von dem Auf fern Umfange des Kernes 906, und Die weiche Holzs fchale 938 Gran. Wenn man dieſe dritte Erfahrung mit ben beyden erftern vergleicht: fo findet man durch die Ausrechnung ; da 371 Gran von dem Kerne ver erften Eiche 3173 Gran verloren haben: fo follten von 371 Öran von dem Kerne der zweyten Eiche un: gefähr 307 Gran verloren gegangen feyn; und 371 Gran von dem Kerne der dritten Eiche hätten unge= fähr 332 ran verlieren ſollen. Da ferner 371 Gran von der weichen Holsfihale der erften Eiche 344 Gr, verloren haben: fo hätten 371 Gran von der weichen Holzfchale der zweyten Eiche 3305 und 371 Gran von der weichen Holsfchale der dritten Eiche 356 Gran ver« lieren follen. Diefes entfernet fich nicht weit von dem erftern Berhältniffe. Der wirkliche Unterfchied, ſowol ben dem Kerne, als bey der weichen Holzfchale der dritten Eiche, rührte Daher, weil ihr Holz leichter, und etwas trockener war, als das Holz; der beyden übrigen Bäume. Wenn man nun das mittlere Maaß zwifchen den drey verfchiedenen Arten des Ei- chenholzes annimmt: fo findet man, daß 371 Gran von dem Kerne, in dem Waſſer, 31945 und 371 Gran von der weichen Holzſchale 343 Gran von ihrem Ge⸗ wichte verlieren. Alfo verhält fich der Umfang des Kernes einer Eiche zu dem Umfange der weichen Holsfchale wie 3194 zu 3435 und die Maſſen wie 343 zu 3195. Diejes machet ungefähr ein Funfzehntheil⸗ chen für den Unterſchied zwiſchen dem Gerichte * Kernes und der weichen Holzſchale. Zu dieſer dritten Erfahrung erwaͤhlete ich ein Stuͤck Holz, deſſen holzichte Lage mir, icke, 50 Hm. v. Buͤffon, Erfahrungen Dicke, ziemlich gleich zu ſeyn ſchienen. Meine drey langrunden Stuͤcken ſchnitt ich alſo heraus, daß der Mittelpunct des Stuͤckes aus der Mitten, das ich von dem äußern Umfange des Kernes genommen | hatte, gleich weit von dem Mittelpuncte des Baumes, woraus ich mein erftes langrundes Stüd genommen hatte, und von dem Mittelpuncte der weichen Holz: fchale, entfernt war, Daraus fahe ich, daß die Schwere des Holzes beynahe in arithmetifcher Pro: greßion abnimmt, Denn das langrunde Stuͤck aus dem Mittelpuncte verlor 873; Das aus der weichen Holszfchale aber 938. Wenn man nun die Hälfte von. der Summe diefer beyden Zahlen nimmt: fo wird man finden, daß das Holz von dem äußern Umz fange des Kernes 9054 verlieren muͤſſe; und durd) die Erfahrung habe ic) gefunden, Daß es 906 verlo⸗ ren bat. Alſo nimmt das Holz, von den Mittel: puncte an, bis zu dem äußern Umfange der‘ reichen Holzſchale, in Anfehung feiner Dichtigfeit, in einer arithmetifchen Progreßion ab. sch habe mich durch folche Verſuche, die denen gleich ſind, welche ich itzo angezeiget habe, von der | EBekeingeritg der Schwere des Holzes in feiner Laͤn⸗ ge verfichert. Das Holz unten an der Wurzel eines Baumes ift fhweger, als das Holz von dem Stam⸗ me in der Mitte feiner Höhe; und das Holz aus der Mitte wiegt mehr, als das Holz oben von dem Gipfel. Diefes geht, fo lange der Baum. wächft, bennahe in arichmetifcher Progreßion fort. Es font aber endlich eine Zeit, da das Ho aus dem Mittel: puncte, und das Holz aus dem äußern Umfange des Kernes, beynahe gleich ii wiegen; und — iſt die uͤber die Stärke des Holzes. 511 die in welcher das Holz ſeine er erreichet hat. Die oben —— Verſuche ſind an Biu⸗ men von ſechzig Jahren angeſtellet worden, die noch ſowol in die Hoͤhe, als in die Dicke, wuchſen. Als ich fie an Bäumen von 46, und hernach an andern von 33 Jahren, wiederholte: fo fand ich allemal, daß das Holz aus dem Mittelpuncte, in Anfehung feines äußern Umfanges; und das Holz unten an der Wur— zel, gegen ven Gipfel zu, an der Schwere, beynahe i im einer arithmetifchen Progreßion abnahm. Wie ich aber ſchon geſaget Habe, fo fängt diefes Verhaͤltniß an, ſich zu veraͤndern, ſo bald die Baͤu⸗ me aufhoͤren, zu wachſen. Ich habe aus dem Stam⸗ me eines Baumes, der etwan hundert Jahr alt war, drey langrunde Stucken genommen, wie in den vori— gen Berfuchen. Sie wogen alle drey in der Luft 2004 Gran. Im Waffer verlor das Stück aus dem Mittelpuncte 1713, das Stüd aus dem Umfanz ge des Kernes 1718, und Das Stuͤck aus der weichen Holsfhale 1779 Gran. Durch einen zweyten Verſuch Habe ich gefunden, daß von drey andern langrunden Stüden, die aus dem Stamme eines andern Baumes, der etwan 110 Jahr alt war, genommen waren, und in der Luft 1122 Öran wogen, das Stuͤck aus dem Mittelpuncte, indem Wafler, 1010: das Stuͤck aus dem äußern Umfange des Kernes 997, und das Stuͤck aus der. weichen Holsfchale 1023 Gran, verloren hatte. Diefe Erfahrung bemeifet, daß der Kern nicht mehr, der birheeite Theil des Baumes war; und zugleich bemeiz 5 Band, KE ſet sı2 Hen. von Buffon Erfahrungen fet fie, daß die weiche Holzſchale hier ſchwerer, und dichter iſt, als bey den jungen Baͤumen. Ich geftehe, daß diefes, in Unfehung der verſchie⸗ denen Himmelsgegenden, in Anſehung des verſchie⸗ denen Bodens, ja auch auf einerley Boden, uͤberaus große Abwechſelungen leidet; und daß man Baͤume von 150 Jahren finden Eann, die einen fo glücklichen Stand haben, daß fie, in diefem Alter , noch in die Höhe wachfen Fünnen. Diefe machen eine Ausnahme von der Hegel. Ueberhaupt aber ift es gewiß, daß das Holz, bis auf ein gewiſſes Alter, in dem Verhaͤlt⸗ niffe, das wir feft gefeger haben, an Schwere zu⸗ nimmt; daß das Holz von den verfchiedenen Theilen des Baumes, nad) diefem Alter, wenn es namlidh feine Vollkommenheit erreichet bat, faft gleich ſchwer wird; und daß endlich, wenn fi) der Baum zu feis - nem Untergange neiget, und der Mittelpunct deffels ben verftopfet wird, das Holz in dem Mittelpuncte austrodnet, weil e8 nicht genug Nahrung mehr hat, und daß es leichter wird, als das Holz vom äußern Umfange; und diefes zwar nach dem Berhältniffe der Tiefe, der Berfchiedenheit des Bodens, und der Anzahl der Umftände, welche die Zeit des Wachs: thums der Bäume verlängern, oder verfürzen koͤnnen. Nachdem ich die verſchiedene Dichtigkeit des Holzes, in den verſchiedenen Altern, und in den ver⸗ ſchiedenen Umſtaͤnden, worinnen es ſich befindet, ehe es zu ſeiner Vollkommenheit gelanget, durch die vor⸗ hergehenden Erfahrungen, ausgefunden hatte: fo un: terfuchte ich auch den Unterfchied feiner Stärfein eben . denen verfchiedenen Altern, Ich ließ um deswillen aus | uͤber die Stärke des Holzes. 513 aus dem Mittelpuncte verfchiedener Bäume, die alle von einerley Alter, nämlich erwan fechszig Jahr alt, waren, verſchiedene Sparren hauen, die drey Schuh lang waren, und einen Zoll im Gevierten hatten, und erwaͤhlte darunter viere, welches die vollkommenſten waren. Sie wogen after, 2ter, ter, ater Sparren Unzen Unzen Unzen Unzjen 263%, 263%, 263%, 2633. Sie zerbrachen unter einer $aft von zoPpf: 289 Pf. 272Pf. 272Pf. Hernach nahm ich verſchiedene Stuͤcken Holz von dem aͤußern Umfange des Kernes, von gleicher Laͤnge, und von gleicher Dicke. Sie maren ebenfalls drey "Schub lang, und hatten einen Zoll im Gevierten. Hierunter erwählte ic) viere von den vollfommenften. Sie wogen der erſte, der 2fe, der zte, der 4te Unzen Unen Unzen Unzen 253%, 255% 353%, 2532. Sie zerbrachen unter einer Saft von 262 Pf. 258 Pf. 255 Pf. 253 Pf As i ih hernad) auch vier Stücfen von der Beiigen Holzſchale nahm; ſo wogen ſie | “ ıfter, ater, $ zter, ater Sparren Unzen Unzen Unzen Unzen ig 25 PR 24323, 247%, 3434 : we. | e2 Eie 514 Hrn. von Buffon Erfahrungen, Sie zerbrachen unter einer Saft von 248 Pf 22 Pf 241 Pf. 250 Pf. Diefe Erfahrungen brachten mich auf die Gedanken: die Stärke des Holzes Fönnte wohl mit feiner Schwes | ‚re in gleichem Berhältniffe ftehen ; welches auch wahr iſt, wie man aus der Folge diefer Abhandlung fehen wird. Ich habe eben diefe Erfahrungen an andern Sparren wieberholet, die zween Schuh lang waren ; und nod) an andern, die 18 Zoll lang waren, und 1 Zoll im Gevierten hatten. Der Erfolg dieſer Ver⸗ ſuche war folgender *: Sparren von zween Schuhen. after; ⸗ter, 3ter Gewichte. Unzen Unzen Unzen Unzen Mittelpunct, 1772, 1632, 165%, 105% Aeuß. Umf. 1532, 1533, 133, Ba. Weiche Holzſ. 1432, 1438, 1433, 1433. Befchwerung. Mittelpunct, 49 Pf. 428 Pf. 4r5 Pf. 405 Pf. Aeuß. Umf. 356 = 350 = 346 ⸗346 Weiche Holjf. 340 » 334 = 325 =» 316 = Spar⸗ J Man muß folgendes merken. Da der PU fehr dicke war: fo mar das Holz von dem außern Umfange des Kerneg viel weiter von Dem Mittelpuncte des Holzes — als von dem —— der weichen Holz⸗ | über die Stärke des Holzes. 515 ESparren von 18 Zollen. | ıfter, .2fee, ster, 4er. >| Gewichte. Unzen Unzen Unzen Unzen Mittelpunek, 1333, B%, By, % Aeuß Umf. 1238, ni}, 2, 12% Weihe Holzſ. 32, uzl, us3, 13% | Beſchwerung. Mittelpunet, 488 Pf. 486 Pf. 478 Pf. 477 Pf. Aeuß. Umf. 460 = 451443 ⸗441 ⸗ Weiche Holzſ. 439 = 438 = 428 ⸗428 ⸗ ESparren von einem Schuhe. | ter, zer, fer, 4ter Gewichte. | — Unzen Unzen Unzen Unzen Mittelpunct, 833, 84%, 838, 83% Aeuß. Umf. Sr, 737%, 7: 772. Weiche Hofe 732, 7aar 7. 6% Beſchwerung. — Mittelpunet, 764 Pf. 761 Pf. 750 Pf. 751 Pf. Aug. Umf. ZI » 700: 693 = 698 ⸗ Weiche Holzſ. 668 = 652 ⸗ 651 ⸗ 643 ⸗ Wenn man alle dieſe Erfahrungen mit einander vergleichet: fo ſiehet man, daß die Staͤrke des Hol zes nicht in vollfommen gleichem Berhältniffe mie feiner Schwere ſtehe. Man findet allemal, daß dieſe Schwere, wie in den erften Erfahrungen, von BR \ Kk3 dem 5:6 Hrn. von Buffon Erfahrungen, ‚dem Mittelpuncte gegen den äußern Umfang zu, ab: nimmt. Man darf ſich darüber nicht wundern, daß diefe Erfahrungen nicht zureichen, ein vollfommen richtiges Urtheil von der Stärfe des Holzes zu fällen, ‚Denn die Sparren, die aus dem Mittelpuncte des - Baumes genommen find, haben einen andern Bau, als die Sparren von dem äußern Umfange des Ker⸗ nes, oder von der weichen Holzſchale. Und ich Fonnte gar bald einfehen, daß diefer Unterſchied in der Sage, ſowol der holzichten tagen, als auch der Bänder, modurch dieſelben zufammen gehalten werden, einen großen Einfluß auf den Widerjtand des Holzes ha- ben müffe. Sch unterſuchte daher, mit noch größerer Yuf- i merkſamkeit, Die Geftalt und die Stellung der hol: zichten Sagen in den verfihiedenen Eparren, die ich von den verfchiedenen Theilen des Stammes von dem DBaume genommen hatte. Hier fand ich, daß vie Spärren aus dem Mittelpuncte in der Mitten, ein langrundes Stüf Holz harten, und nur am Rande durchſchnitten waren. Ich entdeckte ferner, daß die holzichten Lagen bey den Sparten von dem äußern Umfange des. Kernes faft gleichlaufende Flächen unter einander bildeten, und eine ziemlich merkliche Krüm= - ‚me hatten. Die Sagen i in ver weichen Holsfchale aber waren faft.ganz und gar gleichlaufend , und hatten ei⸗ ne niche merklihe Krümme. Ich bemerkte auch, daß die Anzahl der holzichten Sagen in den verfchiede> nen Sparten fehr merklich unterfcdyieden war. Einige - davon hatten 7 bolzichte Lagen: andere, die eben fo die waren , namlid) einen Zoll im Gevierten hatten, RR 14 Sagen, Ich bemerkte auch bien ; Ber: uͤber die Stärfe des Holzes. die Stellung diefer holzichten Lagen, und die rer Ausdehnung, wenn man den Sparren zerbrechen ließ, ebenfalls eine Mannichfaltigkeit in ihrem Wis derftande verurfachen müßte. Ich ſuchte daher ein Mittel, das Verhaͤltniß dieſer Mannichfaltigkeit ges nau zu "finden. Ich ließ unten an der Wurzel eines Baumes von dem äußern Umfange des Kerneg, zween Spar» ren wegnehmen ‚ die 3 Schub lang waren, und ı& Zoll im Gevierten hatten. Ein jeder von diefen bey: den Sparren enthielt 14 einander faft gleichlaufende bolzichte Sagen. Der erftere wog 3 Pf. 2 Unzen; und der andere ebenfalls 3Pf. 2% Unzen. Diefe beys den Sparten ließ ich zerbrechen, und fiellete fie fo, daß die holzichten Sagen bey dem erftern eine wag« rechte, bey dem andern aber eine fenfrechte Lage hats ten. Ich fahe vorher, daß diefe leßtere Stellung die vortheilhaftefte ſeyn müßte. In der That zerbrach auch der erftere unter einer Laſt von 832: der andere aber erftlich unter 972 Pfunden. Ich Habe auch verfchiedene Eleine Sparren ge« nommen, die 1 Schub lang waren, und ı Zoll im Gevierten hatten, Der eine von diefen Sparren wog 732 Unzen; enthielt 12 holzichte Lagen; wurde wag⸗ recht geleget, und zerbrach unter 784 Pfunden. Der ‚andere, der 8 Unzen wog, und ebenfalls ı2 holzichte Sagen enthielt, die fenfrecht geftellet wurden, zerbrach erftlich unter 860 Pfunden. Ich nahm hernach jroeen andere eben folche Spar⸗ ren. Der erſte wog 7% Unze, und enthielt 8 holzich⸗ te Lagen. Der andere wog 742 Unzen, und enthielt zn 8 bolzichte Lagen. Der erſtere deſſen hol⸗ | Kk4 zichte 53 Hrn. von Buffon Erfahrungen, zichte Sagen eine wagrechte Stellung hatten, zerbrach unter 778 Pfunden: der andere aber, deſſen Lagen fenfrecht ftunden,, zerbrach unter 828 Pfunden, Ich nahm noch andere Sparren, die 2 Schuh lang waren, und 13 Zoll im Gevierten haften, Einer von diefen Sparren, der 2 Pf. 7 rg Unzenwog, und 12 holzichte wagredht geftellte Sagen in fich enthielt, gerbrac) unter 1217 Pfunden. Der andere, der 2 Pf. 7% Unzen wog, und ebenfalls 12 holzichte —* enthielt ‚ zerbrach unter 1294 Pfunden, Alle diefe Erfahrungen zufammen beiveifen, daß ein Sparten, oder ein Balken, weit mehr widerſte— bet, wenn die holzichten Sagen, woraus er beſtehet, eine fenfrechte Sage haben. Gie beweifen auch, um * fo viel mehr fich holzichte Sagen in den Sparren fin- den, die man mit einander vergleichen wills um fo viel ‚merflicher ſey auch der Unterſchied unter der Staͤr⸗ ke dieſer Sparren, in den beyden einander entgegen geſetzten Stellungen. Weil ich aber hierinn noch nicht vollig vergnuͤgt war: fo ſtellte ich auch Verſuche mit Bretern an, die ich uͤber einander legte. Dieſe will ich nachgehends anfuͤhren, weil ich hier die Ord⸗ nung der Zeiten in meinen Arbeiten nicht unterbrechen will: Denn es ſcheinet mir natürlicher zu feyn, Daß ich die Erfahrungen in der Ordnung befchreibe, wie ich fie angeftellet habe. Die vorhergehenden Erfahrungen haben mir den Weg zu den folgenden gebahnet. Sie haben mir ger zeiget, daß ein betraͤchtlicher Unterſchied zwifchen der Schwere und Stärfe des Holzes von einerly Baume fey, nachdem diefes Holz entweder aus dem — oder aus dem — des Kernes von | dem uͤber die Staͤrke des Holzes. 519 dem Baume genommen ift. Sch habe daraus ges fetnet, daß die Stellung der holzichten Sagen einen Unterfchied unter dem Widerftande eines einigen Stück Holzes verurfachte. Sie haben mic) auch gelchrer, daß die Anzahl der holzichten Lagen einen Einfluß in die Stärfe des Holzes hat. Und nunmehr erfannte ich, daß die Erfahrungen, die bisher darüber ange- ‚ftellee worden find, nicht zureichen, die Stärfe des Holzes zu beftimmen. Denn alle dieſe Erfahrungen find an Eleinen Stüden, die 1oder 13 Zoll im Gevier—⸗ ten hatten, angeftellet worden; und auf dieſe Erfah: tungen hat man die Ausrechmung ber Tafeln gegruͤn⸗ det, die: man ung von dem Widerftande der großen und Eleinen Balken, und der Stüden von allerhand Dice und Länge, geliefert hat, ohne auf eine einige von denen Anmerkungen Achtung zu geben, die wie vorhin angeführer haben. Mach diefen erften Erfahrungen von der Stärke des Holzes, die aber nur noch ganz unvollftändige Begriffe geben, habe ich gefuchet, eine genauere Er— Fenntniß davon zu erlangen. Erſtlich wollte ic) ver» fichert feyn, ob von zwey Stuͤcken Holz, von gleicher tänge, und von gleicher Geſtalt, wovon aber das er⸗ ſtere noch einmal ſo dicke waͤre, als das andere, das erſtere auch zweymal ſo ſtark widerſtehen wuͤrde. Um deswillen erwaͤhlte ich verſchiedene Stuͤcken Holz, die aus einerley Baͤumen, und in gleicher Entfernung von dem Mittelpuncte, genommen waren, auch eine ‚gleiche Anzahl Jahrzirkel hatten; gleich geſtellet was ren; und wobey ich alle: die Umftände beobachtete, _ die nöthig waren, um eine richtige —— an⸗ — | Rs m s20 Hrn. von Buffon Erfahrungen, In gleicher Entfernung von dem Mittelpuncte ei⸗ nes Baumes nahm ich vier Stücden von vollfommes " nem Hole. Ein jedes davon war 18 Zoll lang, und hatte 2 Zoll im Gevierten. Dieſe 4 Stüden zer⸗ brachen unter 3226, 3062, 2983, und 2890 Pfundenz das iſt, unter der mittleren Befchwerung von 3040 — Pfunden. Ich nahm noch andere 4 Stuͤcken, von gleicher Laͤnge, die nur 17 Linien im Gevierten hatten; ; welches beynahe die Hälfte von der Dicke der 4 erften Stüfen war. Sie zerbrachen unter einer Beſchwe— rung von 1304, 1274 , 1231, 1198 Pfunden; das if, unter einer mittlern Befchwerung von 1252 Pfunden. Sch nahm noch 4 andere Stüden, die ebenfalls 18 Zell lang waren, und: ı Zoll im Öevierten hatten, welches das vierte Theil von der Dicke der erften be= traͤget. Sie zerbrachen unter einer Befchwerung von 526, 517, 500, 496 Pfunden ; das ift, unfer der mittleren Befchwerung von sro Pfunden. Diefe Er fahrung bemeifer, daß die Stärfe eines Stuͤckes niche in gleichem Berhältniffe mit feiner Dicke ſtehet. Denn da die Dicke fid) verhielte wie 1, 2, 4: fo härte die - Befchwerung 510, 1020, 2040 feyn follen ; fie ift aber 510, 1252, 3040. Diefes ift ſchon ein großer Unterfchied ; mie auch bereits alle Schriftfteller anges merfet haben, die von den Widerftande fefter Körs per gefdyrieben haben, Sch nahm auch verfchiedene Sparren, dier Schuh, 18 Zoll, 2 Schub, und 3 Schuh lang waren, um zu fehen, ob ein Sparren von 1 Schuh noch einmal fo viel tragen würde, als ein anderer von 2 Schuhen; und um gewiß zu feyn, - ob der Widerftand der Stücken gerade in eben dem Berhältniffe abnehme, in welchem ihre Länge ar vr | 2107 / ie über die Stärfe de Holzes. 521 Die Sparren von ı Schub trugen, in der mittlern. Beſchwerung, 765 Pfund; die Sparren von 18 Zol⸗ len. 500 Pf. die Sparren von 2 Schuhen 369 Pf. und die Sparren von 3 Schuhen 230 Pfund. Diefe Erfahrung ließ mic) noch im Zweifel. Denn die Beſchwerung war nicht viel anders, als fie feyn follte. Anftatt 765, 500, 369, und 230, erfordert das Ge: feße des Hebels 765, 510, 3824, und 255 Pfunde. Dieſer Unterſchied ift nicht groß genug, daß ıman follte fehließen koͤnnen, der Widerftand der Stuͤcken Hol; nehme nicht in eben dem Verhaͤltniſſe ab, in welchem ihre Sänge zunimmt. - Auf der andern Seite aber it er doch auch beträchtlid) genug ; daß man alfo fein Urtheil aufichieben mug. Man wird aud) hernach in * That ſehen „ daß man bier Urſache zu zweifeln babe. Hernach ſuchte ich, wie ſtark das Holz ſeyn wuͤr⸗ be, wenn e8 ungleiche Seiten hätte; als etiwan, wenn es J Zoll dicke, und + Zoll breit wäre, und erftlich auf die eine, und hernach auf die andere von diefen verfchiedenen Seiten geleget würde. Um deswillen ließ ich 4 Sparren aus der weichen Holzfchale hauen, die 18 Zoll lang, und ı8 Zoll auf der einen: ı Zoll aber auf der andern Seite breit waren. Als ich diefe 4 Sparren auf die Seite, die ı Zoll breit war, leg- te: fo trugen fie, in der mittlern Beſchwerung, 723 Pfund. Vier andere Sparren, die den vorigen ganz gleich waren, legte ich auf die Seite, die ı% Zoll breit war: undda trugen fie, in der mittlern Beſchwe rung, 9358 Pfund, Als ich vier Sparren von voll⸗ kommenem Holze auf die Seite legte, die ı Zoll breit war; fo frugen fie, in der mittlern Beſchwerung, | 775: 522 Hrn. von Buffon Erfahrungen 775: auf der Seite aber, die ıt Zoll breit war, 998 Pfund. Man muß fich hierbey allemal erin= nern, daß ich, zu Diefen Verſuchen, jederzeit folche Stüden Holz ausgefuchet habe, die faft von gleicher Schwere waren, und einerley Anzahl von holzichten Sagen in ſich enthielten, die auch — Stenung hatten. Bey aller dieſer Behutſamkeit und Sorgfalt, die ich, bey meiner Arbeit, anwendete, hatte ich doch oft— mals Muͤhe, mir ſelbſt Genuͤge zu leiſten. Manch— mal bemerkte ich einige Unrichtigkeit, oder Abwechſe— lung, welche die Folgen verrückte, die ich aus mei— nen Erfahrungen ziehen wollte. Ich Habe mehr als 1000 foldye Erfahrungen aufgezeichnet, Die ich in ver= fhiedenen Abfichten angefteller Habe, woraus ich aber doch nichts gemiffes habe folgern koͤnnen; und welche mich, in vielen Stüden, in einer offenbaren Unge— wißheit gelaffen haben. Da alle diefe Erfahrungen mit folhen Stüden Holz angeftellet wurden, Die ı, oder 1%, oder 2 Zoll im Gevierten, hatten? fo mußte‘ man, in der Wahl des Holzes, eine fehr genaue Sorgfalt anwenden. Das Holz mußte beynahe voll= kommen gleich ſchwer feyn; und eg mußte aud) eine gleich große Anzahl von holzichten Sagen haben. Ue— ber diefes fand fich Daben noch eine Unbequemlichfeit, die faſt nicht zu vermeiden war; nämlic) die ſchiefe Kichtung ver Holsfafern, wodurch oftmals die Stüs en Holz, in einer halben, oder ganzen, holzichten tage durchfchnitten wurden. Diefes verringerte die Staͤr⸗ fe des Holzes um ein anfehnliches. Ich will nichts von den Knoten, von andern Mängeln des Holzes, und von der allzuſchiefen Richtung. der Holzichten La⸗ gen, ber die Stärfe des Holzes. 523 gen, gebenfen. Man Fann leicht vermuthen, daß ich alle diefe Stüce verworfen habe, ohne mir die Mühe zu nehmen, einen Verſuch mit ihnen anzuftel- len. "Ueberhaupt babe ich aus der großen Anzahl von Erfahrungen, die ich mit Fleinen Stücen ange: ſtellet habe, ſonſten nichts gewiſſes ſchließen koͤnnen, als diejenigen Folgen, die ich oben angegeben habe. Ich wollte es auch nicht wagen, allgemeine Folgen daraus zu ziehen, und ordentliche Tafeln von dem Widerftande des Holzes daraus zu verfertigen. Dieſe Betrachtungen, und der Berdruß wegen der vergebenen Mühe, brachten mich auf den Ent- ſchluß, Erfahrungen im Großen anzuftellen. Ich fahe zwar die Schwierigkeit diefer Linternehmung ‚deutlich ein: ich konnte mich) aber doch auch nicht entfchließen, mein Unternehmen fahren zu laflen; und zu allem Gluͤcke bin ich dadurch weit mehr zufrieden geftellee worden, als ich es anfangs gehoffet Hatte, I1Erfahrung. Den 3 Maͤrz, 1740, ließ ich eine Eiche faͤllen, die 3 Schuh im Umfange hatte, und etwan 25 Schuh hoch war. Sie war, bis zu einer Höhe von 15 bis 16 Schuhen, gerade, und ohne Aeſte. In der Hoͤ— he von 14 Schuhen, ließ ich fie entzwey fägen, Damit id) Die Mängel des Holzes vermeiden möchte, diedurd) die Hervorbrechung der Aefte verurfacher werden. Hierauf ließ ich diefes Stuͤck von 1a Schuhen in der Mitte von einander ſaͤgen; daß ich alfo ʒwey Stuͤcken bekam, wovon jedes 7 Schub lang war. Den fol» ‚genden Tag ließ ich fie,durch die Zimmerleufe,vierecfiche — den dritten Tag aber hobeln. Solchergeſtalt bekamen 7 Ru 2 524 Hrn. von Buffon Erfahrungen, befamen beyde gerade 4 Zoll im Gevierten. Diefe beyden Stücfen hatten feinen Mangel; und, fo viel man fehen Fonnte, Feinen Knoten. Das untere Stud wog 60: das obere aber 56 Pfund. Man befchmer- te das erftere 29 Minuten lang. Ks bog fich, in der Mitten 34 Zoll, ehe es knackte. Den Augenblid, da es knackte, hörte man auf, es weiter zu beſchwe⸗ ren. Es fuhr 22 Minuten lang fort, zu Enaden, und ein ftarfes Gepraffele von fich hören zu laſſen. Es bog ſich in der Mitten, bis auf 4% Zoll, und brach unter einer $aft von 5350 Pfunden, Das andere Stuͤck, nämlid) dasjenige, welches von dem obern Theile des Stammes genommen worden war, wurde 22 Minuten lang befchwerer, und bog ſich in der Mitten, bis auf 4 Zoll und 6 Linien, ehe es knackte. Hierauf ließ man nad), es weiter zu bes fehweren. Es Enadte 8 Minuten lang fort; bog ſich in der Mitten, bis auf 6 Zoll und 6 Linien, und zer« brach) unter einer $aft von 5275 Pfunden, UI Erfahrung. Den zten März 1740 ließ ich auf eben dem Boden, wo id) ven Baum hatte fällen laffen, der mir zur vorhergehenden Erfahrung gedienet hatte, einen andern Baum umbauen, ‚der dem erftern faft gleih war. Nur war er ein wenig höher : aber nicht fo dicke. Sein Stamm war ziemlid) gerade: doch zeigten fi) an dem obern Theile verſchiedene fleine Aeſtchen, die etwan ı Finger die waren; und 17 Schuh hoc) von der Erde theilte er fich in zween diefe Aefte. Aus diefem Baume ließ ich 2 Balfen hauen, die 8 Schuh lang waren, und 4 Zoll im Ge⸗ | vierten uͤber die Staͤrke des Holzes. 525 vierten hatten. Ich ließ dieſelben 2 Tage hernach zerbrechen; das iſt, ſo gleich, als man ſie bearbeitet, und ihnen das rechte Maaß gegeben hatte. Der er⸗ ſtere Balken, den man von dem untern Theile des Baumes genommen hatte, wog 68 Pfund; und ver . andere, der aus dem obern Theile des Stammes ge— hauen war, wog nur 63 Pfund, Man befchmwerte den erftern Balken 15 Minuten lang. Er bog fich, in der Mitte, bis auf 3 Zoll, 9 Linien, ehe er knackte. So bald er geknackt hatte: fo hörte man auf, ihn weiter zu befchweren. Der Balken fnadte 10 Mi: nuten lang fort, und bog ſich, in der Mitte, bis auf 8 Zoll. Hernach zerbrach er, mit vielem Gepraffele, unter einer $aft von 4600 Pfunden. Der andere Balken wurde 13 Minuten lang befchweret. Er bog fi) bis auf 4 Zoll und 8 Linien, ehe er knackte. Dies fes erſte Knacken gefchah 3 Schuh, 2 Zoll von der Mitte, Machgehends bog er fih, in 6 Minuten, - bis auf 11 Zoll, und zerbrach, nach Verfließung diefer Zeit, unter einer $aft von 4500 Pfunden. II Erfahrung. | An eben dem Tage, nämlich den 7ten März, ließ ich die dritte Eiche, nahe bey den beyden erften, fällen, und den Stamm in der Mitten entzwey fägen. Man befam daraus 2 Balken, deren jeder 9 Schub lang war, und 4 Zoll im Gevierten hatte. Der Balken von dem untern Theile des Stammes wog | 77 Pfund: der andere aber, von dem obern Theile, ‚71 Pfund, Als ich ven Verſuch mit ihnen anftellte: fo wurde der erftere 14 Minuten lang befchweret, und bog fih 4 Zoll, 10 Linien, ehe er knackte. Hierauf Sa | bog 6 Hrn. von Buffon Erfahrungen, bog er fich bis auf 7& Zoll, und zerbrach unter einer Saft von 4100 Pfunden. Der Balken von dem obern Theile des Stammes, der 12 Minuten lang beſchwe⸗ vet wurde, bog fih, in diefer Zeit 52 Zoll; Enacke ce hierauf; bog ſich hernach bis auf 9 Zoll, und zere brach unter einer Laſt von 3950 Pfunden, Aus diefen Erfahrungen fiehet man, daß das Holz von dem untern Theile des Baumes ſchwerer it, als das Holz von dem obern Theile des Stam ⸗ ınes. Man ſieht aud) daraus, daß das Hol; von dem untern Theile ftärfer, und nicht fo biegfam ift, als das Holz von dem obern Theile, | IV Erfahrung. | Den gten März 1740 erwählte ich) auf eben dem Plage, von welchem ich bereits Diejenigen Baͤu⸗ me genommen hatte, Die mir zu den vorhergehenden Erfahrungen dieneten, 2 Eichen von gleicher Art, die gleiche Dicke hatten, und uͤberhaupt einander faft in allem gleich waren. Ihr Stamm hatte 3 Schub im Umfange, und war, bis auf die erfien Aefte, nur ır bis ı» Schuh hoch. Ich ließ Diefelben vierecfiche hauen, und beyde zu gleicher Zeit bearbeiten. Man befam aus jedem einen Balfen, der 10 Schub lang war, und 4 Zoll im Gevierten hatte, Der einevon diefen Balken wog 84, ber andere 82 Pfund. Der erftere zerbrach unter einer Laſt von 3625: der andere unter 3600 Pfunden. Ich muß bier anmerfen, daß man fie beyde gleich viel Zeit lang befchwerete, und daß fie beyde nach 15 Minuten zu knacken anfiengen. Der leichtere bog fi) etwas mehr, als der andere; nämlic) 64 Zoll: der andere aber 5. Zoll, 10 Linien. VErfah⸗ iv 2 J uͤber Die Staͤrke des Holzes. 