J 3% BAT, Na J —* nn. R — ir, nz re 1 * EG 7 — EEE A— bi a; — 8 BEN —* — Released from Library Horticultural Society of New York, Inc. — — — E Z Ger NuZaN Ian ——— (DIPS < —— — I\ SS; NR — NR NN > 5 R Pr a > N NIREU Z = — TOT N IA, / \ I Ä \ UN Ni) pr DU ON II NS), 4 — _3 7 N = A IV * “Nam Pa \ u ; IV — = AR en 2 — N ; > — Beyuest of Kenneth K. Markenzie Orober 1934 &) . — — Sr a Ar a — oder geſammleie Schriften, Aus der Naturforſchung und den angenehmen nn u ern Des 26ften Bandes erſtes Stud, Sit Königl. Pohln. und Churfürftt. Saͤchſiſcher Frebheis, —_[[20 1770 Hamburg md Leipzig, bey Grunds Witwe und Adam Heinrich Mole: 1763, | ne 9 4 % x Des Herrn David Schulz, Doctord der Arztneygelahrtheit, Profeffors der Heb- ammenfunft in Stockholm und Mitgliedd der Kö: niglich = Schwedifchen Akademie der Wiffenfchaften, Abhandlung von der Einpfropfung der Pocken. Aus dem Schwediſchen uͤberſetzt von Joh. Andreas Murray. Bi; 4." man 4, Ru Du ME Vorrede des Ueberſetzers. — sie gegenwärtige Schrift Fam ſchon im FJahre 1756 in Etocholm, und mit einer Zueignungsfchrift an die Föniga liche Gefundheitscommißion heraus, und zwar unter dem Titel : Berät- telfe om koppors ym pande öfverlämnad till Hög- loflige Kongl. Sundhetscommiflionen af David Schultz M. D. Sie erhielt gleich anfangs in Schweden einen befondern Beyfall, und ift ſeitdem auch bey den Ausländern wohl aufgenommen rvots den. Das legtere bezeugen die verfchiedenen Liebers feßungen, in denen fie erfchienen ift, und Das güns flige Urtheil des Herrn von Haller, nach welchem man genugfam befugt üft, den Werth, oder Unwerth eines Werkes zu beftimmen. Dieſer Gelehrte druͤckt ſich von der Schrift des Herrn Doctors Schulz, der feitdem auch den Charakter eines Profeffors ers halten, in dem sten Stüde der göttingifchen Anzei— | : ur “gen 6 | Vorrede. gen vom Jahre 1760 alſo aus „— — — iſt der Titel eines ſchon 1756 ie Werkes, das feitdem auch in mehrere Sprachen üüberfegt wor. den, wegen des Kriegs, der Entfernung und: deg viel fehwerern Briefmechfels aus weitentlegenen Gen genden aber fpäte in unfere Hände gekommen, und Dennod) einer Anzeige hoͤchſtwuͤrdig iſt. Herr Dr. Schulz bar diefe Nachricht mir großem Fleiße in England ben den Kinderpocken und Einpfropfbaufe in Sonden, und vermittelit einer guten ” ekanntfchaft mit den vornehmften Podenpfropfern in diefem Sans de geſammlet, und mit vielem Verſtande vorges Tragen. Mr Dieſes ift, außer der perf sntichen Hochachtung, bie ich gegen den Herrn Verfaſſer hege, die Veran— laffung, die mich dieſes Werk zu uͤberſetzen bewo⸗ gen hat. Da der Herr Profeſſor Schulz nicht bloß die Beobachtungen anderer Aerzte, die ſich mit der Einpfropfung der Pocken beſchaͤfftiget has ben, zufammengetragen; ſondern auch ſowohl in England, als in Schweden, dieſelbe ſelbſt verrichtet hat: fo wird man an der Zuverlaͤßigkeit der Wahr⸗ nehmungen um fo viel weniger zweifeln Fonnen. Es iſt noch eines, das diefe Arbeit vorzüglich ſchaͤtz⸗ bar macht: dieſes find die verjchiedenen merfwürdis gen Beobachtungen , Die der Herr Archiater und Nitter Boſeen, zu deſſen ehemaligen würdigen Zus börern der Here Derfaffer geboret, ihm mündlich mirgetheilet hat, und zum Theil bisher von dem Heren Ritter noch nicht bekannt gemacht worden find. Bey der Ueberfegung babe idy mehr gefucht, die Vorrede. 7 die Gedanken des Verfaffers auszudruͤcken, als mich der Zierlichfeit der Sprache bejliffen. Ich boffe Dennoch, daß die Nachſicht des Leſers die Fehler des Ausdrucks, in Betrachtung, daß der Lieberfeger ein Ausländer it, gütigft beſchonigen werde. Die einzige Freyheit, die id) mir herausgenommen habe, von der Urſchrift abzugehen, beſteht in den Ab» ſchnitten, im welche die Abhandlung vertheilet iſt. Dennoch ift die Drdnung derfelben ganzlidy unverän« dert geblieben. Ich habe nur das Nachichlagen Badurch zu erleichtern gefucht.: Den neueften Zus ftand der Inoculation in Schweden würde ich nod) in einem Fleinen Anhange entworfen haben: wenn mich nicht eine für mich fehr angenehme Gelegenheit ermunterte, davon in jo zu handeln. — A4 Ver⸗ 8 Inhalt. DE BE Se * EEE HE ** Berzeihnig der Abſchnitte. Der erfie Abſchnitt. Bey welchen Perſonen die Einpfropfung mit guter Hoffnung unternommen werden kann. Der zweyte Abſchnitt. Von der Zeit, die zur Einpfropfung am braun ſten iſt. Der dritte Abſchnitt. Worinn die Vorbereitung zur — be⸗ ſtehet. Der vierte Abſchnitt. Wie man die Einpfropfung bewerkſtelliget. Der fuͤnfte Abſchnitt. Von dem Ausbruche der Pocken, und was nach der Einpfropfung zu beobachten iſt. Der ſechſte Abſchnitt. Einwuͤrfe wider die Einpfropfung der FEN und Bertheidigung derfelben. a Oo Ki > w Don ie | ber Einpfropfung = der Poren. (KO) 3 haben einige die Einpfropfung der Pos au en zu fehr erhoben, fo, daß fie nach— Re gehends nicht völlig ihr Verſprechen ers HE ® F J er füllen koͤnnen; hingegen haben auch) ©. andere, diefelbe, entweder aus Vorſatz, oder aus Umwiffenheit, getadelt. Die Feinde der Einpfropfung haben ihre Einwendung auf die we— nigen mislichen Zalle, welche fi) zugetragen, ges gründet ; und bey den DVerfechtern derſelben bat biefes eine deſto größere Behutſamkeit veranlaſſet. Nun aber find wir, vermittelft der Beobachtungen, die man fowohl ben den natürlichen, als den eingepfropfs ten Pocken mit der erforderlichen Genauigkeit ans gefteltet hat, um fo viel beffer im Stande, vorher zu fegen, vb die Krankheit bey einer Perjon von der gelindern oder der gefährlichern Arc ſeyn werde, | ER: u 95 — 10 Schulzens Abhandlung | Der erſte Abſchnitt. Bey welchen Perſonen die Einpfropfung mit guter Hoffnung unternommen werden kann. HD erffe, worauf wir bey der Einpfropfung zu jehen haben, beſteht darinn, ob die Perfon, der wir die Pocken impren wollen, zu diefem Hands griffe tuͤchtig ſey. Denn es giebt teute, weldye dem äußerlihen Anfehen nach zwar gefund find, aber ſich dennoch Feine gelinde Pocken verſpeechen duͤrfen. Man hat bemerket, daß Leute von hitzigem Tem⸗ peramente, die ſchwarze Augen und Haare, wie auch eine dicke, harte und braune Haut haben, ges meiniqlich zahlreiche und bisweilen gefährliche Dos Ken bekommen; infonderheit, wenn fie vorher ftarfe Getraͤnke, Fleiſchſpeiſen und Gewürze zu ſehr gelie⸗ bet haben, und einer ſtarken Arbeit und heftiger Bewegungen gewohnt geweſen ſind. Den zeuten hingegen, die vollbluͤtig find, aber ein gutartiges Geblüte haben, und mit einer weichen und weißlichen Haut verfehen find, laſſen fich die Pocken meiftentheils gut an; vornehmlich, wenn fie fih vor der Einpfropfung einer Diät von Kräutern und gelinder Abrührungen bedienet haben, Wenn das Geblüte dünn und wäfferig ift, fo ent⸗ ſtehen zwar felten zahlreiche Pocken. Die Kranken müffen ſich aber öfters mit Erhärtungen der Drüs fen plagen, und find den fchleichenden — bern, von Einpfropfung der Boden. u bern, (Febres lentæ nervofz ) vornehmlich, wenn _ fie vom weiblichen Gefchlechte find, unterworfen. Leute, die ein aufgeblafenes Geſicht und dickes Blut haben, und bey denen die Haut von unreiner Rarbeift, werden oft, nach der natürlichen Anftes Kung, von bösartigen Pocen befallen. Die Vermiſchung diefer verfchiedenen Beſchaffen— heit des Körpers macht oft Die Perfon zur Einpfro« pfung um to viel füchtiger. - Kette teute bekommen meiftentheils gute Pocen, obgleich einige ter gegenfeitigen Meynung find. Doctor Hadow, Arzt zu Warwick, berichtet, in einem Schreiben an den berühmten Feldarze Pringle, das mir der leßtere mitgetheilet hat, daß ev Seuten, die 13 Lispfund oder 18 Stone englifchen Gewichts gewogen, die Pocen mit gutem Erfolge eingepfropfet babe. Sch habe nicht minder ganz fette Frauenzimmer gekannt, welche die Inocula— tion glücklich überftanden haben. Magere Leute Hingegen, bey denen die Haut feharf, die Augen ein- gefallen, und das Weiße des Auges gefärber ift, und die eine harte und raue Stimme haben, fals len oft in. bösartige Pocen, Kurz, derjenige, der mittelmäßig fett ift, eine weiche Haut, eine lebhafte Farbe im Gefichte, einen milden und freudigen Ans blick, klare, nicht aber feurige, Augen hat, Fann ſich auf die befte Art der Pocden Hoffnung maden. Man meynet gemeiniglich, Daß die Frauenspers fonen, da fie fich felten in der Diät und der Lebens— art fo, wie die Mannsleufe, verfehen, und faft Durchgehends eine lofere Haut haben, öfter als diefe gelinde Pocken befommen, Da fie aber wiederum | folchen 2 Schulzens Abhandlung folhen Krankheiten unterworfen find, die ihrem - Gejchlechte allein zugehoͤren: fo iſt fein Wunder, daß einige DBerbachter dieſer Meynung zuwider find. Der eben genannte Doctor Hadow verfie chert, daß in Der Gegend, da er wohnet, unter des nen, Die an den natürlichen Pocken geſtorben, das Frauenzimmer. Drey Theile von vieren ausgemacht babe. Unſern Tabellen zu folge ſterben auch Die Frauenzimmer am häufigften an dieſer Krankheit, Hingegen fagt der erfahrne Sydenham, ) daß ein Juͤngling, der fi in feinen beften Jahren befinder, einer weit größeren Gefahr, bey dieſer Krankheit, als ein Frauenzimmer oder Linerwachfener (Impu- bes) ausgeſetzet ſey. | Man hat ſich nicht vergleichen — welches Alter zum Einpfropfen am dienlichſten waͤre: ob man gleich daſſelbe von dem erſten Monate an, bis auf das 6oſte, ja, in Weſtindien, bis auf das 7oſte Jahr, verrichtet hat. Bey Kindern, die noch faugen, hat man geglau⸗ bet, daß die Pocken am gelindeften ſeyn würden. Denn ihre Feuchtigfeiten find am wenigften ſcharf: ihr Unrath bat einen fehr gelinden Geruch, und ihr Harn ift meiftentheils unſchmackhaft: ihr Blur iſt nicht fo laugenartig : fie genießen der gefundeften Nah⸗ rung: 1) Opera omnia, Edit. Lipf. S. 144. Zu Syden⸗ hams Zeit aber hatte man noch nicht die Gewohn— heit, die VBerfiorbenen, nach ihrem Alter, Ges fchlechte, ihrer Krankheit, u. ſ. w. anzuzeichnen. Folglich konnte er fich nicht nit der Gewißheit, die erfordert wird, Darüber ausdruͤcken. von Einpfropfung der Boden. 13 ‚tung; ihre Haut und Fibern find weich; *) fie ſchlaſen viel, und wiſſen nicht, fich vor der Gefahr - ihrer Krankheit zu fuͤrchten. Die Erfahrung bat aber, diefes alles ungeachtet, gezciget, daß die Pos en in diefem Zeitraume des Sebens fehr gefährlich find. + Denn bey Kindern ift das Nervengebaͤude fehr beweglich. Und weil ihr Körper von fcharfen Seuchtigfeiten frey ift: ſo kann auch die geringite Sache, die zu reizen vermögen ift, bey ihnen todts liche Zuckungen (Convulliones) erweden, _ Des Doctors Sydenham ’) Bemerfung, daß man von | den 2) Doctor Rirkpatric® (The Analyſis of Inocula- tion, Lond, 1754. &. ı82) mepnet: daß bey den- jenigen, die alter find, der Ausbruch leichter ge: fcheben koͤnne; inden die Bedeckungen des Körs pers in den folgenden Jahren, dünner würden. Er erinnere auch, daß bey ihnen die Ausduͤnſtung ſtaͤrker ſey. | 3) Var. Regul. An. 1667. 68. 69. Op. o. p. m. 162. Sch Ein der Meynung, daR man fich fehwerlich auf diefen Ausfpruch des Syoenbams verlaffen fonne. Doch fibeint er meiftentheild bey Kin: dern, die über 3 bis 4 Jahre alt find, ſtatt zu fin- den. Es giebt fo viele andere Umſtaͤnde, die bey zarten Kindern, unter den Porken, den Tod zu mege bringen können. Der Fehler kann öfters tbeils an der Amme, theild an der Verpflegung liegen. Wenn die Amme viel Fleifch geneffen bat, leicht in Zorn geräth, wenn fie verliebte wird, wenn ihre Rechnung unter der Krankheit des Kindes eintrifft, wenn fie das Kind an einem Orte, da ein Zug iſt, wickelt, oder es felten, ob es füch gleich beneget oder unrein gemacht Bu un 14 Schulzens Abhandlung ben epileptifchen Bewegungen, wenn fie fich bey Kindern vor dem Ausbrucye der Pocken ereignen, auf eine aute Ark fehließen Fonne, trifft nicht immer ein. Doctor Kirkpatrick *) berichtet, daß die ein;ige und in ungewaͤrmte Windeln mickelt, oder wenn fie auf der Erde liege, und das Kind neben fich 2 Ä fo iff Fein Wunder, wenn ein ſolches Kind irbt. 4) Am angez. Orte, ©. 176. Er fuͤhret auch, auf J der 75ſten Seite, drey merkwuͤrdige Faͤlle an die ihm ein Arzt von dem Hoſpital des Bartholo> maus befannt gemacht hat. Sch will zwey von ihnen anführen, aus denen erbellet, wie wenig man die Zuckungen mit Zuverlaßigkeit als ein gu— tes Zeichen anfehen Fönne. in Maͤgdchen, das zmwifchen 6 und 7 Jahren mar, wurde, nach vor= bergegangenen Kopf: und NRürfenfchmerzen, mit einer ftarfen und langſamen Zuckung befallen. Eie verlor ihre Sprache dadurch, die fich aber wiederum einfand. Den Tag darauf wurde fie von dreyen epileptifchen Anfalkn nach einander angegriffen; und dieſe hatten eine ganzliche Sprachlofigkeit und Laͤhmung an den Gliedern zur Folge. Die natürlichen Pocken, welche eintraten, waren von der abffehenden Art. Und ob fie fich gleich durch alle ihre Veranderungen (ſtadia) ge⸗ börig verhalten hatten: fo erlangte die Kranfe dennoch ihre Sprache nicht eher, als nach Ver— lauf von dreyen Monaten, wieder. Aber die Gtärfe der Glieder blieb noch langer aus. Eis nem Rinde von dreyen fahren, welches durch ein vorangegangened Fieber fehr abgemartet worden war, kamen, nach der Einpfropfung fehr heftige Zucfungen an. Ob nun gleich der Pocen an der Anzahl wenige waren, und fie ſich in Rom er > von Einpfropfung Der Peden. 15 einzige Perfon, die er nad) der Einpfropfung ver— foren, ein Kind von 10 Monaten gewefen fen; und zwar weil es nicht genug Kräfte gehabt, vie Pocken auszutreiben. Man fiebt zwar, Daß die ge:ingen Zuckungen, die vor den Pocen voran gehen, öfters nichts zu bedeuten haben: bisweilen find «ber vers lähmte Ölieder, ja fo gar ein fehleuniger Tod bey der erften Criſis, oder bey dem Ausfchlage, eine Folge davon. Wenn man bey Kindern das Eins pfropfen verrichtet, ehe die Zähne ausgebrochen find, fo unterwirft man fie einer doppelten Öes fahr. *) Durch die Poden, die fih in dem Mun— de und Schlunde °) einfinden, wird ihnen das Eau: Berlaufe nach der gewöhnlichen Weife verbielten : fo verlor das Kind doch die Sprache und den Ge- brauch feiner Blieder, fo fich erſt nach 5 Monaten wieder herzuftellen anfteng. ! | 5) Daß Krämpfe (Spafmi) dem Ausbruche Binder: lich find, erbellee deutlich aus einer Nachricht, die der beruhmte Hoffmann (Med. rat. ſyſtem. Tom. 4. Part, 1. Sect. ı. Cap. 7.) von einem Kin: de ertbeilet, dag in der Zeit, da die Zähne ausbre— chen follten, in die Pocken fiel. Sie ſchlugen erſt auf den Händen, und, wider die Gewohnheit, zu: Seßt im Gefichte, aus. 6) Salmutb (Obf. Med, Cent. ı. Obf. 3.) bemerket, daß Kinder, die unter dem Gaugen die Pocken befommen, bey ihren Ammen jchwere Geſchwuͤre zumege gebracht haben. Bey einer Srau,in der - Gubdervorftadt, welche felbft ihr Kind ſtillete, da 8 an den Pocen krank war, entflunden an den Brüſten einige Pocken und Geſchwuͤre darvon. ww Schulzens Abhandlung * Saugen beſchwerlich gemacht. Daher ziehen, bey zarten Kindern, wenige Pocken an dieſen Stellen weit ſchlimmere Solgen, als viele auf der Fläche des Körpers, nad) ſich. Denn außer der Unruhe, die fie verurfachen, nimmt man bisweilen wahr, daß die Pocken in dem Gaumen fich in befchwerliche Gefchwüre verwandeln. Kinder von dem Alter find öfters mit Reißen im $eibe, und grünen und ſchleimigten Auswuͤrfen, welche einen fauren Ges ruch haben, geplaget; wodurch man mit Grund eine Ableitung der Pocdenmaterie nach diefen Theilen befürchtet. Wenn ihnen etwas zuftoßen follte, fo Fünnen fie uns nicht zu verfiehen geben, was ihnen fehler. And wenn man aud) die Urfache ihrer Unruhe erras then kann: fo find fie doch felten darzu zu bringen, daß fie Arztneyen einnehmen föllten, Den Todtenzetteln ”) zu folge, machen Kinder . unter 2 Jahren die größte Nummer von denen aus, | die 7) Bills of Mortality. Ich habe die Anzahl von des nen, die in verfchiedenen Altern geftorben find, aus den Berzeichniffen einiger Jahre aufgezogen, Daß genaueſte, was ich feſt feßen Fann, iſt dieſes, daß 65 Perſonen, unter 2 Jahren, gegen eine, zwiſchen 5 und 20 Jahren, zu rechnen find. Doch ift dieſe Ausrechnung nicht gänzlich ohne Fehler: weil die ganze Nummer von denen, die jabrlich zwiſchen dem fünften und zehnten Jahre flerben, öfters mit der ganzen Nummer von denen, die zwifchen dem zehnten und zmanzigften Fahre fler> ben, uͤbereinkkmmt. Es iſt wenigſtens gewiß, daß die ganze Johrnummer von denen, die unter 2 Sahren geftorben, felten oder niemals Be A yon Einpfropfung der Boden ı7 . die jährlich an verfchiedenen Krankheiten fterben, Auch die Anzahl derjenigen, die zwifchen dem zwey⸗ ten und fünften Sabre fterben, ift ziemlich groß. Nachgehends zeiger fich eine anfehnliche Abnahme zwiſchen dem fünften und zwanzigſten Jahre. Aber von dem zwanzigften bis zum fiebengigiten, nimme die Anzahl der Todren wieder zu. Auf eben die Weiſe, hatıman gefunden, daß es fich bey den na« tuͤrlichen und fünfttichen Pocken verhalte; fo, daß ‚die meiſten, die an diefer Krankheit geftorben, Kitts . ber, von einem Monate bis 4 Jahren, gemefen find. Es halten daher wenige nun für rathſam, fo zarte Körper, die Faum in die Welt gefommen “find, mit einer Kranfheit zu beunrubigen, zu deren Ueberwindung fie öfters nicht genug Kräfte befißen: fondern man fehieber die Einpfropfung bis zu dem ‚vierten und fünften Jahre auf, Und hält man die Jahre als ein Drittel von allen Altern, fuͤr daſſelbige Jahr zuſammen gerechnet, austraͤgt; ja bisweilen koͤmmt fie der Halfte nahe. Aus den Nachrich⸗ ten, die der gelehrte Doctor Turin, von dem gus ten Erfolge-der Einpfropfung, vom Jahre 1721 an bis 1726, herausgegeben, und Doctor Scheuchz zer bie 1728 fortgeſetzet bat, erfeben wir, daß une ter 24 Kindern, die noch nicht ein Jahr alt was ren, ihrer 2; unter 34 von einem bis 2 Jahren, a 4; unter 65 zwifchen dem 2ten und zten ahre, bloß eines, geftorben; eben fo unter gr Kindern von 3 bis 4 Jahren, und unter 65 von 4 bis 5 Sahren. Nach der Zeit hat fich Feiner die Muhe genommen, fo genaue Rechnungen zu hals ten. Das Einaͤugeln erfordert auch nicht weiter Bertheidigungsfehriften in Engelland. a6 Band. ‘2 18 Schulzens Abhandlung Jahre von da an, bis zu dem zwölften, für die Zeit, welche zum Einpfropfen am dienlichſten iſt. In derfelben haben fie noch nicht folche Unordnungen zu begehen angefangen: fie find gemeiniglich. in einer beftändigen aber mäßigen Bewegung: die Perdauung gebet gut von flatten: die Verſtopfun— gen der Eingeweide find in dem Alter felten: ihre Gemüthsbewegungen haben twenig zu bedeuten: und ihre Fäfern find weder zu fteif, noch zu ſchlapp, den Ausbruch der Poden zu befördern. Bey dem vierzehnten und funfzehnten Sabre entſtehen neue Bewegungen; die Hige nimmt zu; das Gemuͤth wird unrubiger. Bey dem Frauenzimmer treffen die Monate ein; und bey den Mannsleuten wird der Saame abgefondert. Der Doctor Archer, der bey dem Poren, und Inoculationshoſpitale in London Arzt ift, träge allezeit Bedenken, dem Frauen⸗ zimmer um diefe Zeit die Pocken zu impfen; infonz derheit wenn fie das fechszehnte oder ſiebenzehnte Jahr erreichet haben, und noch nicht völlig in ihrer SDrdnung find. *) Ich habe zwar verfchienene, für wohl 8) Die jüngere Demoiſelle Chatelain, welche die einzige Perfon ift, die bis bicher an der Einpfro⸗ pfung in Frankreich geflorben, verſchied den zwoͤlf⸗ ten Tag nach einem völligen Ausbruche Sie hatte nur ein einziges mal, einige Monate hervor, die, Rechnung gehabt: ihr wurden aber Dennoch von dem Wundarzte Tenon, gerade gegen des Doctors Hofiy Kath die Pocken inoeuliret, Der Ietere war. von Frankreich nach Engelland ge: fchicket worden, um fich wegen des itzigen Zuffan: des der Einpfropfung zu erfundigen. Man ſehe Journal Oecenomique de Novembre 1755. 6.120. / von Einpfropfung der Boden. 19 wohl vomsmännlichen als weiblichen Öefchlechte ges fehen, die man in dem Alter, mit einem aufen Erz folge inoculirer hat. Wenn einem aber eine freye Wahl aelaffen wird: fo nimmt man nicht ‘gerne ſolche Perſonen an. Man duͤrfte daher das Alter von 14 bis 17 Jah— ren als eine Zwiſchenzeit zu betrachten haben. teute aber von ı7 bis 25 Jahren fiehet man wieder für süchtiger ans Mad) dem fünf und zwanzigſten oder dreyßigſten Jahre ſchreitet man nicht gerne zur Einpfropfung: weil die Faͤſern alsdann ſteifer, und die Feuchtigkeiten ſchaͤrfer geworden ſind. Es iſt auch eben die Zeit, da man am wenigſten ſeiner Geſundheit wahrnimmt, Man ſchwaͤchet öfters dieſelbe durch uͤbertriebene Arbeit, durch Reiſen, durch Fehltritte im Eſſen und Trinken, und durch andere Ausſchweifungen. Der Gelehrte ſchadet ſich durch das Stilleſitzen, Wachen und Nachfins nen. Das Frauenzimmer ſetzet ſelten, wenn es zu dem mittlern Alter gekommen iſt, die Bewegung fort, die es vorher gehabt hat. Ob aber gleich die natürlichen. Pocken bey, erwachſenen Leuten gefaͤhr— ki find: fo iſt doch, in dem Inoculationshoſpitale an den eingepfropften Feiner von Denen geftorben, die das zwanzigſte Jahr zurückgelegef hatten. Und ‚ man merket an, daß dieſe Erwachfenen, die einer ſtarken Arbeis gewohnt gewefen find, die größte Zahl ausmachen. Im den englifchen Pflanzſtaͤdten bat man. seuten ohne Unterfcheid des Alters vie Pocken eingepfropfet, um der ‚natürlichen Anſte— ckung, die ganze Staͤdte und Flecken zu Grunde gerichtet, vorzubeugen. Wenn die Krankheit in ei B2 ber 20 Schulzens Abhandlung der Nachbarſchaft einreißet: ſo iſt es doch außer Zweifel rathſam, daß man mit dem Alter der Pers fonen, die fich der Einpfropfung unterwerfen wol—⸗ len, nicht gar zu genau fey. Es ift wahrfcheinlicd), daß die Pocken an ſich eis nem Das Leben nicht nehmen koͤnnen. Da aber das anſteckende Gift derfelben fich oft mit higigen, fchars fen, oder, auf fonft eine andere Weife, verdorbenen Seuchtigfeiten vermifchet,, und zwar in einem Kör- per, deflen Haut oder FZäfern, entweder von Natur, oder Durch die Arbeit, zu fteif find: fo ift Fein Wunder, daß der Yusgang nicht felten ſo bedauerns⸗ würdig iſt. Die Pocken ſind auch bey kraͤnklichen Leuten nicht immer von gleicher Gefahr. Dieſes ungeachtet halten vorfichtige Aerzte nicht fuͤr rathſam, denen, die vorhero mit einer andern Krankheit behaftet ſind, die Pocken einzupfropfen, wenigſtens wollen ſie die Einpfropfung ſo lange verſchieben, bis die erſte Krankheit gehoben iſt. Demnach muß, wenn bey einem Frauenzimmer die Rechnung ausgeblies ben ift, diefelbe vor der Inoculation wieder herge— ftellet werden, ine von den 3 Perfonen, die bie: ber, in dem Podenhofpitale zu London, unter der Inoculation geftorben find, hatte eine ſolche Ber ftopfung gehabt, Eie erhielt nur wenige Poden; und flarb nachgehends an einem fchleichenden Fie— ber, das von einer Verſtopfung der‘ Eingemeide herruͤhrte. Ich habe dennoch in dem Hofpitäle die Impfung, auch. bey folchen, die wegen zuruͤckgehal⸗ tener Reinigung vorhero Mir ‚worden, eh ra BE eiTeS ni ie von Einpfropfung der Boden. »ı Die Derfonen, welche mit Würmern behaftet find, haͤlt man für weniger tüchtig. Denn außer⸗ "dem, daß eine allgemeine Erfahrung diefes in Den natürlichen Poden beftätiget hat: fo rührete der zweyte Todesfall in dem ebengenannten Hofpitale von diefer Urfache Her. Der WBundarzt Frewinꝰ) berichtet, daß ein Wurmfieber den einzigen Todes» fall verurſachet, der ihm unter 300 Derfonen, die: er geimpfet hat, vorgefommen wäre. Ich habe zwar einen gekannt, der, ſowohl vor, als nach, der Inoculation, Würmer hatte, aber nichts deſto we— niger die Krankheit glüclic) überftand. Die Klug— beit erfordert dennoch vorhero genau nachzufragen, ob die Perfon, der mir die Pocken beybringen wols len, einige Zeichen von 2Bürmern bey ſich verſpuͤ⸗ ret habe. Wenn dieſes iſt: ſo muͤſſen ſie, ehe man die Einpfropfung ah getödtet und abge« führet werden. Ja es it vathfam, den Kindern, che man die Inoculation verfucht, immer ſolche Mittel, welche die Wuͤrmer zu toͤdten pflegen, ein— zugeben. Diejenigen, welche einen Ausfchlag in dem Gra⸗ de haben, daß er den Namen einer Krankheit ver— dienet, ſind nicht zu der Einpfropfung dienlich. Doctor Jurin '°) fuͤhret Ve yſiel von einer B 3 ‚sung: 9) The Pra&tice and Theory of Inoculation, with an Account of its ea in a Letter to a Friend, Lond. 1749. ©. 4 | “ 10) An Account Hr er Succefs of inoculating the Small-Pox in Great-Brittain, for the Year 1724, 25, 26, with a Comparifon between the Mifcarriages in that Pra&ice, and the Mortality of the natural ‚Small:Pox. 22 Schulzens Abhandlung - — Jungfer *) an, die nach dem Geſtaͤndniſſe ihres Vaters mit dem Ausſatze (Lepra) befehweret war, und ihr $eben einbüßete ; und noch eines von einer andern, '*) Die einen feuchten Ausfchlag auf dem Kopfe hatte, und die. gleichfalls ftarb. Sa die Finnen im Gefichte, infonderheit wenn fie mit einer braunrothen Farbe vergefellichafter find, verdorbene Seuchtigfeiten anzeigen: ſo nimmt man nicht. gerne Perſonen, die von ihnen beläftiget werden, zu: der Einpfropfung an. Die 11) Miß Waller. Gie ſtarb den Gremien Tag . nach der Inoculation. 12) rip - Acourt ein Kind von 4 sabren, das den ‚22ften Tag nach der Impfung ſtarb. Der feuchte Ausſchlag verfchwand vermitteljf einer Fontanelle und einiger Abführungen. Durch Unachtfamteit aber heilere die Fontanelle zu, und 3 Wochen, ebe ihr die Pocken geimpfer wurden, war eine Abfcha> Jung der Haut bey den Ohren bemerfet worden. Eie war außerden oft von einer Entzündung der Yugen geplaget geweſen. Das eite von ben 4 Kindern, welche im Märze, unter der Aufficht des Nitterd und Archiaters Rofeen, bier in Stock⸗ holm inoeuliret wurden, hatte hinter. dem ‚einen Ohre einen Ausfchlag, der viele Feuchtigkeit von fich gab. Dieſes ungeachtet erhielt e8 fehr weni⸗ ge und gelinde Pocken, eben wie die andern Ge— ſchwiſter, die von diefer Ungelegenbeit frey maren. Bon den 3 Kindern, an denen ich im einem vor⸗ nehmeh Haufe in Stockholm die Impfung verrich- tete, hatte eined einen fchuppichten Ausfchlag auf dem Kopfe, und eine Feuchtigkeit hinter den Oh— ren: es erfolgten aber dennoch nur wenige und gutartige Posten darauf. von Einpfropfung der Boden. 23 \ Die hingegen, welhe kurz vorher die Mafern überftanden, aber nicht, wie es ſich oft in dieſer Krankheit, befonders bey Vollbluͤtigen, ‚zuträgt, an der dunge zuſehr gelitten haben, ſieht man ſieffuͤr tuͤchtig an. Wir haben ſo gar Beyſpiele, daß die, welche von den Maſern angeſteckt geweſen ſind, ehe man ihnen die Pocken mitgetheilet bat, beyde Krank— heiten gluͤcklich uͤberwunden haben.) N 13) Bey Fuller (Exanthem. ©. 174) und Ridley ,ObLÜG. 4g. findet man. Proben, daß Leute 4. Borken und Mafern zugleich gehabt haben. Doch pflegen die Mafern voranzugeben, und Die Pocken ſpaͤter einzutreffen; welches dem Berichte des Doctors Hofly (Rapport au Sujet de linoculation. Man ſehe Journal de Medecine, Tom, 3. ©. 284) von. einem Findlinge, der. 5. Jahre alt war, ges muaͤß iſt. Diefer gerieth, den Tag nach der Ein⸗ pfropfung, in die gewoͤhnlichen Anfälle der Ma⸗ ». fern, die auch ihren gewöhnlichen Lauf nahmen. »: » Den 26iten Fan erfolaten die Pocken in einer iemlichen Anzahl. Der Krauke Fam aber den⸗ noch, ohne, einen gefährlichen. Anftoß, zur Genes fung. Fünf andere Perfonen, denen man die Po— cken indenlirt, als die Mafern im Schwange wa— ren, (Phil. Tranf, Abridg.. Vol. IX. S. 208) bekamen den ten Tag ein Fieber, und dem gten ſchlugen die Mafern bey ihnen aus: den zıfem 3 fieng ein neues Fieber an, und den 1gten Sag er: folgten die Pocken. Hieraus folgt nicht, wie der Prediger Dale Saye/CA Vindieation of a Sermon, entitled: Inoculat “on anf} indefenfible tpractice, Lond, 1754.) behauptet, daß die Einpfropfung zus gleich die Mafern mitgetheilet habe. Aus mei⸗ nem Tagebuche erhellet deutlich, daß die Maſeru, einige 24 Schulzens Abhandlung Bey Leuten, welche erhaͤrtete Druͤſen haben, fin⸗ det man einige Bedenklichkeit. Timoni berichtet, in feiner Zuſchrift an den Doctor Woodward, daß er nicht mehr als 2 Todesfälle nach der Eins pfropiung erlebet, und eben diefe hätten 2 Kinder betroffen, welche mit der fallenden Sucht und: mit Knoten ( Scrophul®=) beſchweret gemwefen wären, Sie fchienen ſchon die Pocken überwunden zu ha- ben. Das eine aber flarb an der Ruhr, den zaften. Tag, und das andere an einer Schwindfucht, den aoften Tag nach dem Schnitte. Sch habe dieſes ungeachtet eine Magd gefehen, die nach der Eins pfropfung fehr gelinde Pocken erhielt, ob man gleich nachgehends befand, daß fie erhärtete Drüfen an dem Halje hatte, ‚Doctor Kirkpatrick ) erzählet, N einige Tage, im unferm Körper: verſteckt liegen fönnen. Und dieſes wird noch meiter durch ein Beyſpiel, das ich mich erinnere, in ben praftis ſchen Vorlefungen des Ritterd Rofeen, geböret zu haben, betätigt. Ein Kind hatte namlich in 3 Wochen einen febr heftigen Huften gelitten, fo daß ihn der Herr Ritter für einen Keichhuffen wurde angefeben haben, wofern das Kind denſel⸗ ben nicht da8 Jahr vorhero gehabt hatte, und wofern nicht biefe Art von Hufen, felten oder nie» mals diefelbe Perſon mehr als einmal anzugreis fen pflege. Weil nun ihr Bruder eben an den Mafern Erank lag: fo fehloß der Herr Ritter, daß ihr eben Diefelbe Krankheit zuffoßen würde, und. daß der Hufen den erflen Zeitraum ( ftadium) andeutete; welches auch der Ausgang befraftigte. 14) Am ange. Orte ©. 213. Doctor ZRirkpatrid iſt der feften Meynung, daB _diefer junge Menſch micht würde im Stande gemwefen feyn, die u" | RN € von Einpfropfung der Boden. 25 er habe einen vierzehnjährigen Juͤngling von Ames rifa, der wider jein Willen Fnotigte Ölieder harte, (Scrophulofus) und in feinem Leben fehr fchwäch» - lich gewefen war, inoculiret. Er Fam aber den- noch mit dem Leben davon, ober gleich mit einer großen Anzahl von Pocken und Beulen nachher bes fallen wurde, die wirflich feine Leibesbeſchaffenheit verbeflerten. SH Man waget nicht gerne Perfonen, welche die enge lifche Krankheit (Rhachitis) haben, zum Inoculi— ven zunehmen. Doch hatte Doctor Archer, da ich in ondon war, das Herz, daflelbe an einem rha= chitiſchen Knaben zu bemerfitelligen, Es fanden ſich zwar nicht mehr, als fünf Pocen bey ihm ein: es Außerte ſich aber nachher eine Art von Fieber “und unter dem Arme eine Beule, Man bat außer. dem bemerfet, daß vhachitifche $eute den Beulen fehr unterworfen find. Und wenn man fie, vermits telft des Falten Bades *), geheilet hat: ſo iſt 35 ihre che Krankheit zu überwinden. Unter denen, diein dem Hofpitale die natürlichen Pocken hatten, ent finne ich mich vornebmlich eines Mannes von 35 Jahren, (Jobn Parrot, den man in dem Tages buche des Hoſpitals von 1755 unter N. 196. fin: det.) deffen Hals fait von eben der Größe. als fein Kopf war, und der dennoch die Pocken uͤberſtand, 9b fie gleich zahlreich waren, x 15) Doctor Aurbam (Eflay on Fevers and on the Small-Pox, ©. 138.) vedet unter andern von eis nem Knaben, den man auf diefe Weile aebeiler hatte. Da er aber von den Pocken angeſteckt wurde: fo blieb der Ausſchlag bis auf den Gten Sag 6. Schulzens Abhandlung In ihre Haut dadurch hart geworden; welches in Ars febung des Ausbruches ein fchlimmer Umftand ift. Man muß niemanden, ' der eine Bleichſucht, (Chlorofis) eine Verderbung der Feuchtigkeiten, (Cachexie) Beritopfung, (Obftipatio) eine Entzuͤn⸗ dung oder eim Geſchwuͤr iin den Eingemweiden hat, die Poren beybringen. Doctor "Turin giebt von einem neunjährigen Mägdchen "°) Nachricht, welches: fehe Worten fang an der ‚gelben Sucht frank war, und den Frühling darauf aufs neue yon diefer Krank⸗ heit ‚befallen wurde, Sie ſchien dem Außerlichen, Anſehen nach geheilet zu ſeyn, ſtarb aber die gte Woche nach der Einpfropfung. ch babe allezeit bemerket, daß die Frauensleute, welche mit der Bleichſucht behaftet find, nach der, natuͤrlichen Au⸗ ſteckung zwar nur wenige Pocken bekommen, aber ſelten nachhero einem ſchleichenden Sieber (F. leuta) entgehen, das oͤfters toͤdtlich ausfaͤllt 7). | Ä ’ | | Aus Tag aus; ungeachtet da8 Fieber, von Anfang an, Ziemlich beftig war. "Endlich erfolgte derfelbe, vermittelſt warmer, aus Milch und Waffer befte- benden, Bäder, bie man, big zur Bruft, anbrachte. Und Die Pocken waren, obgleich zahlreich, Dennoch von einer guten Gattung. | — 16) Miß Role. Die Gelbſucht hatte ohne Zweifel Verſtopfungen zuruͤckgelaſſen. 1b ı7) Eine Magd von 28 Sahren (Catharina Col⸗ lins, die, in dem Tagebuche des Hofpirald vom Jahre 1755, unter N. gr. angezeichnet ſtehet,) be> kam die natürlichen Pocken. Sie hatte eine gelb: braune Farbe über den nanzen Körper, war nieder gefchlagen, und ihr Puls gieng fihwach, aber. ge: ſchwinde. von Einpfropfung der Boden. 27 ‚Aus eben der Urfache muß man Bedenken tra— gen, denen, die von dem weißen Fluſſe Ungelegenheit verfpüren, die Pocken zu inoeuliven. Ben den Engbrüftigen (Afihmatici) und $ungens füchtigen (Phthilici) iſt Die Einpfropfung gefährlich. Denn es ift befannt, wie fehr ohne diejes die Bruſt bey den. Pocken angegriffen wird ). | seute, welche den Scharbod in einem hoben Gras de haben, ſchließt man auch von der Inoculation aus. Doch find mir viele Faͤlle bekannt, da Per: fonen, welche ftarf vom Scharbode geplagt geweſen find, die natürlichen Pocken gluͤcklich uͤberſtanden haben *). | vs; fehtwinde. Man fonnte nicht über 30 Pocken, die fich alle wohl anfülleten, zählen; dennoch ſtarb fie an einem Fieber, das dem fehleichenden Nervens fieber (lenta nervofa) ähnlich war, den zöſten Tag nach) dem Ausbruche. 18) Doch bat der Herr Aſſeſſor Darelius bemerfet, daß die Borken ſich bey Kindern, welche von dem - Huften ffark angegriffen werden find, da fie die natürliche Krankheit bekommen, dennoch nicht verfchlimmert haben. 19) Ein Mann von 24 Jahren, Francis Carter, TR, 169. in dem Tageb des Holpit. von 1755.) bat> te ein geſchwollenes und an. einigen Stellen weg⸗ gezehrtes Zahnfleiſch, welches bey dem aerinaften Anrübren blutere. Er erhielt, nach der natürlis chen Unſteckung, nicht über 100 Borken, welche fich alle wohl anfülleren, und in allen Stuͤcken von einer guten Art waren. Ein anderer, welcher mit dem Scharbod bebaf> tet war, Games Parrot, 29 Jahre alt, unter N. 82. des angeführten Jahres,) bekam natuͤrli— che⸗ 28 Schulzens Abhandlung Es ift nicht rathſam, diejenigen zu inoculiren, welche mit der giebesfeuche behaftet find, eb wir gleich Benfpiele haben, daß einige, die fich den Trips per, ‘Beulen, (Bubones) Schanfer, zugezogen gehabt, in den Pocken gluͤcklich durchgekommen find, Bey dem Doctor Kirkpatrick °) und Herrn Bur⸗ ges °*) lieſet man, daß die Einpfropfung auch bey | denen che, dichte (contigux) Pocken. Gie fülleten fich gut an; aber fle trockneten, mie e8 bey den Schar⸗ bocke zu geſchehen pfleget, fehr lanafam; und vers fchiedene Pocken artefen in Geſchwuͤre aus. Das Zahnfleifch war von der fihlschteften Befchaffen: heit, und feine Zähne waren ſo 108, daß er dag englifche Weizenbrodt nicht kauen Eonnte. Un den Armen und Beinen brachen. große Beulen aus; und da man fie öffnete, wurde der Rand dürre und fchiwammicht. Die Gefchwäre hatten eine gründliche Fodtenfarbe. Er befaß eine ſtarke ER: Degierde, war aber dabey fo matt, daß ihn kaum Die Fuͤße halten wollten, wenn er aufſtehen mußte, um fih dag Bitte machen zu laffen. Die Fieberrinde und antifcorburifchen Säfte, die man wechſels⸗ weife ihm reichete, beilefen ibn, zu der größten Berwunderung von allen, die ihn in dem Zuffande, worinn er ſich vorber befand, gefeben hatten. _ Faſt eben dad Schickſal hatte ein Knabe von 16 Jahren ( Tames Manley, N. 183. deffelbigen Jahres,). Der Unterfchied war nur der, daß bey Diefem wenige Pocken zum VBorfcheine kamen. “Der Eiter in den Beulen war febr ftinkend. Er kam, durch eben die Mittel, zur Genefung. 20) U. angez. D. ©. 137. u 21) An Account of the preparation and management neceflary to inoculation. Lund. 1754. ©. 5. Ich babe unter andern einen Knecht von 20 Jabyen, (Stez von Einpfropfung der Boden. 29 + denen glücklich angefchlagen habe, die vorhero,für gut befunden hatten, die Zufälle der Liebesſeuche, die fie an fich verfpühret, zu verbeelen, Der berühmte Doctor Mead *) bat erfahren, daß bey denjenigen, welche Wegen der Liebesfeuche in dem St. Thomashofpitale den Epeicheifluß aus» gehalten haben, fehr gelinde Poden eingetroffen find. Wenn aber gleid) diefes auch fonft geſchaͤhe: ſo dürfte doc am beiten fern, daß man mit dem Impfen fo lange anjteher, bis fich der Kranfe einis germaßen erholet hat. Bey Leuten, die fih dem Trunfe ergeben haben, muß die Einpfropfung durchaus nicht unternommen rag fie entgehen niemals den bösartigen Pocken. (Stepben Williams, der unter N. 63. im Journ. ». Hofp. von 1755. vorkoͤmmt,) geſehen, der den Tripper, die Phimoſis, den Schanfer, eine Beule, und auf einem Gchienbeine einen Tophus hatte; und dennoch, nach der natürlichen Anſteckung, duͤnn geſaͤete Pocken (Variole diferetz) befam, Die ſtarke Entzündung, die bisweilen damit ver: knuͤpft zu ſeyn pfleget, dürfte die Urfache der ges fahrlichen Poren ſeyn. Dergeftalt farb ein ans = derer, (Roberr Rile, 18 Jahre alt, N. 71, 17559. der mit dem Tripper, der Phimoſis, der Etrans gurie, und einer Entzündung in den Geilen befals _ fen mar. * 22) De variolis et morbillis liber, Pond. 1747. ©. 71. - Der Verehrungswuͤrdige Herr Prof. Th. Schwen= cke bat mich doch verfichert, daß ihm eine ganze gegenſeitige Erfahrung bey einem Soldaten vor- gekommen fey, der eine kurze Zeit zuvor den Spei— chelfluß gebraucht hatte, aber nichts deſtoweniger die argfle Art von Pocken ausſtehen mußte, — 30 Schultzens Abhandlung Pocken. Doctor Archer, der ohne Zweifel, unter alten ist lebenden Aerzten, die meiſten Pockenpatien— ten geſehen hat, giebt diefen Sag für fo allgemein aus, daß ihm Feine Ausnahme befannt ift. Doctor Fuller nennet, in einem Schreiben an Sir Jans Sioane °), einen Mann, welcer fid an den unmäßigen Gebrauch des Doppelbieres und Branns teweins gewoͤhnet hatte, Den er aud) nad) gefchehes ner Impfung, fortfegte. Er mußte aber feine Uns mäßigfeit, den 2often Tag nach der Einpfropfung, mit dem Steben bezahlen. $eute, die mit Alüffen geplagt find (Rheumatici), und dabey eine Boilblütigkeie haben °*), von des _ nen man auch glauber, daß fie ein za lutwaſ⸗ fer haben, erhalten doch gemeiniglich ® ocken. Es tragen daher wenige Aerzte Bedenken, dieſen die Pocken beyzubringen. In England iſt außer, dem dieſe Krankheit jo allgemein, daß der vierte Mann mit derfelben beſchweret iſt. | Bey fihwangern Srauensperfonen laͤßt fich die Einpfropfung nicht obne Gefahr, ſowohl in Anfes bung 25) Des Doctors Jurin Account for the Year 1724, * 7&.16. Dieler Dann mit Namen Will. Sbef⸗ fery hatte vorbero Finnen in dem Befichte, Hu— fen, kurzen Athem, ein Stechen in der Bruft, und - einen Rheumatiſmus. 24) Sydenbem Diff, Epift. ad Gu. Cole. Op. 0..©, 449.) erzäblet von einer vheumatiichen Frauens⸗ perfon, der. man vielmal die Ader geöffnet hatte, daß fie nachgehends von den — befallen worden, und auch an denſelben geſtorben waͤre. Hieraus ſchloß er, daß das Aderlaſſen nicht im Stande ſey die Pocken innerhalb den gehörigen Graͤn⸗ zen zu halten, wie er vorhero gemeynet hatte. von Einpfropfung der Pocken. 31 hung ihrer ſelbſt, als der Frucht, verrichten, Es geht ihnen gemeiniglich unrichtig. Oder wenn das Kind lebendig zur Welt fommt: fo führet es gerne Die Pocen mit ſich; vornehmlich, wenn diefelben bey der Mutter (chon zu fehwären angefangen haben *). Doctor Langeifh °° berichtet, daß unter beynabe ER. 2000 25) Bartbolin ( AA. Haffn. Vol. IV. Obf. 75.) ge— "Denker einer Franensperfon, die den ısten Tag nach dent Anfange der Krankheit, einen Sohn ae= babr, bey dem man aber Feine Zeichen von Po— een wahrnahm. Doctor Smeltie A Collection of Cafes in Midwifery, Vol. II. Coll. XII. Caf, 6.) führt eine Beobachtung von einer Frau an, die, ” den uten Tag nach dem Ausbruche einen Micjall lite: und die Frucht war gleichfalls ohne Alle Epur von Poren. Er erwähnte aber auch (am angez- D. Coll. XVII. Num. 7. Caſ. 2.) einer Fran, der es neun Wochen nach dem Ausbruche der Po: - den, die von der zuſammenfließenden Art waren, unrichtig gieng. Ihr Kino war acht Monate alt, und es war fehen mit den Nocken bey ihm weit | aefommen ; und Doctor Mead am anaef. D. ©. 65.) meldet von einem Kinde, das von einer Mutter gebohren ward, welche die zufammenfltefs ſenden Pocken hatte. Man bemerkte zwar an dem: felben Feine Spuren von diefer Krankheit: nach— ‚dem ed aber vier Tage auf der Welt gewefen war, murde ed des Morgens von Zucungen überfallen, und den Abend flarb e3 unter dem Ausfchlage. Ppechlin (Obl. ©. 234.) und Bildan (Obf. 55. Cent. IV. geben Beyfpiele von Kindern, Die mit den Pocken gebohren worden, aber gleichfalls das Leben zufegen muffen. | 26)A Sermon preached before the Duke of Mail. - ‚borough etc. by /faae Lord Rifhop of Worsefter Lond. 1752. ©, ı6. Rat. *. u; ; Schulzens Abhandlung 2000 Eingepfropftennur zwey geftorben find, welche beyde ſchwangere Frauen waren, und denen wider der Aerzte Willen die Pocken inoculiret wurden. Wenn aud) gleid) die Mutter mit dem teben davon koͤmmt: fo ftirbe doch mehrentheils das Kind als⸗ bald an Zuckungen, oder nachgehends bey dem Eis terungsfieber. Die unzeitigen Geburten muͤſſen mit in die Zahl der Todesfälle eingeführee werden. Die Doctoren Wagſtaffe ”) und de la Dir te *) haben daher, als Gegner der Einpftopfung, den 9 gemacht, daß eine leichtfertige Frauens⸗ perſon ihr eigenes Leben wagen dürfte, um ſich das durch ihrer Frucht zu entledigen, Die Einwen- dung ſtuͤtzet fid) zwar nur auf eine Muchmaßung: doch ſchadet es nicht, daß man vorfichtig ift. © » Mach dem Ausfpruche des Doctor Meads ”°) find die Pocden bey den Woͤchnerinnen, wenn fie wieder einigermaßen zu Kräften gefommen find, wie auch bey folchen, welche Fur; vorhero eine heftige Krankheit überwunden haben, nach geſchehener Ans ſteckung, fehr gelinde, Doctor Rirkparrich ?°) hat erfahren, daß Seit. te, welche furz zuvor von dem Falten Fieber herges | ſtellt 27) A letter to Dr. Friend ſhewing the danger and ' uneertainty of inoculating the Small - Pox, 238) Quæſtio Medica : An Variolas inoculare nefas? Pr&fide Claudio de la Vigne de Frefcheville, pro- ponebat Parifiis, Ao, 1723. Ludovicus Du Prac. p. m. 18 46) Am angez. D. ©. 69. 30) Mir find Proben befannt, daß die ——— bey denen gut ausgefallen iſt, die nicht lange de ger von Einpfropfung der Boden. - 33 ſtellt worden, gute Poden erhalten haben. Es if aber nöthig, daß man eine genaue Unterfuchung an— | ftelfe, ber dag kalte Fieber gehabt haben, und gleich nach, dem Abtrocknen der Pocken von einem Rückfall angegriffen worden find. Ich habe auch ein Dreyrägis ges Fieber anſtatt desEiterungsfieberg,erfolgen gefe- ben. Es iſt merkwuͤrdig, daß das kalte Fieber, wenn die Pocken erſcheinen, gemeiniglich vergeht, oder daß daſſelbe wenigſtens für. einige Anfaͤlle aus— bleibt. Diomedes Amicus (Tract. de Var. Mor- ‚ bill, et Scoptulis, Venet, 1599. Fol. 151.) thut eineg 25jaͤhrigen Mannes Meldung, der, bey dem ren Anfalle eines dreytagigen Fieberg, von den Pocken befallen worden ; worauf das Fieber verfchwun: den und der Kranke glucklich in den Pocken durch: gekommen iff, Der Herr Ritter Rofeen bat zwey Kinder gefeben, welche fih in dreyen Monaten mit dem Falten Fieber gefchleppt hatten: aber eben den Tag, da ſie an den Borken Frank wurden, blieb Das Fieber aus, und Fam nicht wieder zum Bor: ſcheine. Der Herr Archiater Baͤck hat mir von einem Kinde in der Gübdervorffadt Nachricht er theilet, das drey Viertheljahre alt war, und einis ge Wochen das Falte Fieber gehabt hatte, aber ‚ endlich die Pocken befam. Da diefe fich einftelle- ten: blieben zwey Anfalle aus. Es war aber be= fonderg, daß die Amme bloß die zweymale dag Kies ber hatte, ald das Kind von beinfelben frey war. Man muß doch nicht verfchweigen, daß fie alg> bald die Fieberrinde gebrauchete. Das Kind bes ‚hielt aber das Fieber auf einige Monate nachher. Der Herr Affeffor Strandberg hat hingegen ein Beyſpiel, dag ein Mechfelfieber, unter wabrenden Pocken eingetreren if. Dieſes nefchabe bey einer Dame, der er aber mit Nugen die Chinchina, als ein in beyden Krankheiten Mittel, verſchrieb. 26 Dand, 34 Schußens Abhandlung ftelle, ob das Fieber Berftopfungen in den Einge, weiden oder Waſſergeſchwuͤlſte möchte zurück gelaf fen haben, Es kann nicht eine jede langwierige Krankheit, (M. chronicus) oder. eine jede ungefunde Beichaf: fenheit unfers Körpers ohne Unterfcheid, bösartige Pocken veranlaffen. Ks wird aber noch eine wei— tere Erfahrung erfordert, um mit Zuverlaßigfeit bes ftimmen zu Fönnen, wie die ganze Schärfe in unfern Seuchtigfeiten befchaffen ift, welche, wenn fie ſich - mit den Pocen vereiniget, diefelben gefährlich ma» het. Wir fehen, daß ein gewiffer Zuſtand unferes Blutes die Pocken wirklich vermehret, und die Mas ferie derfelben fchärfer macht; daß aber im Gegen: theile eine andere uͤbele Befchaffenheit weder die Ans zahl der Pocken haͤufet, nod) ihre Art verändert ; hingegen wird, durd) die Pocken, die. vorbergegans gene Kranfheit, und zwar öfters zu der größten Ges fahr des Kranken aufs neue gereizet. Eine fleißige Aufmerffamfeit wird uns in der Zukunft ein Eläres res Licht geben : nun aber ſieht man es noch als ‚eine Ausnahme eines weitausgedehnten Öefeges an, wenn jemand, der vorhero mit einer andern Kranf: heit behaftet gewefen ift, die Pocken glücklich über: windet. Doctor Hadow ) berichtet in einem feiner | Briefe 31) Einer von des Doctor Yadows Briefen iſt dem Doctor Hofly mitgerheilet worden, worinn einige von dem legtern aufgeworfene Fragen beantmwor: set werden. Er ift in dem Recueil periodique „ d’obfervations de Medecine, vom Jahre 1755. im sten Tomus, ©. 341. zu findet. —2 von Einpfropfung der Boden. +35 Briefe an dem gelehrten Doctor Pringle, daß: er unter einer Anzahl von mehr als 1200: Perfonen, im Junius des Jahres 1755. Leuten von drey Monaten bis 62 jahren die Pocken inoculirt habe, unter de— nen viele mit Slüffen, dem Scharbof, einer Eng- brüftigfeit, Mutterbefcehwerung und Bleichfucht ber ſchweret geweſen find; unddaßer dennoch nicht mehr, als eine einzige Perfon, verloren habe, deren Todess fall er aber dem Verſehen einer Krankenwärterinn zufhreib, 0 —J Der zweyte Abſchnitt. Von der Zeit, die zur Einpfropfung am bequemſten iſt. Men hat Bedenfen getragen, die Poden, ohne Abfehen auf die Jahreszeit, einzupfropfen, Im Sommer bat man fie nicht beybringen wollen: die Noth aber Hat fie in America gezwungen, auch alsdann die Einpfropfung anzuftellen, und der Er. folg iſt wider Bermuthen glücklich gewefen. Doctor Archer wagte im vermwichenen jahre, die ganze Zeit durch, Das impfen in dem Hofpitale fortzufes gen, Und ich bin ein Augenzeuge, daß die geimpfa ten Pocken im Winter und Sommer eben fo:gelin« de, als im Srühlinge und Herbte ausgefallen find. Unſere trockene Luft und brennende Hige macht, daß der Sommer bey uns mit mehrern Krankheiten als in England * verbunden iſt. Wenn aber aud) der R Eoms 2) Der Ventilator, ber in dem Hofpitale ift, tränt wohl etwas zu dem en und — 2 ung 36° Schulens Abhandlung Sommer eben fo dienlich wäre: fo beforge ich doch), Daß fic) wenige werden gefallen laffen, wofern ans ‚vers die Wahl bey ihnen ftehe, in der angenehm» ſten Zeit des’ Jahres frank zu fen. Man empfins det aldann die Wärme der Betten am ftärfften, und «der Geftanf der Pocken nimmt durch die heiße Luft noch mehr zu. | | | Der fung der Luft bey : die Witterung aber iſt im Sommer in England fehr veränderlich, jo daß fie einigemal des Tages umſchlaͤgt. Anhaltende und faulende Fieber find daher daſelbſt fehr felten. Die Hofpitaler ftehen zu der Jahreszeit ganz leer, und die Aerzte find fait ohne Arbeit. Im Gommer find auch die Pocken in London gemeiniglich wenig gangbar : fo, daß man bisweilen im Hofpitale faum fech8 oder fieben Perfonen an den natuͤrli— chen Borken krank findet: da fie öfters im Winter genötbiget find, fo viele den Tag über, aus Manz gel am Plage/abzumeifen. SmSommer flerben nicht einmal fo viele an den Pocken, wie man nach den Zodtenzetteln (Bills of Mortality ) glauben follte. Denn aus einem fchwachen Grunde, um die Leute nicht abzufchrecken, laſſen fie im Winter, oder wenn die Pocken berrfchend find, einen Theil der Anzahl aus, und verlegen ihn auf die Zeit des Jahres, da wenige an diefer Krankheit fterben, Golchergeftalt bemerkte ich verwichenen Sommer, | daß die Anzahl in der Wochenlifte auf zo bis 60 angefegt war; da doch in zwey Wochen und länger fich kein einziger Kranker nach dem Hofpitale hin: begeben hatte. Daß die Anzahl der Pockenpa— tienten im Winter in London fo befrachtlich if, dürfte zum Theil von den vielen vornehmen Fa- milien berrübren, die zur Zeit des Winters in die Stadt einziehen. ER . von Einpfropfung der Boden. 37 Der Winter iſt in Schweden zum Einäugeln nicht bequemer ; denn unfer Winter muß mit dem Englifchen nicht verglichen werden. Bey den Eng» ländernt find die Zimmer nicht fo dichte verfchloffen, wie bey uns: fondern der Luft ift, durch ein be« fländiges Feuer, bey ihnen ein freyer Umlauf ver: ftattet. 3 rn ° Der Frühling und der Herbft find außer Zwei« fel die dienlichiten Jahreszeiten zur Einpfropfung, indem die Wärme alsdann das Mittel hält. Wenn man vollig eine freye Wahl hat: fo ſcheint der Frühe ling noch den Borzug zu haben. Denn fann man dem Kranfen bey dem herannahenden Sommer noch eher erlauben, aus dem Zimmer zu gehen. Er darf fid) eine Bewegung machen, und feine Sinne ergoͤtzen. Da hingegen ift der Winter weniger dienlich, wenn fich bey der Imßfung im Herbfte der geringfte chronische Anſtoß ereiguen follte. ! Es wäre am beften, die Einpfropfung zu der Zeit, wenn die Pocken nicht im Schwange gehen, zu bewerfitelligen. Denn fo wären wir vor der nas türlichen Anſteckung mehr gefichert, da fte wenigſtens den zehenten Theil der Todesfälle verurſachet hat, die man auf die Rechnung der Inoculation geſetzet. Einer von den dreyen, die, nach der Einpfropfung, in dem Podenhofpitale zu London, jtarben, war von der natürlichen Krankheit angejteckt worden, ehe man ihm Die Pocen beybrachte. Denn ſie trafen frü- ber ein, als es nad) der Inoculation hätte gefches ben konnen. Diefes — Aufſeher des Hoſpitals ls 38 Schulzens Abhandlung veranlaſſet, die Perfonen, welche der Impfung ſollen unterworfen werden, noch laͤnger einzu— ſchließen. * Wir ſind uͤberzeuget, daß das Gift der Pocken wenigſtens eine Woche in unſerm Koͤrper liege, ehe es einen Aufruhr zu erregen anfängt *. Das Eins Augeln 2) Dean führer zwar bin und wieder an, baf einige fonleich, nachdem fie fich der Anſteckung bloß ge ſtellt, von der Krankheit befallen worden, und daß andere, erft nac) einem oder mehreren Mo- naten, frank geworden find. Uber es iſt überaus möglich , daß man ımvermerkt einen Fehltritt in der Beobachtung begangen babe. Woher kommt es, daß fich Kein fo merklicher Unrerfchied ‚nach der Einpfropfung ereignet ?_ Doch laugnen. wir nicht, daß wohl gine Abänderung ſtatt finden koͤn⸗ ne. Daß das Porkengift einige Zert in unferm Körper verborgen liegen Fann, ohne eine Bewes gung zu erwecken, wird dem nicht fremde vorfoms men, der da weiß, daß eine Waſſerſcheue, (Hy- drophobia) , nach dem Biffe eines wuͤthenden Hun⸗ Des, erſt einige Donate, ja einige Jahre nachher entitehen Fannı. Doctor Miend ‘Eflay on poil- fons, ©. 137.) nennet einen, dem Die Waffer: fcheue eilf Monate nachber erft anfam. Gealenus ' (Comm, 2. Lib, I. Pr&di&t. Hipp. Charter Tom. 8. ©. 735.) hat einen gekannt, bey dem fich diefe Krankheit, ein Jahr nach dem Biffe zeugere. Ra, Doctor Apperley (A Treatife upon the Small - Pox, ond. 1731. &. 220.) redet von ei- nem, den eine tödtliche Wafferfcheue 20 Sabre nachhero überficl : und feheint die angegebene Urſache nicht ungereime zu feyn, weil, nach 20 Fahren, der Schmerz an eben der Stelle — ER: Dan: von Einpfropfung der Pocken. | 39. Augeln bemeifet diefes. Es -freten oft in das Ho⸗ ſpital, das für die natürlichen Pocken in London er richtet iſt, $eute ein, welche glauben, daß fie die Po. en befommen hätten, oder wenigitens befürchten, daß fie im Geblüte ſteckten. Man finder aber, daß bloße Kopfſchmerzen, Flüffe, Mafern, das Scar- lachfieber, oder fonft ein Ausſchlag, fie überfallen babe. Bey allen diefen fangen die Pocken den gten, hoͤchſtens ven ızten Tag an, fich zu aͤußern. Wie unverantwortlih thut man daher nicht, wenn man den Perfonen, an denen man die Eins pfropfung zu unternehmen willens ift, bis auf die leste Stunde, auszugehen, und in Gefellfchaft zu fenn verftatter ? In Eugland pfrepfen noch die als ten Frauen auf dem Sande den Bauernknechten die Pocken ein, eben wenn fie vom Dfluge kommen, Und es it Wunder, daß man nicht mehrere Uns gluͤcksfaͤlle zaͤhlet. — Herr Maitland, der erſte Pockenpfropfer in England, hatte das Ungluͤck des Lords Hillsbo⸗ rough Sohn nach den Einäugeln zu verlieren. Gr wurde den dritten Tag nah dem Schnitte franf, und die Pocken ſchlugen den fünften Tag aus; fo, daß man unmöglidy die erite Anſteckung von der Einpfropfung herleiten konnte. Seine Schmeiter hatte auch die natürlichen Pocken, che ihm dieſel— ben inoculiret wurden °). * Ca „ Der Daumen entftund, wo der Biß gefcheben mar. Und mer. weiß wicht, wie lange das vencrifche Gift in dem menſchl. Körper verſteck liegen koͤnne? N Be Doctor Jurxins Account fox the Year 1725. 40 Schulzens Abhandlung Der Herr Oſborne, der beydes ſich und feiner Frau die Pocken inoculiren laffen, erwähner * einer ! Frauens⸗ 4) Des Doct. Jurins Letter to Doct. Caleb Cotes- worth, London, 1723. ©. 20. Man ſehe auch S. 6. Ihre Gewohnheit war, wenn die Pocken ſchon unter ihnen herumſtrichen, einen Wundarzt oder Apotheker anzuſprechen, und von ihm ſich inoculiren zu laſſen. Dadurch hoffeten fie ohn— fehlbar gute Pocken zu erhalten; vornehmlich, wenn ſie einen und den andern Laxiertrank vorher eingenommen hatten: indem ſie nicht wußten, daß, wenn ſie nur die natuͤrliche Anſteckung, und alle Ausſchweifungen vermieden, ſie darinn eine ſicherere Huͤlfe, als in allen Arztneyen finden konn⸗ ten. Die Einpfropfung bat doch in Weſtindien, ihrer Unvorfichtigkeit ungeachtet, vielen Hunder— ten das Leben gerettet; obgleich der Fortgang derjelben nicht viel gegen denjenigen fagen will, fo das Einäugeln anigo in England bat. Im Sabre 1720 wurden in Bofton, ſelbſt in der Wuth der Krankheit, im beißeften Sommer, Junge und Als te, von einem Tahre bis zum often, Kränfliche und Gefunde, Schwangere und Kimdbetterinnen, inoeuliret. Dem Account des Doctord Soylfton zu Folge, fFarben 6 von 282 Perfonen 5; aber nach Des Predigerd Mather Letter to Dr. Farin 5 von 300. Hingegen ffarben von der natürlichen Ans flekung 844 unter 5759 Perſonen. Sm. Sabre 1738 verrichtete man, in dem füdlichen Carolina, ‘an 800 Perfonen die Impfung, von melchen achte ſtarben. (Man vergleiche hiemit Kirkpa— trick am ange. Orte, ©. 110.) Da die Poren weiederum im Jahre 1752 in Boſton fehr bösartig waren :_ fo inoculivte man 1985 Weiße, von de: nen 24, das iſt, eine Perſon unter 82, mit einem Ueberfluffe von 32 ſtarben Und da bey den Mob: ven von Einpfropfung der Boden. 4 ‚ Frauensperfon zu. Boſton in Neuengland, ivelche nad) der Einpfropfung.ftarb. Die Pocken ſchlugen, den dritten Tag nach der Tfnoculation, aus; wels ches, wenn es von dem Gifte, fo die Einpfropfung beybrachte, hergerühret wäre, micht eher, als am zehenten Tage, hätte geſchehen koͤnnen. Doctor Turin hat ſchon bemerket, ’) daß man auf dem Sande, an das Einpfropfen nicht fonderlich eher denfet, als bis die natürlichen Pocken in der Nachbarfchaft Verbeerungen anzurichten angefans gen haben. Und diefes wird nod) immer beftätiget. Wir ſehen hieraus, wie ungleich lebhafter der Ein. druck von einer gegenwärtigen Gefahr, von ver Vorſtellung einer fünftigen, bey uns iſt. Ich will doch hiermit die Einpfropfung nicht ab» rathen, wenn die Krankheit ftarf einzureiken ans fängt, oder wenn die Poden in einer Familie ſich eingefunden haben: wofern fie nur mit Borfichtigs feit unternommen wird, und man fich durch einen hinlaͤnglichen Verlauf der Zeit verfichert hat, daß die Perfon das Gift ber natürlichen Pocken noch) nicht eingefogen habe. Als die isige,Prinzeßinn von Oranien eine ges fährliche Art Pocken hatte: fo war man auf das Einäugeln der aprigen koͤnigl. Familie bedacht. C5 Dieſes ren die Pocken gemeiniglich ſchlimmer ſind, und dieſe einer fo guten Pflege nicht genießen: ſo ſtar⸗ ben 6 von 139. Man ſehe Bifhop’s of Worcefter ‚Serınon- in der Borrede,. auf der Zten Geite der >. zten Ausgabe. 5) Account * the Vear 1724. G.8.9.. 42 Schulzens Abhandlung Dieſes gieng auch gluͤcklich vor ſich, nachdem man vorher bey 6 Gefangenen ıc, die den Tod verwirket, und 5 Kindern aus einer Armenſchule, °) Verſuche gemacht hatte. Auf die Borftellung des Doctors Burtini, ) daß die Pocken im Jahre 1750 viele Perfonen vom Stande in Geneve hingeraffet, wur⸗ de die Einpfropfung begierig angenommen. Doctor Tronchin von Öeneve, der mit autem Erfolge die Einpfropfung in Amfterdam verrichtet hat, und neus lich) nad) Paris berufen worden, um die Kinder des Herzogs von Örleans zu. inoculiren, wurde er— munter, feinen älteften Sohn, nachdem der andere fehr gefährliche Pocden ausgeftanden: hatte, *) dent KHandgriffe zu unterwerfen. Doctor Kirkpa⸗ | trich 6) The Parifh School of St. James's. Der ißige Prinz von Wallis hatte Die natürlichen Pocken, bey dem Bringen Eduard und der Prinzeßinn Auguſta wurden fie aber inoeuliret. Und im. Sabre 1755 oculirte man die Pocken noch) dreyen von dieſer koͤnigl. Familie, naͤmlich den Prinzen Heinrich, Friedrich und Wilhelm. Man ſehe des Herrn de la Condamine Diſcourſe on Inoculation, tranflated into Englif h by Dr. Mary. ©. 7: Rot. 7) Traite: de la petite verole, or par Pinoculation, a Paris 1752... Man febe auch Mr. Guyst Memoire hiftorique fir Pinoculation de la petite verole, in den — de eier de Chirurgie. Tom. II. ©. 5 8) Eflay apologetique fur 1 —— de communi- quer Ja petite verole par; l’inoculation ©. 651. Man ſehe Verhandelingen uirgegeven ‘door de Hollandfe Maatfchappy Ber Mala ver A Harlem eerſte deel, 1754. ° von Einpfropfung der Borken. 43 trick ?) gedenket eines Kindes von 6 Wochen, das an den natürlichen zufammenfließenden Pocken ftarb; worauf er, mit gutem Erfolge, bey deſſen 5 Brüdern und Schweſtern vie fünftlichen ers weckte. Wofern die Umſtaͤnde es zugeben: ſo unterlaͤßt man die Inoculation, wenn andere gefährliche Seu- chen im ange find: oder wenigftens vermeidet man allen Umgang mit teuten, die mit denfelben behaftet find. Fleck- und bösartige Fieber, Fries fel, Mafern , find öfters mit den Pocken vergeſell— haftet. Die Aerzte haben zu allen Zeiten beob» achtet, daß die Pocken, wenn fie berrichen, das eine mal fchlimmer, ‚als das andere find. Dieſes ruͤh— res nicht von den Pocken felbft her; fondern von andern Seuchen, die ſich mit ihnen vereinigt haben, So bemerfet man oft Zufälle, die den Poden nicht eigentlich zukommen, '°) Der 9) Am ang. Hrte ©. 172. 10) Doctor Zuxham (Eflay on Fevers and on the 'Small-Pox; ©. 131.) berichtet, daß, als, im Sabre 1740, 41, und infonderheit 1745 eine febris ma- ligna carceralis, in Plymouth, berumftrich, er durch ganz augenfcheinliche- Zufäle überzenget worden, daß diefes Fieber mit den Poren, und zwar vornehmlich bey den Geeleuten, Goldaten und Gefangenen, vereinigt geweſen fey. Da bin: gegen hat das Volk in der Nachbarfchaft, das kei⸗ ne Gemeinfchaft mit den Hofpitälern hatte, eine fehr gute Art Poden befommen. Wie die Krank: beiten fich verknüpfen, oder gleichfam Zufalle von einander entlehnen können, erhellet aus Syden= bams 4° Schufzend Abhandlung an Der dritte Abſchnitt. Worinn die Vorbereitung zur Ein: pfropfung beſteht. | zs meynen Die meilten, daß der Vorzug, den die - Einpfropfung vor den natürlichen Pocken bat, in der Vorbereitung zu fuchen fey. Ehe die Sjnos eulation in Europa .eingeführet wurde, hatten viele Aerzte bemerfet, daß die Poden fid) bey einer Perfon, die vor der Anitefung eine gute Diät beobachtet, und fich gelinder Abführungen bedienet hatte, gemeiniglich gut anliegen. So nahm Sys denham ) wahr, Daß eine wiederholte gelinde Abführung, die man, ehe das Blut angefteckt wur« de, gebrauchete, .eine gute Art von Pocen veranlafe ſete. unten ?”) empfahl das verfüßte Queckſil⸗ ber, (Mercurius duleis) das man entweder vor fich, oder mit dem gefchwefelten Windenfafte ( Dia- . gry.lium fulphuratum ) verfegt, geben fünnte, und beftärfte deffen Nusen mit Erfahrungen. Bobs nis ) verfichert gleichfalls, daß Die Pocen bey den« jenigen, welche mit dem verfüßten —— die a Abfuͤh— hams (Opera ©. p. m. 200) bewundernswuͤrdi⸗ „gem Berichte von einem anhaltenden Fieber, daß zugleich mit. den Pocken in London in den Jahren 1667, 68, 69 berrichete, und von ihm febris va- rioloſa genannt wird. ı) Difl. Epiftol..ad Gu. Cole Op. o. p. m. ©. 440. :3) Praxis Med. 6,75. Er fast, er habe diefeg Mit: tel glücklich an zweyen feiner Töchter verfucher. 3) Differtatio de Mercurio dulci. UN von Einpfropfung der Boden. 45 Abführung befördert, in der Hoffnung fich dadurch ‚gegen die ſchlimme Art zu bewahren, gelinde gewe— fen find, a, Graßius *) behauptet, daß er, mit diefem Mittel oit, im Anfange der Krankheit, den Ausfchlag ablehnen, oder wenigſtens gelinde Po» cken zumwege bringen fönnen. Doctor Werlhof) erwahnet, daR fein Lehrer Spießius, wenn die Krankheit gangbar geweſen, mit Bortheil Pillen von gereinigter Aloe (Aloe lora) und verfüßtem Queckſilber gebraucht habe. Glauber und Goh⸗ len 5) priefen zu eben dem Endzwecke den niederges ſchlagenen Spießglasſchwefel (Sulphur aurat. an- - tim. ) an. Dümerbroef hat zur: Abführung mit ben Pillen des Auffus, und Löw 7) mit der Aha. barber, DJ Ephem. Germ. ann. tert. Obf. 56. Geine eigene Tochter, von 10: fahren, überfielen die gewöhnli- hen Zufalle, als Kalte in den Gliedern mit darauf folgender Hige, Kopfſchmerzen, Efel, Reißen und fliegender Schmerz in den Gliedern. Die Posten giengen fchon ſtark herum, und fein Sohn war voll von Poren, jo daß man fich verfichern konn— te, daß die Tochter gleichfalls angeſteckt worden war. Der Ekel gab ibm Anleitung, wider den Willen der Aerzte, einen Gırıupel Mercurius dulc, mit 4 Granen Seammenium fulph. zu geben. Darauf erfolgten des Abends 3 Abfuhrungen, und ein heftige Brechen. Sie fiblief gut, und die Borken blieben weg. 6) ge de Variol, & Anthrac, Hannov. 1735. E.9 6) 1% Clinica ausgegeben von Dr. Scharſchmidt, 309. 7) De Variol. & Morbill, —— 1699. ©: 110. 46 Schufzens Abhandlung: - barber, großes Zutrauen, Doctor Hillary °) rüb» met, zur Vorbereitung zu den natürlichen Pocen, diaphoretifches Spießglas (Stib, diaph,) mit. Poly- chreſtſalz und Salpeter vermiſcht, und mit Laxier— traͤnken verſetze. Doctor Lobb ?) meynet, daß er vermittelſt des Steinmohrs (Aethiops mineral. ), wenn es entweder allein gegeben, oder mit Schwe⸗ felblumen, Campher, Myrrben-u: f. m. vermenget wird, nicht allein der Anſteckung habe vorbeugen,, fondern auch dieſelbe erjticken, oder den. Ausſchlag in dem eriten Zeitraume (Stadium ) ‚verhindern fünnen. Bon dem irrländifchen Bifchofe Berkley und nach ihm von dem Doctor Cantwel ) wird das Theerwaffer, als ein: Praͤſervativ, ſehr erhoben. Aber unter allen präferpirenden Mitteln wider die natürlichen Pocken, ift noch Feines mit folcher Zuverläßigfeit und fo oft verfucht worden, als es des Herrn Ritters und Archiaters Roſeen ) prä- fervis 8) Pradtical Eflay on the Small-Pox. Lond. 1740. ©. 58. AM . O A Treatife on the Small-Pex. Lond. 1732, $. 574. u. d. folg. | | .10) Diflertation fur Pineculation, pour fervir de re- ponfe a celle de Mr. de la Condamine, à Paris, 1755. ©. 14. 22. 45. u. d. folg. 11) Man ſehe des Herrn Archiaterd eigene Befchreis bung in Kongl. Vertenfkaps Academiens Handlin- gar vom Jahre 1751, ©. 37; und eine weitläufti- gere in dem Kalender des Jahres 1757. Man ſehe auch des Herrn Profeſſors Martin Streit: fchrift, zur Erlangung der Doctorwürde, de. Va- siolis prefervandis, Vpfal. 175. ( Ä | ur (t Nach von Einpfropfung der Boden. 47 fervirende Pillen find. Sie beftehen aus folchen "Mitteln, die man beionders wider diefen Ausfchlag nüglich befunden hat, wie auch aus folchen, tie das Blut reinigen und Die Berftopfunaen heben. Da— ‚ber es nicht befremden Fann, daß Die natürlichen Doden ebenfalls dadurch gemildert worden. Die engelländiichen Aerzte find in der Vorberei— fung zur Einpiropfung fo verfchieden, daß faft ein jeder auf feine befondere Weiſe verführt, welche einige von ihnen, als etwas ſehr geheimes, verbor— ‚gen halten. Doch. haben die meilten in dem Queck— ſilber, oder dem Spießglaſe, oder in der Vermi— ſchung von beyden, ein untrügliches Mittel ( Spe- eiheum) wider die Pocden zu finden geglauber. Der berühmte Boerhaave *) ſtand auch in den Gedanken, daß man, vermöge dergleichen Mittel, das Podengift dampfen koͤnnte. Unter den Mit: teln aus dem Spießglafe erwaͤhlet man das gemeis ne (* Nach dem angezeigten Orte in den Abhandlungen der Akademie der Wiffenfchaften beſtehen die Pil— len aus folgenden Arztneyen: Re. Calomel. rite ppti Camphor. Extract. Alocs (7fi aa er. XV, Refin. Guajaci gr. XXV. M. F. J. a. Pilule pond. gr. ij fol, Arg. obd. D. S. Prafervirende Pillen. Fuͤr einen Er: wachſenen nimmt der Herr Ritter gerne ı Gran Calomel mehr, und fuͤr ein kleines Kind weniger Campher, inſonderheit wenn die Pillen friſch find. Der Ueberf. ) 12) Aphor. de cogn. & cur, morbis $. 1388, u. den folgg. | 3 Schufzens Abhandlung 8 ne Spießglas ( Antimonium erudum) am liebften. Es wird aber gemeiniglich mit dem Steinmohr und dem Kranzofenholzgummi (Gummi Guajae.) verfeget. ‚Andere geben auch Diaphoretifches Spießglas mit Calomel vermifcht. Einige gebrauchen den Fünftlichen, ( Cinnabaris factitia) oder mit dem Spießglaſe gemachten (C. Antimonii ) Zinnober, meiftentheils mit dem Frans zoſenholzgummi, oder mit Salpeter und einem ab» forbirenden Mittel vermenget, zur Vorbereitung ; obgleich in den fpätern Zeiten einige große Aerzte der Meynung gervefen find, daß der Zinnober nie» mals in unferm Körper Fonne aufgelöfet werden. *) Der Steinmohr ift zur Vorbereitung ſehr gebräuch- lich: man muß aber dabey nicht vergeflen, den $eib gehörig offen zu halten. Wenn man Würmer bes fürchtet : fo vermifchet man mit dieſem Mittel folche Arztneyen, die denfelben zuwider find. Einige ges ben ein einziges Gran von Calomel jeden Abend. Andere aber verordnen es zu mehrern Granen, ent weder allein mit Rofenconferve, oder verfeßt mit Cam⸗ 13) Der engelländifche Oberfeldarzt, Pringle, bat mir erzählet, er habe Zinnober mit dem Epeichel und Trinken von Thieren und Pflanzen vermifchet, und diefes in einen ſolchen Grad der Hitze nefeßet, wie in unferm Magen ift. Er bat darauf einen fchwe- "felichten Geruch nach der Gaͤhrung empfunden. Hieraus ſchloß er, daß der Zinnober nicht gaͤnz⸗ lich, wie vermeynet wird, ohne Nugen ſeyn dürfte. Daß der Aethiops zum Theil in das Blut eintre= te, erbelet daraus, weil er die Kraͤtze heilet. Daß er auch bisweilen einen Speichelfluß erreget, weiß ich infonderheit aus den Erfahrungen ber Herren Archiater Rofeen und Ad. ; von Einpfropfung der Boden. 49 Camper, auf jeden dritten oder vierten Abend: und den folgenden Morgen laſſen fie ein Sartere - mittel, als, zum Erempel, das Infuſum der Sen: na, oder eine andere Mifchung von Manna, Caßia, Zamarinden, Rhabarber, oder Jalappa, nehmen, Andere reichen eine Dofis von den vorhergenannten alterirenden Mitteln, mit einem Holzdecocte ( De- coctum lignorum) ein oder zwey mal Des Tages, in einer Zeit von zweyen Wochen, und darauf jeden dritten, vierten, oder fünften Tag ein gelinves La— xativ. Andere meynen in den Pillen des Bello⸗ ftins oder den londenſchen Mercurialpillen ven ganzen Endzweck vereinigt zu finden, Andere hin« gegen wollen in der Ehinchina, oder deflen Decvcte, ein Specifif wider die Pocken ſuchen, wenn der Körper damit vorbereitee wird. Aber jehr viele Aerzte in Engelland find. doch itzt mit dieſen foges nannten alterirenden und jpecinfen Mitteln bey dem Impfen dnicht zufrieden; ſondern ſie finden, daß eine gute Diät und ein gelindes Laxativ, wenn es drey oder vier mal genommen wird, fehon binläng» lich fey. Bey Seuten, die fich einer vollfommenen Geſundheit zu erfreuen haben, und gänzlich von Verſtopfungen frey find, ift auch weiter nichts zu brauchen noͤthig. Wenn aber das Blut dick und zahe ift, muͤſſen ohne Zweifel die mercurialifchen Arztneyen, von welchen man ohne dieſes, nicht aus einer bloßen Muthmaßung, glaubet, daß fie dem Aus« k 6 ſchlage widerſtehen, dienlich ſeyn. Hingegen muß die Chinchina bey denen gut anſchlagen, die ein waͤſſeriges Gebluͤte und ſchlappe Faͤſern haben. Und haͤufige Mercurialmictel muͤſſen in eben dem Falle ſchaͤdlich 26 Sand, D ſeyn; 2 50 Schulzens Abhandlung ſeyn; weil ſie eine Aufloͤſung ſowohl der fluͤßigen als feſten Theile **) verurſachen. Wenn die Aerzte ſaugende Kinder inoculiren, ſo geben ſie der Amme ein oder anderes Laxativ, meiſtens von Rha— barber, und ſchreiben ihr eine gute Diat vor. Ha— ben die Kinder gruͤne Auswuͤrfe, ſo giebt man ih— nen die Magneſia alba ein. Die Diaͤt muß vornehmlich aus Kräutern und lofen Speifen beſtehen. Aus der Urfache empfieh- let man alle Arten von Grügfuppen, Aepfel⸗Brunell—⸗ Pflaumen» Hambutten- Kirfh- und Sagufuppen, ſchwache Sleifchfuppen, mit gelben Wurzeln, Paſti— naf, üben und Potatves gefocht, grüne Euppen ; Pudding, der aus Sagu, ‘Brodt oder englifchen Mehle zugerichter ift; Kuchen, aus Reiß, Aepfeln, Kerbel, oder gelben Wurzeln; gefochten Spinat. und Portulack, türfifchen Bohnen, grüne Erben, und gefechten Blumenfohl zur Abwechfelung Fann man bisweilen leichte Milchipeifen, Br) Mus und Grüße von Mehl und allerhand Arten Graupen efien. Einige verftarten gebratene Fiſche und bis— weilen ein Sleifchgericht. ”) Die Butter mußman nur 14) Dan ſehe des Doctors Pringle Experiments upon feptick - and antifeptick fubftances, ©. 349. 15) Dem koͤnigl. danifchen Envoye bey dem groß: britannifchem Hofe, Herrn Baron von Ranzau, einem Heren von 30 Jahren, welchem bey meinem Aufenthalte in London die Pocken glücklich inoculi⸗ ret wurden, ‚erlaubte man jeden Tag ein Fleiſch— gericht zu effen, und ein Glas Nheinwein tiber ber Mahlzeit zu trinken. Doctor d'Argent, der nach IA Dänner / von Einpfropfung der Pocken. 51 ‚nur fparfam brauchen laffen, und den Käfe ſchwer⸗ lich erlauben. Gewuͤrze und ftarfe Getränfe vers bietet man durchgaͤngig. Bisweilen wird man doch gezwungen, ein Glas über dee Mahlzeit nachzuge— ben, Denn fonft fönnen einige das Eſſen nicht . verdauen. Und iſt es bey folchen, die eines guten Tifches gewohnt find, rathſam, daß man fie, nad) der Hand, von ihrem bisigen Eſſen und Getränken 2 Fe — | Die alte Griechinn in Conftantinopel, von der wir die Einpfropfung gelerner haben, verboth ihreti Kranken den Gebraud) des Weines und der Fleiſch— fpeifen, ja ebenfalls ver Sleifchfuppen, 7) Pyla⸗ 82: rini Daͤnnemark hingerufen wurde, um an ber Gemah⸗ linn des Premierminiſters Bernsdorf die Inocu⸗ lation zu unternehmen, war ſein Arzt und der koͤnigl. Leibchirurgus Hawkins fein Wundarzt. 16) Doctor Wagſtaffe (am ang Orte E. 6) war ‚ber Meynung, daß flih die Einpfropfung für Es gelland nicht ſchickte, weil die Nation fo febr deit Ueverfluß liebte_ Der Bifchof von Worcener (Art ang. Drte ©. 22, 23) aber jeiget, daß diefeg Mittel in demjenigen Lande. am noͤthigſten fey; wo die Ueppigfeit und Unmaͤßigkeit fich eingewur⸗ It haben. Der Nutzen bat ſich auch ſchon zur Benüge gewieſen: indem ihre Todtenliftet äuf den fünften Theil abgenommen haben, nachdem Die Einpfropfung eingeführet worden if, 17) Man febe le Due de Byzantiria variolarum infi- tione, Diff. habita Lugd. Bat, 1M2i. $. 17. Er ſa⸗ get nur, daß die Griechinn ihren Kranken eiti ſolches Verhalten einige Tage vor der Einpfro⸗ pfung auferleget babe, ⸗ 52 Schulzens Abhandlung rini *) berichtet, daß ſte dieſelben 40 Tage lang zu diefer Ordnung angehalten habe. Timoni aber ſetzet, in feinem Briefe an Myoowam nur 20 oder 25 Tage aus. Man weiß aber auch, daß einige von denen, die man inoeuliret hat, wegen einer magern Diät, wel-⸗ che zu’ lange ifortgefeget worden und häufiger Abführungen das Leben eingebüffet haben; fo Daß verfchiedene Aerzte auf eine andere Ausfchmweis fung verfallen find, und alle Diät und Borbereis fung verworfen haben. In den englifchen Landsor— ten fihreibe Das einfältige Bolf, welches das Einäus geln beforget, nicht allein eine ſparſame Diät vor; fondern fie hungern auch wirklich ihre Patienten ab, ſo daß die Pocken nachgehends nicht zur Eite— rung '?) fonnen gebracht werden. Man muß auf die '18) Nova & tuta variolas excitandi methodus, Vene- tiis, 1715. 19) Doctor Fothergill, ein beruͤhmter Practicus in London, hat mir von zweyen weſtindiſchen Herren erzaͤhlet, welche auf der Reiſe nach Engelland ſehr ſparſam lebeten, in der Abſicht, ſich auf das Ein— pfropfen aut vorzubereiten. Als fie anlangten, war die Farbe ihres Geſichtes ſehr blaß. Da man aber vermuthete, daß dieſe die natuͤrliche waͤ⸗ re: ſo impfete man ihnen, nachdem ſie ſich einer und der andern Abfuͤhrung bedienet hatten, die Pocken. Sie bekamen die Cryſtallpocken, und wurden mit der groͤßten Muͤhe gerettet. Ich wage keinesweges mit Doctor Thompſon (An Enquiry into the origin, nature and cure of the Small.Pox, Lond. 1752. ©. 45) zu verfichern, daß alle, die zum Falten Fieber geneige find, die Mutterbefchwes rungen von Einpfropfung der Pocken. 53 die Seibesbefchaffenheit der Perfonen Ruͤckſicht haben. Ein Vollblütiger verträgt die Abführuns gen und eine Diät von Kräutern beffer, als der, weicher ſchon vorhero wenig oder duͤnnes Blut befi- get. Wenn dahero eine ganze Anzahl teute auf einerley Weife vorbereitet werden: fo fieht man, daß einige eine fihlappe Haut, blafle Farbe und Mattigkeit befommen, wenn andere ihre lebhafte Sarbe behalten, und ſich bloß leichter, oder wie von “einer ſchweren Bürde befreyt, befinden. Ben vollbiütigen Seuten find Die Pocken gemei: niglich zahlreich. Sie füllen fich aber gut an, und der Kranke hat felten, nach dem Husbruche derfelben, Arztneyen weiter zu gebrauchen nöthig. Die aber, welche mit einem dünnen Geblüte verfehen find, be— kommen zwar felten viele Pocken: dieſe aber wollen D 3 ſich rungen leiden, die mit Winden beſchweret ſind, und die viel Blut durch Verwundungen, durch den Monatsfluß, durch die Guͤldeneader, oder den Mißfall verloren haben, oder deren Blut durch eine genaue Enthaltſamkeit arm geworden iſt, al⸗ lezeit gelinde Pocken zu erwarten haben. Nein, im Gegentheile, erhalten diejenigen, die entweder durch Hunger oder auf eine andere Weiſe, ſich ein dünnes Gebluͤte zugezogen haben, nachhero leere Pocken, die auf keine Weiſe zur Eiterung zu brin— gen find. Mir muͤſſen dahero den Gebrauch der Kräuter, (Diæta vegetabilis) der Mercurial und Lariermittel dergeffalt mäßigen, daß wir bey den VPocken einem zu heftigen Fieber und eimer boͤsar— tigen Materie vorbeugen. Wir muͤſſen aber durchaus nicht die Abſonderung eines guten Ei- ters verhindern. e + 54 Schulzens Abhandlung ſich nicht ohne Beyhuͤlfe herzſtaͤrkender Mittel, ) (Sardiaca) anfuͤllen. Sie find mehr zu Erhartum gen in den Druͤſen geneigt, woran, wie ich mit dem Doctor Mead ) glaube, ein Mangel der Kräfte, welche das Podengift nach ver Fläche des Körpers binzutreiben erfordert wird, Schuld if. Der Herr Durges ’*) führer zwey Benfpiele an, die fo wohl die Folgen des Ueberfluffes, als des Mangels der Bor« bereitung darlegen, | euten, die vollblütig find, oder ein hißiges Ge— biüte haben, muß den Tag zuvor, ehe die Eins pfropfung verrichtet wird, die Ader geöffnet werden, In dem Hofpitale öffnete man die Ader bey allen ; ohne Unterfcheid. Ich Habe aber Grund, zu glau« ben, daß das Aderlaſſ en bey einigen unnöthig und bey 20) Doctor Jurin, der dem Einaͤugeln weder zuge⸗ than noch abgeneigt war, nannte ſolche Pocken, die ſich nicht gut anfuͤlleten, unaͤchte oder unvoll— kommene, von welcher Art er, in ſeinen Verzeich— niſſen aungemerket bat, daß damit 5 unter 474 Perfonen, befallen geweſen. 21) An ang. Orte S. 86. Eben diefer Arzt hat beobachtet, (S. 46 ) daß die Perfonen, welche nach einem Blutharnem, das fich zugleich mie dem Aus— bruche der narurfichen Pocken geaußert bat, mit dem Leben davon gekommen find, nachgebends von Furunkeln oder Geſchwuͤlſten in den Drüfen unter den Achfeln und den Ohren, Die nicht auf geeitert baben, angegriffen worden. Da diefe letztern Zus faͤlle fich öfters bey denen einfinden, Die ein gar zu flüßiged Blue haben: follte ung denn nicht die ermwähnete Gefebrung abſchrecken, das Blut gar zu ſehr aufzuloͤſen? 22) Am ang. Orte ©. i1 u. d. folgg. ’ von Einpfropfung der Boden. 55 bey andern ſchaͤdlich ſey.) In Schweden wird man deſſelben öfter als in Engelland entbehren koͤn⸗ nen, da wir nicht fo viele hitzige Getränfe gebrau: chen, noch auch bey unfern Gerichten fo viel Fleiſch und Gewürze haben. Dem Frauenzimmer pfleget man, eben wenn es einige Tage wohl aufgewefen ift, Die Pocken zu impfen. In dem Hofpitale aber that man diefes zu einer jedweden Zeit und mit gleich gutem Erxfols ge. ”*) - Doc giebt man ihnen, wenn die Reini— D4 gung 23) Doctor Hadow, welcher nun nicht mehr, wie vorher, bey allen die Ader öffnet, bat bemerfer, daß die, welche ein dickes und zaͤhes Cthick and fizy) Geblüt haben, nicht fo zahlreiche Pocken ber kommen, als diejenigen, jo ein reiches und hochro— thes (rich and florid) Geblüt, mit wenigem Blu: waſſer haben. Dieſes koͤmmt mit derjenigen Er: fahrung überein, daß ftarfe Trinker und choleri: ſche Leute öfters, fanguinifche aber und rheumati⸗ ſche felten mit bösartigen Pocken befallen werden. 24) Doctor Tiſſot (Pinoeulation juftifiee, à Laufanne 1754; ©. ı7 und 47)! Sagt, daß die Pocken bey den FSrauensleuten gefährlich, ja öfters tödtlich, werden, wenn fie fich zur Zeit der Reinigung eins finden, Ich kann aber verfichern, daß ich nie⸗ mals einen Unterfcheid bemerfer, fie mögen ihre Keinigung vor, unter oder nach dem Ausbruche gehabt haben. Die Pocken finken nicht dadurch, fondern der Kranke fpürer im Gegentheile eher eine Erleichterung davon. Diefes muß man doch nicht von einem folchen Bluefluffe veritehen, der fih bey den Blutpocken, ( Variole fanguinex ) oder mit Perechien, öfters wenn die Kranfe die naͤchſtverfloſſene Woche ihre Zeit gehabt Dar a ndet 6 ö Schulzens Abhandlung , gung vor ſich geht, weder unter der Vorbereitung, noch wenn Die Pocken ausgefchlagen find, einige Arztneymittel ein, Den Bädern hat man lange bey den natürlichen Pocken gute Dienfte zugetrauet. Ich bin mit dem Doctor Jahn”) der Meynung, baf die verfchiede, ne Zufammenfegung der Haut mehrentheils Schuld daran fey, daß die Pocken in gewiffen Familien *°) gefährlicher find, oder wenigftens mehrere Narben zurüclaffen, als in andern. Wenn man alsdann Die Haut vermittelft der Bäder erreichen kann: fo ſcheint ſchon viel gewonnen zu feyn. Bey den na— eürlichen Pocken laffen fie fich nicht gerne anbringen, weil fich vie Rranfen entweder unter oder nach dem Baden leicht erfälten koͤnnen, woraus mehr Mach» sheil als Mugen erfolget 7). Bey ver Worbereis | tung findet. Es kann ſeyn, daß eine Ausnahme bey ‚denen gelte, die diefe Entledigung mit einem Bren⸗ ‚ nen und vieler Beſchwerde überwinden. 25) Variol. rat. 6. 96. 26) Daß fie für ganze Familien toͤdtlich gemefen, thut Soffmann (M. R. S. Tem. IV. Pars I. Sect. I. c.7 8.61.) dar : und daß fie für andere Gefchlech- ter gelinde gewefen find, berichtee Morton (de variolis, Cap. II. Hift, 2. ©. 137. 27) Diemerbroek (Tom. II. S. 300.) verwirft zwar das Fußbad in den Pocken. Man hat ſich aber . deſſelben, von des Arabers Rhascs (Cap. VI. ©. 143. 160 nach Meads Ausgabe) Zeit an, bedienet, der zugleich gelinde Dampfbäder, um die Hanf zu eriweichen, gebrauchte. Doctor Meibohm (Diff. de variolis $. 34.) erwähnet einer Jungfer, —* ey u AA von Einpfropfung der Borken. 57 fung zu dem Ginpfropfen aber hat man nicht Urs ſache, diefes zu befürchten, wojern man fid) nur der Fk, D 5 Boader bey der Herannahung der Pocken, die Fuͤße in ein warmes Bad ſetzete, um das Geſichte zu ſichern. Sie bekam auch keine Pocken daſelbſt, fie fanden ſich aber um ſo viel haͤufiger auf den Fuͤßen ein, die auch Davon lahm wurden. Wofern wir ung nur auf dieſe Erzaͤhlung des Meibohm verlaſſen koͤnnen: fo beweiſet fie zur Genuͤge, was vie Ba— der fir Wirkung haben. Der ruhmwuͤrdige „Aurbam (Phil. Tranfadt. 390. wie auch Eflays on fevers, S. 135, 139.) ſchlaͤgt auch Fußbaͤder von Milch und Wafler, oder Waſſer allein, wie auch Umfchläne von Milch und Brodt, oder gefochten Rüben, vor. Doctor Hillary (am ang. D. ©. 64.) hat öfters einen ſtarken Rücktrieb (Revulfio) von Fußbadern und erweichenden Umſchlaͤgen, die man an den Fuͤßen angebracht bat, infonderheit, wenn Genfpflafter(Sinapifmi)nachgehende gebraucht wors den, bemerket. Der Hr. Prof, Gaꝛubius (Deinenting der Kinderpokjes gedaan, en ter voller herftellin- ge toe behandelt. Zee Hollandfe Matfchappy de Weetenfchappen te Harlem, tweede Deel, 1755, ©. 3191 325.) bat Fein Bedenfen getragen, Zug⸗ - mittel (Epifpaftica) bey dem Einaugeln, Jange ehe bie Pocken ausgeſchlagen find, anfegen zu laſſen. Eine befondere Beobachtung bat ber Herr Ritter Rofeen, in feinen Vorleſungen, vor einem Rinde ans geführer, das, den Tag che die Posten ausſchlugen, von einer ungeduldigen Mutter ein ſtarkes Sraups chen mit der Ruthe ausbalten mußte. Dieſes brachte die gute Wirkung mit fich, daß das Kind bloß eine einzige Pocke im Gefichte, ſehr viee le aber um die GStyienien von der Ruthe, befam. Der Herr Nitter will nicht gerne, daß die, welche fich dem Einpfropfen ausitellen, da8 Fußbad En Alla 58 Schulzens Abhandlung Bäder mit der erforderlichen Behutſamkeit bedienet, Die Herren Cramer und Joly, welche die Pocken in Geneve °°) geimpfet haben, ließen ihre Patien. fen jeden Abend, den dritten Theil einer Stunde, die Füße in warmem Wafler baden, Der Wund: arıt Guyot ) hat eben dafelbit dag Fußbad fo: wohl vor, als nad) dem Impfen, brauchen laſſen. Er fieht nun aber diefe Borfichtigfeit für unnöthig an: weil die inoculirten Pocken außerden fo gelinde find. Sr England weiß ich nicht, daß jemand das Bad gebrauchet hätte : ob gleich verfchiedene die Nutz⸗ barkeit deſſelben gemuthmaßet haben, Man ſchneidet oder ſcheeret gemeiniglich das Haar auf dem Haupte ab, damit die Ausduͤnſtung daſelbſt freyer, und das Haupt kuͤhler werde; wodurch die Pocken eher nach den untern Theilen hingeleitet wer— den. Wenn hingegen das Haar zuruͤckgelaſſen wird, und ſich einige Pocken daſelbſt, zu der groͤßten Ungelegenheit des Kranken einſtellen: fo muß es doch nachher abgeſchnitten werden ). Man ſaͤumen. Er erwartet nicht ſo ſehr die Pocken da⸗ durch nach den Fuͤßen ziehen zu koͤnnen, ſondern er meynet, den vielſaͤltigen Wahrnehmungen zu Folge, daß die Pocken allezeit bey ihnen gelinder werden, wenn die Haut hiedurch erweichet, und der Körper in einer gelinden Ausdaͤmpfung erhalten wird, 28) Mercure de Neufchatel. w. a. Tiffot am ang. O. 0... 29) Memoires de P Academie de Chirurgie, Tom. I. ©. 552. 30) Vergl. Hilfeheri Prelufio de amputatione et ra- “ fura capillorum in variolis, Man f. Medical Eflays, Edinb, Tom. II. ©. 241. von Einpfropfung der Poden. 59 Man hat öfters eine heftige Bewegung, vor der Einpfropfuug, und noch mehr nach derfelben , fchäd» lic) befunden. Sie müffen ſich auch nicht der Sons Ye, wenn fie ftarf jcheint, bloß flellen. Denn man hat allezeit wahrgenommen, daß die Pocken ben den⸗ jerigen, die auf Reiſen von der natürlichen Kranfe beit angeſteckt worden, rödtlid ausgefallen find, wenn fie die Sonne des Scanee frey hat beſchei nen koͤnnen. In der Borbereitungszeit kann man nicht Sorgfalt genug anwenden, um der natuͤrl. Anſteckung vorzubeu— gen. Denn das Gift kann unvermerkt durch Waaren und Boten, die entweder der Kranke ſelbſt, oder die— jenigen, welche mit ihm Gemeinſchaft gehabt, ange— faſſet haben, mitgetheilet werden. Ja, es kann auch durch Hunde, die von ‚dem einen Haufe zum andern laufen, geſchehen. In dem moculationghaufe in Sonden hat die Erfahrung gelehret, alfen Umgang mit fremden $euten zu hindern. Subit die Briefe, die denen, welche man dem Einäugeln unterwerfen will, zugefchiket werden, übergiebt man nicht eher, als mon überzeuger ift, Daß der Handgriff angefchlas gen habe, Doctor Werihof °" gedenfet eines Maͤgdchens, das von ihrem, weit von ihm ertferns ten, Bruder einen Brief erbielte, als er mit andern yon den Poden, die dazumal im Schwange gien« gen, befa'en war. Sie trug den Brief einige Tas ge bey fich, und wurde wirklich von Den Pocken ans | — 31) De Variol. et Anthrac. ©. 16, 60Schulzens Abhandlung geſtecket: da fie fich in vielen Jahren an dem Orte nicht gezeiget hatten. Sie flecfete wiederum viere von ihren Spielfchweftern an: worauf dieKranfs beit in ein anderes Haus gebracht wurde, und damit verſchwand. Der vierte Abſchnitt. Wie man die Einpfropfung bewerk— ſtelliget. Fer Faden, womit die Einpfropfung geſchieht, wird auf folgende Weiſe zugerichtet. Man Öffnet auf den Armen oder Füßen die Spigen ein» ger reifen Pocken mit einer Sanzette, und befeuchtut einen Faden von Baumwolle, ver von der tänge iſt, Die man nöthig zu haben meynet, mit dem Eiter. Diefen Kaden trocknet man nachgehends langſam por dem Feuer, und verwahret ihn in einer hoͤlzer— nen Schachtel. Einige bedienen ſich eines wohl verfchloffenen Glaſes. Es ift aber dieſes nicht anzurathen; Denn Herr Wall, Wundarzt bey den Pocken und Chriſt⸗ hofpitale in London, hat einmal einen flinfenden, und die Faͤulniß verathenden, Geruch aus demfelben auffteigen empfunden : welches vermuthlich Davon hergerühret, daß der Faden vorher nicht genug getrock— net worden. Doctor Fochergill hat mir eine aͤhnli— che Beobachtung erzaͤhlet. Wenn man den Faden nicht trocknet: fo ſchabet ſich der Eiter * ab, und geraͤth leichter in Faͤulniß. Andere von Einpfropfung der Boden 6 | - Andere ziehen eine Nadel mit einem Faden durch einige Pocken durch. Diefe Art ift aber nicht fo guf, dieweil die Theile, Die unter und um die Poden hers um find, leicht verwundet werden, und folglich der Eiter mit dem Blute vermifchet wird; welches man Doch mit der größten Behutfamfeit vermeiden muß. Man wählet lieber zu diefen Endzwecke die Pos «en, die fid) auf den Armen und den Züßen befins den, als die, welche im Gefichte find, Damit man an ver legtern Stelle Feine Narben zumege brins ei Sch darf nicht mit Doctor Kirkpatrik? ver. ſichern, daß die flüchtigften und feinften Theile der Pocken nad) dem Kopfe, als in einer geiftigen Gaͤh— rung oder Deftillation, binaufileigen, und dag man dahero die Pocden auf den Ertremitäten vorziehen müfle. So viel aber ift gewiß, daß die Pocen, die an diefen Theilen ausbrechen, ſich am beften anfüls len, und felten Narben nachlaffen ). Er hat auch | die i) Avicenna (Canon. Med, Tom. II. ©. 75. N. 58.) rieth, die Porken mit einer goldenen Nadel zu er öffnen ; und Gesner, Helvetius und Wintring⸗ bam find feinem Beyfpiele gefolget. Sildanus (Obf. ©. 665.) alaubte fo gar, daß man dadurch ben Narben vorbeuge. Diemerbroek (Tom. II. ‚©. 228.) hingegen und Suxham Cam ange. D. ©. 150.) bebaupten, daß eben Dadurch Narben er: wecket würden, i 2) Am ang. D. S. 153. Er flüge feine Meynung auf den Ausjpruch des Herrn von Haller, M. fe: be deffen Prim. Lin, Pbyfiolog. $. 339. 3) Daß die Pocken im Gefichte nicht aut eitern wol fen, durfte davon Eommen, daß ber Umlauf des Ge— | bluͤts 62 Schulzens Abhandlung Die Meynung ; daß man diejenigen Pocken wählen müffe, die zuleßt vertrocknen, Damit die flüchtigen Theile Zeit zu verfliegen gervinnen —9 Die alte Griechinn brachte vie Materie fluͤßig ben. Aber nad) der Weile kann es eher gefcheben, daß die Perjon, die man inoculiren will, das’ Gift mit dem Athem anziebet. Es roäre auch beſchwer— lich, ſo viel Eiter zufammen zu bringen, als zur Impfung einer großen Anzahl noͤthig iſt. Außer ben würden wir alsdenn die Materie nicht ſo lan— ge, wie es bisweilen erfordert wird, aufbehalten koͤnnen. Es bluͤts in dieſer Krankheit dafelbſt heftiger als i in den iibrigen Theilen des Körpers iſt: ob es gleich init den Geſetzen des Kreislaufes zu ſtreiten feheint: Und da in dem Verhaͤltniſſe fo viel Blut hach dem Kopfe feiget: fo iſt Fein Wunder, daß viele Pocken und Narben dafelbft entftehen. Die Pockengruben im — — duͤrften auch groͤßten— theils davon herruͤhren, daß die Haut da dichter iſt, und beydes vor und nach der Krankheit der freyen Puft bloßgeftellet wird, 4) Rirkpatrik nimmt ein Gleichnig von der Kaffa- vamwurzel (Jatropha. Dan fehe des Ritterd Lin⸗ häus Spec. plantar. S. 1007. 5.) deffen a ter Gaft, wenn er frifch iſt, für tödtlich gehalten wird, aber allmahlig ſowohl diefe Eigenfchaft ald feinen Geſchmack verlieren fol. Doctor Serbert, Arzt in Surinam (Diff, de Caffavz amare Surina- imenfis radice, Marbürgi 1753.) der ein Mittel wi: der dieſes Gift erfunden, bat uns doch belebret, daß diefer Gaft feine tödrliche Eigenſchaft nicht | ah als bis er die — — ver⸗ lieret von Einpfropfung Moden. 63 Es ift wahrfcheinlich, daß der Faden nach einigen Monaten, ja nad) einigen Jahren, noch eben jo wirkſam, als gleich nad) der Zubeteitung, if. Ih babe geſehen, daß eine Anzahl von 25 Perfonen mie einem Faden, der zwey Monate alt war, invculiret. worden, und Doctor Burini ? hat den Handgriff mit einem Faden von vier Monaten gelingen gejes ben, ohne einen Unterfchied dabey wahrzunehmen. Herr Port, Wuntarze bey dem Bartholomaͤusho— fpitale in London ° bat das Gift, mit gleichem Ers folge, mit einen Faden, der acht Monate alt war, - beygebracht, Der Wundarzt Buyor berichtet”), daß er den Eiter vom Herbfte zum Fruͤhlinge verwahret, und damit glücklich inoculiret habe Er meldet aber zugleich, daß die Pocken ſich drey oder vier Tas ' ge ſpaͤter einfinden, wenn der Eiter alt ifi, Doctor. Hadow hat auch bemerket, daß ein friſcher Faden und ein tiefer Schnitt ſchon den öſten und fiebenten Tag Kopffehmerzen und eine. Empfindlichkeit unter dem Arme, und den gtenund zehnten Tag einen häns figen Ausfchlag verurſachen; Daß aber ein Faden, | der 9 Am ang. D. ©. 70. Doctor Kirkpatrik (a. ang. O. ©. 167.) berichtet, daß ein Herr von den na— türlichen Pocken angeſteckt worden; da er ein Zim⸗ mer, wo jemand drey Monate vorhero an den Po— cken gelegen war, betreten hatte. ei 6) Verdeedinge proeve over de manier van’t mede- deelen der kindpokjes door inenting, door Caro/us Chais bladz 559. Not. 10. Man f.de Maatfchappy de Weetenfchappen te Harlem, eerfie Deel. 7) Memoires de P’ Academie de Chirurgie, Tom, II, ©. 552. r Se Schläßhs Abhandlung der zwey Monate und laͤnger verwahrt geweſen iſt, erſt Den ofen oder 12ten Tag das Fieber, und dar— auf einen geringern Ausfchlag erwede. Bey der Erfahrung aber, die ic) oben angeführet habe, wur— den. die Perfonen, fo, wie es gewöhnlich ift, den 7ten und sten Tag Frank, ‚Der Wundarzt Srewin ? mennet, er habe beob: achter, Daß Die Materie, wenn fie duͤnn und unreif iſt, die Pocken fpärer bervorbringe. Andere hingegen glauben, daß eine unreife Materie diefelben gar nicht erregen Eönne, Doctor Nettleton meldete dem Doctor Jurin im Fahre 1723, daß die Materie, die in alten Pocken, weiche mehrentheils abgetrod- net find, enthalten ijt, wie auch die Materie aus der Wunde, zur Einpfropfung unfräftig wäre, Herr Frewin ift im Gegentheil der Meynung, daß die Materie noch alsvenn ihre Wirfung befiße: indem man fie einmal aus einer Poce auf dem Fuße ge» fchöpfer hat, da ſchon alle auf den obern Theilen ab- getrocfnet waren, und. der Kranke zwey oder drey⸗ mal fich einer Abführung bedienee hatte. Er ſaget auch, daß er wegen Mangels ver Materie in den Pocenbläschen, den Eiter aus der Wunde genom- men, da die Krankheit noch in ihrer- Höhe gewefen wäre, und daß diefer nicht minder die Pocken fort: gepflanzet Habe. Er bat ibn aber unwirkſam ge funden, wenn er ihn gehen oder zwölf Tage, nachdem die Docken zu trocknen angefangen, gefchöpfet bat, Daß der Eiter aus der Wunde wirkjam gemejen jey, | | wenn 8 Um ang. 9. ©. 23. | von Einpfropfungder Boden. 65 - wenn die Pocken gleich Feinen Ausſchlag mitgeführet - haben, davon find uns verfchiedene überzeugende Benfpiele befannt ?), 9) Es Doctor Kirkvatrik (a. ang.D. S. 70) muthmaf fer. daß der Speichel gleichfalls das Pockengift, auf eben die Weiſe, wie bey der Hundswuth (Rabies eanina) enthalten dürfte. Es iſt diefes nicht ganz» Iıch unmabrfcbeinlich, ſintemal man gefunden, daß die in England und Holland berrichende Viehſeu⸗ che fich, vermittelſt des Speichels, bey dem gefuns den Vieh hat impfen laffen. Herr Mefpr’emi bat in feinem "Tentamen de pefte inoculanda (Lond. 1755 ) einen Vorfchlag gegeben, die Mafern und die Peſt ſelbſt einzupfropfen. Er beruͤhret zwar in ſeiner kleinen Abhandlung nicht, womit die Einpfropfung koͤnnte angeſtellet werden. Er bat mir aber berichtet, Daß er, wenn ſich eine Ges fegenbeit ereignete, die Mafern mit den Faſern, Die fich bey diefer Krankheit abicbälen, oder auch mit dem » Speichel und den Thraͤnen einpfropfen wollte. In der Peft wollte er es mit dem beyden letzten Feuchtigkeiten, mit dem Eiter aus den Beu⸗ 26 B len und einem Tropfen Blut bewerkſtelligen. In sinfern Rändern wird gewiß Feiner feinem Rathe bey der letztgenannten Krankheit folgen wollen. ber in feinem Vaterlande, oder Ungarn, wo die Heſt fo oft wuͤthet, durfte fich vieleicht jemand da— zu bereden laffen. Ein Arzt, der den Verſuch bey fich felbft wagen würde, könnte alödenn ficher mit andern Kranken umgeben % Nach der londner Zeitung, dem Erafteman (N. 334. 1761.) fol man die Peſt auch wirklich in Con⸗ -Hantinopel, und zwar mit der Materie aus den Peſt⸗ blattern , (Peitilential eruptions) eingepfropfet ha⸗ and, E Wen 66Schulzens Abhandlung Es koͤmmt auf eins aus, cb man die Mas terie von natürlichen oder geimpften Pocken nimmt, wenn fie nur mit einem gelben Eiter wohl ange⸗ fülle find. Die alte Griechinn glaubte wicht, daß der. Eiter von geimpften Peim kraftig genug waͤre. Pplarini entdeckte aber, bald; den Ungrund dieſer Meynung. Des Koͤnigs in Eng⸗ land Leibchirurgus, Here Ranbp, hat beobachtet, daß die Materie, bey vem sten Umlaufe, nadydem man fie zuerſt von natürlichen Pocken geſchoͤpfet hatte, von gleicher Wirkfamfeit war. , Doctor Kirkpatrik hat cben das erfahren , und ein anderer ‚bat ihn verfichert, daß er die Materie das fiebente und achtemal gleich aut befunden habe: welches ges wiß bis auf fieben oder achthundertmal Fonnte forte ge,eßet werden, Ran wählet aflezeit zur Zubereitung des Fadens eine gute Art Pocden. Doc) zweifelt niemand an dem Ausfpruche des Doctors Wiead ’”), daß es mehr auf die Beſchaffenheit des Körpers, dem | man “ ben. Der Leibarzt des Sultans, Muli Muſta⸗ pha Aga, bat den Handgriff felbft verrichten, und ift er fo glücklich aufgefallen, Daß einige zu der Seit ſchon völlig wieder hergeſtellt geweſen find, die andern aber alle Hoffnung zur Geneſung von ſich gegeben haben. Der Ueberſ. 10) De Variol. et Morbill. ©. 84. Saurbanı (Eflay on fevers, ©, 129.) fehreibt : daß bieweilen eine Schramme bey dem einen eiterte und ein Bart nädigtes Gefchwüre verurfachte; da hingegen bey dem andern eine große Wunde mit geringer oder gar Feiner Schwierigkeit geheiler würde. > q von Einpfropfung der Boden. 67 man biefes Gift einflüßen will, als degjenigen, von ‚welchen man es gejchöpfer bat, anfomme. In dem Inoculationshoſpitale pfropfete man affezeit, eine Anzahl von zwanzig bis dreyßig Perjonen, mit einerley Materie, ein: und. nichts deftomweniger war bey einer jeden Perfon ein merflicher Untere ſchied, in Anjehung der Anzahl der Poden, wahrzus nehmen. Herr Srewin of Bye ") meldet, daß er mit dem Eiter ‚den er von einer Perfon, weiche Die zus fammenfließenden Pocken hatte, und auch nachges hends an denfelben ftarb, aufgehoben, ein und zwan« zig Perſonen an einem Tage geimpfet habe, und dag Diefelben dennod) bey der ganzen Anzahl von der beiten Art gewejen wären. Er Hat aud) bey an— dern, wie er faget, mit Materie von bösartigen Pos E 2 den u) Am angef. D. ©. 22. Doctor Wagſtaffe (am ang. D. ©. 31.) berichtet : daß die Vinterie, die man den Gefangenen in Nemgate, an denen die erften Verfuche ded Einaugelns angeſtellet wurs den, beybrachte, von einem Knechte, der vor der Einpfropfung an den zufammenfließenden Pocken flarb , genommen worden ware. Ich kann mich aber nicht füglich auf die Ausſage dieſes Mannes verlaffen, vornehmlich, da weder Turin, Meise Aand nach Mead davon Erwahnung thun. Sch’ möchte doch nicht mit der feharfen Feuch⸗ tigkeit einaugeln, die fich bey gewiſſen Arten von Pocken findet, die bisweilen felbft bis an die Mus— keln frißt, und dieſelben entbloͤßet, ja öfters, wenn der Schorf ſich fihon viele Tage zuvor auf den Pocken geſetzet bat, 58. Schulzens Abhandlung cken ohne die geringſte ſchlimme Folge den Handgriff verrichtet. Den Doctor Kirkpatrik hat auch) der erfte Pockenpfropfer, den er gekannt, verfichert, daß ihm die Einpfropfung glücdlich gelungen fey, wenn er gleich den Eiter aus zufammenfließenden Pocken genommen hätte. Es wird demnad) fei. ner unnöthiger Weife dem Beyſpiele diefer dreuften Männer folgen, fo lange er zu den gutartigen Pocen Zugang findet, | Die Gegner der Snoculation *) haben behaus ptet, Daß zugleich mit der Pockenmaterie andere anfte- ende Kranfheiten fortgepflanzet würden. Doctor Kirkpatrik '”) Hingegen behauptet, daß vie ur fprünglichen Theile (Principia) der Pocen, und ans derer anfteckenden Kranfbeiten fo fehr von einander unterfchieden wären, als die Saamen verfchiedener- Kräuter, welche in allem Erdreiche ein und daflelbe Gewaͤchſe hervorbringen , von einander abgehen. Und meynet er, es fen even fo unvernünftig, zu bes fürditen, daß zugleich mit dem Pockeneiter andere Krankheiten einfcyleichen dürften, als fich einfallen zu laffen, daß ein Frauenzimmer, dem man mit dem Eiter von einer Mannsperfon die Pocken geimpfet hat, dadurd) ihr Der verwechfeln , oder ein Zwitter 12) Wagfiaffe am ang. D. ©. 45. Gir Richard Bladmore Rn. a Treatife upon the Small - Pox, an two parts, Lond. 1723. S. 106. Dela Saye, aSermon entitled: Inoculation an indefenfible pra- ne Lond. 1753. ©, 9. Eanswel am ang. D. 13) * 1 an. O. ©. 135. | | von Einpfropfungder Boden. 69 Zwitter werben koͤnnte. Der Wundarzt Guyot ) einer vonden Verfechtern des Einaͤugelns, fagt: “er hätte zwar vernommen, daß in England Die Meynung herrſchete, daß keine fremde Krankheit mit dem Eiter mitgetheilet werden koͤnnte; er koͤnne aber verſichern, daß ihm von dem Widerſpiele eine entſcheidende Erfahrung vorgekommen waͤre. Es hat viele befremdet, daß dem Herrrn Guyot nicht gefallen, dieſe Erfahrung bekannt zu machen; um fo vielmehr, da er vorher berichtet hatte, daß alle ‚Die drey und dreyßig Perfonen, die bis auf die Zeit, ‚oder bis aufs Jahr 1752, der Einpfropfung in Ge— neve unterworfen worden, fehr gelinde Poden, ohne die geriugfte übele Sog beformmen has ben °). Die Liebesfeuche ift die Kränfeit, wegen der - man bey dieſer Gelegenheit am meiſien beſorgt ges ee 14) Mem. de l Acad. de Chirurgie T. II. €. 532. 15) Doctor Tiſſot (Inocul. jufifide, ©. 119.) bat endlich vom Herren Guyot felbit erfahren, worin an Erfahrung beſteht. Der Impfs dieſe entſcheid eiter wurde iner Jungfer genommen, die von einer Art Ausſchlage, die man les Dartres neunet, geplaget war. Der Kranke bekam nachbero einen Fluß auf den Augen. Kann fich aber ein ſtarker ‚fetter Mann von 25 Tahren, der öfters in die Luft, infonderheit zu Geneve, gebe, wo bieweilen eine —— empfindliche Hitze iſt, und bald darauf ei⸗ ne merkliche Kaͤlte erfolget, nicht leicht einen Fluß auf en Rn * dieſer oder Ban andern Ur er zuziehen, ohne Daß man nöt f, u den” Impf⸗ eiter die Schuld zu ne 70Schulzens Abhandlung weſen if. Bey dem Doctor Kirkpatrik koͤmmt ‚ein Beyſpiel von einem jungen Srauenzimmer vor, das ihm ein Wundarzt bekannt gemacht hat, Dies fem flößete man eine Materie ein, die von einem Rechte genommen war „der zwar gute Poden hats te, bey vem man aber nachgehends eine venerifche | Beule, und andere Zufälle diefer Krankheit bemerfz te. Das Srauenzimmer erhielte gelinde Poden, "und es hat niemals, obgleich viele Jahre verfloflen find, die geringfte Anzeige des venerifchen Uebels verfpüret. Herr Durges "°) berichtet: daß man von einer jungen Weibesperſon, die nach dem Tho— mashofpital hinkam, um fich wider die tiebesfeuche des Speihelfluffes zu bedienen (ein Umſtand, den man dazumal nicht wußte, ) zuerſt aber in die Po— den fiel, ven Eiter genommen babe. Man brachte ihn dreyen Perſonen bey, welche aber fehr gelinde Pocken befamen, und es trug ſich weiter — be⸗ ſonders bey der Wunde zu. Itzo wird man ſchwerlich einen Arzt nennen koͤn⸗ nen, welcher befürchtet, daß fich zugleich mit dem Pockeneiter eine andere Seuche fortpflangen möchte, wofern man nur ben der 3 itung Des Fadens fein Blutgefäß verwundet h Dennoch nimme niemand willentlid ben Eiter von einem Franfen Menjchen ; im Gegentheil erkundiget man fich, ob Ä er 6) Am ans. 9. ©. 5. Die drey erwähnten Rinder wuchſen alle gefund auf, und zwey waren noch im Jahre 1754. am leben. Das dritte war an eis A bigigen Fieber fchon vor vielen Jahren ger orben. von Einpfropfung der Boden. 71 er felbft, oder feine Xeltern und Verwandten von | Ausichlag ‚ Beulen, Knoten, von der en glifchen Krankheit oder fonft einem Gebrechen geplagt geive» ‚fen ſeyn? Das. venerifiche Gift zu vermeiden, hält man den Eifer eines Kindes für den beften. Noch weniger Srund hat der Einwurf des Do— ctors Wagſtaffe ”), daß die Beybringung des Pockeneiters mit dem Kinüberleiten des Gebluͤts ¶ Transfaſio ſanguini is) eine Aehnlichfeit Habe, Denn in dieſem wird ein halbgeronnenes Blut, das zum Umlaufe in andern Adern beſtimmt iſt, dem Korper zugefi ihret. Dort aber ſetzt man an die Flaͤche des Körpers etwas. wenig reifen Eiter an, ‚weicher allezeit eine Krankheit, die ſich felbjt wur ‚ahnlich ift, hervorbringt. Man hat den Schnitt auf verſchiedene Weiſe und an verſchiedenen Stellen bewerfftelliget. Die ‚alte Griechinn in Eonftantinopel machte, mit einer Madel, auf der Stirne, den Backen, dem Kinne, den Beugungen des Fußes und der Hand, einige Sti⸗ che. Als fie Blut wahrnahm, goß ſie in die Wun⸗ den ein venig von dem Podeneiter ein, den ihr Auf— waͤrter kurz vorhero von einem Menfchen, deran den natuͤrlichen gutartigen Socken Frank lag, ge⸗ ſchoͤpfet, und ihr in ſeinem Buſen warm zugetragen ‚hatte. Sie ergoͤtzete den Wahn einiger Leute da⸗ durch, daß fie nebſt fleißigen Gebethern und aber— glaͤubiſchen Verrichtungen, die Wunden, und zwar in Geſtalt eines Kreuzes, auf den Stellen, wo die E J Naͤgel 27 Fi ang. D. ©. ır. wie Huch Dela Fey Sermon, . 10. | 2 Schulzens Abhandlung Naͤgel eingeſchlagen worden fi ind, machte, und auf dem Altar der Maria für. jeden Kranken zwey Wachslichter opferte. *) Timoni und Ppylarini gaben Bericht ein, daß die Stellen, welche die alte Pocenpfropferinn wahlete, am twenigften dienlich wären. Herr Maitland machte den Schnitt bie: weilen atıf benden Armen, "bisweilen auch auf den Küßen : einige nahmen einen Arm und einen Fuß. Die Erfahrung lehrete fie aber bald, von dem Ein. pfropfen auf den Süßen abzuſtehen: meil dadurch zu bösartigen Geſchwuͤren der Grund geleget wurde; welche, wie Doctor Hadow "?) anmerfet, aud) aledann bisweilen entftanden find, nachdem die Wunde schon einmal zugebeilt gewefen. Itzo mas het man auf dein Arme, unter der Befeſtigung der Flaͤchſe des dreyeckigten Musfeis, (M. Deltoides ) an dem Orte, wo der Weykopfigte Muskel und der innere Armmuskel (Biceps et brachizus int.) zufamuen floßen, mit der Sanzette einen. unties fen Schnitt , der Die Fänge der beygezeichneten - Linie — bat. . Den untern Theil des Ar- mes umfaffet man mit der linfen Hand ; damit die Haut gut gefpannet werde, indem man mit der rech» ten den Schritt macht. Man riget ganz los in Die Haut, und ift es am beften, die Lanzette etwas ſchief zu fuͤhren, ſo daß die Oberhaut auf der einen Seite erho⸗ 18) Le Duc de Byzant, Var. inoeul. $. 14 19, Wunden und Gefchtwüre an den gißen werben nicht allein in Rent, (Baglivi Prax, Med. L. I. cap, N 8.) fondern überal in Europa mit Mühe ge: von Einpfropfung der Boden. 73 erhoben wird. Das geringfte Zeichen von Blut giebt zu erfennen ,' daß man tief genug geſchnitten Habe. Doctor Kothergili hat mir ein Inſtrument gezeiget, das ein Apothefer, um den Schnitt, vor« nehmlich bey Kindern, die fehr furchtfam find, da= mit zu verrichten, erfunden hat. Es hat mit einem Schroͤpfeiſen Aehnlichkeit: es iſt aber bloß mit eis ner Zunge verfehen, die fich auf eben die Weiſe hös ber und niedriger, nachdem man den Schnitt mas chen will, ſchieben läßt, Von einem zu tiefen Schnitte, infonderheit, wenn die unterliegenden Muskeln dadurch verwundet wor den, haben verſchiedene Beobachter ſchlimme Fols gen wahrgenommen. . Herr Burges *) berichtet, daß von einem Schnitte, der zu tief in das zellichte Gewebe — Tela cellulofa) durchgedrungen war, Ges ſchwuͤlſie in den Zwilchenräumen der Muskeln ent⸗ ſtanden ſind; welche nach gehoͤrigen Abfuͤhrungen zwar verſchwunden, aber an verſchiedenen Stellen bey dem geringſten Zuſtoße, als von Erkaͤltung und Veraͤnderung des Wetters, wieder zum Vorſcheine gekommen ſind. Nach dem Doctor Hadow iſt eine heftige Entzuͤndung von einem gar zu tiefen ‚Schnitte mitten über dem zweykoͤpfigen Muskel, er: folget. Dector Kirkpatrik *) thut eines jungen Herrn in Kent Erwähnung, bey dem dadurch, daß ‚einige. ‚Sleifhfäfern verleget wurden, eine fo fiarfe chwaͤrung in dem Arme entitanden, daß man auf die Abnehmung deffelben bevadyt war, Da E5 | aber 20) Am ang. O. S. 35 u. d. f. N 21) Am ang. D. ©. 159, - 74° Schußzens Abhandlung aber diefer Gelehrte *) meynet, Daß der Vorzug des Einäugelns, vornehmlich in dem Fließen des Eiters aus den Wunden beſteht; und er dem Do» ctor Mead, der von entgegengefegter - Meynung war, einen Irrthum vormirft:: fo haͤlt er für rath- fam, völlig durch die Haut durchzufchneiden, und das zellichte Gewebe auf beyden Armen bloß zu les genz damit nad) ven Gedanken des Doctors Brass huiſe die Eiterung dadurd) vermehret werde. Sa, ihm ſcheint fo gar dienlich zu feyn, vermittelft eines Schnittes auf den Füßen die Zurücziehung (Re- vulſio) der Pocenmaterie, bey denjenigen, to ein flarker Ausſchlag zu befuͤrchten wäre, zu befördern. Ich will bloß melden, da man gegenwärtig in dem Hoſpitale niemals mehr als einen Schnitt machet: und die Kranken befommen nichts deftereniger die Moden eben fo gelinde, als zörher. In dem Ino⸗ culationshaufe in London fahe fh) eine Wunde, noch eher als ver Ausfchlag fich zeigete, zubeilen: und die Poden waren dennoch von ganzgufer Art ). Ben andern wiederum ift dle Wunde kaum feuchte gewe— fen : und die Poden haben dennoch nichts bösartis ges zu erkennen aeneben. Es ifl zwar gewiß, Daß von den wenigen Tropfen, die aus den Wunden aus- fließen, viele Pocken angefüllet werden fünnten, und daß viel Blutwaſſer (Serum) zur Zubereitung eini. ger wenigen Tropfen Eiter erfordert wird: eg bleibe aber doch ungewiß, ob man das Fliegen der Wun- den für die Haupturfache der Gelindigfeit det Krank: | i ‚heit 22) Am ang. D. ©. 