■-•:, ) ' tJf> "\ // 1> iti f Digitized by the Internet Archive in 2010 with funding from Boston Library Consortium Member Libraries http://www.archive.org/details/handbuchderanato01bock F3 CJ> O C: 0 1-7- pq *s\ Z, T —, sa H E-i -■4 eo £ £> =q .^ ■•• H :.j 4 Handbuch der Anatomie des Menschen mit Berücksichtigung der neuesten Physiologie und chirurgischen Anatomie von Prof. »r. C. JE. Sock zu Leipzig. I. Band. Enthält: allgemeine und spezielle Knochen-, Knorpel-» Bänder-, Muskel- und de£ ässlchre ; Anlhropoehemie; Physiologie- allgemeine; der Bewegung, des Blutes, Chylus und der Lymphe, des Kreislaufs; Ernährung, Absonderung und Aufsaugung, Wachsthum und Wiedererzeugung. Dritte, bedeutend vermehrte und verbesserte Aullage. Leipzig, 1842. Friedrich Volckmar. Handbuch der Anatomie des Menschen Prof. »r. C. JE. noch zu Leipzij 1 -1- S3» I. Band« Dritte» (ggttfö^iden und eigenen Erfahrungen bedeutend vermehrte und " ^"«!te» verbesserte Auflage. '- "-35 f .& 1 ' * »9 & * s. f9 lieipzagp, 1842. Friedrich Volck ra a r. Vorwort. JLren Herren Studirenden der Medicin und Chirurgie, Wundärzten und Aerzten übergab ich mit der tsten Auflage ein Handbuch der Anatomie, dem ich einen Platz zwischen den vorhan- denen grössern anatomischen Handbüchern und den kleinern Lehr- büchern wünschte. Bei Abfassung desselben ging mein Streben vor- nehmlich dahin , ihm durch mehr oder weniger hervorstechenden Druck und durch angemessene Rubricirung eine mögliebst übersichtliche Einrichtung zu geben und dabei die neuesten Entdeckungen in der allgemeinen Anatomie, so wie die wichtigem und in der neuern Zeit ausführlicher bearbeiteten Kapitel der Physiologie, nebst der topogra- phischen Anatomie nicht unberücksichtigt zu lassen. Dadurch glaubte ich würde es einerseits dem Studirenden das Studium der Anatomie nicht nur erleichtern, sondern auch interessanter und für die zukünf- tige Praxis brauchbarer machen, andererseits dem Wundarzte, indem es demselben eine schnelle Uebersicht über einzelne Stellen des Körpers und über die in denselben befindlichen Theile verschafft, als Leitfaden bei Ausübung der Chirurgie dienen können, und selbst dem Arzte nicht unwillkommen sein, dessen anatomisches und physiolo- gisches Wissen im Laufe der Jahre und in Folge der vielen unterdess gemachten, nicht unbedeutenden Entdeckungen vielleicht lückenhaft geworden sein dürfte. Man könnte sich wundern, dass ein Buch von diesem Umfange allen 4en erwähnten Zwecken entsprechen soll, allein es ist, wie der Leser finden wird, das Mögliche geschehen, um VI Uebersichtlichkeit mit einer gewissen Vollständigkeit zu verbinden und so eine allgemeinere Brauchbarkeit zu erzielen. Ohne mich wegen der Vermehrung der grossen Anzahl bereits vorhandener anatomischer Handbücher entschuldigen zu wollen, halte ich es doch für nöthig, die Entstehung dieses Handbuches mit wenigen Worten anzudeuten. Von Jugend auf meinem Vater, dem verstorbe- nen Prosector Bock, zur Seite, prägte ich meinem Innern ein Bild der einzelnen Theile des menschlichen Körpers ein und erlangte anatomische Kenntnisse, ohne ein anatomisches Handbuch in Gebrauch gezogen zu haben. Nach Beendigung meiner medicinischen Studien suchte ich während des polnischen Krieges bei Operationen meine anatomischen Kenntnisse zu erweitern und unternahm es dann, auf der Leipziger Universität Examiuatorien und Vorträge über die Anatomie zu halten, welche, wie ihr Besuchtwerden schliessen lässt, nicht zu den unprakti- schen gerechnet zu werden scheinen. Zu diesen Vorträgen nun fertigte ich mir nach Präparaten ein Manuscript, welches dieselbe Einrichtung wie das vorliegende Werk hatte. Erst nach vollendeter Ausarbeitung desselben benutzte ich die vorhandenen neuen anatomischen Schriften, um nach diesen mein Manuscript zu vervollständigen, und fügte neuer- lich physiologische, nach den bekannten Handbüchern der Physiologie bearbeitete Kapitel hinzu, von denen ich allerdings eingestehen niuss, dass sie hier und da etwas ausführlicher gerathen sind, als es der eigentliche Zweck erheischte. Da dieses Manuscript, welches durch- aus nicht für den Druck bestimmt war, meinen Zuhörern, denen ich es stückweise lieh, beim Studium der Anatomie und Physiologie gute Dienste leistete, auch von mehrern meiner Collegen nicht unbrauch- bar befunden wurde, und der Herr Verleger den Druck desselben unternehmen wollte, so erschien es in der literarischen Welt, begleitet von dem Wunsche, dass es die Herren Studirenden, Wundärzte und Aerzte ihrer geneigten Aufmerksamkeit würdigen möchten. Kann ich mich auch, meiner Stellung und Verhältnisse halber, neuer von mir gemachter und hier aufgezeichneter Entdeckungen im Gebiete der Anatomie nicht rühmen, so halte ich es doch für kein unnützes Werk, alle mit Sicherheit ermittelten anatomischen und hierher gehörigen — VII physiologischen Thatsachen in übersichtlicher Kürze und doch aus- führlich zusammengestellt zu haben. Sollte dies nach dem Zeugnisse Sachverständiger mir gelungen sein, so würde ich mich herzlich freuen. Leipzig, den 1. Sept. 1838. Die überraschend günstige und für mich so ehrenvolle Aufnahme, welche dieses Handbuch gefunden hat, und die so schonende Beurtheilung desselben von Seilen Sachverständiger, denen ich hiermit meinen Dank abstatte, lässt mich vermuthen, dass ich das bei der Bearbeitung mir vorschwebende Ziel nicht ganz verfehlt habe, und ich wage es daher zu hoffen, dass diese vorliegende 3te, der 2ten so schnell folgende Auflage, deren Brauchbarkeit ich durch verschiedene Veränderungen und viele Zusätze zu vermehren gesucht habe, ihrem Zwecke noch besser als die früheren Auflagen entsprechen und derselben Beachtung, wie die erstem sich erfreuen werde. Die Veränderungen, welche in Folge neuerer Entdeckungen vorgenommen worden sind, finden sich theils im anthropochemi- schen Theile, theils betreffen sie hauptsächlich die mikroseopisehe Anatomie, welche durch Henle's Untersuchungen bedeutende Fort- schritte gemacht hat. Auch habe ich mich bestrebt, der Physiolo- gie, durch Zusammenstellung und weitere Ausführung ihrer einzelnen Kapitel, etwas mehr Aufmerksamkeit von Seiten des Lesers zu ver- schaffen. Obschon ich nun durch diese Vermehrungen die Ausführ- lichkeit dieses Handbuchs bedeutend befördert zu haben glaube, so dürfte dasselbe doch noch an manchen Mängeln leiden, die bei den jetzigen schnellen Fortschritten der Anthropochemie , Histiologie und Physiologie täglich mehr hervortreten müssen. Diesem Uebelstande aber in etwas zu begegnen, werde ich mit Hülfe der äusserst bereit- willigen Generosität des Herrn Verlegers von Zeit zu Zeit (alle Vier- teljahre), je nach dem Erscheinen neuerer, hierher gehöriger Ent- deckungen (in besonderen Werken oder Journalaufsätzen), Supple- mente folgen lassen, welche nicht nur die Herren Mediciner sogleich mit den Fortschritten der Anatomie, Physiologie und Anthropochemie, VIII sondern auch mit den, diese Zweige der Medicin behandelnden und besonders zu beachtenden Werken bekannt machen werden. Im Na- men des Herrn Verlegers erkläre ich nun aber, dass diese Supplemente jeder Besitzer der neuesten Auflage des vorliegenden anatomischen Hand- buchs von seiner Buchhandlung gratis beziehen kann. Leipzig, den 1. August 1842. C. Hock. Inhaltsverzeichnis« des ersten Bandes. Einleitung. Bedeutung des Wortes Anatomie (Eintheilung derselben in allgemeine oder Geweblehre, spezielle, topographische, chirurgische und patho- logische Anatomie) und Physiologie (S. 1). Organische Körper: Definition und Eigenschaften derselben (S. 2); — A. Unterschiede zwischen organischen mid unorganischen Körpern (S. 3); a) nach ihrem Entstehen, Bestehen und Vergehen (ßrow/t'sche Molecularbeweg- ung); — b) nach ihrer Zusammensetzung (S. 5) aus nähern und entferntem Bestandtei- len (organische Radicale ; isomere, polymere und metamere Körper; Eäulniss, Ver- wesung und Vermoderung); — c) nach ihrer Gestaltung (S. 10); — d) nach den in ihnen wirkenden Kräften (Lehenskraft; Imbibition, Endosmose und Exosmose; Erregbarkeit; S. 11 — 13). B. Unterschiede zwischen Thier und Pfanze (Eigenschaften der Thiere und Pflanzen), a) nach ihrer Zusammensetzung (S. 14) und b) Lebensäus- serung. C. Unterschiede zwischen Thier und Mensch. beschichte I. der Anatomie (v. S. 17 — 25), II. der Physiologie (v. S. 26 — 34) und III. der Geweblehre oder allgemeinen Anatomie, histiologia, (v. S. 34 — 39) mit Schleiden's, Scfiwann's und Valentin 's Ansichten über die Zellen- und Gewebsbildung. Zusammensetzung' des menschlichen Körpers (v. S. 39 — 73). I. Mi- schungsbestandteile (v. S. 40 — 60): 1) Elementar- oder Grundstoffe (V. S. 40—43); 2) binäre, unorganische Verbindungen (v. S. 44 — 46); 3) halborgani- sche Verbindungen, organisch -saure Salze (S.46); 4) organische Verbindungen (v. S. 47 — 59), als: a) Ausscheidungsstoffe (S. 47); b) wesentliche thierische Materien (S. 50) und c) thierische Extraktivstoffe (S. 58). II. Formbe- standtheile (v. S. 60 — 64): 1) gasförmige (S. 60); 2) tropfbarflüssige [paren- chymatöse Bildungsflüssigkeit, Nahruugs- und Secretionssäfte (S. 61)]; 3) feste [offene, geschlossene und Gefässhöhlen (S. 62)]. Zellenbildung; Gtenesis der Gewebe (v. S. 64— 73): a) Bestand theile der thierischen Zelle (Cytoblastem, Zellenkem u. Kernkörperchen); — ^Ent- stehung der Elementarzellen (S. 65); — c) Vermehrung der Zellen (S. 67); — d) Fortbildung der Zellen (S.68); — e) Metamorphose des Zellenkerns (S. 71); — f) Kräfte der Elementarzellen (S. 72). Gewebe und Systeme (v. S. 73 — 80). I. Eintheilung derselben nach ihrer Zusammensetzung und physiologischen Bedeutung (einfache Gewebe ; zusam- mensetzende und zusammengesetzte Gewebe). — II. Verschiedene Lehren der Anatomie (Knochen-, Knorpel-, Bänder-, Muskel-, Gefäss-, Nerven-, Drüsen-, Haut- und Eingeweidelehre). Betrachtung des menschlichen Körpers im Allgemeinen. I. Ge- genden am menschl. Körper (S. 80 — 90). — II. Symmetrie des menschl. Körpers (S. 91). — III. Bau des menschl. Körpers im Allgemeinen (S. 92). — IV. Verhältnisse (Maasse) der einzelnen Theile des menschl. Körpers (S. 93). — V. Unterschiede zwischen männlichem und weiblichem Körper (S. 94). — VI. AJtersveränderungen des menschl. Körpers (S.96); Einthei- lung der Lebensalter. — VII. Menschenracen (S. 99), nach Blumenbach, Arnold und Carus. X — Knochenlehre, Osteologia (S. 105). A. Knochengeweblehre (v. S. 107 — 118). a) Mischung der Kno- chensubstanz (Knochenknorpel , Knochenerde; S. 108). — b) Textur der Kno- chen (Rinden- und Marksubstanz, Kalk- und Markkanälchen , Knochenlamellen, Knochenkörperchen ; S. 111 u. 112). — c) Ernährungs- und Ausfüllungs- apparat der Knochen (Knochenhaut, Markhaut, Knochenmark, Blutgefässe; S. 113 — 115). — d) Entwickelung, Wachsthum und Ernährung der Kno- chen (v. S. 115— 118); Regeneration (Heilung des Knochenbruchs) und Altersver- änderungen derselben (S. 118). B. Knochen im Allgemeinen, aj Formen der Knochen (lange , platte, kurze; S.119); — bj Erhabenheiten und Vertiefungen an ihrer Oberfläche (S. 120—122); — c) Verbindungen der Knochen (S. 122-124); — d) Ge- schichtliche Notizen über die Knochenlehre (S. 124). C. Skelet. a) Uebersicht aller Knochen des menschlichen Körpers (S. 125 — 127). — b) Bildung und Ausbildung des Skelets (S. 128). — cj Al- tersverschiedenheiten des Gerippes (S. 120). — d) Geschlechtsverschie- denheiten des Skelets (S. 130). — e) Skeletbildung in der Thierreihe nach Carus (S. 132—135). D. Knochen im Einzelnen. — I. Kopfknochen, knöcherner Kopf (S. 135): a) Bildung des Kopfes aus einer zusammenhängenden Knorpel- kapsel ; b) Urschädelformen nach Weber ; cj Durchmesser des Kopfes (beim Manne, Weibe und Neugebornen) ; dj Unterschiede zwischen dem Menschen- und. Affen- kopfe; ej Grundzüge einer wissenschaftlichen Cranioscopie nach Carus (S. 136). A. Schädelkiiochen, ossa cranii (S. 139): 1) Stirnbein, os fronlis (S. 140). — 2) Scheitelbein, os parietale (S. 142). — 3) Hinterhauptshein. os occipilis (S. 144). — 4) Keilbein, os sphenoideum (S. 146). — 5) Schläfen- bein, os tetnporum (S. 149). — 6) Siebbeiu, os ethmoideum (S. 152). Allgemeine Betrachtung des Schädels: a) Verbindungen der Schädelkiiochen; Nähte; Fontanelle (S. 154— 15G); — b) Inneres der Schädelhöhle (S. 156— 158) ; — c) Aeus- seres des Schädels (S. 158). B. Gtesichtsknochen, ossa faciei (S. 159): 1) Oberkieferbein, os maxillare snperius (S. 160). — 2) Gaumenbein, os palatinum (S. 163). — 3) Wangenbein, os zygomaticum (S. 164). — 4) Thränenbein, os lacrymale (S. 165). — 5) Nasenbein, os ?iasi (S. 166). — 6) Untere Nasenmuschel, cnn- c/ta inferior (S. 166). — 7) Pflugsehaar, vomer (S. 167). — 8) Unterkiefer, maxilla inferior (S. 168). — 9) Zungenbein, os hyoideum (S. 169). Höhlen im Gesichte: 1) Augenhöhle (S. 171). — 2) Nasenhöhle (S. 172). — 3) Mund- höhle (S. 174). — 4) Sehläfengiube (S. 174). — 5) Fliigelgaumengrube (S. 175). II. Knochen des Rumpfes, a) Wirbelsäule (S. 175): 1) Wirbel, vertebrae (S. 176); alias und epistropkeus (S. 178); Unterschiede zwischen den Hals-, Brust- und Lendenwirbeln (S. 179). 2) Kreuzbein, os sacrum (S. 180); 3) Steissbein, os coccygis (S. 181). bj Knochen des Thorax: 1) Rip- pen, costae (S. 182); 2) Brustbein, sternum (S. 184). c) Knochen des Beckens: 1) Darmbein, os ilium (S. 187); 2) Sitzbein, os isc/iii (S. 188); 3) Schambein, os pubis (S. 189). — Pfanne, acriabulum (S. 189); Hüftloch, foramen obturatorium (S. 190). Knöcherne Brusthöhle (S. 185): Hau und Durchmesser. — Becken und Becken- höhle: grosses Becken (S. 190) und kleines Becken (S. 191): Bau; Lage; männliches und weibliches ; Durchmesser (S. 193); Ur- und Ra^enform des Beckens, nach Weber (S. 194). III. Knochen der obern Extremität (S. 195). a) Schulter: 1) Schul- terblatt, scapula (S. 195); 2) Schlüsselbein, clavicula (S. 197). bj Ober- arm: 1) Oberarmbein, os brac/iii (S. 198). c) Vorderarm: 1) Ellen- bogenbein, ulna(S. 200); 2) Speiche, radius (S; 201). dj Hand: l)Hand- wurzelknochcn, ossa carpi (S. 202 — 204): os naviculare , lunatum, triquetrttm, pisiforme, mullangulam majus und minus, capitalum und hatnalum; 2) Mittel- handknochen, ossa tnelararpi (S. 205); 3) Fingerknochen, ossa plialangum (S. 206); 4) Sesambeinchen (S. 207). XI IV. Knochen der untern Extremität (S. 207). a) Oberschenkel: 1) Oberschenkelbein, osfemoris (S. 208). — b) Unterschenkel: ^Schien- bein, libia (S. 209); 2) Wadenbein , fibula s. perone (S. 211); 3) Kniescheibe, patella (S. 211). — cj Fuss: 1) Fusswurzelknochen , ossa tarsi(S. 213— 215): astragalus, calcaneus, os naviculare, cuneiforme /., 77. und ///., cuboideum; 2) Mittelfussknochen , ossavietatarsi(ß. 215); 3) Zehenknochen, ossa digitornm pcrf/s(S.216); 4) Sesambeinchen (S. 216). Änorpellelire, Chondrologia (S. 218). I. Eigenschaften und Nutzen der Knorpel : a) Physikalische Eigen- schaften (S.218). b) Chemische Eigenschaften (S. 218) ; c) Lebenseigen- schaften (S.219), Ernährung und Regeneration ; d) Nutzen der Knorpel (S. 220). II. Textur der Knorpelsubstanz: a) Intercellular- oder Grund- substanz (S. 221); b) Knorpelkörperchen (S. 222). III. Entstehung und Wachsthum der Knorpel (S. 224). IV. Arten der Knorpel: a) Blei- bende: 1) wahre, ächte Knorpel (S.224); Gerüst- oder Organenknorpel (S. 225); Verbindungsknorpel (Gelenkknorpel, Knorpel der Nähte, Knochengerüst- knorpel); 2) Band- oder Faserknorpel, fibrocartilagines (S. 226): Faser- knorpel der Sehnen, der Symphysen , Umfangsfaserknorpel, Zwischenknorpel. — b) Verschwindende Knorpel (S. 227): 1) Knochenbildungsknorpel, cartilago ossescens; 2) Knochenknorpel, cartilago ossium. V. Geschichtliche No- tizen zur Knorpellehre. Bänderlehre, Syndesmologia (S. 229). (Sehniges und elastisches Fasergewebe.) A. Sehniges Fasergewebe, telafibrosas.tendinea: aj Eigenschaften des Sehnengewebes (S.232); physikalische, chemische und Lebenseigenschaften (Heilung durchschnittener Sehnen; S. 233). — b) Textur des Sehnen- gewebes (S.234); Sehnenfasern und Sehnenfibrillen. — c) Vorkommen des Sehnengewebes , als sehnige Bündel und sehnige Häute (S. 235). %B. Elastisches Fasergewebe, tela clastica: a) Eigenschaften des elastischen Gewebes, physikalische und chemische (S.235). — bj Textur des elastischen Gewebes (S. 236). — c) Entwickelung des elastischen Gewebes (S. 237). — d) Vorkommen des elastischen Gewebes (S. 238). C. Bänder, ligamentai im Allgemeinen: Kapselbänder, Synovialkap- seln und Synovia ; Zwischengelenkknorpel ; innere und äussere Faser- oder Hülfs- bänder(S.239— 241). I. Bänder am Kopfe (S.241): a) Struktur und Bänder des Unterkie- fergelenks (S.242). — bj Bänder des Zungenbeins (S. 243). — c) Kopf- gelenk (zwischen Hinterhaupt und den obersten Halswirbeln) mit seinen Bändern (S. 243). II. Bänder am Rumpf e : a) Wirbelverbindungen (S.246); Bänder zwischen den Körpern, Fortsätzen und Bogen der Wirbel. — b) Rippenver- bindungen (S.249); Rippenwirbel- und Rippenbrustbeingelenk. — c) Bänder des Brustbeins (S.251). -'■ d) Beckenbänder (S. 251— 253). III. Bänder der obern Extremität: a) Brustbeinschlüsselgelenk (S.254). — b) Schlüsselschulterblattgelenk (S. 254). — c) Schulter- oder Oberarmgelenk (S. 255). — d) Ellenbogengelenk (S. 256). — ej Rotationsgelenk des Vorderarms, zwischen radius und ulna (S. 257). — f) Handgelenk (S. 258) mit den Bändern zwischen Vorderarm und Hand, am Carpus und Metacarpus. — g) Fingergelenke (S. 269). Beschreibung des Handgelenks nach Günther (S. 259): a) einzelne Ge- lenke: Ulnar-Radialgelenk, Antibrachial-Carpalgelenk, Carpal-Carpalgelenk, Erb- senbeingelenk, Carpal-Metacarpalgelenk, Wölbungsgelenke, Cavpal-Daumengelenk. — XII h) Gelenk höhlen und Synovialkapseln.— c) Hand he weg im gen: Flächen-, Ränder- und Wölhungshewegungen. — d) Bau des Antibrachial-Carpal, Carpal-Carpal- und Erhsenbeingelenks. IV. Bänder der untern Extremität: aj Hüftgelenk (S. 270). — b) Kniegelenk (S. 272). — cj Bänder zwischen den Unterschenkelknochen (S. 275). — dj Fussgelenk (S.276), mit den Bändern an der Fusswurzel und dem Mittelfuss. — ej Zehengelenke (S. 283). jfluskellehre« Myologia (S. 285). (Thierische Bewegung im Allgemeinen.) Bewegung im Allgemeinen (S. 287 und 440): äussere und innere, willkührliche und unwillkührliche Bewegung; — Bewegungskraft; — verschiedene Arten der Bewegung: durch contraktile Zellgewebs-Fasern, Wimpern und Muskelfasern; — Tonus des contraktilen Gewebes. Muskeln im Allgemeinen, aj Textur des Muskelgewebes (S. 291 — 299). — bj Eigenschaften der Muskelsubstanz (S. 299); physikalische, che- mische (S. 301) und Lebenseigenschaften (S. 302); Todtenstarre (S. 300 und 441). — cj Entwickelung und Ernährung des Muskelgewebes (S. 304). — d) Eintheilung und Gestaltung der Muskeln (S. 306); willkührliche und un- willkührliche; lange, breite und ringförmige; Kopf, Schwanz und Bauch dersel- ben. — ej Art und Weise der Muskelbewegung (S. 310); Hebel; Anta- gonisten. — fj Hülfsorgane für die Muskeln (S. 311): fibröse (Sehnen, Apo- neurosen, Fascien, Sehnenscheiden), knorplige (Platten, Bollen und Scheiden), seröse (Schleimbeutel und Schleimscheiden). Muskeln im Einzelnen. I. Kopfmuskeln (S. 316): Uebersicht und Fascien fgalea aponeurotica, fascia temporalis und buccah's) derselben. — aj Mm. der Kopfhaut (S. 318). — b) Mm. an und in der Augenhöhle (S. 319). — cj Mm. des äussern Ohres (S. 324). — dj Mm. der Nase (S. 325). — ej Mm. des Mundes, Kinnes und der Backe (S. 327). — fj Mm. des Unterkiefers, Kaumuskeln (S. 332). — g) Mm. des weichen Gaumens (S. 334). II. Halsmuskeln (S. 336): Uebersicht derselben und Fascien am Halse; inier stitium jugulare, trigonum cervicale u. supraclaviculare (S. 337). — aj Ober- flächliche Halsmuskeln (S. 338). — bj Mm. der Zunge und des Schlund- kopfs (S. 343). — cj Tiefe Halsmuskeln (S. 348). III. Brustmuskeln (S. 350): Uebersicht und Fascien derselben; fossa in- fraclavicularis. IV. Nacken -Bückenmuskeln (S. 353): Uebersicht und Fascien dersel- ben; lste Schicht (S. 355); 2te Schicht (S. 356); 3te Schicht (S. 359); 4te Schicht (S. 362); 5te Schicht (S. 364). V. Bauchmuskeln (S. 367) : Uebersicht und Fascien derselben; lineaalba, annulus umbilicalis (S . 367) und abdominalis (S. 371), lig. Pottparlii und Gimber- ?iali (S. 370) ; Leistenkanal (S. 372). — Zwerchfell (S. 375). VI. After -Hamm -Muskeln (S.378): Uebersicht und Fascien derselben : aj Mm. des Afters (S. 380). — bj Mm. der Harn- und Geschlechtstheile (S. 382). VII. Armmuskeln (S. 384): Uebersicht und Fascien derselben ; Achsel- höhle und Ellenbogengrube (S. 385). — «jMra. am Schulterblatte (S. 388). — bj Mm. am Oberarme (S. 392). — cj Mm. am Vorderarme (S. 395). — dj Mm. an der Hand (S. 404). VIII. Beinmuskeln (S. 408) : Uebersicht und Fascien derselben ; fossa iliopectinaea und poplitaea ; annulus und canalis cruralis (S. 412). — aj Mm. an der Hüfte (S. 414). — bj Mm. am Oberschenkel (S. 421). — cj Mm. am Unterschenkel (S. 425). — dj Mm. am Fusse (S. 432). Schleimbeutel und Schleimscheiden der Muskeln im Einzelnen (S. 437_440). Verschiedene Arten der Muskelbewegtangen (S. 440): Bewegung im Allgemeinen und Wesen derselben nach Carus (S. 441) ; Todtenstarre XIII (S. 441). — Physiologische Eintheilung der Muskelbewegungen. — Ein- fache willkührliche Bewegungen (S. 445). — Zusammengesetzte will- kührliche Bewegungen (S. 449) : Gehen und Laufen (S. 450), Springen (S. 451), Schwimmen und Klettern (S. 452); Stehen, Sitzen, Knieen, Reiten (S. 453). Gefässlehre, Angiologia (S. 455). (Ernährung und Absonderung, Wachsthum und AViedererzeugung; Blut und Kreislauf; Lymphe, Chylus und Aufsaugung.) Gtefässe im Allgemeinen (S. 458): Blutgefässe mit Aderhauten , erek- tilen Organen, Blutdrüsen und Wundernetzen (S.459); Lymphgefässe. — Form, Verbreitung, Lumen und Verlauf, Verbindungen, Anordnung und Bau des Ge- fässsystems (Heule's neueste Untersuchungen der Gefässhäute S. 463) ; Ernährung ; Contraktilität der Gefässe (S. 465). — Eigenschaften der besondern Ge- fässe: Arterien (S. 466), Bau und Funktion derselben; Haarge fasse (S. 469), Bau und Funktion derselben ; Venen (S. 472), Bau und Funktion derselben; Lymphgefässe und Lymphdrüsen (S.476), Bau und Funktion derselben. — Tabellarische Uebersicht der Unterschiede zwischen den verschiedenen Gefässarten (S.482). — Entwickelung des Gefässsystems (S.482). — Alters- veränderungen des Gefässsystems (S. 483). — Geschichtliche Notizen über die Gefässlehre (S. 484). Herz, cor (S. 485): allgemeine Uebersicht; — Form und Lage des Her- zens (S. 486); — Gewicht und Grösse desselben (S.488); — Oberflächen desselben (S. 489); — Höhlen des Herzens im Allgemeinen (S. 490) und im Ein- zelnen (S. 492). — Textur des Herzens (S. 497). — Entwickelung desselben (S. 502). — Herzbeutel (S. 503). Pulsadern, arteriae (S. 504): des kleinen (S. 505) und grossen Kreislaufs (S. 506). — Aorta ascendens (S. 507). — Arcus aortae (S. 508). — Carotis communis (S. 509): externa (S. 510) und interna (S. 520). — Art. subclavia (S. 525): axillaris (S. 531), brac/iialis (S. 533), ulnaris (S. 535) und radialis (S. 537). — Aorta descendens: thoracica (S. 541) und ab- dominalis (S. 543) ; iliaca (S. 548) mit hypogastrica (S. 549) und cruralis (S. 554), poplitaea (S. 558) , tibialis anlica (S. 559) undpostica (S. 561). Blutadern, venae (S. 564) : des kleinen (S. 564) und grossen Kreis- laufs (S. 565). — Herzvenen (S. 565). — Obere Hohlvene, vena cava superior (S. 566): ven. anonyma (S.566); jugularis interna (S. 567) mit ven. cephalica anterior und posterior ; ven. jugularis externa (S. 571); ven. subclavia (S. 571) mit ven. axillaris, brachialis, cephalica, basilica, mediana und salvatella. — Ven. azygos mit hemiazygos (S. 574). — Untere Hohl- vene, vena cava inferior (S. 575), mit vv. iliacae (S. 576), hypogastrica (S. 577) und cruralis (ven. saphena magna und parva). — Pfortader, vena portae s. portarum (S. 578) mit ven. lienalis, mesenterica magna und cor onaria ventriculi superior. — Nabelvene, vena umbilicalis (S. 580). — Venen- geflechte: oberflächliche (S. 580) und tiefe (S. 582). — Tabellarische Ue- bersicht der Venen mit den ihnen entsprechenden Arterien (S. 584). Lymphgefässe (S. 587): Hauptstämme der Saugadern: duclus tho- racicus (S. 587) und truncus lymphaticus dexter (S. 588). — Saugadern und Lymphdrüsen der Verdauungswerkzeuge (S.588), der untern Extremität (S. 590), der untern Hälfte des Rumpfes (S. 591), der obern Hälfte des Stammes (S. 593), der obern Extremität (S. 595), des Kopfes und Halses (S. 596). Physiologie: Blut (S. 598); Eigenschaften desselben: Farbe, Wärme, Geruch, Consistenz, spezif. Gewicht, Elektricität, Menge; — mikroscop. Bestand the il e desselben (S. 600): Plasma, farbige und farblose Blutkörperchen; — Gerinnung des Blutes: Blutkuchen und Serum (S. 606); — chemische Zusammensetzung des- selben (S. 608); — verschiedene Blutarten (S. 611): Arterien-, Venen-, Pfort- XIV ader-, Menstrual- und Embryonen-Blut; — Entstehung, Ernährung und Funk- tion des Blutes (S. 614). Lymphe (S. 616) und Chylug (S. 618): physikalische und chemische Eigenschaften, Bildung derselben; Lymph- und Chyluskörperchen. Blut-Kreislauf (S. 619) : grosser und kleiner, centraler und peripherischer, venöser und arterieller ; — Beweise für den Kreislauf (S. 621); — Ursachen desselben; — Schnelligkeit der Blutbewegung. Blutlauf durch das Herz (S. 623): Ein- richtung des Herzens; Systole desselben; Herzschlag; Herztöne (S. 624) ; Diastole (S. 625); Momente der Herzthätigkeit; Ursachen derselben. Blutlauf durch die Arterien (S. 627) : Puls und verschiedene Arten desselben. Blutlauf durch die Haargefässe (S. 629). Blutlauf durch die Venen (S. 631) und in der Pfortader (S. 632). Absonderung, secretio (S. 633). — Aufsaugung, resorptio (S. 636). — Er- nährung, Wachsthum und Wiedererzeugung(S. 638). Anatomie, Anatomia-, Anatome, Zergliederungs- Begriffner künde, ist eigentlich der Zweig der Naturlehre, welcher uns die Einteilung, einzelnen Theile eines organischen*) Körpers kennen lehrt und seinen Namen dem mechanischen Hülfsmittel, dem Zerschneiden (ccvarifivciv)) d. h. der methodischen Trennung dieses Körpers in Organe, Gewebe und Elementarstoffe, verdankt, mittels welcher diese Theile gesondert dargestellt und hinsichtlich ihrer Lage, Ver- bindung, Eigenschaften, Gestalt und ihres Baues genauer beobachtet werden können. Gewöhnlich wendet man aber den Ausdruck Anatomie nur auf den gesunden menschlichen Körper an, was besser durch Anthropotomie bezeichnet wird, während die Un- tersuchung des kranken, von der normalen Bildung abweichenden Körpers in der Anatomia palhologica geschieht. Die Erfor- schung des thierischen Körpers, die Vergleichung mit dem des Menschen, und die der Thiere unter einander, nennt man Zooto- mia s. Anatomia comparata, die der Pflanzen Phytotomia s. Anatomia vegelabilis. — Die menschliche Anatomie zerfällt in die allgemeine und besondere. Die allgemeine Anatomie, Geweblehre, A. generalis s. Histiologia (von iariov, das Gewebe; nicht Histologia, da 1'hov die Grn ndli il du n g derKörper sagt Linie Folgendes: wenn man Nieder- . schlüge aus Auflösungen, sobald sie sich gebildet habsn, und zwar so schnell als i:fi möglich untersucht, so findet man, dass sie immer aus kleinen Kugeln bestehen. Für verschiedene Körper sind diese Kugeln von verschiedener Grösse, für die- selben Körper im Anfange von gleicher Grösse; aber sie bleiben nicht von dieser Grösse, sondern sie vereinigen sich mehr oder weniger zu einer grössern Kugel, und sind also flüssig. Man kann sie mit Quecksilberkiigelchen vergleichen, wel- che durch "Wasser getrennt sind, Die Krystallbildung der Körper entsteht später; zuerst besteht jeder krystallinische Körper immer ans Kugeln. Bei metallischen Niederschlagen gehen die Kugeln in Platten über, die keine be- stimmte Gestalt haben. Jede feste Gestalt wird also erst im Körper entwickelt. b. Was das Bestehen unorganischer Körper betrifft, so beharren sie ohne alle äussere Beilud fe als unthätige Massen Jahrtausende hindurch, so lange sie nämlich nicht von aussen her eine Veränderung erleiden , in demselben Zustande, in welchem sie sich in dem Momente ihrer zufälligen oder absicht- lichen (durch Menschenhände) Entstehung befanden. Vergrössern sie sich, so geschieht dies nur durch Ansatz einer, weitererUmwandlung nicht mehr bedürf- tigen Materie von aussen her (aggregatio, iuxlapost'tioj, allein der Körper selbst bleibt dabei völlig unthätig. Eine Abnahme an Masse kann ebenfalls nur durch Auflösung mittels chemischer- Agentien, oder durch mechanische Zerkleinerung, und äusserliche Abnutzung statt linden; verloren gegangene Theile aus eigener Thätigkeit wieder zu erzeugen (reproduetioj, vermögen sie ebenfalls nicht. — Or- zumBestehen San'sche Körper bedürfen dagegen unausgesetzt, vom Augenblicke ihres organKörp. Beginnens an bis zu dem ihres Aufhörens, der Beihülfe der äussern Natur und alle ihre Theile belinden sich in ununterbrochener innerer Veränderung, in stetem Wechsel, in immerwährendem Wiederneuerzeugtwerden, wenn auch die äussere Gestalt ganz dieselbe bleibt. Immerfort nehmen sie neuen Stoff aus der sie umgebenden Aussenwelt in sich auf, machen ihn eine Zeit lang zu dem ihrigen {intussuseeptio) , indem sie denselben durch besondere Verarbeitung allmälig in ihre eigene Substanz umwandeln (assimilatio) , und geben dagegen früher aufgenommene Bestandteile, welche schon eine Zeit lang die ihrigen gewesen und unbrauchbar geworden waren, wieder an die Aussenwelt ab (ex- rrri/o). Vermöge dieses beständigen Wechsels der organischen Materie, der fortwährenden Assimilation äusserer Stoffe sind sie auch im Staude eineu Sub- stanzverlust zu ersetzen, sich theilweise wieder zu erzeugen (reproduetioj. Die- jenigen sie umgebenden Dinge, an deren Einfluss das Lebeu schlechterdings gebunden ist, und durch welche alle belebten Wesen beständig belebt werden müssen, um das Leben erhalten und fortsetzen zu können , sind: Luft, Wasser. — 3 — Wärme, Licht und Nahrungsstoff; sie heissen Lebensreize. — Während Bestehen or- ihres Bestehens, welches aber nur eine bestimmte begräuzte Zeit dauert und Ban" Körper, durch verschiedene Zufalle abgekürzt werden kann , gehen organische Körper vermöge ihres innern , in ihnen selbst begründeten Principes aus einem unvoll- kommenen Zustande (durch Bildungsstufen) in einen vollkommneren über, sie entwickeln sich , sie wachsen , und zwar von innen aus , bis zu einem (nach den genetischen und individuellen Verhältnissen) festgesetzten Punkte, von welchem sie dann wieder zurückschreiten. Alles dies geschieht aber nach einem be- stimmten Typus und Rhythmus (alles Leben ist rhythmisch). — Organische Körper müssen also , um zu bestehen , einer beständigen Einwirkung der Aus- senwelt auf sich ausgesetzt sein , so wie ihre eigenen Bestandtheile ebenfalls in jedem Augenblicke gegenseitig auf einander einwirken müssen. Die äussern Potenzen nun, welche eine organische lebende Veränderung im Innern eines Organismus hervorbringen , nennt mau Reize (irritamenta , incilamenta, Sti- muli), die Fähigkeit eines Organismus aber von äussern Einflüssen afficirt zu werden und Gegenwirkung (reaclioj hervorzubringen (reagiren) , Reizbar- keit, Reizempfäuglichkeit (s. später S. 12.). c. Das Vergehen unorganischer Körper ist ganz zufällig und Sterben; von chemischen oder mechanischen Einflüssen abhängig; einem eigentlichen Tod; Leiche. Tode unterbegen sie nicht. Den organischen Körpern dagegen ist eine bestimmte , von genetischen und individuellen Verhältnissen abhängige Zeit für ihre Dauer zugemessen , die unmöglich überschritten , wohl aber durch in und ausser ihnen liegende Ursachen abgekürzt werden kann. Alle organischen Kör- per haben also eben so ein bestimmtes Ende, wie einen Anfang; der Akt des Aufgebens des individuellen leiblichen Daseins heisst Sterben, das voll- brachte Aufgeben Tod. Dieser endigt nun zwar das Leben des Individuums, aber nicht das der Art; der letzte Zweck des Lebens ist immer daraufgerichtet, dass die individuelle Selbstproduktion endlich zur Productiön neuer Individuen gesteigert wird, also zur Fortpflanzung der Art. Alle Organismen pflanzen sich fort. — Nach dem Tode, durch welchen der Organismus zur Leiche wird, fällt die materielle Unterlage des organischen Körpers in bald kürzerer, bald län- gerer Zeit und unter gewissen Dediugungen der chemischen Zersetzung anheim, sie geht in Fäulniss, Verwesung oder Vermoderung über (s. dar- über später S. 7.). NB. Längere Zeit hat man als Hanptnnterscliied zwischen organischen und unorga- Fäulniss un- nischen Körpern den angesehen , dass erster« unter den gehörigen Bedingungen organ. Kör- in Fäulniss übergehen. Allein die meisten stickstofffreien, rein ausgeschiedenen per. organischen Substanzen gehen für sich durchaus nicht in Fäulniss über (d. h. zersetzen sich von selbst bei blosser Gegenwart von Luft und Wasser) ; sodann finden sich auch rein unorganische Körper, welche auf gleiche Weise sich eben- falls freiwillig umwandeln. Das Wasserstoffhyperoxyd zersetzt sich z. B. gerade wie die organischen Substanzen, ebenso die Nitroschwefelsüure und Mangan- säure. Da nun nach der neuern Chemie wahrscheinlich die chemischen Mnlecnlfi der organischen Körper, so gut wie die der unorganischen durch keine andere Kraft zusammengehalten werden, als durch chemische Verwandtschaft, so ist der Unterschied zwischen beiden (d. h. zwischen unorganischen und den Leichen orga- nischer) höchstens graduell und die organischen zersetzen sieli nur deshalb leich- ter, weil die verwandtschaftlichen Anziehungen in ihren Moleculen meist geringer sind, als in den unorganischen, und weil sie, meist sauerstoffarm, der Einwirkung des mit den stärksten Verwandtschaften begabten Körpers, des atmosphärischen Sauerstoffs, immerwährend ausgesetzt sind. u. Nach ihrer Zusammensetzung. Dieselben einfachen Stoffe , Grund- Elemente Stoffe oder Elemente setzen sowohl die organischen wie unorganischen ' er orPeij Körper zusammen , nur finden sich nicht alle Elemente der unorganischen Na- tur, deren es 55 giebt, in der organischen wieder, sondern nur 19 bis 20, wo- von dem menschlichen Organismus 15 ( — 18?) zukommen (s. später beiMi- schungsbestandtheilen). Die wesentlichsten dieser Elementarstoffe oder ent- ferntesten Bestandtheile organischer Körper sind: Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff; ausserdem bald häufiger, bald seltener: Phosphor, Schwefel, Calcium, Natrium, Chlor, Fluor, Kalium, Magnium, Manganium, Silicium und Eisen (nach Einigen auch noch Aluminium , Titan und Arsenik); in Pflanzen und einigen Seethicren dann noch Jod und Brom, und blossin Pflan- zen Aluminium und (nach neuem Untersuchungen) Kupfer. — 6 — Körpern. Verbindung a. Die Art der Combination dieser Elemente in den organischen und .(lerElemente unorganischen Körpern hat man nun als wesentlichsten Unterschied mJnorgan. zwischen beiden angesehen. In den unorganischen Körpern treten näm- lich immer nur 2 Grundstoffe zu einer Verbindung, binären, zusammen, zu der sich dann erst ein anderer einfacher Stoff oder eine andere binäre Verbindung gesellen kann. Diese Verbindungen können künstlich dargestellt werden. In organischen Körpern vereinigen sich dagegen wenigstens 3, 4, 5 oder noch mehrere Elementarstoffe unmittelbar unter einander (zu nähern und nächsten Bestandtheilen), ohne dass vorher 2 davon eine binäre Verbindung eingegangen wären , so dass auf diese Art die wenigen Grundstoffe der organischen Körper dennoch fast unendlich vielfache Verbindungen eingehen können und als nächste Bestandtheile Materien bilden , welche nur organischen Körpern eigenthümlich sind. Diese Verbindungen, welche nach der Zahl der zugleich gebundenen Elemente, ternärc, quaternäre, quinäre u. s. f. heissen, entstehen nie- mals durch blosse chemische Wahlanziehung der Stoffe, wie die, binären der unorganischen Körper, sondern kommen nur unter dem Einflüsse der Lebens- kraft oder organisirenden Kraft zu Stande, können deshalb auch niemals künstlich dargestellt werden. Die Hauptverschiedenheiten in der Zu- sammensetzung der organischen Materie scheinen von dem Verhältnisse der Mischungsgewichte der Elemente Sauerstoff, Stickstoff, Wasserstoff und Kohlen- stoff abzuhängen. — Schwindet die Lebenskraft, so verharren die organischen Combinationen nicht länger in tertiären , quaternären u. s. w., sondern die Ele- mente treten nach ihren Affinitäten zu binären Verbindungen zusammen und dies geschieht unter den Erscheinungen der Fäulniss. Bei der hierbei statt findenden Zersetzung, die aber nur beim Vorhandensein eines gewissen Grades von Wärme (10 — 40 °), Wasser oder atmosphärischer Luft vor sich gehen kann, werden thcils Bestandtheile der organischen Verbindung ausgeschieden, wie Stickstoff und Wasserstoff, theils vereinigen sie sich zu unorganischen Combi- nationen, als: Wasser, Kohlensäure, Kohlenoxyd, Kohleuwasserstoffgas, Am- moniak, Blausäure, Phosphorwasserstoffgas , Hydrothionsäure etc. Die Pro- dukte der Fäulniss , besonders thierischer Körper, sind hiernach: Kohlensäure, Stickgas, Wasserstoffgas, Schwefelwasserstoffgas und Ammoniak, wodurch der Körper aufschwillt und fähig wird, auf dem Wasser zu schwimmen; das Wasser erweicht die übrigen Substanzen und macht sie schmierig , zerfliessend ; es bildet sich hierzu noch Essig- und zuweilen Salpetersäure , und zuletzt, wenn die flüchtigen Stoffe verdunstet sind, bleiben ausser dem langsam sich zersetzen- den Moder die fixen Bestandtheile , als Erden, Oxyde, Salze und Kohle zurück, welche mit dem Moder humus bilden. — Manche der oben erwähnten Elementar- stoffe kommen im organischen Körper allerdings als binäre Verbindungen vor (namentlich Salze), doch immer nur in Stoffen , die der Sphäre des Lebens mehr entrückt sind und im Verhältnisse zur organischen Masse nur in sehr geringer Menge. Ternärc Verbindungen, aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff, finden sich hauptsächlich im Pflanzenreiche allgemein verbreitet, seltener imThierreiche. Dagegen sind quaternäre Verbindungen, aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff, die in den Pflanzen nur als Ausnahmen vorkommen, in den Thieren die gewöhnlichen und wesentlichen nähern Bestand- theile, also charakteristisch für den thicrischen Organismus. Die neuere Chemie sagt nun alier iilier die Zusammensetzung, Fäulniss und künst- liche Darstellung organischer Körper Folgendes (s. LelimaiuV.t physiologische Chemie): a) Was die Zusammensetzung betrifft, so sind die 3 oder 4 Elemen- tarstoffe nach der altem Annahme von Foitriroi/ u. A. alle in gleicher Weise und gleich innig mit einander verbunden; Guy-Lussac erklärte sogar die organischen Stoffe geradezu für Gemische aus den bekannten unorganischen Verbindungen. Dieternäre und ij uat e märe Ve rh i n dungs w e is e lässt nun aber mancher- lei Erscheinungen und Beobachtungen unerklärt. Zunächst kann durch sie durchaus nicht erklärt werden, wie Körper aus einer gleichen Gewichtsmenge von Elementen zusammengesetzt, ja aus einer gleichen Zahl von AeauivaLenten bestellend (\ s om e r i s c h) , doch so völlig verschieden sein können. So bat z. B. die Milchsäure, ein so stark negativ polarer Körper, ganz dieselbe procentische Zusammensetzung wie das indifferente Stärkemehl, und dieses unlösliche, ge- schmacklose, amorphe Stärkemehl wieder die des auflöslichen, süssen, krystal- lisirten Rohrzuckers. Hierzu kommt noch die Verschiedenheit der Zersetzungs- prodnkte ganz gleich zusammengesetzter Körper, selbst wenn sie völlig gleichen zerstörenden Agenden ausgesetzt werden. So verwandelt Salpetersäure das Art der Zu- sammensetz ung organ. Körper aus Elementen. Isomere Kör- per. - 7 — Stärkemehl in Oxalsäure, das diesem isomere Acacin aber in Schleimsaure; so Elementare geben Ameisenäthejr und essigsaurer Holzätlier, die sich nicht nur in ihrer Zusam- Zusammen- mensetzung vollkommen gleichen, sondern seihst in ihren physischen Eigenschaft setzinig or- ten bis zum Verwechseln ähnlich sind, hei ihrer Zerlegung ganz verschiedene gan. Körner. Produkte, Da nun das Binaritätsgesetz der unorganischen Chemie sich auch nicht auf die organische anwenden lässt, so weisen neuere Forscher auf nähere Bestandteile in organischen Körpern hin, ohne deshalb eine rein binäre Zusam- niensetzungsweise derselben anzunehmen. Man entdeckte nämlich, dass in orga- nischen Körpern immer einige Atome genauer und fester zusammenhalten, als gewisse andere, die, ohne das Zusammenhalten jener zu stören, von diesen ge- trennt und durch andere zersetzt «erden können. Man fand, dass viele organi- sche Körper bei ihren Zersetzungen immer solche Produkte gaben , die auf eine bestimmte Grundlage hindeuteten, deren Elemente unter einander fester zusam- menhingen, als die des ganzen organischen Körpers. Man gelangte durch mau - nichfaltige Untersuchungen dahin, mit Bestimmtheit nachzuweisen, dass viele dieser fester zusammenhängenden Atome, den unorganischen Elementen gleich, sich mit Elementen verbinden und auch selbst die Stelle von Elementen in zu- sammengesetzteren Verbindungen vertreten konnten* Man nannte daher diese Atomenconglomer?te im Gegensatze zu den einfachen Radicalen der anorgani- schen Chemie zusammengesetzte oder organische Radical e (wie Cyan, Organ. Ra- Anthyl, Methyl, Ammonium, Acetyl, Benzoyl, Protein), die nun nicht blos binär, dicale. sondern auch ternär und quaternär zusammengesetzt und von denen die we- nigsten isolirt darzustellen sind (weil ihre Elemente nur durch geringe Ver- wandtschaft zusammenhalten). Die organische Natur schuf sich also aus wenigen anorganischen Elementen erst ihre Grundstoffe und setzte dann die verschiede- nen organischen Körper wieder aus ihnen zusammen; es gelang auf solche Weise der organischen Natur eine noch weit grössere Menge von Grundstoffen zu formen, als es in der unorganischen Natur giebt. Der Unterschied zwischen organischen und unorganischen Körpern, hinsichtlich ihrer chemischen Zusam- mensetzung, wäre hiernach der, dass in erstem Verbindungen zusammengesetzter, zerlegbarer Radicale, in letztern einfache unzerlegbare Radicale vorkommen. Die organischen Radicale unterscheiden sich aber demnach von denen unorgani- scher Körper dadurch, dass sie zunächst zusammengesetzt sind, dass ihre Ver- bindungen in erhöhter Temperatur und bei Einwirkung starker chemischer Agen- tien unter steter Abscheidung unorganischer Verbindungen, wie Kohlensäure und Wasser, in der Regel in einfachere Verbindungen zerfallen, und dass daher die Radicale nur selten für sich dargestellt werden können. Dieser letzte Um- stand ist aber Ursache, dass in den zusammengesetzten organischen Stoffen die eigentliche elementare Zusammensetzung häufig nur vermuthet werden kann und dass verschiedene Auslegungen möglich sind, je nachdem mau die bekannte Anzahl der Atome so oder anders zu einander ordnet. Dass aber eine innere Verschiedenheit in der Anordnung der Atome vorhanden sein muss , beweisen die isomeren Stoffe. Solche Verbindungen, in welchen eine gleiche Zahl von Ato- men auf verschiedene Weise geordnet ist, werden metamere genannt, dagegen jy. ,. solche, wo die einfachen Atome zwar in demselben Verhältnisse zu einander metamerc "- stehen, aber die absolute Anzahl verschieden ist , p o I y m e r e. Polymere b) Die künstliche MarstellunfJ unorganischer Körper kann keinen ■ft-orP»sl- bedeutenden Unterschied zwischen diesen und organischen, von denen allerdings bis jetzt nur sehr wenige (z. B. Harnstoff, Oxalsäure , Ameisensäure u. s. w.) durch die Chemie hervorgerufen worden sind, abgehen. Denn noch ist es auch derselben nicht gelungen, die meisten in der Natur vorkommenden Mineralkörper, besonders nach ihrer Gestaltung, zu schaffen; seihst ganz einfache Verbindungen, wie das neutrale kohlensaure Kupferoxyd (Kupferlasur) , ferner die Mehrzahl der in der Natur vorkommenden einfachem und zusammengesetzteren Alaunerde- Silicate hat noch keine Kunst nachgeahmt. Die Ursache davon ist, dass dem Chemiker in seinem Laboratorium die Kräfte mangeln, welche die Natur regierte, als sie Felsen und Berge schuf. Jene ungeheuren Druckkräfte, um die Gase zu condensiren, jene enormen Hitzegrade, um die streng-flüssigsten Körper zu schmelzen, jene elektrischen Spannungen, um die stärksten chemischen Ver- wandtschaften zu erschüttern, wie sie bei der Bildung oder Umbildung der Erde thätig waren, wird keine Kunst zu erzeugen im Stande sein. Derselbe Grund ist es, welcher die Chemiker ausser Stand setzt, organische Körper künstlich dar- zustellen; hier kennen wir ja noch nicht einmal hinlänglich die Gesetze, welche die organische Natur befolgt, um aus so wenig gleichartigen Elementen eine so ungeheure Zahl mannichfaltiger organischer Körper zu erzeugen. Deshalb muss man aber nicht glauben, dass in den Organismen die chemische Verwandtschaft aufgehoben ist; sie wird nur, wie so oft auch durch physische Gesetze , hier durch gewisse, noch nicht hinlänglich erforschte organische Gesetze niodificirt und geleitet. c) Fäulniss, "Verwesung, VermoderHMS". Bis auf die neueste Zeit hat man die Fäulniss oder sogenannte freiwillige Zersetzung organischer Körper nach dem Tode für einen physiologischen, organischen Process angesehen; allein er ist weder ein physiologischer, noch ein freiwilliger, sondern, wie man jetzt durch Liebig weiss, ein nur durch physische Kräfte bedingter und nach den dabei wirkenden Einflüssen verschiedener. So nennt Liebig Fäulniss denjenigen Fäulniss. Zersetzungsprocess , welcher unter Wasser vor sich geht und wobei die Elemen- taratome der organischen Substanz auf eine neue Weise nach verschiedenen Anziehungen gruppirt, und zugleich Wasseratome aufgenommen und eerselzt werden. Faulen stickstofffreie organische Körper, so zeigen bloss die Elemente dieser Körper und des Wassers eine gegenseitige Einwirkung, d. h.' Fäulniss. die organische Substanz nimmt in der Regel Wasser auf und zerlegt sich in Kör- per, von denen der eine den Wasserstoff' des Wassers, der andere den Sauerstoff desselben enthält; gewöhnlich vereinigt sich ein Theil des Kohlenstoffs der or- ganischen Substanz mit dem Sauerstoff des Wassers und der organischen Sub- stanz selbst zu Kohlensäure; der andere Theil dagegen bildet mit dem vorhande- nen Wasserstoffe einen eigenthümlichen Kohlenwasserstoff, oder mit noch einem Theile Sauerstoff das Oxyd eines solchen. Bei der Fäulniss stickstoffhalti- ger Körper kommt dann noch die besondere Anziehung des Stickstoffs zum Wasserstoff ins Spiel; es werden also hier ausser Kohlensäure, Kohlenwasser- stoffarten und deren Oxyde, noch Ammoniak erzeugt. ■ — Verwesung, 'Verwesung umfasst dagegen denjenigen Zersetzungsprocess, bei dem der Sauerstoff der atmosphärischen Luft thätig eingreift, so dass hier eine wahrhafte Oxydation, eine höchst langsame Verbrennung zum Vorschein kommt, wodurch anfangs nur eine Umwandlung der Radicale und einzelner Elementaratome und endlich aller Atome bewerkstelligt wird. Es kann also durch Umänderung der Bedingungen ein faulender Körper in Verwesung und ein verwesender in Fäulniss übergehen. Die Natur des Verwesungsprocesses beruht also in der Aufnahme von Sauerstoff"; dieser verbindet sich zunächst mit dem Wasserstoffe und bildet freies Wasser; hierauf nimmt entweder die rückständige Materie noch mehr Sauerstoff auf, so dass eine höhere Oxydationsstufe eines Kohlenwasserstoffs entsteht, oder jene giebtKohlensäure aus, die sich aus dem Kohlenstoff u. Sauerstoff erzeugt, der bereits in dem organischen Complex enthalten war. Sollte noch mehr Sauerstoff von aussen hinzutreten, so würde erst aller Wasserstoff oxydirt werden, ehe sich jener mit dem Kohlenstoffe verbände. Die Verwesung s t i Ä 322 North Craig St, — 13 — PITTSBÜRGH, PA; per die Eigenschaft, Fähigkeit besitzen, für äussere Einflüsse empfänglich zu Erregbar= sein (facultas percipiendi) und durch sie zur besondern Thätigkeit bestimmt zu - keit. werden (facultas reagendi). Man nennt diese Fähigkeit: Erregbarkeit, in- citabilitas, oder Re izbar keit, irritabilitas , im weitem Sinne (im en- gem schreibt man sie nur den Muskeln zu), und sie besteht nicht blos in dem Vermögen, Eindrücke von der Aussenwelt aufzunehmen, d. i. Empfänglich- keit, reeeptivitas, Bestimmbarkeit, sondern auch in der Fähigkeit, organischer Körper, inEolge dieser Eindrücke eine besondere Art der Thätigkeit zu vollbringen, sich den Einwirkungen der Aussenwelt auf eine eigentümliche ihrer Natur gemässen Art entgegenzusetzen und so ihren Zustand zu verändern, um sich selbst zu behaupten und die einwirkende Potenz zu besiegen, d. i. Wir- kungsvermögen, Reactionsvermögen, oder weil es auf der höhern Stufe des Lebens willkührlich statt findet, auch Selbstbestimmung, Sponta- neität. Die Erregbarkeit ist nun aber nicht das Leben selbst, wie die Browti1- sche Schule annimmt, sondern nur eine Eigenschaft desselben. — Die auf den Organismus einwirkenden und in ihm eine Veränderung hervorbringenden äussern Eindrücke oder Einflüsse , Potenzen, nennt man Reize, incit arnent a, irri- tamenta; Reizung (irritatio , incitatio) ist der Akt des Einwirkens der äus- sern Potenzen und der Thätigkeit des Organismus gegen diese Einwirkung; Er- regung, incitatio, ist die vollbrachte Wirkung eines Reizes auf die Erreg- barkeit, und Gegenwirkung, reactio, die hervorgerufene Thätigkeit des Organismus. — Die Reize können nun entweder der Art sein, dass sie dem Be- dürfnisse des Organismus vollkommen entsprechen, sie werden dann sein Leben erhalten (Lebensreize, integrirende Reize, Nahrungsmittel), befördern und er- höhen, oder sie entsprechen dem eigenthümlichen Sein des Organismus, welchen sie treffen, nicht, und werden dann sein Leben beeinträchtigen oder gar vernich- ten (Schädlichkeiten, Gifte). Jeder Organismus fordert nach seiner Eigentüm- lichkeit wieder speziellere Lebensbedingungen; jeder besitzt eine besondere selbstthätige Wirksamkeit (Erhaltungstrieb), durch die er sich gegen die man- nichfaltigen äussern Einflüsse, welche feindlich auf ihn einwirken, zu behaupten vermag, und durch welche er in eine gewisse Unabhängigkeit von der Aussenwelt v- gesetzt ist. Diese Selbstthätigkeit wird noch durch das Vermögen unterstützt,- , den Lebenszustand nach den äussern Bedingungen einzurichten und diesen in ge- wissem Grade anzupassen, ohne die Selbstständigkeit aufzugeben (Accomodation, Gewöhnung). II. Unterschiede zwischen den Pflanzen und Thieren. Obschon in der neuern Zeit Pflanzen und Thiere dadurch einander weit näher Eigenschaft gerückt sind , dass man (besonders Schieiden und Schwärm) in beiden ein gemein- p,ten (ler sames Entwickelungsprincip , nämlich die Zellenbildung (s. später), nachwiess, Thiere.11 während mau früher die grosse Einfachheit der Struktur der nur aus Zellen zusam- mengesetzten Pflanzen nicht mit dem complicirten Baue der aus sehr mannichfaltigeu Elementartheilen bestehenden Thiere vergleichen zu können glaubte und das Wachs- thum der letztern wesentlich verschieden von dem der Pflanzen hielt, — so findet doch insofern ein bedeutender Unterschied zwischen be*iden statt, als den Thieren das Vermögen zukommt, sich willkührlich zu bewegen (durch dieMuskeln)u. zu empfinden (durch dieNerven), während denPflanzen mit den Thieren nurEnt- wickelung, Wachsthum, Reitzbarkeit, Fortpflanzung U.Vergänglichkeit zukommt. — Die Pflanzen sind an einen Ort gebunden , an dem sie wachsen , Früchte tragen und vergehen , ohne die Gewalt zu haben , sich selbst von diesem Orte nach einem andern zu begeben; dagegen sind für die Thiere die Bewegungen frei. Es kann zwar den Pflanzen die Bewegung nicht ganz abgesprochen werden , allein bei ihnen erfolgt sie durch Wirkungen des Reizes auf reizbare Theile , während sie bei den Thieren aus inneren Bestimmungen von nicht beweglichen Theilen (Nerven) auf bewegliche (Mus- keln) erfolgt. Das Bewegungsvermögen der Thiere hat aber auch noch das Ausge- zeichnete , dass die Bewegungen zum Theil nicht blos durch die zweckmässige Or- ganisation des Ganzen, sondern durch Zwecke, welche ein einzelnes Organ, näm- lich das Organ der Seelenäusserung (Gehirn) , bestimmt, veranlasst werden, d.h. dass sie willkührlich sind. — Empfindung besitzen aber die Pflanzen gar nicht, wohl aber Reizbarkeit, denn Empfindung ohne Aeusserungen des Bewusstseins kann nicht statuirt werden. Das Organ, durch welches die Empfindungen und Bestim- mungen zur willkührlichen Bewegung, also die den thierischen Organismus eigen- thümlichen Verrichtungen (deshalb animalische genannt), geschehen, ist das Nervensystem. Ausser diesen beiden Hauptunterschieden lassen sich noch die von denselben zum grössten Theil abhängenden folgenden anführen, die aber weni- ger wesentlich sind , da Thiere und Pflanzen in ihren einfachsten Formen in einander überzugehen scheinen, so dass man oft nicht weiss, ob man diesen Körper dem einen oder andern Naturreiche zuzählen , ihn Thier oder Pflanze nennen soll. So entstan- — 14 — Eigenschaf- den als Mittelglieder und Uebergänge von den Pflanzen zu den Thieren die thier- zen1ierTh^ea-"ä'in^c^ien 1>^auzen {PflPtozoa-, wie: Schwämme, Conferven, Algen, Flechten, i-e. Äloose, Najaden) und die pflanzenähnlichen Thiere (Zoopf/yta, wie: Infu- sorien , Asterien , Aktinien , Korallen , Gorgonien etc.) ; man nahm sie als Urfor- men der Vegetation und Animalisation , als Protoplasten, an. Dass aus solchen einfachen Thieren Pflanzen und umgekehrt aus Pflanzen Thiere werden können , wie z. B. aus der sich im Brunnenwasser erzeugenden, schleimichten , grünen Priest- ley'schen Materie bald einfache Infusionsthierchen (volvnx globalorj , bald sehr ein- fache Pflanzen (Conferven, Ulven, Tremellen) , möchte zu bezweifeln sein. A. Nach ihrer Zusammensetzung, a- Nähere und entferntere Be- st an dt heile. Im Allgemeinen bestehen die Pflanzen meist aus ternären Verbindungen (Sauerstoff, Kohlen- und "Wasserstoff) und Kohlenstoff bildet ihre Hauptgrundlage (deshalb auch Phylogenium, vegetabilisches Bil- dungselement, genannt), während den meisten, doch nicht allen , der Stick- stoff (Zoogentum deshalb), die Basis der thierischen quaternären Mi- schung, fehlt, weshalb auch bei der Fäulniss und Verwesung der meisten Pflan- Bestand- zen kein Ammoniak gebildet wird. Dieser Unterschied ist aber durchaus nicht tfieile '1er- wesentlich, da es auch pflanzliche Stoffe mit quaternären (Pilze, Citronen- se jen. und Terpentinöl) und thierische mit ternärer Verbindung (Fett) giebt. Ausser den genannten Elementen findet sich Aluminium, doch sparsam, nur in vegeta- bilischen, Fluor nur in thierischen Stoffen ; Natrium ist häufiger, Kalium seltener in Thieren , als in Pflanzen ; Phosphor und Schwefel kommen seltener im Pflan- zen-, Silicium seltener im Thierreiche vor. Was die nähern liestan dt heile der Pflanzen betrifft, so sind sie ihren organi- schen Elementen nach ziemlich gleich mit den thierischen zusammengesetzt und der thierische Organismus braucht nur an den mechanischen Molekülen dieser ihm durch vegetabilische Nahrungsmittel zugeführten Stoffe zu rütteln, d. h. nur die Cohäsion der Atomenconglomerate zu modiliciren, um seine eigenen nähern Bestandteile zu haben. Sogleicht das P f la nz e n e i we is s in seiner Elemen- tar-Zusammensetzung nicht nur dem thierischen Eiweiss, sondern auch dem Faserstoffe des Hlutes und der Muskeln, dem Küsestoffe der Milch und der Rinde der Blutkörperchen oder der wesentlichen Substanz der Krystalllinse. Allen die- sen Stoffen kommt das Protein als Grundlage zu, und sie sind nur noch durch den verschiedenen Gehalt an Schwefel und Phosphor unterschieden. Auch ist es wahrscheinlich, dass der Kleber der Pflanzen durch eine Verriickung der che- mischen Mnleciile leicht in Protein und dieses in leimgebende Materie umgewan- delt werden kann. Ebenso lässt sich vermuthen, dass den Pflanzenfetten mit den verschiedenen Arten des thierischen Fettes ein gemeinschaftliches Ato- menconglomerat zum Grunde liege; und nicht unwahrscheinlich ist es, dass Stärkemehl, Gummi und Zucker zur Bildung der Milchsäure verwandt werden, die sich im thierischen Körper in grosser Menge bald frei , bald gebun- den vorfindet und von Lehmann (physinlog. Chemie) als der Stoff angesehen wird, der den Chemismus im Thierkörper regelt. Es steht zu hoffen, dass die Chemie in dieser Vereinfachung und Zurückführiing organischer Substanzen auf be- stimmte Verbindungen, auf gewisse lladicale, täglich weiter vorschreitea werde. I>. Hinsichtlich der Formbestandtheile, so sind Pflanzen und Thiere aus festen und flüssigen Stoffen zusammengesetzt , aber bei den meisten Thie- ren beträgt der flüssige Theil unverhältnissmässig mehr als bei den Pflanzen. Deshalb haben letztere auch in der Mehrzahl eine bei weitem dichtere Consistenz und faulen weit langsamer. c. Nach den Geweben und Organen der Pflanzen und Thiere las- sen sich folgende , doch nicht wesentliche und ganz durchführbare Unterschiede angeben: Der pflanzliche Körper hat im Durchschnitte einen bei weitem einfacheren inneren Bau als der thierische; mag auch die äussere Gestalt der Pflanzen noch so verschieden sein , so sind doch die innern Theile ungemein gleichförmig gebaut und einander hinsichtlich der Funktion ähnlich , während im Thierkörper verschieden gebaute und fungirende Organe befindlich sind. — Das in den Pflanzen am meisten verbreitete uud alleinige Grundgewebe, welches die Masse sämmtlicher Organe bildet und dem Innern der Pflanze eine gewisse Einförmigkeit giebt, die ihren einfacheren Lebensäusserungen entspricht, das Zellgewebe, hat hier eine eckige Form und besteht nur aus geschlossenen Zellen , während das thierische Zellgewebe mehr kugelförmig und nur da wo es Fett enthält (Fettzellgewebe) , geschlossen ist. — Während die meisten Organe der Thiere im Innern verborgen sind und so vor äusseren Anfällen gesicherter, befinden sich bei der Pflanze alle Apparate nach aussen angelagert. Auch hierin — 15 — machen die untersten Thiere (wie die See- Anemonen) und manche Pflanzen Eigenschaf- (z. B. die Feige) eine Ausnahme. — Den Thieren kommt eine einfache^'1"^?"" Oeffnung (Mund) zu, selten eine mehrfache, durch welche sie Nahrungs- re. mittel einnehmen; die Pflanzen dagegen, an den Boden geheftet, haben zu diesem Zwecke unzählige Oeffnungen. Bei den Thieren leitet der einfache Mund, welcher meist mit einer Erweiterung und Verengerung (eine Art Schling- werkzeuge) versehen ist, zu einer Leibeshöhle (Magen- und Darmkanal), wo die eingeführten Nahrungsmittel erst aufgelöst und assimilirt werden müssen, und in deren Wänden bei den höhern Thieren die einsaugenden Gefässe (innere Wurzeln Boerhaves) wurzeln. fl. Die Gestalt, obschon bei Pflanzen und Thieren höchst mannichfaltig, nähert sich aber doch bei erstem viel weniger deutlich der Kugelform, als bei den Thieren. Die Pflanzen entwickeln sich mehr zu lang gestreckten und ästig gebildeten Formen und oft kolossalen Gestalten; die Thiere sind dagegen im Allgemeinen mehr gedrungene, abgerundete Massen. Einzelne Thiergattun- gen nähern sich allerdings dem ästigen Baue der Pflanzen (wie die Polypen, Strahlenthiere). B. Nach den X.ebensäusseruiigeii. Die einzigen, an den Pflanzen wahr- nehmbaren Lebensäusserungen, sind: Entwickelung, Ernährung und Wachs- thum, Reizbarkeit, Fortpflanzung und Vergänglichkeit; den Thieren kommt dagegen noch Empfindung und willkührliche Bewegung zu. a. Die Entwickelung sowohl der Pflanzen als Thiere, geschieht aus einer höchst indifferenten halbflüssigen gallertartigen , Körnchen enthaltenden Masse (Bildungs Stoff, mueus mätricalis , Cytoblastem, Blastema), in welcher zuerst sehr kleine rundliche Körper (Cy toblasten und Kernkörperchen) ent- stehen , welche von Brown entdeckt , von Meyen weiter verfolgt und von Schiei- den und Schwann in ihrer genetischen Entwickelung beobachtet wurden ; sie bilden sich dann zu Zellen aus und diese, allmälig sich mehrendu. differenzirend, entwickeln sich in gesetzmässiger Weise zu den verschiedenen mit eigenthümli- chen Kräften begabten Geweben (s. später bei Genesis der Gewebe). Beim Fort- gange der Bildung treten dann die thicrischen u. Pflanzengebilde bedeutend aus einander, indem jene in dem embryonischen Zustande theils länger verweilen, theils durch das ganze Leben stehen bleiben , in diesem dagegen der Erstar- rungsprocess und die Scheidung des Festen und Flüssigen schneller fortschreitet und zunächst in der Zellenbildung , dann in der Gefässbildung zu Tage kommt. b. Ernährung. Die Vegetabilien entlehnen ihre Elemente lediglich aus der unorganischen Natur und zwar grösstentheils, mit Ausnahme der reinen Mineralstoffe, aus der Atmosphäre ; sie haben, wie Liebig zuerst nachwiess, Lebender keine andern Nahrungsstoffe (welche nur in sofern das Leben unterhalten, als A-„'e:'e'J *„ • i r\ • 1 • -ni l t • i • • • -M-» IlclilU,lg von sie dem Organismus die Elemente darbieten, die er zu seiner eigenen Bepro- der Existenz duktion bedarf), als Wasser, Kohlensäure und Ammoniak. Diese Stoffe "• Pflanzen, zerlegen sie für ihren Bedarf in Kohlenstoff, Wasserstoff und Stickstoff und geben den Sauerstoff für die thierischeu Organismen zur Respiration wieder zurück. Der thierische Körper erzeugt dagegen keine neue organische Materie , sondern reproducirt sich nur aus sich selbst oder dem Pflanzenreiche ; seine wahren Nahrungsmittel sind nur eiweissartige , fettige und zuckerartige Substanzen , welche ihn das Material zu seiner wesentlichen Grundlage , näm- lich Protein, leimgebende Materie und Milchsäure , liefern. (Das Weitere s. in Liebig's organ. Chemie und Leh?nann's physiolog. Chemie und später bei Er- nährung.) Die Ursache, warum sich die von den Thieren und Menschen immerwährend ausge- Quelle der hauchte und ihnen verderbliche Kohlensäure nicht anhäuft und warum sieh der zum Lebensluft, Leben thierischer Körper durchaus nöthige Sauerstoff, welcher der Luft durch Verbrennungsprocesse, Verwesung und Respiration der Thiere und Menschen immerfort entzogen wird, in dieser wieder ersetzt, liegt im Lebensprocesse der Pflanzen. Für diese ist nämlich die Kohlensäure , welche ihre Blätter und grünen Theile aus der Atmosphäre aufsaugen, der Hauptnahrungsstoff; diese zerlegen die Pflanzen , aber nur deren grüne Theile, wobei sie den Kohlenstoff aufnehmen und den Sauerstofl wieder an die Luft abgeben. So liefert die Pflanze dem thierischen Organismus nicht allein Mittel zur Nahrung, sondern auch zur Respiration und entfernt die schädlichen Stoffe aus der Atmosphäre; sie ist eine unversiegbare Quelle des reinsten und frischesten Sauerstoffs, sie ersetzt der Atmosphäre in jedem Momente, was sie verlor. So ist die Existenz der Thiere — 16 — Eigenschaf- ausschliesslich an die Gegenwart der Pflanzen gebunden, und das Leben beider tenderPflan- auf ganz einfache Weise aneinander geknüpft. Pflanzen können dagegen auch . zenu.Thiere. ohne Mitwirkung des thierischen Lebens bestehen. c. Stoffwechsel. Charakteristisch ist es für den thierischen Organismus, dass die in die Wirkungssphäre eines Organs hineingezogenen chemischen Mas- sen nur einige Zeit dem Organe dienen können , und durch die Lebensbewe- gung des Organs selbst so in ihrer Zusammenfügung und Zusammensetzung erschüttert werden , dass sie , zum fernem Dienste untauglich , in die Flüssig- keiten des Körpers zurückgeführt und durch neue taugliche Materie ersetzt werden müssen. Aber ebenso eigenthümlich und entscheidend ist es für den Thierkörper , dass jene untauglich gewordenen Stoffe erst des Sauerstoffs be- dürfen , um vollkommen zerlegt entweder unmittelbar an die Aussenwelt abge- geben zu werden (excrela) oder noch besondern Zwecken dienen zu können (secretaj. Lehmann glaubt deshalb , dass der Sauerstoff dem Blute nur zuge- führt werde , um in den nicht mehr brauchbaren Stoffen des Blutes eine Art von Verwesung einzuleiten und durch diese jene Materien zur Ausscheidung durch die Excretionsorgane geeignet zu machen. Der Ort, wo dieser Process statt findet, sind die Capillargefässe (s. bei Se-u. Excretion). d. C irculation. Ob dieselbe ein absolutes Prädicat des thierischen Kör- pers ist, bleibt noch unklar; wir kennen wenigstens in vielen einfachen Thie- ren bis jetzt weder Herz noch Gefässe. Dagegen erfolgt bei mehrern Pflanzen als Analogon eines Kreislaufs die Saftbewegung durch Cyklose (in den Milch- gefässen) und Kotation (in den Zellen), ohne dass ein bewegendes Centralorgan, wie das Herz , vorhanden ist. Ausserdem kommt auch noch eine oscillirende oder Mollecularbeweguug in den innern Parenchymzellen einer grossen Pilan- zenzahl vor. III. Unterschiede zwischen den Thieren und dem Menschen. Der Mensch hat unter allen lebenden Wesen in geistiger und körperlicher Hin- Eigenschaf- sieht den höchsten Grad von Vollkommenheit und steht an der Spitze der Schöpfung. Mens Ifen *n semen körperlichen Eigenschaften ist zwar kein sehr grosser Unterschied von höhern Thieren (besonders vom Affen) , dagegen ein sehr bedeutender in seinen in- tellektuellen und moralischen Eigenschaften. Nur wegen seiner Bestimmung, als ein vernünftiges und sittliches Geschöpf zu leben , hat ihm der Schöpfer in körper- licher Hinsicht durch folgende Merkmale ausgezeichnet: 1) durch den aufrechten Gang; — 2) durch das ungemein freie Schultergelenk , wodurch der Mensch seine, mit kunstvoll gebildeten Händen , und ganz vorzüglich zum Tasten eingerichteten Fingern versehenen, obern Gliedmassen auf die mannichfaltigste Art gebrauchen kann ; — 3) durch das überall hervortretende schöne Ebenmass seines Körpers (Symmetrie) und die gleichmässige Entwickeluug aller Sinne, so dass keiner auf Kosten der übrigen vorzugsweise ausgebildet ist ; — ■ 4) dadurch, dass sein Orga- nismus von grösserer Vollkommenheit, von längerer Dauer uud in seinen Theilen von grösserer Mannichfaltigkeit ist ; — 5) dass er in Bezug auf seine Nahrung weder an das Pflanzen-, noch an das Thierreich ausschliesslich gebunden, und dass er unter allen Zonen und Breitegraden der Erde zu leben im Stande ist; — 6) dass er, trotz des hülflosen Zustandes bei seiner Geburt, sich doch zum Herrn und Könige der Erde (durch seine Vernunft) machen kann ; ■ — 7) dass er im Verhältnisse zu seinen Nerven ein grösseres Gehirn uud Bückenmark, als die Thiere, besitzt; — 8) dass sich sein Geist schon in seinen Gesichtszügen, welche durch den grossen Gesichtswinkel von 70 — 82°, die Verkürzung der Kiefer, das hervortretende Kinn und die senkrecht stehenden untern Schneidezähne vermittelt werden, abspiegelt; — 9) durch eine articulirte Sprache. — Hierzu kommen nun noch folgende, doch durchaus nicht charakteristische Unterscheidungsmerkmale, als: der Mangel des retemirabile arleriosum, des pancreas Asellii ', der membrana ?it'ctilans, des os in- termaxillare lind des ospenis , der dickere Uterus und die Menstruation. Der eigentliche Charakter nun aber, wodurch der Mensch sich über alle irdi- schen Geschöpfe erhebt, ist das höhere Erkenntniss vermögen (durch den Verstand , als dem Vermögen der Begriffe , durch die Urtheilskraft und durch die Vernunft, dem Vermögen der Ideen, gebildet), besonders die göttliche Kraft der Vernunft (ratio), durchweiche er das Vermögen besitzt, das höchste Wesen als — 17 — Schöpfer des Universums zu erkennen , den innern Grund der Dinge zu erforschen Eigenschaf- und kennen zu lernen , über sein geistiges und körperliches Ich Betrachtungen an- Mten d.es zustellen, und über seinen Ursprung und seine Zukunft nachzudenken. Er ist enschen- rücksichtlich des Geistes ein freies , mit moralischer Würde begabtes Wesen , das die Erkenntniss des Guten und Bösen besitzt und als Urheber seiner Handlungen be- trachtet wird. Daher sagt Cicero: solus homa sentit, quid sit ordo, quid deceat, qui modus in f actis. Inde sensus pulchritudinis , venustatis, convenientiae par- tium. — Durch die Vernunft und Freiheit des Willens unterscheidet sich also hauptsächlich der Mensch von demThiere. CrescMcIite der Anatomie, Physiologie und Histiologie. A. Geschichte der Anatomie. Die menschliche Anatomie, welche durch religiöse Begriffe, Staats- Geschichte einrichtungen und den angeborenen Abscheu gegen die Zergliederung menschlicher Leichen lange Zeit in ihrer Entwickelung gehemmt wurde, ist keiner der ältesten Zweige der Medicin; sie entwickelte sich erst aus der Zootomie und wurde besonders durch die Chirurgie hervorge- rufen. Man hat sie zwar aus den ältesten Zeiten herleiten wollen, weil beim Schlachten der Thiere einzelne Organe, wie Leber und Herz, ge- nauer betrachtet wurden, weil ferner die Aegyptier ihre Leichen ein- halsamirten und ihren Gästen beim Gastmahle ein onslszög (nach Plutarck i. q. vexQog, was aber nichts als eine hölzerne, einem Todten ähnliche Figur war) als Memenlo mori vorführten, allein die Scheu vor Leichen war bei den Aegyptiern, Juden, Chinesen und Indiern so gross, dass bei ihnen wohl nicht die Wiege der Zergliederungskunst zu finden ist. Je- doch führt man Stellen der Alten an, aus denen sich zu ergeben scheint, dass die Anatomie in Aegypten schon im grausten Alterthume und zwar von Königen geübt worden sei, auch finden Einige die Angabe des Maneto und Eusebius für wahrscheinlich, dass Athoth, ein Sohn des Königs Menes und Arzt, länger als 2000 Jahre vor Christus ein Buch über die Zergliederungskunst geschrieben habe, allein alle diese Nach- richten sind fabelhaft. In Griechenland scheint der Ursprung einer wirklich untersuchenden Zergliederung, und zwar anfangs der von thie- rischen Leichnamen zu suchen zu sein. — Es lässt sich die Geschichte in folgende Zeiträume abtheilen, I. Aerzie und Philosophen vor Aristoteles (bis 350 a. Chr.). Diese Periode begreift zunächst die dunklen, mit Fabeln durcb> flochtenen ersten Anfänge der Anatomie in sich, ferner die Anatomie der altern griechischen Philosophen und die der altern Ascle- piaden, bis und mit Hippocrates. Wahrscheinlich ist es, dass in dieser Periode noch keine menschlichen Leichname zergliedert wurden, weil dies gegen die griechischen Gesetze war; selbst die Zergliederung der Thiere trieb Democritus heimlich und verbarg sich dazu in abgelegenen Grüften. Was man also von menschlicher Anatomie wusste, bezog sich theils auf die äusserlich wahrzunehmenden Theile des Körpers, theils auf Beobachtungen bei Verwundungen (anatome fortuita, y.ata tzsqi- Bock's Anat. I. % - 18 — Geschichte nx^Giv)^ die sich vom Vater auf den Sohn fortpflanzten, theils endlich auf Schlüsse, die man vom Baue menschenähnlicher Thiere auf den des Menschen machen zu können glaubte. Am besten scheint man noch die Knochen und Eingeweide gekannt zu haben; die Lehre von den Ge- fässen war noch ganz hypothetisch, der Unterschied zwischen Arterien und Venen noch gar nicht bekannt; man glaubte an den Ursprung der I. Periode. Venen aus dem Kopfe, verwechselte die Nerven mit Sehnen und Bändern, und kannte die Muskeln als eigenlhümliche Organe noch nicht. In den Theil dieses Zeitraums, der zwischen Hippocrates und Aristoteles ver- flossen ist, fällt die Abfassung mehrerer unächten Hippocratischen Bü- cher (Diocles), welche als Quellen der Anatomie des Hippocrates be- trachtet werden können. — Die berühmtesten Männer dieser Periode sind: Alcmaeon von Croton (500 — 450 a. Chr.), Schüler des Pythagoras, soll deshalb Thiere zergliedert und die tuba EusiachU gefunden haben , weil er behaup- tet , die Ziegen athmeten durch die Ohren ; allein er hat die leeren Hautsäcke neben den Hörnern der Gemse gemeint. — Anaxagoras von Klazomene (500 — 428), ältester Corpuscular-Philosoph und Erfinder der Lehre von den Homöomerien , zer- gliederte einen Bock mit einem Hörne ; unter seine Schüler zählte er den Pericles, Socrates, Euripides. — Democritus von Abdera (494 — 404), Zeitgenosse des etwa 38 Jahre Jüngern Hippocrates, und Corpuscular-Philosoph , war sehr geschickt in der Thierzergliederung und zergliederte nach Plinius ein Chamäleon sehr sorg- fältig. — Efnpedocles von Akragant (504 — 443), Pythagorist, scheint die Schnecke im Ohre gekannt zu haben. — Hippocrates IE. von Kos (456 — 366) scheint ebenfalls keine menschlichen Leichen zergliedert zu haben , obschon ihn Galen für den eigentlichen Urheber der wissenschaftlichen Anatomie hält. Seine ächten Schriften lehren auch, dass er, ausser einer ziemlich genauen Osteologie, sehr wenig anatomische Kenntnisse besass. Leberhaupt scheinen die Aselepiaden zu Kos und Knidos zur Heilung der Kranken in ihren Tempeln wenig Anatomie be- durft zu haben. — Diocles von Karystus (364), Hippokratiker, beschäftigte sich mehr als seine Vorgänger mit Anatomie , aber auch nur mit der der Thiere ; er soll selbst ein Werk über die Zergliederungskunst geschrieben haben , welches aber längst verloren gegangen ist. II. Von Ar i.s f ol et «'s big Glalen (von 350 a. Chr. bis ISO p. Chr.). Diese 2te Periode, welche mit einem politischen Ereignisse zusam- menfällt, das auf die gesammte Cultur der Griechen den entschiedensten Einfluss hatte, nämlich mit dem Feldzuge Alexanders des Grossen, umfasst die Blüthe der Anatomie im Alterthume. In diesem Zeit- räume wurde nicht nur die Zootomie bedeutend vervollkommnet, son- dern auch menschliche Leichen wirklich zergliedert; auch lehrte man Anatomie in einer zu Alexandrien auf Staatskosten gegründeten Anstalt (Alexandrinische Schule). Die ersten Zeiten dieser Schule be- zeichnen auch die glücklichsten Zeiten für die Jugend der Anatomie: leider wurden aber nach und nach die Oeffnungen menschlicher Leichen in Alexandrien immer seltener und der Geist einer leeren Speculation gewann immer mehr die Oberhand. Indess war doch am Schlüsse dieses Zeitraumes, in welchen auch die ältesten anatomischen Abbildungen und die Spuren von Kenntniss der Lymphgefässe fallen, in der Anatomie, freilich nur stückweise, ausserordentlich viel geleistet, und sie brauchte nur zu einem Ganzen vereinigt zu werden. Die vorzüglichsten Analo- men dieser Periode sind: Aristoteles von Stagira (384 — 322 a. Chr.), Gründer der peripatetisrhen Schule, der umfassendste Geist und tiefste Denker des ganzen Allerlhums. Lehrer — 19 — und Freund Alexander 's, machte in der vergleichenden Anatomie und ganzen Na- Geschichte turgeschichte die wichtigsten Entdeckungen , bestimmte zuerst den Unterschied **• Anatomic- zwischen Menschen uud Affen nach anatomischen Gründen, und scheint bisweilen (oft aber nicht , da er selbst darüber klagt , dass man nur so selten die inncrn Theile des Menschen zu sehen bekäme) Menschen zergliedert zu haben. In seinen Schriften bezieht er sich auf anatomische Abbildungen , die aber für uns verloren gegangen sind; ein Chamäleon zergliederte er lebendig und beobachtete dabei das Athmen. Er erkannte zuerst den Ursprung aller Adern aus dem Herzen und spricht zuerst von den Nerven in der jetzigen Bedeutung unter dem Namen nÖQoi rov iyxeyäkov (nicht wie früher vevQa, Sehnen oder Bänder). Die Luftröhre geht nach ihm in das Herz II- Periode. über. Pr axagoras von Kos (350 a. Chr.), ein Asclepiade, Zeitgenosse des vori- gen und Lehrer des Hemphilns , hat sich in der Anatomie dadurch unsterblich ge- macht, dass er zuerst den Unterschied zwischen Arterien und Venen festsetzte, und den Begriff der Kotyledonen richtiger bestimmte. Alexandrinische Schule. Sie wurde von Ptolemaeus 1. CSoterJ a. 321 a. Chr. gestiftet und von seinen Nachfolgern PhiladelpTms und Evergetes gepflegt und begünstigt. Hier war von nun an der Sammelplatz aller Gelehrsamkeit der damaligen Zeit; hier wurden nicht nur die Lehrer besoldet, sondern auch die Schü- ler unterstützt. Anfangs zergliederten sie hier wirklich menschliche Leichname, später hörten die Zergliederungen allmälig ganz auf, denn Galen und Rufus sahen daselbst keine mehr. Die Anatomen dieser Schule sind: Herophilus von Chal- cedon (300 a. Chr.) , Schüler des Pra.ragoras und der berühmteste Anatom des Al- terthums , zergliederte menschliche Leichname in Menge und soll selbst Verbrecher lebendig secirt haben. Er machte grosse Entdeckungen in der Hirn- und Nerven- lehre und an den Geschlechtstheilen , hat auch wahrscheinlich schon die Lymphge- fässe des Gekröses gesehen. Er hielt die Nerven zuerst für Werkzeuge der Empfin- dung, theilte sie aber in solche, welche dem Willen unterworfen sind und aus Ge- hirn und Kückenmark entspringen, und in die , welche zur Verbindung der Knochen und Muskeln dienen. — Erasisiratus aus Julis (297 a. Chr.), lebte wahrscheinlich zu gleicher Zeit mit dem vorigen zu Alexandrien und wurde nebst diesem der grösste Anatom seiner Zeit genannt. Auch er beschäftigte sich vorzüglich mit der Unter- suchung des Gehirns und der Nerven , scheint ebenfalls die Lymphgefässe des Ge- kröses gesehen zu haben ; er sähe die Klappen in der Hohlvene und nennt sie tqi- ylor/iviq. — Eude?nus (292), ein geschickter Anatom, schrieb über die Ver- richtungen des Gehirns sehr gründlich. — Die Nachfolger dieser Anatomen, die Herophileer und E rasistrateer, vernachlässigten dicZergliederungskunde so sehr , dass sie nun wieder Rückschritte machte. Celsus (20 p. Chr.), römischer Arzt und Freund des Ovid und Horaz, ist nurEncyclopädist und liefert in seinen Schriften nur oberflächliche Beschreibungen einzelner Organe; er selbst hat keine Zergliederungen gemacht. — ■ Marinus (81p. Chr.), Rufus von Ephesus (100 p. Chr.) verdienen noch als die Anatomen genannt zu werden , welche die vor ihnen sehr vernachlässigte Anatomie wieder et- was in die Höhe zu bringen suchten. Letzterer machte sich um die anatomische Nomenclatur verdient. — Soranus schrieb ein Buch über die weiblichen Ge- schlechtstheile. HI. Von GalenbisMondini (von 15© — 1315 p. Chr.). Zu Anfange dieser Periode trat ein Mann, Galen, auf, welcher die theoretische Medicin, die unter sophistischen Streitigkeiten der Schulen begraben lag, wieder ins Leben brachte, die verschiedenen Aussprüche der Anatomen frühererZeit mit derNatur verglich, zu einem Ganzen verarbeitete und so ein vollständiges System der menschlichen Anatomie begründete, welches, mit vielen aus der Zootomie entlehnten Irrthümern gemischt, 1300 Jahre lang das herrschende blieb. Obschon sich jetzt die Anato- mie auf dem höchsten Gipfel befand, den sie im Alterthume erreichte, so sank sie doch sehr schnell wieder zu einer Tiefe herab (deshalb Pe- 2* — 20 — Gesehiehte r|0er von Andernach ausgezeichnete Kenntnisse in der griechischen, arabischen und lateinischen Sprache, studirte mit dem grössten Eifer zu Paris unter Dubais und Fernel die Anatomie , ward in seinem 23. Jahre als Professor der Auatomie nach Pa- dua berufen und gab 1542 seine Epitome, 1543 sein grosses Werk de corp. human. fabrica mit schönen Holzschnitten , welche Calcari, eiu Schüler Titians gezeichnet haben soll, heraus. Er machte auf die Unrichtigkeiten der Galen "sehen Auatomie aufmerksam und erkühnte sich zuerst zu behaupten , dass dieselbe nicht die des Menschen, sondern die des Affen sei. Wegen seiner vielen Widersacher, unter denen sein Lehrer Dubais fSylviusJ obenan stand, legte er das Lehrcramt der Anato- mie ganz bei Seite, ward Leibarzt von Carl V, und Philipp II., und starb auf der Rückreise von Jerusalem in seinem 50, Jahre (1565), nachdem er auf der Insel Zante Schiffbruch gelitten hatte. — Barlholomen Eustachi, Prof. zu Rom und Leibarzt des Cardinais JJrbinu (geb. zu Sanscveriuo bei Salerno, gest. 1574), ein Hauptgcgner Vesal's, verband die tiefsten anatomischen Einsichten mit der eifrigsten Auhäuglich- keit an Hippocrates und Galen. Vorzüglich berühmt machte er sich durch seine Kupfertafcln , die er schon 1 552 ausarbeiten Hess , die aber nicht bei seinen Lebzeiten herauskamen. Sie wurden 150 Jahre lang für verloren gehalten, bis sie Lan eist vom Papste geschenkt bekam und herausgab; 200 Jahre später wurden sie von Albin neu edirt, — Ebenso gross als Vesal uud Eustach und weniger streitsüchtig als die an- dern Anatomen seines Zeitalters war der anspruchslose Gabriel Fallopia (geb. zu Modena 1522, gest. zu Padua 1562), Prof. zu Ferrara, Pisa und Padua; er zerglie- derte oft 7 menschliche Leichcu des Jahres und darunter auch Verbrecher , die er mit Opium getödtet hatte; in seinen observat. analom. ergänzt und berichtigt er die Anatomie Vesal's. — Matthäus Realdus Columbus aus Crcmona, Nachfolger Vesal's (f 1559), machte viele und grosse Entdeckungen in der Anatomie , behaup- tete den kleinen Kreislauf, und lieferte Supplemente zum Galen und Vesal. — V i- dus Vi diu s, Prof. zu Paris ; Ingrassias, Prof. zu Neapel; Canavi, Prof. zu Ferrara; Aranzi (1564), Prof. zu Bologna; Varol (1573), Prof. zu Bologna. — Fabricius ab Aquapendente , Prof. zu Padua (1537 — 1619), entdeckte die Klappen in den Venen. — Michael Servetto (1509— 1553) wiess 1552 den Lauf des Blutes aus den Arterien in die Venen und durch die Luugen nach, uud -wurde auf Calvin*» »Veranlassung in Genf verbrannt. — Andr. Cesalpini 1519 — 1603) lehrte den klei- nen Kreislauf. IteiittschlaiHl : Leonhard Fuchs (1501 — 1566), Prof. zu Ingolstadt und Tü- bingen, war der erste Verbreiter der Vesal'schcu Anatomie in Deutchland. — Volcher Koyter (1534— 1576), besonders vergleichender Anatom. — Felix Plate r (15S3) ; Salovwn Alber ti (1585); Boclcel (1585). — Casp. Bauhin (1599), Prof. zu Basel, ein sehr gelehrter Anatom, — 23 — Frankreich. Am anatomischen Theater zu Montpellier (1551): Der Zootom Geschiehfe Rondolet (1554), Cabrol (1594) und Dulaurens (1600); sämmtlich Vesal's d* Anatomie- Anhänger. — Am anatomischen Theater zuParis (1594) : Carl St ep h onus (Etienne), 1545; Jacob Sylv ius (Dubais), heftigster Gegner Vesal's; Riola?ijun, (1618). — Leon/t. Botalli, Leibarzt Carl IX. VI. Von Harvey bis Haller (von 1619— 1759'). Zwei für die Anatomie und Physiologie gleich wichtige Ent- deckungen, die des wahren Blutlaufes durch Harvey (1619) und die der Lymphgefässe durch Jselli (1622), eröffnen diesen Zeitraum, und nach ihnen sehen wir die Anatomie sich schnell zu einer vorher nie geatmeten Höhe aufschwingen. Die italienischen Schulen hatten aufge- hört die anatomischem Schulen für ganz Europa zu sein; Leyden wurde später der wichtigste Ort für die Anatomie. Doch scheint anfangs auch hier, wie auch auf allen übrigen Universitäten grosser Mangel an mensch- lichen Leichen geherrscht zu haben ; indessen war der Geist zu anato- mischen Forschungen einmal geweckt und man hielt sich daher an Thierzergliederungen, die jetzt, da man durch Vesal die Irrlhümer, zu denen sie ehemals führten, vermeiden gelernt hatte, eine reiche Quelle wichtiger Entdeckungen wurden. Deutschland blieb in diesem Zeiträume durch den verheerenden 30jährigen Krieg in der Wissenschaft etwas zurück, in Dänemark und England war noch kein anatomisches Theater * errichtet, Paris und Montpellier konnten sich aber nie zu einem vorzüg- lichen Rufe in der Anatomie erheben. Es bildeten sich jetzt zuerst Vereine zur Erforschung der Natur (Rom, Schweinfurt, Oxford, London, Paris, Amsterdam), auch wurden mehrere neue Universitäten gestiftet. In diesen Zeitraum fällt ferner die Wiederauflinduug und Herausgabe der Eus tack' sehen Tafeln durch Lancisi, die ersten Wachsinjeclionen, und der Anfang der mikroscopischen Anatomie durch Malpighi. Die Heroen dieser Periode sind: Harvey, Jselli, Malpighi und Morgagni, Glisson und Monro, Schneider und Heister, Ruysch und Verheyen, Pec- quet, Vieussens, Bartholin. Die Anatomen der einzelnen Länder sind: England: William Harvey (geb. zu Polkton in Kentshire 1579, gest. 1657), Schüler des Fabriciüs, verfolgte durch Versuche an lebenden Thiereu die Ent- deckungen des Servetto, Columbus, Cesalpin und Fabriciüs weiter und gelangte so zur richtigen Kenntniss des Blutumlaufs , den er nun von 1619 an mündlich lehrte, 1628 aber erst durch eine Schrift bekannt machte. Hierdurch erhielt das unbedingte Ansehen der Alten den letzten erschütternden Stoss und man wurde zu genauem Untersuchungen , besonders über Herz und Lunge , genöthigt ; auch widmete man von nun an den Arterien mehr Aufmerksamkeit. — Highmore (1651); Glisson (1654) ; Wharton (1656), Willis (1664), Lower (1669), Collins (1 685), bedeuten- der Zootom; Ridley (1695); Cowper (1697); Douglas (1707); Cheselden (1713) undAle.r. Monro sen. (1726). Italien: Caspar Aselli aus Cremona (1581 — 1626), Prof. zuPavia, sah schon 1622 die Lymphgefässe bei Thieren, glaubte aber, dass sie aus dem Gekröse in ein von ihm benanntes Pancreas Cpuncreas Asellii, nichts als ein Convolut von Gekrös- drüseu, das besonders beim Hunde sichtbar ist) und von da in die Leber treten. Erst ein Jahr nach seinem Tode erschien sein Werk über diese Gefässe, die nach ihm durch Pecquet, Rudbech und Bartholin weiter verfolgt wurden. — Vesling (1641); Seoerin (1645), bedeutender Zootom; Marchetti (1652); Bellini (1662). — Malpighi (1628—1694), Prof. zu Bologna, beobachtete zuerst durchs Mikroscop den Blutlauf innerhalb der Blutgefässe und beschrieb den Bau der Drüsen , wobei er freilich zu weit ging, indem er alle Theile für drüsicht ansah. — Fantoni (1675— — 24 Geschichte 1754); Pacchioni (1664— 1726) i; Valsalva (1666— 1723). — Lancisi (1714), gab il. Anatomie. jje 2JastacA'schen, Tafeln mit seiner Erklärung heraus. — Joh. Bapt. Morgagni, Prof. zu Padua (1682 — 1771), führte durch seine grosse Gelehrsamkeit den Geist der gründlichen Forschung und der Vergleichung der Varietäten in die menschliche Ana- tomie ein , und begründete so eine mehr wissenschaftliche und zugleich für die prak- tische Heilkunst anwendbarere Bearbeitung derselben. Er schrieb ein grosses Werk über pathologische Anatomie. Deutschland: Hof mann, Prof. zu Altorf (1641), hatte den pankreatischen Gang in einem Hahne früher entdeckt, als Wirsung (1642), der ihn im Menschen VI Periode, zuerst fand; C. V. Schneider (1655), Prof. zu Wittenberg, der zuerst gründlich widerlegte, dass der Nasenschleim aus dem Gehirne komme; Rolftnk, Prof. zu Jena (1673); Peyer (1677); Brunner (1715); Heister (1717); Kulmus (1722); Coschwitz (1729), Prof. zu Halle, legte daselbst das anatomische Theater an. Frankreich: Pequet entdeckte 1049 den ductus thoracicus ; — Perraul t und Duverney ; Bonrdon (1 678) ; Vie ussens (1684) schrieb sein wichtigstes Werk über Gehirn und Nerven. — Winslovr (1732) machte durch sein classisches Werk über die ganze Anatomie Epoche , indem er zuerst die Lage der Theile im natürlichen Zustande berücksichtigte , und die feinere Anatomie dadurch vervollkommnete , dass er diese Theile unter Wasser untersuchte. — Ferrein (1741), untersuchte beson- ders die Stimmorgane. Holland: Spiegfiel; Ruysch (1665), Prof. zu Amsterdam , brachte die In- jeetionen zu einer bedeutenden Höhe , führte dadurch aber auch deu Wahn herbei, dass man überall nichts als Gefässverflechtungcu sah ; — Regner de G ?•««/( 1668), Arzt zu Delft, bekannt durch seine genauen Untersuchungen der Zeugungstheile beider Geschlechter; — Kerlring; Sicanimerdam; Leeuwenhoek; Bidloo (1685) ; Nuck (1691) ; Verheyen (1593); Palfyn (1717), chirurgischer Anatom ; — Aluin, Prof. zu Leyden (1696 — 1770), führte die strengste Genauigkeit in der Anatomie ein und besorgte die vorzüglichste Ausgabe der Eusiac/Sscken Tafeln. Dänemark und Schweden: Casp. und Th. Bartholin, % Vater und Sohn (1651); — Olaus R?idbec/c (1652), berichtigte in vielen Stücken die Entdeckung AsellPs über die Lymphgefässe und kam wahrscheinlich früher als Th. Bartholin auf die richtige Ansicht von dem Geschäfte und der Anatomie dieser Gelasse; — Lyser (1653); Sleno(l6fö); — Casp. Bartholinjun. (1676), Sohn des Thomas. XTI. Von Hall er bis auf die neuere Zeit. Die menschliche Anatomie war zu Anfange dieser Periode dem topographischen Theile nach abgesteckt, und einzelne Ahlheilungen wa- ren schon mit einer erschöpfenden Genauigkeit bearbeitet, noch fanden aber grosse Streitigkeiten über die Verrichtungen des Herzens, den Bau der Lungen und das Athmungsgeschäft, so wie Kämpfe zwischen der iatrochemischen, iatromalhematiscben und dynamischen Schule statt, welche den Mangel einer gründlicheren und feineren Anatomie und einer auf diese gestützten Physiologie fühlen Hessen. Da trat Haller, ein Mann von unermüdetem Fleisse und bewundernswerthem Scharfsinne, auf, benutzte, ordnete und berichtigte die anatomischen Data seiner Vorgän- ger und gab der Anatomie eine mehr physiologische Richtung, so dass mit ihm gleichsam eine Recapilulation des Allen abgeschlossen ist und eine neue Folge in der Geschichte der Anatomie beginnt. Die Fortschritte, welche nun nach Haller die feinere Anatomie und besonders die Unter- suchungen der Textur der Organe (allgemeine Anatomie) machten, verdanken wir hauptsächlich Bic/iat, welcher viele pathologische und physiologische Beobachtungen und Versuche zur Aufklärung der Natur der verschiedenen Gewebe anstellte; jetzt begann auch eine der glück- lichsten Epochen für die Zootomie durch tP A üben ton. Dennoch bc- — 25 — schränkten sich aber die hauptsächlichsten und folgereichsteu Beobachtern- p«*cl»ichte gen und Versuche der letzten Zeit des 18ten Jahrhunderts grösslentheils auf die Vertheilung und den Zusammenhang der Gefässe, den Bau der Muskeln und Eingeweide. Erst dem 19teu Jahrhunderte war es vorbe- halten, die Struktur des Gehirns und der Nerven, so wie die der Sin- neswerkzeuge genauer kennen zu lernen, eine Geschichte der stufenwei- sen Entwickeln«: der einzelnen Svsteme und Organe zu liefern, in der mikroscopischen Anatomie (s. Geschichte der allgemeinen Anatomie und riöele. Physiologie) für die Physiologie, und in der topographischen für die Chirurgie einen neuen, höchst werthvollen Zweig der Anatomie zu schaf- fen, und endlich die vergleichende und pathologische Anatomie umfas- sender zu bearbeiten. Die bekannten Anatomen dieses Zeitraums sind: Deutschland: Albert v. Hall er (geb. zu Bern 1708, von 1736— 1753 Prof. zu Göttingen, dann Land-Ammann zu Bern und gest. 1777), bereicherte die Anato- mie und Physiologie iu allen ihren Zweigen uud führte besonders in letzterer eine be- deutende Umwälzung herbei. — Weitbrecht (1742), Prof. zu Petersburg, be- gründete die Syudesmologie ; — Cassebohm (1734) ; — Lieber kühn (1711 — 1757), berühmt durch seine Injektionen und Untersuchungen derDarmschleimhaut; — Joh. Fr. Meckel sen. (1713 — 1774), Prof. zu Berlin, machte sich besonders um die Anatomie des Nervensystems und der Lymphgefässe verdient , und behauptete einen Embryo durch die Uteringefässe injicirt zu haben ; — Zinn (1755) und Wrisberg (1800), Proff. zu Göttingen; Wolf, Prof. zu Petersburg; — Ph. Fr. Th. Meckel jun., Sohn des Joh. Fr. (1756 — 1803), sehr verdient um die pathologische Anatomie ; — S. Th.Slimmerring (geb. 1755); — Mayer (1747—1801); Lader (1783); Hildebrandt (\1M— 1816); Hesselbach (1759— 1816); Rosenmüller; Joh. Fr. Meckel, der Enkel des Joh. Fr. Prof. in Berlin und Sohn des Ph. Fr. Th.; Ru- dolphe'. Frankreich: Lieutaud (1742), dessen Lehrbuch das Winslo7o'sche ver- drängte u. der ein grosses pathologisch anatomisches Werk schrieb ; — Senac (17 i9); Daubenton, Zootom (1716—1799); Ber lin (1754) ; Borden (1722 — 1776); Sa- halier (1772); Portal; Vicq d'Azyr (17 48 — 1794); Cuvier, Zootom. tEiiglaini: William und Johu Hunter (1771 U. 1775) ; Alexander Mo nro der Sohn und Enkel; Hewson (1774); CruiksJtank (1786); B. Harwood und Eoerard Home, Zootomen; John und Charles Bell (1797). Italien: Caldani, Prof. zu Padua ; Fontana, berühmt durch sein Werk über das Viperngift ; Cotunnd (1761), Prof. zu Neapel; Anton Scarpa (1786); Lazaro Spallanza?ii; Mascagni (1787). Mt nllan«! : Nach Albin haben sich hier nur wenige Anatomen bekannt gemacht ; Lyonnet, in mikroscopischer Zootomie (1760); Peter Camp er, Prof. zu Amster- dam; Sandifort, Prof. zuLeyden, pathologischer Anatom. m. ©eseMefite der Playsi©l©gie. Die Geschichte der Physiologie läuft theils in so mancher Hinsieht mit der Geschichte der Anatomie parallel, besonders in ihren frühern Perioden, theils hängt sie wesentlich mit der Geschichte der Philosophie zusammen; ja ihr erster Zeitraum zeigt offenbar, wie die Physiologie aus der Philosophie ihren Ursprung genommen hat. Ihre frühesten Spuren findet man ebenfalls unter den griechischen Philosophen vor Aristoteles, denn die physiologischen Kenntnisse, die man bei den ägyp- tischen und jüdischen Priestern gesucht hat, sind von der Art, dass sie der Geschichte der Physiologie durchaus nicht anheimfallen können. Sie lässt sich in folgende Zeiträume abtheilen: — 26 — I. Aelteste griechische Philosophen vor Aristoteles (-bis 350 vor Chr.). Geschichte Unter den griechischen Philosophen findet die Geschichte der Phy- Physiologie. siologie nur wenig, was ihr eigentümlich zugehörte, und die damals angenommenen physiologischen Lehrsätze sind nur Theile der herrschen- den philosophischen Systeme jener Zeit, genau mit diesen zusammen- hängend und nur durch diese verständlich. Nur selten gründen sie sich auf wirkliche und treue Beobachtung der Natur, die meisten sind leere, willkührliche Theoreme. Diese älteste Philosophie war aher speculative Kosmogenie und hetraf hauptsächlich den Ursprung und das Wesen der menschlichen Seele und die Lehre von der Erzeugung. Am merkwür- I. Periode, digslen ist die so früh entstandene und so lang fortwirkende Lehre von den 4 Elementen. ~ Vor Vythagoras, welcher nach des Diogenes Zeugniss ein Buch über die Natur geschrieben haben soll, lassen sich kaum einige Spuren einer zusammenhängenden Lehre über den Bau und die Verrichtungen des thierischen Körpers entdecken. Er selbst scheint sich auch viel weniger mit Erörterung dieses Gegenstandes beschäftigt zu haben, als seine zahlreichen Schüler. Erst als sich die Äledicin, welche bis in die 50ste Olympiade nur von Priestern des Aesculap (As- clepiaden) und Philosophen innerhalb der Tempel mit vielen mystischen Gebräuchen und Betrügereien betrieben worden war, durch Entfernung dieser immer mehr emancipirte, entwickelte sich die Physiologie etwas freier. Pythagoreische Schule: Pi/thagoras von Samos (580-^490 a. Chr.) gründete nach der Rückkehr von seinen Reisen durch viele fremde Länder (Phon i- cien, Aegyptcn, Babylon) zu Kroton die Italische Schule. Seine Theorie ist: Die ganze AVeit, deren Thätigkeitcn wie denen des Körpers die Wärme vorsteht, bildet ein unendliches Zahlensystem; die .Worcffs(Urcinheit), das/wirksame (männliche) Priu- cip aller Dinge ; die Dyas (Zweiheit), das leidende, bildsame (weibliche) ; aus beiden die heilige Trias. . Die Seele besteht nach ihm aus 2 Theilen, einem vernünftigen und unsterblichen (?;> oc?