527 V Erfahrung. Den ıoten März 1740 ließ ich auf eben dem Plage 2 andere Eichen fällen, die 2 Schub und 10 bis ır Zoll dife, und im Stamme etwan 15 Schuh hoch waren. Daraus ließ ich 2 Balfen hauen, die 12 Schuh lang waren, und 4 Zoll im Gevierten hats ten. Der erftere wog 100, der andere 98 Pfund. Der ſchwerere brach unter einer Laſt von 3050, und der andere unter 2925 Dfunden: nachdem fich der er— ftere bis auf 7, und der andere bis auf 8 Zoll, in der Mitte gebogen hatte. | Diefes find alle die Erfahrungen, die ich mit fol hen Balken angeftellet Habe, welche 4 Zoll im Ges vierten hatten. Die Laͤnge von 12 Schuhen habeich deswegen nicht überfchreiten wollen, weil ordentlich die Bau - und Zimmerleute nur fehr felten folche Bal— fen brauchen, die 12 Schuh lang find, und 4 Zollim “ Gevierten haben; und weil es niemals zutriffi, daß fie fich folcher Balfen bedienen, die 14 bis 15 Scyuh lang find, und nur 4 Zoll im Öevierten haben. Wenn man die verfchiedenen Gewichte der Balken, die man zu obigen Erfahrungen gebrauchet bat, mi£ einander vergleicht: fo finder man, daß ein Würfel von diefem Holze, wovon jede Seite ı Schuh groß ift, nad) der erften Erfahrung 74% Pf. gewogen hat; nach der zweyten Erfahrung 73$ ; nach der dritten 74; nad) der vierten 7475; und nach der fünften 743. Die mittlere Schwere eines Würfels von einem Schuhe war alfo bey diefem Holze 7475 Pfund. Wenn man die verfchiedenen Befchwerun« gen der Stuͤcken mit ihrer Laͤnge vergleicht: fo finder 5 dand, gl man, - * 528 Hrn. von Buffon Erfahrungen, man, daß die 7 Schub langen Stücen 5313 Pfund tragen; die 8 Schuh langen 4550; Die 9 Schub lan- gen 4025; die 10 Schuh langen 3612, und die ı2 Schub langen 2987; da doch, nad) den ordentlichen Kegeln der Mechanif, da die 7 Schuh langen 5313 Pfund getragen haben, die 8 Schub langen 4649 Pfund tragen follten, die 9 Schuh langen 4121; die, 10 Schuh langen 3719, und die 12 Schuh langen 3099 Pfund. Daher Fann man ſchon muthmaßen, daß die Stärke des Holzes mehr, als in dem umges kehrten Verhaͤltniſſe feiner Laͤnge abnimmt. Da es mir eine Sache von Wichtigkeit zu ſeyn ſchiene, hier— innen eine voͤllige Gewißheit zu erlangen: ſo ſtellte ich noch folgende Erfahrungen mit Balken von allers hand Sänge von 7 bis 28 Schuben an, wies Zoll im Gevierten hatten. VI Erfahrung. Weil ich mir vorgeſetzet hatte, alle die Bäume, die ich zu meinen Erfahrungen beftimmte, von einer- ley Plage zu nehmen: fo fahe ich mid) genöthiger, mid) auf folche Stücken einzufchränfen, die 28 Schub * lang waren: denn höhere Eichen konnte ich auf Die- ſem Plage nicht antreffen. Ich ermählte darunter 2, die im Stamme bis auf die großen Aeſte, 28, in allem aber 45 bis so Schuh hoch waren. Unten hatten diefe Eicyen beynahe 5; Schuh im Umfange. Den ızten März 1740 ließ ich fie fällen, und noch an eben dem Tage berzu führen. Den folgenden Tag ließ ich fie vierecficht bauen. Man befam aus jedem Baume einen Balken, der 28 Schuh lang war, und 5 Zoll im Gevierten harte. Ich unterſuchte fie \ über die Stärke des Holzes, 529 . fie genau, um zu fehen, ob nicht etwan ein Knoten, oder ſonſt ein anderer Fehler im Holze, gegen die Mitte zu wahrzunehmen wäre: beiand aber, daß beyde lange Stücken ganz ohne Mängel waren. Das erftere wog 364: und Das andere 360 Pfund. Sch ließ das ſchwerere erftlich ganz leichte, und nur immer nach und nach befchweren. Um 2 Uhr, 55 Minus ten, machte ich den Anfang damit. Um 3 Uhr, und alfo nad) 5 Minuten, hatte es ſich in der Mitte fhon bis auf 3 Zoll gebogen; ob es ſchon nur mit 500 Pfunden befchweret war. Um 3 Uhr, 5 Minute ten, hatte es fich ſchon bis auf 7 Zoll gebogen, und. war mit 1000 Pfunden befhwere, Um 3 Uhr, 10 Minuten, hatte es fid) unter einer Befchwerung von 1500 Pfunden bis auf 14 Zoll gebogen. Endlich um 3 Uhr, 12 bis 13 Minuten, hatte es ſich bis auf 18 Zoll gebogen, und war mit 1800 Pfunden befchtves vet. In Diefem Augenblicke knackte das Stuͤcke hef— fig; fuhr 14 Minuten lang mit Knacken fort, und bog ſich bis auf 25 Zoll. Alsdenn zerbrach es gerade in der Mitten unter der gedachten Befhwerung von 1800 Pfunden. Das andere Stück wurde auf gleiche Are beſchweret. Um 4 Uhr, 5 Minuten, fieng man an, Man befchwerete es erftlich mit 500 Pfunden. In 5 Minuten hatte es ſich bis auf 5 Zofl gebogen. In den folgenden 5 Minuten befchwerete man es mit noch 500 Pfunden, und in diefer Zeit bog es fich bis auf ıız Zoll, Nach 5 andern Minuten hatte es fich unter einer $aft von 1500 Pfunven bis auf 18 Zoll gebogen. Zwo Minuten hernach knackte es unter 1750 Pfunden ; und indiefem Augenblice hattees ſich bis auf 22 Zoll gebogen, : Man börete alsdenn auf, * l2 es 530 Hrn. von Buffon Erfahrungen, eg weiter zu beſchweren. Es knackte noch 6 Minuten lang fort, und bog ſich bis auf 28 Zoll, ehe es unter der Laſt von 1750 Pfunden voͤllig zerbrach. VI Erfahrung. Da das ſchwereſte unter den beyden Stuͤcken bey der vorigen Erfahrung gerade in der Mitten entzwey gebrochen war, und das Holz in den Theilen, die dem Riſſe nahe waren, nicht geknacket, oder ſich ges ſpalten hatte: fo glaubte ich, die beyden Theile dieſes zerbrochenen Stückes Fonnten mir dienen, noch ande» re Erfahrungen über die fänge von 14 Schuhen an« zuftellen. Ich fahe vorher, der obere Theil dieſes Stuͤckes würde nicht fo ſchwer wiegen, und leichter zerbrechen, als das andere Holz, welches von dem untern Theile des Stammes genommen war. Zu gleicher Zeit aber fahe ich wohl, wenn ich die mittle- re Zahl zwifchen dem Widerftande beyder Balfen an» naͤhme: fo würde ich eine Zahl haben, die fich niche weit von dem wirklichen Widerftande eines 14 Schuh langen Stüdes, das von einem ungefähr fo. hohen Baume genommen wäre, entfernen würde, Ich ließ Daher die übrigen Fafern, wodurch die beyden Theile noch zufammen hiengen, von einander fägen. Das Stuͤck von dem untern Theile des Baumes wog 185: das von dem obern Theile aber 1784 Pfund. Das erftere wurde in den 5 erften Minuten mit 1000 Pfunden beſchweret: es bog ſich aber nicht merklich unter diefer Laſt. Man legte in den 5 folgenden Minuten noc) 1000 Pfund hinzu; und unter diefer Saft von 2000 Pfunden bog es fich in der Mitten um ı Zoll. In den 5 folgenden Minuten famen noch 1000 \ über die Stärke des Holzes. sa - 1080 Pfund hinzu ; und da bog es fich um 2 Zoll. Unter 4000 Pfunden bog es fich bis auf 3% ; unter 5000 Pfunden aber bis auf 52 Zoll. Man fuhr fort, e5 zu befchweren. Als man aber zu den vorigen 5000 Pfu den nody 250: hinzu gethan hatte : fo knackte es an e ner von den untern Ecken. Man hörte demnach auf, es zu befchweren. Es fuhr fort, zu knacken; und das Stück bog ſich, in der Mitte, bis auf 10 Zoll, ehe es, unter diefer Laſt von 5250 Pfund, völs lig zerbrach. Diefes ganze Gewichte trug es 41 Mir nuten lang. | - Das zweyte Stuͤck beſchwerte man auf gleiche Art, wie man das erftere beſchwert hatte; namlich, alle 5 Minuten mit 1000 Pfunden. Bon den erften 1000 Pfunden bog es fid) um 3 Linien; von 2000 Pfunden » Zoll, 4 Linien; von 3000 Pfunden, 3 Zoll; von 4000 Pfunden, 5 Zoll, 9 !inien. Als man 3000 Pfund voll machen wollte, knackte das Stuͤck plöß- lich, unter einer faft von 4650 Pfunden, und hatte ſich vamals bis auf 8 Zoll gebogen. Nach diefem eriten Knacken hörte man auf, es weiter zu beſchwe— ren. Das Stüd fuhr, eine halbe Stunde lang, fort, zu Enacfen, und bog ſich bis auf 13 Zoll, ehe eg, unter diefer Laſt von 4650 Pfunden, völlig zerbrad). Das erſtere Stuͤck, das von dem untern Theile | bes Baumes genommen war, hatte 5250: das zweyte aber, das man von dem obern Theile des Stammes genommen hatte, 4650 Pfund getragen. Diefer Linterfchied ſchien mir zu groß zu feyn, als daß ich auf diefe Erfahrung hätte bauen follen. Daher glaubte ich, ich; müßte diefelbe wiederhofen, und bes diente mic) hiezu des andern Stücfes von 28 Schu: — A3 hen 532 Hen. von Buffon Erfahrungen, hen. aus der Hften Erfahrung. Indem es brach, knackte es 2 Schuh weit von der Mitte, gegen den obern Theil des Stammes zu: der untere-Theil aber fchiene von dem Bruche nicht viel gelitten-zu haben. Er war nur, 4 bis 5 Schuhe in die fange, gefpalten; und der Ritz, der, in der Deffnung, noch) nicht den aten Theil einer Linie groß war, drung ungefähr bis in die Hälfte von der Dicke des Holzes hinein. Un— geachtet diefes Fleinen Mangels entſchloß ich mich, einen Berfuch damit anzuftellen. Ich wog das Stü> cke, und befand, daß es 183 Pfund fhwer war. Ich ließ es auf eben die Arc befchmweren, mie die vorigen Stuͤcken. Um ı2 Uhr, 20 Minuten, Mittags, wur⸗ de der Anfang damit gemacht. ‘Bon den erften 1000 Pfunden bog es ſich beynahe um ı Zoll; von 2000 Pfunden 2 Zoll, 10 Linien; von 3000 Pfunden 5 ‚Zoll, 3 Sinien. Als man hiezu nod) 150 Pfund geles get hatte: fo knackte es fehr ftark, und zwar an eben dem Orte, wo der Ni war, den der erftere Bruch verurfacher hatte. Das Stücd bog fi) Dis auf 15 Zoll, ehe es unter der Saft von 3150 Pfunden völlig zerbrach. Aus diefer Erfahrung lernete ich, daß ic) denen Stücken, die ſchon zuvor zerbrochen, oder be= fchmweret worden waren, gar nicht trauen durfte, Denn es findet fich bier, in Anfehung der erftern Befchwerung von 5250 Dfunden, ein Unterfchied von beynahe 2000; und diefer Unterfchied kann nur dem Ritze von dem erftern Bruche zugefchrieben werden ; als wodurch das Stuͤcke geſchwaͤchet worden war. Weil ich alſo mit dieſer dritten Erfahrung noch weniger zufrieden war, als mit den beyden erſtern: ‚fo ſuchte ich, auf eben dem Plage, 2 Baͤume, aus des ven uͤber die Stärfe des Holzes. ten Stämmen ich 2 Balfen von gleicher — naͤm⸗ lich 14 Schuh lang, und 5 Zoll im Gevierten, bekom— men fünnte. Dieſe ließ ich den ı7ten März faͤllen, und den ıgten eben diefes Monats zerbrechen. Das eine von diefen Stücken wog 178 : und das andere 176 Pfund, Sie waren, zu allem Glüdfe, ganz vollfommen, und ohne den geringften fichtbaren, oder verborgenen Mangel. Das erftere bog fid) unter 1000 Pfunden gar nicht: unter 2000 Pfunden aber um ı Zoll; unter 3000 Pfunden 22 Zoll; unter 4000 Pfunden 42 Zoll; und unter 5000 Dfunden 7 3 Zoff. Als man noch 400 Pfund hinzu gelegt hatte: fo knackte es heftig; fuhr, 21 Minuten lang, fort, zu knacken, und zerbrad) endlich unter der Laſt von 5400 Pfunden. Das ziweyte Stuͤck bog fihein wenig unter den erften 1000 Pfunden, unter 2000 Pfunden Zoll, 3 Linien; unter 3000 Pfunden 3 Zoll; unter 4000 Pfunden 5 Zoll; und unter 5000 Pfunden beynahe 8 Zoll. Als man noch 200 Pfund hinzugeleget harte: fo knackte es. Es fuhr, 13 Minuten lang, fort, zu praf ſeln, und fich zu biegen, und zerbrach, nachdiefer Zeit, unter der Laſt von 5200 Pfunden. Diefe beyden letzten Erfahrungen thaten mir völlig Genüge; und nunmehr war idrüberzeuget, daß 14 Schuh lange ‚Stüden, die 5 Zoll im Gevierten haben, wenig— ſtens 5000 Pfund fragen koͤnnen; da fie doch, nach den Gefegen des Hebels, nur noch) einmal fo viel, als 28 Schuh lange Stüden, nämlich) etwan 3600 Pfund, hätten ragen ſollen. vun Erfahrung. "An eben dem Tage, nämlich den 7 März, ie J “ zween anbere Bäume fällen, deren Stamm, fo weit N l4 er 534 Hrn. von Buffon Erfahrungen, er ohne —* war, eine Hoͤhe von etwan 16 oder 17 Schuhen hatte. Dieſe benden Bäume ließ ich in 2 gleihe Theile fügen. Solchergeftalt befam Ich 4 Balken, die 7 Schub lang waren, und 5 Zoll im Gevierten hatten. Don diefen 4 Balken mußte ich einen auswerfen, der von dem untern Theile eines von diefen Bäumen genoinmen war; weil er einen ziem⸗ lich beträchtlichen Mangel hatte ; nämlich einen al» _ ten Arthieb, den diefer Baum, in feiner jugend, in einer Höhe von 32 Schuh über der Erde, befommen hatte. Dieſer Schaden war, mit der Zeit, wieder zugebeilet: allein die Schramme hatte ſich nicht wies der zufammen begeben, und war noch völlig vorban- den. Diefes war ein fehr beträchtlicher Mangel ; und ic) urtbeilte daher, daß diefes Stuͤck ausgewor- fen werden müßte. Die drey übrigen waren ziem. lich unverfedrt, und hatten weiter Eeinen Mangel, als Daß das erfte.von dem untern: die beyden übrigen aber von dem obern Theile des Baumes genommen waren. Der Unterfchied unter ihrem Gewichte gab diefes deutlich zu erkennen. Denn das Stüde von dem untern Theile, wog 94: und von den beyden übrigen, das eine go, und das andes re ggl Pfund. Ich ließ fie alle drey an einem Tage, nämlich den 19 März, zerbrechen. Das er: fte wurde faft eine Stunde lang beſchweret. An— fangs legte man, innerhalb 5; Minuten, 2000 Pfund darauf. Man bediente ſich hiezu eines großen Ge- rüftes, das alleine 2500 Pfund ſchwer war. Nah 15 Minuten mar es fchon mit 7000 Pfunden befchwe- tet, und hatte ſich noch nicht mehr, als um 5 Linien, gebogen. Da es immer ſchwerer wurde, Ge: wichte über Die Stärfe des Holzes. 535 wichte darauf zu legen : fo Fonnte man, in den fols genden 5 Minuten, nur noch 1500 Pfund Hinzu thun; und da hatte es ſich um 9 Linien gebogen. Syn den folgenden 5 Minuten fügte man noch 1000 Pfund Hinzu; und da bog es ſich ı Zoll, 3 Linien. In den folgenden 5; Minuten Famen noch 1000 Pfund hinzu, und bogen es um ı Zoll, ıı finien. Noch andere 1000 Pfund bogen es bis auf 2 Zoll, 6 Linien. Man fuhr fort, Gewichte darauf zu legen: allein dag Stuͤ⸗ cke nackte auf einmal fehr heftig, unter der Laſt von "2775 Pfunden. Es fuhr, 10 Minuten lang, fort, fehr heftig zu prafleln; bog ſich bis auf 3 Zoll, 7 is nien, und zerbrach gerade in der Mitten, Das zweyte Stüde, das go Pfund wog, wurde auf eben die Art befchmweret, wie das erfte. Es bog ſich leichter, und zerbrach, nach 35 Minuten, unter einer $aft von 10950 Pfunden. Ks fand fich aber bier ein £leiner Knoten, an der untern Seite; und biefer hatte zu dem Zerbrechen etwas beygetragen. Das dritte Stüf, das nur 88E Pfund wog, ‚wurde 53 Minuten lang beſchweret, und zerbrad) un- ter einer Laſt von 11275 Pfunden, Ich bemerfte, daß es fid) noch mehr gebogen hatte, als die beyden übris gen: man hatte es aber verfehen, Das Maaß genau anzumerken, in welchem ſich diefe Stücken , bey jedes— maliger Beſchwerung, bogen. Aus diefen 3 Berfus chen fann man leichte fehen, daß die Stärke eines 7 Schuh langen Stuͤck Holzes, die eigentlich nur vier - mal fo groß feyn follte, als die Stärfe von einem 28 Schuh langen Stüde Holz, bey nahe fechsmal fo groß ift, Be | tI5 DR Eu 536 Hrn, von Buffon Erſahrungen IX Erfahrung. ! Um diefen Berfuchen weiter nach ,‚ und mid) von diefer Vermehrung der Stärke umftänd- lich, und nad) allen Arten ver Länge von Holzftücen, zu verfichern, ließ ich, immer noch auf eben dem Pla- Ge, 2fehr ſchoͤne Eichen fällen, deren Stamm 25 Schuh hoch war, ehe ſich noch ein einiger großer At fande. Den 22 März, 1740, ließ ich daraus 2 Balken hauen, die 24 Schuh lang waren, und 5 Zoll im Gevierten hatten. Diefe beyden Stuͤcken waren ganz ohne Mangel, und von einem gleichen und geras den Holze, das fic) leichte bearbeiten ließ. Daserftere wog 310: Das andere aber nur 307 Pfund. Ich ließ fie, vermittelft eines Eleinen 500 Pfund ſchweren Gerüftes, 5 Minuten lang, beſchweren. Das erftere bog fich, uns ter soo Pfunden, um 230ll; unter 1000 Pfunden 4% Zoll; unter 1500 Pfunden 7300; und unter 2000 Pfunden beynabe ıı Zoll; unter 2200 Pfunden knackte das Stücke, und brach, nach 5 Minufen, nach» dem es ſich bis auf 15 Zoll gebogen hatte. Das zwey⸗ te Stüc Dog ſich, unter den verfchiedenen Befchmes rungen von 500, 1000, 1500 und 2000 Pfunden nach einander, um 3, 6, 93, und 13 Zoll, und zerbrach unter 2125 Pfunden, nachdem es —9* bis auf 16 Zoll gebogen hatte. X Erfahrung. Ich brauchete nunmehr 2 Stuͤcken, die 12 Schuh lang waren, und 5 Zoll im Gevierten hatten, um ihre Stärke mit der Stärfe der Stuͤcken von 24 Schu: hen, aus der vorigen Erfahrung, zu vergleichen. Ich erwählete hiezu, den 23 März, zwey Bäume, die über die Stärke des Holzes. 537 bie zwar ein wenig zu dicke waren : welche ich aber doch nehmen mußte, meil ich Feine andern hatte. Ich ließ fie an eben dem Tage, nebft 8 andern Baus men, fällen, wovon 2, 22, 2,20, und 4,12 bisız Schub hod) waren, - Den folgenden Tag ließ ich die beyden erften Bäume bearbeiten, und 2 Balfen dar: aus hauen, die 12 Schuh lang waren, und 5 Zoll im Gevierten hatten. Ich erftaunte ein wenig, als ich ſahe, daß der eine Balfen 150: der andere aber nur 338 Pfund wog. Ich hatte noch nicht! einen fo großen, oder nur beynahe ähnlichen Unterfchied, in dem Gerichte von ziweyen gleichen Stuͤcken angetrof- fen. Anfangs dachte ih, ungeachtet der Linterfüs dung, die ich angeftellet hatte, eines von dieſen Scuͤcken wäre in der Dicke zu ftarf, und dasandere zu ſchwach. Als ich fie aber überall erftlich mit einem Ti» fhermaaße, und hernach mit einem krummen Zirkel genau ausgemeffen hatte: fo fahe ich, daß fie voll« kommen gleich waren, Und da fie aud) fonft ohne irgend einen Fehler oder Mangel waren: fo ließ ic) fie beyde zerbrechen, um zu fehen, was diefer Uns terfhied unter dem Gewichte verurfachen wuͤrde. Man befchwerte fie beyde auf gleiche Art, namlich in 5 Minuten mit 1000 Pfunden. Das fchmwerfte bog ſich $, 3, 1%, 2%, 4,53 Zoll in 5, 10, 15, 20, 25 und 30 Minuten, die man zu der Beſchwerung ans wendete. Es knackete unter der taft von 6050 Pfuns den, nadıdem es ſich bis auf 13 Zul gebogen hatte, ehe es völlig zerbrochen war. Das leichtefte von den beyden Stüdfen bog ſich I, ı, 2, 33, 55, in 5, 10, 15, 20 und 25 Minuten, und knackete unter der Laſt von 5225 Pfunden. Unter eben tesieihan er | va —— 538 Hrn. von Buffon Erfnhrungen, brach es nach 7 oder 8 Minuten völlig, Man ſieht, daß bier der Unterſchied unter den Befchmwe- rungen faft eben fo groß ift, als unter den Gewich⸗ ten; und daß das leichtere Stücke fehr ſchwach war. Um die Zweifel zu heben, die ich bey diefer Erfahrung noch hegete, ließ ich gleich darauf einen andern 13 Schuh langen Baum bearbeiten, und dar aus einen Balfen hauen, der ı2 Schuh lang war, und 5 Zoll im Gevierten hatte. Er wog 154 Pfund, und Enacete unter der Laft von 6100 Pfunden, nad)» dem er ſich um 5 Zoll, 9 Linien gebogen hatte, Dar« aus fahe ih, daß Stücken, die 12 Schub lang find, und 5 Zollim Gevierten haben, ungefähr 6000 Pfund tragen ; ba indefien Stücen von 24 Schuhen nicht mehr als 2200 Pfund zu tragen im Stande find. Diefes machet noch eine viel größere Laft, als zweymal 2200, welche fie, nach den Gefeßen des Hebels, tra» gen follten. Zu meiner Befriedigung, wegen aller Umftände bey diefer Erfahrung, war nun noch übrig, - zu finden, warum man manchmal auf einerley Pla» ße Bäume findet, deren Holz an Schwere und Wis deritande fo verfchieden ift. Um dieſes zu entdecken, begab ich mich felbit auf den Platz; uhterfuchte den Boden nahe bey den Stamme des Baumes, wovon ich das leichtere Stücke befommen hatte; und fahe, daß wegen der natürlichen Abhängigkeit des Ortes, fi) etwas Feuchtigkeit unten an dem Baume geſamm⸗ let hatte. Ich ſchrieb alfo die Schwäche dieſes Holzes dem feuchten Erdreiche zu, worinnen es ges machten war. Denn ich fand nicht, daß die Erde von anderer Beſchaffenheit war; und da ich an ver: fihiedenen Orten nachgrub: fo fand ich überall glei» chen uͤber die Stärke des Holzes. 539 chen Boden. Aus der folgenden Erfahrung wird . man fehen, daß verfchiedenes Erdreich ſolches Holz hervorbringt, weldyes, in Anfehung der Schme, ve und der Stärfe manchmal noch mehr verfchie- den iſt. | XI Erfahrung. Auf eben dem Plage, wovon ich alle die Bäume genommen hatte, die mir zu meinen Erfahrungen gedienet hatten, erwählte ich einen Baum, der mit den Bäumen aus der neunten Erfahrung faft gleiche Dice hatte. Zu gleicher Zeit fuchte ich auf einem andern und verfchiedenen Boden einen andern dem erftern faft gleichen Baum. Auf dem erſtern Plage war das Erdreid) feſte, und mit Kiefe vermenger: auf dem andern aber fard man nur einen fandigen Boden, der faft mit gar Feiner Erde vermifcher war. Aus einem jeden von diefen Bäumen ließ ich einen Balken hauen, der 22 Schuh lang war, und 5 Zoll im Sevierten hatte. Der erftere Balken, der aus dem feiten Erdreiche fam , wog 287 Pfund. Der andere, der aus dem fandigen Boden genommen mar, wog nur 232 Pfund, Diefes machet einen Unterſchied im Gewichte, der beynahe den öſten Theil austräge. Als ich mit dem ſchwerſten von dieſen beyden Stücden den Verſuch anftellete: fo bog es fih 11 Zoll, 3 Linien, ehe es knackte; und bis auf 19 Zoll, ehe es völlig zerbrah. Es trug 18 Minus ten lang eine Laſt von 2975 Pfunden. Das andere Stuͤck aber, das aus dem fandigen Boden genom⸗ men war, bog ſich nur bis auf 5 Zoll, ehe es knack⸗ te, Nah 3 Minuten hatte es fich in der Mitten I | bis 540 Hrn. von Buffon Erfahrungen, bis auf 8% Zoll gebogen, und zerbrach unter der Laſt von 2350 Pfunden. Diefes mache in der Befchmes rung einen Unterſchied aus, der mehr als den sten Theil austrägt. Ich will nachgehends einige ans dere Erfahrungen hievon anführen: Itzo aber mol- fen wir in der Folge von dem Widerftande nach der verfehiedenen Länge fortfahren. Ich nahm 2 Bal⸗ fen, die 20 Schub lang waren, und 5 2 im Ge- vierten hatten. Xu Erfahrung. Ich nahm ſie von einerley Platze, und ſtellete an einerley Tage den Verſuch mit ihnen an. Der er— ftere wog 263 Pfund; trug 10 Minuten lang eine. $aft von 3275 Pfunden, und zerbrach nicht eher, als. bis er fic) in der Mitten um 16 Zoll, 2 Linien, ges bogen hatte. Der andere Balken, der 259 Pfund * trug 8 Minuten lang eine Saft von 3175 Pfun= den, und zerbrach, nachdem er fi bis auf 204 Zoll gebogen hatte. XII Erfahrung. Hierauf ließ ih 3 Balken zurechte hauen, die 10 Schuh lang waren, und ebenfalls 5 Zollim Ge vierten hatten. Der erfte wog 132 Pfund, und -brach unter ver Saft von 7225 Pfunden, nad) einer Zeit von zı Minuten, und nachdem er ſich bis. auf 7: Zoll gebogen hatte, Der zweyte mog 130 Pfund, und brach nach) 20 Minuten unter einer Laſt von 7050 Pfunden, nachdem er fidy bis auf 6 Zell, 9 Linien gebogen hatte. Der dritte wog 1232 Pfund; brad) unter einer $aft von 7100 Pfunden, und bog ſich * 18 Minuten bis auf 8 Zoll, 7 Linien. Wenn Zu über die Stävfe des Holzes, sr Wenn man diefe Erfahrung mic der vorigen ver⸗ gleiche : ſo ſieht man, daß die Stücken ‚ die 20 Schuh lang find, und 5 Zoll im Geviergen haben, eine Laſt von 3225: ſolche Stücken aber, die 10 Schuh lang find, und ebenfalls 5 Zoll im Gevierten haben, eine Laſt von 7125 Pfund tragen fünnen; da fie doch, nad) den Gefesen des Hebels, nur 6450 Pfund tragen follten, ; XIV Erfahrung. | Ich ftellte einen Verſuch mie 2 Balken ar, Die 18 Schuh lang waren, und 5 Zoll im Gevierten hat— ten. Der erſtere wog 232 Pfund, und trug ıı Mi⸗ nuten lang eine Laſt von 3750 Pfunden, nachdem er ſich bis auf 17 Zoll gebogen hatte, Der zweyte wog ‚231 Pfund; frug 10 Minuten fang eine Saft von 3650 Pfunden, und zerbrach erfllih, nachdem er ſich bis auf 15 Zoll gebogen Hatte, | XV Erfahrung. Ihh ftellte auch einen Berfuch mit 3 Balfen an, die 9 Schuh lang waren, und 5 Zoll im Gevierten hatten, Der erſte, der 118 Pfund wog, frug 58 Mia nuten lang, eine Saft von 8400 Pfunden, nachdem er ſich in der Mieten um 6 Zoll gebogen hatte, Der zweyte, der 116 Pfund ſchwer war, frug 46 Minus ten lang eine Saft von 8325 Pfunden, nachdem er fich in der Mitten um 5 Zoll, 4 $inien gebogen hatte, Der dritte, der am Gewichte 115 Pfund harte, trug 40 Minuten lang eine $aft von 8200 Pfunden, und bog fich in der Mitte bis guf 5 Zoll. J— Wenn 542 Hrn. von Buffon Erfahrungen, Wenn man diefe Erfahrung mit der vorherge⸗ henden vergleicht: ſo ſieht man, daß Stuͤcken, die 18 Schuh lang find, und 5 Zoll im Gevierten haben, 3700; und Stüden von 9 Schuhen 83084 Pfund. tragen fönnen; da fie doch, nach den Sefigen ® des Hebels nur 7400 Pfund tragen follten. XVI Erfahrung. Endlich) ftellte id) einen Berfuch mit2 Balken an, die 16 Schuh lang waren, und 5 Zoll im Gevierten hatten. Der erftere wog 209 Pfund; frug ı7 Miz nuten lang eine Laſt von 4425 Pfunden, und zerbrach, nachdem er fid) bis auf 16 Zoll gebogen hatte. Der andere wog 205 Pfund; trug 15 Minuten lang eine: taft von 4275 Pfunden, und zerbrach, nachdem er ſich bis auf 124 Zoll gebogen hatte. XVII Erfahrung. Ich ſtellte einen Verſuch mit 2 Balken an, die 8 Schuh lang waren, und 5 Zoll im Gevierten hats ten. Der erftere wog 104 Pfund; trug 40 Minus ten lang eine Saft von 9900 Pfunden, und zerbrach, nachdem er fich bis auf 5 Zoll gebogen hatte. Der: andere wog 102 Pfund; trug 39 Minuten lang eine Saft von 9575 Pfunden ; und zerbrah, nachdem er. - fid) bis auf 4 Zoll, 7 Sinien gebogen hatte, Wenn man diefe Erfahrung mit der vorhergehens den vergleicht : fo fieht man, daß die mittlere Be— ſchwerung folder Stüden, die 16 Schub lang find, und 5 Zoll im Gevierten haben, 4350 Pfund betraͤ⸗ get: die mittlere Befhwerung folher Stücken aber, die 8 Schub lang find, und ebenfalls 5 Zoll im Ges» vierten iiber die Stärfe des Holzes. 543 vierten haben, 97874 Pfund ausmacher ; dafie doch nach den Gefeßen des Hebels nur 8700 Pfund betra= gen follte. Aus allen diefen Erfahrungen erheller, daß das Holz nicht in umgekehrtem Berhältniffe mit feiner Kange widerftehet, wie man bisher geglaubet hat: fondern daß diefer Widerftand ſehr merklich abnimmt, je mehr die Laͤnge der Stüden zunimmt. , Man darf nur die Augen auf die hier beygefügte Tafel werfen, wenn man fid) davon überzeugen will. Man fieht, daß die Befchwerung eines Stüces von 10 Schuhen 2 mal, und noch das gfe Theil, von der Beſchwe— rung eines Stuͤckes von 20 Schuhen austrägt; daß die Befchwerung eines Stückes von 9 Schuhen 2 mal fo viel, und etwan nod) das Ste Theil, von Beſchwerung eines Stücdes von ı8 Schuhen auss machet; daß die Befchwerung eines Stüdes von 8 Schuhen 2 mal fo viel, und faſt gerade das gte Theil von der Beſchwerung eines Stuͤckes von 16 Schuhen beträgt ; daß die Beſchwerung eines Stuͤ⸗ ckes von 7 Schuhen 2 mal ſo viel, und viel mehr, als den Sten Theil von der Beſchwerung eines Stuͤ— des von 14 Schuhen ausmachet; fo, daß der Wis derftand immer zunimmt, je mehr die Känge der Stuͤ⸗ ‚ den abnimmt; und daß diefe Bermehrung des Wis derftandes immer größer wird. Man Ffann bier einwenben, daß diefes Gefeße von der Vermehrung des Wiberftandes, der immer ‚größer wird, je weniger die Stücken lang find, nicht angemerfet werde, wenn die fange über 20 Schub beträgt; und daß die oben angeführten Erfahrun« 5 Dan. Mm gen 544 Hrn. von Buffon Erfahrungen, gen von 24 und 28 Schuh langen Stücken beweifen, daß der MWiderftand des Holzes, bey einem Stuͤcke von 14 Schuhen, wenn man es mic einem Gtüde von 28 Schuhen vergleicht, mehr zunimmt, als bey einem Stüce von 7 Schuhen, wenn man e8 mit ei» nem andern von 14 Schuhen zufammen halt; und daß auch dieſer Widerftand mehr zunimmt, als es das Gefege bey einem Stuͤcke von ı2 Schuhen er- fordert, wenn man es mit einem andern von 24 Schuhen vergleicht. Es ift aber bier nichts wider- ſprechendes. Es gefchieht Diefes aus einer ganz na— türlichen Urſache; nämlich, weil das Stüde von 28 Schuhen, und das andere von 24 Schuhen, in ihren Ausmeſſungen ein allzuungleiches Berhältnig haben; und weil das Gewichte des Stücfes felbft einen an- fehnlichen Theil von dem ganzen Gewichte ausma— cher, wodurch es zerbrochen werden muß. Denn es find nur 1775 Pfund nörhig, um ein Stüd von 28 Pfunden zu zerbrechen ; und diefes Stuͤcke wieger 362 Pfund. Man fieht wohl, daß die Schwere des Stüces, in diefem Falle, einen anfehnlichen Theil von der Saft ausmachet, wodurch es jerbrochen wer» den muß. Außerdem biegen fid) auch diefe langen und ſchmaͤchtigen Stuͤcken fehr, ehe fie zerbrechen. Die Eleinften Fehler des Holzes, und ſonderlich die durchfchnittenen Holzfafern, tragen auch vieles zum Zerbrechen behcc. | RM Man würde leicht zeigen Fonnen, daß ein Stücke ſchon durch fein eigenes Gewichte zerbrechen Fönnte; und daß die fänge, die man, in ihrem Verhaͤltniſſe zu der Dicke, bey diefem Stüde voraus feßem muß, lange nicht fo groß iſt, als man ſich einbilden er Alſo - aber Die Stärfe des Holzes. - 545 Alfo würde man, wenn man die oben angeführten Erfahrungen nicht hätte, ſchließen: da ein Stud, das 7 Schub lang ift, und 5 Zell im Gevierten hat, eine Befchwerung von 11525 Pfunden braucher: fo müffe ein Stif von 14 Schuhen 5762; ein Stuͤck von 28 Schuhen 2887; und ein Stuͤck von 55 Schu: hen 1440 Pfund, das iſt, den Sten Theil der Bes fhwerung eines Stuͤckes von 7 Schuhen , nöthig haben, meil das Stuͤck von 56 Schuhen achtmal fo lang ift. Indeſſen fehler doch fo viel, daR, zu Zers brechung eines Stückes von 56 Schuhen in der Sans ge, und 3 Zoll im Gevierten eine Befchwerung von 1440 Pfunden nöthig feyn follte, daß ich vielmehr qus - ten Grund habe, zu glauben, es werde durch fein eis genes Gewichte zerbrechen. Es iſt Hier aber nicht der Ort, die Berfuche zu erzählen, die ich hierüber angejtellet habe. Ich fchreite demnach zu einer ans dern Keihe von Erfahrungen, die ich an foldyen . Stüden angeftellee babe, welche 8 bis 20 Schuh lang waren, und 6 Zoll im Gevierten hatten. | XV Erfahrung. Ich ließ 2 Balfen zerbrechen, die 20 Schuh lang waren, und 6 Zoll im Gevierten haften. Der eine von diefen Balken wog 377, der andere 375 Pfund, Der ſchwerere brady nad) 12 Minuten unter einer Laſt von 5025 Dfunden, nachdem er ſich bis auf 17 Zoll gebogen hatte, Det zweyte, der nicht fo fchwer > war, brach nach ır Minuten unter einer taft von 4875 Pfunden, nachdem er fich bis auffı4 Zoll gebos gen hatte, — Mm 2 Mach/⸗ 546 Hrn. von Buffon Erfahrungen, Nachgehends ftellte ich einen Verſuch mit 2 Stuͤ⸗ cken an, die 10 Schuh lang waren, und ebenfalls 6 Zoll im Gevierten hatten. Das erftere wog 188 Pfund; trug 46 Minuten lang, eine Laſt von 11475 Pfunden, und zerbrach nicht eher, als bis es ſich bis an eines von den Enden gefpalten hatte, Das zivey= te wog 186 Pfund; frug, 44 Minuten lang, eine Laſt von 11025 Pfunden, und bog fid) bis auf 6 Zoll, ehe es zerbrach. XIX Erfahrung. Ich ſtellte einen Verſuch mit 2 Balfen an, bie 18 Schuh lang waren, und 6 Zoll im Gevierten bat: ten, Der erftere wog 334 Pfund, und trug, 16 Mia nuten lang, eine $aft. von 5625 Pfunden, Noch vor Verfließung diefer Zeit knackte er: ich fonnte aber nirgends einen Riß an den Zafern wahrnehmen. Nach 24 Stunden, da ic) fahe, daß er beftändig in einerley Zuftande bliebe, und fich in der Mitten niche mehr boge, wo er fich zuvor bereits um ı2 Zoll, 3 Li⸗ nien gebogen hatte, wollte ich fehen, ob er wieder ge= rade werden würde, und ließ daher das Gemidhre, womit er befchmweret worden war, nad) und nach weg⸗ nehmen. Als alles Gewichte weggenommen war: fo blieb er nur noch um 2 Zoll krumm, und den fols genden Tag mar er fo gerade, daß in der Mitte nur noch 5 Linien Kruͤmme übrig waren, Ich ließ ihn fogleich wiederum befchmeren; und da zerbrad) er, nad) 15 Minuten unter einer Laſt von 5475 Pfunden; da er doch den vorigen Tag eine um 250 Pfund ftärfere Saft 24 Stunden lang getragen hatte, Diea fe Erfahrung ftimmet mit den vorhergehenden überein, wo man gefehen bat, daß ein Stuͤcke, welches eine Zeit⸗ über die Stärke des Holzes. 547 Zeitlang, eine große Saft getragen hat, feine Stärfe, zum Theil verliere ; ob es ſchon nicht knacket, oder praffelt.. Sie beweifet aud), daß das Hol; eine Fe⸗ derkraſt habe, und ſich, bis auf einen gewiſſen Punct, wieder gerade richte. Wenn aber diefe Federkraft fo weit angeftrenget worden ift, als, chne zu zerbres chen, gefchehen kann: fo Eann es fich nicht völlig wiederum einrichten. Der zweyte Balken wog 331 Pfund; frug, 14 Minuten lang, eine Laſt von 5500 Pfunden; und zerbrach, nachdem er fid) bis auf 10 Zoll gebogen hatte. Nachgehends fteflte ich einen Verſuch mit 2 Bal⸗ fen an, die 9 Schuh lang waren, und 6 Zoll im Ges vierten hatten. Der erftere mog 166 Pfund; trug, 56 Minuten lang, eine Laſt von 13450 Pfunden, und brach, nachdem er ſich bis auf 5 Zoll, 2 Linien, gebo- gen hatte. Der zweyte wog 1643 Pfund; frug, st Minuten lang, eine Laſt von 12850 Pfunden; und Bra nachdem er fich big auf 5 Zoll gebogen hatte. xXX Erfahrung. Ich ließ 2 Balken zerbrechen, die 16 Schuh lang waren, und 6 Zoll im Gevierten hatten, Der erſte— re wog 294 Pfund, und trug 25 Minuten lang, eine Laſt von 6250 Pfunden. Er brach), nachdem er fich um 8 Zoll gebogen hatte. Der zweyte wog 293 Pfund ; trug, 22 Minuten lang, eine Laſt von 6475 Pfunden; ; und brach, nachdem er fih um 10 Zoll ‚gebogen hatte. Nachgehends nahm ih 2 Balfen, bie 8 8 Schuß lang waren, und ebenfalls 6 Zoll im Gevierten hate ten. De erftere Balfen wog 149 Pfund; frug, | . Mmz3 1 Stun« 548 Hen. von Buffon Erfahrungen, ı Stunde, 20 Minuten, lang, eine faft von 15700 Pfunden; und zerbrach, nachdem er ſich bis auf 3 Zoll, 7 tinien, gebogen hatte. Der zweyte Balken wog 146 “fund; trug, 2 Stunden, 5 Minuten lang, eine Laſt von 15350 Pfunden; und zerbrach, nachdem er fich, in der Mitte, bis auf 4 Zoll, 2 Linien, gebogen hatte, XXI Erfahrung. * Ich nahm 2 Balfen, die 14 Schub lang waren, und 6 Zoll im Öevierten hatten, Der erftere wog 255 Pfund; trug, in 46 Minuten, eine Saft von 7450 Pfunden, und brach, nachdem er ſich, in der Mitre, bis auf 10 Zoll gebogen hatte. Der zweyte wog nur 254 Dfund; frug, in ı Stunde, 14 Minuten, eine Saft pon 7500 Pfundenz und zerbrach, nachdem er fich bis auf ı1 Zoll, 4 Linien, gebogen hatte, Nachgehends nahm ich 2 Balken, die 7 Schuh lang waren, und 6 Zoll im Gevierten Hatten. Der erftere wog 128 Pfund; trug, in2 Stunden, 10 Minus ten, eine Laſt von 19250 Pfunden; und zerbrad), nad)» Dem er fih, in der Mitte, bis auf 2 Zoll, 8 Linien, gebogen hatte. Der zweyte wog 126% Pfund; trug, inı Stunde, 48 Minuten, eine Laſt von 18650 Pfun- den; und zerbrach, nachdem er fid) um 2 zoll gebo« gen hatte. XXI Erfahrung. Endlich nahm id 2 Balken, die ı2 Schuf fang maren, und 6 Zoll im Gevierten hatten... Der er ftere won 224 Pfund; trug, in 46 Minuten, eine Laſt von 9200 Pfunden; und brach, nachdem er ſich bis auf 7 Zoll gebogen hatte. Der zweyte wog 221 F Pfund; tiber die Stärke des Holzes. 