Released from Library Horticultural Society oT New York, Inc. O — —— IN NA w * >> x / ne IND) , — *& ZAN — * 7, ? — —* | 2) N Ss \ N DIN IN Dr « y 2 N YV Pr — — —⸗ Tr: — aa } 2 Er DD — —— E7.W — WI AR g —— SE = Bryuest of Kenneth K. Markenzie Ortober 1934 IEIST — — — Hamburgiſches Wagazin, oder gerammlete Schriften, Unterricht und Vergnügen, aus der — und den ae re — RAR \ —— St 54 ! — ug 4% E — ⸗ Er Wr ih - — — — — 4 se ä 7* — * —— = ig ö —J— = FAN; ; m 2 „zZ J — — — IE — — ı —* * IR —— . . Bu . * er . iz + Des fechiten Bandes erſtes Stu. Mit Königl. Pohln. und Churfürftl. Sachfifcher Freybeit. Hamburg, bey Georg Ehrift. Grund, und in Leipzig bey Adam Heinr. Holle, 175%, F At Dr 4 RER © 77 I 4 —A > — nz — * PT; Suriname’ . ] R nv ot | N M — ſ er = ven enne | Cde Corrimtes | ] E R A ( al q ö S Tap * 4 —ı f 22 UI: = 5 Kg, „* A : SI c, NORDSEE]; VB, N cCH / 7 MO ‚dor y r ee ler » ’ 2 L Br ange SUD SEE 2— x 4 veerneuler 20 auf anen ra Ay" oKapo. 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Zifte von uana von 2 (ap EN. — Nordvorgebirge — — bisnach Eje nebe, ım Iahre 17435 ul 744 aufyenoinen e ER, afrmomijehen Wahrnehmung eingerichtet von dad Hern delaCondamine N: dl derKoen. Acad) dWxsyenfeh. Mit) 10h, RioN: oder fchwartze . ps vermehret aus de Kris deren und arten ınigerneuern Reife IR m er I ıt oem ufe CES oO egro 0% fe war zen uffes ve a J rrren ei ze wzert erjen Bere 75, : 70 — 8 05 R . j «STÜCK von DEM SÜDLICHEN „, oO 50 = Er Wejlliche Lange von dem Darifiten lerickano Ki & 3 BIRASILIEN . [8 5 n ; r , N - - r af f Di # > SR J X N \ AR Br > 7 a > | > * SZ BEN D * Um ir SD ec 9 mu ZN), FI * us 3 N ER Ta Ze ): DAN Nachricht von einer Keife indas Junerſte ER von Siudamerica, von der Küfte Des Suͤdmeeres an, bis zu den Küften von Brafilien und Guiana, laͤngſt dem Amazonenftrome. Der koͤnigl. franzöf. Akad. der Wiffenfchaften, von dem Heren de la Eondamine, Mitgliede der Akademie, öffentlich vorgelefen am f 28 April, 1745. | k N, achdem ich in einer MWüfteney, zu Carqui, bey Euenza, in Peru, fechs Monate lang, bey Tage und bey Nacht, mit aftronomifchen Be⸗ obachrungen ‚ welche doc) Die damalige unbequeme 42 Witte⸗ 4. Nachricht von einer Reife Witterung fehr ſchwer machte,befchäfftigt gewefen war, jo erhielte ich gegen Ausgang des Märzmonats 1743, von dem Herrn Bouguer die Nachricht, daß er zu Quito, an dem Außerften nördlichen Ende unfe- ver Mittagslinie, mit einem zwifchen unfern Zenithen befindlichen Sterne unterfchiedene Beobachtungen, und viele davon in eben den Nächten angeftellt, in denen ich felbft, an dem füdlichen Ende diefer Mit: tagslinie, denfelben Stern beobachtet hatte. Aus diefen zu gleicher Zeit angeftellten Beobachtungen, auf deren Wichtigfeit ich feſt beftanden war, erhiel. ten wir den befondern Bortheil, daß wir hieraus unmittelbar, und ohne Hypotheſen, die wahre Weite (amplitudinem) eines Bogens von drey Graden des Mittagszirfels, deflen Laͤnge ung bereits geometrifeh befannt war, fchliegen Fonnten, und daß wir im Stande waren, diefen Schluß zu machen, ohne zu beforgen, daß wir entweder durch optiſche, oder durch wirkliche, oder auch durch unbekannte Beränderuns gen in den Bewegungen des Sternes, einen rr- thum begehen koͤnnten, weil beyde Beobachter, jeder an einem Ende des Bogens, den Stern in eben denfelben Augenblicken betrachtet hatten. Herr Bou⸗ quer hat nach feiner Rücffunft in Europa, die etli« che Monate eher als meine erfolgte, in. unfrer leß« tern öffentlichen Zufammenfunft, von dem Erfolge unferer ‘Beobachtungen Bericht abgeſtattet. Er ſtimmet mit dem Erfolge der Unternehmungen unter dem Nordpole * überein, fowohl als mit demjeni- | | gen, * Durch die Herren von Maupertuis, Elsiraut, Ca⸗ mus, und le Monnier, Mitglieder der —— en d in das Innerſte von Suͤdamerica. 5 gen, was zulege in Frankreich * iſt unternom» men worden: alles läuft darauf hinaus, daß die Erde eine, an den; Polen eingedruͤckte Kugel iſt. Da wir im Monate April 1735 , und folglich ein Jahr vor Denen nach dem Nordpole gefendeten Mitgliedern der Akademie, abgereifer find, fo find wir fieben Jah— ve zu fpät gefommen, von der Figur der Erde et: was neues bekannt zu machen. Seit diefer Zeit ift diefe Materie von fo vielen gefchickten Männern wies derum aufs neue abgehandelt worden, daß man mir es hoffenelich Danf wiſſen wird, menn ich mich mes gen meiner eigenen Beobachtungen in diefer Sache, auf die Memoiren der Akademie berufe, und wenn ich folchergeftalt mich des Rechtes nicht bedie⸗ ne, das ich hätte, die Berfammlung heute damit zu unterhalten. Eben fo wenig will ich mich auch bey Erzählung anderer afademifcher Bemühungen vorißo aufhalten, die zur Ausmeſſung der Erde nicht gehören, und des nen ich mich ſowohl gemeinfchaftlich als allein unter- zogen habe, theils auf unferer Reiſe aus Europa nach America, an Dertern, wo wir ung aufgehals ‚ten, teils auch nach unferer Ankunft in Quito, uns geachtet der vielen Hinderniffe, wodurch der Forte gang unferer Arbeit fehr oft unterbrochen ward. Hier: zu würde erfodere werben, einen Auszug aus fehr | 43 vielen, ben Heren Abt Butbier, Correfpondenten der Akade⸗ mie, und den Heren Eelfins, Profefforn der Aſtrono⸗ mie zu Upſal. ” Durch die Herren Caßini de Tpury und den Abt de la Egille, * 6 Nachricht von einer Reiſe vielen, ſeit ſieben oder acht Jahren, an die Akademie abgeſtatteten Berichten zu machen, von denen etliche in Frankreich nicht angekommen, andere aber, nicht einmal auszugsweiſe unſern Sammlungen einver⸗ leibt worden find. Ich will alſo von unfern aftrono« mifchen und geometrifchen Beſtimmungen der Breis te und der Länge ſehr vieler Derter igt nichts erwaͤh⸗ nen ; nichts von der Beobachtung zwoer Sonnen: wendungen im December 1736, und im Junius 1737, und der Daraus erfolgenden Sciefe der Ekli— ptik; nichts von unfern angeftellten Erfahrungen mit dem Thermometer und Barometer, tiber die Ab» weichung und Meigung: der Magnetnadel, über die Geſchwindigkeit des Schalles, über die newtoniſche Anziehungskraft, uͤber die Laͤnge des Penduls in der Provinz Quito, die wir in unterſchiedenen Hoͤhen von der Waſſerebene des Meeres an, befunden has ben; über die Ausdehnung und Verdickung der Mes talle; eben fo wenig als von zwoen Reiſen, fo ic) gethan habe, erftlich im Jahre 1736, von der Kuüfte des Südmeeres, bis nad) Quito, auf dem Strome Emeraudes aufwärts, und fodann im Sabre 1737 von Quito nach Lima, FREE ENT „iR So will ich auch jego nichts von den zwo Dyras miden erzählen , die id), als ſtetswaͤhrende Gränz- fteine der zwo Enden von der Grundlinie aller mei— ner Yusmeffungen, deswegen habe fegen lafien, da: mit ich dem verdrießlichen Zufalle vorbauen möch« te, welcher ſich in Frankreich bereits geäußert hat, als man die Nichtigkeit der Grundlinie des Herrn Pi⸗ card hat unterfuchen wollen, weil er dieſe Borfich tigkeit zu gebrauchen vergeflen hatte, Die en | erer in das Innerſte von Suͤdamerica. 7 ſerer Abreife enttworfene Auffchrife, fo nachher auf dieſe Pyramiden wirklich gefegt worden ift, obgleich | mit einigen Veraͤnderungen, welche die Zeit und der Dre erfoderten, ward von den zweenen Schiffsleuts nanten des Königs in Spanien, die ung zugeordnee waren, gerichtlich angegeben, weil fie, ihrer Meys nung nach, für Se. Fatholifche Majeftät und für das ganze fpanifche Volk fhimpflic) waren. Ich babe diefe Streitfache, die infonderheie wider mich ges führe ward, zwey Sabre unterhalten, und babe fie endlich, nach) erfolgtem Urtheile, felbft vom Parle: mente zu Quito, gewonnen, Was Hierbey vorges fallen, fowohl als andere merkwürdige Zufälle auf un: ſerer Reife, find Dinge, die vielmehr in eine hiftos rifhe Nachricht, als in ein afademifches Memoire gehören. Itzt will ich nur dasjenige anführen, was meine Ruͤckkunft nad) Europa betrifft, Damit wir defto mehr Gelegenheit befommen möchten, vielerley Beobachtungen anzuftellen, war ich mit den Herren Godin und Bouguer ſchon längft eins geworden, daß jeder von ung einen ats dern Rückweg nehmen follte, Ich entfchloß mich, einen faft gänzlich unbefannten Weg zu ermählen, den mir gewiß niemand beneiden würde, nämlich auf dem Amszonenftrome, welcher quer über das gan⸗ ze Südamerica von Welten nah Dften läuft, und ber mit Recht für den größten Strom auf dem Erd⸗ boden gehalten wird. Ich nahm mir dabey vor, — damit meine Reiſe einen Nutzen ſchaffete, eine Karte von dieſem Strome aufzunehmen, und allerley Ans merfungen zu machen, worzu mir ein fo wenig bes Fanntes Sand etwan —— würde, Die ⸗ 4 jenigen, ws 3 Nachricht vom einer Reife. jenigen, fo die Sitten und fonderbaren Gebräuche . der verfchiedenen dort wohnenden Voͤlker betreffen, würden vielleicht der Meugier der meiften Leſer am angenehmften ſeyn; ich halte aber dafuͤr, daß ic) in einer VBerfammlung von Maturfundigen und Geo— metrieverftändigen mich bey Dingen, die nicht zum Zwecke ver Afademie gehören, nicht lange aufhal— ten darf. Damit ich aber doch um fo viel beffer ver: ftanden werden möge, fo Fann ich nicht umhin, etlis che vorläufige Erinnerungen wegen diefes Stromes zu thun, und derjenigen Perfonen zu erwähnen, Die ihn zuerft befchiffer haben. | Man hält insgemein dafür, daß Srancifcus d Grellana der erfte Europäer geweſen fey, der Dies fen Strom fennen gelernt habe. Er begab ſich im Sabre 1539 bey Quito auf den Fluß Coca, welcher weiter unten Napo genennt wird, zu Schiffe. Aus dieſem Fluß Fam er in einen größern, wobey er Fei- nen andern Wegmweifer hatte, als den Strom felbft, und lange endlich bey dem YTord » Cap, an der Kuͤ⸗ ftevon Guiana an, nachdem er, feiner Rechnung “nach, einen Weg von 1800 franzöfifchen Meilen zurück: gelegt hatte. Diefer Drellana führte nad) der Zeit drey fpanifche Schiffe in See, fonnte aber die rechte Mündung feines Stromes nicht wieder finden, und fam zehn Jahre hernach mit diefen Schiffen um. Er erzählet, daß er bey feiner Reife auf diefem Stro= me etlichen gewaffneten Weibern begegnet fey, wel⸗ ches ihm Anlaß gegeben, ihn den Amazonenſtrom zu benennen. Einige haben ihn den Örellana ges nennt; allein, fhon vor dem Drellana führte er den Namen Marannon oder Maragnon / von 9 pani⸗ in das Innerſte von Suͤdamerica. 9 fpanifhen Schiffehaupfmanne. Diejeriigen Erdbe⸗ ſchreiber, die ven Amazonenftrom und den Maran— non für zweene Flüffe ausgegeben, worzu fie fich, wie Laet, durch das Anfehen des Garcilaſſo und des Herrera haben verleiten laſſen, wußten vermuthlich nicht, daß nicht nur die älteften fpanifhen Schrifts ftelleer *, fchon vom Jahre 1513, diefen Strom den Marannon nennen, fondern, daß auch Orellana felbft in feiner Befchreibung fagt, er habe bey fei- ner Reife auf dem Wiarannon die Amazonen angetroffen ; melches eine unleugbare Sache ift. Die Spanier haben ihm auch) feit mehr als zwey— hundert Jahren, bis itzo, in ſeiner ganzen Laͤnge, und von ſeiner Quelle an, die in dem obern Theile von Peru iſt, dieſen Namen beftändig beygelege. Die Portugiefen aber, Die ſich ſeit dem Jahre 1616 in Para, einer Stadt mit einem biſchoͤflichen Sitze, an der oͤſtlichſten Mündung diefes Stromes, nies bergelaffen haben, kennen ihn bloß unter dem Namen Amssonenftrom, meiter hinauf aber unter dem Namen Solimoes, und fie haben die Benennung Marannon, oder nach ihrer Mundart Maran⸗ baon, einer Stadt, und einer ganzen Sandfchaft, die an die Landſchaft Para gränzet, beygelegt. Ich werde ihn ohne Unterſchied bald den Marannon, bald auch den Amasonenftrom nennen, Im Jahre 1560 ward Pedro de Urſoa von dem Ynterkönige in Peru ausgeſchickt, den berufenen A5 Gold⸗ *NMan ſehe Pierre Martyr, Fernand de — Fernandez d' Oviedo, Pedro Cieca, a Zarate. 10 Nachricht von einer Reife Goldfee Parima, und die Stadt del Dorado, von der man glaubete, daß fie am Amazonenftrome laͤge, zu ſuchen. Er begab fich alfo auf dieſen Strom, und zwar durch einen andern Fluß, Der von der Suͤdſeite in ihn läuft, und von welchem ich an ſei— nem Orte reden werde, Urſoa nahm) aber nod) ein betrübteres Ende, als Drellana, immaffen er von dem Aguirre, einem aufrührifchen Soldaten, der fich zum Könige aufwarf, erfchlagen ward, Diefer fehiffere hernach längft dem Strome hinab, raubete und mordete an allen Orten, und nachdem er einen langen Weg zurückgelegt harte, fo ward er endlich in der Dreyeinigkeitsinfel geviertbeilet. | | Dergleichen Reifen trugen fehr wenig bey, den $auf des Stromes kennen zu lernen. Etliche Unter ftatthalter verfuchten es hernach noch einige mal, aber mit eben fo ſchlechtem Erfolge, Endlich gelung den Portugiefen was die Spanier nicht hatten bes werfftelligen Fönnen. Im Sabre 1638, hundert Jahre nach dem Drel« Iana, ward Pedro Tereiva von dem Gratthalter zu Para mit einer ſtarken Mannfchaft von Portu⸗ —* und Indianern ausgeſchickt. Er ſchiffete den mazonenſtrom aufwaͤrts, bis zur Muͤndung des Napo, und den Napo ſelbſt, auf welchem Fluſſe er unweit Diuito ankam, dahin er ſich nebſt etlichen ſeiner ihm zugegebenen Portugieſen zu Lande begab. Die Spanier empfingen ihn fehr wohl, weil damals beyde Völker unter einem Könige ftunden in Jahr hernach verfügete er ſich auf demfelben Wege nah Para, in Begleitung der beyden Jeſuiten Acunna und Artieda, welche der Bl ihm in dag Innerſte von Suͤdamerica. u ihm mitgab, damit fie von den Merfwürdigfeiten der Reife Bericht abftatten möchten. Sie ſchaͤtzeten den Weg vom Dorfe Napo an, mo fie zu Schiffe giengen, bis nach Para, auf na fpanifche Meilen, welche mehr als 1500 Seemeilen, und über 1900 ge- meine franzöfifche Meilen betragen. Die Nachricht von diefer Reife ift zu Madrid 1640 gedruckt wor« den. Des Herrn de Gomberville franzöfifche Ueberſetzung die er 1682 heraus gegeben, ift jeder mann zur Genuͤge befannt, Die fehr unvolftändige Karte von dem Saufe Dies fes Stromes, welche Sanfon bloß nach Hiftori« fchen Befchreibungen entworfen hat, ift nachher von allen Erobefchreibern, in Ermangelung näherer Nachrichten, nachgezeichnet worden, und man hat bis zum Jahre 1717 Feine befjere gehabt. Alsdenn erfehien, zuerft in Sranfreich, im ı2ten Theile der Lettres Edifiantes etc. eine Nachzeichnung von der 1707 zu Quito geftochenen Karte, welche der Pater Fritz, ein deutfcher Jeſuit, 1690 verfertiger hatte. Er war Mißionarius an den Ufern des Marannon, und hatte diefen Strom nad) feiner gans. zen Länge befchiffe. Man erfah aus diefer Karte, Daß der Fluß Napo, den man zur Zeit des Paters Acunna für den eigentlichen Urfprung des Alma: 30nenfiromes gehalten hatte, nur ein Nebenſtrom war, der den Amazonenjtrom vergrößerte, und Daß der legtere, unter dem Namen Marannon, aus einem See bey Guanuco, dreyßig franzöf, Meilen von Lima, entfprung. Uebrigens hatte der Pater rin weder Pendul noch Fernglas bey ſich, und konnte alfo Eeinen einzigen Ort nach feiner aftronomi- ſchen * 12 Nachricht von einer Reife fchen Zange beftimmen, Er hatte nichts als einen Flei- nen halben Kreis von Holze, im Diameter fechs Zoll breit, zu Beftimmung der Breiten der Derter, Zur dem war er aud) Franf, als er den Strom hinab, nach Para ſchiffete. Man darfnur das Manufeript feines Tagebuches nachſehen, von welchem ich eine* Abfchrife habe, fo wird man fehen, was für Hinder⸗ niffe er fowohldamals, als auch auf feiner Nückreife zu feinee Mifion, gehabt hat, warum er nicht die. nöthigen Beobachtungen hat anftellen Fönnen, feine Karte richtig auszuarbeiten, fonderlich an dem unter» ften Theile des Stromes. Cr hat über diefe Karte Feine weitere Biftorifche Erflärung gegeben, als etli⸗ he Anmerfungen auf dem Kupferftiche: fo daß man von dem ganzen Stücke Landes, das an diefem Stros me liege, bis jego in Europa nicht beffer unterrichtet it, als man es durch die Nachricht des Paters Ar cunns**, vormehr als hundert Jahren, gewefen iſt. Der Marannon fliege anfangs von dem See, wo er entſpringt, ‚ohngefähr unter dem eilften Grade füdlicher Breite, gegen Norden, bis nach Jaen de Sracamoros, fechs Grade lang. Alsdennnimme er feinen fauf gegen Dften, mit dem Aequator bey⸗ nahe parallel, bis zum Nordcap, wo er juft unter - dem * Sie iff nach dem Originale gemacht, das in dem Ar- chive der Schule zu Buito verwahrt wird, und welche ich von Dom Tofepb Pardo y Figueroa, Marquis von Dalleumbrofe, jeßigem Eorregider zu Eufco, befommen habe. F | = | *Dieſe Schrift, die ben Titelführet : el Maronnon o Amazonas, gedruckt 1684, ift nicht3 als ein unor- Dentliches Geſchmiere. R * in dag Innerſte von Suͤdamerica. 13 dem Aequator ins Weltmeer fällt, nachdem er, von Jaen an, wo er fihiffbar wird, 30 Grade der Laͤn⸗ ge, oder 750 gemeine franzöfifche Meilen durchlaus fen ift, welche Laͤnge man, nad) feinen Krümmen zu rechnen, auf 1000 oder 1100 ſolche Meilen fchägen fann, Er nimme fowohl an der nördlichen als ander füdlichen Seite eine erftaunlihe Menge Fluͤſſe in fih, von denen viele fünf bis fechs hundert Meilen lang find, etliche aber der Donau oder dem Nil beyfommen. Die Gegenden längft dem Maran⸗ non waren noch vor hundert Jahren von vielerley Voͤlkern bewohnet, die fic) aber, fo bald fie die Eus ropaer gefehen, in das Innerſte des Landes zurück- gezogen, -Man findet jegiger Zeit dafelbft nur wer nige Slecfen, die von Amerikanern bewohnet find. Diefe, oder auch ſchon ihre Väter, find zum Theil von den fpanifchen Mißionarien, die ſich am obern Theile des Stromes aufhalten, zum Theil auch von den portugiefifchen Mißionarien, an dem unterften Theile des Stromes, aus den Wäldern zufammen« . gebracht worden. Man bat drey befondere Wege, aus der Provinz Quito nad) der Provinz !iaynas zu fommen, von welcher leßtern die fpanifchen Mißionen am Ma⸗ rannon ihren Namen erhalten. Diefe drey Wege gehen quer über das berühmte Gebirge Cordillera de los Andes, das mit Schnee bededt ift, Der | =; faft völlig unter dem Aequater, Duito gen Dften, durch Archidong bis nah Na⸗ po, Diefen Weg ift Texeira auf feiner Ruͤckreiſe von Quito, und der Pater Acunna gereiſet. Der zweyte ift in einem Fleinen Thale Pe am | euer⸗ 14. Nachricht von einer Reife feuerfpenenden Berge Tonqurags ‚4 Grad füdlis cher Breite. Auf dieſem Wege gelanget man in die - Provinz Tanelos, nachdem man über viele Gieß⸗ baͤche gereiſet iſt, aus deren Zuſammenlaufe der Fluß Paſtaza entſteht, der ſich in den Marannon er⸗ gießet, hundert und funfzig* Meilen oberhalb las po. Diefe benden Wege nehmen insgemein die Mißionarien in Quito, welche die einzigen Europäer find, die in diefe Gegenden fommen, immaſſen fie von der benachbarten Provinz Quito durch Das Ge⸗ Birge Cordillere, worüber man nur etliche Monate im Jahre reifen fann, faft gaͤnzlich abgefchnitten find. Der dritte Weg geht Durch Jaen de Bra⸗ camoros, 5 Grad ſuͤdlicher ‘Breite, allwo der Marannon ſchiffbar wird. Dieſer iſt unter allen drehen der einzige, worauf man, bis zum Orte, wo man zu Schiffe geht, reiten und taftthiere brauchen kann. Auf den zween andern muß man etliche Tas gereifen zu Fuße thun, und man muß affes von den Indianern auf den Achſeln tragen laflen. Dem uns geachtet wird der dritte am wenigſten gebraucht, niche nur wegen des großen Umweges und des beftändigen Regens, der die Wege mitten im Sommer faſt gänzlich unbrauchbar macht, fondern auch wegen des berühmten engen Pafles, der Pongo genannt, wele cher fehr befchwerlich und gefährlich iſt. Man machte mir zu Quito eine jo wunderbare und fuͤrch⸗ terliche Befchreibung davon, daß mir ſolches, außer dem vornehmften Bewegungsgrunde, Da *Lieues, franzsfifche Meilen. Man wird fie dev Kuͤr · je halber allezeit Meilen nennen, IE £° in das Innerſte von Suͤdamerica. 15 ſchiffbaren Strom in eine Karte zu bringen, eine Rebenurſache gab, diefen legtern Weg zu erwaͤhlen. Am sten May, 1743, reifete ich von Tarqui, dem ſuͤdlichen Ende unſerer Mittagslinie, fuͤnf Mei— fen ſuͤdwaͤrts von Cuenza, ab. Auf meiner Reife von Lima, im Jahre 1737, war ich den ordentlichen Weg von Cuenza nach Loxa gereiſet; dieſesmal aber nahm ich einen Umweg, der durch Sarumg geht, damit ich diefen Ort auf meine Karte bringen möchte. Ich ftund einige Gefahr aus, als id) über den großen Fluß Los Jubones, der fehr ſchnell fliegt, und damals fehr angelaufen war, ohne Fahrzeug, durch eine Fuhrt fegete ; ich vermeidete aber hier— durch eine noch größere* Gefahr, in die ic) auf der Sandftraße nad) Zora gerathen feyn würde. Auf einem Berge, über den ic) auf dem Wege nah Zaruma reifen mußte, fiebt man Cumbez, einen Hafen am Suͤdmeere, wo die Spanier ihre erfte Sandung, jenfeit des Aequators, thaten, als fie Deru eroberten. Diefes ift eigentlich der Ort, wo ich mid) vom Suͤdmeere abwendete, damit ic) von ” Weiten ) erfuhr nachher, daß diejenigen, die unſern arzt, ben Herrn Seniergues hatten ermorden laſſen, auf der Landftraße von Cuenza nach Lora Leute ellet hatten, die mich umbringen follter, weil fie mußten, daß ich eine gerichtliche Abſchrift von dem Eriminalproceffe bey mir fuͤhrete, welchen ich, als Befolger von des Verſtorbenen Teftamente, wiber fie geführt hatte. Sie beforgeten alfo, nicht ohne Ur- 1 es möchte das mwidergerichtliche Urtheil des eri werd F zu Quito, in Spanien fuͤr nichtig erklaͤret 16 Nachricht von einer Reife Weſten gegen Dften, quer über das feſte Sand von Suͤdamerica reifen möchte, Saruma liege unter dem zten Grade go Minus ten füdlicher Breite. Don diefem Orte wird eine fleine Provinz, die der Provinz Lora gegen We: ften liegt, benennet. Laet, fo richtig auch feine Nachrichten find, erwaͤhnet in feiner Befchreibung von America nichts davon, Diefer Dre war ehe: dem wegen feiner Bergmwerfe berühmt; heutiges Ta⸗ ges aber liegen fie wüfte. Das Gold aus diefen Bergwerken hält fchlechte Probe, nicht mehr als 14 Karat. Es führer Silber bey ſich, und ift dennoch unter dem Hammer fehr weich. — Zu Zaruma befand ich die Höhe des Barome- ters 24 Zoll, 2 Linien, und man weis,- daß dieſe Höhe, ſowohl im heißen Eröftriche, als in unfern Gegenden nicht veränderlich if. Wir haben zu Quito, ganze Jahre hindurch, aus der Erfahrung geſehen, daß der Unterſchied nicht über ı% Linie be= trägt. Der Herr Godin hat zuerft bemerft, daß feine Veränderungen, die in 24 Stunden ohngefähr eine Linie betragen , ziemlich ordentlich abwechſeln. Wenn diefes einmal befannt ift, fo kann man aus einer einzigen Erfahrung die mittlere Höhe des Mer: eurius (Queckfilbers) beurtheilen. Aus allen Er» fahrungen, die wir an den Küften des Südmeeres angeftellet hatten, und die ich felbft auf meiner Reife von Lima wiederholer hatte, wußte ich bereits, wel« ches die wahre mittlere Höhe, in einer mit der Waflerebene des Meeres horizontalen Erhöhung, wäre. Ich konnte alfo gar genau fchließen, daß das Erdreich zu Zaruma 700 Klaftern (toifes) erhaben wäre, . in das Innerfte von Suͤdamerica. 17 wäre, welches nicht die Hälfte der Erhöhung des Erdbodens zu Ouito ifl. Bey dieſer Berechnung babe ich mich der Tabelle des Herrn Bouguer be— dienet, Die ev nach einer gewiſſen Hypotheſe errichten at, bie richtiger als alle andere mit denjenigen Er⸗ hrungen übereinflimme, die ung der Barometer, an verfchiedenen geometriſch beftimmten Dertern, ge⸗ zeigt hat. Ich kam von Carqui, einer ziemlich kalten Gegend, und zu Zaruma empfand ich eine ſtarke Hitze ob ich mid) gleich hier nicht viel höher befand, als auf dem Berge Delee in Martmique, wo wir eine empfindliche Kaͤlte ausgeſtanden hatten, immaſſen wir aus einer niedrigen und warnen Sande ſchaft kamen. Denn ic) muß hierbey melden, dapımir, waͤhrenden unfers langen Aufenthalts in der Proving Quito, unter dem Aequator, beſtaͤndig wahrgenom« men hatten, daß der Grad der Hiße fich faft gaͤnz⸗ lich nach der Erhöhung des Erdbodens richtet, und daß man Faum 2000 Klaftern hoch gehen darf, wenn man aus einem von der Sonnenhitze verbrannten Thale, zu einem Schneehaufen, der fo alt als die Erdfugel ift, und mic melchem die naͤchſt dabey lien - genden Berge bedeckt find, kommen will, Auf meinem Wege fand ich verſchiedene Fluͤſſe vor mir, über welche Bruͤcken gelegt find, die aus Set. len, aus Baumrinden, oder aus ſolchen Reifern ge: flohen find, die man in den franzöfifchen Infeln von America Lianes nennet. Dieſe in Geſtalt der Netze zuſammen geflochtene Reiſer, machen von einem Ufer dicke Seile von eben dieſer Materie angehaͤnget iſt welche an jedem Ufer an die Aeſte der Bäume befe— 6 Band. B ſtiget zum andern einen ſchwebenden Gang, der an 18. Nachricht von einer Reife, ftiget find. Dieſe Brücken fehen als Fifchernege aus, oder. vielmehr als die indifchen Haͤngebetten (hamacs), wenn man folche von einem Ufer Des Sluffes zum andern ausfpannete. Weil die Mafchen dieſer Netze fehr weit find, und man leichtlich mie dem Fuße durchtreten Fünnte, fo ftreuet man einiges Rohr in die Mitte, welches anftatt eines Fußbodens diene. Man fieht wohl, daß das bloße Gewicht diefes Gewebes, noch mehr aber das Gewicht derer, diedarüber gehen, die ganze Mafchine jebr tief unters wärts beugen muß ; und wenn man erwäget, daß ders jenige, der darüber geht, wenn er andie Mitte koͤmmt, fonderlich wenn der Wind weht, einer heftigen | Schmwanfung bloß geftellee ift, fo Fann man leichtlich erachten, daß eine folche Brücke, die bisweilen mehr; als. dreyßig Klaftern lang ift, beym erften Anblicke: fürchterlich anzufeben ift. Dem ungeachtet ‚pflegen: Die Indianer, die doch von Natur gar nicht beherzt find, darüber hinweg zu laufen, ob fie gleich das Rei⸗ fegeräthe und die Sättel der Maulthiere, die man, durch den Strom ſchwimmen läßt, tragen müffen ; ja fie verlachen fogar Die Neifenden, wenn fie ſehen, daß fie unentfchloffen find. Man folget ihnen alfo, weil man fich fehämer, furchtfamer als fie zu ſcheinen. Doch es giebt in diefem Sande noch ‚feltfamere und: gefährlichere Arten von Brücken ;z. deren Beſchrei⸗ bung mich allzuweit von meinem: — abwen⸗ den wuͤrde. ii | Auf dem Wege — 9 Dora —— ich die Beobachtungen uͤber die Breiten der Oerter, und uͤber die Hoͤhe des Barometers, die ich ſchon im Zahre 1737, auf meiner Reife nach Lima angeſtellt hatte, im das Innerſte von Suͤdamerica. 19 hatte, und ich zog eben diefelben.* Folgen Daraus. Lore iſt z50* Klaftern niedriger als Quito, und Die Hitze iſt daſelbſt um ein merkliches ſtaͤrker. Die benachharten Berge find / nichts als Hügel > in Ver⸗ gleichung mit denen, in der umliegenden Gegend von Quito. Indeſſen ſind fie, die Theilungspunkte der, Waſſer in dieſer Provinz; .Aus einem einzigem Hügel , der Cax⸗numa genanns; auf welchem der; beſte Quinquina waͤchſt, zwo Meilen ſuͤdwaͤrts von Loxa, ergießen ſich Fluͤſſe nach entgegenſtehenden Seiten: einige nach Weſten, die ins Suͤdmeer lau⸗ fen vo andere nach Oſten, die den Marannon 00 ‚ganzen Tag auf eis; nem von dieſen Bergen, Sch und aweene Indianer die ich als Wegweiſer bey mirhatte, konnten den gan⸗ a Tag nicht mehr alg acht oder neun ausgeſprofſene Pe Basar ai finden, die geſchickt geweſen waͤren, verpflanzet zu werden. Ich ließ fie. mit der daran hangenden Erde in einen geraͤumlichen Kaſten ſetzen. Einer von meinen Begleitern mußte ſie bis an den Ort, wo ich mich zu Schiffe ſetzete, ſehr behutſam auf dem Ruͤcken tragen, und ich hoffete we⸗ nigſtens eines von dieſen Stoaͤmmchen zu ‚erhalten, und ſolches in Cayenna zuruͤck zu laſſen, wofern es auch nicht moͤglich waͤre, einige nach Frankreich in den koͤniglichen Garten zu bringen. J Von Loxa nach Igen reiſet man uͤber die legten: Hügel von dem Gebirge Cordillera. Auf diefe t —2 vn B 2 {3 ganzen: * Dart ſehe die Memoires der Akademie, 1738, a.d. 206) u. 228 ©. von dem Baume Ouinguina *# Toiles. Dan wird fie allzeit Klaftern nennen. 20 Nachricht von einer Reife ganzen Wege reifet man beftändig durch Waldun- gen, und es regnet dafelbft eilf, oder gar zwölf Mo: nate im Jahre, alle Tage, fo daß es nicht moͤglich ift, etwas zu trocknen. Die mit Ochſenhaͤuten be- decften Körbe, welche die Kuffer in dieſem Sande find, verfaufen, und geben einen unerträglichen Geruch von fih. Ich reifere durch zwo Staͤdte, die jetzt nur noch den Mamen der Städte haben, Loyola und Dalladolid. Es iſt nod) Fein halbes Jahrhundert verfloffen, als beyde Derter noch anfehnliche und volfreiche Städte waren, welche die Spanier bewoh⸗ neten ; heutiges Tages aber find es zwey Dörfer, oder Metis, wo Indianer wohnen. Gelbft Jaen, das annoch eine Stade heißt, und welches eigent⸗ lich die Refidenz des Statthalters feyn follte, ift jetzo nichts als ein fchlechtes Dorf. Ein gleiches Schick⸗ ſal haben die meiſten peruaniſchen Staͤdte gehabt, welche weit von der See, und von der Landſtraße zwi⸗ ſchen Carthagena und Lima liegen. Auf dieſem Wege fand ich uͤberall viele Fluͤſſe vor mir, wo ich theils durch die Fuhrt ſetzen, theils auf ſolchen Bruͤ⸗ cken, mie ich ſchon beſchrieben habe, übergehen muß- te, bisweilen auch auf Flößen, die man gleich auf der Stelle aus einem gewiffen Holze verfertiger, dag man in diefen Wäldern überflüßia finder. Aus dem Zufammenlaufe diefer Fluͤſſe entiteht ein großer und ſehr fehneller Strom, welcher Ebinchipe genennee wird, und breiter als die Seine zu Paris ift. Ich führ fünf Meilen diefen Stron hinab, bis nach Tor mepends, einem indifchen Dorfe, der Stadt Jaen gegenüber, welches in einer anmuthigen Gegend, am. Zufammenlaufe Dreyer Flüffe liege, morunter der Mersnnon in das Innerfte von Sidamerica. 21 Merannon der mittelfte if. An der Süpfeite nimmt er den Chachapoyas zu fih, und an der Weſtſeite den Chinchipe, auf welchem ich herabge- fommen war. | R Diefe-Zufammenfunft Dreyer Flüffe geſchieht un- medem fünften Grade, dreyfig Minuten ſuͤdlicher Breite, und von dieſem Orte an nähert ſich der Ma⸗ rannon, ungeachtet ſeiner Kruͤmmen, bis zu ſeinem Ausfluſſe, dem Aequator immer mehr. Unter die⸗ fem Drte wird der Strom fehmäler und oͤffnet fich einen Durchgang zwifchen zweenen Bergen, allwo er wegen feines fchnellen Laufes, und wegen der Felfen, die ihn einfchließen , und über die er etliche mal hin» wegftürzet, unfhiffbar. wird. Die Stelle, fo man den Safen von Jaen nenner, wo man fich wieder zu Schiffe ſetzet, ift vier Tagereifen von "Iaen, an dem Fieinen Fluſſe Chuchunga, durch welchen man in den Marannon koͤmmt, unterhalb feiner Sturz: fälle. Indeſſen hatte der Bothe, den-ich von Tome- penda, mit des Statthalters zu Jaen Befehlen, an feinen Leutnant gefchickt hatte, darinnen ihm an« befohlen ward, mir einen Kahn zu fenden, auf einer Fleinen Flöße, von zwey oder drey Stücken Holz, alle dieſe Schwierigkeiten überftiegen : denn fo ein Fahrzeug ift für einen nackenden Indianer hinläng- lich, ‚weil fie alle vollkommene Schwimmer find. Bon Jaen bis zum Hafen gieng ich über den Yia- rannon, und fam etliche mal an feine Ufer. In dieſem Zwifchenraume nimmt derfelbe an der Mord» feite viele Gießbaͤche zu fich, welche bey beftigem Re» genmetter einen Sand führen, der mit Goldplättlein und mit Goldförnern vermifche iſt. Die Indianer | D3 fammien 2. Nachricht von einer Reife? ſammlen alsdern juft fo viel, als fie zur Bezahlung ihrer Schagung, oder Ropffteuer nöthig haben, und zwar nur alsdeun, wenn fie zur Bezahlung ftark an- getrieben werden. Zu andern Zeiten wuͤrden ſie eg lieber mit Füßen treten, ehe fie fich Die Muͤhe gaͤben, es aus dem Sande auszulefen, mmdiefer ganzen ‚Gegend find beyde Ufer: des Fluſſes mit wilden Ca⸗ cao bedeckt, welcher ‚eben fo gut: als der gepflanzte iſt; jedoch (häsen ihn die — eben * geringe als das Gold. | Am vierten ſeit meinen Abreiſe au Jaen ſetzete ich ein und zwanzig mal durch den Bach Chu⸗ chunga, und das letzte malnauf einem Fahrzeuge, Da wir zum Nachtlager anfamen, fo warfen ſich die Maulthiere mit ihrer Ladung ins Waſſer, und meine Inſtrumente Bücher und andere Schriften wurden naß. Dieſer Zufall begegnete mir ſchon zum vierten male, ſeit dem ich im Gebirge reift vl lan gu Chuchunga fand ich ein Dorf von zehn in⸗ diſchen —— ‚bie von ihrem Cakike beherrſchet werden. Diefer verſtund ohngefaͤhr eben fo viele fpanifche Wörter, als ich von feiner Sprache ver⸗ fund. Zu Jaen hatte ich mich genoͤthiget gefehen, zweenen indiſchen Knechten ihren Abfchied zu geben, welche mir hier als Dollmetſcher haͤtten dienen koͤn⸗ nen, Die Noth lehrete michy derſelben zu entbeh⸗ ren. Die Indianer zu Chuchunga hatten nichts als kleine Kaͤhne, die zu ihrem Gebrauche eingerichtet waren, und berjenige, den ich u Sant⸗ Jago holen ließ, konnte nicht eher als in vierzehn Tagen ankom⸗ men, Ich uͤberredete den Catike daß er mir eine Floͤße, oder eine Balſe machen ließ. Alſo nennet man in das Innerfle von Suͤdamerica. 23 ‚man in diefem Sande die Flößen, gleichwie auch das Holz, daraus fie zufammengefüget werden; Is verlangete, Daß fie fo groß ſeyn follte, als zur Fort⸗ beingung meiner Inſtrumente und meines Reife geraͤthes noͤthig war. Währender Zeit, als Die Dalfe verfertiget: ward, konnte ich meine Papiere und Bücher, Blatt vor Blatt, trocfnen. Diefe Ar- beit war eben fo nöthig als verdrießlich. Die Sonne war nur gegen Mittag zu fehen, und alsdenn maaß ich ihre Hoͤhe. Ich befand mich unter dem fünften ‚Grade 21 Mimiten füdlicher Breite, und id) erfah aus dem Barometer, ‚ welcher 16 Linien niedriger ‚fund, als am Ufer des Meeres, daß 235 Klaftern über der Wafferebene des Meeres Flüffe gefunden werden, Die ‚ununterbrochen ſchiffbar ſind. Ich be⸗ haupte nicht/ daß fie es in einer groͤßern Höhe nicht auch feyn könnten, ſondern ich erzähle bloß die Folge, ſo ich aus, diefer Erfahrung zog. Indeſſen iſt es ſehr wahrſcheinlich, daß der Punkt, wo ein Fluß ſchiff⸗ bar wird, der von dieſem Orte an, ſich uͤber tauſend Meilen erfirecket, höher liegen muß,’ als derjenige, mo ‚mittelmäßige:Stüfie anfangen fchiffbar zu werden. Am ⸗aten Julius nachmittags ſetzete ich mich auf einen kleinen Kahn mic zweenen Ruderknechten. Die Balſe gieng voran, und die ſaͤmmtlichen In⸗ dianer des Dorfes mußten mich begleiten. Sie gien⸗ gen bis an die Leibbinde im Waſſer, damit ſie die Balſe an gefährlichen: Stellen mit der Hand leiten, und dieſelbe zwiſchen den Felſen, and bey Eleinen Sturzfällen wider den heftigen Stiom u | ten,’ Am folgenden Morgen kam icy, nach" Umſchweifen in den EN ohngefähr Meilen +4 24° Nachricht von einer Reife Meilen nordwärts von dem Orte, wo ich mich aufs Sabrzeug gefege hatte, Hier fängt er an, fchiffbar zu werden. , Wir ſahen uns genöthiget , die Flöße größer und fefter zu machen, welche vorher nur nad) ber ‘Breite des Eleinen Fluſſes, ‚auf welchem wir an« kamen, eingerichtet gewefen war. Sin der Nacht wuchs der Fluß zehn Fuß hoch an, und wir mußten in großer Eil die Laubhuͤtte, die mir jur Bedeckung Dienete, und welche die Indianer ſehr gefchwind und ‚Fünftlich zu verfertigen wilfen, hinüber bringen, SG mußte mich, auf Anrathen, oder vielmehr auf Ver: langen meiner Führer, (indem ich mich richten muß⸗ te) drey Tage an dieſem Orte aufhalten. Sie hatten alfo Zeit genug, die Balſe zu verfertigen, ich aber, Deobachtungen anzuſtellen. Ich maaß die Breite des Stromes geometriſch, und fand ſie von ‚135 Klaftern, ob ſie gleich bereits 15 bis 20 Klaftern abgenommen hatte. Viele von den Fluͤſſen, welche oberhalb Jaen in ihn laufen, haben eine groͤßere Breite; woraus ich urtheilete, daß er ſehr tief ſeyn muͤßte. Und in der That konnte ich auch mit einer Schnure von 20 Faden (braſſes) nur im dritten Theile der Breite des Stromes den Grund erreichen. Ich konnte wegen der großen Geſchwindigkeit des Stro⸗ mes die Tiefe in der Mitte nicht unterſuchen, weil ‚ein Kahn, dee bloß mit dem Strome lief, in einer Secunde 1} Klaftern fortruͤckete. Das Barometer, ‚welches 4 Linien höher als im Hafen ſtund, gab mir zu erfennen, daß der. Abhang der Oberfläche des Waſſers, von Chuchunga an, von dar ich nurg Stunden auf der Reiſe zugebracht hatte, 50 Klaf- teen betrug. An dieſem Orte beobachtete id) auch | die in das Innerſte von Suͤdamerica. 25 die Breite, und fand fie von 5 Graden und ı Minute ‚gegen Süden. | | © Ani gten feßete ich meine Reife weiter fort, und kam durch den engen Paß bey Cumbinama, der wegen der hier befindlichen vielen Steine fehr gefahr: lich if. Er ift nicht über 20 Klaftern breit. Den folgenden Tag fam ich an den engen Paß bey E⸗ feurrebragas, welcher von einer andern Are ift. Der Etrom wird durch ein fehr fteiles felfichtes Ufer, an welches er fenfrecht anläuft, in feinem Laufe auf» ‚gehalten, und wendet fich alfo auf einmal, fo daß er mit der $inie feiner vorigen Richtung einen rechten Winfel machet. Der Stoß des Waflers, welcher durch den fchmalen Schlauch des Stromes eine größere Gewalt erlanget, hat eine tiefe Höhlung in den Fels gewühler, darinnen das Waſſer aufgehal« ten, und durch den mittlern ftarfen Zug andie Seite geftogen wird. Die Flöße, auf. welcher id) mich damals befand, ward durc) den Strom in dieſe Ver⸗ tiefung getrieben, und drehete fich eine Stunde und etliche Minuten im Kreife herum. Das drehende Waſſer führete mich endlich mitten in den Strom zuruͤck, mo der zufammenftoßende ftärffte Zug Des Waſſers Wellen machte, die einen Kahn unfehlbat ‚auf den Grund geftoßen haben würden. Die Größe und Seftigkeit der Floͤße bewahreten mich vor dieſem Zufalle; ich ward aber durch die Gewalt des Stro» ‚mes immer wieder in das Innerſte der Hoͤhlung ge⸗ trieben, bis mir endlich vier Indianer, die ich auf ‚einen Mothfall bey mir behalten hatte, heraushalfen, Sie ſchiffeten längft dem Ufer am Lande hin, kletter⸗ ten an den Fels hinan, —⸗⸗⸗⸗ die 26 Nachricht von einer Reiſe Die aus Liane gedrehet find, und dergleichen. man ſich in diefem Sande bedienet. Mit dieſen Seiten zogen fie die Balſe zurück, fo lange bis fie wieder in den Zug des Stromes fam. An ebendemfelben Täs ge kam id) zu dem dritten engen Pafle, welcher der Önstacsyo genennt wird, mo der Strom ſich zwi⸗ ſchen zweene große Felfen durchpreffer, und kaum 30 Klaftern breit iſt. Diefer ift nur bey hohem Waſ— fer gefährlich. Denfelben Abend begegnete ich dem großen von Sant⸗Jago abgefenderen Khhne wel⸗ cher mich in Hafen abholen ſollte. Er haͤtte aber noch ſechs Tage gebraucht, bevor er nur an den Ort, wo ich am Morgen abgegangen, und von dar ich in einer Zeit von zehn Stunden angekommen war, haͤtte et reichen Fünnen. Kane ee Am roten kam ich zu Sant⸗Jago de las Mon⸗ tannas an, welches ißiger Zeit ein Dorf an der Mindung des Fluffes diefes Namens, und ein Heber- bleibfel von einer Stadt ift, von welcher der Fluß war benennt worden. An defien Ufern wohnen Die - Kibsros, ein indifches Volk, die ehemals Chriſten gewefen, feit hundert Fahren aber fich wider. die Spanier empöret haben, damit fie nicht in den Öold- bergmwerken arbeiten duͤrften. In dieſen unwegfa- men Wäldern erhalten fie fich beyihrer Freyheit, und bindern die Schifffahrt auf diefem Strome, auf dem man innerhalb acht Tagen ſehr bequemlich aus der Gegend von Lors und Cuenza kommen fonnte, da ich Doch aufdiefem Wege zu Lande zweene Monate zugebracht hatte. Aus Furcht vor diefen Jndianern haben die übrigen Einwohner von Sant⸗Jago ſich genöfhiger gefehen, ihre Wohnungen zweymal zu ver⸗ — —J laſſen, in das Innerſte von Suͤdamerica. 27 laſſen; und ungefähr ſeit 40 Jahren haben fie fich an Der Mündung diefes Sluffes beym Marannon nies bergelaflen. " Unterhalb Sant + Jago liegt Borja, eine St Stadt, die den vorigen beynahe gleich koͤmmt, ob fie wohl die Hauptftade der Statthalterfchaft von Maynas ift, unter weldye alle fpanifche Mipio- nen am Marannon gehören. Borja ift von Sant ⸗Jago bloß durch den berühmten engen Paß, ben Pongo de Manſeriche, abgefondert. bon: 0, ehedem Puncu, bedeutet in der peruanifchen Sprache eine Dforte. Alle enge Paͤſſe werden mit diefem Namen belegt, infonderheit aber Diefer. wen der Marannon bis hierher zwo Meilen lang gegen Norden gelaufen, fo wendet er fid) nun— ‚mehr gegen Welten, und öffnet ſich mitten in dem ‚Gebirge Cordillers einen Weg zwiſchen zweenen parallelen Felſen die faſt fo ſenkrecht, als Mauern, in die Hoͤhe ſtehen. Es iſt etwas uͤber hundert Jah⸗ re, als etliche fpanifche Soldaten aus Sant⸗Jago diefen Paß entdecfeten, und fie waren fo beherzt, bins über zu geben. Zweene Jeſuiten, Mißionarien zu Quito, folgeten ihnen nach, und errichteten im Kahre 1639 die Mißion zu Maynas, welche ſich weit hinab an dem Strome erſtrecket. Als ich zu Sant⸗Jago ankam, fo hoffete ich noch denſelben Tag nach Borja zu fommen, ' wogu ich nur eine Stunde nöthig gehabt Hätte, Ob ich aber gleich‘ vie⸗ Je Borhen dahin geſchickt hatte/ und ungeachtet der Befehle und Empfehlungsfchreiben, mit denen ichwohl verſehen war, die uns aber ſelten etwas’ halfen war Bensheim Holz zu der geoßen' Floͤße, EIN 28. Rachricht von einer Reife ic) über den Pongo gehen follte, noch nicht gehauen worden. Ich lich alfo die Flöße, die ich hatte, rings herum mit neuem Holge einfaffen und fefter machen, damit fie die erften heftigen Stöße aushalten Fönnte, die in folchen engen Päffen unvermeidlich ind, weil die Indianer auf den Flößen ſich feines Steuerru: vers bedienen. Was ihre Kähne anlanget, fo find fie dermaßen leicht , daß fie folche mit ver Pagaye, welche ihnen anftatt der Ruderſtange dienet, zu regie— ren wiffen. 9 Den Tag nach meiner Ankunft zu Sant⸗Jago konnte ich meine Schiffsfeute unmöglid) bewegen, die Reiſe eher fortzufegen, bis der Strom: etwas niedri⸗ ger würde, weil die Fahre allzu gefährlich war, Je— doch erlangte idy von ihnen, daß fie mich über den Strom feßeren, Damit wir in einer nicht weit davon befindlichen Bucht, am Eingange des Pongo die bequeme Zeit erwarten möchten. Der Strom ift bier fo heftig, daß, obgleich Feine eigentlich fo genannten Sturzfaͤlle dafelbft find, dennoch das Waller in die Tiefe zu ffürzen fcheint, und mit einem entfeglichen Getoͤſe wider die Selfen anprallet. 1 ao Die vier Indianer aus dem Hafen zu Jaen, die id) bisher bey mir gehabt, und welche nicht fo neu⸗ gierig, als ic), waren, den Pongo in der Nähe zu betrachten, waren bereits zu Fuße, Durch einen Weg, oder vielmehr, durch eine in den Fels gehauene Stie⸗ ge voraus gegangen, und wollten mich zu Borſa erwarten. Ich blieb diefe Nacht, fo wie Die vorige, mit einem ſchwarzen Sklaven allein: aufider Floͤße. Es war ein Glüc für mic), daß ich ihn bey mir bes halten hatte, weil mir des Nachts ein Zufall'begeg- er nete, in das Innerſte von Suͤdamerica. 29 nete, Davon man vielleicht Fein Benfpiel findet. Der Strom, welcher in 36 Stunden 25 Fuß fiel, ward alle Augenblicke niedriger. Um Mitternacht hatte ſich ein zerfplirterter Aſt von einem Baume unter dem Waller in meine Flöße verwicele, und drang immer ftärfer hinein. Weil nun das Waſſer im» mer niedriger ward, fo ftund ich im Begriffe, mie meiner Flöße an dem Afte hängen zu bleiben, oder wenigftens würde ich meine Tagebücher und meine aufgefchriebene Beobachtungen, die Früchte meiner Arbeit feit acht jahren, eingebüßet haben. End⸗ fich war ich fo glücflih, die Fiöße vom Afte loszu- machen, und fie wiederum ing Waſſer zu bringen. In der Zeit, da ich wider meinen Willen zu Sant ⸗Jago bleiben mußte, maaß id) die Breite der beyden Fluͤſſe geometrifch,, imgleichen auch die Winkel, die ich zur Verfertigung einer Karte vom Pongo, zu meſſen noͤthig hatte. Am 12 Julius zu Mittage ließ ich die Floͤße — ſtoßen, und an die Seite treiben. Alſobald riß mich der Strom in einen ſchmalen und tiefen Gang, der als eine Böfchung‘, ja etliche Stellen ſenkrecht in die Felſen eingeſchnitten iſt. Innerhalb einer Stunde langte ich zu Borja an, drey Meilen unter Sants Jago, wie man es insgemein ſchaͤtzet. Unterdeſ⸗ fen konnte die Balſe , die kaum einen halben Fuß tief im Wafler gieng, und wegen ihrer hohen Ladung je Widerftande der Luft fieben- bis achtmal mehr ftellt war, als dem Zuge des Waflers, ni fo An gehen, als der Strom ; und ſeibſt Geſchwindigkeit des Stromes vermindert ſich nach der Maaße wie der Strom, unweit Borja im⸗ mer ‚Nachricht von einer Reife - mer breiter wird, Ja der fhmätften Gegend bes. merkte ich, daß wir in jeder Secunde zwo Klaftern fortrücketen, welches ich nach) dem Berhältniffe mit der Gefchwindigfeit an andern Seelen Baran berech⸗ nen konnte. F Der Canal des Pongo, den bie Nah ſelbſt ger macht hat, fängt ſich eine Fleine halbe Meile unter’ Sant Jago an, und wird immer ſchmaͤler. An⸗ ſtatt daß er unterhalb des Ortes, wo beyde Fluͤſſe zuſammenkommen, wenigſtens 250 Klaften breit iſt, wird er, wo er am ſchmaͤlſten iſt, kaum 25 Klaftern breit. Ich weis wohl, daß man zeither vorgegeben bat, es fen der Pongo nur 25 fpanifche Vares breit, welches nicht mehr als ıo Klaftern betraͤgt auch daß man behauptet hat, man koͤnne in = — ie Sant Jago nah Boıja eommen, in abet wahrgenommen, Daß ich 553 & gen von meiner Floͤße von ‚jedem Ufer entferne war. - Wenn ich alles zufammen in Berbinduna bringe, fo finde'ich die Maaße, ſo wie ich folche ‚bier Angebe ; ; und fo. gern ich auch mit der gemeinen Meynung über: 4 einſtimmen wollte, fo kann ich doch von Sant: Ja⸗ go nach Boria, anſtatt 3 Meilen, wie man es ge meiniglich rechnet, kaum zwo finden, a Ich ſtieß zwey oder dreymal sehe: ſiatk an die in den Kruͤmmen des Stromes befindlichen Felſen, welches einem ſehr erſchrecklich vorfommen würde, wenn es die Führer nicht vorher anzeigeten. Ein Kahn würde gar balddaran zerbrechen und zu Grun⸗ de ſinken; wie man mir denn auch dem Ort jeigefe, wo ein Stattgalte von Maynas umgefommen ar ei in dag Innerſte von Suͤdamerica. 3ı Weil aber die. Stuͤcken einer. Flöße nicht genagele und eingefalzt find, ſo macht die: Biegſamkeit des Holzes; den’ Stoß unkraͤftig, und man hat nicht zu befürchten, : Daß: die Floͤße Schaden leide. Die größte Gefahr für: die Flößen iſt, wenn fie in die Waſſerwirbel geratben, wie es mir weiter oben bes gegnetwar. Das Jahr zuvor war ein Migivnarius in einen folchen Wirbel verfallen, allıwo er zweene Tage ohne Epeife bleiben mußte; und er 'würde darinnen Hungers geftorben feyn, wenn nicht das Waſſer ploͤtzlich angelaufen wäre, und ihn wieder⸗ um in den Strom geführt hätte, Man fährt nie— mals in einem Kabne durch den Pongo, ausgenom« men, wenn das Waſſer niedrig genug, und der Strom nicht zu ſtark ift, daß der Kahn mit dem Steuerru⸗ der vogieret werden Ffann. Wenn das Waffer am: allertiefiten ift, fo fonnen die Kähne auch mit vieler - Müherden Strom hinauf fahren, die Balſanen aber niemals: u 0 00 fegan | — Als ich in Borja anlangte, ſo befand ich mich gleichſam in einer neuen Welt. Ich war von allem menſchlichen Umgange entfernt, auf einem Meere von em Waſſer, mitten in einem Labyrinthe von Seen,, Fluͤſſen und Canaͤlen, die einen weitläuftigen Wald von allen Seiten durchkreuzen, welcher dadurch un« wegfam gemacht wird. Ich fand neue Pflanzen, neue Thiere und neue Menſchen. Seit fieben Jah⸗ ren: waren meine Augen gewohnt gewefen, Berge, die oben mit Wolfen bedeckt find, zu erblicken ; itzt aber ergoͤtzten fie-fich, Die weite Ausficht des Hori« zontes zu betrachten, der ‚allein von den Hügeln des Pongo eingefchränfer ward, Anſtatt daß ich kurz AK vorher 32 Nachricht von einer Reife vorher in den'bebaueten Fluren um Quito eine große Mannigfaltigkeit von Gegenftänden vor Augen ges habt hatte, fo: fah ich ige nichts als Waſſer und Grünes. Man hat hier die Erde unter den Füßen, ohne daß man fie ſieht, meil fie mie dichtem Grafe, mit Kräutern und Straͤuchen dermaßen bedeckt iſt, daß man feinen Fuß breit ſehen kann, wenn man niche vorher viele Arbeit ammender, Unterhalb Dorja, und 4 bis 500 Meilen weiter hinab am Strome, ift ein Stein, ein ſchlechter Kiefel, fo rar als ein Demant. Die Wilden in diefen Gegenden wiſſen nicht, was ein Stein ift, und haben gar kei— nen Begriff davon, Man fieht mit Vergnügen, wenn einige nach Borja fommen, und zum erftens male einen Stein fehen, wie fie durch allerley Zeis chen ihre Verwunderung zu erkennen geben, und mit welcher Begierde ſie ſolche aufheben, nicht anders als ob es eine Koſtbarkeit waͤre, wie ſie aber bald hernach dieſelben mit Verachtung wiederum von ſich — wenn ſie ſehen, daß ſie ſo gemein ſind. Ehe ich weiter fortgehe, muß ich etwas weniges von der natürlichen Fähigkeit und von der Gemuͤths⸗ art der urfpriinglichen Einwohner von Suͤdamerica erwähnen, welche man, obgleicy uneigentlih, In⸗ dianer nenne, Ich rede nicht von den fpanifchen oder portugiefifchen Creolen, auch nicht von den. unterfcehiedenen Gattungen von Menſchen ‚ welche: aus der Bermifchung der weißen &uropäer, ber ſchwarzen Afticaner, und der rothen Americas ner enefproffen find, feit dem die Europäer fich dieſes Landes bemächtiget; und bie Schwarzen aus Em nea dahin gebracht Haben, 9— e in das Innerſte von Suͤdamerica. 33 Alle urfprüngliche Einwohner diefes Sandes find braun und von röthlicher Farbe, die entweder duns fel, oder etwas heller ift. Diefe verfchiedenen Gra—⸗ de in ihrer Farbe rühren wahrfcheinlicher Weife bauptfächlich von der unterfchlevenen Beſchaffenheit der Luft her, welche in den !ändern, die fie bewoh— nen, zu befinden iſt, immaßen diefelbe von der größ« sen Hige des heißen Erdftriches, bis zur Kälte ab» fälle, welche Kälte von dem benachbarten Schnee herkoͤmmt. Dieſe Verſchiedenheit in der Luft und Gegend, in ben waldigen Sandfchaften, in den Ebenen, Gebir⸗ gen und Zlüffen, die Mannigfaltigfeit ihrer Speis fen, der wenige Umgang, den die benachbarten Böls Fer unter fich haben, und taufend andere Lrfachen, muͤſſen nothwendig die Berfchiedenheit in der Lebensart und den Bebräuchen diefer Bölker veranlaffer haben. Ueberdieß fann man leichtlich erachten, daß ein Volk, melches die chriftliche Religion angenommen, und feit 200, tbeils Der fpanifchen, theils der portugiefi | ſchen Herrfchaft unterworfen ift, nothwendig einige von den Sitten. feiner Webermwinder angenommen haben müßte ; ; und daß folglich ʒwiſchen einem ne dianer, der in einer Stadt, ober in einem Dorfe, 3. E. in Peru, wohnet, und einem Wilden in dem Innerſten des Landes, ja ſo gar einem neuen Ein⸗ wohner in einer Mikion am Naronnon ein großer Unterfchieb ſeyn muͤſſe. Wenn man alfo einen volle Kae Be von den Americanern geben wollte, e man falt eben fo viele Befchreibungen mas hen, als Völker unter ihnen find. Gleichwie aber ein Aſianer an allen Kr 2 Bölfern, fo unters 6Dand, fchieden 34 Machricht von einer Reife. fchieben fie aud) in ihren Sprachen, Sitten und Ges bräuchen find, dennoch etwas ähnliches, oder gemein: fchaftliches finden würde, wofern er fie genau unter= fuchen wollte : fo haben auch, nach meinem Bedün« Een, alle Americaner in den verfchiedenen Gegenden, die ich auf meinen Reifen Fennen zu lernen Gelegen« heit gehabt babe, gewiſſe Aehnlichfeiten mit einan- der; und es hat mir gefchienen, als hätten fie (außer - gewiſſen Graden der Unaͤhnlichkeit, die einem fremden Keifenden faft unmerflic) find), insgefammt einer ley Gemuͤthsart. Die Haupteigenſchaft ihrer Gemuͤthsart iſt die Unempfindlichkeit. Ich uͤberlaſſe es andern, zu beurtheilen, ob man dieſelbe mit dem Namen Man⸗ gel an Leidenſchaften beehren, oder mit dem Wor— te Dummbeit befchimpfen foll. Ohne Zweifel ruͤh— ret fie von den wenigen Begriffen ber, deren Anzahl fich nicht viel weiter erſtrecket, als die Nothdurft des Lebens erfodere. Sie find im höchften Grade ges. fräßig, wenn fie Ueberfluß haben ; mäßig, wenn fie die Noth darzu treiber, und zwar dergeftalt mäßig, daß fie alles miffen fönnen, ohne das mindefte, wie es fcheint, zu verlangen; im höchften Grade kleinmuͤthig und verzagt, ausgenommen, wenn fie befrunfen find;. Feinde von aller Arbeit, und zur Ehrbegierde und Danfbarfeit unempfindlich ; bloß auf dasjenige be— dacht, mas gegenwärtig iſt, fo daß fie von feinen ans dern. Bewegungsgründen. etwas wiſſen; ohne allen Kummer wegen des Zufünftigen; zur Vorſichtigkeit und zum Nachfinnen. ganz unfähig ;, fie überlaffen fih, wenn fie nichts daran hindert, einer Findifchen Freude, welche fie durch Springen und unmäßiges sachen, in das Innerſte von Suͤdamerica. 35 Sachen, ohne Urfachen und Abſichten, zu erkennen ges ben: und folchergeftalt bringen fie ihr $eben hin, oh— ne su denfen, und werden als Kinder alt, weil fie die Mängel der Kindheit niemals ablegen, Wenn diefe Vorwürfe nur denjenigen Indianern aus einigen Provinzen in Deru gemacht merden Fonnten, welche in der That Sklaven find, ch fie gleich nicht fo.genenne werden, fo möchte man viele leicht auf die Sedanfen fommen, als wäre. diefe Dummheit eine Wirkung der Fnechtifchen Unterwuͤr⸗ figfeit,, in welcher fie leben: immaßen das Benfpiel der heutigen Öriechen ſattſam beweiſet, wie ſehr die Sflaverey die Menſchen herunterſeßen kann. Weil aber die Indianer in,den Mißionen, und die Wilden, die in völliger. Freyheit leben, wenigftens eben ſo ein⸗ föltig, ic) will nicht fagen, fo dumm, als jene find, fo kann man nicht ohne Demüthigung, wahrnehmen, wie wenig der Menſch in feinem. natürlichen Zuftan« de, ohne Erziehung, und ohne Umgang mit gefitteten Drenfchen vom Biehe, unterfchieden. ift, —— Alle Sprachen in: Südamerica, von denen ich eis nige Kenntniß erlangt habe, find fehr arm an Wörs tern. Einige darunter find, zwar. nachdrücklich, und einer Zierlichkeit fähig, inſonderheit die alte pe— rxuagniſche Sprache; jedoch mangelt es ihnen allen an Wörtern, die abftracten und allgemeinen Begriffe ° auszudrücken: welches ein augenfcheinlicher Beweis iſt, wie wenig diefe Bölfer ihren Berftand geübt has ben. Die Wörter Zeit, Dauer, Raum, Ding, Subſtanz, Materie, Körper, und andere meh ‚fehlen in ihren Sprachen. Doch nicht nur bie Nar men der metaphyſiſchen, fondern auch der fittlichen | € 2 Dinge, Nachricht von einer Reiſe —* koͤnnen fie bloß durch weitlaͤuftige Umſchrei⸗ bungen, und unvollkommen beſchreiben. Sie haben kein eigenthuͤmliches Wort, das ſo viel bedeute, als Tugend, Gerechtigkeit, Freyhein Erkenntlich⸗ Feit, Dankbarkeit ꝛc. Alles dieſes ſtimmet, dem Anſehen nach, ſehr ſchlecht mit demjenigen uͤberein, was Barcilaffo von ihrer Policey, von ihrer Ar- beitfamfeit, von ihren Künften, von ihren Regie: rungsformen, und von der natürlichen Fähigkeit der alten Einwohner in Peru, meldet. Wofern ihn anders nicht die Siebe zum Baterlande verbiendet hat, fo find die heutigen Einwohner gewiß fehr aus der Art geſchlagen. Was die uͤbrigen Voͤlker in Suͤd⸗ america betrifft, ſo haben ſie, ſo viel man weis, die barbariſche Lebensart noch niemals verlaſſen. Ich habe von den bekannteſten Wörtern etlichet indaniſchen Sprachen ein alphabetiſches Verzeichniß aufgeſetzt. Aus der Vergleichung dieſer Woͤrter mit Woͤrtern aus andern Sprachen, mitten im Lande, laͤſ ſet ſich nicht allein ſchließen, daß die americani- ſchen Voͤlker von einem Ende dieſes großen Landes, bis zum andern, gewandert ſi ſind; ſondern es waͤre auch vielleicht das einzige Mittel, wenn man fie mit den Sprachen in Africa, Europa und Dftindien ver» gliche, die urfprüngliche Abfunft der Americaner zu erforfchen. Wenn die Uebereinftimmung der Sprachen deutlich erwieſen wäre, fo würde die Fra- ge gar leicht zu enefcheiden feyn.. Das Wort Abbe, Baba ober Papa, und das Wort Mama welche, dem Anfehen nach , aus den alten morgenländifchen Sprachen, mif geringen Veränderungen, in die mei- gen heutigen Sprachen der Europäer gebracht wor- den, in das Innerſte von Suͤdamerica. 37 den, befinden ſich auch in vielen americanifchen Sprachen, die übrigens gänzlich von einander unter: fehieden find. Betrachtet man diefe Wörter, als die erften Töne, welche die Fleinen Kinder hervorbringen fönnen, und folglich als folhe, welche die Xeltern, weil ſie felbige fo. oft ausfprechen höreten, vor allen ans dern haben erwählen müffen, die Begriffe von Das ter und Mutter zu bezeichnen : fo bleibet annoch die Frage übrig, warum diefe Wörter in allen ames ricanifchen Sprachen, mo fie vorfommen, ihre Bes deutung behalten haben, und warum dieſelbe niche vermwechfelt worden. Durch welchen Zufall mag es gefchehen feyn, daß z. E. in der Sprache des Landes Omagua, mitten in America, oder in einer andern, in welcher die Wörter Dapa und Mama im Ge brauche find, das Wort Papa nie Wiutter, und - Wama niche Dater bedeutet; fondern daß jedes diefelbe Bedeutung hat_wie in den morgenländifchen und europäifchen Sprachen? Es ift höchft wahr⸗ ſcheinlich, daß die urfprünglihen Einwohner von America noch mehrere Wörter haben, deren Aehn⸗ fichfeie mit Wörtern aus den andern Theilen der Welt, wenn fie klar erwiefen würde, diefe Unterſu— hung, die bisher in bloßen Muthmaßungen beftan: den hat, ins Licht fegen koͤnnte. Zu Borja erwartete mid) der ehrmürdige Pater Magnin, Mißionarius, aus dem Canton Freys burg gebürtig, welcher mir mit fo vieler Gefälligfeit und Achtung begegnete, als ich von einem Landsman⸗ ne und Sreunde häfte erwarten Fünnen, Ich hatte bey ihm ſowohl, als auch hernad) bey ben andern Mißionarien, derer Empfehlungsfchreiben von ihren & 3 Freun⸗ 38 Nachricht von einer Reife Sreunden zu Quito, gar nicht nöthig, noch weniger aber der Paͤſſe und Befehle vom fpanifchen Hofe, die man mir mitgegeben hatte. Außer vielen natuͤrlichen Merfwirdigfeiten, fehenfte mir diefer Pater auch eis ne tandfarte, die er von den ſpaniſchen Mißionen in Maynas verfertiget hatte, imgleichen eine Befchreis bung von den Sitten und Gebräuchen ver benach— barten DBölfer Bey meinem Aufenthalte zu Cayenna haff ih. dem Herrn Artur, koͤniglichem Leibarzte, und Rathe im oberften Gerichte Diefer Co— lonie, die bemeſdete Achrift aus dem Spaniſchen ins Franzöfifche überfegen ; welche gewiß würdig iſt, der Welt bekannt zu werden. Zu Borja beobachtete ich die Breite des Ortes, und fand ſie von 4 Graden, 28 Minuten gegen Suͤden. Am 14 Julius reiſete ich in Begleitung des er⸗ waͤhnten Vaters wiederum ab, welcher die Guͤtigkeit hatte, mich bis nah Lagung zu begleiten. Am ıs ließen wir die Mündung des Morona gegen Morden liegen. Diefer Fluß entfpringe aus dem feuerfpeyenden Berge Sangay, welcher feine Aſche in die Sandfchaften Macas und Quito wirft, bies weilen auch über Huayaquil hinwegtreibet. Wei⸗ fer unten, an der Mordfeite, kamen wir zu den drey Mündungen des Fluſſes Paſtaza, von welchem ich meiter oben Meldung gethban habe, Er war damals fo heftig übergetreten, daß man nirgends ans fand feßen fonnte, welches mich verhinderte, die Breite der Hauptmündung zu meſſen; doch ſchaͤtzte ic) fie auf 400 Klaftern, und beynahe fe breit afs den Maran⸗ non. Etwas weiter hinunter beobachtete M elben in das Innerſte von Suͤdamerica. 39 ſelben Abend, und am folgenden Morgen, die Sonne in ihrem Riedergange und Aufgange, und ich fand ihre Abweichung (declinationem) von Norden nach Oſten, von 82 Graden, wie zu Quito. Aus zwo Weiten, (amplitudinibus) die, auf foldye Art, gleich nad) einander, Abends und Morgens, beobachtet wer⸗ den, läßt fi) die Abweichung der Magnernadel ſchließen, ohne daß man die Abweichung der Sonne weis. Man muß nur in der Zeit, da die zwo Beob⸗ achtungen geſchehen, auf die Veraͤnderung der Son⸗ ne in ihrer Abweichung Achtung geben, wenn fie an⸗ ders fo beträchtlich ift, daß fie Me des Com⸗ pafles kann bemerkt werden. Am 19 famen wir zu Laguna an, wo mich Dom Dedro Maldonado, Statthalter der Provinz Eſmeraldas, ſchon feit fechs Wochen erwartet hatte. Ich muß ihm und feinen zweenen Brüdern, ſo⸗ mohl als allen den Seinigen öffentlich das Zeugniß ‚geben, daß fie allen denen, die uns, währenden uns fers langen Aufenthaltes zu. Quito Freundfchafts- bezeugungen ermwiefen haben, zuvor gekommen find. Er hatte feine Rücreife nach Europa, wie ich, längft dem Amazonenſtrome angetreten, und zmar auf dem zweyten von den oben befchriebenen Wegen, nämlich auf den Fluſſe Paftaza ; und er war, nach vielen ausgeftandenen Gefährlichfeiten und Strapazen, fechs Wochen eher, als ich, an den von uns beftimmten Dre, Lagune, angelanget , ob wir ſchon faſt zu gleicher Zeit, er von Quito, und ich von Cuenza, abgereifet waren, Unterwegens hatteer mit dem Compafle und einem tragbaren — den Lauf des Paſtaza in €; gebracht, worzu 49.» Nachricht von einer Reife ihn ermahnet, und ihm die e keichee Mittel ange⸗ zeigt hatte. Lagung iſt ein großes Dorf von mehr als tau- fend bewaffneten Indianern, Die aus verſchiedenen Voͤlkern verfammlet worden. Diefes ift unter allen Mikionen in Maynas die vornehmfte. Diefer Ort liege in einer Dürren und hohen Gegend, der: gleichen man in diefem Sande, und an einem großen See, 5 Meilen oberhalb der Mündung des Gual⸗ 1593, fehr felten findet. Diefer Fluß entfprinat, wie der Marannon felbft, der Stadt Lma ‚gegen ten, in den Gebirgen. Auf diefem Fluffe war Pedro d Urſoa, deſſen wir oben erwähnt haben, i in den Amazonenftrom gefchiffer. Seine Unterneh. mung fomohl als die Zufälle, die fein raurige Schickſal verurſachten, ſind noch heutiges Tages unter den Einwohnern des kleinen Fleckens Yamas bekannt, nicht weit von dem Hafen, wo er zu Schiffe gieng.. Die Breite des Guallaga, bey feiner Mindung in den Marannon, sei damals un- gefähr 250 Klaftern, oder viermal mehr als die Brei. te der Seine bey der Koͤnigsbruͤcke (Pont royal) in Paris, Es iff aber nur ein gar mittelmäßiger Strom, in Vergleichung mit den meiften andern, von denen id) hernach Meldung thun werde, Zu Laguna maaß ich. die Breite, vermitteiſt ei⸗ nigen. Beobachtungen an der Sonne und den Ster- nen, und fand fie von 5 Öraden 4 Minuten. Ich hielt mich vier und zwanzig Stunden daſelbſt auf, weil. ich auch Die tänge beobachten wollte ; ich ‚verlor aber den Sr „ wegen der Bine am Horizonte, aus —2 in das Innerſte von Suͤdamerica. 4ı Gefichte, ehe ich feinen erften Trabanten aus dem Schatten treten fa. Der Herr Wialdonado und ich reifeten am 29- ften, in zweenen Kähnen von 42 oder 44 Fuß in der tänge, und nur 3 Fuß in der Breite, von Lagune ab. Jeder von diefen Kähnen war aus einem einzi- gen Stamme gehauen, Die Ruderleute figen von der vorderiten Spiße an, bis indie Mittedes Kahns, und der Keifende hält ſich mir feinen Sachen im Hin- tertbeile auf, und bat ein langes rund gebogenes Dad) zur Bedeckung wider den Regen, welches aus Palm- blättern Fünftlicy geflochten ift. In der Mitte ift dieſe Laubhuͤtte durchbrochen und geöffnet, damit das Sicht in den Kahn fallen, und man bequemlich hin» eingehen kann. Ueber diefem Dacdje hängt eine an» dere fliegende Bedeckung, mit welcher man, fo bald man will, die Deffnung,die fowohl zur Türe als zum | Senfter dienet, zudecken kann. Wir entſchloſſen uns, bey Tage und bey Nacht zu. reifen, in Hoffnung, die drigantinen oder gros- fen Kupderfähne zu erreichen, welche die portugiefi- fhen Mißionarien jährlich ausfchicefen, ihre Lebens» mittel zu hohlen. Die Indianer ruderten am Tage, und des Nachts waren nur ihrer zweene auf der Wache, einer vorne und der andere am Hintertheile, welche auf den Kahn Acht hatten, und ihn im ſtaͤrk⸗ ſten Zuge des Waſſers regiereten. Mein Vorhaben, den Maronnon in eine Karte zu ‚bringen, ‘gab mir. ein gutes Mittel wider den Müßiggang auf meiner ruhigen Reife, die mir der ‚Mangel an vielerley , obgleich neuen, — ru hatte Lager; Prag fönnen. 5 mußte 42 + Nachricht von einer Reife mußte beftändig auf meiner Hut feyn, durch den Compaß und die Uhr, die abmwechfelnde Richtung im Laufe des Stromes, und die Zeit, die wir von einer Wendung zur andern zubrachten, zu beobachten, damit ic) die unterfchiedenen Breiten des Stromes, und der Mindungen der in ihn fließenden Eleineren Ströme, nebft den Winkeln, welche fie mit dem Marannon machen, imgleichen die Sage und fange der Inſeln, vornehmlich aber die Geſchwindigkeit des Stromes und des Kahnes, erfahren möchte; welches bald auf dem Sande, bald auch im Kahne, durch verfchiedene Mittel gefchehen mußte, deren Erflä- rung bier überflüßig feyn würde. Ich war alfo alle Augenblicke befchäfftiger : Denn öfters maaß ich die Breite des Stromes und der in ihn laufenden Flüffe geometrifch; Fafträgtich maa ich Die Höheder Sonne, und beobächtete oft, bey ihrem Aufgange und Nieder- gange, ihre Weite (amplitudinem); wie ich denn auch überall, wo ich mich aufbielt, den Barometer gebraucht habe; Ich will aber von Diefen Beobach⸗ fungen nunmehr nichts weiter erwähnen, außer an den merfwürdigften Dertern, und will die umftänd« lihen Befchreibungen zu unfern Privatverſamm⸗ lungen ausſetzen. Am 25ften ließen wir Done Stuß Tiger an der Mordfeite liegen... Dieſer Fluß ift vielleicht noch groͤßer als der Tiger in Aſien; weil er aber keine ſo vortheilhafte Sage bat, fo mäche er bier, unfer einer Menge weit größerer Fluͤſſe, Fein großes Anfehen. Denfelben Tag legeten wir an der Nordfeite gar zei- tig an, und zwar bey der neuen Mißion Nameos, wo Be vor Furzer Zeit eine Anzahl Wilde * * a 2 im das Innerſte von Suͤdamerica. 43 Wäldern zufammen gebracht worden find. Ihre Sprache ift unbefchreibfich ſchwer, und ihre Art, die Woͤrter auszufprechen, ift noch wunderlicher als die Sprache ſelbſt. Sie fprechen, indem fie den Odem anfich ziehen, und man hoͤret faft Feinen felbftlaufen: den Buchftaben. Sie haben Wörter, die wir kaum mit‘ 9 oder 10 Sylben fchreiben Fönnen, und die doch, wie es feheint, von ihnen in 3 oder 4 Sylben aus: gefprochen werden. Posttarrsrorincuroac bes deutet in ihrer Sprache drey. Zum größten Glück für die, fo mit ihnen zu fchaffen haben, geht ihre Rechenkunſt nicht weiter. So unglaublich es aud) fcheinen koͤnnte, fo giebt es doch nody mehrere indie fche Völker, die auch nicht weiter zählen. Diebra« ſiliſche Sprache, die doch von gefittetern Völkern gefprochen wird, ift eben fo arm als jene : denn alle Zabien, die über drey find, müffen fie der portugie- ſiſchen Sprache abborgen. ‚Die Dameos find fehr gefchickt in Verfertigung langer Blaſerohre, welche das gewoͤhnliche Jagd⸗ gewehr der Indianer find. Sie bedienen ſich dabey kleiner Pfeile aus Palmenholze, welche ſie nicht mit Federn fondern mit einer kleinen Wulſt von Baum: wolle ſtaffieren, fo daß fie juſt die Hoͤhlung des Roh: res ausfüllet. Sie blafen diefe Pfeile 30 bie 40 Schritt, und fehlen faft niemals, Kin fo einfaches Werfzeug dienet allen diefen Voͤlkern mit gutem Bortheile anftatt des Schießgewehres. Die Spi- tzen dieſer Fleinen Pfeile, ſowohl als der Bogenpfeile, ‚tauchen fie in ein fo ftarfes Gift, Daß ein Thier in⸗ nerhalb einer Minute ftirbt, wenn der Pfeil vergiftet ift, Ob wir gleich Flinten bey —2 | fo 44 Nachricht von einer Reife fo ward doch das meifte Wild, das wir auf dem Strome fpeifeten, mit diefen Pfeilen gefchoffen, und oftmals hatfe der Pfeil unter den Zähnen getroffen. Es ift hierbey Feine Gefahr zu beforgen, weil diefes Gift bloß alsdenn feine Wirkung thut, wenn es mit dem Blute vermifcht wird; außerdem fihadet es we: der Menfchen noch Thieren. Sein Gegengift ift das Salz, oder noch ficherer, der Zucker. Ich werde am gehörigen Orte von etlichen Berfuchen Nachricht geben, die ich zu Cayenna und zu Leyden Damit ans geftellet Habe. ee Am 26ften fchiffeten wir bey der Mündung des Sluffes Ucayale, an der Suͤdſeite, vorbey. Esift einer der größten Slüffe, die in den Karannon laufen, und bey feiner Mündung ift er breiter als der Marannon felbft. Er nimmt die meiften fließen- den Waſſer aus den Provinzen des obern Theiles von Deru in fid), weldye zum Theile fehr weit von dem Marannon entferne find. In der Gegend, nach der füdlichen Breite zu rechnen, wo der Ma⸗ rannon nur noch ein Bach ift, fließe ſchon der Apuz=rimac in ihn, wodurch er ein anfehnlicher Strom wird, Der Ucayale giebt fogar dem Marannon eine. andere Richtung im Laufe; fo daß es ungewiß bleibt, welcher von beyden der Haupt⸗ firom ſey. Indeſſen hat der Marannon an die fem Orte, wo er ſich mit dem Ucayale vereiniget, fchon ein größeres Stuͤck Landes beftrömet, und ift ſchon durch viele Flüffe verftärfe worden, z. E. durch den Sant⸗Jago, den Paſtaza, den Guallaga, u. a.m. Ueberdieß iſt auch der Marannon an allen Orten ſehr tief. Im Gegentheile iſt auch nicht R | zu in das Innerfle von Suͤdamerica. 45 zu leugnen, daß die Tiefe des Ucayale niemals ift gemeſſen worden, und daß noch niemand die Anzahl und die Größe der Flüffe, die in ihn laufen, beftimme hat. So lange alfo der Ucayale nicht beffer befanne ift, fo lange Fann man auch nicht mie Gewißheit ſa⸗ gen, welcher von beyden der Hauptftrom ſey. Er würde vielleicht bald beffer befannt geworden feyn, wenn nicht die neu errichteten Mißionen an diefem Strome zerjtöret worden wären, als die Cunivos und Piros ſich empoͤreten, und im Jahre 1695 ih⸗ ven Mißionarius tödteten, Unterhalb dem Ucayale nimme die Breite des Marannon fehr merklich zu, und es vermehret fi) auch die Anzahl feiner Infelm Am 27ften früh lan« deten wir bey der Mißion St. "Joachim an, welche aus werfchiedenen indifchen Bölfern, und fonderlid) aus Omaguas befteht. Diefe find ehemals ein: fehr mächtiges Volk gewefen, und haben noch vor hundert jahren die Inſeln und die Ufer des Ama⸗ zonenftromes, in einer Strecke von mehr als 200 Meilen, unter dem Napo, bewohnet. Indeſſen hält man fie nicht für die urfprünglichen Einwohner diefes Landes; vielmehr ift es wahrfcheinlich,, daß fie auf einem von den Flüffen, die im neuen Koͤnig⸗ reiche Grenada entfpringen, herabgefommen find, und fi) am Marannon niedergelaffen haben, da« mit fie fih) der Borhmäßigfeit der Spanier entzies hen möchten, als fie diefes Sand einnahmen. | Was diefe Muthmaßung beftärfer, ift diefes, daß noch ein anderes Bolf, an einem won den bemeldeten. Slüffen, ven Namen Omaguas führet ; daß unter allen Bölfern, die am Amazonen 0. ein 46 Nachricht von einer Reife fein einziges Kteider tränt, als diefes ; daß man eis nige Spuren von der Cerimonie der Taufe ben ihnen findet, imgleichen etliche, obgleich ſehr verfaͤlſchte Traditionen. Der Pater Samuel Fritz hatte ſie, gegen Ausgang des vorigen Jahrhunderts, alle zum chriſtlichen Glauben bekehret, und es befanden ſich damals 30 Doͤrfer in ihrem Lande, welche dieſer Pater in ſeiner Karte benennet hat. Wir haben nichts mehr davon geſehen, als die Ueberbleibfel oder vielmehr die Stellen, wo fie gelegen haben, Sie find durch öftere Einfälle einiger Räuber, die aus Para famen, und fie zu Sklaven macheten, furchtfam gemacht worden, und haben fich theils in die Wälder , theils auch in die fpanifchen und portu⸗ giefifchen Mißionen zerftreuet. Der Namen Dinaguss bedeutet in der peruani⸗ ſchen Sprache einen platten oder breiten Kopf, und der Namen Cambevas, der ihnen in der brafis lifchen Sprache beygelegt wird, bat eine gleiche Be—⸗ deutung. + In der That hat diefes Volk die naͤrriſche Gewohnheit, daß. fie die Stirne ihrer Kinder zwi- fehen zwey Brettern preffen, damit felbige, mie fie fagen, dem vollen- Monde ähnlich werden. Die Sprade der Omaguas iſt fo ſanft und leicht aus⸗ zufprechen, ja fo garızu lernen, als die Sprache der Nameos hart und. fdywer if, Sie: hat. nicht die mindefte Aehnlichkeit weder. mit der peruaniſchen, noch mit der braſiliſchen Sprache, welche beyde über und unter dem Sande ber Dmaguas, am Amazo⸗ nenftrome, im Gebrauche find, Die Omaguss. bedienen ſich zwoer Gattungen von Pflanzen fehr ftarf. Eine von diefen Pflanzen nennen in Das Innerſte von Suͤdamerica. 47 nennen die Spanier Floripendo, deren Blume die Öeftalt einer umgefehrten Glocke hat, und von diefer hat der Pater Feuillee eine Beſchreibung gegeben, Die andere wird in der Sprache der Omaguas Cu⸗ rupa genennt, und von diefer habe ich.den, Saamen mitgebracht. Beyde haben eine Kraft abzuführen,. Diefe Bölfer machen fi) durch diefe Kräuter eine. Trunfenheit, die 24 Stunden dauert, in welcher Zeit ihre Einbildungsfraft ſehr wunderliche Vorſtellungen bat. Sie machen auch ein Pulver aus dem Curupa, und bedienen fich deflen als eines Schnupftabads, doch mit mebrern Umftänden als wir, Sie neh« men ein Schilfrohr, das als eine Gabel, oder in der Figur eines Y, gewachfen ift, und ftecfen beyde En« den in die Nafenföcher; alsdenn blafen fie fehr ftark, und gebährden ſich dabey fo, daß ein Europäer, der: alles nad) feinen Gebrauchen beurtheilet, fich des La— chens nicht enthalten kann. | Man Fann leichtlich erachten, wie viele und was für mancherley Arten von Pflanzen in einem Sande feyn müffen, welches fo wohl durch Die Feuchtigkeit als durch die Wärme ungemein fruchtbar iſt. Die, fo. in der Provinz Quito befindlic) find, wird der Herr. de Juͤßien, unfer Reiſegeferte, alle bemerkt haben. Ich bin aber verfichert, daß der fleißigſte Kraͤuter⸗ kenner eine Arbeit von vielen Jahren finden wuͤrde, wenn er die vielen und mannigfaltigen Bäume und. Pflanzen, Die man an den Ufern des Amazonen⸗ firomes, vom Gebirge Cordillera an bis ang Meer, wie auch an den andern Fluͤſſen, die in ihn laufen, antrifft, insgefammt fennen lernen wollte; ich will far. gen, menn er fie richtig befehreiben, und in Claffen, * | rten 48 Nachricht von einer Reife Arten und Gattungen eintheilen wollte: denn ihre Kräfte und Eigenfchaften zu unterfuchen, die ihnen die Einwohner des Sandes zufchreiben, würde ohne Zweifel eine noch vie! längere Arbeit erfordern, wel⸗ ches doch in der — das Hauptwerk in der Kraͤu— terfenneniß ift. Es iſt zwar leicht zu glauben, daß man aus Unwiſſenheit und Vorurtheilen ihnen meh: rere Tugenden angedichtet haben wird, als fie viel» leicht in der That haben. Sollten aber wohl der Quin⸗ quing, die NYpecacuana, die Simaruba, Die Seffsparille, der Guayac, der Lacao, Die Danille ꝛc. die einzigen nüglichen Kräuter feyn, die America hervorbringer ? Sollte nicht Die große Nuß« barfeic diefer Kräuter die Kenner zu neuen Unterfus hingen aufmuntern ? Was ich hierbey habe hun föhnen, ift diefes, daß ich von allerley Kräutern Saa⸗ men gefammiet, fo oft ich folches Habe thun koͤnnen. Unter allen Pflanzen in diefen $ändern bewun⸗ dert, wie ich glaube, ein Fremder Feine fo fehr wer gen ihrer wunderbaren Geftalt als die Lianen, wel⸗ che eine Art von Weidengerren find, Davon ich ſchon etwas erwaͤhnt habe. Dieſer bedienet man ſich an— ſtatt der Stricke, und man findet fie in allen war: men $ändern von America, wo viele Wälder find, fehr Häufig. Sie find einander darinnen ähnlich, daß fie fi um die Bäume winden, und an ihnen in die Höhe wachfen ; und nachdem fie fich bis an die Aefte geſchwungen, welche bisweilen ſehr hoch find, ſo wachſen ſie ſenkrecht herab, dringen in die Erde, wo ſie Wurzel faſſen, und ſich vom neuen empor ſchwingen, ſo daß ſie wechſelsweiſe bald aufwaͤrts bald niederwaͤrts wachſen. Einige Zweige davon, | | die in das Innerſte von Sidamerica. 49 die entweder von Winde, oder Durch andere Zufälfe eine fchiefe Lage befommen, hängen ſich an die nächft dabey stehenden Baume, und machen ein wunderii- ches Gewirre, das dem Thauwerke auf Schiffen fehr ähnlich fieht. Faſt allen Gattungen dieſer Liane wirdeine befondere Eigenfchaft zugefchrieben, welche bey einigen genügfana erwieſen iſt/ zE. bey der Npe⸗ cacuang. Ich habe an einigen Derfern eine gewiſſe Gattung gefunden, die einen fo ſtarken Geruch ‚as Knoblauch von ſich giebt, welcher fie ſehr Eennebar macht. Einige find Dicker als ein Arm, und biswei- len erſticken fie. den Baum, um den fie fich ſchlingen, ſo daß er verdirbt, indem fie ſich allzufeft anihn _ preſſen: unddiefer Urſache wegen nennen fie die Spa: nier Matapalo, oder Holsmörder. Bisweilen verdorret der Baum und verfaulet; alsdenn bleibet zuletzt nichts uͤbrig als die ſchraubenfoͤrmige Liane, welche gleichſam eine gewundene Saͤule macht, die ganz frey ſteht, ſo daß man durch ſie ſehen kann. Man wuͤrde durch Kunſt ſchwerlich dergleichen Saͤu⸗ len machen. | In ale Die Gummi, Harze und Balfame, die aus vor fhiedenen Bäumen durch Einſchnitte abgezapft wer» ben, imgleicyen ‚werfchiedene Oele, die man Daraus ziehen Fann, find unzählid. Das Del, welchesman aus der Frucht eines Palmenbaumes, welcher Lins gursve genannt wird, ziehe, iſt wie man faget, eben fo füße, und auf vieler Leute Zungen eben ſo wohlſchmeckend, als das Olivenoͤl. Einige, z. E. wer Andiroba/ brennen ſehr ſchoͤn, und ohne den min» deſten übeln Geruch. An vielen Oertern brauchen die Indianer anftatt des Lichtes das Copal,. um 6 Band. D welchen > Nachricht von einer Reife | welchen fie Blätter von der Banabasftaude, (Ba: nanier) legen, An andern Dertern bedienen fie ſich gewiſſer Saamenförner, die fie. an einen dünnen fpi: tzigen Stock anreihen, welchen fie in die Erde fte: en, fo daß er ihnen anftate eines $euchters Diener, Das Harz, welches Cahuchu, eder Cahutchu genennt wird, dergleichen man inder Provinz Duito, in den Gegenden am Meere, findet, iſt auch am Amazonenſtrome fehr gemein, und man braudt es ebenfalls zum Brennen, Wenn es nod) frifchift, drücke man es in Formen, und: giebt ihm allerley Figuren. Der Regen kann es nicht durchdringen, und am allermerfwürdigften ift feine ftarfe Elaſtici⸗ tät. Man macht daraus Slafchen, die nicht zerbres chen, Stiefeln, hohle Kugeln, die man breit drüs fen kann, und die hernach wiederum rund werden, Die Portugiefen in Para haben vonden Omaguas gelerner, aus diefer Materie Pompen und Sprigen zu machen, die feinen Sauger, oder Sprigftodf, noͤthig haben. Sie haben die Geſtalt einer hohlen Birne, und find an einem Ende mit einem Eleinen Loche ver⸗ fehen, in welches fie eine diinne Röhre ſtecken. Man füller fie vol Waſſer, und druͤcket fie hernach zuſam⸗ men, wobey fie die Wirfung als eine Sprige thun. Diefes Inſtrument ift bey den Omaguas fehr ge ‚wöhnlih. Wenn fie ein Feſt anftellen, fo giebt der Hauswirth einem jeden Gaſte aus Höflichkeit eine folhe Sprige, und diefe brauchen fie, * die Gaſte⸗ rey angeht. Zu Sanct⸗Joachim bekamen wir andere Kaͤhne und Schiffsleute, und reiſeten am zyften Jul. wies der ab, weil wir es fo einrichten wollten, m. 3% zu . Sn rechter Ben in das Innerſte von Suͤdamerica. 51 rechter Zeit an der Mündung des Napo ankommen möchten, um, diejenige Vorruͤckung des erſten Tra» banten des Jupiters zu beobachten, welche in der Macht vom zıften, Julius bis zum. ıften Auguſt ges ſchah. Seit meiner. Abreife hatte ich noch Eeinen einzigen Det nad) feiner aftronomifchen Laͤnge be« ftimmt, wodurch ich die Weiten der Derter von Oſten nach Welten, ſo wie ic) fie gefchäßt harte, zu ver⸗ beffern vermocht hätte. Ueberdieß war es auch eine von Wichtigkeit, wegen der Reifen des Drel- lana, des. Texeira und des Paters d’ Acunna, welche ven Napo berühme gemacht haben, imglei- ‚chen ‚auch wegen der Anfprüche, ſo die Portugiefen auf das Grundeigenthum der Sander am Amazonen⸗ frome, bis zum KTapo, machen, Ich war in mei« nem Beobachten, unerachtet einiger Hinderniffe, ſehr gluͤcklich, und diefes war die erfte Srucht von der vie- len Mühe, die mir. die Fortbringung eines Gehe: rohres von 18 Fuß, durch Wälder und Gebirge, auf ‚einer Reife von 150 Meilen, verurfacherbarte, Mein „Reifegeferte, der im Beobathten eben fo vielen Eifer, al bezeugete, war mir: bey Diefer Gelegenheit, ‚fo wie bey vielen andern, durch feine Einficht, und Munterkeit, überaus näglich, Ich beobad)tere erft- lich, in einer. Inſel, die der großen Mündung des Nabdpo gegenuͤber liegt, die Mittagshöhe der Sonne, ‚und fand fie von 3 Graden 24 Minuten füdlicher Dreite. Ich fehäßete die Braite des Marannon, nterhalb der Inſel, auf 900 Klaftern, weil ich nur ei⸗ nen Arm des Stromes geometriſch meffen fonnte, Der Napo war, tie id) bemerken Fonnte, a Inſeln, die feine Mündung zertheilen, 600 Klaftern BE | Da breit. 2° Nachricht von einer Reife breit, Endlich beobachtete ich auch denſelben Abend "die Borrückung des erften Trabanten des Jupiters, und ich nahm auch alfobald hernach die Höhe zweener Sterne, daraus ih die Stunde fliegen konnte. Die Zwifchenzeiten der Beobachtungen maaßen wir nach einer guten Uhr ab. Solchergeſtalt konnte ich "den Gebrauch) des Penduls entbehren, welchen ich bier faſt unmöglich brauchen fonnte, wie es denn auch viele Zeit erfoderehätte. Durch die Rechnung finde ic) den Unterfchied der Mittagszirfel zu Paris "und bey der Mündung des Napo von 43 Stunden, Dieſe Beftimmung wird alsdenn noch richtiger, wenn "man die Stunde‘ der wirklichen Beobadjtung hat, “an einem Orte, deffen Sage nach feiner Laͤnge bekannt iſt, und wo diefe Hervorruͤckung tft beobachtet worden. So bald ich die Laͤnge beobachtet hatte, ſetzeten “ie unfere Reife weiter fort. An iſten Auguſt, des Morgens, begaben mir uns ans Land, und zwar zu na ‚ 10 big 12 Meilen unter der Muͤndung des Napo. Pevas ift jeßiger Zeit Die Teßte ſpaniſche Mißion am Warannon. Der Pater Fritz hätte “fie zwar 200 Meilen weiter ausgebreitet ; allein die Portugiefen haben im Jahre 1716 den größten Theil dieſer Länder in Befig genommen. Die wilden Voͤl⸗ fer am Napo find von den Spaniern niemals völlig bezwungen worden. ° Etliche unter ihnen haben zu verfchiedenen Zeiten die Statthalter und Mipiona- rien umgebracht, welche bie. fpatifche Herrſchaft feft feßen wollten. Bor 15 oder 20 Jahren haben die Jeſuiten aus Quito einige alte Wohnpläge wieder- um erneuere und an diefem Strome neue Mißione errichtet, die je&o in fehr gutem Zuftande ſind — im das Innerſte on Suͤdamerica. 53 Der Namen Pevas, den dieſer Flecken, wo wir ans zand ſtiegen, führer, koͤmmt eigentlich einem in⸗ diſchen Volke zu, aus welchem ein Theil der Ein: . wohner beſteht. Doch bat man auch andere In— dianer von verſchiedenen Bolfern dahin verſammlet, von denen jedes ſeine eigene Sprache bat, ‚welches in America etwas gewöhnliches ift. »Disweilen wird eine, Sprache nur. von zwo oder drey Familien gefpros chen, welche die elenden Ueberbleibfel eines ausge: rotteten und gefreflenen Volkes find, Denn obgleich heutiges Tages, am Marannon feine Menfchen- freſſer wohnen, fo giebt.es doch im Innern des fans des, fonberlich an der Nordfeite, am Sluffe Yupara hinauf, noch jetzo gewiffe Völker, die. ihre Gefange⸗ nen freſſen. Die meijten von den neuen Einwohnern zu Devss find noch nicht zum Ehriftenehume bekeh⸗ tet, Es find Wilde, die man erſt aus ihren Ber- ſchanzungen zuſammengebracht hat. „Sie müffen, erſt zu Menſchen gemacht werden, und dieſes iſt keine ——— Ich darf mich. bier bey den Sitten und Gebraͤu⸗ chen dieſer und vieler anderer Völker, Die ich geſehen ——— weiter ‚aufhalten, außer ſo ſern dieſe inge in einer Verbindung mit der Naturlehre ber mit der, natürlichen Hiſtorie ſtehen. Ich will. Feine Befchreibung machen von ihren Tanzen, von,ihren Inſtrumenten, von. ihren Luftbarfeiten, , von ihrem Jagd⸗ und Fiſcherzeuge, von ihren wun⸗ derlichen Zierrathen, die aus Knochen und Fifchgrär ten beftehen,, welche fie in den Nafenlöchern und in den Lippen tragen, von ihren durchloͤcherten 38 E in welche fie allerley bunte Federn ſtecken. en ‘4 6 ei Ai Zerglie, 54° Nachricht von einer Neife Zergliederer werben vielleicht als etwas bemerfens- wuͤrdiges anfehen, wenn ich erzähle, daß einige von biefen Bölfern ungeheure lange Ohrlaͤppchen haben, unerachtet die. Haut nicht merklich duͤnner if, Wir find erftaunet, als wir faben, daß einige unter ihnen Ohrlaͤppchen, von vier bis fuͤnf Zoll in der Laͤnge, haben, in welche fie Loͤcher bohren, Die 17 bis 18 Li⸗ nien im Durchſchnitte breit find ; und dennoch hat man uns verfichert, daß Diefe noch nicht die größten wären, Sie ſtecken erft in dieſe Löcher ein rundes Stäbchen von Holze, und alsdenn ein größeres, je weiter die Deffnung wird, bis endlich) das Ohrlaͤpp⸗ chen bis auf die Achſeln herabhaͤngt. br groͤßter Schmuck iſt, daß ſie einen Blumenſtraus, oder einen Buͤſchel von Kraͤutern durchſtecken, welche ihnen an⸗ ſtatt der Ohrgehaͤnke dienen. Man rechnet von Pevas, der letzten franifehen Mißion, bis nach Saint-Paul, der erften portugier · ſiſchen Mißion, ſechs bis ſieben Tagereiſen, die wir aber in drey Tagen und drey Naͤchten zuruͤck legeten. Bey der Mißion St, Paul find Mönche vom Or⸗ den des Berges Carmel beftelle. Zwiſchen dier fen jioeenen Dertern ift Fein einziger Wohnplas am Marennon, Hier fangen fich die großen Inſeln an, welche vor alten Zeiten von den it a bes wohnet worden find. Der Strom wird hier dermas⸗ fen breit, daß einer von feinen Amen bistoeilen g⸗ bis 920. Klaftern breit it. Weil bey einer folchen” Breite der Wind Froße Gewalt bekoͤmmt, fo erreget er daſelbſt oft ftarfe Stürme, wodurch "mandma' die Kähne zu Grunde geben. Auf unferer Fahre von 1 Pevas nah St, * ftunden wir zweene Stürme in d48 Innerſte von Suͤdamerica. 55 Stine aus, Doch wiſſen die Indianer, die auf dem Strome fehr erfahren find, es mehrenth eils ſo einzurichten, daß man nicht mitten im Strome vom Winde ergriffen wird; und es iſt ſonſt keine Gefahr Baber, außer wenn man nicht Zeit hat, in einer von den Mündungen der Flüffe und Baͤche, die man häufig antriffe, ſich in Sicherheit zu feßen. Sobald der Wind nachläße, fo vertreibt der ftarfe Zug des Stromes die Wellen gefchwind wieder, und macht, daß das Wafler wiederum ruhig wird. "Die größte Gefahr bey diefer Schifffabre ift, daß man bisweilen auf abgebrochene Bäume ftößt, wel⸗ heim Schlamme und Sande, unter dem Waſſer liegen, wodurch ein Kahn leichtlich ungluͤcklich ſeyn kann. Es wäre uns ſelbſt einesmals beynahe begeg⸗ nei, als wir uns dem Ufer näherten, und eingemife fes "H6t; abbauen wollten, welches für die Waſſer⸗ fücht ſehr dienlich feyn ſoll. Dieſe Gefahr zu ver⸗ meiden ‚bleibe man von den Ufern ab. Was die aume anlanger, die auf dem Strome ſchwimmen, fo kann man fidy Teichtlich u in Achtnehmen, weil man ſolche vom weiten ſieht. Ich uͤbergehe eine andere Gefahr, die aber feltes ner iſt/ daß namlich bisweilen ein morfcher Baum, oder ein’ ſolcher/ den das Waffer unfergraben hat, plöstich umſchlaͤgt. Durch diefen Zufall find viele ame. nit allen Ruderleuten umgefommen. Außer ſolchen Ungluͤcksfaͤllen ift es etwas unerhörtes , daß ein Indianer erfoffen wäre. obiger Zeit wohnet kein Friegerifches Wolf am Amasonenfttome, das twider die Europäer Feind» feligkeiten ausübere, Sie Be ſich alle entweder‘ unter⸗ 506. Nachricht won einer Reife = unterworfen, oder weit hinweg begeben, . Indeſſen kann man. doc). an einigen Dertern nicht obne Gefahr des Rachts auf dem Lande bleiben, Bor etlichen Jahren iſt der Sohn eines (oa Statthalters, deſſen Vater ich zu Quito gekannt habe, als er an dem Strome hinab gereiſet, nicht weit von den Ufern etlichen Wilden begegnet, und von ihnen erſchlagen worden, ob ſie gleich nur bisweilen verſtohlner Weiſe dahin kommen. ¶ Diefe Sache ‚hat uns, ſein Reiſe⸗ geferte ſelbſt erzaͤhlet, welcher der Gefahr entgangen iſt, und jetzo in den portugießſchen Allienen eine Deftallung hat, F Der ———— zu St. Daul war von —— Ankunit benachrichtiget werden, und hielt einen gross fen, Kahn ( pirogue oder brigantin) mit vierzehn | Schiffstuechten und. einem ‚Schiffer, fuͤr uns.in Bes reitſchaft. Er gab uns auch, einen portugiefifchen Wegweifer i in einen andern ‚Sahne, mit, und. er ers zeigete ung, gleich ‚ven uͤbri gen. Mönchen von feinem Orden, ſo wich, Gutes, daß wir kaum wußten, o wir uns in dem Gunerften. oou- America, ‚und, 500 Meilen von den europaiſchen Colonien, „befänden,, Zu Sr. Paul fahen wir zum erfien male, anftatt der mit Rohre bekleideten Haͤuſer und irchen· wie⸗ dexum gemauerte Capellen und Pfarrhaͤuſer, und, reine geweißte Waͤnde. Wir verwunderten und er⸗ gehzeten uns, zugleich, als wir ſahen, daß hier alle Weiber der Indianer Hemden von bretagniſcher Leinewand trugen, daß ſie verſchloſſene Kuffer, und, eiſerne Schluͤſſel in ihren Haͤuſern hatten, daß man bey ihnen Nadeln, kleine Spiegel, Meſſer, Schee⸗ ven, Kaͤmme und andere kleine Geraͤthſchaften aus 3 Europa > beunruhiget wird. Einige von-diefen ri ſind jechjig Fuß lang, en —* in das Innerſte von Suͤdamerica. 57 Europa ſah, welche ſich die Indianer jährlich zu Para anfhaffen, wenn fie den Cacao, der an den Ufern ihres ‚Stromes wild waͤchſt, dahin tragen. Diefer Handel, den ſie nach Para ‚treiben, giebt dieſen Indianern und ihren Mißionen ein fo gutes Anfeben, das man fie beym erften Blicke von ven fpanifhen Mißionen unterfcheiden fann. Denn die fpanifchen Mißionarien koͤnnen ſich unmöglich) dasje⸗ nige anſchaffen, was zu einem bequemen Leben erfor: dert wird, „weil fie. mit den Portugiefen, welcheneben ihmen, weiter. unten am Strome wohnen, gar keinen Umgang haben; und weilfie alles. aus Quit o befom- men muͤſſen, welches aber durch das dazwiſchen lie⸗ gende Gebirge Cordillera mehr von ihnen abgeſon⸗ dert — f als wenn tauſend Meilen See, dazwiſchen Die "Kühne, beren 177 Die: Portuniefen bedienen, und deren. auch wir, von St. Paul an, uns bedie- neten,, ſind weit größer und, — als die indi⸗ ſchen Kaͤhne, auf denen wir in den ſpaniſchen Mis fionen. gefahren waren. Der um, aus dem der ganze, indiſche Kahn gehauen, ift, macht bey der Por tugieſen ihren ‚nut den ‚Boden des Schiffes aus. Eie hoͤhlen ihn erſtlich * Eiſen "x al enn mar chen ſie ihn durch Seuer [ —5**— 8 Weil ber hier: 0 durch — eichter wir! ae fie einen hohen Bord ‚Darüber ” welchen |i fie durch. niehöljer Den Stammrbeiejtigen, ‚Das Steuerruder,ift eſen Kaͤhnen fo angelegt, aß durch ſeine Be A gung gung die kleine Kajuͤte auf dem Hintertheileg | Kam und 3. Nachricht von einer Reife: und einen halben Fuß in der Tiefe. Man hat auch noch) größere von vierzig Ruderfnechten. Die mei- ften haben zweene Maften, und find zum Segeln ein gerichtet. Dieſes ift fehr bequem, wenn man den Strom hinauf ſchiffet, immaßen vom Monate Deto- ber an, bis zum May, der Oſtwind beftänbig daſelbſt wehet. Bor vier oder fünf Jahren nahm ein fran- zöftfcher Schiffer eine folhe Brigantine, verfah fe mit einem Verdecke und mit anderm benöthigten Ges räthe, und gieng damit, zum größten Erftaunen der Einwohner zu Para, nebft drey franzöfifchen Ma- erofen, aufs hohe Meer. Er fchiffere'mit Diefem Fahrzeuge in fechs Tagen von Para nach Cayenna; eine Reife, auf welcher ih, wie man aus der Folge fehen wird, mit einem Schiffe aus dieſem Hafen zweene Monate zugebracht habe, meil die Schiffe- leute zu Para, nach ihrer Gewohnheit, fich ans dand hielten, welches auch uͤberdieß für mich am bequem⸗ ften war, damit ich meine Karte aufnehmen konnte Von St. Paul nad) Coari ſchiffeten wir fünf Tage und fünf Nächte, diejenigen jmeene Tage nicht mit. gerechnet, da wir uns in den dazwiſchen liegen⸗ den Mißionen Yviratuha, Traquatuha, Para⸗ guari und Tefe aufhielten. Coari iſt die letzte von den ſechs Wohnplaͤtzen der portugieſiſchen Mißiona⸗ rien, Die fünf erften find aus den Meberbfeibfetn der alten Mifion des Paters Fritz angelegt werden, und fie beftehen aus einer großen Menge Menfchen von verfehiedenen Völkern, welche man groͤßtentheils aus andern Wohnplägen berbeygebracht hat. Alle fechs liegen an dem füdfichen Ufer des Stromes, wo das fand am höchften, und vor den Ueberſchwem⸗ | | mungen / in das Innerſte von Stidamerica. 59 mungen am ficherften iſt. Zwiſchen St. Paul und Coari ſchiffeten mir viele große und anſehnliche Fluͤſſe vorbey, welche in den Amazonenſtrom fallen. Die vornehmſten an der Suͤdſeite find der Nutay, wel⸗ cher groͤßer iſt als der NRuraca, der nach ihm fol⸗ get, und deſſen Muͤndung ich 46% Rlaftern breit be⸗ fand; der Tefe, welchen der P. Acunna den Tapi nennet, und endlich der Coari, welcher vor etlichen Sahren nur für einen ftehenden Gee gehalten ward, Alte dieſe Flüffe laufen von Süden nah Morden, und entfpringen aus Den Gebirgen, Lima gegen Dften, und Cuſco gegen Morden, Alle find von ih— ven Mindungen an, etliche Monate im Jahre ſchiffbar. Viele Indianer erzählten ung, daß fie an den Ufern des Fluſſes Coari, auf der Hoͤhe, ein freyes ebenes Land geſehen haͤtten, wo vieles Rindvieh und eine große Menge Fliegen befindlich wären, von denen fie etwas zum Kenngeichen mitbrachten , weil folches was neues für fie war. Es läßt ſich hieraus'fchließen, daß diefe Stüffe, andenDertern, wo fie entfpringen, ganz andere Sandfchaften,als die ihrigen fü find, beftrömen, welche un- lbar an die ſpaniſchen Eolomen in dem bern Theile Peru graͤnzen, wo das Rindvieh ſich ſehr vermeh⸗ ret hat. Der Amasonenfirom nimmeaud) in diefer Gegend, an der Nordſeite, zweene große und berühms te Stüffe zu fich, Der erfte iſt der Na oder Yſſa, er, aleich den Mapo, in der Gegend von Pas Gmto gegen Norden, in den Franciſeanermiſ-⸗ fionen Sucumbios enefpringe, wo er Dutomayı genennt wird. Der zweyte iſt dev Nupura, der et⸗ was weiter gegen Norden, als der Putumayo ent: fpringe, und an feinen obern ‚ber Caquera * genennt 609 Nachricht von einer Reife genennt wird, welcher Namen bey feinen Muͤndungen in den Amazonenſtrom gaͤnzlich unbekannt iſt; ich ſage, bey ſeinen Muͤndungen, weil er wirklich in ſieben oder acht Armen ausfließt, welche ſich nach und nach von ihm abſondern, und zwar ſo weit von einander, daß die erſte Mündung uͤber hundert Mei— len von der letzten entfernt iſt. Die Indianer legen ihnen unterſchiedene Namen bey, und dieſerwegen hat man ſie fuͤr beſondere Fluͤſſe gehalten. Einen von den groͤßten Armen dieſes Fluſſes nennen ſie den Nupura. Ich richte mich, wegen dieſer Benennung „nach den, Portugiefen , welche ihn weiter hinauf mit eben Diefen Namen belegen , und.verftehe alfo unter dem Nupara nicht nur denjenigen Arm, den die India— ner fchon laͤngſt ſo genennt haben, fondern aud) den ganzen Haupiſtrom, von weichem fid) dieſe und die folgenden Arme abtrennen. Das ganze Stüd an des ‚; foyfie befteomen,, ift dermaßen niedrig 4 daß es zur Zeit der Ueberſchwemmungen des Marannon vollig unter, Waſſer ſteht, fo- daß man nicht. nur von einer Mündung, ‚zur andern, fondern aud) in efz liche Seen ‚die im Innerſten des Landes liegen, mit Kaͤhnen fahren Eann. Die Ufer des —— wer⸗ den an einigen Oertern noch von den bemeldeten sraufamen Bölfern bewohnt ‚. welche einander aus: rotten, indem viele von ihnen die Gefangenen freffen. Diefer Fluß, ſowohl als die verſchiedenen Arme von ihm, die weiter unten in den Amazonenſtrom lau» fen, werden von den Europaͤern faſt gar nicht * ſucht, außer von etlichen Portugieſen aus: Parı —— daſelbſt verſtohlner Weiſe Sklaven Kane n ir An dag Innerfie von Suͤdamerica. 61 Wir werden bey der Befchreibung des Rio⸗ negro etwas mehreres von dem Nupara melden, In dieſer Gegend lag vor Zeiten ein Dorf, wo Texeira im Jahre 1637, als er den Strom hinauf ſchiffete, von den alten indiſchen Einwohnern, gegen ‚einen Tauſch, etliche guͤldene Kleinodien Faufte, wel- he zu Quito probivet, und auf 23 Karat gefchäger wurden. Er nennte diefen Ort das Bold-Dorf. Auf feiner. Ruͤckreiſe fegte er hier einen Öränzftein, ‚und nahm am 26 Auguft 1639, im Namen der Kro- ne Portugall, Beſitz davon, laut einer Urkunde, wel— ‚heim Archive zu Para annoch verwahret wird, all- wo ich ſelbige geſehen habe. In dieſer Urkunde, die von allen Dfficierern feiner Mannfchaft, unfer= ſchrieben iſt, wird gefagt, es ſey auf einer Hoͤhe, ‚den Muͤndungen des Soßa u⸗ gegen ber, seſhehen. | Der P. Acunna A * daß man dürch ie chietene Wege, die er anzeigef, von dem Yupura * nach dem Nquiary, welchen er den Gold⸗ uß nenner, kommen koͤnne. Er ſetzet hinzu, daß — am Pouiari mit ihren Nachbarn Manaos einen Handel mit Golde trieben, Pr dieſe ana wiederum mit —* Indianern am Ama⸗ — ie franzoͤſiſche —— der Nachrichten de a verſtellet dieſes Wort, wie viele andere ter, und nennet ihn den Flu ———— a © tu ———— ages Manaos und Ma⸗ + U 197 98 —2 a, Pater gritz nennet dieſen * den —* Er 62Nachricht von einer Reife Amazonenſtrome, von welchen er felbft ein Paar guͤldene Ohrgehaͤnke gefauft habe, Der Vater. Fritz erzaͤhlet in feinem Tagebuche, daß er im Jahre 1687, namlich funfzig Jahre nad) dem Pater Acunna acht oder zehn Kaͤhne mit Manaos befeßt, aus ih— ven Wohnpläßen, an den Ufern des Nurubech, ver- mittelft des übergetretenen WBaffers, habe anfommen -fehen, damit fie mic den Purimaguas, die rim Ehriftentdume unterrichtete, und welche an den nörd- lichen Ufer des Marantion wohneten, Handel treiben möchten. Er faget daben, fie hätten die Gewohn⸗ heit gehabt, unter andern Waaren kleine Goldplatten "mitzubringen, welche dieſe Manaos von den Yquia⸗ ri, einem indiſchen Volke, durch Tauſch an ſich braͤchten. Alle dieſe Oerter und Fluͤſſe ſind auf der Karte des Paters Fritz angemerket. So viele übers einſtimmende Zeugniſſe, die alle glaubwürdig find, machen, daß man an der Wahrheit diefer Dinge richt zweifeln kann. Dem ungeachtet find der Strom, der See, Die Goldgrube, der Gränzftein, und fo gar das Gold⸗ Dorf, welche insgefamme durch ſo viele Zeugen beftätiget worden, wie ein bezaubertes Schloß verſchwunden, und. in.der Gegend felbft, wo dieſes alles befindlich geweſen, ift nicht das mindefte An⸗ ‚benfen davon übrig geblieben. fer; Won der Zeit des P. Fritz an vergaßen die Pors £ugiefen die Urkunde, auf welche fie ihre Anfprüche grimbeten, und fingen an, vorzugeben, daß der Graͤnz⸗ ftein, den Texeira gefeßt hatte, weiter hinauf, über der Provinz; Omaguas, befinölich feyn müffe; und zu gleicher Zeit gerieth der P. Sri, Mißionarius der Krone Spanien, aufeine andere Ertremität, indem er vor⸗ in das Innerſte von Suͤdamerica. 63 vorgab, daß der Graͤnzſtein nirgends anders als in der Gegend des Fluſſes Cuchivara, 200 Meilen ‘weiter unten, geſetzt worden waͤre. Man hat von beyden Seiten, wie es bey ſolchen Gelegenheiten zu geſchehen pfleget, die Anſpruͤche zu vergroͤßern geſu⸗ het. Was den Graͤnzſtein anlauget, der in dem Gold ⸗Dorfe geſetzt worden ift, fo wird man finden, wenn man diejenige Landſchaft genau unterfucher, wo ‚bie vierte portuaiefifhe Mißion, niederwärts zu rech⸗ nen, liegt , welche Daraguari genennt wird, an Dem ſuͤdlichen Ufer des Marannon, etliche Meilen über der Mündung des Lefe, (wo ich die füdliche Breite von 3 Graden 20 Minuten befunden habe, ) ſo wird man, fage ich, finden, Daß diefe Sandfchaft alle Kenn- zeichen an ſich hat, welche Die Lage diefes bertufenen Dorfes, nach Der Urkunde des Tereiva, und nad) der Befchreibung des P. Acunna, Fenntbar nıas ‚chen Fönnen, Der Nupura, deflen größte Muͤn⸗ dung der Mißion Paraguari gerade gegenüber ‚liege, wird folglich der Rio d Ouro ſeyn, Deffen ‚Mündungen, wie in der Urkunde gefage wird, dem Dorfe gerade gegenüber lagen, Nur muß noch) ‚ausgemacht werden, wo der Nurubech und ver Nquiari geblieben fin, ‚dem der P. Acımna den Namen Goldfluß beyleget, und in welchen man, wie er faget, durch den Nupura aufwärts kommen fanıy Diefes zu entdecken hat mir mehrere Mühe gekoſtet; be aber, daß ich dieſen Umſtand erforſchet, und vielleicht den Grund von der Fabel des Sees Parima und des Dorado gefunden habe. Jedoch die Ordnung und —5 erfodern, alle terſu⸗ — ER —J 9— 64 Nachricht von einer Reiſe terfuchung bis zu ‚dein Artikel von dem ſchwarzen Strome auszuſetzen. | Huf unferer ganzen Schifffahrt hatten wir überall die Indianer von'verfchiedenen Voͤlkern befragt, und aufs fleißigſte nachgeforſchet, ob fie ung einige Nach— richt von den kriegeriſchen Weibern geben koͤnnten, weiche Orellana, wie er vorgiebt, geſehen und be £rieget bat, und ob es wahr wäre, daß fie ohne Män- ner lebeten, und daß fie jährlich nur einmal Umgang mit ihnen hätten, wie folhes der P.Acunna in feiner Befchreibung melde. Wir bekamen von al- fen die Antwort, daß fie es von ihren Bätern hätten erzählen hören : wobey fie noch eine größe Menge befondere Umftände Hinzu ſetzten ‚welche ich hier, zu Bermeidung der allzu großen Weitlaͤuftigkeit, niche anführen will, Indeſſen beſtaͤtigen ſie die gemeine Erzählung, daß in dieſem Theile der Erde eine Re— publif von Weibern geweſen fey, welche ohne Mäns ner gelebt, nachher aber auf dem ſchwarzen Stro— ‚me, vder auf einem. von denen, die an derfelben Sei— te in den Marannon laufen, ſich gegen Norden, in Das Innerſte des Landes, zuruͤckgezogen haben. Ein Indianer von St. Joachim d' Omaguas hatte uns geſagt, wir wuͤrden vielleicht zu Coari ei⸗ nen alten Mann noch am Leben finden, deſſen Vater die Amazonen geſehen haͤtte. Zu Coari erfuhren wir, daß dieſer Mann geſtorben war, Wir redeten «aber mit feinem Sohne, der ohngefaͤhr 70 Jahre alt war, und welcher die Indianer in dieſem Dorfe re— gierte. Dieſer verſicherte uns, daß ſein Großvater dieſe Weiber auf dem Eingange des Fluſſes Cuchi⸗ vara wirklich geſehen haͤtte; daß ſie von dem Fluſſe Caya⸗ in dad Innerſte von Suͤdamerica. 65 Cayame, der fihin den Marannon an der Sid» feite, zwifchen Tefe und Coari ergießt, gefommen wären ; daß fein Großvater mit vieren von Diefen Weibern geredet hätte, von denen eine ein Kind an der Bruft gehabt, Er fagte ung die Namen von diefen vier Weibern ; er erzählte dabey, daß fie auf ihrer Reife von Cuchivara uͤber den- großen Strom; und alsdenn weiter, auf dem ſchwarzen Strome, gegangen wären, Ich uͤbergehe etliche andere unmwahrfcheinliche Umſtaͤnde, die aber. die Hauptſache nicht berühren. Unterhalb Coari er- zählten uns die Indianer überall ein gleiches, doch mit einigen veränderten Umſtaͤnden. Die Haupt fache ward uͤberall auf einerley Weiſe erzaͤhlt. Inſonderheit erzaͤhlten uns die Einwohner zu To⸗ payos (von Denen ich, ſowohl als von gewiſſen grünen Steinen, die unter dem Namen Amssonenfteine bekannt find, am gehörigen Orte ein mehrere melden werde, ) daß fie dergleichen grüne Steine von ihren Vätern geerbt, welche fie von den Cougnantainſe⸗ enima, das heißt, von den Weibern, die Feine Maͤn⸗ ner haben, befommen harten, bey welchen, wie fie far gen, fehr viele ſolche Steine befindlich find. Ein Indianer und Einwohner in Mortigura, welches die nächfte Mißion bey Para ift, erboth fih mie einen Sluß zu zeigen, auf welchem man faft bis in die Landſchaft, die ſeinem Borgeben nach, noch jes 60 von Amazonen bewohnt wird, Diefer Fluß heiße dee Irijo, bey deflen Mündung ich nachher, zwiſchen Macapa und dem Nord⸗Cap vorbey ges iffet bin.) Mac) diefes Indianers Erzählung muß 6 Band. E man 66. Nachricht von einer Reife man an dem Orte, wo dieſer Strom, feiner Sturzfaͤlle wegen, nicht mehr fchiffbar ift, etliche Tage gegen Weſten, und über ein bergichtes Sand reifen, Ein alter Soldat von der Befaßung zu Cayenne, der jego nicht weit von den Sturzfällen des Fluſſes Oyapoc wohnet, hat mich verfichert, Daß im Jahre 1726 einige Mannfchaft, darunter er fid) befunden, tief ins Land geſchickt worden, auf welchem Marfche fie zu den Amicuanen, einem Bolfe mit fehr langen Ohren, gefommen wären, welche oberhalb dem Ur— forunge des Oyapoc wohnen, und bey dem Urſprun⸗ ge eines andern Fluffes, der fi) in den YYarannon ergießt. Hier habe er bey ihren Weibern und Töchtern folche grüne Steine, deren ich bereits er⸗ wähnt habe, angetroffer ; und als er fie gefraget, 100» ber fie diefelben befämen, fo hätten fie ihm geantivor- tet, daß fie folche von den Weibern befämen, die Feine Maͤnner hätten, und deren Sand fieben bis acht Tagereifen weiter nach Weften läge. Die Amis euaner wohnen weit vom Meere, in einem hoben $ande, wo die Zlüffe noch nicht ſchiffbar find : fie ha⸗ ben alfo diefe Erzählung vermuthlich nicht von den Indianern am Amazonenſtrome gehoͤret, mit wel⸗ chen ſie feinen Umgang hatten. Sie kannten nur diejenigen Völker, die ihre Nachbarn waren, von des nen die franzöfifche Mannfchaft aus Cayenna Weg: weiſer und Dollmetſcher mit fich genommen hatte, Man hat hierbey zu bemerfen, daß alle ist ange= führte Zeugniffe, ſowohl als diejenigen, derer in den Unterfüchungen, fo im Jahre 1726, und hernach von RN | zweenen in das Junerfte von Suͤdamerica. 67 Spaniern, aus ber Provinz Denesuela, te worden, Meldung geſchieht, uͤberhaupt in der Sache, wegen der Amazonen, vollfominen übereinftimmen. Noch merfiwürdiger vaber ift, daß aus Diefen verfchiedenen Erzählungen ‚nach welchen fih dies Amazonen, in Anjehung eines Drtes nach Dften, am andern nach Norden, und am dritten nach Weſten begeben haben follen, deutlich zu erfehen iſt, daß der Bunft, mo diefe Kichtungslinien, oder Stri⸗ che, zuſammentreffen, in die Mitte der Provinz Guiana fällt, und zwar in eine Gegend, wohin weder die Portugiefen zu Para, noch die Franzoſen zu Cas yenne jemals gefommen find, Dem ungeachtet kann ich Faum glauben, daß die Amazonen wirklich das ſelbſt wohnen follten, ohne daß man, von einem Orte zum andern, durch die mit den europaͤiſchen Colo⸗ nien on den Küften von Guiana benachbarten In⸗ dianer umftändtichere Nachricht von ihnen hätte. Es ift aber auch möglid), daß dieſes wandernde Volk feine Wohnpläße wieder verlaflen hat. Am aller; wahrfcheinlichften duͤnkt mir zu feyn, daß fienach und nach von! ihrer: ehemaligen Gewohnheit abgewichen find, es ſey nun, daß fie von einem andern Volke bezwungen worden, oder daß ihre Töchter den Haß gegen. die Mannsperfonen mit der Zeit haben fahren | Wofern man alfo aud) heufiges Tages feine Unkel von —* enge: ‚Republik finden let ien. —XR— G2 an Fang 2 Dieno Portales, welcher vor etlichen Jabren an a iebere, u und Dom ———— olger. ö - re 3. Nachricht von einer Keife fönnte, fo würde man dennoch nicht ſchlechterdings leugnen dürfen, daß fie jemals gemefen fey. VUebrigens iſt es zum Beweis der Sache genug, wenn in America ein Volk von Weibern gewohnt hat, die keine Maͤnner gehabt haben. Die uͤbrigen Gebräuche, ſonderlich derjenige ; welchen der Pater Acunns, auf Treue und Glauben der Indianer, er» zählet, daß fie ſich eine Bruft abgefchnirten haͤtten, find zufällige Umftände, die vermuthlich von den Eu: ropaͤern, als'eine Nachahmung deffen, mas von den ehemaligen Amazonen in Afien erzählt wird, veräns dert und bingngefeßt worden find. "Man finder auch nicht, daß der Cacique, welcher den Orellana vor den Amazonen warnete, die er in feiner Sprache die Comapuyaras nennte, etwas von einer abges fehnittenen Bruft erzähle habe ; und unfer Indianer zu loari, welcher ung die Gefchichte feines Groß: vaters, (der vier Amazonen gefehen hatte, von des nen eine ein Kind an der Bruft trug,) erzählte, hat von diefem befondern Umſtande, der doch fehr ı Bu 3 ‚wäre, ebenfalls nichts erwaͤhnet. Doch wieder auf die Sache felbft zu kommen : wenn man: fiesdeswegen leugnen wollte, weil fie nicht wahrfcheinlich, ja faſt unmöglich‘ iſt. ſo wuͤrde ich mich zwar nicht auf das Exempel der ehemaligen Amaszonen in Aſien, oder der heutigen Amazonen in Africa * berufen, weil die.alten und neuen N richten hiervon mit vielen Sabeln vermengt, und ſehr ei * Man leſe des P. Juan dos Santos, eines ſiſchen Dominicaners Deſcription de I’ Ethiopie O - tale ; ai ai den P. Anbat. in das Innerſte von Suͤdamerica. 69 zweifelhaft find. Ich würde nur diefes anmerfen, daß wenn jemals an einem Orte in der Welt Amas zonen geweſen find, e8 in America geweſen feyn müf fe: weil ihre umfchweifende Lebensart, da fie ihren Männern oft in den Krieg folgen, aueh zu Haufe fehr elend leben, fie faſt nothwendig auf die Gedanfen. bat bringen müflen, fich von dem Joche ihrer Tyran⸗ nen zu befreyen, und ſich andere Wohnpläge zu fü« hen, wo fie in Freybeit „ oder mwenigftens niche als Sklaven und als Laſtthiere leben fönnten. Ein fol ches Unternehmen würde nichts ſchwerers und außer« ordentlichers an ſich haben, als dasjenige, was in den Eolonien der Europäer in diefem $ande die Skla⸗ ven, wenn fie allzu hart gehalten werden, faft täglich thun, indem fie haufenweife, bisweilen auch einzeln, in die Wälder fliehen, und wenn fie feine andern Menfchen zur Gefellfchaft finden , viele Jahre, oder en ihre ganze — in der Einſamkeit * | gen. Ich weis wohl ‚daß faſt alle Indianer in Suͤd⸗ america, luͤgenhaft leichtglaͤubig und zum Wunder« baren ſehr geneigt ſind; ſie haben aber doch niemals von den Amazonen des Diodorus von Sicilien, oder des Juſtins, etwas gehoͤret. Gleichwohl re⸗ dete man ſchon mitten in America von ſolchen Ama⸗ zonen, ehe noch die Spanier dahin kamen, und es re⸗ deten feute von ihnen, die niemals einen Europäer gefeben harten. Diefes erhellet aus der Warnung, bie der Cacique dem Orellana gab ; imgleichen mis den Ersählungen bes = Aelnne und des P. Daras 70 Nachricht von einer Reife in dag x. Baraze *% ft es wohl zu glauben, daß diefe Wilden: in verfchiedenen ändern fich mit einander beredet haben follten, eine Sache, wie dieſe iſt, gu erdichten, und daß dieſe vermeynte Fabel zu Mey⸗ nas, zu Data, zu Cayenne, zu Venezuela unter jo vielen Bölfern, die einander nicht erftehen, und Die nicht Die geringfte Gemeinfchaft mit‘ einander ka ben, fid) verbreitet haben follte ? - Uebrigens habe ich diejenigen * Scheifeftlee und Reifebefchreiber, aus allen europaͤiſchen Ländern, bierbey nicht angeführe, welche feit mehr als 200 Jahren von den americanifchen Amazonen ge⸗ ſchrieben haben, und von Denen einige fie gefehen has ben wollen. Ich habe nur. die neuern’Zeugniffe ans führen rollen, Die der Herr !Tialdonado und ich auf unſerer Reife eingezogen Haben. In der Schutʒ⸗ febrife des erften Theils des Theatre Critique von dem berühmten Pater Feiſoo, einen» fpanifchen Benedictiner, welche fein gelehrter Schüler, ver Pas ter Sarmiento, herausgegeben bat, Fann man ) von dieſer Sache ein mehrers Wr nachlefen. la Man fehe die Lettres edifiantes et curieufes, im 1oten » Zheile, ** Americus Vefpucius, Zalde Schmiedel, — Berrio, Walther —— der P. Acans na Artieda, Barazi u. a m. Die Sortfesung folget Einf. II. Tage 7 SEHE Eee II ä, Tageresifter ——— von einigen, mit einem, deſſen Arm gelaͤhmt war, angeſtellten Seteftrifchen Erfahrungen“. 5, 186, Finige Unterfuchungen brachten mich auf den 24 Gedanken, zu verfuchen, was die Eleftricität 27 bey einem Gelähmten für eine Wirfung thun würde, und ich geftehe, daß die Neugierigfeit gewiſſe Dinge —— zu ſehen eben ſo * —R | 4 Ns \ *Es iſt aud den Experiences für P ele&ricit& avec ee conje&tures fur la caufe de fes efers par r. Jallabert, Prof. en Philof. exper. et en Ma- thematiques des Socieres Royales de Londres et de Montpellier et de I’ Academie de l’inftitut de Bo- „ logne, Paris 1749, genommen. Man has die Zahlen ‚der $$. beybehalten, damit einige Herren, die etwa kuͤnftig de vfu ele&ricitatis inre medica fihreiben wol⸗ „len, diefe Erfahrungen fo gut anführen können, ale ob fie. das Buch ſelbſt befaßen. Kür diefe Gefälligfeit „werben fie dem Heberfeger verzeihen, Daß er die Wörs ter aus der Zergliederungsfunft nicht deirefch gegeben. bat, und ihnen deswegen die geringe Muͤhe verurfacht, Por berlinifche Weberfegung vom Winslom nachzu⸗ ſchlagen. Ar PET DZ AT 72 Tageregiſter von einigen Antheil, als die Hoffnung feiner Genefung anmeinem eriten Berfuche hatte. ; Zuſtand Gelaͤhmten und beſonders feiner Hand Den 26 Dee. 1747 kam der Schloſſermeiſter, Na⸗ mens Nogues, welcher 52 Jahre alt und von einer ziemlich zarten Beſchaffenheit des Leibes iſt, zu mir. Er war an dem rechten Arme gelaͤhmt, und hatte alle Empfindung verlohren. Das Gelenke an der Hand mar gegen die innere Seite der zwey Beine des Bor- _ derarms gebogen, es war hangend und ohne Bewe⸗ gung. Der Daum, der Zeigefinger und Obrfin. waren wie aneinander geleimt und gegen. die Mad che Hand su gebogen, Dem mittlern und Kingfinger war noch eine ſchwache Bewegung übrig. Der Kran⸗ fe erhob und fenfte ven Arm, aber mit'vieler Mühe; und der Borderarm Fonnte meder gebogen noch auss geftreckt werden. Er binfte auch auf der rechten Seite, und gieng nur durch Hülfereines Rohrs. Ss 187., Wirkungen des. elektrifchen Eur ſchuͤtterns (Commotion). Ich fing an, ihm die elektriſche Erſchutterung zu eben: ich band ſeine gelaͤhmte Hand an das Ge— Ha und ließ ihn mit der andern Hand den Funken heraus sieben. ı Statt der ordentlichen Erfchürterung, welche man in: verfchiedenen Theilen des — empfindet, verſpuͤrte er nur einen heftigen Ste der rechten Schulter, welcher mit Stechen durch d ganzen, Arm begleitet war. Die wiederholte fahrung brachte eben die Mana hervor, "3 glaubs angeſtellten elektriſ Erfahrungen. 73 glaubte, daß Herr Guiot, der dabey ſtund, ihn auf die Schulter flüge, fo bald als der Funfe hervor- leuchtete; und ich konnte ihn nicht aus dem Irrthum bringen, bis ich ihn die Erfahrung wiederholen ließ, da Herr Guiot ſich ihm gegen über geftelle hatte, $. 188. Ich ließ ihn endlich "Die gefunde Hand . an das Gefäß halten, und vermittelt einer feidenen Schnur verband ic) eine an die Stange gehatigene Kette fehr fefte mit der gelähniten Hand. Der Stoß in der rechten Schulter wurde alsdann von einer Era ſchuͤtterung in dem gefunden Arme und in der Bruſt —— 8.189. Der Vorderarm iſt blau und 8 welk. Da ich ihm den Unterarm hatte cuskleiden laſſh ſo befanden wir ihn blau, verwelkt und vertrocknet. Die Adern, welche unter der Haut kriechen, waren in einander geſchlungen. Die Atrophie * breitere ſich über die Hand: aus, die Singer RENNER, ep erhwollen maren. 5 190, Convulfive Sewegungen der wuſtein daraus man Funken zieht. Ich ſtellte den Kranken uͤber Harz, und als ich ig hatte heftig elektriſiren laffen, ſo griff ich, mit dem Finger an die Muffeln, welche das Bein des Untere arms bedecken. Micht allein die Funken, fo ich her⸗ —— waren ſehr lebbeg * wir beobach⸗ teten ⸗ Wagerteic von demfelben * die durch den Man⸗ „gel der Nahrung verurfacht worden. 74 Tageregiſter von einigen teten auch convulfive und fehr ſchnelle Bewegungen, wenn man fie. bervorlodte; und das Handgelenf (Carpus) ‚ nebft den Fingern, wurden verſchiedentlich hin und her bewegt. Alſo bewegten ſich das Handgelenke und die Fin⸗ ger, die aller willkuͤhrlichen Bewegung beraubet wa⸗ ren, wie ich es nur haben wollte, nach dem Muſkel, gegen. den ich den Singer hielt. Dieſer Umftand verdiente ohne Zweifel die ernfthaftefte Unterſu⸗ chung. $. 191. Ich ſetzte mich an die Stelle, des Geläpms ten ; und indem Herr Guiot den Singer. gegen meis nen Arm hielt, fo verurfachte er in meinen Muffeln ‚und in den feften heilen eben dergleichen Bewegun⸗ gen, als wir an dem Gelähmten bemerket hatten. Ich firecfte oder bog das Handgelenfe und die Finger nad) dev Natur des Muffels, aus dem der Funke kam, ohne daß es in meinem Bermögen war, die Be⸗ wegungen deſſelben aufzuhalten. Ich babe nachgehends verſucht, daß —5 der Bemuͤhung einer Perſon, welche ſowohl als ich auf Harz geſtellet war, mich die herausgebrachten Funfen z. E. aus den ausdehnenden oder abziehen den Mufkeln oder aus dem langen Beweger des Daums, den Daum’ der flachen Hand zu nähern, oder zu entfernen, oder das dritte Glied davon uu | beugen nöthigten. '$,192. Der einzige Unterſchieb zwiſchen * No: gues und mie war, daß ich das Stechen von den Sunfen DEN) — Cine bey * machten. | $, 193» | - angeftellten eleetrif. Erfahrungen. 75 "$. 193, Urfprung der Löhmung des - Nogues. | | ah diefen erften Verſuchen fragte ich den Ne gues um den Urfprung feiner Krankheit, Er fagte zu mir, daß, als er 1733, zu Ende des Brachmonats, eine Eifenftange gefcehmieder, ein fehlgetroffener Schlag ihn ohne Verftand und Bewegung umge: ftürzt habe. Da er nun ſtumm und gelähmt an der ganzen rechten Seite geblieben ; fo bätten ihm die Bäder zu. Air in Savoyen, dahin er zu. Ende eben deffelbigen Jahres geführet worden, die Stimme und die Empfindung! in dem Oberfchenfel und in dem rechten Beine wieder gegeben, auf welchem er damals 7 Stehen angefangen. Eben diefelben Bader hätten folgendes Jahr die Schwier igfeit feines Ganges ver⸗ mindert, und ihn in den Stand gefegt, den rechten Arm aufzuheben, und einige leichte Bewegungen mit dem mittlern und NRingfinger vorzunehmen, er habe aber feit feinem Zufalle den Unterarm, das Handge- lenke, den Daum, den Zeigefinger und Hprenfingee niemals bewegen Eöhnen, 8. 194. Diefe Erzählungen find mir vondem Hn. Cramer, dem Bater, einem berühmten Doctor der Medicin, und von Hrn. $aurent, einem Chirurgen, die dem Nogues zu Hülfe geholet wurden, nicht allein beftätiger worden, fondern fie haben mich auch bes nachrichtiget, daß Blaſenziehen, Schröpfen, und vers fchiedene andere Hülfsmittel, fo bey den Anfälfen dee Apoplerie gebräuchlich find, ihn nicht hätten erwe⸗ den können, und daß er erft viele zog nach ſeinem Zufalle wieder zu sBerftande kan. 000° Die 76: Zageregifter von einigen Die Berfuche, welche ich erzählec habe, waren gar zu nuͤtzlich, als daß ich fie nicht hätte wiederholen follen. Ich beftellte ven Gelähmten auf den folgenden Tag; und ich ‚befahl ihm genau auf alle ‚außerordentliche Empfindungen zu merfen, ‚fo er hauptfächlich in dem franfen Arme verfpüren würde, | 6,195. Zuftand des Kranken in der Kracht, | die auf meine erften Operationen erfolgte, Den 2rften berichtete er mich, daß er binnen le als einer Stunde Hitze in dem Arme gefühler hätte, und zu wiederholten malen auch Stechen, welches ſei⸗ nen Schlaf zu unterbrechen vermocht, $. 196. Ich wiederholte bey dem Unterarme die Operationen des vorigen Tages, und meil das Hand- gelenfe völlig gegen. die innere Seite der Beine des Unterarms gebogen wat, auch drey Finger ohne Be⸗ wegung waren, und die andern fich.nur ganz ſchwach ausſtreckten, fo entſchloß ich mich in die ausdehnen⸗ ben Muſkeln des Carpi und der Finger zu operiren. 8. 197. Mittel, die ſtaͤrkſten Funken her⸗ vorzubringen. N, Ich werde einmal für allemal anmerken, ‚ baß ich mich, um Funken berauszubringen, einer Eifenftan« ge bediente, deren Ende, fo th dem Muſkel darſtel⸗ lee, fih mit einem gemwiflen runden Knopf von 14 bis 15 $inien im Durchſchnitte endigte. Nach ver⸗ ſchiedenen Proben hat mir die ſphaͤriſche Form die lebhafteſten Funken zu erwecken, und in den Mur ſkeln die ftärkften Erfchürterungen 'bervorzubringen GC. gefchies angeftelften efeftrif. Erfahrungen. 77 geſchienen. Bor und nach der Erfahrung trug ich Sorge ‚ den "Theil, über'welchen ich operirte , über einem Feuerbecken ausgeſtreckt reiben zu laſſen. $, 198. Wien bringer aus den ausdehnenden Muſ kein des Handgelenkes und der Finger, und aus dem langen Beweger des Daums Sunfen bervor. | Den 27. 28. 29. 30. und 3ı erfchütterte.ich jeden Tag anderthalbe Stunden lang den aͤußerlichen ra- dialem, den äußerlichen cubitalem, den gemeinfchaft« lichen extenforem der Finger, den eignen extenforem des Zeigefingers, rind die extenfores und den lan- gen Beweger des Daums. Nogues fund überbieß, und jeden’ Tag 3 oder 4 mal die Erfchütterung aus. 819. Srſter glücklicher Erfolg. Die Furcht über den Anfang eines guten Fortgangs mic) zu befrügen, verurfachte bey mir den Wunſch, daß Herr Guiot dieſen Operationen meiter. folgen möchte. Der Unterarm fehien ihm, wie mir, nicht fo blau, die Schwulſt der Finger. verringert zu feyn, und er befand, daß der carpus anfing fich auszuftredfen, Diefe Unterfuchungen bewogen mic), meine Opera⸗ tionen fortzuſetzen. —— 200, Der gelaͤhmte Arm bekoͤmmt wieder Zimpfindung. Bi zten Jenner hatten der Unterarm und’ die Hand einige Fühlung wieder befommen: der Kranke —597 die Hitze des Feuers, uͤber welchem man nrieb, Er empfand auch), obſchon nnd =, der Zunfen, | $, 201, 73.0 Zageregifter von einigen iin, $.201. Den Aten bewegten ſich der mittlere und Ringfinger mit weniger Schwierigkeit 5 der carpus und Zeigefinger hatten aud) einige Bewegung. Die Magerfeit des Unterarms ſchien fid) zu verringern, Dicke des Unterarms, Ich maß den Umfang einen Daum unter der Ar £ieulation des Arms mit dem Unterarme. Er war von zehn Zoll zehn Linien, $.202, Den gten beklagte ſich Nogues, daß er die 2 oder 3 Mächte verfchiedene male Schauder und Stechen im rechten Arme empfunden, und daß fein Schlaf nicht ruhig gewefen wäre, Dre 6. 203. Erſchuͤtterungen, fo den. Bewer gern des carpı und der Singer gege | ben worden. STR Da die wiederholten Erfehütterungen, fo den Mu ⸗ ſkeln gegeben worden, davon ich geredet habe $.198. Die bfaue Farbe und Hitze des Unterarms zu jerthei- Ten fchienen ; fo wollte ich eben diefe Operationen über die Beweger des carpi und der Finger, über den langen yalınarium, über den pronatorem des radii, und —* den langen ſupinatorem probiren, und ich ſah die Atrophie nach und nad) verſchwinden, und den Un» terarm feine natürliche -Farbe wieder befommen. 6,204. Den soten unterfuchte Here Guiot den Une terarm und die Hand : ihre Farbe, ihre Fettigkeit, und die Bewegungen, welche der carpus, und die Fin⸗ ger ‚erlangt hatten, festen ihn in Exftaunen, Und damit maneine genaue Folge von Dem Fortgange ha ben möchte, fo bath ic) ihn, den Zuftand, worinnen . 6 angeftellten efefteif. Erfahrungen. 79 er den Kranfen gefunden hatte, fehriftlich aufzufegen, Folgendes ift, mas ihm feine ——— entdeckt hat. 4. 205. Erſte Nachricht le Herrn Buor. „Ich habe befunden, daß der paralytifche Arm „wieder fehr fett geworden. Der Kranfe ftrecfte den „mittlern und Ringfinger beffer als vorher aus. . Er „konnte auch den carpum und Zeigefinger ausſtrecken; „aber der kleine Finger und der Daum konnten ſich „nicht ausftrecken. Diefer Zuftand>zeigt eine große „DBerminderung des Hebels an, meil zehn Tage vors „ber der Unterarm ſehr ‚mager war, und weder Das KBandgelenke noch der Finger ſich ausftrecfeh konn⸗ „ten, der mittlere und Ringfinger aber ſtreckten fi 8 Be aus, 6 206. Man bleibt nur bey den Opera⸗ tionen uͤber die eignen Muſkeln des Daums, wegen der Raͤlte. Die Kälte der folgenden Tage fehien mir ‘gar zu 3 zu feyn, als dag man den Unterarm entkleiden koͤnnte. Ich begnügte mich, die eignen Muffeln des Daums, den thenar, den Hypothenar, den Anti- thenar, den langen Berveger und. die extenfores zu erſchuͤttern. Der Zwang, und die Unthätigfeitdiefer Muffeln feit 15 Jahren, hatten die extenfores fchlaff gemacht, und die Zufammenziehung der einziehenden und beugenden verurfacht. Auch war der Fortgang diefer Operation langfam, und ich habe meine Bes ſtaͤndigkeit, ihnen zu folgen, nur der Aufmunterung ’ danfen, ſo mir der erfte gufe, Erfolg gemacht hatte. $. 207. «© Tageregiſter von einigen ; 207 Nogues beugt das dritte ale | des Daums, ! "on ısten fing Nogues an, das dritte Glied des Daums nach feinem Belieben zu beugen. Diefer Erfolg der Elektricitaͤt über den langen Beweger des Daums, ifteiner von. denen, fo mir am meiften angenehm geweſen. — 9 208. Er ſtreckt den Daum aus, er thut » ihn weg, und nähert ihn zu dem J Zeigefinger. Den ızten konnte ſich der Daum ausſtrecken, und ſich von dem Zeigefinger 3 oder 4 Linien entfernen, und ſich wieder nähern. ch fuhr nicht allein fort, häufige Zunfen aus den dem Daum ‚eigenen Mur ſkeln zu ziehen ; fondern ich zog aud) einige aus den interoflibus , dem eigenen extenfore des Seigefingers, dem rn und abdudtore des Fleinen Fingers, und aus ben Slechfen, welche das Hohe und das Tiefe dem Zeigefinger zuſchicken. Die Gefchwindigfeie diefes Fingers, und haupefächlic) des dritten Gliedes, fichzu biegen, fo bald als das Beftreben des Willens beym Nogues ihn auszuſtrecken aufhoͤrte; erlaubte nicht zu zweifeln, daß diefe Flechſen viel von ihrer natürlichen Biegſamkeit verlohren hätten. Ich griff ſie an; und ohngeachtet der Ausbreicung der Flech⸗ ſen an der flachen Hand und der Muffeln, uns ter welchen fie durch die flache Hand gehen, erſchuͤt⸗ terte ich fie doch heftig, wie mir folches die ſcu Oſcillationen des Zeigefingers bewieſen. 4.209. angeftellten vleftrif. Erfahrungen. gı 9. 209. Wirkungen der Erſchuͤtterung, dabey warmes Waſſer gebrauchte worden, Ein Fluß, der meinen Kranfen überfallen, machte, baß ich mich fürchtere, ihn ein Faltes Gefäß beruͤh⸗ ven zu laſſen. Ich fuͤllete alfo dasjenige mit war: men Wafler an, dasich gebrauchte, ihm die Erſchuͤt—⸗ terung zu geben. Die Phänomena, fo diefe Erfah: rung mit ſich brachte, find im 8. 156 erzäh'et.* §. 210, Ich vernahm den folgenden Tag, daß er im rechten Arm Hiße, länger als fonft gewöhnlich, empfunden hatte; daß das Stechen häufiger als fonft darinnen gewefen, und daß er die Nacht über ziem⸗ lich wohl geruhet. $, 21, #566. Begebenheiten, da warmes Waſſer bey | der Krfchütterung "gebraucht worden, Einem Gelaͤhmten, mit dem ich einige, in der Folge zu erzaͤhlende Verſuche angeſtellet babe, die Berührung des Falten Gefaßes bey dieſem Verſuche zu erſparen, ließ ich folche mit warnen Waffer anfuͤllen. Gleich bey Annäherung feiner Hand bemerkte man ploͤtzlich von allen Seiten aus dem Befaße berausgehende Fun⸗ fen. Nachgehends ward die Erſchuͤtterung ſehr ſtark, und das dabey entſtehende Licht lebhafter und ſteliger als bey kaltem Waſſer. Noch nach dem Verſuche er: ſchienen vor ſich ſelbſt Lichtfunken im Gefäße. Mich wie der Drat vom Gefäße abgeſondert war, erweckte ſie noch die Annaͤherung der Hand beſonders gegen den Hals des @efäßes, 157$. Linerbörte Wirkungen Bochenden Waſſers. Sch brauche kochend Waffer, ſtatt des bloß warmen; och ehe man die Hand dem Gefaße naberte, Ei fich von fich ſelbſt ſehr lebhafte Lichtfunken. AufAn: 6Band. 5 näherung 82 Zageregifier von einigen $. 211. Mit fiedendem Waſſer. Diefes veranlaffete mich, die Erfchürterung mit fiedendem Waffer zu verfuchen. Ich hoffte, daß, wenn fie ftärker wäre, ihre Wirkungen auch beitfa- mer feyn würden, J Sie war ſo gewaltig, daß Nogues, welcher bisher ſich gerne darboth, erſchrocken und zitternd ſich auf einen Stuhl warf. Ein heftiger Streich, ſagt er, haͤtte ihn in verſchiedenen Theilen des Koͤrpers ge⸗ ruͤhrt; naͤherung der Hand wurden ſie noch lebhafter und zahlreicher: In dem Augenblicke da die Perſon, wel⸗ che das Gefaͤß mit einer Hand beruͤhrte, mit der an⸗ dern einen Funken aus der Eiſenſtange zog, ſchien das Feuer ploͤtzlich unſaͤglich lebhaft. Die Erſchuͤt⸗ derung war erſtaunlich, und in eben dem Augenblicke ward ein rundes Stuck aus dem Gefäße von dritt: halb Linien im Durchmeffer gegen die 5 Fuß weit entfernte Mauer geworfen, ohne daß weiter ein Riß im Blafe ward. CH | - Die erftaunliche Lebhaftigfeit eines Feuers, das ſich mit nichts beſſer als mit dem Blige vergleichen laßt, der unerhörte Zufall eines durch die Eleftricitae durchloͤcherten Gefaßes, die entfegliche Erſchuͤtterung, welche derjenige ausgeftanden hatte, der den Funken heraus zog, alles diefes hatte den Zuſchauern ein fol- ches Schreifen eingejagt, daß weder fie, noch ich, fich einer zweyten Probe ausfegen wollten, En Sie mit nicht fo viel Gefahr zu wiederholen, feßte Ma das Gefäß auf einen filbernen Teller, demich plöglich eine elektriſirte Kette naberte. Ich habe fie auchvor- _ genommen, indem das Waffer uber einer Lampe voll Weingeift kochte, die auf dem Teller, unter dem am der Stange hängenden Gefaße, ftund, Die Funken waren einerley, und aus verfchiebenen Gefäßen fpran- gen. Stuͤcken. — NT angeftellten elektriſ Erfahrungen. 83 | ruͤhrt; und es blieb ihm ein lebhafter Schmerz da: von in den Armen und in den Mieren- übrig, Ich ermahnte ihn zu gehen, und ſich in das Bette zu legen, j | 9 212, Vielleicht brachte er die Nacht ruhiger als ich zu. Die unbefchreibliche Sebhaftigfeit diefes Seu: ers, welches das Gefäß erfüllt, dieſes wider die ‚Wand geworfene Stüf Glas, die Beftürzung und Schmerzen, fo Nogues empfunden hatte ; alles dies fes feßte mich in große Unruhe wegen der Folge die: fer Erfahrung. Zu allem Gluͤcke wurde ich gleich den andern Tag frühe davon befrener ; man benach— withtigee mich, daß nicht allein mein Kranker aufge: ſtanden wäre, ſondern auch daß er fich zur beſtimm⸗ ‚ten Stunde zu mir machen würde, 72 9,213, Er war die ganze Nacht unruhig geivefen, Außer dem ordentlichen Stechen, hatte er Schmer- ‚zen in den Nieren, und in demrechten Arme empfun- den, und ſolche empfand er noch, nenn er huſtete; er Fonnte nicht aufrecht ſtehen, ohne daß ihm die Nieren weh thaten ; endlich harte ihn ein ziemlich ſtarker Durchfall überfallen, In diefem Zuſtande ‘glaubte ich, daß ic) die Erſchuͤtterung ausfegen müßte, . 