«£es IL vonKos (456— 366), Sohn der Ph'änarete, nahm auch dic4Elcmcnte an, und sie bilden auf verschie- dene Weise gemischt (nicht mechanisch) die festen und flüssigen Theile. Letztere sind nach ihm Blut, Schleim, Galle und schwarze Galle. Nach des Celsus Ausspruch i. Periode, trennte er die Medicin von der Philosophie ; die eingepflanzte Wärme ist das Lebcns- prineip und eine Grundkraft (svoqp.wv) hat in dieser ihren Sitz. — Polybus (390), Schwiegersohn des Hippocrales ; Dia des von Carysthus (364). Platonische Schule (ideale Physiologie). Plato (430— 348), übte mit seiner Philosophie einen sehr nachteiligen Einfluss auf die Medicin aus; nach ihm sind alle Dinge nach Urbildern (Ideen) erschaffen; der Aether ist das 5te Element; das Leben besteht aus Feuer und Geist (tzvev/ho), ersteres wird durch die Wärme des Blutes ernährt; es bewirkt die Verdauung und die so verflüchtigten Nahrungssäfte verbreiten sich durch die Adern im ganzen Körper ; Adern , die von der Zunge zum Herzen gehen, nehmen die aufgelössten schmeckbaren Substanzen auf. Der Kopf ist der Sitz der A;ernünftigen Seele ; das Herz ist die Quelle des Blutes , die Luftwege dienen zur Abkühlung der grossen Hitze des Herzens, die Milz zur Reinigung der Leber. — Dioxippus von Kos (384) und Philistion von Lokri (374) , waren beide Hippocratiker und nahmen Plalo's Philosophie an , brachten sie aber mehr mit der Medicin in Verbindung (erste dogmatische Schule). II. Von Aristoteles bis Gtalen (von 350 a. Chr. bis ISO p. Chr.). In dieser Periode gewannen anatomisch-zootomische Untersuchun- gen einige Oberhand und die Physiologie fing an sich von der Philo- sophie etwas zu entfernen und der Anatomie zu nähern; Praxagoras entdeckte den natürlichen Puls und unterschied zuerst Arterien und Venen; Heropkilus lehrte die Verrichtung der Nerven. Bald zeigte aber auch hier der aus der Alexandrinischen Schule hervorgegangene Geist einer müssigen Speculation seiuen verderblichen Einfluss; die an- fangs den Hippokralischen Grundsätzen folgenden Aerzte Hessen sich wieder von den damals herrschenden philosophischen Schulen einnehmen, die reine Beobachtung der Natur ging so verloren und die Physiologie artete in unfruchtbare und spitzfindige Dialektik aus. Die griechischen11- Periode. Philosophen und mit ihnen die Aerzte, welche den Weg der Erfahrung immer mehr verliessen, spalteten sich in verschiedene Schulen (peripa- tetische, pneumatische, eklektische); erst Galen wagte es sich diesem Geiste der Zeit entgegenzustellen. Peripatetiker: Aristoteles von Stagira (384 — 322), aus Plato 's Schule, gründete zu Athen (etwa 325 a. Chr.) die peripatetische Schule, in welcher die erste und wahre Naturphilosophie gelehrt wurde, indem sie sich auf den reinen Verstand und unbefangene Naturanschauung basirte. Er nahm im thierischen Körper zur Erklärung der Verrichtungen und Veränderungen verschiedene Kräfte an; Natur ist das innere Princip der Veränderungen eines Dinges ; die allgemeine Natur handelt nach gewissen Absichten. Der Körper besteht aus gleichartigen und ungleichartigen Theilcn ; die Sinne vollbringen ihre Wirkung vermittelst eines gewissen Mediums, das des Gesichts ist das Licht, des Gehörs die Luft.r des Geruchs eine Mischung von Wasser und Luft, der Geschmack hat aber kein Medium , weil er durch unmittelbare Berührung entsteht. Das Blut ernährt den Körper und die andern Säfte sind als solche im Blute enthalten ; als Grundform der Seele stellt er eine stete und ununter- brochene Bewegung auf (En tele chic) ; der Sitz der Seele ist das Herz , wo sie als Medium zu ihrer Wirkung bald Feuer, bald Luft, Geist oder Aether hat. — Die vor- — 28 - Geschichte züglichsten Schüler desselben sind: Theophrastus von Eresos (371—290) und »u *eir • Pra.ragoras (3aO~), welcher letztere den Puls auffand und Arterien von den Yeneu Physiologie. ,- , ^ unterschied. Alexandrinische §chnle: Herophilus aus Chalcedon (300 a.Chr.), er- kannte die physiologische Bedeutung der Nerven und des Gehirns , unterschied schon die vasa lactea des Gekröses von den Blutgefässen, nannte die Pulmonalvenen arteriöse und beobachtete den Bhythmus , die Stärke und andere Eigenschaften des II P i 1 Pulses- — Erasistratus (297) führte die Lehre \ ovo. nvivpa weiter aus; es wird durch das Athmen eingezogen , verbreitet sich durch die Pulmonalvenen in das linke Herz und von da durch die Arterien im Körper ; es ist von doppelter Art , Lebensluft im Herzen, Seelenluft im Hirn. Den Lauf des Blutes durch die Hohlveneu und das rechte Herz bis in die Lungen kannte er, aber nicht weiter. — Die Herophileer (Eudemos) und Erasistrateer waren theils Pneumatik er, die Platr/s und Aristoteles Lehren folgten, theils nahmen sie weniger aus diesen auf und wurden Eklektiker genannt (Archige?ies, Arelaeus). III. Von Galen bis Paracelsus (von 150— 1536 p. Chr.). Durch Galen, welcher wiederum die von Hippocrates mit so gros- sem Glücke eröffnete Bahn betrat, findet die theoretische Medicia ihre Rettung vom Untergange im Sectengeiste sophistischer Schulen und wird dem Studium der Natur wieder näher gebracht; ihm verdankt die Physiologie, die er vom leeren Theoretisiren reinigle, zuerst eine um- fassende, auf genauer Zergliederung und Naturbeobachtung gegründete Bearbeitung. Die Lehre von den Elementen und den daraus hergelei- teten ersten Qualitäten wurde Basis der Physiologie und dieser wurden nach Galc/fs Tode alle philosophischen Systeme angepasst. Meh- rere (14) Jahrhunderte hindurch verliessen sich nun die Aerzte ganz allein auf Galeiis Aussprüche oder hingen theils dem Hippocrates an, theils folgten sie dem ^/ristoteles. Das Sinken der Alexandrinischen 111. Periode. Schule, beständige Kriege in den letztern Jahren des römischen Kaiser- reichs, finsterer Aberglaube, durch die Mönche, welche jetzt die Medicin ausübten, befördert, endlich die Kreuzzüge waren bedeutende Hinder- nisse der fernem Entwickelung der Anatomie und Physiologie, wie der Medicin überhaupt. Die Physiologie blieb daher, namentlich während der ersten barbarischen Hälfte des Mittelalters, genau auf der Stufe stehen, bis zu welcher sie durch Galen gebracht war: denn die Araber, in deren Händen im 10. — 12. Jahrhunderte die Medicin war, beschäf- tigten sich nicht mit der Theorie und lehrten nur Galen'sche Physiolo- gie; ebenso die Schulen von Salerno, Bologna, Padua und Montpellier, obschon durch Mondini die Anatomie wieder etwas in Aufnahme kam. Claudius Galenus von Pergamus (131 — gegen 200 p. Chr.), bildete die Empcdocles'scheu Ansichten von den Elementen weiter aus, auch finden sich Pla- io'schc Ideen bei ihm vor. Er ist Teleolog und macht bei jedem Theile des Körpers auf seineu Nutzen aufmerksam, so wie er stets die Weisheit des Schöpfers aus dem Baue der Theile enveisst. Die wichtigsten Lehrsätze seiner Physiologie sind fol- gende: a. Lehre von den Elementen und Qualitäten/ Die aus der Ver- wandlung der Uranfäuge entstandenen unsichtbaren Elemente (Luft, Wasser, Feuer, Erde) bilden durch ihre Eigenschaften die e r st e n oder e i n f a ch en Qualität e n , nämlich Wärme , Kälte, Feuchtigkeit und Trockenheit ; von der Mischung dieser hängen die zweiten oder zusammengesetzten Qualitäten ab, d. h. die- jenigen Eigenschaften der Körper, welche die jedem Sinnesorgan eigenthümlich augehörigen Empfindungen hervorbringen. Die einfachsten Theile sind die gleich- artigen (wie Fleisch, Knochen, Bäuder etc.), sie bestehen wieder aus entfern- - 29 — lern Bestandtheilen oder Cardinalsäften (Blut, Schleim, gelbe und schwarze Geschichte Galle) und diese aus den Elementen (aus Materie und Qualität). Aus dem Ver-pjj ^Moeie hältnisse der ersten Qualitäten in einem Körper entstehen die Temperamente nnd aus einer gleichmässigen Mischung der Cardinalsäfte die Gesundheit. — h. Lehre von den Kräften. Es giebt 3 Urkräfte, von denen die eine im Ge- hirne wohnt, durch die Nerven wirkt und den animalischen Verrichtungen (Gei- stesfunctionen , Empfindung und willkührliche Bewegung) vorsteht, die andere im Herzen durch die Arterien den vitalen (ist Ursache des Zorns, Muthes, der Fe- stigkeit der Seele und der Wärme) , und die dritte in der Leber durch die Venen den jjj Per-0 10 natürlichen Verrichtungen (Ernährung, Wachsthum, Erzeugung, Blutberei- tung). — Das Gehirn ist der Sitz der vernünftigen Seele und das Werkzeug die- ser Seele ist der in den Hirnhöhlen enthaltene Geist oder das animalische Pneuma, welches im Gehirn aus dem im Herzen bereiteten und durch die Arterien dem Hirne zugeführten vitalen Pneuma durch Verfeinerung bereitet worden ist. Die Nerven entspringen sämmtlich aus dem Gehirne und sind theils weiche für die Sinnesempfin- dungen , theils harte für die Bewegung. Das Herz ist die Quelle der Wärme , die Arterien führen nicht blosses Pneuma, sondern ein dünnes, mit Pneuma gemischtes Blut; ein Theii des eingeathmeten Pneuma dringt nämlich in die linke Herzkammer und bewegt das Blut. Die Ernährung und das Wachsthum geschehen dadurch, dass die Eingeweide die ihnen nützlichen Säfte anziehen, eine Zeit lang behalten und dann umgeändert wieder fortschaffen. IV. ¥on Faracel8u§ bis Harvey (von I53S-1619 p.Chr.). Die Reformation des 15. Jahrhunderts, der allgemeine Kampf des eignen Denkens gegen den Druck der Autoritäten beginnt jetzt auch in der Medicin und besonders in der Physiologie. Wie aber fast alle ge- waltsame Umwälzungen nur durch Ueherspringen auf Extreme geschehen und die richtige Miltelstrasse erst später gefunden wird, so auch hier. Die Galen'sche Physiologie war in ihrem Wesen ganz materialistisch, selbst die Kräfte und Geister, welche den Körper regierten, waren Er- zeugnisse der körperlichen Organe. Die Lehre also, welche die Herr- schaft der Galen'sch.en sliirtzen sollte, musste nothwendig eine solche sein, welche höhere, von der Materie unabhängige, dem Menschen uner- forschliche Kräfte zur Grundlage ihres Systems nahm, eine theosophi- sche. Mit dieser trat denn auch Paracelsus auf und brachte eine schädliche Schwärmerei in die Wissenschaft, wodurch eigene Untersu- iv. Periode, chungen vernachlässigt wurden. Trotz dem übte er doch einen wohl- thätigen Einfluss auf die spätere Entwickelung der Wissenschaft aus, indem nämlich seine Lehre die Nachfolger veranlasste, diese zu bekäm- pfen und sich dadurch von den bisher geltenden Schulideen Ioszureissen und so aus der Lethargie zu erheben, in welcher man seit Galens Zeiten sich befand. Er nützte also mehr negativ als positiv. — Obgleich wäh- rend dieses Zeitraums in der Anatomie durch Vesal, Eustachi, Fallopia, Realdus Columbus, Fabricius, Servetto, Cesalpini u. A. (s. Geschichte der Anatomie) bedeutende Fortschritte gemacht und die Lehre vom Kreislauf, mit welcher dann Harvey hervortrat, vorbereitet wurde, so wucherte doch der Fanatismus des Paracelsus fort und gestaltete sich verschiedentlich. Diejenigen seiner Schüler, welche besonders die che- mischen Ansichten desselben ferner entwickelten, bildeten die soge- nannte spagirische Schule; diejenigen, welche ausserdem noch die Schwärmereien ihres Meisters mit dem damals herrschenden mystischen Glauben der Rosen kreuz er verbanden, wurden theils mit diesem Na- - 30 - Geschichte men, theils mit dem der Spiritualisten bezeichnet. Doch gab es auch Physiologie. Männer, welche diejenigen Grundsätze, welche irgend annehmenswerth schienen, aus dem System des Paracelsus in die Theorie des Galen hinübertrugen und beide Schulen einander zu nähern suchten; sie hiessen Synkretisten oder Conciliatoren. Zu ihnen gehören: Zwinger, Vater und Sohn (1610), Sennert (1619), Döring, Prof. in Giessen. Glücklicher Weise hielt sich dieses mystisch-chemische System nicht lange und es bildeten sich durch die Entdeckungen in der Anatomie, Chemie und Physik bald richtigere Ansichten aus. Zu den damaligen IV. Periode. Physiologen, welche etwa erwähnenswerth sind, gehören: Fernelius aus Amiens (1542), Argentier, Prof. in Pisa und Neapel, und Joiibert, Prof. in Montpellier. Philippus Aureohis Theoplirastus Bo?nbastus von Hohenheim, nach Haller aber Höchener (geboren zu Einsideln 1493 , gest. 1541 zu Salzburg), ■ ein wandernder Scholasticus und nur kurze Zeit (1527) Professor zu Basel, nach Sprengel Reformator derMedicin. Die Hauptsätze aus seiner Physiologie sind: die Materie der Welt war das Wasser (Hyaster), aus ihm bildete sich die Urmateric (Yliadus), bestehend aus Salz, Schwefel und Quecksilber; alle 3 zusammen sind der Ursprung (Hmbus) der Elemente ; sollen sie thätig werden , so muss der Sulphur verbrennen, das Sal sich auflösen und dcrMercurius sublimirt werden. Bei Her- vorbringung eines Individuums geht die Natur folgenden Gang: die Urmaterie wird von der schaffenden Kraft (Archaeus) vorbereitet, von der Kraft des Wachsens (Ares) zu dem speciellen Körper gebildet, und endlich geben die äussern Elemente ihr Wärme oder Kälte (Cherioncm). Die Lebenskraft des Menschen ist ein Ausfluss der Gestirne; die Sonne hängt mit dem Herzen, der Mond mit dem Gehirne, Jupiter mit der Leber, Saturn mit der Milz, Mercur mit den Lungen, Mars mit der Galle und Venus mit den Nieren zusammen; 7 Pulse stimmen ebenfalls mit 7 Gestirnen überein. Der menschliche Körper ist eine kleine Welt (Mikrokosmus) und stejlt gleichsam ein Miniaturbild der grossen Welt (Mikrokosmus) dar. Alles in der Welt ist beseelt, alles isst, trinkt und entleert Excremente, selbst die Mineralien und Feuchtigkeiten ; Alles wird nur aus Samen erzeugt, jeder Theil braucht seinen eignen Samen, so zeugt z. B. der Same des Auges wieder Augen u. s. f. In allen Theilen der Welt sind geistige, in der Mitte zwischen materiellen und immateriellen stehende Substanzen. Im Menschen und den Thieren ist ein eigenmächtiger Dämon , der Archacus, der einzige spiritus animalis, die Natur, welche als Alchymlst die Ver- richtungen des Körpers vollzieht. — Die berühmtesten Anhänger des Paracelsi- schen Systems in dieser Periode sind: Peter Severin (1540 — 1602) zu Kopen- hagen, Robert Fludd in England (1617), Joseph du Chesne (Quercetanus) in Frankreich. V. Von Harvey bis Haller (von 1619— 1958"). In Folge der immer mehr sich erweiternden Entdeckungen in der Anatomie (s. Geschichte der Anatomie), besonders durch die richtige Erkenntniss des Kreislaufs durch Harvey und der Lymphgefässe durch Aselli, so wie durch die ersten Anfänge einer allgemeinen Anatomie durch Malpig hi und Ruysch, gewann die Physiologie jetzt eine etwas festere Grundlage und die der Wissenschaft so feindliche Schwärmerei wurde allmälig daraus verdrängt. Einige der Physiologen, dem van Helmonfschcn Systeme anhängend, verfolgten, nur auf einem vernünfti- gem Wege, die von Paracelsus angegebene Richtung und suchten fast alle Lebens-Erscheinungen auf chemische Grundsätze damaliger Zeit zu- rückzuführen, sich zugleich an die Corpuscularphilosophie des Descartes anschliessend (iatrochemische Schule). Nach vielen Abänderungen - 31 - musste dieses chemiatrische System, welches den Säften des Körpers Geschichte die Oberherrschaft ertheilte und sich nur durch Scheingründe behauptet Physiologie, hatte, einer Lehre weichen, die wenigstens in Form des Beweises die strengste mathematische Methode befolgte und die den festen Theilen des Körpers die vorzüglichsten Stellen anwiess (iatromathematische oder iatromechanische Schule). Da man aber bald fühlte, dass dem organischen Leben doch etwas zum Grunde liegen müsse, was die unorganische Natur nicht habe und was sich unter die mechanischen, hydraulischen und pneumatischen Berechnungen nicht bringen lasse, dass manche Erscheinungen am Organismus mehr chemischer, andere mehr mechanischer Natur seien, so bildete sich eine andere Ansicht, welche^ D . , ,, ' v . Periode. gerade das Extrem der vorigen war, Alles durch geistige Kraft (dvvafiig) zu erklären hoffte und darüber die Materie ganz vergass (dynamische Schule). «Fatrochemische Schule. Sie entwickelte sich (von Holland aus nach Frank- reich) eigentlich erst durch die Vermischung der Helmont'schen und Cartesischm Physiologie , erklärte alle Erscheinungen des gesunden und kranken Körpers aus dem Verhalten der Säfte gegen einander, dem vermeintlichen Aufbrausen, Gähren, Niederschlagen dabei und aus der Gestalt der kleinsten Theilchen der Säfte. Sie schloss das Mystische des Paracelsischen Systems grösstenteils aus, war aber im Ganzen nichts anderes als eine unerweisliche Anwendung der chemischen Erschei- nungen im unorganischen Reiche auf die Vorgänge im organischen. Ihre Anhän- ger sind: Joh. Bapt. van Helmont (geb. 1577 zu Brüssel, gest. 1644), kann als Stif- ter dieser Schule angesehen werden ; er war Spiritualist durch seinen Glauben an Hexen und Zaubereien, Anhänger des Paracelsus, indem er dessen Ar- chäus annahm , welchem er aber eine mehr substantielle Natur gab und den er in Verbindung mit chemischen Processen brachte. Er ist es , der aus der Materie oder zunächst aus dem Elementarwasser mit Hülfe des Ferments alle Körper baut, dieser ist diellrsache allesLebens und hat seinenSitz im Magen. Benstärk- sten Einfluss aber übt der Archäus nach ihm auf die Verdauung aus , die nur durch das Duumvirat des Magens und der Milz bestehen kann. Helmont stellt 6 Bigestionen auf, die lste erzeugt mit Hülfe des Buumvirats einen sauren Saft im Magen; die 2te bewirkt im Duodenum Neutralisation der Säure durch die Galle , die 3te erfolgt in den Gefässen des Gekröses , die 4te im Herzen durch die Lebensgeister, welche das rothe Blut gelber und flüchtiger machen . die 5te besteht in der Umwandlung des Blutes in Lebensgeister und geschieht haupt- sächlich im Gehirne, die 6te begreift die Zubereitung des Nahrungsstoffes in jedem einzelnen Theile, wo der Archäus vermöge des Lebensgeistes sich seine eigene Nahrung bereitet. — Van Helmont hatte sehr wenige, genau seinem Systeme anhängende Nachfolger, wohl aber hatte dieses grossen Einfluss auf die Ausbildung anderer gleichzeitiger Systeme. Des Cartes fgeb. 1596 zu Haye , gest. 1650 zu Stockholm), berühmter Corpus- cular-Philosoph, erklärte die Verrichtungen des Körpers ebenfalls durch Gäh- rung, nur wandte er noch seine Corpuscular-Theorie mit auf diese an. Bie Elemente aller Körper sind nämlich nach ihm 2 Arten von Grundkörperchen, abgerundete grössere und kleinere , von jenen in frühester Zeit abgesprungene ; sie sind in einer wirbelnden Bewegung , namentlich während der Gährung des Blutes im Herzen, wodurch der Kreislauf bewirkt wird. So wie das Blut weiter fliesst, wird es dünner und ausgedehnter und im Hirne können so die Lebens- geister daraus abgeschieden werden. Bie Zirbeldrüse ist der Sitz der Seele; die Empfindungen entstehen durch Bewegungen der Nerven , welche bis zur Zirbeldrüse sich fortpflanzen und nun Eindrücke in die Hirnfasern hervor- bringen. Franz de le Bo'd oder Sylvitis (geb. zu Hanau 1614, und als Prof. in Leiden 1672 gest.), stellte durch die Vereinigung der Ansichten des van Helmont und — 32 - Geschichte Descartes ein höchst einseitiges System auf, welches den menschlichen Körper ph 'le I . geradezu zu einem Destillirapparate herabwürdigte und den festen Theilen des- selben gar keine Mitwirkung beim Lebensprocesse zukommen Hess. Nach ihm geschieht die Yerdauung durch Gährung des Speichels, pankreatisehen Saftes und der Galle; so entsteht der Chylus, der eine Verbindung der flüchtigen Geister der Nahrungsmittel mit einem feinen Oele und einem durch eine schwache Säure neutralisirter Laugensalze ist. In der Milz werden dem Blute Lebens- geister beigemischt; die Galle ist schon im Blute, kommt dann in die Leber und tritt hierauf wieder ins Blut, um mit der ebenfalls diesem beigemischten Lymphe zum Herzen zu gelangen und dort die Lebensgährung zu bewirken. So wird das Blut der Sammelplatz aller abgeschiedenen Säfte; durch Gährung der- selben wird dieses bewegt und das Lebensfeuer erzeugt, welches aus Pyrami- den zusammengesetzt ist und so die Säfte verdünnt. Die dem Weingeiste ähn- lichen Lebensgeister werden im Hirne destillirt. — Die zahlreichen Anhänger des Sylvias waren meistens praktische Aerzte ; seine Gegner besonders Bo/m, V. Periode. Boerhave und Fr. Hoffmann. Iafroinathematische oder iatromechamsche §cliule. Sie bildete sich in Italien und England in der 2teu Hälfte des 17ten Jahrhunderts aus der Cartesischm Corpuscular-Philosophie heraus und wurde hauptsächlich durch die gründliche mathematische Bearbeitung der Naturlehre und Philosophie , die von Newton und Galileo Galilei ausgegangen war, so wie endlich durch eine gewisse hydraulische Ansicht der Säftebewegung im lebenden Körper, die durch Harvey's Entdeckung sich unvermerkt in die Physiologie eingeschlichen hatte, unterstützt. In ihrer frühesteu Periode war sie noch mit den Lehren der Chcmiatrie verschmolzen , später gestaltete sie sich zur rein atomistischen und mechanischen Lehre um, und zuletzt lösste sie sich in die dynamische und psychische Schule auf. Diese iatromathemati- schc Schule hat mit der vorigen die Berücksichtigung der Materie des Organismus und die Vernachlässigung der in ihm wirkenden Lebenskräfte gemein,, unterscheidet sich aber vor jener dadurch , dass sie nicht die Mischung der flüssigen , sondern die mechanischen Bedingungen der festen Thcile des Körpers ins Auge fasst. Iatromathematiker, die sich zur Chemiatrie hinneigen, sind: Jo/i. Alfons Bor elli (1608 — 1679), Prof. zu Pisa undFlorenz, bearbeitete besonders die Theorie der Muskelbcwegung , nahm aber dabei noch ein Aufbrausen des Nervensaftes mit dem in den Muskel einströmenden Blute an. — Lorenz Bel- lini (1643 — 1713), Prof. zu Pisa, bearbeitete die Theorie der Absonderungen, der Bewegung des Herzens und des Blutes , nahm aber ebenfalls die Fermente und das Aufbrausen als Grund der Lebenserscheinungen au. — William Cole, Arzt zu Bristol , stellte den Satz auf, dass das arterielle System einem Kegel gleich sei, dessen Spitze am Herzen, die Basis au der Peripherie des Körpers, und dass die Summe der Durchmesser aller Zweige grösser sei, als der Durch- messer des Stammes. Reine Iatromathematiker sind: Baglivi (1068 — 1706), Prof. zu Rom; — Guilehnini (1655 — 1710), Prof. zu Bologna; — Donzellini t Arzt zu Venedig, — Mazini, Prof. zu Padua ; — Bcrnoulli (1667 — 1748), Prof. zu Basel; — Jacob Ke Hl, Arzt zu Northampton in Schottland (1673 — 1719), wendete zuerst die Newtou'sche Lehre von den Attractionskräften der leblosen Körper zur Erklärung der physiologischen Hergänge an und leitete daraus die Absonderungen her; auch mass er die Kraft des Herzens und stellte 10 Jahre lang an sich selbst Versuche über die Menge des abgesonderten Schweisses an, verbesserte so die Sanclorius'schen Ansichten hierüber. Iatromathematiker, die sich der dynamischen Schule nähern: sie schrieben nach Sia/il der Seele die Leitung der körperlichen Verrichtungen zu, erklären aber den Hergang derselben auf mechanische AVeise, wie Claude Per- rault (1613—1688), de Sauvages (1706 — 1767), Prof. zu Montpellier, Nic/iol/s, Porterßeld, Tabor; — oder sie lassen die Verrichtungen des Körpers mit Hoffmann durch Nervenäther vor sich gehen, aber auf mechanische Ge- setze der Bewegung zurückführen. Zu ihnen gehört: Boerhave, Prof. zu Leiden (1668 — 1738) und eigentlich Hoff mann selbst, ferner: Thomson-, Hecquet, Schreiber , Harn berger. — 33 — Dynamische Schule. Sie erkannte entweder mit Stahl der Psyche die Geschichte Oberherrschaft über das Leben des organischen Körpers zu (Stahlianismus, ph '\^ . Psychiatrie), oder neigte sich mit Fr. Hoffmann mehr den iatromathemati- schen Ansichten hin. GeorS Ernst Stahl (1660 zu Ansbach geboren, von 1694 — 1716 Prof. in Halle, hierauf Leibarzt in Berlin und 1734 gest.), war der eigentliche Stifter der dynamischen Schule ; die Basis seiner ganzen Theorie ist Passivität der Materie. Der Körper hat nach ihm gar keine Fähigkeit, sich selbst zu bewegen, sondern dies muss immer durch eine immaterielle Seele geschehen; mehrere Kräfte nimmt er nicht an. Alle Verrichtungen hängen so von einem einzigen immateriellen, mit Ueberlegung und Vorsatz wirkenden Wesen ab. — Seine Lehre wurde durch Alberti, Ch. Fr. Richter, Bonnet, le Cat, Barthez, Por~ V. Periode terßeld, Sauvages, Rob. Whytt, Platner u. A. vertheidigt und verschiedent- lich abgeändert. Platner, Prof. in Leipzig (1744—1818), der letzte Stah- lianer, nahm ein allgemeines Seelenorgan, den Nervengeist, an, welcher theils aus der Atmosphäre in den Körper dringt, theils von den Arterien der Nerven u. Gehirne abgesondert wird. Fr. Hoffmann (geb. 1660, Prof. in Halle von 1694 — 1743), gehörte in so- fern auch noch zu den Stahlianern , als er der empfindenden Seele einen Ein- fluss auf die grössere Thätigkeit gewisser Körper zuschrieb, während andere nur Kräfte des Zusammenhanges und Widerstandes besitzen und sich mecha- nisch erklären lassen. Diese von ihm angenommene Seele ist aber materiellerer Art, eine feine, flüchtige, materielle Substanz oder ein Nervenfiuidum, welches im Gehirne abgesondert und durch die Systole und Diastole der harten Hirn- haut in das verlängerte Mark und die Nerven getrieben wird. Sie leitet alle Verrichtungen , handelt aber nicht mit Ueberlegung , sondern nach bestimmten, noch nicht bekannten Gesetzen der höhern Mechanik. Das Leben besteht in der beständigen Bewegung des Herzens und der Arterien ; das Blut erregt die Bewe- gung und die Wärme , bewirkt die Ernährung u. s. f. Die Verschiedenheit der Absonderungen hängt nur von den verschiedenen Durchmessern der Gefässe ab. VI. Von Haller bis zu Ende des I@ten Jahrhunderts (von l'SS'S— 180©.) Nachdem man zu der Einsicht gekommen war, dass die bis jetzt bestandenen einseitigen Theorieen, zu deren Aufstellung die Erfahrung wenig zu Rathe gezogen worden war, der Physiologie durchaus nicht förderlich sein konnten, trat Hailer auf und wiess durch Experimente nach, dass die sogenannten todten Kräfte (der unorganischen Körper) allein nicht zur Erklärung der Lebenserscheinungen hinreichen, son- dern dass im Organismus noch eigenthümliche Kräfte wirksam sind, zu denen er besonders die Reizbarkeit (irritabilitas) und Empfindlich- vr- Periode keit (sensibilitas) rechnete. Durch die Haller^sche Lehre wurden die Physiologen auf die richtige Ansicht geleitet, dass besonders vom Ein- flüsse der Nervenkraft die Verrichtungen des Körpers abhängen. Leider legten Einige, besonders Cullen, gar zu viel Werth darauf, schrieben alle Funktionen dem Nervenleben zu und nahmen auf die flüssigen Theile des Körpers gar keine Rücksicht (Nerventheorie, Nerven- oder Solidarpathologie). Durch die gleichzeitigen bedeutenden Fortschritte in den Hülfswissenschaften der Physiologie , welche nun mit einer grössern Sicherheit auf diese angewendet wer- den konnten, nahm jetzt auch die Physiologie einen schnelleren und sicherern Auf- schwung, und die schätzbarsten Entdeckungen in derselben fallen in die letzte Hälfte des 18ten und in die erste des 19ten Jahrhunderts. Besonders bekam die Anatomie grossen Einfluss auf die Physiologie durch die Untersuchungen über den Bau des Nervensystems durch Sömmerring, Scarpa, Monro, Beil und Gull, und über das Saug- adersystem durch Cruikshank und Mascagni , so wie durch Bichais Darlegung der Bock's Anat. I. 3 - 34 — Geschichte verschiedenen einzelnen Gewebe des menschlichen Organismus. Blumenbach schuf ?e.r . die der Physiologie so nützende vergleichende Anatomie. Die ausserordentlichen ysio ogie. Entdeckungen in der Chemie durch Priestfey, Lavoisier, Fourcroy, Vanquelin, Ber- zelius, Davy u. A. verleiteten wieder Einige (Girtanner, Baume' und Reich) die Le- benserscheinungen durch die 4 neu entdeckten Grundstoffe, nämlich Sauerstoff, Wasserstoff, Kohlenstoff und Stickstoff zu erklären (neuere Iatrochemiker), ohne aber die vitalen Verhältnisse völlig zu vernachlässigen. Aloys Galvan i's Ent- deckung des Galvanismus (1791) wurde für die Deutung der Muskelbewegung und Nerventhätigkeit sehr wichtig; weniger Einfluss hatte derMesmerismus (thie- rischer Magnetismus, 1775) und ßrownianismus (1780; Erregungstheorie, nach VI. Periode welcher alle Lebensäusserungen nur die Folge der durch Reize aufgeregten Organe sind und das Leben das Produkt einer in einem jedem Theile des Körpers sich äus- sernden Erregbarkeit (incitabilitas) und reizender Potenzen ist). — Die philosophi- schen Systeme dieser Zeit, namentlich die 3 auf einander folgenden und aus ein- ander hervorgegangenen , von Kant, Fichte und Schelling blieben nicht ohne den wesentlichsten Einfluss auf die Bearbeitung der Physiologie. Am wichtigsten für diese Wissenschaft wurde des Letzfereu philosophisches System und mannichfach verändert stellt es die naturphilosophischen Schulen der Physiologie dar. VII. Physiologie der neueren Zeit. Die neueren Physiologen, abgeschreckt durch so manche böse Ein- wirkungen reiner Theorieen, gaben sich keinem Systeme hin, sondern verfolgten den sicherern Weg der Erfahrung. Deshalb hat aber auch keine andere Periode bedeutendere Entdeckungen aufzuweisen, als die neueste. Besonders erwähnenswerlli sind: die Experimente an Thieren, welche Charles Bell, Brodie, Magendie, Flouretis, Emmert, Tiedemann, Gmelin und Edwards anstellten und die für die Physiologie des Nerven- systems, der Verdauung, der Einsaugung und Wärmeentwickelung er- giebig waren; die vergleichend-anatomischen Untersuchungen von Blu- menbach, Rudolphi, Treviranus, Bathke, Bär, Burdach und Müller, welche die Lehre von der Zeugung und Entwickelung des Embryo ver- vollkommneten ; ganz vorzüglichen Einfluss aber müssen über kurz oder lang die mikroscopischen Beobachtungen der neuesten Anatomen und Physiologen, so wie die täglich sich mehr entwickelnde organische Chemie bekommen. C. Geschichte der allgemeinen Anatomie (Histiologie). Die Histiologie oder Geweblehrc war nur in sofern bei den alten Analomen (Aristoteles) vorhanden, als dieselben schon bei ober- flächlicher Ansicht bemerkten, dass manche Theile mit denselben Eigen- schaften, wie Knochen, Sehnen, Ge fasse u. s. f., in allen Gegenden des Körpers vorkommen. Es gab aber kein System der Gewebe und man war sich durchaus nicht der Gründe bewusst, wonach diese und jene Theile als gleichartig angesehen wurden. Obschon man nun viele gute Beobachtungen über den feinern Bau einzelner Organe machte, so war Fattopia's Joch erst Fallopia derjenige, welcher das erste besondere Werk über Geweb- , ■* « ~ ' lehre, allgemeine Anatomie (lectiones de partibus similaribus humani corp. etc. 1775) schrieb uud auch Eintheilungsgriinde der Gewebe aufführte, z. B. nach ihrem Ursprünge aus dem Blute oder Samen, oder nach der Form (kalte und warme, feuchte und trockne Gewebe); nur ordnete er sie - 35 - nicht darnach, sondern führte blos eine Zahl von Geweben der Reihe Geschichte nach auf, schilderte ihre Textur und ihren Nutzen. — Erst zu Anfange HiBtioiogie. unsers Jahrhunderts brachte Bickat, der eigentliche Schöpfer der all- gemeinen Anatomie, die Lehre von den Geweben in Zusammenhang und eine wissenschaftliche Form, indem er die Gewebe gründlich unter* suchte, sie in Reihen und Glieder stellte und nach ihrem Vorkommen in allgemeine und besondere ordnete. Er war besonders durch H aller' s Untersuchungen der Körpertheüe in Bezug auf ihre sensible und irritable Natur und PinePs Reflexionen über die Aehnlichkeit der pathologischen BirfmVs Ge- Erscheinungen in den Häuten verschiedener Organe darauf hingeleitet worden, hatte sich aber fast allein durch eigene Untersuchungen, Vivi- sectionen, Leichenöffnungen und Zerlegungen der Gewebe das Material dazu verschafft. Die einzelnen Gewebe sind nach ihm mit verschiedenen physikalischen, chemischen und Lebenseigenschaften versehene Stoffe, durch deren Zusammentreten die Organe gebildet werden und von deren Eigenschaften die Wirksamkeit der letztern abhängt. Die Gewebe (21), welche er einfach hält, und die er gleichsam als Grundstoffe ansieht, sind: a) allgemeine oder Muttersysteme, welche im ganzen Körper verbreitet sind und zur Zusammensetzung, Erhaltung und Belebung aller Organe ohne Ausnahme beilragen, als: Zellgewebe, Nervengewebe des animalischen und organischen Lebens, Arterien- und Venengewebe, Ge- webe der aushauchenden und einsaugenden Gefässe. b) Besondere, eigentümliche Gewebe einzelner Apparate, die sich nicht an allen Stellen im Körper finden, sondern nur in gewissen Theilen, die einzelne Organe bilden, welche weniger genau oder gar nicht unter ein- ander zusammenhängen, wie: das Gewebe der Knochen, des Markes, der Knorpel, Sehnen, Faserknorpel, der Muskeln des animalischen und orga- nischen Lebens, der Schleimhant, serösen Häute, Synovialhäute, Drüsen, Lederhaut, Oberhaut und Haare. Unter diesen Geweben sind aber die wenigsten wirklich einfache, mehrere von spezifischer Bildung (wie gelbe Bänder, Linse und Hornhaut) ganz übergangen, manche von gleicher Bildung in mehrere Klassen getheilt. In Frankreieh, wo Bichat selbst lehrend wirkte und in Folge übermässiger Anstrengungen früh starb, hatten seine Ansichten in kurzer Zeit Wurzel gefässt; in Deutsehland wurden sie durch eine Uebersetzung von Pjaff bekannt, erhielten aber erst durch Ph. v. Walther, der ihnen gleichsam den Geist der damals herrschenden Philosophie einhauchte, eigentliches Leben für uns. — Die Nachfolger Bickat'1 s (Bicherand, Cloquet, Meckel, Rudolph^ Wag- ner, Weber, Burdach etc.) modificirten nur, nach ihren sich immer mehr vervollkommnenden Ansichten über den Bau der Gewebe, die Ein- theilung derselben, konnten aber doch eine richtige Classification bei den unzureichenden Kriterien, deren man sich bediente, nicht zu Stande bringen. Jetzt ist man mit Hülfe des Mikroscops dahin gelangt, die Elementarlheile der Gewebe erforschen zu können und man wird ein- mal, sobald diess gründlich geschehen ist (denn jetzt werden nur noch Materialien dazu gesammelt), den Organismus, wie Bickat wollte, in eine Zahl einfacher Gebilde zerlegen, an deren Namen sich der Begriff einer bestimmten vitalen Thätigkeit ebenso knüpft, wie an einen unorganischen 3* — 36 — Geschichte Körper der Begriff einer specifischen Schwere, der Sprödigkeit, Elasti- Histiologie, cität u. s. f. In der That wird es immer klarer, dass in allen Organen der gleichen Funktion die gleichen Gewebe vorstehen, und dass die ver- schiedenen physiologischen Phänomene an morphologisch und chemisch verschiedene Elementartheile gebunden sind. Schon im Jahre 1816, nachdem zu Ende des Aorigen Jahrhunderts Hev?sonn Muys und Foniana vor allen Andern treffliche mikroscopische Untersuchungen ein- Eiementai- zelner Gewebe und Flüssigkeiten geliefert hatten , machte Treviranus einen um- tGeveber fossenderen Versuch, die Gewebe in ihre einfachen, mikroscopisch erkennbaren Grundbestandteile oder Elementartheile zu zerlegen. Er und mit ihm die Meisten nahmen 3 Arten derselben au, nämlich: homogene oder formlose Materie , Cylin- der oder Fasern , und Kügelchen , durch deren verschiedene Anordnung die Gewebe entstehen sollten (Arnold). Optische Täuschungen bei Untersuchungen der Gewebe durch das Mikroscop , die so leicht möglich sind , Hessen sehr phantastische An- sichten zu Tage kommen und nur durch die fast gleichzeitigen genaueren Unter- suchungen des Zell- oder Bindegewebes durch Krause, Lautli und Jordan (1834), bekamen die mikroscopischen Entdeckungen eine sicherere Grundlage. — Oken nahm für Atome oder Monaden die Infusions- und Samenthierchen an und dachte sich die höhern thierischen und pflanzlichen Organismen aus kleinernbelebten Wesen zusammengesetzt, die nur für eine gewisse Zeit ihre Selbstständigkeit aufgegeben hätten. — Döllinger baute den Körper aus Blutkügelchen , die sich in wand- losen Rinnen der Substanz bewegen , anlegen und wieder frei werden sollten , und Mayer schreibt ihnen sogar eigenthümliches Leben , Sinn und spontane Bewegung zu. — He using er erklärt das Entstehen der Gewebe so : als Ausdruck des glei- chen Kampfes zwischen Contraction und Expansion stellt sich die Kugel dar, dabei- sind alle organische Theile anfangs Kugeln gewesen. Bei stärkerer Spannung der Kräfte geht aus der oft nur scheinbar homogenen Kugel die Blase hervor. . Wo im Organismus Kugeln und gestaltlose Masse sich finden , da reihen sie sich nach che- mischen Gesetzen aneinander und bilden Fasern ; wo sich Blasen aneinander reihen, da entstehen Kanäle , Gefässe. — Raspail, welcher besonders die Zellen des Anfang der Stärkemehls und Fettes gründlich erforschte, sagt über die Bildung, Form und "■^Kräfte der organischen Molecule oder Atome, dass sie im entwickelten Zustande Bläschen oder Zellen seien, begabt mit Leben und mit der Fähigkeit , in ihrem In- nern und zwar ins Unendliche fort neue Zellen von ähnlichem Baue und ähnlichen Kräften zu erzeugen. Sic entstehen nach ihm in Form von Oeltröpfchen , welche im Wasser eine sphärische Form annehmen und schon in Berührung mit atmosphäri- scher Luft Sauerstoff aufsaugen. Späterhin verbinden sie sich auch mit anorgani- schen Basen, uud sobald dies geschieht, beginnt die Trennung in eine Hülle, welche, gewissen Gasen u. Flüssigkeiten den Durchganggestattet und sich dadurch ausdehnt und wächst, uud in einen flüssigen Inhalt ., der sich im Innern der Hülle orgauisirt. Die Zellenmembran hält Raspail der Analogie nach für aus Körnchen bestehend, "die spiralig um die ideale Axe der Zelle geordnet sind. Er vergleicht, diese Zellen als Atome der organischen Schöpfung mit den Krystallen uud nennt die Organisation eine Krystallisation in Blasen, entstehend durch Intussusccption. Gebt mir ein Bläschen , fähig sich vollzusaugen , ruft er aus , und ich will euch einen Organismus machen. — Duiroehet kam durch eine Vcigleichuug des feinern Baues thicri- scher und pflanzlicher Gewebe zu ähnlichen Resultaten. Er nennt die festen Be- standteile des Körpers Aggregate von Zellen (Elementarzellen) von einer gewissen Festigkeit, und die flüssigen Theile Aggregate von Zellen, die durch Flüssigkeil von einander getrennt sind; das einzige feste Organische sei die Zelleuniembran, und ein volles , thätiges Leben existire nur, so lange der Inhalt der Zellen flüssig sei. Pflanzen und Thiere sind nach ihm Agglomerationen von theils kugeligen , theils verlängerten Zellen. — Brown entdeckte im Jahre 1831 in den Zellen ein Organ (von ihm areola genannt) , welches in der Entwicklung derselben eine wichtige Rolle spielt, den Zellenkern, ?mclens ; aber erst Schieiden erkannte die Bedeutung desselben. Letzterer wiess nach, dass das rundliche oder ovale Bläschen (Cyto- fifasiusj , welches in der Wand der Zelle liegt , gewissermassen das Bildungsorgan der letztern ist, indem es zuerst vollendet wird und auf ihm, anfangs wie ein Uhrglas — 37 — aufsitzend, die Zelle entstellt und allmälig sich erweitert. Im Innern dieses Kernes Geschichte fand er noch ein anderes kleineres Körperchen (Kernkürperchen Schwann's). !1e.T . Die Processe, welche in den Pflanzeuzellen vorgehen, sind nun nach Schieiden 1S ,0 og,e' folgende : i) Entstellen neuer Zellen: sobald die Cytnhlasten ihre völlige Grösse erreicht haben, erhebt sich auf ihnen ein feines durchsichtiges Bläschen (-wahrscheinlich mit wässriger Flüssigkeit), d. i. die junge Zelle, die auf dem flachen Cytoblasten wie ein Uhr- glas auf einer Uhr aufsitzt, anfangs sehr weich ist, sich allmälig ausdehnt, consistenter Schieiden; und zuletzt so gross wird, dass der Cytoblast nur als ein kleiner in einer der Seitenwände Pflanzen- eingeschlossener Körper erscheint. Der Theil der Zellenwand, welcher den Cytoblast zellen. von der innern Seite bedeckt, ist äusserst fein und gallertartig, wird auch bald resorbirt, zugleich mit dem Cytoblasten, der ebenfalls bei der ausgebildeten Zelle aufgesogen wird. Die Cytoblasten bilden sich frei innerhalb einer Zelle in einer Masse von Schleimkörn- chen und die jungen Zellen liegen ebenfalls frei in der Mutterzelle und nehmen, indem sie sich gegen einander abplatten, die polyedrische Form an. Später wird die Mutter- zelle resorbirt. 2) Ausdehnung der vorhandenen Zellen. Sie geschieht entweder regelmässig nach allen Seiten hin, wo dann die Zelle kuglig bleibt oder durch Abplattuug gegen die benachbarten Zellen polyedrisch wird , oder sie ist unregelmässig, indem die Zelle nach einer oder mehrern Richtungen hin stärker wächst. So entsteht das Fasergewebe, wel- ches bedeutend verlängerte Zellen enthält. Auch eine Verästelung dieser Fasern kommt vor, wenn sich verschiedene Stellen der Zellenwand nach verschiedenen Richtungen hin ausdehnen. 3) Umwandlung des Zelleninhaltes und "Verdickung der Zellenwand. Anfangs sind die Zellen mit Stärkemehl (dem Fette identisch) selten mit Schleim, erfüllt, welches sich mit fortschreitender Entwickelung in Gummi verwandelt; dieses geht allmä lig, wie es scheint von aussen nach innen, in Gallerte über und diese an ihrer äussern Fläche in vegetabilischen Faserstoff. Die Verdickung der Zellenwände geschieht ent- weder durch schichtenweise Ablagerung von der ursprünglichen Zellenwand verschiede- ner oder seltener auch mit ihr homogener Substanzen auf ihrer innern Fläche, oder durch wirkliche Verdickung der Substanz der Zellenwand. Nach Valentin geschehen die ersten Ablagerungen in Spiralen. 4) Resorption und Secretion gehen von den Zellen aus, wie das Verschwinden des Zellenkerns und der Mutterzellen, worin sich junge Zellen gebildet haben, so wie die Ausscheidungen von Harz in den Intercellulargängen u. s. w. beweisen. Solche Zellen nun mit ähnlichen Kernen waren schon altern Beobachtern auch Tlrierische im thierischen Organismus bekannt, zuerst die Blutkörperchen, später fand man Zellen, dieselben auch noch in vielen andern Flüssigkeiten und Geweben , wie in der Lym- phe, im Schleime, Eiter, liguor Morgagni?, in den Oberhäuten, d. schwarzen Pig- ment, den Knorpeln u. Centralorganen des Nervensystems, in den Drüsen und selbst pathologischen Produkten. Das Keimbläschen selbst, aus dessen Inhalt das Thier sich entwickelt, erwies sich als eine Zelle mitKern. Hier und da wurde auf die Aehn- lichkeit dieser Zellen unter einander und mit den Pflanzenzellen aufmerksam ge- macht, wie von Purkinje, Valentin und Turpin. Die Präexistenz des Kerns und das allmälige Wachsen der Zelle um denselben war von Valentin an den Pigmentzellen, von Schultz an den Blutkörperchen , von Wagner amEie, von Henle an den Oberhäuten dargethan worden , und zwar noch che Sc/t leiden' s Schrift erschienen war. Den Ausspruch aber, dass die kernhaltigen Zellen Grundlage aller thierischen und pflanzlichen Bildung sind, that zuerst Schwann und legte so den Grund zu einer neuen planraässigen Forschung und Eintheilung der Gewebe. Er stellte als Grundphänomen , durch welches sich überall die produktive Kraft in der organischen Natur äussert, folgendes auf: es ist zuerst eine strukturlose Substanz, Cytoblastem, da, welche entweder innerhalb oder zwi- schen schon vorhandenen Zellen liegt. In dieser Substanz bilden sich nach bestimmten Gesetzen Zellen und diese entwickeln sich auf manuichfaltige Weise zu den Elementartheilen der Organis- men. Noch sind aber die Facta nicht zahlreich und sicher genug, um als Einthei- lungsprincip die Metamorphosen der Zellen brauchen zu können. Schwann theilte die Gewebe in folgende 5 Klassen: I. Klasse. Isolirte selbsts tändigeZellen; die entweder in Flüssigkeiten frei schwim- Ausbildung men, oder wenigstens lose und beweglich neben einander liegen, wie die Lymph-, der Zellen Blut-, Schleim-- und Eiterkör p erchen. Alle diese Zellen, mit Ausnahme der nach Blutkörperchen, sind rund und am wenigsten entwickelt , diese dagegen platt und schon Schwann, von etwas höherer Entwickelung. Der Kern dieser Zellen bleibt für immer, das Cyto- blastem ist hier eine Flüssigkeit. Auch das Ei kann man hierher rechnen, II. Klasse. Selbstständige, zu zusammenhängenden Geweben vereinigte Zellen. Zu diesen gehören die sogenannten hornigen Schichtgebilde, wie: Epider- mis, Epithelium, was sich sowohl an der innern Fläche seröser, als Schleimhäute - 38 — Geschichte befindet und auch eine dünne Lage an der innern Fläche der Gefässwände bildet, der schwarzes Pigment, Nägel, Haare, Kry s tallli ns e, Klauen und Federn. Histiologie. Allein in den Haaren, Federn, Klauen und der Linse kommen zu Käsern verschmolzene Zellen vor und ferner giebt es verzweigte Pigmentzellen, die mit einander communiciren. III. Klasse. Gewebe, in denen die Zellenwände unter einander oder mit der In t ercellula rsubs tanz verschmolzen sind. Sie sind die festesten Gebilde des thierischen Körpers, nämlich die Knorpel und Knochen, sowie die substantia propria und ossea der Zähne. Der Typus dieser Gewebe im erwachsenen Zu- stande ist der: man sieht in einer festen durchscheinenden Substanz eine Menge kleiner rundlicher Höhlen, oder Höhlen von denen Kanälchen sternförmig- ausgehen, oder endlich blosse Kanälchen ziemlich gleichmässig zerstreut. Die Höhlen communiciren niciit un- Schwanri's mittelbar mit einander, die Kanälchen aber vereinigen sich oft. An Höhlen und Kanäl- Eintheilung eben ist im erwachsenen Zustande keine besondere Zellenmembran zu unterscheiden, der Gewebe. wohl aber lassen sich im früheren Zustande die Höhlen als Zellen, d. h. als hohle, mit einer eigenthümlichen Haut umschlossene Räume, und die Kanälchen als hohle Fort- setzungen von Zellen nachweisen. Die Zwischensubstanz der Höhlen wird entweder dadurch hervorgebracht, dass die Wände der Zellen sich verdicken und dann zu einer gleichartigen Substanz verschmelzen, oder, was häufiger ist, dadurch, dass sich die Inter- cellularsubstanz in grösserer Quantität entwickelt und eine Verschmelzung der un- verdickten oder wenig verdickten Zellenwände mit dieser Intercellularsubstanz ein- tritt. Es sind nun aber in den spongiösen Knorpeln die Zellenwände nicht verschmolzen und der Zahnknnchen besteht zum grössten Theile aus geradlinigt an einander gereihten Zellen, gleich den Fasern der Haare. IV. Klasse. Gewebe, die aus Zellen entstehen, welche sich in Faser biindel fortsetzen; Faserzellen. In erwachsenen Thieren unterscheidet man in den Ge- weben dieser Klasse blos Fasern als die Elementargebilde. Allein untersucht man die Entstehung derselben, so zeigt es sich, dass die Fasern nur als Fortsetzungen von Zellen sich bilden und zwar setzt sich eine Zelle gewöhnlich nach 2 entgegengesetzten Seiten hin fort, entweder unmittelbar in ein Büschel von Fasern, oder in eine Käser, die später erst in viele sehr feine Fasern zerfällt. Hierin liegt das Charakteristische dieser Klasse, zu welcher das Ze 11 ge web e , das Sehnenge webe und elastische Gewebe ge- hört. Zell- und Sehnengewebe, die unter sich nicht verschieden sind, können aber ihrer Entwickelung nach mit dem elastischen Gewebe durchaus nicht zusammengestellt werden. V.Klasse. Gewebe, die aus Zellen entstehen, deren Wände und deren Höhlen mit eiiuniler verschmelzen, Der Bildungstypus dieser Klasse, zu wel- cher die Muskeln, Nerven und C ap illar gef äs s e gehören, ist folgender: es sind anfangs selbstständige Zellen (primäre, mit einer eigenthümlichen Wand und Höhle versehene) da, die entweder 1) rund oder cylindrisch oder 21 sternförmig sind. Im 1. Falle Legen sicli die primären Zellen reihenweise an einander, dann verwachsen die zusammenstnssenden Zellenwände, so dass zwischen je 2 der Reihe nach aufeinander folgenden Zelleiihohlen nur einfache Scheidewände bleiben. Nim werden aber diese Scheidewände resorbirt, so dass die Höhlen der einzelnen Zellen in einander übergehen. Alsdann exislirt statt einer Menge primärer Zellen eine einzelne lange Zelle, eine seeundäre. Diese wächst nun fort wie eine selbstständige einfache Zelle. So scheint der Bildungsprocess bei den Muskeln und Nerven zu sein. Im 2. Falle legen sich die Zellenkörper nicht reihenweise aneinander, sondern die sternförmigen Zellen entstehen in grösseren, von Cytoblasten oder Zellen anderer Art ausgefüllten Zwischenräumen. Die Fortsetzungen dieser Zellen stossen aber auf einander, ihre Wände verwachsen an den Berührungsstellen und diese verwachsenen Zwischenwände werden dann resorliirt. So entstellt ein Netz von Kanälen, die anfangs dickere Stellen haben (Zellenkörper), nach und nach aber gleich dick werden. Dies scheint der Bildungsgang bei den Capil- largefässen zu sein. Die sogenannten organischen Muskeln sind aber ihrer Entwickelung nach vom Zell- gewebe nicht verschieden und es können beide auch allmälig in einander übergehen. Die animalischen Muskeln dagegen und die Nerven scheinen complicirte Organe zu sein, deren Hülle wahrscheinlich nicht eins ist mit der ursprünglichen Zellenwand. Valeniin's Grundzüge der Entwickelung der thierischen Ge- Ausbildung "webe sind folgende: die Masse aller Gewebe sind eigentümliche Körnchen, der Zellen nuclei ', welche in einer durchsichtigen Gallerte (Cyloblasteni) liegen; jeder dieser 1 TC'r i nucfei (Zellenkerne) , welche einen oder mehrere nucleoli (Kernkörperchen) enthal- ten, umgeben sich mit einer mehr oder minder selbststandigen Zelle, welche aus einer gesonderten Wandung und einem geschiedenen Inhalte besteht. Aus dieser Grundformation gehen alle Gewebe hervor und die verschiedenen Wege, auf denen es geschieht, sind folgende : 1) Die nuclei mit ihren nucleoKs , welche früher frei sind, umgeben sich mit einerhellen Zelle, welche sich aber bald verflüssigt, so dass die nuclei als charakteristische Körper in der Flüssigkeit schwimmen und als solche ihre individuelle Ausbildung fort- setzen. Hierher gehören die Blut- und Ly m p h k örp e r c h e nj 'sie sind also keine Zellen sondern nuclei und ihre Kerne entsprechen den nucleoKs. 2) Die nuclei umgeben sich mit Zell en, welche permanent bleiben, während nach der Individualität der Gewebe und Theile verschiedene Metamorphosen beider in Wechsel- beziehung stehender Gebilde erfolgen: (t) Cellulöse Epithelien. Die Zellen werden mehr oder minder polygonal und liegen p f las t e rf örm i g neben einander. Die Wandung wird granulös und — 39 — verhornt; der naeleus wird kleiner, heller und mehr resorbirt, oft glatt, liegt bald Geschichte centrisch, bald excentrisch, und haftet im letztern Falle nicht selten an der Innen- der wand der Zelle. In den Cy linder ep ith eli en wird die oberste und älteste Zelle Histiologie. cylindrisch, doch so, dass ihre freie Oberfläche entweder gei-ade oder schwach convex , ihr entgegengesetztes Ende mehr zugespitzt und in einen Faden auslaufend erscheint. Im Flimmerepithelium wird die freie Oberfläche am Rande, nicht aber in der Mitte mit Cilien besetzt. Der nucleus ist hell und tritt sehr oft, durch Einwirkung des Wassers, zwischen den Cilien, oder wenn diese allgefallen sind , als helle Kugel hervor. Alle Cyliuder- und Flimmerepithelien sind longitudinal senkrecht auf- gereiht. bj Horngebilde. Die Kerne sind zuerst relativ und absolut gross, dunkel und Ausbildung rund; die Zelle relativ klein, durchsichtig und mit strukturloser Wand. Später der Zellen dehnen sich Zellenwand und Zelleninhalt sehr bedeutend aus, ohne die halbpolyedri- nach sehe, halbrunde Begrenzung zu verlieren. Je mehr dies geschieht, um so mehr ver- Valentin. kleinert sich der nucleus ; die Zellenwand wird granulös und verhornt immer mehr. 3) Die Zellen zeigen Metamorphosen, welche in ihren Formgesetzen denen der partiellen Verholzung und zwar der Bildung der Porenkanäle bei den Pflanzen analog sind. Es entsteht zuerst eine polyedrische Zelle mit einem grossen dunklen Kern; dieser wird um so mehr resorbirt, je mehr an der Innenfläche der Zellenwandung mit regulären, spiralig gestellten Porenkanälen versehene Ablagerungen erfolgen. Die primäre Zellenwandung giebt sich in allen Stadien deutlich zu erkennen; die Porenkanäle in benachbarten Zel- len entsprechen einander. Hierher gehört die R Öhr ch e nm e mbr an des Flusskrebses und jedenfalls die Schmelzmembran des Zahnes. 4) Die Zellengrundlage ist in jüngerem Zustande sehr deutlich, allein ein seeundäres Pro- dukt verhüllt diese oder macht sie gänzlich schwinden. a) Fett. Es enthält die schönsten polyedrischen Zellen mit diskreten Wandungen ; die Peripherie des etwas blassen graulichen Kerns ist meist deutlich sichtbar. Sei- nem Centrum entsprechend liegt eine sehr grosse Fettkugel, und um diese con- centrisch und zwar mehr oder minder zerstreut eine grössere oder kleinere Menge von kleineren Fettkugeln. b) Pigment. Hier entstehen zuerst die nuclei (Pigmentbläschen); diese umgeben sich mit einer Zelle, welche sich immer mehr vergrössert tind meist polyedrisch wird. Um den nucleus , der dadurch hell wird , und von da nach aussen bis gegen die Innen- fläche der Zellenwand, lagern sich Piginentmoleküle, während die primären Zellen- wände gesondert bleiben. Die Pigmentramificationen entstehen nacli denselben Gesetzen, nach denen eine Zelle in eine Faser übergeht, d. h. durch zwei- oder mehrästige Zellenfaserbildung. 5) Die nuclei unmeben sich mit höchst zarten Zellen und um diese lagert sich eine eigen - Ihiimliche Substanz, welche bei ihrer raschen Vergrösserung bald den' grössten Theil des Gewebes darstellt und gleich jeder andern Cellularmasse neue nuclei und Zellen in sich bilden kann. Hierhergehören die Ganglien- oder Belegungskugeln des centra- len, wie des peripherischen Nervensystems. 6) Die Zellen zeigen nach allen Richtungen einen sehr hohen Grad von Produktionskraft; in ihnen lagern sich neue nuclei ab , welche sich mit Zellen umgeben , so dass hier Zellen in Zellen enthalten sind, überhaupt eine mehrfache Einschachtelung entsteht , während zwischen den Zellenwandungen viel Intercellularsubstanz sich ablagert und beide Mas- sen verschmolzen die Grundsubstanz, die Zellen mit ihren Generationen, den nucleis und nucleolis, die eigenthümlichen Körperchen bilden, wie die Knorpel- und Knochen- körperchen; auch die Zahns ubs tanz gehört hierher. 1) Die Zellen sind pflasterartig in eine Membran aasgebreitet; ihre körnigen Kerne liegen in der Mitte; die Zellenwandungen verschmelzen mit einander zu einer durchsichtigen einfachen Membran, während die nuclei immer mehr resorbirt, immer blasserund zuletzt ganz unkenntlich werden. Zu dieser Klasse gehört: membrana, hyaloidea, Cap- sula lentis, die Grundmembran des Saccus capstilo-pupilla ris , die tunica vasorum communis. 8) Die Zellen und deren Kerne ordnen sich in longitudinellen Linien; die Zellenwandun- gen verschmelzen in Längslinien mit einauder und bilden sich auf Kosten der nuclei zu Fasern ans. Hierher sind zu rechnen; die Z e lige w ebsf as ern, das elastische Gewebe, die Muskelfasern, die Fasern der Linse und die Nervenprimi. t i vf as ern. 9) Die kalkigen Ablagerungen des Körpers (Ohrkry st alle) lassen ebenfalls, doch ver- steckter, eine Zellenbildung wahrnehmen. Die krystallinischen Kugeln sind hier um einen nucleus, oder um diesen und einen nucleolus geschichtet. 10) Dass die Zellenformation auch allen pathologischen Neubildungen zum Grunde liege, erhellt aus der Beobachtung von Müller, Henle und Valentin. Eben so zeigt es sich, dass alle ihre Fasern aus Zellenfasern hervorgehen. Zusammensetzung des menschlichen Körpers. Die verschiedenen Theile, aus welchen der menschliche Körper zu- sammengesetzt ist, unterscheiden sich in Hinsicht auf Form und Mi- — 40 — Zusammen- schung von einander; die Form bietet sowohl die innere (Textur, "menschi!5 Gewebe), als äussere Zusammensetzung (Struktur) dar. Beide Arten Körpers. jer Bestandteile, sowohl die Form- als Mischungsbestandtheile lassen sich in nähere oder nächste (zusammengesetztere), und in entferntere (einfache) zerlegen. Die Zerlegung der Mischungsbe- standtheile geschieht auf chemischem Wege (durch die Anthropochemie), die der Formbestandtheile auf mechanischem Wege (durch die Ana- tomie). I. Misclmngsbestancltheile. (S. Einleitung S. 5. B.). Bei Zerlegung der Mischungsbestandtheile stösst man zunächst auf die näheren, welche sich theils, aber seltener, in binären (unorga- nischen), theils und zwar häufiger in ternären und quaternären (organischen, nur unter dem Einflüsse der Lebenskraft sich' erzeu- genden) Verbindungen der entfernten Bestandteile vorfinden. Die entfernten Mischungsbestandtheile (Elementar- oder Grundstoffe) nun aber alle sind solche, die auch in der unorganischen Natur vor- kommen; sie treten aber im Körper nie im freien reinen Zustande, son- dern stets in den mannichfaltigsten, die nähern Bestandteile constitui- renden Verbindungen, auf. — Früher glaubte man, dass der organische Körper alle seine Mischungsbestandtheile selbst zu bilden im Stande sei (ja selbst Elemente, wie Eisen, Phosphor etc.) , indem sich dieselben aus dem höchst indif- ferenten Urstoffe so erzeugen sollten , dass das Spätere aus dem Früheren entstände und nicht von aussen hinzuträte. Allein nach neuern Untersuchungen werden alle Stoffe von aussen zugeführt, ja die nähern Bestandteile schon fertig gebildet, und alle Substanzen, die in den thierischen Säften auflöslich sind, müssen ihren Weg durch den Körper machen. Dass alle diese im Körper vorgefundenen Stoffe dem- selben wesentlich angehören und mit den Geweben desselben verbunden "bleiben , ist also nicht wahrscheinlich ; jedenfalls werden viele nur zufällig durch die Nahrungs- mittel eingeführt und alsbald durch eine Anziehung einzelner Secretiousorgane wie- der ausgeführt. A. Elementar- oder Grundstoffe. Unter den Grundstoffen machen Sauerstoff, Wasserstoff, Stickstoff und Kohlenstoff die Haupt-Constituentia des Körpers aus und von dem verschiedenen Verhältnisse der Mischungsgewichte dieser Elemente schei- nen die Hauptverschiedenheiten in der Zusammensetzung der organischen Materie abzuhängen. Die übrigen Elemente sind dem Körper theils durch ihre physischen oder chemischen Eigenschaften von Vorlheil, theils sind sie nur zufällig dem Organismus zugeführt worden, äussern auf den- selben keinen besondern Einfiuss und werden bald wieder weggeschafft. a. Gasförmige Grundstoffe: 1) Sauerstoff; er ist zum Leben durchaus erforderlich (deshalb auchLebens- luft, nutrimentum vitae genannt), und wird an die Atmosphäre, der er beständig durch das Athmcn thierischer Organismen entzogen wird , von den grünen Theileu der Pflanzen, welche besonders bei Sonnenlichte Sauerstoff aushauchen, abgegeben (s. S. 15). Die eigentlichen Quellen des Sauerstoffs sind daher die Pflanzenreichen Tropen, dcrAequator, die heissen Klimate, und der Luftstrom, veranlasst durch die Umdrehung der Erde, bringt denselben den sonst zu kohlensäurereichen ge- mässigten und kalten Zonen zu ; darum erhöht auch die Cultur den Gesuudheitszu- - 41 — stand einer Gegend. — Sauerstoff ist zwar in den festen und flüssigen Theilen Elementare des menschlichen Körpers, und zwar frei im Blute, zu finden, allein die ganze ^ggt™-^8" chemische Constitution aller materiellen Substrate des thierischen Organismus be- Jtheile.~ weisst doch , dass der immerfort durch die Lungen in das Blut eingeführte Sauer- stoff kein eigentliches Nutriment des Körpers ist. Denn er bildet mit keiner Substanz eine wesentliche Grundlage des Thierorganisrnus (Ja es ist nach Lehmann nicht ein- mal wahrscheinlich , dass er etwas zur Bildung der Milchsäure beiträgt) und überall zeigen sich in dessen Substraten sauerstoffarme Substanzen ; dies sind aber sowohl Sauerstoff. Stoffe , die wir entweder als solche oder nur wenig metamorphosirt bereits als Pro- dukte der Pflanzenvegetation kennen und als Nahrungsmittel verwenden, als auch, Stoffe , welche die mannichfaltigsten Veränderungen ohne innere Umwandlung er- leiden , durch Hinzutreten eines einzigen Atoms Sauerstoff aber schnell in zahlreiche Zersetzungsprodukte verwandelt werden können. Der Hauptzweck des eingeathme- ten Sauerstoffs ist daher wohl mehr der, bei verschiedenen Vorgängen im Organis- mus durch Trennung von Stoffen und Verbindung mit andern eine bedeutende Rolle zu spielen, und zwar hauptsächlich um die den Zwecken des Körpers nicht mehr för- derlichen Stoffe zur Ausscheidung tauglich zu machen ; denn alle Substanzen zerfal- len, durch den freien Sauerstoff des Blutes erschüttert, allmälig in Harnstoff, Harn- säure, Gallenfarbstoff, Bilin, Extraktivstoffe, Milchsäure und Kohlensäure. Ohne Sauerstoff, oder bei zu geringer Zufuhr desselben, würden demnach die untauglich gewordenen Stoffe des Thierkörpers im Blute verharren und hier auf nicht normale Weise verwesen; sie würden in Fäulniss übergehen. Ohne Zweifel wird in den Capillargefässen der bei der Gerinnung des Faserstoffs frei werdende Wasserstoff (s. Faserstoff ) durch den Sauerstoff des Blutes in Wasser verwandelt , und vielleicht auch die als Kohlenoxydgas in das Blut tretenden unbrauchbaren Excretionsstoffe der Organe in Kohlensäure (weshalb das venöse Blut ärmer an Sauerstoff und reicher an Wasser und Kohlensäure als das arterielle ist). Ein gesunder Mann von gewöhnlicher Grösse consumirt hei ruhigem Einathmen, welches in der Minnte etwa 20 Mal geschieht, jedesmal ungefähr 14,8 \V. C. Z. Luft und athmet dieselhe Quantität wieder aus, die nun aher 0,035 — 0,095 weniger Sauerstoff und dafür ein gleiches Volumen Kohlensäure enthält, Demnach würden in 24 Stunden 33,550 W. C. (= 12,787 gr., = 1 it. 21> £?/,) Sauerstoff verbraucht. — Dieser in so grosser Menge in den Lungen aufgenommene Sauerstoff tritt nun aher selbst schon im arteriellen Blute , wie Magnus gezeigt hat, sehr gegen die Quantität der Zersetzungsprodukte und namentlich gegen die der Kohlensäure zurück, und er muss daher im Allgemeinen ziemlich schnell in Gemeinschaft mit dem Alkali des Blutes auf die Zersetzung der organischen Stoffe hinwirken, deren Zusammensetzung und Zusammenfügung durch das L'ntauglichwerden seihst schon wankend geworden oder theilweise zerfallen ist. 2) Wasserstoff; findet sich nie frei im Körper vor, sondern meist mit Sauerstoff zu Wasser verbunden , doch auch in vielen andern Verbindungen , beson- ders mit Chlor (im Magen- und Darmsafte) , Schwefel (im Nervenmarke , Darm- gase) , Kohlenstoffe (im Fette) und zuweilen Phosphor. Er scheint im Allgemeinen angehäufter in den flüssigen, weisseren Theilen , als in den festen , gefärbten; vor- züglich findet er sich im Serum, Eiweissstoff, venösem Blute, in der Galle und im Fette. Er gelangt hauptsächlich durch die Speisen und Getränke in den Körper und wird besonders durch den Schweiss , Urin , die ausgeathmete Luft und Galle wieder ausgeschieden. Nach Fellenberg und Valentin wird bei der Consolidation des Faser- stoffs (s. diesen) Wasserstoff frei und dieser verbindet sich mit dem Sauerstoff des Blutes zu Wasser. 3) §tickstoff, ist ein vorherrschend thierischer Bestandthetl und hilft die meisten animalischen Stoffe zusammensetzen , so dass man ihn früher für dem Thier- organisrnus ausschliesslich eigen hielt ; er findet sich jedoch auch in manchen Pflan- zen (Schwämmen) und fehlt dagegen in einigen thierischen Stoffen (Fett, Milchzucker und Milchsäure). In grösster Menge kommt er im Faserstoffe , daher im Fleische, im Harnstoffe und in der Harnsäure vor, auch fand man ihn frei im Blute (Magnus, Hoffmann und Stevens). Wir nehmen ihn durch die Nahrungsmittel (thierische) in uns auf und entfernen ihn vorzüglich durch die Nieren. Oh Stickstoff aus der Luft aufgenommen werde , war lange Zeit zweifelhaft; Bonsslngault ist es aher gelungen zu beweisen, dass kein Stickstoff aus der Atmosphäre durch den thierischen Organismus assimilht wird; ja nach üulotig wird sogar durch die Respiration mehr Stickstoff aus- als eingeathmet. Auch lässt sich aus den Versuchen, wnrnach Thiere hei völlig stickstofffreier Nahrung nach kurzer Zeit sterben, schliessen, dass die Organe des thierischen Körpers nicht das Vermögen besitzen, aus der Luft Stickstoff als - 42 — Elementare Bestaudtheil aufzunehmen , sondern darauf angewiesen sind, bereits gebundenen mit den MischungB- Nahrungsmitteln in sich aufzunehmen. theile. &) Kohlenstoff, kommt wie die vorigen Elemente nicht isolirt vor, doch kann er zuweilen freier aus dem organischen Zusammenhange treten, z. B. im Augen- schwarz, was sich der Kohle nähert, und in den Bronchialdrüsen. Die Ausschei- dung dieses Stoffes , den wir mit den Nahrungsmitteln in uns aufnehmen, geschieht vorzüglich durch die Lungen als Kohlensäure , worin sich , wenn ein gesunder er- wachsener Mann in 24 Stunden 33, 550W.C. Z. (=gr. 17,675 = 2£#. 9^.155 gr.) davon ausathmet, 4,888 W. Gran Kohlenstoff finden. Auch durch die Leber und Haut wird ein Theil desselben ausgeschieden. — Der Kohlenstoff ist ganz besonders der Farbestoff der organischen Natur und alle Pigmente , selbst das Blutroth, sind carbonreiche Materien. — Er wird bei den meisten Lebcnsprocessen erzeugt, giebt dem Blute , welches zur Ernährung gedient hatte , seine dunkle Farbe , und findet sich vorzüglich im Oel und Fette, in der Haut- und Lungenausdünstung, Gallerte, im Schleime , venösen Blute , Galle und Pigmente. 5) Chlor, ist stets in Verbindung mit Hydrogen zur Salzsäure und als solche mit Alkalien (grösstentheils mit Natron) verbunden vorhanden ; freie Sahsäure fin- det sich im Magensafte und Safte des Blindarms. h. Feste, nicht metallische CrrundstofFe. Es sind aus- ser Fluor, noch Schwefel und Phosphor, deren Quantität aber im Verhältnisse zur Atomenzahl der übrigen Elemente so gering ist, dass Berzclius annehmen zu müssen glaubte, diese Stoffe befänden sich in einem noch ganz unbekannten Verbindungsverhältnisse vor, um so mehr, als Eiweiss und Faserstoff, nach Ausziehung des Schwefels durch Alkali, sich in ihren Eigenschaften ganz unverändert erweisen. Es ist deshalb auch unwahrscheinlich, dass Schwefel und Phosphor Bestandlheile or- ganischer Radicale seien. G) Schwefel, kommt besonders im Gehirn, Eiweiss, Faserstoff, Käsestoff, und in den Haaren, Nägeln und in der Oberhaut vor, und bildet als Schwefelsäure vorzüglich mit Kali, Natron und Kalk mehrere schwefelsaure Salze. Ton Einigen wird er nicht als Bestaudtheil dieser Substanzen, sondern nur als ein Erzeugniss derselben angesehen , oder soll sich in der Anlage als ein Schwefelstoff vorfinden, nicht schon als Schwefel präexistiren. Als Schwefelwasserstoffgas findet er sich im Darmkanale. 7) Phosphor, findet sich hauptsächlich im Gehirn, welches 1,15 p.C. ent- hält, so wie auch die ganze- Nerveumassc etwas phosphorhaltig ist. Als Pfiosphor- säure mit Kalk ist sein Hauptsitz in den Knochen. Der Phosphor des Gehirns scheint ganz, oder doch grösstentheils dem Gehirufett anzugehören und findet sich wahrscheinlich wie der Schwefel auch nur als Phosphorstoff vor. Auch im Eiweiss und Faserstoffe hat man Phosphor gefunden. 8) Fluor, Radical der Flusssäure, ist als solche mit Kalk verbunden in den Knochen, besonders im Schmelz der Zähne , im Harn. c. Metallische Qrundstoife. Ueher die Art, wie sich diese Stoffe in der organischen Materie vorlinden, herrschen noch immer verschie- dene Ansichten; nach Einigen befinden sie sich nicht im oxydirlen, son- dern im elementaren Zustande, nach Andern kommen sie dagegen in den gewöhnlichen anorganischen Verbindungen, als kohlensaure, schwe- felsaure, phosphorsanre, salzsaure Salze u. dgl. den nähern Bestand- teilen beigemischt oder im oxydirlen Zustande mit denselben verbun- den vor. Die meisten konnten bis jetzt nicht auf dem gewöhnlichen chemischen Wege dargestellt vverdeu, sondern nur hei der Fäulniss oder nach der Einäscherung, also nach dem Zerfallen der organischen Bestandlheile in die einfachen Elemente. 43 a. Metalloide. 9) Calcium, das Radical der Kalkerde, kommt nur als Oxyd (Kalkerde), Elementare vorzüglich in Verbindung mit Phosphorsäure , in der thierischen Materie (als Kno- Mischungs- chensubstanz) , aber sehr häufig vor. theüe!" 10) Magnesium, Radical der Talk- oder Bittererde, ist als solche mit Phos- phorsäure, Kohlensäure und Milchsäure verbunden und kommt in den Knochen, Zähnen , im Harn , Magensafte , Speichel und in der Milch , doch stets nur in ge- ringer Menge vor. 11) Siliciuin, Radical der Kieselerde , zeigt sich als solche in den Haaren, dem Blute, Harn und in einigen andern thierischen Flüssigkeiten. 12) Natrium, als Natron, an Säuren gebunden und mit Eiweiss vergesell- schaftet , findet sich fast in allen festen und flüssigen Theilen. 13) Kalium, findet sich als Kali wie das Natron in den meisten Theilen des Körpers vor. b. Erzmetalle. 14) Mangan, kommt nur in höchst unbedeutender Quantität in den Haaren, der Oberhaut und im Magensafte vor , und scheint , wie in der unorganischen Natur, so auch in der organischen , stets das Eisen zu begleiten , dessen Stelle es wahr- scheinlich auch ersetzen kann. 15) Eisen, findet sich in nicht unbedeutender Menge, vorzüglich im Blut- pigmente und überhaupt in allen färbenden Substanzen, in der Lymphe, Milch, dem Chylus und der Galle , in den Haaren , Knorpeln , Zähnen und in der Linse. Es ist durchaus noch unentschieden , ob es sich im oxydirten Zustande vorfindet oder wie der Phosphor und Schwefel im Eiweiss elementar mit den organischen Radicalen ver- bunden. Am besten ist es, man trägt hier Liebig 's Ansicht der Zusammensetzung organischsaurer Salze auf die Verbindungen organischer Materien mit Eisen über. Nach diesem sind nämlich die organischen Säuren Wasserstoffsäuren und bilden bei ihrer Vereinigung mit basischen Oxyden Wasser und Verbindungen von organischem Radical mit Metall. Das Eisen wird durch das Wasser und die Nahrungsmittel in den Körper eingeführt und zum Theil durch die Nieren in die Haut wieder ausge- schieden. Es findet sich auch im Blute und Harne Bleichsüchtiger. Die grosse Bedeutung des Eisens für den thierischen Organismus ist schon aus seinem Vor- kommen als integrirender Bestandtheil gewisser thierischer Substanzen und Flüssigkei- ten, besonders des Blutes, ersichtlich; ganz vorzüglich lasst sich aber seine Wichtigkeit daraus abnehmen, dass es constant in der Milch, einem durchaus vollkommenenNahrungs- safte, in dem man nicht leicht einen zufälligen, nie einen überflüssigen Stoff findet, vorkommt. Hiinefehi nennt das Eisen den organischen Sauerstoffsauger, dessen Fähig- keit Sauerstoff zu absorbiren, durch seine Verbindung mit Natron noch intensiver und haltbarer wird. c. Zweifelhaft ist das Vorkommen von: IG) Aluminium, welches Elemente? Moricliiid im Schmelz der Zähne, Fourcroy und Vauquelin in den Knochen und Ja/min den weissen Haaren gefunden haben. Das Fehlen derThonerde im thieri- schen Organismus und selbst im Harn mag wohl daher rühren , weil sie sich sehr leicht mit organischen Substanzen und besonders mit den Bestandtheilen der Galle zu unlöslichen , nicht resorbirbaren Verbindungen vereinigt. — 17) Titan, wel- ches Rees in den Salzen fand, die aus den Nebennieren gezogen wurden; — 18)' Arsen , welches in neuerer Zeit von Orfila und Raspail durch den Mars Irischen Apparat als integrirender Bestandtheil der Knochen und Muskeln nachgewiesen worden ist und durch die phosphorhaltigen Nahrungsmittel , die stets etwas davon enthalten , in den Körper kommen soll. Flandin und Danger weisen dagegen nach, dass Flecken , welche denen von Arsenik ähnlich sind , durch eine Verbindung von schwefelsaurem und phosphorsaurem Ammoniak mit einer thierischen Substanz ent- stehen. — 19) Kupfer, sowie zum Theil auch Blei, ist von Devergie, Lefur- tier und Orfila auch im gesunden Körper als normaler Bestandtheil aller Weich- theile, so wie des Blutes gefunden worden. Jedenfalls sind diese Metalle als nur zufällig von aussen zugeführte , und nicht als wesentliche Bestandteile des Thier- organismus anzusehen. _ 44 — U. Verbindungen der Orimdstoffe. Mischungs- Die aufgezählten Elementarstoffe gehen nun unter einander theüs bestand- theile des binäre (unorganische), theils ternäre und quaternäre (organische) Ver- Korpers. l)in(Ju„geil ein#* a. Bin (Ire, unorganische Verbindungen. Sie gehören dem Organismus nicht ausschliesslich an, sondern kommen auch in der unorganischen Natur vor. Die Mehrzahl der hierher gehörigen, binär gemischten Salze finden sich aufgelösst in den verschiedenen Säften vor, doch auch als Niederschläge (besonders die Kalksalze) theils und am häufigsten in Gestalt sehr kleiner Körnchen (z. B. in den Kanälchen der Knochen und Zähne), theils auch in ausgebildeten Krystallformen (z. B. im Ohrlabyrinthe und in der Zirbeldrüse). In ihrer Auflösung werden sie mittels der chemischen Reagentien nachgewiesen, aber auch schon beim Verdunsten der Flüssigkeit in Gestalt mikroscopischer Krystalle gefällt. — Lehmann ordnet diese binären Verbindungen nach ihrem Zwecke in folgende 3 Klassen: I. Solche, die nur durch ihre phy- sikalischen Eigenschaften nützen, wie: Wasser, phosphorsaurer und kohlensaurer Kalk, phosphorsaure Talkerde und Fluorcnlcium. — II. Solche, deren chemische Eigenschaften ihre Wirksam keil bedingen und sie befähjgen, bestimmten Zwecken der thieri» sehen Oeconomie zu dienen, wie: Chlorwasserstoffsäure, Fluor» wasserstoffsäure, Chlornatrium, kohlensaures und phosphorsaures Natron, Chlorcalcium, Chloreisen (Eisen). — III. Solche, die nur zufällig dem Organismus zugeführt worden sind, auf denselben kei- nen erheblichen Einfluss äussern und bald als fremdartig wieder aus dem Körper durch die Exeretionsorgane entfernt werden, wie: Chlorkaliuni, schwefelsaure Alkalien, kohlensaure Talk- erde, (Mangan), Kieselsäure, Thonerde (Arsenik, Kupfer) und Ammo- niaksalze. Uuovgan. 1) Wasser. Es findet sich iu allen festen u. flüssigen Theilen des Körpers, theils Verbinduii- frej a]s Lösungsmittel fester Stoffe, theils an feste Substanzen gebunden, und durch- ßen" dringt die meisten derselben so , dass sie in einer Art Aufweichung erhalten werden ; es findet sich selbst in den Knochen, Zahnen u. hornigen Theilen (s. später bei Forni- bestandtheilen: thierisches Wasser). Es bezweckt hauptsächlich die Erhaltung der physischen Eigenschaften des Thierkörpers , dient den festen Stollen als Lösungs- mittel und den unlöslichen als Transportmittel, erhält dem Körper die Fülle und befördert die Zcrsetzbarkeit der Theile, so wie den leichlern und schnellern Stoff- wechsel. — Als Nahrangsmittel kann das Wasser für den thierischeu Körper nicht, angesehen werden, denn nirgends hat man ja eine Zersetzung des Wassers, ein Freiwerden von Wasser- oder Sauerstoff wie im Pflanzenreiche beobachtet. Viel- mehr scheint der thierische Körper Wasser zu bilden , da er stets mehr ausscheidet, als er aufnimmt. Dieser Wasserbildungsprocess geht nach Valentin und Fellenberg . zum Theil bei der Consolidation des Faserstoffs vor sich (s. bei Faserstoff). 2) Kohlensäure, findet sich frei und aufgelösst im Llute (zugleich mit Sauerstoff und Stickstoff), in der Lungen- und Hautausdünstung, im Urin, (gebun- den kommt sie hauptsächlich an Kalkerde vor). 'S) ChlorwasserstofTsäure (Salzsäure), hat man frei nur im Magensafte und Blinddarmsafte entdeckt ; sie ist bei der Verdauung und Aullösung der Speisen von sehr grosser Wichtigkeit. Meistenteils kommt sie als Chlor mit Natrium ver- bunden vor. 4) Kalk, ist mit Säuren verbunden fast in allen thierischen Substanzen ent- halten. Es giebt folgende Kalksalze : — 45 — a) Pho sphor saurer Kalk; er steht unter allen Mineralkörpern , die dem thierischen Mischungs- Organismus durch ihre physischen Eigenschaften nützen, nächst dem Wasser oben an bestand- und schon aus seinein häufigen Vorkommen in allen Theilen lässt sich schliessen, dass theile. er eine sehr wichtige Rolle in der thierischen Oeconomie spielen muss. Vorzüglich tritt aber sein Vorkommen in den Zähnen und Knochen und seine Bestimmung zur Befestigung des Körpergerüstes hervor; in den Knochen findet er sich besonders häufig in der Rinde und bei Greisen. Ausserdem ist er aufgelösst, und zwar mittels einer geringen Menge freier Milchsäure, in allen thierischen Flüssigkeiten zu treffen; einigen Stoffen folgt er fast in allen ihren Verbindungen, z.B. dem Albumin, Fibrin, Kasein, so dass er damit chemisch verbunden zu sein scheint. — Er wird jedenfalls dem Organismus von aussen Binäre (un- durch die Nahrungsmittel zugeführt und zunächst durch die Milchsäure in den Ver- organ.) Ver- dauungssäften gelösst, wozu dann seine grosse Neigung, sich mit Eiweiss, Faserstoff und bindungen. Käsestoff zu verbinden, kommt. b) Kohlensaurer Kalk, kommt in den Knochen, Zähnen, Knorpeln, Nägeln, Ohr- krystallen und im Serum (stets amorph) vor. Er wird theils durch das Quellwasser eingeführt, theils aber auch erst im Körper gebildet ; mit vegetabilischen Nahrungsmit- teln werden nämlich dem thierischen Organismus eine Menge pflanzensaurer Kalksalze zugeführt, welche sich wahrscheinlich durch den eingeathmeten Sauerstoff in kohlen- saure Salze verwandeln. Aufgelösst kann dieses Salz erhalten werden sowohl durch die freie Kohlensäure des Blutes, als vielleicht auch durch Alkalisalze und durch irgend einen organischen Stoff. c) Chlor calcium findet sich constant, aber nur in geringer Quantität im Magensafte und Speichel vor; sein Nutzen, so wie sein Ursprung im Körper ist noch dunkel. d) Sc Inv ef elsaur erKalk, findet sich, wie überhaupt die schwefelsauren Alkalien, nur in geringer Menge in thierischen Flüssigkeiten vor und fehlt in der Milch , Galle und dem Magensafte ganz. Hieraus geht deutlich hervor, dass diese Salze, die doch dem Körper so häufig mit den Nahrungsmitteln zugeführt werden, zu keinem allgemeinen Zwecke verwendet werden. Sie finden sich dagegen in grösserer Menge in den Excreten, als sie von aussen zugeführt werden und bilden sich also wohl erst im Körper, wahr- scheinlich durch Zerlegung eiweissartiger Substanzen beim Stoffwechsel. e) Fluor calc inm , findet sich zwar nur in sehr geringer Menge vor, ist aber ein in- tegrirender Bestandtheil des Zahnschmelzes und der Knochen (besonders vorweltlicher). Im Urin entdeckte Berzelius Spuren von Fluorcalcium. Er wird jedenfalls von aussen in den Körper gebracht. 5) Talkerde, Magnesia, kommt in Verbindung mit Säuren nur in geringer Menge vor und begleitet dann immer den Kalk. Die Talksalze sind : a) Phosphorsaure Talkerde, findet sich überall da, wo der basisch phosphorsaure Kalk vorkommt, aber in weit geringerer Menge und oft auch nur Spuren davon. Er ge- gelangt hauptsächlich durch die aus den Samen der Cerealien bereiteten Nahrungsmittel in den Körper, und findet sich deshalb auch in den Excrementen in grosser Menge. b) Kohlensaure Talk er de, findet sich nur selten und meist in höchst geringen Men- gen im Körper (im Serum und der Hautschmiere). Berzelius hält es für nicht unwahr- scheinlich, dass die Talkerde in den Knochen nicht an Phosphorsäure, sondern an Kohlensäure gebunden ist, und dass sich die phosphorsaure Talkerde erst durch die analytische Methode bilde. 6) Kali , kommt stets an Säuren gebunden , verhältnissmässig in geringerer Menge im thierischen Körper als das Natron vor. Seine Salze sind : a) Chlorkalium, ist in allen thierischen Flüssigkeiten gefunden worden, vorzüglich solcher Thiere, welche von Vegetabilien leben. Es kommt durch das Wasser und die Pflanzen in den Körper und hat keine andere Funktion als das Chlornatrium. b) Schwefelsaures Kali; von ihm gilt das beim schwefelsauren Kalk Gesagte. c) Seh w ef el cy ank^lium , im Speichel (?). 7) Natron , kommt nie frei im thierischen Körper vor, sondern theils mit fetten oder harzartigen Säuren, theils mit Milch- und andern Säuren, theils als Natrium mit Chlor verbunden. Seine Salze sind : a) Chlor natrrum, findet sich in allen Theilen des thierischen Organismus und ist diesem nicht Mos zufällig mit den Speisen und Getränken zugeführt worden, sondern es steht daselbst bestimmten Verrichtungen vor und wird zu höchst verschiedenen Zwecken verwendet. So verhindert es im Blute zugleich mit dem Eiweisse die Auflösung der Rinde der Blutkörperchen, und wirkt wahrscheinlich auf das Blutroth, dem es eine heller rothe Farbe ertheilt; vielleicht kann es auch dazu mit beitragen, den Faser- stoff im lebenden Blute gelösst zu erhalten; jedenfalls trägt es auch zur Auflösung und Umwandlung der Speisen mit bei. Es wird von aussen in grosser Menge zugeführt. b) Kohlensaures Natron, findet sich zwar nicht selten in der Asche thierischer Stoffe, allein es scheint wohl meistens aus Verbindungen des Natrons mit organischen Stoffen, besonders mit Milchsäure entstanden. Doch hat man es im Blute und in der Lymphe entdeckt. Sein Nutzen ist wahrscheinlich der, den Faserstoff im Blute vor zu schneller Gerinnung zu schützen und die durch den Umwandlungsprocess entstandene Milchsäure im Blute zu sättigen. Es bildet sich jedenfalls aus den Verbindungen des Natrons mit organischen Säuren beim Oxydationsprocesse des Blutes. c) Phosphorsaures Natron, kommt in nicht geringer Menge im Blute und in der Milch vor; auch ist es in den meisten thierischen Flüssigkeiten (am meisten im Harn und in der Galle, aber gar nicht im Magensafte) gefunden worden. Sein constantes Vorkom- men lässt vermuthen , dass es chemischen Zwecken dient. Es wird theils von aussen eingeführt, theils aber auch im Körper gebildet und ist hier sicherlich grossentheils Ex- cretionsprodukt, entstanden aus den unbrauchbar gewordenen, phosphorhaltigen Theilen - 46 - Mischlings- des thierischen Organismus, Es wird durch den Harn weit mehr von diesem Salze ausge- bestand- führt, als durch die Speisen eingeführt werden kann, theile. d) Schwefelsaures Natron, verhält sich wie schwefelsaurer Kalk und schwefelsaures Kali. 8) Ammoniak, kommt frei für sich nicht im thierischen Körper vor , sondern nur mit Säuren verbunden , dann jedoch fast ausschliesslich in solchen Stoffen, die schon aus dem eigentlichen Kreislaufe herausgetreten, oder noch nicht darin aufge- nommen sind. Ja es ist fast als unzweifelhaft anzusehen , dass im thierischen Or- ganismus selbst kein Ammouiaksalz erzeugt und in den belebten Theilen gefunden werde , und dass , wenn derartige Salze vorkommen , sie Produkte der Zersetzung Unorean. un(l chemischen Behandlung sind. Im Urin und Schweisse, besonders dem der Verbind! Achselhöhle , ist das Vorkommen des Ammoniaks unbestritten. 9) Kieselsäure , befindet sich in höchst geringer Quantität in einigen flüssi- gen (Harn , Speichel) und festen Theilen (Haaren und Knochen) des thierischen Körpers. Obgleich sie in nicht ganz unbedeutender Menge von aussen aufgenommen wird, so findet sie sich doch nicht so häufig vor, weil sie theils gar nicht resorbirt (deshalb in den Faeces) , theils durch die Nieren wieder ausgeschieden wird. 10) Chloreisen, ist von Braconnnt und Berzelius nur im sauren Magensafte gefunden worden und mag hier wohl bestimmten, noch nicht genau ergründeten Zwecken vorstehen. Lehmann vermuthet, dass es theils dazu dient, der freiwilli- gen Zersetzung der Speisen im Magen Einhalt zu thun , indem es wegen seiner Ver- wandtschaft zum Sauerstoff sowohl als zu organischen Körpern selbst die Bedingun- gen der Fäulniss und Verwesung aufhebt , theils aber auch dazu , um schon vorläufig im Magen mit einzelnen Stoffen verbunden zu werdeu , welche dann im weitern Ver- laufe der Metamorphose im Darmkanale und besonders in den Lymphgefässeu und dem Blute in die bekannten eisenhaltigen Stoffe umgewandelt werden. Sein Ent- stehen im Körper ist noch unbekannt, denn als Chloreisen dürfte es wohl nicht ein- geführt werden. b. Verbindungen unorganischer ISasen mit organi- schen Säuren (Milchsaure, Harnsäure, Cholsäure, Oel- und Marga- rinsäure), organisch -saure Salze, halborganische Verbin- dungen. a) Milchsäure Salze, sie sind in Wasser, die meisten auch in Alcohol lös- lich und können einer sehr hohen Temperatur ausgesetzt werden, ohne sich zu zersetzen; leicht krystallisirbar ist milchsaurer Talk und Kalk, nicht krystalli- sirbar die milchsaureu Alkalien (s. Milchsäure). 1) Milchsaures Kali: im Muskelfleische, Linse, Serum, Milch, Ohrenschmalz. Speichel, Galle. 2) Milchsaures Natron: im Fleische, Serum, Lymphe , Milch , Speichel , Galle, Schweiss. 3) Milchsaures Ammoniak: im Fleische, Harn, Galle und Schweisse. 4) Milchsäure r Kalk: im Fleische, Milch, Harn, Ohrenschmalz. 5) Milchsaure Talkerde: im Fleische und Milch. Halborgan. 1>J Harnsäure Salze. Mit den fixen Alkalien und alkalischen Erden bildet Verbind. die Harnsäure Salze, die in kaltem Wasser schwer, in heissPm etwas leichter auflöslich sind; mit Ammoniak, den eigentlichen Erden und Metalloxyden dagegen völlig unlösliche Salze. Aus allen ihren Salzen wira* die Harnsäure durch Essigsäure und alle andern Säuren ausgeschieden. Man findet diese Salze im Urin und in Blasensteinen. — Harnbenzoesaurc Salze (Kalk und Natron) sollen sich im Harne kleiner Kinder linden und im diabetischen Urin. 1) Harn säur es Kali und 2) Natron; in den aus Harnsäure bestehenden Bla- sensteinen, letzteres auch im Urin. 3) Harnsaures Ammoniak; im Urin und Blasensteinen. 4) Harnsaure Magnesia und 5) Kalkerde; nur in Blasensteinen. c) Cholsaures (Gmeliti) und Clioleinsaures (Demarcay) Natron, findet sich in der Galle. Das erstere ist leicht im Wasser löslich, nicht harzig, schmilzt nicht im kochenden Wasser, lässt sich vollkommen austrocknen und zeichnet sich durch seinen zuckersüssen Geschmack aus. Das letztere bildet eine harzige, schmelzbare Masse. Nach Demarcatf besteht die Galle ganz einfach aus diesem • choleinsauren Natron mit etwas Farbstoff und marearinsaurem Natron gemengt : _ ■ 47 — und Cholsäure , Taurln , Gallenharz etc. sind nur Zersetzungsprodukte der Mischlings- Chol einsäure. tSiilJ" dj Oelsaures und margaringaures Natron: in der Galle und dem Serum, c. Ternäre und qnaternäre , oder organische Verbin- dungen. Durch diese Verbindungen, werden organische Materien ge- bildet, die entweder zur Bildung der Grundlage der Organe beitragen, durch und in welchen die Lebensthätigkeiten statt finden (d. s. wesent- liche thierische Materien), oder solche, die nichts zur Bildung der Organ. Ver- Organe beitragen, sondern nur in diesen erzeugt werden, um entweder aus ihnen ausgestossen, oder iri ihnen irgendwo zu einem Zwecke auf- bewahrt zu werden (d. s. Ausscheidungsstoffe), oder solche, dio zum fernem Dienste untauglich geworden und von den Geweben wieder getrennt sind, um nun durch den Sauerstoff des Blutes in excrementitielle verwandelt zu werden (d. s. die sogenannten Extrac tivsto ffe). a. Aussclieidungsstoffe. Ob diese Stoffe sich erst in ihren Aus- scheidungsorganen bilden öder sich schon im Blute vorfinden und nur durch diese Organe, in Folge einer besondern Adhäsion, hindurchfiltrirt werden, ist noch Gegenstand des Streites. Die meisten Physiologen schreiben den Ausscheidungsorganen einen sehr grossen Antheil an der Bildung dieser Stoffe zu; Lehmann weisst durch direkte Versuche nach, dass sie bereits im Blute gebildet vorkommen und dass die ei- gentlichen Excrelionsorgane nur Filtrirapparate für besondere Stoffe sind. — Die Ausscheidungsstoffe finden sich nur in offenen Höhlen, und sind entweder secernirte oder excernirte. na. Secernirte AusscheidungsstoiFe, d. s. solche, die noch in der thierischen Oeconomie zu bestimmten Zwecken verwendet wer- den und deshalb zum Bestehen des Organismus durchaus nothwendig sind ; nämlich : 1) Ptyalin, Speichelsloff (nach Berzelius, MitscherlicJi, Simon, Leh- Secretions- mann), findet sich nur im Speichel und zwar in geringer Menge ; sein Nutzen stoffe- und Ursprung ist noch dunkel. Man will ihn auch in allen andern thieri- schen Flüssigkeiten gefunden haben, allein dies ist der Speichelstoff Tiede- manris und Gmelin's , eine dem Wasserextrakte identische Materie. — Das wahre Ptyalin stellt getrocknet eine farblose , durchscheinende, hrüchige Masse dar, ohne Geruch und von fadem Geschmack, lösst sich im Wasser zu einer schleimigen Flüssigkeit auf und wird aus der wässrigen Lösung durch Alcohol gefällt, nicht durch Säuren oder Metallsalze. Speichel verwandelt (nach Laichs und Schwann) Stärke in Zucker; dies thut aber nach Sebastian das Ptyalin nicht. — 2) Pepsin (Verdauungsprincip, Laub-), wurde imMagensafte von Schwann, nachdem es von Eber le und Müller vermuthet worden war, entdeckt, von f Wasmann aber zuerst isolirt dargestellt. Es hat seinen Sitz in der grumösen Materie, welche die tiefer liegenden Zellen ausfüllt, die die Wände der einfachen Magendrüsen bekleiden oder die soliden cylindrischen Drüsen des Magens zusammensetzen (s. Magen). — Das Pepsin zeichnet sich dadurch hauptsächlich aus , dass es in äusserst sclvwacher wässriger Lö- sung und mit einer sehr geringen Quantität Säure versetzt, Eiweiss und Faserstoff sehr schnell (6 — 8 Stunden) auflösst ; diese Eigenschaft, welche nicht durch Alcohol , wohl aber durch Kochen und Kali verloren geht, haben selbst noch die durch Metallsalze entstandenen Niederschläge des- selben. Der Nutzen des Pepsins ist: die durch freie Säure bedingte Auf- lösung der Nahrungsstoffe zu beschleunigen (s. Magenverdauung). Pepsin stellt getrocknet eine gelbe, gummiartige Masse dar, die sich leicht in Wasser auflösst und stets etwas Säure zurückhält. Die Pepsinlösung geht ziem- lich leicht in Fäulniss über, verliert aber erst nach etwa 6 Wochen ihre Ver- Mischnngs- dauungskraft. Es wird durch Alcohol aus der wässrigen Lösung gefällt; Mineral- bestand- säuren trüben die Lösung des neutralisirten Pepsins (mikroly tis ch, Valentin), theile. lösen bei mehr Zusatz von Säure die Trübung -wieder auf, und scheiden bei Ueber- schuss von Säure das Pepsin wieder in Flocken aus (makr olytisch) ; Metall- salze fällen das Pepsin. Es ist in allen übrigen Beziehungen dem Eiweisstoffe sehr ähnlich, weshalb man es auch für eineProteinverbindungoderModification des Kasein anzusehen geneigt ist; es unterscheidet sich vom Albumin durch seine auf- lösende Wirkung und dadurch, dass es mittels Essigsäure und verdünnte Chlor- wasserstoffsäure gefällt wird; y am. Kasein durch die Nichtfällung mittels Kalium- eisencyanür aus der sauren Lösung. — Schwann schreibt dem Pepsin die Fähigkeit zu, den Käsestoff zur Gerinnung zu bringen, allein dies thut Pepsin aus dem •Secretions- Magen erwachsener Thiere nicht, nur der dem Pepsin entsprechende Stoff bei Stoffe. saugenden Thieren. 3) Bilin, Gallenstoff. Er ist erst in neuerer Zeit von Berzelius in der Galle als Hauptbestandteil derselben entdeckt worden, und zwar in der Gallenblase verbunden mit Bilifellinsäure. Dieser Stoff zersetzt sich sehr leicht und zwar nach vielfachen Richtungen hin , und giebt deshalb Veran- - lassung zur Bildung einer Menge von Zersetzungsprodukten (Fellinsäure, Cholinsäure, Taurin, Dyslysin u. s. w. ; s. bei Galle). Das Bilin ist eine klare, farblose, nicht krystallinische Masse, geruchlos, von bitterm und unbestimmt süsslichem Geschmacke , in Wasser und Alcohol leicht lösslieh, unlöslich im Aether. Es verbindet sich mit Oxyden, aber durch die Lös- lichkeit der Verbindungen in Wasser bleiben die Reactionen aus. Durch Säuren (besonders Mineralsäuren) und namentlich in der Wärme wird die Neigung des Bilin, sich in einen sauren Körper zu metamorphosiren , ausserordentlich be- günstigt. Gallenharz; — Picromel; — Taurin; — Cholsäure und Choleinsäure, s. bei Galle. -4) C^allenffarbstoff {Biliverdin und Bilifulvin nach Berzelius neuester Analyse, sind wahrscheinlich Modifikationen dieses Pigments), ein sehr wandelbarer, leicht zersetzbarer und oxydirbarer Stoff, der sich nicht blos in der Menschengalle findet , sondern auch bei fleisch- und pflanzen- fressenden Thieren, jedoch in den verschiedenartigsten Färbungen. Cha- rakteristisch sind die Farbenveränderungen der gelben Lösung dieses Stof- fes bei allmäligem Zusätze von Salpetersäure , welche Lösung zuerst, grün, dann blau, violett, roth und endlich nach einiger Zeit gelb wird. Durch diese Reaction erkennt man auch die Gegenwart des Gallenpigments in andern thierischen Flüssigkeiten. Dieser Stoff erscheint als rotlibrannes Pulver oder als feste nicht krystallini- sche Masse, ohne Geschmack und Geruch, unlöslich in Wasser und Aether, wenig in Alcohol, leicht löslich in Aetzkali und Ammouiak. 5) Melanin (Ophthalmo-Melanin, Augenschwarz), findet sich als dichter Ueberzug auf der Choroidea des Auges (in den Bronchialdrüsen, Lungen, der Haut der Neger) , um dasselbe zu achromatisiren und zu erwärmen (s. bei Auge). Das Melanin bildet eine schwarze, zusammenhängende Masse oder ein schwarz- braunes Pulver, ohne Geruch und Geschmack, unlöslich in den gewöhnlichen Lösungsmitteln und schwerlöslich in kaustischem Kali, aus welcher Lösung es dann durch Salzsäure mit lichtbrauner Farbe niedergeschlagen wird. Es wird durch Chlor etwas entfärbt, gehört zu den stickstoffhaltigen Stoffen, enthält Eisen und ist arm an Wasserstoff. C) OTilclizuclier, Laotin, sacchartun laclis, ist ein integrirender (stick- stofffreier) Bestandtheil der Milch der Säugethiere und der Frauenmilch. Sein Gehalt vermindert sich, je später nach der Geburt die Milch abgeson- dert wird ; die Kost und Krankheiten haben aber keinen Einfluss darauf. Von der menschlichen Milch, welche ihn in grösster Menge (danu die Esels- milch und am wenigsten die Huudemilch) enthält, macht der Milchzucker 4,7 pr. C. oder f der festen Bestandteile aus. Mit der Schleimhaut des Kälbcrmagens (Laab) gelind erwärmt, verwandelt sich der Milchzucker in Milchsäure; durch Hefe, Käsestoff, Kleber u. dergl. wird er in geistige Gährung versetzt, nachdem er aber vorher erst in Krümel- oder Schleim- zucker (Traubenzucker) übergegangen ist. Der Nutzen des Milchzuckers soll der sein, als Nahrungsmittel zu dienen, allein da man nirgends im Körper Zucker wiederfindet , so glaubt Lehmann , dass er nur zur Bildung der für den Thierorganismus so äusserst wichtigen Milchsäure verwendet werde. *_ 49 — Der Milchzucker bildet weisse, undurchsichtige, geschobene, 4seitige Prismen Misehungs- oder Rhomboeder von blättrigem Gefüge , ist härter als Rohrzucker , von schwach bestand- siissem (der menschliche etwas süsser als der der Kuhmilch) und zugleich sandi- theile. gern, fast mehligem Geschmacke, oline Geruch, lösst sich langsam in kaltem, leich- ter in heissem Wasser auf, ist in absolutem Alcohol und Aether unlöslich , wird durch Alcobol aus der wässrigen Lösung gefällt; gegen Metallsalze ist er indiffe- rent. Durch Säuren wird er in Krümelzucker, Schleim- oder Oxalsäure ver- wandelt. Die folgenden proteinhaltigen Secretionsstoffe bestehen aus einer Flüssigkeit (meistens Blutplasma oder Serum) und darin suspen- dirten mikroscopischeu Körperchen , denen sie ihre eigcnthümliche Reac- Secretfpns- tion verdanken. Es sind (wozu llenle auch noch das Globulin rechnet) : stoße. 7) Spermatin, eine eigene extraktartige Materie der Samenflüssigkeit (welche aber noch Sehleimkörperchen, F.pithelium plättchen und Samenthierchen enthält), die aber darin nicht aufgelösst, sondern wie Schleim darin aufgequollen ist. Es unter- scheidet sich vom Schleime dadurch , dass es sich einige Zeit nach Ausleerung des Samens in dem Wasser zu einer klaren Flüssigkeit auflösst, die durch Kochen nicht nicht mehr gerinnt. 8) Tbränensto ff, ein Bestandteil der Tbränenfeuchtigkeit (in der sich aber noch Schleimkügelchen und abgeschuppte Oberhaut des Bulbus befinden), welcher weder von Säure, noch von Hitze gerinnt, aber durch langsames Verdunsten an freier Luft gleich dem Nasenschleime zu einer extraktartigen, gelben, unlöslichen Materie verdickt. 9) Hornstoff, Keratin,- aus ihm soll die Epidermis und deren Fortsetzungen, wie Nägel, Haare, Schuppen , Federn etc. gebildet sein, allein diese Theile wer- den aus Zellen mit Kernen zusammengesetzt, welche nebst ihrem Inhalte aus mo- dificirtem Albumin zu bestehen scheinen (s. Epidermis). 10) Schleimstoff, im Schleime (der aber noch mit Schleim- und Eiterkörperchen und Epitheliumschüppchen vermischt ist); ist nach seinem Fundorte verschieden und überhaupt ein noch zweifelhafter und zu wenig untersuchter Stoff (s. Schleim und daselbst auch Eiter mit P y in). hb. Excerjilrte Ausscheidungsstoffe , d. s. solche, die völlig untauglich zur weitern Benutzung hei der thierischen Stoffraeta- „ CjACJ'Gi 10 IIS- morphose sind und sogleich aus dem Körper ausgeführt werden stoffe. müssen, um nicht Störungen in der ganzen Lebensbewegung her- vorzubringen. Es sind: 1) Harnstoff, ureum, ist eines der Hauptexcretionsprodukte der Nieren und macht den grössten Bestandteil der festen Stoffe des Harns aus, in welchem er theils frei , theils an Milchsäure (bei dem Rindvieh und Pferde an Hippursäure, bei den Vögeln und Schlangen an Harnsäure) gebunden und von extraktivem Harnfarbstoffe begleitet, vorkommt. Sobald die Nie- renabsonderung gehindert ist, findet er sich auch deutlich im Blute und in andern vom Blute abgesonderten Flüssigkeiten wieder. Ausserdem ist er auch im Blute gesunder Thiere , in der Amniosflüssigkeit , hydropischen Flüssigkeiten, Gallensteinen und von Kühn einmal in der Galle gefunden worden. Die Quantität des im Urin enthaltenen Harnstoffs ist selbst bei gesunden Personen höchst verschieden , und richtet sich nach den Lebens- mitteln und Körperanstrengungen ; er vermehrt sich nämlich bei Fleischkost und bei stärkern körperlichen Bewegungen , welche eine stärkere Consum- tion der materiellen Theile bedingen. Jedenfalls ist der Harnstoff nichts weiter, als ein bei der Stoffmetamorphose gebildetes und dem Organismus durchaus fremdartiges Produkt der zersetzten stickstoffhaltigen Grundlagen, welches durch die Nieren ausgeschieden , aber nicht gebildet wird. Es scheinen besonders die Proteinverbindungen des Fleisches zur Bildung des Harnstoffs beizutragen, so wie die aus diesen sich bildenden schwefelsauren Salze und die Milchsäure (welche man bei Strapatzen vermehrt findet). Er ist künstlich ganz treu nachgebildet worden aus cyansaurem Ammoniak. Der Harnstoff krystallysirt bei laugsamem Abkühlen seiner Lösung in farblosen, plattgedrückten, langen und schmalen, 4seitigen Prismen, bei schnellem Abkühlen in weissen, seidenglänzenden Nadeln ; er ist von kühlendem, salpeterähnlichem Geschmacke, ohne Geruch, in Wasser und Alcohol löslich, im Aether unlöslich, bildet mit Oxal- und Salpetersäure sehr bald viele kleine Krystallblättchen und bewirkt, selbst in sehr geringer Menge, dass das Kochsalz in Oktaedern uud Sal- miak io. Würfeln krystallisirt. 2) Harnsäure, aeidum ?zricum, findet sich im Harne fleischfressender Thiere und in geringer Menge (0,1g) im Menschenurin, in grosser Menge bei Bock's Anat. I. 4 stoffe. — 50 — Mischungs- den Amphibien , besonders Schlangen ; bei den Herbivoren ist sie durch iiestaniUheile. Hippursäure ersetzt. Sie vermehrt sich bei reichlicher animalischer Kost und nach Lehmann besonders bei unvollkommener Verdauung (bei Gichl und Hämorrhoiden) , nicht aber im Winter und bei verminderter Hautthä- tigkeit; die Mehrzahl der Harnsteine sind von ihr gebildet. AVahrschein- lich entsteht sie, wenn bei guter Kost und geringer Bewegung der Körper nicht genug an fester Stoffmasse (Milchsäure) verliert ; und bisweilen viel- leicht in solcher Menge, dass sie die Nieren nicht ganz auszuscheiden im Stande sind , wo sie dann Veranlassung zu Gicht und Hämorrhoiden giebt. Dass die Harnsäure ihres grossen Stickstoffreichthums wegen auch nur aus Excretious- stickstoffhaltigen Körpern gebildet wird , Ist natürlich. Manche sehen sie als eine Zusammensetzung aus Harnstoff und Uril (was noch nicht darge- stellt ist) an. Die Harnsäure stellt glänzendweisse , kleine Schuppen ohne Geruch und Ge- schmack dar, ist in Wasser schwer löslich, in Alcohol und Aether unlöslich. Ganz besonders ausgezeichnet ist ihr Verhalten gegen Salpetersäure; durch diese bilden sich nämlich aus der Harnsäure folgende Zersetzungsprodukte : Alloxan, Alloxanlin, Tbionursäure, Uramil, Dialm-säure, Parabansäure, Uxalursäure, Al- loxansäure, Mesoxalsäure, Myeomelinsäure, Uramilsäure, Murexid und Murexan. Harnoxyd, Xanthoxyd, barnige Säure, in Blasensteinen gefunden, enthält. 1 Aequiv. Sauerstoff -weniger, als die Harnsäure, von der es sich hauptsächlich durch seine weit langsamere Auflösung in heisser Salpetersäure ohne Gasentwickelung unterscheidet. 3) Hanifarbstoff, ist ein mit Salzen und organischen Materien (Hain- phil, BerzeliusJ gemengter Evtraktivstoff, der sich im Harne in bald grös- serer, bald geringerer Menge findet. Seine Quantität fällt und steigt um- gekehrt mit der des Harnstoffes ; er vermehrt sich also bei Pflanzenkost und vermindert sich bei Fleischkost. Der Harnfarbstoff bildet eine röthlichbraune , extraktartige Materie, von bit- terlich salzigem Gesclimacke , etwas nach Harn riechend, löslich in Wasser und Alcohol mit bernsteingelber oder braungelber Farbe. Keim Erhitzen schmilzt er, bläht sich auf, und entwickelt einen höchst ekelhaften Geruch; er fault sehr schnell und mit dem eigentümlichen Gerüche des faulenden Harns. 4) \ llantoiii, nur in der Allantoisflüssigkeit, nie im Harne IN'eugeborner oder älterer Personen. Es lässt sich sehr leicht aus Harnsäure durch Blei- ivyperoxyd darstellen und bildet farblose , zarte Prismen von rhomboedri- scher Gruudform, starkem Glasglanze, ohne Geruch uud Geschmack, löslich in Wasser und Alcohol , unlöslich im Aether. 5) Harnbeiizoesäure , Hippursäure, kommt im Harne aller pflanzen- fressenden Säugethiere und in dem kleiner Kinder vor, bildet weisse, durchscheinende, lange, 4seitige, 2üachig zugespitzte Prismen, schmilzt in der Hitze ohne Abgabe von Wasser zu einem ölartigen Liquidum, wel- ches beim Erkalten zu einer kristallinischen , milchweissen Masse erstarrt ; bei stärkcrem Erhitzen nimmt die Säure erst eine rosenrothe, dann bräun- liche Farbe an , während sich ein weisses Sublimat aus Benzoesäure und benzoesaurem Ammoniak bildet uud ein Geruch erst nach Vanille oder fri- schem Heu, dann nach bittern Mandeln entwickelt. 6) Harnzucker, findet sich nur im diabetischen Urine und zwar in grösster Menge,_ wenn er nicht von Eiweiss oder Harnstoff begleitet ist. Er ist iden- tisch mit dem gewöhnlichen Trauben- oder Krümelzucker, weiss, geruchlos, von siisslich mehligem Gesclimacke, und wird meist in warzenförmigen Con- glomeraten oder blmiienkohlartig gruppirten Klättchen erhalten. 7) Cystin, Blasenoxyd, findet sich ziemlich selten, in Blasensteinen, ist sehr reich an Schwefel und bildet farblose, durchsichtige, (iseitige Prismen oder Blätter, ist ohne Geruch und Geschmack, in Säuren und Aetzammoniak, nicht in \\ asser und Alcohol löslich. b. Wesentlich thierisclie Materien, d. s. diejenigen, welche die eigentlichen, materiellen Substrate des Lebens bilden uud aus denen die Gewebe und lebenslhätigen Flüssigkeiten zusammengesetzt sind; sie finden sich in den geschlossenen und Gefässhöhlen, und in der Substanz der Organe; sind mit Ausnahme der Milchsäure weder sauer, noch alkalisch, noch salzig. 1) iPi'otein (\on nqontvb), ich bin der erste, weil dieser Stoff der wichtigste im ganzen Thierorganismus ist), wurde von Mulder, als Grundstoff des (hie- — 51 — rischen und vegetabilischen Albumins , des Faserstoffs , Käsestoffs und Glo- Mischungs- bulins entdeckt. Alle diese Stoffe sind aus Protein mit Phosphor und Schwe- ^estand- fel oder nur mit Schwefel zusammengesetzt; isolirt kommtProtein im mensch- lichen Organismus nicht vor , blos in dem Fleische der Austern hat man es bis jetzt ohne Schwefel und Phosphor gefunden. Seine Verbindungen sind nicht nur in allen Theilen des Körpers verbreitet, sondern machen auch den Hauptbestandtheil der wichtigsten Organe aus ; so besteht das Blut fast nur aus Proteinverbindungen , ebenso alle eiweissartigen Gewebe. Das Protein ist der wahrhafte Nährstoff des thierischen Körpers und lässt sich wegen sei- Wesentliche ner grossen Geneigtheit zu Metamorphosen wahrscheinlich in viele heterogene thierische Körper verwandeln; es wird in so grosser Menge aus dem Pflanzenreiche Matenen- aufgenommen, dass man nicht anzunehmen braucht, es werde durch die Lebenskraft aus stickstoffhaltigen Nahrungsmitteln bereitet. Niemals liudet sich im gesunden Zustande eine Proteinverbinduug in den Excretionen , und in den Darmexcrementen nur dann, wenn der Genuss protcinhaltiger Sub- stanzen das Bedürfniss überstieg. Doch kann der Thierkörper selbst einen Ueberschuss von Protein in die Stoffmasse aufnehmen, er zersetzt diesen aber bald und scheidet die Produkte durch den Harn und wahrscheinlich auch durch Hautausdünstung aus. Protein bildet im feuchten Zustande eine gallertartige , grauliche, halbdurch- scheinende, Hockige Masse, unlöslich in Wasser, Alcohol, Asther und Oelen; ge- troeknetistes hart, spröde, blassbernsteingelb, und leicht pülverisirbar, zieht aus der Luft Wasser an und schwillt in Wasser wieder auf. In der Hitze liefert es die gewöhnlichen Destillationsprodukte stickstoffhaltiger Körper und eine poröse Kohle, die ohneRiickstand verbrennt; bei derFäulniss zerfälltes in Humussäuiv, Kohlensäure, und Ammoniak. Durch sehr anhaltendes Kochen lösst es sich langsam auf; es ver- bindet sich mit Säuren und Hasen, lösst sirh in allen verdünnten Säuren auf, wird daraus durch concentrirte Säuren gefällt und bildet mit diesen unlösliche Verbindun- gen. Kaliumeisenc3*i Misehnngs- bestand- theile. Wesentliche thierische Materien. JVeuc Gerin- nungsform des Faser- stoffs. Consolida- tion des Fasersl-nffs, einigen Tropfen Essigsäure versetzt worden ist. Von Aether gerinnt nur das Eiweiss der liier, nicht das des Serum; frisches Eiweiss lösst phosphorsauren Kalk in meh- rern Verhallnissen und bildet erst mit grossen Meugen desselben eine unlösliche Verbindung. — Das geronnene Eiweiss verhalt sich ganz wie Protein, bildet frisch und feucht weisse Flocken oder fest zusammenhängende Massen, getrocknet ist es dagegen durchscheinend, gelblich, brüchig u. pulverisirbar, ohue Geschmack n- Geruch; in kaltem Wasser schwillt es wieder an und lösst sich in nur höchst geringer Menge darin auf; mit verdünnten Säuren (und concentrirtcr Essig- und Phosphor- säure) vereinigt sich das coagulirte Albumin und lösst sich auf. Von ätzenden Alka- lien und alkalischen Frden wird frisch gefälltes Albumin aufgelösst; durch vorsich- tigen Zusatz von Alkali bilden sich völlig neutrale Verbindungen, Albuminate. 