549 Pfund ; trug, in 53 Minuten, eine Laſt von 9000 Pfunden; und brach, nachdem er ſich bis auf 5 Sol, 10 Linien, gebogen hatte. Ich hätte gerne 6 Schub lange Balfen — chen laffen, um fie mit den 12 Schuh langen zu ver—⸗ gleichen. cd) hätte aber ein neues Gerüfte haben muͤſſen: denn dasjenige, deſſen id) mic) bisher bes bienet harte, war zu groß, und Fonnte nicht zwifchen die beyden Stellbalfen hinein aefchoben werden, wors auf die beyden Enden von dem Stuͤcke rubeten. MWeun man alle diefe Erfahrungen mit einander vergleicht: fo fieht man, daß die Befchwerung eines Stuͤckes, welches 10 Schuh lang iſt, und 6 Zoll im Gevierten hat, um zweymal, und nod) viel mehr, als den zten Theil, größer iſt, als die Beſchwerung eines Stuͤckes von 20 Schuhen; daß die Beſchwe— ‚rung eines Stüfes von 9 Schuhen, um zmeymal, und noch viel mehr, als den öten Theil, see ift, als die Befchwerung eines Stuͤckes von 18 Schuhen ; daß die Beſchwerung eines Stüdes von 8 Schuhen um zweymal, und noch viel mehr, als den sten Theil, größer ift, als die Beſchwerung eines Stuͤckes von 16 Schuhen ; und daß endlich die Befchwerung eines Stüdfes von 7 Schuhen um zweymal, und noch viel mehr, als den gten Theil, größer iſt, als die Be— fhwerung eines Stüdes von 14 Schuhen, das 6 Zoll im Gebierten hat. Alſo ift hier die Bermehrung des Widerftandes, in folhem Verhältniſſe, noch viel größer, alsbey ſolchen Stücken, die 5 Zoll im Geviers ten haben. Nunmehr wellen wir zu denjenigen Ers fahrungen fchreiten, die mit folhen Stuͤcken angeftels le find, welche 7 Zoll im Gevierten hatten. Mma4 XXIII Er- 550 Hrn. von Buffon Erfahrungen, XXI Erfahrung. Ich ließ 2 Balken zerbrechen, die 20 Schuh lang waren, und 7 Zoll im Gevierten hatten. Der erſtere von dieſen beyden Balken wog 505 Pfund; trug, in 37 Minuten, eine Laſt von 8550 Pfunden; und brach, nachdem er fi ich bis auf 12 Zoll, 7 Linien gebogen hats te. Der andere Balfen wog 500 Pfund; trug, in 20 Minuten, eine Laſt von 8000 Pfunden; und brach, nachdem er fich bis auf ı2 Zoll gebogen hatte, Nachgehends nahm ich 2 Balken, die 10 Schuh lang waren, und 7 Zoll im Gevierten hatten. Der erſtere wog 254 Pfund; trug, in 2 Stunden, 6 Mi- nuten, eine Laſt von 19650 Pfunden; und brad), nachdem er fih um 2 Zoll, 7 tinien, gebogen hatte, ehe er knackte. Bis auf 13 Zoll bog er fich, ehe er ganz zerbrach. Der andere Balken wog 252 Pfund; £rug, in ı Stunde, 49 Minuten, eine Saft von 19300 Pfunden; und brad) ' nachdem er ſich um 3 Zoll ger bogen hatte, ehe er knackte: umg zoll aber, ehe er voͤllig zerbrach. xxiv Erfahrung. Ich ließ 2 Balken zerbrechen, die 18 Schuh fang waren, und 7 Zoll im Öevierten hatten. Der erftere wog 454 Pfund; trug, in ı Stunde, 8 Minuten, eine Laſt von 9450 Pfunden ; und zerbrach, nachdem er fich um 5 Zoll, 6 $inien, gebogen hatte, ehe er knackte: bis auf 12 Zoll aber, ehe er völlig brach. Der andere 1009 450 Pfund; trug, in 54 Minuten, eine $aft von 9400 Pfunden ; und brach, nachdem er fi) um 5 Zoll, 10 Linien, gebogen hatte, ehe er knackte: her— nach aber nod) big auf 9 Zell, 6 Linien, ehe er völlig zerbrach. Nach uͤber die Stärfe des Holzes. 55H Nachgehends nahm ih 2 Balken, die 9 Schuh lang waren, und ebenfalls 7 Zoll im Gevierten hats ten. Der erftere Balfen wog 227 Pfund; reug, im 2 Stunden, 45 Minuten, eine Saft von 22800 Pfuns den; und zerbrach, nachdem er fih um 3 Zoll, ı fir nie, gebogen hatte, ehe er knackte: um 5 Zoll, 6 fis nien aber, ehe er völlig zerbrach. Der andere Bals fen wog 225 Pfund; trug, in 2 Stunden, 13 Minus ten, eine Laſt von zigoo Pfunden; und brach, nad)» dem er fi) um 2 Zoll, u Linien gebogen hatte, ehe er knackte: bis * 5 Zoll, 2Linien aber, ehe er völlig zerbrach. XXV Erfahrung. Ich lieh 2 Balken zerbrechen, die 16 Schub lang, waren, und 7 Zoll im Gevierten hatten. Der er» ftere wog 406 Pfund ; frug, in 47 Minuten, eine Laſt von zırco Pfunden;z und brach, nachdem er fi) um 4 Zell, 10 inien, gebogen hatte, ehe er fnad= te: bis auf 10 Zoll -aber, ehe er völlig zerbrach. Der andere mog 403 Pfund ; trug; in 55 Minuten, eine Laſt von 10900 Pfunden ; und brach, nachdem er fih um 5 Zoll, 3 Linien, gebogen hatte, ehe er knackte: bis auf ıı Zoll, 5Linien aber, ehe er völlig zerbrach. | Nachgehends nahm ich 2 Balken, die 8 Schub lang waren, und ebenfalls 7 Zoll im Gevierten hat⸗ ten. Der erſtere wog 204 Pfund; trug, in 3 Stun⸗ den, 10 Minuten, eine Laſt von 26150 Pfunden; und brach, nachdem er fich um 2 Zoll, 9 kinien, ges bogen hatte, ehe er knackte: bis auf 4 Zoll aber, ehe er völlig zerbrach. Der andere Balken wog 201% Mm; Pfund; 552 Hen. von Buffon Erfahrungen, Pfund; trug, in 3 Stunden, 4 Minuten, eine Saft von 25950 Pfunden; und brach, nachdem er ſich um 2 Zoll, 6 Linien, gebogen hatte, ehe er fuackfe ; bis auf 3 Zell, 9 Linien aber, ehe er völlig zerbrach. XXVI Zrfabrung. Ich ließ 2 Balken zerbrechen, die 4 Schuh lang waren, und 7 Zoll im Gevierten hatten. Der erftere wog 351 Pfund; trug, in 41 Minuten, eine Laſt von 13600 Hfunden ; und brach, nachdem er fih um 4 _ Zoll, 2 Linien, gebogen hatte, ehe er fnadte: bis auf 7 Zell, 3 Linien aber, ehe er völlig zerbrach. Der andere Balken wog ebenfalls 351 Pfund ; trug, in 58 Minuten, eine Laſt von 12850 Pfunden; und brad), nachdem er ſich um 3 Zoll, 9 Linien, gebogen hatte, ehe er knackte: bis auf 8 Zoll, ı Linie aber, * er völlig zerbrach. - Nachgehends nahm ich 2 Balken, die 7 Schuß lang waren, und 7 Zoll im Gevierten. hatten. Als ich den Berfuch mit dem erſtern anftellen wollte, und ihn ſchon mit 28000 Pfunden beſchweret hatte: fo fiel auf einmal das ganze Gerüfte ein. Der eiferne Rinken war glatt an den benden Geiten gebrochen: ob er fehon von einem quten vierecfichten Eifen war, das 193 Linien in der Dicke hatte ; welches, für eine jede Seite, 348 Linien im Öevierten, und in ee 696 Linien Eifen betrug, welche, unter diefer Saft von 28000 Pfunden, die gerade hinunter druckte, zerbras hen, Diefer Ninfen war etwan 10 Zoll breit, und 13 Zoll hoch; und überall fat von gteicher Dicke, Sic) bemerfte, daß er fat in ver Mitte der gerade hinunter gehenden Seiten Saga mar: und nicht fan uͤber die Stärfe des Holzes. 553 an den Winkeln, wo er, nach meinen Gedanfen, or⸗ dentlich hatte brechen ſollen. Ich bemerkte auch, mit einigem Erſtaunen, daß man aus diefer Erfahrung, fchließen Eonnte, eine Linie Eifen im Gevierten fönne nur 40 Pfund tragen. Diefes fchiene mir der Wahr: beit zumider zu ſeyn. Ich entſchloſſe mich daher, eis nige Erfahrungen über die Stärfe des Eifens anzu— ftellen; welche ich nachgehende anführen werde. Ich Fonnte mit der Zerbrechung meiner Balfen nicht zu Stande fommen , die 7 Schuh lang waren, und 7 Zeil im Gevierten hatten, Diefe Erfahrun« gen find auf meinem Landgute angeftellee worden; und da war e8 mir. unmöglich, dickeres Eifen zu fin— den, als dasjenige war, welches ich bereits gebrauchet hatte, Ich fahe mid) daher genöthiget, mich damit zu begnügen, daß ich einen andern Rinfen verferrigen ließ, der dem vorigen gleich war. Und mit dem» felben habe ich meine übrigen — von der Staͤrke des Holzes angeſtellet. | XXVII Erfahrung. Ich nahm 2 Balken, die 12 Schuh lang waren, und 7 Zoll im Gevierten hatten. - Der eritere wog 302 Pfund; trug, in Stunde, 2 Minuten, „eine Saft. von 16806 Pfunden; und brach, nachdem er fih um 2 Zoll, ıı tinien, gebogen hatte, ehe er Enacte: big auf 7 Zoll, 6 Linien, aber, ehe er völlig zerbrach. Der zweyte Balfen wog 301 Pfund; trug, in 55 Minuten, eine Laſt von 15550 Pfunden, und brach, nachdem er ſich um 3 Zofi, 4 tinien, gebogen hatte, ehe er knackte: bis auf 7 Zoll aber, ehe er völlig zerbrach, Wenn man alle diefe Erfahrungen von Stüden, die 7 Zoll im Gevierten hatten, mit einander vergleis het: f 554 Hrn. von Buffon Erfahrungen het : fo finder man, daß die Befchmwerung eines 10 Schuh langen Stüdes a mal, und noch mehr, als den 6 Theil fo viel, beträgt, als die Beſchwerung eines Stuͤckes von 20 Schuhen ; daß die Befchwerung eines Stückes von 9 Schuhen 2 mal, und beynahe noch den sten Theil fo viel austrägt, als die Befchwerung eines Stüdes von 18 Schuhen; und daß die Befchwerung eines Stüdfes von 8 Schuhen 2 mal, und nod) viel mehr, als den 5 Theil fo viel, ausmachet, als die Bes ſchwerung eines Stücfes von 16 Schuhen. Daraus fieht man, daß bier nicht nur die Einheit vermehret wird, die, bey der Vermehrung des Widerftandes, zum Maaße dienet, und hierdas Verhaͤltniß zwiſchen dem MWiderftande eines Stücdesvon 1o Schuhen, und dem doppelten Widerftande eines Stüces von 20 Schuhen, it: fondern daß auch Die Vermehrung des Widerſtan⸗ des immer roächfet, je dicker die Stücken werden. Man muß bier merken, daß der jedesmalige Unterfchied von der Vermehrung des Widerſtandes der 7 Zoll dicken Stuͤcken, in Bergleihung des Widerftandes der 6 Zoif dien Stüden, geringer ift; als beydiefen, in Verglei⸗ chungder 5 Zoll dicken Stuͤcken. Diefesmuß aber alfo ſeyn; mie man aus der Vergleichung fehen wird ‚die wir zwiſchen dem Widerftandeder Stüden, und a Dicke, anftellen werden. Wir fommen nunmehr zu der (egten Reihe mei⸗ ner Erfahrungen von Stuͤcken, die 8 Zoll im Gevierten | haben. XXVIII Zrfabrung. Sch ließ 2 Balken zerbrechen, die 20 Su lang waren, und 8Zoll im Gevierten hatten. Der erftere wog 664 Pfund; trug, in 47 Minuten, eine Laſt von 11775 er uͤber die Stärke des Holzes. 555 ‚11775 Pfunden, und brach, nachdem er fih um 64 Zoll gebogen hatte, ehe er knackte: bis auf ın Zoll aber, ehe er völlig zerbrah. Der andere Balken 0096602 Pfund; trug, in 44 Minuten, eine Saft von 11200 Pfunden, und brach, nachdem er fi) um 6 Zoll gebogen hatte, ehe er knackte: bis auf 9 Zoll, 3 £inien, aber, ehe er völlig zerbrach. Hierauf nahm id) 2 Stuͤcken, bie 10 Schub lang waren, und 8 Zoll im Gevierten hatten. Das erjlere wog 331 Pfund; trug in 3 Stunden, 20 Minuten, die ungeheure Laſt von 27800 Pfunden, und bog ſich, ehe es knackte, um 3 Zoll: um 5 Zoll, 9 Linien aber, ehe es völlig zerbrady. Das zweyte Stücke wog 330 Pfund; trug in 4 Stunden, 5 oder 6 Minuten die $aft von 27700 Pfunden, und brad) , nachdem es erftlich fih um 2 Zoll, 3 Linien gebogen hatte, ehe es fnafte: um 4 Zoll, 5 Linien aber, ehe e8 zerbrach. Diefe beyden Stücken erregten ein erfchrecfliches Ge— praffele, als fie zerbrachen. Es war nicht anders, als ob allemal ein Piſtol losgefchoffen würde, fo ofte fie knackten. Und diefe Erfahrungen find auch die mübfamften und die ftärfften gewefen, die ic) anges ſtellet habe. Man mußte taufenderley Vorſicht braus hen, wenn man die letzten Gewichte hinauf ſetzen wollte, Denn ich befürchtere immer, der eiferne Rinken möchte unter der Saft von 27000 Pfunden zerbrechen, weil ſchon 28000 Pfunde einen felchen Rinken zerbrochen hatten, Ich maaß die Höhe des Kinfens, ehe ich diefe beyben Erfahrungen anftellte, damit ich fehen möchte, ob fich das Eifen durch das Gewichte einer fo anfehnlichen Laft, die nicht weit von derjenigen unterfchieden war, wodurch er zerbrochen tourde, verlängern würde, Als ich aber den Rinken | zum 556 Hrn. von Buffon Erfahrungen, — zum zweyten male, und zwar nach den angeſtellten Verſuchen, maaß: ſo fand ich nicht den geringſten Unterſchied. Der Rinken hatte, wie zuvor, 122 Zoll in der $änge, und die Winfel waren noch ſo gerade, als ſie zuvor geweſen waren. | XXIX Erfahrung. ' Ich nahm 2 Balken, die 18 Schub Tang waren, und 8 Zoll im Gevierten hatten. Der erftere wog 394 Pfund; trug, in 54 Minuten, eine taft von 13500 Pfunden, und brad), nachdem er ſich um 42 Zoll ges bogen hatte, ehe er knackte: bis auf 10 Zoll, 2 Sinien aber, ehe er zerbrach. Der zweyte Balken wog 593 Pfund, trug in 48 Minuten eine Laſt won 12900 Pfunden, und brach, nachdem er ſich um 4 Zoll, ı Linie gebogen hatte, ehe er knackte: bis auf 7 Zoll, 9 Unien aber, ehe er völlig zerbrach. 3 XXX Erfahrung. Ich ließ 2 Balken zerbrechen, die 16 Schuh lang waren, und 8 Zoll im Gevierten hatten. Der erftes re von diefen Balken wog 528 Pfund; trug in Stun de, 8 Minuten die Laſt von 16800 Pfunden, und bog ſich um 5 Zoll, 2 Linien, ehe er Enacte: bis ungefähr auf 10 Zoll aber, ehe er zerbrach. Das zweyte Stuͤck wog nur 524 Pfund; trug in 58 Minus ten eine Saft von 15956 Pfunden, und brach, nach» dem es fi) um 3 Zoll, 9 Linien gebogen hatte, ‚ehe es Enacdte: bis auf 7 Zoll, 5 Linien aber, ehe es san lich — XXXI Erfahrung. Ich ließ hernach 2 Balken zerbrechen, — 14° Schuh lang waren, und 8 Zoll im Gevierten gi er tiber die Stärke des Holzes, 557 Der erftere wog 461 Pfund; trug in ı Stunde, 26 Minuten eine taft von 20050 Pfunden, und brach, nachdem er fih um 3 Zoll , 10 Linien gebsaen hatte, ehe er knackte: bis auf 8% Zoll aber, ehe er völlig zerbrach. Der zweyte Balken wog 459 Pfund; trug in ı2 Stunde die $aft von 19500 Mfunen; und brach, nachdem er fih um 3 Zoll, 2 Sinien gebogen hatte, ehe er fnadte: bis auf 8 Zoll Rule, ehe er völs lig zerbrach. XXXII Erfahrung. Endlich nahm ih 2 Balken, die 2 Schuh lang wären, und 8 Zoll iin Gevierten harten. Der erftes ve mög 397 Pfund; frug in 2 Stunden, 5 Minuten die Laſt von 23900 Pfunden, und brad), nachdem er fich), gleich vor dem erſten Knacken um 3 Zoll gebo— gen hatter bis auf 6 Zoll, 3 Linien aber, ehe er zer— brah. Der zweyte wog 39514 Pfund ; z teug in 2 Stunden, 49 Minuten, die Lajt von: 23000 Pfunde; und brach, nachdem er fich, ehe er knackte, um 2 Zoll 12 Linien gebogen Hatte: um 6 Zoll, 8 &inien aber; ehe er völlig zerbrad). Dieſes find alle die Erfahrungen, die ich mit fol: chen Stuͤcken angeftellet habe, welche 8 Zoll im Ges vierten hatten. Ich Hätte aud) gern Stüden von 9, 8 und 7 Schuhen zerbrochen, die eben diefe Dicke von 8 Zollen gehabt hätten; allein es war mir une möglich, weil mie die nöthige Bequemlichkeit hiezu mangelte, und weil ich viel ftärfere Geruͤſte hätte has ben müffen , als diejenigen waren, deren ich mic) biss ber bediener hatte ; und worauf Reh wieich nur vor: bin angezeiget habe, beynahe 28000 Dfund im Gleiche ‚gewichte geleget worden waren. Denn ich glaube, Kr Pr ein 553 Hrn. von Buffon Erfahrungen, ein Stüf, das 7 Schuß lang ift, und 8 Zoll im Ge: vierten hat, würde mehr, als 45000 Pfund getragen haben. Män wird nachgehends fehen, ob meine Murhmakungen von dem Widerftande des Holzes, in Anfehung dererjenigen Größen, womit ich feine Berfuche angeftellet habe, richtig find, oder nicht. Alle Scyriftfteller, die von dem Widerftande der feſten Körper. überhaupt, und des Holzes insbefondes re gefehrieben haben, haben folgendes Gefeß als den Grund davon angegeben: Der Widerftand vers haͤlt ſich umgekehrt wie die Länge; gerade woie die Dicke ; und wie das Duadrat dev Höhe, Dies fes&efeße, das von dem Galilaͤus herruͤhret, iſt von allen Mepverftändigen angenommen worden; und es würde, in Anſehung folcher feſter Körper wahr feyn, die voll- Eommen unbiegfam find, und auf einmal zerbrechen. Allein bey elaftifchen Körpern, wie das Holzift, kann man leicht fehen, daß diefes Gefege in vielen GStü- Ken eingefchränfer werden mülfe. Der Herr Bere noulfi hat wohl angemerket, Daß bey dem Zerbrechen elaftifcher Körper ein Theil von den Fibern fich vere längert? andere aber kuͤrzer werden, und fich, fo zu. fagen, über einander felbft ziehen *. Man fieht aus den vorhergehenden Erfahrungen , daß das Geſetz von dem Widerftande in umgekehrtem Berhältniffe gegen die Sänge, bey Stuͤcken von gleicher Dice, um fo diel weniger ftatt finde, je kuͤrzer dieſelben find. Eis ne ganz andere Bewandniß hat es mit dem Geſetze von dem Widerjtande in geradem Verhaͤltniſſe gegen die ® Siehe feine Abhandlung in den Memoires de P’ Acad. an, 1705. @p. Iac: Bern, n. 102. 2 = * — uͤber Die Staͤrke des Holzes. 559 die Dicke, und in doppeltem Verhaͤltniſſe gegen die Höhe. Ich habe die 7te Tafel in der Abſicht ausge— rechnet, um mich von der verfchiedenen Anwendung diefer Negel zu verfihern. Man finder, "in diefer Tafel, den Erfolg von den Erfahrungen; und darun— ter die Folgerungen aus diefem Gefeße. Ich habe die Erfahrungen, die ich mit Stüden von 5 Zoll im Ge—⸗ vierten angeftellet hatte, als Einheiten angenom« men ; weil ich von diefer Größe mehr Erfahruna gen angeftellet hatte, als von andern Größen. Mar kann, in diefer Tafel, anmerken, daß das Gefeg une fo vielmehr mit der Wahrheit übereinftimme, je Fürz - zer die Stücen find: bey längern Stücken aber, von 18, oder 20 Schuhen, fid) davon entferne, In⸗— . beffen kann man fih, auf allen Fall, des allgemeiz nen Gefeßes, unter den nöthigen Einfchränfungen, bedienen, wenn man den Widerftand dicferer und längerer Stüden Holz ausrechnen will, als diejeni« gen find, von deren Widerftande ich Erfahrungen habe. Denn wenn man die Augen auf diefe fiebenre Tafel wirft: fo fieht man eine große Webereinftim- mung zwifchen dem Geſetze, und den Erfahrungen, in Anfehung der verfchiedenen Dicke ; und es herrfchee eine ziemlich beftändige Ordnung in dem Unterfchie« de, in ‘Betrachtung der Länge, und der Die; daß man alfo von der Einſchraͤnkung, die bey diefem Ge« fege noͤthig ift, ganz wohl urtheilen Eann. | In dem folgenden Bande wird man die Folge von dieſer Abhandlung finden. 9 % 5 Dand. | Rn Rafen * 560 Hrn. von Buffon Erfahrungen, Tafeln über die Erfahrungen von der Stärfe des Holzes, Erfie Tafel Bon ſolchen Stücken, die 4 Zoll im Gevierten haben, gange Gewich: | Be: Zeit, die zu Kruͤmme der / IderStus|te derifchm es: |Befchwerung|Stüden, in Icken. (a rung. der Stuͤcken dem Augen 4 noͤthig iſt. blicke, da ſie Jaanfangen, zu zerbrechen. saß Pfund. Pfund. | St. Min. |3oll, ‚Linien, 1.7 |6e |ssolo 29 |3° 6 56 5275|o 22 4 6 8 68 4600| 0 15 3 g 653 [500 lo 13 |4 8. | 9 177 |laoıo 4 |4 160 | 71 3950 0 12 5 6 10 84 36250 15 5 —— 82 3600 | © 15 6 6 ES 3050|» =» | 7 98 | 2025 — 1 "über die Stärfe des Holzes. * Zweyte Tafel. Bon ſolchen Stuͤcken, die 5 Zoll im Gevierten haben. Befchwe: | Zeitvomerften] Kruͤmme der Länge Gemichte derStũ der Gtü: | rung. Knaden bis auf Stücden bey cken. den. diegerbrechung. | dem Knacken. Suß.! Pfund.| Pfand. | St. Min, |3oll, &inien. [e) 58 2 6 2 53 2 6 | er" — 4 o 39 a [e) 28 J | 0 28 3 3 0 26 3 6 | o 21 3 2 0 20 3 6 0 18 + 2 0 30 F 6 5 9 0 21 8° [e) 18 8 — —— — —— — — 0 17 8 1 0 15 B 2 a ö‘’ 2 8 0 10 8 0 10 8 0 8 | 10 o 18 11 23 o 16 11 | 307 o 15 13 o 17 18 [e) 17... 1 | 562 Hrn. von Buffon Erfahrungen Dritte Tafel. Bon folchen Stücken, die 6 Zoll im Gevierten haben, kaͤnge Gewich- 3 Beſchwe Zeit vom iſtẽ Krünme vor | der Stuͤ⸗ſte der Irung. Knacken bis demKnacken. cken. Stüden zum Bruche. — St. Min. 3oll, Knien. | Schub. Pfund. Pfund. (19250 18650 1 49 Weden der Dis Di: 1 8 cke des Rinkens 3 konnte man die Kruͤmme nicht beobachten. 7 Y 128 1264 8 | 149 |15700 146 115350 re Tore 166 |13450 1042 50, L: 22 2 4 5 o 6 2 a 51 29. 120 — — — 10 188 11475 | 0 46 Be 1 186 | no2 0.44 26 o 31 WARE, 221 19000 0 382 4 I — — — — — — — nee women | EEE une — 7500 9.22) 4. — — — — 254 294 293 6250 o 20 6475 | 0.19 — —— — 18 334 15625 331 | 5500 377 5025 9 12 375 4875 o u o 14 uͤber Die Stärke des Holzes. 565 Vierte Tafel, Ron en Stuͤcken, die 7 Zoll im Gevierten haben. Fan ge Gewich⸗ » Befchmwe Zeit vom er: Krümmung der&tirite der rung, ften Knaden, bey dem Kna⸗ den. Stücen bis zum Zer⸗ cken. ee Schub. Pfund. |Pfund. "St. 8 1204 26150. 2015 |25950 >79 03 6 9 | 227 122800 I 4% 3 ER 225 |21900 | % 37 2 u o | 254 |19650 17% 312 7 ‚ 1.252 |19300 L 16 3 ‚2 I302 Isgscot o 312 u 3201 815550 O 3 53 | 35ı I3600| oa 55 —2 O | © f 4 3851 112850 o RB RS: ® 16 406 — 1 © S 4 3. "7.5403 —— 18: |454 1990| o 7 |5 R 459 94020 Re 22:05 20 505 8550 ee: s| 7 500 8000 | 8 — — — — Et Nns Fünfte s64 Hrn. von Buffon Erfahrungen, Fuͤnfte Tafel. Bon folchen Stücken , die 8 Zoll im Gevierten haben. in nn — ———————— Länge Gewich: BefchwelZeit vom er- Krümme vor der&tu:|te der rung. ken Knacken demfnaden. den. Stücken big zum Bru⸗ 6 he Schub. Pfuno, Pfand. | &t. in. Soll, ‚Zinien. ng" 331 27800 2 50 3 1,339, 1277091, 2, BB EEE 12 397 123900 | 1 30 3 / 395% ‚23000 | 1 - 23 3," JE a — 20050. — 6 Ben ©. ER. — | * EN AN 6 | I8 | 16800 oO 47 5 2 3 IP, VPE ı8 | 594 |B0010 214 ©7° “ 593 I1g00 | o 30 |, 4 1 2 166 Jı77s| © Zu Be l 6605 | 1 1200| o 2 6 Sechſte uͤber die Stärke des Holzes. 565 Sechfle Tafel. Von den mittleen Beſchwerungen aller vorbers gänge der Stuͤ⸗ cken. gehenden Tafeln. 9 Die, ee 4 * — —* Zoll. | Zoll. ot. Zoll. ll. Pfund. Dfund. Pfund. Pfand. ud, 5312 | 11525 = % 4550 1 97874] 1525| 20008 Fe a en | — 6075 | groo| ıWr25| 23450 len 14350 | 63623 = 1m I har Ve | [23 '1 2975 ECT - 566 Hrn, von Buffon Erfahrungen I Siebente Tafel. = Vergleihung des Widerftandes des Holzes, nach den vorhergehenden Erfahrungen; und von dem Widerftande . bed Holzes nach dem oben angegebenen Befeße. . NB. Die Sternchen zeigen an, daß die Erfahrungen nicht ange: felfet worden find | Bingete]| — Side —— > + —— J— J 4 5 6 7 8 Zoll. | Zell. | Zul. | Zoll. | Zoll. | Schub. Pfund. | Pfund. Pfund. | Pfund. Pfund. — — — — 7 5312 11525 [18950 *39200. 48100 ‚199155| 316243] 471983] — — — 97872 | — — 16912 3126856 75140089 Gun mn — — — — mn un — 15525 | 26010. | 39750 9 | 4025 | 83087 | 13150 | 22350 * 32800J | 42537? 14356 $| 227985| 34031 10 | 3612 | 7125 ju2so | 19475 | 27750 3648 12312 | 19551 , 29184 12 1298721 6075 | yıco | 16175| 23450 31105 | 104973| 16669224883 4 r | sı0o | 7475 | 13225 | 19775 —— | 8812$| 13995$ 1208895 16. 4350 | 6362£| 11000 | 16375 75168) 119364) 178178 18 3700 55622 9425 13200. = 6393$| 101524 | 151515 | 20 3225 | 4950 8275 — Er #1 55728] 88495' 132098 v. 3 567 ERREETE NL LE Zee TR. Beſchreibung einer in Breßlau beobachteten Feuerkugel. m verwichenen gten des Hornungs, nach Drey⸗ viertel auf n Uhr des Nachts, fuhr durch un« fere Luft eine ungewöhnlich große Feuerfugel, welche, da fie fich an einem fonft hellen Himmel entzuͤn⸗ dete, zween bisdrey Zoll groß zu ſeyn fchien. Je näher dies felbe herunterwärts Fam, defto größer wurde ihr Durch⸗ meffer, der ſich kurz, ehe fie zerplaßte, bis auf anderthalb Fuß verftärfte. Sie waͤlzte fich wie eine Kegelfugel mit einer zwenfachen Bewegungsart, ſowol umihre Achfe, . als auch immer weiter fortgehend nach einer fhief herab gerichteten Linie von Weſtſuͤdweſt nach Dftnordoft durch die Luft. Ihre Farbe war anfänglich blaß und hernach- mals roͤthlich. Die Zeit, in welcher diefe fehr geſchwind laufende brennende Feuerkugel ihre Straße durchwan— derte,betrug Faum eine Minute. Ihr Lichtfchein,der ſich - nad) u. nad) immer verftärfte, war fo durchdringend, als ‚einer derer ftärfften Bliße, weswegen auch unfere mei: ftenEinwohner dieſe Erſcheinung für einen Blitz hielten, und durch dasdarauf erfolgteRnallen ſich in diefer Mey: nung noch mehr beftätigten, Da der Durchmeffer diefer Kugel dem Anſehen nach fechs oder acht Zoll betrug, fieng ihr Licht an, unſere Gegendẽ fo ſtark, als ein volles Mond licht, zu erleuchten; weil die ung naͤher gekommene Ku⸗ Mn 5 gel 568 Beſchreibung einer in Breßlau gel alsdenn mehrere und ftärfere Lichtſtralen zu ung ſchi⸗ den konnte. Nachdem fie nun ihre ftärffte Größe in eis nem ungefähr vierzig Fuß hoch von der Erde abftehen- den Raume erlangt hatte, fo zerfprang fiebey Scheits nig an einem bis taufend Schritt von der Stadt entlege⸗ nen Drte in Hier Stüde, die, bis fie endlich in die Oder fielen, glüend blieben. Mit fo viel Derfonen ich von diefer Kugel gefprochen, eben fo vielDerter gab man mir an, wo diefelbe vermuth⸗ lid) niedergefallen feyn follte. Jedoch die Nachrichten dererjenigen, welche fie in der Stadt zwiſchen den Haͤu⸗ fern betrachtet, erklaͤrte ich bey mir bato für ungültig, weil die Höhe derer Häufer zu allerhand Berrug derer Sinnen Gelegenheit giebt. Einem Freunde vom Sande, der fi) eben zur feibigenZeit auf derLandſtraße in diefer Gegend befand,deuchte es, als wäre die Kugel indem Waldeby Scheitnig nievergefallen. Allein man hat indiefen Ge» büfchen hiervon weder einige Spuren, nod) irgend ein abgefprungenes Stüd gefunden, ja felbft die Bewohner der dortigen Gegend, welchedie Kugel herabftürzen ges fehen, beftätigten das Gegentheil. Vieler andern Leute Zeugniß zu geſchweigen, fo die Kugel in die Ober fallen ſahen, verficherte mid) dieß aud) ein damals etliche 100 Schritte weit davon, auf einer hohen Baftion Schild» macht ftehende:Soldat,dvemman um defto mehr zu glau⸗ ben Urfache bat, da feine Erzählung auch hierinnen über» ein koͤmmt, daß fich Licht, Schein, Seuer und Dampfauf einmal verloren, da doch die Stüce der zerfprungenen Kugel, wären fie nicht indie Dder gefallen, nothwendig in Walde, oder aufden Häufern, oder fonft wo, hätten ſengen, zünden, brennen, glimmen oder rauchen muͤſſen. Ob nun gleich ſolche Feuerkugeln die Mauern, die Steine und | IE beobachteten Feuerkugel. 569 ind die Ziegeldächer weder anzlinden, noch zerſchmettern Eönnen, weil fie die Körper nicht mit einem in die aͤußerſte Hfeilfpige zufammen gezogenen Feuerftrahl, wie der Blitz, berühren, fo pflegen fie doch denen Schindel- und Schobendaͤchern, imgleichen mancherley andern leicht feuerfangenden Materien,, ihr Feuer zumeilen mitzuthei⸗ len ; wovon allerhand Erempel bekannt find. Daher fcheint es mir, wenn ich bisweilen lefe, daß ein von dem geftirnten Himmel berabfahrender Blitzſtrahl etwas ent⸗ zündet, oder verbrennet habe, dieſes möge manchmal von einer annoch brennend berabfallenden Feuerkugel, welche die unverftandigen Leute für einen Bliß gehalten, gefches ben feyn. Denn ein bis auf unsre Erdflache herabſchieſ⸗ fender Blitzſtrahl wird fehr felten, deſto öfterer aber eine brennende Seuerfugel am geſtirnten Himmel gefeben. Bald nach den Zerplagen der Kugel hörte man drey ſtarke hohle Schläge hinter einander, die dem Donner ganz gleich waren, und, weil fie dem Erdboben fo nahe ge: fchaben, denen mehreften Haufern in der Stadt und in der Vorftadt Bid auf 1500 Schritte weit drey gelinde Stoͤße mittheilten, wovon die Fenſter ziemlich ftarf zit» terten ; weswegen einige unferer Einwohner, fofeine Ku⸗ gel geiehen, ob fie gleich die Schläge gehört hatten, glaub⸗ ten, ed waren etwan drey zu fiharf geladene Kanonen zum Zeichen einer Defertion abgefeuret worden. Go lange ich den Zeuerballen in einem ziemlich freyen Horizont betrachtete, ſchien er eine fphärifche Geftalt zu behalten; welche man aber wegen feiner gefchwinden Be⸗ wegung nicht vecht genau beftimmen ann. Denn ein in weiter Entfernung ſehr ſchnell bewegter Körper zeiget ei- neganz andere Geſtalt, als er wirklich zeigen würde, wenn man ihn nahe in feiner Ruhe betrachten könnte. In der Luftgegend, welche der Ballen durchwandert iſt, binterließ er auf eine kurze Zeit eine Dampf- und Rauch: firaße der verbrannten Materie zurück, die den lichten Schwefeldaͤmpfen ahnlich war. | — Zuur Erklaͤrung dieſer Feuerkugel habe ich folgende Wit⸗ terungsbeobachtungen beyzufuͤgen, noͤthig erachtet. Hor⸗ 570 Beſchreibung einer in Breßlau Bor⸗ she Grad nung. ——— Mind. des des Queckſ Tberm. den 3. rüber Himmel. Mit: Süd. 30, 30, 16. Eu tags abwechſelnder — Jaͤhlin⸗ ger Froſt mi Helles Wetter. Star: Weſtn. 30, 18.| 54- fer Froſt. Großesro: thes Nordlicht. den 5Helle. Sehr harter] Oſt. I31,22.1 56. Froſt Großes blaffes 1» Rordlicht den 6.) Meifteng helle. nt ft. Izr, 22. St. hhegerauch. Froſt den 7.| Angenehm hefleg Wet⸗ Nord. 31, 21.| 47. B ter. Hernach begerauch. Anhaltender Froft. ben 8] Wolfen und- abwech-|Weftn. 39 19. jelnder Sonnenſchein. Daurender Froff. ! ven 9. Meiftens belle. A⸗Weſt. 30, 17.| 30: ö bends ganz belle. — ben 10 Truͤber Himmel. Froſt. Oſt. 139, 15.| 91, demzt,, Wolfen. Froſt. Aftfüd.I2g, 13. 3 den 12.) Helle und gelinderes| Sud. 30,20. 25. Wetter. E8 laßt fich zum Thauen an. | Ganz heller Tag. War: Oſtſuͤd. Ime Witterung. Jaͤhlin⸗ ges Thaumetter. | 30, 20.1 20, | | 1. | — | | M 13 ‚Die Höhe des Queckſilbers habe ich nach einer torri- cellianifchen Röhre, und die Kalte aus zweyen Thermome- tern, Die einander gleich find, und beyde go Grab Wär- ame und 100 Brad Kälte anzeigen, beobachtet. _ Eines derfelben, das mir zu den Winterbeobachtungen befonderg | diene, ſtehet in einer gegen Mitternacht liegenden, mit ; offenen Fenſtern verfehenen Kammer ; das andere mine beobachteten Feuerfugel, 571 ſich in einer gegen Mittag liegenden Kammer, worinnen e8 ‚aber wegen ber davon ftoßenden eingeheizten Stube nicht fo ftrenge Kalt iſt; obgleich faſt beitandigein Fenſter offen ſtehet. Die Verſchiedenheit diefer Derter, wo dieſe zwey Thermometer bangen, verurfachet allemal eine Abweichung von i0 bis 11 Öraden, unerachtet fie, wenn fie beyfammen an einem Drte hängen, beyde mit einander vollfommen gleiche Grade anzeigen. Beylaufig will ich hier annoch aus ‚merfen, daß in meinem Thermometer den verwichenen Winter hindurch die damalige ftrengite Kalte den Liquor nur 2 mal bis auf62 Grade, deſto öfterer aber bis auf 40, 45, 48, 50, 52, 54, 55,50, 58 Grade hinunter gepreßt babe. ieß ob es gleich einer in unfern Zeitungen neulich befanne gemachten Beobachtung zuwider zu ſeyn ſcheint, Fömme dennoch mit vielen andern allhier fehr behutſam angeffell- ten Beobachtungen völlig überein. Den folgenden Morgen forfchte ich bald fleifig na ‚demjenigen Drte, wo der Feuerballen vermeyntlich nie— dergefallen ſeyn follte; damit ich etwas vonder übrig ges bliebenen verbrannten Materie, umdurch allerhand Vers ſuche ihre Befchaffenheit zu erfahren, erhalten möchte, Ich war auch entfchloffen , den Dr ſelbſt zu unterfuchen, ‚und ich hoffte mich bey diefer Gelegenheit etwasdeutlicher vondemjenigen zu unterrichten, was der berühmte ars bam * erzahlet, der in Jamaica einſtmals einen folchen Feuerballen in der Größe einer Bombe vom Himmel auf die Erde fallen fehen, und an dem Drte, wo fieniedergefal- - Jen, eine fleine Grube mit vielen Löchern Antraf, deren Tie— fe die umflehenden Leute mit ihren Gtäben nicht ergruns deſn konnten. Allein meine Hoffnung zu diefen Unterfuchuns gen war mit der Feuerkugel in die Oder gefallen. 3 Unterdeſſen it ed ganz unſtreitig, daß dieſer Ballen nichts anders, als ein geſammleter Klumpen zuſammen⸗ gehaͤufter Schwefel⸗Salz⸗- und Salpeterduͤnſte geweſen ſey, und mit der Materie des Blitzes entweder eine gro Aehnlichkeit, oder vielleicht gar eine Gleichheit gehabt habe. Das knallende Zerplatzen dieſer Kugel in vier Stuͤcke zeigt von einer durch die Gewalt des Feuers er i : $ ufloͤ⸗ J ® Philofophicals Transadions, No. 357. p. 148. 572 Beſchreibung einer in Breßlau Yuflöfung und Zertrennung derer vorher an einander han: genden Theilchen; und nicht diefe Zertbeilung,, fondern dem darunter vermifchten Galpeter, hat man das Knal⸗ fen zuzufchreiben. Uxerachter man diefen Klumpen nur in vier Stuͤcke zerfallen fahe, fo glaube ich doch, daß er vielleicht in mehrere zeriprungen ſeyn möchte. “Sch bes baupte auch keinesweges aus denen gar deutlich bemerk⸗ ten drey Schlägen, daß in der That nicht mehrere gefches benmären; denn öfters erfolgen auf einmal zu einer Zeit verjchiedene Schlage, und wir halten diefelben nur für einen Schlag. Etliche Tage vor diefem Luftzeichen war der Himmel, wie bepgefügte Tabelle zeiget, bald Klar, bald wieder mit gefammleten dunnen Dünften begerauch ; woraus erhellet, daß fich daſelbſt viel Schwefel: Galj- und Salpeterdünfte muffen zufammen gehaufet haben, aus welchen dergleichen Keuerballen, und auch der Blitz ſehr leicht erzeugt wird. Wer der Sache weiter nachdenft, wird dieß um deſto deutliche: einfehen,da wir in den abgewichenen Hornung: undMerzmonaten nicht nur inSchlefien,fondern auch in andern Provinzen viele,um dieſe Jahrszeit ſouſt un: gewöhnliche Gewitter gehabt, wozu fonder Zweifel die öf- gerg füdlich wehenden Winde viel beygetragen. Warum aber die in diefem Klumpen zufanımen gehäuften Dunftballchen nicht in der Geſtalt eines fihmale Blitzſtrahles gebrennt ha⸗ ben, fcheint mir, müffe man aus dem durch die Kälte ver- mehrtenZufammendrücken dieſer Theilchen erklären; da ſich vermurhlich im Sommer die Schwefel: Salz: u.Salpeter- bällchen mehr ausgedehnt, und in größerer Dienge, als im Winter, in unfererAtmofphare bin und her zerftreuer befin- den mögen. Genug,daß diefer itzo befchriebene Klumpen aus der durch das Zuſammenhaͤngen derer gleichartigen Theil⸗ chen unterftügten Vereinigung allerhand gleichender Elei> neren Dunftsallchen entſtanden fey, die, wenn es blitzet, ſich entweder nach und nach, oder, wie es uns ſcheint, in einer fortgeſetzten Reihe, wie ein Strahl, entzuͤnden. Es giebt auch Feuerballen, die ſich ohne Knallen zerthei⸗ Ien, dergleichen neulich am 12 April ein vornehmer Officier aus dem Caſtell zu Kopenhagen beobachtet. Im Anfange war es ein leuchtender Körper,etwan 2 mal fogroß, ee | 7 größte beobachteten Feuerfugel. 