214. Art zu operiten, ohne den Kran⸗ * ken der Kaͤlte auszuſetzen. | VUnm ihn vor dem Froft zu bewahren, indern ich über ihn operirte, fo Fam mir in den Sinn, mich an feis ner Statt auf Harz zu ftellen, und die Eifenftange gegen den Arm zu halten, fo lange man ihn übereis ‚nem Kohlfeuer reiben würde. Der Ausgang that meiner Erwartung m. Die Zufammenziehung \ 2 der 34 Tageregiſter von einigen der Muffeln und die Bewegungen der Beine waren eben viefelben, als wenn der Kranfe auf Harz geftels let war. Diefe neue Art die Muffeln zu erfchüt- tern verband mich, die Dperationen wieder vorzu« nehmen, welche mir die Kälte hatte auffchieben laſſen. Ich zeige diefe Methode wegen der $eichtigfeit an, mit der man dabey über die Kranken operiren kann, ‚wenn fie in ihrem Bette liegen, und indem man fie reibet. . 215, Verſchiedene Bewegungen der Franken Hand. er Den 2aften hatten fich die mufculi extenfores des. carpi und der Finger, und diejenigen, welche zum. Borbeugen und Zurückdeugen dienen, fehr verftärfer. Nogues wandte die Hand von der äußern Seite der zwey Deine des Unterarms dergeftalt, daß fie mit ihnen einen ftumpfen Winfel ausmachte ; er drehte auch die Hand hinein und heraus nach feinem Willen, $.216, Zwepte Erzaͤhlung des Hrn. Guiot. Den 24ften fam Hr. Guiot wieder, den Kranfen zu fehen, und die Befchreibung, fo er von feinem Zuftande verferfigte, lautet alſo: „Der carpus, und alle Finger, ausgenommen der „Daum, ftrecken fich vollfommen aus; der Daum „hat zu den Bewegungen des Anziehens, Abziehens „und Beugens vieles gewonnen, Das letzte Glied „des Zeigefingers und ver Daum koͤnnen ſich noch „nicht vollfommen ausftrecfen ; die Bewegungen „des Armes, und der Unterarm werden beffer, und „der Kranke greift mit der Hand an den Hut» | S. 217% angeftellten elefteif. Erfahrungen. 85 $,.217. Der Kranke empfindet die Erſchuͤtte⸗ rung in verfihiedenen Theilen des Rörpers. Die Aufbörung des Durchfalls friſchte mich an, dem Kranken die Erfchürferung wieder zu geben; aber ich getraute mich nicht anders es zu thun, als mit friſchem Waſſer. Die Erfchütterung ließ fi) nicht mehr fpüren, außer in der rechten Schulter; aber wiebey gefunden Perfonen in verfchiedenen Thei- Ien des Körpers. Und von da an hat fie aflezeie einerley Wirfung hervorgebracht. 9 218 Die Erſchuͤtterung verurfacht Ah: einen Durchfall. Dieſer Verſuch, ob er ſchon mit kaltem Waſſer geſchah, unterließ nicht den Durchfall hervorzubrin⸗ gen, und bis im 24ften Hornung hat er ihn beſtaͤn— Dig erweckt. | ‚8.219. Nogues kann feinen Aut abnebmen. Den 2dften packte Noques mit der rechten Hand eine von Waſſer ganz angefüllte Flafche, die ohngefaͤhr 2 Pfund ſchwer war, an, und nahm fie von meinem Tiſche weg; er neigte fie hernach aus« und einwärts; eben denfelben Tag, und zum erften male nahm er feinen Hut ab; nachdem er ihn aber vom Haupte herunter genommen hatte, fo konnte er ihn kaum halten; meil bas dritte Glied des Zeigefingers und der Daum noch nicht genugfame Biegfamfeit erhal: ten hatte. | $. 220, Er nahm den agften über Tifch ein volles Glas, und brachte es an feinen Mund. 3 $, 212 s56 Tageregifier von einigen $, 221, Zuftand der Muſkeln, welche das Bein des Armes bedecken, und Anfang der Wirkung über diefe Mu⸗ ſkeln. | Da fih den ı Febr. das Wetter gelindert, ſo glaubte ich, daß ich uͤber die Muſ keln, welche das Bein des Yrms bedecken, zu operiren anfangen koͤnn⸗ te. Ich lieg von der Schulter an bis ganz herun⸗ ter den Aermel von dem Kleide des Noques auftrens nen; er ward wieder mit Bändern, welche zu beyden Seiten angenäht waren, zufammengefchloflen. Ein Slanefl , womit man den Arm über dem Kleide ein- wickelte, verhinderte die Kälte durch die Deffnung, ‚fo man gemacht hatte, dDurchzudringen. Wir befan- den den Arm blau und von außerordentlicher Mager⸗ feit; es war eine große Grube zwifchen dem biceps und dem innerlichen brachiali. Die drey ausdehnenden Mufkeln des Ellenbogens , welche insgemein der tri- ceps genennt werden, waren Faum zu fehen. Der Deltoides war fehr Flein und übel geftalte, Der Umfang des Arms unter dem Deltoide war ungefähr 72 Daumen ; des Unterarms aber, wenn man ihn an eben dem Orte maaß, da er den 5 Jenner gemefs fen worden, war g Daumen 3 !inien, Unter den Muffeln,; welche vas Bein des Arms, den Deltoides e und die Beuger des Ellenbogens bedecken, naͤm⸗ lich Der biceps und innerliche brachial, waren dies jenigen, mit welchen ich mich Hauptfächlich berät: tigte. * $. 222, angeftellten efeftrif. Erfahrungen. 37 $, 222, Der Arm befömmt Sieifch, Farbe und Stärke, Ach hatte das Vergnuͤgen, daß ich ben Arm von Tag zu Tag wieder Narbe und Fleiſch befommen fah. Den 9 Hornung befand fich die Grube zwifchen dem biceps und innerlichem brachiali faft ganz ange= _ ill. Der biceps und Deltoides waren merklich di: er geworden. Der Arm hatte neue Kräfte erlangt, Nogues bob einen Sack von 8 Pfunden ſchwer von der Erde auf, und hielt ihn einige Augenblicke in der Schwebe. Er hob einen Hammer auf, der zwey Pfund ſchwer war, und that einige Schlaͤge damit auf den Tiſch. "96,223. Die eleftrifchen Funken machen, daß die Adern und die Muſkeln aufs ſchwellen. Ich verſicherte mich bey dem Arme deſſen, das ich ſchon angemerket hatte, daß die Adern der Theile, in welche man operiret, und ihre Muſkeln ſich aufſchwel⸗ len und hart werden, je lebhafter und ſchneller die Funken werden. Den 10 und die folgenden Tage operirte ich län- ger als insgemein über die Muffeln, mit denen das Bein des Armes bedeckt iſt; und ich erſchuͤtterte dem wicepeeitig. | 54 2 88 Tageregiſter von einigen $ 224. Schmersbafte Sunken, die sus dem Condylo interne hervorgebracht worden, Wenn man die Eifenftange gegen ben innerlichen Condylum hielt, fo empfand der Kranke einen leb» baften Schmerz, entweder wegen der Aponevrofis, welche daſelbſt befindlich ift, oder weil ſich der carpus ſtark beugte. Man weis, daß die Muffeln, welche zur Bewegung der Beugung des Handgelenfes die: nen, an den innerlichen Condylum gder ungefähr auf eben der Seite angeheftet find. $. 225, Eine Methode zur Demonftration | der Miyologie, Diefe Methode in die Muffeln zu wirken, fchien mir gefchickt zu feyn, einen allgemeinen Begriff ven der Mpologie zu geben. Zu eben der Zeit, da man einen Muffel anweifet, zeigen feine Dfeillationen dem Auge den Gebrauch durch die Agitation des feften Theils, an welchen er befeftige ift. Ich weis auch) nicht, ob diefe Erfahrungen in einigen Fällen nicht zus verläßiger feyn würden, als diejenigen, weldye man macht, indem man die zerfchnittenen Muffeln eines Leichnams zieht. $. 226. Den in hatte der Kranke das Handgelen⸗ ke auswärts gefehret, und einen Stuhl 8 Pfund ſchwer von der Erde aufgehoben, und hielt ihn einige Aus genblicfe in der Schwebe. Don diefem Tage an bat er fich nur des rechten Arms bey Tiſche be dienet. 5. 227% angefellten elektriſ. Erfahrungen. 29 $. 227. Dritte Nachricht des Herrn Guiot. Den 12. Herr Guiot war Zeuge meiner Operatio⸗ nen, und der neuen Bewegungen, welche Noques er⸗ langt hatte, Er machte feinen Bericht davon im dies fen Worten: „Der Arm, welher 10 Tage vorher fehr mager „und von dem Ellenbogen bis zur Schulter verdorret „war, bat viel Fett wieder befommen. Die Mu: „ſkeln find dicker und ftärfer worden. Alle Muffeln „Des Unterarms und der Hand haben fich auch be- „rächtlich verſtaͤrket. Der Zeigefinger ſtreckt ſich „in feiner völligen L”aͤnge aus; der Daum ſtreckt ſich „beſſer aus, aber noch nicht vollfommen ; der Kran— „te Fann feinen Hut herunter nehmen und wieder auf „ſetzen; er pacteinen Stuhl 3 Pfund ſchwer an und „hält ihn in der Schwebe; er hat aud) eine Laſt „von 8 Pfunden von der Erde aufgehoben und ge— „halten, $.228. Die Elektricitaͤt zertreibt die Froſt⸗ beulen, Eben denfelben Tag benachrichtete uns Nogues, daß feit feinem Zufalle dieſes der erfte Winter wäre, darinnen er Feine Froftbeule in der Franken Hand gehabt Hätte, Diefes erinnerte uns, daß feine Fin ger aufgeichwollen waren, als wir feinen Arm zum erſtenmale unterfuchten, 85 $.229. go Tageregiſter vom einigen $. 2290 Die elektriſchen Funken verurſachen aufſteigende Hitzblattern auf der Haut. | Als fich den 17,ein junger Menſch von 2o Fahren auf’ das Harz gefeger hatte, fo erhob fich an den Orten, wo man Zunfen heraus gezogen hatte, eine Art von Schwulſt, die mit einer fleinen Roͤthe umgeben war,als wenn er von Wefpen oder Mücken geftöchen worden wäre. Das Reiben vertrieb diefe Blaſen nicht, welche viele Stunden daureten. Diefe Perfon ift die einzige, welche mir diefes Phänomenen gezeigt hat; aber ich habe oft gewiſſe Kleine Hitzblattern von der Dicke ei- nes Kübfamenforns wahrgenommen, welche von ſich fetbft verfehwanden, und in Schuppen zerfielen, in» dem fie auf der Hand eine Empfindung, die einem feichten Brand ähnlich war, hinter ſich ließen, S. 230, Freue Bewegungen, fo der Arm und a EN die Hand erlangen, Den 19 nahm Mogues mit der rechten Hand eine Kugelvon ‘4 Zoll im Durchfchnitte, und warf fie, wo— bey er die Bewegung der Ausdehnung mit bem Hands gelenke machte. | 8.231. Den 20 ergriff er an einem Ende einen Stod, welcher drey Fuß und einige Daumen lang und über zwey Pfund ſchwer war, und hob ihn von der Erde auf, durch die bloße Bewegung der Articus lation des carpi mitdem radio. Er hob aud) ein Ge⸗ wichte in der Höhe von 5 bis 6 Fuß, weldjes 7 bis 8 Dfund ſchwer und an ein Seil gebunden war, * es angeftellten efefteif. Erfahrungen. 91 ches über eine Rolle gieng , die an die Decke ges mache war, nme nf $. 232. Nachdem er den 23 den Stof und zwar’ auf eben die Art aufgehoben, beugte er, indem er ihn allezeit an einem Ende hielt, den Carpum vor: und binferwärts. Er hielt einige Augenblicke den Stock faft mit völlig ausgeſtrecktem Arme in einer fenfrechs ten Sage, und legte ihn auf die rechte Schulter, $. 233. Schmerzen, welcher den mufeulum ad- dudorem und die Beuger des Arms überfallen, Den 24 beflagte er fich, daß er feit einigen Tagen Schmerzen in dem großen pedtorali und in den Mur ffeln empfände, welche dienen, den Arm herunferzu: laffen. ch urtheilte, daß diefer Schmerz; daher kaͤ⸗ me, daß diefe Muffeln nicht willig genug zu den ‘Der megungen wären , deren der Deltoides fähig worden; und ich befchloß, fo bald als die Zeit es erlauben würde, in allen Muſkeln, welche das Bein des Arms bewe— gen, eben die convulfiven Bewegungen zu erwecken, welche ich in dem Deltoide erwecket hatte, $.234. Den 28 hob Mogues in der Höhe von mehr als 7 Fuß ein Gewicht von 6 Pfunden, welches anein Seil gebunden war, fpüber eine an der Dee befeftigte Nolle gieng. Und ducd die Bewegung der Ausdehnung des Handgelenkes warf er mit Leich⸗ tigkeit erlichemalhintereinander eine Kugel aus. J maaß den Arm an eben dem Orte, wo ich es ſchon gen than hatte, fein Umfang war mehr als 9 Zul. §. 235° 92 Tageregiſter von einigen $.235. Den 29 feßte Herr Guiot den Zuſtand, darinnen er den Nogues gefunden hatte, fehriftlich auf, Dierte Ersäblung des Herrn Guiot. „Die Fertigkeit des Arms hat viel zugenommen, „die Bewegungen des Arms, des Unterarms, des „carpi und ber Finger gefchehen mit $eichtigfeit und „Stärfe. Ich babe den Kranfen eine Kugel von „4 bis 5 Zoll im Durchſchnitte anfaffen und auf vie- „te Schritte in die Weite auswerfen fehen, indem er „den carpum ausſtreckte. Er hat aud), vermittelft „einer Holle, indem er ein Seil mit der Hand ans „griff, Darein man einen Stecken quer über gelegt „Hatte, ein Gewichte von 18 Pfunden aufgehoben. „Endlich habe ich ihn einen fehr ftarfen Stock und „eine Stange Eifen anpacken und beydes in die Hö— „de heben fehen, indem er fie am Ende hielt. Er „beugte auch, indem er fie an dem einen Ende hielt, „die Hand vor- und hinterwärts, $.236. Ausfesung der Öperstionen wegen | der Raͤlte. Da ein Nordwind einen fehr ftarfen Froft mit vielem Schnee herbeygeführt hatte, und mir meine Berrichtungen überdieß allzumenig Zeit ließen, fo war ich genörhiget, nicht nur mein Vorhaben, die bes wegenden Muffeln des Arms zu erfchüttern, fondern alles Verfahren. Und ich rieth dem Nogues, deflen franfe Hand von 15 Jahren her mit einem doppelt gefittterten Handſchuh eingewickelt war, fie nicht gar zu angeſtellten elektriſ. Erfahrungen. 9 zu ſehr in die freye Luft zu thun und ſich derſelben ſel ten zu bedienen, ch befürıete die Wirkungen, welche die geſchwaͤchte Bewegung des Geblütes und die Unterdrückung der Transfpiration, Die durch die Kälte verurfache worden, gewöhnlicher Weife hervor bringen, I | 6,237. Die Ausfesung des Operirens auf 12 Tage hält den Fortgang der Eur nicht auf, - Den » März fam Nogues wieder zu mit, Es ſchien mir nicht, daß Die Ausſetzung meines Operireng an ihm die Seichtigfeit vermindert hätte, Die er zur Bewegung des Arms und der Hand auf verfchiedene Art erlanget harte. Er that fo gar Schläge mit ei- nem viertehalb Pfund fehweren Hammer, viel leich⸗ ter, als er noch nicht gethan hatte. Dieſes iſt der wirkliche Zuſtand des Kranken. Und wie uns die Erfahrung lehret, daß je mehr man die Werkzeuge der Glieder gebraucht, deſto mehr ſie auch Nahrung zu ſich nehmen, und durch den häufigen Zu— fluß, womit das Blut und die Lebensgeiſter hinein- dringen, flarf werden; fo ſteht zu hoffen, daß die Hige des Sommers und ein öfterer Gebraud) des Arms, welcher gelähmt geweſen, die Mufkeln def felben noch mehr verftärfen und fleiſchichter machen | werden, | NB. Man wird vielleicht nicht ungeneige feyn zu wiſſen, daß der Urfprung der $ähmung des Nogues und ihre Folgen bis zu dem Augenblick, da ich zu ope» riren angefangen habe, vollfommen wahrhaft erzaͤhlt — ſind. 94 Zageregifter von einigen ıc. find, Der Medicus und Chirurgus, weiche ihmnach feinem Zufalle fahen, leben noch, und von ihnen.ha- he ich die Erzählungen, fo ich angeführe-habe. Man at den Kranfen nicht aus dem Gefichte gelaffen ; er wohnet noch. in eben demfelben Haufe, welches er innen hatte, als ev von der Lähmung befallen wurde, as den Sauf meiner Operationen anbelangt, ſo hat niche allein Here Guiot die Gewogenheit gehabt, ih» nen genau nachzugehen; fondern auch die Herren Pro- feſſores der Philoſophie, viele Mitglieder der medici— nifchen und chirurgiſchen Facultät und verfchiedene andere Perfonen find häufige Zeugen Davon .. gemwefen, | Er I. Be⸗ 2 Ya u 9 — * **** a ee ee ir 111. Begebenheit einer Derfen, Namens Henry Arford, der, nachdem er vier Jahre ſtumm geiheföh, vermittelſt eines. fchrecfhaften Traums den. | Bear feiner Sprache wieder | . „erlangetss. < „Der Eönigl Geſellſchaft zu London Miebeheug *7 durch den Ehrwuͤrdigen eg Herrn Archidiafonug Squive, der gedachten Geſellſchaft Mitglied Aus den Phil. Tranſact. 486 DIA Art. enry Arford, ein Sohn Henry Arforde, Rin Wiltſhire, ein Advotat, war, als ein Kind, Anfaͤllen von Convulſionen un⸗ tn , ‚welche ihm häufig wiederfuhren, bis er ohngefaͤhr das 25ſte Jahr erreichte. Hierauf ward feine Gefundheit ſehr gut. Als er im 28ſten Jahre ſeines Alters mit einigen Damen hingieng, das Gut des Lords Viſcount Meymuth Longleat in Wilt · fbire zu beſehen, merkte er, daß ihn eine Heiferfeit | überfiel, welche. bald darauf alle Zufälle eines ge» woͤhnlichen Schnupfens begleiteten, bis er ohngefähr ſechs Tage, nachdem er zuerft Damit befallen worden, völlig fprachlos ward, und nicht nur den vernehmli« chen Gebraud) feiner Zunge verlohr, — aum 96 Begebenheit einer Perſon ıc. kaum faͤhig war, den geringften aut damit zu verur⸗ ſachen. Sein Schnupfen verließ ihn gar bald auf die gewoͤhnliche Weiſe, und er ward vollkommen wieder beſſer, und ſo geſund, als er jemals in ſeinem Leben mochte geweſen ſeyn; allein er blieb ſchlechterdings ſprachlos. Er bekam von allen benachbarten Aerz⸗ ten Rath, allein umſonſt: denn alles, was ſie an ihm thaten, konnte ihm den vorigen Gebrauch ſeiner Zunge nicht wieder herſtellen. Er blieb in dieſem ftummen Zuſtande ohngefaͤhr 4 Jahre, bis er einſt im Monate Julius 1741, da er zu Stocke in der obge« dachten Grafichaft geweſen war, ſich betrunfen hatte, daß er des Abends bey feiner Rückkehr, nach Haufe, drey bis vier mal vom Pferde fiel, und endlich von einen Nachbar aufgehoben, und in einem Haufe, das an dem Wege lag, zu Bette gebracht ward. Er gerieth gar bald in Schlaf, da ihm denn, wie er die Hiftorie felbft erzäblet, getraͤumet, daß er in einen Dfen mit fiedendem Biere gefallen, welches ihn in ſolche Angſt und Schrecken gejeget, daß er fid) mit allee Macht beftreber, um Hülfe zu fehreyen, und auch wirklich laut gerufen und von dem Augenblicke - an den Gebraud) feiner Zunge fo vollfommen wie: ver erhalten, als er ihn jemals in feinem $eben ge: habt, ohne daß die geringfte Heiferfeit nachgeblieben, oder eine merkliche Veränderung in dem ehemaligen Zone feiner Stimme vorgegangen wäre, Er war eben nicht gewohnt ftarf zu trinken, Er lebet nod), ift beftändig gefund, und redet jego fo guf, als er jemals vorhin mag gethan ‚0 haben, " a 9. Ze SZ * 97 De za a a a a ** IV Nachricht * von der legten Entzuͤndung En Des | Berges Sekla, N aus einer im Sabre 1694 zu | Kopenhagen gehaltenen Streitfchrift : des . Herrn Thorlacus Thorlaciug** de ultimo incendio montis Heclæ, überfeßt. ‚ Fachdem der feuerſpeyende Berg Hekla, in den Jahren 1104. 1157. 1222. 1300, 1341. BY 1362. 1389. 1558. 1636. feine Kräfte gezeis ger hatte, fo fehien es faft nicht, daß er weiter etwas verfuchen wuͤrde, bis er in Demverwichenen 1693ſten Salve abermal feinen Schlund geöffnet, und fo große Berwüftungen in den umliegenden Gegenden ange richtet hat. Etwas befonder merfwürdiges hierbey 2 iſt, *Ob dieſes gleich eine ſchon etwas alte Geſchichte iſt, fo möchte fie doch vielleicht einigen merkwuͤrdig ſeyn, da man feit diefer Entzindung an dem Hekla nichts wahrgenoinmen hat, unterdeffen aber find die Eins wohner wegen eines neuen Ausbruchg doch nicht uns beforgt, da er feine gemiffe Zeiten zu halten pflegt. *Von eben diefem Islaͤnder bat man auch eine Differt, de Islandia, £ 2 6 Band. G 98 Nachricht von der legten Entzuͤnd. ift, daß, da der Berg auf einer Seite Feuer aus: fpenet, die Haufen Schnee, von denen er auf der . andern Seite bedeckt ift, niemals ſchmelzen, da doc) das Fuer die größeften Steine in Afche verwandelt, Gefihichte der Entzimdung im _ Jahre 1693. Den ızten Hornung. Der Tag neigete fich, als die Islaͤnder mit Erftaunen den Anfang der Entzündung ducch ein Getöfe vernahmen. Zuerft brachen Wolken von Rauch heraus, die fich darauf weit und breit zertheileten, und eine dicke Finſterniß verurfachten,, bald hernach ward der Erdboden von fo heftigen Stößen erfchüttert, daß auch die Fifcher auf der See nicht ohne Gefahr fpüreten, daß ihre Kähne wankten und zitterten. Man vernabm hier: auf ein ungewöhnliches Gebrüfl, welches fi ch mit großem Murmeln um die Höfen des Berges hören Heß, nicht anders, als wenn der Welt der — drohete. Bis hieher waren die Einwohner noch außer Ge⸗ fahr, jetzt aber faͤngt der Hekla an, feurige Steine auszunerfen. darunter einige Die Größe eines Haufes hatten, welche aber, nachdem die Gemalt der Flam⸗ | men fie eine. Meile weit fortgetrieben hatte, in Stuͤcke zerfielen.: Hierauf folgte ein ftarfer Rauch, welcher uns gänzlich das Geficht würde benommen haben, wern nicht die Flammen, welche aus dem Gipfel der Höhe und den Seiten des Berges. des⸗ gleichen aus der umher liegenden Ebene aus ver- ſchiedenen $uftlöchern als aus Schornfteinen heraus- | ziſchten, des Berges Hekla. 99 ziichten, dazwiſchen geleuchtet hätten. Er fpie dar- auf große Klumpen Schwefel, Salpeter, Harz und. andere leimichte Sachen aus die von einer Seite. des Berges ein Feuerwerk vorftellten, auf der an« bern aber manches in eine ewige Finſterniß vergrur ben. Miche nur die ganze Nacht, fondern bis an den folgenden Mittan, ſchuͤttete er eine unfägliche. Menge feurigen Sandes und Afche aus, Den ızten Hornung. Nachdem der Rauch) den Tag eine Zeitlang verfinftert Hatte, fo zertheilte. er fih, und man erblickte um den Gipfel des Hekla einen gewiſſen harzichten Dunſt, welcher ſich ploͤtzlich entzuͤndete, und mancherley Schein von ſich gab, Die darauf folgende Nacht war das Krachen,. fo den ganzen Tag über zugenommen hatte, am ale lerheftigften, bis endlich nach Anbruch des Tages die Seuerwolfe unbeweglich ftund, und blaſſer ward, da die Sonne unfere Hälfte mit mehrerem Glan; be= firalete ; nach derfelben Untergang aber fah mar aus ‚vier Orten Flammen bervorfteigen, und das Gemur⸗ mel daurete bis gegen Morgen fort, Ä ‚Den ısten Hornung. Heute verurfachte der. häufig mitten ausdem Berge hervorkommende Rauch einen dunfelen Tag, wobey man auch einiges weniges Getoͤſe hoͤrete. Gegen Abend fah man abermal eine Slamme, doch Fleiner, als gewöhnlich. Den ı6ten Hornung wehete ein gelinder Wind, doch ward der Rauch dicker, und der Berg fprudelte einen feurigen Sandregen in die $uft, am Nachmit« | tage aber ward die Erde von einem entfeglichen Erd⸗ beben erſchuͤttert. | : 4m — * GE) | | Den 100 Nachricht von der letzten Entzuͤnd. Den ı7ten Hornung. est hatte der Rauch feine meiften Ausgänge verstopft, und brach nur aus einer Deffnung hervor, er binderfe auch das Geficht nicht wie fonft. Das Getoͤſe hatte gleichfalls nad) gelaffen, doch bligte gegen Abend eine Flamme heraus. Den ıgten Hornung glaubten die Einwohner, der Derg werde aufhören zu wüthen, weil der Him⸗ mel überaus heiter war; allein der nad) Süden zu auffteigende Dampf, das wiederholte Brüllen und Erfchüttern der Erde, und das Feuer, welches ſich des Abends von unten bis oben wunderwürdig fehen ließ, deuteten Das Gegentbeil an. | Den ıgten Hornung breitete ſich der gewoͤhnli⸗ che Dampf über die mittägige Gegend aus. , Bald darauf befchwerte die mit Staub und ſchaͤdlichem Sande angefüllte Luft die Augen, wodurch Die Sterne einen guten Theil der Nacht verfinftert wurden. Es brach) darauf außer der gewöhnlichen Flamme nod) ein neues Feuer aus einer nach dem Meere zu gele: genen Höle des Berges hervor. | | Den 20ften Hornung ließ das Getoͤſe nach, doch ward die Luft eheils von dem Sandregen, theils von dem Rauch verfinftert, weshalben man die Flamme nicht fo belle, als fonft ſah. Den zıften Hornung nahm der Rauch ab, man ſah aber aus dreyen Dertern eine Flamme hervor- brechen. Der Berg, fo den Tag über ziemlich ftill getvefen war, tönete in der Nacht heftig. | Den 22ften Hornung binderte der Rau) und S taub abermal das Licht, desgleichen brach des A— be nds die gewöhnliche Flamme hervor, | Den —— Berges Hekla. 101 Den 23. 24. 25 Hornung war der Rauch und Sand ſtaͤrker als gewoͤhnlich. Den 26jten Hornung trieb ein heftiger Wind den Sand in die $uft, daß man am Mittage nichts als Ruß ſah. Mach ver Dämmerung aber zeigte ſich die gewöhnliche Flamme. Den 27ften Hornung vermehrre ſich das Gebrüll, der Rauch und die Flamme aber ließen nad). Den 28ften Hornung war,der Staub, der die $uft erfüllete, Den Augen befchwerlich. Das Brillen daurete fort, und viele oben zufammenfchlagende Flammen: verurfachten ‚ein angenehmes Schaufpiel. Man hoffte, das Elend follte ſich mit dem Mo: nate endigen; allein der Staub häufte fich zu nicht geringer Befchwerlichfeit der Neifenden, und die ger wöhnliche Slamme war nod) da. In den erften Tagen des Maͤrzen flieg der Rauch annoch auf, das ftarfe Krachen aber ließ mehren« theils nad). Den sten Maͤrz fpülete der Regen die Afche weg, derfelbe würde fehr fruchtbar gemefen feyn, wenn nicht diefe Laſt Die Erde bedeckt hätte. In den nächftfolgenden Tagen ſchien der Hefla einen Stillftand zu machen; allein das beftändige Krachen daurete bis in den Heumonat und Ernd⸗ temonat fort. Die Flamme verfhmand zwar zu Zeiten, e8 war aber nur der Helle des Tages zuzu⸗ Schreiben ; da bey der Macht eben diefelbe Flamme von ben Einwohnern gefehen ward, Es find wenig Derter,, Die von diefer entfeglichen Entzündung nicht einigen Schaden genommen haben pen, Es bezeugen ne viele zu der Kirche in | G 3 Skal⸗ 102 Nachr. von der letzten Entzuͤnd ir, Sfalbolt* gehörige Güter, welche bisher von der» gleichen Entzündungen unverfehre geblieben waren, jegr aber unter ihrem Schutt begraben liegen. Die ftärfften Eichen find von den häufigen Anfällen des Feuers und der Steine dDarnieder gelegt worden, der vieler: Durch die Aſche verfchütteten Wurzeln zu ges ſchweigen. Vielen Feldern und andern fruchtbaren Dertern hat der Bimfenftein ihre Fruchtbarkeit bes nommen, Die Menge der Aſche war fo groß, daß nicht nur die Mittags: fondern auch die Abend» und Mit ternachtfeite den Schaden davon empfanden. Go gar in den entlegenften morgendlichen Gegenden ver= ‚nahm man eine Erſchuͤtterung der Erde, obgleich der Wind die Afche und den Rauch von ihnen wegtrieb, ‘a, ein, dreyßig Meilen von den Berge belegenes Landgut, mofelbft das Erdreich eine Menge Kräuter hervorbrachte, ward plöglich mit Afche uͤberdeckt. Ich will jege nichts von den Brunnen fagen, die bald vertrockneten, bald überliefen, bald ing ' - Schwefel rochen, - # Die Hauptſtadt der Inſel. T x EEE 2, V. Zu 103 — ee a Y R V. Zufaͤllige Gedanken | von der Sundfluth, | von Johann Chriſtian Held. ie Menge der Dinge aus dem Reiche der Thiere und Pflanzen, welche man tief in der Erde vergraben findet, wuͤrden uns auf die Gedanken einer großen Ueberſchwemmung der Erdflaͤche bringen, wenn auch die Bibel und heidni⸗ ſchen Schriftſteller nichts davon gemeldet haͤtten. Deſto ſchwerer aber iſt es, den Urſprung und die Beſchaffenheit derſelben zu entdecken. Es haben ſich auch in den nenern Zeiten, da die Natur mehrere zur Betrachtung und Forfchung ihrer Geheimniffe gereizee bat, verfchiedene mit Erforfchung der Artund Weife befchäfftiger, wie es mit dieſer Ueberſchwemmung zu⸗ gegangen. Ich nehme mir die Freyheit, meine zus fällige Gedanken hierüber dem Urtheil der. Berjtän« digen auch zu unterwerfen. h | Man gräbt in allen Gegenden verfteinerte, theils auch noch faft unveränderte Dinge von Pflanzen und Thieren aus. Hieraus läßt fich der Schluß machen, daß diefe Ueberſchwemmung allgemein gewefen feyn und fich lange hernach zugetragen haben müffe, nach: dem die Erde fruchtbar und lebendig geworden. 4 | Die 104 Zufällige Gedanken Die Bäume, in den unter der Erde vergrabenen Wäldern, ſtrecken ihre Spisen nah Suͤdoſt (S, Leibnitii Protog. 6.47). Daher muß Die Fluth nach diefer Richtung gegangen feyn, > Die tagen (ftrata) der Gebirge fi nd parallel , und die Arc des Gefteines wechfelt ab. Hieraus folgere ich, daß die Fluth mehr als einmal uͤber einen Ort gelaufen. Wenn ſich eine weiche Kugel um ihre Axe ſchwingt: ſo erhoͤhet fie ſich gegen die Mitte oder. ihren Aequa— tor. . Die neuern Forſchungen der Akademie der Wiſſenſchaften zu Paris, verfichern dieſes von unſe— rer Erdkugel, indem fie den Durchmeffer der Erde von einem Punkt des Aequators zu Dem entgegen ge= festen, größer befunden, als den Durchmeſſer von einem Pol zum andern. Wenn man nun annimmt, daß die Pole, mithin auch der Aequator unferer Erde verändert wor—⸗ den : fo wird ſich die allgemeine Ueberſchwemmung daraus bequem erflären, und: es fich leicht begreifen. laffen, woher und wohin die Menge Wafler, fo Die hohen Berge überftiegen, gefommenfey. Dennauf dieſe Weife haben die Waſſer, fo fi) auf dem vorigen Aequator erhöhet. hatten, mit dem, was nod) nicht feſt genug zum widerftehen war, ihren vorigen Ort verlafien, und nach dem neuen Aequator eilen müffen, Hierdurch wurde trocken Sand, mo zuvor der Grund des Meeres gewefen, und Meer, wo vorhin das Erd» reich entblößt war; und die Gegenden, welche zuvor trocken waren, und es aud) hernad) wurden, mußten menigftens die Fluth ihren Weg über fich nehmen laffen. Daher blieb Feine Gegend übrig, welche‘ nicht von der Suͤndfluth. 105 nicht: jemals unter dem Waffer verborgen geweſen wäre, daß man nicht nöthig bat. einen Kometen: ſchwanz herbey zu ziehen, daß er mit einem entfegli- chen Kegendie Erde uͤberſchwemme, da es zumalnoch großem Ziveifel unterworfen ift, ob der Schwanz der Kometen, welcher uns die Fleinften Sternen hinter fi) nicht unfichtbar machen Fann, aus mwäßrichten * Dünften befteht. ben fo wenig bedarf man Ge- mwölber voll Luft in der Erde bauen, fo fich die Menge Waſſer zu verfehlingen öffnen ; und kann den Mittels punfe der Erde aud) an feinem vorigen Drre laſſen. Die Erde hat ihren Schwung von Abend gegen Morgen. Daher gefchah es, daß die Fluthen, fo fübwärts gegen den Aequator eileten, durch diefen Schwung der Erde zugleich oftwärts geriffen wurden, Daß es nicht anders feyn Fonnte, als daß fie ihre Ric) ung füdoftwärts nehmen müffen, Die Fluth mußte fich fo lange fortfeßen ‚bis die | Erde wieder in den Stand kam, wie es die Gefege der Schwere und der Bewegung erfodern. Biele leicht war durch dieſe Verruͤckung zuviel Wafler nad) Dem neuen Aequator geſchwenkt worden, daß es mwie- der zurück laufen, und fich, wie in einem geruͤtte— ten Gefäße gefchieht, mehrmal bin und. ber ſchwin⸗ gen mußte, ehe es feine Ruhe befam. Vielleicht wankte aud) die Erde hin und her, ehe fich die neuen Pole beftätigen Fonnten. Hieraus leite id) die Ur: fache her, warum man verfchiedene Sagen der Erde über einander findet, Ich rede von folchen, welche, durch die verfteinerten Dinge und Gefchiebe, A einschließen, ungezweifele darthun, daß fieder eb Pe Kchnermung ihren — ſchuldig find. A 106 Zufällige Gedanken Ich nehme zur Beftärfung meiner Hypotheſe auch noch den geringen Unterfchied zwifchen dem Durch: mefjer der Erde von einem Punfte des Aequators zu dem entgegen ftehenden, und den von einem Pol zum andern. Ich halte dafür, daß dieſer Unterfchied weit größer feyn müßte, wenn der Schwung der Er» de im Anfang, da ihre Theile noch) nicht feft zuſam⸗ men hingen, eben verfelbige gewefen wäre, den fie ‚gegenwärtig bat. Die in Deutfchland und England ausgegrabene Knochen und Zähne der Elephanten, fo nur in heis- fen Gegenden ihren Aufenthalt zu haben pflegen, koͤn⸗ nen es auch vielleicht wahrſcheinlich machen, daß hier vor Zeiten die heiße Zona geweſen. Vielleicht hat die Vorſehung die Veränderung der Pole darum gewollt, daß die Erdfugel dadurch eine beffere Rundung erhalten möchte. Es ift aber dabey meine Meynung nicht, daß die Allmacht, na) vollendeter Schöpfung, Durch ein neues Wunder ih _ re Werke, verbeffere. Vielleicht hatte die Weisheit Des Schoͤpfers ‚ bey Zubereitung der Welt, dieſen Zufall in die Reihe der Begebenheiten mit einge rücket, daß er zur beftimmeten Zeit diefe Veraͤnde⸗ rung wirken fonnte, - Vielleicht ift es die Annahe: rung eines Kometen geweſen, fo die Verruͤckung der Pole verurſachet hat. Daß die Erde geborſten, und bie meiften Berge durch das Miederfinken der Thaler entſtanden, wird wohl niemand leugnen, fo ihre ißige Oberfläche und die inneren $agen des Gebirges aufmerffam betrach⸗ tet hat, da die fehiefen Winkel, fo fie meiftentheils mit oe Horizonte machen, deutlich fehen laſſen, pi | | ie vonder Suͤndfluth. 167 fie fich durch einen Einbruch abwärts geneigt. Es fcheine mie aber diefes Borften der obern Rinde der Erde bey weiten nicht hinlänglich zu feyn, Die Leber: ſchwemmung derfelbigen daraus zu erklären, indem das durch dieſe Brüche bervordringende Maffer, nach) den hydroſtatiſchen Grundſaͤtzen, nicht höher . fteigen fonnte, als das Waſſer, fonoch unter der obern Kinde verfteckt war. Mithin Fonnte es der Ober⸗ fläche der Erde nicht einmal gleich kommen, geſchwei— ge denn felbige uͤberſchwemmen. Und gefegt aud), Daß die Heftigkeit des Einfalls felbiges über Die Erd— - fläche hinaus getrieben : fo Eonnte Doch diefe Ergies- fung nur fehr gering feyn und fich nicht weit erſtre— den. Noch mehrerer Schwierigkeit wird die Weg: ſchaffung des Waflers unterworfen feyn. Denn mit dem fharffinnigen Herrn von Leibnitz unterden Ge: wölbern mie Waffer andere volltuft zu bauen, welche fih das Waffer zu verfchlingen geöffnet, feheint mie (ohne die gebührende Hochachtung gegen diefen fo großen Mann bey Seite zu fegen) etwas zu fehr ges kuͤnſtelt zu feyn, Der Herr von Leibnitz ſucht die Wahr ſſcheinlich keit einer andern Ueberſchwemmung als diejenige, ſo durch das Borſten der Erde entſtanden, dadurch zu | entfräften, daß man 70 Sachtern oder 245 Ellen nd einen Baum ausgegraben. Sich will e8 nicht bes ſtreiten, daß dieſer Baum durch das Einbrechen ſei⸗ nes Bodens in dieſen Abgrund geſunken. Ich kann aber eben ſo wenig die Moͤglichkeit verneinen, daß er daſelbſt gewachſen, und durch die Ueberfehwem- mimg fo tief bedeckt worden, indem man in dem pits nifchen Felſen eben fo tief un am häufigften die Mus ſcheln 108 Zufällige Gedanfen vonder Suͤndfl. ſcheln vergraben findet. Und daß ſelbige nicht durch das Niederſinken dahin verſteckt worden, iſt wohl da— her gewiß, daß man ihres gleichen durch den ganzen Felſen bis zu ſeiner Hoͤhe heraus holen kann. Indeſſen weis ich nicht, in was fuͤr eine Zeit ich den Urſprung der Berge ſetzen ſoll. Die durch die Bewegung des Waſſers abgerundete Steine oder Geſchiebe, ſo man nicht nur einzeln, ſondern ganze Lagen-weis in der Tiefe der Erde finder, hemmen meine Entfchließung, fie bloß Durch die Suͤndfluth zu bauen. Sind diefe Gefchiebe durch die Gewalt der Flüffe abgerunder worden : fo müffen Berge ge= wefen feyn, welche den Slüffen ven Urfprung gegeben und ihren Lauf befördere haben. Iſt es durch Die Gewalt der Wellen des Meeres gefchehen : fo müß fen auf der Oberflädye ver Erde Vertiefungen, mit: bin auch Höhen gemwefen feyn. Jedoch laßt man bie Derge vor der Suͤndfluth bervorragen : fo gefchieht es mit der Gefahr, daß durch die Fluch die Thäler "mit Schlamm erfüllt worden. Vielleicht iſt es auch) gefchehen, daß wir jego Ebenen und auch wohl Berge haben, wo vorhin Ihäler gewefen. Es ift fehr wabrfcheinlich, daß mehr alg eine Zerftörung der Erd- fläche vorgegangen. Bielleicht find manche Gegen- den kurz nach der Schöpfung, mandje durch die hef- tige Bewegung der Erde bey Verruͤckung der Pole, manche zu verfchiedenen Zeiten nach dverfelbigen nie dergefunfen, und haben neue Thäler und Berge ges macht. Bielleicht haben auch die reigenden Strö- me der Flüffe die Menge der Thaler vermehren helfen, Ber | | EURE | Mebri: Nachricht von neuen Schriften. 109 Uebrigens gebe ich diefe meine zufälligen Gedan- fen für feine unzweifelhafte Wahrheit aus, und bin allezeit felbige zu verwerfen bereit, wenn jemand ihre Unrichtigkeit zeigen wird. des alpogoafesfoi 000 ce cle op ofeokeafefedesfenienge — Nachricht von einigen neuen Schriften. I. HYey Kr Berlegern des Magazins ſud nun⸗ mehr die beyden erſten Baͤnde der allge⸗ meinen und befondern Hiſtorie der Yıseur auf groß Papier in 4, mit Kupfern zu ha— ben. Es ift fchon befannt, daß der'erfte Band nach einer allgemeinen Abhandlung, wie die Naturgefchichte zu treiben fey Die Theorie der Erde, der zweyte aber die MaturgefchichtedesMenfchen,befonders feine Zeugung und die Beränderungen, denen er nach dem verfchiede- nen Alter unterworfen ift, enthält, Eine Borrede, in welcher der Werth der Hypotheſen in der Naturlehre beftimme wird, ift der deurfchen Ueberfeßung eigen, der Herr Hofrath von Haller hat foldhe verfaßt, und mehr ift nicht nöthig von ihr zu fagen. Die Ueberfegung felbft wird man fo befchaffen befinden, daß der Leſer ſowohl von denen neuen und befondern ‚ Gedanken des Heren von Buͤffon, nebft dem Bewei⸗ fe, mit dem er fie unterftüßt, als auch von feinem * haften 10 _ Nachricht haften und veutlichen Vortragenichts verliert. Herr - Profeſſor Käftner hat über die Abhandlung von der Methode die Naturgefchichte zu treiben, und über den andern Theil fat durchgängig Anmerfungen beyge⸗ fuͤgt. Uebrigens iſt von den Verlegern an der aͤus— ſerlichen Schönheit des Werks nichts geſpart wor⸗ den, es dadurch den Leſern ſo angenehm zu machen, fo nuͤtzlich es ihnen durch feinen Jnhalt ſeyn kann. 1. Leipzig. Don der lehrreichen und nüßl, Staats: un) Reife-Geographie ift das zweyte und drirte ‘duch von Mähren und Schlefien nunmehr erfchienen, welches diefes Werk bis auf die Hälfte des dritten Alphabers erſtreckt. Es erfcheinen auch dabey, nebjt verfchiedenen Münzen, fünf Sandfarten, eine allges meine Poftfarte durch Deutfchland, und befonderg von Böhmen, Mähren, Schlefien, und der Lauſitz. Man darf nur die bisher .befannten geograpbifchen Bücher nachfchlagen, und fehen, wie wenig darinn von Mähren gefagt ift, um daraus ein Urtheil zu fällen, wie viel Mühe es muß gefoftet haben, fo viel und fo wichtiae Nachrichten Davon zufammen zu brin⸗ gen. Eben fo ausführlich find Die Nachrichten von Schleſien, und von der Lauſitz erwarten wir ein gleis ches, da man bey den dritten felbft die allerneueften Königl. Preußiſ. Verordnungen antrifft. Die Ber fertiger diefes Werfs würden ohne Borfchub verſchie⸗ dener auch hoher Stanbesperfonen nicht fo berrächtli= he Nachrichten Haben liefern koͤnnen. Die Einrich⸗ tung aegenwärtiger Buͤcher iſt fo wie bey dem erften Ber ‚ der Gelehrte, ver Kaufmann, he x fe von neuen Schriften. un ler, kurz, wem nur daran gelegen feyn kann, ein Sand gründlich und brauchbar Fennen zu lernen, fins den hier ihre Rechnung. Wir Fönnen bey diefer Gelegenheie die drefidenis fhe Fragen und Anzeigen, die bey eben dem Verleger heraus fommen, nicht ganz unerwähnt laſſen. Die Hälfte von ihnen enthält allezeit Sachen, die aud) auswärtigen Leſern zu miflen angenehm feyn koͤnnen, die fich nicht darum befümmern, was für Häufer und andre Sachen in Drefden zu verfaufen oder zu vermiethen find. Man findet darinnen vollftändige und lehrreiche Auszüge aus den neueften. Kön, Pohln. und Churfuͤrſtl. Sachfif. Verordnungen, und gelehrte Auffäge aus den ſchoͤnen Wiffenfchaften, den Ges fhichten, der Haushaltungsfunft u. f. f. die ſich mit fo viel Bergnügen als Nusen leſen laſſen. Inhalt Inhalt des erſten Stuͤcks im ſechſten Bande. L Nachricht von einer Reiſe in das Innerſte von Suͤd⸗ America Seite 3 II. Tageregiſter von einigen, mit einem, deſſen Arm ge⸗ laͤhmt war, angeftellten eleftrifchen Erfahrungen 71 HI. Begebenheit einer Perfon, Namend Henry Arford, der, nachdem er vier Jahre ſtumm gemefen, vermif- telft eines fihreefhaften Traums, den Gebrauch feis ner Sprache wieder erlanget 95 IV. Nachricht von der legten Entzündung des Berges Hekla. 97 V. Zufaͤllige Gedanken von der Suͤndfluth 103 VI. Nachricht von einigen neuen Schriften 109 Hamburgiſches agazin, oder geſammiete Schriften, zum unterricht und Vergnügen, ausder Naturforſchung und den angenehmen TEN überpaupt, v — BB es — Far * SQ? Y LTE SÄENEL Des fechiten Bandes zweytes Stil, Mir König. Pohln. und Churfürftl. Sachfifcher Freyheit. Hamburg, bey Georg Chriſt. Grund, und in Leipzig bey Adam Heinr. Holle, 1750. A 0: 7 CRWRY NE EN 30. L weh 32. Za — — 4.20. "Drefd. up. — — — J Zbyoſtaliſhe ae,‘ Kl von den Hehiniſchen Salzgruben —* * Wieliczka und Bochnia, —— aufgeſetzt ‚von C. G. Schober. ai enn is in des Grafen Marfilli Hifloi- _ SM re phyfique de la Mer, die Gedan« » ken des Autoris über eine Anatomie der Erdfugel, gelefen, die er in einem beſondern Werf, de la Strudture du "Globe an la Terre, zu geben verfprochen : fo ift mir —3 }: allemal dabey eingefallen ; daß, wenn dergleichen ſchehen follte, die Bergleute die Anatomiften. ge: müßten, Ich habe aber auch allemal bey mir elbſt gefragt: Wie lange haben — ſchon Mi — 16 Schobers phyfikalifche Nachricht hinein gegraben ? wie tief find fie gefommen und wie weit dürften fie wohl noch fommen? Es wäre ein Werf großer Herren, das auch vielleicht nicht oh⸗ ne Mugen feyn würde, zu verfüchen, was darihnen den Menfchen zu thun möglich 5 hin bin aber verfi» chert, daß wenn man auch) hundert, und mehr Jah⸗ ve, nur darauf arbeiten wollte, um immer mehrere Teufe zu gewinnen, man in Anfehung unferer wohl weit, in Proportion der Erde aber gar nicht weit, Eommen wuͤrde. Die Natur hat ſchon dafür ge forgt, daB wir uns darinnen nicht verlieren follen, und fie bat gar weislich allenthalben ſolche Hinder⸗ niſſe vorgelegt, die uns fehr geſchwinde unuͤberwind⸗ lich fallen. Die hoͤchſten Berge, Deren die Geographen Mel⸗ dung thun, erftrecfen ſich in ihrer lothrechten Höhe, wenn es viel iſt, auf 8000 big 10000 Fuß, und Die, größten Tiefen, Die irgendivo in Bergwerken mögen angetroffen werden, find etwa 1500 bis 2000 Fuß; was ift aber benbes zufanmen, wenn man es noch zufammen zu nehmen Urfache bat, in Anfehung des Erd-Radii?. follte es auch wohl nach) Proportion fo viel feyn, als wenn wir an einem Apfel die Schale durchkratzen? Wenn man eine Kugel machte, die im Diameter ſo groß waͤre, als der dreßdner Schloßehurm hoch ift, welcher ungefähr 300 Fuß Höhe haben wird; und man grübe auf der Außern Fläche einen halben Zoll tief hinein, fo würde es in Anfehung folcher Kugel tiefer feyn, als die tiefften Gruben in Anfehung der Erden. Ich mundere mich Daher oft, wenn ich fer | be, daß große Gelehrte von dem innern Bau der Fe | Ku von den pohlnifchen Salzgruben. u7 fugel reden, und vornehmen wollen zu weifen, wie felbige aus einem unförmlihen Chaos ausgewickelt worden fey ;. gleich als ob fie fehr tief darinnen ge— weſen, oder dem allmächtigen IBerfmeifter vom An« fange zugefeben hätten. Es follnad) der heil, Schrift, die fie zum Grunde anne'men, ein Geheimniß feyn, wird auc) wohl eines bleiben; und gleichwohl wollen fie es der Vernunft begreiflich erflären. Mit aller unferer Arbeit, wenn wir auch noch fo lange in die Erde hinein graben ‚bleiben wir, wie ich dafür halte, immer nur in der Außerften Rinde, und es gilt hier auch, was Haller fagt: Ins Junre der Natur dringt Fein erfchaffiter Geift, Zu gluͤcklich, wenn fie noch die aͤußre Schale weiſt Don diefer Schale ift ung noch einige Anatomie vergonnt, und wir Fonnen die Drönung, die darin— nen herrſcht, fo ziemlich wahrnehmen ; nur gehört darzu, daß man vieles gefehen, ‚und auf die Natur vecht genau Achtung gegeben habe, die Speculation allein wird es niemalen ausmachen. ch habe in dem fünften Stüc des dritten Bandes gezeigt, was jeßo in dem Meere gefchehen müffe, und ich Fann aus dem, was ich gewahr werde, mich nicht überres den, daß vordem die Natur anders gewirfet haben follte ; vielmehr finde ich überall Spuren, daß auf der Erde, ſoweit fie dermalen trocken ift, vor vielen taufend Fahren eben das gefchehen feyn müffe, was noch jego im Grunde des Meeres geſchieht: und ich mache daher den Schluß, daß fie einsmals auch eben fo, als wie noch gegenwärtig ein großer Theil der · felben unter dem Meere liegt, mit Wafler bedeckt ges weſen; und daß ſolche Wafler, nicht etwa, wie mai 3 * gs Schobers phyſikaliſche Nachricht von der Sündflurh vorgiebt, nur wenige Tage, fon« dern vielleicht mehr als taufend Jahre darüber ge- ftanden haben, Me; Ze: | Daß die Erde große und merkwuͤrdige Veraͤnde⸗ rungen erlitten haben muͤſſe, ſelbiges wird niemand, der nur die Oberflaͤche derſelben mit Aufmerkſamkeit angeſehen, in Zweifel ziehen; es wird auch nicht leicht jemand leugnen, daß ſolche Veraͤnderungen im Waſſer geſchehen ſeyn. Aus was Urſachen aber die Waſſer von dem, was jetzo trocken ſteht, weggewi⸗ chen; mo fie hinkommen; und ob das trocken gemes fen, was dermalen unter Waſſer fteht ; felbiges rech⸗ ne ich mit unter die Fragen, die wir vielleicht nie= malen vollfommen ausmachen werden. Mir däucht, wir würden, wenn wir es aud) müßten, wenig Bor» theil Davon haben: und es hat das Anfehen, als ob der Schöpfer nur in den, mas der menfchlichen Ge⸗ ſellſchaft nüglich feyn Fann, die Schranfen unferes Denfens gefest babe. So bald wir weiter gehen, fo bald finden wir überall Ungemißheit, und es heißt fo denn mit Recht wie Barrow in der Borrede zu dem Apollonius erinnert; Ad caetera (er redet zu⸗ vor von der Geometrie in weitläuftigerm Verſtande) pene nihil facere poteft intellectus nofter , et tan- quam brutorum phantafıa videtur non nifi incerta quaedam fomniare, unde in iis quot funt homines, tot exiftunt fere fententiae: ja ich möchte faft gar mit dem Haller fagen: > Wir irren alleſammt, nur jeder irret anders, Es läßt ſich wohl vielerley vermuthen, es fehle aber immer an der Gewißheit; wenigftens finde ich, | * daß ‚von den pohlnifchen Salzgruben. ng daß es fo geſchwinde, als man insgemein glaubt, nicht ausgemacht iſt. Die feuerſpeyende Berge, die Erd. beben, und die allmähliche Ausfüllung des Grundes, find meinen Gedanken nad) nod) nicht hinreichend darzu, fonft bielte ich dafür, es würde nicht ſchwer feyn, zu den ein und dreyßig Meynungen auch noch Die zwey und drepßigfte hinzu zu feßen. Wenn es nur um Fleine Stücfen Landes gienge, fo wollte ich nicht leugnen, daß dabey, auf Diefe oder jene Weife, eine Veränderung vorgegangen feyn koͤn⸗ ne; fo aber hat man. es mit einem anfehnlichen > Theil von der ganzen Erdfläche zu thun, und es geht, der Perpendicularhöhe nach, um ganze Mei fen, um welche das Meer gegenwärtig tiefer liegt, als die erhabenften Derter des feften Sandes. Daß die Alten diefe Veränderung der Erdfläche im Waſſer fchon vorlängft eingefehen, felbiges kann ‘man aus der Stelle des Ovidius, lib. XV. Metam, die in dem vierten Stüce des dritten ‘Bandes anges führet worden, abnehmen; und man muß ſich in der That wundern, warum die Meuern, wenn ſie von den Stratis, oder Erdlagen, den Urfprung anzeigen ‚wollen, mehremtheils auf die Sündfluch gefallen. Es ift meine Abfiche nicht, die Hiftorie der Suͤnd⸗ fluth zweifelhaft zu machen; ich. meyne nur, man fey Daraus. nicht vermögend, von demjenigen, mas wir in der Erde antreffen, hinlänglichen Grund anzuges ben; und man finde überall Beweiſe, daß es von felbiger feinen Urfprung nicht her haben Fönne, Daß es im Meere gewefen, da bie Strata ente - fanden, felbiges zeigen die vielerley Mufcheln andere Mai, die man 9* an den von dem 4 hin 120 Schobers phyſikaliſche Nachricht. entlegenften Orten überall in der Erde ankrifft, ganz unwiderſprechlich. Daß es aber auch lange Zeit gebraucht habe, ehe alles dahin gediehen, wie es jetzo iſt, davon iſt nicht allein die Mannigfaltigkeit der Stratorum ein uͤberzeugender Beweis, ſondern es hat auch noch andere Gründe, die man mit Vernunft niemalen in Zweifel ziehen Fan. Wenn man die Zeichnungen von den Bafaltes - Gebirgen in Ser: land , oder nur den fäulenförmigen Bafaltes, hier in Sachſen, bey Stolpen, und in Schlefien, unmeit tiegnig, andem Mönchsberge, bey Nikolftade*, wo— von der Urfprung ſchwerlich in etwas anderm ges ſucht werden fann, als in dem Waffer, anfieht ; fo Fann es nicht fehlen, man muß auf die Gedanken fommen, es müffe eine fehr lange Zeit Wafler da- felbft geftanden haben, | Ki Ueberdieß fo hat es auch Orte, wo hundert und mehr Sachtern tief ein Stratum auf dem andern lie- gend angetroffen wird; auf felbigem liegen zu oberft am. Tage ganze Berge Alabaſter, die auch viele Sachtern hoch find. Man weis aber, daß der Ala- | bafter, wie das Salz, nach und nad) anſchießt ;. bie Öradierwerfe, bey den Sal;fiedereyen , laſſen einem davon feinen Zweifel, indem er da eben die Figur | hält, * Ich merke bier beyläufig an, daß ich in Liegnitz ver⸗ fhiedene Stuͤcken von den Bafaltes gefunden, die faff fo geffaltet gewefen ‚als wie die in Jrrlanıd abgebildet werden; einige waren convex, andere waren concav; allein beydes ſehr flach, die erhabenen Ecken aber, die - fich an den Ferlandifchen finden, fehlten, und auf der gegenüber ſtehenden Geiten waren fie insgefammt irre-. f gulair abgebrochen. von den pohlniſchen Salzaruben. 121 hält, die man unter den größten Teufen an felbigem wahrnimmt ; und es wird wohl niemand der Mey⸗ nung feyn, als ob die Strata unter vorgedachte Mr bafterberge unter gefrochen. Die Kupferfchiefer,, in welchen viele Fifche, von mancherley Gattung, angetroffen werden, find nicht etwa fchmale Striefen „ſondern es find Floͤtzen, die fid) Meilen weit in die Sänge und in die Breite er— ſtrecken; und es liegt auch an dergleichen Orten noch alles in der Ordnung in welcher es fertig worden; Kolglich müffen die Strata ſchon da geweſen feyn, ehe diefe ihren Anfang genommen ; Es muß nachher noch Waffer da geftanden haben, worinnen der NMa⸗ bafter gemachfen; und es har gewiß lange Zeit ges braucht, ‚ ehe fie zu der Größe gediehen, wie wir fe gegenwärtig antreffen. | Man wird fich nicht wundern, warum ih sicht | hiermit auf die Frage, woher die Strata entftanden, einlaſſe; ich bin der Meynung, die Salzaruben, da- von ich hier einen Furzen Entwurf mittheilen will, haben eben den Lrfprung, als wie jene ; ja ich halte dafür, fie feyn der ftärffte Beweis, den man darüber geben Fann, daß das trockene Land lange Zeit mit Wafler bedeckt ‚geivefen feyn müffe: und ich | weis auch, daß es feinen gar guten Nutzen hat, und nicht etwa nur eine ledige Speculation ift, wennman bey dergleichen Sachen ſich um den Urſprung berief: ben befümmert. Sch habe einen Mann darüber gehört, der * ſol⸗ chen Dingen erfahren, und der mehr als 20 Jal zuvor, ehe ich daran gedacht, Acht darauf gehab hatte, der ſagte, es waͤre eine bergmaͤnniſche Sache H5 — | 3“ Schobers phyſikaliſche Nachricht es wuͤrde keiner, der dergleichen Bergwerke beſehen thaͤte, ohne ſich au fragen, wie fie entitanden,. auf die Marken und Kennzeichen kommen, die das Gebirge ‚am Tage hätte: und es wuͤrde den Bergleuten, die auf Rupferfchiefer, auf Steinfohlen, auf Salz und dergleichen Mineral, fo in Floͤtzwerken zu fuchen, bauen wollten, wenn fie die Frage recht unterfuchten, ein sicht daher aufgehen, wobey fie beffer würden feben fonnen, als bey ver Wuͤnſchelruthe. Dun bin ich hier zwar ſo weit nicht gegangen, und ich will auch eben nicht vornehmen in der Abfiche zu ſchreiben, ich bin aber auch zuͤfrieden, wenn es nur als eine hiſto⸗ riſche Relation angenommen wird. Wenn man ſieht, daß hin und wieder große Stü- cken Holz, und rund gefchobene Kiefel und andere Steine, wie fie an den Ufern der Flüffe liegen, im Salze gefunden werden, fo iſt es, daͤucht mir, ſchon Beweis genug, daß das Salz nicht vom Anfange fo da gelegen habe: und wenn man in dem Gebirge, das um das Salz herum liegt, bier und da, ver- fchiedene Mufcheln und andere Marina antrifft, aud) noch Drte findet, da in dem ganzen Gebirge Waſſer eingefchloffen ift, das auf das ftärffte gefalzen, fo ift es auch nicht fehwer daraus zu ſchließen, wo es ber- ‚fommen, Am allermeiſten aber überzeuget einen davon, daß öfters große Stuͤcken von zerbrochenem, flößteife auf einander liegenden Gebirge, aus mans cherley Stein, fandigem Schiefer, und dünnen Salze lagen beftehend, im puren Salze angetroffen werden, davon ich hernach einige Stuͤcken anführen will, da immer ein Stuͤck ftufenweife von dem andern ab- geſetzt, und woran man, weil die verfchiedenen La⸗ gen von den pohlniſchen Safzgruben. 123 gen in einem wie in-dem andern von gleicher Stärke find, und in einerley Ordnung auf einander folgen, die Stücken felbft au) auf dem Bruche, wie es der Augenichein giebt, genau an einander paflen, gar deutlich fehen Fann, daß fie zuvor unmittelbar anein⸗ “ander geftanden, und, zufammen ein ganzes ausge- - find, werden koͤnnen. macht haben, folglich auch ehender, als das Salz ge wefen feyn müffen,; indem nicht zu glauben, daß jer mand, der ohne Präjudiz von der Sache urtheilen will, auf die Gedanfen fommen wird, als ob folche Stuͤcken auf eine oder die andere Weife in das ganze Salz hätten hinein kommen, oder darinnen, fo wie fie d ch) fehe zum voraus, daß man darwider einwen- den wird : man halte ja dafür, das Meer fey von den, in felbiges hinein feßenden, Salzadern gefalgen, wie fonderlich vorgedadhter Herr Marfilli der Mey: nung geweſen, auch um felbige zu behaupten anges wieſen, mo an den Meerufern, da er feine Experi⸗ mente gemacht, Salz und Steinkohlen gelegen, die feinem Angeben nach in das Meer hineingefeßt, und es fen daher umgefehrt : das Meerwafler fey von dem Bergfalze gefalzen, nicht aber das Berg: falz von dem gefalzenen Meerwaſſer entitanden, Ye, meis auch wohl, man hält insgemein dafür, das Salz, was in den Gruben ausgehauen worden, wachfe wieder nach; und da fönnte man, wenn biefes wäre, wohl muthmaßen, daß die Dinge, aus welchen man was befondres urtheilen wollte, fic) erſt in den Gru— jemenge ben, währendem Wachsthum deffen, hinein gen härten ; Allein ich habe nirgends gefunden , auf ſolche Art, als wie man es ſich "einbilden will, | wieder % } 124 Schober phyſikaliſche Nachricht wieder nachgewachfen gewefen wäre:und ich denke auch, esfoll fich aus folgendem, wenn man fieht, was es mit . dem Wachfen für eine Befchaffenheit hat, das Ge gentheil ergeben ; ich will aber mit alledem dafür eben nicht angefehen feyn, als wenn ich es allein, oder zuerft wahrgenommen ; es haben es Leute von Ber» ftande, die ich bierinnen als Meine Lehrmeifter ver: ehre, vor mir gefeben und mich dabey verfichert, daß fie in andern Salzgruben, in Ungarn, und in ‚England, eben das gefunden, was manin den Pohl⸗ niſchen antrifftz und daß man an einem, wie an dem andern Orte, auf gleiche Weiſe in feiner Meynung überführet wird, Es ift wahr, es wächft noch ge⸗ genmwärtig an Orten, die vor langen jahren ausge: ‚hauen worden, Salz, es wählt aber gar nichts neues, fondern es iftimmer das, was ſchon längft, und wer weis vor wie vielen Seculis da gemefen: und das, was man wachfen heißen mill, gefchieht auf eben die Weife, wie im Mineralceiche mit andern Dingen mehr, ich meyne, es ſchießt das auf einan« der an, was im Wafler aufgelöfet von andern Orten herbey geführee wird. | Daß das Meermafler gefalzen ſey, ift genug fam befanne; mo es aber das Salz ber habe, daffelbige gile mir dermalen gleich, und ih has be auch nichts darwider, menn jemand behaup- ten wollte, es fey, der Natur nad), Dabey nothe wendig, Man weis, das Waffer dunfter beftändig aus, man hat auch aus der Erfahrung, daß eg nur eine gewilfe Quantität von dem gemeinen Salze faf- fen fanıı, alfo, daß ſich, der Schwere nad), in drey Theilen Waffer nicht viel mehr. als ein Theil Sal; | auflöfen von den pohlniſchen Salzgruben. 125 auflöfen fäßt*. Hat es diefen Gehalt, und es gehe durch Ausdünftung etwas Wafler weg, alsdenn fchieße das Salz aljobald auf der Oberfläche des Waffers in Eleine Körner oder Keyftalle an ; dieſe Kryftallen bleiben alfo noch eine Zeitlang auf dem Waſſer, fal- len aber hernach, indem fie größer und fehwerer wer= den, zu Boden; da fiedenn unter der nehmlichen Ges ftale, nicht altein an der Größe zunehmen, fondern auch wohl gar untereinander zufammenwachfen, in« dem das Sal; bey mäßiger Ausdünftung des Waffers mehr an den bereits auf dem Grunde liegenden Kry- ftallen anſchießt, als daß es auf der Oberfläche des Waſſers neue Körner formiren follte. Iſt aber, vie Ausdünftung des Waflers zu ftarf, und das Waffer beweget fich auch dabey, wie im Sieden, fo fihieße es alles nur auf der Dberfläche an, und fälle‘ aud) nur in lauter Eleinen Körnern, ja wohl gar unter ges wiſſen Umftänden, wie ein Mehl, zu Boden, Auf folche Arc finder man es in Fleinen, bey den Siedereyen, und eben fo habe ich es auch in großen, bey den Galinen, angetroffen; wie ich davon ſchon in dem dritten Stücfe des vierten Bandes, bey der Note (s), Erwähnung gethan. Das Waſſer, was in den Gruben befindlich, gebt, wie in der Note (ff) | erinnert, * Ein dregbner Eubicfuß von dem. feinften Steinfalz wiegt 105 Pfund, die flarkffe Gohle 59 Pfund, und das ſuͤße Waffer 49 Pfund. Größere Verhaͤltniſſe zwi⸗ ſchen der Schwere des fügen Waffers, und der Schwere nn Zn u N andere ——— aufgeloͤſet) ſind nicht moͤglich, man mag auch von der Warme fagen was man will; der Unterfchied, der da⸗ ber entſtehen kann, iſt fehr geringe, on. 126 Schober phyſitatiſche Nachricht erinnert, von Tage, oder doch aus dem obern Ge⸗ birge hinunter. Es iſt an ſich, wo nicht gan; rein, doch ohne merklichen Salzgehalt. Es loͤſet aber, in⸗ dem es vielmal durch Das untere Gebirge durchgeht, und nachher fange im Salze fteht, fo viel Salz auf, als es faflen Fann, und es ſchießt auch an Hrten, wo e8 nad) und nach ausdünfter wieder an 3 Und in diefem Verftande kann man fagen, Daß Das Cal; in den Gruben mieder nachwachle. Es hat Orte, wo Kenftalle im Waſſer angetroffen wer⸗ den, die, wie. fehon befannt, ganz würflic find, und wovon einer ein halb Pfund und mehr wiegt. An einigen find fie Hell und durchſichtig, wie das feinfte Glas ; an andern find fie weiß und undurch= fichtia, wie Mil) ; und, wieder an andern find fie, von dem Eiſen, oder andern Dingen, was etwa an dergleichen Orten gelegen; und wovon ſich bas Waſſer gefärbet, gelblicht; ja es giebt welche da Eleine Würmer darinnen ſtecken, die ſich etwa bey den Pferdeſtaͤllen, die in den Gruben find, aufgehal⸗ ‘ten haben mögen, — Als 1746 die Kammern Sielec und. Kozlow, die ſeit einigen Jahren voller Waffer geftanden, aus⸗ geleeret wurden, folagen die Salzernftallen, die waͤh⸗ render Zeit in dem Waſſer angeſchoſſen waren, durch die ganze Kammer bey einem halben Fuß hoch aufs einander. Einiger Orten waren fie ſo flein, daß fie, dem erften Anblicke nach, für gefotten Salz angefeben wurden, an andern aber waren fie der Seite nach auf ein Achtel eines Zolles groß, und es fehlte nichts mehr, als daß ſie zuſammen gewachſen geweſen waͤ⸗ ven, fo weis ich gewiß, es würde ſich niemand haben einkom⸗ von den pohlniſchen Salzgruben. 127 einkommen laſſen, daß es itzo erſtlich alſo entſtanden ſey: ich würde es ſelbſt für einen ganzen Floͤtzen an⸗ gefehen haben, der älter, ais alle das Gebirge, was oben darüber gelegen. u | An den Ufern des Meeresmacht es die Natur noch iso eben ſo. Es bat nur allein an der weitlichen Küfte von Africa, von Capo Blanco, bis Sierra $eona, fowohl auf dem feften Sande, als auf den nächft dabey liegenden Inſeln, dergleichen Salzteiche und Salzbrunnen genug. Und es find auch nicht etwa Wieliczka und Bochnia allein die Drte, wo Steinfalz liegt, fondern es geht vermurhlich weiter, ja man bat ſchon wirklich an diefer Seite des Gebirges, in Roth⸗Reußen in der Defonomie Sambor dergleichen gefunden, wiewohl dafelbft, weil fie an gefeitenem Salze feinen Mangel: haben, daraufnicht gearbeitet wird ; und in Ungarn, als auf der andern und mits täglichen Seite, fehlt es auch nicht daran. Es ift be - Fannt, daß bey Eperies, in der Landſchaft Marmarofz, und an verfchiedenen andern Orten bis in Sieben- bürgen, Steinfalz die Menge gefunden wird. Bi; Die Nachrichten, die in der allgemeinen Hiftorie der Reifen zu Waffer und zu Lande, von der Art und Weife, wie man an den Meerufern das Salz be: koͤmmt, aufgezeichnet befindlich, würden zu weitlaͤuf⸗ tig feyn, wann ich fie alle hier anführen wollte; ich will aber doch nur ein Paar Stellen hiermit einrüis cken, welches folgende find; Fir, Bon dem Eylande St. Juan oder Brava 23.2568 .,, „Weil Hauptmann Roberts fi öfrera damit (mi | m 1238 Schobers phyſikaliſche Nachricht Idem Fifchfange) ein Vergnügen, machte, fo hatte - zer Gelegenheit zu ſehen, mie die Einwohner ihr „Salz bekamen; diefes ward von der Sonnenhitze „aus dem Seewaffer gemacht, das in den Selslö- „chern geblieben ift; manches wird durch ein Sprig- waſſer in die Höhe geworfen, manches aber bleibe „Hölen geweſen. Don der Kuͤſte bey der Inſel Bokos und Mogha, an der Mündung des Sana- Hafluſſes, a.d.327 S. d. IIB. „In dieſem ganzen Winkel oder Ufer find Salz „gruben, die von eben fo außerordentlicher Beſchaf⸗ „fenheit, von den pohlnifchen Salzgruben. 129 „fenbeit, als einträglic) find. Sie find an acht Dr: „ten; jede einebis zwo Meilen von der andern. Dies es find große Teiche mit gefaljenem Waffer nicht „weit von dem Ufer, in welchem fich das Sal; auf „dem Grunde ſetzet; diefes brechen fie mit eifernen Hacken los ; fo gefchwinde als es herausgenonmen „wird, fo geſchwinde feßer es fich auch vom neuen in den Zeichen. 1. ab Von dem Eylande Majo 0.0.1776, „Unter allen Schriftftellern, die wir ‚gefunden „haben, giebt Dampier die umftändlichfte Rad „richt, wie man hier das Salz macht, undeinfchifft, „An der Weitfeire des Eplandes, wo die Schiffe rxhede ift, iſt eine große fandigte Bay, und in der⸗ „ſelben eine Sandbanf, die auf 40 Schritte breit „iſt, und zwo bis drey Eleine Meilen weit, long „dem Ufer hinlaͤuft. Zwiſchen diefer Sandbank, „und denen Hügeln, die hinter: ibr find, iſt eine „große Salzlache, die zwo Fleine Meilen in der Sänge, „und eine halbe folhe Meile in der Breite hat. Ge— „meiniglich. ift die eine Hälfte derfelben trocen,: die „andere aber, gegen Norden, bat niemals Mangel „an Waller, denn in diefer Gegend iſt fie am tief- „ſten, und da har fie auch den einzigen Zufluß. Sie „seuget Salz vom Wintermonate bis zum May, wel- „ches hier die trocfene Jahrszeit ift. „Das Wafler, aus welchem das Salz gemadt „wird, tritt Durch eine Deffnung in der obgedad)ten „Sandbanf hinein, die wie eine Schleufe ausfiehf, „und dieſes gefchieht zwar nur bey ber hoben Fluth. * dieſer Zeit, iſt der — nach Beſchaffenheit Dand, „der 130 Schober phyſikaliſche Nachricht „der Hoͤhe der Fluth, mehr oder weniger angefuͤllt; „menn zu der Zeit, da die Fluth hinein tritt, Salz „in dem Sachen ift, fo loͤſet es fich den Augenblick „auf, nach) zween oder dreyen Tagen aber fängt es „an, fich zu Förnen, und diefes waͤhret fo lange, bis „entweder alles Salzwaſſer, vder doc) der größte „Theil deffelben ſich angelegt, und geförnet hat, oder „bis eine neue Fluch nahfomnt Es war gleich „hohe Fluth als der Verfaſſer hier war, man fagte „ihm, der Teich würde zu Feiner andern Zeit, als „nur bey einer hohen Fluch vom Neumonde an« EL) efüllt.,, 4 Mir daͤucht, ich finde in dieſen angeführten Stel⸗ fen, und fonderlich in der leßtern, den Urfprung der Salinen ganz vollkommen abgebildet. Ich glaube, wenn man in die erwähnte Salzlachen niedergraben folfte, man würde eben das finden, was nıan in den Salzgruben anteifft. Es wird gewiß ſchon mancher fhöner Satsflögen im Örunde liegen, 8 wird an verfchiedenen Lagen von Salz, Letten, Erde und der- gleichen, nachdem das Wafler, was die Fluch, zu verfchiedenen Zeiten, darauf geführt, von einem oder dem andern Drte her trübe worden, nicht fehlen; und wer weis, ob nicht endlich die Natur dabey dasjenige von felbft thut, was fie anderwärts mie Hülfe der Kunft hut: Ä 3. Ina@ DRS 6 Das Meer wird ſelbſt verdraͤngt, fein altes Ziel RR 77" life nen © Son J —8 wenig⸗ * ‚Holbeach und Suttonmarſh in Lincolnſhire, imo ſeit „bundert Jahren ein groß Stück Landes dem Meer „entriffen worden. Dergleichen Eroberungen, Die * 1, er „man von den pohlniſchen Salzgruben. 131 meniaftens ift mir daraus alles, was ich in felbigem wahrgenommen, beareiflich, und ich bin auch verfie chert, daß wenn man die Sache auf eine andere Weife anfehen will, man nicht leicht davon wird gründliche Urfache angeben Fönnen. | | Beygde folche Salzwerfe liegen an den Fuße des Ungarifchen, oder Carpatifchen Gebirges, und zwar auf der mittetnächtlichen Seite. Die nächften Fluͤſſe dabey find, erftlich die Weichſel, einer der vornehmſten Fluͤſſe in Pohlen, welche etwa eine Meile von Wie⸗ liczka, und bis vier Meilen von Bochnia abfließt; und zweytens die Raab, ein Fleinerer Fluß, fo niche weit vor Bochnia vorbey fließt, und von da in die Weichſel hinein falle. an Wielichka liegt in einem Thal, das gegen Süden und Morden zween, wiewohl nicht allzu hohe Berge bat, und. mag das Terrain davon, wie ich es aus’ dem Falle des Waflers, mas von da in die Weichſel läuft, urtheile, wohl 150 bis 200 Fuß über den’ Stand der Weichfel erhaben feyn. Gegen Mittag‘ ift der Berg, wovon ich in den barometrifchen Ver⸗ fuchen gedacht, daß oben das Borwerf Czubinow darauf liegt, Hundert und etliche achtzig Ellen hoch, melcher der länge nach die ganze Suͤdſeite einnimmt, und nach Abend zu ſich auten Theils um die Stade herum zieht. Gegen Morden aber hat es andere Anhöhen, die noch nicht die Hälfte fo hoch find, — J 2 und — man wider die große Nordſee erhalten, werben je laͤne ger, je gemeiner,.und die Kunſt hat eigene Negel 3 „erfunden, wie nach und nach der Bern 1 A „und endlich zu feſtem Lande gemacht Fann, * —* * = u 132 Schobers phyſikaliſche Nachricht und auf der Höhe bis an die Weichfel nach und nach auslaufen. Bochnia aber hat rings um Berge und Hügel, und mag aud) wohl, in Anfehung der Weichfel, noch etwas mehr erhaben feyn. Wenn man von Wie« liczka dahin veifet, hat man auf der rechten Seite lauter Berge, die fic) bis in das carparifche Gebirge fortziehen, und es ift angenehm zu fehen, mie das Terrain, fonderlich nahe bey Bochnia, immer ab» mwechfelnd fteige und fällt, auf der Linken aber mache es eine große fandige Ebene, die viele Waldung, Die Niepolomicer Wildniß genannt, und in felbiger große Suͤmpfe hat. | An beyden Orten ift das Gebirge, ſo viel man am Tage gemahr wird, mehrentheils lettig. Bon Ges fteine trifft man eine Biertelmeile weit herum wenig an, außer daß bey Bochnia etwas Alabafter zu Tage ausgeht ; weiter hinaus aber ift ſelbiges, fonderlich auf ‚der mittäglichen Seite, von Wieliczka, fo gar var nicht, es liegt aber das nächfte meift fo, daß es einem ganzen Gebirge nicht recht ähnlich ift, fondern mehr aus feiner natürlichen Sage derangirt zu ſeyn feheint. Es hat gegen Morgen Gefchiebe, worin: nen rund gemahlne Stuͤcken Onych, und viele andere Sorten vonfeiten Steinen, dergleichen auf piele Mei⸗ len weit herum gar nicht brechen, in Menge anges troffen werden, und in einer Art Sandftein, ders gleichen das mehrefte Geftein daherum ift, habe ic) zum oͤftern ziemliche Stuͤcken von den fchönften Steinkohlen angetroffen. Gegen Abend aber finden fi Sagen, welche etwas umftändlicher angemerkt zu werden verdienen, - von den pohlniſchen Salzgruben. 133 Es gehen felbige auf dem Wege nach) Eracanı zu, in der Gegend Rzaka, weil der Weg vdafelbft ſtark gefahren ift, zu Sage aus. Das Terrain da herum iſt auf eine ziemliche Etendue fandig ; räumt mar den Sand, der an verfchiedenen Orten von ver- fhiedener Höhe liege, weg, fo koͤmmt man auf Eleis nen Kiefel, Schnecken, und mancherley Art See: mufcheln, fo meift mit Quarz dergeftalt in einander verwachfen, daß man es, indem man die Stücfen davon zum Mauerwerk brauchen wollen, mit Gewalt von einander fehlagen muͤſſen. Diefe Sage iftan eis nigen Orten anderthalb, an andern aber bis drey Fuß ſtark. Unter felbiger liege eine Schicht Sand, die auch in der Stärfe verfchieden, und worinnen gleich- fails einige Mufcheln, wiewohl mehrentheils verweft angetcoffen werden. Dann folge eine Sage blaulich« ter quarziger Sandftein, fechs bis acht Zoll ftarf, und fo fefte, daß er mit dem Eifen fehwerlich zu ar⸗ beiten ; und unter diefem ift wieder Sand, wovon man aber nicht fagen Fann, wie tief felbiger reiche. Es iſt merkwuͤrdig, die Fafobs-Aufter- und Perl mufcheln, nebft noch einigen andern Gattungen, find 0 fo vollkommen und unverfehrt, als fie an den. Ufern des Meeres immer gefunden werden mögen, Andere hingegen, befonders die Schneden, und eben Art Kamm: Mufcheln, die bey Dresden im Dlauifchen Grunde in einem Sandftein verfteint an⸗ getroffen wird, liegen zwar noch in ihrer völligen Ge⸗ ftale da, fallen aber, fo bald fie nur angerühret wer«, ben, mie ein Kalk, ber fih nach und nad) in der suft gelöfcht, aus einander, und Laffen ihre Geftalı wiewohl fehr undeutlich, an dem Stein, darinnen 3 einges 134 Schobers phyſikaliſche Nachricht eingefchloffen geroefen, oder der fich in felbige hinein gefegt, zurück, Ich babe daraus geurtheilt, daß es nicht allemal der Lage des Orts zuzufchreiben, wenn man an einemofe Mufcheln und dergleichen Marina nod) in ihrer erſten Geftalt, und an andern nicht anders als verweft, oder in Stein verwandelt, an⸗ trifft. Es Fann feyn, daß es bey vielen bloß auf die Muſcheln felbft angefommen, indem einige fich leichter als andere von dem Waſſer auflöfen laffen, auch hernach von dem Steine, den das: Wafler bey ſich geführet, und der fich auf die Art, wie es Das Kur pfer in vitriolifchen Waflern mit dem Eifen macht, aus dem Waffer an die Stelle der Mufchel gelegt, und Die von der Mufchel gemachte Cavitaͤt ausgefüller, verfteint werden koͤnnen. Es kann aber auch seyn, daß vielmals bfoß allein das Wafler, das an einem: Orte ein ftärfer Menftruum geführet, als an *— daran ſchuld geweſen iſt. Außerdem iſt noch was beſonders, daß ungefaͤhr eine Meile von Wieliczka, und eben ſo weit von Cracau, viel lebendiger Schwefel liegt. Sie nen- nen die Gegend, wo er gefunden wird, Zarfi (Schwer ꝛe⸗ felberg). Nicht weit davon iſt ein Brunnen, der aus gedachter Gegend ſeinen Urſprung hat. ‚Sie legen ihm den Namen eines Gefundbrunnens bey, und geben davon vor, daß er innerlic) zum purgiven,. und Außerlich in verfchiedenen Zufälfen zum Bad fehr gut zu gebrauchen ſey. Das Wafler ift heit, und klar es hat aber einen Geruch, fo aut als wie. Miſtpfuͤtze daß mir der Appetit vergieng, von dem Geſchmack eine Probe zu machen. —7— | Bor von den pehfnifchen Salgruben. 135 Bor einigen Jahren ift daſelbſt ordenelih auf Schwefel gearbeitet worden; es find aber gegenwaͤr⸗ fig die Gruben und Schächte darzu, die nicht mehr, als ungefähr drey Mann tief geweſen feyn follen, vers fallen, &s liege felbiger in einen Gefteine, in der Größe wie Erbfen, auch wohl wie Haſelnuͤſſe einge⸗ forengt, und hat eine blaßgelbe Sarbe, ift aber fonft ſo rein als der hiefige gemeine Schwefel, Der Stein Bingegen ift weißlicht, fällt aber dabey etwas in das Afchgraue, faſt mie der Bimsftein, doc) ohne Glanz, und hat auf dem Bruche, der Rauhigkeit nach, bey: nahe das Anfehen, wie der ſchlechte Marmor, dem er auch an Härte gleich kommt, ob er aber auch wie- Marmor zu Kalk brennt, felbiges habe eigentlich nicht, verfucht, ich ziweifele daran. So weit Diefes Geftein zu Tage offen liegt, fo weit fiehe man vom Schwefel wenig, doch habe ich gefunden, daß es erall voller kleiner Löcher und Hölungen ift. Es liegen aber noch bin und wieder Stücen, davon ich vermuthe, daß ſie tiefer unten herausgebrochen, die noch gegenwärtig ganz voll ſtecken, wie ich auch da⸗ bon verfchiedene Sälken Hleraie nach Gachfen ger fehickt habe. Die Bauren, fo in der Mähe wohnen, fuchen die fehönften Stücken zufammen, legen fie in einen Topf, und feßen es aufs Feuer, und ſchaͤumen, wenn der Schwefel ausgefhmolzen, den Stein und, andere Lnreinigfeit davon, fodann gießen fie den zus ruͤck gebliebenen Schwefel in einen andern Topf, wo er erfalten muß, und bringen ihn hernach in der. Form, wie die hiefigen Wachsfuchen, zum Markte, es fieht aber felbiger alsdenn nicht mehr fo ſchoͤn gelb aus, wie er zuvor in — geweſen, ſonder | Adi. iſt 136 Schobers phyſikaliſche Nachricht iſt von der Erde und anderer Unreinigkeit, die ſi ch mit hinein miſchet, und wovon ſie ihn nicht zu rei⸗ nigen wiſſen, mehr braun, daß ich es in der erſ kibit nicht einmal für Schwefel angefehen, Von den Wieliczker Gruben. F Aulangend die Gruben, ſo erſtrecken ſich ſelbige genwaͤrtig, in der Laͤnge, von Morgen nach —* auf 600, in der Breite ‚ von Mittag nad) Mitternacht, auf 200, und in der größten Tiefe auf 30 Fachter, die Lachterzu fünf Ellen, oder zehn dreßd⸗ ner Fuß. Es hört aber damit das alz noch icht auf, ſondern es geht ſelbiges noch immer in Die Tiefe und in der Laͤnge nach Morgen und nad) Abend, man weis nicht, wie weit, fort; in der Brei hingegen hat es feine Graͤnze, und es fcheint, de beydes gegen Mittag und gegen Mitternacht, nicht viel zu fuchen feyn dürfte, Bon Tage — iſt, bey Menſchen Gedenten Fein | Schacht abgefunfen worden ; es find aber, ſeit eini- gen Fahren, verfchiedene Brunnen neben den gegen. wärtigen Tagefchächten abgeteuft worden, wo man, tie auch. bey Reparatur und neuer Auszim- merung der Schächte folgendes wahrgenommen, Dben liegt zuerft unter der Dammerde Seimen; Die- fem folge ein zarter laufender Sand mit Waſſer, *— genannt, welcher, weil er nicht fteht, den Bau der Schächte fehe ſchwer macht; und endlich ein derber ſchwarzer Lette alles von verſchiedener Staͤrke na Gelegenheit des Ortes. Sodann folgt das Gebir⸗ ge, worinnen eigentlich das Salz iſt. Dieſes von den pohlniſchen Salzgruben. 137 Dieſes ift, fo weit als man nur gearbeitet, durch» aus ohne Waſſer, welches denen Gruben, vor allen andern Bergwerken, einen ausnehmenden Borzug giebt, ja ich möchte wohl ſagen, welches fie noch er: hält, indem ich gewiß glaube, daß fie außerdem, theils, weil ihnen mit Stollen auf Feine Weife beyzukom— men, auch zu Mafchinen Feine Auffchlagewafler vor- handen; theils aber, und vornehmlic), wegen der oͤf⸗ tern Unruhen, nicht ein hundert Jahr beſtehen wuͤr⸗ den. Es hat wohl, wie ich vorhin ſchon gedacht, manchmal kleine Kluͤffte mit Salzwaffer, fie find aber felffam, und weil insgemein wenig darinnen ift, von feinen übeln Folgen; was von Tage hinein geht, davon habe ich anderwärts ſchon Erwähnung gerhan, | - Oben ſteht es erſtlich als Stockwerk, weiter unten aber verwandelt es ſich in Floͤtzwerk. So weit als es erk, fo weit liegt das Sal in unförmlis ka ‚oder wie der Bergmann redet, auich in Gröden und Nieren beyfammen , welche zuweilen fo hoch in die Höhe gehen, daß das Gal; an theils —7 — ſchon in der werzehuen fuͤnfelligen ko er ‚worden, — ihre Figur, ſo iſt darinnen ichs * | 8, fondern es find alles, wie ich fehon geſagt, unförmliche. und ungeftalte Kiumpen , da nichts res ar daran wahr zu nehmen ; und in der Gröfie fie auch gar unterſchieden; zum Theil find fo groß, daß das Salz, was daraus ausgearbeitet wo den, wenn man es auf den Cubuın rebueiren, * lte, aus mancher wohl einen Fe our 1 und 138 Schobers phyſikaliſche Nachricht ich fage, bis funfzig und mehr Ellen ausmachen dürfte. Undere hingegen find wieder Fleiner, bis auf die Nieren, die nur als kleine Partien, von der Größe wie ein Kopf, und noch Eleiner bin und wieder zerftreuet in dem Gebirge liegen. Was die größern find, felbige liegen gegen Mor: gen nur einfach, und gehen auch nicht tiefer, als etwa dreyßig Lachter, von Tage an gerechnet, ja fie verlie> ven ſich endlich gar, und das Gebirge wird, unter eben derfelben Teufe, Floͤzwerk; nach Abend zu aber fin⸗ den ſich deren in einer Teufe von 65 bis 70 Lachter, fo tief man bis itzo gefommen, etliche'unter einander, und es wird da, zu der Zeit, noch kein Flotzwerk ge fpuͤhret. Sie ſind insgefamm — ganz, und gar nic, wie andre Gebirge, Das ſtockweiſe gefunden‘ wird, dergleichen etwa die zum Erzte in Schlackowalde, an der boͤhmiſchen Graͤnze, zerkluͤftet ſondern ohne alle Ktüfte und Fugen, ſo daß jeder Stock oder ne N | Er mehr als je zu fagen nur in Süd aus: macht. | Mr ARE: Das Sal; darinnen iſt hauptſaͤchlich zweier Gattung, Zielona und Makowka, denen zumeilen auch noch die dritte, Syarfa “genannt, beygemifcht iſt, die aber, eigentlich Davon zu veden, mehr } dem Floͤtz⸗ werf gerechnet werden muß. Man macht zwar uns ter dem Zielona nod) einen Unterſchied, und nen einen Theil Liodowata, es ift aber felbiges eigentl & Feine befonbere Gattung, und wird auch nicht in bes fondern Stöden gefunden , fondern liegt nur partien- weife in jenem , und der Unterfchied befteht lediglich | wranen, daß es etwas weißerer iſt, faſt — ri ur von den pohlnifchen Salzgruben. 139 — — Eis, als woher es auch von dem Worte Liod (Eis) den Namen Liodowata erhalten hat. Jenes, was ſie Zielona nennen, iſt nichts anders, als ein Haufwerk von vielen Sahtchſtallen, die (wor⸗ innen ſich ſonderlich dieſe Gattung von dem, was ſie Szybikowa nennen, unterſcheidet) von gar verſchie— dener Größe, fo daß man manchmal ganze Wuͤr—⸗ fel, die der Seite nach etliche Zoll groß find, ausbre= chen fann, und dermaßen ineinander verwachfen find, daß fie, bey Zerfegung ganzer Stücken, zum Theil auf verfchiedene Weile brechen, theils aber auch nur fpalten, oder ſich ganz aus dem andern aus= föfen, und allemal, wie es dem Küchenfalz eigen, Würfeleken geben. Wo der Name Zielona her: fommen, habe ich in dem dritten Stück des vierten Bandes erinnert. "Die andere Gattung j Makowka genannt, die nicht ſo häufig ift, als" ; jene, »umd gemeiniglich am tiefſten lieget, wo ſich das Gebirge bald ir Floͤtzwerk verwandelt, hat keine dergleichen Kryſtal⸗ len, fondern ſieht mehr einem grobkoͤrnigten ſchwarz⸗ grauen Sandſteine aͤhnlich, und hat den Namen Makowka von dem Worte Maf (Mohnſaamen), ne Zmeifel deswegen erhalten, weil überall einige ‚ die vermuthlich mit dem Salze zugleich, gefal- ei mag, in Geſtalt Fleiner Körner: darinnen: engt ift; als woher es auch, fonderlich wenn: es an die Luft fommt und feuchte wird, mehrensfeilg; ganz ſchwarz ausfieht. real Die dritte aber, Namens Yarfa, fo ſich, wie ſchon gedacht, nur ern —* — * Mor J beyden Gattungen mit et ifche finder, beſteht aus 140 Schobers phyſikaliſche Nachricht lauter. kleinen unförmlichen weißen Körnern, in der Größe wie Hanffaamen und etwas größer, die fo we⸗ nig unter einander zufammen bangen, daß fie fich in der Hand gar leicht voneinander reiben laffen, und gehe ordinair nur als eine dünne Ader, durch die größern Klumpen oder Stöde hindurch, und verurfacher, daß wenn das Ealz in ‚ganzen Bänfen losgeſchlagen wird, felbige, to ſich dergleichen Ader darinnen fins der, nicht leicht ganz bleiben, fondern fich mehren« teils, fo wie die Ader durchgeht, entzwey fehlagen ; weiter unten aber, 10. das Gebirge flößmweife liegt, wird es auch in ordentlichen Slögen, die manchmal einen, ziveene, drey bis böchftens vier Fuß * ſind, angetroffen. | Das Gebirge, mas folche Salzfugeln —— iſt vornehmlich dreyerley rn nach der dafigen Bergfprache Halda, Mydlarka und Zuber genannt, In allen dreyen Arten (et das Sal; mit einemmal von dem Gebirge ab, doch ift es bey der legten Zuber, wovon die Urfache in der Bergart liegt, fo gar deut- lich nicht; in der Halda hingegen und in der Myds larfa, ift die Ablöfung ganz glatt; es ſtoßen aber von allen Seiten viele Adern von dem fogenannten Spaf an felbiges an, Die zuweilen einen halben, auch wohl einen ganzen Fuß und drüber, ftarf find, mit erley Kruͤmmen und Biegungen in dem Gebir⸗ fortlaufen, und nachdem ſie ſich in verſchiede⸗ er dünnere Adern vertheilet, endlich nach und nach ganz ausgehen und halten es daher die Bergleute, _ wenn fie im Salz ſuchen bey Treibung der Strecken und ga inkung der Schächte auf, dergleichen treffen, allemal von den pohlniſchen Salzgruben. 11 ‚allemal für eine fichere Anzeige, daß das Salz nicht weit mehr entfernet fey. er + Sie geben davon vor, es wäre das Sal; in der- gleichen Adern bitter, welches id) aber fo genay nicht verfucht habe, | « Das meiſte ift faft wie der Galpeter, fpießig ans geſchoſſen, und hat auch auf zwoen Seiten, mo es an dem Gebirge anliegt, glatte Ablöfung, in der Farbe - aber ift es insgemein durchaus gelblicht,. Ich koͤnnte darüber, wie diefe Spakadern entftanden, und über noch verfchiedene andere Dinge, Die einem-erwa am erften in den Öruben ein Nachdenfen erwecken, z. E. wie die gedachten Stöcfe oder Salzklumpen fertig worden; mie ins befondere das Mafomwfafalz heraus gekommen, und dergleichen, meine Gedanfen fagen; ic) beforge aber , ich möchte, wenn ic) zu weit gehe, nur bey denenjenigen Befall finden, die ſich auch in dergleichen Gruben recht umgefehen, und dabey felbft . über die Sache gedacht haben. - sa Erſte beyde Bergarten find nicht ganz, loͤſen fich leicht ab, und gehen deswegen, wenn fie nicht: wehl unterbauet werden, öfters fehr.boch herunter, und machen ein $och in die Höhe, ‚wovon die Bergleute fagen, Komiruiefie (es macht einen Schornftein), welches hernach auch wohl bis zu Tage hinaus bricht, und. denen Gruben von oben, Waller zuführer ; die leßtere aber, Zuber, ift deſto feſter, und braucht in den Strecken und Schächten feiner Berzimmerung, + Die erfte, Halda, iſt ein dDunfelgrauer und meh» rentheils feuchter Letten, fo mit vielen Fleinen unförm- lichen Stuͤcken Salz, worunter zuweilen auch orbeng liche Salzkryſtallen befindlidy find, auch ı mal 142 Schobers phyſikaliſche Nachricht mal mit ungeftalten' Stüfen Alabafter vermifcht ift. | Die andere, Myblarfa, ift ein derberer und das bey etwas feuchter ſchwarzgrauer Letten, der fich wie Seife anfühler, als woher auch diefe Bergart von dem Worte Mydla (Seife) den Namen erhalten, und ift wie ordinair alles in den Gruben gefalzen; daher er auch, wenn er eine Zeitlang in der Luft liegt, ausfchlage, und über und über rauch wird. Es bat folhe Bergart diefes vor andern als etwas befonz ders, Daß öfters ganze Gegenden davon voller Mus fcheln ſtecken: aud)-erinnere ich) mich, daß vor einigen Jahren Stücken von einem kleinen Seekrebs darinnen gefunden worden ; in anderm Gebirge ift dergleis hen fehon feltner. Gedachte Mufcheln find noch fo - vollfommen, als ob fie erft aus dem Waffer Fämen, und find in allen nicht mehr als’ zweyerley Gattuns gen. Die eine bat faft die Geftalt, wie die flache Seite von der Jakobsmuſchel, und ift dabey fo duͤn⸗ ne als ein Papier, daher man felten eine ganz fort« bringt; und wenn man fie auch) ja mit heraus bringt, fo freibe fiedas Salz/ wasin dem Gebirge ſteckt, in Furzer Zeit ftückweife davon ab. Die andere Gattung hingegen hat eine ftärfere und mehr vertiefte Schale, faft von der Geſtalt und Größe, wie die Schalen von Fleinen Haſelnuͤſſen, und liegen von diefer Gattung mand)« mal noch beyde Theile beyfammen, gleich als ob das Thier annoch darinnen ftecfte, find aber inwen⸗ dig, wie man dergleichen von Kiefe hat, mit Salze dichte voll gewachfen. Nächft dem fo ift diefe Berge art auch diejenige, mit welcher das Saljgebirge, ß a Br wei von den pohfnifchen Salzgruben. 143 meit als das Salz eben ftockweife gefunden wird, gleichfam gränzet. Ich habe vorhin gedacht, daß auf den Seiten gegen Mittag und gegen Mitternacht nicht Bielmehr zu fuchen, und es wird auch dahinaus nicht weiter gearbeitet, indem man ſchon weis, daß man nichts anders als dergleichen. Gebirge antrifft, und zwar mit dem Umſtande, daß es allda insges mein noch feuchterer ift, auch desivegen ungerner ſteht, als es nahe bey dem Salze zu ſeyn und zu * Die dritte aber; Zuber, iſt nichts anders als ein unrein Salz, vonder Art, wie etwa das Zielona bes ſchrieben werden, bas mit Sand, Steinerde und Alabafter vermiſcht iſt; manchmal hat es auch mit dem Makomwka eine ziemliche Gleichheit, doch ift dag erftere gewöhnlicher. Es ift diefes Gebirge dasje⸗ nige, mworinnen eigentlicy das fogenannte Sal gem- mae gefunden wird. Es machet nämlic) an theils Orten, wie ich auch von dem Zielona erinnert, große Kryftallen, die an ſich reine, und zum Theil, wie ein Glas, heil und durchfichtig find, nur daß zwifchen felbigem wieder allerhand Gebirge eingemifcht ift. Bon diefem wird das feinfte, wenn man bey Trei« bung der Strecken und Abfinkung der Schächte, auf einen ſolchen Dre trifft, ausgehalten, ja man läßt auch wohl, wo es viel dergleichen giebt, mit Fleiß et« lihe Mann darauf arbeiten , und die fhönften Stuͤ⸗ cken aus dem Gebirge auslöfen, da es denn, weil es allemal, es mag gefchlagen werden wie man will, in rechten Winfel fpaltet, entweder in Würfel, *— doch in recht winflichte Priſmmata ausfaͤllt, und Auer Durchſichtigkeit bey den. Deurfehen den N men 124 Schobers phyſitaliſche Nachricht men Kryſtallſalz oder Sal gemme befommt, In Pohlen aufden Öruben heißt es Oczkowata, von dem Worte Dczfa, Auge | Alk Dan finder darinnen und in ben Salze felbft of» termals rund gefchobene Kiefel und große Süden Holz, wie ich davon in dem dritten Stücke des vier: ten Bandes Erwähnung gethan ; bisweilen hat es auch in ſothanem Gebirge Stuͤcken Stein, die von einem fremden und marmorartigen Gefteine abgerif: fen zu feyn fcheinen. Was mir aber unter allen am merkwuͤrdigſten gefchienen, felbiges find die Stuͤcken von zerriflenem oder zerbrochenem flößmeife auf eins ander liegenden Öebirge, deren ich oben ſchon gedacht babe, und die ich fonderlich,, theils in diefer Art Ge- birge, theils auch in dem Salze: felbft angetroffen, indem ich verfichere, Daß Daraus gar vieles von Dem Urfprunge der Gruben, wie das Eal; im WBaffer ans gefchoffen, zu Boden gefallen, und nad) und nad) zu: fammen gewachfen, was fich inzwifchen dabey zuges fragen; und wie das Waffer zu Zeiten gemaltfam ge arbeitet haben müffe, gefolgert werden fann. Sch habe deswegen mit Fleiß einige ſolche Stüs den, wie ich fie gefunden, inder Gruben abgezeichner, und will gegenwärtig nur ein Paar davon mittheilen, welche, mie ic) hoffe, die Stelle einer weitläuftigen Befchreibung vertreten follen. Die erite Figur da⸗ von ift indem Durchfchlage aus der Kammer Grzmia⸗ ca nach Balın, unter einer Teufe von ungefähr fies ben und drenfig fünfelligen Lachter von Tage hinein, Die floͤtzweiſe auf einander liegenden Stücken beſte⸗ ben aus theils fandigen, theils lertigen Schiefern, die mie dünnen Streifen von blaulichem Alabafter | unter⸗ von den pohlnifchen Salzgruben. 145 unterfchieden find, und zwiſchen dem Bruche, als bey a und c, imgleichen bey b.und d, fißt wieder eine andere Art Aabafter, ver ſich, wie die Figur weifer, nad) und nad) in dünne Adern verläuft, das ganze Gebirge aber drum herum ift vonder Gattung Zus ber, und fommt dem wirklichen Salze Zielona ziem⸗ lic) gleich. | | Die andere Figur, woraus man fich zugleich einen Begriff von den lagen des Gebirges machen fann, ift in der Strecke vondem Szybif Zigler durch Mas lachow/ wo das Gebirge fchon alles floͤtzweiſe liegt, Ar iſt der Salzfloͤtzen Malachow, welcher bis auf die Sohle der Strecke ausgearbeitet; B. C ift die Stres ke, die von dem Schachte auf Seiten B. aus dem Uegenden durd) den Slögen durch in das Hangende fortgeht. Das Gebirge aber ift, fo viel ich mich noch erinnere, folgendes: a find dimne Galzflögen, von der Art wie der Hauptflögen, worauf aber, weil fie noch zu fhwac find, nicht gearbeicee wird; b find verfchiedene Sagen von fandie gen und lettigen Schiefern, welche auf mancherley Weife zerriffen, und zum Theil mit Salze, wie der Epaf, zum Theil auch mit Alabajter wiederum ver wachſen, überhaupt aber alle härter zu arbeiten find, als das Salz felbft ; c und g find, wo mir recht ift, Streifen Alabafter ; d find hohle Klüfte, die wohl mögen voll Waſſer geftanden haben; e und f find Stücken Gebirge von der Art, wie oben die Halda | befchrieben worden, nur daß es trockner ift und fein Salz mit eingemifht hat; hfind fandige Schiefer etliche Sagen auf einander: und N, mund m, er dünne Streifen Alabaſter, die aber in Elein 6 Band. K J— 146 Schobers phnfifalifche Nachricht fid) der Maag nach niche fo zart ausdrucken eg wollen, als fie in nattıra wirflic) find. Das übrige Gebirge ift von der Art Zuber, nur daß es hier mehr dem Maforofa gleich fommt, wie es auch bey C hinaus, wo man weiter nicht nad) gearbeitet, das wirkliche Makowka⸗Salz ift, ausge: tommen, was um die Stücen c unmittelbar zwi⸗ ſchen dem Haupifiötzen A und dem Streifen g liegt, als welches die nämliche Bergart Zuber ift, die fich in dem Durchfchlage von Grzmiaca nad) Balun fins det, Die ungefähre Maaß von jedem kann man dar aus abnehmen, wenn ich fage: daß in der erften Fis gur a a gleich 22 Fuß, und in der andern c c, als die ganze Höhe der Strecke, auf Seiten C, gleich 9 Fuß ift, ‚Aber wieder auf das Gebirge überhaupt zu * men, fo ift felbiges unter dem, was zuvor als Stock⸗ werk befchrieben worden, wie ſchon gedacht, alles Floͤtzwerk, und das Salz wird daſelbſt auch nicht an⸗ ders als in Floͤtzen angetroffen. Die ſo zu naͤchſt unter dem Stockwerk befindlich, gehen von Mittag nach Mitternacht faſt horizontal fort; von Morgen aber nach Abend ſind ſie etwas ab⸗ haͤngig, und ſenken ſich nach und nach in die Tiefe, ſo daß derjenige Floͤtzen, der in Morgen mit der dreyßigſten Lachter erſunken worden, 300 Sachter weis ter nach) Abend, ſchon mehr als 70 zachter tief lie Der Hauptfloͤtzen, worauf in biefer Are gearbeitet worden, und der fo weit man dermalen gefommen, immer in einem fortgeht, iſt 8 bis 10 Fuß mächtig, es hat fich aber, wie ich auch ſchon in der Anmerfung (9) erin⸗ von den pohlnifchen Salzgruben. 147 erinnert, das Hangende, oder ganze Gebirge, was druͤ⸗ ber liegt, nachdem das Salz, von langen Jahren ber, Darunter weggehauen worden, faſt durchaus ſtark herunter gezogen und geſetzt; an theils Orten hat ſich auch das Liegende, weil es von dem Druck auf den Seiten geſpannt worden, und weil das Gebirge in dieſen Gruben uͤberall treibt, ſo gar, daß es oben, wo es feuchte iſt, mit der Zeit Strecken und Schaͤch— te zuſammen druckt, daß ſie wieder nachgehauen werden muͤſſen, merklich aufgehoben. Die weiter unten liegende Floͤtzen hingegen halten eine gar beſondere und ungleiche Lage. Erſt geben fie, wie jene, von Mitternacht gegen Mittag, auf eie ne ziemliche Weite gerade und faft horizontal fort, wo⸗ bey fie fi) von Morgen nad) Abend zu, etwas fenfen, fo dann werfen fie gegen Mittag einen Bogen, und fallen mit felbigem immer mehr und mehr in die Teu« fe; im tieferen aber fangen fie fid) wieder an zu les gen, und Fann es wohl ſeyn, daß fie im tiefften , wie man dergleichen in Bochnia fchon bat, endlich gar umfehren, und wie eine Mulde wieder in die Hoͤ— gran So weit dergleichen Flößen oben gerade ortgehen, fo weit find fie am mächtigften, und wohl zwey bis drey fünfellige Sachter ftarf, es ſetzt auch da mandymal das Gebirge, der Sänge nad), wie ein Keil, in felbige hinein ;_ mo fie aber den Bogen wer« fen, werben fie nach und nach immer ſchwaͤcher, ja fie verlieren im Sallen mehr als die Hälfte von ihrer Stärfe ; nach unten zu hingegen, wo fie fich wie anfangen zulegen, ſcheinen fie auch wieder ftärfer u mächtiger zu werden ; — ein Beweis — 2 - ⸗* 148 Schobers phyſikaliſche Nachricht daß ſothane Floͤtzen, und mit ſelbigen auch das ganze Gebirge lediglich im Waſſer fertig worden. Außerdem aber hat es noch welche, die vor jenen von ganz beſonderer Art find, und mehr als Gänge er⸗ ſcheinen. Sie fangen ſich höher an, als die vorigen, und gehen auch tiefer nieder, als jene, daher die Gruben an dergleichen Orten am tiefften find ; über Diefes fo ftehen fie auch faft feiger, und liegen, welches merfwürdig, alle, fo zu fagen, in einem Strich, und zwar fo weit man dermals auf der mit: ternächtlichen Seite hinaus gearbeitet, gleichfam an der Gränze, Es giebt welche, die gegenwärtig zu 25 bis 30 und mehr Lachter tief ausgearbeitet, und zum Theil 4,5 bis 6 Lachter mächtig find, auch noch immer mädjtiger werden, je tiefer man hinunter koͤmmt. Das Salz in allen dieſen Floͤtzen iſt wie das Zie⸗ lona, in Stoͤcken, ein zuſammen gehäuftes Werk von vielen Kryſtallen, es unferfcheidet ſich aber von felbie gem, und fonderlich von dem in den obern Stoͤcken hauptſachlich darinnen, daß es ein egaler Korn hat, indem die Kryſtallen faſt durchgaͤngig gleich, und ſelten über einen halben Zoll groß find, welchen Um- ftand ich Bier vornehmlich um deswillen mit anmer» fe, weil infonderheit daraus auf die Berfchiedenheit der Zeit und Art, wie die Stöcke und wie die Floͤ— gen entftanden, gefchloffen werden fan. Sie geben ihm aber den Namen Szybikowa, von welcher Be nennung, wo fie vermuthtic, herfommen, ſchon an· derwaͤrts Meldung geſchehen. Der Feine nach iſt es gar unterſchieden: in — Floͤtzen iſt es ganz rein und faft durchſi Si; N g | dern von den pohlnifchen Salzgruben. 149° dern aber, ‚wohin vornehmlich die von der dritten Gattung gehören, hat es wie in der Zielona etwas Erde mit eingemifcht, Bey manchen, fonderlich was die von der andern Art find, hat es auch wohl oben auf, wo fie gerade foregeben, eine Sage Mafonfa, welches aber insgemein ziemlich rein ift, und Des» wegen auch mit den andern zugleich. ausgearbeitet wird. - Anlangend, die Flögen von der letztern Art, wovon —* geſagt habe, daß ſie mehr als Gaͤnge ſcheinen, ſo iſt dabey das Gebirge oben mehrentheils von der Gattung, wie die vorhin beſchriebene Bergart Zu⸗ ber, und es erſcheint auch beydes im Hangenden und Liegenden meiſt als Stockwerk; wie es aber weiter unten dabey ausſehen mag, felbiges Fann man fo. ges nau nicht fagen, indem bis itzo dafelbft nod) nicht durchgearbeitet worden, Doch vermuthe ich, daß es da eben ſo ſeyn ſoll, wie oben. | Bey den andern beyden Yrten iſt es im Hangen⸗ den und Liegenden alles Floͤtzwerk, und geht auch ſo in die Tiefe, und in der Sange, nach Morgen-und nach Abend zu fort, wie man fich davon aus der an An zweyten Figur am beftenseinen Begriff mar nn, Das mehrefte find entweder fanbige und letige ‚Schiefer , mit unter hat es auch Sagen Erde, wie die obgedachte Halda, oder es ſind Salzlagen, die theils ein unreines Salz haben, das zum Verkauf nicht taugt, theils auch nicht mächtig genug find, daß ‚darauf gearbeitet werden koͤnnte. Jene, als die uns reinen Salzlagen fommen theils mit der Bergart Zuber überein, theils aber a wie das u RK 3 alz 150 Schobers phyſikaliſche Nachricht - Cal; anzufehen, ja es hat unter leßtern welche, die mehr einem Steine ähnlid) find, und aus einem ſchwarzgrauen Sande, der mit Salz vermengt ift, beftehen, welches zufammen ein ſolch hartes und feftes Gebirge macht, dem mit dem Eifen nicht viel abzu⸗ geminnen. Sn den Gruben, und fo lange Fein füß Waller darzu fomme, ſieht es aus wie ein derber Dunfelgrauer Sandftein; bringt man es aber in das füße Waffer, fo zerfällt es in furzem in einen grauen Sand, der die Farbe hat, wie der Schmirgel, dem er jedoc) an der Härte weit nach geht. Dieſe aber find theils wie die Hauptflögen geartet, \theils find von dem oben gedachten Jarka⸗ Sal;, als welches oft in duͤnnen Flögen, wie ein Federkiel, und noch duͤn⸗ ner, zwiſchen den Schiefern fortgeht, manchmal aber auch Floͤtzen macht, die einen bis etliche Fuß mädhtig find, und, weil das Salz darinnen nad) dem Kry ftaltenfal; das feinefte ift, nach a) bes Or⸗ tes auch ausgearbeitet werden. Die Schiefer hingegen ſind, wie — gedacht, insgeſammt entweder ſandig oder lettig, und mehren⸗ theils gelblicher Farbe wie der Leimen, und laſſen ſich einer von dem andern gar leicht abloͤſen, ‚find aber fonft im Ganzen fait eben fo harte, zu arbeiten, als vorgedachte unreine Salzlagen, und duͤrften auch wohl wenn man die Probe damit machen wollte, im ſuͤßen Waffer eben fo zerfallen, als mie, jene. Wenn man fie jerfchläge, geben fie faft den Geruch wie der fogenannte Stinkeſtein. Ihre Lager find an theils Orten glatt und eben, an andern aber ſind ſie, wie der Sand und Schlamm an den Hien fe füffe von den pohlnifchen Salzgruben. 151 Stüffe, voller Wellen ‚wie ich davon aus eben der Kammer Malahow, mo die zweyte Figur herge—⸗ nommen, in dem sten Stüc des zten Bandes ein merfwürdig Erempel angeführte habe. Manchmal liegen ſie nur einzeln, und fo, daß fie mit den Salz» lagen wechfeln ; am öftern aber: liegen ihrer etliche immediate aufeinander, da fie denn, wie aud) ſchon bey Gelegenheit der zweyten Figur erwaͤhnt worden, insgemein vielfältig zerflüfter, und entweder mit Sal; oder Alabafter, welches beydes, faft auf die Art, wie der Spath, beyden Kupferfihiefern, Durch ſaͤmmt⸗ liche Berglagen durchfeget, wieder verwachfen find, Was fonft etwa zuweilen in dem ganzen Gebirge überhaupt vorfällt, davon habe bereits: in dem drits ten — des vierten Bandes Reibung gethan. Bon den Borhnier Gruben. Diefe formiren 'nur einen langen und fchmalen Strich; die Breite davon, von Mittag nach, Mits ternacht ift gegenwärtig.bis 75; die Laͤnge von Mor⸗ gen nach) Abend 1000; und die größte Safer 100 a —* zwanzig fünfellige Lachter. Oben ift das Gebirge wie in Wieliczka ;. ‚es hat nämlich unter der Dammerde auf: gewiſſe Tiefe Lei⸗ men, ferner einen zarten laufenden Sand mit Waſ fer, Zyc genannt, der aber hier ungleich ftärfer liegt, als in Wielicka, und endlich einen derben ſchwar⸗ zen Letten. Unter dieſem geht das Gebirge, worin⸗ nen das Sal; ift,an. Es fteht aber felbiges nicht, wie in Wieliczka, erft. foeii fondern es en 84 132 Schobers phyſikaliſche Nachricht ſich ſogleich mit Floͤtzwerk an, und das Salz ſiegt darinnen auch alles floͤtzweiſe · Nach Morgen zu hat es, wie in Wielichka, a die liegend find, nur daß ſie nicht fo, wie dorten, ge⸗ rade fortgehen, ſondern ſind theils in der Mitte wie eine Mulde eingefenkt, und machen auch manchmal, mie man es bey den Kupferfchiefermantrifft,einen Sprung. Im Abend hingegen finden fie fich mebrentheils ſte— hend, und find.nicht mehr, als höchftens zehn Grad von der Seigerlinie abgeneigt, ja es find einigeganz ſeiger, und ziehen ſich fo bis im Morgen unter /ugr- gedachte liegende Flößen fort,mo fie auch nach und nad) ausgehen, und ſich endlich ganz zu verlieren feinen; weiter hinaus aber nach Abend gehen ſie noch immer in einer Staͤrke fort, und es iſt nicht zu fuͤrchten, daß das Ende davon erreicht werden wird. Es duͤrfte wohl eher die: Gruben das Schickſal treffen, was Olkus; gehabt hat, ehe ſie Mangel an Salz haben werden. Ein Theil werfen ihre Donlege gegen Mittag, ‚ein Theil aber nach; Mitternacht, ſo daß manchmal zwey und zwey unten zufammen kommen, und alfo nur einen Floͤtzen, von der Geſtalt einer Mulde, ausmachen, wie ſonderlich unter Miſiuri dergleichen anzutreffen ; zuweilen iſt auch ein Floͤtzen oben auf die eine⸗ — und weiter unten auf die andere Seite geneigt und es gewinnt daher das Anſehen, Als ob auch das ganze Gebirge mancherley gewaltfas me Veränderungen erlitten: haben müffe, 7 Wie alles gemeynt fey, felbiges wird aus der drit⸗ ten und. vierten Figur, welches beydes Durchſchnitte find, die von Mittag nach Mitternacht rechtwink⸗ licht gegen daß‘ — der Floͤtzen genommen wor⸗ den, non den pohlniſchen Salzgruben. 153 den, und wovon ich nur fo wiel zur Erklärung fagen will, daß die fchiefliegenden Streifen, die ſchwaͤrzer gehalten find, als das übrige, die Salzflögen vorftel- lig machen, deutlicher zu fehen ſeyn. Wenigftens ift mir fo zu helfen, daß ich dafuͤr halte, es ſey eine Sache noch einmal fo deutſich, wenn id) mir. felbige in einem Bilde vorftellen Fanh. "Sollte man aber auch ja nicht mehr darinnen finden, ‚ fo verfpreche ich mir doc) fo viel davon, daß einige, die mit Gruben- riffen zu hun haben, daraus auf die Gedanken’ kom⸗ men werden, daß: es aut ſey, wenn man das Gebirge von mehr als einer Seite anſieht. Ein Durchſchnitt der Laͤnge nad) wuͤrde einem in! der * wenis * gar kein Licht geben. yprt „ Antingenb, die erſtern, die — er ‚find fig e mandmal, R eine, zwo Sachter und mehr mäch- fig ; die andern Hingegen find ſchwaͤcher/ und ſonder⸗ fich ob n nicht mehr als eine halbe, auch wohl nut ein v erthel Sadhter ſtark je tiefer .es aber‘ Fonmt, je, ‚mächtiger werden fie, ſo, daß wel fe oc Braga fo mächtig ih, als oben, ‚jaw " dahin fommt, mo fie ich an unten legen, 'n —JJ — umfehren, fü find fie noch mächtiger, J rem kreis - chen nach, gehen’ fie auf eine nicht 3 eWeike, faſt in gerader Linie fort, und ſind meiſt unten fan. der parallel; es giebt. aber aud) welche, da ihrer zwey zuſammen faufen, und hernach als ein Flögen gevade fortgehen; und braucht auch daher, nachdem man ‚einmal die Natur des Gebirges eingeſehen, nicht viele Kuͤnſte, ſelbige zu entbloͤßen, fondernein Queue ſhdiag von Mittag nach ea oder umgekehrt, 0 5 ‚von hun 154 Schobers phyſikaliſche Nachricht von Mitternacht nach Mittag finder Re alle fo viel deren find, mit einemmal. ¶ In beyden iſt das Salʒ von der At, wie in Wie⸗ liczka, in denen Hauptfloͤtzen, das fo genannte Sjy ⸗ bifowa, ja es ift der Seine nach faft noch beffer als jenes, fonderlich wenn man tiefer hinunter fommt. In manchen. liegen viele Stücen zertruͤmmert Holz, fe ganz ſchwarz ausfehen, in andern hingegen ift dergleiz chen nicht anzutreffen, Das Gebirgedaben ift beydesä im Hangenden und Liegenden alles Floͤtzwerk, und geht in verſchiedenen Lagen mit den Saljfloͤtzen einen Weg fort; ausgenom⸗ men, daß, ſonderlich bey denen ſtehenden Floͤtzen, manchmal etliche Lagen auf eine wunderliche Art ver- ſchoben, und zerriſſen, ja wohl gar ſtuͤckweiſe auf die contraire Seite geneigt ſind, welches vermuthlich von ihrer ſteilen Lage herkommen, Be ‚als. nach welcher fie, auch bey einer geringen Bewegung des Waſſers von oben herein ſchießen, und dadurch zum Theil zer- riffen, zum. Theil aber, wo fie nod) weich geweſen, auf verſchiedene Weiſe (wie denn auch in der That das Gebirge oft gar ein ſeltſam Anſehen hat) i in eine ander ‚gewälzet und verfchoben werden ‚müffen, ‚Die Hauptbergarten find, wie in’ Wieliczka, fan- dige und lertige Schiefer, ferner Alabaſter, der. hier häufiger angetroffen wird, als dorten, felten daß fich eine tage weich Gebirge dabey finder, und entweder fehr ſchwache, oder unreine Salzlagen, wie fie allbe— reits bey ei: befchrieben worden, : & son den pohlnifchen Salzgruben. 155 So weit, als das Sal; geht, fo weit iſt alles der⸗ maßen trocfen, daß es ftiebt, und es hat auch in dem ganzen Gebirge nicht die geringfte Spur von Wafler, außer was etwa an einigen Orten, wo es Brüche ge⸗ macht, von Tage binuntergeht. Arbeitet man aber durch die befchriebenen Bergarten durch, wie fie denn ſowohl gegen Mittag als ‚gegen Mitternacht, fehon wirklich durch find, fo koͤmmt man, wie zuvor von dem obern Theil der Wieliczker Gruben ſchon erwähnt worden, in ein ſchwarz und feuchte lettiges Gebirge, ‚von der Art wie die Mypdlarka, welches uns verändert in einem fortgeht, und worinnen Fein Sal; mehr anzutreffen; mai hat wohl auf beyden Seiten, auch unter verfchiedenen Teufen viele Lachtern weit darinnen fort gearbeitet, es ift aber allemal verge- bens geweſen/ und das Gebirge immer | feuchter gefunden n toordem — a — 1356. Enlersneue Theorie wa —* * * * * * * * kk *Ê J 11190 fr. y* i 4 dh I * 9 8 — II. yie x ‚a7 ste Ah ze Ias'w Auszug | r ii en PR aa Eulers we Neuer Dheorie des Lichts und der Farben, ga! in ef‘ ‘1746 beransgefominenen — Pi, x varii arpuiiene die dritte Stelle einnimmt. | | Ri ater denenjenigen Schriften, womit. der, be⸗ 9 ghmu Se Euler die Naturlepre zu erwei⸗ a — Des Lichts und 9 Sarbeu nicht die geringfte. Bloß der Name ihres Erfinders Fan den Öelehrten für Die Gründlichkeie der darinn vorfoms menden Gedanfen — * ſeyn, wenn jemand auch gleich nicht Gelegenheit gehabt hätte, fich davon voͤl⸗ ‘ en Man wird ung daher. niger beſch uldigen duͤrfen wenn wir Die vor» zedanken des Hrn. Profeſſors durch die⸗ ſen u ‚nicht ſowohl unter den ‚Gelehrten be: Fannter zu mad 1, als vielmehr denen € ein Genügen zu leiften fuhen, ie diefelbe in einem Abriß zu uͤber⸗ feben, und in deutſcher Sprache zu leſen wuͤnſchen moͤchten. Es iſt eine ausgemachte Wahrheit, daß wir nichts außer uns empfinden, welches nicht unſere Sinne auf irgend eine Art beruͤhret. Die Verſchiedenheit die— ſer von den Dingen außer uns entſtandenen Beruͤh⸗ rung des Lichts und der Farben. 157 rung machet ſo gar einen Unterſchied unſerer Sinnen aus. Das Gefuͤhl und der Geſchmack erfodern eine unmittelbare Beruͤhrung der aͤußerlichen Gegenſtaͤn⸗ de, welche dem Geruch nicht fo gar nahe feyn dürfen, Das Gehör geht noch weiter, wir empfinden ver⸗ mittelſt defjelben ganz entfernte Dinge, nebft dem von ihnen erregten Schalle, und das Geficht Täße uns auch durch die ‚geößeften Zwiſchenraͤume Objecte entdecfen, die uns in — — deſſelben gaͤnzlich unbekannt ſeyn muͤßten. Die Veraͤnderungen, die ih ung durch bie tler drey Sinne hervorgebracht werden, laſſen ſich gar feicht begreifen; allein eine nicht geringe Schivierig- keit ftreitet gegen uns, wenn wir folche in denen’ bey⸗ den legten — * wollen. Denn einmal koͤnnen ſich bey den entfernten Körpern einige Ausflüffe er: äugen, und in unfere Sinne wirfen, tie folches der Geruch augenfcheinlich erweifer, nachgehends koͤnnen die empfundenen Gegenſtande in den umliegenden Koͤrpern eine Bewegung anrichten, die durch alle Zwiſchenraͤume bis zu unſern Sinnen fortgepflanzet wird, Insbeſondere haben die Naturforſcher vier fen Fleiß darauf gewandt, zu erfahren, ob unfer Ges ſicht von den Theilchen, fo aus einem weit entlegenen Körper ausfließen, geruͤhret merde, "oder ob’ diefes nur durch eine Bewegung derer’ um ben an Körper befindlichen Theile gefchehe, . | Newton glaubte das erſte. Et hielt dafuͤr, die Lichtſtralen floͤſſen von der Sonne. und allen | baren Körpern herab; worüber Aber des = andern Weltwelſen anders gefinnt waren," | eichte eine folche Zeugung zugeftanden , welche man von 158 Eulers neue Theorie von dem Schall erwiefen hatte; wiewohl foldhe von einigen in einem bloßen Drucke der Lichteheilchen, von andern im einer wirflid) entftehenden Bewe—⸗ gung gefucht ward. Herr Euler, welcher die legte Meynung für wahrfcheinlicher hält, bediener fich eines ſichern Weges, die Richtigkeit feiner Gedanken zu er⸗ weifen. Erzeiget zuerft, daß fiemehrere Gründe für ſich habe, als Newtons feine. Denn da die Natur zu Forebringung des Schalles Feiner Ausflüffe bedarf, und denfelben weiter verbreitet, als ſolches vermittelft - ausfließender Theilchen hätte gefchehen koͤnnen, fon« dern bloß die zitternde Bewegung zu Hülfe nimmt, fo ift es nicht wabrfcheinlich, daß die Natur in Er⸗ zeugung des Lichtes, Das über dieſes noch durch uns gleich größere Weiten als der Schall fortgeht, fic) derer Ausflüffe bediene, Hiezu kommt, daß übers diefes zwiſchen dem Geficht und dem Gehör die größ- fefte. Aehnlichkeit herrſchet, Da hergegen der Geruch von diefen beiden Sinnen gar weit unterfchieden ift, Allein vielen thun diefe Öründe Fein Genügen: da⸗ ‚her unterſucht Herr Euler die Beweiſe der gegenfei- eigen Meynung und entfräfter fi. Man hält nams lich dafür, wenn das Licht ſich fo, wie der Schall, zu unferm Auge von den Himmelsförpern herunter bewegte, ſo müßte. der ganze Raum, der fic) zwi⸗ ſchen unferm Auge und der Sonne, oder einem jeden andern Himmelsförper befindet, mit einer fubtilen Materie angefüllee feyn, die denen Himmelsförpern eine merfliche, Hinderung in ihrer Bewegung zufüs gen. würde; da aber die Sternfündiger den Gang, und die Ummälzung derfelben niemals langfamer bes finden, fo hat Newton alle merklich widerſtehende | Materie, des Lichts und Der Farben. 159 Materie ; in diefen Himmelsgegenden, wider das Lehrgebaͤude des Cartefius leugnen wollen, Allein wie kann Diefer Raum um die Himmelsförper leer heißen, da die Nachfolger des Newtons denfelben voller Licht⸗ ftralen, die nach ihren Begriffen aus der Sonne flöflen, annehmen ? Sind: nicht diefe ausfließende Lichtſtralen koͤrperlich? ? und wie kann es da leer ſeyn, wo allenthalben eine unzählige Menge von derglei> chen Strafen hintrifft? Es muß ja diefe, umdieHim- amelsförper befindliche Lichtmaterie, den Lauf derſel⸗ ben aufhalten, wenn ein jedes koͤrperliches Weſen ihrem Gange hinderlich ſeyn ſoll. Es erhellet auch gar keine Urſache, warum dieſe Weltweifen feine fo feine Materie, in der fich alles Licht nad) Art des Schalles beweget, erfennen wollen, da ſie doch felbft zugeftchen, dag die Bewegung der Pla⸗ neten, in einem gänzlich leeren Raume anders würde befchaffen feyn,als fie ißo wirklich wahrgenommen wird, Newton felbft erfüllteden ganzen Weltraum mit Lichts ſtralen, und tieß fich diefelben allenthalben mit: einer unbegreiflichen Gefchwindigfeit hinbewegen, wodurch er alfo einen gar verwirrten Zuftand in den Himmels« . gegenden erdachte, anjtatt daß er für die Bewegung u größten Körper einen leeren Raum hätte erwei⸗ ſollen. F So antwortet Herr Euler auf die erſte Einwere dung. Newton feste noch eine andere hinzu. Er zeigte nämlich, wenn das Sicht wie der Schall fortge« hen ſollte, fo müßten die Schläge allenthalben rings« ' herum um. den zitternden Körper zerftreuet werden, umd fich auch, wenn fie durch ein Loch in ein Zimmer gelafien würden, überall in demfelben, wie der 5* verbrei⸗ 160 Enfersinene Theorie verbreiten, welches fich aber bey dem Lichte nicht zu truͤge, fintemal die Strafen deflelben nach einer Nich« rung durd) das Loch in dem Zimmer fortgiengen*, Herr Euler hält bey dieſem Einwurfe für Unrecht zu fagen, der Schall ſey bloß durch die Oeffnung in das Zimmer gelaffen worden. Wäre dieſes, da es aus⸗ gemacht ift, daß wir den Körper, der uns eine Em⸗ pfindung erregt, in.der Linie zu ftehen glauben, nach der er in uns wirkt: ſo muͤßte jemand, der in einem Winkel des Zimmers den Schall vernimmt, den ſchallenden Koͤrper in der Oeffnung zu ſeyn glauben, welches doch jedermann alſo zugeben muͤßte, wenn der Schall ſich bloß durch die Oeffnung i in dem Zim⸗ mer ausbreiten ſollte. Zudem ruͤhret die Empfindung des Schalles nicht von der Oeffnung des Loches her, durch welche er in das Zimmer dringen fellfe. Er wird vielmehr in ger bührender Stärke gehöret werden, wenn gleich das Loch noch fo que verftopfet worden. Folglich dringe er durch Die Waͤnde und die Mauer, die ſich zu dem Schalle, wie die Gläfer und andere durchfichtige Körper zu den Lichtſtralen verhalten. Ueberhaupt wenn diefer Einwurf etwas darlegen follte , ein fols ces Zimmer zumege bringen, wo der Schall allein durch das gemachte doch, nicht aber durch die Waͤnde, hinein Fommen könnte, deffen Wände nämlid für den Schall undurchdringlich wären, wie unfere Maus ven fin das Licht undurchſichtig find. Und wie diefes allerdings fehwer fallen würde, fo glaubt den⸗ noch Herr Euler, wenn es wirklich zu Stande ges | en bracht Man ſehe Newtons Principia, II B28 des Lichts und der Sarben. 161 bracht werden koͤnnte, daß der Schall alsdenn auch nur in derjenigen Richtung, von welcher er entftanden, gehöret, und den eingewerfenen Lichtſtralen völlig ahn⸗ lich werden würde. Es iftauch der allgemeinen Er- fahrung zuwider, da der Schall in freyer Luft ſich nicht nach den Seiten vertheilet, fondern nur in ges raden Linien fortgehf, daß man fagen wollte, es würde bey dem Eingange deflelben in ein Zimmer etwas ans ders erfolgen. Vielmehr werden die Schläge durd) das Loch in einer geraden Linie fortgehen. und nicht nad) den Seiten abiweichen, wenn es anders mit dem Zimmer feine Nichtigkeit hätte. Will man nach Entkräftung dieſer angeführten” Gegengründe dem berühmten Heren Verfaſſer noch nicht beytreten, fo muß man ohnſtreitig erwaͤgen, was derfelbe noch ferner anbringet, Wenn es an: dem ift, daß die Lichtſtralen ein ftetiger Ausflug vom . der Sonne find, fo muß nothwendig die Sonnenma— terie um ein merkliches verringert werden, wenn man gleich die Stralen unendlich klein, aber doch in un— zaͤhliger Menge, und durch eine ſo lange Zeit berechnet. Denn wenn man annimmt, daß die Dichtigkeit der Uchtſtralen in der Gegend unferer Erde fich zu der ichtigkeie der Sonnenmaterie verhalte, wien zur; wenn man ferner annimmt, daß die Sonnenftralen ſich innerhalb 8 Minuten auf die Erde herunter be» megen, und die horizontale Parallaxe der Sonne 13" ſey; ſo werden die Lichttheilchen, die von der Sonne in jeglicher Minute ausflicßen, nad) der Verdünnung derer Sichtftralen auf der Erde einen inhalt von. hundert taufend Millionen halbe cubifche Erddi es ter erfüllen, und der Abgang, den die Sonne Pi 6 Band. N licher = 162 Eulers neue Theorie licher Secunde durch den Ausfluß der dichtſtralen lei⸗ det, wird ſich zu ihrer ganzen Mafle verhalten mie 54000 n zu 1; folglich würde -in einer einzigen Se⸗ eunde die ganze Sonne in lauter Lichtſtralen aufgelös fet ſeyn. Es muß alfo die Dünne derer Lichtſtralen unzaͤhlich mal kleiner ſeyn, als 55000, da man an der Sonne, in ſo vielen Jahrhunderten, keine merkliche Abnahme geſpuͤret. Herr Euler berechnet, daß die Sonne innerhalb 5000 Jahren über 8520552000000006 n verliere würde, wenn ihre Maffe durch ı ausgedrückt würde; woraus er ſchließt, daß die Dichte der Fichtftralen auf unferer Erde fich zu der Dichtigfeit der Sonnen» materie verhalten würde, mie ı zu einer Trillion. Es ift alfo gar nicht wahrfcheinlich, daß eine fo große Zahl bey dem Ausfluß der Lichtſtralen ftatt babe, und daß diefelben, wenn fie mit fo unglaublicher Geſchwin⸗ digkeit einander begegnen , nicht oft in ihrer Bewe⸗ gung geftöret werden, Ja es würde folgen, daß die durchfichtigen Körper allenthalben geradelinigte Deff- nungen hätten, weil es ſich äußert, daß die tichtftras. Ien nach allen Gegenden durch felbige durchwandern, folglich koͤnnte die Materie nirgends recht aufhören, und ihre Theile würden nicht an einander hängen. Die übrigen Schioierigfeiten, die fich bey der gegen⸗ feitigen Hypotheſe finden, übergeht Herr Euler, weil er die vornehmften Gründe derfelben zernichtet, und befonders den ‚vortrefflichen Zufammenhang feiner Säge und ihre, Uebereinftimmung mit der Erfah: rung und denen Erfcheinungen in. der Natur zeigen will, * — des Lichts und der Farben. 163 Dannenher haͤlt er dafuͤr, das Licht werde, wie der Shall, vermittelſt gewiſſer Schläge fortgepflanzer, und verbreite fich Durch ein elaftifches Werfen, welches unfere Atmoſphaͤre und den ganzen Weltraum erfüls let, und in welchem fi) die aͤußerſten Fixſterne be- finden. Denn es kann unmöglich anders zugehen, wenn das Licht wie der Schall ſoll fortgepflanzet wer: den, als daß eine folche fubtile Materie vorhanden ſey welche zugleich eine ungemein farfe Federkraft befiße, Damit fie das Licht allenrhalben durchzulaſſen fahig ſey. Man: hat ſolche Materie unter dem Na⸗ men des Aethers angenommen, von dem es Daher wahrfcheinlich ift, Daß er Die Urfache der Schwere in fi) begreife, ob ihm gleich felbft Feine Schwere ugeeignet wird. Herr Euler unterfucht alfo, wie die —— beſchaffen ſey, Die ſich in den Körpern fin⸗ det, von welchen Lichtſtralen herkommen ;nachgehends, was hiedurch für eine Veränderung fich in dem wi derftehenden eräuge, Durch welches die Lichtſtralen bis zu unjerm Auge fortgehen; und zulegt, was mit unferm ſinnlichen Werkzeuge hiebey vorgehe, und wie die Empfindung nebft der Vorftellung des Objects von ftatten gebe. - > Carteſius erfüllte zum Erweis feines Lehrgebaͤu⸗ des, fo er von der Entftehung des Lichts aufgerichter, den ganzen Weltraum mit feinen Kügelchen des zwey⸗ ten Elements. Er wußte, wenn eine Reihe von ſol⸗ chen Kügelchen an einer Geite geftoßen würde, fo: » merde diefer Stoß den Augenblick zu dem andern Ene be der Reihe fortgebracht, und auf ſolche Art ließe fi) die Erzeugung und Fortpflanzung des Lichts nach feiner Meynung begreifen, 7 die Kuͤgelchen des zwey · 2 ten 164 Eulers neue Theorie. ten Elements, fo der Sonne am nächften wären, von der ftetigen Bewegung derfelben geftoßen und berühret würden. Wenn aber Cartefius gewußt hätte, daß das Licht wie der Schall nicht i in einem’ Augenblick und auf einmal, fondern in einer gegebe« nen Zeit fortgepflanzet toürde ‚ fo hätte er vielleicht feine Kigelchen nicht an einander hängend, fondern in unendlich kleinen Zmwifchenräumchen von einander abgefondert geglaubet, wodurch er unftreitig eher auf die allmähliche Fortfegung der Lichtſtralen würde feyn gebracht worden. Es freitet auch feine Meynung mit den Gründen ver Größenlehre, aus welcher zu erreifen ift, daß verfchiedene Kügelchen nicht alfo fönnen an einander gebracht werden ‚ daß nad) einer jeden Richtung ihre Mittelpunfte in einer geraden Linie wären. Folglich kann man auch die Fortpflan- zung des Lichts ſich unmöglich nach der Meynung des Carteſius vorftellen. Weit gefchickter aber wird diefelbe mit der Aug: breitung des Schalles verglichen, welches Hr. Euler im IIten Cap. thut. Diefer gefchieht vornehmlich vermittelft der &ufl. Da nun der Aether faft von gleicher Art, fo kann man glauben, daß das Licht in demfelben eben fo wie der Schall in der $uft verbrei- tet werde. Und da über diefes der in der Luft er⸗ zeugte Schall, ‘von den Schlägen der ſchwingenden Bewegung eines jeden Körpers entfteht, fo muͤſſen mir freylich zugeben, daß auch in dem Aether derglei= chen Schläge hervorgebracht werden, die zu Verthei— lung des Lichts das Ihrige beytragen. Man fann fih die Veränderungen, fo von der fehwingenden Bewer gung eines Körpers entftehen, gar leicht vorftellen, - wenn des Lichts umd Der Farben, 165 wenn man eine gefpannte Saite annimmt, die einen Bogen formiret. Wenn diefeibe losgelaffen wird, fo wird fie vermittelft ihrer Schwingung einen Bo: gen auf der gegen über ftehenden Seite zuwege brin« . gen, und folglich das Theilchen des Aethers, oder der Luft, fo vor dem Mittelpunkt ihres gefpannten Bogens lag, bis fo weit vor ſich forttreiben, als ihre Schwin- gung geht; folglich wird das Theilchen vor dem Mitcelpunfe der gefchmungenen Saite, bey ihrer Soslaffung in Die größte Zufammenpreffung gerathen, wenn fie nämlich den gegen über ftehenden Bogen macht, und es wird Die ihm in einer geraden Linie naͤch⸗ ften Teilchen vom neuen zufammenpreffen,und auf fol che Art die Wirkung der Schwingung weiter fortfeßen, Jedoch geht diefe Ausbreitung der zitternden Bewe— gung nicht auf einmal durch alle Theilchen, fo fich in der geraden Linie mir dem Mittelpunkt des gefpann« ten Bogens der Saite befinden, fondern allmählich von ftatten, und wenn ein Theilchen nunmehr am ftärfften zuſammengedruͤckt ift, nimmt feine Berdich- fung wieder ab, bis es wieder in feinen natürlichen . Zuftand gelanget, da indeß entferntere Theilchen zufammen gedrüct werden. Die Bewegung aber felbft wird fo weit fortgefegt, als die Zufammen- preflung der Theilchen gefchieht ; daher werden die Theile, fo fich mit dem Mittelpunfe des gefpannten Bogens der Saite, in einer geraden Linie, auf eine eroiffe Entfernung weit befinden, außer ihrem na⸗ tuͤrlichen Gleichgemwichte feyn, und es wird der Druck, und folglidy auch die Feberfraft eines jeden Teilchen beftändig größer ſeyn, als in den übrigen, Bi 13 Man 166 Eulers neue Theorie Man pflegt insbeſondere den Der, wo dag Gleich: gewicht der Theilchen aufgehoben wird, den Schlag zu nennen. Woraus denn fließt, daß ein jedweher Schlag beftändig weiter fortgefegt werde, und gleich— fam wie aufdem Waſſer die Wellen thun, in Beme: gung fortgeht. Gin jedes Theilhen aber, bey dem der Schlag ein wenig anhält, wird in dem Augen⸗ blick etwas Hin und her fahren, welches man von dem Schlage felbft forgfältig unterfcheiden muß. Man fieht ferner leicht die Urfache, warum bey der gans zen Sache ſowohl die Fortfegung der Schläge, als auch nachgehends die Bewegung derer Durch Die Schläge bewegen Iheilhen muß unterfucht werden, Eine jede von diefen Bewegungen koͤnnte fehr ver« wirrt fcheinen, und nicht leicht zu einer Gleichför- migkeit gebracht werden, wenn dieſelbe nicht ſo gering wäre, daß fie, wie alle übrigen geringen Bewegun—⸗ gen, fo die Natur beynabe felbit bald zur Einförmig- feit bringt, betrachten koͤnnte. Und es fcheint da— her der Wahrheit fehr gemäß, daß die Fortfegung der Schläge gleichförmig gefchieht, welches auch die Erfahrung bey dem Schall beftätige. Die Schwierigkeiten, die den Naturforfchern in diefer Sache vorfommen, werden größtentheils dadurch gehoben, wenn man mit dem Herrn Newton ans nimmt, daß die Fortpflanzung der Schläge gleichförs mig gefchieht, und die Bewegung eines jeden ges ftoßenen Theitchen mit ungemeinen Schwingungen eines Perpendifels übereinftimme. Nimmt man diefes an, fo läßt fich aus mechanifchen Gründen fo- wohl die Möglichfeit einer folchen Bewegung zeigen, als auch die Größe und Geſchwindigkeit der Ben 2 eſtim⸗ * des Lichts und der Farben. 167 beſtimmen. Dieſes Verfahren hat alſo das Beſon⸗ dere, daß man aus einer Muthmaßung, welche aber doch durch die Erfahrung beſtaͤtigt wird, die Be: Thaffenbeit der Schläge und innerliche Bewegung der Theilchen gleichfam als befannt annimmt, damit aber die Theorie verbindet, und aus der Dichte und Federkraft der fubtilen Materie die DBefchaffenheit und Are diefer nur überhaupt angenommenen Bewe: gung beſtimmt. Newton hat eben diefen Weg im 47©. des Ilten B. erwählt, wo er ausder Geſchwin⸗ digkeit der Durch ein elaſtiſches Wefen fortgepflanjten Schläge, die Gefchwindigfeit des Schalles beſtimmt. Man weis, daß diefe Stelle in Newtons oft fo ſchwe— ren Schriften, eine von den fehmerften ift: Und man ift Herr Eulern deftomehr Dank fchuldig, daß er auch bier eine Probe von feiner ungemeinen Ge- ſchicklichkeit, Die ſchwerſten Unterfuchungen leicht zu machen, bat ablegen wollen, Wir können indeß dieſe Probe bier unfern Leſern nicht vortragen. Herr Euler hat die Unterfuchung fo leicht gemacht als mög» lich ift, aber es war nicht möglich, fie fo leicht zu ma— en, daß man fie ohne die Kenntniß verfchiedener gehren verftehen follte, die wir hier nicht vorausfegen - Dürfen, Wir bemerfen nur diefes von ihr, daß, ob fie gleich von der vollfommenen Theorie folcher Schlä- ge, die in einem elaſtiſchen flüßigen Wefen fortges pflanze werde, noch weit entfernt ift, gleichwohl die Geſchwindigkeiten der Schläge in verſchiedenen ſolchen Wefen ſich nach ihr genau mit einander vers gleirhen laffen. Dasjenige naͤmlich, was in folchen Unterfuchungen nach ungewiß, und vielleicht ausden bisherigen Gründen der a; * 4 nicht 168 Eulers neue Theorie nicht zu beftimmen ift, koͤmmt auf die innere Erre gung der Theilchen an, und diefe hat in die Ge— ſchwindigkeit der Schläge, wie Herr Euler jeigt, kei⸗ nen Einfluß. Wenn demnach bekannt waͤre, wie ſich die Dichtigkeit und Elaſticitaͤt eines jeden elaftir fchen Wefens zu der Luft verhielte, würde die Ge⸗ fchwindigfeit der in ihm erregten Schläge leicht Eon» nen angezeiget werden, weil die Gefchwindigfeit der Schläge des Schalles in der tuft befannt ift. Wenn man alfo feßet, der Aether fen m male dünner und n mal elaftifcher als diefelbe, fo wie die Geſchwindig⸗ £eic der in der Luft fortgepflanzten Schläge zu denen, die im Aether gefchehen, wie rzu Yınn. Der Werth diefer Formel fonnte ohne Schwierigkeiten angedeu= fet werden, wenn ung die Dichtigkeit und die Feder— fraft des Aethers befannt wäre ; da aber diefes nicht ift,fo muß folches aus der Geſchwindigkeit des Lichte, die man zur Önüge unterfuchet hat, gefchehen. Herr Euler zeige, die Gefchwindigkeit des Schalles fey zu der Geſchwindigkeit des Lichts wie der Naum von 500000 Pariſer Schuhen, den der Schall innerhalb 8 Mi- nuten durchläuft (nach dem Berhältniß Daß er. 1040 Parifer Schuhe in einer Secunde durchläuft) zu dem Abſtand unferer Erde von der Sonne, den das Licht in eben diefer Zeit nach den Berechnungent der Sterns fündiger durcheilt, und mwelcher daraus. beſtimmt wird, daß der halbe Durchnieffer der Erde 19615791 Darifer Fuß ‚und die horizontale Parallare Der Sonne 13° valfo ihre Entfernung von der Erde 15866 halbe Durchmeffer der Erde iſt. Solglichwird yrmn =— 522468 und mn=——387467100000. Die Dünne. des Aethers ift noch nicht herausgebracht, fonft Fönte man des Lichts und der Farben. 169 man fagen, wie fich feine Elafticität zu der Klaftici- „tät. der Luft verhalte. Es ift aber gewiß, Daß der Aether eine ungemein geringere Dichtigkeit als die $uft haben muß, weil die Planeten in ihren Bewer: gungen davon Feine Hinderungen haben. Herr Eus ler hat in einer andern Abhandlung, die fid) in eben diefen kleinen Schriften befindet, dargethan, daß den Lauf der Dlaneten nicht zu verwirren zulaͤnglich fey, wenn der Aether 387367100 mal dünner als diesuft ift, ja, daß er noch nicht einmal fo dünne feyn darf. Diefes zeiget an, daß die Elafticität des Aethers zum wenisften tauſendmal größer feyn müffe als die Fe— derkraft der uft. Ja, es hinderte nichts, wenn man auch Diefelbe gleich dreytauſend mal größer glaubte, - Auf diefe Art kann man fich die, von den bewegten Theilen im Aether herrührende Schläge vorbilden, wenn man nämlich gedenfer, daß eine jede Aufhe— bung des Gleichgewichts eine folche Bewegung oder ‚einen Schlag hervorbringet, der fic) nad) allen Sei- ‚ten fortfräge. Es muß eine folche Bewegung, wenn fie bis zu unferm Auge gelanget, die Seh-Ner—⸗ ven merklich berühren, und auf diefe Weife das Se ‚hen erregen. Gleichergeſtalt gefchehen die einmal ‚erregten Schläge in einer geraden Linie, meil das Wefen, worinn fie gefchehen , einformig ift, als wo: her auch Die gerade Richtung der Ficheftralen erFlä- ret, und die Schwierigkeit, fo ſich Newton hiebey ger macht, als müßte fich das &icht nad) allen Seiten auge - breiten, gehoben wird. Hätte diefe Schwierigkeit Grund, fo müßten fih die Sch!äge ſowohl ruͤ wärts als nach den Seiten fortpflanzen, welches der Theorie und der Erfahrung widerfpricht, | 85 | Das '170 Eulers neue Theorie Das meiſte, was bisher geſaget worden, geht auf die Entſtehung der Bewegungen im Aether, oder auf den erften Schlag, der aleichfam als eine Duelle‘ derer übrigen anzufehen, und diefes thut Herr Euler in II Cap, Es laffen fich aber die Bewegungen noch auf einer andern Seite betrachten ; denn da einmal das Gleichgewicht der Theilchen aufgehoben worden, fo wird die erfte Bewegung fortgeſetzet, und es cacſtehen daraus neue Schwingungen in den Theil⸗ chen des elaftifchen Weſens, die fich nicht eber be= ftimmen laffen, bevor man den Zuftand genau un⸗ terſuchet, in welchem ſich das elaſtiſche Weſen nach dem erſten Schlage befunden. Wenn ſich alſo die Theilchen deſſelben, nach Verſchwindung des erſten Schlages, wieder ins Gleichgewichte geſetzet, ſo wird die zweyte, nebſt allen folgenden Schwingungen, das elaſtiſche Weſen in eben die Bewegung bringen, die der erſte Schlag hervorgebracht, und die von den folgenden Schwingungen entſtandene Schlaͤge werden in einerley Geſchwindigkeit fortgehen. Wenn aber die Theile des elaſtiſchen Weſens nicht ſo gleich in Ruhe kommen, fondern in ihrer Erſchuͤtterung be⸗ harren, fo werden die folgenden Bewegungen von . ganz anderer Beſchaffenheit ſeyn, und deſto unordent⸗ licher werden, je groͤßer die Anzahl der vorher gegan⸗ genen Schlaͤge iſt. Die Geſetze der Bewegung erlauben nicht, daß die Bewegung in den Theilchen des elaſtiſchen We- fens, durch welche die Schläge gegangen, fortdaure, weil fonft allen Grundfägen in der Bewegungslehre zuwider, aus einer fehr Eleinen Kraft ungemein viel Demwegung entftehen würde ; — folgt, —— Theil⸗ des Lichts und der Farben. 171 Theilchen nach den empfundenen Schlaͤgen wieder in Ruhe und in ihr Gleichgewichte gerathen. Herr Euler zeigt eben diefes aus den Schlüffen, fo er in Der vorhergehenden Nechnung angewandt, welches auch zugleich die Erfahrung mit dem Schalle dar— thut. Cine jede Schwingung, die eine Saite ma= ‚ het, kommt zu unferm Ohr, und mir hören nicht mehr Schwingungen, a's fo oft die Saite hin und her bes iweget worden. Wir hören aber jede insbefondere, und der Schall verſchwindet gänzlich), wenn die ſchwingende Bewegung der Saite aufgehöret. Darz aus ift Elar, daß erftlicy die vorhergehenden Schwin« gungen die folgenden nicht unterbrechen, und daß zweytens bei) einer einzigen Schwingung, Die in eis nem’ elaftifchen Wefen vor ſich geht, der Schlag in einem Raume von gegebener Größe enthalten feyn, in einerley Gefchwindigfeit fortgehen, und das Weſen felbft allenthalben in Ruhe feyn wird, wo fi) nicht der Schlag befindet. | Eben fo verhält es fich mit der zweyten Schwin- gung, wenn fie nicht eher fommt, als die benachbar: ten Theilchen in ihren natürlichen Zuftand wieder ges kommen find, fo wird fie das elaftifche Wefen in Rus be finden, und alsdenn durch ihre Schläge eben die MWirfungen hervorbringen, welche durch die erfte Schwingung enrftanden. Cie wird die erregte Bes wegung mit gleicher Geſchwindigkeit fortfegen, und fo wird es in allen übrigen Schwingungen erfolgen; fo werden alsdenn die Schläge in einerley Zeit auf einander folgen. Auf diefe Art werden diefelbe in eben dem Verhaͤltniß von Zeiträumen zu dem bes ſtimmten Punkt gelangen, nad) welchem fie sone nem. 72. Euferdneue Theorie nem andern Punfte ausgegangen, und jebmeder Schlag wird an den legten Punkt des ganzen Weges - fo viel fpäter antreffen, fo viel er Zeit braucht, die Weite von dem erften bis dahin zu dDurchiwandern, Wenn alfo nur die Schläge in einem elaftifchen Wefen nicht fo fchnell auf einander folgen, daß fie einander vermwirren, fo vrhellet hieraus, daß dieſes Weſen gleich geſchickt fey, geſchwinder oder langfa- mer auf einander folgende Schlaͤge anzunehmen, daher werden in der Muſik die tiefſten Toͤne auf gleiche Art fortgepflanzet, wie die hoͤchſten, welches daher koͤmmt, weil nicht die Theile des elaſtiſchen Weſens fell ft eine fehmingende Bewegung erhalten, die fie, vermöge ihrer Sederfraft, behalten und fort fegen koͤnnten, fondern ein jedes Theil empfängt von jedem Stoße eine Bewegung insbefondere, Die nicht länger beftehen Fann, als der Stoß felbit waͤhret. Hiemit wird zugleich Die Meynung des Herrn Mai- ran widerlegt, welcher glaubte, ein jedes Fleinftes Theilhen im Aether. fey einer gefpannten Saite zu. vergleichen, die nur eine gewifle beftimmte Schwin⸗ gung aufzufangen bermöchte, und feinesweges in Be⸗ megung geriethe, ohne nur, wenn der zitternde Kör- per eine gleichartige ſchwingende Bewegung haͤtte. Daher glaubt er, es wuͤrden zu Hervorbringung un⸗ terſchiedlicher Töne viele Theilchen im Aether ge⸗ funden, die vermittelſt ihrer verſchiedenen Federkraft einen Unterſchied u und ein jeder Schall wer: de nur in denjenigen Theilchen fortgepflanzet, die eine gleiche ſchwingende —— anzunehmen faͤhig waͤren. | Daß des Lichts umd der Farben. 