118. 152. 2 23) Jane Pavey, ein Maͤgdchen von neun fahren. von Einpfvopfung der Boden. 75 „heit anzufehen habe; fintemal die Wunden, ehe die Pocken ausgefchlagen,: oder wirklich zur Eite— ‚zung gelanget find, wenig oder gar nichts an Eifer von ſich geben. Doctor Kirkpatrick **) hat gefunden, daß es uͤberfluͤßig ſey, bey Leuten, ‚die ſich vorhero Fonta— ac © nelle . 24) Am ang. Orte. Er achtet auch für dienlich, daß Diejenigen, die noch die Pocken zu erwarten “ haben, nach den Erfahrungen. des Diemerbrock de pefte, ©. 150.357) und Sodges iLoimolog. 776 240.) von dem Nutzen der Fontanellen in. der Peſt, ſich Fontanelle fegen laſſen. In der Vor⸗ rede, ©. 24. erwaͤhnet er eines Arztes in Blandferd, Der eine Sontanelle auf dem Arme machte, und, vermittelſt dieſes Handariffd , keinen einzigen von feinen Vatienten, welche die Pocken hatten, ohngeachtet diefelben nicht geimpfet wurden, im der Epidemie verlor. Dem Herrn Kirkpatrick iſt Doch die Zahl feiner Kranken nicht zu Ohren gekommen. Ein Ungeneannter (Some Remarks 2 © on the Rev. Mr. de la Fayes Vindication, in a ' Letter toa Friend, Lond. 1754.' ©. 52.) fagt, daß wenn Leute, die Fontanelle auf den Armen haben, von den natürlichen Pocken überfallen werden, fo gaben die Wunden, gegen den Wechfel der Krank» beit, (Crifis) mehr Materie, ald gewöhnlich iff, von fich. r : Doctor Meibobhm (Differt. de Variol.) führe einen Knaben an, der oft von Beulen beſchweret war, und eben ald er von den Pocken angefterke wurde, 4 Beulen an feinem Körper hatte; aber dennoch fo haufige Pocken befam, daß faft Feine Stelle von denfelben befreyer blieb. 30 mg | hinzu⸗ Schulzens Abhandlung j nelle haben’ fegen laffen, neue Schnitte zur Einpfro= pfung zu machen, und hält er am rathſamſten, daß man die Seuchtigfeiten den Weg fließen a ‚an den fie fic) einmal gewöhnee haben. | ‚Nachdem der Schnitt gemacht worden iſt, legt man indie Wunde einen Faden, der vorher mit dem Poceneiter getränfet worden, und der von der | Länge des Schnittes if. Ungeachtet man den Baden - getrocknet hat: ſo wird Doch vorher, ehe man zum Schnitte ſchreitet, ein Schnupftach unter den Augen rings um den Kopf gebunden; fo dag die Mafe und der Wiund bevecfet wird, Damit die Perfon, der. man die Pos . cken einäugeln will, um fo viel weniger, der Gefahr unterworfen werde, das Gift mit dem — ge zu ſchoͤpfen. Doeter caſigen, daß er ſich ganze 2 Jahre mit der Kraͤtze ſchleppen muͤſſen. Hingegen ſahe ich in dem Pockenhoſpitale einen 24jaͤhrigen Dann (Tb. Veighbour PR. 203, im Fahre 1755 ) der durch eine ‚außerliche Verlegung, 6 Wochen ehe ee in die Pocken fiel, das Schienbein verwundet hatte, wo⸗ Durch ein weites Gefchwir, entſtund, und einige Stücke von den Knochen ſich abfonderten. Er er: hielt, nach ber, natürlichen Anſteckung, nicht über 60 Blattern: welches gewiß bey einem- Wanne von dem Alter, infonderheit bey einem Brauer- fnechte, die auch von den Kranfenwärterinnen Kinder des Todes genannt zu werden. Pe etwas feltenes ift. von Einpfropfung der Boden. 77 Doctor Wagſtaffe *) macht den Einwurf, daß uns das rechte Maaß (Dofis) des Eiters oder Fa— dens, Das wir gebrauchen follten, unbekannt fey. Diefer Gedanke führt aber nur ein fehr geringes Gewicht mit fih. Kin Funke ift im Stande, eine große Pulverfammer anzuſtecken: und ein Feuers brand kann feine größere Wirfung thun. Doctor’ Nettleton ift bisweilen mit gefchabter Seinwand, die er in den Eiter eingetunfer, nur einmal über die Wunde bingefahren, ohne fie anzubinden; und die Doden find gleichwohl ausgebrochen. Der Herr Ranby bat eine Beobachtung von einem Frauen- zimmer von 30 fahren, welches fi) zum Impfen verftanden, dem aber bald darauf leid war, daß fie nicht widerftreber harte, Cie nahm daher aleich, nachdem man fie verlaffen hatte, den Impffaden weg, und legte einen gemeinen Zwirnfaden in die Stelle. Nun ſtund fie völlig in ver. Hoffnung, daß fie den Pocden entgehen würde: fie fand fich aber nachhero, zu ihrem eigenen Bortheile, betrogen. Herr Frewin *°) gedenfet eines Wundarztes mit _ Namen Dutton, welcher eine Frauensperfon durch eine Lanzette anfteckte, mit welcher er 9 Tage zuvor einige Pocden, ohne fie nachhero abzuwiſchen, geoͤff⸗ net hatte. Daß es von der. Sanzerte herruͤhrete, erfahe man daraus, weil die Wunde nicht auf eben die Weife, wie bey der Einpfropfung- gefchiehet, heilen wollte. Es erbellet hieraus, was für ein Kleines Maaß von diefem Gifte die Anftesfung zu— Be, a = = Sa aiutge 25) Am ang. Orte ©. ıg, v3 Sal 26) Am ang, Orte: 25,1 Yale 78 Schußend Abhandlung wege bringen koͤnne. Doctor Wagſtaffe hätte auch wohl leichte darauf fallen Fünnen, daß wir von Der Dofis, bey den natürlichen Poden, nichts wiffen. In gewiſſen Sandern bedienet man fih einer ana dern Weile das Pocengift beyzubringen. Die chinefifche Art zu verfahren, von der ung der Je— fuite dꝰ Entrecole 9 meldet, daß ſie von uralten Zeiten her in China im Gebrauche geweſen fen, bes ſtehet darinn: Daß man in die Naſe den Scharf von einigen Pocden, oder ein wenig Baumwolle, Die mit dem Eiter getränfet worden, entweder: für. ſich allein, oder mit ein wenig Moſchus vereinigt, anbringt. Dieſe Weiſe iſt in Engelland an einer Weibsperſon, die eine von den 7 Gefangenen war, welche den Tod vermirfer hatten, aber durch vie. Berfuhe mit der Einpfropfung einer gefegmäßigen Strafe entgiengen, verfuht worden, Sie empfand ftärfere Kopfſchmerzen, und wurde härter von der Krankheit angegriffen, als fonft jemand, der nad) der Circaßifchen oder nun üblichen Weiſe gehandha⸗ bet worden. *) Die cbinefifche Art: einzupfropfen, bat vor der natürlichen Anſteckung feinen Vorzug, wenn bey der beiten der. Körper — wor⸗ den iſt. Die 2m Lettr. Edif. & Cr. de Mifion. XX. Recueil. ©. 304. Man fehe auch Journal Oeronom, d’Okobre 1755. E. 122. ” ;;: 28) Man fehe Mead de Variol. Cap. V.S. 78. | a von Einpfropfung der Pocken. 79 Die afrikanifche Art, oder diejenige von der Caſ⸗ fen Aga, Ambaſſadeur von Tripolis bey dem großbritanniſchen Hofe *°) Die Nachricht ertheilet bat, daß fie nicht allein in Tripolis, Algier und Tunis, fondern auch unter den wilden Arabern von uralten Zeiten ber, gebräuchlich gewefen ift, koͤmmt mit der unfrigen genau überein. ie ziehen eine Nadel mit dem angefegten Faden durch) einige reife Docden, und darauf ftechen fie diefelbe bey demjenis gen, der um die Einpfropfung anhält, durch die zwiſchen dem Daumen und Zeigefinger befindliche Haut, durd). Diejenige Weife, der man fih, wie dem Herrn Chais ’°) von einem feiner Freunde berichter wor: den, lange Zeit in Bengalen bedienet hat, ift eben dieſelbe. Der Linterfcheid ift nur diefer, daß fie fih an feine gemwiffe Stelle bey dem Einäugeln binden. Die Art fich mit. Willen von den Pocken anſte— ‚den zu laffen, oder wie man zu reden pfleget, fie zu Faufen, ift in verfchiedenen Theilen von Europa ein alter Gebraud) geweſen. Man über fie, an vielen Drten in Deutfchland, °") aus; und wir wife fen, 29) Rirfpatrid Analyfıs. ©. 147. 160. ' 30) Am ang. Orte ©. ı70. Harlemfe Maatfchappy cerſte deel. Die meiften werden doch eine Beſta⸗ ‚tigung erwarten, ehe fie glauben, daß die Leute in engalen den Pockenfaden von ihrem Großvater und Neltervarer verwahren. | 3ı) Man fehe Ephem, Germ. An.’ 2. 'namlich vom Jahre 1671. Obf. 165. fol. 264. Wie auch An. 8. das iſt 1677. Obſ. 15, fol, } 22: Werlbof. de Variol & Anthr. S. 19. ——— \ - Be Schulzens Abhandlung * ſen, daß ſie in Schweden noch nicht gaͤnzlich bey Seite geleget iſt. Man kaufet, wie man ſagt, fuͤr einige Stuͤber. Aber eben das Geld wird dem Käufer wieder zurückgegeben, nachdem es vom Pos eeneiter ‚angefteckt worden ift. Dieſe Stüber bins det man entweder an den Fuß feft, oder man giebt fie der Derjon, die fich den Pocken unterwerfen- will, in die Hand. Die Kranfen befommen. gemeinigs lich gute Pocken darnach : weil fie ſo wohl. vor, als nad), der Beybringung des Giftes, eine ordentliche gebensart führen. Doctor Williams und Herr Wright berichten, daß das Kaufen der Pocken mit autem Erfolge in Wallis geſchieht. Doc ift ibre Weiſe :faft nichts anders als eine Einpfropfung, Denn fie reiben entweder Pockeneiter auf verſchiede— nen Stellen des Armes ein; oder fie verwunden vorher diefe Theile mit einer Stecknadel, oder das durch, daß fie die Haut mit dem Rücen eines Mef fers ſchaben. Einige find der Meynung geweſen, daß das Ein veiben des Pockeneiters vor dem gewöhnlichen Hands griffe mit dem Einſchneiden einen Vorzug, babe. Der Wundarzt Brooke führer, in einem Briefe an Doctor Parfon, “) feine Erfahrung davon an. Er bat in Amerika, zu vielen malen, einen Tropfen Pockeneiter, auf dem Arme, mitten über dem zwey— fopfigen Muffel, eingerieben, und darauf ein ges woͤhnliches Pflafter aufgeleger. Ja, um ven Hands griff bey Kindern verborgen zu halten, hat 5 ihre | and⸗ Philofoph, Tranſact. Vol. XLVI. Art. LXXV, von Einpfropfung der Poren. 81 Handſchuhe mit Pomade, Die er mit einem Tropfen Pockeneiter vermifht hat, beftrichen. DB man saber gleich fo oft nach dieſer Art die Pocken beyge⸗ bracht: fo Hat fie doch in dem Findelhauſe zu Lon⸗ ‚don nicht anfchlagen wollen; woſelbſt man Allen ‚Kindern, ehe fie in das Hoſpital geſchickt werden, in dem vierten und fünften Sabre, menn ſie ven der Amme auf dem Sande genomirien werden‘, die Pocken einpfropfet, Ben dem Einreiben iſt es eher möglich, das Gift mit dem Athembolen einzuziehen. Es koſtet Mühe, fo viel Eiter zufammenzubringen, ‚als man nöthig hat, um an einer großen Anzahl die Einpfropfung zu verrichten, + Matt Fann den ‚Eiter nicht verwahren, dieweil er leicht faͤulet. Durch das Einreiben ſcheinet eine Entzündung in dem Arme leicht entfteben zu fönnen, wenn die Mas terie daſelbſt feinen Abflug findet. Durch die bloße Anbringung des Eiters auf der Fläche des Körpers kann unmöglich das Gift ſo zuverläßig, als durch das Einfihneiden, mitgetheilet werden, Und nichts ‚Kann einer Perſon, welche ſich auf.die Pocken gefaßt ‚macht, unangenehmer , als ein. ähnlicher Aufſchub, ſeyn; daher rathen viele Aerzte, bloß in der Abficht, einen doppelten Schnitt an, wenn auch fonft Fein Vortheil davon berfließen ſollte. In Genen hat man fich bisweilen Eleiner Blaſen⸗ pflaſter (Veficaroria) von 9 oder 10 finieh im Durchſchnitte, anftart des Schnittes, bey, denen, die fic) vor dem legterti geſcheuet, bedienet, . Eini. ‚ge find vor der Sanzerte furchtſam. Es iſt aber ges 2.90 Band, 0 — rl wiß, m Schulzens Abhandlung wiß, daß dieſer Schnire nicht fo ſchmerzhaft iſt, als wenn man ſich mit einer Stecknadei ritzet. Ein Blaſenpflaſter hingegen verurſachet weit groͤßere Schmerzen: und es ſcheint, daß die Schaͤrfe der —— Fliegen, wenn ſie mit dem Pockengifte xereiniget wird „eher eine Entzündung, zu wege bringen fönne. Herr Guyot ??) meldet auch, daß er, die Blaſenpflaſter bey Seite geleget habe, weil davon beſchwerliche Geſchwuͤre zuruͤckgeblieben waren. ir ‚Um den Faden, ?*) zu befeſtigen, und die Wun⸗ e weich zu erhalten, bedeckt man. fie,mit ein wenig geſchabter Leinwand, die man mik einer Digeftivs falbe, wie das Vnguentum baflicum Aavuny, oder Ren rn m Th! rigen 33) Mem.. de l’Acad, de Chirurg. Tom; II. ©. 532. Doctor Tronchin hat dem Duc de Ebartres ‚und der Prinzeßinn von Orleans, vermittelft kleiner Veſicat orien, die Pocken geimpft. 3 34) Doctor Kirkpatrick (am ang. Orte ©. 9) thut „ben Borfchlag, man follte einige ſtarkriechende Sachen bey dem zubereiteten Faden hinlegen, um iu feben, ob fie die Anſteckung verhuͤten fönnten. Wan Fönnte nachbero verfuchen, serpas, von biefen Sachen einem Menfchen, der ein 5 erbrechen be⸗ gangen, um dem Ausbruche vorzubeugen , aleich — bey oder nachdem Eindugeln einzugeben. Daß der, Mofchus nicht ‚binlänglich fey, erſehen wir aug dem chineſiſchen Gebrauche, ihn bey der an⸗ geſteckten Baumwolle binzulegen.. . Die Erfah: rung, daß der Pockeneiter wenn er mit Campbe: . ‚vermifcht wird, “feine Wirkung leiffe, verdienet noch wiederhobhlet zu werden. = win... von Einpfropfung der Boden. 83 Vngnentum e gummi elemi Londinehfe iſt, beſtri⸗ chen bat. Hieruͤber heftet man ein kleines viere— ckigtes Pflaſter, zu welchem Endzwecke das Em- plafrum diachylon cum gummi'dienlich ſeyn kann. Man läßt gemeiniglic den Faden 2 Tage in der Wunde liegen: aber in dem Inoculationshoſpitale ‚ließ man ihmöfters fo lange, imderfelben, bis fich alle Anzeigen "der Pocken eingefunden "hatten, Bisweilen legre man, innerhalb dem gten Tage, einen neuen, Faden in die Wunde ein, wenn die Zeichen, welche die Gegenwart der Pocken entde- Een, nicht deutlich genug zu erfennen waren; oder tunkete man auch den eriten Faden, in die Wun— ben der andern, die ſchon feuchte waren, ein. Br fes alles ungeachtet erfchienen die Porfen zu der techten Zeit, und änderten fih dadurch in ihrer Art nicht. Der gelehrte Doctor Maty *) berichter: daß in feiner eigenen Familie der Schnitt bey dem jüngften von feinen Kindern nicht fo tief, als bey deu Kinn altern, gerathen waͤre. Da nun diefes ihm Anlaß zu befürchten gab, daß die Einpfropfung fehls hlagen dürfte: fo ftellete er dieſelbe aufs neue ans Die Zufälle. aber äußerten ſich nichts deſtoweniger bey allen dreyen zugleich; ja das Kind, das zwey⸗ mal den Handgriff ausgehalten hatte, , befam ‚die Poden am gelinde Dei on Zban 151 if noe or «30 sorka } ra 35 aj & de a ax. .Hmia sc J 14 (u 3 ‚0 y - * 34 Vom Durchgange der Luft. Be BRETT — | IR. re Erfahrungen an vom —— der Luft durch die Feuchtigkeit, in einer gläfernen Röhre, — *— 3 — — —— m) 7 ST" AR 1755 ER mit die 8 he eine Wetterglaſes, da es zu nahe am Dfen ges ftanden. Der rothgefärbte Weingeift war in die Höhe geftiegen, daß oben kaum 5 Parifer Zoll in der langen Röhre uft geblieben war, wel⸗ che anderthalb Zolle über 3 Schuhe machte. SH ließ fie an der Wand hängen, und ‚dachte Tange nicht daran, bis ich etwas von gedruckten "Sachen, die auf einem Pulper Tagen, fuchete, und beytäufig gewahr wurde, daß viel Weingeift aus der Röhre weg war. Oben war fie zugefchmolgen, "daher alle da nichts wegduften konnte. Es mußte aljd ders felbe von unten nad) und nach weggeduftet ſeyn Weil oben die Halbe Röhre ſchon ledig war, ſo ge dachte ich damals Die) „wenige. guft, weiche etwa z Zoll inne aan werde nun’ jo fi " J duͤnnet ſeyn. egte ich J s bey vor: —3 andern | — ten nicht. —3 Zeit 27" hernach 1 durch die Feuchtigkeit in einer ic. 85 hernach fomme mir die Nöhre wieder in bie Augen, und ich bemerfte unten in ihr nicht viel über 3 Zolle von dent rothen Weingeifte. Meinem vorigen: Ber nach vermuthete ich, wenn idy bie Roͤhre mkehren würde, ſo möchte der Weingeift ſich wies. der nach den zugeſchmolzenen Ende hinziehen. Solches zu verſuchen, (ob es gleich den ſtarken Zweifel an die Hand gab, es möchte wohl kaum möglich feyn ‚U daß die geringestuft von dem weni⸗ gen, und an ſich nicht ſchweren Weingeifte follte jo weit fönnen ausgedehnet werden, ) lenkete ich die: Röhre auf die Seite, und fehrete fie auch endlich gar um. Allein der Weingeift blieb unten in ber Röhre, wo er vorher geftanden hatte, 2. Diefes gab zum Nachdenken Anlaß, —— ches zugehen moͤge. Dieweil ſich der Weingeinft in die Roͤhre nicht nach dem zugeſchmolznen Ende hinaufzog: fo mußte die Luft uͤber dem Weingeiſte mit der äußern fchon im Gleihgemwichte ftehen. Es mußte alſo indie Röhre foviel $uft gekommen ſeyn, Daß fie mit der außern gleiche Dichtiafeit erhalten hatte. Weil aber die Nöhre ftarf vom Ölafe, als ienthalben ganz, und oben dicht zugeſchmolzen iſt; ſo iſt die Frage zu unterſuchen, wie die Luft daſelbſt oben in die⸗ Roͤhre habe hineinkommen koͤnnen ? Wollte man fagen, in dem Weingeiſte ſey Luft ger nug; dieſelbe dürfe. ſich nur oben von ihm abfor.. dern, indeſſen, daß die unfere Wegduftung geſchie⸗ ber: fo ließe ſich dieſes wohl einigermaßen hören, aber bey genauerer Unterfuchung würde es unzurei⸗ chend befunden werden. Denn es iſt wohl im RN MWeingeift;; und: 2 fluͤßigen Mate⸗ rien 86 Dom Durchgange der Luft : rien etwas Luft, die ſich davon abfündere, wenn man fie in einen Iuftleeren Kaum: bringt, Aber, wer mit folhen Berfuchen umgegangen, der weiß: auch), daß ſoviel, als hier erfordert wird, das Gleich gericht der Luft in der Röhre mit der Auftern freye Luft zumege zu bringen ; nimmermehr darinne feyn fann, weil fonft aller Weingeift faft nichts als Luft müßte gemefen fenn; indem inmwendig die ganze Röhre ober dem Weingeiſte mit eben folcher Luft nach und; nach erfüllet worden, als die freye Luft außer der Nöhre war, Ei 3. Bieleicht helfen: une. folgende Anmerfungen auf'die Spur. ° Wenn man die Luft aus Waſſer, Weingeift und anderer Feuchtigkeit durch Hitze oder Wegpumpen der $uft großen Theils verjaget bat; fo darf man nur zwiſchen Ddiefelbe in der Roͤhre etwan z oder ganzen Zoll lang Luft einjperren, und der äußern $uft den Zugang benehmen: fo wird man bemerfen, wie ſich nach und nad) die einge fperrte Luft vermindern, und endlich gar verlieren wird. Herr Mariorte- hat in feinem Eilai de la na- ture de l"air verſchiedene Verſuche angeſtellet, und allemal befunden, daß eine Blaſe Luft, wie sine’ Nuß groß, in einem ausgekochten Waſſer ſich in— nerhalb drey Tagen verloren habe, doch auf eine ungleiche Weiſe, daß immer Anfangs mehr, her⸗ nach weniger ſich verloren. Als: im erſten Tage bat die Blaſe 3 ihrer Größe verloren, im andern nur 3%, und im legten 'z%y, welches er drey bis vier» mal mit demſelben Waffer mwiederholet; und es faft auf diefelbe Art, nur zulegt ſpaͤter in 6Tagen wien der fo gefehen hat, : Daraus: koͤnnte dieſe Be 2 Min $: tbung J durch die Feuchtigkeit in einer x. 87 ® thung erwachfen: wenn oben nur fo wenige Luft übrig bliebe, fo Eönnte nad) vem Maaße, daß der Weingeiſt unten wegduftet, weil die obere verdün- net wird, immer oben ſich eben ſoviel Luft abſon⸗ dern, als von unten fich mit dem uͤbrigen Weingei⸗ ſte wieder vereiniget, und fo möchte die Erfüllung‘ der Röhre mit Luft über dem Weingeifte auf eine er: * vor ſich gehen. d * So gut ſich dieſes begreifen ließe, Pi * Gewißheit war doch noch dabey, weil ich nicht auf⸗ merkſam auf die Umſtaͤnde geweſen war, ob ſich in der That alles ſo unvermerkt, wie es hier angenom⸗ men wird, zugetragen haͤtte. Um etwas gewiſſeres zu erfahren, zog ich die oben auf der Röhre ange⸗ blaſene Kugel laͤnglich und zu oberſt in eine Haar⸗ roͤhre aus, die ich eroͤffnete, und fuͤllete die Röhre des Abends um acht Uhr mit ungefärbtem Spiritu friimenti oder ftarfem Vorbrande. Sodann ſchmel⸗ zete ich die Haarröhre wieder zu ‚daß obei nur drey bis vier Linien oder etwann # Zofles Luft blieb, und hieng die Roͤhre wieder an die Wand in der warmen Stube. Als ich des Morgens um achte darnach hinſah, war oben ſchon ein guter Zoll lang; $uft, die fich bey dem Umkehren dev Röhren irgend um 3 Zolles verminderte, oder zufammen druden ließe, und in der Lage der Röhre nad) dem Waffer: pafle, verminderte. fich ihr Naum in der Röhre mehr als um die Hälfte eines Achttheiles. Wor⸗ ans ihr verbünnerer Zuftand offenbarimar, =. 4 5 Iq 3 838 Vom Durchgange der Luft ! 5. ch bemerkte aber in der Röhre zwifchen dem Borbrande, aufier drey Stellen zu unterft in der Roͤhre, welche ich vorigen Abend allda fchon gefehen und gelaflen hatte, nod) andere drey Stellen, wo fich » $uft zeigefe, in der Laͤnge an der Röhre 4 Zolleg, zum. Theil mehr, zum Theil weniger. Dieſe hatte ' ic) den vorigen Abend daſelbſt gar nicht aefehen, und: es entfland von ihnen die Frage, wie fie dahinein gefommen wären ? Diefes zu erforfchen, war noͤ⸗ thig, ihren Stand in der Röhre zu beobachten, und zu merken, was fich weiter würde wahrnehmen laſ⸗ fen. Ein Theil diefer Luft war nicht viel über einen‘: Zoll unter der oberften $uft. Die untere war zwo Spannen vom offenen Ende, und die mittlere eine: gute Hand breit unter der obern Zmifchenluft. Mach einer, Stunde war die obere Luft nicht mehr zu fehen, und die andern zwey Stellen waren ſehr merklich hoͤher hinangeruͤckt. Ich zeichnete ihre Derter mit Tinte, und ward gewahr, daß die oberfte innerhalb zwo Minuten ſchon fait um F Zolles, und innere; halb zehn Minuten um 3 Zolles hoher gefommen tvar, ob man gleich im genauen Anfehen Feine merfs liche Bewegung oder Aufiteigung gewahr ward; Die untere Stelle: war innerhalb zehn, Minuten fon auf ehren Zell höher zu ſehen. 6. Es hat alfo die Natur auch bier einen kürzen Weg, ihre Abficht zu erreichen, als man aus andern: Erfahrungen hätte.denfen ſollen. Wo es weder eis ner Aurlöfung der Luft in unfichtbare Theilchen, und Ihrer Vereinigung mit der Seuchtigfeit, noch on le⸗ durch die Feuchtigkeit in einer ıc. So Wiederabſonderung von denſelben bedatf, da giebt ſie ſich mit derſelben nicht ab, ſondern ſchlaͤgt den kuͤrzeſten Weg ein, der zu haben it, Hier iftder fürzefte Weg, wenn die äußerite Luft ſelbſt durch die Feuch · tigkeit allmaͤhlig hinanruͤcket, und ſo nach und nach oben den Raum erfuͤllet, den die untere Wegduf⸗ tung erfordert, oder leer ‚machen würde. Inner⸗ halb einer Stunde war die oberſte ſchon 43 Zofl hoͤ⸗ ber, die untere wenigere aber, über 6 Zolle höher; Jr’ anderthalb Stunden war das obere tufträumden 7: Zelle heran fliegen, das untere 10 Zolle. Weil dag obere nicht mehr volle $ vonder oberiten uft entfernet war, fragte ich töenn 90 Minuten 7, 8, oder F Zolles geben, wieviel Zeit zu den 3 erfordert — und fand 8 Minuten. Es waͤhrete aber 14 bis faſt 15 Minuten, ehe ſie nach oben kam, da man hätte meynen ſollen ſie wuͤrde nach oben ‚gefchwinder ges langen. Ich maaß ihren Raum und Abftand von der obern Spiße, darinn etwas Borbrand befindlich,. und ſah, daß fich die Luft, die etwann 3 Zolles war, wie fie nach oben Fant;;(ausbreitete, daß der obere tuftraum etwas größer ward, als er ee ihrem v0» rigen Raum hätte werden: fölfen. Er hätte ohn⸗ gefaͤhr 134 Achttheile werden ſollen, und er ward 14 Achttheile unfers Zolles. Ein dünnes Sceibgen von Borbrand, welches ich feiner Größe nach als einen Strich anfah, zergieng im Augenblick und lief‘ an den’ Seiten der innern Roͤhre herunter. 7. Nun war die untere Luft 73: Zölle von der oberften entferne. Ihr voriges Aufiteigen in go‘ Minuten auf 10 Zofle wůͤrde in ebenmäßigem Fort⸗ 85 gange so Vom Durchgange der Luft gange des Hinaufruͤckens erfordern 67 bis 68 Mi⸗ nuten Zeit. Aber wegen abnehmender Geſchwin—⸗ digkeit in ihrem Aufſteigen, mußte ih 95 Minuten warten, ehe jie völlig oben zu der. andern Luft Fam; Indeſſen waren unten zwey Stellen Luft in eine zur ſammen gevatben, Die gern in der Roͤhre austeug, melche im Lichten 3 Achttheil, und mit der. Dicke des Glaſes ein ganz Achttheil Zolles hielte. Dice $uft war auch bald ı0 Zolle höher’ in der Röhre, als ich fie vor anderthalb Stunden gefunden . hatte, Diefe größere Zwilchenluft war nun von der. obern 175 Zolle entfernet, Innerhalb 37 Minuten war ſie ihr ſchon einen Zoll naͤher, gieng alſo auch unten geſchwinder hinauf, als die obere fortruͤcete. Weit unten. ſchon wieder eine Zwiſchenluft von etwas mehr als z Zolles in. der Roͤhre ſich zeigere, die vonder, offenen Rohre auch ſchon ein, Zoll hinan war; ſo fieht man leicht, daß es auf. die untere Wegduftung, und die Luft, welche ſich da eindringet, ankomme, wie fich ſolche nach oben hindurch. helfe, und Daß un⸗ gefähr vier bis fünf Stunden Zeit nöthig find, ebe eine ſolche Zwiſchenluft durch 3Schuhe in derglei· chen Roͤhre zu der oben —— Luft —* fommet, 2 8. Zur Fectng dieſer erzaͤhlten ——— mit der Luft, die in Die. Röhre, durch den darinn befind⸗ lichen Weingeiſt oder Korngeiſt, hinan ſteigt, iſt noch folgendes Bemerktes hinzuzufuͤgen. Ich nahm naͤmlich dieſe Verſuche einige Wochen hernach wieder vor. Einsmals am ꝛten April um zwey Uhr Nach⸗ mit« durch Die Feuchtigkeit im einer ꝛc. gr mittags nahm die obere Luft in der Roͤhre zwey Zols lenein, die Luft, weiche durchwanderte,, hielte fait £ Zoll in der Röhre, und war noch ı2 Zolle von der obern Suftentfernet, Aber nach 5l Stunde Fam fie nach der. obern hinan, und machte in der Derbreie tung oben nur drittehalb Zölle tuft aus. Indeſſen mas ren von unten wieder drey andere Luftraͤume zwi⸗ fchen dem Borbrand oder Korngeift eingefhlichen, jegliche # Zolles lang, davon die oberfte ſchon einen Schuh hinaufgerückt war. Den Tag darauf frühe waren oben fchon vier Zolle Luft voll, alfo die Nacht über 14 Zoll Luft hinauf geſtiegen. Dem folgenden dritten Tag um fünf Uhr Nachmittage fand ich die obes re Luft fchon fieben Zolle lang, und war indeffen ſchon acht Zolle Luft Hineingefommen. Den 7ten April des Morgens um neun Uhr waren oben fchon 12% Zolle mir $uft in der Röhre erfüllet, und drey Zwi⸗ fehenräume von $uft unferwegens,. „Wenn ich die Roͤhre nach dem Wafferpaffe in die Queere hielte, fo gieng der Borbrand faft 4 Zoll in der Röhre zuruͤck, oder der Raum der Dberluft ward in der Roͤhre um 3 Zoll kuͤrzer. Kebrte ich aber die Nöhre ganz um, daß die obere Luft unten, und der Vorbrand oben war, jo war der Luftraum faft um ı% Zolles kuͤrzer, folglich. die Luft fo viel zuſammen ges ukendaik a r) Ra? 27, Aiiadanung IR Hay. pr *4 Te 9% Hernach kam ich den ı2ten April wieder an die Röhre, die legte Stunde Bormittage, und da waren nur noch drey Zolle vom Vorbrand in der Roͤhre übrig. Alſo waren innerhalb fünf Tagen 2 262 92 Vom Durchgange der Luft 261 Luft hinauf gewandert, ba in den vorigen’ fünf | Tagen nur 12% Zolle hinauf’ gekommen waren. . Uns! terwegens ftanden noch zwey Lufträume in der Roͤh⸗ ‚te, der obere z, der untere 5 Zolles lang, und zu unferft in der Roͤhre war 4 Zolles Luft: befindlich- Als ih die Röhre auf die Seite lenfete, nach der Horizontallage, fo gieng der Borbrand garnicht: merklich zurüd in die Röhre, wie vorhin, und da ich die unterfte Oeffnung ver Nöhre fenkrecht nach oben: kehrete, fanf er nur 3 Zolles in der Roͤhre. More aus offenbar ward, Daß nun die Luft über dem Vor⸗ brande wenig mehr ausgedefnet war, folglich die Schwere des Vorbrandes in der Röhre die Luft nad) dem Maaße ihres Raums bisher verduͤnnet oder ausgedehnet Hatte, - Den rzten des Morgens; um fieben Uhr war ſchon aller Borbrand weggedufs: tet, und nichts mehr davon in der Nöhre übrig, Alſo forderte fich die ufe immer mehr hindurch, je weniger ihr der Vorbrand in der Roͤhre widerftehen. fonnte, und überhaupt Fam fie unten in der Röhre: int Auffteigen immer weiter als oben; da män hätte mennen Fönnen, fie würde nach oben immer ges ſchwinder aufrücden, no ihr weniger Vorbrand Wie deritand. Der bloße Widerftand des oben ber $uft befindlichen Wein oder Korngeiftes macht es alfo nicht aus, daß fie langſamer oder geſchwinder hin= aufruͤckt: fondern es ift mehr babey zu gedenken, welches wir ißo ausgeftelle feyn laſſen, bis meh. rere Berfuche der Sache ein belleres Licht geben Werden, ur a N Re 10, Weil | | | f | durch die Feuchtigkeit in einer ꝛc. 93 10. Weil die Röhren nun innerhalb: 103 Tageır, naͤmlich vom 2ten April: Abends bis den ten des Morgends frühe, allen Borbrand: verloren hatte, fo ‚kommt ‚mir, dieſe Zeit: gegen die vorige, in welcher der rothe Weingeiſt daraus verduſtet war, etwas kuͤrzer vor, da ſie meines Behalts auf: vierzehen ‚Tage, wo nicht länger, betvagen moͤchte. Dod) weil ich diefes nicht genamaufgefchrieben habe , will ic) | es lieber auf andere Berfuche anfommen laſſen, um etwas gewiſſeres zu liefern. Daß aber nach in ‚die Luft im Umfehren der Röhre fich;nicht merflid verkuͤrzete, daran kaun die damals waͤrmere Etube Urſache geweſen ſeyn: da bekannt iſt, daß die woͤr⸗ mere Luft mehr Trieb ſich auszudehnen und zu wi⸗ derſtehen hat, als eine verduͤnnete kaͤltere haben kann. Es hatte die Roͤhre bisher ſo tief rn gehangen, daß ihr Ende nicht mehr als 13 Schuh vom Boden abſtand da id)’ am Ende nicht wohl - hatte bemerfen fönnen, bie die Luft von da Eingang erhielte. Deswegen hieng ich den 29 Roͤhre ſo hoch auf, | daß ihr Ende recht gegen meine Augen zu ſtehen kam. Zuvor hatte ich das zuge⸗ ſchmolzene Ende der Roͤhre im heißen Theewaſfer gehabt, und darauf erſt etwas Theewaſſer, und weil ſolches nur wenig, war, annoch Faltes Waffer unten bineintreten laſſen. Bisfes ffand in der Roͤhre uni 63 des Morgends 22 Zolle hoch, und es war oben zwifchen dem Theewa ſer und dem kalten ungefaͤrbten Waſſer an drey Stellen Luft dazwiſchen, die zufam« men etwas über 4 Zoll betrug. Innerhalb 3 Stunden hatte fic) das Waſſer 5 Zolles gefenfer, aber unten STR — war 4 HE aA: Hl 94 Dom Durchgange der Luft ic, war noch keine Luft eingetreten, ſondern das Waſſer ſtand immer vom Ende etwann 7; Zolles ab: in der Röhre. Eben ſoe war es um neun und um hehen Uhr damit befchaffen ; nur war das Waſſer um 9% und um 10. faft 3’Zolles niedriger in der Roͤhre. Des Abends um fieben war unter noch.rZ Zoll Maffer, dann 3 Luft, und oben noch 4 'Zolles Waſſer. Den folgenden Morgen um 5 Uhr waren 3 Zoll hoch Waſ⸗ fer in der Roͤhre und nahe vom Ende F Zolles'suft da⸗ zwiſchen. Um. acht Uhr war: nur: noch ein Zoll Boch Waſſer in der Roͤhre. Den erſten May fruͤhe um fünf Uhr war noch 4 Zolles übrig, und um eiif Uhr et Reh 4 . g * nichts mehr. 4 —4 RE UBWIINT 5: BEST EEE (ft 3 year ”) 1 “ri z 2 u ef . a IV EIER IE RR SSR . 4 u N -. s 86 24 Ve. Se aD ee 2 Ei EDRRRN BLEI FE in. Nach⸗ J X RL - RER T 22, Kin; w iv er it, a. MIR J I ir “ * Rs a. 95 ee —* —R Radhicht von den Sitten, dem Genie uund der Gaſtfreyheit ıc. Be irlaͤndiſchen Bauern; in einem HER, eines Herrn — * | "der Mi vor einigen Ihren mit einem Freunde aa —— gegangen iſt, daſelbſt von einem Mer IE Bw Vermogen Mey > — WERE Sehen · 2 38 *14 Aus dem London Magazine vom August Bar | Kerne 403 6. u. Ale: ih le “ITS 9m REch Habe Be ‚daß bie * von at ‚Stande, und: die wohl erzogen worden, ih TI allen den: verfchiedenen Sändern, die ich durch. reiſet bin, ein ander faft "gänzlich ahnlich find, und faum in etwas andern, als in ihrer Sprache, und vielleicht in der Tracht der Kleider von einänder verfchieden find ;. allein die Bauern in jedwedem * haben taufend Gewohnheiten, die ihnen befon. ders 96 Nachricht von den eingebohrnen “ders: eigen find Diefe gleichen der ſich ſelbſt uͤber⸗ laſſenen und unausgebildeten Natur, jene hingegen der ausgebildeten Regelmaͤßigkeit der Kunſt. > und ein, befonderes Bergnügen , fo ich an Beoba tungen von diefer Art finde, bat gemacht, re rend eines ganzen Sommers, den ich: auf dem San de in den entfernten Gegenden von Irland zuge, bracht habe, wo die gemeinen Leute, faſt gar‘ nichts von den Sitten ; Trachten J Sewohnbeiten und Sprache Britanniens a von haben, mein vornehmfter Zeitvertreib aritinen beſtand, Die bes fondere-Meigung- und, Birke art dieſer Beltung des Wolfe zn’ beobachten, den es faſt gänzlich an Kenntniffen und an Unterricht fehlet, und welchen nur der ehrliche Naturtrieb zum Führer Diener. 3 re Sitten ſcheinen mir ſo original zu ſeyn ale ‚Sprache; undda Sie einfo großer Liebhaber der Ein. falt und Natur find, wird seine Fleine Nachricht von denfelben Ihnen vielleicht nicht eo —* fen Br LE JRR Aush der Yehnlicheir, * ſich in Alchug ih⸗ rer Geſtalt, und ihrer Geſichtszuͤge unter ihnen fin⸗ det, kann man mit Wahrſcheinlichkeit ſchließen ſie eine unvermiſchte und urſpruͤngliche Voͤlk find, Sie find faſt durchgaͤngig lang, wohlgeſtal⸗ ‚set, und koͤnnen Hunger, Durſt und andere Bes fhmerden auf eine erſtaunenswuͤrdige Art ertragen; man findet. bey-ifuen die fchönften Zähne, und: die ‚gefundefte und-rotbefte: Farbe, die vielleicht irgend An sand, hervorbringen Fautn ©; Dieſes iſt wahr. fchein: g iirlaͤndiſchen Bauern. 97 ſcheinlicherweiſe ihrer Nahrung zuzuſchreiben, die bloß aus Pflanzen beſteht, da ihre Armuth ſie zu einer beſtaͤndigen Enthaltung von allen Arten von Fleiſche zwingt. Sie ſind eine Ausnahme von der alten Regel: Sine Cerere et Baccho friget Venus; denn nach einer Mahlzeit von Pataten, und Milch, oder zum oͤftern von Pataten allein mit ein wenig Salz, und einem Trunke aus dem naͤchſten klaren Strome , find fie außerordentlich verliebt. - Ich kann nicht fagen, ob diefes, von-einem beſondern Ingredienz bey der urfprünglichen Bildung der Lei⸗ besbefchaffenheit diefes Volkes, von der Himmels⸗ gegend, oder von ‚der Befchaffenheit ihrer Nahrung: berrübret ; ich halte aber dieje lestere Muthmaßung für die wahrſcheinlichſte. In derjenigen Gegend des Landes, wo ich geweſen bin, das ift, in der weft, lichen Provinz, haben die Bauern feit undenflichen Zeiten von Pataten gelebet ; und dennoch giebt es fein ftarferes, munteres und gefünderes Volk auf der Welt als diefes. Der Scharbocd ift eine unter ihnen unbefannte Krankheit ; fie find niemals, ir« gend einer der. unreinen Krankheiten der Haut auge gefegt, welche bey Bauern in andern $ändern, de« ren Nahrung grobes aus Gerfte oder Haber gebas ckenes Brodt iſt, öfters, ja faſt gewoͤhnlich gefun« den werden. Aus dieſer ſeit ſo langer Zeit beſtaͤtig⸗ ten Erfahrung laͤßt ſich ſehr richtig ſchließen, daß die Pataten die ſchoͤnſte und beſte Wurzel zum Ge⸗ brauche des Menſchen iſt, die nur irgend ein Land hervorbringen kann. oe ce 95 a * 1 TUE Et 6 Band. 6 Aus⸗ 98 Nachricht von den eingebohrnen Aus ber werliebten Semürhsbefchaffenhett dieſes Volkes, welche bey allen "Gelegenheiten ſich durd) eine uͤbertriebene Höflichkeit: und Ges Fälligkeit gegen ihr Frauenzimmer (welches durch» gängig fchön iſt, nur daß es vielleicht ein we— nig zu männlich, und nicht fein genug von Gliedern iſt)) Außert, man wohl vermuthlich die unter ihnen durchgängig herrſchende Neigung zur Poefie, Muſik ‘und dem Tanzen, nach ihrer eigenen baͤueriſchen Art, 'herfommen. Hier fann man Sc)äfer finden, * che wirklichen und nicht erdichteten Gebietherinnen, Hirtenlieder von ihrer eigenen Erfindung vorſingen. Ein jedes Dorf hat einen Sackpfeifer, um welchen ſich an einem jeden ſchoͤnen Abende, nach vollbrach. ter Arbeit, alle junge Manns: und Weibesperfonen des Dorfes verſammlen, und fehr luſtig tanzen; und es iſt wirklich ein recht angenehmer Zeitvertreib, Die ausdrucksvollen obgleich plumpen Bemühungen der Natur ficd) dem andern Geſchlechte gefällig zu mas ‘hen, mit anzufehen. Ich habe mir öfters ein Ber gnuͤgen gemacht ‚aus ihren vielbedeutenden Blicken und Gebährden unter den Maͤgdchen eine Spröde oder eine Buhlerinn , und unter den jungen Kerlen einen Hafen, oder einen Petit Maitre zu entdecken, und alles das Affectirte der Vifitenzimmer zu ſehen, wel · ches die fü plumpen Bauern auf dem Grünen * as? al BRITEN ER LEN Wenn ein Ehebinbnif gefchlöffen — Pi if Er drink eine Kuh, und zwey Schafe, die Mitgabe des Maͤgdchens, fo wie der Reichthum der Mannes perſon in einer Fleinen Hüfte und in ei Pataten. ix eh un * garten | | reländifchen Bauern. 99 garten befteht. Hier behält die Frau beftändig: den Namen, den fie, als fie noch ledig war, gefuͤhret bat, und nimmt niemals den Zunamen ihres Mans nes am, wie folches in andern Ländern gebräuchlich iſt. Man hat mich berichtet, daß diefes von einer, in alten Zeiten bey ihnen üblichen Gewohnheit, her ruͤhret, da fie fich nur auf ein Jahr verheiratheten, nad). defien Verfließung, dem Paare erlaubt mar, ſich zu trennen , und fich anderwärts zu verbinden, - woferm fie: nicht ihre Verbindung auf ein Jahr wies der erneuern wollten. Wenn nun eine beyderfeitige Neigung da war, beyfammen zu bleiben, fo waren aus’diefem Grunde beyde Theile beftändig bemuͤhet, einander zu verbinden, daß die Neigung bey ein. ander zu bleiben, von beyden Seiten auf Zeite lebens unterhalten wurde. Dahero behielt die grau, welche, wenn fie Luſt hatte, alle Jahre einen neuen: Ehemann haben konnte, aflezeit ihren eigenen Nas men bey, weil eg eine unendliche Verwirrung würde: verurfacht haben, denſelben mit jedem Manne zu. verändern : und diefer Gebrauch) iſt, fo wiel ats den Damen betrifft, bis zu diefen Zeiten beybehalten ‚worden. —— | “, EL ei 93% Beſy ihrer Hochzeit richten: ſie ein großes Gaft«, mahl aus, welches vielleicht die einzige Zeit in ide rem Leben ift, da ſie Fleiſch, oder eine Art von ſtar⸗ kem Getraͤnke genießen. Bey dieſen Gelegenheiten, wird wenigſtens eines von den Schaſen verzehrt, und das: andere verkquft, dafuͤr eine Tonne von einer Arc ſehr ſchlechten Bieres anzufchaffen, welches fie in ih» rer Sprache. NE nennen, und Kornbranns 2 nus tewein 100 Nachricht von den eingebohrnen tewein, der Usquebaugh oder Whiskey heißt, und welcher, in Anfehung des Geſchmacks und der uͤbri⸗ gen Eigenfchaften, dem londner Bin fehr nahe koͤmmt. Hiervon zechen fie einmal, und erluftigen fid) mit ihren Freunden. Sie bemühen fid) in.der That zu allen Zeiten die Gaftfreyheit auszuüben, ſo viel als ihre Umftände es ihnen erlauben wollen ; daher ſie die allgemeine Gewohnheit unter ſich ha⸗ ben, wenn fie fich hinſetzen, ihr elendes Gerichte zu verzehren, fie, was für Wetter auch fenn mag, alle zeit ihre Ihüren aufmachen, gleichfan alle Fremden dadurch einzuladen, an ihrer- Mahlzeit Theil zu neh⸗ men. Und bey aller ihrer Armuth erfegt ein froͤh⸗ licher Much fo vollfommen, den Abgang afler übrie gen VBergnügungen , daß ich wirflicy glaube, daß fie das gluͤcklichſte Volk auf der Welt find. Mitten unter ihrer ſehr harten Arbeit, und bey dem, was für einen Engländer eine fehr empfindliche Armuth ſeyn wuͤrde, find fie immer froͤhlich und aufgeräumt, - und indem fie: arbeiten, erzählen fie beitandig Ges ſchichte von den alten Niefen dieſes Landes, oder an⸗ dere dergleichen einfaͤltige Maͤhrchen, oder ſingen Lieder in ihrer Sprache; und in ihren rohen und un« "gefünfteleen Tönen; habe ich zumeilen unregelmäßi- ge AnnehmlichFeiten gefunden. Da fie allezeit von ihrer eigenen Erfindung find, fhloß ich, daß fie in ihren Gedanfen und Manieren völlig original ſeyn müffen, da die Berfaffer verfelben ungelehre find, und Feine andere Sprache verftehen; aus welcher ſie etwas entlehnen koͤnnten; und ich hielt: es für micht unangenehm, Das. Genie ſowohl, als bie: ee BEIUN)S 2. se irlaͤndiſchen Bauern.) a0 dieſes Volkes zu entdecken, aus einer! Besbachtung der Wendung, die fie ihren poetiſchen Ausarbeitum ‚gen insgemein geben. Ich wurde, durch den Bey— ſtiand eines fehr liebenswuͤrdigen jungen Frauenzims mers, welches die irländifche Sprache vollfommen wohl verfteht, einigermaßen in den Stand gefeßt, die: Schwierigfeit diefe Spradye zu verftehen, zu überwinden; dieſes Frauenzimmer hat mir oft die unter dem Bolfe gewöhnlichften Lieder, vorgefungen, und erflärt, Der Gegenftand derfelben ift alfezeit die Liebe; und fie fcheinen zu glauben, daß die Poe— fie bloß zu dem! Endzwecke beftimme ift, dieſe Lei⸗ denfchaft in dem Gemuͤthe zu erregen. Da Sie ſehr wißbegierig find, will ic) Ihnen mit einem, das man in englifche Bere zu überfegen verſuchet bat, — — —— folgendermaßen lautet: Userfgung eines irlaͤndiſchen Liedes | das ſich anfängt: ‚on wille ſ. lane gun oughth chegh Khu- * ne &c. x . Era waren, die Tage, da meine. Geliebte und ich, Hand in Hand liegend, in dem eine ſamen Schatten ung verirreten, wo Yepfelblürhen mit ihrem balfamifhen Dufte die Luft erfülleren, und ich der lofen Schönen, füße Küffe raubte. Da erfihall dag. frohe Lied des gefiederten: Chors, wie annehmlich ließ der Kuckuck feine einnehmende — ertoͤnen! Sioln erweiterte die Droſſel ihre G3 Kehle, 102 Nachricht von den eingebohrnen Kehle, ‚und bemühete fich die Annehoichten der Toͤne der Amſel zu uͤbertreffen. | Allein wie unglücklich bin ich iho nicht, meine Geliebte, meine Geſundheit iſt erſchoͤpft, meine Bluͤthe verfallen, tiefſinnig durchirre ich das ein⸗ ſame Gebuͤſche; — das Gebuͤſche reizt mich nicht mehr, — denn ich vermiſſe meine Geliebte. | Laß uns noch einmal ung verirren, geliebtes Kind, und in angenehmen Scherzen den gefchwind vere fliegenden Tag zubringen ; durch Gebuͤſche von Has felnüffen, mo in Büfcheln hangende Nuͤſſe einla⸗ den, und roͤthende Aepfel dien — SINE reizen. wr 9— Sicher auf majefkätifche Heize, fand mein u benswürdiges Maͤgdchen ihre. Schoͤnheit mit mir in die ſchattichten Gegenden wagen. Ach welche zaͤrtliche Sehnſucht quaͤlet mich, bis ich meines Herzens Wunſe meine Geliebte, beſitze. Weg mit dieſer juͤngferlichen Furcht mit dieſem froſtigen | Zaudern! Laß dir die Siebe rathen — Fafle Much und fomm! Dein beitändiger Schäfer foll unaufhoͤrlich treu feyn, und auf der ganzen Ebene ſonſt keine als dich allein lieben. Um verfchiebene von den fchönen und natuͤrlichen Wendungen in dieſen Verſen zu verſtehen, muß ich Ihnen ſagen, daß wilde Aepfel und Nuͤſſe, welche die Walden in dieſem Sande, fo wie in ai unfrie gen, 0 jelandifhen Bauern. 103 gen,’ von ſelbſt hervorbringen, das angenehmſte Gefchenf find, welches Liebhaber ihren Gebietherin— nen machen, welche gemeiniglich‘ wilde Aepfel als etwas wohlriechendes bey fich tragenz fie find alfo fehr natürliche Bilder, die in ihrer Poefie Fönnen ges brauche werden; die Jahrszeit, in welcher der Sieb. haber, wie er am tiede fagt, das Gluͤck harte, ben feiner Schoͤnen zu feyn, und die indeſſen verfloffene Zeit, bis daß er fie durch dieſes Lied bittet, fie wieder zu erneuern, wird poetiſch befchrieben. Es wird angenommen; daß die Freyheit, die er fich genommen, füße Küffe zu rauben, als fie mit eins ander ſcherzten, die Gelegenheit zu ihrem Misver⸗ gnügen gemwefen ſey. Ob dieſes gleich nicht deut. lich ausgedrückt ift, fo wird es doch poetifch zu. ver« fiehen gegeben, in der fünften Strophe, wo erihr, um ‚ihr die Rurcht zu benehmen, fagt, daß ihre majeftätiiche Schönheit hinreichend ift, fie-gegen alle muthmillige Anfälle in Sicherheit, zu fegen. Er bittet fie daher inftändig, nod) einmal mit ihm in den angenehmen Schatten fpazieren zu geben, der fo oft die Scene feines vorigen Gluͤcks gemwefen iſt; und um fie dazu zu bewegen, mit ihm in diefe reis zende Einfamfeit zu gehen, ſagt er ihr, daß die Nuͤſſe in Büfcheln an den Aeſten hängen; daß die Aepfel, welche Damals; als fie mit einander fpazieren giengen, nod) blüheten, itzo fo roth und reif wären, daß fie dadurch, wenn fie vorüber gienge, wuͤrde ge— reizet werden. Wir Fünnen daraus ſchließen, daß es im Herbfte, das ift vier Monate nachdem fie fich entzwenet hatten, war, als er diefe Ausſoͤhnung ſuchte, 104 Nachricht von den eingebohrnen x. füchte „‚welche wir wegen der ihe gegebenen: Verſi⸗ cherung feiner ewigen Beſtaͤndigkeit, auf welche kei⸗ ne Antwort erfolgt, als gluͤcklich bewerkſtelligt ans nehmen duͤrfen. Te u ern EHI" SEE IKT, ; & > u hy e ER PORT | PER EIER T" TER .« —— — * 4 ⸗ — is r “ ; J u, Bye 7 ) > iv PETER u nn * > — p TE are 1a ET EEE RITTEZITERN I 3! De De rt, des erſten Stücks im. 26ffen. OS Bande . F 9 Schulzens Abhandlung von der Einpfropfung der. Pocken — 3) Erfahrungen vom Durchgange der $uft durch die Feuchtigkeit in einer gläjernenöhre 84 3) Nachricht von den Sitten, dem Genie, und der Gaftfreyheis, der eingebohrnen irlaͤndiſchen * rd - % wi. sr J 9 4 2 naar * 12347 Hamdurgiſches Sagasin, geſammleie Schriften, Naturforſchung und den angenehmen | Wiſſenſchaften überhaupt, Des 26ften Bandes zweytes Stüd. Mit Könige. Pohln. und Churfürftl. Saͤchſi jeher Freyheit Hamburg und Leipzig, bey Grunds Witwe ug Bat Heinrich Hole. —6 | I. Sortfegung von ö Hrn. Schulzens Abhandlung. vom | | Einpfropfen der Pocken. Der fünfte Abſchnitt. Bon dem Ausbruche der Pocken, und mas nad) der Einpfropfung zu gebrauchen. HI X achdem die Einpfropfung bewerfftellie WE? get worden, muß man mit dem Ge⸗ RO P- brauche der Arztneymittel fo lange — verziehen, bis die Pocken zum Vor⸗ ſchein ) kommen. Ich nehme doch hiervon ein Cly⸗ | RE NE Rn | 5: 1) Doctor Gaubius gab doch täglich, in dieſem Zwi⸗ fchenraume, dem Kranken , von dem er die Kran: kengeſchichte, im dem zweyten Theile der Harlemer Abhandlungen auf der 325 Seite, liefert, einige Bulver vom Sal, mirab. zu 2 Duentgen eim us Schulzens Abhandlung ftier aus, das man beybringen muß, wofern die Per⸗ fon nicht, menigftens jedendritten Tag, einen Stuhl⸗ gang hat. | Man muß den Perfonen, denen man die Pocken eingepfropfet, alle ftarfe Bewegungen gänzlich ver- bieten ; und ihnen nicht erlauben, daß fie ſich ben warmen Wetter der Sonne, oder im Winter der Kälte bloßftellen. Denn beydes der Ueberfluß und der Mangel der Yusdünftung hat gefährliche Pocken zumege gebracht. | "Sie haben nun Urſache bey dem Eſſen und Trin» fen mehrere Behutfamfeit, als vorher, anzuwenden, Die bösartigen Pocken nad) der natürlicdyen Anfte= fung rühren großentheils von Fehlern her, die man während diefer Stille, welche der wahre Zeitraum der Anftecfung (ſtadium contagii ) ift, begehet. Sie müffen annoch in Erwählung des Umganges vorfichtig feyn. Denn ob es gleich wahrfcheinlich ift, daß das Gift der natürlichen Pocken Feine Wirfung, oder wenigftens feinen Schaden einige Stunden nad) dem Einäugeln *) bey uns ausüben Fann: fo ſteht man» 2) Inter einer Anzahl von zwanzig Mägdehen, welchen, ' man den 2ten des Jul. 1755 im Inoculationsbaufe zu London die Borken impfete, befanden fich feche, bey denen man erfi nach einer wiederhohlten Eins . pfropfung den Zweck erreichere. Diefe ſtellete man den ızten Julius ded Morgend zum zweytenmale bey ihnen an, und fie wurden noch an eben dem Tage des Abends in das Pockenhofpital gebracht. Doctor Archer hielt für gewiß, daß fie von den Pocken frey bleiben wurden: indem er bloß ein ein: zigesmal, ſeit der eriten Errichtung bed Hofpitalg, erfabsen hatte, daß Die Borken nach der .. in: von Einpfropfung der Boden. u7 man doch in Zweifel, ob der Handgriff wirflic) an- "gefchlagen habe Iſt er unfräftig gervefen: fo Fann der Kranfe mit dem Athemzuge das Gift fehöpfen. Außerdem fönnen Fremde andere anſteckende Kranke beiten , die alsdenn gangbar find, zuführen. ö Wenn zwey Tage verfloffen find, fängt bie Wunde roch zu ‚werden und Zu jucken an. Bisweilen iſt fie "auch em wenig feucht. Man pflege‘ alsdann das Pflafter umzuwechſeln, und den Faden aus zuneh⸗ men. Es laͤuft aber auf eins aus’, ob man biefen | ‚legten Umſtand beobachtet oder nich. * "Den ten Tag nimme das Jucken zu, und die "Wunde iſt feuchter ‚ und an dem Rande gerne weiglich. MIT "Den ‚sten Tag wird man gemeiniglich einen weißen ESqan in der Wunde gewahr. Einige klagen über “ein Fahren in dein Arme, oder fie haben eine Em— | ‚pfindung, als wenn etwas nach den Fingern hinunter kroͤche. Andere‘ reden von einer Steifigkeit in dem Gelenke des Schulterblatts, oder von einer Empfind» lichkeit in der Achfelgrube. Den 6ten Tag pflegt die Wunde anzufangen, ein ‚wenig dünnen Eiter von fich zugeben. Einige fas gen, daß die Wunden jucen, und andere, daß fie ſchmerzen. Der Harn ift eitrongelb. Es gefchiehe ſelten, oder niemals, daß jemand dieſen Tag Kopf⸗ 3 ſchmerzen Einpfropfung eingetroffen ſind. Sie wurden aber wirklich von der Krankheit uͤberfallen, ob ſie gleich ſehr gelinde war: welches ſchwerlich gefchehen wäre, wenn das natürliche Podengift des Hofpitals auf dieſe Perfonen, die fich nur einige Stunden zuvor einpfropfen ließen, hatte wirken Fönnen. 8 Schulzens Abhandlung ſchmerzen empfindet :- viele aber. lagen über eine ‚Schwere auf den Achſeln, und Schmerzen unter dem ‚Arme. Sa, bisweilen findet man ſchon die Drüfen ‚unter dem Arme sein wenig geſchwollen; zu einer deutlichen Anzeige, daß das Pockengift diefen Weg nimmt, und zuerft Die zunächft liegenden Theile ans taſtet 5). An diefem Tage iſt man gemeiniglic) im ‚Stande mit, Zuverläßigfeit - zu urtheilen,‚ ob, der } Kraͤnke angeſteckt ſey oder nicht. Den ten. Tag find die Anzeigen der Eiterung in der Wunde noch: deutlicher. . Viele flagen nun über ‚eine Empfindlichkeit und Geſchwulſt unter dem Arme; die meifteneheils, wenn die Pocken ausbrechen, zu verſchwinden pflege. Diefen Tag, und bisweilen eher, kann man den Geruch der Pocken an dem (them *), und der Ausduͤnſtung erkennen. Ders ſchiedene fangen. nun an über Schwere: in den Glie— dern, Scläfrigfeit ‚und Kopfſchmerzen zu klagen, ‚und gegen den Abend geht ihnen der Puls ſchnell. ; 439 7300 BEI SAA ET a Den 3) Auf eben die Weife fängt, nach dem Biffe eines raſenden Hundes, die Stelle , welche der Biß ges teoffen hat, erſt zu ſchmerzen an : und nachher fuͤhlet man, in den benachbarten Theilen, einen flie⸗ genden Schmerz: welcher ein ficheres Zeichen iſt, fo gar nach einer langen Zeit, daß die Wafferfcheu herannahet. Man fehe Aurelian. Acut. Morb.Lib, 3. Cap. 14. ©. 226. | 4) Dan fast, daß diefer Geruch von der Art fen, wie man ihn in der Braune ( Angina) empfindet, und daß der Pockengernch nicht eher, als im dritten Zeitraum gemerkt wird. Aber die Ausduͤnſtung ſelbſt riecht befonders. | von Einpfropfung der Boden. 19 - Den sten Tag pflegt die Kranfheit meiftentheils einzufallen. Die meiften empfinden eine Abrvechfes fung von Kälte und Hitze, welche ſich mit einem Brennen in der Haut zu endigen pfleget. Einige flagen den ganzen Tag über Kälte, und einige leiden einen Anfall, (paroxyſmus) der dem Wechfelfieber nicht unäßnlich ift. Andere befommen eine Körbe im Geſichte. Es findet fich ein Widerwillen gegen das Effen ein, mit dem bisweilen ein Brechen ver= gefellfchaftet ift. Die Augen fehen dunfel oder ges brochen aus; und einigen fällt das Tageslicht , fo lange die Pocen noch nicht ausgebrochen find, laͤ⸗ fig. Sie werden wüfte im Kopfe, und geberden fid) als betrunfene Leute °). Machher verwandelt ſich aber diefe Verruͤckung in ein fehmerzhaftes Ge⸗ £öfe im Kopfe, und fie fahren in dem Schlafe auf. Den gten Tag pflegen ſich die Zufälle, die bey dem vorhergehenden errwähnet werden, wofern fie nod) nicht vorhanden find , einzuftellen, Gemei— niglich befinden fi) die Kranfen des Vormittags ziemlich wohl, aber gegen ven Abend fegt ihnen eine neue Verfchlimmerung (Exacerbatio) zu. Sie werden mehr entfräftee, und klagen bisweilen über einen fliegenden Schmerz ‚, ber mit dem Rheumas tifmus in den Gliedern eine Aehnlichfeit hat. Der 4 aͤußer⸗ 5) Die Dienſtboten im Inoculationshoſpitale wuſten, daß die Zeit der Krankheit um war, wenn die Kran⸗ fen einen ungewöhnlichen Laͤrmen in dem Haufe er— regten. Des Doctors Kirkpatrick eigene Tochter merkte eine ſolche Verruͤckung in dem Kopfe: und ſie fragte ſelbſt, ob Leute, die betrunken ſind, nicht eben eine ſolche Empfindung haͤtten? 0 Schulzens Abhandlung... äuferliche Theil des Körpers wird heiß, und das Hauptweh nimmt zu. Einige klagen über Beaͤng— ftigungen und Ruͤckenſchmerzen, Die doch nicht fehneis dend find, und Durchaus nicht immer Vorboten von vielen Pocen abgeben. Der Puls iſt hart, und die Haut gemeinigli noch fharf. Sie beſchweren fih über ftarfen Durft, den man aud), mit verdüns nenden Gerränfen , wozu: bey geringen ‚Leuten eine dünne Daberfuppe und Biermolken am dienlichften iſt, zureichlich löfchen muß. Die Wunde: pflegt nun einen gelben Eiter, bisweilen zu einigen Tropfen, - wenn. das Dflafter verwechfelt wird, welches gemeie niglich täglich gefchieht „von ſich zu laffen. Die Kranken raſen feiten. Wofern es ſich abge zuträgt: _ fo-darf man dennoch nicht auf eine große Menge von Pocken folgern: wie ich. zu. mehrernmalen beftätiget _ gefunden habe. Zittern und Fleing Zuckungen fine den fich bisweilen bey Rindern ein, Die er Mae niglich von ſich felbit, bey dem Ausbruche , oder vermittelt eines Clyſtiers °). vergehen. Siehet man, | B—— daß 6) Man ſehe Preuſſius in E.N. C. Cent, III. Obf. 16. Docet. Kirkpatricks (a. ang. D. ©. 263.) altefter Sohn, von u. Fahren, befam eine ſtarke Zuckung; und weil er verftopft war, fegte man ihm ein Cly⸗ flier. Hierauf erfolgte ein ziemlich ſtarkes Fieber, und es brachen zahlreiche aber abſtehende (diftin- ae) Socken aus. Die Zuckungen, die nach dem Ausbruche der Pocken nicht vergeben, pflegen ge: meiniglich von übeln Folgen zu feyn. Herr Ranby hat doch eine gegenfeitige Wahrnehmung von einem Kinde, dag man im 7ten Jahre inoeulirte. Bey dieſem waren bie Zucfungen der erfte Zufall, welche auch während des Ausbruchs und der man, von Einpfropfung der Boden. ızı daß fie, einen Mangel der Kräfte, die zur Austreis bung der Pockenmaterie erfordert werden, zu erfens nen geben : fo darf man, nach dem Verbote des Doctors Mead ”), die Ader durchaus nicht öffnen; fondern find im Gegentheile Senfpflajter (ſinapiſmi) und DBlafenpflafter zu gebrauchen. Die legtern ‚bringe man am beften im Naden, und die erftern An denFüßen an. Wofern das Fieber zu ftark wird, und der Kranfe vollblütig iſt: ſo muß man, vor- nehmlich, wenn es ein Srauenzimmer ift, das eine gar zu fparfame oder unordentliche Reinigung gehabt bat, die Ader öffnen. Doc muß man bey diefem Umſtande behutfam verfahren, damit das zum Aus« bruche noͤthige Fieber nicht. ganzlich unterdruͤcket werde Te Er H PN | 25 Es obgleich nicht mit ſolcher Heftigkeit, als vor dem Yusbruche fortdauerten. Die Pocken waren von guter Art, und das Fieber war mäßige. Doch blieb das Kind noch 6 oder 7 Wochen ſchwaͤcher, als ſonſt zu feyn pfleget. ES ließ fich aber. nach» gehends wohl an, . 7) De Vsriol. ©. 58. 3) Leute, die vor der Einpfropfung ausführende Mits tel und eine magere Diät gebrauchet haben, vers tragen in dieſem Zeitraume das Aderlaffen nicht fo gut, als die, welche die natürlichen Pocken bekom— men. Drey oder vier Blaͤsgen, (puftulae ) die fonft vielleicht hervorgetreten waren, bleiben leichte bey dem geringften Blutverluſte aus. Ich fabe in dem Snoculationshaufe einen Knaben, James Smith, von 16 Fahren ) den soten und uten Tag ein Nas— bluten leiden, und Feine Pocken fanden fich ein, ob gleich Die gemöhnlichen Zeichen vorangegangen was von, Man fuͤhlete vorher eine Geſchwulſt * | em 122 Schulzens Abhandlung Es geſchieht ſelten, oder niemals, daß die Pocken an dieſem Tage zum Ausbruche gelangen. Den roten Tag vor dem Ausbruche iſt der Puls Bart. Die Haut fängt aber an weich und feuchte zu werden. Die Kranfen Flagen über ein Getöfe im Kopfe. Einige fühlen auch ein Fahren in dem Ruͤ— den, und andere fagen, daß es ihnen überall im Körper wehe thue. Ye zahlreicher die Pocken find, deftoniehr Flagen die Kranken gemeiniglich vorher. | | Das dem Arme, dienicht eber, ald nach dreyen Wochen, weichen wollte. Er wurde nicht aufd neue ange⸗ ſtecket, als er in das Pockenhoſpital geführet wor: den war. Dock. Fuller ( Exanthem. ©. 305. ) theilt noch ein merfmürdigeres Beyipiel von einem Doctor der Arztneygelahrheit mit , welcyer 30 Fahre zu> vor, da er noch in Drford fludirte, zu einer Zeit, da bie Pocken gangbar waren, mit heftigen Kopf - und Ruͤckenſchmerzen, und darauf mit einem Phantaſi⸗ ren befallen murde. Es zeigte fich ein Ausfchlag an feinem Körper, den fein Arzt fir die Pocken hielt: derfelbe verfchwand aber mit den ebengenannten Zufallen, nachdem er 2 Pfund Blut aus der Nafe verlohren hatte: und nachher hat ihn niemals diefe Krankheit angeſteckt. Dieſes beſtaͤtiget Botallus, (De Venaeſect. Cap. 5.) noch weiter: wofern wir ung auf feine Erzählung von einem Knechte von 18 Jahren verlaffen fönnen, dem man 2 Tage nach dem Ausbruche , zur Aber ließ, und ein Pfund Blut abgezapfet, wodurch die Pocken vergangen wären. Er fagt auch, daß er andere auf gleiche Weiſe glücklich gebeilet habe. Die tägliche Erfah⸗ rung zeiget doch, daß ein Nasbluten und eine Ader⸗ laſſe nicht fo oft den Ausbruch bey den geimpften, und nech weniger bey den natürlichen Pocken ganz lich hemmet. { von Einpfropfung der Boden. 123 Das Athemhohlen fällt ihnen beſchwerlich: und dann und wann kommt ihnen ein Zittern an, Das von einer Beklemmung zeuget: Dieſen Tag vermag felten je— mand außer dem ‘Bette zu bleiben : und in diefem Stuͤcke wird den Kranken in dem Inoculationshauſe zugeftanden, ihrer eigenen Neigung zu folgen. Man hat wenigſtens nicht Urſache, bey den ‚geimpfeten Pocken, die fhlimmen Folgen zu befürchten , welche Sydenham ?) von der Wärme des Bettes her— leitet. Man verhütet. im Gegentheile durch dieß Berhalten die Erfältung, und erweicher die. Haut, wodurd der Ausbruch. erleichtert wird. Und dieſes iſt Das einzige austreibende Mittel, welches noͤthig zu feyn pfleget. Anstatt hitziger Sachen find kuͤh— lende und häufige Getränfe, Durftlindernde Julepe und Emulfionen dienlih. Man: muß die Poden nicht, zum Ausbruche zwingen , ‚fondern ihnen Zeit dazu laffen, und, nad) eben des Sydenhams '°) Morten ‚das Feuer, unter einem fiedenden Topfe nicht vermehren. Wofern aber mehr, als drey volle Tage, von der Stunde anzurechnen, wenn die Krank— beit angefangen hat, vorbeygegangen find, und feine Ya Pocken 9) Opera omnia ©. 184. 446. 612. Er verbot ſei⸗ men Kranken, vor dem vierten Tage nach dem Aus⸗ bruche, oder dem fechften mach dem Anfange der Krankheit, die Nacht ausgenommen, zu Bettejzu gehen. Ich würde zweifeln, ob die Kranken, vor> nehmlich die, welche zufammenfliegende Pocken bes Fommen haben, im Stande gemwefen waren, fo lange SE mofern Sydenbam es nicht gefägt Atte. | 10) Opera omnia ©. 448. Er rebet aufder 178ſten Seite von einem beflemmsen Bulfe, 24 Schufzens Abhandlung Doden zum Borfhein fommen; fondern der Puls ſchwach, aber geſchwinde und vielleicht uneben geht; die Hige oder der Durft niche ſtark iftz der Urin eine blafje Farbe bat; der Kranke nievergefchlagen ift, und ſeufzet; einen ftumpfen Schmerz im Kopfe empfindet; ein Zittern bekoͤmmt; einen. fortdauren- den Efel und eine Neigung zum Brechen vermerftt fo mug man den Ausbruch durch ein Mittel, das gelinde treibt, vornehmlich durch Campherpulver und Weinmolfen, befördern." Ein erfahrner Arzt weiß immer ſich in acht zu nehmen, daß er diefen ſchwachen Pulsfchlag nicht mit den beklemmten Pulfe, dem Leute/ die fehr vollbluͤtig find, unterworfen zu feyn pflegen, vermechfelt. In dem legtern Falle, macht ein Aderlaſſen den Puls freyer, befördert den Ausfchlag, und hebet die Beängftigung und die Uns ruhe. Einige unter den Kranfen Flagen über Ekel: wenige aber kommen zum Brechen, oder haben eine folhe Empfindlichkeit, oder einen ſolchen Schmerz über dem Magen und in der Herzgrube, wie in den natürlichen Pocken. Die Urfache hiervon dürfte theils diefe fenn, weil dies Pocengift nicht mit dem Speichel verfchlucfee worden iſt; theils auch meil wegen der, guten Diät, die man bey dem Einpfropfen gehalten, ſich Feine Unreinigkeit im Magen hat ſamm⸗ len koͤnnen. Die Brechmittel fann man daher bier eher entbehren, wofern fie nicht gänzlich ſchaͤdlich *) fe: find: sn) Herr Burges, (a. ang. O. S. 27.) faget: er habe niemals das Phantafiren, nach einem vollfomme- nen Ausbruche fortdauren gefeben, ausgenommen, wenn ein Brechmittel gebraucht worden man: e Hr von Einpfropfung der Boden. 125: find ; dieweil der Ekel und das Brechen ben dem Jnoculirten meiftens von der Gemeinſchaft (Con- fenfus) der Nerven herrühren. Aus eben der Ur— -fache find auch die abführenden Mittel in diefem und dem nächftfolgenden Zeitlaufe (Nadium) bey den eingepfropften Pocken unnötig: ob man ſich gleich) derfelben bey der natürlichen Krankheit , — | Pr ftelle davon zwey Fälle vor, und nach dem erffen ftarb der Kranke, obgleich alle Anzeigen von gut— artigen Pocken vorhanden waren. Doctor. Hadow berichtet, in einem Briefe an Doctor Pringle, daß er ehedem eine oder 2 Nächte, ehe dag Fieber eintre- ten follte, ein Brechmittel gegeben. Daer aber zu verfchiedenen malen bemerfete, daß dag Sieber, fich gleich nach dem ‚Brechen einfand, und nicht eher aufhoͤrte, bis der Aufbruch gefcheben war: fo ſen er von diefem Berfahren abgefchrerfet worden. Bey den natürlichen Pocken habe ich aefehen, daft die Kranken von einem heftigen Fieber mit Yhans tofieren und einer Entzündung der Augen überfallen worden: wenn fie ein Brechmittel, ohne Die Ader vorbero zu öffnen, eingenommen hatten. Daß es, mie ein austreibendes Mittel ( expellens) wirlie, erhellet zur Gnüge aus dem ſtarken Schweißbatye, das fich, wahrend der Wirkung des Brechmitte ls, - Außert. Buxham (Eflay on fevers ©. 142.) ſoigt aauch dahero: dag nichts fo aut den Ausfchlag bey ſchwachen und niedergefchlagenen Perfoners, mo die Pocen gleihfam in der Haut begrabem fiegen, und fich nicht recht erheben, fondern fau nm geſehen oder gefühler werden, als cin gelindes Brec hs mittel, befördert. Selbſt Sydenbam (Op. om n, ©. 461.) der vor den treibenden Mitteln fo furck ıt» fan war, ließ biöweilen zu dieſem Endzwecke dı23 Infufum croci metallorum, nach geſchehener Aderr⸗ laffe, nehmen. 26 Schulzens Abhandlung Magen und die Gedärme zu reinigen bedienet *). An diefem und dem nächftfolgenden , oder zıten Tage fihlagen die Pocken gemeiniglich aus. Aber vorher pfleget der Kranfe in einen gelinden Schweiß zu gerarhen. Zugleich mit dem Ausbruche, und bey einigen noch etwas zeitiger , verfchwinden die gewöhnlichen Zufälle, als die Kopffchmerzen , das Sieber und die Unruhe. Der Puls wird weich: und der Kranfe Flaget gemeiniglich, von der Zeit au, weiter über nichts, es möchte denn feyn, daß ihm verdrießlich falle, das Bette länger zu hüten. "Die meiften würden nun auch wohl auf feyn fönnen: und einige Yerzte geben es auch zu. Es ift aber amrath» famften , die Kranfen im Bette zu halten. Die Empfindlichkeit oder die Gefchwulft unter dem Arme, vergeht nun bey den meiften: fie koͤmmt aber bis» weilen 12) Dan dürfte auch wirklich das von den Lariermit: teln befürchten koͤnnen, was ich von dem Aderlaffen erwähner babe. Bey den natürlichen Pocken kann nicht fo leicht eine Aenderung mit dem Ausbruche, der unterwegens iſt, fFatt finden. Dochführe D. Meibohm (Diff. de Var.) ein Beyfpiel ven einem Kuaben an , der fich in einem Haufe befand, in dem viele an den Pocken Eranf lagen. Er hatte, bis auf den vierten Tag, alle die Zeichen, die vor den Poren vorangehen. Er befam aber darauf einen Durchfall, der mit einem unleidlichen Ges ftanfe verbunden war, und wurde dadurch von den Nocken befreyet. Daß ein Durchfall , der durch ein Lariermittel erwecket worden, eben Diefe Wir: 7 kung ausübe, erbellet aus dem Beyfpiele, das ich ſchon aus dem Graßius gemeldet habe. Man ſehe ©. 45. Anm. 4. von Einpfrepfuug der Boden. 127 weilen nad) 4 oder 5 Tagen wieder. Die Pocken zeigen ſich gleichfam als Fleine Nadelknoͤpfe, und zwar gemeiniglich zuerft um die IBunde , die man zum Einpfropfen gemacht hat, auf der obern tippe, um die Naſe, und andern Theilen des Gefichts ?)5 darauf laſſen fie fich in dem Naden, an der Bruft, und unten an den Armen bey der innern Fläche der Hand, mwofelbft die Hige ftärfer, als höher hinauf, auf dem Arme ilt, fehen: und zulegt brechen fieanden Füßen aus. Der Ausbruch endiget fich felten eher, als 3 Tage verfloffen find: und eben fo viele Tage gehen gemeiniglich bey gutartigen Pocken vorben, . ehe fie auszufchlagen anfangen *). Die gemöhn- lichſte Anzahl nad) der Impfung find 30 bis so Pocken. Man wird nur fehr felten, nach derfelben 3 oder 400 Pocken, vie bey der natürlichen Krank: beit für wenig gehalten werden, rechnen Fönnen, Sc habe niemals auf die Einpfropfung „diejenige Art, die Variolae contiguae genannt werden, viel meniger 13) Man beurtheilet die Gefahr und die Gelindigkeit der Krankheit, Sydenbams Ausfpruche zu folge, nach der Anzahl der Pocken im Befichte, und nicht nach der Dienge , die ſich über den Körper aus> breitet ; obgleich Doctor Sreind dieſes letztere be- - haupten wollen, um feinen Sagen von dem Ru: ben der Lariermittel in den Pocken ein Gewicht zu geben. 14) Dan muß, außer Zweifel, nicht bloß die Tage ‚ ‚zablen; fondern nach des Doct. Thomfon (a. ang. O. S. 5.) Erinnernng, 24 Stunden auf jeden Tag rechnen. Denn fonft kann man einen großen Sch tritt in dem Urtheile von dem Verlaufe (Prognolis) begehen. ar | / 123. Schufzens Abhandlung weniger die zufammenfließenden Pocken, folgen gee fehen: obgleich einer und der andere Arzt fie beiner⸗ Fer zu haben verfichert. Rn OR Bey wenigen bleibe der Ausbruch länger als bis auf den ı2ten Tag aus. Es wird aljo ale ſeltſam angefehen, wenn die Pocen erft den 13. oder zsten Tag eintreffen N. | | Die 15) Der Herr Ritter Rofeen bat mir zu erzählen be: liebet: daß ein Kind von 8 Jahren, dem in Upfal, unter der Auffiche des Herren Leibmedicus Auri— villus die Pocken eingepfvopfet warert, nicht eher, ald am ıoten Tage Frank geworden, und die Pocken erſt am ı3ten Tage ausgebrochen waren. Doctor. Bofly ( Journ. de Medecine T. III. S. 282, 1755.) berichtet, Daß die Pocken bey des Lords Dalkith Tochter erſt am ı4ten Tage hervorgefommen find. Doctor Kirkpatrick, Ca. angef. D. ©. 260.) der felbft die Pocken an dem 14ten Tage ausfchlagen gefchen , ſaget: es wäre ihm verfichert worden, daß Die Pocken, unter dreyen Perfonen, die man zugleich geimpfet hatte, bey zweyen erſt den ızten Tag fich eingefunden hätten. In Egham wurde ein Knabe von 7 Jahren erft den 23ften Tag nach dem Ein— pfropfen krank. Es trafen ihn zwar ziemlich boͤs— avtige Pocken; er kam doch aber glücklich mir bem Leben davon. Geinem Bruder wurden fie eben dasmal mit eben der Materie geimpfer: und er fiel zur gehörigen Zeit in die Krankheit, und befam gelinde Pocken. Dean bleibet ohne Zweifel in eini> ger Ungewißheit, ob der erſte Knabe von dem Hand: griffe angeſteckt worden, oder ob dieſer fehlgeſchla⸗ gen fey, und er nachgehends durch eine naturliche _ - Fortpflanzung fich die Krankheit zugezogen babe. Anfänglich war man der Meynung, daß die Pocken nach der Einpfropfung, fich ben dritten oder viere gen Tag einſtellen könnten, Aus einer langen Er⸗ fadrung _ von Einpfropfung der Poren. 129 Die Zeichen, welche id) bey jedem Tage vorftellig gemacht habe, gründen fi) auf die Fälle, die am öfterften vorfommen. Bisweilen aber habe id) mid) verwundern müffen, tie die Pocden, ohne daß der Kranke die geringfte Beſchwerde verfpürer hat, oder wenigftens, daß er nur etwas unluftig gemefen ift, ausgebrochen find, Bisweilen gehen zwar Kopf fhmerzen und Sieber voran; die Wunde ’°) kommt aber völlig zur Heilung. Bisweis fahrung aber deiß man, daß fie ſich bierinn ver- ſehen haben, und daß die Perſonen vorhero von den natuͤrlichen Pocken angeſteckt geweſen ſind. Dem zu folge kann man nicht glauben, daß die Pocken ‚ bey dem le Düc, (a. ang. D. £.26.) der in Eon ftantinopel an füch ſelbſt die Einpfropfung hatte vers richten laſſen, und nachgehends diefen Kunftariff in Leiden vertbeidigte, von der Einpfrepfung her— geruͤhret haben, denn er wurde den dritten Tag krank, und befam die Pocken den vierten nach dem Schnitte. Sa, er faget, daß die Pocken bey eini— gen den 1, 2,3, 4, 5 und 6ten Tag nach dem Eins augeln fichtbar geworden waren. Der legte Zeitz raum, ber bis auf den zten gebt, iſt gleichfalld zu kurz. Warum tragt fich dergleichen nicht noch jego zu? Er macht eben die Erinnerung, wie Mr. ie Eamus (Journ Oeconom. d’O&tobre 1755. ©. 123.) von der Ehinefifchen Inoculation, daß die Pocken, die dem erften Tag ausbrachen, gefährlicher, als Die fpatern , find. Wir haben aber nicht Ueber: zeugung genug, diefen beyden Berichten Glauben beyzumeffen. Denn der erfte bat ſelbſt die Ein: piropfung nicht ausgeübet, und der leßtere ver: ſchweigt, aus welcher Hand er feine Nachricht cr: halten habe. | | 16) In Anfehung der Wunde, macht D. Hadow in einem feiner Briefe, eine Anmerfung, die ich ſonſt 26 Band. Y J bey 1370 Schulzens Abhandlung Bisweilen findet fi) den 6. ten, und zuweilen an einem andern Tage, nach der Einpfropfung, ein rother Ausfchlag ein, den man das Scharlachfie⸗ ber 7) nennet: und er aͤußert ſich entweder über den n ‚ganzen bey niemand angetroffen babe, und die ich für meis uen Theil nicht beobachten Fönnen, diewen ich Feine fo bösartigen Pocken, wie diejenigen, von denen er redet, nach der Einpfropfung wahrgenommen babe. . Er verfichert, daß alles aut gehen werde, wenn die Wunde roth und entzuͤndet ausfieht : mofern ſie aber bleyfarbig und fchlapp wäre, und ein dün= . mes Waffer burchliege: fo mare er gewiß, daß zu= fanımenfließende Pocken erfolgen würden. Sa, er bar auch bey der Gelegenheit die Pocken mit Pete— chien und Wafferbläschen (ampullae lymphaticae) vergeſellſchaftet gefehen , und gefunden , daß fie nicht eher ald die zofte Nacht getrockner find. Er fogt aber, daß er niemals foldye Zufaͤlle bemerker, sofern der Kranke fich nicht erfälter, oder andere. Unordnungen begangen hatte. Er bat alsdann mie Nutzen die Chinarinde und die Mirtur des Rives rius (Mixt. fal. River.) verfchrieden. Die Bers - Auderungen der Wunde, von denen erwaͤhnet more den, formen mit dem überein, was fich bey gröfs fern Wunden zuzutragen pfleget. Denn man haͤit es ollezeit für eine gefährliche Vorbedeutung, wenn die Lippen trocken und fchlapp find, und Fein Zei⸗ chen zur Eiterung von ſich geben. ne, 17) Diefer Ausichlag wird von den Engelländern Rafh genannt. Und unter biefem Namen begreifen fie Das Scharlachfieber, den rothen Frieſel und die Entzündung, Die mit der Rofe eine Aehnlichkeit bat. (phiogofis eryfipelatofa) Bey den Franzofen faßt die ebullirion de fang eben fo viele Krankdeiten in ſich Und die Deutſchen vermengen ‚gemeiniglich dieſelben unter dem Namen des rorben —— hp $ = von Einpfropfung der Boden. 131 ganzen Körper, oder bloß um die Wunde herum, die alsdenn viel Eiter von fid) zu geben pfleget. Der- Kranke befomme einen gefchroinden Puls, und ein - Brennen in der Haut: er klaget aber übrigens felten über etwas, Die ganze Heilung beſteht in einem marmen verdünnenden Tranfe, wobey vie Perfon. ſich zu Bette halten muß. Wofern es nörhig iſt, die Ausduͤnſtung zu befördern: fo gefchieht dieſes am füglichften mit einem oder dem andern Campherpuls ver. Durch diefen Ausfchlag leiden die Pocken feine Aenderung, fondern fie finden fich zur rechten Zeie ein, fo wie fie ihre Arc dennoch behalten, und nicht gelinder werben. Ich habe bisweilen die Schuppen, die nad) dieſer Krankheit zurück geblieden, abfallen gefehen, da die Pocken noch in ihrer Höhe geweſen find. In Engelland habe ich audy noch einen ans dern Eleinen Ausfchlag, von wäfferiger Art, bemerkt, ber aber von Feinen beträchtlichern Folgen iſt. Diga fer Ausfhlag fährt immer fo lange fort, klar zu feyn, bis er vertrocknet: weswegen er mit Unrecht Friefel genannt wird. Er entiteht ſowohl ‚als nad) dem Ausbruche der Pocken, fo wie ey andern Kranfheiten, wenn die Ausdünftung Binder wor⸗ ift, oder wenn fich der Kranke hitziger Sache Dienet hat, In London Bringt man die Kranken, fa bald die Poden ausgebrochen find % aus dem Einpfropfungs« | 2 | hauſe Es dürfte auch von weniger Betraͤchtlichkeit ſeyn, wenn —* dieſe Krankheiten ſorgfaltiger unterſchei⸗ ben wollte. — 32 Schulzens Abhandlung hauſe) in einem Wagen, oder einer verfchloffenen Sänfte, nach dem Hofpitale hin, wo die Perfonen, welche die natürlichen Pocten befommen haben, aufs genommen werden. | Ein jeder Arze, der mit den natürlichen Pocken umzugeben verfteht , weiß num leicht, was er bey den geimpften, nach dem Ausbruche, in Acht zu neh⸗ men hat; um jo viel mehr, da kaum eine unter 20 Perfonen der geringften Hülfe bedarf. Meine Abe ficht iſt jeßo nicht, von der Heilung der natürlichen Pocen zu reden: fondern ich will bloß den kleinen Unterfchied anmerfen, den die Vorbereitung zwiſchen den natürlichen und eingepfropften Pocken, melde an 18) Die Borken fenken fich nicht nach diefer Veraͤn⸗ derung, noch treten fie zurücke, wie viele vermu— thin Fönnten. Die Kranken werden auch nicht da— durch abgematter: fondern im Gegentheil hat man Mühe genug, fiezu Bette zu bringen, wenn ſie nach ihrer neuen Wohnung hingefommen find. Die Abficht, warum man fie in ein andered Gebäude bringt, 6: das noculationshofpital von der An g frey bleiben möge. Man bar den größten Grund zu glauben, daß die Pocken > eher anſteckend find,bis fie zu eitern anfangen. Sicherheit wegen aber räuchert man doch die Zim⸗ mer und die Betten mit Schwefel. Ehedem hielt man 3 Hofpitäler. fir die Pocken in Kondon, von denen dag eine für die inoculirten Perfonen gehoͤ—⸗ ret, bey welchen die Pocken ausgebrochen waren. Man bat aber diefe Koſten für unnöthig befunden. Das Publicum mird auch beffer uͤberzeuget, daß ‚die Pocken wirklich auf die Impfung erfolget find. Denn fonft Eonnten fie von denen angeſteckt wer- ben, welche die natürliche Krankheit haben. von Einpfropfung der Boden. 133 ‘an und vor fich felbft einerley Krankheit find, ge mäht bat. Durch die Vorbereitung find die feften Theile und die Feuchtigkeiten milder und duͤnner geworden. Wenn nun der Kranke vorher mit einem wäfferigen' Gebluͤte verfehen gewefen ift: fo wird das Sieber öfters zu fehwach, den zugedachten Ausbruch » zu befördern ; und die Eiterung will nicht gerne von flatten geben. Wenn man in diefem Falle das bey den Arabern übliche, und von Sydenham wieder eingeführte, Falte Berhalten (regimen) verordnet; ‚welches alsdenn nothwendig ift, wenn das Fieber zu heftig ift: fo trocknen die Fleinen Blattern ab, ohne Eiter von fich zu geben. Und wenn man bis— weilen‘, bey dem Schluffe des Ausfchlages, das Kies ber nicht einiger maffen durd) die Kunſt vermehrete: fo würden die geimpften Pocken öfters undvollfommen werden. Man möchte glauben, es wäre am beften, die Vorbereitung nicht zu weit zu treiben. Da man aber nicht immer im Stande ift, den Mittelweg zu treffen: fo halten die meiften für rathfamer, indem erften Stüde zu fehlen, als wegen Mangels der Vorbereitung eine böfe Art von Pocen mit einem heftigen Fieber ausbrechen zu fehen; welchem nach⸗ gehendes ſchwerlich Fann abgehelfen werden. . Ein reisendes (Aimulans) und ein ftärfendes (corroborans) Mittel find daher öfters bey den ein« gepfropften, als den natürlichen, Pocken nörhig. Der erfte Zweck wird durch folhe Mittel errei- het, als die Giftwurz, (Contrayerva) die Virgi« nifhe Schlangenwurzel, (Serpentaria Virg.) der 53 Safran, 134 Schulzens Abhandlung Safran, die Myrrhen, die flüchtigen Salze, ſpiri⸗ tuöf und vinöfe Sachen, Moſchus, Schmefelblus wen, Campher, Biafenziehende Pflafter und Zuge niert —— Epiſpaſtica) find. Dem andern Zwecke thut die Chinarinde eine Genuͤge, welch e, in Anſehung ihrer Kraft, die Ei terung zu befördern. fo kenntbar iſt. Man Fann fie von dem erften Anfange der Krankheit "?) brauchen: oder man giebt mit Vortheil den erften und zweyten Tag Campher, mit Salpeter verſetzt; und fähret darauf, die ganze Krankheit hindurch, mit der Chinchina fort. Ein anderes mal aber vermiſcht man fie mit Arztneyen, welche die Auspünftung vers mehren. (Perlpirantia ). Mofern aber das Fieber zu ſtark ift: fo muß man die Ader öffnen Arztneymittel von Salpeter r "und vegetabilifche Säuren gebrauchen. . . - Dem zu Folge fann , nad) des Doct. Hurhams Worten °°), bisweilen Syderbame, und bisweilen Mortons Verfahren dienlicy feyn. Verduͤnnende feifenartige — find, in beyden —— von Nutzen: * 29) Man febe hiervon des Heofefford Monro Abhands fung in den Medical Eſſays of-Ed. B. 5. ©. 102; des Malcolm Slemming Propofäl for improving the pra&ticeof Medecine, ılluftrated by an exam- ple relating to the Small Pox. Hull. 1742; wie auch) D. Walt in den Philof. Transadt. N. 486. Man leſe auch des Herrn D. Bergius Gtreitfchrift de Variolis curandis, Vpfal. 1754. Der Ausbruch wird dadurch nicht gehemmet, wie Morton, (Py- retholog. ©. 134.) ein fo großer Vertheidiger der China befuͤrchtete. 20) Eſſay on fevers, ©. 128. von Einpfropfung der Pocken. 115 Mugen: ob man gleich nicht auf den Speichelfluß fein Abfeben richter, welches fich felcen oder niemals bey der Einpfropfung einfindet *). J 4 Man 21) Ich ſahe in dem Hoſpitale eine Magd (Sliſ Zatt von 22 Jahren) die nach dem Einaͤugeln mit dem Speichelfluß befallen wurde, und doch nicht über 120 oder 150 Poren hatte. Das Befiche war ihr fehr geſchwollen, daß fie die Augen in 3 Tagen nicht eroͤffnen Fonute, Zugleich litte fie ſtar— fe Zahnfchmerzen, von welchen fie öfters, wie fie fagte, beſchwert arıwefen war. Die Poren waren gleichſam aufgelpannt, und die meiften hatten dag Beficht eingenommen. Es erſchien aber Feine Ge> fchwulft nachher an dem Arme, dieweil nur wenige Pocken daſelbſt befindlich waren. Des Sir Richard Blaͤckkmore (a. ang. D. S. 35) Gedanke ſcheint gegruͤndet zu ſeyn, daß nicht eben die Materie, welche die Geſchwulſt in dem Geſichte verurſachet bat, ſich nach dem Arme hingezogen babe, ob die letztere aleich auf die erſtere alfobald folger- Denn die Geſchwulſt iſt bloß eine Folge von der entzuͤn— deren Grundfläche der Blaschen, (bafes puftula- sum) wenn die Eiterimg angeht: Wir nehmen bisweilen die Geſchwulſt auf beyden Stellen zu— gleich wahr: bingegen Feine in den Handen, wenn nur wenige Pocken daſelbſt ausgebrochen ſind, ob⸗ gleich das Geſichte vorhero geſchwollen geweſen iſt. Und ein anderes mal bemerken wir eine ſtarke Ge— ſchwulſt in den Haͤnden, wenn die Pocken daſelbſt zahlreich oder zuſammenfließend ſind; obgleich in dem Geſichte faſt keine vorangegangen iſt, weil die Pocken da mehr abſtehend geweſen ſind. Einige ſehen die Geſchwulſt, die an den Haͤnden und nachgehends an den Fuͤßen entſteht, für eine critiſche Verſetzung (Metaftafis) der ſchaͤdlichen Materie, und des Po- ckeneiters (ſanies variolofa) an. Blackmore hält hinge⸗ wr 36° Schußend Abhandlung; Man hat felten Schlafmittel (Paregorica) bei den geimpften Pocken noͤthig: weil der Kranfe nicht unruhig zu ſeyn pfleger, und der Neiz nicht allzuſtark it. Sollte das Eiterungsfieber aber, das bey ver Einpfropfung fo felten vorfömme, eintreffen: fo muß man fie ohne Bedenken verfehreiben *). | | Nach⸗ hingegen für ungereimt zu behaupten, daß die Zeis Haung einer Beule auf dem Arme die Urfache fey, daß eine andere auf dem Fuße, die ſich 2 Tage fpa= ter erhebet, anſchwillt. Nach beyden diefen un: gleichen Meynungen lauft man Gefahr , went die Geſchwulſt bey den Pocken zurücktritt , auf eben die Weiſe, wie e8 einem Menfchen das Leben koſten kann, wern die Geſchwulſt in der Gicht. oder dem Podagra geſchwinde vergeht. 22) Ich kann ſchwerlich glauben, daß Herr Ranby die rechte Urſache von den ſchlimmen Folgen, deren in der folgenden Krankengeſchichte erwaͤhnet wird, getroffen babe. Ein Maͤgdchen von 7 Jahren wurde, den ſiebenten Tag nach dem Einaͤugeln, krank, und bekam 40 Pocken im Geſichte, welche ſehr groß und ſchmerzhaft waren, ſo, Daß die Kranke in eine Uns ruhe geriech. Ein gewiſſer Arzt verſchrieb dage— gen einen Trank mit der gehörigen Doſis von Dias codium, um denfelben jede Naht, bis die Pocken abgetrocknet waren, brauchen zu laffen. Der Aus: gang war Diefer, daß, ob das Kind gleich den Ber: ftand zu behalten fehien, e8 doch die Sprache und den Bebrauch der Arme und der Süße verlor , welcher Zuftand in 3 Jahren mit fehr geringer Befferung fort: dauerte: Der Vater ließ ihrem Bruder die Pocken anch impfen; verbot aber alle Opiate: und der Er folg war nach Wunſche. Ich Fanıı doch nicht den Opioten die Laͤhmung, von der ich erwaͤhnet habe, zuſchreiben: zumal sch ein Kind gefehen babe, wel⸗ ches fehr wenige Pocken hatte; und, ob es an weder von Einpfropfung der Baden. 137 MNachdem die Pocken abgetrocnet find, giebt man, um die fogenannten Machpocen oder Die "Beulen 9 zu verhuͤten, ein Purgiermittel dreymal, jeden drit— ten Tag. Man braucht darzu nur einen ſchlechten (fimple) Kaiertrank, oder eine gelinde Abfuͤhrung mit Queckſilber, worunter das letztere den Vorzug verdienet. Das Aderlaſſen iſt, nachdem die Kranfs beit überftanden, felten oder niemals, bey der Eins pfrepfung nöthig. Ein ift ein alter Einwurf ”*) wider bie Ein. pfropfung, daß die Kranken zum öftern mit Beulen behaftet werden. Die zahlreichen Pocken aber nad) der natürlichen Anſteckung febügen nicht einmal das vor: und man muß nicht alles von der Inoculation erwarten. in jeder, der eine Anzahl von Krarfen 5 diefer Dee Dpiate noch andere Mittel gebrauchet hatte, doch von eben den Zufaͤllen befallen wurde. Bey Kirkpatrick (a. ang. D. S. 75.) liefet man 2 die eben dieſe Erfahrung beſtatigen, und ven Juchem in feiner Streitſchrift d 15, L.B. 1756. &. 16. 23) Der Herr Ritter Rofeen hat ein Kind von 4 Sab- ren geſehen, welches von den natürlichen vocken ſchwer angegriffen ward, und nachgehends cine Beule befam. Es mußte über zwanzigmal zu Gtuble geben. Denn wenn diefes nicht gefchabe, wurde das Kind unluffig und matr: hingegen wur— de ed munter, fo bald es Oeffnung bekommen barte, Und befonderd mar es, daß der Unrath jedesmal eben den Beruch , als die Pocken, waͤhrend der Ei⸗ terung, von ſich gab. 24) Hier ya ang. O. S. 15. * la Sermon ’ 338 Schulzens Abhandlung dieſer Art zu verpflegen gehabt hat, wird, wiffen, daß auch denen, welche zufammenfliefende Pocken bes kommen, ſehr oft Beulen zuſtoßen. Da zuerſt in der Krankheit kaum eine einzige Stelle au dem Koͤr— per von Pocken frey gemwefen ift:: fo bleibt auch nachher faft Fein einziges Gliedmaß von Beulen frey. Die Urfache ift, weil die Materie zu. haufig und der Reiz zu heftig gewefen , als daß eine gehörige Ab— fonderung des Pockeneiters hätte geſchehen Fonnen. Mac) vem Einpfvopfen kommen die Beulen felten ‚an einer andern Stefle, als unter dem Arme, wo man die Pocken eingeäugelt hat, hervor. Dle Pos ckenmaterie taſtet Die naͤchſtliegenden Theile zuerft an. Bey den natürlichen Pocken leiden die tungen zuerft. Und davon rührer das fehnelle Athembolen , und Das ungleiche Berbältniß zwifchen dem Athemholen und dem Umlaufe des Öeblütes her, fo man bey den - natürlichen Pocken beobachtet hat **). Die Perfoa nen, die fih haben impfen laſſen, fterben nicht an genentzuͤndung, Anfuͤllung der tuftröhrafte bronchiorum) und Schiwärung der Lun—⸗ ge e8 mit unzählid) viel Leuten geſchieht, die das Unglück gehabt haben, von den natürlichen Pos cken befallen zu werden, | Selbſt der Bau einer Drüfe ift die Urſache, daß eine Geſchwulſt in den Drüfen unter dem Arme ſich zuerft einfindet. Wenn der Kreislauf langfamer ges De und die Porkenmaterie nad) der Flaͤche des Körpers hingetrieben worden ift, und daſelbſt Fleine Geſchwuͤre (abteeflus) die wir Pocken nennen, ete zeuget hat: fo verſchwindet gemeiniglich diefe Ges ſchwulſt. 25) D. Hilary on the Small- Pox: €: 53: von Einpfropfung der Pocken. 139 — Da aber bisweilen der Grund zu einer Verſtopfung zu weit geleget worden: fo fängt fich - die Gefchroulft wiederum zu erheben an; vornehmlich. wenn der Ausbruch den Körper von der anftecfenden Marerie nicht gänzlich befreyet hat. Man findet immer Schwierigkeit, eine Geſchwulſt in den Drüfen zu zertheilen: und die Eiterung ders felben ift felten gut, fondern fie geht immer. langfam von ftatten. Einige tragen eben fo wenig Bedenken, eine Pockengeſchwulſt, (tumor variolofus) als eine venerifche Beute zu zertheilen. Wofern fie Elein ift: fo find öfters Calomel, in Fleinen Dofen des Abends gegeben, und ein Lariertranf, den man den Morgen darauf nimmt, zu diefer Abficht hinlaͤnglich. An ftatt des Tranfes kann man auch, nach der Erfins dung des Doctor Auffel *°), Seewaſſer, von einem bis zu 4 Pfunden, nach dem Unterfchiede des Alters, gebrauchen. Andere bedienen fich zu dieſem Zwecke der Londenſchen Mercurialpillen, oder der Edinbura gifchen Aethioppillen (P. Aethiopic. Edinb. ) Aeußerlich brauche man das Unguentum coeru- - leum forte Londinenfe, oder das Emplaſtrum ex ammoniaco cum mercurio, oder auch zertheilende DBähungen ( fotus refolventes), die man mit wölle: nen Tüchern anbringt. Wenn man merfet, daß die Natur diefem Wege zuwider ift, fo legt man bie zertheilenden Mittel bey Seite, und fchreitet an deren | | | Stelle 26) De tabe glandulari. Er bedienet fich gemeinig- lich, an flatt des Calomels, det Steinniohrs, ( Aethiops min.) und giebt ihn entweder vor fich alleine, oder mit dem fogenannten Aethiops vege- ta bilis, oder auch der Spongia uſta vermiſcht. 140 Schulzens Abhandlung Stelle zu warmen, erweichenden und die Eiterung befördernden Umſchlaͤgen. Wenn die Beule unter dem Arme reif geworden iſt, ſo eroͤffnen einige ſie mit dem Meſſer. Es iſt aber beſſer, hierzu das Cauſticum commune fort. ‚ Lond. zu nehmen. Denn dadurch verhütet man die Steifheit und Berfürzung (contractio) die oft nach der Oeffnung mit der Lanzette zu erfolgen pflegt. Vermictelft der Wunde, die das Aetzmittel zumege bringt, ſondert fich noch mehr Materie in den Drüs fen, als fonft gewöhnlich ift, ab. Daher öffnen, zu unfern Zeiten, die vornehmften Wundärzte folche Geſchwuͤlſte, die langfam und unvollfommen eitern, faft niemals mir Hülfe des Meſſers. Man muß fi) wohl vorfehen, day man den Gebrauch des Aetzmit⸗ tels nicht zu lange auffchiebt: indem die Beule fich, unglügkiicher Weife, in die Höhlung der Bruft, eine Oeffnung verfchaffen koͤnnte ””). Aus eben der Ur⸗ fahe wartet man nicht, wenn das Aetzmittel feine Wirkung geleifter, bis der Scherf (elchara) von ſich ſelbſt abfalle: fondern man macht alsbald, wenn | Das 27) Sch babe den Herrn Ritter Rofeen in feinen Bor: lefungen von einem Kinde reden geböret, welches die natürlichen Pocken hatte, aber unvermuthet, da die Pocken im Geſichte fchon abgefallen waren, ‚erftickte und ſtarb. Aus der Erzählung der Amme, erfuhr man nachher, daß das Kind mit einer Beule unter der Achſelgrube behaftet gewefen ; und man fand bey der Zerlegung nach dem Tode, daß fie fich in der Bruſt geöffner hatte Ware dem Herrn Rit⸗ ter diefer Umſtand vorher bekannt gemefen: fo hats te er vermuthlich diefem Zodesfalle vorgedenger- Pr von Einpfropfung der Boden. 141 das Aetzmittel abgenommen wird, einen Kreuzfchnitt, damit die Materie einen freyen Abflug finde. Man träge um fo viel weniger Bedenfen, dieſes zu thun, da der Kranke feine Empfindung von diefem Schnitte hat. Mad) 4 oder 6 Tagen fällt gemeiniglich der Schorf ab, und die Wunde verbindet man mit einem gemeinen Digeftiv. Es ift zwar nicht zu laugnen, daß die Wunde nach dem Aetzmittel fpäter, als nad) dem Schnitte, zur Heilung koͤmmt. ch bin aber überzeuget , daß eben viefer Umftand dem Kranfen: zuträglich fey. Wenn die Einpfropfung, auf beyden Armen, bee werkſtelliget worden: ſo geſchieht es auch bisweilen, daß ſich in beyden Achſelgruben Erhaͤrtungen einfin— den. Es duͤrfte alsdenn mancher behaupten, daß der Arzt, welcher beyde dieſe Geſchwuͤlſte zur Eite— rung zu bringen bemuͤhet waͤre, am beſten fuͤr die Geſundheit des Kranken ſorgte. Es iſt aber unge— wiß, ob man von zehn Fontanellen ſich mehr, als von einer verſprechen koͤnne. Die Erfahrung hat gewieſen, daß man ſelten mehr als eine offen halten kann. Wenigſtens kann man nicht mehr als eine dazu bringen, daß ſie haͤufig fließet: und ein altes Geſchwuͤre wird öfters geheilet, wenn man eine Fon— tanelle veranſtaltet. Bisweilen ſtoͤßet auch eine Entzündung und Ers bärtung, um die Wunde herum, zu, die man aber gemeiniglich bald durch erwärmtes Baumöhl, wars me Umfchläge und Grüße vertreibet. Die Wunde fliege meiftentheils ftärfer, und heilet ſpaͤter zu, wenn 12 Schulzens Abhandlung wenn die Sippen derfelben entzündet find *°), Mau nimmt aud) dann und wann eine Erhärtung wahr, Die zur Breite einer Hand, oder noch weiter von dem . Schnitte entfernet ift. Alsdann muß man warme Umſchlaͤge auflegen. Denn dadurd befördert man den Weg, den die Natur felbft für den bequemften hält, Bismeilen zieht fich diefe Gefchwulft. weiter binunter, und entledige fi) durdy die Impfwunde: bisweilen muß man aud) das Aegmittel oder Meffer ergre.fen. Es trägt fi) dann und wann zu, daß der Aue» flag , ohngeachtet die Kranken die gewöhnlichen vorangehenden Zufälle, als Kopffchmerzen, Fieber "and Zeichen zur Eiterung in der Wunde befommen * „ nichts deſtoweniger ausbleibt. In dem Falle 28) Der Wundarzt Buyot, (a. ang. O.) meldet, daß er, dir geringen Anzahl vou Perſonen, die er ein- gepfropfet hat, die Wunde nicht eber, als zu Ende zweyer Monate, zur Heilung bringen Eönnen. Ich babe ebenfalls die Wunde fo lange offen geſehen. Alsdaun aber hat man allezeit eine Entzuͤndung oder Erhartung rings um ben Schnitt bemerket. Einige haben die Wunde durch Kunſt, wie eine Sontanelle, 14 Tage nachher vder länger offen bals ten wollen. Da fle aber gefunden haben, daß bie Wunde felten, nachdem die Poren abgetrocknet find, Eiter von ſich giebt: fo laffen nun die meiſten von fe!öffen Die Schnitte heilen, ohne weis ter etwas zu thun. Alsdann wird gemeiniglich die Wunde rein, und fondere Heine Faden von dem zellichten Gewebe ab, mern die Pocken im Gefichte trocken werden: und fie koͤmmt zu eben der Zeit, - wenn die Socken auf dem Leibe abtrocknen, ober bisweilen etwas ſpaͤter, zur Heilung. von Einpfropfung der Pocken. 143 Falle wuͤrde man’ ſich vergebens bemuͤhen, wenn man durch einen neuen Schnitt und Impffaden die Krankheit erwecken wollte. Ich habe in dem In— oculationshauſe ſieben aͤhnliche Faͤlle geſehen, da die Pocken weder vermittelſt einer wiederhohlten Eins pfropfung, noch dadurch, daß die Perſonen in das Pockenhoſpital gefuͤhrt wurden, nachher ausbrechen wollten. Die Wunde floß aber nach der erſten Ein— pfropfung haͤufig bey ihnen, und fie ſchwitzeten ge— meiniglich ſtaͤrker, als ſonſt gewöhnlich it ?). Der Herr Burges ?°) gedenfet eines Knaben, welcher, oh das Sieber gleich zur gewöhnlichen Zeif nach dem Einäugeln ſich eingeftellet Batte, und die Wunden lange bey ihm flüßig gemefen waren, dennoch vers gebtich die Pocken erwartete, Er lag nachgehends in dem Derte feines Bruders, der die Pocken hatte, und in den Betten feiner beyden Schweftern, welche zu verfchiedener Zeit mit dieſer Krankheit beſchweret waren: er wurde aber dennoch nicht aufs neue ane geſteckt. — | De 29) Könnte man dahero nicht mit Wahrfiheinlichkeie schließen, daß die Pockenmaterie mit diefen beyden Auswuͤrfen ( Exeretiones ) abaebe Die Verfonen, die wenig Pocken nach der Einpfropfung haben, ſchwitzen auch haͤufig: und bey ihnen fließer die - Wunde ſtark. Sydenbam ( Op- om. S. 168. 741.) ‚beobachtete zu feiner Zeit, daß die, welche abfte- bende Pocken befamen, im einen ſtarken Schweiß - gerietben: deswegen ſahe er auch denfelben wirklich als ein Zeichen an , daß die Pocken nicht yon der zulammenflichenden Art ſeyn würben- 30) a. ange. OD. S. 41. * D x 144 Schulzens Abhandlung Le Düc ”), erzählet von einem Mägdchen, das inoculiret worden war, worauf die eine XBunde zwar zu eitern anfieng ‚» aber vie Poden dennoch zuruͤcke blieben. Die Mutter, welche in Ungewißheit ſtand, ob dieſes Die Tochter von den Pocken befreyen koͤnnte, ließ das Jahr darauf die Einpfropfung wiederhoh—⸗ len: man murde aber Feine Spuren von den Pocken gewahr. Auf eben die Weiſe verhielt es fid) mit dem vierten Sohne des Lordcanzlers Pork, an dem der Königl. Wundaxzt Hawkins die Einpfropfung verrichtere. Er ließ gleichfalls den Handgriff ers neuern; aber ohne Wirfung ?*), Daß fo gar der Eiter, der aus den Wunden viefer Perfonen ges ſchoͤpfet worden, bey andern die Pocen erreger babe, davon find uns gleichfalls Beyſpiele befannt, Herr Dell, Wundarzt des Podenbofpitals, ftecfte cin Kind von 7 Jahren mit der Materie an, die er aus den Pockenwunden eines Srauenzimmers, das feine einzige Biatter hatte, wohl aber Kopfwehe und ein gelindes Fieber verfpürete, gefchöpfe. Bey dem Kinde entftand eine große Anzahl von abftchenden Pocken (variol. diferetae ) darnach. Herr Midd⸗ leton, Dberwundarzt der Britannifchen Armee, bradıte einem Parlamentsherrn von 32 Jahren, der ein unterfegiger Mann war, und eine die Haut hatte, die Pocken bey. Er wurde nicht im gering« ften Franf, und befam auch Feine Pocken: die Wuns de aber eiterte. Um ſich nun zu verfichern, ob er hin⸗ | 31) a. ang. D. $. 34- 32) Journal Britannique, mois de Janv. & deFevr. 1755. Art. IX. Tom. XVI: von Einpfropfung der Poden. 145 binfünftig von den Pocken frey bleiben würde, vera fuchte man die Materie, die aus der Wunde genom⸗ men worden war, an einem Kinde, und bey dieſem trafen die Pocken auch wirflich ein ). | Doctor Mead ?*) verwundert ſich mie vielen andern, wie Boerhaave ein Specifik wider die Pocken har hoffen fönnen, und den Ausbruch derfele ben verhuͤten wollen. Es erhellet aber aus dem, was ich angeführer habe, daß ein Pockenfieber ohne einigen Ausfchiag beftehen koͤnne. Es kann wohl feiner zweifeln, daß die Pocken nicht bey dem Falle, den ich oben befchrieben habe *), in das Blut ges - treten wären: denn man fühlete die Gefchwulft une ter dem Arme, obgleich) Fein Ausfchlag zu fehen war. Wir wiſſen, daß nach der natürlichen Anſteckung bisweilen bloß 2 oder 3 Pocken, bisweilen aber 2 oder 3000 zum Borfchein fommen. Dürften niche gleiche falls diefe 2 ausbleiben koͤnnen, und das Fieber mit dem Fließen der Wunden ?°) uns von einer fernern % Anftes 33) Journ, Brit: Tom: XV. Art: IX, 34) a: ang. O. ©. 51. | 35) Man febe ©. 121. Anm. 8, ; 36) Hier verdienet auch die Erzählung bed D. Yet - bobm (Difk de Var.) von einem Knaben anges führet zu werden, welcher in einem Haufe wohnete, wo verfchiedene an ben Pocken Erank lagen. Er wurde gleichfalls krank, und zwar mit den gemöhns lichen Zufallen , die vor den Poren vorangeben, ohne dag der Ausichlag erfolgete. Den dritten Tag verfpürere er in ber rechren Hüfte einen Schmerz, welcher fih den vierten Tag in eine Entzündung mit einer darauf folgenden Schwaͤ⸗ zung verwandelte, die den Kranken von den Pocken befrepete. } 26 Dand, K 146 Schulzens Abhandlung Anftefung fihern koͤnnen? Doctor Hillary ?”) haͤlt fi) verſichert, daß dem Ausbruche öfters vorgebeus ger werde: wenn die Aerzte nicht willen, daß bie Pocken in der Stadt gangbar find; fondern Aderlaffe und Fühlende Mittel, wie gegen ein Entzuͤndungs⸗ fieber, gebrauchten Ich zweifle nicht, daß ſich diefes ein und das andere mal mag zugefragen has ben: doch glaube ich nicht, Daß es eben fo leicht in den natürlichen Pocken zu erhalten ftehe, wie man in dem Eeitenftechen (Pleuritis) die Eiterung ver« hüten Fann ?°). Die Araber Famen auch bisweilen durchs Aderlaſſen, das fie bis zur Ohnmacht forts festen, durch Falte Bäder, durch das Trinfen des Eiswaſſers, durch den Gebrauch der Buttermilch und anderer fäuerlichen und Fühlenden Mittel, y Aus⸗ 37) am ang. D. ©. 148. 38) Doctor Thompfon (a. ang.D. S. 28.) ſetzt am Doctor Seeind aus, daß er nicht eben das Urtheil von den Backen, wie von dem Seitenſtechen, ges fallet; fondern auf die Austreibung der fchadlichen Materie fein Abfehen gevichter habe. Diefe Hypo⸗ theſe hatte ihn, wie 9. Thompfon meynet, von der rechten Kenntniß der Natur der Pocken abges halten. Mein Gedanke iff, daß die Pocken eine Entzündung erwecken, daß aber ihre Art fey, vor? nehmlich auf der Flache des Körpers Feine Ge⸗ ſchwuͤre zu erregen, deren Abſonderung und Eite— rung, nach meiner Meynung, ein jeder Arge bes- fördern ſollte. Doch will ich nicht, daß der Koͤr⸗ per ſtark angetrieben werde ; fondern man muß, ſowohl vorher ald nachher , das Fieber und bie Entzundung bedenken, damit die Heftigfeit derfel» ben dem Kranken nicht nachrheilig werde, von Einpfropfung der Boden. 147 Ausbruche vor °°). Doch halte ich nicht der Bora ſichtigkeit gemäß, ihrem Beyſpiele zu folgen: da es einigen das schen koſten dürfte, und der Ausbruch außerdem dem Kranken und dem Arzte zu einer größern Befriedigung diene. Boerhaave und nad), ihm Zöber, de la Mettrie und „Hillary empioh« len zwar, daß man das Fieber und die Entzündung im Anfange erfticken follte: Cleghorn *°) hat aber, in die Laͤnge, feine Kechnung dabey nicht finden koͤn— nen, Wenn einem fehr menige Pocken zugedache find: fo glaube ich wohl, daß der Ausbruch ohne Ge— fahr gehindert werden koͤnne. Ich ſehe aber niche die Möglichfeit davon ein, wenn zahlreiche oder zus fammenfließende Pocden untermwegens find, da doch in dem Falle die Hilfe am noͤthigſten wäre, | Disweilen fräge es fich wiederum zu, daß ſich weder Ausfchlag , Fieber, Kopfwehe, noch Eiterung in der Wunde äußert. Ich halte dafür, daß dieß öfters davon herruͤhrq, daß folche Perfonen ohne ihr Wiſſen in der Kindheit die Pocken überftanden ha« ben, welche, weit fie fehr gelinde gewefen, von ihren Aeltern für Hitzblattern, oder einen Fragigten Ause fhlag gehalten worden find. Andere hingegen dürfe ten ein Pockenfiebee ohne Ausfchlag gehabt haben, wie wir ziemlic) ofte bey der Einpfropfung wahrneh⸗ men. Es ift auch moͤglich, daß fie mit diefer Krank— heit im Mutterleibe behaftet gewefen find. Der Herr Ritter Boſeen hat in feinen Vorleſungen eines 82 Kindes 39) Rbazes de Varı et Motb. &, 125. u. d. folgg. nach Meads Ausgabe. 40) On che Difeafos af Minoxca ©, 286. 128 Schulzens Abhandlung Kindes Erwaͤhnung gethan, bey welchem Schorf und Narben von Pocken zu ſehen waren, als es auf die Welt kam. Gegen das Ende ver Schwanger: ſchaft der Mutter war der ältefte Sohn indie Pocken gefallen, Sechs Jahre darnach befamen die übri« gen Kinder im Haufe diefelben : das leßtgebehrne blieb aber frey, meil es ſchon im Mutterleibe diefe Krankheit *) überftanden hatte. Es türfte auch Derfonen geben, bey welchen die fo genannte prä= difponirende Urſache fehler ; über deren Matur ſich fo viele den Kopf zerbrochen haben, die aber von ans dern gänzlich geläugner worden ift. Das Einäugeln ſchlaͤgt wohl am öfterften bey Ermachfenen fehl: überhaupt aber find ziemlich viele, bey denen das Gift unwirkſam ift. Unter 897 Perfonen, welche innerhalb den Jahren 1721 und 1729 inoculirt ges worden, und von welchen uns die Doctores Jurin und Scheuchzer Nachrichten geliefert haben, wa— ren 39 Perfonen, die man nicht anzuftecken vermochte. In dem Inoculationshoſpitale unterwirft man felten eine Anzahl von 25 Perfonen ver Einpfropfung, daß nicht 3 oder 4 darunter ohne Pocken davon kaͤmen *). Eben 41) Dan fehe auch ©. 3t. 42) Unter 9 Kindern, die ich im Mape des jekiden Jahres, in dem Kinderbaufe hier in der Etadt, inoculirte, wurde Fein einziges mit den Pocken bes fallen. Es ift aber anzumerken, daß die Kinder vorher im Haufe ſich aufgehalten hatten, als die Pocken dafelbft im Gange waren, ob fie gleich un- angeſteckt geblieben find. Gie treten außerdem in das Kinderhauß ein, wenn fie 6 oder 7 Jahre alt find: und da fie dann von ihren eltern abaefon: dert leben, fo find die Pockennarben das einzige, woran — von Einpfropfung der Boden. 149 ‚Eben fo hört man viele bejahrte $eute verfichern, daß fie niemals die Pocen gehabt hätten. Es bleibt aber doch immer etwas ungewiß, ob fie nicht dieſel⸗ ben auf eine von den erwähnten Arten überftanden haben: noch.fönnen fie fiber feyn, daß fie, in der Zukunft, von denfelben frey bleiben werden *). Man muß niemals eine Perfon, bey der, nach ber eriten Einpfropfung , die Pocken nicht erfolgee find, verfichern, daß fie aufs Fünftige vor der natuͤr⸗ lihen Anftefung gefchüget fen, che der Handgriff zum zweytenmale angeftellet worden iſt: da man ges meiniglich den Schnitte auf beyden Armen macht. N K3 Ich woran man ſich halten kann, um zu wiſſen, ob die Kinder die Pocken ſchon zuruͤckgeleget haben. Ja eines und das andere von dieſen Kindern meynte, Daß es ſchon die Pocken überffanden harte. Man verrichtete aber doch die Einpfropfung: weil man überzeugt war , daß fie durch diefelbe die Pocken nicht zweytenmale bekommen wirden. Zu der Impfung, die man zweymal anſtellete, nahm man eine Materie, die ſich ſchon bey andern in der Stadt wirkſam bewieſen hatte J 43) Loͤw (a. ang. D. ©. 33.). hatte eine 7ojaͤhrige Kranensperfon und einen Sojahrigen Mein in den Pocken zu warten. In den Enal. Trandactionem N. 390. liefet man von einer Frauensperfon, wel che die Vorken in ihrem 62ſten Jahre befam, und daran flarb. Doctor Werlbof (a. ang. O. ©. 21.) bat einen Bauer gefeben , welcher feine ganze Les benszeit hindurch einer auten Geſundheit genoffen batte, aber in feinem goften Jahre von den ent: ſtehenden Pocken angenriffen wurde, Diomedes Amicas (a. ang. D. ©. 145.) führet an, daß er bie Pocken bey einem gojährigen Manne wahrge: nommen babe, | #2 so Schulzens Abhandlung Ich habe mit vielen andern beobachtet, daß die zweyte Einpfropfung erft die erwartete Wirfung geleiftee bat. Es fann feyn, daß der Eiter vorher untauglich geweſen iſt, oder daß der Faden ſich von der Stelle verfchoben, oder daß man den Schnitt nicht tief ges nug gemacht bat. Es ift ebenfalls wahrfcheintich, daß unfer Körper nicht immer gleid) fahig (fufcepti- ble) ift, dee Wirffamfeit des Giftes Raum zu ges ben, Denn mir fehen bisweilen, obgleich felten, daß ein Kind, wenn die Poden in ein Haus eingefchlis chen find, für das einemal frey bleibt; und hingegen, bey einer andern Gelegenheit diefelben befümmt. Zulege muß ich noch anmerfen, daß die Perfonen, welche fomohl vor, als nach dem Einpfropfen, fich einer mäßigen Diät befliffen haben, durchaus nicht auf einmal wieder den Gebrauch des Fleifches und der ftarfen Getränke anfangen müffen **). | Der 44) Doctor Mead (a. ang. O. S. 532.) giebt den Rath, daß diejenigen, welche Fürzlich die Pocken Lberſtanden, fich einige Zeit auf dem Lande aufs Halten, gelinde Speifen effen, und fich der Eſels— milch bedienen möchten: im alle aber diefe Milch ermangelte, koͤnnte man vorzüglich die Pferdemilch an die Stelle ſetzen. AR Ar von Einpfropfung der Boden. 151 Der fehfte Abſchnitt. Einwuͤrfe wider die Einpfropfung der Pocken, und Vertheidigung derſelben. * | es würde nicht der Mühe werth Halten, die Eins —J wendungen zu beantworten, die man wider die Einpfropfung der Pocken vorgebracht bat: wofern ich nicht faͤnde, daß in Laͤndern, wo die Inoculation aufjufonmen anfange , die alten "Cinivürfe wieder bervorgefucht wuͤrden. Die Einpfropfung fand anfänglich, als eine * Sache, unter den Engliſchen Geiſtlichen und Aerzten viele hitzige Gegner. Unter den erſtern find zwar noch nicht alle befriedigt. Ihre Einwuͤrfe aber haben dennoch nicht vermocht, das Impfen ab⸗ zuſchaffen. Unter den letztern hat niemand in En⸗ gelland, verfchiedene Jahre hindurch gegen diefelbe eine Abneigung bezeuget. Denn die angeitellten Berfuche haben bey ihnen die Stelle ver Vertheidi⸗ gungsſchriften vertreten. Sie brauchten weiter keine Ueberzeugung von dem Werthe der Einpfropfung, fo bald fie 50 Perfonen, denen die Pocken geimpfee worden, und 50, die. mit den natürlichen: Poden bes bafter geivefen ‚ gefehen. hatten, Es ift ohne Zweifel ungerecht, etwas anzunehs men, das mit. der Sehrift und der Sittenlehre ftreis tet. Die Geiftlichen, welche geglauber haben, daß | Diefe Gefege bey dem Einpfropfen leiden, find von einigen ihrer AUmtsbrüder widerleget worden 5; unter denen id) die Eu, von. —— ) und Nor⸗ 1) In feiner Predigt, Die PR angegeiget babe, iz2 - Schufzens Abhandlung Norwich *), den Englifchen Paftor Some’), und Herr Chais *) Paftoren bey der Franzöfifhen Kirche in Haag anführen will, Diefe ehrwürdigen Männer aber haben diejenigen nicht überzeugen füns nen, die ſich nicht wollen überzeugen laſſen, und welche feinen andern Wahrheiten, als die in der Bibel vorfommen, Glauben zuftellen. An den Drten, 100 dieſe verfaffet wurde, waren zu der Zeit, die Pocken unbefannt; und um fo viel weniger Eonnte die Einpfropfung in derfelben gebilliget oder verwors fen werben, Ich ftelle mir vor, dag nur wenige dem Prediger Maſſey) glauben werden: wenn er in feinem Eifer behauptet, dag dem Hiob die Pocken von feinem Plagegeift eingeäugelt worden find. Unter den Theologifchen Einwuͤrfen bürfte dieſer vielleicht der wichtigfte fen: daß die Pockenpfro⸗ pfer fich eine !Nacht anmaßen, die der Gott beit alleine zukommen follte, wenn fie, nach ibrer eigenen Willkuͤhr, eine Krankheit zuwege bringen °), 4 2) Sermon preached before the Preſident, u. ſ. w. Lond. 1756. 3) The cafe of receiving the Small»Pox by inocu» lation, impartially confidered in a religious view by D. Some, u.f.w. and publifhed by P. Dod- dridge, D. D. 4) Eſſay apologetique, u. ſ. w. Dieſe ſchaͤtzbare Ars beit ſteht in den Harlemer Abhandlungen; und iſt vor kurzem von dem Koͤnigl. Hofprediger KRoſeen ins Schwediſche uͤberſetzt worden. 5) Sermon S. 6. | 6)-De la Fayes Sermoß, ©. 9. von Einpfropfung der Boden. 153 Aber haben nicht die Aerzte zu allen Zeiten ohne Beſchuldigung Kranfheiten erwecket? Ein Brech— mittel erreget eine Krankheit, die wir das Brechen nennen: ein Laxiermittel verurſachet einen Durchfall: das Aderlaſſen macht einen Blutverluſt: (Faemor- rhagia); der Schnitt zu einer Fontanelle legt zu ei⸗ nem alten Geſchwuͤre den Grund. Die Aerzte ha« ben ſich aber diefer Krankheiten bedienet, um denen, die weit fhlimmer find , vorzubeugen oder abzus helfen. Demnach) heilet man oft das Brechen durch ein Fünftliches Brechen :s man ftillee einen Blutfluß, und kommt ihm vor, durch einen andern, oder durch das Aderlaffen : und durch die Einpfros pfung lehnet man die natürlichen Pocen ab, Es war dahero von dem Doctor Wagſtaffe ”), der felbft ein Arzt war, übel gefagt, daß einem Arzte zufomme Kranfbeiten zu heilen, nicht aber zu ers Man fage weiter: Linfere Pflicht wäre, alles den Haͤnden der Vorficht zu uͤberlaſſen, ſo⸗ wohl mit dem Höfen als Buten zufrieden zu feyn und nicht felbft, mie unferm Kleinen Wise, zu Eünfteln, Aber ehe diefe Worte als ein Grund wider die Einpfropfung gelten Fönnen, muß erft bewiefen werden, daß wir eine Sünde bes eben, wenn wir ung eines Arztneymittels bedienen, ii nehmen doch noch wahr, daß die, welche ein unvermeidlicheg Schicfal, und eine gewifle Todes. ftunde glauben, den Arzt, wenn fie frank find, rufen 85 | laſſen, 7) a. ang. O. S. 13. 8) De la Fayes Sermon, €. 7. 154. Schulzens Abhandlung. laſſen, und ſich verbergen, wenn die Peſt, oder eine andere Gefahr unterwegens iſt. Ich glaube auch, daß ſie, ihrer Pflicht, als Menſchen, gemäß handeln. Der Wisige ſieht das Ungluͤck und verbirgt ſich: die Albern geben durchhin und werden beſchaͤdiget ). Der Prediger-de la Bar ‚Der mit eifrigen Ausrufuncen nicht fparfam iſt 8), bedienet ſich der Worte: Laſſet uns Uebels thun, auf daß Gutes ‚ Daraus Eomme ).Ich deute dieß fo aus, daß wir einen andern nicht berauben ſollen, um unfern ‚eigenen Beutel zu bereichern. Ich kann aber nicht ‚einfeben, daß es ſtrafwuͤrdig wäre, fein eigenes Le⸗ ‚ben fo lange zu erhalten, als moͤglich iſt. Folgende mit Anſehen unterftügte Frage fcheine auf meiner Eeite zu ſeyn: Ich frage euch, was ziemet ne zu thun, das Leben erhalten, Oder verderben ! 312 Um es juerhalten, fehreitet man öfters zu dem aͤußer⸗ ften Mittel, und iſt zufrieden , «wenn bloß eine halbe Hoffnung von dem Erfolge-ftatt findet. Wenn. der kalte Brand den Fuß oder der Krebs die Bruſt ans gegriffen bat: fo nimmt man dieſe Theile ab ; obs ‚gleich wenigftens jeder ıote Menſch nach der Opera⸗ ‚tion ſtirbt. Herr. de la Faye Me in der vorge⸗ ſtellten 9) Eprüche Salomonis Cap. 22: v. 3 10). 30. Es iff die alte Weiſe, That Kipa (Pref. ©. 12.) den DIMETER und die Erde, ja die Hole felbfi, mis in den Streit zu ziehen. Km wenn fie diefe erfchreckkichen Wörter genannt, dan meynen fic, daß fie übergeuget haben. 