573 größte Manete. Als er ſich nachher mehr und mehr herum: terzog ; fo nahm er die Gefkalt einer leuchtenden und 4 Fuß dicken Kugel an; zertbeilte fich nach und nach, und ver- ſchwand *. Daß diefer brennende Klumpen aus bloßen Schwefeltheilchen zuſammengeſetzt gemefen ſey, bezeuget beſonders ſeine blaſſe Farbe und die, ohne darauf erfolgtes Knallen, geſchehene Zertheilung **. Unſer Feuerballen hat ſich wohl durch das ſtarke Reiben und durch die heftige Bewegung derer innern Theilchen ent⸗ gündet; gleichwie ich diefes von der Entzündung des Bli⸗ Bed an einem andern Drte bewiefen ***,. Dbenerwahnte ich auch, daß diefe Feuerfugel, jenaher ung diefelbe kam, de⸗ ſto geöger fie wurbe. Ich zweifele biligermaßen, daß dieß einem Anwachs neuerer dazu geftoßenen Theilchen zuzu> fchreiben, und wollte folches lieber auß der Annaherung defz felben erklären, weil jeder weit entfernter Körper und auch kleiner zu ſeyn fcheint. Ueberdieß habe ich fleißig nachgeforſchet, ob eben dieſe Feuerkugel zu einer Zeit auch in andern Graͤnzen Schleſiens fey geſehen worden,dergleichenErempel eines im Jahr 1717, am ofen des Auguſts in ganz Schlefien, in der Zaufig, in Poblen,inPreußen und in Ungarn beobachteten Feuerbal- lens die Naturforſcher anderwarts erkläre f. Allein alle die erhaltenen Nachrichten beftatigten, daß unfereigige Feuer: Eugel nur in einemlimfreis von 2 Meilen bey ung erfchienen ep: woraus ich muthmaße, daß fie kaum über eine halbe a Meile. ‚Nach dem Berichte der öffentlichen Zeitungen. *Ein befonderes leuchtendes und ohne Knallen vergebens des Luftzeichen,da$ der vortreffliche Sceybere von Wolf ‚zu Halle im Jahre 1708 beobachtete, befchreibt er in den x is Eruditor. Lipfienf, An. 1708. p. 526-528. ”* Inden biftorifchen und phyfifaliichen Betrachtungen ‚ über die Wirkungen des in einen albiefigen Pulverthurm eingedrungenen Blitzſtrahles, 1749. 4- | 7 Bel. breßlauifche Sammlung derer Naturgefchichte, 1 Berf. ©. 157:166. Es verdienen mehrere Erempel von gleichartigen Feuerballen und leuchtenden Kugeln ‚ inbiefen big auf das Jahr 1728 fortgefegten vortreffli⸗ en Sammlungen nachgelefen zu werden. \ 574 — einer in Breßlau x. Meile hoch von der Erde geſtanden; welchen Zwiſchenraum ſie nach einer ſchief her abgerichtetenLinie in Zeit einer Minu⸗ te mit einer viel langſamern Bewegung durchwanderte, als diejenige that, die der beruͤhmte Montanarius ** in Bono⸗ nien im Jahre 1676 beobachtete, und welche in einer Minute 160 Zitalieniſche Meilen durchwanderte. Im uͤbrigen muß ſich die Lehre vom er von Feuerbal⸗ fen, von leuchtenden Kugeln und von andern feurigen Luft⸗ zeichen auf richtige Beobachtungen gründen, und eben der Mangel dererfelben ift Hrfache, daß wir die Art diefer Er> fcheinungen noch nicht genugfam erfennen; weswegen ich auch hoffe, meine Befchreibung diefer Feuerkugel wird des nen Liebbabern der Naturkunde nicht unangenehm feyn. ' * 2 ersäblee Muſſchenbroeck in he * 991. Brehlau, 5 im Hornung des 1750ſten f Jahres. Johann Ernſt Stief, der Weltweisheit und ———— Doctor, und der kaiſerl. Reichs⸗ afademie derer Naturkundiger Mitglied. Inhalt des sten Stüds im sten Bande. | I. Verſuch von dem Seeweſen und der Handlung. Bierte Abtheilung 450 II. Fortſetzung des Verſuchs vom Ackerbaue ꝛc. 483 III. Herrn von Buffon Erfahrungen uͤber die Staͤrke des Holzes. Zweyte Abhandlung 506 IV, Stiefs Beſchreibung einer in Sreflan beobachteten Feuerkugel. 567 — +3 # Hamburgiſches Wagazin, oder geſammlete Schriften, | zum Unterricht und Vergnügen, aus der Naturforſchung und den angenehmen Wiſſenſchaften uͤberhaupt. > El SAN Des fünften Bandes fechfteg Stud. Mir Königl. Pohln. und Churfürftl. Sachfifcher Freyheit. Hamburg, bey Georg Ehrift. Grund, und in $eipzig ; bey Adam Heine. Holle, 1750, Schreiben, zu welchem die Verſuche vom Ackerbaue Anlaß gegeben, die in dieſem Journal angefangen worden und fortgeſetzet werden. Yus dem Journal Helvetique, Aug. 174®. Mein Herr, Behr fraget mich, warum ich nicht meine a, Berfuche von dem Ackerbaue fortfeßez ihr wollt überdieß reifen, aus was - für Urfache ich denjenigen yurlick hiel⸗ te, welchen ide ſchon im Anfanae des 1738 Jahres gelefen , und der euch nuͤtzlich zu feyn fchien. Oo 2 Es 573 Schreiben, zu welchem die Verſuche Es ift wahr, daß, da ich über eine fo reiche Ma- terie gerathen, ich bisweilen mid) der ehrbaren Ergö- ung überließ, welche fie darreichet. Ich fegte mich h gar in die DVerfaflung, dasjenige aus meinen Sammlungen herausgeben zu laffen, was ich hätte für nuͤtzlich halten fonnen. Meine Belefenheit, die Betrachtungen, fo mir öfters von ungefähr auf ftogen, die Aufmerffamfeir, welche man auf ande rer ihre Unterfuchungen, oder auf Die bloßen Wirfun- gen der Matur wendet, ein wenig Erfahrung, fo man fih durch allerhand Dinge zumege bringt; Dies fe find das Feld, mo ich fammlere, und worauf ich es mit meinen ſchwachen Proben wagte, welche ihr gefehen habt. Dergleichen find in dem Schweizer Journal das Stüf, fo im Monat Movember 1734 p. 92 ſtehet: Vom Gefchmade der Engländer und Sranzofen in dem Acerbaue; das, fo im Junio ſte⸗ bet 1737, p. 33, unter dem Titel: Schreiben von dem Cidre; das im April 1738, p. 299: Bon der langen Dauer der Bäume. Der Berfuch, welchen ihr von mir verlanger, von dem erften Urfprunge der - Srüchte follte nachfolgen, und befand fich fchon in den Händen der Herren Herauegeber, zu der Zeit, da ich eine Schrift von dem Herrn B. B. zu Genf fahe, die im Monate September eben 'diefes Jahres be— findlich if. Noch außer dem, daß es mir vorfam, als. hätte diefelbe eben dergleichen Object gehabt, fo befand ich, daß fie von einem zärtlichen und luſtigen Geſchmacke wäre, welchem ich den meinigen nicht verfayen konnte. Der berühmte Abt Dluche, wel» cher die Phyſik mit fo viel Annehmlichkeit ausgezie- vet, hätte feine Art zu denken varinnen wahrnehmen | | Fon» vom Aderbaue Anlaß gegeben. ' 579 fönnen. Meine Schrift war ſchon verfertiget, und ich geftehe, daß ic) nicht Daran gedacht, ihr irgend einen andern Vortheil zu verfchaffen, als denjenigen, welchen ihr die bloße Ausmickelung der Materie giebt, ohne daß ich fie verſchoͤnern gewollt oder gekonnt haͤtte. Ich holte demnach mein Manuſcript wieder zuruͤck, ohne es fuͤr dießmal einer ſchmerzlichen Vergleichung aus zuſetzen. Von der Zeit an habt ihr es ſtatt mei— ner thun wollen, und ihr habt mich verſichert, daß wir unſere Mäterie auf eine fehr unterfchiedene Art abgehandelt hätten, fo daß dasjenige, was ich davon fagte, nicht den verdrüßlichen Anblick einer Wieder: holung erwedte. Ihr finder fo gar neue Sachen Darinnen, und ihr rathet meiner Eigenliebe fo Flüg» lich, daß fie fich zufrieden gebe, daß fie fehr unrecht thäte, wenn fie fic) über dasjenige, was ihr in Anfes bung der Schreibart fehler, befümmern wollte. Ich kann euc) nicht beſſer beweifen, daß ich hierinnen gar feine Anforderung mache, als wenn ich euch das Stuͤck felbft in feinem natürlichen Zuſtande über: laffe, ohne daß ich mich zwänge, ihm eine angeneh= mere Öeftalt zu geben. Sch will noch Hinzufegen, daß der Bewegungss grund, welcher mich am meiften gerühret, diefer ift, welchen ihr von dem Gluͤcke hernehmt, fein Bergnügen auch alsdenn nüglich zumachen, wenn man nichts dar= innen findet, fo dem eitlen Ruhme fehmeichelt. Ich fomme mit eud) hierinnen uͤberein, mein Herr, daß man feinen Landsleuten einen ſehr großen Dienſt er⸗ weiſen wuͤrde, wenn man ihr Gemuͤthe auf Vergnuͤ⸗ gungen, welche die wahrhafte Nahrung der Unſchuld und Laucrekeit find, lenken koͤnnte. Ich weis nicht, Do 3 was . 580 Schreiben, zu welchem die Berfuche mas gefchickter feyn würde, eine Abneigung von dem Spiele, der Schwelgeren , den nichtswürdigen Ge— ſellſchaften und vielen Laſtern zu machen , welchen die Zerſtreuung zu flatten koͤmmt, wo es nicht die Er» göglichkeiten des Acker-⸗ und Gartenbaues find. in gelehrter und gortsfürchtiger Geiftlicher * in Eng- land redet hiervon alfo. Alles, was uns mit dem größten Nutzen befchäff- tigen und ung die edelſten Gedanken einflögen kann, befindet fich in unfern Garten. Daſelbſt kann fich der Menfh mit Gott unterhalten, indem er die under betrachter, fo derfelbe über jede Blume, über jede Pflanze ausgeftreuet. Daſelbſt Fann ein andächtiger Bewunderer, in: dem er feine Augen ergöger, fein Gemuͤthe aufmun- tern, den großen Schöpfer des ganzen Weltgebäus des zu loben. Dafelbft kann auch der Menfch mit fich felbft umgeben und betrachten, daß, fo lange er fich nicht durch eitle Bekanntſchaften verderben läffet; fo lan- ge er ſich auf eine unfchuldige Art befchäfftiger, fein Oarten fein Paradies ſey. Diefes ift eine Art vom Himmel auf der Erde: er erwecket dadurch in fich eine edelmüthige Verachtung gegen Die niedrigen und befchwerlichen Anreizungen des Geizes und Ehrgei- 3e8, welche die andern Sterblichen antreiben, einem eitlen Gefpenfte der Glückfeligkeit und Ehre nach— zufolgen. Was * Kohn Lawrence, Re&tor of Velfertoft, welcher der Verfaſſer eines Werkes iſt, fo den Titel fuͤhret: The Gentlemans recreation, aus deffen Vorrede ich dieſe ſchoͤne Stelle überfegt habe, | vor Ackerbaue Anlaß gegeben. 581 Was für eine Menge reizender Ideen werden ihn nicht einnehmen, wenn er fieht, daß der Him— mel und die Erde, die Kunft und die Natur fich eins hellig bemühen, ihn in feiner Einfamfeit glücklich, und ihm alle Objecte feiner Sorgfalt Iehrfähig zu ma⸗ chen, fo daß er zu gleicher Zeit feinen zeitlichen Nu— gen befördert. Sch geftehe euch, mein Herr, daß mich) dergleis chen Betrachtungen auf den Entſchluß bringen , nicht nur eine fo reine Zufriedenheit wieder aufzufuchenz fondern auch mich zu bemühen, fie andern, wo mög» lich, angenehm zu machen. Ich bin vielleicht gar zu weit vom Ziele, aber jedweder kann mit mir zu= gleich eben dahin zielen und mir behülflich feyn, zu un« ferm allgemeinen Wohl dahin zu gelangen. Die Geburten der Natur verdienen wohl, daß man fi) bey ihnen aufhalte, befonders zu der Zeit, da fie ung folhe Schönheiten wiederherſtellet, welche durch einen rauhen Winter erfticke zu feyn fchienen, Man ſiehet Feld und Wald in Blüthen trächtig ſtehn, Das Fahr fucht feine Pracht im Putze zu erhoͤhn. Et nunc omnis ager nunc omnis parturit arbos, Nunc frondent filuae, nunc formofifimus annus. | Virgil, Eclog. III. Sch habe die Ehre zu feyn, Mein Herr, Lauſanne, den 14 May EA One Euer Oo 4 II. Fort⸗ 582 Fortſetzung des Verſuchs, * XAMÆC *R M X X KK KH kr le Fortſetzung des Verſuchs, vom Ackerbaue, von dem Urſprunge der vornehmſten Baͤume, von ihrer erſten Auferziehung in Italien, und von dem Ruhme, den ihre Erfinder Davon getragen. Aus dem Journ. Helvet. Aug. 1740. bon. Die haben in einem vorhergehenden Stücke % die Hülfsmittel gefehen, deren fich die Alten zum Aderbaue bedienten, und das — Vergnuͤgen, mit welchem ſie dabey be⸗ ſchaͤfftiget waren. Dieſes Vergnuͤgen, fo anfangs aus der Nothwendigkeit und Unſchuld entſtanden, und durch die Nacheiferung und den guten Erfolg vermehret worden, konnte dieſe Wiſſenſchaft nicht lange Zeit unvollkommen laſſen. Man macht einen geſchwinden Wachsthum darinnen, wenn man eine Kunſt, die geachtet wird, cultiviret, Keiner von ihren Zweigen wird aus der Acht gelaflen, wenn man verfichert ift, daß man dem herrfchenden Geſchmacke gefällig werde, indem man dem feinigen folget. Die Alten hatten dieſes zweyfache Vergnügen, indem fie ihre Sorgfalt auf den Aderbau wandten; und vom Ackerbaue ıc. 583 und derowegen erhielten ſie eine Menge nuͤtzlicher oder bloß angenehmer Dinge, welche wir entbehren müffen. Ich babe ſolches bewiefen, da ich von der Dauer der Bäume redete, und wenn man ſich die dconomifchen Werke der Alten fernermweit bekannt machte, fo würde man darinnen eine Menge nuͤtzli— cher Anmerkungen fehen, welche man, obngeachtef des aufgeflärten Geſchmackes diefes Jahrhunderts, verabſaͤumet. Ich werde dieſen Beweis durch genauere Unter—⸗ ſuchung, wie die ſchaͤtzbarſten Baͤume nach Italien gebracht worden, bekraͤftigen. Man wird ſich ver⸗ wundern, wenn man ſiehet, mit welcher Sorafalt die Römer das Andenfen ihrer verfchiedenen Leber: pflanzungen, den Ort ihres Urfprunges, die Zeit und den Tag ihrer neuen Einpflanzung, und den Namen derjenigen, welche fie damit bereichert hatten, er hielten. Man wird -Urfache haben, fic zu vermundern, daß ein Sand, welches eine fo gute tage als alien hat, fo ſpaͤt mit Früchten verfehen gewefen, die man heute zu Tage in den Himmelsgegenden, die am al- lerwenigften gefegnet find, fammlet. Zu den Zeiten, da faum das Morhdürftige darauf wuchs, fchien es nicht, Daß es jemals beſtimmt geweſen wäre, ein Ort der Ergöglichkeiten und der Garten von Europa zu werden, So bald Nom anfing die Meifterinn der Welt . zu werden, fo haste figalle Schönbeiten der ganzen Welt unter ihrer Gewalt. Syrien, Elein Afien, Griechenland und Africa bothen ihr um die Werte dar, was ihr felbft mangelte. Die Geburten der Natur D05 waren 4 34 Fortſetzung des Verſuchs, waren die erſten Tribute der unterworfnen Provin—⸗ zen, oder die erften Seltenheiten, fo die Sieger ih- rem DBaterlande als Proben ihrer Siege mitbrach— ten. Dergleichen Schönheiten waren nicht nur am gefchickteften, ven Geſchmack der Leute zu erwecken, welche in dem Schooße der Ergöglichfeiten des fans des gebohren worden, fondern es waren die aller fehwerften fern von ihrem Beburtsorte zu pflanzen, Diefe Schwierigfeit machte nur das Unternehmen nuͤtzlicher. | — Ich will hier nicht eine vollſtaͤndige Erzaͤhlung rarer oder nuͤtzlicher Pflanzen liefern, deren Zufams menhaͤufung die Felder Italiens ſo praͤchtig gemacht. Ich werde es bey einer kleinen Anzahl Exempel be— wenden laſſen, woraus man wird urtheilen koͤnnen, wie ſehr wuͤſte diefer fhöne Theil von Europa feyn. mußte, ehe man ihm diefe verfchiednen Gefchenfe gemacht. — Sch werde durch den Delbaum * den Anfang machen , welchen Columella den vornehmften und vorfrefflichften unter allen Baͤumen nenne Fene⸗ ftella * Plin. L. XV, 44. Columella nennt der Olivenbaum primam arborum, L. V, c.8. ‘Die Mythologie lehr⸗ te, daß, ald Minerva ihre Lanze auf die Erde gewor— fen hatte, fo fchlug fie Wurzel, und wurde zum Dlis venbaum. Oleaeque Minerua inuentrix, ſagt Birgir lius. Diodorus, L. VI, will, daß fie nur die Eultur und den Gebrauch deffelben gezeigt babe, indem ſie die— -fen Baum aus den Waldern herausnahm, wo er bis dahin verborgen gewachfen. Cicero de Nat. Deorum, L. III, behauptet, daß Ariffaus, König in Arcadien und Sohn des Apollons, der Urheber davon geweſen. Juſtinus, vom Ackerbaue ıc. 595 ftella verfichere, daß zu Zeiten Tarquinti Prifet, im Jahr 173 von Erbauung der Stadt Rom, fein Oliven⸗ baum in Stalien, Spanien und Africa wuchs, welche Länder heute zu Tage denfelben am meiften geben, Und Theophraftus fagt,daß im Jahr 440 der Erbauung Roms nod) Feine wuchfen 40 Meilen vom Meer, das ift, nicht weiter hinein. in das fand. Diefe Sache ſcheint anzuzeigen, daß dafelbit feine ehedem wachſen konnten, indem der meifte Theil der Dflanzen ſich na= eürlicher Weife und fo gar im UWeberfluffe da bes findet, wo ihnen der Himmel und die Erde günftig ift. Gleichwohl follte eg einem nicht in die Gedanfen fommen, einen fo wenig wahrfcheinlichen Begriff N» widerlegen, wenn er nicht bey den Römern feinen Ur— fprung genommen haͤtte, und unter andern einer von ihnen, ich will fagen der gelehrte Saferna, in eis nem Tractate vom Ackerbaue nicht gefchloffen hätte, daß die Einrichtung des Himmels fic) Darinnen geäns dert hätte, daß gewifle Sänder häufig Dliven und Trauben bervorbrachten, da, wo zuvor der Delbaum und die Rebe nicht wachfen Fonnten. : Die Sache, fo Juſtinus, L. II, und Plinius, L. VII, fehreiben ihm die Kunft Del zu machen zu, welches er, fangen fie, den Athenienſern lernte. Herodotus fügt, L. V, daß binnen langer Zeit nur ein Olivenbaum zu Athen geſe— ben wurde. Doch wollen wir nicht den Gebrauch des Dels in den Lampen vergeffen , davon Mofes redet: welches ung überzeugen wird, daß diefer Gebrauch eiz ner von den alteften iff, und daß die Vorſehung nicht erlaubt hat, daß er lange Zeit verborgen geblieben wa— re. Wir müffen bisweilen migtranifch gegen die Gries chen ſeyn, welche den Ruhm aller Künfte haben wollen. x 536 Fortiegung des Verſuchs, fo Feneſtella erzählt, und die Folge, fo Saferna bar- aus ziehet, koͤnnen alle beyde, obſchon in unterfchie- denem Grade, in Zweifel gezogen werden, : Diejenigen, welche an der Sache zweifeln wers den, merden fagen, daß das Klima von Spanien und Italien ohne Zweifel niemals fo kalt aewefen, daß es keine Dlivenbäume leiden, nod) viel weniger daß es feine Rebe hervorbringen Fönnte, welche in viel Fältern (meniger warmen) Ländern wächft, als beyde find. Es ‚ würde ihnen fehr ſchwer zu glauben vorfommen,daß eine Zeit gewwefen wäre, wo es nicht eine Rebe oder einen Olivenbaum in einem fo breiten und fruchtbaren triche Landes gegeben, Hätte diefes von dem Man- gelder Eultur kommen Fönnen? Iſt doch diefer Man: gel niemals fo allgemein, nod) fo beftändig gemefen ; und die Erde verliere zu der Zeit felbft, da fie der Menfch verläßt, nicht alle ihre Kraft, und fie wird von der Natur nicht verlaffen. Wie hätte man fonft die Sache, fo erzählt wird, gewiß erfahren koͤnnen? Zu den Zeiten, da Italien aus einer Anzahl Eleiner Völker beftund, welche allezeit im Kriege waren, da man wenig reifte, weil man nicht ohne Gefahr reifte, und an vielen nöthigen Bequemlichfeiten aufder Reiſe Mangel hatte; zu den Zeiten, da die wilde Gemürbs- neigung der Menfchen Die Sociabilität und den Um» gang erftickte; da der Geſchmack an ven Wiffenfchaf- ten und die Meugierigkeie felbft felten anfeuerten, fich zu unterrichten ; war es fehr ſchwer, gewiß zu er⸗ fahren, daß fich in feinem Theile von Italien, Epa- nien und Africa Dlivenbaume befanden: Und es konn⸗ te gar wohl feyn, daß deren in der That nur an ei- nem befondern Orte wuchfen. Man wird, demnad) in { vom Aderbaue ıc. 587 in der Abhandlung des Feneftella eine rhetorifche Fi⸗ gur vermuthen, Damit man fagen koͤnne, daß zu Zei- ten des Tarquinius fehr wenig Dlivenbäume in Ita— lien wuchfen, und man wird vielleicht muthmaßen, daß die Tradition nicht gar zu richtig, oder der Hifto- ricus allzu leichtgläubig wäre. Zwo Anmerkungen werden ums inzmwifchen zeigen, daß die Sache an fich felbft nicht unmöglich if. Die eine ift, daß mir zu unfern Tagen in den temperirten $ändern gewiſſe Pflanzen warmer sänder fich vermehren fehen, welche vorher niemals darinnen gewachfen waren: gleichwie wir wiflen, daß eine Menge Pflanzen, die nur in Europa wuchfen, mit gutem Erfolge in das Erdreich von America und des morgenländifchen Indiens ges bracht worden. Füger zu dieſem, daß es nicht nothwendig fo feyn mußte, daß jedes Sand alles dasjenige, fo ihm von- nöthen wäre, bervorbrächte. Der Handel und Wanz del follte hier erfegen, Die Entfernung oder Berau— bung vieler nüßlicher oder bloß angenehmer Dinge machte einen leeren Kaum aus, welchen die Gefellig- keit erfüllen foilte, und die von der Borforge beftimmf ‚worden, die Bande derfelben zu befeftigen. Eine andere Anmerkung, fo man machen Eann, ift, daß in den verfloffenen Zeiten Italien, wie der meifte Theil anderer $änder , mit weitläuftiaen Wäls dern überfchatter war, welche fähig find, einen Theil der Hiße aufzufangen, die $uft mit groben Dünften anzufüllen, und ihre Mifchung rauber zu machen, ‚Die Ausroftung der Wälder, die Gorafalt das Waſſer aus den Moräften abfliefen zu laffen, und fruchtbare Etröme an deren Stelle zu bringen, fie aus⸗ 588 Sertfegung des Verſuchs, auszubreiten, und ſie zu rechter Zeit abzuwenden; die Kunſt die Salze der Erden aufzulöfen, entweder durch Das Feuer, oder durch die Fertigkeit; die wies derholten Culturen in der dazu geſchickten Jahreszeit, und eine Menge anderer Beſchaͤfftigungen, haben die Beſchaffenheit des Erdreichs und die Miſchung des Climatis auf einen gewiſſen Grad verändern fon» nen. Die $änder find fruchtbarer geworden je mehr fie entdecfet worden; und es ift gewiß, daß die Nach: barfchatt Hoher Wälder allem demjenigen, mas man pflanzet und fäet, auf eine gewiſſe Weite von ihrem Schatten PAR iſt. Da die Winde einen freyern Lauf hatten, fo ift die $ufe reiner geworden; die Son» ne bat mehr in die Erde wirken fünnen, fie bat ihre Säfte vollfommener gemacht und fubtilifiret, fie bat die Dünfte verdünnet, und der Thau wurde Dadurch gefchickter fie zu bereichern, weil die Stralen der Sonne die verſchiedenen Flächen des Erdreichs be— deckt finden, deren fo mannichfaltige Beugungen und die mehr oder weniger gefchwinden Abfälle die Nes _ fraction auf eine fo vortheilhafte Weiſe vervielfältigen.. Alle diefe Umjtände zuſammen genommen, haben Die Erde, fonderlich in Italien, fehe natürlich zu neuen Geburten gefchickt machen Fönnen, allwo der Fortgang der feuerfpenenden Berge und unterirdifchen Neuer finnlich gemwefen, welches einen neuen Grad der sets mentation bervorbringen, und in die Erde ohne Ver— aleich wirkſamere Urfachen der Fruchtbarfeit legen muͤſſen. So find beynahe die Mittel, welche Natur und Kunſt vereinigt haben, um die erfte Raubigfeit gewiſſer Himmelsgegenden zu bezwingen oder ihre Miſchung waͤrmer und fruchtbarer zu machen. ao ens vom Ackerbaue ıc. 589 nigſtens wird man einräumen, daß dieſe Aufloͤſung anfcheinender iſt, als diejenige, fo Saferna vom Himmel kommen laͤßt. Die Geftirne waren Die große Zuflucht der Alten, und der Himmel, welcher fo hellleuchtend iſt, wurde öfters eine Decke ihrer Unmiffenbeit. So bald. ein Phänomenen, oder ein bloß phnfikalifcher Zufall fie verwirrte, fo liefen fie zu dem Einfluffe der Öeftirne, welche ihnen zu flat« ten zu fommen nicht ermangelten. Der Begriff von einer gegenwärtigen ober zufünf- tigen Beränderung in der Einrichtung der bimmlis fhen Körper wird uns von vielen für gewiß angege« ben. Columella ſagt ung, daß verfchiedene Gelehr⸗ ten für zuverläßig hielten, daß die Belchaffenheit des Himmels ſich durch die Folge der Zeiten veränz derte, Hipparchus fehrieb mie völligem Vertrauen, daß eine Zeit fommen würde, da die Pole oder die Stügen der Erde ihren Dre verändern würden; und Saferna behauptete, daß die Befchaffenheit des Him— mels ſich ſchon verändert hätte, und angenehmer wor⸗ den wäre. . Die Alten waren Feine Phyſici, ob fie ſchon ſtark in Beobachtungen waren. Sie waren in den Öes fegen der Mechanif wenig, und noch weniger in des nen, welche die Structur der Welt befeftigen, erfahe ven; fie breiteten dasjenige ohne Prüfung aus, wor— auf es ihre Lehrmeiſter hatten anfommen laflen, oder was fie felbft begriffen hatten. Aus einem Studio ohne Anfangsgründe entftanden die allerunwahrfchein« Sichften Lehrgebaͤude; weil fie fehr oft von dem Be— fondern auf das Allgemeine fchloffen. Einige bloß zufällige Beranderungen brachten fie fo gleich auf die | Bere DD „FO re a Be z r u soo Fortſetzung Des Verſuchs, | Vermuthung, daß die Lage der ganzen Maſſe, oder der Geſtirne, welche ihrer Meynung nad) darinnen den Vorſitz hatten, ſich verändert hätte, Da bie Verbindung gelegenbeitlicher oder fubordinirter Urſa— chen ſolche Wirkungen hervorbrachte, die von denen» jenigen unterfchieden waren, fo fie gewohnt hatten, fo ſchien diefelbe in ihren Augen die Harmonie der Körper einzureißen,, und den allgemeinen Gefegen ihrer Bewegungen, welche ihnen völlig unbekannt waren, einen Stoß zu geben. Dhne Zweifel ergaben fich die Alten bey einer ſolchen Gefinnung, und überdieg aus Mangel einer guten Methode, den leichteften Wahrfcheinlichfeiten, oder fie verfielen in das Wunderbare, Damit fie fich aus der Verwirrung ziehen möchten. Doch wollen wir fie in der Erzählung möglicher und wahrhafter Dinge anhören. Wir, wollen.ihre Erfahrung mit geziemender Beurtheilung zu. Rathe ziehen, aber uns nicht auf ihre, Enefcheidungen und Lehrgebaͤude verlaſſen. | a Sch komme zur Chronologie meiner Bäume, &o bald der Dlivenbaum in Italien befannt wurde; fo gab man auf alle gute Gattungen forgfältig, Acht. Eolumella zählt deren 10, Plinius ı2, und Macros bius 16. Man unterfchied diejenigen, welche die befte, fpäte oder frühzeitige Frucht gaben. Man fuchte die feinften Dele auf, oder die fo fid) am mei: ften hielten. Mit einem Worte, man ‚ließ aus Griechenland und dem Driente dasjenige herbey— fhaffen, was in diefer Art das ausgefuchtefte war, Bald darauf befanden fich diefe Baume ſowohl in Italien als an dem Orte, da fie ihren Urfprung ges | SO nommen, vom Nderbaue ı. 591 nommen, und belohnten die Aufnahme von ihren neuen Wirthen reichlich, indem fie ihrem Gefchmacke fehmeicyelten, ihre Felder mit einem lieblichen und leichten $aubwerfe auszierten und ihrem Gewerbe neue Reichthümer darreichten. Sollte man übers dieß einem Baume nicht gut feyn, welcher das Sinn⸗ bild des Friedens geworden, und welcher die Ges fundheit unterbielte, Man weis zur Önüge den oͤf⸗ tern Gebraud) der Bäder und Salbung bey den Als ten, welcher ohne Zweifel die allzugroße Zerftreuung der Sebensgeifter verhinderte, und in den Muſkeln eine Seichtigfeit der Bewegung unterbiele, welche eis nen Einfluß in das Feuer und die Lebhaftigkeit der ganzen Mafchine haben mußte. Auch als der Kai: fer Auguflus den Pollio Romulus, einen mehr als hundertjährigen Greis fragte, durch welches Mittel er diefe tebhaftigfeit des Geiftes und des Körpers, Deren er genöffe, erhalten haͤtte; fo antwortete er : intus mulfo, foris oleo : inwendig durch den neuen Wein und von außen durch die Salbung des Dels, Der Nußbaum, welcher vielen Völkern ſtatt der Nlivenbäume diener, wurde zur Zeit der römifchen Könige.aus Perfien gebracht, Man nennte ihn nux iuglans, und die beften Öattungen hatten die Namen ' von Perfien und Föniglichen (Perfifon und Bafılikon,) welche ihren griechifchen oder orientalifchen Urſprung gewiß machten. Dieſe Frucht empfing noch einen neuen Glanz durch den Gebrauch bey den Berlöbnifceremonien, wie man eg unter andern aus den Verſen des Catuls lus auf die Hochzeit der Julia und des Manlius ſieht. Bey dem Eingange der Braut warf der Fünftige 5 Sand, PP ‚Ehe s92 Fortſetzung des Verſuchs, hemann Nüffe den Kindern vor; daher koͤmmt eg, daß Virgilius fagte: Sparge Marite nuces, um anzuzeigen, daß entweder die Hochzeit unter Aufſe— hung des Jupiters gefeyert wurde, dem diefe Frucht gewidmet war, oder um zu verfiehen zu geben, daß der junge Menſch, indem er fich verheirathet, allen Kleinigkeiten der Kindheit abfagte. “ Die Avellanen (Auellanae und älter Abellinae) find aus dem Pontus entfprungen, von dannen fie nach Griechenland giengen und hernach nad) Stalien, . Man nannte fie Ponticae nuces, um nicht zu vergef- fen, welchem Sande man fie erft zu danfen hatte, Sie verdienten wohl, Daß fie von den Hafelftauden unterfchieden wurden, welche man corylos nannte. Der Birnbaum wurde in eine große Anzahl Gat⸗ tungen eingetbeilt. Columella zählet derfelben XVII, und Plinius XXXV. Wir haben deren noch meh: rere, und ich werde die Urfache Davon in der Folge anzeigen. ; | Ihre Namen hatten zur Etymologie entweder ih. ren Geburtsort, wie diejenigen, welche man pyra Numantina, Graeca, Numidiana, numantinifche, griechifche, numidifche Birnen nannte: oder den Nas men derjenigen, welche fie nach Kom gebracht bat- ten; als pira Pompeiana, Seueriana, Birnen des Dompejus und Severus, oder die Namen der Kürs ften, welche fie in quten Ruf gefegt hatten, als Ti- beriana, Dirnen des Tiberius: oder die Benennung Fam von ihrer Größe her, als libralia (ab amplitu- dine ponderis) und diefes ift, dem Vermuthen nach, unfere Pfundbirne ; voleına, (quae volam manus impleant; ) von ihrer Farbe, teltacea, Farbe von | gekoch⸗ 7 vom Ackerbaue ıc. 593 gefochter Erde; onychina, Farbe des Onyr; pur- purea, Farbe von einem lebhaften Rothen, fo pie unfere Herbftbellifine oder Vermillon feyn möchte, Die Birnen entlehnten auch ihren Dramen von dem Geruche, welcher fie unterfchied ; als pira myrapia, von einem Myrrbengeruche; laurea, von einem Ge: ruch, der dem $Sorbeerbaum beyfam; nardina, wel: che den Geruch des Spicenard nachahmte, von wel: chem man weis, daß er eine ftarfriechende Pflanze ift: oder von der Zeit ihrer Reife; hordearia, wels che man zur Zeit der Öerftenerndte aß: oder von ih— rer Figur; ampullacea, cucurbitana, die wie Fla— ſchen oder Kuͤrbſe geftaltet find: oder von ihrem Ge: ſchmacke, acidula : oder. von ungewiſſen Urſachen; Patricia, Barbarica, Seſſilia, Regia &c. Denn uns fere Roiale d'Hiver hat einen andern Urfprung, mel: cher uns bekannt ift, fie wurde aus Conftantinopel gebracht durd) einen Abgefandten von Frankreich, uns ter Regierung Ludwig des XIV. Die Gattungen von Birnen, welche Birgilius über die andern erhebet, waren die Cruftumia, Dir; nen von einer ausgefuchten Süßigfeit, Die zu Erus flumium, einer Stade taliens entfprungen, in deren Erdreich man fie vielleicht das erftemal ge bracht. Die Alten rechneten auch unter diefe Claffe die Syria und Volerna, welche vielleicht mit den Sementinis:und Mufteis einerley find. Man fiebt aus dieſem einzigen Stüfe, daß viele Gattungen von Griechenland, Aegypten, Kartbage, Syrien ‚und Numantia hergefommen waren, F Vielleicht möchte das allgemeine Wort Pyra ans geigen, daß die erfte Gattung von Birnen aus Negy- | Ppz2 pten * Is 504 Fortſetzung des Verſuchs, pten geholet worden, woher die Roͤmer in der That verſchiedene Fruͤchte empfangen hatten. Man wird mir erlauben, dieſe Muthmaßung zu wagen, We—⸗ nigftens ift der Urfprung des Wortes Pirum nicht griechifeh, weil die Griechen diefe Frucht von dem Namen einer Provinz des Peloponnefus, darinnen fie fehr Häufig war, Apion nannten, | Ich gebe nicht eine vollfommene Liſte, fondern weil man an der Anzahl Der Gattungen, fo ich ans führe, fonderbare Eigenfchaften entdeckt, welche man für fabelhaft halten Fonnte, weil wir nicht dergleichen Eigenfchaften an unfern Früchten heutiges Tages wahr⸗ nehmen möchten; fo will ich zwo kleine Anmerkun— gen machen, welche vielleicht die Schwierigkeit bes ben werden. | a | Die eine ift, daß eine oftmals ungegründefe Nachricht und eine wenig finnliche Empfindung zu diefen charakteriftifchen Bezeichnungen hat Öelegenheit geben koͤnnen; und wäre es auch nur darum gefches ben, damit man die Öattungen leichter unterfcheiden Fonnte, Wir haben eben dergleichen, welche nicht viel richtiger find. So find die Namen Srangipa- ne oder Franchipane, eine Birne, fo den Namen von einem iraliänifchen Rauchwerke entlehnet hat, davon fie felten einen leichten Geruch bat. Der Name Fondante de Brefle, deren Fleiſch gleihmohl zer— brechlich ift, und einige andere von diefer Ass Die andere Anmerfung ift nicht weniger weſent ⸗ lich. Sie befteht darinnen, daß da der Geſchmack der Früchte der Veränderung unterworfen, nachdem die Säfte der Erde unterfchieden find, fo fehler viel daran, daß der Gefhmad der Früchte von ar ats vom Ackerbaue x. 595 Gattung überall einerley ſey. Im Öegentbeil be- merfer man oft unter ihnen einen Unterfchied, der in - der Bildung, der Farbe und dem Geruche fich äußert, welcher ſehr oft Die Kenner noch unterrichtet. Ich habe dergleichen Zweifel bey Früchten entſtehen, wels che man für die kenntlichſten Hält, als die Creſſane ift, und in Büchern vom Ackerbaue Die Bezeichnung einiger andern vergebens fuchen fehen. Ohne Zweifel hatte alsdenn das Erdreich oder die Miſchung des Cli⸗ matis den Geſchmack davon verſchlimmert oder ver— beffert, und die andern Unterfheidungszeichen geän- dert Man darf demnach ſich nicht, verwundern, daß der Gefchmad einer Frucht, welche zu Nom zu Auguſti Zeiten wuchs, nicht eben derfelbe zu Paris unter der Negierung Ludwig bes XV fen. Vielleicht wide er nicht mehr eben derfelbe ſeyn in Anfehung der beträchtlichen Veränderungen, welche in der Mi ſchung eben deffelben Elimatis neue Berfnüpfungen verurfachen koͤnnen. Sch glaube, die Menge der Namen, welche man eben derfelben Frucht gegeben hat ; als der Robine, welche man auch Poire de la Honville ‚oder Averat Roiale dEtẽ und Mufcat d’Aoüt genannt hat, diefer Betrachtung wenigitens in vielen Fällen zuzufchreis ben. Verſchiedene andere Krüchte gehören mit hies her; und ob man fchon glauben kann, daß viele von diefen Namen ihnen in den unterfchiedenen Provins zen, fo fie haben wachfen fehen, gegeben worden ; fo wird. man doch einräumen, daß e8 natürlicher und bequemer geweſen wäre, jeder Frucht ihren erften Mas men, unter welchem fie anfangs befannt worden, zu erhalten, man nicht dafür gehalten hätte, daß unter Ar Pp3 diefen #>- 596 Fortſetzung des Verſuchs, diefen verfcehiedenen Namen unterfihiedene Gattungen bezeichnet würden, indem man fich auf einige an- feheinende Unterſchiede gegründet, welche man nad). gehends zufammen genommen ; indem biefe leichten Unterſchiede nicht verhindert haben, daß man erfenn- te, tie Diefe verfchiedene Namen in der That einer ley Frucht anzeigten. Wenn aver von einer Provinz jur andern man fich in einiger Verwirrung befindet, indem man die Früchte von einer Gartung erfennen will; fo wird man es noch defto mehr feyn, wenn man eine Dergleichung zwiſchen beyden anftellen Fönnte; zum Erempel der Epine d’Hyver, Davon Die eine in Holland, die andere in Italien mit einem fo verfchiedenen Grade der Wärme und Feuchtigkeit gewachfen wäre. - Diefe Ungleichheit würde ohne Zweifel zwifchen einer Frucht, die in Armenien ger wachfen, und einer von eben der Gattung, fo in Sranfreich abgenemmen worden. Ich komme jego wieder auf meine Hiltorie, | Die Aepfelbaͤume (Mali) werden mir Gelegenheit geben, zuerft zu fagen, daß das allgemeine Wort pomum bey den alten $ateinern ale Gattungen Früchte zum Gebrauch der Menfchen bedeutete, ſowohl die Früchte von harter Schale, ‘als die Nüffe und Mans delferne, fo fie frudtus duros nannten, als aud) die, fo eine feine und zarte Haut über einen großen’ oder kleinen Kern haben, welche fie fruckus mites nann— ten, als die Birnen, Aepfel, Pflaumen, Pfirfchen, Oliven. Diefes ift die Meynung des Palladius und Plinius des Naturaliften, welcher die Nuͤſſe mit dem Namen poma und mora belegt. Man wird urtheilen, daß dieſes auch die Meynung N gelehr= vom Acerbauere. 