173 Daß aber Herr Mairan ſich bierinn ivre, erhellet auch hieraus, weil wenn ein Theilchen Aerher mehr Elaſticitaͤt, oder wie er eg nennet, einen größern Schwung als das andere befäße, fo würde folches, indem es fich ausdehner, die anliegenden Theilchen zufammen drücken, und diefe Wirfung würde nicht aufhören, bis alle Theilchen zu einerley Grad der Elafticität gefommen wären. Zudem erhält Herr Mairan nicht feinen Zweck. Denn ein jedes Theil« chen kann nur von wenig andern unmittelbar berüh- vet werden, unter denen ſich dennoch einige von un— gleicher Elaſticitaͤt finden koͤnnten; folglich wird ein Theilchen Aether nicht allezeit nur von gleichartigen Theilchen berührer, und der Raum zmwifchen zwey übereinftimmenvden Theilchen wird aud) zuweilen fehr groß feyn, daß man alfo nicht fieht, wie alsdenn ein Theilchen von dem andern fünne beweget wer: den , weil die zwifchenliegenden ungleichartigen Theils chen ohne Bewegung bleiben würden. Wenn es aber gefhähe, daß diefe aud) zugleich geftoßen wuͤr⸗ ven, fo fehlet wiederum der Grimd, warum diefelbe auch nicht den anliegenden ungleichartigen. Theilchen diefe ſchwingende Bewegung mittheilen follten. Es Fann auch nicht gefchehen, daß ein Fleinfter Theil des Aethers, wenn er gleich noch fo große Federfraft be- fäße, mofern er mit einem flüßigen elaftifchen Wes fen allenthalben umgeben iſt eine fchwingende Bes megung erhalten follte. Die Bewegung, fo er übers fommen, verfchwindet in ihm, fo bald der Stoß vor» bey ift, mweil er. ſolche den umliegenden mittheilt, Er gelangt in feinen vorigen Ruheſtand, und feine Bewegung kann mit dem Schwingen eines Perpen⸗ | difels, 174 Eulers neue Theorie dikels, das feinen Widerftand vor fich finder, niche verglichen werden, Wenn alfo ein gewiffer Körper im Aether durch feine zitternde Bewegung Schläge verurfacher, und die Schwingungen deffelben in gleicher Zeit gefches hen; fo wird der Schlag einen gewiſſen Raum zu⸗ rück geleger haben, ehe die zweyte Schwingung im Körper gefchieht. Wenn aber die Zeit, in welcher jedwede Schwingung nach Der andern geſchieht, zweymal verflojfen, fo werden auch ſchon zweene Schlaͤge im Aether entftanden feyn, und der erfte Schlag wird noch einmal fo weit fortgerückt feyn, da der zweyte fich ißo allererft in dem Drte befindet, mv» Hin der erfte durch die fich anhebende Schwingung des Körpers getrieben worden. Gleichergeſtalt wird nach Berfliegung fechs folcher Zeiten, der erfte Schlag - einen fehsfachen Raum zurück geleget haben, und die folgenden Schläge find nach der Zeit ihrer Entſte— Hung dem erften Scylage entweder entfernter oder naͤ⸗ ber zu fuchen. 5a fie werden jederzeit gleiche Weiz ten von einander haben, wenn Die Schwingungen des Körpers in gleicher Zeit auf einander gefolge. In ungleicher Zeit aber wird das Gegentheil erfolgen. Da fich die Schläge allenthalben mit einerley Ge⸗ fchwindigkeit bewegen, fo werden fie fich in Zirfelbos gen beugen, die den Punkt, welcher die Schwinguns gen erregt, zum gemeinfchaftlichen Mittelpunkt has ben. Alſo Fann man fich diefelbe ungemein gut in dem Ausfihnitt eines Zirfels vorftellen, und auch die Weiten merken, in denen die Schläge in gleicher Zeit fortgerügfet find, Wenn man in dem ie | ee N. des Lichts und der Farben. 175 diefes Zirfelfchnites durch den Mittelpunft gerade $i= nien zieht, ſo wird jede von ihnen einen Lichtſtral verftellen, welcher alle Schlage fenfrecht durchſchnei⸗ det. Weil aber auch außer der Richtung der dicht⸗ ſtralen, nach welchen wir die Schläge durchs Ges ficht empfinden, auf die Bielheit der Schläge zu ſehen ift, fo wird niemand zweifeln, daß zu unfern Augen fo viel Schläge gelangen werden, fo viele - Schwingungen ein gewifler Körper in einer gegebe- nen Zeit verrichtet. Wenn ein Schlag in einer Secunde zu einer gen wiſſen Weite a fortgetrieben wird, und Der Körper, der in einem angenommenen Punkte A befindlich, in einer Secunde eine Anzahl von Schwingungen =i . bervorbringet, die Weite zweyer Sala, fo zunächft aufeinander folgen, c beißt, fo iftte = 2 7 zum Bora aus gefeßt, daß alle Schläge in gleichen Zeiten auf einander folgen. Folglich wird man die Weite ei- nes jeden Schlages, fo er von dem nächft folgenden Hat, aus der Anzahl der hervorgebrachten Schwin⸗ gungen eines Körpers, und der Gefchwindigkeit, in welcher die Schläge auf einander folgen, das ift aus der Zeit, die zwifchen ihren Schlägen enthalten ift, finden Fönnen. Herr Euler nimmt Gelegenheit aus ber Verfchiedenheit der Zwifchenräume, die zwifchen zweenen Schlägen find, die Lichtftralen in einfache und zufammengefegte einzutheilen. _ Die erften ent⸗ fteben, wenn alle Schläge gleiche MWeiten von eine ‚ander haben, und folgendes in gleichen Zeitmaaßen auf einander zu unferm Auge gelangen. Die zwey⸗ ‚ten fegen zum Voraus, daß die von einem Körp 176. Eulers neue Theorie hervorgebrachten Schlaͤge nicht in gleichen Zeiten auf einander folgen. Der Herr Berfafier bat fie deswegen zufammengefest genennt, weil er fie denen eriten, deren Art ganz einfach, als entgegen geſetzt an» nimmt, und zugleich) von Newtons angenommenen Kevensarten nicht abgehen wollen. Dieſe letzten werden in unzahlig viele Arten eingetheilet werden koͤnnen, da fie von den erften, Die fich freylich auch in einige Öattungen vertheilen laſſen, ſowohl durch bie Ungleichheit der Zwiſchenraͤume jeder Schläge von einander, als auch der Zeiten, in welchen fie entftehen, abgeben. "Der Herr Profeffor will zeigen, daß die einfachen Lichrftralen in uns die Empfindung derer einfachen Farben, mie fie Newton genannt, und die fich im Regenbogen finden, erzeugen, da hergegen die zufammengefeßte Lichtftralen ‚ ufammengefeßte Far» ben bervorbringen, und daß ein einziger Stral durch die Brechung fo fehr zertheilet werden kann, daß dA» ber viele einfache Lichtſtralen entftehen, welche⸗ New: ton nur von den zuſammengeſetzten Sichtftralen bes baupten wollen. Es fünnte aud) vielleicht die Ges walt, mit welcher die Theilchen des elaftifchen Nee fens durch die Schläge beweget werden, eine Ver: febiedenheit in der Natur der Stralen anrichten, da zumal fein Zweifel übrig ift, daß die flärfern Schlä- ge auch einen ftärfern Eindruck in unfer Geficht ha= ben, als die ſchwaͤchern. Allein, daß diefes nicht ge= ſchehe, erhellet theils aus der Uebereinftimmung des Lichtes mit dem Schalle, da wir Toͤne von verſchie⸗ dener Staͤrke doch zu einer Art rechnen, theils aber aus der Erfahrung, da z. E. ein rother Lichtſtral alles mal roth bleibt, wenn er gleich noch ſo a ir “ lic) des Lichts umd Der Farben. 177 lich gebrochen wird, ob gleich die Roͤthe an fich ſelbſt mehr oder weniger lebhaft erfcheine. Hier aber muß unftreitig bey dem Brechen und Zuruͤckwerfen die Stärke der Bewegung in den Schlägen ge: — ver⸗ mindert werden. Die Brechung und Zuruͤckbeugung derer Stralen wird von Here Eulern im IIII Cap. betrachtet. Die erfte ijt zu unfern Zeiten feinen Schwierigkeiten un- terwworfen, nachdem man Gefeße ausfündig gemacht, nach welchen ein federharter Körper von der Aläche, auf die er auffällt, zurückforingen muß. Dem auf die Art fpringen die tichrftralen unter eben den Wins kel zurück, unter dem fie aufgefallen find, daß nur ihre Richtung , nicht aber ihre Geſchwindigkeit vers ändert wird, Kerr Euler hat diefes durch eine Zt gur ungemein deutlicy gemacht, Wir wollen das MWefentlihe davon anführen. Man ftelle fich vor, es falle auf eine veflectirende ebene Fläche, ein Ke⸗ gel von Stralen fchief auf, fo werden die äuferiten &ichftralen des Kegels, die man hier als Linien be trachtet, fo zuruͤckgeworfen werden, daß der Ein— fallswinkel eines jeden gleich ſey ſeinem Zuruͤckbeu⸗ gungswinkel. Wenn man nun die zuruͤckgeworfenen aͤußerſten Lichtſtralen, die mit der Flaͤche den Refle— xionswinkel ausmachen, durch die Flaͤche hindurch verlängert, und den Punkt merket, in welchem ſie ſich unter der Flaͤche einander ſchneiden, ſo wird man gewahr werden, daß es einerley ſey, ob der leuch⸗ tende Kegel aus dieſem Punkt, den die beyden va laͤngerten zurücfgebeugten Linien durchfchneiden, von 7 unten auf die Flaͤche gefallen waͤre, und ſeine bey⸗ dem auf Lichtſtralen durch die Fläche hindu "6.Band, M gewor⸗ — 178 Eulers neue Theorie geworfen haͤtte, oder ob er aus demjenigen Punkt gefallen, welches man zuerſt angenommen, und wel ches fich oberhalb der Fläche befunden, Denn der leuchtende Kegel wird in beyden Fällen gleich feyn, und die Schläge derer Lichtftralen, werden fo wohl vor als nach ihrer Zuruckwerfung gleiche Geſchwin⸗ digkeit haben. Auch die Brechung der Stralen hat Herr Euler mit einer Figur erlaͤutert. Man ſtelle ſich einen Kes gel von Stralen vor, der nunmehr wegen der unends lichen Diftanz als ein Eylinder kann angefehen wer— den. Man merfe, wie weit in einer gegebenen Zeit die Schläge in demfelben fortrücfen. Man wird als⸗ denn einen Eylinder haben, der aus einer Menge un« endlicher tichtftralen befteht, die mie den äußerften Lichtſtralen des Eylinders alle parallel laufen, und auf die angezeigte wellenfürmige Schläge fenfrecht ſte— hen werden. Wenn nun diefer Lichteylinder durch ein Weſen geht, deſſen Dichtigkeit und Elaſticitaͤt von dem Aether in fo fern unterichieden ift, daß die Gefchwindigkeit der Schläge geſchwaͤchet wird: fo wird fich finden, daß, weil der Eylinder fchief auf die Oberfläche diefes elaftifchen Wefens fällt, die Lichtſtralen auf der einen Seite des Eylinders, bey ‚dem Einfallswinfel, die Släche des elaftifchen We— fens eher berühren werden, als die Lichtſtralen auf der andern Seite, und die erken werden in Das ela⸗ ftifche Wefen fehon eine fleine Weite hineingedrun⸗ gen feyn, bevor die andern erftlic) auf der Fläche deſ⸗ felben anfangen, aber in ſolchem langſamer gehen, als die, welche noch außen ſind im Aether. Folg⸗ lich wird der Kaum ‚ ben die erften fen na des Lichts und der Farben. 179 Ihrem Eingang zurückgeleger haben, zu dem Raume, den die Lichtſtralen auf der andern Seite dee Cplin- Ders, von der Zeit an, da jene in die Dberfläche die— fes Körpers Famen, bis zu der, da fie auch hinein kommen, durchgegangen find, fich verhalten, wie die Gefchwindigfeit des Lichts in dem Körper zu der Ges ſchwindigkeit deflelben im Aether. Verbältnig haben. Und hieraus ift klar, daß die letzte Welle über der Dberfläche des elaftifchen Wefens, mit denenjenigen nicht mehr parallel bleiben kann, die ſchon in dag elg⸗ ſtiſche Wefen gedrungen find, woraus eine Brechung nach dem Perpendikel entſteht. ‚Die inwendigen Lichtſtralen des Cylinders werden auf gleiche Art mit verändert, und werden nach dem Eingang in das elaftifche Weſen eben folche Lage gewinnen, daß fie mit den veränderten aͤußerſten Lichtſtralen des Cylin⸗ ders parallel gehen. 1 YA Die Richtung der Lichtftralen wird alfo in dem elas ftifchen Weſen gebrochen, und wird gegen die Richtung, die diejelben vor ihrem Kingang in diefes elaftifche Weſen gehabt hatten, fo liegen, daß der Sinus des Ein« fallswinfels fich zu dem Sinu des Brechungswinkels verhalte, wie die Geſchwindigkeit der Schläge vor dem Einfall in das angenommene brechende Weſen zu ih» ver Geichwindigkeit nach dem Eingang in daflelbe, a, weil dieſe Verhaͤltniß bloß auf die verfchiedente liche Geſchwindigkeit des Lichtes anfümmt, fo wird folgen, daß diefes Berhältniß derer Sinuum der bey⸗ den Winfel jederzeit einerley bleiben werde, der Eine fall der Stralen gefchehe unter welcher fchiefen tage er immer wolle, wenn nur die beyden unterfchiedenen Wefen, aus deren einem u: Eiche in — — an 2 | Na 2 180 Eulers mente Theorie beftändig einerley erhalten merden, Diefes unter» ftügee die Theorie des Herrn Berfaflers befonders, weil es bey allen Brechungen eben auf folche Art zu= geht, und wenn gleich aus andern $ehrgebäuden die— fes auch) erhellet, fo Fünnen doc) die Folgen nicht fo hatürlich angewandt werten, als in der gegenmwär- tigen, das fi) aus den allgemeinen Gefegen der Matur, daß fie allenthalben den Fürzeften Weg erwaͤhlet, melches von einigen bier angewandt worden, ſtimmt hiemit vollfommen überein, nicht fo gut erflären laͤßt. Allein Newton hat entdeckt, daß Stralen, die auf einerley Art einfallen, nicht gleich ftarf gebrochen werden, und daß die rothen Lichtftra- len weniger leiden, als die violetten. Wie ſtimmt alfo diefes mit der Theorie des Herrn Eulers überein? Muͤßte nicht, wenn die Brechung des Strals fi) nad) der Geſchwindigkeit richtete, die Geſchwindigkeit der rohen Stralen in dem zweyten elaftifchen We— fen jtärfer feyn, als die Gefchwindigfeit der violett⸗ farbenen ? Herr Euler hebt diefes ganz vortrefflich, welches fonft niemand gethan hat. Die Schläge find afle nun gleich gefchwinde, wenn bie folgenden von den vorhergehenden nicht geftört werden. Wenn fid) aber die folgenden äußern, ehe die Wirkſamkeit der vorigen noch aufgehoͤrt hat, fo fallt diefes weg, und aus diefer Betrachtung zeige Herr Euler auf eine finnreiche Art, daß es bey der Nefraction in der That außer der Natur beyder Körper, durch welche das Licht durchaehe, noch auf die Geſchwindigkeit, mit der ein Schlag auf den andern folgt, ankoͤmmt, und alfo Stralen der Schläge mit verfchiedenen Ge⸗ ſchwindigkeiten hinter einander folgen, d. i⸗ Stralen ’% von des Lichts umd der Farben. ayı von berfehiedener Farbe, verſchiedentlich müffen ge» brochen werden. Es wird nad) feinen Berech- nungen die Refraction deſto größer feyn, je mehr die Geſchwindigkeit der Lichtftralen in beyden Materien von einander unterfchieden ift, And fie wird kleiner ſeyn, je heftiger die Schläge auf einander in dem er= ften widerftehenden Wefen gefolget, a es wird - gat Feine Refraction ftatt haben, wenn die Geſchwin⸗ digkeit in beyden Weſen einander gleich feyn füllte *, ed Daher Bi: befannter Verſuch, den die Nemtonianer, ald dag Experimentum crucis anfehen, darzuthun, daß die Reflexion nicht Deswegen, weil die Strafen durch, die . Oberflache der Körper nicht durch koͤnnten, gefchehe, laͤßt fih ebenfalls hieraus erflären. Man kann names lich bey den newtoniſchen Verfuchen mit den Farben, - das Prifma fo legen, daß alle Strafen, oder doch eis nige Sarbenftralen von der bhinterften Flache des Aſma, Durch welche fie wieder in die freye Luft ge hen follten, veffectirt werden; wenn fie auf folche Flaͤ— ‚che ſehr fehief auffallen. Bringt man aber Waſſer ‚hinter diefe Flache des Priſma, fo geben fie durch. Diefes zu begreifen darf man fihnur aus den befann- A Gründen der Optik erinnern, daß Stralen, di Ber Galas in die Luft fahren, mehr von dem Perpendikel ab gebrochen werden, als die aus Glaſe ind Waffer fahren. Wenn ein Neigungswinkel fo befchaffen iſt, daß nach der beſtimmten Verhaͤltniß der Nefraction, 7 Strals Winkel mit dem Perpendifel + g als 900 werden muͤßte, ſo geht dieſer Stral nicht durch die Flache, die ihn ſolchergeſtalt brechen ſollte duch, ſondern wird von ihr zuruͤck geworfen. Und dieſes eraͤuget ſich bey erwaͤhntem Falle, wenn das Licht aus dem Prifma gleich in die Luft gehen Wenn es aber aus dem Priſma erſt in Waffer geben fo wird es indiefem Durchgange weniger vom Per kel ab gebrochen, daß der — Stral im Wa 3 em igz Eulers neue Theorie Daher ift offendar, daß die Lichtſtralen am wenigften Fönnen gebrochen werden, in welchen die Anzahl der Schläge gar häufig auf einander folgen: diefe herge— gen am meiften, in denen die wenigften Schläge ent: ftehen, Daher. haben die rothen Stralen eine größere Anzahl Schläge in ihrer Brechung als alle übrige zum Örunde, und leiden die geringfte Nefra: etion, weil unfer Auge denjenigen Stral roth ſieht, der am meniaften gebrochen ift. Der violerblaue hergegen wird am meiften gebrochen, und hat Die wenigften Schläge zuvor empfunden. Folglich läßt fi die Lehre der Farben aus der Anzahl der Schläge erklären, und es verhält fich bier fo, wie mir den Tö- nen, ba der rothe Stral den höchften, der violetblaue aber den tiefiten Tönen zu vergleichen iſt. Hieraus fann man abnehmen, daß wenn Strafen von verfchiedenen Farben in einem durchfichtigen Weſen unter ſich parallel geweſen, ſelbige nach dem Eintritt in ein anders dergleichen nicht ferner paral⸗ let bleiben koͤnnen, ſondern von einander muͤſſen ges trieben werden. Dieſes koͤmmt daher, weil die t ro⸗ then lichtſtralen am wenigſten gebrochen werden, gends nicht viel won dem Winfel abweichen, Er dem fie eingefallen, da im Gegentheil die violetten von ar erften sage am meiften abgetrieben werden. BB. Sc ee * Yerpenitet einen Winkl macht, der unter 90 - Grad iſt amd geht alfo durch. In fo fern alfo diefe enheit eine Folge von der beſtandigen Verhaͤlt⸗ | * der Nefraction iſt, iſt fie auch eine‘ Folge von Heren Eulers Theorie, welche diefe — Ver⸗ haltniß der Refraction erweiſt. des Lichts und der Farben. 183 Es läßt ſich auch begreifen, mie diefe gebrochene Lichtſtralen wiederum eine Parallel⸗Lage erhalten wer: den, wenn fie Durch eine Flaͤche, Die mit der erften, auf die fie gefallen, parallel liegt, in ein anders wis Derftehendes Weſen gelaflen werden, das mit dem er: ften einerley Befchaffenbeit hat, Dieſe verſchiedene Brechung muß von allen Fichtftralen behauptet wers den, die aus den Förperlichen Dingen ausgehen, denn in einem Eleinften Eylinder, den man fich von den Sons nenftralen vorbilden kann, werden jederzeit die auf eine brechende Fläche fchief gefallenen Stralen aus: einander gehen. Diefes vermochte den Newton, zu glauben, daß ein jeder Lichtftral eine Sammlung von vielen einfachen und an Farben verfchiedenen: Lichtſtralen wäre, dem aber theilsdie Natur, und. die obangeführten Gründe, von der Entftehung der Schläge des Herrn Verfaſſers widerfprechen. Denn da die Schläge, fo die Lichtſtralen erzeugen, nicht gleich weit von einander abftehen, fo läßt fich diefe Ungleichheit am beften erklären, wenn man annimmt, - daß ein jedes Sonnentheilhen um die Sonnenflä« che in einer fchroingenden Bewegung fey, und das durch feine Schwingungen ähnliche Schläge in den Lichtſtralen bervorbringe. Die Ungleichheit der hläge ift alfo ein fic)erer Zeuge von der Ungleich- nigfeit der Schwingungen, die die Sonnentheil. hen haben, fintemal die Schwingungen eines jeden Zheilchen, in Anfehung der Zeit, worinn fie auf eins ander folgen, von den übrigen allen unterſchieden feyn müflen, Es ift diefes daraus ne nothwendig fich um die Oberfläche der Sonne, und Theilchen eine Menge von M 4 f Theil» in ollen ihren Fleinften ana Eulers neue Theorie Theilchen befinden muͤſſe, deren Schwingungen un gleichformig geſchaͤhen, wenn ein jedes Theilchen feine Schwingungen beſtaͤndig in einerley Zeit fortſetzte und zuruͤcklegte. Es iſt aber ſchwer zu ſetzen, daß ſich eine ſo geſchickte Miſchung der Sonnentheilchen finden follte, ſondern es iſt eben hiedurch dieſe Erklaͤrung viel zu unbe⸗ greiflich, als daß man ſie zu Erlaͤuterung der Ungleich⸗ beit ver Schläge in den Lichtſtralen annehmen ſollte. Das Gegentheil hat alfo mehr Grund vor fich. Jedes THeilchen wird feine Schwingungen in ungleis cher Zeit fortfegen, und bald langfamer, bald geſchwin⸗ ber. beweget werden. Die Natur des Feuers beftärfer biefe Meynung. Es ift in demfelben die innerliche Bewegung der Theile von fo großer Heftigkeit, daß ihre Schwingungen nicht in gleicher Zeit gefchehen koͤnnen, fintemal afle verfchiedene Theilchen auf un zählig verfchiedere Arten gleichfam fortgeftoßen wer- den, welches unftreitig in ihnen eine ungleich ſtarke Schwinqung hervorbringen muß. Alle Körper, Die eine wechſelsweiſe Bewegung annehmen fünnen, be» weiſen diefes deutlich dadurch, meil ihre zitternde Bewegung, die von einem ftarfen Stoß herrühret, zuerft fehneller, nachgehends aber bey Nachlaftung der Kraft, die den Stoß erreger, langſamer auf ein- ‚ander folgen, wie folches offenbar an den geſpannte Saiten zu fehen. Wie follte alfo nicht ein gleiches in den Sonnenftralen erfolgen? Werden nicht die Theilchen in ihnen. mit der größten Heftigkeit fortge⸗ worfen ? Werden nicht ihre Schwingungen in den Gegenden weit heftiger und fchneller erfolgen, wo der Stoß entftanden, vermittelft deffen fie fich fortzubrin— gen angefangen ? Allerdings muß diefes gefchehen, | | und des Lichtes und der Farben. 185 und man kann folglich ficher erweiſen, daß Die Licht⸗ ſtralen in vem Aether fchnellere Schläge haben wer- - den, als die in der !uft, mo die Bewegung an= hebt fihmächer zu werden. Folgends werden auch die Schläge, nahe bey der Sonne, näher an einander fommen, oder ihre Weiten von einander werden 9» tinger feyn als in den untern Gegenden, Ueberdieſes werden die Schläge deſto häufiger auf einander folgen, je unaufhörlicher ein jedes Theils chen forfgeftoßen wird, wie fich folches bey der ſchnel⸗ len Bewegung der Sonne zutraͤgt. Die Schlaͤge, die in einem zuſammengeſetzten Lichtſtral naͤher bey einander find, werden nicht fo ſehr gebrochen, als die— jenigen, welche unter fid) weiter entferne. Ale bey: de werden aber nad) der Brechung nicht mehr in einer geraden !inie fortgehen. Die Beugung, fo die Refractionslinie gegen die Einfallslinie haben wird, iſt zulänglich, Die Bielheit der Schläge eines tichiftrals einigermaßen zu beftimmen. Denn die von der geraden Linie am wenigften abgehen, werden die wenigften haben, da negentheils die am ſtarkſten abweichen, die meiſten beſitzen. Es iſt alſo begreiflich, wie ein einziger gebröchener Stral alle andere Stralen von.verfhhiedenen Farben — kann. Ein ſolcher zuſammengeſetzter weiß und beſteht aus den zufaınmengefeß- ten be die durch die Bielheit der Schläge und ihre Weiten unterfchieden find. Daher aus einem weißen lichtſtral, vermoͤge der Brechung, alle einfa⸗ he tichtftralen, die die verfchiedene Arten der Far ben vorftellen, fönnen hervorgebracht werder De nun ber weiße Lichtſtral * * einer gewiſſen Ve 186... Eulers nette Thesrie miſchung der Weiten, fo die Schläge gegeneinander haben, berubet, fo Fann man leicht abnehmen, daß bey Henderung dieſer Bermifchung aud) der Stral geändert, und diejenige Farbe annehmen werde, Die nie der Vielheit ver Schläge und den Weiten übers einftimmen. Dieſes alles trifft mie der Natur über« ein, und giebt der Theorie des As V. ein unges meines Gewichte, | | 2 Zulegt kommt Herr Euler im 5 Cap. auf die Kör- per felbft. Er zeiget, welche man leuchtende und dun⸗ kele nennen koͤnne, welche die Lichtftralen zuruͤckwerfen, oder welche fiebloß brechen. Leuchtende Körper were fen Stralen von fich, wenn fie gleich nicht von einem andern erleuchtet werden. Folglich müffen ihre Theile, vermoͤge der obigen Säße, in einer ſchwin⸗ genden Bewegung feyn, welches die Wirkungen des Feuers gar deutlich erweiſen. Es folget aber nicht, daß alle Körper Licht und Wärme zugleich haben, fondern das Dafenn eines jeden von diefen muß nad) der Anmefenheit feiner Urſachen beurtheilet werden, Zur Wärme wird nur eine genuafam ftarfe Bewe- gung derer Theile untereinander erfodert, ohne. daß diefelbe Schwingungen hervorbringen darf. Zum Licht hergegen ift bloß die Schwingung derer Theile genug, und man darf nicht erft eine vermifchte Be- wegung verlangen. Es trifft aber meiftens zu, Daß, wo die Schwingungen vorhanden, daſelbſt auch die andere Bewegung zugegen. Man darf alfo bey einem leuchtenden Körper ficher fchließen, daß feine Theilchen fchwingenbe Bewegungen haben muͤſſen. Allein es will. nicht folgen, daß fie zugleich eine folche Bewegung befigen, Die die Wärme ln ci J | enn des Lichts und der Farben. 187 Wenn diefes gefcheben foll, muß das Sicht ſchon einen derer ftärfften Grade haben, als weldyes denn ges meiniglich mit der Wärme verbunden. Gleicherge⸗ ſtalt wird die Farbe des Lichts fich nach der Heftig— keit und Vielheit der Schläge richten, und entweder ſchwaͤcher oder lebhafter werden. Herr Euler ftelle die leuchtenden Körper in die erfte Elaffe, denen zurück werfenden aber (die man fpiegelnde nennen fönnte,) weift er die zweyte an. Die legten verdienen folches vermöge ihrer Natur, indem fie bloß die Richtung derer aufgefallenen Stra= len verändern, Feinesweges aber die Schläge ſchwaͤ⸗ chen, ober ihre Vielheit verringern. Die zurückges worfenen Stralen ftellen derohalben nidyt den Körper vor, der fie zurück wirft, fondern den, von welchen fie zuerft ausgefloflen. Ja, die Borfteflung richtet fich auch nad) der Fläche, wovon die Zurücwerfung ges ſchieht, fintemal eine hole Fläche die Sachen anders vorftellet, als eine ebene oder erhabene, und dieſe wies derum anders als jene,. wie fich diefes in den ver⸗ fehiedenen Arten der Spiegel zeiget. Zur dritten Elaffe rechnet Herr Euler die Körper, die die Lichte firalen durchlaſſen, und folche in dem Durchgange brechen, welche man durchſichtige Koͤrper zu nennen pfleget. In dieſen Körpern werden die Lichtſtralen ſowohl von ihrer Richtung abgebeuget, als auch den kleinſten Theilchen derſelben mitgetheilet, und durch ihr Weſen fortgepflanzet, wie man die Verſchieden⸗ hi. beit der Refraction in unterfchieblichen widerſtehen · den Weſen, wodurch die Lichtſtralen gehen, findet. Man ſollte denken, der Unterſchied, den Herr E unter * durchſichtigen Körpern und dem —— 188° Eufers neue Theorie nach) ihrer Dichtigkeit und Elafticitat gemacht, koͤnne nicht mit der Wahrheit beſtehen, weil ſowohl in den gröbern Körpern, die die Lichtſtralen durchlaflen, eben: ‚falls eine Menge Aether befindlich, als auch weil ihr Verhaͤltniß, das ſie durch die Dichtigkeit und Ela— fticität haben würden, zu der Dichtigkeit des Aethers unendlich feyn müßte, und zulegt weil die Verbin: dung der TIheilediefer groben Körper in den Lichtſtralen eine ganz andere Bewegung verurfachen wuͤrden, als fie im Aether haben, Allein,obgleich die Geſchwindigkeit der Stralen in einem ſolchen Koͤrper gering ſeyn wird, ſo wird dennoch eben dieſe Verknuͤpfung der Theile zumwege bringen, daß diefelbe nicht fo gar fehr von der Geſchwindigkeit, die fie im Aether haben, unter- ſchieden ſey. Denn indem ein Schlag an die äußer- ften Theile diefes Körpers trifft, fo wird er Diefelben ein wenig zufammen drüden, Dieſer Drud wird fich weiter fortfegen, das ift, er wird verurfachen, daß die nächft anliegenden Theilchen auch gedrückt werden, und folches wird fid) ſoweit erſtrecken, als die Gränzen des Körpers es erlauben, - Auf folche WBeife gehen die Eichtftralen durch einen Körper im einer geraden Linie; wenn fie nur.erftlich einmal bey ihrem Eingange gebrochen worden, Es iſt diefes eine Eigenfchaft eines durchfichtigen Körpers, daß feine Theile ſich den Druck untereinander mittheilen, und A in geraden &inien fortfegen‘ koͤmen. n Weil die durchſichtigen Koͤrper übie Schafen von andern Körpern durchlaffen, fo fkellen fie ung, in fofernfie durchſichtig find, niche fich felbft, ſondern andere Koͤrper, vor. Dieſe Stralen, ſo ne | dur des Lichts und der Farben. 189 durchaelafler werden, kommen feinesweges durch den Aether zu unferm Auge, fondern durch viele an« deredurchfichtige Korper. Einmal gehen fie durch die Luſt, und wenn fie auch Feiner andern äußerlichen Mes fraetion ausgefeget werden, würden fie doch in un⸗ ferm Auge von der waßerigten, kryſtallenen und glas fernen Feuchtigkeit dreyfach gebrochen werden. Dies fes ift die Urfache, warum die zerſtreueten Lichtſtralen in dem Boden des Auges wiederum in einem Punkte zuſammen kommen, und die Abbildung deutlich ma⸗ chen. Weil die Lichtſtralen von ihrer geraden Rich— tung abweichen, wenn ſie ſchief auf die Flaͤche eines andern widerſtehenden Weſens fallen, ſo kann es freylich geſchehen, daß uns größere oder kleinere Bil der erfcheinen, welches die Ferngläfer und Bergröss ferungsgläfer an ven Tag legen, Auch macher die verfchiedene Brechung denen die Stralen unterwor⸗ fen find, eine Zerftreuung der gefehenen Dbjecte in vielerley Farben, und die jufammen gefegte Licht⸗ ftralen werden nad) ihrer Brechung in viele einfache Stralen verwandelt, wie fchon oben angemenfet worden. Die dunklen und undurchſichtigen Koͤrper, die den vierten Platz einnehmen, find von beſonderer Natur. Ihre Sichtbarkeit ift bloß von den durchfichtigen Körpern berzufeiten, fo gar daß auch Feine dunkle Körper jemals zum Vorfhein kommen Fönnten, wenn die durchfichtigen niche in dem — befindlich wären, Es muͤſſen aber die Körper, di Stralen entweder brechen oder zuruͤckwerfen, j eit mit dunklen koͤrperlichen Theilchen vermiſcht ſeyn, wen fie e. fihtbar werden. Wie 5. er #0, 4. — 190 Eulers neue Theorie suft nicht gefeben wird, als wenn Dinfte oder Nebel in ihr ſchwimmen. Die WBeltweifen haben vor Zei⸗ ten dafür gehalten, daß die dunfeln Körper dadurch fihtbar würden, weil fie die Lichtſtralen, welche auf fie fallen, zuruͤckwerfen, und unſerm Auge zuführen, Sie glaubten diefes daher, weil die dunfeln Körper erftlich fichtbar würden, fo bald fie erleuchtee werden, wle esmit dem Mond und den Planeten zugeht. Allein Herr E. erinnert hiebey, daß man die undurchfich- tigen Körper, vermöge diefer Erklärung, zu der zwey⸗ ten Elafje rechnen müßte, und wenn diefes gefchehen, entftünde ein merflicher Unterfchied, der diefen bey» den Körpern zwo ganz verfchiedeneliche Claſſen ges ben könnte. Es ift gezeiget, Daß die veflecfirende Körper bloß die Stralen zuriick werfen, und in den= felben das Object vorbilden, von welchem fie zuerſt ge⸗ kommen, Allein, da die finftern Körper felbft geſe—⸗ ben werden, und nicht bloß die vonihnen zurück ge= torfenen Strafen, und auch noch über dieß die Stralen oft in verfehiedenen Farben, nach Befchaf- fenheit der Körper, erfcheinen, welches nicht erfolgen: würde, wenn die Stralen unverändert zuruͤckgeworfen würden ; fo hat man ihnen eine befondere Elaſſe an: gewieſen, und Herr Newton gedachte einen beſſern Weg gefunden zu haben, wenn er dafür hielte, daß die auf die Oberfläche des Körpers fallende Lichtſtra⸗ Ion dafelbft gebrochen, und nachgehends in einfache verwandelt würden, von denen nur diefe Art zu une ferm Gefichte gelangefe, welche mit der Farbe des» Körpers übereinftimmete, die übrigen einfachen Ar⸗ ten hergegen müßten nad) feiner De gleichfam | verfchlungen werden, Mein des Lichts und der Farben. * Allein dieſe Erfindung des Newtons iſt nicht ge⸗ ringen Schwierigkeiten ausgeſetzet, da ſie nicht allein aus der Brechung und Zuruͤckwerfung nicht herzu⸗ leiten, fondern noch uͤber diefes den erften Grundleh— ren des Sehens widerſpricht. Die Meynung des Hrn, Eulers, die er von dieſer Gache heget , verdies net bie billig den Vorzug, weil fie mit den Erfcheie nungen in der Natur und dem Wefentlichen der Sas che völlig übereinftimmer. Sie geht dahin: Die Sichtfiralen, welche auf einen finftern Körper fallen, bringen die Theilchen deſſelben in eine zitternde Bez wegung, daß fich von ihnen ebenfalls Schläge in eis nem durchfichtigen Wefen, nach) allen Seiten zu, bes wegen und ausbreiten, wie die Lichtftralen im Aether, Folglich werden felbft die eigenthümlichen Theile des Körpers, nachdem fie durch ihre fehwingende Be—⸗ wegung ticheftralen hervorgebracht, unferm Auge em« - pfindlich, und nicht Die zuruͤckgeworfenen Sichtftralen, Daher fommen die dunfeln Körper mit den leuch« tenden darinn überein, Daß dieſe durch eine eigen« thümliche, jene aber durch eine fremde Kraft Licht- ftralen von fich geben, und diefelben nach unterfchieds lichen Gegenden fortpflanzen koͤnnen. Dieſes ift aud) die Urfache, warum die dunflen Körper von ung gefehen werden, da uns von ihren Theilchen ervente Sicheftralen in Die Augen fallen, wenn weder der Stand des Auges noch auch die Lage des Körper zuwider iſt. 4 Die Theilchen um die Oberflaͤche des dunklen Koͤr⸗ pers find den gefpannten Saiten aͤhnlich, die eine gewifle zitternde Bewegung annehmen fönnen, went fie von der. ähnlichen Bewegung der Schläge Me ‚s gebracht a 192 Eufers neue Theorie gebracht werden. Und es kann aud) nicht anders feyn, da die Lichtftralen von allen Arten auf den Körper fallen, daß nicht zugleich alle Theilchen auf feiner O⸗ berfläche follten bemweget werden, Die Farbe, die. wir an einem finftern Körper gewahr werden, kommt theils von der Spannung, theils von der Elafticicät der Fleinften Theilchen ber, und fo diefe eineriey ver⸗ bleibt, fo lange wird uns der Körper unter eben der⸗ felben Farbe erfcheinen, Die einfachen Farben find fo beſchaffen, wie die einfachen Töne, die in einer ges wiſſen Zeit eine beftimmte Anzahl Schläge haben; daher wird ung 5. E. ein Körper roth erſcheinen, wenn die Theilchen des Körpers einer folchen Spannung fähig find, daß fie in einer Secunde fo viel Schläge bervorbringen koͤnnen, als die rothe Farbe erfodert, Und fo geht es mit den übrigen Farben, - - Wenn man einmal für allemal feft fegen Fönnte, wie viele Schwingungen zu Hervorbringung jeder Farbe nötbig wären, fo hätte man eine deutliche Kenntniß ver Farben ; da es aber fehr ſchwer ift durch Verſu⸗ he bierinn etwas zu beftimmen, fintemal bie er⸗ faunliche Gefhwindigfeit, fo fih in einem jeden, auch in dem ſchwaͤchſten lichtſtral aͤußert, dieſes hindert, fo ſieht man wohl, daß ſich bier derglei— chen Verſuche, wie bey den Toͤnen, nicht anbringen laſſen, und man ſich nur der Vergleichung mit den-⸗ felben bedienen müffe, um den Begriff der Farben nur einigermaßen aufzuklären, Hr. Euler fegt da⸗ her von: einer gewiſſen Farbe, z. & roth: Wenn ein Lichtſtral in einer Secunde eine gewiſſe Anzahl | Schläge führer, die er & nennt, fo werden die ein⸗ fachen, die fich in einer Secunde 20, 8a, Zu, Ze, er | % des Lichts und der Farben. 193 7% mal ſchwingen, alle von eben der Farbe, z. E. roth ſeyn, eben wie die Saiten, die ſich in einer gegebenen Zeit 22, 8%, 2. mal ſchwingen, mit der Saite, die ſich s mal ſchwingt, einen Ton geben. Daber wird man Farbenerhalten, die auf eben eine folche Art werden von einander unterfchieden feyn, wie die Töne in der Mufif, bie ‚einerley Samen und verſchiedene Octaven haben, In der Muſik find innerhalb einer Octave unzählig viele Töne begriffen, deren nur einige von den Mus fifverftändigen befondere Namen erhalten. Gleis chergeftalt find bey ven einfachen Farben in einem foichen Kaum von der langfanften Schwingung bis zu der ſchnellſten, unzaͤhlig andere enthalten, deren eis nigenman ebenfalls befondere Namen beylegen fönnte, und die übrigen mit dem Namen der ihnen naͤchſt gleichfommenden benennen, 3. E. wenn & die Ans zahl der zum rothen Lehtſtral noͤthigen Schläge bes deutere, die uͤbrigen Farben aber 3 yo; &, hießen, fo wird jede Anzahl von Schlägen i in einer Farbe gerin⸗ ger als &, aber größer als 3 feyn, weil 4x ſchon wies derum einen rothen Lichtftral hervorbringen wird, Die Ungleichheit die in der; fchwingenden Bewegung der Sonnentheilchen vorhanden ift, Fann das kuͤrzlich angezeigte Verhaͤltniß niemals überfteigen, ſondern es muß noch faft geringer feyn, weil ein jeder gebrochener Sonnenſtral alle einfache Lichtſtralen von fich giebt, und weil, wenn die langfamfte ſchwingende Bewe⸗ gung vorhanden, und den viol ttenen Fichtftral erzeugek, alsdenn wiederum ein vorheresichtfiral anbebt, wenn die Schwingung anders noch langſamer feyn koͤnnte. Es fcheint, daß die ſchwingende Bewegung der: We bie den sicheftral zum Vorſchein Bringen | Dand, N 194 Eulers neue Theorie feinem Körper gefchwinder auf einander folgen ‚. als im Feuer, und Daß Daber alle von andern abflamı mende Sarben (deriyativi color es), Die ſich von New⸗ tons urſpruͤnglichen (primitivis) in Anſehung der ver⸗ ſchiedenen Geſchwindigkeit ihrer Schlaͤge unterſchei⸗ den, ‚von den Schwingungen der Theilchen eins Körpers erzeugt werden, Die entweder zweyfach oder vierfach oder achtfac) langfamer find alsdie Schwin⸗ gungen der Feuertheilchen. Wenn die Theilchen auf der Oberflaͤche eines Koͤrpers gleich geſpannt und gleich elaſtiſch ſind, und folglich gleich viele Schwin⸗ gungen annehmen koͤnnen, fo, wird der ganze Körper in einerley Farbe fichedar feyn, er mag von ‚einer Seite angefehen werden von welcher man wolle. Iſt aber ihre Spannung nicht gleich far, und find fie felbft, die Theile auf einerley Are untereinander verz miſcht, fo wird ihre Farbe zwar einformig und ein fach fcheinen, aber durch Die Nefraction werden Die Stralen bald verfchieden werden, welches fich bey den nächft vorhergehenden Farben nicht findet. Und dieß ift die Bafchaffendeit der Körper, die man febie- licht nennt, die naͤmlich von verichiedenen Seiten betrachtet verfchiedene Geftalten zeigen. Die Schwärze eines Körpers hat Diefen Urſprung: Wenn die Theilchen eines Körpers fo beſchaffen ſind, daß ſie gar nicht geſpannt, folglich auch zu allen ſchwingenden Bewegungen untuͤchtig find, ſo kommen von dem Koͤrper keine Lichtſtralen zu unſerm Auge, ſie ruͤhren daher auch nicht unſer Geſicht, und das heißt, der Koͤrper wird alsdenn vollkommen ſchwarz erſcheinen. Hergegen wenn einige Theilchen ge— ſpannt, andere nachgelaſſen ſind, fo wird der IE nicht des Lichts und der Farben. 195 nicht eine vollkommene Schwärze haben, weil von den gefpannten Theilchen Lichtitrafen koͤnnen erreget werden, von den andern aber Fei.ie herfommen, Ob nun gleich aus diefer Vermiſchung der gefpannten und nachgelaffenen Theilchen die Klarheit eines Kör- pers kann beſtimmet werden, fo wird Doch Diefelbe meiftens von der Menge und Schärfe der Lichtſtralen, die ihn erieuchten, abbangen. Denn mit je größerer Krafedie Sonnenftralen auf einen Körper fallen, de» ſto heftiger bewegen ſie ſeine kleinſten Theile, und daher koͤnnen fie auch kraͤftigere Schläge und Licht⸗ firalen in ihnen wirken. Ferner bemerkt man auch, daß Die unmittelbar von den Sonnenftralen erleud)e tete Körper weit heller erfcheinen, als diefe, die von. den tichtftralen der finftern Körper befchienen werden. Wenn vermittelfi eines Drennfpiegels die eefammle« ten Sonnenftralen auf einen Körper geworfen were den, fo ift alsdenn ihre vereinte Kraft indem Yrenn« | punkt ſo ſtark, daß ſie die Theilchen des Koͤrpers nicht in eine ſolche zitternde Bewegung ſetzet, ſondern ſie gaͤnzlich zerſtreuet und von einander reißet, welches wir die Schmelzung und Verbrennung eines Koͤr⸗ pers nennen, Es findet fich in vielen Körpern mehr als eine Eis genfhaft, wodurch man fie zu verfchiedenen Claſſen zählen Fönnte; fo wird z. E. ein vor fich felbft leuch— sender Körper, wenn ftärfere $Sichtftralen auf feine Oberflaͤche fallen, gleichfam zu einem finftern ger macht, der durch den andern erleuchtet wird. So find faul Holz; und Mercurius im Iuftleeren Raume in einem finftern Zimmer gleichfam leuchtende Koͤr⸗ per, und dennoch werden fie von den Sonnenftralen Ra erleuchtet, — 196 Eulers neue Theorie erleuchtet, und verlieren ihr Fichte, welches daher koͤmmt, weil die zitgernde Bewegung ihrer Theile weit geringer ift, als diejenige, fo. in den Gonnen- ftralen befindlih. Hieher gehört auch der bononifche Etein, der von den Lichtftralen erleuchtet einige Zeit hernach in einem finftern Orte noch ein Licht von ſich giebt. Ferner findet ſich keine Spiegelfläche, welche niche felbft fichtbar wäre, das ift, ein folcher Körper, deſſen Dberfläche die Stralen zurückwirft, laͤßt nicht allein die Sonnenftralen durch, fondern feine Außer: ften Theilchen werden auch felbit in Bewegung ge bracht, daß fie die, durch ihre Bewegung erregten $ichrftrafen zu unferm Auge führen, und wir alfo die Oberflaͤche ſehen koͤnnen. Und diefes findet fich bey allen wohl polirten Oberflächen der Körper, deren ſchwingende Theilchen alsdenn folche Stralen hervor: bringen, die mit ihrer Farbe übereinftimmen, _ Die durchfichtigen Körper brechen nicht bloß die Sichtftralen, fondern fie farben fie fo gar, wenn fie felbft eine Karbe haben, welches zum Beweiſe dienet, daß auch die inwendigen Theilchen des Körpers zu Durchlaffung der einfaffenden Sicheftralen gefchickt find, fo wie die auswendige Dberfläche ſie zuruͤck wirft. Folglich koͤnnen alle Theilchen eine gewiſſe ſchwingende Bewegung annehmen, vermittelſt wel⸗ cher ſie eine Farbe ans Licht bringen. So wird uns ein rothes Glas alle Objecte roth zeigen, weil die von dem Object auf das Glas fallende Stralen gleichſam von der Roͤthe der Lichtſtralen im Glaſe ausgeloͤſcht werden, Eben dieſes rothe Glas wird einen rothen Koͤrper weit heller und lebhafter vorſtellig machen, andere Koͤrper hergegen nicht ſo deutlich durchſcheinen laaſſen. Es er 3 j des Lichts und der Farben. 197 Es follten die Körper, die feine Lichtſtralen von fich würfen, gar nicht gefehen werden, Weil aber die Sarbe eines Körpers vornehmlich nach der Menge der Arten von Lichtſtralen beftimme wird, fo wird ein jeder jallerdings miüffen fichtbar werden, weil ein jeder beynahe alle Arten von einfachen Stralen von fich giebt. Die durchfichtigen Körper haben aud) eine gewiffe Farbe. Man erblicer fie aber öfters dann alfererft in ihren kleinſten Theilchen, wenn man fie vom weiten betrachtet ; daher fcheint das Waſſer im tiefen Meere grün, und die Luft Himmelblau, welcher Farbe auch die entfernten Dbjecte beynahe gleich- fonmen, Daher wuͤrde auch ein Auge, das mitten im Meer wäre, alles grün ſehen, fo wie ſolches mit⸗ ten in der Luft die himmelblaue Farbe wahrnimmt. Dieſes ift der vornehmfte Inhalt von Hr. Eulers Theorie, fo deutlich fich folcher ohne Zeichnungen hat vorftellig machen laſſen. Der Raum verftat- tet ung nicht, fie mit andern Theorien, als der New— tonifchen, Hugenianifchen u.f.f. zu vergleichen, und \ ihren Borzug ausführlicher zu zeigen, Es wird auch das leßtere deſto unnöthiger feyn, da er denenjenigen, die im Stande find, felche Bergleichungen anzuftellen, ſelbſt in die Augen fallen muß. in $ob aber, das man Herr Eulern erteilte, würde ihn nicht fo fehr ehren, als den, der es ihm ertheilte. Man fagteda- durch nur, daß man im Stande fey, von ihm unter» richtet zu werden, und dadurch rühmte man fich felbjt mehr, alseinen Mann, von dem befannt ift, daß er die größten Mathematifverftändigen noch in unterrichten weis, EU NM z | I. Ab⸗ 198 Abhandl. von der Bortrefflichfeit — 2 En 2 2.5. ar IIl. Abh andlung von der Vortrefflichkeit eines beſondern Mittelſalzes, en durch D. Johann Gottfried Biegen verfaflee. a ich vor einiger Zeit mit der Unterfuchung 3 5 eines gewilfen mineralifchen Körpers be= ) fchäfftiget war; fo kam ich vermittelſt einer natuclichen Gleichheit, fo oftmals ein Ding mit. dem andern hat, wenn fie aus einerley Naturreiche herſtam⸗ men, auf Spuren, die mich überhaupt erfennen lieg» fen, daß etwas Nußbares für Die Arzeneygelahrheit Darinnen müfle vorhanden feyn. Ich verfolgte diefe Spuren mit Nachfinnen und erfoderlichen Verſu— chen, und fand darauf ein befonderes Mittelſalz, wel⸗ ches in gar verfchiedenen Krankheiten Die vortrefflich- ſten Eigenfchaften blicfen läßt, und von deren Ger 9 ich bereits durch hinlaͤngliche Proben uͤber⸗ zeuget bin. | Die ſes Mittelſalʒ beſteht aus ſieben Theilen Acido nitrofo, und einem Theile acido mere vitriolico, das übrige ift eine gar feine alfalinifche Erde, und zwar deren fo a als. zur Sättigung dieſer behden acido- rum eines beſondern Mittelſalzes. 199 rum noͤthig iſt. Aus dieſen angegebenen Theilen beſteht das beſondere Mittelſalz. Gelehrte Chymi— ſten werden daraus urtheilen koͤnnen, ob es den Na— men eines beſondern wahrhaft verdiene, oder, ob es ſchon jemand vor mir entdeeft ? Sie werden eg gleichfalls nach diefer Vorſchrift zu bereiten in Stan- de jeyn. Allein fie müffen auch dahin fehen, daß es in der reinften Feinheit hervorgebracht werde, Er fie ferner zum Voraus einfehen koͤnnen, daß als ein Weg folches zu bereiten, vorhanden ift, Fi wit ich ihnen gern die Sreyheit laffen, denjenigen zu wählen, welcher bey ihnen den beften Beyfall fin det, und wodurch fie es mit gutem Borrheile zu ma> chen wiſſen. Die Bekanntmachung derer Beftandtheile biefes Mittelfaljes, laßt uns auch vieles zum Voraus von deſſen Wirkungerfennen. Allein, dadurch Vernunft: fhlüffe berausgebrachte Sage, niemals fefter -als durch die Beyſtimmung der Erfahrung werden, fo will ic die heilfamen Wirfungen meines erdigten Mittelfalzes dergeſtalt erklären, wie ich Durch zurei⸗ ende Verſuche zur unumſtoͤßlichen Ueberzeugung gelanget bin. Es ift befannt, daß alle Mittelfalze, ſowohl die: jenigen ‚ fo ein wahrhaftes Alkali befigen, als auch die, fo nur eine alfalifche Erde führen, eine Kraft Haben, die innern Theile unferer Mafthine, wenn fie eingenommen, oder auc) per clyfmata in tradtum in- teflinorum gebracht worden, ftärfer, als natürlich ift, zu bewegen, Man weis ferner „ daß auf ſtaͤrkere Bewegungen unferer Mafchine, Auswuͤrfe erfolgen, welche fich in denenjenigen Yusfonderungsroerkjeugen Mg zutragen, — | 200 Abhandl.von der Bortrefflichkeit zufragen, wo nämlich die ftärfere Bewegung erweckt worden. Alle Huͤlfsmittel wirken ſowohl nach Ber fchaffenheie der Dofe, in welcher fie genommen; als auch nach der Beſchaffenheit der Maſchine, welcher ſie eingegeben worden. Folglich muß man auch bie⸗ ſes von denen Mitrelfalgen behaupten, zu welchen auch gegenwaͤrtiges gezaͤhlet wird. Iſt demnach die Dofe geringe, fo wird zwar eine ſtaͤrkere Bewegung hervorgebracht; allein dieſe Bewegung iſt nicht allemal zureichend, eine Ausſonderung beſonders in primis vüs _ bervorzubringen: fondern es geht vornehmlich i in dag Gebluͤt, und vermehret dafelbft die natürlichen Ab» und Ausfohbernngen, Im Magen und Gedärmen Bingegen, als Theilen, welche mehreres zu erfragen insgemein gewohnt find, wirft es nur incidendo & in.illis retenta selolyedde, Diefes kann man gleich)» falls von —— erdigten Mittelſalze uͤber⸗ haupt bemerken. Vornehmlich habe zwo wuͤrdige Eigenſchaften an dieſem Salze, wenn es denen Menſchen gebrau—⸗ chet worden, wahrgenommen. Die erſtere beſteht in Ausſonderung aller und jeder unnuͤtzer Dinge, (wenn es auch Wuͤrmer wären, die die Würmer aller Marktſchreyer an Größe übertreffen,) fo in dem gan» zen Canale derer Eingeweide befindlich find. Diefe Wirkung nun hervorzubringen, hat man Urfache, den» jenigen Körper wohl zu prüfen, welcher foll purgiret werden,. damit die Dofe weder zu flarf, noch zu ſchwach eingerichter werde, und der gehoffte Endzweck berausfomme. - Denn fo viel ift gewiß, daß faſt ein unglaublicher Unterſchied unter denen menſchli— hen Naturen angetroffen wird, wenn fie — per Aavuimn eines beſondern Mittelſalzes. 201 alvum gereiniget werden. Ich habe vor einiger Zeit einen epileptifchen Kranfen gehabt, der nur achtzehn Jahr alt war, welcher acht gewöhnliche Doſes für Erwachfene, ohne alles Wirfen und Empfindung in einem Tage von Purgirmitteln eingenommen, und. die neunte, welche in zwey $orh dieſes Salzes beftund, hat erftlich durchgefchlagen. Gewiß, ein- furchtfamer Arzt würde diefes nicht gewagt haben, Indeſſen, da ic) diefen Menfchen bey mir hatte, auch wußte, daß feine Natur, durch die Vielheit einge nommener Arzeneyen, fehr hartnäcfig geworden war: fo habe ich diefes ohne den aflergeringften Nachtheil unfernommen. | Ueberhaupt habe ich angemerkt, daß diefes Salz leichter durchſchlaͤgt, als alle übrige terreftrifche Mit— telſalze. Oftmals reichen zwey, drey oder vier Quentlein zu, und man wird ſehr ſelten eine Ma- ſchine antreffen, die höchftens über zehn Quentlein vonnoͤthen hat. Man muß daher Achtung geben, daß man in Verordnung diefes Salzes niemals zu tief fomme,. Denn wenn diefes gefchiehe, fo iſt freylich Fein Wunder, wenn audy durch die große "Menge der zugleich in die innere Magenhaut wir⸗ kenden Salztheilchen verkehrte Bewegungen entftes ‚ben, und daher exonerationes per os erregt werden. Ich kann nicht leugnen, daß eine verordnete Dofe diefes Salzes zum Purgiren nicht auch folfte ins Blut wirken. Vielmehr weis ich, daß dieſes gewiß geſchieht: denn wenn fäugende Mütter zu diefem Zwecke etwas gebrauchen, fo erſtreckt fih die Wir kung jederzeit auf eben diefe Art indie Säuglinge. DR lein morbos periphericos durch beftändiges Purgiren | N 5 heben 002 Abhandl. von der Vortrefflichkeit heben wollen, mattet den Leib viel zu fehr ab. Aus dieſer Urſache nun ift eine andere Art der Berord- - nung nöthig, vermittelft welcher man folche Krank⸗ heiten und befonders fo genannte Cacochymien, oder Krankheiten, die in verderbfem Gebtüte ftecten, ver⸗ treiben kann. Hierdurch wird nun eben die zweyte Eigenſchaft dieſes Salzes verſtanden, davon kurz vorher gedacht worden. Ueberhaupt kann man ſo viel davon zum Voraus melden, daß ſie in Eroͤffnungen widernatuͤr⸗ lich ſtockender Materien und Ausſonderungen vieler Unreinigkeiten per vias vrinarias beſtehe. Dieſe Wir: kung zu erfahren, wird ein anhaltender Gebrauch unſers Salzes, jedoch in geringer Doſe erfodert. Man kann es ebenfalls wegen offenbarer Verſchie⸗ denheit Der menfchlichen Naturen nicht allgemein be- ſtimmen, mie groß eigentlich dieſe Dofe feyn muͤſſe. Allein, das kann man fagen, daß bey denen härteften Naturen die ftärffte Dofe nicht mehr als hoͤchſtens zwwey Quentlein befragen darf. Won dar aber, kann man nad) Befchaffenheit derer Umftände bis auf zwanzig Gran herunter fteigen, Aus dem, was nun bisher von denen Wirkungen unſers Salzes überhaupt erinnert worden, laffen fich die befondern Fälle, in welchen es feine Vortrefflich⸗ feit an den Tag legen kann, gar deutlich erläutern. Wir wollen deffelben rühmliche Dienfte insbefondere, zubörderft vor ung nehmen, menn es in ftärferer Dofe, und folglich fcopo inteftina crafliora expur- gandi, gegeben wird. Daeseine Krafthat, alle und jede widernatuͤrliche Dinge aus dem Zufammenhange derer Gedärme auszufegen; fo ift auch deutlich abzu⸗ nehmen, eines befondern Mittelſalzes. 203 nehmen, daß es alle Krankheiten, die daher ihren Ur— fprung haben, zu heben vermögend ſey. Kolglich muß es in der Windfolif, in verderbtem Appetit, in Falten Fiebern ꝛc. nußbar feyn. Vornehmlich aber thut es fich in Oallenfranfheiten und in folchen Faͤl⸗ len, wo eine ausnehmende Hiße im Magen und Daͤr⸗ men von einer dafelbft befindlichen Materie vorhan— den ift, befonders hervor, . Die Urſache deflen kann ein jeglicher vernünftiger Arzenengelehrter aus ‚der "Betrachtung der Beftandtheile diefes Salzes erfen- nen. Denn da der faure Theil defielben größten: theils aus dem Acido nitri befteht: das Nitrum aber propter acidum peculiare, nicht nur die Schärfe der Valle ungemein daͤmpfet, ſondern auch die ſaͤmmtli— hen Säfte unfers Leibes ſehr vorzüglidy abkuͤhlet: fo ift leicht begreiftich, daß diefe Wirkungen erfolgen muͤſſen. | Alle hitzige und ärgerlihe Köpfe, infonderheit auch die bitter bofen Weiber, koͤnnen gar Feine gefchick- tere Wahl unter denen Purgirmitteln freffen, als wenn fie diefes Salz auslefen, In Durchfällen und Ruhren, wenn es mit der morgenländifchen Rhabar⸗ barwurzel verfeßt wird, welche propter partes terre- ſtres, nach vorbergegangenen eröffnenden Kraft, die Vifeera wiederum ſtaͤrket, ift es ganz unvergleichlich. Desgleichen , weil es wegen der alfalifchen Erde, wie alle übrige terreftrifche Mittelfalge, etwas bitter ſchme⸗ et, fo wirft es alle Sorten von Würmern, die ſich in denen menſchlichen Eingeweiden zu häufen pfle- gen, ſehr erwuͤnſcht und vorzüglich aus, infonderheit, wenn einige Tage vorher ein Pulver aus feınine fan- tonIcO, N 204 Abhandl. vonder Vortrefflichkeit tonico, vitriolo martis, aethiope minerali, mercu- rio dulci und dergleichen gebrauchet worden. Soll es aber in Fällen angewendet werden, wo die Urfache in denenjenigen Theilen liegt, die mehr zur Dberfläche unfers Leibes, als zum Mictelpunfte deflelben gehören : jo wird allerdings ein anhalten- der Gebrauch und in fehwächerer Dofe erfoderk, Wie diefe nun muß befchaffen feyn ; müffen die Um— ftände der vorhabenden Mafchine eigentlich beſtim⸗ men, Ueberhaupt aber ift fie bereits vorher ange- geben worden. Auf folhe Weife nun kann man mit diefem Salze eine folhe Cur anfangen, die dem or> denelichen Gebrauche eines Gefundbrunnens völlig ähnlich it. Es fey ferne von mir, daß ich einen einzigen Geſundbrunnen verachten will, Allein, daß dieſes Salz angenehmer: zu brauchen, und in vielen langwierigen Krankheiten unvergleichlich fen; ift ei- ne Wahrheit, deren Richtigkeit ich unmiderruflich behaupte, Doch hiervon foll unten etwas umftänd» licher gehandelt werden. Voritzo aber will ich noch diejenigen krankhaften Fälle anzeigen, in welchen ſich diefes Mittelſalz wahrhaft wirkſam erzeiger. Weil deffelben Acidum größtentheils: von der Na- fur der Salpeterfäure iſt; die Salpeterfaure aber, wenn fie entweder durch ein wirklich Alkali oder durch eine dergleichen Erde in ein Mittelfalz verändert worden, unfere Säfte mehr Falt macher, als erhißt : fo iſt leichtlich der Schluß zu machen, daß es per poros cutaneos oder auf den Schweiß in geringer Dofe ge= brauchet, wenigfwirfen werde, In unnöthig ſtar— Fer Bielheie aber gebraucher, wo es gleich anderer Dinge, inteflina in motus retrogrados cientium fli- mu- eines befondern Mittelſalzes. 205 mulando wirfer, und folchergeftalt Erbrechen erwe⸗ cket, treibt es nachher freylich auch den Echweiß aus: allein eine auf folhe Weife Hervorgebrachte Schwitzeur ift zumeilen gefährlich, allemal aber fehr beſchwerlich. Man muß es daher zu dieſem Ende niemals anwenden, Allein in geringer Dofe verordnet, wirket es nicht nur Berftopfungen ‚ Berbärtungen und verſchleim⸗ tes Blut auf eine ſichere Art, wenn es in vielem Waſſer zerlaſſen und damit getrunken worden, auf— zuloͤſen; ſondern fuͤhret auch widernatuͤrliche Unrei— nigkeiten durch. den Harngang gewaltig ab. Folglich läßt fich nun hieraus abnehmen, daß es in vielen Fällen, wo eine folche Art materieller Urfachen vor- handen, allerdings nüglidy feyn müffe, Der ganze ‚Schwarm geſchickter und berühmter Aerzte bat je— Derzeit Dafür gehalten, daß der Harngang der gefchick- tefte Ausfonderungsort aller Unreinigkeiten des Blu— tes fen. Nun wird diefe Wahrheit wohl außer mei= nem DBenfalle eine Wahrheit bleiben : allein ich müßte unvernünftig handeln, wenn ic) nicht befens nen wollte, daß diefes feine Nichtigkeit habe. Es fälle auch jedermann die Gewißheit dieſer Sache leicht in die Augen, der nur einige Kenntniß des menſchlichen Baues hat. Blutgefaͤße und die Abſonderungswerkzeuge des Harns ſind nicht nur unmittelbar mit einander ver⸗ bunden, denn der Urin wird in denen Nieren vom Blute abgeſchieden; ſondern dieſe Gefäße find auch unter denen, ſo das Unnuͤtze aus dem Blute fuͤhren, die — und wirkſamſten und alſo auch die ge⸗ Bere zur Berbeflerung der Blutmaſſe. ud | mn _ 206 Abhandl. von Der Vortrefflichkeit | muß alfo diefes Salz, als einesderer beiten Blutrei— nigungsmittel anfehen. Es ift daher wider den Schwindel, der von einer mwidernafürlichen Befchafs fenheit des Blutes entftanden, wenn es nämlich all- zu dicke und mit zaferichtem. Schleim vermengt ift, desgleichen zur Verhütung des Schlages, ein ruhm⸗ wuͤrdiges Mictel. ft eine Schlaffigfeit dererjeni- gen Theile, fo zur Berdauung erfodert werden, zus gleich mit vorhanden; fo wird die Verordnung eines verftändigen Arztes ftärkende Mittel: ohne mein Er- inneren mit einfchließen, daß daher beyde Lirfachen diefes Uebels nothwendig weichen muͤſſen. In der Melancholie eine ordentliche Cur damit veranftaltet, und eine richtige Verhaltungsordnung dabey mit vorgefchrieben, hat es fehr vorzüglich ge than ; desgleichen in dem malo hypochondriaco tam haemorrhoidali, quam flatulento. Indem e8 verftopfte Gefäße eröffnet, das Blue verdünnee und _ die Winde verjagt, fo iſt auch ex nuda theoria zu erkennen, Daß es in dieſen Kranfheiten ungemein ſeyn müffe. Eben fo vorzüglich wirft es in der Gelb⸗ fucht, wenn es zumal mit Rhabarbarinis verfeßt wird, Es wäre denn, daß ein ungeheurer Stein in vefica fellea oder deren dudtibus vorhanden wäre, welcher gemeiniglich alle Arten der Kuren verfpoftet, | Wider den Mieren- und DBlafenftein, wie auch, wenn in obftrudtione urinae eine zahe Materie die Urfache iſt; findet man an diefem Salze ein bewaͤhr⸗ tes Hilfsmittel, Ganz befonders aber verhält ſich diefes Mietelfalz in menfium perturbato negotio, wo oftmals ſchon unfäglich viele andere Mittel — | gebli ; eines befondern Mittelſalzes. 207 geblich verfucht worden, zeigt. es insgemein über Hoffnung die befte Wirfung. cd) fege aber bey jeden Fallen eine vernünftige und anhaltend zureis chende Eur zum voraus ; denn wegblafen Fann man Die Kranfheiten damit eben fo wenig, als mit andern Mitteln, rufe | So weit habe id) die Kräfte diefes Salzes wahr. befunden, über diefes Maaß aber unterftehe ich mich nicht felbige auszudehnen. Finde ich noch andere heilſame Wirkungen daran; fo follen fie fünftig nach ihrer Befchaffenheit ebenfalls angemerkt werden, berhaupt laſſen fich viele Krankheiten dadurch ab- wenden, wenn man felbiges jährlid) ein- oder zwey⸗ mal zu vier bis fechs Duentlein bey lüßiger und übers einftimmender Diät, drey Tage nad) einander in friz fchem Ziegenmolfen oder Waſſer zerlaſſen, gebraucht. Nun wollen wir verfuchen, in wie fern es ſich zu einer nachgeahmten Brunnencnr ſchickt, und ob man ficherer. damit fahrer, als mit natürlichen Gefunds brunnen ? Es ift außer Zweifel, daß Ihro Durch⸗ lauchtigfeit des Fürften. von Waldeck Gefundbrunnen: zu Pyrmont anigo noch der berühmtefte und anſehn⸗ lichfte ift, Der Herr Hofrath und Fuͤrſtl. Leibarzt, Herr D, Joh. Phil. Seip, har fih viele Mühe ge— geben, in feiner Befchreibung der pyemontifchen Mi- neralwaſſer und Stahlbrunnen eine Richtigkeit des Inhalts derfelben ausfündig zu machen, Allein eis nem Kenner der Chemie bleiben hin und wieder viele Dunfeldeiten in Evfenntniß deflelben übrig. Der ı Herr Hofrath giebe in der durchaus neu vermehrten. Auflage von 1740, in der vierten Abtheilung minera⸗ liſchen Inhalts der. pyrmontiſchen Gefundbrunnen, sch Be at 208 Abhandl. von der Vortrefflichkeit S.ızan: daß nach gleichvoͤlliger Verdaͤmpfung und ganzlicher Austrocknung eines Pfund Waflers aus dem Trinfbeunnen 22 Gran, aus dem großen Brodel- brunnen 24 Öran, aus dem niedern Badebrunnen 15 Gran und aus dem ‘Dergfäuerling 5 bis 6 Gran einer braunen, gelbröthlichen und mit etwas Weiß un« termifchten Materie zurück bleiben. Vermittelſt ei» nes leichten und reinen Waflers, welches auf dieſe bunte zurück gebliebene Materie gegoffen wird, laßt fich zu einigen Granen ein Sal elixum fen medium peculiare auslaugen, welches Waſſer, Bitriolgeift und Schwefel durch Uebertreiben in gläfernen Ge: fäßen ohne Zufaß liefert und noch etwas zuruͤcklaͤßt; welches cum inflammabili quodam fieco ein hepar Sulphuris giebt. Ferner behauptet der Here Hof rath Seip ein Alcali darinn, welches das Acidum in Mineralmaffern übertreffe. Er nennt es faft ale lezeit ein Sal alcali, oder eine füße alkalifche Erz de; vermuthlich aus Behutſamkeit, weil er felbit ſich zweifelhaft ausdrücker, und: nicht weis, ob es ein wirklich Sal alcali, oder nur eine alfalinifche Erz de iſt. | | * Noch uͤberdieß finder er auch etwas darinn, wel⸗ ches er bald einen Bergkryſtall nennet, bald mit der Materie des Lapidis Selenitae vergleicht. Offenbar zeigt auch Der Geſchmack dieſer Waſſer, daß ein Ei» fenvitriol darinn müffe vorhanden fern. Folglich finden fich viele Grundtheile darinn, die wir weder recht erfanne haben ; noch auch wiffen, in welchem. Gewicht fie mit einander verbunden find. Und gleichwohl ift diefer Brunnen im ftärfften —— | EN e. eines Befondern Mittelſalzes· ang che. Wir müflen daher lediglich der: Erfahrung frauen, in welchen Fällen er qute Dienfte leifter, Die alten Yerzte, fo ſich um die Erkenntniß diefer Baer und’ deren Beftandrheile bemuͤhet, weil fie die Chemie noch ohne Vernunft und Grundfäge trie⸗ ben, als D. Andreas Cunaͤus, Bolmann ꝛc. haben biche Grundtheile in dieſen WBafern angegeben; die ung heut zu Tage mehr verwirrt machen, als zur Er⸗ läuterung dienen,’ Unter allen aber hat es: Theodor rus Tabernämontanus in feinem Waſſerſchatz, wenn er ven Pyrmonter⸗ zu feiner Zeit Spiegelberger handelt, wohl am allerärgften gemacht. Er giebt folche ſchreckliche Dinge darinne gefunden zu beben, vor: daß einer lieber fterben möchte, als von diefen Waſſern trinfen, wenn es feine Per hätte, Allein das befte ift, daß es weder wahr, noch geglaubt wird, Er legt ihnen geiftliche Kräfte, ro— then Operment, Raufchgeel, Dehergeel, Feuerſchwe— fel, Maun, Salpeter, Vitriol ꝛc. bey. Wahrhaf: tig ein Trank, den die Poltergeiſter in wuͤſten Schloͤſ⸗ fern nimmermehr ä ärger, vor ihre einfehrende Gaͤſte bereiten koͤnnen, amd wenn auch ucifer die Compo⸗ fition ſelbſt Acbenten ſollte. Allein es iſt dieſem gu⸗ ten Manne eben ſo wenig zu verdenken, als andern, die mit ihm gelebt haben. Am fechszehnten Jahr⸗ hundert waren die Aerzte noch rarer, als gegenwärtig. Es gieng daher auch) leichter an, (zumal da die Aerz⸗ — = Anfehen, die Welt aber in chemifchen Sachen ig Erfahrung hatte, denen Leuten Luͤgen ftatt Der Ei eit aufzubinden, als itzo. Indeſſen ſo glau· ben einige, daß diefer Tabernämontanus aus Neid; und nicht aus eigenem ————— 6 Band. 210 Abhandl. von der Bortrefflichkeit monter Stahlwaſſern angegeben. Dem mag nun aber ſeyn, wie ihm will; fo iſt meiner Einſicht nach, uns geachtet Die Bemühung und Unferfuchung des Herrn Hofrath Seips über dieſe Waſſer groß und vernuͤnf⸗ tig, dennoch nicht zureichend, die Beſtandtheile derſelben eigentlich zu beftimmen, Der ‚berühmte Engländer, D. Slare, ftimmer gleichfalls mit des Heren Hofratd Seips Meynung ‚wegen der Grund» theile des Pyrmonter Waffers nicht. überein. Glei⸗ chergeftale nun verhält es ſich mit allen übrigen Ge⸗ ſundbrunnen. Man kann alſo erkennen, daß wir die Geſundbrunnen brauchen, ohne ſicheres Vorwiß ſen ihres richtigen Inhalts. Des ſeligen Herrn geheimen Raths 532 Hofmanns Schriften von unterſchiedenen Geſund⸗ brunnen koͤnnen desfalls zum Behuf meiner Meys nung dienen. Jedermann muß eingeſtehen, daß der⸗ ſelbe ein Mann von großer Einſicht geweſen, und daß er beſonders viel Fleiß auf die Erforfehung mis neralifcher Wafler verwendet. Allein ich-geftebe ofs fenbar, daß hin und wieder allzuflüchtige: Beurthei⸗ lungen von ihm aufgeſetzt worden. Der gruͤndli⸗ che Bericht von dem Selterbrunnen, deſſen Gehalt, Wirkung und Kraft, welchen derſelbe 1727 in Halle davon abdrucken laffen, giebt hiervon ein deutlich Zeugniß. H. 7 beißt es: Es ift alfo in diefem Brunnen ein pures alEalifches Salz und ein flüchtiges ärherifches Principinm ans zutreffen, von welchen beyden wirkenden Stücen, nebft dem guten und leichten Maſ⸗ fer, die herrliche medicinalifche Kraft deffelben einzig und allein herzuleiten. Da Doch Furz yo | | Anz. oh, ‚eines befondern Mitteffälzes. au. ber $. 5 ſteht: Wenn man weiter zwey Apos, thekerpfumd von diefem Selterwafjer bey ge⸗ Iindem Kohlfeuer vSllig einfachen und. vers. rauchen läßt, bleibt ein Duenclein und 12 Gran von einer zarten meißen faliniichen Materie zurück. Diefes /hdaum giebt, wenn man Oleum Fitrioli darauf tropfr, einen weißen pe⸗ netranten ſauren Dampf von ſich, der die: Naſe empfindlich - sfficirer,,» faftreben, als wenn man diefes Oltum auf gemeines Küchen?’ Ballenläßtiin Astra 64 Ecrſtlich ift es alfo ein pures alkaliſches Salz, und‘ gleichwohl treibt das Oleum Vitrioli, als das ftärf«) ſte unter allen nur »befannten Acidis, einen ſauren empfindlichen Dampf aus: diefem puren alkaliſchen Salze: Wie kann doch diefes möglicy feyn ? Wahre haftig, ih muß dieſe Meynung nothwendig unter die) paradoxa chemica-ftellen ; damit dieſe angenehme‘ Lehre nicht mit ‚dergleichen Irrungen verunreiniget bleibe. Es iſt zu weitlaͤuftig in dieſen Gedanken den Inhalt mineraliſcher Waſſer ‚genau und eigent⸗ lich zu erklaͤren. Allein von erdigten Mittelſalzen noch etwas zu ſagen, iſt eine Schuldigkeit welche‘ die Deutlichkeit des Unterſchieds zwiſchen dieſen und andern erdigten Mittelſalzen nothwendig erfodert. Es iſt mir und vielen andern befannt, daß es vie⸗ lerley Sorten terrefteifcher Mittelfalze gebe, welche insgemeim unter dem Namen Engliſch Purgir⸗ falz vorfommen. Es ift aber. auch gewiß, daß fie weber wegen ihrer Materie, noch Herkunft einerley find. Man muß fie einthellen in natürliche und ges Hanf, Die natürlichen werden aus werfchiebenen | —* In £ » 2° Pre ö © mt 313 Abhandfvonder Vortrefflichkeit Gefundbrunnen evaporando et ſubinde eryftallifan- do bereitet. Die gefünftelten aber müffen meiſten⸗ theils calcinando verfertiget werden und die Natur muß der Endlichkelt der menſchlichen Kräfte Die Grundtheile oder die Materialien darzu Berleihen, Diejenigen nun, fo vermittelft'der Berdämpfung’ ohne Zufaß ats Geſundbrunnen gefotten werden, als’ daB Seyplißer , Seydſchuͤtzer, Töpliger, Carlsbader, Egerfche ꝛc. nenne ich natürliche); - Die übrigen aber, fo auf andere Art bereitet werden, gefünftelte. Bon diefer Sorte giebt es anigo: viele Mis- und Afterges burten, darauf fic) ein gemwiffenhafter Arzt durchaus) nicht verlaffen Fann, Der felige Herr "Profeffor Schulze hält dafür, daß diefe Arc Salze ihrem Ur⸗ forunge nach, aus. dem Geſundbrunnen zu Epfom in’ England am erften bereitee worden. ' Darauf hat obgedachter D. Slare eine nachgeahmte Methode ausfündig gemacht, und gegenwärtig erhalten wir noch das mehrefte englifche Purgirfals aus Ports mouth in England. Dafelbft wird es aus Vitriol, von welchem das Oleum Vitrioli abgetrieben, und aus’ der Mutterlauge des fpanifchen und portugieſiſchen Boyſalzes gemacht, und wir (überfommen es noch unter dem falfchen Namen des Salis’Ebeshamenfis oder Epſonienſis. in ill Kerne TERN OR a * Verfchiedene Saboranten a a eine Sort ‚eng hen Salzes nah. Wenn fie Bir. triol mit gemeinem Salze ſtark gluͤhen. Allein ſie fehlen oft, ſowohl wegen des Gewichts beyder In⸗ gredientien als des Grads mit dem Feuer, und, 3— t ans f P lich kann der Gebrauch Diefes berausgebrachten, 1 eines beſondern Mittelfalzes. 23 anders, denn unficher feyn., . Bon faft gleicher Gar: tung hat man au) mehrere, Arten englifcher Pur- girſalze; ; allein Feine einzige bat eine. zureichende Uebereinfunft mit dem gegenwärtigen. , Wer Belies ben bat, kann von diefen Materien des feligen Herrn Sriedrich Hofmanns. Opufcul.. (phyfie. medic. tomo Secundo, fo zu Ulm abgedruckt. worden; desgleichen feine Obfervat. phyfico-chemicas‘ libr. IL, und wire ‚andere Schriftfteller nachleſen. Hieraus ift alfo offenbar, daß bergleichen He er⸗ digter Mittelſalze noch nicht gemacht worden. Al lein ich würde ſehr für die Ehre danken, wenn ich fo unglücklich feyn follte, daß man desfalls meinen Na⸗ men an denen Apotheferbüchfen, wie, dem Glauber ‚mit feinem Sale mirabili, oder dem Mynficht mie In Polychreſtſalze wiederfahren, verewi | gen wollte. —9— — 9 ice dee » IN, \ Beſchretbung des Pirniſchen Sanbfeinghirgch Johann Ehriſt ian Helfk. h habe letchin von den ai Meldung gefhan, fo man in dem pirniſchen | Sandftein findet, und laſſe egenwärtig eine eſchreibung dieſes Gebirges gyN —— * — Helks Beſchreibung de; nimme-bey Pirna feinen An g, und ſtreckt fich —* Meilen weit ſowohl gegen Morgen bis in Böhmen‘, als Mittag und Abend fort, daß man alſo eher aufhören wird, Städte zu bauen, als man uͤber das Aufhoͤren deſe Steinbruͤche zu klagen Urſa⸗ che finden wird. Die Höhe diefes Felfen ift von uns gleichem Maaße. Und da fiean der Gortläube von der Waſſerflaͤche ungefähr 40 Ellen hoch ift: fo muß man fie an der Elbe von der höchften Fläche, 3. E. des fi lienſteins bis zum Fluſſe über 260 ſchaͤtzen. So fuͤrch⸗ terlich der Anblick dieſer Felſen, ſo hier und da den Einfall örohen, im Thal der Eibe einem neuen Ans ſchauer ſeyn Fan: fo angenehm und reizend muß er einem Naärurforfeher feyn. Diefer Felfen, welcher eine große Menge Menfchennähret, ift es, welcher die ſaͤch⸗ ſiſche Hauptſtadt vor der Gefahr im Feuer zu ver⸗ derben, ſichert. Auf‘ der- Oberfläche dieſes Gebirges ſteigen hin und wieder andere Sanpfteinfelfen empor, welche gleich- fan mit Fleiß darauf gefeßt zu feyn fcheinen, und die Aufmerffamfeit nicht ohne tiefe Betrachtung vorbey gehen laffen. Den ſel. Bergrath Henkel reizte die Bes trachtung derer bey Berggieshübel, fo doch faſt unter ‚allen die getingſten find, fofehr, daß er, in feiner Be- fehreibung des Derggieshübler Bades, ihre Seltenheit der berufenen aͤ aͤgyptiſchen Pyramiden ihrer gleich ſchaͤ⸗ getund faft vorziehr. Unter denfelbigen aber haben fich der tilienftein und Sonnenftein den Borzug —— da jener am hoͤchſten empor ſteigt, dieſer aber vom fürft Auguftus,durch Hülfe der Kunft, zu ner toindlichen Feftung gemacht worden, welche den Raub der allerfühnften Feinde Trotz biethen Fann, r Diefes des pirhifchen Sandfteingebirges. 215 Dieſes Gebirge ift gleichfam in zwey Haupttheile ges theilet. Die obere Hälfte befteht aus grobem gilblichten Sandftein, deifen Feftigfeit an vielen Orten fogering ift, Daß bey lange anhaltendem Negenwetter manchmal Stüden davon, zum Schaden derer, die das Thal bes wohnen und die abhängende Fläche am Fuße des Fels fen angebaut haben, herabftürzen. Diefer grobe Sand: ftein wird faum zu Mauerftücken genugt. Und die Ein- " wohner haben es allerdings als eine Wohlthat anzufes ben, daß der Strom der Elbe das Gebirge durchfchnit: ten, daß fieden darunter liegenden beſſern Stein leich« ter gerinnen koͤnnen. Es erzeigt aud) diefer Strom dadurch feine Dienfte, daß er die gebrochene Stuͤcken in entfernte Derter und in die See trägt, daß in Hol land und Dännemarf Palläfte davon in die Höhe fteigen. Die untere Hälfte ift vielzärter, weiß und fefte, doch aber nicht durchgehends von gleicher Güte, welche nicht nur der Dre, fondern aud) die verfchiedes nen Sagen übereinander (Strata) oder Bänke, wie fie _ Ju die Steinbrecher nennen, fehr verändern, An der El: be wird er fat nur zu allerhand Baunugung, Mauer⸗ und Srundftücen, Fenſter⸗ und Thürpfoften oder Ges wände, wie fie es nennen, imgleichen Muͤhlſteinen ge> brochen. Nirgends iſt er feiner, als an der Gottlaͤu— be, zwiſchen Rothwernsdorf und Cotta, wo er zu der zaͤrteſten Bildhauerarbeit vollkommen geſchickt iſt, zu welchem Ende er auch faſt allein daſelbſt gebrochen wird, weil die Koſten, ihn als Mauerſtuͤcke eine halbe Meile weit auf der Are an die Elbe zu führen, dem Vortheile nicht gleich fommen würden. Die klei— nern Stuͤcken verarbeiten fie indeflen zu Fenfter- und Thuͤrpfoſten. Er befteht 0 fonderlich M le 4 8B4 an⸗ 6. Helks Befchreibung Tr 4 Bänfen, deren jede 8 bis g Ellen: dick ift, und haben eine geringere Decke von dem groben Sandſtein und Dammerde, indem die Oberfläche von der Höhe des Gebirges nach der Gottläube zu fchief herab läuft, Die mittelfte von diefen Bänfen iſt Die befte, weiß, etwas blaulicht, zarte und fefte. Die Bildhauer nen= nen es den zähen Stein, Die oberfte ift etwas groͤ⸗ ber. und fchlechter, doch aber auch zum Bildhauen ge ſchickt. Die fchlecytefte aber ift die unterfte, ns fie die Sandbanf nennen, weil fie große, ei mit Sand enthält, fo nebft den darinnen am meiften oft zufammen gehäuften Mufcheln manchmal ein großes Stücf unbrauchbar machen. Diefe Sand» banf arbeiten fie unten weg , und halten den Einfall indeffen mit hölzernen Stuͤtzen zuriick, Und wenn fie ſelbige weggenommen: fo ftürzt fich der obere Fel- fen, manchmal fpat nad) etlichemal gefchehenen Ruͤ⸗ cken, manchmal ſchnell, nicht ohne Verungluͤckung der Arbeiter herab, und läßt alsdenn mit Bequemlichkeit Sticken von verlangter Größe aus ſich heraus hauen, Diefe herabgeftürzte Stuͤcken wiſſen die Steinbre» der; mit vielen nach einer Reihe, geſetzten eiſernen Keilen und gleichſoͤrmigen Schlaͤgen, ſo geſchickt zu theilen, daß ihnen die Abſicht nicht fehlet, wofern nicht die Muſcheln und Hoͤhlungen dem Spalte eine falſche Richtung verurfachen. . Zwiſchen diefen Baͤnken ift ae bey einer Hand hoch Sand. Wenigftens. theilt ſie eine Linie, Es ift diefer Felfen auch mit vielen verticalen Ritzen abgetheilt, welche fie tofungen nennen; , Sie find meiftens mit Eifenram eingefabt, und erweitern lich | manchmal in eine Kluft, beynahe einer Elle 7* ie des pirniſchen Sandſteingebirges. 217 Die Steinbrecher bedienen ſich, nach Beſchaffenheit des Orts, bisweilen derſelbigen, den geſuchten Sturz der Selfen zu befördern. ‚Die Sagen des ganzen Gebirges find parallel und ziemlich. horizontal, wiewohl die in. dem Cottener Sceinbruch ſich mit der Oberflaͤche des Berges et mas neigen, daß man fehen kann, daß das Gebirge allhier etwas gefunfen feyn muß. Man bat nody nicht noͤthig gehabt, in dieſen Steinbrücden den Stein unter der Waſſerteufe her⸗ aus zuholen, daß id) daher nicht ſagen kann, wie tief dieſes Sanpfteingebirge gegründet iſt. Und ob gleich der Brunnen auf der Feſtung Königftein weit unter die Waflerfläche abgefunfen und in lauter Felfen ges ‚bauen ift: fo habe ich doc) Feiner Nachricht theilhaf⸗ fig werden fönnen, ob er in beftändigem Sandfteine niedergeht, oder ob fich das Gebirge unten verän- dert. In einem Eiſenſchacht, im Walde gegen Morgen ben Derggieshübel, hat man einen weißen Thon aus⸗ gegraben, welcher bey mäßiger Betrachtung erfennen läßt, daß es der Thon fey, aus welchem der Felfen verhaͤrtet, und der bishieher fein Weſen unverändert erhalten. Ex hat eben die gelbe lecken eingemengt, fo man zum öftern in dem Sandfteine antrifft, und wel⸗ che ſich darinn manchmal in gelbe und ſchwarzgelbe Kies» oder vielmehr Eiſennieren verwandeln. | Dieſer Stein bildet feine Drufen in feinen 2öße —* lungen auf eine eigene Art. Denn da die Duarz und Kryſtalldruſen fechsecfigt zugefpigt, die von. Sparh F —F icht, und die ven ne N ea find: fo find die in dieſem Sandſteine linfen örmig geb | 25 der, 218 Helks Befchreibung det, insgemein auch in der Größe großer Linſen manch⸗ mal etwas größer. Man findet auch) darinnen, wie: woh! felten, Eleingezacte Drufen, welche das befon- ders haben, daß Die Zinfen alle dreyeckigt zugefpigt find, und ihre Geitenflächen Pyramidenförmig in ge⸗ rader Linie, ohne fich, wie die Quarzzinken thun, oben zu brechen, in die Spige zulaufen. Sie find glän- zend, etwas härter als der Sandftein, koͤnnen aber der Seile nicht widerftehen. | * Die Muſcheln ſind durch das ganze Gebirge von der Tiefe bis zur Hoͤhe geſaͤet, indem ſelbſt der Felſen Koͤnigſtein Muſcheln zeiget. Am haͤufigſten ſind ſie in der unterſten Lage oder Sandbank. Man finder auch hier und da große Bachkieſel in dieſem Sand⸗ ſteine verſchloſſen. Die cylindriſchen Adern trifft man vornehmlich in dem obern groben Sandſtein an. Bey genauerer Betrachtungder Höhlungen, fo das To genannte ſchwarze Steinmarf einfchließen, habe ic) einige wahrgenommen , welche deutlich fehen las— fen, dag Mufcheln vorher diefen Raum erfuͤllet ha⸗ ben, daß man auch die Art derfeibigen genau erfen- nen kann. Diefes Steinmarf ift bey Eröffnung des Steins meiftentheils fo weich, daß es ſich mit dem Singer ftreichen läßt, und ſchwaͤrzet. Wenn es ver- trocknet, fieht es ruftig und theils wie Steinkohle aus. (Es hat einen etwas widrigen und herben &e- ſchmack. Wenn man es in eine Slamme hält: fo fprühen einzelne Funken davon in die Höhe, Ich will nun noch meine zufällige Gedanken von den Urſprung der einzelnen hoͤhern Selfen beyfügen, fo auf diefem Gebirge in die Sernefehen. Im Thal der Elbe kann man fehr deutlich wahrnehmen, * dieſer — des pirnifchen Sandfleingebirges. 219 diefer Durchſchnitt im Anfange nicht geweſen, indem die Lagen der Felſen zu beyden Seiten mit einander übereinftimmen. Vielleicht hatte dieſer Thon- und Sandhaufe das Waffer vor fich her in Böhmen ges bemmt, bis es fich zu einer ſolchen Hohe gefammele, daß es über diefen Damm, deſſen Oberfläche mit der von diefen einzelen Selfen in einer finie war, weg⸗ fliegen konnte. Da nun diefer Haufe, nad) mes niger Zeit feines Urfprungs, (die darinnen vergrabes nen Mufcheln zeigen, daß er ihn durch die Lebers ſchwemmung gehabt, ) feine Seftigkeit noch nicht er- - halten hatte : fo fpülete die Fluth die vberften Sagen hinweg, und ließ nur hier und da einzele Stücke oder dieſe Selfen zurück bleiben, und rig durch diefen Damm endlich das Thal, Durch welches ſich gegenwärtig der Strom der Elbe wälzee. Vielleicht war alfo die Elbe im Anfang dem Rheine ähnlich, welcher, wenn er den Bodenfee gefüllet, und die Höhe erftiegen hat, über diefelbige hinfließt, bis er fi) bey Schafhaufen wieder in die Tiefe herab ſtuͤrzet. Vielleicht wäre ein Theil von Böhmen noch gegenwärtig ein. großer Eee, und vielfeicht Fonnten wir bey Pirna eben das - Spectafel wie bey Schafhaufen ſehen, wenn der pirnifche Felfen, der Macht der Fluch zu weichen, nicht fo willig ge— weſen wäre, 88 I . a20. Sul re a Ba a Fe V. Bon neuen Buͤchern. 9,1 Einwendung, welche Ar. Clairaut vor ei⸗ < niger Zeit wider den Gebrauch der newto— > nifchen Lehre von der allgemeinen Schwere in ver Sternfunft gemacht, bat in Sranfreich bisher viel Laͤrmen verurſacht. DaMond, Erde und Sonne einander nad) den newtoniſchen schefägen mechfelg» weife mit Kräften anziehen, die ineben der Verhält- niß abnehmen, in weldyer die Quadrate der Entfer- nungen machfen : fo erfolgt daraus, daß die Linie, in welcher der Mond am menigften oder am meiften in feiner Bahn von der Erde entfernt ift (linea ab- fidum) eine Freisförmige Bewegung bat, und bald nach diefem, bald nad) einem andern Ortedes Himmels zuſtreicht. Newton, und nad) ihm Machin, haben diefe Bewegung unterfiuche, und aus ihrer Theorie fo groß beſtimmt, als die Beobachtungen fie wirklich er- fodern: allein Hr. Clairaut hat behauptet, wenn man das erwähnte Gefeß der anziehenden Kraft annaͤhme, Fame die Bewegung der Linie der Abfiden nur halb fo groß ber» aus, als fie fi wirflich am Himmel zeigt. Diefes wür- de der nerotonifchen Theorie der himmliſchen Bewer gungen einen gewaltigen Stoß geben ; denn man fünnte nicht wohl mehr annehmen, daß die allgemeine Schwe⸗ ve fich verkehrt wie die Quadrate der Entfernungen ver: hielte, wenn diefer Grundſatz beym Monde fo viel Irr⸗ thumbrächte. Unter den Gegnern, diefih Hr, Elai- raut —— bat, iſt wohl Feiner gruͤndlicher als derje⸗ | nige, Da TE Bon neuen Büchern. 221 nige deſſen Schrift jetzo erwaͤhnt werden ſoll: Sie Dar den Titel: "Theorie du mouvement des abfı- es en general & en particulier des abfides de Porbi- te de la lune par D. C. Walmesley B. A. Lunzque meatus Nofiere pojfemus que vis & cauj]a cieret, Luer. Paris 1749. 4 B.8. ı Kupfert, Nach einer meift hiſtoriſchen Vorrede, macht Ar. Walmesley im Cap. Anmerkungen über das, was vom Hr. Clairaut vorgebracht worden iſt. Hr. Clairaut hat unterfucht, wie die Bewegung. befchaffen feyn muß, wenn. von drey Körpern einer um den andern, und mit diefem um den dritten (wie Mond, Erde, und. Sonne) her umgeht. Mit dem aber, was er hieraus gefunden, bat er noch die Hypoctheſe einer Ellipſe vereinigt, die fih mit einer gewiflen beftändigen Gefchwindigfeie um ihren Brennpunft herum drehte, und beydes zus fammen genommen, bat ihm die Bewegung der Abſi⸗ den 20 Ör. in einem Jahre, d.i, etwa halb fo groß als fie wirklich ift, gegeben. Hr. Walmesley erinnert dage⸗ gen, daß die aus der legt 5 Hypotheſe herge⸗ — von der wirklichen, wie er beweiſt, febr viel abweiche, und dieſe Hypotheſe bloß mathema⸗ tiſch, und in der Natur gar nicht anzutreffen fen, ja, daß Newton und Machin diefelbe ſchon gewußt, und einer- ley Folgerungen mit dem Hrn, Clairaut daraus her geleitet, aber daß beyde fie auch, als der Natur nicht gemäß, verworfen, und Wege gefucht, auf denen man natürlicher zu Kenntniß der Bewegung der Abſiden kommen fonnte, Dergleichen Methoden träge Herr Walmesley drey im II Eap.vor. Die erfteift, die Zeit zu füchen, welche ein Körper braucht, von der oberften Abfide fo viel gerade zu gegen den Mittelpunkt zu fin« | fen, 222 Don neuen Büchern. Een, als die untere dem Mittelpunkte naͤher iſt, ohne daß man daben auf die Bewegung im Kreife Acht hat: diefe Zeit ift, wie man leicht einfiehr, fo groß, als Die Res volutien von einer Abfide zur andern; Die zweyte Mes thode zieht die kreisfoͤrmige zugleich in Betrachtung, und Die dritte feße zum Voraus, daß man die Öröße von der Bewegung der Abfiden für eine gewiſſe kleine Zeit inden Conjunctienen und Viertheln wiſſe welche Groͤße Hr. Walmesley aus dem Newton, und zwar bloß wie dieſer fie ohne Beweis gegeben hat, annimmt. Ue— berall bringe Hr. Walmesley einerley mit der Erfah» rung heraus. Ja, Hr. Clairaut hat felbjt, wie am Ende der Worrede berichtet wird, den Irrthum, der fih in feine Theorie emgefchlichen hatte, erkannt und dadurch dem Grundfaße der newtoniſchen Schwere Gerechtigkeit miederfahren laſſen. Denn die Strei⸗ tigfeiten unter den Marhematikverftändigen endigen fich ordentlich bald, weil fie bloß der Unterfuhung der. Wahrheit wegen entftehen, weil man weis, worüber man ftreitet, und weil man in gewiffen Grund ſahen eins iſt. In vielen andern Theilen der Gelehrfam- feit findet geradedas Gegentheil von allen diefen ftatt, ift es Wunder, daß die Streitigkeiten da ewig dauren, ja hat man fi ic) nicht von manchen G Gelehrten, wenn man ihnen eine Endigung ihrer Zänfereyen anwuͤn⸗ 16 jen wollte, eben die Antwort zu erwarten, die ein far dem Mönche auf den Bund ; Sri ſey mit de, ertheilte =», wenn Krieg, und Fegfeur fehlen * Y er Henker. ne und. bepden denn das Brot. ——— | . Eben | Von neuen Buͤchern. 223 der Herr Walmesley hat eine Analyſe des mefures des rapports & des angles, ou reduction des Thtegrales aux logarithmes & aux arcs de cercle. Par. 22 Alphab. 4 Kupfert. heraus gegeben. Die * chen Erfindungen von der Reduction der Inte⸗ ralformeln auf Zirkelbogen und Logarithmen werden, Barian deutlicher aus einander gefeßt, und zu einer größern Bolftändigfeit gebracht, als vom Eotes ſelbſt und Hr. Smith gefchehen. Diefem Werke ift eine Theorie der Kometen von dem Verf. beygefügt, dar» inner zeigt, wie fic) aus drey Obfervationen Die Lauf⸗ bahn eines Kometen Durch trigonometriſche Berech⸗ nungen beftimmen läßt. Er ſetzt zum Voraus daß ſie paraboliſch ſey, weil ſich eine elliptiſche Vohn, wie er glaubt, aus fo wenig Obſervationen nicht genau beftimmen läßt, ob er. wohl auch ein Paar Säge mittheilt, welche zu Diefer Bahn gehören. Seine Kegeln werden mit den Benfpielen verfchiedener Kos meten erläutert. Der Auffag ift fehr furz, und für jemanden, der Hr. Eulers —— Cometarum & Planetarum befigt, ‚entbehrlich. ‚Bon dem P. Pezenas einem Sefuiten, Prof. der — 5* — zu Marſeille, iſt la theorie & la —— — des tonneaux, des navires, & de leurs fegmens auf ı Alph.ing, nebit einem. Boaen upfer herausgegeben worden, "Diejenigen, welche höhere mathematifche Rechnungen für unnuͤtz erflären, weil ihre geringe Kenntniß den Nutzen nicht einſieht, Fön nen aus dieſem Werke eine Probe fehen, wie fehr fie ſich irren. Ob ſie ſich gleich auf das Ausleeren der Faͤs⸗ ſer beſſer, als auf das Viſiren verſtehen moͤchten, ſo werden ſie doch nicht leugnen, daß das letztere eine ſehr 224° Don neuen Büchern. ſehr nuͤtzliche Kunſt iſt. Und dieſe Kunſt hat der Verf. durch die Integralrechnung vollkommener und bequemer gemacht. Er ſieht die Fäffer als Körper an, die durch die Umdrehung gewilfer Frummen $inien um ihre Axen erzeugt werden, und berechnet dieſem gemäß ſowohl die Ganzen als Stücke davon. Man fiehe leicht, daß eben dieß fich auf die Berechnung. des Theils von einem Schiffe fehickt, das im Waſſer gebt, Nebſt ver Theorie werden Tafeln und Werkzeuge zur bequemen Ausübung mitgerbeilt. Der Verfaſſer ruͤh⸗ met unter andern auch eine vom Hrn. Baron Wolf in feinen elementis Geometrix befchrieber Bun Er ne Viſirruthe. EN Inhalt des zweyten —— im ſechſten Bande, ii 1. Schobers vhyſi kaliſche Nachricht von den —* ſchen Salzgruben Wieliczka und Bochnia. S us 1. Eulers neue N Se des ER und der * an. Hierher Abhandlung von der Wortrefflihfeit eines beſondern Mittelſalzes. 198 W. Helks Setbreisung des pirniſchen Sandſteinne Air birges | 213 V. Nachricht von neuen Büchern, HIeL, 220 Kerr i | Hamburgif ches ai > agazin, oder geſammlete Schriften, — zum Unterricht und Vergnügen, aus der Naturforſchung und den angenehmen Wiſſenſchaften überhaupt. Des ſechſten Bandes drittes Stuͤck. Hit Konigl. Pohln. und Churfuͤrſtl. Saͤchſiſcher Freyheit. Hamburg, bey Georg Chriſt. Grund, und in Leipzig | bey Adam Hein, Holle, 175% ° waurun dei Racheicht von einer Reiſe auf Dem PN APUERRE ONE durch den Herrn de la Eondamine. 3) m 20 Auguſt reifeten wir mit einem * andern Kahne und mit andern India⸗ RN: A nern von Coari wiederum ab. Die AED peruanifche Sprache, die dem Heren | | Maldonado und unferen Bedienten, mir auch ſelbſt ein wenig befannt war, hafte uns in allen fpanifchen Mißionen gute Dienfte geleiftet, weil „man daſelbſt angefangen bat, eine allgemeine Spra⸗ che aus derſelben zu machen. Zu tr. Paul und zu Tefe hatten wir ne ſche Dollmerfcher ge⸗ habt, 3 eg 22% Fortſetzung von einer Reiſe habt, welche die brafilifche Sprache — die gleichermaßen in allen portugieſiſchen Mißionen eingefuͤhret iſt. Weil wir aber zu Loari keine Doll⸗ metſcher ſanden, (an welchem Orte wir ‚sw ſehr wir uns auch foͤrderten, erſt nach der AWbfahrt des großen Kahnes, den der Mißionarius nach Para ſendete, anzulangen vermoͤgend waren,) ſo konnten wir mit den Indianern nicht anders reden, als durch Zeichen und durch Beyhuͤlfe eines Wörterbuches, in welchem ich gewiffe Sragen, nad) ihrer Sprache aufgefchrie- ben hatte; allein, zum größten Ungluͤcke ſtunden Die Antworten nicht dabey. Indeſſen bekam ich doch eis nige nüßliche Nachrichten von ihnen, fonderlic) we» gen der Namen der Fluͤſſe. Ich bemerfte auch, daß fie verſchiedene Fixſterne kannten, und daß ſie etlichen Sternbildern Namen der Thiere beylegten. Sie nennen die Hyades, oder den Ochſenkopf, Ca⸗ piira Rayuba, welches heutiges Tages in ihrer Sprache den Kinnbacken eines Ochſen bedeutet; ich ſage, heutiges Tages, weil die Brafilier, owohi als die urſpruͤngliche Einwohner in Peru, feit der Zeit, da die Europaͤer Ochſen nach Amerika "gebracht "haben, diefen Thieren, (jedes Volk in feiner Spra- che; denjenigen Namen beylegen, welcher dem Blend» thiere zukoͤmmt, weil diefe Voͤlker, vor der Ankunft ‚ber Europäer, fein größeres Thier Fannten, Fb Den erften Tag nach unferer Abreife, als wir | wei⸗ ter den Strom hinab ſchiffeten, ließen wir an der ' Mordfeite eine Mündung des Pupura liegen, un» gefähr 120 Meilen von der erften, Den folgenden Tag fahen wir an der Suͤdſeite die Mündung des Fluſſes, der jetzo Purus genennt wird, und welcher ehemals F auf dem Amazonenſtrome. 229 ehemals von einem Dorfe an ſeiner Mündung ‚der Cuchivara benennt worden if. In diefem Dorfe. hatte der, ‚Großvater, des alten Indianers zu Coari mit den.oben ermähnten vier Amagonen geredet. Dies, fer Fluß ift einer.der größten, die in den Maran⸗ non fallen, und nach dem Borgeben der Indianer find beyde von ‚gleicher Größe. - ‚Sechs bis fieben Meilen unterhalb dieſem Zufamnenfluffe war ‚der; Steam ohne einzige Inſel, und 1000 big 1200 Klaf⸗ tern breit. Dieſerwegen ließ ich nad) dem mittleren ſtaͤrkſten Zuge rudern, und unterſuchte mit dem Senk⸗ bley die Tiefe; ich Fonnte aber in einer Fe, von, 103 Klaftern feinen Grund finden, ‚ Am 25ften kamen wir in den Rio negro, oder den fchwarsen Strom, welcher an der Mordfeite, in den Amaonennrom faͤllt. Auch dieſer Fluß iſt leichſam ein Meer von ſuͤßem Waſſer. Nach der, Karte des P. Fris, welcher niemals in den Rio ne⸗ gro gekommen iſt, gleichwie auch nach des del Isle neueſter Karte von Amerika, die nach jener geſeich⸗ net iſt/ ſoll dieſer Fluß von Norden nach Suͤden laufen. Es iſt aber, nad) dem Zeugniſſe aller derer, die auf. Diefem Strome hinauf geſchiffet find, eine ausge⸗ machte Sache, daß er von Weſten nach Oſten läuft, fo ‚er fich ein wenig nach Süden leuket. Ich kann felbit ‚bezeugen, daß er viele Meilen über feinem Aus- in den Amszonenfirom nach diefer Richtung läuft, und dag beyde fo. parallel, mit ‚einander laus fen, daß, mofern der fchwarse Strom nicht. fo,ein durchſichtiges Waſſer führere, welches; ihm dieſen Nas men zumege gebracht hat, man ihn für, einen. vom Amszonenftromg anfehen würde, Bir ſch feten zwo Meilen hinauf in F ſchwarzen Strom, 3 is 230 Fortſetzung von einer Neife bis zu einer Schanze, welche die Portugiefen an fei- nem nördlichen Ufer, wo er am fhmälften, namlich nur 1203 Klaftern breit ift, und wo ich die aſtronomi⸗ fehe Breite von 3 Graben 9 Minuten fand, angelegte haben, Diefes ift der erfte portugiefifche Wohn plaß an der Nordſeite des Marannon, unterwärts zu rechnen, Der Rio negro ift von den Portugie⸗ ſen ſeit mehr als einem Jahrhunderte beſchiffet wor⸗ den, und ſie treiben hier einen großen Sklavenhandel. Hier ſampiret allezeit, an den Ufern, einige Manns ſchaft von der Befagung zu Dara, damit fie die an diefem Strome wohnenden Indianer im Zaume hals ten, und zugleich den Sftavenhandel in denjenigen Schranfen erhalten mögen, welche die fpanifchen Ge⸗ ſetze beftimme haben. Diefes’ fliegende Sager, wel⸗ des man die Troupe de Rachat nennet, ziehe fi ih alle Jahre etwas tiefer ins and. Der befehlhaben⸗ de Hauptmann in der Schanze am ſchwarzen Strome war damals abwefend, und ich biele mich nur 24 Stumden dafelbft auf. Alte ebenen Sändereyen an den Ufern des ſchwar⸗ zen Stromes find mit portugieſiſchen Miß lonen be⸗ ſetzt, in welchen Moͤnche vom Orden des Berges Carmel beſtellt ſind, von denen wir ſchon am Ama⸗ zonenſtrome etliche angetroffen hatten. Wenn man 15 oder 20 Tagereiſen weiter hinauf in den febwarzen Strom ſchiffet/ fo findet man ihn noch‘ breiter als an feinee Mündung, wegen der vielen Inſeln und Seeen, die er formiret. In diefer gaiı- jen Strede ift das Sand an beyden Ufern hoch, und wird niemals uͤberſchwemmet. Auch find die Wäls der daſelbſt * ſo dicht, als am Amazonenſtro⸗ me, auf dem Amazonenfirome 231 me, und überhaupt ift das fand von diefem fehr un« terſchieden. In dieſer Schanze bekamen wir naͤhere Nachricht von dem Zuſammenhange des ſchwarzen Stro⸗ mes mit dem Orinoque, und folglich auch von dem Zufammenhange des Drinoque mit dem Ma⸗ rannon. ich übergehe hier die vielen und unter fhiedenen Beweisthümer von diefem Zufammenban- ge, die ich auf meiner Reife mit vielem Fleiße aufs getrieben habe, Der ftärffte war damals das uns verbächtige Zeugniß einer Indianerinn aus den fpa« nifchen * Mißionen am Oxinoque, mit der ich felbft geredet habe, und welche von Haufe auf einem Kahne nach Para gefhiffer war. Doc) diefe Be: weiſe find nicht mehr nöthig, weil man feit kurzer Zeit einen viel ſtaͤrkern hat. Ich erſehe aus einem von Para abgelaſſenen Schreiben des ehrwuͤrdigen Paters Jean Ferreyra, Rectors der Jeſuiter— ſchule daſelbſt, daß die Portugieſen aus dem fliegen⸗ den Lager am ſchwarzen Strome, im abgewiche⸗ nen Jahre 1744, aus einem Strome in den andern hinauf geſchiffet, da ſie denn endlich den Superior ‚der Jeſuiter von den ſpaniſchen Mißionen am Ori—⸗ noque angetroffen haben, mit welchem die Portu⸗ gieſen durch denſelben Weg, ohne die Fluͤſſe jemals zu verlaſſen, bis in ihr Lager am ſchwarzen Stro⸗ me, (welcher Fluß den Zuſammenhang des Orino⸗ que und des Marannon machet,) wieder zurück» 4 gereiſet * Bon dem Volke der Cauriacaner, und aus dem Dor⸗ fe und der Mißion der heiligen Maria von Bara⸗ ruma. *X 39 232 Fortſetzung von einer Reife gereifet find. Es fann. alfo dieſe Sache nicht mehr in Zweifel gezogen werden, und man kann fich nicht känger auf das Anfehen bes Berfaflers von der Schrift, der erläuterte Örinogue, ‚ berufen, wel: cher Schriftfkeller viele Fahre an den Ufern des Orinoque Mißionarius gewefen war, und nech im Fahre 1741 dieſen Zufammenharg für unmöglich er: Flärete *. Er bat vermuthlich nicht gewußt, daß feine eigenen Briefe an den portugiefifchen Commen⸗ danten und an den Feldprediger des fliegenden $a- ers am Rio negro aus feiner Mißion am Ori⸗ —6 durch denſelben Weg, den er fuͤr unmoͤglich ausgab, nach Para gebracht wurden, wo ich ſelbſt dieſe Briefe bey dem Statthalter geſehen habe. Doch dieſer Schriftſteller hat nunmehro ſelbſt die Sache eingeſehen, wie ich es von dem Herrn Bou⸗ guer erfahren habe, welcher ihn im vorigen Jahre zu Carthagena in Amerika geſehen hat. | Der Zufammenbang des Orinoque und ' des Amazonenftromes fann alfo wirklich als eine neue ‚Entdeckung in der Erdbefchreibung angefehen werden, Denn ‚ob er gleich in den alten Landkarten fehr beut- lich zu ſehen ift, ſo hatten doch alle neuere Erdbe— ſchreiber dieſen Zuſammenhang unterdruͤcket; und ſelbſt Diejenigen, welche die ſicherſte Nachricht bier- von hätten haben follen, gaben ihn für unmoͤglich aus. Alfo pfleget man öfters mahrfcheinlichen Muth⸗ maßungen mehrern Glauben beyzumeflen, als wirk⸗ lichen Dingen, welche durch Reifeefreibungen be- zeugt * Man fehe el Orinocco illuſtrado Medrin er A.d, 13 Seite. auf dem Amazonenſtrome. 233 zeugt werden ; und alfo hat man ‚. aus übertriebener Neigung zum Critifiren eine Sadıe geleugnet, an welcher man aufs höchfte nur einigen Zweifel Fragen konnte. Wie geſchieht aber dieſer Zuſammenhang des Ormoqůe und des Amazonenſtromes? ine vollſtaͤndige Machricht Hiervon Fonnte uns allein der - portugiefifche Hof geben, wenn es ihm gefällig wäre, eine-vichtige Karte von ihm aufnehmen zu laſſen. Indeſſen will ich meine Gedanfen anzeigen, die ich mir von diefer Sache gemacht habe. Ich werde die verſchiedenen Begriffe mit einander verbinden, die ich auf meiner Reiſe geſammlet habe, und ſelbige mit allen Nachrichten, Beſchreibungen und Landkar⸗ ten, fowohl gedruckten als gezeichneter, die id) aller» wegen aufgefucht habe, fonderlich aber mit etlichen Entwürfen zu Karten in Vergleichung ftellen, wel» che mein Keifegeferte und ich, nach der Erzaͤhlung der Mißionarien und der verftändigften Schiffsleute, Die den Marannon und den fihwarzen Strom oft aufwärts und niederwärts gefchiffet find, zw * pier gebracht haben. Aus der Verbindung aller dieſer Begriffe er⸗ Belle, daß ein Eleines indifches Dorf in der Pros win, Macoa, (der Provinz Dafto gegen Often, und unter dem erſten Grade nördlicher Breite, ) ei» nem gewiffen Fluſſe, an defien Ufern es liegt, feinen Mamen Caqueta giebt. Weiter unten theilet ſich dieſer Strom in drey Arme, von denen einer gegen Nordoſt fließt, und dieſer iſt der berufene OGrinoque, deſſen Muͤndung der Dreyeinigkeitsinſel gegenüber liegt. Der zweyte Arm ri feinen Lauf nad) Oſten, 5 | ein 234 Fortſetzung von einer Reiſe ein wenig füdlich, und diefer iſt derjenige, den die Portugiefen Rio negro nennen. Der dritte Arm, der fich noch weiter gegen Suͤden Ienfer, ift ver YPu⸗ pura, defien ich fchon oft erwähnt habe, und wel⸗ cher ſich weiter unten in viele andere Arne zertheilet. Nun wird gefragt, ob der Yupura weiter oben, als die beyden erftern, von dem Caqueta abgehe, oder ob er vielmehr nur ein Arm von dem Rio negro fey. Diefes zu erläutern Fann ich nichts als Muth— maßungen anführen ; ich halte aber aus vielen Urs fachen dafür, daß die erftere Meynung die wahr: fcheinlichfte ift. Doch die Sache fey wie fie will, fo iſt es wenigftens gewiß, daß weil der Nupura be Fanntermaßen ein Arm des Caqueta ift, welcher Name am Amazonenftrome nicht befannt ift, daß, fage ich, alles was der DP. Acunna von dem Cas queta und dem Nupura meldet, fehr leichtlich ver ftanden und vereiniget werden fann., Man meis wohl, daß die unterfchiedenen Namen der Derter, und fonderlic) der Flüffe, die ihnen verfchiedene Böl- Fer beylegen, die Erbbefchreiber von jeher zu vielen Irrthuͤmern verleitet haben. Ent: Nr In dem Umfange diefer großen Inſel, welche der Mearannon, der Orinoque und der Rio .ner gro machen, in diefem neuen Meſopotamien, hat man lange Zeit den angeblichen Goldfee Parıma und die in der Einbildung beftehende Stadt Manoa del Dorado gefucht. Diefe Unterfuchung bat einer großen Menge Menfchen das Seben gefofter, und un= ‚ter andern dem berühmten Seefahrer Walther Raleigh, einem der größten Geifter in England, defien traurige Geſchichte zur Genüge befannt N ! u auf dem Amazonenſtrome. 235 Aus den Ausdrücken des P. Acunna ift leiche zu erfehen, daß man zu feiner Zeit diefe Suftfchlöffer annoch fuͤr wirklich hielt. Es wird mir erlaubt ſeyn, noch einige geographiſche Dinge umſtaͤndlich anzu— fuͤhren, weil ſolche den Grund meines Vorhabens betreffen, ſo daß ich ſie nicht fuͤglich uͤbergehen kann, und weil man auch hieraus den Urſprung eines Ro— manes erſehen wird, dem bloß der Durft nach) Gol—⸗ de einige Wahrſcheinlichkeit beygeleget hat. Eine Stadt, wo alle Daͤcher und Haͤuſer mit Goldplatten belegt waren; ein See, der lautern Goldſand fuͤhre— te, find gewiß merfwürdige Dinge, Man muß fich bier an dasjenige erinnern, was weiter oben von dem Goldſtrome, und von ans dern hierher gehörigen Dingen aus den Nachrichten des P. Acunna und des P. Fritz ift angeführet worden, Die Manaos waren , wie der leßtere meldet, ein friegerifihes Volk, das allen feinen Nachbarn fehr furchtbar war. Es hat den fpanifchen Waffen Tange Zeit Widerftand gethan, jego aber ſteht es in Frieden mit ihnen. Diele von ihnen haben fich jegiger Zeit in den neubevölferten $ändereyen und in den Mißio⸗ nen am ſchwarzen Strome niedergelaſſen. Eini- ge thun bisweilen Einfälle.in die $änder der Wilden, und die Portugiefen bedienen fi) ihrer zum Skla—⸗ venhandel, Zweene von dieſen Manaos waren bis an den Drinoque gegangen, und hatten den Por tugiefen diejenige Indianerinn, die eine Ehriftinn mar, und von welcher ich bereits etwas gemeldet has be, verfauft. Der P. Fritz faget ausdruͤcklich in feinem Tagebuche, daß die Manaos, von benen er fe, 236 FZortſetzung vom einer Reife wußfe, daß fie mit den Indianern am Amazonen⸗ firome Handel trieben, und welche, ihr Gold aug dem Nquiari befamen, ihre Wohnungen an den Ufern des Fluffes Purubech hatten, Durch vieles Nachforſchen habe ich in Erfahrung gebracht, daß, wenn man fünf Tagereifen lang den NRupura bins auf fchiffer, man zur rechten Hand den Fluß Ma⸗ ra⸗ bi oder Para » bi antrifft, (welches in der bra⸗ filifhen Sprache Flußwaſſer bedeutet ;) ‚daß man bier, zur Zeit der Leberfchwemmungen, wenn man. den Kahn über, das uͤberſchwemmete Sand zieht, man in einen Fluß, der Purubech genannt, fümmt, ‚auf welchen man. in fünf Tagen bis zum fchwarzen Strome gelanget ; und, daß endlich die— fer, etliche Tagereifen weiter hinauf, einen Strom zu fich) nimme, den man den Quiquiari nennet, wel cher viele Sturzfälle hat, und aus einem bergichten Sande entſpringt, wo wiele Erzgruben ſind. Iſt wohl zu zweifeln, daß dieſe zweene Fluͤſſe nicht dee Nurubech und der Xquiari des P. Acunna und des P. Fritz ſeyn ſollten? Der letztere leget dieſen zweenen Fluͤſſen, nach der Erzaͤhlung der Indianer, (von welchen man ſchwerlich Ve - fehen See; die Namen; der Fluͤſſe aber find faft gar nicht verfaͤlſchet. In der Karte des. P. Frig findet man in dieſer Gegend eine große neubevoͤlkerte Land⸗ fchaft von Manaos, welche ev Denefiti nennet. Ich babe hiervon Feine gewiſſe Nachricht -einziehen koͤnnen, nie | welches ‚auf dem Amazonenſtrome. 237 welches aud) niemand befremden darf, weil das Bolf der Manaos von einem Orte zum andern gebracht, und fehr zerftreuet worden iſt. Es ift aber fehr wahr: ſcheinlich, daß man aus der Hauptitadt der Ma⸗ naos die Stadt Manoa gemacht babe. Sch will itzt nicht in dem Worte Mara⸗-hi, oder Parazbi die Erflärung des Namens Perima ſuchen; viel: mehr will ich mich an gewiffe Sachen halten... Die Manaos haben in diefer Gegend eine anfebnliche Sandfchaft innen gehabt. ie wohneten an einem, oder vielmehr an vielen großen Geeen, welche in eis nem niedrigen Sande, das oft uͤberſchwemmt wird, in großer Menge angetroffen werden. . Die Mas naos fanden in dem Nquiari Gold, und machten kleine Bleche daraus. Diefes find wahre Begeben— heiten, welche man feichtlich hat vergrößern koͤnnen, bis endlich die Fabel von der Stadt Manoa und dem Boldfee daraus entftanden iſt. Meynet man aber, es fey noch ein allzu großer Unterſchied zwiſchen - ben Eleinen Golbblechen der Mangos und den gül- denen Dächern in der Stadt: Manoa, imgleichen zwifchen den kleinen Golöblechen, die der Fluß Nquiari aus den Erzgruben hinwegfpühlet, und dem Goldfande des Seees Partıma : fo wird man mir doc) geftehen müffen, daß theils durd) die Vorur— theile der Europäer, welche dasjenige, was fie ſuche— ten, mit allev Gewalt finden wollten, theils auch durch die lügenhafte Gemüthsart der Indianer, wel che ihres Bortheiles halber die ungebetenen Säfte weit von fich wünfcheten, diefe unähnliche Dinge dergeſtalt haben verftellet werden Fönnen, daß man juletzt nicht mehr gewußt hat, was. es eigentlich für eh 0 2338 Fortſetzung von einer Reife eine Bewandniß damit babe. Die Gefchichfe der Entdeckung der neuen Welt giebt ſehr viele Beyfpie- fe von ſolchen Berwandlungen an die Hand, Ich habe einen Auszug von einem Tagebuche, nebft einem Entwurfe zu einer Karte, die ein Reifen. der * verfertiget hat, welcher vermuthlid) unter al. len denen, die ſich mit diefer Entdecfung den Kopf zerbrechen, der allerneuefte ift. Ich habe diefen Auffag zu Dara von dem Berfaffer jelbft befommen, welcher im Jahre 1740 den Fluß Eſſequebe hinauf: fchiffete, deſſen Ausfluß ins Weltmeer zwifchen ven Flüffen Surinam und Orinoque befindlicy ift. Er gieng erft über viele Seeen und weitläuftige Laͤn⸗ dereyen, wobey er feinen Kahn mit unglaublicher Mühe bald ziehen bald tragen mußte, unerachtet er dasjenige, mas er fuchete, nicht fand ; und endlich fam er an einen Fluß, ber gegen Suͤden läuft, und auf welchem er in den ſchwarzen Strom gelan⸗ gete. Die Portugieſen haben den erſt bemeldeten Fluß den weißen, die Hollaͤnder am Eſſequebe aber, den Parima genennt, vermuthlich, weil ſie geglaubt haben, daß diefer Fluß zum See Parima führete, gleichwie man zu Cayenne einem andern Fluſſe, aus gleicher Urfache, denfelben Namen bey= geleget hat. Es ſteht jedermann frey zu glauben, Daß einer von denen Seren, iiber welche der bemel« dete Reiſende gieng, der See Parima geweſen ſey; indeſſen hat er alle dieſe Seeen mit der Vorſtellung, die er ſich von dem Goldſee machte, ſo unaͤhnlich befun⸗ * Nicolaus ei aus Hildesheim gebürtig. auf dem Amazonenfirome. 239 befunden, daß er felbft, wie es fchiene, an der Ga: che zweifelte. Nicht weit unter dem Orte, wo das klare und durchſichtige Waſſer des ſchwarzen Stromes durch die Vermiſchung mit dem weißlichen und truͤben Waſſer des Marannon ſich verlieret, ſahen wir an der Suͤdſeite die erſte Muͤndung eines andern Fluſ— ſes, der fo groß als der vorige iſt, und welcher eben= falls von den Portugiefen öfters befchiffer wird, Sie haben ihn Rio de la Madera, oder den Holz⸗ fluß benennet, vermuthlich, weil er zur Zeit feiner Ergießungen eine große Menge Bäume führer, Ein Beweis von feiner großen Laͤnge Fann dieſes feyn, daß die Portugiefen im Jahre 1741 auf diefem Fluſſe bis in die Gegend von Santa Cruz de la Sierra gefchiffer find, welches eine bifchöfliche Stadt in dem obern Theile von Peru ift, unter dem 173 Grade füdlicher ‘Breite. Diefer Fluß beißt in feinem obern - Theile der Mamore, nämlich bey den Mißionen den Moxen, von welchen $ändereyen die Jeſuiten in der Provinz Lima 1713 eine Karte herausgegeben haben; welche im ı2ten Theile der Lettres Edifiantes et curieufes eingerüct worden ift. Die meitefte Duelle des Madera ift in ber Gegend der Erzgru- ben in Potofi, und nicht weit von dem Urſprunge des Pilcomayo, welcher ſich in den großen Strom Plata ergießt. Unterhalb dem ſchwarzen Strome und dem Madera ift ver Amazonenftrom gemeiniglic) eis ‚ ne Meile breit; wenn er aber Inſeln machet, fo iſt er an etlichen Dertern zwo bis drey Meilen —* d bey Ueberſchwemmungen hat er gar feine Graͤ u | WBVon 240 Fortſetzung von einer Reife Bon hier an nennen ihn die Portugiefen zu Dora, den Amszonenftrom, und weiteroben kennen fie ihn nur unter dem Namen Rio de Saltmoes, welches Giftftrom bedeutet, vermuthlich, wegen der vergif— teten Pfeile, deren wir fchon oben ermähner haben, und welche die gewöhntichften Waffen der Einwoh⸗ ner an dieſem Strome ſind. Am ꝛsſten ließen wir zur linken — den Fluß Jamundas, den der P. Acunna den Cunuris nennet, und welchen er fuͤr denjenigen Fluß haͤlt, wo Orellana von feinen fo genannten Amazonen überfallen ward, Etwas weiter unfen feßten wir, an verfelben Seite, am Fuße der portugieſiſchen Schanze Pauxis, ans Land, wo der Strom einen engen Paß von go5 Klaftern maß. Bis an dieſen engen Paß ift die Ebbe und Fluth des Weltmeeres zu fpüren, immaßen bier das Waffer im Strome alle zwölf Stunden aufihwillt, doch ſo, daß es täg- lich, wie an den Seefüften, eine Stunde fpäter ges ſchieht. Die größte Höhe der Fluth, die ich zu Para gemeſſen habe, beträgt nicht viel über 102 Fuß, wenn ſie ftarf ift. Es erfolger hieraus, daß die Ab» fhüßigkeit des Stromes von Pauxis an, bis zum Meere, das heißt, in einer fänge von mehr als 200: Meilen, oder, nach dem P. Acunna, von 300 Mei⸗ len, nicht viel über 104 Fuß betragen fann, womit auch die Höhe des Mercurius (Queckſilbers) über: einftimmet, welche ich in der Schanze Pauxis IL Klaftern über der Oberfläche des Waſſers im Stro⸗ me, ungefähr von ıl Linie niebrigg ſand als an der Seefüfte zu Para. | € 8 auf den Amazonenfirome 241 Es iſt leicht, zu begreifen, daß die Fluch vom Nord⸗Cap an, bey der Mündung des Maran⸗ non, bis zum engen Pafle bey Pauxis, welches, wie gefagt, über 200 Meilen beträgt, etliche Tage zubringen muß, anftatt daß fie im Meere felbft alle fünf bis fechs Stunden wiederfümme, Und in der That bemerfet man in diefer Strecfe ungefähr ziwans zig Stellen im Strome, wo man gleichfam die Ta: gereifen der Fluch, wie fie aufwärts dringt, wahr: nehmen kann. in allen diefen Gegenden, äußert fich diefe Wirfung des fluthenden Meeres in eben den« felben Stunden, wie an der Geefüfte. Denn wenn man, um mehrerer DeutlichFeit willen, vorausfeger, daß diefe verfchiedenen Stellen 12 Meilen von ein: ander entfernt find, fo muß dieſe Wirfung der Fluth in den Zwifchenräumen nach den mittleren Stunden wahrzunehmen feyn, nämlich von Meile zu Meile eine Stunde fpäter, wenn man die Zwifchenräume von ı2 Meilen annimmt. Kine gleiche Bewandt: niß bat es auch, in den gehörigen Stunden, mit der Ebbe, Uebrigens find alle dieſe abwechfelnde Be: wegungen, jede an ihrem Orte, denfelben täglichen Verzögerungen, wie an den Seefüften, unterwor: fen. Dieſe wellenförmige Ausbreitung der Fluth gefchieht vermuthlich auch auf der offenbaren See, und fie muß nothwendiger WBeife, von dem Puncte an, wo der Rücklauf des Waflers fi) anfangt, bis an - ‚die Küften, allezeit etwas fpärer anfommen. Die merkwuͤrdigen Umftände, die hierbey vorfommen, nämlich, das, Verhältnig, nach ‚welchen die Ge» ſchwindigkeit der Fluch, den Strom hinauf, abnimmt ;, ber Doppelte Zug des Waſſers im Strome, einer auf 6 Dand, Q der >42 Fortſetzung von einer Reife der Oberfläche, der zweyte in einer gewiſſen Tiefe, welche einander zumider laufen; ein anderer Doppel» ter Zug des Waffers, von denen einer, längft an den Ufern, hinauf geht, und immer gefchminder wird, an⸗ ftatt daß der zweyte, mitten im Strome, unferwärts läuft und Tangfamer wird; noch ein anderer Dops pelter 3 Zug, nahe am Merre , wo die natürlichen Ca— näle des Stromes einander durchfreuzen, und wo die Fluch des Meeres von zwo entgegenftehenden Geis ten eindringe: alle diefe merkwürdigen Umſtaͤnde, von denen etliche, meines Wiflens, noch) niemals wahrgenommen worden, die verfchiedene Art, wie fie mit einander verfnüpfer find, nebft vielen andern zufälligen Umſtaͤnden bey der Fluth, welche in dies fem Strome, allem Anfehen nad), weiter als an ir gend einem Orte auf dem Erdboden ins Sand dringt, würden unfehlbar zu vielen wunderbaren und neuen Anmerfungen Anlaß geben koͤnnen. Allein, von al⸗ len diefen Dingen etwas mehr als Muthmaßungen vorzubringen, würde eine lange Folge von richtigen Beobachtungen erfodern, und man würde fich an jes dem Orte lange Zeit aufhalten müffen, welches aber meine damalige Begierde, nad) einer faft neunjähris gen Abweſenheit, wieder nach Frankreich zu kom⸗ men, mir nicht verftartete. Won einem andern Um⸗ ftande, den ich bey ftarfen Fluthen zu Dara genau unterfuchee babe, und welcher merfwürdiger als alte andere ift ’ werde ih an feinem Orte ri thun ! Zu Pauxis wurden wir von dem Ce n — ten daſelbſt, dem Hauptmanne Manuel Maziel Parente, vier Tage, und auf feinem Landgute A ag auf dern Amazonenſtrome. 243 Tag fehr wohl bewirther.. Er begleitete uns alsdenn bis zuder Feſtung Curupa, fehs bis fieben Tage: reifen — Pauxis, auf dem halben ‚Wege nad) Para. Die gemeffenften Befehle Sr. por⸗ fügiefifchen Majeftät zur Sicherheit und Bequem⸗ licyfeit meiner Reife waren mir an allen Drten zus vorgefommen, und die Vortheile, die ich auf mei: ner Deife und zu. Para daraus gezogen, babe ich einem Minifter zu danfen gehabt, der die Wiſſen— ſchaften diebet und ihren Nutzen einfieht, und. wel: cher ſchon vorher, bey unferm langen, Aufenthalte zu Ünito, die Vorſicht getragen hatte, daß unfere zahl⸗ reiche Geſellſchaft keinen Miangei litte. Auf unſerer Reiſe von Pauxis nach Topaygs — wir kaum ſechs zehn Stunden zu. Dieſe Fe: ſtung liegt an dem Fluſſe gleiches Namens, wel⸗ cher einer von den groͤßten iſt. Er entſpringt bey den Bergwerken in Braſilien, und läuft durch uns befannte $änder, die von wilden und Friegerifchen Voͤlkern bewohnt werden, welche die Mißionarien aus ihrer Wildheit zu reißen ſuchen. Aus: den Ueberbleibſeln des Fleckens Tupinam⸗ bara, welches ehedem auf einer großen Inſel, bey der des Fluſſes Madera gelegen ha, ift ber Flecken Topayos entftanden, deffen Einwohner faft die einzigen Lleberbleibfel von dem ehemaligen tapfern Volke der Tupinambas find, welches vor 200 Yahren in Brafilien die Hereſchaft über ande— re Voͤlker gefuͤhret hat, wo auch ihre Sprache uͤbrig ka ft. Bon ihren Gefchichten und langen anderungen Fann man die Nachrichten bes P. Acunna nachlefen, | Q2 Bey a 244 Fortſetzung von einer Reife Bey den Einwohnern zu Topayos finder man heutiges Tages häufiger, als anderwaͤrts, Diejenigen grünen Steine, die unter dem Mamen Amazoz nenjteine befanne find. hr Urfprung ift nicht bes kannt, und fie find ehedem fehr geſucht worden, weil man ihnen eine heilende Kraft wider den Stein, wis der das Reißen in den genden und wider die fallende Sucht * zufchrieb, Man bat auch) von dieſem grü: nen Steine eine Abhandlung unter dem Titel Pierre divine. In der That Fomme er an Farbe und an Härte dem orientafifchen Gagat (Jade) bey, Die Seile greift ihn nicht an, und man weis nicht, wie die alten Amerikaner ihn haben fchneiden und ihm die Geſtalt verfchiedener Thiere geben Fonnen. Diefes bat vermurhlich zu einer gewiffen Fabel Anlaß gege⸗ ben, die nicht verdienet widerleger zu werden, Man hat in rechtem Ernfte vorgegeben, es fey diefer Stein nichts anders, als der Schlamm aus dem Strome, den’ man, fo lange er noch weich fey, in aflerley Formen drücfe, und welcher hernach an ver Luft Dies fe große Härte erlange, Einige, die fo leichtglaͤu— big gemwefen jind, und es haben verfüchen wollen, find von der Nichtigkeit diefes Vorgebens überzeugt wor⸗ den, Kine andre ſchwere Aufgabe fir die Stein- fchneider ift diefes, daß man noch heütiges Tages in * Man lefe hiervon den 23 Brief des Voiture an Made: moifelle Pauler; die Differrar.. für la riviere des A- mazones, welche bey der franzoͤſiſchen Meberfeßung der Relation Des P. d' Acunna zu finden iff ; imglei- chen des P. Labat Voyage aux isles de I’ Ame- rique. 13.26, 2 A — — auf dem Amazonenffrome 245 Peru, an den Ufern des St. Jago, in der Pro⸗ vinz Esmeraldas, 40 Meilen von Duito, Sma- ragde fieht, in welche an beyden Seiten zwey Fegel: förmige Loͤcher gefchnitten find, welche eine gemeins fchaftlihe Are haben ; nichts von andern Webers bleibfeln der Geſchicklichkeit der ehemaligen Einwob: ner zu erwähnen, Was die bemeldeten grünen Stei- ‚ne anlanget, fo werden fie täglich feltener, theils, weil die Indianer felbige fehr hoch ſchaͤtzen, und fie nicht ‚gern verfaufen, tbeils auch weil fchon eine fehr große Menge davon nach Europa gebracht worden ift. Am 4 September erblickten wir an der Norhfeite wieder zum erſtenmale Berge, zwoͤlf oder funfzehn Meilen weit im Lande. Dieſes war ein neues Schauſpiel für ung), indem wir, vom Pongo an, in zweenen Monaten keinen Huͤgel gefehen hatten. Es ‚waren die vorderſten kleinen Berge eines langen Ges birges, fo fih von Welten gegen Dften erftrecket, und deſſen hoͤchſte Theile die Scheidepuncte der fließenden Waſſer in der Provinz Guiana find. Diejenigen von dieſen Waſſern, welche nach Norden fließen, machen die Fluͤſſe an der Seite von Cayenne und ‚Surinam, und die, fo gegen Suͤden fließen, er: ‚gießen fich in den Amazonenftrom. In dieſes Gebirge haben fich die Amazonen des Orellana, wie die Einwohner des Landes vorgebett‘, zuruͤckgezo⸗ gen. Man fager auch als etiwas gewiſſes, daß in dieſen Gebirgen unterfchiedene Metalle zu finden find, welches man aus der Erfahrung mwiffen mil. Man m aber hiervon eben fo wenige Gewißheit, als we⸗ en der Amazonen. Bra Q3 Am 246 Fortſetzung von einer Reiſe Am sten beobachtete ich bey der Sonnen Unter gange die Abweichung der Magnernadel, und fand fie von 54 Grade von Norden nah Oſten. Weil ich nirgends ans fand fegen fonnte, ſo machte ih meine Beobachtung auf einem ausgeriffenen Baus me, den ber ‚Strom an das Ufer getrieben hatte Wir maßen ihn und befanden, daß er ʒwiſchen den Wurzeln und den Aeſten 84 Fuß lang, und im Alm: farige 24 Fuß dick war, unerachtet er Feine Rinde mehr hatte. Aus der Größe diefes Baumes, fo» wohl als den oben bemeldeten großen Kähnen, (Piro- gues) die aus einem einzigen Stamme gehauen find, imgleichen aus einem Tifche, den wir nachher bey dem Statthalter zu Para: fahen, welcher 9 Fuß lang und 4 breit, und aus einem Stücke beftund, läßt fich ‚beurtheilen, was. für große und fehöne Bäume am Marannon, und An ‚etlichen ur fallenden Blüffen wachfen. EL Am bey Tan ne Nach, verliehen: wir Ken Amazonenſtrom, der Schanze Paru, an der Nordſeite, gee genuͤber, welche die Portugieſen/ aus den Trümmern einer alten Schanze, ſo die Hollaͤnder hier erbauet hatten, vor kurzer Zeit vom neuen angeleget haben. Wir wollten nicht bey der Muͤndung des Zingu vorbey fahren, weil an die⸗ ſem Orte viele Kaͤhne geſcheitert ſind, und wir fuh⸗ ren derowegen durch einen natuͤrlichen Canal aus dem Marannon in den Zingu. Wegen der vielen Inſeln in der Muͤndung des letztern Fluſſes konnte ich ſeine Breite nicht geometriſch meſſen, welche, dem Anſehen nach, eine Meile breit if, Dieſen Fluß nennet auf dem Amazonenſtrome. 247 nennet der P. Acunna den Paranaiba *, und der P. Kris giebt ihm in feiner Karte den Namen Aoripana. Zingu ift der indifhe Name eines Dorfes, in welchem eine Mißion ift, etliche Meilen am Sitrome hinauf, Diefer Fluß entfpringt, wie der Topayos, bey ven Bergwerfen in Brafilien, Sechs oder fieben Tagereifen oberhalb feiner Muͤn— dung bat er einen Sturzfall ; man kann aber doch eine Reife von ziveenen Monaten auf diefem Fluſſe hinauf thun. An feinen fern wachſen zwo Gattun- gen von Gewürzbäumen in großer Menge, namlich der Cuchiri und der Puchiri. Ihre Fruͤchte ſind ungefähr von der Größe einer Olive. Man reibt ſie wie die Muſcatennuͤſſe, und man braucht ſie auch auf dieſelbe Art. Die Rinde der Cuchiri ſchmecket und riecht wie Wuͤrznaͤglein, welche die Portugie— ‚fen Cravo nennen. Dieſes Wort haben die Fran—⸗ zofen zu Cayenne verderbet, und diefem Baume den Namen hois de crave, oder: Crabeholz beygeleget. Wenn nicht die beſten Gewuͤrze aus dem Oriente in großer Menge gebracht wuͤrden, ſo wuͤrden dieſe ge⸗ wiß bekannter ſeoyn. Man brauchet fie in England und Frankreich zu vielen gebrannten Waflern, Von diefer Gegend an, mo der Zingu in den Marannon fällt, wird dieſer Strom dermaßen breit, daß man nicht von einem Ufer zum andern würde fehen fönnen, wenn nicht ohnebieß die vielen Inſeln die freye Yusfiche hinderten. Hier wurden: wir zuerſt von den Muſtiquen, Maͤringoinen nr EEE und * Dieſe Fluͤſſe werden in xerſchicdenen Eyrahen an⸗ ders genennet. £ 248 Fortſetzung von einer Reife und vielen andern Gattungen von Muͤcken befreyet, welche uns auf unferer Reife die größte Beſchwer⸗ lichEeit gemacht hatten. Sie find fo unerträglich, Daß die Indianer felbft ein Behängfel von Cattun auf der Reife mit ſich führen, damit fie ſich des Nachts wider fie ſchuͤtzen koͤnnen. An etlichen Der: - tern, fonderlich in dem Sande der Omaguas, ift man faft Immer in eine Wolfe von folchem Ungesie- fer verhüllee, deren Stich fehr heftig ſchmerzet. Merkwuͤrdig ift, daß von der Mindung des Ringu an, fehr wenige, oder faft Feine mehr an dem Ufer des Marannon, zur rechten Hand, gefehen werden, As ich die Sache überleate, und die Lage der Derter unterfuchete, ſo befand ich, daß die Veränderung im Laufe des Stromes, die fich bier anfängt, bie wahre Urfache ſeyn müffe. Der Strom wendet‘ fih hier nad) Norden, und der Oſtwind, der faft allezeit in diefer Gegend wehet, muß diefes — fer an das weſtliche Ufer fuͤhren. Am gten des Morgens kamen wir bey der portu- giefifchen Feſtung Curupa an, melde die Hollän- der erbauet haben ‚ als fie noch Herren von Braſi⸗ lien waren. Der Untercommendant * bafelbft em- pfing uns aufs prächtigfte, und weit herrlicher als ‚man in dieſem Lande hätte erwarten fonnen. Die drey Tage,‘ da wir uns dort aufbielten, waren ein beftändiges Feft. Curupa ift eine Fleine portu⸗ giefifche, Stadt, wo außer den Sklaven der Eins, wohner, feine Ind iauer zu finden find, Sie liegt an dem ſuͤdlichen Ufer des Stromes, acht he | von * Tofepb de Sousa e Menezes. 2 auf dem Amazonenſtrome. 249 von Para, in einer hohen Gegend, und hat eine an— genehme Sage. Unterhalb Curupa, wo die Ebbe und Fluch fehr merflicd) wird, rücen die Sahrzeuge blog mit der Fluth for. Etliche Meilen unter diefem Plage tren- ne£ fich ein fleiner Arm von dem Amazonenjtiome, welcher der Cagipuru genennt wird, Anſtatt daß der Hauptftrom gegen Norden läuft, fo wendet fic) diefer Arm gerade nach Süden, und machet dadurch die große Inſel Joannes oder Marayo, welde in allen Landkarten ganz unrecht abgebildee wird. Er wendet fih alsdenn nad) Dften und endlic) wieder: um nad) Morden,, fo daß er einen halben Zirkel be= ſchreibt. Bald hernach verliert er fich gleichfam in einem Meere, das aus dem Zufammenlaufe vieler großen Flüffe entfteht, und mit denen er fich vereis niget. Die vornehmften von diefen find, erjtlich, der Rio de dos Bocas, oder der Kluß mit zwoen Muͤndungen, welche der Zufammenfluß des Guanapu und des Pacajas formiret. Der Pacajas iſt bey feiner Mündung über zwo Meilen breit, und er wird fowohl von Laet, als in allen alten $andfarten, der Fluß von Dara genennt, Zweytens der Fluß Tocsntins, welcher noch breiter als der erfte if, Auf diefem fann man eine Reife von etlihen Monaten thun, und er entfpringt, wie der Topayos und der Zingu bey den Berge werfen in Brafilien, daraus er etwas Erz mit feis nem Gande fortroffet. Drittens der Fluß Muſu, welchen ich zwo Meilen tief ins fand 749 Klaftern breit gefunden habe. Hier begegnete. ung eine fs nigliche portugiefifche Sregatte, welche etliche Mei: 112 5 len 250 Fortſetzung von einer Reiſe Ien weiter hinauf mit vollen Segeln ſchiffete, um Holz zu Zifchlerarbeit, welches überall: felten und foftbar ift, abzuholen. An dent öftlichen Ufer des Muju liege die Stadt Para, gleich unterhalb der Mündung des Fluffes Capim, welcher einen an— dern Fluß, der Guama genannt, zu fich nimmt. Man kann fich von der tage diefer Stadt, bey wel: cher fo viele Flüfle zufammen fommen, ohne Bey: huͤlfe einer Karte feinen deutlichen Begriff machen; und bloß durch eine ſolche Karte kann man begrei« fen lernen, daß die Einwohner zu Para guten Grund haben, wenn fie fagen, daß ihre Stadt nicht am Amazonenftrome liege, weil, allem Anfehen nad), fein Tropfe davon an ihre Mauern koͤmmt; gleichwie man fagen kann, daß das Waſſer der gois ve nicht nah) Paris koͤmmt, ob es gleich durch dem Canal bey Briare mit der Seine eine Gemeinfchafe bat. Man kann in der That verfichert ſeyn, daß die Menge NBaffers, welche die Inſel Joannes von dem feften ande bey Para abfchneider, keinen merk⸗ lichen Abbruch leiden würde, ob fehon der’ Fleine Arm aus dem Amszonenftrome, welcher gleiche fam von allen dort jufammenlaufenden Fluͤſſen Bes ſitz nimmt, und ihre Namen in die Vergeſſenheit bringt, verfkopfe, oder abgeleitet würde. Doch alles diefes iſt vielleicht ein bloßer Wortſtreit: : des⸗ wegen richte ich mich nach der gemeinen Art zu re— den, und fage, daß die Stadt Para an der oͤſtli—⸗ chen Mündung des Amazonenſtromes liegt. Ge⸗ nug, daß ich erfläret babe ‚ wie, man ſich die nr | vorftellen muß. | | — auf dem Amazonenfleome. 251 Don Curupa nach Para fragete man mich nicht, was fuͤr einen Weg ich nehmen wollte, ſondern man fuͤhrte mich zwiſchen Inſeln durch lange und ſchma— le Canaͤle, die von einem Fluſſe zum andern gehen, und duch welche man die Gefahr vermeidet, die man zu befuͤrchten hat, wenn man bey ihren Mün- dungen vorben fahre. So ficher diefes auch für mid) war, und fo bequem es aud) für einen andern Keifenden geweſen wäre, fo war es dennoch für mich ſehr unbequen?, weil meine Hauptabſicht war, eine Karte aufzunehmen, Ich batte ‚hier der größten Aufmerffamfeit noͤthig, damit, ich nicht. in dieſem Labyrinthe der Inſeln und der Canäle den Zufam» menhang meines zurücgelegten Weges verlieren möchte. Ich habe von den fonderbaren Fiſchen noch nichts erwaͤhnet, die man im Amazonenſtrome findet, imgleichen von den unterſchiedenen Gattungen von Thieren, die man an ſeinen Ufern, auf dem Lande, antrifft. Dieſer einzige Artikel Eönnte den Stoff zu einer ganzen Abhandlung an die Hand geben, und wenn er gründlich ausgeführet werden follte, fo müßte man eine befondere Reife dahin thun. Ich will hier nur etliche von den fonderbarften anführen. Zu St. Paul d Omaguas_ zeichnete ich den größten Fiſch, der ſich im fügen Waſſer aufhält, nach dem geben ab. Die Portugiefen und Spanier nen: nen ihn die Seekuh, oder den Fiſchochſen; man muß ihn aber nicht mit dem Phoca, oder dem Seekalbe vermengen. Dieſer Fifch, von welchem ich rede, nähret fi von dem Graſe an den Ufe (ei Eein Fleiſch und Fett koͤmmt dem: —J Fette 252 Fortſetzung von einer Reife Bette fehr nahe. Der weibliche Fiſch hat Brüfte, mit welchem er feine Jungen fäuget. inige haben ihn dem Ochſen noch ähnlicher machen wollen, indem fie ihm Hörner beygeleget haben ‚. ob er gleich in der That feine hat. Er it eigentlich fein Amphibien, weil er fich niemals ganz aus dem Waffer begiebr, welches er auch nicht thun kann, indem er, anſtatt der Border » und Hinterfüße, nur zwo flügelförmige Sloßfedern, 16 Zoll lang, nahe beym Kopfe bat. Er ftecfet nur den Kopf aus dem Waffer, damit er das Gras am Ufer erreichen moͤge. Derjenige, den id) abzeichnete, war weiblichen Geſchlechts, 73 vhein, ‚ ländifche Fuß lang, und 2 Fuß breit; "nachher aber I babe ich noc) größere gefehen, Die Augen diefes Ihieres haben nicht Die geringfte Ebenmaaße mit der Größe feines Körpers. Sie find rund, und nur 3 Linien im Durchſchnitte breit. Die Deffnungen feiner Ohren find noch Eleiner, und faft als die Na— delöhren. Kinige haben geglaubt, er fey bloß in dem Amssonenftrome zu finden, da er doc) auch in dem Orinoque angetroffen wird. Er finder ſich auch, obgleich nicht fo häufig, in dem Oyapoc und in vielen andern Flüffen in der Gegend von Cayenne und an der Küfte der Provinz Buiana, ja vermurb: lih auch in andern Slüffen. Es ift eben derfelbe Fiſch, den man zu Cayenne und in den franzöfifchen Inſeln in Amerifa den Lamentin nennet; jedoch ift diefer von’einer etwas unterfchiedenen Gattung. Man finder ihn niemals im hohen Meere, und auch nur felten bey den Mündungen der Fluͤſſe; hingegen fieht man ihn, über taufend Meilen vom Meere, in den meiften großen Fluͤſſen, die in den Marannon * en; ‘auf dem Amazonenftrome. 253 len; 3 €. in den Fluͤſſen Guallaga, Paſtaza u.a,m. In dem Marannon hindert ihn der Pongo bey Borja, daß er nicht weiter hinauf kommen kann. Dieſer Pongo haͤlt einen andern ſehr kleinen Fiſch, den man Mixano nennet, und welcher bisweilen kaum einen Finger lang iſt, nicht zuruͤck. Dieſe Fiſche kommen jaͤhrlich in großer Menge nach Borja, wenn das Waſſer, gegen Aus— gang des Monats Junius, anfängt niedrig zu wer— den. Das einzige, was an ihnen merkwürdig ift, ift die ſtarke Gewalt, mit welcher fie wider den Strom ſchwimmen. Da der enge Schlauch des Stromes diefelben nothwendiger Weiſe bey diefem en- ger Paſſe zufammen bringe, fo fieht man, wie fie haufenmweife von einem Ufer zum andern ſchwimmen, und wie fie bald an diefem, bald an jenem Ufer durch den reißenden Strom durchfegen. Wenn das Waſſer niedrig ift, kann man fie in den Höblun» gen der Felfen im Pongo mit der Hand fangen, indem fie in diefen Höhlungen ausruhen, und fid) derfelben als Stuffen bedienen, auf denen fie hinauf fpringen, In der Gegend von Para fah ic) eine Are von Lampreten, die wie die gemeine Lamprete fehr viele Loͤcher am $eibe hat, übrigens aber mit der Eigen: fhaft des Tarpedro (torpille) begabt ift. Wenn man fie mit der Hand oder mit einem Stock berühe vet, fo empfindet man eine fehmerzliche Spannung im Arme, ja bisweilen fällt man fo gar, wie man faget, zu Boden. Das legtere habe ich nicht ſelbſt 2 gefeben. 254 Fortſetzung von einer Reife gefehen, Der Herr de Reaumur * hat die vera borgene Triebfedern, die Diefe wunderbare Wirkung thun entdecket. Die Schildkroͤten im Amazonenſtrome werden zu Cayenne ſehr geſucht und fuͤr wohlſchmeckender ge⸗ halten als alle andere. Man findet fie in dieſem Stro> me von verfchiedener Größe, und von vielerley Öat- ungen, und zwar in folcher Menge, daß die Ein- wohner am Strome allein von diefen Thieren und von ihren Eyern leben koͤnnten. Es giebt auch all» hier Schildkroͤten, die auf dem Lande leben, und dieſe werden in der braſiliſchen Sprache Jabutis genennt. Dieſe zieht man zu Para allen andern Gattungen vor. Sowohl diefe als jene, fonderlich aber die Jabutis, leben etliche Monate außer dem Waſſer, ohne daß man weis, was — zur on rung dienet. Es fcheine, als habe die Natur den faufen One Dianern die Arbeit zu eriparen gefucht, weil die häu= figen Seeen und Sümpfe an den Ufern des Amazos nenftromes, die an einigen Orten fehr weit ins Land gehen, bey hohen Waffern mit allen Arten von Fir. fehen angefüllet werden, welche hernach, wenn der Strom wieder abnimmt, als in nafürlichen Teichen, darinnen zurück bleiben, fo daß man fie mit großer Bequemlichkeit fifchen Fann. | ri In allen Gegenden der Provinz Quito, welche der Marannon beftrömer, imgleihen zu Para und zu —— findet man viele Arten von Pflan⸗ zen, * Man fehe die Memoires de P’Academie, vom | 1714. auf dem Amazonenſtrome. 