3) Fibrin, Faserstoff, besteht aus 10 Atomen Protein, 1 Atom Phosphor und 1 Atom Schwefel. Esgiebt: flüssigen Faserstoff, der sich vom flüs- sigen Eiweiss nur dadurch unterscheidet , dass er freiwillig gerinnt und der sich meist nur in geringer Menge im Thierkörper vorfindet, wie im Blute, Lymphe und Chylus (und entzündlichen Exsudaten); geronnenen Faser- stoff, welcher die Grundlage aller sogenannten eiweissartigen Gewebe hauptsächlich der Muskeln , bildet. — Der Faserstoff wird jedenfalls aus dem Albumin gebildet und ist ein vervollkommneter Eiweissstoff. Reicher an Faserstoff ist das Blut der Männer, das arterielle, bei animalischer Kost, in entzündlichen Krankheiten, bei Gicht und Hämorrhoiden ; das Menstrual- blut enthält keinen (s. bei Blut). Aufgelösst erhält sich der Faserstoff nur unter dem Einflüsse der Lebensthä- tigkeit, er gerinnt, sobald er aus dem Organismus entfernt wird; doch kann seine Gerinnung durch verdünnte Lösungen von sehwefel-, salz-, Salpeter-, essig- nnd koh- lensauren Alkalien und Essigsäure sehr verlangsamt, ja durch concentrirte Lösungen derselben völlig verhindert werden. Bei der künstlichen Gerinnung setzt sich der Faserstoff' in nicht zusammenhängenden Kügelehen ab, bei der freiwilligen dagegen bildet sich ein anfangs durchsichtiges, hernach sich trübendes, fest zusammenhängen- des Cöagulum. — Der geronnene Faserstoff verhält sich wie geronnenes Eiweiss, erscheint im feuchten Zustande als eine undurchsichtige, gelbliche oder schmutzig- weisse, faserige und elastischejMasse, getrocknet ist er hart, spröde, faserig, gelblich, geschmack- und geruchlos, in Wasser, Alcohol und Aether unauflöslich, im AVasser quillt er wieder auf und wird weich u. biegsam ; durch Kochen in AVasser wird er wie das Protein zersetzt, ohne Leim zu geben, doch wird er anfangs hart, was beim geron- nenen Eiweisse nicht ist. Er geht mit Säuren lösliche und unlösliche Verbindungen ein, in denen er die Rolle einer Base spielt, doch kann er sich auch, einer Säure ähn- lich, mit Basen (Fibrate) verbinden. Aus der sauren Lösung wird er durch Kalium eiseneyanür und Kaliumeisencyanid, Mineralsäuren und Gerbsäure gefällt, die letztere Säure, so wie Metalloxyde, bilden mit ihm eine harte, nicht mehr faulende Masse. Der merkwürdigste chemische Unterschied zwischen geronnenem Fibrin und Albumin ist der, dass ersteres, in feuchtem Zustande mit AVasserstoffsuperoxyd übergössen, aus demselben Sauerstoff entwickelt und das Supernxyd in Wasser verwandelt, ohne sich dabei selbst zu verändern, was das Albumin nicht thut. Ferner werden noch als Hauptunterschiede dieser beiden Stoffe angeführt: die ungleichen Quantitäten ex- traktartiger Materien, die aus beiden durch anhaltendes Kochen gewonnen werden, die Färbung durch Salzsäure, welche beim Fibrin indigblau , heim Albumin violett erscheint (Mulder) , die Auflösung in Ammoniak, die im Eiweiss langsamer als im Faserstoff vor sich gehen soll (Hünefeld). — Der Faserstoff geri n nt der gewöhn- lichen Annahme gemäss zu einer homogenen, zusammenhängenden Masse, in der sich unter dem Mikroscope ausser den eingeschlossenen feinen Körnchen (Fettpartikelchen) keine andere Form erkennen lässt. Ausserdem schlägt er sich aber auch dem Eiweiss ähnlich in feinkörnigen Flocken zu Boden, und da ferner die Lymph-, Chylus- und Eiterkügelchen aus diesem Stoffe bestehen, so kommt auch noch die Kugelfnrm als 3te Gestaltung, die der Faseistoff anzunehmen im Stande ist, hinzu. Nasse hat nun auch noch eine 4te Form entdeckt, in welcher der geronnene Faserstoff und zwar sehr gewöhnlich vorkommt, es ist die der Schollen oder Blättchen, welche zunächst läng- lichrund sind, durch Umrollen ihrer Ränder aber länglich 4eckig oder 3eckig, wal- zenförmig, sphärisch u. s. f, weiden können. Durch Quetschen und Reiben ver- einigen sich diese Schollen zu den Fasern, von denen die Fibrille ihren Namen hat ; die Fasern sind_ also Kunstprodukte, nicht aber die Seheibchen; letztere bilden vielmehr eine eigenthümlicbe Gerinnungsform des Faserstoffs und es existirt dem- nach eine Urform der Bildung, die sich nicht, wie sonst alle Blättchen der thierischen und pflanzlichen Gewebe, aus einer Kugelform entwickelt. Die Faserstoffschollen kommen auch im Fiter vor (vorzüglich bei der Vernarbung) und können leicht mit Epitheliumzellen verwechselt werden, von denen sie sich aber dadurch unterschei- den, dass sie keinen Zellenkern zeigen und sehr rasch durch Gerinnung entstehen. Die Resultate, welche Fellenbers; und Valentin hei ihren Versuchen, über die bei der C o n solid ati on des Faserstoffs stattfindenden Verän- derungen d er elementar analytischen Bestand th eile desselben, fanden, sind folgende: 1) Durch die exosmotische Strömung des tiai/or sanguinis durch die Gefässwandungen erleidet der Faserstoli des Blutes keine chemische Veränderung, so dass er noch in der Ernährungsflüssigkeit genau derselbe ist. — 2) Dasselbe findet auch statt, wenn er krankhaft ausschwitzt. — 3) Innere Metamorphosen erscheinen erst in ihm, wenn er sich organisirt, hierdurch consolidirt und in festere Gebilde — 53 — übergeht (und dies sowohl bei der Ernährung, als bei normalen und pathologischen Mischuugs- Neubildungen). — 4) Durch diese Consolidation gehen entweder Wasserstoff, oder bestand- Wasserelemente , oder diese und freier Wasserstoff vom Faserstoff ab , während sich theile. die Atome von Stickstoff und Kohlenstoff nicht wesentlich ändern. — 5) Daher ent- hält der Blutfaserstoff im Verhältnisse zum Muskel faserstoffe u. s. f. mehr Wasser- stoff mit oder ohne Wasserelementen. — 6) Bei der Consolidation des Faserstoffs scheint es zuerst der Wasserstoff zu sein, der davon geht. Daher seine Differenz, immer am grössten ist und er bald allein existirt, oder mit dem Verluste von so viel Sauerstoff sich verbindet, dass eine Differenz von Wasserelementen oder Wasser- stoff noch im Uebersclmss daraus resultirt. — 7) Diese bei der Consolidation des Fa- serstoffs frei werdende Menge Wasserstoffs, mit oder ohne Wasser, erklärt die grös- sere Wassermenge des venösen Blutes. — SjDerConsolidationsprocess des Faserstoffs zur Bildung embryonaler Organe ist weniger intensiv, als der, welcher bei entzünd- lichen Neigungen und Ausschwitzungen des Erwachsenen stattfindet. Eben so haben auch weniger consolidirte Muskeln des Erwachsenen mehr Wasser. — 9) Flüssige faserstofflialtige Exsudate, welche mit den fauligen Fäcalmassen des Colon in anhal- tende Berührung kommen, nehmen Ammoniak auf und verlieren Sauerstoff. — 10) Die Fibrine des flüssigen Exsudates hat mehr Asche als die des festen. i) Kasein, Käsesioff, besteht aus 10 Atomen Protein und ] Atom Schwefel (keinen Phosphor) und findet sich aufgelösst am reichlichsten in der Milch aller Säugethicre und in der Frauenmilch, wo er zu Anfange des Säugens sparsamer als später vorkommt ; ferner findet er sich noch im Blute (wo er nach Simon mit Hämatin die Blutkörperchen bildet und Blutcasein oder Glo- Wesentliche bulin genannt wird), Speichel, Galle, pankreatischem Safte, nach Simon thierische auch in der Linse (Kryslallin) , im Eiter und Tuberkelstoffe. Schon Raspaü Materien und DoTine vermutheten , dass die in der Milch schwebenden Butterkügelchen mit einer Hülle umgeben seien und diese aus coagulirtem Käsestoffe bestehe; Simon uud Henle bestätigten dies. — DerKäscstoff liefert dem kindlichen Körper nicht blos das Material , aus dem die weichen Theile desselben ernährt werden , sondern er führt zugleich eine mehr als hinreichende Menge Kno- chenerde (phosphorsauren Kalk) mit sich, um dem Skelet des Kindes allmälig die nöthige Festigkeit zu geben. Aus dein Kasein bildet sich vielleicht erst das Globulin? Schübler trennte vom Kasein noch den Zieger, der aber nach Berzelius eine Verbindung von coagulirtem Kasein mit Essigsäure ist Das Kasein bat grosse Aehnlichkeit mit dem Eiweiss- und Faserstoffe, und auch darin, dass es wie diese gerinnt, d. h. ohne Veränderung seiner Zusammen- setzung sich so umwandelt, dass es in Wasser nicht mehr löslich ist. Es ist in der wässrigen Lösung eine gelbliche, schleimige Flüssigkeit, die beim Abdampfen nach Milch riecht und sich mit einer weissen Haut von unlöslichem Käsestoffe bedeckt, die sich abziehen lässt, dann aber immer von neuem entsteht (es gerinnt also nicht auf die Art, wie das Eiweiss bei der Hitze). Der getrocknete lösliche Käsestoff stellt eine bernsteingelbe, leicht zerreihliche Masse, ohne Geruch und mit fadem, schleimi- gem Geschmacke dar, welche Feuchtigkeit aus der Luft anzieht und sich in Wasser lösst. Durch Kochen wird der Käsestoff aus seinen Lösuniren nicht coagulirt; Säu- ren (besonders Gerbsäure, auch Essig- und Milchsäure, die Eiweiss nicht fällen) schlagen denselben aus der wässrigen Lösung nieder und verbinden sich damit, ver- setzen denselben aber nicht in den coagulirten Zustand , denn neulralisiit man mit Alkalien, so wird das Kasein unverändert wieder aufgelösst. Zu Säuren , Basen und Salzen verhält sich Kasein fast wie Albumin. Durch den Labmagen junger Thiere (Kälbermagen und den kleiner Kinder) coagulirt der Käsestoff aus der Milch (nicht das reine Kasein nach &V«om); wie dies geschieht ist noch unbekannt, vielleicht durch Verwandlung des Milchzuckers der Milch in Milchsäure. Das geronnene Kasein (welches getrocknet und mit Butter verunreinigt den Käse bildet) ist hart, gelblich, durchscheinend, erweicht im Wasser und quillt auf, lösst sich aber weder in diesem noch in Alcohol. — Das Kasein der Frauenmilch wird durch verdünnte Schwe- fel-, Milch- und Chlorwasserstoffsäure wenig oder auch gar nicht gefüllt, während dies bei dem der Kuhmilch der Fall ist. ä) Crlobulin (Blutcasein nach Fr. Sitnon, Albumin mit den Hüllen und Kernen der Blutkörperchen verunreinigt, nach Henle), besteht aus 15 Ato- men Protein und 1 Atom Schwefel (nicht Phosphor) und findet sich in den Zellen der Krystalllinse (Kryslallin) in sehr concentrirter Lösung; im Blute macht es einen Hauptbestandteil (mehr noch als Eiweiss) aus , indem es mit dem Hämatin und an Alkalien gebunden die feste Rinde der Blutkörperchen bildet (nach Einigen auch die Kerne). Es macht im Blute gesunder Personen im Mittel etwas über dieHälfte der festen Bestandtheile, imAlter und in acuten Krankheiten weniger, bei jungenPersonen etwas mehr aus. Es gerinnt wie die frühernProteinverbindungen, scheint aber gleich dem Eiweiss nur im löslichen Zustande iinThierkörper vorzukommen ; im Blute ist es zwar nicht aufgelösst, sondern durch das kochsalzhaltige Serum im unaufgelössten Zustande ge- - 54 - Mischlings- halten, doch aber immer in löslichem Zustande. "Wahrscheinlich wird das bestandtheUe. Globulin der Blutkörperchen mit zur Ernährung verwendet , und vielleicht bei seiner Ablagerung durch die freie Säure des Parenchyms der Gewebe un- löslich gemacht. Das Globulin stimmt in seinen physischen und chemischen Eigenschaften fast ganz mit andern löslichen Proteinverbindungen überein , so dass man es auch für Al- bumin angesehen hat. oder für eine Modifikation des Kasein. Vom Faserstoff unter- scheidet es sich dadurch, dass es niebt freiwillig gerinnt, und vom Eiweiss dadurch, dass die concentrirte Auflösung beim Krhitzen nicht zu einer zusammenhängenden Masse gesteht, sondern körnig wird, wie geronnener Faserstoff , nur dass sie aber farblos ist. ö) Humatin, Blutfarbstoff, bildet mit dem Globulin (welche beide Stoffe zusammen Berzelius Blutroth , Simon aber Hämatoglobulin nennt) die Rinde der Blutkörperchen und ist das färbende Princip des Blutes. Es enthält Ei- sen, und zwar aller Wahrscheinlichkeit nach im metallischen , nicht oxydir- ten Zustande (s. Blut), welches jedenfalls die Quelle der Eisenoxyde in den verschiedenen thierischen Flüssigkeiten ist. Nach Berzeh'us enthält die Rinde ^h^ische6 der Blutkörperehen 19 Theile Globulin und 1 Theil Hämatin, nach Andern Materien. macht aber das Hämatin den 32sten Theil des Blutroths aus. Das Hämatin soll, obschon es keine Proteinverbindung ist, doch in löslichem und unlöslichem oder coagulirtem Znstande auftreten. Im löslichen Zustande findet es sich nur mit Globulin verbunden, isolirt hat man es bis jetzt nur im geronnenen Zustande erhalten. Es stellt eine bräunlichschw-arze, schwach metallglänzende, ge- ruch- und geschmacklose Masse dar; unlöslich in Wasser, Alcobol, Aether; nach Miilder in fetten und ätherischen Oelen in der Wärme etwas löslich. Es wird sehr leicht von schwach mit Schwefel- oder Salzsäure versetztem Alcobol aufgelüsst ; diese reinen Säuren lösen es nicht auf, sondern entziehen ihm nur Eisen. Chlor lösst alles Eisen des Hämatins als Eisenchlorid auf und es scheiden sich weisse Flocken ab, die in Alcohol und Aether, nicht in Wasser löslich sind. Alkalien, seihst in sehr ver- dünnter Wasser- oder Alcohollüsung, losen das Hämatin fast in jedem Verhältnisse auf. In dem Eisenoxyd der Asche kommt auch etwas Manganoxyd vor; nach Wurzer macht es sogar \ des Eisenoxyds aus. 7) Thierleim, Gallerte, glitten. Diese Substanz bildet die Grundlage vieler thierischen Gewebe , findet sich aber als solche nicht schon gebildet im thierischen Körper vor, sondern erzeugt sich erst aus gewissen thierischen Stollen (deshalb leimgebeude genannt) durch längere Behandlung mit kochendem Wasser. Sie zeichnet sich dadurch aus , dass sie im kalten Was- ser unlöslich ist, aber dadurch anschwillt und sehr durchscheinend wird , sich in heissem Wasser aullösst, aber beim Erkalten als eine durchscheinende schlüpfrige Masse sich wieder ausscheidet , und aus den verdünntesten Auf- lösungen durch Chlor , Gerbsäure und mehrere Metall- und Erdsalze gefällt wird. Bei der Umwandlung der leimgebenden Substanzen in Leim findet keine Gasentwickelung und keine Aufnahme von Stoffen aus der Luft statt ; durch verdünnte Säuren wird die Leimbildung beschleunigt. Sehr viel Achn- lichkeit hat der Thierleim mit dem Stärkemehlgummi, Dextrin, in wel- ches sich nur nach längerem Erwärmen das Stärkemehl aullösst; so dass es nicht unwahrscheinlich ist, dass sich aus diesem Pflanzcnstoffe der thierische bildet, auf ähnliche Weise wie das Protein aus dem Pflanzcneiweisse. Es giebt (nach Müller) folgende 2 Arten von Leim : a) Colin, Glutin, Knochenleim, wird erlangt durch Kochen aller aus Zell- gewebe gebildeten Theile (der Häute, Sehnen, Bänder, Zwischenge- lenkknorpel etc.), der knorpligen Grundlage der Knochen, die nach Entfernung der Kalkcrde zurückbleibt, und der permanenten Knorpel, aber nur sobald diese krankhaft verknöchert sind. Der Knochenleim stellt im reinen trocknen Zustande eine harte, spröde, durchsichtige, homartige Masse ohne Geruch und Geschmack dar, in Alcohol, Aether und Oelen unlöslich, leslich in Essigsäure und verdünnten Minernlsänren, besonders warmen; die sauren und neutralen Lösungen werden durch Kalinm- eiseneyanür nicht niedergeschlagen und gelatiniren nicht beim Erkalten. Die Gerbsäure schlägt den Leim vollständig nieder und bildet damit eine weisse, käseartige, unlösliche, nicht faulende Verbindung; die übrigen Säuren und Alkalien bringen aus den wässrigen Lösungen keinen Niederschlag hervor, unter den Erd- und Metallsalzen wird Glutin nur durch (Quecksilberchlorid ,_ Platin- chlorid und schwefelsaures Platinoxyd gefällt. Es geht sehr schnell in Fäul- niss über. b) Chondrin, Knorpelleim, erhält man durch Tütchen der permanenten Knorpel, der Knochen vor der Verknöcherung und der Cornea. Diese — i)o — chondringebenden Gewebe nützen dem Körper besonders durch ihre MiscBungs- physischen Eigenschaften , namentlich ihre Efasticität. V 'uieile'1 Das C ho ndrin stimmt mit dem Glutin bis aufsein Verhalten gegen Säuren und die meisten Metallsalze ganz üherein. Es wird nämlich aus seiner Lösung durch Essigsäure und die meisten andern Säuren niedergeschlagen ; der Nieder- schlag durch Essigsäure lösst sich seihst in eoncentrirter Essigsäure nicht auf, der der andern Säuren lösst sich aher schon in einem geringen Ueberschusse von Säure. Auch Alaun, Eisen- und Kupfervitriol, neutrales und hasisch essigsau- res Bleioxyd, schwefelsaures Eisenoxyd, salpetersaures Silheroxyd und Queek- silheroxydul bewirken starke Fällungen. Die Niederschläge sind in kaltem und heissem Wasser unlöslich. Erhitzt man Glutin mit Schwefelsäure, so bilden sich neben andern Zersetzungsprodukten Leucin und Leimzucker. c) Leim des elastischen Geivebes, hat mehr Aehnlichkeit mit dem Chon- drin alsColla; seine Lösung wird von essigsaurem Bleioxyd und Essig- säure getrübt, von Alaun und schwefelsaurer Thonerde gefallt, von Wesentliche schwefelsaurem Eisenoxyd kaum getrübt. Materien d) Pyin, Eiterstoff (s. bei Schleim und Schleimhaut). Dieselbe Substanz, die im erwachsenen Körper Leim giebt, wird in früheren Entwickelungspe- rioden durch Kochen inPyin verwandelt und es scheintalso die leimgebende Substanz sich aus der Pyin gebenden herauszubilden. 8) Fette, pmguedmes, kommen fast in allen thierischen Theilen und sehr vielen Flüssigkeiten vor, und zwar theils frei (im Zellgewebe), welches Fett nach Beclard ungefähr den 20steu Theil des ganzen Körpergewichts be- tragen soll, theils gebunden (wie in den Sehnen , Nägeln, Gehirn, Blut, Chylus, Galle, Speichel, Ohrenschmalz, Hautschmiere, Milch, Eiter), Es sind stickstofflose (bis auf einige eigenthümliche Fette im Gehirne und Blute, die auch Stickstoff, Schwefel und Phosphor enthalten), in Wasser unlösliche, in heissem Alcohol und Aether lösliche Materien, von sehr ver- schiedener Zusammensetzung (aber wahrscheinlich mit gemeinschaftlichem Radicale) , welche durch starkes Abkühlen , vorzüglich der alcoholischen Lö- sung, in weissen Schuppen von eignem Glänze erhalten werden, völlig rein, meist farblos, ohne Geruch und Geschmack und durchscheinend sind, auf dem Wasser schwimmen , Papier und Leinen durchscheinend machen, Elek- tricität und Wärme schlecht leiten , grösstentheils unter dem Siedepunkte des Wassers schmelzen, in stärkerer Hitze unter leuchtender Flamme verbren- nen, und meist an der Luft ranzig und Sauerwerden, indem sie viel Sauer- stoffabsorbiren. Durch concentrirte Mineralsäuren werden sie umgewandelt, meist in Fettsäuren. Die meisten Thierfette sind bei gewöhnlicher Tempera- tur weich und schmierig, mehrere fest und wachsartig, einige auch flüssig. Einige von ihnen (verseifbare Fette) werden durch starke Basen (ätzende Alkalien und Bleioxyd) zerlegt und zerfallen durch dieselben in Glycerin oder Oelzucker und Fettsäuren ; letztere bilden dann mit dem Alkali die Seifen und mit dem Bleioxyd Pflaster. Andere lassen sich so nicht zerlegen und heissen unverseifbare. a) Verseif bar e, eigentliche Fette; sie sind wie Salze gebildet, d. h. sie sind aus einer Säure (Fettsäuren) nnd einer Basis zusammenge- setzt; letztere ist das sich beim Verseifen ausscheidende Glycerin, Oelzucker, Scheele 'sches Süss (ein farbloser Syrup von angenehm süssem Geschmacke). Die Säuren und Basen selbst sind wieder Oxyde von zusammengesetzten Radicalen, wahrscheinlich von Kohicnwasser- stoffverbindungen, a) Zeilgewebfett, ist im menschlichen Körper am allgemeinsten verbrei- tet und wie man nach dem Tode findet, dem Zellgewebe in Form von polyedrischen oder sphärischen Körnchen eingestreut, die eine feste Hülle und einen flüssigen Kern zu haben scheinen; während es im Leben durch die thierische Wärme im halbflüssigen , schmierigen oder öligen Zustande erhallen wird. Grössere Fettanhäufungen kommen vor: in der Augenhöhle, am Herzen, zwischen den Gesichtsmuskeln, unter der Lederhaut (als pan- niculns adiposus), im Netze, um die Nieren (c apsula icdiposa renum), in den Knochen (als Knochenmark) , in den Gelenkhöhlen (als gltindiilae Ha - versirinae), an den weiblichen Brüsten und Geschlechtstheilen. Aus diesem Fette hat man bis jetzt bei Säugethieren 3 verschiedene Fettmaterien aus- geschieden, nämlich: das feste, wachsartige Stearin, Talgstoff, das ebenfalls feste, aber leichter schmelzbare Margarin, und das ölartige Elain, 0 eis to ff. Diese Fettarten sind dann aus Glycerin u. Stearin- säure, Margarin- und E lainsäur e componirt, doch nach Velouze und Fremy&o, dass nicht Mos eine dieserSäuren sich damit verbindet. DasMe n- — 56 - Mischlings« schenfett besteht nur aus Margarin und Elain, das der pflanzenfresgen- bestand- den Thiere enthält auch noch Stearin. Das Zellgewebfett ist deshalb beim theile. Menschen und den fleischfressenden Thieren meist -weich, schmierig und butterartig, dagegen bei den pflanzenfressenden fester, härter und mehr wachsartig. b) Butyrin, Butterfett, bildet mit Margarin, Stearin, Elain, Caprin- und Capronfett (Glycerin mit Caprin- und Capronseure) die But- ter und wird aus der Milch, aber nur in sehr geringer Menge, gewonnen. Dieses Fett selbst ist bis jetzt in andern thierischen Bestandteilen nicht Fett. nachgewiesen worden, wohl aber die Buttersäure im Harne und wahr- scheinlich auch im Blute, nach Berzeliu.t auch im Schweisse der Genitalien. c) Fett des Ohrenschmalzes, von Herzelius gefunden, ist weich, weiss, undurchsichtig und giebt eine höchst übelriechende Seife. b) Nicht verseif bare Fette, sind nach unsera jetzigen Kenntnissen darüber nicht wie die verseifbaren zusammengesetzte , sondern einfache, den organischen Säuren oder Basen ahnliche Körper. Sie finden sich theils im Blute selbst , theils werden sie von demselben abgesetzt. Alle Proteinverbindungen, die man aus thierischen Flüssigkeiten darstellt, enthalten einen Antheil Fett; im Chylus und in der Milch ist es von Zel- len, in Form kleiner Bläschen eingeschlossen, im Eiter scheint es die Kerne der Eiterkörperchen zu bilden. a) Fette des Blutes, sind noch nicht genau untersucht , und entweder gar nicht verseifbar, oder bereits verseifte, d.h. Fettsäuren; fast jeder Be- standtheil des Blutes sctieint von einer eigenthümlichen Fettart begleitet zu sein, die innig mit demselben vereinigt (gebunden) ist. Man hat folgende Wesentliche Fettarten gefunden: thierische Fett des Fibrin (Berzelius) , soll Stickstoff enthalten, und zum Theil Materien. aus einem sauren fettsauren Alkali bestehen. Fette im Serum, hauptsächlich mit dem Albumin vereinigt, sind; Mar- garin- und Oelsäure (Lecunii), Sernlin (Boudet) und Cholesterin. Fett des Globulin, ein phosphorhaltiges krystallinisches Fett. b) Gallenfett, Cholesterin, ist bis jetzt nachgewiesen worden: in der Galle und Gallensteinen, im Blute, im ]Servenmarke, der Vernix caseosa, und verschiedenen pathologischen Erzeugnissen. Mit Salpetersäure ge- kocht bildet es C li o 1 e s t e r i n sä u r e. c) Hirn fette, sind phosphorhaltig; Kühn unterschied zuerst 3 Arten, näm- lich: das flüssige, ölartige Hirnelain, das krystallinisch-blättrige Ce- rebrin, und das pull 'erförmige, wachsartige Myelokonis. — Couerbe nimmt 4 Hirnfettarten an: Cerebrot, dem Myelokonis entsprechend und nicht verseifbar; Cephalot, welches mehr Sauerstoff als das vorige ent- hält und sich verseifen lässt; Stearokonnot, unverseifbar; Cerebrol (Eleencepliol), ölartig und röthlich, nicht verseifbar. — .Nach I'reiny sind jene Fette nur Natronseifen zweier neuen Fettsäuren (C e r e h r i n s äu r e), einer festen und einer flüssigen, der Schwefel gehört dem Eiweiss des Ge- hirns an und nur rlas Cholesterin ist als eigentliches Fett im Gehirne vor- handen (s. (iehirnsubstanz). d) Fett der menschlichen Haare, von lretnqiieUit gefunden, ist ölartig, gefärbt und schwefelhaltig. e) Fette im Seh weisse, Stearerin und Elaerin, schwefel- u, stickstofffrei, nicht verseifbar; von Clievreul entdeckt. Dagegen giebt es nach Vatiquetin und Lehmann im Schweisse ein verseifbares Fett. Mutzen des Fettes. Das Zellgewebfett nützt dem Körper hauptsächlich durch seine physischen Eigenschaften, a) Zunächst bewirkt es we- gen seines flüssigen Zustandes, dass ein äusserer Druck sich gleich- förmig nach allen Richtungen hin verbreitet, wodurch die Heftig- keit des Stosses auf jeden einzelnen kleinen Theil sehr gemindert wird. Für denselben Zweck befinden sich die Haverschen Drüsen in den Gelenken , zum Springen u. Fallen sind Fettpolster an den Sitzknorren u. Fusssohlen. Es hätte für diesen Zweck jede andere Flüssigkeit gebraucht werden können, allein das Fett besitzt zugleich eine sehr grosse spezifische Leichtigkeit und kann nicht durch die mit seröser Flüssigkeit getränkten Wände der Zellen des Zellgewebes hindurchsickern (s. S. 12 Endost/iose) , was andere wässrige Fluida gethan haben würden. — bj Es dient als passives Au sfüllungsm ate- rial der zwischen den einzelnen Organen und Organentlieilchen befindlichen Zwischenräume, wodurch es nicht blos eine .schöne Rundung, sondern auch, wegen seiner Eigenschaft andere Körper geschmeidig zu machen, eine grosse Beweglichkeit zwischen den einzelnen Theilen herstellt. Besonders tritt dieser Nutzen am Herzen und Auge, und in den Knochen deutlich her- vor. — c) Als Flüssigkeit ist das Fett ein ausserordentlich schlechter >Yärmcleiter, hierzu kommt aber als Hauptsache, dass es in einer Menge - 57 — kleiner von einander getrennter Zellen eingeschlossen und auf diese Art seine Mischungs- Bewegung auf die Zelle beschränkt ist, so dass es also die Wärme auch Rhette1" nicht fortleiten kann, während die Temperatur der Zellen durch die benach- barten Blutgefässe beständig ziemlich hoch erhalten wird. Alle Organe, wo Stoffwechsel stattfindet, sind in Fett eingehüllt. — d) Man glaubt auch, dass das Fett zum grossen Theile als Nahrungsdepot diene, was besonders dar- aus hervorgeht, dass es in verzehrenden Krankheiten sehr schnell aufgesogen wird , und dass sich winterschlafende Thiere davon im Schlafe ernähren. Allein das Fett enthält keinen Stickstoff und wir wissen doch, dass alle wichtigen Theile stickstoffhaltig sind und dass das Leben bei stickstofffreier Nahrung nicht lange fortdauern kann. Es dürfte deshalb das Fett wohl nicht als Ersatzmittel für die Nahrung angesehen werden können. — Den Ursprung des Fettes braucht Feit, man nicht in der Lebenskraft zu suchen (d.h. der thierische Organismus erzeugt sich das Fett nicht erst aus seinen Elementen) , da durch die Nahrungsmittel genug davon eingeführt wird und das Fett der Vegetabilien nur einer geringen Metamorphose bedarf, um dem thierischen ähnlich zu werden. Die Fettabsetzung (mit welcher die Leberfunktion im genauesten Zu- sammenhange zu stehen scheint) , könnte man sich so denken: das ganze Zell- gewebe ist von seröser Flüssigkeit durchdrungen und dieses nur wenig Fett ent- thjerigehe haltende Fluidum trennt sich, während es sich in jeder einzelnen Zelle in Materien, Buhe befindet, in eine Salzeiweisslösung und in ein ]ganz kleines Fettkügel- chen, welches bei der Besorption durch das wasserfeuchte Zellgewebhäutchen nicht wieder mit hindurch dringen kann. So bildet sich in der Zelle ein kleines Oeltröpfchen , welches das fernere Eintreten von Wasser in die Zelle hindert ; dagegen durch mehr aufgenommenes Fett sich vergrössert und die Zelle endlich ganz erfüllt und ausdehnt. So auf mechanische Weise nun , wie die Bildung des Fettes , lässt sich auch dessen stärkere Ablagerung bei körperlicher Buhe erklären, wie das Mästen des Viehes und das Buhigstehen fetthaltiger Fluida beweisst; ebenso die Fettverminderung durch stärkere Bewegungen und ver- minderte Capillarattraktion (s. Le/iinann's physiolog. Chemie Bd. I. S. 209). Ascherson hat neuerlich die folgende eigentümliche Ansicht iilier die physio- logische Bedeutung des Fettes autgestellt. Er fragt 'zunächst, ■warum Fett- stoffe (in Form einer Emulsion, d. h. in kleinen Tröpfchen von -^ — ^fc* Millim. und noch kleiner, die in einer durchsichtigen was Sri gen Flüssigkeit suspendirt sind) con- stant in den Eiern der Thiere und Pflanzen vorkämen (und zwar früher als die für die Bildung des Embryo so wichtigen Zellen) und was wohl der Zweck sein müsse, dass der Keim vielleicht aller Organismen mit einer Substanz ausgestattet sei, die stickstofffrei Yctk mit Ei- und nicht gerinnbar, nicht in ihre Struktur eingehen zu können scheint, ohne wichtige we;'sg bildet Veränderungen zu erleiden? und warum die Natur, welche doch mit so vieler Sorgfalt Zellen, jedem werdenden Geschöpfe seine erste Nahrung bereitet und dabei immer auf die ein- fachste Weise zu Werke geht, es nicht vorgezogen habe, wenn nämlich die Fettstoffe nur dazu bestimmt sind (was aber nicht glaublich) in Eiweiss- oder Faserstoff oder der- gleichen umgewandelt zu werden, diese Stoffe lieber fertig gebildet vom mütterlichen Organismus liefern zu lassen? Um diese Fragen zu beantworten, stellte er Beobachtun- gen an, als deren Resultat er fand, dass das O.el bei der Bildung der Zellen eine wesentliche Bedingung sei. Bringt man nämlich Eiweissstoff mit einem Tropfen flüssigen Fettes in Berührung, so erfolgt stets eine Gerinnung des Eiweissstof- fes inForm einer das Oeltröpfchen umgebendenMembran(welche^SfAerso/i//«p togen- membr im und die Bildung derselben Hymenogonie nennt) oder die Bildung einer mit einem Oeltröpfchen versehenen Zelle , welche nur ihr Contentum durch Endosmose und Exosmose umändern kann. Solche Zellen nun, auf ganz einfachem physikalischen Wege entstanden, sollen die Elementarkörnchen sein, durch deren weitere Metamor- phose sich dann der Embryo hervorbildet (das Weitere s. später hei Zellenbildnng). 9) Milchsäure , aeidum lactiemn , welche im Pflanzenreiche fast stets als Zer- setzungsprodukt auftritt, ist im thierischen Körper sehr verbreitet, denn sie kommt fast in allen Säften und Absonderungen desselben vor, und zwar theils frei, theils an Basen (Natron, Kali, Kalk, Talk, Ammoniak und Harn- stoff) gebunden. Die saure Beaktion thierischer Flüssigkeiten rührt fast immer von freier Milchsäure her , auch trifft man sie frei fast beständig und häufig im Fleische und Schweisse , im Urin und in der Milch (wo sie sich aber nach neueren Untersuchungen im ganz frischen Zustande der Milch nicht vorzu- finden , sondern erst ausserhalb des Organismus sehr bald , wahrscheinlich aus dem Milchzucker, zu bilden scheint). — Die Menge der Milchsäure ist in einzelnen Theilen unter verschiedenen Verhältnissen sehr variabel; sehr ver- mehrt wird sie in den Excreten bei starken körperlichen Anstrengungen und — 58 - Mischlings- bei reichlichem Genüsse animalischer Nahrungsmittel gefunden. Bei acuten ^theije'1" Krankheiten ist sie theils in einzelnen Organen, theils im ganzen Körper oft sehr vermehrt ; bisweilen trifft man dann da freie Milchsäure, wo sie sonst nur gebunden vorzukommen pflegt (z. B. bei entzündlichen Affektionen, im Spei- chel , in den Schleimhäuten). Es verschwindet dagegen die freie Milchsäure in den Organen , von welchen sie im gesunden Zustande ausgesondert wird , nur in solchen Krankheiten , wo die Ernährung gehemmt ist. Die Milchsäure (stickstofffrei) zeichnet sich dadurch ans , und unterscheidet sich von der Essigsäure, mit der man sie früher häufig verwechselte , dass sie durchaus nicht flüchtig ist und auch erwärmt keinen Geruch entwickelt; im concentrirtesten Zustande (doch noch nicht im ganz wasserfreien, in welchem Znstande sie nur in Verbindung mit Basen vorkommt) stellt sie eine klare, farblose, syrupsdicke, sehr scharf saure Flüssig- keit dar, ohne Geruch, in Wasser und Alcohol in jedem Verhältnisse, in Aether nur wenig löslich , den Eiweiss- und Käsestoff sehr schnell gerinnend machend. Sie treibt Wesentliche die Essigsäure aus ihren Verbindungen aus, lö'sst phosphorsauren Kalk schnell auf und thierische wird wahrscheinlich durch diesen in der Milch, im Urin und andern Secreten gelösst Materien. erhalten; Eisenchlorid und Zinkoxydhydrat bewirken keine Fällung, wie mit der Es- sigsäure (s. milchsaure Salze S. 46. und bei Magensaft). Nutzen der Milchsäure. Berzelius hält dieselbe für ein Zersetzungs- produkt, welches bei der Ernährung gebildet werde; Lehmann will sie aber weder ihres Vorkommens , noch ihrer wahrscheinlichen Entstehung wegen zu den reinen Excretionsprodukten gerechnet wissen , denn die Natur benutzt sie zu noch viel zu wichtigen Zwecken. So wie sich nämlich der Chemiker zu seinen Operationen als Lösungsmittel hauptsächlich der stärkern Säuren bedient, so wird von der Natur die Milchsäure in gleicher Absicht verwendet. Durch sie wird nämlich nicht nur die grosse Meuge phosphorsauren Kalkes (und anderer Mineralsubstanzen) in Lösung erhalten, welche der Körper gebraucht, son- dern sie macht auch neue organische Stoffe durch Auflösung zur Umwandlung und Verarbeitung tauglicher (wie die Löslichkeit. der Proteinverbindungen in Milchsäure beweiset). Sie ist demnach das allgemeinste Lösungsmi't- tel im thierischen Organismus und da die Auflösung nur darum geschieht, um jene Stoffe zur chemischen Aktion, zur Veränderung und Umwandlung ge- schickter zu machen , so erscheint die Milchsäure als das wichtigste Hülfs- mittel der thierischen Stoffmetamorphose. — Ihr Ursprung ist jedenfalls in der Zersetzung der unbrauchbar gewordenen , auch stickstoffhalti- gen Materien desKörpers und zwar innerhalb desCapillargefässnetzes zu suchen, weshalb sie auch bei stärkerer Körperanstrengung etc. in grösserer Quantität gefunden wird. Lehmann vermuthet, dass alle stickstofffreien Nahrungsmittel (Stärkemehl, Gummi, Zucker) weniger zur eigentlichen Ernährung, als zur Milchsäurebildung verwendet und dass dieselben schon in den eisten Wegen in Milchsäure zersetzt werden. Denn es findet sich im Thierkörper keine Sub- stanz , welche auch nur wahrscheinlicher Weise aus einem solchen stickstoff- freien Körper gebildet wäre (s. Milchzucker). c. Thierische Extraktivstoffe (extraktartige Materie), wei- den diejenigen stickstoffhaltigen organischen Verbindungen genannt, welche keine besondern unterscheidenden Merkmale an sich tragen, sich nicht in die Reihen der bisher abgehandelten Stoffe stellen lassen und in thierischen Flüssigkeiten, nachdem aus denselben die Protein- verbindungen theils durch freiwillige Gerinnung, theils durch Coagti- lation mittels Wärme und anderer geeigneter Mittel niedergeschlagen sind, noch mit einer Anzahl von Salzen (theils in Weingeist lösliche, wie: milchsaures Kali, Natron, Kalk- und Talkerde, Spuren von milchsaureiu Am- moniak nebst Chlorkalium und Chlornatrium ; theils nur in Wasser lösliche , wie : phosphorsaures Natron und Kalk, vielleicht auch ein schwefelsaures Salz) gelösst zurückbleiben; nach dem Verdunsten aber sich als eine formlose Masse darstellen. — Mit Lehmann nehmen wir an, dass jene Extraktivstoffe die zur weitem Thätigkeit untauglich gewordenen und wieder in die Säftemasse zurücktretenden Bestandteile der Gewebe (Mauserungs- stoffe, Mauscrsehlacken nach Schullzc) sind (weshalb sie sich — '59 — auch überall, hauptsächlich aber in der Lymphe und venösem Blute MWchungs- finden), die mittels des freien Sauerstoffs des Blutes in eine Art Ver- ^LeUe. wesung gebracht und dadurch in excrementitielle Stoffe umgewandelt werden. Dieser Ansicht zufolge sind die Extraktivstoffe in Zersetz- ung begriffene und also äusserst wandelbare Stoffe, welche der Che- miker chemisch zu untersuchen sich ebenso vergeblich bemüht, als wenn er die chemische Natur der Hefe eruiren will. — Nach Fr. Simon enthält das, was man unter extraktiver Materie begreift, zum Theil die Bestandteile derjenigen aus dem Blute gebildeten Säfte, Extraktiv- weiche unmittelbar zur Ersetzung der solideren, in dem Lebenspro- cess selbst wieder consumirt werdenden Theile des animalischen Kör- pers dienen, zum Theil aber die in diesem dunklen Stoffwandel meta- morphosirten Materien, welche entweder nicht bildungsfähig sind oder als Vehikel nur bedingt zur Bildung beitragen, oder welche in der Oeconomie des animalischen Lebens unbrauchbar geworden sind, und, wieder verflüssigt, dem allgemeinen Kreislaufe zurückgegeben werden. Schultse nennt den fortwährenden Bildungsprocess, welcher durch den auf Mauserung einander folgenden AVechsel von Ansetzen junger und Anwerfen alter Theile, von der Gewebe, Aneignen der Nahrung und Ahstossen des Verbrauchten, von Erneuerung der leben- den Substanz und von Einschrumpfen des Abgelebten, kurz durch die beständige Wiederholung von Leben und Sterben der einzelnen Theile des Körpers unterhalten wird, Mauser, Mauserung, und die sich dabei bildenden unbrauchbaren Stoffe: M aus e run gs s t of f e , Maus ers chlac ken. — Alle organischen Systeme haben ihre Mauser; die Blutmauser besteht darin, dass die in allen Organen während des Bildungsprncesses allmälig verschlechterten und verbrauchten, an Lebensenergie heruntergekommenen, ganz erschlafften , mit abgestorbenem Farbstoffe überladenen und deshalb spezifisch schwereren Hlutbläschen oder nun Blutmauserschlacken , auf welche keine Lebensreize mehr wirken (das Wasser leicht auflösend) und die nun mehr den physikalischen Gesetzen anheimfallen, sich in der Pfortader (d i. also die Ausgangspforte für die Blutmauserstoffe) zum Zwecke der Auflösung ansammeln, hier wegen ihrer grossen Schwere sich senken und langsam bewegen, im Plasma aufge- lösst und in der Leber als Galle abgesetzt wer.deu. Auch durch die Menstruation und Hämorrhoiden mausert sich das Blut. — Bei der N e r ve nman s e r scheint die Schlacke sich zu Harnstoff umzuwandeln , denn Thiere mit wenig Nervenmasse (wie A'ögel u. Amphibien) bilden keinen Harnstoff. Die Evertebraten haben gar keineNie- ren, da ihr Nervensystem zu klein ist, um eines solchen Mauserorgans zu bedürfen. — Die Muske 1 maus er p r od u k te werden durch den Harn und Schweiss abgesetzt und sind sauer (Harnsäure, Milchsäure). — Die H au t maus er besteht in Abschup- pung der Epidermis und des Epithelium. — Ohne Mauserung tinden keine Regenera- tionsproeesse statt; Störungen in den Mausern werden auch eine Störung des Bil- dungsprncesses erzeugen; so wie aber auch Begünstigung dieses Mauserprocesses den Bildungsprocess erhöhen kann, denn Absterben ruft immer ,neues Leben hervor. Krankheiten, welche eine recht vollkommene Mauser wichtiger Organe hervorbringen, bringen auch den stockenden Bildungsprocess wieder in frischen Fluss und deshalb fühlt sich d'er Körper nacli einer schweren Krankheit wie neugeboren. Im ruhigen Gange der Gesundheit sammeln sich aber allmälig Residuen des Mau-. sei'ungsprocesses überall im Körper an und stören endlich diesen ruhigen Gang. Darum tritt dieser Process zu gewissen Zeiten mehr hervor, wie bei der Zah- nungsperiode, Pubertätsentwickelung, Menstruation, Stufenperiode der Lebens- alter und selbst in den Uebergängen der Jahreszeiten. (Das Weitere s. hei Stoff- wechsel.) Hinsichtlich seiner chemischen Eigenschaften lässt sich der thieri- sche Extraktivstoff in 3 aus verschiedenen Materien zusammengesetzte Arten ordnen, nämlich: in I. Wasserextrakt, welches im Wasser , nicht im ver- dünnten Alcohol löslieh ist; — II. Spiritstsextrakt, in Wasser und Spiri- tus, nicht im wasserfreien Alcohol löslich; — III. Alcoliolextrakt , im Wasser, verdünnten und wasserfreien Alcohol löslich. — Früher fasste man einzelne dieser Stoffe und einzelne Bestandteile derselben mehr ins Auge und gebrauchte darnach zur Bezeichnung der Extraktivstoffe im Allgemeinen die Namen: Zomidin (ein Wasserextrakt, durch essigsaures Bleioxyd fällbar), von Berzelius wegen seines starken und kräftigen Geschmacks nach Fleisch- brühe so genannt; — Osmazom, von Thenard gefunden, ein Weingeistex- trakt, welches vorzugsweise den Geruch der Fleischbrühe hatte ; — Kreatin, ein Spiritusextrakt , wurde von Chevreul in krystallinischer Form abgeschie- — 60 — Formbestand- den; — Plyalin, Speichel Stoff , ist im Sinne von Tiedemann und Gtnelin "*ei e* ein Name für die sämmtlichen Materien des Wasserextraktes. II. Formbestandtlieile. (S. Einleitung S. 10). Bei Betrachtung des menschlichen Körpers hinsichtlich seiner Form- hestandtheile fallen uns zunächst 2 verschiedenartige Materien auf, die aber eine bestimmte Anordnung und Verkeilung zeigen; es sind feste (solida) und flüssige (fluida) , welche letzlere entweder tropfbare oder elastische Flüssigkeilen sind. Diese 3 Arten von Bestandteilen sind innig unter einander vereinigt, denn alle festen Theile sind von den anhaftenden oder eingeschlossenen Flüssigkeiten durchzogen, an diese sind die luftförmigen Stoffe gebunden und in den flüssigen schweben feste Substanzen als Körnchen. Nur ein Wechselverkehr zwischen diesen Theilen erhält das Leben; so nehmen alle festen Theile ihren Ursprung sowohl, als die zu ihrem Wachsthum und Fortbestehen nöthigcn Sloffe aus den flüssigen Theilen, und nach ihrem Absterben kehren sie wieder in die flüssige Form zurück. Alles, was in den Körper ein- oder aus- geführt werden soll, muss vorher flüssig gemacht werden, und so hängt die Beschaffenheit der flüssigen Theile wieder von den Thätigkeitsüusse- rungen der festen ab. • A. Gasförmige Forinbestandtheile. a) Gase finden sich ganz frei (etwa 150 K. Z.) und in grösserer Menge nur in offenen Höhlen, wie in den Luftwegen der Respiralions- organe (d. s. Mund- u. Nasenhöhle, Pharynx und Larynx, Luftröhre und ihre Verzweigungen innerhalb der Lungen bis zu den Luftbläschen), im Darmkanale, und im Ohre (Paukenhöhle, Ohrtrompete, cellulae mastoi- deae und äusserer Gehörgang). Diese Gase sind immer gemischte ver- schiedener Art und ihre Qualität wie Quantität ist einem beständigen Wechsel unterworfen, einem periodischen in den Respirationsorganen und einem mehr zufälligen im Darmkanale. Sie werden entweder yon aussen in den Körper gebracht und hier etwas verändert, und sind dann grösstenteils Bestandteile der atmosphärischen Luft (Sauerstoff', Stick- stoff, Kohlensäure), oder sie werden bei chemischen Processen im Kör- per erzeugt, wie bei der Verdauung, und sind: Kohlensäure, Kohlen- wasserstoffgas, Schwefelwasserstoffgas, Wasserstoffgas und vielleicht auch zuweilen Phosphorwasserstoffgas. Diesen Gasarten sind dann stets noch Stickgas aus der atmosphärischen Luft, Wasserdampf und abgedunslete Theile der Faeces beigemengt. — b) Gebunden (wie Gasarten in Mi- neralwässern) kommen Gase in tropfbaren Flüssigkeiten, besonders im Blute vor, nämlich: Sauerstoffgas, Stickstoffgas und Kohlensäure (im arteriellen Blute mehr Sauerstoff, im venösen mehr Kohlensäure). Che- misch vereinigt theils unter sich, theils mit festen und flüssigen Theilen constituiren die Gase alle Theile des Körpers (s. Mischungsbestand- teile). — c) Dünste (wässrige) kommen mit. Gasen gemengt an den- selben Punkten vor, wo sich diese finden. — 61 — il. Tropfl>arfl üssige Formfoestandtheile (Säfte, humores)* Die tropfbarflüssigen Bestandtheile des Körpers, deren Flüssigkeits- Formbe- grad vom dunstförmigen bis zum dickflüssigen wechselt und die hinsieht-8* e ei e' üch ihrer pliysischen und chemischen Eigenschaften, ihrer Entstehung und physiologischen Bedeutung die grössten Verschiedenheiten unter ein- ander darbieten, machen fast -| — -| des Körpergewichts aus und finden sich entweder in Höhlen zwischen den festen Theilen eingeschlossen oder auf der innern und «äussern Oberfläche des Körpers (d. s. Nahrungs- und Secretionsflüssigkeiten), oder sie durchdringen durch Imbibition die Substanz aller festen Organe, und theilen ihnen nach ihrer verschiedenen Menge und Beschaffenheit die Eigenschaften der Weichheit, Ausdehn- barkeit, Biegsamkeit, Farbe, Durchsichtigkeit, des Volumens und spezi- fischen Gewichts in verschiedenem Grade mit. Den grössten Theil der Säfte constituirt das Wasser, in dem organische und unorganische Stoffe in grösserer oder geringerer Menge gelösst oder in Form verschieden gestalteter Körperchen suspendirt sind. Man kann die Fluida in folgende ?> Klassen ordnen: 1) Thierisches Wasser, durchweichende Flüssigkeit, parenchyma- töse Urbildungsflüssigkeit (Carus), ist ein dünnes, serumähnliches, hinsichtlich seiner chemischen Natur dem Keimstoffe sehr ähnliches , höchst indifferentes, grösstenteils aus Wasser und Eiweiss (löslichen Salzen und Extrakten) bestehendes Fluidum, welches theils alle Zwischenräume zwischen den verschiedenen Elementartheilen ausfüllt und diese so mit einer wässerigen Atmosphäre umgiebt, theils die Substanz aller festen Theile selbst durchdringt und tränkt, diese so in einen Zustand der Aufweichung versetzend. Diese Flüssigkeit ist von der grössten physiologischen Wichtigkeit, denn sie ist die . erste Bedingung einer fortwährenden Umbildung der Stoffe und also des Lebens (da ein vollkommen trockner Organismus schlechterdings keiner Umbildung fähig sein würde; corpora non agunt nisi fluida); aus ihr schöpfen alle Theile die zu ihrer Bildung und Ernährung nothwendigen Stoffe und in sie lösen sich fast alle (mit Ausnahme mehrerer Stoffe an der äussern und innern Oberfläche des Körpers, wie Zähne, Haare, Nägel, Epidermis und Epithelium) zur Le- bensthätigkeit untauglich gewordenen Bestandtheile der Gewebe wieder auf. Deshalb wird auch diese Bildungsflüssigkeit aus dem Blute fortwahrend in ihrer Eigenthümlichkeit neu erzeugt und mittels des Kreislaufs in Folge vonExosmose und Endosmose allen Parenchymen zugeführt, die frühere dagegen durch Lymphgefässe und Venen hinweggeschafft; sie ist also in stetem Wechsel be- griffen. Carus sagt: diese überall verbreitete , alles und jedes sich Fortbildende d. i. Lebende im Organismus, bald in tropfbarer, bald in dunstförmiger Ge- stalt durchdringende Flüssigkeit ist nun aber deutlich dieselbe , welche wir als die erste im Thierreiche gewahren, nämlich: Eiweiss, oder besser: ein bald mehr, bald minder wässriger Eistoff, thierischer Urstoff. Was der Aether ist für das All, was das Wasser für die Gesammtheit epitellurischer Bildungen, was der Pflanzenschleim oder pflanzliche Urstoff für die Pflanzen , das ist der Eistoff, welcher gleich dem pflanzlichen Urstoffe an sich weiter nichts ist, als ein modificirtes Wasser, für thierische und menschliche Organismen , nämlich der Urquell aller ihrer besondern Bildungen ; denn da, wo etwas entstehen soll, entsteht es nur insofern eben dieser Eistoff gegeben ist. Die Urbildungsflüssig- keit ist in grösster Menge im Körper vorhanden, denn da die Gesammtmasse der Flüssigkeit gegen f des ganzen Körpergewichtes beträgt und das Blut nur \ davon ausmacht, so gehört der grosse Rest dieser Urbildungsflüssigkeit an. 2) Bildungs- oder Nahrungssäfte, d.s. solche, welche innerhalb der Röh- ren des Gefässsystems in beständigem Laufe durch alle Theile des Körpers getrieben werden und hier zur Erneuerung der vorher erwähnten Urbildungs- flüssigkeit, also mittelbar zur Bildung sämmtlicher Theile beitragen. Sie füll- — 62 — Formbe- ren demnach das Material sowohl zur Ernährung, als auch für die Se- und El* standtheile. cretionen. Die Nahrungssäfte sind entweder roth , d.i. Blut, oder weisslich, d.i. Lymphe und Chylus; erstere (Lymphe) besteht aus dem Ueberschusse von Urbildungsflüssigkeit und aus wieder aufgelössten Geweblheilchen, letzterer ist der aus den Nahrungsmitteln gezogene Nahrungsstoff. 3) Secretionsflüssigkeiten, d. s. solche, welche aus dem Blute entweder zu besondern Lebensverrichtungen ausgeschieden und nach Erfüllung ihres Zweckes zum grossen Theil wieder in die Blutmasse aufgenommen werden (se- cretaj , oder welche das Blut, um sich in seiner gehörigen Beschaffenheit zu behaupten, als unbrauchbar absetzt und die grösstentheils sogleich nach ihrer Absetzung, ohne vorher zu irgendeinem Behufe verwandt worden zu sein, aus Flüssigkei- dem Körper entfernt werden (excreia). Man glaubte allgemein, dass sich die eigenthümlichen Bestandtheile dieser Flüssigkeiten erst in den Ausscheidungs- organen aus den Elementen bildeten , die neuere Chemie sucht aber nachzuw ei- sen , dass dieselben schon gebildet im Blute vorkommen (s. bei Abscheidungs- stoffen S. 47). Die Absetzung dieser Flüssigkeiten geschieht aus dem Blute mittels Exbibition oder Exosmose durch die Haargefässe entweder auf Häuten oder in eigenthümlieh gebildeten Organen (Drüsen). Es lassen sich die Secre- lionsQüssigkeiten so eintheilen: a. Nach dem Orte ihrer Absetzung: in a) ausgehauchte Flüssigkei- ten, die auf Hautflächen ohne Vermittelung eigenthümlicher Organe aus dem Mute abgesetzt werden, und zwar an) in geschlossenen Höhlen, wie Serum im Zellgewehe und den grössern serösen Blasen, Synovia in den Synovialhlasen und Schleimheutelu, die Flüssigkeiten im Auge, (Ihre und Eierstocke, die Amninsflüssigkeit ; — &6J auf der äussern und innern freien Obe rfl ä c h e des Körpers, wie: Haut- und Lungenausdünstung, ein Theil des Schleimes, des Magen- und Uarmsnftes. — h) D riisen safte, in den Secretinnskanälen der Drüsen angesetzt und durch Ansfiihvnngsgänge sogleich an die Oberfläche des Körpers gebracht oder vorher in einem grossem Behälter gesammelt. Es sind: Galle, Harn, Samen, Milch, Speichel, Pancreassaft, Thränen, Augenbutter, Ohrenschmalz, Schweiss, Hautschmiere, zum Theil der Schleim und der Magen- und Darmsaft. h. %'iicii ilirer physiologischen UedeiitmiS: ») Assim ilationssäf te, wie Speichel, Magen- und Darmsaft, pankreatischer Saft, Galle. — />) Zeugungs- sä-fte: Samen, Saft der Prostata und Cowperschen Drüsen, liqnor folliculi Gran- fluni, Milch. — c) Flüssigkeiten der Sinnesorgane: hinnor iiijiieus, Mor- giignii und vitreus im Auge, Endo- und Perilympha im Ohre, Ohrenschmalz, Thrä- nen, Augenbutter. — d) Auswurf sstoffe: Schweiss, Harn, Hautschmiere, Schleim und zum Theil die Galle. \ C Feste Foriurbestaiidtheile. Die festen Theile, denen stels eine bestimmte Gestalt und Lage, und bestimmte physische Eigenschaften zukommen, machen dem Ge- wichte nach den bei weitem geringern Theil des Körpers aus; sie bilden sich, wie schon gesagt wurde, aus dem Flüssigen heraus und lösen sich zum grössten Theil auch wieder in Flüssigkeit auf. Beim Uebcrgang aus dem flüssigen Zustande in den festen erscheint die organische Ma- terie, welche früher Urlhierstoff, einfachste thicrische Sub- stanz, thierische Ursubstanz genannt wurde, zunächst als eine ganz homogene, form- und farblose, durchsichtige, mehr oder weniger flüs- sige Gallerte (Keimstoff, Cy toblastema), und in dieser bilden sich eigentümliche sehr kleine Bläschen (Elementar- oder Primitivzel- len, Kernzellen, cellulae primitivae nucleatac), bestehend aus einer feinen Hülle und einem flüssigen, mitunter etwas körnigen Inhalte, in deren Wand ein kleinerer, dunklerer Körper (Zellenkern, Cy toblast, nucleus)., mit einen oder zwei noch dunklem und fast regelmässig run- den Fleckchen (Kernkörperchen, nuclcoli) verschen, befindlich ist, und durch deren (Zellen nämlich) weitere Forlbildung sodann die ver- schiedenen Elemcnlartheilc entstehen (s. S. 08). Die einfachsten For- - 63 — men der kleinsten Theilchen der Organe (elementare Formbestand- FesteFoim- t h e i I e , E 1 e in e n t a r l h e i 1 e , partes simplices) nach vollendeter Entwicke- t^eüe. lung derselben aus Primitivzeilen sind folgende: a) Körnchen oder Kügelchefk'(granula, globuti), von plattrunder, runder oder ovaler Gestalt, ohne eine deutliche mit Flüssigkeit erfüllte Höhle, entweder in Flüssigkeiten schwimmend, oder zwischen andern festern Organentheil- chen gelagert, einzeln, zu grössern Körnchen zusammengeballt oder zu perlschnurähnlichen Fäden aufgereiht. — b) Zellen, Bläschen (cel- lulae, vesiculae), hohle Organe von kugliger, ovaler oder eckiger Ge- stalt, mit einer äussern Hülle, einer Höhle und einem Inhalte, die ent- weder frei in Flüssigkeiten schwimmen oder in festes Cytoblastem (Inter- cellularsubstanz) eingebettet sind. — c) Fäserchen, Primitivfasern oder — fäden (fibrillae), lange solide Körperchen von cylindrischer, platter oder prismatischer Gestalt. — d) Blättchen (lamellae, lami- nae), aus vielen in einer Fläche an einander liegenden primitiven Zellen oder Fasern, oft in mehrern Schichten über einander gelegt und so Häute (t/iembranae) bildend. — e) Röhrchen (tubu/i), hohle cylin- drische Organe, mit einer häutigen Wand und einer mit Flüssigkeit ge- füllten, innern Höhlung. Zwischen der festen Substanz befinden sich eine Menge grösserer HT°¥en ins und kleinerer Höhlen, die von Flüssigkeiten und feuchtem Dunste theils angefüllt, theils benetzt sind. Wir theilen sie mit Weber in folgende 3 Klassen: 1) Offene Hohlen, von welchen die grösseren durch eine Oeffnung an der Oberfläche des Körpers mit der äussern Natur im Zusammenhange stehen , als : die der Athmungs-, Verdauungs-, Geschlechts- und Harnwerkzeuge; die Meineren offnen sich aber wieder in diese mit einem Ausführungsgange , als : Leber, Pankreas; Speichel- und andere Drüsen. — Diese Höhlen und Gänge werden von einer eigenthümlichen Haut, der Schleimhaut , ausgekleidet, welche durch Absonderung des Schleimes ihre Oberfläche vor dem schädlichen Einflüsse der von aussen hinein gelangenden fremdartigen Stoffe schützt. In ihnen finden sich feste, tropfbar flüssige oder luftförmige Stoffe, die entweder von aussen aufgenommen, um, wenn sie dem Körper zuträglich sind, weiter in das Innere desselben befördert zu werden, oder die aus dem Innern des Or- ganismus in sie ausgeschieden worden sind. Diese letztern befreien durch ihre .Absetzung den Körper (vorzüglich das Blut) von überflüssigen und unbrauch- baren Stoffen und werden entweder sogleich ausgeworfen (exereta) , wie Urin, Schwciss etc. , oder dienen vorher noch zu irgend einem andern Zwecke (se- crelaj, wie z. B. der Speichel, die Galle, der pankreatische Saft zur Ver- dauung etc. Hier geschieht also der zwischen dem Körper und der äussern Natur bestehende Austausch von Stoffen, der während des Lebens nicht ins Stocken gerathen darf, da alle Theile des Körpers nur dadurch in ihren Eigen- schaften erhalten werden , dass sie in einer beständigen Verwandlung begrif- fen sind. 2) Gtefässhöhlen , sind Bohren, ausgeldeidet mit einer gemeinschaftlichen Haut [allgemeine <*ef ässhaut] , Avelche netz- oder baumförmig alle Theile des Körpers , die sogenannten einfachen Gewebe ausgenommen , durchziehen und in sich die im Körper herumfliessenden Nahrungs- oder Bildungsflüssig- keiten enthalten. Sie führen entweder Blut (d. s. Blutgefässe, vasa san- güifera) oder eine dem Blute verwandte ungefärbte Flüssigkeit, welche sich auf dem Wege ins Blut befindet, werdendes Blut, Lymphe (d. s. vasa lymphatica, Lymphgefässe). Ihre Wände können mittels der Endosmose und Exosmose (s. S. 12) flüssige Stoffe aus- und eintreten lassen. Durch diese Fähigkeit der Aushauchung und Einsaugung wird nun nicht nur der Nahrungsstoff in allen — 64 — Feste Form- Theilen durch sie abgesetzt und an einigen Stellen wieder neuer aufgenommen, Vheile*1" sondern das Blut kann auch selbst während seines Kreislaufs durch den Körper an gewissen Punkten sich von untauglichen und schädlichen Stoffen befreien, reinigen. Die. Aufnahme eines neuen Nahrungsstolfes, so wie die Absetzung untauglicher Substanzen geschah, wie wir wissen, in den variier genannten offenen Höhlen, die Aushauchung der nährenden Flüssigkeit geht nun aber nach den noch zu nennenden geschlossenen Höhlen hin vor sich ; es werden also die Gefässhöhlen den Zusammenhang zwischen der 1. und 3. Art von Höhlen vermitteln. 3) Geschlossene Höhlen, ohne Ein- und Ausgang, nur mittelbar mit den Gefässhöhlen im Zusammenhange , welche hier bald dunstförmige , bald tropf- bar flüssige Stoffe, von wässriger, eiweissreicher, oder fettiger und farbestoff- Höhlen im haltiger Natur immer fort absetzen und die früher abgesetzten wieder zurück- Körper. nehmen. Solche Höhlen werden von dünnen , serösen Häuten gebildet, oder sind blosse Zwischenräume zwischen den Elementartheilchen (Zellen) der festen Substanzen des Körpers (Interglobular- oder Intercellulargänge, elementare Kanäle), wodurch diese zu einer schwammigen, leicht von Flüssigkeiten durchdringbaren Masse werden, zu einem Schwämme voller Säfte. Durch diese Einrichtuug, mittels dieser 3 Arten von Höhlen, wird die Ernährung und beständige Umwandlung der organischen Materie be- zweckt, indem zu allen Theilen immerfort neuer Stoff zugeführt und . unbrauchbarer hinweggeschafft werden kann. Hierbei muss der aufge- nommene Stoff den Weg von den offenen Höhlen durch die Gefässhöhlen zu den geschlossenen hin und zurücktnachen. Zellenl>ildun£; Genesis der Geweue. (Das Ausführlichere hierüber s. in JlenJe's allgemeiner Anatomie.) Dass es ein gemeinsames Entwickelungsprincip für die verschieden- sten Elementartheile der Organismen, sowohl der thierischen als pflanz- lichen gieht, und dass die Zellenhildung dieses Entwickelungsprincip ist, kann nach Schleideti's, Schwann? s, ValentirCs und Henle's Forschungen, an welche sich noch die vieler anderer Beobachter reihen, nicht mehr bezweifelt werden (s. vorher bei Geschichte der Histiologie S. 36). Selbst während des ganzen Lebens lassen sich noch in vielen thierischen Geweben Zellen mit ihren Eigentümlichkeiten beobachten, entweder schwimmend in flüssigem Cytoblastem oder, mehr oder minder an einander gedrängt, in festweiches oder festes Cytoblastem gebettet, welches letztere danu als Intercellularsubstanz erscheint und zugleich das Bindemittel der Zel- „ . , len ist. Die verschiedenen bei den Zellen und ihrer Entwickelung zu liestand- i • 1 • mi i r, T Hieile der berücksichtigenden Theile sind: das Cvtob lästern; an der Zelle: die Zellenmeuibran und der Zclleninhalt, der Zellcnkcrn und in diesem die Kernkörperchen. a. Cytoblastem, Keimstoff der Zellen (y.vzoq, dieZelle, bildend), ist eine ganz homogene, farblose, durchsichtige, strukturlose Substanz von dünnflüssiger, dickflüssiger, gallertartiger oder zäher fest weicher Consistenz, in der sieb die Zellen bilden; sie findet sich entweder in den schon vorhandenen Zellen als Zelleninhalt oder zwischen den Zel- len als In terc e 1 1 ula rsubs t an z. Diese letztere ist entweder in sehr geringer Menge vorhanden, so dass sie zwischen erwachsenen Zellen gar nicht erkannt wird und die Zellen sich berühren (in den sogenannten einfachen Geweben), oder sie ist in so grosser Menge da, dass die Zellen zerstreut darin herumliegen (wie in den Knorpeln); sie ist flüssig (Blut, Lymphe etc.) oder fest, letztere entweder wasserhell, hyaliiiisch (in dem Cylinderepithelitim), oder körnig (im Zellgewebe) , oder faserig (in den Knorpeln). Das Cytoblastem ist in seinen chemischen und physikalischen Eigenschaften nach den ver- schiedenen Organen, in welchen es vorkommt, verschieden"; in der Regel ist es eine homogene Masse, die sich in ihren Eigenschaften nach den Zellen, denen sie zur Grund- Zelle — 65 — läge dient, richtet. Meist nimmt seine Quantität mit der Entwickelung der Zellen Formbe- relativ ab. Das Cytoblastem muss 1) den Nahrungsstoff für die Zellen enthalten, und standtheile. 2) muss es auch wenigstens theilweise dasjenige enthalten, was von diesem Nahrungs- stoffe übrig bleibt, wenn die Zellen das zu ihrem Waehsthume Nothwendige aus ihm ausgezogen haben. Das Cytoblastem erhält den neuen Nalirungsstoff aus dem Blute. 5j. Zelleilkern , nucleiis, Cyloblastus (nacli Schieiden) , um den sich die Zelle bildet, ist eiii von Robert Brown in den Pflanzenzellen zuerst gesehenes und areola ge- nanntes, rundes oder ovales, sphärisches oder meist etwas abgeplattetes Körperchen, von etwa 0,0020— 0,0030'" Dm. (im Mittel) im ausgebildeten Zustande. Der Cy toblast ist in Essigsäure unlöslich (während sich die Zellenmembian darin auflösst) , in der Regel Zellen- dunkel, granulös, doch oft auch gelblich oder wasserhell, entweder solid und gleich einer bildung. Himbeere aus einer mehr oder weniger feinkörnigen Masse zusammengesetzt (wo alsdann Kernkörperchen in ihm nicht sichtbar sind), oder hohl. Bei letzterem ist die Membran glatt, strukturlos und nie sehr dick, der Inhalt entweder sehr feinkörnig oder wasserr hell. Auch scheinen, sich später noch grössere Körperchen im Innern hohler Zellenkerne bilden zu können, wie Fetttröpfchen. In den meisten Kernen zeigen sich noch 1 oder 2, seltener 3 oder 4 kleine dunkle Körperchen, und diese sind die Kernkörperchen. — Was die Lage des Cytoblasten betrifft, so wird sie nicht nur verschieden angegeben, sondern scheint auch wirklich verschieden zu sein. Nach Schieiden liegt er in den Pflanzen nicht frei in der Höhle der Zelle, sondern in der Zellenwand so eingeschlossen , dass dieselbe mit einer Lamelle aussen, mit einer andern innen über ihn hinweggeht. Bei den Thieren hat er seine Lage in der Regel excentrisch an der Innenfläche der Zellenmembran, doch läuft nach Schwann keine Lamelle der Zellenwand über die innere Fläche des Kerns hinweg, sondern dieser ist ganz frei an der innern Fläche der Membran angeklebt und nur zuweilen (an den Fettzellen) ein wenig in die Dicke derselben eingesenkt. In manchen Zellen befindet sich nun aber der Kern im Centrum der Höhle (wie im Cylinder- und Flimmerepithelium, in den Ganglienkugeln); in andern Fällen hat Henle auch be- stimmt wahrgenommen, dass der Kern nur äusserlich auf der Zelle lag und in einem Grübchen derselben aufgenommen wurde (z. B. an den Zellen des Pigments). C._ Kernkörp orcliei», nucleoli, finden sich in den Cytoblasten, excentrisch an der innern Wandfläche, in verschiedener Anzahl und von sehr verschiedener Grösse; sie variiren vom halben Durchmesser des Kerns bis zum winzigsten unmessbaren Pünktchen, sind bald heller, bald dunkler, als die übrige Masse des Zeilenkerns, nach Schieiden hohl, und sollen nach Schwann den Cytoblasten ihren Ursprung geben. Ihre Natur ist schwer zu ermitteln und ihre Existenz als Körperchen überhaupt noch sehr zweifelhaft. Nicht in allen Kernen giebt es Kernkörperchen, und ebenso giebt es auch Zellen, die gleich von ihrem Entstehen an ohne Kerne sind, z. B. die Zellen, in welchen sich die Samenthierchen bilden, die eigentlichen Dot- terkugeln der Frosch- und Hühnereier , ferner die den Dotterkugeln ähnlichen Kör- per im Eiter und andern plastischen Exsudaten , welche 2 bis 3 Mal so gross als die Eiterkörperchen (die den eigentlichen Zellen ganz gleichen) sind. Letztere bestehen aus einem Conglomerate von einer Menge kleinerer, den Fettkügelchen ähnlichen Kügelchen , sind entweder ohne Hülle , nur durch eine eiweissartige Substanz zu- sammengehalten, oder mit einer gemeinschaftlichen Hülle umgeben, von Gluge zusammengesetzte Entzündungskugeln benannt und mit Unrecht als aus Kernen der Blutkörperchen zusammengesetzt beschrieben worden. — Da sich die meisten Elementarzellen in Essigsäure auflösen, zumal bald nach ihrer Bildung, und dann die Kerne als etwas ganz Selbstständiges zurückbleiben, diese aber niemals zerstört werden können, ohne dass auch die Kernkörperchen verschwinden, so ist man über die Natur der letztern bis jetzt auch noch sehr in Zweifel, und kann sie für Flecken, Lücken oder selbstständige Kügelchen und Bläschen , im Innern oder in der Wand des Kerns ansehen. Es geht hieraus hervor, dass weder die Kernkörperchen zum Entstehen der Zellenkerne, noch diese zur Bildung der Zellen durchaus nöthig zu sein scheinen. a. Entstellung der Elementar- Zellen. Die neuen Zellen eines jeden Gewebes bilden sich nur da, wo zunächst der frische Nah- rungssloff in das Gewebe eindringt. Bei den gefässhaltigen (organisirten) ist die Nahrungsflüssigkeit mittels der Gefässe durch das ganze Gewebe verbreitet, daher entstehen hier die neuen Zellen in der ganzen Dicke desselben, überall zwischen den vorhandenen Elementartheilen ; bei den gefässlosen (sogenannten einfachen, nicht organisirten) Geweben bilden sie sich dagegen nur da, wo dieselben mit den gefässhaltigen zusammen- hängen. Bei der Regeneration der letztern Gebilde ist daher die Zellen- bildung am besten zu beobachten, so wie bei der Bildung der Eiterkör- perchen im Eiter, schwieriger dagegen bei der Entwickelung des Eies Bock's Anat. I. 5 — 66 - FormLe- luul der einzelnen Gewebe aus dem Keime. — Die allgemeinen Erschei- * nungen beim Entstehen der Zellen im Thierorganismus giebt Schwann fast ganz so an, wie Schieiden bei den Pflanzen. DasEntstehen neuer Pflanzenzellen ist nach Sch7e iden so : im Cytoblastem entstehen zunächst einzelne, scharf begrenzte Körnchen (Kernkörperehen), um diese bilden sich granulöse Coagulationen, die den Cytohlasten darstellen; sobald dieser seine gehörige Ausbildung erreicht hat, erhebt sich auf ihm ein feines, durchsichtiges Bläschen (wahrscheinlich mit wässriger Flüssigkeit gefüllt), d. i. die junge Zelle, die auf dem flachen Cytohlasten wie ein Uhrglas aufsitzt, anfangs sehr weich ist, sichallmälig aus- dehnt, consistenter und zuletzt so gross wird, dass der Cytoblast nur als ein kleiner, in einer der Seitenwände eingeschlossener Körper erscheint. Der Theil der Zellenwand, welcher den Cytoblast von der innern Seite bedeckt, ist äusserst fein und gallertartig; wird auch bald resorbirt, zugleich mit dem Cytohlasten, der ebenfalls bei der ausgebilde- ten Zelle aufgesogen wird. Schwann beschreibt die Zellenbildung im thierischen Orga- Entstehung n jsmus so. jn ^em strukturlosen (bald ganz flüssigen, bald mehr der Zellen: v " , . ■ i- rr oder weniger gallertartigen) Cytoblastem erscheinen zuerst die Kern- körperchen (nucleoli) ; um diese schlägt sich eine Schicht gewöhn- lich feinkörniger Substanz nieder, die aber nach aussen noch flicht scharf begrenzt ist. Indem nun zwischen die vorhandenenMolekule die- ser Schicht immer neue abgelagert werden und zwar nur in bestimm- , ter Entfernung- von dem Körperchen, grenzt sich die Schicht nach aus- naen o . Schwann- sen ab und es entsteht ein mehr oder weniger scharfbegrenzter Zellen- kern (nucleus). Dieser wächst durch fortgesetzte Ablagerung neuer Moleküle zwischen die vorhandenen, durch inlussusceptio. Geschieht diese gieichmässig in der ganzen Schicht, so kann der Kern solid bleiben; geschieht sie aber stärker im äussern Theile der Schicht, so wird dieser stärker verdichtet und erhärtet zu einer Membran, wo dann der Kern hohl ist. Die Entstehung der Kerne mit mehr als einem Kernkörperchen stellt, sich Schwann so vor, dass die Schichten, die sich um 2 nahe an einander liegende Kernkörperchen bilden, in einander fliessen, bevor sie nach aussen scharf abgegrenzt sind. Zuletzt bildet sich nun die Zelle um den Kern, sobald dieser eine gewisse Entwickc- lungsslufe erreicht hat (die aber sehr verschieden sein kann, da er bis- weilen schon ein Bläschen, bisweilen, und dies gewöhnlicher, noch ein solider Kern ist), und zwar ganz auf dieselbe Weise, wie die Bildung des Zellenkerns um das Kernkörperchen, nur schneller und vollkommner. und wahrscheinlich wie hei der Pflanzenzelle auch erst nur auf einer Seite des Kerns (wie Henle und HaUmann beobachteten). Auch hier können auf ähnliche Weise 2 Kerne von einer Zelle vereinigt umschlos- sen werden. Ist die Schicht der jungen Zelle dick genug, so consoli- dirt sich alliuälig der äussere Theil derselben zu einer Membran (Zel- lenmembran, Hülle); diese dehnt sich allmälig aus, entfernt sich von dem Zellenkerne und der so zwischen beiden entstehende Raum füllt sich mit Flüssigkeit (Zel leninhalt), die in den verschiedenen Zellen von verschiedener Beschaffenheit ist. Aus neuern Beobachtungen (besonders bei der Bildung des Embryo und der Eiterkörperchen) ergieht sich dagegen, dass die Präexistenz der Kernkörperchen und Zellenkerne durchaus nicht zum Entstehen der Zel- len nöthig ist, sondern dass die allerersten und allgemeinsten Formele- mente der thierischen Gewebe scharf begrenzte, den Fettbläschen ähnliche Körperchen (Elementarkörnchen) von 0,001 — 0,002 ' Durchmesser — 67 — und in den verschiedenen Geweben von den verschiedensten Formen (z. Fo"",)?," r, . i r. i i • itti 1 i i „. stanutheil«? B. in den schleim - und Eiterkörperchen platt und napflörmig ausge- höhlt, in der Milch vollkommen sphärisch, im Dotier oval, keil- und würfelförmig u. s. f.) sind, die sich deshalb auch überall da finden, wo neue Bildungen vor sich gehen sollen, wie im Dotter, der Milch, dem Chylus, der Lymphe, den feinsten Anfängen aller Drüsen, den Epilhe- lien und in pathologisch ausgetretenen Flüssigkeiten. Um ein solches Körnchen legt sich vielleicht, wie Henle sagt, die schwach granulirte ^zl}}""? Substanz des Cytoblasten an, um den hernach die Zelle sich formt, oder es verschmelzen deren 2 — 4 oder auch eine grössere Anzahl und bilden sogleich einen Zellenkern , oder sie sammeln sich in noch grössern Hau- fen und werden sogleich zur Zelle, in der ein Kern gar nicht oder erst später entsteht. In den Umwandlungen, welche sie erleiden, scheint nach Hen7e, die weitere Ausbildung der Formbestandtheile begründet zu sein. Indem sie zusammenfliessen und ein Häufchen allmülig von aussen nach innen oder von innen nach aussen sich verflüssigt, erzeugt sich um dasselbe eine Membran und so wird das Conglomerat zum Bläschen oder zur Zelle. Die Elementarkörperchen sind grösstentheils Bläschen, bestehend aus Fett (wie in denen des Dotters, der Milch, des Chylus und der Lym- phe chemisch nachgewiesen worden ist) und einer das Fetttröpfchen um- schliessenden Haut, die wahrscheinlich aus einer Proteinverbindung ge- bildet ist. Ascherson erklärt nach seiner höchst wichtigen Entdeckung ihr Entstehen ganz mechanisch (s. bei Fett S. 57), indem nämlich die Be- rührung des Eiweissstoffes (und noch vielmehr wahrscheinlich des Käse- und Faserstoffes) mit einem flüssigen Fettstoffe stets die Bildung einer zähen und elastischen Hülle um das Oeltröpfchen und also das Entstehen einer Zelle zur Folge hat. Er hält diese Hüllenbildung für eine physi- kalische Eigenschaft, für eine Art von capillärer Verdichtung, die an der .Oberfläche sich berührender heterogener Flüssigkeilen vor sich geht. Bildet man auf diese Weise künstliche Zellen, so sind dieselben den natürlichen ganz ähnlich und können ihr Contentum ebenfalls durch En- dosmose und Exosmose umändern. h. Vermelarung der Seilen. Sie geschieht entweder 1) vom Cytoblastem aus so, dass sich jede Zelle einzeln entwickelt und dann auch jede für sich fortwächst, wie dies vorzüglich deutlich sichtbar bei den einfachen Geweben und in pathologischen Secreten ist, oder 2) es ist auch von einer schon gebildeten Zelle oder Zellenmasse aus auf Ko- sten des indifferenten Cyloblastems eine Vermehrung der Zellen mög- lich, und zwar durch innere (endogene) Zeugung (Zeugung von Zel- len in Zellen). Bei den Pflanzen gieht es dann noch eine Vermehrung der Zellen durch Theilung, indem Quer- und Längsscheidewände von der Zellenwand aus in die Höhle wachsen und zusammenstossen. Wenn man den Dotter als einfache Zelle ansehen dürfte, so würde dieser Thei- lung der Furchungsprocess im Dotter niederer Thiere für analog gehal- ten werden können. Bei den niedrigsten Pflanzen (z. B. bei den Pilzen der Hefe) kommt auch noch eine exogene Zeugung vor, bei welcher aussen auf der Mutterzelle Sprossen hervorwachsen. 5* i — 68 — Formbe- Die endogene Zeugung, bei welcher aus dem Inhalte einer reifen Zelle und sundtheile. jm jnaeru derselben neue Zellen hervorgehen, das Contentum der Mutterzellc also Cytoblastem der Tochterzellen ist, zeigt sich am deutlichsten bei der ersten Entwiche- hing des Embryo aus den Dotterkörnern (s. bei Embryo) ; sie ist ferner nachgewiesen bei der Entwickelung der Leber (Reichert) , der Gelasse und des Blutes (Schwann, VeMnehrunir Valentin, Reichert), und in pathologischen Produkten (Müller, Valentin); unter der Zellen! den normalen Geweben des Erwachsenen scheinen die Knorpel und einige Drüsen auf diese Art fortzuwachsen; Schwann fand auch einigemal in der Linse, in Gan- glien und der Epidermis von Froschlarven Mutterzellen mit eingeschlossenen jungen Tochterzellen. Fur.chungs- oder Zerklüftungsprocess (von v. Baer und Rusconi aus- führlicher beschrieben, bis jetzt an den Dottern der Frösche, Fische, Mollusken und Medusen beobachtet, und bei den höhern Thieren vermuthet), beginnt wenige Stunden nach der Befruchtung und dauert etwa 8 — 12 Stunden. Er besteht darin, dass die scheinbar ganz einfache durchaus glatte Dotterkugel durch Einschnürungen an ihrer Oberfläche , die allmälig nach innen fortschreiten, zu einer maulbeerförmi- gen , aus kleinen rundlichen Körperchen zusammengesetzten Kugel umgewandelt wird. Zunächst wird nämlich der Dotter (durch die erste Meridianfurche) innerhalb der Dotterhaut in 2 Kugeln zertheilt', so dass er nun aus 2 gleichen Hälften besteht ; sodann zerfällt jede derselben (durch eine Furche , d.i. die erste Aequatorialfurche, welche die erste Meridianfurche rechtwinkelig schneidet) wieder in 2 kugelförmige Abtheilungen und der Dotter besteht nun aus 4 Kugeln ; hierauf theilt sich (durch Fuvchungs- Entstehen diagonaler Furchen) durch jedesmaliges Zerfallen der bestehenden Ab- process. theilungen in 2 kleinere neue die ganze Dottermasse allmälig in 8, 16, 32 u. s. f. Ku- geln , bis endlich als Kesultat des Furchungsprocesses 2 Formen von kleineren Ku- geln (Mutterzellen) übrig bleiben, aus welchen sich der Embryo herausbildet (s. bei Embryo). Schwann hat seine Vermuthung über den Furchungsprocess dahin aus- gesprochen, dass derselbe auf einem Zellen-Bildungsprocesse beruhe, in- dem sich innerhalb des Dotters zuerst 2 Zellen entwickeln , in jeder derselben wieder 2u. s. w. Bergmann hält diesen Proccss (welcher nach ihm so geschieht, dass die Elementarkörnchen , aus welcheu der Dotter besteht , sich in grössere und immer kleinere Gruppen trennen, die unter sich nicht durch umhüllende Membranen, sondern nur durch ein zähes Bindemittel zusammengehalten werden) für die Ein- leitung der Zcllenbildung, so zwar, dass er nur dazu diene , zunächst immer kleiner werdende Abtheilungen aus der ganzen Dottermasse zu bilden und dass als- dann erst bei der Entwickelung des Embryo um die kleinsten Dotterabtheilungen die eigentlichen Zellenmembranen entständen. Nach Reichert ist aber der Furchungs- process nichts Anderes, als ein allmälig fortschreitender Geburtsakt vielfach eingeschachtelter Mutterzellen, deren Endresultat die Geburt derjenigen einfachen Dotterzellen ist, welche zum Aufbaue des Gesammt- Zellen- Organismus dienen sollen. c. "Weitere Umbildung- der Kellen. Nachdem die Bildung des Bläschens um den Zellenkern und die Trennung der Zcllenmembran und des Inhaltes vollendet ist (bisweilen aber auch etwas früher, so dass eine vollständige Ausbildung der Zellenhaut gar nicht zu Stande kommt), was im Wesentlichen in allen Geweben auf dieselbe Weise geschieht, beginnt nun die weitere Entwickelung und Metamorphose der Elemen- tarzellen, und diese variirt nach der Verschiedenheit der Gebilde, die aus ihnen hervorgehen. Dabei erhalten sich die Zellen entweder selbstständig und isolirt und verändern sich nur in Form, Inhalt und che- mischer Beschaffenheit, oder sie geben ihre Selbstständigkeit auf, indem die Wände neben einander gelegener Zellen zusammenfliessen ; viele der Zellen füllen sich mit fester Substanz an und werden zu soliden Körper- chen, andere bleiben hohl und von einer hellen homogenen, oder mit kleinen Körnchen vermengten Flüssigkeit erfüllt. In manchen Zellen beslehen die Zellenkerne fort, in andern verschwinden sie, in noch an- — 69 — dem bilden sie sich zu Fasern (Kernfasern) um. Einige Zeilen nehmen Foimbe- aber auch ab, werden theilweise zerstört, bersten und schwinden, z. B. s ' die Zellen in der Lymphe und in den Drüsen, wobei sie entweder resor- birt werden und sich auflösen, oder auf die Körperoberfläche, in andere Zellen oder Intercellulargänge treten (Dehiscenz). Es giebt nach Henle Metamor- folgende Arten der Zellenmetamorphosen (die von Schwann und Valentin t'1'"8?/1 dei' aufgeführten s. S. 37) : I. Die Kleinen tarzellen behaupten ihre Selbstständigkeit; indem sie weder mit andern verschmelzen , noch auch sich theilen , erleiden sie nur sehr mannichfaltige Veränderungen ihrer Form, ihres Inhaltes und ihrer chemischen Be- schaffenheit ; dahei schwindet der Zellenkern sehr oft, bleibt aber auch oft per- sistent und nimmt in regelmässig geordneten Zellen eine ganz bestimmte Stelle ein (wie in den Pigmentzellen der Choroidea). — Formver änderungen. Die Zellen dehnen sich aus und wachsen , entweder gleichförmig oder nach einzelnen Dimensionen , so dass sie oft eine verhältnissmässig bedeutende Grösse erreichen (wie die Fettzellen), und indem sie sich an einander drängen und abplatten , poly- gonal , die flachen Zellen oft sehr regelmässig 5 - und 6eckig werden. Je nachdem die Ausdehnung nach einer oder der andern Richtung stärker erfolgt, entstehen die verschiedenartigsten Gebilde ; z. B. dehnen sich Zellen (platte) nach der Fläche aus, wobei sich der senkrechte Durchmesser bedeutend verkleinern kann, so entstehen Plättchen und Schüppchen (Pflasterepithelium) ; wachsen sie dagegen in einer auf die Fläche senkrechten' Richtung, so bilden sie keilförmige, prisma- serbStstän- tische, cylindrische oder konische Körperchen (Cylinder- und Flimmerepilhe- dige Zellen. lium). Manche Zellen schicken auch Fortsätze aus, die wie Härchen oder Sta- cheln oder lange Fasern aussehen (z.B. die Cilien des Flimmerepithelium , die Stacheln des Epithelium der^^'^s choroidei). — Bei diesen Formveränderun- gen kann die Zellenmembran an Stärke zunehmen (wie bei den Kuorpelzcllen), was durch schichtweise Ablagerung der Substanz geschehen kann , so dass solche Wände wie gestreift aussehen (bei den Pflanzen wie aus spiralförmigen Fasern). Geht die Verdickung der Wand immer weiter und wird die Zelle zugleich platt, so füllt sich zuletzt die Höhle ganz aus und aus der Zelle wird ein solides Plättchen (wie die obern Schichten der Epidermis). Bei dieser Verdickung können sich aber auch in der verdickten Zellenwand cylindrische Kanäle (Tüpfel- oder Poren- kanäle) erzeugen, die, von der centralen Höhle der Zelle ausgehend, an der äussern Wand blind endigen ; sie kommen in den Pflanzen häufig vor ; Herde glaubt aber auch mit Sicherheit behaupten zu können , dass sie sich im thierischen Körper finden (wie die ca?ialiculi chah'cop/iari ; an Knorpelzelleu derEpiglottis). — Als eine eigentümliche Umbildung isolirter Zellen führt Henle noch die an (wie bei den Ganglieukugeln und vielleicht auch beim Eie), dass die fertigen Zellen, die in einer festweichen , körnigen Masse vergraben sind , gewissermassen eine Schicht dieser Masse an sich heranziehen, sich so in eine Kugel einhüllen, die ihrerseits an der Oberfläche von einer Membran überzogen und selbst von einer epitheliumartigen Zellenschicht bedeckt werden kann. Die Elementarzelle mit ihrem Kerne verhält sich dann selbst zu der ganzen Kugel wie ein Kern mit Kern- körperchen, von dem sie sich nur durch ihre Grösse und chemische Beschaffenheit, namentlich durch ihre Löslichkeit in Essigsäure unterscheidet. Henle nennt diese Zellen complicirte und rechnet zu ihnen auch die Zellen, welche die Muskel- und Nervenfasern und Haare zusammensetzen, weshalb er diese Theile auch mit dem Namen complicirte Fasern belegt. Die Axe dieser Fasern entspricht demnach der eigentlichen Zelle im Innern der Ganglienkugel und ist aus aneinander gereihten complicirten Zellen gebildet. — Die Veränderun- gen der chemischen Beschaffenheit und des Zelleninhaltes be- stehen darin , dass letzterer anfangs körnig, nach und nach klar und flüssig wird, oder dass umgekehrt der klare Inhalt sich trübt und Körnchen absetzt (Pigment- körnchen, Sameuthierchen) , dass ferner neue Zellen oder die verschiedensten Secretionsstoffe sich in und aus ihm biiden , und dass die meisten Zellen nach ihrer Ausbiidung nur schwer oder gar nicht von Essigsäure angegriffen werden, während dieselbe junge Zellen meistens aufiösst. M — 70 — Formbe- a) Is olirte und in Flüssigkeiten suspeiuiirte selbstständige Zellen; sie standtheile. vereinigen sich nicht zu zusammenhängenden Geweben, sondern bleiben von einander getrennt und behalten ihre Form und ihre Kerne. Solehe Zellen sind: die 1) B lut körperchen; — 2) Lympli körperchen; — 3) Schleimkörperchen; — 4)Ei- terkörperchen. b) Zwischen andern Elementart heilen mehr oder minder vereinzelt herumliegende Zellen; sie zeigen sich als rundliche od. länglichrunde Körperchen und werden durch eine zwischen ihnen sich entwickelnde feste Substanz von einander getrennt. Dergleichen Zellen sind : 1) Fettzellen; — 2) l'igme ntzellen; — 3) Pa- rench y mzellen; — und 4) Ganglienkugeln, fjühne zwischenliegen deSubstanz eng aneinander liegen deZellen, "die, ihre Membran und meistens ihren Kern beibehaltend, zu wirklichen Geweben sich ver- einigen, ohne mit einander zu verschmelzen. Einige bleiben kugelig, andere platten sich an einander ab und werden polyedrisch, noch andere bilden cylindrische oder ke- Zelleu-Meta- gelförmige Gebilde. Zu ihnen gehören : niorphosen. 1) Hornzellen (Epidermis, Epithelien, Haare, Nägel etc.); — 2) Schmelzpris- men; — 3) Linsenfasern. II. Die Elementarzellen geben ihre Selbstständigkeit auf, indem die Wände neben einander gelegener Zellen zusammenfliessen und dann auch wohl, durch Dehiscenz der verschmolzenen Zellenwände, die Höhleu sich in einander öffnen. Henle ordnet sie in folgende Gruppen : A. Die verschmelzenden Elementartheile sind wahre Zellen und bestehen aus einer mehr oder minder verdickten "Wand und einer von Flüssig- keit erfüllten Höhle. a. Es verschmelzen die verdickten Wände d e r Z e 1 1 e n in parenchyma- tösen Geweben mit allen benachbarten Zellen und der in grösserer oder geringe- rer Menge vorhandenen Intercellularsubstanz, die Höhlen bleiben getrennt, z. B. bei den 1) Knor pe lkörperchen; — 2) Kno ch e nkörperchen; — 3) Körperchen in der Knoche-nsubstanz der Z äli n e. b. Die Zellen höhlen der sich berührenden Zellen communicireu frei mit einander, nachdem die verschmolzenen Zellenwäude resorbirt und durchbrochen sind. Hier {riebt es folgende Formen: a) Die Zellen sind der Länge nach an einander gereiht und verwandeln sich, indem die Querwände verschwinden , in eine continuirliche Röhre; wie bei 1) den blinddarmförmigen Drüsen des Magens; — 2) 'Nervenröhren; — 3) Muskelfasern; — 4) Kanälchen der Nieren und Hoden viel- leicht. b) Die Zellen liegen in traubenförmigen Gruppen und verwachsen so , dass von jeder nur die Hälfte oder ein noch kleinerer Abschnitt der ursprünglichen Blase übrig bleibt. Die Reste vieler Zellen sitzen alsdann rings um eine ge- meinsame Höhle, von der sie nur mehr oder minder tiefe Aussackungen bilden. — So denkt sich Henle die Entstehung der Läppchen acinöser Drüsen, mit Ausnahme der Leber, deren Kernzellen sich nur selten paar- weise zu verbinden scheinen. c) Die Zellen schicken sternförmige hohle Fortsätze aus, die sich in einander öffnen; bei den Pigmentzellen und Capillarge fassen. Indem bei den letztern die Zellenkörper sich allmälig verengein und die Fortsätze weiter werden, entstellt ein gleichförmiges Netz von Röhren. ß. Die verschmelzenden Elementartheile sind solide Plättchen, nicht mehr Zellen , Wand und Höhle sind nicht mehr geschieden. Es ist hier freilich die Frage, ob diese Plättchen früher sclbststäiuligc Zellen waren, oder ob nicht schon vor ihrer vollständigen Ausbildung die Verschmelzung eintrat. Henle beschreibt die Entwickelung dieser Gebilde so: sie bestehen fast alle aus membranartigen Schichten , die sich successiv über eiuander ab- zulagern scheinen; jede Schicht ist anfangs eine strukturlose Lage von Cyto- blastem; iu ihr entwickeln sich Kerne, an welchen Zellen entstehen (wie an der innern Gefässhaut). Die ganze Cytoblastemschicht kann aber auch eine , einfache, strukturlose Haut bilden, in der die Zellenkerne rund, o\al oder] verlängert liegen (wie an der innern Gelasshaut und Rindensubstanz der Haare). Endlich wenn die Zellenkerue reihenweis geordnet sind und sich in einer bestimmten Richtung gegen eiuander verlängern , so eignet sich gewis- sermassen jede Kernreihe einen Streifen Cytoblastem an und nun erst beginnt die Trennung der Schicht in Zellcufasern , wobei die Kernreihe entweder in der Mitte des Cytoblastemstreifcns oder an dessen Seite liegt (s. später Kern- fasern). a. Die Plättchenliegen, membranförmig ausgebreitet, in einfacher Schiebt neben einander und bilden nach der Verschmelzung continuirliche was- serhelle Membranen, welche ganz strukturlos, glasartig sind , sobald der Kein geschwunden ist. und nicht eine feine Faserung in denselben besinnt. Es zeigen sich nämlich in dergleichen Membranen oft feine Fäserchen (von 0,0004 — 0,0008'" Dm,), die häutig unterbrochen , oder gabelförmig getheilt und unter ein- — 71 - ander anastomosirend , uicht aus Zellen oiler Kernen, sondern wie es scheint, Formbe- unmittelbar aus abgelagerten und sich an einander fügenden feinsten Körnchen standtheile (in Essigsäure unlöslichen) bestehen. Die Membran, auf welche sie sich nieder- geschlagen, kann völlig oder wenigstens in den Interstitiell der Fasern resorbirt werden und es entstehen so Oeftnungen oder es bleibt auch ein Netz von Fibrillen allein zurück. — Hierhergehören: 1) das Pflasterepithelium der Gefässe; — 2) die Lins e n kapsei; — 3) die Wass e r kaut; — 4) die Dotterkaut; — 5) die äusse r e S ckeide der Nervenröhren und 6) der animalischen Muskelbündel; — 7) die epithe- liumartige Zellenausbreitung um den Seh- und Hörnerven. fo. Die Plättchen reihen sich der Länge nach an einander und bil- Metamor- den mehr oder minder platte Fasern (von 0,002 — 0,003'" Breite), d. s. phosen der Zellenfasern (zum Unterschiede von den Kernfasern, die sich durch die Zellen. Verschmelzung verlängerter Zellenkerne bilden und von denen jede in ein Bün- del von Fibrillen zerfallene Zellenfaser eine besitzt). Solche Fasern bilden sich im Gewebe der C o in ea, der Linse, im Zellgewebe, in der Muskelhaut der Gefässe und Eingeweide, dem nerv, sympathicus , im Zahnbein und Schmelz, in der Ri nde nsu hs tanz desHaares. Die Zellenfasern zerfallen nun auch in ein Bündel von Filirillen, und dies geschieht wahrscheinlich durch einfache Resorption der Substanz zwischen den Fäsercheu,, welche wie die Fa- sern meistens in Essigsäure löslich sind, während die Kernfasern sich darin grösstentheils eben so wenig wie die Zellenkerne auflösen. d. Metamorphose des Zellenfeerns. Bei den Pflanzen hat (nach Schieideti) der Cytohlast mit der vollendeten Entwickelung der Zelle seine Rolle ausgespielt, er wird resorbirt (nur in einigen Arten von Zellgewebe bleibt er), und nun erst fangt die Bildung secundärer Ab- lagerungen au. Eben so betrachtet Schwann das Schwinden des Zellen- kerns bei tbierischen Zellen als Regel. Dagegen schreibt Henle den- selben noch die Fähigkeit zu, sich in eine eigenlhüniliche Art von Fa- sern, d. s. Kern fasern, umbilden zu können. ■ — Es bestehen demnach die Metamorpbosen des Cytoblasten darin, dass er anfangs noch zugleich mit der Zelle wächst und sich abplattet, später aber im Wachsthume hinter der Zelle weit zurückbleibt, und entweder a) unverändert fortbesteht, oder b) sich auflösst, wie in den Zellen des Blutes, der Epidermis, des Nagels, in den meisten Fett- und Knorpelzellen, in den Fasern der Linse und des Schmelzes, oder c) sich weiter ent- wickelt, gleich der Zelle, nach einem bestimmten Typus, wie in allen aus Zellen zusammengesetzten Fasern, mit Ausnahme der der Linse und des Schmelzes. — Nicht selten wandelt der Kern auch seinen Inhalt, gleich der Zelle, chemisch um, z. ß. in Fetttröpfeben wie der Kern der Knorpelzellen. Die Kernfasern (d.s. Fasern, welche durch die Verschmelzung verlängerter Zelleukerne entstehen und sich wie die Kerne meistens nicht in Essigsäure auflösen, während Zellenfasern, s. vorher, die aus Zellen gebildeten Fasern oder die aus die- sen sich entwickelnden Bündel von Fibrillen , in Essigsäure meist auflöslich sindj sind viel feiner als die Zellenfasern , oft wie die Fibrillen dieser , und entstehen nach Heule so : die Zellenkerne , welche hier ganz unzweifelhaft äusserlich auf den Zellen liegen, werden zuerst oval, dann immer länger und schmäler und verwandeln sich /-I^aci"i5e«)'e) endlich in dünne, dunkle Streifen, die gerade, winkelig, halbmondförmig ge- krümmt oder geschlängelt auf den zugehörigen Zellen liegen. Ihre Kernkörpercheu sind dann verschwunden; bisweilen werden auch jetzt noch die aus den Kernen ge- bildeten Streifen resorbirt, welche dann in eine Reihe von Pünktchen zerfallen, die immer blasser und kleiner werden (besonders in der Cornea , organischen Muskeln). Bei Bildung der Kernfasern treten nun aber die verlängerten , streifenartigen Kerne nach und nach mit einander in Verbindung durch Fäden , die sie einander entgegen- schicken und die anfangs fein und blass , allmälig die Stärke und Festigkeit der dun- keln Körperchen erhalten , von denen sie ausgehen ; nun kommt jeder Zellenfaser oder jedem Bündel von Zellenfibrillen eine solche Kernfaser zu. — Nach der ur- sprünglichen Lage der Kerne und der Zellenfascru (am Rande oder auf der Fläche), — TZ — Formbe- die sich wieder nach der Form der Zellenfaser (platte oder rundliche) richtet, giebt standtbeile. es ^ verschiedene Arten von Kernfasern. a. Die Kerne auf der Fläche, und zwar an platten Zellenfasern, Lüden Kernfasern, die sich durch die Neigung auszeichnen, längere oder kürzere, häufig ran- kenförmig gebogene und von der Zellenfaser sich leicht ablösende Seitenäste abzu- schicken und sich mittels derselben zu einem Netze zu verbinden, welches die Schicht der Zellenfasern deckt. Diese Kernfasern finden sich in den Häuten der Gefässe (beson- ders stark in der Längsfaserhaut der Venen und der mittlem Arterienhaut) und in den organischen Muskelu (besonders in der Muskelhaut der Eingeweide). b. Kerne an den Rändern, und zwar an den mehr cylindri sehen Zellen- Kernfasern fasern, liegen entweder hinter einander auf derselben Seite oder alterirend auf beiden Seiten. Im erstem Falle bilden sie Kemfasern, welche zur Seite der Zellenfaser derselben parallel laufen, so dass zwischen je 2 Zellenfasern oder Fibrillenbündeln jedesmal eine Kernfaser zu liegen kommt, wie im Zahnbeine, Zellgewebe, den Sehnen und Bändern. Im 2ten Falle entstehen spiralförmige Kernfasern, welche die Zellen- faser oder die Fibrillen derselben in mehr oder weniger engen Windungen umwickeln, indem nämlich die Kerne einander so entgegenwachsen, dass von jedem Kerne eine Verlängerung an der vordem und eine andere an der hintern Seite der Zellenfaser, die eine aufwärts, die andere abwärts sich erstreckt und mit der ihr entgegenkommenden verschmilzt. Solche Fasern finden sich im Zellgewebe nicht selten. Die von Henle als Kernfasern beschriebenen und früher interstitielle und umspinnende Kemfasern benannten Gebilde haben verschiedene Deutungen und Benennungen erfahren. So wurden die ästigen Kernfasern des Zellgewebes und der Gefässhäute mit elastischen Fasern oder Nervenfasern verwechselt; Valentin beschreibt diese Fasern unter dem hori- zontal fadig aufgereihten Epithelium, in welchem die metamorphosirten Zellen in Längslinien geordnet seien; PurJcinje' s und Rosenthals formatio granulös a begreift ebenfalls diese Kemfasern. e. Äräfte der EHcinentarseellen. Eine jede Zelle ist ein völlig individualisirtes und in sich abgeschlossenes Einzelwesen, welches ein 2faches Leben führt, nämlich: ein ganz selbstständiges, nur ihrer eigenen Entwickelung angehöriges, und ein mittelbares, insofern sie integrirender Theil eines Organismus ist. Bei dem individuellen Leben der Zellen lässt sich nun eine doppelte Reihe von Erscheinungen wahrnehmen, die Schwann mit dem Namen der plastischen und me- tabolischen bezeichnet hat. Die plastische Kraft der Zellen be- Plastischeu. steht nämlich darin, dass sie aus dem sie umgebenden Cytoblastem mit metabolische . . » ,, i i o. o> • 1 1 i -l Kraft der einer gewissen Auswahl nur solche Motte anziehen, welche zu ihrer e en' eigentümlichen Bildung und ihrem Wachsthume tauglich sind, so dass sich also aus einer und derselben differenten Flüssigkeit sehr verschie- denartige Elementarzellen hervorbilden und ernähren können. Mittels der metabolischen Kraft vermögen dagegen die Elementarzellen (d. h. nur die Hülle und der Kern) die aus dem Cytoblastem angezogenen und aufgenommenen Stoffe chemisch umzuändern. Nicht unmöglich ist es, dass diese bis jetzt von der Lebenskraft allein abhängig gemachten Fähigkeiten der Zellen, späterhin zum Theil nach physischen und chemi- schen Gesetzen erklärt werden. Wenigstens giebt es eine physikalische Erscheinung, welche an den Form- und Mischungsveränderungen orga- nischer Zellen grossen Antheil haben kann und diese ist die Endosmose und Exosmose (s. S. 12). — Was die Bewegungen der Elementar- Bewegnng zellen betrifft, so sind Ortsbewegungen derselben oder eine Bewegung der Zellen. ^ Zelleninhaltes, wie bei den Pflanzen, noch nicht an ihierischen Zellen beobachtet worden, dagegen scheint die Bewegung der Flimmer- härchen in einer Thätigkeit der Elementarzellen, auf welchen sie silzen, begründet zu sein, denn sie dauert in den isolirten Zellen noch lange Zeit fort. — Neuerlich hat Remak im Mesogastrium der Frösche para- sitische Blasen (Zellen) beobachtet, bei welchen die innere Fläche der Hülle mit Wimpern besetzt ist (deshalb Wimperblasen genannt), durch deren Schwingungen der körnige Inhalt in verschiedene Strömungen * - 73 — versetzt wurde. Barry sah ebenfalls im Uterus befruchteter Kaninchen Formbe- Bläschen, in denen sich ein maulbeerförmiger Körper beständig drehte;8 an( und Bischoff machte die Entdeckung, dass sich mittels Wimpern der Dotter auch im befruchteten Säugethiereie (im Eie von Mollusken und Polypen war es schon bekannt) während seines Durchganges durch den Eileiter dreht. €*ewefoe und Systeme. Die vorher erwähnten entfernteren und näheren Form- und Mischlings- bestandlheile des Körpers, bilden durch ihre mannichfaltigen Verbin- dungen unter einander die verschiedenen Gewebe, telae, textus, d. s. die nächsten, in die Textur der Organe eindringenden und ihre Grundlage bildenden Bestandtheile des Körpers, deren Eigenschaften wir noch mit einiger Sicherheit wahrnehmen können. Sie unterscheiden sich deutlich von einander durch einen von der bestimmten Ordnung und dem Verhältnisse der Zusammenfügung ihrer Theile abhängigen, be- sondern, selbstständigen, spezifischen Charakter, der sich durch gewisse physikalische Eigenschaften, chemisches Verhalten und bestimmte Aeus- serungen lebendiger Thätigkeit beurkundet. Zu diesen Geweben, von welchen sich ein jedes durch seine wesentlichen Eigenthümlichkeilen leicht erkennen lässt, rechnet man gewöhnlich: das Zell-, Muskel-, Nerven-, Gefäss-, Knochen-, Knorpel-, Hörn-, Sehnen-, ela- stische, seröse, Lederhaut-, Schleimhaut-, Drüsen- und erek- . tile Gewebe. Durch die Vereinigung verschiedener Gewebe in höchst mannichfaltige Combinationen, Anordnungen und Formen werden diejeni- gen Theile des Körpers zusammengesetzt, welche wir während des Le- Einteilung bens mancherlei Verrichtungen ausüben sehen, die Werkzeuge für die Ausübung verschiedenartiger Lebensäusserungen, Organe. Stellt man diese nicht nur nach ihrer gleichartigen Construction zusammen, son- dern ordnet sie auch nach ihren gemeinschaftlichen Strukturverhältnissen und ihren von Textur und Struktur abhängigen Funktionen im lebenden Körper, so erhält man die organischen Systeme, welche nach Bichat zerfallen: a) in allgemeine, wie das Zell-, Gefäss- und Nervensystem, die durch den ganzen Körper in ununterbrochenem Zusammenhange ver- breitet sind, an der Zusammensetzung fast aller Organe (mit Ausnahme der einfachen Gewebe) Theil nehmen und zur Erhaltung und Belebung des ganzen Köpers beitragen; und b) in besondere (eigentümliche Systeme einzelner Apparate), wie das Hörn-, Knorpel-, Knochen-, Zahn-, fibröse, Muskel-, seröse, Haut- und Drüsensystem, welche sich nicht überall im Körper vorfinden, sondern nur gewisse Gebilde darstel- len, die unter einander weniger genau oder gar nicht zusammenhängen, und nur besondern Zwecken dienen. — Diejenigen Organe von eigen- tümlich zusammengesetztem Baue, deren einzelne Bestandtheile zwar einem jener Gewebe oder Systeme angehören, die aber, als ein Ganzes, keinem einzelnen derselben beigeordnet werden können, nennt man Eingeweide, — Nach ihrer Zusammensetzung und ihrer physiologi- _ 74 — Uebersickt sehen Bedeutung kann man (mit Weber) die Gewebe, wie folgt, ein- cler Gewebe, .im theilen. A. Einfache Gewebe, telae simplices, SchichtgeMlde (nach Burdach, weil ihre Elementarlheile schichtweise gebildet und ge- lagert sind). Sie besitzen weder Nerven, noch Gefässe (in sofern auch unorganisirte genannt), auch wenig oder kein Zellgewebe, sondern be- stehen aus einer im Ganzen gleichartigen, einförmigen, mehr oder weni- ger starren Substanz, die nur bisweilen in ihren verschiedenen Schich- ten einige Modifikationen zeigt; sie gehen nicht in die Bildung anderer Gewebe ein, sondern haben ihre Lage an den Oberflächen des Körpers, wo sie mit gefäss- und nervenreichen Theilen, die entweder eine ebene Fläche (bei den Epithelien und Nägeln) oder einen Sack (bei den Haa- ren, Zähnen, Linse) darstellen, zusammenhängen, und von diesen er- zeugt und ernährt (deshalb matrix derselben genannt) werden. Die Er- zeugung dieser Gewebe geschieht nur von der Stelle aus, wo sie mit ihrer matrix verbunden sind (nicht durch ihr ganzes Gewebe) und zwar so, dass dieselbe aus ihrem Blute ein flüssiges Cytoblastem absetzt, in diesem sich Zellen bilden und diese, anfangs weich, nach und nach aber nach der Natur des Gewebes erstarrend und sich verändernd, sich in Schichten an eina'nder legen und sodann von den nach ihnen entstandenen neu gebildeten Zellen immer weiter von der Matrix nach der Oberfläche Einfache hin fortgeschoben werden. Diese Gewebe vermögen also nicht, sich durch eigene Bildungskraft zu erhalten, und ihre Masse befindet sich nicht wie die anderer Theile in fortwährender Umwandlung, indem diese immer wieder aufgesogen und neu abgesetzt wird, sondern sie wachsen nur durch fortgesetzte Apposition von einer Seite her. — Wegen ihres Baues sind die einfachen Gewebe im gesunden und kranken Zustande unempfindlich, werden weniger leicht von Krankheiten befallen und der Nutzen, den sie dem Organismus leisten, rührt nicht von ihren Lebens- eigenschaflen, sondern von ihren physikalischen und chemischen Eigen- schaften her. Er besteht darin, dass sie die lebensthätigeu Organe be- schützen und isoliren, die Einwirkung äusserer Körper, so wie die Mit- theilung nach aussen beschränken und als Leiter bei einer dem beschütz- ten Organe angemessenen Wechselwirkung mit der Aussenwelt dienen. — Die Zellen, aus denen diese Gewebe gebildet sind, bleiben in der Regel selbstständig (s. S. 69) und legen sich dicht an einander, ohne zu ver- schmelzen, wie im Horngewcbe und beim Gewebe der Linse; doch kommt auch Verschmelzung derselben unter sich und mit der lnlercellularsub- stanz vor, wie beim Gewebe des Zahnschmelzes und Zahnbeins. Die Grundform der Zellen ist auch hier die Kugelform, die aber bei dem dichten Zusammenliegen derselben in eine polyedrische (s. S. 69) über- geht. Von dieser Grundform kommen Modifikationen nach 2 entgegen- gesetzten Richtungen vor, indem sich die Zellen entweder zu Tafeln ab- platten, oder in Cylinder und Fasern verlängern. Der Zelleninhalt ist entweder eine durchsichtige Flüssigkeit, oder eine feinkörnige Masse, oder Pigmentkörnchen, oder er fehlt ganz; der Zellenkern ist meistens resorbirl; die Menge des Cyloblastems ist sehr gering oder es fehlt auch ganz. — 75 — I. Horngewefoe, lein cornea, dessen gemeinschaftliche chemische Grundsub- Einfach»' stanz der Hornstoff, Keratin (s. S. 49) ist, findet sich an der freien, ge- Gewe,,e- fässreichen Oberfläche des Hautsystems und ist das einfachste , einförmigste , dem Pflanzengewebe ähnliche Gewebe des thierischen Körpers, welches aus lauter dicht an einander gefügten und verschieden gestalteten Zellen besteht, die aber vermöge ihrer Lebensthätigkeit, ebenso wie die Zellen anderer Gewebe , einen ge- wissen Lebenscyclus durchlaufen , von ihrer Entstehung aus dem formlosen Cyto- blastem an bis sie sich zuletzt in ihrer oberflächlichsten , ältesten Schicht ab- nutzen, absterben, gleichsam verwittern und losstossen, während sie in der Tiefe immerfort einen neuen Zuwachs junger Zellen erhalten. Es ist also die frühere Ansicht, nach welcher man das Horngewebe für an der Luft erstarrte, gleichsam todte Gebilde ohne alle innere Gestaltung ansah, ganz falsch und was man als einförmige Hornsubstanz ansah, sind entweder blos die Zellenwände (ohne Inhalt), oder die Wände mit Inhalt. Je nachdem sich die Hornzellen in der Fläche oder in einer auf die Fläche senkrechten Richtung ausdehnen, bilden sie Plättchen und Schüppchen (membranartige Horngebilde), oder cylindrische Körper (fadenartige). — Nutzen: Da die Horngebilde schlechte Leiter der Wärme, Luft , wässrigen Feuchtigkeit und Elektricität sind , so beschränken und massigen sie den Verkehr des Organismus mit der Aussenwelt in dieser Beziehung, doch heben sie ihn nicht ganz auf; sie schützen den Körper vor mechanischen Verletzun- gen, verhüten ein zu starkes Ein- und Ausdringen von WTärme und Feuchtigkeit, und scheinen hier und da auch zum Schmucke zu dienen. Das Horngewebe ist etwas hygrometrisch und kann durch Reiben elektrisch werden. Der Hornstoff ist eine feste, trockene, gelbliche oder bräunliche, durchscheinende, elastische, auf der Schnittfläche glänzende, dem geronnenen Eiweissstoffe nicht unähn- Hornstun, liehe Masse, die bei längerem Liegen in Flüssigkeiten von diesen durchdrungen, weich, opak und weiss wird. Er widersteht der Fäulniss lange, ist unlöslich in Wasser, Alcohol, Aether und Essigsäure , löslich in concentrirten Säuren und ätzenden Alkalien; letztere verwandeln ihn unter Entwickelung von Ammoniak (wegen seines Fettgehaltes) in eine seifenartige Masse; Salpetersäure färbt ihn leicht und stark gelb; die Auflösung wird durch Galläpfelinfusion, nicht durch Cyaneisenkalium gefällt. Das Keratin enthält wenig Wasser, aber viel gefärbtes und ungefärbtes Oel gebunden, weshalb es am Feuer schmilzt und mit Flamme brennt; durch längeres Kochenj im Papinischen Topfe wird es in eine schleimähnliche Masse, nicht in Leim, verwandelt. — Man kann deshalb noch nicht genau die chemische Natur des Hornstofl's angeben, weil man noch nicht weiss, in wie weit die Hüllen oder der Inhalt der Hornzellen etwas dazu beitragen; wahrscheinlich ist erebenfalls eine Modilication des Albumins. a. OTembramartige Horngebilde (Epithelien) überziehen alle freien Ober- flächen des Körpers (mit Ausnahme der seitlichen und hintern Wände der Augenkammern und der grössern Höhlen im Zellgewebe) und stellen ein aus einer mehr oder minder dicken Schicht isolirter kernhaltiger Zellen bestehen- des Gewebe dar. Der an der freien , mit fremden Stoffen in Berührung kom- menden äussern (Haut-) und innern (Schleimhaut-) Oberfläche befindliche Hornüberzug, schützt dieselben gegen die feindliche Einwirkung äusserer Einflüsse ; dagegen giebt der geschlossene (seröse) Höhlen auskleidende den- selben auch noch eine glatte Oberfläche und erleichtert dadurch die Bewegung der in ihnen befindlichen Organe und Flüssigkeiten. Zu ihnen sind zu rechnen : 1) Epidermis, der äusserste Ueberzug der Haut \ , . , , , ,„ , o\ i? ■■«.