597 gelehrten Caſcellius war. Die Urfache feiner Rath» gebung ift artig genug, daß fie verdient angeführt zu werden. Als Vatinius einen Fechterſtreit dem roͤmi— fchen Bolfe geben wollte, und beforgte, der Haß, weſchen man gegen ihn begte, möchte Öelegenbeit zu einem Spiele geben, davon er das Opfer wäre: fo erhielt er von den acdilibus, daß es durch ein Edict verborhen wurde, auf ven Sand etwas anders als weiche Srüchte zu werfen. Ne quis in arenam nifı pomum mififfe vellet. Das Verlangen, fo man trug, den unverfehämten Vatinius zu fteinigen, trieb einen von feinen Feinden an, den Eafcellium ernſt⸗ baft zu fragen, ob dafür gehalten würde, daß ein Fichtenapfel unter dem Verbothe begriffen wäre; an nux pinea pomum eſſet? Ja ſagte der Rechtsge⸗ lehrte, ja wenn ſie auf den Vatinium geworfen wird: fi in Vatinium miſſurus es, pomum eſt. Alſo er⸗ zahle es Macrobius *, und hieraus iſt klar, daß der Gebrauch nur den Früchten von zarter Schale den Namen pomum beylegte, und alfo hat auch Ser: vius, der Kommentator des Birgils, dafür gehalten, daß es müßte verftanden werden, Nuces, fagt er, generaliter dicuntur omnia tedta corio duriore. Diefes war ohne: Zweifel eine neue Anterfcheidung der Sprachlehrer. St. Auguftinus ** verfteher es vermuthlich eben fo, wenn er faget: Erat pirus in vieinia, pomis onufta, welches mit dem Berfe des Virgils überein koͤmmt: BR Infere Daphni pyros, carpent tua poma nepotes. In⸗ *NMacrob. Sat. II. 6, Pp ons J | ** Auguft. Confefl. II. 4. 2 | 598 Fertfegung des Verſuchs, Inzwiſchen iſt gewiß, daß vor alten Zeiten der allgemeinfte Name alle zum Effen dienliche Früchte anzudeuten, das Wort —— war, wie es uns Der . rechtsgelehrte Pauflus leg. 105. w. de verbor. fignif. und malum war der eigenthümliche Name der Art, welche wir Nepfel nennen. Die Römer zählten deren XXIX Gattungen, Die einen find aus Africa, andere aus Syrien, Ae— gypten, Griechenland, Berona ꝛc. Sertus” Pa⸗ pinianus brachte die erften Gattungen diefer Frucht nach) Nom. Appius, von der Familie Claudia, brachte diejenige mit, fo man Appium malum nanns fe, und welche Plinius von einer ftarfen Roͤthe be— fehreibt, fo daß es unfehlbar unſer kleiner Api ift, ein veisender Apfel, welcher bey uns weder feinen Samen, noch feine Schönheit verlohren hat. Man nennte Gemella gewiffe weiße Aepfel, welche treibels reife oder Paar und Paar, und fozu fagen als Zwil⸗ linge hervor famen, Wir haben eben dergleichen. Die Melimela oder Mellea hatten einen Geſchmack wie Honig, und die Muftea wurden fo benennt, nad) des Plinius Bericht, a celeritate mitefcendi. Viel⸗ leicht ſtammt von derjenigen, welche die Alten Pipi- ‚na nannten, das englifche Wort Pippins her, welches eine Heinette bedeutet. Die Pflaumenbaͤume waren in ſehr großer An— zahl Gattungen bey den Romern. Ingens turba pru- norum fagt Plinius, Zur Zeit Merons zählte man deren 30 Öattungen. Die Pflaumen, fo von-Da- mas in Syrien (Damafcena) famen, waren haupt⸗ ſaͤchlich im Rufe, und welches bey den richten et: was fonderbares iſt. Wir finden, Daß fie —* ein Ge⸗ % vom Ackerbaue ꝛc. 599 Gepraͤge der Damaſcener geehret worden. Es iſt ſolches vom Teiftan * undjdem berühmten Spans ‚beim ** wiederhergeftellet worden. Unſere Pflaus men von Damas machen einen anfehnlichen Theil von der Sammlung, und haben ohne Zweifel eben den Urſprung, wir mögen fie nun entweder den Kreuz« zügen, nach der Meynung des Herrn Abts Plu- he *** zu danken haben, oder mag uns Stalien, fo ſich am erften damit bereichert hatte, fie hernachmals mitgetheilet haben, und die Wahrheit zu fagen, ic) wäre geneigt zu glauben, daß, als. die vomifchen Stadthalter in Friedengzeiten nach Gallien famen, fie fi) ein Vergnügen machten, ihren neuen Aufents halt zu pußen, ausgefuchte Früchte zu haben, fo fie auf Ihre Tafel bringen koͤnnten, und fid) Die Sreund- ſchaft ver anfehnlichften Perfonen zu erwerben, ins dem fie ihnen Geſchenke von diefer Art machten, Italien war damit im Ueberfluffe verfehen, und diefe Quelle, welche ohne Zweifel nicht ausgetrocknet war, bey weitem näher als die in Afien, wo die chriftlichen ‚Helden wohl an nichts anders gedachten, als blutige Lorberzweige zu fammlen. Es ift unwahrfheinlic, Daß der Gefchmac der ruhigen Vergnuͤgungen Des Ackerbaues in faft wilden Gemüthern und in Jahr⸗ hunderten, die voller Barbarey waren, Platz ber hielte. Mas uns anbelangt, deren Gemuͤthsbeſchaffen— heit friedfamer ift, wir fommen leichtlich wieder zu — Dps5 unfern . * Triftan Tom. I. comment. p. 231. ** Spanh. de Praeft. Numifm. p. 317. #* Spe&tilde la Nat. Tom. II. * 600 Fortfeßung des Verſuchs, unfern geliögten Dbjecten und zu Beftätigung deffen, was ich erft von dem forifchen Urfprunge der Pflau⸗ men ſagte, will ich anmerfen, daß, wenn man dieje— nigen wegnähme, deren Name fid) darauf bezieht: fo wiirde man unfere Baumgärten von ihren delica» teften Fruͤchten entbloͤßen. Dergleichen find die Bonne bouconne, Damas violet aus Italien, der Damas rouge, Pils violet, Damas inuſqué, Da- mas orange oder Drap dor, der Maugeron oder Damas vielet, Damas gris oder Pflaume de Mon- fieur , der — * a la Perle, der'gros Damas de Tours, der fleine Damas noir, ver Fleine Damas blanc batif, der double Damas oder Perdrigon de Cernay, die Reine Claude oder Gros Damäs blanc und der Damas verd. Die Erzählung der alten Gattungen, Yon viels Teiche der heutigen ift beynabe nicht fo nuͤtzlich fuͤr uns; gleichwohl iſt es ein nicht ſo gemeines Object fuͤr unſere Erkenntniß, daher will ich es zum Theil beruͤhren. Die Pflaume, Verſicolor genannt, feheinet mit unferm Drap d’or genugfam überein zufommen, wel: che roth und goldgelbe geipreckele ift, mie der Zeug, fo diefen Mamen träg, MYXA war eine Öat- kung, fo auf Speyerling gepfropfet war. Nigra candidans fcheine ein Damas von einer glänzenden Schwärze zu feyn. Purpurea fünnte unfer Perdrigon oder unfere Imperiale violette feyn. Die Armenia- ca war eine aus Armenien gefommene Pflaume, Man nannte nucipruna diejenige, melde ‚auf den Nußbaum gepfropfet war. Plinius ſagt gar, daß fie in einiger Betrachtung ihre Natur Davon erbielte, ‚Malira * vom Aderbaue ac. 61 Malira war eine Pflaume in Apfelbaum geimpfer, und die Amygdalina auf den Manvdelfernbaum, Diefe letztere Miſchung iſt die einzige, ſo wir er⸗ halten haben in Anſehung dieſer Gattung von Fruͤch⸗ ten. Sie iſt wenigſtens die einzige, welche vollkom— men wohl geraͤth. Denn ob man ſchon nicht die Pflanzfhulen junger Pflanzen der Pflaume St. us lien, und bauptfächlich des Damas noir eingeftelfe, um die guten Gattungen darauf zu pfropfen: fo ift Doc) befannt, daß der Pflaumenbaum, fo zu einer ‚wilden Pflanze dient, den Segreifern, das iſt den- jenigen unbequemen Reiſern, welche durch den Fuß häufig zurück ftoßen, gar zu fehr unterworfen ift. Es giebt-überdieß Gattungen von Pflaumen, welche ſich gar nicht Dazu bequemen, alg die Imperiale violette, welche dadurch den Würmern mehr unterworfen wird, Es ift auch eine Erfahrung, daß der Pflaumen: baum, wenn er auf den Kern der Abricofen gepfro- pfee worden, viel beffer ift, und daß der auf den Mandelbaum gepfropfte Pflaumenbaum Cinfonders beit auf trockner Erde) um 14 Tage —— zeitig wird. Die Kenner halten fich alfo gemeiniglich an die Mandeln; und foldyes mit beſſerm Erfolge zu bewerk⸗ ftelligen, ertwählen fie gelinde, Mandeln, und welche leicht ziwifchen den Fingern zerbrochen — Man zieht Diejenigen vor, welche aus Öenua oder Spas nien fommen, weil fie eine gelindere Subſtanz und eine leichter auflösliche Schale haben. Es ift wahr, dap fie in unferm — dieſe Eigenſchaſt ver⸗ 602 Fortſetzung des Verſuchs, verlieren, daß fich die Schale leicht zerbrechen laͤßt; aber der Kern wird befler genähre und ſchießt eher auf. Man fegt fie vor dem Winter in die Erde, daß fie aufichiegen follen, und zwar in eine folche, welche leicht und mit feinem und feuchten Sand ver= miſcht ift, nebft gutem Drerdemifte auf den Boden des Kaſten und auf der legten Sage der Erde. Die ver: fchiedenen Mandelbeeren, fo man darinnen bilder, bes finden fih im Fruͤhlinge ausgefchlagen, man pflan- zet fie in Gräben (rigoles) von guter Erde, und auf die Gewächle, weiche daraus herfommen, pfropfef man im folgenden September bey aufiteigendem Safte Pfirſchen-Pflaumen- und Abricofenbaune, welche felten fehl fchlagen. Die Wirkung davon ift ſehr gefchwinde, weil man das Vergnügen hat, in eben dem Jahre ven Mandelkern, den Mandelfernbaum und den Pflaumenbaum, Pfirfchen- oder Abricofen: baum ſchon befeftiget zu ſehen. Saft alle andere Mifchungen von unterfchiedenen Gattungen, fo, wie wir fie in den Liften der alten Srüchte fehen, find Spiele, darinnen die Kunft ſich dte Natur unterwürfig machen will, ohne daß fie fich . jemals willig dazu finden laßt. Die Alten fahen die wunderlichften Berfnüpfuns gen als Meifterftücke des Fleißes an. Der Begriff des Wunderbaren, welchen fie nicht fahren laſſen Eonnten, gab ihnen die vergebliche Hoffnung, nad) ihrem Be— lieben monftröfe: Früchte entftehen zu laflen. Z. & es haben "einige geglaubet, Daß, wenn fie die Rebe auf den Nußbaum oder Dlivenbaum pflanzten, 2 er ; | ele vom Ackerbaue ıc. 603 Oele angefuͤllte Weinttaubenhaben würden, oder daß der Pfirſchenbaum auf den Quittenbaum Pfirſchen ohne Kern geben wuͤrde; welches man gewiß niemals geſehen hat. Virgil giebt uns als einen gebraͤuch⸗ lichen Kunftariff an, den Hagapfelbaum auf den Nuß- baum, den Aptelbaum auf den Ahernbaunt, den Ca— ftaniendbaum auf die Buche, den Birnbaum auf die Eſche, Die Eiche auf den Ulmbaum zu impfen, Inferitur vero ex foetu nucis arbutus horrida Et ſteriles Platani malos geflere valentes Caftaneae fagus: ornusque incanuit albo Flore pyr, glandemque ſues fregere ſub vlmis. Virgil. RE. libr, 1I, — * ſetzt ein Exempel des Ulmenbaums Pr den Kirfchenbaum hinzu, und erzählt, daß er ohnfern Tibur eine Linde gefehen, welche mit allerhand Gattungen von Früchten beladen war, in« dem fie auf dem einen Zweige Nuͤſſe, auf einem andern Sorbeere und auf vielen andern Neben, Feigen, Birs nen, Öranade und/andere Gattungen trug. Man würde es ſchwerlich glauben, wenn ich die ah nicht herſetzte. Infitam arborem vidimus iuxta Tiburtes tiliam, omni genere Be onuftam : Alio ramo nu- cibus, alio baccis, aliunde vite, Figis, pyris, pu- nicis, malorum generibus. 4 Hier * Plin. libr. XVII, c. 16. 604 Fortſetzung des Derfuchg, Hier wird das Wort pomum noch) einmal ges braucht, alle Öattungen von Fruͤchten anzudeuten, harte und weiche ohne Unterſchied. Ich koͤnnte zur Moͤglichkeit der vom Plinius erzählten Sache noch dieſes anführen, was ich von einem der vor— nehmften Mitglieder der Republik Bern * babe fas gen hören, deſſen Charakter und Kedlichfeit große Ehrerbietung verdienten. Dieſer Herr hatte auf den borrommeifchen Inſeln einen Pomeranzenbaum geſe— ben, der auf einem Zweige Pomeranzen, auf eis nem andern Mufcatentrauben und auf einem. britten Rofenknöpfe trug. Aber obſchon dieſe beſondern Faͤlle unſere Neu— gierigkeit ſehr vergnuͤgen, ſo hat uns doch auch die Erfahrung gelehret, daß jede Gattung von Fruͤch— ten auf folche andere, die beynahe von gleicher | Mas eur find, oder mit denen fie wenigftens einige Sym« pathie hat, will gepfropfer feyn. Alſo Fann der Birnbaum auf dem Apfelbaume Birnen, und der Apfelbaum auf dem Birnbaume Xepfel bervorbrins gen. Man fest Dflaumen- Dfirfchen- und Abrico- fenbäume auf den Mandelfernbaum ; Speyerlinge auf den Pflaumenbaum; Birnen, Aepfel und-Pflaus men auf deu Maulbeerbaum ; Birne auf den Pa⸗ radiesbaum, Quittenbaum, den weißen Dorn und Mifpel, Der Mifpelbaum (Azerole) entftehet vom weißen * Diefes ift der felige Herr le Banderet von Warten: ville, alter Herr Schagmeifier und Obercommendant des Pais de EN u vom Ackerbaue :c. 605 weißen Dorn auf Duittenbaum gepfropft. Man ift zu unfern Tagen dur die Vermifchung der Impfung auf eine Gattung von Früchten gefallen, die man Bigearria nennt, und halb Citrone, halb Pomeranze iſt. Wir wollen zu viefer Liſte die Pergamote von talien noch fügen, welche die Fi— gur, Farbe und den Gerud) von der Birne hat, wenn man fie aber anfchneider, fo ift das inmendige wie eine Pomeranze. Dieſe Früchte, welche man gemifchte nennt, entftehen aus der Confermentation zweyer unterfchiedener Säfte, nämlich von einer fremden Knoſpe vermifche mit dem Baume, mit welchem ihn die Impfung oder Inoculation ins corporirt. In allem dieſem hat man ziemlich irregulaire und unnuͤtze Verſuche gethan: aber dieſes iſt auch alles dasjenige, wohin die Vermiſchung der Gat— tungen bey allen Pfropfreiſern von den einander widrigften Gattungen gelangen kann; die Säfte find fo verfchieven, daß fie nicht mit gutem Erfolge Fönnen gemifcht werden. Die pori und Löcher der Gefäße, fo fie in fic) führen, oder fie filtriren, fom: men nicht genau auf einander zu ftehen, eben fo we: nig als die Fibern, welche fich vereinigen follen, um ein feſtes und folides Gewebe auszumachen, Diefes ift es, warum diefe übel ausgefuchten Ver- Ffnüpfungen nichts als matte Geburten erzeugen, Diefe wunderlichen Pflanzen zeigen durch ihren we— nigen Wachsthum und infonderheit durch ihre Uns feuchtbarfeit, daß die Verſuche eines bloßen Eigen- J ſinns * — 606 Fortſetzumg des Verſuchs, vom ac _ ſinns nicht ſo viel gelten als die vereinten Wege der Natur. J Ach habe mit Fleiß meine Annales von Früch- ten unterbrochen, um meine Leſer von diefen unnuͤ— gen Berfuchen abzuwenden. Das Leben ift zu kurz, als daß es mit unnügbaren Verſuchen befchäff- tigt ſeyn follte, und wenn man nad) 10 Jahren am: Ende dahin gelanget wäre, DaB man eine gemifchte Frucht fähe, fo würde man fie fo unwerth alten, dag man vergnügt feyn würde, wenn man an ihrer Stelle eine natürliche wohlausgelefene und vollfommene Frucht dafür erblickte, W. Be⸗ 607 BERKER HE EEE III. Betrachtungen uͤber die Urſachen des Erdbebens, welche in der koͤnigl. Geſellſchaft den 5 Apr. 1750 verleſen worden | ‚von Stephan Hales, Doctor der Theologie und Mitgliede der Föniglichen Akademie, a die neulichen Erdbeben in London und eis | nigen andern Theilen Englands die Auf: merffamfeit der Menfchen rege gemacht, die Urſachen derfelben, beydes in Anfehung der Religion und der Natur, zu betrachten; diefelben aber in Ab» ficht auf die Religion von dem Biſchof von’ London in feinem vortrefflichen Hirtenbriefe an die Geiſt⸗ lichkeit und das Volk von London und Weſt⸗ münfter *, welcher mit fo allgemeinem Beyfalle ift aufgenommen worden, ſchon in Erwaͤgung gezogen ſind: ſo will ich allhier eine kurze Kö von dem⸗ jenigen * Mar hat diefen Brief in BR" Blättern * Hamburgiſchen Correſpondenten geleſen. 5 Band. a \ 608 Betrachtungen. t N jenigen geben, was mir. eine wahrfcheinliche natürliche. Urfache derfelben zu feyn vorfümmt. Zuerft aber muß ih einem Einwurfe einiger ernfihaften und es wohl meynenden Leute begegnen, die fi) an allen Bemuͤ— hungen, eine-natürliche Lrfache vom Erdbeben anzus geben, zu ärgern fähig find: denn da ſich ſolches in diefen nördlichern Gegenden der Welt nur felten zutraͤ⸗ get; fo wird es um fo vielmehr für die Wirfung eir nes Wunderwerfs angefehen. Man follte aber billig erwaͤgen, daß der ordentliche Lauf der Natur eben ſo⸗ wohl durch die göttliche Wirkung regieret wird, als die außerordentlichen und wunderbaren Begebenheis ten. Gott verändert bisweilen die Drdnung der Mae tur, aus der Abſicht, den Menfchen wegen feines Ungeborfams und feiner Thorheiten zu züchtigen, ins dem ein natürliches Hebel von ihm gnädiglich zu einem moralifchen Gute beftimmet wird. Alle Begebenheis cen find unfer feiner Regierung, und vollziehen feinen Willen. An der andern Seite giebt es einige, die - fich fehr wenig aus dem Erdbeben machen, weil na= eürliche Urfachen Davon angegeben werden Fonnen, Allein die Hand Gottes muß in diefen Dingen nicht überfehen werden, unter defien Negierung alle natür- liche wirfende Dinge, infonderheit folche feltene und ungewöhnliche Begebenheiten, als Erdbeben, ihre Wirkung äußern. Gott gebrauchet alle Ereaturen zu Werkzeugen feines Willens, natürliche und mo— ralifche wirkende Dinge ftehen alfe unter feiner Negies rung. Wenn er ein Volk mit theurer Zeit beleget,- iſt folches deswegen weniger die Hand Gottes, weil ung die natürlichen Urfachen davon, nämlich große Dauͤrre und unfreundliche Witterungen, befanne find ? i Feuer, über die Urſachen des Erdbebens. 609 Seuer, Hagel, Schnee, und Dampf, und Sturmwinde eichten fi ein Dort aus, Di. 148, v. 8. Angeſteckte Luft, eftifentialifche Krankheiten, und Erdbeben fiehen, ungeachtet fie durch natürliche Urfachen erreget werden, unter dem göttlichen Ein— fluffe. Er ordner und cegieret nicht nur die Wirkun— gen der Natur; fondern hat audy feinen Einfluß in die Handlungen der moralifchen wirfenden Dinge, Er lenket die Herzen der Megierer der Bölfer, wie es ihm gefällt, fo, daß fie oft die Menfchen , durch die firenge Geißel, und das große Unglüc der menfchs lichen Natur , ven Krieg, zuͤchtigen. Erdbeben müffen daher nicht mit verächtlichen Augen angeſehen werden; auch muͤſſen wir uns aus dieſer Urſache nicht ermuntern, ohne alle Sorge in einem gottlofen Wan del fortzufahren. Wenn uns gleich Feine National: gerichte überfallen, fo Fann es Doch gar ‚bald geſche— ben, daß mir in fchmerere Beftrafungen unfers Fünf tigen Zuftandes fallen. Weil nicht bald gefibiebt ein Urtheil über die böfen Werke, dsdurch wird des Menfchen Herz voll Boͤſes zu thun. Ob ein Suͤnder hundertmal Boͤſes thut, ſo weis ich doch, daß es wohl geben wird denen, die Gott fürchten, die fein Angeficht ſchauen, Died, Sal. 8. v. In, i2, 13. Es wird nicht undiens lich ſeyn, bey dieſer Gelegendeit einer beftändigen und ununterbrochenen Dlage zu gedenfen, an welcher wir zugleich mit vielen andern Nationen gelitten haben, und, allem Anfehen nach, noch) leiden werden, Eine - Plage, die unter allen die größefte ift, welche jemals die unglücflichen Menfchen überfallen. Sie ift die Sa vor r allen andern, nicht nur in Anfehung Dga bes 616 Betrachtungen des Lebens, fündern auch) der Sitten der Menfchen, Sie ift beydes ein natürliches und ein moralifches Uebel. Ich meyne dadurch fermentirte und diſtillirte ſpirituoͤſe Getränfe von allerley Art. Wenn Gore der Allmächtige jährlich fo viele Menfchen durch Erd» beben verderbte , als jährlich durch diſtillirte ſtarke Getränke verderber werden, welches wahrfcheinlicher Weife über eine Million Menfchen in der ganzen Welt ausmacher, was würde folches nicht für einen großen Schrecken und für Beſtuͤrzung allenthalben verurfachen ! Aber leider! mit was für einer Unem— pfindlichfeie, mit welcher Ruhe, ja fo gar mit wel- chem Wohlgefallen wird diefes entſetzliche, ſowohl nas türliche, als moralifihe Uebel bey uns angenemmen und fo gar unterhalten? Gs gehet fo weit, daß es nunmehr durch ein gerechtes Gericht zum Fluche und zur Strafe der Welt, und zıvar von der größten Art, fo jemals das menfchliche Geſchlecht betroffen, gewor— den ift. Diefem ungeachtet bezaubert und bethöret dieſe einnehmende Sirene die Bölfer dermaßen,daßfie ihren betruͤbten Einfluß weit und breit fortpflanzet, jährlic) immer größere Verheerung, fowohl im $eben, als auch in den Sitten der Menfchen, anrichtet, und fo gar das menfchliche Gefchlecht fehr erniedriget. Was das Erdbeben felbft, und infonderheit dasjenige ans betrifft, welches den Sten März, 1750, in London ungefähr 20 Minuten vor fechs Uhr des Morgens gefpüret worden ; fo machte ich Damals in meinem Bette, das im unterften Stocfe meines Haufes ftund, welches nahe bey der St. Wisrtinsfirche in Lon⸗ don lieget. Ich merkte gar eigentlich, daß fich das Bette erhob, und folglich mußte fich die Erde auch erheben, & uͤber die Urſachen des Erdbebens. 61 erheben. Es war ein dumpfiges dringendes Geräu: fche im Haufe, welches fich in einem lauten Knalle, tie von einer Fleinen Canone, endigte. Die ganze Dauer vom Anfange des Erdbebens, bis zum Ende, war 3 bis 4 Secunden. Die Soldaten, fo fih zu St. James Park auf der Wache befunden, und andere $eute, welche fehon aufgeftanden waren, fahen eine fchwärzliche Wolke, mit einem ziemlidyen Blige, kurz vorher, ehe das Erdbeben anfing. Es war aud) fehr gerubiges Wetter. Und in der Gefchichte der Erdbeben wird bemerfet, daß fie gemeiniglid) bey ge- ruhigem Wetter mit einer ſchwarzen Wolfe ihren An- fang nehmen. Und wenn die Luft vor einem Erdbeben auch Flar ift; fo finden fich alsdenn doch öfters Zeichen von einer Menge entzündbarer fchwefelichter Materie in der Luft, als ignes fatui, oder Irrlichter und Me- teora, welche fallende Sterne genennet werden. Nun habe ich ſchon vor vielen SSahren in dem Anhange zu meinen ftatifchen Verſuchen Erperim. 3 S. 280 die MWirfung aezeiget, welche die Bermifchung einer reis nen und einer ſchwefelhaften Luft auf einander hat. Nämlich, man fege ein gläfernes Gefäß, jo ungefähr zwey Quartier hält, und einen Hals hat, ver etwa 20 Zoll lang, und 2 Zoll weit ift, mit dem Munde niederwärts gefehret, in einen Eimer mit Waſſer. Darunter thue man in einem dazu bequemen gläfernen Gefäß mit einem langen engen Halfe eine Mifchung von Scheidewafler und geftoßenem Pyrite, nämlich dem Steine, wovon der Vitriol gemachte wird; fo entfteher ein ftarfes Bermentum, welches das Glas mit rörhlichen ſchwefelichten Dünften erfüllee, welche, da fie mehr Luft erzeugen als verderben, verurfachen, * 293 daß 612 Betrachtungen daß das Waſſ er, womit der ganze Hals des glaͤſernen Gefaͤßes angefülfer war, gar ſehr herunterfaͤllt. Wenn die roͤthliche ſchwefelichte Luft in dem oberſten Theile klar iſt, nachdem es zwo oder drey Stunden geſtanden, und alsdenn der Mund des umg,ekehrten Glaſes aus dem Wafler gehoben wird, fo, daß man das Waffer ‚ in dem Halfe des Ölafes berausfallen laͤſſet; fo. drin» get, wenn man annimmt, daß dieſes ein halbes Nös- fel ausmachet, eine gleiche Duantität frifcher Luft in den Hals des Sefäßes, welches den Augenblic ins Waſſer muß getunfer werden. Auf die Bermifchung der feifchen mit der nunmehr Elaren fchwefelich- ten Luft, entſtehet den Augenblick eine heftige Bewe⸗ gung zwiſchen den beyden Arten Luft, und fie werden anſtatt durchfichtig und Elar zu feyn, in einen roͤthli— chen Dunkeln Dunft verwandelt, der die Farbe derje— nigen Dünfte bat, welche verfchiedene Abende ver den legten Erdbeben gefehen werden. Während der Effervefcen; wird eine Quantität $uft, die beynahe der friſch hereingelaffenen Luft gleich ift, verderbet, wel⸗ ches daraus erhellet, daß das Waſſer in dem Halſe des Glaſes faſt eben fo hoch ſteiget, als vorhin. Und wenn, nachdem die Efferveſcenz der vermiſchten Luft vorbey iſt, und dieſelbe wieder klar geworden, friſche Luft, wie vorhin, zugelaſſen wird, fo wird es wieder rörhlich und uncubig, und verdirbt die neu zugelaffene $uft, wie vorhin, und folches nach verfchiedenen wies derholten Zulaffungen ver Luft. Allein nach jeder neuen Zulaffung friſcher Luft, wird die verderbte Quantitaͤt immer weniger, bis nichts mehr verderbet wird. Es iſt einerleh, wenn es auch verſchiedene Wochen nach einander geſtanden, wenn indeſſen vi; nicht iiber die Urſachen des Erdbebens. 613 nicht gar zu viele frifche $uft zugelaffen worden. Nun babe ich gefunden, daß die Summe der fo verderbren frifchen $uft beynahe der erſten Quantität ſchwefelhaf—⸗ ter Luft in dem umgefehrten Ölafe gleich gemefen, Da wir in diefem Verſuche einen völligen Be: weis von der ftarfen Bewegung und Aufwallung ba- ‘ben, die von der Vermiſchung der frifchen Luft mie folcher Luft entfteher, die mit ſchwefelhaften Dünften angefüllet ift, welche aus verfchiedenen mineralifchen Dingen, und infonderheit aus den Ppriten hervorge— bracht werden, Daran die Erde einen Leberfluß hat; fonnen wir denn nicht mit gutem Grunde fchließen, daß die befchwerliche Hitze, welche wir in einer ſchwuͤhlen !uft, wie man eg zu nennen pflege, em— pfinden, von der innerlichen Bewegung zwifchen der Luft und den ſchwefelhaften Dünften, die aus der Erde auffteigen, verurfachee werde ?_ welche Auf: wallung fogleic) aufböret, fo bald diefe Dünfte gleich- mäßig und einförmig mit der Luft vermifchee wer: den, wie folches auch in den Aufwallungen und Gaͤh— rungen anderer Fluͤßigkeiten gefchiehet. Die gemei— -ne Anmerfung, daß das Bligen die Luft fühle, ſchei⸗ net alfo auf gutem Grunde zu ruhen; indem fol« ches die Außerfte und legte Bemühung diefer Auf- wallung ift. Konnen wir hieraus nicht auch mit guter Maht- fcheinlichfeie fchliegen, daß die erfte Entzündung des Dliges durch die plögliche Bermifchung der reinen beitern Luft über den Wolken mit den ſchwefelhaften Dünften, welche bisweilen in Menge dichte unter den Wolfen in die Höhe fteigen, zumege gebracht werde, indem die fürchterlichften Donner gemei- * Qq 4 niglich — 1 * 614 Betrachtungen niglich alsdenn find, wenn die Luft ganz ſchwarz von Wolfen ift, und weil es ſelten ohne Wolfen donnert? Die Wolfen dienen in diefem Falle, wie das obge- dachte umgefehrte Glas zu einer Theilung zwifchen der reinen und der fchwefelhaften Luft, welche beyde Arten Luft alfo, nach ihrer plöglichen Vermiſchung, durch den Zwifchenraum der Wolken, gleich den beys den Arten tuft in dem Ölafe, eine heftigere Aufwal- lung verurfachen müffen, als wenn dieſe beyde Arten Suft, ohne Zwifchenfunft der Wolfen, dadurch all- maͤhlich wären vermifchet worden, wenn die warmen . ſchwefelhaften Dünfte ver Luft beftandig allmählich von der Erde hinauf, und die Falte heitere $uft-von oben herunter geftiegen wäre. Und obgleich Fein hel— ler Lichtſtral in dem Glaſe zu fehen ift; fo kann doch, wenn eine folche plößliche Aufwallung unter einer . großen Menge dergleichen Dünfte in der freyen Luft aufiteiget, viefelbe nicht unwahrfcheinlich eine ſolche reißende Gefhwindigfeit befommen, daß fie die ſchwe— felhaften Dünfte entzündet, und daher helle wird, Und weil mit den Wirkungen, die der Blitz, wie bemerfer ift, auf die Jungen ver Thiere hat, als wels che er off toͤdtet, indem er die Elafticität der Luft in ihnen hemmet, imgleichen, daß er die Senfter von außen zu zerbricht, indem er die Elaſticitaͤt der Luft an der ausmwendigen Seite derfelben aufhebet; meil, fage ich, es hieraus wahrfcheinfich ift, Daß die fihwefelhaften Dünfte einen großen Theil der elaftis fchen Luft verderben, fo müffen dadurch große Bes wegungen und Erfchütterungen in der Luft verurfachet werden, wenn fie in diefe ausgeleerten Derter drin— get, welches fie denn nothwendig mit großer Ge: ſchwin⸗ tiber die LUrfachen des Erdbebeng. 615 - fhmwindigfeit thun muß. Dr. Papin hat die Ge- ſchwindigkeit ausgerechnet, mit welcher die Luft in einen ausgeleerten Recipienten dringet, wenn fie durd) den ganzen Drucd der Atmefphär gerrieben wird, und bat gefunden, daß folches in einer Se— cunde 1305 Fuß ausmache, welches 889 Meilen in einer Stunde austrägt, und beynahe eine 18 mal größere Geſchwindigkeit ift, als die Geſchwindigkeit der ftärfften Stürme, melde auf 50 Meilen in eis ner Stunde berechnet wird *. Hieraus fehen wir, daß ein heftiger Drcan erreget werden Fann, wenn an irgend einem Drte in Vergleichung des Ganzen nur ein Eleiner Theil der Klafticität der Luft verderbet wird. Cs ift alfo fein Wunder, daß folche gewalt- fame Bewegungen der $uft Drcane und Donnerwetz ter, zumal in den wärmern Gegenden bervorbringen, 100 beydes Die ſchwefelhaften und waͤſſerichten Duͤnſte viel hoͤher und in groͤßerer Menge erreget werden, und alſo gewaltſamere Wirkungen haben. Herr von Buffon erwaͤhnet in ſeiner Natur⸗ geſchichte und Theorie der Erde ſchwarzer dunkler Wolken in der Luft nahe bey dem ungeſtuͤmen Vor⸗ gebirge der guten Hoffnung, imgleichen in dem Meere bey Guinea, welche die Schiffleute das Ochſenauge nennen, und die öfters Borbothen ents feglicher Stürme und Drcane find. Daher zu ver- muthen iſt, daß fie große Sammlungen fchwefel- hafter Dünfte find, Die, wenn fie plöglich einen großen Theil der elaftifchen Luft verderben, machen, daß die umher befindliche Luft mit großer Gewalt in den Lowthorp's Abridgement, Philoſ. Tranſact. V. I, Pag: 586. 