255 zen, die von denen, fo man in Europa Fennet, uns terfchieden find, und deren Blätter und Wurzeln, wenn man fie aufs Waſſer ftreuet, die Kraft haben, die Fiſche trunken zu machen, fo daß fie, als leblos, auf der Oberfläche des Waſſ ers liegen, und ſich mit der Hand fangen laſſen. Durch dieſes Kraut, gleid)= wie auch durch die Stacfeten, die fie vor den Muͤn— dungen Fleiner Slüffe bauen, fangen die Indianer fo‘ viele Fiſche als fie wollen. Sie räuchern fie her= nad), damit fie fich erhalten, und bisweilen falzen fie diefelben ein, welches aber fehr felten geſchieht. Je— doch graben die Einwohner zu Maynas Salz aus einem Berge, der an dem Ufer des Guallaga liege. Die Indianer, welche Untertanen von Portugal find, bekommen europäifches Sal; aus Dara. we Die Crocodille find längft dem Marannon, ja fo gar in den Slüffen, die in ihn laufen, fehr ges mein, Gie find bisweilen 20 $uß lang, und viel- leicht noch länger, Am Fluffe Guayaquil Hatte ich ihrer fchon fehr viele gefehen. Sie liegen ganze Stunden und Tage auf dem Schlamme, ohne alle Bewegung, fo dag man fie für Holftämme oder für abgebrochene Aeſte anfehen koͤnnte. Weil den Crocodillen am Amazonenftrome ſehr wenig nachge⸗ ſtellet wird, ſo ſcheuen ſie die Menſchen nicht ſehr. Zur Zeit der Ueberſchwemmungen kommen ſie bis— weilen in die Huͤtten der Indianer. Man hat viele Exempel, daß dieſes wilde Thier einen Menſchen aus einem Kahne geriſſen und ihn im Beyſeyn dee Br“ Leute gefreſſen, opie daß ** em bat AA so Der 256 Fortſetzung von einer Neife Der gefährlichfte, ja vielleicht der einzige Feind des Erocodille ift der Tieger, Der Kampf die— fer wilden Thiere muß ein fehenswürdiges Schau- fpiel Lyn wenn man von ungefaͤhr darzu koͤmmt. Die J Indianer beſchreiben ihn folgendergeſtalt. Das Erocodill ſteckt den Kopf aus dem Waſſer und fehnappet nach dem Tieger, wenn er. an das Ufer koͤmmt und frinken will, gleichwie es auch mit den Ochſen, den Pferden, den Maulthieren und mit an- dern Thieren zu thun pfleger. Der Tieger ergreift. alsdenn das Erocodill mit den Klauen, und wirft fie ihm in die Augen, welches der einzige Ort am dem Erocodille ift, wo es verwundet werden Fann,. weil feine Schuppen fehr hart find, Das Crocodill wirft fich ins Waffer und zieht den Tieger mit fich, und diefer erfäuft lieber, ehe er feine Klauen zuruͤck- - zieht. Die Tieger, fo ich in Amerika gefehen, all- N wo fie in allen heißen Landſchaften, Die viele Wälder haben, fehr gemein find, geben den aftikanifchen, wie mic) deucht, weder an Schönheit noch an Größe: etwas nad). Kine gewifle Gattung von ihnen hat eine braune Haut obne Flecken. Die Indianer be= fämpfen den Tieger fehr geſchickt mit der halben Pies fe, welches ihr gemöhnliches Neifegewehr ift. Ich Habe allein in der Provinz Duito,nicht aber am Amszonenjtrome dasjenige Thier gefeben, welches die Indianer in Peru, nach ihrer Sprache,den Puma, r die Spanier in Amerika aber den Löwen nennen ; Eu ich zweifele aber, ob es ein &öwe ſey. Das männli che von dieſen Thieren hat keine Maͤhne, und iſt auch viel kleiner als die $öwen in Afrika find. Ru auf dem Amazonenſtrome. 257 Babe Biefes Thier nicht lebendig, fondern nur ausge» ftopft aefehen. | Obgleich die Bären insgemein nur in Falten Laͤn⸗ dern befindlich find, gleichwie man fie in den peruanis ſchen Gebirgen antrifft, fo hat man mir doch am Ama» zonenfteome von einem Thiere erzaͤhlet, welches fie Ucumari nennen; und diefes ift der Mame, den die Indianer in Peru den Bären beylegen. Ich habe nicht mit Gewißheit erfahren Fünnen, ob_es wirklich Bären find. | ® Das Slendthier, welches in einigen waldichten Gegenden in Quito, am Gebirge Cordillera, ges funden wird, ift in den Wäldern am Amazonen: firome und in der Provinz; Guiana fehr gemein, Ich lege ven Namen Elendthier (Elan) demjenigen Thiere bey, welches die Spanier und Portugiefen unter dem Namen Danta fennen. In der perua- nifhen Sprache heißt es Uagra; in Brafilien Tas piira, und in ver Sprache der Balibi, an den Küften von Guina, wird es Maypuri genennet. Da das fefte Sand bey der Inſel Cayenne mit dem: jenigen Lande, durch welches der Marannon läuft, zufammenhängt, fo findet man in beyden $ändern ge» meiniglid) einerley Thiere. In dem Sande der Mameos zeichnete ich eine Art von Wieſeln ab, welche fehr Teichtlich zahm wer- ben, Den Namen, den man ihm beylegete, konn⸗ te ich weder fchreiben noch ausfprechen. In der Ge: ‚gend von Para fand ich eben dergleichen Wiefel, ‚wo man fie, nach der brafilifchen Sprache, Coati nennet, Laet erwaͤhnet auch diefer Thin. 6 Band, R Die 258 Fortſetzung von einer Reife Die Affen find das gemeinfte Wild am Amazos nenjtrome, welches die Einwohner dafelbft am lieb» ften eſſen. Ich habe deren auf meiner Schifffahrt fehr viele gefehen, und von noch mehreren Gattun— gen erzählen gehöret. Einige find fo groß als Wind: hunde, und andere fo klein als Ragen. Ich rede nicht von den Eleinen Affen, welche die Franzoſen Sapajoux nennen, fondern von noc) Fleinern, die mit vieler Mühe zahm gemacht werden. Sie haben ein laflges, glänzendes Haar, meiftentheils Faftanienfar- big, bisweilen aud) mit rothfalben Flecken. Ihr Schwanz ift zmeymal länger als ihr Leib, der Kopf Elein und eficht, Sie haben fpisige und lange Oh— ren, mie die Hunde und Katzen, nicht aber wie an« dere Affen, mit denen fie in der That wenig Aehn⸗ lich£eit Haben, immaßen fie mehr die Geftalt und den Gang eines Eleinen $öwens haben. Zu Maynas nennet man fie Pinches, und zu Cayenne Tama- - in. Sie find von derfelben Gattung, welche nad) der brafilifchen Spradye Sahuins genennt werden, aus welchem Worte die Franzoſen Sagoins gemacht haben. Laet erwaͤhnet ihrer, und beruft fich dabey auf den P Ecluſe und Lery. Der Statthalter zu Para fchenfte mir einen Affen, deraleichen man in diefem Sande noch niemals gefehen hatte. Er hatte am $eibe filberfarbiges Haar, fo ſchoͤn als die beften weißen Haare feyn fönnen, und am Schwanze war er fehr dunkel Faftanienbraun. Noch etwas fehr bes fondres an ihm war diefes, daß feine Ohren, Ba- cken und feine Schnauze fo ſchoͤn karmeſiroth aus— fahen, daß man zmweifelte, ob er diefe Farbe von Natur haben Fönnte, Ich habe ihn a; e ahr auf dem Amazonenſtrome. 259 Jahr gehabt, und er lebte noch damals, als ich dies - fes fchrieb, und als wir faft die Küften von Sranks reich) erreichet hatten, Ich trug die größte Sorg« fale, ihn vor der Kälte zu bewahren ; er ftarb aber doch bald hernach, vermuthlich, weil ihm die Witterung allzu ftrenge war, Weil ich auf dem Schiffe nicht die Gelegenheit hatte, ihn im Dfen zu dürren, ſo wie der Herr de Reaumur ein Mitcel ausgedacht hof, die Bögel vor der Faͤulniß zu erhalten, fo konn⸗ te ich nichts anders thun, als ihn in Spiritus legen. Ich bin alfd im Stande zu zeigen, daß ich in meiner Beſchreibung nichts vergrößert Habe. Wohn Man findet dafelbit noch viele andere rare Thies re, von denen aber die meiften fchon von andern bes fchrieben worden find, und welche man auch in ans dern amerifanifcyen Ländern anteifft, zum Erempel, unterfchiedene Arten von wilden Schweinen, und Kas ninchen, den Pac, den $ourmilier, das Sta⸗ chelfchwein, das Kaulthier, den Tarou, den; Armadille, und viele andere, von denen ich einige abgezeichnet ; andere aber, die der Herr Morain⸗ ville nach meinem Entwurfe gemalet, hat der Herr - Godin bey fic) behalten. Man Hat fic) nicht zu verwundern, daß in fo heißen und wäflerichten Laͤn⸗ ern, als diefe find, allerley Arten von Schlangen großer Menge zu finden find. Ich habe in einer willen Reifebefchreibung gelefen, daß alle Schlan« gen am Amazonenftrome Feinen Gift hätten. Es ift gewiß, daß einige davon nicht bösartig find; allein bey einigen ift der Stich) allezeit toͤdtlich. ine von ber gefährlichften ift vie Rlapperfchlange, welche genugfam bekannt ift, u 3 diejenige, bie 9— | ‘ 2 260 Fortſetzung von einer Reife ral genennt wird, welche wegen ihrer bunten und hellen Farben eriwirdis iſt. Aber die rareſte und ſonderbarſte iſt eine ſehr große Schlange, die im Waſſer und auf dem Sande lebet, fünf und zwanzig bis drenßig Fuß lang, und über einen Fuß dicke, fo wie man mir diefelbe befchrieben hat, welche die In⸗ dianer in der Provinz Maynas Nacu⸗Mama oder, die Waſſermutter nennen. Sie hält fi, wie, man faget, allezeit in den großen Seeen auf, welche aus den Ueberſchwemmungen des Stromes entfte- ben. Man erzählee Dinge von ihr, die ich Faum glauben würde, wenn ich fie gleich felbit gefehen här- te, Sch führe ſolche auf Treue und Glauben des Verfaſſers des erlaͤuterten Orinoque an, welcher fie ſehr ernſthaft erzähle. Dieſe Schlange ver⸗ ſchlingt nicht nur, wie die Indianer ſagen, ein ganzes Nehe, ſondern fie zieht auch durch ibren Odem die Thiere, die ihr zu nahe fommen, an ſich, fo daß fie ihr nicht widerftehen Fonnen. Einige Portugiefen zu. Para erzählten: mir von einer andern großen“ Schlange faft eben dergleichen unmabrfcheinliche, Dinge, auf was für Art fie mit dem Schwanze die, Menfchen umbringe. Ich vermuthe, daß es eben die Art von Schlangen ift, welche ſich in den Waͤl⸗ dern bey Cayenne aufbält, Bey diefer läuft alles Wunderbare auf eine in der Erfahrung gegründere, Sache hinaus, daß nämlich ein Menſch ohne Le⸗ bensaefahr von ihr gebiffen werden kann, ‚obgleich ihre Zaͤhne ſehr fürchterlich anzufehen find. ch ha= be von diefen Schlangen ʒwo Haͤute mitgebracht, wovon eine, ob fie gleich eingetrocknet iſt, funfzehn Fuß lang, und. — einen Fuß breit iſt. u | wei⸗ auf dem Amazonenfirome 2361 Zweifel giebt es noch größere. Dieſe Schlangen⸗ haͤute nebſt etlichen andern Merkwuͤrdigkeiten der Natur habe ich von den Jeſuiten zu Cayenne, von dem Herrn Lille Adam, Seecommiſſarien, von dent Heren Artur, koͤniglichem Leibarzte, und von etli» chen Mficierern der Beſatzung daſelbſt zum Seien, fe bekommen. Derjenige Wurm, den die Indianer i in der Pro⸗ vinz Maynas, Suͤglacurm die Einwohner zu Cayenne aber Macaque nennen, "wächft in dem Steifche der Menfchen und der Thiere bis zur Groͤße einer Bohne, und verurſachet einen imertraͤglichen Schmerz. Er iſt ſehr felten. "Den einzigen, wel⸗ chen ich zu Cayenne geſehen, habe ich abgezeiehinet und ihn in Weinfpivitus aufbehalten. Man fager, er erzeuge ſich in der Wunde, Die eine gewiffe Ark von Muftiquen oder Maringsinen durch ihren Stich machet; aber das Thier, welches bas Ey hin ein leget,t noch nicht bekannt "Die — welche den — ra Meute, ja fogar den Menfchen das ' Blut i Schlafe ausfaugen, ‚wofern fie” ſich nicht mit einer Bedeckung verfehen, find hier, wie in den meiſten ißen Landern in Amerika, eine allgemeine Landpla⸗ Einige find von ungeheuter Größe. Zu Bor⸗ j “andern Dertern haben fie das Rindvieh, mean die Mißionarien daſelbſt eingeführer hatten, Hui ich vertilger, Anerachtee. es ſchon anfing, ſich vermehren. pr Die —* der serfhieberen iron von Voͤge In, die in den Wäldern an Marannon zu einden Ar, iſt noch größer als die u der vierfüßigen Thie: r re, 262 Fortſetzung von einer Reife re. Man hat bemerker, daß faft Fein einziger Vo— gel einen angenehmen Gefang bat. Ihre bunten und fchönen Karben find das befte an ihnen. Der ſchoͤnſte unter allen iſt der Colibri, welchen man in vielen Buͤchern beſchrieben findet. Man trifft ihn in dem ganzen heißen Erdſtriche von Amerika an. Ob man ſchon gemeiniglich dafuͤr haͤlt, daß er ſich nur in warmen Laͤndern aufhalte, fo habe ich dennoch an keinem Orte eine groͤßere Menge ſolcher Vögel gefunden, als in den Gärten der Provinz Quito, wo die Luft mehr kalt als warm if, Der Toucan, deſſen rother und gelber Schnabel in Ans fehung feines Körpers ungeheuer groß iſt, finder ſich am Amazonenſtrome ſowohl als in andern ames tifanifchen Sändern. Seine Zunge ſieht einer Düne nen Feder ahnlich, und man leget ihr befondere Kaf te bey. Die vielen Arten von Papageyen und Aras, die ihrer. Größe, Farbe und Geftalt nach, feht unterfchieden find, finder man dafelbft in großer Menge. Die feltenfien unter allen Papageyen find diejenigen, welche ganz gelb, und an den aͤußerſten itzen der Fluͤgel ein wenig gruͤn ſind. Ich habe nicht als weene von dieſer Art zu Para geſe⸗ ben. Die Art von grauen Papageyen, die an den ' Spißen ber Flügel feuerfarbig find, und welche man k Guinea ſehr Häufig findet, find bier gan, unbe, annt. F Die Völker ke Maynas die Omaguas, und andere mehr, verfertigen einige Federarbeit; fie koͤmmt aber derjenigen, welche die Mexikaner Ryan pe der an Kunft PM an — ie Die auf dern Amazonenſtrome. 263 Die Indianer an dem Fluſſe Oyapoc wiſſen den Papageyen durch Kunſt andere natürliche Far: ben zu geben, als ihnen die Natur gegeben bat. Sie zupfen ihnen die Redern aus, und reiben fie mit dem Blute einer gewiſſen Art von Sröfchen dieſes nennet man zu Cayenne tapirer un Perroquet. Vielleicht beſteht die ganze Kunſt bloß darinnen, daß man den Vogel an der Stelle, wo man ihm Die Federn aus» gerupft hat, mit einer fcharfen Feuchtigkeit benetzet; vielleicht hat man auch gar nichts weiter dabey zu chun, und es füme nur auf einen Verſuch an. Es feheine in der That nichts außerordentlichers zu feyn, wenn einem Vogel, anftatt der ausgerupften grünen Federn, rothe oder gelbe wachen, als daß die Pferde att verwunderen Stellen am Ruͤcken, anftatt des ſchwar zen Haares, weißes bekommen. A Unter vielen andern fonderbaren Vögeln babe ic) zu Para einen, von der Größe einer Gans gefehen, deffen Federn nichts merfrürdiges an ſich haben ; aber san dem oberen Theile der Flügel hat er einen fehr fpigigen Sporn, ober eine Art von Horne, eis nen halben Zoll lang. Ex hat auch unter dem Schna⸗ bel ein Fleines dünnes und biegfames Horn, in der Sänge eines Fingers. - Er wird in ber bra iſchen Sprache Cahuitahu genennet, welches Wort den Kiang ſeiner Stimme nachahmet. Der Vogel, welchen die Spanier in der Provinz Maynas den Trompetero nennen, iſt eben derfels be, dem man zu Para und zu Cayenne ben Namen Agami beyleger. Er iſt fehr zahm und bat nichts befondres an fi), als das Geraͤuſch, fo er bisweilen machet, um deſſen willen a ihn den Trompeter 4 ge: 264 SFortfegung von einer Reife genennet hat. Diejenigen irren fich, die diefes Ge— räufch für feine Stimme, oder für feinen Öefang hals ten, weil daffelbe aus einem Gliede des Leibes her- vorfömmt, welches von der Kehle ſehr unterfchieden iſt, und ihr gerade entgegen ſteht. Der bekannte Bogel, der zu Peru Contur, und mic einem verderbten Worte Condor genennet wird, und welchen ich an vielen Dertern der Gebirge inder Bro- vinz Quito gefehen habe, befindet fich auch, wenn es wahr ift, was man mir davon erzähler bat, in den niedrigen Landſchaften am Amasonenftrome, . Sch habe einige über einer Heerde Schafe ſchweben geſe⸗ ben. Vermuthlich ſchreckte fie die Gegenwart des Schaͤfers ab, daß fie feinen Einfall tbaten, Es wird durchgängig erzählet, daß diefer Vogel ein Res be fortführen Fann, und daß er bisweilen Kinder friſſt. Man faget, daß die Indianer ihn mit der Geſtalt eines Kindes anlocken, welches ſie aus einem kleberigen Leimen formiren. Er pflegt ſchnell auf⸗ zufallen, und klebet mit ſeinen Klauen ſo feſt daran, Daß er ſich nicht wieder losmachen kann, Am ıg September, faft vier Monate nach mei- ner Abreiſe von Cuenza, kam ich vor; Para an, welche Stadt die Portugiefen das große Para nennen, das heißt nad) der brafilifhen Sprache, der große Strom. Wir ftiegen bey einem Wohnpla- Ge ans fand, welcher den Jeſuiten gehoͤret. Der Propincial * empfing uns dafelbft,, und der Re— ctor ** verfchaffere uns allerley Ergößungen, die os das * Der Vater Joſeph de Suse, ”* Der Pater Johann Serreyra. auf dem Amozonenſtrome. 265 bas $Sandleben verftaften, da man ung indeflen eine Wohnung in der Stade zubereitete. Am 27ften langes ten wir in ver Para an, und fanden ein bequemes Haus, das praͤchtig ausgezieret war, nebft einem Gar⸗ ten, aus welchem man die Ausficht nach dem Meere hatte, Seine tage war fo befchaffen, wie ich mir felbige zu meinen Beobachtungen wuͤnſchte. “Der Statthalter und Generalcapitain * der Provinz nahm uns fo auf, wie wir es aus feinen ertbeilten Defehlen an die Commendanten der Feſtungen, und an die Provincialen der Mißionarien } auf unſerer Reiſe hatten vermuthen koͤnnen. Bey unferer Ankunft in Para, nachdem wir bis- ber in den Wäldern am Marannon herumges ſchweifet waren, deuchtete es uns, als ob wir in Europa waͤren. Wir fanden hier eine große Stadt, gerade Straßen, ſchoͤne Haͤuſer, von denen die mei⸗ ſten ſeit dreyßig Jahren von Mauerwerk erbauet‘ find, und fehr prächtige Kirchen. Die unmittelbare Handlung wiſchen Dara u Liſſabon, wo jährlich eine Kaufmannsflotte hin und her geht, feßet bemittelte Leute in den —— ſich alle Bequemlichkeit zu verſchaffen. * handeln gegen Die europäifchen Waaren andere Din- ge, die, ‚ihr Sand giebt, nämlich, außer dem Gold» e, den fie: aus dem Innerſten bes Landes, aus nd von Brafilien befömmen, allerley brauchbare Sachen, welche ſowohl der Amazonen⸗ ſtrom, als die in ihn laufenden Fluͤſſe, und die fen: biefer Stroͤme ren als, le bi R5 et * 8 de Abreu € Caſtelbrance. * 266 Fortſetzungvon einer Reife clou, die Saffaparille, die Danille, den Zucker, den Coffee, und fonderlich den Cacao, welcher das baare Geld in diefem Lande ift, und in welchen der Reichthum der Einwohner befteht, » Die aftronomifche Breite der Stadt Para hatte vermuthlich noch niemand zu Lande beobadıter. Man verficherte mich dafelbft, Daß fie juft unter dem Ae— quator läge. Mac) der Karte des P. Fritz hat fie einen Brad füdlicher Breite, - Mach verfchiedenen einftimmigen Beobachtungen fand ich ſie von ı Grade 28 Minuten, welches mit Laets Karte faſt völlig uͤbereinkoͤmmt, obgleich Feiner von den neuern Erd» beſchreibern, fo viel ich weis, Diefer Karte gefolget ift. Man findet fie in dem neuen porrugiefifchen Seefpiegel (Routier Portugais) unter dem ı Grade 40 Minuten angeſetzt. Was die aftronemifche Laͤn⸗ ge diefer Stadt anlanget, fo babe ich bey der Mond» finfterniß,, die am ı November 1743 dafelbft einfiel, und bey zwoen Verdunkelungen des erften Jupiters— trabanten, am 6 und 29 December deſſelben ab: res, ſolche Beobachtungen angeſtellet, aus denen ich ihre Laͤnge richtig werde beſtimmen koͤnnen, ſobald ich die andern dazu gehoͤrigen Wahrnehmungen, an einem Orte, deſſen Laͤnge bekannt iſt, angeſtellt haben werde, weil bis jetzo noch Feine Verfinſterungen zu Pas ris eingefallen find. Indeſſen fchließe ich aus den aſtro⸗ nomifchen Berechnungen, daß der Linterfchied der Mittagszivfel zu Para und zu Paris ungefähr 3. Stunden 24 Minuten gegen Welten fey ; nichts‘ zu erwähnen von meinen angeftellten Beobachtungen über die Ab.veichung und Neigung: der — un auf dem Amazonenſtrome. 267 und über die Ebbe und Fluch zu Para, mwelce da: ſelbſt gar unordentlich iſt. Eine wichtigere Beobachfung, welche zur Beſtim— mung der Figur der Erde, als dem vornehmiten Endzwecfe unferer Reife, unmittelbar erfodert wurde, waar die Länge des Penduls nad) der mittleren Zeit, oder vielmehr der Unterfchied der Laͤnge des Penduls zu Quito und zu Para, weil die leßtere Stadt am Ufer des Meeres , die erftere aber soo Klaftern hoͤ⸗ her als die Wafferebene des Meeres liegt, und weil beyde unter dem Aequator befindlich find, indem die Breite non ı8 Grad bierbey von Feiner Erheblichkeit it. Ich war im Stande, vermittelft eines unver- änderlichen Penduls von 28 Zoll, diefen Unterfchied zu beſtimmen. Ich werde diefen Pendul ander» wärts befchreiben. Er behält feine Schwanfung über 24 Stunden fehr merflih. ch habe Damit zu Quito und auf dem Berge Pichinche, 750 Klaf- tern über dem Erdboden zu Quito, fehr viele Beob⸗ gen angeftellet, Ich erfab aus dem mittleren Berhältniffe von neun Verſuchen, die ich zu Para gemacht hatte, (von denen die zwo entferneften nur ‚einen Unterfchied von drey Schlägen, nach 98740 gerechnet, gaben, ) daß mein Pendul zu Dara in 24 Stunden, nad) der mittleren Zeit, 31 bis 32 Schmwanfungen mehr als zu Quito, und zo bis zı mehr als zu Pichincha chat. Ich ſchloß aus die— fen Berfuchen, daß unter dem Aequator zweene Koͤr⸗ per, von denen einer 1600 Pfund, und der zweyte 1000 Pfund, in einer mit der Oberfläche des Meeres gleichen Höhe, wiegt, wenn man biejelben, und zwar den erfteren 1450 Klaftern, den andern aber 2200 2638 Fortſetzung von einer Reife böber brächte, jeder mehr als ein Pfund von der Schwere verlieren würde : gleichwie ſolches auch er⸗ folgen würde, wenn man diefe Berfuche unter dem 22ften oder 28ſten Parallelzirfel, nach der Tabelle des Hın. Newton, anftellete, oder auch unter dem 20 und 25ffen, fo viel man aus den unmittelbaren Erfah: rungen, Die in Europa, unter dem Aequator und’ in verfchiedenen europäifchen Sändern angeſtellet worden find, beurtheilen fann. Die angegebenen Zahlen find nur ohngefähr berechnet, und ich behalte mir vor, daß ic) etliche Fleine Veränderungen Dabey machen darf, wenn ich die erfoderlichen Aequationen dabey anwende, und von meinen mit dem Pendul angeftell- ten Erfahrungen, dieumftändliche Befchreibung her⸗ ausgebe, N‘ — UN Bey meinem Aufenthalte zu Pata that ich in Ber felben Gegend etliche Eleine Reiſen aufeinem Kahne, und wandte Diefe Zeit an, meine Karte immer mehr in Ordnung zu bringen. Die Karte zu Ende zu bringen, mußte ich die wahre Mündung des Am IF zonenftromes und fein nördliches Ufer bis zum Nord⸗ Cap fehen, allwo fein Lauf aufhöret, Aus diefer und andern Urſachen entfchloß ich mich, nach Cayen- ne zu reifen, und mit dem koͤnigl. Schiffe, welches man dafelbft erwwattete, gerades Weges nach Frank: veich zurück zu gehen. Der Herr Maldonado aber nahm die bequeme Gelegenheit in Acht, und gieng mit der portugiefifchen Flotte am zten December1743. nach Liſſabon ab. Ich mußte mich noch bis zum Ausgange deffelben Monats zu Para aufhalten, niche ſowohl weil man mir die widrigen Winde, welche dort in diefer Tahreszeis herrſchen, fehr gefährlich ——— vor⸗ —— auf dem Amazonenſtrome. 269 vorſtellete, ſondern vielmehr, weil ich nicht genug Bootsleute befommen Fonnte, indem die meiften In⸗ dianer, wegen der Pocken, die damals fehr heftig wuͤtheten, in die umliegenden Dörfer geflüchter waren, Man hat bemerfet, Daß diefe Krankheit denjeni- gen Indianern, , die erft fürzlic) aus den Wäldern in die Migion gebracht worden find, und welche nackend gehen, noch gefährlicher iſt, als denen, die Kleider fragen, und welche entweder unter den Portugiefen gebohren find, oder doc) ſchon lange Zeit unter ihnen gelebt haben. Jene, die man unter die Amphibien zählen koͤnnte, weil fie faft eben fo eft im Waſſer als: auf dem Sande find, haben vielleicht Durch ihre harte Sebensart, indem fie der Luft beſtaͤndig bloß geftellee find, eine feftere Haut, als andere Menfchen befom- men : woraus zu fchliegen ift, Daß diefes allein den Ausbruchder Docken ſehr ſchwer machen muß. Biel- leicht tragt aber auch diefes viel dazu bey, daß diefe Indianer fich den Leib mit Roucou, mit Genipa und mit verfchiedenen fetten und dicken Delen reiben, wodurch die Schweißlöcher fich mit der. Zeit verftopf- fen müflen, Diele Muthmaßung wird dadurch be- ftärfee, weil die ſchwarzen Sklaven, die aus Afrifa dahin gebracht werden, und welche diefe Gewohnheit nicht. haben, die Pocken beſſer ausftehen als die ge bohrnen Amerifaner, Indeſſen lehrer die Erfahrung, daß ein Wilder aus Amerika, der die Poren be: fommt, insgemein ein todter Menfch it. Wasm aber die Urfache fenn, daß ihnen die —— Pocken nicht eben ſo toͤdtlich ſind? Vor 15 oder 6 Jahren, als in der Gegend von Para eine ger Indianer ftarben, fam ein ji 370 Fortſetzung von einer Reiſe den Einfall, an feinen Indianern einen Verſuch das mit zu machen, weil er in den Zeitungen von Diefer wunderbaren Sache, die damals in Europa ein großes Auffehen machte, gelefen hatte, indem er kluͤg lich urtheilete, daß es wenigftens einigen das Leben retten koͤnnte, weil die Menfchen, die damit befallen wurden, insgefamme ftarben. Kin jeder vernünfti- ger Menfch hätte billig fo urtheilen follen; jedoch war er in Amerifa der erfte, der das Einpfropfen der Docken unternahm. Cr hatte bereits die Hälfte ſei⸗ ner Indianer verlohren, und von den übrigen wur: den täglich mehrere befallen. Er ließ deromegen allen denen, die noch nicht damit befallen waren, die Pocken einfeßen, und er verlohr hernach Feinen eingie | gen mehr. Ein anderer Mißionarius am ſchwar⸗ zen Strome folgete feinem Beyſpiele nach, und war eben fo glücflich als jener, Man follte natürlicher Weife glauben, es würden die Einwohner zu Para bey diefer Pockenfeuche, die mic) damals in bemeldter Stadt aufhielt, weil fie fo unleuabare Erfahrungen vor fich fahen, ihre Skla⸗ ven durch ein fo nügliches Mittel zu erhalten gefuche haben ; ich würde es auch felbft glauben, wenn id) nicht das Gegentheil gefehen Härte; wenigftens dachte . man bey meiner Abreije aus Para noch nicht daran. Doch ift auch nicht zu Teugnen, daß Damals noch nicht die Hälfte der "indianer todt war. Am 2often December gieng ich mit einem Fahre jeuge, das dem General gehörte, von Para nad) Cayenne ab. ch hatte 22 Ruderkneche, und ver⸗ ſah mich mit allen Bequemlichkeiten und ven bend» thigten Erfrifchungen. Der General gab mir auch | etliche auf dem Amazonenſtrome. 271 etliche Empfehlungsfchreiben an die ehrwuͤrdigen Srancifcaner. dafelbjt mit, die bey den Mißionen auf der Inſel Joannes oder Marayo beitellt find, und welche mir auf diefer Inſel frifches Schiffsvolk ges ben follten, Ich Fam in den erften Tagen des Jen⸗ ners 1744 Dafelbft an ; weil aber zwifchen Dars und Cayenne wenig Schifffahrt getrieben wird, auch andere verdrießliche Zufälle fich einmifchten, fo fonnte ich in vier Dörfern feinen toorfen finden, der diefer Fahrt Fundig geweſen wäre. In Ermangelung befien, weil auch meine Indianer allzu wenige Erfahrung hatten, und fehr furchtfam waren, (inſon⸗ derheit der Mamelus *, oder Metis, den man mir deswegen mitgegeben hatte, damit er den Indianern in ihrer Sprache die benoͤthigten Befehle geben ſollte, und welcher ſich einbildete, daß auch ich unter ſeinem Befehle ftünde,) fo brachte ich auf dieſer Reiſe zweene Monate zu, die icy doch innerhalb vierzehn Tagen hätte endigen Fünnen. Diefe Verzögerung hinderte mid), den Cometen, der damals erfchien, auf dem Sande zu beobachten ; und ehe ich zu Cayenne anlangte, fo verbarg er fich fehon unter die Sonnen» alen Erlihe Meilen unterhalb Para ſchiffete ich bey ber öftlihen Mündung des Amazonenftromes, ober bey deſſen Arme bey Para, vorbey, welcher von ber wahren Mündung diefes Stromes durch Die große Inſel Joanes, oder Marayo, wie fie zu Para insgemein genennet wird, abgeſondert ift. 20 * Mamelusbebeutet in Braſilien ei n Sohn ein | TR tugieſen und einer Fabianerinn. r: ER 372 Fortſetzung von einer Reife Inſel erfuͤllet allein fat den ganzen Raum zwiſchen den zwoen Mündungen des Erromes, Sie hat eine unordentliche Figur, und ift über 150 Meilen im Umfange. Man findet in allen Karten, anftatt dies fee Inſel, eine Menge Fleiner Inſeln, von Denen man glauben koͤnnte, als ob fie bloß nach Gutduͤnken gezeichner wären, wenn man nicht bemerfete, "daß fie nach dem Flambeau de la Mer abgefchildert find. Diefe Karten befchreiben bier viele Derter fehr ums ftändlicdy, aber auch fehr unrichtig. Der Arm des Stromes bey Para, in der Gegend, wo ich über ihn fchiffete, 5 oder 6 Meilen von der Stadt , ift ſchon über 3 Meilen breit, und wird immer breiter. Ich fchiffere 30 Meilen gegen Norden längft der Inſel bin, bis an ihre außerfte Spige, weldhe Maguari genennet wird. Hier wandte ich mich gegen IBeften, und hielt mic) beitändig an die Küfte diefer Inſel, welche 40 Meilen lang faft gerade unter dem Aequa⸗ tor gebt. Ich Fam bey zwo großen Inſeln vorbey, _ welche ich gegen Norden liegenließ. Die erftere heiße Machiana und die zweyte Caviana. Beyde find jegiger Zeit wüfte ; ehemals aber find fie von dem Volke der Arouas bewohnt gewefen, welches nun ° mehro zwar zerftreuet ift, Dennoch aber feine befon- dere Sprache beybehalten hat. Das Erdreich die⸗ fer zwo Inſeln und eines Theiles der Inſel Marayo iſt faſt gänzlich uͤberſchwemmt und zum Bewohnen untuͤchtig. Ich verließ die Kuͤſte der Inſel Mara⸗ yo an dem Orte, wo ſie ſich gegen Suͤden wendet, und kam wieder in den rechten Hauptſtrom, der Schanze Macapa gegenuͤber, an dem weſtlichen Ufer. Die Portugieſen haben dieſe N wo eilen Auf den Amazonenſtrome. 273 Meilen weiter nach Norden angelegt, als fie ehedem gelegen hat. Man würde hier unmöglich mit den gewöhnlichen Kaͤhnen über den Strom fegen fönnen, wenn niche Fleine Inſeln im Strome wären, zwiſchen denen man ficher bindurd) fchiffen Fan, wenn man die vechte Zeit in Ache nimmt, von einer auf die andere zu fommen, Dem ungeachter iſt er von. der lebten Sinfel bis nad) Macapa über zwo Meilen breit, Bey diefer legten Ueberfahrt gieng ich, und zwar zum letztenmale von Süden nach Norden unter dem Aer quator hinweg. In der neuen Schanze Macapa, oder vielmehr an dem Drte, wo fie erbauet wird, fand ich am ıgten und ıgten Jenner, 3 Minuten ſuͤd⸗ licher. ‘Breite. - Der Erdboden zu Macapa iſt 3100 ober drey Klaftern hoͤher als die Waſſerebene des Meeres, Das Ufer iſt mit Holze bewachſen, inwendig aber ſieht man ein freyes und ebenes fand, dergleichen ich ſeit meiner Abreife aus Duito nicht wieder geſehen hatte, Die Indianer verfichern, daß diefes Stuͤck $andes in einer großen Weite gegen Norden frey und eben bleibt, fo daß man bis an den Urſprung deg Oyopoc durch weite Ebenen zu Pferde reifen fann, und daß man vafelbft nur einzelne und duͤnne Hoͤl⸗ zungen antrifft. In der Gegend, wo der Oyopoc entfpri fieht man nordwärts das Gebirge A⸗ prsusge, mies man auch in der See, etliche Meil Ufer fehen kann: woraus erfolget, daß man es noc) vielmehr auf den Höhen bey Cayenne fehen muß. Aus dieſem allen erhellet klar, daß man von Cayen⸗ ne an, unter dem sten Grade nördlicher Breite, RD. S gegen 774 Fortſetzung von einer Reiſe gegen Süden hinab, gar bequemlich 3 und vielleicht 4 Grade des Mittagszirfels auf franzöfifchem Ges biethe hätte meffen Fünnen, wodurch zugleich Diefes Stuͤck Landes, welches noch wenig befannt ift, beſſer unterſucht worden waͤre. Man hätte fogar, mit Bes willigung der Krone Portugal, die Ausmeſſung bis zum Parallelzirkel bey Macapa, das heißt, bis zum Aequator felbft, fortfegen koͤnnen. Diefe Sache wäre leichter zu beiwerfftelligen geweſen, als ich es felbft zu der Zeit glaubte, da ich der Afademie diefen Vorſchlag that, nämlich ein Jahr vorher, ehe die Reiſe nach Quito befchloffen ward, allmo man diefe Ausmeffung leichter zu bewerfftelligen hoffete. -MWenn mein Borfchlag vollzogen worden wäre, fo würden wir vermuthlich ſchon vor etlichen Jahren wieder zurück gefommen feyn, Allein, man Eonnte unmöglich verfichert feyn, ob diefe Sache auszufuͤh⸗ ven wäre, bevor man die Gegend felbft gefehen hatte, Zwiſchen Macapa und dem Nord⸗Cap, inder Gegend, wo der Hauptcanal des Stromes wegen der vielen Inſeln am fchmälften ift, und fonderlic) der großen Mündung des Arawary gegenüber, wels cher Stuß an der Noröfeite in ven Amazonenſtrom fälfe, äußert fich an der Ebbe und Fluth ein fehr ber fonderer Umftand. In den drey Tagen, die den Bollmonden und Neumonden am nächften find, ‚und da die Fluth am hoͤchſten anläuft, erreichet das Meer in ı oder 2 Minuten feine größte Höhe, anftatt daß ſonſt beynahe fehs Stunden dazu erfodert werden, Man Eann leichelich erachten, daß es nicht ftilledabey zugeben kann. Man höret eine oder zwo Meilen weit ein erfchrecfliches Geröfe, welches die Pororo⸗ c“ auf den Amazonenſtrome. 275 ca voraus anfündiger : denn alfo nennen die India⸗ ner diefe heftige Fluch. Fe näher fie anruͤcket, defto ftärfer wird das Getöfe, und bald hernach fiehe man ein Gebirge von Wafler, ı2 bis 15 Fuß hoch, als⸗ denn ein zweytes, ein drittes, und bisweilen ein viers tes geſchwind nach einander anfommen, welche die ganze Breite des Canales einnehmen, : Diefe Wellen kommen mit erftaunlicher Gefchwindigfeit an, und nehmen: alles hinweg, mas ihnen im Wege ſteht. Sch habe gefehen, daß die Pororoca an einigen; Dertern ganze Stücen tandes, und diegrößten Baͤu⸗ me binweggenommen, und vielerley Schaden gethan hatte. Die Ufer, fo Diefe Fluth uͤberſchwemmet, find fo rein, als eb fie mit Befen abgefeger wären. Die Kähne, diePiroguen, ja fo gar die Barquen Fönnen ſich wider diefe Barre, (mie es die Franzofen zu Cayenne nennen,) nicht anders fehügen, als wenn fie an einem Orte den Anfer werfen, wo das Waſſer niche tief iſt. Ich will mich bier in dieſe Sache und in ihre Erflärung nicht weitläuftig ein« laſſen, fondern nur die Urfachen davon Fürzlich an« zeigen. Als ich diefen merfwürdigen Umftand an ‚etlichen Dertern genau unterfuchte, fo bemerkte ich, daß es nur in folhen Gegenden zu gefchehen pflege, wo bie Fluth in einen engen Canal eindringt, und un erwegs eine Sandbanf, oder eine Untiefe vor fich et, die ihr eine Hinderniß in den Weg leget. Bloß an ſolchen Dertern fängt ſich diefe ungeftüme und unordentliche Bewegung des Waflers an ; und fie endiget ſich ein wenig hinter der Bank, mo ber anal anfängt um ein merfliches tiefer und breiter ju werden, in gleiches gefchieht auch, wie man si S2 fager, >76 Fortſetzung von einer Reife faget, bey den orcadifchen Inſeln, an den noͤrdli⸗ chen Küften von Schottland, und bey der Muͤn⸗ dung der Garonne, in der Öegend von Bordeaux, wo nıan diefe wunderbare Springflurh le Mafcaret; nennet. Sn? * Weil der Befehlshaber meiner Indianer befuͤrch⸗ tete, er moͤchte in den fuͤnf Tagen, da dieſe heftige Springfluth mit dem Vollmonde kommen ſollte, das Nord⸗Cap nicht erreichen koͤnnen, dahin wir nur: noch funfzehn Meilen hatten, fo wartete er, unerache tet aller meiner Borftellungen, neun Tage in einer unbemwohnten Inſel, bis der Vollmond vorbey war; Bon diefer Inſel Bis zum Nord⸗Cap brachten wir noch nicht zweene Tage zu. "Am folgenden Tage, da das legte Mondvierthel einfiel, zu welcher Zeit die Fluth am ſchwaͤchſten ift, blieben wir auf einem Schlamme ſitzen, und die Ebbe führere das Waſſer feht weit von uns ab. Den Tag hernach Fam Die Fluch nicht bis anıımfer Fahrzeug; Furz, wir blieben hier faft fieben Tage auf dem Schlamme fißen, Die Ruderknechte, die währender Zeit nichts zu arbeiten hatten, mußten ſehr weit vom Fahrzeuge, bis anden halben $eib im Schlamme waren und halbfalziges - Waſſer holen. Sch hatte hier Zeit genug, dem Nord⸗ Eap gegenüber; meine Beobachtungen zu wiederhos fen, und befand mich unter einer nördlichen Breite | von ı Grade zı Minuten. Die Abmeichuhg der Magnernadel war hier von 4 Graden norböftlich, 22 Grad weniger als zu Pauxis. Ich fah in diefer ganzen Gegend nichts als Wianglebäume, undfei- nen einzigen von denen hohen Bergen, die in der Beſchreibung der Küften, welche il ein € auf dem Amazonenſtrome. 277 de la Mer beygefüger iſt ſehr genau abgezeichnet ſind. Dieſes Buch iſt in alle Sprachen uͤberſetzet worden; allein in diefen Gegenden Fönnte eg die Sees fahrenden vielmehr irre führen, als ihnen zum: Weg- weifer dienen. Endlich machte der Anfang der Springflurh | beym Meumonde, ‚die wir im vorigen Vollmonde jo fehr gefcheuee hatten, unfer Fahrzeug wiederum flott, jedoch nicht ohne Gefahr, indem fie es aufbob, und es lange Zeit auf dem Schlamme herumfuhrete und zwar mit ſolcher Geſchwindigkeit, dergleichen ich im Pongo und in allen oberen Thei⸗ len des Stromes nicht geſehen hatte. Hier ſah ich endlich die wahre Muͤndung des Amazonen⸗ ſtromes, und hier beſchloß ich meine Karte von dieſem Strome; indeſſen nahm ic) doch noch die Sees füfte bis nad) Cayenne auf, und. beobachtete a bis dahin die Breiten der Derter, Etliche Meilen weiter gegen Weften, von dem Orte wo wir fieben Tage auf dem Schlamme blei⸗ ben mußten, fah ich eine andere Mündung des Ara wari, die jeßiger Zeit mit Sande verftopft iſt. Dieſe Mündung und der tiefe und breite Canal, wel- He ‚von der Nordfeite dahin fomme, zwiſchen dem feſten Lande des Nord⸗ Cap und den Inſein bie vor demſelben liegen, ſind der Fluß und die Bay Vincent Pingon. Die Portugieſen zu Para haben ihre Ur- fachen gehabt, warum fie diefelben mit dem Fluſſe Oyapoc vermenget haben, deffen Mündung unter dem Cap d’ Orange befindlich ift, unter dem aten SGrade 15 Minuten nördlicher Breite. Unerachtet ‚ber Sriedenstractat von Utrecht, mie es ſcheint, aus dem Dyapoc und dem Stuffe Pinson einen “ 63 einzi⸗ 278 Fortſetzung von einer Reife "einzigen Fluß macher, ſo find fie doch wirklich mehr ‘als so Meilen von einander entfernet. Diefes Fann niemand leugnen, wer die alten Landkarten betrach- tet, und wer die Driainalfchriftftellee, welche von Amerifa gefchrieben, ehe noch die Portugiefen fich in DBrafilien feft geſetzt haben, daruͤber nachlefen will. In der franzöfifchen Schanze am Oyapoc beobach⸗ tete ich am 23ſten und 24 Febr, die Breite, und fand ‘fie von 3 Graden 55 Minuten nach Norden. Diefe ‚Schanze liege 6 Meilen am Strome hinauf, an deffen nördlichen Ufer. Am 26ften deffelben Monats 1744 fam i6 endlich zu Cayenne an, nachdem ich zweene Monate zu Waſſer und zu lange gefchiffer war. Ich kann diefes mit Wahrheit fagen, weil die Küfte zwifchen dem YIord: Cap und der Inſel Cayenne fo plate ift, daß Das Steuerruder beftändig im Schlamme wuͤh⸗ lete, und bisweilen in einer Strecke von z Meile faum ı ı Fuß Wafler hatt, Jedermann weis, daß der Herr Richen, , Mit: ‚glied unferer Afademie, im Jahre 1672, auf diefer Inſel die Ungleichheit der Schwere unter den ver- ſchiedenen Parallelzivfeln zuerft entdecket bat, ‚und daß deſſen Verſuche dem Hrn, Huygens und dem _ "Hrn. Newton zum Grunde gedienet, worauf ſie ihre Theorien von der Figur der Erde erbauet haben, ‘Eine von den Urfachen, warum ich nach Cayenne reiſete, war diefe, weil ich es für fehr nuͤtzlich hielt, eben biefelben Berfuche dafelbft anzuftellen, indem wir darinnen fehr geübt waren, und weil auch) heuti⸗ ges Tages dergleichen Verſuche weit richtiger, als damals angeſtellet werden. Ich habe einen — aaß⸗ auf dem Amazonenſtrome. 279 Maafftab mitgebracht, welcher, nach meinen Beob⸗ achtungen, das richtige Maaß der Länge des einfachen Penduls zu Cayenne ift. Cine noch größere Ric)« tigfeit hoffe ich aus der Bergleichung der Anzahl der . Schläge, welche mein feft ſtehender Pendulzu Cayen⸗ ne that, mit der Anzahl derer, die er zu Paris, in einer gleichen Zeit thun wird, zu erlangen, fobald ic) diefen Berfuch werde anftellen koͤnnen. Diefe Ver— gleichung wird das Uebermaaß des Secundenpenduls zu Cayenne über den Secundenpendul zu Paris ſehr richtig anzeigen, deſſen eigentliche Laͤnge, fo wie der Herr Mairan diefelbe beftimmer hat, billig für die wahre zu achten ift. Man koͤnnte auch zur bejtimm« sen Größe die Sänge des Penduls annehmen, fo wie fie von uns zu Quito auf unterfchiedene Art und mit verfchiedenen Inſtrumenten ift gefunden worden, und welche von dem Hrn. Bodin, dem Hrn, Bouguer, und von mir fo richtig ift beftimme worden, daß uns jere Berfuche bis auf den hundertſten Theil einer Linie übereinftimmen, Man mag aber auch anfatı- Penduls innerhalb 24 Stunden, fo wieer 5 Du ‚zu Para und zu Pauxis durch eine lange | Jlger von ! gen, wo man will, fo wird doch allezeit der. Unter- ſchied in der Anzahl der Schläge eines und,deffelben Fi Verſuchen iſt gefunden worden, das eigentliche Maaß * equinoctialpenduls am Ufer des Meeres geben: länge alsdenn auch ein allgemeines Maaß geben wird, Wie fehr wäre es nicht zu münfchen, daß menigftens die Mathematifverftändigen ein all« gemeines Maaß haben möchten ? Der Unterfchied der Sprachen, der noch viele Jahrhunderte dauern wird, hindert den — in den Kuͤnſten und Wiſ⸗ : % ſenſchaf⸗ 280 Fortſetzung von einer Reife fenfehaften ohnedieß genug, dag man nicht nöthig bärte, die Willenfchaften durch Die unterſchiedenen Maaße und Gemichte gleichfam mit Fleiß noch ſchwe⸗ rer zu machen, da doch die Natur uns in der Laͤnge des Secundenpenduls, unter dem Aequator, ein unveränderliches Mufter des Maaßes und des Ge⸗ wichtes an die Hand giebt : welches billig ale Welt- weifen bewegen follte, daffelbe einftimmig anzuneh⸗ men. Bey meiner Ankunft zu Cayenne war meine erſte Sorge, daß ich unter etliche Perſonen den Quinqui⸗ naſaamen austheilete, welcher damals nur 8 Monate ale war. Die ausgefproffenen Baͤumchen, die ich eine Zeit lang wider die Hitze und andere Zufälfe fo — verwahret hatte, buͤßete ich bey dem Cap 0 Orange durch die heftigen Wellen des Meeres ein, die mein Fahrzeug beynabe umgefchlagen hätten, Allein, diefer Saame ift zu Cayenne nicht aufgegan- gen, wozu ich mir auch wenige Hoffnung gemacht — ‚weil diefe zarten Körner allzu große Hitze hat⸗ ausſt hen muͤſſen. Ich habe noch keine Nach— richt was aus denen geworden iſt, die ich den Herren Mißionarien an dem oberen Theile des Oyapoc habe zuſtellen laſſen, wo der Erdboden bergicht und die $uft mehr gemaͤßiget iſt, und wo beydes mit der Ge⸗ “gend von Korea, wo ich diefe Sprtenfäpgier owner let hatte , mehr übereinfommt. In der Stadt Cayenne beobachtete ich eben die⸗ ſelbe Breite, die der Herr Richer daſelbſt wahrge · nommen hatte, naͤmlich 5 Grade 56 Minute n nad) Norden. Sch wunderte mich fehr, als ich vier wohl zufi ON Beobachtungen des erften Jupiters⸗ auf dem Amazonenftrome. 281 Supiterstrabanten den Unterſchied der Mittagszivkel von Cayenne und Paris ungefähr einen Grad geringer befand, als er in der Connoiflance des temps, angegeben wird. sch habe aber nachher erfahren, daß der Herr KRicher feine einzige Beob- achfung mit den Trabanten des Jupiters zu Cayenne angeftellet hatte, und daß man vielmehr die aftrono- mifche Laͤnge dieſes Ortes aus deſſen übrigen Beob— achtungen auf eine ſehr betruͤgliche Art nur geſchloſſen hatte. Die genaue Unterſuchung dieſer Sache, ſowohl als die Beobachtungen der Ebbe und Fluth und der Abweichung der Magnetnadel, ſo ich daſelbſt ange— ſtellet habe, muß zu unſern beſonderen Verſonnmn gen verſchoben werden. Weil ich bemerkt hatte, daß man zu Cayenne das Gebirge Courou, welches man 10 Meilen davon ſchaͤ⸗ tzete, fehr deutlich ſehen Fonnte, fo hielt ich Dafür, daß dieſer Dre, aus welchem man die Canonenfchüffe zu Cayenne fesen und hören Fonnte, fehr bequem wäre, die Gefchmwindigfeit des Schalles zu meſſen, nachdem wir bereits zu Quito, einer Gegend, die von biefer ſehr unterfchieden ift, viele Beobachtungen damit a geſtellet hatten. Der Herr 8’ Orvilliers, Co mendant daſelbſt, gab nicht allein die benoͤthigten Ber ‚fehle dazu, fondern er half mir auch felbft bey die- 2 e Der Herr Srefneau, königlicher Kriegs teifter, ‚gab die Zeichen zu den Schüffen, und 9— die Geſchwindigkeit des Windes und andere dabey vorfallende Umſtaͤnde. Aus fuͤnf Verſuchen, die wir in zweenen Tagen damit anſtelleten, von denen vier | auf eine halbe Secunde zufammentreffen, da do die Zwifchenzeit 110 — betrug, ergab ſich 5 metriſch, 282 Fortſetzung von einer Reife metrifh, daß die Weite 20230 Toifen ausmachte, nämlich durd) eine Folge von zuſammengeſetzten Tris angeln, auf einer Grundlinie von 1900 Zoifen, bie wir auf einem ebenen Erdboden ſchon zweymal ge- meffen hatten. Die Gefchwindigkeit des Schalles, die aus der Gefhwindigfeit des Windes gefchloffen ward, befanden wir von 1834 Toifen in jeder Se= cunde, anftatt daß fie zu Duito von 175 Toifen war befunden worden. DieCanone, fo hierbey ge- brauche ward, ſchoß eine zwoͤlfpfuͤndige Kugel. Ich machte mir die Winkel, welche ic) ſchon ges meflen hatte, und die befannten Weiten zu Nutze, und beftimmete auf eine geometrifche Weife die Lage von 30 bis 40 Puncten theils in der Inſel Cayenne, theils auf dem feften Sande und auf der Seefüfte, un- ter andern die Lage etlicher Felſen, infonderheit des» jenigen, welcher der Eonnetable genennt wird, der den Schiffen in der See zum Merfzeichen Dienek, Ich maaf auch die Erhöhungsmwinfel der Börgebir- ge und anderer anfehnlichen Berge. Die wahre Höhe folcher Berge würde den Steuerleuten ein viel ſicherers Mittel, als ihre Rechnung, geben, in der Mähe des feften Sandes, bloß: vermittelft einer Tas belle, genau zu wiſſen, wie weit fie vom Sande ents ferner find, welches, wie befannt, eine fehr wichtige Sache iſt. Die Seefahrer koͤnnten nod) viele ande= re Bortheile aus dee Geometrie ziehen, die — noch zur Zeit nicht geachtet haben. Zu einer andern Zeit reiſete ich mit dem Herrn OÖ’ Orvilliers, außer der Inſel, an etlichen Fluͤſſen binauf, und wir maaßen ihre Krümmen nad) en fen auf den Amazonenſtrome. 283 fen Weiten ab, Ich beobachtete auch die Breite et: licher Oerter. Diefe und etliche andere Puncte, die ich ſchon vorber beftimmer hatte‘, Fönnen zur Verfer⸗ tigung einer Karte von dieſer Colonie etwas beytras gen, weil wir noch bis jeßo Feine Karte davon haben, die Diefen Namen verdienete. Bey meinem Aufenthalte zu Cayenne war ic) neugierig zu willen, ob die oben erwähnten vergifte: ten Pfeile, die ich fchon feit einem Fahre bey mir hatte, noch ihre Kraft haͤtten, und ob der Zucker wirklich ein ſo ſicheres Gegenmittel wider dieſen Gift waͤre, als man mich verſichert hatte. Ich machte dieſe Verſuche i im Beyſeyn des Commendanten der Colo- nie, des Fönigl. Seibarztes und etlicher Dfficierer von der Befasung. Wir brachten einer Henne durch ei⸗ nen folchen Pfeil, (der mwenigftens vor 13 Monaten | vergiftet worden war, ) vermittelft eines Blaſeroh⸗ ves, eine leichte Wunde bey, und dieſe Henne ftarb nacheiner Bierthelftunde, Eine andere fchoflen wir mit einem friſch vergifteten Pfeile am Fluͤgel, doch ſo, daß wir den Gift in Waſſer zergehen ließen, und den Pfeil augenblicklich aus der Wunde zogen. Die⸗ ſe Henne fiel eine Minute hernach nieder, bekam bald darauf Zuckungen, und ſtarb, unerachtet wir ihr Zucker in den Hals floͤßeten. Die dritte Henne ſchoſſen wir mit eben demſelben Pfeile, den wir noch» mals vergifteren, und gaben ihr augenblicklich Zus er ein: worauf ihr nicht das mindefte Leid wieder⸗ fuhr. Diefe Berfuche habe ich am 23 Jenner diefes - Jahres zu Leiden, im Beyſeyn etlicher — 284 Fortfegung von einer Reiſe Profefforen * der hoben Schule, vom neuen ange ſtellet. Der Gift, der durch die fange der Zeit und durch die Kälte ohnfehlbar feine befte Kraft verloh- ren hatte, wirfere erft nach 6 oder 7 Minuten; aber der Zucker half nichts. Die Henne, der man den Gift beybrachte, lebete etwas laͤnger als jene. Die— ſer Gift iſt ein Ernact, der aus verſchiedenen Kraͤu⸗ tern, vornehmlich aus Lianen, durch Huͤlfe des Feuers gemacht wird. Man verfichert, daß mehr als dreyßig Arten von Kräutern und Wurzeln zu dem⸗ jenigen Gifte geſetzt werden, welchen die inbifchen Voͤlker Ticunas zubereiten ; und dieſer ift eben der- jenige, mit welchem ic) die Probe gemacht habe, und der am Amazonenftrome, unter vielen andern Arten von Gifte, Für den ftärfften gehalten wird, Die Indianer verfertigen ihn allezeit auf einerley Weiſe, und juſt ſo, wie ſie es von ihren Vorfahren gelernet haben: gleichwie unſere Apotheker den Theriak des Andromachus aufs ſorgfaͤltigſte ſo zubereiten, wie er in den Buͤchern beſchrieben wird; obgleich dieſe große E Mannigfaltigkeit der Ingredienzien bey dem Gifte der Indianer vermuthlich eben fo unnoͤthig iſt als bey dem Gegengifte der Europar, .. Man wird fi) vermurhlich wundern, wenn ih ſage, daß ein fo fubtiler Gift, ein fo ficheres und ge: fhwindes ? Mittel, den Haß und Die Rache zu vergt ie get: ‚den Indianern bloß dazu dienet, Affen und wil⸗ — LiRSHhFÄNGEN, — tina iſt, — 90 Unzers allgemeine Betrachtungen, | digen unbefannt. Diefe großen Männer erwerben ſich den Dank vieler tauſend Menſchen, die nach ih» ren Grundſaͤtzen gehalten werden, wenn ſie in Krank⸗ heiten verfallen, und wovon die Folge eine erwuͤnſch⸗ te Geneſung iſt. Die Schriften, worinn ſie von den Krankheiten des menſchlichen Korpe rs handeln, find bekannt genug, und man muß geftehen, daß fie es darinn zu einer ſolchen Höhe gebracht "haben, die ihrer würdig ift. Es beruhet aber die Lehre von den Kranfheiten des menſchlichen Körpers auf gewiſ⸗ fen allgemeinen Wahrheiten, von den Krankheiten überhaupt: denn der menfchliche Körper ift nicht al- lein das Gebiethe, worinn ſich Die Vorbothen des Todes aufzuhalten pflegen. Man fest dergleichen allgemei» ne Wahrheiten in medicinifchen Schriften mit Recht als befannt voraus, und wendet fie darinn nur auf ‚die Krankheiten unfers Körpers an. Es beruhet alfo auf ihrer Klarheit, Deurlichfeit, Wahrheit und Ge: wißheit, größtentheils die Deutlichfeit, Wahrheit und Gewißheit derer befonderern medicinifchen !ehrfäge, und diefes wird allein hinreichend feyn, allgemeine Der trachtungen über die Krankheiten insgemein anzu: preifen , davon ich anjeßo eine Probe mitzutheilen ges denfe, die den allgemeinen Begriff der Kranfheiten zum Gegenftande haben foll, und woraus, wenn fie geräth, die niedrigern Begriffe aller Arten von Krankheiten gefunden, verbeffere und insbefondere genauer beftimmt werden Fünnen ; aud) die Pathologie einen feften Grund bekoͤmmt, welcher um deſto nöthiger zu feyn fcheine, je mahrfcheinli- cher es ift, daß fpeciellere Wahrheiten, wenn fie eher gedacht werden, als Die allgemeinern, woraus fie fol⸗ gen, von den Krankheiten, 201 gen, nie mit völliger Nichtigkeit und Gründlich- Feit vorgetragen, und behutſam genug angewendet N Weil jede Ku verneinender Begriff ift, Dee; ohne den enigegengefegten bejahenden weder deutlich noch richtig gedacht werden Fanıı ; fo nennt man gemeiniglih die Krankheiten, die Gegen» teile der Gefundbeit, und es wird niemand an Die: fem Begriffe etwas mit Grunde tadeln fönnen, wenn nur vorher erfläre worden ift, worinn die Geſundheit beſtehe. Saflı et uns den Begriff derfelben feſtſetzen, bdamit wir im Stande find, von Krankheiten gründ« lich zu urtheilen. Es find zwey Stuͤcke zur Ges ſundheit nothwendig, die hier ausgefuͤhrt werden muͤſſen. Das erſte nothwendige Merkmaal der Geſundheit, iſt das Leben. Ich betrachte hier nicht bloß die Geſundheit einzelner Dinge, oder gewiſſer Arten derſelben; ſondern nehme den hoͤchſten und ganz ab» gefondersten "Begriff davon. Eben fo muß auch hier der Begriff des Lebens genommen werben, Das Le⸗ ben eines Dinges beſteht in der Fortdauer ſeiner Natur. Niemand zweifelt an der Richtigkeit dieſer Erklarung; ; es waͤre auch bier nicht der Ort, ſie zu E wenelbigen. Die Natur ift der Inbegriff aller | en innern Beftimmungen einer Sache, bie Sründe der übrigen in fich enthalten. Daher ) die Natur eines Dinges in zwenerley Abs — ‚ naͤmlich ſowohl, inſofern ſie die Gruͤnde der Moͤglichkeit, als auch, inſofern ſie die Gründe der Wirklichkeit Re“ a er 292 Unzers allgemeine Betrachtungen, Sadıe in fich hält. Die bloß möglichen Beſtim⸗ mungen find theils in dem Weſen, theils auch in des nen verfchiedenen Bermögen, Fertigkeiten und Fähig- feiten gegründet. Das Weſen iſt der Inbegriff aller legten Gründe in einem Dinge von allen feinen übrigen Beftimmungen, und worinn ſollte es alfo wohl anders beftehen koͤnnen, als in der unbedingten Möglichkeit einer Sache, "Die Möglichkeiten zu Handlungen find die Vermögen; Fertigkeiten find nichts anders, als größere bedingte Möglichkeis ten zu handeln, und Fönnen alfo nur als Arten der Vermögen betrachtet werden, Die Säbigkeiten endlich find die Möglichkeiten aller Leiden eines Din⸗ ges. Hieraus beſteht der bloß mögliche Theil der Natur einer jeden Sache, welchem man feine Exi— ftenz eigentlich zufchreiben Fann. Die Rröäfte bin» gegen machen den wirklichen Theil davon aus, ins dem man darunfer nichts anders verſteht, als die hinreichenden Gründe der Wirklichkeit aller Beſtim⸗ mungen. Die Natur ift alfo der Inbegriff des We- fens, der Vermögen, Fähigkeiten und Kräfte 2 wo⸗ von die letztern nur eigentlich exiſtiren. Waenn die Exiſtenz einer Sache inſofern — tet wird, als dieſelbe Sache jetzo, da fie exiſtirt, we— der erft entftehe, noch auch fchon zum Untergange eilet, fo bleibe der Begriff von ver Fortdauer dies fer Sade übrig. Wenn alfo die Natur eines Din⸗ ges fortdauren ſoll, fo muß fie exiſtiren, und bie N Erin, ftenz forefesen, Da mın nur derjenige Theil l der N fur eigentlich exiſtirt, welcher der Km. ‚aller Kräfte ift; das Leben aber in der Fortdauer der Nas tur beftebe >: fo pflegt man REES und zwar, aus von den Krankheiten. 293 aus eben diefen Gründen, mit völligem Rechte, die Natur eines Dinges durch den Inbegriff aller feis ner Kräfte, und das Leben, durch die Fortdauer derfelben zu erflären, Wird nun zur Gefundheit das geben erfodert ; fo ift die Fortdauer der Kräfte eine Eigenfchaft der Geſundheit, die ſich von ihr nicht trennen läßt. Jedes Ding hat ein Weſen, weſentliche Stuͤcke, Vermoͤgen und Faͤhigkeiten, und jedes wirkliche Ding hat Kraͤfte. Folglich hat alles eine gewiſſe Natur, und indem diefelbe fortdauret, eingeben, Man ſieht aber wohl, daß hier das Wort Leben in ſeiner wei⸗ teſten Bedeutung genommen wird , indem dieſer ‚Begriff ſowohl dem vollkommenſten Geifte, als auch den todten Steinen zugeſchrieben werden kann. In⸗ zwiſchen iſt das Leben eines Steins kaum ein Leben zu nennen, wenn wir den Begriff ſo nehmen, wie er in firengerer Bedenfung, und gemeinigli ) genoms men wird, Wir werden uns alfo müffen gefallen laffen, die nähere Einfchränfung biefes Begriſfs 2 — ch —— ſchon oben geſagt, daß die Kräfte der Theil der Natur eines Dinges find, ins dem fie feiner Wirklichkeit den Urfprung geben. Die Gegenwart und Sortdauer der Kräfte kann aber aus nichts fonft erfanne werden, als aus “one Daher fommt es, daß man einer Sie das Leben abfpricht, fo lange man Feine Wirkungen ihrer Kraͤf⸗ te ‚wahrnehmen fan, Einige Dinge wirken vers moͤge ihrer Natur fo insgeheim und unmerflich, daß wie Feine Kräfte oder Fortdauer derfelben bey ihnen: vermuthen „wenn wir 9 philoſophiſche Unterſu⸗ chun⸗ 294 Unzers allgemeine Betrachtungen, chungen anſtellen. So iſt es mit den Steinen, und man ſpricht ihnen alſo das Leben in ſtrengerer Bedeutung mit voͤlligem Rechte ab, welches in der Fortdauer ſolcher Kraͤfte beſteht, bie merkuͤche Wir⸗ kungen hervorbringen. Bey den Pflanzen und Thies ren find die Wirfungen ihrer Kräfte weit merflicher: Die erftern machfen, und haben einer Umlauf der Säfte, die leßtern haben beydes und überdem noch eine Menge folcher Kräfte, Die mit den Kräften ei⸗ ner Seele, die ſich in ihren Vorſtellungen nach ihrem Koͤrper richtet, uͤbereinſtimmig wirken. Man ſchreibt alſo Pflanzen und Thieren ein Leben in ſtrengerer Bedeutung zu, ‚und fie werden deshalb lebendige Geſchoͤpfe genennet, denen die Steine zum Unter» ſchiede entgegengefegt find. Wenn man dasLebenin der eigentlichften Bes deutung nimme, fo verftcht man darunter nur das Leben der. Thiere, und Geifter, bey welchen ſich die - Kräfte durch die meiften und größten Wirkungen of⸗ fenbaren, inſofern man ſie mit den Steinen und Planen vergleicht. | unmehro Fann die * beantwortet werden, melches Leben zu verftehen fey, wenn man behauptet, daß zur Gefundheit das Leben erfodert werde, ch fage, jederzeit Das geben in ftrengerer Bedeutung, ohne Doc) dasjenige im eigentlichften Berftandedaven aus⸗ zuſchließen. Denn alle denen Sadıen, die nur als lein in der erften Bedeutung leben, wird»der Begriff des eigentlichen Lebens abgefprochen, und dieſes ift doch der gemeinfte Begriff, den man mit Diefem Worte verbinder, Weil alfo die Steine nicht eigent⸗ lic) leben, fo Fan man von "= weder fagen, = | ie von den Krankheiten. = 295 fie gefund, noch daß fie Franf find, Es ift wahr, daß es auch an den Steinen Aehnlichkeiten von Krank: heiten giebt; wovon ich nur die Berwitterungen der Kiefe bier zum Beyſpiele anführen kann: indeflen iſt es nun ein für allemal nicht eingeführet, diefe Be—⸗ griffe mie leblofen Dingen zu verbinden, und wir. rechnen alfo zur Gefundheit nur das Leben lebendiger Gefchöpfe, dergleihendie Pflanzen, Thiere und Pers ſonen find. Es giebt gefunde und Franke Pflanzen, Thiere, Seelen, Geifter, u. f. w. aber feine ‚gelunke ober Eranke Duarze, Kieſe, Erden, u. ſa w. N... | Zum andern gehoͤrt zur Geſundheit eine ungehin⸗ — Fortdauer der Natur eines Dinges. Dieſes Merkmaal erſchoͤpfet den Begriff der Geſundheit: es wird aber noͤthig ſeyn, daſſelbe zu erläutern. es des Ding iſt in feiner Arc von Natur fo vollfommen, als es im Ganzen betrachtet, feyn Fann. Es hindert nicht, daß alle Dinge, wenn nur das vollfommenfte Weſen ausgefchloffen wird, gewiſſe Uebel ur d Un vollfommenpeiten an fid) haben, die ihnen nothwen— dig find, weil fie theils wefentliche Uebel find, thei aber doch davon ‚abhängen, Ein endliches Ding kann nebft feinen nothmwendigen Uebeln, noch unge» mein viele zufällige Uebel haben, deren Gegentbeile dennoch durch feine Kräfte möglich find, und unter diefen fi nd diejenigen begriffen, welche nicht entfte= ben mürben, wofern nicht die Kräfte desjenigen Din⸗ ges, worinn fie find, in ihren Wirkungen auf eine oder bie andere Art wären gehindert worden. So lange die ‚Natur eines Dinges alfo ungehindert bleibt, 24 befindet 296 Unzers allgemeine Betrachtungen, befindet ſich daſſelbe in ſeinem vollkommenſten Zu⸗ ſtande, welcher bey den Ar meygelehrten der natuͤr⸗ ‚liche Zuſtand genennet wird. Ich will den Men: ſchen hier zum Beyſpiele anführen Da , wo der Pöbel nichts als einen verweelichen Klumpen Erde ſieht, findet der Philoſoph das praͤchtigſte Meiſter— ſtuͤck, und ein Werk, das ſeines großen Schoͤpfers wuͤrdig iſt. —*2 — die es fuͤr ein Stuͤck der Religion halten, die ganze Menſchheit auf die nie— dertraͤchtigſte Art vorzuſtellen, laͤſtern Gott durch ihre Unmiffendeit,- indem fie feinen Ruhm zu verherrlichen glauben, Man muß allemal das befte, Das vortreff- lichfte erwarten, wenn man ein Werk der Matur un: terfucht. Ueberall wird man die Spuren der höch» fien Weisheit, überall wird nran den Finger des großen Urhebers der Natur finden, und gewiß der menfchliche Körper kann uns den evelften Begriff von der unendlichen Weisheit geben, wenn es uns nur gefällt, die Augen aufzuthun, und wenn wir Beur⸗ tbeilungskraft genug befigen, das große und bewun⸗ F befteht aus öhligten, mwäfferigten und erdig- jeilchen, welches Materien von der verfchies Art find. "Körper, die fich fo fchlecht zu ein⸗ ander ſchicken, find durch fo Eräftige Mittel verbun» den, daß vieler Jahre Gewalt öfters nicht hinrei⸗ henb iſt, eine Materie zu zerftören, die dem Anſe⸗ hen nach nur wenige Stunden in ihrem Wohlſtande follte fortdauren koͤnnen. Keine Neigung zu unnoͤ⸗ thiger Verſchwendung der Kunſt iſt der Bewegungs⸗ grund zur Wahl einer ſolchen Materie geweſen. Um | eine Mafchine hervorzubringen, die geſchickt wäre, mit uͤrdige an ihm wahrzunehmen. Sein erfter von den Krankheiten. 297 mit ihren Bewegungen alle Borftellungen eines ihr beftinnmten denkenden Wefens zu begleiten, mußte ein Stoff vorhanden feyn, der fo viele Verſchieden⸗ heiten annehmen konnte, undder die Fähigkeit hatte, fih die Natur vieler Arten flüßiger Materien, uns zählbarer weichen, und einiger felfenharten Maſchi— rien geben zu laſſen. Das flüßigfte, was in einem menfchlichen Körper angetroffen wird, nebft den uns durchöringlichften Knochen, hat alles einerley Mate tie, einerley allgemeinen Zeug. Diejenigen Theile, fo man aus den härteften Knochen herausbringt, find eben diefelben, die das Blut, und vermuthlich felbft den Nervenfaft ausmachen. Welcher unendliche Unterſchied, bey einer fo vollfommenen Einförmig« feit! Alle Kräfte, womit diefe Materien unfers Körz pers in einander wirfen, ſtimmen eben fo genau zur Erhaltung desjenigen Ganzen überein, Das einer Sees le die Geſchicklichkeit geben foll, in dem großen Welt⸗ gebäude ihren Schöpfer zu fehen, und mehrere Wir- fungen deffelben zu empfinden, als ihr eigenes Da» feyn. Die Mafchinen, die, nach uns unerforfhlis chen, geheimen Gefegen der Natur, fich felbft zeugen, und an einander fügen, bis fie das wunderbare In⸗ ſtrument der Empfindungen unferer Seele im Gan⸗ zen darftellen, ftimmen fo geſchickt zu diefem allge meinen Zwecke unfers Körpers überein, daß man nur nöthig hat, fie zu kennen, um ihre Abſicht zu roiffen, Berrichtungen diefer Mafchinen verfammeln ſich, wenn id) fo fagen darf, in einem’ Brennpuncte der Vollkommenheit, der allen heilen, allen Kraͤf⸗ ten, allen Bewegungen unfers Körpers gemein iſt. 35 Nichts * 298 Unzers allgemeine Betrachtungen, Nichts ſtoͤrt des andern nn nichts füllt des an⸗ Nichts fehlt, nichts 1 fi viel, ieh ruht Au lauft zu fohnee. Hieraus erhellet zur Genüge, daß der menfchliche Körper, fo wie ihn die Natur hervorgebracht hat, in feinem natürlichen und vollfommenften Zuftande lebet. So ift er beichaffen, wenn feine Natur ungehindert wirfen kann; fo iſt er ver Abriß, wornach man den vollfommenften menfchlichen Körper beurtbeilen muß; fo ift er das Maaß der Vollkommenheit aller menſch⸗ lichen Koͤrper, und ſo finden wir den Begriff der Geſundheit, als derjenigen Vollkommenheit, 10» Ber feine Natur ungehindert wirket und fortdauret. S. Es wuͤrde allzu weitlaͤuftig ſeyn, in mehtern Bey: fpielen zu zeigen, daß es bey der Geſundheit eines lebendigen Dinges einzig und allein darauf ankom— me, daß feine Natur ungehindert wirke. Ich will alſo hier dieſen Begriff in der Hoffnung annehmen, daß keine wohlangeſtellte Erfahrung demſelben wis derfprechen wird. Die Gefundheit ift alfo diejenige Vollkommenheit einer lebendigen Greatur, wodurch ihre Natur ungehindert wirft. So lange in einer Pflanze die Theile woraus fie befteht, die ihnen von der Natur beftimmte Anzahl, Structure und Ber: bindung haben, fo lange fie diejenigen Wirkungen hervorbringen, wozu fie gefchickt find, fo lange ihnen Feine Hinderniß in den Weg gelegt wird, fo find fie in gefundem Zuftande. Ein thierifcher Körper iſt unter eben diefen Umftänden in dem Beſitze Ber Olis von den Krankheiten. 299 Vollkommenheit. Eine Seele, oder jedes andre denfende Wefen, ift gefund, fo lange die Kräfte ihre Wirfungen ungehindert verrichten. Ein Thier aber ift gefund, fo lange der thieriſche Körper, nebft der Seele gefund ift, und ihre Bereinigung und Öemein« ſchaft ungehindert fortdauret. | | Nach dieſem vorausgefegten Begriffe ver Geſund⸗ heit kann es nicht ſchwer fallen, den Begriff der Krank⸗ beit feſt zuſetzen, und die allgemeinen Befchaffenheiten derfelben Daraus herzuleiten, es * **7 Bu | — Se, —* Daß jede Krankheit der Geſundheit entgegen ges -feßt fey, Fann von niemanden in Zweifel gezogen wer⸗ den: allein man darf hieraus nicht fchließen, daß alle zur Gefundheit erfoderliche Stücke wegfallen müß- ten, ſobald eine Krankheit entſteht. Wir wollen das Gegentheil der Gefundheit, infofern es von eis ner Hinderniß der Natur herrührer, eine Krankheit nennen, fo wird bald erhellen, daß die Kranfheiten mit der Gefundheit viele Charafteren gemein haben, die aber freylich Feine Unterfcheidungscharaftere der Gefundbeit find. Doc) ehe ich mid) indiefe Betrach⸗ ‚tungen näher einlaffe, muß ich noch wegen der Er- Elärung der Krankheit etwas erinnern. Sie ift hier fo allgemein angegeben, daß fie ſich auf alle belebte Dinge erſtreckt. Jede Unvollfommenheit an einer Pflanze, die davon herruͤhret, weil ihrer Natur eini« ge Hinderniffe in ihren Wirkungen in den Weg ges leat worben find, verdienet den Namen einer Krank⸗ beit. Sobald unfere Seele gehindert wird, alle Borftellungen fo und in derjenigen Drbnung hervor zubringen, 300 Unzers allgemeine Betrachtungen, zubringen, als fie zu ehun im Stande feyn würde, wenn fie von nichts gehindert würde, fo entſteht eine Seelenkrankheit, u. eben fo ift es bey dem menfchtichen, und andern ehierifchen Körpern. Indeſſen ift diefer allges meine Begriff der Krankheit, um in medicinifchen Büchern gebraucht zu werden, noch nicht genau genug beſtimmt, und erfodere alfo daſelbſt einen kleinen Zufag. In der Arzneymiffenfchaft hat man nichts mit übernatürlichen Krankheiten zu thun, weil wir Feine übernatürlichen Mittel verfchaffen koͤnnen, Dies felben zu heben, die natürlichen aber dazu nicht hin- reichend find. Man müßte alfo eine Krankheit in der Arzneygelahrtheit durch ein Gegentheil ver Gefund- heit im menfchlichen Körper erklären, infofern es von einer natürlichen Hinderniß feiner Natur herrüß- ref, Doc) diefe Einfchränfung verändert den Be- griff der Krankheit fo wenig, daß ic) nicht noͤthig ha⸗ be, mebr davon zu fagen. — In jeder Krankheit iſt die Natur einigermaßen in Unordnung gebracht, oder gehindert; und man kann alfo überhaupt fagen, daß der Sitz jeder Krank: heit die Natur eines Dinges fey. Die Natur der Geifter und befonders ver Geelen beftegt in der Bor- ftellungskraft der Welt, nach dem Stande ihrer Kör- per in derſelben. Daher ift bey ihnen der Sitz der Krankheiten einzig und allein die Vorſtellungskraft. Die belebtenKörper haben viel zufammengefeßtereNta- euren, und es kann alfo in ihnen ein meites Feld für allerhand Arten der Krankheiten geöffnetwerden. SH will von dem vollfommenften ebierifchen, Rn en — von den Krankheiten. 301 dem menfchlichen Körper diefes zu zeigen Gelegen- heit nehmen, und man kann alles, was hier gefagt werden wird,hernach fehr leicht auf die Pflanzen und ans dere thierifche Körper anwenden. Alleveränderliche Theile der Natur des menfchlichen Körpers koͤnnen in Abficht ihrer natürlich ordentlichen Beftimmungen gehindert werden, und find alfo als mögliche Sitze der Krankheiten anzufehen. Wir wollen diefe Theile der Matur unfers Körpers nad) der Keibe betrachten, Es gehören aber dahin 1) alle wirkliche Theile, wor— aus der menfchliche Körper zufammengefese iſt. Diefe find die Gründe von der Möglichkeic der Are der Zufammenfegung des menfchlichen Körpers, und ‚gehören alfo zu feiner Natur F. 2. Eine Krankheit kann demnad) in den Theilen des menfchlihen Koͤr— pers wuͤthen. Wir bemerfen aber an unferm Körs per bauptfächlich zwweyerley Arten der Theile. a) Bloße Marerien, die nicht zugleich mechanifche Ma— ſchinen find, z. E. alle flüßige Theile, und die Ma: ferien aller feften. Es kann alfo eine Krankheit in den flüßigen ſowohl als feften Theilen unfers Körpers ihren Siß haben. Die Kranfheiten ver feften Thei- le fönnen wiederum entweder in weichen oder harten heilen eriftiren. b) Mafchinen. Diefe machen die Structur unfers Körpers möglich, und da ie alfo Theile feiner Natur find, Fünnen fie zu einem Auf enthalte der Krankheiten dienen, Alle Mafchinen unſers Körpers find von zweyerley Art. aa) urfprüng« liche Mafchinen, die Theile größerer Mafchinen *9 ſers Koͤrpers zu ſeyn pflegen. bb) zuſammengeſetzte, dahin auch die ganze Maſchine des menu oͤr⸗ pers gehoͤret. Beyde Arten der Maſchinen koͤnnen gewiſſe 302 Unzers allgemeine Betrachtungen, gewiffe Krankheiten an fich Haben, welche man Kranf- beiten der Maſchinen nennen fönnte, und eg laflen fich alfo die Krankheiten der Theile eines lebendigen Körpers, überhaupt in die Krankheiten der Materien und der Mafchinen einteilen. Die erften find wie: derum entweder Krankheiten flüßiger oder fejter, und zwar wiederum entweder weicher oder harter Theile. Die Krankheiten ver Mafchinen aber find entweder Krankheiten urfprünglicher, oder zufammengefegter Mafhinen, Zur Natur des menfchlichen Körpers gehöref 2) die Art der Zufammenfeßung feiner Theile; denn darinn liege der Grund der Möglichfeie aller feiner Demwegungen, oder feiner Dewegungsvermögen, Es ift demnach moͤglich, daß eine Krankheit in der Art der Zufammenfegung ihren Sitz haben Eönne, und man Fann hier wieder. ʒwey Faͤlle gedenken. Die Art der Zuſammenſetzung iſt in dem menſchlichen Koͤrper nicht durchgaͤngig von einerley Art. Es giebt in ihm a) eine Miſchung, oder die Art der Zufam- menfegung feiner erften Materien, wodurch alle bloß phyſiſche Bewegungsfräfte möglich gemacht werden, Wenn die Natur unfers Körpers dergeſtalt gehin⸗ dert wird, daß die natuͤrlich ordentliche Miſchung ſeiner erften Materien aufgehoben wird ; fo entftehe eine Krankheit der Mifchung. Es find alfo Kranf- heiten der Mifchung möglich, welche ſowohl in flüßt« gen als feſten Theilen vorhanden feyn Fünnen. b) Die Structur, oder die Ark der Zufammenfegung feiner mechanifchen Mafchinen, welche die mechani« fchen Bewegungen möglich mache. Es kann alfo Kranfheiten der Structur geben, welche entweder die urfprünge von den Krankheiten. 303 urfprünglichen, oder die zufammengefegten Mafchi« nen des Körpers betreffen. Eben diefen Unterfchied der Kranfheiten der Art der Zufammenfegung kann man bey andern thierifchen Körpern und Pflanzen, - unverändert wieder anbringen, Zur Natur des menfchlichen Körpers gehören 3) alle feine Kräfte (.2. Man Fann dreyerley Arten von Kräften bey dem menfchlichen Körper von einans der unterfeheiden. a) Die phnfifchen. Hierdurch erden alle diejenigen . Bewegungen gewirft, die nicht von der Mafchine dependiren, fondern bfoß von der Mifchung der erften Materien, z. &, die in« nerliche Bewegung der flüßigen Theile. Es find alfo Krankheiten der phyfifchen Kräfte möglich, welche entweder in feften oder flüßigen Theilen ihren Sig haben fünnen. Diefe Art Krankheiten find allen thierifchen Körpern und Pflanzen gemein. b) Die mechanifchen. Hierdurch werden alle mechanifche Bewegungen gewirft. Es find alfo in den mechani« ſchen Kräften unfers Körpers Krankheiten möglich, welche ebenfalls allen übrigen belebten Körpern ge: mein find, und in den Mafchinen ihren Siß haben, ce) Die harmonifchen, wodurch alle Bewegungen ge: wirket werden, die mie den Borftellungen der Seele barmonifch find. Die Krankheiten der harmonifchen Kräfte haben entweder inder Materie oder Mifchung, der Structur oder den mechanifchen Kräften ver Ner— ven und des Gehirns ihren Sitz, wie aus der Phy— fiologie bekannt ift, und find nur bey thierifchen Körs pern, nicht aber bey den Pflanzen anzutreffen, man müßte denn noch ein Mittel finden, and) denen Pflan · zen Seelen und Nerven zu fchaffen, A * 304 Unzers allgemeine Beobachtungen, 2“ GA Diefes find diejenigen Theile der Natur eines thie⸗ eifchen und insbefondere des menſchlichen Körpers, worinn Krankheiten wohnen Fonnen, und ich behaups te hiermit das ganze Gebierh thierifcher Krankheiten abgefteckt zu haben. Alle Kranfheiten eines Thieres müffen in einem dieſer Theile feiner Natur wuͤthen, und man Fann fic) Feine Kranfheit mehr anderswo denken, in Pflanzen und thierifchen Körpern. Ich habe bierbey einige Einwürfe aus dem Wege zu raͤu⸗ men, * 1) Man koͤnnte ſagen: Es giebt auch Krankheiten in den Bewegungen (morbos motuum) und die Bes wegungen felbft find Fein Theil der Natur einer Ma: fehine, Hierauf läßt fich zweyerley antworten. Erſt⸗ lich find alle Krankheiten der Bewegungen nur Fols gen oder Zufälle, (Symptomata) von den Kranfheisen der Kräfte diefer Bewegungen, und dependiren alfo dennoch) von einem gehinderten Theile der Natur. Fürs andere aber ift es falfch, daß Feine Bewegung fiir eine Kraft gehalten werden Fünne, So philofo- phirt nur ein Metaphyſicus, aber Fein Naturlehrer oder Arzt. Inſofern eine gewiſſe Bewegung ben binreichenden Grund der Wirklichkeit einer andern ausmacht, ift fie die Kraft der letztern, und gehört alfo mit zu dem wirklichen Theile der Natur, Folg« lid) find alle Kranfheiten der Bewegungen folche, die ebenfalls in der Natur des Körpers ihren Sig haben, Man Eann hier beyläufig bemerfen, daß aus dem, was ich eben gejagt habe, erhelle, daß Diejenigen Arzneygelehrten keinesweges wider die $.2 gegebene | Erflärung ‚von den Krankheiten. 305 Erflärung der Natur ftreiten, wenn fie dle Natur des menfchlichen Körpers durch den Inbegriff aller Bewegungen erflären oder befchreiben, die zum Le— ben und zur Erhaltung des Körpers erfodert werden, 2) Der andere Einwurf fönnte darinn bejtehen, daß man fich auf die Krankheiten der Seele beriefe, welche nicht in der Natur des Körpers ihren Sig haben, Miemand aber wird diefen Gedanken für bündig erkennen, der einfieht, daß die Krankheiten der Seele, in ihr felbft betrachter, gar nicht zu den ‚Krankheiten des Körpers gehören, Inſoweit fie aber den Körper angehen, haben fie ihren Sig in den Nerven oder dem Gehirn, und es ift alsdenn Fein Zweifel, daß fie nicht zu einem Theile der Natur des Körpers müßten gerechnet werden $. 6, 3) Man Fönnte endlich aud) einwenden, daß es einis ge Krankheiten gebe, die in bloßen Berhältniffen befte« ben, da doc) die Berhältniffe des Körpers nicht zu feiner Natur gehören. Man muß bier den Unterfag leugnen, denn Feine Kranfbeit, infofern fie eine Krank: heit des menfchlichen Körpers ift, verdienet den Na⸗ men einer Verhaͤltniß. Diefes geht jo mweir, daß man felbit die Häßiichfeit, die Porfennarben, Som: merflefen, u. f. w. nicht einmal gern Rranfheiten nennet, meil fienur infofern betrachtet zu werden pfle- gen, als fie die Schönheit vermindern , diefe aber in einer bloßen Verhaͤltniß befteht. Wollte man fich inbeffen von der Häßlichfeit einen deutlichen Begriff machen, fo würde man finden, daß fie unter die Krank heiten der Structur gehörte, allein fogleic) hörer fie aud) auf eine bloße Häßlichfeit, eine bloße Verhaͤit⸗ niß zu ſeyn, denn es iſt befanne, daß die Empfindun⸗ 6 Dand, u gen 306 Unzers allgemeine Betrachtungen, gen des Schönen und Häßlichen verſchwinden, fobald diefe Eigenfchaftender Körper deutlich erkannt werden. | RR — Aus den bisherigen Betrachtungen laſſen ſich ei— nige Folgen herleiten, die ich hier nicht uͤbergehen kann. 1) Nicht alle Krankheiten der Korper, ing- befondere aber des menfchlichen Körpers find Kranf- heiten feiner erften Materien, ihrer Mifchung, Träg- heiten und phyfifchen Kräfte. Es giebt auch Krank— heiten andrer Art, die dahin gar nicht gerechnet wer: den Fonnen. Wie fehr haben: fich alfo nicht einige der ältern Arzneygelehrten betrogen, die alle Kranf- heiten zu diefen Arten allein gerechnet haben. Hip⸗ poftares hatte feine Galle und den Schleim, Pra⸗ xagoras und Eraſiſtratus hatten die Feuchtigkeiz ten des menfchlichen Körpers zum Siße aller Kranf« beiten angenommen, Asklepiades feßte die Kranf- beiten in die Elemente, Balen in. das Blut, den Schleim, die gelbe und ſchwarze Galle. Paracel⸗ fus leitete alle Krankheiten aus Salz, Schwefel und: Duecfilber ber, ja er nahm den Weinftein zu Hilfe, und wir haben ihm den Unterfchied zu danken oderzu vergeben , den er unter dem tödtlichen, langwierigen, Jeidlichen, und vorübergehenden Weinſteine gemacht bat. Tachenius, Wirdig, Bontekoe und Ouer⸗ camp hielten alle Krankheiten für Gährungen, und, Hauptmann machte fie zu Fäulniffen. Man muß: ein Chemicus feyn, wenn man dergleichen Meynun- gen aufbringen: und:vertheidigen will, aber ein. Arzt muß mebr feyn, als ein Chemicus, wenn er von allen, Kranfbeiten vernünftig denken wil .. ————— von den Krankheiten. : 307 2) Nicht alle Krankheiten find Krankheiten der Mafchinen, ihrer Structur, und der mechanifchen Kräfte, oder Verrichtungen (Functionen). Wider dieſen Satz ſuͤndigen einige Neuere, indem ſie die Krankheiten uͤberhaupt fuͤr verletzte Verrichtungen halten, entweder aus Unwiſſenheit des beſtimmten Begriffs des Wortes Functionen, ober weil ſie wirklich den hier beruͤhrten Irrthum hegen, daß alle Krankheiten bloß den mechaniſchen Geſetzen unſers Körpers widerfprechen müßten. ch Habe hinläng- lich gezeigt, Daß es nicht allein Krankheiten gebe, ie denen bloß phyſiſchen Geſetzen der Bewegung zuwi⸗ der find, fo wie dieſelben in unſerm Körper natuͤrli⸗ cher Weiſe beſtimmt ſind; ſondern daß es auch Krank⸗ heiten gebe, die den thieriſchen Theil Miete Körpers betreffen, und wider die, bey den Thieren gewöhnt: chen Gefeße der Gemeinfchaft Leibes und der Seele fireiten $.6. Wenn es alfo, wie ich doch kaum ver- muthe, noch heut zu Tage viele ganz ftrenge Mecha- niſten giebt, welche medicinifche Secte den bier be- fteittenen Irrthum ſich faſt eigen macht, ſo wird man ihnen mit Recht Schuld geben koͤnnen, daß ſie die thieriſchen Körper nur als Maſchinen, und alfo nur. von einer Seite betrachten, da fie doch belebre Körper find, und ſich alfo von Uhren und Mühlen fo ſehr unterfcheiden, daß manden Unterfchied an fic) felbft a e Augenblicke empfinden kann. 3) t alle Krankheiten find Krankheiten der harmonifchen Berrichtungen, und der Seele. Athe⸗ naͤus und Archıgenes hielten alle — 22 Wirkungen einer beleidigten Seele, Helmont Die Sache mit ri — bis zum baͤcher - getrieben, 308 Unzers allgemeine Betrachtungen, getrieben. Robert Fludd, ein englifcher Medicus bat gar die Geifter aus den vier Weltgegenden her- geholt, und Williſius gab dem Körper zween Geifter zu, um die Kranfheiten daraus zu erflären. Diejes nigen Schüler des vortrefflichen Stahl, welche ihren Lehrer nicht genug verftehen, fchreiben der Seele alle Krankheiten des Körpers zu, indem fie den groben pfochologifchen Influxioniſmum annod) vertheidigen, und bedenken nicht, Daß es Kranfheiten der Mafchinen, 3. E. Wunden, und a. m. gebe, die von der Seele feinesmweges abhängen fönnen, 4) Man fieht aus der Erfahrung, Daß einige Krankheiten einer gewiflen Arc häufiger vorfommen, als andre, Diefe find vielen Arzneygelehrten ein Stein des Anftoßes gemwefen, denn fie haben dieſel⸗ ben beynahe für die einzigen gehalten. Es giebt Aerzte, die feinen allgemeinern Begriff von einer Krankheit haben, als daß fie eine ungewöhnliche Schärfe im Blute fey, andre, daß fie in der Boll-- biütigfeit beftehe, andre, daß fie nichts anders als die Cacochymie fey. Ich weis nicht, warum man fic) in den Kopf fegt, Daß alle Krankheiten von einer ley Natur feyn müßten, und daß fie alle einander fubordinire wären. Der Schade, der hieraus in der Ausübung der Arzneyfunft entfteben muß, ver- hindert allein, daß dieſer Irrthum nicht lächerlich iſt. Es ift aus dem, was oben $. 6 gefagt werden, Flar genug, Daß die Krankheiten von fehr verfchiedener Natur ſeyn koͤnnen. Eine Krankheit in ven Mate- rien und ihrer Mifchung muß nach hemifchen, die fo in den phufifchen Kräften ihren Sitz hat, nad) phnfikalifchen, die fo die Mafchinen, ihre Structur, Et Be; 0 und von den Krankheiten. 309 und Verrichtungen angreift, nach mechanifchen, und endlich die, fo fich in harmonifchen Verrichtungen äußert, nad) den Gefegen der thierifchen Natur eines Körpers beurtheilet werden. Warum wollen wir fie alle nach einerley Geſetzen beurtheilen ? Es ift wahr, daß diefe Art von Pathologie den Grund zu einer fehr bequemen und leichten Prari leget : aber das ift fhlimm, daß man bequem und leicht practiciren fann, ohne die Kunſt zu curiren zu verftehen, F. 9. Ich habe bisher den Sitz aller Krankheiten unter⸗ ſucht, und es wird nunmehro noͤthig ſeyn, ihre alls ‚gemeinen Eigenfchaften felbft in nähere. Berrachtung zu ziehen. Die Krankheit ift nur der Gefundbeit, nicht aber dein $eben entgegengefeßt 6.5. Da nun die Gefundheit bloß in derjenigen Beftimmung der Matur eines belebten Dinges befteht, daß fie unge- hindert wirfe; fo ift die Kranfheit diejenige Beftim: mung einer gewiffen Natur, nad) welcher fiein ihren natürlid) ordentlichen Wirkungen gehindert ift. In jeder Krankheit dauret alfo die Natur ihres Subjects fort, ob fie gleich gehindert ift, und. kurz, zu jeder Krankheit wird noch das Leben erfodert, und man kann fi eine Krankheit ohne eben fo wenig geden- _ fen, als die Geſundheit. in Todter ift frey von allen Krankheiten; eine abgeftorbene Pflanze wird nicht mehr ungefund genennet, und nur einen geben« digen frage man, ob er ſich wohl oder übel befindet ? So unfruchtbar diefe Wahrheit zu feyn fcheine, fo beruhet doch darauf eine ganze Keihe von Wahrheiten, die in der Pathologie von großem Nugen find, Diefe fol- — r u 3 gen 310 Unzers allgemeine Betrachtungen, gen im naͤchſten $. Hier muß ich nur bey Gele: genheit noch einer kleinen Verwirrung abhelfen, ‚ bie viele nicht zu vermeiden pflegen. Man fragt, ob ver Tod ein Dbjeck der Pathologie ſey, oder nicht, d. i. ob er zu den Krantheiten ges rechnet werden müffe, Beynade ift es eben fo viel, als wenn man fragen wollte, ob die Nächte unter die trüben Tage gehören. Judeſſen iſt doch fol gendes hierbey anzumerken nuͤtzlich. Wir pflegen gemeinig⸗ lich den Tod und das Sterben mit einander zu ver wechfeln. indem die Natur unfers Körpers zu ih- rem Untergange eilet, fo fterben wir, und das Ende derfelben, fo darauf erfolger, ift der Tod. Ale Sterbensarten gehören, wie leicht zu erachten iſt, unter die Kranfheiten S.5. Der Tod aber fann wer der zur Gefundheit noch Krankheit gerechnet werden, denn beyde erfodern das geben. Wer alfo ſchließt: Ale Veränderungen des menfchlichen Körpers gebö- ren entweder zur Gefundheit oder Krankheit, der wird aus diefem falfchen Dberfage richtig berleiten fonnen, daß der Tod zu den Kranfheiten gehöre, Ein ‚geringer Grad der Scharfſinnigkeit kann dieſen Fehler entdecken. Leben, und ungehindert fortdau⸗ ren, heiße geſund ſeyn. Leben, und gehindert fort⸗ dauren, beißt krank feyn : aber nicht leben, heiße todt feyn. Ob alfo gleich Die Todesarten ein Gegen- ſtand der Pathologie find ; fo kann diefes doch ven dent Tode ſelbſt Ber behauptet werden, Doch ich * he weiter. $ y Wem befannt ift, was für Stüde zur Crfattung | des Lebens nothwendig erfodert werden, , der ift im Stande \ von den Krankheiten. zu | Stande zu beſtimmen, wie weit eine Krankheit ein« reißen fönne, ehe fie rodtlich wird, und wenn jie öde: lich fey? Auf diefen Unterfuchungen beruhet ein großer Theil der medicinifchen Zeichenfunft (Semiotic) und eine Menge von Berhaltungsregeln, für den Arzt und Kranken, in der Ausuͤbung der Arzneykunſt. Die Naturen einfacher Dinge ſind nichts anders, als ihre Vorſtellungskraͤfte. Keine Krankheit einer Subſtanz kann alſo in der gänzlichen Beraubung ihrer Borftellunasfraft beftehen ; fondern hierüber bat nur der Tod allein die Gewalt, "Der Tod einer Subftanz ift zugleich der Verluft ihrer ganzen Wire lichkeit, die ihr nur durch die Vernichtung genome« men werden kann. Daher ift die Beraubung der Borftellungskraft einer Subſtanz bloß durch die Ver⸗ nichtung möglich. Wenn die Seele, oder eine andre Subftanz gar feine Borftellungen hervorbrachte fo müßte ihre Vorftellungsfraft aufgehöret haben, denn wo ein hinreichender Grund ift, muß auch die Folge deffelben, und alfo, wo eine Kraftiſt, auch ne: lichkeit ihrer Wirkungen ſeyn. Eine Krankheit ei⸗ ⸗ ner Subſtanz, worinn fie ſich gar nichts vorſteller wuͤrde, iſt alſo Feine andre, als etwa eine Todesarı der (bet, oder kann vielmepe nur w= ihre ing noch gedacht werden. ge hen alle Seelenfranfheiten nur Batlin) daß enfiveder fehlerhafte te und unnatürliche Borftellungen entftehen, oder auf eine unordentliche Art, den Regeln der Vor⸗ ftellungsfraft einer gefunden Subftanz zuwider, a einander folgen. Se größer die Natur eines Dinges ift, und je lan⸗ ger dieſelbe —4 gg ** iſt das Leben. Pan | ann 8: 312 Unzers allgemeine Betrachtungen, kann aber bey einem kleinen Leben dennoch die Ge⸗ ſundheit ſtatt finden. Warum ſollte nicht eine kleine und in Vergleichung mit andern, unvollkommenere Natur dennoch ungehindert fortdauren koͤnnen? Da: her iſt weder ein kurzes Leben, noch dag Leben eines unvollkommenern Geſchoͤpfes z. E. eines Inſects, eine Krankheit zu nennen, obgleich die Natur eines ſolchen Thleres merklich unvollkommen iſt. Es irren alſo die⸗ jenigen, ſo die Krankheit durch einen geringern Grad des Lebens erklaͤren, indem ſie nicht bedenken, daß die Geſundheit nicht in der Groͤße der Natur, ſondern in der natuͤrlichen Ordnung und Fortdauer aller ihrer Theile beſtehe, es moͤgen nun deren viele oder wenige ſeyn. Daher laͤßt ſich nicht behaupten, daß eine Seele, oder uͤberhaupt eine Subſtanz krank ſey, wenn ſie weder ſo viele, noch ſo große Kraͤfte hat, als eine andre. Geſetzt, die Seele eines gewiſſen Thieres haͤtte nur von Natur zwo allerkleinſte Kraͤfte. Nie— mand zweifelt, daß ihre Natur ſehr unvollkommen ſeyn wuͤrde. Nichts deſtoweniger kann dieſe Seele vollkommen geſund feyn, fo lange ihre wenige Kräfte nur diejenige Vollkommenheit haben, die fie befißen, fo lange fie ungehindert wirken koͤnnen. Diefe gerin« ge Unterfcheidung kann Gelegenheit geben verfchiede« ne Fleine Unrichtigkeiten zu verbeflern, die in der Be= urtheilung der Krankheiten gemeiniglidy begangen So wenig. man alfo jede Unvollkommenheit einer - gemwiffen Natur, wenn fie auch gleich ein zufälliges Uebel ift, "eine Kranfheit nennen kann, eben fo we⸗ nig kann ein Fleineres Leben, wofern es in einer uns gehinderten Fortdauer der Natur beſteht, en ‘ "Zu As . RE von den Krankheiten. | 313 Namen belegt werden. Wollte man demnach ja den Begriff des Lebens in den Begriff der Krankheit miſchen, ſo muͤßte man ſagen, daß ein gehindertes Leben dieſen Damen verdiene, aber nicht jedes uns vollkommene teben eines Dinges. Man würde aber alsdenn ein gehindertes Leben ein folches eben nen— nen müffen, wo weniger oder Fleinere Theile der fort» daurenden Natur übrig find, als nad) den. Geſetzen diefer Natur ordentlicher Weife vorhanden feyn muͤß⸗ ten, oder wo fie wenigftens nicht in der von der Mas tur beftimmten, natürlihen Ordnung fortdaureten, Jedermann fieht, daß alsdenn diefer Begriff der Kranfheit mit demjenigen, der oben $. 5 gegeben worden, völlig einerley fey. Es erhellet aber zugleich hieraus, daß jede Krankheit das geben unvollfommes ner mache, als es im Zuftande der Gefundbeit ift, ob man gleich nicht behaupten Fann, daß jedes uns vollfommene $eben eine Krankheit voraus fege. Da- mit diefes auf die Kranfheiten der Subftanzen ange» wendet werden möge, wovon ich allhier eigentlich re» de, fo wollen mir fegen, daß eine Subftanz durch eine gewiſſe Kranfbeit einige Borftellungskräfte verliere, oder doch ihre Vorſtellungen nicht in der natürlichen ‚Befchaffenheit und Folge hervorbringen Fünne ; fo wird in diefem Falle eine unvollfommenere Natur fortdauren, als vorher. Das Leben der Subftanz . ift alfo auch durch die Kranfheit unvollkommener ges macht worden, und fo fann es gefdhehen, daß mit der Krankheit das Leben auf den Fleinften Grab gebracht wird. Daurerdie Krankheit in diefem Falle in nen Yugenbli fort, ımd nimmt zu, fo erfolge. | | Us J Top, 314 | Unzers allgemeine Betrachtungen, Tod, und fo muß man fich überhaupt den Begriff machen, wie eine Krankheit den Tod wirfen fönne. Wenn alfo behaupter wird, daß bey jeder Krankheit, fo lange fie fortdaurer, das $eben annoch uͤbrig ſeyn muͤſſe, fo kann es dem unerachtet in dem aller⸗ ſchlechteſten Zuſtande fortdauren, und es wird alſo damit weiter nichts geſagt, als daß nur waͤhrender Fortdauer der Krankheit alle diejenigen Beſtimmun⸗ gen der Natur noch fortdauren muͤſſen, ohne welche gar kein Leben mehr gedacht werden koͤnnte. Dieſe Beſtimmungen habeich, mas das Leben der Sub— ftanzen betrifft, anjego berühret, und es wird nunmeb- ro Zeit feyn, auch von den belebten Körpern eben diefe Beftimmungen ‘zu unterfuchen. + Sch nehme den menfchlichen Körper in dieſer Betrachtung zum Gegenſtande, weil es nicht fchwer fallen kann, dag, was von ihm behauptet wird, hernad) mit den "gehö- rigen Einfchränfungen auf die Pflanzen und übrigen ehierifchen Körper anzuwenden. t 4 - 8 5 . % EI, A A allen Keanfgeiten lebt der menſchuche Körper. nothwendig S. 9. Weil er nun unmöglich leben fönnte, wenn gewiffe zür Erhaltung des gebens er- foderlihe Beltimmungen deſſelben wegfielen ; fo müffen auch diefe in jeder Krankheit unverſehrt blei⸗ ben. Hieraus folgen einige allgemeine Wahrheiten, die ich mit wenigem berühren muß, In Feiner Krankheit läßt fi) eine Vernichtung aller einzelnen Theile der Natur des Körpers gedenfen. "Denn die: fe wuͤrde nicht ohne den * ai werden fünnen, Kann . von den Krankheiten. 315 Kann man aber bey einem Todten wohl eine Krank heit fuchen ? Eben fo wenig ift eine Krankheit moͤg⸗ lich, worinn aller Zufammenhang aller Theile der: Natur des Körpers aufyehoben worden wäre. Wenn alfo der menfäyliche Körper krank iſt, fo muß doch, wenn auch feine Natur noch fo unvolllommen ges mache ift, ein Ganzes übrig ſeyn, das —* den Na⸗ men ſeiner Natur verdienet. Wir —— an dem menſchlichen Körper —* ley Leben von einander unterſcheiden. Das erſte be— ſteht in der Fortdauer der thieriſchen Natur, welche die Verbindung des Koͤrpers mit der Seele beſtimmet, und wozu alle harmoniſche Verrichtungen des menſchli⸗ chen Körpers gehören. Das zwẽeyte befteht in der Fort⸗ Dauer der mechanifchen Natur, oderder Mafchinen, ih- rer Structur und Berrichtungen. Das dritte beſteht in der Fortdauer der phufifchen Natur oder der Mates: rien, ihrer Mifchung und ihrer phyſiſchen Bewegungs⸗ krafte Ich ſetze aus der Phyſiologie als bekannt zum voraus, daß das thieriſche Leben aufhoͤren koͤnne, wenn die beyden übrigen noch fortdauren, daß das mechanifche aufhören koͤnne, ohne das phyſiſche Daß: das phnfifche geben nicht aufhören fönne, ohne das mechaniſche und thieriſche, d.i. Daß der phnfifche Tod. den Tod der ganzen Natur nothwendig nach fich ziehe, denn wenn der Körper gänzlich zerftört ift, was für ein geben follte ihm wohl noch übrig ſeyn? daß der. mes chanifche Tod niemals ohne den thierifchen feyn Fon denn wie fann man nad) der Verweſung nod) das ehierifche eben gebenfen? und endlich, daß SEE rifche Leben gemeiniglich fchlechterdings das 316 Unzers allgemeine Betrachtungen, der thierifche Tod aber, fehlechthin der Tod genennet werde. Alles diefes habe ich in meinen pbilofo- pbifchen Betrachtungen des menſchlichen Körpers uͤberhaupt erfläret, und was infonder- heit das leßte betrifft, fo.ift befannt, daß man bey einem todten Körper noch Die Mafchinen und Matea rien antrifff, welche zu feinem phyſiſchen und mecha- nifchen geben gehören, nachdem das tbierifche verloh⸗ ! ven gegangen ift, welches man ſchlechthin den Tod nenne. - Ya Wenn ich nun fagen foll, welches von diefen dreyen Leben in jeder Kranfheit annoch übrig feyn müfle; fo behaupte ic) es von allen insgefammt. Das thieri- fche geben kann nicht aufhören, ohne den Tod, und. wenn ein Zergliederer einen todten Körper verwun⸗ det, fo wird niemand mehr behaupten, daß diefe Wun- den Krankheiten wären. Nichts deftoweniger wuͤr⸗ den es allerdings Kranfheiten feyn, wenn der Körper annod) fein ehierifches Seben befaße, Go fange man alfo dem menfchlichen Körper Krankheiten zufchreibr, beſitzt er noch das ehierifche eben. Da nun aber das: thieriſche Leben, ohne das mechaniſche und phyſiſche nicht gedacht werden kann; fo müffen in jeder Kranf- heit ſowohl die phyſiſche und mechanifche, als auch die thieriſche Natur fortdauren, asia Die thierifche Natur beruhet auf der Vereinigung geibes und der Seele, und denen daherruͤhrenden har- monifchen Verrichtungen des Körpers. Cine Kranf- heit muß alfo nothwendig tödtlich feyn, a) wenn Ir durch * von den Krankheiten 317 durch die Vereinigung Leibes und der Geele aufge» hoben wird, Wie ungereimt ift es alfo nicht , wenn einige behaupten, daß in einer tiefen Ohnmacht, oder bey Schlaaflüffen, die Trennung $eibes und der See⸗ le fchon wirklich gefchehen fen, und durch Arzneymit⸗ tel die Seele wieder zurück gerufen werden fonne ! Ich rede davon, was natürlicher Weiſe gefcheben fann, Wenn manche Gehenkte und Ertrunfene wies der zu ſich felbft fommen ; fo Eann ihr voriger Zu= ftand entweder noch nicht der thierifche Tod gemefen feyn, oder fie müßten, wunderbarer Weife, von den Todten wieder auferfteben. ine Krankheit ift fer- ner tödtlich, b) wenn alles Gehirn und die Nerven dadurch verborben werden. Denn diefe Theile ver- richten alle harmonifche Bewegungen, mit deren Ber- luſte der thierifche Tod nothwendig verbunden iſt. ©» fange alſo eine Krankheit noch währe, muͤſ⸗ fen wenigftens einige diefer Theile fortdauren. Man hat Kranfheiten des Gehirns und der Nerven, dar- an ift nicht zu zweifeln : allein diejenigen Arznenge: lehrten, welche bey Eröffnung des Kopfs fein Ge— bien mehr in einigen todten Körpern gefunden haben, verrathen eine große Unmiffenheit, wenn fie glauben, daß fchon während der Krankheit alleg Gehirn ver zebrt geweſen fey. Diefer Berluft zieht augenblick⸗ lic) den unvermeidlichen Tod nad) fich, und wie iſt es alfo möglid), daß er in einer Krankheit ſchon geſche— hen fey, da feine Krankheit ohne Leben gedacht wer⸗ den fann? Eine Krankheit ift ferner tödtlich, c) wenn alle Kräfte des Gehirns und der Merven aufhören : denn diefe machen eigentlid) das thieriſche geben u. 318 Unzers allgemeine Betrachtungen, Endlich muß aud) dq) der Tod nothwendig erfolgen, wenn durch eine Rranfheit ſolche Theile der Matur des menfchlichen Körpers vernichtet werden, mit de» ven Berlufte der Berluft eines derer vorigen Stuͤcke unumgänglich verbunden iſt. So werden z. E. mit denen Zebensverrichtungen, oder mit dem Inbegriffe aller natürlichen Bewegungen zugleich auch die Ver: richtungen der Nerven und des Gehirns vernichter, und es ift alfo fchon hieraus Flar, daß mit dem Ber- luſte dieſer Berrichtungen auch der Verluſt des $e bens verbunden fey. Es kann alfo feine Krankheit vorkommen, welche in einem Verluſte diefer Ark be: ftünde, fondern es ift derjelbe ſchon wirklich der Tod des menfchlichen Körpers. Eben diefes Fann von allen thierifchen Körpern behauptet werben, N In jeder Krankheit dauret die —— oe des menfchlichen Körpers fort, Sollte fie unterge ben; fo müßten alle Mafchinen mic ihrer Structur und ihren Berrichtungen aufhören. Außer dem, daß diefes ſchon eine wirkliche allgemeine Verweſung feyn wuͤrde, Die erft nach dem Tode erfolger, ſo müßte aud) das Gehirn nebft den Nerven, welches ebenfalls Ma: fehinen find, zu Grunde geben, und ich habe ſchon ges zeige, daß diefes nur im Tode möglich fey. Hier— aus fließen folgende Säge. a) In Feiner Krankheit kann ein ganzlicher Ruin aller Maſchinen angenom⸗ men werden, fondern es feßt derjelbe allbereits den Tod zum voraus. b) Der Verluft aller Verrich⸗ tungen des menfchlichen Körpers ift ohne den Tod nicht zu gebenfen, und koͤmmt alfo in Feiner Kranke beit vor, c) Keine Krankheit entfteht aus der Ab⸗ weſen⸗ ‚von den Krankheiten. > 319 weſenheit folcher Beftimmungen unfers Körpers, oh⸗ ne.welche die beyden vorhergehenden Stuͤcke nicht feyn Eönnen. Hierher gehören vornehmlic) die Le— benstheile und ihre Berrichtungen, Wenn die te- benstheile entweder zerftört, oder doch fonft in ihrer Berrichtung gänzlich gebindert find, fo verfchminden auch, wie aus den Begriffen ſelbſt zu ſchließen, alle natürliche Verrichtungen. Da nun alleBerrichtuns gen des menfihlichen Körpers entweder Lebensver⸗ richtungen find, oder natürliche, Denn die harmoni⸗ fchen felbft gehören allemal zu einer von diefen bey⸗ den Arten : fo müßten mit den $ebenstheilen und ih— ven. Verrichtungen alle Verrichtungen insgeſammt wegfallen, und wuͤrde alſo der Tod erſolgen. Keine Krankheit beſteht alſo in einem Mangel aller Lebens⸗ verrichtungen. Der Inberiff aller natuͤrlichen Ver⸗ richtungen iſt der Inbegriff aller Folgen, die die Le— bensverrichtungen hinreichend wirken. Wenn nun mit allen Folgen nothwendig auch der hinreichende Grund hinwegfallen muß: fo kann auch Feine Krank— beit in einem gaͤnzlichen Mangel aller natürlichen Berrichtungen beftehen, weil er den Berluft der des bensverrichtungen nothwendig bey fich führen würde. Der phyſiſche Tod beftehr in der Vernichtung al« ler erften Materien, ihrer Miichung und phyſiſchen Kräfte, und iſt alfo nichts anders, als Die gänzliche Zerftörung des Ganzen. Da nun der phnfifche Tod beydes den thierifchen und. mechanifchen zum voraus feßet; fo kann er feine Krankheit des menfchlichen Körpers feyn ; fondern er ift ein Zufall, dev Deriek | ben Eu; im Tode begegnen kann, Ale 320 Unzers allgemeine Betrachtung. ıc. Alle diefe Wahrheiten fließen aus dem einzigen Grunde, daß in jeder Krankheit noch das Leben vor- handen ſey. Es find aber ganz allgemeine Wahr: heiten, und weil fie in den medicinifchen Lehrbüchern als befannt zum voraus gefeßt werden, fo find fie medicinifchen Leſern fo gemein, als Grundfäge, die man unerwiefen annehmen Fann. Sie laſſen ſich aber, wie ich bier gezeigt, aus dem richtigen Begrifs fe der Krankheit überhaupt, formlic) herleiten, und machen in der allgemeinen Pathologie die Grund- fteine aus, worauf das übrige ganze Gebäude, und alle fpeciellere medicinifche Wiffenfchaften von Kranf: heiten aufgeführet werden Fönnen. Nunmehro muͤſ⸗ fen wir die eigentlichen Unterfcheidungsmerfmaale der Kranfheit näher betrachten, und ich behalte mir Ne: y - vor, diefes in einem der folgenden Stuͤcke auszuführen, e Mine srl — 321. EEILISTTEITIIIITT De I 1.2 hun ren . j ur jr. ' — —— — ——— on | DE 7 va co Ss M OL: 0) G I E ,.. PAR . * DE. MAVBERTVIS, MEN sy AGıTar moLEzm sth Le J RP — 54 Ahybabet , 3 n bielem, Werke wird hier eine Anzeige, Die - fto angenehmer feyn, weil es zu praͤchtig ge⸗ E druckt ift, als daß es in den Buchlaͤden feil liegen dürfte, und die deutfchen Buchhändler hoffent» lid). ihre andsleute beffer Fennen werden, als daß fie ein Werk nachdrucken follten, welches nur für Leſer iR,Bie in der höhern Meßkunſt mehr Einficht befigen, als fich die meiften deutſchen Studirenden bey dem aus» nehmenden Fleiße, den fie auf ihre Brodtwiflenfchaften wenden müffen, erlangen zu fönnen glauben. Die Abficht des H. V. die Wahrheiten der Meßkunſt auf die Er: kenntniß des Scöpfers anzumenden, und die Weisheit des Urhebersder Welt von einerSeite zu zeigen, von der fie nur der Mathematifverftändige erfennen fann. Ein dahin gehöriger Aufſatz, den der Herr Berfafler ſchon in den Schriften der Kön, Berl. Akad. der Wiſſenſch. 1746 J. * —* geliefert hat, erſcheint hier von neuem als ein cht. Die Beweisthuͤmer, Dis aman 6 Dand, zZ | 322 ‚ Mr. de Maupertuis aus.der Kenntniß der Natur für das Daſeyn eines unendlichen IBefens bergencmmen bat, werden in fels biger unterfucht. Daß alle Planeten i in unfrer Son» ne nach einerley Seite, und in Kreifen, die faft eis nerley Mittelpunct haben, herum geben, fcheint dem Yrewton die Wahl eines freyen Wefens darzuthun, ‚Der Herr von M, erinnert, Newton hätte nach bins zuſetzen koͤnnen, daß fie fi) alle innerhalb eines Etreifeng bewegen, der nur etwa den 17 Theil der gan: zen Kugel ausmacht, daß alfo, wenn man die Flaͤ— chen von allen Sautbahnen i in ihrer Sage gegen die Efli- ptik betrachte, und es nur als die Wirfung von ei- nem Ungefaͤhr anfieht, daß die andern fünfealleinden Streifen des Thierfreifes enthalten, find die Wahr: ſcheinlichkeit, daß folches nicht gefchehen wäre, zu der Wahrfcheinlichkeit, daß es geſchehen Fönnte, fid) nach den Gefeßen der DO EEE ung wie 1419856 : 1 verhält, | Gegen diefe fo wichtig ſcheinende Betracht erinnere der Herr von M., Der ganze Beweis fomme nur darauf an, daß Newton in feinem $ehrgebä nicht im Stande fey, einen Grund von diefen krſchei⸗ nungen anzugeben, bey denen, die die Planeten in ei⸗ nem fluͤßigen Weſen um die Sonne ſchwimmen laſ⸗ ſen, wird er kein ſtaͤrkerer Grund fuͤr das Daſeyn Gottes feyn , als jede andere der Materie eingedruͤck⸗ te Berwegung. Der Beweis, den Newton von der Einformigfeit in dem Baue der Thiere hernimint, hat die unfäglihe Mannigfaltigfeit von Thieren, die auch einerley Aufenthalt haben, wider ſich. "Wie fann man’ eine Einförmigfeit annehmen, wenn man den Adler mic bet öliege, den Hirſch mit * rg e, - Eflayıde Cofimologie. 323 cke den Wallfiſch mie der Aufter vergleichen will. 2 In der Thak berufen ſich andere Weltweifen auf die unfägliche Mannigfaltigfeit der Gefchöpfe, das Da feyn Gottes zu erweifen. Welche von beyden haben wohl mehr Recht * 2 Mit eben der Scharf migkeic und Grändlichfeit beurcheilt der Herr von M. verfchiedeneiandere Bes weiſe fie das Dafeyn Gottes, die man aus Betrach⸗ fung der finnlichen Welt und: verfchiedener Theile derfelben hergeleitet bat. Er ſchließt endlich, man muͤſſe das höchfte Wefen nicht in Kileinigfeiren ‚in Stuͤckchen der Welt, deren Verhaͤltniß zum: Öanzen wir nicht recht deulich —* ſondern in ** —D— De N ‚men * Rein bat Recht, oder einer r ſo ot ale der andre) * — nehmen will. Allerdings iſt des Herrn von aupertuis Erinnerung gegruͤndet, dieſe Betrachtun— gen überzeugen den Gottesleugner nicht, aber fie die— ein der ſchon einen Gott verehret, lebhaf rſtellungen 'von der Weisheit und Macht des —— geben, er u bie Mannigfaltigfeit ver: en "Kennzeichen einer einzigen: Art betrachten. weit "ee nicht die worftellende —— der menſchlichen ele von der vorſtellenden Kraft eines Geiſtes uͤber⸗ ſtiegen, der den Entwurf zu allen: Abanderungen der Schmetterlinge vom furinamifchen Atlas bis zu der Heinften Motte acht hat? Aber mit wie viel Ei *8 und nach was fuͤr unveraͤnderlichen Regeln nicht dieſen Entwurf gemacht, vermoͤge deſſen e Flügel, diefer Gefchöpfe, die und mit Staube be⸗ * Nie Sehen auf de mit ale Steh beftecft find, . 4 gewiſſe en au Flügeln, alle rhunderte ' Durch, eine Art von ber andern ihr on af vollkom · men aͤhnlichen unterſchieden haben. RL 324 Mr. de Maupertuis nen Gefegen fuchen, die feine Ausnahme leidenzund fo einfach find, daß ſie uns vollig indie Augemfallen? Diefe Unterſuchung iſt freylich ſchwerer, als die Be⸗ trachtung eines Inſekts, einer Blume 1.d.0. Aber man kann ſich bey ihr eines ſichern Wegweiſers be⸗ dienen, ob ſelbiger wohl ſeine Tritte bisher noch nicht dahin gelenkt hat. Bis hieher hat die Mathematik entweder nur groben Nothwendigkeiten unſers Koͤr⸗ pers oder unnuͤtzen Betrachtungen des Verſtandes gedienet. Dem Herrn von M. ſoll fie Beweiſe von dem Dafeyn des Höchften geben. In dieſer Abfiche will er fich nicht bey dem bloßen Anfchauen der wun⸗ derbarſten Gegenftände aufhalten. © Der organifche Bau der Thiere, die Menge und Kleinigkeit der Theil chen des Ungeziefers, das Unermeßliche bey den himmliſchen Körpern, find gefchickter, nie 1 = — ver mir, Us . ‚= * Die Naturgefchichte wie es jetzo bey vielen: Mode, ift ſie zu treiben, erfobert in der That wenig Wiſſenſchaft und Verſtand. Von einem Haufen Dingen die Name and Eigenfchäften: kennen lernen ſie allenfalls auch nach einer. guten oder fchlechten Merhode: in einige Ordnung ‚bringen, iſt größtentheils nichts weiter: als Gedachtniß- werk. Nicht einzelne Stuͤcken zu kennen, ſondern den Zuſammenhang des Ganzen und die Uebereinſtimm * © alles Veraͤnderlichen in den Theilen einzuſehen, gehoͤr © Berftand, und vieleicht. ein Verſtand den die Mathe: matik geſchaͤrft und: ordentlich gewöhnt hat. So zeigt ſich in Reaumurs Werfen ein Naturforſcher, der vom Geometer hat denfen, und vom Sternfundiger obſervi⸗ ) * ven lernen, wenn viele bey ihrem Schmetterlingsjagen ‘ weiter feinen Vortheil von ihren Bemühungen haben, Eclay de Cofmologie. 335 ſtaunend zu machen, als ihm Unterricht zu ertheilen Das hoͤchſte Weſen iſt uͤberall, aber es iſt nicht uͤber⸗ all gleich ſichtbar. Man wird es glücklicher in den einfachſten Gegenſtaͤnden entdecken, man ſuche es in den erſten Gejegen, die es der Natur —— hat, in · den allgemeinen Regeln, nach denen ſich die Bewegung erhält, austheilet oder verzehret, und nicht in Begebenheiten, die nur altzufehr zuſammengeſetzte 38 aus dieſen Geſetzen ſind. Man leite Geſetze der Bewegung aus der Betrachtung eines allerweife⸗ ſten und altmacht igen Schöpfers’her ; ſindet ran iebenidiefelben, welche in der Natur beobachtet verben was kann man fuͤr einen ſtaͤrkern Beweis fodern * ein ſolches Weſen vorhanden, und dieſer Geſetze heher ſey? Dochwielleiche find dieſe Geſetze eine wendige Folge aus dem Weſen und der Mari der Ki per? Wenn dem auch ſo wäre, ſo beweiſt dieſes felbf Öf die Vollkommenheit des hoͤchſten —————— allet ſo angeordnet iſt, daß eine blinde und” gezwungene Wathematik des erleuchteſten und freyſten Geiſte— Borfchtifteniausüben un naemd an meine Ser Beeren RER mit einigen allgenteinen Seinnerut te Ben betreffend; anInsbeſondere ve Mer» _ — Grein —— liche Wort Kraft hier angefuͤhret zu werden. In ſeiner eigenen Bedeutung heißt dieſes Wort eine ge⸗ wiſſe Empfindung; der wir ung bewußt find, wan wir einen ruhenden Koͤrper bewegen, ober eiieg * wegten Lauf ändern wollen. Was wir alsdenn e pfinden, iſt mit dem, was in dem Körper "vorg: * — * verbunden, Pr wir — * Er 326 „Milde Mauperais Fönnen, jenes für die Ueſache von diefemanzüs ſehen. Wenn wir alſo ſehen, daß in der Ruhe oder in der Bewegung eines Koͤrpers etwas veraͤndert wird, ſo ſchreiben wir ſolches ſogleich einer Kraft zu. Empfinden wir auch nicht, daß wir was dazu beyge- tragen haben, und fehen wir nun andere Koͤrper daher⸗ um, fd, legen, wir ihnen diefe Kraft bey. Man ſieht hieraus, wie dunkel der Begriff iſt, den wir uns von der Kraft der Körper machen wollen, wie er nur auf eine ſehr verwirrte Empfindung ankoͤmmt, und wie wenig alſo ein Wort, das etwas bedeutet, welches un · ſpruͤnglich i in unſerer Seele vorgeht, geſchickt iſt, im eben. dem: Verftande Körpern beygelegt zu: werden. MWie wir indeffen den Körpernnicht allen Einfluß in ‚einander, abfprechen: koͤnnen, von was für Art ſolcher auch ſey, ſo kann man den Namen: Kraft, wem es ſo gefällig. iſt/ behalten, ‚aber man muß die Kraft nicht anders, ‚als durch ihre in die Sinne fallenden Wir- ungen. augmeflen, und ſich allezeit erinnern,» daß die bewegende Kraft, die Macht eines bewegten Koͤr⸗ pers, andere zu bewegen, nur ein Wort ift, das man ‚ben Mangel unferer Erkenntniß zu Huͤlfe zu Fommen erfunden hat, und das nur etwas bedeutet, das aus verſchiedenen Erſcheinungen zuſammen genommen, entſpringt. Man ſtelle ſich jemanden vor, der. Far⸗ ben unter einander gemengt, aber nie geſehen haͤtte was ſich eraͤuget, wenn. Koͤrper an einander ſtoßen. Man zeige ihm einen blauen Körper, der auf einen ‚gelben losgeht, und frage ihn, was — ‚wenn beyde zuſammen treffen werden, vielleich em das Wahrſcheinlichſte, was er fagen kann, darauf hin ⸗ aus kommen/ der blaue —34 werde gelb werden; aber Eſſay de Cofmologie. ‘327 Aber daß beyde Körper fich vereinigen werden, mit eis ner gemeinfchaftlichen Geſchwindigkeit fortzugehen, 1. d. g. dürfte er wohl ohnmoͤglich errathen. Sobald man aber Körper berührt, gefühlt har, daß fie undurd)s dringlich find, daß ihren Zuftand der Ruhe oder der Bewegung zu ändern, ein gewiſſes Beſtreben erfo- dert wird; ſo fiehe man gleich, daß ein Körper zurück ſringen, ſich aufhalten, oder ſeine Geſchwindigkeit vermindern muß, wenn er an einen andern anlaͤuft, daß er den letztern forttreibet, oder deſſelben Geſchwin⸗ digkeit veraͤndert. Aber wie geht es mit dieſen Ver⸗ ‚änderungen zu? Was iſt es für eine Macht, melche Die Körper zu haben fcheinen, fo auf einander zu wir⸗ fen? Wir fehen bewegte und ruhende Theilchen der Materie,» Bewegung und Ruhe find alfo Feine wer ſentliche Eigenfchaften der Materie, nur zufällige Aenderungen ihres Zuftandes, von denen wir nicht fe ‚ben, daß fie felbft ſich folche verfchaffen Fönnten. Die bewegten Theile haben ihren Bemegung'von einer hieher unbefannten Urfache erhalten, und wie fie < an ſich felbft für Bewegung und. Ruhe gleichgülti find ſo bleiben fie in einer jeden von dieſen beyden Ar des Zuftandes, bis eine äußere Urfache fie verändert. Stoͤßt ein Theil an den andern an, fo. verändert ſich beyder Zuftand, der Stoß feheint daher eine Urſache diefer Veränderung zu ſeyn, ob es gleich ungereime ift zu fagen, ein Theil Materie, der fi schfelbft von ſich ſelbſt nicht bewegen Fann, könne nun andere bewegen. Die vollfommene Erkenntniß dieſer Erfcheinung süberfteigt obnftreitig unfern Berftand. Der Hr. V. will alfo nicht erflären, mie die Bewegung aus einem Körper i in ben andern geht ; er willeinen erhabenern E 4 Grund, 828 Mr. de Maupertuis‘ Grundfag davon auffuchen. Die Philofophen, wel⸗ he die Urfache der Bewegung in Gott geſucht ha⸗ ben, find vermuthlich deswegen darauf gefallen, weil fie, in der Materie Feine Macht, die Bewegung zu erregen, auszutheilen und zu zerſtoͤren begriffen, dieſes noͤthigte fie ihre Zuflucht zu einem unmaterialiſchen Weſen zu nehmen. Laͤßt ſich aber zeigen „daß die Geſetze der Bewegung alle auf den Grundfag des beften anfommen, fo fann man nicht mehr zweifeln, daß fie von einem allmächtigen und allweifen'ber- rühren, es mag nun unmittelbar wirken) oder den ‚Körpern das Bermögen in einander zu wirken ertheilt ‚haben; oder fich.eines uns noch weniger befannten Mittels bedienen. Der Herr v.Ms erzähltalsdenn, wie die Öefege der Bewegung find entdeckt werden. Er verfchweige nicht, daß der große Defcartes, der kuͤhnſte unter den Weltweifen, fie geſucht und ſich be⸗ trogen hat. Er erwaͤhnt Hugens und Wrenes Er⸗ findungen, und thut den gegruͤndeten Ausſpruch, man koͤnne vollkommen harte Koͤrper deswegen nicht aus der Natur verbannen, weil das Geſetz der Stetig-⸗ Feit bey ihrem Stoßeverlegt würde, Ich weisnicht, fagt er, ob man die Art, wie die Bewegung entftebt oder aufhoͤret, zulänglich kennet, fagen zu fönnen, daß das Geſetz der Stetigfeit hier verlegt würde, ic) weis nicht einmal allzumohl, was diefes Gefeg der Ste⸗ tigkeit iſt. Setzt man zum voraus, daß fich die Ge- ſchwindigkeit ftufenweife verändert, fogiebt es ja alles ‚maleinen Uebergang von einer Stufe auf die andere, verlegt der unmerflichfte Uebergang der Stetigkeit nicht eben fo ſehr, als eine plößliche Serftörung | a Effay de Cofmolögie. 329 Welt thun wirde*? Der Herr v. M.'glaubt, man wiirde mic mehr Rechte behaupten, daß alle Körper, als daß Feine, hart find,‘ da die elaftifche Kraft bey genauer Unterfuchung nur von einem befondern Baue berzurühren fcheine, vermoͤge deſſen zwifchen Den Theilchen der Körper Räumchen’bleiben, in welche ſie ſich beugen koͤnnen. Wenigſtens ift der ftärffte Grund, warum man vollfommen harte Körper ges Teugnet hat, die Unmöglichkeit 'gervefen , für fie die Gefeße der Bewegung auszumachen, Deſcartes ge ſtund folhe Körper zu, und glaubte die Gefegeihrer Bewegung gefunden zu haben. Er legte einanziem- ich wahrſcheinlichen Sag zum Grunde: In der Welt wird: beftändig einerley Bröße der Bewer gung erhalten, ' Mac) ihm hat eine andere Art von Erhaltung, die Erhaltung der lebendigen Kräfte, die Philofophen eingenommen. Die erfte Erhaltung findet nur in gewiſſen Fällen ſtatt, die letztere nur für gewiſſe Körper, für die elaftifchen, und eben deswe⸗ gen hat man vollfommen harte geleugnet, Keine von beyden ift alfo ein allgemeiner Grundfaß, nicht einmal eine allgemeine Folge aus den Geſetzen de Bewegung, und feine erftrecft fih auf die Gefege der Ruhe. Mad) fo viel großen Männern, welche über diefe Materie gearbeitet haben, erklärt ſich der Hr, v. M. ſehr befcheiden, daß er. ſich Faum unter» ſtuͤnde zu fagen, wie er den allgemeinen Grundfaß entdeckt habe, auf en dieſe Gefeße ie * Die Bedanfen, welche ber — Denen on in Schriften der königl. berl. Akad. 1747 mitgerheilt haben mir zu der Unterſuchung de lege continu natura Gelegenheit gegeben. f 339 Ar. de Maupertuis hen, der ſich auf harte und elaſtiſche Körper, und ſelbſt auf das Geſetze der Ruhe erſtreckt. Dieſer Grund wird von ihm das Rleinſte in der Wirkung genannt. Im Stoße der Roͤrper theilt ſich die Dewegung ſo aus, daß die Bröße der Wir⸗ kung, welche von der entſtandenen Veraͤnde⸗ rung vorausgeſetzt wird, die Eleinfte mögliche iſt. Bey der Ruhe halten. ſich Rörper, die im Bleichgewoichte fteben, in einer ſolchen La⸗ ge, daß die Bröße der Wirkung die Eleinfte mögliche ſeyn würde, wenn in ihnen eine Bleine Bewegung entftünde. Dieſer Grundfag iſt nicht nur der Vorſtellung, die wir von dem hoͤchſten Weſen haben, gemäß, daß, es allezeit aufs weiſeſte handle, fondern auch den Gedanfen von ihm, daß es ſich alles allezeit unterwürfig erhaͤlt. Die Erhaltung der Bewegung oder der Kraft, fcheinen die Welt ge: wiſſermaßen von der Unterwuͤrfigkeit ‚gegen ihren Beherrſcher zu befreyen. Des Hn. v. M. Sasläft ſie in einer beſtaͤndigen Beduͤrfniß der ſchoͤpferiſchen Macht, und iſt eine nothwendige Folge von der wei⸗ ſeſten Anwendung dieſer Macht. Der Herr von M. koͤmmt auch auf die anziehende Kraft zu veden. Er verftatter den Gebrauch dieſes Wortes, infofern er-billig iſt, und wuͤnſcht den Sieb» habern derfelben, . daß fie ebenfalls im Stande feyn möchten, folche mit der Weisheic des Schöpfers zu vergleichen, wie fich bey dem Geſetze des Stoßes thun läßt. Wie er nicht geneige ift, die anziehende Kraft als die allgemeine Triebfeder der Natur anzu- fehen ‚fo behauptet er mit Grunde, daß wir diefe pielleicht nie entdecken werden. Dieſe pe | macht Eay de Cofimologie. 31 macht den Schluß von dem gegenwärtigen Ablage der Kofmologie, den man überfegt bier liefern will. _ | Verſchiedene Bhilofophen haben fich bemuͤhet, den allge: meinen Grundſatz, ausdem alle Beranderungen in der Na⸗ zur berfließen, zu entdecken, aber wenn ihre Bemuhungeit bisher nicht vollfommen glücklich, geweſen find, „fo koͤnnen fie wenigſtens verurfachen, daß man bie Sache für möglich halt. Alezeit werden in unſern Lehrgebäuden, auch went fie. am beften zufanımen bangen, noch leere Plage, unter brochene Gegenden ſeyn; und wenn wir die Unvollkom⸗ menheit des Werfzeuges mit dem wir arbeiten, die Schwaͤ⸗ che unſers Geiftes bedenken, fo müffen wir und mehr uber das verwundern, das wir ſchon entdett haben, ald über asietige, das ung noch verborgen bleibt. | Wir wollen nur die Augen öffnen, die Welt durchgehen, ung der völligen Verwunderung, die ein folcher Anblick in uns erregt, kuͤhnlich überlaffen. So manche Naturbege benbeit, die, weil man die Weisheit der Geſetze, aus denen fie fliegt, noch nicht mußte, nur eine dunkle und verwirrte Probe yon dem Dafeyn des Beherrfchers der Welt war wird alsden eine Demonftration werden, und was um Aergerniß verurfachen konnte, wird einenothwendige Fol- ge von Befegen ſeyn die alfo müffen abgefthafft werden. Wir merden ohne Entfegen Misgeburten auf die Welt kom⸗ men, Verbrechen begehen ſehen, und den Schmerz gedul- Dig ertragen. Dieſe Uebel werden einer zulänglich erkann⸗ ten Wahrheit nicht nachtheilig feyn, ob fie wohl fo wenig als fonit etwas, bey bem fich noch was Uebels und Un befindet, ung ſolche zu erkennen geben. Alles iſt inder Na⸗ tue verbunden. Die Welt hangt am Spinnewebenfaden wie an der Kraft, welche die Planeten gegen die Sonne treibt oder zieht, aber deswegen muß man nicht im. Spin neivebenfaben Bemweidsthumer vonder Weisheit ihres Urs Wer könnte alle Wunder durchgehen, welche diefe Weis heit wirfer ? Wer folgte ihr in der Unermeßlichkeit der Hin tel, in bie Ziefe des Meeres, in Die Abgründe der Erde Bielleicht iſt es noch nicht Zeit eine Erklärung ded Welt Hebaudes zu unternehmen, Doch irr8lemal it, de blick deffelben zu bewundern. —— 332 "Mrlde/Maipertuis” "Darauf felge ein kurzer Abriß des gansen Weltge⸗ baͤudes, welcher durch feinen reigenden Vortrag auch Diejenigen ihn durchzuleſen zwingt denen der Inhalt ſchon bekannt ſeyn dürfte, die es ſchon wiſſen möchten, wie viel, wie groß, und wie weit entfernt, die Plueten von der Sonne find, und um wie viel nach des He. v. Mau⸗ pertuig Beobachtungen, die Erdkugel durch“ ben Ditteb ſtrich dicker iſt, als Durch die Pole. Dieß iſt das vornehmſte, ſchließt der Hr. A ind die Natur unſerm Anblicke darſtellt "Stellt Te ınan um- ſtandlichere Iinterfuchungen, an, mie viel neue ENTE deckt men nicht? Wie ſchreckt ung. nicht das Serächeit des Donners, und der Knall des Bli es Fi Bienen felbft,, Die feinen Bott glaubten, fuͤr ſo gef ſHickt erkannt haben, ihn fuͤrchten zu machen? Der betrachtet ohne Er- ſtaunen den wunderbaren Bogen, der. ſich der Sonne gegen- über zeigt, wenn durch Die Luft erſtreute — die Farben des Lichts vor unſern 2 von einander Ir tt Naͤhert man fich dem, Pol, was für. neue Schaufpiele ent- decken ſich nicht daſelbſt? Tauſendfarbige enet, tauſend⸗ faltig bewegt, erleuchten die Naͤchte in jenem Erdſteche, wo ſich der Stern des Tages den Winter uber Ich habe ſolche Nächte gefehen, ‚die ſchoͤner er age wa⸗ ren, bey denen man die Aunehmlichkeit I: — und den Glanz | des Mittages vergaß. man nach Betrachtung: der größten Gege genf kleinſten; was für neue Wunder zeigen Sonnenftäubchen: Bas noir fivi a Supiter. 7 m Br u sn Das Mathematiſhe gt *4* zu dieſen — de⸗ Herẽn von M DE ——— en der koͤn. preu ademie der chaften Na — worden iſt. Durch Die Größe dee Wir⸗ kung verſteht er ein Product aus der Maffe der Koͤrper — und in den er ir ſie durch⸗ fen; denn wenn eines von dieſen waͤchſt, fo ſaget man du bie ie Größe der Wirlung wachfer Diefes zum er un et), v ‚ Eflay de Cofmologie. 33 geſett, finden ſich die Geſetze des Stoßes harter Koͤrver gendermaßen: Wenn die Maſſen zweener ſolcher Körper. A und B, ihre nach einer Seite gerichteten Geſchwindig⸗ keiten a und b heißen, und a größer als b iff, fo erbalten beyde nach dem Stoße eine gemeinfchaftliche Geſchwindig⸗ keit, die groͤßer als b und kleiner als a iſt. Die Veraͤnde⸗ zung, welche in der Welt vorgegangen iſt, koͤmmt darauf an, daß der Körper A, der mit der Geſchwindigkeit a, den Raum a durchlaufen hatte, imgleichen dev Körper. B, der. mit. der Gefchwindigkeit b den Raum b durchlaufen hate te, daß, fage ich, ‚jeder dieſer Körper nun mit der Geſchwin⸗ digkeit den Raum x ‚durchläuft. Es geſchieht allo eben die als wenn der Körper A wahrend der Zeit, dar. mit. der Gefihwindigfeit a den Raum a durchliefe, auf einer unmaterialifchen Fläche ware zurückgeführt wor⸗ den, Die ſich mit der Geſchwindigkeit a — x durch dem, ul a -- x bewegt. hatte, und als. wenn B in der Zeit, da es den Raum b mit der Geſchwindigkeit b durchliefe, auf einer unmaterialiſchen Fläche, welche fich mit der Ser ſchwindigkeit x -- b durch den Raum x -- b bewegte, ware vn geführt worden. Es mögen fich nun Die Körper, mit ‚eignen Geſchwindigkeiten auf diefen Flaͤchen bewegen oder darauf ruben, fo bleibt diefe mit. den Körpern befchwers te Slächenbewegung einerley, und die Groͤßen der Wirs Bun, die in der Natur entftehen, werben A. (a -- x)? und B,.(b--x)? feyn, deven Sum̃e alfo ein Rleinftes, u. folglich —-2Aadx+ ‚2Andx + 2Bxdx --. 2Bbdx —o fepn muß, ir ng = (Aa -+ Bb): (A+B) giebt. Sind eben dieſe Körper imen elaſtiſch, und «und g ihre Gefchwindigkeiten nach dem Stoße, jo geben ähnliche Ber 5 daß — in der Natur entſtandenen Groͤßen der ngen A, (ar- =)? und B. (b--6)? find, deren Sum̃e einem Kleinen gleichgefegt — 2 Aada+ 2A u da + 2Badß -- 2Bbdp=o giebt. Aber weil man fich bey ela⸗ ſtiſchen Koͤrpern vorſtellen kann, als waren fie ohne Feder⸗ kraft, und wuͤrde ſtatt deſſen eine zwiſchen * dliche Feder geſpannt, indem ſie auf einander ſtoßen, die ſich nach⸗ gehends mit eben der Gewalt wieder ausbreitet, mit der ſie iſt geſpannt worden, ſo — daß die reſpective Geſchwi 334 Mr. de Maupertuis digkeit elaſtiſcher Körper nach dem Stoße ſo groß iſt als zuvor, denn eben dieſe reſpective Geſchwindigkeit iſt es mit die Feder geſpannt ward, alſo iſt —4 - und —a+a--b, und da — da, welches in die vorige Gleis ine sefeht, «= (Aa--Bat+2Bb): (A+B) und e=(2Aa--Ab--Bb): (A+B)giebt. Das Geſetz der Rube gruͤndet fich ebenfalls hierauf. Es ſeyn an die r Enden eines unmaterialifchen Hebels, deſſen Lange e iff, zwo Maſſen AundB befeffigt, z die Entfernungdeg A von dem Gleichgewichtspuncte und c -- z des B Entfernung. Wenn nun der Hebel eine Fleine Bewegung befömiht, fo be⸗ fehreiben A und B Fleine einander abnliche Bogen, die ſich wie die Weiten von dem BleichgewichtSpuncte verbalten, Diefe Bogen find diedurchlaufenen Raume, und ftellen zugleich die Geſchwindigkeiten vor, Alfo verhält fich eines jeden Bir: fung wie ein Product aus feiner Maſſe in dar Quadrat fei- nes Bogens oder feiner Entfernung, weil die Bogen einan- der ahnlich find, daß alfo Azz-+ B (c-z) # ein Klein: fies ift, welches 2 — Be: (A+B) giebt. | Die Zuruͤckwerfung und Srehung des Lichts ſtimmt mit eben dem Grundgeſetze überein. Der Herr von M. hat ſolches in einer hier ebenfalls beygefuͤgten Abhandlung ge⸗ zeiget, die ſich ſchon in den Schriften der pariſer Akademie 1744 befinde. Wenn fich die Gefchwindigfeiten des Lichts in zwey an einander graͤnzenden durchſichtigen We⸗ fen, wie m und k, und die in jedem durchlaufene Raus me, wiepundg verhalten, fo iſt mp + ng ein Kleinſtes und daraus läßt fich das befannte Geſetze der Nefraction herleiten, Bey der Reflerion und geradlinichten Sortpflans zung des Lichtes wird feine Geſchwindigkeit nicht veräns dert. Da aljo vafelbft n — a, fb iſt der Durchlaufene Meg felbit ein Rleinftes. Und dieſes haben Fermat und feibnig * für den Grundfaß ſelbſt angenommen, da es doch nur * Schon die alten griechifchen Mathematiker haben eingefehen, daß das Picht bey der Keflerion den kuͤrzeſten Weg nimmt, und geglaust, dieſes fen eine Folge von der allgemeinen Kegel, da die Natur allezeit den Eürzeften Weg nehme. v. Viteilion Opt. L. V. Petit. V. er Prop. is. Ciau. Geom. Pracr. Lib. VIII. Pr. 7, Das wahre Gefeg der Refraction war ignen verborgen. Effay de Coſmologie. 335 nur ein befonderer Fall deffelben ift. Daher mußte Leib: niß bey der Anwendung auf Die Refraction annehmen, das Licht gebe im Dunnern durchfichtigen Weſen fchneller ala im Dichtern, obgleich das Gegentbeil wahr iſt, und rich“ tig befunden wird, wenn man nicht mitdem Hn. Baron von keibnig die Summe der Wege, fondern die Summe der, Producte aus den Geſchwindigkeiten in die Wege, als das Kleinſte anſieht —— Pr Man wird hieraus leicht feben, daß des Herren won Maupertuis Beſtimmung der Gefeße der Refraction von ber, welche der Herr. B. von Leibnig gebraucht ; fehr un⸗ terfchiebder iſt und mer etwa aus einem Eifer für die Eh⸗ re der deutſchen Nation behaupten wollte, der Herr won: M. babe ſolchen vom Herrn von Leibnig gelernt, der wuͤr⸗ de Bamit nur verrathen, wie ihm unbekannt fey, daß lan⸗ ge zuvor Fermat, ein Sranzofe, die Nefraction auf eben dieſe Art unterfucht babe *. Daß die Natur nichts verge⸗ bens thue, und allegeit den Furzeften Weg gebe, find zwar: ſehr alte metaphyſiſche Waidfpruche,aber nach Art der mei⸗ en metaphyſiſchen Waidfpruche, find fie unbrauchbar, ‚geblieben, weil fie ſo unbeſtimmt find, Daß man nichts dar⸗ aus folgern kann, da ausdem Sage, des Kleinfien in den: Mirkung die Gefege der Bewegung und des Lichtes mit mundernswurdiger . Hebereinflimmung fließen. ı Einen: fo allgemeinen Sag zu entdecken, der doch fo beffimmt und) brauchbar ware, und felbigen zugleich auf die Natur fo glucklich anzuwenden, gehörte etwas mehr als ein bloßen: Metaphyſicus, ein Marthematifveritandiger : und man mag nun franzöfifch oder deutich geſinut feyn, fo muß man zugefteben, daß die größten Verbeſſerer der Metaphyſik, Cartes und Leibnitz, große Mathematiker geweſen find. — Die Arbeit des Herrn von M. ift über dans Lob, dad man ihr bier ertheilen könnte, erhoben, fo wenig fie ebenfalls einer Echugfchrift bedarf. Die glückliche Anwendung, die Euler von dem Brundfage des Heron von M. auf diel Erfin⸗ . Epilt. Cartefi P. Il. ep. 43. Der Herr Baron von Leibnit hat durch diefes Beoſpiel befonders den Gebraudy der Differ * ısechnungin ber Merhode der Öröften und Kieinſten 'erläht n. an 23 — DW AI « 336 Mr.de Maupertuis Effay &c. Erfindung neuer Wahrheiten gemacht hat *, ‚zeigt deſſel⸗ ben Fruchtbarkeit, fo wie des Herrn Formey gründliche Ab⸗ Handlung von dem Beweiſe für das Dafeyn Gotted aus den Abfichten in der Natur *, ihm wider Diejenigen rechts fertigen Fann, denen ed anftöfig geſchienen, dag er nicht | alle Schlüuͤſſe der Naturforſcher fuͤr das Daſeyn Gottes hat fuͤr vollkommen guͤltig erkannt. Als man vorzeiten mit dem Herrn Baron von Wolf wegen einer ahnlichen Kuͤhnheit eben ſo verfuhr, ſahen alle Verſtaͤndige ein, daß man eine Wahrheit nicht beſtreitet wenn man bloß die Schwaͤche gewiſſer Beweisthuͤmer fuͤr ſie entdeckt, und fie, durch ſtarkere zu beſtaͤtigen bemuͤhet iſt. Uebrig eng wäre zu wünfchen, daß die tieffinnigen Philofopben wohl als: die leichtiinnigen Dichter fich mit diefem Werke etwas ges’ sauer bekannt machen möchten. Jene würden daraus lernen, daß man von höhern u. fehmerern Wahrheiten als vielleicht ihr ganzer Woͤrterkram vorzuzeigen weis, deutlich und rei⸗ zend ſchreiben kann, und dieſen wuͤrde es weifen, daß es noch mehr erhabene und entzuͤckende Gegenſtande für den Witz eines edlen Geiſtes giebt, als Magdchen und Wein. 233} Neue und wichtiae Kenntniffe lehrreich und angenehme vorjutragen, iſt alleg, was man von einem Schriftfteller fo⸗ dern kann: und diefes Lob wurde man dem Herrn v. Mau⸗ nen hier ertbeilen, wenn dag Rob, ein vortrefflicher Schrifefteller zu ſeyn noch den Ruhm des Beſtimmers von der Geſtalt der Erde und des Praſidentens der fon. preußiſ. — der Wiſſenſchaften —— er a ©. an * ua) de l’ Ac. de Pr. 1748. 149 ©. j ** Mem. de l’Ac. de Pr. - 1747. 367 ©. , ns Indhalt de⸗ dritten — im ſechſten Bande, — L. Sortfegung einer. Reife auf dem PR eite 227 IL unurs allgemeine Betrachtungen von den Krankhei⸗ 289 UI: Eily de Cofmologie par Mr.de Aaupertuis — x G Hamburgiſches Woahchin, oder geſammlete Schriften, zum Unterricht und Vergnügen, aus der Naturforſchung und den angenehmen Ps überhaupt, — 7ER Des ſechſten Bandes viertes Stuͤck. Hit König. Pohln. und Churfuͤrſtl. Sächfifcher Freyheit. Hamburg, ben Georg Ehrift. Grund, und in Leipzig bey Adam Heine. Holle, 175% | 1. Abhandlung dem D von BR ionyſus, durch | ; M. Ehriftion Wilhelm Agricola. NZ (f j u > F ‚an findet in den Schriften ber Alten a mehr als einen Dionyſus angeführet. * N IV EIN Cicero nenner ung in feinem Buche ) von der Natur der Götter, ihrer fünfe: 4 allein Feiner von diefen war der Dio- nyſus, von welchem wir jego zu handeln entſchloſſen find. Diodorus giebt von dreyen Nachricht. Der erfte war ein Indianer, und zwar ein Sohn des Ammon und der Amalthea; man nannte ihn den baͤrtigten, weil er. nad) dr der Indianer feinen - Bart wachfen ließ. Der zweyte war ein Sohn der Proferpina und des ã welcher ſich, bey ſeiner ‚Ein 2 eu⸗ 340. Agricola Abhandlung Zeugung, in eine Schlange verwandelt hatte: Die⸗ fen hieß man Bugenes, oder aud) Tauropha⸗ aus. Er ſoll es zuerſt erfunden haben, wie man die Zehſen vor den Pflug fpannen foll, und ihm Fommen eigentlich die Hörner zu, mit welchen die Maler Das Haupt des Bachus zieren. Der Dritte wurde für einen Sohn des Jupiters gehalten, den er mit Ges melen, der Tochter des Cadmus gezeuget hatte: und diefer ift der Dionyfus, welcher der Gegenftand dies ſer gegenwärtigen Abhandlung feyn foll. | Der Sohn der Semele fam auf eine fehr fonder= bate Art auf die Welt. Die Dichter dieſe glaub- wuͤrdigen Leute, erzählen ung feine Geburt mit folgen» den Umftänden: | A J Jupiter, welchen ſeine verliebten Streiche faſt noch bekannter machen, als feine Donnerkeile, fh die Tochter des Cadmus, daß fie fhön war, Ich weis nicht, ob fie ſchmachtende Augen. battes dieſes aber finde ich bey den Alten, daß ihre Bildung reizend, und ihe Haar fehr fchön, ja ſchoͤner und länger als aller übrigen Göttinnen ihres, gemefen iſt. Viel⸗ leicht hatte der junge Herr unter den Goͤttern, wenn ich den Jupiter fo nennen darf, einerley Schickſal, mit unſeren jungen Herren, welchen die Haare der Schoͤnen zu lauter Stricken werden, ihre armen Herzen zu binden; vielleicht entzuͤndete ihn Das Haar der Semele am meiften. Ich will diefes nicht un- terfuhen. Genug, Jupiter verliebte ſich in die Tochter des Cadmus ; Semele gabfeiner Liebe Ge⸗ hör, und Jupiter ſchwaͤngerte fie. Juno erfuhr diefe neue Untreu ihres Gemahls mit vieler 2 : niB. von dein Dionyfus. 