-! /• ; 1 1 j es u i • u * i is. bei den betreuenden 2) Epitheltum, sowohl der Schleimhaut, als} „ , , 3) Epitheliumtev serösen Haut. * Hautgeweben. b. Hornplatten , d. s. die Nägel (s. bei Haut), welche , härter und spröder als das Oberhautgewebe, aus platten und trocknen, nur höchst selten mit der Spur eines Kernes versehenen, deutlich zu Schuppen an einander gefüg- ten und in Schichten geordneten Zellen bestehen. c. Fadenförmige Horngebilde , d. s. Haare (s. bei Haut), haben einen etwas zusammengesetzteren Bau als die früheren Horngebilde und nähern sich ihrer Struktur nach schon den höher organisirten Geweben. II. Zalnigevrebe, tela dentium. Die Zähne, die sich hinsichtlich ihres Gewe- bes dem Knochensysteme anschliessen , bestehen aus 3 festen Substanzen , von denen die innerste, gewissermassen die Grundlage des Zahnes, das Zahnbein ist, welches an seiner äussern Fläche noch vom Zahn schmelze und vom Ge- nien te überzogen wird. Zu den einfachen Geweben können nur die beiden erstem 76 - Einfache Gewebe. Zusammen" setzende Ge- webe. Zahnsubstanzen gerechnet werden , die letztere gleicht hinsichtlich ihres Baues vollständig dem Knochengewebe. (Das Ausführlichere hierüber s. beiMundhöhle.) a. Gewebe des Zahnschmelzes, überzieht blos die Krone des Zahnes, und besteht aus lauter dicht neben einander liegenden, soliden, 4 — Gseiti- gen Prismen oder Fasern , zu welchen die Zellen verschmolzen sind. b. Gewebe des Zahnbeines, besteht aus einer homogenen hellen , durch- sichtigen Grundlage und feinen Fasern , welche wahrscheinlich hohl sind. III. Gewebe der Glashäute (?), zu denen man (Henlej rechnen könnte: die Linse und Linsenkapsel , die Glas- und Wasserhaut, den innersten Ueberzug der Retina und den äussersten Ueberzug des Spiralblattes der Schnecke (s. bei den betreffenden Organen). B. Zusammensetzende Gewebe, telae componentes (allgemeine Gewebe Bic/iat's); sie tragen zur Zusammensetzung aller zusammengesetzten Gewebe bei, sind durch den ganzen Körper verbreitet und durchdringen, die einfachen Gewebe ausgenommen, alle Organe, die Grundlage derselben bildend. Sie sind ihrem Baue nach nicht so einfach, wie die vorigen Gewebe, sondern schon mehr zusammengesetzt, and werden durch stete Resorplion und Neubildung ihrer Masse erhalten. Es sind: I. Zellgewebe, tela cellulosa, Bindegewebe; man hat ihm unter den so- genannten organisirten(d.h. mit Gefässen u. Nerven durchzogenen) Theilen wegen seiner Verbreitung, wegen der Leichtigkeit, womit es sich wiedererzeugt, und wegen des geringen Antheils , den es an den höhern animalischen Funktionen nimmt, die niedrigste Stelle eingeräumt; es schliesst sich in dieser Beziehung zunächst an die hornigen Gebilde an. Die letzten Elemente des Bindegewebes sind lange und sehr feine, weiche, wasserhelle Fäden (Zellenfasern),, die selten ein- zeln, meist zu Bündeln vereinigt neben einander liegen, von Kernfasern um- schlungen und durch einen festen aber formlosen Keimstoff verbunden sind. Nach seinem Vorkommen im Körper und seiner Gestaltung unterscheidet man form- loses und geformtes, und von ersterem wieder atmosphärisches und paren- chymatöses Zellgewebe. Das geformte Bindegewebe erscheint in Häuten, Schei- ben , Bläschen oder Strängen , die meist ein faseriges Ansehen haben und entwe- der contraktil oder nicht contraktil sind; zu ersteren gehört: die äussere Haut, die tunica darlos , das Balkengewebe der corpora cavemosa petiis (urelhrae und cliton'disj, die Längs- und Ringfasern der Venen und Lymphgefässe ; die nicht contraktilen geformten Zellgewebsgebilde sind : das fibröse und seröse Ge- webe, die Zell- und Gefässhäute. (Das Ausfüsrlicherc s. vor Splanchuologie). a. Atmosphärisches ITmliülliings-, Terbiiidungszellgewebe, füllt die zwischen einzelnen Theilen befindlichen Lücken aus , bildet um die Ober- fläche der meisten Organe eine Art Atmosphäre , die mit Feuchtigkeit durch- drungen ist und zugleich die einzelnen Organe unter einander verbindet, ohne aber deren Beweglichkeit zu hemmen. b. Parenchymatöses, zusammensetzendes, Organen -Zellgewebe, liegt im Innern fast aller Organe , zwischen deren Elementartheilen (mit Aus- nahme der einfachen Gewebe), und nimmt nach seiner Menge mehr oder weni- ger Antheil an ihrer Zusammensetzung. Vorzüglich ist es in den Orgauen angehäuft, welche eine grössere Lebendigkeit besitzen , und in den sogenann- ten Zellhäuten. II. Gewebe der allgemeinen Gefässhant, tela memltranae vasorum communis. Dieses Gewebe besteht in einer äusserst feinen, glatten, wasscrhel- len, aus feinen, dichtgedrängten, platten Fasern gebildeten , ziemlich steilen und brüchigen Haut, welche um den Lebensaft eine Wandung bildet, also die-Wände der Gefässhöhlen (s. S. 63) auskleidet und, mit einem Epithelium an ihrer innern Oberfläche überzogen, die innerste Haut aller Gefässe, sowohl der Blut- wie Lymphgefässe abgiebt. Sie steht durch das ganze Gefässsystem in ununterbroche- nem Zusammenhange, stellt also der Strömung des Blutes und der Lymphe gemäss ein kreisförmig geschlossenes Ganze von Kanälen dar , . und wird bei den verschic- — n — Jenen Arten der Gefässe an ihrer Aussenfläche noch von verschiedenen Häuten Zusammen- umkleidet. Sie nimmt ganz vorzüglichen Antheil an der Bildung von Gefäss-8e^g*gGe" häuten ("wie die pia mater, cliomidea), von sogenannten Blutdrüsen (Schild- drüse, Milz, Thymus, Nebennieren, Placenta) und von erektilen Organen (corpora cavernosa) , (s. Angiologie). III. Nervengewebe, tela nervea; es ist das Organ des animalen Lebens und besteht aus weichen, von einer breiigen Substanz gebildeten Fasern oder Bohren und kugelförmigen Körpern (Ganglienkugeln), welche Theile in besondere Hüllen eingeschlossen und mit Zellgewebe , Fett und Blutgefässen umzogen sind. Diese wesentlichen Elementartheile des Nervengewebes liegen entweder in grös- sern Massen beisammen und bilden das Gehirn, Bhckenmark und die Gang- lien, oder ziehen sich in Gestalt von bäum- und netzförmig verzweigten Fäden, d. s. die Nerven, durch den ganzen Körper. Das Nervengewebe ist, wie das Ge- fässsystem, in vollständiger Continuität im Körper verbreitet, zeigt aber keine Bewegung und führt keine sinnlich wahrnehmbare Flüssigkeit von einer Stelle zur andern. Nach seiner Funktion theilt man das Nervensystem in das animale (willkührliche oderCerebro-Spinal-Nervensystem) und das vegetative (willkühr- liche, sympathische), von denen jedes wieder einen Central- und peripheri- schen Theil hat (s. Neurologie). C Zusammengesetzte CJewelbe, telae cömpositae ; sind entweder einfachere oder zusammengesetztere. a. Einfachere zusammengesetzte Gewebe, die keine deut- lich sichtbaren Nerven und sehr wenig oder keine rolhes Blut führende Kanäle besitzen. Sie sehen weiss, gelblich oder durchsichtig aus, haben wegen ihrer Blutarmuth keine rothe Farbe und sind wegen des Nervenmangels unempfindlich; zeigen keine deutlichen Lebensbewegungen: der Ernährungsprocess geschieht in ihnen sehr „ i i • .. i i- . i i -i i-i n-' Zusammen- langsam, und sie nutzen dem Korper durch ihre physischen liigen- gesetzte Ge- schäften. Zu diesen Geweben sind zu rechnen: we e' I. Knorpelgewebe , tela cartilaginea, nützt dem Körper durch seine Elasticität und Biegsamkeit, neben seiner Festigkeit, wodurch es eine bestimmte Form bei vieler Nachgiebigkeit behaupten kann. Es besteht aus einer homoge- nen Grundsubstanz, die aber faserig werden kann , und aus Zellen (Knorpelkör- perchen), die in grösserer oder geringerer Zahl in die Grundsubstanz eingestreut sind. Knorpel mit homogener Grundlage heissen ächte, wahre, die mit faseriger Grundlage Faserknorpel. Mit Knochenerde Aerbunden bildet das Knorpelgewebe die Substanz der Knochen (s. bei Chondrologie hinter Osteo- logie). II. Knochengewebe, tela ossea, bildet vermöge seiner Starrheit und Härte die Grundlage des Körpers , ein Gerüst von Stützen und Hebeln (passive Bewe- gungsorgane) , und Höhlen für die edleren Organe. Es besteht aus einer mehr oder weniger porösen und von Kanälchen durchzogenen Masse , die aus'einem organischen , knorpligen und einem unorganischen , erdigen Bestandtheile zu- sammengesetzt ist (s. bei Osteologie) und hat einen lamellösen Bau. III. Sehniges Gtewebe, tela tendinea, verbindet mit grosser Festigkeit eine bedeutende Biegsamkeit und widersteht dennoch der zu starken Ausdeh- nung. Es ist aus nicht contraktilem Zellgewebe construirt und bildet : Bänder, durch welche Knochen und Knorpel beweglich und unbeweglich mit einander verbunden werden ; Sehnen, zur Verlängerung und Befestigung der Muskeln ; Häute und Scheiden, um Theile zu schützen und in ihrer Lage zu erhalten (s. bei Syndesmologie). FV. Elastisches Gtewebe, tela elastica, ist im Körper da angebracht, wo Theile einer gewissen Ausdehnung oder Bewegung fähig sein , der bewegenden Kraft einen angemessenen Widerstand leisten und bei nachlassender Ausdeh- nung von selbst ihren vorigen Umfang oder ihre Lage wieder einnehmen sollen. Es ist nicht nur hinsichtlich seiner chemischen und physikalischen Eigenschaf- — 78 — Zusammen. tcn, sondern auch seinem Vorkommen im Körper nach dem Zellgewebe nahe SCS webe6"" verwandt, indem es bald zerstreut andern Gebilden eingewebt, bald in Masse zu platten Bündeln und Membranen vereinigt ist (s. bei Syndesmologie). V. Seröses Gtewebe, tela serosa; bildet stets geschlossene , dünnhäutige, grössere und kleinere Blasen , die in ihrem Innern entweder leer sind, nur mit etwas wässrigem Liquor befeuchtet, oder mit dicker, eiweisshaltiger Flüssigkeit gefüllt. Sie liegen zerstreut im Körper herum ; erstere (Vi sceralb lasen) be- finden sich zwischen Eingeweiden , welche nach innen in sie hineingestülpt und dadurch aufgehangen, von einander geschieden und in ihrer Bewegung durch den serösen Liquor der Blase begünstigt sind. Letztere (Synovialsäcke, Schleimbeutek) haben ihre Lage zwischen Bewegungsorganen und sind gegen Druck und Reibung angebracht. Die seröse Membran besteht aus geformtem, nicht contraktilem Zellgewebe und ist an ihrer innern freien Oberfläche entweder mit (ächte) oder ohne Epitheliumüberzug (unä chte seröse Haut) versehen (s. bei Hautgewebe vor Splanchnologie). b. Zusammengesetzteste Gewebe, welche deutlich sichtbare Nerven und viele Blutgefässe besitzen. Sie haben eine rothe Farbe, sind empfindlich, gewisser Lebensbewegungen fähig, entwickeln viel Wärme und leisten dem Körper durch ihre Lebenseigenschaften wichtige Dienste. I. Muskelgewebe, tela muscularis (aktives Bewegungsorgan) , charakte- risirt sich durch weiche, rothe, zu Bündeln vereinigte Fasern , die sich auf ge- wisse Beize zu verkürzen im Staude sind uud so dieTheile, an welche sie geheftet sind, in Bewegung setzen (s. Myologie). Sehr zusam- **• Hautgewebe, tela cutanea. Es bildet theils die äussere Oberfläche des mengesetzte Körpers, d.i. die mit Epidermis überzogene Lederhaut, cor ivmi, welche Gewebe. zugleich der Sitz des Gefühlssinnes ist, theils die innere Oberfläche oder die Auskleidung der offenen Höhlen (s. S. C3), d. i. die mit Epithelium überzogene Schleimhaut. Ihrer Struktur nach erscheinen beide Häute als eine höhere Entwickelung des Zellgewebes ; sie sind der Sitz mannichfacher Absonderungen und Aufsaugung (s. Splanchnologie). III. Drüseiigewebe , tela glandulartim; es bildet rundliche, weiche, von vielen Kanälen (Gefässen u. Ausscheidungskanälen) durchzogene, sehr zusam- mengesetzte, in den verschiedensten Gegenden des Körpers herumliegende Or- gane (Drüsen) , in denen die Nahrungssäfte (Blut oder Lymphe) in Folge von Absetzung oder Aufnahme von Stoffen eine Mischungsveränderung erleiden, welche einen andern Zweck als die Ernährung dieser Theile hat. — Die meisten dieser Organe sind dazu bestimmt, Säfte auf die Oberfläche des Körpers oder in offene Höhlen abzusetzen und haben zu diesem Ende Ausführungsgänge, d. s. die wahren Drüsen, Haut- und Schleimhautdrüscn. Andere dieser Organe bestehen fast nur aus Verwickelungen von Blut- oder Lymphgefässen (Blut- und Lymphdrüsen) , haben keinen Ausführungsgang und setzen , wie es bis jetzt scheint, kein Sccret ab; ihr Parenchym ist verschieden gefärbt, und mit oder ohne Höhlungen versehen (s. Drüsenlehre, vor Splanchnologie). Die hier aufgeführten Gewebe sollen in diesem Handbuche nicht in einem besondern Theile behandelt werden, sondern vor den Abschnitten 'der "der speziellen Anatomie, zu denen sie die meiste Beziehung haben. Die Anatomie. noc|] jetzt gebräuchlichste Eintheilung der speziellen Anatomie ist nun aber die in folgende Lehren: 1) Osteoloffia9 die ILelire von den Knochen, von den Thei- len, welche vermöge ihrer Härte und Starrheit, verbunden mit einem hohen Grade von Festigkeit, dem ganzen Körper eine sichere Grundlage geben, das Gerüste bilden, über und an welches die weichen Theile befestigt sind. Sie bilden zum Schutze edler Organe Höhlen und vermitteln durch ihre beweglichen Verbindungen unter einander die Bewegungen des Kör- — 79 — pers, indem sie einen aus Hebeln und Stützen zusammengesetzten Media- Eintheilüng nismus, passive Bewegungsorgane, darstellen. Mit dieser Lehre, in wel- Anatomie. eher das Knochengewebe betrachtet werden muss, vereinigen wir die der Knorpel, €Jhon.fIrologia> (yovdoog, cartilago, der Knorpel), der- jenigen starren Theile, welche wie die Knochen zur Bildung eines Ge- rüstes dienen, aber vermöge ihrer Elaslicität einem stärkern Drucke nach- geben und nach Aufhebung desselben ihre frühere Form wieder herstellen können. 2) Synele&ntologia {(jvvdsafjLoq, ligamentum, dasBand), HSänder- lelsre, welche die sehnigen Vereinigungsmittel der Knochen unter ein- ander behandelt und hier zugleich die Beschreibung des sehnigen Gewebes und der Synovialkapseln enthalten soll. 3) JMyologift Qivg, pvog, nn/sculus, der Muskel), Musltellelare, betrachtet die aus Fleisch und Sehnen bestehenden Orgaue, welche ver- möge ihrer lebendigen Verkürzung als aktive Bewegungsorgane die zu einem beweglichen Mechanismus verbundenen Knochen ihrer Bestimmung gemäss bewegen. Sie geben dem Körper hauptsächlich seine äussere Form und helfen Höhlen für wichtigere Theile bilden. Mit ihnen stehen Reti- nen, tend,in,es ■, Muskelsclieiden, aponetiroses, u. Schleim- jbeutel, bursae mucosae „ in Verbindung und unterstützen sie in ihrem Zwecke. 4) JLngiologia (ayyog, vas, das Gefäss), ©-etfas sichre, beschreibt bäum- und netzförmig im ganzen Körper verbreitete häutige Kanäle, in welchen die Nahrungsflüssigkeiten nach allen Theilen hin und zurück bewegt werden. Es sind Arterien, Venen und Lymphgefässe. 5) BTeurGlogift, (revgov, nervits, der Nerv), KTervenlehre, bietet die Beschreibung netz- und baumförmig überall im Körper verbreiteter Fäden und ihrer Ursprünge (Gehirn, Rückenmark, sympathischer Nerv) dar. Sie bestehen aus einer scheidenartigen Hülle und darin befindlichem Marke und sind die Organe der Empfindung und Bewegung. 6) &pl) Kiimgcgend , regio mentalis, bildet den untersten mittlem Theil des Gesichtes und glänzt nach oben an die Mund-, seitlich an die Unterkieferge- gend ; nach unten geht sie in die Kieferzungenknochengcgend über. Der mitt- lere hervorragende , mehr oder weniger abgerundete Theil dieser Gegend ist das Kinn, tnentum, in dessen Mitte bisweilen ein Grübchen bemerklich ist. Bei sehr fleischigen oder fetten Menschen erhebt sich unterhalb des Kinns eine quere Hautwulst, das Doppelkinn. Auf der Haut dieser Gegend und auf den benachbarten entwickelt sich der eigentliche Bart, barba. — 83 - 7) UnterMcf ergebenden, regiones mttacillae inferiores 9 von denen zu Gegenden beiden Seiten des Kinnes eine liegt, bilden den untern Theil der Backen- und am KorPer Kaumuskelgegend. Sie nehmen den untern Rand des Gesichtes ein und ent- sprechen dem Unterkiefer ; nach unten setzen sie sich am Halse in die Kiefer- zungengegend fort. 8) Kainiigi.skelgegenden, regiones massetericae . liegen vor dem Ohre unter der Schläfen- und Wangengegend, von welcher sie durch den deutlich „ fühlbaren Jochbogen getrennt sind ; nach vorn gehen sie in die Backen-, nach hinten in die Ohrdrüsengegend über. Sie werden durch die ganze Ausbreitung Gesicht, des Kaumuskels fmasseterj bestimmt, und man fühlt an ihnen, besonders bei geöffnetem Munde , den Gelenkfortsatz des Unterkiefers. Diese Gegend ist beim Manne der Sitz des Backenbartes, juhis. 9) Ohrdrüsen - oder ITiiterohrgegenden , regiones infraauriculares s. parotideae , befinden sich an jeder Seite des Gesichtes eine , unterhalb des Ohres zwischen dem Gesichte , Hinterkopfe und Halse , und werden durch die Wurzel des Jochbogens, den äussern Gehörgang und die Basis des Zitzenfort- satzes von der Oberohrgegend geschieden. Sie stossen nach vorn an die Kau- muskel-, nach hinten an die Hinterhaupts- und nach unten an die seitliche Halsgegend. Unter der Haut dieser Gegend liegt die Ohrspeicheldrüse, parotis, und viele grosse Gefäss- und Nervenstämme. B. Rumpf, §>tamm, truneu§9 ist dem Umfange und der Masse nach der Haupttheil des Körpers, dem der Kopf aufsitzt und die Gliedmaassen anhängen. Seine Grundlage bildet die Wirbelsäule, das Rückgrath, columna vertebrah's, welche den Kanal für das Rückenmark in sich schliesst und an welche sich die übrigen Theile des Rumpfes seitlich ansetzen. Er ist von ge- ringerer organischer Wichtigkeit als der Kopf, von grösserer aber als die Gliedmaassen, da er in seinem Innern die Organe enthält, welche den zur Erhaltung des Lebens nothwendigen Stoffwechsel besorgen. Sie sind in 2 Höhlen vertheilt, welche durch das Zwerch- fell innen deutlich getrennt sind, deren Gränze am äussern Umfange des Rumpfes aber nicht deutlich auffällt. Die obere dieser Höhlen, die Brusthöhle, cavitas thoracis, deren Grundlage von den Brust- wirbeln, Rippen u. dem Brustbeine gebildet wird, dient zur Aufnahme des Herzens und des Respirationssystems; die tiefer, unterhalb des m1' Zwerchfells gelegene Bauchhöhle, cavitas abdominis, mit der Becken höhle, cavitas pelvis, schliesst die Verdauungs-, Fort- pfianzungs- und Harnorgane ein. Zunächst unterscheidet man am Rumpfe eine vordere oder Beuge-, und eine hintere oder Streckseite, welche mehr flächenartig sind, während die seit- lichen Flächen, in welchen sie zusammenlaufen, mehr gewölbt er- scheinen. Sowohl an der vordem als hintern Fläche denkt man sich gewisse Linien, Rumpflinien, welche am Halse, Thorax, Bauche und Becken verschiedene Gegenden abgränzen. 1. Hals, Collum , ist der obere, schmale, rundliche Theil des Rumpfes, auf welchem der Kopf ruht, und zwar so, dass er in gewöhn- licher Körperhaltung in seinem Schwerpunkte unterstützt wird. Bei man- chen Subjekten ist der Hals dick und kurz, hei andern lang und dünn; die grösste Breite hat er unter dem Hinterkopfe, nach unten verschmä- lert er sich. Als Norm wird für die Länge des Halses im äussern An- blick von dem Kinn an bis zur'Brust eine halhe Gesichtslänge, für den 6* — 84 - Gegenden hintern Theil eine ganze gerechnet. Am besten theilt man ihn in eine am Körner. , .. i • i- • i» 1 n • • i • i vordere, hintere und in die seitlichen Portionen ein, an deren jeder ver- schiedene Gegenden zu berücksichtigen sind. a. Vordere Halsportion, mehr abgerundet als die hintere, wird im engern Sinne Hals, Collum^ genannt und ist auf beiden Sei- ten durch einen rundlichen, schief von oben und aussen nach unten und innen laufenden Wulst, der vom Kopfnicker (in. sternocleidoma- Riimpf. stoideus) herrührt, begränzt. Die obere G ranze macht der untere Rand des Unterkiefers, die untere der Handgriff des Brustbeins. So stellt diese ganze Parlhie ein Dreieck dar, dessen Basis gegen den Unterkiefer, die Spitze nach dem Brustbeine sieht. In ihr geben das Zungenbein, der Kehlkopf und die Schilddrüse Veranlassung zur Eintheilung in die folgenden Gegenden: 1) Kieferzungenknochengegend, regio suprahyoidea s. mylohyoi- dea, nimmt die untere freie Fläche am Kopfe, welche vorn über den übrigen Theil des Halses hervorragt, ein, und wird nach oben und vorn vom Unterkiefer, nach unten vom Zungenbein , oshyoideum, begränzt; zu beiden Seiten geht sie in die Ohrdrüsengegend über. Sie bildet die untere Wand der Mundhöhle und eine von vorn nach hinten und von oben nach unten schräge Fläche , welche je nach den Bewegungen der Zunge oder des Kehlkopfs sich erhebt oder niederfällt. 2) Unterzuiigeiikiinclieiigegeiid, regio infrahyoidea, fängt unter dem Hals, Zungenbeine an und erstreckt sich bis zum Brustbeine , ihre seitlichen Gränzen bildet der Kopfnicker. Sie stellt ein ziemlich regelmässiges Dreieck dar, inter- slitiwn jvgulare, dessen Basis an das Zungenbein stösst, und kann in folgende Gegenden getheilt werden : an. Kehlknpfgegend , regio laryngea, die oberste zunächst unter dem Zungenbeine liegende, an welcher eine Erhabenheit, eminentia laryn- gea, hervortritt, welche dem Schildknorpel angehört und bei den Män- nern {Partum Adami, Adamsapfel) deutlicher ist. bb. Schilddriiseiigegend . regio thyreoidea, welche unterhalb der vorigen, über der folgenden ihre Lage hat, der Schilddrüse entspricht und deshalb nach ihren Seiten hin aufgewulstet ist. cc. Kehlgrube, Oberbriistbeingriibe, jugulum s. fossa supra- sternalis, das untere vertiefte Ende des Dreiecks, welches sich dicht über dem Handgriffe des Brustbeins zwischen den untern Enden beider Kopfnicker befindet. b. Seitliche Halsgegenden , Oberschlüsselknochengegen- den, regiones «upraclaviculares. An jeder Seite des Halses liegt eine solche Gegend, welche die vordere Fläche desselben mit der hintern vereinigt. Sie bildet ebenfalls ein Dreieck, dessen Basis auf dem Schlüsselbeine ruht und dessen Spitze an die Ohrdrüsengegend stösst. Ihr vorderer Rand wird vom Kopfnicker, der hintere vom Kappenmuskel (m. cucullaris) gebildet. Dicht über dem Schlüssel- beine befindet sich, an dieser Gegend eine Vertiefung, die Ober- schl üsselkn och en grub e, fossa supraclavicularis, in welcher wich- tige Gefässe und Nerven liegen. c. Hinterer Theil des Halses, backen, Genick, cerviac s. Micha, ist breiter und länger als der vordere, fängt von der Hin- terhauptsgegend an und verliert sich nach unten in den Bücken, seit- lich geht er in die Oberschlüsselknochen- und Schultergegenden über. Er zerfällt in den mittlem und in die seitlichen Theilc. — 85 — 1) Nacken, nucha, s. regio spinalis cervieis, im engern Sinne, ist der ©egeiiden mittlere Theil des Genickes und in seiner Mitte oben etwas vertieft, Nacken- am KorPer- grübe , fossa nuchae. 2) Die seitlichen Theile des u enick.es. regiones cervicales, sind durch die unterliegenden Nackenmuskeln wulstiger. II. Oberleib, Brustkasten, tft&raac,, peetus, befinde! sieh zwischen Hals und Abdomen, von welchem letzlern er aber nicht schärf abgegränzt wird. Er dient den obern Gliedmaassen zum Änhef- tungspunkte und seine . knöcherne Grundlage, welche die Brusthöhle in Rumpf, sich schliesst , stellt einen abgestumpften, mit der Spitze nach oben ge- richteten Kegel dar. Durch die umgebenden weichen Theile und Schul- terknochen wird aber diese Form äusserlich an der Brust unsichtbar, da diese dann oben breiter erscheint. Man unterscheidet am Thorax die vordere, hintere und die seitlichen Flächen. a. Vordere Fläche des Thorax, gewöhnlich Brust genannt, zerfällt in die mittlere, Brustbeingegend, und in die neben dieser liegenden Zitzengegenden. 1) Brustbeingegend, regio sternalis, gränzt oben an die Kehlgrube , un- ten an die Herzgrube und seitlich an die Zitzengegenden. Sie entspricht dem Brustbeine und dessen Verbindung mit dem Schlüsselbeine ; bei der Frau wird Brustkasten, sie durch die Brüste vertieft, Busen. 2) Zitzen-, Unterschliisselknochen- oderBrusfdrüsengegenden, re- giones mammillares s. infraclaviculares, bezeichnen die Stelle zur Seite des Brustbeins, unterhalb des Schlüsselbeins, an welchen sich die Milchbrüste, mammae, beim Weibe befinden. Sie gehen nach oben in die Oberschlüsselknochen-, nach unten in die Unterrippen-, nach innen in die Brustbein - und nach aussen in die Unterachselgcgend über. b. Seitliche Flächen des Thorax, Bippengegenden, re- giones costaless werden von den stark nach aussen gewölbten Bippenkörpern gebildet und zerfallen in eine obere, Achselgru- bengegend, und eine untere, Bippengegend. 1) Achselgrubengegenden , obere Rippengegenden , regiones costa- les superiores s. axillares. Diese Gegend ist am obern seitlichen Theile des Thorax zwischen Muskeln versteckt und bildet die innere Wand der Ach- selhöhle, fossa axillaris; sie deckt die 4 obern Bippeu. 2) Mittlere Bippengegend , erstreckt sich von der 4. bis zur 8. Rippe. 3) Untere Bippengegend, regio hypochondriaca , welche von der 8. bis zur 12. Rippe reicht , wird mit zu den Abdomiualgegeudcn gerechnet. c. Hintere Fläche des Thorax, gewöhnlich nur Bücken, dor- sum9 genannt, zerfällt in einen mittlem Theil und zwei seil- liche. 1) Bückgraths- oder Brustwirbelgegend, regio spinalis thoracica, ist der mittlere Theil des Rückens , welcher sich nach oben in den Nacken , nach unten in den Rückentheil des Unterleibes fortsetzt und zwischen den beiden Schulterblattgegendcn (deshalb auch Zwischenschulterblattgegend ge- nannt) liegt. In ihrer Mitte stehen die Stachclfortsätze der Brustwirbel hervor. 2) §chulterblattgegenden, regiones scapulares. Eine jede umschreibt das Schulterblatt, dessen Vorsprünge durchzufühlen oder bei magern Personen zu sehen sind. Sie stösst nach oben an die Nacken- und Oberschlüsselknochen- gegend, nach vorn an die Achselhöhlen-, nach hinten an die Brustwirbel- und nach unten an die untere hintere Rückengegend. iJ) Untere hintere Bttckengegend, liegt unterhalb der vorigen, von dem untern Winkel des Schulterblattes an bis zur 12. Rippe. — 86 — hegenden III. Unterleib, Hauch, ahüomen, venter. Mit diesem am orper. j>^airien wird der mittlere, zwischen Thorax und Becken gelegene Theil des Rumpfes belegt, dessen vordere Fläche der Bauch, venler, die seitlichen die Hüften, coxae s. Uta, und die hintere die Lenden, lumbi, genannt werden. Die Form des Bauches ist im Allgemeinen läng- lich und vorn von oben nach unten gewölbt, hinten und an den Seiten ist er oben etwas vertieft, nach unten wird er breiler. Doch ändert sich diese Form nicht nur nach den Stellungen, Lagen und Bewegungen des Körpers, sondern auch beim Athmen, bei der Schwangerschaft und bei Rumpf, vielen andern Zuständen innerer Theile. Sein vorderer Theil ist beweg- licher und ausdehnbar, weil er nur aus weichen Theilen (Haut und Bauch- muskeln) besteht, während die Seiten und der hintere Theil unbeweglicher sind wegen der falschen Rippen, der Lendenwirbel und der Hüftbeine. a. Vordere Fläche des Rauches zerfällt in eine obere, mitt- lere und untere Region, wovon jede der Breite nach nochmals in eine mittlere und zwei Seitengegenden geschieden wird. i) Oberbauchgegend, regio epigastrica s.thoraco-epigastrica, "reicht in ihrer Mitte vom Ende des Brustbeins abwärts bis zur Gegend etwa 2 — 3 Fin- ger breit oberhalb des Nabels , seitlich von der 8. bis zur 12. Rippe. Ihre untere Gränze lässt sich am besten durch eine Querlinie bestimmen, welche vom un- Baucli tern *ande der letzten Rippe der einen Seite nach der andern herübergezogen wird. Durch 2 senkrechte Linien wird diese Gegend in eine mittlere und 2 seitliche geschieden. aa. JEpigastrium , Regio gastrica, scrobiculus cordis, Magen- gegend, Herzgrube, ist der mittlere dreieckige Theil der reg. epiga- strica, welcher nur von weichen Theilen gebildet, zwischen den Knorpeln der untern 6 Rippen beider Seiten liegt. Ob, Hegiones hypochondriaeae , untere Rippengegenden , Hypo- chondrien, die beiden Seitenregiouen der Oberbauchgegend, eine rechte und eine linke, fassen äusserlich denjenigen Theil des knöcher- nen Oberleibes in sich , welcher dem vordem Theile der G falschen Rippen und ihrer Knorpel entspricht. Diese Gegenden werden auch von einigen zum Oberleib gerechnet. Hinter dieser Oberbauch gegend befindet sich im Innern des Körpers der obere Theil der Bauchhöhle , durch das Zwerchfell von der Brusthöhle geschie- den; die mittlere Gegend derselben enthält vorzüglich den linken Theil der Leber und den rechten des Magens und grossen Netzes , den Anfangstheil des Zwölffingerdarms und etwas weiter abwärts den queren Grimmdarm. Das rechte Hypochondrium ist vom rechten Leberlappen erfüllt, das linke vom blinden Sacke des Magens und der daran hängenden Milz. 2) Mittelbauchgegend, regio mesogastriea, nimmt den Theil des Bau- ches ein, welcher sich zwischen der Querlinie, befindet, die von der letzten Rippe der einen Seite zur andern herübergezogen wird , und der Linie , die quer vom obern Rande des einen Hüftkuochens zum andern herüberläuft. Sie er- streckt sich ungefähr 3 Finger breit auf- und abwärts vom Nabel , doch nicht nur in der Mitte, sondern auch nach den Seiten. Audi sie zerfällt in eine mittlere und 2 Seiteuregionen. Im Innern dieser Gegend finden sich hauptsäch- lich die Dünndärme , ein Theil des grossen Netzes und seitlich der Grimmdarm, aa. Regio umbilicalis , Nabelgegend, der mittlere Theil der regio t/te- sogasirica, in deren Mitte sich der N ab el , umbilicus, befindet. bb. Hegiones iliacae s. suprailiaeae , Oberhüft- oder Darmgegen- den, die seitlichen Theile der Mittelbauchgegend, falleu zwischen die letzte Rippe und den Hüftkamm. '.]) Uiiterbnuchgegend, regio Hypogastrien, entspricht den weichen Thei- len , welche den grossen Beckenausschnitt zwischen den Darmknochen aus- Bauch. — 87 — füllen und wird nach unten auf beiden Seiten durch die bogenförmigen Linien Gegenden begränzt, die vom obern vordem Hüftbeinstachel gegen die Schaambeinfuge ain t,er gezogen werden. Im Innern des Bauches liegt in der Mitte dieser Gegend ein grosser Theil der Dünndärme, auch lässt sich hier der Grund der angefüllten Blase und vom 4. Monate der Schwangerschaft an die Gebärmutter fühlen. In den seitlichen Theilen liegt bei den Männern der Leistenkanal mit dem Samen- strange , bei den Weibern mit dem runden Mutterbande. Die einzelnen Theile dieser Gegend sind folgende : aa. Eigentliche ITnterbanchgegend , Hypogastrium, regio hypo- Rumpf. gaslrica stricte sie dieta, der mittlere Theil, liegt zwischen der Na- bel- und Schaamgegend und den Leistengegenden. bb. Leistengegenden , Weichen, regiones inguinales, die seitlichen Begionen der Unterbauchgegend, welche von fast dreieckiger Gestalt, nach unten durch eine bogenförmige Rinne (Leistengrube, fossa inguinalis) von der Oberschenkelgegend geschieden sind. h. Hintere Fläche des Bauches ist nur von geringem Umfange und wird in die regiones lumbales getheilt. 1) Hegiones lumbales s. renales, Lenden- oder Nierengegenden, befinden sich zu beiden Seiten des Lendentheiles des Rückgrathes zwischen der letzten Rippe und dem obern Rande des Hüftkuochens. Sie gehen nach vorn in die Darmgegenden über. IV. Das Hecken, pelvis, der unterste Theil des Rumpfes, bildet sowohl die Basis desselben und dient namentlich im Silzen dazu, als auch die Unterlage, auf welcher die Füsse im Stehen oder Knieeu den übrigen Körper in die Höhe richten. Vorzüglich gewährt das Becken aber, indem es den untern Theil der Abdominalhöhle bildet, durch seine festen Wände den Harn- und Geschlechtsorganen einen sichern Aufent- halt. Auf seinen breiten obern Theilen (Hüftknochen) ruht zugleich ein grosser Theil der Dünndärme und seine äussere Oberfläche giebt vielen Muskeln Punkte zur Befestigung. Am Becken ist die vordere, hin- tere, seitliche und untere Fläche zu betrachten. a. Vordere Fläche des Beckens. 1) Schamgegend , regio puhis, wird den Schamberg nebst allen äusserlich sichtbaren Geschlechtstheilen in sich fassen. Beim Manne sieht mau hier den Hodensack und den Penis ; bei der Frau den zwischen den äussern Schamlippen versteckten Eingang in die Scheide u. s. w. b. Seitliche Flächen des Beckens. 1) Hüftgegenden, regiones cooearum s.infrailiacae, Unterhüftge- genden, die etwas gewölbten seitlichen Theile des Beckens, welche sich, auf Becken, jeder Seite eine, von den Leistengegenden nach hinten gegen die Hinterbacken herumziehen. c. Hintere Fläche des Beckens, an deren mittlerm Theile das Kreuz- und Steissbein zu fühlen ist und deren seitliche Theile die Hinterbacken bilden. 1) Megio sacro-coccygea, Krenz-§teissknochengegend. Sic ist die Fortsetzung der Lendengegenden und endigt den hintern Theil des Bumpfes; ihre Gestalt ist dreieckig wie die Knochen , von welchen sie den Namen führt ; nach unten endigt sie sich mit der Spitze des Steissbeins und geht in die After- Dammgegend über ; seitlich in die Gesässe. 2) Wales s. dunes, die Gesässe oder Hinterbacken, bilden die beiden kugelförmigen , fleischigen , sich zur Seite des Kreuzknochens an der hintern Fläche des Beckens befindenden Polster , welche von den 3 Glutäen und einer dicken Fettlage formirt werden und zwischen welchen sich der After unten öffnet. Arm. — 88 — Gegenden Diese Gesässgegend, regio natium, theilt man noch in eiue obere, epiglu- am Korper. ^- UQ(j e|ne untere Region, hypoglutis , welche letztere an den Schenkel gränzt und an der sich der Sitzknorren durchfühlen lässt. d. Untere Fläche des Beckens. 1) Megio ano-perinaealis, After - Wainmgegend , welche nach vorn an die Scham-, nach hinten an die Steissbeingegend stösst und zwischen den Ge- sässen liegt. An ihr bemerkt man nach hinten den After, anus, und eine Rumpf. von diesem nach vorn gegen die Geschlechtstheile laufende Naht, raphe. Die Stelle , an welcher sich dieselbe befindet , zwischen After- und Geschlechtsthei- len, wird Mittelfleisch, Damm, perinaeum, benannt. C. Die Crliedmaassen, Extremitäten, eactre- tnitOttes9 sind die äussern, an den Rumpf befestigten beweglichen Theile des Körpers, welche keine Höhlen für wichtige Organe ent- halten, sondern nur der Bewegung gewidmet sind. Es sind obere und untere Extremitäten. I. Obere Extremitäten, Brustglieder, Arme, extre- mitates superiores s. thoracivae , hrachias hängen bei auf- rechter Stellung an beiden Seiten des Körpers, vom obern Theile des Thorax bis ungefähr zur Mitte der Schenkel herab und können mit ihrem unteren Theile, mit der Hand, vermöge ihrer Gelenke alle Gegenden des Körpers berühren. Wir zerlegen jede obere Extremität in die Schul- ter, den Oberarm, Vorderarm und in die Hand. An dem mit vor- wärts gerichteten Daumen herabhängenden Arme unterscheiden wir eine innere oder Beuge- und eine äussere oder Streckfläche, ferner eine vordere oder Daumenseite, latus radiale (äusserer Rand), und eine hintere oder kleine Fingerseite, latus ulnare (hinterer Rand). 1) Schulter, humerust aacillat ontos» der höchste Theil der obern Extremität, seiner Grundlage nach vom Schlüsselknochen und dem Vordertheile des Schulterblattes gebildet. Die Schultern geben dem Körper in seinem Obertheile seine volle Breite, an ihnen [unter- scheidet man eine vordere und hintere Gegend. a. Regio axillaris, thoraco-humeralis, Achsel- oder vordere Schul- tergegend , welche sich am äussern Ende des Schlüsselbeins neben der Brust- drüsengegend, vor und über der Achselhöhle befindet. Sie zeigt nach vorn einen runden Vorsprung, welcher dem vordem Theile des Kopfes des Ober- armknochens entspricht und neben diesem nach innen eine breite und ober- flächliche Rinne , welche die Achselhöhle bezeichnet. Der höchste Theil dieser Gegend ist die Schulterhöhe, aeromion. b. Hegio seapulo -Jiumeralis , hintere §chultergegend, deckt den obern vordem Theil des Schulterblattes und geht nach hinten zu in die Schulterblatt- gegend über. An ihr fühlt man den hintern Theil des Oberarmkopfes. 2) Oberarm, hrachium s. humerus, ist der unterhalb der Schul- ter bis gegen den Ellenbogen hin liegende, cylindrische, nach aussen und innen etwas abgeplattete Theil der obern Extremität, an welchem eine vordere innere oder Beugefläche und eine hintere äus- sere oder Streckfläche unterschieden wird. Am untern Theile des Oberarms und dem obern des Vorderarms findet sich die Ellenbogen- gegend, regio cubitalis, an deren innerer Fläche die Armbeuge, llexura s. plica czioili, und an der äussern der Ellenbogenknor- ren j olecranon, bemerklich ist. An den beiden Seiten dieser Gc- — 89 — gend ragt ein Gelenkknopf, condylus, hervor, von welchen der in- Gegenden ij.... am Körper, nere besonders stark ist. 3) Vorder- oder Unterarm, antibrachiunt9 liegt zwischen der Ellenbogengegend und Hand und hat die Form eines verkehrten abge- stumpften und vorzüglich nach unten auf 2 Flächen abgeplatteten Ke- gels. Er bietet eine innere oder Palmarfläche, eine äussere oder Dorsal fläche, eine vordere oder Radialseite und eine hintere Arm- oder Ulnarseite dar. 4) Hauet, ntanujs9 ist der unterste, sich an den Unterarm befesti- gende Theil, zugleich aber der Haupttheil der obern Extremität, wel- cher in die Handwurzel, Mittelhand und die Finger zerfällt. An der Hand bezeichnen wir eine innere, flach ausgehöhlte Hohl- hand- oder Beugefläche, superficies voiaris (vola, Hohlhand) und eine etwas gewölbte Rücken- oder Streckfläche, superficies dorsalis (Handrücken, dorsum manus). Beide Flächen gehen durch die Seitenränder in einander über, von welchen der in den Daumen auslaufende Rand der vordere, margo radialis, der am kleinen Finger liegende der innere, margo ul/iaris, heisst. «. Handwurzel, carpus, ist der obere mit dem Vorderarme zusammenhän- gende kleinere Theil der Hand. b. Mittelhand , metacarpus, die Hand im engsten Sinne, liegt zwischen dem Carpus und den Fingern , und hat eine Grundlage von 5 einzelnen Knochen , die aber einen gemeinschaftlichen Hautüberzug haben und an welche sich unten die Finger ansetzen. Um den Mittelhandknocheu des 1. und 5. Fingers sind die Muskelparthien stärker und bilden in der Hohlhand am Radial- und Ulnarrande ein Polster, den Ballen des Daumens, thenar, und des kleinen Fin- gers, anlilhenar. c. Finger, digiti, 5 an Zahl, wovon jeder einzelne eine Dorsal- und Vo- lar- oder Palmarfläche, einen Radial- und einen Ulnarrand hat. Es sind: 1) der Daumen, pollex ; 2) Zeigefinger, index; 3) Mittelfinger, digilus medius; 4) der Ringfinger, digitus annularis ; und 5) der Ohr- oder kleine Finger, digitus minimus s. auricularis. Alle, den Daumen ausgenommen, bestehen aus 3 Gliedern, phalanges, dieser nur aus 2. II. Untere Extremitäten, Bauchglieder, Füsse (im weitern Sinne des Wortes), eaotrevnitates inferiores s. ab- dominale®, peeles. Sie sind die Organe des Stehens und Fort- schreiten? und hängen, beide von gleicher Länge und Bildung, von der Seite des Beckens herab. Sie bilden bei einen ausgewachsenen Men- schen noch etwas mehr als die Hälfte der ganzen Körperlänge und sind wegen ihrer Kraft erfordernden Funktion stärker und muskulöser, als die Bein. obern Extremitäten. Jede untere Extremität zerfällt iu den Oberschen- kel, Unterschenkel und Fuss ; an ihr unterscheidet man eine vordere und eine hintere Fläche, einen innern, der grossen Zehe und dem Schienbein parallel laufenden, und einen äussern in der Richtung der kleinen Zehe und des Wadenbeines verlaufenden Rand. 1) Oberschenkel, femur, ist der obere, dickste, rundliche, nach unten an Dicke abnehmende Theil der untern Extremität, welcher sich vom Becken bis zum Schienbeine des Unterschenkels erstreckt und mit diesem das Kniegelenk, articulalio genu, bildet. An der Gegend — 90 — Gegenden des Knies bemerkt man vorn die hervorragende Kniescheibe, pa- am oiper. fena<) hinten die Kniekehle, poples s. fossa poplitaea; zu beiden Seiten bilden 4 Gelenkknorren, wovon 2 dem Oberschenkel und 2 dem Schienbeine angehören, Auftreibungen, die besonders am innern Rande stark hervortreten. a. Die vordere Fläche des Oberschenkels, regio femoralis anterior, welche nach oben an die Leistengegend stösst, ist ziemlich convex und zeigt eine oberflächliche Vertiefung, die sich schief von oben nach unten und von aussen nach innen erstreckt, sie scheint die Leistengrube fortzusetzen und ihre Richtung ist fast parallel mit der der Schenkelarterie. b. Die hintere Oberschenkelgegend wird von der Hinterhak- kengegend durch eine gebogene Querfurche, sulcus infra nates s.plica subisc/iiadica, getrennt. 2) Unterschenkel» crus, welcher zwischen dem Oberschenkel und Fusse seine Lage hat, gleicht einem unregelmässigen Kegel, dessen dickes Ende nach oben gekehrt ist. An der vordem Gegend zeigt sich in der Mitte an ihm, etwas unterhalb der Kniescheibe, ein Knor- Untere Ex- ren, tuberositas tibiae, von welchem sich eine Leiste, crista tibiae, trenutat. jjjs zum UDjern Ende erstreckt, welches in die beiden Knöchel, mal- leoli, anschwillt. Die hintere Fläche enthält oben die Wade, sura, eine dicke gewölbte Stelle, welche von Muskeln gebildet ist, die nach unten in eine starke, fühlbare Sehne, tendo Achillis, auslaufen. 3) Fuss, Plattfuss, pes» bewegt sich in einer Aushöhlung des Un- terschenkels zwischen den beiden Knöcheln und ist so angeordnet, dass seine untere etwas ausgehöhlte Fläche, Fusssohle, planla pedis, bei der vertikalen Stellung horizontal auf dem Fussboden gerichtet ist, die obere gewölbte Fläche dagegen, der Fussrücken, dorsum pedis, da, wo sich seine 3 vordem Viertel mit seinem hintern Viertel verei- nigen, das Gewicht des Körpers aufnimmt. Seine Form ist die eines Dreiecks, dessen Rasis von den Fusszehen und die Spitze von der Ferse vorgestellt wird. Der Fuss zerfällt in die Fusswurzel, den Mittel- fuss und die Zehen, an welchen Abiheilungen man eine Plantar- und Dorsalfläche, einen innern (nach der grossen Zehe laufenden) und einen äussern Rand bezeichnen kann. a. Fusswurzel . tarsus, steht hinter- und oberwärts mit dem Unterschenkel, vorwärts mit dem Mittelfusse in Verbindung; aus ihm ragt nach hiuteu über den Unterschenkel hinaus die Ferse, cal.v, hervor. b. Mittelf uss , metatarsus, ist der mittlere Theil des Fusses, welcher nach hinten mit dem Tarsus, nach vorn mit den ersten Gliedern der Zehen zusam- menhängt. Obgleich seine Grundlage aus 5 einzelnen Knochen besteht, so hat er doch eine gemeinschaftliche , ununterbrochene Hautbedeckung. c. Die Zehen, digiti pedis, die 5 Endglieder des Fusses, sind nicht wie die Finger zum Greifen und Betasten bestimmt, sondern zunächst um den Fuss zum Auftreten und Fortschreiten geschickter zu machen. Trotz dem sind sie den Fingern völlig ähnlich organisirt und articulirt. Sie werden vom innern Fussrande an abgezählt, die erste ist die grosse Zehe, hallux, die nur aus 2 Gliedern besteht, während alle übrigen 3 besitzen. — Ol- li. {Symmetrie des menschlichen Körpers. Zieht man am Menschen eine Linie, welche sich vom Scheitel senk- Symmetr. recht mitten durch den Körper bis zum Ende des Rumpfes und von da desKü^pTis. bis zum Boden erstreckt, und mit dem Schwerpunkte zusammenfallt, so theilt ihn diese Linie (Mittellinie, linea mediana) in 2 gleiche Sei- tenhälften, in eine rechte und linke. In einer jeden solchen Hälfte finden sich Organe, welche, nur einige wenige ausgenommen, auch in der andern Hälfte vorkommen und in gleicher seillicher Entfernung von der Mittellinie liegen. Diese Organe nennt man doppelt vorhandene, paa- rige (partes pares) ; da die mehrsten der menschlichen Theile paarig sind, so reicht es grösstentheils schon hin, sich nur mit der einen Hälfte bekannt zu macheu. Die nur einmal vorhandenen oder unpaarigen Organe (partes impares) liegen entweder in der Mittellinie des Körpers und sind dann durch senkrechte Spalten, Scheidewände, oder Vorsprünge in 2 gleiche Hälften getheilt (symmetrisch), oder sie liegen zum gross- Seitliche ten Theile nur in der einen Körperhälfte und sind unsymmetrisch. ° ten. Vollkommener ist die Symmetrie in den Organen des animalen Lebens, als in denen des vegetativen. — Zu den unpaarigen unsymmetri- schen Organen gehören die in der Bauchhöhle eingeschlossenen Ver- dauungsorgane; allein, was sich von ihnen auf einer Seite vorherrschend befindet, wird durch ein anderes Organ anf der andern Seite ersetzt. So liegt die Leber und der kleinere Theil des Magens auf der rechten Seite, dagegen auf der linken die Milz, das Pancreas und der grössere Theil des Magens; die Därme gleichen sich ebenfalls aus. — Unpaarige symmetrische Organe (die also in der Mittellinie liegen) sind: das os frontt's, occipi/is, sphe?ioideum, elhmoideum, maxillare inferius, kyoideum, vomer, sternum, die Wirbelsäule ; musculus lingualis, orbicularis oris, pyramidalis nasi, azygos uvulae, diapkragma, sphincter ani et vesicae; das Gehirn, Rückenmark, Zunge, Kehlkopf, Luftröhre, Schlundkopf, Spei- seröhre, Schilddrüse, Herz, Blase, Vorsteherdrüse, Ruthe, die Gebärmut- ter, Scheide und Harnröhre. — Unter den paarigen Organen, zu wel- chen alle noch übrigen gehören, macht das Gefässsystem noch einige kleine Abweichungen. — Durch diese Symmetrie ist nicht nnr die Schön- heit des Körpers bedingt, sondern auch ein Gleichgewicht zwischen bei- den Körperhälften und eine Uebereinstimmung der Empfindung doppelt vorhandener Sinnesorgane hergestellt. Auch zwischen der obern und untern Körperhälfte, welche durch das Zwerchfell von einander geschieden sind und von denen die erstere mehr der anima- len Seite (Geistesthätigkeit und willkührliche Bewegung) , die letztere mehr dem vegetativen Leben angehört, lässt sich einige Symmetrie finden. Am deutlichsten zeigt sie sich in den Extremitäten und dem obern und untern Theile der Wirbelsäule ; sowohl das obere wie untere Ende des Rumpfes ist mit einer OerTnung versehen und teraKörper- mit Haaren besetzt; nicht weniger entsprechen sich die beiden Enden des Darmka- hälfte. nals und die mit ihnen verbundenen Organe ; der Darmapparat ist den Respirations- organen , die Schilddrüse der Prostata mit den Samenbläschen oder dem Uterus , die Thymusdrüse mit ihren beiden Lappen den Hoden oder Ovarien , die Zunge und Nase dem Kitzler oder Penis entgegengestellt. Die Anordnung des Gefäss-, Nerven- und Muskelsystems ist dieser Symmetrie ebenfalls nicht entgegen. — Eine Analogie zwischen der vordem und hintern Körperfläche wäre ebenfalls nachzu- weisen , wenn gleich die äussere Oberfläche des Körpers kaum merkliche Spuren - 92 - Symmetrie, davon verräth. So ist die Wirbelsäule vorn durch das Brustbein und die linea alba dargestellt, die Rippenknorpel sind unvollkommene Rippen, die Aorta entspricht der art. mammaria interna u. s. f. III. Allgemeine Uebersicht des menschlichem Baues. Nur dem Menschen kommt der aufrechte Gang zu; wenn einige (Jan ues menschi. Thiere (Affen und Bären) auch auf Zweien gehen können, so ist doch VALlgem!ni dieser Gang nur ein erzwungener und sie vermögen daher auch nicht beständig aufrecht einherzuschreiten. Diesem aufrechten Gange des Men- schen, welchen schon sein Schwerpunkt erfordert, entspricht der Bau der Aufrechter TJieile seines Körpers vollkommen. Es fällt nämlich die Längenachse mit Gang des dem Schwerpunkte des Körpers zusammen; dieser Schwerpunkt gehl senkrecht auf die Oberfläche der Erde und seine Richtung bildet mit ihr einen rechten Winkel. (Bei den Thieren sind 2 Schwerpunkte zu finden, welche die Längenachse des Körpers durchschneiden). Es beurkundet den aufrechten Gang aber sowohl der Bau des Kopfes, wie der des Rumpfes und der Extremitäten. I. Kopf. Die hohe Ausbildung des Gehirns beim Menschen hat eine ihr ent- sprechende Entwickelung des Schädels zur Folge; er zeichnet sich nämlich durch seine Grösse und vollendete Rundung aus; die Stirn ist hoch gewölbt und breit; das Hinterhaupt sloch befindet sich fast in der Mitte des Schädelgrundes (bei den Thieren um so weiter hinten , je mehr sich der Hals der horizontalen Lage nähert) , so dass der Schwerpunkt des Kopfes mit dem Mittelpunkte der Bewegung zusammen- fällt ; es ist ferner am weitesten nach vorne und sowohl mit der Augenachse , als auch mit der Erde parallel. Somit ruht der Kopf mit der Mitte seiner Basis auf der Wir- belsäule in seinem Schwerpunkte, und es ist daher kein sehr starkes Nackenband Ktmfesim nolhig, um ihn zu halten und keine so kräftigen Muskeln, um ihn zu bewegen. — Das Ailgem. Gesicht tritt unter der gewölbten Stirne bedeutend zurück , weil bei dem Menschen nicht, wie bei den Thieren , ein Sinn (am wenigsten aber das Geruchsorgan) vorzugs- weise entwickelt ist und die Kauwerkzeuge nur unbedeutend hervortreten. Der Ca mpersche Gesichtswinkel (s. unten) fällt nie unter 70° herab, kann aber bis 90° erreichen (beim Orang-Utang beträgt er 60 ° — 56°, bei Meerkatzen 45" — 30", beim Pferde 23° etc.). Beide Oberkiefer stossen aneinander (bei den Thieren liegt der Zwischenkieferknochen, os inlermuxillare , welcher die beiden mittlem Schneidezähne aufnimmt, dazwischen); die Zähne sind fast gleich gross und bilden eine ziemlich dichte, ununterbrochene Reihe, die obern und untern Schneide- zähne stehen senkrecht auf einander (bei den Thieren auswärts gerichtet); der Un- terkiefer ist breiter und das Kinn hervorragender, als bei den Thieren. Das Verhältniss des Schädels zum Gesichte ist beim Menschen fast wie 4:1; bei den Thieren wird aber der Schädel immer kleiner und das Gesicht dagegen grösser, so dass schon beim Orang-Utang jenes Verhältniss wie 3 : 1 und bei andern Affen wie 2:1 sich darstellt; bei den Fleischfressern sind Schädel und Gesicht einander fast gleich, bei vielen andern Säugethiereu ist letzteres grösser und zwar um die Hälfte bei Wiederkäuern, 4mal aber bei den Einhufern. Der Campersche Gesichtswinkel, anguliis facialis Camper} '., wird zwischen 2 Linien gebildet, von denen die 1. an einem in der Seitenansicht aufgestellten Kopfe , von dem hervorragendsten mittlem Theile der Stirn gerade über die Nase abwärts bis zu Camper' s dem hervnrstehendsten mittlem, vor den innern Schneidezähnen liegenden Punkte des Gesichts- Unterkiefers gezogen ist; die 2. am äussern Gehörgange anfängt und längs dem Hoden wmkel. der Nasenhöhle vorwärts zur ersten Linie läuft. — Je spitziger der Winkel ist, unter welchem diese beiden Linien zusaminenstossen, desto überwiegender ist das Maxillar- system über das Gehirnsystem, d. h. das Thierische über das Menschliche. II. Rumpf. Der Mensch hat im Verhältniss die kürzeste Wirbelsäule und diese ist schlangenförmig gekrümmt, so dass ihr oberer und unterer Theil im Gleich- gewichte, stehen; vermöge ihrer Kürze dehnt sich der Rumpf mehr aus. Der Brust- kasten ist in seinem Querdurchmesser weiter; die Verlängerung des Stammes geht — 93 — beim Menschen auf die Oberschenkel über, bei den Thieren in den Schwanz. Das Bau des Becken ist beim Menschen weiter und grösser und sein Bauch rundet sich nach K™enscl1!- unten und aussen, während er sich bei den Thieren, wo das Becken enger ist, ein- Aligem"11 wärts zieht. Nur der Mensch hat gerundete Hinterbacken. Die Brust- und Baucheingeweide haben eine solche Lage, die nur für die aufrechte Stellung pas- send ist. III. Extremitäten. Bei ihrer Betrachtung zeigt sich , dass nur die Füsse zur Fortbewegung dienen sollen , dagegen die Arme , wie ihre Kürze und Schwäche , das ungemein freie Schultergelenk, und der kunstvolle Bau der Hand mit ihrem sehr be- weglichen Daumen (so dass Anaxagoras den Älenschen um der Hände willen für das vernünftigste Geschöpf, Galen aber den Menschen deshalb als Beherrscher der gan- zen Natur erklärte) beweissen , zum Betriebe der Künste und Gewerbe dienen sollen. Die Füsse liegen mit dem Rückgrathe in einer Linie, sind mit gerundeten Ober- schenkeln, platten Kniescheiben, vollen Waden , breiten Fersen und kurzen , gerun- deten Zehen mit flachen kurzen Nägeln versehen ; der Mittelfuss (welcher um so kürzer ist, je höher das Thier in der organischen Bildung steht) ist sehr kurz und bildet mit dem Unterschenkel einen rechten Winkel, so dass nun die ganze Last des Körpers nur auf dem gerundeten Ballen der Ferse ruht , während sie bei den Thieren auf die Stelle fällt, wo die Zehen beginnen. VI. Verhältnisse des menschlichen Körpers. Die mittlere Grösse des erwachsenen Menschen beträgt gegen 6 geometrische Fuss (5' 5" W. M.), das Gewicht 120 — 150 i untere vom Knie bis zur Ferse. Bei den einzelnen Abtheilungen pflegt man die Gesichtslänge als allgemeinen Maassstab anzunehmen. DerganzeKörper wird von den Künstlern in 1 0 Gesichts- (aber meist 8|) oder i 8 (gewöhnlicher 71) Kopflängen abgetheilt. Bei ausgestreckten Armen beträgt das sMaass von der Spitze des einen Mittelfingers bis zu der des andern gerade so viel, als der Mensch lang ist (er klaftert genau so viel, als seine Höhe beträgt). Das (Besicht hat 3 Nasenlängen (Gesichtstheile) ; die oberste : vom Anfange li des behaarten Kopftheiles bis zur Nase; die mittlere: die Nase selbst; die untere: | von der Nase bis zum Kinne ; vom Nasengrunde bis an den Band der Unterlippe ist I eine halbe Nasenlänge. — Die Augenbreite (d.i. eine Linie in der Quere beider I Augenwinkel) beträgt \ der Gesichtslänge, ebensoviel der Baum zwischen dem innern »Augenwinkel und der Grundfläche der Nase; der Mund ist \ der Gesichtslänge 1 breit. Der Hals (vom Kinne bis Brustbeine) hat § einer Gesichtslänge (oder 4 ") ; «Länge des Nackens (vom Hinterhaupt zum I. Brustwirbel) 3", von den Ohren zu den j Schultern gegen 7 ", Breite des Halses 4", Umfang desselben 1 '. Brust (von der Hals- bis zur Herzgrube) : 1 Gesichtslänge , ebensoviel von der dHalsgrube zum Achselgelenke. Die hintere Breite von einer Schulter zur andern : 2| I Gesichtslänge und von einer Brustwarze zur andern : etwas über 1 Gesichtslänge. Bauch: von der Herzgrube zum Nabel 1 Gesichtslänge und wieder eine vom jjNabel bis zum Ende des Bumpfes (bisweilen ist aber der Bumpf , bei schöner Taille, || Gesichtslänge grösser). Die Breite des Unterleibes (zwischen beiden Kollhügeln) : 12 Gesichtslängen (bei der Frau breiter). — 94 — Verhältnisse obere Extremitäten! Der Oberarm hat 2 Gesichtslängen, der Vorderarm iles Körpers. mit der Hand 2| (fast \ der Körperlänge) , davon hat die Hand 1 ; der Körper der ' Hand beträgt i Gesichtslänge und der Mittelfinger die andere \ ; der Daumen hat \ Gesichtslänge. Untere Extremitäten: Der Oberschenkel (vom Rumpfe bis zum Knie) hat 1 Gesiehtslängen, das Knie \, der Unterschenkel 2. Die Länge des Fusses (| Gesichts- länge) wird von den Künstlern als der 6. Theil der Länge des Körpers (1| Gesichts- länge) angenommen, doch ist er etwas kleiner. Nach dem Abbe Expilli würde einMensch physisch vollkommen sein, wenn er die Beine eines Spaniers, die Hand eines Deutschen, den Kopf eines Engländers, die Augen eines Italieners, den Körper, Wuchs und Haltung eines Franzosen hätte. V. Unterschied des weiblichen Körpers vom männlichen. Das vollkommen und normal gebildete Weib unterscheidet sich so- wohl durch seine äussere Form und Gestalt, als auch durch die verschie- dene Organisation und den Bau der innern Organe vom Manne. Der physische Geschlechtscharakter des Weibes besteht: a) in einer geringern Grösse: b) in weniger scharfen, mehr gerundeten und angenehmem Um- Ban des rissen der äussern Theile: c) in einer grössern Zartheit und Weichheit weibl.Kör- der festen Theile; d) in einer starkem Entwickelung der niedern orga- Pgemeinen. nischen Gewehe (des Zellgewebes) ; e) in einer grössern Lockerheit des Körpers im Allgemeinen, und f) in der eigenthiimlichen Bildung der Ge- schlechtstheile. Indem so dasW'eib in physischer Beziehung dem Manne nachsieht und alle Gewebe desselben auf einer niedern Stufe der Ent- wickelung sich befinden, vermag es zwar nicht dieselben Kraftanslrengun- gen wie der Mann zu äussern, aber es zeigt, wie die niedern Thiere, eine grössere Ausdauer in den seinem Baue entsprechenden Anstrengun- gen und ersetzt die erlittenen Verluste leichter. Auch bedarf es zu seiner vollkommenen Entwickelung eine nicht so lange Zeit als der Mann. . I. Kopf» Er ist runder, mit weniger Hervorragungen und einem stärkern Haarwuchse versehen ; das Gesicht ist kürzer und runderund die einzelnen Theile desselben gehen leicht in einander über , daher der Ausdruck des Gesichts weniger bestimmt ist; die Stirn ist nicht so hoch , Nase und Mund kleiner, das Kinn weniger spitz und nicht behaart; die Schläfengegend mehr zusammengedrückt. II. Rumpf. Der Hals ist länger und runder, nicht so breit und stark, und weniger in seinen Uebergängen zum Kopfe und Thorax abgeschnitten; der Kehl- kopf steht weniger hervor, die Muskeln des Halses sind äusserlich weniger bemerkbar. — Schon äusserlich zeigt sich ein Uebenviegcn des Unterleibes vor dem Thorax. Dieser ist schmäler, kürzer und enger, der Umkreis desselben liegt in einer Ebene senkrecht über dem Becken, während er beim Manne darüber hervor- ragt. Die Schultern sind schmälerund mehr herabgesenkt. Die Lendenwir- bel sind höher, daher der Wuchs schlanker; die Beckengegend ist besonders breit. Die Muskeln treten weniger hervor, weil sie von vielem Zellgewebe um- hüllt sind ; deshalb sind auch die Rippen und Hüftknochen nicht so sichtbar. Die Brustdrüsen und das Zellgewebe um diese sind bedeutend entwickelt und bilden den Busen, an welchem, wenn er eine gehörige Lage haben soll, nach Ruffott, der Raum von einer Brustwarze zur andern gerade so viel betragen muss , als der Raum von der Brustwarze bis zur Mitte der Halsgrube. — Der Unterleib ist runder und tritt stärker hervor ; der Nabel ist etwas mehr vertieft und weiter von der Scham- — 95 — gegend entfernt. In der Mitte ist der Rumpf in der Rücken- und Lendengegend am Bau -«'es engsten , daher die Taille. ^SJmäAH- III. Extremitäten. Anden obern Extremitäten ist das Schlüsselbein gemeinen, kürzer und weniger gebogen; die Schulterblätter kleiner und mehr an dem Rumpfe anliegend; die Arme sind kürzer, runder, fetter, die Hand kleiner, weisser, weicher und fetter, und hat feinere, spitzigere Finger. — An den untern Extremitäten, welche im Verhältnisse zum Rumpfe kleiner sind, als beim Manne, ist der Oberschenkel stärker; die grossen Trochanteren stehen weiter von einander ab; die Schenkel steigen schräg nach innen convergirend herab , so dass die Kniee enger beisammen stehen. Das Knie ist rund und schwach, die Wade zierlicher und nach unten schmäler , die Knöchel treten weniger hervor , so wie auch das Schienbein ; der Fuss ist kleiner und schmäler. So wie also beim Weibe die Arme nicht zu Kraft erfordernden Arbeiten geeignet sind , so passen die Füsse nicht zum Laufen. IV. Systeme. Das Zellgewebe und Fett ist beim Weibe in grösserer Menge vorhanden und dieses bedingt die gerundeten schmiegsameren Formen des Körpers , und macht das Weib fähig Entbehrungen länger zu ertragen. Als Ursache dieser bedeutenderen Fettentwickelung hat man den grössern Gehalt des Blutes an Kohlenstoff, in Folge des schwächern Athmens und der starkem Digestion, an- zusehen. Im Blsatsyateme des Weibes finden sich dünnere Gefässwände, daher leichtere Gefäss- Aufregungen ; das arterielle System ist an Dichtigkeit weniger vor dem venösen Systeme überwiegend, als beim Manne; das Herz ist kleiner. Der Puls ist nicht so voll, aber schneller und frequenter, verändert sich bald und wird leicht gereizt. Nach Moreau soll das Weib eine grössere Menge Blut be- sitzen und deswegen häufigeren und heftigeren Blutflüsseu unterworfen sein; jedoch soll das Blut weniger nach der Oberfläche hinströmen. Das Blut selbst ist bei der Frau dünner und es bilden sich in den Gefässen seltener Verknöche- rungen. Eine stärkere Gefässentwickelung findet sich im Becken. Die Lungen sind kleiner und länglicher; die Saugadern sind stärkerund reichlicher ent- wickelt. Im Nervensysteme zeigt sich : das Gehirn zu den Nerven und dem übrigen Kör- per verhältnissmässig beträchtlich grösser, während das Gehirn und der Kopf absolut betrachtet beim Manne grösser ist. Der centrale , mit den Nerven in keiner Verbindung stehende Theil des Gehirns ist beim Weibe grösser, die vor- dem Lappen des grossen Gehirns kleiner, die Zirbeldrüse grösser. Die zum Gehirn laufenden Arterien sind kleiner, ebenso die Gehirnnerven, mit Aus- nahme der Gesichts- und Geruchsnerven. Das übrige Nervensystem ist, bis auf die Geflechte der Geburtstheile , bedeutend schwächer. Die äussern Sinnesorgane sind beim Weibe anatomisch weniger ausgebildet, als beim Manne , dennoch sind sie aber empfänglicher und schwache Eindrücke sind zu deren Erregung schon hinreichend. So ist der Gefühlssinn tiefer und feiner, der Geruch und das Gehör besonders entwickelt, und der Geschmacks- sinn gesuchter und zarter. Die Knochen sind beim Weibe schwächer, weicher, dünner, zarter und weisser (s. Skelet). Die Haut ist zarter, weicher, weisser und dünner, durchscheinender; die Ge- fühlswärzchen sind weniger hervortretend , die Haare feiner und dünner (fehlen aber nicht), die Nägel weniger dicht, zierlicher und durchsichtig. Die Aus- dünstung der Haut ist nicht so bedeutend als beim Manne , hat jedoch , nament- lich an manchen Stellen, einen spezifischen Geruch. Die Muskeln sind dünner, schwächer und zarter, die einzelnen Fasern dünner, geschmeidiger und weniger derb , die Bündel mehr rund , mit mehr Fett durch- webt und weniger hochroth. Nur die Lenden- und Gesässmuskeln sind beim Weibe mehr ausgebildet ; das Zwerchfell ist kleiner, liegt höher und setzt sich mit seinen vordem Zipfeln am Knorpel der 6. Kippe an (beim Manne am 7.). Bei der Frau hat also die Sensibilität vor der Irritabilität das Uebergewicht, wäh- rend es beim Manne umgekehrt ist. 96 — Ban des weibl. Kör- pers im All- gemeinen. Unterschie- de zwischen Mann und AVeib. Die Assimilation«- und Reproduktionskraft ist beim Weibe stärker , was sieh im Ernährungsprocesse und in allen seinen Aussonderungen ausspricht ; es nimmt im Allgemeinen weniger auf, verarbeitet aber das Aufgenommene schnel- ler und besser. Zwar ist der Verdauungsapparat weniger geräumig und dessen Hülfsorgane sind kleiner, aber die Reizbarkeit ist in ihnen stärker u. sie sind mit reichlichem Saugadern versehen. Die Verdauung kommt daher beim Weibe schneller zu Stande, es bedarf weniger Nahrungsmittel als der Mann und erträgt den Mangel leichter. Die Darmausleerungen sind geringer und , wie der UrirT, von dünnerer Beschaffenheit. In genauer Beziehung zum Geschlechtssysteme stehen die Stimmorgane des Weibes; der Kehlkopf ist kleiner, weniger hervorragend und steht mehr nach oben; die cartilago thyreoidea macht mehr einen Bogen, als einen Winkel, ihre obern Hörner sind kleiner und gerade nach hinten gerichtet, die untern runder und länger; die Kehlkopfbänder sind weniger stark und gespannt, so dass der Larynx leichter bewegt werden kann ; die Luftröhre ist länger und en- ger , mehr cylinderförmig (beim Manne , wo sie sich nach unten verengt , kegel- förmig) ; die Stimmbänder sind kürzer (um £) als beim Manne ; daher die höhere Stimme des Weibes. Die Greschlechtstheile s. bei SplancJmologie. Im Ganzen stehen also die Geschlechter in folgender Weise nach Bau und Leben einander gegenüber (nach Carus): Weib. a) Geringere Körperlänge, Körpergewicht und Stärke des Skelets (T;jjy der Körper- masse). b) Mehr Flüssigkeit im Körper. c) Zartere Glieder, verhältnissmässig grös- serer Rumpf. d) Vorherrschen der Bauchhöhle u. nament- lich der Unterbauchgegend. e) Zartere Entwickelung der Muskulatur u. feinere, mehr gerundete Körperform. f) Längerer Darmkanal, kleinere Leber, en- gere Luftröhre, kleinere Lungen und kleineres Herz. g) Schnellere Entwickelung der Körperreife und des Wachsthums. h) Schnellere Verdauung und rasche reich- liche Chylus- und Blutbildung. i) Verhältnissmässig überwiegende Vennsi- tät im Blute, rascherer Puls. k) Schwächeres Athmungsbedürfniss. 1) Geringere Gallen- und Harnabsonderung bei stärkerer Hautthätigkeit. m) Feinere Empfindungen durch die Sinne bei geringerer Unterscheidungskraft in den wahrnehmnngen. n) Zierlichere, aber schwächere Bewegung. o) Seelenleben mehr von der Basis des Ge- müthes bestimmt. Mann. a) Grössere Körperlänge, Körpergewicht und Stärke des Skelets (^"c der Körper- masse). b) AVeniger Flüssigkeit im Körper. c) Stärkere Glieder und verhältnissmässig kleinerer Rumpf. d) Arorherrschen der Brusthöhle und der Oberbau cli gegend. e) Stärkere Muskulatur und mehr eckige Körperform. f) Kürzerer Darmkanal, grössere Leber, weitere Luftröhre, grössere Lungen und grösseres Herz. g) Langsamere Entwickelung der Körper- reife und späteres Aufhören des Wachs- thums. h) Langsamere Verdauung, aber mit grösse- rem Nahrungsbedürfnisa bei minder ra- scher Blutbildung. i) Verhältnissmässig vorherrschende Arte- riosität im Blute, langsamerer aber stär- kerer Puls. k) Stärkeres Athmungsbedürfniss. 1) Stärkere Gallen- u. Harnabsonderung bei minderer Hautthätigkeit. m) Minder zarte, aber schärfere Sinnesthä- tigkeit. n) Kräftigere , aber minder zierliche Bewe- gung, n) Seelenleben mehr von der Basis des Geistes und Willens bestimmt. VI. Allgemeine Verändern ngen des mensch- lichen Körpers durch das Lebensalter bedingt. Das menschliche Lehen bildet einen besondern Verlauf (welcher überhaupt allen vergänglichen Dingen zukömmt), während welches der Organismus und mit ihm jeder Theil in den innern, wie äussern Verhält- nissen verschiedene Veränderungen erfährt. Dieselben führen ihn stufen- weise zur Vollkommenheit; hat er sie erreicht, so tritt eine geraume — 97 — Zeit Stillstand ein, sodann fangen einige Systeme an wieder abzunehmen Lebensalter, und diese Abnahme wird immer bemerkbarer, bis er sich seinem Lebens- ende nähert. Er beschreibt nämlich einen Zeitraum l) der Entwicke- lung oder des Entstehens; 2) der vollkommenen Ausbildung, der Reife oder des Bestehens; und 3) der Abnahme oder des Verge- hens. Man nennt die gesetzliche Aufeinanderfolge dieser bestimmten und während seines Daseins nur einmal eintretenden Veränderungen des Organismus: Entwickelungsstufen, Lebensalter. Aristoteles schon theilte das Leben in 3 Perioden: in Juventus, Status und senectus; — Pythagoras (und Reil) nahm 4 Lebensalter an, jedes zu 20 Jah- ren; — Solon und Macrobius stellen 10 Menschenalter, jedes zu 7 Jahren auf * Canni climacterici). Um das 7. Jahr tritt der Zahnwechsel ein , im 14. die Pubertät, im 21. die Beendigung des Wachsthums , im 28. die höchste Ausbildung aller Sy- Eintheiluu- steme oder die Culmination des Lebens. Jetzt folgt ein Stillstand von 3 Cyclen (bis sen der zum 50. J.); im 7. Cyclus hört die Menstruation auf, im 8. und 9. beginnt die Ab- Leoensalter- nähme und im 10. erscheint das Greisenalter. — Burdach trennt das menschliche Leben : in das Fruchtleben und selbstständige Leben (nach der Geburt) , welches letztere wieder in das unreife (Kindheit und Jugend) und reife (Mittelalter und Grossalter) zerfällt. — Gewöhnlich nimmt man folgende 4 Stadien an (wenn man nämlich das Alter der Leibesfrucht, Fötusleben, in welchem 9 Monate lang innerhalb der Mutter die zum Leben des Menschen in der Aussenwelt nothwen- dige Ausbildung der verschiedenen Organe und Systeme geschieht, nicht als eine eigene vorgängige Lebensperiode ansehen will) : 1) die Kindheit, infantia (zer- fallt in das Säuglingsalter und in die spätere Kindheit); 2) die Jugend, adoles- ceniia; 3) das Mannesalter, virililas, Juventus, und 4) das Greisenalter, senectus. Eiintheilung der ILebensalter (nach Burüach). Das selbstständige lieben, welches, durch das Fruchtleben vorbereitet, mit der Geburt begonnen hat, besteht in stetem Wechsel und Wandel. Es zerfällt in den Zeitraum der Unreife und den der Reife. I. Das unreife Leben schliesst die Kindheit und Jugend in sich und charakterisirt sich im Allgemeinen durch Abhängigkeit, höhere Empfänglichkeit für Eindrücke und überwiegende Stoffaufnahme. 1) Die Kindheit (aetas infantilis, infantia), begreift die ersten 7 Lebensjahre und bezeichnet sich durch die mindeste Stufe der Beharrlichkeit und Individuali- tät. — Es erfolgt hier die weitere Entwickelung des Körpers (besonders der ani- malen Functionen) in steter Wechselwirkung und Beziehung mit und zn den ihn umgebenden Potenzen. Im Allgemeinen charakterisirt sich dieses Alter durch Zartheit und Weichheit der organischen Gebilde, grosse Empfindlichkeit und Keizbarkeit, sehr regen Bilduugstrieb , aber nur geringes Wirkungsvermögen. Der Neugeborene macht einen Uebergang vom pflanzlichen zum animalen Leben. a) Das Säuglillgr'.salter Legreift die ersten 9 Monate in sich und zeichnet sich vor- züglich durch die Hülfsbedürftigkeit und seine darin begründete, fast gänzliche Ab- hängigkeit von der Mutter aus. Es bedarf der Neugeborne nun der Luft, der Nahrung, der Wärme und des mechanischen Schutzes. Zunächst wird er durch den Instinkt zum Athmen und Saugen getrieben. Durch das Athnien erleidet das Blut sowohl in seiner Mischung (es wird reicher an Stick- und Sauerstoff, ärmer an Kohlenstoff) als in seinein Laufe (es geht nicht mehr durch die Nabelgefässe , das foramen ooale und den ductus arteriosus Hotalli und venosi/s Arantii, sondern durch die Lungen) eine grosse Veränderung. Diese erfolgt aber nicht in einem Nu und in ihrem ganzen Umfange auf einmal, sondern allmälig; denn der ductus arteriosus ist nach 8 Wochen, die Nabel- gefässe im 2. Monate, der ductus ve/iosus im 3. Monate und Ansforuwen ovale erst mit Ende des 1. Jahres vollkommen verwachsen. — Anfangs bleibt beim Säugling das bildende Leben überwiegend, nach und nach wird es aber durch das sich entwickelnde animale Leben beschränkt. Die Sinnesorgane öffnen sich allmälig der Welt, und die willkührlieh'en Bewegungen, die bisher mehr in einem Zucken bestanden, werden jetzt durch Zwecke bestimmt, so dass die Athmung und Einsaugung von Nalirnngsstoff Boc/c's Anat. I. 7 — 98 — Lebensalter Unreifes Le ben. Säugling. Kind. Knabe. Jüngling. Mann. aufhören pflanzlich -vor sieh zu gehen und fortan durch Sensibilität und Willkiihr be- stimmt werden. Anfangs ist nur das Gemeingefiihl thätig, dann wirken eine Zeit lang nur der Gesichts- und Gefiihlssinn, hierauf entwickeln sich der Gehör- und Ge- schmackssinn; am längsten unentwickelt bleibt aber Geruch- und Tastsinn. Mit der Entwicklung der Sinne tritt nun die physische Thätigkeit hervor und auch das geistige Leben bildet sich immer mehr aus. Systeme des Säuglings. Das Herz ist im Verhältniss sehr gross, der Kreislauf sehr rasch (130—140 Pulsschläge), die Haargefässe sind ungemein zahlreich. Die Haut ist lockerer, weicher, zarter, anfangs rotb, dann gelblich und bekommt erst vom 3. — 8. Tage die natürliche Farbe. Die Äugen sind anfangs immer dunkelblau und erhalten erst später, so wie die Haare, ihre bleibende Farbe. Das Wollhaar, lanugq, schwindet allmäligund es wachsen dafür die Kopfhaare, Augen- braunen und Wimpern. Die Leber bekommt weniger (und jetzt venöses) Blut und wird deshalb heller und verhältnissmässig kleiner, sie bildet nun reichlicher Galle. Die Milz wächst sehr bedeutend; die Nieren, verhältnissmässig noch einmal so gross wie beim Erwachsenen, bilden sich durch Verwachsung ihrer Läppchen mehr heraus; die Harnblase senkt sich mehr in das Becken. Die Muskeln werden nach und nach etwas fester, stärker und röther; die Kno c h enbi Idung geht rasch vor sich, doch bleiben noch alle Fontanelle. Der Ko pf beträgt über den 4. Theil des Körpers. Das Gehirn ist noch sehr weich und blutreich. Der Ausbruch der Zähne hat schon seit dem 7. Monate begonnen. Der Säugling wächst überhaupt bis zum Ende des 9. Mo- nats um 6" — 8" (oder von 18" — 20" auf 24" — 26"), und nimmt an Gewicht um 10 — 12 <£(, zu (wird also bis 18 <£/,. schwer). b) Das spätere Kindesalter oder das Alter der Milchzähne, reicht vom letzten Viertel des 1. Jahres bis zum 8. Jahre und beginnt mit dem Zahn en (s. Zähne). Die Seele beginnt eine gewisse Selbsttätigkeit zu äussern und der Körper zeigt eine freiere Bewegung. Das Leben gewinnt immer mehr Festigkeit und Selbsterhaltungs- kraft; Entbehrung von Wärme, Nahrung und Ruhe wird länger ertragen; die Sterb- lichkeit, die anfangs gross (wie 1:4) war, nimmt immer mehr ab. Verdauung, Athmen, Blutlauf und Consumtion erfolgen noch schnell, aber gewinnen an Kraft; alle Secre- tionen nehmen zu» Das arteriöse Blut entwickelt sich mehr, die Frequenz des Pulses mindert sich; das Gehirn, die Haut, Muskeln und Nerven werden fester; die Ver- knöcherung schreitet fort, die Fontanellen verwachsen. Das Kind wächst bis zum 7. Jahre bis auf 42" und wird 40 ff. schwer. Das Gehirn erreicht in dieser Periode die Gränzen seines Wachsthums im Ganzen, wie in seinen einzelnen Theilen. Durch die freiere Bewegungskraft und entwickelte Willenskraft kommt jetzt das Kauen, Gehen und Sprechen zu Stande. 2) Die Jugend, das Knabenalter CpueriUa, aelaspuerilis), reicht vom 8. bis 14. oder 16. Jahre und charakterisirt sich dadurch, dass Beweglichkeit und Kraft in ein gewisses Gleichgewicht treten, und das Leben eine bestimmtere Richtung gewinnt. Die Milchzähne und die Thymus verschwinden , und in einigen Organen (Gehirn und bleibende Zähne) hört schon das Wachsthum auf, während in andern das bleibende VerhäUniss der Grösse sich herstellt, und die Physiognomie festere Züge gewinnt. Der Körper wächst bedeutend , und vorzugsweise in die Länge, der Kopf weniger als die Extremitäten ; die Verdauungskraft und der Appetit haben bedeutend zugenommen; die Knochen werden fester und nähern sich ihrer Voll- kommenheit, beim Knaben entwickelt sich der Brustkasten, beim Mädchen das Becken . Im Ganzen nimmt der Körper um 10 — 12 " zu und steigt an Gewicht bis zu 65 $$. 3) Spätere oder eigentliche »Tugend, das Jünglings- und Jnngfranen- altcr (aelas juvenilis, Juventus^ pubertas, adolescentiaj, reicht von der beginnen- den Enlwickehing der Zeugungskraft (Pubertät) bis zur Beendigung des Wachs- thums, beim männlichen Geschlechte vom 16. — 23. Jahre, beim weiblichen vom 14. — 20. Es ist das Lebensaller des Reifens, so dass die wirkliche Reife noch nicht während desselben , sondern erst an seinem Ende erreicht wird ; das Zeugungsver- mögen wird nur vorbereitet, um im folgenden Zeiträume in Wirksamkeit zu treten. Das Wachsthum geht zu Anfange dieses Alters meist rasch vor sich , und der Kör- per misst nach dessen Beendigung gegen 5 — 51' und wiegt etwa 120 — 150 /#. Die Knochen nehmen jetzt die bleibende Form an und die Zeugungsorgane werden grösser, blutreicher, behaart und fangen an zu secerniren. Beim weiblichen Ge- schlechte bilden sich die Brüste und die Menstruation tritt ein, beim Jüngling kommt die Samenabsonderuug zu Stande. II. Das reife I*el>en besteht ans dem Mannes- und Greisen- alter. 4) Das Mittelalter, Mannesalter faetas iiriiisj, ist die erste Hälfte des reifen Lebens oder der Volljährigkeit, und reicht von ungefähr dem 24. Jahre bis- gegen das 55. In dieser Periode erreicht der Organismus in allen Beziehungen die höch- ste Ausbildung und während derselben besieht die gehörige Zeugungsfähigkeit. 99 — 5) Das «btrossalter (aetas senilis, wo der Mensch in seinen Enkeln eine zweite Lebensalter, Generation seines Stammes sich entwickeln sieht) , die zweite Hälfte des reifen Lebens , unterscheidet sich vom Mittelalter dadurch , dass das Gleichgewicht der Reifes Le- verschiedenen Kräfte sich vermindert. Nachdem das Leben auf seiner Höhe be'1, gleichsam eine Zeit lang stille gestanden, beginnt es nach dem 50. Jahre allmälig wieder zu sinken, es fängt die rückschreitende Metamorphose desselben an. Diese Periode hat 2 Abschnitte. a) Die Uebergangszeit des Mannesalters in das GJ-reisenalter (senectus prima), beginnt in der zweiten Hälfte des 5. Jahrzehends, (mit dem Erlöschen der Zeu- gungskraft beim Weibe und Verminderung derselben beim Manne) und dauert bis zum 70. Jahre. Hier zieht sich das Leben allmälig von der Oberfläche ins Innere zurück (daher Involutionsperiode). Mit dem Zurücktreten der Zeugungskraft gewinnt der Organismus eine Art Derbheit in vermehrter Dichtigkeit der Substanz und starker Massenbilxlung; es tritt vermehrte Nahrungslust ein und es bildet sich mehr Fett. b) Das O-reisenaltei* (seniurn; von Einigen in grandaevitas und bmguevitns oder caducitas und decrepitudo getheilt) reicht vom 70. Jahre bis zum Lebensende und cha- rakterisirt sich durch das UrgrossalterthMin. Die Veränderungen im Körper der Greise sind die Erscheinungen des Alters, nicht seiner Ursachen; sie sind die Wir- kungen der veränderten Richtung des Lebens, wirken aber auf dasselbe zurück und bestärken so den Charakter des Greisenalters. Diese Veränderungen sind: durch die vorwaltende Contraction vermindert sich die Feuchtigkeit und es entsteht eine gewisse Starrheit, vermehrte Dichtigkeit, Trockenheit und Sprödlgkeit der Faser. In Folge dieser zeigen sich Verknöcherungpn von Gefässen und Knorpeln, Zusammen- schrumpfen der Muskeln, Aufhören und Verminderung von Secretionen. Die Masse nimmt ab; vorzüglich vermindert sich der Umfang des irritablen Apparats (Muskeln, Knochen, Knorpeln) und des Zeugungssystems, dann auch der Blutdrüsen und des sensiblen Sj'Stems; Zähne und Haare fallen ans. Es erfolgt ferner eine Verfärbung; die Lebhaftigkeit der Farben nimmt ab; bleicher werden die Schleimhäute, Leber, Milz, Iris, Choroidea etc., dunkler die Haut, Nervenmasse, Knochen, Synovialhäute, Fett, Saugaderdrüsen, Muskeln, Lungen, Nieren; undurchsichtig werden Linse, Hörn- haut,seröse Membranen und Nägel. In Folge dieses Verhältnisses nimmt die mate- rielle Wechselwirkung mit der Aussenwelt ab, und es vermindert sich die Reizem-** pfänglichkeit gegen dieselbe. Die Ingestion ist schwächer; die Saugadern sind weniger thätig und enger, die Zähne mechanisch abgenutzt und nach ihrem Ausfallen schwindet der Zahnhöhleurand, wodurch die Kiefer niedriger werden, das Kauen und Schlingen wird schwieriger, das Athmen nimmt an Intensität ab, die Blutbildung ist sparsamer ; die Egestionen (Darm- und Urinausleerung, Hautausdünstung und Secre- tionen) werden träger. Die Reizbarkeit des Herzens ist vermindert (der Puls macht 65—60 Schläge), ebenso die Wärmeentwickelung; durch die verminderte allgemeine Ernährung stellt sich Abmagerung ein, die Haut und Geschlechtsorgane schrumpfen zusammen; das Gehirn wird fester, die Nerven welker, dünner und trockner, und die Sinnesthätigkeiten nehmen ab. So wie das leibliche Leben immer mehr zurücktritt, so geschieht dies auch mit dem geistigen. Der Greis bricht nach und nach alle Verbin- dung mit der Aussenwelt ab, wird gegen Alles gleichgültig und stirbt. VII. UnterscMede der Memsclien unter einander. Alle Menschen auf der ganzen Erde kommen durch ihre Organisation Menschen- mit einander überein nnd bilden ein Geschlecht, welches ia die Klasse der Säugethiere gehört, den Vierhändern am nächsten steht und das ein- zige seiner Ordnung ist, das man Zweihänder oderBimanen nennt. Linne stellte den Menschen mit den am höchsten stehenden Affen (horno Tro- glodytes) in eine Galtung und nannte ihn nur als eine Art {hämo sapiens) vor jenem. Allein der Mensch steht zu hoch und ist durch seine Ver- nunft über alle Geschöpfe zu sehr erhaben, daher man ihn mit Recht in der neuem Zeit von den Thieren gänzlich trennt und für sich in einem eigenen Reiche, dem Menschenreiche, abhandelt. Dieses zerfällt vorzüglich durch die Verschiedenheit des Klima, der geographischen und physischen Verhältnisse des Wohnortes in verschiedene Hauptabtheilun- gen, die man Menschenracen oder Menschenstämme nennt, und die sich mannichfaltig von einander unterscheiden. Die Zahl derselben wird von den Naturforschern sehr verschieden angegeben. Nach Blu- menbach, dem die meisten folgen, giebt es 5 (kaukasische, mongolische, — 100 — Menschen- aelhiopische, amerikanische und malayische) ; Dumenil fugt hinzu noch ra<;e»- gj jjg hyperboreische. Cuvier (mit Prickard, Lesson, 31. J. Weber) nimmt nur 3 Varietäten an (die weisse oder kaukasische, gelbe oder mongoli- sche, schwarze oder äthiopische); Rudolphi zählt 4 Stämme (Europäer, Mongolen, Amerikaner, Neger). Von diesen Einteilungen weichen die von Fircy (in weisse und schwarze), Heusinger, Bory de St. Vincent (15 Arten in schlicht- und kraushaarige der alten und neuen Welt), Des- moutins (16 Arien) ab. Eintheilung der Menschenragen nach Mlurnenhach ; 1) Die Kaukasische ~R.S d. s. alle Europäer, mit Ausnahme der Finnen und Lappen, dann die Westasiaten diesseits des Obi, des kaspi- sehen Meeres und des Ganges, ferner in Afrika die Mauren und Abyssi- nier. — 2) Die Mongolische ü.s d. s. die übrigen Asiaten mit Aus- nahme der Malayen, in Europa die Lappen und Finnen, im nördlichen Amerika, von der Behringsstrasse bis Labrador, die Eskimos. — 3) Die Acthiopische K., d.s. die übrigen Afrikaner, namentlich die Neger. 4) Amerikanische ü.s d. s. die sümmtlichen Bewohner Amerikas, mit Ausnahme der Eskimos. — 5) Die Malayische R., d. s. die ei- gentlichen Malayen und Südsee-Insulaner. — .1. Kaukasi- sche R. Menschen- Schädel: rnnd- rac,en nach lieh, symme- Bhonenbach. frisch. Stirn: gewölbt, massig abge- plattet. Gesicht : oval, prnportionirt. Hackenlcnochen nicht vorste- hend. Ziihne: senkrecht — stumpf,gewöll 3. mongoli- sche R. — fast viereckit — breit, flach, nie- dergedrückt. — kurze, stumpfe Nase, eng ge- schlitzte,schief nach innen ge- richtete Augen- lieder, hervor- stehendes Kinn und enge Na- senlöcher. — kugelig vor- springend. stehend. Gesichtswinkel: 80» — 85°, sel- ten 90°. Haare: lang und weich. Haut: weiss oder gelblichhraun; rothe Wangen. ten Limbus bil- dend. — 75» — 80». — straff, schwarz und dünn. — weizengelb. 3. Aethiopi- sehe R. — schmal, von den Seiten zusam- mengedrückt. — niedrig, kuglig. — dicke, breite, oben einge- drückte Nase, vorspringendes Kinn,weite Na- senlöcher, wul- stige Lippen. — nach vorn richtet. — schief stehende Oberzahne. • — 70» — 75 ". — schwarz und kraus. — mehr oder we- lliger sebwarz. 4. Amerika- nische R. — rundlich vier- eckig. — kurz. — breit , mit tief liegenden Au- gen und vorste- hender etwas stumpfer Nase. — etwas hervor- ragend, aber breit. — Kiefer stark hervortretend. — 75» — 80». — schlicht und straff — kupferfarben. . Malayi- sche R. — schmal, von den Seiten massig zusam- mengedrückt, etwas hervor- stehend, mit dicker, breiter, plat- terNase, gros- sem Mund. vorstehender Oberkiefer. dicht, schwarz- lockig. braun, bald hell- bald ka- stanienbraun. Eintheilung der Menschenragen nach JFr. Arnold. Dieser giebt nach einem mehr geographischen Eintheilungsprincipe, mit Rücksicht auf die Verwandtschaften und Verschiedenheilen im phy- sischen Baue, in den intellektuellen und moralischen Fähigkeiten und in den Sprachen, folgende Bacen an : I. Kaukasische Völker (Europäer, Westasiaten und Nordafrikaner): ihre geistigen und moralisrlien Kräfte sind am meisten ausgebildet ; der Schädel und die — 101 — » Stirn vollkommen entwickelt und symmetrisch; Gesicht und besonders Kiefer wenig Menschen- hervortretend. Die verschiedenen Theile des Körpers stehen im schönen Verhaltniss /,y;e5/-«o/ / miteinander; der Kopf und das Gesicht ist oval oder etwas rundlich ; der Gesichts- winkel beträgt 80 ° — 85 ° selbst 90 °. Sie werden von den altaischen Völkern durch den Ural, den Anfang vom Altai und den Himalaya geschieden , gehen aber durch die Lappen und Tartaren in diese über. Zu ihnen gehören : 1) Die £,a;}ppsi; stehen in der Cultnr am niedrigsten; sind von kleiner Statur (nicht über 4J') aber sehr stark und gewandt (besonders im Laufen, Sctm immen und Tauchen), doch friedliebend, haben kurzes, rundes Gesicht mit vortretenden Wangenknochen, einen im Verhältnisse grossen Kopf mit breiter Stirn ; schwarze, kurze, schlichte Haare und schwärzliche Iris; die Augenbogen springen vor ; die Augen liegen tief ; die Nase ist kurz und platt, das Kinn spitz; die Barthaare kurz und dünn ; die Haut gelblich, öfters bräunlich, sie werden sehr alt. 2) Der finnische Stamm; ist von mittlerer Körpergrösse und kräftigem Haue, hat ein kurzes und breites Gesicht, eiförmigen Schädel, schwarze oder braune Haare ; dunkle kleine Augen; nicht hohe aber breite Stirn; starke Augenbraunenbogen ; kurze, etwas aufgestülpte und breite Nase; etwas aufgeworfene aber kurze Lippen; mehr spitziges als rundes Kinn, breite Schultern. Mit ihm sind hinsichtlich des B aues die Ungarn oder Magyaren verwandt. 3) Der slavische Stamm (Russen, Polen, Böhmen); sind von mittlerer Grösse , un- tersetztem muskulösen Baue, haben meistens dunkelbraune, öfters auch blonde oder schwarze, gewöhnlich schlichte und weiche Haare, einen mehr ovalen als runden Schädel, rundliches Gesicht, massig hohe und breite, weniger gewölbte als flache Stirn; ansehnlich wulstige, mit massig langen und dichten Augenbraunen versehene Augenbo- gen, ein wenig tiefliegende Augen, etwas hervorstehende Augenhöhlenränder; eine kurze oder massig lange Nase mit weiten Nasenlöchern, eine etwas aufgeworfene Unterlippe, ein breites abgerundetes Kinn , volle vortretende Wangen; weisse, dicht neben einander stehende Zähne; in die Höhe gezogene Schultern , und eine dunklere Hautfarbe, als die folgenden Stämme, denen sie in der Cultur nachstehen. Sie haben auch weniger Liebe zur Industrie und Wissenschaft. 4) Der celtische Stamm (ist zerstreut in Süddeutschland, Irland, Schottland, Frank- Kaukasische reich, selbst Spanien, Portugal und Italien), kommt mit dem gothischen häufig vermischt Völker vor, von' dem er sich durch vorspringende Jochbeine, kürzeres Gesicht, stärkeren Knochenbau, dunklere Farbe der Haut, Haare und Augen unterscheidet. Die Körper- grösse ist meist 5J'; die Haare sind wenig lang, aber dicht; die Stirn ist auf den Seiten gewölbt und gegen die Schläfe abfallend, der Bart stark. 5) Der gothische, teutonische oder germanische Stamm (Schweden, Dü- nen, Engländer, Holländerund Deutsche, namentlich die Sachsen, Thüringer, Franken und Rheinländer; vermischt mit dem celtischen Stamme in Hessen, Schwaben und El- sass), hat: ein rundlich ovales Gesicht, eine gerade, ziemlich lange Nase, einen mittel- massigen Mund und wenig aufgeworfene Lippen; ein schlichtes oder leicht gelocktes blondes oder braunes Haar; grosse blaue Augen; weisse Hautfarbe und rothe Wangen; einen kräftigen und starken Körper und hohe Statur (55 — 6'). Sie haben viel Sinn für Wissenschaften und Künste, besonders für philosophische Studien. (i) Der pelasgische Stamm (Griechen, Italiener, Spanier und Franzosen), ist im Allgemeinen schöngebildet , mit ovalem regelmässigem Gesichte, schwarzen oder dun- kelbraunen Haaren, rundem Kinne, kleinem Munde, gerader Nase, kleinen Händen und Füssen, schlankem Wüchse. Sie pflegen auch Wissenschaften und Künste, haben aber mehr, als der vorige Stamm , Neigung für rein praktische Beschäftigungen und lieben sinnliche Genüsse. 7) Die Perser, sind schön (durch Vermischung mit Georgiern und Circassiern), haben mittlere Grösse, ziemlich vollkommen gebauten rundlichen Schädel, mit ovalem Ge- sichte; eine schön gebildete Stirn ; grosse sehr gebogene Augenbraunen, gerade oder ge- bogene Nase, kleinen Mund, rothe Lippen, schwarze oder dunkelbraune, gelockte Haare, weisse oder dunkle Haut und starken Bart. 8) Die Indien' (zu ihnen gehören vielleicht die Zigeuner), sind zart und zierlich gebaut, haben kleine Hände und Füsse , schlanke Glieder, lange Schenkel und etwas kurzen Rumpf; der Kopf ist klein, und die Stirn schmal und gerundet, das Gesicht ausdrucks- voll und länglich, die Augen tief liegend und gross, die Nasenbeine wenig vortretend, die Augenbraunen lang und schwach, die Kiefer zurückweichend; die Haare lang, fein und schlicht, schwarz und glänzend, die Hautfarbe dunkelgelb, meist wie Bronze. 9) Der circassische oder georgische Stamm (die Völker um den Kaukasus, die Georgier, Mingrelier, Oseten, Lesgier, Tscherkessen, Kaukasier), besitzt eine ausge. zeichnet schöne Physiognomie, einen sehr wohlgestalteten Körper, eine mittlere Grösse und einen kräftigen Bau. Die Haare sind dunkel oder blond, die Augen braun, zuwei- len blau. 10) Der tartarische Stamm (Tartaren, Turkomannen, Usbeken, Turkestaner, Kir- gisen, Karakalpaken), macht den Uebergang von d-en kaukasischen Völkern zu den altaischen und nähert sich bald mehr den Europäern, bald mehr den Mongolen. 11) Der aramäische oder semitische Stamm (Armenier, Araber, Chaldäer, Sy- rer, Juden), hat ausgezeichnet regelmässige Züge, ein eiförmiges Gesicht, eine stark — 102 — Menschen- gebogene, zugespitzte, schmale Nase, hohe Stirn, dunkle feurige Augen; dunkles, meist rac,en nach schlichtes Haar, schwärzliche Hautfarbe, starken Bart. Das äussere Ohr steht etwas Arnold. höher, als bei den früheren Stämmen; sie werden zeitig mannbar. 12) Der nubische oder ägyptische Stamm (Aegypter, Nubier, Berbern, Tuariks, Numidier, Mauren, Getuler, Tibbos, Chuanchen auf den canarischen Inseln, u. a. Völ- ker des nördlichen Afrika), unterscheidet sich vom vorigen Stamme durch das weniger lange Gesicht, die nicht spitze und nicht stark gebogene Nase, grössere Augen, schwarz Kaukasische gelocktes Haar, kleinere und schmälere Stirn, breitere Wangen, mehr niedergedrück- Völker. ten Scheitel, weniger spitzes Kinn, fleischigere Lippen, schwächern Bart u. s. w. Das äussere Ohr steht bei ihnen noch höher. II, Altaische Völker (welche nördlich, östlich und südlich vom Altaige- birge wohnen : Nord-, Ost-u. Südasiaten mit Ausnahme derMalayen), sind in ihrem Baue einander sehr ähnlich und zeichnen sich aus : durch ein breites, plattes Gesicht, ziemlich grossen fast rautenförmigen Kopf, niedrige schmale Stirn , enge und schief nach innen und unten geschlitzte Augenlieder , eine an der Wurzel eingedrückte und an den Flügeln breite aufgestülpte Nase mit grossen, runden, nach vorn gerichte- ten Nasenlöchern , von einander ziemlich entfernte Augen , breite und stark vortre- tende Wangen, spitzes Kinn, gelbe, wie lederne Haut, schwarze, schlichte und grobe Haare , grosse und vom Kopfe abstehende Ohren ; die Kiefer stehen nicht vor. Zu ihnen geboren : 1) Der sibirische oder scythische Stamm (nördlich vom Altaigebirge wohnend; die Samojeden, Jakuten, Kamtschadalen, Tungusen), lebt grösstenteils von der Jagd und Rennthierheerden, ist arm, elend und geistig tiefstehend. 2) Der kalmückisch -mongolische Stamm (Mongolen, Buräten, Kaimucken, Kalkas). V"Vv°. ') Der japanische Stamm (Japaner, Koreaner, Mandschuren u. Kurilen), macht den * olker, Uehergang zu dem 4) Chinesischen Stamm « welcher sich von den Cochinchinesen dadurch unterschei- det, dass die letztern sehr lange Haare, eine kupferrothe Haut, schwarzgefärbte Zähne, sehr grossen Mund und dicke, hängende Lippen haben. III. Indisch -oceanische Völker (welche die Inseln des indischen Oceaus bewohnen ; auf Java , Madura , Sumatra , Borneo, Celebes) , sind in ihrem Baue und Charakter von einander sehr verschieden. Man kann von ihnen 4 Hauptstämme, annehmen : 1) Die OTalayen^ (auf den Inseln des indischen Archipels), sind von ziemlich schönem Körperbau, kräftig und schlank, haben eine braune, zuweilen ins Gelbe und Rothe, selbst Weisse und Schwarze spielende Hautfarbe, schwarzes glänzendes, weiches, dichtes gelocktes Haar, etwas hervorragende Stirn, eine dicke, breite, platte Nase, weite aber schief nach innen und unten geschlitzte Augen mit etwas gesenktem obern Augenliede, eine schwarze Iris, vorstehende Wangen, grosser. Mund, schwarze nach vorn gerichtete Zähne, etwas vorspringende Kiefer, mittlere Grösse. Indisch- 2) Der carolinische Stamm (auf den Molucken, Philippinen, Carolinen, im Innern oceanische Neu Guineas und Neu-Hollamls), hat: ein schlichtes langes Haar, theils ganz schwarze, Vö'ker theils kupferrothe Farbe, platte Nase, weite Nasenlöcher, vorstehende Backenknochen, lange dünne Glieder. Sie sind äusserst roh und uncultivirt. 3) Der australische Stamm (auf Neu-Guinea, gen. Papus; Van Diemensland, gen. Tasmanier; Neu-Holland), hat: wolliges, schwarzes, feines und krauses Haar, schwarze Hautfarbe, aufgestülpte Nase, breite Nasenlöcher, vorstehende Backenknochen, un- gleiche Zähne, grossen Mund, schmales und enges Schädeldach. Sie sind sehr wild und gänzlich uncultivirt, 4) Der oceanische Stamm (bewohnt die vielen kleinen Inseln des grossen Oceans zwischen Asien und Amerika, wie: Neu-Seeland , Sandwich-, Marqueses-, Freund- schafts-, Gesellschafts- u. a. Inseln), ist gross und schön, mit regelmässig geformten Zügen, weisser Haut, schwarzen Haaren und Augen, ziemlich vollkommen gebildetem Schädel und ovalem Gesicht. VI. Aethiopische Völker (welche im Innern, im Süden, auf der West- und zum Theil auf der Ostküste von Afrika und auf Madagaskar wohnen). Die eigentli- chen Neger charakterisiren sich: durch einen schmalen, seitlich zusammengedrück- ten Schädel mit breiten Schläfen, ein schmales Vorder- und flaches Hinterhaupt, eine schmale, niedrige, zurückweichende Stirn, ein längliches an den Wangen vortreten- des Gesicht, dicke, breite Nase , wulstige , aufgeworfene Lippen , kleine Schädel- höhle mit weit hinten stehendem Hinterhauptsloche, sehr vorspingenden Oberkiefer, schiefgestellte Schneidezähne, einen Gesichtswinkel von 70 — 75°, schlanken Glie- derbau, dünne Waden , rundlichen Brustkasten, schwarze, sammtartige Haut. — 103 — schwarze, krausige, wollige Haare. Sie besitzen eine bedeutende Schärfe der Sinne, Menschen- List, Kraft, Gelenkigkeit und Ausdauer. Zu ihnen gehören : V&AnioTd. ■ 1) Die Bewohner von Sudan. 2) Die Bewohner von Senegambien, Ober- und Unter - Guinea. 3) Die Hottentotten und Buschmänner; letztere stehen auf der tiefsten Stufe der menschlichen Stufenleiter. 4) Die Kaffern. A ^lÄ!*6 5) Die Bewohner der Ostküste und von Madagaskar. V. Die Amerikanischen Völker (Ureinwohner Amerikas , vonderBeh- riugsstrasse bis zum Kap Hörn), haben im Durchschnitte ein breites y aber nicht plattes Gesicht, eine niedere , zurückliegende Stirn, vorspringende und hohe Backen- knochen, stark ausgeprägte Gesichtszüge , tief liegende Augen, schlichtes , straffes, glattes und dunkles Haupthaar, kupferrothe oder bräunliche Hautfarbe, wenig Barthaare; die Kiefer treten stark vor, der Gesichtswinkel beträgt 75° — 80°. Zu ihnen gehören : 1) Die Eskimos und Grönländer (im äussersten Norden von Amerika), 2) Die Völker der Hudgonsbay-Länder. 3) Die Bewohner der vereinigten Staaten Nord- Amerikas. 4) Die Mexikaner und Kalifornier. Amerikani- 5) Die Bewohner der karaibischen Inseln und von Columbieil. sehe Völker 6) Die Völker Brasiliens. 7) Die Indianer von Chile , Tacu man und Paraguay. 8) Die Patagonier und Feinpas. 