8 u A 2, 616 Betrachtungen den leeren Raum bineindringen, und Dadurch Unge⸗ witter und Drcane verurfachet. Und bey der Küfte von Guinea hat man oft drey oder vier von diefen Orcanen in einem Tage, davon Die Vorbothen allezeit ſolche ſchwarze ſchwefelichte Wolken bey einer heitern und klaren Luft, und ſtillen See ſind, die aber auf einmal bey dem Platzen dieſer ſchwefelichten Wolken an zu wuͤten fange, Und in Jamaica hat man niemals ein Erdbeben gebabt, wenn fo viel Wind da gewefen iſt, der diefe ſchwefelichten Dünfte hat zertheilen Fonnen, Eben fo finden wir bey den legteren Erdbeben in London, und in den Nachrichten von vielen andern Erdbeben, daß ehe fiefommen, gemeiniglich eine geru⸗ hige Luft mit einer ſchwarzen fchmwefelichten Wolke ift, welche Wolfe, allem Anfehen nach, gleich einem Ne— bel würde zerffreuet terden, wenn Wind dabey waͤ⸗ re, und die Zerftreuung würde dem Erdbeben vor: beugen, welches, allem Anſehen nad), durch das fnallende Bligen diefer ſchwefelhaften Wolfe verur- fachet wird, indem folches nicht nur der Erde näher ift, als ein gemeines Blitzen, fondern auc) zu einer Zeit gefchiehet, wenn ſchwefelhafte Dünfte in größe: rer Menge als gewöhnlich von der Erde auffteigen, welches oft durch ein lange anhaltendes heißes und ‚trockenes Wetter verurfachet wird. Bey welchen mit einander verfnüpften Umftänden die aufiteigen= den ſchwefelhaften Duͤnſte in der Erde, allem Anſe— ben nach, euer fangen, und daher ein Erdbligen aha "welches zuerft, wie man glaubet, auf der Oberfläche derfelben, in feiner großen Tiefe, ent» zuͤndet über Die Lirfachen des Erdbebeng. 617 zuͤndet wird, deſſen Platzen die unmittelbare Urſache eines Erdbebens ift *. Zwar beſcheide ich mich, es koͤnne unwahrſchein⸗ lich ſcheinen, daß die aufſteigende ſchwefelichte Duͤn— ſte in der Erde ſolcher Geſtalt ſollten angezuͤndet wer— den; allein da ſie beſtaͤndig durch die poros der Er— de zu vielen guten und nuͤtzlichen Endzwecken mehr oder weniger aufſteigen, ſo iſt es deutlich, daß Platz genug zu ihrem Durchgange iſt; uͤber dieſes haben, wie Herr von Buffon ſagt, Naturkundige perpendi- cufaire und fehiefe Spalten in allen Arten von Lagen der Erde nicht nur zwifchen Selfen, fondern auch in “allen Arten von Erde bemerfet, die nicht umgegra- ben worden, wie man ſolches wahrnehmen kann, wenn man die Erde nur einigermaßen tief öffnet, Diefe Spalten nun werden durch das Trocknen ver- fhiedener Horizontallagen Erde verurfachet, und find aifo in langen trockenen heißen Witterungen viel wei: ter, welche: die gewöhnlichen vorbereitenden Vor⸗ läufer des Erdbebens find, und das Plagen der ſchwe— felichten Dünfte kann diefelben vermuthlich noch mei- ter machen. ei l " z Es *Auf gleiche Weife gebet es zu, daß die Lufterfcheinuns- gen, welche man fallende Sterne nennet, fich in dem obern Theil einer ſchwefelichten Gegend entzunden , da denn auch herunterwaͤrts auf chen die Art eine Flam- me angezündet wird, als ein frifch ausgeblajenes Licht vermittelft feines fchwefelhaften entzundbaren Dam- pfeg, von einem andern brennenden Lichte angezuͤndet werden kann, fo man in einer gewiffen Entfernung e darüber halt. 68 Betrachtungen Es ift ſehr merkwuͤrdig, daß felbft feuerfpeyende Berge nach Borelli und anderer Naturfundigen Mey: nung ſich zuerft an ihrer Oberfläche und Spiße, und nicht durch die Aufwallung der Pyriten und ſchwe— felhaften Dünfte in den Holen und in den niedrigern Theilen des Berges zu entzunden anfangen. Der Herr von Buffon fagt, Erdbeben finden fich allda viel häufiger, wo feuerfpeyende Berge find, indem fid) allda der größte Ueberfluß ſchwefelhaftiger Materie findet ; allein, ob fie gleich lange brennen, fo vers breiten fie fich Doch eben nicht weit. Die andern Ar- ten von Erdbeben aber, welche durch Feinen feuer: fpeyenden "Berg verurfachet werden, greifen oft fehr weit um fih. Diefe find gegen Often und Welten viel länger, als fie gegen Morden und Süden breit find , und erfchüttern eine Zone Erde an unterfchiedes nen Theilen ihres Laufs mit verfchiedentlichen Graden von Gewalt, nachdem fie namlich verfchiedene Quan— titaͤten plagender ſchwefelhafter Materie an verfchies denen Orten antreffen. Bon diefer Art Erdbeben bemerfet man, daß fie fortdauren, und daß fie fich Zeit nehmen, fich in große Weiten, zuweilen auf Taufenden von Meilen zu erftrecfen. Sie find aus genblickliche Zerplagungen an jedem Drte nahe an der Dberfläche der Erde, und bringen daher nicht Berge oder Inſeln nahe bey andern Inſeln zumege , als feuerfpeyende Derge bisweilen thun. Das Erdbeben, welches fich den Seen März zu London aͤußerte, bewegte ſich, wie man glaubte, von Oſten gegen Weſten. Der Herr von Buffon gedenket eines Erdbebens zu Smyrna im Jahre 088 , welches fich von Welten gegen Oſten beweger, und uber Die Urfachen des Erdbebeng. 619 und in dem Erdbeben zu London war es an der oft« lichen Seite. Man bemerkte daher auch, daß die röthlichen Bogen in der $uft, welche verfchiedene Ta— ge vor diefem Erdbeben gefehen worden, in Dften entftanden, und nach Weften fortgegangen. Mach dem Erdbeben zu Smyrna ward bemerfer, daß die Schloßmauren , welche von Oſten gegen Welten giengen, herumgemworfen waren, da hingegen die von Morden gegen Süden beftehen-blieben, und daß die Häufer auf den Selfen fefter, als die Häufer auf der Erde geftanden *%. Man bat zu Beulogne in Italien bemerfet, daß das Waſſer des Tages vor einem Erdbeben unrein geworden, welches zweifelsoh- ne durch das Auffteigen einer großen Menge ſchwe— felhafter Dünfte durch die Erde verurfachee worden, | Was * Der Herr von Buffon fagef, daß die Erfchufterungen ber Erde bey Erbbeber, gemeiniglich von Rorden gegen Süden gewefen, welches aus der Bewegung der Lam— pen in den Kirchen ersellet ; woraus wahrfcheinlich wird, daß, obaleıch der Fortgang des Erdbebens zu . Smyens_ von Wellen gegen Oſten gemejen, dennoch die Erſchuͤtterungen der Erde von Norden gegen Guden geſchehen feyn koͤnnen, wodurch denn verurfachet wor⸗ den, daß die Schloßmauren, welche von Oſten gegen Weſten, und nicht die, ſo von Norden gegen Suͤden laufen, gefallen ſind. Ein wahrſcheinlicher Beweis, daß, je freyer der Durchgang geweſen, ein deſto groͤſ— ſeres Platzen ſey in den Spalten der Erde verurſachet worden, welche off= und weſtwaͤrts laufen, ‚und die Erfihutterungen nord = und füdlih machen. = 620 Betrachtungen Was das hole rummelnde Geraͤuſche anbetrifft, welches gemeiniglich bey Erdbeben gehoret wird, fo iſt es nicht unmahrfcheinlich, daß folches durch die große Bewegung verurfachee werde, in welche die ele⸗ ktriſche ätherifche Fluͤßigkeit durch einen fo ftarfen Stoß eines großen Haufens Erde gefeget wird. Denn kann die geringe Bewegung eines Fleinen ſich herum— wälzenden Glafes diefe Materie zur Gefchwindigfeit des Blitzes, und zwar mit folder Kraft bringen, daß ein Thier dadurch kann getöbtet werden, in eine wie viel größere Bewegung iſt fie denn wohl nicht Durch Die plaßende Kraft eines Erbbebens zu feßen? Man bat bemerfer, daß der Knall einer Canone in St, James Park das Fenfterglas des Schas hauſes eleftrifire. Und mas es noch wahrfcheinlicher ma= cher, ift die Aehnlichkeit, die fich in andern Stüdfen dazwifchen finder: denn gleichwie der eleftrifche Stral mit der Gefchwindigfeit des Blißes, längft den dich⸗ teften Körpern, als Eifen u. ſ. w. binfährer, und wie ich gefehen habe, daß er bloß an der untegels mäßigen Bergöldung des Leders hingefahren; fo bes merfet man, daß folche dichte Körper ‘Begleiter des Luftblitzes find, der Eichen zerfpaltet, und wovon man weis, daß er fortgelaufen und einen eifernen Drath einer Glocke an zwo Seiten eines Zimmers zerſchmol⸗ zen u. ſ. w. Und eben fo hat man in dem großen Erdbeben zu Jamaica bemerfer, daß auf den fels fichten Bergen das fuͤrchterlichſte Geheule gewefen. Und in dem legten Erdbeben vom 3 März zu Lona don fihien es, als wenn das ftärffte Knallen nahe an großen fteinernen Gebäuden, und Kirchen mit hoben Ra Kar Spigen tiber Die Urſachen des Erdbebens. 621 Spitzen gehoͤret wuͤrde. Ich, der ich in Ducke's Court, nahe by St. Martinskirche lag, und die ganze Zeit des Erdbebens wachte, hörte deuklich oben in der Luft ein laufes Knallen, wie von einer £leinen Canöne, welches mich auf die Muthmaßung brachte, das Geräufche entflünde von dem Herab— dringen und der plöslichen Ausdehnung des eleftri= fhen Fluidi auf der Spige des St. Wartinss thurms, wo alle eleftrifche Ausdünftungen,, welche den größern Körper des Thurms binanftiegen, und durch die Anziedung ſtark verdichtee, „und an der Spitze des Thurms befchleuniget worden, bey ihrens Heraböringen ein fo lautes ausdehnendes Snallen verurſachet. | IV. PA. 622 Ausführliche Beſchreibung KR er —— IV. | PAGVS NELETICI ET NVDZICI, oder Ausfuͤhrliche dlomatiſchhiſto riſche Beſchreibung des zum ehemaligen Primat und Erzſtift, nunmehr aber durch den weſtphaͤliſchen Friedens: ſchluß fecularifirten Herzogthum Magdeburg gehoͤ⸗ rigen Saalkreiſes u. ſ. w. von Joh. Chriſtoph von Dreyhaupt, Koͤnigl. Preuß. geheimen Regierungs- auch Krieges⸗ und Domainenrath, Advoc. Fifei des Herz. Magdeburg, Genior des Schöppenftuhle, Schultheißen und Salz: grafen zu Halle. Erfter Theil. Halle, 1749, 6 Alph. in Fol. 30 Kupfertafeln, 36 eingedruckte Kupfer und 14 eingedruckte 6 Holjichnitte, | on dieſem vortrefflichen Werke Erwähnung ) zu thun, erfodert der Werth deflelben, den es ſowohl bey den Naturforfchern, als bey den Kennern und Liebhabern der Gefchichte und Als | ter⸗ LE; Bi des zum ehemaligen Primat und sc. 623 rerthümer haben muß. Beyde müffen dem Herrn von Dreyhaupt für feine aufrichtige und uneigennüs, tzige Mittheilung fo vieler Merfiwürdigfeiten Dank wiffen, da biefes Werk nicht bloß aus andern Bü chern zuſammen getragen iſt, fondern ſich größten: theils auf Urkunden gründet, die zugleich mit demſel⸗ bigen zuerſt bekannt gemacht werden. Selbſt die Veranlaſſung dazu gereicht dem Herrn Verfaſſer zu befonderm Ruhme. Denn es tft bey ber Gelegenheit entſtanden, da er, die ihm aufgetragenen wichtigen Aemter gehörig zu verwalten, ſich um alle Dazu dien» liche Nachrichten forgfältig bekummert, und dadurch einen großen Vorrath von Urkunden gefammlet. Er hat deren über 1200 ungedructe meift aus fremden Laͤndern zuſammen gebracht, eigenhändig von den D- viginalien abgefehrieben, und die Siegel aufs fleiige fte nach den Driginalien abgezeichnet, dabey auch über 1000 Stuͤck Adta publica mit Aufmerkſamkeit durchgegangen, und fich endlich entfchloflen, die Ur: Funden, fo viel nicht Landesgeheimniſſe betreffen, durch ven Druck befanne zu machen. So iſt gegenwärtige Befchreibung des Saalfreifes entftanden, wovon der zweyte Theil längftens Michaelis 1750 in 12 Alph. er⸗ ſcheinen fol. Zu einer Befchreibung der übrigen Kreiſe des Herzogthums Magdeburg will ſich der Herr Verfaſſet wegen beftändig anwachfender wichtigen Geſchaͤffte nicht anheifchig machen. verfpriche aber, die zu denfelben gehörigen Urkunden ſtuͤckweiſe bekannt zu machen; zu welchem föblichen Vorhaben, wie auch zu Herausgebung eines Salz: und Bergwerkslexici, desgleichen einer hiftorifch - genealogifch - beraldifchen - Beſchreibung aller gräflichen Häufer in Deurfehland, 624 Ausführliche Beſchreibung wozu er ‚ebenfalls Hoffnung mache , ihn Zeit un Kräfte anzuwuͤnſchen find. Den Anfang gegenwärtigen Werks macht eine | allgemeine Abhandlung vom Her zogthum und ehema⸗ ligen Erzſtift Magdeburg uͤberhaupt, darinnen von den vornehmſten dahin gehoͤrigen Schriftſtellern gere⸗ det, und alsdenn die Geſchichte des Erzſtiftes in den älteften Zeiten und unter den Erzbifchöfen, Die Ver— wandelung defjelben in ein mweltliches Herzogthum ® und deffen neuelte Hiftorie befchrieben wird; zugleich ertheilt der Herr Verfaſſer von der natuͤ rlichen Bes fchaffenheit und Staatsverfaflung des ganzen —*— Nachricht. Hierauf folgt die beſondere Abhandlung vom Saalkreiſe; deren erſte Abtheilung die Naturge— ſchichte enthaͤlt: die zweyte die Landbeſchreibung des Saalkreiſes vortraͤgt, und im erſten Theile von den Städten im Saalkreiſe, vornehmlich aber von der Stadt, welches Die einzige Stade ift, Die in gegen» wärtigem Bande befonders befchrieben wird, handelt: aber felbft von dieſer Stadt ift Die Abhandlung bier nicht geendigt, fondern es wird nur von der Stadt Halle überhaupt, und von den Religionsgefehichten, und was dazu gehört, geredet, Die Menge wichtiger biftorifcher Nachrichten, welche hier vorfommen, verftattet faft nicht, einen Auszug aus ihnen zu machen. Den Siebhabern der Gefchichte einigen Begriff davon zu, geben, ‚wie viel Merfwürdiges fie hier zu fuchen haben, fo mel⸗ deh wir nur, daß das Verzeichniß der eingeruͤckten Urkunden allein 3 Bogen betraͤgt. Kaiſer Otto I Schenkung des Dorfs Mufichi mit aller Zubepör an die Kirche zu Magdeburg von 956 macht den * des zum ehemaligen Brimat und ıc. 625 und die dresdnifchen Frieden den Schluß. Die Kur pfer ftellen, außer einigen öffentlichen Gebäuden und Zeichnungen von Halle, meift Alterthaͤmer vor; "die Beſchreibung der vormals in der Stiftskirche © St. Mor und Marien Magdalenen ad velum aureum be?’ fiͤdlich gewefenen Heiligehümer , wie folche 1519 herausgegeben worden, ift auch eingeruͤckt worden, da⸗ bey die Reliquienbehäftniffe i in Kupfer vorgeftellt find, Die eingedruckten Kupfer find größtentheils Siegel von Urkunden: die Holzſchnitte aber Bildniffe beruͤhm⸗ ter Maͤnner, von alten Originalien großer Kuͤnſtler abcopirt. Der Herr von Dreyhaupt hat eine ftarfe Sammlung dergleichen Bildniffe, und macht Sof: nung, fie einftens herauszugeben, Eine ausführlichere Betrachtung des hiſtoriſchen Theils dieſes Werks wollen wir jetzo ausgeſetzt ſeyn laſſen, und insbeſondere bey demjenigen ſtehen blei— ben, was die Naturlehre naͤher angehet. Alſo wird ung, die erſte Abtheilung der Specialabhandlung be: ſonders befchäfftigen. - Bon verfchiedenen fumpfichten Gegenden des Saalfreifes kann man nicht leugnen, daß die Luft da ſehr ungeſund iſt, und in einigen Doͤr⸗ fern hat feit langer Zeit Fein Hauswirth fein eben auf so Jahre gebracht, gleichwohl aber find die Dörfer ‚in der fo genannten Aue, ob fie wohl in der Tiefe lie» gen, aud) der vielen jäßrlichen Ueberſchwemmungen es Saal⸗ und Elſterfluſſes ungeachtet, nicht fo un⸗ geſund, wie man wohl ſchließen ſollte; welches nach des Herrn Verfaſſers Meynung daher ruͤhrt, daß die Aue ſehr breit iſt, und von Winden frey durchſtrichen werden kann, auch das Waſſer friſch und fließend iſt, 9 ſeinen Abzug bat, Der Stadt Halle wird von“ Nr 2 vielen 66 Ausführliche Sefheibung vielen beygemeffen , ihre Luft fey wegen der vielen wäfferichten und falzichten Dünfte, die durchs Sieden in die Hoͤhe getrieben wuͤrden, ungeſund, wogegen aber der Herr von Dreyhaupt erinnert, daß die waͤſ⸗ ſerichten Duͤnſte theils durch die Winde, welche die Stade von allen Seiten beſtreichen, vertrieben, theils _ durch den Schwefeldampf der Steinfoplen zertheilt wuͤrden, und die Leſer dieſerwegen auf Friedr. ‚Hof . manns Schrift de carbonum foflilium vapore inno- xio, und Schuljens Abhandlung de Salubritate Halae. verweiſt. Hagelſchaden ift nad) feiner Anmerfung in dieſen Gegenden feltener als anderswo, und die Ge witter pflegen fich meift da zu zertbeilen und nad) an⸗ dern Gegenden zu ziehen. Von den Brunnen in der Stadt Halle bemerkt der Hr. Verfaſſer, daß ſie meiſt alle etwas Sal; halten, und, weil fie durch Spaat⸗ Kalk: und Gipsgebirge durchgehen, einen zarten Sta- laditem oder Tropfitein bey fich führen, der fich beym Kochen niederfhlägt, und an die Geſchirre anfeßt: daher fie auch nicht allzugefund find. Eben folder fpatichter Stein fegt fich beym Satzfieden in der Pfans ne an, und wird Scherp genannt, welcher, wenn anders das Feuer feine Wirfung thun foll, alle zweene Tage mit Strohfeuer mürbe gebrannt, und von der Pfanne abgeſchlagen werden muß. Schen vor alten _ Zeiten ift bey Halle ein Geſundbrunnen gemefen, deſ⸗ fen mannichfaltige Schickſale der Herr von Dreyhaupt anfuͤhrt, und als das Zuverläßigfte davon Stiffers 1710 herausgefommene Nachricht vom Anfange - und Aufnahme, auch rechrmäßigem Gebrauch des zwifchen Kalle und Deiberg entfpringens ö den Öefundbrunnens erwähnt, Der Bier von: rey des zum ehemaligen Primat und ꝛc. 627 Dreyhaupt meynt/ er komme dem Lauchſtaͤdtiſchen gleich, Das Waffer ift überaus Heil, fubtil, klar als ein Kryftall, und dennoch ſteckt eine zarte gelbe - Erde oder Crocus Martis famt einem Eiſenvitriol in demſelben, welcher ſich ‚ wein das Waller eine Zeitlang ſtehet, deutlich zeigt. Wenn es auf chymi⸗ ſche Art probirt wird, halten 3 Nöfel ı Scrupel oder 30 Gran Vitrioli Martis, 4 bis 6 ®r. Croci Martis, und faft ı QDuentlein terrae martis alcalinae. ‚Bon der Saale bemerkt der Herr Verfaſſer, fie | fr nicht fo fifchreich als andere Waſſer, theils weil ſie viel fteinichten Grund und Ufer habe, und, fehr Schnell fliege : daher das Waffer den $eich in der geichzeit mit Geivalt an die Ufer schlägt und zernich: tet; theils weil der Fifcher zu viel wären, daher die Salzwirkerbruͤderſchaft zu Halle einen konguchen Freyheitsbrief bat, daß fie mit gewiſſen Fiſcherzeugen und an gewiffen beftimmten Drten allein frey fiſchen darf, welchen der Here Verfaffer beyfügt. Von den verfchiedenen Arten der Erde in diefen Gegenden wird man ſich einen Begriff aus der Ord⸗ nung der Erdfchichten machen Fönnen, welche i im häls lifchen Felde, als das Waifenhaus einen Brunnen dafelbft auffuchen und vom Felde hereinleiten ließ, angetroffen worden. Sie ſind 1) Schwarze Acker⸗ ungefähr I Eile hoch. 2) Ein Sager von al» _ id Kiefel und andern Steinen , als ein gepflas flerter Weg. 3) Badofenleim, 3 Ellen. 4) Dre dentlicher fetter Kleberleim, 4 Ellen. 5) Blätter - leim ı Elfe. 6) Trockner unreiner Sand, 1 Eile, * 3: Sanbicheer feim, 4 Ellen, 8) Dunfelbraunet —* Leim, ı Elle 9) —— von allerhand Nr J Farben, " 628 -. Ausführliche Beſchreibung —* und große und kleine Kieſelſteine, mit nr dazwiſchen fließenden Waſſer, welches das iſt, ſo ſe durch Stollen und Roͤhren aufs Waiſenhaus geleitee told, 4 Ellen. 10), Schwarze fefte Erde, 12 Ellen, in welcher: man Eiſenvitriolkieſe, Hornfeine von ziemlicher. Größe; Theilchen von braunem Hole al⸗ ierhand verſteinerte Jacobsmuſcheln, und anderes Mus ſchelwerk, und Spuren von der reinften Kreide an trifft. 11) Trockner Dunkelbraunen. ‚Sand ,;ı2 und mehr, Ellen. 12) other und weißer Thom, 13) Ro⸗ ther und weißer Sandſtein. Alles zufammen unges fähr 60, Ellen »Teufe, Aber in andern Theilen eben diefer Gegenden find die Erdlagen ganz anders. Im Steinfohlenbergwerfe zu Wertin, auf dem Schacht um. ı, auf dem Fleinen Schachtbergerzuge, der bis auf das Legende 22 Lachter tief iſt, folge das Floͤtz ober bie Erdlage dergeſtalt auf einander: 1) Damm⸗ erde, ae Sachter leimicht, mit etwas Sand vermiſcht. 2) Das Gebirge unter der Dammerde fieht roͤthlich aus, und ift 23 Sachter, 6 Zoll mächtig. 3) Ein roͤth⸗ lich chonicht Gefteln, 3 # Sachter mächtig. 4) Ein feft roͤthlich Geftein, wie mit Glimmer eingeſprengt, 3 sachter, 4 Zoll, 5) Ein feftes Ge heim buntes 21 re 3 Zoll, 6) Ein noch dunkleres feftes ‚Ges fein, 6 Sachter. 7) Blaulich Dachgeftein, ıg tachter, 3 Zoll. 8) Darbberge, 14 Zoll, ift fchieferig und. zerbrechlich. 9). Die Kinbruchkoble, 5 5 tadıten mächtig. 10) Bankberge , ein‘ fefter fehwarger | Stein, an dem man Spuren von Schwefel’ ſieht, 7 Zell mächtig. 11) Die Bank oder gute —— le, JLachter mächtig. 12) Das Liegende ſo ein ſchwarzgrauer ſchiefricher thonichter Stein iſt, gebe ordent⸗ des zum ehemaligen Primat und ec. 629 "ordentlich weit in die Teufe nieder, zuweilen aber liegt im 4, 6, oder 8 Lachter darunter noch ein nies driges Kohlenflög von 10 bis 12 Zoll hoch. "Ben Gelegenheit der Feldfrüchte befchreibt der Herr Verfaſſer die Verfertigung der Stärke, die aus Weizen, in Halle und dem Dorfe Dollmig häufig ver⸗ fertige wird. Der Weizen wird erft rein gewafchen, alsdenn in der Mühle gefchroten, und dag Schrot in großen Fäffern mit Waſſer eingeweicht, und wohl unter einander gerührt, Wenn es nun genugfam ge= weicht, fo daß es fich zwiſchen den Nägeln wie ein dünner Brey zerdriicken läßt, wird ein Sack von fei⸗ ner dichter Leinwand genommen, eine Partey des erweichten Schrots hineingethan: ſolche in ein ander Faß, das in dem Boden einen Zapfen hat, gelegt, und recht rein friſch Waffer in Menge dazu gegoffen ; da denn eine Perfon mit reinen gewafchenen Füßen ‘auf dem Sacke mit dem Schrote im Waffer herum« tritt, und folhen damit durcharbeitet, bis alles in dem Schrot enthaltene erweichte Mehl dadurch aus⸗ gefpühle, und das Waſſer wie eine Milch geworden, alsdenn folches abgelaflen, und in andere veine große Faͤſſer gefüllt wird, damit es fich feßen koͤnne, und ‚wird damit fo lange fortacfahren, als fich das Waſſer von dem Schrote im Sacke färbt, darauf die Hülfen aus dem Sacke beyfeite gethan, und frifches Schrot in den Sad gefchütter, auch fo lange damit fortgefah- ven, bis alles aufgearbeitet und durchgetreten ift. Wenn nun das milchähnliche Waſſer eine Zeitlang in den Faͤſſern geftanden, fest ſich das Mehl aus felbi- gem eine Spanne hoch auf dem Boden fefte zufam- men, da denn das Waſſer oben abgefchöpft, der wi | Rr 4 Mehl⸗ 630 Ausführliche Belchreibung Meblboden mit reinen Tüchern abgerrocnet, und, 2 Naͤſſe davon gebracht, und alsdenn derfelbe in 4 gt Stuͤcken ausgeftochen, und auf einem Iuftigen den | % um Austrogenen Hingefeßt wird, Wenn ſolche als: enn ztemlich trocken worden, werden fie rein abge- ſchabt, mit der Hand in kleinere Stuͤckchen zerbrochen, und auf dazu aufgerichteten reinen breternen Ruͤcken Stuͤck bey Stuͤck zum fernern Austrocknen hingelegt, bis fie völlig trocken, und die Staͤrke Kaufmannsgut iſt. Der Abgang an Hülfen,, famt den fauren Waf- fer, wird zum Schweinemäften nuͤtzlich angewendet, und wird aus 4 Scheffel Welzen, ohne das Schabe- mehl und Mittelgut „ jo abgeht, ein Centner gute Staͤrke gemacht. Die Thiere, welche den Feldfruͤchten Schaden thun, geben dem Herrn Verfaſſer Gelegenheit, von den Hamſtern, Maulwuͤrfen, Feldmaͤuſen u. ſ. w. zu reden. Vermoͤge föniglicher Befehle vom 28 Aug. 1696 und ı May 1714 müffen im Magdeburgifchen und Halberftädtifchen von jeder Hufe Sandes ı5, von ° jedem Coſſaten oder Einlieger aber 10 Hamſterfelle jahrlich an die Beamten abgeliefert, oder jedes er⸗ mangelnde Feld mit 2 Gr, verftraft werden. Aehn⸗ | liche Verordnungen wegen jäbrlicher tieferung von Eperlingsföpfen oder Berftrafung jedes mit einem Dreyer, find wieder aufgehoben worden ; fie hatten ganz die entgegengefeste Wirkung gehabt, Die Un- terrhanen hatten die alten Sperlinge zur Zucht ges hegt, die jaͤhrliche Zahl liefern zu koͤnnen; da übers die der Eperling im. Herbft und Fruͤhlin g wie.a dere Voͤgel ſtreicht, fo wuͤrden dennoch im Str | bie Menge BURGERRER wenn ‚gleich einige weg: - gefan⸗ des zum ehemaligen Primat und ıc..631 — wuͤrden. Sonſt fuͤhrt der Herr Verfaſſer noch als was beſonders an, daß ſich im Saalkreiſe ſehr wenig Stoͤrche befinden, und ſeines Wiſſens kein einiger darinn niſtete, wovon er keine Urſache anzugeben weis, da es an Waſſer und ſumpfigten Gegenden mit Froͤſchen und gintenn Ungeziefer nicht fehlt. a Was für Foßilien im Saalkreife anzutreffen find, | erzäßle der Herr von Dreyhaupt ebenfalls forgfältig. Bey Dießkau an den Teichen zu Niedeburg, bey Tammendorf , und laͤngſt der Fuhne findet ſich Torf; vor 10 his 12 Jahren haben ihre Hochfuͤrſtli⸗ che Durchl, von Anhalt» Söthen dergleichen ohnweit Shorteris auf holländifhe Manier graben laſſen, auch die Prännerfchaft, vermoͤge eines Contracts, eine ziemliche Partey zum Saljjieden einige Jahre nad) einander genommen, aber weil fie wegen Ferne des Weges und daher Foftbaren Fuhrlohns damit nicht auf die Koften fommen Fönnen, folches wieder ein- ftellen müflen. Bey Gelegenheit des Tofſteines er⸗ waͤhnt der Herr Berfaffer ‚ daß er in feiner Minera> lienfammlung ein verjleinertes Vogelneft beſitze, das ohnweit Beuchlig tief in der Erde gefunden worden, in welchem die Spuren vom Bogelmifte ſamt einer ‚halben Eyerfchale zu fehen, das Meft aber durch und 59 mit braunem Tofſtein durchzogen und uͤberzo⸗ — —— a ſich bey Gibichenſtein von Re zweyer— * Die On um; Beuchli ifE ohne. Zweifel vorben ein — velcher uberfchmwenint worden. —* Kohlengruben Due allg; dat, ty davon überführt ep. Ausfuͤhrliche Beſchreibung —* Gattung, eine iſt dunkelgrau, wie der Stein von der Kukenburg bey Querfurt, mit rothen auf beyden Seiten weiß eingefaßten Adern, ſo ein ſchoͤnes Anſehen giebt, auch ziemlich hart iſt, und die Politur annimmt; die andere iſt weicher‘, gelb wie Ocker, mit Tangen und runden Strichen, dafı fie ein Anſehen wie verfteinert Nußholz hat, ob fie wohl folches nicht, fondern ein wirklicher weicher Marmor iſt. Spaat und Marienglas, jedoch nicht gar zu durch⸗ fihtig, findet ſich in großer Menge bey Cöllme, Es wird auch deffen bin und wieder im Saalfreife jedoch in kleinern Stuͤcken gefunden, als zu Wettin und 0 begin in den Steinfohlengruben, da es auf Kryſtall⸗ art an die Kohlen angeſchoſſen, dergleichen man auch, als vor 12 Jahren in den Bergen bey Biederſee nach Kohlen gefucht worden, in größern Stuͤcken angefrofz fen, Erzbiſchof Seiebtich zu Magdeburg hat mit eis nem magdeburgiſchen Bürger, Lebin Fenftermacher, 1450 einen DBergleich gefchloffen, in dem er ſolchem Spaat und Kalkftein zu brechen verſtattet, welcher Bergleich hier eingeruͤckt wird, Daß’ diefe Gegen den an gebildeten Steinen und verfteinerten Sadıen veich find, ift befanne. Man kann auch zu den’uns terirdiſchen obwohl nicht bloß natuͤrlichen Sadıen, die Huͤnen oder Heidengräber rechnen, deren in ziem⸗ licher Anzahl gefunden werden. Der Domherr von Taubenheim zu Bendorf hat 1747 zu Dießkau einen großen Hügel, der aus ſchwarzer Erde beftanden, a a tragen laſſen, die Erde auf die Aecker zu führen: 2 felbigem ift ein heibnifch Begraͤbniß gefunden fon den, welches bis oben hinauf mit den größten | feinen, jedoch ohne Mauerwerk gewölbt war. ' In der Höblung hat man Feine Urnen angetroffen, aber einen des zum ehemaligen Brimat und ıc. 633 einen platten Stein auf dem Boden mit vielen runden $öchern, und unter felbigen eine Art und Streitham⸗ mer von gelbem Erz, imgleichen etliche Gelenke von Gold, eines guten Zolls breit gewunden und fauber gearbeitet ‚ auch wohl confervirt, fo eine Agraffe von einem Mantel oder Kleidemag geweſen ſeyn. Dieß Be⸗ graͤbniß ſcheint das Begraͤbniß eines edlen vornehmen Roͤmers geweſen zu ſeyn, weil um dieſe Gegend, nach Oßmuͤnde hin, verſchiedentlich roͤmiſche Münzen von Silber und korinthiſchem Erz —— und gefun⸗ den worden mit dem Bildniß der Kaiſer Titus, Ve—⸗ ſpaſian, und eine mit der Umſchrift: Antonius Aug. Germanieus. Daher nicht ohne Grund zu vermu⸗ . sben, daß die wömifchen Heere in dieſe Öegenden muͤſſen gefommen ſeyn, zumalen auch 1726 oder eini⸗ ge Sabre nachher, bey Anlegung des Gartens ‚bey dem Schloſſe e Gbichenſtein, viele Ellen tief unter det Erde einige römifche fülberne —— vom Trajan und Antonin gefunden worden le oO Bon’ dem gemeinen Küchenfahze wird. in einem beſondern Theile dieſes Werks ausfuͤhrlich gehandelt, welchen wir ito noch nicht berühren wollen· Bir triol iſt vordem in den Schmelzbütten zu, Er Burg gemacht worden. Der Herr Verfaſſer kann ‚ober. ‚nicht, anzeigen woraus, weil von den, Hütten mten keiner mehr am Lbeniſ Mm Halle ‚her giebt es einen eifenhaltigen Schwefelkies, der mit Minera Martis Hafliäca genau üb einffimme, er yendig grau, und wird oft in großen Stuͤcken entner ſchwer in dem 10. Floͤtze oder Erdlage ee und zeige, wenn er von einander gefchlagen wird, das gelbe fehweflichte fiefichte Wefen. Wenn dies ‚fe Miner eine Zeitlang in der Luft liegt, faͤllt ſie i no | grobes 654 Ausführliche Beſchreibung ‚grobes Pulver aus einander; zeige eine gemaltige Bitriolfäure, und. fann daraus, durch auslaugen, einfieden und anfchießen, der fehönfte Eiſenvitriol bereitet werden. Mur die große Theurung des Hol⸗ 308 verhindert hier, wichtige Vitriolwerke anzulegen, Aus eben diefer Urfache wird auch Fein Alaun gefots ten, obwohl deffen fchiefrige Muttererde in Menge vorhanden iſt. Dergleichen iſt die braune Kohle, ſowohl die in und vor Halle —* wird, als auch die zu Pritfchena, Biederfee, Sangenbogen und} Beuch- litz. Ja felbft die guten Steinfohlen zu Wettin, fon- derlich die über der Einbruchfohle ſtehenden fchiefri- gen Dachberge führen ein alaunartiges Grundmefen in Menge bey ſich; daher auch im Sommer 1738, da auf ftarfe Regen eine langanhaltende große Son- nenhitze folgte, ſich in einem Tagebruche, den das Ge— birge gemacht, das Ausgehende erhigte, und der dar⸗ inn aus der Luft angezogene Alaun in Bewegung ge⸗ bracht ward, welcher mit der dabey ſeyenden Eiſenerde in eine Gaͤhrung gerathen, die erſtlich Hitze und Dampf verurfacht, endlich aber wegen des vielen bey- gemifchten Schwefels und Erdharzes in vollen Brand gerathen, dadurch über soo Wifpel der fehönften Steinkohlen verlohren gegangen, und das Bergwerk nebſt der Stadt Wettin in groͤßte Gefahr geſetzt wor⸗ den. Man hat dieſes Feuer durch Abha ung der tufe gedaͤmpfet, indem man die Strecken vermauert und verfchürter u. om: Als man einige Schächte nachher wieder aufgezogen, hat man an den Stein: Eohlenfchlacken natürlich gervachfenen Alaun angeſchoß fen gefunden. Salpeter wird im Mansfelbifchen, Magdeburgi. ſcher Pr und im Saalkreiſe in ziemlicher — verfer⸗ des zum ehemaligen Brimat undıc. 