11) Roͤm. 3. v 8. 21 9 12) Luc. 6. v. Q. * name ee — *⁊ von Einpfropfung der Pocken. 155 ſtellten Frage zu, daß Gutes daraus entſteht. Wenn wir aber auch nach einer genauen Ueberlegung faͤnden, daß mit der Einpfropfung noch ein Uebel verknuͤpfet waͤre: ſomuß man fie dennoch waͤhlen, um einem groͤßern Uebel, ich meyne die natuͤrlichen Pocken, zu entgehen. Wir wollen das Verhaͤltniß zwiſchen denen, wel⸗ * ach der natuͤrlichen Anſteckung, und denen, die der Einpfropfung ſterben, anſehen. Aus den en des Doctors Jurin '?) erheflet, daß die natürlichen Pocken mehr als dem vierzehnten Theile des menfchlichen Geſchlechts das Leben raus ben, und daß unter ıı Kranfen, die von den natuͤr— fichen Pocken angeſteckt worden, zwey geftorben find, In dem Podenhofpitale zu $ondon find unter 2364 Perſonen, fo die;natürlichen Pocen gehabt haben, 610 Perfonen, bis auf den Schluß des Jahres r755, geftorben > welches mehr als einen Menfchen unter vieren beträgt. Ich Fann wenigftens Das Verhälts niß von denen, die in Engefland an den natürlichen Poden fterben, wie ı zu 5 anfegen. Ich zweifle, daß fie in Schweden fo tödtlid) find. Aber in eben dem Berhältniffe, wie die Pocken bey ung gelinder find, haben wir auch. Hoffnung, daß die Einpfros pfung mit noch glücticherem Erfolge, als in Engel: land, werde angebracht werden, Es Dr Letter tho D. Cotefworsb, &. 9, Man ſehe auch ©. ı7. In 42 Jahren find, in London, und innerz N den fo genannten Bilis of Mortality, 903, 798 erſonen geftorben, unter denen die natürlichen Pe— ‚den 65,072 RR getödter haben. 56 Schulzens Abhandlung Es falle ſchwer, einen Vergleich zwifchen denen, welche unter dem Einaͤugeln geftorben find, zu mas hen, indem der Erfolg im Anfange und in den fpä« tern Zeiten, da die Kunſt geftiegen, fo verfchieden«ift. Die Tabellen der Doctoren Turin und Scheuch- zer jeigen, daß von 897 Perfonen ı7 geitorben; dag iſt eine unter 52, mit einem Ueberſchuſſe von 45. Sin dem Inoculationshoſpitale find, bis sum Ende des Jahres 1755, 724 Perfonen geimpfer worden; von welchen 3, Das ift eine unter 241 Perfonen, ge: ftorben find, Wenn wir aber dem von der Dire- etion des Hoſpitals bekannt gemachten Berichte zu Folge, die 131 Perfonen, die vor dem Jahre 1751, eingepfropfet worden, ausſchließen: fo ift nur ein einziger unter 593, nach der Inoculation geftorben "*). n 14) Doctor Aecher hat mir kürzlich durch ein Schrei: ben zu berichten beliebet, Daß in eben dem Hofpitale die Pocken wiederum an 140 Perfonen, bis auf den zten Junius des gegenwaͤrtigen Jahres (1756) gluͤcklich geimpfet worden. Wenn ich denn dieſe Zahl zu den obengenannten 593 Perſonen hinzule⸗ “gen: fo iſt nur ein einziger unter 733 Perſonen, nach der Impfung aefforben. Unter den erften 131 Herionen , die man, im Inoculationshauſe, zur Impfung annahm, farben 2 unter 112 Perfonen, die vom Sabre 1751, bis 1752 die Einpfropfung aufbielten, ftarb niemand: chen fo mar ed mit ben 129, die im Fahre 1753 inpculiret murden : aber unter 135 Perfonen, welche man 1754 inoculirte, flarb eine: und im verwichenem 1755ſten Sabre, als ich mich in Engelland aufbielt, verrichtete man in eben dem Hofpitale an 217 Perfonen die Inocu⸗ lation, ohne daß fich ein Todesfall ereignet hatte; wie D. Archer felbft mit eigenbandiger Unterfchrift an Journal Britannique mois de Nov. er Decemb. 1755. ©. 485 verſichert. | von Einpfropfung der Boden. 157 In Winchefter ftarben, nach des Doctor Langrifh Zeugniß "°), unter einer Anzahl von ohngefähr 2000 Derfonen, bloß 2 Kindberterinnen. Doct. Hadow berichtet dem gelehrten Pringle, daß er bis auf den Junius des Jahres 1755, den Handgriff an mehr, als 1200 Perfonen verrichtet habe, unter denen eine einzige nur geftorben wäre In Gene» hat man, bis zum Ende des Octobers vom Sabre 1755, an 106 Perfonen die Pocken eingepfropfer, und «8 find alle benm geben geblieben *). - Doctor Peverini, Arzt in Cita del Kaftella, hat diefe Eur bey 200 Pers fonen gluͤcklich angebracht 7). Herr Frewin "°) ſagt, es waͤre in Suſſex unter 300 Perſonen, nur eine nach der Einpfropfung geſtorben. Den Doctor Mead *) bat einer von feinen Freunden verſichert, daß die Einpfropfung bey 300 Selaven auf der St, Chriſtophs⸗ Inſel, ohne Verluft eines einzigen Le⸗ bens, angeichlagen fe, Herr Ranby verfichert, daß er, bis auf den verwichenen Sommer 1755, mehr als 1600 Perfonen eingeäugelt , und daß alle mit dem eben davon gekommen wären. Eben diefes liefet *°) man von 903 Perfonen, von denen Here Dell “ 15) Bifhope of Worcefler Setmon, &. 20. Anm. . 16) Quaeft. Med. ar Parifiis variol. inoculatio? Aut, Moriſot de Landes, Par. 1755. ©.9. 17) Dan f. des Abts Venuti Staliänifche Meberfe- gung von Mr. de la Coundumine memoire; man ſ. auch l’annde Litter, Tom. VI. ©. 44. Ä 18) am ang. D. S. 43: 19) a. ang. D. ©. 80. f — Rapport. Joutn, de Medecine Tom. III. ı 338. - ' 158 Schufzend Abhandlung Bell in Sonden die Impfung verrichtet hat, Es haben viele Taufend auf diefe Weife die Pocken übers wunden: wir haben aber nur von wenigen zuberz verlaͤßige Nachrichten® - Doctor Kirkpatrick has einige Summen zufammen getragen, von denen die ganze Zahl 9308 Perfonen ausmacht, davon 83 Per- fonen, das ift eine unter 112, geftorben find. Bey diefen hat der Todesfall ohne Zweifel oft der Unacht⸗ famfeit des Arztes oder des Kranken zugefchrieben werden müffen: und viele von ihnen haben ſich in MWeftindien *') aus Furcht von den natürlichen Pos en, in einem fränflichen Zuftande, der Impfung unterworfen. Andere hingegen, die wirflich mit den natürlichen Pocen behaftet gewefen , find auf die Rechnung der inpfropfung geſetzet worden *). Um aber allen Einmwürfen vorzufommen, hat er beye des die unglücklichen und glücklichen Fälle angezeich* net, und allezeit die geringfte Zahl der angegebenen Summe angenommen, | | Es 21) Man ſehe ©. 40: Anm. 4. | 2 22). Daß fich diefes zugerragen bat, davon bat uns D. Jurin überzeuget. Nach eben dem Grunde fast D. Canıwel (a.ang.D.©.4.) daß des Lords Inchiquin Sohn, durch die Einpfropfung aufges opfert worden ware: D. Kirkpatrick (im Journal Etranger, Fevr: 1756. S. 144.) bat aber hinlanglich bewieſen, daß der Vater, welcher der Einpfropfung abgeneigt gemefen iſt, den Sohn mit Fleiß von feiner Schweiter , fo die natürlichen gutartigen Pocken hatte, anſtecken laſſen. Der Vater mußte aber bald darauf feine Unvorfichtigfeit mit dem Les ben feines lieben Sohnes bezahlen. Man fehe auch hiervon das Zeugniß des D, Taylor in feiner Orar. Harveiana, Lond, 1756. ©. 52. von Einpfropfung der Pocken. 159: Es kann feyn, daß ein Arzt, in einer geraumen Zeit, Perfonen vorfindet, die ſich für das Einäugeln gut ſchicken, und daß er folgli viele Hundert ein« ‚ äugelt, ohne daß ein Einziger ſtirbt. Ein anderer kann aber das Unglück haben, daß er bey einer ähne lichen Anzahl verfchiedene Todesfälle zähle. Wie leicht Fann auch nicht der Tod von einer andern zus fälligen Krankheit herrühren ? Doctor Maddox, gordbifchoff von Worceſter *) erinnert, daß von 500 Perfonen, die alle dem 0 nach einer gu⸗ ten Gefundheit genießen, verfchiedene: innerhalb einem Monate zum Grabe getragen werden koͤn— nen; und daß fi, wenn dieſe 500 -inveuliret würden , eben dieſe Zufalle ereignen dürften , Die man doch auf Feine Weife der Inoculation zur Laſt legen fönnte. Herr de Ia — 24) wirft auch die Frage auf: ob es wohl jemanden von feine fo guten und ftarfen Gefundheit gebe, für deſſen Leben man auf 40 Tage aut fagen fönnte? Von 800,000 geuten, die in Paris wohnhaft find, fterben jaͤhrlich 20,000; folglich 2,500 in einer Zeit von 53 Woche, das ift 745. Daher es wahrfcheinlich wird, das von 320 Perfonen, mehr oder weniger gerechnet, innerhalb 40 Tagen beynahe eine mit Tode abgeht, fo ferne man nicht behaupten till, daß diefer Hand⸗ griff die Möglichkeit eines natuͤr Hichen Todes vermin⸗ dert. Doctor Cantwel *°) wendet zwar dagegen ein, daß man leicht ſehen Fönne, ob es von den Pocken her⸗ 23) a. ang. O. Preface, ©, 6. 24) Memoire fur Pinoculation de la petite verole, in der Schmwed. Ueberfegung, ©. 34 2) a. ang. O. S. 68. f 4 60° Schulzens Abhandlung herruͤhre: ich bin aber überzeuget , daß man den. Todesfall der Einpfropfung zufchreiben wiirde, wenn auch gleich das Gegentheil deutlich bewiefen werden Fönnte. Dergeftale find, in den ermähnten Liſten, alle Todesfälle , die fich zugetragen , aufgezeichnet worden: wenn der Kranke aud) den dritten Tag nad) der Einpfropfung geftorben ift. Man hat gefrager: ob ein zärtlicher Vater ſein Rind einer Krankheit unterwerfen dürfte, an der cs fterben möchte *°)? Ein weifer und lieber Vater will ohne Zweifel alle Gefahr, die feie nem Sohne bevorftehen fünnte, abbeugen. Wenn er aber wahrnimmt, daß von einer Anzahl von 200 Derfonen, ein einziges eben aufgeopfert wird, und wiederum von einer Anzahl von 5 Perfonen gleiche falls eines ein Opfer werden muß; und bedenfeh, dag fein Sohn zu einem von diefen Haufen gehoͤret: fo deucht mir, daß er nicht lange unfchlüßig bleiben kann, welches von benden feinem Sohne anzurathen fen. Bofern er das nicht erwählet, was am min: deften gefährlich zu feyn ſcheint: fo halte ich dafür, daß er Urſache habe, fich mit Unruhe den Tod feines Sohnes vorzumerfen, Derjenige Bater waget ohne Zweifel mehr, der feinen Sohn zur See ober in den Krieg ſchicket; da es dod) einen andern Ausweg gie» bet, der ben den Poren nicht ftart finde, Wer wollte, wenn einem die Wahl gelaffen wird, eine Lotterie, in der man 200 Nieten unter 1000 Looſen findet 96) Maffey’s Account of inoculation with fome re- marks, Lond. 1722, ©. 10, 14. De la Saye, a.ang. O. ©. 29. | von Einpfropfung der Pocken. 164 ‚finder , einer andern von gleicher Anzahl die bloß 5 Mieten enthielte, vorziehen ? Ich glaube nicht, es werde mich jemand befchuldigen, daß ich den Werth ‚der Einpfropfung zu weit treiber: wenn ich zugebe, daß einer unter 200, das ift, 5 unfer 1000 Derfonen, fterben dürfte, Es dürfte fich wohl jemand finden, der, nach des Doctors Tantwell 7) Gedanken, feinen einzigen Louis, gegen 4000 ungewiſſe; nicht auffesen wollte, Dieß heißt aber nicht die Sache auf der rechten Geite nehmen: Uns iſt Feine freye Wahl gelaſſen: wir müffen uns entweder die Folge der natürlichen Anſteckung gefallen laffen, oder uns zu der Einpfropfung bequemen Er meynet weiter: es wäre eben fo ungereimt, fich die Pocken impfen zu laffen, ale fich , aus Surche, man möchte einmal erfaufen , in die See zu ſtuͤrzen. Dieß Beyfpiel-ift aber erft aledenn guͤl— fig, wein ihm, nad) dem Gleichniß des D. Fuller, eine Wahl verftattet wird, zu ſchwimmen, oder in ein Boot oder eine Faͤhre überzufteigen. Ich halte alsdenn denjenigen für unverhünftig, der den lehtern Antrag nicht vorziehet, wenn auch gleich eine Ge⸗ fahr damit vereiniger wäre *°);, Des Herrn de Id * NE | Faye 28) Bisweilen finder ſich Auch wohl der Fehler bey dem Kahrinanne oder dem Nuderer. Das Queck filder und Spießglag würde niemals in vorigen Zei⸗ ten verworfen worden fepn: wofern nicht unwiffen⸗ de Leute dieſe Mittel mit. Unverſtand angebracht haͤtten. ‚Sch. befürchte, daB bisweilen Leute von hicht viel größeren Einfichten- ſich mit der Eine pfropfung abgegeben haben. 26 Band; — 162Schulzens Abhandlung: ‚Saye ”?) Erempel, ein Haus, in der Abficht, ‘es zu erretten, in Brand zu ftecfen; oder 868 Bein zu brechen, um es gegen einen Fünftigen Bruch, mittelft einer. Schwiele (Callus)) zu ſichern, haben ein fo geringes Gewicht mic fich, daß ich nicht der Mühe werth halte, eine Antwort auf diefelben zu geben. Wir unterwerfen uns Chirurgiſchen Handgriffen, als dem Stein und Bruchfchneiden, der Abftümmes lung der Arme und Beine, um das Leben zu errefs ten oder e8 erträglicher zu machen: ob die Gefahr gleich in den Fällen weit größer, als bey der Eins pfropfung, ift. Die Todesfälle find da fo felten, dafs es faum mehr auf fich hat, als was ſich nad) einem Aderlaffe, dem Ausreißen eines Zahnes, dem Gebrauche eines Brech » oder Purgiermittels, zuge⸗ tragen bat. . Der Englifhe Prediger Some ) bemerfet: er hätte nod) niemals ein Frauenzimmer fagen gehe ret, daß das Heyrathen unerlaubte wäre, weil unter 60 Kindbetterinnen eine ftirbt. Ich glaube auch "niche, daß fich viele Männer vom Heyrathen durch die Borftellung werden abfchreden laſſen, daß fich mehr Witwen, als Witwer finden, und daß «8 folglih mehreren Mannsleuten das Leben gefoftet babe, Wenn dann einige wenige nad) dem Einäus geln fterban : fo Fönnen ihre Angehörigen oder Ael: tern verfichert feyn, daß fie niemals die natürliche Krankheit würden haben überwinden koͤnnen: indem | nun 29) a.ang. D.G. 18,24, — 30) a. ang. O. S, 21. | von Einpfropfung der Pocken. 163 hun die Wartung eines vernünftigen Arztes, und die Vortheile, weiche die Einpfropfung außerdem bea n ſthet ſie zu erretten nicht im Stande geweſen ſind. Docetor Cantwel) der ſelbſt immer, mit Fort⸗ gang, und ohne Bedenken, fremden Kindern, in Montpellier, Avignon und Paris, die Pocken eins gepfropfet, hat ſich doch durch einige ſchwache Grüns de einnehmen laflen, und diefelben bey feinen eigenen Kinderh nicht inoculiren tollen. In Engelland hält aber ein jeder Arzt für feine Pflicht an feinem eigener Kinde die Einpfropfung zu verrichten: und er unfer= wirft andere Kinder feiner größern Gefahr als feine eigene: Wie groß der Werth fen, den die Engli— ſchen Aerzte auf die Inoculation ſetzen, erhellet auch zur Gnuͤge aus dem einhelligen Entſchluſſe, den das Collegium Medieum in London gefaffer hat, in welz chem es Diefelbe für eine Gache von der aͤußerſten Wichtigkeit für die Wohlſahrt des menſchlichen Ge⸗ ſchlechts erklaͤret *). Ich vernehme mit Freuden, Daß das Koͤnigl. Collegium Medicum in Schweden ſich auf eine ähnliche Weiſe in einem unterthaͤnigen Schreiben an Seine Koͤnigliche Majeſtaͤt geaͤußert habe; und daß Seine Koͤnigliche Majeſtaͤt feſtge— ſaller haben, daß niemand, ohne die Gegenwart und Aufſicht eines-Doctors der Arztneykunde, inoculiret werden möge: I 2; — 31) A: Ali: 9: €: 2 32) Siehe Entfehfuß fiber i in dein jour Britans nique mois de Nov, et Dee: ı755.. Tom. XVII: ©. 484: und ih Dortor zer Orat: ‚Hatyelan; ©. 52. gedruckt: | 164 Schulzens Abhandlung Es haben einige behaupten wollen daß die Einpfropfung einen Menſchen vor der Gefahr, aufs neue von den Pocken befallen zu werden; nicht ſchuͤtze ?). Da die Einpfropfung faum ih» ren Anfang genommen hatte, ſchrieb man ſchon und redete von einigen Fällen, da Leute, die fid) vie Pos den hatten einäugeln laffen, aufs neue diefe Kranke heit befommen hätten, Nun aber, da das Inocu⸗ liren zu einer allgemeinen Ausübung gebracht. wor⸗ ben, ift man nicht im Stande ein einziges Exempel aufzuzeigen. Da das gemeine Befte darauf berus hete, fo übernahm Doctor Jurin die Mühe, die Wahrheit zu entwickeln. Einen Fall führte Doctor Wagſtaffe *) von einem Srauenzimmer ”°) an, von dem man vorgab, daß es von den natürlichen Pocken angegriffen worden , nachdem es Diefelben erft , durch die Einpfropfung überftanden hatte, Schr eigener Vater aber bezeugete in einem Briefe an D, Turin ?°) und Herrn Maitland — auf fein Gewiſſen, daß fie ganz friſch waͤre, und nur eins mal die Pocden erlitten hatte: Doctor Clinch ) fuͤhret ein aͤhnliches Beyſpiel, das ihm von einem Wundarzte auf dem Sande ) mitgetheilet worden, an. 33) Wagſtaffe a. ang.O. 6. 29. Soblius in Adis Med: Berol: Dec. 2. Vol. II: ©. 23.304 34) a. ang. D: ©. 24. 35) DIE Degrave. 36) Account for the Year 1742. ©. 24 37) Account of inoculäting the Smalle Pox, S. 53. 33) Hiftorical E Hay on a Small - Pox in: —* — dix, S. 50. 39) Mr. Jones from —R in Shopft hite; — von Einpfropfung der Boden. 165 an. Diefer hätte nämlich ein Kind inoculiret, bey dem nachgehends die natürlichen Poren ausgebrochen wären. Aber eben diefer einfältige Dann geftand nachher, in einem Briefe an D. Jurin *°) 5 daß er noch) niemals die Inoculation verrichtet hätte; fon- dern nur feinen Sohn abſchrecken wollen, diefelbe bey feinen Kindern anzubringen, Eben diefer D. Clinch giebt noch ein folches Beyſpiel von einertandern Pers fon *) en, von welher D. Turin Elärtid) bewieſen daß fie eiſi an dem Scharlachfieber *), und nachher an den Pocken krank geweſen iſt. Doctor Nettleton erklaͤrete oͤffentlich in einem Briefe an D. Jurin, den Ungrund der ausgeſtreueten Nachricht, daß einer, den man vorher inoculiret haͤtte, an den natuͤrlichen Pocken geſtorben waͤre. Doctor Cantwel 7) bes richtet, man hätte fid) verlauten laffen, Daß der ford Montſoye, der in Paris an den natürlichen Pocken geftorben ift, vorher in Engelland inoculiret worden ‚wäre. Er wager es nicht, diefes für völlig gegründet auszugeben ; hat aber doch die Begebenbeit anführen wollen. Hingegen verfihert ung Dock. Maty I mit Gewißheit, daß man bey diefem Herrn die In— oculation niemals unternommen babe; welches eben bey feiner Frau Murter nachgehends eine. nicht ge« ringe Beunruhigung erwecet hätte. ben ver D. Cantwel, der. in einem Lande wohnet, in dem das 3 Eine 40) Acc. for 1725. ©. II. 41) a. ang. yS. 10. Mr. Gaugh. 42) Rafh. 43) a. ang. D. ©. 38. | Journ. Etranger S. 140. E evr. 1758. 166 Schullzens Abhandlung Einaͤugeln nicht üblich geweſen iſt, weiß von noch mehreren Beyſpielen, fowohl in Irrland, als ans dern Drten, zu reden : er hat aber auch feinen Ju— zin gefunden. Hätten fich ſolche Fälle ereigner: fa wuͤrden, ohne Zweifel, die Engliſchen und Irxrlaͤn— diſchen Aerzte fie öffentlich zum Unterrichte ihrer Amtsbrüder bekannt gemacht haben, Es kommt bey dem D. Cantwel ein Brief vom D. Miſſa vor: worinn erzähler wird, daß ein Irlaͤndiſcher Lord⸗ mit Namen Prefton de Grafton, ihn verfichert, Daß fc) die Pocfen nad) der Einpfropfung bisweilen zwey oder dreymal einftellen; das tft, einmal nad) der Einpiropfung, und einmal nach ver darauf folgenden natürlichen Anftefung. Man follte fich aber Faum vorftellen, daß ein Öelehrter, zu unfern Zeiten, fo weit gehen fönnte, daß er alles, ja ſelbſt den Ma: men, erdichtet. Kin folder Lord, wie Prefton de Grafton, oder wie er ihn ein anderesmal nen⸗ net, Mylord Plunket, ift noch niemals auf der Welt geweſen *), Nach dem Werke des Doctor. | | Eant⸗ 45) Man ſ ’Annee Litter. par Mr. Freron. Tom. V. ©. 268. Dergleichen Proben findet man noch meh⸗ rere beym D. Eantwel, mo er entweder erdichtete Namen angiebt, oder den Namen gänzlich weglaͤßt. Deutliche Krankenacichichte und Zeugniſſe von Herzten oder andern glaubiwürdigen Leuten in Irr⸗ land, von denen er feine meiften Wahrnehmungen entlehner,, fuchet man vergeblich in feiner Abhand— fung. Fa, er geftebe felbff, ihm bisweilen sicht unbekannt aewefen, daß von den Frans zöfifchen Aerzten eingegebenen Berichte, nicht in allen Stücken, ihre Richtigkeit gehabt baden. Er gt aber, er habe aufrichtig feyn wollen, wenner * RE —— jemand von Einpfropfungder Boden. 167 - Cantwel *°) ift in Franfreich nichts feltenes, daß $eute mehr als einmal mit den natürlichen Pocken behaftet werden. Herr Molin hat ihn verſichert: er babe einen Kranfen zweymal in den Poden vers pfleget, und beyde male wären bey diefer Perfon Narben nachgebtieben. Doctor Seron hat für ges wiß erzähler: dag der Pater Burlette ſechsmal die Pocken ausgeftanden habe, und von der fiedenten Anſteckung geftorben wäre. Von feiner eigenen Schwaͤgerinn berichtet Mi. Cantwel, daß fie fie benmal an ven Pocken Frank gemwefen fey, und die beyden letztenmale viele Narben davon getragen has be, Doctor Doyer hat an der Marquifinn de Melon zufammenfiegende Pocken wahrgenommen, ob fie gleich eben die Art in ihrer Kindheit ausge— ftanden. Und eben dieſer Mann hat im verwid)es nen fahre die Demoifelle Perion 8° Avort an den Pocken fterben gefehen: ob Diefetben gleich ihr in ih rer Kindheit fo heftig zugefeger, Daß man befuͤrchte⸗ te, daß fie ihr Geſicht verlieren würde. Mach ale 2 L4 lem jemand eitirte: und daher ſey nichts an ihren Wor⸗ ten geandert worden. Man ſ. Lettre de M. Cant- wel a M.Raulin, ©. 18. 19. 46) Seite 34. Ich habe mich bey vielen erfahrenen Herzten in Paris erfundiger: ob fiedurch ihre Pra— xis des Doctors Cantwel Borgeben beffätigen koͤnnten? Es hat mir aber keiner mit Sicherheit ſagen koͤnnen, daß er die Pocken mehr als einmal bey einer und derſelben Perſon beobachtet habe. Es wuͤrde auch ein ſchwerer Umſtand fuͤr die Aerzte felbſt ſeyn, wenn der Ruͤckfall der Parken eine ges meine Sache wäre. DATEN 168 Schulzens Abhandlung lem dieſen wirft Dr. Cantwel ) die Frage auf: Ob die Einpfr opfung im Stande fep, einen Menſchen mehr, als die nerürlichen. Pocken, por dem Rückfalle zu fichern! Wenn ich mit Nein antworte: fo halte ich doch nicht davor, dag die Einpfropfung Daher zu verwerfen fen; indem fie einem eben die Hoffnung, als die natürliche Kranks beit, von den Pocen aufs Künftige frey zu bleiben, giebet. Dieſe Perſon iſt auch einer geringern Ge» fahr bey dem erſten Verſuche unterworfen: bey der natürlichen Anftefung aber befrenet fie oft der Tod pon einem fernern Rückfall. Er behauptet, daß das Einäugeln in Frankreich unnoͤthig fen, woſelbſt die Leute den Pocken ſo oft usgeſeht ſeyn ſollen. Da dieß aber, wenigſtens in Schweden, etwas Selt⸗ ſames iſt: ſo glaube ich auch nicht, daß dieſer Ein⸗ wurf bey uns einen großen Eindruc machen werde, Man liefer zwar auch, bey Aerzten in andern Laͤn⸗ h dern * von Leuten, welche die Pocken zu mehrern malen 47) Seite 36. 48) Rbazes (Comment. de Variol. nach Mead’s Ausg. ©. 123.) fagt, daß ein Menſch zmeymal die Pocken leiden Fönne. Diomedes Amicus berich- tet: er hätte eben das erfahren, (am angez. Orte, S. 156.) Diemerbrock (Tom. II. Hift. VII. ©. 299.) gedenfet einer Familie, die aus vier Kındern effanden) welche alle mit zahlreichen Borken bes haftet gewefen wären, aber. diefelben, funfzchn Tas ge nach dem erſten Abtrofnen, wieder befommen hätten. De la Pigne (am angez. Drte ©, 14.) res det von einer Frauensperfon, die innerhalb. drey WMonaten, zwepmal die Pocken ausgeſtanden hatte. Blancard (Praxis Med. ‚©: 68.) ſchreibet, ihm was ren von Einpfropfung der Poden. 169 malen befommen haben; öfters aber ift dieß eine an⸗ dere Art von Ausſchlag geweſen, mie die bey uns ſo⸗ genannten Schweinspocken, Shindh und die Waſ⸗ ſerpocken, welche von den rechten Pocken unter ſchie⸗ den ſind, ob ſie gleich Doctor Cantwel *°) für eis netley Krankheit anfieht. Doctor Werlhof“) hat eilf Arten von unächten Pocken ‚ die von verſchiede⸗ nen Schriftſtellern beſchrieben werden, zuſammen getragen: es wird aber ein Kenner erfordert, um fie unterſcheiden zu koͤnnen. Ga erzaͤhlet Doctor Gaubius *), daß er eine gewiſſe Art von Ausſchlag fuͤr keine Pocken erkennen wollen; und daß ihm ein 85 anderer ren bekannt, welche an den Pocken drey, ja ſogar ſechsmal krank gelegen. Des Boreilus (Hift. et Obſ. Med. Phyf. Cent. 3. Obf: ı0.) Ers zahlung von einer Frauensperſon, welche dieſe Krankheit ſiebenmal ausgeſtanden ‚hätte, und end« lich an derfelben in ihrem ugten Jahre geftorben wäre, iſt wohl obne Wahrfcheinfichkeit. Mehrere - Beobachtungen von der. Art lieiet man bey. Stalp. v. d. Miel, (Tom. I. Obf-4:.) Syloius de la ‚oe (Prax. Med. Cent. 3. Curat. XV. ©. 223.) in den Comment, de reb. Pe; in [eient. Nat. et Med. Vol. II. Part. 4. ©. 722. Dwigbt de. Var. er Morb. Lond. 1722. Seite 59. 49) am ange. D. ©. 37. Dean fehe hiervon des D. " Maty Erinnerungen im Journal Etranger, E. 135. M. Kavirorte ( (Journ. des Scav. O&. 1755. Seite 2050.) fcheint mit Recht ſich zu verwundern, wie Cantwel die Pocken mit dem £leinen Ausfchlage, der, nach dem Gebrauch einer Mercurialſalbe fidte bar wird, bat vergleichen können. 50), am angez. Drte, Seite 10, 51) am angez. Orte; Geite 363. 0Schulzens Abhandlung anderer daher den Vorwurf gemacht hätte, daß er die Docen nicht Fenne, Der Ausgang zeigete Doch, day Doctor Gaubius nicht gefehlet hatte, indem der Kranfe nachgehends in die wahren Poden fiel, Bey ven Kranfenwärterinnen entftehen bisweilen ei: nige Blattern (Exanth.); infonderbeit, wenn etwas Pockeneiter fih an ihren Körper angefeget hat. Es “ift aber fein Fieber dabey, wie man aus den Nach— richten, welche die Doctoren Turin und Huxham in Die englischen Transactionen einrücen lafleır, ers fieht. Doctor Kirkpatrick *) führer von fich feibft an: daß er einen Eifel verfpüret, und einen Durchs fall, wie auch) eine Blatter auf der obern Lippe be— fommen habe; da er das erftemal einen Menfchen befuchte, der mit bösartigen Poden behaftet war, Daß der Ruͤckfall ver Krankheit wenigſtens felten ſey, laͤßt ſich daraus ſchließen, daß Aerzte von der groͤßten Erfahrung die Pocken niemals mehr, als ein einziges mal, an demſelbigen Menſchen wahrge— nommen haben. Doctor Mead ”) läugnet die Moͤg⸗ lichkeit einer neuen Anſteckung, zufolge einer Bege— benheit mit einer ſchwangern Frau, Die vorher ſchon die Pocken überftanden harte, und ihren Mann, der mie 52) am angez. Orte, Seite r7. 53) am ange}. O. S. 66. KRurfcb meldet auch von einer Mohrinn, die ein Kind gebahr, welches mit den Pocken zur Welt kam, ob ſie gleich ſelbſt von ihnen frey war. Mehrere Beyfpiele von der Art lieſet man beym Bildanus, (Centur. IV. Obf 55. et 56.) $£tmüller, (Prax. Tom. II. Lib. I, Sect. ıs. Cap. m. S. 628.) Aanzon, in EN. C. Cent. I. €. u. ©. 199. vor Einpfropfung der Boden. 171 mit diefer Krankheit befalten wurde, wartete. Sie wurde nicht angeſteckt; ihre Frucht "oben, die todt zur Welt kam, war über den ganzen Körper voll von Pocen. Aus eben dem Grunde har die Eins pfrepfung nicht vermocht, denen die Pocken beyzus bringen, welche fie fchon einmal überwunden gehabt. Sin eben dem Gefängniffe, wo man die erften Ver— fue mit der Einpfropfung anftellere, inveulirte man einen Mann °*), der das Jahr zuvor die narürliche Krankheit gehabt hatte: es erfolgten ader feine Pos fen. In Genev) brach) bey einem jungen Frauen⸗ zimmer in ihrer Kindheit eine einzige Pocke aus, mit der ein Fieber und die gewoͤhnlichen Zufaͤlle verge— ſellſchaftet waren. Da aber ihre eltern befürchtes ten, daß diefes dennoch fie aufs Künftige vor den Pocken nicht fichern dürfte, fo impfete man fie; aber vergebens, ob ſich gleich dieſe Materie bey fechs an dern Perſonen wirkſam bewieſen hatte. Von einer Frauensperſon von 12 Jahren, bey der die Einpfro« pfung glücklich angefchlagen hatte , erzähter Doctor Kirkpatrik ”°), daß fie einige Wochen nachher an fich felbft einen Schnitt gemacht, und drey Morgen nad) einander Poceneiter, den ihre Spielſchweſtern ihr verfchaffer hatten, eingeflößer Habe. Acht Tage darauf ward fie von einem gelinden Kopfwehe geplas _ get, worüber fie erfchraf, und befannte, was fie gethan Bien Kaum aber hatte fie ſich aufdas Bette geleget, 54) Richard Evans. ee — Mem. de PAcad. de Chir, Tom. IE eite 5 56) am ange, Orie, Seite 19, We; Schutzens Abhandlung geleget, da ſie wieder aufſtand, und ſagte, daß ſie nicht länger krank ſeyn wollte. Die Kopfichmerzen verſchwanden, und Feine Pocken ſtelleten ſich ein. Doctor Maty ”) hatte, 14 Jahre zuvor ‚ die abfte: henden Pocken überwunden; um aber die Berfuche anderer zu beftätigen, machte er zwey Schnitte auf dem linken Arme, und legte einen Impf faden in die— ſelben. Die Lippen der Wunde entzuͤndeten ſich eis nigermaßen, und fiengen zu jucken an. Den fuͤnf⸗ ten Tag ſahe er bey dem Schnitte zwey Blattern, die ſo groß wie ein Nadelknopf waren; es zeigeten ſich aber keine Merkmaale zur Eiterung in der Wun— de. Den ſiebenten Tag waren die Blattern abge⸗ trocknet, und den neunten Tag war alles vorbey, Er befand fih die ganze Zeit vollfommen wohl, und machte auch Feine Aenderung in feiner $ebensart, um bey feinen Anverwandten Feine Beunruhigung zu, veranlaſſen. Hieraus wird man den Schluß mas chen fönnen, daß feiner Leicht von den Pocken mehr als einmal angegriffen werden kann. Es gefchieht zwar bisweilen, daß ſich einige neue Pocken aͤußern, wenn die andern nicht völlig trocden worden find. Man muß fie aber nicht als verfchiedene Pocken ans feben , indem fie gemeiniglich, in einer Zeit von zwey ober drey Tagen, abtrocknen. Doctor Mead ) hat einen 5«e Journal J Tem, XV. &. 424. 58) Epift. ad Freind. Man ſehe deffen Comment. VII. in Hippocrar. Mehrere dergleichen Erempel liefet man bey. Morton de Variolis (Gap, IL. Hift. 65. ©. 206.) Man ſehe weiter Ad. Phyf. Med. Vol. V. Obf. 7. &.35. Comment. de veb. in diem. "Nat. et Med. ‚gefl. Vol, III. Pars J. ©. 8. von Einpfropfung der Boden. 173 einen ſolchen Ausbruch dreymal nach einander erfols gen gefehen, fo, daß die Krankheit fich nicht, eher, als mit dem dreyßigſten Tage, endigte. Beh dem erſten Anfange der Einpfropfung be⸗ hauptete Doctor Wagſtaffe 2): daß durch die Einpfropfung die aͤhten Pocken nicht mitge⸗ theilet wuͤrden. Man merkte aber bald, daß die Perſonen, bey denen man die ——— ange⸗ bracht hatte, im Stande waren, auf andere die na⸗ tuͤrliche Krankheit fortjupflangen ; ; und daß es auf eins hinauslief, ob man den Eiter zum Cinäugeln von eingepfropften, oder natürlichen Pocken genom> men hatte: Wenigftens glaubte man, daß die durch dis Einaͤugeln beygebrachten Pocken zu gelinde waͤren, den Körper zu reinigen, Daß dieſes aber ein ungegruͤndeter Gedanke iſt, erfieht man - daraus, daß ein gefünder Menfch; ehe er die Pocen bekoͤmmt, wohl auf ift, wenn er auch ein hohes Als ter erreichet. Unfere Vorfahren, welche von den Pocken nichts wußten, waren von einer färfern Ge: fundheit, als wir md 50 Und ich zweifle Er daß 59) am angez. Sufe, ©. ı7 60). Von der Araber; * f. Xbazʒes de Vatioi. nach Meads Ausg, ©. 164.) bis auf unfere Zeit, rd find immer einige der Meynung gemefen, daß die Pocken dem Hippocrates und Balenüs, nebſt andern, don den erſten Schriftſtellern der Arztney⸗ Funde, bekannt geweſen waren, Zu unſern Zeiten bat vornehmlich Doctor Zahn Variol. antiquit: Aünc prinum ex Graecis efut. Brig: 1733.) es mit vieler Gelehrſamkeit beweiſen wollen. * iſt 9 174 Schulzens Abhandlung daß die Americaner einer beffern Gefündheit genoſ⸗ ſen, ehe ſie mit dieſer Krankheit heimgeſucht wur⸗ den, die für fie fo toͤdtlich iſt. Die Menge ver Pos en ift bloß eine Anzeige, daß diejenigen, bey mels chen fie fich finder, vorher einen Fränflichen und uns reinen Körper gehabt haben. Man kann es auch nicht als einen Vortheil anfehen, daß viele Pocken ausbrechen ; denn die zufammenfliegenden Pocken tomen er eine langmierige, wofern nicht lebenslang fort⸗ mit einer hinlaͤnglichen Gruͤndlichkeit vom Doctor Weelbof Difüuif: Med. de Var. et Anthrac. Han: nov. 1735.) widerlegt worden. Reife berichtet in einer Streitfchrift; die er in Zeiden im Fahre 1746. herauögegeben , daß er, in einer alten Handfihrift in der leidenfchen Bibliothek gefunden habe, daß die Pocken und Maſern ſich zuerſt in Arabien im Jahre 572, das iſt, in dem Jahre, da M dahomet gebohren ward, (man ſ. Mead de Var. S. 3.) ge⸗ zeiget haben. Nach Europa ſind die Pocken ver— muthlich Durch die Saracenen, und ferner durch die ſogenaunten heiligen Kriege gebracht worden; (Man ſehe Dr. Sreinds Hiſtory of Phyfick Vol, I: & 274.). In dent fechiten Jahrhunderte befehries ben die Araber die Pocken zuerſt. Die Saracenen nahmen iin Jahre ⁊ti. einen großen Theil von Spa: hieit ein, und führten vermuthlich die Borken mit ſich. In Aven Zoars Zeit, welcher entweder ge⸗ gen das Ende des eilften, oder im Anfange des zwölften Jahrhunderts lebte, war es in Spanien etwas Seltenes, wenn jemand den Pocken entgien⸗ ge. Gilbert Anglicus und John of Gaddesden redeten im zwölften Jahrhunderte von den Posken; als einer in England allgemeinen Krankheit. Aber wo, und auf was Weife-Diefelbe —* sn. ge: RD, iſt noch unbekannt; | von Einpfropfung der Boden. 375 fortdaurende Schwächlichfeit, wie auch andere Ge⸗ brechen, nach ſich. Als man einfabe, daß man die eingepfropften Po⸗ cken nicht unaͤcht nennen konnte: ſo warf man ein, daß mancher durch die Einpfropfung von den Pocken angegriffen wuͤrde, der ſonſt vielleicht immer von denſelben dürfte frey geblieben ſeyn ). In unſern Laͤndern aber entgeht ſelten jemand den Pocken. Wenn —* gleich fein funf⸗ ziaftes Jahr zuruͤckgeleget hätte °*): fo bleibt er doch no) in eben «der Ungewißheit. 2 muß er als» denn gemeiniglich den langen Aufſſchub mit feinem geben bezahlen ; welcheser vermuchlich würde behale ten haben, wofern er die Pocken in feiner Kindheit befonimen, und vornehmlich, wenn er fi). der Eine pfropfung nicht. entjogen hätte, Dr. Cantwel 8), der uns aneiner andern Stelle er zählet, daß in Frank⸗ veich oft eine und Diefelbe Perſon zu mehrern malen die Pocken befäme, berichtet auch: daß dafelbft der funfzigfte oder hundertſte Menfc von den Pocken uns angeſteckt bleibe, Aber zu gefchmweigen, daß er nicht gewußt hat, worauf ſich feine Ausfage gründet: fo ift der Unterſchied un 50 und 100 zu groß, wenn man 61) Maſſey am ange. D. ©. . 7. Blackmore a. an⸗ gezog Orte, S. 99. 107. Dieſe beyden, ob fie gleich der Inoculation abgeneigt ſind, rathen doch, daß man den Körper vorbereiten, und ion nachgehends der natürlichen Anſteckung bloß ſtellen ſoll. Iſt denn dieſe Art nicht eben der Einwendung unter⸗ worfen? 62) Mean ſehe Seite 149. Anmerk. 3. 65) am angez. Orte, Seite 18. 6 Schulzens Abhandlung man ein Verhaͤltniß ausſetzen will; Wenn bie Eins pfröpfung bey folchen Perfonen verrichtet wird, deren Körper Feine Neigung zur Anſteckung bat, ‚oder die ohne ihr Wiſſen die Krankheit gelinde erlitten, oder fie Vielleicht im Mutterleibe überftänden haben: ſo erfolgen die Pocken nicht, wie ich ſchon vorher dar⸗ gethan habe. Dahingegen vergewiſſert man, durch eine wiederholte Impfung, einen folchen Menfchen; daß er hinführs weiter nichts von dieſer Krantheit zu befürchten habe: Et darf nachgehends in alle Gefells ſchaften gehen: da er vorher fein eigenes Haus hat fliehen muͤſſen, wenn jemand in die Pocken gefallen ; ; und feinen beften Freund nicht hat befuchen dürfen, wenn er mit dieſer Krankheit behaftet geweſen war: Leute, welche in großen Staͤdten leben und an weit, läuftigen Geſellſchaften Theil nehmen, i mögen fich feis ne Rechnung machen, daß fie den Pocen entgehen erden, wenn Ihre geibesbefchaffenheit zu denfelben geneigt if: Wir fehen, daß Leute zum Ausfchneiden einer Erhaͤrtung (Exftirpatio feirrhi) ſchreiten, weil fie befürchten, daß fie ſich in einen Krebs verwandelt möchte , obgleich viele fterben , ehe dieſes Uebel ers folge: Das Wechfelfieber höreböfters von fich felbft auf: man ergreift aber die Chinchlna, als ein ſiche⸗ res Mittel: Und die Einpfropfung ſchiaͤgt nicht öfter febl; uns glüclid) in den Pocken durchzuhelſen, als die befte Chinching, in der Heilung des Wechfelfiebers: Unter andern Einwürfen hat man auch vorgeges ben: daß die Kinpfropfung andere Krankhei⸗ ten zuruck laffe ). Wet weiß aber K daß, } u: meh 64) DE ia Faye am angez. D. ©: 27: von Einpfropfung der Boden. 177 mehr Pocken man gehabt hat, deftomehr Mängel uns nachher zuftoßen. Bey ven zufammenfließen« den Poren find Beulen, welche ſowol Außerlich, als innsendig entfteben, Lähmung, contractifche Zufälle, Schwindſucht, Mangel am Geficht und Gehöre, ges ‚wöhnliche Folgen. Wenn einen einzigen unter huns derten eines von diefen Uebeln, had) dem Einäugeln betreffen hat, ſo hat es den Stoff zu den bißigften Vorwürfen gegeben. Dahingegen wird der Arje nicht geradelt, und die Sache wird vergeffen, went fich die bedaurenewürdigften Begebenheiten bei jes dem fünften Menfchen nad) den natürlicheh Pocken ereignet haben. Es ift aber ein Linglück geweſen, daß die Herren °°), die wider die Einpfröpfung ges fehrieben, ſelbſt nicht die geringfte Erfahrung davon beſeſſen, ſondern bloß dem Publicum fölche Einwuͤr⸗ fe vorgeſtellet haben, die ihre Vorurtheile ihnen an | die 65), Die Doctoren Wagſtaffe, Blackmore, Dad, Beoblius, Clinch, Hecquet, de la Vigne, und die Apotheker Maſſey und SZowgtave reden nicht aus eigener Erfahrung; und fie ſchrieben, als die In⸗ oculation drey oder vier Jahre in Europa alt war: Der Prediger de la Saye, welcher der Ießte Geg⸗ het der Einpfropfiing in England ift, hat auch mit Einwürfen aus der Arztneykunde das Stillſchwei— | an der Aerzte erſetzen wollen. Dr. Cantwel ir ankreich hat ſelbſt einige mal die Inoculation, und zwar alezeit mie einem glücklichen Erfolge; verrichtet: doch hat er ſich nun für eitien Gegner derſelben erklaͤret. Sch will Die Urſache nicht ine terſuchen. Man fepe Lettte de Mr. de la Condas ©. mineä Mr: l’AbbE Trablet in den Annde Like: 36 Band, Me F 178 Schulzens Abhandlung die Hand gegeben. Auf eben die Weiſe ſchrieben ſol⸗ che Gelehrte mit dem größten Eifer gegen die Fie— berrinde , welche fie nicht verfucht Hatten. And wenn fie von einem Zufalle reden hörten, der nad) dem Gebrauche der Rinde fich bey dem Fieberpa« tienten eingefunden hätte: fo fehrieben fie ihn zuver. laßig der Arztney zu; wenn man gleich eben den Zu⸗ ‚fall bey dem Wechfelfieber fhon viele Hundert Jahre vorher, ehe die Chinchina bey uns befannt wurde, bemerfee hatte. Eben diefem Schidfale ift die Ein— pfropfung der Pocken ausgefegt gemwefen. Ja wenn ‘jemand in feinem fünften Jahre inoculire worden ‚war, und ihm eine zufällige Kranfheit in dem funf- zehnten oder funfzigften zuftieß: fo ſchob man doch mit voller Gewißheit die Schuld auf die Einpfro- pfung. Dr. Cantwel °°) ift der Meynung, daß die Einpfropfung der Pocken die Urfache fen, daß die Sleckfieber, der Friefel, die Schwind- und $ungen- fucht in England fo herrfchend find. Wer weiß aber nicht, daß diefe Krankheiten in England vor dem Jahre 1720, gleicy gemein waren? Die Nachrichten der Beobachter und die Todtenzeetel beweifen es zur Gnuͤge. Und verfpüree man diefe Krankheiten nicht in andern Laͤndern, wo die Impfung noch nicht an« genommen worden ift? Zum DBeweife, daß die Po- en eine lange Zeit nachher fehlimme Folgen veran» laffen fönnen, führet er eine Begebenheit von einem Frauenzimmer an, Diefes wurde acht Jahre, nad)« dem es die natürlichen Pocen überftanden hatte, von ——“ geplaget. Da dieſelben aber ver- 5. gangen 66) am ange. Orte, Seite 18. von Einpfropfung der Pocken. 179 gangen waren: zeigten ſich einige Blattern (Exan- them.) um die Nafe, und darauf um den Mund, und zuleßt an dem untern Theile der Bruft, wofelbft eine ftarke Eiterung erfolgte. Er vermuthet, daß diefe Zufälle Meberbleibfel von den Pocken gemefen - find, und hat er das Frauenzimmer, mie er fager, mit einer Ptifane fudorifique et purgative geheilet. Ich zweifle aber, daß viele Aerzte feiner Mennung benpflichten werden. Er waget auch vorzugeben 7): daß die Inoculation allezeit das Temperament ſchwaͤ⸗ che und verderbe: Aber um Sachen von der Art zu beweifen, wird, nach der Erinnerung des gelehrten Doctors Lovirotte‘?), mehr erfordert, als feichte Befchuldigungen. Er will gar fein Borgeben mit eis nem Beyſpiele vom Lord Lincoln befräftigen. Defe fen Bruder foll namlich, wie er faget, an den Pocken geftorben feyn, und bey dem Lord felbft hätten fie ei⸗ ne Cacherie zurück gelaffen. Aber, nad) dem Zeug« niffe der Doctoren Taylor, Maty und Rirkpa« erich °?), befindet fich der Lord Lincoln noch volle fommen wohl, und ift ein Vater, von drey gefunden Kindern, Der Bruder aber, der von der Impfung h M 2 follte 67) am angez. Dre, Geite 29. 68) Journal des Sgavans, O&. 1755. ©. 2049. 69) Orat. Harv. und Journ. Etrang. Fevr. 1756. ©. 135. 146. Bon der Art find Dr. Cantwels Wachs richten. Wenn aber alle die Nachrichten wahr waͤ⸗ ren, die er zum Nachtbeile der Einpfropfung vors bringt, was wollen die zehn oder eilf Ungluͤcksfaͤl⸗ le, die er anführet, gegen das verfchlagen, was er von dem Fortgange und den großen Vortheilen der Einpfropfung zu erzählen weiß? 180 Schulzens Abhandlung — ſollte geſtorben ſeyn, fiel erſt acht Jahre nach derſel⸗ ben in die Schwindſucht. er - Man wendet noch ferner ein: daß unferm Naͤch⸗ ſten durch die Ausbreitung der Pocken Schade zugefügt werde ”°), Ich finde aber nicht, daft ich mein $eben darum zufegen muß, weil mein Naͤch⸗ fter nicht gleich vorſichtig ſeyn will, Es wird auch fein vernünftiger Arzt einem Kinde die Pocken eins pfropfen, wenn andere, die noch die Pocken nicht gehabt haben, in eben dem Haufe befindlid) find, od» ne diefelben vorher megbringen zu laffen Man Fann auch die Ausbreitung der Krankheit durch eine gehörige Behutfamfeit verhindern, und im Gegen» theile laſſen fich durch die Einpfrepfung gefährliche Pockenepidemien verhüten. Man hat allezeit bes merfet, daß die Pocken alsdenn am fehlimmften an einem Orte gewürhet haben, wenn fie fich daſelbſt lange Zeit nicht gezeiget, und folglid viele dieſe Kranfheit noch nicht überftanden hatten, Dieſes wird aber gehoben, wenn man die Anzahl derjenie gen, die noch die Pocken zu erwarten haben, vers mindert ”'). Doctor Cantwel faget, daß das Pos - den- und S$noculationshofpital in London die Urſa⸗ ehe fey, daß die Pocken dafelbft fo gangbar er | r 70) De la Faye am angez. Orte, Seite ıt. 71) Demnach waren die Pocken ſchlimmer, als die Peſt, als fie zuerſt nach Groͤnland, dem Borges birge der guten Hoffnung und America kamen. In dem letztern Welttheile ſind ſie noch ſehr toͤdtlich, wenn ſie eine lange Zeit von demſelben entfernt ge⸗ weſen ſind. — von Einpfropfung der Boden, 81 Er verräth aber nur dadurch, daß er die Todtenli⸗ ſten vom Jahre 1746, da das Hoſpital geſtiftet wor⸗ den, nicht gefehen hat. Im Jahre 1753. ftarben in London, und innerhalb der Gegend, auf die ſich die Liſten erftrecfen, 774 Perfonen, und im Jahre 171g, welches das naͤchſte Jahr vor der Einführung der Snoculation ift, ftarben 3229 Perfonen. Ohne die ift derjenige, der dem Cantwel diefen Gedanfen von dem Pockenhoſpital beygebracht hat, von deffen Eine richtung nicht unterrichtet gewefen. Denn den Krane fen werben befondere Kleider in dem Hofpitale ges reicher, derer fie fich fo lange bedienen, alg fie fich da= ſelbſt aufhalten; und ihre eigenen werden , nach des Doctors Hales Erfindung, in einem zu der Abficht erfundenen Kaſten mit Schwefel geräuchert. Diefe legtern werdgn ohnedieß in einem andern Haufe, das von dem Hofpitate abgefondert iſt, verwahrer. Herr de la Saye ”*) wirft den Aerzten mit har⸗ ten Ausdrücden vor, daß fie die Einpfropfung der Pocken ihres eigenen Gewinnes wegen bez fördern. Die Herren Sloane, Mead und Jurin ſollten billig von dergleichen Beſchuldigungen ver⸗ ſchonet bleiben. Aber ohne dem Herrn de la Faye mie den Worten des Heren Bolaine ”°) zu antwor⸗ ten, daß er befürchtete, daß die Einfünfte von ben teichenbegängnifien fich verringern möchten: fo Fann ich nicht finden, daß die Einpfropfung den Aerzten zum Vortheile gereichet. * Bi ift bey Me dem 72) am angez. Orte, Seite 5. 73) A Letter to the Reverend Mr. de la — in ’An- {wer to His ſermon. Lond. 1753: ©. 2. 1i82 Schulzens Abhandlung dem Gefchäffte größer, als bey den natürlichen Po- den; die Belohnung aber ift faft diefelbe. Doctor Spdenham ”*) hat die Anmerfung gemacht, daß der gute Name der Aerzte, die oft zu Kranfen, wels che die Pocken haben, gefordert würden, theils we gen der Beurtheilung des unmiflenden Haufens, theils wegen des Meides ihrer Amtsbrüder , litte, Aber mit einem nod) größern Grunde Fann die von dem gefagt werden, ver mit der Einpfropfung der Pocken befchäfftige if. Sein guter Mame leidet weit mehr, wenn ein einziger nad) der Einpfropfung ſtirbt; als wenn 50 Kranfe, die mit den natürlichen Pocken behaftet gerefen find, das Leben eingebüffet haben. | | | . Doctor Wagſtaffe verwunderte ſich: wie die Einpfropfung der Pochen, die von einem eins föltigen und ungelehrten Volke erfunden wor⸗ den, von einer Elugen Nation gefchäger, und an einem Königlichen Hofe aufgenommen wer den Eönnte. Aber es ift mehr bewundernswürdig, wie er als Arzt bat vergeflen koͤnnen, daß die vor» nehmſten Mittel, deren die Arzeneyfunde ſich zu ruͤh⸗ wen hat, Früchte der Erfahrung einfältiger Leute, und Feine Geburten des Gehirnes find, die auf der Studierftube erzeuget werden. Keine Sobfchriften, fondern der Vorzug, den die Folgen felbft dem Ein. äugeln eigen machten, munterte die lebhafte und ere habene Frau Montague, eine Tochter des Fürften von Ringfton, auf, ihrem einzigen Sohne in Con» fantinopel, und ihrer Tochter ben ihrer Ruͤckkunft — — 1, in 74) Oper. o. Geite 181. von Einpfropfing der Boden. 183 in Engelland, die Pocken impfen zu lafien. Eben diefes war die Veranlaffung, daß man nachgehends wagete, in dem Königlichen Haufe an Perfonen die ‚Smeculation zu unternehmen , auf deren geben die Wohlfahrt eines großen Keiches beruhete. Wofern aber die Circafien ”) für die erften zu halten find, welche diefe Kunft erfunden haben: fo gehoret doch den Englifchen Aerzten die Ehre, daß fie diefelbe zu einer größern Vollkommmenheit gebracht haben. Anſtatt, daß im Anfange einer von 50 ftarb: fo ſtirbt nun fein einziger unter vielen hunderten. | Einige Einwürfe habe ich in der Abhandlung felbft beantwortet. Lind die übrigen, die-außer dies fem vorgebracht werden dürften, find von einer fols een Schwäche, daß fie Feiner Widerlegung nöthig haben. ©. Die Dortheile, die mic der Einpfropfung der Pocken verbunden find, find verfchieden. | BE DE 75) Es ift wahrſcheinlich, daß die Eircaffen ihre Toͤch⸗ ter nicht eher haben verkaufen koͤnnen, als bis fie die Pocken überwunden hatten: indem ihre Schoͤn⸗ beit, vor der Zeit, einer großen Veränderung uns terworfen war. Gie haben leichte beinerfen koͤn⸗ ‚nen, daß diefe Krankheit bey Kindern am gelindes ſten wäre, und daß ihre Narben ınit den Fahren merklich verichwinden. Gie fonnten auch, ohne viel Gelehrfamkeit, ſchlieſen, daß das ficherfte . Mittel die Pocken mitzutheilen Diefed wäre, daß man die Haut ritete und den Pockeneiter anbrächte, Daß ed nüglich wäre‘, fich ſowohl vor ald nachher ordentlich zu halten, bat ihnen gleichfalls dic Er> fahrung leicht an die Hand geben Finnen. 184 Schulzens Abhandlung Wir Fönnen die Zeit zum Inoculiren waͤ ähfen, i ih welcher die Perſon fich am beften befinder. Und man vermeidet die Anftecfung, bis die Gefundpeit, entroeder von fich felbft, oder durch gehdeige Mitch wieder hergeftellet worden ift. Wir Fonnen dieß Gefchäffte in dev bequemften "Jahreszeit vornehmen, Denn ob die $uft gleich nicht Die Urfache der Anſteckung iſt: ſo kann die Krankheit doch, durch eine zu ſtarke Hitze oder Kaͤl⸗ te, oder durch beſondere Eigenſchaften der Luft, ärger werden. Dergeſtalt ſehen wir die Pocken des Som⸗ mers mit Zufaͤllen, welche eine ſtarke Faͤulniß an⸗ zeigen, und des Winters mit ſolchen, die eine Ent⸗ zuͤndung verrathen, vereiniget ). Wir koͤnnen eine Zeit waͤhlen, wenn die Ders fon der Pflege ibrer Angebörigen ‚genießen kann. Dabingegen greifen die Pocken- einen öfters an, wenn man von allen feinen Freunden entferne ft, 76) Reankheiten , die nicht anſteckend find, ald Lun⸗ genentzuͤndung, Seitenftechen, die Braune (angina) der Rheumatifmuß acutug, verurfachen gefährliche Krankheiten: und diele find zur Winterzeit am gangbareſten, da unfer Blut dick und die Kafern Reifer find, Da hingegen fieht man oft des Som: mers eine folche faulende Aufloͤſung des Gebluͤts bey den natürlichen Posen, daß daffelbe aus der Naſe und dem Munde, mit-dem Harne umd den Unrathe, durch die Yugenlieder , zwiſchen den Naͤ⸗ geln, aus den Dhren, und ſelbſt durch die Schweiß⸗ Löcher ausbricht. Die Pocken werden mit Dlut ans gefüllet, und der Körper befömme einen tödtlichen Geruch, ehe fich das Leben endiger. von Einpfropfung der Boden. 195 ift, und ſich an einem fremden Orte befindet, wo man vielleicht nicht einmal den nothduͤrftigen Unter halt, vielweniger Arztneymittel erhalten fann 7). Wir koͤnnen die Pocken einer Perfon in den fahren der Kindheit mittheilen, in denen man auch) die natürlichen Pocken am gelindeften befunden bat. Der Kranke weiß nicht wegen der Gefahr der Krankheit beforge zu ſeyn; und wird von der Furcht befreyet, in der er fonft feine ganze Lebenszeit fdyıwe- ben würde. PR Der Körper ift vorher zubereitet, Die na: türliche Anftefung aber’ greift den Menfchen unver- merft an, und zwar öfters, wenn er die größten Un⸗ ordnungen begeht, welche ſchon vor fid) eine Kranke beit erwecken Fonnten. Was ſur Vortheile kann man fich nicht von der Aufſicht eines geſchickten Arztes verfprechen , der von dem erften Anfange weiß, was für eine Kranfe beit erfolgen wird? Ben den natürlichen Pocken ger ben "gemeiniglich einige Tage vorben, ehe der Arzt geholet wird: da er gleichwohl bloß im Anfange im Stande ift, weſentliche Dienfte zu leiften. * e MM; Wenn 77) Ich, erinnere mich einen wirklichen Begebenbeit, > Die fich mit einem; geliebten Gohne zugetragen bat, der wider Biffen von den Pocken angefteckt worden ‚war, und zum. erſtenmale von feinen vornchmen Aeltern zu Schiffe abgeſchickt wurde. Er harte kaum den Hafen verlaffen, als er Trank wurde. Man meynete, es wäre bie ordentliche Geekrankheit, Die bald vorüber zu gehen pſteget. Aber den dritten pder vierten Tag kamen die Pocken zum Ausbruche, welche, nach dem Verlaufe einiger: Tage, Diefens jungen Menſchen das Leben nahmen. 185 Schulzend Abhandlung Wenn das Pocdengift in den Körper gefreten ift, fo Hält es ſich einige Tage verborgen, ehe es ſich ent⸗ det. Wenn wir uns haben inoeuliren laffen : jo wiſſen wir , daß wir angeftecft worden find, und £önnen folglicdy alle erforderliche Behutſamkeit in achr nehmen. Da hingegen wiſſen wir bey. det natürlichen Anftefung nicht, daß wir das Gift bey uns haben , und in Gefahr ftehen. Daher leben wir frifch darauf los, und begeben hundert Fehler in der Diät: wodurch die Krankheit weit heftiger wer- den muß. uf | Der Pockeneiter wird dem Blute vermit⸗ telft des Armes eingeflößer, welcher wegen feiner Gemeinſchaft mit der Wunde: die erfte Empfindung von der Krankheit hat. Da hingegen greifen die natürlichen Pocken erft die edelſten Theilinfers-Kör- pers an. ——— Druurch die Einpfropfung verhuͤtet man andere anſteckende Krankheiten, als die Fleck⸗ und boͤs⸗ artigen Fieber, den Frieſel, u. f. m. welche, ſich off mit den Pocken Bergefellfchaften ”°). | Geimpfte Pocken Iaffen felten oder niemals Narben zurücke. Denn theits ift die Anzahl der Pocken geringe; theils ift der Eiter felbft niche fo (darf, als bey ven natürlichen Pocen. Wenn die Docden, nad) dem Einäugeln, auch groß und ziem⸗ lich zahlreich find: fo verurfachen fie doch Feine Nar- ben. Man bat öfters geſehen, daß ein hübfches Geficht das Glück eines Menfchen befördert hat. A, | Daß | | 78) Mat f. S. 43. Anm. 10, von Einpfropfung der Boden. 187 3 Daß der Kirer aus guten Pocken geſchoͤpfet wird, dürfte aud) vielleicht der Einpfropfung einen Vorzug verfchaffen : obgleich einige und zwar mit Wahrfcheinlichfeit, das Gegentheil haben ermeifen wollen 72). | Die Einpfropfung der Pocken ift alfo erlaube und zuträglih »2). Sie hat in Schweden einen gluͤcklichen Anfang gewonnen. Und ich hoffe, day fie fich weiter, zum Nugen und zur Gtärfe des Reiches, ausbreiten werde; um fo viel mehr, da fie von den erhabenften Männern im Reiche begünftiger, und von defien erften Aerzten gebilliget wird. 79) Man f. 6.66. Anm. 10. Eben fo iff ungewiß, ob die Wunden bey der Inoculation Die Urſache feyn, daß die Pocken gelinder ausfallen, ob gleich bis— weilen ziemlich viel Pockeneiter aus ihnen abzus - fließen jcheinet. Man f. ©. 74- 80) Bolaine a.ang. D. 6.30. Die Natur fordere, die Vernunft billiget, und die Religion erfauber die Einpfropfung der Poren. U. Herrn 138 Umdienficher Gebrauch sehr *** * * * * —————** Herren F***, geſchwornen Stadtwundarztes in Yurifiac, in Oberauvergne, Schreiben spe an ben Berfaffer des Mercure de France, vom undienlichen Gehrauch des ßen Rai in den: Leibesſchmerzen der Kind. betterinnen, Aus dem Merc. de France, Avr. 1758. » Vol. G. 1-12. überfegt und erläutert, D. I © & Wein Herr, $' ie Fehler welche man Er der Ausübung unferer Kunft begeht, fi find allzu gefaͤhrlich, als daß man fie, wenn fie befannt gewor⸗ ven; mit gutem Gewiſſen follte gleichgültig anfehen und dulden fönnen. Go viel Achtung fid) auch die Aerzte und Wundärzte unter einander fehuldig fü * Be 0 des ſuͤßen Mandeloͤls. 189 fo dürfen fie doch nicht, ohne ſich einen Vorwurf zu ‚machen , bey den Fehlern, welche fie begehen fehen, die Augen zufchließen, Zwiſchen dem $Jeben des Kranfen, und dem guten Namen des Bürgers, has man ſich nicht lange zu bedenken. Das eine muß dem andern aufgeopfert werden, Warum follte man alfo der Unwiſſenheit nachfehen? ? Ich weiß nicht, od ich Unrecht habe; id) glaube aber, daß man in unfern Gegenden mit den Kinds betterinnen, wenn fie über heftiges Reigen im Leibe klagen, fehr fehlecht verfahre. Das einzige Mittel, welches ich in diefen fo fürchterlichen Zufällen braus chen fehe, und von dem ich doch niemals den gering⸗ ften Mugen bemerkt habe, ift das füge Mandeloͤl. Es find diefes Bauchſchmerzen, werden ung die Aerzte und Wundärzte in diefer Stade mit aller Ges faflenheit antworten: min muß Mandeloͤl dages en gebrauchen; und wis will man mebr, da das Mittel ein fpecififches Mittel in dergleichen Zufaͤllen it? Seitdem ich mic) in diefer Gegend niedergelaffen, und mit der Geburtshilfe befchäfftige babe, habe ich mit afler Mühe ein fo unfchickliches Verfahren zu Hintertreiben geſucht, aber vergeblich, Meine Amtsbrüder haben niemals, und noch weit weniger die Herren Aerzte, meinen Gründen, oder den Bemerfungen, welche ich ihnen fo deutlich vor Augen gelegt habe, Gehör geben wollen. Endlich nöthigt mich das Verlangen, eine ungemein große Menge von Schlachtopfern vor diefem ihrem Fehler in Sicherheit zu fegen, daß ich die Feder ergreife, Wofern meine niedergeſchriebene Gruͤnde mehrern Eindruck verurſachen ſollten, als ſie bey den von mir ſelbſt — 190 Undienlicher Gebrauch ſelbſt wiederholten Verſuchen, ſelbige in Anſehen zu bringen, gehabt haben, ſo werde ich ſehr zufrieden ſeyn, weil ich ſolchergeſtalt dem gemeinen Weſen nuͤtzlich zu ſeyn das Vergnuͤgen gehabt habe. Ich zweifle aber um deſto weniger, daß ich ſelbiges hier- inn eines befiern zu unterrichten, das Glück haben werde, ohnerachtet die Art des Verfahrens, welche ich befannt zu machen millens bin, überall, wo man die Kunft der Öeburtshülfe verfteht, eingeführt iſt. Denn in Sachen, welche die Gefundheit be— treffen, kann, wofern vornehmlic) ein gewifler Irr⸗ thum durchgängig herrſcht, felbiger nicht anders, als mit Bewilligung derer , welche ſich uns anver- trauen, und auf die wir binmiederum unfer DBer« trauen fegen, abgelegt werden. Borjegt ift, ohn⸗ erachtet ich die Erfahrung ſowol, als Vernunft auf meiner Seite habe, diefe Befehrung etwas Unmög» liches. Die Schmerzen, welche vor der Entbindung vor» her gehen, und mit felbiger vergefellfchafter find, hoͤ⸗ ren mit der Geburt des Kindes, und mit dem Aus» gange der Nachgeburt aus der Gebährmutter noch nicht auf. Gemeiniglich befindet fich die Kindbette« vinn von diefer Zeit an nicht wohl. Kinige Tage nach ihrer Entbindung fängt fie an, Mattigfeit, Dhnmachten und heftige Schmerzen *), welche man | mit 2) Don diefen Schmerzen der Kindbetterinnen, und den Mitteln dagegen, Fann man außer den vielen von den Zufällen und Krankheiten der Kindbette⸗ einnen überhaupt handelnden Schriften, folgende zu Rathe ziehen. Friedr. Hofmanns Cafus de af- feciu des fügen Mandeloͤls. 198 mit dem unbeftimmten Namen der Leibſchmerzen bes legt, zu empfinden. Die Kranfe fchreibt fehr oft diefe Schmerzen der Gebährmutter,, welche zu Diefer Zeit fehr hart anzufühlen ift, dem Senden, dem Na— bei, und dem Gefhoß zu, Unterdeſſen bemerken - wir bey einigen Perfonen, daß diefe Schmerzen zus weilen die Gebährmurter , und deren Bänder vers laſſen, und auf eine unordentliche Weife ven ganzem Unterleib durchlaufen. Defters fegen fich felbige auf den Magen, oder vie Gedaͤrme. Diefes find als: benn wirflihe Magen: oder Darmeolifen, von wels chen ich unten darthun werde, daß fie beftändig eine Art von Erampfbaften Bewegungen find, Nachdem ich bieher den Gig der Leibſchmerzen kuͤrzlich befchrieben habe, fo wollen wir nunmehr die verfchiedenen Urſachen derſelben durchgehen, damit man ürtheilen Fonne, ob das Mandelöl das einzige zu den zwey Indicationen, auf welche dev Geburts» helfer bey dergleichen ſchmerzhaften Zufällen zu fehen bat, hinlaͤngliche Mittel fen; denn man muß ente weder dahin fein Abfehen richten, daß der Schmerz befänf: fecũu fpafmodico-fatulenso poſt puerperium, fteht in deſſen Medicina confultatoria, X Theil, Halle 1733. 4. ©. 249:253. Caſim. Cph. Schmiedels dif- fert. ſiſtens pathologiam dolorum gravidarum , par= Zurientium et puerperarum, Klang. 1750. 4. 4 Bogen. Gotewald. scHhvsTErı obf de certis in puerperarum deloribus et diarrhoea praefidiis, ſteht im 2 Th. der Novor. Ador. phyf. med. Acad. Caef. N. C. Norimb. 1761. 4. ©. 25. f. woben man auch * a zu Diefem Theile &. 244. f. nachfehen ann. — 4 192 Undienlicher Gebrauch beſaͤnftigt werde, nach der Kegel: Man muß dems jenigen,, der am meiften leidet, vorzüglich zu Huͤlfe fommen: (Vrgentiori ſuccurrendum) oder. man muß die Lirfache davon aus dem Wege zu räumen fuchen, nach Maßgebung des andern Sehrfaßes, welcher aber in der Wundarztneykunſt nicht allemal ftatt findet: Nach gehobener Urſache hoͤret auch die Wirkung aufs (Sublata canfa tollitur effe&lus.) | Als eine der erftern Urſachen der Leibſchmerzen, betrachte ich) die mehr oder weniger geſchickte und be= hende Hondänlegung eines Geburtshelfers, indem er das Kind aus dem Schooße der Mutter hervor—⸗ bringt, - Die ungeſchickte Behandlung diefes Theils ift zwar in der That nicht allemal völlig unvermeids licy: es giebt aber fehr viel Gelegenheiten, bey mwels hen das Publikum zu viel Nachſehen gegen ung bes weiſet. Der mit einer allzu großen Geſchwindigkeit oder Heftigkeit abgeriſſene Mutterkuchen, die Nägel, wo⸗ mit ein unvorſichtiger Geburtshelfer die innwendigen Theile ver Gebaͤhrmutter kratzet; ein annoch feſtſitzen⸗ des Stuͤck von der Nachgeburt; alles dieſes iſt im Stande, eine Veranlaſſung zu werden, wodurch die Gebaͤhrmutter zuerſt gereizt wird, und die Kindbet⸗ terinn in Schmerzen , welche noch weit heftiger , als die vor der Entbindung vorhergegangen find, ju vers fegen, Indem diefer Theil des Körpers auf einmal empfindlicd) und reisbar ift, ſo muß nothwendig als les dasjenige, was dergleichen krampfigte Zuſam⸗ menziehungen veränlaffen kann, auch die allerſchmerz⸗ hafteften Empfindungen Hervorbringen. Sobald * fühen Hrandeläi, b. ip | N das Kind. und die. Pachgeburt: ‚heraus vr , ‚erfolgt, ein häufigen: Abgang des: Gebluͤts ſer Bhafluß ft zugleich nothwendig und heilſam. Da ſich eine Frau waͤhrend ihrer Schwangerſchaft in einem Zuſtande der Vollbluͤtigkeit befindet, iſt es ein großes Gluͤck vor ſie, daß ſich die —— der Gefaͤße nicht augenblicklich zuſammen ziehen, da ⸗ mit auf dieſe Art das; überflüßige Gebluͤt, welches alle Zufälle bey. der Schwangerſchaft verurſacht hatte, berausfließen koͤnne. Wann diefer Berluft mit dem Teinperamente der Wöchnerinn,; Das iſt, mit der an⸗ geſammleten Maſſe der Feuchtigkelten in einem gehoe rigen Verhaͤltniſſe ſteht, ſo iſ dem Körper zutraͤg⸗ lich: wann er hingegen allzuhäufig, wenn er unters druͤckt oder gemindert ift, fo empfindet 6 ied Datienthm alſofort die heſtigſten Schmerzen, welche, bereits ana geflihrter maken den Magen, den’ Canal der daͤrme der die Gebäprrhurter Burchftreichen. | bemerf hier” im Borb tbengeben, daß ich niemals en mehr , als’ ‚diefe drey Eindeweide angegriffen. gefunden Habe und meines. Erachtens fan auch, dergleichen — finden, weil dieſes die einigen Tı m Linterleibe Ai d, welche eine Em⸗ dlich » ‚oder Neizbarfei en „ und wie bie: Muskeln wi "zu ——— > ‚io. | ind *)., u EnRpsuh nıd m —* Nach NG — n Are Mr J——— er en 358 nenn i a M i F Ei rn eh "ie 5 — 7— * Knut en Theilen unfer s Körper ? alſo auch mehr Ber ——— Kae denen hier genannten dreyen, zu. R. "ss Band, N = 194 Undienlicher Gebrauch Hann ich demnach. vorher gefagt habe „daß die Kranken den Schmerz in den Senden u. |. w. befchrei« ben’, fo will ich — im geringſten nicht behauptet haben, als wenn diefe Theile mit einer Empfindlich« keit begabt wären ; ſondern es beruhet diefes in einer gewiſſen werfzeuglichen Einrichtung ( Mechanifmus) welche anigt zu erflären nicht Zeic habe, daß die Schmerzen, welche zu der Zeit ihren eigenchen wirklichen Sitz in der Gebaͤhrmutter haben, ſich bis in dieſe Gegenden ausbreiten. Es kann zwar auch' die Leber in eine Entzündung gerathen , jedoch iſt dieſes ‚eine bloße Folge der geibfchmergen , und m - uͤberaus ſeltener Zufall. ' J E⸗ fönnen alſo verſchiedene Urſechen einen Br Sun Abgang. ‚der, Geburtsfeuchtigfeiten verurſa⸗ 1, j0, wie andere im Gegentheil denfelben zu uns, Ehen im Stande find. Es mögen dieſes * Arſachen ſeyn, welche es eat ‚als entweber äbrmutter verhalten haben, oder ver tet Sen im ( anal der Gedärme, wie Ma von Seh, riceau/ und andern bemerft worden ; es möge fer ner eine kalte &uft, oder allzubeftige Semürpebenen jung Schuld daran ſeyn; es möge endlich, Fig * derhaave ausdruͤckt, das Biu tallzi oder zu ſchnell bewegen; ae auc Pi Re dem leeren Raume, welcher durch den Ausgang des Kindes entftanden, verurfachte allzuſtarke und ploͤtz⸗ liche Ableitung von den obern Theilen, Verſtt gen im Unterleibe veranlaffen, und mithin aut cht Blucfluß ol ai h Mn e8 es RA * 3195 " des fügen Mandeloͤls. 195 ESs iſt ausgemacht, daß die Nerven einer Reiz⸗ Barfeit fähig ſind. Die Erfahrung lehret uns, daß ohne Reiz des Nerven, welcher bie zur Seele: forte gepflanzt wird. fein Schmerz entſtehe. Es iſt fers ner zuverlaͤßig, daß dieſe deibſchmerzen beſtaͤndig mit einer krampfhaften Zuſammenziehung des leidenden Theils vergeſellſchaftet ſind. Wann man ſich hier⸗ von uͤberzeugen will, darf man nur die Hand auf den Ort wo der Schmerz ſitzt, legen, fo wird man ine recht merkliche Spannung daſelbſt fühlen koͤnnen. —J hat dieſemnach natuͤrlicher und augenſcheinli⸗ cher Weiſe nichts anders zu thun, als daß man den Schmerz und. Krampf, wo möglich, wegzubringen ſuche. Es ift nichts daran gelegen, wo felbige ihren Siß haben, ‚und von was fuͤr einer Urfache fie ent⸗ fanden fenn mögen. Die unmittelbare Urfache, wel⸗ che bey allen dieſen Gattungen ſtatt findet, beſteht in einem Reize der fleiſchigten Faſer, und des daſelbſt vertheilten nervigten Gewebes, Nunmehro wollen wir ſehen, was man von. dent in diefen. Umſtaͤnden bey uns ſo gebräuchlichen Mans delöle fin Hülfezuerwarten habe? Sit wohl felbigeg, indem. es beym Kreislauf des Gebluͤts mit herum geht ; im Stande, dieſe Reizbarkeit der einen. oder andern Safer zu filfen?- ‚Kann. wohl die Schmerz illende Eigerfehaft, welche ich, ‚felbigern in gewiſſen Fällen zugeftebe, ihre Wirkung äußern, fo bald es auf Deruioung einer, gereizten Peikrue ans koͤmmt, des fid mit 6 der ganzen. Maffe der —— w en vermifcht,, und unten eina ander gemengt befinden. Ich kann mir nicht vor⸗ ſtellen, daß ein a — ME. die Rrſten 96 Umdienlicher Gebrauch erften Begriffe von der menſchlichen Naturlehre be⸗ ſitzt, dergleichen Theorie im Ernſte zu ‚behaupten, ſich unterftehen follte. a Das Mandelol iſt⸗ wegen feinörferten und ſchmie rigen Theile ſehr geſchickt, die ſcharſen Materich, wel· che den Canal der Gedaͤrme reizen, zu ummidein * Auf dieſe Are befänftige es die Colikſchmerzen, welc im Magen, und in den Gedaͤrmen ihren: — Grund haben, Eben dieſer Urſache wegen nimmt man es in den Apotheken unter ‘die Säfte, (Looch) welche man zur Milderung der. die'intvendige Haut der’ &uftröhre, und deren Aeſte reizenden Schärfe, zu derordnen pflegt. Wenn man das Manvdelöf ai re und wie man ſich gemeiniglich ausdruͤckt 104 deten * gefpanneen Theile gebrauch; fo —** * die Faſern geſchmeidig und weich, In diefen Um⸗ ſtaͤnden iſt es ein beruhigendes Mittel, weil es den Schmerz aufhören macht. Dahin gehöret , zum Exempel, warn man es auf das entzuͤndete und ge« fpannte Trommelfell im Ohre ſchmiert. So wird es auch ein Bruſtmittel, indem es die inwendige Haut der Luftroͤhre im Sungenentzündungsfieber geſchmei ⸗ dig macht, u. f. ww. © Glaube man aber,, daß die Wirfüngen feiner erweichenden Kraft ſich auch noch weiter als bis‘ in a Magen, , und ” - — erſtre⸗ ® Ich ‚Bis ehoͤrt * eıharo N Anmere kung dem ſußen Mandeloͤl, als einem Me "dio fhecifico wider‘ das Sodbrennen welche in A E. Buͤchners Mifcellaneis * med. matbemat, BY id. 2 1730 De "734: 4 Sa; f befinds, des fügen Mandeloͤs. 197 erſtrecken, fo wird.diefes weder durch die Erfahrung, noch durch vernünftige Gründe, ia Rn ges macht werden koͤnnen. - Mir ift nur ein einziger Sail befannt,, da das andelil die, Leibſchmerzen zu heben im Stande ift, mann. namlich. der durch den natürlichen Gang auss führende Unrath den Magen und die Gedaͤrme regt; Bugs ereignet fid) aber ſehr ſelten. Denn, ich be⸗ merfe ungemein oft, daß die Kranfen unmittelbar nad) der Eutbindung, über Darmeolifen und Mate tigkeit, und Ohnmachten klagen, wovon ‚fie weder vor, noch waͤhrend ihrer Geburtsarbeit Das geringfte empfinden. Ich frage demnach ob dieſer Unrath in ſo wenig Minuten wohl einen ſo hohen Grad. den Schärfe habe erlangen fonnen? 4 0. Worinn befteht aber nun das eigentliche, Diirtet wider. die Leibſchmerzen? in’ nichts anderm, als im Fe ‚und: befien — Zubereiungn * Rt nuge Jen Ngm Durch Man hat laut Snbalte folgender Bemerfungen, ben. Mohnſaft nicht allein von Kindberterinnen, + fonderm auch, von: Schwangern und Bebährenden mit dem erwuͤnſchteſten Erfolg einnehmen laffen. 80: BVRGI dif. de Opio in partu diſſicili feliciter u exbibiso , ſteht im gten Jahr der: 2teu Decurie der A. N. G im der 152 Dbfervation. Job. Eafp. 2 obſ. de uſu Opii et elyſterum in gravida- run aſfectibus ſpaſmodicis innoxio⸗ ſteht im: St und Sten Jahr der zten Decurie gebachter Mifcellaneor, uns r * Bemerkung. Es find aber nicht alle ind jede aus dem Mohnſaft bereitete Arztneyen 88 utraguch ſondern man kann ſich mit dem waͤßri⸗ gen Mohnſaftsertract, und der mit verſuͤßtem Sal⸗ petergeiſt verfertigten Tinctur aus Kuren voll ‚„ Undienlicher Gebrauch Durch deſſen Gebrauch gelangen wir virklich und | allein zu unferm Zweck ⸗ Man weiß aus der Erfahrung , deß der Mohn⸗ ſaft, unter allen betäubenden Arztnehen (Natcotica) zur Beſaͤnftigung der Bewegung und Empfindung das aller zuverlaͤßigſte und ohnſchaͤdlichſte Mittel PN Indem er feine Wirfung äußert, hemmt er ‚alles in der Mofchine , die Bewegung des Herzens ausgen tommen: | Meine Abfi che gebt — * — gar nicht dahin, den —** und aͤußerlichen Gebrauch der erweichen⸗ den, oder auch der wider die Murserbefchiverung ge⸗ richteten Mittel auszurotten. Ich weiß, daß ſelbige zu Erreichung der Abſicht, welche man ſich bey der Eur vorzuſetzen hat, wiewohl durch eine andere Ein« richtung, beytragen: ſelbſt die Aderlaß iſt ebenfalls hierzu befoͤrderlich. Ich habe nur bloß die Undien⸗ farnfeit des Mandeböls , auf weiches man ſich fo — zu — pflegt * und ſtatt en RU deſſen vollfom kommen —— Der fi 5 vor —— des Mohnſaftes, aus Vorurtheil, oder andern Eee Theil gegründeten Urſachen firechtet, wird die babarbertinctur in ſchmerzhaften Nachwehen ‘bey Sechswoͤchnerinnen von ' ohnfehlbarer und ſchleuniger Wirkung befinden. Man kann ſelbige ni * Een mit —— — Trant oder Infuſo von gemeinen: Camillen fgarben⸗ blumen einnehmen laſſen⸗ Der, man nimmt von den gemeinen Camilleu⸗ und: Schafgar benblumen, von jeden eine halbe Hand voll, und von Romi⸗ ſchen Camillenblumen 2 Pugillen; dieſe Species locht man * — 2* — — alt oͤſtern RE 15973 »G des ſuͤßen Mandeldls. 199 deſſen die befänftigenden Mittel , beren man fid) in allen andern Faͤllen mit ſo erwünfchtem Erfolg auf mancherley Weiſe bedienet, einführen wollen. Man macht, und zwar mit ‚Rechte, dem füfte den Vorwurf, daß er alfe Abführungen ee und daß er in gegenwärtigem Falle den Abgang der » Keinigung nach der Geburt gänzlich anzuhalten im Stande ſey. Ich geſtehe, daß, wann dieſes Mittel nicht von einem geſchickten und erfahrnen Manne ver⸗ ordnet wird,. es wirklich den befürchteten Schaden anrichten fönne ; ; wann es aber mit der gehörigen Behutfamkeit und Vorſicht gebraucher wird, Fann es, meines Erachtens auch, anftatt diefen Dlurfluß zu-unterdrücfen , felbigen vielmehr befördern ;. ic muß befennen ‚ daß ich vom Mopnfafte z fo-e ich ihn Habe einnehmen laffen, le dieſe ink bemerfet habe. .. % Sollte es.aber aud) wirklich a an dem ſeyn, daß er alles anbielte, fo müßte man dem ohnerachtet, im geringften ‚nicht anftehen, ihm zu gebrauchen. Die Sache leidet hier feinen Auffchub ; man darf. fich nicht Tange bedenken; fonft giebt die Kranke, wenn man ihr die Schmerzen nicht lindert, ihren Geift auf. . Man hat Fein gefchwinderes oder Fräftigeres Mittel; und man muß daher zu felbigem, wenn es auch weit gefährlicher wäre, feine Zuflucht nehmen, Wo die Noth groß ift, muß man das Aeußerſte wa⸗ gen. Ich habe die Ehre zu ſeyn ꝛc. den 22 Nov. 1757. | KR Ma III. Beob⸗ 200 | Beebachtungen u en HER ie EN EEE. 26. DE EEE SE rn * Ha tan re un en Beobachtungen von Ottern. — san ZIÄRRRE = don: vu — von Herrn Redi. "Journal oeconomique mois Janvier 1760. gr unter der Rubrik: ce Mr ade Ausʒug aus den engl. Tagebüchern, RN er: Redi hat bemerkt, daß das Gift der Ike ‚tern oder Vipern weder in ihren Zähnen, "GE noch in dem Schwanze, desgleichen auch nicht in der Galle derfelben, zu finden if; vielmehr liegt es in zweh Fleinen Bläschen verborgen, die die Zähne bedecken. Zu der Zeit, wenn die Otter beißt, ‚werden diefe Bläschen gedruckt, dadurch wird der Ausflug einer gelblichten Feuchtigkeit verurfacht, die längft den Zähnen wegfließt und die Wunde vergifs tet. Diefes nun zu beweifen: fo hat er die Wuns den vieler Thiere mit Drtergalle beftrichen, und mit ihren Zähnen ohne fehlimmen Erfolg verleger. Wenn er aber diefes mit derjenigen gelben Feuchtigfeit ge— than bat, wovon nur itzt geredet worden, fo find fie alle davon geftorben. | —* F Insgemein hat man geglaubt: wenn der Otter⸗ gift verſchluckt würde, fo zöge diefes den Tod gewiß nad) ſich. Allein nad) vielen Erfahrungen hat er —— | bewiefen, ! h j \ b von Ottern · 2% daß weder einige Ne Aus⸗ wuͤrfe, oder ein anderer Theil, die Gall nicht, durchs Hinunterſchlucken den Tod Baus m Die- 14 Birfung eignet er der Natur ſolcher Gifte zu, die aufhören dergleichen zu ſeyn, wenn man fie der» ſchluckt und die nicht eher fchädlich ausfallen, als spenn, felbige ‚unmittelbar , ins Blut ‚gebracht wer— Dem, Sin a — San | bemerkte fey falfch, wenn einige Schrijt- fteller verfichern wollen, daß es hoͤchſt ſchaͤdlich waͤ⸗ te, das Fleiſch foicher Thiere zu eſſen, die. von Dt» tern gerödter Boris an, em zu trinken, worins ne man Ottern erſaufet hat, oder „Diejenigen, Theile ausfaugen, welche von ihnen verlegt worden; denn da er einen Hund von der Otter hat in die Naſe beißen laſſen, fo hat diefes Thier durchs Lecken die N 5 Wun⸗ li lerdings Sif telbar ins DI me; als w iade ne verändert, und alsdenn dem Blu: ge zugeführt wird. Unſere Eäfte find im Geſund⸗ heits zuſt ande feifenartig; und wie hätte das allers hoͤchſte Wefen unfere flügigen Theile meislicher ord⸗ nen follen, da nur aus dem Geſichtspuncte bes trachter, daS Mehreſte von dem Schadlichen, fo durch Speife und Trank genoffen wird, wenigſtens auf eine heſtimmte Zeit und Menge, unfchadlich iſt. Anm. des Heberf, olches durch 202 Beobachtungen von Ottern. Wunde wieder geheiler. "Zum Betveife deffeh, 1, as | er vorträgt, find Benfpiele von Marfern und Pl: liern angeführt, und zwar als Völfer, die in der Gefchichte wegen Heilung ber Schlangen biſſe 5 das Ausſaugen der Wunden beruͤhmt worden Ob num oh! fährt er fort, Galen und * neue Aerzte vorgeben: es wäre nichts wirkſe als das Otternfleiſch: ſo hat er das u be wieſen. Das Otrernfalz hätt er nicht vor purgirend, Ariftoteles und Galen haben geirret, wenn fie vor⸗ geben: der nüchfetne Speichel eines Rn wäre den Ottern ein n Oft. „» IV. Ein J u. or “ & D up * Bd m * — * R 3 INT 139 * * 9 4 ”} j e Sarah 4 1% 9 J 203 nd ee at mar 8 1411 \ Ohnd Qut⸗ * Ir je ——— X on * era Ein’ Mittel, a ee —1 bie — de Kraft vom Schießgewehre b anſehnlich zu verſtaͤrken der «lien Geſellſchaft der Wiſſenſ ju Harlem durch den | EGenerallieut. Grein | mitgetheilet. | | Ais dem Britif h ‚Chroniele 1761. N * Ba niößme eine Linze Majsranfädtnen, daran 131% tröpfele man 30 Tropfen Steindl, 30 Tro⸗ pfen Su, und 10 Teopfen Schwefelbalſam. Das alles menge man wohl durch einander, ſo, daß jeder einzelne Saame mit der Feuch⸗ tigkeit durchdrungen werde, alsdenn laſſe man die‘ Saamen in fehr heißem — trocknen, und wenn fie völlig getrocknet find, nehme man: ungefaͤhr⸗ die Menge einer ordentlichen Pulverladung, thue fols che in den fauf, den man zubereiten will, nachdem man erftlich das Zündloch mit einem eifernen Zapfen verfchloffen hat; darduf verfihliege man auch die Mündung mit einem hölzernen Pfropfe von einiger Sänge, welcher fo feft ſchließe, daß alle Luft abgehal⸗ ten 204 Die Kraft des Schießgew. zu verflärk, ten wird. Den Hintertheil des Saufes, wo fich ſtatt der tadung Die erwähnten getrockneten Saamen befins det, lege man in ein Kohlfeuer völlig acht Zoll lang, und nach und. nad) angefeuert., Das Feuer muß bis an das Ende deg Saufes, auf die vorgefchriebene Sans ge angeblafen werden, bis er rothgluͤend wird, wobe man ihn die ganze Zeit uͤber langſam umibreher, he fid) die Saamen innwendig auf eben die Art heru bewegen. Der Lauf bleibt alſo ungefaͤhr eine Vier⸗ thelſtunde lang rothgluͤend, worauf man das Feuer nicht mehr anblaͤſet oder verſtaͤrkt, und den Lauf nach und nad) abkühlen laͤßt, nad dem Maaße, wie das Feuer ausgeht. Darauf, macht man die Seele des Laufs mit einem $eineroandlappen rein und glatt, wo⸗ bey man die Außere Seite auch nicht gaı ; vergißt. Und dieß ift alle Zubereitung, Die man nöthig hat, ein Schießgewehr einzurichten, daß es weiter fchießt. Die Wirfung hievon dauert lange Zeit, nur —— — das Gewehr nicht zu oft auf einmal, oder zu geſch de hinter einander gefeuert werden. Es wit durch zu ſtark erhigt, und dag ſchwaͤcht ſeir Eine andere nöthige Erinnerung, wenn man mit ei⸗ nem, Gewehre, das nur kuͤrzlich fo:ift zugerichtetn are den, auf,eine geringe Entfernung. ſchießen will, ift daß man es viel tiefer richten muß, de: wenn Enefenung größer wäre. gl v Kafiner. * ir) 13179 nam 89. 2a: Im nei — —* A ALLE on DEN 2 ? y) v En eilt RR N 205 KakaaHrer: u eK v Ein Mittel, ‚ind Waſſer Sefaltene, Br) 71 17 REIT Yus dem Craftsmän 1761. N. 306, Auszug aus. einem Briefe # 9* Herrn Johann Bell, Hauptmann der Elifaberh von "London | dr ni Hann? N von Bi getrieben. 5 —9— vom —* Yan? deidge: Man Bilfie ihn am Bord des Schiffes, in das er gehoͤr⸗ te, Und 08 ward wirflich Befehl gegeben 3 ihn zu ſei⸗ nem Begtabniſſe einzunehen. A Der großbritannifche Viceconſul (Herr Gabriel Hervey) ein Maͤnn, der ſehr viele Menfchenliebe befißt, Hätte hiervon, nahm ‚ein Boot, gieng am Bord, legte Den Kerl ang Feuer, und ich ihn mif ges meinem alze reiben, bis dag $eben wieder kam, und jetzo befindet ſich der Mann gefund und wohl. Here Hervey hat mir ſeitdem erzaͤhlet, daß man einen Hund. länger, als zwo Stunden unter Waſſer gehal⸗ ten ‚Hat, der Dadurch wieder ift zurechtegebtacht wor⸗ den, daß m man ihn mie Satze bedeckt ‚hat; feine Ges maßlinn ſagte mir, fie ‚Härte eine Rage suche g gen bracht. un v. Kaͤſtner. VI. Ein * ** hr PT TI — ME 206 Kunfigriff beym Muſchelſuchen. KARRKKKKEE E * E **2 NL a; Ein Kunſtgriff, den 2277 sem Rufseudi beobachtet wird. St ug Dlöya s Ev vening Po Pot 1761. 62 No. D ‚berühmten Bäberg von — e, an ber N) Kuͤſte von Droueie: ‚gegen übe det ph: eine, See, Taur genannt, ; welches, ſor vie als Bergteich ſagen will, ( Taur or Hill- - a das Wort Tor oder Taur bedeutet im ——— | Phoͤniciſchen und Ceitifihen, | einen Berg. In der Mitte diefer See fteht eine Klippe, wie eine Inſel, die Röcairals beißt. Der Fuß diefer Klippe unter dem Waſſer iſt mit Miegmufheln (Mytuli), Napf mufcheln (Lepades), See⸗Eicheln (Balani), und Meere pgeln.(Echini) bedeckt, Die feft daran hängen. Die, Fiſcher bedienen ſich, ſolche ‚abhireifien, eines eiſer⸗ nen Neifens, ‚der am obern ande etwas fd af, und an eine ‚Stange, befeſtiget iſt damit ſcharren ſie an dem Felſen, und die Muſcheln fallen in einen Sack herunter, der gings um,den Felſen gebunden iſt. Ich bin bey, dieſem Fauge geweſen, und habe Ge. legenheit gehabt, etwas bemerken, da mi der, abet wert ſcheint. Zum it man die Ar eit, d den elfen abzuſcharren, mit deſtomehr Vortheile richtet, Luc man die Stellen wiſſen, wo ſich die Muſcheln, | mit AV Kunſtgriff beym Muſchelſuchen 207 Mufcheln, und befonders die großen, am häufigften, finden. "Man follte diefes nicht für ſchwer halten, weil das Waſſer ordentlid) Helle ift; aber es ift doch. nicht fo Teiche, als man ſich einbilden koͤnnte, denn’ die geringfte Bewegung verurfacht , daß die Wels len," die unordentlich auf einander fehlagen, ſchim⸗ mern, und unter diefen Ungleichhelten die Lichtſtrah⸗ fen bei) ihrem Cingange und Ausgange nothwendig ſehr viel ungleiche, und oft entgegengefeßte “Dres chungen leiden. Daraus entſteht eine Art von Echat» ten auf der Oberfläche des Teiches, daß Gegenftäns de von mittlever Größe, in ber Tiefe yon einem oder nee faum zu .erfennen find. Cine Unbes quemlichkeit, die des Fifchers Fleiße fo nachtheilig ift, zu heben, hat die Erfahrung ihnen ein’ficheres Mit⸗ tel gelehrer, worauf vielleicht bloße Naturforfcher niemals: gefallen wären Es ift weiter nichts, als daß man auf die Stelle, mo der Fifcher hinſehen will; einen Tropfen Del fallen läßt. Indem die Bewegung des Waſſers das Del erreget, fo breites ſich das letztere mis erftaunlicher Geſchwindigkeit aus, und durch feine waſſerrechte Ausdehnung unterdrückt und ebnet es die wallenden Kruͤmmungen, welche das Geſicht hinderten. Die Fiſcher find ſehr ge⸗ ſchickt, ſich dieſe kurze Stille zu Nutze zu machen, welche bald voruͤber iſt, aber ſie erneuern ſolche nach Gefallen, und mit wenig Koſten, nur mit einem ein⸗ zigen Tropfen jedesmal, und das Del von der ſchlech⸗ teſten Art ift guet genug Dazu... x Diefes erläutert eine Stelle aus des Plinius Na⸗ turgeſchichte zten Buch, 103 Cap. wo dieſer Schrifte ſteller, nachdem er von der Beruhigung des Mee⸗ res 208 Kimſtetf Bey din Stufen. — “reg durch oO, ge bet hat (mare gleo bin zuſetzt die — die ander 96 in 9) Tunde,,, nd ſaͤhen viel { befier, ‚wenn ſie ie es unter dem Ba iſer aus pügten, „ „Et ob id urinatotes ore ſpargere, qibniauh wi mitiget natura alpera:n mais, J— — ya — iR ‚ Üebert.o Käftner.. mi "gugatk, h ns — y des woyn Scks im fh und — ii —— ‚sigften Bande. iQ ven —* I... Sure dab — vom Cie der * ocen ——— —RT —X C * m — u ne 3 * > on de IV. Ein Mittel, die, forttreibend Kraft vom Shlefe gewehre anſehnlich zu verflärten,, ME IT 7 v ‚Ein. Mittel, ins Waſſer Gefallene zu retten 205 VI. Ein J — der * en ie PR wird ‚I X‘ Kr 1 NYIuiT N midi ET, art ur su rn dar, Pr 4 3 3 + „ur 5 i 4 r 3 yo. u tie Herr als 2 - 54 + i 4 « EL x 244 eo u * en J 7 9 anfu Ian 7 nat v 1; 3 - Pe — ————— N L. “ * J — — n vo vr. 8 > z ” 4 rl I RER AN NEN 2% Br I 48 n \ 4 a2 3% anHp! i q 00 | 36; — * 8* Hamburgiſches Magazih, gefammilete Schriften, Naturforfchung und den angenehmen | Wiffenfchaften überhaupt, Des ꝛoſten Bandes dritted Stüd, Dit Königl. Pohln. und Churfürftl. Gächftfeper Frepbeit, Hamburg und Leipzig, bey Grunds Witwe gi Adam Heinrich Holle 70930. mente Unterredung über - das — Alter Sörisinn Elifabeth zwiſchen den Hrn. Robert Digby, D. Arbuthnot und | Herrn Addiſon. Haec memini ‚ et victum fruſtra sontendere hychn, MB. —* Dr — — — * Sie abi wohl, fagte — da ſie in das Thal hinab giengen, BAR: was für eine gefährliche Arbeit Sie ee: mir auflegen? Man darf eine allge⸗ meine Meynung in einer jeden gleiche - gültigen Sache nicht leicht; aaa ziehen, wern man En das Anſehen DUDEN, als ſey man in feinen + an un 212 Das goldne Alter - feinen Urtheilen in etwas verkehrt; "Diefes o aber i in - einem Falle von fo großer Wichtigkeit zu th wo ſo viele anfehnliche Zeugniffe im Wege ftehen, wo es den Ruhm einer Königinn unfers Sant 8 betrifft, dieß wird noch für etwas fchlimmers, als für Eigen» finn, vielleicht gehalten werden. Denn außer, daß Sie mir mit den Worten des Dichters Ic den Bor» wurf machen Fönnen: — Nullum memorabile nomen Foeminea in poena eft, nec haber victoria laudem, fo wird eine Freyheit im Urtheilen fehr oft zu einem ‚Berveife nicht nur der Unhöflichfeit oder Des Stohzes, ſondern auch der böfen Gemuͤthsart gemisbraucher. MWenigftens wird, ver Verſuch, die Tugenden und die. Regierung der Eliſabeth ftrenge zu beurtheilen, der unnügen Bemuͤhung der alten Sophiſten gleich zu ſeyn ſcheinen, welche, wie Sie wiſſen, nichts mit meh⸗ rerm Vergnügen thaten, als wenn fie eine allgemein angenommene Sache bejtreiten und einen feftgefegten und berühmten Charakter angreifen Fonnten. Diefes Urtheil über die alten Sophiften, fagte D. Arbuthnot, ift fehr gerecht ; denn fie haben feine andere Abficht, als nur in der Kunſt zu ftrei- ten, ihre Erfahrung zu zeigen. Allein bey unferm freundfchaftlichen Streite, den wir nur zu unferm Fr führen ſehe ich feinen Schein zu diefer Furcht Allein, was wollen wir, unterbrach ihn Addi⸗ ſon, zu einer andern Schwierigkeit ſagen? Die "Materie iſt unendlich weitlaͤuftig; und es ſcheint ng 2* zu — wenn man ſie in eine geoifle rdaung der Koͤniginn Eliſabeth. 213 Ordnung bringen foll. Weber diefes ift es nicht fo- wohl meine Abficht, irgend etwas von mir felbft zu behaupten ‚ als wielmehr wider das Einwuͤrfe zu mas chen, was andre von dem Ruhme und den Tugen⸗ den der Eliſabeth behauptet haben. Und in dieſer Abfiche wünfehte ich die befondern Stücke zu wiſſen, worauf Sie Ihre größte Stärfe ſetzen, und auf dieſe Art einen Plan zu haben, welcher uns zum Grunde viffe der ganzen Anterredung dienen Fann., Ich darf nicht fo ftolz ſeyn, fagte D. Arbuth⸗ not, und Ihnen die Art, wie Sie Ihren Anfall auf die große Koͤniginn einrichten muͤſſen, vorſchreiben wollen. Die Materie iſt in der That weitlaͤuftig. ‚Allein diefe weitläuftige Gefchichte ift uns. allen wohl befannt. Sie fönnen Sich darauf beziehen und dürfen deswegen nicht allzuängftlich feyn, einen Grund zu legen, ehe Sie, zu Werke gehen. Ober, wenn Sie ja etwas haben mollen, worauf Sie bauen koͤnnen, darf ich Ihnen die vornehmften Umftände anführen , welche nach meinen Gedanken das meijte zum Ruhme diefer Regierung beytragen? Ein Ente wurf von diefer Art wird ohne Zweifel alle die Abs fichten des Plans erfüllen, den Sie von mir zu vere langen fcheinen, Herr Addifon war mit dieſem Vorſchlage ar frieden , weil er glaubte, der, Streit würde dadurch Fürzer oder wenigftens deutlicher und verftänblijet werden. | Die Urfachen alſo, fuhr D. Arbuthnot fort, welche mic) zur Bewunderung der Regierung und bes Charakters der Königinn Eliſabeth vornehmlich bewegt haben, find, um ge kurz zu fagen, nor fie fam 214 Das goldne Alter Fam unter den mislichſten Lmftänden zur‘ Krone, : bie aber durd) die Klugheit und durch den Muth ihs ser Rarbfchläge von ihr gänzlidy überwunden wur⸗ den: ſie jiegte über die größten auswärtigen und eins heimiſchen Gefahren : fie erniedrigte durch ihre Waffen die fürchterlichhte Macht in Europa: fie vereinigte oder Dämpfte wenigſtens zwo unverföhnliche und higige Partheyen im Sande: fie demüthigte ‘den Geiſt der Rebellion in Irland, und wich den beftändigen In⸗ £rigven ihrer unruhigen Nachbarn, der Scotten, aus: fie feste unfere Keligionsverfaffung auf einen felten Grund und fie erhielt oder brachte vielmehr die Sache der Proteftanten empor: fie machte, daß ihr. Anfes ben von ıhren Unterthanen verehret wurde: fie brach⸗ te den Friegerifchen Ruhm ihrer Nation, fowohl zu Waſſer als zu Lande aufs böchfte : fie brauchte Die gefchicfteiten Diener und gab die weifeften Gefege: Durch alle diefe Mittel brachte fie es fo weit, daß fie in einem 'beftändigen auten Bernehmen mit ihren Darlamenten lebte, daß fie von ihrem Bolfe anges bethet, und von der übrigen Welt bervundert und bes neider wurde, ,, —* Genug, ſagte Addiſon, ich kann Ihnen nicht durch alle beſondere Umſtaͤnde dieſer Lobrede folgen; und es wuͤrde in der That auch von wenigem Nutzen feyn: weil die Weisheit ihrer Policey in allen dieſen Ballen ihrer Regierung bloß durch eine forgfältige Unterſuchung der Gefchichte dieſer Zeit beurtheilet werden kann: dieſe aber find zu zahlreich und zu wie derfprechend, als daß fie in dieſer Unterredung mit einander verglichen und vereiniget werden fünnen. Alles was ic) thun kann, fuhr er fort, nachdem e⸗ un einige der Königin Elifaberh. 215. einige Augenblicke nachgedacht harte, ift diefes,"daß. ich die Stärfe Ihres Panegyricus durch einige: alle, gemeine Beobachtungen über die Umſtaͤnde und die. Befchaffenheic der damaligen Zeiten ſchwaͤche, und: alsdann Die perfönlichen Eigenſchaften der Köniz, ginn, welche „ wie ‚Sie glauben‘, einen fo großen, Glanz über ihre Regierung verbreitet haben follen, felbft betrachte. | — Wie es Ihnen gefaͤllig iſt, antwortete Di Ar⸗ buthnot. Wir werden auf dieſem gebahnten Wege der Geſchichteuns nicht leicht verlieren. Und da Ihr Unternehmen fo fonderdar ift, fo iſt es billig, daß ich Ihnen die Wahl Ihrer eigenen, Methode uͤberlaſſe. | aa ing Eie haben, wie ich fehe, die gewöhnliche Mey⸗ nung, erwiederte Addiſon, als wäre die Regierung der Eliſabeth mis allen nur: möglichen mislichem AUmftänden begleitet gewefen. Mir hingegen ſcheint es, als wenn die Sicherheit und felbft der Glanz ih⸗ res Negiments vornehmlich. von den gluͤcklichen Um⸗ ftänden ihre Zeiten herzuleiten wären. Das erfte, was wir hier unterfuchen müffen, iſt die große Sache der Religioen. j Die Grundfäge der Proteftantifchen Religion: haften fchon feit vielen Jahren unter dem Volke ges wirket. Sie hatten ihr Haupt unter der kurzen Re— gierung Eduard des Sechften fo fehr empor geho- ben, daß die blutigen Graufamfeiten feines Nach folgers nur dazu dienten , daß fie den Eifer, mit wel⸗ em man die Grundfäge annahm, und ausbreitete, deſto mehr entzündeten. Eliſabeth, die unter die⸗ fen Umftänden zur Krone Fam, war aus Eigennug 24 und 16 Das goldne Alter und Neigung entſchloſſen, die Partey der neuen Re⸗ ligion anzunehmen, Ich fage aus Eigennutʒ ſo⸗ wohl, als aus Neigung. Und nad meinen Gedan⸗ fen habe ich Urfache, diefes zu behaupten, Denn obgleich) die Mächtigften und die Cleriſey durch das ganze Königreich überhaupt öffentliche Papiften wa⸗ ren, fo waren doch die meiften nur folche,, weld)e die Regierung des Königes Eduard gebildet hatte, und man durfte bey ihnen Feine Verpflichtung befürchten, welche ihr &ffentliches Bekenntniß über ihre Ge⸗ wiflen wirflich haben koͤnnte. Auf dgggandern Seite aber Fonnte man leicht aus vielen Zufällen bemerfen, daß der allgemeine Hang der Nation gegen die Pro- teftantifche Schre gieng, und daß man fich ihr mit einem folchen Eifer ergab, welcher am Ende allen Widerftand überwinden mußte. Unter diefen Um⸗ ftänden war es alfo für die Koniginn leicht, wenn fie auch nicht außerdem. durch ihre Örundfäge und durch ihren Mugen’ verleitet worden wäre, die Res formation zu unterftügen. Die Wahrheit ift es, fie felbft fieng die Werf mit fo gutem Herzen an, und forgte fo nachdruͤcklich für deflen Befeftigung, daß wir uns nicht wundern dürfen, daß fie der Abgott der Reformirten wurde, und daß zu gleicher Zeit die paͤbſtliche Macht durch ganz Europa wider fie ein Buͤndniß machte. Der Enthuſiaſmus ihrer proteſtantiſchen Unterthanen war ganz außerordentlich. Er entſtand durch andere Betrachtungen; ; und wurde nur durch die Freyheit, welche fie in ihrer Befreyung von der Tyranney der Kirche fü fühlen, und durch. die Annehmlichkeiten, — ſie in dem — e der Kirchenguͤter fanden, unter⸗ der Koͤniginn Eliſabeth. 217 unterhalten. Es war eine von jenen außerordentli⸗ chen Verbindungen, bey welchen die allgemeine Ge: fahr die allgemeine, Sicherheit wird; wann nämlich) Keligion und Politif, Gewiſſen und Eigennuß ihre Kräfte vereinigen, um das Anfehen des Prinzen zu unterftügen, und um dem Gehorfame des Unterthas nen Treue, Muth und Wirffamfeit zu geben. Und daher Fam es, fuhr er fort, daß man einen. fe hißigen und unübermwindlichen Eifer in der Ver— theidigung der Koniginn wider alle Anfälle ihrer Feinde zeigte. Ihr Wolf war fo durchaus proteftans tiſch, daß es Feinen Aufwand ihrer Regierung für zu groß. hielt, wenn es nur vor dem Nückfall unter das Pabftthum dadurch gefichere werden Eonnte. Ihre Parlamente waren willig, alle Streitigfeiten über den Umfang ihres Borzugs, aufzugeben, weil fie ihre eigene. und die allgemeine Gefahr em— pfanden. | Indem Sie den Bortheil des Eifers und der Einigfeit, womit die guten Unterthanen der Eliſa⸗ bech befeelet waren, erheben, fagte D. Arbuchnot, fo vergeffen Sie, daß zwo unrubige und alte Par: teyen ihre ganze Lebenszeit hindurch in ihrem Könige reiche mit einander ſtritten. Sch vergeffe diefen Lmftand gar nicht, antwor⸗ tete Addifon, ja ich rechne ihn vielmehr als einen andern wichtigen Bortheil ihrer Zeit an. F Die gegenſeitigen Bemühungen dieſer Parteyen machten in gewiſſer Weiſe einander kraftlos. Der vornehmſte Nutzen von ihnen aber beſtand darinnen, daß durch Huͤlfe ihrer Unternehmungen ſtets eine in⸗ nerliche Unruhe oder eine auswaͤrtige Gefahr bey der 25 a 218 Das goldne Alter Hand war, um den Eifer ihres Volkes lebendig zu mar chen, und feineTreue zu entzünden. Ich will aber bey ven Partenen ihrer Regierung etwas umftändlicher ſeyn. Die Papiſten waren in der That die einzigen, vor welche ſie ſich zu fuͤrchten Urſache hatten. Die Piritaner haften nur angefangen fid) zu zeigen, ob» gleich in der That ſchon mit der. trogigen Mine, welche deutlich genung zu erkennen gab, von mag vor Geifte fie wären, und zu was es in gufen Zei⸗ ten feicht kommen Fönnte. Allein dieſer Geift ward in erträglichen Umſtaͤnden durch eine geroiffe bequeme Politik der Königinn erhalten, welche fo befchaffen war, daß fie ihre Aufmerffamfeit unter die Kirche und, die Puritaner vertheilte,, fo wie es der Nutzen von benden erforderte, mit ihnen wohl zu ftehen. Die legten fühlten zwar zuweilen die Schwere ihres Unmillens, wenn fie es wagten fich ihrer Anordnung zu fühn zu widerſetzen. Allein es gefchahe felten und nicht ganz: und wenn fie auch mit der größten Schärfe beftra’et wurden, fo hatten fie das Ver⸗ gnügen ımd fahen, daß ihre Patrone in den wichtig« ften Stellen bey Hofe blieben, und, was noch mehr dft, den höchiten Grad der perfönlichen Gunſt * haupteten. Und was beweiſet dieſes alles, unterbrach D. Arbuchnot, als daß ſie ſo wohl regierte, daß ſie eine hitzige Partey entwaffnete, oder vielmehr, daß fie es fo weit brachte, damit dieſelbe wider die Meis gung ihrer Natur zu fo weifen Endzwecken * Re gierung dienen mußte. Was die weifen Endzwece der Regierung inbes fanget ‚ fo fehe ich feinen, antwortete Addiſon, der ‘ diefen der Koͤniginn Eliſabeth. 219 dieſen Namen verdienet, und der durch ihre unge⸗ wiſſe Aufführung gegen’ die Puritaner waͤre erhalten worden. Denn ſie hielt dieſelben niemals mit derje⸗ nigen Strenge zuruͤck, wodurch ihr Wachsthum viel⸗ leicht im Anfange wäre verhindert worden, fie er« zeigte ihnen aber auch nie die gaͤnzliche Nachſicht, wodurch ihre Wuth in der Zukunft geſchwaͤchet wor⸗ den waͤre. Dieſes Betragen, das nach der Zeit eingerichtet wurde, war zwar geſchickt genung, Une ruhen in ihren ®gnen Zeiten zu verhüten; allein es wurden viele Materialien zu dem fchrecklichen Reuer aufgehäufet, welches unter einem von ihren Nach— folgern ausbrach und müthete. An ftatt alfo, das Ungluͤck, das folgte, der ſchlech⸗ ten Regierung der Stuarte zuzuſchreiben, fagte Arbuthnot, wollen Sie die ganze Schuld davon auf die legte und größte Regentinn aus dem Haufe Tudor legen? Dieß ift ein neuer Weg, diefes koͤ⸗ nigliche Haus zu vertheidigen, und nach meinen Ges danken iſt es Ihnen Feinen geringen Danf deswegen fhuldig. Ich geftehe, niemals wäre e8 mir einge: fallen, dieſe Schutzrede für fie zu machen, Ob ich gleidy niemals unternehmen wollte, fagse Addiſon, von diefen oder einem andern Lmftande eine Schugrede für fie zu machen, fo glaube ich doch gewiß, daß ein Theil der Schwierigkeiten, mit wel⸗ chen das Haus Stuart zu fämpfen hatte, durch die üble Potitif ihrer Vorfahren auf fie gebracht wur« ben. Allein ich gebe diefe Betrachtung auf, und ich verlange nur, auf das aufmerffam zu ſeyn, was ich vorzüglich behaupte, nämlich: „die Ruhe und Si⸗ cherheit in der Regierung der Eliſabeth wurde fo gar 220 Das goldne Alter © gar durch die unruhigen Unternehmungen unb gegene ‚feitigen Abfichten ihrer einheimifchen Parteyen beför« dert und unterhalten. „. » Die Puritsner waren in ihrer Hand ein Werkzeug, der Kirche Einhalt zu hun und der Macht ihrer Diener das Gleichgewicht zu halten: außer daß diefe Art des Volks vor dem ans dern das hißiafte wider den allgemeinen Feind war. Und was die Papiften felbft anbelanget, (ic) will nicht meitläuftig anführen, daß fie natürlicher Weiſe fehr genau beobachtet wurden, und daß fie vielleicht nicht fo zahlreich gewefen find, daß fie eine unmite telbare ‚Gefahr hätten erregen koͤnnen) *) fo hatte der allgemeine Abfcheu ſowohl gegen ihre Grundfäge, als auch gegen ihre Abfichten die ftärffte Wirfung, und vereinigte und befeftigte die Siebe ihrer übrigen Unterthanen noch mehr, als es außerdem gefcheben feyn würde, fo, daß fo wohl inwendig als auswärts die allgemeine Gefahr, wie ich fie nennete, die allge⸗ meine Sicherheit wurde. N; Genung, fagte D. Arbuthnot, ich muß dieſes fir eine fehr außerordentliche Folge halten. Ich habe feinen Begriff von der Sicherheit diefer großen Koͤniginn, die mit innerlichen und auswärtigen Sein. den umgeben war. | * fi GIS; Ihre °, Man kann dieſes zugeben, wenn man ſich auf eine Berechnung verlaſſen darf, die ſie ſelbſt von ihrer damaligen Anzahl ſollen gemacht haben — „Sie machen die Nechnung (fagt Sir Edwin Sandys, in feinem Speculum Europae, da8 1699 gefchries ben worden ift) auf 4000 fichere Catholiken in England, mit 400 Engliſchen Römifcben Prie: fern, welche diefed Kriegsheer beſchuͤtzen. ©. 157: der- Königin Eliſabeth. al Ihre auswaͤrtigen Feinde, erwiederte Addiſon, — weniger fürchterlich, als fie dem erften Anblice nach zu feyn fcheinen. Ja ich mache fo gar die Be— ſchaffenheit ver benachbarten Mächte auf dem feſten tande zu ihrer ; Zeit zu dem dritten vortheilhaften Umſtande, darinnen ſie ſich a — Es iſt wahr, wenn eine volkommene Einigkeit unter den catholiſchen Fuͤrſten geweſen waͤre, ſo wuͤrde der paͤbſtliche Donner durch ſie ſchrecklich worden ſeyn. Allein ſo war er ohnmaͤchtig und unwirkſam. Der buͤrgerliche Krieg Frankreichs, und die beitän- dige Eiferfücht Spaniens , ließ die Königinn nur wenig: von.diefer Geite beforgen. Die Spaniſche Monarchie war zwar meitläuftig und unter der. Mes gierung eines abergläubifchen und rachfüchtigen Prine zen. Allein fie war verhaßt, und in einem ‚jeden Theile verderbt. Weiſe Männer ſahen wohl ein, daß im diefer trägen Monarchie mehr Größe als Stär- fe wäre, Und der glückliche Erfolg von einer Hand voll ihrer Unterthanen , welche durch die Liebe zur Freyheit angerrieben, und durch die Unterdruͤckung wuͤthend gemacht worden waren, entdeckte aller Welt ihre Schwaͤche. | Es mag wahr feyn, unterbrach D. Arbuthnot, daß die Königinn von den Prinzen, auf dem feſten - Sande weniger zu beforgen hatte, als man zumeilen vorgiebt. Allein Sie vergeflen bey diefer Beurthei⸗ lung der oͤffentlichen Gefahren die Verwirrungen in Irrland und die unruhigen Bemuͤhungen ihrer naͤch⸗ ſten Nachbarn der Scotten: dieſe beyden wurden von Spanien unterſtuͤtzt; ‚und die letztern unter dem befondern Einfluß und Aufſicht der Guiſen. € Sie ꝛ220 Das goldne Alter ESie ſollen meine Meynung/ entworfen, in wenig Worten haben. Was die Irlaͤndiſchen — — fo war es nicht der Königinn ihre Abſicht, oder dod) gewiß ihr Gluͤck Icht, da fie diefelben beylegte: ich menne, während Des größten Theils ihrer Regierung ; denn wir reden ißt von dem allgemeinen Ilmfange ihrer Politik, Gegen das Ende ihres Regiments machte fie in der That einige herzhafte Verſuche, den unruhigen Geift diefer Wilden zu brechen, Und eg war auch hohe Zeit, daß fie es that, Denn wegen ihres verftellten Verhaltens gegen fie, waren fie fd ftol; worden, daß fie fi von England unabhaͤn⸗ gig zu machen und in Freyheit zu fegen dachten. Ja die Einbildung des Hauptrebellen Tyrone, ber von Spanien 'ermuntert und unterftüget wurde, ſchien der Königinn noch größeres Unglück zu drehen. Die außerordentliche Schande und Gefahr felbft bey diefer Stellung , weckte ihr Alter endlich) auf, daß fie ſich entſchloß, wirffame Maafregeln darmwider zu nehmen. Die Zubereitung war groß und’ der Un— ternehmung gemäß. Man muß weiter geftehen, fie mar glücklich; allein fo fpäte, daß fie felbft nicht lange genung lebte, um die völlige Wirfung davon zu fee hen, Unterdeſſen wird der glücflibe Erfolg unter die rühmlichen Thaten ihrer Regierung gezaͤhlet. Allein man bedenket zugleich nicht, daß bloß ihre üble Politif, weiche es zuließ, daß die Unordnungen diefes Reiches ſo hoch wuchſen, Gelegenheit zu die⸗ ſem Ruhme gemacht hat. Ich nenne es ihre uͤble Politik, denn (es ſey denn, daß man es mehr ihrer aus⸗ der Koͤniginn Eliſabeth. 223 ausfchweifenden Spärfamfeit zuſchreiben muß,) *) man kann ſicher glauben, daß ſie die Abſicht hatte, die irlaͤndiſchen Unordnungen zu verlängern, End⸗ ich ſtimmte es mit einem von ihrem Lieblingsgrund⸗ fägen überein, ſie nur auf uhalten, nicht aber zu uns terdrücen. Nach meinen Gedanken fieht man die ee ehe Deutlich, aus, der Art, wie fie den Krieg forte — niemals, bis bey der letztern Unruhe, im Er J nfte zu endigen bedacht war. Scotland erforderte in der That eine ernſtlichere Aufmerkſamkeit. Allein die elendverwirrten Rath⸗ ſchlaͤge dieſes Hofes — ein unmuͤndiger König — eine gefaugene Koͤniginn — ‚und Der unruhige Staat von Frankreich ſelbſt, welches die Bosheit ER Ir IyIHB der 2) Eamden gefteht, daß die irlaͤndiſche Rebellion, welche am Ende fo gefährlich wurde, „Dadurch ges "7 „fkärker worden ware, meil man fie in England gering geachtet, und ihrentwegen das Geld ge> 0 „fparet babe „ Hift. of Eliz. B. II. — Eben Ddieſes faget ein anderer berühmter Schriftſteller dieſer Zeit: Before the tranfmirting of the laft great army, the forces fent over by Q Eiizubith were »ot of fuficient power to break and fubdue all the /rssbry: The extreme peril of lofıng the kingdom; the dishonour and danger that might . thereby grow to the crown of England; together wich a juf®disdain conceived by that great- min- ded queen, that fo wicked and ungrateful a rebel “Should prevail againft her, who had ever been victorious againft all her ennemies, dıd move and „u „ almoft enforce her to fend over that mighty aımy. „Sir F. Daviers Difcovery of the State of Ireland, ES ET OT a a u or Das goldne Alter? der Guifen in einem hohen Grade erniebrigte — waren glücliche Umſtaͤnde. ei Wien geftehe ich, daß fie in diefem Falle viele Politik ; erkennen gegeben hat. Sie hatte, ein wachſames Auge auf die Seite von Scotland. And obgleich durch verfchiedene Umftände ihre Abfichten befördert wurden, fo.muß man doc) befennen, daß ſie nicht ohne viele Sorge und ganz ohne Weisheit ausgefühe vet worden find, Ar 1 wo Ich fehe Ben Werth diefes Befänntniffes ein, er⸗ wiederte D, Arbuthnot. Es muß gewiß. kein ge⸗ meiner Grad von beyden Eigenfchaften feyn, der ih⸗ nen daffelbe abgenöthiget hat. ib Ich verbitte es, fagte Addifon, mich weiter in die öffentlichen Unterhandlungen diefer Regierung einzulaffen, wenn ich aud) Feine andere Urſache das zu hätte, als weil es wegen der Entfernung der Zeit nicht leichte ift, etwas Gewiſſes von der Politik, mit der fie ausgeführet wurden, zu beftinnmen. Geben Sie mir nur die Erlaubniß, diefes als den vierten vortheilhaften Umftand ihrer Zeit anzuführen : „daß ‚die Fönigliche Würde damals auf ihrer größten Hoͤ⸗ he war, und daß ein geduldiges Volk der Königinn verftattete , es ben allen Gelegenheiten zu gebraus «chen. „ Daher koͤmmt die fheinbare Mache und Stärfe ihrer Regierung; und daher koͤmmt die Ges legenheit, welche man in unferm Lande fo felten fin- der, Die ganze Mache der Nation auf eine Abſicht | ber der Königin Eliſabeth. 225 der Regierung zu richten, welche 8 Ruhm des Fuͤrſten oder die allgemeine Wohlfahrt verlangte. Was Sie dem hohen Anſehen der Wuͤrde zuſchrei⸗ ben, antwortete D. Arbuthnot, das koͤnnte man vielmehr der Geſchicklichkeit ihrer Regierung, und den weiſen Mitteln zurechnen, die fie zur Verwal⸗ tung derfelben gebrauchet hat. Das Bornehmte. von ihnen war,'daß fie mit den größten Maͤnnern die verfchiedenen Departementer ihrer Regierung bea ſetzte. Eine jede Art des Verdienftes ward durch ihr Lächeln *) ermuntert, und durch ihre Guͤte be⸗ lohnet. Sie beförderte auf alle Art, durch ihre koͤ— nigliche Aufführung, durch ein mäßiges und wohl ers theiltes Lob, durch die meifefte Austheilung ihrer ' Gnade, eine edle Macheiferung. Daher mußte na« türlicher Weife das Vertrauen auf die Rarbfchlüffe und Unternehmungen der Koͤniginn entſtehen, wel⸗ ches durch eine Fnechtifche Furcht ihres Vorzugs nies ‚mals verurfacher werden Fonnte, Dieß iftdie wah⸗ re Urſache von der Treue, von dem Gehorfame, von der Ergebenheit, wodurch ihre Diener fich hervor⸗ — thaten. ®) Sir Robert Naunton "uns: The queen was never profufe in delivering out of her treafure, but paid her fervants, part in money, and the zeft with Grace; which, as the cafe ftood, was then taken for good payment: Fragm, Reg. p. 89. Nat. Bacon fagt in eben der Abficht: A wife man, that was an eye- witnefs of ber altions, and thofe that, fucceeded to her, many times hath faid, That a couftier might make a better meal ‚of one good Look from her, than of a gift from “Tome other. Dife: P: I: p · 266. London 1651, | 26 Band. P 226 Das goldne Alter thaten. und ſo herrſchte uͤberall durch das ganze Koͤnigreich diejenige Ehrerbiethigkeit gegen ihre Wuͤr⸗ de *), dasjenige Gefühl der Ehre, die Empfindung der Pflicht, Furz, diejenige angenehme Einfalt der Sitten, durch welche das Zeitalter der Eliſabeth wahrhaftig golden wurde. Diefes zeigt uns das an⸗ genehmfte Gemälde der Menfchlichfeit, das wir nur in den Nachrichten irgend eines Volks antreffen koͤn⸗ nen. Ä ug Es ift wahr, was Sie fagen, unterbrach Addi⸗ fon, diefes Gemälde ift fchöne, Aber wovon iſt es eine Copie? Bon der damaligen Zeit, oder von. den Tugenden der Königinn? Sie mögen felbft ur- theilen, wenn ich ihnen werde zwo merkwuͤrdige Be⸗ gebenheiten diefer Zeit vorgeleget haben, welche vie größte Wirkung auf die allgemeinen Gitten haben mußten; ich meyne die Reformation der Kelis gion, und was ihr mehr Eingang verfchaffte, die Wie⸗ ) Diefe Ebrerbierbigkeit der Wuͤrde, dieſen vorzuͤg⸗ lichen Charakter der damaligen Zeit, und von dem Addiſon hier Die Urſache angiebt, ruͤhmet ein groſe ſer Schriftſteller we Worten: It was an in- genuous uninqguiffige time, when all the paflions and afteltions öf the people were lapped up in ſuch an innocent and humbie obedience, that ! there was never the leaft conteftation nor capitu- lation with the Queen, nor (thröugh fhe very fre- quently cönfulted with her fubjets) any furtber reaſons urged of ber ultions, than HE’R owN Wırı. Man fehe eine Abhandlung unter dem Ti- tel: The Difparity in Sir H. Worton’s Remains, Geite 46. welche der Graf von Elarendon foll ges fchrieben haben, 1. 2 SU BO. der Königinn Eliſabeth. 227 LDiederberftellung der Wiſſenſchaften. Bon diefen, als den wahren Quellen , wollte ich viele mehr die Treue und den Gehorſam der guten Unter— thanen der Königinn Eliſabeth herleiten. Die Liebe zu den Wiffenfchaften war außeror⸗ dentlich Die Neuigfeit diefer Bemühungen, die Künfte, die man angewendet hatte, un andere da⸗ von abzuhalten, ihr fichtbarer Mugen, und vielleicht einige verwirrte Begriffe von einer gewiffen görtlie chen Tugend; alle diefe Urſachen kamen zufammen, in allen eine Neubegierde zu erwecken, und diejeni⸗ gen, die Zeit und Luft hatten, anzutreiben, daß fie ſich jetbft mic der griechifchen und roͤmiſchen Ge⸗ Ichrfamfeit befannt machten. Die Geiftfighen, wel⸗ che aus leicht zu begreifenden Urfachen cal und ernftlichften in diefen Bemühungen ſeyn wollten, waren nicht die einzigen Perfonen, weldye von Dies, fem Eifer befeelet waren. Der niedere und hohe "Adel war davon eingenommen, Eine gewiſſe Kennt⸗ niß der alten Schriftfteller, wurde als ein wefentlis ches Stuͤck, das zur Erziehung einer Standesperfon gehörte, angefehen, fo, daß damals Griechifch und Latein bey Hofe fo gewöhnlich war, als heute zu Tage das Sranzöfifche iſt. Eliſabeth ſelbſt, und ich wundere mich, daß Sie mic) noch nicht dare an erinnert haben, war in benden wohl erfahren *);5 — Pa man Paul Sentzner, ein gelebtter Deutſcher, der 1508: in England war, geht in ſeinem Lobe, von der Kenntniß der Koͤniginn in Sprachen, noch weiter. Er ſagt und: Praeterguam quod Graece er Latine eleganter eſt docta, tenet, ultra jam memorata — icdioma⸗ 23° Dad goldne Alter man ſagt, ſie habe bey ihrer Muße einige ſchoͤne Ue⸗ berſetzungen aus beyden Sprachen verfertiget. Man ſieht leicht ein, was vor Wirkung dieſe allgemeine Aufmerkſamkeit auf die Wiſſenſchaften bey edlen und wohlerzogenen Gemuͤthern gehabt haben muͤſſe. Und es war ein vorzuͤgliches Gluͤck dieſes Zeitalters, daß die Gelehrſamkeit, ob ſie gleich mit ſo großem Eifer getrieben wurde, nicht, wie itzo in Pedanterey ausartete: ich meyne, daß ſie in dieſen eifrigen und geſchaͤfftigen Zeiten, nicht ſowol zur Prahlerey, als zum idiomata, etiam Hifpanicum, Scoticum et Belgi- e an fehe fein Itinerarium. _ | dich war der allgemeine Charakter der: r G unter dieſer Regierung; wenigſtens wenn wir dem William Harriſon glauben, der von der gegenwärtigen Sache auf folgende Art redet: This furcher is not be omitted, to the fingular com- mendation of both forts and fexes of our cour- tiers here in Englund, that there are very few of “them, wlıich have not the ufe and fkillof ſundry fpeeches, befide an excellent vein of writing, be- fore time not regarded. Truly it is a rare thing with us now, to hear ofa courtier which hath but his own Language. And te fay how many. ntlewomen and ladies there are, that, befide, found knowledge ofhe.Greek and Latin tongues, are tiere to no lefs (kilful in the Spanifh, Italian, and French, or in fome one of them, it —— not in me: ich I am perfuaded, that ‚as the no lemen and gentlemen do furmount in this beha , - fo thefe come very little or nothing behind them for their parts; whichinduftry God continue, and accomplifh that which otherwife is warting. De- feript. of England, Seite 190. . der Königinn Eliſabeth. 