9) Die Feuerländer und Pescheräh's. (Das Ausführliche hierüber s. in Fr. Arnold1 s Lehrbuch der Physiologie des Men- schen 1. Bd. S. 51.) ESintheilung der Menschenragen nach Carus. Carus theilt die Menschheit in Menschen, welche gleichnissarüg der Nacht entsprechen, in Menschen, welche eben so dem Tage entsprechen, und in Menschen, welche den Uebergangszusländen (Dämmerung) von Nacht zu Tag und von Tag zu Nacht entsprechen ; er giebt folgende kurze Schilderung der einzelnen Stämme (im System der Physiologie Bd. I. S. 124) : I. Nachtseite der Menschheit, d. s. die äthiopischen Stämme. Sie dehnen sich über Afrika herab zwischen den Wendekreisen aus , gehen aber auch bis Vau Diemensland. Sie haben eine nächtlich dunkle Färbung der Haut, starke, ge- kohlte Absonderung in der Haut und starke Hautausdünstung ; das Haar ist schwarz und spiralig gedreht. Ihr Skelet zeigt noch entfernte^Annäherung an Thierbil- dung ; hinsichtlich ihres intellektuellen Lebens bilden sie auch die Nachtseite der Menschheit. II. Tagseite der Menschheit, d. s. die kaukasisch - europäischen Stämme. Bei ihnen zeigt sich eine mehr oder weniger rein weisse , oder vielmehr rein durchscheinende Organisation der Haut , weniger krauses und minder kohlen- stoffreiches, daher helleres Haar ; in ihnen erscheint der wahre Mensch. III. OestlicheDämmerungsseite der Menschheit, d. s. die mongolisch- malayisch-hindostanischen Stämme. Ihnen ist eine gewisse , zwischen Tag- und Nachtseite der Menschheit in der Mitte liegende Organisation eigen ; sie haben das dunkle kohlenstoffreiche Haar der Völker der Nachtseite , ohne dass es aber wol- lig ist, und alle haben eine mehr gekohlte Ablagerungen enthaltende Haut, ohne dass sie jedoch die Schwärze der Aethiopier erreicht; sie ist gelblich oder bräun- lich. Von der kaukasischen Form weichen sie durch die Kleinheit und Breite des Gesammtbaues und viereckige Schädelform mit schief geschlitzten Augen (Mongolen und Chinesen) ab , oder sie zeichnen sich durch eine gewisse Schwäche und Zartheit des Baues mit kleiner, mehr hoher Schädelform aus (Hindus). — 104 — Menschen- iy# Westliche Dämmerungsseite der Menschheit , d. s. die ainerika- ta. Schwammige KnocheiiHiibstaiiz, Marksubstanz, substantia spon- giosa sT medulläres (oder auch reticularis mit grössern, deutlicheren Zwischenräumen und festen Wänden , und cellulosa s. spo?igiosa, mit fei- nen aber zahlreichen Zellen und minder festen Wänden). Sie befindet sich im Innern der Knochen , besonders der kurzen und dicken und in den Enden der Röhrenknochen, und bildet ein zelliges, weitmaschiges, netzförmiges Gewebe, dessen Zwischenräume Markzellen, oder wenn sie grösser sind Markhöhlen heissen, alle unter einander communicireu und mit einem lockern , sehrgefäss- Medullarsub- reichen Zellgewebe (Markhaut) ausgekleidet sind, welches häufig Fett (Knochen- mark) in Zellen eiuschliesst, oder anstatt des Fettes eine röthliche, gallertartige Flüssigkeit enthält. Liegt diese Substanz zwischen 2 Platten aus Rindensubstanz (wie bei den platten Knochen), so wird sie Diploe genannt; im Mittelstücke der langen Knochen gehen ihre Zellen fast in eine einzige Höhle (Markhöhle) über, die nur hier und da von einzelnen Knochenbälkchen durchsetzt wird. — Die Marksubstanz nützt dem Knochen dadurch , dass sie sein Gewicht nicht so be- deutend vermehrt und wegen ihres weichen Inhaltes nachgiebiger, der auf sie einwirkenden Kraft mehr Widerstand entgegen setzen kann, also weniger leicht zerbricht. Sowohl die Rindensubslanz als auch, nur in geringerin Grade, die Markkanäl? Piältchen der Marksubstanz sind mit einem Netzwerke von langen, cy- chen, lindrischen oder elliptischen (selten unregelmässig prismatischen) Kanäl- chen, d. s. Markkaiiälcliei» , ei&nalicul» medulläres (Knochen- kanälchen, Knochengefässe), durchzogen, welches bald engere bald wei- tere, rundliche oder gestreckte Maschen bildet. Diese Kanälchen, welche Blutgefässe, Zellgewebe und Fett (Knochenmark), nach Gerdy Marksaft enthalten (nach Miescher fehlt hier aber das Zellgewebe und das Fell — 111 — liegt nicht in Zellen, sondern frei), münden durch feine Oeffnungen so- Textur der wohl nach innen in die Markzellen und Markhühlen (welche also als un- noc en' mittelbare Erweiterungen der Markkanälchen angesehen werden könnten), als auch nach aussen an der äussern Oberfläche des Knochens aus, wo feine Blutgefässe vom Periosteum aus in ihre Mündungen (foraminula nutritia) eintreten und entweder Capillarnetze bilden, die sich an den Wänden der Kanälchen und zwischen den in ihnen enthaltenen Fettzellen verbreiten, oder in den feinern Kanälchen in der Axe derselben ver- laufen. Blind endigende Markkanälchen finden sich nur in den überknor- pelten Gelenkenden der Röhrenknochen, wo die Knochensubstanz mit einer Menge kleiner Erhabenheiten in die Vertiefungen der Knorpel- schicht hineinragt. Im Allgemeinen verlaufen die canaliculi medulläres Markkanäl- nach dem längsten Durchmesser des Knochens oder in der Richtung, in chen- welcher beim Embryo die Verknöcherung desselben vor sich ging; in den Röhrenknochen in der Längenrichtung, in den platten strahlig diver- girend. Hierdurch geben sie dem Knochen das streifige oder faserige Ansehen, und daher kommt es, dass man früher die Knochensubstanz als aus Fasern zusammengesetzt ansah. Der Durchmesser dieser Kanälchen ist sehr verschieden; die engsten (von 0,005 — 0,002'" Dm.) befinden sich immer der Oberfläche des Knochens näher, dagegen werden sie nach innen zu um das Drei- bis Sechs- und Zehnfache weiter und deh- nen sich nicht selten, ehe sie in die Markzellen übergehen, zu rund- lichen Blasen oder trichterförmigen Zellen aus. Die Wandungen der Markkanälchen sind von 4 — 8 — 15 (um so mehr, je weiter der Kanal) concenlrisch dicht um einander herumliegenden Lamellen gebildet, die sich nach der Länge des Kanals erstrecken, Schichten von 0,0296 — 0,022 p. C. Durchmesser bilden und im frischen Zustande dunkler und bräunlich gefärbt sind. Nach Krause sind die Wände der Markkanäl- chen mit Löchern von 0,0006"' Durchmesser äusserst dicht besetzt; er vermuthet, dass es die Oeffnungen der Kalkkanälchen sind; doch könnten es auch blinde Enden derselben sein. Die kleinsten Theilchen, welche die Knochensubstanz (d.i. die Sub- stanz zwischen den Markkanälchen, die auch Knochenknorpel, Hyalin- Knochenla- substanz genannt wird) zusammen setzen, sind nicht Fasern, wie man me früher glaubte, sondern Plättchen, lamellae ossiuvn, und diese bilden 2 Ordnungen, von denen die eine jedes einzelne 31arkkanälchen mit 4 — 12 und mehr concentrischen Schichten umgiebt, die andere aber in ausgedehnteren concentrischen Kreisen (6 — 12) um die Markhöhle herumgelagert ist, die erstere Ordnung zwischen sich nimmt, und den ganzen Knochen umgebend, den äussern Theil der Rinde bildet. Man kann sich bei einem cylindrischen Knochen die Anordnung der Lamellen so vorstellen, dass die Markhöhle von einer Schicht in einander stecken- der Röhren umschlossen sei, die auseinander weichen oder unterbrochen sind, um die Markkanälchen zwischen sich aufzunehmen, deren Wände ebenfalls von einer gewissen Anzahl in einander steckender Röhren ge- bildet werden. Die Lamellen haben eine Dicke von 0,0020 — 0,0035'" nach Heule (0,0027'" nach Deutsch und Miescher ; -^\T — rhs"' nacn Krause) und diese ist sowohl in den Markkanälchen-, als Rinden- La- — 112 — Textur der mellen , so wie in allen Knochen so ziemlich gleich. Diese Lamellen nocien. j>es|:ejieri aus einer hellen, gelblichen, homogenen Grundmasse (Inter- cellularsubstanz) und aus zahlreichen, kleinen, mit zackigen Rändern versehenen meist ovalen Körperchen, d. s. die Knochenkörperchen (Ue- berbleibsel der Zellen). Auf feinen Querdurchschnitten zeigen sich die Lamellen als mehr oder weniger regelmässig wellenförmig verlaufend, auch scheint es, als ob jede Lamelle von einer Fläche zur andern von kurzen Fasern durchzogen oder, was wahrscheinlicher ist, von engen Kanälchen durchbohrt werde, die jedenfalls Fortsetzungen der Mark- Knochenia- kanälchen sind. Einzelne Lamellen von der Fläche betrachtet, fand meiien. Jfenle in der Regel glashell oder ganz feinkörnig, zuweilen aber auch faserig, und die Fasern waren entweder blass, wie aus Körnchen zu- sammengesetzt, oder dunkel und rauh, niemals aber in längeren Strecken isolirbar, sondern ästig, durch einander gefilzt und den Fasern des Faser- knorpels ganz identisch. Auf der Fläche der Lamellen zeigt sich eine sehr grosse Menge feiner etwas dunkler Pünktchen, von kaum 0,0006'" Durchmesser, welche wahrscheinlich die Mündungen jener die Lamellen durchbohrenden Kanälchen sind. Die Knochenkörperchen, corpusoula ossium (cellulae Kalkorgane c/iali'cop/iorae), welche zwischen oder in den Lamelien in grösserer oder Knocheu. geringerer Anzahl eingestreut sind und sich durch ihre weisse Farbe, granulirtes Ansehen und völlige Undurchsichtigkeit leicht erkennen las- sen, sind kleine, plattovale, spindelförmige, zuweilen sehr in die Länge gezogene und an den Enden scharf zugespitzte, seltener rundliche oder rundlich-eckige, meist 0,0042'"— 0,0064"' lange u. 0,0015'"— 0,00255'" breite (nach Krause im Mittel -gV" lang, -^jf^'" breit und -3-i-ö-y// dick) Zellen, in deren Höhle Knochenerde in Form eines pulverförmigen Nie- derschlags abgelagert ist und deren Wand mit der homogenen Substanz Knochen- ,ier Lamellen (Intercellularsubstanz) verschmilzt. Ihre Läse ist im All- Korpcrclicii. gemeinen so, dass ihr Längendurchmesser mit der Längenrichtung der Lamellen zusammenfällt und so die längern Körperchen einen gegen den Markkanal concaven Bogen beschreiben; ihr Breitendurchrnesser fällt mit dem Querdurcbmesser der Lamellen zusammen, so dass ihre leicht con- vexen Flächen 2 neben einander liegenden Lamellen zugewandt sind. Ihre Form entspricht also einer Scheibe oder Linse, deren plane Flächen den Flächen der Lamellen parallel sind und die man sich gleichsam zwi- schen diesen comprimirt denken muss. Es erscheiut aber ihre Lagerung nicht überall so regelmässig. — Von den Wänden der Knochenkörper- chen, und zwar sowohl von ihren Enden, Bändern als vorzüglich von ihren Flächen, gehen äusserst zahlreiche und feine Kanälchen (von 0,0005'" Dm.) aus, d. s. die von Müller benannten Kalkkanälchen , ce&nt&liculi chalicophori 9 welche bald nach ihrem Ursprünge aus dem Knochenkörperchen, dem sie so ein un- K ,,, ... regelmässig sternförmiges Ansehen geben, sich vielfach verästeln und mit dien. den von andern Körperchen ausgehenden verbinden. Sie sind wie die Knochenkörperchen mit Knochenerde oder auch, wie es scheint, mit Se- rum gefüllt (Retzius) ; im erstem Falle sehen sie weiss, undurchsichtig, zart granulirt und weich, im letztern gelblich, durchsichtiger und mehr - 113 - glatt aus. Die von den zugespitzten Enden der Knochenktfrperchen aus- Textur der gehenden Kanälchen werden allmälig feiner und laufen erst eine Strecke vnoc zwischen den Lamellen hin; in einiger Entfernung von den Körperchen nehmen aber alle Fasern einen parallelen Lauf und stehen rechtwinkelig entweder auf die Peripherie der Markkanälchen oder auf die Längen- achse der Knochen, so dass also die in den Wänden der Markkanälchen Kalkkanal- strahlenförmig gegen die Höhle derselben gerichtet sind, die übrigen aber strahlenförmig in der Richtung von der Peripherie gegen die Achse des Knochens. Sie kreuzen sich demnach mit den Lamellen, scheinen diese zu durchbrechen (sind dann identisch mit den feinen Knochenlamellen- Kanälchen) und sich nach Krause in die Markkanälchen zu öffnen. Sie messen nach diesem da, wo sie von den Knochenkörperchen ausgehen, meistens T^u 0 '" — tuVö '"•> *n ihrem weitern Verlaufe aber ^Vö'" und weniger. Die Bedeutung der Knochenkörperchen und Kalkkanäl- chen (organa chalicophora) s. bei Entwickelung des Knochengewebes. III. Ernätärungs- und Ausfüllungsapparat der Knochen. Die Ernährung eines ausgewachsenen Knochens geschieht wie die Ernährungs- aller übrigen Theile durch das aus dem Blute ergossene Plasma (Bild ungs- "Knochen?* flüssigkeif.; s. S. 61). Die Blutgefässe, welche dasselbe liefern, verbrei- ten sich theils an der äussern Oberfläche des Knochens auf dem Pe- riosteum, oder im Innern desselben auf dem Zellgewebe (Markhaut), in den Markkanälchen, Markzellen und Markhöhlen, wo sie zugleich der Ab- setzung des Knochenfettes (Knochenmark) mit vorstehen, welches einen leichten Ausfüllungsstoff für die Knochen abgiebt. Da nun aber die Ge- fässe der Knochen nur sehr klein und an Zahl im Vergleich zur Grösse der Knochen sehr gering sind, so geht auch der Ernährungsprocess in den Knochen nur sehr langsam vor sich, und Krankheiten entstehen und verschwinden nur langsam in ihnen. Trotz dieser geringen Lebens- eigenschaften behaupten die Knochen aber doch als organische Theile ihre Integrität, können auch nach dem verschieden energischen Lebens- processe Veränderungen erleiden (an Masse zu- und abnehmen) und sich bei Beschädigungen wieder erzeugen. Sie erlangen zwar am spätesten ihre Vollkommenheit, desto vollkommner scheint aber ihre Bildung und Reproduktion von Statten zu gehen. «. Knochenhaut, Beinhaut, «perfosfeMm (exlernum), ist eine dünne aber Knochen- sehr feste und sehr gefässreiche, sehnige Haut (mit vielen Kernfasern ; s. sehniges haut. Gewebe vor der Syndesmologie) , welche die äussere Fläche der Knochen und auch die Wände einiger grössern Knochenhöhlen (die mit der Nasen- und Paukenhöhle zusammenhängen , wie die sinus frontales, ethmoidales, sphenoidales, rnaxillares, mastoidei) überzieht. An den letztern Punkten ist sie mit einer dünnen Schleim- haut- und Epitheliumschicht bekleidet. Nur an den Stellen fehlt die Knochenhaut, wo sich 2 Knochen unmittelbar an einander anlegen , und wo dieselben mit einer überknorpelten Gelenkfläche versehen sind; bei einer beweglichen Verbindung setzt sie sich an der Gelenkkapsel, die äussere Platte derselben bildend, von einem Knochen auf den andern fort ; bei einer unbeweglichen Verbindung geht sie dagegen unmittelbar von einem Knochen auf den andern , oder auch auf den an- stossenden Knorpel (wo sie dann Perichondrium heisst) über. So bildet sie einen zusammenhängenden Ueberzug über sämmfliche Knochen. Mit ihrer äussern BocPs Anat. I. g - 114 — Eniährangs- Oberfläche verweben sich Sehnen, Fascien und Bänder , und nach diesen Verbin- Ap parat Knocie"- gallertartige Substanz (Cytoblastem; s. S. 64) abgesetzt, welche allmälig (gegen die 5te Woche hin) zu Knorpelsubstanz erhärtet und in sich eine so grosse Menge Cytoblasten und Zellen (Knorpelkörperchen, Mut- terzellen mit Tochterzellen; s. Entstehung des Knorpelgewebes) bildet, dass das intercelluläre Cytoblastem bis auf weniges schwindet. Demnach finden sich nun im frühesten Fötusleben an der Stelle der Knochen so- lide Knorpel (cartilago formalivas. ossescens), welche in der Form fast ganz den künftigen Knochen gleichen, aber keinen faserig-zelligen Bau wie diese haben, keine Blulgefässe zeigen und sich in chemischer Hin- sicht von dem schon verknöcherten Knorpel dadurch unterscheiden, dass sie durch Kochen in Chondrin, nicht in CoIIa (s. S. 54) verwandelt wer- den. Gegen die 7te Woche würde man so ein aus Knorpelmasse beste- hendes und auch schon mit Beinhaut überzogenes Skelet im Innern des Embryo finden. Nach den altern Anatomen entstanden die Knochen theils aus Membranen, theils aus Knorpeln. a. Veränderungen des Knochenknorpels vor Absetzung der Knochen« erde. Um den Knorpel zur Verknöcherung vorzubereiten , wird er zuerst , meist in der Mitte , doch der äussern Oberfläche immer etwas näher als der Centrallinie, weicher und lockerer, und es bilden sich in ihm durch Verflüssigung und Aufsau- gung (von Knorpelkörperchen) einzelne rundliche Höhlen von durchaus kugliger Form (d. s. die Mutterzellen oder Knorpelhöhlen), welche sich der Länge nach ver- grössern , während sie in der Breite nur wenig zunehmen ; sie stossen bald an ein- ander und fliessen sodann durch die unterdess gebildeten Quergänge zusammen, 8* — 116 - Entstehung Diese Quergänge bilden sich nach Valentin dadurch , dass von 1 benachbarten , in f . noc en. ^ Länge gezogenen Höhlen ausgehende Seitenauswüchse zusammenstossen ; nach Henle dagegen dadurch , dass eine zwischen 2 Höhlen liegende Höhlung sich der Quere nach ausdehnt und endlich in beide öffnet. So stellen nun die entstandenen Zwischenräume zweigartig verbreitete , hier und da mit Erweiterungen versehene und blind endigende Kanäle (d.s. die Markkanälchen) dar. Nach und nach ver- mehrt sich die Zahl derselben und der Knorpel bekommt dadurch die knochenähn- liche zellige Textur; er ist nun mit einem Netze von Kanälchen durchzogen , die im Verhältniss zum Knorpel um so grösser sind, je jünger der Embryo. Der Inhalt dieser Markkanälchen des Knorpels ist nach Miescher eine durchsichtige, halb flüssige , gelatinöse und zähe , meist farblose , zuweilen auch bräunliche Masse Metamorpho- (Knorpelmasse). In ihr bilden sich, und zwar zuerst da , wo die Verknöcherung sen des Kno- beginnen soll , rothes Blut führende Gefässehen in grosser Menge , die meist in der *nel°or" Mitte der Kanälchen verlaufen , Aestchen zu deren Wänden schicken , und an der Oberfläche des Knorpels mit den Gelassen der Beinhaut in Verbindung treten. So lange der Knochenknorpel noch eine solide Masse darstellt, ist von einem lamellö- sen Baue, wie beim ausgebildeten Knochen , nichts zu bemerken. Die Lamellen bilden sich zwar vor Ablagerung der Knochenerde , aber erst nach dem Erscheinen der Markkanälchen ; ob durch schichtweises Nachwachsen der Substanz von den Markkanälchen aus, oder durch die Theilung der compakten Substanz, ist nicht zu entscheiden. — Noch ehe die Ablagerung der Kalkerde in der Zwischensubstanz beginnt, zeigen sich hier die leeren Knochenkörperchen und Kalkkanälchen, über deren Bedeutung folgende 3 verschiedene Ansichten aufgestellt worden sind : Bedeutung il. 1) die Knochenkörperchen sind Zellen , in denen der Kern später schwindet , die köruerchen. ganzp Grundmasse zwischen ihnen ist Intercellularsubstanz, und die Kalkkanälchen sind Verlängerungen der Zellen, welche in die Intercellularsubstanz hineinwachsen (Schwann, Krause). — 2) Die Knochenkörperchen sind die Kerne der ursprüng- lichen Elementarzellen , die Kanälchen Verlängerungen derselben (Gerber, Bruns, Mayer). — 3) Die Knochenkörperchen sind nach Henle die Höhlen der Zellen, deren verdickte und unter einander und mit der Intercellularsubstanz verschmolzene Wände die Grundsubstanz bilden, und die Knochenkanälchen sind Kanälchen, die von der Zellenhöhle in die verdickten Zellenwände eindringen , analog den Tüpfel- oder Porenkanälen der Pflanzenzellen (s. S. 69). Die Umbildungen, sagt Henle, welche der Ablagerung der Kalkerde voran- gehen , kann man sich , wenn der Knochenknorpel zuerst aus einer Masse gleich- förmiger Zellen (Knorpelzellen) besteht, so vorstellen, dass ein Theil der Zellen sich ausdehnt, neue Zellen im Innern erzeugt und durch Verschmelzung zu einem Systeme von Bohren (Markkanälchen) wird , während die übrigen , in den Zwi- schenräumen gelegenen sich verdicken , bis in jeder nur noch eine kleine Höhlung (Knochenkörperchen) mit Porenkanälen (Kalkkanälchen) übrig ist, und mit der Intercellularsubstanz und unter sich verwachsen. — Aus May er' s Beobachtungen ergiebt sich als Primitivbestandtheil des Knochens -eine aus vielen Knorpelzellen durch Verschmelzung entstandene Zelle, deren aus den Kernen jener Knorpelzel- len ebenfalls durch Verschmelzung entstandener Kern das Knochenkörperchen ist. b. Ablagerung der Kalkerde im Knochenkuorpel, Verknöcherung, ossijleatio. Nachdem sich die Markkanälchen und Gcfässe in dem Knochen- knorpel gebildet haben , beginnt aus der durch die letzteren ausgehauchten Bil- dungsflüssigkeit die Absetzung der Knochenerde und zwar zuerst in der eigent- lichen Knorpelsubstanz (Intercellularsubstanz) , in Form einzelner, äusserst klei- Ossification. ner dunkler Körnchen, die sich zu grössern unregelmässigen Häufchen (Kno- chenkerne) vereinigen. Diese Substanz nimmt dadurch eine bedeutend festere Beschaffenheit an , wird gelblich und undurchsichtig, und bekommt ein feinkör- niges Ansehen. Erst dann, wenn sie mit Kalkerde ganz imprägnirt ist, werden die Knochenkörperchen und Kalkkanälchen damit gefüllt. Ob hierbei eine wirk- liche chemische Verbindung der Knorpelsubstanz mit der Kalkerde vor sich gehe, oder blos eine mechanische Zwischen- und Nebeneinanderlagcrung beider statt finde , ist noch unentschieden ; ersteres ist vielleicht in der Knorpelsubstanz (denn diese verändert sich chemisch, indem sie früher Chondrin, nun Colla giebt), letzteres in den Knochenkörperchen und Kalkkanälchen der Fall. Schwann denkt sich die chemische Verbindung auf zweierlei Art, nämlich: 1) die Kalkerde — 117 — verbindet sich mit einem Stückchen Knorpelsubstanz , so dass jedes kleinste Theil- Entstehung chen zuerst ein Minimum von Kalkerde erhält und allmälig immer mehr, bis das d'Knocheu- ganze Knorpelstückchen seine gehörige Menge Kalkerde enthält; oder: 2) die Kalkerde verbindet sich zuerst nur mit einzelnen der kleinsten Theilchen des Knor- pels , mit diesen aber vollständig in dem Verhältnisse , als es ihre Sättigungscapa- cität erfordert ; allmälig erhalten dann auch die übrigen Theilchen nach einander ihren gehörigen Antheil von Kalkerde , so dass jedes kleinste Theilchen nicht eher Kalkerde chemisch bindet, bis es sich vollständig damit sättigen kann. Die letz- tere Ansicht hält Schwann für die wahrscheinlichere. — Die ersten Knochenkerne Verknöcher- haben überall , auch in den langen Knochen , das Gewebe der spongiösen Sub- ung. stanz; ihre Oberfläche ist anfangs unregelmässig, überzieht sich aber bald mit einer glatten Knochenlamelle , wodurch sich der Kern scharf von der Knorpel- substanz abgränzt. Die Knochenkerne vergrössern sich , indem an der Oberfläche Lage um Lage sich in Knochen umwandelt , während zugleich im Innern durch fortschreitendes Zusammenfliessen der Höhlungen und Aufsaugung der Scheide- wände die früher compakte Substanz schwammig wird , die Zellen der schwammi- gen Substanz sich erweitern und endlich in langen Knochen zu einer einzigen Röhre (Markröhre) zusammenfliessen. Die Verknöcherung beginnt weder gleichzeitig in einem. ganzen Knochen, Verlauf und noch weniger gleichzeitig im ganzen Skelete , sondern sie geht in jedem Kno- der Ver- dien Yon einem oder mehreren Punkten (d.s. die Verknöcherungspunkte, oc unff- puncto ossificalionis) aus. Während der Knorpel so an einer Stelle ver- knöchert, bleibt er an dem übrigen Theile unverändert, später schreitet jedoch die Verknöcherung zu den benachbarten Stellen fort, welche vorher aber dieselbe Vorbereitung und Veränderung, wie die erste Stelle erleiden müssen. Hierbei verlängern sich theils die Kanäle von der Gränze des verknöcherten Stückes in den noch nicht verknöcherten Knorpel, theils dringen einzelne, in denen Blutgefässe enthalten sind, von der äussern Oberfläche ein. — Die Ossifikation geht bei langen Knochen von der Mitte undAxe derselben aus und schreitet nach den Extremitäten und der Peripherie fort; platte paarige Knochen haben meist einen Verknöcherungspunkt im Centrum, von wo aus die Ossifikation nach allen Seiten hin, strahlenartig, weiter geht; unpaare und kurze Knochen besitzen aber mehrere symmetrische Ossificationspunkte. Sehr wenig Knochen bilden sich nur von einem Knochenkerne aus, in den meisten entstehen nach und nach meh- rere Ossificationspunkte , welche allmälig in einander fiiessen. Die Stellen , wo die Knochenkerne zusammenstossen , verknöchern am spätesten , so dass bei vie- len Knochen erst zur Zeit des vollendeten Wachsthums alle Spuren der ehemaligen Trennung verschwinden. — Die Verknöcherung nimmt nicht an allen Knorpeln des Skeletes zugleich ihren Anfang, sehr oft auch nicht in derselben Zeitfolge, wie die Entstehung des Knorpels geschah ; ebenso verschieden wie das Beginnen ist dann auch die Vollendung der Verknücherung. Es scheint die Bestimmung des Knochens Autheil an seiner -frühern oder spätem Entstehung und Ausbildung zu haben; die röhrenförmigen entstehen und vervollkommnen sich früher, als die platten, und diese schneller als die kurzen. Dasselbe gilt von den einzelnen Stücken eines Knochens, die dicken Theile verknöchern später, als die platten, dünnen , langen. Söt/rmerring und Meckel setzen den Anfang der Knocheubil- dung in den 2ten Monat; in der 1 iten Woche finden sich in den meisten Knorpeln Knochenkerne. Manche Knochen fangen erst nach der Geburt an zu verknöchern ; bisweilen bleiben die von einzelnen Punkten ausgehenden Verknöcherungeu im erwachsenen Körper gesondert, es entstehen Nähte in Theilen , welche im knorpli- gen Zustande nur eine zusammenhängende Masse ausmachten (z. B. am Schädel, Brustbeine) ; in andern Fällen werden durch die Ossifikation Knorpel zu einem zusammenhängenden Ganzen verbunden , Avelche früher getrennt waren (Epiphy- sen und Diaphysen der Röhrenknochen) ; endlich giebt es Knochen , welche im knorpligen Zustande ein einziges Stück ausmachten, dann anfangs durch die Verknöcherung in mehrere Stücke zerfallen , die später wieder zu einem Ganzen verschmelzen (die Beckenknochen). — Die Knochen wachsen an den schon ver- knöcherten Stellen nicht so stark , als an den noch knorpligen; sie vervollkomm- nen sich in derselben Ordnung, wie ganze Knochen und einzelne Rnocheustücke entstehen. — 118 — Wachsen c. WaeJisthuin der Knochen. Die Knochen wachsen auf ganz ähnliche Art fort, d. Knochen. wje sje entstanden, d. h. nachdem die ursprüngliche knorplige Anlage vollstän- dig in Knochensubstanz umgewandelt ist, setzen die Blutgefässe zwischen der Oberfläche des Knochens und der Innenfläche des Periosteums Cytoblastem ab, in welchem sich Knorpelzellen bilden und später auf die angegebene Weise die Knochensubstanz erzeugen. So bilden sich nach und nach an der äussern Ober- fläche des Knochens immer mehr neue Lagen von Knorpel , die allmäbch verknö- chern , während im Innern Aufsaugung der ältesten Knochenschichten statt findet, so dass sich hier Markzellen und Markhöhlen bilden und vergrössern. d. Die Ernährung eines ausgewachsenen Knochens ist (wie schon vor- her bei dem Ernährungsapparate s. S. 113 gesagt wurde) ein fortwährender Bil- dungsprocess , denn es findet in ihm ebenso unaufhörlich , freilich nur langsamer, Ernährung u. Stoffwechsel statt, wie in jedem andern Theile. Während nämlich Theilchen von ihm wieder aufgesogen werden , setzt sich neue Masse ab , was die Veränderungen der Knochen in den verschiedenen Lebensaltern und ihre Krankheiten beweisen. e. Die Regeneration des Knochengewebes bei Substanzverlusten, sowie die Heilung zerbrochener Knochen geschieht durch denselben Process, wie die Bildung und das Wachsthum des Knochens, nur dass er hier durch den ver- letzenden Reiz zu einer höhern Thätigkeit gesteigert ist. Es wird nämlich durch die Gefässe der Beinhaut und der Markhaut zunächst Cytoblastem ausgeschwitzt, Regenera- Avelches erst zu Knorpel , dann unter Entwickelung von Höhlen und Gefässen , und tion der durch Ablagerung von Kalkerde zu Knochen wird. Nach Miestfier's Untersuchun- noc e«. geQ erf0jgt ,jje Bildung der neuen Knochenmasse nur von der alten aus und die vollständige Heilung eines Beinbruches findet nur dann statt, wenn die Bruch- enden eioander hinlänglich genähert sind, damit die von beiden ausgehende neue Knochensubstanz zusammenstösst, widrigenfalls das Dazwischengelegene in Zell- gewebe verwandelt uud ein künstliches Gelenk erzeugt wird. Indessen scheint nach andern Beobachtungen auch blos von dem Periosteum und ,den umgebenden Weichtheilen aus Absetzung von Knochensubstanz möglich zu sein. So gehört auch abnorme Knochenbildung zu den gewöhnlichsten pathologischen Er- scheinungen. Am häufigsten findet sie sich auf der Oberfläche der Knochen selbst Cexostosis), in den permanenten Knorpeln, in fibrösen und serösen Häuten , und in Geschwülsten verschiedener Art; doch scheint sie hier nicht überall mit der eigenthümlichen Bildung von Kanälchen und Gefässen verbunden zu sein, son- dern nur in Ablagerung von Knochenerde zu bestehen. Bei einem Knocheilbruche erscheint nach Miesrher zuerst die Entzündung der weichen Theile-, diese werden dadurch indurirt und stellen eine feste Kapsel dar. „ .-. . Auf der Innern Fläche dieser Kapsel, sowie von der ebenfalls entzündeten Markhaut k V" des zerbrochenen Knochens wird eine weiche, röthliche Masse abgesetzt, welche als nesKnocnen- intermediäre Substanz die Bruchenden unter sich und mit den weichen Tbeilen ver- urucnes. einigt, und als fibrös -cellulöses Gebilde alle Zwischenräume ausfüllt. Diese Masse bleibt, wählend die übrigen weichen Theile in den normalen Zustand zurückkehren. Nun beginnt die Entzündung im Knochen selbst und zwar zuerst da, wo der Blutzutluss nicht gestört ist, in der Nähe des Periosteums und der Markhaut. In Folge derselben wird ein neues Exsudat abgesetzt, welches das eigentliche Cytoblastem ist, zu Knor- pel und Knochen wird; dies ist der frühere Callus. In diesen dringt nach seiner gan- zen Ausdehnung Blut ein, und ein neues Exsudat, der spätere Callus, füllt die zwi- schen den Enden des früheren übrig gebliebeneu Lücken vollends aus, und indem die provisorische intermediäre Substanz verdrängt wird, verschmelzen die beiden Kno- chenenden, /. Altersveränderun gen der Knochen. Während die Knochen vom 25. — 50. Lebensjahre keine auffallende Veränderung ihrer Beschaffenheit zeigen, ver- Knochen im fieren s'c nac& dieser Zeit, da in ihnen nur wenig und endlich keine Knochen- Allgem. erde mehr abgesetzt wird, der knorplige Bestandteil sich aber mindert, allmälig ihre Festigkeit und elfenbeinartige Dichtheit, werden poröser, erdiger, spröder, brüchiger und dunkler. Ihr Mark nimmt ab und das zurückbleibende nimmt eine gelbbraune Farbe und flüssigere Consistenz an. Die Markzellen und Markhöhlen werden durch Aufsaugung der spongiösen Substanz grösser, die Knochen daher dünner und leichter; dieDiploe schwindet ganz und die Knochenplatten fliesseu zusammen. Die foraurina mitrittet werden immer enger und schliessen sich end- lich ; das Periosteum wird gefässarmer , trockner und fester an den Knochen an- hängend. — 119 - B. Gtestaltnng der Knochen. I. I£inthe31ung der Knochen nach ihrer Form. Man theilt die Knochen ihrer äussern Gestalt nach in lange, platte Allgemeine und ilirkp Form der IHM ÜlCh.e. Knochen. 1) liaiage Knochen, Röhrenknochen, ossa longa s. cylinarica 3 kommen vorzüglich an den Extremitäten als Grundlage vor, überhaupt da, wo Theile grosse und schnelle Bewegungen ausführen sollen. Sie sind für die Stütze des Körpers und Behauptung der Stei- Lange figkeit einzelner Glieder am geeignetsten. Sie bestehen aus einem Mit- Knochen, telstücke und 2 Enden. a. Mittelstiicfe, Körper, corpus s. diapTiysis , ist der mittlere, dünnere, lang ausgezogene , meist walzenförmige oder mehr oder weniger dreiseitige (also mit 3 Flächen und 3 Winkeln versehene) Theil. Er besteht fast ganz aus subst. cofnpacta und hat in seinem Centrum eine mit Knochenmark angefüllte Höhle, Markhöhle, tubus medullaris, in welcher sich nur wenig s?tbst. reticularis vorfindet. Trotz seiner Dünnheit und Leichtigkeit zeichnet sich dieser Theil doch durch Festigkeit aus. b. Die Enden, eoctremitates s. apophyses, bestehen fast ganz aus schwammi- ger Substanz (ohne Markhöhle im Innern) , die mit einer dünnen Rinde umschlos- sen ist. Sie sind aufgeschwollener als der Körper, um bessere Gelenkfiächen darzubieten , und mit einer dünnen Knorpelplatte überzogen. Ihre Gestalt variirt nach der Bestimmung des Knochens und der Art des Gelenkes , welches sie mit dem benachbarten Knochen bilden ; meist stellen sie capita oder cond'yli dar. So lange die aussersten Stücken dieser Enden noch nicht durch Knochen-, sondern noch durch Knorpelmasse mit dem übrigen Theile vereinigt sind, nennt man sie epiphy ses. Meist entstehen lange Knochen aus 3, oder bisweilen aus noch meh- rern Knochenkernen, wovon der mittlere, welcher am frühesten ent- steht, den Körper bildet; die Endslücken verknöchern erst nach der Ge- burt und verschmelzen erst nach vollendetem Wachsthum völlig mit dem Körper. Die Markkanälchen bilden in den langen Knochen Netze mit langgestreckten Maschen, deren längster Durchmesser der Längenachse des Knochens parallel ist. 2) Platte, h reite Knochen, ossa plana, werden im Kör- per vorzüglich zur Bildung von Höhlen, oder da, wo viele Muskeln eine Befestigung brauchen, verwendet. Sie sind meist ebenso breit, als lang, und bestehen aus 2 Platten fester Substanz (subst. vitrea) , zwischen welchen sich lockere (diploe), nach der Dicke des Knochens in ver- platte schiedener Quantität, befindet. Gewöhnlich sind sie auf der einen Fläche Knochen, mehr oder weniger convex, auf der andern concav; häufig sind sie im Umkreise dicker, als in der Mitte und dies zumal an solchen Stellen, wo sie sich mit andern Knochen verbinden oder wo sie zum Ansätze von Muskeln dienen. Man unterscheide! an ihnen 2 Flächen, mehrere, meist rauhe, zackige Ränder und Winkel. Sie entstehen meist aus einem oder 2 seitlichen Verknöcherungspunkten, welche in der Mittellinie zusam- menfliessen. In ihnen sind die Netze der Markkanälchen ziemlich gleich- förmig. 3) ©icke, kurze, gemischte Knochen, ossa hrevia s. niultiformia s sind von unregelmässiger Gestalt (würfelförmig, drei- eckig, rundlich etc.) und keiner sich auszeichnenden Dimension, haben — 120 — * Form der deshalb mehrere Flächen und Winkel; ihr dickerer Theil heisst gewöhn- noc en. |£C|-L ,jer Körper. — Hinsichtlich des Gewebes bestehen sie fast nur aus schwammiger Substanz, die mit einer Rinde umkleidet ist; sie enthalten keine Markhöhle und sind am wenigsten dem Zerbrechen ausgesetzt. Sie „. , , werden da gebraucht, wo eine auf viele kleine Knochenstücke vertheilte Knochen. Bewegung hervorgebracht werden soll, oder wo die Knochen einen ziem- lich grossen Umfang haben mussten, um als Stützen oder Ansatzpunkte zu dienen. Meist liegen sie in grösserer Anzahl beisammen und sind ihrem Zwecke nach mit vielen Rauhheiten und Gruben versehen. II. Erhabenheiten und Vertiefungen an der äussern Ober- fläche der Knochen. An der äussern Oberfläche (superficies) der genannten 3 Arten von Knochen zeigen sich Erhabenheiten, Vertiefungen und Löcher von verschiedener Gestalt und Bedeutung, welche in die folgende Ord- nung gebracht werden können: I. Knochenerhahenheitcn, eminentiae ossiums dienen .. , , , . entweder zur Bildung: eines Gelenkes, oder überhaupt zur Vcrbin- Lrliabenhei- ° 7 . »«■ 1 i j ten an der düng zweier Knochen, oder zur Befestigung von Muskeln und äussern ri ■• i Fläche der Bändern. en. ^ Erhabenheiten, welche auf die Articulationsverhindung der Knochen unter sich Bezug haben, sind abgerundet, glatt, überknor- pelt und regelmässig construirt. Sie bekommen nach ihrer Form fol- gende Benennungen : 1) Kopf, caput, ein mehr oder minder kugelförmig auslaufendes Knochen- ende. Der schmalere Theil, auf welchem er sitzt, heisst der Hals, collum. Am Oberarm und Oberschenkelknochen. 2) Köpfchen, capitulum, dieselbe Bildung, nur von kleinerer Form; an den Rippen , Mittel-Hand und Fussknochen etc. 3) dt e lenk knöpf oder -hiigel, condylus, Processus condyloldeus, welcher meist nur an einer Stelle überknorpelt ist, weicht von der Kugclforni ab und ist verschiedenartig gedrückt oder abgeplattet. Es werden auch einige Vor- sprünge nahe an Gelenkenden , z. B. am untern Ende des Oberarms , Condylen genannt , die aber zum Ansätze von Muskeln dienen. !>. Erhabenheiten zum Ansätze von Muskeln und Bändern, sind rauh, unregelmässig, nicht überknorpelt; bekommen erst in den spätem Jahren ihre vollkommene Form. Man kann sie nach ihrer Ausbreitung in 3 Abtheilungen bringen. «) Hervorragungen, mit einer verhältnissmässigen allseitigen Verbrei- tung. 1) Tuherositas, tuber, Höcker, eine verbreitete Hervorragung von ver- haltnissmässig bedeutender Höhe. Hierher gehört auch trnchanler. 1) Tuberculum, Blöcke rc heu , eine gleiche Erhöhung von geringerem Umfange, hügelartig. 3) Protuberantia, eine Erhebung von einiger Verbreitung , aber geringer Höhe. 4) Spina, Stachel , eine kleine, dünne, scharfe und spitze Hervorragung. Wird oft mit crista verwechselt. ß) Hervorragungen, in welchen die Dimension der Länge prädominirt und welche mehr oder minder stumpf- oder scharfspitzig auslaufen. — 121 — 1) Ramus, Ast , die stärkere Hervorragung in dieser Ordnung. Erhabenhei- 2) Processus, Fortsatz, näher benannt nach seiner Aehnlichkeit mit ir- Oberfläche gend einem Dinge fproc. coraeoideus, slyloideus , odontnideus etc.), oder d. Knochen, nach seiner Richtung (proc. obliquus, transversus etc.). Er erhält bisweilen auch einen Beinamen von dem Theile, an welchen er anstösst, oder den er mit bilden hilft fproc. palalinus , nasalis, orbitalis elc.J. y) Hervorragungen, die sich am Knochen in der Dimension der Breite fortziehen, also kantenähnliche. i) Crista, Leiste, Kamm, eine weit ausgedehnte, stärker hervorsprin- gende Linie, welche bisweilen dicke aufgeworfene Ränder, Lefzen, la- bia, hat. 2) Xiinea, Linie, eine weniger hervorragende kantenähnliche Erhabenheit. Die Erhabenheiten an den Knochen entstehen, wenn sie etwas be- trächtlicher sind, meist aus eigenen Knochenkernen, die sich erst später mit dem Körper des Knochens vereinigen. Mit Unrecht glaubt man, dass sie nur mechanisch durch den Druck oder die Zerrung der sich an sie ansetzenden Theile entständen, was wahrscheinlich schien, da sie desto stärker und rauher sind, je häufiger und kräftiger die Bewegungen der angehefteten Muskeln ausgeführt werden. Allein dann müssten sich Mus- keln nicht auch in Vertiefungen ansetzen. 11. Knochenvertiefungen, Aushöhlungen, depressio- Vertiefun- ness eoccavationes ossium3 sind vertiefte Bäume, welche ganz Oberfläche oder theilweise von Knochensubstanz umschlossen sind und entweder mit A- Knochen. der Verbindung der Knochen, mit der Anlage von Muskeln und Bändern, oder mit 'dem Laufe der Gefässe und Nerven in Bezug stehen. a. Vertiefungen, welche von Knochenflächen umschlossen werden, Höh- len, cavitates. a) Zusammengesetzte, compositae, von mehrern Knochen für wich- tige Organe gebildet, als Schädel-, Bückenmarks-, Brust-, ßek- kenhöhle. ß) Einfache, simptices, nur von einem Knochen gebildete. Man un- terscheidet hier: 1) drüben, foveae, tiefe Aushöhlungen , und scharf begränzte Vertiefun- gen , meist von rundlicher Form mit ziemlich weiter Oefmung. Es sind : «. Gelenkgruben, cavitates s. foveae articulares, überknorpelt , ent- weder flache, Dellen, cavitates g/e/ioideae, oder tiefe, Pfannen, cavitates condyloideae , acetabula. An den letztern unterscheidet mau den Grund, ßmdus, und den Rand, Nmbus. ß. Gruben zur Aufnahme von Weichgebilden. 2) Impressiones , Eindrücke, oberflächliche Vertiefungen, meist in brei- ten Knochen und für weiche Theile bestimmt. 3) JFossae, rinnenartige Vertiefungen, welche meisr der Länge nach verlaufen. 4) Sulci, Furchen, wo die Länge der Vertiefung bedeutend die Breite und Tiefe übertrifft; zur Aufnahme von Gcfässen, Nerven und Sehnen. 5) Sinus, antrum, grössere Knochenhöhle in der Knochensubstanz , mit Oeffnungen nach aussen und mit Schleimhaut ausgekleidet. 6) Cellulae, Zellen, fächerförmige Höhlen von geringerer Geräumigkeit, welche unter einander und mit grössern Höhlen in Verbindung stehen. Sie sind mit dünner Schleimhaut ausgekleidet. Qeffnutjgen an der Ober- fläche der Knochen. - 122 - b. Zwischenräume au Knochenrändern. 1) Incisura, Einschnitt, eine Aushöhlung am Knochenrande, als ob ein Stück herausgeschnitten wäre. 2) JFissura, Spalte, als ob ein Schnitt, Riss, in den Knochen gemacht wäre. III. Wirkliche Durchbrechungen der Knochenm&sse«, perforationes; Aufhebung der Conlinuität eines Knochens durch seine ganze Substanz hindurch. 1) Voramen, Loch, führt durch den Knochen hindurch oder in eine Höhle desselben. Es erhält den Beinamen von seiner Gestalt (ovale, rotundumj, oder demTheile, zu welchem es führt und an welchem es liegt, oder yon seiner Be- stimmung. Ist es die Oeffnung eines Kanales , dann wird es besser apertura genannt. 2) Canalis s. ductus , Kanal, wenn die Entfernung von der äussern zur in- nern Oeffnung von einiger Bedeutung ist. Verbindun- gen der Knochen. Unbewegt, Knochen- Verbindun- gen. III. Verbindungen der Knochen unter einander, con- junctio3 junctura3 neacus ossium. Ihrem Zwecke gemäss sind die einzelnen Knochen auf verschiedene Art unter einander verbunden, wonach sich auch die Struktur der an ein- ander stossenden Theile derselben richtet. Im Allgemeinen ist die Ver- einigung zweier Knochen doppelter Art, entweder unbeweglich oder beweglich, was aber auf verschiedene Weise bezweckt wird. I. Unbewegliche Verbindung, synarthrosis » bei welcher die Oberflächen, welche die Knochen einander zukehren, in allen Punk- ten fest an einander haften. a. Unmittelbare Synarthrose, ohne einen Zwischenkörper, ist ganz unbeweglich. i) Sutura, Naht. Hier greifen zackige , rauhe gezähnte Bänder so in einander, dass die Zacken des einen in die Vertiefungen des andern Kuocheus zu liegen kommen. Kommt nur zwischen den Kopfknochen vor. Man unterscheidet eine wahre und eine falsche Naht. ««. Sutura vera, bei welcher die Zacken deutlich und bedeutender ausgeprägt sind. Sie findet sich zwischen den Schädelknochen und ist fester als die spuria. a) Sutura dentata, gezahnte Naht, wenn die Zacken parallel laufende, lauge Spitzen bilden , wie bei s. sagiitalis. ß) Sutura serrata, wenn die Zacken kleiner sind und mit ihren Spitzen schräg über einander liegen , wie bei einer Säge ; bei s. cnronalis. y) Sutura Hmbosa, wenn die Zacken seitwärts wieder kleinere haben , wie bei s. lambdoidea. bb. Sutura spuria s. notha, bei welcher die an einander liegenden Knochenrän- der ohne merkliche Zacken und Vertiefungen , nur rauh, sind, wie an den Gesichtsknochen. et) Sutura squamosa, der zugeschärfte Band des einen Knochens ist schup- penartig über den des andern hinweggeschoben. ß) Harmo?iia, wenn sich 2 nur etwas rauhe Bänder an einander legen. Zwischen den eine Naht bildenden Knochenrändern liegt eine dünne , kaum merkliche Lage knorpliger (Nahtknorpel, welcher mit dem Periosteum zu- sammenhängt) oder häutiger Substanz, welche die Fortpflanzung eines Stosses von einem Knochen zum andern massigen und Knochennsse aufhalten kann. Im Alter verschwinden viele der Suturcn , indem die durch sie verbundeneu Knochen in einen zusainmenfliessen (s. b. knöchernem Kopfe). — 123 — 2) Cfomphosis, Einkeilung, (yo/t^o?, der Keil), wo ein Knochen in den Unlje-wegli- andern , wie ein Keil oder Nagel eingeschlagen ist. So stecken die zapfenför-c^*J^JJ^"' migen Wurzeln der Zähne in den Kiefern ; doch liegt hier noch eine dünne Haut gen. zwischen beiden. b. Mittelbare Synarthrose, durch einen Zwischenkörper, lässt nach der Elasticität dieses Körpers eine geringe Bewegung zu. 3) Synchondrosis , Knorpelhaft, Knorpelfnge (avv und xÖvöqoi;, der Knorpel), Symphysis (ov/nq.vo), ich wachse zusammen). Zwischen 2 platten Knochenflächen ist entweder ein wahrer Knorpel oder ein Faserknorpel einge- legt , welcher fest mit beiden Flächen verwächst. Nach der grössern oder gerin- gem Elasticität dieses Zwischenkörpers , abhängig von seiner Dicke und Weich- heit , findet eine geringe Beweglichkeit Statt. 4) Syndesmosis, Bandhaft (ovvdeö/uoc;, das Band), bei welcher 2, dicht an einander liegende Knochen durch kurze , straff von einem zum andern ge- zogene Bänder vereinigt sind. II. Bewegliche Verbindung, JDiarthrosis (dia, .durch, Bewegliche und ag&qov, Gelenk), Gelenkverbindung. Hierbei, können 2 ein- ^no.clien- ander berührende Knochen mit ihren glatten überknorpelten Oberflächen gen. sich an einander hin und her bewegen, sie bilden ein Gelenk, articu- lus. Diese Verbindung geschieht durch Bänder, ligamenta, welche sich neben den einander berührenden Knochenflächen festsetzen. Sie verhal- ten sich nach der Art der Diarthrose verschieden, überall findet sich aber eine mit Gelenkschmiere gefüllte Synovialkapsel und ein Kapselband, wel- ches durch eins oder mehrere Bänder, nach dem Grade der Beweglich- keit, verstärkt wird. Man unterscheidet nach der Art und dem Grade der Beweglichkeit die folgenden Diarthrosen. 1) Amphiarthrosis , straffes Gtelenk , wenn 2 platte, meist kleine Gelenk- oberflächen nur wenig an einander hin und her gleiten können, was durch kurze, straffe, nicht nachgiebige Bänder bezweckt wird. Z. B. an der Hand- und Fusswurzel. 2) Hotatio, troehoides, Roll-, Drehgelenk (rjpo^o'c, das Rad), wo sich ein Knochen nur in einem halben Kreise oder } , entweder um sich selbst, oder um einen ihm parallel liegenden andern bewegen kann. Hierbei dreht sich entweder ein langer Knochen in einem Ringe , oder ein Knochenring dreht sich um einen cylindrischen Knochen. Der eine dieser Knochen ist mit einer halb- mondförmig ausgeschweiften Gelenkfläche versehen, der andere bildet ein Köpfchen , welches von einem ringförmigen Bande umgeben wird. Am Vorder- arme die Speiche , der Atlas um den 2. Halswirbel. 3) Cringlymus, Uewimlc , Winkel-, Charaier-, dewerogelenk (ylyykv/.toq , Thürangel), bei welchem sich ein langer Knochen mit seinem Ende an dem eines andern in einer Richtung nur so bewegen kann , dass er einen Winkel beschreibt. Bei einem solchen Gelenke ist also nur Beugung, flexio, und Streckung, extensio, möglich, alle Seitenbewegung ist aufgeho- ben, deshalb hier auch noch Seitenbänder. Gewöhnlich greifen die Gelenkenden in einander ein ; das eine, um welches sich das andere bewegt, ist meist rollen- förmigj, hat die Gestalt eines querliegenden , halbdurchschnittenen Cylinders, - das andere Ende zeigt eine Vertiefung mit einer Erhabenheit vorn und hinten. 4) Arthrodia, freies Gelenk. Hier kann sich ein Knochen an dem andern nach allen Richtungen hin bewegen , so dass er einen kegelförmigen Raum um- schreibt. Er kann sich in 2 , sich rechtwinklig durchkreuzenden , Richtungen beugen und strecken , wodurch Bewegungen nach 4 Richtungen hin , welche man Beugung, Streckung, Ab- und Adduktion nennt, hervorge- bracht werden. Gehen diese in einander über, so wird ein kegelförmiger Raum beschrieben. In einem solchen Gelenke bewegt sich ein gewölbtes Knochen- ende in einer ausgehöhlten Grube ; je grösser hierbei der Gelenkkopf im Ver- hältniss zur Grube, je runder er und je flacher sie ist, desto freier wird die - 124 — Bewegliche Bewegung. Diese jetzt beschriebene Art von Gelenk nennt man noch be- VÄ£T schränkte Arthrodie. Die freieste Arthrodie, das Kugelgelenk, ist eine Verbindung der Arthrodia mit Rotalio, bei welcher der Knochen nicht nur die Bewegungen nach jenen 4 Richtungen hin ausführen , sondern sich auch um seine Axe oder eine dieser parallele Linie drehen kann. Hier muss das Ende des sich bewegenden Knochens kugelförmig gestaltet sein, das des andern eine Grube darstellen, welche, wenn sie tiefer ist (acetabulum, Pfanne) und fast den ganzen Kopf um- fasst, ein Nussgelenk, enarthrosis , bildet. — Um diese Gelenke liegt nur ein geringer Bandapparat , meist nur Kapselbänder , damit die Bewegungen durch sie nicht gehemmt werden. NB. Ueberfliissig ist die Annahme folgender Verbindungen: a) Syntenosis, Verb, durch Sehnen (Kniescheibe), und b) Synneurosis (Brustbein). Beide sind durch die syn- desmosis ersetzt, c) Synimesis, Verb, durch Membranen (Kopfknochen) und d) Sys- tarcosis, Verb, durch Fleisch (Schulterblatt) , existiren nicht, e) Sy?iostosis, d.i. Zusammenfluss zweier Knochenstiicken. IT. Geschichtliche Notizen über die Osteotomie. Hippocrates giebt dreierlei Arten von Schädelbildung an : nachdem nämlich das Vorder- oder Hinterhaupt, oder beide Seiten mehr hervorragen ; hiernach richte sich auch die Beschaffenheit der Nähte, welche entweder ein T oder H oder X bil- den. Auch kennt er die Dipl oe der Kopfknochen und das Kiefergelenk. — Vor Aristoteles kannte man die Wirbel, deren Zahl nicht immer dieselbe sein sollte, die Schlüsselbeine, Rippen, das Schulter-, Ellenbogen-, Hüft- und Kniegelenk. Von der Hand und dem Fusse wird nur gesagt, dass sie viele Gelenke besitzen ; auch eine Feuchtigkeit wird erwähnt, welche die Gelenke schlüpf- rig erhält (Synovia). — Cehus lieferte einen kurzen Abriss der Osteologie als Einleitung zu der Lehre von den Verletzungen und Krankheiten der Knochen, der freilich noch sehr unvollkommen ist. So wird kein Fortsatz am Schulterblatte er- wähnt und das Becken als ein Knochen, coxarum os, betrachtet. — Rufus von derKno-6 Ephesus ist in vielen Stücken genauer als Celsus; Galen empfiehlt das Studium der chenlehre. Osteologie sehr, erwähnt die künstlichen Zusammenfüguugen der Knochen unter dem Namen axeksroq , erklärt mehrere Kunstwörter in dieser Lehre und die verschie- denen Arten der Knochenverbindungen und beschreiht die einzelnen Knochen. — Alex. Achillini entdeckte 1480 p. Chr. den Hammer und Ambos im Ohre ; Vesal un- tersuchte besonders die Schädelknochen , von denen er 8 angiebt ; Berengar und Ingrassias richteten ihr Augenmerk vorzüglich auf das Keilbein; letzterem ist auch die Entdeckung des Steigbügels zuzuschreiben. Fallopia beschrieb das Schienbein genauer; Alber ti zeigte zuerst die Wormschen Knöchelchen und Paaw das ossi- culum St/lvii im Ohre. Eustachi entdeckte die luba Euslachii ; den aquaeduetus vestibu/i, die lamina spiralis , die scala Cochleae und den canalis Fallop. kannte Fallopia; den Vorhof (forum nielallicum) entdeckte Vesal. — Die Osteologie und die Lehre von den Knochen des Foetus bearbeitete Koy ter. Die morphographisehe Kenntniss der Knochen findet sich schon bei den Anato- men aus der Italienischen Schule ziemlich vollkommen und die Entdeckungen der neuern Zeit in diesem Zweige der Anatomie beziehen sich nur auf den feinem Bau und die Entwicklung der Knochen. Von den mikroscopis-chen Bestand- teilen des Knochengewebes sind nur die Markkanälchen den altern Anatomen bekannt gewesen. Leeuwenhock scheint auch die Knochenkörperchen und Kalk- kanälchen gesehen zu haben; er unterscheidet 4 Arten von Röhrchen im Knochen. Spätere Forscher betrachteten die Kanälchen als Fasern , welche sie sich entweder zu Lamellen oder zu Netzen vereinigt dachten. Eine neue Aera für die Untersuchun- gen des Knochengewebes begann durch Purkinje, unter dessen Leitung Deutsch seine Dissert. depenil. oss. slruclura 1834 schrieb. Er stellte zuerst die Elementar- lamellen dar und entdeckte in diesen die Kalkkanälchen ; die Knochenkörperchen, deren Bedeutung ihm nicht klarwurde, beschrieb er als rundliche Flecke. Trevi- ranus betrachtete dieselben als Lücken zwischen den Lamellen , die mit Flüssigkeit gefüllt schienen; Miescher zeigte, dass in ihnen Ralkerde deponirtist und dass sie zackig sind. Erst Müller ermittelte den Uebergang der Knochenkörperchen in die Kalkkanälchen, und bewiess, dass auch ausserhalb dieser organa chalicophora in — 125 — dem Knochenknorpel (Zwischensubstanz) Kalkerde enthalten sei , und zwar nur fein aKn*£bfn zerlheilt , nicht chemisch gebunden. Auch machte derselbe zuerst auf den faserigen ^kelets. Bau des Knochenknorpels aufmerksam. Allgemeine Uehersicht der Knochen des menschlichen Körpers. Alle Knochen des menschlichen Körpers, nach ihrer natürlichen Lage mit einander vereinigt, bilden das Gerippe, oder Skelet, scelelus oder sceletum, welches ein natürliches, sceletum natu- rale, heisst, wenn es durch seine natürlichen Verbindungsmittel zusammengehalten wird, dagegen ein künstliches, sceletum ar- tif letale, wenn dazu Draht oder andere mechanische Hülfsmittel verwendet werden. Das Gerippe ist ganz symmetrisch gebildet und kann durch einen Längenschnitt, welcher von oben nach unten durch die Mitte läuft, in 2 ganz gleiche Hälften getheilt werden. Deshalb sind alle Knochen, die an der Seite liegen, doppelt vor- handen, paarig, diejenigen aber, welche sich in der Mittellinie be- finden, unpaar. Die letztern sind aber dann durch diese Linie in 2 gleiche Hälften getheilt. Diese Symmetrie zeigt sich auch bei der Ausbildung des Skelets, denn die sich entsprechenden Knochen bei- - der Seiten entstehen zu derselben Zeit und wachsen in demselben Grade. Das Gerippe zerfällt in 3 Hauptabtheilungen, in: 1) den Kopf, 2) Rumpfund 3) die Gliedmaassen. I. Kopf, caput, der oberste Theil des Skelets, welcher auf den kKo?f~ Halswirbeln aufsitzt, besteht aus den Knochen des Schädels und des Gesichts. A. Schädelknochen, ossa crami, bilden die Hirnschale, eine ovale Kapsel für das Gehirn. Es sind nach vollendetem Wachsthum 7 Stück, oder, werden die 6 Gehörknöchelchen dazu gerechnet, 13. 1) Os frontis, Stirnbein, bildet den vordersten Theil des Schädels. 1 u. 3) Ossa p artet alia s. bregmatis, Scheitel- oder Seitenbeine, liegen am obern gewölbten Theile des Schädels. 4) Os basilare, Grundbein, welches durch die Verwachsung des os occi- „ «... . pitis, Hinterhauptsbein, und os sphenoideum, Keilbein, gebildet wird, knochen" und auf dem Grunde des Schädels liegt. # 5 u. 6) Ossa temporum, Schläfenbeine, liegen zu beiden Seiten des Schädels und jedes enthält in seinem Innern 3 Gehörknöchelchen : mallem, Hammer, ineus, Amboss, und stapes, Steigbügel. 7) Os ethmoideum, Siebbein, dessen Lage vorn unter dem Stirnbeine ist. B. Gesichtsknochen, ossa faciei, 15 Knochen, welche vorn unter der Gehirnkapsel das Gesicht bilden, und in welchen Höhlen für den Ge- sichts-, Geruchs- und Geschmackssinn liegen. 1 u. %) Ossa maocillaria superiora, Oberkieferbeine, bilden den gröss- ten Theil des Gesichts ; jedes ist mit 8 Zähnen (2 Schneide-, 1 Eckzahn und Knochen 5 Backzähnen) versehen. 3 u. 4) Ossa palatina, Gaumenbeine, liegen hinter den vorigen. — 126 — Ueberslcht 5 u. 6) Ossa aygomatica s. jugalia, Wangenbeine, an der äussern Seite d. Knochen. des Oberkiefers. 7 u. 8) Ossa lacrymalia, Thränenbeine, an der innern Augenhöhlenwand. 9u.l0) — was«, Nasenbeine, liegen an der Wurzel der Nase. llu.12) — turhinata s. conchae inferiores, untereNaiSenmuschelri. 13) Vomer, Pflugscharbein, trägt zur Bildung derNasenscheidewand bei. Gesichts- 14) Os maacillare inferius, Unterkieferbein, der unterste Knochen knochen. des Gesichts mit 16 Zähnen (4 Schneide-, 2 Eck- und 10 Backzähnen). 15) Oshyoideum, Zungenbein. II. Rumpf oder Stamm, truncus3 wird von den folgenden Knochen aufgebaut. A. Wirbelsäule, Rückgrath, columna s. spina dorsi s. vertebrarum, bildet die Grundlage des Rumpfes, liegt an seinem hinlern mittlem Theile und besteht aus 26 unpaaren Knochen. Rumpf- 1—24) Vertebrae, Wirbelbeine, sind 7 Hals-, 12 Brust- und 5 Lenden- knochen, wirbel. 1 — 7) Vertebrae colli s. cervicis, Halswirbel, von welchen der 1 . A t - las und der 2. Epistropheus genannt wird. 8 -19) Vertebrae dorsi s. thoracis, Brustwirbel, mit denen die Bippen in Verbindung stehen. 20 — 24) Vertebrae lumborum s. abdominis , Lenden- oder Bauch- wirbel. 25) Os saerum, heiliges oder Kreuzbein, liegt zwischen dem letzten Len- denwirbel und dem Steissbeine. 26) Os coecygis, Steissbein , Schwanzbein, ist das spitzige, nach innen gekrümmte Ende der Wirbelsäule. B. Knochen des Brustkastens, ossa thoracis, 25 an Zahl. 27) Sternum, Brustbein, bildet die vordere Wand des Brustkastens. 28 — 51) Costae, Kippen, von denen auf jeder Seite 12 iu einer Reihe über ein- ander liegen. C. Beckenknochen, ossa pehn's, sind nur 2. 52u.53) Ossu innominata s. pelvis s. coacarum, Beckenknochen; bei Erwachsenen besteht jeder dieser Knochen aus einem Stücke, früher aber aus 3 Theilen , von welchen jeder einen besondern Namen führt , nämlich : a) Os Hei-, Darmbein, ß) Os ischii, Sitzbein und y) Os pubis, Schaambein. III. Crliedmaassen, eactremitates3 sind entweder obere, die zu beiden Seiten des Brustkastens herabhängen, oder untere, die sich vom Becken nach dem Fussboden hin erstrecken. A. Obere Gliedmaassen, extremitales superioi^es, Arme, brackia. SeÄ"t"- Ein jeder Arm zerfällt in 4 Abtheilungen, in die Schulter, den Ober- mWäten. arm, Vorderarm und die Hand, welche alle zusammen aus 34 Knochen zusammengesetzt werden. a. Schulterknochen, ossa humeri: 1) Clavicula, Schlüsselbein, zwischen Brustbein und Schulterblatt. 2) Scapula, Schulterblatt, liegt hinten am obern Theile des Rückens. b. Oberarmknochen, os brachii: 3) Os humeri s. brachii , Oberarmknochen. c. Vorder- oder Unterarmknochen, ossa antibrachii : 4) Mail ins. Sp eiche, am äussern Rande, welcher in der Richtung des Dau- mens läuft. 5) tJJna, Ellenbogenbein, am innern oder kleinen Fingerrande. — 127 — d. Handknochen, ossa manus, liegen in 3 Abtheilungen, als Hand- Uebersicht wurzel-, Mittelhand- und Fingerknochen, beisammen. Die Zahl aller ' noc en' Handknochen ist, 29. a) Handwurzelknochen, ossa carpi, 8 an Zahl; 6) Os naviculare, Schiffbein; 7) — tunatum, M o n d b e i n ; 8) — triquetrum, dreieckiges Bein; Knochen der 9) -pisiforme, Erbsenbein; ^3*5T 10) — multangultim majus, grosses vieleckiges Bein; 11) — mult unguium minus , kleines vieleckiges Bein; 12) — capitatum, Kopfbein, und 13) — hamatum, Hackenbein. ß) Mittelhandknochen, ossa melacarpi, 5 Stück, für jeden Fin- ger einer. 14 — 18) Ossa metacarpi , Mittelhandknochen. y) Fingerknochen, ossa digitorum. Jeder Finger hat 3 Glieder, Knochender pkaianges, nur der Daumen 2, und jedes besteht aus einem Kno- u^mitnäten" chen, also wäre die Zahl aller Fingerknochen 14, wozu noch 2 Sesambeinchen kommen, die am Gelenke des Daumens liegen. 19 — 32) Ossa phalangum s. digitorum »Knochen derFinger. - 33u.34) — sesamoidea, Sesambeinchen. ß. Untere Gliedinaassen, Beine, Füsse, extremitates inferiores s. pedes. Jedes Bein zerfällt in den Oberschenkel, Unterschenkel und Fuss, und besteht aus 32 Knochen. a. Oberschenkelknochen, ist nur einer: 1) Osfemoris, Oberschenkelbein. b. Unterschenkelknochen, ossa cruris: 2) Tibia, Schienbein, liegt an derinnern Seite, gegen die grosse Zehe hin. 3) Fibula s.Verone, Wadenbein, an der kleinen Zehenseite. 4) Patella, Kniescheibe. c. Fussknochen, ossa pedis, sind 28 und werden in die der Fuss- wurzel, des Mittelfusses und der Zehen eingetheilt. «) Fusswurzelknochen, ossa tarsi, sind 7: 5) AstragaluSf Knöchel- oder Sprungbein; 6) Calcaneus, Fersenbein; 7) Os naviculare , Kahnbein; 8) — cunei forme primum | 9) — — — secundum\ Keilbeine, 1.2. u. 3. 10) — — — tertium ) 11) — cuboideum, Würfelbein. ß) Mittelfussknochen, ossa metatarsi, 5 Stück. 12 — 16) Ossa metatarsi; für jede Zehe ein solcher Knochen. y) Zehenknochen, ossa digitorum pedis, verhalten sich wie an der Hand. 17 — 30) Ossa phalangum, s. digitorum pedis, Zehenknochen. 31u.32) — sesamoidea, Sesambeinchen, an der grossen Zehe. Hiernach hält: der Kopf 28, derKumpf 53, die Gliedmaassen 132 (die obern 68, die untern 64) Knochen und es ist also die Summe aller Knochen des Skelets 213 (ohne die 32 Zähne, aber mit den 6 Gehörknöchelchen). Von diesen liegen 33 in der Mittellinie des Körpers (24 Wirbel , das Kreuzbein, Schwanz- bein, Grundbein, Stirn-, Sieb-, Unterkiefer-, Pflugschar-, Zungen- und Brustbein), sind also unpaar ; die übrigen sind paarig und befinden sich an den Seiten. — 128 - Bildung und Ausbildung des Knochensfeelets. Entstehung Es scheint, als ob diejenigen Knochen zuerst ihre knorplige Grund- es! S. ii5).S 'aSe bekämen, welche Höhlen für wichtigere und schon anfangs grössere Organe bilden, wie für das Herz, Rückenmark und Gehirn. Doch fan- gen sie nicht in derselben Ordnung an zu verknöchern, wie sie als Knor- pel entstanden; am frühesten zeigt sich die Verknöcherung in den Knor- peln, welche später nicht dicke Knochen bilden und mehreren Muskeln zum Ansätze dienen, damit sie durch deren Contraktionen nicht verun- Reihenfolge, staltet werden. — Den ersten Knochenkern findet man im Schlüsselbeine, Knochen schon um die Mitte des 2. Monates, von hier schreitet noeh vor Ende verknöchein.jjjejjes 0der zu Anfange des 3- Monates die Verknöcherung fort auf die Rippen, den Unter- und Oberkiefer, dann auf die dünnen Mittelstücke der Röhrenknochen und auf das Schulterblatt. Etwas später, im 3. oder zu Anfange des 4. Monates, bilden sich Ossificationspunkte im Stirn-, Hin- terhaupts-, Scheitel-, Keil-, Gaumen- und Wangenbeine; ferner verknö- chern die platten Stücken der Beckenknochen, die Bogen der Wirbel, dann die Körper derselben und die Mittelhand- und Mittelfusskuochen. Noch später folgt der Anfang der Verknöcherung im Kreuzbeine und in den Phalangen der Finger und Zehen; zu Ende des 4. Monates in den Gehörknöchelchen, gegen Ende des 5. oder im 6. im Brustbeine, in den Seitentheilen des Siebbeins, im Thränen-, Sitz- und Schaambeine und in der untern Nasenmuschel. Jetzt zeigen sich auch die ersten Spuren der Ossifikation in den grössern Fusswurzelknochen. Nach der Geburt erst gehen in Knochen über: das Mittelstück des Siebbeins, das Zungen- und Steissbein, die Handwurzelknochen, die Kniescheibe, die kleineren Fusswurzelknochen und die Sesambeinchen. Das Verhältnis?, der Grösse der verschiedenen Abtheilungen des Skelets ändert sich während der verschiedenen Lebensalter bedeutend. So ist der Kopf im Verhältnisse zum Rumpfe, und die Hirnschale im Verhältnisse zum Gesichte um desto grösser, je jünger der Mensch ist. Nach Sömmerring bildet er im 2. Monate des Embryolebens fast 4-, im AlteiBverän- reifen Kinde i, im 3. Lebensjahre -i und bei Erwachsenen -| Theil des d deskn]e? übrigen Körpers. Je jünger der Mensch ist, nm so kleiner sind die Ge- sichtsknochen zur Hirnschale, um so grösser hingegen die Gehörorgane zur Hirnschale und die Fontanellen ; desto niedriger und flacher ist der untere Theil des Gesichts. — Der Rumpf ist im Verhältniss zu den kleinen Armen und den noch kleinern Beinen bei Kindern desto länger, je jünger sie sind. Dies rührt daher, weil die in seinem Innern liegen- den Organe schon eine beträchtliche Grösse erlangten. Vorzüglich zeich- net sich aber der Brustkasten deshalb noch vor dem Becken aus. — Die Arme und besonders die Beine sind desto kürzer, je jünger der Mensch ist; Hand u. Fuss sind im Verhältnisse zum Vorder- u. Oberarme und Unter- und Oberschenkel desto grösser, je jünger der Embryo ist. I. Verschiedenheit des Gerippes nach dem Alter. A. Das Skelet des Neugebornen ist nui* erst zum Theil ver- knöchert und auch der wirklich schon verknöcherte Theil desselben noch dünn und biegsam. — 129 - 1) Kopf. Am vollkommensten verknöchert sind hier die Gehörknöchelchen , das Altersver- Labyrinth und der Theil des Felsenbeines, welcher die Paukenhöhle bildet, nächst "te^1!!"1'61' diesen der Unterkiefer. Der Kopf ist noch ohne Nähte ; die einzelnen Schädelkno- Skelets. chen sind durch das Pericranium , Knorpelstreifen und die dura mater zusammen- gehalten ; die Winkel derselben sind nicht ausgebildet, sondern noch abgerundet und lassen die Fontanelle zwischen sich. — Das os fröntis ist noch in 2 Hälften getheilt und noch ist keine Spur der Stirnhöhlen vorhanden; das os oeeipitis be- steht noch aus 4 Stücken (pars oeeipilaliß, basilaris und partes condyloideaej, das os sphenoideum aus 3 Stücken (aus dem mit den beiden kleinen Flügeln ver- wachsenen Körper und den beiden Seitenflügeln) und hat keine sinus im Körper; die ossa parieialia sind noch nicht viereckig, haben ein faseriges Ansehen und in der Mitte eine bedeutendere Erhabenheit ; das os lemporum besteht aus 4 Stücken Skelet des (Felsentheil, Zitzentheil, Schuppentheil und dem annülns lympani) : das os elh- Neugeboi-.. moideum ist noch in 3 Theile getheilt, von denen der mittlere ganz knorplig ist und die Seitentheile nur wenig Spuren von Verknöcherung zeigen. Die Oberkiefer zeigen noch eine Spur des dagewesenen Zwischenkiefers, sind niedrig, enthalten die Zellen für 2 Schneidezähne , für den Eckzahn und 2 Backzähne , und eine deut- liche, jedoch noch sehr unbedeutende Highmorshöhle; die ossa ■palatina sind sehr niedrig, wenig ausgebildet, bestehen aber schon aus einem Stücke ; die ossa zygo- matica haben eine noch sehr unbestimmte Form, ebenso die ossa tiasi; die ossa iacrymalia sind weiter ausgebildet, als die übrigen Gesichtsknochen; der vomer ist niedrig und aus 2 parallelen Blättern bestehend ; die conchae inferiores sind sehr klein und unvollkommen; die maxilla inferior ist niedrig und in 2 Hälften getheilt, und enthält die 12 mittlem alveoli. In den obern und untern Zahnzellen finden sich schon die gallertartigen Keime der 20 Milchzähne und der 4 diesen zunächst stehenden Backzähne. 2) Mwinpf. Der Atlas besteht aus 2 Knochenstücken , deren Kerne beide im hin- tern Bogen liegen; der Epistrop/ieus zeigt 4 Knochenstücke (Körper, Seitentheile und Zahn) ; der 7. Halswirbel 5 Knochenstücke; die übrigen Wirbel haben 3 Kno- chenstücke (Körper und Seitentheile); das os sacrum hat 21 Knochenkerne, von denen jedem der 3 obern falschen Wirbel 5 , jedem der 2 untern 3 zukommen ; das os coecygis ist noch ganz knorplig. Das sternum, noch sehr knorplig, besteht aus dem manubrium mit 1 Knochenkern, dem corpus mit 3 oder 4 Knochenkernen, und dem knorpligen processus xiphnides. Die costae sind vollkommen verknöchert, doch das capitüium und tuberculum noch nicht ausgebildet; die ossa pelvis zeigen ihre 3 durch Knorpel verbundenen Knochenstücke , das forarüen ovale ist weniger eckig. 3) Extremitäten. Die clavicula ist im Verhältniss zum Arme gross und in der Verknöcherung weit vorgeschritten, nur die Enden sind noch knorplig ; die scapula hat noch keine knöchernen Fortsätze ; die Knochen des Ober- und Unterarms, so wie die des Ober- und Unterschenkels sind nur im Mittelstücke knöchern ; eben so die ossa metacarpi, metalarsi und digilorum manus et pedis. Von den Fusswur- zelknochen haben nur der astragalus und calcaneüs Knochenkerne , die übrigen ossa carpi und tarsi sind, so wie die patella, ganz knorplig. B. Im Skelete eines Menschen in den Pubertätsjahren sind vollendet: der Kopf (nur der 5. Backzahn fehlt gewöhnlich noch), der Atlas, das Zungenbein, die Hand- und Fusswurzelknochen, die Phalan- gen der Finger und Zehen, die Kniescheibe, Sesambeinchen und das Steissbein. — Nicht vollendet: die 6 übrigen Halswirbel (deren An- salze an dem Körper noch nicht völlig verschmolzen sind) und noch weni- I^kolft dfS ger die Rücken- und Lendenwirbel (zeigen noch einen Knochenkern im Stachel Fortsätze), die clavicula (hat noch epip/iyses), die scapula (hat an ihrer obern und untern Ecke noch eine epiphysis), das os brachii (hat oben eine epiphysis und unten ist der condylus internus noch nicht vollendet), alna und radius, so wie die ossa melacarpi und metatarsi (haben am untern Ende noch epiphxjses). Am os pelvis sind die crista Bock's Anat. I. g — 130 — Aiteruver- ilei, spina anterior inferior und das tuber ischii noch abgesonderte 8ehten *&&?* "Knoehenstücke ; das os sacrutn zeigt noch schwache Spuren seiner Zu- Skelets. sammensetzung. Am os femoris sind die beiden Trochanteren und die Condylen noch abgesondert, auch der Kopf zeigt noch Spuren sei- ner Trennung; die tibia und fibula haben noch Epiphysen. Am spä- testen verknöchern : die crista ilei, die Spitze der Stachelfortsätze der Brust- und Lendenwirbel und zuletzt der untere Winkel des Schulter- blatts. C. Das Skelet des Greises hat an Grösse verloren (besonders die Knochen der Extremitäten und die Wirbelsäule), mehrere Kno- chen desselben sind verschmolzen (wie die untere Nasenmuschel mit dem os ethmoideum und maxillare, das os coccygis mit dem os sacrum, die Schädel- und Gesichtsknochen unter einander, so dass die Nähte ver- schwinden), und die Knochenöffnungen für Gefässe und Nerven sind enger geworden. Der Schädel wird leichter und kleiner und zwar so, dass er an | der Schwere, die er im Mittelalter hatte, verliert, und im senkrech- ten Queruinfange (von einem processus mastoideus über den andern her- über), im horizontalen Umfange (in der Höhe des untern Theiles der Skelet des Stirn) und im Längendurchmesser, nicht aber im senkrechten Längenum- Greises. fange (jn (jer Mittellinie) und im Querdurchmesser abnimmt. Die Schä- delknochen sind dünner; die sutura sagitlalis verschwindet zuerst, die lambdoidea zuletzt; die sinus frontales sind weiter, so dass die tubera frontalia und arcus superciliares mehr hervorragen und die glabella eingesunkener ist. Die sinus mastoidei schliessen sich zuweilen und dann wird die Trommelhöhle enger, die Gehörknöchelchen sind mit einander verwachsen, die feneslra ovalis ist enger. Die meisten Zähne sind ausgefallen, die noch vorhandenen aber an ihrer Krone abgeschliffen, ohne Schmelz und Spitzen; die Zahnzellenränder sind aufgesogen, so dass die Kiefer wieder so niedrig Avie im Neugebornen sind. Der Unterkie- fer bildet nun einen grössern Bogen als der Oberkiefer, sieht deshalb (besonders mit dem Kinne) vor diesem weit hervor und trifft mit seinem vordem Theile nicht auf denselben (deshalb ist das Kauen so beschwer- lich); der ganze untere Theil des Gesichts ist durch den Verlust der Zähne und Zahnhöhlen weit niedriger. — Die Wirbelsäule hat an Höhe verloren, weil die Wirbelkörper niedriger und die Zwischenwirbel- knorpel dünner geworden sind; häufig ist sie auch gekrümmt (wegen des Uebergewichts der Beugemuskeln über die schwächer gewordenen Streckmuskeln), -r- Der Hals des Schenkelbeins geht mehr horizontal, und der mit dem trochanter major fast in gleicher Höhe stehende Schen- kelkopf tritt in die mehr ausgehöhlte Pfanne tiefer hinein; die Gelenk- flächen am Knie- nnd Fussgelenke sind weniger gewölbt, Schenkel- und Schienbein etwas mehr gekrümmt. II. Verschiedenheit des Gerippes nach dem Geschlechte. Die Verschiedenheiten des männlichen und weiblichen Skelets hängen von den S. 94 angegebenen Unterschieden zwischen beiden Geschlechtern ab und sind beim Weibe folgende: — 131 — 1) Das ganze Skelet — welches, wenn Mann und Weib im 21. Jahre 125— 130 ^.Geschlechts- •wiegen , sich zum Gewichte des ganzen Körpers wie 8,5 : 100 verhält ; beim Manne denhek6! aber wie 10,5 : 100,0 — ist kürzer und schwächer; alle Knochen sind zierlicher des Skelets. geformt, glatter, leichter, mit flachem Gelenkhöhlen und weniger ausgeprägten Vor- sprüngen versehen ; besonders sind die Mittelstücke der Röhrenknochen schwächer und rundlicher. Es stehen der Kopf, die Schultern und das Becken weiter nach hinten. 2) Der Kopf ist im Verhältniss zu allen übrigen Knochen schwerer (beim Weibe sind diese Knochen also zum Schädel leichter und zwar wie 6:1, beim Manne wie 10 : 1 oder wie 8 : 1), dabei runder als im männlichen Skelete und mit weniger Her- vorragungen versehen. Der Kopf des Weibes ist in der Vorder- und Hinterhaupts- region weniger entwickelt, als in der Mittelhauptgegend und durchaus kleiner als der des Mannes. Leuret fand , dass sich der letztere zu dem des Weibes wie 561 Millimetres zu 538 verhalte, ja dass in der Regel der weibliche ausgewachsene Schä- del nur dem des männlichen etwa im 12ten bis 13ten Lebensjahre an Maass gleich- Skelet des kommt. Die Hirnschale , deren Wände dünner sind , ist zu den Gesichtsknochen i, Weibes. grösser, alle ihre Löcher sind enger; die sinus frontales sind enger, die glabella niedriger u. die arcus superciliares weniger vorspringend. Das Gesicht ist kürzer, schmäler und mehr rundlich ; die Stirn ist schmäler und niedriger ; die Augenhöhle verhältnissmässig grösser, dagegen Nasen- u. Mundhöhle enger; das Kinn rund- licher ; der Unterkiefer und das Zungenbein bilden engere Bogen ; die Zahnränder sind mehr parabolisch ; die Aeste des Unterkiefers steigen weniger senkrecht in die Höhe ; die Zähne sind kleiner. 3) Der E&umpf ist im Verhältnisse zu dem Kopfe und den Extremitäten merklich grösser und stellt die Gestalt einer Pyramide dar, deren Basis vom Becken, die Spitze von der Brust gebildet wird. — Die Biegungen der Wirbelsäule sind weniger deutlich, doch ragt sie tiefer in die Brusthöhle hinein ; der canalis spinalis ist geräumiger, die foramina intervertebralia viel weiter. Die Wirbelkörper, besonders die der Lendenwirbel, sind höher; die Brustwirbel sind an den Seiten mehr ausgeschweift, ihre Querfortsätze mehr nach hinten gebogen , ihre Dornfort- sätze schärfer, auch kürzer und absteigender. — Der Brustkasten ist durchaus kürzer; im Ganzen oberhalb (bis zur 4. Rippe) etwas weiter, unterhalb aber enger, beweglicher, fassartiger, weniger kegelförmig, vorn rundlicher (der männliche platt) , nicht wie beim Manne über das Becken bervorragend , und höher über dem Becken liegend (weil die Lendenwirbel höher sind). Das Brustbein ist kürzer und endigt sich in der Horizontallinie zwischen den tiefsten Punkten des 4. (beim Manne des 5.) Bippenpaares, das manubrium ist zum corpus sterni viel grösser und stärker; die Rippen sind beweglicher, dünner, niedriger, weniger gewölbt und mit schärfern Rändern versehen ; ihr hinterer Abschnitt geht weniger allmälig in den vordem über und die Krümmung des erstem ist von der des vordem mehr unterschieden, schneller abgesetzt, wodurch die grössere Schmalheit des Thorax bedingt ist. Nach Meckel sollen die beiden obern Rippen verhältnissmässig und oft absolut grösser sein als beim Manne ; Burdach sagt, dass die Rippen kürzer und mehr spiralförmig gewunden sind. Meist sind die Knorpel der wahren Rippen im Verhältniss zu den knöchernen Rippen etwas länger; die falschen Rippen neh- men in stärkerer Proportion bis zur letzten an Länge ab ; der Ausschnitt zwischen dem 7., 8. und 9. Rippenknorpel bildet nach oben ,zu einen viel spitzeren Winkel. Die 6. Rippe setzt sich mehr an den untern Rand des Wirbelkörpers , während sie beim Manne mehr an der Seitenwand ansitzt. Das Becken ist in allen seinen Durchmessern (s. b. Becken) weiter, niedri- ger, flacher und mehr kugel- oder schüsseiförmig; sein Umfang ist rundlich el- liptisch (der des männlichen Beckens herzförmig); seine Knochen sind dünner und leichter (es wiegt 1 £#., das männliche 2 ^.). Die Beckenknochen haben ge- Weibliches ringere Erhabenheiten und Vertiefungen, aber festere Bänder und sind durch Becken- höhere, breitere und dickere Knorpel verbunden. Die Hüftbeine sind weniger hoch , breiter , steigen weniger steil abwärts , sind mehr nach den Seiten übergebo- gen und sowohl von vorn nach hinten , als von oben nach unten weit weniger aus- gehehlt; in der Richtung von vorn nach hinten divergiren sie beträchtlicher und verlaufen in einem grössern Bogen , als beim Manne ; der Raum von der spina Hei posterior superior zur inferior beträgt beim Weibe 2", beim Manne 1 " 8'", der von Q * — 132 — Geschlechts- der spina anterior superior zur inferior beim Weibe 1 " 10'", beim Manne 1" 3'", ^helten'des1" so ^ass ^e Hüftbeine des Weibes mehr nach hinten gedrängt sind. Das Sitz- Skelets. bein ist kürzer, steigt mehr senkrecht herab, so dass die beiden Sitzknorren, welche grösser und flacher sind , stärker von einander abweichen ; der Raum zwi- schen dem Sitzknorren und der Pfanne ist kleiner, die incisura ischiadica ist grös- ser; das foramen ovale niedriger, breiter, mehr dreieckig und schräger liegend. Das Schambein ist schmäler, der horizontale Ast wendet sich von der Pfanne in einer sanften Wölbung der andern Seite entgegen und erscheint länglicher, der Weibliches absteigende Ast ist mit seiner vordem Fläche mehr nach aussen gerichtet; beide Becken. absteigende Aeste bilden einen stumpferen und mehr bogenartigen Winkel(Scham- bogen, von 90° — 100°, beim Manne 70° — 80°). Das Kreuzbein 4" lang und breit (beim Manne §\" lang und k\" breit), ist um vieles breiter, kürzer und gera- der als beim Manne, weniger gekrümmt, aber mehr nach hinten gerichtet; das Promontorium tritt stärker hervor. Nach Aulenrieth verhält sich die Länge des weiblichen Kreuzbeins zum ganzen Körper wie 54:1000, des männlichen wie 68.1000. Das Steissbein ist schmäler, beweglicher und mit dem untern Ende weniger nach vorn gerichtet. Die Höhle des kleinen Beckens hat einen weiternEin- und Ausgang und ist in ihrer ganzen Höhe ungefähr gleich weit , beim Manne aber nach unten enger. 4) Die Extremitäten sind kürzer. Die Schlüsselbeine sind kürzer und gera- der, und liegen mehr abwärts geneigt (beimManne schräg nach oben). Die S chul- terblätt er sind kleiner, dünner, flacher, mit spitzigem Winkeln , stehen weniger vom Rumpfe ab und und liegen nicht so weit nach vorn. — Wegen der grössern Breite des Beckens stehen die Pfannen und Oberschenkelköpfc weiter aus einander und mehr vorwärts, deshalb laufen die Oberschenkel schräger einwärts, gegen das Knie convergirend , herab. Der Oberschenkelknochen ist mehr nach vorn gebogen und sein Hals macht mit dem Körper nach innen zu einen rechten Winkel, von 125° (beim Manne mehr stumpf, von 135°), der innere Condylus ist grösser, gewölbter und länger. Die Füsse sind kleiner und schmäler. Skeletuildung in der Thierreihe (nach Caras). I. Das Skelet kommt im Thierkörper in einer Sfachen Form vor: uneen nach 'O a's Hautskelet (hierhin gehören alle Schalen, Schuppen, Schilder, Carus. hornige Ueherziige mit ihren Fortsetzungen, als Stacheln, Federn, Haare u. s. w.), durch welches der Thierkörper schärfer gegen das absolut Aeus- sere abgegränzt wird ; — 2) als Eingeweideskelet (hierhin gehören in- nerliche Schalen der Verdauungswege, hornige Ueberzüge, Zähne, knor- plige Luftröhrenringe, Verknöcherungen an den Kanälen der Geschlechts- wege u. s. w.), wodurch der Thierkörper gegen das eingedrungene Aeussere schärfer abgegränzt wird; — 3) als Nerven skelet, oder gemeiniglich schlechtweg Skelet genannt (hierher gehören die Knochen der Rücken- und Schädel-Wirbelsäule mit den von ihnen ausgehenden rippenartigen und Gliedmaassenknochen der Hirnlhiere), welches die Hauptnervenmassen gegen die übrige Thiersubstanz vollkommener begränzt. II. Die Substanz dieser 3 Skeletformen ist: a) für das Hautske- let: entweder kohlensaurer Kalk (so in den Ei-, Muschel-, Schnecken- und Krebsschalen), oder Hornsubslanz (in den Schalen der Insekten, in den Schuppen, Federn und sämmtlichen Oberhautgebilden; b) für das Einge- weideskelet: entweder kohlensaurer Kalk (in den innern Schalen und Zahngestellen der Echiniden, Krebse und einiger Schnecken), oder Knor- pel (vorzüglich in den Kehlkopf- und Luftröhrenringen), oder auch phos- phorsaurer Kalk (in den Zähnen); c) für das Nervenskele t: meist phos- phorsaurer Kalk (in den Knochen und Knorpeln der höhern Thiere). — 133 — III. Vorkommen dieser Skelete. Das Hautskelet ist das erste in SkeletJUd- der Thierreihe auftretende, aber auch das niedrigste, und sobald es sieh Acorus. stark entwickelt, durch Erstarrung der ganzen Thierfläche eine niedere Sensibilität bedingend. Ihm ziemlich hierin gleichkommend ist das Ein- geweideskelet. Das letzte in der Thierreihe, aber in sich selbst auch das höchste, ist das Nervenskele t, da es mit Stetigkeit zuerst nur in den Hirnthieren sich entwickelt. IV. Die Urform dieser Skelete ist die Wirbelform. Schon Oketi sagte: „das ganze Skelet ist nichts als ein Wirbel;" Carus wiess die wirkliche Begründung aller Skelettheile durch Wirbel oder Wirbeltheile im Einzelnen nach (Ur-Theile des Knochen- und Schalengerüstes. 1828). — Letzterer unterscheidet 3 Grundformen der verschiedenen Wirbelgebilde, nämlich: 1) Urwirbel, welche anzusehen sind als Elemente gewisser kugelförmiger Umschliessungen einzelner Abtheilungen des Thierkörpers. Sie sind vorzüglich eigenthümlich dem Hautskelete, wo sie in Form wirk- licher mehr oder weniger getheilter Hohlkugeln das ganze Thier einschlies- u^g]"(dses sen, oder, sich mehrfach wiederholend, einzelne Leibesringe um gewisse Abtheilungen des Thierkörpers bilden. Eben so begründen sie die ring- förmigen Auskleidungen innerer Kanäle am Eingeweideskelet, und endlich beruhen in Urwirbeln alle rippenartigen Umschliessungen von Eingeweide enthaltenden Höhlen am Nervenskelete. — 2) Secun darwirbel, durch Wiederholung des Urwirbels begründet, sind vorzüglich dem Nervenskelete eigen (am stetigsten als Rückenwirbel entwickelt). — 3) Tertiarwir- hel, entstehen zunächst als Verbindungsglieder des Gegensatzes von Ur- und Secundarwirbeln, und eben deshalb ändert sich hier die zum Grunde liegende Kugelgestalt in die nach 2 verschiedenen Richtungen strebende Metamorphose der Kugel zum Doppel-Kegel. Dieser Wirbel erreicht erst die vollkommene Solidität und die Eigenschaft kein anderes Einge- weide als sein eigenthümliches, das Knochenmark, einzuschliessen. Säugethierskelet. Das wesentlichste Gebilde des Neryenske- Nerven- mul lets, welches bei den Säugelhieren am häufigsten entwickelt ist, ist eine fielet" Säule von Secun dar wirb ein (Secundarwirbelsäule des Rückens), welche durch Vorherrschen entweder ihrer Bogen oder ihrer parallelen Tertiar- wirbel (Körper) in Schädel und Rückgrath zerfällt. Was die Urwirbel betrifft, so finden wir sie sowohl am Rückgrathe (Rumpfrippenbogen) und zwar a) als wahre Rippen; b) als Rippenrudimente (falsche Rippen); und c) als Gliedmaassen tragend (Schulter- und Beckenknochen) ; als auch am Kopfe (Kopfrippenbogen). A. Sectindarwirbel. a) An der Kopfwirbelsäule finden sich 3 wesent- liche oder Hauptschädelwirbel, und 3 Antlitz-Schädehvirbel; die er- stem umschliessen gleich den Rückenwirbeln einen einfachen Kanal, die letztem enthalten dagegen einen Doppelkanal. Zwischen den 3 Hauptschädelwirbeln ent- stehen 3 Zwischen-Sehädelwirbel. Je mehr die innere Ausbildung des Thie- res steigt, um so mehr werden die Haupt- und Zwischenwirbel des Schädels die herrschenden und die Antlitzwirbel sind dann mehr als integrirende Theile von Ur- Wirbeln , denn als eigentliche Secundarwirbel entwickelt. I. Hauptscliädelwirbel sind: a) der Hinterhauptwirbel (d. i. os occipi- tis); — ß~) der Mittelhauptwirbel (d.s. ossa parietalia, alae magnae und hinterer Theil des corpus ossis sphenoidei) ; — y) der Vorderhauptwirbel (d. i. osfrontis , alae parvae und vorderer Theil des corpus ossis sphenoidei^) , — 134 - Urform des n. Zwischen - Schädeiwirbel sind: a) der Ohrennervenwirbel (haupt- nach^r« sächlich das Felsenbein) ; — ß) der Augennervenwirbcl (der mittlere Theil des Keilbeinkörpers) ; — y) der Riechnervenwirbel (Siebplatte). III. Antlitzwirbel sind: a) 4. Kopf- oder 1. Antlitzwirbel (d. s. die Na- senbeine, Papierplatte und die senkrechte Platte des Siebbeins , der vomer) ; — jS) 5. Kopf- oder 2. Antlitzwirbel (d. s. die obern Nasenknorpel und die • Nasenmuscheln); — y) 6. Kopf- oder 3. Antlitzwirbel (d. s. die Nasen- flügelknorpel.) b) Die Rückgrathswirbelsäule besteht aus Secundarwirbeln, und ist für das Nervenskelet das charakteristische Gebilde und ohne Zweifel wird die gesammte Richtung der Urwirbelsäule durch sie bestimmt. Der wesentliche Theil jedes dieser Wirbel ist der Bogen; je reiner dieser entwickelt ist, desto höher dieDignität des Wirbels. B. Die Urwirbel des Nervenskelets sind entweder: Urwirbel des Kopfes (Kopfrippenbogen) , oder des Rumpfes (Rumpfrippenbogen). Wie die Secundarwirbel die höhern animalcn Gebilde , so umschliessen die Urwirbel die ve- getativen, dem bildenden Leben bestimmten Organe ; sie sind deshalb am Rumpfe Nerven» '(Sv0 die meisten und grossten vegetativen Organe liegen) am grössten, und am skelet Kopfe^mmer um so mehr den Secundarwirbeln untergeordnet , je höher die Stufe ist, auf welcher die Ausbildung des Thieres steht. a) Urwirbel des Kopfes, Kopfrippenbogen; von ihnen kommen so viel Paare vor, als Secundarwirbel ander Kopfwirbelsäule sind (9 Paare also); es sind: I. Hinterhauptrippen (Urwirbelbogen des Hinterhauptes), sind in der Regel unentwickelt ; — mit dem 1 . Paare Zwischenrippen oder Ohrwirbel- rippen (Paukenring und Jochfortsatz des Schläfenbeins). — II. Mittelhaupt- rippen, d. s. die Flügelfortsätze des Keilbeins — mit dem 2. Zwischenrippen- paare oder den Augenwirbelrippen (Jochbeine). — III. Yorderkaupt- rippen (liatnuli ptcrygnideij ; — mit dem 3. Zwischenrippenpaare oder den Riechwirbelrippen (Thränenbcine). — IV. Erstes Antiitzrippenpaar (Gaumenbeine). — V. Zweites Antlitzrippenpaar (Oberkieferknochen). — VI. Drittes Antlitzrippenpaar (Zwischenkieferknochen, beim Menschen un- entwickelt). b) Urwirbelbogen des Rumpfes: I. Urwirbelbogen der Halsgegend (die Foramina in den Querfortsätzen) mit ihrem Sternaltheile d.s. Schulterblätter und Schlüsselbeine. — II. Urwirbelbogen der Brustgegend (wahre Rip- pen). — III. Urwirbelbogen der Oberbauchgegend (falsche Rippen). — IV. Urwirbelbogen der Unter bauchgegend (fehlen). — V. Urwirbelbogen der Beckengegend (oshmominatum). An der untern oder Erdseite (an der vordem beim Menschen) wird man ebenfalls eine Art Wirbelsäule (aus Sternalwirbeln) linden, aber nur dann, wenn geschlossene Urwirbelbogen vorkommen und die Rückenwirbel nicht eine zu mächtige Ausbildung (wie an der Kopfwirbelsäule) haben. Die hier vorkommenden Sternalwirbel sind nur Tertiarwirbel (Wirbelkörper) und folgende: I. Hals-Sternalwirbelkörper (Schulterblatt, Schlüsselbein und oberer Theil des manubrium slemi). — II. Brust- Sternalwirbelkörper (unterer Theil des manubrium und das corpus slemi). — III. Oberbaucn-Sternal- wirbelkörper (processus .rip/ioidesj. — IV. Untcrbauch-Stcrnalwirbel- körper (tinea alba). — V. Becken - Sternalwirbelkörper (Knorpel der Seh am fuge). Die ausstrahlenden od. Gtliedmaassenwirbelsäulen bestehen ausTer- tiarwirbclu und werden sich nur entwickeln a) wenn der Theil des Urwirbels, aus welchem sie entspriessen sollen (Schulter- oder Beckenknochen), wirklich vorgebil- det ist; b) wem. die Gegend des Urwirbels, aus welcher sie entspriessen, nicht be- reits zur höhern Entwickelung eines parallelen Secundarwirbcls bestimmt ist. c) Sie werden nur in den Regionen zu ihrer vollen Ausbildung kommen , wo die Bedeutung derAthmung(u.Vegetation)vorherrschend ist. I. Die Gliedmaassen des Kopfes sind: der Ohrknorpel und Unterkiefer (d. s. hintere Kopf- oder Schädelgliedmaas- sen); die Augenknorpel und Nascnflügelknorpel(d.s. mittlere Kopfgliedmaassen). — II. Gliedmaassen des Rumpfes, sind entweder unpaarige (fehlen beim Men- — 135 — sehen) oder paarige ; letztere sind entweder Gliedmaassen der Brust (Arme) oder des KnSchei-uer Beckens (Füsse). (Das Ausführlichere s. in: Carus Ur-Theile des Knochen- und Kopf. Schalengerüstes.) Ton den einzelnen Knochen den Skelets. I* Kopfknochen, ossa capitis. Knöcherner Kopf. Der knöcherne Kopf, der oberste Theil des Skelefs, wel- cher sich (durch ginglymus) mit dem t. Halswirbel verbindet, zer- fällt in die Hirnschale, eine ovale Kapsel für das Gehirn, und in das Gesicht, zwischen dessen Knochen sich Höhlen für die höheren Sinnesorgane und für wichtige Gefäss- und Nervenstämme finden. Alle Knochen, welche den Kopf zusammensetzen, sind, mit Ausnahme des Unterkiefers, unbeweglich (synarthrosis) unter einander verbunden, die der Hirnschale (ossa cranii) durch Inein- andergreifen ihrer zackigen Ränder (durch sutura vera), die des Gesichts (ossa faciei) durch blosses Aneinanderlegen rauher Flächen (sutura spuria s. karmonia). Das Knochengerüste des Kopfes macht nach Sömmerring im Leben (bis rjj(|i1111? (les auf den Unterkiefer) e i n zusammenhängendes unzertrenntes Ganze aus und ist als Kopfes aus ein einziger Knochen zu betrachten, wie man dies aus der Bildung des Schädels einer unzer- deutlich ersehen kann. — Die Hirnschale ist nämlich in dem nur wenige Wochen ]/ennte{1 alten Embryo eine aus einer einzigen , ungetrennt zusammenhängenden Knorpel- kausei." masse bestehende Kapsel , in welcher nach und nach Knochenkerne entstehen , die sich zu den einzelnen Schädelknochen ausbilden , welche mittels nicht verknöcherter Knorpelstreifen (Nahtkuorpel) an einander stossen (die Nähte bildend). Diese zwi- schen den Schädelkuochen befindliche Knorpelmasse dient, indem sie von dem wachsenden Gehirne gleichsam sanft aus einander getrieben oder gedehnt wird und dann nach und nach wieder verknöchert, zur Vergrösserung und Erweiterung des Schädels (wie bei den langen Knochen der Knorpel zwischen der dia- und rpiphysis). Der Nutzen der Nähte an den Schädelknochen ist folglich nicht sowohl Verbindung derselben, als vielmehr Vermittelung des Wachsens des Schädels im Umfange. Es haben also die Nähte zu keiner Zeit die Bestimmung, den Schädel in einzelne Kno- chen abzusondern , und die Nahtknorpel trennen nicht die einzelnen Knochen, son- dern vereinigen sie zu einem Ganzen und die Hirnschale ist ebenso nur ein Knochen, wie ein aus der dia- und apophysis bestehender langer Knochen. — Durch diese Einrichtung kommt also das Wachsthum des Schädels ganz mit dem Wachsthume •aller übrigen langen und breiten Knochen überein. Die Oestalt des Kopfes ist im Allgemeinen die eines Ovals, dessen Spitze Kopfformen, vom Kinne, das weitere stumpfe Ende vom hintern obern Theile des Schädels ge- bildetwird. Nach M. J. Weber (in Bonn) giebt es 4 Ur- Schädelformen, und zwar 1) die eiförmige oder ovale; 2) die runde, wo der Gehirnschädcl niedrig, mehr breit und vollkommen kreisförmig ist, die Kiefer mehr seitlich entwickelt, da- her weniger hervorragend, niedrig und gerundet sind; 3) jlie Vierseitige, wo der Schädel an seinen verschiednen Seiten flach und das Gesicht platt und breit ist; 4) die keilförmige, wo der Schädel gleichsam von beiden Seiten zusammenge- drückt ist; die Kiefer ragen auffallend hervor und die Schneidezähne stehen schief. — Diese 4 Urschädelformen finden sich in den verschiedenen Menschenstämmen reprä- sentirt. Die ovale Schädelform kommt den meisten kaukasischen Stämmen zu und der Gesichtswinkel beträgt 80 — 85°, selten 90°; die runde Form findet sich — 136 — Kopfformen. bei vielen amerikanischen Stammen und den Lappen; die vierseitige ist deuKal- muken , Mongolen und Chinesen , und dann auch einigen amerikanischen Stämmen eigen und der Gesichtswinkel beträgt 75 — 80°; die keilförmige Schädelform zeichnet den Neger und Malaycn aus und der Gesichtswinkel beträgt 70 — 75°. — Pr ich a rd nimmt blos folgende 3 Schädelformen an: 1) die ovale oder symme- trische (bei den Europäern und Westasiaten); der Kopf hat eine rundere Gestalt, die Stirn ist ausgedehnter, das Gesicht oval, die Kiefer- und Backenknochen bilden mit der Stirne eine Ebene, letztere ragen weder nach vorn noch seitwärts vor, der Unter- und Oberkiefer hat einen wohl abgerundeten Alveolarfortsatz , dessen vor- derer Thcil eine perpendiculäre und nicht vorstehende Richtung hat, so dass die Zähne eine perpendiculäre Stellung einnehmen. 2) Schmaler, in die Länge ge- zogener und seitlich zusammengedrückter Schädel (hauptsächlich bei den Negern der Goldküstc); die Backenknochen ragen nach vorn, nicht seitlich hervor, der Ober- kiefer ist verlängert und steht nach vorn vor, die Zahnfortsätze und Zähne erhalten dadurch dieselbe Richtung, 3) Breiter und viereckiger (pyramidaler) Schä- del (besonders bei den Mongolen und Eskimos); die Jochbogen treten seitlich stark vor, die Jochbeine stehen, unter der Mitte der Orbita anfangend, hervor und wen- den sich in einem grossen Bogen nach rückwärts. Die Augenhöhlen sind gross und tief, der obere Theil des Gesichts auffallend eben und flach , die Nase ist platt und die Nasenbeiue , so wie der Zwischenraum zwischen den Augcubrauuen bilden mit den Backenknochen fast eine Ebene. Kopf-Durch- Durchmesser des Kopfes beim Manne, Weibe und Ncugcbornen. messer. jm Durchschnitte lassen sie sich in nachfolgenden Maassen bestimmen : B. Manne. B. d. Frau. B. Neugeb. Kopf des Affen. 1) Längster Dm., zwischen Seheitel und Kinn 2) Längen-Dm., zwischen ghibella und pro- tiihcruntiii occipituKs externa 3) Vorderer ftuer-Um., zwischen den an- gvlis spfienoidai. Aev ossa parietalia . . 4) Hinterer (Juer-Dm., zwischen Aeajtu- bera parietalia 5) Senkrechter Dm., zwischen Scheitel und foramen magnum (i) Länge (Höhe) des Gesichts, zwischen Nasenwurzel nid Kinn 7) Breite, zwischen den Wangenbeinen 8) Breite, zwischen den Jochbogen . . . 9) Breite, zwischen den Unterkieferästen 8J" — 9" 1"-7><< 4"_4»6"' 5'" — 5" 9'" 5" — 5<" 4>" 4" — 4" 2'" 5" 3" 9'" 8" 3'" G"6'" 4» 2'" 5" 3'" 4" 10' 4" 3" 10' 4" 9" 3" 5" 4|" — 5" 4" — 4}" 2" —2" 8'" 3}"-3"C 3J"-3i" 1J — 1" 8'" 2" 3'" 3" Unterschiede zwischen dein Kopfe des Menschen und des Affen. Da man sehr oft junge Affen untersuchte, so fand mau grosse Aelinlichkeit des Kopfes derselben mit dem menschlichen; allein in dem ausgebildeten Zustande linden sich (nach Otoeri) folgende bedeutende Unterschiede zwischen beiden : 1 ) Das cra?i in m ist beim Affen ein kleines zugerundetes Gehäuse und liegt ganz und gar hinter und durchaus nicht über dem Gesichte. Der Längendurchmesser der Basis ist viel län- ger als beim Menschen. Während der ganze Jochbogen bei allen Menschen in der vordem Hälfte der basis crunii inbegriffen ist , so liegt er beim Affen in der Mitte des Schädels und nimmt an der Basis gerade den 3tcu Theil der ganzen Länge ihres Durchmessers ein. — 2) Das for amen magnum, beim Menschen sehr nahe in der Mitte der basis crami, unmittelbar hinter dem mittlem Querdurchmesser, liegt beim Allen in der Mitte des hintern Drittels der Basis. — 3) Der knöcherne Gaumen hat beim Affen einen grossem Umfang und stärkere Entwickelung, in deren Folge die Zähne viel grösser und ausgebreiteter sind, der Continuität erman- geln und Zwischenräume zwischen sich lassen. 4) Die basis cranii ist flach, wegen der gelingen Entwickelung des Gehirns und seiner Kapsel nach unten. — 5) Der G es i c h t s w i n k e 1 beträgt beim ausgewachsenen Afl'eu 35 — 30° , beim jun- gen 6 i — 00", beim Menschen höchstens bis zu 70° herab. An rundzüge einer physiologischen Cranioscopie (Schiidel- lehre), nach Carus. Die Knochen haben, insofern sie feste Wände um das Nervensystem, haupt- sächlich um die Centraltheile desselben, zum Schulze gegen Störungen von aussen — 137 — bilden, auch Beziehung zum psychischen Leben (s. vorher Nervenskelet S. 132). Da C'{™sf nun aber das Gehirn als Centrum aller Primitivnervenfasern , in Bezug auf psychische fetrl; " Dignität am höchsten steht, und die Knochenkapsel (der Schädel) , welche es um- giebt, in ihrer äussern Gestaltung sich nothwendig nach dem Baue des Gehirns richten muss, so wird diese Kapsel bei höherer Entwicklung einzelner Parthieen des Ge- hirns, deren Funktionen in neuerer Zeit erst die Physiologie erkannt hat, ebenfalls in den entsprechenden Theilen stärker ausgebildet sein müssen und es wird sich hierauf eine auch für die Physiologie wichtige Physiognomik des Schädels gründen lassen. — Schon im Alterthume und ehe man noch die Bedeutung des Nerven- systems kannte, war man darauf aufmerksam geworden, dass die Form und Ent- Wickelung des Kopfes , als desjenigen Gebildes , welches wesentlich durch das Gehirn bestimmt wird , eine gewisse und sehr sprechende Beziehung zu der besondern In- dividualität der Person enthalte; Künstler deuteten durch die Verschiedenheit, in welcher sie den Kopf einer Statue auffassten , den Charakter desselben an , und fast unbewusster Weise erregte dem Beschauer die niedrige Stirn des Athleten die Vor- stellung einer ganz andern Individualität, als die hohe und freie Stirn eines Apollo oder Jupiter. In neuerer Zeit kamen in Lavater und Gall diese Vorstellungen von Bedeutung der Kopfform zuerst zu einem deutlicheren Bewusstsein; allein ersterer, ein völlig unwissenschaftlicher Gefühlsmensch, gab sich ohne alle physiologische Nachweisungen den Eindrücken seines Gemüthes bei Anschauung verschiedener sol- cher Formen hin, während Letzterer, da ihm noch eine wissenschaftliche Erkennt- niss der Bedeutung des Nervensystems und vorzüglich des Gehirns fehlte, zu viel Willkührliches , Fragmentarisches und Unhaltbares in seine Lehre aufnahm. Bei dem gegenwärtigen Stande der Wissenschaft lässt sich vorliegender Gegenstand schon mit mehr Sicherheit behandeln. Wir wissen, dass das Gehirn, gewisser- massen der Focus des Nervensystems, die Centralendcn aller Nervenfasern in sich schliesstund dass es, entsprechend den 3 Schädelwirbeln, in den höhern Thier- klassen und im Menschen aus 3 Hirnmassen, einer vordem, mittlem und hintern , besteht, von denen bald die eine, bald die andere so vorherrschend werden kann , dass die andern dadurch mehr verdeckt werden. Da wir nun annehmen müs- sen , dass ein längerer Verlauf der Primitivnervenfasern im Gehirn , wodurch somit auch eine weitere Ausdehnung einer Dimension im Hirn selbst und folglich auch im Schädel bedingt ist, in diesen Fasern eine höhere idiospontane Ipncrvationsströ- mung setzen muss, so wird man auch die grösseren Dimensionen des Schädels von der Schädelbasis und der Austrittsstelle des Rückenmarks an, in verschiedenen Bichtungen excentrisch gegen die Peripherie hin als einen Maassstab für die grössere Energie der in diesen Richtungen verlaufenden Primitivfasern anzuerkennen haben. Wegen dieser Eimvirkung des Gehirns nun auf die Nervenfasern während ihres Verlaufes in demselben wird sich auch eine stärkere geistige Individualität (d. h. eine solche , welche einen höhern Grad von Spontaneität oder Unabhängigkeit nervöser Rcaction von äussern Reizen besitzt und vielmehr geeignet ist , die Regungen eigner Entwicklung des spirituellen Organismus auf das Aeusscre zu übertragen und die Aussenwclt nach ihrem Innern zu modificiren) durch eine geräumigere Schädelhöhle und somit grössere Dimensionen des ganzen Schädels verrathen müssen , während bei Geschöpfen, welche durch die Sinneseindrücke unmittelbar zur Rcaction be- stimmt werden, ein nur kleines Gehirn und eine enge S^chädelhöhle zu linden sein wird. — Die 3 Hirnmassen, ihre verschiedenen Bedeutungen und die den- selben entsprechenden Schädelwirbel sind folgende : a. Vordere Hirnmasse, umgeben von dem Vorderhauptwirbel oder physiolog. vordem Schädelwirbel (Stirnbein und vordere Keilbeinhälfte), fasst die He- Bedeutung misphären des grossen Gehirns in sich, und ist insbesondere Organ des Er- uns' kennens , der Vorstellung und Einbildung, das Centrum des erkennenden, Vorstellungen aufnehmenden und vergleichenden Seelenlebens, mit einem Worte die Region der Intelligenz (Sitz der ammaintellectwa~). Zugleich ist sie auch der Focus der Geruchsempfindung, und deshalb hängt die Nasen- bildung mit der des Vorderhauptes zusammen. Dass dieser Hirntheil wirklich die angegebene Bedeutung hat, lässt sich sowohl in der Thierreihe als im Men- schen deutlich beobachten , da er um so mehr entwickelt ist , je mehr intelligen- tes Leben hervortritt. In diesem Hirntheile, dessen bedeutende Entwicklung im Menschen das Eigcuthümliche und Charakteristische ist, finden sich wesent- - 138 — Carus's Hch die NeiTenprimitivfasern der Sinnesorgane vereinigt, deren Zuleitung wir Slehre1 die Sinnesvorstellungen und , auf höherer Stufe, die Erkenntniss verdanken. b. Mittlere Hirnmasse, umgeben vom Mittelhauptwirbel (Scheitel- beine und hintere Keilbeinhälfte) , begreift die Sehhügel und Vierhügel- *^H körper in sich und ist insbesondere Organ des unbewussten Empfindens und Gegenwirkens, des Gefühls vom Zustande des eigenen Bildungslehens (Ge- Physiolog. meingefühls), der Sitz des Gemüths (der anima sensiti va); zugleich auch Bedeutung der Focus der Gesichtsempfindung. In dieser Hirnmasse sammeln sich insbe- des Gehirns. sondere die Nervenprimitivfasern der reproduktiven Organe. Sie tritt bei nie- dern Thieren (besonders bei Fischen) , im Embryo und Kinde besonders her- vor, während sie im ausgebildeten Menschen den andern beiden Gehirnmassen bedeutend nachsteht, e. Hintere Hirnmasse, umgeben vom Hinterhauptwirbel Cos oeeipi- ti'sj , besteht im kleinen Gehirne und ist Organ des Thuus und Triebes (insbesondere auch des Geschlechtstriebes) , Centrum für das Wollen , Begeh- ren und Fortpflanzen (Sitz der anima actica und appetitiva) ; zugleich auch Focus für die Gehörsempfindung. Sie fasst die Primitivfasern der Muskel- und Geschlechtsnerven in sich. Wie also die Grundrichtungen der Seele , die wesentlichen Aeusserungen alles Seelenlebens Erkennen, Fühlen und Wollen sind, so sind jene 3 Hirn- massen die 3 wesentlichen Theile des Hirnbaues , uud diesen 3Hirumassen, von denen zugleich die 3 wesentlichsten Sinnesnerven, Riech-, Seh- uud Hörnerv, ausgehen, entsprechen nun wieder die 3 wesentlichen Wirbel des Schädelbaues, das Vorder-, Mittel- und Hinterhaupt. Da nun die stärkere oder schwächere Entwickelung der Schädelwirbel stets parallel geht mit der stärkern oder schwächern Entwickelung der in ihnen gelegenen Hirnmasse , so müssen auch die Verhältnisse, nach denen die 3 Schädelwirbel bei einem Individuum entwickelt sind, nothwendig für die Erkenntniss des psychischen Lebens desselben von Bedeu- tung sein. In dem Kopfbaue wird sich aber nur insbesondere erkennen lassen, in welchem Verhältnisse die 3 Grundrichtungen der Seele in der Anlage vorhanden sind , und es ist also immer möglich , dass zuweilen ein Individuum mit einer orga- nisch gering ausgebildeten Region der Intelligenz durch besondere Thätigkeit und sorgfältige Ausbildung auf eine intelligentere Weise geistig entwickelt werden kann, als Mancher, der mit einer bessern Anlage von Natur versehen war; allein eine Bedeutung wanmaft bedeutende intelligente Entwickelung (Genius) wird nie anders hervortreten derverschie-als da , wo auch die organische Bildung die Anlage gewährt hat. Eben dasselbe gilt denen Ent- VOn den übrigen Regionen des Kopfes. Möglich ist es ausserdem auch noch, dass Aer3. Schä5 die gesammte Gestalt des Schädels durch äussere Einwirkungen modificirt werden delwirbel. kann, ohne dass dadurch das psychische Leben des, dann allerdings in seiner Ge- staltung ebenfalls veränderten aber in seiner Masse nicht verringerten, Gehirns be- einträchtigt sein müsse , da ja dadurch die Ausbreitung der Primith fasern nicht be- schränkt wird. — Eine besondere Entwickelung des Vorderhauptwirbels (wie dies beim Manne mehr als bei der Frau der Fall ist) muss grössere Intelligenz, eine ver- hältnissmässig stärkere Entwickelung des Mittelhauptwirbels (wie dies bei der Frau vorkommt) Vorherrschen des Gemüthslebens, eine bedeutende Ausbildung des Hinterhauptes (die mehr beim Manue, als bei der Frau statt findet) einen kräftigen Willen und energische Triebe andeuten , so wie starke Entwickelung des Hinter- hauptes nach unten starkes geschlechtliches Begehren anzeigen wird. Dagegen wird eine dürftige Entwickelung dieser Wirbel beim vordem eine Schwäche des Erken- nens, beim mittlem eine bis zur Apathie steigende Gemüthlosigkeit, beim hintern eine bis zur Willenlosigkeit steigende Schwäche des Begehrens und Wollens (z. B. bei Cretins) andeuten. Zu berücksichtigen ist aber noch, dass im ausgebildeten Menschen die vordere Hirn- oder Hemisphären -Masse über die andern beiden Hirn- massen sich ausdehnt und in sich selbst eine neue Dreitheilung zeigend , dengrössten Theil der beiden übrigen Schädelwirbel mit ausfüllt, so dass man sagen kann: a) die Entwickelung der Hemisphärenmassc innerhalb des Vorderhauptwirbels ist das Symbol des Grades eines zum Bewusstsein gesteigerten Erkenncns; ß) die Entwickelung der Hemisphären oberhalb der mittlem Hirnniasse, innerhalb des Mittclhauptwirbels, -äst das Symbol der zum bewussten Gcmüths- leben gesteigerten dunklen Erfühlungcn und Gegenwirkungen; uud — 139 y) die Entwickelung der Hemisphären oberhalb des kleinen Gehirns, innerhalb „c?