341 niß. Sie fah mit aufgebrachten eiferfüchtigen Herz zen, daß die Anzahl ihrer Nebenbuhlerinnen immet größer wurde, und fie befchloß, um diefem Unbeile abzuhelfen, die Untreu ihres Gemahls auf eine folche Art an der Semele zu rächen, daß in Zukunft allen Schönen die $uft vergehen follte, fich ver Un— freu des Jupiters theilhaftig zu machen. Sie verließ in diefer Abficht den Olympus, und nahm die Geftale eines alten Weibes ( vermuthlich Semelens Kammer: frau ihre) an, und beredete die Tochter des Cad- mus, daß es ihr zu einer ganz befonderen Ehre ge: reichen, und ihr Kind alsdenn erft für ein ächtes Kind des Jupiters gehalten werden wiirde, wenn fich derfelbe auf eben die Art zu ihr nahete, mit derer Die Juno umarmte, Am diefes aber von ihm zu erhal- ‚ten, ſollte fie ihn dahin zu bringen fuchen, daß er ſich mie einem üunverbrüchlichen Eide anbeifehig machte, ihr dasjenige nicht abzufchlagen, darum fie ihn bitten würde, und wenn er diefen Eid gethan haͤtte, follte fie ihm ihre Bitte vortragen. Semele ließ ſich fangen: fie gab diefem ſchaͤdlichen Rathe Gehör, und empfand ſchon in Gedanken den Vorſchmack von dem Vergnügen, welches ihr aus der Ehre einer ſol⸗ hen Umarmung zumachfen würde, Das erftemal, da Jupiter wieder zu ihr Fam, trug fie ihm ihre Bit⸗ te vor, Jupiter war nicht im Stande; ihr diefelbe zu verfagen, und ſchwur bey dem Fluffe Stor, daß er ihr das jenige gewaͤhren wollte, darum fie ihn bitten würde, Semele bath um die Umarmung, die fie um das geben brachte. Jupiter ſeufzte; allein er Hatte gefchworen, er hatte bey dem Styr gefchworen, und diefer Eid war uns verbruͤchlich. Er kam daher mit allem Ölanze, aber 93 auch 322° Aseicold Abhandlung auch mit allem Schrecken feiner Majeſtaͤt zu der Tochter des Cadmus. Ah! Non tulit aethereos corpus mortale tumultus, Ovid. B. III. Metam. Semele konnte, als eine fterbliche, dieſe Majeftäe nicht ertragen, ihr Donner: entfeelte fie, und ihr Blitz verwandelte die unglückfelige Tochter des Cad⸗ mus in einem Yugenblicke zu Aſche. Sie war ſchon in dem achten Monate ihrer Schwangerfchaft, und wie klaͤglich würde esihrer Frucht ergangen feyn, wenn ſich der Vater nicht derjelben angenommen hätte, Er nahm fie in aller Eil aus dem Leibe der Mutter ber: aus, und brachte fie, nach dem Zeugnifle des Euripis des, mit fich in den Olympus. So erfreut Jupiter über die Erhaltung diefes ihm fo werthen Kindes war, fo ſehr erzuͤrnte ſich Juno darüber . Sie wollte es von dem Olympus herabwerfen *, und vers folgte ihn nachgehends in ſeinem ganzen Leben auf das grauſamſte. Jupiter liebte das Kind der Ges mele, welches ein Sohn war, fo zärtlich. als feine unglückliche Mutter. Es war noch nicht zeitig, Juno wollte es durchaus nicht leiden, was follte er anfangen? Hier entſchloß ſich das zärtlihe Herz diefes forgfältigen Vaters zu einer ganz befondern That. Er vertrat die Stelle der Mutter, und ließ fid) **, nach dem Zeugniffe des Drpheus, die unzeitige Feucht der Semele, von dem Sabazius in die Huͤf⸗ te neben, und trug fie in derfelben fo lange „. bis die Monate vollendet waren, da fie ordentlich hätte I e *— — in Baech. ** Orpheus in hymno in Sabazium. von dem Dionyfus. 343 gebohren werden. Diefe Laſt war dem Jupiter fehr befchwerlich zu fragen : er mußte deswegen hinfen, und man glaubt, daß der Fleine Enfel des Cadmus biervon den Namen Dionyfus befommen habe *, Natalis Comes berichtet uns, es hätte einige ges geben, welche geglaubt hätten, daß Dionyfus dem Jupiter zwar von der Gemele fey gebohren worden, allein ihr Vater Cadmus habe fie, fo bald als er das von Nachricht erhalten, nebit ihrem Sohne in einen hölzernen Kaften ftecfen, und auf das Meer feßen laſſen. Diefer Kaften fey von den Wellen an eine den $Sacedämoniern zugehörige Stadt getrieben wors den, und als ihn die Einwohner derfelben geöffnet hätten, hätte man darinn die Semele todt und präc)« tig begraben, ihren Sohn aber ziemlich erwachſen gefunden. | Sy Sobald als Jupiter diefe Laft los, und Dionys fus zum zweytenmale auf eine fo außerordentlihe Art aus dem Murterleibe auf die Welt gekommen war, übergab ihn fein Bater dem Mercurius, welcher ihn, auf feinen Befehl, nah Eubäa zu der Makris, ber Tochter des Ariftaus, (welcher die Menfchen - den Honig zu gebrauchen ** und das Bieh zu weyden gelehret, und das Del *** erfunden haben foll) brins gen mußte, Makris beftrich die Lippen des Fleinen N erh | Dios * Wir leugnen biemit nicht, daß er feinen Namen nicht auch aus andern Urſachen bekommen haben koͤnne. Die verfihiedenen Ableitungen deffelben find ung bes kannt. War e8 aber nöthig, fie hier amgufuhbren? ”* Virgil. L, Let U. Georg. —— * Aypollod. IV. Argon. — — 344 Agricolaͤ Abhandlung Dionyfus mit Honig und nahm feine Erziehung über fi, Allein Juno entruͤſtete fich, daß der Sohn ihrer Mebenbuhlerinn fo gar in einem ihr’ ge: beiligten Sande erzogen werden follte, und vertrieb die gufwillige Tochter des Ariftäus aus ganz Eu- böa, Dieſe flüchtete mit ihrem Pflegefohne auf die Inſel Corcyra zu den Phäaziern, und erzog ihn heimlich nebft einigen andern Nymphen in einer Hoͤ⸗ le, welche zween Eingänge hatte * 5 daher Die: nyfus den Beynamen Ditbyrambus erhalten hat, Andere fchreiben feine Erziehung bald der Proferpi- na, wie Baco von Verulamio, bald der no, wie Ovidius, bald andern Nymphen zu, darinn aber’ fommen fie alle überein, daß er, aus Furcht vor: der Juno, heimlich. fey erzogen worden. Er fah, nach» bem er groß geworden war, fo weibifch aus, daß man nicht wußte, wofür man ihn anſehen follte, und daß es ſchwer zu entfcheiden war, ob er zu dem maͤnn⸗ lichen oder weiblichen Gefchlechte gehörte, . Drpheus ſchreibt ihm ausdrücklich die männliche und weibliche Matur zu a a eh Raum hatte er fich der Zucht feiner Pflegemüter ‚entzogen und die Hole verlaffen, fo erfuhr er ſchon den alten Haß der uno. Sie flößte ihm eine Art von Raſerey ein, welche ihm nirgends Ruhe ließ, und ihn die ganze Welt durchzuftreichen antrieb. Syn der er- ſten Hitze dieſer Raſerey wollte er über den Sollax, einen Fluß in Armenien ſetzen. Er wuͤrde in een * Apollodor. IV. Argon ** Orpheus in hymno in. Mifen nennt ihn aggea no - SnAur don. o ’ = von dem Dionyſus. 345 felben umgefommen feyn, wenn ihm nicht fein Dar er ſchleunige Hülfe zugeſchickt hätte. Er fchickte ihm einen Tyger zu, deſſen Rücken ihm ftatt des Fahrzeuges dienete, und ihn glücklich über den Fluß brachte. Zum Andenken dieſer Begebenheit nannte er dieſen Fluß den Tyger *. Er durchſtrich nach dleſem beynahe die ganze Welt, und ſtiftete allenthalben viel Gutes. Man ſchreibt ihm die Erfindung des Weines und des Bie— ves zu **, und rühmer von ihm, daß er die Aegyptier den Aderbau gelehret habe ***, welche ihm, nad) des Herodorus Meynung, unter dem Namen Dfiris dieferhalb göttlich verehreten. Es wird ihm auch die Erfindung der Kaufmannfchaft und Schiffahrt zu- geeignet, und Dvidius + bezeuget von ihm, daß er die Menfchen gefitter gemadit und den ABER gelehret habe. Der Ruf von dieſen Erfindungen, und das Gute, das er in den $ändern, durch die er feinen Zug nahm, zurück ließ , machte, daß er beynahe die ganze Belt unter fein och brachte, und bis an das Außer: ‚ Ste Ende von Indien drang, wo er, wie Herkules im Dccidente , zwo Seulen aufrichtete +}. Er fuhr auf einem Wagen, welcher von Tpgerthieren. ‚oder Luchſen gezogen wurde. Um diefen tanzten +tr eine Menge baßtiche — Kobolde, Waldteufel, 5 Sile⸗ Natal. — | ** Eufeb, Praepar., Evangel. | *** Dionyf. de firu orbis. N 000 Ovid. DI. Fahr. 1) Dionyf. de firu orb, Natal, Com, +tt Ovid, IV. Metam. X 346 Agricolaͤ Abhandlung Silenen und Weiber herum, die ihn auf allen ſeinen Reiſen begleiteten, und durch ihre Spruͤnge und ſeltſames Bezeigen eben ſo beruͤhmt machten, als ſei⸗ ne Krieges erfahrenheit. Auch die Muſen waren mit unter feinem Gefolge. Dionyfus heirachete, nachdem er von feinem ins Dianifchen Zuge, auf dem er drey Jahre zugebracht hatte, zuruͤckgekommen war, die Tochter des Minos, Ariadnen * welche Theſeus verlaffen hatte. Er war gegen diejenigen, die ihn wohl aufnah— men, fehr danfbar. Midas, der wegen feiner Efele- ohren fo befannte König in Phrygien ‚ batte fih um ihn verdienter gemacht, als um den Apollo, Erer: biele zue Belohnung feiner Dienfte von dem Bachus die Erfaubniß, fid), was er wollte, von ihm auszu- bieten. Und warum bach wohl ber Dhryge? Um eben das, darum noch jeßo mancher Geizige bitten würde, ' Er bath, daß der Sohnder Semele alles zu Golde werden Iaffen follte , was er anrühren würde, Bachus bedauerte die Thorheit des Midas, und ge: waͤhrete ihm feine Bitte. Wie —— war der Koͤnig in Phrygien, als er alles um ſich herum zu Golde werden ſah. Zum Gluͤcke ruͤhrte er ſich nicht ſelbſt an. Die Fabe ſaget, er habe vor Freuden i in drey Tagen nicht an das Eſſen gedacht. Endlich meldete fich fein hungriger Magen. Ex foderte zu Effen: man brachte es ihm. Er nahm den erften Biffen, und fiede! er ward Gold; er nahm den an» dern, und er ward gleichfalls Sl Sein Mund» , fehenfe überreichte ihm einen —— mit Wein: er wollte Be * Nıtal, Com. Baco Ei Verulam. | von dem Dionyſus. 347 wollte trinken, aber der Wein verwandelte fic) vor feinem Munde, wie Cfaudianus * faget, in gelbes Eis, Nun ſah Midas die Thorheit feiner Bitte, Er erfuchte den Bater Dionyfus, ihm eine fo fchäd- liche Gabe wieder abzunehmen, und er erlangte feine Bitte wieder. Bachus hieß ihn, ſich in dem Fluſſe Paftolus wafchen. Midas gehorchte, und ward von einer ihm beynahe tödlich gewordenen Gabe befreyer **, So liebreich und dankbar er ſich gegen diejenigen bezeigte, welche ihn wohl aufnahmen, ſo hart und fo grauſam verfuhr er mit denen, die ihn beleidigen Wir wollen ein Paar Erempel davon anführen. Homerus erzählet uns, in einem eigenen Geſange auf diefe Begebenheit, daß es fich gewiffe tyrrheni⸗ fche Seeraͤuber einftmals hätten einfallen laffen, den Dionyſus, welcher an dem Geftade des Meeres ſpazieren gieng, zu rauben. Sie fahen ihn für ei- nen Sohn irgend eine Koͤniges an, und hofften ein anſehnliches Loͤſegeld fuͤr ihn zu bekemmen Der Steuermann miderrieth feinen Geſellen dieſen Raub, allein er fand fein Gehör. Sie lichteten die Ancker, und ftachen mit vollen Segeln in die See, Was gefchah ? Es quoll plöglich ein Wein aus dem Schiffe hervor, welcher einen ungemein mohl- riechenden Geruch von fih gab. . Die Schiffer er: ftaunten darüber, noch mehr aber entfagten fie fich, als fie auf dem oberften Segel einen Weinſtock aus⸗ gebreitet fahen, der voller MWeintrauben hing. km. | > den * I, in Ruffin. | — ui ** Ovid. II. Metam. a 348 Agricola Abhandlung den Maftbaum ſchlunge fich ſchwarzer Epheu herum, und alleXuder waren mit Kronen gezieret * Sid) felbft verwandelte Dionyfus in einen Loͤwen, er er. bob ein gräßliches Gebruͤlle, und fiel den Oberften der Räuber grimmig an, Die andern fprangen in das Meer und wurden in Delphine verwandelt: Niemand kam glüclic) davon, als der Steuer: mann, welchen Bachus mit Wohlehaten überfchüttere, kurgus, Pentheus, und Orpheus erfuhren feine Mache auf eine noch weit graufamere Art. kurgus, welcher die Edoner beherrfchte, ein Volk, das an dem Fluffe Strymon wohnete, ver- achtete den Dionyfus, und that ihm allerley Be: fhimpfungen an. Dieſes zog ihm die Rache des Bachus zu. Der Sohn, der Semele machte den pfurgus raſend. Diefer unglückliche König ſchnitt, da er Die Ranken von den Weinſtoͤcken abzufchneis den gedachte, feinem Sohne dem Dryas, die Füße, und fich felbft Die unteren Theile feines $eibes ab, und nachdem er das gethan hatte, befam er feine Bernunft wieder. Hieran hatte die Rache des Ba- chus noch nicht genug. Er fehickte den Edonern Misjahre zu. Die Unterthanen des Lykurgus be- fragten ſich dieferhalb bey dem Orakel, und erhielten zur Antwort, daß fie, wenn fie ihre Felder wieder fruchtbar fehen wollten, ihren König ins Gefängnig werfen, und mit Pferden jerreißen laſſen ** follcen, ir wel: * Andere ſagen, der Maſtbaum und die Ruder waͤren in Schlangen verwandelt worden. Demarath, in certam. Dionyf. Natal. Com, | ** Apollodor. Lib. IIl. Natal. Com, von dem Dionyſus. 349 welches auch) nad) dem Almen des Dionyfus ges ſchah. Der Koͤnig von Theben, Dentheus, hatte ein gleis ches Schiefal. Er wollte die dem Bachus zu Eh> ren angeitellte Sefte abfchaffen, und den abfcheulichen $aftern fteuern, die bey diefen Feften (von welchen wir hernach reden wollen) getrieben wurden, Er res dete verächtlich von dem Bachus, und feinen Pries fterinnen. War etwas mehr nöthig, den Zorn Dies fes graufamen Gottes. wider ihn zu entzünden ? Dionyfus, faaet die Fabel, verwandelte den Pentheus in einen Ochſen, und feine Priefterinnen, oder wie Euripides meynet, die Töchter des Cadmus und Schweſtern ver Semele, in Leoparden, welche den armen König von Theben zerriffen. Andere erzäb- Ien, Dentheus fey neugierig gemwefen, die Geheimniffe der Priefterinnen des Bachus und. ihre Gebräuche zu erfahren. Aus diefer Urfache babe er fich auf eis nen hoben Baum. gefeßt, bey welchem die Prie- fterinnen vorbey gehen mußten, von denen er auch, da fie ihn wahrgenommen hätten, wäre zereiffen worden. Orpheus, dieſer berühmte thraziſche Dichter, nahm ein eben ſo ungluͤckliches Ende. Die Liebe, zu ſeiner Gattinn Euridice, welche ihm der toͤdliche Biß einer Schlange enteiffen hatte, zog ihn in dag Sand der Berftorbenen. Er befang in diefen finftern Thälern das Lob aller Götter, und vergaß zum Uns glücfe den Sohn der Semele. Diefer wurde dadurch dermaßen wider den Orpheus aufgebracht, daß er feinem * Natal. Com. IE! 350 Agricold Abhandlung feinem Geifte in feine Priefterinnen in Thrazien zu fahren befahl. Diefe thraziſche Furien zerriffen, von dem böfen Geifte des Bachus getrieben, ven Orpheus bey dem Fluffe Hebrus, und ftreueten feine Glieder auf dem Felde herum, Divnyfus wohnete dem Feldzuge bey, welchen Jupiter und die andern Götter wider die Riefen thas sen, So glüdlic er anfänglich in diefem Kriege war, Da er den erften Giganten beswang, fo uns gluͤcklich gieng es ihn zuleßt. Die Rieſen bemäch: tigten ſich feiner und zerriflen ihn. Pallas brachte fein noch zappelndes Herz zu dem Jupiter * Die andern Goͤtter lafen feine übrigen Glieder zufammen, und begruben fie: allein nad) einer Furzen Zeit, fage . die Fabel, wurde Dionyfus wieder lebendig. * Die großen Thaten, welche der Sohn der Se— mele verrichtet, und Das viele Gute, das er erfun—⸗ sen hatte, erwarb ihm eine Stelle unter den Goͤt— tern, und eine eifrige Verehrung bey den Menfchen. Die Erfindung des Weines , die man ihm zus fchreibt, war nicht eine von den geringften Urfachen, daß ihm die Sterblichen göttliche Ehre erwiefen, Hätte man nicht auch , wenn die Erfindung des Weins ven Bachus zu einem Gotte hat machen koͤn⸗ nen, jenen Efel ** zu Nauplia göttlich verehren follen , der die Menfchen durch die Abfreffung der Weinreben den Wein zu befchneiden gelehret hat 2 Der Sohn der Semele erfand den Weinſtock; das. war eine fchöne Erfindung : Würde fie aber mohl haben nüglich werden Fönnen, wenn jener Efel niche | | die * Ifacius ap, Natal. Com. ** Id. ib: von dem Dionyſus. 350 die Befchneidung deffelben gelehret hätte ? Seine Landesleute zu Nauplia verdienen daher billig gelo: bet zu werden, daß fie dieſen Efel in Stein hauen, und feine Ehrenfeufe aufrichten ließen : und wer weis ob fie ihn nicht anbetheten ? - Man verehrete den Bachus an vielen Wei; | und auf fehr vielerley Art. Vielleicht wünfchen eis nige $efer die verfihiedenen Arten diefes Gotteds dienftes hier beyfammen befehrieben zu ſehen. Wir sollen fie ihnen, fo wie fie uns befanne find, anzeigen. Man hat bey der Verehrung, tif die Alten ihren Göttern erzeigten, auf dreyerley Achtung zu geben : auf dasjenige, was ihnen geheiligt war, auf die Prieſter, die ſie hatten, und auf die Opfer— feſte, die ihnen zu Ehren angeſtellet wurden, Dem Dionyfus war von den Gemwächfen ber. Weinſtock und insbefondere der Epheu, von den Bäumen der Fichten, Feigen, und Eichenbaum *, und von den Thieren der Drache und die Xelfter ges heiliget *. Bey den Griechen opferte man ihm ei- nen Bock, und bey den Aegyptiern eine Sau ***. eine Priefter waren , nach den Zeugnifle des Strabo, Satyre, GSilene , Majaden und andere Nymphen. Die Anzahl feiner Priefterinnen war weit fer, als feiner Priefter, Man nannte fie bald wegen ihrer Raferey, Mänaden, bald wegen {fee Bud, Thyaden, bald Mimallonen, weil fie bem * Plutarch. Problem. in Sympof, ®“* Natal, Com #”* Herodot, Euterpe. 352 Agricola Abhandlung dem Bachus nachaͤffeten, vornehmlich aber Bachas. Sie machten ſich Hörner an den Kopf, und durch— flochten ihre Haare mir Schlangen. Sie hielten fich meiftentheils auf den Bergen auf, und führeten Loͤwen oder andere wilde Thiere mit fich herum. In ihrer Hand trugen- fie einen Thyrfus, welches ein mit Epheu und Weinreben ummundener Stab war, Mit diefem Stabe Fonnten fie, wenn es ih. nen beliebte, aus Steinen oder aus der Erde ganze Ströme von Wein, Honig, Milch und andern anz genehmen Säften heraus bringen. Sie madıten, wenn fie ein Feſt inres Gottes begiengen, mit Klap» pern und Trummeln ein ganz abfcheuliches Geröfe, und erhoben ein entfegliches Geſchrey. Sie liefen alsdenn mit zerjtreueten Haaren und angezündeten Fackeln des Nachts herum, und fchrien oder brüflten vielmehr das befannte, Euhä! oder Euoe! Man glaubte, wenn fie von dem Geifte des Bachus getrie- ben wurden, daß fie weißagen Fönnten: Wehe aber, dem Menfchen, derihnen zu der Zeit zu nahe fam! Die Phönizier follen am erften den Gottesdienſt des Bachus aufgebracht und eingeführet: haben. Bon diefen ift er durch den Orpheus nad) Griechens land gebracht worden, Zu Athen wurde dem Bahus zu Ehren ein Feſt gefeyret, welches Dffophoria * genannt wurde. An diefem trugen die Knaben Weine veben inden Händen, und liefen unter häufiger Anrus fung des Dionyfus aus dem ihm geweiheten Tempel in die Kapelle der Pallas. Die Trieterica wurden zum Andenfen der Zurückfunft des Bachus ‚von ſei⸗ york * Paufan. in Attic, von dem Dionyſus. 353 nem dreyjaͤhrigen Feldzuge gefeyret. Dieſes Feſt fiel im Winter ein. Die Bachanten liefen an demſelben des Nachts mit brennenden Fackeln, zerſtreueten Haaren, und ehernen Klappern her um, und mach» ten durch ihr Gefchrey und Trummeln ein graͤßliches Laͤrmen *. Epilenaͤa, waren gewiſſe Streite, die sur Zeit der Weinleſe zum Gedaͤchtniß der Erfindung der Kelter gehalten wurden. Die Keltertreter ſtritten unter einander, wer am erften den meifteit Moft befäme, und riefen in gewiflen Gefangen det Dionyfus dabey an, daß er ihnen recht füßen Moft: verleihen möchte **, Lenaͤa, rourden zu Athen zu der Zeit im Fruͤhlinge begangen, wenn der Wein von den Häfen abgezogen, und der Zoll von den Auswärtigen gebracht wurde, Diefes Feſt beftund vornehmlich in einem Wett: ftreite der Bachusdiener, welcher am meiften trins ken Fönnte. Sie befangen dabey den Urheber ihrer Freude, den Dionhſus ***, Die Althenienſer feyerten dem Dionyſus; zu Ehren auch ein Feſt, welches ſie Phallica nannten. Sie an demſelben Thyrſusſtaͤbe, an welche ſie 8 Zeichen des männlichen Geſchlechts gebunden atten, öffentlich herum, und fangen, wie fie von ne der Semele von einer ſehr be beſchwerli⸗ | nfheit wären befreyet worden, e Gele: zu diefem Feſte erzählet man auf folgende Art, [8 Pegafus von Eleutheris, einer Stadt i in Boͤo⸗ un Ku: * Ovid, L Faft. er VI. Mei. — Scholiaſt. Ariſtoph. ** Natal. Com, 6 Dand, 3 d 354 Agricolaͤ Abhandlung tien, das Bild des Dionyſus nach Athen brachte, verachteten die Athenienſer dieſes Bild, und holten es nicht mit den gewoͤhnlichen Ehrenbezeigungen und Gepraͤnge ein. Der Gott erzuͤrnte ſich daruͤber, und ſchlug die Athenienſer an heimlichen Dertern mit ei⸗ ner fehr befchmwerlichen Krankheit, Sie befragten ſich dieferhalb bey dem Drakel, und erhielten zur Antwort: daß fie von diefer Krankheit auf Feine ans dere Art befreyet werden fünnten, als wenn fie den Gott, den fie verachter hätten, mit allen Ehrenbezei⸗ sungen und aller nur möglichen Pracht einholeten. (Sie thaten das, und wurden ihre Kranfheit los, und begiengen zum Andenken dieſer Gefchichte, das Feſt Phallica *. Die Einwohner zu Athen waren fo — —— und begiengen fo gern Feſte, als die roͤmiſche Kir— che in den ſpaͤtern Zeiten, Nachdem fie den Diony- fus einmal als einen Gott aufgenommen hatten, fo . überhäuften fie ihn mit Seften und Opfern. Bey ihnen wurden die Kanephoria gefeyret. An dieſem dem Bachus heiligen Tage trugen die mannbaren Jungfrauen/ welche Luſt hatten, ſich zu verheirathen, goldene Koͤrbe, die ſie mit den Erſtlingen von allen Fruͤchten angefüllet hatten, und opferten diefelbigedem Bachus **. Andere fagen, diefes Feſt fen der Dia- na zu Ehren gehalten worden; die Jungfrauen haͤt⸗ een a an ‚nicht die Eflinge der Früchte, 2] \ Sat ſon⸗ 8 Id; Ib. Ehiae J man habe dieſes Feſt — gefeyret, weil man den Bachus fuͤr den Urheber fr Zeugung gehalten hatte. | %* Demarath. in certam. Pionyſ. J M Bon dern Dionyſus. 355 fondern andere von ihren Händen verfertigte Ge: fhenfe gebracht, und dadurd) zu erfennen geben - wollen, daß fie ihres Jungfernſtandes uͤberdruͤſ— fig * wären, | Es waren dem Dionyfus auch die Apaturia ges widmet. Der Urfprung diefes Seftes ift diefer. Es harte fih einftmals zwifchen den Athenienfern und Böotiern ein Krieg entfponnen. Der böotifche Feldherr Fanthius foderte den athenienſiſchen, wels cher Thymos hieß, zu einem Zweyfampfe heraus, In Diefem blied der Athenienſer, und Melanthus folge te ihm in dem Commando nah. Melanthüs fos derte den Feldherrn der Boͤotier zu einem neuen Zweykampfe. Zanthius erfchien, der Kampf gieng an, und fiehe! da fund ein Mann, mit einem ſchwarzen Ziegenfelle befleider, hinter den Böotier, Melanthus fehrie, es gefhähe ihm Unrecht, daß - Zanthius einer Beyftand zu einem Kampfe mit brächte, der-zwifchen ihnen beyden allein gehalten werden follte. Der Böotier erftaunte darüber, und dem ſchwarzen Ziegenfelle, fey der Dionyfus gem fen, und orbneten ihm zu Ehren aus Dankbarkeit ein Feſt an, welches im Weinmonate gefenret, und von ihnen, weil Banthius betrügerifcher Weife um das Leben gebrachte war, Apaturia genannt wurde, Den erften Tag diefes Feſtes biegen fie Dorpiaz * 52 it — * Doroth, $ydon, Ap. Natal. Com, Ein 356 Agricola Abhandlung _ weil fih) an dem Abend deffelben diejenigen, die zu einer Zunft gehöreten, an einem Orte verfammleten, und hernach zufammen ein Gaftmahl hielten. Der andere Tag wurde Anarrhufis genannt, weil fie an demfelben die Dpfer ſchlachteten: denn fie opferten zu der. Zeit zugleich dem Jupiter und der Pallag, und avageum bedeutete fo viel, als.ich opfere, ‚weil diejenigen , welche Die Opferthi iebe: abfchlachteten, die Hälfe derfelben in die Hohe bogen. Der dritte Tag hieß Kureotis; weil die jungen Manns: und Weir besperfonen, Die ſich in die Zunfte einfchreiben laf- fen wollten, an demfelben ihre Namen anzufagen pflegten. Es fegen einige noch den vierten ag bin. zu, den fie Epibdan nennen *, Man feyrete dem Dionyſus zu Ehren auch ein Seft, welches Ambrofia hieß. Es fiel in dem Jen— ner, denn«diefer Monat war dem Dionyſus geheili— get, weil man zu diefer Zeit die Weine in die Stadt brachte, und er wurde daher auch Lenaͤus oder Le⸗ naͤo genannt **, Eben diefes Felt hieß bey den Kömern Brumalia ‚ von Brumus, wie ‚fie. den Bachus nannten. Sie begiengen daffelbe des Jahrs ʒweymal, einmal im Hornung, air bag anderemal im Auguſt ° | , Die Pithoͤgia, fagt Patalis — REN ge: ; halten, wenn die Faͤſſer angeſteckt wurden. Man ertheilte alddenn dem Dionyſus zu Ehren allen An- weſenden ein eſch ash dieſes Gottes. ‚An diefem: Tage 2 Naral. Com. Cael. Rhod. L. ". ——— ** Pomey Panth, Myth. in Bach. ‚von den Dionyſus. 37 Tage‘ gaben ſich gemeiniglich gute Freunde Han einen Schmaus. "Außer diefen angeführten Feſten feyreten bie Ai nienfer noch die Asfolia, Diefes Bachusfeſt be⸗ Fam feinen Namen von &rxo5, welches einen Wein⸗ fehlauch bedeuter. "Denn fie nahmen an diefen Tas gen Weinfcyläuche, die aufgeblafen und mit Winde, oder wie andere tollen, mit Weine ** angefüllt was ven. Auf diefen Schläuchen (prungen und huͤpften ſie mit einem Fuße herum, ſo daß ſie oͤfters uͤber die Schläuche hinweg und auf die Erde fielen. Sie glaubten dem Dionyfus durch diefes Bezeigen eine ganz befondere Ehre zu erweifen ; denn die Schlaͤu⸗ che waren von Bocksfellen gemacht: und mußte ſich nicht auch der Sohn der Semele freuen, daß man. feinem Seinde, der ihm fo gern Die‘ Glieder abfrißt, auf eine fo grauſame Art begegnete, und denſelben auch nad) dem Tode zu beftrafen fuchte ? Bey den. Sateinern wurde Diefes Opferfeſt ebenfalls mit vieler Andacht und noch größerm Aberglauben begangen. Man verfuhr bey ihnen mit den Schläuchen auf, eben die Art, wie bey den Griechen, und derjenige, welcher am gefchickteften auf demfelben herumhuͤpfen konnte, erhielt bey dieſen ſowohl eine Belohnung, als bey jenen. Sie trugen außerdem unter Anſtim⸗ | wiſſer rauber barbarifcher zu Ehren des Ba⸗ chus gter Loblieder das Goͤtzenbild deſſelben in den Weinbergen herum, weil fie dieſes für die Frucht⸗ barfeit der — ſehr zutraͤglich hielten. Sie 3 machten * Tzezes in Hefiod. N j * Menander de myfter. 358: Agricolaͤ Abhandlung machten-dabey Larven von Baumrinden vor ihre Ge fihter, oder befchniiereten diefelben mie Weinhäfen, damit man fie nicht erfennen koͤnnte, weil fie fo. viel lächerliches, unanftändiges, fhändliches und (mu tziges Zeug redeten, das ſie ſich ſelbſt ohne Larven zu ſagen ſchaͤmten. Wenn ſie nun in dieſem Aufzu⸗ ge die Weinberge umzogen und durchſtrichen hatten, ſo kehreten ſie zu dem Altare des Bachus, von dem ſie zuerſt ausgegangen waren, wieder zuruͤck, und ſteck⸗ ten die Opfer, die fie ihm bringen wollten, auf lange Spieße/ und verbrannten ſie hernach. Nach dieſem hingen ſie gewiſſe aus Holze oder aus Thone gemachte Bilder dieſes Gottes, welche wegen ihrer kleinen Geſichter Oſcilla genannt wurden, an die hoͤheſten Baͤume, die ſie nur finden konnten, damit Diony⸗ ſus von denſelben ihre Weinberge recht. uͤberſehen und huͤten koͤnnte, daß ihnen kein Schade zugefuͤgt wuͤrde. Virgilius hat die Gebraͤuche bey dieſem Fe⸗ fte i in feinem zweyten Buche von dem Landweſen ſehr ) ſchoͤn beſchrieben. Vielleicht haben unſere Leſer, in dem ſie dieſes leſen, den Birgil nicht gleich bey der. Hand; wir wollen fie des Nachſchlagens Becher - um ‚feine Verſe herſetzen. Er ſaget: BRUNO END Atque inter pocula laeti, ' 'Mollibus in pratis, un&os faliere per utres. Verſibus incomtis Judunt, rifuque foluto, * —6* corticibus fumunt horrenda cavatis F Pi Et de Bacche vocant per carmina laeta tibique Ra Ofeilla, ex alta fufpendunt mollia pin. NHinc omnis largo pubefcit vines foetu, Com- von dem Dionyſus. 359 Complentur vallesque cavae, faltusque profundi, Et quocunque Deus circum caput egit honeftum *, Ben den Sateinern waren noch außer diefen die Bachanalia, oder wie fie auch fonft genannt wurden, die Dionyfia oder Drgia dem Dionyfus zu Ehren angeordnet. Sie wurden im Hornungsmonat, und. - zwar anfänglich von Weibesperfonen allein gefeyret. Nach der Zeit aber mifchten ſich die Männer unter die Weiber, und die jungen Mannsperfonen unter das junge Frauenzimmer, und man begieng bey dies fer Gelegenheit unter dem Vorwande der Andacht, Unzucht, Ehebruch, Mordthaten, und mit einem Worte alle Arten von den allerabfcheulichiten $aftern. Der römifche Rath verbot endlich diefen ſchaͤndlichen Gottesdienſt durch ein Senatus Conſultum **, Man wird ſelten einen Goͤtzendienſt finden, ‚ ber nicht durch Wunder befräftiger, und bey dem aber⸗ 34 glaͤu⸗ * Mir wollen die neueſte —— dieſer Verſe un⸗ fern Leſern mittheilen. Hier iſt fie. Die ſanfte Wieſe prangt, und Freude herbergt drauf. “ roh laßt das junge Volk fich volle Becher reichen, Und der gehobne Fuß tanzt.auf gefalbten Schläuchen. Auch ſcherzet Auſons Volk, * Trojens Fall ver⸗ dra In Verſen ſonder Kunſt, und Plchet ohne Zwang, Und nimt ein Schreckgeſicht von ausgehoͤlten Rinden, And ruft dich, Bachus, an. Dich use zu verbinden. - Dir fihallt ein frohes Lied. Manch hoher Fichtenbaum Giebt, dir zum Preis Pi, —5 ER Schau⸗ Und darnach ſprießen si . * Diet; junge Reben R Jedweder Weinberg aus, die Frucht die Full egeben; Wie mans im holen Thal und tiefen Waldern fpürt, Und wo ber fchöne Gott fein umher gefuͤhrt. * Liv. 1. 9. Auguſtin. de civitat, Dei. 360 Agricola Abhandlung gläubifchen Volke in: Anſehen gebracht wäre, Pau: fanias erzaͤhlet ung ein Paar, die den Dionyfus ange ben, Die Griechen, fehreibt er, fanden, da fie einft- mals bey Troja die Beute unter (id theifeten unter andern einen Kaften, welcher dem Kurypilus zu Theile ward, Als diefer denfelben eröffnete, lag das Goͤtzenbild des Dionyſus darinne. Wie theuer ward dem Eurypilus der Anblick dieſes Gottes! Er und alle diejenigen, die dieſes Bild geſehen hatten, wur⸗ den ploͤtzlich ihres Verſtandes beraubt * u Elis uͤberzeugten die Prieſter des Dionyſus das Volk von ſeiner Gottheit auf folgende Art. Sie nahmen an. einem ihm gewidmeten Feſttage drey leere Flaſchen, und ſetzten ſie in Gegenwart aller derer, die dabey ſehn wollten, in feinem Tempel. Nach dieſem wur⸗ den die Thuͤren verſchloſſen, und es konnte ſie, wer da wollte, mit feinem Siegel verfiegeln.. Den Tag darauf gieng man wieder zum Tempel, die Siegel waren unverletzt und die Thuͤren verfchloffen, und fie-, be! man fand die drey Slafchen mit dem beften Weine angefülle **, Diefe Betrügerey der Priefter des Ba: chus zu Elis war doch noch eher zu erdulden, als jener Prieſter des Bels zu Babel ihre. Dieſe fuͤlleten des Jahres einmal drey Flaſchen mit Weine an, und jene waren ſo unverſchaͤmt, und ſoffen, nach Luthers berſetzung, alle Tage drey Eimer aus. gaßt ung, ehe wir zur Erklärung der Giahen er⸗ zaͤhlten Febeln ſchreiten, noch ein Paar Blicke auf das Bildniß des Dionyſus werfen. Man ſtellte ihn gemeiniglich als einen nackten verſoffenen weibiſchen Jüng- % ‚Paufan. i in. — | ** Paufan, in poßter, Eliacis. | von den Dionyſus. 361 Juͤngling vor, der auf einem Wagen faß, welcher von $uchfen oder Tygern gezogen wurde. An dem Kopfe ragten zwey Hörner hervor, welche ihm nach. des Aleranders ab Alerandro Meynung Deswegen gegeben wurden, weil die Alten fich der Hörner ans ſtatt der Becher bebienten. Andere führen andere Ur—⸗ fahen an. Um feine Schläfe war ein Kranz, oder wie einige wollen, eine Krone oder Müße von Wein- blättern und Epheu gewunden ; es leiten einige die Gewohnheit der Könige Kronen zu tragen von Dies. fem Kranze des Bachus her. Seine Nugen waren geil, und feine Backen zwo Flaſchen ähnlich). Sei⸗ nen Bauch konnte man eher fuͤr ein dickes Faß als fuͤr einen Leib anſehen. In der einen Hand trug er anſtatt des Zepters einen Thyrſus, mit dem er eben die und noch mehr Wunder gethan hatte, als ſeine Prieſterinnen: in der andern Hand hielt er ei— ne Kanne. Außer den Kobolden, Waldteufeln, Najaden und Bachanten, die ihn, wie wir oben er— waͤhnet haben, auf feinen Reiſen begleiteten, ftun- den Affen, Schweine, Löwen, Wölfe, und Delphi: ne um ihn herum. Den Befchluß machte der ge- wefene Hofmeifter des Dionyfus, der alte Silenus, welcher auf feinem Efel, der die Olsantın! in die Flucht getrieben hatte, beyherritt. | - Der Sohn der Semele hat von den Dichtern viel Namen erhalten. Wir wuͤrden zu weitlaͤuftig wer⸗ den, wenn wir fie hier anführen und ihre Erklärung. dazu feßen wollten. Natalis Comes *, Pomey ** und Pictorius *** führen derfelben eine große Mens 5 ge * Mythologia. %* Pantheum Myth. "** D), Georg. Pi&orii Apotheof. L. II, de Bacch, 362 Agricola Abhandlung age an. Zu diefen Schriftftellern wollen wir unfere $e+ fer verweifen, uns felbft aber nunmehro zu der Aus: legung der Fabel von dem Bachus wenden. Man Hat diefe Fabel jederzeit auf eine zweyfache Art erflärer : man hat ihr einen biftorifchen und eis nen moralifchen Verſtand gegeben. Die Aegyptier verſtehen unter dem Dionyſus ih⸗ ren Oſiris, welcher nach dem Vulkan in ihrem Lande regieret haben foll *. Oſiris, oder welches einerley iſt Dionyſus, ſagen ſie, befchloß ‚nachdem er Aegyh⸗ pten in Ordnung gebracht hatte, eine Reife durch Die Welt zu fhun, und fih um das ganze menfchliche Gefchlecht verdiene zu machen. Er wollte die Men— fchen das Getraide faen, und den Wein pflanzen leh⸗ ren, und ſie uͤberhaupt geſitteter machen. In dieſer Abficht verließ er Yegypten, nachdem er feiner Ges mahlinn die hödhfte Gewalt und den Mercurius zum Rathe gegeben hatte, Den Herkules, welcher nahe mit ihm verwandt und wegen feiner Stärfe be. rühmt war, machte er zum oberften Statthalter über alle feine Sander. Dem Bufiris vertrauteer Phönizien, und dem Anthäus Aethiopien und Libyen an. Er hatte, fehr viele Truppen und feinen Bruder bey fich, der von den Griechen Apollo genannt wurde. Es begleites ten ihn zween Söhne Anubis und Macedo; imgleichen Pan, der bey den Aegyptiern in großer Hochachtung ſtund. Als Oſiris ſeine Reiſe antrat, beſchloß er, | fich nicht eher Das Haar abzufcheren, als bis er wies. der nach Haufe gefommen wäre: man glaubt, daß hievon der Gebrauch —— da ſich die u] * Natal. Com, Mythol. von dem Dionyſus. 363 fo lange fie von Haufe waren, das Haar wachſen ließen. In Arabien vereinigten fich die Satyren mit ihm, und ein Chor Mufifverftändige, unter wel= chen nem Jungfrauen waren, die unvergleichlich fingen Fonnten , und von den Griechen die Mufen find genannt worden, Er gieng anfänglich durch Aethiopien, von da durch Arabien an dem rothen Meere bin, unddrang bisan das äußerfte Ende des fe= ften $andes von Indien. Er bauete dafelbft viefe Städte, und unter andern das berühmte Nyſa, wo er zum Zeichen, daß er dafelbft gewefen fey, den: Epheu pflanzte, und zum Andenfen feines dafelbft geendigten Zuges zwo Seulen aufrichtere. Von da gieng er über den Hellefpont nach Europa und Thrazien zurück, wo er den Syfurgus, der ſich ihm widerfegen wollte, aus dem Wege räumte, Er ließ den einen von feinen Söhnen, den Macedo, zum Könige der felben Laͤnder, die hernach von ihm Macedonien find genannt worden, Triptolemus, welcher ihn ebenfalls bealeitet hatte, blieb in dem attifchen Gebiethe und leh⸗ rete die Einwohner das Feld und den Wein bauen, Dfiris Fehrete von da wieder in fein fand, und wurde nach feinem Tode göttlich verehret. Die Aegyptier fpotten der Griechen, welche den Dionyfus für einen Sohn des Jupiters und der Semele halten: Sie fa- gen, es habe fonder Zweifel ein Sohn der: Tochter bes Cadmus zu diefer Fabel Anlaß ‚gegeben, den fie aus einem heimlichen Beyſchlafe mit einem Bedien⸗ ten ihres Vaters gezeuget hätte; allein fie find felbft nicht wegen der Geburt und des Herfommens des ' Bachus unter einander einig, Einige 6 | Agricolaͤ Abhandlung Einige von ihnen geben den Dionyſus fuͤr einen Sohn des Ammon aus *. Ammon, fagen fie, war König über einen Theil von Libyen, und hatte: die Schwefter des Saturnus zur Gemahlinn, welche Rhea hieß. Er befah einftmais das Gebierhe bey den ceraunifchen Gebirgen: daſelbſt traf er ein über» aus ſchoͤnes Frauenzimmer an, welches fih Amal- thea nannte. Er verliebte ſich in diefes Srauenzim: mer, wohnete ihr bey, und zeugte einen Sohn mit ihr, welcher nach der Zeit wegen feiner Schönheit und Stärfe berühmt, und Dionyfus genannt wurs de, Er machte Amaltheen zur Königinn über die be- nachbarten Gegenden, welche, weil fie die Gejtalt eines Hornes hatten, das Horn der Hesperidum, und wegen ihrer Sruchtbarfeit, dag Horn der Amal- thea, genannt wurden. : Ammon fürchtete fid) vor der Eiferfucht feiner Gemahlinn, und fieß den Die onyfus in eine Stade bringen, welche fehr weit von diefen Dertern entfernet mar. Diefe Stadt hieß Nyſa, und lag auf einer Inſel, die der Fluß Triton umfloß, an einem jäben Drte, der viel enge Paͤſſe und Holen hatte, welche die tinfäifehen Thore hießen, Die Gegend um Nyſa war ſchoͤner und luftiger als das Paradies. , Dafelbft vertraute Ammon die Ers ziehung feines Sohnes dem YAriftäus, einem ſehr klugen und in allen Kuͤnſten und Wiſſenſchaften uͤ⸗ beraus erfahrnen Manne, und feiner Tochter an. Dionyſus that ſich gar bald hervor. Rhea hoͤrete die ſchoͤnen Eigenſchaften ihres Stiefſohnes ruͤhmen, ſie ward auf den Ammon zornig, und bemuͤhete ſich den * Natal. Com, Mythol. von dem Dionyſus. 365 den Dionyfus gefangen zu befommen. Da aber alle ihre Mühe vergeblich war, verließ fie den Ammon, und begab fich zu ihrem Bruder den Saturnus, und lag demfelben fo lange an, bis er ihrem Gemable den Krieg anfündigte. Ammon mußte wegen der Hungersnoth fein Sand verlaffen. Saturnus bemäch- tigte ſich deflelben, und gieng bernach mit einem großen Heere auf Nyſa los. Dionyfus fammlete die auserlefenften Truppen, es fließen Hülfsvölfer aus LAbyen und eine große Anzahl Amazoninnen zu ihm, er griff den Saturnus an, verwundete ihn felbft, und fchlug feine Armee, welche in dag Gebie: the des Ammon flüchtere. Er vertrieb fie aus diefen “ $ändern, und machfe mit dem Saturnus, den er nebft ber Rhea gefangen befommen hatte, Friede. Al: fein Saturnus brach den Frieden. Die Titanen, aus denen feine Armee beftund, rüfteren ſich; Diony- fus ſchlug fie, und rottete ihr ganzes Gefchlechte aus. Diefes fagen die Aegyptier von dem Dionyſus, laßt uns nunmehro zufehen, mas die Neuern unter dem Sohne der Semele verſtehen. Weenn wir auch ſonſt Feine Beweiſe haͤtten, daß die alten DBaumeifter der Fabeln zu dem Baue ihrer Erdichtungen fehr vieles von den heiligen Schrift- t entlehnet Haben: fo würden die Erzählungen e Alten von dem Dionyfus allein hinreichend feyn, diefes zu bemweifen. Wer ſieht nicht gleich, daß die Er- zäblung von dem Eurypilus, der bey Erblickung des Gößenbildes des Bachus feinen Verftand verlohren haben foll, von der Begebenheit hergenommen ſey, welche uns in dem ı Buche Samuelis im 6 Ca— pitel erzählet wird; da ort die Berbfemiter ſchlug, weil 366 Agricolä Abhandlung weil ſie ſich mit gar zu großer Neubegierde und zu wenig Ehrerbiethung der Bundeslade genahet hat⸗ ten? Kann wohl ein Ey dem andern aͤhnlicher ſeyn, als die Erzählung von dem Urſprunge der Phallico- rum zu chen, der Gefchichte ift, Die uns in eben dem angeführten Buche von den Philiftern erzaͤhlet wird ? Und follte niche die DBegebenheit jenes Syrers, der ſich fiebenmal in dem Jordan wafchen mußte, wenn er von feinem Ausfaße gereiniget wer: den wollte, zu der Fabel von dem Midas Anlaß ge: geben haben, dem Dionyſus fich in dem Fluffe Pak— tolus zu mwafchen befahl, wenn er die Gabe, alles was er anrührte, zu Golde zu machen , wieder los feyn wollte ? | | Bochart * und andere meynen, daß die Alten den Mimrod unter dem Dionyſus verftanden ‚haben, Sie führen folgende Gründe an, ihre Meynung zu unterftüßen, Sie fagen, der Name des Dionyfus, Bachus, ſey dem Namen Barchus, das ift, der Sohn des Cus, gleih, welhes Nimrod war, Die Anfpielung des Hebräifchen Wortes Flimrs, welches bey den Chaldaͤren einen Tyger bedeutet, ift ihnen der zweyte Grund ; daher fommen nach ihrer Meynung die Tygerthiere vor den Wagen des Bas chus, Dionyſus, fagen fie ferner, wird bey den Gries chen Nnßgwdevs und Zaygevs genannt : das erfle Wort ift der Name Nimrod felbft, das andere bes deutet einen ſtarcken gewaltigen Jaͤger, und wer weis nicht, daß Mofe den Nimrod oder Nebrod fo nen» net ? — J Ande⸗ * Phaleg. I. c.2, von den Dionyſus. 367 Unsere * behaupten mit mehrerem Grunde, daß Mofes unter dem Dionyfus verftanden werde: Mau findet in der That die größte Aehnlichkeit zwifchen den Begebenheiten des Mofe und bem mas von dent Eohne der Semele erzäblet wird. Dionyfus wur- de, wie Mofes, nach feiner Geburt in einen Kaften gelegt und auf das Meer geießt. Kr hat den Bey namen Aunroc Das ift, einer der zwo Mütter bat; und dieſen fonnte man auc) dem Mofes geben, wel- cher zwo Mütter hatte, die eine hatte ihn gebohren, die andere, namlid) die Tochter des Pharao, nahm ihn an Kindes ftatt auf. Dionyfus war fhon, Mor fes aud) , beyde waren durch Kriege berühmt, und beyde hatten Srauensperfonen in ihrem Heere. Drs pheus nennet den Dionyfus Mocay , einen Gefeßge- ber, und fchreibt ihm dumraxz Seruov, gleichfem zwo Tafeln zu. Man giebt dem Dionyfus Hörner 2 unfere Maler geben Mofi gleichfalls welche; weil nad) ihrer Einbildung die Stralen, welche fein An- geſicht, nachdem er mit Gott geredet hatte, glänzend machten, an feinem Haupte gleihfam wie Hörner bervorragten. Dionyſus verrichtete mit. feinem Thyrſus große Wunder; er berührte einftmals die lüffe, den Drontes und Hydaspes damit, und gieng trocken hindurch: er Fonnte, mit demfelben ganze Ströme, Mich, Honig und Wein bervorbringen ; und als er ihn in Indien über die Einwohner aus- ſtreckte, umgab dieſelben plößlidy eine Finfterniß, und um ihn. und feine Priefterinnen war es belle, Eine von feinen Priefterinnen, fagt die Babel ‚mwaf | einft« „* Pomey. Panth. Myth, 210) Agricola Abhandlung einftmals ihren Thyrfus auf die Erde, da ward her- ſelbe vlößlich zu einem Drachen, der fic) um einen Eichenbaum ſchlunge. In allen diefen ift die Aehn⸗ lichfeit mit Mofe fo offenbar, daß es unnüße feyn würde, wenn wir noch efwas davon fagen wollten. Unſere Abhandlung würde ein Buch werden, wenn wir alle die verfchiedenen Auslegungen dieſer Fabeln anführen wollten. Wir find ohnedem ſchon zu weit: läuftig geworden; es ift Zeit, daß wir uns einfchrans Een, und den moralifchen Berftand derfelben zeigen. Safe. ung bey der gemeinen Erklärung der Fabel von dem Dionyfus nicht aufhalten. Es ift jeder: mann befannt, daß man diefelbe auf den Wein und feine Wirfungen deutet. Wir leugnen nicht, daß nicht alle Umſtaͤnde, die wir erzähle haben, auf den Wein gedeutet werden Fönnten; wir glauben aber mit dem Baco von Berulamio, daß diefe Fabeln noch. mehr als ein Sinnbild des Weines find, und daß die vortrefflichfte Sittenlehre in derfelben verfteckt liegt. —— VPRO SIEHE - Unter der Perfon des Bahus, faget Baco, wird die Natur der Meigungen, $eidenfchaften oder Ges muͤthsbewegungen befchrieben; deren Mutter nichts anders, als der Gegenftand eines in den Augen des Berlangens fcheinbaren Gutes iſt. Sie werden jer derzeit in einer unrechtmäßigen Begierde empfangen, und ehe man fie recht wohl verftanden und in Erwaͤ⸗ gung gezogen hat, unbedachtfamer Weife vorgeftelle und erhalten. Wenn fie zu wachfen anfangen, fo wird ihre Mutter, die Begierde nad) feheinbaren Gütern, durch die gar zu große Hiße zu Grunde ger richtet und umgebracht, Nichtsdeſtoweniger finden art von dem Dionyſus. 369 fie, da fie nod) eine unvollftändige und unzeitige Ge- burt find, in der menfchlichen Seele, Die gleichfam der Bater dazu ift, und durch den Supiter. vorge ftelle wird, und zwar vornehmlich in den untern Kraͤften derſelben, als in einer Hüfte, ihre Nah— rung und Erhaltung. Sie machen dafelbft fo viel Unruhe und fo viel Händel, daß alle gute Entfchlies- fungen dadurch gehindert und gelähmet werden. Wenn fie durch die Genehmhaltung und die Fertig. feit geftärfet worden, und gleichfam in das Handeln ausbrechen, fo Bleiben fie noch eine Zeitlang bey der Mafris und den Nymphen, als bey Pflegemuͤttern, das ift, fie fuchen Winfel und heimliche Derter, und gleihfam Holen unter der Erde, weil fie von den obern Kräften der Seele, fonderlidy von der Ber: nunfet, die ihnen, wie die uno dem Dionyſus, kei— nen Plag verſtatten will, verfolget und angefeinder werden. Endlich aber, wenn die Bernunft hinter⸗ gangen, und das “och der Schambaftigfeit und Furcht abgeworfen ift, brechen fie mit verzärtelter Berwägenheit hervor, und nehmen entweder den Schein der Tugend an, oder werden ganz ; und gar unverſchaͤmt und fchamlos, Man mußte, da Bachus erwachfen war, nicht, | an ihn anfehen follte, ob er eine Manns» oder Frauensperſon waͤre: ſo verhaͤlt es ſich mit den Leidenſchaften. Cine jede heftige Gemuͤthsbewegung ift von einem zweifelhaften Gefchlechte: in der ere fien Bewegung männlih, und in der Folge weis —* | Die Weisheit der Alten hat dem Dionyfus nicht ohne Urſache die Erfindung des * zugeſchrieben. 6 Dand, Sie 372 Agricola Abhandlung Sie hat dadurch anzeigen wollen, wie geſchickt und wie ſinnreich die Leidenſchaften find, dasjenige auszu— finden, was ihnen fchmeicheln und Nahrung verfehaf- fen fann, Und was ift wohl unter allen den Mienfchen . befannten Dingen mächtiger und fähiger den Be- gierden zu fchmeicheln und fie zu erwedfen, als.der Wein? han bat Recht, wenn man Diefen fo bes liebten Trank die. Pflegemutter aller Leidenſchaften nennet. | Der Sohn der Gemele unterwarf ſich die Nas tionen; er that einen Feldzug nad) vem andern, und Fonnte nicht lange an einem Orte dauren, Wie ſchon iſt Daburd) die unruhige Natur der Leidenſchaften ab⸗ gebildet! Die Begierden ſind niemals mit dem zur frieden, was fie genoffen haben. Kaum.ift ihnen ein Genuͤge geſchehen, ſo trachten und ſtreben ſie ſchon mit einem unerfättlichen Verlangen nad) etwas an- derem : und. haben fie Diefes erhalten, ſo fehnen fie ſich wieder nad) einem neuen Vergnuͤgen. Sie ru: ben nicht eher, bis fie das Ende des feften Landes erreichen, das ift, bis ihnen das unbepfälte Meer der Ewigkeit Schranken fegt,. und auch a her ven ihre Wünfche noch nicht auf, Dionyfus, faget die, Fabel, fuhr auf einem War gen, ber von Tygerthieren oder Suchfen gezo gen wur⸗ de, Was bedeutet diefer Umftand ? Diefes, So⸗ bald als die Leidenſchaften nicht mehr zu Fuße geben, fondern n ‚gleichfam auf einen Wagen gefegt werden, | das iſt, fobald als fie die Vernunft gefangen n men, und die obern Kräfte der Seele unterdrücken, werden fie unbändig, wild und graufam ‚gegen alles, was fich ihrem Saufe widerfegen will. f ke a 8 ‚von dem 8 Dionyſus. — 971 Es ift ti, daß die Alten lauter häßliche abgeſchmackte und lächerliche Geifter um den Wagen des Bachus herum tanzen laffen, Denn eine jede Leidenſchaft Bat in ihren Augen, Gefichte und Stels lungen gewiſſe unanftändige, übellaffende, haͤßliche Bewegungen; und diejenigen, die fich i in irgend einer Art von Seibenfchaften, als in dem Zorne, Hochmus the, ober in der Liebe in ihren Augen etwas dünfen und huͤbſch vorfommen, die fcheinen in anderer Leute ihren abgeſchmackt und laͤcherlich. | Wie aber kommen die Mufen in das Gefolge des Bachus und zu fo häßlichen Geiftern ? Baco meys net, man habe fie deswegen den Dionyſus auf ſei nen Reiſen begleiten laſſen, um zu zeigen, daß es beynahe keine Leidenſchaft gebe ‚ die nicht durch ir⸗ gends eine Kunſt geſtaͤrket würde, Die Nachſicht des Witzes verſchmaͤlert dadurch die Ehre der Mu⸗ ſen, welche, da ſie die Lehrmeiſterinnen des Lebens ſeyn ſollten, zu Dienſtmaͤgden der Begierden ge» macht werden. Es iſt eine Allegorie, die eine beſondere Aufmerk— ſamkeit verdienet, wenn von dem Dionyſus erzaͤhlet wird, daß er Ariadnen zur Gemahlinn genommen habe, die Thefeus verlaffen und verftoßen harte, , Dem es iſt unftreitig daß die Seidenfchaften jederzeit das · jenige begierig wuͤnſchen und verlangen, was die Er⸗ 2 fahrung verachtet und fahren läßt; und allen we | Er welche die Büßung ihrer Lüfte eheuer haben — müffen, iſt es bekannt, daß alles das, es mag ie * — Reichthum, Ehre, Vergnügen, oder mas es # nad) dem fie geftrebr haben, nichts als verwerfl Dinge find, die nach der ch zu allen — en 372 ° Agricoli Abhandlung gen von verfchiedenen verachter und mit Efel ange» fehen worden find, - Auch das iſt nicht ohne Geheimniß, daß man dem Dionyfus den Epheu gebeiliger hat. Der Epheu bleibt auch im Winter beftändig grün, und umfaſſet, überwächft und fehlinger ſich um viele verfchiedene Körper, als um Baͤume, Mauren und Gebäude. Saft ung beydes auf die Leidenſchaften wenden. Eine jede Lei⸗ denfchaft wird durch den Widerftand und durch die Hindernifle flärfer, und bleibet, wie der Epheu im Winter, frifch und munter. Hernach fo hängen und Eleben die herrfchenden Seidenfchaften, wie der Epheu an den Bäumen, an allen’ Handlungen und Ent⸗ ſchließungen der Menfchen, und fchliegen und fchrän- Een felbige gemwiffermaßen ein. Man darf fich nicht wundern, daß. man fo aber: gläubifche und ruchlofe Gewohnheiten und Gebräu- che bey dem Gortesdienfte des Bachus eingeführet hat; es ift ja bekannt, daß alle leichrfinnige und un: befonnene Gemürdsarten in den falfchen Religionen geroifjermaßen zufammen fommen. Eben fo wenig darf es ung fremde fcheinen, daß dem Dionyfus die Macht, die Menfen rafend zu machen, zugefchrieben wird. Sind nicht alle $eidenfchaften ihrer Natur nach eine Fleine Raferey, und werden fie nicht, wenn: er und zur Gewohnheit werden, völlig zur Tollheit? Was die graufame Rache betrifft, die DBachus von dem &yfurg, Pentheus und andern ge⸗ nommen’ haben foll, fo ift die Parabel in diefem Stücke deurlih. Es weis es jedermann, wie fehr ſich aufgebrachte herrſchende Seidenfchaften wieder al» S z len von dem Dionyſus. 373 te guten Rath, und wider diejenigen entrüften, die fie zu genau und zu forgfältig unterſuchen. Es ift eine unvergleichliche und der Weisheit der Alten anftändige Erdichtung, wenn von dem Diony⸗ fus erzählet wird, daß er zwar von den Giganten zer riffen und von den Göttern begraben, allein Eurz dar« auf wieder lebendig geworden fey, Die Alten haben „uns dadurch erinnern wollen, daß mir, wenn unfere Begierden gleich zuweilen in einem tiefen Schlafe zu liegen, und gänzlich ausgelofchen zu feyn fcheinen, darum nicht denfen follen, daß fich diefes in der That fo verhalte, und daß fie nunmehro gleichfam in ihrem Grabe lägen. Man gebe ihnen nur Gelegenheit, wie bald werden fie wieder aufwachen und tege werden, Laßt ung hier noch zum Befchluffe mit dem. Baco von Berulamio anmerken, daß man dem Dionyfus fehr viele Thaten zufchreibe, welche fonft von dem Herkules gerühme werden. Ihre Perfonen, fagee Baco, ſchicken fich fehr wohl zu einer Parabel. Es rühren zuweilen edleund berühmte Thaten und merk⸗ mürdige vortreffliche Verdienſte von der Tapferkeit, von einem mohleingerichteten Berftande, und von der Großmuth ber, zumeilen aber von einer heimlis chen Neigung und verborgenen $eidenfchaft, welche eben den Ruhm, eben die Ehre, und eben das $ob er» halten, als die erftern, fo daß es ſchwer iſt, die * des Bachus von den Thaten des Supiters zu unterfcheiden, al a he u | 374 Kruͤgers Nachr. voneinem Steine, EEE EEE EEE SE m En Zn 2 = 2. f | | II. J. G. Krügerg Nachricht von einem Steine, welcher fich | in dem Gaume erzeuget. = aß fih) Steine in dem menfchlichen Körper erzeugen Fünnen, wird von niemanden ge leugnet, Die Arzneygelahrheit hat eine Menge von Erfahrungen diefer Art bey allen Theis Ten des Körpers. Go gar die Haut ift nicht das von ausgenommen, und es ift gewiß, daß fich da⸗ innen Sandförner erzeugen koͤnnen; was find aber Sandförner anders, als Fleine Steine. Es ift dies fes ſchon von einigen bemerct worden. Vielleicht ift aber die bloße Unachtfamkeit und die geringe Be- ſchwerlichkeit, welche dieſer Zufall verurfacht, dar⸗ an ſchuld, daß man es nicht öfter waßtgenommen bat. | Steine find Pr melche aus irdifchen Theilchen beſtehen, die merklich untereinander zufammenhäns | gen. Ich will eben nicht leugnen, daß Sale, chwefel oder gar metallifche Theilchen d eh feyn koͤnnen. Die cryftalfenartige Geftalt der Drufen macht es wa rſcheinlich; freylich aber wahr⸗ ſcheinlich, daß Salze darmit vermiſcht welche dieſe Siguren hervorgebracht haben, Denn man fi = ohne welcher fich in den Gaume erzeuget. 375 ohne mein Erinnern, daß es Feine nothwendige Fol⸗ ge fey , weil die Salze eine ordentliche Figur anneh⸗ ‚men : fo muͤſſen die Körper, welche die Figuren der Satze haben, folche durch Salze erhalten. Warum follte nicht die anziehende Kraft auch bey andern Koͤr⸗ pern fo ordentlich wirfen, und eine vielleicht nod) bewundernswürdigere Geſtalt bervorbringen Fünnen, Wenn wir diefes annehmen wollten, und warum foll« fe man es niche thun : fo würde die Erzeugung der Misgeburten und vieler andern Sachen dadurch begveiflicher werden, und die Naturfündiger würden nicht Urſache haben, fih auf den Ausſpruch des Herrn von Sontenelle was einzubilden, wenn er faget : daß fie wie die großen Herren wären, welche den größten Theil ihrer —— ſelber nicht kenneten. Daß Steine nicht nur ſalzige, ſondern auch ſchwe⸗ felichte und metalliſche Theilchen in ihrer Vermi— ſchung haben koͤnnen, zeiget uns die Chymie auf eine unmiberfprechliche Art. Was folget aber Daraus? Nichts weiter, als daß fie defto mehr Steine ge⸗ nennt zu werden verdienen, je weniger ſie von dieſen, und je mehr fie von einer iedifchen Materie bejigen, Diefe irdiſche Materie finder fih Häufig in ae Es wäre alſo nicht zu verwundern, daß ſie in de iſchlichen Körper kaͤme, da Speiſe und Trank Waſſer bey fich hat, und eben dieſes den groͤß ⸗ Theil des menfchlichen $eibes ausmacht ; wird man aber nicht einwenden, daß ſich in den Pflanzen nicht fo wie in den thierifchen Körpern Steine erzeuge ten, ohngeachtet ihre Saftröhren größtentheils mit a — dieſes gewiß ift: va >76 Kruͤgers Nachr. von einem Steine, die Urfache davon in etwas gefucht werben ‚das fic) in den Körpern ber Thiere und nicht in den Pflanzen befindet, Dieſes ift ein lebhafter Umlauf der Säfte, und man findet in der That, daß Diejenigen Ihiere zu Erzeugung der Steine gefchickter find, _ bey welchen diefe Bewegung fehr heftig gefchiehe, Die Fiſche, welche im Waſſer leben, und beſtaͤndig eine große Menge Steinmaterie in fich ziehen ; denn fo nennt man das Waffer, welches zarte irdifche Theilhen aufgelöft hat, und dadurch geſchickt iſt einen Stein bervorzubringen: diefe Fiſche find nicht die Thiere, bey denen man die Steine zu fuchen hat, fondern wir finden fi fie_ vielmehr bey denen Landthie⸗ ven, und fonderlich in heißen $ändern, wie ber Be— zoar beweift, das ift bey Ihieren, bey Degen der Ums lauf der Säfte geſchwinder gefchieht, und ihnen zus gleich eine größere Wärme und Dichtigfeit des Bluts zumege bringt, Es ift fehr begreiflich, wie der ftarfe Umlauf der Säfte zu der Erzeugung der Steine etwas beytragen koͤnne. Denn die Fäferchen der thieriſchen Körper beftehen aus irdifchen Theil« chen, und diefe hängen in den zarteften Fäferchen nicht feſt zufammen. Was ift alfo natürlicher , oder vielmehr nothwendiger, als daß immer durch den ' Umlauf der Säfte, etwas von dieſen Elementen los⸗ geriſſen werde, und man fieht wohl, daß dieſes deſto haͤufiger geſchehen muͤſſe, je groͤßer die Gewalt iſt, mit welcher ſich die Saͤfte bewegen. Eine neue Ur⸗ „warum ſich Die Wolluſt des Weintrinckens —* die Steinſchmerzen maͤßigen muß. Denn der Wein bringt nicht nur irdiſche Theilchen ins Blut, ſondern er machet * durch die ſtarke Bewegung, | BR welcher ſich in dem Gaume erzeuget. 377 welche er erregt, daß noch mehrere hineinkommen. Doch iſt es nicht genug, daß ſie vorhande "kb d, fondern die flüßige Materie, welche fie in fich hält, muß ente weder gar nicht, oder nicht merklich bewegt werden, wenn fich ein Stein erzeugen foll. Wie nun hieraus erhelfet, warum ihre Erzeugung fo oft in der Urin— blaſe erfolgee : fo ift zugleich Flar, daß folches bey eis ner DBereiterung gefceheben koͤnne. Da der Eiter in einer Auflöfung des Bluts und der Faferchen des tbierifchen Körpers beſteht; beyde aber viel irdiſche Theile enthalten : fo wird zu der Erzeugung eines Steines aus dem Eiter weiter nichts erfodert, als daß er nicht ſtark bewegt, und daß der waͤſſerige Theil davon hinweggenommen werde, Das letztere gefchieht entweder durch Ausdünftung, vermittelſt der Luft, oder durch eine Zuruͤckfuͤhrung i in das Blut. Beyde Urſachen koͤnnen in dem Munde vorkommen; der beſtaͤndige Zugang der Luft iſt bey dem Ahem holen, und ſonderlich alsdenn, wenn man bey dem Geſchwuͤre genoͤthigt iſt, den Mund offen zu halten, unvermeidlich ; die zurückführende Schweißlöcher find vielleicht hier häufiger, als irgendswo anzutreffen. Wie nur daraus erhellet, daß man von einer geringe n Menge Weines berauſcht wird, wenn man fehr we⸗ nig davon-auf einmal in den Mundsnimmt, Sou— dh alfo wicht ‚bey einem Geſchwuͤre des Gaumens Eiter in einen Stein verwandeln fönnen ? Die glichkeit wird außer Zweifel gefegt, da ung bie — welche erzaͤhlen will, 7 7 er a5 375 Kruͤgers Nachr.von einem Steine, Saͤchſ. Herrn‘ Kreishaupfmanns, Freyherrn ven Ende, Hoh-und Wohlgeb. Gnaden zugehörigen Dorfe, bat ein noch lebender und itzo recht geſunder Dauer Namens Chriftoph Diez, 42 Jahr alt, . vor 2 Fahren ein Gefhwür oben an dem Gaumen befommen, welc)es innerhalb 5 Wochen völlig reif und fo groß geworden, daß es ihm fonderlich in den legten 14 Tagen ſehr ſchwer gefallen , wenn er etwas yon Speife und Trank zu fich nehmen wollen, Da fic) derfelbe nach Verlauf diefer’s Wochen in der Scheune eine ftarfe Bewegung gemacht, bat ſich das Geſchwuͤr ohne alle Schmerzen unvermurbet und von felbft geöffnet, und ift ihm daraus in Beyſeyn ver: ſchiedener, nachher über diefen merkwürdigen Um: fand von dem dafigen Gerichtsdirector, Herr Bre⸗ mer, gerichtlich vernommenen Leute ein Stein von beygehender Figur und Größe plöglih aus dem Munde in die Hände gefallen, | ö h > N Ela ya Fin Ah N RER N Na: Ir A — —— — EN Se J J NAME J 43 * * J — ⸗ Ga Kar! N 44 wur En - [3 An, a 31 2 } — N, Pr) u Pr ——— J — J 24% J Re, ER St Zul * — ik a . ML! —* hart r R p. Re 1 UN En Y “ Tüjzhel je: ER v » i * * * De Ne — end Di sn vr. ey: a E 134 — ED te — ——— —* RN { = 2 — > EN N . IR, HERR — —* = E A EP — J welcher fich in dem Gaume erzenger. 379 Der Det, worinn folcher gefeften, hat fih nach: gehends ohne Gebrauch einiger Mittel von felbft zu- gegeben, und der Bauer daran Feine weitere Be- ſchwerung verfpüre. Den Stein, welcher ven afchgrauer Farbe, ungemein leicht, doch aber ziem- Sich hart ift, habe ich felbft in meinen Händen gehabt, und ift oben zur Seite A deutlich zu bemer- fen, daß etwas abgefchlagen worden, welches von den Kindern des Bauren gefchehen, die ſich niche - einbilden Fönnen, daß ihrem Vater ein dergleichen Stein im Munde gewachfen. Diefe Obfervation fan zeigen, Daß die Dereiterung und Verhaͤrtung nicht fo fehr verfchiedene Ausgänge der Entzündung find, Daß nicht eines die Urfache des andern feyn koͤnne. 3 4 rer, Y , ’r IIT. Kofmos 330 Koſmographiſche Nachrichten Pe EEE SE Ze SE SE Zr SE Ze ZU Ze Zu Zu Z2 Zu ze. —J Il. Kofmographiihe Nachrichten und Sammlungen auf das Jahr 174% zum Wachsthume der Wettbeſcheeihungstwiſſenſchaft, von den Wiledem der koſmographiſchen Geſellſchaft zuſammengetragen. Wien, bey J. P. Krauß, und in Nuͤrnberg bey ber Hohmannifchen Handlung, 1750, med. 4. 3 Alph. } Kupfertafeln. * er vedliche und einfichtsvolle Eifer, von dem die Fofmographifche Gefeltfchaft bisher chen »verfchiedene vortreffliche Proben ab» gelegt hat, hat verurfacht, daß man diefe längft ver— fprochene Sammlung von ihren Auffägen mit einem Berlangen erwartet bag, welches ſich durd) die Bes fchaffenheit des Werkes ſelbſt nicht wird betrogen finden. Die Vorrede zeigt die Einrichtung des Werks nebſt deſſelben Nutzen in einem ſo uͤberzeu⸗ gend» als angenehmen Vortrage. Es ſoll allezeit in ʒweenen Hauptabſchnitten, Nachrichten u, Samm⸗ lungen der Weltbeſchreibungswiſſenſchaft. 381 lungen enthalten, In die erften gehoͤrt, was taͤg⸗ lich, in Abſehen der Bemühungen für das Wachs» thum der Weltbefchreibungswirfenfchaft, in und aus⸗ ferhalb Deutfchlands gefchrieben iſt. Zuerft foll hier von den Dingen, welche durd) Die hohmannifche Aus« fertigung zu Stande fommen, und zweytens von allen und jeden Büchern, Fofmographifchen Schrif- ten, Reifebefchreibungen, Entdeckungen ꝛc. geredet werden ; dieſes zweyte Stück hat jego wegen Man gel des Raums zurück bleiben müffen. Wie fich die Abſicht der Gefellfchaft auf alles, was zur Kenni« niß der Welt gehöret, erſtreckt, ſo werben auch Urs _ Funden, Sriedensfhlüffe 2c. bieher gezogen werden, nenn fie Gränzen u, d. gl. zur Richtigkeit bringen, Bey folhen Nachrichten aber will die Gefellfchafe für die hiſtoriſche Gewißheit fargen, Zeitungen u. d. gl, ſollen nicht ihre Duelle feyn. Sie verlangt eine Be- ftätigung durch die gehörige Urkunden, ihren ordenf- lichen Währmann, und wo nöthig, auch der fan: besobrigfeit Einwilligung. Wie unrichtig aus Man: gel diefer Sorgfalt die gemeinen gesgraphifchen Bi: cher find, wird durch Beyſpiele gewiefen, und dar: aufder weite Umfang,den der Wiſſenſchaft eines Welt, beſchreibers haben muß, gewiefen, Da er Die Mepkunft, auch die höhere, die Gefchichte die Natur und der Staaten, die Politik, ig in ‚Genealogie — „Sprachen, Wortforſchung und verſtehen ſoll; die Schwierigkeiten, ſo viel Kenntniſſe in einer Perſon anzutreffen, haben verur⸗ ſachet, daß die Geſellſchaft viele Mitglieder anzuneh ⸗ men, und dieſelben in verſchiedene Claſſen abzuthei - len enefeh [offen it. Vornehmlich iſt zu wünfchen, daß 332 Koſmographiſche Nachrichten daß die Gefellfchaft von den Großen der Wele unter: ſtuͤtzt, Denen ohnedem an den Bemühungen der Geſell⸗ ſchaft dag meifte gelegen feyn ſoll, wenn ihnen mehr daran gelegen iſt ‚ihre $änder zu kennen, als fie aus zuſaugen. Bon dem allerhöchften Schuße Ihro Kaiferl, Majeft. der diefe Sammlung zuge: eignet ift, bat die Gefellfchaft fchon ausnehmende Proben erhalten, und ſich noch mehr Hoffnung davon zu machen, | Unter den fofmographifchen Nachrichten führt Die erfte die Auffchrifes Nachrichten von Deuefchland bes treffend bie Erdbefchreibung neuerer Zeiten. Sie ift fo zu reden ein Commentarius über die Karte vom fhwäbifchen Kreiſe aus dem Gefellihaftsat- loffe. Diefer Kreis macht den fehwerften und ver— wirrteften Theil der Erdbeſchreibung von Deutſch⸗ land aus. Er beſteht aus 82 Kreisſtaͤnden, deren Herrſchaften ſehr durch einander gehen, daß off ein einziger Ort vielerley Herrfchaften hat. Dieſe wer- den hier aus einander gefeße, und bey den meijten Merkwürdigkeiten erzählt. Eben fo wird in der folgenden Nachricht das Königreich Ungarn mit den: fonft dahin gerechneten Ländern durchgegangen, und diefer find ähnliche, Nachrichten. von dem tuͤrkiſchen Reiche beygefuͤgt, den Schluß aber machen ſolche Nachrichten vom Rönigreiche Pohlen. Die Kenner der Geographie werden den Fleiß und die befondern Kenneniffe, welche die Gefelffehaft von allen: dieſen Laͤndern zu erhalten gewußt hat, fo ſehr bewundern, als fie ihren Eifer mit lieg und Danfe erkennen werden. | PR | a Der Weltbeſchreibungswiſſenſchaft. 83 Unter den koſmographiſchen Sammlungen oder eigenen Abhandlungen der Gefelffchaft macht Herr Tob. Maiers Beſchreibung eines neuen Mifrome- ters den Anfang. Andie Stelle der andern Mifromes ter feßt Herr Maier ein Stuͤck dünnes und hellpo- livten Glaſes, auf welches durchgehends eine Menge Daralleflinien durchaus ungefähr in gleicher Entfer⸗ nung gezogen find. Dieſe Linien zu ziehen, über« ſtreicht Herr Maier anfangs Das ganze Ölas mit duͤn⸗ ne angemachter feiner indianifcher Zufche, und nimmt von folcher nachdem mit einer Schreibfeder Streife nach Parallellinien weg. Alsdenn berechnet er ohn⸗ gefaͤhr auf eben die Art, wie bey andern Mikrome— tern, wie dieſe Paraeiſtreifen die ſcheinbare Groͤße des Koͤrpers, die man dadurch abmeſſen will, einthei⸗ len. Weil ſie nur ohngefaͤhr Minuten aeben, fo fin det er die Theile der Minuten, nur Durch Die; Schi Kung, und behauptet, daß mic gehöriger Hebung und Aufmerkfamkeit folhes genau genug konne verrichtet werden. a Eben der Herr Maier befchreibt, wie die große Sonnenfinſterniß 1748 den 25 Heumonats im bh mannifhen Haufe zu Nürnberg beobachter worden. Unter andern Anmerkungen, die Herr Maierdabey macht, iſt auch diefe, daß der fcheinbare Halbmef- fer des Mondes Feine merkliche Verminderung bey dieſer Finfternif gelitten hat, wie andere vorgeben, daß bey Sonnenfinfterniffen geichehen muͤſſe. Diefer | Beobachtung folgen einige Zuſammenkuͤnfte des Mondes mit den Sirfternen ,. die Here Maier 1747 und 1748 ebenfalls im hohmannifchen Haufe bes zugeht hat. Dergleichen Beobachtungen Fönnen mit | der _ 384 Kofmographifche Nachrichten der Zeit nuͤtzlich werden, die Laͤngen der Derter zu fin- den, da die Verfinfterungen unferes Mondes und ‚der Jupiterstrabanten nicht vollfommen zuverläßig find, und die Sonnenfinfterniffe zu felten geſchehen. Nur muß man die Bewegung des Mondes erftlid) noch genauer Fennen, ehe man jene zu brauchen im Stande ift. Here Maier hat nicht nur die Zeit der Bedeckung oder des Austritts, fondern auch öfters den Stand der Sterne gegen den Mond, wie er fols chen vermittelft feines neuen Mifrometers beſtimmt hat, angegeben, wodurch beym Gebrauche der Db» fervationen eine Menge Rechnens erfpart wird. Hierauf folge Herr Maiers Abhandlung von der Ummälzung des Mondes um feine Achfe, und. die ſcheinbare Bewegung der Mondsflecken, worinnen der Grund einer verbeflerten Mondsbefchreibung aus neuen Beobachtungen gelegt wird. I. Theil. Die . Theorie, welche Hevel und Riccioli erdache haben, . das veränderliche, das fich in dem uns fichtbaren Theis le des Mondes zeigt, zu erflären, find nicht zulang- lich. Die Libration, des Mondes, wie fie ſolche nannten, erfoderte, daß die Flecken Des Mondes ims mer inetley feheinbare Sage unter einander halten, und 4 der Mondsrand allein uͤber die Flecken hin und her ruͤcken muͤßte, da doch die Flecken ſelbſt unter ſich bald naͤher beyſammen, bald weiter auseinander ge⸗ dehnt ſtehen. Dominicus Caßini kam auf den Ein⸗ fall, dieſe fo genannte Libration durch die Umwaͤlzung des Mondes um feine Are zu erklaͤren. Wie aber feine Theorie noch Verbeſſerungen zuläßt, fo hat ſich Here Maier bey feinen Mebenftunden Damit befchäffe tigt, Die Sache tom hauptfächlich auf die sage er der Weltbefchreibumgswiffenfchaft. 385 ber Are, um welche fich der Mond dreher, gegen fei: ne Baͤhn um die Erde, und gegen die Efliptif an, Kat man den Aequator des Mondes beftimmt, fo läßt fi) der Abjtand eines jeden Flecken von demfel- ben, oder die Breite des Flefens, ausmachen.‘ Man Fann auch durch jeden Flecken einen Mittagszirkel auf dem Monde ſich vorftellen, einen darunter fir den erften nehmen, und folchergeftalt die Länge der Flecken auf dem Monde angeben. Hiezu gehören ganz neue und unermuͤdet angeftellte Beobachtungen, die Herr: Maier fo weit fortgefeßt Bat, als feine Lim: fände es zugelaffen haben, Hierauf unterfucht Herr Maier, was der Mond, vermöge der Gefege ver Schmere, für eine Geftalt haben müffe, und finder, daß folche nicht merklich von der Kugelrundung ab» wiche. Eben diefes durch die Erfahrung zu beftätl- - geit, vergleiche er beobachtete Durchmeffer des Mion» des. mit einander, deren einer mit dem Aequator par: allel gehet, der andere auf vorigen ſenkrecht fteher. Weil aber der erjtere mit demjenigen Werkzeuge und - auf eben die Art, wie der zweyte, fi) wegen ver fie tigen Forttuͤckung des Mondes nicht wohl Sant: * läßt, ſo findet man ihn durch Beobachtung des Durch⸗ anges des Vollmondes durch einen Stundenfreis. [bee auch auf dieſe Art finder fich der Durchmefler des Mondes von Morgen gegen Abend den Durch: mefler von Mittag gegen Mitternacht gleich, daß alfe werte 5 der Rand des Mondes, den wir wahrneh⸗ men fönnen, im Kreiſe ift, Nun wendet ſich Hert Maier zu den Beobachtungen felbft. Da man jego vollfommenere Werkzeuge hat, die Bewegung derfel: ben zu bemerfen, als ihre erften Betrachter, fo darf 6 and. Sb man ix rung nad) unzertrennlich ſowohl in der der Bewegung verbunden find : Er fodert die Ma- 336 Koſmographiſche Nachrichten man nicht die Flecken dazu wählen, die am nächften beym Rande ftehen, welches diefe hun müffen, weil die Bewegung folder Flecken dem Augenmaaße nad) am merklichſten ift, fondern man kann fich des Mikrometers bey den mittlern bedienen , welche nad) dem Gefege der Sehefunft die ftärffte Veränderung feiden müflen. Hierauf erzählt Here Maier feine Beobachtungen einiger Mondsflecfen, vermittelt fei- nes Mifrometers, und zieht die zur Mondbefchrei- bung dienliche Folgerungen daraus. Don folchen nur ein Daar anzuführen, fo findet ſich die Neigung des Mondäquators gegen die Efliptif, ı Gr. 29 M. und die Ummälzungszeit, in Anſehung des o W oder ein Tag der erften Bewegung im Monde 27 T. 5 St. SM. 36 S. aber die Ummwälzungszeit, in Anfehung ‚der Sonne, oder der mittlere Sonnenfag 29 T. 12 St. 44 M. 3 S. 10 T. Her Maier beroundert mit Rechte die Gleichheit zwiſchen der Umwaͤlzungs⸗ zeit des Mondes und ſeinem Umlaufe um die Erde, wozu noch koͤmmt, daß auch die Aequinoctialpuncte mit den Knoten der Bahn um die Erde, ge Erfah⸗ age als in thematifverftändigen auf, dem Grunde diefer Lieber- einſtimmung nachzuforſchen. Die Entdeckung defe ſelben würde ohnftreitig die Mondstheorie ungemein verbeffern und ſelbſt in der Naturlehre ſehr fruchtbar. ſeyn. Herr Maiers Abhandlung fliegt fich mit der Beftimmung der geographifchen Länge und Brei⸗ te der Mondsflefen, welche er aber nur für den Manilius, Dionyſius und Cenforinus liefert, und Das der Weltbefchreisungswiffenfchaft. 387 Das übrige in den folgenden Theil der Sammlungen verſparet. Hierauf liefert Herr Johann Chriſtoph Haren⸗ berg den erſten Theil der Beweisgruͤnde über Die La— gen und Ortbeſtimmungen feiner Karte vom beiligen | Sande, welche er bey den Homannif. Erb, 1750 her⸗ ausgegeben, Die Auffchrift zeige den Inhalt diefer Abhandlung zulänglid) an, der mit des Herrn Bere faffers fchon befannter Gelehrfamkeit und Gruͤndlich⸗ keit ausgefuͤhrt iſt, bier aber ſich nicht wohl abkuͤr— zen läßt. Darauf folgen J. M. Hafens Anmer: Fungen über feine Landkarten von den großen Welt» reihen, aus dem Sateinifchen überfest, Der Vers faffer erzähle die Vorſchriften und Huülfsmittel, des ven er fich bey feiner Arbeit bedienet hat, und erläus tere folche mit dem Entwurfe von dem Laufe des Fluſſes Halys, ver bier beygefüge if. Der Vorbericht erzähle uns den Plan von des Ver⸗ faſſers Werfe von den großen Weltreichen, das durch feinen frühzeitigen Tod unvollkommen bleibt, Man bedauert und verehret diefen Gelehrten, der bey einer tiefen Einficht in bie Meßkunſt und nüglis hen Anwendung derfelben eine größere und gruͤndli⸗ here Kenntniß der fehwerften und weitlaͤuftigſten Theile der Gefhichtfunde und Erdbeſchreibung, nämlich der alten und der morgenländifchen befeflen hat, als die meiften Gedaͤchtnißgelehrten befigen, die ſich wegen des wenigen, das fie von dieſen Theilen der. Gelehrſamkeit auswendig gelernt haben, fuͤr be⸗ rechtigt halten, der Meßkunſt zu ſpotten, ob fie fol- che gleich nicht einmal fo weit fennen, daß fie von ihr vernünftig und a denken gelernet hätten, ba Das 383 Koſmographiſche Nachrichten Das achte Stuͤck der Sammlungen beſtehet aus des Herrn Rath Franzens Vorſchlaͤgen, wie die Erd⸗ beſchreibung, in Abſicht Deutſchlandes, zu verbeſſern ſey. Der Vorwurf der Unzulänglichkeit und Uns ‚ vichtigfeit, der in den homanniſchen Dorfchlägen den bisherigen Karten und andern geographifchen Arbeiten gemacht worden, wird hier gerechtfertigt. Aus allen folchen zu Deurfehland gehörigen Huͤlfs⸗ mitteln, ift von Herrn Maier eine kritiſche Karte von Deutſchland: Germäniae atque in ea locorum prineipaliorum Mappa critica etc. gezeichnet wor» den, auf welcher Deutfihland wie eine Wuͤſteney aus» ſieht. Etliche zwanzig Derter find alles, was man zuverläßig weis. Cs ift wahr, wenn man die Tas feln der Sängen und Breiten der Derter z. E. aus der Connoiflance des Tems vor fic) legen, und darnach die Karte zeichnen wollte, fchiene man mehr Hülfs- mittel zu haben, Aber dem Berfaffer ift eine folche Beobachtung zu Handen gekommen, vermoͤge wel⸗ cher Wittenberg in Großpohlen geſetzt würde. Die Borfchriften, welche der Herr Rath Franz in diefer Abfiche giebt, find folgende: J. Die Berbefferung der Eröbefchreibung, fo weit fie Deutfchland ange: bet, fol durch Förderung und unter dem Schuße der $andesherrlichen Dbrigfeie in jedem deutſchen . Staate gefucht und veranftaltet werden. I. Der Atlas von Deutſchland foll aus lauter gemeffer Karten be en. I. Er fol vollftändig feyn, und. aus lauter vollftändigen Specialkarten beftehen. IM. Er ſoll auf Gewißheit gegründet feyn. v.& foll in der Rechtfchreibung ohne Fehler und durchge⸗ — in deutſcher Sprache verfaßt ſeyn. VI. 9 se der Weltbefchreisungswiffenfchaft. 389 ſoll feine Rechtfertigung, wie auch feine Ort: und Land⸗ befchreibungen befommen, Die Erläuterung dieſer Regeln, nebft den angefügten Beylagen, zeigt von einer ungemein großen Einſicht in Die verfchiede- nen und faft nicht bey einem Manne beyfammen zu vermuthende Kenntniffe, die zur Welcbefchreibung gehören. Den Schluß von den Sammlungen der Gefellfchaft macht Herr Maiers Abhandlung, daß der Mond feinen Dunftfreis um fich habe. . Auch die ſchon befannten Wahrheiten, die Herr Maier als Gründe feines Beweiſes anführen mußte, leſen ſi es; in feinen veizenden Vortrage mit Bergnügen, er füge denfelben neue Betrachtungen bey, die feiner mehr als gemeinen Einficht in die Sternfunft gemäß find, Des Herrn Mylius Abhandlung von eben diefer Materie ſcheint ihm nicht zu Geſichte ges fommen zu feyn, Wenn die fofmographifche Ge⸗ fellfchaft bey dem unleugbaren Mugen ihrer Bemuͤ⸗ Bungen den Schuß und Beyfall nicht findet, den ſie wuͤnſchet, oder vielmehr mit größter Billigkeit fodern Fann, mas fol man von den Deurfchen ur⸗ teilen ? Doc wir wollen zur Ehre unfers A — noch das beſte ge | been { 5 7 FL > TR BE — XR F * X 4 ee Pen ‘ >. > 23 — * 4 « Dh 3 dd? Unter, 390 Unterſuch. der unter dem Rindvieh PIRELLI ——— IV. Unterfuhung Der in den letzten Monaten des 1747ſten Jahres unter dem Rindvieh in Schlefien eingeriffenen Seuche; | abgefaßt | | von | Johann Ernft Stief, der Weltweisheit und Arzneygelahrtheit Doetor in Breßlau, und der Faiferl. Reichsakademie dere Mr Naturkundiger Mitglied ıc, * $ Deynahe wird wohl den Sandmatin unter als lerhand befchwerlichen Zufällen bisher ? nichts fo ſehr befümmert haben, als die ’ © unter * Der Herr Verfaffer bat diefe Unterfuchung der Vieh⸗ ſeuche auf Anmuthen einiger vornehmen Freunde un⸗ ternommen, und auf derfelben Befehl zu Papiere ge- bracht. Sie iſt mit Beyfallder Königl. Preußif. Kriegs⸗ und Domainenkammer in den breßlauiſchen Intelligenz⸗ bogen geſetzt worden. Mir hat eine allgemeinere Be⸗ kanntmachung derſelben nuͤtzlich gefchienen, und es wuͤrde ſehr viel zum gemeinen Beſten beytragen, wenn die Viehſeuchen allezeit ſo gruͤndlich und mit ſo vieler Einſicht unterſucht wuͤrden. &. * in Schleſien eingeriſſenen Seuche. 391 unter dem Rindviehe, beſonders unter den trächtis gen Rüben eingeriine Seuche, welche feit dem Monate Auguft Des 1747 Jahres mehr alg ein tau- fend Stück des Lebens beraubet. Nie viel Fürftens thümer, Kreife, Stadte, und Dorffchaften in Schlefien davon find befreyer geblieben, oder beträchtlichen Schaden erlitten,mag ich bier nicht beftimmen. Genug, daß es anguten Verordnungen von geſchickten Aerzten nicht mangelte. Allein, was aud) mit ver gewiſſeſten Hoffnung einer guten Wirfung angewendet wurde, ift nicht nach Wunfch angefchlagen. Vieles trug hierzu bey, daß Die Arzenen nicht ftets nach der Vor⸗ ſchrift oder felten lange genug gebraucht worden. Man überlege ferner, daß das Thier aus Mangel der Sprade nicht alle feine Empfindungen zu entdecken, und eben fo wenig die heilfamen Bemühungen der Natur zur Abfonderung und: zu dem Auswurf der böfen Säfte zu unterftügen weis; imgleichen wird die Arzeney dem Viehe mit der größten Beſchwerlichkeit beygebracht, und gehet immer viel Davon verlohren, Alles was fonft gegen die Krankheiten des Rindvie— bes gute Dienfte gethan, war vergebens, und auch von dem in Zeitungen fo hoch gerühmten Eingraben in die Hörner Fonnte man nicht fagen -probatum eft. Starke Zugochfen, muthige Bremmer, junge und alte Kühe, ohne Unterfchied, ob fie verworfen hatten, oder no w -ächtig giengen, wurden von der Seuche ergriffen, und unter vierzigen erhiele fich kaum ein Stuͤck. Ich will hier keinen Tadler abgeben, fons dern fuche vielmehr die Urfache der misgelungenen Hülfe in der Kraukheit felbft, die von derjenigen gar ſehr unterfchieden feyn mag, welcher jene Mittel ges Db4 | ſteuert 392 Unterfuch, der unter dem Rindvieh fteuert haben, Schier follte ich dabey auf die Ges danken gerathen, man kenne die wahre Befchaffen: beit der jeßigen Krankheit noch nicht recht genau; wie haben alfo die rechten Heilungsmittel dargegen au gewendet werden follen? Es ift daher unftreitig, daß, da Die Zergliederung uns am allerdeutlichften von den ungefunden Zufällen der Thiere unterrichtet * , unfere Erfahrung bierinnen dadurch fehr glücklich vermebre wird ; welche vermittelſt einer vernuͤnfti⸗ gen Ueberlegung zu Muthmaßungen Gelegenheit - giebt, woraus man zuerft wahrfcheinliche Säge, und hernach die Wahrheit ſelbſt entdeckt. Wie nuͤtzlich wäre es nicht dem gemeinen Weſen, wann man zu einer gründlichern Erkenntniß deverjenigen Krankhei⸗ ten gelangte, womit nutzbare Thiere zuweilen über: fallen werden, und ich glaube, der ſicherſte Weg dazu wird durch die Bekanntmachung der dießfalls angeftellten Berfuche und daraus entfpringender Er⸗ fahrungen gebahnet, da dieß, was einer beobachtet bats dem andern oft in der verfteckten Natur sche giebet. Dieß iſt eben die Haupturſache, warum ich das» jenige hiermit befannt mache, was ic) bey der von den dazu beftimmten Perfonen gefchehenen Eröffnung - verſchiedener anderjegigen Seuche umgefallenen Stuͤ⸗ cke Rindvich auf Begehren vornehmer Freunde un- ‚serfaher u und wahrgenommen hol “, und ich gr er a) Di 3% R (75 ” Giornale de’ Tetterati d’ Kali T. X, p ns. Venezia, 1712, 12. * Mein Vortrag enthält ı nur das in fü ch ich i in den Gegenden von Breßlau beobachtet; worüber ich einige in Schleſien eingeriffenen Seuche. 393 be, niemand wird mich hierüber fchelten koͤnnen. Viel: mehr fcehmeichle ich mir, meine Nachrichten werden verfchiednen angenehm u, nüßlich ſeyn. Vielleicht mun⸗ tern diefelben annoch andere Öelehrte, oder der Mas tue nachſpuͤrende Landleute auf, der Sache weiter nachzudenfen, und durch nähere Einfichten die glück- lichften Mittel zu entdecken, wodurch dergleichen Krankheiten allemal am leichteften zu heben find. Unter der Haut zeigten fich weder am Halfe noch anderwärts Bänlen, Blattern, Geſchwuͤre, Drüßen, _ oder ſchadhafte Gewaͤchſe, und das Fleiſch war über- all geſund, frifch und ohne Tadel; hingegen aber das Blut bey allen etwas ſchwaͤrzer als gewöhnlih. Das Gehirne hatte feine natürlihe Beſchaffenheit; gleich wie man auch weder in, noch unter den Hörnern, mes der auf der Zunge, noch unter derfelben, noch im. Gaumen, viel weniger im Schlunde Gefchmulfte oder Blattern antraf *. Die $uftröhre und die Broncyialgefäße, waren bey den mehreften mit ei- Bb nemn einige Aumerkungen beyfuͤge. Die Nachrichten aus andern Fuͤrſtenthuͤmern habe ich ſehr ſelten mit zu Rathe ziehen duͤrfen, weil einige davon ſo widerſinnig, unmoͤglich und abgefchmactt geklungen, daß man muth⸗ | ae mußte, als ob der Abdeckergehuͤlfe ſelbſt den Entwinfgemache hätte. - pr *3wo une Breßlau gegen Neumarkt haben die Kühe in einigen Dörfern im Herbfte Blattern auf der Zunge kriegt, die man aber, fo bald fie reif, oͤff— nete, und mit bequemen Reinigungsmitteln heilte, In der Gegend von Hamburg äußerte fich zu Anfang, des verwichenen Jahres eben dieſe Krankheit: Befiche Dreßlauifche Zeitungen N. 35 ID 394 Unterfuch. der unter dem Rindvieh nem zähen weißen Schleim inwendig durchgehends überzogen ;: fonft aber Die Lunge felbft, die Pleura, Das Mevdiaftin, das Herz * und das Zwergfell ganz or⸗ dentlich. Im Unterleibe fand ich ein fehr verbärte- tes Blätterbuch, imgleichen an der innern Seiten der Gedärme, bis an den Maftdarm durch und durd) wohl um den vierten Theil eines Zolls dicke, viel ans gelegten Schleim, Der ganze Darmcanal war fchlaff, zufammen aefchrupft, und zeigte hin und wie- ‚Der große braune Flecke. Der Schleim war z&- her als Dierleim, dem Rose gleich, beynahe un- £heilbar, an den mehreften Orten braun, fonft aber weiß. Die Gallenblafe, die an Größe Das Herz übertraf **, verdiente wohl Die miehrefte Aufmerf- ſamkeit. | | | Gie * Auf dem vor, Bels Tiegenden Stadtvorwerf find in Gegenwart des Phyfici drey Stücke geöffnet worden, in welchen er aber nichts Anmerkenswuͤrdiges, als ein Fra mit geliefertem Blut angefulltes Herz gefun⸗ en. — *Im Herbſt des rrııten Jahres wuͤthete im Venetiani⸗ ſchen die Seuche ſehr ſtark unter den Ochſen, wobey man angemerkt, Daß die Gallenblaſe dieſer Thiere uber Die - Maßen groß gemwefen. „Aperto un bue infirmo oflervo, ı „che la vefcica del fiele era maggiore del folito, col Auido fuo di colere fimile all’ olio di Lino., Def. Giornale de’ lerterati d'Italia, T.X. p.72. Venezia, ız12, 2. Der gelehrte Leibarzt Mepfer erzahlet in der Hiftoria Cicutae aquaticae hin und wieder, daß er bey Thieren; die an verfchiedenem Gifte gefforben, * und ſehr ausgedehnte Gallenblaſen gefunden abe. in Schleften eingeriſſenen Seuche. 395 Sie war mit einem dünnen bla citrongelben Liquor angefüllt, und dehnte fo.ftarf *, daß das dem Py⸗ Ioro aͤhnliche Schlundloch ** am obern Halfe, wo der Ausflug in den cyſtiſchen Canal ift, allzuftrenge zufammen geſchnuͤrt wurde; da die zuſammenziehen⸗ den Fibern, vermoͤge der außerordentlichen Voͤlle der Blaſe, die Wirkung der erweiternden Fibern] ***- überwältigten +; welches bey diefen Canal defto leichter gefchahe, weil er fic) bald unter dem Mund» loche niederwaͤrts ſenkt und —— krümmertt. Dieß | Die Urfache dieſes Dehnend fann man bier — nach dem Boerhaave Praelect. acad. T. II. p. ı55. edit. Halier. ex diuturna inedia erflären, dann die Thiere haben ſich nicht etwan etliche Mochen vor der Krank: heit durch Faften caſteyet, fondern zeigten big einige, Zeit vor ihrem Tode, da fie zu röcheln anfingen , eine ordentliche Begierde zum Freſſen. | ** Winslow Expofition anatomique, Tr. du Bas ventre T. UL $. 295. p. 376, Amfterd. ızı2. 12. ** (Shen derfelbe $. 293. + Dieß ift in der Mechanik eine außgemachee Wahr⸗ heit. Mit der Urinblaſe hat es beynahe eben dieſe Bewandniß. Der weltberuͤhmte daͤniſche gelehrte Tycho de Brahe faß einsmals in einer zahlreicher | Srayenzimmergefellfchaft und fehamte ſich aufzuffe- bon — —— dehnte er ſich die Harnblaſe ſo ſehr daß er nachmals gar keinen Urin laſſen konnte. Den wurde er frank, der Entzündung war nicht zu euren, und er mußte an dieſem Zufalle wenig Tas ge bernach den Geiſt aufgeben. Def. Sennerti Praxis L. I. Part, 8. Se&.I, c.». p. 852. Witteb. 1666, 4 Freheri Theatrum. +f Ruyfchii Opera T,I. Epift, V. Tab. V, Fig. 6. Am. 1721. 4» J 396 Unterfuch.der unter dem Rindvieh Dieß verhinderte entweder den Ausfluß der Galle aus der Blaſe gänzlich, oder machre ihn doch) ſehr fpar- ſain und fchwer, Der Einfluß der Galle in die Blaſe gefchieht Durch die zahlreichen Gallenquelichen Cradices felleas) * und durch die cyftifchen $geber- gänge (dudtus hepatico-cyfticos), welche unter ei- ner großen Menge zarter Fadchen liegen **, und daher keinesweges von der übermäßigen Ausdehnung der Gallenblaſe alle mit einander koͤnnen fo heftig zuſam—⸗ mengeſchnuͤrt werden, daß fich die Galle nicht tro» „ pfenmweife aus der Leber in die Gallenblaſe einfchlei> chen ſollte; zumalen ich auch in diefen Gängen viel dunkel olivengrüne Galle antraf. In dem hepa- tifchen Canal war blaß olivengrüne und fehr Dicke Galle ; die doch nach der Natur viel bläffer und duͤn— ner hätte feyn follen ***, In dem allgemeinen Öallen- _ canal fand ich eben etwas dergleichen Galle, Der pancreatifche Canal war. fehr groß + und häufig mit feinem gewöhnlichen Safte angefuͤllet. Die Frucht in den frächtigen Kühen, die man ohngefaͤhr fehs Monate ſchaͤtzte, war gefund, frifch und ohne Tape, Die ‚amepfpaltigen Klauen hatten, fo weit 9 9 Hallerĩ preled. da Boerhaav. Vol. IH. p.172- 174, not. a. Bohnius in A&.Erud, Lipf. an. 1682. p. zo · ann. 1683. p. 126. ** Winslow. Tr. du Bas ventre Tom. II. $. 296, ‚Der ir berühmte Ruyſch hat folche bey dem Rindviehe, aber nicht beyden Menſchen gefunden, Bel. feine Epift. V. anatom, *#* Ortlobii Hiftor. Part, — animal. Di. XVII, 8, 12. p. 134. Lipf. 1696. 4. + Blafii Anatomia Animalium p.9. Amfterd, 1681, 4. N p = in Schlefien eingeriffenen Seuche. 397 he nachmals zu Horn werden, eine citrongelbe Far be. Zufälliger Weife muß ich hier noch erwähnen, daß ich bey dieſem fechsmonatlichen Kalbesembryon am äußerften Ende des Schwanzes und um das Maul viele feine Haare, imgleichen auch um die Derter, wo die Hörner heraus wachſen, Haarzirkel wahrgenommen habe; welches ich bey dergleichen Embryonen,diefünf - Monate alt waren, nicht gefunden. Den übrigen Körper bedeckte eine ganz feine glatte und dicke Haut. Dieß zeiget, daß die Natur zwifchen dem fünften und fechiten Monate an dem beniemten Drte die Haare zuerft heraus ftößt. In den übrigen Theilen des Unterleibes der Kuͤhe und Ochfen habe ih nichts Kränfliches angemerdk. NT In der Gegend von Breßlau ift in einem Stalle eine Kuh, die ſchon vor 12 bis 13 Jahren eine ftarfe Viehpeſt glücklich überftanden, von diefer Seuche gar nicht überfallen worden, ob fie gleich) der bereits: Fränfliche Bulle zu Anfang des Wintermonats, bes forungen hatte. Sie gebahr mit leichter Müheim Auguft 1748, oder wie es der Landwirth, dem fie zuge hörte, vechnete, in der 42 Woche ihres Trächtigges bens ein ftarfes Kalb, welches, nachdem e8 | eihlach tet; außer der $unge, die fehranbrüchig w a, gefunde Eingeweide hatte. Man ſchmiß die ans brüchige $unge, die friſch, ordentlich und niche ſtin— fend roch), weg. Das Fleifch ſelbſt ſchmeckte ſehr 4* wohl und hatte feinen Tadel, Ich habe ſelbſt in eis ner Gefellfchaft gekocht und gebratnes davon gegeſſen. Je gewiſſer demnach die gute oder böfe Bes fchaffenbeit der Säfte eines Thieres zugleich auc auf der Gute, oder Bögartigkeit der Galle beruhet; a 395 Unterfuch, der unter dem Rindvieh defto nothmendiger fihiene e8 mir, diefe Fluͤßigkeit etwas genauer zu unterfuchen. Damit ich mich nun in diefer Sache nicht übereilen möchte, habe ich die Berfuche, fo wohl mit der Gafle der umgefallenen, als aud) der gefunden Thiere angeftellt. . Die Galle eines vollflommen ausgewachfenen und gefunden Rindes enthalt hier zu Lande, ohne Die Bla» fe dazu gerechnet, nach Befchaffenheit der verfchiede- nen Stärfe und Größe gemeiniglich acht bis eilf Uns zen. Hingegen wog die Galle aus umgefallenen Thieren, die ich zu den Verſuchen gebraucht, zwoͤlf bis funfzehn Unzen. Die Blafe war wenigſtens um ʒwey Drittheit, auch wohl bey manchen noch einmal fo groß, als die Gallenblafe eines gefunden Thieres, Die Farbe einer guten Rindsgalle ift befannt ge: nug, und die Farbe der Franfen habe ic) bereits oben angegeiat. Sm übrigen gab die gefunde Galle einen weit ftär- ckern Geruch von fich, als die Eranfe, die etwas faur- inzte; ob fie gleich nur zmo Stunden nad) dem Tode ausgeſchnitten war. Bette Flecke von allerhand Art aus Tuch und ans dern mwollenen Zeugen ließen fich mit der Galle der umgefallenen Thiere nicht ausmachen, und mit der gefunden giengen fie gleich aus *. Alsich die unge» e Galle mit Indigo abrieb, wurde die Farbe | aid Be, grasgruͤn " weiches doch fonft eine bes | 5 fannte “ * Nach dem Verſuch des ———— ——— in den nr de I’ Academie des Sciences. An, 1709. P. # Ki A Hiftoire des Drogues. _ T. I, L. VII, c 9. T. II. e9, in Schlefien eingeriffenen Seuche, 399 Fannte Probe der gefunden Galle ift; imgleichen ver« derbte ich fehwarze Farben Damit, woran nichts als der Mangel des Deles und der Salze fann Schuld ſeyn. Ich ließ ferner die Galle aus einem geſunden und friſch geſchlachteten Rinde, die acht Unzen, ſechs Drachmen und zwey und vierzig Gran wog, gewoͤhn⸗ lichermaßen deſtilliren, und habe das Gewichte der hierdurch aufgelöften und heraus gezogenen Thei⸗ le ſowohl an Phlegma, als auch am Dele, Salzen und Todtenfopfe beynahe eben nach dem Berhälte niß gefunden, welches Hartmann, Neumann, Boers haave * und andere berühmte Chymiften mehr, in der Befchreibung ihrer damit angeftellten Verſuche angeben, weswegen ich aud) — nicht weitlaͤufti⸗ ger handeln mag. Als ich hingegen ebenfalls auf dieſe Art — Uns zen, fechs Drachmen, zwey und vierzig Gran Galle eines umgefallenen Rindes deſtillirte, fo babe ich bey aller angewendesen Sorgfalt, damit ja nichts davon verlohren gienge, fechs Unzen und fuͤnf Drachmen - Phlegma, fechs und funfzig Gran Del, fieben Gran fluͤchtig Salz und aus dem Sovtentopfe nur ein Paar ' Gran fires Sal; erhalten, Aus acht Ungen geſunder Rindsgalle fie man | ‚nie He als fünf, oder fünf und eine halbe Unze ‚ und allezeit mehr Del und mehr Salz, als der or Beh mit der ungefunden Galle gab, mithin iſt 4 u 7 #* Haller, Boethaav. Praelect. academ. kb 1 Pag: 438 -441. not, 26, 400 Unterfuch.der unter dem Rindvieh ift der Ueberfluß des Phlegma und der ‚Abgang ſo⸗ wohl an falzichten * als ölichten Theilchen in der uns ‚gefunden Galle von feibft klar. Da eg nun unmi- derfprechlich ift, daß die gehörige Menge der Salz und Deleheilchen in der Galle den Nahrungsfaft, folg- lic) auch das Blut müffen gut und Eräftig machen ; fo lehret gegenwärtiger Verſuch, Daß die der Ge- fundheit zumiderlaufende ungleiche Verhaͤltniß der Gallentheilchen die Chylification in diefen Thieren bat unvollkommen machen müffen. Sollte man nicht Hierinnen die erfte Örundurfache zu ihrer Krank heit und zu ihren Tode finden Fönnen ? Um * Daß die Galle aus der Gallenblafe mehr Salztheil⸗ chen, als die aus dem hepatiſchen Canal von Rechts⸗ wegen haben ſolle, beweiſen Galleacius in den Com» ment. Bononienf. p. 356. und Bianchi i in feiner Hifto- ria Hepatis II. p.94% _ | Berfuch mit Dem In der geſunden Galle praͤcipitirten ſich J der Oberfläche allerhand feltfame Figuren , welche theils wie Bäumchen ausfaben, und einigerinaßen dem gefhmölzenen Bley und Wachs zu vergleichen find, wenn man folche ins Waſſer gießet. Dieſe zer⸗ theilten ſich bald hernach in dicke, gelbe mit etwas gruͤn vermiſchte Klumpen und wieder in kleinere der⸗ gleichen, welche gruͤnſpanfarbig waren, oben am Rande einen dunkelblauen, und in der Mitte einen pfirſchbluͤtfarbenen Streifen hatten. Unten am Grun⸗ de des Glaſes ſetzte ſich wenig dicke, weiße und blaͤ⸗ ſigte Materie. Der in Schleflen eingeriſſenen Seuche. 401 Um den allzuwichtigen Unterſchied zwiſchen der gefunden und der ungeſunden Rindsgalle noch ftär- fer zu beweifen, habe ich mit aller Sorgfalt am 14 des Wintermonats folgende Verſuche in meinem Zimmer angeftellt, da das Duecffilber in meiner torricellianifchen Röhre auf der Höhe von 30, 18 big 30, 21 Öraden ftund, und fi) am Himmel mwechiels- weife dünne Strichwolfen wiefen. Die äußere Kälte, die ganz mäßig und ohne Froft war, drückte den Liquor in dem auswärtigen Thermometer abwech⸗ felnd von ı5 bis 20 Grade. Die Wärme des. jenigen Zimmers, wo ic) die Verſuche angeſtellt, und welches ich, fo lange die Berfuche gedaurer, nicht einheizen ließ, befand ich, nach dem darinnen auf. gerichteten Thermometer unveränderlic) 5 Grad, Beyde Thermometer find auf go Grad Wärme und 100 Örad Kälte gerichter. — — Spiritu Nitri. In der Galle eines umgefallenen Rindes ſetzte ſich oben eine weißliche Materie, in der Mitten ein gel⸗ ber Klumpen wie Lehm, und unterwärts wohl fechs Theile helles Phlegma. Eine Stunde bernad) ſchwamm der ‚gelbe Klumpen oben, die weißliche Materie hatte fih mit dem Phlegma vereiniger, und = einent verborbenen Beine an Farbe ganz aͤhn⸗ 6Band, 7 Der .- 402 Unterſuch. der unter dem Rindvieh Der Geruch war ſcharf fauer und unangenehnt, Den zweyten Tag war Die unten gefeste Materie mehr bläficht. Den dritten Tag verlohren ſich die Blaſen und waren durch und durch dergleichen Figuren von eis nerley grünen Farbe zu fehen, die nicht zuſammen coaguliren — Den vierten Tag hatte ſich die Farbe mehr in das Grasgruͤne verwandelt, und die Schärfe Des Geruchs um ein merfliches vermindert. Den fünften und fechften Tag feine Berände rung: | Berſuch mit dem Xu der gefunden Galle machte dieſe Präcipitation eben folche lichtgelbe Baͤumchen, und in der Mitten einen dicken oberwaͤrts gruͤnen, unterwaͤrts himmel⸗ blauen Streifen. Am Grunde des Glaſes ſetzte ſich ein dicker weißer Klumpen, der durch und durch gar een viel kleine braunliche oe hatte, E⸗ roch wie ee und umgefcjlagene Milde ‚Den zweyten Tag befam Die obere geinfiche 9 Ma. terie einige große Blaſen. Den dritten Tag zog fie ſich dichter zuſammen in — und Dany am Rande einen himmelblauen reif. nr ee Den vierten Tag verlohr fich viel arünliche Ma terie, ſtatt derfelben hatte ſich mehr braunliches. Phlegma abgefondert, das ſich zu Flären anfing. Den fünften Tag feine Veränderung. > Den in Schlefien eingeriffenen Seuche, 493 Der Geruch war fcharf und fauligt. Den zweyten Tag Feine Veränderung. Den dritten Tag wurde das Phlegma trüber und braunlicher. ‚ Den vierten Tag feine Veränderung. Den fünften und fechiten Tag war ber Seh meiftens vergangen, Aquafort. Durch dieſe Vermiſchung praͤcipitirte ſich in der Galle eines umgefallenen Rindes oben etwas weißli⸗ ches, wie Milch, in der Mitte eine gelbe gehmmarerie, und unten fechs Theil Phlegma. In einer Stunde hernach verlohr ſich die Milch und ſchwamm die gel - be Materie oben, Das übrige ich trübe wie tehm« maffer aus, | Den ** Tg feine Veränderung. Den dritten Tag weniger Phlegma, und bie sim materie Dichter, welche ſich Den vierten Tag noch mehrte. — ————— Au derte ſich etwas Phlegma ab. Den fünften und ſechſten Tag feine Verinde rung. Ge a Man 494 Linterfuch. der unter dern Rindvieh Den ſechſten Tag ſchwamm oben klares Phlegma mit drey großen Blaſen, Die ihre gruͤne Farbe behiel⸗ ten. In der Mitten war dicke blaßgelbe Materie und unten ein frübes gelbiches Phlegma ohne Blaſen. Vom dritten Tage an wurde der Geruch immer ſchwaͤcher. Verſuch mit dem In der gefunden Galle präcipitirte ſich ein dicker feladongrüner Klumpen. Das übrige war ober- wärts paperlegruͤn, unterwärts aber Elar und Bart gelbicht. Der Geruch ſcharf und a wie alte ein⸗ gefalzene Fiſche. Den zweyten Tag war das unten geſetzte etwas blä- fihe worden. Den dritten Tag überfam alles einerley. feladon grüne Farbe, Den vierten Tag wandelte die Farbe in grasgrün, Unterwärts blieb ein Seladonftreifen. | | Er Schärfe des Geruchs wurde vermindert. Den fünften und fechften Tag. FEAR: Veraͤnde⸗ rung. Verſuch mit dem Dieſer Verſuch war in der geſunden Galle am erſten und zweyten Tage mit dem Verſuche des Spi- ritus Salis acidi einerley ; ber Geruch aber durch—⸗ dringender. Ha Tel fs Y Den in Schleſien eingeviffenen Seuche, 405 Man fpürte nur den gewöhnlichen Aquafortges ruch. Spiritu Salis acidi. In der ungeſunden Galle praͤcipitirte ſich oben et: was Mil, mitten gelbe Lehmmaterie, unten klar Phlegma, Eine Stunde nachher wurde der lehm— artige Klumpen dicke, braun und ſchwamm in die Höhe, Das übrige war wie Mitchmolfen. | Es roch wie das vorige, nur etwas ſchwaͤcher. Den zweyten Tag keine Veraͤnderung. Den dritten Tag wurden die Molken truͤber. Den vierten Tag ſenkte ſi ch der lehmartige Klum⸗ pen niederwaͤrts. Den fuͤnften und ſechſten Tag keine Veraͤnderung als der Abgang des Geruches. Spiritu Vitrioli. In der ungafunben Galle kam diefer Verſuch den erften und zweyten Tag mit dem Verſuche des Spi- - ritus Salis acidi überein ; jedoch war die milchigte Mafle errvas weißer, und der Geruch) wie — an dem Bitriol, 4 I Zur E35 Den 496 Unterſuch. der unter dem Rindoich Den dritten Tag wurde das untengefegte Dichter, und viele wäßrige Theilchen waren verraucht. Den vierten Tag war die Farbe einerley lichte grasgrün, Den fünften und fechften Tag Feine Berände- \: Verſuch mit dem Diefe Mifchung machte die gefunde Galle Elärer und höher an Farbe; in der Mitte ſchwamm ein dunflerer ſchleimigter Klumpen, der fich nachher zer- theilte. Man roch nur das Sal Ammoniacum. Den zweyten, dritten und vierten Tag erhöhte ſich die Sarbe bis in dunfel Olivengruͤn. - Den fünften und — Tag keine Veraͤnderung. a Derſuch mit dem Die geſunde Galle wurde hiervon klaͤrer, und dun⸗ kelgeib, ſetzte aber weder etwas am Boden, noch machte es ſonſt einen Klumpen. Der Hirſchhorngeiſtgeruch war viel zu durchdrin⸗ gend, als daß man von der Galle etwas haͤtte sagen fonnen. “Den zweyten, dritten und vierten Tag war die — mehr dunkel und endlich lichte Oliven. he. a —2 Den fünften und fechften Tag * —— Seit dem zweyten Tage verminderte ſich gaͤnzlich der Geruch. fr er⸗ 4 in Schleſien eingeriſſenen Seuche. 407 Den dritten Tag wurde der Molfen braun— ih. Den vierten Tag hatte fich die Dichte braune Mate— vie herabgefenft und das Phlegma war voller Blafen. Den fünften und fechften Tag Feine MR, als der geminderte Geruch. Spiritu Salis Ammoniaci. "Man fahe fonft Feine Veränderung ‚als daß die ungefunde Galle Elärer wurde, und nicht wie im vor= hergehenden einen Klumpen abfonderte. Den zweyten, Dritten und vierten Tag wurde die Farbe dunkler, blieb aber helle. Den fünften und fechften Tag Feine Veränderung. Der Gerud) blieb beftändig nad) dem Sale Am- ımonlaco, Spiritu Cornu Cervi. In der ungefunden Galle int man feine — * bare Veraͤnderung. al Der Geruch) war eben fo, | | ip ne: dritten und vierten Tag wurde bie Farbe ein fpanifcher Wein und der Geruch ver= minderte ſich. | Den inf und fechften Tag Feine Beränderung. . Cc4 403 Unterſuch. der unter dem Rindvieh Verſuch mitden Diefes änderte die Farbe in gelbgrün und präci» pitirte in der gefunden Galle unterwärts einige Stun⸗ den nach) der Mifhung einen dunfelgrünen wolkichen Klumpen. Der Geruch wie verbrannte Eyer. Den zweyten Tag Feine Veraͤnderung. Den dritten Tag verlohr ſich der praͤcipitirte Klum- pen nebft dem Öeruch. Alles überfam einerley Farbe, Den vierten, fünften und fechften Tag veränder- te ſich Die ganze Maffe in ein zähes dichtes Weſen, sie Honig, Verſuch mit dem „Hiervon wurde die gefunde Galle olivengrün obere · waͤrts; hingegen ſetzte ſich am Grunde des Glaſes ein grasgruͤnes wolkiches Praͤcipitat. | Der Geruch) war vor dem Beilhengeruch nicht zu empfinden. Den zweyten Tag feine Veränderung. Den dritten Tag wurde alles zäh und die wie Honig, | Den vierten, fuͤnften und haften nn feine Gere änderung. in Schlefien eingeriffenen Seuche. 409 Oleo Tartari'per deliquium. Die Farbe der ungefunden Galle wurde hierdurch blaß, wie umgeſchlagener Wein; oben ſchwamm e ein lehmartiges Präcipitar. | Der Geruch war faum zu merken, Den vierten, fünften und fechften Tag roch es gar nicht meh. Das mäßige ne von Zeit zu Zeit, Syrupo Violarum. Diefer Syrup änderte die Farbe der ungeſunden Galle in dunkelgelb mit etwas — vermiſcht, ohne ein Praͤcipitat. Die Veilchen rochen zu ſtark vor. Den zweyten Tag keine Veraͤnderung. Vom dritten Tage an begunnten die waͤßrigen Theilchen mehr und mehr auszudunſten. An den unterſten Raͤndern des Glaſes legte ſich ein zaͤhes — Weſen an. 410 Unterſuch. der unter dem Rindvieh Ueberhaupt muß ich noch erinnern, daß ich bey diefen Verſuchen jederzeit mit zwölf Drachmen Galle, zwölf Tropfen von den gedachten Liqueurs vermifcht babe. Da nach dem fünften und fechften Tage die feuch⸗ ten flüßigen Theilchen verrauchten, und ſowohl das une ten gefeßte, als auch) die zufammengelaufenen Klum— pen (Coagula) gänzlidy vertrocneten, fo babe ich mit diefer Zeit die Erzählung meiner Beobachtungen beſchloſſen. Ob ich inzwifchen gleich noch mit meh- reren $iqueurs eben dergleichen Verſuche angefteller, fo habe ich bier nur die wichtigften und Eenntlichften zu ermähnen für dienlich erachtet; weil die aus Denen bereits angeführten Berfuchen flüßende Erfahrungen binlänglih find, den Ueberfluß der wäßrigen und den merflichen Abgang der öligten und falzigten Theile in der Galle der umgefallenen Thiere deutlich zu erkennen. Die Wichtigkeit des daraus erwach— ſenden Schadens wird meinen tefern hernach defto be⸗ ‚greiflicher werden, menn ic) ihnen vorher den Vlu- Gender Galle aus dem mechanifchen Bau des Kor: pers Fürzlid) werde erklärt haben ; welches hier um defto nothmwendiger iſt, da gegenwärtige Abhandlung nicht. nur für Arzeneygelehrte und geübte Naturleh— rer, fondern auch für andere $efer abgefaft worden. * Aus dem Magen kommt ein aus alle dem was wir eingeſchluckt, vermittelt des Speichels, des Magenfaftes, wie auch des pancreatifchen Saftes und fein zubereiteter , dicker, fcharfer, faurer, Fäftgter u. f w. vielen groben Unreinigfeiten vermengter Saft in ven Zwölffingerdarm. Sobald ſich mitdie- ſem Safte die hepatifche und cyſtiſche Galle durch den gemeinen Gallencanal dafelbft vermiſcht bat, x glei in Schlefien eingeriffenen Seuche. au gleich gefchieht unter ihnen eine ftarfe Bewegung *, die man eine Gährung, Effervefcen, ** und noch an« ders nennen kann; Eraft welcher niche nur die genaue: fte Bermifchung in den Fleinften Theilchen vor ſich gehet; fondern auch) das faure Salz diefes Saftes niedergefehlagen wird, und fonft mancherley Ber- änderungen leidet, Zugleich werden die zahern, Fäfigten und dichteren Theile des Nahrungsfaftes zer: fehnitten, Eleiner, theilbarer und flüßiger gemacht. Die gröbern unreinen Theile werden immer weiter in dem Darmcanal fortgequerfcher, und hängen, vermit⸗ teift ihrer Schwere, in den übrigen Reihen der Där- me twieder in größern Klumpen zufammen. Auf ſol⸗ che Weife erhält der Nahrungsfaft von der Öalle den erſtern Grad der Vollkommenheit, welche ibn fo flüßig und fein macht ***, daß er durch die engen Oeffnungs⸗ löcher der beynahe an die mehreften Därme + fich ö ‚ zahl⸗ * Borellus de motu animalium, P. I. Prop. 199. p. 254, Neapol, 1724: 4. — ** Weil die mehreſten glauben, die Galle ſey ſchon in der Leber und in der Gallenblaſe ein pures Alkali. Das Begenthbeil hiervon zeigt Boerhaave in Praele&t, acad. T.1. p.430-437. Ein aleiches kann man auch aus der unvergleichlihen Abhandlung des Herren Homberg vom Alkali und vom Acido lernen. Def. die Memoi- res de l’ Acad, des Sciences. 1708. Pr403-415. ”* Daher nennt Winslom die Galle: „un liqueur tres „propre ä faire dans la plate alimentaire , qui vient „de !’Eitomac, la feparation de la matiere chyleufe „d’avec la matiere grofliere et inutile. „ Tr. du Bas Ventre $. 390. we | + Heifter in Ephemerid, Nat, Curiof, Cent, V. P. 234 412 Unterfuch. der unter dem Rindvieh zahlreich) anhangenden Milchgefäfle * durchſockern, in die Eifterne ** fammlen, und aus folcher in den dudtum thoracicum gewöhnlichermaßen ablaufen fann, Ferner koͤnnte der Nahrungsſaft zu feinem rothen Blute werden, wenn ſich nicht die Galle mir ihm vermifchte, in deren öligten Theilchen ein fehr feiner Schwefel verborgen liegt, welcher, wenn ihn die Be> wegung durch die engeften Gefäße der Lungen u, f.. w. genug zerrieben und zerquerfceht hat, wenn er hierdurch aufgelöft, und mit feiner Luft vermengt ift, dem Blut eine rothe Sarbe uͤberlaͤßt. Ja dieſer Nahrungsſaft wuͤrde vielleicht ſchon in den Milchge⸗ faͤßen, in der Ciſterne und in dem ductu thoracico roth ſeyn, wenn er nicht noch daſelbſt mit ſo vielen ſauren Theilchen des Magenſaftes und des pancreatiſchen Saftes vermiſchet waͤre, welche vorher, wenn ſie einmal durch das ganze Syſtem der Venen und Pulsadern getrieben worden, nach und nach muͤſſen unterdruͤckt und abſorbirt werden. Dieß beſtaͤtiget angefuͤgter Verſuch. Man miſche unter recht hoch⸗ rothes Blut in gehoͤriger Verhaͤltniß ein acidum, und laſſe es in gelinder Waͤrme, die der natuͤrli— Dh SPORE des Eee gleich ift, ftehen, fo wird Das * Erafi ſtratus entdeckte ſolche zuerſt bey den Ziegen, und Hierophilus hielte fie für Glandeln. Galenus in ad- minifte, Anat. VII. c. ul£. er de ufu Partium, L.IV. c. 19. p.282. ed. Froben. fol, 1562. ** Henninger in Ephem. Nat. Curiof. Cent. III. Append. p. 120. Olaus Rudbeckius hat die Eifferne bey den Menfchen zuerſt abgebilder. Beſ. Morgagni Epift, ana⸗ tom, I. n. 83. c ? En in Schlefien eingeriffenen Seuche, 13 das Blut die rothe Farbe verlieren und allmählig blaß, weiß und milchig werden. Ueberdieß verwahrt das in der Galle befindfiche Del und Salz den Nahrungsfaft vor der Faͤulniß *, Sch Habe in verfchiedenen Thieren mich bemüht, durch Unterbindung des allgemeinen Sallencanals in ein Bläschen etwas Nabrungsfaft aus dem ductu thoracico eines lebendigen Thieres zu fammlen, der entweder gar nicht, oder Doch fehr wenig mit etwas Galle vermifcht war. Diefer fermentirce gar bald, ob er gleich an Feinem warmen Orte aufbehalten wor— den, und Friegte etlihe Stunden hernach einen durchdringenden, hoͤchſtwiderlichen und. ftinfenden Geruch), der Das ganze Zimmer einnahm. Dieß babe ich keinesweges von demjenigen Nahrungsfafte wahrgenommen, den die Natur im Körper nach der gewöhnlichen Verhaͤltniß mit guter ‚gefunder Galle vermengt hatte. Wenn demnach in: den Därmen der Nahrungsfaft mit allzuwenig, oder mit folcher Galle vermifcht wird, die nicht genug Del und Gal; \ ne rn 27 * Dan kann die Galle mit Recht den Balfam des Blu⸗ tes nennen, welcher der Faͤulniß widerſtehet. Hel- mont. in Sextupl. digeft. 9.34. und die neueften berühm- teſten Arzeneygelehrten ſtimmen biermit uͤberein. Wenn alſo der unvergleichliche Boerhaave in Praelect. acad. T. I. p. 430. edit. Haller. ſagt Nihil in cor- pore citius ac pejus putrefcit quam bilis; fo muß man dieß nur von der cyſtiſchen Galle verſtehen. Da aber dieſe Are niemals allein ; fondern im allgemei- nen Gallencanal’ ſchon mit der hepatifchen Galle ver- mifcht in den Zmölffingerdarm eintritt, fo wird dar- aus niemand gegen die angeführten Gage einen ge: grunderen Zweifel ziehen können, ie; 414 Unterfuch. der unter dem Rindvieh bey fich fuͤhret, fo werden die fauren Theilchen diefes Saftes nicht fattfam niedergefchlagen, gedämpft und überhaupt nicht fo heilfam. verändert, als es nötbig ift ; wodurch in das Blut viele faulende und leicht gährende Unreinigfeiten mit fommen muͤſſen. Mic) deucht, die Urfachen der in den Därmen ber Menfchen und Ihiere befindlichen Würmer mag man wohl manchmalin der Öalle fuchen. Am leichteften ent: ftehet in denen im Darmcanal zurückgebliebenen Er- crementen eine Öährung und Faͤulniß. Dieſe faule Schärfe erregt zuweilen in der nervichten Haut der Därme eine erfchütternde, zufammenfchnürende und främpfende Bewegung, die meift traurige Folgen nad) fich ziehe. Denn die Nerven bangen zufammen und wirken wie gefpannte Chorden ; mithin wird Diefe Erfchütterung oder Krampfung, wenn fie fih auch nur in den feinften Nerven eräuget, mit der größten Ge— ſchwindigkeit durch das ganze Nervenſyſtem fortge> - feßt; woraus mancherley Arten hißiger Fieber, und im Fall die Gehirnnerven ftarf davon gerührt find, heftige Kopfſchmerzen, Schwindel, Ohnmachten, Schlagflüffe und andere Zufälle mehr entfpringen, Ich muß noch einen Hauptnutzen der Galle beruͤh⸗ ren, daß fie naͤmlich den im Darmcanal abgefegten Schleim und die vifcofe Materie verdünnet, teils barer macht, auflöft und abfpühlee * ; damit ſich de» - \ a fto * Diefen Nutzen befchreibt ſchon Galenus de ufu Part. L. V. c. 3. und Boerhaave beftätiger ihn, wenn er fagt : deficiente bile in inteftinis continuo gluten vel mucus oritut, In Praele&t, acad, T. L p. 434: ed, Halleri. | | Ä in Schleſien eingeriffenen Seuche. 5 fto weniger an die innern Seiten des Canals anlegen fönne ; oder defto reniger davon mit dem Nah— rungsfafte in das Blut gebracht würde, Dieß wir: fen am meiften die Salz- und Deltheilchen der Galle, die zugleich öfters durch allerhand nüßliche Bemwegun: gen der Fıbern, den Ausgang der Ercremente befördern *. Je weniger ſich alſo von dieſen Theil⸗ chen in der Galle befinden, je mehr Schleim wird im. Darmcanal und im Blute felbft aufbehalten , der | nothwendig die Mafchine krank machen muß. Kann aber die Galle, worinnen das Phlegma über- ® flüßig,Del- und Salztheilchen hingegen defto fparfamer find, diefen von der Natur zugefihriebenen Pflichten. Önüge leiften ? Die Eröffnung derjenigen Koͤrper, wo⸗ von ich hier rede, beſtaͤtiget meine Muthmaßungen noch mehr; wenn man fie einer, genauern Ueberlegun | mürdiget. Ich erinnere hierbey meine $efer, daß ſich im Zwölffingerdarm mit dem Nahrungsfafte eine ganz eigene von ziweyerley Arten zufammengefegee Galle vermiſcht, welche nad) dem Ausdruck des vortrefflichen Winslow ** ohne die cyſtiſche ‚gar. zu füße und ohne die hepatifche gar zu ſcharf ſeyn würde. Die Mängel der fonft dicken, Dunkeln, fehr bittern * und aka etipen Galle * ich aus den oben 13 Wok ange⸗ * — t er ck nicht von einer arten Ergießung , zen Malpighi Oper. pofthum, p. 27. * a anatom. Tr.du Bas Ventre 8.390. ++ Mit 6 Tropfen habe * eine ganze Unze gemein Waſſer ziemlich bitter machen koͤnnen, nach dem heint⸗ | Verſuche Ephem, Nat, Curiof, Dec, II auNI, Ob 125% 416 Unterſuch. der unter dem Rindvieh angeführten Verſuchen klar gemacht, und auch: ges wiefen, daß die von der Voͤlle der Blaſe gefchehene allzuftrenge Zufammenfchnürung des Murdloches den | Ablauf derfelben in den cyſtiſchen und in den gemei« nen Gallencanal beynahe gänzlic) unterbrochen har. Imgleichen mar die fonft lichte, Dünne, gar nicht bitte re * und von gutem Geſchmacke feyn follende hepatiſche * Galle im $ebergallengange dick und Dundelgrün, wel« ches ſchon zeiget, Daß ihre Theile nicht recht zube= reitet worden. Ich mill ihrem beftändigen Ablauf ** in den tebergallengang feinen Einhalt thun, ob man gleich muthmaßen kann, daß er auch etwas fparfa- mer wird geweſen feyn ; fondern gedenfe nur, daß die fo heilfame Vermiſchung viefer zwo Arten von Gallen *** ziemlich unterbrochen worden. Aus Man: gel alſo der cuftifchen Galle find auch nicht fo viel - Salz und Deltheilchen mit dem Nahrungsfafte ver: — — miſcht Hartmann in den Ephem. Nat. Curioſ. Dec. II an. VII. Obl. 82. Bey den Thieren iſt Die Galle in der Leber nicht bitter, fonft würde man die Leber nicht für ein Leckerbißchen halten. Bey den Menfchen hingegen fon diefe Galle auch in den kleinſten Gaͤngen der Leber‘ bitter feyn. Ferren Hiftoire de l' Acad. des Sciences, 1733. p. 52. Die Hottentoren könnten uns hiervon am beſten unterrichten, die fich aus Menfchenlebern oft eine gute Mahlzeit zubereiten ſollen; wie man er — unus de Purgantibus c. 36.. Revenhoerft de cir- eulo Bilis. Malpighi de Liene c. VI. a ** Die hepatifche Galle hat mehr. Schwefel und die enftifche mehr Salz und Erdtheilchen. Galleacius in Comment, Bonon, p. 350. Bianchi Hiftor. Hepat, IL. p. 942. in Schleſien eingeriffenen Seuche. 417. mifcht worden, Hat demnach) diefer Saft zu dem nöthigen Gebrauch) recht koͤnnen bereitet, und der ab» gefegte dichte Schleim in den Därmen genugfam zer⸗ theilt und aufgelöft werden *? Bielmehr hat er fich an die innern Seiten der Canaͤle angehängr, die Deffnungslöcher der Milchgefäße überzogen, den Einflug des Nahrungsfaftes unterbrochen und die Ausdünftung der Därme verhindert, die ſchlaff und eingefcehrumpft waren, wodurch ihre ausdehnende und zufammenziehende Kraft verlohren gegangen , mie das verhärtete Blaͤtterbuch zeiget. Gleichwie aud) von Zeit zu Zeit eine anfehnliche Menge diefes Schlei⸗ mes, was am fhlüpfrichften noch war, durch die Milchgefäße mit etwas ſchlecht zubereitetem Nah— rungsfafte Durchgefocfert und fich mit dem Blute ver- einbaret, alsdann aber bald in den Lungengefaͤßen ab⸗ geſetzet, allwo die gefchmwächten Kräfte der Natur nicht fo viel Schleim abfonderten, daher auch die Luft⸗ roͤhren und Bronchialgefäße ganz damit angefülle waren, Aus Mangel der cyſtiſchen Galle und der Salze ift auch der Nahrungsfaft nicht fein und flüßig ge- nug gemacht worden; wannenhero allzuviel 5 Unreinigfeiten mit in die Blutmaffe eingefhlichen, die auf vielerley Art der Abfonderung der übrigen Säfte ſchaͤdlich geweſen find. | Eben fo klar ift die Urfache, daß das Blut in dies fen Thieren ſchwaͤrzer, als gewöhnlich war, Es Fam 108» * Hiervon find des unvergleichlichen van Swieten Com- mentar, in Aphor. Boerhaavii cap. de morbis ex * tinofo ſpontaneo mit mehrerm nachzulefen, 6 Dand, Dd 418 Unterfuch. der unter dem Rindvieh weniger Galle unfer den Nahrungsfaft, folglich auch weniger Del und weniger Schwefel ; mithin fonnte die weit größere Verhaͤltniß der fauren Theilchen nicht ſattſam überwunden und das Blut nicht roth genug gefaͤrbt werden. Ob ſich nun gleich in den eroͤffneten Körpern diefer Thiere nirgends Würmer gefunden ; fo wiberfpricht doc) dieß Feinesweges der ſichern Murhmaßung einer fehr nahen und ohnfehlbaren Fäulniß der Gedärme ; zumalen ich in folchen hin und wieder Flecke wohl ein Bierthel der Elle groß antraf, die bereits ganz braun waren, welches wider die Natur iſt. Waͤren nicht Laxative die bequemſten Mittel gegen dieſe Krankheit geweſen? moͤchten einige urtheilen. Die Erfahrung aber beſtaͤtigte ſolches nicht. Tobak, allerhand Salze, verſchiedene Dele und dergleichen mehr wirkten zwar; aber nicht zur Öenefung. Denn eben von diefer Zeit an, als das Außerliche Be— zeigen der Ihiere ihre Kranfheit entdeckte, war bereits Die ausdehnende und zufammenziehende Kraft der Gedärme in Unorönung, und zu fehr geſchwaͤcht, mithin die Hülfe zu langfam, Ein geübter Sand» mann gab wohl vier Wochen vorher, ehe er an feis nem Rindviehe die geringfte Krankheit merkte, zur Vorſicht einem jeden Stücke zweymal das gemöhnli» che Laxativ ein, welches auch wie ordentlich wirfte 5 dem aber ohnerachtet fielen fie meiftentheils um, und die Eröffnung zeigte den zähen Schleim, die große Galle, und andere mehr erwähnte Urfachen ihrer Krankheit. Kin anderer Freund vom Sande ließ fein Rindvieh clyſtiren, wodurch zwar etwas Schleim aus den Därmen fortgieng ; > — aber rettete er ih⸗ nen in Schlefien eingeriffenen Seuche. z19 nen niche hierdurch das geben; und ter da weis, daß die Eiyftiere kaum eine oder anderthalb Ellen lang in den Darmcanal eindringen, wird fich von dieſem Mittel nicht fonderlichen Troft verfprechen koͤnnen. Es ift aud) das Aderlaffen nicht verabfäumt, imglei: chen verfchiedene andere fehweißtreibende, lindernde, abſpuͤlende und zertheilende Mittel, wie nicht went: ger Peft- und Giftarzeneyen gebraucht worden. Al: fein mit alle diefem Fonnte Fein erfranftes Vieh wie— derum gefund gemacht werden. Auch die fo hochbes lobte Fieberrinde, China Chinae, derer fic) einige, als ihrer Univerfalmedicin bedienen, unterftügte nicht nach Wunfche das Anfehen dererjenigen, die fie ohne AUnterfuchung der Befchaffenheit und Urſache der Krankheit mit großen VBerfprechungen fo weislich verordneten ; unterdeffen befreyte fie Doch die Franc fen Thiere defto ehender von aller ihrer Qual. Zween Landwirthe verficherten mich, daß diejenigen Kühe, welchen fie diefe Pulver eingegeben, mit encfeßlichem Bruͤllen, die andern hingegen ohne dergleichen ängft- liches Gefchrey abgeftorben waren, Ueberhaupt ift von den erfranften Thieren Faum der vierzigfte Theil wieber gefund worden, Einige Kühe, denen man bald anfangs, fo bald fie ſich kraͤnklich bezeigten, firigauifche Siegelerde, pohlnifches Gteinfalz und rußifhen Galpeter zu gleichen Theilen vermifche, dreymal des Tages ein Loth acht Tage lang eingege- ben, haben fic glücklich erhalten, Ein gefchickter Landwirth aus Dels ließ auf Anfage eines Pohlni- fchen von Adel, welcher diefe Seuche auf feinen Guͤ⸗ teen durch das Raͤuchern mit pohlniſchem Tobak ‚glücklich gefteurer hatte, ebenfafts fleißig mir etlichen em Dd 2 Pfun⸗ 420 Unterſuch. der unter dem Rindvieh Pfunden Knaſter raͤuchern, es war aber ohne Mus Gen. Vielleicht würde der pohlnifhe Tobak beſſer geholfen Haben. Er hat ferner geftoßen Spießglas oder Roßſchwefel unter das Gaufen gemengt, und alle Morgen Salpeter, pulverifirte Eyerfchalen und gebrannt Hirfchhorn jedem Thiere 3 Loth zufammen eingegeben, weil ihm. aber dennoch von vier und dreyßigen, zwanzig Stücke eingegangen; fo darf man von dieſer Arzney mit Feiner gewiffen Sicherheit ur» theilen; vielmehr den untadelihen Schluß machen, daß fowohl die dafige Seuche von nur ermähnter pohlnifchen, als auch beyde von der anderweit in Schleſien verfpürten Seuche Urfprung und Eigen- Schaft nach gänzlich unterfchieden gewefen. Das äußerliche Bezeigen diefer Thiere, und dieß, was man aus den eröffneten Körpern derfelben Kolben kann, verleitet mic) beynahe die Krankheit eine Art von hitzigen Catharrhalfiebern zu nennen * 5 mwenigftens bat fie hiermit die größte Aehnlichkeit. Denn die Thiere wurden auf einmal fehr matt **, one ‚hingen s In den, an inflammatorifchen Fiebern verftorbenen Körpern findet man gemeiniglich eine große und ſtark ausgedehnte Gallenblafe. Boerhanve hat auch bey denen, die im Jahre 1727 an den damaligen epidemi- fchen Fiebern ſturben, Gallenblafen angerroffen, die ſechs bis acht Unzen enthalten, da fie iS; nicht über zwo Unzen in fich faßt. Praele&t, Acad. $. 346. “= In der Gefchichte der ungemein ſtarken Peft, welche zur Zeit des weltbekannten peloponnefifchen Krieges zu Athen unter Menfchen und Vieh fo gar graufam ge- wuͤthet hat, finde ich einige mit der gegenwärtigen ganz gleiche Zufaͤlle. Seneca Oedip. At, I. v. 181. 182, Piger in Schlefien eingeriffenen Seuche. 421 Bingen den Kopf zur Erden, haften große Hige *, Bufteten zuweilen, röchelten beftändig auf der Bruft ** und fchnappten immer nach der Luft und nach dem Athem. Etliche pflegten bey Anfange der Kranke Dd 3 ‚heit Piger ignavos Alligat artus languor, Ovidius Metamorph, VII. v. 539: 540. Concidere infelix valiclos miratur arator | Inter opus tauros, medioque recumbere fulco, * Go daß aus dem Körper, befonders aus den Nafenld- chern ein ungewöhnlich heißer Brodem ausdunſtete. Seneca Oedip. v. 184. 185. | . tum vapor ipfam Corporis arcem flammeus urit. Ovidius Metamorph. VII. v. 555. 556. Vifcera torrentur primo, flammaeque latentis . Indicium rubor eft, et du&tus anhelitus igni, #* Virgilius Georg. 1II. v. 496. 497. | - - et quatit aegros Tuſſis anhela fues, ac faucibus angit obefos. Kay aveiua & vom, x dvowdıs 9 One irera efdurav p»mlagues, 94 Pgayxos ersyiyuro, 24 0 da — Ms In xpera wareBanen ds Ta 6194 0 wor: mer@Bngos sgupods nugy omwerı 25 mnv wapdiav eneikoy avespıde Teaueir, 294 „ umwonmdapreis xoAns „ cet. Thucydides L, 1. P. 63. ed. Stephan. 1563. fol. „Vne haleine infecte et une „reſpiration difficile ſuivies d’eternumens et d’une '„voix enronee. De lä defcendant für la poitrine „avee une toux violente, elle faifeit fon lever le „ecoeur, et caufoit de vomiflemens de toute forte de „Bile.,, Nach der Ueberfegung ded Herrn d’Ablan- court p. 156. Amtftel, 1733. 8. Daß der Huften ein ewöhnlicher Zufall bey allen epidemifchen Peſtkrank⸗ beiten fey, beftätiget Galenus Method; L.V, c. n. 422 Unterfuch. der unter dem Rindoieh heit einigemal mehr heiſcher, als gewöhnlich, zu bruͤl⸗ len *. Sie mochten weder freſſen noch ſaufen; jedoch nur von der Zeit an, als fie die gedachten Zur fälle überfielen, da auch zugleich die Kühe nur eini- ge Tropfen Milch) gaben. Die Yugen ſtunden voll MWafler ; fie ließen wenig oder gar feinen Urin, und die meiften hatten eine gänzliche Berhärtung des $ei- bes, doch fturben auch diejenigen, deren Leib ſich öf- ters öffnete. Manchmal fcehnuderte das Thier ziem⸗ lihe Stüde zähen und dicken Rotz aus, wornach es ſich fchier eine halbe Stunde lang erträglicher und beffer befand **. Aus der Naſe ronne unausbleib- lich, wiewohl ſehr ſparſam, ein waͤßriger Schleim; jedoch konnte weder mit verſchiedenen durch Roͤhr⸗ chen in die Naſenloͤcher eingeblaſenen Schnupftoba⸗ cken, noch mit Pfeffer, noch mit andern loͤſenden Nieſepulvern ein ſtaͤrkerer Abfluß erweckt werden, Dieſe beſchwerlichen Zufaͤlle wurden immer heftiger; die Mattigkeit nahm mehr uͤberhand, das Thier hat- te nicht mehr die Kraft zu ſtehen, lag acht bis zehn Stunden, kriegte zuweilen ein Zittern über den gan« zen Körper, ſchlaͤgebaͤuchte ſehr, und beſchloß gemei⸗ niglich zu Ende des vierten, oder zu Anfange des fuͤnften Tages ohne ſtarke convulſiviſche Erſchuͤtterun⸗ gen das Leben. Bey etlichen war die Natur ſtaͤrker, jedoch erhielten ſie ſich ng länger als bis an den neun⸗ “Ad Praefepe gemit morbo moriturus inerti, Oi metam. VII. v. 545. ** Dergleichen Zufälle litte auch a8 in der a Seuche im Jahr 171 umgefallene Rindvieh. Def, Giornale de’lerterati d’Icalia, T. X. p. 53.54. in Schleſien eingeriffenen Seuche. 423 neunten Tag. Was die Krankheit überfiel, war auch gewiß fchon halb verlohren, und ich weis nur von zwo frächtigen Kuͤhen unter achtzehn aus einem Stalle, denen man ftrigauifche Siegelerde nebft Salpeter und Steinfalz eingegeben, daß fie zwifchen dem vierten und fünften Tage über den Schwanz fleine DBlattern und einen Fräßartigen Ausſchlag kriegten *, wornach es ſich mit ihnen gleich beſſerte, ſie geſund worden, und zu rechter Zeit ſtarke mun⸗ tere Kaͤlber geböhren. Laut eines gewiffen Berichts hat man in einem bes nachbarten Fuͤrſtenthum Hunden und Kagen von der Milch einer franfen Kuh zu faufen gegeben, welche bey diefen muntern Thieren in Zeit von acht bis zehn Stunden heftige convulfivifche Bewegungen . und endlich den Tod verurfacher. In der hiefigen Gegend habe ich dergleichen Ver⸗ fuche mehr als einmal wiederholet; es leben aber noch heute die Katzen und die Hunde, die von der= gleichen Milch gefoffen haben, und find immer ge fund und munter geblieben. Wie viel Menſchen haben auch bey ung, theils aus Armuth, theils aus Unmiffenbeit, Mil und Butter von diefen kranken so he ? Da⸗ arme Landvolk und einige Dd 4 geijzige R Der uottreffliche Luerez braucht in der Befiheeibung der Weit zu Athen die Worte : Quorum fi quis, ut eft, vitarat funera lethi Viceribus tetris, et nigra proluvia alvi. Beſ. Les Oeuvres de Lucrece traduits par Mr. le Ba- ron de Contuses, T. Il. L. VI. p. 444. 445. Paris 1692. 8. Pe Unterſuch. der unter dem Rindvieh geizige Herrſchaften liegen, fo bald fie an ihren Kuͤ⸗ hen die erften Merkmaale diefer Krankheit wahrges nommen, diefelben heimlich fihlachten, gaben das Fleiſch theils dem Gefinde zu eſſen, theils falzten fie es und pöckelten es zu Fünftigem Gebrauche ein *, Man hat aber nicht erfahren, daß die Leute hiervon, erkrankt, oder gar geftorben wären. **, Daher mag ich bier nicht entfcheiden,, in wie weit die erfte- ven Berichte von dem Verrecken der Hunde und der Katzen wahr, oder falfch feyn moͤgen. In der mehrmalen gedachten venetianifchen Peſt hat man gezmeifelt, ob auch das Inſelt und die Häute des verreckten Hornviehes ohne Schaden zu den bekann⸗ ten Nutzungen anzuwenden fey ? Allein die italiex nifchen Arzneygelahrten *** find bierüber nicht ei- nerley Meynung gerefen, — Obgleich das eingeſalzene Fleiſch von dieſen kranken Thieren nicht fo viel zu ſchaden ſcheinet, fo hat man doch hieſigen Ortes aus Vorſicht, fo bald es iſt ent⸗ deckt worden, dergleichen eingepoͤckelt Fleiſch wegneh⸗ er und in fichere Derter etliche Ellen tief vergraben ſſen. * In den breßlauiſchen Natur⸗ KRunfl- und Medicinge⸗ ſchichten, XIV Verſuch, Seite 562, ſtehet eine Bes gebenheit, daß die Leute, die in einem Dorfe von ei⸗ ner angeſteckten Kuh gegeffen, bald darauf Frank wor: den umd gefforben find... Jene herumſtreichende Vieh⸗ krankheiten mögen wohl von den jetzigen ſehr unter: ſchieden ſeyn. | ne in ”* Man lefe hiervon mit mehrerm das oft ange- Urt Giornale de’ letterati d’ Italia, T. X. bin und mieder, in Schleſien eingeriffenen Seuche. 42 In unfern Gegenden ift die Seuche bloß unter dem Rindvieh geblieben; fo, Daß weder das andere Vieh, noch auch die Menfchen, vie den erkrank— ten Kühen Hülfe geleiftee, von der Seuche etwan wären angeftecft worden ; woraus man wohl fchlief- fen mag, daß bey diefen Krankheiten Fein anſtecken⸗ des Peftgift, wie erwan bey allgemeinen Peften, zu beforgen ſey. Um die Beränderungen an Knochen und Fleiſch dieferhalben genau zu beobachten, ließ ic) eine zweyjährige Kalbe abdecfen, ausfchneiden und. in einem alter Holzftalle viele Tage lang liegen, den die Luft nicht ganz frey Durchftreichen Fonnte.. - Das: Wetter war, im Wintermonate ziemlich. gelinde. - Dennoch behielt das Fleiſch feine natürliche gefunde Roͤthe ohne Schimmel, ohne grüne Fäulung und ohne andere Beranderungen, die man etwan fonft bey Körpern, fo an der Peft geftorben, wahrnimmt. Der faulinzende Ludergeruch fand fich auch fehr fpät, und war nicht allzudurchdringend. Bey dem erften Ausfieden der Knochen nahm ich nichts befonderes wahr ; und als ic) fie, zum andernmafe, mit Kalfe Fochte, fo wurden fie, wie andere Knochen ‚rein und weiß. Mach der Zeit habe ich ein Skelet daraus gemacht. Nach Verlauf eines halben Jahres find fie, ob ich fie gleich an einem veinen und trodnen Orte aufbehielt, mürbe worden, und friegten hin und wieder vörhliche und grüne Flecke. Verſchiede⸗ ne Freunde erfuchten mid) nachgehends, ihnen etwas davon zukommen zu laffen, und ich fonnte derfelben ihr Anfuchen nicht abfchlagen. Das ganze Skelet ift alfo vertheifet worden, und id) habe nichts Davon als den Kopf übrig behalten. —J— | D ge ds Wir \ 426 Unterfuch. der unter dern Rindvieh Wir mögen uns inzwifchen glücklich fehägen, daß dieſe Seuche bey ung nicht eben von folchen Folge: rungen geweſen, die einsmals das römifche Gebierhe erfchreckte, traurend und unglücklich machte. Der bes rühmte Gefchichtfchreiber Livius * erzähler, daß, nachdem vorher eine Peft das Rindvieh daſelbſt meift ausgerottet, das folgende Jahr drauf eine fehr merf- wuͤrdige und wuͤthende Peft-unfer den Menfchen ent= ftanden. Vielleicht hat man damals die verreckten Ninder nicht tief oder forgfältig genug begraben **, worauf doch jeßo beffere Obacht zu haben jedermann von der Obrigkeit befehliger wird. Es wäre fehr billig, wann die Aeſer nicht ganz, fondern ſtuͤckweiſe, wenigftens fechs Ellen tief verfcharret und vorhero mit Kalk überfchütter würden, um die Verweſung zu befchleunigen und die tuft in der Gegend defto reiner zu erhalten, | Kin In dem vor Dels liegenden Stadtvorwerf Aus- ferte fich im Weinmonate eine Seuche ; jedoch von AR | — nl * on der Mitte des XLI Buches feiner Gefchichte : „dele&tus confulibus eo difficilior erat, quod pefti- „lentia, quae priore anno in boves ingrüerat, eo „verterat in hominum morbos, „ u. f. m. - Pr ** Achanaf. Kircherus führt hiervon in Scrutinio con- tagiofae luis c.3. $.1. p.ır. ein gar merkwürdig Exem⸗ pel an: „Nihil ad aerem inficiendum potentius „efficaciusque effe poſſe, quam fi mortua quantocius „terra profunda non obruuntur. Et experientia „didicit Gallia, dum in Alvernia tabe extinctorum „boum non rite fepulta peftiferae qualitatis mephy- „ti inde expirante univerfum fere regnum ingenti „infeftionis damno infeciffe narratur. in Schlefien eingeriffenen Seuche. 