229 ‚zum Nutzen getrieben wurde, und nicht. die Folgen bey ſich hatte, die aber bald nachkamen, daß name ‚lich alle andere edlere und männliche Uebungen auss geſchloſſen wurden. ee die t haben. Berrachten Sie auch die Wirfung - Beränderungen in der Religion vorge Da fie nur unlängft gefchehen, da fie von fo großer Wichtigkeit, da die Wohlthaten diefer Veränderung mit vielem Blute und befchwerticher Arbeit theuer ers fauft worden waren, fo mußten alle diefe Betrach— - tungen einen Eifer für die Religion erwecken, den - man faum jemals unter andern Umftänden entdecket bat. Diefer Eifer hatte einen unmittelbaren und fehr fichebaren Einfluß auf die Sitten der Reformir— ten. Er verbeflerte fie bey jeder Gelegenheit; vors nehmlich aber brachte er eine freudige Unterwürfig« keit unter diejenige Regierung hervor, durd) welche ‚fie von ihrer vorigen Eclaverey befreyet worden wa⸗ ten, und welche. nunmehro die einzige Huͤffe wider ‚die zuruͤckkommenden Gefahren des Aberglaubens war, : Die Religion alfo, welche mit aller ihrer Stärfe wirfte, und welche durch die Danfbarfeit ‚und fogar durch den Eigennuß noch mehr erhoͤhet wurde, verband die Gemuͤther der Menſchen mit den ſtaͤrkſten Banden 4 zum Gehorſame. Und zum P 3 Gluͤck *) Man muß ſich wundern, daß der Redner unter diefen Banden das Vorurtbeil der. Erziehung überfeben hat; vornehmlich da folche ur IH KA we he Methoden gebraucht wurden, um es zu cben der Abſicht, die bier angeführet ift, wirkſam gu machen — Ein Buch mit dem Titel: "EIPHNAP- XIA, fiue Elizaberha, wurde in lateiniſchen “en n 230 Das goldne Atter Gluͤck für die Königin wurde diefer Gehorfam durch Die hohen und allgemein angenommenen Begriffe von =; HE : H ; j — der ſen AR gewiffen Ochland geſchrieben; die⸗ ſes t die groͤßten Lobeserhebungen von dem Charäfter und der Regierung der Koͤniginn, und prieß die norzüglichen Tugenden ihrer Minifter, Man befahl, dag man diefeg Buch in den nieder Schulen als einen chaffifchen Schriftfteller anfehen follte, und es war im ganzen Königreiche gewoͤhn⸗ Hi, daß ed junge Schhler augmendig lernten. — Dieſes war ein unvergleichlicher Wen , den Ge⸗˖ muͤthern des Volks eine Empfindung der Treue ein⸗ zupragen, Und obgleich diefe Verordnung, wie wir vermuthen Eönnen, mehr aus einer zaͤrtlichen Liebe für dag Intereſſe der proteflantifchen Reli— gion in dieſem Reiche entitanden war: fo ift doch der Nußen Davon in einem jeden andern Reiche und unter einer-jeden andern Regierung fo fihtbar, daß nichts, als die Maͤßigung ihrer Nachfolger, und das Zutrauen der Minifter derfelben, welche durch ihre eignen bekannten Geſchicklichkeiten die Regie⸗ zung binlänglich zu unterflüsen fuchten, es vers Binderten, daß eben diefes Mittel in der Folge nicht gebrauchet worden if. —— Allein, obgleich das oͤffentliche Anſehen mangel⸗ te, fo ſuchten doch Privatperſonen durch verfchie« dene Wege diefen Mangel zu erſetzen. Ich will nur ein Exempel hiervon anfıhren. Die protes Mantifche Königinn mußte ein Muffer der guten Regierung ſeyn: und daher entſtand Lie Eupmvapcius Ihr Nachfolger wollte nur für ein Muſter der Der redtſamkeit gehalten werden ; und daher entitand das edle Unternehmen, das ich mit den eignen Worten des Geſchichtſchreibers erzählten will: Mr, George Herbers being praele&tor in the rhe- torique fchool in Cambridge in 1616. pafled by shofe fluent orators, that domineesed in the pul- j pies, der Königin Eliſabeth. 231 der fönigtichen Gewalt, welche damals unter dem Volke herrfchten , ihn noch mehr verfichert. | Mehmen Eie alles dieſes zufanımen, und fagen Sie mir alsdenn, ob es wohl ein Wunder ft, daß ein Bolf, weldyes itzt erft aus. der Unwiſſenheit fich empor hob; das durch den Reichthum und alſo auch durch die Schwelgerey noch nicht ‚verderbet war; das zum Gehorſam erzogen und in der Einfalt ernäh« ret; über diefes altes von der Liebe zur Gelehrfams feit und Religion eingenommen war, davon Feines von beyden damals bloß zum Wohlftande, oder, was noch fehlimmer ift, zu eiteln und ehrgeizigen Abſich— ‚ten gebrauc;et wurde; ift es, fageich, wohl ein Wunder, wenn diefes Wolf feinem bewundernden -Lobredner ein fo ſchoͤnes Gemälde feiner Sitten zeiget ? Um mich mit Ihnen nod) mehr zu vereinigen, eg ‘war eine von denen Berbindungen, bey welchen die wirffamen Tugenden hervor. gezogen und belohnet werden. Die Gefahren der Zeit hatten den Geift erwecket, und die. ganze Stärke der Nation ans Licht gebracht. Eine Arc von Enthufiasmus. hatte einen jeden mic der: Begierde angefeuert, alle feine Kräfte | Pie: zu pits of Athens. and Rome, and infifted to read upon an. oration of K. James, which he analyfed; - {hewed the concinnity of the parts; the proprie- ‚ty of the phrafe; the height and power of ie to move the afe&tions; the fiyle, utterly unknows 20 the Antients; who could not conceive what Kingly eloquence was, in refpe& of which thofe noted demagogi were but hirelings and triobola- .ry rhetoricians. Man fehe Bifchof Alacker’s Life us Archbifhop Wiliams, 17a 232 Das goldne Alter zu zeigen; er befand fich in einem Stande, in mele chem er wollte; im Felde, in der Studierftube, im Cabinete. Daher eniftund eine folche reiche Erndte von Soldaten, Gelehrten und Staatsmännern, ders gleichen man felten in irgend einem Künigreiche auf einmal hat blühen fehen. Und da alle dem Hofe ihe re Pflicht fehuldig zu feyn glaubten , fo war es auch die Gewohnheit ver Zeit, daß alle daſelbſt ihre An⸗ fprüche vorbrachten. Die Anzahl der Kandidaten war deswegen fo groß, daß es etwas Befremdendes geweſen fenn würde, wenn auch nur eine gewoͤhnli⸗ che Aufmerkſamkeit die Königinn nicht mit den ge= gefchicteften Dienern von allen Arten verfehen haͤt⸗ te; und hierzu fam nod), daß fie durch ihre Ums ftände oft genoͤthiget wurde, die gefchicteften zu ge brauchen, — — Ach war ſehr begierig zu ſehen, ſagte D. Ars buthnot, was denn endlich der Beſchluß Ihrer ſtroͤ⸗ menden Beredtſamkeit ſeyn wuͤrde. Es iſt hier eben das geſchehen, was in ſo vielen andern Faͤllen ge⸗ ſchieht, wenn man eine Lieblingsmeynung vertheidi⸗ get. Man erlaubet ſich einen Eifer für dieſelbe, ale lein auf Koften einer andern wichrigern Meynung. Ehe Sie der Königinn perfönliche Tugenden und Vorzüge zugeftehen, fo erfüllen Sie lieber ihren Hof, ja ihr ganzes Königreich, mit Helden und Weifen: und fo machen Sie ihrer Regierung ein größeres Eompliment , als ich es zu thun Willens war, Ja, ihrer Negierung, wenn Gie wollen, erwies derte Addiſon, aber nur in fo ferne, als eg die Ei» genfhaften und den Gemuͤthszuſtand ihrer Untertha« wen betrifft, denn ich will das Verdienſt * Lies erem⸗ — der Koͤniginn Elifabeth. 233 bereinftimmung mit Ihnen nicht dadurch verringern, daß ich behaupte, wie ich es wohl thun koͤnnte, daß ihre Sitten , fo verehrungsmwerth fie auch waren, doch im Gegentheile durch die fehr großen Laſter der Unterdrückung und des Stolzes erniedriget *), und ihre GefchicklichFeiten von aller Art durd die Bars baren verunftaktet wurden. Was aber das Agne Berdierft der Königinn in der Wahl ihrer Diener anbetrifft: fo muß ich um die Erlaubniß bitten, daß ic; meine Gedanfen davon freymüthig entdecken darf, Es kann wahr ſeyn, daß fie einen großen Grad der Scharifinnigkeit befaß , und dadurch die Maruren und Talente der Menfchen unterfcheiven Eonnte. Die war ihr Vorzug, der ihr befonders eigenthuͤmlich war, wie uns ihre Verehrer fagen. Daß aber ver große Auf diefer Geſchicklichkeit mehr der Gluͤckſe— | DD 5 ligkeit *) Man muß geſtehen, ein auswaͤrtiger Gelehrter macht eben diefen Charakter von den dermaligen Engländern. Angli, ut addide ferviunt , ira evecti ad dignitates priorem bumiliratem imfolen« tia rependunt. H. Grotii Ann. L. V. p. 95. Amft. 1657. Daber kommen auch eigentlich die Klagen unſers großen Dichters über The whips and fcorns of th’ time Th’ oppreflor’s wrong, the proud man’s con- | tumely. The inſolence of ofice — Klagen, die fo oft und fo ſtark von ihm ausge⸗ druckt werden, daß wir glauben müffen, er Dabe - feine eignen Bemerkungen, und vieleicht die Er- fahrung, von dem ftelzen Misbrauche des Anſehens befchrieben. Meaſure for Meafure, Ad- IL. S. VII. 234 Das goldne Alter ligfeit der Zeiten, welche einen Ueberfluß an allen Arten der Berdienfte hatten, als ihrer eignen Bes urtheilung zugufchreiben ift, das beweifet nad) meis nen Gedanfen folgender Umftand. ‚Einige der vers Dienteften Männer in dieſen Tagen hatten nicht dag Gluͤck, die Gnade der Königinn in dem Grade zu erlangen, den fle erwarten Fonnten, „, Ich fage nichts von dem armen Spenfer. er nimmt fich wohl fehr eines Dichters an *)? Db aber das Vers dienft allein die Wahl der Königinn beftimmet hat, darüber fann man noch bis auf den heutigen Tag ‚freiten, da der unfterbliche Hooken und Bacon *) wenige *) Yus der Aufführung diefes Dichters in Irland, und aus feinem View of the ftate of Ireland, iſt es wahrfiheinlich, daß feine Talente zu den Ges ſchaͤfften (fo, daß Cecil ſelbſt ihn gelobet haben wuͤr⸗ de,) eben fo groß, als zur Dichtkunft, geweſen find. Allein er hatte einem in Ungnade aefallenen Mann gedienet, und hatte fich felbft die Bewunde— „rung des großmüthigen Grafen von Eſſex zugezo⸗ gen, fo, daß er, wie es ein Befchichtfehreiber aus— druckt, by a fate, which ftill follows poets, he always wreftled with poverty, thougli hehadbeen fecretary to the lord Gray, lord-deputy of Ire- dand. Alles, was ihm übrig blieb, war, to be interred at Weftminfter, near to (.baucer, at tlıe charge of ehe Earl of Zffex; his hearfe being at- tended by poets, and mourniul elegies and poems, with the pens that wrote them, thrown into his grave, Camden, L. Hl. | | **) Der Herausgeber bekennet, daß nach feinen Ge: danken der Königinn bier Durch diefe Befchuldigung grgßes Unrecht gefchehe, wenigſtens in Anfehung des Sir Scancis Baron, Denn ex wußte, daß fie eine der Königin Eliſabeth. 235 menigftens in eine ganz andere Claſſe gefeßt worden find, als die war, in welche die große Kennerinn der Geiſter fie zu ſetzen für gut befand, | Und ihr Charakter, fuhr er fort, ift in einer je den andern Betrachtung eben fo zweydeutig. Denn da ich bishero einen Theil Davon berührer habe, fo wende eine ſehr mwahrfcheinliche Urſache anfuͤhrte, warum ſie ihn nicht hervorzog, und dieſe Urſache iſt auch ohne Zweifel von den anſehnlichſten Rechtsgelehr⸗ ten und andern verſtaͤndigen Perſonen der damali— en Zeit gebilliget worden. She did acknowledge, Kant der Graf von Eſſex in einem Briefe an Sean eis Bacon, you had a great wir, and an excel« lent gift of fpeech, and much orher good lear- ning, Butin Lew, fhe rather thought youcould make fhew, to the utmaft of your knowledge, than that you were deep. Mem. of Q. Elizabech .by Dr. Birch. Wenn man fragen wollte, woraus denn die Kös niginn diefe Folge gezogen harte? fo ift die Ants wort flav. Bacon hatte einen großen Verſtand, eine vortreffliche Babe zu reden, und viele andere gute Gelehrſamkeit. | ! Sir Francis Baron felbft giebt zwar eine andes ve Nachricht von diefer Sache. In einem Briefe an Sir Georae Pilliers fagt er: In this dedica- "tion of your felf to the public, I recommend un- - to you principally that which I think was never done fince I was born — that you countenance and encourage and advance able men, in allkinds, degrees, and profeflions. For in the time ofthe Cecils, father and fon, able men were by defign and of purpofe fuppreffed. Cabala, p. 57. ed. 1691. — Allein man mag annehmen, was man will, fe iſt der Charakter der Königinn gerettet 236. Das goldne Alter wende ich mich nunmehr von dieſen allgemeinen Bes trachtungen über die Umftände und Befchaffenheit der Zeit zu unferer mehr unmittelbaren Sache, zu den perfönlichen Kigenjchaften ver Eliſabeth. DBishero haben wir uns von der Perfonder Königinn entſernt gehalten. Allein wir Fönnen in unferer Streitigfeit Feinen Schritt weiter thun, woferne Sie mir nicht ein wenig mehr Freyheit verftatten, Iſt es mir denn alfo erlaubt, den Schleyer dem. Hofe der Eliſabeth abzureigen, und mit dem Lichte, wels ches uns die Gefchichte in die Hand giebt, die Ger beimniffe zu betrachten, welche in diefem furchtbaren Heiligthume gefeyert wurden ? Mad) einer fo feyerlichen Vorrede, verfeßte D. Arbuthnot, glaube ich, daß ich Ihnen diefe Sreys beit verftatten muß. Und ichthue es um fo viel lies ber, da ich nicht in Sorge ftehe, daß die Ehre bie- fer glänzenden Koͤniginn dadurch leicht erwas leiden werde, Die Geheimnifle ihres Cabinets dürfen von feinem Linheiligen unterfuchet werden. Allein es wird. feine Kühnheit feyn, in das Vorzimmer zu treten. } Und dennoch hätte ic) Luſt, ſagte Addiſon, mid) einer Freyheit bey der Beurtheilung diefer Königinn zu bedienen, weiche felbft dem begünftigften Hofman- ne nicht wiirde verftatret worden feyn. Go viel ich von ihrem Charakter urtheilen fann, wie er ung, in der feyerlichen Scene des Hofes vor Augen geleget iſt, fo hatte fie einige ſcheinbare Tugenden, aber mehr wirkliche Laſter; welche aber in den Augen bes Volks gleiches Gluͤck hatten, und über ihre Res gierung einen Glanz verbreiteten. | Ihre der Königinn Elifabeth. 237 Ihre gnädige Seutfeligfeit, ihre Siebe zu ihrem Bolke, ihr Eifer für die Ehre der Nation; waren. dieß nicht ihre gewöhnlichiten und fcheinbarften Ei⸗ - genfchaften ? Und doch zweifle ich, daß fie eigentlis che Wirfungen ihrer Natur, fondern nur ihrer Po— litif gewefen find; eine Gefellfchaft falfcher Tugen« den, welche durch Die Nothwendigkeit ihrer Angeles genheiten erzeuget worden war. Was ihre Leutſeligkeit anbelanget, fo fahe fie wohlein, daß Fein anderer Weg war, wenn fie mitten unter den verfchiedenen Gefahren, mit denen fie umringet war, ficher ſeyn wollte, als daß fie fich felbft bey dem Körper des Volks einfchmeichelte, Und ob fie gleich in ihrer Natur zu diefer Herablafe fung fo wenig geneigt war, als irgend einer von ih« ren Vorfahren, fo zwang fie doch ver Nußen dieſes Betragens, den Schein anzunehmen. Und man muß geftehen, fie that es mit Anmuth, und ſtellte fogar ihre Perfon mit Geifte vor. Vielleicht war auch diefes ihr nicht zum Nachteile, daß fie ein. Scaufpieler vom weiblichen Geſchlechte war. Allein wenn fie dem Mugen diefes Opfer gebracht hatte, fo zeigte fich ihr eignes Gemüthe in dem Ver⸗ halten gegen ihren Adel und gegen alles, was in das Gebiethe des Hofes Fam, fehr deutlich. Ihr Eis genfinn, ihre Eiferfucht, ihr hohes Betragen mar win. bey taufend Fällen ſichtbar. Sie wurde fo leicht bes _ leidiget; fie vergab fo ſchwer, daß auch ihre vor« nehmften Minifter fih Faum behaupten Fonnten, . und öfters geziwungen wurden, durch die tiefften Era _ niedrigungen ihre Gunft wieder zu erfaufen. Wenn _ nichts anders helfen wollte, fo wurden fie Franf, und | waren — 238. Das goldne Alter waren fogar an den Pforten des Todes ſie wollte dieſelben zwar zuweilen von diefer Gefahr befreyen, allein nicht eher, als bis ſie von ihnen, als eine Stra⸗ fe, die beißendeften Demüthigungen erlanget hatte, Ja die Damen ihres Hofes ſelbſt wußten Fein ande», res Mittel, ihr Anfehen bey ihr zu behaupten, als wenn fie fih in Geduld den größten Unanftändig« feiten unterwarfen. Die Begebenheiten, die Sie in Gedanfen haben, antwortete D. Arbuthnot, beweifen wohl ganz fie cher, daß ihr Naturel etwas ftolz und gebietherifch gemwefen iſt. Allein dieſe Anfaͤlle einer Leidenſchaft koͤnnen mit ihrem allgemeinen Charakter der Leutſe⸗ ligkeit ſehr wohl beſtehen. Rach meinen Gedanken kaum, antwortete Addir ſon, vornehmlich, wenn Sie bedenken, daß dieſe Anfaͤlle, oder vielmehr Gewohnheiten der Leiden⸗ ſchaft dad tägliche Schrecken und die tägliche Plage aller derer waren, Die fie umgaben. ie fchien ih: re tieblinge aus feiner andern Abficht zu erheben, a als um an ihnen ihre böfe Gemüthsart auszuüben. Sie wurden durch ihre Laͤcheln ermuntert, auf die koͤnigli⸗ che Gnade ſtolz zu fern, und alsdenn zur Strafe ih» res Stolzes niedergedrücdt. Alm aber die Wahrheit zu fagen, die felavifche Beſchaffenheit der Zeit war zu diefen Auslaffungen des weiblichen Eigenfinns und ber weiblichen Tyranney fehr bequem. Ihr gebies thender Vater, deffen garize Tugenden fie geerbee hatte, hatte ihr einen fichern Weg gezeiget, wie fie ben Geift ihres Adels unterdruͤcken koͤnnte. Dieſer mar lange ſchon gewohnt, wegen eines Föniglichen veraͤchtlichen Bllckes in zu ſtehen. te der Königin Elifabeth. 239 Volk war vergnügt, da ihr Vortheil von einer fo ho= ben Hand zu einer Zeit beforget wurde, da man zu ihm ſelbſt in allen Ausdrücen ver Hochachtung, und felbft der Schmeicheley redete. Sie trieb diefe Berftellung gar fo weit, daß, wie Harrington fehr wohl bemerket, „ſie ihre Regies rung durch das beftändige liftige Lob, das zwifchen ihr und dem Volke Yewiechfelt wurde, in eine Ark - von Koman verwandelte. „ Und obgleich diefer po— lieifche — — aus Liebe zu feinem angenoms menen Begriffe vorausfegt, die Königinn habe fie) zu diefen Berftellungen deswegen entfchloffen, weil fie bemerft hätte, das ebergewichte des Eigenthums wäre auf die Schaale des Bolfs gefallen, fo Haben mir doch nicht noͤthig, eine andere Urſache Diefes Verfahrens weiter aufzufuchen, da wir fie in ihrem angebohrnen Stolze finden. Sie handelte nad) ih— rem Temperamente, da fie den Adel verachtete, oder vielmehr unterdrückte, deflen Größe auf Hochach⸗ tung Anfpruch zu machen ſchien; dahingegen die Gnade, welche fie vem Volke erwies, ihren Gtolz weniger erregte, und fir eine freymillige Handlung ihrer geurfeligfeit von ihr und andern gehalten wure de. So fehen wir nod) täglich, dgß ftolze Leute ges gen ihres Gleichen oder gegen die, welche ihnen im Grade der Ehre nahe find, vielen Hochmuth bezei⸗ gen, da fie doch zu gleicher Zeit eine Art der Gefaͤl⸗ ligfeit und Bertranlichfeit gegen die annehmen, wel che fihtbar unter ihnen find. Ä Sie fehen alſo, was aus ihrer gerühmten Leutſe⸗ ligfeie wird. Sie gab ihrem Bolfe gute Worte, weil es ihr Nutzen war, mit diefem wohl zu fteben, f ee er J I 0a * > . — md 20 Das goldne Alter und weil es ihr ihr Stolz erlaubte, daffelbe zu ſcho⸗ ‚nen. Sie beleidigte ihren Adel, den fie in ihrer Gewalt hatte, und durch defien Unterdrückung fie den angenehmen Begriff von ihrer eigenen Oberherre ſchaft und Wichtigkeit unterftüßte *). | | gaffet die Gewohnheit der Königinn, mit ihren Untertbanen umzugeben, feyn, wie fie will, fagte D. Arbuthnot, fo viel ift gewiß, daß fie damals nicht beleidiget hat, weil die Aufrichtigkeit ihrer Ges - finnungen niemals in Zmeifel gezogen worden iſt. Ihr ganzes Leben ift ein überzeugender Beweis, daß fie die ftärffte Neigung zu ihrem Volke hatte, ihre Liebe zu ihrem Volke, erwieberte Addi⸗ fon hitzig, ift bey mir eine Tugend, die nod) unter ſuchet werden muß. Denn was für eine Urfache fönnen 2) Man kan nicht Taugnen, daß diefe Befchuldigung nicht einigen Schein haben ſollte. Es febeint, dag fie zuweilen ihre Hofleute in eben dem Tone beftraft bat, in welchem ein Lehrmeiſter feine Schuler beftraft. Der Lord Mountjoy (dazumal Eir Charles Blouns,) hatte Luſt zum Goldatene ftande, und war heimlich, ohne Vorwiſſen der Kös niginn nach Frankreich übergegangen, um in res tagne unter einem von ihren Generalen zu dienen, Hey feiner Zuruͤckkunft, die er auf ausdrucklichen Befehl der Königinn befchleunigen mußte, fagte fie: zu ihn: Serve me fo again once more, and I will lay you faft enough for running, You will ne« ver leave, till you are knocked o’ the head, as that inconfiderate fellow Sidney was. You fhall go when I fend you. In the mean time fee that you lodge in the court, where you may folow your books, read, and difcourfe ‚of the wars. Si Robert Naunton's Fr. Reg. in L. Burlegh- der Koͤniginn Eliſabeth. 241 koͤnnen wir von der Menge der verordneten Strafen geben, die unter ihrer Regierung feſtgeſetzet wurden? Oder, weil Sie vielleicht ſagen werden, dieſe hatten einigen Schein; wodurch kann man wohl die ſo oͤf⸗ tern Bewilligungen der Monopolien entfchuldigen, die dem Reichthume und der Gluͤckſeligkeit der Na— tion ſo nachtheilig waren, und worüber ihre Parlas mente. fd ofte Klage führte? Sie werden fagen, fie twiederrufte diefe Freyheiten. Es iſt an dein, fie chat es; allein nicht eher, als bis der allgemeine Unwille fie zu dieſem Wiederrufe gleichfam noͤthigte. Wenn durch ihr Volk bloß die Art von armen und niedri— gen Menfchen verftanden wird, fo muß ich zugeben, daß es ſcheint, als habe fie derſelben bey allen Ges legenheiten gefchoner, Allein: für Leute von beſſerm Stande und Gluͤcke harte fie nicht gleiche Achtung, Sie erlaubte vielmehr auf verfihiedene Art, fie zu berauben und zu betrüben. Es var der Gehor fam dieſer Zeit, daß mar ſich einer jeden Zumuthung des Souberains unterwaͤrf. Sie durfte nur Ihren Molke bey einer jeden Gelegenheit, wie fie es für gut befand, befeblen, und es unterſtund ſich nicht, dem Dienjt ff verfagen: Wie viele von ihren veichfen und beften Unterthanen machte fie nicht arm durch biefe Mittel, (obaleich, wie Sie verfichert fenn koͤn⸗ hen, unter dem Scheine, ihrer hohen Gnade,) und zu⸗ weilen auch durch ihre Beſache ſelbſt. Ich will hniche fir gewiß behaupten, feste er Hinzu: daß ihr Beſuch ih diefem prächtigen Schleffe ihres eignen Leiceſter Feine andere Abficht gehabt hat: Allein was follen wir vornehmlich von ihrem Ge⸗ füßde des Chlibats, und von ihrer hartnaͤckigen Wei⸗ 26 Band. D gerung; 242° Das goldne Alter. gerung, die Succeßion feft zu fegen, fagen, obgleich dadurch die öffentliche Ruhe und — 8 dig in Gefahr war? Sie haben ſehr viel Muͤhe, wie ie fehe, unfers brad) D. Arbuthnot, den Charakter der Königinn in diefem Stuͤcke zu befchuldigen,, da Sie etliche we- nige Strafgefege, welche. in diefer gefährlichen Zeit zur. Anterftüßung der Krone nörhig waren: ,»einige - üble Maafregeln in ihrer Regierung, die docd)-ver> beſſert wurden ; den gewöhnlichen Gebrauch ihrer Vorrechte; und fo gar ihren ledigen Stand zu Ber: brechen machen, Allein ich möchte gerne wiſſen, was Sie wider ihren Kifer für den englifchen Rubm, der unter ihrer Regierung fo hoc) ftieg, einzumenden hatten. Dieß war, nach meinen Gedanken, der einzige Dunct , auf welchen alle ihre Maafregeln, alle ihre Rathſchlaͤge gerichtet waren. Der Engliſche Ruhm, fagte Addiſon, Fann vielleicht den Zuftand und die Unabhaͤngigkeit der Krone bedeuten. And in diefem Falle habe id) in. der That wenig einzuwenden. Allein bey einer jeden andern Bedeutung diefes Worts habe ich zumeilen mit mir felbft eine Unterfuchung angeftellet, ob man nicht beffer für ihr beforgt gewefen wäre, wenn man den Proteftanten auf dem feſten Lande mehr mirflis chen Beyftand geleiſtet; wenn man den Krieg gegen Spanien nachdtuciche fortgeſetzet und, wie ich *) Man muß geſtehen, daß ein ſo dien Kichter i im Kriegsweſen, als Gir Walter Ralegb_ war, auf eben die Art von ber Aufführung im. Spaniſchen Kriege der Königinn Elifabeth. 243 ich zuvor ſchon berüßret habe, wenn man Irland gänzlich zum Gehorfam gebracht härte, Wir ſind aber vielleicht, nicht Richter von diefen hohen Sachen; Was vor Ehre wuchs wohl dem Engliſchen Na⸗ men durch die heimliche Unterhandlung mit der Koͤ⸗ niginn von Scotland, durch das rachſuͤchtige Ver— fahren wider den Herzog von Norfolk, durch. die graufamen Berfolgungen des unglücklichen Grafen von Eſſex zu? Der nämlidye Geift zeigte ſich, wie Sie fehen, von dem Anfange vdiefer Regierung big zu dem Ende derſelben. Und diefe Anmerkung ver- dienet um fo vielmehr in acht genommen zu werden, da einige das Verhalten der Königinn gegen den Eſſex entſchuldiget und gefage haben, „daß ihre Gemüthsart gegen das Ende ihres febens etiwas durch die Zurchtfamfeit wäre verfinftere worden; fo wie man bemerfte , daß der Horizont am Abende eines fo heitern Tages durch die aufſteigende v2 Dünfte Kriege redet. IE the late queen would have be- lieved her men of war, as ſhe did her fcribes, we had in her time beaten that great, empire in pieces, and made their kings, kıngs of figs and oranges, asin old times. But ber majefly did al by halves , and, by petty invaſions, tauglır the =... Spaniard how to defend himſelf, and to fee his own weaknefs ; which till. our;attempts taught him, was handly known himfelf, Man: febe feine Merke Vol. I. p. 273. Man kann fagen,. Ralegb mar von der Partey des Cecil; allein Kriegsman⸗ ner von der Partey des Eſſex reden gerade auf Die Art. Dean fiebt alfo leicht , DaF * ohne Zwei⸗ fel die Wahrheit iſt. 244 Daos goldne Alter" Dünfte ſehr leicht verdunkelt eurde *),„,. Gleich alsob ein wohl erfundenes Gleichniß, welches viels leicht erläutert, das verkehrte Verhalten der Könie ginn entjchuldigen Fönnte z oder gleich als ob man das für einen Einfallihres Alters halten koͤnnte, was doc) durch ihr ganzes Leben gefchehen it, und wels ches alfo ſelbſt anzeiget, daß ihr Naturell die eigents liche Duelle davon gemwefen fen: MER Sie haben nicht. verfprochen, unterbrad) D. Ar? buthnot, fo heimlicher Weife in die Geheimniffe des Cabinets einzudringen. Und auf diefe Art muß ich nothwendig glauben, daß das, was Sie ange— führee haben, auch fo ift. Aber genung von diefem alten Punfte. Ich erwarte vielmehr nun, nach Ihrem DBerfprechen, die Beurcheilung ihres Hofes und der fürftlichen Eigenfchaften, mit denen fie bes gabet war. Der wirkliche Charakter eines Prinzen wird mehr durch das, was inwendig in feinem Pals lafte vorgeht, als durch einige noch ftreitige öffents liche Handlungen beftimmer, Und hier, daͤchte ich, ſtellte ſich Ihren Augen eine Scene dar, welche Ih— res Beyfalls würdig wäre. Michts zeiger fich bier, | | wa RB °, Wan fehe Sir Henry Wotton’s Parallel of the Earl of Efex and duke of Backingbam. DieWorte aber find ein wenig unterfchieden: He (der Braf von Eſſex) was to wreftle wich a gtieen’s declining, or rathet wich her very ferting age, as we may term it; which, befides orher refpe&ts, is com- monly even of itfelf the more umbratious and apprehentive; as for the moft part all Horizons are charged wich certain vapours towards their evening. Remains, ps ı1 der Koͤniginn Elifabeth. 245 - als was wirklich koͤniglich iſt. Eliſabeth mußte am beften, wie fie das Anftändige ihres Ranges be- haupren fellte. Sie präfidirte in diefer hohen Vera fanmtung mie der wahren Würde einer großen Koͤ⸗ niginn. Bey allen hervorbrechenden Gefahren zeigte fie eine Standhaftigfeit, und bey allen Gelegenheiten des Ceremoniels, eine Pracht, weiche einem jeden Hochachtung und Bewunderung befahl. Ihre Vers gnuͤgungen felbf waren mit einer Ernfthaftigfeit ver⸗ / mifche , die ihrem Gefchlechte und Stande gemäß war, und die ihren Hof, fo gar bey den prächtigften und. fröhlichften Gelegenheiten , zu einer Schule ver Tugend: machte, | | Das find Die Duncte, fd befchloß er, von denen id, Sie gerne möchte fprechen hören. Das übrige kann man der Deurtheilung der Gefchichtfchreiber, gder vielmehr der Meugierigfeit eines fpisfündigen Politikers übertaffen. Ich werde Ihnen gehorchen, fagte Addiſon; denn ich halte es für nichWhwechtes, wenn man den Schimmier diefer gepriefenen Eigenfchaften, wodurch des Publicum im der Entfernung geblendet wurde, abreißet, und zeiget, daß ſie entweder erdichtet oder zu hoc) gefchäßet waren. Allein ich komme nun« mehro an das Stuͤck, da ich den wahrhaften Cha- rafter: diefer berühmten Prinzepinn ohne Masfe zei- gen muß. Ich wilt fie zwar freymüthig aber doch treu, fo wie ich ſie fehe, abbilden. Und meineganze Meynung auf einmal zu fügen, ſo glaube ich, daß die gemeine Bewunderung ihres Charakters und: ih: - ver Regierung nice fo wohl ihren Tugenden, die aufs | 23 hoͤchſte 246 . Da3 aoldne Alter böchfte nur ziveydeutig waren, fondern vielmehr ih- zen Laſtern zugefchrieben werden muß. Sch habe ſchon vorher ver ftolzen unanftändigen Leidenschaft Erwähnung gethan, welche fie gegen ihre Hofleute zeigte, Die rauhe Gemüthsart bey dem zärtlichern Gefchlechte wurde für. Heldenmuth gehalten; und weil damals die felavifchen Örundfäge nech berrfchten , fo entſtund daraus eine Art von Ehrerbierhigkeit bey ihren Unterthanen,, welche durch eine gleichere, das ift, durch eine anftändigere Aufs führung nicht erlanget worden waͤre. Daher war fie beffer bedienet, als die meiften von unfern Prin» zen, bloß deswegen, weil fie mehr gefürchtet wurde, oder in andern Worten, weil fie weniger verdiente. Allein fo hoch fie auch zumeilen diefes unfürftliche, ich hätte beynahe gefagt, unweibliche Verhalten ges gen ihre Diener getrieben, und die Mannsperfonen dutch ihre Schwuͤre , ihre Frauensperſonen aber durch Streiche in Furcht geſetzet hat, ſo weiß man doch noch jetzo, daß ſie in ihrem Gemuͤthe auch einen großen Theil natuͤrlicher hatte. Wie? fuhr D. Arbuthnot heftig auf, die groß» muͤthige Eliſabeth ift feig? Ich darf nun wohl aud) vermurhen, daß man Diefe Beſchuldigung wi⸗ der den Caͤſar ſelbſt, oder wider unſern eigenen Marl⸗ borougb, vorbringen wird. Ich unterfcheide, fagte Addiſon, eine Herzhaf—⸗ tigfeit zum Staate, die bloß wegen der Veraͤnde— tung. angenommen ift , und wodurch ihr Volk in Aufmerkfamfeit erhalten wird ‚ von einer wahren Größe, der Seele , welche wir mit einem Worte Großmuth nennen. Was diefe leßtere ap 1 dv der Königinn Elifaberh. 247 fo wiederhole ich es noch einmal, ſie hatte dieſelbe entweder nicht, oder beſaß ſie doch nicht in dem Grade, in welchem fie ihr zugefchrieben worden iſt. Ich ſehe vielmehr bey tauſend Gelegenheiten eine Kleinmuͤthigkeit. Daher kam es, daß fie ſowohl gegen ihr Volk, als auch gegen diejenigen von den benachbarten Staaten, für welchen fie ſich fürchtete, eine außerordentliche Heucheley beobachtete, welche in der Sprache des Hofes, wie Sie leicht glauben werden, Politif genennet wurde. Gegen die Holz länder Fonnte fie ſich in der That ftolz bezeigen, und es war nicht ihre Art, Diejenigen zu fehonen, über die. fie einen Borzug erhalten hatte, Dieß verfchaffte ihr das Lob einer fürftlihen Großmuth. Allein auf der andern Seite, wenn Unruhen von ihren Unterthas nen zu befürchten waren , oder wenn Frankreich von einigen Unternehmungen gegen fie. fellte abges halten werden, fo wurden feine Künfte unverfuche gelaffen, wodurch die Gemüther der Holländer ges wonnen werden Fonnten, es wurde ihnen alle Aufz richtigfeit, alle Zuneigung auf das nachdruͤcklichſte verfprochen. Alsdenn war fie, wie man damals fo zärtlich fagte, an ihr Volk verheyrathet; und als— denn wurde die Sache der Religion felbft ihrem ohn⸗ längft verfehrten Bruder auf dem feften Lande von diefer proteftantifchen Königinn aufgeopfert. Ihre Schwäche in dieſem Stuͤcke war für ihre Minifters Fein Geheimniß. Bor allen aber machte ſich der Sord Burghley derfelben mit dem größten Erfolge zu Nutze. „Es war, wie ich angemerft gelefen Habe, für ihn fo nothwendig, daß eg Verräs thereyen gab, als es — den Staat nothwendig war, Q4 daß 248 Das goldne Alter daß man ihnen zuvor kam, *). Gr erweckte des— wegen durch die Entdeckung irgend einer Zuſammen⸗ verſchwoͤrung, oder, wenn diefe mangelte, durch den Vorſchlag eines Gefeges zu ihrer groͤßern Sicherheit beftändig ihre Furcht. Kurz, er fand, oder madıte, oder entdeckte ſtets Gefahren. Die Königin, ob fie gleich trotzig ſcheinen wollte (denn fie war in der. That eine vortreffliche- Actrice) erfchraf über den Schatten diefer Gefahren über die geringften Unru—⸗ ben. Und diefer bequemen Surchrfamfeit feiner Koͤ⸗ niginn, die von ihrem liſtigen Minifter beftändig beunruhiget , und hernach auch wieder befänftiget wurde, bat man auch guten Theile die. lange und une unterbrochene Gunſt zuzufchreiben, in welcher er bey ihr. ſtand. | | Kt Noch mehr. Aus diefer. natürlichen Surcht C weldye man ihrem Befchlechte vergeben koͤnnte, wenn fie. nicht mit mehr als männlicher Härte bey: andern Gelegenheiten fo außerordentlich vermifcht geweſen wäre) muß man auch jene Lieblingsmaximen der. Politik herleiten, welche durch ihre ganze Regierung Herrfcheten. Niemals hat ſich ein Fuͤrſt mehr an den Grundſatz des Machiavells Divide & impera, ges hunden, als unfere Eliſabeth **). Die war. die a vs Seele .. “) The Difparity., p. 43. **) Diefe Nachricht von ibrer Politik ſcheiut durch das beftätiact zu werden, was wir in der nur ans geführten Difparity. lefen. That trick of: counte- nancing and protecting fa&tions (as thar queen, almoft her whole reign , did with fingular and equal demonftration of grace Jook upon feveral perfons of moft diſtant wifhes one towards ben) | ther der Koͤniginn Eliſabeth. 249 Seele ihres Verhaltens bey innlaͤndiſchen und auge ‚wärtigen Angelegenheiten. Sie unterftüßte die zwo mädtigften Factienen der Zeit, Die von der Die ſchoͤfflichen Kirche und die Puritaner theilten ſich fo gleich in ihre Gunft, daß ihre Sieblinge, auch die Häupter dieſer ftreitenden Parteyen waren. Ja ihr Hof war eine beftändige Scene von Cabalen und pers fonlihen Erbitterungen. ie gab diefen Zänfereyen einen heimlichen und zuweilen einen öffentlichen Bey— fall. Der namliche Grundſatz regierte alle ihre aus» waͤrtigen *) Negociationen.. ER 25 Und ther) was not the leaft ground of. much of her quiet and fuccefs. And ſhe never doubted bur that men, that were never. fo oppolite in their "good will each to others, nor never fo difhoneft in their projeffments for each others confufion, might yet be reconciled in their allegiance to- wards her. Infomuch, that ducing her whole reign , fhe never endeavoured to reconcile any perfonal differences in tke court, though the unlawful emulations of perfons of nearelt truſt about her, were ever like to overthrow fome of her chiefeft defigns: A policy, ſeldom entertaincd by princes, efpecially if they have iſſues to furviwe chem, p- 45. Ihr eigner Gefchichtfihreider fcheint zwar dieſe Aufführung der Koͤniginn in Anfehung ihres Adels und ihrer Döinifter nicht ganz zuzugeben; allein er gefteber doch: Thenow and then took a pleafure (and not unprofitably) in the emulation and privy grudges of herwomen. Camden’s £lizaberh. *), Mir finden eine Unzeige hiervon in einem’ gkaub- würdigen GSchriftiteller, wenigſtens in nn Deutſchlandes und. Irland. Fam er divulfam Hi- berniam , et in Batavis Anglı militis feditiones, velut ju/Js, erant qui exptobrarent. Grotii Annal. L. XII. p- 432. ; 250 Das goldne Alter Und bemerken Sie denn nicht, unterbrach D. Arbuthnot, daß dieſe getadelte Politik eben der Punct iſt, den ich und ein jeder Bewunderer der Koͤniginn uns zu Nutze machen, um ihre große Ge— fehiklichkeit, in der Kunft zu regieren, zu erheben ? Es ift das Schickſal fo vieler unferer Fuͤrſten gewe⸗ ſen, und wie leicht koͤnnte ich nicht einige neuere Exempel hiervon anfuͤhren, daß fie von einer uͤber⸗ “ wiegenden Partey ihrer eigenen Unterthanen regieret und fo gar beleidiget worden find. Eliſabeth war über ſolche VBerfuche erhaben. Sie hatte Feine Ne— benabfichten zu verfolgen. Sie übergab ſich frey ihrem Volke. Ueberzeugt von der Liebe vefjelben fonnte fie die heimlichen Bemühungen diefer oder jener Partey nach) ihrem Wohlgefallen unterdrüden, oder kin damit beluftigen. Wir verftehen Sie fehr wohl, erwiederte Addi⸗ ſon; allein wenn zwo Parteyen in einem Staate mit einander ſtreiten, und die eine davon allein wegen derſelben wahren Ruben, ſo iſt die Politik wohl ein wenig außerordentlich, welche den Souverain bewe⸗ gen ſolle, dieſe zu unterdruͤcken und zwar aus bloßem Ehrgeize, oder, wie Sie es noch uͤbler ausdruͤcken, aus dem gefährlichen Verlangen mit beyden Par: teyen zu fpielen. Ich fage nichts von den legtern Zeiten. Ich frage nur, war e8 etwas gleichgültiges, ob die Rathſchlaͤge des Cecils oder des Leiceſter in We Regierung die Oberhand behielten? Allein ic) diefe Sachen ſchon vorher angeführet, und. ich 5* ſie jetzo nur wieder, um Ihnen zu zeigen, daß dieſes Betragen, ob es gleich mit dem Namen der Weisheit uͤberſtrichen werden kann, doch zu viel von der Königinn Eliſabeth. 251 = von mer furchtfamen : und weiblichen. Intrigve ar: fid) hat, als daß es mit jener heroifchen Standhaf> ‚tigkeit und Unerſchrockenheit, welche der Koͤniginn Eliſabeth *) fo oft zugefchrieben wird , beftehen kann. | Und wenn ich nun nach aflen diefen annehmen wollte, verfegte D. Arbuthnot, daß bey der Herzhafs tigfeit eines Frauenzimmers wenigftens einige Scrupel der Borfichtigfeit feyn Fönnten ? Giebt es irgend einen Vortheil, der werth wäre, daß wir darum ftritten, und den Sie aus dem, was ich Ihnen einräume, ziehen fonnten? Der, weil Sie wollen, daß ich ernfthafter denfen foll, fo will ihauch Die Sache mehr aufdiefe Art ausdruͤcken. Die Künfte der Klugheit, die Sie vor ein fo firenges Gericht fordern, kann man nicht für Kleinmütbigfeit erflären. Wenigſtens wurden fie nicht zu ihrer eignen Zeit fo erfläret, denn fie ward wegen derfeiben von allen Nationen in EKuropa nicht wenig gefchäger und verehret. Hieraus Eönnen 9 Sie *) Man muß einraumen, daß Sir James Melvil . etwas ähnliches von diefer Neigung der Königinn bemerkt bat. Nachdem er feiner Königinn von Scotland die ſtarken VBerficherungen der Freund- ſchaft erzahler hat, welche die Koͤniginn von Eng⸗ land ihr entdecken ließ, fo fagt er: She (the queen of Scots) enquired , whether I thought that queen meant truly toward her inwardly in her heart, as fhe appeared to do outwardly in her fpeech. I . anfwered freely, that, in my judgment, there was neither plain dealing, nor upright meaning, but great diffimulation, emulation and fear , left her princely qualities ſhould over foon chace her from her kingdom, etc, Memoirs , p. 53. 252 Das goldne Alter Sie fiher fehliegen, daß fie wohl wußte , uf fie Klugheit mit Muthe vereinigen und bey Gelegenheit ihren hoben Geiſt verftellen ſollte. Die Schwie— rigfeiten , in denen fie fic) befand , nörhigten fie zu zu dieſem Betragen. 3 Sagen Sie lieber gerade zu, erwiederte Addi⸗ fon, daß die beftändige Verſtellung, wegen weicher tie fo berühmt war, von ihr Deswegen angenommen wurde, um den Mangel einer beffern- Sache zu erfes Sen, wodurch alle diefe Künfte fo unnörhig worden; wären, als fie in der That unanftändig find, Allein Stolz und Furchtſamkeit, fubr er fort, waren nicht die einzigen Laſter, welche in den Haͤn⸗ den der Königinn zu etwas Guten verwandelt wur— den. Sie war über alle Graͤnzen des Wehlſtandes an einen Prinzen fparfam, oder vielmehr geizig, fo, Daß fie Durch. den öffentlichen Mangel und durch, die Beſchaffenheit ihrer Einfünfte auf Feine vernünftige Art entfehuldiget werben konnte. Nichts iſt gewiſſer, als dieſes, weil eg ſowohl von ihren Freunden als Seinden behauptet wirt. Es ſcheint, als wenn in dieſem Stuͤcke das Erempel ihres Waters noch niche binlänglich geweſen wäre, und daß fie, um ihren Charakter vollfommen zu machen, mit vielen Laſtern von ihm aud) das Hauptlafter ihres Örofyaters ver einiget babe, Hier fonnte D. Arbuthnot ſich nicht halten, und. da das Schloß gleih aus dem Drte, wo fie fanden, die prädjtigfte Ausfiche zeigte, fo fagte er: Sehen Sie hier diefe überzeugenden, obgleich nur nod) geringen, Weberbleibfel der Gräfe, die Sie vor Eurzem fo ſehr erhoben, und fagen Sie mir, eb Sie in der Königinn Eliſabeth. 253 in Ihrem Gewiſſen glauben koͤnnen, daß dieſes Bes weiſe oder Wirkungen des Geizes ſind. Denn ich darf Ihnen nicht erſt ſagen, daß dieſer vor uns lies gende Pallaſt nicht der einzige in dem Koͤnigreiche iſt, welcher das Andenken von der Guͤtigkeit der Königinn gegen ihre Diener fortpflanger, Addiſon fchien durch diefe ernftliche Anrede ein wenig betroffen zu ſeyn. Es ift wahr, fagte er, die heftige Siebe der Königinn gegen einen oder zwey ihrer Sieblinge machte fie zuweilen freygebig mit ihren Geſchenken; vornehmlich wenn es ihr nichts Eoftere, wie bey den Kirchenguͤtern. Allein zu gleicher Zeit, war ihr Schag gegen die Gefandten und aus⸗ wärtigen. Minifter verfchloffen 5; welche über nichts öfterer Flagen’, als über ihre allzu geringe Beſol— dung , und über die allzu langfamen Bergeltungen, die ihnen gemacht wurden Dieſe Sparfamteit, ‚(denn ich darf e8 nicht mit einem ſchlimmern Namen benennen) verhinderte oft den Dienft fürs Vater— land bey bielen Gelegenheiten *); und fie würde es | —* *) Der Setretair Walſingham braucht in einem Sriefe an die Köniainn vom 2 Eept. 1581 unter ändern folgende Worte: Remeinber, I humbiy bes feech your Majeſty, rhe refpedt o fcharges bath lofk ‚Scotland : and I would to God I had no caufe ro think; that it might pur your bigbuefs in perl of ©. the lofs of England. And even the Lord Treafurer himſeif (we are told) in a letter Bill extant in the paper-oflice, Written in the critical ze 1588; while the Spanifh armada was expedted againſt England, excufes himfelf to Sir Eiiward St.}jorg; “then embaflädor in Franee, ‚for not Writing to im öftwer, on account of her majelty’s ünwil- lingneß I 254 Das goldne Alter noch mehr gethan haben „wenn der Eifer ihrer treuen Diener nicht willig geweſen waͤre, auch auf Koſten ihres eignen Vermoͤgens ihre Pflicht zu. erfüllen. Wie viele Beweife Fönnte ich nicht hiervon anführen, wenn nicht der einzige, au welchen die ganze Nach- fommenfchaft mit Unwillen fic) erinnern wird, NE denn hinlänglich wäre. Sie reden von Walſingham une D. Arbuthnot. Allein wäre es nicht‘ aufrichtiger , die Armuth diefes Minilters feiner eigenen edelmüthigen DBerachtung des Reichthums zuzufchreiben , den es ohne Zweifel durch viele Gelegenheiten fich hätte ver⸗ ſchaffen koͤnnen, waͤre dieſes nicht aufrichtiger, als wenn man olanbet, er wäre von feiner Koniginn aus Vorſatz vernachlaͤßiget worden? Die Aufrichtigkeit, verſetzte Addiſon, muͤßte ſche außerordentlich ſeyn, welche eine Entſchuldigung fuͤr die Koͤniginn in einem Umſtande finden wollte, welche ihre Schande verdoppelt. Allein es fen fo, wie Sie es vor⸗ geben. Die ungewöhnliche Mäßigfeit eines Mannes ſoll eine Entfcehuldigung für Die Sparfamfeit der Koͤ⸗ niginn feyn. Es fam diefer weifen Prinzeßinn nicht zu, in ihren Dienern eine Begierde nach Reichthum ‚zu erwecen ; es war genung, daß fie derfelben zu feiner Zeit eine Önüge that, wenn fie fand, daß dieſe Begierdesentftanden war, Und in diefem Ders fahren ward fie ohne Zweifel durch eine zärtliche —— I ihre ware als auch für ihren Nutzen | regie⸗ | nähe to be at the expence of meffengers.. ‚Sir T. Edmonde's State - papers, by Dr. Birch, par. - der Königiun Eliſabeth. 255 regieret. Denn wie ſehr iſt nicht ihr großer Secre⸗ tair dadurch beruͤhmt worden, daß er eine Stelle in der kurzen Liſte derjenigen wuͤrdigen Perſonen ein⸗ nimmt, welche, nachdem fie in dem Dienſte ihres "Bäterlandes gelebet haben, und darinnen geftorben find‘, nicht fo viel Hinterlaffen haben, daß fie davon ‚hätten zu Grabe gebracht werden Fönnen! Alles die« ſes iſt ſehr gut. Allein da ſie ſich dieſe Gemuͤthsart bey einem oder zween ihrer Lieblinge erlaubet und zugegeben hat, daß fie diefe Höhe der Ehre, andern zum Erempel, erlangen Fonnten , fo war es, nad) meinen Gedanfen zu weit gegangen, wenn fie diefe feine Tugend von allen ihren Hofleufen erivarfete, Und doch war. esnicht ihr Fehler, wenn die meiften von ihnen den Nuhm einer großen Armuth niche eben fo wohl erlangten, als Walſingham. Sie verfuhr mit ihnen in der That nicht anders, als ob ‚fie die Armuth und den Cölibat unter die Haupttüe genden zaͤhlte. Zugleich aber will ich nicht laͤugnen, daß fie eine fürftliche Liebe zum außerlichen Scheine hatte, _ Sie war ftolz auf den Glanz ihres Hofes. Sie ver- gnuͤgte fich über das große Gefolge ihres Adels. Sie ‚verlangte, daß fie von ihm Föniglich unterhalten wurde. . Sie glaubte, ihre Ehre kaͤme darauf an, wie fie fid) an auswärtigen Höfen und im Kriege zeigte, Allein, wenn fie auch diefen Pomp liebte, po forgte fie doc) wenig davor, die Ausgaben zu dem— ‚felben zu geben, ie ſahe im ganzen Ernfte (wie einige bemerket haben, welche dieſe Anmerkung für | ein 256 Das goldne Alter ein. $ob ausgeben wollen. *), das Vermögen ihrer Unterthanen, wie ihr eignes, an; und ſchien zu glauben, daß fie es bey jeder Gelegenheit des Dien« fies, ja bey jeder Cerimonie frey brauchen Fönnte, Sie trieb dieſe Sache fo weit, daß felbft die Ausga— ben ihrer Kriege mehr von dem Privarvermögen ihs res Adels, als von dem öffentlichen Schatze beftrirten wurden, gieich als ob fiees vor einen Theil ihres Vor⸗ zuges bielte, daß fie den Adel had) ihren Belieben arm machte; oder vielmehr, als ob fie glaubte, der Adel müßte 68 unter feine Privilegien rechnen, wenit er ſich in ihrem Dienfte zu Grunde braͤchte. Altein der Geiz der Königinn, fuhr er fort, zeigte fid) nicht nur ih ihrer unmaͤßigen Spärfamfeit bei . dem Gebrauche des öffentlichen Schages, ſondern auch in ihrer Habfucht, die Alles, was fie von Pris vatperſonen erhalten Eonnte, in ihr eigenes Vermoͤ⸗ gen verwandelte: Deswegen wurden alle Aemter £ und AT un long as pleafeth hir: p. 196: der Königinn Eliſabeth. 257 und. fo. gar perfönliche Gnadenbezeigungen, auf) ges wiſſe Weife zum Verkaufe ausgefeget. Denn es war bey Ihrer Majeftät eine Regel, Feine Bitte zu gewähren, außer für eine anfebnliche Vergeltung, fo, daß, wer zu irgend einer einträglichen oder: an: fehnlichen Würde gelangen wollte , nothwendig eine Juwele oder ein-anderes reiches Geſchenke hinſchicken mußte, um ihr Gemuͤthe dadurch zur Erlangung feis ner Bitte zuzubereiten. Und zu welchem andern Endzwecke wurden denn ihre Bedienungen ſo iange offen gelaſſen, als deswegen, damit deſto mehr Per⸗ ſonen Gelegenheit haben moͤchten, einen Vorzug in ihrer Gnade zu erlangen? Und dieſe neigte ſich mei⸗ ſtentheils zu denen, welche in dieſer Zwiſchenzeit ſie am beſten zu verdienen gewußt hatten. Ja, der ges ringſte Unwillen, den ſie ſo oft bey nichtswuͤrdigen Gelegenheiten annahm, konnte nicht anders voruͤber⸗ gehen, als durch die verſoͤhnenden Mittel eines at ſehnlichen oder wohl ausgedachten Geſchenkes. Und was am klaͤglichſten iſt, ſie nahm zuweilen das Ge⸗ ſchenke an, ohne die Beleidigung zu vergeben. Ich erinnere mich an eine: ſehr laͤcherliche Ge⸗ ſchichte von dieſer Art. Als die Lady Leiceſter be⸗ ſorgt war, wie ſie fuͤr ihren ungluͤcklichen Sohn, den Lord Eſſex, Gnade erhalten ſollte, fo ſchenkte ſie der Koͤniginn einen außerordentlich reichen Rock); deſſen Werth hundert Pfund uͤberſtieg. Das Sefchenfe: gefiel ihr ſehr wohl, ‚allein fie Dachte: an feine Gnade; mehr. Nunmehro dürfen wir uns nicht mehr wun⸗ dern, wenn gefaget wird, die Röniginn habe: eine große Menge Juwelen und Gold und Silbergefchirr: und fogar eine vollgeftopfte Garderobe verlaflen- 26 Dand, N Sie 253 Das goldne Alter Sie verrathen es ſelbſt, verſetzte Di Arbuthnot, daß Sie Sich uͤber dieſe Schwachheit der Koͤniginn ſehr luſtig machen. Aber Sie vergeſſen etwas, naͤmlich dieſer Fehler hatte nie einen ſo ſtarken Ein— fluß auf ihre Urtheile, daß fie nicht bey allen Gele— geniheiten eine feine Wahl ihrer Diener hätte ans ſtellen ſollen. Und was ihre fparfame Ausgabe der öffentlichen Einfünfte anberrifft, die Sie mit ſo vie: lem Vergnügen vergrößern, fo iſt dieſer Fehler einer Regentinn zu vergeben ,twelche in ihren Umſtaͤnden die Ausgaben der Regierung nicht würde haben be⸗ ftreiten fönnen , woferne fie nicht —* — gfte Oeconomie beobachter hätte. Ich fee, erwiederte Addiſon, die. ganze Stärfe dieſer Anmerkung ein, und ich glaube , ‚ daß dieſe Sorgfalt die vornehmfte Urſache iſt, warum ihre Regierung dem Volke ſo angenehm war, Und ware um ihre Weisheit in derfelben noch bis auf den heu⸗ tigen Tag fo Hoch gefchäger wird. Der größten Ans zahl ihrer Unterthanen mufite es ohne Zweifel fehr gefallen‘, daß fie bey allen Gelegenheiten wegen der’ Ausgaben geſchonet wurden. Und diefes diente zu⸗ gleich dazu, ihrem natürlichen Neide gegen die Großen eine Gnüge zu thun, und ein Mittel zu ers halten, wodurch diefe ihr Vermögen: vorzüglich dent öffentlichen Dienftesaufopfern mußten. Sa, ich will, nicht gewiß behaupten , ob nicht ſelbſt die Habſucht ihrer Gemuͤthsart bey dem Verkaufe ihrer Bedie⸗ nungen, mit dem Volke oder gar mit dem niedern Adel des Koͤnigreichs abgeredet geweſen iſt. Denn da dieſe ſelbſt feine Anſpruͤche zu dieſen Bedienungen hatten, ſo fanden ſie ihr Vergnuͤgen darinnen, daß der Koͤniginn Efifabeth, 239 fie fahen, wie diefelben nicht den — gegeben, ſondern theuer erkaufet wurden. Dieſer Handel bey Hofe gab uͤber dieſes dem niedern Adel auch das Kecht, mit ihren obrigkeitlichen Aemtern auf gleiche Art zu verfahren. Endlich muß diefe Gewohnheit unter ihnen ſehr bekannt worden ſeyn, weil ein auf— gewectes Mitglied des Unterhaufes einen Sriedens« richter alfo befchreiben Fonnte, ' „,Er wäre ein leben des Geſchoͤpfe welches durch Hin halbes Dußend Hühner in den Stand gefegerwürde, ein ganzes Dußend Geldſtrafen anfjulegen *). ' Dem- fo nun, wie ihm wolle, die Abjichten der Röniginn wur« den in einem jeden Duncte vollfommen erfuͤllet. Sie bereicherte fich ſelbſt; fie erlangte Die Siebe —— ſie unterdruͤckte und ſchwaͤchte den Adel. Und du alle dieſe Wege ſorgte fie ſehr nachdruͤcklich für das, was ihr ffers am Herzen 1ag,. . ihr unumfhräne ces Anfeden. Und darf man fich baraber ben einem großen Boy ften wundern, werfegte D. Arbuthnor? Sper, um die Sache i in dem un zu ‚Degen, worein Eie Dies R2 ſelbe * Ich finde diefen Sefonbertt Aınfland i in Hift. Col» “le&tions, by H. Townfhend, Efq. p 268. London 16856. Der Großfi iegelbeivahrer beffatiger dieſe Bes ſchuldigung über die Obrigkeiten auf dem Lande in einer Rede, die er in der Sternfammer zu Weſt⸗ müniter gebaften bat. Er fagt: The thirft after this authority, preceedeth from nothing bur an - ambitious humour of gaining of reputation a- mongft their neishbours; Mar fill, when the ‚come home, they may be prefented with prefenss, Ebendaſ. p. 35 260: Das goldne Alter ſelbe ſetzen, wie, wenn die Koͤniginn fo. viel von ih» ven Geſchlechte *) und von ihrer Familie in ihrer Gemuͤthsart gehabt, und alſo ein Vergnuͤgen gefun⸗ den hätte, wenn ſie ihren eignen Weg geben Fönnte, ift. dieß ein folches Verbrechen, wie Sie daraus. ma- chen, wollen ?. Wenn fie die Gewalt liebte, fo. ‚wollte fie nicht diefelbe zum Muthwillen und zur Unterdruͤ⸗ dung brauchen, Und wenn alle Prinzen müßten. ib», ven Willen fo gut einzufchränken ‚. wie ſie that, fo; duͤrften wir ung nicht über. ihre uͤngeduid beklagen, mit der ſie unter dem Widerſpruche ihrer Untertha⸗ nen lebten. Es thut mir leid, ſagte Addiſon, daß die Hand⸗ (nen ihrer Kegierung, ‚mir. nicht erlauben wollen, eben diefe Gedanken von ihrer Mäßigung zu haben. Ihre Art zu vegieren, ſcheint mir vielmehr in vielen Fällen unterdruckend, und den alten. Rechten, und, Privilegien ihres Volks fehr zuwider zu feyn. ‚Denn, wie kann man. wohl. ihre: oͤftere Bermittelung ,. ie — der Repraͤſentanten im Parlamente ein⸗ zuſchraͤn⸗ 9— Ya die Königinn Sc Sir James Meloil ihren Entſchluß wegen ihres ledigen Standes erklärte, Iſo ſagte dieſer: I know the truth of that, madam, ‚you need not tell it me.. Your majefty thinks if —* you were married, you would be but queen of “ » England; and.now you are both king and queen, "/d know, your fhirit cannot endure a commander, Mem. p. 49. Das war freymuͤthig. Allein Sir James Melvil war bey Hofezu wohl befannt, als daß er nicht die Sprache beffelben verffanden. ha⸗ ben follte. Deswegen ſchien auch die Koͤniginn S De Diefe Beſchuldigung gar nicht misvergnůgt zu der Königinn Eliſabeth. 261 zuſchraͤnken, anders erklären; da fie einigen drohete, ‚andere gefangen feste, und alle mit dem Donner ih. res Vorrechtes zum Stillſchweigen brachte ? Und wenn ſie auch geſtattet hatte, daß dieſe Rathſchlaͤge zu einer Bill wurden, was ſollen wir von ihrer ſtol⸗ zen und maͤchtigen Verwerfung derſelben ſagen? Und dieſes that ſie nicht nur in einzeln und außerordentli— chen Faͤllen, ſondern auch in gewoͤhnlichen Sachen und zu vielen malen. sch gebe zu andern Bewei— ſen. Sahe man etwan ihre Maͤßigung bey der Zerjtreuung der Kirchengüter? Derjenigen Kirche, welche fie unter die Flügel ihrer Dberkerrfchaft nahm, und die fie vor ‘allen ihren Feinden befchüget Haben "wollte 2 Ich babe gehöre, daß der Erzbifchof N 3 Parker Es iſt gewiß, daß hierüber am gewoͤhnlichſten uͤber die Koͤniginn, oder wenigſtens uͤber ihre Mi— niſter, geklaget wurde. Es gab Gelegenheit zu dem Vorwurfe des Dichters Spenſer, den die getroffe— nen Perſonen kaum als anſtaͤndig anſehen konnten. Scarce can a bifkoprick forepafs them bye, "But that it muft be gelt in privity. Mother Habbard’s Tale." Allein ein damaliger Bifchof treibt die Befchuldi- .. gung noch weiter. In einer feiner bey Hofe gebale tenen Reden fagt er vor der Königinn: Parfonages . and vicarages feldom pafs now-a-days from. the patron, but either for the leafe, or the prefent ' money, Such merchants are broken into the church of God, a great deal more intolerable than were they, whom Cbriſt whipped out of the temple. Dieje Sprache ift fehr hart, und unfere proteffantifchen Patrone verdienen fie nicht, denn fie find bloß damit befchafftiger, wie man 1: then 262 Das: golone Alten, Parker ſich unterfianden hat, wider dieſen Mis— vrauch Vorſtellung zu thun, wie es denn eigentlich zu feinem Amte gehörte. Allein mit, welchem Er⸗ folge es geſchehen ſey, kann man nicht allein aus der Fortſetzung dieſer Raͤubereyen, ſondern auch aus ihrem ernſtlichen Verweiſe ſchließen, den ſie einem von ren Biſchoͤfen gab, und. welchem ſie mit eis ‚nem Eide drohete, ibm den Kock auszuziehen, — Das war das eigne Wort ihrer Majeftät, — wenn er nicht unmittelbar ihre fürftlichen Gewaltthaͤtigkei⸗ ten geſtatten wuͤrde. Es iſt kaum noͤthig, Daß wir uns noch auf; gerin⸗ gere Sachen einlaſſen. Allein wer empfindet nicht ihre eigenſinnige Tyranney, wenn fie ſolche von ih» ren Dienern mit Ungnade beſtrafet, die ſich, bey irgend einer Gelegenheit von ihrer Wilttͤht zu ent⸗ fernen ſchienen; ja auch ſolche, die ſich mit einem unumſchraͤnkten Gehorſame ihrem Willen ergaben, wenn es nur ihr Nutzen erforderte, gegen dieſelben ungnädig zu feyn? Ich weiß, daß man etwas zur Entfchuldigung des Verhaltens gegen die Königinn von Scotland fagen Fan. Allein das Schidfal des Daviſon wird eine ewige Schande über die Po» litik then kann, die Kirche Chriſti wieder zu dem rei— nen und erſten Zuſtande ihres Mangels und ihrer Geduld zu bringen. Wie erbaulich iſt e8 nicht, wenn man den heil. Paulus von fich felbft fagen böret — In — und Durſt, in viel Saften, in Froſt und Bloͤße! Und wie vollfommen wurde unſere Kirche verbeffert feyn, wenn ihre Diener etwas mehr in dieſer geſegneten apoſtoliſchen Ver⸗ leſſung waͤren! der Koͤniginn Eliſabeth. 263 litik ausbreiten, mit welcher dieſe Sache — ret wurde. | Sch gehe-über diefe Dinge leichte bin, fuhr Ad⸗ diſon fort, und beobachte keine große Ordnung; al⸗ lein Sie — ſehen, was man aus dem, was angefuͤhret worden iſt, ſchließen muß. Wenn man es zuſammen nimmt, ſo glaube ich, man kann dadurch auf die wichtigffen Theile ihrer Vertheidi⸗ gungsrede eine hinlaͤngliche Antwort geben. Man kann es in wenig Worten zufammen faſſen. Die zwo großen Begebenheiten dieſer Zeit‘, die Feſtſetzung der ie formation, und der Triumph uber die ſpaniſche Macht, breiten einen ungemeis nem Ölanz über die Diegierung der Königinn Eliſa⸗ beth aus. Die Nachkommenſchaft, verblendee durch dieſe glücklichen Erfolge, fieng dadurch an, ih— re perfönlichen Tugenden auf eine ausfchweifende Art zu bewundern. Das, was derſelben nod) meh« rern Glanz gegeben hat, iſt die Stelle, in welcher wir fie ven ohngefaͤhr finden zwiſchen einer aber- gläaubifchen Königinn auf der einen, und einem pe— Dantifchen Könige auf der andern Seite, Es ift fo Fein Wunder, daß ihre Regierung bey dem e ften Anblicke wohl eingerichtet, und aud) ruͤhmlich zu ſeyn fiheint. Wenn man aber auf die befondern Umftände aufmerffam ift, fo findet man, daß man eben fo viel dem Gluͤcke, als der Gefchieflichfeit zu= fehreiben muß; und daß ihr Ruhm durd) diejenigen Betrachtungen verringert wird, welche ben einem forglofen Anblicke ihn zu vermehren feinen. Die Schwierigkeiten, die ihr ‚begegneten, waren groß. Doch gaben diefe Schwierigkeiten felbft die eigentli« 1% N 4 chen 265 Das goldne Alter v chen Mittel an die Hand , wie fie zu überwinden waͤ⸗ ren. Sie ſchaͤrften den Verftand, entzundeten den Muth, und vereinigten’die Liebe des ganzen Wolfe. Der Name ihres großen Feindes auf dem feften San: de, brachte damals das Schrecken mir ſich. Allein feine Mache war in der That geringer, als fie zu feyn fchiene. Das fpanifcye Neich war verderbt und. ſchwach, und wanfte unter feiner eignen Laft. Und dieß war für die Spanier felbft ein Geheim— niß. Zu gleicher Zeit war das Vertrauen, welches durd) die Meynung einer großen Gtärfe erzeuget wird, ein günftiger Umftand. Es verurfachte auf der einen Seite eine Nachläßigfeit und Geringfchäs Kung der Rathſchlaͤge, fo wie auf der andern Seite in eben dem Berhältnijfe die größte Wachſamkeit und VBorficht, Allein dieß war noch nicht afles. Der Keligionshaß in den Niederlanden — die bürger= lichen Kriege in Frankreich — die Uneinigfeiten in Scotland — alles ftimmete zur Beförderung des Gluͤcks der Eliſabeth überein. Und doch waͤre dies ſes bey dieſer großen Criſis ihres Schickſals, und, wie hernach ausfiel, ihres Ruhmes, vielleicht zu wenig eſen, wenn die vereinigten Elemente nicht ſelbſt fuͤr ſie geſtritten haͤtten. | Dieß ift die natürliche Gefchichte von ihren aus» wärtigen Triumphen. Ihre gluͤcklichen Erfolge im Lande koͤnnten eben fo leichte aufgelöfet werden. Selbft diefe auswärtigen Gefahren, die ‘Befchaffenheit der Zeiten, der Zuftand der Religionsparteyen, ja die Factionen ihres Hofes, alle diefe Stücfe arbeiteten‘ entweder unmittelbar, oder durch eine geringe Anz wendung ihrer Politik, zu ihrer Größe. Dieß wa⸗ | Ä ren der Königinn Elifaberh. 265 ven die damaligen Umftände, wodurch fie gezwun— gen wurde, wenigftens den Schein einiger Tugenz den anzunehmen: und ihr Glück war fo befonvers, daß felbft ihre Laſter verehrungswuͤrdig wurden, und zu ihrem Ruhme vielleicht mehr beytrugen, als ihre Tugenden. Sie war wachfam in ihren Nath« ſchlaͤgen; forgfältig in der Wahl ihrer Diener ; liebs - reich und herablaffend gegen ihre Unterthanen. Es ſchien, als hätte fie eine außerordentliche ZärtlichFeit für den Mugen und einen Bi Eifer für die Ehre der Nation. Die war die glänzende Seite ihres Charakters; und fie wurde durch die bes ftandigen und drohenden Gefahren, denen fie aus— gefeget war, noch glänzender. Auf der andern Seite aber war fie cholerifch und gebietherifch ; eiferfüchtig, furchtſam und geizig; unterdruͤckend, in ſo ferne ſie durfte; in vielen Faͤllen eigenſinnig, und in einigen tyranniſch. Allein dieſe Laſter, davon einige ihre Politik ſchaͤrften und feiner machten; die uͤbrigen aber nur gegen ihre Hofleute, und die um fie waren, wirkten, befeftigten ihr Anfehen, und gaben ihr in die Herzen des Volfs mehrern Eingang. Der ver- mifchte Glanz diefer Eigenfchaften,, der guten und böfen, (denn auch) ihre ſchlimmſten hatten das Glück, wenn fie von einer Seite und in einem vortheilhaften Lichte gefehen wurden, den guten ähnlich zu fehen,) verblendete die Augen aller fo fehr, daß fie fo viele gefährliche Handlungen der Tyranney und Lnters druͤckung nicht fahen, oder nicht fehen wollten, Und auf diefe Art ift es gefchehen, daß der Na— me Eliſabeth wegen einiger Geſchicklichkeit und we⸗ gen einer mehr ——— und weniger wirklichen Tus R 5 gend, 266 Das goldne Alter gend, durch die Uebereinſtimmung verſchiedener zu⸗ fälligen Urfachen der ehrwuͤrdigſte Name in der lanz gen Reihe unſerer Fuͤrſten worden iſt. Wie wenig fie diefe Ehre verdiene, Fann man aus Diefem flüch- eigen Entwurfe ihres Charakters und ihrer. Negies rung fehen. Jedoch, wenn auf beyden Geiten et= was nachgegeben wird, will ich nicht läugnen, daß fie eine große, das if, eine glückliche Königinn geweſen ift; und hierinnen vielleicht am gluͤcklichſten, daß fie mic fo wenigen gerechten Anfprüchen, ihn zu erlangen, einen fo unumſchraͤnkten Ruhm erhalten ‘hat. \ Und fo haben Sie, erwiederte Arbuthnot, Ih⸗ re Strafpredigt in aller Form beſchloſſen, und ſie nach der Gewohnheit der alten Redner, mit alle dem Vortheile einer Peroration wohlklingend geendiget. Allein wenn ich den Kunftgriff der Beredtſamkeit bey Seite feße, der in der That gefchict ift, einen gemeinen Mann, der diefe Künfte nicht weiß, zu verwirren, fo {ehe ich nicht, daß Gie die Sache mehr bewiefen haben, als fie, anfänglich war; und Daß ich noch immer die Erlaubniß habe, meine er⸗ ſtere Hochachtung gegen die guten alten Zeiten der Koͤniginn Eliſabeth zu behalten. Es iſt wahr, fie hat einige Schwachheiten. Sie haben keine davon, wie ich glaube, uͤbergangen. Um aber fuͤr dieſe Maͤngel Vergebung zu erhalten, ſo laſſen Sie nur die Geſchichte ihrer Regierung fuͤr ſie reden, ich meyne in ihrer ungefünftelten Sprade, Die weder durd) die Schmeicheley, noch durch gehäßige Anmer— kungen verderbt ift, und mir werden ſtets uͤberzeu— get ſeyn daß ſie, ich will nicht ſagen, die untadel⸗ haſteſte, der Koͤniginn Ehifabeth. 267 baftefte, vielleicht auch nicht die tugendhaftefte, aber gewiß die gefchicktefte, und wegen des Glanzes eini— ger Haupteigenfchaften, ‚die glorreichfte Prinzeßinn unter unſern englifchen Monarchen ift. Um Ihnen meinen Begriff von ihr. in wenig Wors ‚ten zu geben — Denn ich finde, daß unfer Streit ſich eben fo endigen wird, wie fie ſich gemeiniglich endigen, naͤmlich daß jeder. nur feine eigne Begriffe ‚zeige — Sie, war verſtaͤndig, ſparſam, ‚vorfehend und ſcharfſichtig; ftets beſorgt, ihre großen End» zwecke zu verfolgen, die. Feſtſetzzung der Keligion und die Sicherheit und Ehre ihres Dolks; fie war klug in der Wahl der beften Mittel, diefes zu erlangen, wozu der Gebrauch geſchickter Diener, und die Antvendung der öffentlichen Einkuͤnfte gehoͤr— te; fie war fähig, alle Bortheile wohl zu gebraus chen, welche ihre eigne Weisheit, oder Die Umſtaͤn— de der Zeiten ihr. darbothen; fie, war ohne Furcht, und unerfchroden ‚in der Ausführung diefer großen Entwürfe, und doch forgfältig , die. tieffte Vorherſe— hung mit ihrer Großmuth zu vereinigen. Wenn fie geizig zu fenn fchien, fo wollen. wir, bevenfen, daß bie genauejte Sparfamfeit in ihren Umſtaͤnden noͤ— thig war: fchien fie gebiecherisch, fo war es nörhig, daß eine weibliche Regierung: durch den Schein des Anfehens achtungswuͤrdig gemacht wurde; war fie zu irgend einer Zeit unterdruͤckend, fo müffen wir überlegen, daß die englifehe Einrichtung *), wie *) Diefes iſt, wie ich. glaube, die gewoͤhnlichſte Mey- nung. Und ein neuerer Schriftſteller hat den Bor: theil Daraus gezogen, und eine ſcheinbare a vi 268 Das goldne Alter ſie damals war, ſowol, als ihre eigne Gemuͤthsart, ‘einen guten Theil dieſer Neigung hatte. Kurz, wir wollen ung erinnern, daß fie die Ehre hat, das weifefte, muthigfte und tapferfte Volk, wodurch vielleicht jemals ein fand, oder ein Zeitalter berühmt worden ift, beherrfcher‘*), und vielleicht gebildet hat; und daß fie den Ruhm des englifchen Namens und ihrer eignen Würde zu einer Höhe ge- bracht bat, weiche außerdem in den Jahrbuͤchern uns ferer Nation nicht zu finden ift. | Herr Digbp, der bey dem ganzen Verlaufe der Streitigfeit fehr aufmerffam gemwefen war , fand fich bey dem Beſchluſſe derfelben ein wenig in feiner Hoffnung betrogen. Er hatte geglaubt, er würde durch den Unterricht ſeiner zween Freunde, den fie ihm geben würden, fein Urtheil über diefe Regierung bez feftigen. Allein er fand ſich durch ihren Streit mehr verwirrt als überzeuget. Er bekannte unterdeffen das Vergnügen, das fie ihm gemacht hätten; und fagte: er hätte bey diefer Gelegenheit wenigſtens die- fen fchrift für das Haus Stuart gemacht. Dan könne te fehr vieles anführen, wodurch diefe gefährliche Hypotheſe Hinlanglich widerleget würde. *), Dem Lord Kanzler Bacon fchien diefes ein Um- fand von großem Gewichte zu feyn, welcher in ſei— ner furzen Abhandlung in felicem memoriam Eli- zabethae fagt: Illud cogitandum cenfeo, in quali populo imperium tenuerit: fi enim in Palmyres nis, aut Afıa imbelli et molli regnum fortita ef- fet, minus mirandum fuiffer — verum in Anglia, natiome feroci/ima et bellicofi/kma, omnia ex nutu feminae moveri et cohiberi potuifle, (ummam me- rito-admirationem habe. der Königin Elifabeth. 269 fen Bortheil erhalten „ daß er in Zufunft mit etwas wenigerer Ehrerbietbung von diefer großen KRöniginn denken, und fein Urtheil über ihren Charakter und ihre Regierung mit „weniger Borurtheil abfaffen würde, Addifon ſchien *50 dieſer unbeſtimmten Folge nicht ganz zufrieden; und wollte einige Stüde, von denen er glaubte, er wäre zu flüchtig über fie hinge— gangen, noch weiter ausführen:*); als D. Arbuth⸗ not ihn erinnerte, daß ihr Spaziergang zu Ende waͤre und daß der Weg, den ſie gegangen waͤren, ſie unterdeſſen um das ganze Schloß herum gefuͤhret haͤtte. Ex ſagte, er fände ſich auch durch dieſe Be: wegung ſehr ermuͤdet, obgleich die Hitze des Strei— tes, und weil er zuweilen geruhet haͤtte, ihn nicht daruͤber bishero hätten klagen laſſen. Er that alſo den Vorſchlag, ſobald als moͤglich, wieder in vie Kutſche zu gehen; wo fie zwar ihre Unterredung auf- gewiſſe Weiſe wieder anfiengen; allein weil von bey⸗ den Seiten nichts Weſentliches mehr geſaget wurde, ſo halte ich es nicht fuͤr noͤthig, die — davon weiter fortzuſetzen. Br Addiſon redet in feinem Freeholder von dem Zeit: alter der Eliſabetb anders. Allein dieſes mar ei- “ne politifche Schrift, und nach dem damaligen Staatsabſichten eingerichtet. Sie ſtreitet alſo nicht eigentlich mit den ———— 2 Da er. hier von ya Hanaise entdeckte.. 13 a : IT, Bon 270° Von der Gaͤrtnerey PET EEE Krk Von der — und Baukunſ Aus dem Engliſchen. ie Bucher; Por von der Beukunſt ind von 5 Anlegung der Gärten handeln, enthalten zwar viele practifche Erinnerungen, die für einen Mechanicus nothwendig find; allein vernünfti« ge Grundſaͤtze, wodurch wir unfern Geſchmack ver beſſern konnten, wird man in ihnen vergeblich ſu— chen. In einem allgemeinen Lehrgebaͤude koͤnnte man es fuͤr zureichend halten, wenn nur die erſten Gründe, welche in dieſen und andern ſchoͤnen Kuͤn⸗ ſten harſchen entwickelt wären, weilman die Anwen⸗ dung davon dem Leſẽr uͤberlaſſen kann; da ich aber keine Gelegenheit vernachlaͤßigen will, bey der ich dieſe Grundſaͤtze erlaͤutern kann, ſo habe ich mit vor« gefeßt, ihre Anwendung auf die Gaͤrtnereh und Baus kunſt, weil diefe meine Lieblingskuͤnſte find, ob ich gleid) geftehe,;daß ich in beyden Feine befondere Er fahrung babe, durch einen Verſuch zu zeigen, Die Gaͤrtnerey mar Anfangs eine nügliche Kunſt. In dem Garten des Alcinous, den Homer befchreis bet, finden wir nichts, das bloß zum Vergnügen wär re. Allein nunmehro ift die Gärtneren bis zu einer ſchoͤnen Kunft geftiegen; und wenn wir- von — * ar⸗ und Baukunſt. 271 Garten ohne Beywort reden, fo wird vorz sweiſe ein Luſtgarten darunter derffanden. Der Garten des Alcinous war, nach der neuern Sprache, bloß ein Kuͤchengarten. Die Baufunft ift auf eben die Art gejtiegen. Sie war verfchiedene Zeiten hindurch bloß eine nügliche Kunſt, ehe fie verlangen Fonnte, unter die fchönen Künfte gezähler zu werden. Bau- kunſt und Gaͤrtnerey müffen alfo in einer gedoppel« ten Abficht betrachtet werden, einmal als nügliche, und denn auch als fehöne Kuͤnſte. Der Leſer wird hier Feine Regen, die auf vie Berbeflerung eines Kunftiverfes in Anfehung des Nutzens giengen, er⸗ warten. Es gehoͤret nicht zu meinem Plane, von ir⸗ gend einer nuͤtzlichen Kunſt, in fo ferne fie dieſes iſt, zu handeln. Es giebt aber auch in dem Nuͤtzlichen eine Schoͤnheit; und wenn ich von der Schoͤnheit rede, fo darf die Schönheit des Nuͤtzlichen auch nicht übergangen werden. Diefes giebt ung Anleis tung, Gärten und Gebäude in verfchiedenen Abfich« ten zu betrachten; fie fönnen entweder bloß zum Nu⸗ gen; oder bloß zur Schönheit, oder zu beyden be= ftimmt feyn. Eine folche Berfchiedenheit i in der Be: ſtimmung beftehlt der Gärtnerey und Baufunft eben ſowol zuſammengeſetzte als mannichfaltige Schoͤn⸗ heiten anzubringen. Daher entſteht die Schwierige feit, in diefen Künften einen richtigen Geſchmack zu erlangen, und daher koͤmmt auch der Lnterfchied und die Unbeftändi gfeit des Geſchmacks, welche hier groͤßer iſt ‚ als in irgend einer andern Kunſt, die nur eine einzige Beſtimmung bat. Die Baufunft und Öärtnerey Fönnen das Gemuͤ⸗ the auf feine andere Art unterhalten, als wenn fie gewiſſe 272 Don der Gärtnerey gewiffe angenehme Bewegungen und Rührungen er= wecken, und ehe wir auf die befondern fommen, fo müffen wir erſt dieſe Künfte überhaupt vorftellen, und zeigen, welches die Bewegungen und Rührungen find, Die durch fie hervorgebracht werden koͤnnen. Die Poefie behauptet wegen ihrer Macht, Leidenſchaften zu erregen, unter den fchönen Künften den erften Platz. Denn faum eine Bewegung der menfchlichen Natur if außer ihrem Gebiethe. Mahlerey und Bildhauer- kunſt haben engere Graͤnzen, und fonnen feine andere Bewegungen bervorbringen, als Durch Bas. Geſichte. Sie find vornehmlich glücklich, wenn fie ſchmerzhafte Leidenſchaften ausdrücken, als. welche fich durch auf. ferliche Zeichen, die fehr leicht zu lefen find, entdecken, Die Gärtnerey. fann außer den Bewegungen der Schoͤnheit, welche aus der Regelmaͤßigkeit, Ordnung, Verhaͤltniß, Farbe und Nutzen entſtehen, auch noch die Bewegungen der Groͤße, des Angenehmen, des Vergnuͤgens, der Melancholie, der Wildniß, und ſo— gar des Erftaunens oder der Bewunderung erwecken. In der Baufunft find die Regelmaͤßigkeit, die Ord⸗ | nung und das Berhältniß, und die Schönheiten, die . Daraus entfpringen, fihtbarer, als bey der Gärtnerey, Allein was die Schönheit der Farbe anbelanget,, fo muß die Baufunft weichen, Größe kann vielleicht bey einem Gebäude mit mehrerm Gluͤcke, als-in einem Garten ausgedrückt werden; in Anfehung der. andern Bewegungen aber, die wir angeführer haben, hat es die Baukunſt bisher noch nicht zu der Bollfommenz beit gebracht, daß fie diefelben koͤnnte deutlich aus— drücen. Diefen Mangel zu erfegen, entdecket die Baus funft in der höchften Vollkommenheit die BON des Nutzens. "und Baukunff. 273 Die Gaͤrtnerey befigt aber einen Borzug, der in der andern Kunſt nie erfeget werden kann. Ein Gar: ten kann fö eingerichtet werden, daß man in verſchie⸗ denen Scenen alle feine verfd)iedenen Bewegungen nach und nach Hervorbringen Fan. Um aber diefe ſchoͤne Wirfung zuerlangen, muß ber Barren von wei⸗ tem Umfange ſeyn, damit verfchiedene Schönheiten. auf einander folgen Fönnen: denn ein Eleiner Garten, den man mit einem Blick überfehen Fann, muß auf - einen Ausdruck eingefchränfet werden: er kann vers gnügt, angenehm, er Fann traurig fenn; wenn man diefes aber vermifchen wollte, fo würde e8 eine Ver⸗ miſchung von Berdegungen verurfachen, die nicht we⸗ nig unangenehm waͤren. Aus diefer Urſache muß ein Gebäude, wenn es auch noch fo prächtig ift, noth⸗ wendig nur auf einen Ausdruck eingefchränft feyn. - Die Baukunft, als eine ſchoͤne Kunft. betrachtef, ſcheint, anſtatt der Gärtneren in ihrem Fortgange zur Bollfoinmenheit nachzueifern, nicht weit über ihre Kindheit hinaus gefommen zu feyn. Um fie zu ihrem vollfommneren Alter zu bringen, mangeln vornehm⸗ lich zwey Stücke, Erftlich eine größere Verſchieden⸗ m der Theile und Zierrathen, als fie zu haben ftheints ie Gärtnerey hat hier offenbar den Vorzug : fie hat fo viele und mannichfaltige Materialien, dag es der Sehler des Künftlers ſeyn muß, wenn der Zuſchauer nicht durch verfchiedene Scenen unterhalten und durch abwechfeinde Bewegungen gerührer wird. Allein det Materialien in der Baufunft find ſo wenig, daß die Künftler bisher Feine anderen , als die Bewegungen der en und Größe haben hervorbringen koͤn⸗ ‚ nen: Zur Erlangung der erftern giebt es viele Wege, 26 Sand, “ Regel⸗ 274 Von der Gartnerey Regelmaͤßigkeit, Ordnung, Symmetrie, Einfalt; wegen der letztern darf man nur: noch eine gewiſſe Groͤße hinzufuͤgen. Ob es alſo gleich ſichtbar iſt, daß ein jedes Gebaͤude einen gewiſſen Charakter oder ei⸗ nen gewiſſen Ausdruck haben muß, der ſich zu ſeiner Beſtimmung ſchickt ʒ fo ift doch diefes eine Anmers fung, auf welche die Künftler nur felten gefallen find« Ein Todtenfopf und Todtenbeine auf Denfmälern werden zwar bie Bewegungen der, Traurigkeit und; Melancholie: ‚erregen; allein eine jede Zierrarh ‚von dieſer Art, wenn fie fo genennetiwerden Fann, follte vers worfen werden, weil fie für ſich unangenehm iſt. Das, zweyte Stüc, warum diefe Kunft nicht zuv Bolltome, menheit gebracht wird „.beflcht darinnen ; man, bat, den; Eindruck noch nicht, genau, erflärt, den ein jeden Theil, eine jede Zierrath, Cupeln, Spigfänlen, Bilde Irauerarbeit, ‚Statuen, Dafen sm. auf uns machen. Vergebens wird ein Kuͤnſtler Regeln ſuchen, wie er ſie theils einzein;theils in Verbindung anwenden ſoll, ſo lange als nicht die verſchiedenen Bewegungen und Ruͤhrungen, die durch ſie hervorgebracht werden, ge⸗ nau erklaͤret ſind. Die Gaͤrtnerey hat alſo hierinnen einen beſondern Vorzug. Die verſchiedenen Bewe⸗ gungen, welche durch Baͤume, Fluͤſſe, Caſcaden, Ebe⸗ nen, Erhöhungen erwecket werden, verſteht, ein je⸗ der; und die Natur eines jeden kann mit einem gewiſ⸗ fen Grade von Genauigkeit befehrieben werden. ° In der Gaͤrtnerey fowol als in der Baufunft muß, Einfalt der herrſchende Geſchmack ſeyn. Verſchwen⸗ dete Zierrathen haben keinen beſſern Mugen, als daß, fie Das Auge verwirren, und den Gegenſtand verhin⸗ | Lan daß er nicht, als ein gewiſſ es Bart ‚auf ung; Re © ſeinen und Baufunfk. 275. feinen Eindruck machen kann. Ein Künftler, der vom Genie zu Hauptfchönbeiten eneblößer it, hat von Na— tur Meigung, diefen Mangel dadurch zu erfegen, daß er feinen Plan mit Eleinen Künfteleyen verzieret, Das her find in Gärten Triumphbögen, chinefifche Häufer, Tempel, Dbeliffen, Caſcaden, Springbrunnen ohne Eudez und daher find in Gebäuden Pfeiler, Vaſen, Statuen; und eine, rechte Berfhwendung von Bilde hauerarbeit. Eben auf diefe Art beläftiger ein Frauene zimmer, das feinen guten Geſchmack hat, einen jeder Theil ihres Anzugs mir Zierrathen. Der Ueberfluß in der Berzierung hat noch eine andere widrige Wirkung: es giebt der Sache ein verfleinerndes Anfehen, Eine Inſel im einer fich weit ausbreitenden See, machet, daß en noch großer ſcheint; allein ein Fünftlicher See, der allezeit Flein ſeyn muß, fcheine noch kleiner zu feyn, wenn man in ihn eine Inſel feger. sth Wenn ein Künftler, der ohne Geſchmack ift, Plane zur Berfchönerung eines Feldes macht, fo theiler en eg in gerade Linien, Cirkel und Duartiere, weil diefe auf bem Papiere ſich am beiten zeigen, Er ſieht niche ein, daß dieß die Vollkommenheit feiner Kunſt ift, wenn er die Natur belebet und verfchönert, und daß bie Natur, indem fie die Regelmaͤßigkeit aufgiebt, höhere Schönheiten bervorbringt, wenn fie ihre Ge— genftände in großer Berfihiedenheit mit freyer, Hand austheilet, Ein weites Feld, nach einer ftrengen Regel⸗ mäßigfeit vertheilet angelegt, ift gezwungen und Fünfte lich. Die Natur zwar, wenn man fie unter einem Ge⸗ fihtspuncte in,organifirten. Körpern betrachtet, be« Reifiget ſich der Regelmaͤßigleitz der en man ſich auch us eben ————— befleißigen foll ie : 276: Don der Gärtnerey te: allein in Gegenftänden von weiten Umfango, die nicht anders, als in Theilen, und nur nach und nach überfehen merden Fönnen, würden Regelmaͤßigkeit und Einförmigfeit unnuͤtzliche Eigenſchaften ſeyn, denn das Auge kann fie nicht bemerken *). Die Natur ver⸗ nachlaͤßiget alſo in ihren weitläuftigen Werfen: diefe Eigenfchaften, und deswegen muß fie auch der Künft- ler, wenn er die Natur nachahmet, verriachläßigen. Mach diefer Vergleihung der Gaͤrtnerey und der Baufunft, fomme id) nun auf die Regeln, welche ei: ner jeden von ihnen eigen find, und fange mit der Gärtnerey an. Der einfachſte Begriff von einem Gars ten iſt dieſer: er ift ein Stück fand, das mit einer Menge von natürlichen Gegenftänden, Bäumen, Spas zlergängen, Blumenbeeten, Strömen u. f. wi werfchös nert ift. Ein mehr zufammen geſetzter begreift Sta: tuen und Gebäude unter ſich, damit Natur und Kunft fit) wechfeleweife zur Zierde find. Ein dritter Be— griff, der fchon der Vollkommenheit näber koͤmmt, if, wenn: die Gegenftände mit einander -fo verfeget find, daß fie nicht allein "eine Bewegung der Schönbeit, welche Gärten einer jeden Art weſentlich iſt, ſondern auch andere befondere Bewegungen ‚als die Größe, das Vergnügen, und andere mehr, hervorbringen. Der vollfommenfte Begriff von einem Garten, iſt eine Erhöhung des dritten Begriffs, und verlanget ei⸗ ne folhe Einrichtung verfchiedener Theile, daß dadurd) *) Ein viereckigted Feld bemerfet das Auge nicht, wenn wir ed num von einer Seite befrachrems'umd dee Mittelpunct iſt die einzige Stelle, aus weichem da⸗ Zuige bie wirtliche Figur eines zirlelrunden Beiden beurtheilen kann. und Baukunſt. 277 alle die verfchiedenen Bewegungen erreget werben, die die Gaͤrtnerey erregen Eann. Bey diefem Begriffe eis nes Gartens ift die Anordnung ein wichtiger Umftand ; denn ich habe gezeiget, Daß einige Bewegungen ſich am beiten in der Verbindung ausnehmen, und daß andere niemals in Berbindung, fondern in der Folge, auf eins ander. fich zeigen muͤſſen. Ich habe an einem andern Drte angemerkt, daß, wenn Bewegungen, dieam meis ften entgegen gefegt find, als Traurigkeit und Freude, Ruhe und Thärigfeit, nad) und nad) aufeinander fole gen, diefes das größte Vergnügen im Ganzen fenn wird; daß aber diefe enfgegengefegten oder.unähnlie chen Bewegungen nicht duͤrfen vereiniget werden, weil ſie eine unangenehme Vermiſchung hervorbringen. Aus dieſer Urſache muͤſſen Ruinen, die eine Art von Melancholie hervorbringen, nicht von jenem Blumen⸗ gange geſehen werden, weil dieſer luſtig und angenehm iſt. Allein unmittelbar von einem froͤhlichen Gegen⸗ ftande zu Ruinen zu kommen, bat eine herrliche Wir⸗ fung ; denn jede von diefen Bewegungen macht einen ftarfen Eindruck, wenn eine der andern entgegen fteht. Aehnliche Bewegungen hingegen als Freude und Ans muth, Stille und Traurigkeit, Bewegung und Größe dürfen mif einander verbunden werden; denn. ihre Wirkungen auf das Bemürpemerben durch ihte Ver⸗ einigung erhoͤhet. Kents Methode, eine Gegend zu ‚verfchönern, iſt vortrefflich. Er mahlt auf ein Feld die fchönften Gegenſtaͤnde, natuͤrliche und kuͤnſtliche, und verthei⸗ let ſie, wie man Farben auf Leinwand vertheilet; es erfordert in der That mehr Genie, durch Huͤlfe der Gaͤrtnerey zu mahlen. a Landſchaft auf Sein. wand 278 Bon der Gaͤrtnerey fand zu bilden , erfordert nicht mehr als die Figuren gegen einander rech zu ordnen? ein Kuͤnſtler, der nach Kents Manier fein Land austheilet, hat auch noch dieſe Arbeit, daß er feine Figuren nach den! —— denen Abwechfelungen des Geldes einrichten. ı d Ein Gärten muß von niehrern unterſchieden wers den; und doch iſt es nicht leicht zu beftunmen,worins nen die Einpeit eines Gartens befteht. Wirrerhals ten zwar einen Begriff von Einheit , wenn wir einen Garten fehen, der ein Haus umgiebt, welches. Auss © fihhten aus jedem Fenſter und Gänge hat, DIE zu je: dem Winkel führen. " Allein es kann ein Garten ohne Haus feyn. Auf diefen Fall muß ich ſagen, daß das, was einen Öarten macht, die Einheit der Ab⸗ ſicht iſt, wenn ein jedes einzeles Stück der Theib eines Ganzen zu ſeyn ſcheint.Die Gaͤrten von Verſailles, von denen man mis Recht in der mehrern Zahl redet, denn es ſind ihrer nicht weniger als ſechs zehn, ſind zwar alle mit dem Pallaſte verbunden, ſie Haben aber kaum einige Verbindung unter —— ſie ſcheinen nicht Theile eines Ganzen, ſondern vielmehr fo viel Eleine ‚neben einander liegende Gaͤrten zu ſeyn. Waͤren dieſe Garten in einiger Entfernung von ein⸗ ander ‚ifo würden fie eine beſſere Wirkung haben, Ihre Verbindung bringt eine Verwirrung von Bes griffen hervor, und in Anſehung des Ganjen giebt fie weniger Vergnuͤgen, ls? roeri man fie nur * und nad) entdeckte. ) blfjaune Regelmaͤßigkeit — dem :eife ‚eines Gars ‚tens feyn, weicher an den Wohnhaufe iſt; denn da er ein mehr unmittelbarer Zufag ift, fo muß er an der a des —— Theil neh⸗ men men. Wenn man = aber — dem RN Des Abftandes von dem Haufe als den Mittelpunch betrachtet, : fo muß die Regelmäßigfeit immer weni⸗ ger ſtudieret ſeyn. Bey einem ausgebreiteten Diane hat es eine ſchoͤne Wirkung wenn das Gemůuͤthe un⸗ vermerkt won der Regelmaͤßigkeit zu einer kuͤhnen Abwechſelung geleitet wird, dann dieſe verurſachet ein Eindruck von Größe. Und. um Große muß man ſich auch. in einem mehr eingefehränkten Plane fo vieb alsı möglichh ft, auch Dadurch ‚bemühen, daß man die Vervielfaͤltigung der kleinen Theile vermeidet: Michts befürdert die Größe mehr als eine richtige Vertheilung der Baͤume. Man laſſe fie: alfosuahe an dem Wohnhauſe außerordentlich duͤnne zerſtreuet ſeyn, und nach dem Verhaͤltniſſe ihrer Entfernung Dichter. werden: weiter abgelegene Erhöhungen muͤſ⸗ ſen mit Baͤumen angefuͤllet ſeyn, damit ſie koͤnnen geſehen werden. Ein kleiner Garten hingegen laͤßt keine Größer, er Buß: hrengen auf das wein tigſte regelmaͤßig ſeyn. 9 In der Arth ein eines Gepötge oder Hecken zulegen „fan mehr Kunſt gezeiget werden. allgemeiner Mittelpunct der Gange, den man einen Seren nennet, aus welchem man'eine Menge merk⸗ wuͤrdiger Gegenſtaͤnde ſehen kann⸗ ſcheint zu, kuͤnſt⸗ lich zu ſeyn als daß er angenehm ſeyn ſollte. Dieſe verſchiedenen Gegenſtaͤnde unter einander, die ſich auf uns zudraͤngen, verurſachen nicht ſo viel Vergnuͤ⸗ gen, als wir ſuͤhlen wuͤrden, wenn fie ſich uns nach amd nach entdeckten. Laſſet uns alſo den Stern auf⸗ geben, da er zu ſteif und gezwungen iſt „und uns bes anißen, etwas ls; ee wre SE Don der Gaͤrtnerey das uns alle merkwuͤrdige Gegenſtaͤnde um uns herum ſichtbar macht. Dieß kann geſchehen, wenn in dem kleinen Gehölze oder Hecken Oeffnungen in verſchiede⸗ ner Entfernung angebracht werden, welche gleichſam zufaͤlliger Weiſe einen jeden Gegenſtand nach und nach unter das Auge bringen. Einige Deffuungen entde⸗ den einzelne Gegenftände, andere eine Menge in eis ner &inie, und noch andere fehr verfchiedene, die ſchnell auf einander folgen, Bey diefem Plane wird das Gemuͤthe durch angenehme Gegenftände erwecket und erjseuetz und die Scene wird durch die Verwunde⸗ rung ſehr erhöhet , in welche wir alsdenn gefeget werden, wenn wir auf Ausſichten ſtoßen, die wir nicht erwartet hatten!’ 9. san mann Da die Gärttieren feine erfindende Kunſt, ſondern nur eine Nahahmung der Natur , oder: vielmehr die verfchönerte Natur: ſelbſt ift, fo folgt norhwendig, daß alles, was unnatuͤrlich ift, mit Berachtung muß weg⸗ geworfen werden. Statuen von wilden Thieren, die Waſſer fpeyen, eine gewöhnliche Zierde der Gaͤrten, herrſchen in den Gärten von Berfailles." Zeigt dieſe 2. einen guten Geſchmack an? Ein fpringendes Waſſer, das bloß fünftlich ift, kann, ohne zu beleidi⸗ gen, intaufend Geftalten verändert werden; allein eine Borftellung von dem , was wirklich in der Natur if, leidet feinen unnatürlichen Umftand, ‚Die Statuen in den Gärten von Berfailles müffen alfo verworfen Werben: und doch iſt der Kuͤnſtler fo unachtſam auf die Nachahmung der Natur geweſen, daß er feinen feh⸗ lerhaften Geſchmack, ohne ihnim geringften zu verber» gen, entdeckt hat; Eine lebloſe Statue eines Thieres, das Waſſer ausgießt, kann man, ohne fehr beleidiger zu aund Baukunſt. aı gu werden, ertragen. Allein bier find Loͤwen und Woͤlfe in heftige Bervegung gelegt: ein jebes hat feine Beute ergriffen, ein Reh oder ein Samm, und will es ist verſchlingen. Und Boch wird, anftatt der ausge: fpannten Klauen und des öffnen Kadıens, alles dieſes Durch eine Taſchenſpielerey in eine andere Scene ver: wandelt Der Loͤwe vergißt feine Beute und gießt Waſſer in Menge aus; das Reh vergißt feine Gefahr und thut eben dieſes; eine Vorſtellung, die eben ſo wunderbar iſt, als diejenige i in der Oper, da Alerander Der Große, nachdem er den. Wall einer: belagerten Stadt trftiegen hat, ſich zu feiner Armee — und ſie mit einem Geſange unterhält, Bey der Gärtneren hat eine jede lebhafte Borflel Ye: von dem, was in der Natur ſchoͤn ift, eine ange» nehme Wirkung: hingegen entfernte und erdichtete Nachahmungen misfallen einem jeden Manne vom Beſchmacke. Das ſtechende Immergruͤn bey der Bil⸗ dung der Thiere iſt ſchon vor langen Zeiten gebraucht worden; man ſieht es aus den Briefen des Plinius, der ein großer Bewunderer diefer Eindifchen Vorſtel⸗ tung zu ſeyn ſcheint. Die Neigung zur Nachahmung hat hierzu Gelegenheit gegeben, und diefe Borftellunig wunderbarer Weife lange erhalten , ohnerachtet dieſe Nachahmung fo erdichter' und unſchmackhaft ift. Als - ein der Pöbel, der-vornehme und geringe, Leute ohne Geſchmack, laffen ſich miteiner befondern und wunder» lichen Aehnlichkeit zwifchen einem Baume und Thiere, fie ſey auch noch forentfernt, unterhalten. Ein Verſuch, in den Gärten zu Berfailles, einen Wald von Bäumen Auch eine Groupe von ſpringenden Waſſern nachzu⸗ S5 ahmen, 282 Von: der Gaͤrtnerey ahmen, fcheint aus‘ ea diefer, face nicht weniger lächerlich: zu fen. 1. ommins * Bey Anlegung eines Gartens, J das, Hd: nie drig und feltfam ft, vermieden werden“. «Kann. ‚man alſo ein Labyrinth eittfchuldigen? Es iſt ein bloßer Eins -fall , der dem gleich iſt, wenn man Bere in der Ges ſtalt einer Axt oder eines Eyes zufammen ſetzt. Spa -ziergänge und Hecken —* angenehm ſeyn; in der Geſtalt eines Labyrinths aber haben ie * andere Abſicht, als Verwirrung zu veruͤrſache Ein Raͤth⸗ ſel iſt feine ſo niedrige Vorſtellung; ei bie: Auflöfung | derſelben ein Beweis der Stharffinnigfeit ift ;- dieſe aber leifter bey der, Anlegung seines, Labyrinths feine FAUL. en und —— die damals; den srößen Auf hatten, ausgefuͤhret worden ſind werden ein immer⸗ waͤhrendes Dentmaal;;des: verderbteſten Geſchmacks ſeyn. Die Fehler, die ich oben erwaͤhnet habe, an ſtatt daß ſie haͤtten ſollen vermieden werden, find als Schoͤn⸗ heiten geſucht und ohne Aufhoͤren vervielfaͤltiget wor⸗ den. Die Natur wurde, wie es ſcheint, für zu ge⸗ mein gehalten, als daß man ſie in den Werfen einep ‚prächtigen Monarchen: hätte nachahmen folfen; (4 “aus dieſer Urſache gab. maı unnatuͤrlichen Dingen, man ohne Zweifel fuͤr uͤbernatuͤrliche anfahe, den Vor⸗ szug. Ich habe oft zu meinem Vergnuͤgen eine Bere gleichung zwiſchen die ſen Gaͤrten und zwiſchen ben arq⸗ biſchen, Erzählungen angeſtellt. Beyde ſind ein Werk, daß das Vergnuͤgen eines guoßen Königes. zur Abſi hat: in den ſechszehn Gaͤrten pon Verſailles iſt eben ſo a ar via aa arabi⸗ J und Baukunſt. & 283 arabiſchen Erzaͤhlung zu finden: und endlich find fie beyde in gleichem Grade unnatuͤrlich ji Wälder von ſoringenden Waſſern/Statuen von Thieren, die nach aͤſopiſcher Art mit einander umgehen, Waſſer, das aus dem Rachon wilder Beſtien hervorkoͤmmt, verſetzen uns eben ſowohl in ein ⸗bezaubertes Land, und in eine Horenweir als diamantene Pallaͤſte, unfichtbare * RD Talismane und Befchmörungen. Ein gerader Weg ift überaus angenehm;, Beil er den Weg verkuͤrzet. Allein in einer verfchönerten Ge: gend Hat ein gerader Gangein ju fteifes und ſclaviſches Anſehen: und iſt auf alle Falle weniger angenehm, als ein krummer und ſich drehender Gang z denn wenn wir die Schönheiten einer Gegend überfehen, fo geben wir gerne nach unſerm Belieben von: einem Drte zum andern. Sich drehende Gaͤnge haben einen andern Vortheih: bey seinem jeden Tritte eroͤffnen ſie neue Ausſichten. Kun, die Spaziergänge in einem Gar ten, der zum Vergnuͤgen angelegt iftj muͤſſen nicht dab geringfte Anſehen eines Weges oder:einer Straße haben. Meine Abficht ift nicht, eine Tagkreiſe zu ma⸗ chen, fondern meinem Auge die Schönheiten der Kunft und Natur reichlich vorzulegen. Dieſe Regel verbie⸗ tet nicht lange gerade Oeffnungen, die ſich mit entfer n⸗ ten Gegenſtaͤnden endigen. Dieſe erwecken außer der Abwechſelung⸗ allezeit eine Bewegung der Groͤße, da ‚fie die Ausſicht der Gegend zu erweitern ſcheint. Eine Oeffnung, ohne einen Gegenftand, der ſie endiget, er» muͤdet das Auge bald: allein ein Objeer, inieiner jeden Entfernung), verlängert die Deffnung z fie’ verführee ‚den Zufchauer, daß er glaubt, die Baͤume, wodurch die paris eingefchränfs ift, reichten bis an das .. —* 284 Don der: Gärtneren ſelbſt hin. Gerade Gänge haben deswegen bey ein⸗ famen Oertern eine vortreffliche Wirkung: fie veraͤn⸗ dern die Scenen, und Beam der Betrachtung befonders uͤnſtig. — Der Zugang zu einem Wohnhouſe darf niche i in ei⸗ ner geraden Linie angeleget werden: es iſt beſſer, wenn man ſich demſelben in einer krummen Linie naͤhert, die mit einzelnen Baͤumen und andern hin und her zerſtreu⸗ ten Dingen beſetzt iſt. Bey einer geraden Annaͤhe⸗ rung bleibt der erſte Anblick eben derſelbe bis zum En. de: mir ſehen in, der Entfernutig ein Haus, und wir fehen e8 die ganze Zeit auf eben die Art ohne einige Abmechfelung. Bey einer; Frummen Annäherung feinen Die darzwifchen kommenden Dbjecte das Haus in Bervegung zurfegen: es beweget ſich mitdem, der geht, und ſcheint feinen Weg fo zu richten, als wenn es ihn recht freundſchaftlich aufnehmen wollte, Eine frumme Annäherung: befördert alfo die Veraͤnderung: Das Haus wird nach und; nach aus verfchiedenen Ge⸗ fihtspunften gefehen und nimmt bey jedem: Schritte eine neue Figur an. Ein Garten auf einem Rachen Felde muß befonbers und auf uriterfchiedene Ark verfchönere werden, damit er das Gemüthe. befchäfftige, und verhindere, deß es nicht uͤber die einformige Ebene misvergnuͤgt werde. Kuͤnſtliche Berge ſind in diefer Abſicht gewoͤhnlich: aber kein Menſch hat noch auf einen kuͤnſtlichen Gang gedacht, der. über die Ebene erhoͤhet wäre. Ein ſol⸗ her: Gang iſt luſtig und kann das Gemüthe erheben: er erweitert und verändert die Ausficht : er macht, daß die Ebene, da fie von der Höhe gefehen . meit | ei in die Augen faͤllt. — u So und Baukunſt. 285 Soll man gothiſche oder griechifche Ruinen anbrin« gen? Ich glaube die erftern; weil fie den Triumph der Zeit uͤber die Stärke anzeigen, eine melancholifche aber nicht unangenehme Gedanke, Griechifche Ruiz nen’bilden ung vielmehr den Triumph der Barbarey über ven Geſchmack ab, eintrauriger und niederfchlas gender Gedanfe. Waflerfünfte find felten von gutem Geſchmacke. Statuen der Thiere, die Waſſer ſpeyen, und uͤberall herrſchen, ſind verurtheilt. Eine Statue von einem Wallfifche,der aus feinem Kopfe Waffer aufwärts fpris Gere, könnte in geroiffem Berftande natürlich feyn, da Wallfiſche von einer gewiſſen Art diefes Vermögen has ben: Dieſe Borftellung aber würde kaum Vergnügen ‚erwecken, weil ihre Seltenheit den Schein des Unng⸗ türlichen haben wiirde, Cs iſt noch eine Re. | fache wider fie, nämlich die Figur eines Wallfiſche an und fuͤr ſich nicht angenehm. Bey ven verfchies denen Wafferfünften in und um Rom find Statuen von Fiſchen oft dazu gebraucht, daß: fie ein großes Baßin von Waſſer unterftügen. Dieſe unnatürliche Borftellung kann auffeine andere Arterfläret werden, als durch die Verbindung ‚'die zwiſchen dem Waſſer und den Fifchen ift, da diefein jenem fehrwinmen ; und man kann hierdurd) den Einfluß beweifen, den auch die leichteften Berbindungen auf das Gemuͤthe haben, Die einzige: gute Borftellung von einer Waſſerkunſt ‚ bie ich angetroffen habe, ift folgende. In einem kuͤnſtli- eben Felfen, der rauh und abgebrochen: ift,, befindet ſich oben an der Spitze, außer dem Geſichte, eine Hoͤhle: das Waſſer wird durch eine Röhre dahin geleitet, flieſ⸗ feinen troͤpfelt Durch die abgebrochenen Theilg des — ns 286 Bon der Gaͤrtnerey fens und wird unten am Fuße in ein Becken geſam⸗ melt: es ift fo eingerichtet , daß mandas Waffer kann nac) Belieben entweder Tropfenmweife oder in Ye herabfallen fallen, "Bishero Habe ich’ einen Garten nur ale ein Were betrachtet‘, das bloß das Vergnügen zur Abſicht har, oder, mit andern Worten, um bey uns Eindrüce von innerlicher Schönheit zu erwecken. Was nunmehro zu betrachten ift, ift die Schönheit eines Gartens, der zum Mugen beftimmet ift, und welches man eine velaz tivifehe Schönheit nennet; hiervon wollen wir in wenig Worten reden. Bey der Gärtnerey'darf die relativifche Schoͤnheit der innerlichen niemals entgegen ſeyn. Alle der Boden, der zum Nutzen erfordert wer⸗ den kann, machet nur ein geringes Berhältniß von eis verfchönerten Felde ; und er kann imeinen Winfel lege werden, ohne daß die Difpofitionderwornehm« ſten Theile dadurch verwirret wird. Ueberdieß iſt auch ein Kuͤchen⸗ oder ein Baumgarten einer innerlichen Schoͤnheit faͤhig; und kann unter die andern Theile ſo kuͤnſtlich verſetzet werden, daß die Verſchiedenheit und der Contraſt ſehr viel zur Schoͤnheit des Ganzen beytragen muß." In dieſer Abſicht hat die Baukunſt weit mehr Schwierigkeiten/ wie wir bald ſehen wer⸗ den; denn da bier oft verlanget wird, innerliche und relativifche Schönheit ben einem Gebäude zu verbin⸗ den, fo ift es ſchwer, beydes in ig Vollkommen⸗ bei zu erreihen, >. MELEIZU EL E 7), Da die Gaͤrtnerey in China zu einer groͤßern Volle Fommenheit,.als in irgend einem befanntermtande;ıges ‚bracht worden'ift,.fo wird eine Nachricht von den Mits «ei, ON inefifchen Kuͤnſtler alle die verſchie⸗ denen und Baukunſt. 287 denen Bewegungen erwecken, eine geſchickte Erlaͤute⸗ tung der vorhergehenden Lehre ſeyn.AUeberhaupt iſt es bey ihnen ein unverbruͤchliches Geſetz, jiemals von der Natur abzumeichens um aber die Grabe der Ver⸗ ſchiedenheit, die ſo ſehr gefaͤllt, hervorzubringen, ſo bedienen ſie ſich aller der Methoden, die mit der Natur beſtehen konnen. Die Natur iſt bey den Ufern ihrer) kuͤnſtlichen Seen und Flauͤſſe genau ausgedruͤckt; fie ſind zuweilen ohne Gras und ſandicht, zuweilen bis ganz an das Waſſer mit Gebuͤſche bedeckt. Flachen und ebenen Theilen, die mit Blumen und kleinem Ge⸗ ſtraͤuche geſchmuͤckt ſind, werden andere ſteile und fel⸗ ſigte Theile entgegen geſetzt, Wir ſehen Wieſen mit zahmen Viehe bedeckt, Waͤlder, in welchen ſchiffbare Meerbuſen und Baͤche ſich finden. Dieſe führen ge— meiniglich zu einem wichtigen Gegenſtande, zu einem praͤchtigen Gebaͤude, zu Terraſſen, die in einen Berg eingehauen ſind, zu einer Caſcade, Grotte, zu einem kuͤnſtlichen Felſen, und zu andern ſolchen Erfindungen. Ihre kuͤnſtlichen Fluͤſſe ſind gemeiniglich ſchlangenartig, zuweilen ſchmaal, rauſchend und ſchnell; zuweilen tief, breit und langſam; und um die Scene noch lebhafter zu machen, ſo werden oft Mühlen und andere ſich be⸗ wegende Maſchinen daben aufgefuͤhret. In den Seen find zerſtreuete Inſeln; einige ſind unfruchtbar, um⸗ geben von Felſen und ſeichten Oertern, andere ſind mit allen dem bereichert, was Kunſt und Natur darbieten kann. Selbſt bey ihren Caſcaden vermeiden ſie Re— gelmaͤßigkeit, als etwas das: die, Natur aus ihrem Wege treibt: die Waſſer ſieht man aus Hoͤhlen und krummen Gängen der kuͤnſtlichen Felſen bervorfprin- geirz hier iſt ein ftücntenrber Wofferfall, dort ve he n 288 * Von der Gaͤrtnerey dene kleinere Faͤlle; und in ſeinem Laufe wird das Waſ⸗ fer oft durch) Bäume und einen Haufen Steine, die durch die Staͤrke des Stroms dahin gebracht zu feyn feheinen, aufgehalten. ‚Gerade Linien, die überhaupt vermieden werden, erlauben fie fich doch zuweilen, in der Abficht , um angenehme Gegenftände in der Ent⸗ feenung zu fehen, und Deffnungendahin zumachen. Da die chineſiſchen Kuͤnſtler von dem Einfluffe des Contraſts lebhaft überzeuger find, fo veranftalten fie plögliche Lebergange, und ſetzen eins dem andern ent⸗ gegen, Bilder, Farben und Schatten. Das Auge wird von umgränzten zu weiten Ausſichten, von Seen und Fluͤſſen zu Ebenen, Huͤgeln und Gehölze forrgeführer: finftern und tratirigen Farben find glänzendere entgegen geſetzt: die verfchiedenen Theile von Sicht und Sthatten find fo vertheilet, Daß fie die Zufammenfeßung inihren Theilen deutlich, und das Ganze überhaupt eindringens der machen. Bey ihren Anpflanzungen find die Baͤu⸗ me nad) ihrer Geftalt und Farbe fehr Fünftlich ver mifcht; Bäume von ausgebreiteren Aeſten mit pyra⸗ midalifchen, lichte Grün mit Dunkelm. Sie verachten _ felbft abgeftorbene Bäume nicht, fie zeigen fie theils aufgerichtet, theils nur halb aus der Erde hervorrds gend *). Um den Contraſt zu erhoͤhen, wagen fie wohl noch’ kuͤhnere Sachen. Sie führen rauhe Felſen, finftre Hoͤhlen, ungeſtalte Baͤume, die durch den Sturm geſpal⸗ ten, oder von dem Blitze verbrannt zu ſeyn ſcheinen, ein ehe Gebäude *) Bent hat, durch feinen Geſchmack geleitet; eben Dies ſes Kunftitust angebradt: Ein alter Baum , der wohl angebracht ift, macht den Contraſt; er erwecket eine Art von Mitleiben, Das fich auf eine eingebildere Werfonificarion gründe | “ — und Baukunſt. 289 Gebäude in Kuinen, oder halb durchs Feuer verwüfter, auf. Am aber das Öemürhe von der Härte folcher Gegenftände wieder abzuziehen, fo folgen bald darauf die angenehmften und ſchoͤnſten Scenen. | Die Ehinefer bemühen ſich der Einbildungsfrafe zu ſchaffen zu geben. Sie verbergen das Ende ihrer Seen: die Ausficht einer Cafcade ift ofte durch Baͤu— me unterbrochen , durch welche man, obgleich dunfel, die Waffer, wie fie fallen, feben fann. Die Einbile dungsfraft,, wenn fie einmal erweckt ift, vergrößert gern einen jeden Gegenftand. Auf nichts ift man in den chinefifchen Gärten mehr bedacht, als die Berwunderung und das Erftaunen zu erregen. In Auftritten, die in dieſer Abfiche angelege finde fcheint alles aus einer Zauberwelt zu feyn; ein Strom, zum Erempel, geht unter der Erde, machet einen ungewöhnlichen Schall, feßt einen Fremden in Verwirrung, daß er nicht vermuthen kann, was eg Doch feyn möchte; und um unfere Bermwunderung durch die Vervielfältigung eines folhen ungewöhnlichen Schalles noch zu vergrößern, find Felſen und Gebäude mit Höhlen und Zwifchenräumen angelegt, Zumeilen wird man unvermerfe in finftere Höhlen gebracht, vie fih wider unfere Erwartung in eine Sandfchaft endi« gen, welche mit allem, was nur die Natur reizendes aufsumeifen bat, bereichert ift. Ein andermalführen uns fchöne Spaziergänge unvermerft zu einem rauhen und unbebauten Felde, wo Büfche, Dornen und Stei« ne den Weg unterbrechen: und wenn wir uns ohnge— fähr nach einem Ausgange umfehen, fo ſtellet fich uns fern Augen eine unerwartete Ausſicht dar. Ein an- deres Kunſtſtuͤck ift, daß fie en Haupttheil durch) 26 Band. Baͤume 290 Von der Bärtnerey Baͤume oder andere darzwiſchen geſetzte Dinge ver⸗ dunkeln: unſere Neugierde wird gereizt zu wiſſen, was uͤber dieſen Dingen liegt; und wenn wir wenig Schritte gethan haben, ſo uͤberraſchet uns, zu unſerer groͤßten Verwunderung eine Scene, die von dem ganz unter⸗ ſchieden iſt, was wir erwartet hatten. Ich ſchließe dieſe flüchtigen Gedanken von der Gaͤrt⸗ nerey mit einer Anmerkung, die einen jeden Leſer rüb: ren muß. Rauher und unbebaueter Boden, derdem Auge ſchrecklich ift, macht mürrifc) und misvergnüge Sollte diefes nicht eine Urfache von den rohen Eitten der Wilden ſeyn? In einem durd) Kunſt angelegten Garten find ſchoͤne Öegenfrände von verfchiedenen Ars ten vereiniget. Ein folches Feld zeigt die Güte der Gott⸗ beit, und den reichen Borr ath zu unſerer Gluͤckſeligkeit in vollem Glanze; es muß einem jeden Beobachter mit Dankbarkeit gegen feinen Wohlthaͤter und mit wohl⸗ thätigen Öefinnungen gegen feine Nebengefchöpfe er⸗ füllen, Andere fchöne Künfte koͤnnen zur Erregung unordentlicher und felbft lajterhafter Bewegungen ges braucht werden; allein die Gaͤrtnerey, welche die uns ſchuldigſten und feinften Bergnügungen verfchafft,muß eine jede gute Empfindung erwecken. Die Froͤhlichkeit und Harmonie der Seele, die durch fie entſteht, muß den Beobachter natürlicher Weife dahin lenken, daß er. durch Handlungen der Menfchlichfeit und Sefälige feit Eye Zufriedenheit andern mittheilet. Da ich das, was die Gaͤrtnerey betrifft, nunmehro gefagt habe, fo ehe ic) zu den Regeln und Beobachtun⸗ gen, welche der Baufunft befonders eigen find. Da die Baufunft ſowehl eine nüßliche, als ſchoͤne Kunft ift, fo Bm Gebäude und Theile von Gebäuden in drey und Baukunſt. 29i drey Arten abgetheilet werden, naͤmlich einige haben bio den Mugen, andere die Echönheit, nod) andere aber behdes zur Abficht. in Gebaͤude, dag bloß zum Mugen und befondern Geſchaͤfften beftimmt ift, muß in jedem Theile mit dieſer Abficht genau übereinftima men Die geringfte Abweichung vom Mugen, wenn fie auch zur Schönheit dfenen follte, wird unangenehm ſeyn. Denn da ein jedes Werf zum Nutzen als ein Mittel zu einer Abfıcht betrachtet wird, fo ift es der vornehmſte Umſtand, wenn es alsein Mittel vollkom⸗ men ift; und eine jede andere Schönheit wird hinge⸗ gen als etwas uneigentliches und ungeſchicktes vernach— läßiget. In Dingeit hingegen, die bleß zur Schöne heit find, ale Säulen, Obelisfen, Triumphbogen, muß man bloß auf die Schoͤnheit fehen. Ein beidnifcher Tempel muß bloß als ein Gebäude zur Prachr ange— ſehen werden; denn da e8 einer Gottheit gewidmet, und nicht zur Bewohnung aufgerichrer tft, fo ift er aller Bilder und Verzierungen fähia, welche die Einbile dungsfraft erdenken, und die Schönheit erfordert kann. Die große Schwierigkeit der Kunft betrifft die Ges baͤude, welche zum Vergnügen ſowohl als zum Nußen Aufgeführet werden, Diefe Abfıchten, welche vera ſchiedene und oft entgegen geſetzte Mittel anwenden, find mit Schwierigkeit zu vereinigen. Bey Pallaͤſten, Und andern Gebäuden, die hinlaͤnglich groß find, und bei) berien eine Berfchiedenheit von nügliher Erfindung kaun Angebracht werden, behasıptet die Regelmaͤßigkeit mit Recht den Vorzug. Allein in Wohnhauſern, die zuk Verſchiedenheit der Kunſt zu Flein fihd, muß der Mugen vorgehen; und die Regelmaͤßigkeit wird nur in fo weit aufgegeben, als fie der Bequemlichkeit zuwider ift: Eh, Ts Da 292 Bon der Gaͤrtnerey Da innerliche und relativifche Schönheit auf vers fehiedenen Grundfägen beruhet, fo muß eine jede be= fonders betrachtet werden; und ich mache mit der re= lativifchen Schönheit den Anfang, weil fie von groͤße⸗ rer Wichtigkeit ift. Die Verhältniffe eines Thores find durch den Ge» braud), wozu es dienen foll, fchon beftimmt. Das Thor eines Wohnhaufes, welches mit der menſchlichen $änge auf gewiſſe Weiſe uͤbereinkommen muß, iſt auf ſieben oder acht Fuß in der Hoͤhe, und drey oder vier Fuß in die Breite eingeſchraͤnkt. Die Verhaͤltniſſe, die ſich für ein Thor zu einer Scheune oder zu einem Wa⸗ genhaufe fchicken, find ganz unterfchieden. Hier koͤmmt eine andere Betrachtung vor. Wenn man bey einem MWagenhaufe oder bey einer Scheune auf innerliche Schönheit fehen wollte, da fie doch bloß zum Mugen find, fo würde es fichtbar ungeſchickt ſeyn. Allein ein Wohnhaus kann Zierrathen annehmen ; und das Hauptthor eines Pallaſts verlangt alle die Groͤße, die mit den vorhergehenden Verhaͤltniſſen, die uns der Nutzen vorſchreibt, beſtehen kann. Es kann erhoͤhet ſeyn, und durch Stufen zu uns gebracht werden; es kann mit Saͤulen, oder auf eine andere ſchoͤne Art ge— zieret ſeyn. Das Thor einer Kirche muß weit ſeyn, damit eine Menge bequem durchgehen kann. Die Weite befiehlt zugleich die Höhe, wie ſich bald zeigen wird. Die Geſtalt eines Senfters muß mit dem Raume in einem Berhältniffe ftehen, der durch daffelbe erleuch- tet werben ſoll; denn wenn die Oeffnung nicht weit ges nung ift, das Sicht In einen jeden Winfel zu bringen, | fo ift der Kaum finfter und traurig. Die Stufen ei» ner Em * nach der menſchlichen Figur Hi | richtet und Baukunſt. 293 richtet werden, ohne eine andere Proportion zu beob⸗ achten: dieſe Stufen find die nämlichen in weiten und engern Gebäuden J weil beyde von Menſchen, die ei⸗ nerley Figur haben, bewohnet werden. Ich will die innerliche Schönheit, wenn fie mit der telativifchen verbunden ift, noch ferner betrachten. Ein Würfel ift an und vor ſich angenehmer als ein Paral⸗ lelopipedon, welches nur in kleinen Figuren angebracht wird. Allein ein weitlaͤuftiges Gebaͤude in der Form eines Würfels, ſieht ſchwerfaͤllig und ungeſchickt; weil die andere Figur, da fie auf einem ſchmalern Grun— de fteht, durch ihre Erhöhung angenehmer iſt; und daher koͤmmt die Schönheit eines gothifchen Thurms. Allein wir wollen annehmen, daß diefes Parallelopi» pedon zu einem Wohnhaufe beftimmte ift, um eine re⸗ lativifehe Schönheit dadurd) zu erreichen. Hier geht der Nutzen über die Erhöhung; und ein Parallelopi- pedon, das wegen feiner Höhe unbequem ift, ſetzt man auf einen breitern Grund. Das prächtige Anfehen wird aufgegeben; allein diefer Verluſt ift durch die Bequemlichkeit, die gewonnen wird, mehr als erſetzet; und ausdiefer Urfache wird die Form eines Gebäudes, ‚ das ſich mehr im Grunde ausbreitef, als in die Höhe erhebt, zu einem Wohnhaufe allezeit vorgezogen, ohne ſelbſt die praͤchtigſten Pallaͤſte auszunehmen. In Anſehung der innern Abtheilungen erfordert der Nusen, daß die Plaͤtze rechtwinklicht find; denn andes rer Geftalt würden leere Räume ohne Nugen übrig bleiben. Eine’ fechsecigte Figur läßt feinen leeren "Raum; allein alsdenn müffen alle Pläße einerley Ge⸗ ſtalt haben, ‚welches überaus unbequem ift. Einen Cubus wird man bey dem erſten Anblicke für Die tie 130 33 genehmſte 294 Don der Gaͤrtnerey gerehmfte Figur haltenz und man Fan ihn auch in einem Raume von mittelmäßiger Größe annehmen, Allein in einen fehr weiren Raume erfordert der Mus gen eine verfchiedene Figur. Die vornehmfte Bes quemlichfeit eines großen Dlages ift Die uneinge— ſchraͤnkte Bewegung. Diefes leiter uns zu der größten Länge, die manerlangen Fann, Altein ein viereckigter Kaum von großem Umfange ift unbequem, weil er Eige und Tijche fo weit von der Hand entferner, indem fie, fo bald fie nicht gebrauchet werden, längft ven Geis ten des Zimmers ſtehen muͤſſen. Der Mutzen erfors dert es alfo, daß ein weiter Raum ein Parallelograms ma iſt. Diefe Figur ift zu gleicher Zeit dig geſchick— tefte, Licht zu empfangen; denn fie vermeidet das fich, durchkreuzende Licht und alle Fenſter müffen auf einer Seite ſeyn; und wenn die entgegengefoßte Geite fo weit entfernet ift, daß fie nicht ganz erleuchtet werden kann, fo wird der Plaß finfter feyn. Die Höhe eines Zimmers, die mehr als neum oder zehn Fuß beträgt, - bat wenig oder gar Fein Berhältnif gegen den Mugen; und deswegen iſt die Verhaͤltniß die einzige Kegel, wo⸗ durch die Hoͤhe beſtimmt wird, wenn ſie das angefuhrt te Maaß uͤberſchreitet. Da alle Kuͤnſtler, welche mit dent &chönen umge⸗ hen, natuͤrlicher Weiſe geneigt find, das Auge zu ver⸗ gnuͤgen, ſo haben ſie große Gelegenheit ihren Geſchmack bey Pallaͤſten und koſtbaren Gebäuden zu zeigen, wo nach unſerer obengemachren Anmerkung, dieinnerliche Schönpeit vor der. relativifchen die; Oberhand haben muß. Allein dieſe Neigung iſt in Anſehung der Pri⸗ vatwohnhaͤuſer unglücklich, weil in dieſen die relati= viſche Schoͤnhelt auf keine —A—— Art erlanget ——— I werden und Baukunft. 