635 verfertigt, weil fich in felbigem viel Ziegel- und fette, $eimerde als die Mutter des Salpeters befinder, und überall in Städten und Dörfern ftatt der Zäune, Wellerwände von fetter Erde oder Leimen und Stroh gebraucht werden, in welchen fich der Salpeter befon- ders häufigerzeuger. Schon 1419 ift bey Gibichenftein Salpeter gefotten worden. Der Herr von Dreyhaupt ertheilt hiebey eine Machricht von der Berfaflung des - GSalpeterwefens in den magdeburgifchen $anden. Von den Steinfohlen finden ſich verſchiedene Ar⸗ ten. Die Beuchlitzer, die um Morl und in den Bie— derſeeiſchen Bergen ſind nichts als verſchlaͤmmtes Holz mit Harz, Erdpech, Alaun, Schwefel und Bir triol vermengt. Dieſes iſt eigentlich Carbo foſſilis. Die Steinkohlen, Lithanthraces, welche aus Erd⸗ harze, Erdpeche und Schiefer beſtehen, finden ſich im Magdeburgiichen, ſonderlich um Wertin, Loͤbeguͤn und Dölau. Die wertinifchen Steinfohlen find hart und ſchwer, und haben viel Eropech bey fich, deswegen fie auch im euer länger ausdauern, und eine beftän« digere ftärfere Hige von fich geben, als die löbegunifchen, auch daher von Schmieden mehr gefucher werden, Die Löbegünifchen brechen i in geößern Stücten, find aber viel bruͤchiger und leichter, auch nicht fo beftändig im Feuer, und. werden mehrentheils zu Ajche, dagegen die wet—⸗ nifchen eine feſte Schlacke zuruͤck laſſen. Die Di lauern ‚halten das Mittel zwifchen beyden, und find , manchmal eben fo. aut als die wettinifchen. Als Merfmaale guter Steinfohlen führe der Herr Ders faffer an: 1), deß ſie tief aus der Erde gearaben wer⸗ den; denn die Tagekohlen, ſo zu Tage ausgehen oder. nicht tief unter der Erde liegen, find vielmehr erdfos thigt als ſteinigt, und brennen wegen des vielen Un. raths 656 Ausführliche Belchreibung raths, den fie bey fich führen, nicht wohl; doch find fie nebft und unter den guten, wenn fie wohl genäf fet, mit zu gebrauchen ; 2) die eine helle Flamme ‚von fich geben, gleich den Holzfohlen ; 3) die niche eher anbrennen, bis fie zuvor mit einem Blaſebalge oder font ftarkem Winde angemacht worden ; 4) die feinen ftarfen harzigen, fehwefelichten und übeln Ges rud) von fich geben; 5) die fein hart gleich den Stei— “nen find; 6) die einen ſchwarzen Rauch wie ein Dech von fich auffteigen laflen; 7) die fein lichte ſchwarz, breit und groß, und 8) Daraus man an und für ſich felbft, ohne Zuthun des Feuers, Fein Del, aber eine andere wäfferichte Beuchtigfeit auspreffen Fan. Das wettiniſche Steinfohlenbergiwerf ift fchon 1466, unter Erzbifchof Sriedrichen, der ein großer Liebhaber der Bergwerke gewefen, entdeckt worden. Der Here von Dreyhaupt ertheilt von feinen Gefchichten und Berfaftungen Nachricht. | — Mac) des Herrn von Dreyhaupts Berichte iſt außer Streit, daß die Saale um Halle herum Gold⸗ fand führe. Er hat den daraus gewafchenen Gold= ſchlich ſowohl als die Flittern, bey einem Curiofo ſelbſt efehen; allein die gemeine Art mie der Kuh zu war —”0 die Koſten nicht ab, dagegen ſagt er, ſey ihm eine ganz einfache Maſchine bekannt, dadurch eine ſehr große Menge Sandes in einem Tage gewa-— ſchen und der Holdfchlich daraus gezogen werden koͤn⸗ ne. Die Silber, die auf der mansfelder Senger- hütte aus den von den Schiefern fallenden Kupfern geſeygert werden, halten die Mark $ bis r Quent chen, auch oft noch mehr Gold, daher vermuthlich die aus den rorhenburgifchen Kupfern zu Neuſtadt gefengerten Silber ebenfalls goldhaltig ae i iber⸗ des zum ehemaligen Primat und ıc. 637 Silbererze brechen zwar,vor ſich im Saalfreife nicht, doch ühren die Rupferfchiefer ziemlich Silber bey fich, fo. zu Neuftadt an der Doffe aus den zu Rothenburg ertigten und dahin zu Schiffe geführten Schwarz . wfern gefengert wird. Zinn und Bley finder ſich ebenfalls nicht, außer daß in den Kohfenfchächten zu Wettin und Lobegün dann und wann einige Spuren von Bleyglanz gefunden werden, wie man denn aud) Dafelbft und unter den Rupferfchiefern dann und warn Cobaltnieren von der feinften Sorte antrifft. Eifen findet ſich ebenfalls im Saaffreife, als um Halle her= um Eifenkiefe und vothe Eifenminer, dergleichen man um Brachwitz mulmicht antrifft, wie denn auch die Selfen um Gidichenftein eifenfhüßig find, wegen - Theurung des Holzes aber damit nichts anzufangen ift. Kupfer hingegen giebt es im untern Theile deg Saalkreiſes in aroßer Menge, fo daß das Kupfer- bergwerk zu Rothenburg eine Zeitlang auf 100000 Reichsthaler jährlich abgeworfen, und im Jahr 1736, 26323 Eentner Schwarzfupfer von da nach Neuftade ander Doſſe zum Seygern verfchifft worden. Der Herr Berfafier ertheilt von der Beſchaffenheit diefer Kupferbergwerfe, und ihren Begebenheiten umftänd« Dieſe Proben mögen aus dem eigentlichen Werz ke des Herrn von Dreyhaupt zureihen: Es iſt noch et⸗ was von einer betraͤchtlichen Beylage deſſelben zu ſagen. Dieſe beſteht in D. Friedrich Hondorfs Beſchrei— bung des Salzwerfes zu Halle in Sachſen. Dieſes 1670 herausgekommene Werf ift als ein Grundge- feße des Thals anzufehen, und von befonderer Wiche tigkeit, aber bisher ſehr ſelten zu haben geweſen: Man hat aber den Herrn von Dreyhaupt nicht nur fuͤr die hl“ neue 633 Ausführliche Befchreibungie neue Bekanntmachung diefes Werkes, fondern Auch) für anfehnliche Bermehrungen und Berbeflerungen deflelben zu danken. In einem ganz neuen Anhange iſt bengefügt, was ſich feit Hondorfs Zeiten veraͤn⸗ dert hat; es find ebenfalls neue Urkunden dazu ge kommen, und die fehon von Hondorfen herausgeges benen in befferer Richtigfeit, als er gethan hatte, ges liefert worden. Durchgebends aber bar der Herr von Dreyhaupt dem hondorfiſchen Werfe Tehrreiche Anmerkungen beygefügt, welche theils phyſikaliſche Umftände, theils die Alterthümer und Gefchichte, theils rechtliche Verfaſſungen betreffen. Einzelne Proben daraus anzuführen würde meift unnuͤtz ſeyn, da fie jemanden, der nicht. den ganzen Zufammenbang eines Salzwerkes, befonders des haͤlliſchen, kennt, groͤßtentheils unverftändlic, bleiben dürften, und wer fich) diefe wichtige Kenntniß gruͤndlich erwerben will, doch die ganze Schrift felbft aufmerkfam durchgehen muß. Das vorgetragene mag alfo zureichen, von der fchönen Arbeit des Heren von Dreyhaupt einen Begriff zu geben, melches durch. eine manniafaltige und durchgehends nügliche Gelehr ſamkeit, feinem Ver⸗ faſſer fo viel Ruhm macht, fo viel Danf derfelbe von - denen verdienet, welche fih) um die Geſchichte und echte ihres Vaterlandes, und um die Kenntniß und den Gebrauch von deſſen natürlichen Schäßen be⸗ fümmern, Don der Kortfesung wird fi nächftens Gelegenheit zu veden zeigen, | > | a. BEN V. Hiſto⸗ ne u 5 2 2 Zu 2 2 2 2 Zu 2 oz — V— a“ — | det Weintebe. Aug dem Journal Helvetique, Odob, 138, Pag. 291. a Wein Herr, — BE: an wird niemals mit a fertig. pe hattet mir aufgetragen, euch einen Auge zug aus einer Stelle des Tractats von \ der Polizey zu machen, mo der Herr de Mare die natürliche Hiftorie der Früchte befchreibt, Ihr wolltet hauptſaͤchlich von dem neuen Beweiſe wiſ⸗ ſen, welchen er der moſaiſchen Hiſtorie vom Urſprunge der Welt zum beſten angiebt. Ich bin bemuͤhet geweſen, euch hierinnen in einem ſehr langen Briefe Genuͤge zu leiſten, welcher bald gar wie eine Diſſertation aus— fief te Wer hätte erwartet, daß ihr noch etwas von mir verlangen würdet ? Gleichwohl fomme ihr wie» der, mit etwas aufzufragen, und anſtatt mir eure Betrachtungen über diefe Materie zu fenden, welche ihn nit ausdrücklichen Worten verlangt, antwortet ihe mir nur, daß ich meine Arbeit noch nicht vollendet iR Re Sr faget mir, ihr härter entdeckt, daß etwas Merkwuͤrdiges ausgelaſſen ſey, ſo man dem Herrn de la Mare ſelbſt nicht zuſchreiben koͤnnte. Ihr habt gar nichts, antwortet ihr mir, von einer Frucht gemeldet, 5 Band, | Ss welche 648 Hiſtorie er 27 N ML. welche den erften Rang haben ſollte und davon ohne Zweifel der Tractat von der Polizen geredet hatte, Nicht ein Wort von der Weintraube in der Lifte aller andern Früchte! Ihr ſetzet ſchalkhafter Weife Hinzu, daß dieſe Verabſaͤumung um deſto mehr zu bewun⸗ dern wäre, weil man weis, daß dieſes meine Leib⸗ frucht iſt, davon ich etwas mehr, als ein anderer, effe: Hr habe fagen wollen, daß ich darinne ganz unerfättlich bin, aber ihr habt euch nicht getrauer, das Wort zu gebrauchen. Ich babe den Spaß ger merfet; ich babe ihn faft für einen halben Vorwurf des Verderbs gehalten, fo ich in euren Weinbergen angerichtet, wenn ich bisweilen die Zeit der. Weinlefe bey euch zugebracht babe. Ich werde alfo das Meis nige bey euch entrichten, und ſowohl meinen Schrift⸗ ſteller nochmals zu Rathe ziehen, als auch euch einen neuen Auszug von dem, was er von den Trauben und der Weinrebe ſagt, zuſchicken. Dieſe Materie ſchickt ſich hieher. Es iſt das Evangelium des Tas ges, weil wir eben in der Weinleſe find. Man follte hier von dem Lobe der Rebe anfangen; aber ihr werdet mid) davon frey fprechen, wenn es euch beliebt, Jedermann weis zur Gnüge, daß die⸗ ſes gekruͤmmte und veraͤchtliche Holz uns eine der an⸗ genehmſten, ja gar der geſundeſten Frůchte giebt, Unter allen koͤſtlichen Fruͤchten des Herbſtes iſt dieſe die beſte. Nichts gleichet der Guͤte einer recht reifen Traube, die von einer guten Art iſt. Man kann ung diefe feiten, fleifchichten und unter dem. Zahne zuges. benden Trauben nicht genug rühmen, welche ihr ala Cöte, Raifins fendans nenne, ‚und welche fo. vor· treffüch find, Die Parifer nennen fie Chaflelas..“ Die .% der Weinrebe. 6a © Die Geburten der Rebe werden fonft im Ganzen mit Vergnügen gegeſſen; allein der Saft der Rebe iſt ganz etwas anders. Nichts ift dem Menfchen üglicher und angenehmer, als der Wein, wenn man ſich deffelben mit Maͤßigkeit zu bedienen weis, Ich werde mich bier nicht aufhalten, dieſen Saft zu ruͤh⸗ men. Go viele Leute haben es fchon auf eine fo nach druͤckliche und fo beredte Weife gethan, daß man faft agen kann, es fey Fein Heiliger, deffen $ob man fo weit getrieben hätfe, ob er fchon, wenn man alles zu: fammen rechnet, ſo viel Boͤſes, alg Gutes, gethan hat, wiewohl durch einen Fehler derer, die ihn mis— brauchen. Wenn ihr ein kluges und gemaͤßigtes Lob von dem Weine, und welches ſehr artig ausgefuͤhrt iſt, ſehen wollet, fo iſt es das, ſo der Herr Abe Pluche in feinem ðSpectacle de la Nature verfertiget bat. Es Fann nichts beffer ausgearbeiter ſeyn. Ich finde nur einen Eleinen Fehler daran, welchen ihr mir aufzufuchen wohl erlauben werdet, Mich deucht, daß er. es faſt wie die Prediger gemacht habe, welche wirklich begehet, iſt allezeit dee Größte unter allem Man lobet ihn auf Unkoſten der andern, von denen man nicht unterlaͤßt, ſie ein wenig zu ſeinem Beſten zu verdunkeln. Sehet, was dieſer ſinnreiche Schrift⸗ ſteller ſagt, um ung zu zeigen, wie geſchickt der Wein iſt, uns Freude einzuſloßen. Die andern Säfte, ſagt er, fie feyn von Natur oder durch die Kunſi ger ‚macht , als das Bier , der Cidre, der Thee, die 5 g hocolat, der ‚Coffee, | find faft alle ‚ernfthafte und erſchwiegene Gifte, welche den Menfchen feiner Me- mei uͤberlaſſen. a2 Privilegium hat der 2 | 6; 2 Mein . 642 | Hiſtorie Wein allein, daß er uͤberall die Sebpaftigfeit und Laser mit bringt. Die, fo eg mit dem Coffee & halten, 3; werden nich leiden, dep man i * auf die Weife unter die heimli» hen Gifte zähle. Er hat nichts braunes und duͤſteres an fi), als die Farbe. Man kann vom Coffee, als wie vom Weine, fagen, daf er die Traurigkeit ab» wende, den Geift ermuntere, die Zunge entbinde, Es iſt wahr, der Coffee flöße nicht eine thörichte und faufende Freude ein, wie der Wein; aber er ſch uns eine fanfte Heiterfeit, ja gar eine lebhafte. und muthige Munterfeit, welche weit beffer if. Man Fann eben ſowohl von diefem Safte fagen, was Herr Pluͤche vom Weine fagt, daß er eines von den ver bindlichften Banden der Gefellfchaft fey. Allein ins dem id) einen ſehr kleinen Fehler unſers Abtes aufſu⸗ che, ſo falle ich in einen weit anſehnlichern; ich ver⸗ geſſe faſt den Heiligen diefes Tages, um von einem andern zureden. Wir haben nicht die Kraft des Eof- fees, fondern des Weines, heute erheben follen. Bey dem allen ift meine Bernihung nicht, fondern eine zus fammenhangende Hiftorie von der Weinrebe zu ver· fertigen. Dahin fehre ich jetzo wieder. Laſſet uns den Geburtsort der Rebe ſuchen. Es | ift feit langer Zeit Wein in Griechenland ‚und die Weine diefes Landes find fehr bekannt. Es laͤßt ſich aber leicht beweiſen, daß ſie den Weinſtock anders⸗ woher erhalten haben. Die Griechen trieben ſtarkes Gewerbe mit den Aegyptiern. Von dannen hatten ſie ihre Kuͤnſte und Wi enſchaften bekommen. Gleich- wohl koͤnnen fie ihren Wein nicht daher haben. Ae— gypten iſt ein ſeit langer Zeit bewohntes Land; 9 der Weinrebe. 643 aber feine Weinberge darinnen. Alle Nachrichten ftimmen darinnen überein, daß, wenn einige Wein« geländer dafelbft find, doch die Weinrebe faſt unbe⸗ kannt iſt und daß man fü e nur felten, alg eine Cus rioficät, in dem Bezirke eines K lofters fiehet. Das Sand zu entdecken, daher Die Weinrebe gekommen feyn kann, muß man alfo ein wenig auf die Seite gehen, zum Erempel nach Paläftina, oder in eine andere Gegend von Afien. Es ift ganz gewiß, fagt Herr de la Mare, daß die Weinrebe fowehl, als alle andere Pflanzen, ihren Urfprung aus denen oriens talifchen $ändern hat, da; die Welt entftanden iſt, und von fich in die andern Theile der Erde ausgebreis tet, wo das Clima, fie Frucht tragen zu laſſen, geſchickt geweſen iſt *. Unſer Schriftfteller — ſo gleich feinen Sas aus den heiligen Büchern. Mofes, fpricht er, eig« net die erfte Pflanzung des Weinſtocks dem Noah zu, nachdem er einige Zeit aus dem Kaften gegangen war. Er genoß die Frucht davon, und jeder weis, was ihm: darüber begegnete *. Er feger hinzu, es fey wahrſcheinlich, daß es f gar vor der Suͤndfluth Weinſtoͤcke gegeben, und ſolches fey die Meynung eis abge Kirchenväter.. Dieſes iſt aud) die Meynung des Verfaſſers des pectacle de la Nature. Noah, ſagt er, trug Sor⸗ ge, dem menſchlichen Geſchlechte dasjenige mitzuthei⸗ len, was er Gutes vor der Suͤndfluth erkannt hatte. von erſten Beſchaͤfftigungen war, die S#$, 9 Wein⸗ ⸗ Triit⸗ Es RN — T. III, p. 519. ; | u Genef. IX, 20. 6A Hiſtorie Weinrebe zu pflanzen, , und den Gaft der Trauben aus zudruͤcken. Man Fann denfen, daß er nur we: gen der ‚Remntniß,. ſo er von dem ‚Nußen diefer Un⸗ ternehmung hatte, ſolches zu thun geneigt war * Es iſt wahr, es ſcheinet, dieſer Patriarch wuͤrde nicht in Trunkenheit verfallen ſeyn, wenn er die Natur des Weines erkannt hätte. Allein, antwortet unſer Schriftſteller, die Trunkenheit, darein er fiel, beweiſt nicht, daß er nicht wußte, was der Wein wäre; fondern daß der Eindruck deffelben nad) —— Nach Iaffung ftärfer und heftiger gewefen ift, ’ Vebrigens, mein Herr, muß man wäh — da es übel geſchloſſen iſt, wenn man das Zeugniß Moſis hier anbringt, weil in der Frage, welche wir vorhaben, ſeine eigene Sache abgehandelt wird. Hr. de la Mare kommt dieſem Einwurfe zuvor. Plutar— chus, ſagt er, eignet dem Saturnus wohl die Entde— ung dev Weintebe u. Er behauptet, daß er der⸗ jenige gewefen, welcher die Menſchen die Are, Wein zu machen, lehrte; aber eben dieſes bekräftigt das Zeugnis Mofis, weil nach der Meynung der berühm: teften Schrififteller der Saturnus der Heiden nichts. anders, als der Patriarch Noah, iſt. Diefes ift | wirklich die Meynung des berühmten Bochart, pol. cher ein guter Richter in ſolchen Sachen iſt. Will man mehr directe Beweiſe und die ae peibnifchen Schriftftellern genommen find, baben, um der Rebe einen orientalifchen Urſprung zugeben, fo darf man nur eben denfelbigen Bochart zw Rathe ziehen, welcher viele derſelben hergeben wird. zeiget, daß Cadmus den Geuccc des — a ER * Spe&acle de la Nature, Tome * in ” der Weinrebe. "645 nad ( riechenland brachte, „ Er fuͤhret Stellen aus alten Schriftftellern an, deren Anſehen von großem Gewichte ſeyn ſoll, welche ſagen, daß die Tyrier ver⸗ ſicherten, ſie haͤtten den Griechen die Nebe gegeben, Die Griechen, fagten fie, mögen uns immer ihre gu= sen Weine rühmen. Sie haben uns diefelbigen zu danken. Wir haben ihnen die erfte Pflanze zu ihren Weinreben gegeben. Das gluͤckliche Wachsthum der Keben i in Paläs ftina, giebt eine ftarfe Vermuthung ab, daß fie dar aus entfprungen find. Herr de la Mare, welcher geglaubt Hat, er müfle fich das Recht vorbehalten, die heilige Hiftovie anzuführen, , wenn er derfelben vonnöthen hat, nimmt noch einmal feine Zuflucht da« bin, Die Erde, welche Got feinem Volke verfpro- chen hatte, ſagt er, war in einer an Trauben ‚fo feucht» baven Gegend gelegen, daß an einer einzigen Traube zwey Männer zu tragen hatten. > .. Man muß vielleicht. etwas herunter laſſen, zwar ‚nicht von der Beſchreibung Mofis, fondern von des Herrn de la Mare feiner, Die wahre Urfache, war: um zweene Menfchen fie zu tragen über fich nahmen, ift, daß wenn ein einziger damit beladen worden waͤ⸗ ‚re, fo würde er in Gefahr geweſen fepn, wider etwas zu Stoffen, welches diefe 7 raube hätte verlegen und | n koͤnnen. Es i Wahr, wenn man fich an Die ordentlichen Bilder der Bibel hielte, welche zum —— der Kinder gemacht werden, fo müßten zween? Maͤnner ſeyn, ſie zu erhalten. Die Mah— Ik machen dieſe Traube ordentlicher Weiſe ſehr dick und ſo lang, daß ſie faſt auf die Er e ſtoͤßt. Aber es ift wohl erlaube, fie ein wenig Elein ©s4 und PC Sinorie und abzufürzen 5 wenn es auch nur aus Furcht g ge⸗ ſchaͤhe, daß fie wider einen Stein ftöffe, Allein bey alten diefen Verbeſſerungen muß man fich dennoch ei- ne ſehr dicke Traube vorſtellen, und welche eine vor⸗ theilhafte Idee von dem Erdreiche, darauf ſie ge⸗ wachſen war, geben ſollte. Reiſende haben von Trau⸗ ben geredet, welche in dieſem Sande von 10 bis 12 Pfun⸗ den find, Ich verweife euch auf den Commentarium bes Dom Calmet über diefe fehöne | Traube des vers fprochenen Landes. Er führt einen Reiſenden an, welcher Trauben von einer außerordentlichen Dicke in dem Thale Hebron gefehen zu haben sorhiebt, se ches eben der Ort war, wo diefe Abgefandten denjenis gen, wovon mir reden, abgefchnitten haben. Wir Fönnen ung auch von der Dicke der Trauben in Pald- ſtina und den herumliegenden Gegenden durch unſre eignen Augen verſichern. Man ſchicket uns biswei— ‚len Trauben von Damas, welche, ob fie ſchon trocken find, ung eine vortheilhafte Idee von den Trauben Diefes Landes geben fonnen, Wenn man dasjenige richtig erwaͤget, mas fie bey der Austrocknung ver- Iohren haben, fo fann man ſich dasjenige vorftellen, was fie an dem Orte ſeyn müffen, Wenn man vor: 3 daß die Weinrebe aus Aſſyrien entſprungen ſt, ſo iſt leicht zu begreifen, ‚wie fie ſich nach der Eon in Elein Aften und hernach in Griechen: land ausbreitete. Sie fand bafelbft ein Erdreich und Himmelsgegend, welche ſich vollfonmen zu ihr ſchickten. Birhynien, ſagt Herr de fa a Mare, hat allezeit feine großen Weinberge bey Scutari u | andern Orten gehabt, davon vortrefflic he Weine bis nach Gonftantinopel gebracht werden, E⸗ iſt en der Weinvebe, 647 fo mie Shdien, Pamphilien und vielen andern Orten in Afien, Die Snfel gesbos, heut zu Tage Mete- fin, ift noch eben fo berühmt als fie vor alten Zeiten wegen ihres vortrefflichen blaßgelben Weines war. Die Inſeln Chios, Samos, Eos, Rhodus und Cypern haben auch ihre Weinberge in eben dem Ueberfluffe und eben den guten Ruf, fo fie ehmals gehabt haben. Herr Rollin lehret ung, daß die Römer , fo wie wir, die Weine Sricchenfanbes und hauptfächlich die Chiiſchen vortrefflich befanden. Zu Rom trank man bis zu den Zeiten der Kindheit des Lucullus, ſagt er, bey den beften Mahlzeiten nur ein einzigmal davon am Ende. Shre —— Eigenſchaft war die —— und die Schärfe *. Dieſes iſt, was — vin de liqueur nennen, | | 4 Der Verfaſſer des — von N Police, gie ung eine befondere Gefchichte von den Reben in Italien. Ich will einige Stellen daraus herſchrei— ben. Es gab Weinreben in Italien, ſagt er, kurze Zeit nach Erbauung der Stadt Rom. Sie wurden aus Griechenland dahin gebracht. Aber fie waren nur in der Gegend diefer Hauptſtadt und in fehr klei⸗ ner Anzahl. Der Wein war noch ſehr var unter dem Numa Pompilius. Auch bemerket Plinius, daß die Alten nur dazu Weinſtoͤcke p pflanzen, damit fie ſich des Weins als eines Staͤrktrankes in den Kranfhei- ten bedienten. Es war nur um das Yahr 600 der Etif- fung von Kom, daß ——— je anfing ſich in allen Theilen Italiene — —* en AR SR a Aa RER * Hiſt. ancienne Tom. En p. sarı Ent — 648 Giſtorie/ lebte, iſt der erfte, welcher Regeln gab, wie man fie auferziehen und die Cultur derfelben verbeffern follte, Im Jahr 634, unter dem Confulat des ducius Opis mius hatte man fchon einen großen Leberfluß von Wein, welcher vortrefflich geweſen. Das begieng Erceffe dadurch, und die Trunfenheit verurfachte als⸗ denn die Aufrühre des Volks. Gelehrte Leute Eennen mwenigftens dem Namen nach zweene beruͤhmte Weine des Erdreichs Capua, nämlich den Maßiſchen und Falerniſchen. Hora⸗ tius, dieſer berühmte Weinkoſter, iſt bemüht gewe⸗ ſen, ſie kund zu machen. Aber ſie herrſchten nicht lange. In weniger als einem Jahrhunderte fielen die fo geruͤhmten Weine aus Nachlaͤßigkeit oder viel mehr Geiz der Winzer, welche durch den Gewinnft angereizet, an nichts weiter als an den Ueberfluß ge dachten, ohne fich um die Guͤte zu befümmern. "Die wichtigfte Sache für uns ift, daß man wif fen möge, wie die Rebe zu uns gefommen ift. Es find zwey Meynungen hierüber, deren jede ihre Ans hänger hat, Ueberhaupt räume man ein, daß die als ten Gallier Feinen Weinftoc hatten. Macrobius verfichere es ung ausdrüclih. Da dieſer Schrift⸗ ſteller beweiſen will, daß die Welt nicht ewig iſt, und jede Sache einen genugfam befannten Anfang gehabt bat, fo führe er z. E, den Urfprung der Weinreben in Gallien an. Galli vitem, vel cultum oleae, Roma iam adolefcente cognouerunt. Plinius Iehrer uns, daß ein Schweizer den. Salliern, die erite Kennenif vom Weine beybrachte, indem er n ‚hen von Rom bringen ließ, welchen er ihnen zu ko⸗ ſten gab. Dieſer reizende un lud fie ein, P robe: der Weinrebe. 649 Eroberung eines fo guten Landes zu unternehmen: Sie famen bis nach Rom und belagerten es. Je⸗ dermann weis, wie es Camillus anftellte, daß fie die Belagerung aufhoben, wie er fie ſchlug und nad) Haufe fehicte. Plutarhus und Livius fagen ein gleiches von den Bemwegungsgründen, welche die Gallier dazu brachten, daß fie die Eroberung von Ita⸗ lien vornahmen. Sie fommen allegeit durch den Wein angelockt hin, Einige Schriftfteller haben ge- glaubt, daß fie fchon bey ihrer Wiederfunft ihre Lands⸗ leute in Pflanzung der Weinftöce unterrichtet ; dag fie fogleich ihre allzunielen Wälder ausgemworfen hatten, denn Gallien war beynahe überall nichts als Wald; ‚daß ſie dahin Weinſtoͤcke neben einigen Bäumen pflanz- ten, welche fie übrig ließen, damit fie ihnen zur Stü- Ge dienen möchten, Allein man muß geftehen, daß diefe erfte Einpflanzung der Weinreben in Gallien nicht gar zu wohl bewieſen iſt. 20 Jahre hernach giengen die Römer hinwie⸗ der nach Gallien, um den Beſuch zu vergelten, den ſie zuvor erhalten hatten. Sie wurden darinnen durch den Conſul Fabius Marimus angeführt, Er fing feine Eroberungen durch Provence an, und gieng wei- ter nach Sanguedoc, Dauphine ꝛc. Kerr | de A — olaı — — man * —— se Bi ir Aal, je, u da innen unde: Zeitrechnun Bene we £ Sl ‚Die Weinrebe u nd der “ e. Als die Bo ae das si 180: Se ver: m Ehrif, fo bevölker- ten 650 Hiſtorie ten ſie auch an mit Delbäumen, ' welche bare nen fehr wohl auffamen. Aber diefe Meynung ift widerlegt, Es iſt mir leid, daß ich nicht mit ihm i in dieſer Zeitrechnung uͤber⸗ einkommen kann. Es iſt eine andere, die viel älter und gewiß weit woahrfcheinlicher iſt. Ein Theil von Gallien ſoll den Weinſtock von der Hand der Grie— chen und nicht der Roͤmer empfangen haben. Niemanden iſt das Alterthum und der Urſprung von Marſeille unbekannt. Dieſe Stadt wurde 500 Jahre vor Jeſu Chriſto durch die Griechen aus Phocea, in Jonien gelegen, geſtiftet, welche felbft eine Eolonie der Achenienfer waren. Here de la Mare hat zu viel gewagt, wenn er fagt, Daß man in Pro» vence weder die Weinrebe, noch die Dlivenbäume, vor vor Ankunft der Roͤmer Eannte. Die Marfeiller be- baupten, daß die Dlivenbäume bey ‚ihnen von einer viel ältern Zeit her gerefen wären. - Und nachdem Plutarchus in dem geben des Cajus Marius uns an- gemerfet, daß er über die Cimbrer und Teutoner ei» nen völligen Sieg erhalten, fo feßt er, was die Ne be anbelangt, noch hinzu, daß die Niedermetzlung dabey ſo groß geweſen, daß einige Hiſtorienſchreiber erzählen, daß die Maßilier ihre Weinftöce ah Ge ländern einfchloffen, die aus den Knochen derjenigen ge⸗ macht worden,r welche waren getoͤdtet worden. Strabon ſagt, da er von der Stadt Marſeille redet, daß es i in ih · rem Erdreiche Oelbaͤume und ——— a Ne r redet nicht davon als von etwas neuem. G wahrſcheinlich, daß die Einwohner von Marſeille, welche viel beytrugen, die Gallier civiliſirt zu re ihner . lehrten, ven Weinſtock zu pflanzen SR der Weinrebe. 651 Juſtinus, welcher aus dem Trogus Pompejus einen Auszug gemacht, fagt uns nach feinem Schriftftels ler, daß die Gallier von den Marfeillern lernten *, Um diefer Autorität mehr Gewichte zu geben, ift es nicht undienlich anzumerken, daß Trogus Pompejus unter dem Auguſto lebte, daß er ſelbſt ein Gallier und nicht gar zu weit von Marſeille gebohren war. Mich deucht alfo, daB die Meynung des Herrn de la Mare nicht mehr beftehen fann. Die griechiſchen Colonien, wie die von Marſeille und einige andere, welche ſich an der Laͤnge der Kuͤſte hin niedergelaſſen haben, erkannten dieſe Fruͤchte vor Ankunft der Roͤ⸗ mer, und hatten ſie wahrſcheinlicher Weiſe aus ihrem eignen Lande genommen. Ich glaube alſo, daß man unſernSchriftſteller durch Unterſcheidung des nar- bonenfifchen und celtifchen Galliens rechtfertigen muͤſ⸗ fe. Marfeille hatte den Weinſtock und feine Fruͤchte den meiſten Laͤndern im narbonenſiſchen Gallien mitge⸗ theilet. Aber dieſe gluͤcklichen Geburten der Natur waren noch nicht in das Celtiſche eingedrungen vor Einnehmung der Roͤmer und eben denſelbigen hat die⸗ r Theil von Gallien fie zu danfen, Man weis, aß die ‚alten © Gallier Bier tranken. Dieſes war och das ‚ordentliche Getränke zu Paris zu Zeit des Juliani. Er machte ein griechiſches Epigramma darüber , welches man in feinen Werfen findet. Er ſpottet darinnen die. Gallier aus, ‚daß ihr Bac⸗ chus anſtatt daß er nach Nectar riechen follte,, wie ein Bock riechet, und nur ein Gott des Habers iſt. Jullanus ſelbſt mußte fi ich er ea win [RUNTER ne Getraͤnkes bedienen. Man follte ſich verwundern, wenn man einen dandvogt von Gallien bey dem Bie⸗ re fäbe, wenn man nicht müßte, daß es ein Philo⸗ foph wäre, welcher mit Fleiß auf eine ziemlich rauhe Art lebte. Die Verminderung würde größer feyn, wenn, wie Herr de la Mare behauptet, es fchon feit 80 Kahren Weinftöce um Paris herum gegeben hat, Aber die Sache ift fehr zweifelhaft. Es ift wahr, daß der meifte Theil’ derer, welche die Befchreibung, fo. uns Julianus von Paris giebt, überfeger haben, ihn fagen laſſen, das Erdreich habe gute Weinftöce; aber diejenigen, fo die Sache reiflich überlege haben, haben uns berichtet, dag man fich betröge, wenn mar glaubte, daß Damals das Sand den Einwohnern Wein gab. Unter diefen guten Weinftöcken verſtehet Ju⸗ lianus einige Geländer oder Fleine Pflanzorte, wel— che forgfältige Leute errichtet haben, damit man Traus ben effen koͤnne: mie man e8 heutiges Tages in der Normandie fieht. Was die guten Provinzen anlangt, fo ift gewiß, daß man von Diefer Zeit an ſchon vortrefflihe Weine dafelbft und in ziemlichem Ueberfluß hatte. Die Weine von Bourdeaur zu E. ſind ſehr alt, und die Weinſtoͤcke dieſes Landes nd Töchter von den Marfeillifchen. Plinius, wel er ungefähr im Soften Fahre der chriftlichen eitrech⸗ nung ſchrieb, redet von den Weinſtoͤcken m Sangues bee, Bourgogne und Dauphine. Ah: Martialis thut auh Meldung des thonſſhen Beins, | in einer feiner Sinnfchriften *: ANaec de virifera veneffe picata Vida — A | Ne dubites, Be —— — — AR * Epigc, L. XIII, — RT Die der Weinrebe 653 Mare wegen der Reben in Frankreich ige iſt. Die er. % 654 Hiſtorie der Weinrebe. aus dem Aufgange herkommen laͤßt, allezeit einerley. Der Weinſtock iſt doch aus den orientaliſchen Ländern gekommen, wir mögen ihn von den Griechen oder Roͤ⸗ mern haben, oder welches das wahrfcheinlichfteift, von allen beyden. Ich glaube, daß ihr, wie ich diefem wuͤrdi⸗ gen Commiſſario von Paris wegen dieſer Abhand⸗ fung von dem Urſprunge der Früchte und des Wein⸗ ſtocks, Hauptfächlich wegen des Schluffes, fo er zum beften der Erzählung Mofis daraus ziehet, Dank wiffen werdet. Es ift eine Kunſt, die natürliche Hie ſtorie zum Dienft der heiligen Hiſtorie alſo anzuwen⸗ den. Ich bewundere feine Geſchicklichkeit und feis nen Eifer, welche ihm bey feinen DBaumgärten und. fo gar bey feinen Weinſtoͤcken eine Stüge zur ——— haben finden laſſen. Ich bin ꝛc. | den ah * en ’ F rt * F ' | i 655 le. a ars ke: in Va. ig eines Schreibens von dem — William Arderon, Mirgliede ber föniglichen — an den | Herrn Henry Baker, gleichſals ein Mitglied der koniglichen Akademie, das Gehoͤr der Side RE betreffend. | Aus den Philoſophical Zransact. N. 6. Mein Kerr, — — an a es auf ihr Verlangen gef en, deß ich mich entſchloſſen —* | — I metfungen über die Natur und fi er Fiſche anzuftellen , und, wenn e8 möglich, ‚ zu ent ecken, ob fie das Geränfär und die Bewegungen der Körper, gleich de ndthieren, durch das Gehör empfinden, oder ob ihnen vielmehr, weil fie dieſes Sinnes beraubet fü nd, derfelbe durch die wi Digfeit ihres Gefichts und Gefühl Bi werde : will ich ihnen ißo die Art * vor 5 Dand, 656 Auszug eines Schreibens, gen, beren ich mic) bedienet, zu einer Art einer Ges wißheit in dieſer zweifelhaften Sache zu gelangen, und ich werde meine Zeit für fehr wohl angewandt halten, wenn ich ihnen einiges Genuͤge leiſten kann. die Fiſche nicht mit Werkzeugen des Gehörs verfehen find, die denen gleich wären, welche zu diefem Endzwece in andern Thieren dienen ‚fo würde es doch gar zu Fühn feyn, ohne Verſuche zu be. baupren, daß fie durch anderswohin geledte Werke _ zeuge, deren Sage und Bau uns aus Mangel einer ges hoͤrigen —— unbekannt iſt, nicht zu hoͤren fähig find. Um alfo i im Stande zu ſeyn, aus wirklich gefche« benen Dingen zu urtheilen, ohne durd) dag geringfte Borurtheil in Anfehung deſſen verleitet zu werden, mas für oder wider ihre Faͤhigkeit zu hören gefchtie- ben worden ; fo habe ich fait dren Jaͤhre lang mit verſchiedenen Arten von Fiſchen beſtaͤndig Verſuche angeſtellt. Z. E. mit Barſchen Stinzen, Gruͤnd⸗ lingen :c, die ich zu dem Ende in glaͤſernen Gefaͤs— fen gehalten habe. ch habe ſowohl zu den Zeiten, menn ich fie fütteree, als aud) fonft, durch verfchiedene, Arten vom Geraͤuſche, als Pfeifen, Schreyen, deu. Schall unterfehiedener mufifalifcher Inftrumente, t andere Mittel, darauf ich mich nur befinne fon 1 zu entdecken gefuchet, ob fie mir dem Sinne e⸗ hoͤres begabet waͤren; allein ich habe niemals merfen Fonnen, daß fie das geringfte von allem diefem em⸗ pfunden hätten, N Zu; Es mögen aber die Sifche — fönnen ‚oder ' nicht , fo iſt es gewiß, Daß ihre Sinne des Geſichts und Gefuͤhls ſehr geſchwinde ſind: und ich De dur das Gehör der Sifie betreffend. 