™*'f des Hinterhauptwirbels ist das Symbol der zum bewussten Begehren iehre." und Wollen gesteigerten Willkühr- und Instinktsausserungen. Nach dem Gesagten werden wir also die geistige Individualität irgend einer Per- son , ob in ihr die Schärfe des Erkennens , oder die Seite des Gemüthslebens , oder die Heftigkeit des Begehrens und die Energie des Willens ursprünglich vorherr- schend ist, zu prüfen im Stande sein, je nachdem wir die verschiedene Entwicke- lung der einzelnen Wirbelgegenden des Schädels zu einander, zur Grösse des ge- sammten Hauptes und zur Grösse des Körpers überhaupt vergleichen. Auf diese Weise gewahren wir schon einen Gegensatz des weiblichen Geschlechts zum männ- lichen. Das Weib zeichnet sich nämlich durch ein gemässigtes Vorwalten des vege- tativen Lebens und, im psychischen, der Gemüthsregion entschieden aus, und völlig damit übereinstimmend wird man finden , dass jeder regelmässige Frauenkopf durch geringere Entwickelung der Vorder- und Hinterhauptsregion gegen das Mit- telhaupt sich charakterisirt, während beim Manne der Vorderhauptswirbel mehr entwickelt ist. Eben so ist der Unterschied der verschiedenen Menschenragen (s. S. 103) sehr bestimmt durch die Schädelform charakterisirt und man kann im Allge- meinen sagen, dass bei den Tagvölkern (Kaukasier) das Vorderhaupt, bei den Nachtvölkerh (Aethiopier) das Hinterhaupt, und bei den östlichen und westlichen Dämmerungsvölkern (Mongolen, Malayen und Amerikaner) das Mittelhaupt vor- herrschend entwickelt ist. — Um die Maasse der Höhe und Breite der einzelnen Art u. Weise Schädelwirbel ganz genau zu nehmen, würden 3 durch diese Wirbel gehende Quer- die Schädel- schnitte des Schädels nöthig sein. Da dies nun bei lebenden Personen unmöglich Seggen" ist , so nimmt man hier die Maasse am besten mit einem Tasterzirkel , dessen Enden mit runden Knöpfchen versehen sind, so: 1) die Breite erhält man a) des Vor- derhaupts, indem man beiderseits gegen die Kranznaht hin misst; b) des Mittel- haupts, in der Entfernung der beiden Scheitelbeinhöcker; c) des Hinterhaupts , an den beiden untern Enden der Lambdanaht und den Zitzenfortsätzen. 2) Die Höhe findet man , wenn man den Zirkel in den äussern knöchernen Gehörgang setzt und nun a) bis zur Mitte der stärksten WTölbung der Stirn , b) bis gegen die stärkste Wölbung des Scheitels in der Pfeilnaht, und c) bis gegen die stärkste Wölbung des Hinterhauptsbeines misst. 3) Die Länge ergiebt sich durch Messen a) von der Nasenwurzel bis zum Anfang der Pfeilnaht, b) der ganzen Pfeilnaht, und c) von der höchsten Mitte der Lambdanaht bis zum Hinterrande des foramen magnum. Auf diese Weise kann man sehr leicht durch 6 oder 9 Zahlen von der wesentlichen Form und Grösse eines jeden Schädels ein genaues, scharf bestimmtes Bild geben. Carus giebt von folgenden Personen folgende Maasse (nach pariser Zollen) an : 1) Eine Blödsinnige 2) Negersklave 3) Napoleon . . 4) Schiller . . . 5) Talleyrund . . (Das Ausführlichere findet man in folgender Schrift: Grundzüge einer neuen und wissenschaftlich begründeten Cranioscopie ; von Dr. Carl Gustav Carus. 1841.) i Vorderhaupt: 1 MittelJiaupt: Hinterhaupt: !Höhe. Breite. Länge. 1 Höhe. Breite. | Länge. Höhe. Breite. Länge. :3"3"' 3" 3'" 3" 3" 11'" 3" 9'" 1 — 2" 8'" 2" 11'" — 4" 6'" 3" 10'" 4" 2'" ,4"T" i" 6'" 4" 2'" 4" 3" 2'" 3" 5'" !5"S'" 5" 5'" 5" 9'" 5" 11'" 5" 8'" — — — — ■- 5" 4" 8'" 4" 8'" 5" 4'" 5" 10'" 4" 8'" 3" V" 4" 3" V" 5" 5'" 4" 9'" 4" 3'" 5" 8'" 5" V" |4"6'" 4" 11'" 4" - A. Knochen des Schädels oder der Hirnschale, ossa eranii. Zu diesen Knochen werden alle diejenigen gerechnet, welche Schädeiki zur Bildung der für das Gehirn bestimmten ovalen Kno- chen- chenkapsel beitragen, selbst wenn sie, wie das Siebbein, mit. ihrem grössern Theile im Gesichte liegen. An dem Schädel eines Erwachsenen findet man 7 solcher Knochen, von denen das Grund- bein aber durch Verschmelzung zweier Knochen, des Hinterhaupts- und Keilbeines, entstanden ist. Sie sind entweder doppelt vor- — 140 — Schchenkn°" banden (wie: os parietale und temporuni), wenn sie an der Seife des Schädes liegen, oder nur einmal da, und liegen dann in der Mittellinie (wie: os frontis, basilare und ethmoideum). Da sie zu den platten oder gemischten Knochen gehören, so bestehen sie mei- stens aus 2 Tafeln, von denen die äussere dicke von der Knochenhaut, hier pericranium genannt, überzogen ist, während an der innern dünnen und glatten dagegen (tabula vitrea) die harte Hirnhaut, dura mater, anhängt. Diese letztere innere Tafel, welche nach dem Ge- hirne sieht, zeigt von den Vertiefungen und erhöhten Windungen desselben herrührende erhabene Linien, juga cerebralia, und Eindrücke, impressiones digitatae. In den sich an ihr vorfinden- den baumartigen Rinnen, sulci arteriös i, verlaufen die Arterien der harten Hirnhaut, artt. meningeae, und in den kleinern, rauhen, unregelmässigen und einzeln stehenden Gruben liegen sogenannte Drüsen, glandulae Pacchioni. Zwischen beiden Tafeln befindet sich harte, schwammige Knochenmasse, Diplo'e {§ioc und nXtco, fülle dazwischen aus). 1. Os frontis s Stirnfrein. Das unpaarige, symmetrische Stirnbein, os frontale s. coro- Snen-*'vor- ~ na?e> bildet den vordersten Umfang des Schädels, das Vorderhaupt derhaupts- (sinciput) , die obere Wand der Augenhöhlen und die Wurzel der ""tesBein!1 " Nase. Es hat die Form einer Muschel, von welcher der eine Theil (pars frontalis) eine fast senkrechte Lage, pars perpendicularis, der andere, sich diesem an seinem untern Rande unter einem rech- ten Winkel anschliessende, eine horizontale, pars horizontalis, einnimmt. Letzterer bildet den obern Theil der Nase und der Au- genhöhle (partes orbitales n.p. nasalisj, weshalb der ganze Knochen zur bessern Uebersicht in die pars frontalis, nasalis und pp. orbitales geschieden wird. In der Jugend (bisweilen auch noch bei Erwach- senen) besteht das Stirnbein aus 2 gleichen seitlichen Hälften, die durch die Stirnnaht, sutura frontalis, verbunden sind. a. Vors frontalis s. coronalis, Stirntheil, ist der obere, grös- sere, aufsteigende oder perpendiculäre Theil des Stirnbeins, welcher die eigentliche Stirn bildet. Er reicht, sich sanft nach oben und hinten wölbend, bis zum Scheitel hinauf, wo er durch seinen obern gezaöklen Rand, margo coronalis, mit den Scheitelbeinen ver- bunden ist, und geht zu beiden Seiten (Schläfentheil, pars tem^ poralis, genannt) in die Schläfe über. Sein unterer Rand gränzt an den horizontalen Theil. Aeusserlich ist dieser Theil convex, innen concav. Bis zum 3len Jahre ist dieser Theil durch die sutura fron- talis in 2 gleiche Seitenhälften getrennt. a) Superficies externa, ist convex und wird durch eine schwache, in der Mitte perpendiculär verlaufende Leiste (linea eminens), welche die früher vor- handene sutura frontalis bezeichnet, in 2 gleiche Hälften getheilt. In der Mitte einer jeden befindet sich eine rundliche Erhabenheit, Stirnhöcker, tuber frontale (der Ossificationspunkt) ; unter ihm , dicht über dem obern Augen- höhlenrande verläuft bogenförmig von innen nach aussen ein länglicher erhabe- — 141 — ner Hügel, arcus supereiliarts , Augenbraunenbogen (vom mscl. cor- Schädelkno- rugator supercilii bedeckt) , hinter -welchem die beiden Tafeln des Knochens c"en> auseinander gewichen sind und eine Höhle (Stirnhöhle) zwischen sich las- sen. — Zwischen den beiden innern einander zugekehrten Enden beider arcus und den Stirnhöckern liegt ein etwas vertiefter dreieckiger Raum, die Stirn- glatze, glahelia. — Durch den abgerundeten , nach oben convexen ob ern Augenhüh lenrand, margo supraorbitalis (vom mscl. orbicularis pal- pebrarum bedeckt), in welchem sich mehr nach innen ein foramen supra- orhitale (für art., ven. und nerv, supraorbitalis) oder eine incisura supra- ^tirntem orbitalis befindet, wird der Stirntheil vom Augenhöhlentheile getrennt. — tatts)!1' Dieser Rand läuft nach aussen in den Processus sygomaticus , Wangen- fortsatz aus, dessen äusserer Rand in eine nach oben und hinten gekrümmte äussere Stirnleiste, crista frontalis externa , übergeht, die sich an der Seite des Stirntheiles und dann über das Scheitelbein als linea semicir~ cularis fortsetzt, welche das planum semicirculare umschreibt (für den muscl. letnporalis und galea aponeurotica). ß) Superficies cerebralis s. interna, ist concav, mit den schon oben an- geführten impressiones digilalae, juga cerebralia, foveae glanduläres und sulci arleriosi (für art. meningea anterior) versehen und nimmt die vordem Lappen des grossen Gehirns auf. — An ihr verläuft in der Mitte von unten nach oben die schmale innere Stirnleiste, crista frontalis interna, die sich im Anfange einer Rinne, sulcus longiludinalis , Längen furche (für den sinus longitudinalis superior) , verliert , welche sich unter der Verbindungsstelle beider Scheitelbeine (sutura sagiitatis) bis zum os occipitis fortsetzt. — Unter- halb dieser Leiste liegt das blinde Loch, foramen coecum, in welchem sich die fal.r cerebri befestigt , und welches bald vom Stirnbein allein , bald von diesem und dem Riechbeine zusammen gebildet wird. In den meisten Fällen führt es zu 1 kleinen Kanälen , die divergirend durch die Nasenwand des Stirn- theils verlaufen , über den alae laterales der spina nasalis ausmünden und sich in entsprechenden Kanälchen der Nasenbeine fortsetzen, welche sich aussen münden und kleine Venen (emissaria Santorini) enthalten , die mit dem obern Längenblutleiter zusammenhängen. b. Partes orbitales 3 Augenhölilentlieile. Zu beiden Seiten fast horizontal unter dem Stirntheile liegt ein Augenhöhlenlheil, wel- cher mit diesem am margo supraorbitalis in einem rechten Winkel zusammenstösst. — Sie bilden das Dach der Augenhöhlen (lacunar orbitae), sind unregelmässig 4eckig, vorn breiter als hinten und wer- den durch einen Ausschnitt, incisura elhmoidalis, welcher vorn weiter als hinten und zur Aufnahme der Siebplatte bestimmt ist, von einander geschieden. «) Die untere, gegen die Augenhöhle gerichtete Fläche ist concav und zeigt vorn an ihrer innern Wand entweder eine kleine Grube , fossa trochlearis, oder eine Spitze, den Rollstachel, spina trochlearis , an welchen sich eine knorplige Rolle anheftet, durch welche die Sehne des muscl. obliquus supe- rior läuft. — Dieser Grube gegenüber an der äussern Wand, unter dem Wangenfortsatze , befindet sich eine zweite, aber grössere und flache Grube, fovea lacrymalis s. glandulae lacrimalis , Thränendrüsengrube, zur Aufnahme der Thränendrüse. /?) Die obere, in die Schädelhöhle sehende Fläche ist convex und durch juga cerebralia und impressiones digitatae rauh und höckerig. Auf ihr ruht der vor- dere Gehirnlappen. y) Der innere Rand ist uneben, mit kleinen Ausschnitten versehen, inci- surae ethmoidales , welche, indem sich dieser Rand auf die lamina papy- racea des os ethmoideum legt, zwischen beiden Knochen 2 — 3 foramina ethmoidalia bilden , durch welche Blutgefässe und Nerven gleiches Namens aus der Augen- zur Nasenhöhle laufen. 6) Der äussere Rand legt sich vorn an das Wangenbein und an den grossen Flügel des Keilbeins ; hinten stösst er an dessen kleinen Flügel. - 142 - Sctcbenkn°" c' &ars *• Processus nasalis s UTasentlieil, ist der kürzeste und dickste Theil des Stirnbeins, welcher in der Mitte zwischen den Au- genhöhlentheilen, gleich unter der glabella, liegt. Sein unterer nach der Nase hin sehender Rand hat die Form eines hufeisenartigen, ge- zackten, rauhen Ausschnittes, incisura nasalis, aus dessen Mitte ein Stirnbein. grösserer, nach vorn spitziger, hinten breiterer und von beiden Seiten zusammengedrückter Stachel, spina nasalis, Nasenstachel, her- vorsteht. Neben diesem befinden sich noch einige kleinere Stachel (alae laterales), welche vorn den Nasenknochen, hinten dem Sieb- beine zum Ansätze dienen. Zu jeder Seite dieser spina nasalis sieht man eine grössere Oeffnung, welche in die Stirnhöhlen, sinus (frontales , führt. Dies sind 2 geräumige Höhlen zwischen den beiden Tafeln des Stirntheiles, welche sich erst vom 2. Lebens- jahre an bilden und durch eine Scheidewand getrennt sind , in der sich bisweilen eine Comniunicationsöffnung befindet. Sie sind von verschiedener Höhe und Weite , zuweilen reichen sie bis zum tuber frontale in die Höhe , zuweilen sind sie durch mehrere kleine Scheidewände in mehrere kleinere Höhlen getheilt , die aber alle unter einander zusammenhängen. Die Stirnhöhlen sind als eine Ver- grösserung der Nasenhöhle zu betrachten , mit welcher sie , zugleich mit den vordem Siebbeinzellen , durch eine Oeffnung unter der mittlem Nasenmuschel zusammenhängen. "Verbindungen des Stirnbeins, a) Pars frontalis. Durch den obern Rand, margo coronalis, kommt dieser Theil oben mit den Scheitelbeinen in der sutura coronalis zusammen, unten stösst er an den grossen Flügel des Keilbeins. Sein processus zygomaticits verbindet sich mit dem os zygomaticum. — b) Partes orbi- tales. Ihre inner« Ränder legen sich vorn auf das Thränenbein, hinten auf die Seitenwände des Siebbeins (lamina papi/racea) ; der hintere Rand vereinigt sich mit dem kleinen Flügel des Keil h eins, der äussere hinten mit dem gro sse n Flügel, vorn mit dem Wangenbeine. — c) Pars nasalis. Geht Verbindungen ein mit den Nasenknochen, den processus nasales der Oberkiefer, innen mit dem Siebbeine und dessen lamina perpendicularis. OTusfreln am Stirnbeine. 1) Muscl. frontalis, am untern Rande und der äussern Fläche des Stirntheiles. — 2) M. corru gator supercilii, auf dem arcus super ciliaris. — 3) M. orbicularis palpebrarum, nur der obere Theil desselben, am margo supraorbitalis. — 4) M. ob/iquns super ior , an der spina trochlearis. — 5) M. tempor alis , der vordere Theil desselben, au der linea semicircularis. EntwickeluilJJ des Stirnbeins. Es bildet sich dieser Knochen zu Ende des 2. oder Anfange des 3. Monates des Embryolebens, und zwar von der pars frontalis aus, -wo sich an den Stellen die ersten Knochenkerne finden, an welchen später (im 7. vollkommen ausgebildet) die tubera gesehen werden. "Von hier schreitet die Verknücherung strahlenför- mig fort bis zur Mitte des in 2 Hälften getrennten Knochens, wo sich die sutura frontalis bildet. Die Verknöcherung des Auge nhö h 1 enth e iles beginnt in der O.Woche und ver- breitet sich im 3. und 4. Monate vollständig über den ganzen Theil. Der margo supraorbita- lis wird im 3. Monate schärfer, tritt mehr hervor, zuerst an der äussern, dann an der innern Seite. Der jirocessus nasalis ist im 4. Monate schon verknöchert, bleibt im 5. etwas im Wachsthum zurück, wird im C. und 7. jedoch etwas breiter, als früher. Die Stirnhöhlen sind bei den Neugebornen noch nicht vorhanden; sie bilden sich vollständig erst nach den Jahren der Mannbarkeit aus; noch im 12. Jahre ist bloss unten ein Anfang von ihnen da; wo sie nachher erscheinen, zeigen sich anfangs wahre Markzeilen. 2. Ossa parietal* a s. hregmatis. (Scheitelbeine. Scheitel-, Die Scheitel- oder Seitenbeine, ossa laterah'a, sind 2 vier- 'IViten-,8 "'eckige, glatte, platte, aussen convexe, innen concave Knochen, Gew'aii'dbein welche oben breiter sind, als unten und den mittlem, obersten und seitlichen Theil des Schädels einnehmen. Sie bilden das Gewölbe desselben und stossen vorn mit dem Stirn-, hinten mit dem Hinter- hauptsbeine 7Aisammen; oben gränzen beide an einander, unten an das Schläfen- und Keilbein. Wir unterscheiden an jedem eine äussere und innere Fläche, 4 Winkel und 4 Ränder. -5- 143 - «. Superficies eactema ist sphäroidisch gewölbt und in ihrem obern Schädelkno- Theile (pars verlicis) glatt, nach unten dagegen unterhalb der Tinea semiclrcularis (pars temporalis) vom Ansätze des muse. tempora- lis etwas rauh. Diese halbzirkel förmige Linie, welche schon am Stirnbeine von der crista frontalis externa anfing, umschreibt eine platte Fläche, die Schläfenfläche, planum semicireulare, welche den Ursprung des muse. temporalis andeutet und auf der man Eindrücke der artt. temporales profundae wahrnimmt. — Nach hinten ist die Wölbung dieses Knochens am stärksten und man bemerkt hier, wo der Schädel am breitesten ist, eine Erhabenheit, den Scheitel- beinhöcker, tuber parietale, die Spur der hier begonnenen Ver- knöcherung, von welcher nicht weit entfernt, in der Nähe des obern Randes, sich ein Loch, foramen parietale, befindet, welches einer kleinen Vene (emissarium Santorini) zum Durchgänge dient. b. Superficies intema3 ist concav und zeigt sehr deutlich die Fur- chen (sulci arteriosi) für die art. meningea media, neben welchen die iuga cerebralia und impressiones digilatae nur schwach hervor- treten. — ■ Am obern Rande findet sich die Hälfte einer Rinne, gc|ie;tel. die mit der am andern Scheitelbeine befindlichen Hälfte einen Theil hein- des sulcus longitudinalis bildet, welcher schon am Stirnbeine an- fing und sich unter der sutura sagiltalis hin bis zum Hinterhaupt- beine erstreckt. — In seiner Nähe finden sich auch rauhe Gruben für die Pacchionischen Drüsen, foveae glanduläres. — Bisweilen bemerkt man am untern hintern Winkel ein Stück der Querfurche, sulcus transversus. c. SKargiues; von den 4 Rändern, welche in 4 Winkel zusammenlau- fen, erhält jeder seinen Namen von der Naht, welche er mit dem an- stossenden Knochen bildet. «) M.sagittalis s. superior, der obere Rand, ist der längste , zackig, er- streckt sich von vorn nach hinten und stösst mit demselben Rande des Scheitel- beines der andern Seite in die Pfeilnaht, sutura sagittalis, zusammen. ß) M. squamosus s. inferior , befindet sich dem vorigen entgegengesetzt, ist der kürzeste, in seiner Mitte halbmondförmig ausgeschnitten und scharf, wie abgeschliffen, lieber diesen scharfen mittlem Theil legt sich der Schuppentheil des os temporum und bildet so die Schuppennaht , sutura squamosa ; sein vor- derer Theil stösst an den hintern Theil des obern Randes vom grossen Keilbein- flügel ; hinten verbindet er sich noch mit der pars mastoidea des Schläfenbeins. y) M. coronalis s. anterior, ist zackig, krümmt sich nach unten etwas und bildet mit dem obern Rande des Stirntheiles ossisfroniis die Kranznaht , sutura coronalis. d~) M. lambdoideus s. posterior, ist mit grössern , gezackten Zähnen ver- sehen und nach unten abgerundet, so dass er mit demselben Rande des andern Scheitelbeines in einen stumpfen Winkel zusammenstösst. Er bildet mit dem Hinterhauptsbeine die sutura lambdoidea. d. Anguli. Durch das Zusammenstossen je zweier Ränder werden 4 Winkel gebildet, die nach dem Knochen, an welchen sie sich anlegen, benannt sind. «) A. frontalis, vorderer oberer Winkel, vereinigt den margo coronalis und sagittalis und gränzt an das Stirnbein ; ist ein fast rechter Winkel. ß) A. sphenoidalis , vorderer unterer Winkel, entsteht durch Vereini- gung des margo coronalis und squamosus, stösst an den grossen Flügel des Keilbeins und ist ein spitziger. — 144 — Schädelkno- y) A. occipitalis , hinterer oberer Winkel, ein stumpfer, verbindet den c en" margo la?nbdoideus mit dem sagitlalis. S) A. mnstoideus , hinter er unterer Winkel, bisweilen stumpf oder spitz, ist zwischen die pars masloidca und squamosa ossis temporum eingeschoben und in ihm fliesst der margo lambdoideus und squamosus zusammen. Verbindungen des Scheitelbeines. Durch die Ränder: nach olien mit Scheitel- dem Stirnbein; — nach hinten mit dem os oeeipitis ; — nach unten mit der par.s suua- bein. ?nosa und mastoidea ossis temporum und mit dem grossen Flügel des Keilbeins. Muskeln am Scheitelbeine. Am planum semicir culare ist der m. t empor a- lis angeheftet; der obere gewölbte Theil wird von der galea aponeurotica bedeckt. Entwickelllllg des Scheitelbeines. Die ossa parietalia verknöchern in der 12. Woche von einem einzigen Knochenkerne aus, welcher sich später als tuber zeigt. Von hier verbreitet sich die Knochenmaterie strahlenförmig nach den Rändern hin, am meisten nach oben und innen.. Zu den Winkeln (besonders zum angulus frontalis und mastoideus) gelangt sieam spätesten, wesshalb hier noch häutige Zwischenräume, Fontanelle, blei- ben. Erst im 8. Monate treten beide Scheitelbeine in die sutura sagittalis zusammen. 3. Os oeeipitis 9 HinterliauptsUjein. Dieser Knochen ist symmetrisch unpaarig, verschmilzt bei Er- hauptsbein, wachsenen mit dem Keilbeine zu einem Knochen, dem Grund- hinteres beine, os hasilare. und wird deshalb auch pars occipitalis ossis Stuck des '. '. t r Grundbeins, basilaris genannt, Seme Lage hat er am hintern und untern 1 heile des Schädels, und indem er sich vom hintern Rande der Scheitel- beine einer flachen Muschel ähnlich abwärts von hinten nach vorn krümmt, bildet er das Hinterhaupt und den untern hintern Theil des Schädelgrundes. Beim Embryo zerfällt diese.1 Knochen in 4 durch Knorpel vereinigte Stücke, nach welchen er auch nach seiner Aus- bildung in den Hinterhauptstheil, in die beiden Gelenktheile und in den Grund theil geschieden wird, welche sich so unter ein- ander vereinigen, dass ein länglich rundes, grosses Loch, foramen occipitale niagnums Hinterhauptsloch, zwischen ihnen ent- steht. Durch dieses Loch steigt das Rückenmark mit einigen seiner Arterien (artl. spinales) herab und die nervi accessorii Willisü, nebst den artt. verlebrales herauf. a. Vars oeeipitulis, Hintcrliauptstlieil, ist der grössere, auf- rechtstehende, muschelförmige obere Theil dieses Knochens, welcher die hintere und untere Wölbung des Schädels bildet. Er hat eine äussere, convexe, rauhe und eine innere, in 4 Gruben gelheilte, glatte, coneave Fläche. Nach unten endel dieser Theil in der Mitte am Hin- terhauptsloche, seillich geht er in die Gelenktheile über. Sein oberer Rand, margo lambdoideus, stösst an die Scheitelbeine (die sutura lambdoidea bildend). a) Superficies externa, ist convex und an ihrem obern Theile, wo sie nur von der galca aponeurotica bedeckt ist, glatt, am untern dagegen vom Ansätze vieler Muskeln rauh. Unter diesen Rauhheiten zeichnet sich in der Mitte der Hinterhauptsstachel, spinn s. protubernntin oeeip itnlis externa, aus, von welchem gerade abwärts gegen das Hinterhauptsloch eine scharfe Leiste, crista occipitnlis externa (zum Ansätze des Nackenbandes, Uga- vienlum nuchae) läuft. — Von diesen Erhabenheiten erstrecken sich nach bei- den Seiten hin 2 bogenförmige, nach oben convexe Linien, eine obere und eine untere, litten semicireularis (s. semi/unaris s. transversalis) stiperior und inferior, welche mehrern Muskeln (s. nachher) zur Befe- stigung dienen. /?) Superficies interna, ist concav und zeigt in ihrer Mitte eine stumpfe Er- habenheit, protuherantia s. spinn occipitalis interna s. eminentin — 145 — cruciata, von der nach oben und unten eine erhabene Leiste, crista occi- Scliädelkno- pitalis interna, läuft, welche sich auf ihr mit 2 querlaufenden scharfen Li- cheu- nien, lineae transversa« eminentes, kreuzt. — Zwischen den beiden parallel neben einander laufenden Querlinien bleibt eine Vertiefung, Quer- furche, sulcus transversus, die sich zum Schläfenbein fortsetzt und am foramen jugulare endigt. Durch die Kreuzung dieser Linien wird die innere Fläche in 4 Vertiefungen geschieden, von denen die beiden oberen Gru- ben, fossae verehrt, die hintern Lappen des grossen Gehirns, die beiden untern, fossae cerebelli , dagegen das kleine Gehirn aufnehmen. . Partes comlyloideae s. jugularess CJelenlitlieile, Knopf- stücke, liegen zu beiden Seiten des Hinterhauptsloches und schliessen sich hinten dem Hinterhauptstheile an, vorn gehen sie in den Grund- iheil über. Die untere Fläche eines jeden Gelenklheiles sieht gegen den 1. Halswirbel, die obere nach der Schädelhöhle. a) Superficies inferior s. externa, zeichnet sich durch einen länglich runden , von vorn nach hinten convexen und schief von hinten nach vorn mit dem der andern Seite convergirenden Knopf, Gelenkkuopf, Processus condyloideus , aus, welcher zur Bildung des Gelenkes (ginglymus) zwischen Kopf und Atlas beiträgt. — Vor diesem Knopfe befindet sich ein Loch , fo- ramen eondyloideum anterlus , vorderes Gelenkloch, welches schief von hinten und innen nach vorn und aussen führt und dem nerv, hypoglossus einen Durchgang gestattet. — Hinter dem Gelenkknopfe ist bisweilen in einer Grube, fossa condyloidea, ein zweites Gelenkloch, foramen eondy- loideum posterius , welches eine kleine Vene durchlässt und nicht selten fehlt. — Am vordem Rande jedes Gelenktheiles , nach aussen neben dem Gelenkknopfe, befindet sich ein Ausschnitt, incisura jugularis, welcher nach aussen und etwas nach hinten am Drosseladerfortsatze, Processus Hinter- jugularis, endigt und mit einem ähnlichen Ausschnitte des Schläfenbeins das "auptsbein. foramen jugulare, Drosseladerloch, bildet. ß') Superficies superior s. interna ist gewölbt und bildet über dem Pro- cessus condyloideus eine längliche stumpfe Erhabenheit, Processus anony- mus (luberculum jugulare), hinter dem sich ein Theil der Querfurche (sul- cus trajisversus) befindet, welche sich von oben nach unten gegen die inci- sura jugularis zieht, und unter welchem das foramen eondyloideum anterius schräg von hinten und innen nach vorn und aussen läuft. Pars Jtasilaris, ©rund- oder Sapfentlieil, ist der vordere unregelmässig 4eckige, vorn schmälere hinten breitere Theil dieses Knochens, welcher vor dem Hinterhauptsloche liegt und sich schief zum Körper des Keilbeins hinaufzieht, mit dem er vor dem 18. Jahre verwächst, so dass dann durchs die Vereinigung des os ovcipüis und sphenoideum das Crrunclibem, os hasilare, gebildet ist. Vorher sind beide Knochen durch eine knorplige Zwischenlage geschieden. An diesem Theile giebt es eine untere, obere und vordere Fläche, 2 seitliche und einen hintern Rand. a) Untere oder äussere Fläche ist uneben und rauh ; in ihrer Mitte ragt ein mehr oder weniger erhabener Stachel, spina basilaris s. pharyngea, und eine quere Leiste, linea transversa s. crista pharyngea (für den- Schlundkopf) heraus. ß~) Obere oder innere Fläche ist glatt und bildet eine flache Aushöhlung für das verlängerte Mark , fossa pro medulla oblongata. y) An die seitlichen rauhen Ränder stösst die Spitze der pars pe tr osa des Schläfenbeins. <5) Die vordere Fläche vereinigt sich mit dem Körper des Keilbeins ; der dieser Fläche entgegengesetzte hintere Rand ist scharf, etwas ausgeschweift und bildet den vordem Umfang des Hinterhauptsloches. HocFs Anal. I. 10 — 146 — Schädelkno- Verbindungen des Hinterhauptsbeines. *) Pars occipitalis. Durch then den olern Rand, margo Inmbdoideus , verbindet sie sich mit dem os bregmatis ; durch den untern Theil dieses Randes (mittlerer Rand, margo ?nastoideus) mit der pars mastoidea des Schläfenheins. — h) Pars condyloidea. Stösst durch ihren vordem ausge- schweiften Rand, margo petrosus , an den Felsentheil des Schläfenbeins und bildet mit diesem das foramen jugulare. — c) Pars basilaris. Hängt seitlich noch mit der pars yefros« zusammen; der vordere Rand, margo basilaris , fliesst mit dem Körper des Keil- beins zusammen. Muskeln am Hinterhauptsbeine. Es entspringen: ander linea semicir- „. cularis superior: der m. occipitalis und trapesius ; — an der spinn pharyngea ein Hinter- Theil des m. constrictor superior. — Es setzen sich an: ander lin. semicircul. hauptsbein. SJtp . (|er m splenius capitis, biventer cervicis, complexus, ein Theil des sterno cleidomas toideus ; — an die lin. semicircul. infer.: der m. rectus capitis posticus major und minor, obliauus capitis sup erior ; — an den process. jugu- faris: der m. rectus capitis lateralis ; — an die untere Fläche der pars basilaris: der in. rectus capitis anticus major und minor. lEntwickelung des Hinterhauptsbeines. Die ersten Spuren derVerknöche- rung zeigen sich gegen das Ende des 2. Monates oder um die 10. Woche in der Gegend der spina occipitalis externa. Nach und nach bilden sich in der pars occipitalis 8 Knochen- kerne , die sich strahlenförmig ausbreiten und in einander fliessen. Etwas später als in die- sem Theile erscheint in jeder pars condyloidea und dann in Aer pars basilaris ein Knochen- kern. So sind die 4 Abtheilungen dieses Knochens beim reifen Embryo gebildet, welche durch Knorpelmasse vereinigt werden. Die völlige Verwachsung dieser 4 Stücke zu einem geht nur sehr langsam vor sich und dauert bis gegen das Ende des vollendeten Wachsthums. 4. Os sphenoiüeum 3 Keilbein. Keilhein ^as os sphenoideum (acp?]v, Keil) ist unpaarig symmetrisch Fiügeibein, und das vordere Stück des Grundbeins, os basilare, und wird espen eintjesna||j auch pars sphenoidea ossis basilaris genannt. Es ist ein sehr unregelmässig gestalteter Knochen, welcher in der Mitte des Schädelgrundes liegt und einem Keile gleich zwischen die übrigen Schädelknochen eingeschoben ist. Manche geben ihm die Gestalt einer fliegenden Fledermaus oder Wespe und nennen ihn os sphe- coideum (arp/^, Wespe). Zur genauem Uebersicht wird er bei der Beschreibung in den Körper, die kleinen und grossen Flügel und die flügeiförmigen Fortsätze geschieden, ff. Corpus (s. basis s. diapliysis), der Körper, ist der dickste, wür- felförmige Theil dieses Knochens und bildet nicht nur den Mittelpunkt des Keilbeins, sondern auch der ganzen Grundfläche des Schädels. An ihm befinden sich 6 Flächen, welche die Sinus sphenoidales , KeilbeinhShlen, einschliessen. Dies sind 2 durch eine senkrechte Scheidewand getrennte Höhlen im Innern des Körpers, dereu Oeflnungen, an der vordem Fläche des Körpers, durch die cornua sphenoidalia s. ossicula Stertini, dreieckigte, nach hinten spitz zulaufende Tuten, so geschlossen werden, dass nur ein kleines Loch bleibt, welches mit den hintern Siebbeinzellcn com- municirt und einen Zusammenhang zwischen diesen, den Keilbeinhöhlen und der obern Nasenmuschel herstellt. a) Superficies superior, sieht gerade aufwärts nach der Schädelhöhle und soll Aehnlichkeit mit einem Türken- oder Pferdesattel, sella turcica s. equina (s. ephippium) , haben, dessen Lehne, dorsum ephippii, in 2 stumpfe Fortsätze , Processus elinoidei posteriores , endet. — Ihnen gegenüber, nach vorn, liegen 2 kleinere Hügel (tubercuhim seüae turcicaej, die Processus elinoidei medii, so dass zwischen diesen und den hintern eine Grube zur Aufnahme der Schleimdrüse des Gehirns , fossa pro glan- dula pituitaria, bleibt. — Hinter der Sattellehne führt eine abgedachte Fläche, citrus (Rlumenbachii) , zur pars basilaris ossis oeeipilis. ß) Superficies laterales, die Seitenflächen, bieten an ihrem hintern Theile eine rinnenartige , schräg nach oben und innen aufsteigende Aushöhlung, — 147 — sulcus caroticus, für die art. carotis interna, dar, an deren äusserem Schädelkno Rande meist ein dünnes gebogenes Knochenplättchen , Züngelchen, litt- c en' gula, hervorsteht und diese Furche bei der Verbindung des Keilbeins mit dem Schläfenbeine zu einem Kanäle umwandelt. y) Superficies anterior. An ihr ragt in der Mitte eine erhabene Leiste vor, crista sphenoidalis, an welche sich die lamina perpendicularis des Sieb- beins anlegt. Zu beiden Seiten derselben verschliessen die schon oben erwähn- ten cornua sphenoidalia die aperturae sinuum sphenoidaliurn. d) Superficies posterior, rauh und viereckig, ist nur vor dem 18. Jahre, oder bei künstlicher Trennung des Keilbeins vom Hinterhauptsbeine zu sehen, denn sie verwächst vollkommen mit der pars basilaris ossis oceipitis. t) Superficies inferior, zeigt in der Mitte, wo im Innern die Scheidewand der sinus liegt, eine längliche zugespitzte Erhabenheit, das rostrum sphe- noidale, welches nach vorn in die crista übergeht; so wie überhaupt diese ganze Fläche allmälig in die vordere verschwindet. b. ALlae parvae s. Processus ensifortnes s die kleinen Flü- gel, schwertförmigen Fortsätze. Sie treten vorn und oben an beiden Seiten aus dem Körper mit 2 Wurzeln hervor, zwischen wel- chen sich das Sehloch, foramen optieum, befindet. Durch die- ses Loch tritt der Sehnerv und die art. ophthalmica aus der Schädel- in die Augenhöhle. — Jeder Flügel hat nach innen, gegen den Körper zu, ein stumpfes Ende, Processus clinoideus anterior, von welchem er allmälig schmäler werdend nach aussen läuft und sich mit seinem vordern gezackten Rande (margo fronto - ethmoidalis) an das os ethmoideum und an die partes orbitales des Stirnbeins legt. — Sein hinterer Rand (margo semilunaris) ist scharf und frei und bil- det mit dem darunter liegenden grossen Flügel die Jissura orbitalis superior s. sphenoidalis, obere Augen höh lenspal te, welche nach Ke;lliein innen und unten breiter, nach aussen und oben schmäler ist. Durch sie gehen der nerv, oculomotorius, trochlearis, abducens und der 1. Ast des nerv, trigeminus in die Augenhöhle; die vena ophthalmica cerebralis tritt durch sie in den sinus cavernosus. c. Alae mtsqnae, die grossen Flügel, gehen von den beiden Seiten des Körpers hervor und schlagen sich auswärts nach vorn in die Höhe, so dass sie mit ihren 3 Flächen zur Bildung der Schädel- und Augenhöhle und Schläfengrube beitragen, nach denen sie ihre Na- men bekommen. a) Superficies cerebralis s. interna, sieht nach der Schädelhöhle, ist ausgehöhlt und mit impressiones digitatae, juga cerebralia und sulci arteriosi (von art. meningea ?jiedia) versehen. Ihr innerer Rand ist frei und bildet mit dem über ihm liegenden kleinen Flügel die obere Augenhöhlenspalte. — Dicht unter dem innern weitern Theile derselben liegt das runde Loch, foramen rotundum, durch welches der 2. Ast des 5. Nervenpaares in die fossa sp/ieno -maxillaris läuft. — Neben diesem Loche nach aussen befindet sich ein zweites, ovales, foramen ovale (für den durchtretenden 3. Ast des 5. Nervenpaares), und noch etwas weiter rück- und auswärts, an der hintern Spitze dieser Fläche , das Stachelloch, foramen spinosum, für die art. meningea media. /9) Superficies orbitalis s. anterior, bildet den hintern Theil der äussern Wand der Augenhöhle , ist die kleinste der 3 Flächen und von viereckiger Ge- stalt. Ihr unterer freier Rand ist abgerundet und bildet mit dem Oberkiefer- knochen die untere Augenhöhlenspalte, Jissura orbitalis inferior s. spheno -maocillaris , welche der vena ophthalmica facialis zum Heraus- 10* — 148 — v liäiUlkno- tritte aus der Augenhöhle , dem nerv, infraorbilalis und subcutanem malae zum chen- Eintritte dient. S) Superficies temporalis s. externa, ist die längste und läuft bogen- förmig von unten nach oben. Sie bildet den"' vordem Theil der Schläfengrube und wird durch eine rauhe Querlinie, linea eminens s. tuber culum spino- su?n, in 2 über einander liegende Felder, ein oberes und unteres getrennt, von welchen das erstere dem m. temporalis , das letztere, welches nach unten u. hin- ten in eine spitzige Ecke, Stach elfortsatz, processus spinosus (s. spina angularis s. sphenoidea), ausläuft, dem vi. pterygoideus externus zum Ansätze dient. Ton dem Stachelfortsatze hängen kleine kurze Knochenblätt- chen herab, welche alae parvae Ingrassiae genannt werden. Am innern hintern Theile dieser Fläche sieht man die äussere OefFnung des foramen ovale und spino sunt. Diese genannten 3 Flächen werden von 6 Rändern begränzt, welche mit den benachbarten Knochen Verbindungen eingehen. au) Margo internus , liegt zwischen der super/, orbital, und cerebral, und hilft die fissura orbitalis super ior bilden. ßß) M.superior, ist vorn breit, zackig und dreieckig und gehört hier allen 3 Flächen an , hinten wird er scharf und verbindet nur die superf. cerebral. mit der temporal. Er dient zur Vereinigung mit dem Stirn- und Scheitel- beine. yy) M. anterior superior, stösst an das Jochbein und gehört der superf. orbital, und temporal, an. öS) M. anterior inferior, ist frei und glatt, um mit dem Oberkiefer die Jisstira orbitalis inferior zu bilden. it) IU. posterior stiperior fs. ex ternußj , zwischen der superf . temporal: und cerebral , ist gezackt und concav ausgeschnitten, um an den vordem Rand dcr^«?-s squamosa des Schläfenbeins zu passen. K) M. posterior inferior, ist breit, uneben, geht schräg, zwischen su- perf. cerebral, und temporal, von innen und vorn nach hinten und aussen Keillioin. und legt sich an die pars pelrosa an. Er läuft nach hinten und aussen in die abwärts stehende spitzige Ecke , processus spinosus s. spi?ia angula- ris, aus. d. Processus pterygoiHei » die flu gelför inigen Fortsätze, CraumenflUgel , steigen aus den beiden Seitentheilen des Körpers ziemlich gerade hinter dem Gaumen- und Oberkieferbeine abwärts ge- gen den Radien. — Ihre Wurzel wird von einem Kanäle, canalis Vidianus, durchbohrt, welcher horizontal von vorn nach hinten läuft und den nerv. Fidicuius aus der fossa sphetio-maxillaris zu dem canalis caroticus bringt. — Im Innern der Wurzel fand Mayer dann, wenn dieselhe von aussen gewölbt, angeschwollen und in 3 Schenkel auslaufend erscheint, einen sinus pterygoideus (s. cellulae ptery- goideae), der sich in den sinus sphe?ioidalis öffnet. — Die vordere Fläche dieses Fortsatzes ist ungctheilt und mit einer Rinne, sulcus pterygoideus, versehen, welche mit einer ähnlichen am anliegen- den Gaumenheine den canalis pferygo -palatinus, Flügelgaumen- kanal, bildet. — Die hintere Fläche theilt sich in 2 dünne Blätter, Flügel, ata s. lamina externa und interna, zwischen wel- chen sich oben eine fossa pterygoidea, unten eine incisura ptery- goidea (zur Aufnahme des proc. pyramidalis des Gaumenbeins) be- findet. — Der äussere Flügel, sich im Herabsteigen etwas aus- und rückwärts krümmend, ist der breilere, aber kürzere; der in- nere ist schmäler, aber länger und läuft in einen nach aussen gebo- tenen hakenförmigen Fortsatz, hamutus pterygoideus. aus, um wcl- — 149 — chen sich die Sehne des m. circumflexus palati schlingt. — Die in- S«fcädelkm nere Fläche dieses letztern Flügels ist glatt und trägt zur Bildung der Choanae narium bei: aus ihrer Wurzel ragt ein platter 3seitiger Fortsatz, provessus vaginalis s. ad vomerem nach innen gegen das rostrum sphenoidale hin. Ueber seine äussere Fläche und den hintern Rand läuft eine breite flache Furche, sulcus tubae Eustachii , von oben nach unten und innen herab. "Verbindungen des Keilbeins: ä) Corpus: mit dem os occipitis durch die hintere Fläche ; — mit der Spitze der pars petrosa durch die Seitenfläche ; — mit dem os ethmoideum und vomer durch die vordere Fläche, h) Alae parvae: mit den partes orbi- tales des Stirnbeins durch die vordem Ränder dieser Flügel, c) Alae magnae: mit dem Stirn- und Scheitelbeine durch den obern Rand; — mit dem J o ebb e i n e durch j/-eill)t'in den vordem obern Rand; — mit der pars squamosa des Schläfenbeins durch den hintern obern Rand; — mit der pars petrosa durch den hintern untern Rand; — der vordere untere Rand sieht gegen den Oberkiefer, doch bleibt die fissura orbitalis inferior dazwischen. d) Processus pterij goidei: stossen an das Gaumenbein mit ihrer vordem Fläche. Muskeln ain Keilbeine: 1) M. temporalis, am obern Theile der superf. temporal. — 2) M. pt ery goideus externus , an der äussern Fläche der ala externa pro- cess. pterygoidei; — 3) M. ptery goideus int er nu s in der fossa pterygoidea; — 4) M . cir cumflexus palati mollis, schlägt sich mit seiner Sehne um den hamulus pterygoi- deus ; — 5) M. inallei externus (der von Manchen nicht für einen Muskel, sondern für ein Hand, lig.mallei nnterius s.processus longi, angesehen wird), von der spina angularis s.pro- cess. spinosus entspringend. Entwickelungf des Keil beins. Erst im 3. oder 4. Monate zeigt sich 1 Knochen- kern in jedem grossen Flügel, dann in den Flügelfortsätzen und kleinen Flügeln, zuletzt im Körper. Diese Kerne verschmelzen allmälig so, dass der ganze Knochen im 8. Monate aus 5 Stücken, aus 2 grossen, 2 kleinen Flügeln und dem Körper besteht« Beim reifen Embryo fliessen sie in 3 Stücke zusammen, in die beiden grossen Flügel und den Körper, deren Trennung bis zum 1. Lebensjahre sichtbar ist. Die Onus bilden sich erst nach der Gehurt und allmälig. . 5. Ossa temporunis Schläfenbeine. • Zu jeder Seite des Schädels liegt zwischen dem Keil-, Scheitel- Scj,luft.u und Hinterhauptsbeine ein solcher Knochen, so dass er theils den heiu. mittlem untern Seitentheil, theils ein Stück der Basis des Schädels bildet. An diesem Knochen fallen 3, hinsichtlich ihrer Form sehr verschiedene, Theile in die Augen; der vordere ist platt und steht aufrecht, Schuppentheil; der hintere, Zitzentheil, ist wulstig, und der schräg nach innen, auf der Basis des Schädels liegende soll einem dreiseitigen Felsstücke gleichen, desshalb Felsentheil. a. Pars squamosa3 SclmppentBseil, der vordere und obere, platte, aufrechtstehende Theil, welcher einer Fischschuppe ähnlich mit seinem obern Rande über den untern des Scheitelbeines hinweggeschoben ist. Er bat eine äussere und eine innere Fläche. «) Superficies externa , ist flach gewölbt und an ihrer obern senkrechten Portion , einem Theile des planum semicirculare, vom Ausatze des m. tempora- lis, etwas rauh , zeigt auch Eindrücke von der ar t. temporalis profunda. — Aus ihrem untern, horizontalen oder Gelenk -Theile entspringt mit 2 Wurzeln ein langer platter Fortsatz , Jochfortsatz, Processus sygoniaticus , welcher mit dem processus temporalis des Wangenbeines zum arcus sygomati- cus. Jochbogen , zusammentritt. — Die vordere Wurzel dieses Fortsatzes ist wulstig und bildet den Gelenkhügel, tuherculum articulare; die hintere erstreckt sich dagegen als eine erhabene Linie theils nach hinten ober- halb des meatus auditorius externus aufwärts und bildet die Glänze zwi- schen pars squamosa und tnastoidea, theils tritt ein Schenkel von ihr ab- wärts zwischen pars squamosa und petrosa und verliert sich an einer Spalte, fissura (wlaseri (welche richtiger zur pars petrosa gehört), durch welche die chorda tympani aus der Paukenhöhle heraus , der m. mallei externus und die art. lympanica hinein läuft. — Zwischen beiden Wurzeln , hinter dem Gelenk- — 150 — Schädelkno- hügel, befindet sich eine tiefe Grube, fossa articularis s. cavitas gle- ' noidalis, Gelenkgrube , zur Aufnahme des Gelenkkopfes des Unterkiefers. /?) Superficies interna, ist etwas concav und wegen des schräg abgeflachten obern Randes etwas kleiner als die äussere. An ihr treten die sulci arteriosi der art. meni?igea media, die Eindrücke und Erhabenheiten vom Gehirne deut- lich hervor. b. Vurs mastoidea s. mantmillaris s Zitzentlieil (fxaarög, Zitze). Liegt weiter hinten und tiefer als der Schuppentheil und wird von diesem unten durch den eingeschobenen Felsentheil, oben zum Theil durch einen Ausschnitt, incisura parietalis , getrennt, in welchen sich ein Theil des untern Randes vom os parietale legt. Der hintere Rand gränzt an den margo mastoideus des Hinterhauptsbeines. a) An der äussern Fläche ragt nach unten ein kurzer, starker, rauher, etwas nach vorwärts gerichteter Fortsatz, Processus mastoideus s. mammilla- ris, Zitzen- oder Warzenfortsatz, hervor, welcher diesem Theile wegen seiner Aehnlichkeit mit einer Zitze seinen Namen gegeben hat. Er ist im Innern voller Zellen, sinus mastoidei, welche nach vorn mit der Paukenhöhle in Verbindung stehen. — Die untere Fläche dieses Fortsatzes wird durch einen sich von vorn nach hinten erstreckenden Einschnitt, incisura mastoidea, in 2 Hälften getheilt. — Nahe am hintern oder obern Rande , hinter dem War- zenfortsatze befindet sich ein Loch, foramen mastoideum, welches sich auf der innern Fläche dieses Theiles öffnet und ein emissarium Santorini zum Schläfen- sinus transpersus , oder bisweilen auch eine art. meningea posterior zur harten Lein. Hirnhaut führt. Zuweilen wird dieses Loch vom Warzentheile und margo ma- stoideus des Hinterhauptsbeines zusammen gebildet. — Auf der äussern Fläche offnen sich die aperturae eocternae canaliculi mastoidei (Arnoldi)j 2 ganz feine Oeffnungen , dicht am Eingange in den äussern Gehörgang, in ei- nem Spältchen zwischen dessen Rande und dem Zitzenforts atze, wovon die eine nach unten , die andere nach hinten am äussern Gehörgange mündetT "Sie führen in den canaliculiis mastoideus , das Zitzenfortsatzkanälchen. Dieses beginnt im untern Theile des canalis Fallopii, etwas oberhalb des fora- men sti/lomastoideum , neben der Oeffnung für die chorda tumpani. Von hier geht es im äussern und vordem Theile des Zitzenfortsatzes nach hinten und spaltet sich in 2 Gänge , welche die genannten Aperturen haben. Dieses Kanäl- chen steht durch eine Oeffnung in der Wand zwischen dem canalis Fallopii und der fossa venae jugularis mit einer Furche in Verbindung, die sich sehr oft in dieser Grube von der vallecula aus gegen den canalis Fallopii zieht. In dieser Furche und dem Kanälchen verläuft der ra?nus auricularis nervi vagi. ß~) Innere Fläche, ist ausgehöhlt und bildet einen Theil der hintern Schädel- grube, welche für das kleine Gehirn bestimmt ist. An ihr verläuft von oben "nach unten eine breite Rinne, fossa sigmoidea, in welche sich der sulcus transversus fortsetzt und an der die innere Oeffnung des foramen mastoi- deum sichtbar ist. c. JPars petrosa s. os petrosum . Felsentheil oder Felsen« Itein; so genannt wegen seiner Härte und Festigkeit. Er hat die Form einer schräg liegenden dreiseitigen Pyramide, deren Rasis nach hinten und aussen zwischen der pars mastoidea und squamosa liegt, deren Spitze dagegen nach innen und vorn gegen den. Körper des Keil- beins sieht. Nach hinten stösst dieser Theil an den margo petrosus des Hinterhauptsbeines, vorn an den hintern untern Rand des grossen Keilbein-Flügels. Man unterscheidet an ihm 3 Flächen, die Rasis und Spitze. Das Innere dieses Theiles wird bei dem Gehörorgane be- trachtet. a) An der Basis befindet sich, zwischen Processus zygomaticus und mastoi- deus, eine weite ovale Oeffnung, der Eingang zum innern Ohre, meatus s. — 151 — porus auditorius eacternns , der äussere Gehörgang, an dessen Stelle Schädelkno- beim Embryo nur ein Ring, annulus tympani , vorhanden ist. Dieser c e"' Gang ist ein elliptischer Kanal , der in schräger Richtung von aussen und hin- ten nach innen , vorn und etwas nach unten verläuft. Er ist an seinem Anfange und Ende etwas weiter; an letzterm hat er eine Furche, sulcus tympani, für das Trommelfell (s. b. Gehörorgane). ß) An der stumpfen Spitze öffnet sich der canalis earoticus (apertura interna) und neben diesem befindet sich nach aussen und vorn , an der Gränze der pars sguamosa , zwischen der vordem und untern Fläche , eine schmale Oeffnung, die ttiha MusiacMi, Eustach'sche Trompete, welche an der untern Fläche des Schädels hinter dem foramen spinosum und vor dem Eingange des carotischen Kanales zu finden ist. Sie führt in die Paukenhöhle und wird durch eine knorplige Röhre verlängert, die sich hinter dem processus pterygoi- deus zum Rachen herab erstreckt. Von ihrem äussern Ende nach aussen , gegen den meatus auditorius extemus hin , zieht sich die fissura dlaseri. — Zwi- schen der Spitze des Felsentheiles und dem Körper des Keilbeins bleibt eine Spalte, die fissura sp/ieno-pelrosa, welche mit Knorpelmasse ausgefüllt wird, durch welche der nerv. Vidianus ■profundus läuft. y) Vordere innere Fläche, liegt in der Schädelhöhle und bildet die hintere Wand der mittlem Schädelgrube ; sie ist glatt und fliesst nach aussen mit dem Schuppentheile zusammen. — In ihrer Mitte ragt eine Erhabenheit , eminen- tia arcuata, hervor, welche den darunter liegenden obern Bogengang an- deutet; neben ihr mehr gegen die Spitze hin ist eine kleine Oeffnung, Malus canalis- Fallopii , von welcher eine flache Rinne (sulcus nervi Vidiani) ab- wärts gegen den canalis Vidianus am Keilbeine führt. In ihr läuft der nerv. Vidianus superficialis in die Höhe und tritt durch genannten hiatus zum «^'^Schläfenbein facialis. — Der Winkel oder obere Rand, margo s. angulus petro- (Felsen- sus, in welchem die vordere und hintere Fläche zusammen stossen, istabge- theil). rundet und mit einer Furche für den sinus petrosus superior versehen. — Ganz in der Nähe des hiatus, mehr nach aussen und vorn ist die aperlura supe- rior canalis tympanici zu sehen. Der canalis tympanicus (für den nerv, tympanicus des gangUon petrosum) beginnt au der untern Fläche des Felsentheils (apertura inferior) in der vallecula; von hier zieht er sich nach oben und hinten, tritt durch den Boden derPaukenhöhle, läuft als Furche an deren innerer Wand über das Promontorium in die Höhe und begiebt sich zwischen dem canalis Fallopii und semicanulit desPaukenfellspanneis zu unserer aper- tura superior. ä) Hintere innere Fläche, sieht nach der hintern Schädelgrube, ist weniger uneben, als die vorige und geht nach aussen in die pars mastoidea über. — An ihr fällt sogleich eine grosse , ovale , schief nach vorn und aussen emporstei- gende Oeffnung, die des innern Gehörganges, meatus auditorius in- ternus s. foramen aeustieum, in die Augen. Dieser Kanal läuft schräg von hinten und innen nach vorn und aussen, ist gegen 3'" lang und \'" hoch, und nimmt den nerv, facialis und acusticus, die art. und ven. auditoria in- terna auf. Sein Boden ist durch 2 sich kreuzende erhabene Leisten, lineae cruciatae, in 4 Abtheilungen gebracht. Oben und vorn ist der Eingang in den canalis Fallopii (aper tura superior s. in terna desselben), oben und hinten ein kleines trichterförmiges Grübchen , die fossa vestibuli su- perior; diese beiden obern Oeffnungen sind schräg nach aussen und vorn gerichtet. Unten und vorn befindet sich ein grösseres, rundliches Grübchen, fossa Cochleae s. tractus spiralis foraminulentus , nach aussen, vorn und unten gewendet; unten und hinten ist ein längliches Grübchen, die fossa vestibuli inferior, welche mehr hinterwärts gerichtet ist. Alle 3 Grübchen sind voll kleiner Löcher (laminae cribrosae). Der canalis Fallopii (für Aen neru. facialis) beginnt oben und vorn auf dem Boden des innern Gehörganges (mit der apertura superior s. interna), läuft von hier oberhalb des Vorhofs horizontal quer nach vorn und aussen zum hiatus canalis Fallopii, wo er auch durch ein enges Kanälchen mit der Paukenhöhle in Verbindung steht. Am hiatus wendet er sich unter einem rechten Winkel [geniculum, Knie) nach hinten, zwi- schen der fenestra ovalis und dem horizontalen Bogengänge hindurch zur hintern Wand der Paukenhöhle, hinter welcher er alsdann etwas gekrümmt herabsteigt und sich im foramen stylomastoideum endigt. Dieser letztere Theil hängt mit dem canalis chordae tympani, der eminentia papillaris und mit dem canaliculus mastoideus zusammen. .■ben. Lein. — 152 — Weiter nach hinten und aussen vom innern Gehörgange liegt unter einer Hervor- Scliädelkno- ragung, welche der hintere Bogengang verursacht, eine enge Ritze, dieWasser- leitung des Vorhofs, aquaeduetus vestibuli. e) Untere oder äussere Fläche, liegt ausserhalb der Schädelhöhle und sieht gegen den Hals herab; sie ist von vielen Yorsprüngen und Vertiefungen sehr rauh und uneben. — Aus ihr ragt nahe am processus mastoideus der Griff el- fortsatz, Processus styloideus (ötvZoc, Griffel), heraus, welcher von verschiedener Länge und vor- und abwärts gerichtet ist. Er steckt in einer Grube und ist an seiner Wurzel von 2 breiten Knochenverlängerungen, welche gleichsam eine Schale, vagina Processus styloid ei, bilden, umgeben. — Zwischen ihm und dem Zitzenfortsatze öffnet sich der canalis Fallopii im fora- men st ylomastoideum fs. apertura canalis Fallopii inferior), Griffelwarzenloch, durch welches der nerv, facialis heraus- und die art. slylomasloidea hercintritt. — An der innern Seite des processus styloideus, nach vorn gegen die Spitze des Felsenthcilcs hin, bemerkt man ein weites run- des Loch, den Eingang (apertura extertia) des canalis caroticus, welcher anfangs gerade in die Höhe steigt und sich dann ein- und vorwärts ge- gen die Spitze wendet , an welcher seiner OelTnung Erwähnung gethan wurde. — Hinter diesem Eingange , getrennt durch eine dünne Scheidewand, auf welcher ein ganz ldeines Löchelchen zum aquaed 'uetus Cochleae , Wasserleitung der Schnecke, führt, liegt eine tiefe mit einem ausgeschnittenen Rande Schläfen- versehene Grube, fossa jugularis fs. bulbi ve?iae jugularis internae), welche die vordere Hälfte des foramen jugulare s. lacerum , Drossel- loch, bildet, dessen hintere Hälfte an der pars condyloidea des Hinterhaupts- beines war. Dieses Loch dient der vena jugularis interna, dem nerv, glosso- pliaryngeus, vagus und accessorius Wil/isii zum Durchgange. — An diese Grube, noch innerhalb des foramen jugulare, gräuzt nach innen und vorn eine kleinere Vertiefung, vallecula s. fossula petrosa, das Thälchen, in welcher das ganglion petrosum des nerv, glossop/iaryngeus liegt und sich ein kleines Löchelchen, die apertura inferior canalis tympanici , lindet, durch welches der ramus Jacobsonii s. tympanicus in die Paukenhöhle tritt. In der vallecula bemerktman noch eine kleine Furche , die zu einer Oeffnung zwischen dem canalis Fallopii und der fossa venae jugularis führt und für den ramus auricularis nervi vagi bestimmt ist (s. canaliculus niasloideus bei pars masloidea S. 150). Verbindungen des Schläfenbeines, a) Pars squamosa. Nach oben mit dem margo squamosus des os parietale, wodurch die sutura squamosa, Sc hup p e nnalit, gebildet wird; durch den vordem Rand mit dem grossen Flügel des Keilbeins; durch den Processus zygomaticus mit dem os zygomaticum. In der fossa articularis liegt der Proces- sus condyloideus des Unterkiefers. — b) Pars mastoidea. Ihr oberer Rand verbindet sich mit Aem os. parietale, der hintere mit dem os oeeipitis, wodurch die sutura masloidea, die sich in die lambdoidea fortsetzt, gebildet wird. — c)Parsj)etrosa. Die Spitze stösst an den Korper des Keilbeins , der vordere Rand an den grossen Flügel desselben und der hintere an das Hinterhauptsbein. Muskeln am Schläfenbeine. Es entspringen: 1) M. temporalis, an der äussern Flüche des Schuppentheiles. — 2) M. masseter, nur theilweise, am untern Rande des proc. zygomaticus. — i)M. riiga s tricus , dessen hinterer Bauch aus der iueisura mastoidea entspringt. — 4) M. s ty loglos sus, an der Spitze des proc. styloideus. — 5) M. s ty 1 ohyo ideu s und 6) s tyloph ary ngeus , mehr von der Wurzel des proc. styloideus. — 7) Mm. retr alten tes aur iculae , dicht über dem proc. mastoideus. — Es setzen sich an: 1) M. st er nocleido- mastoideus, an dem Zitzenfortsatze; ebendaselbst 2) M. traclielo-mastoideus und 3) M. splenius capitis. Entwichelmiff des Schläfenbeines. Die erste Verknöcherungsstelle zeigt sich zu Ende des 2. bis zum 3. Monate, am untern Theile der Schuppe; am \\ arzentheile erst im 4. — 5. iMonate. Jetzt entsteht auch der proc. zygomaticus ; der proc. mastoideus dagegen erst nach der Geburt, und der styloideus ist in den ersten Lebensjahren gar nicht vorhanden, dann aber ganz knorplig. Heim reifen Embryo besteht das Schläfenbein aus 4 Stücken, aus den beschriebenen 3 und aus dem Trommelfellringe , unnulus tympani, welcher anstatt des äussern Gehörganges vorhanden ist. Nach der Geburt verwachsen allmälig diese Theile und nur zwischen der pars squamosa und petrosa bleibt längere Zeit ein Zwischenraum, der sich in eine Naht, sutura squamoso-petrosu, verwandelt. 6. Os ethmoiüeum, s. crihri forme 9 Sieb- oder Riechbein. Dieser zarte unregelmässig würfelförmige und zelJige Knochen trägt nur mit einem kleinen Theile (lamina cribrosa) zur Bildung der — 153 — Schädelhöhle bei, in deren vorderer Grube er die Mitte einnimmt, sdiädeikno- Er liegt zwischen den Augenhöhlentheilen des Stirnbeins; sein grösster Theil hilft die Nasenhöhle und eine Platte (lamina päpy- racea) desselben die innere Wand der Augenhöhle bilden. Er zer- fällt in die lamina cribrosa, perpeudicularis und in die Labyrinthe. a. JJa-mina cribrosa (cribrum), Siebplatte, ist der obere zwi- schen den partes orbitales ossis fronlis, in der incisura ethmoidalis liegende horizontale Theil des Siebbeins, welcher die Form eines länglichen Vierecks hat, dessen obere Fläche gegen das Gehirn, die untere in die Nasenhöhle sieht. — Diese Platte wird von vielen klei- nen Löchern, foramina cribrosa, durchbohrt;, welche die Zweige des Geruchsnerven zur Nase bringen. — In der Mitte ragt, auf der obern Fläche ein von hinten nach vorn etwas gekrümmt aufsteigen- der Fortsatz, crista galli, der Hahnenkamm, heraus, der sich an seinem vordem Rande in 2 kleine Blätter spaltet, hamuli frontales cristae galli s. Processus alares, die sich an die innere Fläche der pars nasalis des Stirnbeins anlegen. — Bisweilen findet sich zwischen diesen hamulis eine Rinne, stilcus cristae galli, welche mit einer ähnlichen Rinne am anliegenden Stirnbeine zum foramen coecum (s. S. 141) zusammentritt. — Der hintere Rand der lamina cribrosa Sielbein, stösst an den Körper des Keilbeins, zwischen den kleinen Flügeln desselben. b. Examina perpeudicularis „ seialkrechte Platte, steigt frei zwischen den beiden Labyrinthen von der Mitte der untern Fläche der Siebplatte gerade in der Nasenhöhle herab und bildet so den obern Theil der Nasenscheidewand. Vorn und oben ist sie am dicksten und ragt weiter herab, hinten dagegen ist sie dünn und wegen des unter ihr liegenden vomer kürzer. Sie hat die Gestalt eines verschobenen ungleichseitigen Fünfecks. — Der obere Rand verschmilzt mit der Siebplatte, der hintere obere stösst an die crista sphenoidalis, der hintere untere verbindet sich mit dem vomer; auf dem vordem obern, welcher sich an die Spina nasalis des Stirnbeins legt, ruhen die Nasenknochen und an den vordem untern setzt sich die knorp- lige Nascnscheidewand. — An ihren beiden Flächen finden sich Fur- chen, welche die Geruchsnerven aufnehmen und als Fortsetzungen der Sieblöcher zu betrachten sind. c. IJabyriutlii, die ftaliyrintlie, S ei tenl heile. An jeder Seite der Siebplatte, neben der perpendiculären, liegen nach aussen, zwi- schen dünnen Wänden, einer äussern und einer innern, eingeschlos- sene Zellen, siuus etfomoidales , Siehbeinhöhlen, welche das La- byrinth bilden. «) Die äussere Wand, Papierplatte, lamina papyracea, ist sehr glatt und dünn und hilft die innere Wand der Augenhöhle bilden. — Sie legt sich mit ihrem obern Rande, welcher einige Einschnitte, incisurae elhmoi- dales, hat, an den innern ebenfalls mit entsprechenden Ausschnitten ver- sehenen Rand der pars orbitalis des Stirnbeins, so dass durch diese Verbindung die foramina ethmoidalia (s. nrbi talia inleriora), Siebbeinlöcher, gebildet werden (s. Stirnbein S. 141). — Der vordere Rand gränzt an das — 154 — Schädelkno- Thränenbein , der untere an den Oberkiefer und der hintere an das Gau- chen, men- und Keilbein. ß) Die innere Wand, Rasenplatte, Muschelwand, lamina nasalis s. concharum, liegt in der Nasenhöhle und sieht die perpendiculäre Platte an. Durch einen, im hintern Theile befindlichen, horizontalen Einschnitt wird sie in 2 Abtheilungen geschieden , welche ihre untern Ränder auswärts rollen und so die obere Nasenmuschel, concha superior s. Morgagniana, welche die kleinste und am weitesten nach hinten gelegene ist, und die mitt- lere, conchamedia, darstellen. — Diese Muscheln , voller kleiner Ver- tiefungen und Furchen , sind nach aussen concav , und ihre Convexität ist nach der lamina perpendicularis gerichtet; ihr unterer gewölbter, nach aussen ge- rollter Rand hängt frei in die Nasenhöhle herab. Bisweilen theilen 1 Quer- schnitte diese Platte in 3 Muscheln und dann heisst die kleinste und oberste concha Santoriniana. — ■ Die Räume unter den Muscheln heissen: obe- rer und mittlerer Nasengang, meatus narium (s. Nasenhöhle). y) Sinus s. cellulae ethmoidales , Siebbeinzellen, sind die Räume zwi- schen den genannten beiden Platten , welche durch unregelmässige Querwände in Fächer von verschiedener Anzahl , Form und Grösse getheilt werden und von denen einige durch eigene Knochenplättchen , operculaethmoidalia, be- deckt werden. Eine durchgehende Scheidewand zwischen der vordem und hin- tern Hälfte dieser Zellen findet sich stets vor, so dass sie in sinus ethmoida- les anteriores s. lacrymales s. orbitales und posteriores s. palatini s. Siebbein. sphenoidales getheilt sind. — Die vordem werden an ihrer äussern Seite vom Thränenbeine und Oberkieferknochen geschlossen und öffnen sich zugleich mit den Stirnhöhlen , unter der mittlem Nasenmuschel ; — die hintern hän- gen mit den Keilbeinzellen zusammen und öffnen sich mit diesen unter der obern Nasenmuschel. — Als Scheidewand zwischen den sinus sphenoidales und ethmoidales posteriores sind die ossicula Bertini (vid. Keilbein) zu be- trachten. — Von den vordem Zellen , am untern vordem Winkel der Papier- platte , geht gegen den innern Rand des paries orbitalis des Oberkiefers und Processus lacrimalis der untern Nasenmuschel ein nach aussen gewundenes, ausgeschweiftes hakenförmiges Blättchen, hamulus s. Processus uneinatus (minor) herab, welches einen Theil der innern Wand der Kiefer- höhle bildet. — Nach M. J. Weber befindet sich innerhalb dieses Fortsatzes der processus uneinatus major., ein sichelförmiges Knochenblättchen, welches von der äussern Seite des vordem Umfauges der concha media nach unten , aussen und hinten zum processus ethmoidalis der concha inferior tritt. Verbindungen des Siebbeincs. a) Lamina cribrosa; mit den partes orbitales des Stirnheins und durch die crista galli mit dem Nasentheile desselben; der hin- tere Rand stösst an den Körper des Keilbeins. — b) Lamina perpendicularis; vorn mit dem Nasenknochen; unten mit dem vomer , hinten mit dem Körper des Keilbeins. — c) La byr int hu. s. Die Papierplatte grunzt vorn an das Thränenbein, oben an das Stirnbein, unten an den Oberkiefer, hinten an das Keil- und Gaumenbein. Der proc. uneina- tus verbindet sich mit der concha inferior. Elltwiekcluilg des Siebbeines. Die Bildung dieses Knochens fängt erst spät (im 5. oder fi. Monate des Embryolebens) an und erreicht aucli spät ihre Vollendung. Die er- sten Verknöcherungspunkte zeigen sich in den Papierplatten, bald darauf in den Muscheln; der mittlere Theil dagegen bildet sich erst nach der Geburt. Bei den Neugebornen ist so- wohl die horizontale (cribrosa), wie die senkrechte Platte noch knorplig und sie beginnen erst \ — 1 Jahr nach der Geburt zu verknöchern. Die vollkommene Verknöcherung der Sieb- platte erfolgt erst im 2. oder 3. Jahre; jetzt verschmelzen auch die einzelnen Theile mit einander, nur die lamina perpendicularis ist noch grossentheils knorplig. Der unterste und vorderste Theil derselben behält das ganze Lebenhindurch seine knorplige Beschaffenheit und bildet so das septum mobile s. cartilagineum der Nase. Allgemeine Betrachtung des Schädels. I. Verbindungen der Schädel kiiochen. Die 7 (oder 8, wenn das os basilare für 2 gerechnet wird) be- schriebenen Schädelknoehen, welche bei dem Erwachsenen durch Nähte fest mit einander verbunden sind, bilden eine unregelmässige — 155 — ovaleKapsel, die Hirnschale, Hirnkapsel, Hirnschädel, cra- Schädel. nium, in welchem das Gehirn ringsum geschützt liegt. — Der Grund dieser Kapsel, basis crafiti, stellt eine ovale, mit vielen Erhabenheiten, Vertiefungen und Löchern versehene Fläche dar, deren Mittelpunkt der Körper des Keilbeins ist. — Der übrige vom Grunde nach allen Seiten aufsteigende, gewölbte Theil ist das Ge- wölbe, fornix cranii, an dem die folgenden Nähte zu sehen sind. 1) Sutura frontalist Stirnnaht, ist bei Erwachsenen nur selten noch vorhanden und an ihrer Stelle findet sich dann eine erhabene Linie. Sie steigt senkrecht von der glabella in der Mitte der pars frontalis bis zu deren oberem Rande in die Höhe und ist die Spur der in der frühesten Zeit slattgefundenen Theilung des Stirnbeins in 2 Hälften. 2) Sutura coronalis, Kranznaht, läuft von der Verbindung des Scheitelbeins mit dem grossen Flügel des Keilbeins von einer Schlä- fengegend quer über das Vorderhaupt hinweg zur andern Seite und vereinigt den obern Rand des Stirnbeins mit den vordem Rändern der Scheitelbeine. Im untern Theile der Naht bedecken die ossa bregmatis das Stirnbein: im obern ist es da- gegen umgekehrt. 3) Sutura sagittalis s Pfeil naht, fängt von dem Mittelpunkte der Kranznaht an, da, wo die beiden Scheitelbeine und das os frontis zu- sammenstossen, und läuft zwischen den beiden Scheitelbeinen gerade SchäileL nach hinten zur folgenden Naht. Sie vereinigt also nur die bei- den ossa parietalia. 4) Sutura latnbiloidea (weil sie mit dem griechischen Buchstaben A, larnbda, Aehnlichkeit hat) s.occipitalis, Hinterhauptsnaht, befindet sich zwischen den hintern Rändern der Scheitelbeine und dem obern Rande der pars occipitalis des Hinterhauptsbeines. In ihr be- finden sich bisweilen mehrere grössere oder kleinere Ewischeiiknoclieiij ossicnla Wormiana (s. suturarum s. triquetra), welche sich ringsum durch zackige Ränder mit den an- gränzenden Knochen verbinden. Sie liegen wie Inseln in der wirkli- chen Naht und entstehen wahrscheinlich durch einen eigenen, zwischen den beiden anstossenden Knochen gebildeten Knochenkern. 5) Suturae niastoideae. Warzennähte, sind gewissermaassen zwei Schenkel, in welche die sutura lambdoidea auf jeder Seite aus- läuft. Der eine, vordere, liegt zwischen dem hintern Theile des untern Randes des os parietale und dem obern Rande der pars mastoidea ; er reicht vor bis zur incisura parietalis. Der andere, hintere Schen- kel verbindet den hintern Rand der pars mastoidea mit dem mittlem Rande des Hinterhauptsbeines und erstreckt sich bis zum foramen ju- gulare. 6) Suturae squantosaes Schuppennähte, erstrecken sich, an je- der Seite des Schädels eine, in einem nach oben convexen Bogen aus der Schläfengrube nach hinten bis zum obern Theile der sutura mastoi- dea und werden durch die partes squamosae der Schläfenbeine gebil- — 156 — Schädel. det, welche sich einer Fischschuppe gleich über die untern Ränder der Scheitelbeine hinwegschieben. 7) Sutwra transversalis s Quernaht, läuft quer über das Gesicht und verbindet die Schädel- mit den Gesichtsknochen; von ihr bei den Gesichtsknochen mehr. Diese Nähte, welche nach Sömmerring dem Wachsthume des Schädels dienen (s.S. 135), sind im frühesten Lebensalter, ungefähr bis zum 3. Jahre noch nicht vollkommen ausgebildet, bis dahin vermitteln Knorpel, die harte Hirnhaut und die äussere Knochen- haut die Verbindung der Schädelknochen unter einander. Bei der Geburt kann durch diese Einrichtung der Schädel bedeutend an Umfang abnehmen und den Geburtsakt erleichtern, indem sich die Nähte. Knochenränder über einander schieben. In dem spätem Alter, wo die Nähte ausgebildet sind, können sie den etwa vorkommenden Brüchen und Rissen der Schädelknochen Glänzen setzen. Im hohen Alter verschwinden sie ganz und die Knochen fliessen zusammen. — Da die Winkel der Knochen am spätesten verknöchern, so bleiben an einigen Stellen des Schädels Lücken, die nur von den genannten Häuten überzogen sind und die man Fontanelle nennt. Es sind folgende: Fontanelle» fonticuli: 1) Wonticulus flu ml r an ff u Iuris (s. major), gro.sse oder Vor- derhauptsfontanelle. Sie liegt zwischen den vordem obern Win- keln (anguli frontales) der Scheitelbeine und den obern Winkeln der beiden Theile des Stirntheiles. Später kommt hier die sutura fron- talis, coronalis und sagittalis zusammen. Die Gestalt dieser Fonta- nelle ist viereckig; die vordem Schenkel sind länger als die hintern und alle 4 nach innen convex. 2) Fonticulus triangularis (s. minor), Hinter h aupts fo nta- nelle, liegt da, wo später die sulura sagittalis mit der lambdoidea zysammenstösst. Sie wird also zwischen den hintern obern Winkeln Fontanellen. (anguli occipitales) der Scheitelbeine und dem mittlem Theile des obern Randes des os oeeipitis gebildet. Ihre Gestalt ist die eines Dreiecks, welches nach vorn sieht. 3) Fonticuli lateraless Seitenfontanellen. Auf jeder Seite des Schädels befindet sich in der Schläfengegend, zwischen dem hintern untern Winkel (angulus mastoideus) des Scheitelbeins, dem hintern Rande der pars squamosa, dem obern der pars ynastoidea und des os. oeeipitis, eine solche Seitenfontanelle. Sie schliessen sich zuerst in der Mitte, so dass vorn und hinten noch eine kleinere Fontanelle ent- steht, fonticulus anterior und posterior s. Casseri, von welchen die hintere am längsten sichtbar ist. II. Das Innere der Schädelhöhle. Das Innere der Gehirnkapsel zeigt viele bemerkenswerthe Ver- tiefungen, Löcher und Erhabenheiten, welche zwar bei Beschrei- bung der einzelnen Knochen schon erwähnt wurden, wegen der auf — 157 — ihnen ruhenden Theile und durchgehenden wichtigen Gefässe und Schädel. Nerven aber einer nochmaligen Erwähnung im Zusammenhange werth sind. A. Der Grund, basis cramii9 zerfällt in 3 terrassenförmig von vorn nach hinten absteigende Abtheilungen, Schädelgruben, fossae cram'i, in eine vordere, mittlere und hintere. 1) JFossa cranii anterior , vordere Schädelgrube, liegt am höchsten , ist aber die kleinste und nimmt die vordem Lappen des grossen Gehirns auf. — Sie wird gebildet: durch die innere Fläche der pars frontalis und dev partes orbi- tales des Stirnbeins, durch die lamina cribrosa des Siebbeins, durch die kleinen Flügel des Keilbeins und den vordem Rand der sella turcica. — In der Mitte ist diese Grube vertieft und zeigt die cristd galli, das foramen coecum und die spina frontalis interna, an welchen Theilen die falx cerebri (durae malrisj befestigt ist. — Zu beiden Seiten derselben befinden sich die foramina cri- brosa auf der Siebplatte , zum Durchtritte der Geruchsnerven in die Nasenhöhle und der arl. meningea anterior zur harten Hirnhaut. — Am hintern Rande der Grube , zwischen den Wurzeln der kleinen Keilbeinflügel , welche gegen die Sat- tellehne in die processus clinoidei anteriores auslaufen, sieht man die foramina optica, welche den nerv, opticus und die art. opJithalmica in die Augenhöhle führen. — Der scharfe hintere Rand, gebildet von den kleinen Flügeln des Keilbeins kommt in die fossa Sylvii des Gehirns zu liegen und hat den sinus ophthahmeus in der harten Hirnhaut dicht unter sich. 2) Vossacranii media, mittlere Schädelgrube, ist seitlich zur Aufnahme Innere der mittlem Lappen des grossen Gehirns bestimmt, in der Mitte liegt das chiasma ^fs/sVes* nervorum oplicorum, das infundibulum und die corpora mammillaria (Theile an Schädels. der Basis des grossen Gehirns). — Sie wird gebildet: von der innern Fläche des Körpers und der grossen Flügel des Keilbeins , der pars squamosa und vor- dem innern Fläche der pars petrosa der Schläfenbeine. — Ihre vordere Gränze sind die scharfen hintern Ränder der kleinen Flügel des Keilbeins , die hintere bil- den die anguli petrosi der Felsentheile und die Sattellehne , so dass also diese Grube in der Mitte enger und höher ist, als zu beiden Seiten. — Im Mittelpunkte liegt auf der obern Fläche des Keilbeinkörpers die sella turcica mit der fossa pro glandula pituitaria, die processus' clinoidei medii und poste- riores. — An der Seite dieses Körpers, zwischen ihm und der Spitze des Fel- sentheiles, sieht man den Ausgang des canalis car oticus , von welchem der sulcus Vidianus an der vordem Fläche dez,pars petrosa gegen den Malus canalis Fallopii läuft, in welchem der ner£. Fidianus superficialis aufsteigt. Ganz in der Nähe dieses hiatus ist die apertura superior canalis tympa- nici. — Vorn in dieser Grube , zwischen den grossen und kleinen Flügeln des Keilbeins, befinden sich: die Jissurae orbitales superiores, durchweiche das 3. (nerv, oculomotorius) , A. ftroc/ilearisj , 1. Ast des 5. (ramus oplillialmicus n. trigemini) und 6. (n. abducens) Gehirnnervenpaar in die Augenhöhlen treten. Aus ihnen in die Schädelhöhle läuft durch diese Fissur die ven. ophthalmica cere- bralis zum sinus cavernosus. — Gleich unter jeder obern Augenhöhlcnspalte zeigt sich das foramen rotundum , welches den 2. Ast des 5. Nervenpaares (n. maxillaris snperiorj in die fossa sphenomaxillaris leitet. — Nach hinten und aussen folgt auf dieses runde Loch das foramen ovale, für den aus dem Schädel gegen den Unterkiefer herablaufenden 3. Ast des 5. Gehirnnerven fram. maxillaris inferior) , und das foramen spinosum für die heraufsteigende art. meningea media. 3) Vossa cranii posterior , hintere Schädelgrube, ist die grösste dieser 3 Gruben und nimmt das ganze kleine Gehirn auf. Sie wird gebildet : von der hintern Fläche des Felsentheiles , der innern Fläche der pars mastoidea des Schlä- fenbeines und des Hinterhauptsbeines , so dass sie vorn durch den angulus petro- sus, hinten durch den sulcus transversus begränzt ist. — In ihrem Mittelpunkte fällt das foramen magnum auf, durch welches das Rückenmark und die artt. spinales herab-, die nervi accessorii Willisii (11. Gehirnnervenpaar) und artt. vertebrales heraufsteigen. — Vorn und zur Seite dieses Loches liegen die pro- — 158 — Schädel. cessus anonymi , die foramtna condyloidea anteriora (für den nerv, hypoglossus) , die fossa pro medulla oblongata und die foramtna ju- gularia, in welche sich zu beiden Seiten der sulcus transversus endigt und durch welche der nerv, glossopharyngeus (9 .Nervenpaar), vagus (10.), accessorius Willisii (11.) und die veno, jugularis aus dem Schädel heraustreten. — Ueher letztern Löchern , an der hintern Fläche jedes Felsentheils , ist der meatus audi- torius internus zu bemerken, in welchen sich der nerv, facialis und acusti- Fläche'der cus 0 • un& &' Par cerebrale') begeben ; neben ihm etwas rück- und auswärts ist I Schädeln der aquaeductus vestibuli. — An der hintern Wand dieser Höhle , gebildet höhle. von der innern Fläche der pars occipitah's des Hinterhauptsbeines, findet sich: die spina und crista oecipitalis interna, an welcher die falx cerebelli an- hängt; die lineae transversae, welche den sulcus transversus zwischen sich haben und zum Ansätze des tentorium cerebelli dienen. Bisweilen öffnen sich hier, nahe am foramen magnum, noch die foramina condyloidea posteriore, zum Durchgange von emissaria Santorini. B. Das Crewölbe des Schädels, fornioc cramiis wendet der convexen Oberfläche des grossen Gehirns eine coneave, glatte Flä- • che zu, an der man die sulei arteriosi, von den artt. meningeis her- rührend, juga cerebralia und impressiones digitatae bemerkt, nebst kleinen Gruben für die Pacchionischen Drüsen, foveae glanduläres, und kleine Löcherchen (foramina parietalia) für emissaria Santorini. — In der Mitte des Gewölbes verläuft von vorn nach hinten der sulcus longitudinalis, welcher von der spina frontalis interna anfängt und sich bis zur spina oecipitalis interna s. eminentia cruciata erstreckt. — Die Nähte sind auch hier wie an der äussern Oberfläche zu bemerken. III. Das Aeussere des Schädels. A. Seil Hdelge wölbe, fomix cranii. Es reicht von der Nasenwurzel und den Augenhöhlen rückwärts bis zur linea semicircularis superior des Hinterhauptes, seitwärts bis zur sutura squamosa und ist an seiner äussern Fläche convex und grösslentheils glatt. Vorn stösst es mit der Stirn, frons, an das Gesiebt und wird hier von der pars fron- talis ossis frontis gebildet; oben am Scheitel, Vertex, liegen die beiden ossa parietalia; hinten hat es die pars oecipitalis ossis oeeipitis und Fläche des seitlich die pars squamosa des Schläfenbeins und einen Theil des gros- Schädels. sen Keilbeinflügels zur Grundlage. — Von vorn nach hinten bemerkt man : an der Stirngegend : die glabella unten und in der Mitte der Stirn, neben dieser zu beiden Seiten den arcus superciliaris (vom m. corrugator supercilii und frontalis bedeckt) und das foramen supraor- bitale (für art., ven. und nerv, supraorbitalis) ; über diesen Bogen die tubera frontalia (Yerknöcherungspunkte) und seitlich die crista frontalis externa, welche in die linea semicircularis (für m. temporalis) ausläuft. — Zwischen der Stirn- und Scheitelgegend läuft die sutura coronalis, von deren Mitte, zwi- schen den beiden ossa parietalia, die sutura sagif falls ab- und zur sutura lambdoidea (in der sich oft ossicula Wormiana finden) hingeht , welche letztere die Gränze zwischen der Scheitel- und Hinterhauptsgegend bildet und sich in die «suturae mastoideae fortsetzt. — Auf der Scheitelgegend sieht man die foramina (für emissaria Santorini) und tubera parietalia (Ossificationspunkte) und vor diesen seitlich in der Schläfengegend die Fortsetzung der linea semicircularis, das planum semicirculare umgränzend, in dem sich die sutura squamosa fin- det. — An der Hinterhauptsgegend tritt hervor : die spina oecipitalis eacterm und neben dieser die linea semicircularis superior (für m. oecipitalis, trape- zius, sple?iius capitis, biventer und comple.vus cervicis~). - 159 — v B. Grundfläche des Schädels* hasis cranii. Sie ist we- Schädel, nig gewölbt und mit sehr vielen Löchern, Vertiefungen und Erhabenhei- ten versehen. Sie wird vom Hinterhaupts-, Keil- und Schläfenbeine ge- bildet.' In der Mitte ihres hintern breitern Theiles (zwischen den einzelnen Portionen des os occipilis') zeigt sich : das foramen occipitale maynn.ni (für die medulla spi- nalis, artl. vertebrales und spinales und nervi accessorii); hinter diesem an der pars occipilalis des Hinterhauptsbeines : die crista occipitalis externa für das Hg. nuchae) und linea semicircularis inferior (für m. rectus capitis posti- cus major und minor, obliquus capitis superior), — Zu jeder Seite des fora- men magnum sieht man (an der pars condyloidea des Hinterhauptsbeines) : den Processus condyloideus (zur Bildung eines Ginglymusgelenkes mit dem Atlas), hinter ihm in der fossa condyloidea das öfters fehlende foramen condyloi- deum posterius (für ein emissarimn Santorini) , vor ihm das foramen condy- loideum anterius (für den nerv, hypoglossus) , nach aussen neben ihm den Pro- cessus juyularis (für m. rectus capitis lateralis)^, das foramen jugulare (für nerv.glossopharyngeus, vagus und accessorius , ven.jugularis interna). — Neben dem Jugularfortsatze nach aussen liegt an der pars mastoidea des Schläfenbeins : der processus mastoideus (für m. sternocleido- mastoideus, trachelo -mastoideus, splenius capitis und mm.retrahe?ites auriculae), die incisura mastoidea (für den hinlern Bauch des m. digastricus) und das foramen mastoideum (für ein emis- J^;?U|f se5e sarium oder die art. meningea posterior). — Vor diesen letztern Theilen liegt an Schädel-* der untern Fläche der pars petrosa des Schläfenbeins: das foramen stylo-ma- Lasis. stoideum, der Ausgang des canalis Fallopii (im den nerv, facialis und art. slylo- masloidea), der Processus styloideus (für m. stylohyoideus, styloglossus, sty- lopharyngeus und Hg. stylohy oideum) ; von ihm etwas nach innen : der Eingang in den canalis caroticus (für art. carotis interna und ramus caroticus der pars cephalica nervi sympathici) , hinter diesem , auf der Scheidewand zwischen canalis caroticus und foramen jugulare: der aquaeductus Cochleae und die apertura externa canalis tympanici (für den ramus Jacobsonii), hinter welchem letz- tern Löchelchen, an der vordem Wand des foramen jugulare, die vallecula s. fossula petrosa (für das ganglion pelrosnm nervi glossopharyngei) liegt. — Vor dem processus styloideus sieht man von aussen nach innen: den meatus audito- rius externus, die fossa articularis (für den condylus des Unterkiefers), die fissura Glaseri (für die chorda tympani, art. tympanica und m. malleus externus) und zwischen foramen spinosum und canalis caroticus die ttiha JEu- stachii. — Zwischen der Spitze des Felsentheiles und dem Körper des Keilbeins, der vorn mit dem vomer zusammenhängt, ist eine, von Knorpelmasse (fibrocarti- lago basilaris) ausgefüllte, unregelmässige Oeffnung , die Jisstira petro-basi- laris. — Vor der Spitze der pars petrosa liegt: der processtis pteryyoideus des Keilbeins, neben diesem nach aussen am grossen Keilbeinflügel: das fora- men ovale (für nerv, maxillaris inferior) und spinosum (für art. menhigea me- dia), der Processus spinosus (für m. malleus externus und circumflexus palati mollis). Von dem letztern gelangt man nach vorn und aussen zur pars squamosa des Schläfenbeins , mit dem luberculum articulare und processus ssyyo- maticus. B. Knochen des Gesichts, ossafaciei. An der vordem untern Fläche der beschriebenen Gehirnkapsel bilden 14 Knochen die Grundlage des Gesichts und grösstentheils die Höhlen für den Gesichts-, Geruchs- und Geschmackssinn. — Von ihnen verbinden sich 13 unbeweglich unter einander und mit der Hirnschale; diese tragen zur Bildung des Oberkiefers, maxilla superior, hei; nur einer, der Unterkiefer, maxilla inferior, geht mit dem Schläfenbeine eine bewegliche Verbindung (arthrodia) ein. — — 160 — Gesichtskno-Fast alle diese Knochen sind gepaarte, wie: die ossa maxillaria c en# super iora, palatinq, zygomatica, lacrymaliä, nasalia, lurbinata in- feriora; nur der vomer und der Unterkiefer sind unpaar. Die Kno- chenkerne, von welchen die Gesichtsknochen entstehen, fliessen weit früher als an den Schädelknochen zusammen. 1. Ossa maocillaria superiora3 Oberkieferbeine. oberes Kinn- Die maxiUae super ior es bilden als die grössten Gesichtskno- Oberkiefer- chen die eigentliche Grundlage des Oberkiefers und an sie legen bein- sich alle übrigen Gesichtsknochen an. Sie nehmen den vordem mittlem Theil des Gesichtes unterhalb der Augenhöhlen ein und tragen am meisten zur Bildung der Höhlen für die genannten Sinne bei. Unter der Nase, am Gaumen stossen sie an einander, nach innen und oben gränzen sie an das Stirnbein, an die Thränen- und Nasenbeine, nach aussen an das Jochbein und nach hinten an das Gaumen- und Keilbein, — Ein jeder dieser Knochen wird in den Körper und die Fortsätze eingetheilt. a. CorpuSt Körper des Oberkieferbeins, ist der mittlere Theil des Knochens und in seinem Innern bohl. Diese Höhle, sinus maacil- laris s. antrum Mighmori, Oberkieferhöhle, hat eine unregel- mässige, dem Aeussern des Körpers entsprechende, viereckige Gestalt; es werden nach unten, durch hervorspringende Knochenblältchen, meh- rere kleine Fächer in ihr gebildet. Ihr dünner Boden liegt über den Backzähnen, deren Wurzeln an denselben stossen; ihr Ausgang be- findet sich unter der mittlem Nasenmuschel. — Das Aeussere des Körpers bietet 4 Flächen dar, von denen die eine gegen das Gesicht, die andere nach der Nasenhöhle, die 3. in die Augenhöhle und die 4. in die Schläfengrube sieht. a) Planum faciale , superficies anterior, ist uneben und von unregcl- mässig 4eckiger Gestalt. Sie wird von dem Stirn-, Zahn- und Jochfortsatze begränzt, und liegt schräg senkrecht von vorn und innen nach hinten und aus- sen. Sic hängt nach oben durch den margo infraorbitalis, untern Au- genhöhlenrand, mit dem planum orbitale zusammen, unter welchem das foramen infraorbitale (zum Durchgange des nero. und der arl. infraor- bitalis) und die fovea maacillaris, Kiefer grübe, liegt. /?) Planum temporale» Die superficies posterior ist rauh und gewölbt, durch den Jochfortsatz von der Gesichtsfläche getrennt, und mit einem Höcker versehen, tuber majcillare, über welchem einige Löcher, foramina al- veolaria posterior a, die hintern Z ahn höhlenlö eher, den Knochen schief durchbohren. — Von hier aus erstreckt sich eine flache Rinne nach oben und ausseu gegen den canalis infraorbitalis. y) Planum nasale, superficies interna, bildet die äussere, senkrechte Seitenwand der Nasenhöhle , ist länglich 4cckig, etwas rinnenartig und zeigt in ihrer Mitte eine weite zackige Oeffnung, durchweiche- man in das antrum Highmori sehen kann. Diese Oeffuung wird bei der Verbindung der Knochen t durch das Gaumenbein, die untere Nasenmuschel und das Siebbein so verengert, dass nur noch ein kleines Loch bleibt, welches unter der mittlem Nasenmuschel liegt. — Nach vorn steht ein kleines einwärts gebogenes Knochenblättchen her- vor, die erista lacrymalis (s. turbinalis) inferior, untere Muschel- 1 eiste, an welche sich die untere Muschel befestigt und so zur Bildung des Thränenkanals beiträgt. — Am hintern Theile dieser Fläche läuft etwas schräg von oben nach unten eine Fu rche , welche mit einer ähnlichen im Gaumenbeine — 161 — und Flügelfortsatze des Keilbeins den obern Theil des canalis pterygo-palatinus Gesichts- bildet. Die unter ihr liegende rauhe Stelle stösst an den processus pyrami- knoclien- dalis des Gaumenbeins. S) JPlanum orbitale , s. superficies superior, bildet den Boden derAugen- höhle, ist glatt, viereckig, horizontal liegend , von hinten nach vorn abgeflacht und in der Mitte breiter als vorn und hinten. — Der vordere Rand, margo infraorhitalis, ist abgerundet, bildet die Glänze zwischen dieser und der Ge- sichtsfläche und liegt zwischen dem processus nasalis und zygomaticus. — Der hintere Rand ist länger, glatt und bildet mit dem untern Rande des grossen Keilbeinflügels die untere Au gen höhlen spalte, fissura orhitalis in- ferior, durch welche man aus der orbila vorn in die Schläfengrube, hinten in die fossa spheno-maxillaris gelangen kann und welche der ven. ophthalmica facialis und dem nerv, infraorbilalis und subcutanem inalae zum Durchgange dient. — Yon diesem hintern Rande läuft nach vorn eine Rinne, welche^sich unter dem Knochen zu einem sich etwas herabsenkenden Kanäle , canalis in- fraorbitalis, Unteraugenhöhlenkanal, fortsetzt, der vorn an der su- Perf- facialis in das foramen infraorbitale ausläuft. — Der innere Rand ist an seinem vordem Theile scharf und mit dem Thränenbeine verbunden , sein hinterer Theil ist gezackt und legt sich an die lamina papyracea des Siebbeins. Der hinterste Theil stösst mit dem processus orbitalis des Gaumenbeins zusam- men. — Der äussere Rand ist sehr rauh und geht in den Wangenknochen über. h. Processus 'nasalis s. frontalis s Masern- oder ^tlriafoB't- satz, steigt vorn vom innern obern Winkel des Körpers, zwischen dem Thränen- und Nasenbeine, zum Stirnknochen in die Höhe, mit dessen Nasentheile er sich verbindet. — Seine äussere oder vor- dere Fläche ist durch eine scharfe Leiste in eine äussere, die Nase mit bildende Portion, und eine innere geschieden, welche der Länge Oberkiefer nach durch die Thränenfurche, sulcus lacrimalis , ausgehöhlt ist, und so oben die Grube für den Thränensack, fossa sacci laerymalis, unten den Thränenkanal, canalis laerymalis, bilden hilft. — Die in- nere, der Nasenhöhle zugewandte Fläche hat 2 Querleisten, lineae transversae s. turbinales , an welche sich der vordere Theil der mitt- lem und untern Nasenmuschel ansetzt. — Der vordere Rand ist in seiner Mitte durch einen Winkel in einen obern, zur Anlage des Na- senbeins, und einen untern, welcher die apertura piriformis grössten- teils bildet, geschieden. — Der hintere Rand geht an einem Kno- chenblättchen, crista laerymalis, von oben nach unten in die Nasen- höhle hinab und verbindet sich mit dem Thränenbeine. c. Processus ssygomaticus s. molaris 9 Jocbfortsatz » liegt dem vorigen entgegengesetzt am äussern obern Winkel des Körpers, ist dick, vorn und hinten glatt, oben dagegen sehr zackig, dreieckig und entspricht dem processus viaxillaris des Wangenbeins, zu dem er schräg nach aussen hinabsteigt. Seine vordere Fläche sieht nach dem Gesichte und trägt etwas zur Rildung der fovea maxillaris hei, die hintere bildet zum Theil die Schläfengrube. d. Processus alveolar is s, üentalis s Ka3mtoolile»fbrtsatEs bildet den untern Rand dieses Knochens, ist von einer Seite zur an^ dem nach aussen gewölbt und enthält 8 Zahnhöhlen, alveoli, für 5 Back- und 2 Schneidezähne und 1 Eckzahn, die sich an der äus- sern Fläche durch Erhabenheiten, juga alveolaria, andeuten, und Bock's Anat. I. \ \ - 162 — Gesichts- durch poröse Zwischenwände von einander geschieden sind. Sie ent- sprechen der Form der Zähne und an ihren Spitzen haben sie kleine Löcherchen, durch welche die Zähne ihre Gefässe und Nerven erhal- ten. Die beiden innern oder vordem Höhlen sind für 2 Schneidezähne, die 3. für den Eckzahn und die 5 hinteren für die Backzähne bestimmt. — Die innere Fläche dieses Fortsatzes ist concav, uneben und der Mund- höhle zugekehrt und geht in den Gaumenfortsatz über. — Das vor- dere oder innere Ende, durch welches sich beide Oberkieferknochen vereinigen, läuft nach oben in eine Spitze, spina nasalis anterior, vorderer Nasenstachel, aus, neben welcher der Schneidezahn- kanal, canalis incisivus s. intei^maocillaris , seinen Eingang auf dem Grunde der Nasenhöhle hat, der sich in einem, zwischen beiden Ober- kieferknochen gebildeten Loche, foramen ineisivum, endigt, was in der Mundhöhle-, dicht hinter den beiden mittlem Schneidezähnen des Oberkiefers zu finden ist. Durch diesen Kanal laufen aus der Na- sen - in die Mundhöhle die nervi naso-palatini Scarpae und Zweige der art.sphcnopalatina(art.nasopalatina). — Durch Vereinigung der Zahnfortsätze beider Oberkieferbeine wird der obere Zahnrand, limhus alveolaris sitperior, gebildet. — Die Zähne s. in der Splanch- nologia. e, Processus pnlatinus. OaumenfortsatK, ist eine horizontale Knochenplatte, welche aus dem innern untern Rande des Körpers nach °beiein. innen hervorragt und den Grund der Nasen- und das Dach der Mund- höhle (palatum durum) bildet. — Die obere glatte Fläche, welche in die Nasenhöhle sieht, ist von einer Seite zur andern ausgehöhlt; ihr innerer Rand stösst an denselben des Oberkiefers der andern Seite und bildet mit ihm die sutura palatina, Gaumennaht, deren obe- rer Theil eine erhabene Leiste, cristainasalis, ist, auf welche sich der vomer legt. Der hintere Rand verbindet sich mit der pars hori- zontalis des Gaumenbeines. — Die untere oder Gaumenfläche ist der Mundhöhle zugekehrt, etwas concav und voller Vertiefungen und Rauhheiten, in denen Drüsen, Gefässe und Nerven liegen und die Mundschleimhaut feslhängt. Verbindungen des Oberkieferknocliens. a) Corpus. Mit der lamina papyr acea, den Zellen und der mittlem Nasennnischel des Siehheins durch die Augenhöhlen- und Nasenttäche; mit dem T h rän enhei n e durch den innern Rand des planum orbitale; mit der concha inferior an der Nasenttäche; mit dem Gaumenheine durch den hintern Theil der Nasenfläche. — h) Processi! s nasalis, .ohen mit dem Na s en- theil, e des Stirnbeins, vorn mit dem Nasen-, li inten mit dem Thränenbei ne, innen mit der conch aniediaiitiA inferior; — zy gom atien s, mit dem Wange nh ei ne; — alveolaris, mit S Zäh nen ; — p al at in u.s mit dem vomer, der pars horisonta lis des Gaumenheins u. dem Gaumenfortsatze des 0 b e rki e f e rkn oc lien s der andern Seite. ITIuskelll am Oberkieferbeine. Es entspringen: 1) M. levator labii s uperioris al aeqv e nasi, vom obern Tüeile des process. nasalis. — 2) M. orbicu- laris palpebrarum, vom process. nasal, und am margo infraorbitalis. — :5) M. obli- quus inferior, vorn am planum orbitale. — 4) M. levator la'bii superioris pro- prius, vom untern Augenhöhlenrande. — 5) M. buccinator, vom process. alveolaris. — (j) M. d epres s or nasi, vom jugum des Eckzahnes. — 7) M. compressor nasi, vom iugum des 1. Hackzahnes, — 8) M. pterygoideus externns, nur ein Theil desselben vom tuber inaxillare. — 9) M. levator anguli oris, aus der fovea ma.ii/laris. JSntvrickelnng den Oberkiefers. Dieser Knochen verknöchert sehr zeitig und schnell, so dass er schon in der 5. — 8. Woche des Enihiyolehens Knochenkerne zeigt und bei einem 3monatlichen Embryo nur aus 3 Stücken besteht, -welche bald zusammenfliessen. Beim reifen Kinde ist er sehr niedrig, aber breiter, die Kieferhöhle ist noch unbedeutend, die Zahnhöhlen sind noch geschlossen, obgleich in ihnen schon die Keime der Zähne enthal- ten sind. — Bei den meisten Säugethieren liegt zwischen den beiden OberkioferknneJien ein Z w i s c h e n k i e f p r k n n c h pn , os intermaxil/are s. ineisivum. — 163 - 2- Ossa palatino, Gaumenbeine. Sie liegen hinter den Oberkieferknochen, zwischen diesen und Gesichts- den Flügelfortsätzen des Keilbeins, und nehmen mit ihrem horizon- noc,e"- talen Theile den hintersten Theil des Bodens, mit dem perpendicu- lären die Seitenwand der Nasenhöhle ein; nur ein kleiner Fortsatz derselben sieht in die Augenhöhle. Jedes Gaumenbein zerfällt in den horizontalen und perpendiculären Theil. a. Vars horixontalis s. Palatino, ist eine dünne, viereckige Knochenplatte, welche, einen Theil des harten Gaumens bildend, mit dem perpendiculären Theile unter einem rechten Winkel zusammen- stösst und dicht hinter dem Gaumenfortsatz des Oberkieferknochens zu liegen kommt. — An seiner obern Fläche, welche den Grund der Nasenhöhle bildet, ist dieser Theil glatt und flach ausgehöhlt, an der untern, die gegen die Mundhöhle sieht, rauh. Der vordere Rand verbindet sich durch eine Naht mit dem hintern des processus palati- nus des Oberkieferbeins; der innere, welcher von vorn nach hinten geht, ist breit und rauh und bildet mit dem der andern Seite auf der obern Fläche das Ende der erista nasalis, welche nach hinten in die spina iiasalis posterior ausläuft. Der hintere Rand ist scharf, glatt, etwas ausgeschnitten und begränzt die hintere Nasenöffnung; an ihm hängt der weiche Gaumen an. b. Pars perpendicularis s. nasalis, ist eine sehr dünne Kno- Gaumen- chenplatte, welche von dem äussern Rande des vorigen Theiles unter 1jein- einem rechten Winkel senkrecht an der Nasenwand des Oberkiefer- beins bis zur Augenhöhle in die Höhe steigt. — Die innere, gegen die Nasenhöhle gekehrte, Fläche zeigt 2 querlaufende Leisten, crista turhinalis s. linea transversa superior und media, für die mittlere und untere Nasenmuschel. — An der äussern Fläche, welche sich, vorn an den Oberkiefer, hinten an den processus pterygoideus legt, ist eine Rinne, sulcus palatinus s. pterygoideus , welche zur Bildung des zwischen diesen 3 Knochen entstehenden canalis pterygo- palati- nus beiträgt. — An diesem perpendiculären Theile befinden sich die folgenden 3 Fortsätze: a) Processus pyramidalis, eine 3eckige Rauhheit, welche da nach aussen und hinten hinabragt , wo sich unten und hinten die pars perpendicularis mit der horizonlalis verbindet. Er legt sich in die incisura pterygoidea , zwischen den beiden Flügeln des processus pterygoideus , und wird von 2 Kanälen , ca- nalis palatinus eacternus und internus, durchbohrt, welche aus der fossa spheno -maxillaris herab zum Gaumen führen. Nach oben endigt sich die pars perpendicularis in den proces- sus sphenoidalis und orbitalis, zwischen welchen sich das foramen spheno -palatinum befindet, welches nervi nasales, den nerv, naso- palatinus und die art. spheno -palatina aus der fossa spheno -maxil- laris in die Nasenhöhle leitet. £) Processus sphenoidalis , der hintere dieser beiden Fortsätze , wendet sich rückwärts zum Körper des Keilbeins und legt sich an diesen und die cornua sphenoidalia an. y) Processus orbitalis, der vordere, meist dreieckige Fortsatz, sieht mit, seiner glatten obern Fläche, superficies orbitalis, in die Augenhöhle, wo sie 11* — 164 — Gesichts- an die Papierplatte stösst. Seine äussere Fläche, s. maxillaris, legt sich Knochen. auf den 0])ern urjd hintern Theil der innern Fläche des Oberkieferbeins; die innere Fläche, s. elhmoidalis , ist ausgehöhlt und schliesst hinten die sinug elhmoidales. Verbindungen des G^aninenbeines. Mit dem os maxillare superius: durch den vordem Rand der pars horizontalis , die äussere Fläche der pars perpendicularU und durch den process. orbitalis. — Mit dem os sp h enoideum: durch den process. py- ramidalis und sphenoidalis. — Mit dem os ethmoideum: durch den process. orbitalit und die crista turbinalis superior. — Mit dem Gaumenheine der andern Seite: durch den innern Rand der 'pars horizontalis. — Mit der concha inferior : durch die crista turbinalis inferior. — Mit dem vom er: durch die crista nasalis. Muskel am Gaumenbeine: nur der »i. asygos uvulae, -welcher von der spina nasalis posterior entspringt. Entwickelnng des Gaumenbeines. Es entsteht im 3. Monate aus einem Knnchenkerne, ■welcher sich an der Stelle befindet, wo der horizontale, der senkrechte Theil und Pyramidenfortsatz zusammenstossen. Die horizontalen Theile heider Gaumenknochen stehen von einander ah und nur langsam ent-wickelt sich der perpendiculäre Theil. Dieser ist heim neugebornen Kinde auch noch sehr klein und der processus orbitalis noch nicht aus-* gebildet. 3. Ossa sygomatica3 Wangenbeine. Die ossa malaria s. jugalia, Joch- oder Backenbeine liegen an der äussern Seite der Oberkieferknochen und tragen zur Bildung des Gesichts, der Augenhöhlen und der Schläfengruben bei. Der mittlere Theil eines jeden Jochbeines wird der Körper ge- nannt, aus welchem 3 Fortsätze, der Stirn-, Schläfen- und Oberkieferfortsatz, hervorragen. rt. Corpus , Körper, hat 3 Flächen und 3 Ränder. Wenn der Kör- per, nach dem Oberkieferknochen hin, eine beträchtlichere Wölbung bildet (z. B. bei dem mongolischen und malayischen Schädel), so fin- det sich in seinem Innern nach Mayer ein sinus juyalis , welcher mit Wangenbein. dem antrum Wghmori in Verbindung steht. «) Superficies facialis s. e.vter?ia s. malaris , ist etwas convex und mit einem Loche , foramen sygomaticum anterius (s. faciale) , bisweilen mit zweien versehen , durch welches der nerv, subeutaneus malae tritt. ß) Superficies orbitalis s. superior, ist ausgehöhlt, glatt und bildet den vordem Theil der äussern Augenhöhlenwand. Auf ihr fängt der vordere Jochbeinkanal, canalis eygomaticus anterior, mit einem Loche, foramen sygomaticum orbitale, an , dessen Ausgang das bei der Ge- sichtsfläche erwähnte Loch ist. y) Superficies temporalis s. posterior, bildet den vordem Theil der Schläfengrubc, ist in der Mitte bedeutend ausgehöhlt und zeigt ein Loch, foramen sygomaticum posterius (s. temporale) , welches der Ausgang des canalis sygomalicus posterior ist, der in der Augenhöhle am hin- tern Rande des Wangenbeins, oft zwischen diesem und der Augenhöhlenfläche des grossen Keilbcinfliigels anfängt und den »erc. zygomaticus birgt. — Die Ränder, durch welche diese 3 Flächen begränzt werden , sind: an) Margo orbitalis, Augenhöhlenrand, welcher die Gesichts- mit der Augenhöhlenfläche verbindet, und den äussern Theil der Augenhöhlen- ränder bildet. ßß) Margo temporalis, Schläfenrand, liegt zwischen der Gesichts- und Schläfenfläche, ist ausgeschweift und läuft in den obern Rand des Joch- bogens aus. yy) Margo molaris, Rackenrand, verbindet dieselben Flächen wie der vorige , nur tiefer unten , läuft vom Oberkiefer schief auf- und hinterwärts und bildet den untern Rand des Jochbogens. b. Processus frontalis3 Stirnfortsatz, geht oben aus dem Kör- per heraus und vereinigt sich theils mit dem Stirnbeine, theils nach — 165 - hinten mit dem grossen Flügel des Keilbeins, wesshalb er auch sphcno- Gesichts- n i • i • • ■ r j. i f i i • j i • knochen. frontalis genannt, oder in einen frontalis und sphenoidalis ge- schieden wird. c. Processus temporalis 9 ScMäfenfortsataE, wird durch den verlängerten margo temporalis und molaris gebildet. Er tritt nach hinten dem processus zygomalicus des Schläfenbeins entgegen, mit dem er in den areus sygomatieus, Jochbogen, zusammenlliesst. d. Processus tmaacillaris , Mieferfortsatz, ist breit, dreieckig, zackig und nimmt die ganze innere Seile des Körpers ein, so dass man seine Verbindung mit dem processus zygomaticus des Oberkiefer- Wangen- knochens auf der Gesichts-, Schläfen- und Augenhöhlenlläche bemer- ken kann. Verbindungen des Wangenbeins. Mit »lern os frontis: durch den pro- cess. frontalis. — Mit dem os tcmporum: durch den proc. temporalis. — Mit dem os maxillare superius: durch den proc. maxilhtris. — Mit dem grossen Flügel des Keilbeins: durch den margo oder proc. sphenoidalis. Muskeln am Wangenbeine. 1) M. orbicularis palpebrarum, bedeckt mit seiner äussern Schicht die Gesichtsfläche. — 2) M. zygomaticus major und mi- tnor, entspringen vom untern Theile der Gesichtsfläche. — 3) M. mas seter , entspr. zum i Theil vom margo malaris. — 4) M. temporalis, bedeckt die Schläfenfläche. Entwickelung des Wangenbeins. Als vermittelndes Glied zwischen Schädel- und Gesichtsknochen fängt dieser Knochen zeitig an zu verknöchern, um das Ende des 2. oder Anfang des 3. Monats, und zwar von einem einzigen Knochenkerne aus. Beim reifen I Embryo ist er vollkommen ausgebildet, nur ist die Gesichts- u. Schläfenfläche etwas kleiner und der Augenhöhlenrand schärfer. 