295 werben kann, wenn man nicht die innerliche aufgiebt. Bey einem fehmalen Haufe hat man feine Gelegenheit verfchiedene Abwechfelung anzubringen; und in einem Gebäude von diefer Art bat innerliche Bequemlichkeit mit aͤußerlicher Negelmäßigfeit biehero noch niche glücklich verbunden werden Fonnen. Sc) glaube gern, daß eine genaue Eintracht bierinnen über das Gebiete der Kunſt fen. Und doch fcheitern Architecten noch fters an diefem Felſen; denn fie verfuchen noch immer diefe beyden einander widerftreitenden Dinge zu vereis nigen. Denn was fönnte man wohl fir eine Urſache anführen,daß man unter fo unzäblich verfchtedenen Pri— varwohnhäufern nicht ein einziges findet, welches man als ein allgemeines gutes Mufter anfehen Fonnte ? Die uneingefchränfte Neigung, ein Haus regelmäßig und zugleich bequem zu machen, nöthiger den Baumeis ſter, in einigen Fällen die Bequemlichkeit der Regel— maͤßigkeit und in andern die Regelmaͤßigkeit der Bes quemlichkeit aufzuopfern. Hiedurch muß dieſes Haus, Das weder regulaͤr noch bequem iſt, allzeit gewiß miss fallen. Die Fehler find fichtbar, und die Schwierig« keit, es beifer zu machen, iſt nur den Künftler allein befannt 9. | Nichts iſt ſichtbarer, als daß die Form eines Wohn« hauſes nach dem Clima eingerichtet werden muß; und doch iſt kein Fehler gewoͤhnlicher, als daß man in Bri⸗ tannien die Form der italiaͤniſchen Haͤuſer nachmachet; WER 4 ran *) Haufer werden in der Abficht gebauet, um darinnen zu wohnen, nicht aber um ſie anzuſehen. Man muß deswegen den Nutzen der Einfoͤrmigkeit vorzichen, wenn man ſie nicht beyde zugleich haben kann. Io. Verulam. eflay 45 296 Bon der Gaͤrtnerey man vergißt ſo gar diejenigen Theile nicht, die wegen der freyen Luft angelegt worden ſind, und durch welche die Sonne abgehalten werden ſoll. Ich will davon ein oder zwey Beyſpiele anfuͤhren. Eine Colonnade längft der Fronte eines Gebaͤudes hat in Griechenland und Italien eine gute Wirfung, denn fie verfchafft Kühle und Dunkelheit, Eigenfchaften, die in warmen und hellen $ändern fehr angenehm find. Das Falte Elima von Britannien ift diefer Zierrach ganz zuwi⸗ der. Ein Colonnade kann alfo in diefem Sande nie ane ders gebraucht werden , als in der Abficht, wenn man ein befonderes Gebäude mit einem andern verbinden will. Ferner eine Gallerie, welche vas Haus gegen Morden eröffnet, und in Italien eine Fühle Luft herein⸗ bringen ſoll, ift fir diefes Elima, wenn es moͤglich ift, noch unſchicklicher. Man kann Faum im Sommer: darinnen aushalten , und im Winter feget es Das Ge⸗ bäude ven fcharfen Nordwinden und einem jeden Sam me vom Schnee und Regen aus. Nachdem id) das aus einander gefeget habe, was ic) von der relativiſchen Schoͤnheit, theils einzeln be= trachtet, theils in Verbindung mit der innerlichen Schoͤnheit nothwendig fagen mußte, fo will ic) nuns mehro die Baufunft als eine von den fehönen Künften betrachten, und diejenigen Gebäude und Theile der Gebäude unterfuchen, die bloß in der Abficht angelegt find, um das Auge zu vergnügen. Sn den Werfen der Natur hat das Große und Prächtige, die Man nichfaltigfeit die Dberhand. Die furchtfame Hand der Kunſt wird durch Geſetze und Maapitab geleitet. Daher koͤmmt es, daß in Werfen, welche die Natur nachahmen, die große Kunft darinnen beftehr, daß man und Baukunſt. 297 man jeden Schein der Kunſt verbirgt; und dieſes ges fchieht , wenn man Regelmaͤßigkeit vermeidet, und die Mannigfaltigkeie auffucht. Allein in Werfen der Kunft, die Driginal und nicht Nachahmung find, wie die Baufunft, muß eine genaue Regelmaͤßi gfeit und Einförmigfeit in fo ferne beobachtet werden, als ſie mit dem Nutzen beſtehen kann. In Gebaͤuden, die dem Auge gefallen ſollen, iſt die Proportion eben fo nothwendig, als die Regelmaͤßig— keit und Einförmigfeit, weil wir von Natur fo bes ſchaffen find, daß uns beyde gleich ſtark gefallen. Vers ſchiedene Schriftfteller haben es als etwas gewiſſes an⸗ genommen, daß in allen Theilen eines Gebäudes ge« wife genaue Berhältniffe wären, welche dem Auge gefielen; eben fo, wie es gewiffe genaue Berhältniffe der Tone gäbe, die dem Dhre geftelen : und daß in beys den die geringfte Abweichung gleich unangenehm wäre. Andern hingegen fcheine mehr eine Bergleichung zwi⸗ fchen der Proportion in Zahlen und der Proportion in ° Größen zu gefallen, und fie glauben, daß einerley Ver⸗ hältniffe in beyden angenehm wären. Die Verhält- niffe z. E. der Zahlen 16, 24, und 36 find angenehm; und fo fagen fie, find auch die Berhältniffe eines Raus mes, deffen Höhe 16 Fuß, die Breite 24, und die Laͤnge 36 Fuß ift. Da diefer Punct, in Anfehung unferer Materie wichtig ift, fo wird ihn der Leſer mit Aufmerk⸗ famfeit und unparteyifch unterfuchen. Wenn man den Begriff von der Aehnlichkeit zwiſchen den muſika⸗ liſchen Berhältniffen und den Berhältniffen der Baus funft widerlegen will, fo dürfte e8 wohl hinlänglic) feyn, wenn man überhaupt bemerfet, daß die eine von diefen Künften auf das x die andere auf das — T5 gerich⸗ 208 Don der Gaͤrtnerey gerichtet iftz und daß die Öegenftänbe verſchiedener ‚Sinne weder Aehnlichkeit noc) irgend. eine Beziehung gegen einander haben. Insbeſondre aber iſt das, was dem Ohre in der Harmonie gefällt, nicht Die Pros portion der Sayten eines Inſtruments, fondern der Töne, die. durch dieſe Sayten hervorgebracht werden, Bey ver Baufunft hingegen ift es die Proportion der verfchiedenen Größen, weiche dem Auge gefallen, ohne die geringfte Beziehung auf den Schall. Sollte über Diefes Die Größe ver einzige Grund der Vergleihung feyn, fo haben wir Feine Utſache zu vermuthen, Daßes irgend eine natürliche Aehnlichkeit zwiſchen den Ver— hältniffen, die an einem Gebäude gefallen, und zwifchen den Berhältniffen der Sayten giebt, wodurch harmo— nirende Töne hervorgebracht werden, Ich will zum Beyfpiele eine Detaveannehmen. Eine Octave wird durch zwo Sayten hervorgebracht, die gleiche Spans nung und gleichen Diameter haben, deren fange fich aber wie eins zu zwey verhält. Ich weiß aber nicht, ob diefes Berhältniß in zwo Theilen eines Gebäudes gefallen wird. Ich fege noch dazu, daß zufammens ftimmende Noten durch Windinfiramente hervorge— bracht werden, welche in Anfehung des Verhaͤltniſſes nicht Die geringfte Aehnlichkeit mit einem Gebäude ‚haben, t tt | In Anfehung des andern Begriffs, da man. eine Vergleichung zwifchen der Proportion in Zahlen und der Droportion in der Größe anftellt, fo behaupte ich, daß Zahl und Größe fo fehr von einander unterfchieden find, daß man feinen wahrſcheinlichen Beweis von irs ‚gend einer natuͤrlichen Verbindung unter. ihnen vor⸗ bringen kann. Größe iſt eine wirkliche Eigenſchaft einer | | jeden und Baukunſt. 299 jeden Subftanz oder eines jeden Körpers? Zahl aber ift Eeine wirkliche Eigenſchaft, fondern bloß ein Begriff, der erſt entſteht, wenn man eine Menge von Gachen hinter einander ſieht. Weil eine arithmetiſche Pro— portion in Zahlen; gefaͤllt, haben wir Urſache zu ſchließen, daß ſie auch in der Groͤße gefallen muß? Auf dieſe Art muß alſo eine geometriſche Proportion, und vers ſchiedene andere in beyden gefallen. Eine gewiſſe Proportion Fann in beyden zuſammen treffen; und unter einer unendlichen Berfchiedenheie von Propor—⸗ tionen wuͤrde es ein Wunder ſeyn, wenn nicht einige zuweilen zufammen träfen. Ein Benfpiel von dieſer Uebereinſtimmung haben wir ſchon an den Zahlen 16% 24: 36. gegeben; um uns aber zu überzeugen, daß dieß ein bloßer Zufall iſt, dürfen wir nur überlegen, daß eben dieſe Verhaͤltniſſ⸗ e bey der äußerlichen Figur eines Haufes, noch weniger aber bey einer Säule koͤn⸗ nen angebracht werden. Daß wir von Natur an der Proportion eben ſowohi als an der Regelmaͤßigkeit einen Wohlgefallen haben; iſt unwiderſprechlich: allein, daß die. fhöne Pr opor⸗ tion, gleich der Zuſammenſtimmung in Toͤnen auf ein gewiſſes Maaß eingefchränft ſey, iſt durch Die Erfah— rung nicht beſtaͤtiget: vielmehr lernen wir aus der Er⸗ fahrung „daß verſchiedene Berhältniffe gleich gut find, —* Proportion nie an ſo genaue Maaße gebunden ſondern mehr oder weniger verſtattet, und daß wir ie Difproportion nicht eher bemerfen, als bis der Un⸗ weeſchied zwiſchen den verglichenen Groͤßen der wichtige Umſtand wird. Saͤulen erlauben offenbar wars iedene Verhaͤltniſſe, die gleich gut find. Eben dieſer Zabeſnwe tſich auch bey Haͤuſern, Stuben und andern m, Theilen ‚300 Don der Gaͤrtnerey heilen eines Gebäudes. Hieraus fann man (eine wichtige Betrachtung ziehen. Der vorhergehende Anterjcheid zroifchen der Zufammenftimmung und der Proportion ift ein fernerer Beweis von der bewun—⸗ dernswuͤrdigen Harmonie, die unter den verfchiedenen Theilen der menfchlichen Bildung fich findet. - Das Ohr ift ein forgfältiger Richter der Töne und ihrer kleinſten Abweichungen ; und daß die Zufammenftims mung in Tönen Durch genaue Abmeffungen muß erbale ten werden, ſchickt fid) vollfommen wohl zu diefer ge« nauen Empfindung. Das Auge ift wegen der Geftalt eines großen Gegenftandes ungewiſſer, als wegen der Geſtalt eines kleinern; und in verfchiedenen tagen nimmt einerley Gegenftand verfchiedene Geftalten an; Die Zärtlichfeit des Gefühls würde alfo in Anfehung der Proportion in Größen eine unnuͤtze Eigenfchaft feyn. Es ift weit beffer eingerichtet, daß eg in Anfes hung der guten Berhältniffe fo weite Gränzen giebt, daß fie mit der Ungewißheit des Auges in Anſehung * Groͤße uͤbereinkommen. Doc) dieſe Scene iſt zu wichtig, als daß wir mie einem flüchtigen Blicke darüber hineilen follten: alle Schönheiten davon find noch nicht fichtbar. Sch be: merfe ferner, daß wenn man das Auge in Abficht auf die Proportion fo' zärtlich machen wollte, als das Ohr in Abſicht auf die Zuſammenſtimmung ift, es wicht allein eine unnuͤtze Eigenſchaft, ſondern auch die Quelle einer beſtaͤndigen Muͤhe und Unbequemlichkeit ſeyn wuͤrde. Ich darf / den Beweis davon nicht weiter als in der Stube ſuchen, darinnen ich mich gegenwaͤrtig befinde: ein jeder Schritt / den ich thue, veraͤndert mir, dem Anſehen nach, die Laͤnge und Breite. Auf —* it rt und Baukunſt. 501 Art würde ich nur an einem einzigen genau beftimm- ten Orte glücklich) feyn, wo mir nämlich die Berhältniß fhön vorfommt. Ich will ferner bemerken, daß es ‚in der That fonderbar feyn würde, wenn man in der Natur des Menſchen zween Örundfäge fände, die ein- ‚ander ftets enfgegen wären. And dieß würde gleich ‚der Fall feyn, wenn die Proportion eben die Öränzen, als die Zufammenftimmung hätte ; denn dadurch würs den alle bis auf eine von denjenigen Proportionen aug= gefchloffen werden, welche der Nutzen in verfchiedenen Gebäuden und in verſchiedenen Theilen eines einzigen _ Gebäudes erfordert. Es muß uns beluftigen,, wenn wir bemerfen, daß alle Schriftfteller die Nothwendigkeit der genauen Verhaͤltniſſe bemerken, und doch in Anſehung derſel— ben weit von einander abgehen Wenn man das Phi⸗ loſophiren verlaſſen haͤtte, ſo wuͤrde man durch einen einzigen allgemein angenommenen Fall von dem Irr— thume befreyet worden ſeyn, daß nämlich die Berhälts niſſe, die in einem Model gefallen, nicht zugleich in einem weitläuftigen Gebäude fihön find. Ein Zim— mer 48 Fuß in der fänge, und 24 in der Breite und Höhe ift wohl proportioniretz allein ein Zimmer 12 Fuß weit und hoch und 24 lang fiehet einer Gallerie aͤhnlich. Perrault in ſeiner Vergleichung der Alten und Neuern *) iſt der einzige Schriftſteller, der auf den entgegen gefegten Abweg gerathen ift; er behauptet, daß die verfchiedenen Berhältniffe, die einer jeden Ord⸗ ‚nung von Säulen gegeben werden, willführlich find, und daß die Schönheit Diele Proportionen nur die a Wirkung 6, 94. ' >: Bon der Gärttierey Wirkung der Gewohnheit it. Dieß verräth Un— wiſſenheit der menſchlichen Natur, bie in der Pros portion eben ſowohl ihr Vergnügen findet, als in der Kegelmäßigkeit und Ordnung. Allein ohne einige Befanntfchaft mit der menfchlichen Natur zu haben, hätte eine einzige Betrachtung ihn von feinem Irt⸗ thume überführen Fönnen, Wären Diefe Berbältniffe nicht urfprünglich ſchoͤn, ſo würden fie durd) Gewohn⸗ heit nicht ſeyn befeftiger worden. Wenn etwas allge⸗ mein if, fo muß es natürlich ey: / Um den gegenwärtigen Punct zu erläutert, will ih einige Benfpicle von der Schönheit verfehiedener Betz haltniffe anführen, In einem koſtbaren Gebäude muͤſſen die votnehmften Zimmer weit ſeyn, weil fie außerdem init der Form des Gebäudes in feinem Ver⸗ hältniffe ſtehen. Hingegen ift eine weite Stube ih einem Fleinen Haufe unproportionirt. Allein in Din⸗ gen, die filh fo auf einander beziehen, verlangt das Gemüche nicht eind einzige genau beftimmte Propors tion und verwirft alle andere; fordern viele verſchie⸗ dene Berhättniffe find hier gleic) gut, Bloß, went - eine Proportion ſchwankend und entfernt iſt, vermin⸗ dert fi) ihre Echönheit und verſchwindet endlich; Wir finden alfo, daß Stuben don verſchiedenen Bers hältniffen in allen Gebäuden gleich angenehm, find, wenn duch fo gar das Verhaͤltniß von dem Nutzen nicht beftimint ift. In Anſehung det Höhe einer Stube ift das Verhältniß, das fie gegen die !änge und Breite haben muß, außerordentlich willkuͤhrlich; und es kann wegen der Lingeiwißheit des Auges bei) einer Höhe, die über 17 der 18 Fuß ift, nicht anders ſeyn. Die Bau⸗ meiſter muͤſſen felbft von den Säulen befennen, daß die und Baukunſt. 303 die Proportion der Hoͤhe und Dicke ſich zwiſchen 8 Durchmeſſern und 10 verändert, und daß jede Propor⸗ tion zwifchen diefen zwey aͤußerſten Zahlen fehön ift, Doch diefes ift noch nicht alles. Es muß noch) eine weitere Beränderung ver Proportion geben, die von ber Geſtalt der Säule abhängt. Eine Reihe von Saͤu⸗ len 10 Fuß hoch, und eihe doppelte Reihe von der Höhe erfordert verfchiedene Verhaͤltniſſe. Die Zwifchen- faulen müffen alfo in der Verhaͤltniß nach der Höhe der Reihe verfchieden feyn, ' Die Proportion der Theile ft nicht nur für ſich ſelbſt eine Schönheit, fondern fie iſt auch ungertrennlich mit einer Schönheit der erfien Bröße verbunden. Theile, die in Verbindung proportienirt feheinen, werden aud) einzeln gleiche Bewegungen allezeit bervorbringen $ und die, wenn fie beyſammen find, außerördentlich ges fallen, Ein Zimmer wird ung alfo, wenn deffen Theile genau gegen einander abgetheilet find, durch die Schoͤn⸗ heit des Berhältniffes rühren. Es verurfachet zu gleis cher Zeit ein weit höheres Vergnügen. Die kLaͤnge, die Breite, Höhe, die Fenfter erregen ein jedes fiir fich eine Bewegung. Dieſe Bewegungen find einander gleich, und, ob fie gleich einzeln genommen ſchwach find, fo bringen fiedoch in der Berbindung die Bewe⸗ gung der Uebereinſtimmung und der Harmonie hervor, die außerordentlicdy angenehm if, Wenn aber bie Laͤnge eines Zimmers die Breite weit übertrifft, fo ver gleichet das Gemuͤthe diefe Theile, die fo genau verbuns den find, miteinander, und empfindet unmittelbar ein Misvergnügen und Ungeſtaltheit, welche ung beleidi« get. Noch mehr, Wenn wir ein jedes befonders bes trachten, fo entſtehen verſchiedene RU * | roße 504 Don der Gärtnereny Große von der großen Laͤnge, das Kleine von der fchma- len Breite, welche, mit einander verbunden, unanges nehm find. Daher fommt es, daß eine lange Gallerie, wenn fie auch zur Bewegung g noch fo bequem ift, feine angenehme Figur einer Stube if. Wir betrachten fie, als einen Stall, der zum Gebrauche beftimmt ift, und erwarten nicht, daß fie in einer andern Abfiche ſchoͤn feyn foll. Xegelmaͤßigkeit und Seöportich find in Gebäuden nothivendig, welche hauptſaͤchlich oder bloß dem Auge gefallen follen, weil diefes die Mittel find, die inner» liche Schönheit zu erlangen. Allein ein erfahrner Künftler wird feine Abfihe nicht bloß auf die Negels mäßigfeit nnd das Berhältniß einfchränfen. Er wird aud) das Eigenthümliche ftudieren, welches man als⸗ denn wahrnimmt, wenn die Sorm und Zierrathen des Gebäudes nach) der Abficht, warum man es aufführer, eingerichtet find. Das Eigenthümliche ſchreibt uns folgende Kegel vor : ein jedes Gebäude muß einen folhen Ausdruck haben, der mit feiner Beftimmung übereinfomme. Ein Pallaft muß prächtig und groß; ein Privatwohnhaus artig und befcheiden; ein Comoͤ⸗ dienhaus vergnügt und glänzend; und ein Monument traurig und melancholifch feyn. Ein heidnifcher Tem pel hateinedoppelte Abficht: man Fannihn vornehms lich als ein Haus betrachten, das einer Gottheit ges widmet ift; und in diefer Abficht muß er groß, hoch und prächtig feyn: man fann ihn aber aud) als einen Ort des öffentlichen Gottesdienſtes anfehen; und des⸗ wegen muß er etwas finfter und traurig ſeyn; weil Dunfelheit diejenige Befchaffenheit des Gemuͤths her⸗ a die ſich zur Demuth und Andacht hier | icket. und Baukunſt. 305 ſchicket. Eine Kirche der Chriften wird nicht als ein _ Haus für die Gottheit angefehen, fondern nur als ein Berfammlungsort zum öffentlichen Gottesdienſte: fie muß deswegen anftändig und fehlecht ohne viele Zier⸗ rathen feyn: man muß eine niedrige und abgefonderte tage erwählen, weil die Berfammlung, während des Sortesdienftes, dvemürhig und frey von der Welt ſeyn fol. Säulen, außer ihrer Hauptbeſtimmung, da fie etiwas unterfiüßen,, tragen zu diefem befondern Auge drucke bey, welchen die Abficht eines Gebäudes ers fordert: Säulen von verfihiedenen Berhältniffen druͤ⸗ cken Stolz, Leichtfinnigfeit u. ſ. w. eben fo wohl als Staͤrke aus. Die tage fann alfo ven Ausdrucf an zeigenz Bequemlichkeit beftimme die age eines Pria' wanvohnhaufes ; die Lage eines Pallafts aber muß hoch ſeyn. Und dieſes fuͤhret mich zu der Unterſuchung, ob bie Lage eines großen Hauſes, wenn der Kuͤnſtler in ſeiner Wehl eingeſchraͤnkt iſt, die Form deſſelben auf einige Weiſe veraͤndern darf. Die Verbindung zwiſchen einem großen Hauſe und dem benachbarten Boden, ob fie gleich nicht die genaueſte iſt, erfordert doch ei⸗ nige Uebereinſtimmung. . Es würde ung 3. €, mis: fallen, wenn wir ein fchönes Gebäude auf einem wils den und unbebaueten Boden aufgeführet finden: die Uebereinftimmung erfordert für ein folches Gebäude eine ſchoͤne Gegend, und außer dem Vergnügen der Mebereinftimmung empfindee der Zufchauer noch dag Vergnügen , welches aus der AehnlichFeit ber Bewe⸗ gühgen entſteht, die von zween Gegenftänden hervor gebracht werden. Die alte gothiſche Bauart feheint nad) den rauhen unbebaueren Gegenden, wo fie er⸗ 26 — U funden 306 Bon der Girtnerey funden — iſt, wohl eingerichtet zu ſeyn. Der einzige Irrthum war, daß man dieſe Bauart in die ſchoͤnen Ebenen von Frankreich und Italien brachte, fuͤr welche ſich Gebaͤude nach griechiſchem Geſchmacke beſſer ſchicken. Allein man hat uͤber die gothiſche Bauart nachgedacht, und man hat alles gethan, ſie mit ihrer neuen Stelle zu vereinigen. Die reithe Verſchiedenheit wilder und großer Gegenſtaͤnde bey Javerary verlangte ein Haus auf gothiſche Art; und ein jeder muß den Geſchmack des Eigenthümers loben, der die Geftalc feines Haufes nad) der Gegend, wo es ſteht, fo wohl einzurichten gewußt hat. Die Außerliche Anlage eines großen Haufes führer uns natürlicher Weife zu feiner innerlichen Einrichtung . Ein weiter und geraumer Plag empfängt unggemei« niglich bey unferm Eintritte. Dieß fiheint mir in verfchiedenen Abfichten eine uͤble Einrichtung zu ſeyn. Erftlih, wenn wir unmittelbar aus der frenen Luſt in einen felchen Platz treten, fo wird feine Geftalt durch den Contraft auf eine feheinbare Art vermindert: er fieht kleiner aus, wenn man ihn mit dem großen Fire mamente vergleicht. Ferner, wenn er nunfeine Größe: entdeckt, wie er eg bald thut, fo giebt er dem uͤbrigen Theile des Haufes ‚ein verkleinerndes Anſehen; denn wenn man von demſelben weggeht, fo ſcheint ein jeder anderer Ort kleiner. Man kann dieſen Platz alſo ſehr wohl mit dem ſchwuͤlſtigen Anfange eines 2 Ra dichts vergleichen: Bella per Emarhios plus quam civilia campos.. ‚Drittens dienet diefer Platz wegen ſeiner Lage doch. zu nichts weiter, als zu einem Vorgemache und zu eie nem Durchgange zu den vornehmften Zimmern = ri ı ‚or? do und Baukunſt. 307 doch follte ohne Zweifelder Platz vom größten Umfan« ge für die Geſellſchaft aufbehalten werden. Ein großer - Kaum, welcher dag Gemuͤthe erweitert und dem Geifte eine gewifle Höhe giebt, ift zur Geſellſchaft von Natur beftimmt. Ich verwerfe alfo diefe Art, und nehme von dem Elimar in der Beredrfamfeit Anleitung zu einer andern Art, die fehicklicher zu feyn febeine, Mein Plan ift diefer: erftlich, ein artiger bedediter Gang, der ſich zu dem Anfehen des Haufes ſchickt: Diefer be= deckte Gang führet in ein Vorgemach von größerm Umfange; und diefes wieder zu dem großen Plage, alles nach einer Progregion vom Kleinen zum Großen. Sit das Haus ſehr weit, ‘fo wird Kaum für die fole gende Reihe von Zimmern feyn ; erft ein bededter Gang, zweytens ein Bang ins Haus, der auf beyden Seiten eine Reihe Säulen bat, die durch Bogen vers bunden find; drittens ein achtedigter Platz, oder auch von einer andern Figur ohngefaͤhr im Mittelpuncte deg Gebäudes; und endlich das große Zimmer. Die Größe ift unter allen ven Bewegungen, welche die Baufunfterregen Fann, diejenige, welche den größ« ten Einfluß auf das Gemürhe har. Es follte alſo die vornehmſte Bemühung eines Künftlers ſeyn, diefe Bewegung bey großen Gebaͤuden zu erwecken. Allein es fcheine für die Baukunſt etwas unglüdliches zu ſeyn, daß fie durch gewifle Grundfäße nothwendig regieret wird, Die der Größe entgegen ftehen: die gerade Wir« fung der Negelmäßigfeit und Proportion ift, daß fie ein Gebäude Kleiner machen, als es in der That iſt. Eine Erfindung , die diefe Stuͤcke mit der Größe ver⸗ einige, würbe in der rer eine — Ders beflerung ſeyn. | | u 2 Zierra« 308 Don der Gaͤrtnerey Zierrathen tragen fehr vieles bey, Gebäuden einen . eigenegümtichen Ausdruck zu geben. Ich babe ges ‚zweifelt, ob ein Gebäude regelmäßig einige andere Zierrathen vertragen Fann, als die nuͤtzlich find, eder wenigftens nüßlid) zu fen. fcheinen. Wenn ich die doppelte Abſicht der’ Baukunſt, da fie ſowohl eine ſchoͤne als nügliche Kunft ift, betrachte, fe finde ic) feine gerechte Alrfache, warum nicht Zierrathen aud) ohne Abficht auf ven Mugen, bloß um dem Auge zu gefallen, fönnten angebracht werben. Diefe Freyheit äft in der Poefie, Mahlerey und Gärtnerey erlaubt, und warum follte fie niche in der Baufunft, als in einer ſchoͤnen Kunft erlaubt feyn? Ein Privatwohn- Baus und andere Gebäude, wo die Hauptabficht ver Mugen ift, erlauben zwar ordentlicher Weife Feine andre Zierrathen, als die wenigftens den Schein des Nutzens haben. Allein Tempel, Triumphbogenund | andere Gebäude, die entweder hauptfächlid) oder bloß zum prächtigen Anfehen aufgeführet find, fönnen aufg befte gezieret: werden. Dieß giebt uns Anlaß die Zierrathen i in FR Claſ⸗ ſen abzutheilen. Es giebt erſtlich Zierrarhen, die ohne Abficht auf den Nutzen fehon find, als Statuͤen in Niſchen, Vaſen, halb oder ganz erhabene Arbeit: fer⸗ ner Dinge, die an ſich niche ſchoͤn find, die aber die Schönheit des Nugens befigen , da fie ven Zuſchauer bintergehen und nuͤtzlich zu ſeyn ſcheinen, als blinde‘ Fenſter: die dritte Artift, wenn ein Ding an fich ſchoͤn iſt, und auch das Anſehen des Nutzens har, als ein Pfeiler. In Anſehung der zweyten Art iſt es eine große Unvorſichtigkeit, wenn man die Zierrath ſo er: daß fie unnüge zufeyn fcheint, Wenn aifo ein und Barkunft. 309 ein blindes Fenfter wegen der Regelmaͤßigkeit nothwen⸗ dig zu ſeyn ſcheint, ſo muß es ſo verdeckt werden, daß man es von den wirklichen Fenſtern nicht unterſcheiden kann. Wenn es wie ein blindes Fenſter gleich aus⸗ ſieht, fo beleidiget es uns, weil man ſich vergebens be⸗ muͤhet hat, den Mangel der Erfindung zu erſetzen. Es zeigt die Unregelmaͤßigkeit in einem groͤßern Lichte, weil es ung ſaget, daß ein Fenſter bier wegen der Regelmaͤſ— ſigkeit ſeyn ſollte, daß aber der Architect nicht Erfah— rung gehabt hat, die aͤußerliche Regelmaͤßigkeit mit der innerlichen Bequemlichkeit zu verbinden. ‚Bon den Zierrarhen uͤberhaupt kommen wir zu einem Heiler, dem vornehmften Zierratb in großen Gebauden. Die Beftimmung eines Pfeilerg ift, entweder wirklich oder dem Anſehen nach, einen andern heil, namlich den Archis trab, zutragen. Was die Form diefer Zierrath anbelans ‚get, fo bemerke ich, daß ein Zirkel eine angenchmere Figur it, als ein Viereck, eine Kugel fchöner als ein Cubus, und ein Eylinder beffer als ein Parallelopipedon. Dieß letere heißt in der Sprache der Baumeiffer, eime Saule iſt eitte angenehmere Kigur, al ein Pfeiler. Aus diefer Urfache muß fie vorgezogen werden, wenn alle andere Umſtande gleich find. Eine andere Urfache koͤmmt darzu, namlich eine Gäufe, die an einer Wand, als an einer ebenen Flache anſteht, verſchafft eine größere Mannigfaltigkeit als ein Dferler. Es giebt noch eine Urſache, warum manden Pfeis fer verwirft, die folgenden Grund hat: indem Gemuͤthe des Menfeben iſt eine befondere Neigung, ein jedes Ding zu feiner Vollkommenheit und zu feinem endlichen Aus— — bringen. Wenn ich etwas in einem dunkeln ichte und in abgeſonderten Theilen ſehe, fo wird meine Neugier erreget, ſie treibt mich an, aus den zertrennten Theilen ein Ganzes zuſammen zu ſetzen. Ich ſetze, es ſey zum Beyſpiele ein Pferd. Meine Augen find dieſer Ver: muthung gehorſam, und ich bemerfe unmittelbar ein Pferd, fo deutlich, als bey hellem Tage. Diefer Grundfag jchickt fich auf unfern gegenwärtigen Fall. "Die prächtigite Fronte eines Gebäudes fcheint in einer weiten Entfernung eine ebene Fläche zu ſeyn: wenn wir und nach und nach i 13 naͤhern, 310 Don der Gärtnerey näbern, fo fangen wir an, Ungleichheiten zu bemerken: dieſe Ungleichheiten, wenn wir einige Schritte weiter geben, haben das Anſehen von Pfeilern; ob fie aber rund oder viereckigt ſind, dag wiffen wir nicht : unfere Neugier koͤmmt unferer Annäherung zuvor und kann nicht in Uns gewißbeit bleiben : wir nehmen natürlicher Weiſe den voll: kommenſten Pfeileen an, oder denjenigen, der dem Auge am angenehmſten iff; und wir bemerken unmittelbar oder e8 jcheint uns: wenigfteng, als ob wir eine Anzahl Saulen bemerften : wenn wir bey mehrerer Annäherung nur Pfei⸗ fer finden, fo machet unfere vorgefaßte Meynung, Die nicht erfüllet worden ift, Daß ung dieſe Pfeiler unangenehm ſcheinen; da fiedoch, wenn wir diefen Umſtand weglaffen, nur etwas weniger angenehm zu ſeyn, das Auſehen haben würden. Weil fich aber diefer De in einem innern Hofe nicht zutragen kann, fo fehe ich Fein Urfache, war- um man auch da die Pfeiler verwirft, wenn man anders Grund bat, fie den Saulen vorzugieben. Was nunmehro die Theile einer Saule anbelanget, fo würde ein fehlechrer einformiger Cylinder, ohne Gefimfe und Capital nacktund kaum augenehm fcheinen : fie muß deswegen an dem obern und untern Theile einige Ausla- dung haben. Daber entſtehen die drey Haupttheile einer Säule, der Schaft, dad Schaftgefimfe und das Kapital. Die Natur erfordert obne Zweifel unter diefen drey Thei⸗ len ein. gewiſſes Verhaͤltniß, allein es iſt nicht in fo bes ſtimmte Granzen eingeſchloſſen. Ich vermuthe, dag die gebrauchlichen Proportionen auf gewiſſe Weiſe von der menſchlichen Bildung hergeleitet worden find; man hat fich daß Capital als dag Haupt, und das Schaftgeſimſe als den Fuß vorgefteller. In Anſehung dieſes Befimfes verlanget der Nusen, daß man von der Geſtalt eines Menfchen etwas abweicher :, die Baſis muß ſich gegen dag Banze fovırbalten, daß die Saͤule dadurch das Anfehen der Feftigkeit erhalt. f ' Bey der Baukunſt ſowohl als bey der Gartnerey muß man fich widerfprechende Ausdrücke vermeiden. Feſtig— feit und Dauer find die eigentlichen Ausdruͤcke eines Fuß: geftelled: gegrabene Arbeit hingegen muß leicht BR $ 7 eyn. und Baukunſt. zu ſeyn. Ein Poſtement von einer Saͤule oder Statuͤe darf alſo nur ſparſam verzieret ſeyn. Die Alten wagten nies mals eine kuͤhnere Verzierung als Das Bas- relief. Bey allegorifihben und emblematifchen Verzierungen . glücklich zu feyn, iſt eine wichtige Bemübung des Genies; denn es ift außerordentlich fchwer, fie bey einem Gebaude fo zuvertheilen, daß fie eine. gute Wirkung hun. Ver⸗ miſchet man fie mit Realitäten, fo entftebt eine elende Verbindung ber Wahrheit und der Erdichtung. In einem Bas- relief an der Säule des Antonius iſt der Regen, der durch Das Gebeth einer chriftlichen Legion erhalten wurde, fo ausgedruckt, daß bey der Menge der Goldaten ein regnichter Jupiter iff, von deffen Haupte und Barte Waf- fer im Ueberfluſſe herabläuft: De Piles, der von diefer Vorſtellung eingenommen iſt, unterrichtet feinen Leſer forgfältig, daß er dieſes nicht für, einen wirklichen Jupi⸗ "ter anfeben dürfte, jondern bloß fürein Zeichen, wodurch Die Heiden den Negen andeuteten. Ein Emblema ſollte aber nicht einen Theil der Figuren ausmachen, die wirfs liche Begenftande oder wirkliche Begebenheiten vorftellen, fondern es follte von ihnen abgefondert ſeyn, fo dag man. es gleich beym erſten Anblicke fir ein Emblema anſaͤhe. Doch diefes ift noch nicht alles, atıch noch nicht der vor⸗ nebnifte Punet. Alle Einnbilder, die ihre Meynung nicht Deutlich erklären, follten verworfen werden : denn wenn es nur in einigem Grade dunkel ift, fo kann man fich darüber niemal$ vergnügen. Die Tempel der alten ımd neuern Zugend in den Gaͤrten zu Stow fcheinen dem erſten Anfee ben nach nicht emblematifch zu ſeyn; und wenn ung ges fagt wird dag fie wirklich fo find, fo können wir ibre Mey» nung nicht leicht beftimmen. Der Zufchauer fieht den einen Zempel völlig ausgebeffert, den andern aber in feinen Ruinen : alein ohne eine erklaͤrende Auficheift mag er wohl rathen, aber er kann nicht gewiß feyn, daß der eritere der alten, Der leßtere aber der neuern Tugend gewidmet iſt, und daß fie eineSatyre uber die gegenwärtigen Zeiten feyn follen. Ein oft gebrauchtes Emblema aber beleidi⸗ get eben fo ſehr, als ein abgenuͤtztes Gleichniß. Ein Ems blema darf fich ferner eben ſo wenig als ein Beiaif auf niedrige 3i2 Von der Gaͤrtnerey und Baukunſt. niedrige und allzu bekannte Gegenſtaͤnde gruͤnden; denn wenn die Gegenſtaͤnde und ihre Meynung nicht angenehm ſind, ſo wird man an dem Emblema uͤberhaupt keinen Geſchmack finden. Ein Zimmer in einen Wohnhauſe, im. welchem ein Monument auf einen verflorbenen Freund fich befindet, ift der Melancholie gewidmet. Die Aug: meublirung derſelben ift eine Uhr, die jede Minute fchlägt, um ung zu erinnern, wie gefchwinde die Zeit vergeht: auf dem Monument weinende Figuren und andere abgebrauch⸗ te Zierratben, die man gemeiniglich auf Leichenſteinen finz ‚Re. Verſe auf den Tod und andere ernite Sachen, die überall angefchrieben find. Diefe Gegenftande find zu ges woͤhnlich und die Kunſt ift zu fichtbar, als daß fie Die ge winfchte Wirkung haben follte. Die Starüe des Moſes, der einen Felfen fchlägt, aus welchem wirklich Waffer hevvorfließt, iff alfo von einem falfihen Geſchmacke, denn fie vermiſchet Wirklichkeit mit der Borftelung: Moſes felbft kann Waſſer aus dem Fel⸗ fen bringen, aber für diefe Starte iſt dieß Wundermwerf zuviel. Eben diefer Einwurf iſt auch wider eine Caſcade, wo ein Waffergott aus feiner Urne wirkliches Waffer bervorfpringen laßt. | at Ich habe oben von der Gaͤrtnerey bemerket, daß fiezur Verbeſſerung der Sitten dadurch etwas beytraͤgt, weil ſie das Vergnuͤgen und wohlthaͤtige Geſinnungen einfloͤßet. Ich ſetze hierzu noch eine andere Anmerkung: Gaͤrtnerey und Baukunſt befördern eben dieſe Abſicht dadurch, daß ſie Artigkeit und Zierlichkeit einfloͤßen. —— Inhalt des dritten Stuͤcks im ſechs und zwan ⸗ zigſten Bande. ER 1. Das gofdne Alter der Röniginn Eliſabeth Seite zu U. Bon der Gaͤrtnerey und Baukuuſt —— * > 8 Hamdurgiſches agazin, geſammlete Schriften, Aus der Raturforſchung und den angenehmen Wuſſenſchaften überhaupt, — | Des 2öften Bandes vierte Stüd. Sit Rönigt. Voblm mb Chutfürftl. Sädfif ſcher Frepfeit Hamburg und £eipzig, | bei Grunde Witwe — * Heinrich Helles 5 7,0. A? PR ne . I: . — Berechnung | der Kugelpyramiden A. G. denen, | brof der Mathem. ind Naturl. zu Goͤttingen: an pflegt in den Zeughaͤufern die Ruiz » * AS gen pyramidenweiſe übereinander zu 7 häufen: dazu find Regeln noͤthig, — wie man die Menge der Kugeln be⸗ *rechnen kann, die in einen ſolchen * von gegebener Gerkalt und Größe gehen; Dergleichen Regeln ſtehen in verfchiedenen Artilles riebuͤchern, aber allemal ohne Beyfügung ihres Bez weiſes, und zuweilen unvichtig: Der, Beweis iſt ſerich nicht fuͤr unſere deutſchen Artilleriſten vom bisher gewöhnlichen Schlage, deren mathematiſche Kenutniß die Ausziehung der Eubifrourgel ; zum Gis pfel bat; Indeſſen habe ich bey dem Beſuche den Relegevhit aus —— Vaterlande bey in i ee * J4 J*— N 324 6: Sohlen — abffäten, verſchiedene alte Befannte ER und neuere bekommen, die mehr mathematiſche Einfichten befaffen, und unter der Nation in deren. Solde zu ftehen, die Sachfen das Schickſal hatten, babe ich Leute zu unterrichten gehabt, die ich in die- fen Kenntniſſen weiter führte, als der gemeine Hau- fe der Deuſchen gelehrt werden follenden gewoͤhn⸗ lich gehen will. Vielleicht witd alfo der folgende Aufſatz nicht allgemein unverftändlich ſeyn, und wer nigftens zeigen, daß Betrachtungen über Zahlen, die ° meiftens für leere Grillen gehalten werden; ihren. * wirklichen Nutzen rechtfertigen koͤnnen. Möchten doch die Kuagelpyramiden in aba Zeughäufern, lange Zeit ungeftört liegen bleiben | I, Wenn die Grundflaͤche ein gleichſeitiges Dreyeck iſt. 0 .ABCı Fig. ſtelle diefe oo > Grundfläche vor; weil 0o00 ıFig. die Spitze A, eine Kugel 00600 | hat, alsdenn eine Reihe 00000 von 25 eine von 35 eine 0686060 * von 4 u.f.w. folgen, fo EEE LE SR enthält die legte. Reihe BC fo viel Kugeln, als die Seite AB; und die Schicht Kugeln, welche * die Grundfläche —— oder, wenn man eigent ⸗ lich reden will, bedeckt; iſt alſo die Summe von ſo viel ganzen als die Seite der Grundflaͤche Kugeln hat; z. E. in der Figur enthält diefe Schicht +2 +3 +4+35%+ 6 Kugeln e 8 der xugelpyramiden 325 | Es habe alſo die Seite AB; m, Kugeln, fo iſt — den bekannten Regeln ar ichmetiſche Reihen zu ſummiren *); die Menge der Kugeln in der Schicht oder die yo der erften m, ganze BR er +2. a ——— — m = 6; und die Menge 2 Mr Wenn ber diefer Grundfläche , mies der eine Schiest Kugeln, in ‚die Zwiſchenraͤume der untern gelegt wird, ſo koͤmmt eine Kugel in den Zwifchenraum koifchen der erften oder zweyten Rei— “ be der unterften Schicht, und zwo fommen in die zween Zwifchenräume zwifchen der zweyten und drits ten Reihe, und drey Kugeln in die drey Zwiſchen⸗ räume zroifchen der dritten und vierten Reihe; u. ſ. v0. Die Menge diefer Zroifchenräume, oder die Men: ge;der Kugeln der zweyten Schicht, ift alfo die Summe der enften m - ı ganzen Zahlen; oder, nad) vorhin gebrauchter Kegel m, (m - 1) —— .. 3. Aus eben dem Grunde -ift die Menge der Zwifchenräume. der zweyten Schicht, oder der Kur geln der dritten Schicht, die Summe der erften m» 2 ganze Zahlen, oder = (m-ı) (m-2). ‘IL 2. ar des o In meiner Analyſi s enter Größen 86 $. Be Berechnung # 4. So erhellt, daß man bie Menge aller Rus geln, in der ganzen Pyramide, bis mit der Epiße zu finden, folgende Summen zufammen addiren muß, die erſten m-ı5, m-25 .... "3,2; 1; Zahlen, | | u — 5. Das ließe fih nun für ein befonderes Ex—⸗ empel leicht chun z. E. beym vorigen rechnet mar zufammen = hr ‚7.6 = ı 83 = 5 2 >44 = "© 2 R KEN | g* ı @ FI = 3 wi 7% a OR Au a s 2 | 56 Kugeln. | 6. Wer. weiß was figurirte Zahlen find, und, fie fo bat kennen lernen, wie fie jetzo nach der von Jac. Bernoulli Art-Conjedtandi P. Il. c, 3, gege⸗ benen Anleitung betrachtet werden, dem wird gleich in die Augen ſallen, daß dieſe Zahlen hier vorfom- men. Ich will mich wegen beffen, was ich bier von ihnen zum voraus feßen muß, auf meine Analyf. endl. Größen 727 u. f. $. Und die daſelbſt auf | en BER ® der Kugelpyramiden. 327 der 395 Seite bemmblche Derneutifhe Tafel beziehen. Die Summen der ganzen Zahlen nämlich, machen. die dritte Columne diefer Tafel aus, die Summen diefer Summen aber, find die Glieder der. vierten Columne. Nach der Arc wie die Glieder in diefer Tafel gezählt werden, ift die Summe der er⸗ ften m Zahlen das m + 2ie Glied der dritten Co— fumne, und die Summe der erften m + 2 Glieder der dritten Colunme, das m +3 der vierten; alfe wird die Summe von den mı Gummen der erften m; Mel; 020.231; Zahlen, folgendergeftale | ia T * — 33 9 min n +2 — "1 a — m42 m und die, erwähnte Sm umme fo vieler Summen, oder ‚ die Menge aller Kugeln in der ganzen Pyramide, (m+2).(m+1ı).m u En ä ur er 8 7 6 ® PEN Exen pe; ee = 56. wie vorhin. . zaͤre dieſe Menge gegeben = M, ſo faͤn⸗ de fih m durd) eine cubiſche Gleichung. Der Schwierigfeit wegen, folche aufzulöfen, ift es beſſer ſich der angeführten Columnen zu bedienen, wo der vierten Columne m + ztes Glied, die Menge der Kugeln in einer Pyramide enchält, deren Grunde flaͤche m Kugeln zur Geite hat. Mar fuche alfo das gegebene M in der vierten Columne, und fehe das wievielte Glied. derfeiden es ift. Diefe Zahl, P das wienielte Glied es 9 beiße m man m 3, fo — 4 228 Berechnung M die Menge der Kugeln, wenn die —— ber Pyramide m zur Seite hat. So iſt M = 56, das gte Glied der vierten Eolumne, alfo m +3 = — 9 und m = 6 d ie Seite der Grundflaͤche. ö 2 8. Findet fih M nicht in der wierten Columne, ſo kann man ſo viel Kugeln, in keine Pyramide, wie verlangt wird, ſetzen. Go gebt es 3. C. mit 188’ Kugeln nicht an. Nun Fönnte man wohl nad) der Ford, PN | alfe M berechnen, die in der vierten Columne vor⸗ kommen, das iſt, alle Mengen von Kugeln ſind tden, welche fich in Pyramiden fegen laffen, Es wi aber, wenn man doch ohnedem afle nach der Ind» nung finden will, leichter ſeyn, Die zweyte, dritte, vierte Columne, buarch die Addition immer weiter, ‚und etwa fo weit fortzuſetzen, bis in der vierten groͤſ⸗ fere Zahlen vorfämen, als irgend eine Menge von Kugeln betrüge, die man in eine folche Pyramide ſe⸗ gen wollte. Dann und wann koͤnnte man gefundenen Glieder nach der Formel prüfen: (7) fehen, ob man ſich nicht beym Addiren ver hätte. Die Kormet felbft aber würde dienen, jedes Glied, jede Menge von Kugeln, außer der Ord⸗ nung, aus der an Seite der Grundfläche u finden. Wollte man. J — 100° zur Seite der Grundfläche annehmen, fo enthielte die Pyramide 102. 101. 100 = 34. 101. 50 = 171700 Kugeln; dieſe L 2: 3 = der Kugelpyramiden. 329° diefe Zahl wäre das 103 Glied der vierten Columne, Man wird alfo mit der Addition viel eher — duͤrfen. 9. Die Seite der Pyramiden oder die 44 von der Spitze bis an die Ecke der Grundflaͤche, enthaͤlt fo viel Kugeln, als die Seite der Grundflaͤ⸗ he. Denn das m + zte Glied der vierten Colu— mue, iſt die Summe von mı wirklichen Zahlen ver ul; alſ hat die Pyramide m Schichten. BR («0 Hieraus fließe die Berechnung der abge: Fürsten Dyramıden von einer Pyramide, deren Grundflaͤche m zur Seite hat, nehme man A weg. Deren Grundfläche r zur Seite hat, das iſt, von den m Schichten (q) nehme man die oberften r weg. Die Menge der Kugeln in den übrigen m-r Schichten der abgefürgten Pyramide ift | (m+2). (n+2). m— (+2). ((+ Ds r ee er ee re 1 Im —— (5) nehme man die 3 oberften Schich⸗ fen weg, ſo iſt r=3 und es bleiben 8. 7: 6— 5.4.3 3» RR, Kugeln. — 6 Mit ſolchen abgekuͤrzten ran Fönnte man fich in dem Falle (8) helfen. Es würde aber doch die Menge der Kugeln nicht allemal a gehen. 5 * 1 Denn wi Berechnung MH. * die Grundflaͤche rein Ouadrat iſt. 2 Fig. Te 0. 0ER, Wenn die Seite eis co6000° nes Quadrats DE2Fig, 000000‘ t Rugeln, alfo die ganze 00 00000 Schicht deffelben trente "oo0ooo0o ‚hält, fo giebt es zwiſchen 060000 der erften Reihe DE; FG. und der zweyten, t — I . Zmwifchenraume, und in der ganyen Shit, t — 1 ſolcher Reihen Zivifchen- räume, Legt man alfo in jeden diefer Zwiſchen⸗ ränme ‚eine Kugel, fo koͤmmt eine zweyte Schicht von (t — 1)? Kugeln; diefe bat aus eben dem Grunde (t- 2)* Zwifchenräume, welche eine drit- te Schicht von eben fo viel. Kugeln geben, die aber (t —3)” Zwifchenräume haben u. ſ. w· So iſt alſo die Summe der Kugeln in allen Schichten zu« ſammen tt e- 1) - Fir 27° + ft- * LEN J | Ex fin t=6ifidiele Summe 6.64+5.5+4.4 +3. etz 12. Die Summe der erften t Quadrate zu fine den, ift ein befonderer Sal der Srage: Die Sum: me eh eher Potenzen, einer gegebenen Menge ganzer Zahlen in finden. Yöhann Berneulli, hat dergleichen fcyon beantwortet Op. T. IV. n. 5. und Herr Euler laſt. Cale. differ. 6. 62. diefe Unters ſuchungen vollkommener vorgetragen. Damit ich — | € ‚mein, > er ] der Rugelongamiden, 331 meine Leſer nicht auf dieſe Buͤcher verweiſen darf, will ich das wenige, was zu gegenwaͤrtiger Abſicht noͤthig iſt, nach Bernoullis Art vortragen. Die Summe der erſten t Quadrate fen AcH+ Bt2+ Ct wo A;B;C; noch unbefannte Coeff cien⸗ ten ſind, die wir jetzo beſtimmen wollen: So it vie Summe der erften t 41 Quadrate = A. (e#1)? + B. +1)” + ©. (t+1) $ Summe von dieſer abgezogen, läßt das (c+ zte Quadrat allein, oder 2 ®ratyımzär® r3At HA + 2B Be I y Folglich, weil t unbeftimme bfeiben ſoll; 3A=1,.A>3%; an. 142 B=2;B=3; und \ 144 +C=sı00ee C= J fſolguch die Summe der erſten t Quadrate Zt? + Sr’ + Kt Sm vorig gen ans t=6; und diefe Summe 26 , 36 — + — + 7 — 18 +1 = 91 BE ER 2 Diefer Ausdruck alſo giebt die Menge der * Kugeln in gegenwärtiger Pyramide. Ex. Hätte die Grundflaͤche 100 Kugeln zur Seite fo enthielte Die N, A ” 77 ö + 1000000, , 10000 em 2 Sagen, das iſt: —J 1333333 +3 + 5000 + 8 — 35839 Kugeln. 12. Wollte 3 Wollte man'diefe Pyramide abkuͤrzen, daß ihre oberſte Flaͤche eine Schicht von, u? Kugeln ents hielte, ſo muͤßte man von ihr eine Pyramide weg⸗ nehmen, deren Grundfläche eine Schicht von (u- 1)” Kugeln enfhielte, und die Menge der weggenomme⸗ ne Kugeln betruͤge (u-1)° + (n- (u-n)* —— 3 2 —J— Ex. Sollte ben vorigem —— die Ren | Schicht der ab gekürzten Pyramide 100 Kugeln ent» halten, ſo wäre u=10; und u -1=39 und. die Menge der Rugeln die man megnehmen müßte. 729 81 3 a = 285. 2 1.295, 9 6 285 * I. wenn die Grundfuche — ein Rechteck iſt. PR 3 Fig. Ara RT ! Hoooool 14 Wenn die, Seite 00000 H1;t; die Seite HK; w 00000 Kugeln enthäkt,, alſo die 00000 Grundfläche tw Kugeln 09000 hat; fo hat dieſe Schicht, o000o0 w-r mit HI parallel lies _ Koooool. gende "Reihen Zwiſchen⸗ räume, jede Reihe vont-1 Zwiſchenraͤumen. Alſo ift die Menge dieſer Zwi⸗ ſchenraͤume, oder die Menge der Kugeln in der zweyten Schicht, (t-1). (w-1). So hat dieſe zweyte Schicht, w-2 Reihen Zwifchenräume, jede aM, t-2 2 Zwifepenräume, oder (t-2). —— | I) ze Pla 4 8 .& 3 0 der Kugelppramiden. 333 Zwiſchenraͤume, und Plaͤtze für Kugeln der drit- ten Schicht. — Bi; Es ſeyt ws weil doch eines von benden größer fenn muß, wenn die Grundfläche fein Duas drat ift, fo iſt die Menge der Kugeln tw + (t-1) (w-1) + (t-2). (w- 3). nah (ED (w-r)s... tet). (wir kt-1)) Diefe Producte geordnet, ‚geben folgendes ; a x \ 1 3 Zwmew-tr! Fiw—2w- 2t *4 1: TURN, ae +tv—-ıwv—_o rt +ir re + tw (t-1) w- (tt + (t. i⸗ ERROR 8 kai Es entftehen nämlich vier Columnen, unter die id) P, Q, R, S, gefchrieben habe, Die erfte unter welcher P fteht, enthält t Glieder, deren jedes St w; alfo ift ihre Summe, oder die Kolumne P = tw. In der zweyten Columne Q, ift jedes Glied ein Product aus w in einer der erſten t-1 Zahlen; nad) der Ordnung diefer Zahlen; alfo ift die Summe biefer Producte oder Q =. (t-1) — W. In dee EA x ; 2 R 2: dritten ColumneR ; befinden fich eben diefe Zahlen, jede mie -t multiplieirt, ap itRete- u In der vierten S find die erften t- ı Quadrate; als NEIN ſo [2 | m 334 Berechnung fo iſt we Ge, (tn? ptem 1 Denn man 2 on RN - dieſe Weithe vier Columnen orennch —— | und zuſammen feßt, fo koͤmmt PHQHRES oder die Menge aller Kugeln in dem jeltförmigen Haus fen, die ich Z nennen will = 4 t — E + atw +3: waZ=wo (+) — t (1) — 6 | Im Exempel ifft=s; w=t; alſo Z= — a — = = 85. Nämlic) die Mengen der Kugeln in den einzeln Schichten ſind, die Schichten wie ſie von unten auf gehen, hier von der Linken gegen die Rechte geſchrieben 5; 74* 4. 6 3. 54*2. 4* 1.3 15: Das Product (t-r). (w-r) (14) druͤckt die (r + 1)te Schicht von unten auf gezählt dus; Mit Hi parallel liegen Reiben von t-r und mit HK parallel Neihen von w - r Kugeln, Weil nun r=t-1 die oberfte- Schicht giebt, fo beſteht dicfer Kugelhaufen aus t Schichten, und die oberftet- (t-1) oder eine Reihe Kugeln mit HI parallel; und w- t+1 Reiben mit HK parallel, das iſt nur eine Reis be von w- t+1 Rugeln, die mir Al parallel liegt: Jede von den Kugeln diefer Reihe nämlich bedeutet eine ganze mit HK parallel gehende Reihe. Dies . fer Haufen ſtellt alfo eigentlich Feine Pyramide vor, fondern ein Soldatenzelt deffen bende abhängende Seitenflaͤchen fich ven den Furzen Seiten der Grund: fläche Al und KL erheben, Ein Franzos wiirde B) voor der Kugefsyrannkden, 335 dabey an einen Eſelsruͤcken denken. Fuͤr tSw wird w-t+ 122 und die nur berechne oberſte Reihe, bekoͤmmt nur eine Kugel. Hier alſo befommt der Haufen eine Spige, und das Zelt verwandele fich in die Pyramide die (11) betrachtet worden, 16. Die Menge der Kugeln in der oberftert Reihe (is) heiße y= w-t+1 (a) p ft wzy+t-n Diefer Werth von w, in dem Ausdrucke von Z (14) ſtatt w gefegt, giebt einen Ausdruck, welcher diene die Menge der Kugeln zu finden, wenn man die furs ze Reihe ver Grundfläche und die oberſte Reihe, weiß. L= —— — ———— — 1) 1% MA) -1) SIE ode 1= ip, „u r) 2 R (v1) 3 Im Erempel ift ya7-5t1i=3mbZ= Br er * 4 — 85 wie a 17. Die bisher BE Kegeln bat Serien. fee Anfangsgr. der Artillerie, ı08, 109 $. obwohl ohne Beweis gegeben, auch mit Worten ausgedrückt, Das Seßtere welches nach der Abſicht feines Be nüßlich war, halte id) hier für unnöchig, weil jeman der meinen Auffas liefert, lieber die Sormeln uch⸗ * ſtaben ausgedruckt brauchen wird. Weil es mit ein paar Zeilen geſchehen kann, ſo will ich zeigen, wie ſich Struenſees Ausdruͤcke auf meine bringen laſſen. | Es — ® 336 Berechnung Es iſt naͤmlich Be: Str. 1081;3 x | 109;x 100; Il; x; y —F bey mir 6; q 51% 14516; ee) —— UN;x;5 y | 143 t3 w | Aber in Sppuenfees 109. IIII. iſt die Regel ſalſch ausgedruͤckt/ weil er den Theil der bey mir (14) abz gezogen wird, addirt. Es fey die Menge der Ku— geln in der kurzen Seite der Grundfläche 8; in ber langen 26; welches Erempel Struenfee giebt; fo ift die Menge der Kugeln im ganzen Haufen, nad) Be Ar 5,9088 8. 63 meiner als der wahren Regel — = 10.8.9--4.21=636. Mad) Struenſees Re⸗ gel müßte fie = 4 — 804 ſeyn. Er ſelbſt aber bringt auch eine ganz andere Menge her— aus, weil er aus Berfehen eine andere Zahl braucht, als er nad feiner Regel brauchen fellte. Bey den vier: eckigten Pyramiden, die an das Zelt atıgefeßt wer— den, iſt meiter Fein Geheimmiß, weil fiel nur nach (13) berechnet werden. Man tvird leicht fehen, daß ich aus feiner Tadelſucht diefe Eleine Berbefferung ben einem Buche mache, das zuerft durch meine Empfeplung unter meinen Bekannten bey den im Eingange erwähnten feindlishen Völkern, viel Lefer gefunden hät. —* 8. Für die Pyramiden (1; 115) find die Gründe der Berechnung fehr deutlich in Hentſchens Anmeifung zu den mathem. MWiflenfch, 165 u. 2 der augelphrammden m: Geom. borgetragen, aber ohne allgemeine, Regeln | die Rechnung kurz zu führen, fondern er ‚daß man die einjelnen, Schichten AIIHER addiren müßte. 19. Zum: wirklichen Gebrauche , würde es gut ſeyn, Tafeln zu haben. Fuͤr die dreyeckigten Pyramiden koͤnnte die Tafel nur aus den angefuͤhr⸗ ten Buͤchern abgeſchrieben und nach (8) fortgeſetzt werden. Für die viereckigte läßt fie fich ebenfalls . aus (12) oder durch die Addition machen. Sch werde dergleichen am Ende mittheilen, wenn ich noch erft eine Betrachtung über die an Kugelhaufen werde angeſtellt haben. 20. Fuͤr fie Tafeln zu bere ten, fann man nur in dem Abdrude für Z_ (14) einen geroiffen Werth für t machen, und bey diefem andere, und andere Werthe für w feßen; fo giebt fi) eine Tas fel für Die Kugeldaufen, die das gegebene t, haben, Und eben fo eine andere für die, in: ein anderes t haben, u. ſ. w. we | 2ꝛ. Die weh nächftfelgenden Sie, einer | ſolchen a für ein gegebenes t, find w, — — in und er nn Ibr uncerſchied ii‘ Dr dieß der Cosi ciene von w in 2 iſt der beftändige Unt fc wo der Rei⸗ | ve für ein gegebenes u. 9 6, Band, a 3 Berechnung Eee 1 Z Unterſchied | 3w- 113 :6W-4 6 Io W -10 Io 15w-20 15 21W *35 21 au »bw vr 22. Die erfte der folgenden beyden Tafeln, be- trifft die eigentlichen Pyramiden (1; 115) Ihre erfte Eolumnen Seite enthält die Seite der Grundfläche, es mag die Grundfläche ein Dreyeck oder Viereck feyn. Die zweyte enthalt die Menge der Kugeln in der unterften Schicht. Wenn die Grundfläche ein - Dreyeck ift die dritte, die Menge der Kugeln, in der dreyeckigten Pyramide, die vierte die Menge der Kugeln in der unterften Schicht. Wenn die Grundfläche ein Quadrat ift, daß die in der erften Columne befindliche Seite hat, und die fünfte, die . Menge der Kugeln in der vierechigten Pyramide, Die erfte zweyte und dritte Kolumne, find eie nerley mit der 25 35 45 Columne der (6) angefuͤhr⸗ ten figurirten Zahlen, nur ftehen bier und dore nicht - einerley Zahlen in einerley Zeilen, wovon der Grund in der Art liege wie man die figurirten Zahlen zuans dern Abfichten ordnet. _ | Hätte eine dreyeckigte Pyramide unten eine Grundfläche, deren jede Seite 19 Kugeln enthielte, fo würden in der unterften Schicht 190, und in der ganzen Pyramide 1330 Kugeln feyn, J RER Hätte der Kugelpyramiden. 339 Hätte aber eine vierecfigte Pyramide unten ein Quadrat defien Seite ebenfalls 19 Kugeln enthielte, fo waren in der unterften Schicht 3615 und in der Pyramide 2470 Kugeln. Y Diefe Tafeln laſſen ſich nach (7) (u) durch die Addition fortfegen. 1 — 23. Die zweyte Tafel iſt fuͤr die Kugelhaufen die Rechtecke zu Grundflaͤchen haben. Man zähle die Kugeln in beyden Geiten des Rechteckes; die Menge welche in der Fürzeften Seite enthalten ift, ſucht man oben in der Zeile, die fich mit t= anfängt; die Menge in ver langften Seite, in der Kolumne die unter w ſteht. Die Menge der Kugeln des ganzen Haufens, fteht in einer Columne mit der erften, und in einer Zeile mit der legten Zahl, Man findet fie alfo in dem Fache der Tafel das beyden ge» - mein ift, wie man das Product im Kinmaleins aus den Factoren finde. — Der € re ndflaͤche kürzeſte Seite habe 6, die laͤngſte im Kugeln, fo enthaͤlt ver Haufen 217. Je⸗ de Columne ift nach (21) leicht fortzufegen. In der unter 2 muß man allemal 3 addiren, wenn man das folgende Glied haben will, alfo würde ihr nächftfolgendes Glied nach dem unterften das die Tafel darftellt, 62 für w=21 feßen. Fuͤr eben Werth von w; wären die Glieder der übrigen Co⸗ lumnen, 122; 200; 2955 4065 '532; weil man in diefen Columnen, a an RT 2 | de 340 Berechnung de 65 105 155 213 28; adbiren muß, ‚das‘ nächft untere zu haben. In jeder Columne bleibt oben ein Fach mehr leer alsin der vorhergehenden, weilt 7"w; - dieſerwegen ſollte eigentlich auch das Fach für t=w in jeder Columne leer bleiben; weil aber dieſer Fall noch in der Formel (14) enthalten iſt, ſo habe ich ihn beyfuͤgen wollen, damit man ſieht, wie hier eben die Zahlen, wie in der J. Safe fünften Eolumne | — —— — * | 12. Wenn man der Grundfläche Fürgefte Sei. te und die oberfte Reihe zählen will; fo wird nach der Formel (15) und der hier zu Der zweyten Tafel gegebenen Anleitung, jeder ſich "auch dafür eine Ta⸗ fel nad) Are der zweyten machen Pe dem eine geithe Tafel brauchbar wäre, —— Dieſe Tafeln ſind beſonders — wenn man eine gegebene Menge Kugeln aufhaͤufen follte. Da müßte man entweder diefe ganze Menge, oder Zahlen, aus denen fie durch die, Addition en ſſteht, i in den Tafeln aufflthen, und würde fo fehen, wie der effizige oder die; mehrern Haufen befchaffen ſeyn er in die man dieſe Menge ſetzen — Wenn ic; z. &. 5000 Kugeln aufßäufen follte; fo finde ih in der Columne der vierecfigten Pyras . miden (1 Taf.) 650 bey der Seite der Grundfläche - 22; biefes viermal genommen, gabe 26005 welches ‚von 5000 abgezogen; 2400 übrig läßt. Davon ift der vierte Theil 600; und in der Kolumne der drey⸗ eigen, BpranDen finde ich 560 bey der ‚Seite en un der Kügelppramiden. 341 Nun ift 4. 560=2240 welches von 2400 abgezogen, 160 übrig laͤßt, die ich in der zweyten Tafel, bey t=4; weızfinde Ich kann alfo diefe Kugeln folgendergeftalt fegen. . | | Ein zeltförmiger Haufen, da | a die Sängerzift, haͤlt 160 Kugeln Bier vierecfigte Pyramiden, . deren jeder Grundfläde 12 zur — Seite hat, Halten 4. 650 oder 2600 Vier dreyeckigte, Deren jeder Grundfläche 14 zur Geite bat, » balten 4.560 FA NDDER 2240 oe = "Summe 5000 Man ſieht leicht, daß ſich dergleichen Aufgaben, theils auf verfchiedene Arten, theils wohl auch nicht völlig genau werden auflöfen laffen. Denn wie fic) einerley Zahl, aus den Zahlen der Tafeln, nad) der angewieſenen Art wird verſchiedentlich zufammen« fesen laffen, fo möchte es-gegentheils auch Zahlen geben, die fich nicht völlig genau aus den Zahlen der Tafeln zuſammen fegen ließen, oder es würden eini⸗ ge wenige Kugeln übrig bleiben, die man nicht voll» fommen regelmäßig in die Haufen bringen koͤnnte. Man fönnte fi) doc) dabey auch mit Abkürzung der Pyramiden helfen (135 10) wenn es der Mühe werth wäre, hier eine genaue Richtigkeit zufuchen. —J — Y; Taßfel. 2 Berechnung ih Zafel-“: | ‚Seite Dreyeck |[Dreyek. Quadrat | Biere. | | 1 pm Pym ER 1 1 1/14 Ef Et nu a ; 3 61 Io Te 2 4 .. 10 | 20 "| 3» 5 15 351 > 1 6 2.6. 86 Lok 7 28 841 I 1o 8:0. 36 201 641 204 | a 10 5 | ‚20 | Lu 385. A 66 | 286 | bo: 506. „2 78 1 364 1 0 sl al 51 819 14 105 560 a — 15 120 I 685 | 1240 “| 1261 8161 1496 | - 9 1531 969 — 18 zu | ‚mo 2109 9 | 1a] 20 ; 2470 | | sol 2870 | | Ik Tafel w; ” t= oo nu» wg 10 der Kugelpyramiden. * u, Tafel. * Dee m 3a hrung von einer ee ze a ne Ze ae a — . II. — a 2 & ä I J — Pr i N } ‘ ” a. g£ N don einer plotzlchen Entſtehung —J Eifes, Si Waſſerhammer beflehe' aus einer glaͤſer⸗ en an einem Ende verfchloffenen Roͤhre, die durch einen etwas engen Hals an eine Kugel gefü« get ift. In dieſem gläfern ‚Werkzeuge befindet fich etwas Waſſer, und die Deffnung, wodurch man «8 hinein that, ift zugefchmelzt worden, Wenn man das Waſſer aus der Kugel in die Röhre herab fallen läßt, fo Flappt es, wenn man das Werkzeug fehüttelt, als ob man Steinchen fehüttelte, daher ift der Name gekommen. sch habe diefe Erflärung voraus fchi- en Hüllen: weil diefes Werfjeug vielleicht nicht alfen befannt ift. Herr Eberhard hat verfchiedenes davon gefchrieben. ©. feine erften Gründe der Naturlehre 497. $ der zweyten Ausgabe, u Ich hatte ein folches Werfzeug in einem Zime mer liegen, das nicht geheizt ward, und mo immer ein Senfter offen ſtand. Den 3. Jan. 1763; 9 9— fruͤh piöglichen Entfiehung des Eiſes. 345 ih um gUhr, da das Sahrenheitifche Thermometer auf ıs Grad ftand, wollte ich fehen, ob das Wafler darinnen gefroren wäre. Es befand fich flüßig, unten am Boden der Röhre. Ich Fehrte den Wafz ſerhammer um, daß das Waſſer plöglich in die hoh⸗ le Kugel fiel; ſogleich gefror es, und eg entſtand ei⸗ ne dichte Kugel von Eis in der hohlen gläfernen, Diefes Eis war ziemlich feft, denn es brauchte eine merfliche Zeit, ehe les wieder alles zerſchmolz, als ich es in eine warme Stube trug. Die gläferne Kugel Hatte von diefem plöglichen Gefrieren feinen Schaden genommen, wie ich befürchtete, _ Ich . wollte es indeſſen nicht noch einmal damit wagen, Meben vorerwähntem Wafferhammer lag ein ande rer, dem der enge Hals fehlt, die Roͤhre iſt gleich mit der Kugel verbunden, und endigt ſich auf der andern Seite, wo die Kugel nicht iſt, in eine Spi⸗ tze, da bey jenem dieſes Ende der Roͤhre, gewoͤlbt, und gegentheils, die Kugel jan der Stelle, die dem Orte, wo fie an den Hals gefuͤgt iſt, gerade gegen uͤber ſteht, in ein enges Roͤhrchen ausgezogen iſt; Man hat naͤmlich dieſen Waſſerhammer am Ende des nur genannten Roͤhrchens, den zweyten aber, unten, wo die ordentliche Roͤhre ſich in die Spitze endigt, zugeſchmelzt. Ich mache dieſe Beſchrei— bungen der Geſtalten, im Vorbeygehen, weil ſie vielleicht mit veranlaffen fönnen, daß man auf fol« che Umftände bey einem Werkzeuge Acht gie ebt, das ‚noch einige Unterfuchung verdienet. Denn dieſe zweyte Waſſerhammer klappt bey weitem nicht ſo gut als der li Darum war er beffer zu mei- D 5 mnen 346 ‚Erfahrung von einer nen jegigen Verſuchen geſchickt, weil ich weniger Bedenken trug, ihn der Gefahr des Zerſpringens auszuſetzen. Nachmittags um 3 Uhr, (die Kälte ohngefaͤhr 16 Grad) fand ich das Waſſer unten in feiner Röhre. Ich kehrte ihn um, daß es in bie Kugel flürzte, und es entſtand ſogleich eine dichte Kugel von feftem Eiſe, wie im vorigen. Die glaͤſerne Kugel, die doch etwas dicker war als am ie batte einen Fleinen Riß bekommen. i Weil das Waſſ er in die Kugeln mit einer Su “ ſchwindigkeit ſtuͤrzt, die es durch einen Fall von ei⸗ ner Höhe erlangt bat, die fo viel betraͤgt, als die $änge, um die es zuvor von, der Kugeljentfernt war, fo kann man fic) wohl vorfteflen, als würde es durch) diefen Fall einigermaßen aneinander gedrückt? Und daher ſcheint mir diefe Erfahrung voneiner= ley Are mit derjenigen, da in einem Glaſe mit Car- tefianifchen Teufeln, das Waſſer plöglich gi Eiſe geworden iſt, als man oben auf die Blaſe, die das Glas verſchloß, gedruͤckt hat. #. Sch babe dieſe Erfahrung mic dem zweyten | Waſſerhammer, noch verſchiedenemal wiederhohlt, bey einer etwas geringern Kälte, z. E. von 22 = 25 Graden, find manchmal kleine einzelne Eiskoͤrnchen, an der innern Hoͤhlung der gläfernen Kugel ent« ftanden, und es hat ſich Feine dichte Kugel bilden wollen. Wenn id) das Waſſer ein paarmal Une ter u Umftänden gefchüttele babe, fo “ ind I, plöglichen Entſtehung des Eiſes. 347 Eiskoͤrnchen doch in etwas größere Klumpen zufam- men gegangen. i Man kann dieſe Erfahrung mit dem chen, was ſich in Herrn Prof. Hollmanns Abhand⸗ lung Congelationis natural. et artif. memorabiliora Re $. III. und in den dafelbft angeführten ͤtti chen gelehrten ‚Seltungena743; 28 und fol⸗ gende Seite Phil. Tranſ. n. 475; 239. Seite be⸗ finde. (Hollmanni Commentationum in Reg. ‚Sc. Soc. inde ab a. 1756 recenfitarum Sylioge Gott. 1762 ;) Gittingen Se den 16. Januar. 765. * | 2 es " / 2 Abraham Gotthelf Käftner. J— 348 Don der Wahl des Waſſers 1 BE * * * * * 22 ne ee ze “rre — "AL, | Gemeine Irrthuͤmer, in Anfehung der Wahl | Waſſers zum Trinken: ' Nebſt einigen Betrachtungen, über die Wirkungen des RN. als eines Arztney - Mittels Aus dem 35. Theile des Nouvellifte Er sinie et Litteraire, auf die Monathe Oct. Nov. u. Dec, 1760, ©:74:85. % uͤberſetzt, und mit Anmerkungen erläutert von D. 5% 6, Srüniz. Ä E geſchieht gemeiniglich ohne Ueberlegung, daß man dem Regenwaſſer den Vorzug vor dem Brunnen⸗ oder Flußwaſſer giebt, wegen des falfchen Borurtheils, daß, weil es aus leichten Dünften beftehf, und durch Die Sonne gereinigt wird, auch das gefundefte feyn müßte, Wenn die Eonnenftrahlen das Waflı er reinigeen, fo wuͤrde es dennoch davon nicht ſo rein werden, als Flußwaſſer, welches lange gelaufen, und auf welches viele 2 ET AA 1 zum Trinken, 4 | / nad) einander die Sonne gefchienen, da indes das, Waſſer in den Wolfen, bisweilen kaum einen einzie "gen Tag lang befehienen worden. Im Gegentheil verderben die Sonnenſtrahlen felbiges noch viele mehr, gefchmweige, daß fie es reinigen follten,‘ Wir - wollen annehmen, daß das unter der Geftalt vo Dünften in die Höhe fteigende Waſſer, das leichtefte and reinfte fey, (ein Sag, welcher, wenn es damit feine Richtigkeit hätte, bemweifen wiirde, daß das gefochte Waſſer, aus welchem fich eine große Men- ge von Dünften; losgemacht hat, das dickſte, und mithin aud) das ſchaͤdlichſte wäre, welches aber falſch ift;) was kann man wohl nun daraus zum Bortheil des Regenwaſſers, für einen Schluß zie— ben, da fi, theils beym Steigen, theils auch beym Herunterfallen diefer Dünfte, unendlic) viel kleine Körper aus der Luft, welche fie verdicken, mir ihnen vereinigen, und vermifchen? Die Wolfen beftehen geößtentheils aus Dünften,, welche aus dem Meere in die Höhe geftiegen, und, ohngeachtet fie das Sal— zige zurück gelaffen, doch beftändig eine Art von har ziger Unreinigfeit behalten, welche das damit verfe- bene Waffer, bitter und fhädlih machen, Ders bielte es ſich anders damit, fo würden die Schiffer aus Seewaffer mit leichter Mühe ein gefundes Ges traͤnk bereiten koͤnnen. Cine vielfältige Erfahrung bemeifet, Daß Das Regenwaſſer, und zwar nicht eben das von einem Pla®en, oder von Dachtraufen gefammlete allein, fondern felbft auch das von einem Fruͤhlingsregen, mit aller von defien Vertheidigern erfoderten angewandten Sorgfalt, in reinen Gefäßen unter freyem Himmel, und fo, wie — aus ra a | 5 350. Von der Wahl des Waſſers “den Wolfen herab fällt, aufgefangenen Regenwaſ⸗ fer, dem ohnerachtet einen üblen Geſchmack, und ei⸗ neihm gar nicht eigenthümliche Farbe, nebſt einer Art von unangenehmen Geruch befige, und etwas ‚trübe ausſehe. Die im Regenwaſſer (*) befindliche Eigen ſchaft, da man alles weit geſchwinder darinn kochen, EN | md J (*) Bon der Beſchaffenheit des Regenwaſſers kann man folgende Schriften, darinn die Entſtehung des Regens gezeiget, und eine Unterſuchung des Regenwaſſers vorgenommen wird, zu Rathe zie⸗ hen? Abhandlung von den verſchiedenen Ur⸗ ſachen des Regens, ſt. im 2ten Theile des aus dem Reiche dee Wiſſenſchaften woblverfuchten Res ferendarit, Augſp 1750, 4. E. 127: 130. 60- THOFR. CHRIST. BOSE difl. de pluvia, Refp. Henr. Meyer, Lipf. 1638, 4: 28. P. CASTELLI Sonderbare Gedanken von dem Urſprunge des Regens ft. im XXI. Verfuche der Sresl. Samml. Dec. 1722. Cl. IV. Art.5.. An attempt, to folve the Phaenomenon of the * Vapours, Formation of Clouds, and Defient of Rain: in a Letter from. 1. T- DESAGVLIERS, 20 Dr. Rutty, fl.im X XXVI. B. der Pbilofophical Trunsadions, Num. 407. for Ian. and Feb. 1729. ©. 6 : 22. Remarques für I’ eau de la pluie, et fur l’origine des fontaines, aves quelques particularitez fur la conſtruction des Ci» fternes, par.Mr. dela nire, ff. in den Memoires de Math.et de Pbyf. de ? Acad. R.de Paris vom J. 1703. ©. 56: 69. und eine ee davon unter dem Titel: Betrachtungen Über das Regenwaſſer, und ven Urſprung der Brunnen, nebſt einigen befondern Anmerkungen von Anz legung der Eifternen: von Herrn deda nırE; fl. \ im zum Trinken. 51 und mit felbigem weit beſſer, als mit einem andern, Flecken aus Tuch und Leinewand heraus bringen * kann, im 3. Theile des aus d. R. d. Wiſſ. woblverſ. Referendarii, Augſp. 1751. 4. ©. 163:170. Letter om Mr. ANTHONI VAN LEEVWENHOEK, dated Delft, Apr. 28, ı70:, concerning bis obfervations on ‚Rain Water, ft. im XXIII. Bande der Philofophical Tranfaökions, Num. 279, for May and Iune 1702, ©. 1152 = 1155. Examen chymique de P eau, par 0, Mr. MARGGRAF, fl. im 7 Theile der Hijloire de Acad. R. d.Sc. à Berlin, auf das J ‚lin, 1753. 4. ©. 131 = 1575 es wird im 2. Th. des ahr 1751,4 Ber- 3. Bandes der Commentar. de rebus in feient. natur. et med. geflis, Lipf; 1754: 8: ©. 248 : 250 desglei⸗ chen in R. A. Vogels neuer med. Bibliorb. 13, 6. St. Bötting. 1754. 8: S. 534540. recenfirt; und eine deutfche Ueberfeßung davon, unter dem Titel: Des Eönigl. Ehymiei, Seren Marg⸗ grafs, Bericht von feiner chymiſchen Unterfus chung des Regen⸗ und Schneewaflers, aus der h rioribus ff. in deffen hecatoflea I. bbfervationum phyf. ‚ med. in der 78. Obf. 10. WALTHER dil. de * J Hiſt. de P Acad. R. uͤberſetzt, und ausgezogen von Joach. Fried. Sprengel, fl. im 70. St. der Berl. wöchentl, Relat. der merfwärdigften Sa⸗ hen, aus dem Reiche der Natur x. auf das J. 1753, ©. 573-578. cASP. van oorT bandelt. Am 18. und folgenden $. feiner 1744 zu Utrecht, auf steh. Bogen, —— meteoris qui= busdam aqueis, vom Regen 100 RvD. SALZMANN diſſ. de pluvia, Refp. lac. Phil. Wollenweber , Arg. 1652, 4. 3teh. 3. ı0. sıcısm. SCHWENCK dil. de TereAoyıa, Lipf. 1662, 4. 28. GEO. HIER, VELSCHII obf. de tartaro aquae pluvialis nativo et gemmis ejusdem cryflallinis nativis majoribusetra=- _ > Refp. Cafp. Exner, Lipf: 1648. 4. 2B. Anm. 8 Ueberſ. 352 Don der Wahl des Waſſers kann, iſt ein etwas erpebticherr Grund, und fcheint don feiner gar, ungemeinen Fein und, ſehr ſtarken Duͤnnheit, einen Beweis abzugeben. Allein, es Fann fich alles diefes im Waſſer befinden, und es ift felbiges Deswegen doch nicht vorzüglich geſunder, wie die Vertheidiger defjelben behaupten wollen. Genug, daß es, laut angeführter Umſtaͤnde, ziem⸗ lich ftarf auflöfer; allein, eben Deeiwegen möchte es auch wohl dem menſchlichen Körper eben nicht zu= fräglich feyn. Das Brunnenwaffer in Arkadien, der Styx genannf, war eins der ftärfften auflöfen- den Mittel, und eben um deswillen auch ein Gift. Eben biefes kann man auch von dem Duellwafler behaupten, welche eben deswegen, weil fie gar_ zu leiche find, bisweilen fchädlich’feyn Fönnen. Die Borficht, welche man dadurch auszuuͤben fucht, daß man das Cifterntoaffer, um es zu verbefjern, in bie Sonne fegt, ift ein anderer eben fo. Thänihae hier thum. Es iſt beynahe kein einziges Waſſer, wel⸗ ches nicht kleine Inſektenſaamen oder Eyer, in groſ— ſer Menge, in ſich enthalten ſollte, und zwar das Regenwaſſer weit mehr als irgend ein anderes. Man Fann fi) daven durch des Herrn” Hartſoeker angeſtellte Verſuche deren in den Memoires de la republique es Lettres. vom Monat Junii 1699, Er⸗ wähnung geſchieh überführen. Diefe Fleine Eyer nun, werden durch Die Wärme belebt, y und ausges bracht: und um deswillen verdirbt, und faule. auch dergleichen Waſſer fo oft auf den Schiffen. Weil ſelbiges mit der Zeit verſchiedene Arten von Inſek⸗ ten hervorbringt, ſollte man jnatürlicher Weiſe auf die Sedonten ER daß ſich dieſes A " vo zum Zrinfen. 353 Holz der Faͤſſer erzeuge; allein, dieſes findet nicht ſtatt, denn, einem in einem irdenen Gefaͤß aufbe— wahrten, und verfchloffenen Waſſer ergeht es eben alſo. Die Sruchtbarfeit der Eyer kann von nichts andern, als einer ziemlich ftarfen Wärme berfoms men; und dieferhalb verdirbt das Waſſer weit eher in den Faͤſſern, welche unten im Schiffe befindlich ‚find, Serr Deslandes (*) bat bemerkt, daß die Flüßigkeit des Wärmenmaafes, unten in einem "vor drey Wochen zu Dreft ausgerüfteten Schiffe höher geftiegen, als fie in diefem Hafen, am heißes ſten Sommertage zu fteigen pflegt. Zugleich [läge er zwen Mittel vor, mit welchen er eine Probe anges ‚stelle Haben will, dieſe Faͤulniß zu verhüten.. Das ‚erftere befteht darinn, daß man ein wenig Schre- fel in den Fäffern, nachdem man fie vorher mit heifz ſem Waffer gut ausfpühlen laffen, anſtecke: und das zweyte, daß man etwas weniges von Bitriel» Geift unter dag Waſſer gieße. Dieſe bende Dinge verz hindern die Fruchtbarkeit der Ener, und tödten die Inſekten bevor fie auskriechen. Laut der Nach— richt i in den Memoires de Trevoux, vom Jahre 1730, im 22, Art. hält ſich das Mailer, wenn es drey bis „vier mal gefault bat, nachher ungemein gut, und „der berühmte Robert Boyle Faufte dasjenige, was „bie Schiffe, von einer zurückgelegten langen Reife, wieder mit nad) Sonden zurüd brachten, Ein gro ‚fer A in ir / hl ein ie: und, ala ſich ’ e) In den Memoires de Acad. R. d. * 4 ig “790m Sahr 17224 7, 26. Bund, 3 354 Don der Wahl des Waſſers fih ungemein wohl dabey. Was Fann man fid) dennoch für Mugen davon verfprechen, wenn man das Waffer an die Sonne fest? feinen andern, als, daß es wegen der mehrern oder menigern Hervors bringung der Inſekten, nachdem es einen ftärfern, oder geringern Grab der Wärme in fi) gezogen, mehr oder weniger verdirbt. Ueberdem müffen auch diejenigen, welche behaupten, daß das in Duͤn⸗ fie verwandelte Waſſer, der feinfte und zartefte Theil fen, nothwendig zugeben, daß das in die Sonne gefeste Waffer weit dicker werde, als es vor⸗ her gewefen, weil es feiner leichteften und dünnften Theile von der Sonne beraubt worden. Ein anderer nicht minder fhädlicher Irrthum befteht darinn, daß man die geſchwinde Faͤulniß Des Waſſers, für einen Beweis feiner Güte an- ‚nimmt. Je reiner das Waſſer ift, defto näher koͤmmt es feiner elementarifchen einfachen Natur, und verdirbt weit ſchwerer. Die Faͤulniß fege fremdartige Theile zum Grunde. Je weniger fi) nun dergleichen im Waffer; befinden, defto. weniger wird es auch) der Faͤulniß unterworfen feyn koͤnnen. Wenn das Waſſer in einer Waagfchale ſehr Yeicht wiegt, fo ift diefes ng weniger, als ein Kennzeichen feiner Güte, in Waffer, welches ſchwerer wiegt, als ein anders, Fann im Magen ‚weit leichter fenn, wegen feiner größern Beugſam⸗ feit, oder wegen der mehrern Auflöfung der Geftalt feiner Theilgen ; weshalb es weit leichter durch die Wege, welche es nehmen muß, hindurch geht, nn | R i zum Trinken. 535 ſich beſſer nach ſelbigen bequemet. Das Waſſer kann am leichteſten ſeyn, wenn es die mehreſte Luft in ſich hat. In dieſem Falle wird das leichteſte Waſſer gar das geſundeſte ſeyn. Man ſieht an den Speiſen, daß diejenigen, die an * fuͤr ſich amleich⸗ teſten wiegen, deswegen fuͤr den Magen nicht die leichteſten ſind. Der Talg iſt leichter, als das Fleiſch, aber fuͤr den Magen weit ſchwerer. Nach dieſem letztern muß man alſo das Waſſer abwaͤgen, und nicht in einer Waagſchale. Es wird dieſe Regel durch eine vielfältige Erfahrung beſtaͤtiget. Die Derfuche, welche man täglich mit der Luftpumpe anftellt, „beweifen, - daß ein jedes Waſſer, einige im ſehr Eleine Theile zertheilte Luft in ſich enthalte. Die- femnad) wird, wenn: übrigens alles gleich it, das. die mehreſte Luft in ſich baltende Waffer, das leich⸗ teſte ſeon. Wer wird ihm aber. um deswillen den Vorzug geben? Es kann aber auch, ohne ſich bey: der mehrern oder wenigern Luft aufzuhalten, Waͤſſer geben, welche nicht ſo rein, und dem ohnerachtet leichter find, als andere. Dieſes muß ſich ohnfehl-i bar ereignen, wenn die in ſelbigen befindliche fremd⸗ artige Theile leichter ſind, als ein eben ſo großer — ſan von —— | 4 Es ift ſehr PERL a wenn man ein Wafker; welche⸗ mie Eis angefriſcht, oder mit Schnd® abge⸗ kuͤhlt geweſen, und hernach dieſe große Kuͤhle ver⸗ liert, fuͤr ſchlecht ausgiebt, und verachtet. Man fagt gemeiniglich, daß ein dergleichen Waffer vers, mußt fey. Ein nichts bedeutender Ausdruck ! Man bes grügt jih, wenn man u. vernutztes Waffer„ ein: vera — 356 Von der Wahl des Waſſers verdorbenes verſteht. "Die Verderbniß einer jeden Fluͤßigkeit außert‘ ſich in ihren empfindlichen Thei⸗ len: es nimmt aber feiner von. dergleichen Zeilen des Waſſers, ben’ der Abkuͤhlung, Schaden. Ge— ſchieht dieſes ja zuweilen, ſo muß man es dem Ge⸗ faͤß, worinn man es abgekuͤhlt Hat, und welches ihm etwa einen fremden Geruch, oder Geſchmack, mitgetheilt haben fans, zufehteiben: und dieſes waͤ⸗ re ebenermaßen? erfolget, wenn man es auch nicht mit Eis angefriſchet haͤtte. Man nehme nur ein recht reines gläfernes Gefchitr dazu, ſo wird man finden, daß das Wafler weder feine Farbe, noch Geſchmack, oder Geruch, veraͤndert, man moͤge es auch zehnmal mit Eis: abkuͤhlen. "Ohne: Zweifel entfpringt Diefer Irrthum aus: der’ Erfahrung; wel⸗ che. mon von den zuſammengeſetzten Getraͤnken hat; Diefe nämlich verderben, oder verändern ſich fehr merflic), in dem erfteu zwey, oder dren: Tagen, wie die Drgnade, 3.8.5 nicht darum, weil man fie mit Eis angefrifcht, oder bloß: abgekühlt hat, ſondern wegen * Gaͤhrung der fremdartigen Theile. Das Flußwaſſer, welches lange gelaufen hat, wird durch die. kalte Nachtluſt hundertmal abgekuͤhlt, und durch die Sonne wieder hundertmal erwaͤrmt, ohne daß es dieſerhalb das geringſte von feiner Kraft ein⸗ buͤßen ſollte. Es iſt ein fahler Grund, den man dadurch angiebt, wenn man fagt, daß in diefem Beyſpiel, die Friſchheit etwas natürliches, und im andern etwas außerordentliches fen. Wofern die Friſchheit, welche das Eis dem Waſſer mittheikt, ihm Gewalt anthäte, fo würde dergleichen ebenfalls‘ — zugeſtanden werden muͤſſen, wenn das Waſſer zum Trinken. 357 Waſſer durch die ſehr kalte Nachtluft abgekuͤhlt wird. Sowohl die eine als andere Friſchheit, find beyderfeits von einerley Gattung, und enrftehen aus ein und eben derfelben, Urſach, nämlich, von, dem, dem Schnee oder Eife beygemifchten, und in der Suft zerftveuten Salpeter. Wenn man aber aud) fogar zugeben wollte, ‚daß die Durch. das Eis mitges theilte Srifchheit ein wenig außerordentlicd) wäre, fo würde daraus, doch nichts, wider meine Meynung freitendes, dargethan werden koͤnnen. Die durd) das. Feuer mitgerheilte Wärme iſt weit gewaltfa- mer; und doch möge man das Waller Fochen laffen, fo. viel man will, ſo verdirbt es nicht, fo lange es nämlich allein kocht. | x Der Urſprung einer Duelle nach der Morgens feite, foll, dem gemeinen Borgeben nach, zur guten Eigenſchaft des: Waffers viel, beytragen. Es ift aber diefes völlig ungegründet. Denn man trifft glich Quellen an, welche das vortrefflichfte Waſſer ben, und doch auf der Abendfeite hervor kom⸗ men, Diejenigen, welche die gemeine Meynung an⸗ nehmen, behaupten, daß die Sonne, welche die Luft reinigt, eben vergleichen Wirfung auf das Waſſer haben: muͤſſe. Ein Grund, welcher um mandyerley Urfachen willen hinkt; ı. Wann die Sonne die Luft reinigt, fo müßte fie, je mehr Stärfe fie befist, auch defto mehr reinigen; da nun die Sonne nah Mite: tage weit ftärfer ift, als die nach Morgen, fo muß auc) das nad) Mittag hervorquellende Waffer weit beffer feyn, als. dasjenige, ‚welhes nach Morgen: hervoruilit. 2. Die Reinigkeit, oder Unreinigkeit ua ER x 3 3 der 358 Don der Wahl des Waſſers der Luft, kann im geringſten nichts’ zur Reinigkeit, oder — des Waſſers beytragen. Die Reinigkeit der Luft kann ſelbiges gar nicht in feinem unferirdifchen Laufe 'reinigen , weil felbige darauf feinen Einfluß haben kann. Eben ſo wenig rei⸗ nige fie felbiges, wein es ans Tageslicht hervor fommt; denn, quillt es unrein hervor, fo bleibt es auch unrein; und fömmmt es rein ‚hervor, fo bleibe es auch fo, wenn man es namlidy in Demfelben Aus genblid, da es hervor fommt, und bevor es vom Dunftfreis hat veränderte werden koͤnnen, ſchoͤpft: 3. Es ift nichts weniger gegründer, als daß die Sonne die Luft reinigen follte; fie bringt in felbige vielmehr taufend Gattungen von Ausduͤnſtungen, welche fie aus der Erde an fich zieht, und wodurch die Luft verunreinige wird, herein. Der Pater Regneault verlangt vielmehr, dag man die Wäfs fer, welche unten an Bergen, die nach Mitternacht liegen, hervor quellen, vorzüglich wählen foll, und zwar aus dem entgegen gefegten Grunde, weil 4 Oerter nicht der Sonne ausgeſetzt ſind, und ſelbi nicht die fpirituöfeften Theile davon jerftceuen fann. Es hält aber dieſes Vorgeben eben ſo wenig Stich, als das andre, Es hätte diefer Mann zufoͤrderſt erklaͤren ſollen, was er durch das Spirituöfefte des Waſſers verſtehe. Meynte ev darunter Die leichter ſten und ſubtilſten Theile des Waffers, welche ihnen durch die Sonne entzogen werden Föntien, fo wuͤrde daraus folgen, daß das Flußwaſſer, welches lange gelaufen, außerordentlich dick ſeyn muͤßte, wogegen doch die Erfahrung ſtreitet. Ueberdem kann auch, wenn gleich die — * Mittage liegt, Bergen Waſſer⸗ zum Trinken ass 359 Mafferader nur ein wenig tief ift, feine Sonnenhige dahin kommen. Zum Beweiſe davon, daß fie nicht dahin kommen Eönnen, dient, Daß das Waſſer ziemlich frifch hervor quile. Man muß demnad) die Folgerung daraus ziehen, daß aus der Erde, von allen. Seiten her, ſowohl gute als ſchlechte Waͤſſer hervor quellen. u — Das gemeinſte Kennzeichen, welches man von einem guten Waſſer angiebt, und darinn beſtehen ſoll, daß es weder Farbe, noch Geruch, noch Ge— ſchmack beſitze, kann man gar nicht dazu brauchen, vermittelſt deſſelben das Beſte auszuſuchen, ſondern, man kann bloß darnach beurtheilen, welches das ſchlechteſte ſey, indem man ſicher glauben kann, daß ſehr hartes und ſchweres Waſſer, dergleichen Eigen⸗ ſchaften an ſich habe. Es iſt ſehr uneigentlich ges ſerochen, wenn man ſagt, daß das Waſſer weder. Farbe, noch Geſchmack beſitze. Denn man wird fein einziges finden, welches nicht eine gewifle, Sara be hätte; indern man es fonft nicht. würde. fehen fönnen. Es ift wahr, daß wir im Waſſer nicht fo viel Farbe, als bey undurchfichtigen Körpern an⸗ treffen. "Was vollfommen durchſichtig iſt, beſitzt nicht die geringfte Farbe, ind deshalb kann man es aud) nicht ſehen. Das Waſſer, der Kryſtall, der Demant, das Glas find nicht voͤllig undurchſichtig, darum beſitzen fie auch einige Farbe, ob ſelbige gleich nicht ſehr ins Geſicht faͤllt. Ein gutes Waſ— fer hat ebenfalls auch einen Gef mad; denn fonft würde es nicht guf ſchmecken. Wir koͤnnen nichts 34 mis 360 Von der Wahl des Waſſers mit dem Sinn unfers. Geſchmacks empfinden, als was wirklich ſchmackhaft iſt. Wenn ſich das gute Waſſer, theils * Ko⸗ chen, theils behm Erwaͤrmen, cheile beym Kalte werden, geſchwinder, als ein anderes erkennen laͤßt, fo muß man es am ſicherſten durch das Gefühl uns terfcheiden. Diefes wird vielen fehr widerfinnig vorfommen. Es iſt aber dem ohnerachtet eine Wahrheit, und ich babe unmiderlegliche Beweife da- von vor mir, Wenn man ein Waffer leicht oder ſchwer nennt, fo heißt das nicht anders, als, es hat feine, mehr oder weniger anklebende Theilgen, Se geringer fie anfleben, um fo viel weniger widerſte⸗ ben fie beym Anfühlen, und einen defto ſchwaͤchern Eindruc machen fie, wegen ihrer größern Geneigt⸗ heit auseinander zu gehen. Ich bediene mich feit einigen Jahren, zweyer verfchiedener Waͤſſe er, wel» che von einerley Neinigkeit und Helle find: des einen zum Trinfen, und des andern zum Händewafchen, Ich habe es ben Yugenblic gemerft, da mein Be⸗ dienter aus DVerfehen einmal das zum. Trinken bes ſtimmte Waffer auf meine Hände gegoſſen. Ein jeder wird diefen Unterfchied unter beyden Waͤſſern durch das Gefuͤhl nicht wahrnehmen koͤnnen, und ich glaube, daß diefes von der Ungeſchicklichkeit, nicht des Gefuͤhls, Ian, der gemeinen eat herruͤhrt. hi ’ Dieſes waren berieben Seth, En man ig der — des Waſſe ers zum | ei, z Ar 3 DZ; zum-ZTrinken 1.70 361: fen, zu. begehen pflege» (*) Ich Fonnte noch weit wichtigere dergleichen, in welche man, bey Erflä- tung der Wirkungen. deflelben, verfällt, namhaft machen; wofern ich Die, bey gegenwärtigen Bes trachtungen mir gefegte, Graͤnzen überfchreiten wolle te. Mur diefes muß ich noch anmerken, daß das, Wafler, und fogar auch das Falte, feine Anhänger unter den Aerzten, fo wie andere Arztneymittel, finde. Man hat erſtaunliche Wirkungen davon, in den größten Krankheiten, und fo gar auch) in ſol—⸗ chen, wo es fich gar niche zu fehicken fcheinen moͤch— te, wahrgenommen, . Im zweyten Theil der Memoires de Trevoux, vom “fahr 1718, wird eis ner waflerfiichtigen Frau Erwähnung gethan, wels che dadurch, daß fie an einem Tage fieben große Kannen Waffer ausgetrunfen, völlig wieder gefund geworden... Einen gleichen Vorfall bezeuget ein ges Een — Arzt. Der engliſche Arztneyge⸗ — | 35 lehrte Zu dieſer Materie gehoͤren folgende Whandlun⸗ gen: Von der Nothwendigkeit, und dem Nu⸗ gen Der Unterſuchung Des Waſſers, und denen damit ansuftellenden Proben: f. zı und 23. Gt. der Stutgarter Phyſikaliſchoͤconomiſchen Reale © zeitung, oder aemeinnäglichen Wochenfchrift v. . Babe 1756. D. ©. 5. Pbyficossconomifches Be⸗ denken, füRe Waſſer, und Brunnen, zum Fang lichen Bebrruch zu unterfuchen, ſtin 7. E S. öEonomifchen Bedenken über allerband in die Hauswirthſchaft einfchlagende Sachen, 3 St. Cbemn. 1758, 8. ©. 213218. Vermiſchte wirtb> ſchaftliche Anmerkungen, den Gebraub Des Waſſers betreffend; ſt. im 2 Th. der geſell⸗ ſchaftl. — Hamb.1753,8. ©. 289 :302- — Von der Wahl des Waffers J Hancocke ließ im Jahre 1722, eine Schrift unter dem Titel: Das große Fiebermittel (*) drucken, und dieſe Sieberarztney ift nichts anders, als Faltes Waſſer. Der jüngere Herr Lemery (**) fand vürch verfchiedene Verfuche, daß das Wafler ein allgemeines Auflöfungsmittel; aller Arten vor Salze, ſey. Es ift gewiß, daß das Wafler, ver⸗ möge feiner Schwere, Flüßigfeit, und Feinheit fei- ner Theile, die, Urfachen, welche die Fortfchafe fung ©) Febrifugum magnum, or common Water, the befl eure for feavers and probably for. tbe plague, by . Fohn HANCOCKE: kam 1722. zu Aonden, ing auf 108 Seiten, ferner 1724, auf 16 Ditapbogen herz Bus und wird in den Supplem. AG. Erud. Lipf. Te. I. Se. 10. &. 422 = 425, vecenfirt. Die frangoͤſiſche Ueberſetzung davon, ſteht nebſt andern ber eben die Materie geſchriebenen Abhandlungen im Traite des vertus medicinales de Peaus commune on Fon fait voir, quelle previent, et guerit une, infıniie de maladies, par les olfervations tirees des plus celebres Medecins, apphices de 40 ans d’expe- . wience, avec quelques regles ‚pour le regime de vivre, par Mr. smırH. On ya ajonte la Traite de P eau Au Dodeur HANCOCKP intitule : Febrifugum . magnum ou Peau commune eſt le meilleur de tous les -vembdes pour guerir la fievre, et la pefle, Traduit de ? Anglois: avec „les Thefes de Mfrs. HECOYET ‚et GEOFFROY fur l eau,telche von Herrn Noguet veranſtaltete Sammlung, 1725 zu Paris in i⸗ her⸗ ausgetkommen, und in der. Bibliotheque francoife, jan. Feur 1726. 4 RR: ‚8. 6 123,= 130, recen⸗ fire wid. er Juden Memoires de’ —S Royal d der Sc, “ Paris, vom Jahr 1715... ,- zum Trinken. 363 fung der groben Feuchtigkeiten verhindern, aus dem Wege raͤumen muͤßte. Es wuͤrde alſo gar nichts befremdendes ſeyn, daß, wenn eine große Menge Waſſer faſt Hinter einander, aber nicht in verfchiedes hen, und weit von einander entfernten Zeiten ges trunfen würde, ſolches von ſo großer Wirkung waͤ⸗ re, als die Vertheidiger des Waſſertrinkens vorge⸗ en; Extremis morbis extra exquifite, remedia optima fünt: das ift: In verzweifelten Krank⸗ beiten find die sußerordentlichen und auserles fenjten Arsen eymittel die beften, ſchreibt Hippo⸗ Etat. Ich würde es indeß doc) nicht eher wagen, dergleichen in Rranfheiten vom erften Range zu ges brauchen, als bis ich alle Mittel, welche man für dienlich in dergleichen Fallen ausgiebt, vergebens verſucht haͤtte; nicht, als wenn ich die Meynung derjenigen, welche wider ge genwaͤrtiges Mittel, viel⸗ leicht, weil es gar zu einfach iſt, eingenommen ſind, und ſich Darauf gründen, daß es fo oft den Patien- ten ins Grab gebracht hat, blindlings annehmen wollen. Man’ kann ihre Eilwrfe mit leichter Mühe widerlegen. Sterben nicht viele, denen mar zur Ader läßt; welche man purgirt; welche Fieber⸗ rinde einnehmen; welche das ganze Jahr uͤber Arzt⸗ nehen brauchen; und welche die ſorgfaͤltlgſte, und behutfamfte Sebensart beobachten? Was folge dar⸗ aus? Diefes: "Man ’verfchreibe_ alle — denn es iſt kein einziges, nach deffen Gebrauch nicht ebenfalls viele Menſchen ſterben ſollten. Wenn man mir beweiſet, daß von zwoͤlf Patienten, wel⸗ de man aufgegeben hat, und denen durch die ge⸗ wohnlichen Mittel nicht sehen werben kann, einer oder 364 Don der. Wahl des Waſſers oder zween, durch haͤufiges Waſſertrinken, von Grunde aus wieder geſund geworden, fo iſt es ſchon vollkommen hinreichend, dieſes Mittel als etwas außerordentliches anzupteifen ; fo, wie. ic) es hin⸗ wiederum auch als ein Gift anſehen wuͤrde, wenn man mir bewieſe, daß von zwölf waflı erfüchtigen Pas tienten, zum Beyſpiel, welche nicht nothwendig ſter⸗ ben muͤſſen, vier bis ſechs derſelben, wenig Tage Darauf, nachdem fie dieſes Mittel gebraucht, geſtor⸗ ben. Was die Kranfheiten vom zwenten Range, und felbft auch diejenigen, twelche bey ihrem. erften. Anfange ſchon ſehr gefährlich find, anlanger, po wollte id) in felbigen dem vorbenaunten engliſchen Arztneygelehrten ziemlich Glauben beymeſſen. Hier iſt der kurzgefaßte Inhalt ſeiner Lehre, ſo wie ihn der P. Begnault, in feinen Conver/ations phyfiques im ten Theile in der ı7ten Corverf. geliefert hat: „Das frische Waſſer if ein vortreffliches Schmweiß- „treibendes Mittel; wenn es bey Zeiten, das heißt, „den erften oder ʒweyten Tag, gebraucht wird. Es „vermifcht. ſich mit dem DBlute, geht in eine Gaͤh⸗ tung, oder füllt die Gefäße dermaßen an, daß «8 „einen Schweiß verurfacht, welcher die verdorbene „Materie, und das Fieber zugleich mit fortnimmt. „Ein halber Sthenpen. iſt vollfommen hinreichend, „ein Kind in Schweiß zu bringen, und ein bis: zwey „Shoppen für. eine. erwachſene Perſon. - Weder „Schnupfen,nod) Murterbefchwerungen, noch Fluͤſſe, „noch Sieber; nichts widerſtehet einer gewiſſen Mens „ge frifchen W aflers. Sollte man ſich aud) nicht eis „nen Mugen davon in der Peft verfprechen dürfen? ,, * Ausdruck: einer gewiſſen Menge sale 181 ſ⸗ 300 zum Trinken > 365 Waffers, begeichnet, daß es Fälle “gebe, da man —J—— uͤber obgedachtes Maag trinken muß. Wenn: ich fag%, daß ich gern der —— des B englifgen Arzt beytreten möchte, jo druͤcke ich meinen Gedanfen dadurch nur Halb aus: denn, ek bleibeinur bloß beym Falten Waller; ich. hingegen weiß zuverläßig, daß, wenn es zu Anfange, in Men— ge, und fo warm als möglich, getrunfen wird, die gefährlichften Krankheiten von Grund aus gehoben worden. Die, mehr als einmal bey fehr bekannten, vernünftigen, und zugleid) glaubwuͤrdigen Perfonen angeftellte Erfahrung, überzeugte mid) mehr, alsdie Schlüffe, Unterredung und $obeserhebung der Aerz⸗ te. Eine angefebene Mutter , welche alle Lirfache hatte, wegen der Unpaͤßlichkeit eines ihrer liebens» würdigen Kinder beforgt zu fenn, ſintemal fich ‘bey felbigem, alle Zufälle einer gefährlichen, und nicht viel zu frauenden Krankheit außerten, welche mit dem heftigften Fieber vergefellfchaftet waren, zog ei⸗ nen gefchicften Arze darüber zu Rathe. Nenn ich fage, daß felbiger zu Paris wohnhaft geweſen, ſo beuge ich dadurch allem Zweifel vor, welchen man in die Einſichten, und prakeifche Geſchicklichteit derglei⸗ hen Mannes ſetzen koͤnnte. Nachdem ſelbiger das Kind die erftenmale befucht, und die gewöhnlichen Mittel verfchrieben hatte, uͤberfiel ihn felbft eine der» maßen ftarfe Unpäßlichkeit, daß er einem feiner Cole legen, die fernere Beforgung diefer "Krankheit auf: fragen mußte. "Der Bericht, welchen er ihm das von ertheilere, wuͤrde das Herz der järtlichen Muts ” —“⸗ haben, wofern ſie ihn gehoͤrt bätrek denn, 366 Don der Wahl des Waſſers Denn, es warb ‚bloß von Entfernung, eines ‚bereits nahen Todes;gefprochen. Dieſer zweyte Arzt begab ſich demnach zur Patientinn hin, trat mit einem trau⸗ rigen Stillſchweigen ins Zimmer, naͤherte ſich ſo— gleich dem Bette der jungen P-efon, und traf nicht die geringfte Lebereinftimmung mit dem Berichte feines Collegen an. Dies iſt, fprad) er, bloß eine geringe, und nichts bedeutende Unpaͤßlichkeit, welche wohl ohne meine Huͤlfe wird gehoben . werden Eönnen, ich will nur die gefaͤhrlichere, und eine fchleunige Huͤlfe erfordernde Krank⸗ heit vornehmen... ‚Niemals, ift wohl jemand in folche Beftürzung gerathen, als. diefer Arzt, da man ihn. verficherte, Daß fonft Fein anderer Patient im Haufe wäre., Man hatte den Tag vorher warmes Waſſer trinken lafien, melches bis zum Erftaunen, worinn derjenige, der Diefes um alles in der Welt nicht zugegeben hätte, verſetzt ward, gewirkt hatte. Da diefes ein Mann von $ebensart war, fo glaubte er feinen beffern Abfchied von der Mutter, als-mit folgenden Worten, nehmen zu fönnen: Madame, Sie haben ein Wunder verrichter; mein eins ziger Kummer war, wie idy Ihnen ankundis gen müßte, daß es mit Ihrer Jungfer Toch⸗ ter aus ſey; indem ich elle ‚Gründe, fie für verloren zu geben, hatte. Es wurde unnuͤtz feyn, Ihnen. den Gebrauch des Wittels, fo Sie bereits angewendet ‚heben, anzurathen; die Wirkung davon iſt zu susnehmend, als, daß fie felbiges bey einem fernern Vorfall vers gejjen Fönnten., Es hatte auch Feine. Noth, daß fie Diefes haste thun follen, und die beftänpig mit ei« | ner & zum Trinken. 367 ner gleichen Geſchwindigkeit, und eben dem Gluͤck erfolgte gute Wirkung, hat ihre gehabte Hoffnun⸗ gen erfuͤllet. Uebrigens iſt nichts einfacher, als die Art, wie man dergleichen Cur vornimmt. Gleich Anfangs laͤßt man dem Patienten, eine Ader am "Arm öffnen; eine Stunde darauf läßt man ihn eis ‚nen. guten Löffel voll recht warmes Waſſer hinter ſchlucken; nach fuͤnf Minuten wiederum einen, und ‚abermals nach fuͤnf Minuten, den dritten. Dieſe drey, innerhalb einer Vierthelſtunde zu ſich genomme⸗ ne Schlucke Waſſer, verurſachen einen dermaßen ſtarken Schweiß, und Abfuͤhrung, daß alle Zufälle don Poden, Friefel, und, andern, nicht menig ges fährlihen Krankheiten, binnen vier ;und zwanzig Stunden verfhwinden, und. der Patient beynahe eben ſo geſchwind, als er krank geworden, wieder ge— ſund wird. Was koͤnnte man auf — Be⸗ e erwiedern? Ich ſchluͤße, mit Anfuͤhrung eines Klik, von dem ich wohl vermuthe, daß ich niemanden fo leicht zu deffen Eingeftändniß bringen möchte. Es giebt vielleicht nicht zehn, Perfonen, in Frankreich, welche ſich unterſtehen, ein Glas Waſſer zu trinken, bevor nicht eine abfuͤhrende Medicin ihre Wirkung gethan, auch ſogar auf Reiſen nicht. Mit was fuͤr ſchoͤnen Benennungen wuͤrde man wohl denjenigen belegen, welcher nicht allein kalt Waſſer in derglei— chen Fall erlaubte, ſondern auch mit Eis angefriſch⸗ tes Waffer, und zwar in Menge verordnen follte? (*) Man 6 Hieher gehört 10, GVTIERREZ DE GoDoY | 5 X ‚quae- 368 Von der Wahl des Waſſers Mat laſſe demnach dieſe Lobeserhebungen in vollem Maaße den Aerzten in Rom wiederfahren. Hier ‘find ihre Gedanken, nad) dem Berichte des Doctor "Tossi: „Es hat ſich mehr als einmal, durch die „Erfahrung beftätige gefunden, daß die Wirkung „der abführenden Mittel durch kaltes Waſſertrinken „befördert werde; ja, es pflegen jo gar Die Aerzte „in Nom, faft gemeiniglic) denjenigen, weldje ein „Abführungsmittel eingenommen haben, viel kalt MWaffer nachzutrinfen, anzurathen, damit fie defto „öfter darnach zu Stuhle gehen, und feinen Durft "bekommen folfen, weil nämlic) die Wege erweicht, „und angefeuchtee werden, und der Stuhlgang flüf „‚figer gemacht wird, als welcher ſich nach einer Arzt- „nen, welche die Fafern der Gedärme, durch ihren "Neil, zufammen ſchnuͤrt, nicht jelten zu verſtopfen pflegt.Iſt in der That wohl ein Umſtand, da das Falte Waffer noch mehr gute Wirfung haben koͤnnte? Es fühle die Hitze; es befänftige Die Unru— he des Patienten; es hindert das Brechen, und be- “fordere den Stuhlgang felbft, aufdie gelindefte Weir fe. Man wirde mit gar leichter Mübe auf das natuͤrlichſte darthun koͤnnen, daß das Reißen im Lei⸗ be von nichts anderen, als von der Zerftöhrung, welche der Feind, den man mit Fleiß in den Körper herein gebracht hat, antichter, entjtehe: und daß felbiger niemals die böfen Feuchtigfeiten heraus ſchaf⸗ fen kann, ohne zu gleicher Zeit eben ſo viel gute mit ſich hinaus zu ſchleppen und alles Hbrige zu ver⸗ derben. Die⸗ uacſtio medica practiea; de minifiranda aqua nive refrigerasa aegroto die purgationis. Giennii 1629, 4. N“ 2 ‚Jam zum Trinken 369 Dieſemnach ift es eine Nero⸗ mäßige Grau J keit, wenn man einem am heftigſten Sieber dar⸗ «nied er liegenden Patienten, welcher vor Durft ume kommen möchte, ein Glas: Waſſer verſagt; fo, wie ses hinmwiederum eine Surchtfamfeit ift, wenn man ſich felbiges, die Zeit über, welche man zur Vers dauung NN hält, oder ehe man fich zu Bette fegt, oder des achts, vorenthält, Das Waſſer⸗ trinken wird niemals, Schaden thun, wenn man fid) nur immer dabey nach feinem Durst richten, : Man ‚muß aber den wahren Durft, von dem überhinge- henden Scheindurft, wohl unterfcheiden. Den lege ‚gern empfindet man bloß im Munde, und jenen im Man ()J. | gu (+ % ) Sch werde bey diefer Gelegenheit die mir bisher befanne gewordene Schriften vom Waſſertrinken, der dabey zu bevbachtenden Borficht, und dem me⸗ diciniſchen Nußen, des gemeinen, ſowohl Falten, als warmen, Waſſers anzeigen. Medicina univerfalis, das iſt: des Waſſers und der Maͤßigkeit herrli⸗ che Kraft und Tugend, welches als eine allge⸗ ‚meine‘ Arztney, den Menſchen bey befländiger Gefundbeit, und von allen Rrantbeiten bez freyer: aus vieler berühmten Medirorum Schrife ten, auch vieljäbriger Erfabrung aufgeseichnet, und anjero zum KTunen derer, dte ihre Befunde beit und Maͤßigkeit lieben, der Wels mitgerbeiz let, von A. B. C. Rönigsb. 1730, & 148. Ane merkung vom Trinken des Waſſers nach der Abendmablzeit, als einem Mittel zur Verbuͤ— sung des: Schleims, der fich des Nachts über im Munde fammler: ft. im 93 St. der Zannoͤv. .nößl. Samml. vom Sabr 1756. Obfervations für 1) a ab Band. uſage 370 Don der Wahl des: Waſſers Euſage de Feau glace, dans les dyfenteries, es ar⸗ deurs d’ urine: ft. in No. XXXIX. der Gazette Se Iutaire vom Jahr 1961. mMicH. ALBERTI Une terſuchung Der Stage: Ob der beftändige Trank Des Waſſers, zur Geſundheit und Perlänges zung des Arebens diene: ft. in den. Sallifchen "Anzeigen, vom Jahre 1744. No..2, ©. 17 » 27- Eben defjelben weitere Abhandlung von bydro- otis, oder Waffersrinkern, ff. eben daſelbſt No. 7, 9,33 : 42. L’xfuge de la glace, de la neige, es du wu froid, par Mm. P. BARRA, 4 Lyon, 1676, 12. 10. IS GER BERGEN difl. de potu aquae ſalubri et no- xio, Refp. Io. Cafp. Gemeinbardt, Erf. ad V. 1718, 4:39. MICH. ANGELI BLONDI,.de partib =. du fedis citifhme curandis, et medicamento aquae IN guper invento, Venet. 1542, 8. ff. auch in der Gef. nerifchen Sammlung, Tigari, 1555.., Quaeflio. me- dica, angravidis aquae potus? Praef- M. 10. BAPT. BOYER, proponebat d. ı6 Maj. 1743. Franc. Bidault, Pariſ. 1743, 4: fl. auch im 2ten Fafkicnlo der Quae- flionum medicar. Parifinar. ex Bibliotheca .G. F. Bigwart, Tabing. 1760, 4.&: 1857191. wieder abgedruct. 10. GE: BRERISII #bf; de bernis ‚feroteli,per aquae frigidae potum curata ſt. im gten Vol. der Actor. phyf: med, Acad, N. C. obf. 27. 80. BVRG obf. de poru aquae in: hectica falutari, ſt. im gten Jahr der 2ten' Decurie der Ephem. N, C. obf. 158. A. Letter from Mr. ROB, CAMPBELT. of Kernan, t0 Dr. MORTIMER, ‚concerning an obflemious Man, who lived eighteen years on » Water, without any otber Kind of food: ſt. im XLH Bande der Philofophical - Tranfad. Num. 406. for Nov. and Dec. 1742, ©. 240: 242. Andr. CNOEFFELII 0bf. de febris tertienae sadınivanda, aqua frigida, curatione, ff. in den Ephem. N. C. Ans. 1672, obf: 211. De frigidae et aquas dietae in ‚ febribus es variis morbis fu, Auflore N ıc. aim '# CYRiLe zum Trinken. * 371 errıcro, fl. in Tat. Sprache, im XXXVI, 0 Bande der Pbilofopbical Tranfad. Num. 410, for Iuli Aug. end Sept. 1729. ©. 142 > ısı. 10, CAsp. FEHRII obf. de colica, aqua fontana cu- sata, fi. in der often Cens. der Epb. N. Cobſ. 15. SORTVNAT, FIDELIS im iſten Buche feines Merz £es de relasionibus medicorum, Pänormi, 1603. GARDNER’S vemarks on HANCOR’S febrifugum. magnum Lord. 1723, 8. IGNATIY GERVASIT 4 Mona ..3e Falifko Medici Romani, de uſu aquae frigide in u baemoptifin, et quodcunque fanguinis profluvium, mecbanico - phyſica differtatie. Rom, 1756, 4. 10. Su. SIEGM, HAHN Unterricht, von Kraft und Wirs kung des’ feifhen Waſſers in die Keiber der. Menſchen, befonders der Kranken bey deſſen Außerlichen‘ und innerlihen Gebrauch, aus Vernunftgruͤnden erläutert, und durch Die Erz fabrung beftätigt. Bresl. und Keips. 1743, 4° 21% Bogen wird im 57. Stuͤck der Leipziger "Sammlungen 1748: $& ©. 766 = 770. recen⸗ firt. Zweyte Auflage Bresl. und Keips. 1745, 8. Dritte, 1749, 8. Vierte, 1754, 8. 18 B. 10. LVD- HANNEMANNI obf! de mira febris ardentis per fri= gidam cura, ft. im 7ten Jahre der 2ten Decurie dee Epb. N, C. obf. 69. L. 0. ANDR.HARNISCH medicin iſch⸗ practifche Ulnterfuchung der Scage: Was von dem beus zu Tage Mode feyenden Maflertrinken zu balten®" nebft einer Betrach⸗ sung Aber die Quellwaͤſſer zu Gera, Leipz. 1760, 8. 83. mird in No: 55. der Keipz. X7. 3. von gelebrten Sachen auf das Jahr 1760, ©. di. de aquae laudibus —J—— nimis ſuſpectis, a 2 495, f. recenſirt. Gvart. marrıs handelt in feinen dijlertationibus medicis et chirurgicis, Lond. w725, 8. im der sten Differt: von dem mannigfaltigen mebdicinifchen Nuten des Waſſers: S. AFa Erud. Lipf: A. 1725, M. ul. ©. 330, f. LAVR» HEISTER Refp. 372 Von der Wahl des Waffers Reſp. Fo. Ern, Damiſeb, Helft. 1745, 4.9 Bogen FRID. HOFFMANN \dif. de aguay»medicinä univer- fali, Refp. Car, Ad,.Schroeder. Hal. 712,4: 423. Eben deffelben di. de aguae natura ac, virtute in medendo, Refp. Hieron. Mart.. Henrici, Hal, 1716, 4 4B: Eben deffelben Bründliche und phyſi⸗ kaliſche Unterfuchung, daß das gemeine Wafz: ſer die.befie, und gleichſam eine Univerſalmedi⸗ cin ſey: fh in deſſen Diäterik, 1. Th. Halle 17915, 8. ©: 264310. Eben deſſ. Abh. vom gemeinen Waſſer, ſt. in deſſen Diaͤtetik zten Th. Sef. und Ceipz. 1717, 8. ©: 655 : 695, 10..GE: HOYERI obf;de, aquae. flygise hauſtu exitiofo aqua frigida eurata, ft: im gten Jahr der zien Decurie der- Eph. N. C. obf: 177. HERM. Payt ıvcH diff.Xde no- xio frigidae aquae fimplicis ufe pro potu ordinario, in flatu fano et aegroto, Erf: 1730), 4: 2 Bogen: Job. Chriſt. Gerh. Anolls Abhandlung von den Wirkungen des Waſſers fh: win deſſen vers mifchten Anmerkungen aus der Arztneygelehr⸗ beit ten St, Helberft. 17356,.8. Gi 133 150. Nıcı _ LANZANI vera metodo de fervirfi del acqua fredda wele febri, Neap. 1713, 4: lat. überfeßt, u. d. T. De ufu aquae frigidae in febre, ikid. 1717, 4» 10SE=« ‚PHI LARZONI obf. de dyjenteria, aquae frigidae potu curata, ſt. im gten Jahr der ofen Decurie der Eph. N, C. obf. 53. Eben deſſ. obf: de colica bilio- fa, uſu aquae frizidae curata, ft. im ioten Jahr derfelben, obf: 139. Eben defl. obf. de arthritide, aquae potu fugata, ft. im zten Jahr der zten De» curie derfelben, obſ. 25. Eben defl, sebf..de diarrhoea, aquae frigidae potu fanata, ft. eben Daf: ebf. 26. ben deff. animadverfio de paralyſi frigidis cura- 2a, ft. in deffen anımadverfionibus variis ad media cinam, Anatomiam, et Chirurgiam maxime facien» eibus, Ferrar. 1638, 8. animadverf. 95: und wieder aufgelegt in deſſen upp. omm. medico- phyſ. — * 0 08» FWE EN + ren 97% lolog. Laufann, 1738, 4. maj. Tom. IL: ©: 574. Eben defl. ohfı de utilitate aqune in dyfenteria, ft. in deffen angeführten auimadver fi Art. 146. und in den oppı\D»623. HENR.\MEIEOM di]. de aquae ca- + didae porn, Refp. Brandan. ı Diederich Behregs, .Drefä, etrkipf-1689: 4. 45:8.. Petr. Ant. MICHE- 4. .Lorri obfı.de ingenti fünguinis vemitn, gelidijimis brumali tempofe putiunibus curato, fi. im 3ten Vol. der Ador phyf. med. Acad. N. .C. obſ. 61. 10. ANDR. MONGAGLIA tradatus de aquae uſu in febri= U bus Florent.: 1700, 4. ABR.ONEHEMIAE liber de temi- pore aquae frigidae in. febribus ardentibus, fi bey deſſen methoao medendi per V. S. et purgantıa, ‚Venet. 1591, 4. 1694, 4. Earl Kudw. Neuen⸗ habns Anmerkung: Bedarf ‚der Menſch sur Erhaltung feiner &:fundbeit, noch anderer Ge⸗ craͤnke als Woſſer? ſt. in deſſen vermiſchten An⸗ merkungen uͤber einige auserleſene Materien, ©... zur Befoͤrderung nuͤtzlicher Wiſſen ſch IV. Theil Leipʒ. 1756, 8. ©. 1359 1391. 10. ZACH. PLATNER progr. quo.aquam fontancm falubriorem ceteris eſſe ‚oflendit, Lipf: 1738, 4- 2 B. ft: auch in deſſen opu- firloeum To U. Lipf: 1749; 4. wieder. abgedruckt, und wird in den Nov. Ad. Erud Lipf. A 175: M. Sept. ©: 567, fı recenfirt. LAYR. ROBERG diff de aqunfi et Weidi potus falubritate, Vpfak 1781, 4 GAR. GOTTL. RoGiss Specimen de aquae falutar: in a Jorum medicum influxu, et fere optimo, contra uni- „u verfos morbos praefidio, Vratisl. 1737, 4 5% B. wird in den Suppl. ad Nova A. Es L. To. Ill. Sed. 5: ©. 198: 200, recenfiet. Dilucidationi ſiſici me- diche, tendenti a richiomare la medicina :prätica alla preziofa puritä, in cui cela lafcio il grande IP- a” * —* POCRATE .con altri trattati concernenti a gale importantiſſimo argomento: Tomo primo delle Qpere del celebre Sigr Dottor DIONISIO SANCASSANK, in . Roma, 1731. fol, Zn dieſem Buchewird vornehmlich J Aa 3 der 374 Bon der Wahl des Waſſers der vortreffliche Nutzen des kalten Woͤſſers/ niche allein in Heilung der verwundeten feſten Theile, — — ſondern auch die Krankheiten der innern Einge⸗ weide, geprieſen. Medicina fere univerſalis, d, i. Braft und Wirkung des ſchlechten Waſſers, ſo⸗ wohl in Verhuͤtung, als Heilung der meiſſen Krankheiten: aus den beſten SEnglifchen, Ita⸗ liaͤniſchen und Franzoͤſiſchen Scribenten beraus- gezogen, ins Deutfche uͤberſetzt, und nebſt einer Vorrede Herrn Dort. Sriedre. Hofmanns berauss "gegeben von D. Earl Friedr. Schwertnern 3 Th. Ceipʒ. 1733, 8. 1.21 3. 1736, 8: Preface du Tra« dudeur du Traite. des Vertus medieinales de P eou commune par Mr. smı Ta, ft unter dem Titel: Don den verfchiedenen beilfamen Eigenſchaften Des Waſſers, im zten Theile der neuen Anmer⸗ * — — «⸗* x ie. no —8 ‚Zungen über alle Theile der Iraturlebre, Kop⸗ 'penb. und Leips- 1756, 8. ©. 70 = 96, überfeßt: Auch fichen verfchiedene einzelne Stellen aus dem mitb in eben den neuen Anmerkungen überfeht, als: das Waſſer fill den Zunger, ©. 96. f. Das Dafler macht die ſchwaͤchlichen Binder ſtark; G.97.f. Das Waffer vertreibt die Ardz pfe, S. 98. Welches das befte Waſſer sum Trinken ifi, S. 99: 101. die davon ang Licht ges cretene Stalianifche Ueberſetzung fuͤhrt den Zitel: N Trattato delle virtu medicinali del? Acgua eommune, ‚in.cui fi dimoftra, ch’ ella ci preferva et guarifce da enfinite malattie, con obfervazioni fondate fu efpe- vienze fatte per quaranta anni, e fü .danno alcuni ‚auvertimenti per la regola di vivere: Opera. del un Sign. SMITH: in Venez. 1747, 2. ©. 249» Ivo 10. STAHL di‘ de confervatione et reflientione fanitatis Li | 9° = J J ur +. per elementa, Refp. Dan. Gottl. Schwarz, Erf. 1730, »# 328. ANDR. THVRTNI de bonitate aguarum ontanae et eifernae, Bonon. 1544,42 Rom, 1545, f. Aqwae frigidae vindicatio; fen, aquae frigidae. vi. 3 £ yes E23 zum Trinken.’ 375 .# wes ad omnes merbos redla lance velibratae ; -Antore - ss D. 14CoB0 TODARO, Panornsi, 1722, 4. 129. wird in den Ad. Erud. Lipf! A. 1724, M. Nov. ©. 512° 514, recenſirt; iſt eigentlich wider dag zu Palermo 1721. herausgelommene Buch: Aydroflatica medi- ca, [eu aquae frigidae vires in morbofis affectibus profligandis, medico - flatice ponderatae, gerichtet. Eben deff. mova merhodus aquae frigidae, ejusque virium ad omnes morbos, ft. im Commerce, litter, Nor. A.1736, hebd. 8.n.2.©. 59:62. cf. hebd, 20, n.1. ANT. VALISNERI delPufü, e dell’ abufo delle bevande, e baunature calde 0 fredde, Modena, 1725, 4. LAlph· 1 Bogen wird in ben AG, Erud. Lipf) A. 7727. M. Mas. ©. 221224. vecenfitt. FRANC. XIMENEZ . Traä. de infigni aquae preflantia, ejusdemque mi- abilibus virtutibus, qualitatibus, eledione &c Hiſpali. * A. WW Des 376 Abhandlung EEE SE En nen | w. Des Herrn Abt Roger Schabot Abhandlung Wartung der Erdbeeren. (*) Aus dem Nowvellifte Oeconomique etLitteraire, Tom. XXIX, Auf die Monathe Apr. May, und un. 1759, ©. 123 « 137. 5 Erdbeer ift diejenige Frucht, welche am erften reif wird. Sie erfrifchr, Fühlt, und ift um fo.viel gefunder, da fie faft nicht die geringfte Säure. befigt, * Die * (*) Zu den Bemerkungen von ſeltenen Gewaͤchſen ber Erdbeeren und des Erdbeereuftrauchs, gehoͤren Mich. Epb. Aunows Nachricht von wielfachen Erdbeeren, in deffen Seltenheit der KTatur und GOekonomie, II. Band, E. 352, f. und Eman. Bönigs obf. de fragaria botryformi, uno petiolo n0- vern fraga gerente, im 4 Jahr der aten Decurie ber Mifcellan. Nat. Car. in der zoften Obſ. Yon dem ſchwaͤrzlichen Weſen an Erdbeeren, handelt Herr vᷣanow, am angef. Orte, ©. 339: fgg · ©. Ram⸗ von Wartung der Erdbeeren. 377 Die Eleinen Kerne, welche fie umgeben, und womit fie. ganz bedeckt iſt, find: ihre Saamkoͤr⸗ ner (*), und wenn man felbige zur Saat troden | De hd wer⸗ Rammelts Abhandlung von großen Erdbeeren, ft. in Dean. Gottfr, Schrebers Sammlung vers febiedener Schriften welche in die SEonomiz feben, Policey = und Cameral⸗ auch andere ver: wandte Wiſſenſchaften einflagen, 8 Th. Helle, 761. gr. 8. S. 408-413. Was den Diatetifchen und medicinifchen Gebrauch der Erdbeeren ſowohl, als des Erdbeerkrautes anlanget, fo. find folgende beſonders davon gefihricbene Nachrichten zu mers - _ Ten: Abhandlung, ob die Erdbeeren gefund find: ff. im Arzt, einer medicinifeben Wochen ſchrift, J.Th. Samb. 1759, Hr. 8: S. 270 5 27% Linnqaͤus verfichert in feiner Flora. Suecica, in der S2ten Ausgabe, $. 450. aus eigener Erfahrung, dag er, da er jahrlich die frifche Erdbeeren in Menge, gegeſſen, viele Jahre fang von podagrifchen Ans fallen verfihone geblieben. Dan. Nebels obf. de Jragariae vi traumatica, experientia comprobata > fl im 3 Gabe der: zten Decurie der Mife. Nass Cur. obſ. 80. Job. Bened. Gründels ohf). de va. riis indudis fymptomatibus a fragis comefis, ft. im sten Jahr der ten Decurie derſelben, obſ. 214. Extrait e Lettre de Mr. RECOLIN, d’une «Dame, üg®e de 30 ans, a qui les fraifes et peches ' caufent beaucoup de fymptomes, et qui en general : ‚digere mal toutes fürtes de fruits cruds: ff. in No, XXVI. der Gazette ſulucarie, vom Jahr 1761. Tob, CZASCHELN obf. de fragis recentibus in foetu enixo inventis: ft. in den Mife. Nat. Car. A. 1672, obf. 268. Anm. d. Ueberſ. x * (9 Heren Leeuwenboͤks mikroſcopiſche Betrachtung der Saamenkoͤrner in den Erdbeeren, oder a Leiter, Ans dated 8- Ahandlung 77 + werden läßt, bringen fie eben fo viel Erdbeeren wie⸗ der hervor. » Ein jedes von dieſen Saamförngen bat einen Fleinen Kern, deſſen außerfte Schale der⸗ maßen hart ift, daß fie auch der ftärffte Magen nicht zu verdauen im Stande ift, fondern fie gehen fo ganz ‚als man fie bintergefchludt bat, nieder weg. Dem ohnerachtet iſt es eine überall beliebte, und angenehme Frucht, und niemanden ſchaͤdlich, außer gewiſſen Perſonen, welche einen unreinen, und gar zu Falten Magen haben. 5 Die Erdbeeren befisen von Natur die fonft bey wenigen Gemwächfen anzutreffende Kigenfchaft, Daß fie fih vermittelft Fleiner langer Fäden vermeh— ren. Selbige find an ihrem Ende mit einem klei— nen Knoten verfeben, aus welchem ungemein viel fieine Wurzeln herauskommen: und da fich diefe Wuͤrʒelgen von felbft in die Erde hinein begeben, wächft eine. vollfommen geftaltere Pflanze in Die Hö« be, welche im nächftfolgenden Jahre Erdbeeren trägt, Das Eröbeerfrauf ift eine von denjenigen Pflanzen, weiche fich ungemein ftarf vermehren. Ein jeder Stock bringt alle Jahr wenigftens zwölf andre; jedoch, ift diefe Fortpflanzu des Strau⸗ ches dermaßen fhadlih, daß ein jeve'von den lan⸗ gen Fäden, welchen man ungehindert ſortwachſen laͤßt, dated the joe of Juli, A. 1606, containing micro- feopieal obfervations on Eels, Mites the Seeds ef Figs ! Stramberries&c, ft. im ıgten Bande der Philofo- \ pbical Transadtions, No: aa, Dr —* end Aug. 1696,.©. 269 : Bar A. d. U * von Wartung der Erdbeeren. 