657 durch die aͤußerſte Empfindlichkeit diefer beyden, laß fen ſich die meiften Nachrichten erklaͤren, welche aus den Schriftftellern als Beweisthuͤmer ihres Gehoͤrs angebracht werden; daß fie €. fommen, wenn fie a Namen gerufen werden, wie Plutar ‚ver famprete des Marcus Craſſus erzählet ; daß fie ſich heerdenweiſe verfammeln, wenn fie zu —— gerufen werden, wie Herr Bradley ung et, daß er folches von Karpen In dem Teiche 5 gewiffen Heren Eden zu Rotterdam geſehen, nid daß fie vor dem Geſchreye und Laͤrmen fliehen, | welches die Seeleute machen, wenn fie diefelben er⸗ ſchrecken wollen, wie Wolfgangus von den Delphi⸗ nen fchreiber. Können wir aber nicht eben fo vernunf⸗ fig glauben, daß diefe Delphine vor den Seeleuten, ihren Schiffen und Böten, vielmehr wegen der Hefe rigfeit der Handlungen, die mit ſolchem Schreyen ges meiniglich verknuͤpfet find, als bloß wegen des Ge⸗ raͤuſches flieden, welches fie machen? Und ift es in 2tnfepung der andern Fälle nicht wahrſcheinlicher, daß Fiſche in Teichen, entweder durd) ihr Geſicht ober fuͤh ‚die Annäherung ihrer Wohlthaͤter entdecken, en Anfunfs fie zu erwarten gemohnt —— als daß ihre Stimmen, die fie rufen, hoͤren ſoliten? Ich habe oͤ sfters mit dem Nagel meines Daumes * en Rand des Ölafes geſch sagen, worinn ich zween de Schlag des Pulfes war: und ie 8 vet daß fie den Augenblick von dem 2 den des an den Rand deffelben in die oͤ ef | gleich verfichert bin, daß fie mich ni gefehen, Allein wenn ich rfelße Dawegung mad) —* das Glas 62 zu ‚658 Aus zug eines Schretben zu berüßren, ‚oder wenn ich ein hundertmal ſtaͤrkeres GSeräufche, als das Schlagen mit meinem Nagel, in ei⸗ ner Fleinen Entfernung von dem Glaſe verurfachte, fö konnte ich niche merfen, daß fie im geringften das durch gerühret- wurden, welches, wenn es in gehörige Erwägung gezogen wird, meinem Beduͤnken nach), zu einem Beweiſe der Taubpeit, oder des Mangels des Gehörs, wenigftens an diefer Art von Fifchen, dienen kann, und daß der zarte Sinn des Gefühls ib» nen, wenn es ihnen an andern Sinnen fehle, die Bewegungen ber Körper empfindlich mache. . Sch bin in der That oft durch Berfuche überzeu- get worden, daß ihr Gefühl ſehr feharf, und vielleicht viel. fhärfer, als in andern Thieren, fey. Diefes hat mic) zu glauben bewogen, daß ihre Floßfedern vielleicht Die Werkzeuge feyn mögen, durch welche fie die geringften Bewegungen in dem Medio, worinn fie ſich aufhalten, unmittelbar zu empfinden fähig find. uriöfe Perfonen, welche die Sloßfedern der Fiſche durch das Vergrößerungsglas betrachtet, haben gefunden, daß diefelben aus unendlichfeinen Gefäßen, Arterien, Veuen, Muskeln und Ma Säferchen zufammengefeßet find, deren Bay vielzarter zu feyn ſcheinet, als für folche Theile nötbig iſt, die mu al⸗ Ruder zu dienen ſcheinen, den Fiſch fort zu bringen. ——— ‚fie ind ſſen doch nur als eine bloße Muthmaßung angeber wozn es an nethweniaa e⸗ weiſen mangelt. ri Wenn ich zu — Zeiten — an Glaſe mit einem Schluͤſſel ſchlug, fo war der Streich ober das Zittern ein wenig heftiger, und alsdenn fü die aa ihre, —— — — er icke das Sehr der Fiſche betreffend. 659 blicke niederſchießen, und blieben unbeweglich auf dem Boden des Glaſes liegen. Die ploͤtzliche Era fcheinung meiner Hand oben an dem Ölafe pflegte die⸗ felbe Wirkung bervorzubringen, allein ein Geräufche, das nahe bey ihnen: gemadjt warb, ſchien hei Feine Untuße zu verurfachen. Dieſe Berfuhe habe cch oft, ſowohl i in ‚Segen wart verfihiedener meiner Bekannten, als auch) allein für mich felbft, wiederholet, und habe felten gefunden, daß fie viel von einander unterfchieden gewefen, Allein von Fifchen, die erft neulich aus Teichen oder Flüfz ſen genommen find, muß man nicht erwarten, daß fie alles das thun, was id). hier berichte. Denn fie werden glei) den Vögeln, die erit: eben auf dem Fels de gefangen, und in Bauern geſetzt find, ganz ver wirrt gemacht, wenn ſich ihnen etwas nähert, und fie —— ſich beftändig, ; ihre — wien, zu Er ten. Wenn die Augen * Fiſche genau —— werden wenn ſie in einem glaͤſernen Gefäße ſchwim- „men; fo kann man ſehen, daß die Cornea oder ſchwar⸗ jeVvea ihrer Augen fich bisweilen hervorwärts, bis« ilen zurück begiebt, ſo wie ſich naͤmlich ihr Geſicht ch nahen oder entfernten Dingen Durch) ein gröber —— richtet: denn die Form ihrer veraͤndert ſich, wie die Gelegenheit es erfordert, ſie die Dinge unterſcheiden koͤnnen; und ihre Augen haben ſo große Freyheit in ihren Kreiſen, daß Fa; jig find, Diefelben allenthalben, aufwärts, nie⸗ Be, und an beyden Seiten, beynahe in der Weite des vie en Theils eines Zirkels, hinzueichten, aa cr Bewegung ihres Auszug eines Schreibens, * völlig erſetzet wird, und welches fie fähig mathe) ihre optifehe Are in einem Augenblicke nach jedem Dinge, das fie fehen wollen, bingurichten. Diejenigen , welche es gewohnt find, mit liegen zu filchen, koͤnnen bezeugen, daß das Geſicht der Fiſche faſt unglauhlich geſchwinde und genau fen! benn es iſt nichts ungewoͤhnliches zu ſehen, daß ein Fiſch in einem Augenblicke 20 oder 30 Ellen nach ei⸗ ner Fliege ſchießet, die ihnen an dem Ende einer lan» gen Linie zugeworfen wird, und daß er fie fänger, ehe fie das Waſſer noch einmal recht erreichet. Es find vieleicht wenig andere Greaturen fähig, fo kleine Dinge, in einer fo großen Entfernung, wenigſtens fo vollkommen entſcheiden, als dieſe thun: denn wenn auch eine durch Kunſt gemachte Fliege von einer natuͤrlichen/ die ſie vorſtellen ſoll, an Farbe, Geſtalt und Groͤße ſo wenig als moͤglich, unterſchieden iſt; re wird fich Fein einziger Fiſch an diefelbe machen. Dieſe Exempel von dem vortrefflichen Gefaͤhl und Gefichte der Fiſche, nebſt ihrem Mangel an Werkzeugen, wovon man gewiß wiſſen koͤnnte, daß, fie ihnen zum Hören dienten, imgleichen der Maiigel zueeichender Begebenheiten, um zu m ‚de fie hören, bringen eg, wie ich glaube, zur Bahrfcheinlichkeis, daß fie wirklich viefe & Sinn vauber I —3* —* daß ſie, der gegen eitiger — — ierbur wird n geleugnet, daß. ing e — gie "rn 1 ße Weiſe alu wie au 1ch Kg ‚andere Arten, die in der See hervo gebt acht ‚werden, welche mit den Bandtbieren — Theile ha⸗ ben. Dieſ gen erſtrecken loß auf die gemeinen unſerer Fluͤſſe. WIEN dag Gehör der Fiſche betreffend. 661 Hung einiger Schriftfteller ungeachtet deſſelben nicht nöchig haben, Da fie auch i in einem Elemente leben, in welchem Landthiere nur eine fehr kurze Zeit bleiben fönnen, foift es daher wohl unmöglich, daß man eis m — — davon erreichen koͤnne. Um aber zu entdecfen, was Landthiere, oder mas Fiſche, wenn fie folche Werkzeuge bes Gehörs, als die Landthiere, hätten, würden thun fönnen; fo ha⸗ be ich mich vorigen Sommer durd) Verſuche ausfuͤn⸗ dig zu machen bemüße: 5 Db ein Schall, der in der freyen Luft gemacht Ken von einem unter Waffer gtauchten ———— gehöret werden koͤnne, oder nicht? { 2. Ob und auf was Weiſe ein Schall ſo unter dem Waſſer gemacht wird, von einem in hee guft ſich befindenden Landthiere khnhe gehoren werden? Und 3. Ob und auf was Weiſe ein unter dem Waſſer verurfachter Schall von einem fid) gleichfalls unter dem Waſſer beſindenden randchiere koͤnr e gehoͤret werden? | Meiner erften Frage ein Genuͤge zu thun: ob ein chall, ſo in der offenen Luft erreget wird, von ei⸗ m $aı biete unter dem re Fönne gehöret wer- Aa ich drey Leute, die ſich nackend ‚zu gleicher Zeit unterk ge: een Fuß tief unter Baer leil en ef ich ihnen fo laut zu, © ie | onnte, Wie fie wieder in die Höhe amen; Be wie⸗ en fie — — ſegten ‚aber, ich Härte J— —* Derfnen, he dern ma $ mgefaͤhr 22 Fuß tief unter das Waſſer tauchen ine Flin— 662 Auszug eines Schreibeng, te über fie losſchießen wovon fie ſagten, daß ſie alle gehoͤret haͤtten; allein der Schall waͤre kaum merk⸗ lid) gewefen. Meine andere Groge betreffend, ob und * was Weiſe der Schall, ſo unter dem Warfer gemacht wird, in der feeyen $uft koͤnne gehöret werden: fo ließ ih einen jungen Menfchen einige Fuß tief unter» tauchen, wobey er fi) bemühen mußte, laut zu fchreyen. Ich konnte ihn auch hören, aber nur ſehr ſchwach. Weil ich aber glaubte, daß ihm das Waſ⸗ fer im Munde am Schreyen hinderlich wäre ; jo nahm ich eine Handgranate und warf dieſelbe an ei— nen Dre im Fluſſe, der ungefaͤhr 9 Fuß tief war, Sie brannte beynahe 10 Secunden unter dem Waſſer, und als fie [osgieng, gab fie einen fo heftigen Schlag, und machte eine folche Erſchuͤtterung, daß ein ganzes Gebäude, fo etliche Ellen von dem Orte ſtund, wo der Schlag geſchahe, davon zitterte; eine, Wirkung, die weit ftärfer war, als man von ſo wenigem — haͤtte erwarten ſollen. Meine dritte Frage, ob und auf was Weile ein Schall, der unter dem Waſſer gemacht wird, vi nem Landthiere, fo gleichfalls unter dem Waſſer fünne ‚gehöret werden, beantwortete ich dadu ich einen jungen Menſchen, mit einer Glocke i in der Hand, untertauchen ließ, und er verſicherte mich, daß er das Klingen derſelben in allen Tiefen unter dem Waſſer, und zwar mit wenigem oder gar feinem Unterfchiede von bem Klingen in freyer tuft gehoͤret. Er verficherte mich daß er das Geräuf d und ‚Hereindringen igei des Waſſers gan; deutl nommen „ welches lab: 20 Fuß von ih dag Gehör der Fiſche betreffend. 663 durch eine Art von Schleufe ſtuͤrzte. Wenn diefe Berfuche und Anmerkungen einige Aufmerffamfeit verdienen, fo werde ich glauben, daß ic) meine Zeit nicht übel angewendet habe, Doch Sie koͤnnen verft- chert feyn, daß ich in ale Tage‘ ehe: ic Norwich, den 7 Row. ER na 1747. — | | W Arderon. Din aa + wr% — urn TEXT, Se | VII Benin. % N a chrich von Veſichen, Saa ie ni | ln cd neulich. von dem AN "en. Charles Bonntn,Cenene, einem Mitgliede der koͤniglich jen ebene. ange —— ſtellet worden. BR Ele “4 8 dee re der af, Zrandat. —2 — * — ang 664 Nachricht von Verſuchen wi. Miss mehr oder weniger zuſammen, nachdem er glaubte, daß die verſchiedenen Pflanzen, die er hin— einzufegen Willens war, einen dichtern oder lockern Boden erforderten. Er ſaͤete hierauf in dem Mooſe Weizen, Gerſte, Haber und Erbſen, und fand: ı) Daß alle auf die Art gefäete Körner fpäter zur Reife kamen als andre, die zu gleicher Zeit i in gedüngte Erde gefärt worden. | 2) Daß die Halme diefer Körner durchgehende laͤnger waren, als bie, fo aus der Erde wuchfen, 3) Daß aus den in Moos gefäeten Körnern mehr Halme famen, als aus denen in der Erde, Hi 4) Daß diefe Körner, mehrere Frucht brachten als die anden. 5) Daß die Körner, fo von denen gefammlet mworben, die in Moos gepflanzt gemefen, ſowo Ei Moos als auch i Erde gleich gut gewachfen, R Herr Bonnet hat auch verfchiedene Arten el — — Tuberofen , Tulpen, Hyacinthen, —— en und Narcifen in Moos gepflanzet, mel- eben [8. andere yon Bean 1 oh duͤngte Erbe gefeger worden, aufgefomme j Wein, denen in Moos gepflanget, ift in kurzer Bei größer geworden, als anderer, den er in ige Ru in Erde > —— Ani a — ih SA 665 MEREEITIEEEET ET ET ETE RT VIII Nachricht von einem ſehr gelehrten Geiſtlichen, | dr. mit. zwo Zungen gebohren worden, der Fönigl. Akademie mitgetheilt durch Erommel Mortimer, M. D. und Secretär der Föniglichen Akademie, Aus derfelben Nummer. Sad)" einer’ gefchriebenen Nachricht von dem Le⸗ ben des ehrwuͤrdigen Herrn Henry Whar⸗ ton, Eapellans des Erzbifchofs Sancroft, fo er ſelbſt verfertiger, habe ic) folgende Stelle an⸗ getröffen : : ü Mihi quidem ex vtero materno exeunti du- plex erat lingua, vtraque eiusdem figurae et magni- tudinis;. inferiorem exſcindendam eſſe clamarunt ınulieres obftetrices. Verum.id.noluit mater puer-; pera. Pietati eius obſecundauit fortuna. Lingua: enim inferior paulatim emarouit, et in-exiguam pi- foque haud maiorem lingulam, quae hodienum, manet, contracta eſt. Lingua interim fuperior ac 666 Nachricht ad iuffam creuit magnitudinem;; quamißlurimis lon- gis profundisque ſulcis diftindta, an vulneribus lace- rata dicam ? quae parallelo fitu pofita vna cum lin- gua creuerunt, r vnquam coitura eſſe vi- dentur. ER Er * gebobren ben 9 IR 1664 ‚und farb den 5 März 1694, im 31 Sabre feines Alters, Aus feinem Tagebuche von fich felbft erhellet, daß er allezeit ſchwach und kraͤnklich geweſen. PEPPER RR See —— — als: ! Radeist von Il ion neue n Shit. “ et er er berüßmteBätlifhe ——— ger hat alg den dritten Theil feiner Natur: e, die Pathologie herausgegeben, wovon iet die Lehre von den Kranf eiten uͤ | ' | 3 Dog. ei ar a I: kann — Bart ‚allen denen — che ſich von den Verderbniſſen d Koͤrpers Be⸗ griffe wollen machen, —* vernuͤnftigen Natur⸗ Wir gemäß find, Rei —— — Hy⸗ pot en, von einigen neuen Schriften. 667 jefen, ſondern auf Erfahrungen; die ihm theils feine leſenheit, theils feine eigne Aufmerkfamfeit gewährt hat. Wohlgewählte Naturbegebenheiten dienen ihm zum Grunde richtiger Schluͤſſe; dadurch wird ſich dieſe Schrift, wie die uͤbrigen ihres Berfaffers, die Hoch: achtung vernünftiger Leſer zuziehen, fo wie fie durch den lebhaften Vortrag auch träge Geifter halb wider ihren Willen an 5 zu jiehen und zu Ba vera mögend iſt. U. Von dem — * George Chriiopß Kreyßig iſt inRichters inAltenburg Verlag eine Biblio- theca ScriptorumVenaticorum 1750 herausgefummen, in der man ein vollftändiges Berzeichniß von allen Schriften, die zur Jaͤgerey, zum Forftivefen, zur Natur der Thiere u. f. w. gehören, auf ı2 B. antrifft. Man kann fich nad) der Kenntniß feines Verfertigers was vollfommenes von demfeiben verfprechen, und er hat | feinem Bordaben fo weite Graͤnzen gefeßt, daß er auch aus verſchiedenen gelehrten Tagebuͤchern, die zu ſeiner Abſicht gehoͤrigen Aufſaͤtze zuſammen geſucht, und von verſchiedenen men, Nachricht erteilt bat ‚ * de zuer — — Jiftoi de l’ame des betes beyfügen wollten, wenn dies fe für jemanden, der Herrn Riebous differt. hi- ftorieophilofophicam de anima brutorum gelefen hat, noch i in ande er Abficht lefenswerth märe, als fih über unnige Ausfhweifungen zu ärgern, und tiber dem poßitlichen Witz des Berfaflers zu lachen. Hr. Pr 196 Berge efpeie auch mi der Gehör, Die der 6 RACE der Verleger allen Werfen, 2 die er — ertheilen gewohnt iſt. So 1 Zu fefna in Polen find — puſieoine dicae ab iis qui in Polonia et extra eam medicinam faciunt colledtae; Vol. I, auf 240 Detavfeiten here ausgefommen. "Here Reifelb, Medicus in Leſna, Herr Hermann, Phyſicus in Bojanova ‚ und Herr Hefter, Medicus in Zittau, liefern hier mit einem rühmlichen Eifer für die Aufnahme der Arzeneykunft, verfchiedene beträchtliche medicinifche Beobachtungen, wie auch der erfte eine Abhandlung von der Pulsadern Stellung und Ausbreitung in Yefte, als einer vorher · gehenden Urſache der Abſonderung der Säfte. IV. In Leipzig und Goͤrlitz iſt bey dem Föniglis chen Hoffactor Richter und Compagnie herausgekom⸗ men: Neue europaͤiſche Staats⸗ und Reiſegeographie, worinnen kuͤrzlich alles, was zur geographiſchen, phy⸗ ſikaliſchen, politiſchen, hiſtoriſchen und topographiſchen Kenntniß eines jeden Staats gehoͤrt, nach und nach vorgeſtellt und mit noͤthigen Landkarten Bi andern zur Hiftorie dienlichen Kupfern verfehen werden fell. Bon diefen Werke erſcheint gegenwaͤrtig das erfte — von Boͤhmen auf x Alph· in groß 8. nebſt eriafeln, die theils einige r ner ften — in Boͤhmen geführten Kriege, theils Münzen, welhe durch dergleichen Vorfälle veranlagt worden, , vorfele J len. Man kann dieſem Anfange den Ru m nicht abſprechen, daß er das, was auf dem Titel verfpros chen wird, vollfommen erfüllt, und alfo zu einem ſehr nuͤtzlichen Werke, wenn es fortgeſetzt und vollſtaͤndig wird, Hoffnung mag" Das erjte Capitel diejes Buchs handelt von der geographiſchen Veſchefcan von einigen neuen Schriften. 669: Rönigreichs Böhmen, ‚als deſſen dage, Gränzen, | Ion Ten, Eintheilung und Sandfarten. Das‘ —— feiner phnfifalifchen Befchaffenheit in Ans fehung der $uft, Fruchtbarkeit, Wälder und Gebirge, Dergwerfe, Edelgefteine, Fabrifen, Gefundheitsbäs. der und Brunnen, Das dritte, von der politifchen Befchaffenheit, Einwohnern, Sprache, Poftiwefen, Sandesverfaflung, Erbaͤmtern, Juſtizverfaſſung Col- legiis und hohen Iudiciis, neuer Einrichtung des Ju⸗ ftismefens, Rechten und Gefegen, Polizey, Münzmwefen, Befchaffenheit des Adels und deffen Gütern, Sehnen und Vaſallen, Soldatenwefen, Gerichtsbarkeit. in. geiftlichen Sachen, Religion, Gelehrfankeit, Landes⸗ einfünfte, Commercienwefen, warum und von wen das Sand zu befuchen. Das vierte Eapitel, von der biftorifchen Befchaffenheit, ven Regenten undder Suc⸗ ceßion, Kriegen und innerlichen Unruhen, legtem Suc⸗ ceßionskriege, meientlichen Hoheiten und Borzügen, Wapen, Anſpruͤchen, Schriften die dahin gehören, und neuen Gedächtnißmungen. Das fünfte Capitel beſchreibt die merkwuͤrdigſten Staͤdte und Oerter in alphabetiſcher Ordnung. Es waͤre zu wuͤnſchen, daß nur ‚werigi ns von Deutſchland eine ſole Be⸗ ng vollſtaͤndig haͤtten. Diejenigen, 7 — und in der Abſicht, Länder zu kennen, 4— —* , wuͤrden hieraus ſehen, worauf ihre: — — zu richten iſt, und wichtigere —— von ihren Reiſen liefern koͤnnen, als uns ein gewiſſer beruhnter Reiſender geliefert bat, dem fein Dre merfwürdig fcheint, als wo er gute Gefell: fchaft angetroffen bat, zu Gafte gebeten, und mit eis ner t Wegrehrung verſehen worden iſt. Auf u 670 Nachricht von einigen x Auf die Michaelismeffe wird das zweyte Bud) diefes Bandes, welches von Mähren handeln, ‚und ebenfalls mit verfchiedenen wichtigen Landkarten und Kupfern verfehen feyn wird, erfcheinen; und man hat gewiß nicht zu befürchten, daß der Mangel an Bey⸗ * den Re an Erfüllung feines Verſprechens ge endern werde. usa. des ſechſten Studi im | fünften Bande. I. Schreiben, zu welchem die Berfuche vom Ackerbaue Anlaß gegeben ©. 577 I. Fortfegung des Verſuchs vom Asferbaite | 582 III. Betrachtung über die Urſachen des Erbbebeng 607 IV. a Beſchreibung des Herzogthums *9* a Dur: | V. Hifforie der Weinrebe 8 va Auszug eined Schreiben, das — der J— be⸗ treffend 655 VI. Nachricht von ——— Saamen in Moes zu e pflanzen * 663 VL. Nachricht von einem fehr geleheten Beige, der mit zwo Zungen gebohren worden u Be tiAch von einigen neuen Schriſten 666 ®- Kid 8 ne Regiſter der vornehmſten im fuͤnften Bande des Hamburgiſchen Magazins vorkommenden Sachen. — N 38, warum von entfernten Drten Naben 9 | berzufliegen 167 Abricofe, wo fie berftammet 499. de— ren verfchiedene Gattungen ,. 486 Acerbau, wird die Mutter des, Leberfluffes genens net 248. von großen Herren getrieben 248. 312 ift fehäßbar 252. wird in England in Ehren ges halten 253. imgleichen bey den Römern 248. 342. in Sranfreid) aber als ein Handwerk ans gefehen 253 Ackersmann ift der Titeleines rechtfchaffenen Man: nes 249 Adlesbeerbaum, deſſen Frucht ne 491 Aepfel goldene 494 Aepfelbaum 596. deſſen — Name 598. Gattungen 598 Aepfelmoſt, wie von den Normaͤnnern gemacht Wird 315. mie in England 319. woran deſſen - Güte zu erfennen 315. deffen Gebrauch 311 was dabey zu beobachten 316, 326 Atalfäpe Säfte, was fie für Metalle auflöfen 81, 83 Arzt, foll die Natur SE Wirkungen der sufe woßl kennen lernen 228 Atbembolen, wie die $uft dabey wirfet 202, 203, 214. bat einen Einflug auf den Puls 214. A 5 Band. Uu will. Regiſter. willkuͤhrlich 216. mangelhaftes, woher 216. was ſolches verurſachet 217 Avellanen, von Haſelſtauden unterfchieben 592 Auerjtädt, Mehlquelle daſelbſt 174 Auflsfung der Metalle durch alkalifche Sale 79 Augfpurg; marım eine Zwirbelnuß im Wapen fuͤhret 260 Ausduͤnſtungen, ſiehe Duͤnſte. | D. Baum, Die die Bäume wachfen ı8r. ein wunderbarer 324. deren Altertfum 324, 340: 342, 351. Beyſpiele fehr alter Bäume 352, welche faft ein unendliches geben haben 354 eis ner wird mie Wein befeuchtet 359. ihre Figure haben die Alten auf ihren öffentlichen Denfmaa« len gebraucht 503. . zum Sinnbilde angenoma men 504. ganze Nationen und Städte haben den Namen von ihnen befommen 504 Zaumannshoͤhle, woher die artigen Figuren in derfelben 425, 440 Baumgarten, deren Nußbarkeit 318 Deize, wie der Falf dazu abgerichtet wird. 147 DBerggeifter, ob es welche giebt 423 Birnbaum, deffen Gattungen, verfchiebene * men 592. und Urſprung Birnmoſt, deffen Nutzen 310, 314. Fehler er deffen Berfertigung zır. ob er bey den Alten bee kannt gewefen 312. weribnerfunden 313, war⸗ um er frunfener macht als Bein 314., was Das bey in Acht zunehmen 316, 326, wie erin Eng- land bereitee wird — 6— Blaue ⸗ Regiſter. Blaue Saftfarbe, neuer Vorſchlag, wie ſolche ſchoͤn zu machen 4 Blende, fiehe Scharfenberger Blende, Blumengärtner geben die Sranzofen ab 249,254 Blut, wo es gemacht wird 206, 221, woher die Hite deſſelben entſteht 219 Boͤſes Geſchlecht, werden die Weibsperſonen ge⸗ nennt 93 Brandenburg, die Hiſtorie diefes Haufes — fortgeſetzt Brennſpiegel, Nachricht von einem großen — lenen 269, was für Verſuche damit gemacht ‚worden 272 Btunnen ‚ welche mit Stein überziehert, 415, 422, 425 Bruſtwunden, mas ben denfelben vornehmlich in Acht in nehmen, 222 €, Carl XI, König in Schweden, feine Thaten 38 Carl Buftav, König in Schweden, fein Betragen gegen Friedrich —— Churfuͤrſten v. Bran⸗ denburg 9. ſein Tod 20 | Ne Königinn in Schweden, Urtheil von 8 Cidre, wie gemacht wird, | 315 Citronenbaum, Nachricht davon 492 Conchylien, verſteinerte 46 Cromwell, 10. mit Friedrich Wilhelmen dem Großen "verglichen 55. deſſen Anfchlag auf A⸗ £ st 451. fchlägt fehl J 463 — all, ſiehe Aus ' D. Damm Regiſter. N Dammerde, was dadurch zu verftehen A18 Demantchen, mansfeldiſche 419 Denkmaal öffentliche der Alten durch Figuren der | Bäume, Büfche ꝛc. geftellt 503 Dünfte vergringern die elaftifche Kraft der $uft 209, 210, 217. find fhädlich 212,213, 221. was da⸗ "wider zu gebrauchen 211, 212 E. Edelgeſteine haben etwas metalliſches bey ſich 422 Eiſenkraut, warum es alſo heiße 257 $Kisleben, woher feinen Namen erhalten 260 Elaſticitaͤt der Luft, wodurch unterbrochen wird 209, 210, 217, 614 Engbruͤſtigkeit, deren Urſache 216 Englaͤnder lieben das Landleben und den Acker⸗ bau 251, 253. ihr Charakter 252, 253, 254. le⸗ gen ſich ſehr auf die Baumzucht — 3 Epimenium , diefes Wortes wahrer Berftand 490 Epimetheus, Nachricht von ihm — Erdbeben, Betrachtungen über die Urſachen deffel- ben 607 Erdfaͤlle, woher fie entftehen 440 Erdſchwamm, eine merfwürdige Art davon 405 Erſtickung in Bergwerken woher entfteht, und Mittel dargegen 2 TE F. U Falk, deffen natürliche Beſchaffenheit 145. wie er zur Beize abgerichtet wird 147. » deſſen natürki- PR cher . Kegifter, cher Trieb 148 ‚159, 162. ob eine Antipathie zwiſchen ihm und dem Neiger 151. wenn er zur Beize untüchtig wird 156. mie er von dem Ra⸗ ben unterfchieven 166. liebet Neinlichfeit 168. warum er fein Neſt auf Felfen bauet 170 Seige iſt die nſache des Unterganges von Karthago 343, 488 Feigenbaum, wie er nach Sstalfen gefommen , 488 Feldbau, von demfelben find Männer zu großen Ehrenämtern gezogen worden 248, 344 Sellväude der Schafe, har üble Folgen 129. wor— an zu erfennen 131. wie derfelben vorzubeugen | ft 138 , 132 Feuer, aus dem Himmel geftohlen 8% wer eg erfunden 94 Seuerflamme DE was darunfer zu verſte— hen 363 Feuerkugel toi in Breßlau beobachtet 567. Be⸗ trachtungen darüber 571 Sifche, ob fie‘ hören 655. Verſuche davon 656,661, 662. haben ein vortrefflich Geſicht 659, 660 in Steinen gefunden 4436, 439 Floͤtz, was dadurch zu verſtehen 417. Urſprung Slͤſt wie fie feuchten 301, 302. worinnen ſie von der Blende unterſchieden 301, 302, 305. ob fie ein ordentlicher Phofphor find 303 | Forſt dieſes Wortes Abſtammung 383. und Be⸗ deufung 384 Sorftmeifte, wer diefen Titel am erften eingefuͤh⸗ ret 383 Uu3 Stans | Regiſter. Franzoſen, fluͤchtige, werden von Friedrich Wil— helmen dem Großen aufgenommen 50. "ibe Geſchmack an der Wiſſenſchaft vom Landleben 249, 253. ihr Charakter 250,252 u. f. 254, 391, 481 Friedrich Wilhelm der Große, fein Leben ı u.ff. Abfhilderung 54. Vergleichung mit Ludwig XIV und Cronmelln 55 G. Garten, Liebhaber derſelben 247, 249, 254, 318, 344, 345- Beyſpiele angenehmer Gaͤrten 348, 349. werden ein Paradies genennt 350. erbau⸗ liche Betrachtungen daruͤber 580 Geburt beſonders Mittel, dieſelbe zu — 258, 261 Gmelin D. Joh. Ge. deſſen Reiſe nach Siberien wird beſchrieben 226 Goldne Aepfel, wo ſie gewachſen und was darun- ‚fer zu veritehen 494u. ff. alſo werden von eini« ‚gen die Quitten genannt 485 Öranstapfel, deſſen Baterland 500 DER Zerren beſchaͤfftigen ſich mit dem Fefbbaue 248, 312 Gutes wird auch an Feinden hochgefchägt 343 5. | Zagel im — halten die Schaͤfer fuͤr hai 121, 123 Handlung und Seewefen, Berfuch davon 365, 449 Hanſeatiſcher Bund, wenn er errichtet worden 473. was | Regiſter. was er betroffen 473. deſſen Aufnehmen 474. und Verfall 475 Haſelſtauden/ von den Avellanen unterſchieden 592 Haut, woher die Schlangen dieſelbe jaͤhrlich able— u gen follen 99 Hautraͤude, fiehe Fellraͤude. Heidengraͤber werden gefunden | 632 Heiliges Rraut 25% Heſperinnen, fabelhafte Erzaͤhlung von ihnen und denen in ihrem Garten gewachſenen goldnen Aepfeln ph | 494 Hollaͤnder, ihr Bündnig mit Friedrich Wilhelmen 24. wollen ihn von feinen Alliirten abziehen 37. mit Frankreich Friede machen 39. ihr aberma=. liges Buͤndniß mit Friedrich Wilhelmen — #013, wie ſich daſſelbe bildet 18... Erfahrungen von deſſelben Stärfe und Widerftande 179, 184 uf. 506. welches am längften dauert 355 Huͤnen, ſiehe Heidengraͤber. Hungerraͤude der Schafe 133. derſelben üble Folgen 134. und Koh: 136 | J. Iſis, wird in Aegypten für die Goͤttinn der Gebäh- renden gehalten 258, 259, ift auch in Deuefchland verehret worden 259. hat verfchiedene Namen 259, nach ihr foll das Kraut Verbena Eifenfraut heis- fen 1 258 j R. | | Kalkber ge, wie fie entftanden 456 BAND, defien Urfprung 434. Arten 434 Ber Rirſch⸗ Regiſter. | Rivfbbaum, wie er nad) Jtalien gefommen 486 deſſen verfchiedene Arten 486 Rönige, werden vom Feldbaue dazu gemacht 344 Kryſtall, fehöner 419, deffen Urfprung 422, woher er fechsecfige 423 L. Laͤmmer, wie in dem erſten Winter vor der Raͤude zu bewahren 137 PB andleben, ift im Anfehen 248 uf. 251 uf. 342 °345,soru.f, wird angenehm befchrieben 346 Leuchten der Scharfenberger Blende ift unverän: derlich 288. der fogenannten Flüfle z01-303. 305 Pichter warum in Bergmerfen verlöfhen 211 Ludwig XIV. fucht Friedrich Wilhelms Freund— fchaft 23. feine Kriege mie Holland und Deurfch- land 24. feine Macht URS Puft, deren Gebraud) und Wirkungen beym Athem⸗ holen 202, wie die aͤußerliche auf die Lunge drü= det 213. wie ihre Elafticität vergringert wird 209, 210, 217,614. wird für die Haupturſache der thie⸗ riſchen Bewegung gehalten 220. hat einen großen Einfluß in die dichten und fluͤßigen Theile des menſchlichen Körpers 221. derſelben Wirkungen bey Bruſtwunden ſind wohl zu beobachten. 222 Lunge, iſt das Hauptwerkzeug, wodurch das Blut gemacht wird 206, 220 Lungenkrankheiten, wo ſelten zu finden 221 m. Mars Regifter, m, Marmor, darinn wird ein lebendiger Seekrebs ges funden 437 Medicus f. Arzt. Mehl, foll aus der Erbe bervorgequollen feyn 174 Menſch deſſen fabelhafte Bildung 87. wird die kleine Welt genennet 97 Meßing, aus Kupfer zu machen 364 Metalle, ob und welche in alkaliſchen Feuchtigkeiten aufgelöft werden koͤnnen 79 tWichaelistäude der Schafe, mas dadurd) zu ver ftehen 116.123 Moos, ob Pflanzen, in Moos gefest, wachfen wer: den 663 Mufcheln mit lebendigen Fiſchen aus der Erdege: pflüget 437 Mujtea poma, 1008 fie anzeigen | 313 RT Nationen, haben von gemiffen Pflanzen ihren Na⸗ nren 504 Nebenmonden werden gefehen 68 Nebenſonnen, Nachricht davon '66 Nervenkrankheiten, woher entftehen 213 Nußbaum fomme aus Perfien * Kom 591, def- * Gebrauch 591 ER Ochfenauge, was den Schifleuten if genen- net wird | ‘615 Uns ©el- Regiſter. Oelbaum, Olivenbaum, wenn er nach Italien gebracht worden 585.649. Gattungen 590. Rus tzen und Gebrauch 59 Orcan, woher entſteht 615 P. FM Pandora, Nachricht von derfelben 91 Paradies, diefes Worts Bedeutung 349. alfo wer: den Gärten geheißen 350 Peft, Mittel dawider 21L Pfirfichbaum, veffen Urfprung 483. ibm wird eine ſchaͤdliche Eigenfchaft zugefchrieben 484 Dflanzen, gemifle werden zu Sinnbildern genom- » men 504. von ihnen haben ganze Mationen und Städte ihren Namen 504. ob, in Moos gefeste, wacfen werden 7.0 Pflanzung der Bäume und Früchte, worauf man dabey hauprfächlich fehen foll 487 Pflaumenbsum, deſſen vielerley Gattungen 598 - Pfropfungen ver Bäume auf einander, Berfuche davon 600. Cautel dabey - ...604 Planter des choux , was Damif angezeiget wird 253 Polen, werden von Friedrich Wilhelmen gefchla= gen 13. machen Friede mit ihm ı7. erhalten Beyſtand von ihm | 22 Pomeranzenbaum 492 Pomum, was bie alten Sateiner Dadurch verftanden 596598 Prometheus, Abhandlung von im 87 FR Prote⸗ Regiſter Proteſtanten werden ſcharf verfolgt 7. 154 Puls, wo deſſen Geſchwindigkeit, Stärferc, her— koͤmmt 214 Q. Quarz 414. deſſen Urſprung 417 Queckſilber, Boerhavens Verſuche davon 69 Quitten, Urſprung und Namen 485 R. Rabe, wie von dem Falken unterſchieden 166. war⸗ um ſich, auch von entfernten Orten, bey einem Aaſe einfinden 167 Raͤude an Schafen und Laͤmmern, iſt mancherley Art 116, 119,129,133. woher entſteht 114, 115, 116 u.ff.ı21., woran bey todten zu erkennen 122, 127, 128 Raſender, kann ſich auf das, was dem Gedaͤcht⸗ nifle feſt eingedruͤcket worden erinnern 160 Regenwaffer, darinnen werden Steine — Reiger, ob zwiſchen ihm und dem Falken eine A | parhie Beiſe in gelehrten Abfichten nach Siberien, wird * ſchrieben 226 Rochau, rebelliſcher Befehlshaber in — wird enthauptet 4 üben koͤnnen räubige — nicht — S. Saal⸗ Regiſter. 5; Saalkreis, Joh. Sp. von Dreyhaupt diplomati⸗ ſche Beſchreibung des Saalkreiſes, wird beur« theilet 622 Saamen in Moos zu pflanzen, Verſuche davon 664 Sacra herba 258 Schafe, deren Natur 114. woher fie raͤudig werden 114. werden leicht fett 120. und für gefunde verfauft 124, 126. ſterben häufig 125, 140, ſ. Raͤude. Scharfenberger Blende, Erfahrungen vom uns veränderlichen Leuchten derfelben 288,442 — „ woher fie jährlich ihre Haut Ber ollen Schreiben, zu welchem die Verſuche vom Ada baue in dieſem Journale Anlaß gegeben 577 Schwamm, f. Erdſchwamm. Schwarzenberg (Graf von) beneidet den jungen Friedrich Wilhelmen 2. fällt in Ungnadte 4 Schweden find theils glücklich, theils unglücklich 35. 41 Seefrebs lebendiger, in einem Stüfe Marmor ge: funden 437 Seersuber afticanifche ‚, warum ihre erfte Hiße er: ffauned 365 Seeweſen und Handlung, VBerfuch davon 365; 449 Siberien, dahin thut D. Gmelin eine Reiſe in gelehrten Abſichten | 225 Bann, von gewiſſen Planen — 504 Sommer: Regiſter. Sommerfluthen, warum in Thaͤlern mehr zu fuͤrchten, als die Wimerfluthen 116 Sommerräude der Schafe, was es für eine Rranf- heit ift | 116, 119, 121 Spat, deffen Urfprung 417 Städte, haben von gewiſſen Pflanzen ihren Namen 504 Stärke, mie folche verfertiget wird 629 Steine, ob fie wachfen 413. ihr Urfprung und Öes ſchlecht 414. wie fie entftehen 415. wieesmitder: felben Wachfen zugeht 424. ihre Entftehungsarten 429. ob ſie vom Feuer zufammengefchmelzt wer» den 433. ob fie Salze in fich haben 438 Steinkohlen, verfcyiedene Arten derfelben 635. Merfmaale guter Steinfohlen 635,636 Thermometer, Verſuche mit demfelben in Batavia 263 Tombach, wie aus Kupfer zu mahen 364 Turenne, einige von feinen Thaten 26 v. Verbena, warum von den Deutſchen Eiſenkraut genennet worden 257. was ihm für Kraft und Wirkung zugefchrieben wid 3 258 Derfteinerte Eonchylin 436 Derfteinte Seuerflamme * 363 Vogelneſt verſteinertes 631 VW * Wachen ne gezwungenes Y verrucket den Ver⸗ ſtand . 47,154357 uf. ahn⸗ Regiſter. Wahnſinniger, kann ausüben, was er zuvor oft und vielfältig getrieben 161 Weibsperſonen, wer fie in die Welt gebracht 93 werden das böfe Gefchlecht genennet 9 Weinrebe, Hiftorie derfelben 639. Geburtsort 642. ob es vor der Sündfluth Weinftöcfe geger ben 643. warum zween Männer an einer Traube getragen 645. wie fie fi) ausgebreitet 646, 647 wie fie nad) Gallien gefommen 648 Wettlaufen ber tampenträger, wie und wenn es gehalten worden 94 wild ſtirbt haͤufig an der Raͤude 15,39 Wundaͤrzte, worauf fie bey Bruftwunden haupt⸗ fächlich zu fehen haben 222 Wunden der Bruft ſ. Sruftwunden. \ Z. > Zunge, Nachricht von einem mit zwoen Jungen ger bohrnen 665 . Zwirbelnuß, warum folhe Yugfpurg im ** fuͤhret I 3 5185 00299 8894 York Botanical Garden u — IE ARE un. ER, Gar, * * (ii ’ #3 VER Bl a RR] IE Jahr: BER Pi,