427 ganz verfchiedenem Urfprunge und Beſchaffenheit. Mämlih, nachdem im Frübjahre auf dem, einen Canonenfhuß weit gegen Oſten gelegenen, herr⸗ fhaftlidyen Gute Spalig die Seuche dreyßig von drey und dreyßig Stuͤcken ohngefähr bingerafft, die man mit der Haut auch nicht tief genug, und zwar zwey auch drey Stüdfe, alle zufammen aber auf einen Plag, der kaum zweyhundert Schritte betrug, verfcharret ; fo fanden die Wirthfihaftsver- ftändigen auf obbemeldetem Bormerfe, dag wenn der Wind früh morgens von diefer Seite herſtrich, ihnen Luft mie luderhaftem Geftanfe entgegen kam; wodurch fie auch bewogen wurden, zur Vorſicht dem Viehe einen von diefer Straße abweichenden Trieb anzumeifen, Nichts deftoweniger hat man wahrge⸗ nommen, daß das Vieh diefes Stadtvorwerfs, füs bald der Wind von diefer Begräbnißfeite auf die Heerde zu gewehet, nach diefer $uft mit aufgerecften Köpfen gemürtert ; welches aller andern Elugen Vor⸗ ficht ungeachtet, fo lange gedauert, bis endlich, wie gedacht, im Weinmonate die Seuche auch allda ein» geriſſen. A Sch will annoch unterfuchen, wie und wodurch die Galle diefer Ihiere dergeftalt verderbe worden, daß daraus eine epidemifche und rödtende Krankheit unter dem Rindviehe hat entitehen fönnen. Die meiften $andleute fagen, die im verwichenen Sommer gefallenen Mehlthaue, fo das Vieh auf dem Graſe gefreffen, wären Schuld an diefer Kranke heit, Ich mag mich, alle Weitläuftigfeit zu vermeis den, nicht mit der Unterfuchung einlaffen, in wie t ber Mehlthau Krankheiten unter dem Viehe err könne, 428 Unterfuch.der unter dem Rindvieh koͤnne. Man ſtelle fich ſolchen vor, wie man will ; oder man nehme für gewiß an, daß er eine große Menge Eleiner Fliegen, Spinnen, Raupen oder ans dere Gefchlechter von giftigen Ungeziefer bey fich führe. Kann aber erwiefen werden, daß alle Sabre, wann und mo dergleichen Mehlthau gefallen, eine. Biehfeuche davon entftanden ? Viele Sommer find ohne ftarfe Mehlthaue vorbeygeftrichen, und eben in den Öegenden, wo fie manchmal am ftärfften nieber- . gefallen, find deswegen weder Kinder, noch Scha- fe, noch Pferde verreckt. Geſetzt aber im Mehlthaue ftecfte ein toͤdtendes Gift, ſollte dieß nur dem Rindvie⸗ ‚be, und nicht auch denen Schafen fchaden , deren zartlicher Körper weit mehrern Kränflichfeiten ges ſchwinder unterworfen ift ? Ueberdieß bedeckt der Mehlthau nicht nur eine einzele Wiefe oder Eleine Viehweyde, fondern große Streifen Sand, deren Fle— cken ſich gemeiniglich vierthel oder halbe Meilen lang erſtrecken. Wie fonımt es alfo; daß nahe an der Stadt Breßlau, (von den andern Vorſtaͤdten und anftoßenden Dorffchaften, die gegen Mittag und ger gen Abend liegen, will ich iße nicht reden) vor dem Oderthore auf der Seite des Schiegwerders und weiter hinauf, wo bie drey Linden ftehen, feie den fünf Monaten, da die Seuche angieng, kein einziges Rind franf worden ; hingegen kaum 150 Schritte weit da⸗ von in den Haͤuſern gegen über auf der Elbingfeitevon dem Bincenzgute an in einem Zirkel gerechnet, find über Hundert Stuͤcke Dchfen, Kühe und Kälberfverredt. Wie fommt es, daß manchmal aus einem Stalle, wo 6, 10, 20, ja noch mehrere Stücke beyfammen ftunden, Feines gefund und Iebendig blieb, manchmal wieder unfer in Schleſien eingeriſſenen Seuche. 429 unter einer gleich ſtarken Menge eines oder zwey Stuͤ⸗ cke von der Krankheit gar nicht befallen worden, ob ſie gleich im Stalle und auf der Weyde alle mit einan- der einerley Pflege und Futter genoſſen. In ges wiffen Dörfern ift Die ganze Heerde umgefallen, und wieder bey andern Graͤnznachbarn find unter Heerden von 120 und noch mehrern Stüden acht bis zwölf Stuͤcke munter und gefund geblieben, die andern aber alle draufgegangen, ob fie gleich mit einander auf einer Weyde gewendet. In Wahrheit diefe Umftände freiten ziemlich ftarö gegen die Meynung vom Mehls thaue, und ich glaube, Daß man in diefem den Grund zu Diefer Seuche weder fuchen noch finden dürfe, Daß inzwiſchen der Mehlthau dem zärtlichen Schafviehe zumeilen ſchaden, Die Blätter der Ge— mwächle Frümmen und denen Früchten das fernere Wachsthum benehmen könne, läßt fich gar leicht aus dem Bau diefer thierifchen und vegetabilischen Körper fchließen, wenn ich die Natur des Mehl thaues zugleich mit betrachte, man mag demfelben eine fhädliche Schärfe zufchreiben,, cder feine Schäd« lichkeit aus denen damit auf das Gras vermeynelich gefallenen Inſecten erflären. Nur muß man fic) dabey nicht übereilen, fo gleich auf ein Rind Folge rungen zu machen, weil deſſen Körper viel gröber, dichter, fefter, zaber und ſtaͤrker gebauer ift, als ein Schaf, als Baumblärter und Pflanzen, Ein gewiſſer Engländer behauptete *, daß bie Viehſeuche durch eine große Menge giftiger Inſe⸗ cten In einem Sendſchreiben, deſſen Ueberſetzung im de Hamburgiſchen Magazin im erſten Stuͤcke bes 1 dar 430 Unterfuch.dernnter dem Rindvich eten entftanden fey, welche die im verwichenen Som- mer des Jahres 1747 häufig wehenden Dftwinde aus der Tartarey nach England geführt hätten, und von dem Nindvieh mit dem Grafe wären gefreflen worden. Kaum dürfte man diefen Brieffteller für einen Gelehrten noch weniger für einen Engländer halten; denn fein Sag ift fo froftig, als wenn er von einem Bewohner der äußerften fchortifchen Ge- birge wäre erdacht worden, Diefe tartarifchen In⸗ ſecten Fönnen weder eine allgemeine Urſache diefer Seuche geweſen feyn, noch auch bloß in der Gegend von London die Sterbe erregt haben. "Alle Jahre . wehen zu abwechfelnden Zeiten die Oftwinde; warum folten diefelben nur allein in dem Jahre 1747 Inſe— eten aus der Tarfarey nach London gebracht haben ? Warum find diefe Inſecten durch andre Winde nicht auch auf andre Wiefen außerhalb der Gegend von London zerftreuer worden ? Oder haben Diefelben in ' andern Gegenden ihr fehädliches Gift verlohren ? Wie fommt es, daß niemand Baulen, Blaſen, Blat> fern, oder andere Bedenflichkeiten im Gehirne, im ragen und in den Eingeweiden ber umgefallenen Thiere in London wahrgenommen, die das fchädliche Gift der Inſecten nothwendig hätte zuruͤck laſſen muͤſſen, da es doch in London nicht an erfahrnen Na⸗ turforſchern gemangelt, welche die Koͤrper dieſer Thiere mit aller Aufmerkſamkeit werden unterſucht und alle Eingeweide fleißig zerſchnitten haben. er —* | | eis des, a.d. 97103 Geite zu leſen ift. Ich achte deswegen doch diefe vortreffliche Monatsſchrift febr werth u ſehr nuͤtzlich, wann ich gleich jetzo die wurmſtichige Muth⸗ maßungen des Englaͤnders etwas genauer betrachte. in Schlefien eingeriſſenen Seuche. 431 Weite des Weges aus der nächften Tartarey nach London macht die Murhmaßung des Engländers gar auf mancherley Art verdächtig. Es ift gar zu ſchwer zu glauben, daß diefe Inſecten auf einmal, ohne irs gendwo einen Nafttag zu halten, ihre Reife gemacht hätten ; denn je heftiger Wind gemefen, der fie trieb, defto mehr follten fie in viel andere Gegenden feyn zer— fireuet worden. Gefegt aber auch, die Reife fey nach u. nach mit Hülfe der wiederholten Dftwinde vollbracht worden, fo müßte man ja die Würmer da, wo fie ihre Raſttage gehaiten, ehe fie nad) Sondon fommen, entdecke . haben. Iſt denn in andern Gegenden, welche diefe Inſecten auf ihrer Wind: und Wunderreife durch— wandert , Fein einziges darnieder gefallen ? Wie kommt es, daß niemand dergleichen fremde Eofoniften gefunden, da es jego überall Leute giebt, die mit der größten Mühe und Aufmerffamfeic Felder, Wiefen und Gebüfche auf dem Inſectenfange durchkriechen. Der hat eine befondere Vorſicht dieſem Engländer. die Ehre der erften Entdeckung diefer fartarifhen Wurmfamilien zugeeignet, deren Befchreibung er- der gelehrten Welt noch misgoͤnnt. So viel ift indeffen gewiß, daß der Einwurf, ob nicht auch die Dftwinde giftige Inſecten aus China, Perfien, Ruß: land, aus den Staaten des großen Moguls und noc) aus andern $ändern nach London hätte bringen koͤn— nen, bier durchaus nichts gilt, denn da der wurm⸗ fundige Engländer diefen Inſecten fo dreiſte die Tar⸗ tarey zu ihrem Vaterlande zueignet; fo vermurhe ich, er müffe gute Kundfchaften von ihnen befommen has ben, Ueberhaupt aber ſcheint mir, es möchte dems, felben ziemlich ſchwer fallen, zu beweifen, daß er ; 432 ‚Unterfuch. der unter den Rindvieh Oſtwind in einem Striche, ohne unterwegeng von an⸗ dern Winden eine andere abweichende Direcfiong» linie zu erhalten, aus der Tartarey bis nach London fo viel hundert Meilen weit über die See und noch über andere ftarfe Gemäffer wehen koͤnne. Ob es nun gleich möglich ift, dag durch das Einſchlucken giftiger Inſecten eine Viehſeuche zuweilen entftan- den ſey, fo glaube ich doch dieß nicht eher, bis es die Zergliederung der Thiere und andere äußerliche Zei- chen beftätigen , die ich oben bereits erwaͤhnet. Hat es aber nicht in allen Laͤndern giftige Inſetten, und muß man fie erft aus der Tartarey nach London kom⸗ men lafien ? Iſt es an und vor fich nothwendig, die Urfachen einer Seuche allemal etliche Hundere Meilen weit herzuleiten und einen Peſtzunder aus Aegypten zu verfchreiben? Der Vortrag wird mit den Wurm- gefchichten nach meinen Beduͤnken weder beliebter, ‚noch glaubwürdiger. Wollte man aud) die Mey: nungen von den fartarifchen Inſecten durch das Bey: fpiel der Heufchrecfen befraftigen ; fo werden die— . felben ʒwar manchmal von ſtarken Winden aus einer Provinz in die andere getrieben; fie vollenden aber feine fo weite, heimliche und geſchwinde Wind- und Wunderreife von etliche hundert Meilen, daß man niche die Straßen ihres Fluges, woher und wohin fie gezogen, erfahren und beftimmen Fonnte, ‚Es giebt auch noch Leute, welche die Urfachen eis ner Seuche aus einer unglücklichen Zufammenfunft gewiffer Planeten, oder Sterne, imgleichen aud) aus einem ſchaͤdlichen Einfluß des Mondes in den Erd- forper erklären wollen. Jedoch diefe Meynungen folcher milz: und mondfüchtiger Perfonen will ich * nicht g in Schleſien eingeriſſenen Seuche. 433 nicht erſt widerlegen. Noch weniger gehen mich die ſeltſamen Gedanken einiger Calenderſchreiber an. Maeines Erachtens iſt die Hauptquelle dieſer Seu⸗ che am deutlichſten aus dem Futter dieſer Thiere zu erklaͤren*, und ich will annoch, ehe ich ſchließe, hier—⸗ innen einen Verſuch wagen. Man wird mir doch wohl erlauben, fo viel davon vorzutragen, als ſich aus den erwähnten Umftänden am wahrfcheinlichften ſchließen laͤßt. En 101 2, Das Gras und die Pflanzen überhaupt ſaugen un⸗ ter den Säften, die ihnen die Wurzeln zur Nahrung zuführen, allerhand Salze aus dev Erde in fich, wel: he zum Weſen der vegerabilifcyen Körper noth⸗ wendig gehören **, Diefe in der Naturlehre aus: gemachte Wahrheit wird durch die nothwendige Duͤn⸗ gung der Felder. seinem jeden begreiflich genug ſeyn. Da nun im Sommer des. verwichenen1747 Jahres der Himmel über fechs bis fieben Wochen lang felten mit Wolfen bedeckt war ‚die Sonne fehr heiß ſchien, und die austrocknenden Sftwinde am gewöhnlichften wehten, die über unfere Gegenden RE ni rlahd ai RR * Haec igitur fubiro clades nova peftilitasque Aut in aquas cadit, aut fruges perfidit in ipfas Aut alios hominum paftus pecudumque cibatus - - CLonſimili ratione venit bubus quoque faepe ‚ Peftilitas, - - .erc, | Oeuvres de Lucrece par le Baron de Contures T.I, Liv. VI, p. 438. . “* Vallemont Curiofit£s de la nature fur la vegeta- tion des Plantes. c. 6. 8, De la Quintinie, Tr, d’Agriculture P.IT, c, 22, p. 217. 218, ER 6 Dand, Ge mr y 434 Unter ſuche der unter dem Rindviehe nur zuweilen einen kurzen Sprie⸗ oder Strichregen ſchickten *, fo trocknete dev Erdboden mehr als andere Jahre aus, und kriegte oberwaͤrts eine allzudichte Kruſte, welche noch uͤberdieß die gelinden Strich⸗ regen aufhielte, daß fie nicht in das Erdreich ein— drangen **. ‚Folglich wurden auch die mit der Er— de, vermiſchten Salze: trockener und allyuflüchtig. Jeder Flecken Erde von beliebiger. Größe verlohr demnach mehr von den bey ſich fuͤhrenden Salzen durch eine vermehrte Ausduͤnſtung, als — Ni? | RR: * Seneca in Oedipo Ad. I. v. 37-40: Non aura gelido lenis afflatu. fovet 230 +» F Anhela flammis corda, non —— leves Spyirant, fed igues auget æſtiferi Canis — — = ee — — PDeaeſeruit amnes humor atque herbas color * Der weltberuͤhmte Herr von Reaumur erzähle in “den Memoir. de l’ Academie, an. ‘1710. p. 519-541, daß die Landleute in der Gegend. von Turenne halb⸗ verſteinerte zermalmte Muſchelſchalen auf, die Aecker ſtreueten; wodurch ſie ſelbiges Land fruchtbar mach⸗ ten. Die ſo harte obere Kruſte der daſigen ſonſt un⸗ fruchtbaren Gegend wurde durch dieſen Muſchelgraus lockerer und milder, damit der Regen nicht gleich ab⸗ liefe; ſondern in das Erdreich einſockern koͤnnte Er beſtaͤtiget dieſe gelehrte Meynung durch andere Erfah⸗ rungen, daß gewiſſe unfruchtbare Gegenden, z. €. it Bretagne, da fo gar der Pflug die fo harte Oberflaͤ⸗ the der Aecker kaum durchfchneiden konnte, die Un- termiſchung von feinem Sande fruchtbar gemacht bat, weil hierdurch der Negen beffer zu den Wurzeln der eing —5 — Saamenkoͤrner einzudringen vermochte. Dieß Beyſpiel zeiget, daß ein trocknender Wind, und die Sonnenhitze die Oberflaͤche der Aecker manchmal kruſtig und unfruchtbar mache. | inschleſien eingeriffenen Seuche, 435 lich durch den Thau und auf andere Art wieder zus zuwachſen pflegte. Diefen Abgang der Sal⸗ ze ſpuͤrte man hauptfächlich an allen Erdgemächfen, Raum biefer Blätter abhielte, In, Was man beyıder Zergliederung der umgefalle⸗ un denen mit ben Rindsgallen forgfäl- tig angeftellten Berfuchen wahrgenommen, beftätie get meine Saͤtze; ja fo gar das menfchlihe Ge ſchlecht ſpuͤrte Hiervon einige Wirkung, weil fie Kohl, Kraut, Ruͤben, Peterfilge und anderes Grin zeug>gegeflen, denen e8 heuer ebenfalls an Safer mangelte., Sind nicht Seitenftechen Carhärthals fieber ‚ und meiftens lauter folche Krankheiten, die u Ee 2 von 3 ; F 436 Unterfuch. der unter dem Rindvieh von einem faulen und verfchleimten Blut entfprin: gen, bey uns die allergewöhnlichftengewefen? > sch will jego.noch ein Paar Einwürfen begegnen. Wäre der Erdboden in ganz Schlefien von einer- ley Beſchaffenheit; fo würden auch die austrocknen⸗ den Oftwinde'und die Sommerhitze überall einerley Wirfungen gezeigt haben, und die Biehfeuche wäre allgemein worden. _ Der Unterfchied aber einerjeden MWiefe, Weyde, Huthung , Acker ‚oder. eines jeden Stücdetandes, wo firMenfchen und Vieh Gras und - Pflanzen wachfen, macht, daß auf einem jeden fol chen Orte Gras, Kräuter und Pflanzen wachfen, deren Innerlicher Bau allemal an ſich felbft gewiſſer⸗ maßen ‘von andern unterfchieden ift, ‚obgleich die Art und. die Gefchlechter einerley feyn. Wir wiflen namlich; daß auf einem Boden vieles: fetter: wächft oder magerer als auf dem andern, und aud) viele Pflanzen von einerley Art dem Geſchmacke nach ſich fehr merklich unterſcheiden, welches bloß auf der Bes fchaffenheit des Bodens beruhet. Folglich hat ſich die Seuche nur in denjenigen Fuͤrſtenthuͤmern oder Gegenden geäußert und uͤberhand genommen, wo die Natur auf folhem Boden Wiefen, Weyde und Hu: thungen angebauet hatte, in dem ohnedieß die Salze fparfam waren ; mithin ein noch größerer Abgang durch die Oſtwinde defto empfindlichern Schaden thun mußte Dieß iſt alfo die Urfache, warum auch im breßlauifchen Kreife einige Dorffchaften und Gemein- den gänzlich von der Seuche befreyer blieben ; da die andern Gränznachbarn alles Rindvieh eingebüßer. Der Einwurf, daß manchmal aus einem Stalle verfchiedene Stücke beitändig gefund geblieben, . ie in Schleſien eingeriffenen Seuche. 437 fie gleich von dem Franfen Viehe gar nicht abgefon- dert waren, und auch auf einer Wende geweydet, wird fih ein jeder felbit gar bald auflöfen, wenn er nur den fo verfchiedenen Bau der Körper von einerley Art und Gefchlechfe, den wir bey den Menfchen vor diefem die Temperamente zu nennen pflegten, überle- get; Fraft deffen dasjenige, was zehn Kühe hatfranf machen müffen, die eilfte dennoch frefien mag, ohne ihre Mafchine dadurch zu verderben ; nach Dem be- kannten Spruͤchwort: Was einem fchader, ſchadet bes» wegen dem andern nicht, Vermuthlich würden die von mir atıcpen el ur⸗ ſachen auch unter dem andern Viehe gleichergeſtalt eine Seuche erregt haben, wenn der unterſchiedene Bau ſowohl der fluͤßigen als feſten Theile dieſer Koͤrper eine gleiche Wirkung dieſer Urſachen bey den eg anderer Art verftatter hätte *. | Es fommt überhaupt bey den Thieren gar viel auf die Beſchaffenheit des Futters vor. Unſere Kohl. gaͤrtner, die allhier Kraͤuter genennt werden, pflegen meiſtentheils ihre Pferde mit Trebern zu fuͤttern. Sie bleiben darbey ſtark, munter, fett und beſchaͤ⸗ men oft die ſtattlichſten Rutfchpferde. Wer 9 die⸗ ſelben auf einmal zu hartem Futter oder zu Haber ge— möhnen will, wird den Scyaden von dieſer Beräns derung fon einfehen lernen. Pferde, die bey den Ee 3 or Roß⸗ Et magis eſſe aliis alias animantibus aptas Ä Res ad vitai rationem oftendimus ante Propter disfimilem naturam disfimilesque Texturas inter fefe primasque figuras. Lucrece par Contures, T,II. L,VI. p.466. erh 438 Unterfuch. der unter dem Rindvieh Roßhaͤndlern nur Gras oder dürres Heu gefrefian, müffen, wenn man folchen hernachmals Heu und Ha: ber ordentlich zu freffen giebt, allemal eine Krankheit ausſtehen. Der berühmte Engländer, Herr Heinrich Ellis hat in feiner Abhandlung * von der Raude der Schafe und Laͤmmer, durch" mancherley Exem⸗ pel gezeigt, wie die mehreſten Krankheiten diefer fo nußbaren Thiere bloß in der Befchaffenheit des Fut⸗ ters ihren Grund haben, und erweifer, daß dieje⸗ nigen Schafe, die auf einem allzufeuchten Boden gewendet worden, unausbleiblich die Raͤude kriegen Ich muß mich bier der möglihften Kürze befleißen, fonft koͤnnte ich noch allerhand gemeine Krankheiten des Rindviehes anführen, die bloß auf der Befchaf- fenheit des Futters beruhen. Landwirthen find fie ſchon bekannt, und andere mögen bey dieſen dießfalls nachfragen. So viel ift indeflen gewiß, daß die Schafe den Abgang der Salze in ihrem Futter wür- den empfunden haben und nothivendig Daher auch von ‚der Seuche überfallen worden feyn, wenn man ihnen nicht gewöhnlichermaßen allemal mehr Salz zu freffen gäbe, als dem Rindviehe. Die Dürftig- feit hat an vielen Drten den befümmerten Sandmann gezwungen, wegen bes hohen Preifes dem Rindvieh ‚Das Galz abzubrechen. Ich habe in dem Jahre 1748 einigen Sandwirthen gerathen, fo bald ſich die Seu— heim Sommer äußerte, ihren Kindern und Kühen noch einmal fo viel Steinfalz zu geben, und fie er⸗ ——— BE | * Die Ueberſetzung hiervon ffehet in dem vorfrefflichen. Hamburgiſchen Magazin, Ver B, 2te8 Stuͤck, Seite Ham a ki heine in Schleſien eingeriffenen Seuche. 439 ‚fuhren die Wahrheit meines Hanprfaßes zu ihrem Nutzen; da ihr Vieh in eben dieſem Jahre geſund und lebendig blieb. Hingegen ihren Nachbarn, die ſolches nicht gethan, verreckten ebenfalls wieder im Sommer, die erſt vor ſechs Monaten neu angefchaff- ten gefünden Kühe, und fie glaubten nachhero mit ihrem großen Schaden, daß der Abgang an Salzen, zudem ‚fie die Sparfamfeit oder die, Noch wegen des theuren ‚Preifes genöthiger, die durch den Mangel: der na; tuͤrlichen Salze in Gras und Kraͤutern verurſachte Seuche in den Jahren 1747 und a8‘ um ein: merke liches vermehret habe. . ENGL; Ich wiederhole nochmals, daß chin meine Murhe maßungen nur auf dieß gründen , was ich in dem breßlauifchen Umkreiſe beobachtet und erforfchet Habe, Ich will folche daher weder für ganz Schlefien, nod) - auch für alle auswärtige Derter, wo dieß Lebel gewuͤ⸗ eher, fürallgemein erklären; ;. fondern überlaffe vielmehr andern die Linterfuchung, "in wie weit die Zufälleiund dieß, was ich bey der Zergliederung beobachtet, mit dem, mas in andern Gegenden angemerfe werden, übers einſtimmt oder unterfchieden fey. · Wer weis, weni man den aus der Unwiſſenheit entſtehenden Aberglauben bey Seite ſchafft, und nicht zu ſicher allen Erzaͤhlungen trauet, ob nicht auch an andern Orten die Urſachen der dem Rindvieh toͤdtlich geweſenen Krankheiten, aus eben denen hier angejeigten Quellen ” erlaͤutern ſeyn moͤchten? RE. In den Jahren 748 und 49. hat die Seuche be» rd unter den Kühen wiederum fehr ftarf über« Ee 4 hand 440. Unterf. der unter dem Rindvieh ꝛc. ‚hand genommen, jedoch find nicht fo eine große Anzahl berfelben verreckt. Sie fing fchon zu Ende des DBrachmonats an/ und dautete bis in den Auguſt. Weil es nun in dieſen Srübjabren und Sommern eben⸗ falls wenig regnete und die Oſtwinde am allerofterſten weheten, fo mag man wohl hieraus auf die Gleichheit der Urfachen dieſer Seuchen ſchließen. Viele Land⸗ wirthe haben mir die Zufaͤlle und den ganzen Verlauf der Krankheit eben ſo wie die vorigen beſchrieben, und die Eroͤffnung der verreckten Thiere hat auch wie im Jahre 1747 entdeckt, daß ſonſt der Körper feinen Fehler als das ſchwarze Blut, und wieder eine allzu⸗ große Gallenblaſe gehabt habe, ‚Einige nothwendige Reiſen und andere Geſchaͤffte, worzu ich in eben dieſen Monaten, da die Seuche war, meine Zeit verwen⸗ 5 verhinderten mich, ſowohl die obenerzaͤhl⸗ ten Verſuche mit der Galle zu wiederholen, als auch bie Umſtaͤnde dieſer Krankheiten mit ſolcher Aufmerk · ſamkeit zu unterſuchen, wie ich in dem Jahre 1747 ‚habe... Dannenhero bath ·ich einen andern ges ten Freund, die vornehmften Verſuche ‚mit der —9* nach der angegebenen Vorſchrift anzuſtellen. Seine dabey gemachten Beobachtungen ſtimmen mit den meinigen, ſo wie ich ſie erzaͤhlt habe, in der Haupt⸗ ſache uͤberein. Da nun auch die Farbe der kranken Rindsgalle vollkommen uͤberein traf: ʒ ſo iſt wohl kein Zweifel, daß in allen dieſen drey Sahren ——— aus einerley Art von Haupturfachen moͤge ‚sagte / Be en, fon, h Nr —— fr, — NG 441 —— m, Ri on Bi Nayrint si son den Tofkein- | und * bey Langenſalze in Thüringen. enn man bey $angenfalge in die Erde hin« ein geäbet, fo finder man unter der Damm erde erftlich eine Arc Toffftein, ‚fo, aus einer Menge in mancherley Lage: mit IRBBBOH ver — — beſtehet. ra — —— Dieſer Doffſtein reicht an — Orten an⸗ —** unter die Dammerde; an andern aber lie⸗ „gen noch etliche Sagen Sand mit kleinen Flußſchne ⸗ Een vermifcht darzwiſchen. "Gin Theil von diefem Sande ift blaßgelb und fehr weich, und wird hier zum Scheuren ‘gebraucht ;' ein Theil aber iſt faft aſchgrau, und etwas (härfer;. und kommt dem An» fehen nach, dem Cement, das zu Andernach, im Tries eifchen, gegraben, und in Holland ** —— ziemlich gleich. 4 | —* an: Ee 5 ir — 442 Nachricht von den -* Anter felbigen liege, tie die daſigen Maurer und Steinmegen zu reden pflegen, eine Bank fefter Toffſtein, der aber Feine vergleichen Möhren bat, fondern durchaus dichte ift, und lagenweiſe auf einan- der liege, fo, daß er in verſchiedenen Schalen und Quaderſtuͤcken, von einem Zoll an, ‚bis ein auch wohl anderthalb Fuß ftarf — mi Sodann folgt an ‚einigen Orten RE, eine Sag lockerer Toffſtein mie Möhren, manchmal aber Sand, und nach dem kommt wieder eine fefte Stein- banf; an andern “aber ift nur eine leere Kluft vnihen BeaRen ——— — * & L a — Dieſe Kuuft Cm dir — in Abfuheun des Kegentaflers, und andern AUnflaths aus den Vie fällen und Abtritten, vortreffliche Dienfte Man darf nur Durch die obere Bank bis auf gedachte Kluft nieder arbeiten, ſo hat man eine Abzucht, die alles, was hinein konmt, verſchlingt und niemals‘ voll wird, wie dergleichen in vielen Häufern ſonderlich wo viel Daͤcher zuſammen kommen, und ſtarke as milien wohnen anzutreffen. Arbeitet man aber auch durch die zweyte Bank nieder, „fo. fomme man, fie unter der erſten/ entweder auf einen roͤhrenfoͤr⸗ migen Toffftein, oder auf einen gelblichen ‚Sand, worauf hernach erſtlich eine Lage Turf, ſo dann wie⸗ derum ein gelblicher Sand, und endlich ein grauer Letten, dergleichen ſie als eine Walkererde in den Walkmuͤhlen zu den 2*8* Zeugen rg“ 3% und Toffſtein⸗ und Turf⸗Lagen. 2443 und insgemein Loͤtherde hennen, folgend angetroffen Mit dieſem Turfe faͤngt ſich zugleich das Waſſer an, und es muß deswegen, wenn man einen Brun⸗ nen haben will; wenigſtens bis dahin nieder gearbei- tet werden, Und ſpuͤrt man dabey, welches das fon« derlichfte, wenn an die rechten Drte trifft, nicht, daß es dem Brunnen im geringften etwas fchade, wenn gleich die Abzucht nahe dabey lieget; allemal aber thut es doch nicht gut, und es hat verfchiedene Brun | nen; die ‚Deswegen — ge er Anlangerb die Steinbänfe, fo-ift die Stärke‘ von beyden zufammen, an theils Hrten 6, 8,10 bis 12 Fuß, indem es darinnen nichts gemiffes "Hat, ſondern der Stein liegt an einem Orte ftärfer/an dem andern ſchwaͤ⸗ her, an teils Deren geht er auch gar zu Tage aus; Ueberhaupt aber geben fie faft unter der ganzen Stadt weg), und ziehen fich gegen Morgen u, vermucblich bis an die Unſtrut, als die ein gut Theif tiefer‘ and über welcher ſich hernach bey Merxleben das A bafter= oder Kalfgebirge anfängt; wiewohl es auch fchon diepfeits derfelben, ——— * game: * — daran nicht fehlet. Der Turf aber if nicht mehr als etwa, einen zween, ſelten aber drey Fuß ſtark, und beſteht Be —F aus Baumrinden, Hol, Schilfe und verfaultemnſLaube, deme bin und wieder kleine Fluß: und Gartenſchne⸗ cken beygemifcht find, Es hat Drre, mo a 444 | Nachricht von den me, mit Wurzel und Aeſten gefunden worden. Ja es Haben mich Leute, Die ſelbſt mit dabey gearbeitet, ver: fichert,, daß fie vor wenig Jahren an einem Orte or« dentliche Stöce, mie 'in einem Walde, in dem Turfe angetroffen, woran noch der Hieb zu fehen gewefen, wie der Stamm abgehauen worden, und anden Toff: ſtein, der unmittelbar auf dem Turfe auflieget, und mit vielen Roͤhren und Zacken manchmal einen hal⸗ ben Fuß tief und mehr in ſelbigen eingreift, ſiehet man gar deutlich, daß es zuvor nichts anders als Schilf, Bimſen, Roßſchwanz, und dergleichen an moraſtigen Orten wachſende Kraͤuter geweſen, ob man ſchon gegenwaͤrtig von deren erſtern Subſtanz a FORD gewahr wird, * Was das merkwuͤrdigſte dabey iſt, if biefeg,. baß in.der ganzen Gegend, fo tief als die befchriebenen $agen reichen, von Marinis nicht dag geringfte Merf- mal angetroffen ‚wird. In dem darunter liegenden lettigen Gebirge Bingegen hat es, wie.ich an verfchie- Denen Orten wahrgenommen, Abdrucke von Seemu⸗ ſcheln die Menge. Es giebt wohl, wie ſchon gedacht, in dem Sande, und in dem Turfe, ja auch zwiſchen dem röhrenförmigen Toffftein, und felbft in den fe—⸗ fien Steinbänfen, Schneden, und fo genannte Am» monshörnerchen im Ueberfluß ‚ fie find aber alle von Der Ark, wie man fie noch jeßo in Wäldern und Fluͤſ⸗ en findet, und was man ſonſt darinnen etwa antrifft, daflelbige ift auch alles von den Marinis gar weit entferne. Man weis, daß mehr als einmal Korn äbren, Pflaumenfern, auch vor wenig. Sabren “ RE opt Toff ſtein und Turf⸗ Lagen. 445 Kopf von einem Menſchen in den feſten Steinbaͤnken gefunden worden; und ich erinnere mich noch, von meiner Kindheit an, daß meine Aeltern, da fie eins⸗ mals seinen Keller. graben laffen, viele ungeheure. Zähne nebft einem ganzen Kinnbacken, von unges möhnlicher Größe Cich weis aber nicht, ob es im Stein gewefen, oder ob es oben auf gelegen) gefun⸗ den, und als ein Curioſum nad) Dreßden, oder Leipzig, geſchickt ha: af en, >. 4 TFA * — —— an VI. Bon 446 Don einer fritifchen Fu. 522 SEE BZ 22 SE ze ZZ ze 2 22 27 Bon einer kritiſchen Karte von Deutfchland, er Tobias Mayer. bat auf Koſten der Eee y) ) hohmanniſchen Erben eine fritifche Karte ZI yon Deutfchland geliefert. Es find bey derfelben fo viel Dbfervationen der ‘Breiten, als man hat haben koͤnnen eine große Menge Specialfar- ten und die Itineraria der Alten zu Rathe gezogen wor- den. Aus denfelben hat Here Mayer die tagen der Derter fo zuverläßig als möglid) beftimmt, und zu: gleich die Plaͤtze, in welche eben diefe Derter von der vorigen hohmannifchen Karte und von der Delisli- ſchen gefegt werden ‚angezeigt. - Daher fieht einer- ley Dre auf diefer Karte meift dreymal, und nice allezeit befinden ſich feine. Drey Namen gat zu nahe beyfammen. Die Derter, deren Breiten obfervirt find, haben Kreuschen zum Zeichen, aber diefe Kreuzchen find ſehr felten. Ueberhaupt würde je» mand, der die Namen der Städte nicht läfe, diefe Kar⸗ fe ſchwerlich für die Abbildung des fo volfreichen Deutfchlandes Balten, Der Bezirk, den Dreßden, Leipzig, Nuͤrnberg, Linz und Prag einfchließen, ſieht fo ſchoͤn weiß aus, als wenn er zur Karte von $appland gehörte. Es ift auch) nicht zu verwun- dern, Herr Mayer bat ſich den Spruch des gries hifchen Weltweifen zur Vorfchrifegenommen, a2 1uG® IV wie. _ Karte von Deutfhland, 447 wie ihn ein Schiffbruch auf eine Inſel warf, bey Erblickung geometrifcher Figuren im Sande aus- rief: Bier wohnen Menſchen. Aber nach dies ſem Ausfpruche wohnen nicht allzuviel, Menfchen in Deuffchland. Wir münfchen, daß die Bemuͤhun⸗ gen der vortrefflichen: Fofmographifchen Gefellfchafe dienen mögen, eine größere Menge von Einwohz ‚nern Deutfchlandes zu Menſchen zu machen. Lieb⸗ dee der Geographie werden aus diefer Probe mit Verdruß fehen, wie noͤthig die Unternehmungen der Geſellſchaft ſind, und wie viel dieſe Unternehmungen noch vor ſich haben. Doch Fuhrleute und Poſtillionen treffen die Wege von einem Orte zum andern, ohne verbeſſerte Landkarten. Und es giebt Perſonen, die mit Extrapoſten, und mit ſechs Pferden fahren, und in dieſem Falle eben fo Flug denken, als Fuhr⸗ eeute und Poſtillionen. U Zihalt des vierten Sticks im fechiten Bande, 1. Agricolä Abhandlung von dem Dionyſus. S. 339 u. ‚Krügers Nachricht von einem Steine, welcher ſich in dem Gaume erzeuget 374 II. Kofmographifche Nachrichten und Sammlungen zu der Weltbeſchreibungswiſſenſchaft 380 W. Stiefs Unterfuchung der unter dem Rindviehe in ’ Schlefien eingeriffenen Seuche 399 V. Schoberd Nachricht von den. Toffftein- und Turf⸗ | Lagen bey Langenſalze in Thüringen 441 VI. Von einer kritiſchen Korte von Deutfehland 446 — * Be (0% Hamburgifhes Magazin, oder geſammlete Schriften, zum Unterricht und Vergnügen, aus der Naturforſchung und den angenehmen Wiffenfchaften überhaupt. Des fechften Bandes finftes Stu. ee er Die Königt. pobin und Churfürftt. Sachſſcher Freybeit. Hamburg, bey Georg Ehrift. Grund, umd in Leipzig bey Adam Heinr. Holle, 175% nl 1 9 Fortgeſetzte Abhandlung * | von der Wirkung der Lufe auf und in _ ie menſchlichen Körper, von dem San John Arbuthnot, M.D. Das VI Sauptſtuͤck. Von dem Einfluſſe der Luft in die menſchlichen sprengen und — N b ich gleich einige allgemeine Anmer⸗ kungen und Urſachen hiervon in dem vorhergehenden Theile dieſer Verſu⸗ d che bengebracht habe; fo glaube ich, Ber daß es doch noch eine befondere Bes — erfodere. Die Wirkungen der Luft auf dem Sf2 menfche Siehe des sten Bandes IL Stuͤck, 202 Seite 452) » Bon Der Birfung de eufe N, menſchlichen Koͤrper ſind nach er? heit des Wetters, der Himmelsgegenden: und fände ſehr uns" terfchieblich. ‚Die Phyſiologie davon iſt fehr Dunkel und unbollkommen, nicht nur in dem Theile, der alle» zeit ſchwer zu finden feyn wird, nämlid) was die ver- fchiedenen Eigenfchaften der Luft, und ihre Art, wie ſie auf den menfchlichen Körper wirket, anbetrifft; fondern auch in demjenigen Theile, der in Dem Be— griffe des menfchlichen Fleißes und ber Einficht deffel- ben befindlich ift. Wenn eine Hifterie von —— oder ein Tagebuch von Krankheiten, mit dem verglichen, eine gute Zeitlang und zwar an vielen ten fortgeſetzet wuͤrde; wollte ich es wagen, zu * aupten, daß die Menfe en. zu einer mehr als muth⸗ eher Erfermmiß in diefer Sache Glare könn fen. Die alten Aerzte feheinen in diefem Stuͤcke forg- fältiger gervefen zu feyn, als die neuern, und Diejeni- gen von den Neuern, fo Darauf Achtung gegeben, Ha- ben in ihrer — vielleicht Feine geringe Figur gemacht. A Hippofrares * * es liege einem Arzte auf, die Lage, die Luft, und das Waller einer Stade in Betrachtung zu ziehen, um zur Erfenntniß ihrer ges möhnlichen Krankheiten, und der Zeiten derfelben zw gelangen. Seine eignen Betrachtungen find auch ‚ganz befonders, und, legen die Anziehung der $uft von den menfchlichen Körpern zum Grunde, Zum Erem- ; pel Städte, die viel Sonne haben, und von gut durchwehet werden, die auch) zu gleicher Zeit mit heilſamem Waſſer verfeen find, bleiben frey von vie⸗ len *De Aere, Loeis et Aquis. auf u. in die menſchlichen Körper. 453 ‚Ten Krankheiten, welchen diejenigen unterworfen find, fo. ſich in: den. gegenfeitigen Umftänden befinden. Städte in Griechenland, von welchen Die nördlichen Winde abgehalten würden, mären ungefund. In einem trockenen Sommer endigen ſich Die Krankheiten eher, als in einem naffen, in welchen fie hartnäcfig und zu Geſchwuͤren geneigt ſind, indem die Hitze und Feuchtigkeit in der Luft Faͤulung verurſachet. Kalte Luft verurſachet Fluͤſſe und Heiſerkeit. Waͤſſerichte Fluͤſſe und uͤberfluͤßiger Schleim waͤren Wirkungen des Winters, welche Frauen unzeitigen Geburten, und Kinder Convulſionen, und diejenigen, ſo ſich viel in der Kaͤlte aufhalten muͤßten, Entzuͤndungen der Augen und Lunge unterwuͤrfig machten. VDieſer ſcharfſichtige große Mann behauptet, er koͤnne Die ‚Krankheiten aus dem Wetter und fo auch das Gegen- cheil vorher fagen. Hitze, ſaget er, fo-auf eine naſſe Witterung folge, verurſachet wärlerichte Flüffe auf das Haupt und den Leib, und fharfe Fieber, Kaltes Wetter in den Hundstagen wo nicht ein gemäßig- ter Herbſt darauf folget, iſt gefährlich für Frauen und ‚Kinder, verurfachet, Duartanfieber und die Folge der: felben, die Waflerfucht. Ein gelindes regnichtes Werter, auf welches noͤrdliche Winde im Frühlinge folgen ‚. iſt ſchwangern Frauen gefaͤhrlich, verurſachet Fluͤſſe auf die Lunge, Coliken bey den Phlegmati« ſchen/ und Entzündungen bey den Cholerifhen. Ber Atopfungen nach Eröffnungen verurfachen alten Leuten die gelbe Sucht, und. einen fchleunigen Tod, Ein vegnichter Frühling und Herbft machet einen kraͤnkli⸗ chen Winter; hitzige Rieber bey, Perfonen vom Mite a und Phlegmaticis, ae und Lungen⸗ f3 ent⸗ 454 Don der Wirkung der Luft entzündungen bey Cholericis. Ein trockener Ei mer, worauf ein naffer Herbft folger, bringe Kopf⸗ fchmerzen, und den Schlag zuwege. in trodener Herbft, mit nördlichen Winden, ift gut fie phlegma- tifhe, aber gefährlich für hoferifche Conſtitutionen, weil die waͤſſerichten Theile, welche die Galle verduͤn⸗ nen, verſchlucket werden. Eben fo gruͤndlic ſi ind auch alle ſeine Anmerkungen von den Krankheiten der Jahreszeiten, in ſofern fie auf die Miſchung der Luft anfommen, Er giebt den Kath, daß man die Be- fhaffenheie der Luft bey chirurgifchen Operationen in Erwägung ziehen folle, und will, daß in den Solfkitiis der Stein nicht gefchnitten werbee Was er von den Acquinoctiis und dem Auf⸗ und Untergehen der Ster⸗ ne ſaget, ſcheint phantaſtiſch und den Meynune — damaligen Zeit gemaͤß zu ſeyn. Dieſer große geht noch weiter. Er ſchreibt die verfchiebenen GR ſtalten, Farben und Gemürhebefchaffenheiten der Menfchen, ja fogar ihre verfchiedene Kegierungsar- ‚ten dem Unterfhiede der Befchaffenheit der Luft zu. Er fagt: die fruchtbaren Laͤnder Afiens bringen wegen ihrer gemäßigten Hiße und Feuchtigfeit große und . ſchoͤne Thiere hervor. Ihr mildes Clima machet, daß ſie zaͤrtlich und weibiſch ſind, und keine Arbeit und Härte ausftehen koͤnnen, wie die Griechen (in— dem häufige Veränderungen an dem Körper auch das Gemürh rühren). Daher find die Einwohner Afi- ens nicht fo Fühn und tapfer, fondern fflavifch und Herren unferwürfig, —* daher entſtehen leicht Mo- narchien bey ihnen. Wenn ſie gleich gezwungen wer⸗ den, fo find fie doch nicht willig ihre Ruhe und Fami⸗ lien zu verlaſſen, oder ihr Leben die Macht und den auf un in die menfehlichen Körper. Ass den Reichthum ihrer Herren in Expeditionen zu wa⸗ gen, wovon ſie ſelbſt keinen Vortheil zu genießen ha— ben. An der andern Seite ſind die Griechen und nordiſchen Einwohner Aſiens kuͤhn, dreiſte und kriege— riſch, und da ſie ihre eigne Herren ſind; ſo begeben ſie ſich willig in Gefahr, wovon ſie ſelbſt den Vor⸗ theil einerndten. Nachgehends ſchreibt er von eben der Materie folgendergeſtalt: So wie die Gleichheit der Miſchung der Luft die Einwohner Aſiens ſchlaͤfrig mache; ſo mache die große Veraͤnderung der Hitze und Kaͤlte in Europa, indem ſie wie auf den Leib alſo auch auf das Gemuͤth verſchiedentlich wirke, die Einmoh- ner dieſes MWelttheiles wirffam. Wirkſamkeit zeuge Tapferkeit, und Tapferkeit zeuge Gefege ihr Eigen: thum in Sicherheit zu halten, und da fie nach Geſe— Gen regieret würden, fo wären fie auch der Belohnun⸗ gen und Früchte ihres Fleißes fähig, welches ſich bey denen, fo unter einer unumſchraͤnkten Monarchie leb⸗ ten, nicht fände. Diefer gute alte Mann fcheint Fein Freund von der Monarchie gewefen zu feyn. Die Phaſier, faget er, find, wegen der außerordentlichen Feuchtigkeit ihrer Luft, lang, zart, aufgefchmollen, bloß. Es fann Fein gegründeter Urtheil feyn, als diefes, denn dergleichen Wirfungen entftehen von fhlaffen Fibern, und fchlaffe Fibern kommen von auferordentlicher Feuchtigkeit. Diejenigen, welche bergichte Gegenden bewohnen, find verwegen und wirffam, und das Gegentheil findet ſich an Einwoh⸗ nern fruchtbarer Ebenen, wo ftehende Waſſer ſind. Einwohner don trockenen und unfeuchtbaren —* den ſind ſtolz und hartnaͤckig. Ein fetter Boden bringe einen fetten Verſtand hervor. Ein unfrucht- 5f4 barer 36 Von der Wirkung der Luft - barer Boden, mit Falten Wintern, machet die Ein wohner übereike und hißig von Gemuͤth, hochmuͤthig, und von gefchwinden Begriffen. In diefem Buche, de Flatibus, wo es anders das feinige ift, fchreibt er Die Urfachen aller Kranfbeiten, infonderbeit der Peſt, ver tuft zu. In feinem Buche de Morbo fa- ero geht er noch weiter, und behauptet, daß die Luft den Gliedern Empfindung, $eben und Bewegung ebe. - 3. Sein vortreffliches Bud) von epidemifchen Krankheiten, ift eine Geſchichte der Krankheiten, und des Wetters, woraus er manche von den vorgedach- ten nebft noch andern Anmerkungen gezogen, und durchgängig kann man. eine große Gleichfürmigfeit zwiſchen der Befchaffenheit der Luft und der Krank: heiten bemerfen,, wovon nicht wenige Erempel koͤnn⸗ ten bengebracht meiden. Die Beſchaffenheit ſeines erſten Abſchnittes iſt, ein naſſer Herbſt, ein trockener Winter mit noͤrdlichen Winden, ein kalter Fruͤhling, ein milder Sommer, wobey er fehr wenig Suppura⸗ tionen bemerket. Die Beſchaffenheit ſeines andern Abſchnittes iſt ein feuchter Herbſt ein feuchter und nachgehends Falter Winter ein Falter nördlicher Früh- ling. Die natürliche Wirkung eines. felhen Falten feuchten Jahres waren. Entzündungen der Augen, Coliken, Bauchflüffe, große Flüßigfeit, Ftußficber, wenig bejtändige, Tertian - Halbtertian- einige Quar⸗ tanfieber, fein großer, Durft, oder Blutfluͤſſe ben Fie⸗ bern, Catarrhen, und Fluͤſſen auf den. — kurz alle Wirfungen.der, feuchten — von men tichen Körpern eingefogen wird. - Was in der Bez fhaffenheit Kineg, Dritten ee AR eint, auf u. in die menſchlichen Körper. 457 ſcheint, ift eine außerordentliche Dürre, ein trockener Falter Winter, Frühling und Sommer. In einem folchen Jahre fanden ſich Gichtbefchwerungen, rothe Ruhr, Blurflüffe von ‚aller Art, als eine Wirkung der Spannung der Fibern von der Kälte und Teo- ckenheit, beftändige Fieber mit Raſerey und Durſt, die gefährlichften Krankheiten für junge und ftarfe Leute; heftige und wiederholte fieberhafte Zufälle bey= des im Winter und Sommer, welche kalt waren. In feinem andern Buche fchreibt er die ſtark im Schwange gehenden Carfunfelgefhwüre der großen Hige zu, und bemerfer, daß ein Schwigen auf Plag- regen, und Durchlaͤufe auf Feuchtigkeit erfolget; daß hitzige Sieber in einen: heißen und trockenen Sommer am heftigften, daß Kranfheiten bey einem beftändi- gen Wetter einformiger und leichter als in veränder- lihem Wetter zu heben, und daß Krankheiten im Fruͤhlinge lange nicht fo gefährlich gewefen, In die fem Buche bemerfer er gleichfalls, daß ſich in einem gelinden Winter, bey Südwinden, in einem trode- nen Srühlinge, und in einem Sommer, in welchem viel feiner Regen, wie Ihau gefallen, Fieber und Geſchwulſte inter den Ohren geäußert. ‚Eine Arc von einer peftilenzialifchen Witterung, fo in.dem dric- ten Abfchnitte feines dritten Buches befchrieben ift, war ein harter Winter, auf welchen. ein ‚vegnichter marmer Frühling, und ein fehr heißer Sommer ohne Winde fülgete, fo der Witterung. des Jahres, wie die Peſt in Sondon gemwefen , nicht ungleich ift. Dieß Jahr, welches Hippofrates befchrieben, ift wegen ei nes entzündenden Auffahrens der Haut, -und aller Krankheiten von MH N merkwuͤrdig gewe 5 453 Don der Wirfung der Luft In dem fechiten Buche bemerfet er, daß häufige Ber- änderungen der Winde von Morden zu Süden Ent- züundungen der $unge zuwege bringen, und überhaupt, daß Die eigentliche Witterung der Jahreszeit, nach- dem fie früher oder fpater koͤmmt, nachdem fie tre- den, Falt, heiß, mit oder ohne Winde ift, die Na— fur der Krankheiten beftimmer. Diefes find einige wenige Proben von der Einfiche und dem Fleiße die⸗ fes großen Mannes, und wie fehr er fich auf diefen Theil feiner Wiffenfchaft geleger, nämlich auf den Einfluß der Luft in die menfchlichen Conftitutionen, worinn ihm wie nicht zu zweifeln ift, die Bemerkun⸗ gen feiner Vorgänger fehr zu ftatten gefommen, und ic) hoffe in der Folge diefes Capitels zu zeigen, daß fehr viele von feinen Bemerfungen, und felbft diejeni- gen, welche höchft phantaftifch zu feyn fcheinen, auf natürliche Urfachen, fo ihren Wirkungen gemaß find, beruhen. = 4. Wie ich vorhin bemerfet habe, fo ift die Ma— terie von dem Einfluffe der Luft auf die Conſtitutionen und Krankheiten des menfchlichen Leibes, von den neuern Aerzten, nicht mit der genauen Aufmerkſam⸗ Feit, die fie verdienet, abgehandele worden. ‘Bemer: kungen von diefer Art findet man nur fehr wenige, und in feinem Sande hat man eine ordentlich fortge- führte Reihe davon aufzuweiſen. Was Diefer Sache. ein großes Licht geben würde, ware eine Sammlung von Bemerfungen in Ländern, wo die Eigenfchaften der Luft ftarf von einer Ausſchweifung auf die andere gerathen, und wo die Wirterungen , nebft diefen Yue= ſchweifungen, und die Krankheiten, fo davon herrüh- ven, regular find. Aegypten ift ein Sand, das * | allen auf u. in die menfchlichen Körper. 459 allen diefen Abfichten einigermaßen übereinfommt; und es ift zum Gluͤcke geſchehen, daß ein fehr berühm ter Arzt, der fich eine Zeitlang allda aufgehalten und feine Wiſſenſchaft ausgeübet, uns eine gute Nachricht beydes von der dafigen Witterung und den Kranfheis ten des Sandes gegeben. 5. Aegypten liege zwifchen Aethiopien, der mittels ländifchen See, Arabien und der Barbarey, welche nad) der ißt erwähnten Ordnung in Anfehung Aegy⸗ pten gegen Süden, Norden, Oſten und Weſten lie- gen. Groß-Eairo, wo Profper Alpinus feine Wiſſenſchaft trieb, liege 30 Grad Norderbreite, wie Prolemäus fagt, 6 "Grad über den tropicum cancriz welcher aus diefer Urſache den Winfel des Aequators niit der Eklyptik für 24 Grad 30 Minuten größer muß gehalten haben, als er jego bemerfet worden. Diefe große Stadt liege an dem Fuße des Gebirges des fteinigten Arabiens, fo gegen Dften befindlich ift. Es ift diefelbe ven Nordwinden ‚ welche über die mit telländifche See herwehen, völlig bloß gefteller. Ge— gen Süden finder fi) ein heißer fandigter Boden ; daß alfo die Abwechfelungen von Hitze und Kaͤlte, m wie die Winde von Morden und Süden, über das mittelländifche Meer oder über den heißen Sand her- wehen, ausfchmeifend find. Die Hbwechfelungen der Hitze und Kälte von den andern Winden ift hingegen fehr geringe, indem diefer Drt dem tropico fehr nahe liegt. Da der ‘Boden fehr fandigt ift, und bloß durch den Schleim des Nils ohne Regen fruchtbar gemachet wird; fo finden fich allda kaum einige feuchte Ausduͤn⸗ ffungen von dem Boden felbft, indem die Luft von der wäfferichten Oberfläche des Nils, während der 4560 Von der Wirkung der Luft der Ueberſchwemmung, oder von den Dünften, Die durch die Nordwinde von dem mittelländifchen Meere bergebracht werden, Feuchtigkeit empfängt. . Aus dieſen Urfachen ift die Luft fehr heiß, und die Hiße in der Gegend des tropici würde unerträglich feyn , wenn feine Nordivinde weheten. Die Hiße ift aud) in der har. bisweilen fo heftig, daß die Einwohner fich der- felben durch allerley Erfindungen erwehren, als durch Springbrunnen mitten in ihren Häufern, durch Roͤh⸗ ren und Öroften, und durch hohe Gebäude, wodurch ihre Gaffen fehr fchatticht werden, und durch mäßige‘ Diät. Während ver Tropicalhige aber wird die Luft bisweilen durch die Nordwinde, und die Ueberſchwem⸗ mung von Mil fo gefeuchtet und gefühler, daß durch diefe Befchaffenheit der $uft heftige und peftilenziali- [he Krankheiten zurück gehalten werden. Die Ein- wohner leiden öfters mehr an Bruftfranfheiten als in nördlichen. Ländern, indem: ihre Körper zärter find, und ihre pori durch die vorhergegangene Hitze weiter offen ſtehen. Was ihre Kahreszeiten anbetrifft; fo währet ihr Frühling vom Jenner bis zum März; ihr Sommer ift gedoppelt; der erfle vom Anfange des Märzmonats bis zum Solftitio; und der andere vom Solftitio bis zum Anfange des Septembers; und die— fer andere Sommer ift beftändiger, gefunder und nicht ſo brennendheiß als der erfte ‚wegen der Veränderung der Winde, und aus andern Urfachen, die wir her nach nennen wollen. Ihr Herbft waͤhret den Septem- ber und. Detober, und ihr Winter den November und December herdurch. Die heftige Hige des erſten Sommers rühree von den heißen Winden her, die von. Süden und Suͤdoſten herwehen, und —2 | Ein: auf it. in die menfihlichen Körper. 461 Einwohnern Campfin genennet werden, weil fie so Tage lang währen; wiewohl fie Feine ganz genau be- ftimmte Zeit haben, fondern bisweilen länger als 3 Monate und zwar gemeiniglic den März, April und May herdurch währen. Sie wehen über den Sand, welchen fie als Wolfen erheben, fo daß bisweilen die Sonne dadurch verdunfelt wird. Während diefer Zeit herrſchen viele epidemifche Krankheiten, infonder- ie Entzündungen der Augen, ein Fieber, welches die Einwohner Demelmuja nennen, fo mit Raferey begleitet wird, und oft in wenig Stunden tödtet, ja die Peit felbit. Diefe außerfte Hitze wird plößlich mit Kälte unterbrochen, welches die Einwohner noch) ungeſunder macher. Sie wohnen während der Cam: pfin unter der Erde. Die Hiße in den Monaten Sunius und Julius, welche der Sonne wegen, die größte feyn follte, wird durch die nördlichen und feuch⸗ ten Winde, die vom mittellaͤndiſchen Meere herwe— ben, und ducch die Ueberſchwemmung des Nils fo ge- mäßiger, daß die Einwohner gefund werden, und ih⸗ ve Saaten in den Monaten September und Dctober unter die Erde: bringen. Ihr Winter hat felten Schnee, Froft oder Negen, oder dergleichen etwas, als Thau; ausgenommen an einigen Dertern, welche an dem mittelländifchen Meere gränzen, und von da= ber Wolfen befommen. Die herrfchenden Winde in Aegypten find alfo die füdlichen , die nicht anders find, „ als wenn fie von einem Dfen herausfommen; und bie Falten und feuchten nördlichen Winde über das mit« telländifche Meer, und diefe legten wehen fat zwey Drittel des Jahres herdurch, und zwar während der größten Sonnenhige. Gine andere Urſache, ee 462 Don der Wirkung der Luft een die Hige und Duͤrre der Luft gemäßiger wird, iſt die Ueberſchwemmung des Nils, der in den Gebirgen Aethiopiens entſteht, und feinen Sauf nordwärts durch: einen Strich Landes von obngefähr 30 Graden nimmt. Durch den Regen, fo in diefen Gebirgen fällt, hat der Nil, feit Menfchen Gedenfen, den 17 Junius, nach) dem neuen Stil, angefangen zu ſchwellen. Er fteigt ale Tage oßmgefähr 8 oder 9 Zoll, fängt an im Auguft zu fallen, und nimmt ab bis im May, da er auf gewiffe Art ftilfe fteht. Die Gränzen feiner Hoͤ⸗ be find von 26 Fuß als der höchften bis 18, als her: niedrigften; die mittlere iſt 245 18 iſt eine Höhe, die bloß hureichend ift, eine Ueberſchwemmung zu * Das Waſſer des Nils erfriſchet nicht nur die Luft mit einer heilſamen Feuchtigkeit, ſondern iſt auch Das an⸗ genehmſte Getraͤnke von der Welt, wenn es durch Ab⸗ legung ſeines Bodenſatzes gereiniget worden; indem es an und für ſich ſelbſt ein Mittel fuͤr die meiſten Krank⸗ beiten iſt, wo eine Dilution oder ein Schwitzen erfo⸗ dert wird, weiches Profper Alpinus aus der Erfah⸗ rung gefunden. Während der Zeit, daß der Nil wählt, ziehen Wolfen über Aegypten, die von dem Nordwinden getrieben werden, und ohne Zweifel in dem Gebirge niederfaflen , und die Luft anfeuchten und fühl machen. Profper Yipinus beglaubiget das Ex⸗ periment den Anwachs des Nils zu beurtbeilen, wel⸗ ches vermittelft eines Klumpens Erde gemacher wird, den man aus diefenn Flufle nimmt und ihn trocknet, welcher anfaͤngt ſchwerer zu werden, ſo wie der Fluß anfaͤngt zu ſchwellen, und aus der Quantitaͤt dieſes Wachsthumes beurtheilen ſie die Quantitaͤt der Ueber⸗ ſchwemmung. Daß die Erde durch Feuchtigkeit zus _ aimmt, auf a. in die menfchlichen Körper. 463 nimmt, ift gewiß; daß die Quantität der Feuchtigkeit eine Maaße der Quantität des Negens und der Ueber: ſchwemmung feyn mag ‚ift alles wahrſcheinlich; allein ein Schwamm fonnte vielleicht ein befleres Hygrome⸗ trum, als die Erde des Fluſſes fenn. > vr Es find verfchiebene Dinge an der Befchaffen- beit, der agnptifchen Luft merkwuͤrdig. Die Ausduͤn⸗ ſtung des Bodens, welcher fandige und unfruchtbar ift, kann keine fonderliche Wirkung auf die Luft haben, und es fommen die meiften Yusdünftungen theils von der Ueberſchwemmung, theils von dem nachgeblieber nen Schleime her, wenn diefelbe vorüber ift. Die natürliche Hiße und Dürre der $uft, und die Werän- - derung derfelben in eine kuͤhlere Feuchtigkeit; die Vers x ringerung der Tropicalbige durch noͤrdliche Winde; die außerordentliche Hige und Dürre, fo durch die Suͤdwinde verurfachet wird, die über den Sand we— benz und Die Feuchtigkeit, die wieder durch die Wol- fen von dem mittelländifchen Meere und der Ueber« ſchwemmung verurfachet wird; die Ausdünftungen von dem ftehenden und faulen Waſſer, wenn die es berſchwemmung völlig vorbey ift, und endlich die Maͤßigung und ordentliche Diät der meiften Einwoh⸗ ner muß ein ſchoͤnes Experiment von den Wirkungen der Luft auf die menſchlichen Conſtitutionen geben. Daher find auch diejenigen, welche arbeiten, kuͤmmer⸗ lich leben, und fich nicht wider die Winde, die mei⸗— ſtens trocken und heiß find, vertheidigen koͤnnen, ſehr mager und fehen fehlecht aus. Die Reichen hingegen, die eine vollfommene und nährende Diät halten koͤn⸗ J nen, die ſich für die Hitze und Duͤrre ee. | 464 Bon der Wirfung der Luft bewahren, und die ihre Fibern durch das Trinfen des Nilwaſſers erweitern, find öfters ferr. | 7. Da die aͤgyptiſche Luft von der Ausduͤnſtung ‚des Bodens Feine ſchaͤdliche Eigenfchaften har, wenn folhes nicht von den zufälligen Ausdünftungen geſchaͤ⸗ be, deren wir oben erwaͤhnet haben: fo würde fie fehr beilfam feyn, und die Leute, die fich für diefe Zufälle zu bewahren willen, werden oft fehr alt. Die haͤufi⸗ gen Veränderungen der Hiße und Kälte, der Feuchte und Trockenheit verurfachen alle Arten von cafarrpis fhen und arthritifchen Krankheiten, und durch die ftarfe Perfpivation auſſaͤtzige Zufälle und ſelbſt die Elephantiafis. Die Wirfungen einer heißen trocke⸗ nen Luft, bey füolichen Winden, die über fandigte Gegenden weben, werden ftarf empfunden; Daher enfs ftehen entzuͤndende Krankheiten, infonderheit ein hef⸗ figes Fieber mit Naferey, das den Namen Demel- muja führet, und in wenig Stunden den Tod nad) fich zieht. Sie empfinden gleichfalls alle gute Wir- kungen der Linderung dieſer Hiße und Duͤrre durch die Nordwinde, und durch die Ueberſchwemmung des Nils. Auch find fie allen Krankheiten unterworfen, die von faulem und ftehendem Wafler und Ausdün« ftungen von der Hiße entftehen, nachdem die Ueber⸗ ſchwemmung vorbey ift, und dieſe find oft peſtilen⸗ zialifch ; daher die, fo es thun können, vondem Canal des Fluſſes entfernet wohnen. | RR 8. Peftilenzialifche Krankheiten find häufig in Ae= gupten. Es ift allda eine gemeine Meynung, daß fie von Syrien, aus der Barbaren und Eonftantinopel hergebracht werden. Alles, was ich daraus fehließen kann, ift diefes, daß die Peit ſowohl etwas * | | | ihes er aufn. in die menfehlichen Körper, 465 liches als auch etwas entfegliches an fi) Habe, und fein Sand es wolle an fi) kommen laffen, daß fie aus ihm herruͤhre, denn die Leute zu Conftantinopel fagen, daß fie ihnen aus: Aegypten zugebracht werde, Allein ich glaube, daß die Peft eine einheimifche Krankheit Aegyptens fen, koͤnne daraus erwieſen werden, daß ſie zu gewiſſen beſtimmten Zeiten kommt und wieder weggeht. Sie faͤngt um den September an, zu wel⸗ cher Zeit der Nil ſinkt, und hoͤret im Junius auf, welches die Zeit der Ueberſchwemmung iſt. Bey dem erſten Falle finden ſich alle Urſachen, ſo eine Faͤulung hervorbringen, als Hitze, und unreine Ausduͤnſtun— gen, wobey ſich gar Fein Winterfroſt äußere, fo den⸗ ſelben Einhalt thun koͤnnte. Was aber zu bewun⸗ dern iſt, iſt dieſes, daß die Peſt und die Fieber, ſo von der Hitze der Campſin entſtehen, von den Mord: winden und der Ueberſchwemmung des Nils vertrieben werden, Die beilfame Eigenfchaft der Nordwinde in Unterbrechung peftifenzialifcher Krankheiten ift von al⸗ len alten Yerzten angemerket worden ; und um zu zei⸗ gen, daß die Peft ſich nach der Mifchung der Luft richtet, bemerfet Profper Alpinus, daß, nach ver Aufichwellung des Nils, das Anſtecken, ja: felbft die Gefahr von angeſteckten Kleidern und Geräthe fich verliere; über diefes kann auch die Kühlung ‚der Luft nebft den Nordwinden die ftagnirenden Dünfte zer hen und das Laufen des Nils das ftehende Wafı Galenus und Hippofiates haben beyde bemerfer, daß die elnfifchen oder nördlichen inde, wenn fie im Sommer weheten, eine heilf me Witterung. en. Dieß läßt ſich weit em 6 Band, je. 466: Bon der Wirkung der Luft pfindlicher in heißen Ländern als in unfern Gegenden bemerken. EI ERE ORR int 9, Ich Habe es der Mühe merth. gehalten, die Wirkungen der Luft in der Gegend des Tropici, und infonderheit an einigen Dertern unfer der Linie zu uns terfuchen. Zum guten Gluͤcke hat uns Boutius ein fehr gelehrter und feharffichtiger Arzt eine Beſchrei— bung der Luft und der Krankheiten von Java binter- laſſen. Obgleich die Sage dieſes Landes unter der $i- nie daffelbe heiß machen muß, und man es Daher für fehr frocken halten ſollte; fo fagee doch Bou⸗ tius, es fen feucht, und zwar von der großen Menge Kegens und ftehenden Waffers, und von der Feud)- tigkeit und Hiße, und vielleicht auch von dem Sale, ſo durch diefe Eigenfchaften hervor gebracht‘ wird, ‚Die fäulende Eigenfchaft der Luft zeiger fich deutlich an Bermoderung der Kleider und am Roften der Metalle; Aus diefen Eigenfchaften feheint die Luft dem Gefühl der menfchlichen Körper durchdringend und fehr wirk⸗ ſam. Alle Einwohner heißer Länder haben diefe Em⸗ pfindung der ducchdringenden Eigenfchaft der Luft, wenn fie nach einer großen Hiße kalt ift, welches viel⸗ Teiche hauptfächlich von den Fleinen Löcherchen ihrer Haut herrühret, die vorhin durch Die Hige erweitert worden; dergleichen Körper müffen die aͤußerliche Luft gefchtwinder einziehen. In Java ſowohl, als in Aegypten, machen die Nordwinde die Luft heilſam indem fie die außerordentliche Hitze verringern. Ei⸗ niger Laͤnder Winde, welche die ſtagnirenden Duͤnſte mit ſich fuͤhren, ſind oft anders beſchaffen. Der Bo⸗ den, welcher fruchtbar und reich iſt, laͤßt Duͤnſte her⸗ aus, die aus fluͤchtigen und OFEN bee | eben, aufn. indie menſchlichen Körner. 467 fiehen , die den Boden fruchtbar machen ‚den menſch⸗ lichen Körpern aber ſchaͤdlich find. , Die Yahreszei« ten allbier koͤnnen nicht durch ihre Hitze von einander unterſchieden werden, weil. die Breite dieſer Laͤn— der nur ſehr klein iſt. Es find nur zwo Jahreszei⸗ ten. Was der Winter genannt: werden kann, iſt die regnichte Jahreszeit. In derfelben äußern ſich Krank⸗ heiten, die von Faͤulniß herruͤhren. Die Einwohner meſſen ihre Hitze und Kaͤlte nach den Zeiten des Ta— ges ab. Die Morgen und Naͤchte ſind kaͤlter wegen der Abweſenheit der Sonne, und der Winde von der See; die brennende Hitze mitten am Tage machet dies ſe Zeit zu Berrichtungen gänzlich ungeſchickt . o0. Die Landkrankheiten allhier find 1). eine Art von Gicht, die von den Einwohnern dieſer und and ver oflindifehen Sander, Beriberium — Die Urſache davon iſt, dem Anſehen nach, die kalte Auft, welche die Pori der Haut an ſich ziehen, die vorhin durch die Hitze ſehr erweitert worden, wovon alſo diejenigen angegriffen werden, die ſich unvorſich⸗ tiger Weiſe der Morgenluft bloßſtellen, oder des Nachts ihre Betttuͤcher abwerfen. Eine andere Ner⸗ venkrankheit, ſo Catalepſis heißt, iſt dieſem Lande gleichfalls eigen, und entſteht von der durchdringen⸗ den Eigenſchaft der Luft, die von den erweiterten Koͤr⸗ pern an fich gezogen wird. In diefer Krankheit wird der Patiente ſteif, ‚wie eine Bildfäule, und ſtirbt in wenig Stunden. Durchläufe nebft der rothen Ruhr find, aus derfelben Urſache ſehr gemein, indem die Perfpiration plöglich unterdruͤcket wird. Der oͤftere Gebrauch Falter, Früchte bringe folches aus eben den Urſachen zuwege. Sie äußern ſich vornehmlich im my“ Gg 2 Herbſte. 468 Von der Wirkung der Luft Herbfte. Es ift bemerfenswirdig, daß große * die Galle erhoͤhet, welches vielleicht von der Erſchoͤ⸗ pfung der waͤſſerichten Theile herrühret, von welchen die Galle durch eine ftarfe merkliche Perſpiration die luiret wird, Derohalben ift die Cholerakrantheit nebft andern Krankheiten der Leber in Oftindien fehr gemein - und gefährlich, und von ungefunden $ebern entſteht in Java häufig die Waflerfucht. Atvophien find gleich- falls in java fehr gewöhnlich; In diefem Sande firid alfo die Fieber felten nachlaffend, fondern beſtaͤndig, mit welchen Rafereyen und andere gefährliche Zufäl- fe verknuͤpfet find, fo wie während der Campſin in Aegypten , fie werden auch in einer kurzen Zeit t Der Autor befchreibt eine Art eines Fiebers in den Inſeln Solor und Tyncon, mit ganz beſondern Zu- fallen. Wenn das Fieber nachläßt, ‚ fo befümmt der Patiente Convulfionen ‚dieeinem St. Veits Tanze glei⸗ chen. Die Einwohner ſchreiben dieſe Krankheit den Ausduͤnſtungen des Santalumbaumes zu. Es ſert ſich auch Blutſpeyen nebſt Geſchwuͤren in der Lun⸗ ge bey denen, die ſich der Nachtluft bloßſtellen. De Autor bemerfet auch, daß Erbiindung auf den Kü- fen von Amboyna und den moluckiſchen Inſeln ſehr gemein fen, und diefes fehreiben die Einwohner dem unmäßigen Gebrauche des heißen Reißes zu. "Des ‚wegen feßen fie ihren Reiß, wenn er gefochet * an die kalte Luft; vielleicht aber irren fie auch in fehung der Urfache BRDoN: 11. Die Krankheiten des Fort St. George, ; Aus, ob es gleich 14 Grad Norderbreice liege, den oben bes fchriebenen Krankheiten in Java fehr gleich. | der Wind von den weftlichen Ecken berbläft, weiches vom aufn. in die menfchlichen Körper. 469 vom April bis an das Ende des Julius gefchieht, fo machet folches die Luft fo heiß und trocken, daß wenn nicht des Nachmittages von Südoften her Seewinde weheten, die Einwohner es nicht aushalten koͤnnten. Die Wirkungen diefer Hitze find ein dichtes dickes Blut, entzundende Krankheiten, Fieber mit Raferen, die Cholerafranfheie, und Beriberium, welches die- ſelbe Krankheit mit der in Java ift, und auch von denfelben Urſachen entſteht. Von der Mitte des Octobers an bis zum Anfange oder zur Mitte des De- cembers wehet der Wind gemeiniglich zroifchen Mor: den und Dften, und folches wird ihre Monſoon oder regnichte Jahreszeit genennet. Die merfwürdigften Krankheiten diefer Jahreszeit find hartnaͤckigte Durch- laufe, Die aus der Feuchtigfeie, und Kälte der Luft entftehen. And ich glaube, man wird es als eine durchgängig wahre Anmerkung befinden, daß eine naſſe Jahreszeit Catarrhen und Flüffe von allerley Art, imgleichen Saulungsfieber und nachlaffende Fie⸗ ber verurfache, denn während Der fehr heftigen Hiße find die Fieber beftändig. Vom December an bis zum März ift die Luft gemaͤßigt. Die fcharfen Krank: heiten, fo in diefer Jahreszeit die Leute anfallen, in» fonderheit die Kinderblartern, find nicht fo gefährlich, als die in heißen Jahreszeiten. Bi 12. Die Wirkungen einer fehr Falten Luft Fann man in den Tagebüchern derer finden, melche nad) Gegenden von einer großen Morderbreite hingefegelt find ‚ oder die in Grönland und andern Laͤndern Wins ter zugebracht ‚haben. Wir haben davon Mum. 16 des dritten Eapitels geredet, und fie muͤſſen nothwen⸗ dig ganz anders, und den Menfchen durch eine gang 693 andere 470 "Bon der Wirkung der Luft andere Art von Zufällen fchadlich feyn, als die in’ heißer &uft. Was Joſeph 0’ Acofta von der Käl- fe eines Berges in Deru ſaget, ſcheint fogar die Kaͤl⸗ te Grönlands im Winter noch zu überfleigen ; indem die [hädliche Wirkung derfelben auf menfhliche Koͤr⸗ per weit plöglicyer iſt. Aus einigen wenigen Bemers Fungen, die in diefem Capitel geſammlet find, fan der $efer gar leicht einfehen, daß ſich auf eine allge: meine Kenntniß des Wetters und: der Kran verfchiedener Länder, eine Art einer feientififchen Bife | fenfchaft gründen ließe, die der Aufmerkfamfeit der Menfchen nicht Rn und auch nahe Be ſeyn wuͤrde. 33.68 find einige wenige neuere Yerzte , die ung Bemerkungen der Witterungen, und zu gleichen Zei⸗ en einfallenden epidemiſchen Krankheiten gelaffen Has ben, als Bernardini Ramazini, ein Arzt von Mo⸗ dena, relcher fich duch verfchiedene ſchoͤne Stuͤcke hervorgechan, die er in feiner Hiſtorie von der Be⸗ fhaffenheit der Jahre 1690, 1691, 1692, 1693, 1694 ‚und von den epidemifchen Krankheiten um Mo- dena, und den daran liegenden Laͤndern, befanne ge- machet bat. Es finden fich ſehr merkwuͤrdige Dinge bey ven Fahre 1690. Mach vier oder fünf vorher: gehenden Jahren, die fehr trocken und reich gewefen, fingen im Fruͤhlinge des Jahres 1689 große Regen an zu fallen, worauf ein fehr ſchaͤdlicher Mehlthau auf das Korn und die Gartenfrüchte folgte, Der Regen nahm immer zu, und waͤhrte das Jahr 1690. her⸗ durch, wobey die ſchaͤdliche Peſt unter den Gewaͤch⸗ fen mit fortdaurete, wovon Ramazini bemerfer, daß. oft epidemifche Keanfheiten unter Menſchen .. erfol⸗ — aufn, in die menfchlichen Körper. 471 erfolge. Das ganze Jahr war kalt, mwölficht, veg= nicht, und es fanden fi) dabey große Ergiegungen des Do, und anderer Flüffe, fo daß faſt das ganze Sand mit Waſſer bedecfet war. Merkwürdig war eg, daß die Heufchrecken fich nicht hören ließen, daß die Froͤſche nicht fihrieen, und die Bienen fein Honig machten. Im Winter äußerten ſich feine merfliche Krankheiten, weil die Hitze nicht angefangen arte, Dünfte zu erregen. Im Fruͤhlinge giengen nachlaſ⸗ ſende Fieber gar ſtark im Schwange, welche beſtaͤn⸗ dig zunahmen, und ſich im Sommer mit gedoppelten Tertianfiebern endigten, welche von allen, die man jemals gekannt, am meiſten epidemiſch geivefen, Das Land war ungefinder als die Stävte. Es fanden fid) eine ungewöhnliche Menge Würmer in den menſchli⸗ hen Körpern. Es äuferten ſich Gefehwulfte Hinter ‚den Ohren, eiternde Durchlaufe, und alle andere Flußbeſchwerungen. Diefe Fieber, wovon eine große Anzahl angegriffen ward, waren nicht toͤdtlich, aug- en bey Kindern und zarten Frauensperfonen. Es fanden fich Feine anhaltende Fieber. Andere Thiere waren fränflih. Das Vieh werd von einem Ausfchlage an den Häuptern angegriffen. Am merk- mwürdigften war es, daß die nächtlichen Angriffe der Fieber die ärgften waren, und daß die Patienten eine große Schlaffheie oder Schwachheit empfanden, bis die Sonne aufgegangen war, indem das Fieber mehr von Schärfe, als Galle herrührete; und aus diefer Ur- fache hatte die gewöhnliche Rinde gemeiniglich feine Wirkung, und der häufige Gebrauch des Weins war, durchgängig ſehr beilfam. Ramazini giebt wa ſcheinliche Urſachen von allen dieſen Zufällen an, D Gg4 unge ar Von der Wirkung der Luft ungewöhnliche Erzeugung der Würmer in den menſch⸗ lichen Körpern wurde von den unverdauten Inſekten⸗ eyern verurfacher, welche gemeiniglich mit der Nah— rung eingefchlucfee werden; Säuglinge fturben von der Schärfe und andern böfen Eigenfchaften der Milch der Ammen. Das Stillfehweigen der Heuſchrecken fieht er als eine Vorherbedeutung einer kraͤnklichen Zeit an, und beruft fich auf ven Mercurialis, der ‚eben dajjelbe im Jahre 1577 zu Padua bemerfer. hat. Das Fahr 1691 war dem vorhergehenden in Anfehung feiner Mifchung gänzlich entgegen geſetzt. Es war ein froftiger trockener Winter, ein heißer trockener Frühling, ein heißer Sommer, und eben fo wie die Jahreszeiten waren auch die Zufälle der Krankheiten einander beynahe entgegen geſetzet. Die Landfranf- beiten des Winters waren der Schlag, die Bräune, Geitenftechen, Entzündungen der $unge, Catarrhen, und bey allen diefen Zufällen war ſchweres Gebluͤt. Aderlaffen, und was dem Blute eine Flüßigfeit ver: urfachte, pflegte zu belfen. Die $andleute, welche ftarf arbeiteten, waren gefunder, als die fo in Staͤd⸗ ten wohnten. In Ealtem trockenen Wetter find die Einwohner des Landes und der Städte gleich frey von den fchädlichen Eigenfchaften der Ausdünftungen der Erde, und daher ift der Vortheil in Anfehung der andern Eigenfchaften der Luft, auf der Geite der $andleute, zumal in entzündenden Krankheiten, weil die Stadtleute nicht fo ffarf arbeiten, und ihre Nah— rung überflüßiger und nicht fo einfach if, Im Früh: linge waren fehäbigte Ausbrüche auf der Haut epide⸗ miſch; dieß rührte vielleicht von der Schärfe des Ge- blütes ber, fo fie fich das vorige Jahr zugezogen, und von auf. in die menfchlichen Körper. 473 von dem darinn gebliebenen Salze, das nunmehro wegen der Hiße zu perfpiriren anfing. Tollheit unter den Hunden ward wegen der großen Hiße und Dürre epidemifch. Im Sommer thaten ſich fehr viele Gal⸗ lenfieber hervor, die im Herbfte tödtlich wurden. Die Mittel dawider waren den Mitteln wider die Fieber des vorigen Jahres völlig entgegen gefeget, denn dieſe erfoderten Herzftärkungen und fo zu reden eine Anfpors nung. Allein die im Jahre 1691 hatten eines Zau⸗ mes nöthig, und wurden gemeiniglich Durch Aderlaffen, und fühlende fcharfe Mittel gehoben, indem afle Zus fälle von einer gallenhaften Schärfe entftunden. Die Rinde, welche bey den nachlaflenden Fiebern des vo— rigen Jahres nicht hatte helfen wollen, wurde in dies fem Jahre heilfam. Ramazini bemerfet von den folgenden Jahren 1692, 1693, 1694, daß fie zwar in ihrer Mifchung ungleich, in Anfehung ihrer epide- mifchen Krankheiten aber fich einander ziemlich gleich geweſen, in einem Fleckfieber , welches im Neu⸗ und Vollmond am beftigften im Schwange gegangen. Er fchreibt diefes einer ungewöhnlichen Währung von Südwinden zu, wovon alle Aerzte bemerfet haben, daß fie die Luft ungefund machen. Er führer die Ur- fache davon an, weil die Einwohner unten an dem Apenninifchen Gebirge ‚ die von den ſuͤdlichen Winden frey find, mit folchen Fleckfiebern nicht beſchweret werden. Ich glaube, ich koͤnne es wagen, ‚zu den Anmerkungen diefes gründlichen Autors noch eine hin⸗ zu zu thun, nämlic) wenn auf den ftarfen Regen * die Feuchtigkeit des Jahres 1690 eine große Hitze ge folget wäre; fo würden dieſe Fieber eine andere ? Ögs 474 Don der Wirkung der Luft m angenommen haben, und vielleicht peftilenzialifch ge worden feyn. — Be 14. Es ift die Epidemifche Hiftorie von Deurfch- land herausgefommen, und zwar von verfehiedenen Aerzten, worinn der Lefer viele merkwuͤrdige Dinge finden wird, welche bier einzurücen zu meitlauftig fallen würde, woraus wir aber einige gelehrte Bemer- Fungen in unferm legten Capitel herausziehen wollen. Unfer gelehrter Praͤſident, Herr Hans Sloane, hat uns ein Tagebuch von dem Wetter zu Jamaica, und eine Gefchichte der einheimifchen Krankheiten diefes Landes geliefert. Die Gleichheit der Konftitution und der Diät der Einwohner mit der Conftiturion und der Diät ihres Vaterlandes, verurfacher aud) eis ne große Öleichheit in den Sandfranfheiten, außer in einigen wenigen Fällen, welche Wirfungen eines wär: mern Elima find. Da es aber noch immer gar fehr an folchen Bemerkungen fehler, fo befteht alles, was wir thun fünnen, darinn, daß wir nach) den Gefegen ver Mechanif und nach den befannten wefentlichen und zufälligen Eigenfchaften der Luft von ihren natür- lichen Wirkungen urtheilen. Es fcheint mie der Ver— nunft und Erfahrung überein zu flimmen, daß die Luft eine ganz merfliche Wirkung in die Einrichtung der Conftitutionen der Menſchen, in die befondern Ar— ten ihrer Bildungen, Farben, Gemüthsneigungen, und folglich auch in ihre Sitten habe, als von wel⸗ hen Dingen man finder, daß fie in verfchiedenen Laͤn⸗ dern und Himmelsgegenden fehr von einander unter» fhieden find, Was entſteht nicht in Anfehung dee Bildungen für eine unendlihe Veränderung aus der Verbindung der Theile eines menfchlichen — o auf u. indie menfchlichen Körper. 473 ſo daß feit der Schöpfung der Welt, vielleicht niemals zween gefunden worden, Die nach einer genauen Be— ſichtigung einander völlig ähnlich gewvefen. Es giebt nicht nur individuelle Gefichter, fondern auch Ge— ſchlechts und Mationalgefichter, uropäifche, Afia- tiſche, Chinefifche, Afrikanifche, Griechifche Gefichter find alle charakteriſiret. Dieſe Veränderung der Na— tionalbildungen und Geftalten ift nicht bloß eine Wir- fung der Fortpflanzung von einem urfprünglichen Stamme; dein es ift durch die, Erfahrung befannt, daß die Verpflanzung beydes an Gewächfen und Thie= ren die Statur und aͤußerliche Geſtalt veränderk. - Hippokrates fihreibe dem Einfluffe der $uft auf die Frucht bendes vor und nad) der Geburt fehr vieles zu. Er ift von der Meynung, daß die große Veränderung der europäifchen Gefichter von der Veränderung der Luft und der Witterungen herruͤhre, indem in den Aug- ferften Graden der. Hige und Kalte folche Ausfchwei- fungen find, daß ihre Nachkommenſchaft gleichfam in verfchiedenen Himmelsgegenden gezeuget und hervor- gebracht wird, Daß die Bildung der Thiere von der $ufe mit eingerichtet werde, iſt keinesweges ungegrün= det. Wenn ein Thier mächft; fo breitet es feine Fi- bern in der Luft, als in einer Fluͤßigkeit aus, die Durch einen fanften Druck der Bewegung des Herzens in der Ausdehnung und Verlängerung der Fibern wis derfteht, und obgleich Die Fibern verfchiedener Thiere in diefer Flüßigfeit ‚nach ihrer urfprünglichen Bildung hervorſchießen, fo ift doch eine folche Slüßigfeit, bie durch ihren Druck widerfteh*, in Anfehung des Thie⸗ vos gleichfam eine fanfte Form, in welcher der Körper gebildet wird. - Sie muß daher, nach der Am, 476 . Bon der Wirkung der Luft ihres Druces, die fi) nach ihrem am längften anhal⸗ senden Zuftande der Dichte, Dünne, Hitze, Kälte, Trockenheit und Feuchtigkeit richtet, in die Bildung der äußerlichen Figur eines folchen Körpers, fo lange er im Stande des Wachsthumes ift, einen Einfluß haben. Da außer diefem äußerlichen Drude die Luft mit thierifchen Fluͤßigkeiten vermiſchet iſt, ſo werden dadurch die Umſtaͤnde der Koͤrper, in ſo fern ſie duͤnne, dichte, klebricht, klein ſind, nebſt verſchiebenen an⸗ dern Eigenſchaften beſtimmet. 16. Daß die Farbe ſehr viel von der Luft her⸗ komme, iſt aus der Erfahrung deutlich; indem die Farbe der Einwohner verfchiedener Länder ſchoͤn, fhwarzbraun, ſchwarz und verbrannt ift, nachdem die Grade der Hige, Trockenheit, Feuchtigkeit oder Kälte der Luft unterfchieden find. Die Einwohner der ander von großen Breiten find gemeiniglich fchö- ner, als die, fo der Sonne näher wohnen. 17. Daß die Luft in die Gemüthsneigungen und geidenfchaften der Menfchen ihren Einfluß habe, ift nicht weniger gewiß. Leute von zarten Merven find öfters freudig, verdrüßlich, munter, niedergefchlagen, voller Hoffnung, verzweifelnd, nachdem das Wetter beſchaffen iſt; und dieſe Veraͤnderungen geſchehen, ſie werden aber in ſtaͤrkern Conſtitutionen nicht bemerket. Es giebt Tage, an welchen die Kraͤfte des Verſtandes das Gedaͤchtniß, die Einbildungs - die Beurtheilungs⸗ Fraft ftärfer find, daher ift es wahrſcheinlich, daß die Gemüchsbefchaffenheit der Nationen auf die Be- ſchaffenheit ihrer Luft beruhe. Künfte und Wiſſen— fchaften haben fich kaum jemals in fehr großen oder in febr Fleinen Breiten fehen laffen. Die Einwohner | ‚geroifler auf u. in die menfchlichen Körper. 477 Laͤnder ſind gluͤcklicher in ſolchen Kuͤnſten, Es ‚Fleiß und große Anftrengung des Gemüthes erfodern,, andere in folchen, wozu Einbildungsfraft gehöret, daher bringen einige Länder beſſere Mathe- maticos, Weltweifen, und Mechanicos, andere bef- ſere Maler ,‚ Bildhauer, Baumeifter, und Dichter hervor, welchen außer den Regeln der Kunft auch) Einbildungsfraft noͤthig iſt. Mir deucht Arbeit fey den Einwohnern kalter Gegenden ertraͤglicher, und die Lebhaftigkelt der Einbildungskraft ſey den Einvod- nern heißer Länder natürlicher, 38, Zwey Dinge find allen Menfchen gemein, bie Luft und Nahrung ; beyde find in der That gar ſehr in ihren Eigenfhaften, in verfchiedenen Laͤndern und Himmelsgegenden von einander unterfchieden ; dieſer Unterſchied zeiger ſich aber an der Luft vielleicht noch ftärfer, als an der Nahrung. Wenn wir die Mach richten von den Gemürbsneigungen und Befchaffen» heiten der Einmohner verfchiedener Laͤnder lefen; f enrbecfen wir dabey eine große Einförmigkeit , wenn auch felbft Die urfprüngliche Art von ihnen ift verän- dert worden. Die Gemüthsbefchaffenheit der Gallier, wie fie Caͤſar und andere Schriftſteller beſchrieben ha⸗ ben, iſt mit den gegenwaͤrtigen Franzoſen beynahe einerlen, Es findet ſich ein merfroürdiges Erempel davon in dem Mifopogon des Kaifers Julianus. Wo ich mich recht befinne, fo erzählet er uns,daß er einen Winter zu Paris zugebracht ‚ 00 mehr Komödien Tänzer und Mufifanten, als Bürger gemefen, und ich glaube, wenn ein Stamm von Lappländern hieher verpflanzet würde, fo wuͤrde man fie in kurzen in dem von Diefem Kaifer befchriebenen — * 478 Don der Wirkung der Luft — den. Wie ſehr iſt alſo nicht die rauhe Gemůtheart der noͤrdlichen Nationen durch die ſanftere Luft der Laͤnder, welche ſie erobert haben, erweichet worden? Regierungen bilden zwar wohl die Sitten, ſie koͤnnen aber die Gemuͤthsbeſchaffenheit der Einwohner nicht verändern; und in ſo fern fie durch die Geſetze nicht eingeſchraͤnket ſind, werden ihre Leidenſchaften, und folglich ihre Nationaltugenden und Laſter eine Aehn⸗ lichkeit mie der Miſchung ihrer Luft haben. Die Ein⸗ wohner von Chio werden von den alten Griechen als leichtſinnige, luͤderliche und wolluͤſtige Leute befchrie- ben, und das ſind ſie noch bis auf den heutigen Tag. Einige von den neuern Pr FO verfichern, daß fo etwas in ihrer Luft fen, Das zu einer Urt von Leichtſinnigkeit und Froͤhlichkeit geneigt mache. Na⸗ tionen ſowohl als auch einzelne Menſchen haben ihre Conſtitutionslaſter; und ich halte dafuͤr, es ſey kein ſtaͤrkerer Beweis von der Kraft der chriſtlichen Sitt⸗ lichfeic, als die Verbeſſerung, die fie, zu den erſten Zeiten, in den National-Laſtern verurfacher,, da fie in ihrer Bollfommenbeit ‚geglaubet und ausgeuͤbet ward. 19. Wenn wir die Urſachen erwägen , welche Hips pofrafes der unterfihiedenen- Gemüchsbefhaffenheit der Einwohner verfchiedener Länder zuſchreibt; fo wer⸗ den wir finden, daß fie mit ihren Wirfungen An fommenes Gleihmasf haben. In nördlichen $ dern, wo die Veränderungen der Höhe des Baromes ers und folglich des Gewichtes der &uft haͤufig und groß find, find die Fibern menfchlicher Körper in einer bes ftändigen oſcillatoriſchen Bewegung von: einem Dru- fe, der 1200, 1800, ja 3600 mehr zu einer Zeit als zur andern ausmachet, und, obgleich diefes ” ” anf⸗ auf u. indie menfehlichen Körper. 479 fanften und dünnen Flüßigkeit ‚unempfindlich und gar niche ſchmerzhaft ift, fo ift es doch eine Art einer Ar: beit, welche die Einwohner von Ländern, wo Die Ber: änderung der Höhe des Mercurs geringe ft oder ſich gar nicht findet, niemals fühlen, Durch den Unter⸗ ieh der Spannung der Fibern, wird das ganze Nervenſyſtem nebft den animalifchen Geiftern gewiſſer⸗ maßen geruͤhret. Saft uns hinwiederum die außer ften Grade der Hitze und Kälte in großen Breiten bes teachten, die auf diefeibe Are wirken, indem fiendie Fibern eins ums andere anziehen und nachlaſſen, und die Außerfte Kälte gleichfalls als Stechen wirken); da⸗ ber wir denn in trockenem froſtigen Wetter eine groͤs⸗ ſere Wirkſamkeit und leichtere Ertragung der Bewe⸗ gung und Arbeit, als in heißem Wetter finden, da⸗ hingegen die Leute unter den Tropicis immer in dem Zuſtande gefunden werden, darinn wir bey unſerm heißeſten Wetter ſind. Wer die Menſchen in ſo ver⸗ ſchiedenen Umſtaͤnden betrachtet‘, der wird finden,daß die Befchaffenheit ihres Leibes und Gemüthes wer- ſchieden fern, und daf eine größere Veränderung in der oſcillatoriſchen Bewegung der Fibern noͤrdlicher Voͤlker in ihren Gemuͤthern eben dergleichen hervor⸗ bringen, und daß daher eine fich hiernach richtende Ungleichheit i in ihren Leidenſchaften, und folglich eine defto größere Wirffamfeit und ein deſto ſtaͤrkerer Much fich bey ihnen finden müffe- Da die Einwoh- ner von Gegenden, mo der Unterfchied der Schwere, Hitze und Kälte der Luft nur geringe ift, bloß die Ver⸗ änderung der Spannung ihrer'Fibern fühlen, die von der Trockenheit oder Feuchtigkeit herruͤhren, ‚und da fie von den Bewegungen und. untubigen: ı ir! gen 430 Bon der Wirkung der Luft gen der Leute in Norden frey find, die von den ober- wähnten Lrfachen entftehen, und da die Bewegungen ihrer Fibern und Geifter einförmiger find; fo koͤnnen fie auch aus dieſer Urſache, und von der: auferordent« lichen Hiße, fchläfrig und unwirffam feyn. Aus ei ner Unmwirffamfeit und Schläfrigfeit folget natürlicher Weiſe ein fElavifches Gemürh, oder eine Abneigung mit folchen zu fteeiten, die die Herrfchaft über einen erhalten haben, Hippofrates faget uns, die Euros päer haben ihren Muth der Beränderung und der Kälte ihres Elima, und ihren Gefegen zu danken, welche ihrem Muthe ihr Eigenthum verfichern. Bis fo weit habe ich es gewaget die Philofophie Diefes fceharffichtigen alten Mannes, aus mechaniſchen Urſa— chen zu erflären, die aus den wefentlichen und zufälli» gen Eigenſchaften der Luft herruͤhren, welchen ich noch eine andere hinzu fügen will, die von meiner Materie etwas entfernet zu feyn ſcheint. In Ländern, welche ohne viele Arbeit nichts hervor bringen, muß ber, dem das Sand gehörer, von den Nothwendigkeiten, bie zum Baue feines Landes erfodert werden, als von feiner Saat, feinen Kornbehaͤltniſſen, feinen Arbeits: werfzeugen u. d. g. verfichert feyn. Dieß macht ein gewiſſes Eigentbum aus, und wo ein Eigentbum ift, da müffen auch Gefege ſeyn, daſſelbe in Sicherheit zu fegen. Hieraus bitte ich um Erlaubniß ein Corolla- rium zu ziehen: daß defpotifche Regierungen, ob ſie gleich) überhaupt dem menfchlichen Gefchlechte zum Verderben gereichen, fich für Ffalte Gegenden am al- lerwenigſten ſchicken: ‚denn wo große Arbeit erfodert wird, da muß auch der Arbeiter ein gewiſſes Recht zu hen Früchten feiner Bemuͤhung haben, Die Skla⸗ verey aufn. in Die menfchlichen Körper. agı verey hat ihre Stufen, ‚und überhaupf zu reden finden. ich die höchiten Verfelben in inigen heißen und fruchts en Sändern. „20, Ich will es wagen * eine andere Bemer- fung Hinzu zu fegen, welche, ob fie zwar ein wenig zu weit bergeholet zu feyn fcheinen mag, dennoch niche, unwahrſcheinlich ift, Die Luft hat einen Einfluß in die Einrichtung der Sprachen der Menfchen. Die gefchloffene und enge Art zu fprechen der nördlichen Völker, kann vielleicht daher rühren, daß fie eine Ab- neigung haben ihren Mund in Falter Luft weit aufjus hun, Daher es denn fommen muß), daß ihre Sprache an ftummen Buchftaben einen Ueberfluß hat; dahin⸗ gegen von einer gegenfeitigen Urfache die Einwohner märmerer Gegenden ihren Mund weiter auftbun, das ber denn eine fanftere Sprache entftehen muß, die ei= nen geößern Ueberfluß an Lautbuchſtaben hat. Eine: andere Anmerkung ift, Daß Leute in: windigten Ge⸗ genden von Natur (aut reden, damit fie in der offenen Luft fönnen gehöret werden. e 21. Daß die Eonftitutionen der Menfhen nach den Eigenfchaften der Luft, darinn ſie leben, unterfchieden find, ift eine unftreitige Sache, und gründer fich auf zu findende Urſachen. Hippokrates bemerket, daß Leute, fo in feuchten Laͤndern wohnen ‚aufgefchmwols lei, leukophlegmatiſch und wunderlich find, welches von ihren fchlaffen Fibern, und von der Feuchtigkeit, die ſie mit der Luft an fich ziehen, herruͤhret, und daß gegenfeitige Lrfachen auch gegenfeitige: Wirfungen berbor bringen muͤſſen. Hiße machet zwar die Fibern ſchlaff Kt die Einſchluckung der Feuchtigkeit kann fie diefelben aber aud) Härten und feſter machen. Die 6 Band. Hh Kno⸗ 482 Von der Wirkung der Luft Kuochen der Thiere in heißen Ländern find dichter und: ſchwerer, als der Thiere in Falten Ländern von derfels ben Art, wie man aus der Bergleichung der Knochen der afrifanifchen Pferde mie den nordifchen feben kann. Das Blut ift gleichfalls in heißen Sandern dicker und ſchwaͤrzer, indem die mäflerichten Theile: deſſelben durch die Perſpiration zerſtreuet werden. Dieß ſind gewiſſe Dinge, die durch Aerzte, welche in dieſen heißen Laͤndern ihre Wiſſenſchaft geuͤbet haben, be⸗ zeuget worden. Aus dieſem ſchwarzen verbrannten Zuſtande des Blutes ſind ſie melancholiſch. Große Hitze erhoͤhet die Galle, indem ſie die Feuchtigkeit vertreibt, fo dieſelbe verduͤnnet. Die Galle an ſich ſelbſt iſt unter allen thieriſchen Fluͤßigkeiten am aller⸗ wenigſten der Perſpiration faͤhig, ſie ſtocket an der Oberflaͤche der Haut, und entfaͤrbet dieſelbe, bie thier riſchen Saͤfte in heißen Laͤndern ſind weit mehr erhoͤ⸗ het. Dieß befindet ſich wahr an giftigen Creaturen. Es findet ſich einige Aehnlichkeit zwiſchen Pflanzen und Thieren, und beyde brauchen in Falter und feuche ‚ser Luft längere Zeit zur Reife. Das fruchtbare Als ter des menfchlichen Gefchlechtes fängt weit —7— in warmen als in Falten Laͤndern an, die Wei ſind ſchon im zehnten Jahre ihres Alters in — ſtande. Die Einwohner warmer Laͤnder werden nicht fo leicht fere, denn eine ftarfe Perfpiration hält ein Thier davon ab. Eine überflüßige Diät und Unwirk- famfeit bringe allemal Ausnahmen von der 2. nen Kegel zumege. "22, Ratte und feuchte Luft muß nothwendig Pr matiſche und fehlaffe Conftitutionen zumege bringen, und wenn die Perfpivarion dabey durch eine ie ige auf u in die menſchlichen Koͤrper. 483 ſige Diät gehindert wird, ſo haͤufet ſich das animaliſche Oel. Eine trockene und kalte Luft, und zwar in ei⸗ nem Grade, der den menſchlichen Koͤrpern ertraͤglich iſt, ſo wie in unſerm Winterfroſte, verurſachet eine feſie Beſchaffenheit der Fibern, nebſt allen Wirkuns gen, die davon herruͤhren, als Staͤrke und. Wirk famfeit. 23. In Anſehung der verfchiedenen Höhen und Ge- genden der Luft, iſt es wabrfcheinlich, daß die Con⸗ flitutionen derer, die in Bergwerken arbeiten, und derer, die auf. Gebirgen wohnen, ſehr von einander unterfihieden feyn muͤſſen; und ich wuͤnſchte, daß Dies fer Unterſchied wohl bemerfer würde, Da Seure, Die auf Bergen wohnen, einen. nicht. fo ſchweren Druck der Luft auf ſich haben; fo muͤſſen ſie auch eine groͤs⸗ ſere Staͤrke der Hiuckein beſitzen, gleich den Voͤgeln, die ſich in einem duͤnnern Elemente bewegen, und muͤſſen beym Auf: und Abſteigen gaͤher erter. eine ere Veränderung und Stärke in der fortgehenden sg haben, Die Kälte ihrer Luft hält in ge⸗ wiſſer Maaße dem in Anfehung der Schwere fehlenden. das Gegengewichte. Diefe Urfachen bringen, natürlicher Weiſe Stärfe und Wirkfamfeit zumege; und Hippokrates fchreibt ihnen ſogar den Stolʒ und die Wildheit zu. Da die $uft einen großen Einfluß auf die flüßigen und dichten Theile der menfchlichen —* Ha fo. preffet und bilder fie. diefelben nach ‚ barinn fie am längiten bleibt während. oder Zeitlaufes der Jahreszeit in der Ge⸗ — * der — Ich will aber dieſe —— kt, fernern ing zu einer ſolchen Zeit uͤberlaſſen, aus ber ——RW bar 184 Don der Wirfung der Luft darnach wir zu Werke gehen koͤnnen, und nur einige wenige Anmerkungen in Anſehung der Eigenſchaften der $uft machen, in fo fern fie noſopoetiſch find, das ift, in fo fern fie ein Vermögen haben , Kranfheiten zu verurfachen, 7 24. Landkrankheiten rühren von Urſachen ber, die allen gemein find, und diefe find hauprfächlich die Luft und die Nahrung. Es ift leicht die Wirfungen bey: der zu unterfcheiden. ‘Die ächten Wirfungen der Luft in Berurfahung der Krankheiten, laſſen ſich am be⸗ ften an Leuen entdecken, die von geſunder Nahrung leben, und mäßig find. 1J Rs 25. Scharfe Landkrankheiten find gemeiniglich Wir- kungen der Mifhung der Luft; fie greifen oft zu ger wiffen gefesten Zeiten im Jahre an. Ihre Haufung, Dauer , ihre verfchiedene Zufälfe und Zeitpuncte ſchei⸗ nen von der Veraͤnderung des Wetters, und dem die⸗ ſen Veraͤnderungen vorhergehenden, oder darauf fol⸗ genden Zuftande der Luft herzurübren. Sch glaube, diefes Fonne gar leicht aus Der grofien Einförmigfeit hergeleitet werden, Die man an den Zufälfen epidemi⸗ {her Krankheiten in einerley Jahreszeit bemerket. Ich glaube, niemand zweifelt daran, daß die letzte Krankheit, welche ganz Europa angeiff, eine reine’ md ächte Wirfung des Zuftandes der Luft gewefen. Wenn eine Perfon, fo vollkommen gefund ift, an einem Ort kommt, den eine epidemifche Seuche angeſtecket hat, wird er von derſelben angegriffen werden, ohne daß er das geringſte in ſeiner Diaͤt verſieht, und ſogar ohne den Verdacht einer Anſteckung. 26. Da die Kraft der menfchlichen Körper einge« ſchraͤnkt iſt; fo find fie nicht fähig, die Außerften Grade von auf u. im die menfchlichen Körper. 485 | von einiger Art, als von einer gar zu duͤnnen, dic) ten, beißen, falten, feuchten oder trockenen Luft aus: zuftehen. Aus eben diefer Urfache Fonnen menfchliche Körper gar zu heftige und plögliche Veränderungen, welche die flüßigen und dichten Theile gar zu fehr in Bewegung fegen ‚nicht leicht ausftehen. Denn gleich wie fich der Zuftand unferer flüßigen und dichten Theile mit der Luft verändert, fo verurfachen gewal⸗ tige Beränderungen in der legtern, eben dergleichen in den erftern. Daher bringt veränderliches Wetter gemeiniglih Kranfheiten zuwege. Zum Erempel, man fege eine folcye Befchaffenheit dev Luft, welche eine große Spannung aller Außerlichen Theile des Körpers, und folglich eine- Verhinderung des Umlau⸗ fes in den Gefäßen verurfacher, Die der tuft bloß ge- ftellet find, wie auch in denen, welche eine unmittel- bare Gemeinfchaft mit denfelben haben. Man fege wiederum, daß die $uft plößlich aus diefem Zuftande in einen folchen verändert werde, der die Fibern gar fehr fchlaff machet; fo ift es durch diefes Schlaffma- chen möglich, daß die Gefäße, welche vorhin beſtim⸗ met waren, die wäflerichte Feuchtigkeit oder die Iym- pham zu führen, Blur zulaffen , fo ſich in einem ent- zuͤndenden Zuftande befinde. Daher finden wir,daß entzündende Krankheiten in feuchten und warmen Wetter im Schwange gehen, vor welchen ein harter und anhaltender Froft vorher gegangen ift. Froft ftopfet die Perfpirarion der Erde, wenn nun diefe durch das Thaumerter wieder hergeftellet wird, ſo fülfee fie die $uft mit einer ungervöhnlichen Menge von Dünften, welche die menfchlichen Körper nicht nur. | Hh 3 durch 486 Von der Wirkungder Luft - durch die Schlaffmachung, fondern auch, weil-fie die felben mit der Luft einziehen, angreifen, - 27. Die Witterung und die Krankheiten der $än- der haben fehr viele Gleichfoͤrmigkeit mit einander; allein die ungewöhnlichen Ausfcehweifungen der Hiße, n Kälte, Feuchtigkeit, und Trockenheit verurfachen entweder mehrere Rranfheiten, oder ungewöhnliche Zufälle bey venfelben, und wirken ftärfer, wenn die Veränderungen plöglich und heftig find, — 28. Nach der Lehre und den Anmerkungen des dritten Capitels iſt klar, daß menſchliche Koͤroer nicht lange eine Hitze aushalten koͤnnen, die ihrer natuͤrli⸗ chen Hitze nahe koͤmmt, und noch vielweniger eine ſolche, fo dieſelbe uͤberſteigt. Ein Thier ſtirbt an ei⸗ ner entzuͤndenden Krankheit mit allen Zufaͤllen der Faͤulung in eines Zuckerbeckers Trockenkammer. Es find einige Länder, in welchen während ihrer größtem Hitze Wachs fhrmelst, Menſchen fönnen ohne Be- fhüsung der Kunſt eine ſolche $uft nicht ausftehen. Die Zufälle, welche einer bey ſehr heißem Werten fühler, find fieberbaft, der Puls. ſchlaͤgt geſchwinder als natuͤrlich, er ſchwitzet ſtark, hat großen Durſt, iſt matt, und hat feinen Appetit. zum Eſſen. Durch ſtarken Schweiß wird das Blut dicht gemachet. Durch Mattigkeit wird die Kraft des Herzens ſelbſt verringert; und in der That bey Fortwaͤhrung der Hitze kann der ganze Koͤrper mit der Zeit trocken und elend werden, man ſetze hier noch hinzu, —* | Erfrifchungen durch Falte Luft, wornach die | fchen in einem folchen Zuftande fo * mie: mes- wegen fie fich öfters unvorfichtiger Weife in Gefahr - feßen. Ich fage, es läßt ſich fehr leicht zeigen, daß eine auf u. in die menfchlichen Körper. 487 eine ſolche Befchaffenheit der Luft, wie ein Stachel wirken ‚und gefährliche anhaltende Kieber erregen Fon: ne, und daß Flüffe und Krankheiten, die von dem Herabfließen der waͤſſerichten Feuchtigkeiten auf einige Theile des Leibes entſtehen, als Huſten, Schnuppen, Podagra und Durchläufe in ſolchen Befchaffenheiten der Luft fehr häufig find, und zwar theils durch die Hemmung der Perfpiration, und theils dadurch, daß kalte Luft plöslich zugelaffen wird, da denn alle: Lö» cherchen der Haut diefe waͤſſerichten Feuchtigfeiten ein: faugen, wobey ein Menfch allen diefen Zufällen in noch groͤßerm Grade kann unterworfen werden. Folge lich bringen heiße Tage mit Falten Mächten gemeinig- pi ge: So ift unfer Wetter im 29. Hiße, (wie Num. 19. diefes Capitels bes merket worden ) erhebet natürlicher Weife die Galle. Daher koͤnnen Gallenfieber, und die Cholerafranf- ‚beit, natürliche Wirkungen einer ſolchen heißen Be: fchaffenheit der. Luft feyn. | 30. Rälte machet nicht nur flüßige Dinge gefrie- ven , fondern: zieht auch dichte Körper zufammen, Sie wirfet gleidy einem kleinen Bande auf den Ge: fäßen, wodurch der Umlauf durch Diefeiben verzögert wird, Die natürliche Wirkung davon iſt eine deſto größere Abfonderung der wäflerichten Theile durch Die daran liegende Drüfen, denn wenn die. ä Theile der Gefäße, fo. nahe bey den Drüfen:fiegen, epreflet werden , for koͤnnen fie die zuruͤckfließende euchtigkeie nicht ſo haͤufig abfuͤhren, daher ein größer ver Fluß der. Feuchtigkeit nach den Drüfen zu, und folglich auch ein größerer ” den ausführenden Theis b4 len 488 Von der Wirkung der Luft len entſtehen muß. Daher find Catarthen oder ein waͤſſerichtes Herabfließen auf alle Theile des Körpers, infonderheit aber von den Drüfen des Hauptes und des Halfes, natürliche Wirkungen der Kälte. 31, Verſtopfungen durch Kälte in den äußerlichen heilen des Körpers, treiben und druͤcken das Blut mit einer größern Keaft nach den inwendigen Theilen und verſtaͤrken die Hitze. Schweres Gebluͤt kann eine andere Wirkung der Kaͤlte ſeyn. Dieſes wird gar ſchoͤn erlaͤutert von dem ſinnreichen Dr. Thomas Simſon Chandos, Profeſſor der Arzneywiſſenſchaft auf der Univerſitaͤt zu St. Andrew, der die Wirkun⸗ gen der Kaͤlte auf die Feuchtigkeiten ſehr ſchoͤn durch ein deutliches Experiment erklaͤret hat welches zeiget, daß das Blut, nach einer ſtarken Bindung eines Ge⸗ lenkes, dick wird wenn man es in einem freyen Stro⸗ mens einer Ader heraus läßt , und der Profeflor urtheilet ſehr richtig;, wenn er fager, wenn der: weiße Chylus durch Die Kraft der Bewegung roth gemacht wird, fo Fönne auc) das Blur durch die Aufhaltung feines Umlaufs, in einigen Theilen weiß, und wie derum roh werden. Kaͤlte iſt eine Art eines Eleinen Bandes, indem die Gefaͤße, auf welche Im wife, dadurch zufainmengegogen werden.‘ · if IE a eis 32. er 22 des. dritten. — ag werden, und * Arts Vefchaffenbeit or | ale auf u. in die menfehlichen Körper, ago alfe en der Kälte: zumege bringen. Waſſer I alle Zibern ſowohl an Pflanzen als Thieren ſchlaff; ein kaltes Bad hingegen zieht die Fibern auf eine Zeitlang zufammen. Eine jede feuchte Ausdünz ftung machet fchlaff nach dem Maaße ihrer Hiße, Leber dieſes m — er ſoweht verſtopfen als er⸗ Ö na Je biegfamer die Gefäße find, als in. jarten und jungen Leuten, jefempfindlicher find fie in Anfez hung des Drucks der aͤußerlichen Luft. Gie.geben ſtaͤrker nach in den Graden der Spannung, als die Gefaͤße alter Leute. Es haben daher die Eigenſchaf⸗ ten der Luft, die die Fibern anziehen und ſchlaff ma= chen, ſtaͤrkere Wirkungen auf ſie. Je —* thieri⸗ ſche Fibern in einem gewiſſen Zuſtande gehalten wer⸗ den, deſtomehr verlieren ſie ihre Kraft, ſich wieder het zuſtellen. Es kann daher derjenige Zuſtand der Luft eines Landes, in welchem ſie am laͤngſten bleibt, einheimiſche chroniſche Krankheiten zuwege bringen. 34. Kaͤlte iſt fähig alle Krankheiten zu — hen ‚Die von einer gar zu ſtarken Spannung der Fibern herruͤhren, und durch die Verringerung der ‚der Perſpiration vermehret fie entweder die Quantitaͤt der andern Abſonderungen, oder bringt * groͤßere Fuͤllung und innerliche Hitze zuwege. Perſpiration im Sommer beynahe gedoppelt Per iſt, als die im Winter; fo kann fie, wenn der Appetit und: folglich die Nahrung nicht vermin⸗ dert wird , alle Zufälle einer Plerhora verurfachen, menn die andern Abfonderungen —* in gleicher * Pe: Br —* M N ao De — 499 Don der Wirkung der Luft 35. Die Kälte fann durch die Unterdrückung der Salze in dem Blute, durd) die Gefrierung des Blur tes, und gleichfalls durch ein fchmerzhaftes Stechen, fo die Haut anfrigt, Scorbute und andre Ausbruͤche an der Haut hervorbringen, und kann, wenn ſie im hoͤchſten Grade iſt, machen, daß die Süßigkeiten erfrie» —* und bey Thieren den kalten Brand verurſachen. 36. Kalte Luft iſt fähig entzuͤndende Krankheiten mit noch gefaͤhrlichern Ausbrüchen an der Haut zu er⸗ regen, indem. fie verhindert , daß die Hauf nicht fchlaff werden fann. Ich glaube, man wird finden, daß die Kinderblattern bey hartem Frofte und Falten Nordwinden am gefährlichften feyn. Ich befinne mich, daß die Kinderblattern , welche während einer folchen Witterung hoͤchſt odrüch waren, bey der lauen Waͤrme im April und May vielgelinder wurden. Die kuͤnſtli⸗ chen Eigenfchaften,, die der $uft in dem Zimmer des Patienten gegeben werden, reichen nicht zu, dem natuͤr⸗ Ne Zuftande derfelben das Gegengersichte zu alten. 37. Wenn falte Luft unmittelbar die Oberfläche der $unge beruͤhret; fo ift fie fähig, den Umlauf des Gebluͤts zu hindern, oder aufzuheben, indem fie die unge in einen entzündenden Zuſtand feßer und Ea- tarrhen und Huften verurfacher , fo kann fie alle Wir: kungen folcher Flüffe auf die Lungen, Geſchwuͤre und * Arten von Lungenkrankheiten zuwege bringen. 38. Die aͤußerſten Grade der Feuchtigkeit fegen die menfchlichen Körper nothwendig in einen fränflis chen Zuftand, weil fie folche äußerften Grade nicht ausftehen fonnen. Ein gemwifler Grad von Feuchtig ⸗ keit iſt nöthig, die Außerlichen Theile des Körpers zu — , und die * der Haut in ihrem gehoͤ⸗ rigen auf u. in die menfchlichen Körper. agı rigen Berhältnifje zu erhalten. » Derfelbe Grad von Feuchtigkeit ift vielleicht nöthig durch die Löcherchen der Haut mit der Luft eingeſchlucket zu werden. 39. Man hat gefunden, ‚daß eine lange Dürre alfen menfchlichen Körpern ſehr fchädlich gemefen. Im Jahre 1708 war“ in dem Fälteften Winter, der jemals in. England mag ſeyn empfunden worden, eben fein fonderliches Sterben unter den Menfchen, Das folgende 1709te Jahr, war das naffefte, fo man jemals gehabt hatte, indem ungefähr 264 Zoll’ Re: gen in Eſſer gefallen war, und dennoch aͤußerte fih in dem Sabre Feine Kranfheit noch. Sterben, wie: mohl im folgenden Fahre die Kinderblattern im Schwange giengen und tödlich waren. Das 17ı4te Jahr war das trockenſte, Das jemals bemerfet wors den, indem in dem Jahre nicht über in Zoll Regen in Eſſex gefallen, fo daß der Unterfchied der Feuch- tigkeit zwifchen dem Sabre 1709 und 1714 über die Hälfte und das Verhaltniß wie 53 zu 24 war, In diefem Jahre waren die Todtenliften zu London um 5512 ftärfer, und indem Jahre fing auch das Vieh⸗ ſterben an. Es iſt dieſe beyden letzten Jahre eine ungewöhnliche Duͤrre geweſen, denn ich halte dafür, die befte Schäßung der Teocenheit der Oberfläche der Erde fann von den Fallen der Brunnen hergenom⸗ men werden. Die Folgen davon find ungemöhnli Kranfheiten unter werfchiedenen Thieren , und großes Sterben unter den Menfchen gervefen. Dieß geſchah aber nicht waͤhrend der Zeit des trocknen Wetters; die plögliche Veraͤnderung und der vorher⸗ gehende Zuftand wirkten wohl * da'die Ober⸗ flaͤche der Erde durch die —* “ verſchloſſen * 492 Von der Wirkung der Luft —25 durch den Regen eroͤffnet ward; ſo moch⸗ ſolches verſchiedentlich auf die Körper der Men- - mirfen , wie in warmen Wetter , und beym Auftbauen nach großem Froſte. 40. Feuchtigkeit loͤſet auf, wenn fie nicht mit eis nem größern Grade von Kälte verfnüpfer ift, welcher ſo viel von der auflöfenden Kraft verfelben abnimmt: Die Einwohner Falter und feuchter Sande find leuko— phlegmatiſch, ſchwulſtig und haben alle Zufälle der Relaration, Es find daher die Wirfungen eines fol: hen Zuftandes der Luft alle Kranfbeiten, welche die Merhodiften unter den Titel Laxum fegen. "Wenn Luft won den menfchlichen Körpern "eingezogen wird, fo, kommen die wäfferichten Theile und vielleicht haupt: fähhlih hinein, und flüßige Krankheiten feheinen von der Feuchtigkeit der Luft ſowohl, ‘als von der. Kälte derfelben herzuruͤhren. Wenn die geringfte Feuchtig: feit in die £uftröhre fomme, fo wird fie unmittelbar durch Huften wieder herausgeworfen. Nicht bloß die Unterdrückung der Perfpiration durch Die Kälte oder Feuchtigkeit iſt die Urſache des Huftens und der Fluͤſſe auf die, Druft, indem fie eine. Plethora, die derfelben gemäß ijt, in die Drüfen bringet; fondern die feuchte Luft wird wirklich eingezogen, und wirket auf die Drüfen durch die unmittelbare Berührung; oder als ein Stechen, Es erhellet aus Tagebüchern, die von der Perfpiration gehalten worden, daß Hu⸗ fien und Erkältungen oft im Schwange gegangen, wo Feine Unterdrückung der Perfpivation geweſen, und daß eine-Unterdrügfung dev Perfpivation nicht allezeit mit Huften und Erfältungen begleitet werde. Feuch⸗ tigkeit, die mis der Luft eingezogen ift, kann nad) eis ner auf u. in die menfhlichen Körper. 493 ner Erweiterun⸗ g der Loͤcherchen in dee Haut auf alle druͤſigten Theile des Koͤrpers, und ſogar der Gedaͤr⸗ me wirken, und Durchlaͤufe zuwege bringen. Ich weis aus der Erfahrung, es ſey wahr, daß feuchte Luft bey denen, die dieſer Krankheit ſonſt unterworfen ſind, die Steincolik zuwege bringe. Ich trage dieſes indeſſen doch nur als eine Wahrſcheinlichkeit vor, die durch kuͤnftige Bemerkungen und Verſuche in beſſeres Sicht Fann geſetzet werden. 41. Da heiße und feuchte uft eine Schlaffmachung verurfachee, und folglich eine Abnahme der Kraft der dichten Theile in Forttreibung der flüßigen; ſo muß fie Stofungen, Gefhmulfte, und Fäulung in den flüßigen Theilen zumege bringen, nebft allen andern Krankheiten, die von einem fchlaffen Zuftande der Fibern herruͤhren. Hippokrates hat bemerket, daß ſolche Krankheiten auf eine feuchte Beſchaffenheit = Luft mit füdlihen Winden, welche warm find, ers folget feyn, und ich habe daſſelbe in diefem $ande 1% merfet. Da die Perfpirarion die legte Handlung eis ner vollfommenen thierifchen Verdauung ift; fo muß die Befchaffenheit ver Luft, melche vie Perfpiration hindert, auc die Verdauung hindern ; daher muß Falte und feuchte Luft denen ,. die fihwache Magen haben, fehädlich feyn. Schnuppen und Huften find die Wirkungen Falter und feuchter uff, und wenn diefe wirklich die Lunge angreifen, fönnen fie ſchwind ⸗· ſuͤchtige Krankheiten verurfachen ; doch iſt es wahr⸗ ſcheinlich, wo dergleichen Schwind ſucht eine Land⸗ krankheit iſt, daß ſie alsdenn von einer —5 Schaͤrfe in der Luft des Landes herruͤhre, welche dieſes zarte Werkzeug durch die unmittelbare Sn 494 Bon der Wirkung der Luft rung, und vielleicht auch auf alle Drüfen des Kör« pers wirket, denn unfre Schwindfuchten find fero: phulös. Scrophuloͤſe Krankheiten find fehr gemein in diefem Lande. Wenn die Luft mit falzigen fcharfen Theilchen beſchweret ift, fo machen fie die Fluͤßigkeit, welche fie berühren, gerinnen, Aus dem Weberfluffe der mineralifchen Waffer aller Arten in England, kann gefchloffen werden, daß allda ein Ueberfluß von mine- ralifchen Dünften iſt. | —— 442. Die Wundaͤrzte erfahren die Wirfungen der Luft in ihrer Wiſſenſchaft noch ſtaͤrker, als die Aerzte, denn wenn die Fibern an menſchlichen Koͤrpern durch eine Wunde oder ein Geſchwuͤr von einander ſtehen, fo bat die äußerliche Luft einen unmittelbaren Zutritt zu den offenen Gefäßen, wirket auf die Flüßigfeiten durch unmittelbare Berührung, und auf den verwun⸗ deten Theil, als wenn es rohes Fleiſch wäre, Die Heilung diefer Wunde, oder die Vereinigung ihrer Theile gefihieht durch die Verlängerung der Fibern, und, Diefes beruber beydes auf den Zuftand der ein fliegenden Feuchtigfeit und den Fibern der Gefäße in Anfehung ihrer Biegfamfeit, Härte, Stärfe oder Stufen der Widerfeßung , und hiermit kommt es ſehr viel auf die $uft an, wovon die Fibern unmittel- bar berühree werden. Zum Erempel, eine Wunde in faltem froftigen Werter muß mehr offen ſtehen, weil die Kälte die Fibern mehr zufammenzieht, als warmes Wetter, daher müffen die Fibern in dem letztern viel biegfamer jeyn. Eine folche Befchaffen- heit der Luft, darinn rohes Fleiſch natürlicher Weiſe verfanfen würde, muß durch eine Mortification Ges fahe verurſachen. Vertheidigungen durch | | FEN auf ar, in die menfchlichen Körper. 495 find nicht zureichend,, eine Wunde oder ein Geſchwuͤr zu verwahren, daß es von der Luft, fo es berührer, nicht verleget werde; daher find die Wundärzte nicht gleichgültig dabey, was für Jahreszeiten fie zu gewiſ⸗ fen Operationen erwählen wollen, Aus der Beſchaf⸗ fenbeit der Luft rühret es ber, daß an verfchienenen Nachdem der Frühling feine Blumen aus: geleget, ſo faͤngt der Sommer an, uns Früchte zu ge ben... Er machet den erſten Anfang. mit feinen kleinen vothen Früchten, die uns fehon viel Vergnügen ge— ben, aber auf welche bald andere, die beſſer find, er- —* Be len ſich ** — Geburten * irn u andern wieder u werden. SuM Hernach fommt der Herbft „welcher uns die volle i kommenſten Fruͤchte und in der groͤßten Menge liefert, Der Urheber der Natur verſchwendet alsdenn in Wahrheit feine Keichthümer. Ich muß bier an eine ſehr lebhafte und völlig, chriftliche Betrachtung geden- £en ‚welche ihr einsmals machtet, da ihr uns vorfreff- liche Pfirfchen auf eurem fehönen Felde. gabt. Wenn die an fich felbft fehr groben Säfte der Erde, fagtet ihr, in ung fo reizende und mannigfaltige Empfinduns gen. erwecken, nachdem fie durch die verfchiedenen Köh- ven unſerer fruchttragenden Baͤume gegangen ſind, was fuͤr einen Begriff ſoll uns dieſes nicht von den Mitteln geben, welche dieſer ſo freygebige und ſo herr⸗ liche Gott in einem andern Leben wird gebrauchen koͤn⸗ nen, um uns vollkommen gluͤcklich zu machen. Ich erinnere mich, daß man euch hierauf antwortete, ihr haͤttet die Kunſt eure Vergnuͤgungen heilig zu machen, erfunden. Ihr Habe ung ferner bemerfen laflen, daß die — des Herbſtes zweyerley Gattungen ſind, su. Ji3 £ö ‘2 Schreiben vonder koͤnnen wir fogleich genießen, und andere find‘ von größerer Anzahl von einem feften und harten Fleiſche und genugfamer Dauerhaftigkeit, daß fie fi ich fo lange erhalten, bis die Natur neue bervotbeingt, Wir ſtel⸗ en fie in unfer Erdreich , worinnen fie nach und nady veif werden. Diefes if eine Erndte, die wir im Win⸗ ter halten/ in dieſer trautigen und erſtorbenen Jahres⸗ zeit, wo Die erſtarrte Natur nichts mehr auf dem Fel⸗ de hervorbringt. Nachdem ihr ung dieſe weiſe Ein⸗ eheilung vorgeſtellet hattet, welche, fo leicht fie in die Augen Falle, dennoch) erfodere, daß ſolche Philofor pben, mie ihr (end, ihre Aufmerkſamkeit darauf lenken; fo ſchloſſet ihr durch eine gotrfelige Bewegung, fo ihr von dem David entlehntet. O Herr! viefet ihr aus, Dir Fröneft das Jahr mit deinen Wohlthaten! Weil ich an euch fo viel Fähigkeit und Gefhmad erfannte , in euren Anmerfungen über die fruchteragenden Bäume zur Religion zu führen, fo fagete ich euch jüngftfin von einem Schriftſteller, welcher zufälfiger Weife eine Gedanfe von eben der Art, als diejenigen find, fo ich angefuͤhret habe, in ein Buch eingeruͤcket hat, eine neue Gedanke aber ‚welche anderiveifiges Nachſinnen verdiente. Dieſer Schriftfkeller ift Herr de la Mare, - in feinem Tractäte von der Policey, welcher in Paris ohngefähr vor zwanzig Jahren gedruckt wurde. Ihr ſagtet zu mir, daß ihr diefes Werk nicht kenntet, und ihr. truget mir auf, euch von demjenigen, was er von den Bäumen in Anfehung der Religion faget, ein we⸗ nig genauer Rechenſchaft zu geben. Ihr bliebt dabey nicht ſtille ſtehen, ſondern ihr verlangtet noch), daß ich meine Betrachtungen zu des Herrn de la Mare ſeinen hinzu thun ſollte. Dieſer letzte Punyct bat mir ante e Urſprunge der Fruͤchte. 503 Mühe gemacher. Inzwiſchen will ich euch geborchen, indem ich mir die Nechnung mache, daß diefes ein Mittel feyn wird, euch felbft zuMittheilung eurer Ans merfungen uns verbindlich zu machen , als weicht biel beſſer als die meinigen ſeyn werden. Herr de la Mare laͤßt ſich in ſeinem sten Bande in die Abhandlung der vornehmften Nahrungsmit⸗ tel der Menfchen ein, und bey diefer Gelegenheit be fhreibe er die Hiftorie von dem meiften Theile der Früchte. Er behauptet, daß fie alle aus den orienta⸗ liſchen Gegenden kommen, und glaubt, daß diefer Urfprung zu Beftätigung der Wahrheit von Mofis Hiftorie in dem erften Buche deflelben, und zu Unter⸗ ſtuͤtzung desjenigen, was er von der Schöpfung der | Welt und den verfchiedenen Colonien, welche fich in den betannten Landern ausgebreitet haben, dienen — "Wenn man nur die weltlichen Alterthuͤmer zu Kar the zieht, ſo kann man ſchon nicht zweifeln, daß die Welt einen Anfang gehabt habe. Die Rauhigkeit ; der Menfchen in den. verflofienen Jahrhunderten, die Neuigkeit der Künfte, die Bewölferungen ıc. alles fuͤh⸗ ret uns ju einem erften Unfprunge, welcher fich auch nicht fehr hoch beläuft. Es erhellet aus verfchiede- nen Beweifen, daß die erften Menfchen in Paläftina: erfchaffen worden ‚mie es uns Mofes berichtet. Die erften Stifter der "Städte, die erſten Häupfer der Nor - tionen fcheinen alle aus dem Orient gekommen zu feyn. Aus diefem Bezirke find nicht nur die Menfchen, fon dern auch die Gefege, Fünfte und Wiſſenſchaften her⸗ ausgegangen. Dieſes wird durch das Zeugniß den älteften Heyden befräftiget. Die Hiftorie von ihren Ji 4 erſten EN Schreiben von dem etften Colonien, die Namen ihrer Staaten, die Fa: bein ihrer Gottheiten ſelbſt find zum Theile aus den Büchern Mofis genommen. Die Griechen, melche von andern Bölfern empfangen haben, mas fie von Gelehrſamkeit befisen, erfennen, daß fie die Kunft zu fchreiben anders! woher erhalten. Cadmus, ein Phoͤnicier, iſt es, der ihnen den größten Theil von den Buchftaben mitbrachte. Auch nennet Plutarchus die griechifchen Buchſtaben Phönicifhe. Mit einem Worte, der Orient muß als der Stamm von: allem en werden, 7 Herr dela Mare glauber, daß ferner die Hiforie von den Fr üchten und ihre unterfchiedenen Cinpflan- | f zungen zu einem Beweiſe diefer wichtigen Sache die ‚nen fonne, Er zeigen, daß unfere Früchte von Pald- F ftina entſprungen find, und daß’ fie mit den. erfien Menfchen einerley Weg genommen haben. Wie die Kinder Noah, fo breiteten fie fich auch in den benach⸗ barten Sanden aus... Die fo nach Armenien giengen, ſich daſelbſt niederzulaſſen, brachten fie mit hin. An⸗ dere pflanzten ſie in Aegypten ein, indem ſie ſich ei da einpflanzten. Nachgehends kamen jie nad) Sri chenland, welches ſich zu gleicher Zeit mit Menſchen und Fechten. aus dem Orient bevöffert fahe. Aber laffet uns hiervon unfern Schriftfteller felbft anhören. Er druͤckt fih in dem II * * wertreſuc⸗ Werkes alſo aus: Die neuen Entdeckungen in dei. Wiffenfchaften und) Künften, und ihr verfchiedenes Wachsthum, ift einer ‘von den Berweisgründen, deſſen man. fich be bient, um aus der bloßen — Vernunft zu er⸗ BL weiſen, paß 363. Urſprunge der Fruͤchte. 505 weiſen, daß die Welt einen Anfang gehabt habe. Al: des ftimmet überein, uns zu überzeugen, Daß es aus dem Orient feinen Urfprung ber habe, und da vie Er= de zuerſt bewohner worden ſey. Koͤnnte man niche einen neuen Beweis hinzutbun, welcher davon herge= nommen ift, was fich in Anfehung der Früchte zuges fragen. Der. meifte Theil und hauptfächlic) die vor— £refflichften find aus den orientalifchen Gegenden in unfer Europa gebracht worden, und fie haben dafelbft allezeit bey den Lateinern den Namen ihres alten Bas terlandes erhalten : Mala Perfica, Armeniaca cet. Weil ihr mir befehlet, mein Herr, euch zu fügen, was ich von diefem Beweiſe halte, fo deucht mich, daß er zum Vortheile der heiligen Hiftorie nüglich anz gewandt werden koͤnne. Aber ich glaube, daß er ei- ern nige Borerinnerungen erfodere , welche unfer Schrift: _ fteller nicht gemachet ‘hat, teil er fich begnüget hat , dieſen Beweisgrund nur anzugeben, und andern die Sorgfalt ihn auszuwickeln überlaffen. Die erfte Anmerkung, fo ich machen wollte, um dieſem Beweiſe feine richtigen Schranfen zu beftimmen, — iſt, daß wenn wir den Urſprung der Fruͤchte wieder aufſuchen, wir nur von denenjenigen reden, die uns be⸗ kannt find. Es iſt nicht von denenjenigen die Rede, — * andern Welttheilen ſind, als in Afrika oder in ika. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß dieſe Laͤn⸗ uͤchte haben, welche ihnen beſonders eigen ſind. Bir merden aljo mit eurer Genehmhaltung nur von den Früchten unfers Europa reden. Wir wollen uns an der Erflärung begnügen, wie ſie dahin gefommen find, wie fie ſich in unferm Decident von einer Nation * andern bis zu uns ausgebreitet haben. | 3 Ji5 56 Schreiben von dem Die andere Anmerfung, welche ich für eben fü nothmendig balte, ift, daß wenn wir auch in unferer Unterſuchung von dem Urfprunge der Früchte, ihnen nicht bis in das heilige fand nachfolgen fonnen, man daraus nicht fihließen dürfe, daß ſolches nicht ihr wahrhaftes Baterland ſey. Die Urſache hiervon ift Diefes. Wenn die Griechen oder Römer diefe Fruͤch⸗ te von gewiffen Laͤndern befommen haben, fo Fonnten fie anders woher dahin gebracht worden ſeyn. Es ift auch ganz natürlich, daß fie von Seiten des Deeidents ſchon auf dem Wege waren, wenn eine oder die andere von diefen Nationen ihnen begegnet haben, + Aus. diefer kleinen Erklärung erhellet, daß Herr de la Mare feine Meynung ziemlid) wohl bemeiit. Er zeiget, daß faft alle Früchte in den fanden, wel he wir bewohnen, fremde find, und daß fie uns von dem Aufgange her gebracht worden. Er machet eine ziemlich lange Erzählung davon, woraus man fieht, daß der ordentliche Weg von Drient nach Griechen- land, hernach nad) Italien und endlich nad) Gallien oder in andere benachbarte Länder führe, Das Syftema des Heren de la Mare ift der Na- fur gemäß, in Anfehung der Früchte, welche viele Hiße erfodern, und die wir nur vermittelt der Kunft auferziehen, dergleichen die Citronen- Pomeranzen« Granadenbäume find. Die Eitronenbäume fommen aus Aſſyrien oder Medien. Die Lateiner nannten fie Mala Medica, Einige Perfer brachten ehemals wel che nach) Athen und von dannen kamen fie nad) Ita⸗ lien. Virgilius redet davon als von einem fehr raren Baume, und zu Plinius Zeiten wußten Die .. e £ —— * a * Urſprunge der Fruͤchte. 507 noch nicht ſie aus dem Saamen zu ergiehen, ſondern holten ſie aus fremden Laͤndern. Der Olivenbaum muß auch aus einem viel heif: fern Lande als dem unfrigen fommen. Wenn wir die heilige Gefchichte zu Rathe ziehen, ſo werden wir darinnen fehen, daß Noa eine Taube auf die Ges birge Armeniens aus der Arche fortſchickte und daß fie einen Oelzweig mitbrachte. Aber wir muͤſſen bier das Zeugniß Mofis bey Seite ſetzen, und ung bloß an der weltlichen Schriftſteller ihres halten. Die Griechen gaben dieſer Frucht einen Namen, welcher anzeigte, daß ſie ſie aus Paphos in der Inſel Cy⸗ pern erhalten haͤtten, wohin ſie wahrſcheinlicher Weiſe aus Palaͤſtina gebracht worden, Die erſten Del bäume wurden vom Herkules auf den Berg Olym⸗ pus gepflanzet. Von dannen Fam er, wiewohl fehr ſpaͤt, nach Italien. Diefer Baum wurde nur gegen das Jahr 680. ber Stiftung diefer Stadt ein wenig gemein. Frankreich und Spanien holten — das gepflanzte aus Italien. Die Genealogie des Feigenbauimies gleicht in vie⸗ lem der von dem Olivenbaume. Wenn es ung er⸗ laubet wäre, den 'älteften unter allen Öenealogiften anzufuͤhren, ſo wuͤrden wir den Urſprung deffelben in dem irrdiſchen Paradiefe felbft finden ; allein wir ha⸗ ben uns anheifehig gemachet, das eife Buch Mofis verfchloffen zu halten. Wen wir in den Büchern der Griechen und Römer und in dem Nachrichten der Reifenden nachfuchen,, fo werden wir ſehen, daß erftlich ber Feigenbaum in Paläftina zu allen Zeiten emein geweſen. Wir werden ferner fehen, daß die ihn und Römer der Zeigenbaum aus dem —J su” Schreiben von dem: , gange geholet haben, und daß er von dannen nach Stalien fam. Die Römer hatten ihre Feigen von Chios ‚ die Lidienuesu.f.f. Von dannen hat mannur einen Schritt wieder. nach Paläftina zu fommen, Bor Catons Zeiten redete man gar nicht von Feigen bäumen zu Kom, und .es brauchte,viel Zeit, bis. fie nach) Gallien gefommen waren. Der Kaifer Julia⸗ nus ift e8, welcher, als er damals Vorgefegter oder Landpfleger von Gallien war , diefelben nach Paris brachte, wo er feinen: Aufenthalt hatte, Som find wir die Erfindung fihuldig, fie im Winter mit Strohe zu bedecken, Damit fie vor dem Frofte verwahret find, Die Natur diefer Früchte ſelbſt beweift ihren ori⸗ entalifchen Urfprung zur Gnüge, Allein Herr de la Mare ift damit nicht zufrieden. Er breitet fein Sy: ſtema überhaupt auf alle Früchte aus, die wir eini⸗ germaßen hoch fhägen. Wir wollen ihm alfo wei- ter folgen, wenn ihr es genehm halter, und fehen, ob er fich bis ans, Ende erhalten kann. i Die Früchte, fo mit einem Steine verſehen find, erfodern Hiße, Gleichwohl giebt es einige, welche fic) fehr wohl zu unfern gemäßigten Himmelsgegender ſchicken, und von melchen es ſcheint, daß wir fie nicht gar zu weit haben fuchen dürfen. Die Kirſche iſt von dieſer Art. Sie kommt in England und in eben ſo nordiſchen Laͤndern ſehr ſchoͤn hervor. Aber Bernunftgründe fonnen nicht dem widerftreiten, was wirklich gefchehen ift. Plinius lehret uns, daß Rom die Kirfchen dem Lucullus zu danken Hatte, welcher fie 73 Jahre vor der chriftlichen Zeitrechnung nad) feinem über den Mithridates erhaltenen Siege, dahin — Diefe Frucht koͤmmt aus einer Stadt des Koͤnig⸗ Urſprunge der Früchte. 509 Königreichs Pontus, Ceraſunt und heut zu Tage Ehinifonda genannt. In meniger als einem Jahr⸗ hunderte, war diefe Frucht ſchon bis zu den Britan- niern gefommen , wohin fie die Römer brachten. Die Apricofen fingen erft 30 oder 40 Jahre nach der chriftlichen Zeitrechnung an zu Rom ein bisgen gemein zu werden. Die Römer holten diefe Frucht aus Armenien. Man Fann hiervon den Plinium zu Rathe ziehen, und der bloße Namen der Apricofen zei⸗— get ung zur Önüge an, woher fie fommt. Die $a= teiner nennten fie armenifche oder epirifche Aepfel. Wenn man die häufige Menge der Pflaumen, welche wir in unfern Baumgärten haben, und die geichtigfeit, mit welcher wir fie auferziehen, anſieht, follte man wohl glauben, daß fie auch von dem Aufgange ber kaͤmen, wiedie niedlichern Früchte, welche mir Stei- nen verfehen find? Dennoch find fie ebenfalls daher und juft aus Palaftina enrfprungen. In diefem Puncte ift Herr de la Mare ftarf und hierauf bauer er viel, Theo- phraftusredet von einer großen Anzahl Pflaumenbaͤume, welche in dem Erdreiche Damas wuchlen. Bor Alters befam man daher dürre Pflaumen, welche nad) Eu— ropa famen. Cato kannte noch Feine andern als dies fe, aber zu Plinii Zeiten war Stalien dergeftalt mit flaumen angefüllet, daß er ausruft, ingens pruno- rum turba, Was fir ein Haufen Pflaumen. Man holet fo gar den Namen prunum aus dem Orient ber und behauptet , daß die Afiatifchen fie Proun: nannten, davon die Lateiner ihr prunum genomm haben. Der Namen Damas, welchen nod) viele von unfern Pflaumen haben, zeiget genugfam an, d fie aus diefer fruchtbaren Ebene Spriens Fomme BR: ; Außer 310. Sihreiben von dem Außer den alten Pflaumen , welche wir ſeit vielen Jahrhunderten in Europa haben, brachten uns noch die Kreuzherren von ihren Reiſen aus Outremen einige Pflaumen, welche verdienen, daß man ſie werth ſchaͤtze, als die heil, Catharina und einige Damas« pflaumen , welche uns fehlten. Diefer Umftand muß niche weggelaflen werben, weil diefes beynahe der ganze Nutzen ift, welchen man durch diefe großen Verrichtungen erhalten. | Die Pfirſchen, welche Frucht heut zu Tage ſo hoch gehalten wird, kommen von weiter entfernten Orten, als Palaͤſtina if, ber, aber deswegen bleiben fie nicht aus dem Syſtema. Man behaupter, daß fie von Derfien fommen, und die Römer nennten fie wirklich Perſiſche. Sie waren zu des Plinius Zeiten zu Rom noch neu, und man verfaufte fie da fehe eheuer. Was Griechenland anbelangt, fo aß es folche feit langer Zeit. Theophraſtus, welcher wenige Jahre nad) dem Ariſtoteles lebte ‚redet davon, aber als von einer frem⸗ Den Frucht. Ihr ſeht, daß alle dieſe Fruͤchte aus on Schrifte ſtellern genommen ſind, welche Herr de la Mare ge— nau citiret. Es ſcheint alſo, daß man ſie ihm nicht ſtreitig machen kann. Unterdeſſen babe ich einem Zweifel über den Artikel. der Pfirfchen, davon ich glaube, mein Here, daß ich ihn euch vorlegen foll, damit ihr mir fagen möchtet, was ihr davon haltet. Ihr wißt, daß man dieſe Frucht in zwo Claſſen ein« theilet, Es giebt Pfirſchen, die den Kern fahren lafa fen, und andere, welche daran halten, und Die. man nicht eröffnen Fanı. Man nennet fie Pavies ‚oder Brugnons, nachdem fie ein wenig rauh oder ganz und gar Urſprunge der Fruͤchte. 5u gar glatt ſind. Die Pfirſchen, welche ſich nicht auf⸗ chun, haben ein feſteres Fleiſch. Die andern haben mehr Wafler und verderben leichter, Won diefer Are find die Mignone, die Admirable ꝛe. Einer von uns fern neuern Poeten hat diefe zwo Gattungen von Pfirfchen fehr wohl befchrieben. Ich weis, daß ihr die lateinifche Poefie lieber, hauptfächlih wenn fte vom Aderbaue handelt, Ich will alfo euch zu Gefal⸗ len einige Berfe berfchreiben. Der Pver, welcher fih angelegen ſeyn läßt, die Erzählung von allen Gattun⸗ gen der Früchte zu machen, deren verfchwenderifche Mannigfaltigfeit ihn in Verwunderung ſetzet, fange ‚auf diefe Art an: | Nam quid ego olim miffas a Perfide Pomos, Quive fapor fructus, quae purpura mixta colori, Comimemorem, cuius pars ipfis oflibus haeret, Carne magis fpifla, pars rarior oflibus ultro Exuitur, riguogue tumet bene rorida fucco: Pars carne exili , faciemque fimillima Pruno, Diftendit nulla fparfaın lanugine pellem. Hier find, wie mich deucht, unfere zwo Bat: tungen von Pfirfchen fo wohl beſchrieben, daß es Vir⸗ gilius nicht beffer gefonne hätte, Nachdem ich diefe zwo Elaffen wohl unterfehieden habe, fo folge itzo ber Scrupel, welchen ich wegen des Urfprungs babe, den Herr de la Mare den Pfirfchen beyleget. Diejes nigen, welche ein feftes Zleifc Haben, und den Kern nicht fahren laffen, können in einem gar zu beißen ande niche feyn, Sie find fehr gut in Gafconien, und noch befler in Italien. Laßt ung fie alfo in ben Aufgang ſchicken, fie werden dafelbft in einer Kar sı2 Schreiben von dem! melsgegend fenn, fo ihnen gemäß ift, Aber was un: fere Pfirſchen anbetrifft, die ſich aufthun, melche fein und faftig find, welche eine Ergöglichkeie auf unfern Tifchen find, diefe verlieren alle Güte in den heißen andern, und man kennet dafelbft niche ihren Werth. In Sranfreich, z. E. in Touraine, gerathen fie am deſten, und man ißt auch fehr gute zu Paris, Wenn man diejenigen ihres Irrthums belehren will, welche glauben, daß dieſe guten Pfirfchen viel Hie erfo⸗ dern, fo darf man ihnen nur vorſtellen, daß in Hol: land felbft vortreffliche Pfirſchen von dieſer Art ges geſſen werden, Erlaubet mir, mein Herr, eine kleine Ausſchwei⸗ fung bey dieſem beſondern Umſtande, eg wollen wir wieder zu unferer Abficht fommen. Man fragt, wie es feyn kann, daß ein Ealtes und feuchtes Sand, wie Holland, und welches aus dieſer Urfache Birnen und Aepfel von fhlechtem Geſchmacke giebt, die Pfir- ſchen fo wohl reif machen kann, ‚welche doch meit mehr Hige erfodern. Das Erdreich) in. ‚Holland iſt ein allezeit angefeuchteter Sand, und man weis, daß die Pfirſche eine leichte Erde erfedert. © ‚Der Pater Rapin giebt mir in feinem vortrefflichen Gedichte von den Gärten 4. B. einen Vers an Die * — | Sache ſehr wohl erklaͤren wird: ‚Perficam arena iuvat, fi perluat humos arenam,, 4, en iſt noch etwas von der lateiniſchen Poefie, — ich weis, wie ſehr ihr ſie liebet, wenn | angebracht iſt. Thut zu diefem wohl befeu Sande den Schwefel, welcher in dem Sande häufig iſt; deſſen ihr Torf ein Zeuge iſt, der davon ganz | angemengt uUrſprunge der Fruͤchte. 513 angemenget iſt; und die Philoſophen raͤumen ein, daß der Schwefel viel beytrage den Geſchmack ver Pfirſche zu verbeffern. Allein die Urfache von der Güre der holländifchen Pfirfchen ſey welche es wolle, ‘wie Fonnen uns an der Sache begnügen. Wenn man alfo voraus feget, wie man folches nicht leugnen kann, daß die mürben Pfirfchen in unfern temperir⸗ ten Landen befler auffommen, als in den heißen Him⸗ melsgegenden von Aſien, fo erhellet ‚daß wir fie niche als folhe, die vom Aufgange entfprungen find, anzu— feben haben. Der Geburtsort follte für den geſchick⸗ teften zu einer jeden Gattung von Früchten gehalten werden. Da ift alfo die Schwierigkeit, fo man dem Heren de la Mare machen fann. ‚Sehet, mein Herr, ob man auf diefen Einwurf eine gute Antwort geben kann. Sch erwarte die eure, und inzwifchen till ich bier eine wagen, Man feger, daß der Schöpfer jede Frucht fogleich in dasjenige and gefeßet habe, welches fich für fie am beften fhi- cket, gleichwohl wäre es ungereimt, fich daran allemal zu binden. Diefes fann man, in Anfehung der vortreff⸗ lichen Pfirſchen, welche in einigen Provinzen Franfs reichs fo fehön werden, gar leichte zeigen, Es ma. ven viele Jahrhunderte nötbig, ehe Gallien bervohnet wurde. In dem Zwifchenraume nahmen die Wäle der faft überall uͤberhand. Ihr miffet, mein Herr, daß die Kirfhbäume und der meifte Theil der mit - Steinen verfehenen Früchte mitten unter den Wäldern nicht machfen koͤnnen. Sie fönnen nicht leiden, daß fie von andern Bäumen erftiter werden. Sehet alſo, was gefchehen wäre, wenn der Schöpfer Die Mignone und Admirable ſogleich in Tonraine ges 6 Dand,. Kr ftellet \ 514, Sihreiben von dem ftellee hätte. Dadurch wären unfere koſtbarſten Fruͤch⸗ te verlohren gegangen. Eine hohe Weisheit hat dem⸗ nach einem weit verftändigern Plane gefolget, name lich die Früchte in denjenigen Bezirken der Erde zu pflanzen, welche zuerft bewohnet werden follten, Das mit die Menfchen vornehmlich für Diejenigen Sorge trügen, welche es bedürften. Aus diefem Grunde wurden unfere mürben Pfirfchen (Peches fondantes) in den Drient gepflanzet, obfchon diefes Clima für fie - niche das allerbefte war. Bon dannen find fie nach⸗ gehends in unfern Decident gefommen, bis fie dag gefchisktefte Land, fo ihnen Die Bollfommenbeit geben Eonnte, gefunden haben. re” Es ift nicht fehr fehwer , die Meynung des Herrn de la Mare von dem Urſprunge der mit Steinen ver» fehenen Früchte, zu vertheidigen. Aber er hat hieran nicht genug. Er breitet feinen Lehrſatz bis zu den mit Kernen verfebenen Früchten aus, und laßt fie aus dem Driente fommen, wie alle andere, Allein die Birnen und Aepfel find in den temperirten Ländern von unferm Europa weit beffer angebracht, als fie eg in den orientalifchen Ländern feyn würden, Ich gen ftehe euch, mein Herr, ich babe mid) vermun« dert, als ich diefes apitel in feinem Buche ges Lefen. Inzwiſchen gebt er den ordentlihen Weg, welches diefer ift, daß er die Früchte, fo mit Kernen verfehen, aus dem heiligen Lande nad) Griechenland, von dannen nach Italien, und endlic) in andere mehr gemäßigte Länder von Europa kommen läßt. Er lea get die Gefchichte zum Grunde, daß vor der Ankunft der Römer nach Gallien, man dafelbft weder Birnen noch) Aepfel kannte, ob es fihon in ganz — # — Urfprunge Der Früchte. 515 Sand’ ift, wo diefe Früchte am meiften von fatten eben. | ron : —* haben zwar angemerket, der Schoͤpfer koͤnne ſehr weiſe Urſachen gehabt haben, warum er. nicht gleich im Anfange die Früchte in diejenigen Laͤnder ges feßet, welche die gefchickteften für. fie waren. Aber mich deucht, Daß es bier. nicht nöchig war, eine Aus⸗ nahme von der Kegel zu machen, „Die, Furcht, in welcher wir wegen unferer feinen Pfirfchen geftanden,, wenn man fie urfprünglichin Bezirke gefeget hätte, Die von dem bewohnten Ländern zu: weit entfernet waren, ‚würde in Anfehung der. mit Kernen verfehenen Früchte _ nicht fo wohl gegründet feyn,. Die Birn-und Aepfel⸗ baume kommen mitten in den Wäldern wohl auf, Man weis,daß viele Birnen, welche heutiges Tages in unfern Gärten ſehr gut ausfehen, in den Wäldern gefunden worden. Von dieſer Zahl find die Birnen gefchafferie und Ambrette, Dieſe legte zeiget ung noch ihren wilden Urſprung Durch ihre Dornen an. Cinige Gattungen von Aepfeln find auch aus den Wäldern genommen worden, woſelbſt fie fich viele Jahre lang Boa; 7... 