379 laͤßt/ dem Hauptftoc, auf welchem er hervorges fomnten, feine ganze Kraft benimmt. Dieferhalb muß man ſich zu einen von beyden entfchließen; ente weder. muß man die lange Fäden aufopfern, um den Stock felbt zu erhalten, oder, man muß ven Stock preis geben, um Fäden zu gewinnen; oder aber, man muß etwas davon abfchneiden, damit man als u beybes erhalte, Ich bin gegenwärtig nicht millens, von ber Mheibobe der in Paris, und den umliegenden Ges genden befindlichen Einwohner, welche von Mont⸗ thery, von einem gewiflen Drte, Ville au Bois genannt, Erdbeeren herhohlen, nod) aud) von dem unter den Gärtnern in Montreuil, und andern bes ' nachbarten, und ihrer ſchoͤnen Erdbeeren wegen bes rühmten Dörfern gebräuchlichen Verfahren zu res den, Dieſe legtern handeln ſowohl mit Pflanzen, als den Früchten; und man behauptet, daß fie in den fchlechteften Jahren mehr als für zehn tauſend Zhaler verfaufen. Die beſte Art, die Erdbeerſtraucher zu warten. | Man kann nach denen von Paris entegenffen | Oertern gehen, und daſelbſt in den Wäldern die Stös cke der Erdbeerſtraͤucher famt allen ihren Wurzeln, in den Monathen Oetober, December, März und: April, ausheben. Hernach muß man fi in Geſtalt einer Baumſchule, und Ijwar_ ins Gevierte, Durch gaͤn⸗ - 3 Abhandlung RAU gängig vier bis fünf Zoll weit von einander pflans- zen: Dafelbit laͤßt manıfie bis ins ſolgende Jahr ſtehen, und etwas ftärfer werden. Sodann verſetzt man fie im März und April aus der Baumſchule in die Gärten. J DB Ich habe mit allem Bedacht gefagt, daß man- die Erdbeerfträucher, fomehl in dem alte, als in: der Baumſchule ausheben, und nicht mit Gewalt herausreißen müffes das heißt, man muß die, Erde _ weit tiefer, ‚ale die Wurzeln geben, mit einer. Has ce, oder Kelle aufgraben, und hernach die Wurs zen, wenn es möglich ift, mit der Erve ausheben. ; Diefes läßt fih am leichteften, wenn es geregnet- bat, und die Erde locker ift, bewerkſtelligen. Reißt man aber felbige, wie es die mehreſten zu thun pfles gen, mit: Gewalt heraus, fo läßt man die mehreften Wurzeln imder Erde zurüc, und verurfacht folchere geftalt der Matur die Mühe, daß fie wiederum neue hervorbringen muß. | Wenn man die Erdbeerfträucher, es fen nun in Wäldern, oder in ven Baumſchulen, oder, mo man fie gezogen hat, aushebt, muß man jederzeit den ftärfiten Stock nehmen, Hiedurch verfiche ich aber nicht die alten und Fraftlofen Sträucher, welche ganz verbuttet ſind, fondern diejenigen, welche wenig» ſtens vier, fünf, bis fehs Blätter, und, wenig? Schößlinge am Stode haben, und deren Stiel nur); einfach iſt, und ſchoͤn gruͤn ausſieht. —— 4 Kae W ' 3° ala) ai — 1 So be ——— So von Wartung der Erdbeeren. "38ı ua &o, wie man felbige im Walde, oder in der Baumfchule aushebt, muß man alle junge, ange« laufene, 'verfaulte, oder verdorrte Blätter, welche nam Stode befindlich feyn möchten, abſchneiden, und “fie hernach an denjenigen Ort, ven man ihnen zuge⸗ ‚dacht Hat, verſetzen. Indem man fie fest, muß man ſich wohl in acht nehmen, daß man nicht die gefunden Blätter, oder die Wurzeln, oder Stiele da; von abſchneide. Ich weiß gar wohl," daß die Gärte ner gemeiniglich hiebey ganz anders zu Werfe ge hen: fie bedenken aber nicht, daß’ fie durch dieſe Berftümmelung der Pflanze ihre Kraft benehmen, und daß die Wurzeln alsdenn, indem fie währender ‚Berfeßung an die freye Luft Fommen, ſchwach und ſchadhaft werden, und hernach nicht mehr Saft ges nug dor die Sträucher, zur Hervorbringung neuer Blätter zubereiten koͤnnen. RAIN DOM "Es find bey jeder Art von Pflanzen, die Wurs zeln die einzigen Werfzeuge der Nahrung, und des Wachsthums. Wenn Pflänzen, welche Schößline ‘ge treiben, feine Wurzeln haben, oder befommen, fo kann weder in dem Stamm oder Ste, noch in die verfchiedenen Zweige, oder Glieder das geringfte von den Säften aus der Erde, oder von den Eins flüffen aus der Luſt herein treten, welches doch die Nahrungsmürrer der Pflanze find; die Entziehung einiger Wurzeln bindert am Wachsthum, und das wenige, fo man gemeiniglich daran su laſſen pflegt, dient höchftens nur darzu, daß die Gewaͤchſe nicht ganz und gar adjterben. Wenn man die Wurzeln hinweg nimmt, fo zwingt man die Natur, daß fie | jur 822Albhandlung zur Hervorbringung anderer, neue Kraͤfte anwen⸗ den muß, und unterdeſſen wird die Pflanze "ges chwaͤcht, oder kommt wenigftens doch nur langſam und unmerklich fort. Es iſt eben ſoviel, als wenn ‚man einer Pflanze ihre Nothdurft entzieht; und ‚man thut Daher. befier, daß man ihr ‚alle Wurgeln, „welche. einmal da find, laſſe, als daß man fie in, die Nothwendigkeit fegt, durd) Hervorbringung ande⸗ ‚ger, neue ‚Kräfte zu verſchwenden. in’: Ich habe im geringſten nicht Luſt, mich mie den Gaͤrtnern in Streit einzulaſſen, oder, gegen ih⸗ re aus Unwiſſenheit erzeugte Urtheile aufzulehnen. Die mehreſten verdienen nicht, daß man ſich die Muͤhe nehme, ſie zu befkreiten,. Bloß die. vorges gebene Nothwendigkeit, daß man die Wurzeln der Erdbeerſtraͤucher, und einer, jeden andern Pflanze, welche man aus der Erde hebt, fo lange bis man ſie wieder verfegt, trocken werden laſſen müffe, ift ein Umftand, welcher verdient, daß ich mich etwas dabey aufhalte, ‚und fie mit einigem Unterricht ver fehbe. Man möge felbige dem Anfehen nad), auch noch fo fehr trocken werden laffen, wofern diefes nur nicht ganz und gar gefchieht, und man die Wurzeln nicht gar zu lange an ver freyen Luft liegen läßt, fo behalten fie doch allemal‘ eine innere natürlicye Feuchtigkeit, weshalb fie nicht zu fehr verhärten koͤn⸗ nen. Man. betrachte nur die von weiten her ger ſchickten Obſtbaͤume, diejenigen, die uͤberr See kom⸗ men, und bloß in Mooß eingepackt ſind, die Po⸗ meranzenbaͤume, welche wir aus den Gegenden um Provence kommen laſſen, Die Jasmine, welche wir aus NUR x von Wartung der Erdbeere, 383 aus Spanien erhalten, und alle curiöfe Gewaͤchſe, welche man aus Indien, China, Canada, und' "den Jaoſeln zu uns bringt; die mehreſten kommen ſehr gut bey uns fort, ohnerachtet fie, etliche Mona: the lang unterweges geweſen. Diefe dem aͤußerli— chen Anfehen nach eingefhruinpfte und auswendig ganz trocken fheinende Wurzeln befigen inwendig ‚noch eine concentrirte Jebensquelle, permis — ſe ie wieder aufleben konnen. J 55 7 Han ſche eine ganze Pflanze welche eine Zeit⸗ lang außerhalb den Erde gelegen hat, in Waſſer, und laſſe fie. vier und zwanzig Stunden, oder auch nad) Belieben noch länger, darinn liegen, fo wirdih= ‚xe innere, natürliche, Feuchtigkeit, nachdem ſie durch die eingezogene Waſſertheilgen losgemacht worden, ſo zu ſagen zuſehends wieder aufleben, und zur Wirkſamkeit kommen. Man bringe ſelbige hernach ordentlich in die Erde, ſo wird unſre Pflanze ohn= fehlbar fortkommen. Eben dieſes hat bisher noch fein Gaͤrtner, ſelbſt unſee Herren Mitglieder der A— kademie, auch zu allererſt Herr de la Quineme nicht, begreifen koͤnnen. —9* Man kann die Erdbeerſtraͤucher auf dreyerley Art pflanzen: nämlich, man kann entweder Garten⸗ beete Damit einfaffen; oder ganze Beete davon an legen, oder, fie endlich auch laͤngſt den Mauern hin⸗ ſetzen. Wir wollen dieſe drey Arten von WENN: a etwas Babe ‚ud Don 3834 Abhandlung Von der Art, die Erdbeerſtraͤucher als Einfaſſungen, oder ganze Beete zu pflan⸗ zen, und von der zu dieſem Fe: noͤthigen Zubereitung des —— | Zauforderſt muß man eihe gute’ reine e durchge fiebte Erde dazu wählen. "Der Erdbeerſtrauch iſt eine hungrige Pflanze, und fauget das Erdreich fehr aus. : Wenn man dergleichen Strauch zum Ber ſetzen aushebt, ift die ganze umher befindliche Erde wie Afche. Man Fann bey der Pflanzung die Mittags⸗ Morgen: oder Abendſeite wählen nur nad) Mitternacht nicht, denn daſelbſt trifft ihn waͤh⸗ vender; Bluͤthe der Froſt, und die — werden ganz unſchmackhaft. J Man grabe das Eidreich von — aus ur, und richte eg mit aller Sorgfale zu: zugleich‘ bringe man alle Steine heraus, und die Klumpen von ein- ander. - Noch. beffer wäre es auch, ivenn man die Koften dran wendete, und die Erde durchfieben: ließe, Hierauf bezeichne man fich nach der Schnur bie Reihe, und laffe in felbiger- viereckige Loͤcher, fo tief als das Eiſen am Grabſcheit, einen oder andert⸗ halb Fuß weit von einander machen, Heben diefer Reihe meffe man in eben ver Weite eine andere ab, uud mache eben dergleichen Löcher darinn diefes bes > a man ins Gevierte, in Öeftalt eines 1 Boret ⸗ bon Wartung der Erdbeeren 385 Bretſpiels/ und ſete alsdenn die Erdbeerſtraucher darein. Ein jedes Loch fuͤlle man mit ganz friſcher Er— be, und mir gutem alten verfaulten Miſte: zugleich aber mache man drey Zoll weit davon eine Hoͤhlung, denn der Erdbeerſtrauch hebt fich beftändig aus ver Erde empor, und ſchlaͤgt, fo weit er in ver Erde fteht, Wurzeln. Dieſes Ift wegen des Degioßegs fehr vortheilhaft. In jedes Loch ſetze man nicht mehr als einen Strauch: denn er treibt, wenn er auch nur fo duͤnn als ein Faden waͤre, rings um ſei— hen Stock herum, eine Menge S Schögling e, welche insgeſamt Srüchte tragen. Es ftehen felbige um den Erdbeerſtrauch, wie die Schoͤßlinge, um ben Hauptſtock ver Artifchocken herum: Man muß fi) bei) viefem Pflanzen in acht neh⸗ men, dap man nicht die Wurzeln umbiege, ſondern man muß fie; fo lang wie fie find, einfenfen, und felbige auch ala gerade legen. Dieferhalb muß man die Borficht gebrauchen, und ein autcs Loch nicht mie dem Pflanzſtock, fondern mit der Hand mahen Wenn man fie bei trockner Witterung pflanzt, thut man wohl, wenn mun fie nut ſogleich begießt. Nachdem man ſie nunmehr in die Erde gebracht, nimnit man einen guten wohl verfaulten, und faft ganz verbrannten Miſt, und ſtreuet felbigen init der Hand überall, atıf die zwifchen ven Pflan⸗ zjen befindliche leere läge, und zwar drey gute Zoll dick; nur muß man ſich hierbey in acht nehmen, daß man nicht die Pflanzen erſticke. Der ſolcher⸗ 26: Band. Bb geſtalt RB Abhandlung geſtalt über die Erde geftreute Mift verhindert, daß die Hitze, Dürre, und heftige Sonnenftrahlen, wenn es geregnet hat, nicht zu fehr in Die Erde eindrin- gen Fönnen, und verfieht die Erde zugleich mit einer nöthigen Seuchtigfeit, dergeftalt, daß die Säfte mit leichter Mühe in die Wurzeln herein treten Fönnen, anftatt, daß im Gegentheil, wenn man vergleichen Mift nicht darauf fchürtet, die Erdbeerſtraͤucher ſehr oft verdorren, verbrannt werden, und immer kraͤn— keln. Bey Beobachtung dieſes Vortheils wird man gleich im erſten Jahre —— Erdbeer—⸗ ſtraͤucher haben; ſie werden noch mehr als einmal fo ſtark werden, und eine jiemliche Erndte geben: Im naͤchſtfolgenden Jahre aber wird man eine grofs fe Menge Erdbeeren gewinnen, welche außerordents lich di und ungemein wohlſchmeckend ſeyn werden Sobald, als die Erdbeerſtraͤucher zu wachfen anfangen, muß man längftens alle vierzehn Tage die dünnen Fäden, welche heraus wachen, abreißen, denn ſonſt entziehen felbige dem Stode felbft alle Kraft: Mat begießt auch felbige, wofern es nö- thig ift, von Zeit zu Zeit. Mir einer einzigen Gießkanne Fann man wenigftens wohl zwey Dutzend Stoͤcke befriedigen. Unkraut muß man zwiſchen feinen Erdbeer fträuchern nicht wachfen laflen. Man muß zum öftern um die Stöcke herum gäten und ausmwieten; aber, mit feinem Werkzeug, fondern mit der Hand; denn fonft läuft man Gefahr, die Wurzeln abzus ſchneiden, als welche der Erdbeerſtrauch in Li en⸗ von Wartung der Erdbeeren. 387 Menge, fo weit er in der Erde ſteht, und aus feis nem Stamm austreibt, und welche ſich wagrecht über die Erde verbreiten: ’ Es ift auch auf, wenn man an einem gewiſſen Ort im Garten, Erdbeerfträucher im Vorrath zu ftehen Kat, damit man felbige im Nothfall nach> pflanzen’ fonke, nur muß man fie alsdenn beftändig famt der Erde ausheben: | Was bie init Erbbeerfträuchern befegte ganze Beete anlanget, ſo weiß ein jeder, daß dieſelben vier Fuß breit ſeyn, und allemal zwiſchen zweyhen einen kleinen Fußſteig haben muͤſſen. Zu Montreuil macht man den Fußſteig von zwey Fuß, und zwar mit Recht, denn, wenn felbiger nur einen Fuß breit Wäre, koͤnnte man nicht ohne, Befchädigung der Pflanzen, als idelche fi beftändig bis in den Steig jelbft ausbreiten, Darauf geben: Bon der Pflanzung der Erdbeerſtraͤu⸗ cher laͤngſt den Mauern: Die Erfindung, die Erdbeerfträucher laͤngſt den Mauern zu ſetzen, iſt etwas gar vortreffliches: denn, es werden ſolchergeſtalt die Erdbeeren weit ſchmackhafter, als die andern, und wenigſtens vier⸗ zehn Tage oder drey Wochen früher reif, In dies fer Abſicht bearbeitet und beteiter man die Erde, auf eben die Art; wie vorher gemeldet worden, zu; Aber dicht an der Matter, dergeftalt; dag die Wurzelü und der Stöcd die Matter ſelbſt berühten: Der * 3b 3 Erd: 338 | Abhandlung Erdbeerſtrauch wird, wo er nur Die geringfte Fuge in felbiger antrifft, gewiß feine Wurzeln herein treis ben, und feine Nahrung daraus ziehe, Auch Dreis tet er, wie die andern, feine, übrige Wurzeln der Erden gleih aus: in dieſer Stellung freffen ihn Die Sonnenſtrahlen, ohne ihn -zu verbrennen, weil ſie durch die Feuchtigkeit der Erde abgefühle werden. Ueberdem iſt er aud) felchergeftale, weder der Hitze, noch den Winden ausgeſetzt. Da der Erdbeerſtrauch von Natur hungrig ift, und viel Nahrung in fich zieht, muß man die Stöce wenigftens zween Fuß weit von einander feßen; im übrigen verfährt man auf eben die Art mit ihnen, wie mit den Auf den Deeten, und an den Einfaſſungen gepflanzten Straͤuchen. — Die Art, wie man, die einmal zum Wachsthum gefominene Erdbeer⸗ ſtraͤuche gehoͤrig wertet, Im October, oder Anfang des Novembers bringt man den anfaͤnglich um jeden Stock herum geſtreuten Miſt unter die Erbe; jedoch läßt man bes ftändig eine Art von Ausböblung herum, Sm zwehten, und den folgenden jahren rührt man..Ddie Erde um den Stöcen, zu Ende des Märzmonats um, vergißt auch nicht eine Aushoͤhlung um ten Strauch) herum zu laſſen; fodann nimmt man neueit und etwas langen Miſt, legt felbigen auf ein. feites ‚sand, 3. E. in einen Gange des Gartens, und hackt ihn mit einem veche feharfen Spaden ganz 9 | lein; von Wartung der Erdbeeren. 389 klein; hierauf lege man felbigen um ven Stod eines jeden Strauches bis eben an herum, jedoch fo, Daß die Blätter nicht dadurch beläftige werden. Fat. 1,3 \ uf n \ 1 \ Diefes Flein gehackte Geftreu dient dem Erd⸗ beerftrauche zu einer, wiewohl nur fehr ſchwachen Nahrung; dagegen erhalt es ihm den Stock beſtaͤn— Dig. friſch, verhindert, daß en nicht verdorren kann, und hält die Trauben dergeftalt gerade, daß fie nicht herunter hängen, und fich auf Die. Erde hinſtrecken fonnen, Diefes Geſtraͤu bringt uͤberdem auch noch einige andere Vortheile zumege, +. Wenn es regnet, fo werden die Erdbeeren nicht ſteaubig, oder fandig, oder ftehen in Gefahr, von den auf der Erde friechenden Wuͤrmern (*) vers zehrt zu werden; und bey! trocner Witterung werden fie nicht, wie diejenigen, welche platt auf ber Erde liegen, verbrannt, Db 3 2. Sie 9 Da die Erdbeeren dem Anfreffen des auf der Er> de kriechenden Ungeziefers vor andern Früchten beſonders ausgefegt find, und nicht zu laͤugnen iſt, daß die Duͤngung des Erdreichs mic bloßem Miſt ſehr vieles zur Erzeugung und Vermehrung der Inſekten beytrage, fo thut man wohl, wenn man etwas ungelöfchten Kalk mit unter den Miſt mens ger. Außer dem, daß diefes Mitrel gegen das Uns geziefer gerichtee ift, wird auch dadurch der Saa— men des Unkrauts erſtickt. S. Gazette ſalutaire, No. XXII. vom Jahre 1761. Anm. d. Ueberſ we gene nAbbandiung. ji Alan fi fich “ * en weil fie in jenem; Fall von allen Seiten frey hängen, und eine ge⸗ nusfame Menge von Spnneuftranien el fie fals len kann. | 3. Indem die Traube, des Strauchs get aber hängt, fo wird aud) die Frucht uͤber all auf einmal reif, "da hingegen die längft der Erde hin kriechende "Erdbeeren nur da, wo fie die Sonne trifft, roth und reif,- auf der die Erde beruͤhrenden Seite ‚aber noch weißlicht und grün find: 4. Die Trauben liegen nicht hier und da auf der Era de zerſtreut umber, werden auch nicht durch den Wind hin und her geſchlagen und koͤnnen auch nicht ſo leicht mit den Fuͤßen zertreten werden, als wenn fie an der Erde liegen: 5. Und endlich Fann man fie aud) weit leichter ab brechen, au der Zeit, wenn die Erbbeerfträucher in ih⸗ rer beſten Blüche find, muß man -nicht vergeffen, Die Spige bey jeder Traube abzufneipen; denn, die hierſelbſt wachſende Erdbeeren werden niemals voͤl⸗ Lig veif, und überdem bleiben fie auch beftändig Flein, und find von feinem ſonderlichen Geſchmack. Dies ſe Verrichtung wird mit dem Nagel des Daumen, und des Zeigefingers vorgenommen. Man muß an jeder Traube nach Maaßgebung ihrer Staͤrke, und nach Beſchaffenheit ihres Stengels, nicht mehr als a fünf, ‚bis fechs ‘Blumen af en. Weil von Wartung der Erdbeeren. 391 ’ Weil es zum öftern zu geſchehen pflegt, daß gewiſſe weiße Würmer, und andre Friechende Thie— re die Erdbeerſtraͤucher anfrefien, jo muß man be- ftändig vergleichen in der Baumfchule in Vorrath ftehen haben, und felbige, wann es geregnet hat, zuſamt der Erde ausheben, und in die Stelle der verborbenen einfegen. Wenn: man einen ganzen Strauch) von diefen ſchaͤdlichen Thieren befreyen will, muß man feine Straͤucher zum öfrern befehen. So bald man ei- nige darunter finder, weiche zu verwelfen anfangen, und ihre’ Blärter hängen laffen: muß man alfofort und ohnverzüglich Die Erde um den Stock herum auffcharten, fo wird man ohnfehlbar dag Thier fine. den, und man verhindert Durch deſſen Todeung, daß es nicht im ganzen Beete eine ſernere Verwuͤſtung anrichten kann. Von der Art, wie man die Erdbeer rei abbricht. Daß die Erdbeeren reif, und zum Abbrechen gut feyn, erfennt man daran, wenn fie dunkelroth ausfehen, wie ein fehöner Firnis glänzen, dic auf gelaufen, und ftarf am Fleifche find. Alsdenn find die zwifchen den Körnern der Erdbeeren befindliche Zwiſchenraͤume, welche man für fo viel kleine Hoͤh⸗ lungen anzufehen hat, weit voller, als wenn di nicht veif find. Man muß niemals zween Tage hinter einans der, von ein und denfelben Erobeerfträuchen eins Bb 4 ſamm⸗ 392 Abhandlung - ’ fammien, fordern bey ſtarker Hitze bloß einen Tag um den andern, und wenn die Witterung nicht ſehr heiß iſt, nur alle drey Tage. Man bricht in einer Reihe nach einander ab, t hernach zur folgenden, und fo weiter, bie man zu Ende ift: hernach kommt man wieder zur erftern Keibe, Auf felche Are läßt man den Erdbeeren zum völligen Reifwerden Zeit. Wenn man die Erdbeeren abbricht, muß man hinten tie Stengel mit dem Nagel des Daumen abfneipen, aber niemals abreißen, denn man möd)a te fonft ven ganzen Stiel. der Traube entzwey brea chen, und außer denen, welche man allein abzunchs men Luft hat, such zugleich andere, welche nod) nicht reif wären, mit abreißen; hernach muß man auch niemals nach ſich ziehen, noch eine reife Erdbeere abreißen, ohne ihren Stengel abzukneipen; denn ſonſt thut man den noch übrigen Erdbeeren Scha— den, weil der alsdenn dran aelaflene Theil des Stengels noch ferner Gaft in ſich zieht, und fi) folchergeftalt eine Nahrung zubereitet, die er nicht mehr nöthig hat, und bloß den übrigen Erdbeeren zum Nachtheil gereicht. Hierzu koͤmmt auch noch, Daß dieſe Erpbeeren ohne Stengel nicht gut ausſe⸗ ben; jie finfen ganz in einander, und wenn man fie nur im geringflen etwas weit trägt, werden fie zer⸗ quericht, Die Art, wie man mit den Erdbeer: ſtraͤuchen nach abgenommenen Fruͤch⸗ gen zu verfahren Bar. Es haben alle Gärtner durchgehends die Ge⸗ wohnheit, daß fie von allen Erdbeerſtraͤuchen, fo: bald von Wartung der Erdbeeren. 393 bald. die Früchte davon abgenommen find, das Dlattwerf abfchneiden, damit fie wieder aufs neue ausfchlagen. Meines Erachtens aber ift dieſes Verfahren fehr ſchlecht. Man follte dieſer Erobeer- ſtraͤucher, welche durch Lieferung einer: veichen Ernde ‚te von Früchten, faft afle ihre Kräfte erſchoͤpft has ben, nunmehr feonen, und, 9— etwas ausruhen laſ⸗ ſen: und man erfehönft fie Dagegen noch immer mehr , indem: man fie in vie Norhwenbigkeit ſetzt, wiederum zu arbeiten, und. neue. Blaͤtter hervorzu⸗ bringen. Außerdem iſt auch dieſes fchlecjte Vers fahren Schuld daran, daß man alle drey Jahr neue Erdbeerſtraͤucher fegen muß, anſtatt, daß fie, wenn man auf die oben gezeigte Art mit felbigen umgeht, fünf bis acht Jahr, und noch länger Dauren. Hie— bey muß man nun folgendermaßen zu Werke geben. Man muß bloß die unterfte, abgelebte, und verdorrte Blaͤtter von den Stoͤcken abbrechen, weil ſich die Kraft aus denſelben in die Frucht gezogen, deren Nahrungsmuͤtter die Blätter find, Man zieht Diefe Blätter feitwärts, damit man fie hernad), ohne den Stock zu verlegen, abreißen koͤnne, ale welches ganz gewiß geſchehen würde, wenn man fie gerade nad) ſich zöge. Auf eben Biefe Arc bringe man aud) die Stengel der Trauben weg, als welche zu nichts weiter dienen, und abtrocknen. Alsdenn treiben die Erbbeerftraucher von ſelbſt, und ohne daß man ihnen Gewalt anthut, von ine wendig neue Blätter, und fegen eine neue Spiße an, wodurch fie Die Falte und feuchte Wirterungen Bb 5 des 394 Abhandlimg des Herbſtes und Winters ohne Schaden zu ertra⸗ gen geſchickt werden. Dieſe durch die ordentlichen Wege der Natur erzeugte Blaͤtter widerſtehen den gewaltſamen Anfaͤllen des Reiſes und Froſtes, der— geſtalt, daß die Pflanzen im Fruͤhjahr weit ges ſchwinder treiben, große Spi Gen herausftoßen, und die vortrefjlichften Früchte in Menge tragen; Um fid) vor dem großen Unterſchiede, der zwiſchen meiner vorgeſchriebenen Methode, und der gewöhnlichen Are des Verfahrens ftart finder, zu überfüp: en, darf man nur den Verſuch machen, und zwey Beete mit Erdbeerfträuchen auf benderlen Art pflanzen, in wird man fehen, welche die beſte ſeyn wird. Von den verſchiedenen Gattun⸗ gen ED DER goerreeee | Dan. hat mancherley Arten von Grobe; | Vornehmlich giebt es dreyerley: nämlich, gemeine, die aus Canada und aus Steam; iberdemn aber aud) ned) einige andre Gattungen, weldye man aber bloß zur Neugierde, und ihrer S— wegen, haͤlt. Die gemeine Erdbeere iſt ſowohl ihres Ge— ſchmacks, als Nugens wegen, vorzuͤglich. Kin ges meiner Erdbeerſtrauch tragt beſtaͤndig noch einmal fo viel, als die andern... Seine Fruͤchte find. weit fhmadhafter, und anfehnlicyer, uͤberdem riechen fie auch uͤberaus angenehm. Die von Wartung der Erdbeeren. 395 - Die gemeine. Erdbeere findet man in den Waͤl⸗ en fie ift Elein und mager, theils wegen der ſchlechten Wartung, die fie befommt, theils auch, wegen des Schattens der Bäume, welche diefe Dilanze erſticken. Es find diefes 5 Diejenigen, welche, man aus den Wäldern hohlt, und in die Gärten vera fest. Es behaupten diejenigen, welche Feine Sache gehörig zu unterfuchen, und Die Dinge bloß obenhin zu beurtheilen gewohnt find, Daß die Erdbeeren aus, den Wäldern weit, vortrefflicher , als die Garten⸗ Erdbeeren ſchmecken und riechen. Denn, fagen fie, bloß die Natur beſorgt ſie, und ſie werden nicht mit ſolcher Kunſt, wie die andern, gewartet und be⸗ duͤnget. Hierauf antworte ich, daß dieſe Sache ſelbſt zufoͤrderſt grundfalſch iſt. Denn, die in die Gaͤrten verſetzte, und auf vorbeſchriebene Art gezogene Erd⸗ beerſtraͤuche, geben, wofern ſie vor den Walderdbee⸗ ren keinen wirklichen Vorzug haben, ihnen doch in Anſehung der Vortrefflichkeit der Fruͤchte nichts, nach. Man muß nur in dieſem Stuͤck durch keine vorgefaßte Meynung eingenommen ſeyn, und die ale ten Vorurtheile abgelegt haben. Man koſte nur unſre in einem guten, und. et—⸗ was fandigen Lande gewachfene Erdbeeren, und vers gleiche fie mit denen, in den Wäldern, fo wird man. wenigſtens unfehlüßig feyn, welchen man den Vor⸗ zug zuerkennen ſoll. Man ſetze einen Korb mit Walderdbeeren in ein Zimmer, und einen andern mit Gartenerdbeeren in ein ander eben ſo großes Ge⸗ mad, fo wird man eine Weile darnach in beyden bepa 390 Albhandling beynahe einerley Geruch verſpütnen Ich will aber auf einen Augenblick zugeben, daß die Walderdbee⸗ ren beſſer, als die Gartenerdbeer en ſchmecken. Wir wollen den Grund Davon auffuchen! Iſt die Urſache davon dieſe, weit Die Walderdbeeren nicht beduͤnget find? nein, dern fie find es wenigſtens doch einigek maßen, Will man venn die große Menge Blätter, welche in jedem Herbft ven Erdboden in den Waͤl—⸗ dern bedecken, für’gar nichts rechſen? Diefe Blaͤt⸗ fer verzehten ſich alle Jahr, und werden in einen faftigen, zarten und feinen Miſt verwandelt, welcher Diefen Erdbeeren einen vortrefflichen Dünger‘ giebt, fie anfrifcht, und ihnen faft eben ſo viel Materie, als alles das, womit wir den Öartenerbbeeren zu Hilfe fommen, darreicht, Man kann nicht in Abrede feyn, daß dasjenige, was aus der bloßen Gubftang der Erde hervor wächft, vor dem, was weiter nichte, als etwas Durch die fo hin gefehehiene Düngung ers Fünfteltes iſt, eben keinen fonderlichen Vorzug hat. Nimmt man hingegen einen auserleſenen Dünger, welcher den Gewaͤchſen der Erde nicht den gering- ften uͤblen Geſchmack beybringen kann, und ahmt ſolchergeſtalt der Natur nach, indem man ſie mit ſolcherley Arten Miſt, als vorher angezeigt worden, beduͤnget, fo erſolgt ohnſtreitig wenigſtens eine Gleichheit, wenn auch die Kunſt, welche ſich nach der Natur richtet, keinen Vorzug uͤber fie bekoͤmmt. VUebrigens liege ein augenſcheinlicher Beweis von dee Sache felbft am Tage. Man Hebt die Erdbeer⸗ rauche aus den Wäldern aus; denn, weil fie allda Durch den Schyatien der Bäume, und Durch eine Menge BER welche ihnen alle Nahrung 5* en, von Wartung der Erdbeeren. 397 hen, erftiht werden, fo Fommen fie auch Beh nicht gut fort, tragen wenig und dazu noch fehr Fleie ne Srüchte, Faum aber hat man felbige in die Gär« ten verfegt, fo wachfen fie dafelbft außerordentlich, and tragen in großer Menge , und überdeni auch - noch unendlich größte Früchte. Was ift davon für ein Grund? Man Fann mit gar leic;ter Mühe das Dinter fommen; Wir haben taufend Beyſpiele von aͤhn lichent Verwandlungen. Wir ſehen alle Tage, daß Pflan⸗ zen, die man in Waͤldern, Wieſen, und ungebau— tem Lande aushebt, und in die Gaͤrten verſetzt, ſich daſelbſt vermittelſt der in der Erde weit häufiger ans zutreffenden Saͤfte, und durch vie Wartung verbeſ— fern. Zwey oder drey Pflanzen koͤnnen vie Wars heit dieſes Satzes zur Genuͤge beweiſen. Es iſt unſtreitig, daß alle Baͤume, Stauden, Blumen, Fruͤchte, und, Hülfengewächfe, eigentlich auf dem Felde wachfen? verſetzt man aber alle der— gleichen. Dinge in die Gärten, fo verbeflern fie fich offenbar durch Huͤlfe ver Kunft und Wartung; Man hebe die Pflanze, Grindwurz, (Scabioſen) genannt, auf dem Felde aus, und fege fie in einen Garten, fo wird fie in furzer Zeit dermaßen fhön werden, daß man fie gar nieht mehr kennen wirds Die Feldviole ift klein, blaß, und von keinem fons derlihen Geruch; in den Gärten hingegen wird fie ‚groß, befümmt eine ganz dunkelblaue Farbe, und ift dermaßen vorzüglich, daß man, wenn man Biolens faft machen will, zwey Theile Feldoiolen gegen ei⸗ nen Theil Gartenviolen nehmen muß. Der von den Seldviolen gemashte Saft ift blaß, und hat gea ‚gen 398 Abhandlung" gen ben aus den Gartenviolen. bereiteten, wenig Kraft. WMan hat zweyerley Gattungen von gemeinen Erdbeeren; die weißen, und die rothen. Die weiſ— ſen ſchmecken weit zarter, lieblicher ind fuͤßer: die rothen hingegen weinigter und ſchaͤrfer. ie vers balten ſich beyde auf eineriey Art, Man Fann nad) Belieben entweder jede Art befonders auf den Bee ten und Einfaffuiigen, oder auch beyde durch einan⸗ der ſetzen. \ Diejenigen Erdbeerſtraͤucher, welche man Ca⸗ pröns nennt, tragen die großen Erdbeeren. Die Kerne find bey ihnen weit dicker, als bey den gemei- nen Erobeeren, Sie fallen fehr in die Augen, und taugen wenig: denn fie find inwendig hohl, habe ein weichlich Fleiſch, und riechen bloß waͤßrig. Vor dieſem hielt man ſie ihrer Groͤße wegen in hohem Werth: anjetzt aber macht man ſich nicht — viel aus ihnen. Die Erdbeerſtraͤucher aus Caͤnada und Siam, welche man warum alfo benenne, weil fie, dem Bars geben nach, aus dieſen Laͤndern berfommen, find von den vorigen wenig unterſchieden, und werden auf eben die Art gezogen. Man erfennt fie an ih⸗ ven breiten uiid dicken Blättern; welche eben wie bei den gemeinen rauch ſind; da hingegen dieſe letztern ein etwas kuͤrzer und ſtarkes Blaͤtt haben: fie has ben überdem auch weit Eürzere Trauben, und dicke⸗ ve Stengel. Sie find ui die Hälfte fchlechter, als die größe REN (Caprons) fie ſchmecken etz ivas von IBartung der Erdbeeren. 395 was fäuerlich, und wild, riechen ſtark, und haben ein mehligtes Fleiſch. Sie Haben einige Aehnlich— feit mit der Himbeere, und find inwendig hohl: Ei— nige Perfonen fchägen fie fehr hoch, Man hat auch noch verfchiedene Arten von Erdbeeren, weldje die Liebhaber nach Gutdünfen mit alferband Namen belegen, und welche man aus weit abgelegenen !ändern herfommen laͤßt. Die— jenigen, die dergleichen beſchen, machen ſehr viel dar⸗ aus, ohnzweifel darum, weil ſie etwas ſonderbares ſind, oder vielmehr, weil nicht ein jeder dergleichen beſitzt. Der beruͤhmte engliſche Schriftſteller, Brad⸗ welcher ſehr viel zum Gartenweſen gehöriges gefchrieben., gedenft einer gereifien Art Eröbeeren, welche man in England zieht, die fehr ſchoͤn, und fo groß wie ein Taubeneh iſt. Ale Erobeerfträucher ohne Ausnahme, pflegen nach einer gewiſſen Zeit auszuarten, und zwar eis nige eher, andre fpärer, nachdem man fie gewartet hat. Mai kann fie aledenn an ihrer matten und dunfeln Farbe, desgleichen an der Diefe und Rau: bigfeit ihrer Blätter erfennen, Main nennt ders gleicher Erobeerfträucher,; welche nieinals mehr Früchte fragen, Coucou. Das gewiffeite Kenn⸗ zeichen davon iſt, daß, wenn ſie bluͤhen, das Inner— ſte der Blume beftändig ſchwarz iſt, und ſich nach der Bluͤthe feine Frucht anſetzt. So 400 Abhandl. von Wart. der Erdb. So wie man dergleichen in den Gärten anfrifft, welches ſich zum öftern zu ereianen pflegt, wenn man die Erdbeerfträucher in den Wäldern aushebr; muß man fie gleid) hinweg. — In dieſer Abſicht macht man entweder ein Loch darneben, oder legt ſtatt der alten kraftloſen Erde wieder friſche da— hin, hebt alsdenn einen Stock aus der Baumſchule, und ſetzt ihn an die Stelle des Coucou. Hernach, wenn er in ver Erde fteht, begießt man ihn. Ders gleichen Verrichtung nun muß inan beftändig, went 85 geregnet hat, vornehmen: Man hät zur Zeit nod) Feine hinreichend guͤl⸗ tige Gründe ausfindig machen koͤnnen, es e Erdbeerſtraͤucher in dergleichen Coucous ausa und nicht mehr tragen wollen; und warum matt hicht ebeit dergleichen DBeränderung auch bey ven Bäumen, Stauden, und andern Gewaͤchſen an: trifft. | göi PET ET TE TEN V. | Abhandlung bon diatetiſchen und medicinifihen Gebräuche des Erdbeerſtrauches, und der Erdbeeren. Aus No. XXVI. dei Gazette Jahitaire, v. J. 176%: 2s wird das ganze Gewaͤchs des Erdbeerſtrau⸗ ches, abſonderlich aber deſſen Wurzel, in der Arztney gebraucht, und unter kuͤhlende, bene Und eröffnende Prifanen genommen; Es giebt diefe Wurzel nicht allein den eröffnenden Ptiſanen, und Be eine rothe, oder roͤthliche Farbe; ſondern, es geht auch, wenn man etwas mehr Wurzel nimmt, der Stüplgaiig ebein fo ges färbt darnach ab; und wann Diefer fiberdem noch etwas flüßig iſt, follce inan ihn, dem erſten Anſe⸗ hen nach, für Weinhefen oder Feiſchwaſſer halten dergeftalt; daß ein Mlilzfüchtiger den teberfluß ait ſich zu Haben, glauben moͤchte ¶ Doch darf man hir um ihm detgleichen Einbildung aus dem soft | 6 Band. ke zu 402 Abhandlung vom Erdbeerflrauche, zu Bringen, ihn bloß ein ander Getraͤnk trinken laſſen. Die Blaͤtter des Erdbeerſtrauchs ſind ein Wundkraut, und werden in gewiſſen Laͤndern, zur Heilung der Geſchwuͤre auf den Fuͤßen gebraucht, als woſelbſt man ſie, ſchlechtweg zerſtoßen, auflegt. Waenn man den Erdbeerſtrauch in warmen Weine ziehen laͤßt, und als einen breyförmigen Um— ſchlag auf die Schaamgegend legt, fo wird. eg ein fehr kraͤftiges Mittel, die nächtliche Befleckungen zu verhindern, und den weißen Fluß anzuhalten, Die Erdbeeren Fühlen, loͤſchen den Durft, machen etwas flüßigen Stuhlgang, und. befördern vornehmlic) dem Abgang des Harns, ihre Saas menförngen gehen dermaßen vollfommen durch die Nieren, daß man: fie zum öftern ganz Fennbar im Nachtgeſchirr antrifft: (*) und, wenn man viel - Ercd⸗ ©) Folgende merkwuͤrdige hieher gehoͤrige Geſchich⸗ te von Erdbeerkoͤrnern; welche ſich lange im Koͤr⸗ per aufgehalten, und mit dem Urin wieder nbge> gangen: |. in No: 30, der Gazette falutaire vom 28. Jul. 176%. „Der Herr Abt Gournay, gab, „nachdem er fich feit einiger Zeit unpaͤßlich befun- „den, den 7. Sul. 1761, Harn von fich, welcher „feine gute Freunde in Beſtuͤrzung feßte. Denn „man fand ihn, bey genaner Unterſuchung, voll „dünner Haͤutgen von Erdbeerfaanen, da er doch „feit dem Sonnabend, als den 27. Sun. Feine Erd» nbeeren gegeffen hatte, Es hatten felbige demnach eilf Tage auf diefer Reife zugebracht.D. 8: und den Erdbeeren: 403 Eröbenren ißt, riecht der abgehende Urin ganz und gar darnach. Man ißt die Erdbeeren zu Ende der Mahlzeit. Diefer Gebrauch bezieht fich aller Wahr[heiiticfeit nad) darauf, weil die Erdbeeren wenig nabrhaft find, und im Magen, wenn man aud) bereits eine vollige Mahlzeit gerban, doch noch dmmer Pag finden. Sebiz wollte, daß man fie, 2 wie die Feigen, oder Maäuldeeren, lieber vor ber Mahlzeit effen ſollte, und haͤlt dieſes fuͤr 8 der. Dem ſey wie ihm wolle, fo hoffe noch einmal zu erleben, daß diefe Mode aufkoͤmt; niche als wenn ich fie für vernünftiger hielte; EPTY, weil die Menſchen überhaupt fehr ftarf die Veroͤn— derung lieben, Was mic) indeß anbetrifft, fo muß ich es frey geſtehen, daß ich es gern fähe, wenn man ‚die Eröbeeren vor, und nad der Mahlzeit aͤße, Was unterftehe ich mich aber, der gefirteten Welt eine Vorſchrift zu ertheilen? Wir muͤſſen zufrieden ſeyn, daß man uns ſelbige gar nicht auch auf unſerm Nachtiſch abſchafft. Ich will anitzt nur noch bloß unterſuchen, auf was fir Art man felbige eſſen muͤſ⸗ fe; entweder bloß in vielem zerſtoßenen Zucker zer— quetſcht, oder aber mit, darauf gegoffenem Wein oder Waſſer, oder endlich auch mit Milchrohm? Mit Milchrohm beyleibe nicht. Denn, die | Erdbeeren befißen eine leicht zu entwickelnde Säure, welche, wenn fie mit der Milch in einen (wachen, oder bereits überlädenen Magen, aufgährt, mehr oder weniger heftige Colikſchmer zen, und ſogar die wirkliche Krankheit eines Gallenfluſſes, (Cholera) nach IR siegen kann; Dr ” denn Davon ein Bey⸗ ſpiel 404 Abhandlung vom Erdbeerſtrauche, ſpiel erlebt habe, welches den unerſchrocenſten Men- fhen in Furcht zu feßen vermögend iſt. Viele ſte— ben in den Gedanfen, daß der Wein, die vorgeges bene Kälte der Erdbeeren zu mildern, im Stande fen; allein, -anftatt daß. felbiger ihr fchleimiges Fleiſch beffer zertheilen follte, verhindert er vielmehr _ ihre Verdauung im Magen, und macht fogar, daß ‚fie daſelhſt defto eher fauer werden, und verderben. Schjer hat mehrern Eingang in felbige, ers And befördert ihre Berdauung, und bes ſchleunigt ihren Eintritt in die Gedärme, Man feße uns aber wohl ausgefuchte, reine, ‚reife, und vornehmlich) fleine Walderobeeren vor; denn diefe haben einen fchönern Geruch, und weil fie gar: nicht zu einer bloßen Augenweide beftimmt find, fo wollen wir fie mit Zucker beftreuen, und folchergeftalt eine Arc von Muhs daraus machen, Es darf ſich nie mand deshalb beunruhigen; es wird uns Diefes ces wohl befommen, Befindet man ſich bey Tiſche in der Geſell⸗ fhaft eines Kränflichen, der über feinen Magen Flagt, und fein Eingeweide voll groben Unrath fühle, und bey dem die geringfte Linreinigfeiten gleich alle Nerven angreifen, muß man befürchten, daß er nach Erobeeren die Colik befommen werde. Ya nod) mehr; es Ffönnten ihm felbige wohl gar in den Kopf fteigen ; denn bey einigen Perfonen verurfas hen fie eine Art von Trunkenheit; und man muß ihm alfo geſchwind feinen Teller wegnehmen. . ‚Noch weniger muß man eine ſchwangere Frau, in fä ner Gegenwart viel Erdbeeren eſſen laſſen; denn, | ‚und den Erdbeeren. .. 405 denn, menn felbige auch noch fo wenig weichlich iſt, kann man doch nicht gut davor ſeyn, ob fie nicht Colikſchmet ʒen davon bekommen werde. Jede Co— lik aber iſt bey einer Schwangerſchaft etwas gefaͤhr⸗ liches. Geoffroy bemerfe in feiner Materia medi- ca, bey diefem Artikel, daß alle harntreibende Din- ge, dieweil fie die Frucht abtreiben koͤnnen, verdäch- tig ſeyn. Mun befißt zwar die Erdbeere, derglei— chen Eigenfchaft i in einem fo hohen Grade nicht, daß man außerordentlich daruͤber beſorgt ſeyn duͤrfte; koͤnnen wir indeß wohl jemanden gut dafuͤn ſeyn? und wenn ſich ein dergleichen Fall wirklich ereignete, wie vielen Vorwuͤrfen wuͤrden wir ung alsdann nicht auszuſetzen haben! Wir muͤſſen alſo derglei⸗— chen Frauenzimmer bloß erlauben, nur von den Erd» beeren zu foften, und weiter nichts; oder allenfalls nur ein Elein wenig Davon zu eſſen. Einige Perfonen befinden ſich nad) dem bloßen Geruch ver Erdbeeren übel: wie. denn dergleichen dem Vorſteher des Hofpitals zu Eslingen begegnet iſt. Nach Welſchens Bericht ſiel im Oeſterreichi⸗ ſchen ein Maͤgdchen in die ſchwere Noth, weil ſie zu— viel Erdbeeren gegeſſen hatte: und bekam von Jahr zu Jahr, zu der * wenn die Erdbeeren bluͤhten, immer dergleichen fall wieder. Fabricius Hil⸗ danus erzähle, daß eine Frau, welche Erdbeeren zum Fruͤhſtuͤck gegeſſen harte, alſofort die erfchred- lichſten Zufaͤlle, Magenfchmerzen, aufgetriebene Seiten des Unterleibes, (Hiypochondria) Schwin- del, Ohnmachten, u. f. w. befommen, wovon fie nicht eher als nach eingenommenem Brechmittel, Erz befreyet 406 Abhandlung vom Erdbeerſtrauche, befreyet werden koͤnnen. Deshalb. geroͤth Rap auf die Vermuthung, daß diefe Erdbeeren, welche man nicht vorher gewafchen hatte, von ‚dem Urin, Geifer, oder anfteckenden Hach eo W 9 ge, oder Kroͤte, (wie denn diefe Thiere die Erdbee⸗ ven beſonders gern eſſen ſollen,) oder etwa vom Stich eines giftigen Inſekts, vergiftet worden. Der Gift der Waldfchlange, iſt nun zwar eine durchaus. nur in Der Einbitpung beruhende Sache: ſo viel aber iſt gewiß, daß. die Erdbeeren, weder eines je⸗ den Semiperamente, noch unter allerley Umſtaͤnden, zutraͤglich ſeyn. Ich habe ein Srauenzinimer ges kannt, welches die Erdbeeren ſehr geliebet; aber, nicht öfter, als nur ein Jahr um, das andere, Das, von eflen durfte, Imgleichen iſt mie noch) ein an⸗ deres befannt, weldyes in verwichener Woche, im eine lang anhaltende Ohnmacht gefallen war, weil fie achtzehn Erdbeeren gegefjen hatte. Ich Fönnte noch) einige andere anführen, denen fie mehr, oder, weniger ſchaͤdlich find. Man muß aber daraus, nicht den Schluß machen, und allgemein behaupten, daß die Erdbeeren ungefund ſeyn. Das abgezogene Erdbeerweſſer, dient nicht allein zur Schminke und Sal, bringt die, Sinnen, und, rothe Flechten von der Haut hinweg: ſondern, man: verordnet es auch) in.böfen Haͤlſen zum Gurgeln. Man verſchreibt es als eine Herz⸗ ſtaͤrkung, und Abfuͤhrung von der Bruſt; man ruͤhmt es in der gelben Sucht, Lendenſtein, und fo gar zur Zermalmung fowehl des Nieren» als Bla« fenfteines ; vornehmlich, aber das fpirituöfe Erdbeer— waſſer, and den Erdbeerem » 407 wafler, oder Tinctur. Es iſt aber zu befürchten,.. daß ſelbiges, indem es den Stein in Bewegung ſetzt, und bis in die Harngaͤnge treibt, aber ſelbigen nicht voͤllig heraus zu ſchaffen im Stande ift, hefti— ge Mierenfchmerzen bervorbringen, ja, fo gar die Nieren, oder Harngänge ſelbſt wund machen wmoͤch⸗ te, wie König dieſes bey einem Baſelſchen Raths— herrn bemerkt haben will. Ich muß auch nicht vergeſſen ufuhten daß die zerdruͤckte, und als ein Breyumſchlag des Som⸗ mers hindurch, einige Abende nach einander, auf die erfrornen Finger oder Fuͤße, gelegte Erdbeeren, die Kraft befitzen, zu verhuͤten, daß der Froſt den folgenden Winter hindurch nicht wieder in die Glie⸗ der kommen koͤnne. Zuletzt iſt auch noch zu bemerken, daß die Erd⸗ beeren nicht allein nach Wein ſchmecken, ſondern auch uͤherdem zu einer wirklichen weinhaften Gaͤh— rung ſehr geſchickt ſind, und aus felbiger hernach leicht in die faure, und zuletzt in die faulende Gaͤh⸗ rung ande geben. Da Bun = 2: EAN] — = 4 v1, Ein 48° Ein Mittel, die Waͤrme ei ***** a * * * * * RR *** i. Ein Mittel, den Grad der Wärme in einem Dimmer zu vermehren, ohne mehr Holz in den Camin zu legen... Aus dem zıften Theile des Nouvellifle Oeconomique & Litteraire, auf die Monate Det. Nov. und Dec. 1759. ©. 56 » 60. ur haben kann, find, um fo viel mehr gehören fie mit zur Hausbaltungswiflenfchaft. Ders gleichen iſt dasjenige, was ich anitzt befanut * chen werde, Es beſteht nämlich darinn, da die Aſche vom Feuer nehme, und ſo viel Br Darauf gieße, Damit ein Teig daraus werde, den man mit der Seuerfchaufel zuſammen Fnätet. Wenn man nun: dergleichen Mafle daraus gemacht hat, welche aber nicht allzu weich fenn muft, legt man felbige auf den Heerd, zwiſchen die beyie Brand— boͤcke, drey bis vier Zoll dick. Ueberdem macht men auch an jeder Seite längft den Brandboͤcken, zwo x e — die Mittel, wovon man Vortheil in einem Zimmer zu vermehren. 409 zwo fleine Erhöhungen, um Zug zu veſcheffen, und die Waͤrme beyſammen zu halten... -., ""Sedann lege man: die ehe und, dag | Holz auf dieſen folchergeftalt, verfertigten naſſen Heerd, und zindet das. Feuer an, welches, fobald es nur die Afche zu erwärmen anfängt, immer ſtaͤr⸗ Fer hist, und das Zimmer fehr warn madır, Legt man etwas von dergleichen Afchenteig hinten auf den Hecrd hinter das Holz, forwird. die Warme, welche er gerade in Das Zimmer zuruͤck treibt, noch weit ——— Wenige werden eg (diverlich; glauben, daß diefes Mittel gefchickt fey, Die Hiße eis nes Feuers zu vermehren, noch weniger, daß es ein Stück der Holzſpahrkunſt ſey. Sie, werden fich aber: davon durch die Erfahrung befler, als durch alle Bernunftfchlüffe überführen 'Fonnen. Beil man indeß doch der Matur, auch felbft in den Flein= ſten Dingen nachſpuͤhren muß, fo werde ich annod) einige Betrachtungen: über dieſe Arc des Verfah— rens hinzu fügen, weil aus felbiger, foseinfad) fie auch immer feyn möge, neue — in der Haus⸗ haltung entſtehen koͤnnen. Anmerkung von der Wirkung der NRaͤſſe aufs Feuer. Es iſt jedermann bekannt, daß die Schmiede zum oͤftern ihre Kohlen mit Waſſer beſprengen, um dadurch ihr Feuer in der Eſſe zu verſtaͤrken. Die— ſe Erfahrung beweiſet, daß, wenn man Waſſer in einer gewiſſen Proportion auf brenubare Materien gießt, dieſes zur Befoͤrderung der Wirkung des ME Cc5 Feuers 30 Ein Mittel, die Warme Feuers etwas beytraͤgt, indem eg die Schnellfedern der Luft, welche es in Bewegung ſetzt, vermehrt. *) Wenn man glühende Kohlen mie Waffer, und zwar nur in einer gewiſſen Menge begießt, ſo wird; die. Hitze wirklich Dadurch verftärft, denn das Waffen. dringt in die Oeffnungen ver Kohle ein; die in ihren, Zwiſchenraͤumen enthaltene Luft nimmt, fo bald. fie warm geworden, einen größern Naum ein, und wirft, je mehr fie annoch eingefchleffen ift, mit des flo ftörferem Machdrucke. Es find dieſes gleichſam fo viel kleine Windkugeln, welche das Feuer von allen — her anblaſen. Zwar wird alsdann auch ein weit groͤßerer Rauch erzeuget, welcher ſehr beſchwerlich fallen wuͤrde, wenn es alldort, wo man das Feuer macht, ſehr leicht zu rauchen pflegt; denn das Waſſer loͤſet ſich am Feuer ins geſamt in lauter Duͤnſte auf, und wenn es in das Feuer hinein: gegoflen wird, koͤnnen Die Dünfte Davon nicht fo verdünnee werden, als wenn fie erft durch die Flamme und Glut gehen müßten, welche die falpetrige und ſchweflige Theile Davon in Brand ſtecken würden, als woraus der Rauch bauptfächlich beſteht. | | * Der⸗ © Aus eben dem Grunde muß man fich auch biz ten, wenn. ein Gchövnflein in Brand geratben, kein Waſſer in das unterliegende Feuer, wodurch ber Brand entſtanden, zu gießen, oder auch nur die Brande damit auszuloͤſchen. Se I rn im einem Zimmer zu vermehren. 40 Dergleichen aber geſchieht hier nicht. Wenn die Feuchtigkeit der unter dem Feuer liegenden Aſche verraucht, und in die Luft geht, muß fie erſt mitten durch Die Glut und Flamme hindurch: daſelbſt wird‘ fie noch dünner, und übergiebt alle‘ Salze, alle ſchweflige und falpetrige Materien, womit fie in’der von ihr durchdrungenen Aſche angefülle gewefen, der Wirkung des Feuers. Diefe Salze nun ſind unge⸗ mein geſchickt, die Kraͤft des Feuers zu verſtaͤrken, ehne daß deswegen mehr Holz verbrennen müßte. Die in diefen warm geiwerdenen Dünften — ſtramme Luft giebt dem Feuer eine neue Bewe— gung, und zu gleicher Zeit, (welches um des Mus tzens in der Haushaltung willen zu bemerfeh iſt,) verbinde: diefe Dünfte, daß das Holz nicht fo gem ſchwind wegbrennt, weil ſich ihrer klebrigen Feuch— tigkeit wegen, die Theile des Holzes naͤher beyſam⸗ men halten, und nicht ſo geſchwind durch das Feuer getheilt werden lonnen. Einen zuverlaͤßigen Beweis —* liefert die Erfahrung, wenn man gruͤnes Holz brennt. Wenn dergleichen Holz einmal zum Brennen gekommen, ſo giebt es weit mehr Hitze, als das trockne, und verbrennt auch nicht ſo geſchwind. Dieſes ruͤhrt von feiner Naͤſſe her, und weil es weit mehrere fal« peftige und ſchweflige Theilgen, Dergleihen das Holz beym trocken werden taͤglich in Menge vera liere, in fich hält, als das trocne,. Und eben fo hat auch das In Schiffen zugeführte, und ungeflöfe fete Holz, weit mehr von dergleichen Theilgen, als das dloͤßhotz Letzteres brennt weit leichter, vr giebt 42 Ein Mittel, Die Warme, | giebt nike fo viel Rauch), von fich, are TR ver⸗ brennt es auch geſchwinder, und giebt feine fo ſtar— te Hiße. Diefe Bemerkungen müffen begreiflich machen, daß die von mir in Borfchlag- gebrachte kleine Erfindung ganz natuͤrlich, und die Wirkung Davon; den in der Aſche enthaltenen Salzen zuzu⸗ ſchreiben fen, weldye das Waſſer ſchmelzt, in Bewe⸗ gung fest, und ins Feuer herein bringt, als wodurch es ſelbſt unter der Geftalt von Dünften verfliegt. Und eben,diefes muß nothwendig die Wirkung des - Seuers ‚vermehren, ohne Daß mehr Holz verbrenne werden: dͤeſte. find noch. andere aus der alltäglichen Er— fahrung Hergenommene Erfcheinungen, weiche Das» jenige, was ich oben behauptet, ebenfalls beftärfen. Man bemerft,: daß die Köche zum öftern ins Feuer hinein kehren, oder Abſchnitſel von ganz gruͤnen Kraͤutern hinter das Holz werfen, weiche hernach, wenn ſie trocken geworden, gar vortrefflich brennen, und die Hitze ſehr ſtark vermehren. Gleichergeſtalt wird man auch finden, ſo oft man einige Glaͤſer Waſſer aufs Holz, wenn es im ſtarken brennen iſt, oder auf ſehr warme Aſche gießt, daß das Feuer darauf weit mehr Hitze von ſich — der davon aufſteigende Rauch recht brennend heiß iſt, und doch nicht ſo viel Holz dabey verbrennt. Indeß kann dieſe Wirkung doch niemals den Grad ‚der Staͤrke erlangen, als wenn die geſamte Aſche am Feuer naß iſt; und zwar aus dem Grunde, weil die Salze aus dieſer Aſche, welche das Waſſer in ſich nimmt, bey der Ausduͤnſtung des el ing euer im einem Zimmer zu vermehren. Ai; Feuer übergehen, und die Kraft deſſelben verftärfen, indem es angezeigtermaßen mitten Ba die Glut und Slamme hindurd) gebt: Eine andere Bemerkung, vom Nutzen einer feuchten Warme, in Anſehung | der Gefundbeit, Es ift ausgemacht, daß überhaupt aus allen - brennbaren Körpern, wenn fie im Feuer liegen, eis ne große Menge fubtiler Theilgen in die Höhe fteis _ ge, welche fich nebft dem Rauch in der Luft verbreis ten, und von denen in der Nähe befindlichen lebendi⸗ gen Gefchöpfen beym Arhembohlen mit eingezogen werden, Diefe Thellgen find nad) Beſchaffenheit der Materien, der Geſundheit mehr oder weniger ſchaͤdlich. Aus dem Torf und den Steinkohlen fteigt ein Erdharziget Geruch auf, weicher mehren: theils gar unerträglih, und im üblen Ruf iſt. Nicht fo fchädlich find die Abgänge von den im Feuer befindlichen Gemächfen : ja, es befigen einige unter ihnen, der Geſundheit weit "weniger nachrheis ligere, oder auch wohl gar zutraͤglichere Theilgen; als andere, je, nachdem fie eine mehrere Aehnlich— feit mit Gewuͤrzen, oder Balſamen, haben, welche eben fo wöhlriechend, als geſund find; - as mein vorgefchlägenes Mittel anlanget, die Wärme durch Anfeuchtung der Afche zu vers ftärfen, ſo muß felbiges, mwofern man nur rein und kla⸗ a4 Ein Mittel, die Wirme klares Wafler dazu nimmt, ber Gefundheit, ohn⸗ fehlbar zutraͤglich ſeyn. Dieſer laugenhafte Dunft, welcher aus der Aſche aufſteigt, kann we⸗ der übel riechen, noch ungefund ſehn, weil das euer die Afche bereits von allen fhädlichen Theils gen, wenn ſelbige etwa Damit verſehen geweſen wäre, gereinigt haben würde, und eben ſo wenig aus dem Holze bey der Neinigung, die es durch Das Feuer erhält, etwas uͤbles re getrieben werden kann. Vielmehr wird diefer mit den feurigen Theilgen vermifthre waͤßrige Dunſt die Wirkſamkeit deſſelben mäßigen, und verhindern, daß ſelbiges nicht zu heftig, und ſeiner angeneh⸗ men, und lieblichen Eigenſchaften, welche man an einer natuͤrlich von der Sonne erwaͤrmten Luft, aus dem Grunde, weil ſelbige beſtaͤndig durch die aus der Erde aufſteigende Duͤnſte gemaͤßigt wird. bemerkt, beraubt werde; Ehen deswegen berurfacht das Ofenfeuer in der Stube, welches durch enge Oeffnungen, der— gleichen im Eiſen befindlich find, hindurch geht, eine austrocknende, und dermaßen feharfe durchs dringende Wärme, daß ſich die mehreſte Perfos nen nicht wohl Dabey befinden. Die Kachelöfen, welche weit gröpere Oefnungen haben, find des⸗ halb auch nicht fo ungefund: Die Holzkohle, * welche keine natuͤrliche Feuchtigkeit meht in ſich aͤlt, giebt uͤberall ein ſehr heftiges Feuer, wel: yes alles rings herum mit ſchwefligen und. ſtar⸗ ken — anfuͤllt. Dieſe Duͤnſte ſtelgen in den in einem Zimmer zu vermehren. 4:5 ‚ben. Kopf, und find mehrentheils fehr gefährlich, ‚weil fie nicht durch jene angenehme und waͤßrige ‚Theile, welche ſich in großer Menge in dem Brenns holze befinden, gemildert werden. | Es folget hieraus, fo wie auch durch die Erfahrung vollfommen beftätige wird, daB das mit grünem Hol; —5 Feuer eine weit ats genegmere Waͤrme ‚giebt, a [8 das mit trocknem, weil die natürliche Feuchtigkeit des Saftes, wo— von das gruͤne Holz ganz voll iſt, ſich mehr in der Luft vertheilt, und die brennende Hitze einer allzuſcharfen Wärme mildert. Bey den verfchies denen Arten des Holzes, welches man zum Bren— ' hen nimmt, muß man überdem auch noch Die Eigenfihaften des Saftes in Erwegung ' ziehen, und diejenige, welche der Gefundheit Des Koͤr— pers am zuträglichften find, vorziehen. Die da⸗ von verurſachte Warme wird weit Gefunder ſeyn, wegen der aus dem Holze währendem Bre aufiteigenden fpirituöfen, und nahe am Seurllbe- ſtaͤndig mit der Luft von uns angezogenen Thei- le Das Eichenholz beſitzt dergleichen gute Ei— genſchaften in weit groͤßerem Maaße, als andere Hoͤlzer. Das Birkenholz iſt ebenfalls ſehr ge— ſund. Die waͤßrigen Hoͤlzer hingegen, als das Weiden » Eifen > und andere dergleichen "Arten Hoh, ſind der Geſundheit nicht ſo zutraͤglich. Wir wollen hiebey unſere Betrachtungen ſchließen ‚ immaßen fie mehr in das Fach der Arzt⸗ 416 Ein Mittel, die Warme. Arzenengelahrtgeit,, als zu unferm Vorhaben, ges hören. Es wäre für das gemeine Beſte zu wiünfchen, daß man eine gelehrte Abhandlung über diefe Materie hätte, indem felbige bisher noch nicht gründlich und würdig genug abgehan: delt worden. Sie giebt aber zu verſchiedenen Unterſuchungen und Verſuchen Anlaß, nad) wel⸗ den es ſich bey den mancherley Arten von Brenn⸗ holze ergeben würde, welches darunter ber Ge⸗ ſundheit zutraͤglicher wäre, oder nicht, Inhalt bes 26ten Bandes, Ated Stücks, i. Berechnung der Kugelpyramiden. 323 II. Erfahrung von einer ploͤtzlichen Entſtehung a a Ti, Gemeine Sortbumer, in Anſehung dei Wahl Des 4 Waſſers zum Trinken: 348 IV. Abhandlung von Wartung dei Erdbeeren. V. Abhandlung vom diatetiſchen und mediciniſchen Ge» brauche des Erdbeerſtrauches, und der Erdbeeren: OL vi. Ein Mittel, den Grad der Wärine in einem F Aut, zu vermehren, ohne mehr Holz in den Kamin zu legen. 408 Re —— Hamburgiſches agasın, NW oder gefammlete Sihriften, us der Naturforfchung und den angenehmer Wiſſenſchaften überhaupt, Des 2öften Bandes fünftes Stud. Mit Koͤnigl. Pohln. und Churfürftl. Saͤchſiſcher Freyheit Hamburg und Leipzig, bey Grunds Wirwe und Adam Heinrich Holle, 1763. 5* Abhandlung von | den Murmelthieren. () Aus dem Nouvellifte Oeconomique et Lite teraire, XXIX. Ih, auf die Monathe Apr. May u. Jun, 1759; ©, 143:149. überfege und mic Anmerkungen verfehen, von D. —J G. K: * a DK ie Murmelthiere find diejenigen Thi⸗ N re, welche die Fieinen Savoyer in AL? Schachteln tragen, und womit fie RE Du 2 auf 0) Vom Murmeltbier, oder der Bärmaus, (Mus - Alpinus, Glis Maxmota) Fang man folgende ic ie — 40... Abhandlung - auf die Städte-herum reifen, und felbige fehen und tanzen laffen. Es weiß: alfo ein jeder, wie fie aus⸗ ſehen, und mas fie. für eine Zarbe haben. ch wers “ de mid) demnach gegenwärtig gar nicht in eine ’Be- Schriften zu Rathe ziehen: Job. Sam. Zallers Befcbreibung des Murmelthieres ft. in deffen Naturgeſchichte der Thiere, Berl. 1757, 8. © aa. f. Eben deſſelben Beſchreibung des ame⸗ rikaniſchen Murmelthiers: ft. eben daſ. E. 426. Fo. Jac. HAROERI natome muris Alpini, ff. im aten Jahr der aten Decurie, der Miſcell. Nat. Cur. obſ. 122. Brevis hiſtoria naturalis, five de vita, geæ- | nere, moribuſque muris Alpini, Autore Fac. Theod. KLEIN; commiünicata per Petr. Collinfonum ſt. im ' 45ten Bande der, Philofopbical, Tranfafions;, ‚No. 486. forthe Muntbs of Feb, and March 1748, ©. 180: 186. Eine Retenfion davon liefert das Four= nal Bricannique, par Mr. May, Avt. 1750. G.165 20. Es befindet fich auch dieſes Werk bey deſſen biforie avium prodromo, Lubec. 1750, 4. wieber abgedruckt, fo wie die deutſche Ueberſetzung Davon unter dem Titel: Jak. Tbeodor Aleins Vorbes reitung zu einer vollfiändieen Vögelbiftorie, nebſt einer Vorrede, von der Vrdnung der Thie⸗ re überbaupt, und einem Zuſatz der Siſtorie des Murmelthiers, 1760, in 8.41 Keips, und S.übed and Licht getreten. Tob. Jak Scheuch⸗ zero anatome muris alpini, ft: in A. E Buͤchners Mſtellaneis phyf. med, mathemat. A. 1728, Kef. ..01732,4. ©. 804809. Ge. Hieron. VELSCHU Ana In tome muris alpini, ft. in den Mifiellan. Nat. Car, vom Jahr 1670, in der 160. Obſ. und dentfchrin dem 1. Th. der ‚uberfegten. Abbandlung der Rös miſth Kayferl, Acad. der Naturforſcher, Nuͤrn⸗ berg 1755, 4- ©. 291, f. Anm, d. Ueberſ. ‚von den Murmelthieren. 4zı fehreibung verfelben einlaflen, fondern, um den Leſer nicht länger aufzuhalten, anjegt bloß erzählen, auf was für Art diefe Thiere untereinander leben, wie fie fih auf den Winter verforgen, wie fie ihre Wohnung bereiten, und faft den ganzen Winter über nicht effen, wie ihr Fett befchaffen ift, wie ihe Fleiſch ſchmeckt, wozu man ihre Haut brauchen kann, an was für Dertern Diefe Thiere wohnen, was fie für eine Kenntniß von den DBeränderungen des Wetters haben, mit welcher Behendigkeit fie auszumeichen wiffen, wenn man fie fangen will, und endlicd) die Art und Weife, wie die Bauern ihrer babhaft werden, ıheils wenn fie felbige in ihren Gruben zur Winterszeit, da fie ganz erfroren find, überfallen, oder auch, wenn fie noch ganz Elein find, und zum erften aufs Feld gehen, fangen, theils aber aud), wenn fie felbige, um nur ihren Balg zu bes kommen, todtſchießen. Diejenigen Murmelthiere, welche ſich in Ber⸗ gen aufhalten, ſind weit ſchoͤner und fetter, als die, womit die Savoyer auf den Staͤdten in Frankreich und anderwaͤrts herum reiſen. Man muß ſich aber dieſen Unterſchied nicht befremden laſſen: Denn die— fe Thiere find einer freyen Lebensart gewohnt, Wenn fie ſich nun in einem Fleinen Kaum einge: fperrt, und in der Nothwendigkeit, auf eine ganz andre Art, als in den Bergen zu leben, erblicken, fo werden fie betruͤbt, und Fonnen nicht fo gut ges deyen, als wenn fie außerdem auch ihre Freyheit hats ten. Da die Schadtel, worinn man fie einfperrt, von Holz, und fehr Klein a a reibt fid) ihre Haut ohne 422° Abhandlung ohne Unterlaß, welches denn nothwendig die Haa⸗ re abnutzen, und ihren Pelz verderben muß. Was die Art und Weiſe, wie ſich dieſe Thiere vermeh— ren, anlanget, ſo laͤßt ſich nicht ſo leicht beſtimmen, ob ſie ſich paarweiſe, wie gewiſſe Thiere, gatten, oder, ob eben ſo wie bey vielen andern Thieren, als Wölfen, Fuͤchſen ze. das Weibgen zur Brunſtzeit mehrere Männgen hinter ſich ber lockt: jedoch iſt man faft durchgängig der Meynung,. daß die Männgen zu der Zeit ihnen. truppweife nachlaufen, Es mag ſeyn, wie es will, fo ift das ausgemacht, - daß das Murmelthier mehrere ungen auf einmal bat, und bisweilen wohl fünf bis fechfe wirft, daß es felbige eben fo, wie die Kaßen, fo lange ſaͤuget, bis fie fo ſtark find, daß fie felbige zur Mahrung, die ſich vor fie fchickt, gewöhnen koͤnnen. Alsdenn geht es aus feiner Grube heraus, nimmt die une gen mit fich, und führe fie aufs Feld auf die Wey— de, gebraucht aber die Vorſicht, daß es felbige vors erfte nicht zu weit führt, weit es fie ſonſt verlieren möchte: indeſſen gefchieht es doch aller Fuͤrſorge der _ Mutter ohngeachtet, daß fie alsdann die Bauern les bendig fangen: und das find eben diejenigen, wo⸗ mit fie in fremde $änder zur Schau umher ziehen. Dhnerachtet man die Murmelthiere bey ihrer Zahıns machung nad) und nach zum Fleiſch eflen gewohnt, fo find fie doc) auf dem Felde im geringften niche Sleifchfrefiend, fondern ihre gewoͤhnliche Nahrung befteht in Heu, ‚grünen Kräutern, Wurzeln und Früchten, Die Jungen gewöhnen ſich alle zu ders - gleichen Speifen, wenn fie aus ihrer Grube heraus won und im Stande find, felbft die — noͤthi⸗ ge von den Murmelthieren. 433 ge Nahrungsmittel zu ſuchen; alsdenn fegt fie die - Mutter ab, und verläßt fie nach gerade, auf eben die Art, wie wir bey mehrern Thieren wahmehmen. Das artigfte und ‚fonderbarfte bey Diefer Are Thiere, ift die Arc, wie fie fich den Winter bey dem im Gebirge mehrentheils fehr heftigen Foſt bins durch bringen. Dieſe ganze Sahrszeit über effen fie nicht das geringfte, fondern liegen, obne fih zu rühren, gleichfam in einer Art des Schlafs, oder Todes, und daher ift auch das Spruͤchwort entftan« den: Er fchlöft,wieein Murmelthier. Dies fes will ich anigt erflären. Zu der Zeit demnach, wenn fie merfen, daß der Winter herbey Fommt, das iſt, den Herbft hindurd), verfammien fie ſich in großer Menge Schaarweife an einem gewiſſen Orte; bisweilen fieht man wohl funfzig bis fechzig beyfams men; fie fuchen einen Fleck aus, der ſich gut zur Anlegung einee Grube ſchickt, weiche fie vermittelſt ihrer Pfoten und Schnauze felbft ausgraben; denn, fie wohnen alle bey einander, und bedienen ſich ins— geſamt einerley Vorraths von Heu und Früchten, womit fie ſich bey Zeiten folgendergeftalt verforgen. Wenn fie ihren Vorrath zufanımen hohlen wollen, vertheilen fie fich in verfchiedene Troppen, jede zu fünf bis fechs, davon ſich einige hieher, andre Dotta hin wenden, Wenn fie ein Kraut, welches zum Heumachen tauglich if, unterweges antreffen, beife fen fie felbiges mit ihren, Zähnen ab, und laſſen es auf der Erde trocknen; nach Berlauf einiger Tage, wenn fie glauben, daß Das Kraut getrocknet genug feyn muß, gehen fie wieder hin, und kehren es um, | Dd4 damit 424 Abhandlung Damit es auch unfen frocfen werde. Hernach brin« gen fie diefes Heu auf einen Haufen. Nunmehr fommt es darauf an, wie fie es in ihre Grube brins aen. Hiebey geben fie felgendergeftalt zu Werke. Nachdem fie erft ein wenig mit einander geftritten, wer den-erften Fuhrwagen abgeben foll, legt ſich endlich ſchwaͤchſte Murmelthier, (denn dieſes muß allemal zuerſt den Anfang machen,) auf den Ruͤcken, und ſtreckt die vier Pfoten in die Höhez hernach laden die andern auf ihren Bauch auf, und wenn fie obngefähr den Haufen fo groß gemacht, als fie glauben, daß ihn das unterfte Thier tragen fann, fo fteigen fie alsdenn auf einander, und das oberfte legt fich auf die Ladung Heu, drüdt es in einander, und ftrecit feine Pfoten fo lange nad) uns ten aus, bis es die Pfoten des unten befindlichen erreicht. Hierauf umfaffen fie fich, und fhnüren die Ladung zufammen, damit nichts vom Heu herab falle. Sodann paden die andern mit ihrem Maul die Beine an, und ziehen folchergeftalt das ganze Fuhrwerk fort, da indeß andre hinten mit dem Kos pfe nachftoßen. Auf diefe Arc bringen fie ihug Tas dung vor das Loch, mweldyes in die Grube führe: - Aledenn ſteigt das oben auf dem Heu gelegene Murmeltbier ab, und das unten liegende fchürtele die auf ihm liegende Laft herunter, und wirft Das Heu forn am koche ab. Hernad) arbeiten alle Murmelthiere gemeinfchaftlid, das Heu inwendig in die Grube herein zu bringen, und Fehren zuleßtz um eine neue Ladung zu hohlen, wieder um. Das» jenige, was zuerft gefahren, fällt nunmehr ein an— dres, um eben diefe Verrichtung des Dienftes an; es von den Murmelthieren. 425 es erfolgt auch diefes ohne fonderliche Schwierigfeis ten; und es läßt ſich dergleichen zuleßt eins nach dem andern gefallen. Die Früchte und Wurzeln aber fahren fie mit ihrem Munde auf eben die Art, wie die Eichhörngen und Kagen ein, Die Höhle der Murmelthiere fieht bennahe eben fo, wie diejenige, darinn fich die Füchfe auf: halten, aus; aufier, daß das Loch nicht zu breit ift, weil fie fich vor dem Beſuch anderer Thiere fürd- ten. Zumeilen geſchieht es, daß die Dachfe bey ih— nen herein fommen, und aledann überlaffen ihnen die Murmeithiere die ganze Hoͤhle. Es find diefe Gruben nicht alle gleich tief; einige aber find mehr als dreyßig Klafter lang: fie haben einen ftärfern, oder geringern Abſchuß, nachdem der Berg, darinn fie fid) aufhalten, hoher oder niedriger if, Gang inwendig in der Höhle, laſſen fie einen ziemlich ges raumigen, und vem Verhaͤltniß, nachdem ſich viel oder wenig bey einander aufhalten, gemäßen leeren Platz. Selbiger hat bieweilen an funfjehn big zwanzig Fuß im Durchmeffer, und ift vier bis fechs Fuß hoch. An diefem Drre legen fie ihren Vorrath auf einen Haufen, doch dergeſtalt, daß fie rings herum geben koͤnnen, damit fie fih dahin legen, und in die fo genannte Erftarrung bringen fönnen, Sobald fie den erftern Froſt empfinden, und merfen, daß bald Schnee fallen werde, gehen fie zu einer Duelle, welche gewöhnlicher maßen ein fehr klares Waſſer hat; bier fangen fie Häufig zu trinken an, und zwar ſo lange, bis es, wenn fie es Durchs Dd5 Erbre⸗ 46 Abhandlung Erbrechen wieder von fich geben, fo Elar und rein von ihnen geht, als fie es hinter getrunken, haben. Hierauf gehen fie mit dem folchergeftale gut gereis nigten geibe in ihre Höhle, und verbergen ſich dar— inn. Ich glaube, daß fie bey dieſem Berfahren feine andere Abſicht haben, als die Faͤulniß zu hin⸗ dern, welche ihr Unrath in der Hoͤhle die ganze Zeit über, da fie in der Erftarrung liegen, verurfachen Fonnte. Ich überlaffe ven Naturfündigern, ung zu erflären, worinn diefe Art von Tode, der eine Zeitlang dauret, beftehe, und wie dieſe Thiere auf folche Art einen ganzen Winter uber, ver fehr lang ift, ohne dabey zu eflen, noch aud) das geringfte Zeichen des Lebens von ſich zu geben, aushalten füns nen (). Nach dem gemeinen Ausdrucke ver Lands leute liegen fie zu diefer Zeit in einer Erſtarrung. - x Ich 69 Zu den Abhandlungen von dem Todtenſchlafe der Thiere im Winter, gehören folgende: Gedanken vom Zuftende einiger Toiere im Winter, ff. im 1.°h.d2$ pbyfitel. u. Stonom. Patrioten, Hamb. 17:6, 4. 49tes Gt. ©. 389:396. Car. Aug. DE BERGEN if de animalibus hieme ſopitis, refp. Franc. Fleyn. Frf. ad V. 1752, 4.3 Bogen oLAE BORRICHIL diff. de animalibus hieme fopitis, ift die fiebente in deſſen 1715. zu Koppenbagen in gvo berausaefommenen differ tationibus, f orationibus academicis. Fo. Dan. vDEnso Ab handlung von Denen Thieren, die den Winter über einen Tods tenſchlaf haben, ff. in deſſen monathlichen ey: traͤgen zur Naturkunde, ztes Stud, Maͤrz 17524 ‚Berl. 8. S. 197: 216: desgleichen im 20 und 21. Et. des Weißenfelſiſchen Polyhiſtors, vom Jahr 1752. von den Murmelthieren. 427 Ich habe in der That verfchiedene in diefem Zuftande gefehen, und in Händen gehabt, Gie find fo kalt anzufühlen, als ein Marmor. Sie find, man mag fie anrühren, wie man will, ‚ohne alle Bewegung, und liegen da, als wenn fie wirk— lich code wären. Indeſſen kann man fie doch mit leichter Mühe aus diefem Zuftande herausbringen, Man darf fie nur nad) und nad), und allmahlig an ein Feuer bringen, fo fieht man fie, als aus einem tiefen Schlafe erwachen. Auf dieſe Arc bringen die Murmelthiere Die ganze Zeit hindurch, da es ſtark friert, zu. Sobald fich der Srübling etwas frühzeitig einftelfe, und mit felbigem zugleich ein ge= wifler Grad der Wärme in ihre Höhle fommt, fo wachen fie fofort auf, und gehen aus ihrem Loche hervor, Fänge es aber wiederum aufs neue zu frieren an, fo wie diefes nicht felten nad) einigen bereits gehabten fchönen Tagen zu gefcheben pflegt, fo verbergen fie fid) abermais, und alsdann gereicht ihnen ihr Heuvorrash zu fehr großem Mugen: denn, fie 1752. Defeription de Petat des Ours en Norwegue, durant FPhyver extreite de la dixieme Lettre des Letires philofuphiques für divers füjets interefJans, par M. AH rvcGe, ſt. im sten Th. des Nouvelliſte Oeconom & Litter. pour les mois de Mars & d’Avr. 1755. © 91: 93. Berm. Rugens Brief von dem Zuftande der Norwegiſchen Baͤren in ibrem Winterlgaer: ft. in deifen vernünftigen Gedanz fen über verſchiedene Materien, welche Die Bots tesgelabrtheit, Die Weltweisbeit und die Natur⸗ lebre berreffen, aus dem Daͤniſchen uͤberſetzt n Chriſt. Gottlob Mengel, Ropenb.u, Asıpz 9571 8. ©. 405430. Anm. des Ueberſ. 428 Abhandlung fie befigen von Natur die Geſchichlichkeit, daß ſie wiſſen, dieſer Froſt werde nicht ſehr lange dauren, und daß ſie wahrſcheinlicher Weiſe nicht mehr in den Zuſtand, welchen ſie eben verlaſſen haben, naͤmlich einer nochmaligen Erſtarrung, wieder ver⸗ fallen werden. | Das Fett der Murmelthiere ift fehr gut zur $ampe, und man brennt es auf Dem Lande ftatt des Die. Man gebraucht es auch ebenermaßen, wie das Baärenfett, als ein vortreffiiches Mittel, die Merven zu flärfen, und wider das ſchmerzhafte Öliederreißen. Das Fleiſch diefer Thiere ſchmeckt zwar fehr nach Wild, aber doch eben fo übel nicht. Die Leute, welche diefe Thiere fangen und fehießen, eſſen gemeiniglicy davon. Man madıt aus ihren vier Vierteln, eine Are von Fleinen Schinfen, pös Felt felbige einige Zeitlang ein, und hängt fie her⸗ nad) in den Raub; fo, wie man in Frankreich, und anderwärts mit den Schweinfchinfen verfaͤhrt. ch babe einigemal davon gegeffen, und Tann dere ichern, daß fie ziemlich gut ſchmecken. Das Fell der Murmelthiere ift ein fehr ſchoͤ⸗ ner Futterpelz. Aus dem Balge der erfchoffenen macht man Muffen. Diejenigen aber, die nıan in der Grube gefangen, dienen eben zu nichts fonderlis den: denn, gemeiniglich find fie. auf dem Rüden ganz zerriffen, weil fie beym Heueinfahren auf der Erde gefchleift worden, Man trifft diefe Thiere in großer Menge in verfchiedenen Prag" der von den Murmelthieren. 429 Gebirge in Savoyen an; und id) habe in dem Gebirge bey Cervon, ohnweit der Gegend, wo vor einigen Jahren ein brennender Berg gewefen, dermaßen zahlreiche Troppen von dieſen Thieven ges fehen, daß ich mir eine fo flarfe Vermehrung vers ſelben nimmermehr vorgeſtellt haͤtte. Wenn das Wetter unbeftändig iſt, und aus ſchoͤnem ſchlechtes werden will, , pfeifen dieſe kleine "Thiergen, daß man es ſehr weit Hören kann. Ich habe daraus vermuther, daß fie gewiſſe Schmerzen empfinden, zum Erempel, ein gewiſſes Gliederreiſ— fen, welches vielleicht bey Veränderungen des Wet: tere vorzüglich empfindlich wird, Ich habe fo gar Gelegenheit gehabt, mich zu überführen, daß meis ne Murhmaßungen Grund gehabt, bey einigen, mwelcye ich ganz zahm um mich gehabt habe. Wenn fie Schaarweiſe uͤber Feld auf Nahrung ausgehen, iſt beſtaͤndig eins, welches vor den andern etwas vorausgeht, und zur Schildwacht dient. Wird dieſes jemanden gewahr, ſo pfeift es aus aller Macht, um die andern Davon zu benachrichtigen. und fie begeben fich alle mit einer ſolchen Geſchwin⸗ digkeit auf die Flucht, daß man nach einem Augen⸗ blick nicht ein einziges mehr gewahr wird. Dieſer⸗ alb muͤſſen die Bauern, wenn fie Murmelthiere ſchießen wollen, an denjenigen Orten, wo fie wife fen, daß fie gemeiniglich auf Nahrung dahin kom⸗ men, fid) im Buſchwerk verftefen. Kann der Jaͤ—⸗ ger die Schildwacht treffen, fo ſchießt er auch wahr⸗ ſcheinlicher Weiſe noch andere, denn, ſie | ‚430 Abhandlung ſich insgefamt auf die Wachfamfeit des erftern; und überdem erfchrecfen fie auch nicht einmal vor einem Schufe Man muß aber. auch, wenn man fie ge=- wiß haben will, mit einer Kugel fbießen, und an den Kopf treffen, denn, wenn fie auch fonft auf ir⸗ gend eine andere Weife verwundet werden, fo ſuchen ſie doch gemeiniglich das erfte das befte Loch zu errei⸗ chen, und ſcharren fid) dafelbft unverzüglich ein, Eie fterben auch zwar ohnfehlbar daſelbſt; indefs fen bekoͤmmt fie doch der Jaͤger nicht in feine Gewalt: * Man hat noch eine andre Art, ſie zu fangen, nämlich im Winter. Die Bauern, welche Diejes nigen Derter kennen, die fie zu befuchen-pflegen, fua chen viele Tage nad) einander im Herbſt denjenis gen Drt ausfindig zu machen, wo fie ihr Heu her⸗ hohlen. Sie erforfchen alsdann mit einer eifernen Stange, ob, etwas felfigtes da ift, welches fie ab» hält, daß fie ſich nicht eingraben Fönnen. Und in dieſem Fall ſchießen fie nad) ihnen, _ Iſt aber lau⸗ ter lockere Erde dafelbft, fo laſſen fie die Murmels thiere ruhig, und ohngeftöhrt arbeiten: hernach warten fie die Zeit ab, da fie wiſſen, Daß fie ſich im Zuftande der Erftarrung befinden müffen, und ges hen in Geſellſchaft von dreyen oder vieren, mit Werkzeugen verfehen, graben die Erde oberhalb der Grube aus, und nehmen fie insgefamt ohne fernere Mühe hinweg. Bismwellen treffen. fie auch wohl noch in ver Höhle. eine ziemliche Menge Heu an, welches ibnen Denn ebenjalle — — — von den Murmelthieren. 43 gr zu ſtatten kommt, ihre. Sammer, und andre hiere damit zu füttern. Es läßt fih das Murmelthier ziemlich leicht zahm machen. Es frißt wie die Affen, auf dem Hintern ſitzend, und bedient ſich der Vor— derpfoten, um dasjenige, was es frißt, als Nuͤſ— fe, Früchte, und andre dergleichen Sachen abzu= fchälen, Uebrigens wuͤſte id) nicht, daß die— fes Thier etwa in der Haushaltung einigen Mu— Ben hätte, außer vielleicht diefen, daß es, mie ich oben gemeldet habe, den Negen durch fein Pfei⸗ fen — verkuͤndiget. U. Herrn | 432 Beobachtungen KEG HE ER IE, | Herrn Chriſtoph Martin, 2. von Sadfen » Gotha, | Angeſtellte Beobachtungen , uber eine Art von Bau mwanze ohne Fluͤgel. Aus dem 31. Th. des Nourellifte Oeconom, & Litter. auf die Monathe Det. Nov. und Dec, 1759. ©. 117:126, ahre Weltweife halten die Dinge, melche, ihrer Kleinheit und Vielheit wegen, mit Süßen getreten, und vom gemeinen Manne mit Verachtung angefehen werden, ihrer Aufmerffamfeit und Unterſuchungen eben fo würs dig, als diejenige, welche fogleich, bey ihrem erſten Anblick, die Bewunderung der ganzen Welt nach fi ziehen. Eben durch Befolgung diefes Grund» faßes, haben unfere jegige Marurforfcher fich einen unſterblichen Ruhm erworben. Ihren Arbeiten, und ſorgfaͤltigen Beobachtungen haben wir es zu verdanken, daß wir unendlich viel Irrthuͤmer, und Borurtbeile, weiche wir eingefogen hatten, haben fahren laſſen Fönnen; und, indem wir gleithfam in eine neue. Welt verfegt worden, haben wir Ente | deckun⸗ ” über eine Yrt von Baumwanzen. 433 deckungen gemad)t, und find hinter Wahrheiten ges fommen, wovon man fo viele Jahrhunderte bins burd) gat nichts gewußt bat, Bor noch ganz Furzer Zeie glaubten auch ferbft - noch die Gelehrten, daß die Inſekten durch die Faͤulniß erzeugt würden. Die neuern Entdeckun⸗ gen haben nicht allein bewieſen, daß ein jedes In⸗ ſekt aus einem Ey entftehe, fondern, es haben auch ein Malpigh, ein Bedi, ein Valisner. Diefe große Worgänger der heutigen Naturlehre, welche fih mit einem glücklichen Erfolg auf die Unterſu— hung; kleiner TIhiergen gelegt, ung uͤberdem, eine forgfältige Zergliederung verſchiedener derfelbisen nachgelaffen. Der berühmte Here von Reaumuͤr bat uns, nad) ihrem Beyſpiel, eine Gefchichte der Inſekten geliefert, welche von allen Gelehrten mit ven größten Befall aufgenommen worden. Aller Bemühungen diefer großen Maͤnner aber ohnerach⸗ tet, bleibt doch noch ein großes Feld zu bebauen übrig, Es giebt verfchiedene Gattungen von In⸗ ſekten, welche man bisher weder unterfucht, noch Befchrieben hat Darunter gehören Unter andern auch die Baumwanzen ohne Flügel, worüber ich meine Beobachtungen angeftellt habe, Als ih mid, im Monat Yullus Ar. auf 4 nem der angenehmfien, um Lucca befindlichen, Güter, melches einem gewiflen Herrn von Adel, meinem guten Sreunde, zugebörte, aufbielt: ward ich auf einem Erlenblatte einen Haufen Eyer, wel⸗ che unordentlich unter einander lagen, gewahr. Sie 26. Bund, Ce bata 4 VBeohachtiüngen hatten in Anfehung ihtet Größe, und Farbe, mie den Schrotförnern eine Aehnlichkeit, womit man die Feigendroffeln, und andere Fleine Vögel Bu hie jen pflege —— * Dieſe Eyer wären am Blatte ——— el⸗ ner Art von braunen Leim befeſtigt, als in welchem fie mit ihrem unterften Theile feſt ſaßen. Malpigh bat in ſeinem Tractat vom Seidenwurme, zur Gele ten des Eyerſtocks, nach demjenigen Drre zu, wo er mit den Maſtdarme zufammen ſtoͤßt, zwey Fleine Bläsgen bemerkt. Der Herr von Reaumür hat hinlaͤnglich dargethan, daß Diefe Dläsgen das Bes hältniß des Leims find, wodurch Die Eyer auf den Zweigen und Blaͤttern der Baͤume, und auf den andern Körpern, wo fie hingelegt worden, befeftige werden. (*) Es ift diefer Leim dermaßen Jähe, daß ich durch verſchiedene Verſuche gefunden habe, wie er ſich weder durch die Hitze der Sonne, noch durch die Kaͤlte des Eiſes, noch auch durch Die Feuchtig⸗ keit des Waſſers auflöfen laſſe. Ich habe einige Eyer von dem Haufen, worauf fie geſeſſen, ablöfen wollen; habe aber nicht gekonnt ? denn, fobalb id) fie von einander bringen wollte, folgte der ganze Kiumpen binterher, und gieng vom Blatte los. Dieferhalb mußte ic) eine feine Scheere zur. Hand nehmen, und mitten durchfchheiden. Ein ander- mal legte ich einen ganzen —2— ins Waſſer, und —3 S. deſſen AR ‚der Sieben, sp, I Ei Abhandl. 25 en.” = über eine Art von Baumwanzen. 433 wollte ſehen, ob die Eyer weich werden, oder ſich verändern würden; allein, fie blieben beftändig yo und ganz. Ich habe vergleichen Ener auch auf den Blaͤt⸗ gern der Nuß⸗ und Kirfchbaume, und anderer vers ſchiedener Gewaͤchſe, angetroffen. Vornehmlich mußte ich mich über einen gewiſſen Klumpen vers wundern, welcher an der Spige eines Elſenblatts feft faß, und wie eine Weintraube herab hieng: Ich fand felbigen in einem gewiflen fumpfigen Bus fche, ohnweit Lucca, welcher dal Chiariti genannt wurde, . Sc) Habe bemerkt, daß ein jeder diefer Klum— den, er mochte auf einem Gewächs, wo er wollte, befindlich ſeyn, aus vierzehn Eyern beftanden, Hieraus Fann man den Schluß ziehen, daß diefe Thiere nicht fo fruchtbar, als gewiſſe Inſekten, find, welche jedesmal an die Hundert bis taufend Eyer le gen. Wenigftens kann man nicht fagen, daß dag Weibgen von unſern Wanzen denjenigen Inſekten gleich koͤmmt, welche ihre Ener auf verſchiedene Arz fen von Gewächen hin und her zerſtreuen, wie z B. der weiße Schmetterling zu thun pflegt, welcher Nut immer ein oder zwey Eyer auf jegliches Kohls Blatt legt. Der Unterfchied aber der Derter, wel: he unfere Wanzen erwählen, daß ihre Nachkom—⸗ menſchaft dafelbft auskriechen foll, Bat mir zu einis ger Kenntniß ihrer, und, ihrer „sungen, Natur; verholfen. *2 — m dm. 436 Beobachtungen Alte Inſekten fuchen mit vieler Sorgfalt einen bequemen Ort zu ihrem Eyerlegen aus, und wählen gemeiniglich einen foldyen, wo fie vorher fehen, daß ihre Brut eine hinreichende, ihrer Gattung gemäße, und zur Beförderung des Wachsthums, und der Bollfommenheit, wozu fie natürlicher Weife gelans gen müffen, bequeme Nahrung finden werde. Der» gleichen Art des Berfahrens pflegen gewiffe Schmet⸗ terlinge ganz ordentlich zu beobachten. Ohnerach⸗ tet fie fich felbft von dem im Blumenfeldye befindlis den Safte ernähren, fo fieht man doch nicht, daß fie ihre Eyer auf diefe Blumen legen, ſondern, durch einen bewundernswuͤrdigen Trieb geleitet, legen fie felbige lieber auf Blätter von bittern, und bisweilen giftigen, Gewaͤchſen, dergleichen die Wolfsmilch, der Toback, und das Bilfenfraut find, als wofelbft fie ehemals, da fie nöd) als Würmer herum geftos chen, und ehe fie Püppgen (Chrylalides) geworden, ihren Unterhalt gefunden. Man muß diefemnad) gewiffe Weibgen, welche ihre Eyer ohne Linterfihied auf allerhand Gewaͤchſe legen, nicht fogleich einer Unachtſamkeit befchuldigen, Sie überheben fich dadurd) einer langweiligen und befchwerlihen Wahl, weil ihre ungen nicht lange an demjenigen Orte, wo fie ausgefrochen find, bleiben, und vermittelft der vielen Füße, womit fie die Natur fo reichlic) verfehen hat; ſich allenthalben ausbreiten, und ihre nöthige Nahrung anderwärts herhohlen Fönnen. Wenn ich diefen Gedanfen auf unfere Wanzen an— wende, fo wundre ich mich nicht mehr, daß ich Ders gleichen auf Gewaͤchſen von ganz verſchiedener Öats ung angetroffen habe. - j Man über eine Art von Baummanzen. 437 Man weiß ferner, daß die Inſekten, bey Le⸗ gung ihrer Eyer, gemeiniglich nicht immer auf eie neriey Art verfahren. Einige pflegen, um ihre Nachkommenſchaft vor den Froft und ungeftümen Wetter in Sicherheit zu fegen, ihnen ein Behält- niß von Erde, Laub, oder fonft einer Materie, zu verfertigen. Andre bedecen fie mit der abgeftreifz ten Haut von ihrem eigenen Körper, u. few. Man muß demnach glauben, daR diejenigen, welche der rauhen Witterung, nacfet und ohne Schutz, auss gefegt bleiben, von einer folhen Beſchaffenheit find, daß fie nicht den geringften Schaden davon befom« men Fönnen, oder, daß fie die Eigenfchaft befißen, daß fie fich felbft mit demjenigen, fo zu ihrer Erhal⸗ tung erforderlich ift, verfehen, oder den ihnen obs ſchwebenden Gefahren ausweichen. n Meiner Borftellung nach, kann diefes auf zweyerley Art gefchebens 1. wenn man annimme, daß diefe Thiergen, mit einer ftarfen, wWberänders lichen, und beftändig gleichen Wärme verfehen find: 2. Wenn man dabey bedenkt, daß ihre Haut unges mein hart, und von einem fehr dichten Gewebe ift. Bekannter maßen giebt es Inſekten, bey denen die in ihrem Körper umlaufende Feuchtigkeit niemals gerinnt, und dem ftrengeften Froſte widerfteht. Dahin gehören die Eyer von einer gewiffen Are von Heufchreden, welche vor den Winter gelegt wer⸗ den, und bernach diefe ganze Jahrszeit hindurch, unter dem Schnee bleiben, ohne, daß ſie im geringſten dadurch beſchaͤdigt wuͤrden. Man kann fuͤr gewiß annehmen, daß die dicke und dichte Haut, womit ſie u Ee 3 bedeckt 438 Beobachtungen nis vor: bedeckt find, fehr vieles hiezu beytragen. Ich ha⸗ be bey näherer Unterfuchung der auswendigen Haut: gedachter Heuſchreckeneyer, gefunden, daß fie aus einer Fnorpelichten, und faft hornähnlichen Sub⸗ ſtanz, welche nicht fo zerbrechlich, wie die Schale der Hünereyer ift, beftanden Diefe Häute nun, welche, die erften Grund: fheile und Zuͤge des. Ihiergens einzufchließen, von der. Natur beftimme find, werden niemals ohne: Ordnung, und ganz obne allen Entwurf, erjeuget, fo, mie. der gemeine Mann fich diefes Fälfchlich vor= ſtellt: fondern ihre Geftalt und Gewebe find beſtaͤn⸗ Dig, fowol die. Natur der Frucht, welche fie in ſich fhließen, als auch den befannten oder unbekannten Beduͤrfniſſen derfelben, gemäß eingerichtet, Ich wende mich, nunmehr zu der Befchreia bung der Eyer von unſern Wanzen, als welche in; mancherle¶ Stuͤcken, von den Eyern andrer Inſek⸗ ten unterſchieden ſind, und woraus man deutlich er⸗ ſehen wird, daß ihre auswärtige Bildung demjeni⸗ gen, was die Natur des darinn enthaltenen Thier= gens erfordert, fehr gemäß, fen. Es find diefe Eyer, und zwar, nach der größten Regelmaͤßigkeit, ablangrund. (elliptifh,) Dben. find fie mit einer Art von Kreis. oder: Krone verfehen, welcher bey⸗ nahe. wie. der. auf den Galläpfeln ausſieht. Ihre auswendige Schale ift voll fcharfer Körner, wie beym Seefagenleder, (Chagrin) und fpielt verſchie⸗ ‚dene Farben, faſt wie Bley und Kupfer. Vor⸗ hemeldeter Ring, ift in feinem Umkreiſe, durch klei⸗ AR 2y ne ‚über eine Art von Baumwanzen. 439 ne) braune; und. ebenfalls glänzende Punfte abge theilt. Im Mittelpunkte dieſes Ringes, das heißt, auf der oberſten Spige des Eyes, befindet ſich ein Flecken von gleicher Farbe, Eine andere Kreise linie theilt das Ey in der Mitte, an demjenigen Orte, wo es am breiteften iſt, von einander, und bat eben dieſelbige Farbe, als die Punkte, welche die Krone ausmachen. Dieſer Bau, und dieſe Abtheilungen entſtehen gar nicht von obngefähr,. und find auch Fein bloßes Spielwerk der Natur, Dein man darf nur ein wenig darauf Achtung geben, fo wird man mit deichter Mühe erkennen , daß felbige die Bequem⸗ lichkeit, und den Mugen des Ihieres zur Abficht has ben. Eine weife Borfehung bat verfehiedene In— ſekten mit Waffen, und, mancherley Werkzeugen verſehen. Einige ſind mit ſtarken, und ſpitzigen Zaͤhnen, andre mit Saͤgen und Ruͤſſeln, oder Saugſtacheln bewaffnet; noch andere nehmen zur Behend⸗ und Geſchwindigkeit ihre Zuflucht; kurz, ‚alle Haben aus den freygebigen Händen des Schde pfers, dasjenige, was fie noͤthig brauchen, um auf Die Welt zu fommen, und fid). in der Welt zu er« ‚nähren, empfangen. Da die auswendige Schale der Eyer von unfern Wanzen, fo hart wie ein Horn ift, als welches angezeigter maßen, fie vor der rau⸗ ben Witterung in. Sicherheit zu ſetzen dient, fo mußte dag hiermit einer gewiſſen gemäßen Kraft, sauskriechen zu koͤnnen, oder fonft mit andern dazu behuͤlflichen Mitteln, verfehen ſeyn. Nun iſt zu ‚merken, daß, dieſe Wanzen, wie wir unten anfuͤh⸗ | Ce 4 ren —X 440 Beobachtungen ren werden, weder Zähne noch einen Stachel has ben, welchen fie, wie verfchiedene andere Inſekten, brauchen fönnten, die Haut, welche fie im Ey eins gefhlofien hält, Damit zu durchbohren, und mithin hätten fie aud) aller ihrer Bemühungen ohnerachtet, nimmermehr ausfriechen koͤnnen, wofern nicht der. bes fondere Bau diefes Eyes dazu beförderlich gewefen ware, Aus dieſer Urſache ift ſelbiges vermittelft des oberften Ringes in zweene Theile getheilt, welcher wie eine Krone oder ein Dedfel geftalter ift, deren Ränder überall mit Spißen, oder Einzapfungen verjehen find, welche fich in einander fügen, und fo lange dicht verfchloflen halten, bis das Thiergen zu wachſen anfängt, und zu einer den Raum des Eyes überjteigenden Größe gelangt; alsdann giebt der Dedel dem daraus enrftehenden Drucke nach, ohne baß die Einzapfung feiner Nänder, daran hindere lich feyn koͤnnte; und das Inſekt geht aus feinem Sefängniffe heraus. Diefe Bewegung des Deckels erfolge an demjenigen Drte, wo die Ineinanderfuͤ⸗ gung am wenigſten widerfteht: und daher gefchiehe es, daß der Deckel anfänglich wie ein Käftgen mit einem Gelenf, auf einer Seite in die Höhe gehoben, und auf der andern, niedergelaffen wird. Als das Thiergen ausgefrochen war, welches in eben dem Monat unius erfolgte, beluftigte ich mich an Betrachtung der Eyerfchale, worinn e8 ge⸗ legen hatte, mit einem Bergrößerungsglafe. Ich fand, daß es eine harte, hornähnliche Haut. —* | er — über eine Art von Baumwanzen. 441 Der obere Ring, von dem ich behauptet habe, daß er wie die Krone auf einem Gallapfel ausfehe, bes zeichnete die Abfonderung bes Dedels vom En, durch einen waagrechten Umkreis, welcher ohnge⸗ fähr an den fünften Theil des großen Durchſchnitts der Sphaͤroide reichte. Die auswendige Seite des Eyes, welche anfaͤnglich braun ausſahe, und glaͤnzte, war weiß, durchſichtig, und runzelich ge⸗ ‚ worden: wie gewiſſe doppelte Senftergläfer,, wo⸗ durch man von außen die in einem Zimmer, befinds liche Sachen, nicht fehen kann. Ich vermuthe, daß dieſe Ungleichheiten zum Durchgange der Luft dienen, als deren Einfluß zur Entwickelung der In⸗ feften ſo fehr unentbehrlich ift, und denjenigen gleich kommen, welche Bellini in den Hühnereyern entdeckt hat. Indeß will ich diefen Gedanfen doch für nichts weiter, als eine Muthmaßung, ausges ben. Es koͤnnen diefe alten aud) einen gewiffen andern Mugen haben, der mir aber noch unbefanne iſt. Ich muß bier zugleich anführen, daß, nach der Ausfriechung.des Thieres, mitten auf dem Des ckel des Eyes, annoch die Merkmanle des oben ges meldeten Fleckens zu fehen gewefen, Malpighi merft in feinem Tractat vom Seidenmwurm an, daß ſich diefes Thier, wenn es aus feinem Ey gefrochen ift, bäutet, und ich glaub⸗ te, daß fich dergleichen auch bey allen andern ne feften ereigne, und ſich ſelbige zu der Zeit, da fie noch als Würmer leben, verfchiedene mal haͤuten. Allein, ih habe nachher gefunden, daß es einige Arten von Inſekten gebe, welche ihre. Haut in dem in Erz & En felbft, worinn ſie gebildet worden, zuruͤck laſſen Und eben fo machen es unfre Baumwanzen. Dies fer abaejtreifte Balg beſteht aus einer ſehr feinen, wie Leinwand ausſehenden, Haut, wovon Das. eine Ende, welches zu der Zeit, wenn das Thiergen aus dem Ey auskriecht, ſich ein wenig zuruͤck zieht, und zroifchen dem Dedel und dem Rande ver. Deffnung bes Eyes ftecken bleibt, vergejtalt, daß ein Theil von Dieter Haut nach außen hervor ſteht. Dieſer hervor ragende Theil ift mit zwo ſchwarzen Linien bezeichnet, welche, unter dem Bergrößerungsalafe, eine Art von T vorjiellen, welches man mit bloßen Augen für einen Kopf eines Inſekts anfieht. Ich habe auch bemerit, daß fi unfre Wanze, wenn fie einmal aus vem Ey gekrochen, nacıher niche mehr haͤutet. Dieſen Umftand hat bereits Cara dan, im 28. Cap. des 7. Duches, de rerum va- rietate angemerket. | Kaum find unſere Wemen ausgeftochen, jo kommen fie in großer Menge zufammen, und hals ten fich vermittelft ihrer Füße an der Oeffnung ihrer Ener, als wenn fie angeleimt wären, feſt. In dieſem Zuftande bleiben fie orey bis vier Tage, und bisweilen auch wohl noch tänger, ohne etwas zu effen, oder die geringfte Bewegung vorzunehmen, Hier⸗ auf fangen fie an, fich von einander zu trennen, und begeben ſich fehr hurtlg von den Blättern, oder Zweigen, auf welchen fie zur Welt gekommen, hin⸗ weg, und ſuchen ihre Nahrung anderwaͤrts. Ich feste: einige ‚auf einen Eleinen Ulmenbaum, am Ufer vines Baches, ‚ Sie — * “ Y; 2 ’ über eine Art von Baumwanzen. 443 auf einen Klumpen, begaben fich aber bald wleder aus einander, fo, daß ich den folgenden Tag Feine einzige mehr auf dem Baume angetroffen. " Ich babe einige auf einer Gattung von: dicken Grafe, welches beynahe wie Rohr ausgeſehen, gefunden, Man muß fih aber nicht vorftellen, als wenn die MWanzen, die Blätter von diefer Art Gewächfe an— zufreflen, und fich wie die Heufchreden, davon zu unterhalten im Stande wären: denn, ihre Glieder find ganz anders gebildet, wie folches aus nachftes bender genauen Beichreibung ie Theile zur Ges nüge erhellen wird. Der Kopf der Wanze (ect etwas fief in der Bruſt, und ſcheint mit einer Art von Schilde be= deckt zu fenn, welcher ihr zum Schuße dient. Die Augen liegen vergeftalt, daß man fie von vorne, und von der Seite des Ruͤckens, ſehen kann. Das Thier hat zwey Fühlhörner, (antennz) welche zwey Drittheile fo tang, als Der ganze übrige Körper, fd. Bey ihrer Geburt find felbige klein, und werden nach und nad), bis an den Knopf, worinn fie ſich endigen, dicker, dergeſtalt, daß fie denjeni— gen, welche Herr von Reaumür kolbigte Fuͤhl⸗ hoͤrner, ren a mafles ou & bätons‘) nennet, gleichen. Sie ſehen braun aus, und ſind mit zween ſchwarzen Flecken beſetzt. Der Kopf endigt ſich in eine Are von ſchwarzen, oder eichenfarbigen, Kragen, welcher aus drey Stuͤcken, oder Streifen, beſteht, welche nach Art der auf die alte Manier verfertigten * — liegen, und in einander ges lenkt find, Vermittelſt dieſer Gelenke 8* ie Er ter 44° Beobachtungen Thier feinen Kopf in die Bruft herein ziehen, ‚und feinen Körper in eine Kugel verwandeln, wie die Kel⸗ lerwuͤrmer, wenn man fie anrührt. © Indeß iſt leß= teres Inſekt Doc) fehr von unfern Wanzen unter ſchieden, ſowohl in Anfehung feiner Bildung, alg auch der Anzahl ver Füße, u. f. m. ch’ habe ge= funden, daß der Körper der Wanze länglich rund iſt, und dag fein Kopf und Hals, die Hälfte feiner Größe ausmachen. Die andere Hälfte ift braun, und auf dem Rande mit Fleinen vierefigen ſchwar— zen lecken befegt, Man bemerft auch mitten auf dem Ruͤcken, noch drey andere Flecken von eben der Farbe, welche aber etwas größer find. Der erfte,zu naͤchſt am Halfe, ftellt ein ablanges Viereck vor; Die Laͤnge deffelben beträgt ein Drittheil ver Breite des ganzen Körpers. Die benden andern, weidye wie die fegelförmige Linie, auf welcher fie liegen, geben, fellen eine abiangrunde, nad) innen etwas gefrümme te, Figur vor, Die Wanze hat, wie der Käfer, fehs Füße, jeden mit drey Gelenken; felbige kom⸗ men unten aus feinem DBauche, weldyer mit dem Ruͤcken einerley Farbe hat, und ebenfalls mit Fleis nen fchwarzen Vierecken eingefaßt ift, heraus, Fer⸗ ner fieht man unter dem Bauche, eine in eine Spi⸗ ge ſich endigende Pumpe, welche länger, als die Hälfte des Korpers iſt. Ich habe nicht die geringe ſte Spuren von Flügeln, noch einen zum Kauen eins gerichteten Theil, bey ihnen wahrnehmen koͤnnen. Diefes bringe mich auf die Bermuthung, daß unfes ve Wanze, wie verfehiedene andere Inſekten, ihren Ruͤſſel wie einen Saugſtachel gebraucht. Herr von Reaumuͤr hat angemerkt, daß die Holzwans | zen iiber eine Artoon Baumwanzen. 445 zen mit diefem Ruͤſſel den Leib der Heuſchrecken durchbohren, und einen Saft zu ihrer Mahrung . daraus faugen.. Dieſemnach hat man fich. gar nicht zu verwundern, daß unfer Thiergen das Blatt, wel ches ihm zur Wiege gedient hat, fobald verläßt, und auf Beute, zu feinem Unterhalt ausgeht. Allem Anſehen nad), find den Alten nicht alle beſondere Limftände, in Anfehung der Baum wanzen vollfommen befannt geweſen. Plinius gedenfe bloß einer einzigen Gattung, und glaubt, daß fie bloß auf den Pappeln erzeugt werden. (*) Cardan erwähner zwar verfchiedener Gattungen. „over Erzählung nad, fpricht er, Cün 28 Cop. „des dritten Buches, de rerum varietate ) giebt „es in einer gewifien Provinz in Weftindien, flies „gende Wangen: Ich gebe diefes fehr gern zuz „denn, wir haben ebenfalls zwo Gattungen von In⸗ „ſekten, wovon die eine einen Wanzengeruch hat, „ob fie gleich nicht fo ausſieht: und die andere ſieht „wie eine Wanze aus, bat aber dergleichen Geruch nicht, Aldrovand nennt fie (im 3. Cap. des 5B.) Holzwanzen, weil fie beynahe eben fo, wie die gemeinen Haus: oder Bettwanzen, ftinfen, Es hat diefer Naturkuͤndiger auch verfchiedene Abe bildungen von diefen Inſekten geliefert, aber ihre ‚Lebensart nicht befchrieben. Jonſton, (in feiner Naturhiſtorie, im 7. Cap. des Buches von den Inſekten,) befchreibt ihre Gefchichte, in fole genden wenigen Worten: „Die Holzwanzen, . „ſchreibt ) ©. deſſen Naturhiſt. B. 29. C. 4. a6 Beobachtungen mi „fehreibt er, find Thiere, mit vier haͤutigten Fluͤ⸗ „gen, fehsmal größer, als die Hauswanzen, und „ftinfen eben fo. Man finder felbige auf ven Pap⸗ „,peln, und verfchiedenen andern ‚Zapfentragenden Gewaͤchſen und Bäumen, ebener maßen, wie auf „den Ulmen und Weiden. Sie begatten fih im „Maymonat, vermittelft ihrer Hintertheile, und „eehren fic) dabey den Kopf einander verkehrt, zu⸗ „Das Paaren dauret, über einen Tag. Das Maͤnngen ift Eleiner, und fehmäler, als das Weib⸗ „gen Diefe Inſekten fliegen ziemlich ſtark nach „der Sonne: fie kommen aber nicht fehr weit, und „ihr Flug dauret nicht lange: Es giebt verfchiede: ne Gattungen derſelben, u. w., Alle jetztgenannte Naturkuͤndiger kommen ins⸗ geſamt darinn uͤberein, daß die Inſekten, welche man in der Lombardey Cimici botazi, (das ift: wie ein Faß, oder Tonne, geftaltete Wanzen,) nennt, geflügelt find, und zwey paar Flügel befigen, einen inmendigen und häutigen, welcher von einen andern, der aus einer fchaligten Materie befteht, bes deckt wird, und dem erftern zum Lleberzuge dient, Dieſerhalb gehören fie unter dasjenige Geſchlecht, welches man im Sateinifchen mic der Benennung Vaginipennes, und im Öriechifcheh mit dem Namen Coleoptera belegt; Ohnerachtet das von mir bisher befchriebene Inſekt nicht geflügelt ift, darf man doch nicht Ben denfen tragen, es gleichwohl unter die Baumwan⸗ gen (*) zu rechnen, Denn, in Anfehund feiner * Geſtolt, CH Dan hat verſchiedene merkwurdige — e fiber eine Art von Baumwanzen. 447 Geſtalt, und des Geſtanks, den est vom ſich giebt, wenn man es zertritt, kommt es den Hauswanzen vollkommen bey, und ob ſie gleich keine Fluͤgel ha— ben, koͤmmt ihnen dieſer Name doch zu. Jndeß muß ich doch bekennen, daß es ſehr gut waͤre, wenn man zwo verſchiedene Claſſen machte; die eine von wilden gefluͤgelten Wanzen, und die andre von ders gleichen ungeflügelten. , Zu. leßterer würde dem— nad) diejenige Gattung, deren Geſchichte ich gegene waͤttig beſchrieben habe, gehoͤͤen. | It, Johann gen, von den auf Baumen und Pflanzen anzutref—⸗ fendeti Feld: oder Baumwanzen. (Bäben) Vor denen Wanzen, Die auf Die Pomeransenbäums Ffommen,, f. Neue Anmerk. über alle Theile der Naturlehre, Th. II. Kopenh. und Leipzig 1764,88. ©. 473, 5 An Extra of a Letter from . MARTYN LISTER), May 30, 1677, concerning an Infed feeding upon Henbain, ma ruber, macu- lis nigris diſtinctas, fuper folia Hyofeyami frequens) the berrid /mell of wbich is in that Creature ſo qualified thereby, os te become in fome meafure Aromätical: together with the colous Yielded by tbe Esgs of tbe [ame &c. ff. im 6ten B. der Pbiloſ. ‚ Tranfact, for tbe year ı671. Num. 73, ©: 21/6, f. CPH. 1AC. TREW obf. de cimieibus mali perſi- cæ cerafi, ft: im. Commerce. Litter. Nor, A: 1734: hebd: 46: n. 2. ©. 561:363. Anm. d, Ueberſ⸗ 448 Abhandlung RAR FG FE AR II, Jobann Michael Heineceii - Abhandlung von dem ehmaligen heydniſhen Goͤtzen Crodo zur Harzburg. () Aus dem Lateiniſchen überfest, und | mit Anmerkungen begleitet von Johann Friderich Zuͤckert, der Arztneygelahrheit Doctor. Ms habe mir vorgenommen allhier von dem Gögen Crodo zur Harzburg zu handeln, welcher — in den hieſigen Gegenden an⸗ gebethet (*) Der Titel ber ganzen Abhandlung ift Jo. Mich Heineccii Differratio A antiguiflimo regionis Go:larıam ambientis ſtatu & Crodone inprimis Harzburgice, Francof, ad Men, Sie iſt in dr apie von dem heydır. Bögen Erodo. 449° gebethet worden. Ohnerachtet hieboni in den Ge⸗ ſchichten die größte Dunfelbeit berrfcher, und ich die Klagen in der Erfahrung gegründet befinde, daß die Heydnifche Theologie der Alten ſchon längit er= loſchen ſey: So will ich doch, fo viel als möglich iſt, dieſe Sache in ein näheres Licht fegen, und hie⸗ bey folgende Ordnung beobachten, daß ich erftlich ben Goͤtzen felbft, feinen Sig und Wohnplatz bes fchreiben, zweytens ven Gögendienft ſchildern wers de, hernach drittens unterfiichen, was er für einen“ Gott vorftelle, und endlich viertens mit defien Zerz ſtoͤhrung und dem erfreulichen Urſprunge der chrifts lichen Religion in biefiger Ge gend den Befchluß machen. Wenn bier der tefer die große Blindheit ber Heyden bewunvert, und das heutige helle Licht betrachtet, fo wird er vielfache Urfache finden, dem Hoͤchſten in tiefſter Ehrfurcht dafür zu danken, und ſich zu beftreben; ein unferer heiligen Religion wuͤr⸗ diges geben zu führen, — Was dieſen Goͤtzen feibft ‚betrifft, fo —— wir kein aͤlteres Buch, worinn deſſelben Erwaͤhnung geſchieht, als diejenige ſaͤchſiſche Chronik iſt, welche Pomarius in einer zierlichern Sprache ans Licht ge⸗ ſtellet hat. Alle fraͤnkiſche Seribenten. thun ins⸗ Bela“ mit — T eluzigen Worte Meldung da⸗ 9 — Cabitel eingebeile. Das erſte handelt von dem: ‚ Bultande der Harzgegenden in den alten Zeiten. Das zweyte Capitel aber, welches ich bier uͤber⸗ fest habe, handelt allem vom * Zn Wh (Anm. o. Ueberſ ):;; ai 26, Duand, SF N 450%. > „Abhandlung ı: ot et x . von, RER fie die befte Geljahei dazu ge⸗ habt haͤtten, weil Carl der Große dieſem Aber⸗ glauben zu allererſt ein Ende gemacht hat. Wir finden auch bey den ſaͤchſiſchen Scribenten, dem Witekind und Dithmarus, nichts was den Crodo angeht. Witekind (*) erwaͤhnet zwar. eines aus Metall gegoſſenen Goͤtzenbildes des Saturni, wel⸗ ches der Heerfuͤhrer Herrmann den Slaven weggenommen habe; und Fabricius (**) hält dies fes für das Crodoniſche Gögenbild: Allein, als dies. fes gefhahe, war der. fächjifche. Crodo laͤngſtens zerſtoͤet. Es redet alfo Witekind von dem ſla⸗ Eee Saturnus, nicht aber von dem — ro do. Es iſt alſo die ſaͤchſiſche Ehroute allein, tele er wir einige, Nachricht vom Erodo zu danken has ben, Und aus derfelben haben. Cranz, Leznerus und viele andre, die wir nachher anführen werden, auch ihre Nachrichten genommen, Wir wollen die Stelle aus der Chronife bier mittheilen. » Se finde gefchrieben, daß allhier in Oſterſachſen zur Hartsburg ein Abgott geftanden, den der gemeine Mann Crodo geheißen: Dieſer Abgott ſtund auf einer Stuͤle, und auf einem Barſche; das ſollte bedeuten, daß ſie wollten auf feften: Faßen ſtehen. Auf dem Barſche ſtund er barfuß, zur Erinnerung, daß ſie eher barfuß, auf ——6 gehen, als ſich zu eigen geben ſollten. Denn der war Bee ih Witekindus L; 3 pi 660% 1, 3110020) wi .€**) Lib, 2. Origin. Saxon. 5 ung von dem heydn. Bösen Crodo. 451 mit einer leinen Schürzen umgürfee, zur Anzeie gung, daß fie von ihrem Gore Saturno her frey - wären, und ſich frauben: gegen ihre Verfolger, gleichwie der Barfch gegen den Hecht. In der lin⸗ fen Hand hielt der Abgott ein Rad, zu bedeuten, daß ſich die Sachfen gleicdy wie ein Rad ineinander ſchließen wollten. In der rechten Hand trug er einen Waffereymer mir Rofen, das Waſſer bezeich— nete, daß er wäre eine Mutter der Kälte; Die Ro— fen im Eymer zeigten an, er wäre ein Fruchtbarer Brunn der Früchte, denen, fo feine Mache drum bäthen, daß die Kälte ihren Früchten nicht ſchadete. Da nun König Carl in dis Land kam, und befehrex te die Dftfachfen, fragte er, wer ihr Gott wäre? da tief Das gemeine Volk, Crodo, Crodo iſt unſer Gott: da ſprach König Cart, heißt euer Gott Cro— do, das heißt der Croden Teufel. Hievon kam das boͤſe Spruͤchwort (von Croden Teufel) unter die Sachſen. Alſo zog Earl hin zur Hartsburg, und zerſtoͤrte den Abgott Crodo, und legte den Thumb zu Salingſtete, daß nun Oſterwik heißt, in die Eh⸗ ve Steffani. So weit die alte ſaͤchſiſche Chronik, Mun wollen mir Auch hören, was Cranz fagt. Seine Worte find folgende (*) Auf dem Schloſſe Hartesborg verehreten die Sachſen einen Goͤtzen, deſſen Name Krodo tar, (vie Lateiner nennen ihn Saturnus. Es war ein alter Mann, der auf einem Fiſche ftund, und ein Rad und eine Urne hielt. Das Rad beveutere die Einigkeit des Ä tan! Sf Volks⸗ ) Cranzik Saxonie Lib. en... 35» -. Abhandlung! T mt Volks, und die Urne den Ueberfluß dere Dinge. Aber Carl zerftörte ihn. Jedoch blieb unter den: Sachſen ein Fluchwort zurück, daß fie in Verflu⸗ chung einer böfen Sache Krodo fagten.,,.”. An ei⸗ nem andern Orte faſſet er die Sache noch kurzen — Krodo war ver Name eines Goͤtzen, welchen man vor den Saturnus hielt, Der Ort, wo man ihm diente, war in Hartesborg, einem alten Schloſſe. Es ift noch bis heut zu Tage ein Spruͤchwort unter ihnen verblieben, daß ‘fie, bey Berfluchung einer Sache, mit einer Berachfung Krodo ſagen. "Dies! fes find die vornehmſten Stellen, in welchen wir ei⸗ nige Nachricht vom Crodo haben. Dieſen haben viele andre noch vieles hinzu gethan, welches derjeni⸗ ge leicht finden wird, welcher die Schriften des Lez⸗ neri,(N Arnoldi, =) Wormii, CH Roffäi 4) Nerretteri, Meriani, 44) und a — mit dieſen vergleichet. | Ob wir zwar feinen fehr alten ‚Sriftfefler: haben, der von dem harzburgifchen Crodo Er⸗ wähnung thut, fo bewegen uns doch viele Arfachen, 9 wir uns Bu getrauen, dieſe CE vom | Re N Crodo * Ejusd. Metropol. Li 1. C. 3. P. Ber — a 4**) Hiftor, Carol. Magn.’$; 26, 1151190. HE H0td FE Von Altſaͤchſiſthen Bögen! 1:7 — ar 7) Möntiment. Libi 1. €. 4 fi Mr (1) De rel, mundi. Part. ;- quälen 4. öp. vo uu⸗ OPTopograph. Ducatus Brunsvicenſ. AM Cimbriſch· Frieden wel. Buck Lip: 74) / von dem heynd. Goͤtzen Crodo. 1453 Erodoinaniz umzuſtoßen. Denn man darf niche zweifeln, daß der Autor der fächfifchen Chronik weit ltere Nachrichten werde vor ſich gehabt haben, welche entiveder mit der Zeit verloren gegangen, "oder noch ungedruckt in Privarhänden find. Daß er aber nicht der erfte geweſen, der des Crodo ers "wähnet, zeuget eine andre alte Chronife, die ſchon "vor 360 Jahren gefchrieben worden, und aus wel⸗ her BReinmann (*) folgendes entlehner bat, „Eis ne Myle Weghes van dem Harze unde to der Har⸗ tesburg, da fund Satutnus der Verſtoͤrde, und legte uppe den Fleynen Water gebeten de Mſede ey» nen Dam ꝛc. md wenm wir uns die Mühe ge- ben wollten, des Beda Werfe aufzufhlagen, fo würden wir ohne Zweifel einige Spuren vom Crodo finden. Doch konnen wie nicht läugnen, daß der Autor dar ſaͤchſiſchen Chronike vieles zu denen Din⸗ gen, die er im andern Schriften gefunden zu haben vorgiedt,imit eingefchoben habe, - Denn die ganze Erklärung des Geheimniſſes ſchmecket ſehr nach dem Wis eines Moͤnchen, wie wir bald näher darthun werden. Diefes'geben’wir zu, daß der Göße ehe⸗ Dem aus der Harzburg geftanden, und von dem Sachſen angebethet worden. Das übrige aber: wols den wir ſo lange in Zweifel ziehen, bis wir was ge⸗ will eres werden bewieſen haben. 5 Ich weiſ⸗ nicht, daß der Crodo zur — burg auf die Art ſey abgebildet worden, wie es der Abe der hochſiſchen —2 beſcuece Denn Ff3 obgleich ” —* —— PAR critic a‘ ie. obgleich.bas Alter des Crodo macht, daß wir ung nicht mit Gewißheit auf das Zeugniß der Meuern berufen koͤnnen; ſo kommt doch die Einfältigkeie biefes Goͤtzenbildes mit dem Genie der alten Deuts ſchen und Sachſen völlig überein. Denn wenn wie die Goͤtzenbilder der alten Deutfchen betrachten, fo finden wir, daß fie faft-alle von einerley Art, nicht weit hergeholet, und-von der römifchen und griechi— ſchen Curioſitaͤt fehr entfernt find. Hier ift nichts aus der Götterlehre der: Alten, und nichts aus den poetifchen Goͤttergehurten (Theogoniis) entlehnet, wenn wir allein den bamburgifchen Jupiter und die magdeburgiſche Venus ausnehmen, wovon wir nachher die Meynungen berühren werden, In unſerm Crodo fällt uns der Fiſch zuerft in Die Au⸗ gen, auf welchem er ſteht. Dieſes fcheint bey ven Sachſen gar nichts ungewöhnliches gewefen zu fen, wenn wir dag berühmte tundernſche horn in Bes trachtung ziehen, weldyes wir mit dem Arnkiel (*) ' t vor (*). Bon diefem Horne bat Arnkiel ein eignes Buch unterm Titel: Cimbriſch gülden Heydenhorn: ges fihrieben.. Es wurde im Jahr 1639. ohnweit „der Stadt Tundern im Herzogthum Schleswig. auf dem Felde‘ ausgegraben. Die Materie dieſes Horns beſteht and dem allerreineften ungarifchen Golde, und das Horn ift aus zwey ziemlich dicken Goldblechen zuſammen geſetzt. Das auswendine Goldblech iſt um das inwendige Blech zierlich und feſt angeflochten, und beſteht aus eilf unterfchieds lichen Stücken, deren jedes mitſ einem! erhabenen Zirkel oder Ring unterſchieden if. Die fieben ers Ken, ungeflochtenen Goldbleche von dem großen * von dem heydn. Goͤtzen Erodo. Ass vor das vornehnfte Monument des ganzen deut ⸗ ſchen und eimbrifehen Heydenthums halten, ı Auf demſelben finden wir drey verfchiedne Bilder, die auf Fiſchen ſtehen, wovon das eine einen vier Fügigen Satyr, die übrigen aber den Vögeln aͤhn⸗ liche Figuren vorftellen, Auch die übrige Wahrs zeihen des Crodo, als das Rad und der Eymer, find nichts fremdes, Denn dergleichen wird auch den übrigen Göttern der Deurfchen zus BEN fa geeignet, de an zu rechnen, ſind mit allerhand Bildern aus: geſtochen; die übrigen aber find leer. Die Lange des Horns erſtreckt fich, nach der Krümme zu rechnen, auf fünfDuartier 5 nach der gleichen gras ‚ben Linie aber nur eing Elle. Am großen Ende ift der Umfang ein geomcetrifcher Schub; der Durchfchnitt aber yon einer Seite zur andern finf Daumen aroß. An dem Eleinern Ende, oder Mundloche, iſt die Circumferenz vier Daumen; der Durcbiihnitt aber von einer Geite zur andern vier Daumen groß. Es bat inmwendig eine folche Capacitaͤt, daß es drittehalb Nößel Wein in fich faſſet. Es wiegt beynahe hundert Unzen Goldes, und wird auf zwoͤlfhundert Reichsthaler geſchaͤ⸗ tzet. Das Merkwuͤrdigſte an dieſem Horne ſind die ſeltſamen Bilder in den ſieben Zirkeln einge: theilt, welche vorgedachfer Autor im angeführten Buche weirläuftiger befchreibt. Er halt diefes Horu im erſten Buche dem sten Capitel für ein Kirchenhorn, veffen fich die Heyden bey ihrem Gottesdienſt und Opfern als eines muſikaliſchen Inſtruments bedienet haben. Zu diefer Befchreis bung des guldnen Horns findet man einige Zus ſaͤtze in den hannoͤverſchen gelebrten Anzeigen vom Jahr 1751. im 52 und sjten Stüf. (Anm. des © Meberf) 4355..Abhandlung geeignet. Denn ſo haͤlt der Suantevith )ein Horn, der Thon: Ei einen Scepter, der Othin (}) * ein 6 Der Suantbevithus oder —— war der vornehmſte Gott der Vandalen, der auf der In⸗ ſel Rügen einen anſehnlichen Tempel hatte. Sein Sildniß war von Holz. Er ſtellte einen ungcheu⸗ ven großen Rieſen vor, der vier Menfchentöpfe ‚und vier Halfe hatte; in der linken Hand hielt er einen Flitzbogen, und in der vechten ein Horn mit Mein gefüllert: An der Geite hatte er ein großes Schwerdt, deſſen Gefaß und Scheide von’ Silber ‚ame. Er hatte einen kurzen Roc am Leibe, und Sattel und Zaum von ungemeiner Sröge bey fich bangend. ¶Die Abbildung und weitere Befchreis bung deffelben iſt in Arnkiels cimbrifcber Heydens Religion des ıften * 13ten Kapitel p. 120, (Anm. des Ueberf.) —— Der Thor war der oberſte Gott der mitter⸗ naͤchtigen Völker in Dannemark, Echweden und Norwegen, Er wird abgebildet figend auf einen Thron, und hat eine Krone mit zwölf Sternen auf dem Haupte; in der einen Hand hat er einen Donnerſtrahl, in der andern einen Scepter. Er hatte einen Jungen Roc an, und einen Guͤrtel um den Leib. Auf feinen: Seiten ffunden Die beyden | Abgötter Othin und Friggo. E. mehreres hie⸗ von bey vorbemeldetem QMutor im ıoten Capitel· (Anm. des, Ueberſ) Der Othin war ebenfalls ein Gott der mitter⸗ naͤchtigen Voͤlker. Er wurde fuͤr den Vater des Thor gehalten, und ſtund zur rechten Hand dieſes Gottes. Er wird von den Daͤnen und Gothen Othin oder Oden, von den Deutſchen aber Wo⸗— den, Wodan auch Swodan genamt: Er wird abgebildet wie der Mars, ganz gewaffnet, aa Fe von dem heydn. Goͤtzen Crodo. 