4. Ossit lacrytnalitt, s Tlsränenlieine. Es sind kleine, platte, dünne, viereckige Knöchelchen, von welchen an jedem innern Augenwinkel eines liegt, zwischen der Papierplatte, dem processus frontalis s. nasalis des Oberkiefers, dem os frontis und dem innern Rande der Augenhöhlenfläche des os maxillare superius. Jedes hat eine äussere und eine innere Fläche, nebst 4 Rändern. a. Superficies externa, ist nach der Augenhöhle geAvendet, deren innere Wand sie vorn, nahe am innern Augenwinkel, bilden hilft. — Sie wird durch eine scharfe Leiste, erista lacrimalis, welche unten in ein nach vorn gegen den Oberkieferknochen gebogenes Häkchen, y^g ftamulus lacrymalis, ausläuft, in 2 Hälften getheilt, von denen die beiu. vordere ausgehöhlt ist (sulcus sacci lacrymalis) und zur Bildung der Thränengrube beiträgt. Sie setzt sich allmälig schmäler werdend in den processus nasalis fort, welcher, als innere Wand des Thränenka- nales, zur untern Nasenmuscbel herabsteigt. — Die hintere Hälfte ist glatt und eben und legt sich an die Papierplatte. b. Superficies interna, sieht gegen die Nasenhöhle, ist uneben und da, wo aussen die erista war, vertieft. Sie deckt die vordem Zellen des Siebbeins. Ä Verbindungen des : Thränenbeins. Mit dem os frontis : durch den obern Rand. — Mit dem os maxillare superius: durch den untern und vorde rn Rand. — Mit dem os ethmoideum (lamina papyracea und Zellen): durch die innere Fläche und hintern Rand. — Mit der concha inferior: durch den processus nasalis. Muskel am Thränenbeine ist: M. sacci lacrymalis , welcher vom obern Theile des hintern Randes der fossa lacrymalis entspringt. Entwickelsang des Thränenbeins. Es verknöchert im 5. oder 6. Monate von einem Kerne aus und ist beim Neugebornen der am vollkommensten ausgebildete Knochen. - 166 — 5. Ossa nasis Nasenbeine. Gesichts- Liegen neben einander in der obern mittlem Gegend des Ge- knochen. gjcnfSj unterhalb der pars nasalis des Stirnbeins, zwischen den bei- den Nasenfortsätzen der Oberkiefer. Es sind 2 länglich viereckige Knochen, deren obere oder äussere Fläche convex, die innere oder hintere concav ist; beide werden von 4 Rändern eingeschlossen. a. Superficies externa, ist glatt, etwas convex, von oben nach un- ten aber etwas concav und mit Löcberchen für Ernährungsgefässe ver- sehen. — Ein canalis ossis lucrymalis dringt hier durch das Nasen- bein von innen nach aussen und steht mit dem foramen coecum (s. 5. 141) in Verbindung. b. Superficies interna, ist unebener und mit dem sidctts nervi ethmoidalis , einer Furche für den nerv, elhmoidalis verse- Nasenbein. hen. — Da, wo beide Nasenbeine zusammentreffen, ist eine scharfe Leisle, welche mit derselben der andern Seite die Nasen leiste, erista nasalis, bildet, an welche sich die lamina perpendicularis des Siebbeins legt. c. Margo super ior, ist am dicksten, mit Zacken besetzt und verbin- det sich durch eine Naht mit dem Nasentheile des Stirnbeins; er bil- det die Nasenwurzel. d. Margo inferior, ist dünn und scharf, und bildet den obern Theil des knöchernen Einganges zur Nasenhöhle, die apertura pyriformis. e. Durch den innern Rand slossen beide Nasenknochen an einander. f. Der äussere Rand legt sich an den innern des process. nasalis des Oberkieferbeines. Verbindungen des Nasenbeins. Mit dem os frontis: durch den obern Rand. — Mit dem os maxillare sup erius: durch den äussern Rand. — Mit dem os nasale der andern Seite: durch den innern Rand. — Mit dem os etil moideu in (per- pendiculäre Platte): durch die erista nasalis. — Mit den Nasenknorpeln: durch den untern Rand. Muskeln am Nasenbeine. M. procerus, auf der Wurzel und dem Rücken der Nase, durch Vereinigung der mm. frontales entstanden. Entwickelung des Nasenbeins. Es verknöchert und erlangt schon früh (zu Anfange des 3. Monates) seine vollkommene Ausbildung. Im reifen Kinde hat es schon seine vollkommene Gestalt und Grösse, denn die Nase kleiner Kinder sieht nur desshalb verhält- nissmässig kleiner aus, weil die Nasenknorpel ihre gehörige Grösse noch nicht erreicht haben. 6. Ossa turhinata inferiora s. conchae inferiores, untere Waseninuscheln. In jeder Hälfte der Nasenhöhle hängt an der äussern Wand ein solches os spongiosum, Muschelbein, welches unterhalb der mittlem Nasenmuschel liegt, angeheftet an die Nasenfläche des Untere Na- Oberkiefer- und Gaumenbeines. Es ist ein schwammiger, gewun- dener Knochen, voller Rauhheiten und Löcher, dessen a. innere oder obere Fläche nach der Nasenscheidewand sieht und convex ist; sie ist mit einer von vorn nach hinten verlaufenden erha- benen Linie versehen und endigt sich vorn und hinten in eine Spitze. b. Die äussere oder innere Fläche ist concav und dem Oberkiefer zugewendet. — Beide Flächen werden von 4 Rändern eingeschlos- sen: von einem obern, untern, vordem und hintern. — 167 — c. Der obere Rand legt sich in der Mitte hakenförmig nach aussen um; GeBichts- dfeses Stück heisst processus maacillaris und hängt am untern Rande der Oeffnung des sinus maxillaris. — Weiter vorwärts ragt an die- sem Rande der processus lacrimalis s. nasalis gerade in die Höhe, um sich mit dem process. nasalis des Thränenbeins zur innern Wand des Thränenkanals zu verbinden. — Aus dem hintern Theile des obern Randes entspringt der processus ethmoidalis , welcher bisweilen aus mehrern Spitzen besteht, und an den process. uncinatus des Sieb- beins stösst. d. Der vordere Rand geht vom process. lacrymalis nach vorn und un- Untere Nu- ten herab und befestigt sich an die linea turbinalis des process. nasa- senmuscie * lis maxillae superioris. e. Der untere Rand ist nach aussen umgebogen, stumpf, abgerundet und ragt frei in die Nasenhöhle hinab. f. Das hintere Ende läuft in eine Spitze, hamulus palatinus , aus, welches sich an die crista turbinalis inferior des Gaumenbeins legt. Verbindungen des untern Musclielbeines. Mit dem os maxillare superius : durch den process. maxillaris und vordem Rand. — Mit dem os p alatinum: durch das hintere Ende. — Mit dem os ethmoideum: durch den proc. ethmoidalis. — Mit dem oi lacrymale: durch den proc. lacrymalis. EiitwIekeJsEüig' der untern NasemnuMcnel. Sie soll, wie die Muscheln des Siebbeins, erst nach der Bildung der Nasenhöhle entstehen. Die Verknöcherung beginnt zwar erst im 5. Monate des Foetuslehens , doch geht sie so schnell vor sich, dass der Knochen schon im 6. Monate fast ausgebildet ist. Nur der proc. maxillaris bleibt in der Entwickelung etwas zurück. 7. Vomert Pfflugscliaaff- oder gclicidebein. Es ist ein unpaarer, dünner, platter Knochen, von der Gestalt eines verschobenen Vierecks, welcher den hintern untern Theil der Nasenscheidewand bildet und zwischen dem untern Rande der la- mina perpendicularis des Siebbeins und der crista nasalis liegt; hinten stösst er an das Keilbein. Er hat 2 seitliche Flächen, an denen eine seichte Furche (für die art. nasopalatina und den nerv, nasopalatinus Scarpae) von hinten und oben nach vorn und unten zum canalis incisivus führt, und die folgenden 4 Ränder: a. Margo superior s. sp henoideus , ist dick und mit 2 fliigelförmi- gen kleinen Fortsätzen, alaevomeris, versehen, zwischen welchen sich ein flacher Falz befindet, der an das rostrum sphenoidale passt. b. Margo inferior s. palatinus, ist uneben und legt sich in die pflngschaar. Furche der crista nasalis, welche durch die Vereinigung der horizon- talen Theile der Gaumenbeine und der Gaumenfortsätze der Oberkie- ferbeine gebildet wurde. c. Margo anterior s. ethmoidalis, ist der längste Rand und meist mit einer Rinne versehen, um sich an seinem obern Theile mit der lamina perpendicularis des Siebbeins, an seinem untern mit der knorpligen Nasenscheidewand zu verbinden. d. Margo posterior, ist frei, oben breit und läuft nach unten schmal zu; er bildet die Scheidewand an der hintern Nasenöffnung (Choa- nae nanum). Verbindungen des vomer. Mit dem os spkenoideum (rostrum): durch den obern Rand. — Mit d. os et hmoideum (lamina perpendicularis) : durch den vordem — 168 — Gesichts- Rand. — Mittlem os mnxillnre tuperius und palatinum (cristanasalis)i durch den knochen. antern Kand. — Mit der knorpligen Nasenscheidewand: durch den vordem Rand. EiatwicIielniJäg' des vomer. Er hesteht his zum 3. oder 4. Monate, mit der senk- rechten Platte des Siehheins, aus Knorpel, welcher in 2 Platten verknöchert, zwischen welchen dann der übrige knorplige Theil mitten inne liegt und die erst im 12. Lehensjahre vollkommen mit einander verschmelzen. Beim reifen Foetus ist er sehr niedrig und hesteht, ■wie schon gesagt, aus 2 Knochenplatten, zwischen denen sich eine knorplige befindet. 8. JSKaacilla inferior 3 UnterMefer. Das os maxillare inferius, unteres Kinnbackenbein, mandibular nimmt den untersten Theil des Gesichts ein und un- terscheidet sich durch seine Grösse und bewegliche Verbindung von allen übrigen Gesichtsknochen. Es hat die Form eines Hufeisens; sein mittlerer horizontaler Theil wird Körper genannt, von welchem zu beiden Seiten ein Ast oder perpendiculärer Theil aufsteigt. a. Corpus s, pars horixontalis (media) maacillae inferio~ ris3 der Körper, liegt horizontal unter dem Oberkieferknochen und hat eine bogenförmige Krümmung. Er hat eine äussere und innere Fläche, einen obern und untern Rand; den mittelsten und unter- sten Theil nennt man Kinn, mentum^ ytvstov. a) Superficies externa, ist convex und vom Ansätze mehrerer Muskeln rauh und uneben. — In der Mitte ragt am Kinne eine schwache Erhabenheit, spina $. prottiberantia mentalis externa, äussere Kinnleiste, heraus, neben welcher etwas seitwärts ein Grübchen (für den mscl. levator menti) und ein Loch, foramen mentale s. maxitTare anticum, vorderes Unterkieferloch, sichtbarist, welches den Ausgang des canaTis atreo- Iuris inferior bildet, in welchem gleichnamige Gefässe und Nerven verlau- fen. — Von diesem Loche steigt eine schiefe Linie , Tinea obliqua externa, gegen den Ast in die Höhe und dient dem m. buccinalor zum Ansätze. Unterkiefer, ß) Superficies interna, ist concav und zeigt in der Mitte eine rauhe Spitze, spina mentalis Internat innere Kinnleiste, von welcher eine er- habene Leiste schräg aufwärts läuft, die Tinea obliqua interna. [Die Muskeln , welche von der spina entspringen , leiten ihren Namen von yivuov (geniohoideus, genioglossusj her, die an der linea entspringenden von fivXtj (weil diese Linie unter den denies molares hinläuft), es ist m. mylohyoideus u. mylo- pharyngeus.] y) Margo inferior s. basis corporis, der dicke untere Rand ist besonders in der Mitte sehr breit, verschmälert sich aber etwas nach den Seiten. An ihm unterscheidet man 2 Lefzen, ein labt um ext er mim und internum, zum Ansätze verschiedener Muskeln. * vom innern Ende der incisura elavicularis , hinter dem Ursprünge des Kopfnickers, verbunden mit dem Sternum durch Synchondrose oder Bänder. Er hält sie für Rudimente einer Rippe. M. J. Weber bezeichnet sie als 2 rundliche Knochenkerne im Hg. inlerclamculare. b. Der Körper, das Mittelstück, corpus sterni, wird der mittlere und längste Theil des Brustbeins genannt, welcher bis zum Ansätze des 7. Rippen- knorpels reicht und oben schmäler als in seiner Mitte ist, unten aber wieder spitz zuläuft. — Der obere Rand vereinigt sich mit dem untern des Handgriffs, der untere mit dem Schwertfortsatze; an jedem seitlichen Rande befinden sich 6 kleine Gelenkgruben, foveae s. Sintis articulares sterni, für die Knorpel der 2 — 7. Rippe. Zwischen ihnen ist der Rand ausgeschweift und bildet halbmondförmige Ausschnitte , incisurae semilunares. c. Der schwertförmige Fortsatz, proeesstis ensifornus s. octpltoides, bildet das Ende des sternum , und hat Aehnlichkeit mit der Spitze eines Schwertes. Er ist platt, bleibt meist knorplig und hat eine sehr verschiedene Länge und Ge- stalt; entweder läuft er in eine stumpfe Spitze, oder iu 2 gabelförmige, zuge- Brustbein, spitzte Enden aus, die meist etwas nach aussen gebogen sind. Nicht selten ist er von 1 , auch 2 Löchern durchbohrt, durch welche kleine Zweige der art. mam- maria interna heraustreten. — Yon seiner vordem Fläche gehen, auf jeder Seite eins, 2 Bänder, Ugg.processus xiphoidei, schräg zum untern Rande des Körpers und'des 7. Knorpels hinauf. "VerMlläljBBBgeai des Brustbeins. Mit dem Schlüsselbeine, durch Kapsel- bänder; — mit den 7 obern Rippenknorpeln, durch kurze dünne Kapselmembranen und das lig. radiatatn. Muskel« am Brustbeine. M. sternocleido-mastoideus, \.manubr.; — m. sternohy oideus und s ternothyreo id eus, auch v. Handgriffe; — m. pectoralis major, v. d. vorderen Fläche; — in. triangulär is sterni, an der innern Fläche ; — m. rectus abdominis, v. Schwertfortsatze; — diaphragma, v. d. inneren Fläche des proc. xiph. Kntwiclielmig des Brustbeins. Die knorplige Grundlage ist sehr zeitig vor- handen, allein erst spät, im 5. oder 6. Monate der Schwangarschaft, fängt es an, vom Hand- griffe aus, zu verknöchern. Nach dem 7. Monate entstehen dann im Körper mehrere Kno- chenkerne , welche über einander und zwischen je 2 sich entsprechenden Rippen beider Sei- ten liegen, so dass das Brustbein bis zum 15 — 20. Jahre aus 5 — ß Stücken besteht, welche erst gegen das 24. Jahr zu den genannten 3 Abtheilungen zusammenfliessen. — Die Sub- stanz dieses Knochens ist innerlich schwammig, aber fest, aussen von Rindensubstanz um- kleidet, welche von einer eigenen glänzenden Haut, membrana proprio, sterni, über- zogen ist. Knöcherne Brusthöhle, thoraac osseus. Die Bildung der Brusthöhle, welche durch den Hals vom Kopfe und durch das Zwerchfell vom Unterleibe geschieden ist, geschieht durch Tllorax- 37 Knochen, nämlich: 12 Brustwirbel, 24 Rippen (mit ihren Knorpeln) und 1 Brustbein, welche so unter einander verbunden sind, dass sie ei- nen grossen, kegelförmigen oder fassarligen, von vorn und hinten etwas plattgedrückten, senkrecht gelagerten Behälter darstellen, dessen Spitze nach oben liegt und gleichsam schräg von hinten nach vorne herunter abgeschnitten ist. An den Seiten ist der Thorax eiförmig rundlich, vorne platt, hinten am breitesten. Die Höhte im Innern des Brustkastens, die Brusthöhle, eavum pectoris, ist ganz oben am engsten, wird dann wegen zunehmender Länge der Bippen und der rückwärts sieb wölben- den Wirbelsäule allmälig weiter (die grösste Weite ist in der Gegend der 7. und 8. Rippe) und verengt sich unten wegen abnehmender Länge der falschen Rippen und mehr vorspringender VVirbelkörper wieder et- was; doch bleibt sie immer mehr kegelförmig, mit nach oben gerichteter Spitze, als fassartig. Oben und unten steht die Brusthöhle offen und — 186 — Knochen des jjesü Oeffnungen liegen wegen der Kürze der vordem Wand schräg. Rumpfes. ° f> ° ° Wände hat die Brusthöhle 4: a. Die hinlere Wand der Brusthöhle, welche von oben nach unten concav ist, setzen die Körper der 12 Brustwirbel und die hintern Enden der Rippen (bis zu ihren Winkeln hin) zusammen , welche letztere sich anfangs vom Rückgrathe ein wenig rückwärts und dann auswärts krümmen , so dass die Wirbelkörper in die Höhle vorwärts ragen und diese hinten in 2 gleiche Hälften theilen (bisweilen ist die eine derselben grösser). b. Die Seitenwände sind die längsten, stark gewölbt und nur zum Theil knöchern. Sie werden von den Körpern der Rippen gebildet, welche an ihrer gegen die Brust- höhle gerichteten Fläche glatt und concav sind. Die Zwischenräume zwischen ih- nen werden von den mm. intercostales verschlossen. c. Die vordere Wand ist am kürzesten, nur wenig gewölbt und etwas schräg nach vorn herabsteigend ; sie wird von den wahren Rippenknorpeln und vom Brustbeine gebildet. Sie ist deshalb kürzer als die hintere , weil nur die 7 wahren Rippen auf jeder Seite am Brustbeine anhängen , während die 5 falschen allmälig kürzer wer- den und nur die obern derselben durch ihre Knorpel mit einander verbunden sind. Aus dieser Ursache bleibt unter dem Brustbeine zwischen den vordem Enden der falschen Rippen ein freier spitzwinkliger Raum , der schon der Bauchhöhle mit an- gehört und dessen Rand dem Zwerchfelle zum Ansätze dient, welches unten eine quere Scheidewand zwischen Brust- und Bauchhöhle bildet. Auf die beschriebene Weise wird die Brusthöhle überall geschlos- Knöchcrne sen, nur oben an ihrem engsten Theile bleibt sie offen. Durch diese loie'obere herzförmige Oeffnung, welche sich zwischen dem 1. Brust- wirbel, der 1. Rippe beider Seiten und dem obern Rande des manubrium sterni befindet, treten wichtige Theile (Luftröhre, Oesophagus, grosse Gefässe und Nerven etc.) aus der Brusthöhle heraus und in sie hinein. — Durch die den Rippen verliehene Beweglichkeit, welche von oben (von der 2. Rippe) nach unten (bis zur 11.) zunimmt, wird der Brustkasten selbst zu einem beweglichen Theile, der einem Blasebalge ähnlich durch Bewegung seiner Wände den Raum in seinem Innern erweitern und ver- engern kann (s. b. Alhmen in d. Splanclmologie). Zugleich kann er aber auch, vermöge der Gelenkigkeit des Rückgrathes, massige Biegun- gen vor-, hinter- und seitwärts machen. ■ — Die Brusthöhle ist zur Auf- nahme und Sicherung der Lungen und des Herzens bestimmt, dient aber auch andern wichtigen Theilen zum Durchgänge und bildet mit ihrem untern Theile ein schützendes Dach über die wichtigern Organe des Un- terleibes, als: Magen, Leber und Milz. — Ihre Grösse ist sehr ver- schieden; bei ruhiger Lage nach massiger Exspiration steht die incisura semilunaris sterni dem Knorpel zwischen dem 2. und 3. Brustwirbel, der Processus xiphoides dem 9. Brustwirbel gegenüber. Die Durchmesser verhalten sich im Mittel so: a) Wände: 1) Länge der vordem Wand 6£" — 7" 2) _ —hintern Wand l()i"— 11" 3) — — Scitenwand 12"— 12£" 4) Horizontaler Umfang in der Mitte der Höhe 24" — 28" b) Obere Apertur: 5) Gerader Dm. (zwischen der incisura semilunaris und dem 1 .Brust- wirbel) 2" — 2£" 6) Querdm. (zwischen dem 1. Rippenpaare) 3£" — -4" c) Mitte der Höhle: 7) Gerader Dm. (zwischen der Mitte des Brustbeins und dem 0. Brust- wirbel) H"-H" — 187 — 8) Querdm. (zwischen dem 6. Rippenpaare) 1\ ■'■'— 8-j" Knochen d« 9) Schiefer Dm. (zwischen dem Knorpel der 4. und dem Winkel der ~ Rumpfes. 7. Rippe) ö" — 71" d) Untere Apertur: 10) Gerader Dm. (zwischen dem processus xiphoides und d. 12. Brust- wirbel) 6£" — 1" 11) Querdm. (zwischen dem 12. Rippenpaare) -■ • 6£" — 8" C» Hecfeenloioclieii, os^fö pelvis. Das Becken, pelvis, ist der unterste Theil des Rumpfes und dient diesem nebst dem Kopfe hei der aufrechten Stellung und beim Sitzen zur Unterstützung. Es wird hinterwärts aus dem os sa- cnim und coecygis, vorn und seitwärts aus den beiden Becken- knochen, ossa inuominala, zusammengesetzt. Zwischen diesen Knochen befindet sich im Innern ein Raum, die Beckenhöhle, welche in eine obere grössere und eine untere kleinere Abtheilung, grosses und kleines Becken, zerfällt und vorzüglich den Fort- pflanzungsorganen zur Wohnung dient. I. Ossa pelvis s. innominata s Beeilen» oder ungenannte Knochen. Es sind 2 grosse, platte Knochen, welche den ganzen seitlichen und vordem Theil des Beckens bilden, hinten das os sacrum zwi- schen sich nehmen, vorn aber durch Knorpel (Schambeinfuge) mit einander verbunden sind. Jeder dieser Knochen besteht bis zu den ec en' Jahren der Mannbarkeit aus 3 besondern, durch Knorpel mit ein- ander vereinigten Stücken, welche als Darm-, Sitz- und Scham- bein beschrieben werden. Von diesen 3 Knochenabtheilungen hat jede ein mehr dickes, massives Stück, Körper, und ein mehr plat- tes; die Körper aller 3 Knochen stossen im acetabulum an einander und es' trägt also jeder ein Drittheil zur Bildung desselben bei. 1. Os iliuin3 Harm- oder Hüftbein. Es ist das grösste, breite, obere Stück des Beckenknochens, auf weichem zum Theil die Därme ruhen und der die Hüfte bildet. — Sein Körper macht das obere Drittheit der Pfanne aus; von ihm erstreckt er sich breiter und platt werdend nach oben und hinten bis zum Kreuz- beine, so dass er die obere Seitenwand des Beckens bildet. Dieser obere platte Theil, Flügel, hat eine innere und äussere Oberfläche, wel- che beide schräg von aussen nach innen herabgehen. a. Die innere Fläche ist durch eine Linie, linea arcuata interna s. in- nominata, die schon vom Promontorium am Kreuzbeine anfing und das grosse von dem kleinen Recken trennt, in eine obere und untere Abtheilung ge- schieden , von denen erstere die grösste und etwas ausgehöhlt ist (fossa iliaca) ; sie bildet die Seiten wand des grossen Reckens und dient dem m. iüaeus internus zum Ansätze. — Die untere Abtheiluug ist weit kleiner, bildet die Seitenwand des kleinen Reckens und geht vorn und unten in das Sitzbein über. Ihr unterer Rand ist ausgeschweift und bildet den grossen Hüftausschnitt. Der hintere Theil dieser Fläche ragt etwas hervor, ist rauh , uneben und überknorpelt und führt den Namen des Hüfthöckers, tuber ossis ilitim; an ihm befindet sich eine ohr- — 188 — Knochen des formige überknorpelte Fläche, facies auricularis , welche mit der gleichnami- Rumpfes. gen am Kreuzbeine zur sympliysis sacro-iliaca zusammentritt. b. Die äussere Fläche ist wellenförmig gekrümmt, an ihrem vordem Theile et- was convex, am hintern etwas concav. — An ihr bemerkt man 1 oder 2 nach oben convexe Linien , lineae semicirculares s. arcuatae eacternae (superior und inferior), welche die Befestigung des m.glutaeus medius und minimus bezeich- nen. Die hier sichtbaren Löcher sind für die ernährenden Gefässe bestimmt. c. Der obere Rand, Kamm, Hüftkamm, crista ilei, ist S förmig gekrümmt, und läuft von vorn nach hinten und oben , und von da wieder abwärts. Er ist breit Becken. Und rauh, so dass er in eine innere und äussere Lippe, labium internum und eacternurn, getheilt wird, zwischen welchen die linea intermedia verläuft und nebst den beiden Lippen den Bauchmuskeln (m. obliquus externus, internus und transversus) zum Ansätze dient. d. Am vordem Rande, welcher vom Kamme unter einem stumpfen Winkel ab- und rückwärts läuft , sieht man oben am vordem Ende der crista einen Stachel, spina ilei anterior superior, unter welchem, getrennt durch einen kleinen Huftbem. Ausschnitt, incisura semilunaris (anterior), eine 2. etwas dünnere, scharfe Hervorragung, spina ilei anterior inferior , bemerklich ist. e. Der hintere Rand, welcher die Gränze des tuber bildet, zeigt auf ähnliche Weise , wie der vordere , einen obern und untern Stachel , spina ilei posterior superior und inferior, welche beide durch einen halbmondförmigen Aus- schnitt, incisura semilunaris (posterior), von einander getrennt werden. Vom untern hintern Stachel fängt f. der untere Rand an, welcher einen Ausschnitt, incisura isehiadica ma- jor, den grossen Hüftausschnitt, bildet, der sich aber noch bis zur spina ischü erstreckt. 2. Os ischiis Sitzbein. Es ist das unterste Stück des Beckenknochens und steigt hinten und unten vom Darmbeine herab ; auf ihm ruht beim Sitzen der ganze Kör- per. Es wird in den Körper, den absteigenden und aufsteigenden Ast getheilt. a. Corpus, der Körper, ist der dickere obere Theil, welcher unter dem Körper des Darmbeins liegt und das untere Drittheil der Pfanne bildet. — Seine innere Fläche ist glatt, flach gewölbt und macht den untern Theil der Seitenwand des kleinen Beckens aus; die äussere Fläche sieht in die Pfanne und ist ausge- höhlt. — Unter dem Rande der Pfanne befindet sich hier eine kurze , flache Rinne für die Sehne des m. obturator externus, nebst mehrern Ernährungslöchern. — Aus dem hintern ausgeschweiften Rande, welcher die incisura isehia- dica major fortsetzt, ragt eine Spitze, die spina ischü, hervor, die eine Gränze zwischen dem grossen und kleinen Hüftausschnitte bildet und dem Hg. spinoso-sacrum zur Befestigung dient. — Der vordere Rand trägt zur Bildung des forameti obturatorium bei. b. Hamus descendens, der absteigende Ast, fängt von der untern Fläche des Körpers an, ist kurz, dick und endigt am tuber ischü, Sitzknorren, welcher ein breiter, überknorpclter Höcker ist, der vielen Muskeln und dem /ig. tuberoso-sacrum zum Ansätze dient und von welchem nach vorn der aufsteigende Ast hervorgeht. — Die innere Fläche dieses ramus ist glatt und ein Theil der Seitenwand des kleinen Beckens ; die äussere Fläche ist rauh und geht hinten in den Sitzknorren über. — Der hintere Rand ist abgerundet und bildet einen Ausschnitt, die incisura isehiadica minor, kleiner Hüft ausschnitt, der sich von der spina zum tuber ischü erstreckt; der vordere oder innere Rand ist scharf und bildet einen Theil des foramen obturatorium. c. Hamus ascendens, steigt vom tuber ischü unter einem stumpfen Winkel, sich allmälig verschmälernd, nach vorn und innen in die Höhe, um mit dem ramus descendens des Schambeins zusammen zu stossen. — Sein innerer Rand sieht gegen des foramen obturatorium ; der äussere hilft den arcus pubis bilden. Sitzbein. - 189 - 3. Os pubis, Scham- oder Schoosslbein. Dieser Knochen bildet den vordersten Theil des Beckenknochens Knochen des und zerfällt in den Körper, den horizontalen und den absteigen- den Ast. a. Corpus, Körper, der dicke äussere Theil, welcher an seiner äussern Fläche ausgehöhlt ist, um das innere Drittheil der Pfanne zu bilden , stösst hier an den Körper des Darm- und des Sitzbeines. — Auf der obern vordem Fläche desselben, unmittelbar über der Pfanne , zeigt sich eine längliche Rauhheit , tuberculum, ileopectinaeum; von hier an läuft der b. Ramus horixontalis nach innen und vorn. Dieser ist anfangs dünner und Becken hat eine gewundene Gestalt, wird dann wieder breiter und läuft in eine stumpfe Spitze, spina s. tuberculum pubis , aus. — Sein obererRand ist scharf und bildet den Scham beinkam m, cristapuhis s.pecten, der die Fort- setzung der linea arcuata interna ist; der untere Rand ist der obere Theil des foramen obtur atorium. e. Jtamus descendens , geht von der spina pubis etwas gekrümmt und schmäler werdend von innen nach aussen herab und in deu ramus ascendens ischii über. — An seinem obern Theile ist der innere Rand desselben breiter, überknorpelt undbildetmit derselben Stelle des Schambeines der andern Seite die Scham- Schambein, beinfuge, Symphysis ossium pubis. — Der untere Theil dieses Randes, welcher sich mehr nach aussen wendet, trägt zur Bildung des arcus pubis bei. — Der äussere Rand liegt im foramen ob tur atorium. Durch die Vereinigung der Körper dieser 3 Knochen ist an der äussern Fläche des Beckenknochens die Gelenkgrube für den Kopf des Oberschenkels, die Pfanne, acetabulum, gebildet. — Dagegen trägt nur das os ischii und pubis zur Bildung eines eiförmigen Loches, fora- men obturatorium, an der vordem Wand des kleinen Beckens bei. Sie Pfanne . acetabulum. Sie wird von der äussern ausgehöhlten Fläche der Körper aller 3 Knochen des os innominatum gebildet, nämlich: oben vom os Hei, un- ten vom os ischii und innen vom os pubis. Sie liegt an der äussern seitlichen Wand des Beckens, ist tief, halbkugelförmig ausgehöhlt und schräg nach aussen und unten gewandt, Avesshalb ihr oberer schärferer Rand weiter hervorragt und supercilium s. limbus acetabuli genannt wird. — Au der innern untern Seite, gegen das foramen obturatorium hin, ist der Rand der Pfanne durch einen tiefen Ausschnitt, incisura acetabuli, unterbrochen, welcher in das Innere der Pfanne zu einer Pfanne, rundlichen, flachen, rauhen Grube, fovea acetabuli, führt, die nicht überknorpelt ist und zur Befestigung des Hg. teres dient. — Bis auf diese Grube ist die ganze innere Fläche des acetabulum überknorpelt und diese hat die Form des Halbmondes, wesshalb sie facies lunata acetabuli heisst und gegen die Incisur hin in 2 Hörner, cornua, aus- läuft. — Der Rand der Pfanne wird noch mit einem sehnigen, scharfen Ringe, labrum cartilagineum, eingefasst, welcher brückenartig über den Einschnitt wegläuft. — An der ianern, dem kleinen Becken zugewand- ten Fläche der hintern Wand der Pfanne, bemerkt man eine massige Wölbung nach unten und schräg nach hinten, die sich in die spina ischii verliert. Diese Erhabenheit beider Seiten leitet bei der Geburt das Drehen des Kindeskopfes nach vorn oder hinten und wird desshalb von Jörg regulator benannt. — 190 — Hiiftlocli, eiförmiges Loch, foramen ovale s. ohturatoriwm. Knochen des Dieses Loch liegt an der vordem Wand des kleinen Beckens, ist von dreieckiger, elliptischer Form, und wird zwischen dem Scham- und Sitzbeine gebildet. Sein oberer Rand ist aussen mit einer Rinne für die art. und vcn. obturatoria und den nerv, obturatorius versehen, das übrige Loch wird von der membruna obturatoria geschlossen. Verbindungen des Beckenloinrliens. Mit dem os sacrum, ä&sosilei: durch die Symphysis sacro iliaca, ligg. vaga und ileosacra ; — das os ischii, durch das Ug. tuberoso- und spinoso-sacrum. — Die ossa pubis unter einander : durch die Symphysis ossium pubis, Hg. annulare und arcuatum. Muskeln am XKeckenknochen. Am os Hei: in. obliquus externus, in- ternus u. trän sv er sus abdominis , v. d. crista; — m. glutaeus maximus, nie diu s und minimu s , v. d. äussern Fläche; — in. iliacus internus, v. d. innern Fläche; — in. tensor fasciae u. m. s artorius, v. d. spinn anterior super ior ; — m. rectus femoris , v.A.spina anterior inferior; — m. quadr atus lumborum und lati ssimus dorsi, v. d. hintern Theile der crista. Arnos ischii: m. gemellus superior, v.A.spina; — m.gemellus inferior, Beckenkno- quadr atus femoris , s emit endinosus , s emimembranosu s , biceps femoris, dien. Irans versv s p erinaei, v.A. tuber ischii; — m. coc cy geus,v.A. spina; — m.ischio- cavernosus, v. d. ramus ascendens ; — mm. obturatores (externus und internus), v. äussern und innern Umfange des foramen obturatorium ; — m. levator ani, v.A. innern Fläche; — in. transversus prosta tae, v. A. innern Fläche des ramus ascendens. Am os pubis: m. pectinaeus , v. A. crista; — mm. 3 adductores femoris , gra- cilis, v. A. ramus descendens ; — in. pnbo-ur ethr alis , v. d. Symphysis; — in. rectus abdominis , setzt sich an d. ram. horizontal. ; — m. pyramidalis , v. A. Symphysis. EntwicJteliing des BeckenltnoclieiBS. Die Verknöcherung fängt gegen den 4. Monat des Embryolebens zuerst im os ilium an, geht dann im 5. Monate auf das os ischii und im 6. auf das os pubis über. Beim reife"n Foetus sind alle 3 Stücke durch Knorpel ge- trennt, welcher in der Pfanne liegt und die Form eines Y hat. Im 7. Jahre, wo sich der ramus descendens pubis und ascendens isc hii erst völlig verknöchert zeigen, fliessen beide Aeste zusammen. Um das 16. Jahr, wo der in der Pfanne liegende Knorpel zu verknöchern anfängt, erscheint in dem noch knorpligen unteren Rande des Sitzbeins und dem Kamme des Darmbeins ein eigener Knochenkern. Mit dem 20. — 25. Jahre ist aber erst, nachdem sich der Knochenkern des Kammes mit dem übrigen Darmbeine vereinigt hat, die Bildung des Knochens vollendet. Becken und Beckenhöhle. Der von dem os sacrum, coccygis und den ossa innominata am un- tersten Umfange des Rumpfes gebildete Knochenring heisst das Becken, pelvis, und der von ihnen umschlossene Raum, welcher nach oben und unten offen steht, die Beckenhöhle, cavitas pelvis. Durch die Li- nea arcuata interna s. innominata s. terminalis, Gränzlinie, welche vom Promontorium anfing und sich an den Darm- und Scham- Becken- beinen (crista pubis) bis zur spina und Symphysis pubis vorzog, wird das Becken in 2 Abtheilungen gebracht. Der oberhalb dieser Linie liegende, grössere Raum ist das grosse Becken, pelvis major, der kleinere untere das kleine Becken, pelvis minor. 1. Das grosse Becken, pelvis major* hat die Gestalt einer länglichen, querliegenden, flachen nierenförmigen Schale und wird nur an seinen beiden Seiten, durch die Flügel der Darm- beine, geschlossen; doch nehmen die Geburtshelfer als hintere Wand noch den Körper des 5. Lendenwirbels an ; vorn steht es offen. — Da die Flügel des Darmbeins von aussen und oben nach innen und unten abhängig sind und die beiden Seiten, also gegen die linea arcuata hin, convergiren, so ist. der Raum des grossen Beckens oben weiter und wird gegen das kleine Becken hin enger, ist also trichterförmig. Der Win- kel, unter welchem das grosse Becken mit dem kleinen an beiden Sei- - 191 - ten zusammenläuft, beträgt 139 — 140°, vorn und hinten ist er weit Knochen »les stumpfer. - — Es bildet den untersten Theil der Bauchhöhle und geht nmi> es' nach unten in das kleine Becken über. Im weihlichen Körper ist es niedriger, flacher und breiter. Es nimmt im nicht schwangern Zustande einen grossen Theil der Dünndärme auf; an seiner rechten Seite liegt das Coecum, in der linken die flexura iliaca; ausserdem finden sich hier noch grosse Gefässstämme, Nerven und Muskeln. 2. IBas Meine Uäedcen, pelvis tninor9 liegt unterhalb der linea arcuata (welche die Gränze zwischen grossem und kleinem Becken bildet und den Eingang zum letztern umschreibt) und enthält zwischen 4 Wänden eine kurze, weite, nach hinten gebo- gene, oben und unten offene, rundlich 4seitige Höhle, an welcher man den Beckeneingang (apertura pelvis superior), die Beckenhöhle oder den mittlem Beckenraum (cavum pelvis s. apertura pelvis me- dia), und den Beckenausgang (apertura pelvis inferior) unterschei- det. Sie nimmt die innern Geschlechtstheile und Harnorgane auf. a. Die hintere Wand des kleinen Beckens, überragt nach oben die übrigen Wände, ist die höchste, schaufeiförmig, dreieckig, und von der innern concaven Fläche de« os sacrum und coccygis gebildet. An ihr zeigt sich oben das Promontorium, unter diesem die foratnina sacralia anterior a und zu jeder Seite die Sym- physis sacro -iliaca. b. Die beiden Seitenwände sind länglich viereckig und werden von dem untern Darmbeinstücke, dem Körper des Darm-, Sitz- und Schambeines gebildet. Am Kie;nes untern Rande jeder Seitenwand ist die spina und das tuber ischii, die inci- Becken. sura ischiadica major und minor bemerklich, welche Incisuren durch das Hg. tuberoso- und spinoso-sacrum zu Löchern werden. Da wo äusserlich der Grund der Pfanne liegt, befindet sich der Regulator. c. Die vordere Wand, ist die niedrigste aber breiteste Wand , nach hinten sanft ausgeschweift; sie wird vom ramus horizontalis und descendens der Schambeine, dem Schamknorpel u. den ramus ascendens der Sitzbeine gebildet. In ihrer Mitte liegt die Symphysis ossium pubis und unter dieser bildet der untere Rand dieser Wand den angulus oder arcus pubis; an beiden Seiten der Scham- beinfuge sieht man ein foramen obluratorium. d. Der Beckeneingang, apertura pelvis superior, die obere Oefmung des kleinen Beckens , durch welche 'dieses mit dem grossen Becken zusammenhängt, wird von der linea arcuata s. inno?ninala umgränzt und ist nach oben und vorn gerichtet. Er hat bei der Frau die Gestalt eines querliegenden Ovals, mit einer schwachen vom Promontorium gebildeten Einbiegung ; beim Manne ist sie mehr herzförmig und mit einem stärker vorspringenden Promontorium versehen. e. Beckenhöhle, mittlerer Beckenraum, cavum pelvis s. apertura pelvis media, wird von den angegebenen 4 Wänden eingeschlossen, ist oval, aber von vorn nach hinten hur wenig länger als breit ; oben ist sie am geräumigsten, nach unten zu verengert sie sich und zwar im männlichen Becken weit mehr als im weiblichen. /. Der Beckenausgang, apertura pelvis inferior , die untere Oeffnung des kleinen Beckens , ist gebildet : hinten von der Spitze und den Seitenrändern des os coccygis, seitlich vom lig. tuberoso- xxndsjmioso-sacrtifti, tuber und ramus ascen- dens ischii, vorn vom arcus pubis und lig. arcuateim. Er ist schräg nach unten und hinten gerichtet und der engste Theil des Beckens , kann aber durch das Zurück- weichen des os coccygis nach hinten erweitert werden, wodurch er eine abgerundete viereckige Gestalt erhält. Die Lage des Beckens bei aufrechter Stellung ist eine schräg nach vorn und unten geneigte (Neigung des Beckens, inclinatio pelvis) und soll nach M. J. Weber beim Manne geringer sein. Diese — 192 Beckens. Knochendea Neigung wurde (Dach den neuesten Messungen von Nägele und den Ge- Rumpfes. jjrü(|ern ^r un(i e jyeber) früher stets um etwa 20°— 30° zu gering angegeben. Nägele fand in einem weihlichen Becken den Winkel des Beckeneinganges mit dem horizontalen Fussboden = 60° (Gebr. Weber = 65°) und mit der aufrechten Wirbelsäule = 150° (W. = 155°), den Winkel des Beckenausganges mit dem Fussboden = 11° [W. 18° 51'), mit der Wirbelsäule = 101° (W. 106° 51')- Nach Busch kann eine bestimmte ninde Mittelzahl für die Neigung des Beckens nicht an- genommen werden, wohl aber ein Spielraum von 45 — 60°, innerhalb Lage des welches die verschiedenen Abweichungen der Neigung sich beim regel- mässigen Becken befinden. — Die Mittellinie (fälschlich Axe) der Beckenhöhle, welche von allen Wänden gleich weit entfernt ist und die Richtung des Beckenkanals bezeichnet, besteht nach Nägele aus ei- ner geraden und einer krummen Linie. Die gerade Linie, welche die Conjugata des Beckeneinganges rechtwinklig schneidet, geht in die Beckenhöhle bis vor die Verbindung des 2. und 3. Kreuzwirbels herab, und von hier krümmt sie sich mehr vor und abwärts. Der Grad der Krümmung wird bestimmt durch die mehr oder minder starke Biegung des untern Theiles des Kreuzbeins und des Steissbeins. — Bei dieser Lage des Beckens sind die Pfannen schräg vor- und abwärts nach aus- sen gerichtet und die Mitte ihres überknorpelten Theiles liegt am höch- sten, damit das Becken auf den Oberschenkelköpfen sowohl aufliegen und so der ganze Körper auf beiden Beinen ruhen, als auch sich auf denselben leicht drehen und nach jeder Richtung sich beugen kann. Die senkrechte Direktionslinie des Körpers fällt dicht hinter den untern Rand der Symphyse zwischen beide Pfannen herab, wird aber beim Gehen, wo der Rumpf bald auf den einen, bald auf den anderu Fuss geneigt wird, wechselsweise bald auf diese oder jene Pfanne allein gerichtet Unterschiede zwischen dein männlichen und weihlichen 13 ecken. Weibliches Becken: Männliches Becken: a) Ist von herzförmigem Umfange , eng uMweinbHcheSS und hoch> eckiS und schwer (2 &) und Becken. enthält eine längliche , von den Seiten zusammengedrückte, naclf unten engere konische Höhle. b) Die Hüftbeine sind schmäler, aus- gehöhlter, steiler abwärts steigend, rau- her. Der Winkel, den sie gegen denHo- rizont machen, beträgt 60°. c) Das Kreuzbein ist schmal, lang, mehr gekrümmt und weniger nach hin- ten gerichtet. — Das Promontorium ragt weniger hervor. d) Das Steissbein ist breiter, unbe- weglicher und mit seinem untern Ende mehr nach vorn gerichtet. e) Die Sitzbeine sind hoch, schmal, stark convergireud , näher liegend und flach. a) Ist rundlich elliptisch, weit u. niedrig, gerundeter, leichter (1 ff.) und von dün- nern Knochen. Es enthält eine mehr rundliche und viel geräumigere Höhle. b) Die ossa Hei sind breiter, flach, glatt und weniger steil absteigend ; der Win- kel, den sie gegen den Horizont machen, beträgt 47°. c) Das os sacrum ist weit breiter, kür- zer, gerader, weniger gekrümmt u.mehr nach hinten gerichtet. — Das Promon- torium ist stark vorspringend. d) Das os coect/g>s ist schmäler, be- weglicher und mit dem untern Ende we- niger nach vorn gerichtet. e) Die ossa\ischii sind kürzer, breiter, mehr senkrecht herabsteigend, weiter von einander abstcheud und rinnenföi- mig vertieft. 193 — Männliches Becken; f) DieSchambeine sind schmäler, hoch, nicht gerundet, mit weniger nach aussen und vorn gerichtetem ramus descendens, der einen angulus pubis von 70° — 80° bildet. g) Das Hüftbeinloch ist hoch, schmal, dreieckig und zurückweichend. h) Die Pfannen sind gross, tief, mehr einander genähert , zurück und seitlich gelagert. Weibliches Becken t Knochen des f) Die ossa pubis sind breit, niedrig, RumPfes- sanft gerundet, mit mehr nach aussen und vorn gerichtetem ramus descendens, der einen arcus pubis von 90° — 100° bildet. g) Das foramen obturatorium ist niedrig, breit, mehr oval oder rundlich und vorliegend. h) Die ace tabula sind klein, flach, mehr von einander entfernt, nach vorn und aussen liegend. Durchmesser des Beckens. a. Glrosses Becken: 1) Querdm., vorderer (zwischen den Spinae Hei anterio-~ res superiores) 2) Querdm., hinterer (zwischen den entferntesten Punk- ten der labia interna der Hüftkämme) 3) Länge des Hüftbeins, vom Kreuzbeine nach vorn . . . 4) — zwischen der spina Hei posterior superior und in- ferior 5) Länge zwischen der spina Hei anterior superior und in- ferior h. Beckeneingang, apertura pelvis superior. 1) Conjugata, gerader oder kleiner Dm. (vom Pro- montorium zum obern Rande der Schambeinfuge) . . . 2) Quer- oder grosser Dm. (zwischen der Mitte der lineae arcualae) , 3) Schiefer oder Deventerischer Dm. (zwischen der Symphysis sacro-iliuca u.dem tuberculum Heo-pectinaeuni) c. Beckenhöhle, mittlerer Beckenraiun, cavum pelvis, 1) Gerader oder grosser Dm. (zwischen der Mitte der Vereinigungsstelle des 2. u. 3. Kreuzwirbels und der Mitte der Schambeinfuge) 2) Querer oder k 1 e i n e r D m. (zwischen der Mitte des Bo- dens der Gelenkpfanne zu der entgegengesetzten Seite) . . d. Beckenausgang, apertura pelvis inferior. 1) Gerader Dm. (zwischen der Spitze des Steissbeins und dem untern Rande der Schambeinfuge) Dieser Dm. kann durch das Zurückweichen des Steiss- beins um 1" länger werden. 2) Querdm. (zwischen dem innern Rande des rechten und linken tuber isc/tii) e. Aeussere Dimensionen des Beckens. 1) Höhe des ganzen Beckens (vom tuber ischii zum höchsten Punkte der crista Hei) • . 2) Höhe des kleinen Beckens an der hintern Waj^d ... 3) An den Seiten 4) Vorn an der Schambeinfuge 5) Diagonal-Conjugata (zwischen Schambogen u. Pro- montorium) Bock's Anat. I. B. Manne. Iß. d.Frau. 91" 3'" 4" 31-" 3" 4' 5" 4" 1" 10' 4" 10' 13 — 9" - 10" 9" 2'" 2" 1"10"' 4" 5" 44" 44' 3" 8"' 1" 4" Becken. 194 — Knochen lies Rumpfes Becken. II. Ur- u. Ragenform des Beckens (nach HE, Jf. Weber), M. J. Weber (welcher 4 Ur- Schädelformen annimmt; s. S. 135) machte zuerst auf die Eigentümlichkeit des Beckens aufmerksam, dass 1) bei der grossen Verschiedenheit der einzelnen Regionen desselben doch ein bestimmter Typus der Bildung durch das ganze Becken waltet; und dass 2) dem männlichen Geschlechte nur ein bestimmter Beckenty- pus eigen ist, dem weiblichen Geschlechte dagegen 5 verschiedene ßeckenformen. a. Die Ur-Beckenform des männlichen Beckens ist die halbovale oder herzförmige. Hier giebt nicht nur die obere Apertur, sondern das ganze Becken das allgemeine Bild eines Halb-Ovals. Der Beckeneingang bildet an der Schambeinfuge, wo sie massig schmal ist, die Spitze des Ovals, erweitert sich dann gegen die Mitte der Apertur und verschmälert sich hierauf wieder gegen die Vereinigung der Darmbeine mit dem Kreuzbeine hin allmälig u. gleichmässig, und bildet sodann am oder hinter dem Promontorium die stumpfe Basis des Ovals. Die Darmbeine sind massig von einander entfernt , gleichmässig und sanft ausge- schweift , weder zu schief noch zu senkrecht gelagert , die inneren Flächen stehen einander mehr gegenüber und sind so nicht ganz nach vorn , aber auch nicht ganz seitlich gelagert. Das Kreuzbein ist massig schmal und länglich und sanft gebo- gen. Die Sitz- und Schambeine convergiren nur massig und allmälig, sie bilden einen Schamwinkel; die Sitzknorren liegen mehr zurück und ragen nicht nach aussen , auch die Spinae ischii treten mehr rückwärts u. ragen nicht in die Becken- höhle. Es findet in allen Theilen das schönste Ebenmaas statt und die Geräumig- keit u. Höhe dieser Beckenform hält im Allgemeinen die Mitte zwischen dem run- den und oval-keilförmigen Becken des Weibes. b. Die Ur-Beckenform des weiblichen Beckens ist eine öfache, nämlich: 1) die halbovale oder herzförmige, entspricht der des männlichen Beckens (von Stein abgestumpftes Kartenherz genannt). — 2) Querelliptische, rund- ovale oder nierenförmige Ur-Beckenform. Hier findet die Wölbung oder Rundung des Beckens vorzugsweise nur nach 2 Seiten statt, nämlich nach rechts und links; vorn an der Schambeinfuge ist dagegen das Becken mehr flach. Die Darmbeine ragen nach aussen, sehen mit ihren inncrn Flächen nach vorn, sindbreit, ausgehöhlt und verhältuissmässig niedrig; das Kreuzbein ist breit und niedrig; das Promontorium ragt wenig hervor; die linea arcuata ist an den Darmbeinen mehr als an den übrigen Stellen ausgeschweift; die Scham- und Sitzbeine conver- giren nur wenig und sind breit, daher ein grosser Schambogen. — 3) Runde Ur-Beckenform, wo nicht allein die obere Apertur kreisförmig ist, sondern das ganze Becken einen fass- oder ringförmigen Charakter hat. Die Umrisse sind al- lenthalben stark , aber gleichmässig gerundet und daher entsprechen die Quer- durchmesser den geraden fast ganz. Die Darm-, Sitz- und Schambeine stehen mehr senkrecht, sind gerundeter; das Kreuzbein ist meist weniger breit und der Schambogen weniger gross als bei dem querelliptischen oder niereuförmigen Bek- ken. — 4) Vierseitige Ur-Beckenform (die seltenste) , wo die 4 Beckenwan- dungen in einem mehr winkligen oder schroffen Verhältniss zu einander stehen , so dass das Becken von allen Seiten gesehen flacher und breiter, fast wie eingedrückt und besonders die obere Apertur fast viereckig erscheint. — 5) Oval-keilför- mige Ur-Beckenform (gcradelliptischc, Siei/t), wo das Becken von beiden Seiten wie ein- oder zusammengedrückt ist. Der gerade Durchmesser der obern Apertur ist hier grösser als derQuerdm.; die Hüftknochen sind hoch, senkrecht stehend, convergiren beträchtlich nach unten und ihre Entfernung ist gering; das Kreuz- bein ist schmal, sehr lang und wenig vertieft; die linea arcuata ist wenig gerundet und umschreibt, indem die* Schamknochen vorn unter einem spitzigen Winkel zusammenstossen, fast ein Dgpieck oder einen Keil; auch der Schamwinkel ist ganz spitz. Aus den weitern Untersuchungen Webers geht hervor, dass auch bei den verschiedenen Mcuschenracen verschiedene Beckenformen vorkommen ; dass diese Formen den Ur-Formen der Europäer entsprechen ; dass selbst bei ein und dersel- — 195 — iformen vorkomm kein einziges bestimmtes Kennzeichen eines Racenbeckens giebt. ben Rage verschiedene Beckenformen vorkommen, und dass es wahrscheinlich Knochen der - ■ • - — - - Extremitä- III. Knochen der Grliedmaassen, ossa eoctre- mitatum. Die Gliedmaassen, extremitates, hängen zu beiden Seiten [des Rumpfes, entweder oben zur Seite des thorax (extremitates huperiores) oder unten vom Becken (extremitates inferiores), her- ab und sind vermöge ihrer Construktion geschickt, mit Hülfe der (Muskeln schnell und nach den mannichfaltigsten Richtungen hin /bewegt zu weiden. Wegen dieser Fähigkeit und dieses Zweckes bilden sie nicht, wie der Kopf und Rumpf, Höhlen für Eingeweide. (Sowohl obere wie untere Gliedmaassen sind hinsichtlich ihrer Bau- art einander sehr ähnlich, nur unterscheiden sie sich in mancher |Hinsicht nach ihrer Bestimmung von einander. A. Obere Grliedmaassen, Brnstglieder, Arme, t e&tremitates superiores s. thoracicae9 hrachia. Diese sind viel dünner und Aveit beweglicher, als die untern v„ .„ , L ,. o ' _ Knochen der Ipxtremitaten und vorzüglich dazu bestimmt, ergrinene Gegenstände oLernEx- ijoder die Hand dem Körper zu nähern und alle Stellen desselben remi * " betasten zu können. Sie vertreten die Stelle der allen Thieren ijvon der Natur verliehenen Sicherungs-, Erhaltungs- und Verthei- Higungsmittel, — Wenn die Arme bei aufrechter Stellung frei am (Körper herabhängen, so reichen sie mit den Spitzen der Finger bis ungefähr zur Mitte der Schenkel. — Man theilt jeden Arm ein: in nie Schulter, den Oberarm, Vorderarm und die Hand. a. Knochen der Schulter, ossa humeri. Die Schulter, humerus, ist der oberste Theil des Armes und »esteht aus dem Schulterblatte, scapula, und dem Schlüssel- beine, clavicula. Ersteres dient als platter Knochen nicht nur pelen Muskeln als Anheftungspunkt, sondern auch zugleich dem Brustkasten an seiner hintern Fläche zur Decke, und vermehrt die Beweglichkeit des an ihm anhängenden Oberarms, indem es selbst, zwischen Muskeln aufgehangen, mannichfaltiger Bewegungen nach allen Richtungen hin fähig ist. — Die clavicula dagegen, welche hre Lage zwischen Schulterblatt und Brustbein hat, befestigt den Arm an den Rumpf und verleiht ersterem insofern einen grössern Spielraum zu seinen Bewegungen, weil sie das Armgelenk seitwärts Vom Rumpfe abhält, 1. Scapulas Schulterblatt. Von diesem platten Knochen, welcher die Gestalt eines ungleich- seitigen Dreiecks hat, liegt zu beiden Seiten der Wirbelsäule am hintern 13* — 196 — Knochen der obern Theile des Brustkastens einer und deckt die 2. — 7. Rippe. — Die ' "tremitätT Muskeln, welche sich an ihm befestigen, dienen entweder zu seiner oder zur Bewegung des Oberarms (meist Rollmuskeln). - — An ihm bemerkt man eine innere und äussere Fläche, 3 Ränder und 3 Winkel. a. Superficies interna s. anterior s. fovea suhscapularis , sieht gegen die äussere convexe Fläche der Rippen , ist etwas ausgehöhlt und mit 2 — 3 conver- girenden Rauhheiten (liaeae eminentes obliquae) zum Ansätze des m. subscapularis versehen. b. Superficies externa s. posterior, ist gegen die Haut des Rückens gerich- tet, ein wenig convex, uneben, mit umgeworfenen Rändern versehen und wird durch eine weit hervorspringende Leiste, Schultergräte, spinn scapulae, in 2 ungleiche Hälften getheilt. — Die obere kleine Hälfte ist von hinten nach vorn etwas concav und heisst fossa supraspinata; die untere, grössere, unebene Grube , die fossa infraspinata , ist vorn ein wenig convex, am hintern Rande aber von vorn nach hinten concav. — Diese spina, die Scheidewand zwischen bei- den Gruben, fängt am hintern Rande des Schulterblatts niedrig und mit 2 Wur- zeln an, zwischen welchen eine dreieckige glatte Fläche, superficies triangu- laris, entsteht, wird allmälig höher und breiter, so dass sie ein Dreieck darstellt, und läuft nach oben und aussen in einen breiten , über das Schultergelenk hervor- springenden platten Fortsatz , die Schulterhöhe, Grätenecke, aeromion (aHQoq, hoch, und o>noq, Schulter), aus. Dieser Fortsatz , an dessen innerm Rande sich eine länglich-runde , überknorpelte Fläche, superficies articularis acro- mii. zur Anlage des Schlüsselbeins befindet, verhindert das Heraustreten des SrblattCr" Oberarmkopfes aus der Gelenkgrube nach oben, indem er gleichsam ein Dach über diese bildet. — Die Ränder der spi?ia schlagen sich etwas um und bilden so eine obere und untere Lefze , lahiutn superius und inferius. c. Margo posterior s. hasis scapulae , der hintere Rand, welchergegen die Wirbelsäule sieht, ist der läugste, breit, rauh und so stumpf , dass man eine äussere u. eine innere Lefze au ihm unterscheiden kann ; an der erstem befestigen sich der vi.rhomboideus major und minor , an letzterer der m. serratus anlicus major. d. Margo a?iterior s. externus s. inferior, ist der dickste aller 3 Ränder und gegen den Arm gerichtet. — Er dient den beiden runden Arnunuskeln und dem langen Kopfe des m. trieeps zum Ursprünge. e. Margo superior, der obere Rand, ist der kleinste , sehr dünn und scharf ; an seinem äussern Theile zeigt er einen halbmondförmigen Ausschnitt, incisura scapulae s. lunula, welcher durch ein quer über ihn hinweggehendes Band, lig. scapulae proprium posticum, zu einem Loche für die arter. und ven. transversa scapulae und den nerv, suprascapularis umgestaltet wird. Gleich neben die- sem Ausschnitte erhebt sich ein rabcnschnabelförmiger Fortsatz, pro- cessus coraeoideus (xo£«£, Rabe) s.ros trifo rmis , welcher mit einer dicken Wurzel entspringt, anfangs schräg auf- und vorwärts steigt, sich dann verschmä- lert und mit einer abgerundeten Spitze nach aussen über dem Schultergelenke, nach innen und unten vom aeromion, eudigt. f. Angulus anterior s. externus. der vordere Winkel, in welchem sich der obere und vordere Rand vereinigen sollten, fehlt, und an seiner Stelle findet sich ein dicker ovaler Knopf, condylus scapulae, welcher auf einem etwas dünuern Theile, Hals, voll um scapulae, aufsitzt. — Nach vorn ist dieser Knopf ausgehöhlt und bildet eine ovale, unten breitere, oben etwas zugespitzte, flache Gelenkgrube für den Oberarmkopf, Caritas glenoidalis , deren Ränder rauh und wulstig sind. — • Auf der hintern Fläche des Halses, zwischen dem äus- sern Rande der Gelenkgrube und dem vordem der Gräte , verbindet eine glatte Furche, incisura colli scapulae . die fossa supra- und infraspinata mit ein- ander. g. Angulus superior s. posterior, ist spitzig, entsteht durch das Zusammen- stossen des obern und hintern Randes und dient dem vi. levator anguli scapulae zum Ansätze, - 197 — //. Angulus inferior, ein stumpfer, abgerundeter, dicker, rauher Winkel , wel- Knochen d ei- cher durch die Vereinigung des hintern uud vordem Randes gebildet wird. "teemitlt " Verbindungen des Schulterblattes. Mit dem Schlüsselbeine, durch das acromion, mittelst des Hg. capsulare externtun u. acromio-claoiculare u. der ligg. coraco- clavicularia; — mit dein Oberarm, welcher durch das Kg. capsulare in der fossa glenoi- dalis gehalten wird. IWiiskeEf» am Schulterblatte. Es setzen sich an: m, serratus anticus major, an die Basis; — vi. pector alis minor, an d. proc. coracoideus ; — in. levator anguli scapulae, and. obern Winkel; — mm. rhomboidei, an die Basis ; — m. cu- cullaris , an d. spinn und das acromion. Es entspringen: m. omohuoideus, v. obern Rande; — m. supraspi natus , aus d. fossa supraspinala; — m. infr aspinatus , aus d. fossa iufrasp. ; — m. subsca- pularis , v. d. inneren Fläche; — m. teres major, minor und caput longum trici- , . pitis , v. vordem Rande; — m. deltoideus , v. d. spina und d. acromion; — m. coraco- »ciiulter- brachialis und d. kurze Kopf des biceps, v. proc. coracoideus ; — caput longum m. Blatt. bicipitis, vom obern Rande der Gelenkgrube. Entwickelung des Schulterblattes. Beim Embryo fängt dieser Knochen, welcher ganz platt und unregelmässig viereckig ist, am Ende des 2. Monates an, von der Mitte aus zu verknöchern ; im 3. Monate verlängert sich die hintere Fläche in die spina, ohne einen eigenen Knochenkern zu erhalten. Beim reifen Foetus ist der innere Rand, der untere Winkel, das acromion und der proc. coracoid. noch ganz von knorpliger Beschaffenheit. Im i. Jahre entsteht im Hakenfortsatze ein besonderer Knochenkern, dann auch in den anderen noch knorpligen Theilen, die aber erst nach vollendetem Wachsthume mit dem übrigen Kno- chen verschmelzen. — Die Substanz der scapula ist äusserlich dicht und im Innern sei- ner dickern Theile (proc. coracoid., acromion, condylus, unterer Winkel und vorderer Band) locker und zellig. In der Mitte ist sie am dünnsten und halbdurchsichtig, weil hier die bei- den Knochenplatten dicht an einander liegen. 2. Clavicula, Schlüsselbein. Es ist ein länglicher, flach 5 förmig gekrümmter Knochen, welcher die Verbindung der obern Extremität mit dem Rumpfe vermittelt und am untern Theile des Halses, über der 1. Rippe, zwischen dem Brustbeine und Schulterblatte liegt. Seine Rich'ung ist schräg von vorn, unten und innen nach hinten, oben und aussen, so dass also die Schlüsselbeine beider Seiten nach dem Brustbeine zu convergiren. Beim Weibe ist die clavicula flacher gekrümmt und liegt mehr horizontal, so dass sich die Schulter besser dem Halse anschliesst, während sie beim Manne eckig hervorspringt. Wie alle cylindrischen Knochen wird er in den Körper und die beiden Enden getheilt. a. Das vordere oder innere Ende, eactvemitas sternalis, liegt tiefer als das äussere und verbindet sich mit dem Handgriffe des Brustbeins. Es ist der dickste. Schlüssel- Theil des Knochens und hat eine eckige, meist prismatische Form , dessen innere jem' Fläche überkuorpelt ist und der incisura clnvicularis sierni entspricht. b. Der Körper, das Mittelstück, ist von mehr cylinorischcr Gestalt und von innen nach aussen breiter und platt. Erzeigt eine schwache Krümmung, indem der innere Theil nach vorn gewölbt, der äussere concav ist; an der untern Fläche befindet sich eine rauhe Linie vom Ansätze des m. subclavius. c. Das äussere oder hintere Ende, eactvemitas aeromialis s. scapula- ris, ist breit und platt, sein hintererRand ist convex, der vordere concav; am äussern befindet sich eine kleine, länglich-runde Gelenkfläche, welche an die des acromion passt. Die obere Fläche ist rauh und uneben , die untere mit einem rauhen Höcker versehen, an welchem sich das Hg. trapezoideum und conoideum befestigt. Verbindungen des Schlüsselbeins. Mit dem Schulterblatte: durch das Kg. capsulare externum unA clavicvlo-acromiale an dem acromion; durch das Hg. trapezoi- deum u. conoideum an dem proc. coracoideus; — mit dem Brustbeine: durch d. Hg. lapsti- lare internum und interclavictilare; — mit der 1. Rippe: durch A.Jiq. rhomboideum. Muskeln am Schlüsselbeine. M. subclavius, an der untern Fläche; — m. sterno - cleido - m as toideus, am Brustende; — m.pector alis major, an der vor- dem Fläche des Körpers und Brustendes; — m. trapezius und deltoideus , an d. pars aeromialis. Entwickelwng des Schlüsselbeins. Obgleich die knorplige Grundlage spä- ter als die der Rippen und YVirbel entsteht, so fängt sie doch zuerst, im 2. Monate, an zu verknöchern und die Verknöcherung, welche in der Mitte von einem Kerne aus beginnt, schreitet sehr rasch vorwärts, um den Arm so bald als möglich zu befestigen. Die Grösse — 198 — Knochen der dieses Knochens ist in den verschiedenen Pei'ioden des Foetuslehens sehr verschieden. So ohern Ex- ist er um die Mitte des 2. Monats 4mal grösser, als der Oberarm- und Oberschenkelknochen; tremität. int Anfange des 3. Monats zeigt er sich nur um das Doppelte grösser und erst im 4. Monate ■wird das Oberarmbein länger. Noch beim reifen Kinde ist der Oberarmknochen nur um \ län- ger, während er bei dem Erwachsenen doch mehr als doppelt so lang ist, als die clavicula. Lfm das 20. Jahr entsteht am Brustende noch eine dünne Knochenscheibe. — Die Substanz ist besonders an den Enden locker, aber mit einer dicken Schicht umkleidet. I>. Mnoclten des Oberarms. Der Oberarm, brüchium, welcher mit dem Schulterblatte das freiest e Gelenk des ganzen Körpers bildet, hat nur einen einzigen Knochen, den Oberarmknochen, os brachii s. humeri, zu seiner Grundlage, der an der Seite der Brust bis in die Gegend des 2. Lendenwirbels frei herabhängt. Oberarm- bein. 1. Os hrachii s. humeri3 Oberarmknochen. Er ist nach dem Oberschenkelbeine der längste und stärkste Röhren- knochen : an ihm sind der Körper und 2 Enden zu beschreiben. a. Das obere Ende, extremitas s. apophysis superz'or, hat nach innen und oben einen halbkugelförmigen, überknorpelten Kopf, caput humeri, welcher mit der Achse des Körpers des humerus einen stum- pfen Winkel bildet und in der cavitas glerioidalis des Schulterblattes durch ein Kapselband befestigt wird. — Er sitzt auf einem etwas dünnern Halse, collum humeri, der sich nur als eine schwache Ver- tiefung zu erkennen giebt und in den Körper übergeht. — An der Verbindungsstelle des obern Endes mit dem Mittelstücke erheben sich 2 Höcker, von denen der kleinere, tuherculum minus s. internum, mehr nach innen, der grössere, tuherculum majus s. externum, mehr nach aussen liegt. Letzlerer hat seine Lage gerade dem Kopfe entgegensetzt und zeigt 3 Flächen vom Ansätze dreier Rollmuskeln (des m. leres minor, supra- und infra-spinatus). — Von einem jeden dieser Höcker läuft eine stumpfe 'Kante, spina tuhercull minor Is und majoris, am Körper herab und verliert sich in dem innern und vor- dem Rande desselben. — Zwischen beiden Tuberkeln nimmt eine tiefe Rinne, sulcus lonf/itudinalis s. intertubercularis , welche sich ge- gen die Mitte des Körpers hinzieht, die Sehne des langen Kopfes vom m. biceps auf. b. Der Körper, das Mittelstück, diapkysis s. corpus, ist in seiner obern Hälfte dicker, rundlich und gewunden; sein unterer Theil wird dünner, breiter, fast dreiseitig und läuft in das noch breitere untere Ende aus. Man kann also am Körper 3 Flächen und 3 Winkel unterscheiden. a) Der vordere Winkel fängt oben und aussen von der spina tuberculi majoris an, wendet sich aber dann mehr nach innen und läuft gegen die Mitte des untern Endes , so dass er die äussere Fläche von der innern trennt. j9) Der innere Winkel hat seinen Ursprung da, wo die spina tuberculi mino- ris aufhört und setzt sich bis zum innern Knorren fort. y) Der äussere AVinkel fängt flach vom hintern obern Theile des Körpers an, wird stärker und wendet sich auswärts zum condylus externus. 6) Ander innern Fläche, zwischen dem vordem und innern Winkel, befindet sich ungefähr in der Mitte ein E r n ä h r u n g s 1 o e h , foramen nutritium. — 199 — i) Die äussere Fläche, vom vordem und äussern Winkel begränzt , ist in ih- rer Mitte mit einer langen, rauhen Erhabenheit versehen , an welcher der m. del- toideus befestigt ist. C) Die hintere Fläche liegt zwischen dem innern und äussern Winkel und erstreckt sich von oben und hinten nach unten und aussen. c. Das untere Ende, extr.emitas s. apophysis inferior, ist brei- ter und platter als der Körper und läuft in 2 rundliche Knorren, condyli, aus, zwischen welchen sich ein rollenförmiger Fortsatz, Processus cuM talis, El lenbo gen fort satz, befindet. — Der äus- sere Knorren, condylus eactemus s. eactensorius , weil von ihm die Ausstreckemuskeln entspringen, liegt an der Seite des radius und Dau- mens und ist der kleinere, stumpf und rauh. — Der innere Kopf, eondylus internus s. Jleacorius , ragt weit mehr hervor und hat an seiner hintern Fläche eine flache Rinne für den nerv, ulnaris. ■ — Der Gelenkfortsatz zwischen diesen heiden Knorren, der mit dem Vor- derarme dasEIIenhogengelenk bildet, besteht aus einer Rolle, trochlea, und einem" k u g I i g e n K ö p f c h e n , rotula s. eminent ia capitata. Er- stere gränzt an den innern Knorren und wird von der Gelenkgrube (fossa sigmoidea major) der u/na aufgenommen ; um letzteres, welches nach aussen liegt, bewegt sich der radius. — An der vordem Flä- che dieses Endes befindet sich über der trochlea eine grössere, über der rotula eine kleinere Grube, fossa anterior major und minor, in welchen bei starker Biegung des Armes, in dieser der Rand des ra- dius, in jener der processus coronoideus aufgenommen wird. — In der Mitte der hintern Fläche kann eine 3. sehr tiefe dreieckige Grube über der trochlea, fovea posterior s. maaeima, das olecranon bei der Streckung des Armes aufnehmen. "Verbindungen des ©berarinkiiocliens. Mit dem Schulterblatte, Indem der Kopf an der cuvitas glenoidali.s liegt und durch ein lig. capsulare befestigt ■wird; — mit dem Vorderarme: durch ein lig. capsulare und zwei ligg. laieralia. Muskeln am Oberarmknochen. Es setzen sich an: m. supra- und in- fraspinatus, teres minor, an d. tubercul. majus ; — m. subs capu laris und teres major, an dem tubercul. minus; — m. p ector nlis major, an d. spinn tubercul, maj.; — m. latissimus dorsi, an d. spinn tubercul. min.; — m. deltoideu s und coraco- l/r uc h inlis , an d. Körper. Es entspringen: m. br achialis internus, v. d. vorderen Fläche; — m. anco- naeus externus und internus , vom äussern und innern Winkel; — v. condylus ex- ternus: der Tri. unconiius quartus, supinator longus und brevis , extensor carpi ulnaris und die extensores carpi radinies, extensor digitorum communis und digiti 5. proprius ; -*- v. con- dylus internus : m. pronntor teres, palmaris longus, flexor carpi radialis und ul/t/iris, m. flexor digitorum sublimis. JEnttvickelung des ©berarmknocliens. Er fängt schon gegen die Mitte des 2. Monats an zu verknöchern, aber nur in seinem Körper, während die beiden Enden noch lange knorplig bleiben und sich erst längere Zeit nach der Geburt nach und nach eigene Kno- chenkerne in ihnen, in den Höckern und Knorren bilden, welche nur allmälig um sich greifen und erst nach vollendetem Wachsthume vollkommen mit dem Körper verschmolzen sind. Das untere Ende verwächst früher, als das obere, noch vor Vollendung des Wachsthums. — Der Oberarmknochen besteht in seinem Mittelstücke, welches einen geräumigen tubtis me- dullaris einschliesst, aus dichter und fester Substanz, an seinen Enden aber aus lockererund schwammiger, die nur mit einer festen Kinde überzogen ist. Knochen der obern Ex- tremität. Oberarm bein. c. Knoclftcii des Vorderarms, ossa antibreichii. Der Vorder- oder Unterarm, antihr achium s. cuhilus3 ist der zwischen dem Oberarme und der Hand gelegene Theil der obern Extremität und besteht aus 2 parallel neben einander liegen- den Knochen, welche sowohl mit dem Oberarme, als unter sich articuliren. — Das Ellenbogenhein } u/na, hängt fester mit dem — 200 — Knochen der Oberarme zusammen und ist deshalb an seinem obern Ende stark, "tremiüit." während die oben dünne Speiche, radius, mehr mit ihrem brei- ten untern Ende zur Bildung des Handgelenkes beiträgt. — In der natürlichen Lage des Armes befindet sich die ulna an der innern, hintern oder Kleinen-Fingerseite, der radius an der vordem, äus- sern oder Daumenseite. Wendet sich der bewegliche radius über die feststehende ulna, so dass sich beide Knochen kreuzen und der Daumen nach innen zu liegen kommt, so heisst diese Bewegung prouaiio, die entgegengesetzte supinalio. 1. JJlna s» cubituss ElienI>ogenl>ein. Dieser Knochen (focile majus) ist der längere und stärkere der Vorderarm, beiden Vorderarmknochen, und in so fern durch ihn besonders die Ver- bindung mit dem Oberarme zu Stande kommt, der Hauptknochen des Unterarms. — Er liegt an dem innern Rande, d.h. in der Richtung des kleinen Fingers und des condylus internus, und ist ein Röhrenknochen, der sich vom radius dadurch unterscheidet, dass er an seinem obern Ende dick, am untern dagegen dünn ist, was sich beim radius umgekehrt verhält. a. Oberes Ende, apophysis superior, krümmt sich hakenförmig und ist mit einer grossen überknorpelten halbmondförmigen Aus- höhlung, fossa sigmoidea major, versehen, welche zur Aufnahme der trochlea des Oberarmes bestimmt ist und durch 2 erhabene, sich kreuzende Linien in 4 Abtheilungen geschieden erscheint. — Diese Gelenkhöhle wird nach hinten durch einen starken, rauheu, nach vorn gekrümmten Fortsatz, olecranon s. Processus anconäus (k>)Jvt], der Ellenbogen und xQmvov, Kopf; — ayxwv, der Ellenbogen) begränzt, Ulna. welcher sich bei der Streckung des Armes in die hintere Grube des Oberarms legt und dadurch den Vorderarm feststellt. Seine hinlere Fläche ist besonders rauh, tuberositas olecrani, vom Ansätze des m. triceps. — Am vordem Rande der Gelenkgrube ragt ein Fortsatz, der krön en förmige, Processus coronoideus, hervor, der in seiner Mitte in eine stumpfe Spitze ausläuft, die sich hei der Beugung des Armes in die fovea anterior major des os humeri legt und dem m. brachialis internus zum Ansätze dient. — Am äussern untern Rande dieser fossa sigmoid. major befindet 'sich eine kleinere, fossa sigmoi- dea minor, in welcher das Köpfchen des radius aufgenommen wird. b. Der Körper oder das Mittelstück, hat eine prismatische Form und nimmt von oben nach unten an Stärke ah. An ihm lassen sich, be- sonders deutlich am obern dickern Theile, 3 Flächen und 3 Ränder bezeichnen, die nach unten aber undeutlich werden. — a) Die hintere oder äussere Fläche fangt breit und rauh vom olecranon an , ist etwas gewölbt und endet glatt und schmal am untern Ende. ß) Die innere Fläche, Rückenfläche, welche nach dem innern Rande des Unterarms sieht und fast nur von der äussern Haut bedeckt ist, entsteht oben breit zwischen process. corofioid. und olecranon, wird allmälig schmäler [und wendet sich im Herabsteigen gegen den Rücken der Hand. y) Die vordere oder Volarfläche ist gegen den radius gewendet und fängt unter der fossa sigmoidea minor an. Auf ihr findet sich in der Mitte ein fora- — 201 — men nutrttium. und mehrere Rauhheiten von den Ursprüngen verschiedener Knochen der Muskeln. "f/emifät" ff) Unter den Winkeln oder Rändern, d. i. ein anterior, externus und remi internus, zeichnet sich ganz besonders der dem radius zugekehrte äussere an Schärfe aus, crista s. spinn ulnae, an welchem sich das lig. interosseum befestigt. c. Das untere Ende bildet einen rundlichen Knopf, condylus s. capi- tulum ulnae, welcher an seinem vordem innern Rande convex und Oberknorpelt ist; seine untere, platte, nach der Hand sehende Fläche ist abgerundet und ebenfalls mit Knorpel überzogen. — Am hintern Ulna. äussern Rande ragt nach unten ein kurzer, stumpfer Fortsatz, Proces- sus styloideus ulnae, hervor, an welchem sich ein Zwischenkuorpel durch das lig. subcruentum befestigt. 2. Madius3 Speiche, Spindel. Er (focile minus) ist der vordere oder äussere und kürzere Kno- chen des Vorderarms, dessen oberes Ende dünn ist, der aber nach unten dicker endet. Er bewegt sich nicht nur am Oberarme, sondern kann sich auch ein- (pronatio) und auswärts (supinatio) um die ulna drehen. a. Oberes Ende, bildet ein rundliches Köpfchen, capitulum radii, welches auf einem dünnern, cylindrischen Stücke, Hals, collum, sitzt und sowohl auf seiner obern Fläche, als am seitlichen Umfange mit Knorpel überzogen ist. — Die obere Gelenkfläche ist rund, flach ver- tieft und entspricht der rotula am Oberarmbeine; der ringförmige über- knorpelte Rand, circumferentia articularis , kann sich in der fossa sigmoidea minor der ulna drehen. Diese Drehung geschieht in einem lig. annulare und capsulare. — Gleich unterhalb des collum liegt nach innen ein rauher Höcker, tuberositas radii, an welchem sich der m. biceps festsetzt. h. Der Körper oder das Mittelstück, ist prismatisch , nach vorn ein Radius, wenig gebogen und mit 3 Flächen (&. i. eine superficies ante- rior, interna und externa) und 3 Räudern (d. i. ein margo an- terior, externus u. internus) versehen. Von letztern ist der in- nere (oder hintere), welcher gegen die ulna sieht, besonders scharf, spina s. crista radii, und dient als Befestigungspunkt für das lig. interosseum; der vordere und äussere Rand oder Winkel ist ab- gerundet und glatt, so dass der Körper nach vorn und aussen eine , mehr cylindrische Gestalt annimmt. — An der innern Fläche fällt ein foramen nutritium auf. c. Das untere Ende wird dick und breit und hat 5 Flächen. a) Auf der Rückenfläche werden durch eine stumpfe Erhabenheit, welche das Ende des äussern Randes des Körpers ist, 2 mit Knorpelmasse bedeckte flache Rinnen gebildet, von denen die vordere für die Sehne des ?n. er- tensor carpi radialis longus und brevis bestimmt ist. Die hintere, welche abermals in 2 Abtheilungen getrennt ist , nimmt die Sehnen des m. extensor di- gitorum commimis , indicis und pollicis longus auf. j9) Die innere oder Volarfläche ist etwas ausgehöhlt und schräg aufwärts gewandt. y) Die vordere Fläche, welche schmal ist und nach unten in einen abgerunde- ten Fortsatz, Processus styloideus radii, endet, bildet zwischen den bei- 202 — Knochen der den vordem Winkeln eine Rinne für die Sehne des m. abduclor lotigus und °tremitä?" exlensor brevis pollicis. (5) Die hintere Fläche ist ausgehöhlt, überknorpelt und dreht sich um den condylus ulnae, sie heisst deshalb die incisura ulnaris s. semilunaris. — Damit diese Drehung nicht beschränkt wird, Aerbindet hier ein weites Kapsel- band, lig. sacciforme , beide Vorderarmknochen, t) Die untere Fläche bildet zur Aufnahme der Hand eine dreieckige, ausge- höhlte Gelenkfläche , Caritas glenoidalis radii , welche in 2 Hälften getheilt ist, in deren äusserer das os naviculare , in der innern das os Lunatum liegt. Verbindungen der Torderarniknochen. Mit Aemprocessus cubitalis des Oberarms: durch das fig. capsulure cubiti u. die Hgg. lateralia ; — unter einander: durch das Hg. annuliere, transversale, interosseum und sacciforme; — mit der Hand: durch ein lig. capsulare carpi, et untibrachii, nehst dessen Verstärkungsbändern. Muskel n ain Vorderarme. Es setzen sich an: an den radius: in. bi- ceps, an d. tuberositas ; — in. pronator teres , an d. vordere Fläche des Körpers; — in. pronator quadr atus , an d. vordem Winkel der untern Extremität; — in. supina- _ tor longus, an A.proc. styloideus ; — m. supinator brevis, an d. vordere ^Fläche des Vorderarm. 0hern Theiles. — An die ulna: in. brachialis internus , and. proc. coronoideus ; mm. anconaei, an d. olecranon. Es entspringen: am radius: m. flexor digitorum sublimis , von d. innern. Fläche des obern Theiles; — m. flexor pollicis longus, v. d. innern Fläche; — m. abductor pollicis longus, v. d. hintern Fläche. — An der ulna: m. pronator quadr atus , v. d. innern Hache des untern Endes; — m. flexor carpi ulnaris, zum Theil v. d. hintern Winkel; — in. extensor carpi ulnaris , zum Theil von der äussern Fläche des olecranon; — in. flexor digitorum sublimis und profundus, v. d. [in- nern Fläche; — m. extensor indicis und digiti minimi proprius, v. d. äussern Fläche und Winkel; — in. abductor pollicis longus, v. d. äussern Fläche; — m. ex- tensor pollicis longus und brevis, v. d. äussern Fläche und W inkel. Eiitvrickelung der Vorderarinknoclien. Beide Knochen fangen gegen die Mitte des 2. Monates der Schwangerschaft an zu verknöchern und zwar von der Mitte des Körpers aus. Die Enden bleiben bis gegen das 6. Lebensjahr knorplig, bilden sicli dann aus niedrem Knocdenkernen und tliessen erst bei vollendetem Wachsthume mit dem Körper zu- sammen. Am spätesten verbinden sich damit die untern Enden, obgleich sie eher zu ver- knöchern anfangen, als die obern. d. Knochen der Hand, ossa manus. Die Hand, manus, ist der unterste Theil der obern Extre- mität, giebt dieser aber beim Menschen die grösste Wichtigkeit (so dass der Mensch um ihrer willen von Ana.ragoras und Galen für das vernünftigste Geschöpf erklärt wurde), da sie durch ihre und des Armes Beweglichkeit zu Zwecken verwendet werden kann, welche den menschlichen Verstand beurkunden. — Man unterschei- det an der Hand eine äussere gewölbte Fläche, den Handrücken, dorsum manus, und eine innere flach ausgehöhlte, die Hohlhand, Hand. Vola manus. Beide Flächen gehen durch 2 Seitenränder in einan- der über, von denen der vordere oder äussere, in der Richtung des Daumens und radius liegende, margo externus s. anterior s. radialis, benannt wird, der innere oder hintere aber margo ulnaris s. internus. — Die ganze Hand zerfällt in 3 Theile, in die Handwurzel, carpus3 Mittelhand, metacarpus, und die Finger, digiti. 1. Ossa carpi s Handwurzelknocheu. Es giebt 8 Stück Handwurzelknochen, welche so zusammen- gesetzt sind, dass sie einen halben, etwas flachen Ring bilden, des- sen Convexität nach dem Rücken, die Concavität nach der Hohl- hand sieht. — Dieser Halbring wird in der vola durch ein Band, lig. carpi volare proprium , welches sich an 4 eminent iae carpi anheftet, zum vollständigen Ringe, durch welchen die Sehnen der — 203 - Beugemuskeln zu den Fingern laufen. — Die 8 Hand wurzelknochen Knochen der liegen in 2 Reihen, jede zu 4 Knochen, über und neben einander "iemität und können sich an einander so verschieben, dass der corpus schmä- ler und hohler gemacht und die Beugung und Streckung der Hand begünstigt werden kann (s. in Syndesmologie bei Handgelenk). — In der obern Reihe, welche sich an die untere Fläche des Vor- derarms anschliesst, liegen diese Knochen vom Radial- nach dem Ulnarrande hin in folgender Ordnung: os navieulare, lunatum, triquetrum und pisiforme; in der 2. mit der Mittelhand ver- bundenen Reihe: os multangulum majus und mimig, capita- tum und hamatum. — An jedem einzelnen dieser Knochen kann man eine superficies brachialis und digitalis, dorsalis und volaris, radialis und ulnaris bezeichnen, welche nach den Theilen und Seiten gerichtet sind, von welchen sie ihre Namen erhielten. a. Obere oder 1. Reihe, welche durch eine membrana capsularis und sehnige Verslärkungsbänder an dem Vorderarme anhängt und mit ihm ein freies Gelenk bildet, besteht aus den 4 folgenden Knochen, von denen aber nur die 3 ersten mit ihren obern Flächen eine von rechts nach links convexe, gegen den Vorderarm gerichtete Gelenkfläche zu- knocken?" sammensetzen, während die untere Fläche derselben zum grössten Theile ausgehöhlt ist und die Knochen aus der 2. Reihe aufnimmt (s. Handgelenk in der Syndesmologie). 1) Os navieulare^ Kahnbein, liegt am Daumenrande des carpus und ist das grösste dieser Reihe. — Seine obere Fläche (superficies brachialis) ist gewölbt und berührt (den radius; die untere (s. digitalis) ist am äussern Theile gewölbt und hier durch eine crisiu in eine 3eckige , für das os mul- tangulum majus bestimmte , und in eine oblonge Abtheilung für das os multan- gulum minus, getrennt. Nach innen hat die untere Fläche eine Aushöhlung, in welche sich ein Theil des capitulum ossis capilati legt. Die innere Fläche fs. ulnaris) gränzt an das os lunalum; die äussere (s. radialis) ist frei und hilft den äussern Rand der Handwurzel bilden. — An der innern Fläche (s. volaris) ragt eine stumpfe Erhabenheit, tuhereulum navieulare , her- vor, welche zu den 4 Vorsprüngen , eminenliae carpi, gehört, an die sich das lig, carpi volare proprium ansetzt (es ist die eminentia carpi radialis su- perior). 2) Os lunatum s. semilunare, Mondbein, verbindet sich durch seine obereFläche (s. brachialis), welche sehr gewölbt ist, mit dem radius; durch die untere fs. digitalis), welche halbmondförmig ausgehöhlt ist, mit einem Theile des Kopfes vom os capitatum; die äussere fs. ulnaris) legt sich an das os navieulare, die innere fn. radialis) an das os triquetrum. 3) Os triquetrum s. trianguläre, dreieckiger Knochen , hat die Ge- stalt einer abgestumpften Pyramide, deren Basis die äussere Fläche fs. radialis) ist und sich mit dem os lunalum verbindet, die Spitze aber die freie, rauhe innere (s. ulnaris) , welche den kleinen Fingerrand bilden hilft. Die obere Fläche fs. brachialis) ist convex und stösst durch einen Zwischenknorpel fcartilago triangularis) mit der ulna zusammen; in der 3eckigen, etwas aus- gehöhlten untern Fläche fs. digitalis) liegt das os hamatum. — Die Rük- kenfläche fs. dorsalisj ist rauh und uneben, die Hohlhandfläche fs. vo- laris) mit einer platten , ovalen , kleinen , etwas gewölbten Gelenkfläche für das os pisiforme versehen. 4) Os pisiforme s. lenticulare s. subrotu?idum, Erbseubein, ist ein kleiner, rundlicher Knochen, welcher nicht in der Richtung der vorigen 3 ossa carpi fort liegt, sondern ausser der Reihe , auf der superficies volaris des os tri- — 204 — Knocbender quelrutn sitzt und als eine eminentia carpi ulnaris superio-r , dem tu- obernEx- berculum naviculare gegenüber, in die vola hineinragt. — Das Erbsenbein hat eine etwas ausgehöhlte Gelenkfläche, mit welcher es an das os triquetrum stösst ; es dient dem m.ßexor carpi ulnaris und Kg. carpi volare proprium zum Ansätze. b. Untere oder 2. Reihe, ist an ihrer obern, der ersten Reihe zuge- kehrten Fläche (s. brachialis), zunächst dem Daumenrande (durch d. os multangulum majus und minus) vertieft, um den convexen Theil des os naviculare aufzunehmen. Gegen den Ulnarrand hin bildet sie aber einen Vorsprung (durch os capitatum und hamalum), welcher in der Aushöhlung der 1. Reihe liegt. — Die untere Fläche (s. digitalis) wird durch mehrere Vertiefungen und Erhabenheiten in 5 Gelenk- flächen für die 5 Mittelhandknochen eingetheilt. — Beide Reihen ver- binden sich durch eine membrana capsularis binorum ordinum ossium carpi unter einander, die einzelnen Knochen aber unter sich durch ligg. carpi propria volaria und dorsalia. 5) Os multangulum majus s. trapezoides, grosses vielwinkliges Bein, liegt als erstes in der 2. Reihe Yom Radialrande an, und hat eine unregel- mässige viereckige Gestalt mit meist coneaven Flächen. — Seine obcreFläche ($. bracldalis) ist viereckig, überknorpelt und legt sich an das os naviculare ; die untere fs. digitalis) ist in der Länge concav, der Breite nach convex und bildet mit dem Mittelhandknochen des Daumens ein freies Gelenk. — Die Handwurzel- äussere Fläche (s. radialis) ist uneben, rauh und liegt frei am Daumen- knochen. , ,. l. ,,.,.'* j , , rande; — an die innere (s. ulnaris) granzt das os multangulum minus; — aus der Hohl h and fläche (s.volaris) ragt.eine Erhabenheit, die eminentia carpi radialis inferior, neben welcher eine Rinne für die Sehne des m. flexor carpi radialis befindlich ist. 6) Os multangulum minus s. pyramidale, kleines vieleckigesBein, ist der kleinste Knochen dieser Reihe und liegt in der 2ten Reihe zwischen dem vorigen und folgenden; nach oben stösst er an das Schiffbein, nach unten an den Mittelhandknochen des Zeigefingers. 7) Os capitatum, Kopfbein, ist der grösste Handwurzelknochen; seine obere Fläche Cs.br acltialis) bildet ein rundliches, überknorpeltes Köpfchen, capitulum ossis capi tat?', welches in die Aushöhlung der lsten Reihe, ge- bildet vom os naviculare und lunatum , passt. Am übrigen Theile oder Körper, befinden sich noch eine untere Fläche (s. digitalis), welche den Mittelhan d- knochen des 3. Fingers aufnimmt, eine innere (s. ulnaris) , die an das os hamahim, und eine äussere fs. radialis), die an das vorige Bein stösst; die S. dorsalis und volaris*. 8) Os hamalum s. uneiforme, Hakenbein, schliesst am Ulnarrande die 2*e Reihe und hat die Form eines Keiles, dessen Spitze nach oben und aussen gewandt ist. Durch seine obere Fläche fs. brachialis) verbindet es sich mit dem os triquetrum ; — die untere fs. digitalis) zeigt 2 Gelenkflächen, wo- von die eine (die von der Vola nach dem Rücken gewölbt, von einer Seite zur andern aber beinahe flach ist) für den Mittelhandknochen des 4. , die andere (welche von der Vola nach dem Rücken etwas ausgehöhlt, und von einer zur andern Seite etwas gewölbt ist) für den des 5. Fingers bestimmt ist. — An die äussere Fläche fs. radialis) stösst das os capitatum, die innere fs. ulnaris) bildet einen nur schmalen Rand, der frei an der kleinen Fingerseite liegt. — Aus der H o h I h a n d f 1 ä c h e fs. volaris) ragt ein platter , nach dem Daumeurande hin gekrümmter hakenförmiger Fortsatz, hamulus s. processirs uncinatus, hervor, welcher die eminentia carpi ulnaris inferior bildet und neben das os pisiforme zu liegen kommt. /Verbindungen «1er Hnndwurzellinoclieil. Mit dem Vorderarme: die 1. Reihe durch das hg. capsulnre carpi et antibrachii; — 'die Leiden Reihen mit ein- ander: durch d. Hg. capsulnre commune binorum ordinum ossium carpi; — die einzelnen Handwurz elknnchen unter einander: d urch d i e ligg. carpi projiria volaria u nd dor- saliai — mit den Mitleih and knochen: durch d. ligg.carpea metacarpi volaria und dor- — 205 — salin; — der Daumen mit dem os multangulum majysi durch ein lig. cnpsulure und «c- Knochen der cessorium ossis metucurpi pollicis dorsale , volare, radiale und ulnare. obern Ex- Muskeln an den Handvurzelknochen. M. flexor carpi ulnaris, tremitat. setzt sich an das os pisiformej — in. abductor digiti minimi, entspringt v. os pisi- forme; — m. flexor brevis und opp onens digiti minimi, v. d. humulus ossis ha- mali; — in. abductor po/licis , v. d. os r.upitutum ; — m. opponens pollicis, v. d. os multnngulum majus; — in. abductor pollicis brevis, v. d. os multnngulum ma- jus ; — m. flexor pollicis brevis, v. d. superf. volar, des os multnngulum minus und cupitatum. EiitfwickeliBiig der Haiidwurzelknociien. Die knorpligen Grundlagen der einzelnen Knochen fangen erst nach der Gehurt an zu verknöchern, nur das os humdtum und capitntum zeigen schon vorher kleine Knochenkerne. Zuerst verknöchert mehrere - Jahre nachher das os nuviculare , lunatum und triquetrum; im 6. Jahre das os multnngulum majus und minus ; um das 10. hat das os humatum und capitätum seine vollkommene Ver- knöcherung erreicht und im 12. Jahre macht das os pisiforme damit den Beschluss. — Die Masse dieser Knochen ist im Innern locker, aussen aher mit einer festen Kinde umgehen, die besonders an den iiberknorpelten Flächen sehr stark ist. 2. Ossa metacarpis Mittelhandknochen. Die Mittelhand, metacarpus, d.i. der zwischen der Handwurzel und den Fingern liegende Theil der Hand, hesleht aus 5 länglichen, cy- lindrischen , nehen einander liegenden, der Länge nach an der Hohl- handfläche etwas ausgehöhlten Knochen, die aber einen gemeinschaft- lichen Hautübei'zug haben und von denen ein jeder in einen Körper und 2 Enden, wie alle langen Knochen, eingetheilt wird. Sie bilden die Hand im engern Sinne, deren Volarfläche in der Quere etwas concav, die Rückenfläche convex ist, weil das 1. und 5. os metacarpi weiter ge- gen die Hohlhand herein liegen. a. Oberes Ende, basis, sieht gegen die £te Handwurzelreihe, ist platt, von Mittelhand- unregelmässig drei- oder viereckiger Gestalt, etwas ausgehöhlt, überknorpelt knochen- und entspricht der iiberknorpelten superficies digitalis des anstossenden Hand- wurzelknochens. Auch hat es an seinen Seiten keine Gelenkflächen , durch welche die Basen der übrigen Metacarpusknochen an einander stossen. b. Das Mittelstück oder der Körper, diapftysis, ist rundlich, dreieckig und mit einer superficies dorsah's, radialis und ulnaris versehen. Die Rücken- fläche ist der Länge nach etwas convex, anstatt der Hohlhandfläche findet sich ein Winkel vor. c. Das untere Ende oder Köpfchen, eapitulum, bildet gegen den Finger hin einen rundlichen , überknorpelten Gelenkknopf, welcher an seiner Volar- und Dorsalfläche durch 2 kleine Höcker, tubercula, mit dem Körper zusammen- hängt. Zwischen diesen Höckern befindet sich zu beiden Seiten eine Vertiefung, sinus. Der lste Mittelhandknochen, os metacarpi pollicis, welcher mit dem os multangulum majus sehr beweglich verbunden ist und weit vom 2. Finger abgezogen werden kann , unterscheidet sich von den übri- gen bedeutend durch seine Kürze und Dicke. Sein oberes Ende ist breit, ragt in die Hohlhand hinein und die Gelenkfläche, welche vom Rücken nach der Vola hin hohl, von einer Seite zur andern gewölbt ist, entspricht der des os multangulum majus, das Mittel stück ist etwas platt; das untere Ende bildet weniger ein gewölbtes Köpfchen, als eine breite kuglige Gelenkfläche. Dieser Mittelhandknochen gleicht fast dem 1. Gliede der übrigen Finger. Der 2te Mittelhandknochen, os metacarpi indicis, ist der längste dieser Knochen, weil er mit seiner Basis in einer Vertiefung der 2ten Handwurzelknochenreihe (zwischen os multangulum majus und capi- tätum), an dem os multangulum minus (mit einer 3eckigen Gelenkfläche), ansitzt. Er verbindet sich mit dem os multangulum majus durch eine un- - 208 — Knochen der regelmässig 4eckige, an seinem Radialrande befindliche Gelenkfläche; "treniitlt." m^ ^em os capitatum durch eine etwas gewölbte Fläche am Ulnarrande. Gegen den 3tea Mittelhandknochen hin läuft die Basis in eine stumpfe Spitze aus. Der 3te Mittelhandknochen, os metacarpi digili medii, hat beinahe die Länge des vorigen und ist an seiner Basis, die sich mit dem os capitatum vereinigt, mit einem kurzen Seckigen, griffeiförmigen Fortsatze, processus styloideus, versehen. Der 4te Mittelhandknochen, os metacarpi digiti annula- ris, ist kürzer und dünner, als die beiden vorigen, besonders an seiner knocilen. t$as's ' die an das os hamatum stösst. Der 5te Mittelhandknochen, os metacarpi digiti minimi, der kürzeste aller Mittelhandknochen, den des Daumens ausgenommen, gränzt .mit seiner Basis an das os hamatum, an deren innerer Seite eine stumpfe, rauhe Erhabenheit, tuberculum, hervorragt. VerbindaBngeiider Mittelhandknochen. Mittlern cn rp us: durch d ligg. cnrpea metacarpi dor salin und volarin; — die obern Enden unter einander: durch d. ligg. capsularia ossium metacarpi, baseos metacarpi [dorsalia, volarin und lateraliii\ ; — die untern Enden mit einander: durch d. ligg. capitulorum ossium metacarpi. — Mit dem 1. Finge rgli e d e: durch d. ligg. capsularia und nccessoria. Muskeln an den Miltelljandkiiochen. Es setzen sich an: m.flexor carpi radiulis, an die Basis des 2.; — m. extensor carpi ulnuris , an d. Volartläche der Basis des 5.; — m. extensor carpi radialis longus und brevis, an die s. dor- sal, der Basis des 2. und 3.; — m. nbductor pollicis longus, an das obere Ende des l.j — m. opp onens pollicis, am untern Ende des 1.; — m, Opponent digiti minimi, am Köpfchen des 5. Es entspringen: mm. int er o s sei externi und interni, an den Seiten- flächen; — m. adductor pollicis, v. d. s. volar, des 3. Entwicltelimg der Mittelüiaiidltnochen. Sie verknöchern schon zu An- fange des 3. Monates von der Mitte aus, zuerst der 2., dann der 3., 4., 5. und zuletzt der 1. Die Enden erhalten erst im 2. Lebensjahre einen Knochenkern, der bis zur Zeit des vollen- deten Wachsthums vom Mittelstiicke getrennt bleibt. 3. Ossa digitorum, s. pTialangum3 Knochen der Finger. Die 5 Finger, welche an die untern Enden der Mittelhandknochen befestigt sind, bilden den untersten Theil des Armes und sind dem Men- schen sowohl zum Greifen als zum Betasten gegeben. Ein jeder Finger besteht aus 3 einzelnen durch ginglymus mit einander verbundenen läng- lichen Abtheilungen, Glieder, phalanges, nur der Daumen besitzt de- Fingerkno- ren 2. Jedes Glied hat eine Rücken- und Hohlhandfläche, einen Ulnar- und Radialraud. a. Phulanx prima, ist die längste und stärkste und verbindet sich mit dem Köpf- chen des Mittelhandknochens durch ein freies Gelenk. Das obere Ende hat eine etwas ausgehöhlte überknorpelte Fläche, welche an das capitulum ossis me- tacarpi passt; — am untern Ende ist die sich mit dem obern Ende der 2. Phalanx verbindende Gelenkfläche rollenartig, und seitlich sind dieselben tuhercttla, Höcker, und sluus, wie bei den Köpfchen der Mittelhandknochen zu bemerken. — Das Mittelstück ist auf der s. dorsalis von einer Seite zur andern gewölbt, die s. volar is platt. b. Phalanx secunda, welche der 1. ganz ähnlich ist, weicht nur durch ihre Kürze von ihr ab. Das untere Ende hat ebenfalls die Form eines rollenförmi- gen Köpfchens, das obere ist vertieft. Das %. Glied des Daumens entspricht dem 3. der übrigen Finger. c. Phalanx tertia s. unguiculari s, das Nagelglied, ist sehr klein und hat nur am obern Ende eine schwache sattelförmige Geleukiläche für die 2. Pha- lanx. Das untere Ende bildet einen rauhen halbmondförmigen Wulst, auf dessen Rückenfläche der Nagel aufliest. — 207 — Der Daumen, 1. Finger, polleac, welcher sich durch seine Kürze und Knochen der Dicke auszeichnet und nur aus 2 Phalangen hesteht, liegt als erster "remitärf an der Radialseite. Sein 1. Glied verbindet sich mit dem Mittelhand- knochen durch ginglymus, während dieser mit dem os multangulum majus ein freies Gelenk, arthrodia, bildet. An der Volarlläche seines, von dem 1. Gliede und Mittelhandknochen gebildeten, Gelenkes liegen die Ossa sesamoidea, erbsen- oder kaffeebohnenförmige Knöchcl- chen, 2 kleine rundliche Knochen, welche, vermittelst eines queren sie verbin- denden Bandes, zwischen sich eine Rinne oder knorplige Rolle für die Sehne des vi. flexor pollicis longus bilden. An das äussere Sesambein befestigt sich der m. flexor pollicis brevis , an das innere der m. abductor pollicis. Der Zeigefinger, 2. Finger, index, weil man mit ihm auf Gegen- stände zu zeigen pflegt. Der Mittelfinger, 3. Finger, digitus medius , ist der längste. Der Ringfinger, 4. Finger, digitus annularis. Der kleine Finger, 5. Finger, digitus minimus, oder weil man sich Fingerkno- mit ihm im Ohr zu kratzen pflegt, auch auricularis. 