5 —B Inʒwiſchen, obſchon viele Arten von Früchten‘, die mit Kernen verfehen, fich zur Noth in Sändern, die mit Wäldern bedecket find, hätten erhalten fönnen, fo wie es vor alten Zeiten Gallien war, ſo fann man doc) fagen, daß es der Weisheit Gottes anftändig mar, fie ficherer zu ftellen, nämlich fo, daß fie den Menfchen gelegener waren, um einige Aufmerkſamkeit Darauf wenden zu Fonnen. J Wenn man den Geburtsort der Kernfruͤchte auge machen will, fo muß man willen, ob wir nicht einige Kk 2 Kennt⸗ 516 Schreiben von dem Kenntniß hiervon in den alten Schriftſtellern finden, Wir wollen von den Birnen anfangen, Die Grie ‘chen benachrichtigen uns, daß fie viel Birnen in ihren Landen hatten, hauptfächlic) in Peloponnefo, und daß nach) ihrer Sprache die Birne die Frucht des Pelopon- nefus genennet wird. Theophraſtus redet fehr haͤu⸗ fig von den Birnen in feiner Hiftorie der Pflanzen, und zwar als von einer Frucht, Die ſehr hoch gehal⸗ ten wird. Laſſet uns zu den lateiniſchen Schriftſtellern gehen, welche uns vielleicht etwas mehr ſagen werden. Pli⸗ nius lehret uns, daß die Roͤmer Birnen hatten, wel⸗ che ſie aus Griechenland, andere aus Alerandrien, andere aus Syrien geholet hatten, und daß fie den Namen ihres Landes behalten hätten, Virgilius re re⸗ det auch von den letztern in ſeinen Georgicis: Nec ſurculus idem Cruſtumiis, Syriisque pyris gravibusque volemis. * . Martial und $uvenal reden ebenfalls von diefer orientalifchen Birne , welche die Syriſche genannt wird. Dieſe Art Birnen wurde anfangs in Tarent gepflanzet, woher ſie auch den Namen Tarentiner bekommen. Der Pater de la Ruͤe in feinem Com- mentario über den Birgilium fager, daß diefe ſyri— She Birne, wohl unfere. Bergamotiſche feyn Fönnte, und die Murhmaßung ift nicht ohne Grund, Als unſere Borfahren ihr diefen Mamen gaben, fo festen. ‚fie fie vermuthlich nad) Pergamus;; allein fie betrogen ſich wegen des Urfprunges dieſes Namens, wie wir es bald ßben werden. UBER bes — Georg. L. II. v. 38. Urſprunge der Fruͤchte. 517 ſo wir hegen, daß die Birnen im Orient nicht wohl gerathen, ſo geraͤth doch daſelbſt die Pergamoter ſehr wohl. Man druckte zu Paris im Jahre 1730 eine Nachricht von den Reiſen eines Jeſuiten, der Miſſionarius geweſen. Hier folget, was er von Dies fer Frucht fager. Die Bergamoter Birnen, faget er, find in — nien koͤſtlich. Die Frucht iſt gruͤn, rund, voller Zu— cker und zergeht im Munde. Dieſe Birne bat nicht ihren Namen von Pergamus in Italien. Sie heißt Dergamoter aus Corruption zweyer türfifchen Wor— te. Beg, welches Fürft bedeutet und Armoud, wel⸗ ches Birne anzeigt ; und Begamout nicht aber Ber- gamote bedeutet Bürftenbiene —* Fuͤrſtinn der Birnen. Ich hatte ſchon eben dieſe —— in den Per- ronianis geſehen. Dieſes Zeugniß des Miſſionarii ſcheint ung zu verleiten, daß wir den Ausſpruch thun, die Bergamoter müffe die fyrifche Birne der Alten fenn. Inzwiſchen muß man geftehen, daß Plinius diefer forifchen Birne eine fchwärzliche Farbe zu— ſchreibt, welche mit unfrer Bergamotifchen nicht gar zu wohl überein fommt, und die uns etivas von. den Driene entfernet, Man fann beyläufig — daß es ſehr ſchwer iſt, die Birnen zu erkennen, davon die Alten Mel— dung hun. Ich habe mehr als einmal die Kühnheit des Dalechamps' in feinem Commentario über den Plinium bewundert. Von mehr als zwanzig Bir . nen, welche diefer berühmte Naturalift genennet —* Bat unſer Medicus bey feiner einzigen Anſtoß, und er ſaget uns ohne Bedenken, wie wir ſie heute nem Kfz nen. —⸗ 518 Schreiben von dem nen. Inzwiſchen werden nur zwo oder drey derge⸗ ſtalt angezeiget, daß man ſie wieder erkennen kann. Man kann z. E. bey den Birnen, welche Plinius Superbos nennet, ſich nicht betruͤgen. Es iſt augen⸗ ſcheinlich unſere kleine Muſcateller, weil er ſaget, daß fie zuerſt kommt und ſehr klein iſt. Die Birnen von Milchfarbe, fo er lactea nennet, muͤſſen ebenfalls unſre Blanquettes ſeyn. Die unter allen am beſten charakteriſirte iſt die Pfundbirne, ſowohl wegen ihres, Gewichtes, als auch wegen ihres Namens. Ex ſa— ger, daß es Birnen giebt, welche libralia. oder pfuͤn⸗ Dige genennet werden, wegen ihres Gewichtes. Es iſt noch eine Gattung, davon : Dalechamp nichts gefaget bat, und die ich fo. abgefchildert befinde, daß. fie Eennelich ift, Es find Die volemae des Birgilius: gravibusque volemis. Der Dater de la Ruͤe ſaget, es wäre diefes die Birne Bonchretien, Es fcheint, daß er den Bonchretien d’hiver habe nennen wollen, denn diefes verfteht man unter dem Bonchrétien kurz genommen. - Allein es ift .beffer,, es von den Some, merbirnen zu verftehen. Plinius führet uns darauf. Praeter ca dixit volema Vir gilius a Catone. fumta,, ‚ qui et fementina et muftea nominat. Cato, wel⸗ cher von diefer Birne zuerft gehandelt, faget, daß man fie zur Zeit der Saatsfeyer iffet, und Daß fie ein fehr zucrichtes Waſſer hat. Setzet noch dazu, was Virgilius faget, daß es eine fehr die Birne iſt, und eure Murhmaßungen werden natürlicher Weife: “auf den Bonchretien d’Ete fallen. Nach diefen dren ‚oder vier Birnen geftche ich, daß ich Feine mehr von. den Alten ihren Fenne. Aber m. ung zu denjenigen IT | kommen, Urſprunge der Fruͤchte. 519 kommen, welche einen orientaliſchen Urſprung has ben koͤnnen. Ich fand ohnlaͤngſt noch eine davon bey Durchlau⸗ fung der Hiftorie von den Pflanzen des Baubin. Es iſt Diefes eine heutiges Tages fehr unbefannte Birne, welche aber gleichwohl zum Beweiſe unfers Satzes dienen wird. Man nennet fie die Foretbirne. Sie ift uns von der Inſel Rhodus uͤberbracht worden, Ein franzöfifher Edelmann, Ritter des heiligen Jo—⸗ hannis zu Serufalem, welcher Felder in Foret hats te, nahm bey feiner Ruͤckkehr von den Kreuzzügen dieſe Gattung mit fih. Unſere Väter holten fie her— nach aus diefer Provinz und gaben ihr den Namen - Davon. - Dalechamp verfichert uns, als wenn er eine - Offenbarung biervon hätte, daß diefes die Birne ift, welche die Römer Pyra Tiberiana nennen, weil diefes die von Tiberio geliebte Birne war. Wenn er e8 recht getroffen bat, fo bringt folches dem Geſchmacke dieſes Kaifers nicht viel Ehre. Unſere Bäter, fo fie vermehrten, waren auch eben fo fchlechte Kenner von den Fruͤchten. Ihre Kinder, fo delicater als fie wa— ven, feßen fie nicht mit unter die Rechnung desjeni- gen, was man auf den Kreuzzügen mag gewonnen Die Quitten halten das Mittel zwifchen den Bir nen und Xepfeln. Es giebt Birnquitten und. Aepfel« quitten. Die Griechen holten diefe Frucht aus Cy— “don, einer Stadt in der Inſel Ereta, und Tytalien bat fie hernach aus Griechenland genommen. Wenn übrigens die Griechen oder die Römer: Früchte in seiner von diefen Inſeln gefunden haben ſo will diefes nicht fagen, daß da Ber wah DEP ihres Urſprun⸗ | f4 ges 520 Gchreiben von dem ges ſey. Dieſe beyden Nationen holten felten bie Früchte von der erften Hand, wie man folches ſchon erinnert hat. Es ift ſehr wahrfcheinlich, daß das wahrhafte Vaterland diefer Früchte weiter hin an der Kuͤſte Aftens ift. Es find wenig Gewaͤchſe, fo aus einer Inſel entfprungen. Die Srüchte hauptfächlich find allezeit von andern Orten dahin gebracht werden. IH glaubte alfo, daß die zu Rhodus und Candia gefundene Früchte durch die Phönicier hingebracht worden, welche die Inſeln des Mediterranei häufig befuchten, und von denenman weis, daß fie fich viel- mals dafelbjt niedergelaflen. Die Duitte erfodert viel Hise, Damit fie die Schärfe verliere, fo fie in unfern mitternächelichen ändern hat. Wir erfennen alfo leichtlid), daß wir fie von den heißen Sandern des Orients haben, Aber die Aepfel find von einer ganz andern Natur, und mit Erlaubniß des Herrn de la Mare, wir wolltenfie gern dem Aufgang wiedernehmen. Inzwiſchen weilen uns ihre alten Namen von unfern Präfenfionen ab. Die Römer hatten Sydoniſche, Epirotifche, Aſſyri— ſche ꝛc. Aepfel. Dieſe Namen zeigen nicht den nor= mandifchen Urfprung an. Man glaubet fo gar, daß die Galvile, welche ihren Namen von einem Dorfe in der Normandie hat, juft die Epivotifche der Roͤ— mer ift. Sie haben fie ung roth wie Blue und ein wenig fauerlich befchrieben, welches mit der Calvile ſehr wohl übereinftimme. Man behauptet, daß die Römer nach der Eroberung Galliens, den Aepfel⸗ baum dafelbft hinbrachten, welcher den Galliern voͤl⸗ fig unbefannt war, und weil diefes Clima zu diefer Frucht weit gefchickter als’ Sytalien ift , fo find die iR; Aepfel⸗ 2 Urfprunge der Fruͤchte. 521 Uepfelbäume dafelbjt fo gemein worden, daß man geneigt iſt zu glauben, fie wären beftändig da ge we Die Früchte, fo die alien Römer unter dem Na⸗ men der Eichel verftunden,, haben eben denfelben Weg als die andern genommen. Die Kaftanien, Nuͤſſe, Mandelkerne, Hafelnüffe find von den Auf gange ber gefommen. Die Kaftanien find zuerft zu Sardus, der Hauptftade in Indien, befannt worden. Die Griechen holten fie daher und nannten fie Sardi- fhe Eichen. Man glaubet, daß der Name Kafta= nie von einer Stadt in Phocis herkommt, welche ei» nen ähnlichen Namen hatte und deren Erdreich von - Raftanienbaumen angefüllet war. > Die Nuß, welche die Lateiner die Eichel * des Jupiters nannten, fam auch durch den allgemeinen Weg, ich will fagen von Drient nach Griechenland, und von Griechenland nad) Stalin. Bon dannen hat fich diefe Frucht in den übrigen Theil Europens - ausgebreitet. Die Nüfle find aus dem Pontus geholet worden, einer Provinz in Elein Afien. Herr de la Mare will, daß fie uns die Römer nach Gallien gebracht hätten. Ich aber wollte hierunter eine ſchoͤne Gattung vers ftehen,, fo wie diefe dicken runden Hafelnüffe find, fo wir Portugiefifche nennen, Was die Fleinen etwas länglichten Hafelnüffe anbelanget ‚, fo bringen unfere Wälder von fic) felbft eine fo große Menge hervor, daß man fie vernünftiger Weife nicht anders — kann kommen laſſen. Kfz Bon ® Juglans ven Jovis glans. 522 Schreiben von dem Bon den Mandelfernen aber ift es vermuthlich, daß fie aus Aſien fommen. Doch werde ich mic) nicht gar zu fehr auf den Beweis verlaflen, welchen unfer Berfaffer von dem Tractate der Policey giebt. Um zu zeigen, daß es von den älteften Zeiten her mels ce in dem heiligen Lande gegeben, fo fuͤhret er die Geſchenke an, welche Jakob demjenigen gab , welcher in Aegypten commandirte. Er ſchickte ihm unter ans dern Sahen Mandelferne, ſagt der heilige Hi⸗ ſtorienſchreiber *, Aber Bochart, ein fehr geſchickter Richter in folchen Dingen, giebt vor, es wären waͤl⸗ ſche Dimpernüffe gewefen. Als die Mandeln nad) Griechenland gebracht worden, fo wurden Die erften in einer von den Inſeln des Archipelagi, Thafos genannt, genflanzet. Auch nannten Die Öricchen biefe Srucht, 5 Ihafifche Nuͤſſe. — * Ihr ſehet hieraus, mein Herr, daß wenn Aſien feine Srüchte wieder von uns fodert ‚ fo behalten wir nichts mehr übrig, ald die Eichel, wie die erften Grie⸗ en, und die eigentlich fogenannte Eichel, ich will ſagen die Frucht der Eiche. Ich habe geglauber, daß diefes Stück aus - dem Tractate des Herrn de la Mare euch Vergnügen mad) ‘te, weil ihr nicht die Bequemlichkeit habt, das Buch ſelbſt zu lefen. Man muß dem Schriftfteller. wegen feiner Aufſuchung der Früchte vielen Dank wiffen ‚und insbefondere der Folge wegen, fo er der Religion zum. = Beſten daraus hat zuzieben gewuſt. Die Philofopgen lehren ung die Natur befragen, und hierdurch wird man eben ein gefchickter Phyſicus. Hiob ** ermah> net uns auc) fie zu fragen, wenn wir uns von der ® Genel, 45. v. u. Ho ". 0. 7 . Erfiftenz Urſprunge der Früchte, 523 Erfiftenz Gottes überzeugen wollen, Redet mit der Erde, foricht er, und fie wird euch unterrichten. Fra- get die Thiere, und fie werden euch lehren ꝛc. Herr de la Mare will auch haben, daß wir unfere fruchttra— genden Bäume fragen. Dieſes interrogatorium be= ruhet auf der Frage: Woher fend ihr? Woher kommt ihr? Diefes ift ſehr einfältig. Bey diefer Frage wer— den euch die Pflaumen antworten, daß fie aus Syrien fommen, und viele unfer ihnen noch den Namen von Damas ihrem alten Baterlande führen. Die Apris cofe wird antworten, daß fie aus Armenien koͤmmt, und daß fie ſich im Lateine Armenifch nennt. Der Shlotterapfel wird euch) fagen, er fen von Epirus ge= fommen ‚und habe ebenfalls den Namen davon in der Yateinifchen Sprache behalten. Bey der Bergamo tenbirne werdet ihr an ihrer tuͤrkiſchen Sprache erfen- nen, daß fie auch aus dem Aufgange her iſt. Mie ‚einem Worte, fie werben euch) alle fagen, daß fie aus den Gegenden kommen, wohin Mofes die-erjten Mens ſchen nach ver Schöpfung geftellet hatte, und fie wer- den einmüthig für die heilige Hiftorie ein Zeugniß ab- legen. Es ift einem forgfältigen Gemüthe, fo ein we= nig nachdenfen kann, genug, Daß es neue Beweisthuͤ⸗ ‚mer feiner Schöpfung mitten unter feinen Pflanzen finder. Ich für meinen Theil habe demjenigen mebr Verbindlichkeit, welcher mir diefen Beweisgrund ver⸗ ſchaffet Hat ‚als wenn er mir eine vortreffliche Gattung von Früchten, fo ich noch nicht Fännte, zugeſchicket haͤtte. Damit ich mich inzwifchen bierinnen nicht übereile, fo werde ic) mit dem Ausfpruche von der Stärfe diefes Beweiſes fo lange warten, bis ihr mir eure Meynung davon gefager habt. Ich bins, Genf, 7 den 1. Sept. 1738. — III. Aus⸗ 24 Nachricht von einem RERERIIRE F — Auszug aus einem Sendſchreiben am den Herrn Hofrath Albrecht von Haller, | worinn einen fonderbaren und niemals beſchriebenen Ruͤckenbruch unterſuchet - und ſchriftlich verfaſſet | Chriſtoph Heinrich Papen, der Arzeneykunſt Doctor, wie auch Land⸗ und Stadtphyſieus von Goͤttingen. nna Eliſabeth Voßin, ein ſtarkes und vierſchroͤtigtes Bauermaͤgdchen von 50 Jah⸗ N ven, ift den 28, Julius vorigen. Jahres, da die Hige am beftigften, und nad) dem Farenheiti— fhen Thermometer auf 94 Grad, welches ein feltenes Erempel, geftiegen, beym Kornfchneiden plößlich code zur Erde gefallen. Ich bin darauf vom föniglichen Amte Harfte erfucher, im Dorfe Herperbaufen, wel⸗ ches nahe bey Göttingen liege, mit unferm Ehirurgo Bornemann die Section denen Verordnungen gemäß vorzunehmen. _ | Ob außerordentlichen Ruͤckenbruche. 525 Ob mm gleich fFaum 24 Stunden nad) dem Tode der Entfeelten verftrichen ; fo haben wir Doch den Leich— nam, wegen der außerordenklichen Wärme von der größten Faͤulniß angegriffen gefunden. Aeußerlich war nicht die geringfte Verlegung. Es war aber ein fcheußlicher Anblif vor unfern Augen, da wir einen außerordentlich großen, einem Sade ähnlichen, und alle Erwartung übertreffenden Gefchwulft, von dem Hintern und Gefäßbaden bis auf die Waden haͤn⸗ gend, erblickten. Ich wurde in eine. nicht. geringe Berwunderung und Bermirrung gefeget, und glaubte beym erften Anblicke, daß eine in einem Balge einge= faßte Gefchwulft (tumor cyſticus) darunter nicht möchte verborgen feyn. Die Haut diefes Sackes war fehr ausgedehnet und glänzend, und mit vielen fehr ſichtbaren Adern durchwirket. Die Geftalt war einer länglichten Slafche ſehr ähnlich. Die Länge war eine Elle, und der Umfang am unterjten Theile ans derthalb Ellen. Der Durchfchniet aber an eben dem Orte beynahe eine halbe Elle breit. Es wurde diefe Geſchwulſt gegen den Hintern zu, wo fie ihren Ur— fprung hatte, nach und nach ſchmaͤler, fo daß fie end= lich bey ihrem Anfange auf der rechten Seite nahe an der Deffnung des Maftdarmes über dem rechten Geſaͤßbacken, bis an das heilige Bein eine längliche Ruͤnde ausmachte, die mit einem Spannen umfaßt werden Fonnte. Der Chirurgus machte endlich von unten gegen den Urfprung einen geraden Schnitt, Es drang fogleic) der größte Theil der kleinen Gedaͤrme mit dem Gefröfe, einem Theile des Grimmdarmes und des Netzes, da id) es am menigften erwartete, und glaubte zur Beſtuͤrzung derer dabey ftehenden, und 526 . Nachricht von einem und meiner Verwunderung beraus, da ich, tie ich offenherzig geftehe, von einem folchen ungewöhnlichen Ruͤckenbruche niemals weder etwas gehoͤret noch gele: fen zu haben mich erinnerte. Außer denen fchon an⸗ geführten Theilen faffere der Sad nichts uͤbernatuͤrli⸗ ches, außer ein wenig gelbes Waſſer in fih, Der Chirurgus verfolgte den Schnitt bis zum Urfprunge. Sch Habe aber, da ein Theil des Dicken Darmes wie Deffnung des Bruches anfüllete, den außerlichen Schnitt fortzufegen nicht gut befunden; fondern ha— be den Leichnam, Die Lage des Bruches von den in« . nern Theilen deſto befjer zu entdecken, auf den Nücken “= legen, und den Unterleib öffnen laffen. Hatte uns die feltene Geſtalt aufmerffam gemacher, fo wurden wir im nicht geringe Verwunderung gefeßer, da wir den $eib ohne Gedarme antraffen. Es waren die fleinen Gedaͤrme voran, in den Beutel gegangen, hierauf folgete das Gefröfe, weiches ſehr verlange war, und endlich Fam der Anfang des Grimmdarmes mit dem wurmförmigen Fortſatze. Die Beugung des Eoli, welche derfelbe allezeit in der linfen Gegend ver Weiche machet, war ungeftalt, und aus ihrer lage gewichen. Selbft der Untertheil befagten Darmes hing zugleich mit dem größten Theile des Maftdar- mes in ver Deffnung des Bruche. Der, Magen hatte in der Mitte des Unterbaucheg eine geradlinichte Lage DEE AR genommen, daß der untere Mund mit dem Zmwölfe fingerdarme, welcher ſehr ausgedehner und gleichfam in einen Zirkel gewunden, ımten im Becken vor der. Deffnung des Bruches lag. Die Murter hing fchief der ne. des ae zu, und der Eyerſtock rechter außerordentlichen Ruͤckenbruche. 527 rechter Seits, welcher mit kleinen Waſſerblaͤschen ums geben und verhaͤrtet war, hing mit der Muttertrom— pete ebenfalls vor dem Soche des Bruches. Der Grimmdarm war ungewöhnlic) größer, als er fonft zu fen pflege. Die Eleinen Gedärme waren entzüns bet, und deren Blutgefäße vom Gebluͤte ſehr ftarf aufgefchwollen. Endlich habe ich veranftaltet, daß der unterfte Theil des Grimmdarmes vor-der Deffa nung des Bruches mit einem Faden gebunden und unter dem Bande durchgefchnitten wurde, um deſto genauer den Weg des Bruches zu erforfchen. Nach— dem die Gedaͤrme bey Seite gethan, bat man an der rechten Seite nahe an der Deffnung des Maftdarmes am Hintern, und hart an der Seite des Schwanz= beines, ein länglichtes und nach dem heiligen Beine aufwärts gebendes Loch gefehen, wodurch man die - Singer in den, außer dem Körper herab hangenden Sad, fehr leicht bringen Fonnte. Nunmehro konn—⸗ een wir, den Beutel des Bruches, als einen Fortſatz des Bauchfelles, von denen Seiten des Beckens ents ftehen fehen; fo daß derfelbe wie ein Trichter vorne und an der Seite herum mit dem Scham: und Hüfte beine, imgleichen vor der länglichtrunden großen Höle des Scham- und Hüftbeines, mit dem mufeulo obturatore interno% vermöge des cellüleufen Weſens, wie man deutlich ſehen fonnte , fehr loſe zuſammen⸗ hing, bis endlich derfelbe durch die eben —— laͤnglichte Hoͤle, und unter dem ligamento ifchiadico ſaero aus dem Becken gieng. Die * dieſes Sa⸗ ckes war Daumen dick, und die ganz inwendige Hoͤle deſſelben war mit der celluleuſen Haut des Pe- ritonaei 528 Bon einem außerord. Ruͤckenbruche. ritonaei befleidet. Es verdienet auch noch angemer: fet zu werden, daß der Leichnam fehr fert, und der Sack felbft unter der Außerlichen Haut mit vieler Fet⸗ tigkeit umgeben geweſen. Ich habe mich um alle und jede Umftände, welche etwas zur Entftehung diefes Nückenbruches beytragen Fönnen, auf das ge: nauefte erfundiget, habe aber von denen Anverwand⸗ gen und der Schwefter weiter nichts erfahren fonnen, als daß die Enfeelte vor zehn Jahren eine Baͤule wie ein Eleiner Ball groß am Hintern gemerfer, welche nach und nad) fo zugenommen, daß fie endlich die ungeheure Größe, wie wir gefeben, erhalten. - Und fo oft diefelbe zu Stuhle gehen wollen, bat fie den ganzen Sack mit ven Armen halten, den Leib auf die linke Seite wenden, und auf eben der Seite im Bette liegen; beym Arbeiten aber hätte diefelbe ihren Sad mit einem Quche auf den Rücken binden müffen, Sie fügeten noch hinzu, daß von denen bey ihr Wr henden ſehr oͤfters ein ſogenanntes Kullern in dem Ruͤckenbruche gehoͤret worden. 529 BRRERRERTER ER RR ER a ri Gecgenerinnerungen wegen Herr Moͤllers fortgeſetzter Gedanten vom Blumenſtaube. (Hamb. Mag. UI B. 4 St. 4 Art.) gefeget har, nicht mit gleicher Ausführlichfeie beantworten, da diefer Streit in dem Hama burgifchen Magazin zu viel Raum einnehmen dürfte, und meiner Einficht nach fid) in kurzem fo viel fagen läßt, als zu DVertheidigung der gemeinen Meynung gehöret. Es ift mir leid, daß Herr Möller es fo übel aufs genommen bat, daß id) nur als möglich angefehen ha⸗ be, er fenne die Natur etwa mehr aus der Natur felöft, als aus Büchern. Habe ich ihm mit dieſem e, den fehr viel Leute für eine Ehrenbezeu- gung würden aufgenommen haben, unrecht gethan, fo hätte er nicht nöthig gehabt, ſich dieſerwegen an mir mit den Borwürfen auf der 412 “Seite zu rächen, als fen ich der einzige, der das Gefchlecht der Pflanzen für ausgemacht, und zwar aus einem Borurtbeile des Anfehens, halte, Was das erfte betrifft, fo meis ich nicht, was ich daraus ſchließen foll, daß er viel große Kräuterverftändige und Raruforfhe wider das vers 6 Dand, ſchie · 3 werde das, was Herr Moͤller mir entgegen 330. Sortgefehte Gedanken ſchiedene Gefchlechteder Pflanzen und mich allein für daffelbe anführer. Ich darf nur halb fo empfindlich feyn wie Herr Möller, fo kann ich glauben, er thue es aus eben fo einer luſtigen Abſicht, wie Eraſmus einmal den Budäus, und ich’ weis nicht was für ei- nen mittelmaͤßigen Gelehrten, mit einander in, Ber- gleichung geſetzet hat. Ich kann aber Herr Moͤllern verſichern, daß wenn Ser ſolche Leute wie —— t, an vielleicht noch beffere Boranikverftändige,: unter die Vertheidiger des Pflanzengefchlechtes zählen, will , Une pet viel mehr find, und ich fagen Fann: | yo! > „ws 2% | een concedere nolis ulta poetarum veniet ınanus auxilio quae) — . ee "Er, wer \ * x ‚1 Iudaei cogemus in hanc concedere turbam. h > nr WER ‚ia Ich muß ferner dem Herrn Möller erflären, daß mich’ gar Fein Vorurtheil des Anfehens bier. eingenoms men hat, dem. ich fonft eben nicht fehr ergeben bin, Am alferwvenigften bat das einen Einfluß in meine Meynung gehabt, daß Herr Möflers Charakter, mir unbefanne gewefen iſt; denn wenn. er Re Fannt geweſen wäre, fo glaube ich. doch. nicht — die Hochachtung, die ich einem Koͤnigl. preuß. Kam⸗ merger. Advoc. und Erbherrn in Sauen ſchuldig bin, mich verbinde feine phyfikalifchen Gedanken anzuneh⸗ men,. ober Sehren, Die er angreift, nicht zu vertheidi⸗ gen. , Wie es mir: indeifen angenehm ift, nun einen Kechtsgelehrten mehr zu Fennen, der die Maturfor- fung liebe, fo empfinde ich das Vergnügen, eines Ah guten vom Blumenſtaube. 531 guten Gewiſſens darüber, daf ich dem mir unbefann- fen Heren Möller fo begegnet Habe, wie ich es auch ge« gen den Königl. preuß Kammerger. Advocaten und Erbheren zu Sauen verantworten kann, wie. denn Hear Möller, ohngeachtet er es mir zweymal vor⸗ wirft, daß ich mich mit einem Unbekannten in Streit‘ eingelajfen babe, mir gleichwohl keinemweitern Vor⸗ wurf wegen der Art, wie ich ſolches gethan, ma⸗ chen kann. Nun zur Sache ſelbſt zu kommen, ſo N 6 Kai Möllern zu, daß man auf das Gefchlecht der Pflan⸗ zen durch das PREISE der Thiere geführet werden koͤnne. ( 13 © ? Der Sa, ift fo natuͤrlich sur — — auf der — 413 Per nicht aufrichtig vor, wenn er fü vedet, als beruhigten fie ſich bloß durch diefen Schluß von der Aehnlichkeit. Sie nehmen Ben dazu, von denen Herr Mile fer ſelbſt in der olge redet, warum 9 er fie bie? ⸗ẽ· Sn. die Unterſuchung wegen des Keims * * 417 Seite). babe nicht noͤthig mich einzulaſſen, da, Vaillant felbft feine Gegenwart in unreifem Saamen zugegeben, und Herr Möller geſteht, daß ihm feine, Bemühungen nichts vollkommen zuverlaͤßiges entde⸗ cket haben. Wäre der Keim aud) in unreifem Saar) men ſchon vorhanden, ſo konnte man ſich Die Befruche, p 812 tung 32 Sortgefegte Gedanken tung des Saamens fo vorftellen, wie bie Harvaͤaner die Befruchtung des Eyes. In dem was Herr Moͤller aus der Erfahrung vom Mohne ſchließt, (417 ©.) ſetzet er zum voraus, daß die zärteften Theilchen eben die Farbe haben muͤſſen, die grobe Klumpen haben. Was wir den Blumen⸗ ſtaub nennen, iſt, nach der Neuern Gedanken, der Ueberzug von dem wirklich fruchtbar machenden We⸗ ſen. Warum muß dieſes eben die Farbe haben, wie fein Ueberzug? Herr Moͤllers Gedanke, daß dieſes in den Koͤrnchen des Blumenſtaubes eingeſchloſſene Weſen, ſich von der Materie, durch die es durchgeht, färben ſoll, ſiimmt mit den Begriffen, die ih mir vom Faͤrben gemachet habe, nicht überein. Nach denfels, ben wird ein Saft gefärber, wenn fich in ihm zärtere Theilchen einer Farbe ausbreiten, als die feinigen find. Hier find die Theilchen der Farbe gröber, als. das, mas fi) von ihnen färben foll, Dieſes zarte Weſen nimme die groben Sarbentfeilchen nicht mit, es läßt fie liegen. Es kann Gefäße auch im Griffel RR ‚ bie etwas ausführen; (418 ©.) folget deswegen, daß feine et= was Hineinführen? Schließe Herr Möller bier nicht, tie jemand, der Blutadern leugnen wollte, weil er bloß Pulsadern entdecket hätte? Ueberdem fo muß die befruchtende Kraft eben nicht von oben’ in Den Griffel dringen. " Nedham bat ihr Wege an den Seiten angewieſen. (S. des Hamb. er 1 Band 4 ©t. II Art. 402 Seite.) Herr Möller will wiffen (419 ©.), was den Saſt | hindern foll, Röhren, die den Saamenftaub einzufübs ven, leer waͤren, zu verſtopfenẽ Ich — 95— * —9— | vom Blumenſtaube. 5 was ihn hindert, die Luftroͤhren in den Pflanzen zu verſtopfen, der organiſche Bau der Pflanze, der den Saft in keinen andern Roͤhren als in denen er gehen ſoll, gehen laͤßt. Herr Moͤller haͤtte eben ſo viel Recht zu fragen, was das Blut, das vom Herzen in die Lunge getrieben wird, verhindert, die Oeffnun— gen zu verftopfen, in welche die Luft beym Athembor len eingezogen werden foll, Ein großer Einwurf des Herrn Möllers iſt Die Schwierigkeit, umftändlic) zu erflären,, wie es mit der Befruchtung zugehe? (419 =» 422 ©.) Statt der Antwort erfuche ich ihn, mir umftandlich zu erklären, wie es mit der Befruchtung der vierfüßigen Thiere zugehe? Was mwiflen wir umftändliches von einer Sade, deren Hauptwerf wir fo ficher wiffen? Sind Harvey, $oeumenhoef, diejenigen, welche die Saa- ‚mentbierchen in die Eyer geben lafien, und die Wie- derherfteller der facultatum plafticarum der Alten, in ihren Meynungen näher beyfammen, als Vaillant, Hales, und Nedham? Herr Möller bemerfer alfo vollfommen wohl, daß die ganze Sache endlid) auf Erfahrungen ankoͤmmt, ob zu fruchtbarem Saamen die Gegenwart der Theile bey den Pflanzen, die man als Glieder verfchiedenen Gefchlechtes anfieht, nörbig ſey. Wir wollen nun von diefen Erfahrungen reden. Dod zuvor muß ich noch ein Wort von Herr Möllers Gedanken über die Abfiche der Blumen (423 ©.) fagen , weil er diefen Gedanfen zum vor: aus feßet, und darnach die Erfahrungen erfläret. Er faget, die Blume diene mit allen ihren Theilen nur überflüßige und dem Saamen nachtheilige Dinge ab- yehnhen. (424 ©,) Gl Beweis iſt: Ueberflüf | 113 | iger 534 Sortgefeßte Gedanken figer Trieb fey der Fruchrbarfeie fehädlich. (422 ©.) Und die Abfichten der Blume, die andere angeben, laſſen fich durch Gründe beſtreiten, die er aber nicht für gut befindet anzuführen; (424 ©.) daher diene die Blume die überflüßigen Theile abzuführen, Nach⸗ dem ich Die vier Seiten, auf welchen Herr Möller dieſes vortraͤgt, viermal durchleſen habe, habe ich nichts weiter als folgende ʒweene re darinnen ge funden: I, Es muͤſſen uͤberfluͤßige Theile von dem Saamen abßgefuͤhret werden. II. Alſo iſt die Blume: dazu beſhaſen, ſolche Mn 2.» zuführen. ©. Und dieſe Säge fager Herr Möller nur, er beweiſt fie, beſonders den leßten, nicht. Denn das wird doc) hoffentlich kein Beweis ſeyn ſollen, daß er die ruͤck⸗ gängige Bewegung des Saftes (424 ©.) aus Gruͤn⸗ den leugnet, welche er nicht anzufuͤhren fuͤr noͤthig haͤlt, und (eben daſelbſt) meynt, der Zufluß des Saftes ſey dem Saamen am noͤthigſten, wenn er zu erſtarken anfaͤngt; alſo ſey die Blume entweder nicht da, ihm Saft zuzufuͤhren, oder ſie muͤßte um dieſe Zeit nicht abfallen; das letzte iſt eben fr, als wenn ic) fagen wollte, die Murtermilch iſt einem Kinde entwe⸗ der zur Nahrung nicht noͤthig, oder die Bruſt muß dem Buͤfchen von 6 bis 7 Jahren, wenn es zu a fen anfängt, nicht entzogen werden. Und diefem Schluffe von dem mehr Gaft H dernden Saamen, wenn er erſtarket, Be Möller felbft, (424. 425 ©.) wo ſtatt der abgefalle- nen Blumen die anwachfenden Blätter, Mebenzweige u ſ. w. den zu ſtarken Zufluß des Saftes ſollen; vom Blumenſtaube. 535 ſollen; "aber dieſe Theile find ja meiſt viel größer als die Blumen waren, und führen alſo vermuthlich mehr Saft ab, als die Blumen abführten, deſſen Zufluß doch dem Saämen nun möthiger iſt. Wie hänge dieſes zuſammen? RT one nun’ zur einigen Erklärungen, die Herr Möller von den ihm entgegen geſetzten Erfahrungen giebt. Bey der, die Bradlens Tulpe betrifft, (427 Seite) iſt die Frage waͤrum denn der Saft, der kei⸗ nen Ausgang durch die ſtaͤubenden Kolben gefunden, ſich keinen andern Weg zum Ausgange baͤhnen fon ne, da doch, wie angeführeermaßen Here Moͤller vorgiebt/ (426 ©.) zu Abſuͤhrung des uͤberfluͤßigen Sagtes nad) abgefallener Blüte ganz neue Theile der; Pflanzen hervorgetrieben werden. Und iſt es glaub⸗ üch, daß ſo wenige Theile als Durch die ftäubenden, Kölbchen haben fortgehen koͤnnen, die in Verglei⸗ ung mit dem Reſte der Blume ſo was geringes be. tragen, den Saamen erſticket Härtanyı dern noch Durch: die ganze übrige Blume nach Here Moͤllers Gedansı fen von uͤberfluͤßigem Safte Luft gemachet wurdest Der Einwurf aber, daß der genommene Staub durch den Staub der uͤbrigen ſey erſetzet worden moͤchte gel⸗ ein, wenn Herr Moͤller den Vorſuch angeſtellet bättes: da ihn aber Bradley angeſtellet Bit, ſo wird vermuth⸗ lic) dafür ſeyn geſorget worden, daß ſolches nicht ger ſchehen nen AR: 7 Wan u 1 Vom Porro und dar tychnis (4284429 ©.) wi! ich nichts erwähnen, fordern mich zum Mays mens den. Von dieſem kann Here Möller foc forgfältiger Verſuche, als fie: ſeyn müffen , im IV. Bande des) Magazins von Hertn Logan, nachlefen. in nat mem 114 un 36 Sortgefeiste Gedanken Mun fomme ich: auf das experimentum crueis vom Spinat. (430 ©.) Zum Ungluͤcke laͤßt fich mehr als einerley dawider fagen. Die Pflanzen, bey welchen die ſtaͤubenden und die fruchtbaren Su⸗ men ordentlich auf verſchiedenen Staͤmmen ſtehen, machen bisweilen von dieſer Regel eine Ausnahme, und ein Stengel treibt manchmal beyderley hervor. Bey den Lehrern der Kräuterfenneniß ift diefes ein fehr befanntes Benfpiel zu der Anmerkung nulla regula fine exceptione. Damit ich. Herr Möllern doch weife, daß ich nicht, wie er zu denken fcheint, alles was ich weis, mur ‚gelefen habe, ſo muß ich ihm bes richten, daß ich, im May 1748, auf Weiden, wel⸗ che fich in der $eimgrube vor dem Petersthore bey ung. befinden, ſelbſt diefe beyderley Blumen, welche fonft auf verfchiedenen Weidenftämmen: zu wachfen pflegen, auf einem: Aſte angetroffen habe. Wie diefes mit Herr Möllers Erklärung, woher die, ftäubenden Blu⸗ men fommen, wenn fie auf. .befondern Stämmen wachfen, (Mag. I Band 474 ©.) übereinftimmet, pi mag er felbft zufehen. Ich begnüge mic), aus Dies fee unleugbaren Erfahrung, daß beyderley Blumen . bisweilen durch eine Ausnahme von der Regel auf: ei= nerley Pflanze befindlich find, den Verdacht berzulei- ten, ob fich bey Herr Möllers Spirasiinibe nicht et- wa aud) fo was befunden habe. Hier aber wendet Herr Möller ein, er habe bey feiner forgfältigen Beobachtung diefer Pflanze ſich ver- fichert, daß folches niche ſey. (437 ©.) Weil er mich denn ſo weit treibt, fo. muß ich eine Nothwehre thım, und Herr Miöllern fagen, was ich ihm gern ungefagt gelaſſen hätte, daß man wenigſtens exer- citü ‚vom Blumenſtaube. 537 ‚eitii gratia, wie wir beym Difputiren reden, ihm den Einwurf machen darf, ob er auch wohl die Blumen des Spinats recht gekannt habe? Die fruchtbare Blume des Spinats hat einen viermal eingefchnittes nen nicht abfallenden Kelch, vier. zottigte ftilos, die bloß ſtaͤubende bat einen fünfmal eingefchnittenen Kelch , und fünf flamina, So befchreiben die Kräu« terfenner benderley Blumen. (Ludwig def. Plant. n. 929. ed. II.) Was faget Herr Mofler davon: „Die Spinatftauden,, die Saamen tragen, haben gar „eeine Blume, nur daß bin und wieder zwifchen den „Elumpenmeife beyfammen fißenden Saamenförnern „einige weiße Faden hervor. wachfen, welches ihre „ganze Blüte ift, Dagegen andere Stauden vom. Spie „nat, die gar feinen Saamen anfegen, an ſtatt der „Saamenförner an bemeldtem Orte eben fo klumpen⸗ „weiſe ordentliche Fleine Blumen hervorbringen, die „viel Staub fallen laſſen., (Mag. IB. 458 ©.) Afo hat Herr Möller nur die Klumpen der Saamen« koͤrner gefehen, daß ſich bey jedem die weißen Fäden, mie er fie nennet, und in beftimmter Anzahl befinden, das hat er nicht bemerfet, ja er faget mit den Worten bin und wieder das Gegentheil, Der Kelch bey den ſtaͤubenden Blüten, heißt bey ihm eine ordentliche Fleine Blume, und wenn man ihm dieß zu gute halten wollte, (denn ich weis wohl, daß Kelch und Blu⸗ men von größern Pflanzenkennern als er fern will, find verwechſelt worden,) warum heißt der Kelch bey den ftäubenden Blüten eine Eleine Blume, und war⸗ um machet er die andern an der faamentragenden Pflanze nicht auch zu einer Blume, da er fich daſelbſt ebenfalls befindee? Mich bee ‚ dieß iſt * zu⸗ 65 ng⸗ 58 Fortgeſetzte Gedanken Tängliche Probe von der Aufmerkſamkeit; mit welcher Herr‘ Möller feine Beobachtungen angefteller, und von jemanden, der ftatt einzelner Blumen, deren jede vier Rilos Hat, nur Klumpen ſieht, in denen ſich hin und wieder weiße Fäden zeigen, wird mir wohl erlaubet ſeyn, noch zu zweifelt, ob er die Blumen, von denen er redet, genugfam kenne; und ob ſich nicht in die⸗ ſen Klumpen, unter den weißen Foͤten einige ſtaͤu⸗ bende Blüten verſtecket haben. Wer Dinge, die einzeln. ihre beftimmte Geſtalt haben, nur klumpen⸗ weiſe betrachtet, den darf man wohl bitten, daß er ſeine Verſuche mit ein wenig mehr Sorgfalt anſtellet. Wegen der Tulpen (430 ©.) will ich mich in keinen weitläuftigen Streit einlaffen. Man fieht wohl, * Herr Möller hier nichts entſcheidendes geſaget hat. Die Abnehmung der guͤſte Blumen ben den Küte biſſen (431 ©.) kann wohl richtig feynz aber ich bin verfichert worden, dag ſie von den Gaͤrtnern zu einer ſolchen Zeit geſchieht, da diefe Blumen das Amt, das ihnen zugefchrieben wird, fehon koͤnnen verrichtet Haben, daß alfo Herr Möllers Schluß nicht überzeu- gender ift, als wenn man behaupten wolle, Die Droh⸗ nen dienten in einem Bienenſtocke nicht zur Befruch⸗ tung, weil fie von den Bienen ſelbſt zu einer uw Zeit ausgeftößen werden. Soll man als dem nehmen der güfte Blumen etwas fehliegen 5 — ſo muß Die Zeit, zu welcher folches gefihieht , ſorgfaͤl⸗ tiger beſtimmet werden. Ein engliſcher Gaͤrtner, (denn dieſes gilt doc) wohl bey Herr Mölfern mehr, als wenn ich ſagte, ein englifcher Botanieus) Miller berichtet uns, er habe alle männliche Blumen von fei- nen Melonenpflanʒen ſobald ſie zum — gekom⸗ vom Blumenſtaube. 539 gekommen, abgenommen, meil ihm ein anderer ‘ Gärtner ſolches unter dem Vorwande gerathen, diefe Blumen erfhöpften die Nahrung, die für die Fruche — aber er habe gefunden, daß keine Frucht oh⸗ ne dieſe Blumen wachſen wollen *. RN. Weil ich gleich in Anführung diefer Stelle aus’ ei: nem Auflage in den philoſophiſchen Transactionen bin,’ fo will id) auch daraus anführen, daß eben dies fer Miller die männlihen Spinatpflanzen von dem weiblichen abgefondert, und befunden hat, daß der letztern Saamen zu der gewöhnlichen Größe gekom⸗ men, aber wie ex fie geſaͤet hat, nicht aufgegangen’ ind. "Hier haben wir alfo Erfahrungen wider Er: — wider den deutſchen gelehrten Garten⸗ verftändigen , Herrn Moͤller / den engliſchen auch nicht ungelehrten Gaͤrtner Miller, (denn er iſt, wo ich mich nicht irre, durch fein Gardeners Di- dionary gar ein Autor in Folio,) das heiße ich: | ” en * pares aquilas et pila minantia pilis, — — Lucan. Miller hat auch eine beſondere Art bemerket, wie der Blumenſtaub fortgefuͤhret werden kann. Er hatte ihn einigen Tulpen genommen, er ſahe, daß Bienen von andern Tulpen auf dieſe flogen, und befand die letztern, denen er die Staubkoͤlbchen genommen hatte, beſtaͤubet. ch brauche es Herr Möllern nicht zu far gen, daß die Bienen den Blumenftaub mie fich forte führen, und Wachs daraus machen, wie Reaumuͤr ausführlich erzaͤhlet. er Hl * Obfervations upon the generation of Plants by Pa- trick Blair, Phil, Tranf, 369. N. V. Art. 840 Fortgeſetzte Gedanken Bey dem Regen in der Bluͤtezeit nimmt Herr Moͤller (435 ©.) zweyerley an: u Daß die Blu⸗ nen währenden Negens nicht genug ausdunften; und diefes diirfte noch Beweis erfodern. 2. Daß das naffe Werter anhält; aber Wahlbom hat feine Er- fahrung obnftreitig von einem auch nur kurzen und einzigen Platzregen verſtanden. Was er vom Hanfe (437 S.) ſaget, beſtaͤtiget, daß man Grund habe, bey ſeinen Beobachtungen mehr Schaͤrfe zu fordern. Es iſt doch viel, daß Herr Moͤl⸗ ler bey ſeiner großen Erfahrung noch nie geſehen hat⸗ te, daß ſtaͤubende und fruchtbare Blumen zuweilen auf einer Pflanze ſtehen, da wir andern Buͤcherge⸗ Iehrten folches bey unferer eigenen wenigen Erfahrung aus Büchern und Collegiis bald lernen, Wie weit Herr Möllers Berficherung wegen der Spinatſtaude zu trauen fey, wird man aus vorigen urtheilen Fönz nen. Seine Befchreibung der. Spinatblumen zeiget genugſam, daß ihm damals, wie er ſie geſehen, die Bedeutungen der Woͤrter flamen , piſtillum, calix, ouarium cet. nicht vecht deuuich bekannt geweſen, und man kann es ihm gar nicht fuͤr übel halten ‚wenn er Dinge niche recht gefehen hat, von denen er Feine vollkommene Kenntniß befaß. Nur folge alsdenn fein vollkommen ficherer Schluß von feinem Nicht⸗ feben auf das Nichtdaſeyn. Uebrigens hat mei nes Wiffens niemand gefaget, daß der Staub von etlichen wenigen Blumen eine ganze Pflanze befruch- te; Here Möller vedet auch bey feiner Spinatftaude nicht von allen Körnern, fondern von his (Ma: 9%. 12. 458 5) Bey vom Blumenſtaube. 541 Bey der Sabina (438 ©.) habe nur zu erinnern, daß es ihr im cliffortifchen Garten gewiß nicht an der Wartung gefehlet hat, und alfo ihre Unfruchtbarkeie mwenigftens eine ftarfe Muthmaßung für-die vom Sins naͤus angegebene Urfache giebt. AM Mit den varietatibus (438 ©.) will ich mich niche aufhalten, es ift ein zufälliger Gedanfe von mir, und ich fihreibe gegenwärtig am allerwenigften meine eigenen Gedanken, fondern nur die Lehre vom Ges fchlechte der Pflanzen zu vertheidigen. Es iſt mir indeffen doch lieb, daß ich Diefen Gedanken vorgetragen babe, ehe ich einige Nachricht erhalten Haben Fonnte, daß ihn ein Kräuterverftändiger, wie Herr Gmelin, ebenfalls gehabt hat *. Wenn Herr Möller fich die Zeit nehmen will, diefe Schrift davon anzufehen, fo wird er wenigftens überzeuget werden, daß ich nicht der einzige bin, der von dem verfchiedenen Gefchlechte der Pflanzen fo vortheilhaft denket. Ä Was Herr Möller (440 ©.) von dem Nutzen der Käschen faget, bringt mich zu einem Dilemma: Durch die ftäubenden Blüten gehen, nach Herr Möls lers Gedanken ‚überflüßige Theile weg, Diefe Theile find entweder von einer folchen Natur, daß fie auch auf andere Ark, z. E. durch Blaͤtter, Zweige u.d.g. konnen abgeführee werben, oder fie erfodern noth⸗ wendig die Staubbehältniffe zu ihrer Abfonderung. Iſt das erfte, welches Herr Möller faft auf der 424. 425 Seite anzunehmen ſcheint, fo fälle der Mugen der. Staubbehaͤltniſſe weg, und Herr Möller kann nicht ſagen, * Gmelin Sermo Academicus de nouorum vegetabilis um poſt creat) diuin. exortu, cet. 1749. d, 22. Auga zecitarıs, Tub. ’ 542. Fortgefete Gedanken fagen, warum die Natur eine Abfiche durch fie aus- ührer, Die fie auf andere Art ausführen kann, und wirflih ausführer. Iſt Das andere, fo hat Herr Möllers Nußbaum ohne Staubfölbchen ohnmoͤglich fruchtbare Nüffe tragen Fonnen. (441 ©.) Denn „wenn ihm auch aus dem £rocfenen Boden weniger Feuchtigkeit zugeführet worden ift, fo fieht man doch nicht, warum gerade Die Theile, welche fonft in den Staubfölbchen. abgefondert werden müffen, nicht i iR dieſer Feuchtigkeit ‚befindlich gewelen wären? % . Die Erfahrung vom Nußbaume felbft iſt nicht 6 - gewiß, wie Here Möller fie nenne. Die neuen Ob— fervatoren, aus, Deren Schriften wir Buͤcherphyſici lernen, z. €. Keaumür, Trembley, Nedham, u, d.9. überfehen die Sachen niche mit. einem liche, wie Herr Möller die Krone feines Nußbaumes; Ohne zu fragen, ob Herr Möller den Nußbaum fo bejtändig und aufmerkffam beobachtet habe, daß er verjichert feyn Fonne, die Kaͤtzchen feyn nicht etwa zu einer Zeit, da er fie nicht bemerfer, da geweſen, und abgefallen ‚fo beweiſt er. die Reife der Nuͤſſe, mie fie bier verlanget wird, mit gar nichts. Sie koͤnnen fo ausgefehen ir und opngefähr fo geſchmeckt haben, wie andere Nuͤſſe, aber die einzige Probe, die man-bier fodert, und die Here Möller felbft bey der Spinatftaude gemacher bat, ift : daß aus ihnen junge Pflanzen hervor gekom⸗ nen wären. Sonſt konnten fie ſich fo verhalten ha— ben, wie die Eyer einer Henne, die vom Hahne * | gefondert geweſen. | Bon dem berühmten Palmbaume muß ich nun auch reden. (442 ©.) Was Herr Möller (443©.) ſaget, ‚find lauter ——— Bin, die "1 — er vonm Blumenſtaube. 543 der Folge beurtheilen laſſen. Aber darüber kann ic) meine Berwunderung nicht bergen, daß Herr Möller, auf. der 444 Seite fih auf die Sammlung. ‚der. Rei⸗ fen 2c. beruft, und deren Stillſchweigen fuͤr ſich brauchen will... Man weis, daß die Deifen , aus des nen die angeführten Auszüge gegeben werden, von, Kaufleuten, und nicht von Naturforſchern, unternome men worden find. Kaufleute aber haben wenigftens fonft nicht allemal das phnfifalifche ſelbſt bey den Waaren, mit denen fie handelten, bemerket. Wie Lange ift nicht mic der Cochenille gehandelt worden, ehe man durch gerichtliche Urkunden beſtaͤtiget hat, da fie ein Inſekt iſt? In dem ganzen Capitel, das Hr. Möller aus der Sefchichte ver Reiſen anführet, ift nicht eine Pflanze ſo beſchrieben, daß ſie zeigte, die Bee ſchreiber haͤtten einigen eigenen Fleiß auf ihre Beob⸗ achtung gewandt. Von allen ſcheinen die Reiſenden nu ſo viel Nachricht zu befigen, als ihnen, die ‚Ein- wohner gefager haben. ls "Wenn man Machrichten aus Keifebefchreibungen Grauchen will, ſo muß man wiſſen, auf was fuͤr welche man ſich zu verlaffen hat. Ich will dem Herrn Möller eine Stelle aus den Schriften des P. $abat vorlegen ; diefer Mann bat ſich auf den amerikaniſchen, den Franzofen zugehörigen Inſeln, lange Zeit aufgehal⸗ ten, und. fein Nouveau ‚Voyage aux Isles Frangoi- ſes de !’ Amerique * zeiger, daß die Maturbegebene ‚beiten, ‚welche er. für nüglich ‚und nich bloß zur. Stile lung der Neugier dienlich gehalten bat, von ihm find forgfälcig beobachtet worden, ob er wohl auch eben, - * ihm den botaniſchen Fleiß auf e zu menden unnuͤtz Sn 6 Bänden. 8. zu bad 1724 er ı 38.727 544 Sortgefeste Gedanfen unnüß fhien, Dinge überfehen hat, die fehärfere Be— obachter bemerfen. Seine Nouvelle relation de P Afrique Occidentale hat er zwar nicht aus eigener Erfahrung, fondern aus zuverläßigen Nachrichten verfertiget; indeffen verdienet er in dem, was ich ißo anführen will, vollfommenen Glauben, da das, was hieher befonders gehöret, die franzöfifchen Inſeln in Amerifa betrifft, von denen er nichts ſchreibt, als was er felbit ficher erfahren hat. „Die meiften Reifenden, ſchreibt er *, die u „jenige, was ihnen in Afien oder Afrifa zu Gefichte „gekommen ift, aufgezeichnet haben, melden, der „palmbaum oder Dattelbaum fey zum Theil vom „männlichen, zum Theil vom weiblichen Gefchlechte; "der männliche trage Feine Frucht, ſondern treibe bloß geroiffe Schößlinge, welche in die Scheibe, die die „meiblihe Blüte bedecfer, geſtecket würden, fie „ſchwaͤngerten, und machten, daß fie Früchte truͤge. „So urteilen viele Schriftfteller. Andere behaupten, „wenn fi) das Weibchen nur nicht allzu weit vom männlichen Palmbaume, und gleichfam in feinem „Gefichte befaͤnde ‚ fen folches genug, zu machen, daß „fie Frucht truͤge. Moch andere fanen, man müfle „die männlichen Aefte an die weiblichen binden, daß „fie einander gleichfam Füfleten. Endlich verfichern „andere, es fey genug, wenn man auf den weiblichen „Baum einen gewiffen Staub wirft, der ſich in dev „Scheide befindet, welche die kleinen Sprößlinge des „Mannes enthält. Man mag aus fo vielen Mens nungen die, welche man fuͤr die wahrſcheinlichſte 2 ‚ "* Rel. de PAfr. Occid. T. III, ch.L. p- 2 de t ed, de Paris 1728. en 4 Vol. 8, vom Blumenſtaube. 545 „hält, ausleſen. Ich uͤberlaſſe fie einen jeden, wer „ſie annehmen will, ich bin überführer, daß alle dieſe „‚Ceremonien, und fo zu reden, Heirathen, ganz und „gar nicht nöthig find, Datteln hervor zu bringen. Wie ich mich zu Martinique. befand, habe ich ei⸗ „nen alten Dattelbaum geſehen, welcher an der Geite „des alten Convents ftund, das wir beym Anfergruns. „be. hatten; diefer trug Frucht, ob er wohl ganz allein „war: Db er männlichen oder. weiblichen Sefchlechts Zgeweſen ift, Davon weis ich nichts; aber das weis ‚ich. gewiß, daß ſich in der ganzen Gegend, wo fich das Fort St. Pierre und der Anfergrund befindet, „und mehr als zwo Stunden in dieXunde herum Fein Malmbaum oder: Dattelbaum ‚war, oder je gemefen „war: Daraus fann man alſo wohl fehliegen, daß ‚„alies das vorige’ zur Befruchtung des Dattelbaumes nicht: nothwendig iſt. Man wollte denn fagen, die- fer Baum und ‚ändere feiner, Art, die ſich in eben oem Umftänden befinden , hätten: es gemacht, wie die Thiere in Afrika, die ſich miteinander begatten, ob- ne ſich zu beffimmerin, ob fie von einerleh Art find, wenn fie die Noch dazu treibt ‚und, fie ihres gleichen nicht finden; denn man muß bemerken, daß wir. eis „nige Cocosbäume ‘ziemlich nahe ‚bey unierm Dattel« baume hatten, welche, vermuchlich die Stelle des „männlichen Dattelbaumes vertraten, und, unfern „weiblichen fruchtbar machten. 1. 7 0. Soviel iſt richtig, daß die Kerne. von den Dat- igteln,; welche auf unfern Inſeln wachfen , wenn man „fie ftecker, ‚Feine Baumchen hervortreiben; und die⸗ „jenigen , welche Dattelbaume haben wollen , We | „genöthiget ‚werden, : Datteln aus, der. Barbara zu 6 Band. Mm „pflaite 54,5 Fortgeſetzte Gedanken ‚pflanzen, welche dem Anſehen nach den moͤthigen „Keim zu Hervorbringung eines Baumes enthalten. „Eben fo, wie die Hühner ohne den Hahn Eyer legen, „aus denen aber Feine Hühnchen ausfriechen , weil ſie „den erfoderlichen Keim vom Hahne nicht erhalten „haben. Die Herren Naturforfcher müffen ſich alfo „bemühen, das, was fie von des männlichen Palnı- „baumes Nothwendigkeit zu Befruchtung des weib⸗ „lichen gefaget haben, zu verbeſſern, und nur ſo viel „zu behaupten, daß die Gegenwart des Mannes bloß „Diener, den Keim in der Frucht vollfommen, und „zu Hervorbeingung eines ähnlichen Baumes tüchtig „zu machen, welches ich ihnen, bis auf meitere Nach» „richt, die vielleicht niche lange außen bleiben wird, indeſſen zugeftehen will. sit, Bill ya, Ich habe noch einen andern Umſtand bemerfet, „aus welchem die Naturforfcher fhließen mögen‘, was „fie wollen; nämlich, daß die Datteln ‚welche, auf unſern Inſeln wachfen, dafelbft nie vollkommen reif werden: Sie wyrden weich, und wie mit: Honig „Burchzogen, geld, und mit.einem Worte, es ſcheint „ihnen nichts zu ihrer Reife: zu fehlen; "gleichwohl iſt Igewiß, daß fie allezeit eine Schärfe behalten, welche „anzeiget, daß ihnen noch ein Grad der Reife fehler. „Sollten fie ſich wohl wie die Mifpeln verhalten, wel» „he auf dem Baume nie vollfommen reif; werben, „und einige Zeitlang auf dem Strohe liegen: müffen, „„dantit fie ſo gut werden als man fie verlange, = Dier : „fes Fehlers wegen ißt man ſie niemals roh, fondern man machet ſie ein, da fie der Bruſt ungemein „bienlich find, zur Verdauung helfen, das überblie- „bene rohe von den Speifen im Magen — ——— Sn „a er vom Blumenſtaube. 547 „aber mit Maaße müffen gebraucher werben, weil fie „fehr Bigig find. le „Die Datteln, welche in Senegal und auf der „ganzen afrifanifchen Küfte, auch in den Königrei- „hen Galam, Tombut, und andern Gegenden da: „derum, wo es Palmbäume die Menge giebt, wach⸗ „fen, haben diefen Mangel nicht: Sie werden auf „dem Baume vollfommen reif; man ißt fie frifch, „d. 1. fobald man fie abgenommen bar, und ohne „ven andern Srüchten unrecht zu thun, kann man fa: „gen, daß die Dattel unter den vortrefflichften Früch- „ten die befte ift.,, Rt Abat gefteht in der Folge, daß Die Erzählung von biefer Befruchtung der Palmbäume ſchon fehr ale fey ; da Plinius fie aus aͤltern Schriftftellern genommen, er bringe aber nichts weiter von Wichtigkeit Dagegen dor. Sein Zeugniß ift defto unverwerflicher, weil er ein Gegner der Meynung ift, Die es doc) vollkom⸗ men beftätiger. Den Dattelbäumen auf den ameri« Fanifchen Inſeln fehle es gewiß nicht an Wartung. Andere aus Afrifa dahin gebrachte Gewächfe kommen daſelbſt vollkommen gut fort. Der Unterſchied zwi⸗ ſchen wilden und zahmen Dattelbaͤumen, den ſich Herr Möller einbildet, finder alfo ſicherlich nicht ſtatt, und die Aehnlichkeit der amerikaniſchen Datteln mit Eyern, die vom Hahne nicht befruchtet ſind, welche Labat nicht leugnen kann, fo gern er wollte, iſt alles, was man das verfchiedene Gefchlechte der Palnıbäume gu bemweifen noͤthig hat. # Doch wir: dürfen zu DBeftätigung diefer Wahre heit nicht fo weit reifen. Man bat vor kurzem in dem Garten der Königl. Akademie der Wiffenfchaften un Mm 2 zu 548 Fortgeſetzte Gedanken zu Berlin DBerfuche angeftellet, welche fie vollfom: men beftätigen. Die Nachrichten davon find befann- ter, als daß, ic) noͤthig hätte, fie hier ; zu wiederholen ; und ich überlaffe billig.eine zufammenhängende Erzaͤh⸗ fung davon denen, die an derfelben Anftellung und Beobachtung mehr Theil gehabt haben als ich denn man wird mir die Eleine Eitelkeit zu gute halten, daß ie melde, ic) habe durch Beforgung der ftäubenden 2 men aus dem hiefigen großbofifchen Garten auch einen geringen Theil daran gehabt. Ich will nur aus der berlinifchen Eritifchen YIachrichten aus dem Reiz che der Gelehrſamkeit 1. Stüde des Jahres 1750 3. Seite anführen, daß von den vormals zur Reife gefonmenen Dattelfernen, achte glüflich aufgegan⸗ gen find, und Dadurch die ficherfte Probe ihrer Voll⸗ kommenheit abgeleget haben, und daß itzo durch die aus Leipzig uͤberſchickten Blumen, wieder eine große Menge Datteln zur Reife gekommen ſind. Ich kann ſagen, durch dieſe Blumen, weil die andern Trau« ben, welche nicht unter den ‚aufgehangenen Blumen befindlich gewefen find, eben fo wie wenn der Baum vormals Früchte getragen hat, unreif geblieben find. - Aus dem angeführten erhellet deutlich, daß Herr Möller feinen Wig mit Erfindung der Nachricht von dem amerikanifchen Prinzen ohne Schaden des Pals, mengefchlechtes geuͤbet hat. Es bat: ganz andere, Schickſale gehabt als die Beobachtung des Mondes. | Schaͤrfere Unterſuchungen haben dieſe verworfen und jene beſtaͤtiget. Opinionum commenta delet dies, naturae iudicia confirmat. Damit ſich aber doch Herr Moͤller die Muͤhe nicht ganz umſonſt gegeben hat, ſo eine artige Vergleichung auszuſinnen, ſo will ich; meine ‚som Blumenſtaube. 549 nteine Gedanken, wie die Beobachtung des Mondes in die Gärtneren gefommen iſt, kurz mittheilen. Daß der Mond einen merflichen Einfluß in die Atmofphäre babe, Fann man nicht leugnen: Die Schriften, wel che ben Gelegenheit der 1746 vorgefchriebenen Aufgabe der Königl. preußifchen Akademie der Wiffenfchaften heraus gefommen find, fegen diefes außer Zweifel. Wie fönnte man leugnen, daß derjenige Körper, ver auf dem Meere fo heftige Bewegungen bervor bringt, nicht auch die Luft regierte. Die Witterung fomme alfo ohnitreitig großentheils mit auf den Mond anz Gefegt er beherrſchet nichts weiter als die Winde zum Theil, wie viel haben die Winde bey den Veraͤn⸗ derungen der Atmoſphaͤre nicht zu ſagen? Man kann alſo vielleicht bey der Gaͤrtnerey den Mond in Obacht genommen haben, in ſo fern mit ſeinen Erſcheinungen gewiſſe Witterungen muthmaßlich verknuͤpfet find, Die Landwirthe und Gaͤrtner haben nicht alle ſtudirt wie Herr Moͤller; Sie haben alſo dieſe Regeln wei⸗ ter ausgedehnet, als ſie guͤltig waren; (denn vielleicht galten fie nur fuͤr gewiſſe Gegenden "und gewiſſe Zei« ten,) fie haben fich ſeltſame Urſachen derfelben aus: gedacht, und den ‚zunehmenden. oder, abnehmender Mond mit dem Zunehmen oder Abnehmen der Pflan- zen auf eine lächerliche Weiſe verbunden. Der aftros togifhe Aberglaube hat das feinige aud) dazu beyge- fragen. Mich deucht , Diefes machet den Urfprung des Wahnes vom Einfluffe des Mondes einigermaßen begreiflich. ‚Man verzeihe mir diefe Ausſchweifung· Wenn ich Meynungen, die man lange Zeit geheget hat, ungegruͤndet befaͤnde, ſo denke ich doch immer, es ift Feine fügen fo groß, daß nicht eine Wahrheit Mm 3 dabey 550. Fortgeſetzte Gedanken dabey ſeyn ſollte. Es ließe vielleicht fehr. verwegen, zu behaupten, die Erzählung des amerifanifchen Prin- zen, mit welcher Here Möller das Palmengefchlechte, bat lächerlich macyen , wollen, koͤnnte einmahl ohne Scherz wahr werden, Aber wer mir Diefes als ganz ungereimt verwerfen wollte, den würde ich fragen, was man von einem würde en Dabanaker } “ehe man noch entdedet hatte: um ana mn Beh Druck das große Meer zu ofen Stunden | blabe. 0.00 aller ſich erfüßne hätte zu’ weißagen, man würde einmal dieſe Bewegungen des Meeres nach dem Mondeslauſe in voraus wiſſen koͤnnen. Den Palmbaum (446 ©.) will ich Herr Möller Preis geben, wenn er nur die andern‘, die — vorhin erwaͤhnet habe, mir nicht alle verderbt. Bey dem Rieinus kann die Federkraft der Staub fölbchen den Staub weit genug verbreiten, daß er die über ihnen ftehenden Blumen vom andern Ger fhlechte erreichet. Ueberhaupt aber läßt fich die An- merfung leicht rechtfertigen, daß dergleichen Beyſpiele allenfalls Schwierigkeiten, aber keine Beweiſe des Gegentheils machen. So hat unlängft ein holländifcher Gartenverftändiger die Cryptogamie der Zeigen angefehen, Er hat das Gefchlecht der Pflan= zen nicht verworfen, ob er gleich glaubet, daß diefelbe nicht recht damit überein zu ſtimmen feheine *. Bey der Muſa (448 ©.) bat ſich Herr Möller der IN davon A mit getonge —— #8 —J de la campagne cet. ‚Leid, 1750-, 4t0. P,I ch vom Blumenſtaube. 551 ſamkeit bedienet. Es ift wahr, am angeführten Orte der Reifebefchreibung fteht, daß fie feinen Saamen trage; sallein Labat ſaget: Sie trage Fein Saamen- torn ( graine ) *; aber das heißt nicht feinen Saas men, weil Sabat nur damit fagen will, daß man in ihr feine harten Saamenförner finde. 86 aber die Pflanze nicht geſaͤet wird, iſt nicht dev Mangel an Saamen fhuld, ſondern weil man fie auf andere Art mie größerer Bequemlichkeit vermehren , ann, und man darf ihr alfo den Saamen deswegen nicht ab⸗ fprechen,, ‘fo wenig man ihn den Gewächfen abfpricht, die man durch ihre Zwiebeln beſſer als durch ihren Saamen ju vermehren gewohnet iſt. Daß eMufa oder Bananaspflanze eßbare Früchte trägt, weis je⸗ dermanin, Aber wen ift unbekannt, daß eben die Fruͤchte der Pflanzen, welche von den Thieren zur Nahrung gebrauchee werden, auch) Saamen zu Er: haltung des Geſchlechts in ſich ſchließen? „Die Nach⸗ richt Labats, daß ein Theil der Fruͤchte abfielen ‚ tie denn au) die Traube, melche fie zufammen ausma= chen, eine fo große Laſt nicht beyfammen erhalten Fönnte, ſtimmt vielleicht mit der. Beſchreibung der Kräuterverftändigen überein **,, Daß aber tabat, und andere Die Gaamenfornchen nicht gefehen, iſt Fein Wunder, denn fie haben wie Hauswirthe und Gärtner, und nicht wie Boranici, obfervivet. Linnaͤ— us und Plumier befchreiben ihre Befchaffenheit und Mm 4 ihren * Nouv. relat. de P Afr. T. IV. ch. 11 p. 163. Giehe auch deffelben en aux Isles Zu de P Aıne- rique T. II. ch, ı * Flores füperiores ouaria abortiua continent. Ludw. def. pl, n. 370. 552 Fortgeſetzte Gedanken ihren Ort, und der letztere hat fie gar: in Kupfer ſte⸗ chen laſſen * Ich komme nun endlich zu dem —— anſers Streites, zu dem Colchico, (449 ©.) und will glau⸗ ben‘, dab Herr Möller es mir nur auf eine höfliche Arc zu verftehen giebt, daß ich die Sachen bloß ‚aus Büchern kenne. (451 ©.) Sein Ausdruck kann vielleicht in Sauen unvergleichlich höflich ſeyn; ob wir zärtlichen $eipziger wohl etwas anders urthei⸗ len möchten. Sch dachte indeſſen, ‚wie ic) Diefes las, ich müßte es machen wie Themiftofles, von dem Me- pos ſaget: quae contumelia non fregit eum fed ere⸗ xit, und mich von einem Vorwurfe, den Herr Möl- ler mir mie ſo viel Grunde macher, (denn ich babe. frenlich Fein Gut nicht, da ich Berfuche nach meinem _ Gefallen anftellen fonnte, ) fo viel als in meinen: we: nigen Kräften finde, befreyen. Ich gieng deswe⸗ gen verwichenen Herbſt in einen der hieſigen Gaͤrten, ich grub im Schweiß meines Angeſichtes, (denn man kann fich vorftellen, daß mir, der das dazu nötbige Werkzeug, wie alle andere Sachen ſich nur aus Buͤ⸗ chern bekannt gemachet hatte, dieſes entſetzlich ſauer ankam,) eine ziemliche Anzahl von Colchicis ſammt ihren Wurzeln aus. Herr Möller, der fo viel Guͤtig⸗ keit gegen mich hat, wird es mir wohl nicht ver⸗ ‘denten, daß ich bey einigen die Wurzeln abgeftoßen, | * woder * Calyx abit in fructum - - - in tria veluti loculamen- ta diuifum, in quibus apparent feininum quaedam. vel ut — Plumier, noua plantar. —— genera, Gen. 24. Tab. 34. Semina plurima receptaculo — — Lin- naeus Muf. Cliff, pag. 18. vom Blumenſtaube. 553 oder verletzet habe. Wenn man die Natur ſelbſt ken⸗ nen zu lernen anfaͤngt, iſt man noch etwas ungeſchickt. Manche aber brachte ich doch unbeſchaͤdigt an Tag, und bey dieſen beobachtete ich folgendes: Die Blume, fo weit fie die Wurzel beruͤhret, liege in einer länge lichten Aushölung zwifchen den beyden zufammen ges fügten Theilen der Wurzel. Cine gemeinfchaftliche Haut ummicelt die Blume und Wurzel, nach deren Ablöfung ſich vorerwaͤhntes zeige. Die Blätter fteckten Damals noch in der Erde unten an der Blume, weil ſich die Wurzeln bey einigen über 3 Zofl tief in der Erde befanden, Wie die Blume ausfieht, darf ich nicht befejreiben. Man meis,daß in ihr drey ſtili befindlich find, dieſe erftreckten. fih die ganze Blu⸗ me hinunter, und faßen auf der dreyeckichten Fruche auf, welche drey Spitzen hatte, auf deren jeder ein ftilus faß. In der Frucht fah man Eleine Koͤrnchen. Dieſes habe ich gefehen. Nun habe ich mir. bis- her mit andern vorgeftellet, die Staubfölbchen gäben den Staub in die ſtilos, durch welche er in die Frucht geführee würde, Ich fehe auch norh feine Urfache, folhe Borftellung zu ändern, da die ftili befagter- maßen auf der Frucht fißen. Und das ift die Ant⸗ wort auf Herr Möllers Frage (450 ©.), wie das Saamenbebältniß Eönne beftäuber werden? Nämlich nicht anders, als wie bey der Lilie oder Tulpe, durch die ftilos , welche ihm den Staub eben fo gut unter die Erde hinunter zuführen fönnen, als wenn eg über derfelben wäre. Die Griffel oder ftilos habe ich den 29 Sept. 1750 Nachmittage, und den 31: Sept. 1750 Bormittage um ıı Uhr mit meinen Augen nebft ‚den ftäubenden Kölbchen und. dem Saamen ‚gefehen; | Mms.. und 554 Fortgeſetzte Gedanken und begreife alfo nicht, wie Herr Möffer Teugnen kann, daß fie etwas vom Staube empfingen. Daß die Blume nicht auf dem Saamenbehältniffe ftehe, leugnet Here Möller wider meinen Augenſchein, den ich durch Fein, wo ich anders recht gefeben babe, wie er, : verdächtig zu machen nöthig ‚babe. Ich habe das Vertrauen zu Herr Möllern, daß er feine andern Unterfuchungen forgfältiger anzuftellen weis, als dieſe mit dem Colchico. Wenn ich wüßte, daß alle meine eigenen Erfahrungen fo.befchaffen ſeyn würden, wie die feinige hier befchaffen ift, fo wollte ich mit Zeitlebens die Sachen lieber aus Büchern be- kannt machen. Ich kann mich auch nicht enthalten, eine Schrift anzuführen, wo eben diefe Erflärung, wie ich mir fie vorgeftellee hatte, gegeben ijt, ob mir gleich folche erft nur vor furzem hat bekannt werden fönnen. Es ift die Schrift Heren Burfhards, durch deren Ausgabe Herr Heifter ven Deutfchen die Ehre der erften Erfindung der Arc die Pflanzen nach ihren ‚Gefchlechtstheilen zu ordnen zugeeignet hat *, Von ver Befruchtung des Colchici wird dafelbft ebenfalls ängemerfet, daß der dreyfache ftilus, von der Wur- zel, wo er in das Saamenbehältniß dergeftale hinein geht, daß zu jeder Abtheilung des Saamenbehältnif- fes eine Abtheilung des ſtili gehöre, durch die ganze Blume bis an die Staubfölbchen fortgefuͤhret ift. Herr Burfhard bemerfer, aus diefer Länge des Stils werde glaublich, daß etwas dadurd) in die Frucht ge⸗ führer werde. Sonſt fehe man die Urfache ‚einer fo langen Erſtreckung nicht ein; und alles Diefes ſey ſol⸗ Hide mopuk. rariarı. din echerge⸗ “Burkhard epiſtola ad Leibnitium de charactere planta- rum, c. praef. et not. Heifteri. Helmft. 1750. vom Blumenſtaube. 555 chergeſtalt fehr weislich eingerichtet ‚„ damit das Saa⸗ ‚menbehältniß den ganzen Winter in der Erde verbor: gen bleibe, und erft den folgenden Sommer ſammt den Blaͤttern hervorbrechen koͤnne. Von dem Safran kann Herr Moͤller in den philo⸗ ſophiſchen Transactionen eine Beſchreibung und Ab» bildung ſehen, die mit dem, was ich geſaget habe; vollkommen uͤbereinſtimmet, in ſofern der Safran und die Zeitloſen einander aͤhnlich ſind . Ich bekenne es, daß ich Herr Möllern,, fo wie er fich vom Bolchieo erklaͤret, in feiner: erften Schrift nicht verftanden babe; ob nun feine Deutliche Erklaͤ⸗ rung ihm vortheilhaft ſey, und ob meine Inſtanz von den Schmetterlingen paſſe oder nicht moͤgen andere urspilen. - Und hiermit till. ich meine Antwort auf Herr Möllers Einwendungen ſchließen. Ich koͤnnte zwar noch verſchiedenes anfuͤhren beſonders Verſuche, die der geſchickte Gaͤrtner in dem akademiſchen Garten zu Berlin, Herr Michelmann, mit Maſtix⸗ und Terpen⸗ tinbaͤumen angeſtellet hat, und die ſeinen vorhin an⸗ gefuͤhrten mit den Palmen ganz aͤhnlich ſind; aber meine Antwort iſt ohnedem ſchon weitlaͤuftiger dewor⸗ den, als ich anfangs wollte. Daß ſie ſo ſpaͤte koͤmmt, wird der Wahrheit nichts ſchaden. Es iſt zum we⸗ nigſten bey unpattepifchen Sefern ein Beweis, daß ich fie nicht in der erften Hiße mehr aus Eifer für mei⸗ ne Bertheidigung, als aus Begierde bie le Wahehe zu ſchuͤtzen, aufgeſetzet habe. h N ur * A Botanical defeription gr the — and Seedveſſel of the Crocus Autumnalis Satiuus. By Dr, Jam, Dou- xlaſs. 380 N. V Art, 556 Fortgeſetzte Gedanken ıc. Pur wegen des Schluffes von Herr Möllers Ab: handlung, muß ich noch ein paar Woͤrtchen fagen. Mer die Gefchichte der Meynung von dem verfchiede- nen efchlechte der Pflanzen nicht weiter als aus Here Möllers Gedanken davon kennte, follte fie wohl nur für ein Bedantenfpiel der Gelehrten halten ‚dienicht in eigner Perfon mit dev Bärrnerey umgeben, und fich auf fremde Augen verlaffen. Wer aber dadurch verführet werden möchte, den will ich nur Fürzlich erinnert haben, daß der gegenwärtige beruͤhm⸗ tefte Vertheidiger des verfchiedenen Gefchlechts der Pflanzen, Linnaͤus ift, ein Mann, der einen gros= ſen Theil von Europa als ein Naturforfcher durchrei- fee bat ; und Auffeher über den cliffortifchen Gar- gen geweſen ift, in dem er (den herrfchaftlichen Gar- ten. zu Sauen unverachtet ) doch wohl allerley mit eigenen Augen mag gefehen haben. Ob er fich da⸗ bey , nad) Herr Möllers Verlangen, auf die Gaͤrt⸗ nerey geleget hat, weis ich nicht zu fagen, Herr Möller Fann ihn felbft darum befragen, er wird ihm vielleicht mie Birgils Schäfer antworten? arcius ifta viris tamen obiicienda memento. * in A. G. Kaſtner. V. Anmer⸗ | 557 ESEL ZZZZZLZEZELZZ SD DEZ. — Anmerkung uͤber einen beſondern Fall des undeutlichen Sehens. anche Augen ſehen nur in die Ferne gut, manche nur in die Naͤhe; manche ferne und nahe Gegenſtaͤnde gleich gut. Sollte es keine geben koͤnnen, die weder in die Ferne noch in die Nähe gut ſaͤhen? Die Moͤglichkeit wird man nicht gänzlich leugnen, wenn man auf die Umftände Achtung gieb£ ‚welche fich bey Furzfichtigen oder nur in die Gerz ne que fehenden Augen befinden... * Ben einem Auge, das nur in die Nähe gut fieht, iſt das negförmige Hautchen, oder das ſchwaͤrze (denn hier, ift mir nichts daran gelegen, welches von beyden das eigentliche Werkzeug des Sehens ſey,) von der Augen⸗ finfe fo weit entfernet ‚daß bloß die Bilder naher Sa⸗ en darauf fallen Fonnen, und die Bilder .entfernter Gegenftände,, die fidy näher hinter der Linfe befinden, ſchon vor dem Boden des Auges entitehen. Gin Auge, das nur weit entlegene Sachen gut ſieht, fange derſel⸗ ben Bilder auf feinem der Linſe nahen Boden auf, bins ter den erftlich naher Sachen Bilder fallen, Iſt denn, diefe Näherung der Eryftallenlinfe zum netzfoͤrmigen Häuschen, wie fie fid) bey den Augen befindet, die man, alten $euten zueignef, die äußerfte Gränze? Können beyde einander nicht noch näher ruͤcken? Ich Pau: 558 Bon undentlichem Sehen. der Zergliederung des Auges nicht fo erfahren, daß ich | Diefes ſchlechterdings behaupten oder leugnen koͤnnte. Aber das weis ich, was > daraus folget, wenn es geſchieht. Wenn das Auge O fo beſchaffen iſt) daß eines weiten Gegenſtandes D, Bild I, weiter hinter der Cryſtal⸗ lenlinſe liegt, als die Entfernung des neßförmi * Haͤutchens hinter eben dieſer Linſe betraͤgt, ſo wird von einem nahen Gegenſtande F, das Bild K, welches noch weiter hinter der Linſe fiege, noch vieliveniger auf Den Boden des Auges auffallen, als das. erftere L. Das Augefieht alfo den weiten Gegenftand D nicht deutlich, und den nahen F noch viel weniger. Giebt es wohl Gegenftände ‚Die es Deutlich fehen Fönnte? Die Frage ſcheint ungereimt, denn fie fcheine mit der einerley; Giebt es noch andere Öegenftänbe als. ‚entfernte. und. nahe? Aber eben weil fie. mit diefer einerley ift, ift fie nicht ungereimt. "Denn es giebt noc) eine Art von Gegenftänden,, die weder im bisherigen Verſtande ent⸗ fernet noch) nahe find, folche nämlich, deren Entfernung, negativ ift, die hinter dem Auge liegen. Das Auge foll Gegenftände fehen, die hinter ihm, liegen? Das fage ich eben nicht. Aber die Stralen, die vornen auf das Auge auffallen, koͤnnten nach einem Puncte zugehen, der hinter ihm läge: ſolchergeſtalt haͤtten ſie eben die Richtung, als gehoͤrten ſie zu einem Gegenſtande hinter dem Auge, und bloß auf die Rich⸗ tung, nach welcher die Stralen auf das Auge fallen, fommt es bier an. _ Kurz, Myopes fehen Gegenftände gut, welche ihnen divergirende Stralen zuſchicken. Presbytae erfodern Parallelftralen ; die Augen, von denen ich rede, verlangen convergirende ui an Don undeutlichen Sehen. 559 Man mag ihnen einen Namen beylegen wie man will, wenn man es für nöfhig befinder. Bielleicht Fönnte man fie Hyperpresbytas nennen, wie Wallifius ‚Die Entfernung des Gegenſtandes, welche fie erfodern würde, plue quam infinitam genannt haben wuͤrde. Ich ſetze dieſe Dinge bloß in der Gelehrten Sprache her, denn es find nur neue Namen, und nicht neue Sadın; und da muß man lateinifch reden, damit uns bloße Deute ſchen mit Bewunderung und nicht mit Sachen zuhören, Einem folchen Auge läßt fich Durch ein Eonverglas Helfen Man feße, es erfodere deutlich zu fehen, ‚daß die Stralen nach einem Puncte L zugehen, der in dee Enefernung OL hinter ihm liegt. Aber von dem Ges genftande,F befümmt es auseinander. fahrende Strar len. Man halte alfo nahe an diefes Auge ein Ölas, Das wenn es alleine, ohne Das Auge ‚in O geſetzet wuͤr⸗ de ‚den GegenftandF inL abbildere. Denn ſolcherge⸗ Halt werden die Stealen des Gegenftandes Fnach L zugelenfet, und fallen fo. nach L. zugehend ins Auge, Aus den * der Dioptrik findet ſich, daß der Ab⸗ ſtand des Brennpunctes von dieſem Glaſe — OF, OL: (OFAOL) ſeyn muß, welches ſich für einen weiten Gegenſtand in Ol verwandelt. Dieſes Auge wuͤrde alſo in der Schaͤrfe fuͤr jeden Gegenſtand ein ander Glas nach deſſelben verſchiedentlicher Entfera nung noͤthig haben, Wenn aber OL nicht allzu groß iſt, wird ihm für jede Entfernung ein Glas, deſſen Brennweite OL iſt, dienen. Ohne Glas wirb ein ſolches Auge nichts deutlich ſehen; doch wuͤrde die Un⸗ deutlichkeit vermindert werden, wenn es durch ein en⸗ Soc ſaͤhe. Die Optik lehret den Grund davon. S Schrifefteller von den Augen haben, fo viel mir bekannt ifk, einen ſolchen Zufall nie umftändlich ber rüber, sc“ Von undeutlichem Sehen. euhrer: Boerhave erzaͤhlet ihn nicht unter den Geſichts⸗ maͤngeln, denen durch. Glafer abzubelfen ifE *, ‚Ergeboret inbeffen. zu dem, von Boerhaven berührten undeutlichen Ehen **. Sind etwa diejenigen bieher zu ziehen? von denen in den Philofoph. Transact. *** gefaget wird, der von dem Alter herruͤhrende Fehler ihres Geſichtes, ſey größer; als daß ihm mit Glafern abzuhelfen ſey. | Ich habe von einem Zufalle gereder, den vielleicht noch niemand auf der Welt gehabt hat: alſo iſt mein Aufſatz unnuͤtze. Sch traue allen Arzenengelehrten ‚die fich durch Erzählung graufamer und unerhörter Zufälle berühmt ges macht haben ‚fo viel Menfchenliebe zu, Daß fie wuͤnſchten, ihre Auflage. möchten auf eben diefe Art unnuͤtze ſeyn Vielleicht haben manche Staarſtecher folche Augen aus der Dammerung in die Nacht gefuhret. Und find wir denn Eunftig vor einem Zufalle ficher, weil er fich noch nicht ereignet bat? Noch Fein Narurforfcher , bis auf das Jahr 174 . . , batte das Herze gehabt ‚zu fagen, daß wir nut deutlich fahen, wenn wir Divergivende Stralen empfingen: Und ſiehe, in. diefem. Jahre fand ſich einer, der e8 fagte, und dadurch fich und alle feine Lehrlinge, die e8 ihm getreu nachfagen, für kurzſichtig erklarte. Nach folchen Beyſpie⸗ len dürfen wir nicht verzweifeln, mas fur Verderbniſſe der körperlichen Augen nur möglich find, auch wirklich zu feben. | DR ©. Raͤſtner De Morb. Ocul. P.NI. cr, #* ib. e,2,. 37.98 4. Art wii Zunhhalt des ‚fünften Side im" Hamburgiſches Sagazin, oder 4 Schriften, Unterricht ind MO aus der Naturforſchung und den angenehmen Wiffenfchaften uͤberhaupt. Des fechften Bandes ſechſtes Stud. Mit Rönigt. Pohln. und Churfürftt. Sachfifcher Freyheit. Hamburg, bey Georg Chriſt. Grund, und in Leipzig bey Adam Hein. Holle, 1751. en % N {i Kal Ar Dun De en 12973 } CH a 9, RE RDERRE NIE Iu\ u, KL LRETSTEERTERINNE Be | — und zur Anwendung nuͤtzlicher Raturgeihte aus Gorgen und dem Angeängenden Carolina, welche An Ben: Lrffpergerfchen und andern neuen DIEIRE RE — beſchrieben werden er u biefem Auszuge haben wir ung, vor nebmlich der: ausführfichen Rach— m tichten bedienet, welche der Here ‚Senior Urlſperger zu Augſpurg vor ben. Salzburgern gefchrieben , bie fi in 1 Amerifa niebetgelaflen haben, Solche. gehen vom 1735. Sapre, an und ſind im — zu Halle verlegt. Er iſt von den koͤniglich⸗großbritan⸗ vr Truftees oder Vegte der Sojaniin Ye 564 ° Auszug beſonderer und zur Georgien bevollmächtiget worden ; ‚die vertriebenen Salzburger bis nach Holland zu befördern, auf ih⸗ rer Reiſe zu verſorgen und ihrer neuen Einrichtung ſich anzunehmen. Wo demnach allhier nur der Theil mit römifchen und die Seite mit kleinen Ziffern ans geführet werden, da find die urlfpergerfchen Berichte zu verftehen. Ein und anders ift ferner aus einer neueften und richtigen “Befchreibung von Georgien, welche inı 1746 Jahre zu Göttingen nur in 54 Bo⸗ gen herausgefommen , und bald durchgelefen werden kann, genommen. Weil aber Georgien ein Stück von Carolina ift, und deſſen mittägiger Theil genennt worden, ehe der König diefen Strich Landes anbau- en laffen, und mic feinem Namen beehret hat, fo möchte mancher Sefer unfere, Nachrichten für unvoll. ftändig halten, wenn wir nicht alles, deffen wir habhaft werden fönnen, zugezogen hätten. © Daher auch man⸗ ches, etliche wenige Unmahrfcheinlichfeiten nicht ausge- nommen, aus'einerBefchreibung eiries Engländers von Earolina, dieim Sabre 1712 zu Hamburg überfeger und in Octav gedruckt worden, angeführet werben müffen, dabey aber jedesmal diefes Buch oder deſſen Anfangsbuchftaben Car. angezeiger werden, wodurch 'man fich feichtlich in die kurzen allegara finden wird. Obwohl Georgien in Amerifa vom 29 bis 32 Gra nördlicher Breite gehet, und dem Xequator fonahe als Aegypten, Perfien und die Barbarey lieget, ſo bat doch die Witterung in Nordamerifa überhaupt, und infonderheit in Georgien und Carolina mit der in Deutſchland viele Aehnlichfeit. Daher nicht allein viele Pflanzen und Thiere gleich den unſrigen alldort gefunden werden, und was allhier geräch, auch dort | — anſchlaͤ⸗ Anwend. nuͤtzlicher Naturgefchichte. 565 anfchläget, ſondern auch fehon manche amerifanifche Bäume in England und Holland befleibet find, und unſre harten Winter beffer als europäifche überftan- den haben. (Hales Gewächs- Statif pag. 46. der Ueberfegung.) Wir haben demnach) Urfache, ung um ein folches $and zu befümmern, welches Anlaß geben fann, unfern Feld und Gartenbau zu verbefs fern, lefen auch Deswegen die ſchoͤnen Nachrichten aus Schweden begierig. Nach aegenwärtigem furzen Aus: zuge ber urlfpergerfchen ausführlichen Nachrichten von den falzburgifchen Emigranten , die ſich in Amer rika niedergelaffen haben; follte man nicht zweifeln, Daß diefe noch vieler Hilfe infonderheit Werkzeuge 111.278. bedürftige Salzburger ihren Wohlthätern zu einiger Erfenntlichfeit alles, was von amerifanis fchen Sämereyen verlanget wird, zufchicken, dieje⸗ nigen aber, welche für fie Beytrag einfammlen, Dies fe Sürforge gern übernehmen, und dadurch zu mehr Wohlthun Anlaß geben würden, , Denn obwohl Part. Ill. pag. 708. Schmwierigfeit bey Herausfendung der Saamen vorgefchüget: wird, fo ift doch nad) P. II. pag. 2161. nod) niemals etwas verlohren gegangen, was ihnen aus Europa an ‘Briefen, Geld und Gel⸗ deswerth zugefchicft worden; das dahin gefandte eur ropäifche Getrayde hat auf einer Reife von fo wenig n gut behalten werden fönnen; und wohlge⸗ trocknete Saamen, die in Spreu, trockenem Sande und dergleichen verſchickt werden, bleiben fo gut, als Drangereifer in frifche Duecfen gepackt, von einem Ende Deutfchlandes an das andere, auch Caffebäu- me in Moos gepact, im härteften Winter verſandt werben, a als der — von Reaumuͤr ausländis n 3 366 Auszug befonderer und zur ſche Eyer über das Meer hohlen und’ mit Fett beftrei- chen läflet, damit fie nicht ausdunften, hernach da⸗ von wieder veiniget, und durch Wärme ausbruͤtet. Die Aufrichtigkeit und liebreiche Bereitwilligkeit wird alſo auch aus Georgien und Carolina Wege zu uns bahnen; und wenn man den oſtindiſchen Schif⸗ fern nicht wehret, Saͤmereyen mit zu bringen: fo wird es auch den Weftindifchen nicht verbotben, am allerwenigften auf einer fo Furzen Reiſe beſchwerlich ſeyn. | Georgien fteht unter etfichen reichen Familien in England, welche fich davon Truftees, oder Commiſ⸗ fariennennen, und iftden Engländern durch einen Ver⸗ gleich mit den Creek ⸗Indianern eingeraͤumet II. 267. deren alter König Tomo Chachi zu dem Ende felbft in London geweſen iſt I.33. Die Franzofen und Engländer wollten im Felde nicht arbeiten, und date über gieng das Dorf Abricorn bis auf einen Mann ein II. 2185. allhier aber war nichts anders anzufans gen, als Feldbau, und dazu wurden Eoloniften bes neficiret, in dee That aber gefuchee, und ihnen Laͤn⸗ dereyen einem von Adel soo Morgen, einem Arbei⸗ ter 50, jeder von ı6o Ruthen, Die Ruthe 162 engli⸗ fhen Fuß fire ihre männliche Nachfommen gegeben. Die dahin gezogenen Salzburger haben von 173r big 1745 fid) auf 269 Seelen vermehret gehabt. H. 2238, Diefes Sand liegt unter den Colonien der Engläns der in Amerifa, die fi) auf dem feften Sande vom 29 bis 5ı Grade der Breite erſtrecken, am meiften füdwärts, und wenn die weiter gegen Mittag liegen den Inſeln dee Engländer dazu genommen merden, it es ihnen in der Mitten; an der Mordfeite lieget | Carolina, Anwend, nuͤtzlicher Naturgefchichte. 567 Carolina, bis an den Fluß Savanah; gegen Abend die Migifipper, und gegen Mittag über den Fluß Alutamah 1. ıg1. die Spanier in der anftoßenden Halbinfel Florida, ' Georgien enthält der Beſchrei⸗ bung nad) 45 Meilen von Mitternacht gegen Mittag, und 300 englifche oder gr deutſche Meilen von Morgen oder dem Meer, bis gegen Abend an die franzöfifche Colonien ; beyde gedachte Gränzflüffe find ſchiffbar und Haben niedrige Lifer I, 181. ꝛc. Der Grund und Boden ift meift eben und oh⸗ ne Berge, bis es tief in das fand gehetz am Meere ift das fand niedrig, und faft überall fehr Ios efere Erde, Bon dergleichen Erde meldet die Be⸗ fchreibung von Carolina Hamburg von 1712. pag. 70, daß zu Sapona ein Mann 10 Morgen eher ums ackern fönne, als an etlichen Orten nur einen. Wir haben in Europa Pflüge, damit Menfchen arbeiten, fonderlich den fogenannten Orthspflug, welcher zwar viermal fo viel Zeit als ein anderer Pflug erfodert, immittelft doch einen Küchengarten gefchwinder, als ein Spaten umarbeiten muß. Es giebt aber den« noch in Georgien aud) mancherley Erde, I. 181 ſeqq. Die ſchwere dienet zu indianiſchem Korne, und eu⸗ ropaͤiſchem Getrayde, die lockere zu Toback, Reif und dergleichen. Man fönnte audy Thon und Ziegel brens nen I. 365. mie bereits'in Carolina geſchieht, des» gleichen Kalk graben II. 2153. wozu jeßund Auſter⸗ ſchalen genommen werben; wenn ‘es nicht an Arbei⸗ tern dergeftalt mangelte, daß wohl Fein Sand die Nothwendigkeit gutes Gefindes und: Arbeiter mehr empfindet als Georgien. Denn wilde Sclaven duͤr⸗ @ fen bier aus Furche einer Meuterey mic den benach—⸗ Kann Nu4 barten 568 „Auszug befonderer und zur barten. Franzofen und Spaniern nicht gehalten wer- den, daher das Arbeitslohn täglich wohl 2 Gulden 30 Kreuzer koſtet. I. 200. Es ift noch unvergeffen, daß im Fahre 1775 ein amerifanifcher Miohr aus der Inſel ©. Thomas, der dafelbft das Zimmer- handwerk erlernet hatte, verficherte, daß er täglich 2 Gulden verdienen koͤnnen. In Carolina bat man zwar afrifanifhe Sclaven, die auch Handwerfe ler- nen, ihre Herren müffen fich aber. dergeftalt vor ih— nen, weil ihrer mehr als sotaufend find , in acht nehmen, daß fie mit Degen und Piftolen in die Kir« che gehen II. 1998. Uebrigens hatte ein Töpfer die Er- de in Georgien nod) weiter unterſuchet, Marmorgru« ben angegeben und ächtes Porcellan machen wollen 11.1148. und ftehet dahin, wie weit mancher, der die Gaben der Natur anzumenden weis, die benachbar- te Prachtliebende Spanier nußen fünnte, welche ſo⸗ gar alte Kleider von den Engländern faufen, und hernach mit Gold und Silber befeßen, IL. 2160, In Abficht aber auf die unumgängliche Nothdurft und alfo auch auf die Wilden, von denen bisher. wenig Nationen das Ehriftenehum und die Policey annehmen wollen, würden die unentbehrlichen Handwerker dort genug zu thun finden, nachdem in dieſen Berichten nur ein Schmied und ein paar Schlöffer. benennet werden, die ſich alldort niedergelaſſen haben. Die Luft iſt, wo eg nicht dem Meer nahe lieget, klar, gelinde und. geſund J. 190. ꝛc. inſonderheit wo die Moraͤſte ausgetrocknet ſind. In den In⸗ ſeln Jamaica und S. Thomas, die weiter gegen Mit⸗ tag unter dem 19 Grad liegen, ungefunder J. 2101. Wider die nachtheiligen Süd» und Falte REDE | werden Anwend. nuͤtzlicher Naturgeſchichte. 569 werden Waͤlder beybehalten, nachdem die Stuͤrme oft fo heftig find, daß fie Bäume ausreißen, ID. 118. und daher nur ein Stockwerk hoch gebauet wird 1.197. Man machet einen Fleinen Unterfchied. des Winters und Sommers gegen Deutfchland II. 1791 111.38. 39. Ein Mann, der vom Rheinſtrom nad Georgien gekommen ‚hat eineriey Waͤrme empfuns den 11.1988. im Auguſt ift die Erndte von indiani= ſchem Forn, Bohnen und Reif, II. 2178. Bey den benachbarten Creeks, welche tiefer ins Land wohnen, ift der Sommer wärmer, der Winter fälter als in Georgien I. 449: Obwohl im März die Hige fo ftarf wird, I. 87. als in Deurfchland um die Zeit der Hundstage, fo hören doch die Fröfte erſt im May auf, wie bey uns I. 365... Im Auguft und Septem» ber fället wohl noch. Hige ein, die Schwalben aber ziehen bereits im Syulio weg, und fommen im März wieder. Wegen der Hige wird den Arbeitsleuten wöchentlich zweymal Weineßig gegeben, ihre Woh⸗ nungen und Bertftellen zu befprengen 1.829. Von 2 bis 3 Uhr fönnen in Carolina nur die afrifaner Scla ven Arbeit aushalten IL. 41. Auch in’Penfyloanien unter dem 40 Grade ift die Sommerbige nod) groß, und daher von Dem unterm 43 bis 53 Grade liegenden Neuſchottland, welches anjego beſetzet wird, Frucht: barkeit zu vermuthen. Die Nächte in Georgien jind befto Fälter J. 180. Ä Mit Ende des Augufts und Anfange des Ser ‚ptembers entftehen bereits große Stürme Ill. 720. davor fich infonderheie die Schiffer fürchten. Im Dctober wird,es kalt, 1. 260. 275. und fallen ſchon Nachtfroͤſte ein, 1. 237, Damit der Baumfaft zeitig 2* 9 Mn 5 zuruͤck · 73 Auszug befonderer und zur zurücktreten Fönne, und die Baͤume nicht erfrieren, Die Winter find Fälter als in England II. 381. 626, Im 1738 Jahre erfroven Drange, Getraide und Maul⸗ beeren IIl. 284, Der Januarius 1737 war dem in’ Deutfchland gleich 1. 950. - Im November, De- cember, Januarius, Februarius und wohl ned) im März giebt es Fröfte, auch wohl zween Finger dick Eis, II. 644: Die ftärffte Kälte ift vor Weihnachten III. 106. die man am erften, wo die Waldungen weg⸗ geraͤumet find, empfindet, wogegen man in der Bar⸗ barey , die Georgien gleich Tiegt , ehemals nichts von Eis gewußt hat; jedoch vergeht das Eis me= nigftens in einigen Tagen II. 644. Der Fluß aber bleibet fchiffbar, und die Erde frieree nicht fo hart, Daß fie nicht Fönte bearbeitet werden J. 376. weil die Kälte mit Wärme, auch wohl mit ängftlicher Hiße wechſelt. Inzwiſchen leidet das Dbft, fonderlich Pfirſchen und Nuͤſſe, wenn fie im Januarius fehon zur Blüte fommen, und bernach auch wohl noch ‚im April Kälte einfällt I. 100, "Die Sommerhitze wird mit Fühlen Nächten und ſtarkem Thau abge wechfele, der aber vem Menfchen fchädfich ift I. 97. Daß ihr meiftes Holz von fchlechter Dauer iſt III. 271, und abfonderlich in der Erbe bald verfauler, Fann nebft dem überaus unbeftändigen Wetter 1. 644, auch der dürren zehrenden Erde zuheſchrieben wer den, zumal da in niedrigen Gegenden fehöner und Dauerhafter Holz fern ſoll TI. 852?" Aber auch bey ung in Deutfchland ift mancher duͤrre Sand ſo freſ⸗ ſend, daß darinn Mfähle und Zaͤune bald verrotten. An etlichen Orten brennet man daher die El fonft iſt bekannt, daß gleichivie der a er * raus Anwend. nuͤtzlicher Naturgeſchichte. 571 Braupfanne das Holz gleichſam verſteinert, alſo auch daſſelbe von Lauge mit Alaun, Vitriol oder Satz feſt werden muͤſſe, wo es Fein Waſſer wieder ausziehen kann; woraus manchedie Boden vor Feuer zu verfichern ein Geheimniß machen mögen. Im 3 Stüce der leipziger Sammlungen pag. 873, wird gerathen folches Bodenholz mit fiedend heißem Leim⸗ waffer, welches mit Elar geriebenem Hammerſchlago und Mehf zum Teige gerührt werden, zu beftreichen, weit diefer Kitt vom Feuer immer härter werde, Das an Georgien ſtoßende Meer ſiehet, je tiefer es ift, deito ſchwaͤrzer. Wo die Schiffe ſchnell fahren, giebt es Funken, wie Eleine Sterne, die eine weiße Bahn machen I. g3r. Weil nun die India⸗ ner auf der See den Punkt genau wiffen, wohin fie wollen: fo beobachten fie allemal bloß die gerade Li— nie, nad) welcher das Schiff gehen muß; und hel⸗ fen ſich allenfalls mit nachſchwimmenden Staͤben. Die Winde aus dem Meer bringen Gelindigkeit, die Sandwinde Kaͤlte 1.933. Der trockne Wind von Oſten nach Welten wehet das ganze Jahr zroifchen dem 32 und 28 Grade : in der nördlichen Breite Dit« Nord: ff, in der füdlichen Oft- Sid-Oft, und iſt gewiß zu treffen I. 828. Die Hinderniffe zur See find nicht fondertich. Die Trompe oder Spont ftehet als ein fhmarzes Woͤlckchen unter einem Wirbelwinde, und faͤllt in die See, drehet das Waſſer, bis ſich ein Wirbel erheber, und das Waffer in die Höhe, gleich einer ftehenden Wolfe, ziehet, und gleichfam mit eis er Wolke bevecft, welche hernach bricht, und dag Waſſer mit groſſem Geraͤuſche fällt. Man zerthei⸗ let es mit Canonſchuͤſſen, und kann in einer pa i nt⸗ 572. Auszug befonderer und zur Entfernung zufehen I. 833. Das Seegras nimmt zwar faft die Halbe See ftrichweife ein, I. 7ı. hindert aber die Seefahrenden nicht. Iſt ein gelbes Moos mit Beeren, wie unreife Weinbeeren, die es weiter ausbreiten 1. 58. Die wüfte Cederinſel wird L 843. nebit ver Catharineninfel, der Eyerinfel, Friderica, Eumberlandsinfel und St. Georgeninfel x. beſcheie⸗ ben. Als Georgien angebauet worden, hat es aus ter Wald beſtanden J. 100. 848. das meiſte waren Eichen-und Fichtenwaͤlder. Die Eichen find dort vielerley, davon mehr als eine Art füße und wohl« ſchmeckende Eicheln träger, wobey fich Die indiani= fhen Hühner wohl befinden, Davon aud) gleich wie von Nuͤſſen das Schweinefleifceh trefflicdhen Geſchmack be- fommt. Din Carolina lovet man die hohe Keften, oder Kaftanieneiche, wegen der guten Bretter, auch großen und fügen Eicheln. Ferner die fpanifche Eiche, weil fie gut zu Öefchirren, indem fie ſich ſpal⸗ ten läßt, aud) dauerhaft ift und wohl traget: die fchwarze Eiche als ein Holz, das unter Waf- fer Daurer ;die weiße, Eifen- oder Ringeiche zu Schiff holze; die indianifche Huͤhnereiche, Die Lebenseiche, welche immer gruͤn bleibet, und bereits in England gefunden wird, aber zu hart zu bearbeiten iſt, und gleichwie die nußbare Weideneiche am Waffer mad); fen will. Man hat dafelbft eine zähe Art Eſchen wie in England, Zweyerley Ilmen; von denen im hohen Sande wird die,Rinde oder Wurzel geftoßen und gegen Wunden, die noch nicht faulen, aufgeles get, weil es fehr zufammen leimet, Den andern Ilmen im niedrigen Grunde wird im M | nde Anwend. nuͤtzlicher Naturgefchichte. 573 Kinde abgefchäler, und Stricfe daraus gemacht. Ge: meine große Birken, die eine füße allzu öhlichte Nuß fragen, und Bocsbirken, roolfen nicht am Salz⸗ waſſer wachſen. Eine Art Pappeln, welche von ih: ten Blüten Tulipenbäume genannt werden, über- aus dicke, iſt gut zu ‘Brettern und giebt Holz, das ſich unter der Erde hält. Die Salbe aus diefen Kno—⸗ fpen wird gegen Brand und Entzündung geruͤhmt. Ein Tulipenbaum wird fo di, daß einer darinn —*— ‚ ehe er ſich anbauete. Saſſafraß traͤget weiße Blumen, ſo unter Sa⸗ lat zur Blutreinigung dienet, die Beeren gegen die Colik, die Rinde wider Bauchfehmergen; eine Lau⸗ ge aus.der Rinde für alte Schäden, gleichwie die Rinde des Dogwoods ein unfehlbares Mittel wider die Wuͤrme feyn fol. Die Lorberbäume wach⸗ ſen wild im feuchten Grunde. Ein Immergruͤn als ein Jeßminbaum mit ſchwarzen Beeren, waͤchſet geſchwind, nimmt Figuren an, und giebt ſchoͤnen Schatten, welches auch der ſogenannte Trompeten⸗ ſtock thut, der nur im Sommer grün ift, abet ſcho⸗ ne rothe Blumen hat. Der ſuͤße Gummibaum hat ein ſtarkriechendes * wird gegen Entzündungen und Maͤler ge- braucher, das Hol; hat die zärteften Adern zu fubri« ler Arbeit; der weiße Gummibaum noch ſchoͤner. Ein anderer Gummi: oder Harzbaum mit bittern Beeren wird nach Ausfage der Indianer niemals vom Donner gerühree. Die vorhe Leder wächfer theils an falzigen, theils an füßen Waflern, giebt - häufiges, leichtes, rothes und dauerhaft Holz mit gu⸗ tem Geruche, davon ganze Schiffladungen auszufüh- ren, 574 Auszug befonderer und zur vo, Weiße Cedern find noch zäher zum Bau, Eyprefjen bis 36 Fuß dicke, find im Winter kahl; der Balfam aus ihren Tannenzapfen iſt gegen alle frifche Wunden, Es werden überaus große Kähne Daraus gehauen, das Holz ift nicht zu verwuͤſten, und fol feine Morten leiden, Einer war fo thoͤricht, Daß er mit folchem Kahne über 200 Meilen in di See nad) Barbados fahren wollte, ns Locuſta giebt den Indianern ihre beften Bogen, bat Blätter wie Suͤßholz. Der Autor der Befchreis bung ven Carolina nennet ihn Acacia Americana, welche Blätter wie Suͤßholz, oder wie Senesblätter tkraͤget, und in hiefigen Gegenden ſchon überall bes kannt ift, in den erſten Jahren des Winters ver bunden werden muß, je älter aber je dauerhafter wird. Es würde nicht ſchwer werden, ganze Heiden davon zu pflanzen, um beſſer Böttcher: und Wagner: Holz zubefommen. Der Zonigbaum, welcher dies fen ähnlich , ift aus Dftindien dahin verpflanzet worden, wächfet gefchwind, der Honig. aus der Saamenhülfe gekocht, giebt guten Meth. Daher in Birginien, melches wohl fo ftrenge Winter haben muß als Deutſchland, ob es gleich im 38 Grad lies get, ganze Gärten davon angeleget worden, (“Bee ſchreibung von Carolina pag. 145 154.) Diefe Buͤſche wären auch) gut zu Zäunen, weil fie ftachelich find pag. 168. Hierzu fommt noch der Zuckerbaum, weicher an den Gebirgen als ein Hollunderbaum fehr langſam mächfer, zu unterfchiedenen Zeiten, da er am beften fließet, gebohret und der Saft geſamm⸗ let, bernach zu Syrop, und endlich zu Eornigem | Zucker | * — Anwend. nuͤtzlicher Naturgeſchichte. 575 Zucker gekochet wirds Die Caffebaͤume ſchlagen auch an manchen Orten an. ah ‚ Bishieher reden wir von Bäumen aus der an⸗ gezogenen Befchreibung von Carolina ‚welche um⸗ ftändlicher ift, als was wir davon in den Nachrich⸗ ten von Georgien T. Il. p. 3260. von vielen: diefer Bäume, auch vom Ahorn, $auret, und Redbey finden. Wir müffen daher auch die übrigen Baͤu⸗ me, welche vor andern der, Mühe werth find, dare aus erzählen, wait — id ann - Tannen giebts in, Carolina wenigſtens viererley. Die Pechtanne fehr diefe und groß, mit Eurzen Blättern, barzigtem und fo dauerhaften Holze, das etliche hundert Jahr gut bleibet, durch Abzapfen Harz und Terpentin, durch das Feuer aber Pech und Theer giebt, nn Na) 1 EL Weiße und gelbe Tannen haben fie auf guten und auf fonft unfruchtbaren Boden Car. 112 zu Mafibäumen, Brettern ꝛc. Die Mandelfichte fol zue Schmweinmaft dienen, und die Amerikaner den Kien und Tannenrauch ihrem fcharfen Gefichte nicht nach theilig halten Car, 261, Bon denrothen Hiccor! Nuß⸗ bäumen merden Spazierſtoͤcke, Mörfel, Stem« pel und fchöne Drechsierarbeit. Der ſchwarze Wall⸗ nußbaum wird entfeßlic groß, fol feinen Wurm leiden, und daher zu Schiffboden und Tifcherarbeit überaus gut feyn; auch Stechpalmen gute Drechsler» arbeit geben. | Kaftanien find Kleiner aber füßer, und roh zu eſ⸗ fer; der Baum wird ſehr groß, das Holz dauerhaft zum Bau; das Holz der Chinkapin Kaſtanien iſt deſto ſchlechter. J— Er | Oack 576 - Auszug Befonderer und zur '"Oack Vine oder Eichenreben ift fo löchericht, daß man dadurch ſaugen kann, und ſtuͤnde dahin, wie weit es zum Filtriren nugen fönnte, Stachel: eſchen dienen zu langen leichten Stangen. @iftre- ben haben eine Art Söhttlingsblätter und ſcheinen eine gute Baize zu ſeyn. Bon Wein waͤchſet die ſogenannte ſchwarze Bi ſcheltraube allenthalben und reichlich, hat aber große Kernen. Bon "einer andern Art foll das Died i im Srühjahre die Yugen abgefreflen haben, und davon geftorben feyn; die Sommerfuchstrauben zeitig reif werden, häufig in Moraften und feuchtem Gründe wachfen, und guten Schatten zu Sommerläuben geben, anftatt unfere Weinſtoͤcke Sonne und Pflege erfodern. Man weis aber gewiß, daß fie den Wein durch Pfropfen guter Arten beffern; fie legen Neben in friihe Erde, wenn fie ſchoͤne und füße Trauben tragen follen. Die Peruvianifche Rinde foll von einem Perfie monbaume fommen, der mit jeber Erde vorlieb nimmt, und gleicher Wirkung mit dieſem ſeyn. Maulbeerbaͤume bat man dreyerley gefun⸗ den, davon eine ſchwarze, die ‚andere weiße, Die dritte ſehr Eleine ſchwarze recht ſuͤße Frucht träger. Wenn die Indianer Feine Socufta haben, jo Kalle tigen fie ihre Bogen aus Maulbeerhoe .... Die Kirfchen find nicht fonderlich, eine rothe Pflaume aber hat wohlriechende Bluͤte und liebliche Frucht. Die Zwetſchken auf den Sandbaͤnken ſind ein gutes Eſſen, werden aber keine ſtarke Baͤume. Der ein kleiner Baum, hat das größte m: Anwend, nuͤtzlicher Naturgefehichte. 377 und traͤget einen überaus füßen Apfel, fo aroß als ein Hühnerey, in welchem ein fteiniger Kern ift. Von diefen hamburgifchen Berichten, was in Carolina und Georgien wachfen fol, wird in. den urlfpergerfchen, und in der zu Goͤttingen im Sabre 1746 gedruckten neuern und richtigften Nachricht von Ges orgien folgendes confirmiret: Die Bäume find fo geoß und alt, als ob fie vie erfte Zeit der Schöpfung an« zeigeten I. 181. bis zu 100 Fuß hoch 1.594- 848. und haben in Georgien den Vorzug, daß daran Fein Moos hanger. Wogegen die europäifche Obftbäume dort nicht groß noch alt werden, vielleicht weil fie zu haͤufig tragen, dagegen aber defto leichter wachlen, in drey Jahren fragen, und fehöner arten, Til. 224. Die weißen Eichen werden für das befte Holz in ganz Amerifa gehalten. Die Hickori ein buntes Holz mit Adern, und die ſchwarze Wallnuß find für Tifcher und Drechsler. Der Baybaum giebt dunkelroth bunte foftbare Bretter. Ihre wilden ©Orangebäume tragen nicht, dauren aber in der Erde. Bon Weintrauben ift eine lofe Art, mit großen Beeren, und eine Dichte Art, deren Trauben beraufchen I. 376. 378. Die Sommerfuchstrauben werden im Schatten veif, und weder befchnitten, nod) Die Blätter abgepflücfet II. 75. 1128, Eine Art füge Weintrauben wird zu Rofinen getrocknet IL. 161. Es giebt Ellern, weiße Zimmetbaͤume, zweyerley Zuͤchen, Eſchen, Eſpen, Palmbaͤume, die ihre Fruͤchte in Buͤſcheln tragen, und die kleine Pal ma Ehrifti begde zu Del wie Baumöl I. 843. Ees dern, Eypreffen, Weirauch baͤume I. 100, 848, Kohlbaͤume mit Blättern als Aloe, die wie weißer 6 Dand, 80 ohl 578° Auszug beſonderer und zur Kohl ſchmecken L 181. Pappeln, Weiden ꝛc Die Raſtanien werden im September reif, an Bäumen größer alsan Sträuchern 1.416, Bon Myr⸗ ten, die in fumpfigen Öegenden wachfen, muß ein indianer Kind täglich 32 Kannen fammien III. 424. Morten und Sorbern geben ein Wachs, davon die Lichter über das Meer ausgeführet werden follen ar. i42. unfere Nachrichten aber fagen T. I. p. 82. ı8r, von den Klemonfraut Mearbel, daß die Beeren ein grünes Wachs geben, welches nicht fo que brenne als weiße Lichter. Bon zwey Scheffeln befomme man 25 Pfund, und nehme etwas Unſchlitt dazu IL. 1128, Der Pfeffer ift allpier fehr ftarf, Man finder die Wurzel China, auch indianifche Feigen, von mel- hen die Lochenille Würmchen geſammlet werden 1. 192, ’ | | og? Aus Saffafras, Syrop an ſtatt Hopfens, gruͤ— nen Tannengipfeln, und indianifchem Korn wird dag fogenannte Spruerbier gefochet I. 106, | (Die Bee: ven von Cedern zu Bier und gegen Blähungen ges brauchet Car. 143.) : Miyappel, oder Pomme de Li-' ane waͤchſet fchianf, hat wohlriechende Blumen und faftige Frucht J. 852. 2 re es Die Saffafeasblätter riechen angenehm, ben Blüten wird der Vorzug gegeben vor oſtindiſchem Thee II. 309, Sie haben auch den Coßini Thees baum, I. 851. 11. 331, der am Salzwaffer hau tiger, als ein Dornſtrauch waͤchſet, weißgraue Nine de, und ein Blatt wie ein ander Theeblatt hat, wel⸗ ches jung abgeſtreift, abgebrühet , im erdenen Tie- ‚gel getrocknet, tie geümer Thee ſchmecket, ſich auch fortpflangen laͤſſet. Der Autor von Carolina ® ‚wäh: KO | 8 Arnek nee Anwend. nuͤtzlicher Naturgeſchichte. 579 net ps 143, einen ſolchen Strauch Jaupon dem Buchsbaum ähnlich, welches geroͤſtet wuͤrde. Daſ⸗ ſelbe diene auch dem Hornvieh, Schafen und Hir⸗ ſchen, und ſey ſchon verpflanzet worden. BE Fruchtbare Bäume hat man eben nicht gefunden 1.235. außer bonigfüßen Birnen im Walde auf boben Bäumen, die man in Gärten verpflanzet hat I. 1713. und von den Tfeherritei Indianern rothe runde Pflaumen, die füge und lieblic) zu effen, da⸗ bey gut zu Tebendigen Zäunen find, weil fie fich aus« breiten, und allenthalben- aus der Wurzel ſchlagen 1. 519. Diefe Indianer hatten auch vor der. Salz⸗ Burger Zeit fehon Pferfichen angeleget. Da diefe erſt europäifches Obſt mitbrachten, fo behielten doch die Pferfihen wegen ihres Weberfluffes, den mar im Jahre 1747 nicht confumiren konnte, und einer daraus ftarfen Brandtewein erfand II. 221. 256, den Borzug. Sie haben fehon 10 Sorten; die Bäume wachſen ftarf, werden aber nicht über 12 Jahr ale L 365. eine Art wird nach der andern reif. Diegelb« ‚liche und zarte wie Apricofen werden fehr gelober IL. 551. Die beiten haben einen Stein, aber feinen ‚Kern darinn. (Eine Arc wird im Julio reif; Die Frucht ift Dauerhaft, und ſoll größere Kerne haben, ‚alsunfere Pferfichen find; Car. 173.) Daß fie auch anderwerts und weiter nach Morden gerathen, be— zeuget die Gegend um NeuJork J.555. welches Doch bald Neufchottland gleich lieget. Unfere Aepfel und Birnen find erft im Fahre 1748 gepflanzet II.161. weil man vorhin mit den Pferfichen ſo reichlich ausgefommen III. 221. auch vom Hofe: und wilden Wein wird Brandtwein gezogen II. 256. 1 u 9 2 und 530 Auszug befonderer und zur und der leßte am beften, wozu noch manches Pflanz« werf dienen mochte, weil alle Saamen aus Europa dort befler anfchlagen, zumal wenn dag Sand viel« mehr mit dem Pfluge als mit der Hade umgeriffen worden, und die Saamen zupörderft in Carolina den amerifanifhen Boden gewohnt werden IL. 2230, Indeſſen haben Xepfel, Birnen und Quitten Dort der Geruch nicht wie etwa in Deutfchland II. 358. die Duitten aber defto mehr Groͤße und Süßigfeit II. 224. Außer ven drey Sorten gefundeneer Maulbeeren, Davon die wilde Art nicht erfrieret III. 293. legen fie auch fpanifche Waulbeeren an, welche große und zärtere Blätter haben, und viel fchneller wachſen II. 85. fie ſchlagen fpäter aus, und find daher zur legten Fütterung der Seidenwürmer gut, welche Tag und Macht viel Laub erfodert, wie dann eine Frau deswegen in einem Jahre dreymal Seide gewonnen har, wovon die erfte die befte geweſen ift. ILL, 337. Weil fie fpäter ausfchlagen, fo find fie aud) im Win: ter dauerhaufter, und haben den dortigen ftarfen Winfer von 1748: beffer, als andere Maulbeerbäume überftanden. Sie merden groß und breit, ihre Früchte find auch noch beiler und häufiger , einen Tranf daraus zu machen, als andere Sorten. Man muß abet viel Saamen davon haben, meil er nicht allefammt reif wird. So gut fie auch wachfen, sollen fie ſich doch nicht auf andere pfropfen laſſen III. 100, daher es aud) dahin ftünde, ob die normes gifchen Maulbeeren ſich mit andern Maulbeeren ver« mifchen, melche fonft zur Eur der Kranfen dienen, bey uns wenigſtens wilde Stämme abgeben Fünnten, nachdem doch an ihrer Dauer nicht zu zweifeln iſt. ' Unfere ; Anwend. nuͤtzlicher Naturgeſchichte. 531 Unſere Maulbeeren wollen einen Schutz gegen die Morgen: und Mitternachtswinde haben, und wir fin⸗ den fie fehr alt, auch im thonigten und moderichen zrunde. Soflten die fpanifhen Maulbeeren fo teichte niche zu befommen feyn, fo bat man zu Vers rögerung der Blätter das Oculiren. Maulbeeren onnen nicht zu viel gezogen werden, weil die Blaͤt⸗ ter auch für Kühe, Schafe und Schweine dienen - Die Feigen gerathen, wenn die Bäume, fo lange fie noch jung find, verbunden werben; mit den dor⸗ tigen wilden Zeigen hat man noch keine Proben ges macht. Weil die wilden Drangebäume unfruchtbar find: fo hat man gute, Sorten eingeführt, Die aber im Winter verwahret feyn wollen ; vom Pfropfen oder gielmehr Oculiren auf ihre wilden Stämme, wird noch ein Berfuch gemeldet. Wo Gartengemächfe mangeln, giebt es. wohlſchmeckende Kräuter, im Walde I. 107. wilden Selleri 1.336 x. a | An Unterfrüchten hat man indianifc Korn oder Mahitz Carol. pag. 120. zu pflanzen angefangen, wels ches dort am gewöhnlichiten ift, goo und mehrfach träget II. 142: und Aehren über 6 Zoll Dicke —* Car. 61. auch fo ſuͤße Stengel, welche fie zu Bier gebrauchen Car. 120. Es waͤchſet wie unſer tuͤrki— ſcher Waizen, welcher nicht ſowohl von der Tuͤrken kommt, als daher den Namen hat, weil wir ehe⸗ mals auslaͤndiſche Fruͤchte, Ai oder wälfch ge: nannt haben. Es verträger weder Reif noch Kälte, I. 764. erfodere Pflege, fonft wird es duͤrre und gelb, 1. 223. wird Epannen weit. verpflanzet , weil es dem Unfraute mehr, als europaͤiſches Ge— 7 53°. tralbe 582 ° Auszug befonderer und zur traide unternorfen iſt, fo werden dazwiſchen Bohnen oder Erbſen geſtecket, denen das Korn zu Stengeln dienet. II. 93. Das Land darf nur geha⸗ cket werden, welches hingegen zu europa ſchem Ge traide und Reif gepflüger werden muß. "Es ift ge gen unfer türkifch Korm, wie Warzen gegen Gerfte, II. 718. giebt mit Waizen wohl vermifchee gutes Brod IM. 16, und ſchmecket mie Milch gekocht befr ſer als Hirfen I. 919. Das Einfammien und Ausdres ſchen machet nicht fo viel Mühe, als deurfche Frucht I. 124. in Georgien wird es ausgeflauber I. 842. Im Jahre 1739 find an die 200 Scheffel gewonnen 11. 38. | * Indianiſche Bohnen vertragen keine Räke noch Naͤſſe, III. 424. wachfen in Carolina wild in Buͤſcheln auf dicken Stengeln, und find fehr ſchmack⸗ haft Car. 131. werden von Kuͤhen und Pferden gern gefreffen IL. 2058. Die Hirfche, Bären und Eichhoͤr⸗ ner vergreifen fid) nicht daran. Menſchen aber, die viel Davon gegeffen, haben den Durchlauf bekommen 1. 2142. Die deutfhen Schminkbohnen wachfen gern in Amerika I. 3335. EHRE Die Potatoes, eine beffere Art Erdäpfel als in Deutfchland, II. 422, werden eine Handbreit tief eingepflanzet, aus abgebrochenen oder verfenften Zweigen häufig vermehret, behacket und die Erde _ aufgehäuft, wohl nicht anders, als unfere Artoffeln, - weil fie auch Eeine Kälte leiden, Es giebt weiße, rothe und gelbe. Im Sandlande welches fie lieben, gehen fie tief; die Blätter, welche Herzgeſtalt ha⸗ ben, dienen an ftatt Kohls und die gebratene Frucht als Brod, Cie fättigen fehr, find leicht zu verdauen | * J. 841. Anwend. nuͤtzlicher Naturgeſchichte. 583 184. und ſchicken ſich an jede Speiſe III. 422. wer: den getrocknet wie Ruͤben, und geben Brandtewein. Die Rüben werden dort im Auguſt gepflanzer, III. 338. der Salat durch Begießen und Schatten erhalten. | — Ihre Waſſermelonen haben den Namen von vielem Safte und Suͤßigkeit, welche fie aber verlie— ren, wenn die Nacht lang wird. Die mit braunen Körnern ſind beſſer als mit ſchwarzen inwendig roth und geſund J. 373. wachſen auch in ſchlechtem Erd⸗ reiche, halten ſich im Winter lange J. 842. werden größer als die Kuͤrbſe, und man kann fo viel eſſen als man will. Um Moſcau find ebenfalls Melonen, welche fo wenig Wartung bedürfen, als die ameri« kaniſchen, und wer weis, was Damit ſchon für Der: ſuche anderswo. gemacht worden. Wenn Die Zaͤſerchen trocknen : ſo find die Melonen reif. aa. Die Gurken werden füher und gefuhder in Ge orgien, als in Deutſchland, ſchmecken gelb am be: ſten, ihr Saft wird nicht anggedrudt 1. 842. Synoffe, eine Art Kürbiffe werden, wenn fienoch jung und weiß find, mit der Schale gekocht und ausge: drückt, da fie dem weißen Kohl gleich) ſchmecken; die Kürbiffe find weit ſuͤßer als in Deutſchland III. 422. ob der Saamen fich auch alldort beffere, ftünde mit die fem und viel anderm Pflanzwerke zu verfuchen, nach: dern fremde Eämereyen immer befler einfchlagen, als andere, die das Land ſchon gewohnt find. Die Kürbiffe und Bohnen tragen auf dem Ader, wo bee ° reits deutſches Korn abgemäher ift, des Jahres nodr zweymal II. 424, vermuthlid) weil die warıne Witte, ’ 204 rxung 534 Auszug befonderer md zur rung länger dauret, daher auch ihre Bonavis, Cala. vancies und andere Zugemüfe zweymal fragen. Ihr wilder Selleri ift gut zu eſſen I. 336. Spi- nat, junge Zwiebeln, Iſop und gewiſſe fremde Blaͤt⸗ ter Die zu Salat dienen, wachfen allbore wild I. 107. Ihr Mooß dienet zu Viehfutter und ihnen felbft zu Detten 1.601, das Silckgras oder Seivengras zu fe- | ee ‚Binden II. 250. fpanifches ift noch feiner und efter. —— Der Portulak wird ſehr groß, ind ihr Spar- gel wunderbarlich dick ohne Wartung. Man follte deswegen Die Erbe, worinnen er waͤchſet, chymiſch unterfuchen, vielleicht daß -es bey Sartenfrüchten großen Mugen haben würde, Wir legen, we es an Holz nicht fehler, zum Spargel ein tiefes Bette, und darüber Schichten von Gaffenforh und Mift, zuletzt geſiebte Erde, und befleißigen uns auf quten Spar: gelfaamen, Ihre Cashaves find ereffliche Früchte zu Fochen, | An den indianifchen Erbfen ift wenig J. 410. 588. außer daß fie gut Sutter für Kühe und Pferde geben, weil fie. lange nachwachſen II. 2058. einige Sorten find Elein aber gut. Eine Arc ift von gutem Ge« ſchmacke, die ſich fehr ausbreitet, und an langen Stengeln wohl taufendfach träge. Dieſe Erbfen find eckig I. 400. 588, | Bon europäifchem Getraide waͤchſet dort nunmeh⸗ ro Gerſte, Rocken, Waizen, Hafer und Buche maizen, wie in Deutſchland Il.502, 338. es muß uͤber⸗ aus dünne gefäet werden, weil es wohl bis 170 Sten« gel, und Aehren 8 Zoll lang träger IL 851. 987.104. und für 2 Scheffel 25 giebt L. 181. es laͤſſet a 4 | raut Anivend. nuͤtzucher Naturgeſchichte. 595 Eraut auffommen , muß aber bald gemahlen werden, weil es ſchwer von Würmern zu erhalten III. 260. Den Waizen hatten die Raupen 1748 abgefreffen III. 343. er erholte fi) aber. Der ſicilianiſche Wai⸗ zen gerieth wohl I. 343. er war aus Portugal gekom⸗ men, hat große Körner, giebt vieles und gelbes Mehl, welches härter zu mablen TIL. 421. der Mels thau wird Davon mit einem Die Queere über wegge⸗ zogenen Geile abgeftrichen, ehe die Sonne ihn ans trocknet I. 343. Man hat auh Korn aus Bur- nea zur Maft gefüet Car. 120. und der wilde Ha⸗ fer in fumpfigen Gegenden giebt mehlreiche Körner, wird zur Schmweinemaft gebraucht IT, 18. das deut⸗ fhe Korn wird zeitig reif, und Flachs, Gerfte, Erbs fen find fehon im May IH. in. daher auch zeitig nach Weihnachten geſaͤet; Auf den Acker werden hernach außer vorgemeldten Kürbfen und Bohnen audy Ruͤ⸗ ben oder Poratoes gepflanzer, und die Indianer ſelbſt legen fich daher fchon auf Landbau und Viehzucht I. 2277. ob fie gleich in Georgien nicht fo, wie in Carolina unfer den Engländern wohnen wollen, fon« bern ſich immer weiter zurück ziehen, alfo, daß die ‚Beorgianer gerne welche um fich hätten, und ernäh« ren wollten, ihnen das Wild wegzufchiegen, wozu fie Feine Zeit haben. Fremde Indianer aber ermweis fen fich bey ihnen als grobe Gäfte III. 278. | Der Reif hätte voran ftehen follen, weil er hier ungemein einträglicy und weniger verderblich ift, da⸗ her ihn auch die Engländer vielmehr in ihrem Hause weſen gebrauchen, und ihrem Dienftvolfe geben; fie fuchen auch den wohleiechenden Reiß aus Ditindien anzubauen Car, 120, wenn er reif ift leidet er feine 05° Naͤſſe 536 Auszug beſonderer ind ze" Näffe mehr I. 400. 424. Er wird in Georgien gef: fer als in Carolina, Das indianifhe Korn, die Potatoes und der Reiß ift die befte Erndte III. 349. der Reiß in Pfügen wird für ungefund gehalten. Die Aehren ſehen dem Hirſen aͤhnlich. Wenn biefer in unfern wäfferigen Gegenden nicht wachfen wollte, fo wäre folches doch zum meniaften von dem Rei hu vermuthen, der in Hudſons Bay wächfet, weil die: fes Sand Schweden gleid) liege. Cr muß in Ger ‚ orgien auf hölzernen Mühlen gefchälet oder geftam- pfet werben, Wo er nicht im Waſſer ſtehet, wird er vom Unkraute gereiniget. Von andern nutzbaren Kraͤutern iſt der Indich ſo vortheilhaft, daß, wenn ein Acker mit indiani⸗ ſchem Korn 2 Pfund Sterlings bringet, der Indich 10 bis.ı2 Pfund giebt. Die Indichſtaude hat auch, ohne Zweifel wegen ihrer beizenden Kraft, Feinen Feind an Thieren vder Wuͤrmern l 350. Er MR wild gefunden. Der Flachs, welcher alldore wie we, fen. im May veif iſt, erfodert gemäßigt Wetter und Feuch⸗ tigkeit J. 2519. daher läßt man in Madera den Wein hoch geben, damit die Sonne ihn nicht verbrennee 1. 1988. auch in Georgien III. 224. und. tränfee ihn mit Wafferleitungen, denn in dortigen Laͤndern trei« bet alles fo gewaltfam, daß der Wein ungemein dicke Neben wirft, und in Georgien in einem Jahre weis ter kommt als in Deutfchland in drey Jahren I. 073. alles kommt dafelbft fort, was in den heiße: ften Erdftrichen waͤchſet J. 181, 190, ale ander Pfef⸗ | fer, Pam, Ynanas, | s Zu ' . | n ©. EX: — Anwend. nuͤtzlicher Naturgeſchichte. 587 "Zu Toback iſt inſonderheit die lockere Erde in Ges orgien gut, und auch allbier zu wiederholen, daß der Plug beſſere Erndte bringet, als die Hacke, "Mit der amerifanifchen Sin Bat diefes Jahr jemand in der Gegend des Saalkrei⸗ fes einen Verſuch gemacht und befunden, daß ein Koͤrnchen eine 2, 3bis 4 Fuß hohe Staude träger, Die viele Knoſpen und Blüten befommt, welche Blüten anfangs weißgelb, und inwendig purpurrorh ausfes ben, zuletzt rörhlich werden, Die Blüte gleichet der Blüte von der Cadmea, unter diefen Blüten foms men die Knoſpen hervor, die aber im October 1750 noch nicht reif waren, jedoch habe dergleichen in eis nem Afche gefehen, die ſchon ziemlich groß war. Wenn man reife Koͤrner erhalten kann, ſo ſtehet zu vermuthen, daß ſich dieſe Frucht nach etlichen Genes rationen dergeftalt in unfer Clima einarten werde, daß man endlich zeitigere Blüte, und im Auguft oder September Früchte zu hoffen hat. Wenn man dieſe Staude oder Baum vor dem Froſte bewahret und in Stuben oder Gewaͤchshaͤuſer ſetzt, fo perennirt ‚werden ihm durch das DBerfegen aus dem For 2 Blumentöpfe zu viel Wurzeln benommen, fo verlie ⸗ vet er Blätter, Blüten und Knofpen, (&lägt aber bald wieder ai, Die Wolle gehet zwar ſchwer von dem Kern ab, ift aber zart und reichlich I. 842. 2433» | Die Bäumen aus ſchwarzen Kernen, welche Bau wolle tragen, die leichter vom Kern losgehet, muͤſſt im Winter verwahret werden IH. 216. Nach Pri- vatnachrichten werden die Körner afldort in fe 9 ſonnenreichen Grund gepflanzet, und die Pflanze ; is 583 Auszug beſonderer und zur bis zehn Schuhe hoch; wenn die Nuͤſſe ſich zerthel⸗ len, ſind ſie reif. Die Arzneykraͤuter ſind außerdem, was oben bey den Baͤumen vorgekommen iſt, noch wenig von Europaͤern unterſuchet, mit welchen doch die Wilden große Euren thun. Bey den Tfeherrity. Ind ianern waͤchſet ein langblaͤtteriges Kraut, das wie Krauſe⸗ minze riechet, und an ſtatt Thee getrunken, „gegen, den Scharbod gute Dienfte thut L 663. Die India⸗ ner Die feinen andern Gottesdienft haben, als. ihr jährliches Erndtefeſt 1.866. 244. melches fie Buff: nennen, und zu Ende des Julii oder ins Anfang des Augufts fället, nehmen zuvor Schlangenmurzel ro⸗ the Wurzel, Sowatchke, welches wie Fenchel ausſi ie⸗ het, und einen kleinen Toback zur Blutreinigung ein. Eine ſchwarʒe balſamiſche Wurzel machet Schweiß und Schlaf II. 366. Gegen den Biß der Nattel⸗ oder Klapperfihlange, wird eine Wurzel, die der ſchwar—⸗ zen Nießwurzel ähmich fiehet I. uo. theils gegeffen, theils gekauet auf die Wunde geleget. Ein Mann war im Grafe geftochen worden II. 1947. welches nicht von der Klapperfchlange feyn koͤnnen, weil er ſonſt alsbald haͤtte ſterben muͤſſen; ſein Durſt aber zeigte einen Gift an, daher man ihn bis an den Hals in die Erde grub, und ihm Waſſer und Milch haͤu⸗ fig eingoß, bis der Chirurgus dazu fam, die Wun⸗ de fcarificiete, mit Salzwaffer auswuſch, Theriak eingab und der Patient mit Brechen und mit Aus-⸗ pugiren einer blutigen Materie curiret ward. Ein, Indianer faugere einer Frauen, die einen böfen Fuß hatte, Blut aus, wozu er Löcher mit zerſchlagenem Glaſe ſtach. I. 70. Eine alte Indianerin zeigte eine ſchwarze Anwend. nüglicher Naturgeſchichte. 589 ſchwarze balfamifche Wurzel aus dem Walde, wel. che ftarfen Geruch hatte, Schweiß trieb und Schlaf machte I. 365 feqg. Die venerifchen Krankheiten herrſchen unter den Indianern, welche tief im $ande wohnen I. 2463. ob diefes Davon herfomme , daß ihre Töchter un- ordentlich leben, ehe fie ſich verheirathen, und folches doch fehr verfchtwiegen gehalten wird, läffet man da« hin geſtellet. Nach Europa haben die columbifchen Soldaten zuerft diefes Uebel gebracht, und zwar am erften nach NMeapolis, wovon es annoch mal de Na- ples Heißer, von da aber in die fpanifchen Nieder lande. Die Indianer baden ſich oft wegen der Hitze J. 449 ſeqq. welches Baden manche nicht genug ruͤh⸗ men fönnen, und es auch alten Leuten anrathen. Zween Eofoniften, die fich in dortigen Gegenden verirret hatten, find falt ohne Verſtand wiedergefun⸗ den worden 1,142, 844.von denen ihr ApotheferZweifler 8 Tage den Hunger mit gewiflen blauen Beeren ftil« len muͤſſen. Vom Wildeffen haben auch einige den Durdfäll befommen I. 339. Die Biehfeuche iſt im 1743 Fahre ſtark geweſen, I, 3. daher die ſchaͤdlichen Kräuter immer beſſere Unterſuchung verdienen. Auf die Chiere in Georgien zu kommen, ſo giebt es Baͤre, deren Schmalz von den ſchoͤnen Eicheln, Kaſtanien und Nuͤſſen die fie ſreſſen, beſſer ats Su ter, auch anſtatt Baumoͤls zu Salat gebraucht wird 1. 1055. 357. 102, und gegen Berrenfung dienet. Das | hier Poſſum oder Baflan, dem Dachs | mit einem Schwanz als Ratzen und Deut Bauche sc Auszug befonderer und ur. © Bauche, darinnen es feine Jungen bewahret ; IL 326. welches ſich als Hunde, die aneinander hangen, mit dem Weibchen vermifcher, fonft zu effen dienet Cont. XIV. p- 326. Gleichwie auch die. dortigen Eichhörz ner gute Suppen geben I. 681. Bon den fliegenden Eihhörnern , welche den Früchten Schaden thun, ift eines im Waifenhaufe zu Halle vorhanden, fie fe- hen der Maus ähnlich. I. 850, Die Raccoon, welche in Carolina den Füchfen ähnlich abgemas fet werden, follen die Krebfe im Waſſer mit dem Schwanze, die Auftern aber und gewiffe Landkrebſe, Fiddler genannt, mit den Pfoten fangen Car, 191, In Georgien werden die Raccoons als eine Art Affen Ul. 331. oder Caninichen befchrieben I. 350. die wie Spanferfen ſchmecken 1. 850. fie haben am Halſe ei- nen natürlichen Sad, ibre ungen oder Beute an Erdfrüchten und Fleiſchwerk fortzubringen, müfe fen wie unfere Hamfter bauen ILL, 331. weil ihrer viele im Jahre 1748 durch Ueberſchwemmung umge- fommen, Die Panther find eine Art Kagen, fo groß als große Bauerhunde. Die wilden Ragen lau« ren in Carolina auf den Bäumen, und fpringen den Hirfchen auf den Rücken Car, 186. andere ſchwarze wilde Rasen haben fo ftinfenden Urin, der ſchwer⸗ lich wieder vergehet, unerträglich ift, Die Haͤuſer ine ficiret und das Vieh Eranf machet. II. 2248. Man giebet auch Jackalle vor, die des Nachts auf den Kaub ausgeben, und Loͤwengeſtalt haben follen ar. 197. — — ah BLEIT? ya DEN Die Raccoons und wilde Kagen werden von den - Hunden gefangen, die haͤufigen Hafen von Hauska⸗ Sen 1l.1789. Andere ganz wilde Thiere find ſcheu 4 u. | | ni Anwend ·nuͤtzlicher Naturgeſchichte. 501 nicht ſo gefaͤhrlich als in Europa J. 1255. 357. 701. daher man die Woͤlfe vormals zahm machen und zu Hunden gebrauchen konte. Wölfe und Bären find nicht fo groß ‚als in Deutfchland, Hirſche, Rebe, Hühner aber gleich groß J. 950, Anjego find die Wölfe des Winters ſchlimm I, 462. fonderlid) um Eben⸗ E;er, welches tiefer im Sande lieget, allwo fie fich vor Hunden nicht fheuen I. 840, und find arg. auf Schweine J. 651. vermuthlic) weil fie durch. den Anbau des Sandes mehr eingefihränfet, und Hungeriger were den, oder die Schweine ihnen befonders anfteben, - Denn man bat allhier gar feine Schweine ge funden , fondern das dahin gebrachte zahme Vieh wird zum Theil wild, weil es an Hirten fehlet. Hira ſche aber giebt es wohl, und bey Ebenezer Rebe, wilde Ziegen ze. 1.177. ſeqq. Die Selle von Reben und Bibern, welche die Tfcherrity » Jndianer verkau⸗ fen, find indeffen fo gut nicht, als. ‚die Rußiſchen 1, 574. | Die Büffelochfen werden in Carolina bis 240 HD fund fhwer angegeben, die Kälber davon follen ſehr wohl fehmesfen, und der Engländer, welcher dieſes befchreiber, vermennet, daß fie zu beſſerer Zucht bes Rindviehes dienen würden. Sie find eigentlid) in Miffifippi; die in Georgien hingegen nicht fo groß ‚als ein Ochs, und haben Wolle wie ein Schaf, welches näherer Befchreibung werth wäre. Wenn ‚man in Deutſchland die Zucht des Nindviehes ver ‚geößern wollte, müßten wohl die Buͤffelochſen aus Afrika dazu dienen, weil fie fchon bey den Italie- ‚nern im Pfluge arbeiten. Andere Büffelochfen, ‚in Oftindien vor Löwen eingefperret, werden, und« % s92 Auszug befonderer und zur zahm ſeyn mi“jen, erwaͤhnet la chambre vom Ab⸗ ſcheu der Thiere pag. 164. Die Kuͤhe wurden erſt den Salzburgern zgeſchickt, ſie verliefen ſich aber aus Mangel des Geſindes in Heiden, worinn ſie ſich auch ſelbſt durch den Winter helfen koͤnnen; fie muͤſſen annoch mit Hunden zuſam⸗ men getrieben werden, von ihnen die Wild) zu ge- winnen I. rıo. daher Nilch und Butter, nicht weni« ger die Eyer fechsmal theurer, als in Europa find, fonft würde die Viehzucht leicht werden I. 376. weil ‚Heu, Gras III. 248. und Buſch genug ift IIL gar. alfo daß auch den Wilden der Ackerbau und die Vieh⸗ zucht nicht ſauer werden kann. Wo die Erde nur ei⸗ nigermaßen ſalpeterig iſt, lecket ſie das wilde und zahme Rindvieh ſehr rief aus; man hat aber aus die— ſer Erde noch keinen Salpeter machen koͤnnen. Au dem Meere herum, und nicht weit davon beduͤrfen fie es nicht, weil das Gras und der Thau ſalzig iſt, fie aber ohne Salz mager und elend Werbe: und bie. Haare verlieren III. 332. Pferde find genug in Amerika uf. an theils Orten | “ voll auf 1.157 feq. fie ftehen nicht fo viele Krankhei⸗ ten aus, als in Europa, und ihre Fuͤllen we ſchoͤner als die alten. Die Wilden reiten gern, weil fie ſich für Edelleute halten. | An Vogelwilde find vie indianifchen Sbnet, eine Art von Truthuͤhnern, an manchen Orten häufig, und wohl bis 60 Pfund ſchwer Car. 229. die Saly burger finden fie viel leichter; fie freffen Eicheln und haben einen Geſchmack zwiſchen Schwein und Kalb⸗ fleiſch. Daß dieſes Fleiſch leichter einen Geſchmack von den Speifen annehme, ift in Sranfreich befun- den . Anwend. nuͤtzlicher Naturgeſchichte. 593 den worden, allwo die Truthuͤhner, welche Wach— holdeen gefreſſen, nicht gut, die aber Knoblauch ge« babt, fehr nad) wilde geſchmeckt haben. Weil.alle Thiere urfprünglich wild gewefen, und davon Die zahmen herkommen, fo würde der Here von Reau⸗ mir bald Mittel finden, unſere kraͤnkliche Truthuͤh⸗ nerzucht durch dieſe indianifche zu verbeffern. Die wilden Enten find in Menge, ſchoͤn zw Sapona Car. 63, den trahnigen wird der Geſchmack dadurd) benommen, daß fie alles Fett abziehen, und den Körper 5 bis 6 Stunden in’ die Erde graben, (wodurch die oben angemerfte zjehrende Eigenſchaft dieſer Erde beſtaͤrket wird. Unſer freßender Sand möchte nicht weniger ausrichten). "Es giebt auch wilde Tauben I. 851. welche allhier anzulegen ver⸗ ſuchet werden fönnfe, weil fie guten Geſchmacks find. Ferner Rebhuͤhner, Spechte, welches eine Arc von Papageyen III, 291. Canarienvögel I. 190, Die Troa picfoögel 1. 829, find fo groß als eine Taube, rund als ein Rebhuhn, ganz weiß außer’2 bis 3 hellgrauen Federn im Flügel, der Schnabel gelb, kurz unddi« de, der Schwanz befteher aus einer einzigen langen Feder, fie geben ein gutes Efien. Die Staare freffen Raupen, bie ing Getraide fom« men III. 291, Die Schwalben, infonderheit bie Seeſchwal⸗ ben Car. 225. halten Kraͤhen ab; zu folchem Ende werden große Stangen in, Die Erde geſtecket, undauf | deren Spiße eine Schale vom holen Kürbis in welche die Schmwalben niften, und die jungen übe er Gänfe und Ensen wider die vielerley J and. Pp beſchũ 594 Auszug befonderer und zur J J. 365. als welche fie in großer Anzahl vers - folgen Die Dapagıen find grün mir rothen und gelben Federn I. g51. davon der Herr von Reaumür weis, daß die Indianer fie aufpußen koͤnnen, und die ee dern augreißen, an deren Stelle fchönere hervorkom⸗ men. Sie werden in Carolina mit Waſſer aefchof- fen oder mit Rauche dumm gemacht, und fogleic) zahm Car. 223. Ein Spottvogel, fo groß als eine Druftel, weiß oder grau, finget fo wohl wild als im Kefich fehr ſchoͤn, nährer fi) von Maulbeeren, befonders von Machaobeeren, Die Erdfpottvögel find eben diefer Größe und simmetfarbig, fingen noch ſchoͤner, find aber nicht fo gemein, - Rothe Dögel. von Lerchen Größe fingen nicht weniger gut. Ihr Hahn bat ſcharlachfarbne Federn aufdem Kopfe, wird inein Ge haͤuſe mit Schellen gethan, das ſich umdrehet. Der: Brummvogel nährer fih von Blumen, daraus er. fäuget, und leget Eyer erbfengroß, wenn der Caros liner recht gefehen hat. Wiewohl manches in Diefen: Defchreibungen: feltfam klinget, das doch auch in Afrifa und Dftindien gefunden wird, Die Arani- che rotten Ungeziefer. aus, und ihre Federn find treff⸗ lic) zum Schreiben, ‚Die RorhEöpfe find etwas Eleiner als eine Ente, Häufig und delicat; daß alfo ihre Eyer der Mübe mwerch wären, | Der Delikan fiehet der Ente ähnlich, ift größer als eine Gans I. 849. hat weiß und dunfelgrau ver⸗ mifchte Sedern, den Schnabel 2 Zoll breit, 17 Zoll lang; am Halſe und Bruft nackete fanfte Ki | en } 8 *2 a . Anwend. nüslicher Naturgeſchichte. 595 feinen Sack oder Kropf gehet wohl ein Pfund To- ba, darinn verwahret gr die Auftern, bis fie fich öffnen, fpeyer fie fodann wieder aus, und verzehret ſie, er Halt fehlafend den Kopf gerade, ift fonft ein trauriger Vogel, flieget ſchwer; Seine unge werden gegeſſen. Das Fett von dem großen Waſſervogel Gannet erhält das Gewehr vor Roſten. \ Bon zahmen Federvieh ift weiter nichts zu geden- fen, als daß die dortigen Eichein aud) den Hühnern dienen L 440. _ | Die Bienen bleiben meiftens wild IT. 95. I. 683, fragen viel Honig in die Bäume, laſſen ſich zahm machen, II. 93. wollen tiefer im $ande, und nach Norden zu nicht dauren III. 232. | An Fiſchwerke giebt es bey Ebenezer häufige Aa⸗ le, Hechte, Karpen, Barfe, Forellen, Gründlinge, wie in Europa. Der Catfiſch ift ein Weigfifch wie in Europa J. 858. ohne Schuppen, mit Kagenbarre und fchädlichen Floßfedern, wenn er damit fticht, fonft wohlſchmeckend I. 453. Die Krebfe find am delis cateften 1.147. und die fpanifchen Auftern fo gros« fe Mufcheln, an deren einer fic) ein halb Duzend Menfchen fatt eſſen. Der Fluß Savanah wimmelt von Auftern, Stören und ſchoͤnen Fiſchen, 1. 177. Krebfe, Krabben, Hummer, füße Auftern, englis ſche Porpus find genug in den Fluͤſſen am Meer I. 190. Die fliegenden Fiſche 1. 831. 2319, haben He⸗ rings Größe und Geftale, find ſchwarz geflecket, flie⸗ gen mit Floßfedern. Wenn fie vor dem Delphin . fliegen, paffen ihnen die Raubvoͤgel auf, vor wel⸗ Pp 2 hen 96 Auszugbefondererund zur > chen fie in die Schiffe fallen, und ſodann von ber Schiffen gebraten werden. Von den ungewöhnlichen Wafler-und Erbthieren ift diefer Delphin 4. 5 und mehr Fuß lang, hat die fchönften Farben; Kopf, Nücken, Seiten und Floß⸗ federn grün, weiß vermifchet mit hell-und dunkel⸗ blauen auch gelben Flecken befprenget.. Veraͤndert wenn er mit Wurfſpießen gefangen ift I. 416. feine Sarben wohl dreymal, ehe er ſich verbiutet, wird end« lich weißgrau. Iſt ſehr gut zu brafen 354. er Schwimmer fehr ſchnell. | Die Wallfifhzungen, denen ihre Feinde nachgex hen, und die Köpfe von Klipfifchen werden dort für delicat gehalten. | hi Die Crocodile find bis i5 Fuß fang, und den Erdthieren, die in das Waller Fommen, auffäßig 1: 2077. verwundeten einen Menſchen gefährlich, der fih im Fluſſe baden wollte, werden von Indianern ger geflen, nachdem ihnen unter dem Rachen Bläschen ausgefchnitten worden, die wie Mufcus riechen]. 190, und find nicht zu verivunden, als am Kopfe oder uns ten. Sie brüllen des Nachts wie die Ochſen. Der Alligator ift eine Art von Erecodil, bis 17 Fuß lang , bat fehr feite Haut. I. 830, — Zween Meerfiſche die Grampaſſr und Shark begleiten die Schiffe lange Zeit J. 828. der erſte iſt eine Art Wallfiſch, feine Stärke beſtehet im Schmanze, mit welchem er, wie man meynet, wohl’ Schiffe jerfchlagen fünne. Der Shark ift 5 bis 6 Fuß lang, ftarf und grimmig, hat ein weites Maul, diey Neihen Zähne an jedem Backen, jo fharf als eine Säge, ſchnappet einen Fuß auf ein —7— | | ma J Anwend. nuͤtzlicher Naturgeſchichte. 597 mal ab, und hat gemeiniglich 2 oder 3 Fleine Fiſche, den Weißfifchen ähnlich, Die vor ihm hergeben, den Raub zeigen, und deswegen Pilotenfifche genennt wer⸗ den. Daher er fie verfchener, wenn er noch) fo hung⸗ eig ift. Einige effen das Fleiſch von Shark, der Trahn aber wird von beyden gebraucht. “ + Das Seepferd I. 169. ift 14 Fuß lang gefunden worden, mit dickem Felle, kurzen weißröthlichen Haaren; die Augen groß, die Mafe gleich dem Pferde, hat über vem Maul viel weiße Stacheln, und einige lange ſchwarze Haare, die Kinnbaden voll Löcher wie Schweißloͤcher, im Maule 2 Zähne Spannen lang, die übrigen Zähne wie am Füllen, Es hat zween Füße, die als Floffedern ausgehen, ſiehet Hinten als ein Fifch, gehet auch auf das fand, und wendet wie ein Ochs. ki Die Fiſchottern find wohl ıg Pfund ſchwer I. 452. Die Landſchildkroͤte hat eine doppelte Schale, und liegt als eine umgefehrte Schnupftobads-Dofe, fie fneipet daher die Alapperfihlange nahe am Kopfe ein, und bringet fie dadurch um. Dieſe Schlange ift wohl 6 Schuhe lang, Schenfels Dice, hat, einen Schwanz von Klappern bis zwanzig und mehr I. 131 fg. an jeber Seite zwey Naſenloͤcher, fonft viel Fleine Zähne, ift im heißeften Wetter am aiftigften, und in Georgien fchädlicher als in Caro« lina, 100 fie von Schweinen aufgefreilen wird, ale: _ denn ihr Biß nicht ſchadet, weil er nicht durch Das Bett gehet. Die Eichhörner, Rebhühner und Hafen werden von ihr betäubet, daß fie ihr felbft in den - Rachen laufen ſollen, welches in Carolina p. 204 der. Engländer angefehen haben will, wobey man aber: | Pp3 mals 598 Auszug beſonderer und zur mals für fein Geficht nicht gue ſeyn kann. Ihre Haut dienet den Wilden zur Arzney, die Klappern woraus ihr Schwanz beſtehet, zu Beförderung der Geburt. Die Galle zu Pulver in Malern age Fiebern und Kinderpocken. Die Hornſchlange i in Penfylvanien, ha einen Schwanz wie ein Sporen, ihren. Stich wiſſen die Indianer nicht zu curiren. Wenn ſie in einen Baum ſticht, fo verdorret er I. 157. ar Von kleinem Ungeziefer giebt es eine At kleine ſchwarze Fliegen, welche die Fremden, die es noch ungewohnt ſind, dermaßen ſtechen, daß fie ſchwellen; fie werden vom Rauch vertrieben I. 82. gleich wie unfere Fliegen durch Saft von Kürbiffen und Kür- bisblättern vom Vieh abgehalten werden. Große Muͤcken die. Muskitoes und. Kleine, die Merrp⸗ vings genennt, überziehen im Sommer, ſobald die Sonne untergegangen, faſt alles Land in Carolina und Georgien, welche man todſchlagen muß, nach⸗ dem fie ſich auf die Hour gefeget haben, und. aledenn fein Geſchwuͤr erfolget J. 883. Man behänger d il die Betten mit Flor, Seide oder Neſſeltuch. en Hänfern giebt es viel Ungesiefer, als Schäten Gfiedes lang; braune und weiße Käfer die Menge in Holz und Mauerwerk, welche des Nachts auf die Nahrung ausgeben ; vorhe Ameifen, vor denen man die Gefäße in Maffer ftellen muß, weil fie Le⸗ der und Blaſen durchfreffen, Glas und gute Geſchirre aber alldort noch rar find. Auch werden die Seiden⸗ wuͤrmer, und ihre Eyer von den —— ver⸗ zehret II, 340. II. 2178- EHE — | Anwend.nuͤtzlicher Naturgeſchichte. 599 Daß zum Seidenbau die ſpaniſchen Maulbeeren wegen der ſpaͤten und reichen Blaͤtter ihren gewiſſen Borzug haben, iſt vorhin bey den Bäumen gemel- det. Im 1748 Jahre haben die Salzburger bereits 457 Pfund Seide gewonnen; II. 343. zu deffen Ver— beilerung Tom. I. pag. 387. Borfchläge gefchehen; von den Würmern ift bereits bekannt, daß niemals zween zufammen, fondern jeder allein fpinnen foll 1.124. Jene Art die Seide unbefchädige zu gewin⸗ nen fcheimer gut, da fie die Cocons anftatt in Back⸗ ofen zu bringen, drey Stunden in die Sonne legen, bernad) die Papilions im feſt zugemachten Faſſe er» ftifen III. 124. und die Seide aus laulichem Waffer aufwinden; die todten Würmer aus dem Keffel aber den Hühnern und Enten zum Futter vorwerfen; wel⸗ che nach nichts fo begierig find als nad) Inſekten, (und Daher mit Regenwuͤrmern, die abends bey Lichte ungemein leicht zü ſammlen ‚In Frankreich wohlfeil erhalten werden). Unter die guten Baumaterialien in Georgien ger ‚hört ein Zifenftein IF. 2153. welcher anfangs leicht zu bearbeiten, in der Luft aber eifenhart wird. Die Tſcherrity ⸗ Indianer haben ein ganzes Gebirge, Darauf noch die Menge Fußftapfen von Menſchen und Thies ven, und ber Eindruck von einem Manne, welcher in Damaligen Koch gefallen, verfteinert zu finden ift; auch eine Höhle, Daraus was ausflieffee, zu Stein wird, Il. ı1ar. Ihr Aequinoctium fället den ın Ge: ptember, Ill.340, - Die Häufer find Hölzern, weil es in Georgien an Steinen, an Stroh zu Lehm II. 2185. und an ei tern noch fehler, An ftate der Fenfter haben eini Pp4 Pa: 60 Auszug befonderer und zur Dapier, Leinwand, oder Fenfterfaben, welches. aber von den Wuͤrmern zernichtet wird. Woraus die Handwerker und Profeßionsverwandte, die Luſt ha— ben in die Welt zu geben, erſehen koͤnnen, wie man- chem noch) fein Brod aufgehoben wäre, wenn er den rechten Drt traͤfe. Denn in den englifchen Colonien, - fonderlich in Carolina find die Laͤndereyen noch fehr wohlfeil, die Georaier werden: aud) fehwerlich nady laſſen, bis fie ihre Höfe auf beyderley Gefchleche erb⸗ lich befommen. Mit Anzahl der Menfchen alldort wächfet auch Die menfchliche Bedürfniß, und an eis nem großen Orte Fann fich mancher von Kleinigfei- ten naͤhren: manche wilde Nation wird immer civi⸗ liſirter, welcher eine andere folget, und dieſes ma- det, daß zu ihrem Hauswefen und Einrichtungen innmer mehr erfodert wird. Engliſche Kaufleute wohnen bereits unter den Wilden, und verheirarhen ſich mit ihnen, warum nicht auch Medici und Wundaͤrzte, wenigſtens unter dem Mamen von Kaufleuten, dar mit wir in Erfenneniß und Gebrauche der Natur meiter fommen möchten, Einige wilde Nationen wollen zwar ihre Kinder nichts lernen laſſen, und . würden begehren, daß die Kinder der Mutter folgen und bey dem Heydenrhum bleiben follten , andere aber würden fich auch gefallen laſſen, daß Lie Kinder Chriſten würden, und ihre Unſchuld Fönnte mehr Gu ⸗ tes ftiften, als die englifchen Kaufleute mit ihren Raͤnken und Eigennus Aergerniß und Abfcheu vor der chriſtlichen Religion geben. Die englifchen Eos Ionien in der Hubfonsbay müffen ſchon mehr von den Vortheilen in Amerifa wiffen, als fie ihren Sansa eu ten, bie allba eine Durchfahrt fuchen, befannt rn | en Anwend. nuͤtzliceher Naturgeſchichte. 601 chen wollen. Wer Nadeln, Meſſer, Bohrer, Schnallen, Kaͤmme, Baͤnder, Zwirn und ſolche Nothwendigkeiten mitbraͤchte, dem wuͤrde die Reiſe kaum die Hälfte koſten. Unterdeſſen tft Die Reiſe theuer, und wer den Schiffer nicht bezahlen kann, wird zum Leibeigenen verkauft, | Im 1743 Sabre verlangte man, nachdem wie anfangs gedacht, ein Schmied und zween Schloffer angefommen waren, annoch Tifcher, Schuſter, Scheider, Börkicher, Rademacher, Öerber, und abfonderlid) Blechſchmiede, II. 2252. weil die Eoloniften des Winters gern warm fißen mögen. Wer dahin Luſt hat, der findet allhier den Weg und ſiehet, was er zu gewarten habe. Auch die Jaͤger wuͤrden keine Noth haben, weil es den Hauswirthen an Zeit fehlet, zu jagen und zu fifhen il 502.538. Mur ift zu wünfchen, daß unter den dahin ziehenden Fein luͤderliches Volk ſeyn moͤge; und die Englaͤnder werden genug bedauren, daß fie vormals Uebelthaͤter nach Amerika geſchickt, welche die Wilden noch mehr verderbet haben II. 1088. Gute und getrene Dienftborhen würden befonders an⸗ genehm feyn, und ihr Brod finden - Wenn übris gens forgfältige Hauswirthe, Maler bey ihren Zeichnungen‘ und andere von diefem Aus zuge Ge brauch machen koͤnnen, ſo ſoll ſolches zu mehreren Sammlungen Anlaß geben. 