437 ein Schwerdt die Freia () einer Bogen, die Ir— . u | Sr 5' | 3 A mens Harniſch an Bruſt, Armen und Beinen, traͤgt auf dem Haupte einen Helm mitseinenugroßen Feders buche. Er bar in der rechten Hand ein großes Schwerdt und in der linken ein Schild. Er wurde für den Gort über Donner und Blitz gehal⸗ ten. Ein mebreres hat Arnkiel im angeführten Hrte. (Anm. des Hebafy nn ni (*) Die rein, Frea, Frigga ober Friggo war der dritte Abgott der mirternachtlichen Völker, fo in Beftalt einer hermaphroditifchen Meibesperfon, ganz nackend, mit einem Schwerdt und Bogen abs gebilder wurde. Sie ſtund zur linken Hand des Gottes Thor, und wurde vor des Othins Frau gehalten, S. Arnkiel am angefuͤhrten Orte. Man haͤlt fie für die Denus der Romer. Des—⸗ megen wird die bey Magdeburg aeitandene Des mnrus auch von vielen die Freia genennt. Sie iſt aber anders abgebildet, wie wir nachher ſehen werden. Es ſcheint auch, daß dieſe Goͤttinn gar nicht unterſchieden ſey von der. Aſtaroth oder Aſtarte welche bey Oſterode am Harz vor dem Harzthore auf einem hoben Berge geifanden, und in den beydnifchen Zeiten daſelbſt verehret worden. Man nennte fie auch Oſtar oder Oſtra, und wols len einige die Benennung der Stadt Oſterode von dem Namen diefer Söttinn herleiten. Aber BHoͤne⸗ mann widerfpricht Diefem in den Altertbiimern des Harzes ı. Theil p. 14. und beweifer vielmehr, daß Herzog Bruno diefe Stadt erbauet, und us erfi den Kamen Brunsrode gehabt babe. Sie fey aber nachher deswegen Oſterode genennet worden, weil das Holz gegen Oſten ausgerodet - werden, ald man fie erbauere. (Anmert. des Ueberſetzers ©. 48 re Abhandlung: 17 min menfeule (*) ein. Spieß mit einer Fahne, ) Anz dre hatten wieder andre, und ſolche Sachen zu Wahrzeichen oder Inſignien, vie allenthalben zu ha— ben ſind. Endlich ſo ift auch der Dre, wo der Crodo geftanden, zum heyonifchen Gögendienfte der Alten fehr bequem, wovon wir bald mehr reden werden. .. Sch fehe alfo nicht, warum wir die Ers zaͤhlung der Chronike gaͤnzlich verwerfen und vor falſch erklären wollten, =. | Nun wollen wir das Crodoniſche Bild felbften befchreiben. Ich kann bier wieder feinem andern, als dem Autor der ſaͤchſiſchen Chronike folgen; denn einen (*) Die Femenfule, oder. Ermenfeule oder Her⸗ mannsfeule ıft die Statue, welche dem Hermann oder Arminius zu Ehren an verfchiednen Drten Deutfihlands aufgerichtet wurde, und welcher man göttliche Ehre erwies. Dieſer Gott harte in der rechten Hand einen fangen Spieß mit einer anges haͤngten Fahne, in der ‚Hand eine Wagefchaale, auf dem Haupt einen fliegenden Hahn, au der Bruſt einen Barenkopf, am Schilde: ein Loͤwen⸗ bild, und an der Geite ein Schwerdt geguͤrtet. Er bat zu Merſeburg geſtanden, mit der Um— Schrift: Ich bin der GSachfen Herzog, verbeiße gewiffen Gieg, denen, die mich veneriren. - Siehe Arnkiel im ııten Eapitel. Diefe Irmenſeule hat auch in Weftphalen zu Ehresburg, welches jego Stadtberge beißt, geftanden. Kaiſer Earl zer- ſtoͤrte dieſen Gögendienff, und Kaiſer Ludwig lieg diefe Geule durch die Corbejenſer in die Domkirche nach »ildesbeim bringen, mofelbft man fie noch einem jeden zeigef. von dem heydn. Bösen Crodo. -459 ‚einen ältern Scribenten haben wir nicht,’ und dies ſem find Leznerus, Cranz, Sabricius, Olaus Wormius, Boſſaͤus, Nerretterus, Arnkiel und die andern alle gefolget. Dieſe ſagen insge— ſammt, der Crodo ſey die Statue eines alten Man⸗ nes mit bloßem Haupt und langen Haaren, von eis nem ſchrecklichen Anſehen: Er habe einen Furzen Mantel umgehabt, und einen langen Roc, der uns ten mit einem Gürtel umbunden gewefen, Mie entblößten Füßen ftand er auf einem ftachlichten Sifche, den man einen Barfch nennet. Sie geben Abm inegefammt zum Wahrzeichen ein Rad und eie nen. Eymer mit Früchten und Blumen angefüllt, welchen er in der rechten, das Rad aber in der lin⸗ ken Dan hielt, dh halte dafür, daß man diefe Beſchreibung des Crodo, welche uns die alte fächfifche Chronike giebt, fo lange werde beybehalten müffen, bis man | aus einem ältern Schriftfteller was gewiſſeres wird darthun koͤnnen. Nichts deftoweniger hat Merian in ſeiner braunſchweigiſchen Topographie uns eine ganz andre Abbildung vom Crodo gegeben, wel⸗— * er folgendermaßen beſchreibt: „Auf welcher Burg (Hartesburg) ein Abgott, oder Teufel Gros do genannt, von den Sachſen angebethet und vereh⸗ ret worden, und iſt von der Mechtilden Kaiſer Henrici Aucupis Tochter auf einen gewirkten ſeide⸗ nen Rock, wie der Abgott ſich alemalizu praͤſenti⸗ ren pflegen, mit allerhand Farben von Seiden fünftlich abgewirket worden, welcher Rock abe» durch der. Eron Schweden Snue hang an * RR j Herrn 460 % Abhandlung Heren Banier vondem Stift S. S. Simonis & Judæ in Goslar abgefodert, und nach Schweden geſandt iſt - = = Sonften wird der vorhin gemeldere Abgoft oder Teufel Crodo gemeiniglich in Geſtalt eines al⸗ ten Mannes, fo ein weil: linnen Kleid "angehabt, mit einer Sichel ‚oder. Senfen bartüßig ftehend, in der rechten Hand ein Gefäß voll Waffer und Roſen haltend, in. der tinfen aber ein Rad abgemahlek, and ift von den Sachſen angebethet, und demfelben geopferrworden.., Diefe vorgegebne Dinge find wohl werih, daß wir fie etwas aenauer unterfuchen. Was den. feidnen Rod der Mechtildis betrifft, welcher nach des Autors Mennung im dreyßigjaͤhri⸗ gen Kriege ‚von den Schweden ſoll entwendet wor⸗ den fern; fo verhält fich diefes wohl nicht alſo denn dieſer Rock iſt gar nicht in Dem Berzeichnifle der von den Schweden entwendeten Sachen befindlich, viele mehr zeiget man noch jego diefen nebft andern Meß⸗ gewaͤnden von der Art. (*) Ju diefen finder mar ſchreck⸗ ¶(9 In dem großen Muͤnſter oder dem Kaiſerlichen freyen Stifte zu S. Simonis und Juda in Goslar iſt das Monument der Mechtildis annoch zu ſe⸗ hen... In der ‚Kirche ſtebt nantlich an dem Orte, mo fie. begraben: liegt, ein ſchlechter hoͤlzerner Eara, in welchem die Mechtildis in Lebensgröße in Holz eingebauen liegt, und hat zu ihren Füßen einen Hund, der ebenfalls in Hol; ausgchauen. In einem bey dem Gtifte befindlichen alten Codi- ce membranaceo wird ſie vor die Tochter Kaiſer Beinrichs des Dritten ausgegeben, welche ſchon >. bey ihres Vaters Lebzeiten geſtorben, und auf ſei⸗ nen Befehl bier begraben worden. Da er feine Zorhrer ſehr lieb gehabt Haben foll, fo hat er ver⸗ NER ordnet, von dem heydn. Goͤtzen Crodo. 461 ſchreckliche Figuren von Raub⸗ und giftigen Thieren und andern monftröfen Geſtalten. Da aber weder RINEN EI KORG ii! Er) nd ae DAHRRPEHT a 1331 1% vrdnet, daß nach. feinem Tode fein Herz' und Ein⸗ geweide in dieſem Stifte bey der Mechtildis ſolle beygeſetzt werden, welches auch geſchehen Sein; Koͤrper aber liege zu Speyer begraben. - Binec⸗ "eins hat in den Antiquicat. Goslar. Lib. L p. 65. ein ſteinernes Monument diefer Mechtildis, ſo in dem Stifte geſtanden ihr, abgebildet. Ich habe ahber dieſes, bey meiner, Gegenwart in Goslar ‚Ar 76. nicht geſehen, ſondern obiges hoͤlzerne Mo⸗ nument wurde mir nur gezelget Man. bar von dieſer Prinzeßinn allhier folgende Erzahlung. Da fie. ſehr fromm und tugendhaft geweſen, fd habe der Teufel beſtaͤndig nach ihr getrachtet, und ſie ſehr oft in Verſuchung fuͤhren wollen. Sie habe aber feiner daruͤher geſpottet, und ihm verſprochen, da fie ſich ihn zu eigen geben wolle, wenn er fie fihlafend antreffen wurde: Allein ibr treuer Hund babe fie, fo oft der Teufel erſchienen, aus "dem Sihlaf gewecket, und fie habe darauf jedes: mal die Geſtalt des Teufels, in welcher er fich ihr gezeiget, auf ein Stüd Zuch gewirket. Um die— ſer Fabel den gehörigen Nachdruck zu geben, fo hat man in den Garg ein großes Stuͤck grober Leinwand gelegt, welches man fir dasjenige" auss giebt, worinn dieſe Prinzeßinn die Geſtalten des Teufels eingenehet hatte. Es find aber Feine Fi⸗ guren mehr darauf. Die Meßgewaͤnde, von wel: chen hier die Rede ift, werden ebenfalls in obers woaͤhntem Stift aufbewahret, und find allerdings ſehenswuͤrdig. Unter denfelben ift eines, auf wel⸗ Achem⸗ uͤber und. uͤber die Figuren verſchiedener Thiere und Voͤgel aus lauter Achten Perlengein⸗ geſtickt find. Dieſes halt man für ein Ueberbleib⸗ ſel qus dem Heydenthum. Es Fann aber * eyn I ” ww r * 462. Abhandlung ı mt sun durch "eine. Tradition noch durch Schriften jemals davon gedacht worden, ‚daß diefe Figuren die, Er⸗ fcheinungen und Geheimniffe des Crodo vorftellen und abbilden follen, fo muß man fid) wundern, daß Merian dergleichen, als eine ausgemachtirbefann« te Sache, erzähle. Der berühmte Calvoͤr keitet diefe Kleider, welche er zum Theil in Kupfer abges bildet, (*) noch von dem Crodoniſchen Gögendienfte ber, ‚weil fie. mit folchen Figuren gezieret find, die den Chriſten gänzlich unbekannt, hingegen’ bey’ den Heyden fehr gemein waren. Er vermuthet daher, Daß diefe Kleider find anfänglich bei) den hehdni⸗ fchen Dpfern gebraucht, nachher aber zum chriſtli⸗ chen Gortesdienft eingerveiher worden: Aber ich babe viele Urſachen, warum ich einer andern Meys nung bin Denn erftlich ift es ſchwer zu glauben, | ‚daß ſeyn, daß die Chriften in den erffen Zeiten ſich auch folcher Art von Meßgewaͤnden bedienet has ben. Auf einem andern find die Figuren aller ‚chriftlichen Märtyrer mit. den Arten ihrer erlite genen Martern befindlich. Die übrigen find nicht weniger merkwuͤrdig und Eoffdar, und beſtehen insgeſammt aus lauter feinen Sammet oder Gei- den. - Unter den andern - Koftbarkeiten dieſer Stiftskirche iſt diejenige yhrygiſche Tapete merk: wuͤrdig, welche die Wande an den Stuͤhlen der Herren Canonitorum zierer, und alle Apoſtel in kebensgroͤße darſtellet. Sie fol eine Million Tha⸗ ler gekoſtet haben, und iſt bald nach der Bekeh⸗ rung der Heyden in dieſe Kirche gekommen. (ine merk. des Ueberſ) IDEE, 1 Bartı 24 Ritual, Evangel; Se&t.’3: capı 276p$ 13: * — von dem heydn. Goͤtzen Crodo. 463. daß dieſe ſeidne Kleider durch neun und mehr Jahr⸗ hunderte hindurch werden unverſehrt und in ihrer: Dauer geblieben ſeyn. Es ift ferner. nicht wahr ſcheinlich, daß die heydniſchen Opferkleider fo beſchaf⸗ fen: geweſen, daß ſie nachher bey’ den Chriſten zu Meßgewaͤnden häkten dienen Fonnen. "Die auf dens ſelben befindliche Erucifire und: andre Zeichen be= weiſen auch offenbar, daß fie von einem weit juͤn⸗ gern Zeitalter find; und obgleich‘ dieſer gelehrte Mann glaubet, daß diefe erſt nachher daran gefes: Bet, und dem Gewebe nach weit: geringer feyn, fo ift doch noch nicht dargerhan, zu weicher Zeit diefe Stuͤcke find angefeßt worden Denn wenn dieſe Meßgewaͤnde filon zum erodoniſchen Gottesdienſte gebraucht worden, fo würden fie gleich bey Erbau⸗ ung der Gtiftsfirche auch eingeweiher, und das Kreuz gleich) damals feyn darauf gefeßt worden. Diefes wäre alsdann im zehnten Jahrhunderte ges- ſchehen. Aber ob diefe Figuren ein fo größes Alter: haben, mögen andre beurrheilen. Mein Haupta argument ift endlich, daß die Chriften zu den das maligen barbärifchen Zeiten dergleichen monftröfe Figuren nicht aänzlich verabicheuee haben. Es bes weifen diefes die mit Siegeln und allerhand Bilderz were gezierte Kleider (veltes ſigillatæ) deren Ange ftafius in dem Leben der römifchen Paͤbſte fehr oft erwähnen: Und damit man nicht meyne, daB etwa die monftröfen Figuren der Raubthiere von den chriſtlichen Heiligthuͤmern ſeyn ausgeſchloſſen gewe⸗ ſen; ſo will ich eine Stelle aus des Conradi alten mannzifchen Chronike (*) bier einruͤcken. „Unter Reh’ «ih ano — — den E) Contadi Chronic. Moguntin. p.45i, ap: Reubes, 464 0 Abhandlung den Rauchaltaͤren war einer aus einem ganzen’ ausgehoͤhlten Onyx, welcher eine Aehnlichkeit mit ei⸗ ner Kroͤte hat. ⸗ = Es waren ferner zwey ſilber⸗ ne hohle Kraniche da, welche neben den Altar zu ſtehen pflegten. Sie hatten an verſchiednen Orten und am Ruͤcken eine Doffnung, "Wenn man Koh⸗ len mie Weyhrauch oder anderm Raͤucherwerk hin⸗ ein that; for gaben fie durch. die Kehle und den Schnabel einem wohlriechenden Dampf von fih. ⸗⸗ Es waren auch vier filberne Becken da, und einige’ Waſſergeſchirre von; verfchiedner. Geſtalt, welche man Handgefaͤße nennte, weil die Prieſter das Waſſer aus denſelben mit den Haͤnden ſchoͤpften. Von den ſilbernen hatten einige die Geſtalt eines Loͤ⸗ wen, andre eines Drachen oder Vogel Greifs oder eines andern Thieres, „, Allein vielleicht gilt dieſes nur von dem übrigen Kirchenfchage, nicht aber von‘ den .geheiligten Kleidern? Aber daß diefe niche we⸗ niger wie die. andern Kirchenorniate mit verfchiednen Figuren verfehen gewefen, zeuget des Antonii von Depes (*): mitgetheilte Handfchrift, die vom Bis ſchof Rudefindus im Jahre 930° gefchrieben, und in welcher er folgende Kirchenkleider anfuͤhrt. Als „zehn. anfebnliche geftickte Hüte, acht dergleichen kleinere, und fünf aliphafes vulturinos,, durch wel⸗ che Benennung Kleider verftanden werden, die mit ben Bildern. der Geyer gezieret find. : So finden: wir auch * ie (**). unter den‘ übrigen ©) Ton. $: Schön Ord. f -Bened, ap. Saal, in Fresne Tom’: Glöff,; Lat. p- 132. er) In vita Bonifacu VI, ps 345 * 2 ’r ».49 +BIJEN IV Sion.) SDaafd I 4 von dem heydn. Goͤtzen Grade. 465 | übrigen Kirchenornaten zwey Regenkleider Aus koſt⸗ barem Zeuge und barbariſchem Tuche, unter welchem Namen vermuthlich ein mit den Figuren verſchied⸗ ner Thiere verſehenes Tuch verſtanden wird. Der⸗ gleichen Exempel koͤnnten wir mehr anführen; Aber diefe beweiſen ſchon gnug, daß man nicht nos thig habe, unſre bunte Mefgewände noch vom Eros do her zuleiten, da wir fehen, daß die Chriften vor⸗ inals an dergleichen Ueppigkeit Kind Unſinn einen Gefallen gehabt. ch weiß alſo nicht, mir weis chem Recht Merian babe behaupten koͤnnen, daß dieſe Figuren die Geſtalt des Crodo — 2 Er haͤtte erſtlich beweiſen muͤſſen, daß dieſe Kleider jhen vor Carln dem Großen fern da gewefen, und daß die Figuren wirklid) des Crodonis Bid vorſtellten. Aber dipfes kann nicht dargerhan vers den. Denn wer wird glauben, dag tie Yrechtils dis die Erfcheitiungen des Crodo auf ein Tuch eins genehet habe? zu welcher Zeit ift der Crodo ihr ers fchienen? und wie kommt der Crodo zu der Miechtitdis; da er ja bon Carln ſchon laͤngſt zer⸗ ſtoͤrt worden? Es ſcheint, daß Merian feine Nach⸗ richt aus einer gewiſſen geſchriebnen Goblariſchen — genommen habe. Roh: — Art iſt das übrige, was Me⸗ — von der gewoͤhnlichen Abbildung des Cross —— Denn er un beit Fiſch weg, weichen “Ir er 466 waere handlung _ re 39 sn falſchen Grunde. Aber der Autor hat vielleicht den Crodo mit dem Saturn der Roͤmer verwech ⸗ ſelt, welcher gemeiniglich mit einer Senſe oder — — pflegt gemahlet zu Werden. Die —— zu aba — vier⸗ fuͤßige Leuchter zu verfertigen, welche oben mit eben fo viel Hoͤrnern verfehen find, und von welchen man glaubt, daß fie das Bild des Gögen vorſtellen. Hievon will ich nur allein das Urtheil des gelehrten Calvoͤr anführen, der auch die Geſtalt dieſer Seuche ter in Kupfer abgebildet Hab „Die Eimvohner haben noch heut zu Tage keuchter, welche, wie man ſagt, des Crodo Bild bezeichnen ſollen. Ihre Ges ſtalt iſt aber einem indianiſchen Gott aͤhnlicher als einem Menfchen, wofuͤr doch Crodo —— ur auch) fo. abgebildet wird. „ | Es faͤllt mir eine Stelle aus * Träne ein, welche, wenn fie wahr wäre, alfe unfere Unterſuchung . vergebens madıte. Borıiiieki ſagt von den Deuts ſchen (*) „Uebrigens mepnen fie, daß man die - Börter nicht Fonne zwifchen die Wände ein hraͤn⸗ ken, oder ihnen eine menſchliche Geſtalt zuet znen. Die Hayne und Waͤlder halten ſie heilig, und ſie belegen mit dem Namen der Götter dasjenige Ver— borgene, was man durd) die einige Ehrerbiethung ſiehet. . Wir unterſtehen uns aber zu glauben, daß zu des Tacitus Zeiten noch kein er = N i —— J —— De moribus germanorum c. 9. ‚von dem heydn. Goͤtzen Crodo. 467 tzendienſt geweſen ſey, und alſo die Stelle aus dem Tacitus nicht hieher gehoͤre. Inzwiſchen wenden doch einige bieſe Stelle auch auf die Sachſen und Slaven aͤn. Allein was ſollten wir denn aus de— nen vielen Gögenbilderu machen, welche der heilige Bonifacius und Carl der Große zerftöret Haben? Was follen wir fagen von dem Saturn der Sta: ven, deſſen Witekind gedenket, von der Irmen⸗ feule und unzählig andern Goͤtzen, deren-gemefene Exiſtenz ganz ohnſtreitig iſt? Es hat alſo Tacitus entweder geirret, oder Die Deurfchen haben ihre Gebräuche nad) des Tacitus Zeit verändert Dieſes N gnug geſagt von dem Goͤtenbide ſelbſt. () Nun wollen wir auch den Gig und Wohnplaotz diefes Bösen betrachten. Diefer ift das ale Schloß Harzburg, welches eine Meile von . Bvslar jenfeit der Ocker lag, und deſſen Alterz thum einige nech vor Ehrifti Geburt hinaus ſetzen. Ich will hier nichts von dem verſchied enen und unz gleichen Schickſal dieſes Schloſſes erwaͤhnen, da es bald bis zum Neide gebluͤhet und die Ergöglichfeit —— gewefen, bald von den Raͤubern betvohe nz net 8* Ku Diefer Abhon hat berſchiedne Namemn. Er wird am oͤfterſten Crodo, zuweilen auch. Crode, Brose, und Krotto Wodan genennet. An dem | Rathhauſe; u Goslar iſt ein aufrechtſtehender Bar oder Affe Stein ausgehauen, welchen einige IB die Abbildung des Crodo ausgeben. Aber die: —— gar keinen Glauben. — des eberſ.) MM Sbhandiumg ee” net und bald von Grund aus gefehleifer‘ ke; (*) Ich will nur hier etwas von dem — | - mit welchem einige Autores ſehr ſpielen. Heut zu Tage wird das Städtchen, das unten an dem Ders ge liegt, worauf ehedem das Schloß geftanden, Hartesburch oder Harzeburg; bey den alten Seribenten Hartisburch, Haͤrtesburg, Hars⸗ burg; und in dem Diploma Heinrichs des Dierdten Harzesburg genennet. Dieſe Namen rühren ohne Zweifel von dem deran gelegenen Harz oder Harzwald her. Daher wird dieſes Schloß auch in. der Schrift, die an einem Fenſter des Stifte zu ©. Simonis und Judaͤ befindlich iff, Arx hereynica genennef, womit zugleich die Urſach diefer. Benennung deutlich genug ausgedrucket wird, Nichts veftoweniger hat man noch andre Namen ' erdacht, Die fich gar nicht hiezu ſchicken. So nennt der Autor der Hiftorie des fächfifchen Krieges, wels de een und Goldaſt herausgegeben, die ware (*) Bon ben verfchiebenen. Schickſal der "alten Harzburg bat der Autor in den Antiquitatibus‘ Goslatienfibus weitläuftiger gehandelt: Diefes - Schloß, dag auf eitiem hohen Berge auf der mit: ternächtlichen Seite des Harzes gelegen war, er- * Heinrich der Vierte Ao. 1068. es wurde aber 1074. von den Sachſen ruiniret. Als es wieder aufgebauet worden, bekamen es die Herren von Schwichelde von Otto geſchenkt, bis es end⸗ lich Ao 1412. vom Biſchoff zu Magdeburg von - Grund aus zerfföhre wurde, fo daß jſetzt Ueberbleibſel mehr daven zu — (Anm des Ueberſ) DUB von dem heydn Goͤten C rodo. 469 Harzburg Arcipolim, und. die Garnifonfoldaten jucenes arcipolenfes; ” Andre fagen ftatt Hartes⸗ burg Zartesburg. Der Autor der alten fächfifchen Chronike nenne es Saterburg, und hält die Bes nennung Harzburg für. falfihe Und Julius fagte - er bumere de Saterborgf, dat nu Ger de Hartesborg, un fatte darub den Gott Saturnus, ,„ Aber dag Vorgeben diefes Mönchen wellen wir FREE naͤ⸗ ir ünterſuch en Ob noch mehrere —* in Ofiphalen gewe⸗ EM wo der Cr9do geftanden, kann man aus Manz gel binlänglicher Nachrichten eben nicht ‚bejahen. Enzelius behauptet, in der Chronike der alten Mark Brandenburg, daß man zu Gardeleben auch diefen Abgott angebethet, und die Stadt davon Crodonis Leben genennet habe. (*) Allein diefe Chronike iſt mit vielen Fabeln angefuͤllt, und vers dient daher in diefem Stücfe feinen Glauben. Es gedenfer auch der gardelebenfche Guperintendent ——— in ſeiner Trauer⸗ und Thraͤnenpredigt Be NO über a Dan bat bievon folgenden Knittelvers: Garlegen an der Milda liegt Und heißt Crodonis Leven. ⸗ Welcher Crodo wie man gedicht. t Saturnus iſt geweſen. Andre laten aber den Namen dieſer Stadt Hoyer daß Drufus, der vömifche Feldherr allhier fein Hauptquartier gehabt, und feine Garde bier in Beſatzung gelegen ; daß alfo Sardelegen fo viel bez deute als der Ort, wo die Bayer gelegen. (Apm.. des Ueberſ. ig 470 handlung über den unverhofften Kirchenfall des, Gotteshaufes zu ©. Marien in Garveleben, dieſes Crodo mit feinen Wort, ohnerachtet er eine, kurze Hiſtorie von Gardeleben mittheifet, "und Darinn vermuthet, daß diefe Stadt fihon vor Carls des-Broßen Zeiten, geitanden. Aus der Uebereinſtimmung der Namen llie man das Crottorf, ein zur halderſtaͤdtiſchen Dioces gehoͤriges Dorf, wohl fuͤr den ehemaligen Wohnplatz des Crodo halten. Allein dergleichen Etymologien rechtfertigen mehr den Witz der Au⸗ toren, als die Sache ſelbſt, wenn man ſonſt keine andre Beweiſe hat. Ich laſſe dieſes daher unent⸗ ſchieden. En NEAR OR Der fellge. Sagittarius, (*) ber. in den thuͤ⸗ ringifchen Alterthuͤmern fehr erfahren gewefen, were muthet, daß dieſer Abgott der Sachſen auch bey den Thuͤnringern ſey verehret worden. Seine, Worte find folgende. „Weit der Sachſen Ghen eiwas befannter, fo möchte man von denenfelben, fo viel die Thuͤri inger betrifft, etwas beftändigeres vorbrin⸗ gen Eönnen, Jedoch muß ich gerne geftehen, daß ich. noch, zur Zeit Davon ein mehrers nicht gemerfet, ‘als was fih aus Dem in Thüringen —— noch zu Erſurth auch mit vielen Zuſaͤtzen bekannten Scheltwort Kroͤte auf den ſaͤchſiſchen Abgott Crodo ſchließen laͤſſet. Aber bald darauf ſetzt er hinzu. Gleichwie es endlich mit vorgedachten drey Fan, — Wodan und Fria, wie aud) dem Bert . Crodo, au ) Lib. ;; — Gearilismi &. — — W@p. 1 P· 2 - —* von dem heydii. Bögen Crodo. 471 Crödo, was fonderlich die Thüringer betrifft, auf foichen Gründen beruhet, dawider man noch etwas einzuwenden hätte: Alſo wäre zu mwünfchen, daß man fowoht von dieſen als andern Gögen, fo die Thüringer entweder mit allen, oder auch inſonder⸗ heit beehret; grimdliche Nachricht hätte,,, Er ges £rauet fich alfo nicht, was gewiſſes zu behaupten. Denn das gewöhnliche. Scheltwors, du Kiröte, welches nicht allein durch Sachfen und Thuͤringen, ſondern auch ſelbſt in Daͤnnemark ſehr gebraͤuchlich iſt, kommt nicht vom Crodo, ſondern von dermjeni⸗ gen giftigen Thiere her, Das man eine Kroͤte nen— net. Es iſt pas Wort, du Lorch, (*) bey den Sachſen eben fo fehr gewöhnlich, defien Urfprung doch) niemand vom Crodo herleiten wird, | Nim bleibe ung noch Lünbrien übrig. Daß in dieſem Lande der Crodo angebethet worden, be— haupten Wormius und Arnkiel. ch will dieſes um ſo weniger laͤugnen, je gewiſſer es iſt, daß das alte Cimbrien das Vaterland der Sachſen ſey, aus welchem ſie nach den mitternaͤchtlichen Gegenden Deutſchlandes gezogen. Wenn daher der Crodo jemals der Abgott der Sachſen geweſen, wie ich die⸗ ſes oben bewieſen habe, ſo kann wohl nicht gelaͤug⸗ | net WERE, daß er auch in Cimbrien verehret wor⸗ Gs a FR ar den, — — Wort Borch, Cork oder Tark ie ein ges woͤhnliches Scheltwort bey. den Braupfihiveigern, Ober⸗ und Unterhaͤrzern, und bedeutet fo viel als ein einfältiger dummer Kerl. Die Oberhärzer ‚ fg: ‚Du Sammerlork. (Anm, des Ueberſ 472 ©. Abhandlung: arte ben, oder. vielmehr auß Eimbrien felbft nach den: hie⸗ ſigen Gegenden ſey gebracht worden. Es fagt auch vorbelobter Arnkiel: „wie die Gothen alſo haben auch die. Sachſen ihre vaterlaͤndiſche Religion i indes nen eingenommienen $ündern angerichtet. > Qu dem Ende chut der heydniſche Herzog Hengf,; ver Ans _ gelſe —— Heerführer, ſein Glaubensbekenntniß von feinen einheimifchen Goͤttern vor'dem — König Vortiger. | Wi r haben von — Kufentbalt des. Croda — geredet. Nan wollen wir auch deſſen Goͤtzen⸗ dienst, fo viel es moͤglich iſt, befehreiben: Daaber bievon jeher wenige Monumente übrig find, wenn wir nicht. alles, was Tacitus und andre Seribens ten don den D: utfihen überf haupt‘ erzaͤhlen auch den Sachſen und Ditphalen zueignen wollen ; fo wird. es uns erlaubt fern, in Kürze nur allein das⸗ jenige anzuführen, mas ben Dienft des Crodo be⸗ le Hier Fonımen hauptfächlich dreyerley Dins ge zu betrachten vor, als die heilige: Städte, die Beftsage, Gebethe ws Dpfer, welche, da ſie allen Heyden gemein waren, auch beym gebediſhen Go. tzendienſt ſtatt finden, f Die ege Stäbe, welche man iv — zu Tage zur Harzburg zeiget, kommt vollkommen mit den Gebraͤuchen der alten Deutſchen uͤberein, wir moͤgen fie auf der Spite des Berges, oder an dem Gehänge veffelben annehmen. Das feßtere N glaubet der gelehrte Calvoör in dena ſchon angefuͤhr⸗ ten Bude. Er: Tages. An Ualeem Harz, auf dem von dem * Bögen Er —* dem Wege, durch welchen man denjenigen erſteiget, auf welchem das alte SIEH Harzburg geſtanden, zeiger man in einem Selfen ven Ort, wo ver Sachſen Goͤtze Crodo, oder Kecvas der: Griechen oder Saturnus der Römer geftanden, mit dem Ges ſicht genen Morgen gefehret, wohin man eine weite Ausſicht hat. Aber diejenigen irven, welche glauben, daß dieſer Goge in einem Tempel ganz auf ver Spitze dieſes Berges geftanden habe. „, Ich pflich⸗ te dieſer Meynung gaͤnzlich bey, ſowohl in dem, was den Ort, als was den Tempel betrifft. Der Berg ift gaͤnzlich mit Baͤumen bewachfen, und es _ ift wahrſcheinlich, daß er in den alten Zeiten gang von Waldungen umfchloffen geweſen, die jego zum Theil weggehauen worden. Er ift auch fehr hoch, und mit viefen unterirdifchen Hoͤhlen verſehen. Es koͤnnte alfo zu diefem Aberglauben Fein gefchickterer - und bequemerer Ort ausgefucht werden, als diefer ift, und es ift befannt, daß die alten Deutfchen bey dem Dienft- ihrer Götter fehr auf diefe Erforder- niſſe gefehen haben, Es erhellet aber aus der oben angeführten Stelle des Tacitus, daß die Deurfchen überhaupt nichts von den: Tempeln gehalten haben. Und eben das, was Tacitus von den Haynen und Wäldern ſagt, ift auch bey den ‚Sachfen gefihehen, und hieher gehört vorzuͤe iglich folgende Stelle aus dem Claudian. — U ‚Brom klercyaaal per — — ſylvæ Venerari tuto. licea; \ ur verufta‘ © Chaudianus Lib, 1..de 1audib Stil, p 2 4 Abbandking) od _ Relligione truces & robora numinis inflar ' Barbariei noflrz ferient impune bipennes, ‚ Aber von den Haynen und Wäldern und der geheiligten Bergen haben Cluver, Arnkiel und Calvoͤr ganze Bücher ‚gefchrieben. Wir finden in unfrer Nachbarfchaft noch hie und da Spuren von foldyen geheiligten Wäldern. Ich übergehe jego diejenigen wahrfcheinliche Murhmapung gen, die Calvoͤr von unferm Melibocus (*) aus den ausgehauenen Zelfen, die die Geſtalt der Altäte ha ben, aus dem ebenen Plage, aus dem hellen Quell» wafier, aus der alten Tradition der Hexen, welche oben auf diefem “Berge ihre Zufammenfünfte Hals ten, und aus andern dergleichen Anzeigen gefamm« let har: Ich will nur hier bemerken, daß ich auch einen foichen geheiligten Wald bey dem Hügel anz getroffen habe, auf welchem das fehr alte Schloß Haynburg oder Heunburg geffanden. An der Seite rin Eu fteben die Bäume w dicht an⸗ bln⸗ a So nennt Prolemäus den Broden ober Bro: &enberg in der Braffihaft Wernigerode Er liegt vier Meilen von Goslar. In legtrer Stadt wobnte unfer Autor: Daher fagt er unfer Meli- bocus: Die verfchiedne fabuloͤſe Oerter, welche bier ehedem merkwürdig waren, als der Sexen⸗ tanspla, der Hexenteich, dad Brockendbett u ſiw. ſind jetzo groͤſtentheils nicht mehr vorhanden, weil ‚der Braten feit Ao. 1744. da man bier zuerſt ans fieng, den Turf zu ſtechen, und bie Turfhaͤufer zu erbauen, oben ein ganz andres Anſehen en bat. (Anm. d. Ueberſ) * von dem heydn Gögen Crodo. 475 dien. und fo. häufig beyfammen, daß, man hier ein Ueberbleibſel eines den Alten heilig geweſenen Waldes anzutreffen vermeynet, wovon auch vers muthlich der Name Haynburg herkuͤhret. (*%) Die Hoͤhlen, welche in dem harzbur giſchen Walde befind⸗ lich find, werden zwar von einigen für Raͤuber hoͤh⸗ ten gehalten. Sch glaube aber, daß fie vielleicht mit beym. crodonifchen Gögendienft ihren Nutzen gehabt: m Me aber eine e Sache mehr als ei⸗ — | nen Br: Bon diefem alten Schloſſe ſi ehe man noch fehr viieles Manterwerfiauf der Anhöhe, Dicht an dem drunten fiegenden Flecken dieſes Namens, eine Stunde von Blankenburg, ſtehen. Die Anhöhe if nicht mit Baumen bewachfen. Aber der dran liegende Flecken Heimburg iſt mit vielem Bufchs werk umgeben, und man kann bier offenbar jeben, Daß chedem lauter Waldung bier gewelen ſey. Dieſes Schloß bat Baifer Heinrich der Fweyte im eilften Jahrhunderte erbauen laſſen. Einige hin glauben daher, Beimburg jey aus dem Namen Seinrichshurg zufammen gezogen. Dieſes Schloß iſt aber auch) in Demfelben Jahrhunderte von dem Biſchoff zu Halberſtadt und von dem Pfalzgraf Friedrich zu Sachſen eingenommen und wieder mie: dergeriſſen worden. Nachher iſt es wieder erbauet worden, und der Wohnſitz der berühmten Serren von Beimburg geweſen. Heinricus Meibom bat Ao 1633, eine Epiftolam geſchrieben, de illuftrig Heimburgic® gentis origine & progreflu, (Anm. des Ueberf) ER Pit Muthmaßung ift nicht unwabefiheintich. Es iſt bekannt, daß die heydniſchen Briefter in den Haynen und Wäldern einfam und ohnweit Bi. Bögen, oder deſſen Altar ao Dan hre ñAbhandlung nen Mutzen haben kann, fo kann eg wohl ſeyn/ daß dieſe Höhlen nachher. wie ———— der Rüiber teweſen. R Bon — — welche * Crodo be⸗ ſonders gewiomet geweſen, kann ich aus den Anti⸗ quitäten weiter nichts vorbringen, als was man einz hellig von den andern Goͤttern er zaͤhlet. * Wor⸗ mius, Arnkiel und Arnold berfichern, daß die al⸗ ten Deutfchen einen jeden Tag der Woche einen. be⸗ ſondern Gott, und den Sonnabend vornehmlich dem- Crodo gewidmer und geheitiger, und fie mit Opfer und Gebeth gedienet haben. Es ift befannt, daß es: bey den allerälteften Heyden ſchon germehnälh. mar, die Tage nach dent Namen ihrer Dbergoster zu be» nennen, Ich weiß zwar wohl, daß der-gelehrte Se Atzer glaubet, daß der Urſprung der Wochen nicht älter fen als das Chriſtenthum ſelbſt Denn. er fast: (%) 5. Die Zujammenfegung einer Woche aus Tagen ift eine Gewohnheit, welche bey allen orientaliſchen Voikern von je her geb⸗aͤuchlich iſt: Aber bey uns Europaͤern iſt dieſer Gebrauch erſt nach dem Chriſtenthum eingefuͤhrt worden. Al lein Se Meynung Be bie alleräfteften EScri⸗ en ei ” | gIhre —— waren —— PR: ae fie - fich unter einem anfehnlichen Eichenbaum aue⸗ ten, oder fie hielten ſich in atuͤrlichen Höhlen auf. Bey einigen Fönnen die Höhlen auch wohl zur Ver⸗ Z N der zu den Dpfern nöchinen Geraͤth⸗ ſchaften gedient. haben. (Anm. des 3 "ea. 1. Emendat. temporum P- N von dem hey. Goten Crodo 417° Eeribenten, welchensdie Zeitrechnung nach Wochen. aicht unbefannt geweſen. Ich will nicht die Mey⸗ nungen der hriftlichen Kirchenvaͤter bier anführen; ih will nur bey. dem Zeugniffe dei Heyden. ſtehen bleiben, welche in dieſer Sache das groͤßte Gewicht geben, und aus welchen das Alter der Wochen und ie Benenmungen der Tage erheflet. Dion Caßius ſagt: 02 „Daß man ven * die ſieben Sterne zueignet, welche man —5 nen⸗ net, ſſt gewiß eine Erfindung der Aeghptier. she: e rodorme, d diefer aͤlteſte griechiſche Gechlſchtſchreiber druͤckt ſich an einem Orte folgendermaßen aus, | Andre Dinge haben auch die Hex gnptier erfunden, Man widmete einen jeden Monath und jeden Tag einem gewiſſen Gott. Man merkte den Tag, da jemand gebohren. Man urtheilte bieraus auf feine. Schickſale, und wenn ehe er ſterben würde, und was er in dor Welt vorftellen würde. Diefer Din⸗ ge haben fich diejenigen bedienet, die Unter ben Griechen der Dichtkunſt oblagen.,, ind men ift wohl dasjenige Drafel des Apollinis unbekannt, ‚ welches uns ufebius ) aus dem por phyr auf⸗ bepälten hat? + Invoca Mereutuin! et pariter — die folis; Luna itidem cum adehin ejusdem dies; -. Et fimilis modo Saturnum, & V enereni, lavocationibus arcanis, quas invenit Maga: rum — 9 u * * Sept *) Libro — F er) Lib: 5: Pr&p. Ev. KR» PER N“, 43° Mhandtung un Septifonx Rex, quem omnes norunt, Et valde, &fingulatim an er Deum Septem⸗ ici voce: Eben ſo gewoͤhnlich war auch der Wochenfauf ſchon bey den alten Deutſchen. Grotius (*) ur theilet aus den Namen ver Tage, die noch jegt bey. den Deuiſchen, Brittanniern und Gafliern gebräuche lich find, daß die Celten ihre Jahre in Wochen. ſchon eingeigeitet haben; welches auch Helmold von den Slaven behauptet, Was aber die Benen— nung der Tage änberrifft, fo wäre zu wünfchen, daß Die alten Namen derfelben noch alleſammt da waͤ⸗ ven. Der Tag, den man dem Crodo gewidmet hatte, ſcheint feinen rechten Namen längftens vers loren zu Haben. Der Name Sonnabend ift weit jünger, und, wie es fcheint, von der alten Gewohn⸗ heit der Chriften hergeholt, da fie den Abend Diefes Zages, als eine kurz vor dem chrifttichen Sabbath. vorhergehende Zeit feyerten. Der Name Sambs-⸗ tag fcheint nicht viel älter, und aus dem Wort Sabbatstag zufammengefest zu fenn. Man hält den Satertag zwar Bor den alten und ächten Nas men, der der Dies Saturni iſt; aber dieſes werde Ich alsdenn erft zugeben, wenn man beweifen wird/ daß ber Saturnus wirklich ein Gott der Deutſchen ges weſen ſey. : Wenn jemals eine folche Benennung bey den Deutſchen im Gebrauch gervefen, fo hat fie vermuthlidy ihren Urfptung von den Roͤmern, wel⸗ ehe den legten Tag in der Woche dem Saturnus a gewid⸗ E) kibe i. de Veritat: zelig: Chriftian: c· 16 ‚von dem heydn, Goͤtzen Erodo. 479 gewidmet hätten, und die Benennung biefes Tages in Deutſchland, Gallien und DBrittannien eingefühs vet, da fie einen großen Theil diefer Sünder inne, ges habe. Die Benennung aber ver übrigen, Tage ruͤhrt offenbar von den einheimifchen Göttern her. \ Ep wird ver. erfte Tag von der Sonne, Sonntag genennet; der zweyte Tag, vom Mond, Montag: der dritte Tag von Tuito, der Dienftag oder Tivie ſtag; der vierte Tag, von Wodan, Wovenftag oder Wonſtag; der fünfte Tag, vom Chor, Thor« ſtag oder Donnerſtag; und ver fechfte Tag von der: Steya, Freytag (*). Alle diefe Namen: find aus \ * unſrer ¶) Diefe Gewohnheit, an einem jeden Tage einen beſondern Gößen zu verehren, war. beſonders Key ‚ven cimbrifchen Sachſen gebraͤuchlich; und da ‚von, Diefen bie Engellaͤnder abftanımen, fo haben ſie auch die Namen ber Fage, Die von dem. Goͤt⸗ tern herruͤhren, beybehalten. Gie nennen den Saonnabend auch Saturday, welches der einzige ‚Bon den Römern entlehnere Name. Den Sonn⸗ tag sind Montag nennen fie Sunday und Monday. Der Dienttag beige Thuesday, welcher Name gleichfalls vom Euiflovder Tuifto herrührer, der von den Cimbrieen, an diefem Tage angebethet wurde, Dieſer Gott fell bey Eölln geſtanden Dt Be und Dad ohnweit Diefer Stadt liegende Dorf Twitſch ſoll von ihm fo genennet worden fepn. Er wurde mit einem Scepter in der Hand und mit einer Thierhaut umhuͤllt abgemaͤhlet Ob Wednesday fo viel ald Wodansday ſeyn fol, will ich nicht beſtimmen. Aber Thursday rühre offenbar von Thor ber, und weil dieſer Gore. für den Herrn über Donner und Bis gehalten wur⸗ de, fo ruͤhrt unfre deutſche Benennung Benin n ‚480 | Abhandlung ee unfrer Mutter ſprache hergenommen, A e Ahnen den deurfchen Göttern entlehner, und zwar. von ſol⸗ chen Goͤttern, deren ehemalige: Verehrung eine in den Geſchichten ganz bekannte Sache if. Wer wird ſich nun einbilden, daß die Deutſchen aus der Mythologie Der Fremden den Saturnus allein haͤt⸗ ten angenommen, und mit Beybehaltung dieſes | Namens mir inter ihre Götter gezähler haͤtten; da doch in: ganz Teutſchland gar Feine Fußftapfen eines ehemaligen römifchen Gößendienftes gefunden wor⸗ den. Man Fan mit feiner Gewißheit behaupten, ob der Sonnabend den Crodo geheiligt geweſen, und ob diefer Tag von ihm bie Benennung babe; obgleich diefes auch nicht gan verneint werden kann. Die Gebethe und Spfer find alleit Bölfetn 73 genau geweſen, daß dergleichen ohne Zweifel auch beym crodoniſchen Goͤtzendienſt werden ſtatt gefuͤn⸗ den haben: Von den Gebethen, die man dem Crodo gethan ift mir nichts bekannt geworben; aber die Dpfer verdienen eine defto größere Lihters fuhung, je ſchrecklicher und graufamer fie gewefen; Denn Arnkiel, welcher die Gebräuche der cimbris ſchen Voͤlker iche genau erforſcht hat behauptet, daß die Sachſen dein Crodo Menſchen geöpfert hätten, Er ſagt, „Dionyſius Halycarnas fehreis bet im erften Buch, dar die.celtifchen und andee ges gen Orient fishafte Bölker dein Saturn Menſchen Yeopfert; >» — her, Friday hat fo wie unſer Fre tod j ag —* — von der Sein oder ſSreia „ea Heberfi) er... ni von dem Heydır. Bögen Crodo. 481 ——— Hierunter werden unſere Vorfahren mit begriffen: denn durch die Celten werden verſtanden die deutſchen, brittanniſchen, ſpaniſchen und illyriſchen Voͤlker, welchẽe Nation find, (*) Hier wird dasjenige, was man vom Saturn erzählet, dem Crodo zugeeignet. Ob wir zwar den Crodo und Saturwoder Sarer nicht für einerley halten; fo wollen wir doc) nicht läugnen, daß dem Crodo Menſchen geopfert worden. Wir glauben diefes vielmehr felbft aus verfchiedenen. Urſachen. Denn erſtlich wären diefe graufame Handlungen damals in der, ganzen Welt frhr gemein. _ Hernach verlei⸗ tete der Teufel befonders die Celten, wozu auch vie Deutfchen gehören , zu dieſer — Ueberdem haben die Slaven, fo wohl zu des Taci⸗ tus Zeiten, als auch noch lange nad) aufgegangenem — des — mit den u ee i ‚Ihre ©. Aenkiels crimbriſche Heyden⸗Religion, p. 179. (d darauf führt der Autor aus dem Piutarch Opfers an. „Die Aeltern ſelbſt, ſagt tarı ———— ihre Kinder wiſſentlich; die aber keine nder hatten, kauften dieſelben von armen Leuten wie man Lammer und junge Voͤgel kauft. le Mutter ſtund dabey (bey dieſem Schlachts | opfer) ohne Trauren und Geufzen, wo fie aber ein Franerzeichen von fich gab, oder weinete, Ward ſie an Gelde geſtraft; das Kind aber ward nichts. oweniger geichlachtet. Alles ward vor des Gas ters Gößenbilde mit der Flöten, Trummel: Ger räufch oder Klang ‚erfüllet, danrit das Heulen der Geſchlachteten nicht könnte A Werben. » (Anmerk. des Ueberfegers.) "a6, Dand, 9 b 482 2 Abhandlung) 8 ihre Hände beflecket, Und endlich ſo war dieſer Gebrauch bey ven Cimbern, von welchen die Sach⸗ fen abftammen, amnallergewöhntichften „mie dieſes oftbelobter Arnkiel aus den ſchwediſchen, daͤniſchen, islaͤndiſchen, norwegiſchen und eimbriſchen Annalen: und Monumenten hinlaͤnglich beweiſet. Wir haben alſo keinen Grund, die Anbether des Crodo allein von dieſer Unmenſchlichkeit loszuſprechen. () * — Daß dem Crodo wirklich Menſchen geonfert witz den, daran iſt wohl gar nicht zu zweifeln. beſtaͤtiget diefes ein aufeine Wächetafel eingefchries benes Gebeth, welches die Heyben dem Crodo ver⸗ richtet, und welches anf dem Rathhaufe zu Goslar Am Archiv verwahret geweſen. Als Carl der . @roße die hiefigen Gegenden befriegte, (wovon un—⸗ sen ein mehrered wird gefagt werden) fo wurde‘ ees ihm fchwer ‚der Witekind, der der Sachſen ‚nach andern Gegenden fich wenden mußte ſo vers ‚rück, richteten fich wieder einen Crode auf, ‚Heerfübrer war, fo bald zu überwinden. Er ſchlug ihn einigemal, zerſtörete den erobenifchen Bögen, und befebrre viele Sachſen. Da er aber Aih fielen die Sachen wieder im ihr Spbeh betheten ihn mit einem Gebeth an. Diefes Be: beth iſt in Uncial- Leitern gefchrieben. Da we unſer Autor deſſen erwaͤhnet, noch Arnkiel no irgend ein andrer es anfuͤhrt; ſo hoffe ich, bey al⸗ .. Jen Liebhabern der Antiauitäten einen Dank zu ver⸗ Denen, wenn ich es bier mittheile, fo wie mir es bey meiner Anweſenheit in Goslar von dem daſi—⸗ gen gelehrten Seren Senator Michaelis mit der Auslesung mitgerbeilet worden, Bruͤckmann hat zwar dieſes Gebeth in: Cent, 2. Epiftol. itinerar. Tab. L Fig, Labdrucken laſſen, aber mit fehr zer⸗ ſtuͤmmelten EHsvafteren, und ohne u von dem heydn. Bögen Crodo. 483 Der Gebrauch der Altäre war ſchon feit der Suͤndfluth bey allen Völkern eingeführt,. Es ift Daher nicht allein wahrfcheiniih, dag auch beym erodonifchen Gögendienfte Altaͤre geweſen, fondern wir Fonnen diefes um fo gewiffer behaupten, da noch bis auf diefen Tag ein Altar des Crodo in der Stiftskirche St. Simonis und Judaͤ zu Goslar gezeiger wird, Er ift von durchbrochenem Metall, Inmendig hohl, und fol nebft andern heiligen Ges raͤthſchaften von Harzburg hieher gebracht worden pn. Er hat die Geftalt eines Parallelopipedi, drey iß und fo viel Zoll lang, zwey und einen halben uß breit, und zwey Fuß fieben Zoll hoch. Unten ‘ find an den Ecken der Bafıs vier metallene Statuen von Männerchen, die gräßlich ausfehen, einen hoh⸗ den Kopf und hohlen Körper Haben. Die obere Flaͤ⸗ che aber des Altars ift eine Marmorplatte, in wel⸗ cher ein Kreuz eingefchnige ift, als ein Zeichen der biſchoͤfflichen Einweihung. Man hat große Lirfache, * 9520 Diefes - ——— J Eh auch ohne zu Tagen, ob es ein Geberh ſey oder nicht. jeine Abſchrift iſt folgendermaßen befchaffen: Hilli kroti Woudana ilp osk un osken pana Witekin ok Kelta ef ten aiskena Karelui ten Slaktenera. Ik kif ti in ur un tu fcapa un tat xof. Ik slakte ti all fanka up tinen iliken Ar- tisberka, - Der Verſtand davon iſt folgender : 0 Heiliger großer Wodan! Hilf uns und unſerm Seren Witekind, auch dem Kelta (Unterfeldherr) vor Carln dem Schlächter. Ich geve Dir einen Ochſen und zmey Schafe und den Raub. Ich ſchlachte dir alle Gefangene auf deinem heiligen N Hartisberge. Anmerk. des Ueberſ.) J 1J Aa ih. EN · diefes Stuͤck &wieftic dor einen Altar des, Crodo halten. Denn es beftätigen diefes die "alte bis, j die Rachkommen beſtaͤndig ſortgepflanzte Tradition davon, die Urtheile der Gelehrten, und ‚die Geſtalt, welche von den Altaͤren der Chriſten gaͤnzlich unter⸗ * hinge gen zum Goͤtzendienſte völlig bequem iſt. Denn die Ehriften richteten ihre Altäre ent⸗ weder an den Wänden oder Säulen auf, oder fie . ſtelleten ſie in eigene und beſondere Verſchlaͤge. Dieſer Altar aber iſt ſo beſchaffen, daß er wie ein viereckigter an alten Seiten gleichförmiger Tiſch in der. Mitte des Tempels ſtehen kann. Die Altaͤre der Chriſten haben eine ganz andere Geſtalt, ſind auch viel Höher, als dieſer erodoniſche. Endlich reden auch die Statuen der kleinen Kae ner nicht allein Durch Die Geſtalt und — ihrem Alterthum ſelbſt, ſondern ihre hohle und Koͤrper zeigen an, daß ſie zu dem Häucherwerfe gedienet haben: Aus diefem alten kann man t den ſichern Schluß machen, daß dieſer Altar wirklich zum crodoniſchen Goͤtzendienſt gehoͤrt habe. Das auf der Marmorplatte befindliche Kreuz ſtoͤßt Meynung gar nicht ums... Vielmehr läßt fich & aus fchließen;, daß diefer Altar wegen: feines ) thums tachher zum chriftiichen Gertesdienfte ge= braucht und feyerlich eingeweihet worden. Denn Carl der Große pflegte bey Zerftörung der. Gds tzenbilder einige heydniſche Heiligthuͤmer dem An⸗ denken der Nachwelt aufbehalten, und‘ in anſehnli · en’ Kirchen: verwahren zu laſſen, wo ie eir nen | u Ort haften, und a mehr gur —3 geben kennten. f von dem heydn Goͤtzen Erodo. 485 Die allerſchwere te Frage iſt allerdings diefe, ' was fuͤr einen Gott das crodoniſche Gößenbild eis gentlich vorgeftellet habe, und wen zu Ehren. es fey errichtet worden ? Hier Fann man ſehr wenig entfcheiderides vorbringen. Alle diejenigen, welche die rn der alten Deutſchen mit Fleiß Durch» jet ſtimmen insgeſammt überein, daß der odo mir dem Saturn’ der Römer einerien fen, der Name Suter hergefommen. Wir ha— ‚ ben dieſes in denen aus der alten fächfifchen Chronik, | She Cranz und Zeznerus- angeführten Stellen bereits gezeiget. Alle andre folgen ihnen hierinn. Sie ſuchen nicht allein wahrſcheinlich zu machen, daß der Name Suter diefem Gotte zufomme, ſen⸗ leiten aud) das Wort Crodo aus dem Gries hifchen »edvos ber. Allein, ivenn man alle Gründe recht genau erwäget, fo wied man finden, daß der Crodo der Sachſen mit dem u der Kömer ger ice gemein habe. Deafe Urſache, — ich an urcheile, iſt aus dem ‚Grunde diefer Meynung felbft herges nommen. Deim diejenigen von den Neuern, die fich einen Saturn der Römer erdacht haben, fols gen we einzig und allein der alten fächfifchen 0 — Autor, ohnerachtet er viel ſchoͤne —* zuſammengetragen, doch auch vieles aus ſeinem Gehirn ausgeheckt hat. Wer bemerket nicht, daß alles, was er von dem hieroghyphiſchen Sinne diees Gößenbildes vorbringt, feine eigene Er— dichtung iſt. ru iſt alles ſo Eindifch und ab- gefchmackt, i daß es dem Wig eines müßigen Moͤn⸗ ap" 505 den 46 Ahnung hen ſehr ähnlich. if. Sein Anſehen if Zn f6 groß nicht, Daß wir feine ——— * —* dings annehmen ſollten. Es kann ferner: niemals baraeiben ir A daß die Deutſchen oder. Sachſen, welche aus Cim⸗ brien nach den hiefigen Gegenden gefommen ‚ roͤmi⸗ ſche Abgötter gehabt hätten. Ich weiß zwar wohl, daß es einige behaupten, Aber fie koͤnnen hievon kein einziges aͤchtes Zeugniß aus den Alterthuͤmern vorbringen. Sie berufen ſich alle auf das, was die ſaͤchſiſche Chronik und Cranz davon geſchrieben haben. Wenn man aber die Sache genau erwaͤget, fo zeigt fih der Ungrund diefer Meynung gar bald; Man muß billig fragen, bey welcher Gelegenbeit diefe römifche Götter nach Sachſen gekommen? Nichts ift dem Autor der fächfifchen Chronik leichter, als die Beantivortung diefer Frage. Er bringt eine Fabel von Julius Caſar an. Er läge ihn durch feine fiegreiche Waffen die hieſigen Gegenden erobern, nachher ſieben Feſtungen erbauen, von welchen eine jede einem roͤmiſchen Gotte gewidmet gewefen, und welche Götter von den Nachkommen nachher anger bethet worden. ° Allein dieſes iſt ſo abge daß man fi) wundern muß, daß einige | eiehrte fi davon haben einnehmen laflen. Der Cäfar ſelbſt, diefer glaubwürdigfte Zeuge feiner eignen Thaten, widerleger diefe Fabel. Denn er befen- net felbft, daß er, nachdem er über den Rhein ges ‚ fommen, nur ſehr kurze Zeit in Deutſchland ſich aufgehalten habe. Pompejus fpottet dieſerhalb Finn beym Lucan, als ob er die Me | niger von dem heydn. Goͤtzen Crodo. 487 niger Furcht oder Feigheit nicht laͤnger habe fuͤhren Wollen. Wie viel Zeit wäre alſo wohl dem Caͤſar -Übrig geblieben, ſo viele in großer Entfernung von einander liegende Feftungen ju bauen? Die Nic) tigkeit diefer Meynung hat auch Cranz felbft 'et- kannt, der doc) fonft in feinem Stuͤcke von ver fäch- fifchen € ronik abgegangen iſt. Da er aber au) will, daß die romifchen Götter in Sachfen angebe> her worden, fo giebt er einen andern Urſprung der römifchen Theologie i in Deutfchland am Er muth⸗ maßet daß dieſe fremden Götter entweder don eis . nem deutſchen Fuͤrſten, der bey der roͤmiſchen Armee gedienet, in Sachſen gebracht und eingefuͤhrt wor⸗ den, oder daß man ſie in dieſen Gegenden von der Zeit angefangen habe zu verehren, da Druſus mit feinen Waffen bis an die Eibe vorgedrungen. Aber Feines von beyden hat einige WahrfcheinlichFeit. - Dem daß dieſe fremde Religion von einem Fuͤrſten, der unter den Roͤmern gedienet, fer eingeführt wor den, fönnen wir darum nich® "glauben, weil das Anſchen der deutſchen Prieſter ſo groß war, daß ohne ihre Einwilligung fein deutſcher Fuͤrſt in einem — geringſte Religionsveraͤnderung eihftihren duͤrfte. Ja die Druyden hatten ſo gar ihre Ge⸗ walt fo fehr ausgedehnet, daß fie auch in Staats ⸗ fachen fehr viel zu fagen Hatten: "Mun ift ſchwer zu glauben daß die Prieſter die Einfuͤhrung * Gotter von einem Fuͤrſten werden — Was die Meynung von dem Druſus bett x iſt es zwar. wahr," daß Diefer tapfere Juͤngling⸗ nee dem er die wildeften Voͤlker — *— "und einen Er rn | ‘ 8 Abhandlungn amd ns vinz machte „ allenthalben an der Moſel, der. Elbe und der Weſer, Seftungen und Garuiſonen sanges legt habe: Allein der Haß gegen das römifhe Joch war bey, den, Deutfchen fo ftarf, daß. ſie ihre Sit⸗ ten höchftens verabſcheueten, und nur darauf be⸗ dacht waren, fi) von dieſem Joche ‚wieder zu.b freyen. „Die Freude waͤhrete nicht. lange, ſagt Florus, indem die Deutſchen che uͤberwundne Scla⸗ ven als freye Leute waren; und Die Sitten der Kos mer mehr als ihre Waffen unter dem Druſus vers abfcheueten.„ Wenn dem alfo ift, fo gerathe ich auf die Gedanken, daß entweder die römifchen Goͤt⸗ ter von den überwunduen Deutfchen niemals find ans genommen worden, oder , wenn es geſchehen, daß es ihnen Fein. Ernſt damit. gewefen ſey, und fie das zu mit Gewalt gezwungen worden... u diefem Falle aber blieb doch der Haß noch immer, der fie beftäns big anreizte, ſich dieſes Jochs zu entledigen. Die ſes iſt ihnen auch endlich gelungen, nachdem der Terug getoͤdtet und an drey Legionen geſchlagen worden. Was für eine Verachtung und: welchen Haß gegen die Roͤmer ließ das ſiegende Volk nicht jetzo bixken? Wie unbarmherzig gieng man nicht nit den Gefangenen um? Einige wurden an dem Bäumen gleid,fam gelreuzet, andre an den Galgen gehenkt, und andre in tiefe Gruben geſtuͤrzet. Die Tribuni und eberſten Hauptleute, die von der varia⸗ niſchen Niederlage noch uͤbrig waren, — Opfer geſuͤhret und geſchlachtet. Kann man nun wohl glauben, daß die wider die Römer aͤußerſt ers bitterte Deutfchen ‚einige vömifche Gebraͤuche unter ſich werden gelitten haben? Seit biefer a + | von dem heydn Goͤtzen Crodo. 489 ſich die Herrſchaſt der Römer nur bis am den Rhein, und fie haben nachher das diffeitige Deutſchland ſich niemals wider unteriverfen koͤnnen, ohnerachtet fie es beſtaͤndig mit Kriegen heimgeſucht haben. Es iſt alſo ſehr wenig wahrſcheinlich, daß die Deutſchen die Gebraͤuche und Goͤtter dererjenigen angenommen haben, deren Herrſchaft ſie durchaus nicht ertragen ‚ fonnten. Am unglaublichſten aber iſt dieſes von den Sachſen, welche aus Cimbrien hieher gekom— men, und niemals mit den Roͤmern einige Gemein⸗ ſchaft gehabt haben; und veren Begierde, ihre eine heimiſche Götter; zu behalten und zu ſchuͤtzen, noch zu Caroli Zeiten ſehr groß war. ° Aber-bier wer den uns einige einwenden, daß doch viel Autoreg ben Gögendienft der Mercurius, Hercules Wiss, Vulcanus, ja felbft der Aegyptiſchen Iſis bey den Deutſchen wirklich behaupten. Hie⸗ ber gehört folgendes aus dem Tacitus. (*%) „Ans ter: den Göttern verehrten fie vorzüglich den Mercus rius, dem fie an gewiffen Tagen einige Menfchen zu opfern pflegen. ‚Dem Hercules und Mars dies nen fie mic gejchlachteten Ihierenz und ein Theil der Sueven opfern. der fies Ich geftehe, daß dieſe Stelle fehr wichtig und dem Anfchein nach ſchwer zu „widerlegen ift, da Tacitus das Alte Deurfchland vor allen am genaueften beſchreibt, und hierin ein fo großes Anfehen vor fich hat. Aber wir-finden dennoch, daß Tacitus, wo nicht eines Verrugs, doch eines Irrthums in diefer Sache befchuldige MR r % , N e) de Morib. German, 9 *556 * — ar * | j #90 2 Abhandtang lt mr werden koͤnne· Es iſt bekannt, wie ſpaͤt die Roͤ— mer Deutfchland durchwandert haben, und wie groß die Wildheit der deutſchen Voͤlker war, fo, dar fie gar fein Commercium mit fremden Nationen So oft ich dieſes erwaͤge ſo oft wundre ich mid), daß vor dem Tacitus einige Seribenten ſich Ai fanden haben von Deutfchland zu ſchwatzen. Seit⸗ dem die Römer ſich durch Hülfe ver Waffen den Weg durch diefes Sand gebahnet, fo haben wir’ wet | mehrere Kenntniß von unferm Baterfand erhalten aber eine ſolche, die der damaligen Barbarey J maͤß iſt. Sarbft die Römer fonnten, wie Poly⸗ bins bezeuget, (*) unmöglich eine genaue Kennte niß von Diefen Ausländern erlangen, roeil die Rei⸗ fen überaus beſchwerllch und zu Waſſer und: Lande . mit unzähligen Gefahren verknüpft waren, weil dieſe Barbaren gegen ihre Gäfte nicht umgänglich und beſcheiden, die Sprachen fo ungemein verſchieden waren, und die Verwegenheit der Scribenten fo groß war, daß fie alles, was fie nur hörten, ohne fernere Lnserfüchung niederfehrieben. Man wird. ins beſondre bemerfen, daß die Römer lauter Muth- maßungen anbringen, wenn fie den Gottesdien der Ausländer befhreiben; und daß fie alles nach ihrer Goͤtterlehre geſchmiedet, und die deutſchen Goͤt⸗ ter zu roͤmiſchen Gottheiten gemacht haben, fo bald fie nur einige Aehnlichkeit fanden: Gleichſam als ob aller Gottesdienſt von den Griechen und Roͤm u den andern Völkern uͤbergekommen ſey. Die * diſche Religion iſt gewiß von al et t peypnifßen, un 9) Lib. 3. Hit. p. m. 226. 5 N € von dem heydn. Goͤtzen Crodo. 49r rdmiſchen Religion himmelweit unterſchieden; und doch haben die griechiſchen und roͤmiſchen Scribenten ſo — viel unnuͤtzes Geſchwaͤtz davon gemacht. Man leſe nur, was Tacitus, Plutarch, Juve⸗ nal und Juſtinus von ihrem Gottesdienſte melden. Einige fagen, die Juden hätten Feine gewiſſe bes ftimmte Gottheit. Andre machen den Himmel zu ihrem Gott. Andre behaupteten, daß fie Efel und Schmweine anberhen. Wieder andere geben ihnen ben Dacchus, und andre den Saturnus zum Gott. Was vor wunderliche Begriffe wuͤrden wir uns nicht machen, wenn wir nicht die gewiſſeſten und un⸗ truͤglichſten juͤdiſchen Buͤcher und die heilige Schrift ſelbſt haͤtten? Wenn alſo die roͤmiſchen Scribenten von dem juͤdiſchen Gottesdienſte ſo ſehr verſchiedne und ganz unrichtige Sachen gemeldet haben, da doch die Juden unser ihnen lebten, und mit ihnen viel zu fchaffen hatten; fo ift Fein Wunder, daß fie den Gottesdienſt der Deutfchen fo unrichtig befchries ben, und ihren Görtern roͤmiſche Mamen bengelegt haben, welche die Deutſchen, wenn ſie wieder auf⸗ ſtehen follte , niemals dafür erkennen würden. Irenicus fagt auch ausdruͤcklich vom Plinius, Strabo, und Prolemäus, daß fie die Gefchichte von Deutſchland mehr verdunfelt als in ein Licht ges tzt haben; und die Verſchiedenheit der Sachen und ange wo in den Namen fo groß fey, daß man bey ihnen faum die richtige und a — ihres — finde. a | man mir — ne it von as Bee a keit. Men a den En 92 Abhändtung) Bamburgifchen Jupiter (*) mit ſeinen zwoͤlf roͤ ⸗ ri Goͤttern un cr ni und —— & ii fihen die Deynung angeführt worden bo | u | auf; erichtet baten. Bey Hamburg: as a DL burgi⸗ Hin 54 }45 ! Drufus und fein Gobit — in Deutſch⸗ land an verſchiednen Orten roͤmiſche Go ſollen Sammon feinen Tempel gehabt . wiediauf. einem Shronfigend. abaebildet.. Zu feiz ner Rechten ſtunden bie ſechs Götter Tepe n, Pluro, Onlcen, Wars, Mercurius und Apol 05 zur Linken aber die ſechs Esdttinnen Juno Ceres, Defta, Denus, Pallas und Diana. Die fächfiihe . Chronik will, daß die Stadt Hamburg ihren Nas men von diefem Jupiter Hammon habe, Andre ... aber/leiten diefen Namen von dem Kriegsbelden Kamm ,- andre vom. denfiihen Gott Hama und noch andre von einem Walde, ſo Hamme genennt worden. Man findet dieſe verfehiedne Meynungen umſtaͤndlicher in Arnkiels cimbriſcher Heyden⸗Re⸗ ligion P- 110. ‚Die magdeburgifcbe Venus, wel⸗ che einige ver die deutſche Fieia halten, war ein — nd zwey Tayben geſpannt. Carl der Große zer⸗ ſtoͤrte dieſes Goͤtzenbild, als er gegen Wit Maps, A 4 2* —* wg! „nenpe_ Fackel und einen Pfeil hatte. Dabey ſaßen drey Jungfern auf dem Wagen, die fi Fr weibliches Goͤtzenbild, das nadend auf einem Wa gen fund, auf dem ‚Haupt einen Nyctbenftang, * der Ius Ain der reiten Hand eine Weltkugel, in der linken drey aklone Aepfe I, und auf der Bruſt eine bren⸗ ſtellten. Bor- dem Wagen waren : zwey Schwai zu Selbe lag, und bauete nahe bey cine uber. an der Hand Ken und. die drey Grafi rien vor⸗ von dem da geſtandenen Goͤßen Megdeburg oder WR er des Magdebur genennt wurde; welche Kaiſer Otto ran ui ehe Steh nn | TERN s l ” bvon dem heydn Goͤtzen Erodo. - 493 burgifche Venus bier als einen Gegenbeweis vors bringen: Denn dieſe Götter ſollen von den. Sad: fen angebethet worden ſeyn, wie die ſaͤchſiſche Chro⸗ nie und ‚viele andre vorgeben. Ich will mid) bei diefen Faben garnicht —595 — denn es iſt ſchon laͤngſt bekannt, Daß. alle Erzaͤhlungen von dieſem Jupiter lauter Erdichtungen find, Da Lambes cius ieſes ſchon hinlaͤnglich gezeiget und bewieſen ; fo will id) mich hiebey weiter aufhalten. FR verfolge vielmehr meinte Gründe, die mich — daß ich den Crodo nicht vor den Saturn der Roͤmer halten kann. Dieſes erhellet drittens noch mehr aus ber Abbildung des Code ſelbſt. Man wird auf den roͤmiſchen Muͤnzen, auf den Marmor⸗ und andern alten Innſchriften, unter den Zeichen des Saturns niemals einen Elmer mit Blumen, und einen Fiſch unter ven Füßen finden, Iſt es alfo nicht was verwegenes, wehn man den Crodo mit bem Saturn verwechſelt? Endlich kommt auch der forumifhifehe Barrebs dienft gar nicht mit der Theologie der alten Deuts fchen überein Diefe war größtentheils eine natürz liche Theologie, ohneracht⸗t fie auch ihren Vorfah— ven, die-fich um fie verdient gemacht hatten, Ehren⸗ fäulen errichteren. Wir wollen dieſe Sache etwas genauer betrachten. Als die Nachkommen des Noah hren Gott zu verfennen anfiengen, fo.ftims meten ie doch alle darinn überein, daß ein Gott ſey, und daß dieſer Ehrerbiethigkeit von uns fodre. (Denn welch ein Volk iſt “u fo wild und . 2 a Abhandlung fam , daß nicht der Gedanke von einem Gott in fein Gemuͤth eingegraben fen.) (*) Aber da fie durch Die Sprachen fo wohl als durch die Entlegenheit der. Derter fehr von einander gefrennt wurden, fo hatten fie freylich nicht ein und eben denfelben Begriff von Gott, fondern ein jedes Volk erdachte fich einen nad) ven Maaße feiner eignen Vernunft, Wenn _ fie iprer Vernunft und den Reliquien des in fie ver» borgenen Lichts der Wahrheit beffer gefolger hätten, fo ift fein Zweifel, daß diefe Menfchen, vie nachher in fo verfchiedne Borurtheile verfielen, weit richtigere Begriffe von Gott gehabt haben würden. Aber da fie hierauf fehr wenig aufmerffam waren, fo ift fein Wunder, daß fie in die allergrößten Srrehümer und in eine gänzliche Unwiſſenheit der göttlichen Dinge verfallen find. Die Theologie der Heyden war hauptſaͤchlich von dreyfacher Art. Sie war, wie Auguſtinus fyon angemerfer, (**) entweder eine natuͤrliche, oder fabelhafte oder politifche Theologie, Diefe fegtere ibten die Romer aus, indem fie eine ſolche Religion erfannen, die gefchide war, ihre Mepublif in ein genaues Band zu verfnüpfen, Jene bat ihren Alrfprung den Poeten zu danken, welche einen jeden Helden, der fich nur etwas über den Pöbel erhob, fogleid) unter die Zahl ber Götter ‚feßten: Sie war auch bey den Griechen im Schwan« ge, welche die natürliche aͤgyptiſche Theologie, die fie nicht verftunden, mit vielen bierogiyphifchen Dingen umbülleten ; und ſich bierinn wie die Kin ) Cicero Queft. Tuseulan, Li... ° ! **) De civitat. Dei Tom. 5, Lib. ö, gap. 5. Pr1os. r von dem Haydrr. Bösen Erodo, 495 der verhielten, die mit der Schaale ſpielen, den Kern aber unberührt laffen. Allein die mehreſten feptentrionalifchen und occidenfalifchen Bölfer wurden aus der Bewunderung der Begebenheiten der Nas tur, und aus der Betrachtung der vielen guten - Dinge, die ihnen daraus zuflichen, angereizet, dieſe Dinge auzubethen, und daher das Erfchaffene mehr als den Schöpfer zu verehren. Dieſe Art der Ab⸗ goͤtterey bat Disco ſehr wohl eingefehen, welcher von den Barbaren (denn fo pflegte er dieſe Völker zu nennen) alſo ſpricht. „Mir deucht, daß die era ſten Menfchen in Griechenland nur diejenigen Götz ter gekannt haben, welche die Barbaren jego anbe— then; nämlich die Sonne, den Mond, vie Erde, ‚Die Sterne, und welche fie deswegen Götter nennen, weil fie wahrgenommen, daß fie einen vegelmäßie . gen Lauf haben,, Caͤſar fagt befonders von den Deuefchen: „Unter der Zahl der Götter harten fie nur allein die, welche fichtbar find, nämlich die "Sonne, den Bulcan, den Mond; die übrigen wa⸗ ren ihnen nicht einmal dem Rufe nad) befannt. „, Durch den Bulcan wird bier nicht derjenige lahme Ehemann der Denus verftanden, den die Griechen mit fo. vielen Zabeln befchrieben haben; (denn diefe Götter Fannten fie nicht einmal dem Rufe nach,) fondern es wird das Feuer verftanden, für deſſen Dberhertn ver Vulcan gehalten wurde. Hier find alfo die Goͤtter der Deurfhen! Sie find groͤßten⸗ theils natürliche, und folche, Die in die Augen und ‚Sinne der Menfchen fallen. Selbſt Tacitus, der fonft wenig Kenntniß von der Religion der Deuts fchen hatte, redet die Wahrheit, wenn er fagt, daß 456 Abhandlung. = die Deutſchen die Hertha, das iſt ‚die je te ber . Erde anbethen. Hier thue ich noch den Taranım der Gallier Hinzu, deffen Lucanus gedenket. Denn die Gallier und Deurfchen waren vormals unter dem gemeinen Namen der Celten befannt, und hatten faft gleiche Gebräuche, Man murhmaßet, daß ‚diefer Taranim von Taran oder Tonder, wei⸗ ches bey den Brittanniern und Deutſchen Donner heißet, den Namen habe, und einen Gott und Herrn der Elemente vorgeſtellet. Ich weiß nicht, ob dieſer Gott vielleicht der Teßı@w der Beten beym Herodotus fen Denn obgleih Boxhorn dieſen Damen’ von Giswallifa herleiter, welches bey — Gothen ſo viel heißt, als Buhe verſchaffen; ſo glaube ich doch, daß er von Geblitzen oder Blitzen feinen Urſprung habe. Wir ſehen hier aus, daß alles, was in der Natur erſprießliches war, von den Deurfhen unter die Götter verfegt wurde; und gewiß, wenn, fie Die. großen ‚Reichehümer unfers - Kammesberges (*) gejehen hätten, fo iſt fein Zweifel, daß fie demfelben würden Ehrenſaͤulen, Altaͤre und Goͤtzentempel errichtet und gewidmet. haben. Denn als die Menſchen, nach des Apoftels Ausſpruch, in ihrem Dichten eitel geworden, ſo hielten fie alles dasjenige für goͤttlich was fie auf einige Weiſe reicher machen. Eonnte, Keine andre... Abſicht hatten auch die Iſraeliten bey dem Dienfte Welecheth, als nur um fic) dadurch alle Gluͤckſe⸗ ligkei ⸗ 0 An dem 9— dieſes Beräbmren Bere eg bie Stadt Goslar (Anm. des Ueberſ.) 2 —— am EN ve al | ‚von dem heydn. Bögen Erodo. 497 figfeiten der Welt zu verfchaffen. Hieher gehören ” die Worte aus dem 44ften Capitel des Jeremias. „Wit wollen Melecherh des Himmels raͤuchern; und berfelden Tranfopfer opfern, mie wir und unfre Väter, und unſre Könige und Fuͤrſten gethan has ben in ven Städten Juda und auf den Gaflen zu Sserufalem; da hatten wir auch Brodt genug, und gieng uns wohl, und fahen Fein Ungluͤck. Seit der Zeit aber wir haben abgelafien Melecheth des Himmels zu räuchern, und Tranfopfer zu opfern’; haben wir allen Mangel gelitten. , Hierzu Fam noch die Bewunderung der Dinge der Natur. Denn da fie die wunderbare Schönheiten derfelben die Ordnung und ihre erftaunenswürdige Veraͤnde⸗ zungen täglich mit Augen ſahen, fo unterfuchten fie nicht, aus welcher Duelle alles dieſes entfpringt; fondern fie verehreten die Creaturen, ohne aus diefen vortrefflihen Werfen ihren Urheber zu erfennen, Lactantius (*) befchreibe diefes fehr fchön, wenn ; Be: = — — tere Anſchauen der himmliſchen Körper, und ıcch die Erkenntniß der Gefege, nach welchen die Sterne ihren Sauf haben, geriethen fie auf den Ge⸗ danken, daß die Sterne Götter und die Erbalter des ganzen Weltgebäudes feyn; weswegen man fie mit vielen Seyerlichkeiten anbethete. „Wir dürfen art y nicht (€) Infticur, L. 5. 6, 24, ». Dand. Si 458 Abhandlumg ENG nicht glauben, daß Yaktantins nur’ er aßun⸗ ‚gen angebracht habe. Diodorus Siculus, (*) ein Heyde, fagt eben das. Die alleraͤlteſten M ſchen in Aegypten geriethen bey der Betrachtung die⸗ ſes Weltgebaͤudes in großes. Erſtaunen. Sie meynten, die Goͤtter ſeyn ewig; und unter: dieſer ſeyn die Sonne und der Mond die vornehmſten. ‚Sen nennten fie Oſiris, und diefe Iſis. Wir lernen alſo aus dem Tacitus, Caͤſar und andern, Daß die Deutfchen größtentheils:. der natuͤrlichen Theologie befliſſen geweſen. Aber auch die Celten waren im Reiche der Natur keine Fremdlinge. Caͤſar berichtet von den Druyden, daß fie viel ſchwatzen von den Sternen und ihrer B Bewegung, von der, Größe der Welt und der Etde, und von den Dingen der Natur; und daß ſie die Jugend in dieſen Stuͤcken unterrichtete. ». Diefes beftäriget Dans Wels, Sie rühmen ſich, ſagt er von. den Druyden, baß fie. die Größe und Geſtalt ‚der Welt und der Erde, und die —— Ainn⸗ und der Öefime — AL ah fein Volk Ef verdient 9 * oder N — Bi, ur gleichfam in einem Raͤthſel vorftellen ſolle. «3 h vermuthe das letzte, weil man in den Geſchihten its von dem erften aufgezeichnet — Von OL a. Biblioch, © 4.0 248-0 using von neh heydn. Bögen Crodo. 499 der Irmenfeule iſt es gewiß, daß fie dem Airmi⸗ nius u Ehren erri tet worden, Ben dem Crodo aber fcheint e8, daß wir. unfre Zuflucht allein zu der raͤthſelhaften Bedeutung deffelben werden nehmen muͤſſen. Ichw meine Muthmaßungen hieruͤber entdecken, welches mir um fo mehr erlaubt ſeyn wird, da auch andre es gewagt haben, Die, Bedeu Be Bern, Götter zu erforfchen. Das lange orne Haupthaar ſoll vielleicht die Sonne vorjtellen ode durch die von der Luft zuruͤckpral⸗ lender — beynahe eine ſolche Geſtalt erhaͤlt. Wenigftens pflegten die Heyden allemal die Sonne alſo zu mahlen; und die Alten eigneten dem Apollo, das ift, der Sonne ein ungeſchornes Haupt zu Daher ift nicht allein das Sprüchwert beym Tere tulllan entſtanden: Lamiæ turres & pectines ſolis ſondern die poetiſchen Redensarten von der Sonne A daher, Denit fo fagt z. E. Claudian: — ar | A sc Aammigeris mundum complexus Bin Vo vis inexhaufto redountia‘ here motu, rge dien |, meliore coma, aus — Das 5 Rad, ehr der —— in der linken gehobe enen Hand haͤlt, bedeutet den Himmels Luftkreis , toelche. in „beftändiger jirfetförmigen en Vielleicht ſoll es auch die Figur dieſer Weltkoͤrper anzeigen. Der mit, Blumen und Früchten angefüllte Eimer, ſtellet die Erde vor, wel de alles hervorbringt, was zur Erhaltung- ‚der, Menſchen gehört Der Fiſch, worauf der Goöse, ſteht, bezeichnet das u, An Aufennbale ee \ ug 500 | Abhandlung der Fiſche; und die nackenden Fuͤße foffen. vielleicht die Begebenheiten der Natur abbilden, als e fo ſichtbar ſind, daß ſie in aller Menſchen Augen fallen. Vieſes ſind alſo meine Muthmaßungen vom crodoniſchen Goötzenbilde. Denn in einer fo alten Sache kann wohl niemand was gewiffes ber baupten. Es fiheint, daß die allweife göttliche Vorſehung nicht ohne Urſache das Andenken der ale ten deuefchen Abgoͤtterey fo ſehr bat laſſen verſchwin · den; denn dis wurde ein Mittel, wodurch die Wahrheit des goͤttlichen Worts immer tiefere Wur⸗ zeln bey den Menfchen faſſen konnte. Das glaube ic) aber, daß meine muthmaßliche Erklärungen vom Erodo nicht wenigen Nachdruck befommen, durch das Wort: Brote, welches groß beißt; denn es fheine, daß fie diefen Gott darum alfo genennet, weil ber die Natur nichts größers’und nichts vor⸗ trefflichers, ihrer Meynung nach, zu finden ſey, und weil in derfeiben eine große und — Kraft verborgen liege; weswegen auch Claudian die Natur, eine moͤchtige Natur nennet. Mr Wir haben nunmehr genug vom Crodo ge⸗ ſagt. Wir wollen uns jetzt denenjenigen gluͤcklichern Zeiten naͤhern, da der peſtilentialiſche Aberglauben, welcher feit fo vielen Jahrhunderten die Sachfen verblender ‚hatte, , endlich durch das aufgegangene Licht des göttlichen Worts gänzlic) erſticket worden. Allein zu welcher Zeit und durch wen der Saame der göttlichen Wahrheit zu allererft in hiefigen Ges genden ift ausgeftreuet worden, iſt gänzlic) unbe: Fannt. Die beyden nr , der Suiöbertus, | Lebui⸗ von dem heydn. Goͤtzen Crodo. 501 Lebuinus und der beruͤhmte Bonifacius ſind zwar in Sachſen als Apoſtel bekannt geworden; man kann aber nicht mit Gewißheit ſagen, ob ſie auch in den hieſigen Gegenden (naͤmlich auf und an dem Harz) geweſen find. Leznerus und Span⸗ genberg erzaͤhlen in dem Leben des Bonifacius, ſehr vieles, woraus man ſchließen ſollte, daß diefer Heilige auch unfern Sachſen das Evangelium ges prediget babe. Hieher gehören folgende Erzaͤhlun⸗ Es Dieſer Heilige ſoll ſich zu Hameln an der eſer mit Grafen Bernhard unterredet, und denſelben zum chriſtlichen Glauben bekehret haben: Als er in dem Fuͤrſtenthum Goͤttingen das Goͤtzen⸗ bild der Fortung bat zerftöhren wollen, ſey er von dem Volke verjaget worden; worauf er nad) einem nahe gelegnen Dorfe geflüchtet ſey, dafelbft eine Ca» pelle erbauet, und es Wende genennet habe, weil er fich hätte dahin wenden müffen. (*): Bon da fey er nach dem Bisthum Hildesheim gewandert, und bis Gandersheim gefommen, wo er zwiſchen Brunftein und Wiprechtshauſen auf dem Reh⸗ berg den Gögen Retho niedergeriffen babe; hie⸗ von ſey nachher der Gebrauch des Ofterfeuers ente ſtanden, welches man noch in Niederfachfen zum — des em Heydenthums machet. ) (9) Diefeh Dorf liege eine halbe Stunde von Sit: tingen. (Anm. d. Leberf.) .*) Diefed Oſterfeuer ift an vielen Orten auf bem ar noch fehr gebräukplich. Man vichtet naͤm⸗ lich am erften Oftertage auf einigen hoben Ber> gen bie und da große Scheiterhaufen anf, sa lhandlung Ferner * er am Harz auf der Bielshoͤhe gegen der Redma nicht weit von Katelnburg/ ben‘ Biel, und bey Brunsrode (das jeßo Oſterode | beit) = Aſtaroch Ben IE N ya | nd * endl 6 die ——— des — wie⸗ Beh den Stel bey Ilefeld errichter harten, fo fort ihn Bomifaclus aufs neue zerftöhrer und zugleic) die Abgoͤtter Lahra und Zecha verwuͤſtet haben. a allen dieſen DE thut, außer dem Lezne⸗ rus >. RR man mgegen ? Abend, nach geendigtem Gottesdienſte, anzuͤndet und ausbrennen laßt. Das Volk vers ſammlet fi fich dazu in unglaublich zahlreicher Menge. Sie ſchließen einen Kreis um den brennenden Scheiterhaufen, jauchzen und ſpringen, und ers fuͤllen die Rufe mit einem unaufhörlichen Victoria⸗ Schreyen, wobey fie die Hute fihwenfen, und als lerhand Sachen, ald Schnupftuͤcher xc. in das Feuer werfen. Wenn dieſe Eercmone zu Ende it, fo wird in den Schenfen brav gefreffer und gefoffen, und der Tan ımter Schwelsen und Ueppigkeiten groͤßtentheils vollendet. Man beluſtiget ſich an dem Tage mit Schießen, da befonderg Die Berg⸗ leute einige Poͤlers abzufeuern pflegen. Da eben im Oſterfeſte zu Goslar gegenwärtig hatte ich das Vergnuͤgen, dieſes Oſterfe anzuſehen. Dieſe Ceremonie iſt zur Erinnerung des ehemaligen Heydenthums, und zur Bezeu⸗ gung der Freude uͤber die " gefihehene Bekehrung. Einige ſagen, dieſe Voͤlker wollten durch das Feuer Brei, andeuten, daß fie lieber durch Feier „und. Schwerdt umfommen, und Haab und Gut — als von ihrem Gott — wollten. — des rd, E 5 von dern heydn Goͤtzen Crodo. 303 rus — g, fein einziger alter Schrift» ſteller Meldung. Es ſcheint alfo, daß dieſe beyden Maͤnner ſich mehr um die Menge der Nachrichten, als um derſelben Wahrheit bemüher haben. () Ob es zwar gewiß iſt, dag Bonifacius das Evans gelium den Altſachſen (*)gepredigt hat, ſo giebt doch Sagittarius den obigen Erzählungen weni · gen Beyfall. Der Pabſt Gregorius der zweyte ſandte de nifacius aus, um die Heyden zu be⸗ kehren; und ſchrieb deshalb einen ſehr merkwuͤrdi⸗ gen Blef an die Sachſen. Aus diefem Br iefe ler⸗ kr wir hiche allein ; daß der Name Chriſti ſchon Seh 34 J —* Da * u if, und: vor td Autor, * e werden kann, daß Bonifacius i in Sach: fen. Apoftelamt geführer ; fo Fann es wohl mög 9 ſeyn, daß er au nach demjenigen Theile von Sachfen gekommen / der jetzo der Harz heißt. Bonemann berichtet auch im iſten Theile der Alters thuͤmer des Harzes p. 9, Daß dieſer Heilige die bey Oſterode zerſtoͤret, ind an deren Statt m Johre 724 eine Capeltein die Eh e Egidii er⸗ —— welche der gen Egidii⸗ oder Marktkirche zu Ber Hierauf’ folk er fich nach dem Obe A gewendet, und das ſelb ar eine Cap ‚Ile exrichtet ha⸗ ben von welcher das ae, eft| J ‚und von die⸗ r wied⸗ € — 7 aynz — Ian. — * — o nen u Diejendg en Each die in —— egein —*— ede der Sach⸗ fen, die nach Engeland 58* Er #4 J J r } \ 54... handling us. vor der Ankunft des Bonifacius bey einigen Sach» fen befannt gewefen ; fondern auch, daß Die Neube— fehrten von den übrigen Sachfen mit einer unglaub- lichen Schärfe find -verfolget und zum Ruͤckfall in das Heydenthum gezwungen worden. Es iſt wohl der Muͤhe werth, u: wit * * vr sans einruͤcken. Gregorius der Pabſt, dem — Volke der Provinz Altſachſen. | Denen Weiſen und Unweiſen bin ich ein Schuld: ner, (debitor fum.) Geliebten Brüder! Ihr follt derohalben wiffen, wie viel Sorgfalt ic) für euch und für diejenigen habe, welche das Wort der Bermah» nung des Glaubens Jeſu Chrifti unfers Herrn ans. nehmen werden, damit eure Herzen geftärfet und befeftiget werden in Siebe, Barmherzigkeit und al- ‚ fer Fülle der Weisheit. Ich ermahne euch, weil das Reich Gottes nahe ift, daß niemand euch weiter Betriege, und daß ihr weder in der Erhabenheit der Worte, noh in einigem Metall euer Heil fucher, “ indem ihr Gögenbilver anbethet, vie mit Händen aus, Gold, Silber, Kupfer, Stein oder einer an« dern Materie gemacht fi find, und von den ‚Heiden von Alters her vor Götter gehalten werden, in wel⸗ chen doch ftumme Gögen wohnen, weil alle Götter der Voͤlker, wie die heilige Schrift ſaget, Goͤtzen find: Aber der Herr unfer Sort hat ven Himmel ‚gemacht. (*) „Die aber unter euch Jeſum Ehriftum unfern Heren annehmen. werden, ’ die werden in ihm wurs ®) Palm 96. ” von dem heydn. Bögen Erodo. 505 gerourzele und erbauer, und im Glauben fefte, und ‚in ihm reichlich danfbar ſeyn. Sehet zu, daß euch niemand beraube durch die Philofophie und lofe Ber: führung. (*) Denn die Kinder der Finfterniß find verfchlagener , als die Kinder des Lichts. Laſſet ab von dem Dienft der Gögen. Kommet und berhet an den Herrn unfern Gott, der den Himmel, und die Erde, und alles, was darinnen ift, gemacht hat; und euer Angeſicht wird nicht fhamroch werden. Es iſt nur der einige-Herr der Menfchen, Gevögel, Thiere und Fifche, der von Emigfeit zu Ewigkeit gefegnet ift. Ziehet aus den alten Menfchen, und ziehet an den neuen Chriſtum, durch Ablegung alles Zorns, aller Beradytung, Bosheit und Rachgier; und laſſet feine fchändliche Rede aus eurem Munde gehen. Dennesneiget fich fchon der Tag zur Ewig⸗ feit, und die Zeit der Finfterniß naher heran. Seyd derohalben nicht faumfelig, fondern thut gute Werfe, damit Ehriftus in euch wohne; und alles, was ihr thus, ſowohl in Worten als Werfen, das thut zur Ehre des Namens Ehrifti, und danfet Gott und dem Vater durch ihn (**). Saget ab dem heydnis ſchen Gräuel, und wiſſet, daß ihr einen Herrn im Himmel habet. Bey Anhörung der Predigten ers hebet eure Herzen zu dem Herrn felbft: Denn der Herr ift ein großer Sort, und ein großer König über alle Götter (***), der da will, daß alle Menfchen follen relig werben, und zur Etui der wg heit Ji kom⸗ e) Coloſſer 2. v. 7.8. | | (**) Eoloffer 3. v. 8. 9. N c**) Palm:g5. v. 3. 1 306 0.0. Aohandiug > fommen. Auch das ermahne ich “ — der! daß ihr keinen, der ſich zu Chriſto bekehret, auf einige Weiſe daran Be u wollet, oder ihn zwin⸗ get, geſchnitzte Bilder anzubethen. Auch ven Dies ner und Mitarbeiter in dent Herrn, meinen Bruder und Biſchoff Bontfacius den ich zu euch. geſandt habe, damit er eure Kerzen ftärke durch das Work des Herrn/ wollet ihr in Jeſu Chriſto unferm Herrn aufnehmen Damit ihr von dem teufliſchen Betrug befreyer, und den Kindern der — zuge · ſellet werdet. Dieſes iſt gewiß ein hetruches Morten Saͤchſiſchen Hiftorie, woraus wir fehen, daß 507 nifacius die Bekehrung der Sachfen unternommen habe, und daß ſchon vor feiner Ankunft einige Chri⸗ ſten in hieſiger Gegend geweſen. Fragt mich je— mand, wer dieſe Chriſten bekehret habe? fo muß. ich meihe Unwiſſenheit darinn bekennen: ch, halte aber dafür, daß entweder ſchon vorher einige Apo⸗ ſen übrig geweſen, vielleicht, daß die Neubekehrten ſtel und apoſtoliſche Männer bier gewefen, vie noch diefe Weberbleibfel ter ©! Hd zurückgelaffen ; oder daß fie von ihren Nachbarn, den Thuͤringern und Franken ‚ eines beſſ ern find befehret 1 worden. MR Ob die Anzahl der Bekehrten ſo groß 2* fen ‚ role einige glauben, iſt ungewiß. Diefes aber iſt geroiffer, daß zu Carls des Großen Zeiten we⸗ nige Reliquien. einer chriftlichen« Keligion in Sach wieder in das Heydenthum bey der Abweſenheit des Bonifacii zuruck gefallen find, Carl fand an den Sorgen Menſchen, die den ie eines wahren Öortes 5” — hochſte Yen AN ’ und die fo hals ſtarrig waren, daß er ſie durch einen angwierigen Krieg kaum bezwingen fonnte. Diefer Krieg, den Earl der Große mit den Sachfen geführet, hat viel Sefehichtfehreiber ſowohl alte als neue gefunden. Die Alten haben aber von der Zerſtoͤrung des Eros doniſchen Bögen durch Carln den Broßen uns faft gar feine Nachricht binterlaffen. Denn die fränfis ſchen Seribenten erzählen die Thaten Carls des Großen in Sachfen fehr ſparſam. Es iſt aber Fein Zweifel, | doß dieſe Zorftorung int Jahr 780 gefches um m Ne 9 / da Carl der — die Weſer gieng, Unfer Autor host su wenig don der Eyvebition Carls des Großen in Gachfen. Es finden ſich in dem Archiv der freyen Reichsſtadt Gp$lar vers ſchiedne Documente, die dieſe Begebenheit ſehr er⸗ sr ſaͤntern und welche vielleicht durch den Fleiß des gelehrten Herrn Senator Michaelis zu Goslar aeoch gemeimuͤtziger werden gemacht werden. 0 MMitefind, der Sachfen Herrführer , war an tapfrer Feldherr, der Carln dem Großen: ſtar⸗ ken Widerſtand that. Der Krieg wurde mit glei⸗ cchem Gluͤck eine lange Zeit von beyden Weilen ge⸗ fuͤhret. Endlich wurde Witekind. im Jahre 780 dermaſſen aufs Haupt geſchlagen, daß er nach Daͤnnemark fluͤchten mußte. Nun war Carl zwar Serr in den hieſigen Gegenden, die ı uͤberwundnen Sachſen unterwaͤrfen ſich ihm, fie nahmen dem ‚ch iſtliche n.Slauben an, und der Goͤtze wurde zerftöret :-Aber fig liegen Doch ihre Liebe zum Hey denthum noch ſehr blicken, und bezeigten rd ihre Widerfpänftigkeit. gegen ah Caris Beute, dag «fie mehr durch die Gewalt, als d — sung, Brent worden · "Earl Hau ealſo, 5 ii rG 8 Abhandlung gieng, und die Oſtphalen, endlich auch zum Chris enthum befehrete; zu welcher Zeit er zugleich auf | derfelben beffer im Zaum zu halten, ohnmeit dem Bargdorf, Cwelches am Fuße des Petersberges bey Goslar. lag) eine Villa Romana, oder Kaiferlichen Pallaft, ſo er mit einem Wehrlager Werla verſahe. Wis seEind brachte unterdeffen ein Heer wieder zufam: men, und beunrubigte Carln noch immerfort. Er. wurde aber im Jahre 783 zweymal gefchlagen, und mußte nach Weltohalen flüchten. Otto von Moblenberg, ein Gachfifcher Hauptmanh, der über 1000 Sachfen commandirte, wurde in der letzten Schlacht von Carln mit allen feinen Leuten aefangen, und wurde ein Ehrift. Ich will den Revers, den Otto Deswegen an Earln ausgeſtellet, bier fo mittheilen, wie er mir aus dem goßlarifchen Archiv zur Abfchrift gegeben worden. Er lautet in der damaligen Sachftichen Sprache alſo: Hilken maktik Konnick Karelo. Ik tin van- ken Oddo pana of thoufand vorfaki teh krotten Wondana belta up Artisbarko. So ok all men Godmanni ok Krisknekti to Kerftene. Au min Sittoma ok rekte is in tin will ok anda. Webit - bi ormode um levens ok Fridoms, We will ol- dena bi Gotto almaktik ten Vater ten Son ten älliken Oft, di osk fcapen heft, fo wenu lernet, ok an ti us nadik Konnik. ni Diefes beißt nach unferer Eprache: — Heilig Maͤchtiger König Carl. Ich dein gefange—⸗ ner Otto, Kriegsherr uͤber tauſend, verfluche das große Wodansbild auf Hartberge, alſo auch alle meine Edle und Kriegesleute, und werden Chriſten. Alles, was ich beſitze und meine Rechte find in dei⸗ nen Händen und Willen. Ich bitte Dich fußfallig am Leben und Freyheit. Wir wollen halten bey Gott dem Allmachtigen Bater, — m * eill⸗ von dem beydn. Gögen Crodo. 509 derſelben Burg, wo der Crodo geſtanden, eine zur ah Gottes und Ehrifti errichtete 9). “ er heiligen Geiff, der uns erfchaffen hat, mie wir itzt — ſind; auch an Dir unſerm Gnadigen ge darunter befindliche und von Carlın unter: ſchriebene Freyheitsbrief lauter alfo: Et nos Dei Gratia Romanorum Imperator Ca- zolus promittimus Ottoni Satfapae et ejus fami- liaribus omnem gratiam Regalem, fi idem Deo ‚ omnipotenti Nobis et imperio fervaverint, red- - dendo eis terras et Dominatus in Adminiftratio- nem liberas. A. Salv.n, Ieſu Chritti fil. Deiubius Amen VII° LXXXVI. EA Diefen Otto beftellte Earl im Fahr 794 zum Statthalter in der Villa romana und der dabey erbaueten Werla. Er felbft aber verfolgte den flüchtigen Witekind, der fich in der Wetekinds— burg (die an dem Drte war, wo jegt der Dom zu Münden ſteht) eingefchloffen hatte. Earl belas gerte diefe Burg, nahm fie ein, zerflörete fie, und Ließ den König Witekind bald nachher taufen. Allein die Sachſen, denen die Befehrung noch nicht gaͤnz⸗ lich ein Ernſt war, empoͤrten fich oft, fie uͤber⸗ fielen die Einwohner des Bargdorfs und der Ville roman , toͤdteten einen großen Theil derfelben, un gerftörten das Bargdorf mit der Villa romana er Werla, welche Derter der Fraͤnki ſche Zone Conrad der Erſte im Sabre nz | theild wie⸗ der erbanete, theild aufbefferte; bis Kaifer Y.ein> rich der Erſie alle diefe Derter nebſt andern Hoͤr⸗ fern zufammenzog , und den Grund MR Stadt Goslar legte. (Anm. Dee — 52* (*) Es war a Gewobnheit, an ber zerſtoͤrten Bögen € Capellen au jun SE, 5. uw * j N > * * * — | — — Abhandlung Zr ER Der Pater Heinrich Turkius fage davon folgen: des: (*) „Nachdem Carl in Paderborn fertig war, fo gieng et über die Wefer, und führte den Krieg ‚mit den Dftfachfen. Nachdem er die Bilder des Erodo und der andern falſchen Goͤtter zerſtoͤret hatte, ſo ſtiſtete er zwiſchen den Sachſen und Sla⸗ ven Vertraͤge und Buͤndniſſe. Er erbauete in Sa⸗ lingſtete (das jetzo Oſterwick heißt) eine Kirche in die Ehre St. Stephani, und ſetzte den Biſchoff Hildegrinus, einem leiblichen Bruder des heiligen Ludgerus, welcher die Salingſtetiſche Kirche nach Halberſtadt verlegte., Alſo gab das in denm hieſi⸗ gen Gegenden ausgebreitete Licht des Evangelfi dem Bißthum Halberſtadt feinen Urfprung. Carl der Große war unermüder in der Ausbreitung der Chriſtlichen Religion. Er gebrauchte dazu die got⸗ tesfürchtigften Männer, die den Saamen des goͤtt- lichen Worts allenchalben fehr fruchtbar ausftreue- ten, und den vom Schatten. des Todes gleichfam umbülleten Voͤlkern das ewige Sicht verfchafften. Dieſes Haben insbefondere der Halberftädtifche waren nachher der Grund der Klöffer und Stifte. Die Capelle, welche Raifer Carl auf der Harzburg angelegt hatte, verfegte Kaiſer Conrad ver Erſte im Jahre q9ih unten am Berge in das Thal Schu: lenrode, mo jeßo die Stadt Harzburg fkeht, machte eine Stiftskirche daraus, die er indie Ehre Matthiaͤ einweihete. Diefed Stift verlegte Seins 2 rich der Deitte im Jahre 1040 nach Goslar, wo⸗ elbſt es unter dem Namen des großen Stifts zu 2, Gimoniß und uva annoch Topitsh, n ee a von dem heydn. Goͤtzen Crodo. Su Biſchoff ildegeinus, und fein Bruder Ludtte⸗ ‚us, Pealat zu Münfter gethan. Nachher kam das Bißthum Hildesheim dazu, aus weichem nicht weniger fleifiige, und um die Kirche Chriſti verdiente Maͤnner entſtanden ſind. Ohnerachtet Carl alle moͤgliche Vorſicht an⸗ gewendet hatte den alten Aberglauben gaͤnzlich aus⸗ N, ſoe fieng doch dieſes peſtilentialiſche Uebel noch im vorigen Seculo wieder an, um ſich zu reißen. Zur Harzburg ſtund ſchon ſeit langer Zeit ein M arienbild. Zu diefen thaten viele Men—⸗ fhen ihre Wallfahrten, befonders diejenigen, Die Franfe und verftünmelte Gliedmaßen Run Sie wurden durch Connivenz des Dförtners in die Burg hineingelaſſen, verrichteten ihr Gebeth vor dem Bilde, und hiengen ihre i in Wachs abgedrücte Franfe Glie— der mit den Krücen im Tempel an ven Wänden, und glaubten auf diefe Art ihre Genefung wieder gu erlangen. Man rourde endlich gewahr, daß unten > . am Saume des Rocks der Maria der Crodo etwas undeutlich abgemablet war. - Um dieſem Gräuel alfo ein Ende zu machen, ieß Herzog Auguſt zu Braunſchweig⸗ Lüneburg t das Si wegnehmen, unb die Krücen und andre den Aberzlauben nährens de Sachen verbrennen: Daß diefe Geſchichte Feine Fabel fey, beweifen die beym Amte Harzburg be⸗ findliche Urkunden. Auch Merian bezeugen es in ſeinet braunſchweigiſchen —— F | s Robe in dem oriſch⸗phr Me Cake des irthoer —32— — harzburgifihen ꝛhlſtein, daß ein der viele Jahre * er rg gewohnet, 5ı2 Abh. von dem heydn. Goͤtzen Crodo. Dieſes iſt dasjenige, was von dem Crodoni⸗ ſchen Goͤtzendienſt aus alten Urkunden kann darge⸗ than werden. Der Mangel an Scribenten ift fo groß , daß viel weifelhaftes aber wenig gewiſſes davon bekannt iſt. Indeſſen gehoͤrt es mit zur Kenntniß der Hiſtorie, daß man das Wahre von dem Falſchen zu unterſcheiden weiß. Vieles kommt in den gemeinen Schriften und Nachrichten der Moͤnche vor, welches, ſo bald man es nur recht be⸗ urtheilet, ganz fabelhaft ift. Wie diefes in aflen Gefchichten , fo ift es aud) in der Beſchreibung des Saͤchſiſchen Heydenthums geſchehen, wie wir dieſes — dieſer Schrift gezeiget haben. sten Fahr des jetzigen Jahrhunderts verſtorben, vielen Leuten erzaͤhlet babe, daß ſehr oft viele Leute auf der Nähe und Ferne zu ihren abergläubifchen Abfichten von der Gtelle des ehemaligen Bögen: tempels Erde weggehohlet haben. Ich Eann ver: ſichern, daß diefer Aberglanbe noch zu unfern Seiten ‚unter einigen gemeinen Leuten herrſchet. Glaub: würdige Leute haben mich davon überzeuget. Das gemeine Volk halt diefe Erde, die von dem Dre des Berges, mo ehedem der Erodo geftanden, genommen iſt, fir ein wirkfames Mittel wider die Epilepfie und allen Krankheiten und Befchwerun: gen , die ihrer Meynung nach von der Hexerey ent> fanden. (Anmerk. des Vebaf) M ni Akatg,, BR u des sten Stüdes im 26ften Bande. Wu I. Abhandlung von den Murmelthieren © a41 9 / I. Martins — gen über eine Art von Baums wanzen ohne Flügel IH, Seineccii Abhandlung von dem ehemaligen wi * Goͤtzen Crodo zur Harzburg WE WS Samburgiſches ßagazin, veſammieir Schriften, Naturforfchung: und den angenehmen i Wiſſenſchaften uͤberhaupt. De >öften Bandes fies Sid, Mit EI Pohln. und Churfuͤrſtl. Saͤchſ her Grephät. Hamburg und Leipzig, im Grunde Wire und . Adan Heine Holle. 17 63, x neh Diben, — nigl. Sudan bey ber € ompagnie der — u Schweizer ber koͤnigl. Leibgarde, | -Bemerfung einer fonderbaren Mn der Venusſeuche aus einer ganzen Familie, nebſt der dabeh vorgenommenen Cur. Ba dem Mercure de France, May 1759, | ©. 189196, a 3 u fich feit geraumer Zeit — die Erfahrung erwieſen, daß eine | Amme, wenn fie ein Kind füuger, A welches von einem mit der Luſtſeuche —* Vater und ae worden, ie | 516 9 Sonderdare Virkungen lich Gefahr läuft: Die — ehe PUR und der darauf —— Zufalle, find | zu mans, " nigfaltig , und allzu: befannt, als daß mir ſelbige anjetzt — amhaft machen ſollten. OD ſonderbare Begebenheit aber, welche vor ‚kurzem die oben angeführte Erfahrungen noch- mehr beſtaͤ⸗ tigt bat, eröffnet den Arztneyverftändigen ein ders Maßen weites Feld zu neuen Betrachtungen, daß . id) einen ausführlicher Bericht davbi mitzutheilen, nicht fuͤr unnuͤtz erachte. Eine an ‚hate ein Kind jum Etugen am genommen, dem nebſt dem Leben zugleich das ſuh⸗ tile Gift, welches in den Adern feiner Aeltern her⸗ um lief, eingeflöße worden war. Das Uebel pflanzte fih vom Kinde auf die Amme fort, und don dieſer erhielt es wiederum ihr Mann, Weil ſie benderfeits von Ihrer Ehrlichkeit überzeugt wa⸗ ren, war ihnen anfaͤnglich die wahre Urſache ihrer Zufälle unbefannt; ja, fie ‚gaben ſich auch nicht einmal die Mühe, ſich in Murhmaßung darüber einzulaſſen. Jadeß verbreitete fich das Uebel im⸗ mer mehr, und nahm fihleunig überhand; ja, es überfchritt auch fogar die gewöhnlichen Gränzen, Denn, welches zum Erftaunen, und vielleicht bie- ber *— noch unerhoͤrtes war, drey von ihren Kin⸗ dern, wovon Die ältefte Tochter ſieben Jahr % war, wurden aljofort von eben diefer — — “ geſteckt: und diefer unglücliche Sauerteig aͤuß nachdem er einige Zeit lang bey ihnen in 1 geweſen, auf. einmal bey allen diefen Perfo ner 4 durch ——— der eg: Sur, ; BR ——— J N ine en der Venusſeuche 517 IE Eine allgemeine Zerftöhrung Et in diefem ganzen, befünmerten Haufe. Der wöllig von Kräften gefommene Vater fomohl, » als; die Mutter, Fonnten ihr Elend nicht länger verbexgen, fondern gaben es durch ihre ſchwache Stimme zu. ers Fennen, Hierauf Fam die chriftliche Liebe ihnen und ihren Rindern zu Huͤlfe. Sie wurden ſaͤmmtlich von dreyen geſchickten Wundärzten in Verfsilles, ‚weldye fie wirklich in den bemübteften Umſtaͤnden anden, beſucht. Es ward ihnen zum Beſten, ein jefehl aus gewirkt, daß man fie zu Bicetre indie Eur nehmen folltes allein, wegen der, ſchwachen Leibesbeſchaffenheit des Vaier⸗ und der Mutter, und des zarten Alters der Kinder, war man in Ans fehung des ungleichen Verhaͤltniſſes zwiſchen der | Zärtlichkeit. der Patienten, und der Heftigkeit der gewöhnlichen Mittel, in einer nicht. ungegruͤndeten Derlegenbeit. Einige: ruhmwuͤrdige Perſonen, welche. dieſen armen Kranken die Ehre erjeigten, für fie zu forgen, gaben ein Mittel an die Hand, wie fie auf eine ihrer Befchaffenheit gemäßere Weife curirt werden fönnten. Es harten ſelbige von un« partepifchen und glaubwürdigen $euten, die Lindig⸗ keit und vortreffliche Wirkſamkeit eines geroiffen Mittels, deffen ich mich gemeiniglic) bey Heilung dergleichen. Krankheiten zu ‚bedienen pflege, vühmen gehört, und erfuchten mich, felbiges Gi diefer bedaurungswuͤrdigſten Familie ebenfalls angedeihen zu laſſen; Herr Rouſſel, Generalpachter, und Hr. von der Zelle St. Cloud/, woſelbſt dieſe Ungluͤck⸗ liche geboren waren, und wohnten, erboth ſich mit einer über, alle. sanlenighe, re Ometmiirpige feit, * ak 4 “ 58 Sonderkäre Wirkungen kelt, alle Koſten zu denen, bey ihrer Beſorgung er⸗ forderlichen Beduͤrfniſſen herzugeben. Ein ſo vor⸗ treffliches Muſter einer gutthaͤtigen Liebe mußte nothwendig auch die meinige in Bewegung feßen. Ich machte es mir zu einer unumgänglichen-Pfliche der Menfchheit,, für’ diefe arme Elende zu forgen Hätte ic nur bloß den Vater und die Mutter zu euriren gehabt, würde ich ihrien weiter nichts, als mein Mittel, fo wie ich es gewoͤhnlich bey Perfo- nen vom Lande, welche ſich meiner Hülfe bedienen, zu gebrauchen pflege, verordnet haben; fie hätten ſich elsdenn -felbft, ohne daß jemand etivas davon gemerft hätte, und ohne der allergeringften fremden Beyhuͤlfe, abgewartet und gefund gemacht: fo aber hatte id) zugleich audy Kinder vor mir, nad) deren Zufällen, welche fih mie jedem Augenblicke veraͤn⸗ dern Fonnten, ich mich aufs genauefte richten, und deren Zuftand ich mithin beftändig vor Augen ba» ber. mufte, damit ic) fie um fo viel richtiger beſu⸗ when, und ihre Genefung defto fiherer und gefehwins der befördern koͤnnte. Ich ließ fie dicht neben meis nem Haufe, in der Steinftraße, (rue Pävee) an der Ecke der franzöfifchen Strafe, ohnweit dem italiänifchen Comödtenhaufe, wohnen. Ich erfuchte damals, (kurz vor dem ı2ten Dec. 1758,) den Altern Herin D. Thieullier, Mitglied der mes dicinifchen Facultaͤt zu Paris, deſſen ausnehmende Geſchicklichkeit uͤberall ftadefundig ift, die Gütigfeie zu haben, und diefe fünf Kranke zu beſuchen. Er "that e8 auch, und fand fie wirklich unter: allen den entfeglichen Zufälfen, welche die gewöhnlichen Kenn zeichen dieſer Art von Krankheit ——— En 4 | EU, der Venusfeucher: > sig daruͤber ausgeftefltes fehrifeliches Zeugniß Be allen Zweifel, und die bald hiernächft namhaft zu wmachende Herren. befräftigen, daß das gefährliche Aebel, womit diefe Familie befallen worden, ur⸗ fprüngtich felbiges bloß durch den Säugling, wel⸗ cher ohntäugbar die Venusſeuche gehabt, "und auch in feinem dritten Monate an diefer Krankheit geftorz ben, mit getheilt werden ſey. Weil dieſe fortge— pfiauzte Mirtheilung eine Begebenheit enthält, wo⸗ von der Grund nicht ſo leicht in die Augen faͤllt/ fo. ge wir alle Umftände, weiche. bey meinen daruͤ⸗ ber arizuftellenden Anmerfungen zum Grunde gelege werden können, zufammen nehmen, und. unter Eis nen Sefichtspunct dringen, In diefer Abfiche will ich zuforderſt aus den fchriftlichen Zeugniflen, wos durch die urfprüngtiche Erzeugung diefer Er Beträftigh wird, einen Auszug mache | Here. la Serre,. Wundarzt, desgleichen die Herren Gaurier, Warrigue und Biffos, Wunde ärzte in ber Stadt. Verſailles, bezeugen in ihren Beglaubigungsfchreiben, daß der von der Venus ſeuche angeſteckte Säugling diefe Krankheit auf die Amme gebracht habe. Der Herr Pfarrer der Zelle, ſchreibt außerdem in feinem ausgeſtellten Zeugniſſe noch, daß dieſe verdruͤßliche ( vanfbeit von der Am⸗ me ebenfalls auch ihrem Manne, desgleichen ihren —* Kindern nach einander mitgetheilet worden, und daß ſie mit dem groͤßten Vergnuͤgen bezeugen, wie ſie vermittelſt der vom Herrn Dibon empfan- genen ———— und durch ſeinen angewandten Bei , vollig wiederum beige worden. Pr | a 520 Sonderbare Wirkungen Da ich mich des Wohlſtandes ivegen, gegen⸗ waͤrtig in keine umſtaͤndlichere Erzaͤhlung der Zufälle, denen ein jeder von dieſen Kranken abſonderlich un« terworfen gemefen, einlaffen darf, will ich nur dies fes melden, daß ihre Zufaͤlle von der Art der kennt⸗ lichſten Eigenfchaften ‚weiche die Luftfeuche nur jes mals zu haben pflege, gewefen, und daß das ſchrift⸗ liche Zeugniß des Doctor Regens, von der medi⸗ ciniſchen Facultaͤt, auf der Univerſitaͤt zu Paris, Herrn Thieullier, in Anſehung der Gattung der Krankheit ſowohl, als auch der nach meinem Mit⸗ tel erfolgten Senefung } nicht den geringfien Zyeifet 5* laͤßt. PER — Men hat Kinder, welche bereits im Mutters feibe angefteckt worden, 9 Dergleichen Beges bene oo) Man bat gar —— Bemerkungen daß Kinder im Mutterleibe, außer der Benußfenche, auch andere verfi hieden⸗ Krankheiten als die Po⸗ cken, und Gelbſucht von ihren Muͤttern bekom⸗ men. Eine Nachricht des Herrn MANCHE, von einem Knaben, welcher durch einen unreinen Bey⸗ fchlaf feiner eltern dermaßen angeſteckt worden, ‚daß von feinem erſten halben Fahre an, ungemein viel gruͤnliche Materie, als ein Saamenfluß von ihm gegangen; . ſt. in Nic. de BLEGNY Zodiac Medico - Gallici Anmo I. füil. 1679. Geneve@ 1680, 4. M. Jul, obf. 7..©..122, Ueberhaupt hat man von den verjcbiedenen Arten ber ‚Fortpflanzung und; Mittheilung der Venusſeuche, ſehr ſeltſame Bemerkungen. Eine aus einem von Genev, uns ger dem 35. May 1761, abgelaffenen Schreiben ge: | dogene - ‚benheiten find ſchon Durch eine gar zu große Menge von Beyfpielen beftätigt, als daß man felbige annoch in Ztoeifel ziehen Fönne, - Um fi hierxon zu übers führen, hat man nicht noͤthig, ſich die Muͤhe zu nehmen, und Buͤcher zu durchblaͤttern, ſondern, man darf nur einmal eins von dergleichen ungluͤckli⸗ chen Kindern, im Augenblick ihrer Geburt ſelbſt in Augenſchein nehmen, ſo wird man finden, daß ſie die traurigen Beweisthuͤmer von En Mabrpeit | in und an ſich tragen. der Venusſeuche. 532i — jogene Racriät. von einer Frau reiche das * Ungluck hatte, ohne, daß ſie etwas davon wußte, einer angeſteckten Kindbetterinn, welche ihr Kind nicht ſaͤugen wollte, die Milch auszuſaugen, und gleichfalls durch fie angeſteckt worden, md dars - auf dieſe bapliche Krankheit allen Weibern, die fie nachber ausgefogen, mitzutbeilen: ft. in No; XXI, u , Der. Gezerte ſalutaire, vom Jahr 1761. waLseyv's .., Grime of breatbing on the King-confidered in an- .. fwer,.to M. GEMSEGE, ff. im Gentleman’s Ma. ...gazine, for April 1757. ©. 164. f. u. deutſch: Von des Eardinals Wolſey Verbrechen, daß er den Boͤnig angebauchet: im HSamb. Magazin XIX, ' 8.5. ©t. 157,8. ©-.460:463. Valentin. Ern. j Euzen, COHAUSEN .obf: de lue venerea per manus objletricis propageta ſt. im 7. Baude der Aciorum phy[. med, Acad. N. C. obf. 75. Frid, Lud. Chril. CROPPII obf. de miasmate, veneren, per falivamı er ſadorem mere di iffeminato (7 propagato, “feli eiterque iterum fuhlato : ft. in ı. Th. der Novor. ‚Ador. ph * med. Acad. Cæſ N..C. Norimb. 1757. 4. ..obl.66. & . 2712276. lo. Herm. FVRSTENAV ‚obf. de miasmate venereo, per obfletricem lunge la- veque diſſeminato. ft. im gten Bande der * * FE Sonderbare Wirkungen f Der beſondre Vorfall, von dem ich gegenwaͤr⸗ tig handie, ift von einer ganz verfchiedenen Beſchaf⸗ fenheit. Der Vater und die Mutter waren geſund: ähnen, und Allen ihren Kindern fehlte nicht das ges rringſte: 2 mund Caf. N. C. obf. 94. Frid.H 0 FE- r uns. rbfe bekom⸗ men, welche verasngen, und ſich ordentlicher Weiſe alle Monats zu der Zeit; wenn Die Weiße: perſon ihre Reinigung hatte, ‚wieder eingeſtellt,) von Hrh. HOIN, u Dijon, d. 20 May, 1755; fl. in der Samml. auserlefenee Wabrnebmun> gen aus der Arztneywiſſenſchaft der Wundarzt⸗ ney, und der Apotbekerkunſt, aus dem Franzoͤſ. überfest, III. B. ı Öt. Frf. und Acips. 1758, 8- ©. ı6, f. Eine Bemerkung, da ein Wundarzt, welcher einer angeftecften Gebährenden beygeffan- den, bald darauf weiße febuppige Flechten an ver⸗ ſchiedenen Theilen feines Körpers befommen, von ie Nic. du Saulfay, Doctor zu Fougeres: in No. XIX. Der Gazeise falutaire, v. 3. 17061. Anm. des Hebarf = der Denusfenchein 323 Maſte⸗ die Mutter aber legt zum Ungluͤck einen an⸗ geſteckten Säugling an, und hierauf wird ſie nebſt ihrer ganzen Familie angeftedt.: Daß von dem Säuglinge das Gift der Amme 'mitgerheilt wird, dieſer Umſtand ift gar nichts neues, und der Grund Davon läßt fich gar leicht begreiflich machen. Es theilet naͤmlich das Kind, indem es mit ſeinem zar⸗ sen Zahnfleifche die Warze der Bruͤſte drückt, das ſubtile Gift, womit fein ee und feine Speis cheldruͤſen angefuͤllt ſind, dieſen ſchwammigten Thei⸗ fen gar leichtlich mit. nn iſt nun auch die Amme angeſteckt. Bey ihr legt fich der Mann, und es widerfaͤhrt ihm ein gleiches Schickſal. Dieſe Fortpflan zung iſt mehr als zu bekannt. Daß aber ihre drey bereits vorhandene Kinder, und von denen das jüngfte bereits anderthalb Jahr ale iſt, ebenfalls an Diefer unglücklichen Anſteckung Theil nehmen, das iſt ein Raͤthſel, welches ſich ſo leicht nicht auflöfen läßt; indeſſen iſt die Sache ſelbſt doch richtig, und muß ihre Urſachen haben.“ Ich nehme mir die Freyheit, meine a — zu en "Eine Alan Mutter Sat Fa Säugling ia iu — jedoch, muß ſie ſich hiedurch nicht von der Fuͤrſorge, die fie auch ihren andern Kindern ſchuldig iſt abhalten laſſen, und bisweilen beſchaͤff⸗ tigt ſie ſich mit beyden wohl zu gleicher Zeit. Sie reicht ihnen einerley Suppe, und vornehmlich len ; ſie laͤßt fie nach einander aus ein und eben demſelhen Loͤffel effen, "Man ftelle: ſich eine ftillende Mutter vor — ihr anna auf dem Arme haͤlt, und 524 | Sonderbare Aorrkungen | und ihre andern Kinder um ſich herum fegenst | fie ſchoͤpft die Suppe, oder den Brey aus dem Ge⸗ ſchirre, worinn ſie felbige zurecht gemacht, oder herein gefchüttet hat, mit einem Löffel, indem fie aber die Speife den, Kindern nach der Reihe in den Mund reicht, ‚fährt. fie jedesmal mit dem Löffel erſt in ihren eigenen Mund, entweder aus Gewohnheit, wie denn dieſes ein faft durchgängig bey allen Muͤt⸗ tern und Ammen üblicher. Gebrauch ift, oder, um zu fehen, ob die Speife nicht gar zu heiß fen, und, dem zarten Gaumen ihrer Kinder Schaden zufügen koͤnne: fie. halt dieſerhalb den Löffel zuvor feibft an ihre eigene Zunge und tippen), Damit fie ihn hernach deſto ungebhinderter in des "Kindes Mund stecken koͤnne. Mun wird der Speichel, diefer, wenn er von guter Beſchaffenheit ft, zur Beförderung der Verdauung fo Fräftig wirffame Saft, dagegen J bald er verderbt iſt, ein ſubtiles und um ſo viel ſchaͤd⸗ licheres Gift, nachdem er ſich mit der Nahrung vera miſcht bat, dem Nahrungsſafte einverleibt wird, und eine Verdorbenheit ins Blut bringe, welche nad) und nad) gleichfalls die ganze Maſſe anftedt. Hierzu fommt noch, da diefe mit einander lebende Kinder einerley Luft "einziehen, bisweilen. auch in Einem Betteineben einander. fhlafen, aus. Einen Geſchirre trinken, ja, öfters theilen fie auch wohl Ein Glas mit Getränk, ‚davon die Muster zuerfk gefofter haben mag, unter einander. Und der. mit der venerifchen: anſteckenden Materie angefuͤllte Speichel koͤmmt von einem Kinde zum andern, Hierzu nehme man noch den beftändigen ‚Ause Ruß, der durch die ak erzeugten Körpers gen. — der Venusſeuche > 525 Igen.’ In dem gegenwärtigen Kalle Harder Säugling die Mutter angeſteckt; der Säugling: ift darauf gen ftorben , und die Murter hat wiederum den Vater angeſteckt. Diefe zwo Perfonen waren in einer en⸗ gen Wohnung bey einander, und wurden alfo von einerley Rranfheit befallen. Diefe'bösartige Wirs kungen, welche an und vor fich allein die Krankheit fortzupflanzen nicht im Stande gewefen wären, Fas men nun noch zu den giftigen Grundtheilen mit bins zu, welche bereits eingefogen waren, und noch ferner fit den durch) Den verberbenden Speicheliängefteckten Nahrungsmitteln ohngehindert nachfloffen, als wel⸗ cher ſelbige durch alle Gaͤnge des Koͤrpers hindurch mit begleitete. Die Wirkung davon aͤußerte ſich abſonderlich bey den Kindern, als welche ihrer offen ſtehenden Schweißloͤcher, und ihrer zarten Leibesbe— ſchaffenheit wegen, um fo viel ohngehinderter dem Einfluß der ſchaͤdlichen Luft, welche fie in einer en» ‚gen Wohnung, als woſelbſt fich die Luft nicht frey ‚ beivegen und anfrifchen kann, in fich zogen, ausgefegt waren. Diefes find Die vornehmften Urfachen, wel⸗ he von diefer fonderbaren Begebenheit anzuführen ‚wären, Zwar könnte ich noch einige andre Gründe davon beybringen: ich müßre mir aber alsdenn ein weitlaͤuftiges Werk zu ſchreiben vorgenommen haben, Saollten auch diefe Gründe noch fein völliges ©enüge leiften, fo würde dennoch die Begebenheit und Eur ſelbſt ihre Richtigkeit behalten. Die gegen⸗ wärtiner Schrift bengefügte glaubwürdige Zeugniffe beweiſen zur Genüge, daß es eine mit den untruͤg⸗ lichſten Kennzeichen begleitete Luſtſeuche geweſen. Ich bin bey dieſer Krankheit nach meiner a SE ze ö KIN j 1 526 Sonderbare Wirkungen hen Methode zu Werke gegangen; und das uebel hat fich, nebſt allen ſeinen Zufaͤllen, in einer Zeit von vier Wochen voͤllig verloren. Die gute Wirkung meines Mittels, welche ſich fo oft, und zwar beftäne Dig mit dem erwünfchteiten Erfolg ‚ fowohl in der Hauptſtadt ſelbſt, als auf dem Lande, zu Tage gelegt, war zwar im geringſten nicht dieſes neuen Beweiſes beduͤrftig 3 indeſſen gereichte ihm dieſer Erfolg zu einer deſto mehrern Beſtaͤtigung ſeiner vortrefflichen Wirkungen. | Das zuverläßigfte Mittel it vor ein Kind von achtzehn Monathen doch allezeit gefährlih, Man muß e8 felbiges nur immer mit Furcht gebrauchen laſſen, weil man es ihm nicht, wann und wie man will, beybringen kann. ‚Damit es nicht mit Unger im fehreye und weine, muß man faft beftändig. den in dieſem Alter gewöhnlicher Weiſe unerſaͤttlichen Appetit bey ihm zu ſtillen ſuchen. Die von der Kind⸗ heit unzertrennliche Unreinigkeit iſt zumeöftern eben⸗ falls die Urſache, warum das Mittel feine gute Wire fung nicht aͤußern kann. Wann es auch noch fo. ‚wenig heftig iſt, kann es doch in einem Körper, Fi annoch ſchwache Epannfedern, und noch zarte Theile fehr leicht verlegt und verrückt werden fönnen, die unangenedmjten Beränderungen anrichten, Es enthälediefer kleine Körper, wenn er gleich feine gehör rige Bildung bat, ungemein viel Gefäffe in einem kleinen Raume: fie liegen daſelbſt faft ganz unter, “einander verwerten: und ein jeder Stoß, ein jedes, Treiben und Erſchuͤttern iſt gefährlich, Welcher | Kunſtverſtaͤndige hätte wohl diefes Kind von ach J zehn Monathen die gewoͤ RAN braudh ve ‚Jaffen, wagen dürfen? Jiefes 322 der Venus ſeuche. oz + Diefes find aber nicht die einzigen Proben, welche fih bey diefer Begebenheit von der Bor fflichfeit des⸗ jenigen Mittels, welchem diefe ganze Familie ihre Gea nefung zu ver danfen hat, zu Tagegelegt haben. Tag« täglich gieng bald der Vater, bald die Mutter während | iiee Eur dabey aus, und hohlten fic) die noͤthigen | ittel ein. Damit: id) es endlich kurz faffex Biefes 9 ittel ift Rindern , wovon das Altefte fieberr, und das eine nur anderthalb: Jahr alt geweſen, bey⸗ gebracht worden; es iſt vom Vater und Mutter, welche eine ſchwache geibesbefchaffenheit gehabt, und - ſeit danger Zeit krank, von ihrer Heymath entfernte und von Gram und Unrufe über ihren und. ihrer - Kinder Zuftand überhäuft gemwefen, gebraucht wor⸗ ‚den: fie gehen jetzt volllommen wieder herum, ware ten ihre Gefchäffte ab, und. find insgefamme durch diefes Mittel binnen Monatsfrift, von Grunde aus, wieder gefund geworden. Hat man wohl. ein einzi⸗ ‚ges Mittel gegen dergleichen fürchterliche Zufälle, ‚dem man angenehmere und herrlichere Wirkungen beylegen koͤnnte? ch wuͤrde die Gränzen der Bes ſcheidenheit zu überfchreiten glauben, wofern ich mich. weitläuftiger, und wenn ic) auch gleich lauter Wahr⸗ ‚beiten davon befannt machte, erflären wollte. © 5. NB. Hier folgt das foriftliche Zeugniß des ältern. Heron Thieullier, Doctor-Regens der medicinig fehen Fakultaͤt auf der Unwerſitaͤt zu Paris, in welchem er verſichert, daß er die vom Herrn Di⸗ bon ſeinem Mittel beygelegte Tugenden, mehr als einmal, in eigener Perfon wahr. befunden; und er» klärt, daß alle angeführte Umſtaͤnde fh in der Bapreit alſo verhalten. ZUR je | a A. Ye: 528 Anmerkungen “ a 2 5 2.2 22 2. 2. ni — AL 1% — ———— — ge über den | fogenannten Birenflau h ‘ (Branca vrſina). 2 Aus No, 5: der Gazette falut. v. 2 1462. ).- ß ie Arztneygelehrten und Kräuterfundige uhtene ſcheiden zwo Gattungen vom Baͤrenklau— Die eine wird der wahre Baͤrenklau ge⸗ nannt, und waͤchſt eigentlich in den warmen Laͤndern, und vornehmlich in Italien. Die zwote, oder der ſogenannte deutſche, oder unächte, iſt der eigent⸗ liche Gegenſtand gegenwaͤrtiger Anmerkungen, und ‚ein ſonderbares Mittel ( Specificum ) wider jene haͤß⸗ liche und ſchmerzhafte Krankheit, welche der Weich⸗ felsopf, (Plica Polonica) heißt. Sie waͤchſt nicht Allein in Deutſchland, ſondern außerdem auch in der Schweiz, in Schweden, Pohlen, Litthauen, und beynahe in gan; Kuvopa, Sie liebe Et | .& Es wird in ber Urſchrift nicht gemeldet woher dieſe Anmerkungen genommen feyt. Ich finde aber, daß ſelbige ein Auszug aus der unter dem Vorſitz des verdienſtvollen Herrn Pr Di Io. Stied, Carrbeufers zu Frankfurt an der Oder von Herrn Ge. Kunſt vertheidigten, und daſelbſt *9— F Auf dritrebalb Bogen gedruckten ——— "Branca Vrfina Sermgiifa » ne, P — 5% un re Ki über den ſogenannten Baͤrenklau. 529 lich die etwas feuchte Oerter, die Wieſen und Baum⸗ Härten, welche ein gutes Erdreich haben, Sie ift nach der Befchaffenheit des Bodens, ſowol von vers ſchiedener Größe, als Stärfe, Alle ihre Theile, die Wurzel, die Bläkter, die Blumen, und der Saa— men, befißen nicht zu verachtende medicinifche Kraͤf⸗ te; jedoch figen die vornehmften vererfelben in den Blättern. Ich werde auch gegenwärtig bloß bey felbigen ftehen bleiben. Dem Geruche nach läßt ſich an ihnen eine gemiffe Bermifchung von einem ſchwachen Balfam und von Honig verfpüren. Der- gleichen Geruch duftet weit ftärfer aus den trocknen, als aus den frifchen Blättern aus, Was den Gez ſchmack betrifft, fo ſchmecken fie etwas angenehm, und balfamifch ; dabey aber auch zugleich bitterlich, Diefer Gefhmad und Geruch verrathen die wirkſa— men Örundtheile , die in diefen Blättern liegen. Man muß aber chymifche Handgriffe zu Hülfe neh⸗ men, mann man felbige aus ihnen herausbringen, und ihre Natur und Mifchung völlig erkennen will, Man nimmt alfo Blätter von Bärenflau, mel che ganz ſchwach getrocfnet und gröblich zerſchnitten find, und gießt auf eine Unze eine hinlängliche Men- ge hoͤchſt rectificivten Weingeift. Mach einer vier und zwanzigftündigen warmen und gelinden Diges ftion, wird man eine Infuſion antreffen , welche dunfelgrün ausfieht, und zum Theil nah dem Kraut ſelbſt, zum Theil aud) nach) Weingeift riecht, und auf der Zunge einen bitterlichen Geſchmack hervor bringt. Nachdem man diefe Infuſion gelind ab- rauchen laffen, behält das rückftändige refincfe Extract 26 Dand, Br noch — 530 Anmerkungen ” noch genug von dem natürlichen Serue ep an fid. Hingegen ſchmeckt ſelbiges und iſt von zweyerley Farbe. - Das die Seiten des Glaſes zunächft berührende , befigt eine guͤnliche Schwaͤrze; das untere befindliche aber BB: ing Braune, und iſt durchſichtigeee. 1 * Hierauf gießt man auf eben ſo viel Pr Her Sins Tänglich gemeines Waſſer, und läßt es insgeſammt auf eben die Art digeriren. Dieſe Infuſion wird, braungelb —— und nach der 3 — und ſchmecken. Das nad) einer gelinden Abrau⸗ chung der aufloͤſenden Fluͤßigkeit —— gummoͤſe Extract, wiegt drey Quentgen, und riecht faſt eben fo, fopmect aber etwas bitteren. Zum dritten nimmt man zum Yultdfungemittel ein. Es iſt nicht zu laͤugnen, daß dieſe Slüßige keit die Grundtheile der darinn gelegten Dinge be⸗ ſtaͤndig mehr oder weniger veraͤndre: und außerdem vermehrt felbige auch ungemein die Menge des nach dem Abraucen rückftändigen Extracts, wegen ber Theile des Meinfteins, die fie damit vereinigt. Indeß find doch diefe mit dem Mein angeftellete Verſuche nicht zu verwerfen, weil die Aerzte öfters Infuͤſionen mit Wein zu verordnen pflegen, und es viel auf fich het, in Anfehung derer Wirfungen, welche fie hervorbtingt, verfichert zu feyn. Man gießt demnach auf Die obbemeldte Menge trockener und zerfchniteener Blätter hinlaͤnglich weißen Franz⸗ wein; und läßt es in warmen Sande digeriren; ſo ra nad) verrichteter gehöriger Ertrastion eine rothe über den fogenannten Baͤrenklau 53% rothe Infuſion, welche mit einemmal den abſonder⸗ lichen Geruch der Blätter und des Weine an fich haben, und von Saurem, in das Bittere fallenden, Geſchmacke feyn wird. Nach gefchehenem gelinden Abrauchen bleibe ein bräunliches Extract zuruͤck, welches von der Infuſion wenig verſchieden riecht, und ſchmeckt, außer, daß es * — ſtark riecht ne: weit bittrer ſchmeckt. | Dee innerliche Gebrauch —* drenfach' ſeyn. Er fann nämlich in einer Berdünnerung , Keinie gung, (Abfterfion) und Ermweihung , und zwar dieß allesauf eine gelinde Arc beftehen, Die beyden erftern von diefen Wirkungen äußern ſich Hinlänglich durch den bittern Geſchmack, welchen die ganzen Blaͤt⸗ fer, und die daraus abgefonderte Feuer = beitändige (fire) Grundtheile, in einem gleichen Grabe befigen. Was die erweichende Kraft betrifft, kann man fel« bige dem gelinden, balfamifchen, und nach Honig rie⸗ chenden Dufte, welcher fich in ziemlicher Menge an den Seuerbeftändigen, gummöfen und refinöfen Grund⸗ theilen befindet, beplegen. "Alle mit dergleichen dufs tigen und angenehmen Beſtandtheilen * Pflan⸗ zen, die Blumen des ſowohl gemeinen, als Garten⸗ Sieinklees, des Eiſenkrauts u. ſ. f. ac dere Bene erweichende Kraft. Es iſt auch der Baͤrenklau ſeit geraumer Zeir * den Apotheken als eines der fuͤnf erweichenden Kraͤuter bekannt. Jedoch iſt auch zu wiſſen, daß er weit mehr aͤußerlich ‚ als innerlidy gebraucht | : Aa TG — man ſelbigen Da die \ | aͤhun⸗ 33 Anmerkungen 0 ı Bähungen, Breyumſchlaͤge, Baͤder, Einftiere-und andere äußerlihe Mittel, zum Erweichen, Sindern, Reinigen, und die Eiterung zu erleichtern... Einige pflegen ihn trocken auf die mit der Roſe behafteren Theile zu legen, damit er, vermöge feines angeneh⸗ men und zarten Duftes, die Schweißlöcher der Haut öffne, und die den. leidenden Ort befreyende Aus⸗ dünftungen befördere. ) ——— — Eben diefe, theils erweichende, theils aufloͤſende, and reinigende Wirkungen nun, haben verſchiedene Aerzte veranlaſſet, dieſe Blaͤtter als Arztneymittel in Verhaltung des Urins, und Steinſchmerzen, anzu⸗ rathen. Es koͤnnen ſelbige in der That das krampf⸗ hafte Zerren der Faſern vermindern, mittelmaͤßige Steine zum Ausgang befoͤrdern, und die Schmerzen lindern. In dieſer Abſicht nimmt man entweder innerlich einen davon bereiteten abgekochten Trank, oder nimmt ſie, theils vor ſich, theils auch in Geſell⸗ ſchaft anderer Kraͤuter, zu Baͤdern. N Diefes find ohnftreitig gar wichtige Eigenfchafs ten, woraus man ſchon natürlicy fchliegen kann, dag diefe Blätter noch verſchiedene andere dergleiz chen befigen , und zum Beyſpiele auch fehmerzftillend gegen den Scharbock, und zur Blutreinigung u.f ms dienlich feyn müffen. Allein, man muß geftehen, daß die Kraft, die man ihnen beylegt, vermöge wel⸗ cher es ein wahres, abfonderlich wirkſames Mittel gegen jene abfcheuliche Umfchlingung und Verwir⸗ rung der Haare , welche insgemein der Wichtels Juden) Zopf genannt wird, ift, eine ganz befon. * * dere uͤber den fogenannten Bärenflau. 533 dere YAufmerffamfeit verdiene, Bekannter maßen find die Einwohner in Poblen, Litthauen und der Ukraine, mit diefem Zufalle fehr behaftet, wogegen fie wirklich ſeit vielen Sahren den Baͤrenklau, in Geſellſchaft des Krautes vom Schlangen: Mooß, (Gürtelfraut, -Lycopodium Officinarum , oder Mufcus terreftris clavatus ) gebrauchen, Sie ſchnei⸗ den diefe Blätter von jedem gleichviel, klein, und laffen fie in einer genugfamen Menge Waflers fo lange kochen, bis das Waſſer davon gelb geworden. Oder aber, fie kochen zuerft ven Bärenflau befonders, und gießen hernach dieß Decoft ganz bruͤhendheiß auf das klein gefchnitiene Gürtelfraut, und laſſen . bernach dies zufammen noch ein wenig auffochen. Sodann thun fie etwas Sauerteig, dergleichen man zum Brodtbaden gebraucht, hinein; fegen es neben einen Dfen, und laffen eg dafelbft einige Tage lang ftehen, damit folchergeftale die gelinde Wärme des Diens eine fleine Gaͤhrung verurfahe. Wann nun das Decoft auf diefe Arc fertig iſt, trinken fie täge lid) davon, entweder fo, wie es ift, oder als ‚eine Suppe mit frifhen Eyern. Sie wafchen aud) den Kopf wöchentlich ziweymal damit, nachdem fie es vorher durd) ein neues Anbrühen mit verfchiedenen gewürzhaften Kräutern, als: Salben, Rosmarin und dergleichen verftärfer. Es ift gewiß, daß Dies fes Mittel bey verfchiedenen mit dem Wichtelzopf ‚ behafteren Kranfen, ſehr große Dienfte gethan. Nur war man in Zweifel, ob man feine Wirffame | Feit mehr dem Gürtelfraute, als dem Bärenflau zus ſchreiben follte. Indeß ſcheint nach angeftellter Line ‚terfuhung, Daß von dem legtern das mehrefte here fi gl 3 zuleis 334 Arm. über den fogen. Baͤrenklau. zuleiten ſey, Indem deſſen Eigenfchaften überhaupt weit ftärfer find; da hingegen das erftere ganz ohne ° Geſchmack und Geruch if. Zudem befigt auch das⸗ jenige ſowohl, was man vermittelft des Anbrühens herauszieht, als auch das nad) der Abrauchung zus rücbleibende Eytrakt, nicht viel Kräfte. Das Des coft hat eine Rheinmweinfarbe, und riecht ein wenig nad) dem Kraute, und etwas unangenehm. Der Geſchmack ift ebenfalls nicht ſehr ſtark, doch von einer etiwas widerlichen Bitterkeit. Das brauns gelbe Ertvaft ift, wegen der darinn Concentrirten Kräfte, wirffamer. Die Polacken bedienen ſich des bloß von dem Bärenflau zubereiteten gegohrnen Decoftes, Sie nennen diefes Getränf Bartſch. Die Armen trinken es zugleich) ftatt Bieres, und als eine Arztney. | ee Ei 5:5 —* * en ee ee Ds Pr F Anweiſung zur Shine: *s ſich gegen das Auf eine unniße Art eins B" aefünree Halten einer allzu großen Anzahl Schweine, verfchiedenes mit Grunde ber Wahrheit einmenden ; es ift aber doch auch) dem ohnerachtet nicht zu laͤugnen, daß dieſe Art Vieh einen wirklichen Mugen bringe, ‚vornehmlich, wann man e8 nur bloß aufziebt, ohne es zu mäften, Bom letztern werde ich gegenwärtig: wicht handeln, weil gen dergleichen nicht in einer jeden Wirchfchaft ohne usnahme mit Mugen bewerfftelligen laßt: fondern, Pr ſchickt ſich ſolches nur bloß fuͤr Baͤcker, Muͤller und Brandteweinbrenner. Auf dem Lande aber, wo e8 weder Brauereyen, nod) Brennereyen giebt, laffen fih Schroeine fehr que, ohne den geringften Mac)» theil des großen Birhes „als welches allemal dem andern vorzuziehen iſt, halten. Dieferhalb habe ih mir die Mühe genommen, und nach Maaßge⸗ bung meiner wenigen Erfahrung und erlangten Wiſ— fenfchaft, die Schwierigkeiten und Einwürfe, welche man gegen meinen Vorſchlag machen koͤnnte, zu he⸗ ben geſucht. Ich werde in dieſer Abſicht den wirk— lichen Nutzen, den man von der Schweinezucht ha⸗ Hi kann, in Erwaͤgung ziehen. 536 Anmweifung 1. Es ift gar nicht gebräuchlich, und man wiirde ein fehlechter Wirch feyn, wenn man die Schweine | auf die Kornfelder, in die Stoppeln, und auf bie Wiefen treiben wollte, bevor man das Horn- und. Schafvieh, als welches weit mehrern Nutzen bringt, darauf geweydet hätte, 2. Folglich Fönnen die Schafe nicht den gering- ften Schaden auf der Wende vertragen; | 3. Das Nahmachfen der Stoppeln, welche zur . Wende dienen , wird nicht fo bald durd) Aufwuͤhlen verhindert; und es zeigt dieſes auch wirklich der Er⸗ folg und die Erfahrung, daß dieſes in der Folge nicht den geringſten Schaden verurſache. 4, Der Schaden, weicher denen annoch auf dem Felde befindlichen, und zur Trift gehoͤrigen Fruͤchten zuwachſen kann, entſteht groͤßtentheils bloß durch die Unachtſamkeit der Hirten; und es Fann fich auch der= gleichen eben fo mit anderm Bieh zutragen. Man kann aber außerdem auch diefes einigermaßen ‚ und nachdem man es für gut befindet, mit. gar leichter Mühe verhindern. Ueberhaupt erfordern dieBillig« feit, Wirehfchaftsfunft und Drönung, daß, wann noch zuviel Früchte überall um die Wiefen herum ſtehen, man fein Vieh, und vornehmlich Feine . Schweine darauf treibe, bis die Früchte fämmtlich hinweg find, Beobachtet man diefe Borforge bey dem Viehweyden nicht, fo Fonnen die Schweine fo» wohl, als alle andre Arten Vieh, viel Ben, ans richten. 5. Man kann zwar den Schweinen $aub vor⸗ werfen; nur nicht in großer Menge; denn ſie freſſen lieber das ſchlechteſte Futter, und ſo gar den Aus⸗ kehricht zur Schweinezucht. 537 kehricht der Scheune, oder den fogenannten Tennen« aub, welchen fonft Fein anderes Vieh mag. Sollte ber unter diefem Auskehricht annoch Korn ſeyn, fo iſt der Drefcher ftraffällig; und derjenige Haushals ‚ter, welcher diefes zugiebt, verdienet nicht den Mas men eines Wirthes. Ueberdem muͤſſen aud) der zu verfütternde Kohl, und andere Küchenfräuter ge» theilt werden : vdergeftalt, daß ihn die Schweine nicht gänzlich aufräumen , und folchergeftalt dem großen Viehe feine Morhdurft entzogen werde; und ic weiß nicht, wann ein jedes Futter, Stroh und dergleichen, für Die Küche fowol, als fürdie Schweis ‚ne, gehörig berechnet werden follte, auf was für Art ‚man wegen des Leberfchufles eine Gleichheit treffen ‚wollte, | | | 6. Das Stroh, welches man den Schweinen unterftreuen muß, wird gewißlich nicht unnuͤtz verz braucht werden, und es darf deshalb dem großen Bieh, und den Schafen fein Abbruch gefchehen; ins dem alte und werftändige Wirthfehafter mir mehr alg einmal erweislich gemacht, daß der Schweinemiſt in fandigen Gegenden, und in feuchtem und gelblich tem Erdreiche gar vortreffliche Dienfte thun, und ‚allen andern Arten von Dünger vorzuziehen fey. Ich habe felbft Hiervon Gelegenheit genommen, ohn« längft ineinem Kräutergarten, im Kleinen eine Probe mit einem feuchten, fandigten und völlig unfruchts baren Striche Landes anzuftellen; und habe gar vor« trefflichen Sallat, und andere Küchenfräuter darauf gewonnen. Ich bin beftandig der Meynung gewer fen, als wenn der Schweinemift unter allen der ſchlechteſte wäre; es foll mich aber: diefer Verſuch * ee — —— veran⸗ 8Anwweiſung veranlaſſen, einen andern im Großen auf einem Felde anzuſtellen, worauf ich Korn ſaͤen werde und daraus will ich alsdenn ſehen, ob es richtig fen, ober nicht. Es ſcheint indeß, Daß diefer Mift, wenn er mit Maaße, und an Oertern, wohin ei ſich ſchickt, gebraucht wird, eben fo fchäßkar ſeg | als andrer Mift, wo er nicht gar vorzuͤglicher iſt. Auſſerdem iſt es auch gar nicht noͤthig, daß man dergleichen Etreu unter Die Schweine allzu ſtark mache, vornehmlich, wenn der Froſt nicht eben R ſehr heftig ift, und die Ställe überalf wohl verwa ahrt ſind; (ein Umſtand, weicher ebenfalle auch bey je dem andern Viehe wohl zu beobachten if!) und die Seuchtigfeiten ihren ungehinderten Abruf haben koͤnnen. Jedoch muß dieſe Streu, ſo lange die Schweine noch ſchr jung ſind, etwas ſtark fepm. 7. Warme und wohl derfihlofne Ställe, wie ich eben geſagt habe, find dieſem Viehe, jo wie "überhaupt jedem andern, gar unentbebrlich; jedoch belaufen ſich die zur Errichtung und Ausbeſſerung erforderliche Koften nichteben fo außerordentlich hoch. Ich getraue mir mit zwey bis drittehalb hundert. Siores Ställe aufzuführen, worinn man hundert Schweine muß halten fonnen. Go gering dieſe Eumme feinen moͤchte, will ich doch in | ganz genau berechnen, Nr 8. Die Sau muß man die ganze Zeit über, da die Jungen an ihr faugen, mit gutem Sutter verforgen. Diss dauert ohngefähr fechs Wochen; —* muß ſie ſich mit * gewoͤhnlichen Mm — elfen. 4 we zur Schweinezucht. 539 helfen. Seibige kann außer der täglichen Wende, im Spuͤhlwaſſ er aus der Küche, abgefallenen Fruͤch⸗ ten, dem Abfchneidfel vom. Salat , Kürbisfchalen, und andern unbrauchbaren Dingen, welche man ih: nen, ohne dadurd) dem andern Viehe das geringfte zu entziehen, geben fönne, beſtehen. Das Vers füneiden der jungen Schweine ift fo wenig koſtbar, als gefährlich, Was die Koften anlanget, fo Fann man ein annoch faugendes Schwein firdrey Sols, und ein abgefegtes für halb fo viel fihneiden laſſen. Der dabey zufteßenden Gefahr Fanı man dadurd) mie leichter Mühe vorbeugen, wenn man die Schweine feinen: ungeſchickten Händen uͤbergiebt. Eine fehr weife Regel der Vorſicht ‚ wovon ich den’ Nusen aus felbfteigner Erfahrung innen geworden bin, Bon vielen hundert Stuͤcken, welche ich mit “aller gebrauchten Vorſicht, heſchicien Perſonen an⸗ vertrauet habe, iſt mir nicht ein neingiges beym Ver⸗ ſchneiden geſtorben. | i Nachdem nunmehr ein geſchickter Wirths fchafteverftändiger die vorerwähnte Schwierigkeiten, fo gut es bie Einrichtung des Orts, und feine Hause haltung erlauben, gehoben, hat er vor weiter nichts, als vor Anfhaffung des Furters zu forgen. Es läßt fh unmöglic überhaupt mit Gewißheit ‚be: ftimmen, was für Gattung von Futter ſich für jede Art von Wirthſchaft ſchicke; denn dieſes haͤngt von der Lage des Ottes ab, Ein Unterſchied, welcher jedem klugen Wirthe bereits bekannt geweſen ſeyn muß. Ich will unterdeſſen doch, ohne jemanden etwas vorzuſchreiben, einen Anſchlag machen, = | er 540 Anweiſung cher fuͤr richtig erkannt worden, und Befall finden fönnte, da ic) fonft nichts darunter zur Abficht babe, als bloß, um mid) bey meinen Leſern in das Anfehen eines aufeigptigen Mannes zu fegen. Sch rechne bemnach „daß ich von En guten Säuen alle Jahr in zweenen Würfen, auf jeden. Wurf acht, Junge gerechnet, hundert und. ſechzig Schweine bekommen muß. Die vier und zwanzig erftern, weiche gemeiniglid) um Weihnachten gewor⸗ fen werden, brauchen weiter nichts, als nur ein mes nig Buttermilch, oder ftatt deffen ein wenig Korn und Mehl unter einander gemengt, bis gegen Mi« chaelis, da fie alsdenn in den Stoppeln herum laus, fen. Zu diefer Zeit verkauft man fie gemeiniglich für ſechs Livres, bis ſechs Livres und zehn Sols, welches in der ganzen Summe mwiſchen 480, und 520 Livres betraͤgt. Der zweyte Wurf fällt gemeiniglih im ur nius oder. Julius. Koͤnnte man die jungen Schweine den Winter über nicht füglic) unterhalten, oder, mollte das Futter ſpahren, und ſich felbige nicht zum Unterhalte ven Winter über auf den Hals laden, fo. kann man auch noch diefen Wurf nach, Michaelis, das Stud wenigftens für drey Livres verkaufen welches noch Livres ausmacht. Dieſe beyden Wuͤrfe 6* rien, gerechnet, belaufen ſich auf 720, bis 760 Livres. Hiervon muß man abrechnen, was die zehn Saͤue das ganze Fi hindurch, und die jungen Schweine “ zur er⸗ zur Schweinezucht. 54 Verkaufzeit an kleinem Getreide zu unterhalten ko— ſten. Dieſes kann jaͤhrlich vierzig Scheffelbetragen, Dieſes Maaß iſt zur Maͤſtung der Schweine gar nicht zulaͤnglich; nimmt man es aber zu der vorher genannten Fuͤtterung mit zu Huͤlfe, ſo koͤnnen ſie vollkommen dabey beſtehen. Den Scheffel von dergleichen Korn rechne ic) hoͤchſtens bis vier Livres, welches 160 Livres macht; und. den John des Hirten aufs höchfte vierzig Livres, welches überhaupt 200 Livres betraͤge. Faolglich bleibt noch ein Gewinn von 520 bis 560 Lipres übrig; und traͤgt mithin jede Sau jaͤhr⸗ lich 52 bis 56 Livres ein, Es ift gar nicht nöthig, zur Aufficht. diefer jungen Schweine, welche man zieht, eine Magd zu halten; denn ohnerachtet man fie ordentlich mit Nah⸗ rung verforgen muß, gehört doch nicht fo viel Mühe dazu, als zum Saͤugvieh. Geſetzt aber, daß man aud) hievor noch etwas abzurechnen hätte, und etwa 120 oder 160 Livres abzöge, fo wird immer noch ein Ertrag von 40 Livres für eine jede Sau übrig bleiben. Rai T | ch hoffe hierdurd) dargethan zu haben, daß, wenn die Schmweinezucht nicht einer von denen eins traͤ⸗ ichſten Theilen der Wirthſchaft iſt, man ſie zum wenigſten doch nicht für einen der ſchlechteſten rech⸗ nen dürfe. (*) | EL - €) Man fann von der Schweinezucht ind dem Nu⸗ ‚gen derfelben in der Haushaltung folgende Schrifs ‚sen zu Ratbe ziehen: Kurze und unmaßgebliche Gedanken vom Nugen ber Schweinezucht = Ri wo 4 Anweiſung wohleingerichteten Wirthſchaften, bey kandgůtern fi. im aten St, der ẽconom. Nachr. Leipz 1749, 8. ©. 131:139. Ein Bedenfen uber diefe Gedanken; ft. im 70 Gt. der Leipz· Gamml. 1749, 8. ©. 868-830. man vergleiche dabey das 76 Gt. der. oͤconom. Nachr. Keipg: 1754, 8: ©: 297 #300, Abgenoͤthigte Vertheidigung dererjenigen kurzen und unmaßgeblichen Gedanken vom Nutzen der Schweinezucht, bey wohleingerichteten Wirthſchaf⸗ ten, bey Landguͤtern, ſo im 2 St. No. 4. p. 131.- ver dconom. Nacht. zu befinden: fl. im 8 St dererfelben, ©: 685694. man vergl. dad 78 Gt. Leipz. 1754, 8: ©: 384. f Gruͤndliches Bedenfen eines alten und erfahrnen Landwirths, überdie im fuͤhrten ſtarken Schweinezucht: |F. im J t. der 3e 44 St. der Feipz. Samml. befindlichen Erinnerums gen wider die Schweinezucht: ſt. im 9 GSt.der dconom. Nacht. Leipz. 1749, 8. ©. 695 : 706. Erinnerungen bey der auf vielen Landguͤtern zum Nachtheil der Rindvieh-⸗Nutzung unnuglich einge: _ Leipz. Samml. 1747, 8. ©. 708: 723. Bedenken über die in den neuen oͤconom. Nachrichten im zweyten Stuͤck, pı 132% ertheilten Gedanken, vom Nutzen der ren ie ft. im 70 Sf. der Leipz. Gamml. 1749: 8. ©. 868-880. Der Frau C. E.v.8.* eingeſchicktes Schreiben, welches von dein Nutzen der Schweinezucht kuͤrzlich han⸗ delt: fl. ins ofen St. der Sconem. Nachr. Leipz :1750, 8. © 777:780. Antwortsfihreiben auf dasjenige, welches die Fran von ©, in dem ıoten - ©t. der oͤconom. Nachr. p. 777 N von dem Nutzen der Echweinzzucht ebiret hat: fl. im 74 St. der Leipz · Samml. 1750, 8 ©. 129:134. Kurze Ber antwortung der in den Sconom. Nachricht. ded 9 im 4gten Gt. der Leipziger Samml. RR Stuͤckes p. 685. betitelten abgenoͤthigten Gedan⸗ ker vom Nußen der Schweinezucht, fo im andern Stuͤck p. 131. befagter oͤconom. Nachr. wider die innerung zu befinden; fi, im 75 St ber keipz. Gernml. — "40H A i zur Schweinezucht. 343 GSamml. 1750 8193⸗197. Dreyfache Auf: gabe wegen der, Schweinezucht: m ob das rohe Sedeiesglas den Schweinen auf einige, Arc koͤnne ... Khadlich , oder gar tödtlich feyn; 2) ob dev Pfef⸗ fer den Schweinen ſchadlich fey:, 3) 06 die Wa⸗ deke (Serum lactis) fonderlich, wenn.fie warm gemacht, oder zu haͤuſig genoffen , den Schwei— nen ſchadlich ey? ff. im iiten St. der Leipziger Samml. 1753, 8. ©: 246: 249. Beantwortung voriger drepfacher Aufgabe : fl. im 123 St. derfel- .. ben, 1754, 8. S. 214 : 218: Vom Nugen der Schnecken ohne. Hang; zur Schweinefütterung: . im 151 Gt. derfelben , 1757, 8 ©, ia. Hoch» fuͤrſtl. Wirteimbergifibe Berordnung „ die Schwei⸗ nezucht und das Auffaufen der Schweine auf Borg oder Credit betreffend: ff. im 52 Gt. der ſtutgarter phyſikaliſch⸗ Sconom. Nealzeitung , oder gemeinnuͤtzl. Wochenfchrift , v. J. 1756. Anzeige verſchiedener Gewaͤchſe und Mittel, wodurch das Vieh, fonderlich die Schweine, bey Mangel des ordentlichen Futters im Fall der Noch zu erhalten: fl. im 20 und 21. St. derfelben, 0.3.1757. In der aus dem Englifchen--überfegten allgemeinen _ Haushaltungs⸗ und Landwiſſenſchaft einer dconos miſchen Gefellfehaft in London, ı Th. Hamb. und Leipz. 79: ar: 8 handelt das V Buch, Cap- 20, von den Schweinen, ihrem Nutzen und Schaden ; Cap. 21. von den verfchiedenen Arten und Zuchten. Schweine; Cap: 22, von dem Futter der Schweine, Herrn Bagſiroͤms Nachricht, wie die Schweine cheils mit Erlenlaub, theild auch mit Pferdemift u fuͤttern: ff. im IX Bande der vom Hrn. Prof. Raſtner überfeßten ſchwediſchen Abhandlung. a. d. 5. 1747» Hamb. 1753, gr. 8. ©: 257; desgleichen in 76, der goͤtting Policeyamts-Nachẽ?. v. J. 156; desgl. nebſt Hrn. Bergraths von Juſti Gedanken uͤber dieſen Vorſchlag, in deſſen oͤconom. Schriften IIten Bande, Berl. u. Leipz. 1760, gr. 8. ©. 4790:472. Des Herrn Li Gottfr. Ang. Hoff⸗ | INANNS 544 Anweiſung zur Schweinezucht. manns Abhandlung von der Schweinezucht, und dem Anſchlage der Schwein-und Rindvieh⸗Nutzung; fl. im 66 St. der oͤconom. Nachr. Leipz. 754, 8 ©. 343:379. Barthold Audw. ykels Abhand⸗ lung von den zahmen Schweinen, darinn derſelben Natur, Wartung und Nutzen, wie auch Krank—⸗ heiten und Arztneyen beſchrieben werden, 1746 , 8. 3 3. wird im 38 St. der Leipz· Samml. 1746, $. ©. 130:136, recenfirt. I. E. v. S. öconomifche Anmerkungen von der Schweinemaffung: ft. in deſſen sconomifchen Bedenken über allerhand in die Hauswirrbfchafe einfihlagende Sachen, 3 Et. Chemn. 1758, 8° ©: 168: 173. (Anmerk. des Nevaf) ' Ka | 9345 u — a ee IV, Sen. von Villeneuve s Anmerkungen, betreffend einen Fiſch, 0» welchen man — fie den Zitterfiih CH) haͤlt. B einem Sturme ſtrandete ein gewiſſer Fiſch, welchen niemand kannte, an der Kuͤſte von Croifie Nachdem man mir felbigen ge bracht hatte, hielt ich ihn gegen verſchiedene nach der 9 Ich bite —— vom — Krampf oder Zitterfiſche, (Torpedo, Mola) handelnde Schriften, ‘bereits im 17tem Sheile gegenmwärtiger oͤconomiſch⸗ ————— ſchen Abhandlungen, bey Gelegenheit ei⸗ ner bafelbit gelieferten Beberfegung der Rediſchen Nachricht von dieſem Fiſche, Enz. fag. namhaft emacht; und man kann zu jelbigen noch folgende- 2 Bir ufuͤgen: D. Ingeöms Abbandlung von dem — edo, oder Krampffiſche aus dem Engliſchen des Student of Oxford, No. 2, uͤberſetzt: ſt. im R St. der Hanndv.' gel. Anzeig. a. d. J. 175 3. fe Schreiben von den Wirkungen Eieetvicität und des Zitterfifches in einigen Krank heiten: ff. im Arzt, einer mebicinifchen Wochen⸗ ſchrift, II. Th. Hamb 1759 ,.Ar- 8. 46 St. S - 334 :336. (Anmerk. des —————— 26. Band, | Mm 345 Anmerkung über eine Art ‚der Natur verfertigte Zeichnungen von Fifchen „und fand, daß er eine volltommene Aehnlichkeit mit dem berufenen,, und in der Naturgefihichte der Fifche fo berühmten Zirterfifche hätte, . Sein großer Ruf reizte meine Neugierde, daß ic) mir vornahm, ihn aufzufchneiden, und die inwendige Beſchaffenheit ‚feiner Theile zu ünterfuchen. Das Verlangen, die Natur kennen zu lernen, macht aus den Maturf ſchern öfters Zergliederer. Mach feiner austvendls gen Geſtalt, vermuthete ich Graͤten dafelbft anzu- treffen, allein ſtatt dejfen, fand ich gewifle Gattun⸗ gen von Enorpligten Beinen, wie beym Kochen, Die Faſern feines Fleiſches hatten eine ſtarke Aehn⸗ lichkeit mit denen beym Scockfiſch anzudceffenden, und waren auch) bennabe eben fo weiß. Als einen ſehr fonderbaren Umftand aber muß ich hiebey anzufühe ren nicht vergeffen, daß in felbigen verſchiedene Ders ter befindlich geweſen, welche inwendig gar. vortreffe lich rofenfarbig ausgefeben. Ich werde mich gegen⸗ waͤrtig bey Befchreibung der vorgenommenen Oeff⸗ nung felbft nicht aufhalten, fondern komme ſoſort auf die phufifalifchen Bemerkungen, welche ” * dieſem Thiere anſtellen will. Als ich den Finger in ſein Herz fteckte, fühlte ich einen ziemlich heftigen Stich. Ich glaubte an fänglid), daß diefes von einer fehr ſubtilen Graͤte herruͤhrte: nachdem ic) aber dieſe meine Muchmafe fung als faifch befunden, wußte ic) gar nicht, wel⸗ her Urſache ich dieſe Art von Stiche, welcher weit heftiger war, als derjenige, fo von der electriſchen Materie , wann Ielbige ‚von der Schwingkraft, (vis "eentri- von Zikterfifchen. 547 "sentrifuga ) einer gläfernen Kugel in Bewegung ge: bracht worden, zu entftehen pflegt, zufchreiben ſollte. Eine andre Perfon, welche mir bey diefer Opera— ‚tion huͤlfreiche Hand leiftete, und ihren Finger eben falls dahin Halten mußte, empfand einen eben ders gleichen Scymerz. Es vermehrte ſich meine Ber munderung ungemein ſehr, als ich einige Augen« blicke nachher einen wirflichen Krampf in meiner ganzen Hand, nebit einiger Erftarrung im Arme, welche mit Bewegungen eines Schauderns oder Sröftelns, welche aus einem Nerven in den andern fortzulaufen fchienen, empfand, Hierauf zweifelte ich nicht mehr, daß diefe ftarrmachende Befchaffens ‚beit, welche man dem Zitterfifche, wenn er leben⸗ dig iſt, benzulegen pflegt, ſich nicht zum Theile, ſelbſt nach feinem Tode noch gehalten haben follte. Mit lerweile Fam das Fleiſch dieſes Fiſches zweenen Sol⸗ daten von der Miliz dermaßen ſchoͤn vor, daß ſie mich, ihnen ſelbiges koſten zu laſſen, inſtaͤndigſt bathen. Ich eroͤffnete ihnen die Beſchaffenheit der Sache, ſtellte ihnen vor, daß fie aufs wenigſte eine Unverdaulichkeit zu befürchten hätten. Ich ließ mich endlic) durch ihr Bitten bewegen, indem ich überlegte, daß eine gemwiffe Art von Nochen, wel⸗ che die Sifcher Tremblar: zu nennen pflegen, ohne Zweifel wegen der ihm beyiwohnenden Eigenfchaft, da er, wenn man den nadenden Fuß auf ihn feßt, dem Deine eine aewiffe krampfhafte und jitternde Bewegung miteheilt, ‚denjenigen, fo davon eſſen, dennoch im geringſten nicht ſchaͤdlich ſey. Es wie⸗ derfuhr ihnen auch in der That darnach nichts uͤbels; — fanden fie das Fleiſch ungemein ſchmackhaft; Mm 2 jevod), 548 Anmerkung iiber eine Art jedoch, verleihen Gaumen wiſſen den‘ feinen: ‚Ge: fhmad der Speiſen ſehr ſchlecht zu beurtheilen. Dieſer Umſtand lehret uns, daß dasjenige, was gewiſſe Wirkungen auf die Nerven der Haut her⸗ vorzubringen im Stande iſt, auf die Nerven J Magens nicht mebr biefelbige Gewalt — Diinivs fchreibt i im ı Gay. bes 32 Buchs fi ner Natur geſchichte: Ex eodem mari torpedo‘ etiam procul & a longinquo velfi hafta virgave' attinga- " tur, quamvis praevalidos lacertos torpefcere! quan- libet ad curfum, veloces alligati pedes tradunt. — es mit dieſen Wirkungen ſeine Richtigkeit bat, (wie denn die alten Naturkuͤndiger Meifter im Vergrößern, und bieweiien auch wirklich noch etwas mehr gewelen, fo kann man vor gewiß annehmen, daß mit dem Tode des Fifches tiefe Wirkſamkeit nicht Ve. völlig verſchwunden fen, daß nicht noch etwas weniges davon übri ig geblieben ſeyn ollte. Ich werde mich anjetzt nicht in die Beurthellung der Natur und Befchaffenheit diefer Materie, wel» che einigermaßen. Die rer augen! unfrer Musteln beftimmt, einlaſſen. Es ift vor einen Maturfore feher genug, wenn er ber fichibare Dinge urt it, ohne, Daß man von ihm verlangen jollte, — ſich auch an das Unſichtbare mache. 0 Eben biefer Plinius * noch an einem — Orte, im 42 Cap. des 9 Buchs: Novit torpedo vim — ipſa non torpens merſaque in limo occultat. Ih bin im-Stande, zu beweiſen, ſich der Biene) an — ſelbſt im Meer ; von Zitterfifchen. 549 Der Tell, deſſen er fich in diefer Abſicht Bediener, ift vielleicht unter allen Waſſer— Eintoohnern nur bey ihm allein anzutreffen, der Mechanismus beffelben iſt ſehr fonderbar, und wir können und von ſelbigem um ſo viel leichter eine Vorſtellung machen, da wie felbigen — und wirklich nachmachen koͤnnen. SE ⸗ pi Jene⸗ de — Seifenbiafe veran: aßte den: großen Newton zu den vortrefflichften “ Berfuchen, welche man jemals in ber Experimen⸗ tal· Phyſik angeſtellt hat. Und ein andres ſoll mir die Erfahrung lieſern, welche ich zur Erklaͤrung der mechaniſchen Wirkung desjenigen Theils, vermit⸗ elſt deſſen ſich der Zitterfiſch au dem Felſen unges mein beſeſt gt, und der ungeſtuͤmen Bewegung der Wellen een noͤthig habe. 9 Ein am Ende einer Senne befeſtigtes Feuchtes $eder wird von Kindern gebraucht, um Damit Kies felfteine von der Erde aufzuheben, deren Oberfläche ſo glatt ift, daß das Leder unmittelbar, daran liegen kann. Einem jeden Naturkundigen iſt der Grund hievon zur Gnuͤge bekannt: ich will aber ſelbigen ji um >plien ——— Pe ihn nicht anfuͤ Wenn die Seme am — des —— befeftige wird, wendet fie an biefem einzigen Orte ihre ganze Kraft an,-um ihm von den Steine (os zu machen: vermöge feiner natürlichen Biegſamkeit aber Fann e es, fie) m biefem Oete erheben, ohnerach⸗ m 3 tet so Anmerkung über eine Art tet alle Theile, welche fich näher an feinem Umfange befinden, noch während diefer Zeit, aleichfam am Kiefel angeleimt bleiben. Mithin entfteht fodann zrifchen dem Leder und Stein ein leerer Raum; nun Fann aber fein einziger leerer Raum auf ver - Oberfläche unfrer Erdfugel entftehen, weil eine $ufte fäule, welche eben fo ſchwer ift als fieben und zwan⸗ zig Zoll Duedfilber, nad) dem Verhaͤltniß ihrer Schwere auf das Leder, und nach der unterften Seite des Steins druͤckt, um die abgefonderte Flaͤ⸗ chen an einander. zu bringen: Da felbige nun’mits ten durch ihre Deffnungen nicht hindurch geben, und ſich zwifchen beyde hinein begeben kann, fo überwäls tigt Diefe Kraft die eigenthümliche Schwere des Kiefels, und zwingt ihn, dem $eder zu folgen. Es befißt unfer Fifh unmittelbar zwifchen den benden Floßfedern, welche fich unterhalb an feinen Dhren befinden, einen gewiſſen beynahe cirfelrun« den häutigen ‚Theil, welcher zum Beſten des Fie ſches eben das verrichtet, was bisher erzähltere maßen das feuchte Leder thut. Der ‚mittelfte Theil diefer Haut ift fo groß, als eine Münze von ſechs Kvres, fo lange der Fiſch noch gefund und munter ift: es ift aud) felbiger an gewiffen abgerheilten Or⸗ ten mit kleinen ſchwammigten Erhabenheiten befegt, weiche feibigen wider das harte Reiben verwahren, und alfo mit den ſchwammigten Subftanzen, welche man bey Hunden, Kagen, u. f. m. unter den Pfos - ten antrifft, von einerley Mugen find, Kings here um befindet fi) eine etwas feinere Haut, welche nicht dicker ift, als ein Pergamentblatt, und deren Faſern ‚von Zitter ſiſchen. 551 Faſern eben dieſelbe Richtung haben, als die geraden Linien in einem Cirkel, die, vom Mittelpunete nach dem Umfreife gehen. Ueberhaupt ift diefes ganze Stuͤck nicht größer, als UN die Unterſchale von einer Coffeetaſſ Indem ſie ſich unmittelbar an den Felſen ans fest, fo veruifacht Das fich bewegende Waffer , wels ches den Fiſch mir Gewalt in die Hoͤhe zu heben ſucht, nach feinem Mictelpuncte zu, einen leeren Raum: Diefen bemüht fich die Saule des Waflers mit Bey» hülie der Saule der $uft auszufüffen: mithin drü= cken felbige auf den Fifch nad) dem Verhältniffe der Oberflaͤche des unter der Haut befindlichen leeren Raums. Nachdem fich nun mehr von der Ober— fläche des Felſen los macht, vermehrt fich auch diefe Kraft. Wofern jemand ohngefähr die Zuverläßigs keit diefer Sache in Zweifel ziehen wollte, bin ich im Stande, ihm die ausgeftopfte und fehr. gut ge⸗ bliebene Haut diefes Fiſches vorzugeigen, allıvo man den anjetzt befchriebenen Theil felbft in Augen fein nehmen kann; ja, ib bin fo gar erbörbig, diefelde nach Paris, dem erften Naturforſcher, der fie von mir verlangen wird, zu überfchicen, Ein Mechanicus, der fih nur ein wenig auf die Natur verfteht, wird bey gemiffen Fiſchen, und in fehr vielen Inſecten, Modelle von Mafchinen antreffen, welche die Menfchen zuerft erfunden zu haben, fich einbilden. Uebrigens koͤnnte man es vollfommen gelten laffen, daß fie zu Anfange bey | rung der u bloß die Natur a Mm 4 haͤt· 552 Anmerfung über eine Art a. hätten, und in dieſem Falle werden wir ihr noch Dank ſchuldig ſeyn, daß fie uns ſelbſt gelehrt hat, wie wir fe Durch unfrer Hände Arbeiten verfchönern ſollen. Esift in der That bloß von der Zeit an, da man ſich Mine gegeben, felbige zu beobachten, und ihr ihre Geheimniffe durch finnreiche und Fünft« liche Erfindungen zu entlehnen, zu rechnen, daß man fagen kann, man fey in Erforſchung der Wahrhei⸗ ten in der Naturlehre weiter gefommen, Wie fehr muß jeder ehrlicher Mann die Zeit bedauern, welche fo viel vortreffliche Köpfe, forwohl unter den Alten als Neuern damit zugebracht haben, fid) die Natur zu erdenfen, und fie fo einzurichten, daß fie ſich mit ihrem Lehrgebaͤude zuſammen ſchicke! Ich behaupte bey dieſer Gelegenheit mit der groͤßten Freymuͤthig⸗ keit: ein Lehrgebaͤude iſt nichts anders, als bloß eine abermalige Hinderniß in Entdeckung der Wahrheit; es iſt, als wenn man Gebaͤude von Materialien, welche man nicht hinlaͤnglich kennt, aufführen willz | man wagt es, und errichtet es auf ein Gerathewohl, und die Zeit lehrt immer bie Nachkommen, daß ſich die Baumeiſter betrogen haben, da im Gehen. theil eine gruͤndlich unterſuchte Sache —38 fortdauert. Croiſic, den 26 Febr. — ir SO BEEBE . | 553 ea ae IT pr hm — Joſeph Benevenuti, der Arztneygelahrheit Doctors in Lucca, —Abhandlung — & von den Urſachen des Brandes (Roſtes) im Gefreide, | Be UND den J Mitteln dagegen (*). ch befürchte wahrlich, daß mich jemand. einer RK VBerwegenbeit befehuldigen möchte, da ich mich | an die Erklärung einer mühfam zu unterfus chenden Erfcheinung wage, welche die Geſchicklich- feit der vortrefflihften Männer bisher ermüder hat, — MM5. +... weund C*) Es giebt verfehiedene Meynungen von den Urs ſachen, die dag Korn in den Zichren fihwarz was then. Der Herr Freyherr von Wolf will bebaus pen, der Mehlthaͤu fey nichts anders, als cine fehlerhafte Einrichtung der Gefärfe, in welchen der Saft, weil er nicht frey umlaufen kann, vers dirbt. Nach dem Herrn Plüche find, wenn auf einen feinen Regen eine ſtarke Sonnenhige folget, die Heinen Tröpfgen dieſes Regens eben fo viele kleine Brennglaͤſer, die das Korn verbrenmen, durchlöchern und ſchwarz machen. Der Herr Tull beſchuldigt die Feuchtigkeit nicht des Korns, * ——â— 54 Dom Brande im Getreide und nod) gegenwärtig ermüder; worinn nämlid) die‘ wahre Beſchaffenheit des Koftes im Getreide, und | | | bar das dern der Erde, wo das Korn waͤchſt. Der Herr Bonner ſchreibt das Verderben des Korns einem kalten Thau zu, den die erſten Sonnenſtrahlen in Bewegung ſetzen. Hieher gehoͤren folgende Ab⸗ handlungen: Neuentdeckte Urſache des Brandes im SGetreide: ff. im Mi Versuch der Breßl. Samml. 17:8. ©. 594596. Erperimentirter Nutzen der Invention, das Setreide vermittelft der Aiche vor Brand zu bewahren: fl. im V Verfuch derfelben, ©. 140°9:1412. Von einem neuen Experment, das Korn vor Brand zu bewahren: & VIII Verf, derſelben, Apr. 1719. ©. 490.493. Verſuche über Die Urfachen des Brandes im Getreide: ff. im 7 Gt. der oͤconom. Nachr. Leipz. 1749. 3. ©. 561-567: man vergleiche hiermit das 77 St. Leipz 1754: 8% - ©. 351:356. Ein Schreiben vom Brande im Ge⸗ treide, von fihadlicher Begrafung des Weizens, im⸗ gleichen von Einfalfung des Saamenmweizeng, und. von der dünnen Saat: ff. im2 Gt. der fihlef. oͤcon. Samml. Brest. 1754, 8. ©. 146: 162. DBerfuch, das Wefeniliche des Brandes im Weizen, deſſen Ur⸗ fachen „ und Die Mittel dagegen ausründig zu ma⸗ oben: ft. im 7 Gt. derfelßen, 1735,8. ©. 560:572: und im 8 St. ©. 573:°77. Auszug einiger Ber: fuche, den Weizen und das Korn vor dem Brande zu verwahren: fl. im 4 Gt. der Stuttgard. Sele&tor. phyf. oeconomicor. 1751, 8. G.329°343. Gedan⸗ fen vom Brande im Betreide, deffen Urſachen und den Mitteln dagegen: ſteht im 2St der Leipziger Gamml. 1743, 8: ©.97:128: man vergleiche das 30 Gt, derfelben, 1745, 8. & 520,523. Bom Rus im Weizen, f. 39 ©t. derfelben, 1747, 8. ©: 219 f. Sendſchreiben von den wahren Urſachen ded Mut⸗ terforns und Brandes: fl. im 42 St. derfelben, | | | 1747, _ und den Mitteln dagegen. 555 das Mittel dagegen beftehe. Sch geftehe, daß ich gegenwaͤrtige geringe Gedanken, bloß aus Liebe jur 1747: 3. ©.503:507. Vom Brande im Weizen, f. 137 St. derfelben, 1756, 8. ©. 365:369. Vom "Brand im®etreide, aus dem Journal Helver. 1737. überfegt: fkehe im Hamb. Magaz. VIII B. 2 St. 1751, 8. ©. 210:213. Bon der Beſchaffenheit des Brandes im Setreide: |. Nordiſche Bertrage zum Wachsthum der Naturkunde, IB. 3 Th. Altona 1757, 8. ©. 115=128. Gedanfen vom Brand im Fa Weizen, ft. im 2 St. der Erfurt. gel: Nachr. v. J. 1758. ©. 12:14. Abhandlung vom Brande im Weizen von 3.8. G. S. ff. in der XXX Woche - der Berlin. wöhent!. Relation der merfwürdigften Sachen aus dem Reiche der Nat.!der Staaten und der Wilfenfch. vom J. 1752, 8.479484. Mittel, den Brand im Weizen zu verhindern: fl. im 152 Gt, berfelden, v. J. 1755. ©. 1213:1216. Betrachtung über den Brand im Weizen: bey Gelegenheit der Mittel, fo dawider im 152 Gt. 1755. und im 6St. 1756. der Berlin. wichentl. Relation angegeben worden: ff. im 30. und 33 St. derfelben 0.9.1756. Beytrag zu den Mitteln, den Brand in dem Weis zen zu verhindern: fl. im 100 St. der Hannover, muͤtzt. Samml. v. $. 1755. Abhandlung von dem — Roſt im Getreide, von einigen Stoͤtlen und Car⸗ fangel genannt, oder, Verſuch uͤber die Urſachen dieſer verderblichen Krankheit, und über die Mittel, wie folcher zu wehren; Zuͤrich 1758, 8. 3 B. wird im 130 Gt. der Götting. gel. Anzeig. vom J. 1758. ©. 1224; dedgleichen im ı4 St. der Tübing. Ber, von gel. S. auf das J. 1758. ©. 171 f. recenfirt. Moyens de preferver le bled de la Carie: ff. in No. 8. der Gazette falur. vom J. 1762. Memoire pour fervir ä indiquer le plan, qui a ere ſuivi pour parvenir à connoitre ce qui produic le bled 556 Vom Brande im Getreide ut Naturforſchung getrieben, aufgeſetzet habe, und ſchmeichle mir dabey nichts weniger, als Die ** | * getroffen zu haben. Hr Ich noir dans les bleds, et ä conneitre * Sara 2 propres ä detru're cette corruption: envoye par ' Ordre du Miniftere 3 tous les Intendans des Pro- vinces et Generalires da Royaume; & Parıs 1760. ſt. auch bey den Principes de l’ Agriculture & de Vegetation: Ouvrzge traduit dei’ Angleis de Mr. Frungris Hure, AParis 1761. 12. wieder abgebrudkt. Recherches furles progres & la caufe dela Nielle: par Mr. Aimens ft. in ven Memoires de, Mathem. &c de Phyf. prefentes a P’ Acad. R. d.»$c. & Paris, par divers 5svans , Tom. II: à Paris 1760. 4. ©: 08-85; und wird im Eftrarto ‚della Lerrerar. Europea per !’ anno 1762, T.1. Bern®, 8 &.86f. recenſirt. Herrn Aucame Schreiben von ſchaͤdli⸗ cher Zubereitung der Getreideſaat mit Kalt und Arſeml, zu Verhütung des Brandes : aus dem Journ. d. Scav. Febr. 1755. S. 382 f. überfeßt: ſt. un 75 St. der Hannover, nuͤtzl Samml.v JI755. ‚Earl Ludw. Bruch Anmerkung von Mitteln, den Brand zu verbuͤten: ſt. in Dan. Gottfr. Schre⸗ bers Sammlung verſchiedener Schriften x. ITh. Helle 1758. 8. ©. 228. Rad. Jac. Camerarii di. -- de oftilagine frumenti, Refp. Jo. Andr. Planer, Tubing. 1709, 4.28. Delle Malattie del grano > in erba, vom Grafen Stanz Ginanni, Pelaro 1759. 8% 4.4266. bandelt im ı und 5 Cap. derubigine . . frumenti. Nouvelles obfervations pour fervir.de Supplement.ä l’hiftoire de la Nielle des Bieds: par Mr. Gledisföb> traduit de l’allemand: ft. im - „ All $h. der Memoires de l’ Acad. R.d.Sc. ‚&Berl. Annẽées 1756. à Berlin 1758. 4. ©. 66: 104 Von 0 dem Murter- und Brandforn ; f. Banows „geb, der Natur und Desonomie, ——— 3 und * Mitteln Dagegen, 557 — Arte: Ih FR ortrage meiner —— alle angenommene wahrfcheinliche Saͤtze * ypo⸗ | en * Krog⸗ —— des Brandesi im Weis S ſt. im 56 Er. der oͤcon Nachr. Leipz. 1753. 8. ©. $08:602. €, $. Meyers Abhandlung von dem Brande im Getreide, und den Mitteln, ſolchem gu wehren: ſt. im 7 St der Hanıover. gel. Anz. vom Jahre 1752. Ge.$r.Miöllers Sendſchreiben von der wahren Urſache des Brandes im Getreide: fe im 47 St. der Leip Samml. 1747,89. ©1036» 1051. Eben deffeiben Meynung von den Urſachen des ſogenannten Mutterkobns, oder Brandes im Warzen: ſt. im 2Th. der dconomifch-phyfifalifchen ———— Leipz. 1751: 8 &.278=299. wird im 43 Er. der Berlin. crit. Nachr. aus dem Reiche der. Gelehrf. aufdas J. 1751. recenfirt. Some Micro- ſcopical Obſervations on the Farina foecundans "ofthe red Lily, and of Worms difcovered in et Cotn, in a Letrer from Mr. Turbervill Need- ham, to Matt. Folkes, dated Twiford. Aug. IE. 1733: fl. im XUI Bande der Philofoph. Tranfa&. Num, 471, for. Nov. and Dec. 1743, © 639:641. C. . V. (Earl Audw, Nenenbabns) Unterfschung eini⸗ ger Urſachen des Weizenbrandes, und der ittel, ſolchen zu verhindern : ff. im ı2 Th. der oͤconom. ar phyfikali, Abhandl. Leipz. 1757, 8. ©. 707:800. , " Herrn M. Orths Verficch, die wahren Urſachen deg Mutterkorns, und Brandes im Getreide zu entdes en? ft. im 22 St. der Being. Gaurml. 1745, 8. N 863 -872. Marci Art. Plencis Tractatus con- tagii morborum ideam novam una cum addita- wento de iue bovina, ſiſtens: ff. in deſſen Opp. med. phyficis, Vindob. 1762. ar.8. Der drırte eſhae darinn handelt de rubigine, vegerabi- Kum morbo; et in fpecie * rubigine anni 1757 quae : 58 Dom Brande im Getreide ( Hypotheſen) und fpisfindig erfonnene Meynungen, welche mehr zur Gemuͤthsergoͤtzung, als zur gründe J * lichen quae omnia fere vegetabilium genera in Auſtria infecerat. PartofaLetter from the Abbe Pluche, to Dr. Mortimer, dated Parıs, O&.24, 1736. con- cerning the Smut of Corn: translated from the ‚ French by T.S» ft. im XLI Bande der Phifophic. Tranfa&. Part. I, Num..456 for lan. Febr. &c. 1740. 6.357 fe ©.Rammelts Gedanken vonder Urfache des Brandes im Weizen, und den Mitteln dagegen: fl. in Dan. Gottfr. Schrebers Samml. derſchied. Schriften ꝛc. II Th. Halle 1756. gr. 8. ©. 25:329. Dan. Gottfr. Schrebers Anmerkungen uber vorige Gedanken: fl. eben dal. ©. 330:340. Herr Rammelt hält die unvollfoınmenen Körner, die unter den volltommenen wachfen, für die Haupt⸗ urſache, und ermeifet zugleich, daß der Unterfchied unter dem weiblichen und männlichen Gefchlechte des Hanfed und Spinates eben daher rühre, wors auf vor ihm noch niemand gefommen ift. Herr = Schreber dagegen zeigt, daß die Urfache des Bran⸗ des im Weizen in und außer dem Saamenforne zu fuchen fey, und dag es dabey bauptfächlich auf die unordentliche Sahrung, die im Saamenkorne vor: gehet, ankomme. I.%. Ritters nügliche Anmerz | kungen über Das communicirte Schreiben bes Heren Yucante, darinnen die Zubereitung des Getreides mit Kalk und Arfenik, als hoͤchſtſchadlich verwor⸗ fen worden: fl. im y6 Et. der Hannover.nüglichen Samml. vom S. 1755. Lettre,de Mr. de Roy & Mr. Diderot, fur la decouverte de Mr, Tillaye, fur la nielle des bleds; datee à Verfäilles, ce 8. Aout 1756: ff. im Mercure de France, O&. 1756. 1 Vol, S. 155 :157. deögl. im Nouvellifte Decon. &Litter. T. XVII, pour les mois de Mai. & Juin 0.4757. ©. 154:156. und deutſch SAU des a: \ DIT ! und den Mitteln Dagegen. 559 lichen Einſicht gereichen, beyſeit ſetzen; und die —— und Verſuche, moelche meines Erachtens, zur —*8 Herrn le Roy an Herrn Diderot, vom Brande im Setreide: im 2 Ib. des phyſikal und dconom Patr. Samb. 1757. 4. 48 St. ©. 382-384. D. Daun, Sotiftr. Schrebers Bririung der Mepnung, vom Brande im Getreide, welche Herr Tillet in einer » franzöfifchen Preisſchrift vorgetragen bat: ſt. im ‚25 Gt. der Hannover. nüßl. Sammil. 5.157. . | Eben deſſelben Anmerkungen über Herrn Ram⸗ melts Gedanken, den Brand im Weizen betreffend: fl. in Deffen Samml. verſchiedener Schriften ꝛc. 1135. Halle 1756. sr. 8. S 330:340. $Ebene deſſelben beſtaͤtigte Erfahrung von dem Rutzen des Mittels wider den Brand im Weizen: ſt. im V Th. gedachter Samml. Halle 1760. gr: 8. ©. 227-229. Siiegligens Mittel wider den Brand im Weizen: ft. im 6 Et. der Berlin. wöchentl. Relation ꝛc. v. J. 1756 ©. gıf.. Geite Regel ift diefe: Laß den Weizen, davon du Die Onat nehmen willſt, (wenn — die on voller Brand feyn moͤchte), nur trocken in ar cheune und Banjen Fommen, und laß ihn bald — —— Ausdreſchen ausſaͤen; oder, wo ſchlaggicht Wetter daran hindern ſollte ſo lag ibn nicht in Saͤcken ſtehen, fondern ſchuͤtte ihn auf den Hoden; jedoch nicht über eine Hand hoch), und laß ihn um den andern Tag umrühren. Gchreiben des Herrn ea von Cotteng, den 9 Herbfimonat 1760: | die Weite, den Brand im Getreide zu verhuͤ⸗ ten: fh in den Sammlungen der Schweizeriſchen Geſelliſch. in Bern von landwirthſchaftl. Dingen, 13). 4 St. Zuͤr 1760. gr. 8. Art. 28. © 896-912. PDiſſertation fur la caufe, qui corrompt & noircit les grüins: de bled, dans les epis, & für lesmoyens de prevenir ces qui a remporte le prix ——— de?’ Acad. des belles lettres, Scien- el ces, EN A” 560 DBom Brande im Getreide zur Entdeckung der Wahrheit beförberlic) geidefen,. getreulich namhaft machen, — 2 $.2. Zus ces, & arts de Bourdeaux: par Mr. Tillet, ı Paris "3755. 4. 150 ©. wird im Journal des Scav. Aout, 1755. Vol. I. ©. 90°106: deägl. in den Memeoir, de Trev. Sept. 1755. ©. 189-205: iM 40 und 42 Gt.der Stuttagrder phyſikaliſch. sconom. Realzeit. oder aemeinnugl. Wochenfchrift, vom 5.1755: im 134 Et. der Bött. Anz. vom J. 1755. ©. 1232-1336: im Nouvellifte eeconom. & Jitrer. T, VIII pout des mois de Sept. & O&. 1755. ©. 3:10; Und im Neo: 163.166. und 167 der Hanıd. Staats- und gel. Zeit. vom J. 1755. Fecenfirt. ben def: Suitedes experiences & reflexions, fur Ja caufe, qui cor- zompt & noircit les grains de bled dans les epis, ‚zelativer ä la diflertation, qui a remporte le prix au jugement de P Acad. de Bourdeaux; X Paris, 1755. ar. 4. 66 ©. wird im Nouvellifte econom. & liter. To. IX. pour les:mois de Nov. & Dec. 1755. ©. 3:15: im 14 Gt. der Stuttg. phyfifalifch Kconom, Realzeit. vder gemeinnüßl. Wochenfchr. _ vom J. 17565 und in No. 31 und 32. der Hanıd, Staats- und gelehrt. Zeit. vom J. 1756. recenfirt, Ebendeſſ Precis des experiences , ‚qui ont étéᷣ faires par ordre du Roi à Trianon fur lacaufe de la corruption des bleds, & für les moyens de lapreve- nir; & la fuire duquel eft une inftru&tion pröpre & - guider les Laboureurs dans Ja maniere, dont ils doi« vent preparer legrain avant de lefemer: 3 Troyes a ie 1756. 8. 42©. wird in den Memoir. de Trev. Febr, 1757. ©. 428:436: im 20 Gt. ber allgem. gel. Nachr. vom J. 17575 in Nouvellifte econom. & litter. pour les mois de Mai & Juin 17357. ©. 70% 73; und im 38 Gt. der Bötting: gel. Anz vom J. .1758.6. 3667 recenfirt. Die deutfche Heberfegung ! Des Herrn Tillets Abhandlung von der Urſache, oher und den Mitteln Dagegen. s6r. BAU SEE er ift hierbey u bemerken da | mlich aus einem fünffachen Zufällen unterworfen feyn;n nlicht fluſſes ihres Nraprungsfaftes + fer ben 5 1: 8 Oder Abganges ; 3) deffen übter nheitz 4) deffen ungleichen Vertheilung im le anzen; und endlich 5) verfchies Sener-äußerlicher DVerlegungen wegen. Vor aller Dingen MB wer ich feftfegen müffen, aus welchen yon diefe ———— * ie, —5 SaWi woher die Körner * el vera derben und ſchwarz werden; und von den Mitteln, wodurch man biefen Sufällen suvor kommen kann; pelche. bey der Koͤn. Akad. der Wiſſenſch. und freyen Kunſte zu Bonrdeaux den Preis erhalten harz Ha he; 7.8. 218. —— Tabellen: wird Ze 145 der Roſtocker gel: Rachr. vom J. 1757; IC SıBr5 20: recenſirt. Ebendeſſ. LetrreäMr *** . Sur Iaeoerpprion. du froment: r im Mercure de . Eran din 1757. ©. 179: 184? und bdenefh? sch des Herrn Tillet an Hrir. *** vom Brans pe ; Getreide; im 4 Gt. des 3 Th des phyſikal. ee Patrioten, Hamb. 1758. 4. —* 2931. | KOM: Herr Tillet hat in dem Stechen gewiſſer *F ee = | 3) ok: ir vr manns Bemerkung vom Dit De; ee | ei — —— Iun.ı1723. av. Anz Er 26 Band, * Nee Wir nehmen beftändig wahr ʒ de Östreide niemals vom Roſte befallen, we ſo daß ſich ſelbiger mehrentheils zu. 5 — einfin wann der Thau gefallen iſt, und ſich feib iger. an Achren gefegt hat; 2) daf nad) des —— Bemerkung in ſeiner hymie der Thau vorn me lich ‚alsdenn auf der. Erde angetroffen werde, w ie ö die Luft eine lange Zeit. vorher heiter geweſen; Ida der Thau niemals bey feuchtem oder regnichtem Wet ter, ſondern, wann die Sonne, nach bereits gefa nem Thau, die Erde erwaͤrmet, entftehe; 4 | Daf das auf Aeckern, welche vom Winde —— wer⸗⸗ den; etwas kalt, und den Sonnenftrahlen nicht fo fehr ausgefegt * ——— Getreide, * Roſt ee won; * —— fh a * iR ER, ; BE — | = Seichwie aber ein guter Thau den eh Nutzen befeuchtet ſo wird er hingegen alsdann ſcho lich), wann er eine widernatuͤrliche und freſſende Be⸗ fhaffenpeit annimmt. = Dergleicen aber ereignet fich gar leicht, mann fi) zu den in dem Dunſtkreiſe verbreiteten mäfferigen Theilchen, ſcharfe Salı e, ſehr kleine Inſekten geſellen, von denen beka maſſen die ſumpfigen Ausduͤnſtungen in Menge ans gefüllt ſind. Dergleichen vermittelft der Winde, von fernen Orten herbey geführte Vermifchungen, | ſtecken ‚öfters au u ‚die gefundefte Luft an, und ver« ſchlimmern die annehmlic)e ‚Befchaffenheit- des _ Kane, dergeftale, daß dadurch die Race zum ‚größten le der Menfchen und T ri 1 I; ä .# verderbt und den Mitteln dagegen, 563 ‚verberbe werden. Ich habe mehr als einmal wahr. genommen , daß Bauern, und vornehmlich das zarte Weibsvolf Schmerzen, und ein Jucken der Füße empfunden, wann fie des Sommers auf der bethau« ten Erde ohne Schuhe gegangen. Desgleichen era fahren die Hirten bey ihrem Viehe die Aida: Wir kungen Ar BRITEN Thaues, —* ——— 1 BR iſt alſ⸗ eine hinlaͤnglich ausgemachte Sad, daß der Roſt von dem angeſteckten, naͤmlich dem mit ſcharfen, freſſenden Salzen, oder kleinen In— ſekten angefuͤllten, Thau entſtehe. Das Getreide aber pflege weit mehr, als die andern Gewaͤchſe, dies fer. ‚Kranfheit unterworfen zu ſeyn, weil felbiges aus einem zarten Gewebe der Theile befteht, und zugleich der Thau auf defien Aehren, weil die Oberfläche nicht glatt, ſondern no und, ze iR. j Frga bleib. aM —* We .e N §. 6 Manchmal aber pflege das Getreide dennoch 4 m Roft zu befommen, warın aud) gleich dergleichen Sale, — Inſekte nicht von anderswo herbeyge⸗ fuͤhrt worden, indem ſie bisweilen aus den Aus⸗ duͤnſtungen verſchiedener Koͤrper, oder von dem Bo⸗ den ſelbſt, wann ſelbiger durch die Sonnenſtrahlen ausgetrocknet worden „erzeuget werden koͤnnen. Die Kalkſteine, wann ſie gebrannt worden, liefern ein ſehr ſtattes laugenhaſte⸗ Salz, welches vor dem Brenner die geringſte freſſende Schaͤrfe an ſich bebt. as RR alfo , wann aus der vonder Mn 2 Sonnen⸗ 564 Dom Brande im Getreide Sonnenhitze im Sommer ausgedörrten Erde, Duͤn⸗ ſte, welche mit fcharfen Salzen vermifcht find, in den Dunfifreis auffteigen, welde, wann fie deg Nachts durch die Kälte an einander gebracht find, wieder unter der Geſtalt des Thaues herunter fallen? Wie viel organifche Ausdünftungen werden außer dem auch aus den mineralifchen, vegetabilifchen, oder thierifchen Subſtanzen, vornehmlich zur Som⸗ merszeit, im die Luft geführet, und in felbiger her⸗ um getrieben ? Br 75 Ma %. % ee nn Um die Beſchaffenheit und MWirfungen des . Thaues defto deutlicher zu bemerfen, habe ic) die bethaueten Aehren bey frühem Morgen vor Sonnene Aufgang, mehrmals und mit Fleiß unterfuchet, und gefunden, daß fleine Tropfen, weiche mehr oder we⸗ niger an einander geftanden, und erhaben geweſen, nachdem mehr oder weniger Thau gefallen, und die Aehren glatter, oder rauher geweſen, daran gehan⸗ gen. Auch habe ich) wahrgenommen, daß einige Aehren mit Eeinen dergleichen erhabenen Tröpfgen be⸗ ſetzt, ſondern ganz und durchaus naß geweſen. a \ ’ $. 8. = PER Ich legete öfters zur Sommerszeit des Nachts über, weiße und feine Tücher auf einer Wieſe; doc) fo, daß fie dariiber frey hiengen, und an trodnen Stctoͤckchen angebunden waren; dergeſtalt, daß fie von den unten befindlichen Kräutern hinlänglich ente ferne waren, damit der Thau nicht erwa von deren Berührung verändert werben möchte, —— ha | die und den Mitteln Dagegen. 565 die Sonne aufgieng , preflete ic) den Thau aus, welcher mebrentheils ohne Geruch und Gefhmarf, ‚und ganz flüßig gewefen; und, nachdem er verflogen war, nicht das geringfte Körnchen von Salze zuruͤck ließ, Jedoch war. bisweilen ein falziger Geſchmack DL der Zunge zu fpühren : und alsdann fahe ich nad) geſchehener Ausduͤnſtung ‚ zarte und weiße Senftallen , welche einer priſmatlſchen Figur ſehr nahe bepfamen, Warn ich aber feiches Salz nach — Ausduͤnſtung des Thaues einſa mmlen e, fand ich nicht, daß dergleichen eben in jedem Thau befindlich — wie ich nachher zeigen werde. | ER 9 Der Thau, c welcher bey ben mancherley da⸗ ‚mit angeſtellten Verſuchen, nicht allemal eine gleiche eigenthuͤmliche Schwere gehabt, und das geringfte weder von faurem, noch laugenhaftem Wefen geäufe ſert), dringt in bie Höhlen der Aehren, worinn die Körner liegen, ein, und zerfrißt fie; er zerſtoͤhrt Die Nöprgen, (deren vornehmlich bey allen Pflanzen eine große Menge anzutreffen ‚und welche den Nah⸗ rungsſaſt in fi nehmen, } dermaßen, daß die Ge. treideförner faſt auf eben Die Art, als bey den Thie⸗ ren, welche den heißen Brand haben, zu erfolgen. pflegt, fo bald fie Feine Nahrung mehr befommen, runzlich werden, und emfchrumpfen. Es fommen auch gelbliche Sieden Weder a ——————— ‚aus. welchen bisweilen ein kupfergruͤ nr her⸗ ausquillt. Alsdenn aber iſt leicht der Schluß zu daß, weil die —— Getreidepflanze bleich wird, 566 Vom Brande im Getreide wird, und ſich mehr oder. weniger, (nachdem fie viel ausdünfter, oder ſchwammig if) — laͤßt, auch der Rahlungeſafe von dem — IR verderbt werde. A N — a 4 K 9 10. * FE " Dergleichen Flecken nun hatten eine hoͤhere Farbe, und giengen tiefer in die Aehre hinein, wann die Thautroͤpfchen breiter, hervorragend und Fugel- rund waren: denn, alsdenn verurfachten die in gröfe ° ſerer Menge darauf fich fammiende Sonnenftrahlen, (wie bey. den erhabnen Cryſtallen zu geſchehen pflegt) indem fie die Löcher der Aehre weiter, und die Salje fhärfer machen, daß der verderbliche Thau deſto leichter eindringen konnte. Haben wir nicht ſogleich ein Vergroͤßerungsglas vor uns, wann ein Tropfen Waſſer uͤber ein kleines Loch eines Plaͤttgens von Metall geleget wird ? Won dergleichen runden Tropfen aber hiengen alsdenn weit mehrere an den Aehren, wann zur Sommerszeit fanfte Winde, wel⸗ he den Staub über die Pflanzen hertreiben , wehe⸗ ten. War die Achre überall von dem Thau ganz naß, fo, daß Feine erhabene Tropfen darauf befind- lich waren, fo wurde das Getreide nicht fo leicht von dem Roſte befallen, ohnerachtet er — der ey geflanten, = — J—— we van — en. I — * — iſt dieſes bi weit bewunderns⸗ — daß ein dergleichen Salz im geringſten nicht aus dem Thau, welcher in eben dem Striche und Gegend gefammier worden , — — gewe⸗ uud den Mitteln dagegen. 567 geweſen ſey· Allen Anſehen nach iſt der Grund da⸗ won in der abwechſelnden Beſchaffenheit der Aus⸗ duͤnſtungen zu ſuchen, welche ohne Unterlaß in den Dunſtkreis hinauf gefuͤhret werden, und mit dem ſauren urſpruͤnglichen (Luft⸗) Salze jufammen tre⸗ ten. Jedoch iſt auch binlänglich bekannt, daß vor⸗ nehmlich alsdann, wann die Erde von der Sonnen⸗ bige ſehr lange erroärmet wird, die laugenhaften Sale in‘ größerer Menge in die Höhe fleigen ; wie ich bereits im 6 $.ermähnet habe; alsdann aber be⸗ kommt das Getreide von dem dadurch ſchaͤr ſer ge⸗ wordenen Thaue, den Roſt, wie dergleichen im ab⸗ gewichenen 1759. Jahre zu bemerken war, da die | — bergleichen Zufalle unterworfen gemwefen, $. 12, - Ich rn in daß der Theu weit des finder oder langfamer gefaulet, nachdem die Luft wärmer oder feuchter gewefen. ; Sch feßete fieben glaͤſerne Geſchirre, welche gleich viel Thau, der in werfchiedenen Gegenden aufgefammiet worden , in fid) faſſeten, an die ſtark brennende Sonne; und fand, daß derjenige, welchen ich an fumpfichten Ders tern geſammlet hatte, am fiebenten Tage verdorben, und voll Würmer; gewefen, + In zweyen Gefäßen, worin Thau, der in den gefundeften Gegenden ges ‚fallen war, befindlich geweſen, Fonnte ic) am zwoͤlf⸗ sen Tage fieine: Würmer, mitbloßen Augen jeher Der in dem übrigen Gefchirre befindliche: Thau hin» gegen; faulte nicht fo geſchwind, und bekam auch keine Wuͤrmer; jedoch war oben eine gruͤnliche Ma⸗ terie einem Mooße ſehr aͤhnlich war, wahr⸗ 2 Nny Ä zuneh⸗ 568 OO ERDE NE zunehmen. * Der Thau in jedem Geſchirre hatte einen üblen Geruch; vornehmlich aber berjenige; in weldyem Wuͤrmer erzeuget worden waren. Ohnerachtet ich aber niemals, ‚wann ich auch gleich mit dem vor⸗ trefftichften VBergrößerungsglafe verſehen geweſen, Inſekte, (weil fie vielleicht gar zu klein geweſen,) auf den Aehren entdecken koͤnnen, ſo fault ee Thau, der auf felbige fällt, gleichfalls, und nimmt, wann er von der Gonne erwärmen worden, eine noch weit fchlimmere Befchaffenheic an ‚daher ser auch fein anftecfendes Gift dem Getreide — und den oft auf flölgem — —— J 190g: ir MR 13... sie Die von mir . zur Berhätung ‚8 s Hofles im Oetreide mit erwuͤnſchtem Erfolge gebrauchten Mit⸗ tel, beſtaͤrken meine Meynung gar — — als der Roſt im May und Brachmonat des 1750 Jahres faſt eine jede Pflanze bey uns zu Gru richtete „ habe ichyzuvertäßig gefunden‘, daß: diejeni« gen Kornäßren ‚ welche zu rechter: Zeit des Abends bis nach der Sonnen Aufgang mit einem Tuche be deckt geweſen, und die ich am frühen Morgen’ vor Sonnen Aufgang geſchuͤttelt, und vom Thau: bes freyet hatte, niemals Schaden gelitten.‘ Bey Die fer Gelegenheit aber muß zugleich bemerken, daß es mit der Erfahrung ſchlecht übereinzufommenfcheing, daß die Blaͤtter der Pflanzen von ihrer —— naß werden; indem ich diejenigen Pflanzen, welche mit einem Tuche waren — niemais - "Samen — — J———— 89 | F — "ur jaos! er ah — bist FAR nn ne 14. Bann ; und den Mitteln Dagegen. 369 ER Me Re Wann es, nachdem der Thau gefäflen ‚ etwas ftarf darauf eegnet, ſo wird entweder der Koft da> - durch gänzlich verfindert werden oder wenigſtens wofern ſelbiger nur die 4 der Aehre noch er zu Grunde gerichtet hat. Man kann alſo zur | huͤtung des die, die —23 mit einem guten vupftuche auch eine eine Schnu —* —2 den Seiten des Feldes auf-und be und damit den Rau von den Aehren herabſchuͤtteln laffen. wird ein um die Felder herum angemachtes Fe die en Duͤnſte gar leicht Pr Run Bin * — — 406 Bw TE, 5325— 9 ‚uud —*2 4 N Hopo⸗ | J— 2* An ir INA: anrc RB. FO iR‘) u su am a 5, ARE SB 3% 3 — x a 2 N rs . * 5, auuol! nr Der Ast "7 Eye dia Pe. 9 pe J 11 J — 4 ar ’ 59 — ng eo J u * 5 4 24 Anz VI, Hrn. ee u e na sek * ... | Ra ER — VL BE 2. { 134 * Serru von. Dausan * 9 — er Na u an el Unterſuchung, en W⸗ &: BER vortheithafe ſep, he. * J amen u faffen..@ Se bu it 8 ME us: er is —J M-: behauptet zuförderff, daß pie] ’ inberg einen großen &peit Aanbes hinweg ehr welches zum Kornbau, oder zur Biepmwepde Pr | merden koͤnnte: zweytens, daß felbige die Theurung des Holjeg verurſachen: und Drittens, Bei, ie die. Menge der Weine el ermehren, daß dar durch ihr & an viel u Orten in abi een | Es nice A J. daß der — Erdreich hinweg nehme, ur N a wachfen, oder das Vieh — reich ein abſonderliches Volk usma Pa 8 auf einer Irſel (*) Ohnerachtet dieſe Frage zundehft auf Frantreich | gerichtet iſt, fo halten wir fie doch in Anfebung auch einiger anderer Laͤnder nicht für ganz gleich⸗ guͤltig. Die Urſchrift iſt uͤbrigens auch im, IK © encycloped. du ı5 Avr. 1757, äLiege, $. 6. gr . eye m des Ueberf, J a: ungehindert zusulaffen. 57 Inſel mitten in der See wohnete, und nicht die ge: ringfte Verbindung mit dem übrigen Theile ver Welt, webder auf eine thätige, noch leidende Weife' hätte, fo wäre es ein der weifen Vorforge der Sandesregie- rung würdiger Umftand, die Beſchaffenheit des $andbaues, in Anfehung der Bedürfniffe diefer ab» gefenderten Voͤlkerſchaft zu beftimmen, und es waͤ⸗ ren die Verhältniffe einer dergleichen Eintheilung, nad) Maafgebung deſſen, was die Eimvohner die⸗ fer abgefonderten Inſel zu ihrem Unterhalte gebrauch⸗ ten, fehr leicht feit zu feßen; und daraus würde fich alsdenn von felbft ergeben , wieviel zur Viehweyde, Kornfeldern, Deinbergen, Holzungen, Flachs⸗ bau, u. f m. erfordert würde. Cs hat aber Frankreich eine weit glüdlichere age. Durch den Handel, den es führe, fteht es in einem gar mannigfaltigen Umgange mit der ganzen Welt, und in den innigften Verbindungen ‚mit dem weitläuftie gen Europa, wovon 23 einen der vornehmften weige ausmacht. Dieſerhalb muß man ſelbiges nicht in dem Zuſtande, worinn es ſich nicht:befinder, ſondern in demjenigen, worinn es ſich wirklich be— findet, betrachten. Dadurch, daß dieſer Umſtand aus der Acht gelaſſen wird, ſind Leute, welche ſonſt in vielen Sachen die beften Gefinnungen und Aufs | ſchluͤſſe gehabt, zu Begehung großer Fehler verlei⸗ tet worden. Sie haben Kankreich bloß mit eben den Augen, als ein Prior-des Carthauſerordens, der nicht weiter, als fich feine Kloftergemeinde er» fire£t, hinaus zu Denfen vermag ‚' angefehen. Man betrachte daher Frankreich als eine zahlreiche —* oder vielmehr als einen Zweig einer T ami⸗ — «Ober Weinbau | Familie: fo wird unter dieſer Vorſtellung fein größs ter Vorzug darinn beftehen, wenn es andern Vol⸗ Fern fo viel Lebensmittel, als nur immer. möglid), liefern, und je mehr Geld es vermittelft eines glück» lichen Umlaufes an ſich bringen kann. Es iſt die: ſes ein untruͤgliches Mittel, feine wirkliche und ges genſeitige Macht ohne Unterlaß zu vermehren. Aus dieſem Grunde muß es fich beftändig mit dem ohn⸗ ‚eingefehränkteften, und vortheilhafteften Landbau beſchaͤfftlgen, und einen. unaufhörlichen Kandel, wozu der Ackerbau den Grund lege, und worauf ſich Binwiederum durch einen glücklichen Wechfel der Ackerbau gründer, reiben. Mn 2 EEE Der Erdboden ift nicht von einerley Beſchaf- fenheit. Diefer läßt fid) weit beffer bauen, als jes ‚ner, welcher bloß auf einerley Weife genutzet wer den Fan. In beyden Fallen muß man fi genau nad) der Beſchaffenheit Des Bodens ricjten; und die Sandesregierung Fann fi, in Anfehung deffen, vollkommen auf den Sandmann verlaffen, als wel» her in diefem Stüce weit mehr, als der gefchich- - tefte Minifter, oder das gelehrtefte Mirglied einer ‚Akademie verſteht. Ye Kann ein Boden auf mancherley Art genutzt werben, fo. wird der Sandmann ganz unfehlbar die einträglichfte erwaͤhlen. Bindet man ihn hingegen an Borfehriften, welche mit Koften, oder auch nur ‚bloß mit Unbequemlichfeiten verknüpft find, fo ſteht es nicht mehr in feinem Vermögen, nach eigener Wahl zu verfahren, indem bey dieſen a ' 4 j We is | ungehindert zuzulaffen. 573 Meltweifen das größte Gut eine ungeftörfe Ruhe iſt. Man muß ihnen daher in diefem Stüde ihren freyen Willen laffen. o > Wir wollen jedoch ben Betrag verfchiedener Arten des Landbaues, nad) Maafgebung der Gedan⸗ fen des Herrn von Vauban, und feiner in großem Anfehen ftehenden Berechnungen, mit einander a x | —J u Ein Ader (Morgen) eines Weinberges träge in einem gemeinen Jahre vier Orthofte Wein, wel⸗ de zu eilf Uvres gerechnet, 44 Sivres betragen.. Diefe Summe aber fegt er, derer dabey vorfallen- den Unkoſten wegen, fogar nod) auf die Hälfte her⸗ unter, fo, daß nach diefer Rechnung jeglicher Mor gen Weinland jährlich nur 22 Livres einbringt. Seiner fernern Angabe nach, werden 2707 Acker urbar fand, wovon ein Drittheil brach liegen muß, ungefähr folgenvergeftale genutzt: 902 Acker gut Kornl. tragen 2104 Malter (Septier) ; dieſe zu 6 Livr. gerechnet, gelten 12624 tivreg 800 Ader Gerften: und Haberfeldes tragen 2000 Scheffel; diefema chen, zu 4 Livres gerehnet 8000⸗ x en; Erbfen ꝛtc. machen, den Morgen zu sstivr, gefhäpt 1530 © . „gozliegen bad, ar — — | A _ — 870% Es traͤgt alfo jeglicher Acker bandes jährlich acht Uvres ein. Me 7 | 574 Ob der Weinbau Hierbey rechnet noch Herr von —— von drey Jahren nur ein einziges zum Brachjahr, da doch in einem großen Theile des Koͤnigreiches das Sand bloß ein Jahr lang trägt, und die beyden ans dern brach liegt. Außerdem braucht man auch zur Bearbeitung der befäeten Felder Rindvieh oder Pferde: und folglich Viehwehden; fogar auch noch weit mehr, als das brach liegende Land in dieſer Ab⸗ ſicht genugt werden Fann, wodurch ebenfalls der. rth eines jeden Morgen Landes noch mehr vers ringert, und mithin auch die Devölferung vermin. dert wird. Auf der andern Seite erfordern die Weinberge viel Menfchen zu ihrer Bearbeitung, und zu den Gefäßen; fie. machen das Holz, die Ton⸗ nenreife, und Weidengerten vorzüglich brauchbarz mithin’ haben fie auch zugleich wiederum auf dergleis en Arbeiten einen nüglichen Einfluß. Sie ver⸗ anlafien, daß durch dieſen Aufgang einträgliche Ges bühren einlaufen. Herr von Vauban ſchaͤtzt den Morgen Wiefe auf zehn Livres; den Morgen Wal⸗ dung rechnet er nicht höher, als einen Livre, vier Stüber; allein,- bey le&terer Berechnung find viele Ausnahmen, und es darf feibige hier in feine Be⸗ trachtung gezogen werden. Seine Berechnung in Anfehung der Wiefen ift etwas ftarf. Ohnerachtet dieſe beyde- Stuͤcke ungemein nuͤtzlich find, fo find: fie doch, und_zwar vornehmlich die Viehweyden, | mit einem großen Nachtheil verfnüpft, weil fie naͤm⸗ lich) im geringften nicht vie Bevölkerung ‚befördern. In der That ‚ man betrachte nur einen Fleck, der eine Meile im Gevierten hat, und zu Wieſewachs aebrani wird, man wird finden, daß felbiger bloß von. ungehindert zuzulaffen. 575 von Vieh beſetzt iſt; und die in geringer Anzahl da. ſelbſt befindliche Menfchen ſchlafen vor Muͤßiggang ein Ein Koͤnigreich, welches lauter Wieſenland te, wuͤrde ſehr ſchlecht bevoͤlkert werden, wofern eeinicht viel Manufacturen errichtete, und anfaͤng⸗ lic) Eine feiner großem Wieſen ſelbſt dapon anlegte. Von dieſer Art iſt zum Theil Irland. Ein fand, welches aus lauter Waldungen beſteht ,. wird keine andere Einwohner. haben, als Wilde, weiche: von feiner Arbeitſamkeit, von Feiner ‚bürgerlichen Ord⸗ nung das geringſte wuͤßten; denen es an Lebensnah⸗ rung und Nothdurft fehlete, und die ſich bloß von der Jagd erhalten muͤßten. In dieſem Zuſtande befindet ſich das noͤrdliche und ſuͤdliche America; und vielleicht hat es auch eben dieſe Bewandtniß an⸗ fanglich mit Europa gehabt. Solchergeftalt find, wenn von. dem eigentlich fo genannten Aderbau die Rede ift, der Korn» und Weinbau diejenigen Stuͤcke, worauf wir unfere Ge« danfen vornehmlich zu richten haben. Aus den Rechnungen des Hrn, von Vauban ekcgiebt fid) demnach, daß, ein" Morgen Land, worauf man Wein pflanzt, jährlich 22 Livres einbringt ‚da das Kornland nur 82%25 einträge: und man glaubt, daß der Unterſchied noch weit bereächtlicher feyn müffe; und ſolchergeſtalt iſt eben Fein großer Scha⸗ den dabey, Daß der Weinberg Sand einnimmt, wel⸗ ches zum Kornbau, oder zur Viehweide gebraucher werden Fönnte, indern felbiger ſowohl weit mehr eine bringt, als auch zu einer ftärfern Oroäerung Ans * giebt. Die ‚76 Ob der Weinbau ' Die Theurung — iſt kein De nuͤnftiger — hierwider. Was iſt im Grunde daran gelegen, daß das zu dem Weingefäße — Holz theuer ſey, wenn der Wein ſelbiges zu be; len im Stande ift? Wofern das hierzu erfordei Holz fehr ſchwer zu haben wäre, oder fo hoch — ſlehen kaͤme, daß der Wein dieſe Koſten niche übers tragen koͤnnte, ſo wuͤrden die Weinberge ar bald von denenjenigen ſelbſt, welche fie angeleget haben, wieder niedergeriffen werden, In diefem Falle haͤtte man ſich vor allzu haͤufiger Anlegung der Wein⸗ berge gar nicht zu fürchten. Ueberdem kann man auch das Holz von auswärtigen Perfonen — welche dafuͤr Wein, Weineßig und Brandtewein zur Bezahlung annehmen: und auf dieſe ne wird man badurch viel mehr Geld ins Land hinein —— ſchweige, daß man ſelbiges dadurch aus dem Kö⸗ nigreiche heraus führen ſollte. Denn, es iſt augen ⸗ ſcheinlich daß der Preiß des Weines, fo wie er in einem gemeinen. Jahre zu gerathen pflegt, ſtens die auf deſſen Bau, und auf das Gefäß vers wandte Koften erfegen müffe Und folchergefta muß nothwendig der Auswärtige eine ahlur für unfern angervandten Fleiß entrichten. Re # j Der dritte Einwurf hat noch weit Werther uf Berliert der Wein durch die Menge deſſelben feinen Werth, fo wird man die —5* det Weingaͤrten bald einſtellen. Außerdem Ei auc) noch ein vortreffliches Mittel gegen ſchlagen des Weine im Preiße, wenn man . tli bie Verſendung deſſelben dadurch befoͤrdert, man ungehindert — 577 —— bey denen Weinen, die außer Jandes verſchickt werden, die auf deſſen Ausfuhre gelegte Abgaben derringere. Was das Anfehen veffelben betrifft, iR iſt augenfcheinlich, daß, je mehr Weine find, man auch defto befjer wählen kann, und um fo viel ‚mehr 2 wird folglich auch dem Landmanne daran gelegen ſeyn, fich auf Hervorbringung einer guten Art deſ⸗ ſelben zu legen, indem immer einer darinn den ans beeit zu übertreffen fuchen wird: Bekanntermaßen verden die Manufacturen, je mehrere dererſelben angeleget werben, immer vollfommener: dahinge⸗ gen ; welche Frehheit, in einem Lande et⸗ was allein zu verfertigen (ausſchließende Privile⸗ gien) haben, in ihrem Fleiße nachlaſſen, und von Tage zu Tage immer ſchlechter werben, "Aber, Wird man fagen, wenn ſich die Wein Härten gar zu fehr vermehren, fo wird wenig Ge⸗ treide gebauet werden, iind ein Kornmangel i im Kos nigreiche eniftchen? Dieſes waͤre in der That ein J es Ungluͤck? Allein, man hat nichts weige als — zu befürchten. | Zuerſt weiß man, daß ein größe Theil Kanb im Konigreiche brach liege. Bloß in Bretagne kann bereits der ſtaͤrkſte Ackerbau getrieben werden; indem ſowohl in diefer Provinz, als auch in ändern. nördlichen Laͤndern von Frankreich, der Wein nicht gut fort. will, Schon diefer Umſtand iſt für das Korn ein wichtiger Vortheil. Es find aber auch außerdem noch andere )rovingen, ale Beauce, Poitou, ꝛtc. welche ſich wenigſtens großentheils in 26. Ba. "De | eben — 8 Ober Weinbau eben — —— Verhaͤltkiß befinden. Solcherge⸗ ſtalt wird das Korn vollkommen reichlich wieder er⸗ ſetzt, und anſtatt, daß die Vermehrung des Wein baues dieſem Ackerbau ſchaͤdlich werden follte, wird jener diefen vielmehr an werfchiedenen Drten, wo er nachlaͤßig getrieben wird, noch in mehrere Bewegung fegen. Dieſemnach kann nichts dem. Königreiche nüglicher ſeyn, als wenn der Acerbau, er fey von welcher Art er wolle, ſtaͤrker darinn getrieben wird Ich will aber den aͤußerſten Fall fegen, und (wel⸗ ches doch ganz unmoͤglich iſt,) annehmen , daß der Kornbau gänzlich! liegen bleibe, und daß ein jeder Sandmann bey uns ein ee ‚werde, was wuͤrde diefe Verwandlung nad) fic) ie einen weitlaͤuftigen Handel fuͤrs Koͤnigreich. Die nordiſchen Reiche find ſehr reich an Kornz aber arm an Wein Frankreich würde in dem juvorrangenommenen Falle Fein Korn, Dagegen aber viel Wein und Brandewein haben, Es müffen alfo diefe beyden Laͤnder nothwendig wegen derer wechſelſeitigen Beduͤrfniſſe mit einander in Gemein⸗ ſchaft kommen; und es folge daraus, daß Frank⸗ reich entweder ſeinen Wein nach den nordiſchen Reichen verſchicken, und Korn dagegen aus ſelbigen nehmen, oder, daß Norden fein Getreide nach Stankreich bringen, und davor wiederum‘) Wein mitnehmen wird, oder, Daß dieſer Handel unter beyde Sünder getheift ſeyn werde. Wofern Sranks reich ſo viel Wein dagegen liefern fann, aß e& Korn braucht, "fo Hat es offenbar einen großen Nu sen, "weil es gegen das Gewaͤchs eines ganz reg | Striches 2202 —X zuzulaſſen. 579 Striches Land, die Fruͤchte von weit mehrern Mor⸗ gen erhält; nichin wird es den Weinbau um fo viel flärfer treiben fönnen,. und das Koͤnigreich wird durch die vortheilhafte Nutzung feines Bodens reis cher werden. Es iſt ferner leicht zu begreifen ‚daß | ‚das Gleichgewicht eines dergleichen Handels demſel⸗ ben ungemein zuträglich ſeyn werde, wenn auch ſo⸗ gar durch dem Lieberfluß feiner Weine der Werth dererſelben fiel. Wofern die Franzofen auf der ‚gleichen Art ihren Wein felbft in Menge verführen, ſo würde die Nation bereits von der Schiffahrt als kin einen »erftaunlichen Nugen haben, und bloß durch vergleichen Handel ſchon ſehr maͤchtig zur See werden. Der unteſchede in der Maaße beyder Le⸗ bensmittel, iſt nach des Herrn von Vauban an⸗ gefuͤhrter Berechnung betraͤchtlich 2707 Morgen Land, worauf man Korn baut, bringen jaͤhrlich nicht. mehr, als 459 Schiffstonnen; da hingegen eben fo viel sand, worauf man Wein bauer, die La⸗ dung fechsmal ftärfer machen würde. Es fälle demnach einem jeden in Die Augen, dafi, wenn mar auch den Einwurf bis auf das höchfte treiben, und den äußersten Hall annehmen wollte, Doch ein grofz fer. Mugen für das Königreich daraus erwachſen wear — Auch einem een Theile bes Koͤnigreichs, will 4 * Weinbau „Degen der Beſchaffenheit des Clima Erdbodens , hicht fort, Außerdem erfodert r auch einen ſehr ſtarken Vorſchuß. Es ges —— Jahre hin, che man aus den angelegs tem Weinbergen einen Nutzen ziehen kann; man | | muß SIE 589 Ob der Weinbau muß vorher viel Geld vor Arbeitslohn, Dünger # und Gefäß auslegen.- Aus diefem Grunde wird dergleichen Art des Landbaues, allen Fleinen Sande leuten ſehr ſauer. Folglich wird alfo ein großer Theil unferer Felder nothwendig allemal zum Korns bau ängewandt werden müffen; und man hat ein unfehlbares Mittel, dieſes Landes Gewaͤchs da⸗ durch im Werth zu erhalten, wenn man den Hans del damit zu alien Zeiten frey giebt, und es ohne | Abaaben außer Landes verführen läßt. Es wird beftändig ein gewiftes Gleichgeroicht zwiſchen dem ein: und Kornbau ftatt finden. Es werden dieſe beyde überaus ſchaͤtzbare Lebensmittel fich einander beleben und ermuntern; geſchweige, daß fie einan ⸗ der Abbruch thun ſollten; und werden ſolchergeſtalt das Gluͤck der Landleute, und das davon unzertrenn⸗ liche Wohl des Staates ausmachen, Indem man die Pflanzung det Weingärten einſchraͤnkt, verhin · dert man dadurch zugleich die Bevoͤlkerung. Ich kann gegenwärtige Abhandlung. * keine h befiere Art, als mit — desjenigen, was der Verfaſſer des Buches: E ſprit des loix, (*) ‚über diefer wichtigen Maäterie ſchreibt, fehließen: | Was verlangt jemand mehr, wenn er, das Anfehen diefes berühmten Freundes der Vernunft und —*— heit vor ſich hat? Be BR „Die Gegenben wo 97 Vehnchege ge „ben wird, find wenig bevölfert * weil wenig, P © Sm i4ten Gap. des XXI Suches. u: ungehindert zuzulaſſen. 581 | „fonen Baben zu thun haben, Die, Kornfelder erfo- „dern ſchon mehrete Leute zu ihrer Bearbeitung; u der Weinbau noch mehr.,, J „Xu England hat man zum öftern Klage „Darüber geführt, daß die ftärfere Viehzucht die „Anzahl der Einwohner vermindere; und in Frank⸗ „reich bemerkt man, daß der ſrke Weinbau eis „ner Der großen Ur fachen von ber Menge Menfchen Y. ie Sünder, wo Steinfohlengruben befind» ‚lich find, welche man zur Feuerung brauchen kann, ‚ahaben den Borzug vor andern, daß man daſelbſt „feine Wälder anlegen darf, und daß der Boden ** bearbeitet werden kann. PR SE ift faft Fein einziges Sand, Weihe fi ch nicht die bisher angeführten Wahrheiten in einigen Srüden: zu Nutze machen koͤnnte. ) Der Weinbau iſt zu verſchledenen Zeiten, und F er je Drten, durch Landesobrigkeitlis Befehle unterfagt worden. Zuerſt ward nude des erſten chriſtlichen Jahrhun⸗ | RS man ein fehr reiches Weinjabe, und A a B fehlechtere Kornerndte hatte, verboten. —9 Man ſte ellete dem damaligen Regeuten, Domitian, vor, daß die allzu große Vermehrung der Wein⸗ berge die Anzahl der Kornfelder zu ſehr verrins gerte; und er verboth deshalb durch ein Edict, nene Weinberge in Italien anzulegen; ja, in den “andern Provinzen wollte ev gar die Weinftöce ausreißen laffen. Diefen Befehl milderte nachher Domitian * nach dem Berichte des Suetons. Nach faſt hundert Jahren hob Probus —* dieſes Berberp va wieder auf. " Nichts deſto⸗ RR 203 weniger e Ob der Weinbau ungepinbet ꝛc. weniger blieben die Wenſchen nicht ſtets im ruhi⸗ gen Beſitze dieſes Getraͤnkes. Der frangöftfche König, Carl’ der IX, ließ ſich ebenfalls verleis gen, im Sabre 1367, den Weinbau zum Beſten des Bandbaueg einzufchränfen. Man fische hier⸗ aus, Daß der Weinhaß, welcher von jeher einen > Sheil der Menfehen befeffen bat, nicht ſowohl die öffentliche Gefundheit, oder Die Sittlichkeit des Volkes, ſondern vielmehr eine gewiſſe oͤconomiſche Klugheit zum Grunde gehabt babe, Ein mehre⸗ res hiervon findet man im Arzt, einer medicin | Wochenſchrift, IV ZH. Hamb. 1760, er. 8. 6781: Bon wirthfchaftlichen —— des Er⸗ trags und der Rutzung der Weinberge und Wein⸗ gaͤrten, gegen andere Arten des Ackerbaues, vers. dienen. foigende Schriften nachgefeben zu werdens Borkaufige F Frage , ob ein Fe nußbage fey: ſt. im 22 Gt. der seonom. Nachr. Leipz. 1750, 8 _ ©. 685; 731. Eines pfälgifchen Landwirths Be⸗ | denken uber Die Nutzbarkeit des Weinbaues drlich am Rhein: ft. im 68 St. derfelben, Keipf 1754,.8. ©. 547: in Sn der Gedan⸗ fen vom. Weinbau eben dal. © 556 » 60, Completirung einer zwoͤlfjahrigen — nung vom Weinbau, ſamt Gegenrechnung: 69 Sr. ©. 600: + 620. (Anm, an, * 583 — * * * **** Kr N Ni“ | Sal a Beſchreibung der Art und Weiſe, die Blumen außzutrocknen, und fie in ihrer natürlichen Geſtalt ri zu verhalten. a gr f ke % m achten Theile der Nouvelle Bigarrure, S. — vom Mon, October 1753, befindet ſich eine Erzählung eines im Jahre 3745, durch. Herrn Joſeph Monti zu Bononien aungeftellten Verſu⸗ ches, betreffend die Art einer voͤlligen Auftrocknung der Blumen, wobey alle ihre Theile denſelbigen Glanz und dieſelbige Geſtalt, welche ſie vor ihrer Auftrocknung hatten, behalten. Im Monath Aus guſt 1760, kam der Frater Paul, vom Maturie nerorden, von Marſeille nach Paris... Er zeigte daſelbſt Blumen, welche er aufgetrocknet hatte; machte aber nicht die Art wie er dieſes bewerkſtel⸗ ligt hatte, bekannt. Einige Perſonen verſuchten es nachzumachen; und es gelung ihnen auch; ſie halten aber mit Eröffnung des Geheimniſſes wegen der dazu gebrauchten Mittel an ſich. Da es etwas loͤbliches iſt, die nuͤtzlichen Entdeckungen der Gefells ſchaft mitzutheilen, ſo werde ich gegenwaͤrtig die Art und Weiſe, die — natuͤrlich aufzutrock⸗ Sr | 04 nen, 4 Wie Blumen aufzutrocknen nen, und dabey zugleich ihre Geſtalt du dehe | erhalten, anzeigen, Herr Monti bedienet fich Dazu eines weißen Slußfandes. Selbigen ſiebet er einigemal durch, damit er etwas feiner werde, Hierauf waͤſcht er ihn forgfältig, um alle ſchmutzige erdige Theile, das von zu bringen, und läßt ihn vorher, ehe er ihn ges braucht, völlia trocfen werden. Statt deſſen, nehme, ich den weißeften Feg- oder Scheuerfand, und wa— Ir ihn forgfältig fo lange, bis das Waller ganz lar bleibt, Ich (affe ihn trocken werden; und wenn er recht trocken iſt, kann er alsdenn gebraucht wer⸗ den. Man kann den weißen und feinen Sand vom Ufer der See dazu nehmen, wenn er vorher gewa⸗ En worden, damit er en SA verliere, und alle u... Wenn man nun Blumen —— will, nimmt man dergleichen gut gewaſchenen und gehoͤ⸗ rig getrockneten Sand, fuͤllt ſelbigen in einen glaͤſer⸗ nen Becher, oder porcellainen Krug oder Schale, nachdem man mehr oder weniger Blumen trocknen will. Man ſteckt den Stengel in den Sand, und braucht dabey die Vorſicht, daß die kleinen Seiten⸗ zweige, nebſt den Blaͤttern in ihrer natuͤrlichen Stellung bleiben, Hierauf beſchuͤttet man die Blu⸗ me, vermittelſt einer Streubuͤchſe, oder ‚eines Sie bes mit dem Sande, fo lange bis felbige gänzlich. davon bedeckt iſt, und fuche dabey zugleich den Sand gwifchen die Dlumenblätter zu Rn | Der Sand. A muß und in ihrer Geſtalt zu erhalten. 585 muß hoͤchſtens einer Linie dick über die Biume liegen, Wenn dieſe erfte Verrichtung gefchehen iſt, ſetzt man zur Sommerszeit das Gefaß mit der Blume an die Sonne, oder zur Winterszeit in eine warme Stube. Hierbey ift vor allen Dingen noͤthig, daß die Stubenwärme nicht übermäßig ftarf fey; denn fonft wirde der Sand, als ein dichter Körper ders maßen heiß. werben, daß er die Blume verbrennes ge, und verdürbe,, Diefe Beobachtung ift in Anfes bung der fehr warmen $änder, dergleichen Africa, und verfchiedene Gegenden in Afien und America find, von großer Wichtigfeit, In dieſen Landes— gegenden ift es wahrſcheinlicher Weiſe nicht nöthig, die Gewächfe, welche man auftrocfnen will, an die Sonne zu feßen; fondern die Wärme der Luft wird vor ſich allein ſchon hinreichend feyn, den Sande, den zur Ausdünftung der ven Pilanzen natürlichen Feuchtigkeit erforderlichen Grad der Wärme mitzu— theilen, und eine völlige Austrocknung _hervorzus ‚ bringen, Die Erfahrung wird vollfommen ents ſcheiden, welche Gewaͤchſe einer flärfern Wärme vonnoͤthen haben, | Die bequemfte Witterung zum Auftrocknen iſt diejenige, wenn die Luft zugleich warm, troden und in Beweaung if. Es hat bereits vor gerau mer Zeit Herr Bouelle in ſeinem Cours de Phar. macie den Rath gegeben, daß, wenn man die Pflanzen, die man bis zu einer Yabrszeit, wo man ‚fie nicht, frifch Haben Fann, aufbewahren wilt, ges hoͤrig auftrecfuen wolle, man die Trocknung ders ſelben dadurch befördern muͤſſe, daß man fie an * ——— die 386 Wie Blumen auzutrocknen die ei ‚und an eine firenge Zugluft Bei | Ein jeder, hat die Beobachtung anſtellen Fönnen, daß das, geſchwind getrocknete Heu eine ſchoͤne gruͤne Farbe behalte, und von einem guten Ges ſchmack fey, weshalb e8 die Thiere, Die fich davon. ernähren, demjenigen, welches langfam — sw worden, ‚weit vorziehen. Wenn ’die Blumen recht trocken RT belngt man den in und an ihnen befindlichen Sand das durch) herunter, daß man fie umkehrt gelind ſchuͤt⸗ telt, und mit einer Feder, oder einem Pinſel 9 ‚get. Diefes läßt fih um fo, viel leichter bewer ftelligen, da der Sund an die Blumenbläster im geringften nicht feſt ankleben kann. a — Einide Blumen verlieren beym Auferoctnen den Glanz ver Farben; und da hat man num Mit⸗ tet, denſe ben wieder aufzufriſchen. Ihn werde fi ebenfalls anzeigen. Die gelbe Faͤrbe haͤlt ſich am beſten; einige Bio! blaue und rothe behalten ihre Jebhaftigfeit ziems lich, Die Roſenfarbe verfchießt leicht. Wenn man: felbiger ihren Glanz wiederherſtellen will, . muß man die Roſen in den Dampf von angezuͤnde · tem Schwefel halten; jedoch mit Beobachtung eini⸗ ger Vorſicht: denn die fluͤchtige ſchwefelige Säure, welche bey dieſem Handgriffe die Farbe auffriſcht, wuͤrde fie gaͤnzlich verderben, wenn fie in allzupäus figer Menge, und zu lang darauf wirkte, Auf eben dergleichen Art Bann man auch —9* allen —— rothen Farben ne Y m ie.’ >10 und in ihrer Geſtalt zu erhalten. 587 Die friſchen rothen Farben, als das Dunkelroth, WMonceau) Scharlachfarb, (Carmoſin) unſ. w, werden wiederum ſtark, wenn man ſie in den Dampf einer Aufloͤſung von Zinn in Salpetergeiſt, derglei— chen die Faͤrber einem Scharlach einen Glang zu ge- ben, gebrauchen, ‚hält. Wenn maır dergleichen Aufloͤſung verfertigen will, thut man fo viel Feil⸗ ſtaub von: Zinn, als man zwiſchen zween Fingern balten kann, in.ein Glas, und. gießt etwa einen söffel voll Salpetergeift, den man gemeiniglich "Scheidewaffer zu nennen pflege, darauf, fo wird . bald darauf die Säure das Zinn angreifen, und eg wird ein. Dampf auffteigen, in. den man nur die rothen Blumen halten darf, wenn man ihnen ihre ganze Lebhaftigfeit wieder verfchaffen will, | Unm den Stengeln und Blättern eine frifche grüne Farbe wieder beyzubringen, verfertige man eine Auflöfung von Eifenfeilftaub in Bitrioffäure oder fo genannten Vitrioloͤl, und bringe die Stengel und Blätter in den aus diefer Vermiſchung in die Höhe fteigenden Dampf. | Wenn man Blumen an den Schwefeldampf halten will, muß man einen Fleinen Napf, dergleis chen man ſich bey Illuminationen bedient, und der von diefen in nichts weiter unterſchieden ift, als daß man ihn an ſtatt des Unſchlits mit gefchmolzenem E Schwefel anfulle, zur Hand haben. Wenn man felbigen gebrauchen will, zündet man den Dacht an, und hält die Blumen, welche durch die flüchtige Schwefelſaͤure wieder aufgefrifeht werden follen, mie Behutſamkeit in den dabon in die Höhe fteigenden ‘Dampf. Man muß diefe Arbeit in freyer Luft vor⸗ * nehmen; J 583 Wie Blumen aufzutrocknen — nehmen; um nicht von dem Schwefeldampfe belaͤ⸗ ſtigt zu werden, womit man auf eben die Art auch) verfchiedene blaue, und violblaue Farben auffriſchen kann. Die Blumen, bey denen ung diefer Handgriff bisher am beften gelungen, find . die Halb=vollen: nur müffen felbige nicht zu fehr gefchloffen feyn. Ich habe es auch ſo weit bringen koͤnnen, die Doppelte feuerfärbige Ranunfeln, dergleichen die fo genannte Poͤonie ift, aufzutrocknen. Die Auftrodnung und Erhaltung der Anemone, geht vollfommen erwünfche von ftatten. Auch gelingt es gar vortrefflich mic dem Ritterfporn, den Mägleinblumen, Den Beilgen, den Dreyfaltigfeitsblumen, den Blumen von ſaͤmmt⸗ lichen Arten Pappeln, ben Narciſſen und Binſen⸗ blumen, (Jonquillen.) Die Nelke laͤßt ſich etwas G —— nen. Diejenigen, welche dieſes Geheimniß gewußt haben, haben bisher von dieſen Blumen Blatt vor Blatt aus einander legen muͤſſen. Ich will fie aber zwey Mittel lehren, wobey fie dieſer Ss elta! ben fenn koͤnnen. Zuerſt ſpaltet man den Kelch bis an den lei nen Kragen, welcyer ihn umgiebt, unten, an zwo einander gegenuͤber ſtehenden Stellen von einander. Die beyden Haͤlften des Kelches (hut man aus % ander, damit ſolchergeſtalt der unterſte Theil der Blumenblaͤtter nicht fo eng zuſammen bleibe, und alſo deſto eher — nu: Hierauf bringe man die beyden Theile des Kelches wieder zuſammen, und ſie mit etwas Ba —* Ne 4 | Ben Geſtalt zu erhalte. 589 Das zweyte Mittel beſteht darinn: Man ſtiche | mit: ‚einer Nadel den Kelch an verfchiedenen Orten, und vornehmlich nad) unten zu, queer durch, . Weil beym Auftrocinen die Blumen ihren atte genehmen Geruch gänzlich), oder zum Theil verlieren, fo will ich auch noch das Mittel anzeigen, wie man felbigen bey einigen Gattungen wieder herſtellen koͤmne. Will man z. ®. eine aufgetrocknete Nelke wieder wohlriechend machen, ſo muß man, bevor man die beyden Theile des Kelches wieder mit ein⸗ ander vereinigt, den untern Theil der Blumenblätter mie Nelkeneſſenz anfeuchten, und darauf die beyden Theile des Kelches an einander bringen. — Will man einer Roſe ihren Geruch wleder ge⸗ ben, fo befeuchtet man das Mittelſte dieſer Blume mit einem, oder ein paar Tropfen deſtillirt Nofen: holz Del; Man wird leichtlih wohlriechende Sa⸗ chen, die mic. dem Gerud) einer jeden Blume eine | Arhnlichfeit haben, finden, Man erfuche diejenigen , weiche nach diefer Anmetfung verfahren möchten, ihre Wahrnehmuns gen öffentlich bekannt zu machen. Hoffentlich muß dieſe Methode noch auf mancherley Art verbeſſert werden koͤnnen, und denen, die ſich darauf legen, Blumen aus fremden Laͤndern, und vornehmlich aus den warmen Gegenden, welche man nicht ana ders, als mit vieler Mühe, und fogar vermictelft ber warmen Gewaͤchehaͤuſer aufbehalten kann, ver⸗ ſchaffen. — Die Kraͤuterbuͤcher werden dadurch ooftfändie ger gemacht werden, weil man die Blumen in ihrer Geſtalt —— kann welche durch die Rn 590 "Mie Blumen aufzutrocknen uͤbliche Methode da man die Pflanzen zwiſchen | Blaͤttern von. Papier auftrodner , ſehr verſtellet wird —— —2 Von verſchiedenen Vorſchlaͤgen und Handgriffen, Blumen und Kraͤuter aufzutrocknen, und nicht allein den Winter und etliche Jahre über, ſondern laange Zeit zu erhalten, desgleichen von Einrich⸗ tung und Anlegung lebendiger Krauterbücher, Föns nen folgende Schriften zu Rathe gezögen werdent Ein leichtes Mittel jederzeit frifche Blumen und Fruͤchte auch im Winter zu haben: fh im 26 St; der Stuttg. phyſikaliſch⸗ sconom. Realzeitung oder emeinnuͤßl. Wochenfchr. vom 5, 17: . Mittel ie Blumen ſowohl, ald Früchte den Winter über zu erhalten: ſt. im 136 Gt. der Berlin, woͤchentl. Relatiomder merkwürdige, Sachen aus dem Reiche der Nat· der Staaten, und der Wiſſenſch. auf d. J. 1753. ©, tızı f. Jederzeit friſche Blumen und Fruͤchte zu haben; aus dein Gentleman’s Magazine, for Sept. 1753 uͤberſetzt von €. Mylius: Ih im 22 Et. der Phyſikaliſ Beluſt. Berl 1754 8.16, 909: 911. und unter dem Titul: Mittel, umanfeine leichte Urt jederzeit frifche Blumen und Früchte zu haben: fl. im 75 St. der Berlin. wöchentl. Rela⸗ tion ie. vom‘. 1754. ©.599 > Confilium de her= bariis yivis copiofe ‚adornandis, & admodum to» erabili pretio comparandis:: ff. in Commerc, litter· Nor. Au 1731. Specim. XXVIH. ©.220-222: A: 1732. hebd. V, ©. 33:35. Avis pour le tranf- port par mer desarbtes, des plantes vivates, des. -" Temences & de diverfes autres curiofits d’hiftoire haturelle, & Paris 1753." 91, 12. 90 S. wird im 69 Et. der, Götting. And. 9. ©. auf DAS. 1755, .. &. 639, vecenfire: und if auch im Journal Ge- conomique Befindlich. Eine neue Auflage davon; unter dem Titul: Memoire inftruttif fur la manie⸗ te de raflemblet, de prparer, de a u ; "ns 1 \ und in ihren Geſtalt zu erhalten, “gr 0. d’envoyer les diverſes curiofitds; d’ hiſtoĩre natu- Kr ‚relle, trat 1758. in 8 zu Paris and Licht; und eine Danifche Ucherfegung, unter dem Titel: Du 9 145 "ls N . + Hamel du Monceau Underrettning om hvorledes Truer, perennerende Vrter, Frög, og adfkillige ur andre Naruralier ‚beft kand forfendes til Söes ; 4 A overſat av det Franſks Kiobnhav. 1760.8. In der Einleitung dieſes Buches wird die Art, ein Kraͤuterbuch zu machen, angezeiget. Die deutſche Aieberſetzung Dabonz unter der Auffchrift: Mole te ſchlaͤge, nach welchen der Tranfport der Baume, Landgewachſe, Saamen / und verfchiedener anderer Naturalien über die Ser zu veranflalten if, erfchien zu Ropend. 1756-1 8. auf neuntehalb B. und wird n In. 10 St der Beipz. gel, Zeit. v. J; 1757. ©. 8688. —— — — —J cr ve via — J xrecenſirt. Unterricht, wie Blumen und Kraͤuter in ihrer natürlichen Stellung und Karben zu trock⸗ en, umd-lange Zeit aufzubehalten: ff. im 3 St. der Stuttg. oͤcon. Gamml. 1750. 8. ©. 205: 210: Unterſuchung Des Verſuchs ‚Seren &. Ph. Thuͤm⸗ migs von Berwahrung der Blumen erliche Jahre J * eu rer Aber; von Jac, Theod. Rlein: ft. im I Th. der Verſuche und Abhandl der Naturforſch Geſellſch. 1747: 4. No.'2, ©. 76:90. und wird im neuen Buͤcherſaal der fchönen Wit: und freyen Kuͤnſte, VII B. 5 St Leipz 1748 8.S. 394396. rece fiet. _Fefepbi Montii obf. de nova florum puk 0 ehritudinem confervandi ratione: ff. in den Actis J N M * Aca demĩae Bononienf. To. IPI. Bonon, 1745. 4: ‚©. 80:85. wird in den Noyis Adis Erud. Lipfi - A. 1748. M: Nov. ©. * f- desgleichen im Journ. Etranger,, Juill. 1755. ©. 203-207 : und im Nou« vellite Oeconom. & Littet, Tom. VIII, pour les mois de Sept. & d’O&. 1755. ©. 19: 21. tecenfiet. Die deutfihe Ueberſetzung? Herrn Joſeph Monti Abhandlung, wie dre Schönheit der Blumen zu er⸗ erhalten: ff. im I TH. des allgem. Dianazing der Natur, Kunſt und Bilfenf. ©. 1: 13. Mittel, die Blumen zu erhalten, von Herru de Monti: f img R 59 Wie Blumen aufzutrocknen und ꝛc. 1Th. des von, und oͤconom. Patrioten, Hamb. 1756 4142,6t. © 3300. Several experiments, cco pteferve flowers in a Book, that may retain their Colours, and to keep fruit or Howers the whole year without fpoiling: communicated by - Sir Rob..Sourhwell: ft. im XX Bande der Philof Tranſact. forthe yeär 1698. Numi, 31. © Ma 44 "N ee des ogen ) Anhalt — des 6ten Stuͤckes im 26ſten Bande. I. Dibon Bemerkung einer ſonderbaren Wirkung der Venusſeuche, In einer ganzen Familie ©. 5ı5 U. Anmerkungen über den fogenannten Baͤrenklau 52 . IM. Anweifung jur Schmweinezucht Bee IV. Villeneuve Anmerkungen von einem viſche wel⸗ chen man für den Zitterfiſch haͤlt 545 V. Benevenuti Abhandlung don den Urſachen be; Bran: ö des im Getreide, und den Mitteln dagegen a vi. Vauban Unterſuchung, ob es vortheilhaft be Wein ohngehindert pflanzen’ zu laſſen i VIE. Befchreibung der Urt und Weiſe, die Bhmen zurtrocknen, ind fie in Br natuͤrlichen Ge alt zu ers halten 66683 * er : Regiſter der merkwuͤrdigſten Sachen. ee SE wein was fie fuͤr Gotter verehret ae lese, deren Alterthum 483. Nachricht von E ; nem Yitare des Abgottes Crodo Alter, goldenes, unter der Königinn Eilfaberh, zweyte Unterredung davon sit ff. —8 welche fo genennet werden, 50% Brief des Pabſtes Gregorius an * 504 Tr Ama, deren Anſteckung durch ein unreines ‚Kind . 516. 5194 wie fie diefelbe auf ihre ganze Fami⸗ fie gebracht 516 Armintus, dem zu Ehren wurde die Semenfeule aufgerichtet 499 Aftarorb , oder Aſtarte, ob fie die Sie der mit⸗ ernaͤchilichen Voͤlker fey | — 457 26 Band. ——— — Mae, — x Bacon, Sir Francois, Ken ER Schicht » under ber, Königin, Eiifaberh ‚und Ayfacken, da | von | ” 3 Tal | — zweyerley Arten derfelben. 528. * ein Specihcum wider. den Weichſelzopf 528. wie diefelbe zuzubereiten 529 f, innerlicher Ges brauch derſelben z31. und deren Wirkungen ee 532 Bauern, irländifche, Nachricht von beren Sitten, Genie und Gaftfrenheit | E11 Baukunſt, einige Anmerkungen daruͤber 270 | 294 ff. um vanze ohne Siögel, ehren diefer Art 432 ff‘ wie ſie ihre Eyer legen, und derſel⸗ ben Beichaffenheit, 434=436. 438 » 449 zwaͤr auf Gewärhfe von a ER © woie fie fich nac) ihrem Auskriechen verhalten 442) “genaue Beſchreibung der Theile ihres APR Biel, ob der Heilige Donffarhs dieſen fförer habe 14,700 402 Blumen, wie felbige — und in ihrer natürlichen Geſtalt zu erhalten 588. wenn Die Farbe allenfalls ihren Glanz verloren, wie ſelbi⸗ ger wieder herzuſtellen 587: auch fo.gar bey eie nigen der Geruch — Bonifacius, ob diefer Heilige den Sachſen das Evangelium verkuͤndiget habe 501. 503. was er © für Gögenzerftöret habe zo1 fe bat verfchiedene Eapellen errichtet 501. 503. ob er der — Erʒ⸗ biſchoff in Maynz geweſen 563 Ye | ! Brand 2 a. gifker RN 1 Br and im Getreide, Urſachen deſſelben, und Mittel dagegen 66 Sretagne, daſelbſt wird der Kornbau ſtaͤrker ge⸗ trieben, als der Weinbau. m 0... .317 Brief, ‚des Pabftes Gregorius an die Altſachſen | h * N 3 NE } J N Ä 50, j Brocken, ober Brockenberg, heißt ſonſt ns E “a - Maelibocus 474 «iR ar ß Born Carl der Bröße, Kaifer, zerſtoͤret dan Abgott Crodo zur Harzburg | 45% 492. 507 Eelten, was für Völker unter dieſem Mamen vers * ftanden werden — 481 Colik, was Magen: und Darmeoliken ſind 1gX Crodo, ein Goͤtze, der zur Harzburg verehret wor⸗ den 448. Beſchreibung des Goͤtzen ſelbſt 449 450.458. 459: fein Sitz und Wohnplatz 449 458. 467 f. Goͤtzendienſt womit er verehret worden 249. 472. 473.480) woas er eigentlich fuͤr einen Gott vorſtelle 439. 485 ff. 493. Zer⸗ ſtoͤrung deſſelben 449. 507. Spruͤchwort, fo von Diefem Gößen übrig geblieben a51. Ass. Des ſchreibung der Heiligen Städte, wo diefer Goͤtze geſtanden 472: Feſttaͤge 476, Gebethe und Opfer, die ihm zu Ehren angeſtellet würden 2 N > ENER "CR, BTW dans Deuſche ‚ alte, deren Meynung bon den Goͤttern 466. ob fie dem Mercurius, Hercules, Mars, u Dpsn Vul⸗ N N J RN Bulcanıs und der Iſis Gottesdienſt erwieſen 489 was ſie eigentlich ſuͤr Goͤtter angebethet haben ee NE Druſus, Nachricht von diefem apfern Feldherrn | aa 7487 ff · 492 Druyden, deren große Gewalt A a IE, Einpfropfung der Pocken, fiehe Pocken. Eis, Erfahrung von einer ploͤtzlichen Entftehung deflelben | finnigfeit 233. ihre Laſter 236. 252: ihre Leute feligkeit 237, ihr Eigenfinn 237. ob fie Herahaft oder furchtfam gewefen 246. 252. ihr Bezeigen gegen die Holländer 247. in wie fern fie freyge⸗ big geweſen 253. ihr Verhalten gegen den Adel 256. in wie fern fie eine Bitte gewähret 257. was ihren Ölanz befondersausgebreitet Habe 263. ihr Charakter überhaupt J Enthufiasmus, unter der Koͤniginn Eliſabeth 216 Erdbeeren, Abhandlung von der Wartung derfels ben 3762400. ‚befte Art die Erdbeerfträucher zu warten 379 ff. wie man bey ihrem? erſetzen eigentlich verfahren ſolle 382. Art und W ife, die Grobeerfträucher als Einfaffungen, oder ganze Beete zu pflanzen, und wie das Erdreich da u zu bereiten 383 ff. wie fie an den Mauern zupflan- ‚sen | —— 444347 SEliſabeth, goldenes Alter unter ihrer Regierung, zweyte Lnterredung davon 211 ff. „fie bringe die“ Sache der Proteftanten empor 214. “ihre Scharfe Regiſter. zen 387. wie fie zu warten, wenn ſie einmal zum Wachethume gefommen 388. wie Die Erdbee— wen abzubrechen 391. verſchiedene Gattungen = der Erdbeeren 394. mediciniſcher Gebrauch ders elben 401 ff. ‚od fie ſchwangern Weibern geſund feyn 404. dieſelben koͤnnen nicht alle Leute ver— ragen; tt, | 495 Erdbeerwaſſer, herrficher Mugen deffelben 406 Eſſer, Graf von, Verhalten der Königinn Elifa- bech gegen denfelben 00. 243 * 7* ww — — —— N | * N ion *8 48 J * + Faͤulniß, ob aus derfelben die Inſekten gezeuget Pr sgwerdeh, Sum, 483 Feuchtigkeit, Erfahrungen von dem Durchgange der Luft durch diefelbe 00 34 ff. Feuer, Wirkung der Naͤſſe auf daſſelbe 409 f. Sveja, Frea, Frigga, oder Friggo, Nachricht Noon diefer Göttinn 457. 0b fie die Venus ber Roͤmer oder die Aſtaroth, oder Aftarte fey 457 Friedensrichter, Befchreibung defelben 259 Furtter des Viehes, hängt von der Lage jedes Or⸗ Zr ae 539 me, An —— ae ardelegen ,. Herleitung des. Namens dieſer Gaͤrten von Verſailles, wie fie angelegt find 282 ie 639 be — Din 5 H 3 a x Apr — Pps Gaͤrt⸗ — gregiſter. —— Gaͤrtnerey, einige Anmerkungen darüber 276 ff. Gaſtfreyheit der eingebohrnen irlaͤndiſchen Baus Gegend, wie eine zu verſchoͤnern —— ——— Geile Mannsperſon/ ſonderbare Nachricht von einer I — 522 Genie, der eingebohrnen irlaͤndiſchen Bauern 95 ff. Geſchenke, waren der Koͤniginn Eliſabeth fehr ans genehm ae 108 tan ; 257 Getreide, Urfachen des Brandes in demfelben und Mittel Dagegen | u FE, Gift der Ottern und Viper, wo er ſich befinver, und defien Wirkung. | 200. 201 Cinwaliifa , was Diefes gothifche More bedeute 496 Boslar, Grundlegung diefer Stadt u 509 Götter der alten heydniſchen Deutfchen 495 Gregorius, Pabft, deffen Brief an die Altfachfen Guͤrtelkraut, Wirkungen deffelben .. ı. 53 _ - Br ZEN U ne * Halberſtadt, Ueſprung dieſes Bistfums 516 Samburg, woher dieſe Stadt ihren amen habe * ar; ’ u h REN AR Sarzburg, Nachricht von dem Goͤtzen Crodo, öl cher dafelbft verehret worden 448. 459: 467 Sage diefes Echloffes 467. verschiedene Mamen deſſelben 468. _ verfchiedene Scicfale dieſes Schloſſes 468: Nachricht von einem Marien⸗ bilde, welches daſelbſt geftanden sum er Re. VO A, Regiſter. vertha/ eine pain der alten heydniſchen Deut⸗ en. mis —308 496 Seufchredteneyer, deren Veſchaffenheit 48 —— Biſchoff zu Halberſtadt, deſſ en Eifer für die Ausbreitung der chriſtlichen Religion str Zolländer, Bezeigen der Ki donigiun Eliſabeth ge— gen dieſel er 247 SHolzwanzen, Zefehreibung Bsefren aus fe in⸗ ſonderheit der gefluͤgelten —5 446 | Das tundernfche,, Beſchreibung befriben J 454. 455 | I. Inf, ob fie aus der Fäufnig erzeuget werden 433... verfahren auf, edene Axt bey fe —— © er — * ur dem — —9— I 222 | In — Dt von — Gögenbilbe 458 3 De RE fie anfgerichtet En = 499 thuͤmer, in An Hi Der, ah des Waflers m & A Zu ‚348 Ä a ip lg! ter wird der Mond verſtanden . 408 Tupiter } Nachricht von dem Hamburgifchen — ſeines Tempeis ä — — bey ‚ihren. — iſt das füße Mandelöl nicht dienlich 188 ff. Urſachen EN Leibesſchmerzen it J —* — un: "1923 \ Pr 4 Rins Regiſter. Rinder, unter zwey Jahren ſterben am Häufig | ften 16. Beyſpiele von welchen, die im Mutters Leibe angeftecft worden 520, von andern, Die ihre Ammen angeftecfer | 516, 51. 523 Rom, -mober daffelbe den Brand in einen Achren bekomme 553. 561, Mittel Dagegen. '' 568.569 Roman, deffen Berpätmif gegen bie Weine berge - Kr. mpfffb, Hachrich von Bemferheit?® EB | | Zugebrramoen, wie diefelben zu berechnen | ‚323 a 2, 3 J gr Beuchter, Die das Bild des Crodo ven Kim Ried, Ueberfegung eines irländifchen —* Korb, Lork oder Lurk, was Ne für ein Scheiwort ſey EN TE Ludgerus, Prälat zu Münfter, deſſen Eifer für die Ausbreitung der chriftlichen Religion Su Luft, Erfahrungen von dem Durchgange derſelben durch die Feuchtigkeit 84 If» — BETT. . a, und Bir * deſſelben 533 * du * J * * Js ‘ \ Kr # “ - * * | BEER f — —— dieſer Stade 492 Mejoranfaamen, deſſen Krafe die torttreibende Kraft des — ———— N r IN | Regiſter. WMoandelo, ſuͤßes, iſt zum Gebrauche bey Leibes— fhmerzen. der Kindbetterinnen nicht dienlich 188 ff. beſſen Wirfungen “ 0.9196, 197 Marienbild, Nachricht von einem, welches zur Harzburg geftanden 51 Waynz , ob der heilige Bonifacius der erfte Erzbi⸗ fchoff dafelbft geweſen \ 5 Meltbocus, dieſer Berg heißt ſonſt auch der Bro⸗ ‚eben, oder Brockenderg4174 Meßgewande i in den erſten Zeiten des Chriſten⸗ thums, deren Beſchaffenheit 462. 463. 465 Mechtild, eine kaiſerliche Prinzeßinn, was von ihr wegen des Abgottes Crodo erzählet wird 450 f. Nea chucht von a Monumente: zu Goslar 460. 461, 465 Wenſchen, ob die Sachſen dem Crodo welche ge⸗ opfert haben 480. wie es bey verſchiedenen Voͤl⸗ fern üblich war 481. ob dem Crodo Menſchen ‚geopfert worden | 482 Mobnfaft, beffen Birfungen bey Leibesſchmerzen 197. 198 wo olien find einer Nation ſchaͤdlich utmelbiere find ſehr befannt 420. wie fie une ter einander leben 421. wie fie fih auf den Wim . ter verforgen 423 f. mie fie fid) ihre Wohnung - bereiten und faſt den ganzen Winter über nicht eſſen 425 f. wie ihr Fett befchaffen ift 428. wie ihr steif ſchmeckt 428. wozu man ihre Haut Gi Pp5 brau⸗ j Regiſter. brauchen kann 428. an was für Oerterm ſie woh · nen 429. was ſie fuͤr eine Erkenntniß vom Wet⸗ tey „haben 429. wie behende fie auszumgichen wiffen, wenn man fie fangen will 429. wie fie vie Bauern fangen 430. tie viel fie Junge auf einmal werfen 422. ‚Ihre Art zu freſſ en a 431 Mafe bein, Kunſigriff beym Suchen derfelben 206 Mi. a Mio —E —— Bieküngen —— —* nahen IR ra 4 en 3 * ——— 04 * * J * ⸗ J Y _ di u “rn D g f —— Er k AH nT- ch nr — * I - 4 : 4 e —* 4— “N en 07 * J * Pe Zr A Zu Sam ” * J x fe, Wirkung perfelen auf das Feuer 5.409 | Neltken wie ſie aufſutrocknen, daß fie ——— liche Farbe behalten 568 f. wie man * ihren Sp wieder geben. koͤnne 1:50 U RE a — Opfer, — die dem Abgotte Crodo gr “worden . 480 Ofiris‘, darunter ar de Sonne verfiaonnen 498 Ofterfeuer im "Gefarifchen , Uefprung — 501. iſt itzo noch uͤbllch je Oftfachfem, werden von Calln dem Grofen bl eh⸗ 3 eG ex, int 2 mitenähtgen Bitte, deſſen er Eng J 6 Bi sc —3* 1 9 "Bike * | \ r, 1 J | » Ch R IE erm ut Regiſter. Ottern/ wo fe ihr Gift haben200 to von Wohlenberg, deſſen Revers an Kai⸗ Fi Farin ven Großen, als.er von ihm uͤberwun⸗ den, ‚ und ein Chrift geworden 68 \ P. Pocken was von deren Einpfropfung zu halten 9. bey was fuͤr Perſonen ſelbige mit guter Hoffnung . unternommen werden koͤnne I0+35. welche Zeit zum Einpfropfen am bequemften fey 35⸗ 43. __ worinn die Vorbereitung zur Einpfropfung ber J kehe 4459. wie dieſelbe bewerkſtelliget werde 6083. was das Kaufen der Pocken für Nugen habe 80. wie lange man einen Faden mit Pocken« J materie brauchen koͤnne 83. wie der Ausbruch der Pocken ‚vor ſich gehe, und was nach deren Eins - pftopfung zu gebrauchen. 116. was wegen ber i Vorbereitung zum Cinpfropfen der Pocken zu becobachten 132. Beyſpiele von Leuten, bie im ° hoben Alter die Pocken befommen 149. Eine wuͤrfe wider die Einpfropfung der Pocen, und Vertheidigung derfelben, 151 ff. Beyſpiele von euten, welche die Pocken vielmal gehabt haben „168. 169. wie die Kranken in dem Podens hoſpitale zu Cantıvel gewartet werden ıg1. was durch die Einpfropfung der Pocken fuͤr andere anſteckende Krankheiten verhuͤtet werden 186 Hrieſter, der Deuiſchen, deren großes Anſehen | ‘487 ' Proteftanten, Dephafenhet * Sachen — et 8 Elſabeth Hin r u | Regiſter. Puls, mie er vor dem Ausbruche der Boden, bes fchaffen: fey. J puraner ihre Defsefengit unter. der Könie ginn aan ER Er 20 Code, ncnhe sie hnnntara * | a | Kos, was des Goͤtzen Cede — vorifete 451.49 Rauchalter, in Geſtalt einer e Kröte Be Reformation, wodurch fe ihren Eingang i int ( Sg land ‚gefunden 26 f, Rerbo, dieſen Goͤtzen ci der helllge Luis. nieder - Bevers des Otto von Woplenberg , r als a ein Chriſt geworden Bft im Ferieide, woher er entſtehe * — ‚Mittel dagegenn 668 =. 6. ERBEN En i Sack, ; „bie oſtlichen „werden von Carlı ee bekehrt 451. betheten den nA obs vr 453 Sal, defien Kraft Erteunfene * Tode u er⸗ retten Me Br Samſtag, * Urforung diefes — — Sand, rein gewaſchener, wie er zu "AERO R der Blumen angumenden we 11584 pz 2 Re; | | Saum, ; > Regiſter. Saturn. A Römer, ob er mit dem Erodo der Deurſchen einerley ſey 451. 485. 493. ſolches wird mit verſchiedenen Gruͤnden verneinet „485 fi Sau, wie eine ſaͤugende zu verpflegen 538.” wie ‚viel fie jährlich Faͤrkel wirft 540% und wie ur ſie zu nußen Sciefgewebt , wie defien forttreibende So anſehnlich zu verftärfen 03 ff. Schlangenmooß CGuͤcttelkraut) beſſeben — kungen Schweine, nehmen mit fchlechter Koſt — E36: brauchen warme und wohl verwahrte Ställe 538. was beym Berfehneiden — im Acht zu nehmen Schweinemit, wo er am nuͤtzlichſten mg werden koͤnne BAT „ob diefelbe einen wirkuchen in tze 536 Scotland, oder Schottland, deſſen mftände zur Zeit. der Koniginn Eifaberh 223 Sitten der eingebobrnen irländifchen Bauern 95 ff. Sodbrennen, Mittel davor | 196 Sonnabend, Urfprung diefes Namens 478 Speichel, beifen befondere Beſchaffenheit 524 Shrache, wenn die griechiſche und lateiniſche in England bey Hofe Mode geweſen 227 Sprinhwort, was für eines von dem —* Crodo übrig, geblieben 451. | Statuen in Gärten find felten wohl 449 Stein, was man ih der Baukunſt fo menne 279 Stuarte, Regifter: Stustte, Gedanken über ihre Kegierung« . J Suantewith, oder Swanteroit, wie dieſes Goͤ⸗ tenbild ii eh von wem es verehret vechdeen ah la Tage, Urfprung ihrer Benennung akı 419 Taranim, mas diefes fir ein Gott geroefen, und wer ihn angebethet habe | 496: Thau, in wiefern er den Brand oder Roſt im [61 £reide verurſache 562. verfchiedene Ver ſuche mit demſelben eh 564 56: | Thor, ein Abgott der mitternächtigen Seite — ſen Befchreibung | | Torpedo , ift der fogenannte Zitterfilch . Tuiſco, Nachricht von dieſem Adgotte ber a ſchen 49 Tundern, Befchreibung des güldenen Horns wel⸗ ches dafelbft ausgegraben zn ” 454 ff. V. ſch — —* Venusſeuche ſonderbare Birfungen fe einer ganzen Familie Verſe zilles, wie die Gaͤrten baſelbſt —— | PIE die — ——— ‚deren % m i 282 Dieb, bie Siiterung —J jben haͤngt von der jedes Ortes ab. 539 har Orten | | Reife PL _ . — — ® er ne ; wie — in einem — zu vers 9 "mern, ohne mehr‘ Holz in den Camin zu legen 408. ¶ Nutzen einer feuchten Waͤrme in Anſehung ———— NSG PIE 413-416 Waſſer, gemeine Irrthuͤmer über die Wahl def- felben zum Trinken 348 ff. Kennzeichen eines e guten Waflers 3595 was für Wafler man leicht . oder ſchwer nenne: 360. Wirkungen des wara men Waſſers als einer Arztney 365. wie das Waſſertrinken feinen Schaden verurfache 369. > Mittet in daſſelbe Gefallene zu rerten 208 Waſſereymer mit Refen, was des Abgottes Cro⸗ do ſeiner vorgeſtellet habe 46. 499 Waertünite, find felsen von gutem Geſchmacke Weichfelsopf; Shecihenm wider een In 528 Wein, ob es erlaubt fey, denfelben ungehindert pflanzen zu laffen 570. wenn ein fand lauter —— auete, — nach ſich zlehen * weis — ob 5 e eine ahbe, in Ünfeiihg de — | — ‚x. Schaden thun 570 ff. mie viel Acker oder Morgen eines Weinberges in einem we > Sabre eintrage 573 Weinland deſſen Ver haͤltniß gegen Das Korn — ie vie namlich jedes jährlich aa wen "4 vote Berftbe, wenn er ſchon den Brand hat, zu tractiven joy 559. 561, 568. 536g vd: nde, eine Capelle, die der heilige Bonifacius erbauet haben foll sch Wieſen⸗ ee: ae en * — FR — wiclnland/ deſſen Berpälnif gegen das Bi fand = 74 f. — — deren Wiederherftelung iR eine 3 Folge der Reformation 227 E en, Alter — —— af "Zelle, { Kloſter) Urſprung deffelben 503 Zellerfeld erſte Anlage dieſer Bergftadt 505. Zinn, fonderbarer Verſuch damit, den Glanz ba Farben Herzuftellen Zitterfiich, Anmerkungen von einer gewiſſen Se deſſelben 545: 546. infonderheit über deſſelben Fleiſch 547. ober fih an Felfen im Meere ans feße 548 f. 551. fonderbarer Mechanismus def felben 549. 551. und ein befonderes Seder bey Im 5 50 A I LI *7 9 — * fi *