502 Fortſetzung Unzers Betrachtungen LEE E22 22 Ze zu 22 22 22 zu ZE Zu Zu zu zu 20 u ee | II. | Fortfeßung der allgemeinen Betrachtungen Bon den Krankheiten”, angeſtellet von Johann Auguft Linzer, der Arzney Doctor. 8. 13. | Ss ift jedermann bekannt, daß in allen Wer B_°fen der Matur eine unvergleichlicye Drd- nung anzutreffen ift, die aber nirgends auf | eine angenehmere Weiſe erfannt werden Eann ‚ als wenn die lebendigen Gefchöpfe in der Un—⸗ terfuchung ihrer. eigenen Natur die Triebfedern zu ‚einer. billigen Eigenliebe entdecken, welche fie der Ehre ihrer vorfrefflichen Werfmeifterinn fchuldig find. Unfre Naturen find fo vollfommen eingerichtet, als es die höchfte Gluͤckſeligkeit, deren wir fähig waren, wenn wir Mitglieder des volllommenften Weltge— bäudes werden follten, erfodert, und unfer großer. Schöpfer gab ung zu feiner Berberrlichung das Ver⸗ mögen und dem Befehl diefes einzufeben , nebft dem unmiderfiehlichen Triebe, aus unferer eigenen Bolls kommenheit und deren Erkenntniß das reizendſte Ver⸗ gnuͤgen * Siebe das 3. Gt. in dieſem Bande. von den Krankheiten. 603 gnügen zu fchöpfen, gegen welches alle fremde Ver: gnügungen nur -Öleichgültigfeiten zu feyn fcheinen, Die Siebe gegen uns felbit, das DBermögen, uns felbft zu erforfchen, und die Pflicht welche uns die- fes zu thun verbindet, haben die größten Gei— fter unter den Gelehrten aufgemuntert, die’ Ges feße der Vollkommenheit in der Natur beleb» ter Dinge zu unferfuchen, und wenn ich fo fagen darf, der Natur ihren Grundriß zu entwenden, nach mel chem fie uns gebauet hat, Wir. habendiefen Bemuͤ⸗ bungen verfchiedene Wiffenfchaften zu danken, wel⸗ he nichts anders als Inbegriffe folcher Gefege find, nad) welchen ſich die Naturen lebendiger Gefchöpfe in ihrem volffommenften Zuftande richten. Die Geijterlehre, wozu die Seelenlehre als ein Theil ges rechnet werden muß, ift nichts anders, als ein Ent» wurf der Gefege der Natur der einfachen Subſtan⸗ zen in ihrem vollkommenſten Zuſtande, oder, wel⸗ ches einerley ift, im Zuftande ihrer Gefundheit. $. 3. Die Naturforfcher und insbefondere die Arzneyge— lehrten haben die Geſetze der Gefundheit ehierifcher Körper in derjenigen Wiffenfchaft zufammengetragen, die man die Phnfiologie nennet, dahingegen die er= ftern eben dergleichen von den Pflanzen verfucht ha— ben, wobey nichts: mehr" zu wünfchen ift, als daß man ſchon eine vollftändige Pönfiologie der. Pflanzen aufzumeifen haben möchte. : | Die Krankheiten find nichts — als Abwei · chungen der Naturen belebter Geſchepfe, von ihrem vollkommenſten Zuſtande, S. 5. d. i.es find die Ge⸗ gentheile der Geſundheit, die davon —J daß die Natur einer gewiſſen Sache ihre W —* t 604 Fortſetzung Unzers Betrachtungen nicht ungehindert verrichten Fanı. Man kann dem⸗ nad) jede Krankheit als eine einzelne Wirkung oder Handlung der gehinderten Matur belebter Gefchöpfe anfehen, und da man einzelne Handlungen mit ihren Wirkungen Begebenheiten zu nennen pflege: fo iſt jede Kranfheit eine Begebenheit, die fid) in dem Ber zirfe der Natur eines gewiflen belebten Gefchöpfes zuträgt, und den Regeln feines vollfommenften Zu: ftandes, oder den Öefegen feiner Gefundheit wider ſpricht. Mach diefem, in einem neuen $ichte vorge ſtellten Begriffe der Krankheiten, ift die Kranfheit einer Subftanz eine Begebenbeit in ihren innern Be⸗ ftimmungen, $. 7. n. 3. welche den Gefegen ihrer Gefundheit , d. i. den pſychologiſchen Gefegen ihrer Natur widerfpricht, infofern Diefelbe ungehindert- wirken folte. Die Krankheiten der Pflanzen find Ber gebenheiten in ihrem innern Zuftande, welche denen Gefegen gefunder Pflanzen zuwider find. Kranf- beiten thierifcher Körper find Begebenheiten, die der nen phnfiologifhen Gefegen zumider erfolgen, und der Begriff der Krankheiten der Thiere überhaupt wird aus den Begriffen der Kranfheiten der Sub⸗ ftanzen und ehierifchen Körper hinreichend beſtimmt. Eine Begebenheit, welche den Regeln einer gewiſſen Ordnung nicht gemaͤß iſt, heißt eine außerordent⸗ liche Begebenheit, und kann, inſofern man dieſe Ordnung als eine natuͤrliche Ordnung betrachtet, wi⸗ dernatuͤrlich (praeternaturalis) genennt werden. Da nun in Zuſtande der Gefundheit, die Natur uns gehindert wirket, $. 3. und alle Begebenheiten, die fih in diefem Zuſtande zutragen, als einzig durch die Natur gewirkte betrachtet * | oͤnnen: von den Krankheiten. 605 können : fo läßt fich.in diefer Abficht behaupten, daß jede Krankheit etwas midernatürlicyes fey. Es ift bieraus Elar, warum man in den meiſten Lehrbuͤ⸗ chern dev Arzneygelehrten die Krankheiten durd) einen widernarürlichen Zuftsnd, oder durch eine wis dernarürliche Beſchaffenheit der Kraͤfte und Dewegungen erklärt findet. Ich will die Urſachen anzeigen, warum ich dieſes weder fuͤr accurat noch dienlich halte. | Man hat ſchon mehr als eine eingeführte Bedeu⸗ £ung des Ausdrucks natürlicher Beftimmungen des menfchlichen Körpers , deren Gegentheile alles fammt in gewiffer Abficht unnarürlich oder wider natürlich genennt werden fönnen, Es giebt 1. na⸗ türliche Beftimmungen, die den uͤbernatuͤrlichen nur entgegen gefegt find; 2. ſolche, die durch die Kräfte unferer Natur hervorgebracht werben, und deren Ge— gentheile nicht anders als widernatürlicd) (praeterna- zurales ) genennt werden fonnen, wenn man nicht wis der den Nedegebrauch aller Philofophen handeln will. Gleichwohl find dergleichen widernatürliche Beſtim⸗ mungen keinesweges diejenigen, fo man als ein Merk⸗ maal der Krankheiten angiebt; fondern alle Krankhei⸗ ten find nad) diefer Bedeutung natürliche Befchaffen- heiten unfers Körpers, unfrer Seele, der Pflanzen und Thiere. ch werde diefes bald zu zeigen Gele⸗ nie haben. (S. $. 16.) Man nennt aber in der zneywiſſenſchaft auch natürliche Beſchaffenheiten 3. ſolche, die den Sebenstheilen, Lebensbewegungen und Berrichtungen entgegen gefeßt werden; und in diefer Bedeutung Fann in der Erklärung der Kranke beiten der Ausdruck des Unnatuͤrlichen RER 606 Fortiekung Unzers Betrachtungen gebraucht werden. Man nimmt ſich alfo die Frey- heit dem Ausdrucke des Natuͤrlichen in der Arzney- wiſſenſchaft noch eine vierte Bedeutung bey» zulegen, deren Gegentheil dasjenige Widernarürliche nur feyn kann, was man als ein Unterfcheidungszeis chen der Krankheiten feitfeger. Denn wenn der Be griff der Kranfheie richtig feyn foll; fo erhellet aus dem vorigen, Daß man fie nur infofern eine widerna⸗ türliche Begebenheit nennen Eönne, als fie widerdie Gefege der Gefundbeit ftreitet, und muß alfo das Ma- eürliche bier fo viel bedeuten, als dasjenige, was den Gefegen einer ungehinderten Natur gemäß erfols get. Vielleicht haben wenige Diefes dabey gedacht, als fie die Krankheiten durch widernafürlihe Wirk kungen erflärt haben. Wenigſtens hat nod) niemand deutlich erflärt, daß allhier diefer Ausdruck in einer fo neuen und uneingeführten Bedeutung genommen werden müfle, welches doc) wegen der andern ſchon eingeführten Bedeutungen diefes Worts unumgäng« lich nothrvendig geweſen wäre, Allein man Fann diefer Weitlaͤuftigkeit überhoben feyn, und man braucht nicht neue Bedeutungen eingeführter Ausdruͤ⸗ cke zu machen, wenn man ſich diefes Ausdrucks ent hält, und dagegen fülche gebraucher, Die in ihrer eis gentlichen Bedeutung koͤnnen genommen werden, Diefe ganze Kritik über ein einziges Wort wiirde mir ſelbſt ekelhaft feyn, wenn ich nicht überzeugt wäre, daß bloß diefe fat durchgängige Unrichtigkeit oder Zwey⸗ deutigkeit in den Erklärungen des erften und haupfs ſaͤchlichſten Begriffs in der Lehre von Kranfheiten, die Urſache ift, daß wir in diefer und allen praktiſchen Wiffenfchaften der Arzneykunſt ni ja ahr⸗ von den Krankheiten. 607 Wahrheiten, noch weniger aneinanderhängende grüuds liche Beweife, am wenigften aber eine ftrenge philo— fophifche Lehrart haben. $. 14. Nachdem der Begriff der Krankheiten ei» gentlich beftimmt worden ift; fo Fann es unmöglich ſchwer fallen, ihre Unterfcheidungsftüce von der Ger fundheit zu entdecken. Dasjenige was fie mit der Geſundheit gemein hat, ift fehon im Borhergehenden ausgeführt worden, Wenn wir aber die ihr eige» nen Eigenfchaften beftimmen ſollen; fo koͤmmt es auf das einzige an, worauf alles übrige berus bet, daß jede Rrankheit wider die Geſetze der Ges ſundheit erfolget. Mehr ift nicht nörhig, um ung alle Eigenfchaften zu entdecken, die bloß den Kranf- beiten eigen, und fonft feiner Begebenheit, die fi) in dem Innern der Natur lebender Gefchöpfe zutraͤgt, gemein find. Ich will mich bemühen, diefelben aus⸗ einander zu feßen. BA | $. 15. Was wider die Gefege der Gefundheit er folget, das erfolgee wider die Gefeße der Natur eia nes lebenden Dinges, aber nur infofern diefelbe un« gehindert witket. Was alfo wider die Gefege einer ſolchen Natur erfolger, ohne doch in der Abficht, als fie ungehindert wirket; erfolge niche mider die Gefege der Gefundhei. Was mider die Ge feße der Gefundheit erfolge, ift eine Krankheit, Alſo iſt nicht jede außerordentliche oder auch andere Ber gebenheit, die-überhaupt wider die Natur eines beleb⸗ ten Dinges gefchieht, eine Krankheit: fondern nut diejenige, welche um der Urfache willen widernatuͤr⸗ lich und außerordentlich ift, weil feine Natur ift ger hindert worden, Es ift aber jedem Anfänger inder 603 Fortfegung Unzers Betrachtungen MWeltweisheit fehon bekannt, daß ineinem Dinge A durch ein andres B eine Beſtimmung koͤnne gewir- Eet werden, ohne daß die Kraft Des Dinges A im geringsten gehindert wird, da doch die Wirkung, die B in ihm hervorbringet, in Abficht feiner widerna— tuͤrlich und außerordentlid) feyn farn. Es Fann ei« ner frühzeitig gelehrt werden, wenn er guten Unter⸗ richt hat. Iſt dieſe außerordentliche Begebenheit deshalb wohl durch eine Hinderniß feiner Natur her⸗ vorgebracht worden? Keinesweges. Alle überna« türliche, widernatürliche und außerordentliche Bege⸗ benheiten in einer Sache laſſen fich alfo in folche ein« theilen, die entweder zugleic) von einer Hinderniß der Natur desjenigen Dinges herruͤhren, darinn fie find; oder nicht. Die erfien find bey lebenden Ger fajöpfen in der. Abficht, als fie von einer Hinderniß der Natur herrühren, Krankheiten, in anderer Abs ſicht nicht, gleichwie aud) Die letztern davon. völlig müffen ausgefihloffen werden. Hieraus ift Flar, 1. daß es falſch fey, wenn man jede Begebenheit, die wider die Natur. ſtreitet, eine Krankheit nennen will, Alte. übernatürliche Begebenheiten, die fich mit le— bendigen Geſchoͤpfen zutragen, würden fonft unter die Krankheiten zu zählen feyn. . Eine übernatürliche Erleuchtung, die Gabe der Weißagung, und alle Wirkungen der Gnade würden für Seelenkrankhei⸗ ten gehalten werben müffen. Wer fieht aber nicht, daß alle. diefe Wirfungen, ob fie gleich wider die Ordnung unfrer Natur laufen, dennoch nicht wider Die Regeln der ungehinderten Natur unferer Seele freiten, Es ift ferner klar, 2. daß nicht jede außer“ ordentliche Begebenheit, wenn fie auch gleich Feine uͤbernatuͤr⸗ * von den Kranfheiten. 609 übernatürliche ſeyn follte, mit dem Namen einer Kranfheit belegt werden darf. Cine Begebenheit, welche in Abficht der Natur eines belebten Dinges außerordentlich ift , Fann demungeachtee dergeftalt erfoigen, daß fie denen Gefegen der ungehinderten Matur nicht zumider läuft; fondern vielmehr damit uͤbereinkommt. jede allgemeine heftige Bewegung in einem fhierifchen Körper , jeder außerordentliche Glanz, und jedes durchdringende Feuer der Vorftel« lungen einer Seele, ift etwas außerordentliches in beyden. Nichtsdeſtoweniger find fie in vielen Fällen nicht wider die Gefege der Gefundheit, und verdie nen alsdenn nicht Krankheiten genennt zu werden. Eis ne ‚allgemeine heftige ‚Bewegung in unferm Körper iſt in einem hitzigen Sieber eine Krankheit, aber fie ift es nicht, wenn mir uns durch Reiten, Fahren, Geben u. f. m. in eben diefe Heftigfeit bringen. Wenn die Seele in einer reidenſchaft verworren denkt; fo haͤlt diefes niemand für eine Krankheit ihres sa ftandes, da doch bey einem Aberwißigen eben die Degebenheit in der Seele diefen Namen verdier Das machet, alle diefe Wirkungen werden nur- Jalss denn zu Krankheiten, wenn fie von einer’ Hinderniß der Matur herrühren, wenn fie wider die Regeln firei« een, wornach ſich die Natur richtet, ſo lange ſie unger bindert wirft; in allen andern Fällen find es natür« liche Wirfungen in der vierten Bedeutung, die ich oben feft gefegt habe $. 13. fie mögen nun übrigens übernatürlich, oder natürlich, durch die Kräfte un« ferer Natur, oder durch andere gewirkt, ordentlich. oder außerordentlich feyn. Der Irrthum/ daß eg der Seele und des "aa ‚Kran and, 610 Fortießung Unzers Betrachtungen ten ſeyn ſollten, läßt ſich alſo aus dem richtigen Ber griffe der Krankheit leicht widerlegen. Man ſchließt entweder: Jede außerordentliche Begebenheit, in aller Abſicht betrachtet, iſt eine Krankheit, und die Unrichtigkeit dieſes Oberfages ift nunmehro zur Gnuͤ⸗ ‚ge erwiefen: oder man behauptet: Was einmal wis der die Gefege der Geſundheit erfolgt, Fann nie den⸗ felben gemäß feyn, welches offenbar falfch ift. Ma muß alfo die Frage, ob die teidenfchaften Kranfheis ‚ten find, niemals ohne Bedingung bejahen noch ver« meinen. Wenn eine $eidenfchaft entſteht; fo ge= ſchieht es entweder durch eine Hinderniß unfrer Na— tur, wie bey Nafenden, und fie ift alsdenn eine ‚Krankheit: oder es gefchieht den Gefegen der unge« hinderten Natur gemäß; und fo ift die Leidenſchaft feine Krankheit. Wie aber eine Seidenfchaft den pſychologiſchen Gefegen gemäß in der Ceele, und nach) den phufiologifchen Geſetzen im Körper entftes ben fönne, haben die Seelenlehrer und Arzneygelehr- ten fchon längft gewieſen, und es ift alfo Fein Zwei⸗ fel mehr, daß beyde vorhingefeste Fälle möglid) find. Gleich wie es demnad) falfch ift zu ſchließen, daß alles, was in Abficht.der Natur eines befebren Din- ‚ges widernatuͤrlich und außerordentlich ift, eine Krankheit feyn müfle; fo ift auch nichts leichter zu begreifen, als daß eine fonft natürliche und ordentli« che Begebenheit eine Krankheit werden koͤnne, ſo⸗ bald fie die Wirfung von einer Hinderniß ift, wel⸗ che der Natur in den Weg gelegt worden, ° Die Yerzte wiffen, daß ein gefunder Puls, natürliche Excreta und vernünftige Gefpräche in den boͤs⸗ artigften higigen Fiebern die ſchlimmſten A ind, von den Krankheiten. 61 ſind. Nimmermehr kann man den Grund hiervon gehoͤrig entwickeln, wenn man nicht dieſen Begriff von einer Krankheit uͤberhaupt hat, daß das We⸗ ſentliche von ihr in dem Widerſpruche gegen die Ge⸗ ſetze der ungehinderten Natur zu ſuchen ſey, und wenn dieſes feſtgeſetzt iſt; ſo kann uns nichts in der Beurtheilung der Krankheiten irren. Eine Bege« benheit, die die Folge einer Hinderniß der Natur iſt, bleibt eine Krankheit, ſie ſey uͤbernatuͤrlich oder nicht; ſie mag ſonſt durch die Kraͤfte der Natur ihres Sub⸗ jects gewirkt werden koͤnnen oder nicht; fie mag or— dentlich oder, außerordentlidy feyn. Eine Borftellung, die nichts weniger ift, als eine $eidenfchaft, kann dennoch eine Seelenkrankheit feyn, und folchergeftalt fann man Diejenigen , fodie Leidenſchaften für Seelenfranfheiten halten, dahin bringen, daß fie geftehen müffen, es fomme bey Unterſuchung der Frage, ob eine gemiffe Begebenheit in der Seele eine Krankheit fey oder nicht, auf ganz etwas anders an, als auf den Grad der $eb« haftigkeit und des Lebens der Borftellungen. . Aus dem allen, was bisher ausgeführt worden, laffen fich einige Folgen herleiten, die ich hier Eürz« lich anführen muß. 1. Manche Krankheiten können übernatürliche Begebenheiten feyn; aber nicht jede übernatürliche Begebenheit in lebenden Dingen ift eine Krankheit. Es entfteht aber eine übernatürliche Krankheit, wenn die Hinderniß der Matur dur) keine Kraft in der ganzen Natur ift gewirft worden, 2, Jede Krankheit ift widernatürlich in Abfiche der beftimmten ungehinderten Natur ihres Subjects, weil ‚fie durch die Kräfte der ungehinderten Natur niche . ‚gewirkt werben kann: aber nicht jede widernatuͤrliche in" Dg 2 DBegeben« 613 Fortfegung Unzers Berrachtungen Begebenheit, bie fich in dem Bezirke der Natur lebender Gefchöpfe züträge, ift eine Krankheit. Es erfolge alfo jede Krankheit wider die Ordnung und den $auf der ungehinderten Natur ihres Subjects: aber nicht alles, was wider die Ordnung und den gauf der Natur eines belebten Dinges überhaupt be⸗ erachtet, erfolge, ft eine Krankheit. 3. Alle Kranf: heiten find außerordentliche Begebenheiten, infofern fie nicht den Gefegen der Gefundheit gemäß erfolgen: Aber nicht alle Begebenheiten, welche in Abfiche der Gefege der Natur eines belebten Dinges außeror: dentlich find, find Kranfheiten, weil nicht alle Geſetze feiner Natur überhaupt, auch insbefondere Geſetze der Gefundheit find. Mit wie vieler Behutſamkeit muß man aljo nicht von der Verhaͤltniß der Kranke heiten gegen die Natur und Gejese ihrer Subjecte urtheilen‘, und gleichwohl denkt man gemeiniglich nichts dabey, wenn man die Krankheiten widerna⸗ türliche und außerordentliche Begebenheiten niennet. $. 16. Jede Krankheit ift Die Wirfung einer ge Hinderten Natur, und erfolgt alfo nad) folchen Geſe⸗ Sen , wornach fi Die Natur des Kranken rithter, Denn obgleich die Krankheiten den Gefegen der Ger fundheit widerfprechen ; fo find diefes doch nicht die einzigen, wornach ſich die Veränderungen endficher Dinge richten. Keine Begebenheit in der Welt in aller Abficht außerordentlich, und diefes muß ai von Ben Krankheiten gelten. Die Kranfpeiten fi Beſtimmungen belebter Geſchoͤpfe, und koͤnnen alfo unmoͤglich denen Geſetzen widerſprechen, welche t Natur den lebenden Creaturen vorgeſchrieben ha Es giebt gewiſſe allgemeine Geſetze, die nicht v | ' werden von den Krankheiten 6i3 werben fünnen, die Natur eines Dinges mag gehin⸗ ders, oder ungehindert wirken. Diefe find. es, wor⸗ nach. man fich bey der Beurtheilung der Krankheiten zutichten hat. Es find bey Subftanzen die Gefege einer Vorftellungsfraft der Welt, bey: Pflanzen‘ und thierifchen Körpern die Gefege der Mafchinen und bey Thieren die Gefege der Harmonie Leibes und der Seele Keine Krankheit der Subftanzen fann wi⸗ der alle Gefege der Vorftellungskraft, Feine Krank: heit der Pflanzen und thierifchen Körper wider die Geſetze der Körper und insbefondere der Maſchi⸗ new, und Feine Krankheit der Thiere wider bie Ge feße der genaueften Uebereinftinnmung $eibes und der Seele laufen. Daher muß ein Seelenarzt nicht glau⸗ ‚ben, daß er die Seelenkrankheiten nad) ganz andern Geſetzen beurtheilen muͤſſe, als die Geſetze der, Ma- tue der Seele ſind. Kein Arʒneygelehrter darf glau- ‚ben; daß es in der Unterſuchung der Krankheiten ‚ganz andre Gefege gebe, wornach man 5* richten "hätte, als bey der Beurtheilung der Geſundheit, um⸗ Km ich gern zugebe, daß man den Lauf ‚einer —* zu. den pönfiofogifthen DR be⸗ an Ich muß mich: hiechey 4 ai wenig aufhalten. Dem menſchlichen Koͤrper ſind keine andern Geſetze rieben worden, als Geſetze der Zufammen- 19 Und der Bervegungen, In jeder Krankheit men alfo alle Berän nach Ai en: uſammenſetz ung und Bi vegung Igen. r Se hat eine zwiepfache Art der Zufammenfegung. Keine von benden kann durch eine Krankheit gänzlich — werden Sm, Ban —— 64 Fortſetzung Unzers Betrachtungen von fedteen ‚ die ihm in jeber Krankheit gewiß blei⸗ ben‘$. 12. Alſo müffen alle feine Kranfeiten nad) den Öefegen der Mifchung, d. is nach) den chimiſchen Geſetzen, oder nach den Geſetzen der Structur, dei. nach den mechaniſchen Geſetzen der Zufammenfesung, ober nach den phyſiſchen Geſetzen der Bewegung oder nach den mechaniſchen oder harmoniſchen Bewegungs⸗ | gefegen erfolgen. Eine Kranfheir der Miſchung, die nicht nach den chimifchen oder phnfifchen, eine Krank⸗ heit wer: Structur, die nicht nach, mechaniſchen und eine Krankheit der harmoniſchen Theile und Kraͤfte, die nicht nach harmoniſchen Bewegungsgeſetzen er⸗ folgte, wuͤrde etwas Widerſprechendes ſeyn. Einige Exempel werden dieſes erlaͤutern. Man nehme: eine flüßige Materie, weiche alfo Feine eigentliche Stru⸗ eur, ſondern nur eine gewiſſe Mifchung bat. Man nehme einen Wein, Dieſer Wein hat überhaupt eine Miſchung, insbefondere aber diejenige, welche ihn zu diefem und feinem andern Weine machet. Ge⸗ fetzt en wwird ſauer: ſo verliehre er die letztere Art der Miſchung, und er verdirbt alſo, nicht den Ge ſeiner ihm eigenen ungehinderten Miſchung —* Kann man aber dem ungeachtet wohl behaupten, dieſer Verluſt der Miſchung uͤberhaupt wider a phyſiſche und chimiſche Kegeln erfolge ſey? Sea weges. Der Wein bat, feine natürlichen Ge wornach er verdirbt, und dieſe muͤſſen in der und Chimie gelehrt "werden... Eben ſo werden auch durch Kranfheiten der Miſchung zwar Die phyſiologi⸗ ſchen Gefege der Mifchung verletzet, fie gefchehen ‚aber dennoch. den phofiſchen und chimifchen Regeln ‚gemäß und findsinfofern narielih, Wenn 4 Uhr nrichtig von dein Krankheiten. 615 uhrichtig gebt ; fo ſtreitet diefes zwar wider die Geiege der unverlegten Uhr; keinesweges aber wider alle mechanifche Gefege, Kine Uhr geht ſowohl richtig, als unrichtig, mechanifh. Eben fo ftreiten die Krankheiten der Structur zwar wider die phyfio« fogifchen : keinesweges aber wider alle mechanifche Geſetze. Das Wefentliche eines thierifchen Körpers iſt die Harmonie Seibes und der Seele, Nimmer⸗ mehr kann diefelbe aufhören, fo lange ein Thier lebt: es lebt aber in jeder Krankheit S:9, Folglich muß jede Krankheit den harmonifchen Gefegen der Verei— nigung eibes und der Seele gemäß erfolgen. Gleich wie die Geftalten des Gefichts in einem Spiegel eben fo vorgeftellet werden, wie ſich die Mienen deffelben' verändern, fie mögen nun zur Vermehrung. der’ Schönheit oder der Häßlichkeie des Gefichts etwas: beytragen, ohne daß dadurch der Uebereinftimmung) beyder Geftalten etwas abgehen ſollte: fo drückt auch: die Seele die unrichtigen, ſchaͤdlichen Bewegungen. des Körpers, durch aͤhnliche und proportionirte Vor⸗ ſtellungen, und der Körper dergleichen Borftellungen der Seele durch ähnliche, proportionirte Bewegun⸗ gen aus. Es iſt nicht bloß ein Geſetz der Geſund⸗ heit, ſondern ein Geſetz des Lebens thieriſcher ne ’ ind Seelen, daß alle ihre Wirfungen aufs genauefte harmoniſch find, Ein faft allgemeiner Irrthum in dieſer Sache verdirbt unfere Theorien, und verwirret die Köpfe unſrer Syftemfchreiber, Mur der Tod. bebt die Harmonie $eibes und der Seele auf; ' Fein) Unfall, fein Schade, feine Krankheit. Entweder wir hören auf Thiere zu feyn, indem wir anfangen * m werben, ober es find auch bie verlegten Ver⸗ Dg4 richtun: 6:6 Fortſetzung Unzers Betrachtungen richtungen unſers Koͤrpers und een Seele: har⸗ mwoniſch. 1 .5. Aus dem, mas bisher: We — ſind folgende Saͤtze erweislich. u. Man kann auch in der Pathologie philoſophiren. Viele Arzneyge⸗ lehrte ſtehen in den Gedanken, man muͤſſe die Krank⸗ heiten des menſchlichen Koͤrpers ganz auf eine beſon⸗ dere Art beurtheilen, und die Geſetze der Chimie, Naturlehre, Mechanik und der Harmonie Leibes und der Seele ließen ſich dabey wenig oder gar nicht ge⸗ brauchen, Dieſe Leute irren, indem ſie glauben, daß entweder ſonſt keine chimiſchen, mechaniſchen, phyſi⸗ ſchen und harmoniſchen Bewegungsgeſetze moͤglich wär ren, als die in der Phyſiologie vorkommen; oder daß die Veraͤnderungen in Krankheiten in. aller Abſicht widernatuͤrlich waͤren, und dieſen Irrthum kann ein unbeſtimmtes Merkmaal in der Erklaͤrung der Krank— heiten leicht nach ſich ziehen. 2. Von jeder Krank⸗ heit der erſten Materien, ihrer Miſchung und der bloß phyſikaliſchen Kraͤfte, muß man chimiſch und phyſikaliſch philofophiren. Hieraus laͤßt ſich ein dop⸗ peltes Vorurtheil mancher Aerzte beſtreiten. Einige behaupten, man muͤſſe von allen Krankheiten me⸗ chaniſch philoſophiren. Dieſes iſt aus mehr als ei⸗ nem Grunde falſch. Der, den ich hier anfuͤhren kann, iſt, weil man die Krankheiten der Materien, ihrer Mifhung und Kräfte nicht: nach mechanifchen Regeln beurtheilen kann, weil die mechanifchen Ge⸗ fege nur Mafchinem und ihre Structur angehen“ Doch hat der Ausdruck: mechanifch pbilofopbis ren, auch noch eine allgemeinere Bedeutung, da er ſo viel heißt, als: nad) den Gefegen — - | pyhilo⸗ von den Krankheiten > 617 pbilofophiren. Nach diefer Bedeutung philoſophiret auch ein Chimicus mechaniſch. Das: andere Vor⸗ urtheil,einiger beſteht darinn, daß fie glauben, man muͤſſe von jeder. Kranfheit nur organifch,, d. i. nach den Gefegen der Harmonie Leibes und der Seele phi⸗ loſophiren. Dieſes wuͤrde richtig ſeyn, wenn der Satz nicht ausſchließungsweiſe behauptet wuͤrde. Alle Krankheiten geſchehen harmoniſch: demungeachtet muͤſſen diejenigen der Materien, ihrer Miſchung und Kraͤfte, außer den harmoniſchen, zugleich nach chimi⸗ ſchen und. phyſikalifchen Bewegungsgeſetzen beurtheilt werden. 3. Von jeder Krankheit der Maſchinen, ihrer Structur und Verrichtungen, muß man nach den Regeln der Mechanik philoſophiren. Es iſt alſo falſch, wenn behauptet wird, daß man alle Kranfs heiten aus der Chymie beurtheilen muͤſſe, welches ich eben ſchon widerleget habe $. 8. Zugleich widerlegt eben dieſe Betrachtung die ſtrengen organiſchen Arzı neygelebrten aus. einem zweyten Grunde. 4. Bon allen Kranfheitenmuß man harmoniſch philofophirenz nur ift hierbey anzumerfen, a) daß es.nicht ausfihliege fungsweife geſchehe. Diefes iſt der Irrthum der groͤb⸗ ſten organiſchen Arzneygelehrten. b) Daß die Geſetze der Harmonie Leibes und der Seele nicht bey Krank⸗ beiten angebracht werden, infofern fie nur phyſiolo⸗ giſche, fondern nur. infofern,, als ſie allgemeine Ges feße der Thiere ſind. Endlich iſt auch bierbey zu merken, c) daß man diefen Sag nicht bloß auf die Gemuͤthskrankheiten einfhränfe, mie die firengern mechanifchen Arzneygelehrten zu thun pflegen. Soll ich hier Deverjenigen noch Erwähnung thun, die gar feine harmonischen Bewegungsgeſetze annehmen, ſie | 295 mögen 618 Fortſetzung Unzers Betrachtungen mögen phyſiologiſch oder pathologiſch von unſerm Koͤr⸗ per urrheilen ? die ihn gu einem Bratenwender mas hen‘, ‚oder, wenn fie recht fein Fommen , ihn mit einer englifchen Uhr in Vergleichung ſtellen? Nein, Ich widerlege niemanden, deffen Borftellungsfraft nichts mehr ift, als eine elaftifche Feder, und aus deſſen Gedanfen man nicht einmal fchließen darf, baß — eine Seele beſitze , ohne ihn ſchon widerlegt zu dar en. 6.18. Durch die vorhergehenden Betrachtungen har ben mir eins der vornehmften Unterfcheidungsntaale als ker Krankheiten kennen lernen, welches darinn beſteht/ daß ſie in Abſicht desjenigen Zuftandes, welcher der mögliche vollkommenſte belebter Gefchöpfe, fur, der Zuftand der Gefundheit ift, mwidernatürliche und außerordentliche Wirkungen find, die ſich nach andern Geſetzen richten, als der Geſundheit vorgeſchrieben worden, ob ſie leich Geſetze der Natur alles Leben⸗ digen ſind. Ich ſchließe dieſe Betrachtungen, da⸗ mit ich dieſen Unterſchied der Krankheiten aus einem andern Geſi chtspuncte betrachten kann, wo er eben fo fruchtbar an Folgen ſeyn wird, als im vorherge· en. Gleich wie niemand Wafein⸗ Kinn; daß die Ge⸗ —1* eine Vollkommenheit der Iebendigen Creatu⸗ ren fen; eben fo iſt es ſchon vor ſich klar, daß alle Kranfheiten für Unvoflfommenbeiten gehalten wer⸗ den müffen. Die Gefunoheit, als eine Realität, kann zu ihrem Gegentheife nichts anders, als eine Verneinung haben; und inſofern wir unſre Geſund⸗ heit fuͤr eines der hoͤchſten Guͤter dieſes Lebens ſchaͤ⸗ gen, iſt jede Krankheit ein ſehr großes Uebel. Das | Wefentliche Wefentliche einer Unvollkommenheit beftehet in der Nichtuͤbereinſtimmung, einer Verneinung, in dee Abwefenheit des wahren Bejahenden, und eines Ues beis, in der Gegenwart der Unvollkommenheit. Die Krankheit freiter nicht wider unfre ganze Natur: nur mit den: Öefegen der Geſundheit kommt ſie niche - überein $. ı7.. Sieift nichts Berneinendes, als in fofernifie fein Merkmaal des Begriffs und Eeine Des ſtimmung der Geſundheit iftz und infofern fie um der Gefundheit willen eine Unvollkommenheit ift, ver« dient fie allein den Namen eines Lebels, Ja was iſt endlich viel davon zu ſagen. Nichts in der Welt iſt gänzlich unvollfommen, negativ und boͤſe. | Alle Degebenheiten haben: einen materiellen oder reellen, und,einen formellen oder negativen Theil, und.diefes ſo weit, daß ſo gar Die ‚größten Suͤnden und chen nach ihrem materiellen Theile unſchuldig und gut ſind. Die Handlung einer Mordthat iſt nur in der einzigen Abſicht boͤſe, als ſie wider die moraliſchen Geſetze ſtreitet, denn dieſes iſt das Ver⸗ neinende, oder der formelle Theil derſelben. Alles uͤbrige an der Handlung iſt gut; ſonſt wuͤrde ein Scharfrichter auch fündigenmüffen, wenn er eben dergleichen That ‚an einem Miſſethaͤter verrichten Eben fo ift auch eine Krankheit ein Uebel nach ihrem formellen Theite ,. oder infofern fie den phyſiologi⸗ ſchen/ pfochologifchen zc. Gefegen zuwider läuft, und man kann alſo nicht behaupten, daß eine Krankheit ganz und gar etwas: Böfes, Schädliches, Unvolb | fommenes und Megatives ſey. Welche Staͤrke der Erkenntniß läßt nicht die Seele eines Nafenden von 6 fpüven, Widerfprächen fo feurige an 620 Fortießung Unzers Behrachtungen ben Öefegen feiner ungehinderten Natur nur nicht; fo würde die Raferey eine vortrefflihe Wirfung Der Seele genennt werden fönnen. Welche ungemeine Kraft, zu der Fein Gefunder vermoͤgend iſt, zeiget nicht der Körper, eines Kranfen, derinConvulfionen liegt. Würden Proben folcher Staͤrke wohl den Na⸗ men! der Uebel und: Unvollkommenheiten verdienen, wenn fie nicht bey dergleichen Perfonen den Geſetzen ihres gefunden Körpers widerfpräkhen? Gehören nicht zum unförmlichften Auswuchfe an einer Pflanze eben diefelben Beränderungen , melche ‚zum Wachs thum ber ganzen Pflanze gehören, und in welcher Ab» ficht Fönnten fie alfowohl als Unvollfommenheiten der. Dflanze angefehen werben, wenn fie mit — ihrer geſunden Structur uͤbereinkaͤmen? Dieſe Betrachtungen, welche den Ppitofopgen eben. fo was altes, ‚als in medicinifchen Schriften et⸗ mas neues find, geben mir zu folgenden Unterfuchuns gen Anlaß, bie ihren Nugen bis m den Kranfenben | ten erſtrecken. a ‚u Nicht alle Unpöfommenheiten‘, Negarionen und Uebel belebter Geſchoͤpfe ja nicht einmal alle zus fällige: Uebel und Megationen derfelbew find Kranf- beiten. Es giebt außer dem Heere der Kranfheiten noch viel mehr: andere Uebel, die alles was lebet/ "we folgen. Man kann alle Uebel aller endlichen) Dinge in nothwendige und zufällige eintheilen. Die erfterh kommen ihnen vermöge ihrer weſentlichen Einfchrän- fung zu, und deren feines kann * lebendigen Crea⸗ turen eine Krankheit ſeyn. Die dunkeln Borftellin» gen enblicher Geifter, die Einſchraͤnkung der Kräfte aller belebten Körper und Thiere, find unmöglich ih | den wo von den Krankheit. 6a den Kranfheiten zu zählen; fonft würde eine unend« * Verwirrung in den Begriffen entſtehen. Die zufaͤlligen Uebel kann ein Arzneygelehrter zu ſeinen Abſichten wiederum in ſolche eintheilen, die bey leben⸗ digen Creaturen entweder Gegentheile der Geſundheit find, und dieſes find nur allein die Krankheiten; oder andere, die hierher nicht gehören. Diejenigen Arze neygelehrten, welche Feinde der Metaphyſik find, folle ten bevenfen, daß man die abftracteften Wahrheiten ebenfalls aufden menfchlichen Körper anwenden fann, und fo würden (fie diefe Wiflenfchaft auch nicht ein» mal einer refativifchen Unfruchtbarkeit in Abficht auf die medicinifchen Wiflenfchaften beſchuldigen. —* 2. Ein Arzt muß feine Krankheit als ein bloßes Uebel anfehen, Er muß den materiellen Theil der Krankheit von dem formellen unterfcheiden, und den legten nur als den verhaßten Gegenftand betrachten, den er zu beftreiten hat. Würde diefes von den mei⸗ fien mit der gehörigen Deutlichkeit eingefehen; fo würden wir einmal endlich die Zeit zu hoffen Haben, re mehr die meiften Euren ärgere Uebel ſeyn wuͤr⸗ ‚als die Krankheiten, die man dadurch vertrei⸗ Be will, Geſetzt ein Patient hätte das Fieber; fo Bringe der Arzt geſchwind zufammenziehende Arzneyen und das geliebte Opium herbey, um den Froft, die Hiße, den Schweiß, diefe dreyerley Bewegungen zu ‚ die doc) nur in der Abfiche Krankheiten find, als fie von einer fremden Urfache herrühren, bie jego im Körper vorhanden ift, und deren Wirkun ⸗ gen der a Zr Hine megräumung dieſer Urſache greift man das Sieber *— Kin auf feiner formellen Seite und infofern an, als es 622 Fortfegung Unzers Betrachtungen es eine Krankheit iftz nicht aber durch die! gewalt⸗ ſame Linterdrücktung diefer fonft guten Bewegungen, Ich weis wohl, daß man viel dagegen einzumen» den haben wirds ich weis aber auch wohl, daß es ges nug Aerzte giebt, welche die fhädlichen Wirkungen ihrer Euren einzufehen entweder zu unmwiffend oder zu boshaft find. > 3. Ein Arzt muß nie die Urfache einer Krankheit in allen Abfichten für f[hädlich halten, Wer diefen Irrthum heget, der rottet den Waizen mit den Un« kraute aus, und curiret unvorfichtig, auf Die Unko— fen derer, die ihm ihr Leben und ihre Geſundheit an« vertrauen. Dasjenige, was in uns eine Krankheit wirfer, Fann in taufend andern Abſichten unfchädlich und heilfam feyn. Die alle, welche in allzugroßer Menge in den Magen und in. die Gedärme getreten, bringe die toͤdtlichſten Fieber hervor;ift aber ein heil— fames Mittel zur Berdauung, wenn fie ſich in der ‚gehörigen Menge ergießt, Kin Arzt, der die. Gals lenfieber durch zufammenziehende Mittel curiret, und folchergeftalt die Eröffnungen der Gallengänge indie Gedärme gaͤnzlich verftopft, bringe glücklich die Gelb⸗ ſucht hervor, weil er die Urfache bes Gaflenfiebers ganz und gar wegräumet, deren allzugroße Menge Doc nur in den Gedärmen die Urfache diefer Krank beiten ift. Ich bediene mich diefes Exempels, weil mir. felbft ein Zufall vorgefommen, da auf eine folche Eur des Gallenfiebers die Gelbſucht erfolger ift. G. 19. Man nenne ſowohl das Gegentheil der Wirklichkeit gewiffer Beſtimmungen einer Sache, als aud) die Urfachen eines foldyen Gegentheils eine Hinderniß. Wenn ich ausgehen will, und er | auſe von den Krankheiten. 623 Haufe bleibe: fo. ift diefes die Hinderniß des Ausge⸗ bens, daß ich zu Haufe geblieben bin. Dieß ift die gegentheilige Beftimmung ſelbſt. Saget man aber nicht auch, Daß derjenige, fo mich etwan befucht hat, mich gehindert habe, auszugehen? Diefer ift aber nur die Urfache der gegentheiligen Beftimmung. Ich führe diefes darum ausdrücflih an, weil durd) Die Beobachtung diefes Unterfchiedes ein Fleiner Streit beygeleget werden kann, der bey Unterfuchung des Begriffs einzelner Krankheiten ‚oft vorzufommen pflege. Eine Krankheit entfteht, wenn die Natur eines belebten Dinges dergeftalt gehindert wird, daß die Gefundheit Dabey leidet. Die Krankheit ift alfo eine Hinderniß der Gefundheit, und dem zu Folge, was ic) eben gefagt habe; Fann aud) die Urſache der Krankheit als eine Hinderniß der Gefundheit angefes ben werden. Wenn man alfo glei, einen richtigen Begriff von der Krankheit hat, fo wird es dennoch) in einzelnen Fällen allen denen ſchwer zu entfcheiden, was eigentlich die Krankheit fey, Die nicht wiflen, Daß das Wort Hinderniß in beyderley Bedeutungen ger ‚mein ift. Was ift in Zahnfchmerzen eigentlich die ‚Krankheit? Sind es die Schmerzen felbit, oder iſt es diejenige Materie, welche die Nerven in diefen ſchmerzhaften Zuftand verfeget? Man kann mit völ- ligem Rechte antworten: beydes. Diejenigen, wel⸗ che dieſen Streit darum fuͤr wichtig halten, weil man bey einem vorfallenden Irrthume in Beurtheilung deſſen, was die Krankheit eines Patienten eigentlich ſey, gar leicht in der Cur gefährlich irren koͤnnte, has ben an diefer Richtſchnur, die fie ſich zur Eur our len, einen fo ſeichten Grund, daß fie weheſchen er 624 Fortſetzung Unzer Betrachtungen cher Weife doch darinn irren werden, wenn gleichder Streit bengeleget worden iſt. Ich ſchreibe jegt Feine therapevtifchen Regeln, fonft wuͤrde ich zeigen Fön- nen, daß wer einen’richtigen Begriff von einer Kranke heit hat, die Zahnſchmerzen gruͤndlich curiren koͤnne, ohne ſich in den Streit einzulaſſen, ob der Schmer;, oder feine Urſache die Krankheit ſey. Damit ich aber nur etwas fage: fo muß man verftehen, welche Ver⸗ - änderung bey einem Menfchen, Thiere u.f.w. wider die Negeln der Geſundheit ſtreitet; man muß den Grund diefer Veränderung in einer andern zu entde⸗ fen fuchen, die auch in Abficht der Geſundheit etwas negatives ift, und muß darinn fortgehen, bis man auf diejenige Urfache kommt, melcher alle die andern nicht bloß zufälliger Weile, fondern wefentlid) fubor« dinirt find. Eben fo verfähre man mit allen einan« der in der Kranfheit cogrdinirten Mebenveränderuns gen und Mebenurfachen: fo findet man endlich den Plan aller coorbinirten erften Urſachen der Krankheit, und diefe zu heben, und aus dem Wege zu räumen, iſt die Arbeit des Arztes. Hierbey huͤtet man fich die materiellen Theile der Krankheiten, ihrer Zufälle und Urfachen von den formellen zu unterfcheiden, und kehrt ſich nicht an die fehr unbeftimmte Regel der meiften Therapien: Krankheiten curiren, beißt ihre Urfache heben: denn es giebt zu jeder Krankheit wohl zehnerley Urſachen, die nicht geho— ben zu werden brauchen. Doc) ich gerathe zu weit von meinem Zwecke, und bitte meine Lefer, Biefe Stelle entweder nicht zu beurtheilen, oder zu übers fhlagen, indem fie, außer ihrem Zufammenhange mie andern eherapevrifchen Wahrheiten betrachtet, \ vielleicht von den Krankheiten. 625 vielleicht mehr Erläuterungen bey vielen erfodert, als ich. bier Hinzufegen kann. 8.20, Ich Fann die Art und Weiſe, wie die Na⸗ tur eines belebten Dinges gehindert wird, wenn eine Krankheit entftehet, hier nicht anders, als nur ganz allgemein anführen. Hierdurch wird das allgemeine Geſetz aller möglichen Krankheiten beftimmt, und eg ift folgendes : Wenn in den veränderlichen Theis len der Natur eines lebenden Dinges eine Bes flimmung entjtebt, die eine durch die Kräfte ‚diefer bejtimmten Natur mögliche befjere Be⸗ flimmung aufbeber ; jo erfolgt eine Hinderniß der Geſundheit, durch eine Hinderniß der Na⸗ tur, d. i.. es entſteht eine Rrankheit. Die Na—⸗ tur einer Subſtanz wird alſo dergeſtalt gehindert, daß ſie eine Krankheit wirket, wenn ihre Vorſtellungs⸗ kraft beſtimmt wird, Vorſtellungen zu wirken, die uͤberhaupt ſchlechter ſind, als ſie ſeyn wuͤrden, wenn fie ſich ſelbſt gelaſſen gewirkt hätte, Die Natur ei« nes tbierifchen Körpers wird an ihrer Geſundheit ge= hindert, fo oft entweder ihre Theile, zu einer fehiech« tern Zuſammenſetzung beftimme werden, als fie fi) felbft gelaffen haben würden , oder ihre Kräfte zu ſchlechtern Wirfungen genoͤthiget werden, als fie herz vorbringen würden, wenn fie durch nichts wären be« ſtimmt worden, von ihren ihnen von der Natur vor« gefchriebenen Gefeßen abzumeichen, | Die Unterfuchhungen, wenn Kräfte fchlechtere Wire kungen hervorbringen, als fie fic) felbft gelaffen hun würden, und wenn Theile eine fehlechtere Zuſammen⸗ feßung haben, müffen aus denenjenigen Wiflenfchaf« gen, worinn der Abriß des vollfommenften Zuftan« 6 Dand, Rr >66 626 Fortſetzung Unzers Betrachtungen des oder der Geſundheit folcher Naturen zu finden iſt, und aus einer genauen Bergleichung der Vollkom— menheiten und Unvollfommenbeiten folcher Beräns derungen hergenommen werden. Wer nicht mweig, was eine Subftanz in ihrem vollfommenften Zuftande zu verrichten pfleget, wer nicht beurtbeilen Fann, ob eine gewifle Wirfung derfelben diefen Geſetzen gemäß ift oder nicht, Eurg, wer fein Pfychologus ift, noch Beurtheilungsfraft genug hat, wird nimmermehr von einer Krankheit der Seele oder andrer Gubftanzen ein veifes Urtheil fällen fönnen, Wer nicht die Ge feße des menfchlichen Körpers in feinem vollkommen⸗ ften Zuftande erfennet, wer nicht beurtheilen kann, welche Veränderungen an ihm davon abmeichen; kurz, wer fein Phyfiologus ift, und eine fchlechte Beurtheilungsfraft hat, wird tiiemals von Kranf- beiten der Thiere und Menfchen gründlich urtheilen lernen. Auf folhe Weife laͤßt ſich die Nothwendig- keit, die phufiologifchen Wiffenfchaften zu erlernen, und feinen Geſchmack nebft der verftändigen Beur⸗ theilungskraft zu verbeffern, wenn man vernünftig ‚prafticiren lernen voill, auf die Elärfte Weife dar- thun. Die wenigften Aerzte find hiervon überzeugt. Sie halten die phyfiologifhen Willenfchaften, wor—⸗ unter auch die Zergliederungsfunft mit begriffen ift, für nichts gegen die Wiſſenſchaft Recepte zu fehreis ben, und; bedenfen nicht, daß man ihnen mit dem beften Formulare nur eine Zuchtruthe für das ganze menfchliche Gefchlecht in die Hand giebt, und fie nur als $eure anzufehen find, welche die Erecution ver» richten, wenn fie nicht lernen, dergleichen Schaͤtze Elüglich anzumenden, Was den —— — von den Kranfheiten, 627 der verftändigen Beurtheilungskraft betrifft, fo muß man fagen, daß das meifte hierbey aufdie angebohrnen DBermögen ankommt, und man follte billig mehr darauf ſehen, nur folche Juͤnglinge dieſen Wiffenfchaften zu wiedmen, die Proben eines gereinigten Geſchmacks und. einer verftändigen Beurtheilungskraft abgelegt haben. Allein wie oft muß nicht. einer ein Arzt wer⸗ den, bloß weil fein Herr Vater ein Barbier, Apo⸗ theker oder Doctor ift, wenn er gleich Feine Spu⸗ ven einer reifen Beurtheilungskraft an fich blicken laͤßt! Ich Elage niche mie Unrecht, Wir haben an dem Herrn von Haller ein Erempel eines der größ- ten Aerzte, Wer weis aber nicht feine Gruͤndlichkeit in der Zergliederungsfunft und Phyfiologie, und wen iſt unbekannt, daß fein Geſchmack der herrſchende Geſchmack aller fehönen Geiſter und feine Beurthei— lungskraft reif und ſtark iſt. Wir koͤnnen am we⸗ nigſten in Krankheiten alle Veraͤnderungen deutlich erkennen, und muͤſſen uns alſo in der Beurtheilung derſelben oft ganz allein mit dem Geſchmacke behel⸗ fen, Nur der aber wird fic) in ſolchen Fällen 08 zeigen, der einen gereinigten Gefchmac mit zu dem Krankenbette bringe. Diefe Ausſchweifung ift eine natuͤrliche und vielleicht nügliche Folge meiner vor» hergehenden Betrachtungen, und unzähliger Beob⸗ achtungen über ſolche Arzneygelehrte, die nichts taugen. $. 21, Es giebt größere und Fleinere Grade ber Krankheiten, jareine Krankheit ift öfters ihrer Na« tur nach größer, als eine andere. Bey der Beur⸗ theilung der Größe einer Krankheit fommt es über: haupt auf folgende Stüde * 1. Wenn viele Thi Si, r 2 einer 628 Fortſetzung Unzers Betrachtungen einer gerwiffen Natur gehindert werden; fo ift die Krankheit größer, als wenn nur wenige gehindert werden. ine Seelenfranfheit, welche die ganze untere und obere Erfenntnißfraft einnimmt, iſt one Zweifel größer, als eine andere, welche nur in dem Mangel eines Vermögens der untern Erkenntniß— kraft allein beftehet. Je mehrere Theile ver Matur eines thierifchen Körpers, und je mehr Stuͤcke an jedem Theile gehindert werden, defto größer iſt die Krankheit rhierifcher Körper. Eine Kranfheit alfo, ‘welche fih zugleich in die Mifchung und Structur, in die phnfifchen, mechaniichen und barmonifchen Kräfte erſtreckt, und welche noch dazu viele Theile des thierifchen Körpers, und viele phyſiſche, medjanifche und harmoniſche Kräfte ergreift, ift größer, als jede andere, davon diefes nicht gefagt werden kann. 2. Wenn größere Theile einer gewife fen Natur gehindert werden; fo entſtehen größere Krankheiten, als wenn es nur Fleinere Theile betrifft. Die Größe derfelben beruhet auf folgenden vier Stuͤ⸗ ‚den. 2) Auf der Größe der Zufammenfegung. ' Se zufammengefegtere Theile der Natur eines Dinges verhindert werden , deſto größer ift die Krankheit, Daher find die Krankheiten der Begehrungskräfte "der Seele allemal größer, als einer einzelnen Es fenntnißfraft, weil die Begehrungsfräfte meift aus ‚allen Erfennenißkräften zuſammengeſetzt find: jaaus eben dem Grunde find die Krankheiten der Einges weide des Körpers weir größer, als die Kranfheiten der Haut. b) Auf der Menge ihrer Folgen, Eine Krankheit in einem Theile, welcher fehr viele andere Theile der Natur zu Folgen bar, iſt allemal — 57 — als werden Krankheiten: 629 als eine andere... Iſt nicht eine Kranfheit der Lunge oder des Herzens größer, als der Milz oder das Po- dagra? und ift nicht eine Seelenkrankheit deſto grös- fer, je weiter fie ihre Folgen in der Seele aus: breitet? c) Aufder Groͤße ihrer Folgen. Eine Kranf- heit ſolcher Theile der Natur, worauf das Leben bes ruhet, ift ohnftreitig größer, als eine andere in natuͤr⸗ fichen Theilen, vie feine fo große Solgen haben, d) Aufder Groͤße ihrer Urſache. Cine Kranfbeit, wo: durch der Umlauf des Geblüts gehemmet wird, iſt von einer mächtigen Größe, weil fie davon herruͤhret, daß ein Lebenstheil in Gefahr ift, welcher diefen Um: lauf wirket. Eine Krankheit ift ferner defto größer, 3.je mehrere, in Abficht der Geſetze der. Geſundheit außerordentliche Beſtimmungen dadurch gewirfet werden, Daher ift eine in dieſer Abficht ganz um: merklich Fleine Krankheit diejenige, wodurch nur eine einzige in Abficht der Gefege der Geſundheit außer⸗ ordentliche Beftimmung dadurch gewirket wird, 4. Je er Diejenigen Beftimmungen. find, fo der Ge: fundheit widerfprechen ; und dann ift infofern Die kleinſte Krankheit diejenige, wo nur eine unmerklich Kleine Beftimmung der Gefundpeit widerfpricht, die wenig Theile, und wenige, geringe Folgen bat, und von einer Fleinen’livfache abhängen. Man kann alfo überhaupt fagen, daß eine Krankheit defto groͤs⸗ fer fey, in je mehr und je größern Theilen der Natur eines Dingesjemebr und größere in Abs ſicht der Geſetze der Geſundheit außerordentli⸗ che Beſtimmungen durch eine Hinderniß der Natur hervorgebracht werden. Dieſe Be⸗ trachtungen legen den Grund zu den vornehmſten fe; Rr 3 mieti- 630 Fortſ Unz Betr. von den Krankh. miotiſchen Wahrheiten, da man von der Gefahr der Krankheiten urtheilen ſoll: denn je größer eine Krankheit ift, defto näher kommt fie dem Tode, Diefes find‘ einige,allgemeine Betrachtungen von den Krankheiten überhaupt, welche befonders auf den Begriffoder die Erklärung der Krankheiten gegründet ſind. Ich ſchmeichle mir mit der Hoffnung, unter den Lefern diefer Blätter einige Liebhaber ſolcher allgemeinen Betrachtungen zu finden, welche beurthei⸗ len werden, ob fie noch zu etwas mehr dienen koͤn⸗ nen, als eine größere Genauigkeit und firengere Lehr⸗ art in die medicinifchen Abhandlungen einzuführen, Sch bin fo fehr davon überzeugt, daß behutfam abges fonderte allgemeine Begriffe die Duellen der nüglich» ften Erfindungen unzähliger neuer Wahrheiten find, daß ich diefen Vortheil weit über den vorigen fege, und nicht zmeifle, daß wir bald genauere Begriffe, befier beftimmte Säge, gründlichere und hinreichendere Beweiſe in der Arzneywiſſenſchaft zu hoffen haben werden, wenn fih nur erft mehrere Liebhaber allge- meiner Wahrheiten einfinden, als bisher gefchehen, die fleißig Hand an das Werk legen. Ich wünfche von Herzen, daß die gegenwärtige Probe einer. allge meinen pathologifchen Betrachtung etwas dazu bey- fragen möge, meine Leſer von einigen dieſer | Nutzen zu überzeugen, J A ——— II. Be: SU HTURTEn En nn nn Zn u u u Zn u II. | Betrachtungen über Die, 17505 1m Herbſte Hlühenden Bäume, er Herbft des verfloffenen Jahres, 1750, ward auf gewiſſe Weiſe ein Frühling. Denn das ift eigentlich die Zeit, da die Bäume ihre aufgefchwellten Knofpen eröffnen, und entweder Blätter, oder Blüchen hervorbrechen. In⸗ deffen der letztere Herbft hat uns, an theils Orten, ein gleiches erblicfen laſſen. Man fah nämlich im September und Detober hie und da Bäume, welche . * völligen Bluͤthe ſtunden. m Breßlau gab ar ſolche, welche unten reife, in der Mitten junge Saite e zeigten, oben aber mit Bluͤthen prangeten. Sollte ein dergleichen Anblick einen nicht zweifelhaft * gemacht haben, ob man ſich noch in den mitternaͤch⸗ tifchen Gegenden befinde? Ich felber habe, und jdar um die legten Detobertage, einen Birnbaum gefehen, der über und über mit Bluͤthen, fo zu fa: gen, bedeckt war. Auch folche habe ich gefehen, wo die jungen Birnchen ſchon wie eine Hafelnuß groß waren, Wer mollte zweifeln, daß fie nicht auch zu gehöriger Reife follten gelanget feyn, wenn der grim⸗ mige Sroft mit feinem Pfeil ihnen nicht fo zeitlich 9 te nach dem Leben gezielet. Rr 4 96 632 Betrachtungen uͤber die Ich wuͤrde mit nicht erft die Mühe gemacht has ben, hierüber nachzudenken, wenn diefes Ungewoͤhn⸗ liche nur etwa an drey oder vier Orten waͤre zu ſehen geweſen. Da es aber an ſehr viel Orten mit Be— wunderung beobachtet worden; ſo verdient es, deucht mic), einige Aufmerkſamkeit. In den mittäglichen Laͤndern iſt Das freylich nichts Sonderliches. Das felbft iſt immer, vornehmlich in Anfehung der Bär me, Srühling, Sommer und Herbſt beyfammen,. Ein jedweder fruchtbringender Baum ftelfe diefe drey Fahrszeiten auf einmal dar, Reife, und jun, Fruͤchte und mitten unter ihnen blühende Knoſp kann man da alle Tage fehen. Wir finden das end« (ic) aud) in unfern ‚Sruchthäufern, Unſre einheimis ſchen Bäume aber find fonft fo kuͤnſtlich nicht. Sie find viel zu matt, Zwillinge, oder gar drey Kinder auf einmal zu fragen, und ihnen genugfame Nahrung zu verfchaffen. An den Kirſchbaͤumen, ſonderlich an den ſauren, ſiehet man bisweilen im Julius, oder auch noch ſpaͤter, einige Marode: Brüder nachkom⸗ men, wenn die Kirſchen fchon ſchwarz zu werden an⸗ fangen. Diefe fpäten Bluͤthen hältman daher auch für ſehr bewaͤhrt; ohnfehlbar desivegen, weil fie zu außerorbentlicher. Zeit, erfcheinen. Denn folchen | Dingen, die etwas Seltenes an ſich haben, pflege man gar gern eine befondere Kraft beyzulegen. Don andern Bäumen aber wüßte ich nich€ dergleichen etz was gefehen, oder viel davon gehöret zu haben, Dießmal aber fihien die Natur ihre Kräfte vers doppeit, vielleicht aber auch auf eine Zeitlang ers fehöpft zu haben. Ich halte alfo dafür, es fen der Mühe werth, einige Betrachtungen darüder anzu | ftellen, im Herbſte blühenden Baͤume. 633 ftellen, und diefes Ungemöhnliche, und Wunderbare, in öffenelichen Schriften für die. Nachwelt aufzubes halten. Und fo hoffe ich, meine geringe Arbeit wer⸗ de nicht für ganz und gar unnüß angefehen werden. Ich will meine Gedanken darüber eröffnen. Gefalz ten fie der gelehrten Welt: fo werde ich mich freuen, eine Eleine Entdeefung in der Natur. gemacht zu ha⸗ ben, Werden fie von den Naturfündigern verworz fen; fo werde ich denfen, daß ich nicht der erfte bin, der in Murhmaßungen geirret hat. “ Was mögen nun wohl für Urfachen von der Serbfte Stürhe der Bäume vorhanden feyn? Vielleicht Haben: die Bäume das große Kirchenjubiläum mit neuem Prachte beehren wollen‘! So würde man zu denken viels leicht nicht ungeneigt feyn, wenn Schfefien der Haupt⸗ ſit des römifchen Ölaubens wäre, © Lind diefer Gedan⸗ ke waͤre endlich auch fcheinbar genug. Das Jahr ızza iſt ein Jubeljahr; die Bäume: bluͤhen in demſelben zweymal; wie leicht iſt es nicht, auf eine ——— ſehr andaͤchtige Erklaͤrung zu fallen ! "Diejenigen, welche aus dem letzten fehr warmen Minter, auf den Einfall kamen, die Erdfugel habe. fid) der "Some etwas genähert; wuͤrden hier viel⸗ leicht einen Schuß für ihre erbaulichen Gedanken fin⸗ den, Hat man es in Paris gleich fehon durch muͤh⸗ fame aftronomifche Unterfuchungen erwiefen, daß die⸗ ſer Einfall ohne Grund, und die Erde noch in ihrer alten Laufbahn ſey: ſo Wrefte man ſich doch nicht ſo leicht Davon abbringen laſſen, wenn der jetzige Wins ter nicht dazu gemacht zu ſeyn fchiene ‚ die mitternächt« liche Welt aus diefem Irrthume zu ziehen, Sogar M tappland hatte man im —* 1750 ſchon Sa⸗ lat, 634 Betrachtungen über die lat, und ander Grünfraut, und in eben dieſem Monate fing der Landmann dafelbft ſchon an auf das Feld zu ziehen. Im Herbfte darauferäuget ſich nun das Wunderbare, daß Die Bäume von neuem blühen, und Früchte anfeßen; wer follte da nicht glauben , wir müßten eine andere Stellung gegen die Sonne befommen haben, und Lappland ungefähr im die ehemalige Stelle von Italien getreten feyn? Dee beurige Winter durfte nur wieder fo warm feyn wie Der jährige: fo waren alle Afademien nicht im Stans de, die Menfchen zu überreten, daß ſich die Erdku— gel nicht aus ihrer alten Stellung gedrehet habe: und ich bin gewiß, daß mancher Engländer fi) dar- über einen völligen Banquerout erwettet haben wuͤr⸗ de, Allein, wie geſagt, der heurige Winter hat uns die befte Demonftration gegeben, daß wir noch auf der alten Stelle ſtehen. Mit dieſen beyden Urſachen darf ih alfo wohl nicht angezogen kommen, wenn ich nicht will ausge⸗ lache werden? Laßt ung alfo auf eine andere Erklaͤ— rung denken! Folgende drey Anmerkungen ang) ich Dabey vorausfegen: Wegen des im Jahre, 1750, nicht nur leidlichen ſondern warmen Winters, war alles fruͤher da, als es ſonſt gewoͤhnlich iſt. Wir wollen nur bey unferer vorhabenden Sache bleiben. "Die: Rnofpen der Bäume fingen ſchon im Anfange des Aprils an zu fehwellen, und nach der Mitte deſſelben waren fie in völliger Bluͤthe. Sie bluͤhten alfo einen ganzen Monat eher , als fonft gewoͤhnlich ift. Und das koͤnnte ich, wenn jemand daran zweifeln wollte, am alfernächften aus Herr Hofmanns u -; ewei⸗ im Herbſte bluͤhenden Baͤume. 635 beweiſen; da heißt es ausdruͤcklich in den kleinen For⸗ meln: Um den May fangen die Baͤume an auszu—⸗ ſchlagen. Im verfloßnen Jahre aber blübeten fie. fchon; da es gegen den May fam. Die Bäume brachten alfo ihre Geburten einen ganzen Monat eher ans gicht, als fie fonft zu thun pflegen, Das war die erfte Anmerkung, | | DEN Ferner; im May wurden die meiften Bäume, die fonderlich ein füßes und weiches Laub haben, auf ein⸗ mal ihres Zierraths und ihrer Früchte beraubt. Esd fah an den meiften Orten aus, wie ehemals im iſra⸗ elitifchen Sonde, nach der Befchreibung, die der Pros phet "Joel davon gemacht hat: * nämlich, was bie Raupen ließen; das fragen die Heufchrecken; maß die Heuſchrecken ließen, das fraßen die Käfer ; was die Kaͤ⸗ fer ließen, das fraß das Geſchmeiß. Zuerft Famen die Käfer, und fouragirten die meiften aud) felber fruchebringenden Bäume dergeftalt ab, daß nur die — Stiele von den Blaͤttern und Früchten übrig blieben Dieſen folgten die Raupen in erſtaunlicher Menge, ein eben ſo ſchaͤdlich Volk; dieſe fraßen vollends, was die Kaͤfer hatten muͤſſen uͤbrig laſſen, alles ab, bis auf die jungen, unter den abgefreſſenen Blaͤttern, ſich befindenden kleinen Knoſpen, welche für das folgende Jahr beftimmet find. So war der Frühling dem kah⸗ fen Winter ähnlih. An den meiften Dertern ſah man duͤrre und Fable Bäume, Die Heufchreden blieben von diefen Gegenden weg; oder, wenn fie auch da und dort fich fehen liegen: fo machten fie ſich doch bald fort; weil die bereits größtentheils entlaub« | ten "Sol 1. v. 4. R 636 Betrachtungen iiber Die ten Bäume ihnen eine allgemeine Hungersnoth an⸗ findigten. Das war die zweyte Anmerkung. : u Endlich, wardas abgewichene Jahr uͤberaus fruchts bar. Es mar fo befchaffen, wie ein Jahr feyn muß; wenn die Erde ſich an Fruchtbarkeit, fo zu ſagen, felber übertreffen foll. Das hat die, über alle Maas⸗ fen gefegnete, und recht überflüßige Erndte gewieſen, melche ven frohen tandmann nöfhigte, entweder feine Scheuren zu erweitern, oder den vierten Theil ſeines Zumwachfes in Schober zu feßen. Dieſe drey Anz merkungen, ‚und vornehmlich die legte, werden uns, bey der gegenwärtigen Sache, zu einem: $eitfaden dienen. 0.005 an daq Man muß, wenn man ordentlich und glücklich verfahren will, einen Unterfchied unter denen Baus men: machen, welche von den Raupen und Käfern vollig abgefreffen worden, und: unter denen, welchen fieinicht fo gar viel Schaden gethan haben, In jene Claſſe gehören die Aepfelbaͤume vornehmlich, in dies fe aber die Birnbaͤume, und: andere „die ein etwas bartes oder ſaures Laub haben. Mach diefem Unter ſchiede muß man auch das Bluͤhen derfelben beurz theilen. Der Grund davon liege nämlich, bey je nen, in der großen: Bermüftung, welche dag Unge⸗ ziefer angerichter, bey diefen aber darinnen, daß fie fehr früh zu grünen angefangen haben. Vornehm⸗ lich aber beruber alles auf der außerordentlichen Fruchtbarkeit des Jahreses. J Wir wollen bey denen Bäumen anfangen, welche durch die feindfeligen Einfälle der Käfer und Raupen ganz und gar verroüftee worden. Ich weis zwar fü genau nicht, ob einige davon wieder zum Blühen fommen im Herbſte blühenden Baͤume. 637 fkommen find, Diejenigen, von welchen ich erwas erfahren habe, waren nicht fo gar übel zugerichter, fon« dern hatten noch einen Theil von ihrem Laube und ‚Srüchten behalten, Wenn es aber, wie ich vermu- be, gefchehen ift, fo muß es auf folgende Weiſe zu⸗ gegangen ſeyn. Sie hatten anfänglich durch die PM linderungen der Käfer und Raupen eine allgemeine Berwüftung erlitten,daß nicht ein grünes Laub uͤbrig ‚geblieben, Sie mußten alſo, da der, Saft in ihnen Da war, und doch nicht müßig feyn Fonnte, von neus ‚em ausſchlagen. Das geſchah auch wirklich, und zwar im Brachmonat. ı Der Weberfluß des Saftes, und hauptfächlich. die Fruchtbarkeit des Jahres leiſte⸗ ten bier gute Dienfte. Der Brachmonat war. eg alſo, da diefe Leichen gleichſam wieder ein neues Leben erlangten, in ihrem ganzen Aufputze von neuem er⸗ ſchienen und ihr Fruͤhlingskleid abermals anlegten. Dieſer Monat war alſo was ſonſt der May zu ſeyn pflegt, ja in demſelben Jahre ſchon der April geweſen war. Hier iſt nun der Grund von der zweymaligen Bluͤthe dieſer gaͤnzlich abgefreſſenen Baͤume. Der in ihnen wirkſame Nahrungsſaft ergoß ſich erſtlich in Die Laubknoſpen derſelben, die heuer eigentlich aller⸗ erſt ausfchlagen follten ; fie mußten deromegen ihre Blätter hervorſtoßen. Daß diefes eben nicht ſo gar ungewöhnlich fey, das fiehet man an allen jungen und frifhen Bäumen, welche von den Ziegen, und an⸗ dern dergleichen fhädlichen Thieren abgefreffen wer⸗ den, Sie fchlagen in vier oder fünf Wochen wieder aus, wie ich diefes felber vielmals bemerfer habe. So gieng e8 aud) mit denen von dem Ungeziefer abgefref« fenen Bäumen, Da die erften Blaͤtter weg waren, vrlT die 6353 Betrachtungen über die die für das Damalige Jahr gehörten; fo brach eine andere Colonie hervor, die zwar eigentlich das heu⸗ rige Jahr angieng, die aber dennod) ihre Neife vor der Zeit antreten mußte. Die. Blüchfnofpen find allemal unter einer Anzahl Laubknoſpen verſteckt. Die Blätter, womit ſie umgeben find, die find gleichfam die Dede, womit fie die forgfältige Natur wider allle äußerliche Anfälle verfehen bat, Sie find gleich. fam der Schooß, worinnen diefe zarten Kinder der Flora ihre Bildung und Nahrung erhalten, bis fie endlich, nachdem jene ihnen den Ausgang eröffnet, in ihrer Schönheit hervortreten. Da nun die Laubkno⸗ fpen neue Blätter auf diefen Bäumen bervorbrach ten: fo fonnte es wohl nicht anders feyn, als daß, da das’ Jahr außerordenrlic) fruchtbar, und folglich Nahrungsſaft genug vorhanden war, auch die Bluͤth⸗ fnofpen endlich zum Aufbrechen kommen mußten, Drey Einwuͤrfe fehe ich hierbey vor mir, ‚weiche man mir entgegen fegen könnte: 1. Warum nichtalle abgefreffene Baume auch von neuem geblühet haben, da fie doch zum andernmale ausgefchlagen find? 2, Warum das nicht alle Jahre gefchieht, daß die abgefreßnen Bäume wieder zu blühen anfangen? 3. Warum fie nicht eher als im Herbfte ihre neuen Bluͤthen gebracht Haben? Man Fann mit allem Rechte von mir fodern, diefe Fragen auf eine folche Weiſe zu beantworten, daß Fein Zweifel dabey mehr übrig bleibet. | | 144 Auf den erften Einwurf antworte ich: Diejenigen Baͤume, welche wohl von neuem wieder nr —D aber im Herbſte blühenden Baͤume. 639 Saber feine Bluͤthen gebracht haben, die haben entwe⸗ der in einem fehr fchlechten Boden geftanden, der nicht Kraft genug für die Bluͤthknoſpen gehabt hat; (oder, weldyes noch) wahrfcheinlicher ift, es hat unter ihren Rnofpen-Colonien feine Blüthfnofpen nicht ge Habt, fo daß diefe Bäume auch auf den Fünftigen Fruͤhling nicht würden geblühee haben. . Nicht alle Kuofpen find mit Bluͤthen verfehen ; der größte Theil bringe nur Laub, welches eine befannte Sache it. Es fann alfo ein Baum Blätter haben, ohne eine einzige Blüthe zu bringen, weil nämlid) feine Bluͤthknoſpe vorhanden ift. Denn, wenn fie da find: fo müffen fie auch aufbrechen. Da nun zwar alle abgefrefliene Bäume neues Laub gewonnen, aber nicht alle Bluͤthen gebracht haben; fo ift das ein Be: weis, daß Feine Blüchfnofpen da geweſen, indem fie fonft fo gut wie andere ſich würden eröffnet Haben, Der zweyte Einwurf läßt fich ebenfalls ganz wohl heben. Ich habe in der dritten Anmerfung geſagt, das vergangene Jahr fey außerordentlich fruchtbar gewefen. Andere nuft find es im Gegentheile nicht. Sie fönnen alfo denen verwuͤſteten Bäumen nicht ſo viel Mahrungsfaft verfchaffen, alg etwa nöthig iſt, wenn ein Baum feine Bluͤthen heraus treiben foll, Geſetzt alfo, daß die Blüthfnofpen da gewefen, fo bat es an genugfamem Triebe gefehlet, welcher kaum zu Austreibung der neuen Blätter zugereichet hat. Sie haben alfo nicht Trieb genug gehabt, daß fie - hätten anfchwellen, aufberften, und ſich ausbreiten Fönnen. Es hat hier alfo eben die Bewandniß, wie mit den fo genannten Weidenroſen, 640 . Betrachtungen tiber die ſel. Herr Paſtor Sämmler in Diben für zwey Jahren im neuen Bücherf, VIL. Th, II. Se. 267. u. |. ©, feine Betrachtungen angefteller hat *. Mit dem. dritten Einwurfe bat es ebenfalls wenig Schwierigkeit. Man muß nämlich erwägen, daß Die Blüchen allemal: fpäter als das Laub kommen. Sie haben, wo. nicht mehr, doch einen viel feinern Saft als jene nöthig, ‚Das fehen wir alle Frühjahre, Das Laub ift allemal etliche Wochen eher als- vie Bluͤthe da. Ich ſchließe nun: Dafieim Fruͤhlinge ſpaͤter als das Laub kommen, zu welcher Zeit der Baum doch im vollen und friſchen Safte ſtehet; ſo iſt es wohl kein Wunder, daß ſie ſich an Baͤumen, die zweymal haben muͤſſen Blaͤtter bringen, und folglich entkraͤftet ſind, etliche Wochen ſpaͤter, als es ihnen ſonſt gewoͤhnlich haben ſehen laſſen. Man muß ferner bebenken, da das die Bluͤthen waren, welche, eben fo wie ihre Cameraden die andern Bläts ter, erſt im gegenwärtigen Jahre bervorfommen folften, und folglic) damals nicht vollfommen und zeitig. geweſen, daß es mehr Zeit brauchte, als bey denen nöthig iſt, Die nicht, wie diefe, gleichſam ei⸗ ne unzeitige Geburt find, fondern zu ordentlicher Zeit r hervor⸗ ® Der Herr Verfaſſer gegenwaͤrtigen Aufſatzes iſt ein all⸗ zugeſchickter Naturforſcher, als daß er Herr Saͤmmlers Meynung wuͤrde gebilliget haben, wenn er ſelbſt Weiz denroſen geſehen haͤtte, und es iſt ihm dieſes gar nicht ſo fuͤr übel zu halten, als etwa jemanden, der es in „einem phyſikaliſchen Lehrbuche nachbethet, wo er mit einer weitläuftigen DBelefenheit pralen will, und BR “entdeckt, daß er Die befannteften Schriftſteller von Inſekten noch nicht gelefen hat. Kaͤſiuer. | im Herbfte blühenden Baͤume. <6Qı hervorbrechen. Es ift alfo gar fein Wunder, daß Diefe, durch zweymaliges Ausfchlagen doch gleichwohl ſehr entkraͤftete Baͤume, die, zu ihrem zweyten Laube, gehoͤrige Bluͤthen allererſt in ſechs bis acht Wochen drauf haben heraustreiben Fönnen. Ich fafle meine Erflärung von der erften Gattung derer im Herbfte blühenden Bäume nochmals ing Kurze zufammen, Dieſe Bäume wurden ihres er» ftern $aubes und Blüche von Dem Ungeziefer völlig entblößt, Sie fchlugen alfo von neuem: aus. Die- ſes zweyte Laub/ das fie brachten, und welches eigent- lich fuͤr das jetzige Jahr gehoͤrte, brachte auch eine gewiſſe Anzahl Bluͤthknoſpen mit ſich. Das Jahr war nun außerordentlich fruchtbar, und es mangelte niemals zu rechter Zeit am Regen; dieſe Bluͤthkno⸗ ſpen mußten alſo endlich auch aufbrechen, obzwar, ge⸗ dachter Urſache wegen, etwas ſpaͤter und. langſamer; und im Herbſte nochmals ein Bild des Srüßlings darſtellen. era Die andere Gattung derer‘ Bäume, diei im: verflof: Kam Herbſte zu blühen und Früchfe anzufegen anfın« gen ‚find diejenigen, die von dem Ungeziefer eben nicht fonderlich viel-gelitten hatten, fondern ihre Blaͤt⸗ ter: und: Früchte größtentheils: behalten habenz; und Das waten vornehmlich die Birnbaͤume. Auch von diefen will ich zeigen ,; wie es, meiner Muthmaßung nad), mit ihrer wiederhohlten Bluͤthe möchte: zuge. Hangen feyn. Meine ganze Erklärung gruͤndet ſich auf die oben gemachte erſte und dritte Anmerkung. Die Bäume ſchlugen ſehr fruͤh aus. Im April waren ſie ſchon in er Bluͤthe, welches fonft erft im May gefchieht, Es wurden. daher auch alle 6 Dand, Ss Fruͤchte, 642 Berrachtungen tiber die Früchte, die ſich vor dem Ungeziefer erhalten hatten, zeitig veif, und alfo auch überhaupt das Laub eher als fonft welk und dürre, Denn, das balte ich gewiß dafür, daß, mie die Früchte ihre Zeit haben, da fie völlig reif find, und abfallen, wenn fie nicht abge nommen werden; eben fo aud) die Blätter, Ich fege, die Zeit ihrer ordenelichen Dauer ift 5 Mona⸗ te; diefe Rechnung wird ziemlich) richtig feyn. Wenn dieſe vorüber find, fo werden fie welf, und fallen nah und nach ab. Ihre Canälchen fchrumpfen nämlic) ein, fie laffen feinen Saft mehr in fich, und fo trennen fie fich endlich von ihrem Auge los, Wenn alfo auch die, im Herbſte einfretende fühle Wirte- rung fie nicht nöthigte, ihren Geburtsort zu verlafe fen; fo würden fie dennod), wenn ihre Zeit vorüber, welk werden und herab flattern. Wollte man mir das Exempel der Orangenbaͤume entgegen ſetzen, als wel⸗ che ihre Blaͤtter im Herbſte nicht abwerfen, und zwar deswegen, weil ſie vor dem Froſte bewahret werden; fo antworte ich: dieſe Baͤume find ſchon von ganz an⸗ derer Natur und Beſchaffenheit, als unſere einheimi- ſche find, And wenn fie diefelben ſchon länger als diefe behalten: fo bleiben fie doch nicht immerfteben, fondern’es fällt eines nach dem andern ab, nad) der- jenigen Zeit nämlich, die die Natur ihrer Dauer be⸗ immer hat. Man verfuche es, man halfeeinen ein« beimifchen Baum, wie man diefe zu "halten pflegt; er wird feine Blätter, aller Pflege ungeachtet, doch nicht über die, ihm natürliche Zeit der Dauer be halten; Die Blätter haben alfo, wie die Früchte, ähre gewiſſe Zeit; daher fehen wir auch, daß ſie nicht eben. auf ‚einmal, fondern einige eher, die andern > ſpaͤter im Herbſte bluͤhenden Baͤume. 643 ſpaͤter abfallen, nachdem ſie naͤmlich eher oder ſpaͤter zum Voeſcheine kommen find, Und das kann ich aus eignet Erfahrung beweifen, Ich babe junge Kirſch⸗ baͤume im Herbſte in Gefaͤße geſetzt, und ſie uͤber Winter an einem temperirten Orte ſtehen laſſen. Sie find viel eher als bie andern ausgeſchlagen; allein ihre Blätter haben auch wohl einen ganzen I Monat eher als der andern ihre herunter gemußt. Im Gegen theile Habe ich im Fruͤhjahre Roſenſtoͤcke ausgehoben und verfest, (um gegen den Herbft allererft Roſen zu haben), Sie find fpäter gekommen als die andern; ihre Blätter aber blieber auch viel länger ſtehen als Diefer ihre, Dieſe eigne Erfahrungen alfo rechtfer⸗ tigen meinen Satz daß auch die Blaͤtter, ſo wie alle andere Dinge, eine gewiſſe Zeit ihrer Dauer ha⸗ ben] welche fie nicht übergehen koͤnnen. Die Zeit nun, welche der Dauer derer, fo fruͤh ausgeſchlagenen Blaͤtter beſtimmt war, gieng gegen die letzte Hälfte des Auguſts zu Ende. Sie mußten alſo anfangen welE zu werden, und zu ihrer Abreife ſich geſchickt machen. Indeſſen die Jahreszeit war noch vollkommen ſchoͤn, und vornehmlich ‚ fie war überaus fruchtbar. Es war alfo zu ‚zeitig, und die Fruchtbarkeit und Schönheit des Wetters verftattete es nicht, daß die Bäume ihre Triebfraft ſchon vers fiehren follten. Der Saft fuhr vielmehr fort, noch immer aufwaͤrts zu dringen und ſich in die jungen Triebe und Knoſpen auszugießen. Die alten Blaͤt⸗ ter nahmen nichts mehr an, weil ihre Canaͤlchen fich zufammenzogen; er mußre alfo einen andern Weg ſuchen. Es konnte nun wohl nicht anders feyn, ald daß die jungen Knoſpen von dem in Menge andrin⸗ Ss 2 genden 644 Betrachtungen ber die genden Nahrungsfafte gefehwängert, anzuſchwellen, und endlich aufzubrechen anfangen mußten. Andere Jahre nehmen ihn die alten Blätter, (weil fie fpäter gekommen find) um dieſe Zeit noch immer an; er kann feine Kraft den jungen für Das folgende Jahr beftimmten Knoſpen alfo nicht fonderlich mittheilen, Diegmal aber waren die Früchte viel zeitlicher als gewöhnlich reif, und folglich auch die ‘Blätter eher als fonft well, und den Nahrungsfaft anzunehmen untüchtig. Wo follte er alfo anders hin, als in die - jungen Knofpen, welche daher vor der ihnen fonft bes ftimmeten Zeit ihren Pracht auslegen mußten. Will man die Frage aufwerfen, warum aber gleichwohl nur einige von diefen Bäumen zweymal ge⸗ blühee haben; fo feße ich derfelben eine andere Frage enegegen: warum fragen nicht alle Frauen Zwillinge? Die Entfcheidung dieſer leßtern Trage wird auch in der. erftern ein Sicht aufftecfen. ch. will aber doch gleichwohl einen Grund anführen. Es fommtnam- lich auf die Güte des Bodens an. Es ift fehr.be- greiflich, daß diejenigen, die in einem fchlechten Bo- den ftunden, denen, die einen beflern hatten, es nicht gleich) thun Fonnten. Derjenige Baum, ben, ich fel- ber in der fchönften Blüche gefehen habe, ftund. nahe an einem Kirchhofe, und feine Wurzeln giengen. bie in denfelben., An diefen Dertern aber ift das Erd» reich, wie befannt, allemal fett, und wohl geduͤngt. Dieſe zweyte Art von Bäumen war alfo, daß ic) meine Erklärung nochmals in kurzem Inbegriffe dar- ftelle, ſehr zeitig ausgefchlagen; fie hatte ſich größ- tentheils vor dem Ungeziefer erhalten; die Dauer ih. res grünen Schmucks gieng, alfo bey gufer a ende, im Herbfte blühenden Baume. 645 Ende. Da indeften die Jahreszeit noch fhön, und ſonderlich ſehr fruchtbar war, fo ſatzten fie aufs neue an, und trieben von neuem Saub um Bluͤthen. Vielleicht möchte duch dieſer Umſtand hierbey eini⸗ ie Betrachtung würdig feyn. In den Sommer- onaten fielen ſtarke Giften. Die Bäume, welche fie‘ betrafen, wurden dadurch , wie man zu reden . pflegt, ſehr vergiftet; das heißt, "die Blaͤtter ſchrumpf⸗ ein, und murden ‘ganz duͤrre. Dieſe verdort- ten Blätter fonnten alfo feinen Saft mehr anneh⸗ men; ee Wo follte er alſo hin, als in die jungen Kno⸗ ‚ Hieraus kann man defto (eichter begreifen, war⸗ nnicht alle Baͤume von dieſer zweyken Gattung von nellein ‚gebtüher haben ?' die Giften gehen nämlich nur ſteichweiſe. Nur die alſo brachten Bluͤthen, und zugleich Blätter, Die das Unglück gehabt hatten, ver: ziftef zu werden, "Das find, wahrſcheinlichermas · n, die Urſachen von den im Herbſte blühenden uften. Ich will nun noch nur mic zwey Worten an — Borbebeutungen gedenken, diefe im Herbſte blühende Baͤume haben follen. Man Eann fich leicht | —— machen daß fie zum Theil ſehr fürd)- kerlich klingen. Ein Komet, und‘ Baumbluͤthen iin Mörike” ‚ ift eines o fürchterlich, twie Das andere, Natürlicher Weiſe follte man ʒwar ‚glähben, es fönnte nichts als lauter Gutes bedeuten. "Allein die Mens ſchen find gewohnt , alles was feltfam ift, als Vor⸗ bothen von Hebel und Unglück anzufehen. Vielleicht — Wr gewiſſen —5 „deſſen Na⸗ men mir aber fo m als fein Stand g ge — Gegen 5* Dicke U 646 Betrachtungen uͤber die war eine Zeitlang von Danfe weggewefen. Da er bernach im Herbſte heim ‚Fam, fand ex blühende Baͤume in feinem Garten, „Er, hielt das für eine gute Vorbedeutung. .. Allein feine Hoffnung gieng fehl, Es betrafen ihn kurz ‚darauf. lauter Aline Schickſale. Ich weis nicht, ob dieſe Geſchichte unſern Propheten bekannt ae So viel iſt ine beſſen gewiß, ſie haben aus, dieſen u; nDen AN men faſt lauter Boͤſes geweißaget. due find fie, (ein Beweis von Der Ungewißheit ihrer. Weißa⸗ gerkunſt!) fie ſind, in. Beſtimmung der, Uebel, die fie ‚anfündigen ſollen, nicht ‚einig, - Einige haben namlich. Nungersnorh, andere, Krieg und Unruhe, und noch andere, eine ſchaͤdliche Peſt daraus vermu: thet. Die es am leivlichften machen, Die haben fie für. eine Vorbedeutung eines langwierigen Winters ausgegeben. Ob dieſe nun zwar. nicht geivret zu as ben fheinen; indem der. gegenwärtige Winter ſchon fünf Monate in einem fort gedauret hat, und. dee noch immer fallende, Schnee noch keine finderung bof- fen üöts fo gan ich geihmogt noch nicht, daß ie Deswegen Propheten ſind. Ich kann es nicht einfes ben, was, die, im, Herbſte ‚blühenden Baume,und ein langwierigen, Winter, fuͤr eine Verhältnig und Einfluß in einander haben, ch glaube, es hat hundert Falte und anhaltende Winter gegeben, ohne daß fich den Herbſt vorher eine einzige, Baumblürhe bat fehen laſſen. Ich leugne zwar die Möglichkeit nicht, daß uus Gore Durch dieſes Außerordentliche, auch etwas Außerorventliches habe koͤnnen andeuten mollen., Indeſſen folge es nicht, daß es nothwendig o ſeyn mußz und. noch weniger, kann man Das eis | —* 0 gentlich im Herbſte blühenden Baͤume. 647 gentlich beſſimmen, was der Gott der Welt und: der Natur daben im Sinne hat. Es bleibe doch gewiß, was Paulus ſagt: Wer hat des Herrn Sinnerfannt? * Wenn die Herbftblüthe der Bäume ja aber von einigen Folgen feyn foll; fo werden es gewiß dieſe feyn, {5m gegenwärtigen Fahre werden alle diefe Bäume, die fchon zum Voraus gebluͤhet haben, we— der» Blüche noch Früchte bringen. Denn die auf heuer beftimmewaren, die find im Herbfte ſchon weggegangen , und den Winter über koͤnnen ohn« fehlbar feine neue nicht anfegen, oder fie würden ebenfalls wieder fehr fpät zu Stande kommen müffen. Die Natur, wenn fie einmal ihre Kräfte allzufehr angeftrenger hat: ſo muß fie Zeit Haben, fid) wieder zu erholen. Auf ſehr gefegnete Jahre folgen daher, ganz natürlicher Weife, ſehr unfruchtbare. Sie werden Muͤ⸗ he genug haben Laub und Blätter treiben zu koͤnnen. Dieſe Baͤume werden aber vieleicht auch ganz und gar verdorren. Sie haben alle ihre Kräfte im vergan: genen Herbfte anſtrecken müffen, Es ift alfo fehr wahr fcheinlich, daß fie einem verlöfchenden Lichte gleich ſeyn werben, welches feine fterbende Flamme noch einigema ⸗ le zu erheben alle feine Kräfte anwendet, ehe es aänzlich vergehet. Von den Levkojen iftes bekannt ;wenn fie all: zuviel Blumen treiben: fo ſagt man von ihnen, fie werden ſich zu Tode blühen, Bielleicht möchte das auch die Grab; ſchrift derer im Herbſte bluͤhenden Bäume feyn : Carmina iam moriens canit exequialia Cygnus. N, in Schleſien. | . Im Hormung 1751. C. G. S. ” Nom. XL v. 34. 584 - W.RA 643 Nachricht von des Kupferftecherg EIER ELT TEE IE TI IV. Naͤchricht von des Kupferſtechers Moritz Bod enehrs Leben— P. P. | F— eie Lebensbeſchreibungen ———ñ “ Rünfl 9 ler, welcheihre Geſchicklichkeit inihrer Kunft por andern vorzüglich macht, jind eben for wohl werth, der Nachwelt zum unvergeß- lichen Andenken durch die Druckerprefle geliefert zu werden, als derer Gelehrten, welche ihre gründliche Wiflenfchaften vor andern erhöhet, weil man daraus die Weisheit der göttlichen Borfehung verehren ler: net, welche dem einen diefe, und dem andern jene Neigung und Gefchicklichfeie zu dieſer oder jener Sa— che eingepräger, die durch unermüdete Uebung und underdroffenen Fleiß’ zu großer Fertigkeit gebracht werden Fann, damit Feine gute Kunft wüfte liegen bleibe. Es wäre que, wenn jemand, der mit hin- länglichen Nachrichten und Büchern verfehen wär ve, ein Lexicon der Künftler nach der Art des Lexici der. Gelehrten zufammen früge, Damit das wuͤrdige Gedaͤchtniß manches würdigen Künftlers aus dem Staube ven Bergeffenheit hervor gezogen würde, Un⸗ ter die Künftler gehören mit Recht die Herren Kupfer» ſtecher, welche finftliche a mit einer Gem x € en ’ ... | a: Meritz Bodenehrs Leben. 649 eben-fo lebhaft vorftellen, als der Pinfel der Maler mit vielen Farben, und welche ihr gefchickter und fer⸗ tiger Grabftichel eben fo berühmt gemacht, als man- chen Gelehrten ‚feine gründliche und zierliche Feder, Weil aber zur) Zeit noch ein Lexicon von Künfklern fehlet, ſo ift es nicht uneben, wenn man wenigſtens einige Steine und Kalk zum Grunde eines ſolchen Gebäudes fammler und beyfrägt, ob man geſchickte $eute , welche die Arbeit nicht fiheuen,, reizen Fonne, fich an die Aufführung eines folchen Ehrentempels der Kuͤnſtler zu machen. Gleichwie ich num zu dem Ende im Jahre 1745 in den Alton: gel. Zeitungen’ im CISt. p.830 das $eben meines fel: Freundes, des’ hannöverifchen Kupferſtechers Hi: Mic, Seeländers’ im Andenken zu ethälten gefucht, alſo will ich jest! dem gemeinen Wefen die sebensgefehichte des kuͤnſt⸗ lichen und bekannten Kupferftechers Hu. Moritʒ Bodenehrs bekannt machen. Wie es unter den Ge⸗ lehrten Geſchlechte giebt, welchen die Neigung zur Gottesgelahrtheit, oder zur Rechtsgelahrtheit, oder zur Geneſungsgelahrtheit ſcheint angeerbet zu ſeyn, ſo giebt es unter den Kupfer ſtechern gewiſſe Geſchlech ⸗ ‚ter, deren Gebluͤte eine Neigung zu der edlen Kunſt ihrer Vorfahren eingepräge zu feyn das Anſehen hat. Das bodenehriſche Geſchlecht gehoͤrt dahin. Ich habe unter meiner ſtarken Sammlung von — chen eine ziemliche Anzahl von ihren Haͤnden. Auf einigen ſtehet bloß der Zuname Bodenehr: z. E. un ter dem Kupferſtich D. Chriſtian Lehmanns, weiland öffentlichen Lehrers der Gottesgelahrtheit zu Leipzig in 4. und M. oh. Bafıl, Fleuters, weiland Pfarrers zu Kießlingswalde in 8. Auf andern ftehen zwar die SE Vor⸗ 650 Nachricht von des Kupferſtechers Vornamen, aber nur nach den erſten Buchſtaben, z. E. H. J. Bodenehr auf feiner. Landkarte der zehn Kreiſe von Deutſchland, und J. C. Bodenehr auf feiner Landkarte von Schwaben, ſo er nach Friedr. de Witt ſeiner geſtochen. Auf andern aber find Vor⸗ und, Zunamen ganz ausgefchrieben, z. E. unter dem curieuſen Staats⸗ und Kriegstheatro von Norden, im: gleichen von Sicilien unter der neuen ſaͤchſiſchen Poſt⸗ karte, unter vielen Staͤdten ſteht Gabriel Boden⸗ ehr, ſo zu Augſpurg gelebet, und ſich ſonderlich durch die Forces ‚von Europa in quer Folio bekannt ge⸗ mache, worinn er in drey Theilen die Fejtungen, Städte und Lager in Europa ‚durch feinen Grabſti— chel vorgeftellet, da er im erften 200, im andern 100, und im: dritten 50 geliefert, . Unter Soldatenftücen: in. quer Quark, fo nad G. P. Rugendas Zeichnung ausgearbeitet find, fteht Georg Conrad Bodenehr. Unter Joh. Chriftoph Hurters 28 Tafeln der geogras phifchen Provinzen von Schwaben iſt zu Iefen Hang: Georg Bodenehr. Ich bitte. mir, Erlaubniß aus, eine Fleine, doch nöthige Ausſchweifung hier machen zu Dürfen, welche Eünftig manche Verwirrung in den: Werfen der Rupferftecher verhuͤten kann. Wenn der bloße Zuname.von einem Kupferftecher unter fei- ner Arbeit ſtehet, der mehrere feines Zunamens hat, fo weis man nicht, welchem man diefelbe zuſchreiben fol. Wenn aber bey den Zunamen die bloßen: Ans. - fangsbuchftaben von den Vornamen gefegt find; fo weis man doch nicht. gewiß, wie fie eigentlich heißen, weil ſich ſolche Bornamen auf unterfchiedene Arc aug- legen laſſen. Z. E. Wenn H. J. Bodenehr ſteht, | (0 kann man nicht gewiß fagen, ob er Hans Jacob, oder Mori Bodenehrs Leben. 651 oder Heinrich Sjeremias, oder Hieronymus Joachim, oder. Hilarius Joſeph, oder Hubert Julius heiße? Wenn J. C. Bodenehr fteher: fo ift man im Zwei: fel; ob cs Jacob Earl, oder Jeremias Cafpar, oder Joachim Chriltian, oder Johann Chriſtoph, oder er oder Juſt Conrad, oder Julius yriacs ꝛc. beißen ſoll? Es würde alfo gut ſeyn, wenn Eünftig die Künftler, fo Kupferſtiche ans Licht ftellen, die völligen Bor-und Zunamen ihren Werfen. bey: fuͤgten. Ich lenke meine Feder von diefer Ausſchwei⸗ fung wieder zu meinem Vorſatz ein, und komme auf unſern Hn. Moritz Bodenehr. Er wurde in der be⸗ kannten Bergſtadt des Markgrafthums Meißen durch eine gluͤckliche Geburt im Jahre 1665 den 26 Maͤrz unter die Zahl der Weltbuͤrger geſetzt. Sein Vater war Johann Georg Bodenehr ein Kupferſtecher, der deu Grabſtichel mit geſchickter Hand zu fuͤhren wußte, und ſeine Mutter Maria Eliſabeth, eine gebohrne Knugen. Man ſorgte für feine Auferziehung von Ju⸗ nd auf, um durch dieſelbe ihn. zu einem würdigen Gliehe der Kirche und des gemeinen Wefens zu ma: hen, Gleichwie er. nun die Gründe unſers heiligen Glaubens leicht. begriff, alfo legte er ſich auf feines Vaters Kunſt. Seine natürliche Fähigkeit, welche mit unermuͤdetem Fleiße begleitet wurde, brachte ihn in dieſer Kunſt ſo weit, daß er ſchon im neunzehn⸗ ten Jahre feine Arbeit machen konnte. Um nun die vortheilhaftigen Handgriffe ſeiner erwaͤhlten Kunſt, die unter vielen Meiſtern derſelben bin und wieder ver⸗ theiter find, noch mehr zu fallen, und fich darinne vollkommener zu machen, begab er fich in. die Fremde, und trat in. ber Hauptſtadt des Churfuͤrſtenthums | Bayern 652 Nachricht von des Kupferſtechers Dayern München bey einem Meiſter, deffen Na men ich nicht erfahren fönnen, in Arbeit. Kaum. hatte er dafelbft ein Jahr feinen Grabftichel geuͤbet, als ihn der leipzigiſche befannte Kupferſtecher, Jo— hann Ehriftoph Böclin, dem ſeine Geſchicklichkeit gerühmee worden, in feine Werkftareverfehrieb, Er. fölgere dem Rufe, und Fam im Jahre 1685 in diefe Stadt, die mir manche Höflichkeit und Gutthat er« riefen, und deren Einwohner ich gluͤcklich ſchaͤtze, weil hierſelbſt die Wiſſenſchaften, Handlung und an⸗ dere Künfte ihren Sitz genommen. Hier uͤbete ſich fein ünverdroſſener Geiſt in feiner Kimſt ferner, und feine ſchon erlangte Fertigkeit in derfelben noch mehr zu erhöhen hielt er alle Arbeit für ein füßes Ver⸗ gnuͤgen. Nach einigen Jahren fing er in der ber ruͤhmten Hauptſtadt Dresden, welche das Auge von ganz Sachfen iff, feine eigene Kunft zu freiben an, und Damit er feine Arbeit nicht mie der Haushaltung theilen dürfte, ſuchte und fand er eine Gehülfinn an der damaligen: Yünäfer Reginen, Johann Jacob Bensheimers, Churfuͤrſtl. Schuͤtzenmeiſters und Kupferſtechers daſelbſt ehefeiblichen "Töchter, mit welcher er in einer friedſamen Ehe ſieben Soͤhne und fuͤnf Toͤchter erzielet, von welchen fuͤnf Soͤhne und drey Toͤchter ihm in die Ewigkeit voraus gegangen) 3100 Töchter aber und zween Soͤhne haben ihn uͤber⸗ lebet, von welchen der erſte ein Goldarbeiter in Dres⸗ den, und der andere ein Goldarbeiter in Breßlau if, _ die ihre Murter ‘im Jahre 1719 den 27 Yun, durch den Tod eingebüßer, ' Unfer Herr Morig Bodenehr war ein Mann, wie ihm die Wahrheit ſelbſt Zeug⸗ niß geben muß, der durch eine grundehrliche Auffͤhrmg ‚die Moritz Bodenehrs Leben. 653 die ‚alte Nedlichfeit der Deurfchen zu behaupten fuchte, und durch fein aufgewecktes Wefen und Iufti- ge, doch finnreiche Einfälle, welche nicht durch Zo- ten befchmuzt wurden, die Herzen derer zu gewinnen wußte, mit welchen.er umgieng. Er gehörte nicht unter den niederträchtigen Poͤbel der Kupferftecher, welche der Kunſt zur Schande ihre unfürmliche Ges burten des. Grabjtichels ausheden, und als unähte Kinder zum Efel der Kenner der Welt aufdringen;z vielmehr fand man das in feiner Perfon zuſammen, was man Ausnehmendes bey einzelnen bewunderte. Die göttliche Fürforge pflege durch die gütige Mut- ter, die Natur, oft ihre Gaben, wie bey andern Menfchen, alfo auch bey den Kupferſtechern fo zu vers teilen, daß nicht alle alles koͤnnen. Mancher iſt gluͤcklich in Gefichten, ein anderer im Nackenden, ein anderer in Gewanden, ein anderer in Gebäuden,ein anderer in fandfchaften u f. f., hergegen will es ihm in andern Abbildungen nicht gelingen. Aber unferm Bodenehr hatte fie vieles zufammen gefchenft , daß feine. Kunſt auf ‚alle Theile der Kupferſtecherey ſich erſtreckte. Das Zeichnen ift einem Kupferſte- cher, der ein Meifter,in feiner Kunft feyn will, un: umgaͤnglich nöthig, damit. er nicht andrer Gnade le: ben dürfe, oder den halben Verdienſt auf das Vor— zeichnen wenden muͤſſe. Unſer Künftler hatte im Zeichnen eine fehr geübte Hand, Seine Riſſe tru- gen niche nur das Schöne, fo. die Natur zeiget, fon- dern auch das Mannigfaltige derfelben richtig vor, feine Erfindung war fruchtbar, die zu deutlicher Aus: druͤckung der Sachen gehörige Vorwürfe nicht nur nad) dem eben abzubilden, fondern auch) N / | equem⸗ 654 Nachricht von des Kupferſtechers bequemften Eintheilung an die gehörigen Derter zu ftellen, wo man die beiten Theile am füglichften fe hen fan. Er wußte die Kegungen menfchlicher geidenfchaften fo auszubrücden, Daß man fie feinen Bildniſſen aus den Augen lefen Fann, und in denen Geftalten wußte er das Edle nachzuahımen. Se: wohl in der Geometrie, in den Geſchichten der heydniſchen Abgötterey und der alten Zeiten war er fehr bewandert. Jene bewahrte ihn, daß er nicht mis der das Öleichverhältniß handelte, und diefe, daßer . nicht folche Schniger begieng, auf welche diejenigen verfallen, Die darinne unmiffend find, und wohl die Apoftel in Mönchskleidung vorftellen, oder an ſtatt des Dfterlammes einen weftphälifchen Schinken in die Schuͤſſel legen, welcher den Juden ein Graͤuel war. Seinen Grabſtichel wußte er maͤnnlich zu fuͤh⸗ ren, und den Schatten durch die Schrafierung wohl zu entwerfen, daß er das Dunkle recht vertiefte, und gleichwohl die Striche nach dem Lichte zu unvermerkt fich verliehren ließ, gleichwohl aber durch die Lieblichkeit und Zärtlichkeit feiner Arbeic fi) von andern unter- fchiede, welche ihre Stiche hinſudeln. In der ſo⸗ genannten ſchwarzen Kunſt, oder wie ich ſie lieber nenne, ſchwarzen Manier (weil jener Ausdruck ſonſt eine fhtimme Bedeutung har) hat er auch gezeiget, was für ein Meifter er fen. Seine Kunft ift da« hero mit Ehre gefrönet worden, da der verftorbene König in Pohlen und Churfürft zu Sachſen ihn zu Ders Hofkupferſtecher allergnaͤdigſt erklaͤret. End⸗ lich riß ihm ein ſeliger Tod im Jahre 1749 den Sen Mär; Morgens um 2 Uhr mit dem Leben feinen Gruppen Grabftichel aus der Hand, allein ki ebur⸗ Moris Bodenehrs Leben, 6 Geburten feiner Kunſt wird er nicht herrfchen koͤn— ‚nen, welche fein Gedächeniß unfterblich erhalten. Außer einzelen Bildnijfen großer Herren, Gelehrter ‚und anderer bat er folgendes ausgearbeitet, In Georg Meifters orientalifchen Kunft- und $uft- gärmer die Rupferftiche von Früchten. Dresd. 1692, 4. In Paul Bermebrs biftorifcher Bilderbibel, in welcher durch 200 biblifche Hiſtorien Jeſus und feine Kirche nad) der Drdnung derer Evangelien und Apo: fteigefchichte nebft beygefügten Vergleichungs-Sonet⸗ ten betrachtet werden. Leipz. 1731 Sol. Auf jedem Blatte find oben zwey Sinnbilder, deren jedes in eine Rundung, fo ohngefähr als ein Vierthaler · Stid groß iſt, gebracht worden: Das eine bildet die ev» angelifche Geſchichte ab, das andre eine damit hate | monirende biblifche Gefchichte. Er hat auch) die Kupferplatten geftochen in der deutſchen Uederfesung von “ac, Benign. Winslow anatomifcher Abhandlung von dem Bau des menſch⸗ lichen Leibes. Berlin. 1733,8. In eben dem Jahre fing er an, alle Monate etwas neues von Dresden herauszugeben. Der Januarius ſtellte die Dresdner große Brücke in Canon-⸗Format vor, Der Februarius bie neue. Frauenkirche auf 55 regal Fol. uf.m Er ftad) auch meines fel, Freundes Herrn Adam zw Zuͤrners fächfifche Poſtkarte in zwo großen pen Er batte fonderlihe Stärke im Schrifeftechen, da- her auch die Modiſten oder Schönfchreiber-feine Are beit hochachten. Mir-find davon befanat die Bor⸗ ‚gerifhen , die Schmotterifchen, ferner Joh. * * to⸗ 656 Nachr.von des Kupferſtechers ıc. Stockers von 1745 Vor andern. aber gefallen mir deg dresdnifchen Herrn Kammertegiftrators oh. ‚Georg Hafens Kanzleymäßige Borfchriften nebſt einer Anweiſung, wie und auf was Art ein gewiſſer leichter Zug zu Decoration aller Initialbuchſtaben fuͤglich gebraucht werden koͤnne. F. Sch bin ze Nordh. den 22 Det, J— S. C. Leſſer. 7. a 3 ——— Es wuͤrde gut ſeyn, wenn eine PT ß * ſammenthaͤte, ein Sericon. der bekannten Kuͤnſtler zu verfertigen, und ein billiger Verleger wuͤrde dabey meines Erachtens nicht uͤbel damit fahren. Auch wuͤnſchte ich, daß jemand, der. der englifchen Sprache fatfanı Eundig wäre, folgendes Buch in das Deurfche ‚überfegen möchte: Sculptura hiftorico-technica, or the hiftory and Art of Ingraving: extracted from Baldinucci, Florent le Comte, Faithorne, the Abe- cedario Pittorico and other Authors. Lond.1749, 12. Es koͤnnte daſſ⸗ elbe REDEN Ra ar Wi weis —* treiben, —— - — 2* . J 3— * 2 1 z J 1 — mr 5 ri ns ’4 t) m pi % sa — “mn Fa ICE)? 2 — — — | 657 KERKKKKKST KK KK * * V, Friedrich Chriftian Leſſers, Seniors des Miniſterii zu Nordhauſen Auszug ſeines Tractates, ſo er von der Wapenkunſt der Gelehrten | gefihrieben, nter andern Kunftfachen meines Cabinets ha⸗ be ih aud) einen Band in Folio, von laue ) ter Eiegeln gelebrter $eute, aus Gicgels lack beſtehend, fodann auch einen andern Band i in Soliv von den Wapen und Zeichen gelehr⸗ ter Leute, Buchhaͤndler und Buchdrucker, in Kupfer geſtochen, oder in Holz geſchnitten, geſammlet. Ich bin aber dabey gewahr worden, daß es uns in der Geſchichte der Gelahrtheit bis hierher an einer Unter⸗ ſuchung von den Wapen der Gelehrten gefehler has be, und daher fehnlich gewuͤnſchet, daß jemand fich unterziehen möchte ‚ dieſe Arbeit zu unternehmen. Es ift mir zwar nicht unbewußt, daß der Lehrer der Wohle redenheit und Dichtkunſt zu Frankfur an der Oder, Joh. Schoſſerus in ſeinen ſchoͤnen la dichten ein ganz Buch von den Wapen der Gelehrten in elegiaſchen Verſen zuruͤck gelaſſen, in welchen er die Figuren 62 Wapen gelehrter Leute erklaͤret. So hat auch der nicht minder bekannte lateiniſche Dichter G6GDand. Tt und teiniſchen Ge⸗ 653 Auszug aus Leſſers Teactate, und $ehrer in Erfurt, Hel, Eoban. Heffus Tateini- ſche Verſe auf die Wapen damals lebender Gelehr⸗ ten verfertiget, welche der gelehrte Buͤrgermeiſter in Nordhauſen Michael Meienberg auf Angeben Mu: tiani Rufi, eines gelehrten Canonici in Gotha, an die Wand in einer ſeiner Stuben malen laſſen. Man findet fie in des Heßi gar ſeltenen lateiniſchen Bries fen, fo Joachim Camerarius durd) den Druck M. Ernft Voͤgelins zu Leipzig 1561 in gtav heraus geges ben. sch befige auch unter meinem wenigen Büs chervorrathe Die lateinifchen Gedichte des Lehrers der Rechte und Borlefers der griechifchen Sprache zu Serra, Johann Mylit, welche nicht eben jo oft ange⸗ troffen werden. Hierinn hater einganzes Buchunter dem Namen Stemmarum five imaginum eingefchal« tet, worinnen er 29 nicht nur adlicher, fondern auch gelehrter Leute Wapen anführer und ihre Figuren erklaͤret. Auch habe ih M. Joh. ChriftianKochs, Pfarr» herrs zu Lomatzſch Verſuch und Nachricht von den Wapen der Gelehrten, Leipzig 1728, '8. welches aber . mehr eine Gefchichte von ihren Leben, als von ih⸗ ren Wapen ift. In Martin Friedrich Seidels ra⸗ ren Bildniffen der Gelehrten, fo die Marf Brans denburg berühmt gemacht, und bey den Bildniffen der, Gelehrten, fo der fleißige mürnbergifche Buch— Händler Friedr. Rethſcholz in Kupferftichen an das ‚Sicht geſtellet, fieht man auch meiftentheils ihre War mir ſelbſt gewuͤnſchet, daß jemand, der darzu Vor⸗ — pen beygebracht, gleichwie man auch oft bey einzel— nen Kupferſtichen gelehrter Leute wahrnimmt. Allein mir iſt gleichwohl nicht bewußt, daß jemand die Wa⸗ penkunſt der Gelehrten in einer ordentlichen Lehrart vorgetragen haben ſollte. Dahero habe ich oft bey rath [4 von der Wapenkunſt der Gelehrten. -659 rath und gehörige. Wiffenfchaft härte, ſich folcher Sache’ unterziehen und feine Gedanfen davon durch den Druck befannt machen möchte. Als ich nach⸗ hero in den fiebenzehnten evangelifchen Zehnten des Herrn D. Ernft Valent. Loͤſchers im dritten Theile N. III. auf dem 273 Blatte las; Es würde nicht unnüslich , vielweniger unangenehm feyn, wenn jemand die Wapen derer Theologorum fammlete, worzu auch die Inſiegel derer ches ologifchen Facultaͤten koͤnnten gethan wer« den x; auch in Petri Albini lateiniſcher Lebensbe⸗ fchreibung des berühmten Georgii Sabini, welche Theodor Erufius im Fahre 1724 zu Lignitz aufs neue in gtav mit vielen Anmerkungen durch den Druck bes kannt gemacht, auf dem 127 Blatte in der 132 Ans merfung fand, daß er fich munderte, warum bisher’ niemand eine genaue Nachricht von den Wapen der Gelehrten gegeben, welche Doc) nörhig wäre: fo inuns ° terte mich diefes noch mehr auf, bey Mebenftunden’ meine faure Arbeit damit zu verfüßen, daß ich eines und das andere davon anmerfete, wenn ich hier ober Dar etwas zerftreuet antraf. Nachdem hernach obbe⸗ nannter Rothſcholz ſeine pinacothecam inſignium, welche er durch den geſchickten Grabſtichel Georg Wolfgang Knorrens zu Nuͤrnberg in Kupfer ſtechen und 1738 in Folio ausgehen laſſen, worinne er die. Zeichen und Wapen hoher Schulen und derer Facul⸗ täten, gelehrter Gefellfehaften, und anderer gelehrten Männer sum Vergnügen vor Augen legte: fo hoffte ih, es würde dadurch etwa jemand ermunfert wer» den, diefe Materie genauer zu unterfuchen. Weil aber bis daher meines Wiffens folches noch nicht gefcher ben; fo habe ich mich diefer Arbeit unterzogen, und E Tea. bey 660. Auszug aus Leſſers Tractate, bey denen beygebrachten Beyſpielen mich theils auf ſolche pinacothecam, theils auf Wapen meiner Herren Correſpondenten, ſo ſie auf ihren Siegeln fuͤhren, mich bezogen. Verhoffentlich wird man es mir, als einem Gottesgelehrten, nicht uͤbel auslegen, da ich durch Ausarbeitung dieſes Werkchens meinen ordentlichen Amtsgeſchaͤfften keinen Abbruch gethan, und es denen beyden Gottesgelahrten in Deutſchland, D. Phil. Zac. Spenern, Probſten zu St, Nicolai in Berlin, und M, Cafp. Bußing, Ihumpredigern in Hamburg nicht zur Laſt gelegt worden, daß fie ih» re Federn mit der Wapenfunft hoher Häupter und adlicher Perfonen befchäfftiger Haben. Mir genüger inzwifchen, in dieſer Sache die Bahır gebrochen zu haben, und ich theife hier einen kurzen Begriff von dem ganzen Inhalte des Werkchens mit, ob etwa ges lehrte feure, denen an Vermehrung der Wiffenfchaf: ten gelegen, mir noch mehrern Beytrag darzu guͤ⸗ tig thun wollen, Es ift aber diefe Wapenfunft der Gelehrten alfo eingerichtet. | Im I Cap. gebe ich eine Belchreibung von den Wapen der Gelehrten, Gie find gewiſſe Kennzeiz chen gelehrter $eute, fo fie entweder von andern ers halten, oder von fich felbft erwähler, und dadurd) fie durch unterfchiedene Tineturen und Figuren, wel⸗ che auf Schilde aefeßt find, fid) entweder von andern unferfcheiden, oder ihre Gemüthsneigungen, Berz dienfte oder Würden zu erfennen geben. Hier habe - Ach gezeiget, wie die Wapen der Gelehrten unterfchiee den, theils von andern Zeichen gelehrter $eute, wel⸗ che in ihren Giegeln verfhlungene Namen, Figu- ren ohne Schilde und Tincturen, auch wohl Sinn - bilder (wie meiftens bey Notarien zu geſchehen de er gef i von der Wanenfunft der Gelehrten. 661 get) führen, und in eigentlichen Verſtande Eeine Wapen genennee zu werden verdienen; theils von den Wapen großer Herren und Adlicher. Große Her ren führen ihre Wapen theils zum Zeichen ihrer Ho— beit und Herrfchaft über Die Länder, deren Zeichen fie in ihrem Wapen führen, oder doch der Aniprache, welche fie auf diefes oder jenes Sand haben; da hin. gegen Gelehrte nur folche führen, fich von andern ih» res Gleichen zu unterfcheiden. Die Adlichen erlan⸗ gen ihren Adel Durch Die Adelsbriefe, welche fie ent— weder-von Faiferlicher Majeſtaͤt, oder von Reichs⸗ ſtaͤnden, welche befondere Macht vom Kaifer befome men, Edelleute zu machen; ob nun wohl zumeilen auch Gelehrte, auf folche Are in den Adelftand erho- ben werben, fo erlangen doch Die mehreften Gelehr— ten ihre Wapen nur von Hof-Pfakgrafen, oder die allermeiften nehmen ſolche nad) eigenem Belieben an, Die Adlichen erlangen duch ihr Wapen die Frey— beiten des Adels zu adlichen Ritterorden, oder ad» lichen hohen Stiftern zu gelangen, welches auch ges adelte Gelehrte angeht; allein andere Gelehrten, die entweder von Hof-Pfahgrafen, oder nach ihrent ei: genen Belieben Wapen haben, werden dadurch fol« cher Vorzuͤge nicht fähig. Die Adlichen dürfen willkuͤhrlich ihre Wapen nicht ändern, welches aber Gelehrte, die nicht geadelt worden, thun koͤnnen. Die Adlichen führen offne Helme, da hergegen bürgerliche Gelehrte geſchloſſene haben. Wiemohlheute zu Tage auch manche fich offener Helme bedienen , welches. bloß der Nachficht geoßer Herren zuzufchreiben ꝛtc. Sm II. Eapitel handele ich. von der Zeit des Ur— fprunges der Wapen der Öelehrten. Ich zeige dar ſelbſt, daß man eigentlich nicht wiſſen Fönne, wie und tz wenn 6652 Auszug aus Leffers Tractate, wenn die Wapen der Gelehrten auffommen, daß es aber wahrfcheinlicd) ſey, es fey-im vierzehnten Jahr— Hunderte nach Chriſti Geburt gefcheben, Im LIII. Capitel unterfuche ich die wirkenden Ure ſachen der Wapen der Gelehrten, Ich zeige bier, daß Faiferlihe Majeftät, oder diejenigen Reichsſtaͤn— de, welche von derjelben die Macht darzu befommen, denen ‚Gelehrten eigentlich Wapen geben koͤnnen; Daß aber auch diefeiben ihren Hof-Pfalzgrafen die Er- Yaubniß gegeben, ſolches thun zu Dürfen. Hierbey aber merfe ich an, daß auch Die meiften Gelehrten aus eigener Willkuͤhr Wapen annehmen, jedoch aber darbey ein Unterfchied zu machen fey, zwifchen Ges lehrten, die eine afademifche Ehrenftufe erlanger, und folchen, die feine haben. Jene find zu dem Rechte, Wapen zu führen, von den Kaifern begna⸗ diget, Diefe aber thun es vor fich, weil die hochfte Obrigkeit darzu fill ſchweiget. Darbey bemerfe ich, ‚daß Gelehrte eben ſowohl mit der Feder, als Ad- liche mit dem Degen, fich um das gemeine Beſte verdient machen Fönnen, welches die hohe Obrigkeit ‚bewogen, diejen ſowohl, als jenen, Wapen zu er⸗ theilen; ich bemerfe aber auch, daß gleichwohl ein großer Unterſchied ſey zwifchen den Wapen, welche Gelehrte durch wirkliche Adelsbriefe überfommen, wenn fie in den Adelftand erhoben werden, und zwi⸗ ſchen den Wapenbriefen, fo fie-von kaiſerlichen Hof⸗ Pfalzgrafen erhalten. Im IV. Capitel eroͤffne ich meine Gedanken von der Eintheilung der Wapen der Gelehrten, ſowohl in Anſehuͤng der Perſonen, als auch in Anſehung der Sachen. In Anſehung der Perſonen hat man Ge⸗ lechcemenen die aber REN wenn fie ein Ge⸗ * ſchlecht von der Wapenkunft der Gelehrten. 663 ſchlecht willführlich angenommen, ändern dürfen, Her⸗ nach hat man darunter zu rechnen die Geſellſchafts— mwapen, zum Exempel der Lniverfitäten, und der Sa: cultaͤten derfelben , gelehrter Gefellfihaften, der Klö- fier, der Orden, u. ſ. w. Nicht minder Perfonal« wapen. In Anfehung der Sachen hat man unfer- * den Wapen der Gelehrten wieder einen Unterfchied zumachen. Bismweilen find fie Standeswapen, welche. fie wegen ihres Amtes führen, wenn fie zum Exem⸗ pel Aebte, Pröbfte ıc. werden; zuweilen Gnaden⸗ wapen, fo fie ihrer Berdienfte wegen von. großen Herren befommen; bisweilen redende Wapen, da fie unter gewiffen Bildern entweder ihre Namen , oder ihre Neigungen zu. erfennen geben, Auf ſolchen ves ‚den bisweilen die Bilder in den Feldern, oder die Bilder auf den Helmen. Wenn fie von den Namen reden, fo zielen fie bey einigen auf den Zunamen, bey einigen auf den Vornamen: und fo fie Zunamen ha« ben, melche aus zwey Worten zufamnıen gefeßt find, fo reden fie wohl mit zwo Figuren. Man findet aber, daß einige deutlich, einige undeutlich, reden. - Im VI. Eapitel ziehe ich die Schilder der Wapen _ der Gelehrten in Betrachtung, und richte meine Öe- danfen ſowohl auf ihre Geftalt, als auch auf ihre Sage, Abtheilung und Verbindung. Bey der Ge» ftalt derfelben bemerfe ich, daß die runden und läng« lichtrunden oder italienifchen bey den Gelehrten Die gebräuchlichiten find, daß die deutſchen, fpani- fchen und franzöfifchen auch gefunden werden; daß ich aber noch Feine herzförmige, dreyeckichte, vier— ecfichte oder rautenförmige angetroffen. Die tage derfelben ift insgemein aufrecht, und man findet ge» a lehnte nicht viel, geſtuͤrzte aber habe ich noch nicht | Tt 4 F— geſe⸗ * 664 Auszug aus Leſſers Tractate, geſehen. Die Abtheilungen der Schilde werden Fel⸗ der genennet. Wapen mit vielen Feldern findet man bey Gelehrten nicht. Die mehreſten zeigen nur ei⸗ nes. Doch hat man auch welche mit zweyen und mehrern, doch habe ich uͤber ſechſe in keinem ange⸗ troffen. Sie werden abgetheilet entweder durch glei- he Linien, fodie Laͤnge herab, oder die Dueere durch Die Felder gezogen find; oder fie werden fchräge gezo⸗ gen. Sie haben auch wohl einen Mittelſchild. Was Die Verbindung anbetrifft: fo findet man ſolche bey Gelehrten fo häufig nicht, als bey großen Herren, jedoch findet nıan zuweilen, daß fie wohl zween bis drey Schilde führen, und jene entweder neben ein« . ander feßen, oder zufammen fehieben, diefe aber zu⸗ fammen binden. J1 Im VII. Capitel thue ich Eröffnung von den Eh⸗ renftücfen in den Wapen der Gelehrten. Ich ge denfe darbey eines Zweifels, ob es recht fen, die Fi⸗ guren der fogenannten Ehrenftücke alfo zu benamen, zeige aber inzwifchen, daß man dergleichen in den Wapen der Gelehrfen auch finde, fomohl der erften, als der andern Ordnung; doch fen mir noch Fein ledi⸗ ges Wapen, wie bey einigen uralten Adlichen, vor gefommen, und man finde auch die Ehrenftücen in den Wapen dev Gelehrten nicht fo häufig, als der Adlichen. Sonderlih treffe man fo mancherley Kreuze bey ihnen nicht an. | tler, Das IX. Capitel handelt von natürlichen Figuren, . fo tbeils leblos find, als am Himmel die Geftirne und Planeten, auf der Erden $uft, Seuer, Waffer, Erde; theils belebe find, und zwar aus dem Mine ralreiche Berge, Felfen, Hügel, Steine, Erzezaus dem Reiche der Gewächfe Pflanzen, Stauden, Baͤu⸗ - me, vom der Wapenkunſt der Gelehrten. 665 me, und derſelben Bluͤthen und Fruͤchte; aus dem Thierreiche theils unvernuͤnftige Thiere, als Gewuͤr⸗ me, Fiſche, Voͤgel, vierfuͤßige Thiere; theils ver— nuͤnftige, als Menſchen, und von allen ihren Theilen. Dem X. Capitel babe ich die Betrachtung der Fünftlichen Figuren gewidmet, bey welchen ic) anges merke folche, weiche der Wig der Menfchen wirklich mit der Hand zufammen gefeßt, wohin Hausgeraͤthe, Handwerfsfahen, Kleidungen, Kriegsgerärhe und Waffen, Häufer, Bucftaben, Worte und Zeichen gehören, oder ſolche, welche die Finbildung im Ge: Hirne erdacht, aus Bildern natürlicher Figuren zufams ‚men verbunden, dergleichen find Die erdichteten Din ge, als Abgötter :c, * Im XI. Capitel iſt die Vereinigung der Wapen der Gelehrten in Betrachtung kommen. Ich finde zwar nicht viel Beyfpiele unter Gelehrten Davon, doc) find mir zuweilen einige vorfommen, da entweder zwey Wapen zufammen gefegt, oder auch wohl zus fammen gefchoben worden , welches fonderlich Ges Iehrte im Gebrauche haben, die Prälaten und Hebte find, und oft zween Schilde führen, in welchem das zur Rechten ihr Amts- und das zur Linken ihr Perſonal⸗ wapen ift. Auch habeic), wiewohl felten, drey Wa: pen zufantmengebunden angetroffen. Auch- habe ic) einige Wapen mist Mittelſchildlein, oder eingefaßte, angemerfet. Das XII. Cap. eröffnet meine Gedanken über die Helme und Helmfleinodien der Gelehrten. Weil Ges lehrte als Gelehrte nicht mit zu Felde ziehen, fo brau« chen fie auch der Helme nicht; daher führen auch viel dergleichen bey ihren Wapen nicht. Weil aber die Kaifer graduirten Perfonen die Freyheit ertheilet, Its offene 665 Auszug aus Leſſers Tractate x. offene Helme auf ihren Wapen zu führen; fo haben andere uitgraduirte Gelehrte ihnen nachgeabmet, und gefchloffener Helme ſich bedienet. Es Baben aber auch wohl einige offene Helme gebrauchet , welche große Herren durch ftillfchweigende Erlaubniß gedul« det, Man hat auch Beyfpiele , Daß einiger Ge— lehrten Wapen wohl mit 2 Helmen prangen, Helm: decken und Wuͤlſte auf denfelben fi find auch bey ihnen, Doch etwas fparfam, gebräuchlich. Im XI. Capitel fomme ich auf die zufällige Stuͤ⸗ ce der Wapen gelehrter Leute. Gehören unter die— felben die mancherley Kronen und Hüte regierender Landesherren: fo Fann man leicht erachten, daß fie Gelehrten, als Gelehrten, nicht zufommen. Man findet daher dergleichen auf den menigften Wapen / derfelben; weil aber gemeine Kronen Ehrenzeichen find, fo pflegen doch manche Gelehrte dergleichen über ihre Wapen fegen zu laſſen. Weilaber Gelehr- te durch ihre Wiflenfchafe fich oft zu geiftlichen Eh— renfteflen ſchwingen, fo fönnen und pflegen fie aud) bey ihren Wapen diejenigen Zeichen, welche ihr Amt, fo fie befleiden, anzeigen, brauchen, als die Pabft- frone, Carbdinalshüte , Er;bifehofs- und Bifchofs- muͤtzen u. d. g. Die Schildhalter find bey ihnen weniger gebräuchlich; Doch findet man fie bey eini- "ger Gelehrten Wapen. nd da derfelben gemeinig« lich zween find, fo habe ich doc) bey Gelehrten ange maerkt, daß oft nur einer ihr Schild hält. Die Wapenmäntel find bey ihren Wapen rar, doch niche a ungewöhnlih. So ift es auch mit den Sinn⸗ IBEHSIER ‚ welche zumeilen noch hinzuge ⸗ füge werden, | Rei \ au Er * *Re* € Regiſter der vornehmſten in dein fechften Bande des Hamburgifchen Magazins vor: Sr kommenden Woͤrter und Sachen, Bi ckerbau, wer den Eapptiern gelehrt 245 Aepfelbaum, deffen Urfprung 520. kommen mitten in Waldern mohl auf 515 Affen, fo Eleine wie Nasen 258. ein fonderbarer wird befchrieben a Agricola deffen Abhandlung vom Dionyſus 9. Aguirre, ein yaftubeifchen ‚Goldat ı0. befömmt er nen Lohn ibid. Alabafter häufig 120, 15 Amazonen, ob es welche in Amerika gegeben 64:67, 69. Fabeln von ihnen. 68 Amasonenftein 65, 244 Amasonenfirom , wird far den größten Strom auf dem Erdboden gehalten 7. wer ihn zuerſt befchiffet 8, 10. woher er feinen Kamen befommen 8. mie er ſonſt ge⸗ beißen ibid. , Karte von dem Laufe dieſes Stromes - 3m deſſen Urfprung ı1. fein Lauf 12, 21, 44. wie ‚ die Gegenden an demſelben bewohnt 13. Beobach— tungen auf bemfelben 42. Reife auf deinfelben 227. ob er mit dem Orinoque zufammenhängt 233. ſon⸗ N Fifche in demfelben 251. feine wahre Muͤn— um 27 Ambrofin ein Feſt = Anserbufis, was es bedeutet 356 Apaturia Urſprung diefeg Feſts | 355 Apricoſen, woher fie fommen Arbuthnot fortgefeste Abhandlung von ber Wirkung der Luft auf und in die menfchlichen Körper _ 451 Arm gelähmter, eleltriſche Erfahrungen bey demſelben ZU Arzt Regiſter Arzt was ihm obliege in Anſehung der Luft 452. neu⸗ ere unterſuchen den Einfluß der Luft auf die Conſtitu— tionen und Krantheiten des menſchlichen Körpers nicht aufmerkfam genug 452, 458. viele achten die Phy- ‚ fiologie gering 626. mas fich für Perſonen vors nehmlich zu Aerzten ſchicken gr Askolia, ein Feſt Axford Henry, wird ſtumm und bekoͤmmt nach vier EAU ven feine Sprache wieder 95 ’ 25; Bacchanalia Br» Bacchus heißt auch Brumus 356. imgleichen Ding fus f. Dionyfus. Baͤume große 246. — fuͤhren zur Religion 500,502, 522 ſq. blühen im Herbſte 1750. 631 Begierden f. Bemüthsneigungen. Bergamoter Birn 517. woher den Namen befenmen ibid. Serge derenlirfprung r06,108.berer hoͤchſten ihre Hoͤherub Beriberium was ed für eine Kranfheit 467 Bier wer deffen Erfinder feyn fol 345 Bildung ber Menfchen f. Geſtalt. | = = der Thiere ſ. Thiere. Bienen ihr Geburtdort 5ı6. kommen mitten in Waͤl⸗ dern wohl auf 515. von welchen die Alten Meldung thun, find heute zu Tage fehwer zu erfennen 517 fa. Bluͤhen der Baume im Herbſte 631. was fir ind bat 633. ob etwas vorbedeutet Bluhmenſtaub, Streit deswegen zwiſchen Prof. ei und Möllern 529 Blutreinigungsmittel vortreffliches 208 Bochnis deſſen Lage 132. Naturalien 133. Salzgruben 151 Bodenehr Doris, ein Kupferſtecher, deffen Lebensbe⸗ ſchreibung | 648 Boͤſe Weiber f. Weiber. | Botanik iff mit Nutzen in Amerika zu treiben 41 — — ein ſehr gelehrter Arzt 466 — amerikaniſche wird beſchrieben J cke uͤber Fluͤſſe beſondere 47 | Brumalia was es für ein Feſt | 6 : » der vornehinften Wörter und Sachen. Buffon allaemeine und befondere Hifforie der Natur I und I Band, Urtheil — 109 Cadmus f. Semele. Eampfin fehädliche Winde in Eapypres 468 Carolina f. Georgien. Caſtanie |. Kaſtanie. Catalepſis, eine Krankheit in Java 467 Chirurgus f. Wundarzt. Citronenbaum deſſen Vaterland de la Condamine fortgeſetzte Nachricht von einer Ha auf dem Amazonenftrome 227 — — menſchliche, wie die Luft darein einen Ein— hat 451 Eonftitutionslafter 478 Crocodile häufige 255. koͤnnen nur an einem einzigen Sn te verwundet werden 256, 596. werden von den Indi⸗ anern gegeffe —— wie ſie mit dem Tyger kaͤmpften 256 Eryfiallfals f. Sal gemme. ” Dafeyn Gottes, Beweis davon 922 ja. 522 fd. Demelmuja, was es für eine Krankheit 461,464 Deutſchland, kritiſche Karte Davon 446 Dionyfia, ein Felt 359 Dionyfus, wie vielerley diefes Namens 339 Dionyfus ein Sohn des Jupiters und der Semele 340. , deſſen Geburt 342. Ersiehung 344. warum er Dithys rambus genennet worden 344. feine Leibesbefchaffens heit ibid. Gefchicklichkeit 335. Macht und Gewalt ib. But: 346. Gemuͤthseigenſchaften 346 ſq. verwandelt ch in einen Löwen 348. fein ungluͤckliches Ende 350. Der Piterung nr Sottesdienft 351. mit Wundern befeftiget Feſte 352 fa. pie 354. wie fein Bilde niß en: morden 360 fa. follder Egyptier Oſiris fern 362. darunter foll Nimrod verftanden werden 360. ob einerley mit Moſes 367. Moralifche Erklärung des Dionyfus 568 Ditbyrambus 344 Dorpia mas dadurch zu verſtehen — 5 Dresdner Fragen und Anzeigen ah I: ;: Regiſter Duͤrre oder Trockne lange Kl ſchaͤdlich 491 Ebbe und Fluth, beſondre Umfkände an denfelben 241, 274 Kaypten, deffen Lage und Witterung 459. Jahreszeiten, 460. und Landkrankheiten 460, 464. merkwurdin Be— ſchaffeuheit Der daſigen Luft 463 ſq. Egyptier wer ihnen den Ackerbau gelehret 345 66 den. Dionyſus für ihren Oſiris 362, ihre Meynung von feiner Geburt und Herfommen 363 fq. Eichel was für Früchte die alten Römer Darunter ver: fanden A. ©. Eichel des Jupiters 528 Kid bey dem Gtyr if ——— 341 Einfluß der Luft f. 2 Einfluß des Mondes t on, Einpfropfen der Poren, Nusen davon | 278 Elektriſche Erfahrungen mit einem Gelahmten 71 Entʒuͤndung des Berges Hekla, Nachricht davon 97 Epilenaͤa = Erde, eine an den Polen eingedruckte Kugel Erdboden, deffen verfehisdene Befchaffenheit bringe verfihiedene Wirkungen hervor Erdkugel, ob deren innrer Bau zu erforſchen 116. bat große Beranderungen erlitten 118 gerolagen was folche anzeigen und woher fie entffan: den 105, 119 fg. Er stefel bie geeh rt Euler, Auszug aus deſſen neuer Theorie des Lichtes En der Farben 156 SEreremente —— was ſie nach ſich ziehen 5 Sabellebrer haben vieles von den heiligen Schriftſtellern eentlehnet 365 Farbe der Menſchen wird der FINDEN der a zugeſchrieben va 476 Sarben der Lichtſtralen, Lehre davon Fo Seigenbaum deſſen Geneaidgie Sefte, mad für welche — gefeyert worden 352 Bu | ** t, deren Wirkung 482, 490, 492 ieber, eine Art mit ganz befondern Zufällen \ 3 468 igur | x der vornehmſten Wörter und Sachen, Sigur der Erde Fiſche fonderbare 251. wie man fie mit der Hand fan: gen Fann — 255 Fiſchochſe ſ. Seekuh. Fledermaͤuſe ſchaͤdliche | 261 sluth f. Ebbe, | Foret⸗Birne 519. wird unter die Pyra Tiberiana gefeßt ib. Fruͤchte, Schreiben von deren Urfprunge 500. ob aus dem Drient herfommen 503 fg. 523 Futter ift die Hauptauelle Ex Biehfeuche 433, 437 Gärtnerey führt zur Religion 500 Balle, deren Nutzen 410. Verfuche mit der Galle eines gefunden und eines umgefallenen Rindes 398 ſqq. Gaum, darinn erzeugt fich ein Gtein 374 Gedanken zufällige von der Sundfluth ‘19703 Geiziger wird bezahlt 346 3 Gelaͤhmter elektriſche Wirkung bey demſelben Gelehrte von ihren Wapen ſchreibt Leſſer 657 Gemuͤthsneigungen oder Leidenſchaften deren Natur wird unter der Perſon des Bacchus beſchrieben 368 faq. wer: den der Befchaffenh. Der Luft zugefchrieben 454,474,476 Geographie f. Staats: und Reife-Seographie. Geographiſche Bucher woher ihre Unrichtigfeit. 381 Georgien u. Carolina deren Lage 564,566. Größe 567. Hoden 567. Witterung 568. Mecr 371. Bäume 372,577: Obſt 579. Früchte 581. Krauter 584,586. Arzneykraͤu⸗ ter 588. wilde Thiere 589. zahme Thiere 592. Geflügel 392. Fifche 395. ungemöhnliche Thiere 596. Ungejie: fer 598. Geidenbau 599. Naturalien ib. Gebäude ib. Geftals der Menfchen verfchiedene, woher fie koͤmmt 454, . 474. imgleichen der Thiere BR | 475 Geſundbrunnen fo wie Wiftpfüge viecht 134. der zu Pyr⸗ | 20 mont, wird beurtheilt 7 Gefundheit Begriff derfelben 298. notbwendige Merk: maale derfelben Ä | 291, 295. Gewürzbäume, zween befondere | 247 Gift zu Bergiftung der Pfeile woraus die Indianer mas chen 284. ob der Zucker ein Begenmittel 283 Gold von Indianern nicht geachtet 22. dazu wirb mE 346 Ds Regiſter Gold⸗Dorf oder Gold⸗Stadt 61, 63, 235 Gold:Sluf Gott deffen Dafeyn ermiefen 322 fd. 522 fa. von ei unendlichen Weisheit giebt dee Bau des menfchlichen Körpers den edelften Begriff 296 Bostesdienft des Bacchug n 351 % & 4% * Zaßlichkeit ob eine Krankheit zu nennen 305 Haus in der en ‚eräeügen fich Sandförner 374 eilige Schrift f. © Hekla, ein Berg, Drache. andern letzter Entzuͤndung 97 Helk beſchreibt das Pirniſche Sandfleingebirge 213 Zerbſibluͤthe der Baume 631. was für Urfachen davon anzugeben 633. ob etwas vorbedeutet 45 Sippofrates, deffen Wiffenfchaft von dem Einfluffe der eh Ki die menfchlichen Conſtitutionen 452 faq. wird elobet 458 sine‘ Deren Birfungeni im menfchlichen Körper 481, 186 Holland, wie es koͤmmt, daß da es als ein kaltes und fertchtes Rand Birnen und Aepfel vom ſchlechten Ge⸗ ſchmacke giebt, die Pfirſchen ſ wohl reif machen kann, welche doch mehr Hige — Ar Hyperpresbyte 559 “Tabreszeiten fol ein Chirm gus bey ſeinen Operationen beobachten 454. wie ſolche in Egypten 460. in Java 467. im ort St. George 469. um Modena 471ſ0. Jarob ob Mandelkerne dem Befehlshaber in onen zum Geſchenke gefchickt Java, Lage dieſes Landes 466. Befchaffenheit der —* ibid. Jahrszeiten 467. Landkrankheiten ibid. Inſecten giftige ob Viehſeuchen verurſachen koͤnnen 429 ſq. Jungfern wie ſie ihres Jungferſtandes — zu er⸗ kennen gaben 54 ſq. a racher fich an der Semele 341. verfolgt —* Sie: 342 Jupiter verliebt fich in die Semele 340. mie er für den Dionyfus forget 342. 344. Eichel bed Jupiters * es fuͤr eine Frucht a, ale der vornehmſten Wörter und Sachen. | X. | Bälte wie im menfshlichen Körper wirket 482,487 Kaͤſiners Öegenerinnerungen wegen Moͤllers fortgefegter Gedanken vom Bluhmenſtaube 9 529 = =» Anmerkung über einen beſondern Fall des uns deutlichen E eng 557 Kahn befoni. u - | sr Kans⸗phoria, Feyerung dieſes Feſts 354 Karte von dem, Laufe des Amazonenſtromes ır, kritiſche von Deutſchland 446 Kaſtanie, wo der Namen herkommen ſoll 521 Kinderblattern ſ. Pocken. Birfhbaum deſſen Urſprung 508 Klapperſchlange 597. wozu ſie nuͤtzet 598 Könige woher ſie Kronen zu tragen pflegen 361 Koſmographiſche Nachrichten und Sammlungen aufdag Fahr 1748. zum Wachsthume der Weltbeſchreibungs⸗ wiſſenſchaft ec. deren Inhalt erzähle u. beurtheilt 380 Kraͤuter, jo eine Trunf beit zumege bringen 47, 255 Kraft, ein in der Bewegungslehre gewöhnliched Wort, J Anmerkungen daruͤber 325 Krankheit deren Erklaͤrung 299, 603. Sitz 300. nicht alle des menſchlichen Koͤrpers ſind Krankheiten ſeiner erſten Materien, ihrer Miſchung, Traͤgheiten und phy⸗ ſiſchen Kräfte 306. nicht alle find Krankheiten dem Mafchinen, ihrer Structurund der nrechanifchen Krafte oder Functionen 307. nicht alle find Krankheiten der - barmonifchen Verrichtungen und der Geele 307. ob nach einerley Gefegen zu beurtheilen 308. ihre allges meinen Eigenfchaften 309, ihre eigenen Eigenfchaften 607. wie den Tod wirken kann 310, welche tödlich 316, ob es Krankheiten der Bewegungen giebt 304. wie Krankheiten ber Seele zu verfiehen 305. und worinnen fie beſtehen zır. ob Krankheiten in Verhaͤltniſſen ans zunehmen 305. wie fie von der Gefundheit unters schieden 607. wovon fie eutſteht 612. wie fie entſteht 625, bat ihre Grabe 627. ob man folche aus dem Wetter vorber fagen kann 453. ob bey berfelben a bie Jahres jeiten zu ſehen 454. Urfachen aller Kranke heiten werden ber Luft und dem Wetter zugeſchrieben 6 Arnd uy 450 Regiſter 456, 498. Landkrankheiten in Egypten 460, 464. in Java 467. im Fort St. George 468. um Modena 470 Krankheiten, allgemeine Betrachtungen davon 289, 602 Britifche Karte f. Karte. Kronen zu tragen, woher diefe Gewohnheit bey den Kö- nigen ihren Urfprung babe 361 Kruͤgers Nachricht von einem Steine, welcher fich i in sun Saͤume erzeuger Künfiler, warum ihre Lebenöbefchreibungen durch den Druck follen verewiger werden 648 Kuffer flinfender 20 Kureotis was ed anzeiget 356 2. | S.amentin ein Fiſch, fonft Seekuh genannt 252 Lamprete, eine Art von befondrer Eigenfchaft 253 S-andErankbeiten, deren Urfachen 484 Langenſalza daſelbſt finder man Toffſtein⸗ n. Turflagen 441 Leben worinn es beſteht 291, 293. wovon es eigentlich geſaget werden kann 294. iſt an dem menf: — Koͤrper dreyerley 315 Prbensbefchreibungen der Kuͤnſtler fol man- v. machen 648 ‚ Beidenfcbaftenf. Gemuͤthsneigungen. Ob ſolche Sant beiten find ; Lenaͤa, was es für ein Feſt gemefen Leſſer befchreibt Mori Bodenehrs Leben 648. fein 3* ctat von der Wapenkunſt der Gelehrten 657 Auszug * daran 66> faq. Lexicon der Kuͤnſtler zu verfertigen, mwird — 648,65 Lianes eine fonderbare Pflanze 48. wird zu Striden ge: braucht 17, 48. deren Eigenfchaft 49 | LCicht neue Theorie davon 157. Richter was die Indianer anderen Statt gebrauchen 49 Liebeshaͤndel des Jupiters und der Gemele 340 Loͤtberde was dadurch zu verftehen 443 Cuft deren Einfluß in die menfchlichen Eonflitutionen und Krankheiten 451, 481. in die Sprachen 481 arPangus König der Edoner, deſſen Schickſal 348 M. Mana⸗ ® der vornehmſten Woͤrter und Sachen. m. Manaos ein Friegerifches Volk 235 Marannon f. Amazonenftrom.. de laMare, Yuszug aus veffen Tractare von der Policey 502 de Maupertuis Eflay de Cofinologie , deffen Inhalt an- gezeiget 321. und gelobet 335 Majyers kritiſche Karte von Deutfchland, beurtbeilt 446 Mandelkerne wo fie berfommen 522. ob Jakob dem egyptiſchen Befehlshaber zum Geſchenke gefchickt ibid. wurden von den Briechen Thafifche Nuͤſſe genannt ibid. Medicus f. Arzt. Meerwaſſer woher ed gefalsen .123 Mehlthau ob Viehfeuchen verurfachet a7 Menſchenfreſſer Menſchlicher Koͤrper deſſen Bau giebt den “ Den griff von Gottes unendlicher Weisheit 296 Mikrometer eines neuen Befchreibung | = Wiſipfuͤtze, alſo riecht ein Geſundbrunnen Mittelſals in verſchiedenen Krankheiten vortrefflich be woraus es beftehtibid. deffen Wirkungen 199. —— ſchaften 200. Vortrefflichkeit Mixano ein kleiner Fiſch, was an ihm merkwuͤrdig ri. | Moͤllers Gedanken vomdlubmenftaube von Prof. er mit Gegenerimmerungen beantwortet Mond, ob deffen fihadlicher Einfluß in dem Erdtörper Urfach einer Seuche 432. hat einen Einfluß in Die At⸗ mofphare 549. wie die Beobachtung des Mondes in die Bartneren gekommen ibid, Moſes ob mit dem Dionyſus einerley 367 Muſcheln haͤufige 133, 142, 218 Myopes I 558 Kationallafter 478 Naturalien in Bochnia 133. Georgien 599. au Kreigungen f. Gemüthäneigungen. VNewton deffen Meynung vom Lichte 157 Nil Fluß wie er fteigt u. falle 462. deffen Nubbarkeit ib. Nimrod ob unter dem Dionyſus zu verfteben 36 Lrordwinde, deren heilfame Sareiat * u *x u Regiſter Nuß nannten die Lateiner die Eichel des Jupiters 32r, etens derſelben ibid. was Thaſiſche Ruͤſſe — ⸗ G. Ghren lange 66 Ghrlaͤpchen ungeheure lange 54 Glivenbaum deſſen Vaterland 507 Omsguas Voͤlker in Suͤdamerika 45. worinnen fie von den andern unterſchieden 46. Bedeutung ihres Na⸗ mens ibid. ihre Sprache ibid. Opfer dem Bacchus gebracht 354 D° Orellana Franz, deſſen Reife 8. warum er den Maran⸗ non den Ymajonenfirom genennet ib, koͤmmt um ibid. Örgia, ein Bacchusfeſt 2 Örpbeus deffen unglückliches Ende Orient iſt alg der Stamm von allem anzufehen 303 + Oſcilla, was fo beißt 35 ©firis fol denen Eoyptiern der Dionyſus feyn 362 Oskophoria, ein Feſt des Bacchus .. 352 Papagey, viele Arten derfelben 262. wie —9 Ad fremde Farben geben kann 594 Papen Unterfichung eines ſonderbaren und iemat = ſchriebenen Ruͤckenbruchs 524 Para, dieſer Stadt Beſchreibung 265. Handlung ibid. aſtrondmiſche Beobachtungen daſelbſt 266, 267 ſa. Pathologie, was ihr einen feſten Grund giebt 290. ob man darinn philoſophiren koͤnne 616 Pentheus, König von Theben, deſſen Schickſal 349 Peſt, ob auf eine Viehſeuche folge 426. deren Urſachen . ‚werden der Luft zugefchrieben 450. ob in Egypten eine einheimifiye Krankheit 465 Pezenas P. la Theorie & la Pratique du Jaugeage des. Tonneaux, des Navires, & de leurs Segmens 223 Pfeile giftige, ob veraltete noch ihre Kraft haben 283 Pfiefeben,ibe ürſprung 510. haben zwo Claſſen 510 fa. Pflanzen ob ihnen ein Leben zugeſchrieben werden kann 294 ſo eine Trunkenheit zuwege bringen #7 255. ſo zu Stricken gebraucht werden 1m 48 Pflaumen, ihr Geburtsort 509 w Phallica der vornehmften Wörter und Sachen. Phallica ein Feſt des Bacchus 353 Pietſch deſſen Abhandlung von der Vortrefflichkeit Be befondern Mittelſalzes 198 Pbyfiologie deren Erlernung iſt nothwendig 626. iff Fehr dunkel und unvollfommen, was die Eigenfchaften umd die Wirkung der Luft auf den menfchlichen Körper an⸗ betrifft 452. wird von vielen gering gefchagt 3 Pilotenfiſch woher den Namen bekommen Pimpernuͤſſe waͤlſche ſoll Jakob dem —— in Egypten zum Geſchencke gefihickt haben Pirna Nachricht von dem Sandſteingebirge daſelbſt 24 Pitboegia Planeten gemiffer, unglückliche Zufammenkunft ob ei chen verurſache. Poden,eine Krankheit, warum den Amerifanern gefäbre lich 269. was deren Einpfropfen nuͤtzet 270. gr u arg gefährlichften 9, 490 Poden=XTerben, ob den Namen einer —* ver⸗ dienen 305 Presbytæ 558 Pargirfals Englifches, Gedanken davon 2 Pyra Tiberiana, ob die Foretbirne darunter gehört 519 Pyemontifcher Sefundbri: — wird beurtheilt 207 Onitte, ihr Vaterland iR | 519 Ramssini wird geruͤhmt Reiſe in das Innerſte von Südamerika 3. aufdem % — * zonenfluſſe 227 Reiſe⸗Geographie 110 Religion, zu ſolcher führet die Gaͤrtnerey und bie frucht- tragende Baume 500 fü. ‚502, 522 ſa. Rindsaalle f. Galle. Kindvieh von Fledermäufen vertilget 261. Esuche uns ter demſelben f. Viehfeuche. Ruͤckenbruch fonderbarer und niemals beſchriebener wird unterſuchet = 524 Sal gemme wo gefunden wird 143 Salz wie man es an ben Meerufern bekoͤmmt 127 Uu 3 Salz⸗ Regiſter Salsgruben woher entſtehen 121 fa. ob das Salz wie—⸗ der nachwachſe 123. zu Wieliczka 136 faq. in Boch⸗ nia 151 Sandkoͤrner erzeugen fich in der menfchlichen Haut 374 Sandfteingebirge bey Pirna 214 Schafe ſind vor anderm Viehe vielen Krankheiten un— terworfen 428 ſq. * Schießgewehr beſondres der Yameos Schildkroͤte, die auf dem Lande lebet + Schlange fehr rare 260 Schnupfiobad lächerliche Arc fich deffen zu bedienen 47 Schober von den pohlnifchen GSalzgruben zu WieliczEa und Bochnia ıs, von den Tofſtein- und Turflagen bey Rangenfalza in Thüringen 441 Schrecken deffen wunderbare Wirkung 95 Schrift heilige, aus derfelben haben die Fabellehrer vie⸗ leg entlehnt 365 een 134. Nachricht davon 135 Schwur ſ. E Seekuh oder Eifebochfe ein fonderbarer Fiſch 251. * ſonſt auch Lamentin Seeraͤuber werden uͤbel bezahlt r Seben Runen Dies: machine über einen befondern Fall deffelben = Seidenbau in Georgien Semele, Tochter be Cadmus, ihre Schönheit 340. Me besbändel mit dem Supiter ib. unglückliches Ende 342 ‚Semiotic, worauf großentheil® beruber 311 Seuche unter dem Rindviehe ſ. Viehſeuche. Sommerflecken ob mit dem Namen Krankheit zu bele- es — verlohrne bekoͤmmt einer wieder Sprachen iu deren Einrichtung bat die Luft einen &n flu 481 Spritze ſonderbare 50 Staats: und Neifegeographie II und LIT Buch 110 Stadt welche gefund, und welche Krankheiten unterivors en 452 Steine find gewiffen Völkern unbekannt 32. ob ihnen ein geben zugeſchrieben werden kann 294. aus go für Theilen der vornehmften Wörter und Sachen. Theilen fie beſtehen 374. wie im £hierifchen Körper entitehen 375, 377. einer erzeuger fich in dem Gaume eined Mannes 374 Steinfals ſ. Saljgruben. Sterne gewiffer, unglücliche Zufammenfunft ob Geu- chen verurfachet 432 Stief, deffen Unterfuchung der in den legten Monaten des 1747ſten Jahres unter dem Rindviehe in Schlefien eingeriffenen Geuche 390 Stricke, von Pflanzen 17, 48 Stummer ee durch einen ſchreckhaften Tram ſeine verlohrne Sprache wieder 95 Styx, Schwur bey demfelben mar unverbrüchlih 341 Südamerikas, Reife in dag Innerſte deffelben 3. feine urfprunglichen Einwohner 33. Sprachen 35, 43 Suͤndfluth zufaͤllige Gedanken davon ‚ 103 T, Temperament iſt eine Urfache bey Krankheiten 437 Theorie neue des Lichtes und der Farben A: e Thorlacius Thorlacug Thafos, - Inſel, dafelbft find die erften Mandeln geofan or 522 Thiere woher ihre Bildung eingerichtet wird 475 Tieger f. Tyger. Tod ob ein biect der Pathologie zı0. wird mit dem Gterben vermwechfelt ibid. Toffftein bey Pangenfalza 441 Traum fehredhafter bringt einem vier Jahr lang 5 geweſenen ſeine Sprache wieder 95 Trieterica ein Feſt des Bacchus 352 Trunkenheit verurſachen gewiſſe Kraͤuter 47, 255 Turflagen bey Langenſalza 442 Tyger, in Amerika —36 mit dem Crocodil 256° Tyger Fluß, woher den Ramen befommien 345-- Untreu wird gerächet 348 Unvolltommenbeit ob eine Krankheit zu nennen 312 Unzer, deffen allgemeine Betrachtungen von den Krank— heiten 289, Me rin | Regiſter der vorn, Woͤrter u. Sachen, Urin durch denſelben werden alle Unreinigkeiten des Blutes e ausgefuͤhrt . 20% de Urſoa Pedro, kommt um 16 V. Veranderung der Luft gewaltige, verurſachet Krankheiten 485 Vergotterung des Bacchus 350 Viehſenche unter dem Rindviehe in Schleſien im Jahre 1747 von Stiefen gruͤndlich unterſuchet 390. deren Hauptquellen 415, 433, 437. gedrauchte Mittel darwider fchlagen nicht an 418 Zeichen an Dem Vieh und Bezcigen deſſelben 420 fg. welcher⸗ geftalt ein Catarrhalfieber zu nennen 420. ob die Milch und Fleiſch von krankem Viehe ſchaͤdlich 423. ob anſteckend geweſen 425. wie üblen Folgerungen dabey vorzubengen 426. eine von verfchiedenem Urſprunge und Beſchaffenheit 427. watum nicht akgemein geweſen 436. Präfervativ wider diefe Seuche 438 Vogel fo Kinder frißt * 264 Walmesley Theorie du Mouvenient des Abfides en general & en particulier des Abfides de I’ Orbite de laLune - 228 - = - Analyfe des Mefures ds Rapports & des Angles, eu Reduäion des Integrales aux Logarithmes & aux Ares de Cer- sle 223 Wapen der Gelehrten, wer davon gefhrichen 1.67. Waſſermutter, eine jehr fonderbare Schlange 260 Weiber bewafnete a e = böfe wie zu purgiren 208 e kriegeriſche ſ. Amazonen. Weiber⸗Republik ſ. Amazonen. Wein, wer ihn erfunden 345, 350, 369. iſt die VYflegemutter aller Leidenſchaften 370. wenn deſſen Gebrauch zu mäßigen 376 Welt, daß fie einen Anfang gehabt, wird aus der bloß natuͤrli⸗ hen Vernunft erwiefen J 503 fü. Werter, aus demfelben kann man Krankheiten vorherfagen 453 demfelben werden die Krankheiten sugerchrieben 456, 485 Wieliczka deffen Lage 131. Naturalien dafelbit 132 fg. Schwe⸗ felberg allda 134. Salzgruben 136 faq. dreyerley Cal; dar⸗ i I innen NDR . 38 Wundarzt hat Bauptlächlid auf die — fehen ER 404, 494 [9 Wurm fo in dem Fleiſche der Menfchen und Thiere — 261 * i Wurmer in den Daͤrmen, deren Urſachen 414 7 | u N N Pameos Völker in Amerika 43. verfertigen ein befonderes Schießgewehr | ibid. * each N ae Zucker ob ein Gegenmittel wider vergiftete Pfeilmunden - 283 WS 10519