'Verbindungen der Finger. Mit den Mittelhandknochen verbinden sich die 1. Phalangen, diese mit den 2. und an sie reihen sich die 3. Alle diese Verbindungen gesche- hen durch Kapselbänder, -welche von seitlichen unterstütz!: werden. Ittuslteln an den Fingern. Es setzen sich an: Am Daumen: m. flexor pollicis longus, an das 2. Glied; — m. flexor brevis, an das änssere Sesamhein und obere Ende des 1. Gliedes; — m. extensor longus, an das obere Ende des 2. Gliedes; — m. extensor brevis, an das obere Ende des 1. Gliedes; — m. abductor brevis, an das obere Ende des 1. Gliedes; — m. adductor, an das obereEnde des 1. Gliedes und an das innere Sesambein. An den kleinen Finger: m. abductor und flexor brevis , an das obere Ende des 1. Gliedes; — m. interos seus internus tertius, an die Radialtläche des 1 Gliedes. An den 2 — 5. treten gemeinschaftlich: m. flexor digitorum communis sublimis und profundus , ersterer an die 2., letzterer an die 3. Phalanx. Mit den Sehnendes profundus hängen die mm. lumbricales zusammen, die sich an die Radial- seite des 1. Gliedes ansetzen, wo auch die mm. interos s ei befestigt sind. Entwickelung der Fingerknoehen. Gegen das Ende des 3. Monats fangen beim Embryo die knorpligen Grundlagen der Finger an zu verknöchern, zuerst das 1. Glied, das 3. zuletzt. Hierbei bilden sich 2 Knochenkerne, der eine im Körper, der andere am Ende jeder Phalanx, die aber lange nach der Gehurt erst verschmelzen. H. Untere Grliedmaassen, Keine, eactremitates inferiores , pedes. Die Füsse oder Bauchglieder hängen von beiden Seiten des Beckens herab und sind die Organe des Stehens und Fortschreitens. Beide Füsse sind völlig symmetrisch gebildet und zerfallen in den Oberschenkel, Unterschenkel und Fuss, welche Theile so ziemlich denen ähnliche Knochen zur Grundlage haben, welche den Oberarm, Unterarm und die Fland an der obern Extremität bilden, nur dass diese hier und da ihrer verschiedenen Bestimmung gemäss, einige Abweichungen machen. In der aufrechten Stellung ruhen die Fusssohlen auf der Erde, die grossen Zehen liegen neben einander und das Knie ist vorwärts gewandt. An jedem Beine unterscheidet man dann eine vordere und hintere Fläche, einen innern, der grossen Zehe und dem Schienbeine parallel laufenden, und einen äussern Rand, welcher in der Richtung der kleinen Zehe und des Wadenbeins verläuft. — 208 — a. Knochen des Oberschenkels. Knochen der Der Oberschenkel, femur, der oberste Theil des Beines, "trenütät hat wie der Oberarm nur einen Knochen, das Oberschenkel- bein, os femoris, zur Grundlage, der aber der längste und grösste des ganzen Gerippes ist. 1. Os femoris s Oberschenkelbein. Er ist der längste und stärkste Röhrenknochen des Skelets, erstreckt sich von der Pfanne herab bis zum Schienbeine, doch so, dass er mit dem os femoris der andern Seite nach unten gegen das Knie hin con- ve-rgirt, welche Convergenz um so stärker ist, je weiter die Pfannen von einander abstehen (wie bei der Frau). — Seiner cylindrischen Form wegen beschreibt man am Oberschenkelknochen einen Körper, ein oberes und ein unteres Ende. a. Das obere Ende bildet einen kugligen überknorpelten Kopf , caput femo- ris, welcher ungefähr 2 Drittheile einer Kugel beträgt und dessen Axe bei der aufrechten Stellung des Körpers von diesem aus auf- und einwärts läuft, dessen Rand aber vom Ansätze des Kapselbandes rauh und uneben ist. Er wird von der Pfanne des Beckenknochens aufgenommen und mit dieser im Innern durch das lig. teres vereinigt, welches hier wie in der Pfanne eine rauhe Grube , fovea pro ligamento terete, unterhalb seines Mittelpunktes, zu seiner Befestigung hat. — Dieser Gelenkkopf sitzt auf einem dünnern cylindrischen Knochenstücke, Hals, Collum, welcher von oben nach der Mitte schmäler wird, nahe am Kör- per aber am breitesten ist. Er geht vom Kopfe schräg auswärts zum Körper herab übersehen- und bildet mit diesem einen stumpfen Winkel. — Da, wo der Hals in denKör- kelhein. per übergeht, liegt an der äussern Seite ein grosser, rauher, auf- und rückwärts gekrümmter Höcker , der grosse Rollhügel, trochanter major (s.exler- nusj, der über den Hals hinaufragt, an seiner innern Fläche ausgehöhlt ist, fossa trochanterica , und vielen Muskeln zum Befestigungspunkte dient. — An der innern Seite, diesem gegenüber, befindet sich etwas tiefer und weiter nach hinten als dieser, ein 2. rundlicher^ stumpfer Höcker, der kleine Roll- hügel, trochanter minor (s. internus). — Beide Rollhügel sind sowohl an der vordem als hintern Fläche des Schenkelbeins durch eine rauhe , schräg vom grossen trochanter zum kleinen herablaufende Leiste, vordere und hintere Zwischenrollhügelleiste, linea intertrochanterica anterior und posterior , mit einander vereinigt. An die vordere befestigt sich das Kapsel- band und der m. cruralis, an die hintere der in. quadraliis femoris. Das collum, dessen Bruch am häufigsten nach dem 60. Jahre vorkommt, hat uicht in jedem Alter dieselbe Richtung. «) Im jugendlichen Alter nähert Sich die Achse des noch kurzen Halses der des corpus ossis femoris und der Win- kel, den beide beschreiben, ist der möglichst offene (der trochanter major macht einen nur sehr kleinen Vorsprang und verbirgt sich fast unter dem Darmbeine). b) Im Mann es alt er ist der Hals viel länger und bildet einen ausgebildeteren Winkel mit dem corpus ossis femoris , der trochanter major springt weiter vor (besonders bei Weibern und Männern mit breiten Becken), c) Im höhern Al- ter bildet das collum mit dem corpus ossis femoris fast einen rechten Winkel und der trochanter major steht sehr hervor, weshalb ein Fall auf die Seite und so auf letztem» leicht einen Schenkelhalsbruch zur Folge hat. b. Das Mittelstück, der Körper, diaphysis, ist fast von cylindrischer Form, nur von vorn nach hinten etwas zusammengedrückt. — Seine vordere Fläche ist der Quere und auch der Länge nach etwas convex und wird von der hintern durch 2 undeutliche abgerundete Winkel, einen innern und äusseren ge- schieden. — Die hintere Fläche, welche von oben nach unten concav ist, Wird durch eine rauhe Linie, linea aspera, in eine innere und äussere getheilt. Diese Linie , an welcher man ein labium eactemum und internum annehmen kann, entspringt oben mit 2 Wurzeln, an jedem Rollhügel mit einer, — 209 — die in der Mitte des Knochens zusammenfliessen , unten aber wieder in 2 Schenkel Knochen der aus einander laufen , um sich nach den Gelenkknorren hin zu ziehen und so zwi- u? l5 r"»^tx" sehen sich eine dreieckige Fläche einzuschliessen. — In der Mitte der linea aspera, welche vielen Muskeln zum Ursprünge und Ansätze dient , befindet sich ein grös- seres foramen nutritium. c. Das untere Ende ist bedeutend stärker, als der Körper Und hat eine fast herzförmige Gestalt. Es besteht aus 2 neben einander liegenden dicken und be- sonders nach hinten herausragenden Gelenkknöpfen, ebndyli ossis femoris (externus und internus) , welche an ihrer unteren Fläche convex und überknorpelt sind, um auf die ausgehöhlten Condylen des Schienbeins zu passen. — An der vordem Fläche gehen diese Knöpfe in einander über, sind hier ebenfalls überknor- pelt und etwas vertieft (fossa intercondyloidea anterior s, patellae) , um die Kniescheibe aufnehmen zu können. — Hinten werden sie durch eine tiefe Grube, fossa intercondyloidea (posterior), getrennt, welche, nebst dem dreieckigen Räume zwischen den untern Schenkeln der Unea aspera die Kniekehle, poples, bildet. — Die innere und äussere Fläche jedes condylus ist mit Rauh- heiten, tuherositates intemae und eactemae, versehen, welche den Qberschen- Bändern Punkte zum Ansätze bieten. — Der condylus externus ragt weniger weit keN»e,n- abwärts , der internus dagegen ist dicker und springt nach innen und unten mehr hervor. Nichts desto weniger liegen beide Knöpfe in der aufrechten Stellung gleich hoch, weil nämlich der Schenkel nicht gerade, sondern schräg nach innen her- absteigt. Verbindungen des Oberschenkelknochens. Mit dem Beckenkno- chen: durch das lig. capsulare und teres ; — mit dem Unter schenkelknochen: durch ein ligt capsulare, durch ligg. lateralia und cruciata. Zwischen dem os femoris und der tibia liegen noch 2 cartilagines semilunares. Muskeln am Oberschenkelbeine. Es setzen sich an: an den trochanter major: der m. glutaeus meäius und minimus , pyriformis , mm. gemelli und ob- turatores, m. quadratus femoris (mehr an d. Unea intertrochanterica posterior). — An den trochanter minor: der m. iliacus internus, j>soas nnd pectinaeus. — An die Unea aspera: der m. glutaeus mäximus, adduetor longus, brevis und magnus. Es entspringen: m. cruralis , v. A. Unea intertrochanteriea anterior; — m. vastus externiis, i?iternus und d. kurze Kopf des bieeps , v. d. Unea aspera; — m. cruralis, v. d. vordem Fläche; — m. g astro cnemius , v. d. Condylen; — ?n. popli- taeas, v. d. condylus externus; — m. plantaris, v. d. äussern Condylus. Elltwickelung des Oberschenkelbeins. Die Verknöcherung fängt im 2. Mo- nate des EmljryoleLens zuerst im Körner an und macht rasche Fortschritte ; das untere Ende enthält im 9. Monate einen Knochenkern, der Kopf dagegen erst nach der Gehurt. Im gros- sen Rollhiigel entsteht im 3. oder 4. Jahre ein Kern, im kleinen erst im 13. Alle diese ein- zelnen verknöcherten Theile verschmelzen erst zur Zeit des vollendeten Wachsthums und später mit einander. Die Richtung des Knochens ist heim Emhryo nur sehr wenig gekrümmt) erst zu Ende des 1. Jahres tritt die Krümmung deutlicher hervor. I>. Knochen des Unters ehenkels, ossa erwris» Der Unterschenkel, erns, wird wie der Unterarm von 2 Knochen gebildet, die aber nicht beweglich mit einander verbun- den sind und von denen der eine, nämlich das Schienbein, tibia, den andern, das Wadenbein, fibula, weit an Stärke übertrifft. Ersterer, der Hauptknochen des Unterschenkels, welcher allein mit dem Oberschenkel das Kniegelenk bildet, nimmt die innere und vordere Seite des Unterschenkels ein; letzterer dagegen liegt an der äussern und hintern Seite, in der Richtung der kleinen Zehe und ragt weiter nach unten, als die tibia hinab, dafür aber geht er nicht bis zum Oberschenkelknochen in die Höhe. 1. ViTbia3 ücliienbein. Es ist nach dem os femoris der grössfe Knochen des Skelets, hat eine dreieckige prismatische Gestalt und wird wie alle Röhrenknochen in den Körper und die Enden eingetheilt. Bock's Anat. I. 14 — 210 — Knochen s ächte und Faserknorpel , Krause's weisse und gelbe Knorpel , Gerber's Zellen- norj ' und Netzknorpel, Miescher's Knorpel mit Knorpelkörperchen und mit spongiöser Bildung, Meclcauer's cartilagines genuinae xm&flavae, Müller' s gelatinirendes und nicht gelatinirendes Chondrin gebende Knorpel, a) Henle nennt diejenigen ächte Knorpel: welche eine homogene Grundsubstanz haben, wie die Trochlea, die Knorpel der Nase und des ganzen Respirationsapparates mit Ausnahme der San- torinischen , keilförmigen Knorpel und der Epiglottis , die corpuscula irilicea in den nach Henle h'gg- hyothyreoidea lateralia, die Rippenknorpel und der processus .ripfioideus, end- lich die Gelenkknorpel mit einziger Ausnahme des dünnen, knorpligen Ueberzuges der cavitas glenaidea und des condylus des Kiefergelenks. Dagegen giebt er den Knorpeln mit faseriger Grundlage, die sich durch einen höheren Grad von Biegsamkeit undElasticität, so wie die mehr oder minder entschiedene gelbe Fär- bung vor den ächten Knorpeln auszeichnen , im Wesentlichen aber dieselbe Zusam- mensetzung wie diese haben, den Namen der Faserknorpel und rechnet zu ihnen : die Ugg. interner lebralio r, die Syuchondrosen , die Knorpel des Ohres, die Epiglot- tis, die cartilagines Santorinianae und Wrisbergianae , den Knorpel der tuba Eu- stachi*, ferner die cartilago interarticularis des Sterno-Claviculargelenkes und die knorpligen Ucberzüge der Gelenkflächen des Kiefergelenks. — b) Krause theilt die n&chKrause, wahren Knorpel in weisse, cartilagines albae, welche von milchweisser, oft leicht (bläulicher Farbe , durchscheinend, härter und weniger biegsam, als die gel- ben sind; und in gelbe elastische Knorpel, cartilagines ßavae elaslicae s. spongiosae, von mattgelblicher Farbe, wenig durchscheinend, von geringerer Stei- figkeit und viel grösserer Elasticität, als die weissen Knorpel, äusserst biegsam, sehr schwer zu durchbrechen und auch eine Ausdehnung ihrer Länge nach gestattend. Die gelben Knorpel kommen im menschlichen Körper nur sparsam vor und zu ihnen gehören nur die Knorpel des äussern Ohres und Gehörganges , der freiliegende Theil der knorpligen tuba Eustachi*', die Epiglottis und Santorinischen Knorpel. Alle übrigen Knorpel sind weisse , bei denen die Intercellularsubstanz den grössern Theil der Masse bildet und die beim Kochen gelatinirendes Chondrin geben, während die gelben Knorpel sich durch Kochen in weniger und nicht gelatinirendes Chondrin auf- lösen', meistens Mutterzelleu besitzen und in dem geringern Theile ihrer Masse aus Grundsubstanz bestehen. — c) Gerber nimmt folgende 2 Arten von ächten Knorpeln nach Gerber, an : et) Zellenknorpel, die in einer interzellulären Hyalinsubstanz zerstreute Zellen, die sogenannten Knorpelkörperchen, enthalten; ß) Nctzknorpel, welche von einem dem elastischen Gewebe mehr oder weniger entsprechenden Faden- oder Fasernetz durchwoben sind, in dessen Maschen zum Theil Knorpelzellen einge- — 225 — schlössen liegen. — d) Miescher rechnet zu unsern wahren Knorpeln: a) Knor- Knorpel- pel mit Knorpelkörperchen, wie die meisten permanenten Knorpel, die nur leine, in einzelnen Fallen und im Alter ossificiren; und/?) die spongiösen Knorpel, mit ganz schwammiger, durch und durch grosszelliger Bildung, bei denen die Knor- pelsubstanz blos die Wände der ansehnlichen Zellen einnimmt. — e) Meckauer giebt folgende Einthcilung der wahren Knorpel: I. Car tilagines genuinae; entweder a) figuraiae, wie: die Rippenknorpel, der processus xiphoideus, die Knorpel der Respirationsorgane (Luftröhre , cärtilago t/iyreoidea, erieoidea, arytae- noidea, iriliceaj, der Knorpel des processus styloideus, die Naseuknorpel ; oder: b) articulares. II. Car tilagines flavae: wie die tuba Eustachii , Ohr- knorpel, Epiglottis, oberer Augenliedknorpel, die Santorinischen Knorpel. — f) Nach Müller geben die weissen Knorpel (so wie der Knochenknorpel vor der Ossification) viel gelatinirendes Chondrin, die gelben dagegen wenig und nicht gelati- nirendes. — g) Nach ihrem Vorkommen und ihrer Funktion giebt es folgende Knorpel. a. Gerüst- oder Organenknorpel, sind die selbstständigsten Knor- pel und stehen mit Häuten und Weichgebilden in direkter Verbindung, ohne Bezug auf das Skelet zu haben. Die weichen Theile, denen sie eine bestimmte Form geben, bekommen durch sie eine gewisse Stei- figkeit und zugleich eine grosse Biegsamkeit und Elasticität. Es sind meistens dünne, verschieden gebogene Scheiben oder Platten, die von jener eigenlhümlichen feinen Knorpelhaut, perichondrium, fest um- kleidet sind. Sie liegen entweder unter der Haut oder an der aus- „' Vorknm- sern Fläche der Schleimhaut oder zwischen beiden, und halten diese men 4,er ' -wahren ausgespannt. Zu ihnen gehören die Knorpel des Ohres, äussern Ge- Knorpel, hörganges, der äussern Nase, der Zunge, Eustach'schen Trompete, der Augenlieder, Luftröhre und ihrer Zweige und des Kehlkopfes. Von diesen Knorpeln findet man nach der Mitte des Lebens am häu- figsten die cärtilago thyreoidea und erieoidea des Larynx mehr oder weniger vollständig verknöchert, seltener die cartilagines arytaenoi- deae und die Luftröhrenknorpel. Zunächst an der freien Oberfläche dieser Knorpel findet sich eine Schicht abgeplatte- ter Knorpelhöhlen, welche relativ um so mächtiger ist, je dünner der Knorpel. Zunächst dieser Rindenscliicht liegen die Höhlen dann dichter gedrängt, sind grösser und enthalten mehr Zellen , als weiter nach innen. In dünnen Knorpelscheiben fällt dieser Unterschied zwischen peripherischer und centraler Substanz weg und der ganze Raum innerhalb der abgeplatteten Zellen ist gleichmässig von runden, meist einfachen Zellen erfüllt, zwi- schen denen die Grundsubstanz nur schmale Brücken bildet. b. Verbindungsknorpel, haben ihre Lage an den Gränzen von 2 Knochen und machen entweder einen Bestandteil der Knoehen selbst aus, oder liegen als selbständige Körper zwischen den Knochenen- den. Im erstem Falle, wo eine bewegliche Verbindung zwischen den beiden Knochen statt findet, sind sie mit einem Theile der Synovial- kapsel überzogen; die letzteren, welche sich zwischen 2 unbeweglich mit einander verbundenen Knochen befinden, werden von der Bein- haut, die von einem Knochen zum andern übergeht, bekleidet. Es sind: «) Gtelenkknorpel, cartilagines articulares, dünne, etwa \ — 1'" dicke, sehr weisse, feste, gebogene Knorpelscheiben , welche die Gelenkflächen der Knochen, sowohl Gelenkköpfe als Gelenkhöhlen , überziehen. Sie sind in der Mitte dicker als an den Rändern und mit dem Knochen dadurch ganz fest ver- wachsen, dass dieser an der Verbindungstelle mit einer Menge dicht gedrängter, kleiner Erhabenheiten (blind endigende Markkanalchen) versehen ist, welche Bock's Anal. I. J 5 — 226 — Knorpel- in Vertiefungen des Knorpels stecken ; Gefässe dringen aus dem Knochen nicht lehre. in seinen Knorpelüberzug ein. Die freie, in die Gelenkhöhle sehende Fläche des Gelenkknorpels ist mit feiner Synovialhaut überzogen , welche innig mit ihr ver- wächst. Indem diese Knorpelplatten die Knochenenden glatt u. etwas elastisch machen , vermindern sie die Reibung derselben gegen einander. Diese Knorpel enthalten meistens kleine Höhlen, welche die CytoLlasten (2 — 4) eng umschliessen. Kommen mehr als 2 Kerne vor, so sind sie in der Regel alle in einer Längsreihe geordnet, so dass die Höhlen die Form langer und schmaler Kanäle haben, welche von aneinandergereihten kleinen, kernhaltigen Zellen ausgefüllt wer- den. Zunächst der freien Oberfläche des Gelenkknorpels liegen die Knorpelhöhlen mit ihrem längsten Durchmesser in einer dem freien Rande parallelen Ebene, sind zahlreicher als im Innern , kürzer und etwas abgeplattet. Nach der Tiefe und gegen die Vereinigungsstelle mit dem Knochen hin werden die Höhlen länger und ihre Län- genachse kommt meist senkrecht oder etwas schief auf die freie Oberfläche zu stehen. An den knorpligen Ueberzügen kleinerer Knochen ist die Menge der Höhlungen grös- ser, die oberflächliche Lage platter Zellen nicht so deutlich; die äussersten sind zwar klein, aber rundlich, nur wenige in der Nähe des Knochens haben eine elliptische Form; die mittlere Lage zeigt rundliche Höhlen mit einfachen oder mehrfachen Zellen. ß) Knorpel der Nähte und Synchondrosen. Erstere sind dünne , haut- artige Knorpelstreifen , die an den Rändern von Knochen liegen , welche eine Naht bilden (s. S. 122) ; letztere sind länglichplatte oder scheibenförmige Knor- pelstücke , welche auf beiden Flächen mit den Knochen auf das innigste ver- schmelzen und vom periost eum überzogen werden, welches von einem Knochen zum andern übergeht. Eintheilung y) Knorplige Knochenverlängerungen (Knochengerüstknorpel), u. Vorkom- d. s. die Rippenknorpel, welche der Brusthöhle eine elastische Wandung men derwah- geben. An den Rippenenden bilden sie verlängerte Gelenkknorpel , die mit der fortgesetzten Beinhaut der Rippen überzogen sind ; mit dem Brustbein verbin- den sie sich durch Gelenkkapseln und werden hier von Synovialhaut bekleidet. Die Rippenknorpel haben bei einer platten Form die bedeutendste Länge , wes- halb sie auch eher dem Brechen ausgesetzt sind, als andere Knorpel. Sie ent- halten rothe Blutgefässe , welche von der innern Fläche bis zur Mitte und dann in der Axe der Knorpel weiter gehen (s. vorher). Nach Purkinje und Meckauer findet sich in ihnen dem Perichondrium zunächst eine 3 — 5 — 8'" dicke Lage eines festeren Knorpels, der immer dieselbe Dicke beibe- hält und daher an der Spitze die ganze Masse ausmacht; die Knorpelkörperchen sind meist abgeplattet und gegen die Axe hin in Längsreihen geordnet, so dass sie an einem Qjierdurchschnitte strahlig von der Axe zur Peripherie verlaufen; sie Bind etwas allgeplattet, aber so, dass die breiten Flächen in einer Ebene liegen, welche der Verbindungsfläche des Rippenknorpels mit der Rippe parallel ist. Dalier kommt es, dass die Rippen leiclit der Quere nach brechen. II. Faserknorpel, Band- oder Sehnenknorpel, cartUngin.es flhrosae s. ligamentosae , Vibrocartilagines , sind weisse, fesle, sehr elastische und in vielen Beziehungen den wahren Knorpeln sehr ähnliche Körper, die aber weicher, biegsamer, nachgiebiger und nicht so leicht zerbrechlich als diese sind, und aus einer Mischung von sich durchkreu- zenden Sehnen fasern und von in den Zwischenräumen derselben ab- gelagerter, matlweisser Knorpelsubstanz bestehen. In letzterer fin- den sich sparsame Knorpelzellen (nach Krause ovale, von -gV" — ttü" Dm., mit Kernen von -jiV" — tA~ö'")-> ^'ie enlwcder zerstreut oder in Haufen beisammen liegen. Henle rechnet diese Knorpel, die sich che- misch wie Zellgewebe verhalten und in der Regel keine Knorpelzellen enthalten, zu den Bändern. Die Sehnenfaserbündel (nicht Kernfasern) sind in ihnen meist einander parallel geordnet und laufen dem Rande parallel. Auch der Knorpel des obern Augenliedes gehört zu diesem Systeme. Der Faserknorpel besitzt kein Perichondrium, wird aber häufig vom Periosteum oder von Synovialhaut überzogen; an Gefässen ist er eben so arm, als der wahre Knorpel, doch verknöchert er seltener als dieser. — 227 — Er steht überall mit dem Knochen- und Sehnengewebe in Berührung und Knorpel- kommt in folgender Form vor: a. Fagerknorpel der Sehnen; sie dienen der Bewegung der Sehnen, indem sie Platten , Scheiden oder Rollen und Ringe bilden , über und durch welche diese leichter hin -und hergleiten können. Dies findet vorzüglich da statt, wo Sehnen eine veränderte Richtung erhalten sollen oder wo sie dicht über den Knochen hin- weggehen. Diese Knorpel haben meist eine längliche , rinnenförmige Gestalt und bestehen gewöhnlich aus mehrfach verflochtenen Fasern , welche in einer der Länge der Sehnenscheide und Sehnen entgegengesetzten Richtung verlaufen. — Krause nennt kleine Faserknorpel von planconvexer Gestalt, welche in Sehnen eingewebt sind , fibroeartilagines sesamoideae. b. Faserknorpel der Symphysen, liegen zwischen 2 Knochenflächen , von wel- chen ihre Gestalt (kreis- oder scheibenförmig, viereckig) abhängt und die sie fest an einander halten, obgleich eine geringe Annäherung und Entfernung derselben möglich ist. Sie dringen mit ihren Fasern in den Knochen selbst ein und ihre freien Flächen verwachsen mit der Beinhaut. e. Uinfangsfaserknorpel, labra glenoidea , sind faserknorplige Ringe , wel- che rings am Rande von Gelenkgruben angeheftet sind und diese tiefer machen. Einteilung An ihrer Grundfläche , wo sie an den Knochen anstossen, sind sie dicker, nach u- Vorkom- ihrem freien Rande zu werden sie dünner und schärfer. Mit diesem Rande um- jJerknorueh fassen sie den eingelenkten Kopf, dessen Heraustreten aus der Grube sie verhin- dern, ohne seine Beweglichkeit sehr zu beschränken. Theils hängen sie mit dem Gelenkknorpel , theils mit dem periosteum und mit Bändern zusammen. d. Zwischenknorpel, cartilaglnes interarticulares , menisci, sind Scheiben oder Streifen , die in der Mitte dünner, an den Rändern dicker sind und innerhalb einiger Gelenkhöhlen den Gelenkflächen parallel liegen, welche einem starken Drucke oder häufigem Gebrauche ausgesetzt sind. Dergleichen finden sich im Kiefergelenke, Handgelenke, zwischen Schlüssel- und Brustbein, im Kniegelenke. Hier bilden sie weiche elastische Unterlagen und mindern entweder die Reibung oder vergrössern und vertiefen die Gelenkgruben. Ihre Ränder sind durch faserige Verlängerungen mit der Gelenkkapsel und den Gelenkknorpeln ver- wachsen und mehr oder weniger beweglich angeheftet ; mit ihren Flächen verbindet sich die Synovialkapsel (s. Kapselbänder). B. Verschwindende Knorpel. i. Knochen - Bildnngs» knorpel, verknöchernder Knorpel, cartilago ossescens s. formativa, d. i. der Knorpel vor seiner Ossifikation, der die erste Grundlage des spätem Knochens bildet. Er kommt hinsichtlich seines Gewebes und sei- ner chemischen Beschaffenheit mit dem weissen Knorpel so ziemlich über- ein und wurde schon bei der Osteogenesis S. 115 behandelt. Die Knor- pelkörperchen, welche dieser Knorpel enthält, werden durch Verschmel- zung der verdickten Zellenwände mit der Intercellularsubstanz zu Lücken (mit Porenkanälchen), und diese sind die spätem Knochenkörperchen (mit Kalkkanälchen). — II. Knochenknorpel, verknöcherter Knorpel, cartilago ossium, d. i. der Knorpel nach seiner Ossifikation, die or- ganische Grundmasse der Knochen (s. S. 108), welcher nach Auszie- hung der Knochenerde durch Salzsäure noch ganz die Textur des Kno- chens (Knochenkörperchen, Kalk- undMarkkanälchen, Knochenlamellen) besitzt und sich nicht wie der Knorpel vor der Ossifikation in Chondrin, sondern in Tischlerleim, colla, auflöst. V» CrescliI entliehe Notizen über die Chondrologie. Erst in der neuesten Zeit ist das Knorpelgewebe mikroscopisch untersucht wor- den, obschon es sich zu diesen Untersuchungen sehr gut passt. Man sah zwar 15* — 228 — Knorpel- früher eine faserige Struktur iu manchen Knorpeln , was aber in der Lage und Rich- lehre. tung der damals noch nicht bekannten Knorpelhöhlen seinen Grund hat ; auch be- merkte Krause kleine unregelmässige Zwischenräume zwischen parallelen Fasern u. Wagner fand kleine runde, eckige Körnchen in dünnen Knorpelscheiben ; Deutsch beschrieb unter Purkinje's Anleitung zuerst die Lücken im Knochenknorpel , welche jetzt als Knochenkörperchen bekannt sind. Miescher und vorzüglich Meckauer gaben dann zuerst eine vollständigere und genauere Beschreibung des Knorpelge- webes und sämmtlicher Knorpel des menschlichen Körpers, die aber erst durch Sc/iwann's Zellentheorie vollständiger wurde, indem man nun die von Meckauer unter dem gemeinschaftlichen Namen acini aufgeführten Knorpelhöhlen , Zellen und Zellenkerne als das erkannte , was sie waren. Syndesmologia, Bänderlehre, und Fasersystem, systema fibrosum (sehniges und elastisches Fasergewebe). Fasersystem, systema fibromm, Es charakterisirt sich durch Gewebe mit deutlich faserigem Sehniges u elastisches ewebe. Baue, gänzlichem Mangel an Nerven (an manchen Stellen hat man cq aber neuerlich Nerven hinein verfolgt) und grosser Armuth an Ge- fässen, weshalb es auch dem Körper nicht durch seine Lebensei- genschaften, sondern nur durch seine physikalischen Eigenschaften nützt. Nach seiner Lage und Bestimmung ist es verschiedentlich modificirt; da wo es feste Grunzen und Verbindungen zu bilden be- stimmt ist, zeigt es keine Dehnbarkeit und Elasticität, d. i. das sehnige CJewewe (Fasergewebe); wo es dagegen ausgedehnt werden soll, zeigt es sich nachgiebig gegen Streckung und Ausdehnung und zieht sich nachher wieder zusammen, d. i. das elastische Gewebe. Beide Gewebarten stehen sich in vieler Hinsicht sehr nahe, doch unterscheiden sie sich, ausser durch die Elasticität und Farbe, auch noch in mancher andern Beziehung. A. Seimiges Faserte webe, jSelmengewebe, Fasergewehe, telajihrosa s. tendinea. I. Eigenschaften des sehnigen Gewehes. Dieses Gewebe, welches seinen Namen durch die von ihm gebilde- Sehnenge- ten Sehnen der Muskeln hat, besteht aus deutlich sichtbaren, bläulich- webe. oder gelblichweissen, silber- oder atlasglänzenden, ziemlich trockenen, sehr festen (Mascagni schätzt die Kraft, welche die Achillessehne zu zer- reissen im Stande ist, auf 1000 €/.), ziemlich biegsamen u. geschmeidigen, aber nicht elastischen Fasern. Es verträgt keine plötzliche bedeutende Ausdehnung, lässt sich aber, wenn diese langsam und beständig fortge- setzt wird, sehr bedeutend ausdehnen (wie die linea alba bei der Schwangerschaft und Bauchwassersucht heweisst). Auch zieht sich das Sehnengewebe allmälig zusammen, und zwar, wie es scheint, nicht nur nach vorausgegangener, aber wieder aufgehobener Ausdehnung, sondern überhaupt wenn der Contraktion kein anderweitiges Hinderniss im Wege steht. Deshalb kommen oft an Gelenken und Theilen, die längere Zeit ein und dieselbe Lage einnahmen, bei der Bänder oder Sehnen erschlafft wurden, Contrakturen oder Verkrümmungen ohne alle organische Ver- änderung und Muskelcontraction, blos durch Verkürzung dieser Bän- der und Sehnen vor; auch vermag sich das Sehnengewebe selbst bedeu- tenden Umfangs- und Lagenveräuderungen zu aecommodiren. Es dürfte - 232 - Seimenge- demnach diesem Gewebe doch ein gewisser Grad von organischem Zu- sammenziehungsvermögen zuzuschreiben sein. — Die Fasern, Fibrae tcndineae, Sehnenfasern, sehnige Fasern, aus denen dieses Ge- webe zusammengesetzt ist, und die selbst wieder aus Fäserchen, fibrillae tendineae (s. Textur), bestehen, werden durch Zellgewebe zu grössern rundlichen oder platten Bündeln vereinigt, welche entweder parallel neben einander liegend dicke rundliche oder platte Stränge bil- den (d. s. Sehnen und Bänder), oder sich durchkreuzend und filzartig verwebend, dünne, breite, membranartige Ausbreitungen (Aponeurosen, Fascien, Periosteum und andere Sehnenhäute) darstellen. Chemische Eigenschaften. Das sehnige Gewebe (von 1,1226 spezif. Gew.) Chemische kommt hinsichtlich seiner chemischen Zusammensetzung mit dem Zellgewebe über- Zusammen- e,n j sejne Hauptbestandteile sind: Wasser, welches fast f seines Gewichts (in *e selben.68 ^UP Theilen 62,03 nach Chevreul) beträgt und ihm seine Farbe und Biegsamkeit er- theilt, und Leim, colla (s. S. 54), in welchen es durch Kochen gänzlich aufgelöst wird. Getrocknet erscheint es durchsichtig hart, spröde, hornartig, bräunlichgelb, bernsteinartig, wieder in Wasser gelegt, saugt es davon ein und bekommt allmälig seine vorigen Eigenschaften wieder. Bleibt es längere Zeit im Wasser, so erweicht es ohne aufzuschwellen und lässt sich dann leicht in Faserbündel zerlegen; nach noch längerer Zeit verwandelt es sich in einen weisslichen , gleichförmigen Brei. Die Seh- nen erweichen früher als die Bänder. In grosser Hitze zieht sich das Sehnengewebe sehr stark zusammen, beim Kochen mit Wasser wird es anfangs dichter, härter, gelblich, ausdehnbar und elastisch , nach und nach durchsichtig, weich und verwan- delt sich endlich in Leim; nur einige faserige Theile bleiben noch zurück, welche wahrscheinlich Gefässchen sind, nicht aber Faserstoff, denn die essigsaure Auflösung wird durch blausaures Kali nicht gefällt, Das Sehnengewebe des Fötus giebt wenig gerinnenden Leim, X.ebenseigenschaften. Das sehnige Gewebe besitzt nur sehr feine und spar- G fäss und sarne Blutgefässe, welche sich in dem die Fasern verbindenden Zellgewebe ver- Neiven des- breiten und nur sehr wenige Zweige abgeben , die meist unter sehr spitzigen Winkeln selben, abgehen, dann immer, wie ihre Stämme, parallel den Fasern fortlaufen und unter einander nur durch wenige, quer- oder schrägverlaufende Aestchen sich verbinden, so dass ein weitmaschiges, längliches Gcfässnetz entsteht (nach Berres das Längen- maschen-Gefässnetz , plexus vasetdosus viäeuloso-longihidinalisj. Einige sehnige Ausbreitungen zeigen zwar einen bedeutenderen Bcichthum an Gefässen, wie die Knochen- und Knorpelhaut und dura maier, allein dann dienen sie diesen Gefässen nur dazu , sich ausbreiten und erst als kleinere Aestchen in das umhüllte Organ tre- ten zu können , während in der sehnigen Hülle selbst nur unbedeutende Zweige bleiben. — Nerven sind in den meisten sehnigen Gebilden noch nicht nachgewie- sen worden, nur in einigen (wie: dura maier, sclerotica, Perichondrium und Pe- riosteum, Gelenkkapseln) haben Arnold, Bidder und Pappenhehn feine Aestchen hinein verfolgt, die aber vielleicht nicht den Sehnenfasern selbst, sondern andern mit ihuen verbundenen Theilen (Gefässen) angehören. Wegen der Gefässarmuth und des Nervenmangels ist das sehnige Gewebe im gesunden Zustande weder empfindlich (nur die Gelenkbänder scheinen bei starker Zerrung Schmerz zu empfinden) noch sehr reizbar, zeigt keine deutlichen Lebensbe- wegungen , der Ernährungsprocess geschieht nur sehr langsam in ihm und patholo- gische Zustände entstehen und verschwinden nur ganz allmälig. Doch kann ihm, R oduk w'e vorher gezeigt wurde, ein gewisser Grad von organischem Zusammenziehuugs- tionilesselb. vermögen nicht abgesprochen werden, auch wird es bei pathologischen Zuständen schmerzhaft, kann durch Beizung irrjtirt werden und zeigt dann ein regeres Le- ben ; es kann sich ferner reproduciren und neubilden ; wird es zerrissen oder zer- schnitten , so heilt es ziemlich leicht wieder zusammen. Die Neubildung von Sehnengewebe (aus formlosem Zellgewebe durch Reizung) ergiebt sieh daraus, dass sich um fremde, in dem Korper zurückgebliebene Körper (Ku- geln, Splitter etc.) sehnige Kapseln bilden, um luxirte Gelenkköpfe neue knorpelähn- liche (faserknorplige) Gelenkflächen, bei Conlractmen neue Bandstreifen , bei Frauen, — 233 — die sich sehr fest schnüren , auf der von den Rippen gedrückten und geriebenen convexen Sehnenge- Oberfläche der Leber eine sehnige Platte. webe. Uie Reproduktion und Heilung durchschnittener oder zerrissener Sehnen (bei denen zu berücksichtigen ist, dass sie von einer gefässreichern aponeurotisch-zelligen Scheide, wie etwa die Knochen vom Periosteum, umgeben sind) geschieht nach verschie- denen Forschern auf verschiedene Art. 1) v. Amnion giebt die Heilung der durch- schnittenen Achillessehne so an: a) der zwischen den beiden Sehnenenden entstandene Zwischenraum füllt sich mit Blut aus, welches aus dem obern Sehnenende stärker hervor- quillt, als aus dem untern; b) das Blut cnagulirt und geht eine innige Verbindung mit al- len benachbarten Theilen, besonders aber mit den Wunden der Sehnen ein; c) es schwitzt plastische Lymphe theils aus den Sehnenwünden, theils aus den benachbarten Theilen aus; d) in dieser Lymphe entstehen durch deren organische Verdichtung pyramiden- nnd fadenförmige weisse Gebilde, die ersten Spuren des neuen tendiuösen Stoffes; e) diese Gebilde pflegen von beiden Enden der zerschnittenen Sehne auszugehen, um sich alsdann zu vereinigen; f) ist diese Vereinigung vor sich gegangen, so wächst die schon elastische Masse, indem sich die bis jetzt pulpösen Theile consolidiren, und man sieht nun an der Stelle der halbilnrchsiehtigen lymphatischen Masse ein der Sehne sehr ähnliches Gewebe (Zwischensubstanz). — 2) Bouvier zieht aus seinen über den Verwachsungsprocess angestellten Versuchen folgende Schlüsse: a) die neue Sehne wird von dem umliegenden Zellgewebe gebildet; die Zellscheide der Sehne wird in einen Kanal mit aneinander liegenden Wänden verwandelt und geht allmälig in einen festen Strang von fibröser Sub- stanz über; b) der Erguss eines plastischen Stoffes zwischen die beiden Sehnenenden bildet nicht die Grundlage des neuen fibrösen Stranges; c) es wird in dem Verwachsungs- processe der Sehne kein anderer organischer Stoff geschaffen, als derjenige , welcher in der Substanz selbst oder von der Fläche der Scheide erzeugt wird und diese giebt ihm, indem ihre Ernährung modilicirt wird, eine neue Organisation. Das. Blut in der Scheide zeigt keine Spur einer Organisation. — 3) Velpe.au zieht aus Beobachtungen an Kran- ken, welche an einer Zerreissung der Achillessehne und Fractur der Kniescheibe litten, denScIiluss, dass die Vereinigung der Sehnen fast ganz so geschieht, wie die der Kno- chen, indem sich ebenfalls ein dem Callus- (Duhamel-Dupuytren'&chen) Ringe ähnlicher Knorpel um die durchschnittene Stelle bilde; auch glaubt er an eine Heilung per primani iittentioneiu nnd betrachtet die Ergiessung von Blut und plastischer Lymphe in den Zwischenraum nur als eine zufällige, keineswegs aber nothwendige Erscheinung im Ver- wachsungsprocesse. — 4) Pirog off (der bis jetzt die meisten nnd genauesten, hierher Heilung zer- gehörigen Versuche und Untersuchungen anstellte) nimmt 2 Arten des Verwachsungs- rissener od. processes an, die eine mit Blutergiessung in die Scheide, die andere ohne diese. Bei der zerschnitte- erstern Art (wenn man die Sehne von vorn nach hinten durchschneidet) treten folgende ner Sehnen 5 Perioden auf: a) in der Sehnenscheide, im Zwischenräume zwischen den Sehnenenden, (nach v.Am- gerinnt das Blut, welches sich mehr aus dem benachbarten Zellstoffe, als aus den Sehnen- rnon, Bou- wunden ergoss, sehr schnell und verschliesst die Wunden der Scheide; b) es bildet sich vier, Vel- plastisches Exsudat, durch welches der peripherische Theil des Blutcoagulums an die peauunA innere Wand der Scheide und an beide Sehnenenden angeklebt wird ; die Scheide ver- Pirogoff). dickt sich allmälig durch schichtenweises Absetzen plastischen Stoffes an ihrer innern Fläche, während ihre äussere Fläche nur etwas fester mit der Haut verwächst; c) diese Ablagerung des plastischen Stoffes an den Wänden der Scheide und Sehnenenden schrei- tet fort, das Blutcoagulum wird flüssiger und schwindet immer mehr (von der Peripherie nach dem Centrum hin), so dass nicht selten in der Mitte der neuen Zwischensubstanz ein Kannl entsteht, der mit dem Reste des Blutcoagulums gefüllt ist; d) ist das Blutcoagulum vollkommen verschwunden und die Zwischensubstanz vollständig gebildet (aber nicht zum Sehnengewebe, sondern zum Narbengewebe), so dringt der neu abgelagerte plastische Stoff auch zwischen die Fasern der durchschnittenen Sehnenenden ein; sie erscheinen dann knollenartig verdickt; e) je mehr nun die Zwischensubstanz an Festigkeit und Härte zunimmt, je mehr sie dem Narbengewebe ähnlich wird, desto mehr erscheinen die Fasern der Sehnenenden verändert, sie verlieren ihren Glanz, verschmelzen gleichsam mit der eingedrängten neuen Substanz, lassen sich aber auch später noch ziemlich leicht von dieser unterscheiden. Bei der zweiten Art A e& (von Bouvier \mA Velpeaü eingelei- teten) Verwachsungspiocesses, ohne Bluterguss in die Scheide (wenn man die Sehne von hinten nach vorn durchschneidet), bildet sich keine Zwischensubstanz, das Interstitium bleibt leer und wird durch eine leichte Verdickung der Sehnenscheide ersetzt. Bei der ersten Art ist das durch die Zwischensubstanz ausgefüllte Interstitium nur f" — 1" lang und von der Dicke der alten Sehne; die Funktion des Gliedes stellt sich vollständig wieder her und es ist kein Unterschied zwischen gesundem und krankem Gliede. Dage- gen ist bei der zweiten Art die Entfernung der beiden Sehnenenden sehr gross (3" — 4"J, das Interstitium dünn, zellig, die Sehnenenden knollenartig angeschwollen, die Extension des Fusses bleibt für immer unmöglich, indem sich derselbe in einer fortwährenden Flexion befindet und die Entfernung der Sehnenenden immer mehr zunimmt. Es geht hieraus hervor, dass die Sehnenscheide und vorzüglich das, ergossene Blut bei dem Ver- wachsungsprocesse eine wichtige Rolle spielt und letzteres eine conditio sine qua non bei Bildung der Zwischensubstanz ist; Verf. glaubt, dass dieses Blut zuerst zur Ausdeh- nung der Sehnenscheide dient, dann als ein milder Reiz einen thätigen plastischen Pro- cess erregt und selbst auch als Material zur Bildung der Zwischensubstanz beiträgt. Diese Zwischensubstanz ist nun aber nicht wirkliches Sehnengewebe, sondern kann das- selbe nur, wegen seiner ganz ähnlichen physischen Eigenschaften, ersetzen. In den frühesten Lebensperioden ist das sehnige Gewebe sehr [weich, bieg- sam , ausdehnbar , mehr durchscheinend , matt grau oder perlfarben , nicht seiden- glänzend, eiförmig und wird erst gegen das Ende des Embryolebens faserig. Anfangs sind die Fasern seltener und liegen weiter aus einander; die Verbindung derselben — 234 — Primitiv- Selinenfa- Bern. Sehnenge- mjt den benachbarten Theilen ist weit lockerer. Allmälig wird es hart, fest, trocken, wefce. dunkler und kann im hohen Alter selbst verknöchern. II. Textur des sehnigen Gewebes. Das sehnige Gewehe stimmt in seinem mikroscopischen Verhalten ganz mit dem des Zellgewebes überein und wird auch von Henle zu dem geformten, nicht contraktilen Binde- (Zell-) gewebe gerechnet (s. Zellgewebe, vor Splancknologie oder S. 76). Es besteht zunächst aus Fasern, die wieder aus Fäserchen zusammengesetzt sind und von Kernfasern umwickelt werden. Die Sehneiifäserchei», fibrillae tendineae, elementare oder Primi- tiv-Sehnen fasern, die letzten Elemente des sehnigen Gewebes, sind den Zellge- websfasern isomorphe, lange, runde, sehr feine aber feste, und überall ziemlich gleich starke Cdaä'" — TöW"' meist tbW" nacn Krause; 0,0003 — 0,0008'" nach Henle) Fasern , mit glatten , scharfen Contouren , die sich weder verästeln , noch mit andern anastomosiren und (nach Krause) von den Zellgewebsfibrillen durch eine schwach gelbliche Färbung, stärkere lichtbrechende Eigenschaft, dunklere Contouren u. regel- mässigere Anordnung sich unterscheiden. Nach Bruns dürfte der Hauptunterschied zwischen beiden nur darin bestehen, dass die Sehnenfasern in ihrem Zusammenhange fester, derber und trockner sind, d. h. von der allgemeinen Bildungsflüssigkeit in ge- ringerem Grade durchdrungen und in geringerer Menge umgeben werden , so dass bei demselben Durchmesser ihrer Elementarfäden das Sehnengewebe doch eine weit grössere Anzahl von Fasern enthält als das Zellgewebe. — Die Sehnenfibrillen sind gepresst und gedehnt gerade , sonst verlaufen sie aber vermöge ihrer Elasticität in sanften, oft sehr regelmässigen Wellenbiegungen, die allen aus Sehnenfasern zusam- mengesetzten Theilen das eigenthümliche und charakteristische , schillernde, von fein quergestreiften oder in Zickzack laufenden Linien herrührende Ansehen geben (die erhabenen Stellen erscheinen nämlich hell , die tiefen dunkel). Diese Fibrillen , von denen man nicht direkt ermitteln kann , ob sie solid oder hohl sind (die Art ihrer Entwickelung spricht nicht für das Letztere) , liegen nicht einzeln , sondern sehr dicht und parallel, in grösserer oder geringerer Anzahl an einander, durch einen festen , aber formlosen Keimstoff verbunden , und bilden so gröbere , meistens dem blossen Auge sichtbare , rundlich eckige Fasern (fibrae tendineae oder PrimitiY-Seh- nenbündel). Die Selmenfasern , Jibrae tendineae , primitive Bündel (nach ihrer Genesis Zellenfasern Henle's, s. S. 71), welche nach Henle einen Dm. von 0,003'" — 0,006'", nach Krause die kleinsten von -2^ff'" haben, werden theils durch Zellstoff (in welchem sich die Gefässchen verbreiten), theils durch Uebergang einzelner Fibril- len aus einer Faser in die andere sehr fest vereinigt und setzen so grössere rundliche oder platte Faserbündel (fasciculi fibrosi) zusammen , welche in theils paralleler, theils durchkreuzender Kichtung wiederum durch Zellgewebe sich verbinden. Die Secumläre meisten primären Bündel sind nach Henle ohne besondere Hülle , und deshalb kön- Selmenfa- nen die Fibrillen leicht aus einander gezerrt werden und treten , wenn ein Bündel senu stark gekrümmt wird , von selbst auseinander. An vielen Stellen werden sie aber von Kernfasern (s. S. 71) entweder umwickelt oder doch zusammengehalten , die feiner und von viel dunkleren Contouren als die Fibrillen, ganz glatt und gleichförmig sind , von Essigsäure nicht so wie die Zellenfascrn angegriffen werden und meistens längs den Bändern der Bündel, einzeln und parallel neben einander liegen. Das Genauere über diese Kernfasern und die Entwickelung des sehnigen Gewe- bes, welche mit dem des Zellgewebes übereinkommt, sehe man beim Zellgewebe (vor Splancknologie) . III. Torkommen des sehnigen Gewehes. Das sehnige Gewebe nützt dem Körper nur durch seine physika- lischen Eigenschaften, nämlich durch seine grosse Festigkeit, Bieg- samkeit bei Mangel an Ausdehnbarkeit, und dient deshalb theils als - 235 — schützende Hülle für weiche Organe, theils zur sichern, beweglichen Sehnenge- und unbeweglichen Verbindung von Theilen. Von einem dieser Zwecke we e' hängt es ab, ob die Sehnenfasern zu dicken, platten oder rundlichen Bün- deln vereinigt sind, oder in Form dünner, breiter, hautähnlicher Ausbrei- tungen vorkommen. Henle rechnet zum sehnigen Gewebe auch noch die sogenannten Faserknorpel (s. S. 226). Alle diese sehnigen Ge- bilde haben ein faseriges Ansehen, eine glatte und um so glänzendere Oberfläche, je mehr die Faserbündel in einer Richtung und je dichter sie liegen. A. Sehnige Bündel, von platter oder rundlicher Form, welche zu Verbindun- gen dienen , die sich entweder auf das Skelet (Bänder) oder auf die Muskeln (Seh- nen) beziehen, und von Meckel bündelförmigeFaserorgane, organa fibroso- fascirularia , genannt werden. 1) Bänder, ligamenta, verbinden Knochen oder Knorpel beweglich oder unbeweg- lich mit einander (das Ausführlichere s. später). 2) Flechsen, Sehnen, tendines , gehen eine Vereinigung mit Muskelfasern ein (das Ausführlichere s. hei den Muskeln). B. Sehnige Häute, Faserhäute, menihranae fibrosae , werden von kur- zen , platten , vielfach einander durchkreuzenden , filzartig verwebten und durch mehr oder weniger Zellstoff vereinigten Fasern gebildet, und stellen entweder die äussere Hülle von Organen dar, oder bilden Scheiden und grössere membranartige Ausbreitungen. a. Sehnige Hüllen, haben die Form des Organs , welches sie umhüllen , hän- Vorkommen gen fest an seiner Oberfläche an und schicken häufig Verlängerungen in die Sub- Aes Sehnen- stanz desselben oder zwischen seine einzelnen Theile hinein , welche zur Be- sewebes. festigung und zur Leitung von Gefässen, von denen sie durchbohrt werden, dienen. Hierher gehören : 1) Die Knochen- und Knorpelhaut, periosteum und perichondrium. 2) Die sogenannten tunicae albugineae, welche Ueberzüge über zusammenge- setztere Organe bilden, z. B. des Auges_ (Sclerotien), der Milz, Nieren, Hoden, Eier- stöcke, der corpora cavernosa des penis und der clitoris, der prostatu. 3) Fibröse Häute, die sich um seröse Säcke legen, die harte Hirnhant, daS äussere Blatt des Herzbeutels, die tunica vaginalis communis , die Kapselbänder; sie heissen auch fibrös-seröse Häute. 4) Fibröse Häute, die mit der äussernFläche il er Schleim haut zusam- menhängen, fibrös-muköse Häute, als iu der Luftröhre , die Knochenhaut am Gaumen und in der Nasenhöhle. b. Sehnige Scheiden für die Flechsen der Muskeln, vaginae ten- dinum fibrosae, bilden enge Halbkanäle , die mit dem Knochen , an welchen sie befestigt sind, vollständige Kanäle für die Flechsen von Muskeln darstellen. S. hierüber bei den Muskeln. c. Sehnige Ausbreitungen, wie die Aponeurosen, d. s. breite, membran- artige Flechsen und Muskelbinden, fasciae musculares. Sie werden bei den Muskeln ausführlicher behandelt. B. Elastische® Fasergewebe, tela elastica. I. Eigenschaften des elastischen Gewebes. Dieses faserige Gewebe, welches im Körper ziemlich sparsam vor- handen ist, dem sehnigen und Zellgewebe nicht nur durch seine chemi- schen und physikalischen Eigenschaften, sondern auch durch die Art seines Vorkommens im Körper (theils zu Bündeln und Membranen ver- einigt, theils zerstreut und andern Gebilden eingewebt) nahe verwandt ist und früher oft mit dem sehnigen und Muskelgewebe verwechselt wurde, zeichnet sich durch seine bedeutende Elasticität, nicht glänzendes, son- dern gelbliches (chrom- oder schwach ockergelbes), mattes, glanzloses Ansehen vor dem Sehnengewebe aus, ist ebenfalls ziemlich hart und fest, - — 236 — Elastisches aber von weit geringerer Cohäsion und grösserer Brüchigkeit als dieses. ewebe' Wegen Mangel an Nerven und Armuth an Gefässen ist dieses Gewebe ohne Sensibilität und Lebensbewegung, und die Contraktilität, die ihm zukommt, ist eine rein physikalische und nicht von einer Lebenseigen- schaft abhängige ; es zieht sich nur zusammen, wenn es vorher ausgedehnt wurde und die Ausdehnung aufhört. Wird es aber über das Doppelte der natürlichen Länge seiner Fasern ausgedehnt, so zieht es sich nicht wieder gänzlich bis auf diese zurück. Chemische Eigenschaften. Das elastische Gewebe (von 1,0725 spezif. Gew.) enthält beinahe f seines Gewichts Wasser (nach Eulenberg 71 §) und wird nach Verlust desselben gelbbräunlich und durchscheinend ; beim Beginn der Fäul- niss, der es aber lange widersteht, dunkelbraun, roth. Berzelius erhielt durch IGstündiges Kochen desselben nur eine geringe Menge Leim, welchen das Wasser aufgelöst erhielt und den er mehr vom anhängenden Zellgewebe herrührend glaubt; Eulenberg erhielt dagegen durch mehrtägiges Kochen des Nackenbandes eines Och- Zusammeiw sen eme ansehnliche Menge Leim (14 Gr. aus 31 Gr.) ; nach Einigen 'giebt das ela- setzung stische Gewebe bei sehr langem Kochen ein wenig Knorpelleim , während die Fasern desselben, ihre gelbe Farbe und Elasticität behalten. Durch concentrirte Essigsäure wird dieses Gewebe selbst nach mehrwöchentlicher Digestion nicht aufgelöst oder erweicht, da- gegen ist es in verdünnten Mineralsäuren (nach Eulenberg nur in verdünnter Schwefel- säure) und kaustischem Kali , besonders bei gelinder Erwärmung sehr leicht löslich. Aus diesen Auflösungen wird es weder durch Kali, noch Cyaneisenkalium gefällt, wohl aber durch Galläpfelinfusion ; der Niederschlag ist grösstentheils in kochendem Alcohol und Wasser löslich. Beim Erhitzen schmilzt das elastische Gewebe , bläht sich auf und hinterlässt nach völligem Verbrennen eine geringe , weisse , hauptsäch- lich aus phosphorsaurem Kalke bestehende Asche. II. Textur des elastischen Gewebes. Die Elementartheile dieses Gewebes sind wie die des sehnigen solide Fasere hen (ßbrillae), die sich ebenfalls zu gröbern,* ver- schieden dicken, meistens platten Fasern (Jibrae elasticae) vereinigen, welche gelblich, undurchsichtig, nicht glänzend, ziemlich trocken und härtlich (weicher, feuchter, biegsamer und schwächer als Sehnenfasern und härter, trockner, steifer und stärker als Muskelfasern) sind und sich von Fasern anderer Art dadurch unterscheiden, dass sie nicht aus einem Bündel von ziemlich parallel laufeuden Fibrillen, sondern aus einem läng- Texturdes- lichen sehr engen Netze durchflochtener, verästelter und zusammenflies- sender Fäserchen bestehen. Sie sind ihrer Länge nach sehr elastisch und verbinden sich theils durch dünne Schichten von Zellgewebe, theils durch Ueberlreten von Fasern und Fäserchen zu dickeren platten Bün- deln, in denen aber die Fasern im Allgemeinen einander mehr parallel liegen. Beim Zerreissen der Fasern und Fäserchen zeigen die Bruch- enden ebene und glatte Flächen, während das Zell- und Sehnengewebe (welches bei grösserer Feinheit eine weit bedeutendere Ausdehnung ver- trägt) dabei sich wie eine zähe Substanz nach beiden Seiten langsam und mit Kräuselung zurückzieht. Die elastischen Fäserchen, fibrillae elasticae, welche wie die Keru- fasern des Zellgewebes in Essigsäure unveränderlich und an ihren scharfen , glatten, meistens dunkeln Rändern besonders kenntlich siud, haben eine plattcylindrische, nach Gerber prismatische, häufig vierseitige Form und sind nach Krause gJff"' — ri'oo'"' meistens T^(nr'" (nach Gerber T[0'" — yffig> transversum (s. scapulae proprium posticum), ist ein klei- Mattes, nes, dichtes Bändchen, welches vom obern Rande des Schulterblatts über die inci- sura scapulae hinweg zur Wurzel des processus coracoideus läuft und diesen Ein- schnitt zum Loche umwandelt , durch welches der nerv, suprascaptilaris in die fossa supraspinata gelangt, während die art. transversa scapulae gewöhnlich über dieses Band hinweg in die genannte Grube tritt. II. Verbindung des Oberarms mit dein Schulterulatte. Schulter- oder Oberarmgelenk, articulatio humeri. Dieses Gelenk hat wegen der Bestimmung des Armes die freieste Arthrodie des Körpers. Die nach allen Richtungen hin mögliche Be- wegung und Drehung des Oberarmknochens um seine Axe ist durch den geringen Umfang der Gelenkfläche, in welcher der grössere Gelenkkopf mehr eine Anlehnung als Aufnahme findet, und durch seine Befestigung mittelst eines lockern, weiten Kapselbandes begründet. — Das Kapsel- band bekommt durch mehrere um dieses Gelenk gelagerte Muskeln Un- Banu.Bewe- terstützung, so an der innern Seite vom in. subscapularis, coracobrachia- schufterg" lis und kurzen Kopfe des bieeps; die äussere Seite schützt der m.supra-, lenkes. infraspinatus und teres minor; oben und vorn, wo das acromion, der processus coracoideus und das Hg. coraco- acromiale ein Dach bilden, hält der m. deltoideus und der lange Kopf des bieeps den Oberarmkopf an der Grube fest. Nur am untern Theile des Gelenkes befindet sich ausser dem Kapselbande kein anderes Unterstützungsmittel, wesshalb hier am leichtesten die Möglichkeit einer Verrenkung vorhanden ist. Um das Ausweichen des Kopfes aus der Grube in etwas zu verhindern,' ist an den Rand derselben ein sehnig- knorpliger Ring, Hg. glenoideum (Bichati), s. limbus carlilagineus scapulae, labrum cartilagineum, be- festigt, welcher durch sein Hervorragen die flache Gelenkgrube etwas — 256 - Bänder der tiefer macht. Ausserdem bewirkt auch noch der Druck der atmosph.'iri- °tremität. sehen Luft auf die, von den benachbarten Muskeln ausgedehnt erhaltene, luftleere Kapsel, dass der Oberarmkopf, unbeschadet der Beweglichkeit, an die Gelenkgrube angedrückt erhalten wird. 1) Iiiff' capsulare (s. membrana capsularis kumeri, Kapselband des Ober armknochens), bildet einen dünnen , schlaffen , überall geschlossenen Sack, welcher eine Synovialkapsel einschliesst und von den Sehnen des m. supra- u. infraspinatus und subscapularis Verstärkungsfasern erhält. Oben am Schulterblatte befestigt sich dieses Band rings am Rande und dem lig.glenoideum der Gelenkgrube, unten am Oberarmknochen heftet es sich so an dessen Hals, dass es an der innern u. hintern Seite herunter geht und über die Rinne für die Sehne des langen Kopfes des Ligg. des biceps brückenartig hinweggespannt ist. Nach hinten ist es am dünnsten und schlaff- Schulterge- sten, vorn am stärksten. — Die im Kapselbande liegende Synovialblase setzt sich in den sulcus inier tuber cularis fort und bildet eine Scheide rings um die durch das Gelenk laufende Sehne des caput longum bicipitis. Im 5. Monate des Embryole- bens sieht man eine gekrösartige Falte oder Einstülpung der Synovialkapsel von der Wand derselben zu dieser Sehne treten , die aber später zerreisst oder verschwindet (Müller). An der incisura glenoidalis (am obern Dittel des innern Randes der Ge- lenkgrube) geht die Synovialkapsel gewöhnlich mit einer mehrere Linien weiten Oeffnung in eine 4 — 6'" lange Tasche (Schleimbeutel) über, die an der innern Seite der Basis des processus coracoideus hinter der Sehne des m. subscapularis sich be- findet.— Als Verstärkungsfasern des Kapselbandes führt Krause ein Hg. ac- cessorium humeri s. cor acoideo - capsulare (Barkaw) an, welches vom äussern Rande des processus coracoideus und Hg. coraco-acromiale entspringt, mit seinen innern schwachem Fasern die Kapsel zwischen dem obern Ende der Pfanne und d. proc. coracoid. verstärkt und mit seinen äussern stärkern sich an dem Theile der Kapsel verliert, der sich zwischen der Insertion des m. supraspinalus und sub- scapularis befindet. Xiig. glenoideum s. lahrwm cartilaginetim beginnt nach Barlcmo da, -wo der Umfang der Gelenkgrube am obern Drittel ihres innern Randes einen leichten Aus- schnitt, incisura cavitaiis glenoidrrlis, darbietet, und zwar am untern Ende desselben beim Erwachsenen grösstentheils 1-J — 2"' breit, am hintern Rande etwas schmaler, und läuft nun kreisförmig um den Rand'derPfanne, nacli oben innig verwachsen mit dem Ursprünge des Caput longum bicipitis. Zur incisura der Gelenkgrube verhält sich das labrum auf verschiedene Weise. Wenn es nämlich das obere Ende derselben erreicht hat, geht es entweder a) gleichmässig an ihr fort, ohne jedoch hier mit dem Knochenrande inniger verbunden zu sein, sondern nur durch den Ueberzug der Synovialkapsel an sie geheftet, und theilt sich an dem untern Ende der Incisur in 2Schenkel, deren einer in den Anfang des labrum übergeht, während der andere sich von ihm trennt, zur Kapselmembran geht, diese verstärkt und am tuber culum minus des Oberarmbeins endet; b) es findet diese Theilung bereits am obern Ende der Incisur statt und die beiden Schenkel endigen wie vorher; c) das labrum geht ungetheilt bis zum untern Ende der Incisur unddann nicht in seinen Anfang über, sondern in die Faserkapsel und zum tuberculum minus; d) es tritt schon vom obern Ende der Incisur ans zur Kapsel und zum tuberculum minus. In diesem Falle wird die Incisur ganz frei. III. Verbindungen des Unterarms* Ellenbogengelenk, articulatio cubiti. Der Oberarm bildet mit dem Vorderarme ein Charniergelenk (gin- Ellenbogen- glymus) , bei welchem also dem letzlern nur eine Beugung und Streckung gestattet ist. Auch diese Bewegungen sind noch etwas eingeschränkt, weil bei der extensio das olecranon^ bei der ßexio der processus coro- noideus hindernd in den Weg tritt. Ausser dem Baue der Gelenkflächen des Ober- und Unterarmes sind auch noch Bänder und über das Gelenk laufende Muskeln vorhanden, welche die Bewegungen etwas einschrän- ken und so alle zu starke Dehnung und Quetschung der Gefässe und Ner- ven verhüten. — 257 — • a) Bänder zwischen dem Ober- und Unterarme. 1) X,ig. capsulare cuhiti (Kapselband des Ellenbogengelenkes), Räiulerdcr hängt am Öberarmknochen über den Gruben oberhalb des processus cubitalis und "trenntä?" über den Rändern der Condylen an und schlägt sich von hier, vorn und hinten weit lockerer, als an den Seiten, zum Vorderarme herab, wo es sich an die Spitze des olecranon, am Rande der fossa sigmoidea major und am proc. coronoideus befestigt und, den Kopf des radius umgebend, im lig. annulare desselben sich verliert. Es dient demnach dieses Kapselband gemeinschaftlich zur Verbindung des Oberarms mit beiden Vorderarmknochen und der letztern untereinander. Die Synovial- kapsel ist ebenfalls für beide Gelenke zugleich bestimmt und bildet an der innern Fläche ihrer hintern Wand eine starke , mit Fett gefüllte Falte (Kg. mueosum cubiti), . welche zwischen der eminenlia capitata und der Leiste liegt, die von aussen die Etlfniojjen- trochlea begrenzt. Sie schiebt eine kurze Verlängerung zwischen das hintere Ende gelenks. der Gelenkflächen des capitulum radii und der fossa sigmoidea minor , und zwischen den processus cubitalis und die fossa sigmoidea major (Barkow). — Die Verstär- kungsfasern, welche die Kapsel vorn und hinten bedecken und gerade abwärts laufen (Hg. rectum cubiti anticum und posticum), kreuzen sich mit Fasern, die von den Condylen sowohl vorn als hinten schief abwärts gehen. 2) JLig. laterale cuhiti eacternum (s. brachio - radiale, äusseres Seitenband), entspringt schmal vom erhabensten Theile des condylus externa* humeri und breitet sich mit divergirenden Fasern über den äussern Theil des Kapsel- bandes bis zum Hg. annulare radii aus , in dessen äusserem Theile es verschwindet. Nach W. und E. Weber theilt sich dieses Band in 2 divergirende Schenkel, welche das capitulum radii umschlingen und das lig. annulare bilden. 3) JLig. laterale cubiti internum (s. brachio-radiale, äusseres Sei- tenband), fängt vom condylus internus rundlich an, wird allmälig breiter und heftet sich an die rauhe Stelle unter dem innern Rande der fossa sigmoidea major ulnae. Articulatio cubito -radialis. b) Bänder zwischen radius und ulna. Dem erstem ist an der feststehenden ulna eine solche Bewegung gestattet, dass sich sein oberer Theil mit dem glatten ringförmigen Umfange des Köpfchens in der fossa sigmoidea minor um seine Axe drehen, Während das untere Ende mit seinem Ausschnitte einen halben Bogen um das Köpfchen der ulna be- schreiben kann. Dreht sich nun der radius nach innen, mit seinem un- tern Ende über die ulna hinweg, so dass sich beide Vorderarmknochen kreuzen und der Daumen mit der Hohlliandfläche nach hinten und innen gerichtet wird, so nennt man diese Bewegung pronatio, Vorwärts- uinfr-Ra« drehung, während die entgegengesetzte nach aussen, supinatio, ,l'albrelenks, Rückwärtsdrehung, heisst (s. später bei Handgelenk). 1) Itig. annulare s. orhiculare radii, Ringband der Speiche, wird von starken horizontalen Fasern gebildet, welche mehr als f eines Kreises beschrei- ben und den Kopf und Hals des radius ringförmig umgeben, Das eine Ende dieses Bandes befestigt sich an den vordem , das andere an den hintern Rand der fossa sig- moidea minor. Es hängt nach oben mit dem lig. capsulare cubiti und laterale ex- ternum zusammen , so dass dadurch nicht nur der radius an der ulna fest gehalten, sondern auch an den condylus externus befestigt wird. Verstärkungsfasern erhält dieses Band auch noch vom proc. coronoideus und olecranon her. An seiner innern Fläche wird es von der Synovi-alkapsel des Ellenbogengelenkes bekleidet, die sich alsdann vom untern Rande dieses Bandes auf den Hals des radius überschlägt. 2) Ziig. cubiti teres s. Chorda transversalis cuhiti (schiefes Band des Vorderarms), entspringt breit und dünn von der Rauhheit der ulna , unter- halb des proc. coronoideus , geht dann schmäler und rundlicher werdend schief ab- u. auswärts u. befestigt sich unter der tuberosilas radii. Die Richtung seiner Fasern ist denen der unter ihm liegenden Zwischenmembran entgegengesetzt. Der Zweck die- sesBandes ist, der übermässigen SupinationEinhalt zu thun, bei welcher es gespannt Boc/c's Anat. I. |7 — 258 — tremität. Bänder der wird. Bei der Pronation wird es erschlafft und sein oberer Theil bildet alsdann eine ol.ern Ex- jockere Tasche , in welche sich die an das lukerculum radii inserirte u. den Bewegun- tfunii rar ' _ <-' gen desselben folgende Sehne des m. biceps legt. 3) X,ig. interosseum cuhiti s. membrana interossea antibrachii, Zwischenknochenband, füllt den Raum zwischen den beiden Vorderarmkno- chen aus, nur einige Lücken für Gefässe und eine für das Ende des m. supinator bre- x-is lassend. Es ist zwischen den sich einander zugekehrten scharfen Rändern (cristae) des radius u. der ulna ausgespannt und besteht aus schief von aussen nach innen herablaufenden Fasern. Dieses Band dient mehr zum Ursprünge von Muskeln, als zur Befestigung derKuochen. Der oberste Theil dieses Bandes, der von der art. interossea externa durchbohrt wird , ist dünn und zellhäutig ; der mittlere besteht dagegen aus starken sehnigen Faserbündeln; der untere, hinter dem m.pronator quadratus liegende Theil ist dann wieder dünner und wird von rami perforanles art. inlerosseae intemae durchbohrt. 4) X,ig. capsulare sacci forme, sackförmiges Kapselband, befindet sich am untern Ende des Vorderarms und hat den Namen von seiner Weite und Schlaffheit, welche zulassen, dass sich das untere Ende des radius innerhalb dieser Kapsel in einem halben Kreise um das capitulum ulnae drehen kann. Dieses sehr dicke uud feste Band entspringt am ganzen Umfange der incisura semilunaris radii, umgiebt das Köpfchen der ulna und setzt sich an dessen Umfange (etwa 8'" über der cartilago triangularis) und unten am dreieckigen Zwischenknorpel fest. Vorn und hinten wird es durch stärkere, oben zwischen radius und ulna durch schwächere seh- nige Fäden verstärkt. Ausser diesem Bande trägt auch die cartilago triangularis noch zur Verbindung des radius mit der ulna bei (s. nachher). Ligg- des Ulnar-Ra- dialgelenks IT. Verbindung der Hand mit dem Vorderarme» Handgelenk, articulatio manus s. carpi. Das Handgelenk wird zwischen der convexen obern Fläche der 3 ersten Knochen der lsten Handwurzelreihe (os navieulare, lunatum und iriquetrum) und der entsprechenden Gelenkhöhle am untern Ende des Vorderarms gebildet. Es gehört unter die freien Gelenke (arlhrodia), doch kann die Hand wegen der Verschiedenartigkeit der Gelenkflächen und Bänder nicht nach allen Richtungen hin mit gleicher Freiheit bewegt werden, sich auch nicht allein um ihre Axe drehen, sondern muss bei Constructionder lelztern Bewegung die Pronalion des Vorderarmes mit zu Hülfe neh- 'leSleuks.ee men- Die Beugung, wobei die Hohlhand der innern Fläche des Vor- derarms genähert wird, geschieht am ungehindertsten; schon etwas be- schränkter ist die entgegengesetzte Bewegung, die Ausstreckung, welche noch zwischen den beiden Reihen der Carpusknochen statt findet. Am geringsten ist die Bewegung nach den Seiten, weil die Breite der Handwurzel wreit grösser, als ihre Dicke ist. Die Seitenhewegung der Hand nach der Daumenseile heisst Anziehung, abduetio, und kann etwas weniger weit geschehen als die nach der kleinen Finger- oder Ul- narseite, die Anziehung, add uetio. — Das Handgelenk wird nicht wie viele andere Gelenke mit starken Muskelparthieen umgeben, sondern nur mit zahlreichen Sehnen, wodurch die gehörige Festigkeit mit der möglichsten Beweglichkeit und Schlankheit erlangt wird. Diese, die zu erwähnenden Bänder verstärkenden Sehnen gehören folgenden Muskeln an: an der Dorsalfläche: dem m. extensor carpi radialis longus und brevis, extensor indicis und digiti V. proprius, extensor pollicis longus und digilorum communis ; an der Volarfläche: dem m.ßexor digitorum communis sublimis und profundus, palmaris longus, flexor carpi radialis - 259 - und polaris longus; am Radial ran de: dem m. abductor pollicis /oz/gws Handgelenk, und extensor pollicis brevis; am Ulnarrande: dem m.ßexor carpi ul- naris. Nach Günther (das Handgelenk) werden die Handbewegungen durch folgende 7 Gelenke vermittelt: 1) Ulnar-Radialgelenk; es befindet sich zwischen dem untern Ende des radius und der ulna (für die Rotation). Die fixirte ulna ist gewölbt, der Radius ihrer Gelenkfläche ist 7'" und beschreibt einen Rogen von 60°; der sich bewegende radius ist ausgehöhlt und der Radius seiner Gelenkfläche HA'", einen Rogen von 39° beschreibend. — 2) Antibrachial-Carpalgelenk (l.Carpalge- lenk, Yolarflexionsgelenk) , zwischen den Vorderarmknochen und dem os naviculare, lunatum und triqueirum mit der cartilago triangularis (für die Reugung und Ad- duction). — 3) Carpal - Carpalgelenk (2. Carpalgelenk, Dorsalflexionsgelenk), zwischen den Carpusknochen der 1. und 2. Reihe, mit Ausnahme des Erbsenbeins (für Streckung u. Abduction). — 4) Erbsenbeingelenk, zwischen ospisiforme und triqueirum (hilft bei der Volar- u. Ulnarflexion). — 5) Carpal-Metacarpal- gelenk, zwischen der 2. Carpusreihe, mit Ausnahme des os multangulum majus, u. den 4 letzten Metacarpusknochen. — 6) Wölbungsgelenke, d.s. die seitlichen Verbindungen der einzelnen Knochen der Mittelhand, Handwurzel und des Vorder- arms, durch welche die Wölbung der Hand vermehrt oder vermindert werden kann. — 7) Carpal-D aumengelenk(Trapezio-Metacarpalgelenk), eineArthrodie zwischen dem os multangulum majus und 1. Mittelhandknochen. — In diesen Gelenken finden sich folgende Gelenkhithlen : a) Ulnar -Ra- dialgelenkhöhle, im Hg. capsulare sacciforme, hängt zusammen mit b) der Ul- Gelenke nml narsemilunargelenkhöhle, zwischen ulna und cartilago triangularis , aber ^enander* nicht mit c) der Rrachial - Carpalhöhle, im Hg. capsulare carpi et antibrachii, Hand, nach zwischen radius und os naviculare und lunatum, cartilago triangularis undos trique- Günther, trum ; d) Carpal-Carpalhöhle, zwischen den beiden Reihen der Carpusknochen, steht nach oben in Verbindung mit den offenen Spalten zwischen den Carpusknochen der 1. Reihe (spatium naviculo-lunatum u. lunato- trianguläre), aber deshalb durch diese nicht mit der Brachial-Carpalhöhle, weil diese Spalten oben durch einen Kno- chenüberzug geschlossen sind, der sieh vom os naviculare direkt auf das os lunatum und triqueirum fortsetzt. Nach unten hängt diese Höhle zunächst mit allen nach oben offenen Spalten zwischen den Carpusknochen der 2. Reihe zusammen und dann durch die auch nach unten offenen Spalten zwischen dem os multangulum majus, minus und capitatum mit e) der äussern Carpal-Metacarpalhöhle, die sich zwischen dem os multangulum minus und capitatum , so wie zwischen dem 2. u. 3. Mittelhandknochen befindet, und sich in eine Spalte zwischen dem 2. u. 3. Metacar- pusknochen verlängert, f) Die innere Carpal-Metacarpalhöhle zwischen os hamatum und 4. u. 5. Mittelhandknochen, hat keinen Zusammenhang mit der Carpal- Carpalhöhle, wohl aber mit der Spalte zwischen dem 4. und 5. Mittelhandknochen. g) Daumen-Carpalhöhle, ist ganz isolirt ; ebenso das h) Erb senbeingelenk. Barlow hat folgende 13 selbstständige Kapseln gefunden: 1) zwischen Vor- derarm und Carpus; 2) zwischen os pisiforme und triqueirum ; 3) zwischen os navi- culareundos 7/tultangulutn majus\m&.minus ; 4) zwischen os naviculare, lunatumxmd triquetrum mit dem os hamatum und capitatum ; 5) zwischen beiden Carpusreihen ; kapseln an 6) zwischen os multangulum majus u. 1 . Mittelhandknochen ; 7) zwischen os multan- ken der gulum f/iajus und 2. Mittelhandknochen ; 8) zwischen os nuiltangulmu minus und 2. Hand, nach Mittelhandknochen ; 9) zwischen os capitatum u. 3. Mittelhandknochen ; 10) zwischen Barkow. os hamatum und 4. u. 5. Mittelhandknochen; H)u.l2) ein oberes u. unteres Kapsel- band zwischen der Rasis des 3. u. 4. Mittelhandknochens ; 13) das gemeinschaftliche Kapselband zwischen dem 3. und 4. Mittelhandknochen. — Vereint hat er aber diese 13 Kapseln an einer Hand noch nicht gefunden; mehrere von ihnen werden über- haupt nur selten selbstständig angetroffen ; meist nach dieser oder jener Seite hin offen. In der Regel trifft man deren nur 6 , nämlich die 1 ., 2., 6., 10., 13. und eine grosse Kapsel, die Barkow Hg. capsulare ordinum binorum carpi et nie tacarpi com- mune (s. nachher) nennen möchte. Auch können sich die selbstständigen Synovial- kapseln dieser Kapselbänder noch dadurch vermindern , dass die des Hg. capsulare pisiforme in die Rrachial-Carpalhöhle übergeht, oder dass letztere mit der des Hg. capsulare binorum ordinum carpi durch die Lücken zwischen dem os naviculare, ha- 17* — 260 — Handgelenk. matum und triquelrum in Verbindung; steht. Ueberhaupt scheinen diese Kapseln auf verschiedene Weise mit einander in Verbindung treten zu können. Unter den Handbewegungen, die sich übrigens nach der natürlichen und erworbenen Geschicklichkeit richten , nimmt Günther die folgenden 4 Grund- oder Cardinalbewegungen an, von denen jede allmälige Uebergänge in die andere machen kann, und jede 2 äusserste Grenzen und einen in der Mitte liegenden Zu- stand hat. 1) Flächenbewegung (Cardinalbewegung nach den Flächen), mit folgenden 3 Abtheilungen: a. Flächenextension, d. i. der mittlere Zustand, bei dem die Hand mit dem Vorderarme in einer ebenen Fläche liegt ; hält man dabei die Hand frei , so müs- senf/exores und extensores cat/»?' gleichmässig wirken. b. Dorsalflexion (Streckung), wenn der Handrücken der Dorsalfläche des Vor- derarms genähert wird und so beide einen Winkel von etwaS00büden. DieseBe- wegung, durch die mm. extensores carpi bewirkt, findet hauptsächlich im Carpal- Carpalgelenke statt , welches bei dieser Bewegung einen Winkel von 74° be- schreibt , während der im Antibrachial-Carpalgelenke nur 5° beträgt. c. Volar flexion (Beugung), bei welcher sich die Hohlhand der Volarfläche des Vorderarms nähert und so beide einen Winkel von etwa 60° bilden. Diese Be- wegung findet mit Hülfe der mm. ßexores carpi und des palmaris longus, fast nur im Antibrachial-Carpalgelenk statt, vorbereitet durch das Erbsenbemge- lenk. Handbeweg- Die einzelnen Metacarpusknoehen beschreiben an der todten Hand von ungen, nach der grössten Volar- zur grössten Dorsalflcxion folgende Bogen: der lste von Günther. 460; der 2te von 13U, der 3te von 6°, der 4te von 13°, der 5te von 18°. 2) Ränderbewegung. Hand und Vorderarm bleiben dabei in derselben Fläche, allein die Ränder beider verändern ihre Stellung zu einander, von einer ziemlich geraden Linie bis zu einem Winkel. Sie hat folgende 3 Abtheilungen : a. Ränderextension (mittlerer Zustand), wobei der 5. Mittelhandknochen mit der ulna, der 2. mit dem radius eine ziemlich gerade Linie bilden; es wirken hier die nun. ßexores und extensores carpi gl eichmässig. b. Ulnarflexion (Adduction), wobei der Ulnarrand der Hand mit dem des Vor- derarms einen Winkel von etwa 40° bildet. Sie geschieht durch den m. ßexor und exlensor carpi ulnaris und hauptsächlich im Antibrachial -Carpalgelenke, welches einen Bogen von 20° beschreibt, während der des Carpal-Carpalgelen- kes 4° und der des Carpal-Metacarpalgelenkes 2° beträgt. c Radialflexion (Abduction), geschieht bis zu einem Winkel von 33° und durch die mm. carpi radiales, hauptsächlich im Carpal-Carpalgelenke (einen Bo- gen von 21° beschreibend;, und nur wenig im Brachial-Carpalgelenke (Bogen von 9°). 3) Rotation. Sie geschieht hauptsächlich zwischen radius und ulna (Bogen von 148°) ; nur wenig Antheil nimmt dabei das Brachial-Carpalgelenk (Bogen von 1 i°) und noch weniger das Carpal-Carpalgelenk (12°). Sie kann durch die Drehung im Schultergelenke vermehrt werden (dann anstatt eines Bogens von 180° einer von 310°); die cartilago triangularis bewegt sich dabei um ihr eigenes Centrum. a. Halbe Pronation; wenn Vorderarm und Hand mit ihrer Volarfläche unge- zwungen auf den Tisch gelegt werden. b. Ganze Pronation, geschieht im Radial-Ulnargelenke und bei hohem Grade, an der äussersten Grenze, noch durch das Brachial-Carpalgelenk. c. Supination, geschieht in denselben Gelenken wie die Pronation. 4) Wölbungsbewegnng; besteht in Wölbung und Abflachung der Hand und geschieht in den Wölbungsgelenken , besonders zwischen den einzelnen Mittel- handknochen und den Carpusknochen der 1. Beihe. Die von oben nach unten zu- nehmende Differenz zwischen gewölbter und abgeflachter Hand besteht in der Ge- gend desDaumen-Carpalgelenkes aas 3|'", über dem Finger-Metacarpalgelenke 11^'", an demselben 15'", an den Fingern 18-J-'". — Die Fähigkeit die Wölbung der Hand zu vermehren ist an den verschiedenen Punkten verschieden : am Ulnar- Badialgelenkc, durch Pronation hervorgebracht, beträgt die Differenz zwischen — 261 — grüsster und geringster Wölbung 3'", an der 1. Carpusreihe 5"', an der 2. Car- Handge- pusreihe %'" , an den Basen der Miltelhandknochen 9'", an den Köpfchen der- cw/ler,' selben 8'". Bei den Gelenk bil düngen der Hand und dem Mechanismus ihrer einzel- nen T heile linden nach Günther folgende Gesetze statt: a) der mehr iixirte Theil des Gelenkes bietet meist eine Aushöhlung, der beweglichere eine Wölbung dar; b) die Linie, welche durch die bewegten Knochen beschrieben wird, bildet entweder ein Segment eines vollkommenen Kreises oder eine ihr sehr ähnliche Linie; c) die Aushöhlungen sind meist viel concaver, als die Wölbungen convex; d) gewöhnlich ist die Bewegungslinie an der Wölbung, wenn sie gerade gedacht wird, länger als die an der Aushöhlung; es enthält der Bogen der Wölbung mehr Grade eines Zirkels als der Bogen der Aushöhlung, e) Im Ganzen findet für eine jede Gelenkabtheilung nur die Bewegung nach der einen und der gerade ent- gegengesetzten Richtung statt, nicht enarthrosis. Alltibrachial-Carpalgelenli. Die obere Fläche dieses Gelenkes, gebildet von dem mit 2 Vertiefungen (für os navieulare und lunatum) versehenen Radiusund der cartila%o triatigularis , ist nach 2 Richtungen hin ausgehöhlt; die untere Fläche, vom os navieulare, lunatum und triquetrum gebildet, nach 2 Richtungen gewölbt. Aus den Messungen der Radien und Bogen dieser Flächen ergiebtsich: a) an den Vorderarmknochen wird an allen . . 3 Stellen eine wahre Kreislinie gebildet, b) An den Carpalknochen wird grösstenteils, und «elenlc zw i- zwar immer an dem Dorsalrande, eine Kreislinie gebildet, die aber nach der Vola zu mit sehen \ or- einer Verkürzung' des Radius von f — V" zur Spirallinie wird. Dadurch müssen bei der Be-ijerarm u, wegnng zuletzt die Geschwindigkeit und der erforderliche Kraftaufwand verringert werden, Handwurzel, und das Gelenk muss vorzugsweise zur Beugung eingerichtet sein. c) Die Abweichung zur Spirallinie ist am bedeutendsten am os navieulare und triquetrum , am geringsten am os lu- natum. d) Die Bogen an den Aushöhlungen enthalten jeder ungefähr nur halb so viel Grade, als die der ihnen entsprechenden Wölbungen, und haben einen längern Radius, sind mithin kleinere Alischnitte von grössern Kreisen, e) Die Bogen der Aushöhlung nehmen vom Ra- dialrande nach dem Ulnarrande hin an Graden zu; ebenso sind die Radien der Bogen nach dem Ulnarrande hin grösser, die Aushöhlung mithin flacher, f ) An den Wölbungen nehmen die Bogen in derselben Richtung an Gradezahlen immer ab, so wie ihre Radien immer kleiner werden; die Wölbung wird also bedeutender, g) Indess stimmen die Radien des os navieu- lare und lunatum, so wie der ihnen entsprechenden Aushöhlungen überein. — Jede der sich berührenden Flächen dieses Gelenkes stellt eine doppelte Pyramide dar, deren Basen sich berühren; es ist also der grösste Durchmesser in der Mitte und hier entsteht bei Beugung und Streckung der Hand eine Wölbung, welche insofern von Nutzen ist, als sie beim Anfange zu der entgegengesetzten Bewegung durch die Sehnen der Beuger oder Strecker gedrückt wird, wodurch die Leichtigkeit der Bewegung sehr begünstigt wird. Die Schmalheit aber an den Seiten gestattet den Sehnen der Carpalmuskeln vorbeizulaufen, ohne das Handgelenk zu dick uud breit zu machen. Ferner wird dadurch die Thätigkeit derselben gänzlich unab- hängig von der der Fingermuskeln, und endlich war diese Einrichtung vorzüglich deshalb nothwendig, um die Ab- und Adduction hervorbringen zu können. Bei der Pro- und Supina- tion, wozu die beiden Carpalreihen auch etwas beitragen, werden sie dadurch in Bewegung gesetzt, dass die Sehnen der Carpalmuskeln auf die schmälern Stellen drücken und so die rotirende Bewegung hervorbringen, dazu befindet sich noch am os nuviculnre und triquetrum neben der Gelenktläche ein Vorsprung. — Die cart ila go triatigularis ist den 3fachen Bewegungen zwischen ulna und os triquetrum förderlich, nämlich: a) für die Flächenbewe- „ ,, gung, wo sich das, von vorn nach hinten convexe os triquetrum vom Rücken nach der Vola \urtilago dreht, ist der Knorpel an seiner untern Fläche von vorn nach hinten coneav. h) Für die J= " ' Räuderbewegung ist die untere Fläche des Knorpels vom Radial- nach dem Ulnarrande hin ausgehöhlt, das os triquetrum in dieser Richtung convex. c) Bei der Rotation kommt nur die obere Fläche des Knorpels in Betracht, denn seine untere Fläche und das os triquetrum ver- ändern hier ihre Lage nicht zu einander. Hier ist der Knorpel gleichmässig rund, vertieft und dreht sich um die Stelle herum, mit welcher er an die Wurzel des proeessus styloideus ulnae befestigt ist. Dabei wird das Hg. suberuentum an seinem Volar- und Dorsaltheile ab- wechselnd erschlafft und gespannt; und hierdurch wird die zu starkeRotatien gehemmt, nicht durch das Hg. saeeiforme. Carpal-Carpalijeleillc. Dieses Gelenk, welches vorzüglich passend für die Streckung eingerichtet ist (weshalb auch die Gelenkflächen des os navieulare , capitatum und hamatum nach dem Rücken hervorragen), zeigt vom Ulnar- nach dem Radialrande hin bedeutende Erhöhungen und Vertiefungen, so dass es für Ränderbewegung eigentlich nicht eingerichtet ist. Doch ist diese nach dem Radialrande hin merklicher und kann nur vor sich gehen, wenn zugleich das os triquetrum von der ulna und der 5. Mittelhandknochen vom os triquetrum entfernt wird, zugleich muss sich auch dabei das os triquetrum gegen das os ha- matum bewegen. Wegen des patellaartigen Hin- uud Herschiebens des ns pisiforme kann Gelenk zwi- dann bei der stärksten Radialflexion leicht wieder die Ulnarfiexion erzielt werden. Die scheu der Erhöhunsren und Vertiefungen an der 1. Carpalreihe folgen vom Radial- nach dem Ulnarrande obern n.un- so: zuerst eine Erhöhung am os navieulare für os multansulum majus und minus , dann eine tern Carpal- kugelförmige Vertiefung für das Caput ossis cnpitati am os navieulare und einem Theile des reihe. OS lunatum, zuletzt eine vertiefte 3eckis;e Fläche für das os hamatum , am os lunatum und triquetrum. Das entgegengesetzte Verhältniss findet sich an der 2. Carpalreihe, wo das os mu/tangulu?n majus und minus eine Aushöhlung, das os capitatum eine kugelförmige \\ öl- bung, und das os hamatum eine 3eckige schwächere Wölbung bildet. — Die Resultate der Messungen dieses Gelenkes sind: a) das Carpal-Carpalgelenk ist zu Ränderbewegungen sehr wenig geschickt ; b) am Radialrande geht die Ränderbewegung kreisförmig, am Ulnarrande auf einer schiefen Fläche vor sich, c) Das Gelenk ist dagegen vorzüglich zu Flächenbewe- gnngen gebaut, d) Eine jede Carpalreihe desselben ist mit 2 gewölbten und 2 ausgehöhlten Flächen versehen, e) Die Radien der Wölbungen sind in der Richtung der Flächenbewe- gungen sämmtlich kürzer, als die der Vertiefungen, sie beschreiben also einen kleinern Kreis. — 262 — Bänder der f ) Es gtimmt also dieses Gelenk zum Theil hinsichtlich der Radien mit dem Brachial-Carpal- obern Ex- gelenk überein. g) Die Bogen der beiden äussersten Vertiefungen sind grösser als die der tremität. hierzu gehörigen Wölbungen; die Bogen der beiden mittelsten aber kleiner, h) Es um- schreibt das Gelenk nicht die Form eines Cylinders, sondern einer Spindel, und die Gründe dieser Einrichtung liegen darin, dass, wie vorher erwähnt wurde , die äussersten Grenzen dieses Gelenkes bei den Flächenbewegungen nicht hervorstehen sollen, wohl aber der mitt- lere Theil. Das Erbsenbeing'eleilli. hilft die Volar- und Ulnarflexlon ausführen; das os pisi- forme ist nach allen Seiten hin gleichmässig und ziemlich bedeutend beweglich, und lässt sich in einem Winkel von 31° um seine Achse drehen. Seine Gelenkfläche, die von oben nach unten etwa V" lang ist und in der Quere h\"' hält, ist etwas ausgehöhlt und die ihr ent- sprechende des os triquetrum etwas gewölbt. Es ist so ziemlich mit der Kniescheibe zu ver- gleichen, nur dass es weit beweglicher als diese ist, da die Kniescheibe nur auf die Bewegun- gen eingerichtet ist, welche parallel mit der Längenachse der untern Extremität laufen, wäh- rend das Erbsenbein auch nach den Seitenrichtungen gezogen werden kann. Es befestigt sich daher auch an sehr verschiedenen Punkten, nämlich am os triquetrum, hamatum , 5. Mittel- liandknochen und m, flexor digiti V, Bänder des Handgelenkes (Antübrachial-Carpal- gelenkes). Dieses freie Gelenk, welches, wie vorher gesagt wurde, vorzüglich zur Beugung und Adduction eingerichtet ist, oben vom untern Ende des radius und der ulna, unten vom os naviculare, Lunatum und triquetrum gebildet wird und an seinem Ulnarl heile, zwischen ulna und os trique- trum, einen Zwischengelenkknorpel (cartilago triangularis) enthält, wird durch folgende Bänder gesichert: 1) JA ff. capsulare carpi et antibrachii (Membrana capsularfs antifrra- eftio - carpalis mit der Brachial - Carpalhöhle; Günther), das Kapselband des ^=^;. teres bei der aufrechten Stellung vor Quetschung; schützen soll) gre- lles Hüftge- ™ lenks. schlössen, so kann nicht leicht Veranlassung zur Verrenkung gegeben werden, da der Kopf des Schenkels an allen Stellen und bei allen Be- wegungen einen sichern Stützpunkt findet; auch ist hierdurch der hef- tige Druck des Schenkelkopfes gegen einzelne Punkte der Pfanne auf- gehoben. Ausserdem massigen noch durch ihre Elasticität die Knorpel- schichten, welche beide Gelenkflächen überziehen und aus senkrecht ge- gen diese Flächen gerichteten, nicht ihnen parallel laufenden Fasern bestehen, die etwa vorkommenden Erschütterungen. Da, wo der Druck zwischen beiden Flächen am grössten, ist auch der knorplige Ueberzug am dicksten, gegen den Rand hin nimmt er an Dicke ab. — Ausser die- sem sichern Baue wird das Hüftgelenk noch durch feste Bänder und kräftige Muskeln geschützt, denen der Druck der atmosphärischen Luft von aussen auf den Schenkelkopf, welcher dadurch, gleich einem Stem- pel in einer Pumpeo der Spritze, in der luftdicht geschlossenen Pfanne festgehalten wird, nicht wenig beisteht. 1) X.ahrum cartilagineum acetabuli, ist ein faser -knorpliger, nur in der nächsten Nähe des Knochenrandes aus Knorpel, sonst aber aus sehnigen, paral- lel mit dem Pfannenrande verlaufenden Fasern gebildeter, ungefähr 3 — 4'" hoher Ring, von dreieckiger Form im Querdurchschnittc, der mit 2 Kanten fest an den Rand der Pfanne angewachsen, mit seinem 3. freien und scharfen Rande aber nach ^rft ACB *nnen gewandt ist, so dass er den Schenkelkopf ringsum fest umfasst und dessen le.aka~ Austritt hindert, der Beweglichkeit desselben aber wegen seiner Elasticität trotzdem nicht hinderlich ist. Er verhindert wie ein Ventil nebenbei uoch das Eindringen äus- serer Flüssigkeiten und Membranen in die Pfanne. Dieser Ring, welcher am hin- tern Rande der Pfanne gewöhnlich am bedeutendsten, nach unten und hinten, so wie nach oben und vorn aber am geringsten ist,;zieht sich auch über die incisura ace- tabuli hinweg, welche unter ihm noch durch ein 3 — 4'" breites Hg. transversum incisurae acetabuli bis auf ein kleines Loch geschlossen wird, durch welches Gefässe eindringen. ?) JLig. capsulare femorts , ist, obgleich weit und so den freien Bewegun- gen günstig, doch das festeste und stärkste Kapselband, und wird von länglichen, übereinanderliegenden, schief herabsteigenden Faserschichten gebildet, die oben am Umfange der Pfanne entspringen, über das Gelenk hinweggehen und sich am — 271 — Halse, hinten bis zum untern Theile desselben, vorn bis zur linea intertrochanterica Bänder der anterior erstrecken. Nicht an allen Stellen ist dieses Band gleich stark, sondern u"rem!tä*~ zeigt auch 3 oder 4 dünne Stellen, welche sich da finden, wo das Gelenk nicht ' heftigen Stössen ausgesetzt ist, also in der Nähe des Pfannenrandes und an der un- tern Seite , so z. B. dicht an der incisura und weiter nach vorn von dieser. Am dick- sten ist es vorn und oben, wo es die ganze vordere obere Seite des Halses bedeckt u. die hier befindlichen Bündel im Dreieck beisammen liegen, dessen Spitze über dem obcrn Theile des Pfannenrandes dicht unter der spina Mi anterior inferior festge- wachsen ist, die Basis dagegen sich zwischen Hals und trochanter major und von da abwärts längs der linea intertrochanterica anterior befestigt. Etwas dünner ist es da, wo es sich nach aussen über den Kopf und Hals ausbreitet. Als Verstärkungs^ band kann man mit E. Weber noch einen Theil dieses Hg. capsulare besonders als Zona orbicularis, Ringband des Schenkelhalses, bezeichnen, wel- ches seinen Ursprung von der spina Mi anterior inferior nimmt und sich dann in 2 Schenkel theilt, welche um den Rand des Halses nach vorn und hinten ring- förmig herumgehen und sich unten mit einander vereinigen. Zu ihm gehen noch Verstärkungsfasern vom ram. horizontales pubis und von der Stelle, wo der tu. obturator externus in der Rinne des os ischü hin- und hergleitet. Barkow nimmt an der Hüftkapsel noch folgende besondere Bänder an : «) Hg. ilio-femorale flig. superius Gebr. Weber), das stärkste, entspringt unterhalb der spina Mi anterior inferior und dem äussern Theile des Pfannenrandes , geht ab- wärts an den obern vordem Theil der Kapsel und inserirt sich mit seinem vordem Theile an der linea intertrochanterica anterior, mit seinem hintern am obern Ende„..^y, \ des trochanter major. Bisweilen sind beide Theile durch eine dünne Stelle getrennt und dann könnte man ein Hg. Mo- femorale anlerius und posterius annehmen. — b) Lig. pubo - femor ale entspringt am äussern Ende des ramus horizontalis pu- bis, geht an der innern Seite der Kapsel nieder und endet am untern Ende der linea intertrochanterica anterior. — c) Lig. ischio - capsulare entspringt als ein starker Fascikel oberhalb des tuber ischü, in der Mitte zwischen ihm und dem Pfan- nenrande , geht an die Kapsel und inserirt sich an der hintern Fläche derselben über der fossa trochanterica. Ausserdem kommt noch zuweilen vom Hg. obturalorium ein fasciculus accessorius hinzu, der quer von innen nach aussen geht und an der Kapsel endet. — Das erstere Band wird besonders beim Strecken, das 2. beim Strecken und gleichzeitigen Auswärtswenden , das 3. beim Beugen gespannt. Die Synovialkapsel des Hüftgelenks, ein überall geschlossener Sack, der mit der innern Fläche des Kapselbandes fest verbunden ist, hängt an der, die Pfanne ausklei- dendenKnorpelscheibe und dem in der fovea äcetabuli gelegenen Fettpolster, am labrum cartilagineum und lig. teres (um welches sie eine Scheide bildet) fest, setzt sich am lig. capsulare bis zum Schenkelhalse fort und schlägt sich dann auf den Kopf um. Nach vorn erstreckt sie sich weiter abwärts als nach hinten, dort fast bis nn die Basis, hier nur bis an die Mitte des Schenkelhalses. Bei ihrem Umschlagen bildet sie Fältchen , plicae s. frenida, kleine beuteiförmige Verlängerungen, welche sogenannte Gelenkdrüschen (d. s. Fettklümpchen) zwischen sieh einschliessen. Nur der Theil von ihr, welcher die Gelenkflächen selbst überzieht, ist gefässlos, dagegen ist der freie Theil, so wie die Fältchen und Duplicaturen am Halse und an der fovea äcetabuli mit meinem sehr feinen dichten Gefässnetze versehen, welches die Synovia absondert. Dieser gefässreiche Theil ist sammetartig, mit sehr feinen, zottenförmigen Fältchen besetzt. Bisweilen communicirt das Innere dieser Kapsel mit der bursa iliaca, welche dicht am ramus ho- rizontalis ossis pubis da liegt, wo der m.iliacus internus und psoas darüber hinweggehen. 3) Xdg. teres s. rotundum femoris, rundes Schenkelband, geht mitten durch das acetabulum und ist auf diesem Wege von einer Scheide der Synovialkapsel umgeben. Es ist ungefähr 1 " lang und besteht theils aus sehnigen Fasern , theils aus Zellgewebe , heftet sich mit seinem obern ziemlich ausgebreiteten, dreieckigen Theile in der fovea äcetabuli und am obern und untern Hörne des Pfan- nenrandes, so wie am Hg. transversum fest, steigt dann allmälig rundlicher wer- dend fast senkrecht zum Schenkelkopfe hinauf und heftet sich hier an die für ihn be- stimmte Grube. An seinem Ursprünge wird es von vielem Gelenkfett umhüllt, in wel- ches es sich bei Berührung der Gelenkflächen eindrückt u. so dieselbe nicht hemmt. Es dient zur Einschränkung einiger Bewegungen des Schenkels (Adduction) und ver- hindert das Ausweichen desselben , nur nicht an der Seite , an welcher es in der Pfanne befestigt ist. Auf ihm soll der Körper, wie der Wagen auf der Feder, ruhen können; es leitet auch die Ernährungsgefässe zum Schenkelkopfe. Nach Mecl-el hindert es vorzüglich die Verrenkung des Oberschenkels nach oben , aussen und un- - 272 — BKnder der ten (es zerreisst stets bei diesen Luxationen). Nach den Gebr. Weber soll es Yor- nntern Ex- zügjjci1 gegen zu starke Adduction des Oberschenkels bei vollkommener Streckung des Körpers Widerstand leisten. Barkow fand, dass es bei dem stärksten Grade der Beugung mit gleichzeitiger Adduction gegen den Unterleib (wobei die Insertion dieses Bandes am Schenkelkopfe an den untern Theil des hintern Randes der fovea jtcetabuli zu stehen kommt) am gespanntesten ist. Es ist daher, wie auch noch aus seiner Entwickelung hervorgeht, seine Bestimmung eine mehr fötale und dient be- sonders dazu , bei der gekrümmten Lage des Fötus , den an den Leib gezogenen Nutzen des Oberschenkeln und dem steten Drängen des Schenkelkopfes gegen den hintern Theil Hg. teres. der Gelenkkapsel , indem es bei der noch wenig entwickelten Pfanne den Rand des labrum cartilagi?ieu?n erreicht, das allmälige Ausweichen des Schenkelkopfes aus der Pfanne zu hindern. Deshalb wird es sehr früh ausgebildet und ist beim Fötus und in den Kinderjahren , so lange die Pfanne noch nicht vollständig entwickelt ist, verhältnissmässig stärker als beim Erwachsenen. Beim 4monatlichen Embryo nimmt es die Hälfte der Breite des Schenkelkopfes ein , beim Erwachsenen ungefähr den 5. Theil, II. Verbindungen des Oberschenkels mit dem Unter- schenkel. Kniegelenk, articulatlo genu. Das unlere Gelenkende des Oberschenkels und das obere des Un- terschenkels sind so construirt, dass sich die eine Gelenkfläche auf der andern wie eine Wiege bewegen kann, wodurch sich dieses Gelenk be- deutend von den übrigen Charniergelenken unterscheidet, obgleich da- durch derselbe Zweck (Beugung und Streckung) erreicht wird. Ausser der flexio und extensio (welche im Mittel 145° beträgt) ist nun aber auch noch eine beschränkte pro- und sujnnatio möglich (bei Leichen im Kriege- Mittel 39°), die nicht, wie am Vorderarme, zwischen den Knochen des lenks. Unterschenkels statt findet, sondern so bewerkstelligt wird, dass sich die tibia im Kniegelenke etwas um ihre Längenaxe drehen kann. Dies ist aber nur bei gebogenem Kniee und in sehr geringem Grade möglich, dagegen während der Streckung des Unterschenkels, wo die Bänder fest angespannt sind, ganz unmöglich. Diese Construction des Kniege- lenks ist zur Sicherung des Körpers im Stehen und Gehen, wobei es Festigkeit und Steifigkeit braucht, von bedeutendem Nutzen und wird durch Bänder, Knorpel und die Kniescheibe begünstigt. 1) X-ig- capsulare genu, Kapselband des Kniegelenkes, ist ein weiter, schlaffer Sack , welcher die Condylen des Oberschenkels und der tibia ein- hüllt. Die obere Befestigung befindet sich vorn einige Linien oberhalb der über- knorpelten Fläche der Condylen des osfemoris, seitlich und hinten dicht an dieser. Von hier erstreckt sich dieses Band abwärts zur tibia, sich auf diesem Wege an die Ränder der Kniescheibe und an den äussern convexen Rand der Zwischenknorpcl anheftend. Unten am Unterschenkel befestigt es sich dann am ganzen Umfange der Gclenkfläche der tibia. Das Hg. capsulare ist nicht an allen Stellen von gleicher Stärke und wird noch von Aponeuroscn nahegelegener Muskeln verstärkt. Vorn ist es am weitesten und dünnsten, stärker an den Seiten und am festesten und kürzesten am hintern Theile , um die zu starke Ausstreckung zu hindern , die Beugung aber zu begünstigen. Bei ausgestrecktem Unterschenkel ist der vordere weitere Theil er- schlafft und der hintere angespannt ; bei der Beugung verhält es sich umgekehrt. An der hintern Fläche dieses Bandes dient zur Verstärkung das X,ig. poplitaeum ('s. posticum genu), ein platter sehniger Streif, welcher vom condytus externus femoris schräg nach innen unter dem eondylus internus tibiae zum innern Rande des obern Endes dieses Knochens herabsteigt. Es ist stark, flach, 3 — 4'" breit, mit den übrigen Fasern der hintern Fläche des — 273 — Kapselbandes innig verbunden und nur durch die besondere Richtung seiner Bänder der Fasern vor jenem ausgezeichnet. — In der Höhle des Kapselbandes liegen: "tremltät* Cartilagines semilunares (s. lunatae s. falcatae, Zwischen- knorpel des Kniegelenks), 2 halbmond- oder sichelförmige i'" breite Knor- pel, deren untere auf den Condylen der Ubia ruhende Flache massig erhaben ist und die obere Fläche der condyli ubiae nicht vollständig, sondern nur den äussern Abschnitt derselben bedeckt, so dass der innere Theil der Gelenkflächen frei bleibt; die obere, den Condylen des Oberschenkels entsprechende Fläche ist dagegen con- cav. Ihr äusserer, convexer, 1 — 3'" dicker Rand hängt mit dem Hg. ca- psulare zusammen (mit Ausnahme des äussern Theiles der carUlago externa , die mit der äussern Ausstülpung der Kniegelenkkapsel umkleidet wird und eine Rinne darbietet, in welcher die Sehne des m. popHtaeus gleitet) und ist weit dicker, als der innere concave, welcher scharf, frei endend, halbmondförmig ausge- schweift und gegen die eminentia Ubiae gewandt ist. Vorn und hinten werden sie allmälig dünner, fast häutig und laufen in ein vorderes und hinteres Hörn (die sich nach Barkote in ein Hg. anterius und posterius cartilaginis semiHmaris in- lernae et externae fortsetzen und durch diese Bänder befestigen) aus. Die vordem Hörner beider Knorpel sind durch das Hg. transversnm verbunden. Der innere Knorpel ist der grössere, seine Krümmung etwas flacher; erhängt durch sein vorderes Hörn mit dem Hg. alare internum zusammen und be- festigt sich in der Grube vorder eminentia media. Das hintere Hörn wird vom Hg. cruciatum posticum bedeckt und heftet sich in die Grube hinter der eminentia. Der äussere, an Umfang kleinere und stärker gekrümmte Knorpel hängt mit seinem vordem Hörne in der rinnenförmigen Vertiefung zwischen den Kniegelenk- Spitzen der eminentia fest und mit dem Hg. cruciatum anticum und alare exler- Knorpel. num zusammen. Sein hinteres Hörn läuft in 2 Spitzen aus, von welchen die eine an die Grube hinter der eminentia befestigt ist, die andere aber in ein rundliches Band übergeht, welches sich mit dem Hg. cruciatum posticum an der äussern Fläche des innern condylus ossis femoris festsetzt. Lig. transversum Commune) cartilaginum semilunarium, ist ein schmales, etwa 1" langes Querband, welches sich vom innern Rande des vordem Hornes des einen Knorpels zu derselben Stelle des andern quer herüber erstreckt. Es liegt hinter dem Hg. patellae und wird vom Hg. mucosum bedeckt, mit dem es auch zusammenhängt. Der jfiotzen der Kniegelenkknorpel (s. S. 240) ist: 1) sie dienen zum Verschlusse des Gelenks, denn da sicli die Gelenkflächen nur in wenig Punkten be- rühren und übrigens grosse Lücken lassen, die bei der Bewegung fortwährend verrückt werden, so könnten sich häutige Theile leicht einklemmen. — 2) Sie vertiefen die Ge- lenkgruben der tibia vermöge ihrer Gestalt und hindern so das leichtere Ab- und Aus- gleiten der Condylen des Oberschenkels. Zugleich ist durch diese tiefere Einbettung für die Haltbarkeit des Kniegelenks, welches bei aufrechter Stellung das ganze Gewicht des Kör- pers zu tragen hat, gesorgt, indem so das AVackeln so wie die Verschiebbarkeit beseitigt ist. — 3) Sie vert heilen den Druck beim Gehen und Stehen auf eine grös- sere und elastische Fläche, wodurch die Vibrationen, welche sich durch die Un- terschenkelknochen zum Kniegelenk fortpflanzen, geschwächt werden, ohne die Bewegun- gen des Ober- und Unterschenkels gegen einander zu hindern. — 4) Sie vertheilen die Spannung der Bänder bei der Bewegung gleich massig, weil sie ihnen, wenn sie gespannt sind, nachgeben, sie aber bei der Erschlaffung mit geringer Kraft spannen, in- dem sie durch ihre Elasticität die Knochen aus einander zu treiben streben. Sie verhindern dadurch das Wackeln der Knochen. Die Synovialkapsel , welche vom Kapselbande eingeschlossen wird, über- zieht nicht nur die Gelenkflächen des Oberschenkels (auch noch wie das Kapsel- K"}eseUj»k- band eine Strecke über sie hinausgehend), der Ubia und patella , sondern auch die ai*se ' obere und untere Fläche der Knorpel und bildet allenthalben beuteiförmige Verlänge- rungen , zwischen welchen sich Fettanhäufungen , sogenannte Gelenkdrüschen , be- finden, um die Reibung zu verhindern. Zwei grössere Einstülpungen derselben sind die Flügelbänder, MJf), alare eacternum fs. minus) und internum Cs. majusj , welche vom untern und seitlichen Rande der Kniescheibe und dem vordem Rande der Zwischcnknorpel anfangen und , nach innen in die Gelenkhöhle hinein gegen einander convergirend , sich zum Bock's Anat. I. j g — 274 — Händer der Iäg> ntueosum (s. Hg. Suspensorium marsupii patellaris nach Barkow) ""renTitsV vereinigen. Dieses ist ein rundlicher mit vielem Fett besetzter Strang, der auf- wärts steigt, sich im hintern Theile der fossa intercondyloidea des Oberschen- kels festsetzt und die Gelenkhöhle unvollständig in eine rechte und linke Hälfte scheidet, die nach unten und hinten von einander getrennt sind, nach vorn und oben dagegen zwischen Kniescheibe und Hg. mueosum , und diesem und üenligg.cmciata in Verbindung stehen. Die ligg. alaria bilden eine unvoll- ständige, nach oben geöffnete Tasche (marsupium patellare, Barkow), in welche sich beim starken Beugen des Knies die Kniescheibe zurückzieht. Das Hg. vmcosum ist dazu bestimmt, diese Tasche nach oben angespannt zu erhal- len , damit ein Verschieben derselben , wenn sich die Kniescheibe in sie hin- einzieht, nicht statt finden kann. Auch zwischen äussere Theile macht nach den Gebr. Weber die Synovialkapsel mehrere theils grössere , theils kleinere Fortsetzungen oder Ausstülpungen , so vorn nach oben zwischen das Gelenk und die gemeinschaftliche Sehne der Extensoren des Unterschenkels (wird auch als Schleimbeutel dieser Muskeln angesehen , der aber fast immer mit der Kniegelenkkapsel zusammenhängt) ; — an der äussern Seite nach hinten zwischen Gelenk und Sehne des m. poplitaeus ; — an der äussern Seite ferner zwischen Sehne des poplitaeus und das Hg. laterale e.vtemum ; hinten umgiebt sie die Sehne des m. poplitaeus (von Sömmering als Schleimsack dieses Muskels be- trachtet). — An dieser Kapsel ist auch nur der freie Theil gefässreich und sondert Synovia ab, nicht der an den Knochen anhängende. — Zur Spannung dieser Kap- sel findet sich ein besondrer kleiner Muskel, m. articularis genu vor, welcher unter dem m.cruralis liegt und aus Bündeln desselben besteht, und entweder ein- fachist, wo er sich dann immer an die zwischen der Kniescheibe und dem äussern IAgg.Aes Höcker des condylus femoris liegende Kapselparthie setzt, oder doppelt vorkommt, Jenk^! wo C'er innere schmäler und kürzer ist, und er sich dann wohl auch unmittelbar an den innern Band der Kniescheibe ansetzt. 2) Tälgg. cruciata genu (Kreuzbänder), sind 2 sich in ihrem Verlaufe durchkreuzende Bänder, ein vorderes und ein hinteres, welche sich in der Höhle des Kniegelenkes selbst befinden und sich vom Oberschenkelknochen zur tibia er- strecken. Sie entspringen mit ihren Fasern an den innern, der Kniekehle zuge- kehrten Seiten der Condylen des Oberschenkelknochens , aber nicht in der horizontal liegenden Axe derselben, sondern excentrisch in einer Linie. Alle Punkte dieser Linie beschreiben daher, wenn die Condylen sich auf der tibia bewegen, Kreise um jene Axe, so dass wenn der eine Endpunkt der Ansatzlinie herabsteigt, der andere hinaufsteigt u. folglich das eine Bündel erschlafft, während sich das andere anspannt. a) lAg. cruciatum antimim, liegt zunächst hinter der Kniescheibe, ist kür- zer und dünner als das hintere und steigt von der innern gegen die fossa inter- condyloidea gekehrten Fläche des condylus externus schief nach vorn und innen zu der Grube vor den Hügeln der eminenlia media herab , zwischen deren bei- den Spitzen es sich in einer winkelförmig gebrochenen Linie festsetzt. Der eine Schenkel dieser Linie geht von hinten nach vorn, der andere von rechts nach links, so dass das Band wieder in ein hinteres und vorderes zerfällt. Ersteres ist unten schmal und wird nach oben gegen den condylus breit; letzteres ist un- ten breit und wird oben schmal; bei der Beugung des Knies winden sich beide Portionen um einander. b) Xiig. cruciatum posticum , ist länger Tiud stärker als das vorige, ent- springt von der äussern, gegen die fossa intercondyloidea gewendeten Fläche des condylus internus femoris und läuft schräg nach hinten und einwärts gegen den hintern Band der tibia, wo es sich in der Grube zwischen den Condylen der tibia hinter der eminenlia media festsetzt. Es besteht ebenfalls aus 2 Portio- nen , wovon die hintere oben breit und unten schmal ist, die vordere sich um- gekehrtverhält. STutzoil der lii'fiizlwilidei'. Sie verhindern die Abweichung nnd Verschiebung des o* femoris und der tibia an einander, vorzüglich hei der Beugung, wo es die Htfg. late- rnliii nicht können. In gehobener Lage ist das vordere fast ganz schlaft', das hintere ge- spannt; heim allinäligen Strecken erschlaffen die einzelnen Bündel des hintern Bandes nach und nach von hinten nach vorn, die des vordem beginnen dagegen sich zu spannen, je mehr der Unterschenkel gestreckt wird, bis endlich bei vollzogener Streckung das hintere schlaft" - 275 — Und das vordere gespannt ist. Bei zu starker Extension spannt sich auch das hintere wieder Bander der an. Durch diese successive Spannung heider Kreuzbänder werden die Condylen bei flexio untern Ex- untl extensio genöthigt, auf der Fläche der tibiti vor- und rückwärts zu rollen; das anticum tremität. nöthigt die Condylen bei der extensio vor-, das ) **.i um. Das erstere fehlt oft, letzteres ist aber stark und breit und besteht aus einem re- ctum, und obliquum. Diese Bänder ziehen sich vom 3. Keilbeine zur Basis des 3. Mittelfussknochens. 1) Lig. cuboideo - metatar sale digiti V. externum, läuft von der äussern Seite des os cuboideum zu der des 5. Mittelfussknochens. B. Bänder zwischen den Mittelfussknochen, Ligg. me- talarsi proprio,. Die Mittelfussknochen sind durch quere, von einem Knochen zum andern herübergespannte Bänder (ligg. intermetatarsalia) sowohl an ihren hintern (ligg. basium), als vordem Enden (ligg. capilulorum) vereinigt. Besondere Kapselhänder, mit Synovialkapseln an den Basen, finden sich bisweilen nur zwischen den seitlichen Gelenkflächen des lsten und 2ten, und des 3teu und 4ten Mittelfussknochens. Gewöhnlich ziehen sich aber die Synovialkapseln der Dorsal -Metalarsalgelenke in die Spal- ten zwischen den Basen hinein und werdeu hier auch von ihren Kapsel- bändern geschützt. a. X,igg. basium ossium metatarsi, befinden sich, ähnlich denen an der Mittelhand (s. S. 208), nur zwischen dem hintern Ende des 2. und 3., 3. und 4., 4. u. 5. Mittelfussknochens (nichtzwiseben lstem u. 2tem) und sind nach ihrer Lage entweder dorsalia, oder plantaria, oder inier ossea. Die Bichtung der Fa- sern der ligg. interossea ist quer, die der dorsalia und plantaria etwas schief. — Mehr oder minder ausgebildet existirt noch ein Lig- basium, os siu.m metat arsi plantare commune s. longum, welches von der untern Fläche der Basis des Mittelfussknochens entspringt und quer unter den Basen — 283 — lies 4. um! 5. Mittelfnssknochens hinweg (sich an diese anheftend) nach innen bis zur Ba- Bänder der sis des 2. Mittelfnssknochens läuft. unten; Kx- b. XAgg. capitulorum ossium metatarsi, sind 4 breite, starke aber trenutat- kurze Bänder, welche in derFusssohle zwischen den Köpfchen des 1. bis 5. Mittel- fussknochens liegen und das Auseinanderweichen der vordem Enden der Mittelfuss- knochen beschränken. Sie heften sich nicht an die capitula selbst, sondern an die Kapselbänder und Sehnenscheiden der Zchenbeuger, und dienen den mm. lumbri- cales und inlerossei zum Theil als Anheftungspunkte. TU. Zehengelenke. Die erste Phalanx jeder Zehe ist mit dem Köpfchen seines Mittelfuss- knochens durch Arthrodie verbunden, dagegen vereinigen sich die ein- zelnen Glieder unter einander durch Ginglymus. Im ersten Gelenke ist nun aber die Beugung, Ab- und Anziehung nicht so beträchtlich, wie bei denselben Gelenken der Finger, dagegen die Streckung weit mehr begünstigt, wegen der Mithülfe der Zehen zum Gehen. Die Gebr. We- ber schreiben aber den Zehen wenig An theil beim Stehen und Gehen Ligg. der zu, da dieses nach ihnen blos auf dem Ballen oder den vordem Enden Zelieu- der Mittelfussknochen geschieht und die Zehen, indem sie zugleich auf dem Boden ruhen, nur mitwirken, um den Körper in ruhigem Gleich- gewichte zu erhalten. Die Bänder an den Zehengelenken sind folgende: 1) Uftfj. capsularia, sind zwischen den ersten Phalangen und den Köpfchen der Mittelfussknochen etwas weiter als zwischen den übrigen Gliedern. Das Kapselband zwischen 1 . Phalanx und dem Mittelfussknochen der grossen Zehe umfasst die ossa sesamoidea so, dass dieselben an ihrer obern Fläche mit der Synovialkapsel verwachsen sind und an dem Köpfchen des 1. Mittelfuss- knochens hin- und hergleiten können. Beide Sesambeinchen werden unter ein- ander durch ein Lig. ossium ses amoideorum vereinigt. DiesesBand ist sehr stark u. nach oben mit der Synovialkapsel, nach unten mit der Schleimscheide der Sehne des m.flexor hallucis longus verwachsen. — Burlcow unterscheidet auch noch ein Lig. tarseo - sesamoideu.m, welches aus dem Grübchen der Seitenfläche des Köpfchens des 1. Mittelfussknochens entspringt, gerade abwärts geht und sich der ganzen Länge nach an den Seitentheil des Sesambeinchens ansetzt. In der Mitte der untern Wand des Kapselbandes zwischen der 1. und 1. Phalanx der grossen Zehe findet sich als Rudiment eines Sesambeinchens ein kleines festes knorpliges , selten knöchernes Körperchen , welches nach oben ebenfalls an die Synovialkapsel grenzt und nach unten mit der Sehne des m.flexor hallucis longus verwachsen ist. 2) lAfjtf. lateralia, an jedem Gelenke ein erternum und ein intcrnum, dieYon der rauhen seitlichen Grube des Köpfchens entspringen und zum tuber- culum laterale der Basis der folgenden Phalanx gehen. Sie sind an den Gelen- ken zwischen den Phalangen besonders straff, um die Seitenbewegung zu hindern. Myologia, Muskellehre. (Thierische Bewegung im Allgemeinen). Tliierische Bewegung. Bewegung ist die unmittelbarste Aeusserung des Lebens; Bewearung wo Leben ist, ist Bewegung; alle Reiche der Schöpfung äussern 'meineo? sich in ihrem Werden, Bestehen und Enden durch Bewegung. Sie findet in der organischen Natur überall statt, wo die Theile und Molekülen entweder ihre gegenseitige Lage unter sich, oder zu den umgebenden Dingen, oder wo sich die einzelnen Substanzen in sich selbst verändern. Demnach ist Bewegung entweder eine äussere« den Sinnen direkt wahrnehmbare (auch zum Theil Oitsveränderung, /ocomolio, genannt), welche in deutlichen Contraktionen besteht; oder sie ist eine innere, den Sinnen sich nicht direkt darstellende, welche sich blos durch ein Aneinandernähern und ein Entfernen der Elemente eines Gebildes oder einer Flüssigkeit kund giebt und in der beständigen innern Verwandlung einer jeden Moleküle in der in*™""^. Natur, in der beständigen Metamorphose, vor sich geht; sie kündigt küiurlrcbe u. sich erst nach gewissen Zeitabschnitten in der veränderten äussern ""liehe" r Gestalt der Dinge an. In Beziehung auf das geistige und leibliche Dasein des Menschen und der Thiere pflegen wir eine willkühr- liehe und eine unwillkünrliche Bewegung zu unterscheiden. Die letztere haben der Mensch und das Thier mit den Pflanzen ge- mein, denn sie bezieht sich blos auf die körperliche Existenz. Sie äussert sich am frühsten (schon im befruchteten Keime), bei der Aufnahme, Verähnlichung und Abgabe von Stoffen und erfolgt in einem jeden Gewebe und Apparate auf eine bestimmte und gesetz- mässige Weise. Die willkührliche Bewegung kommt dagegen den Menschen und Thieren nur allein zu und ist von einem geistigen Principe abhängig; im Menschen zeigt sie sich in der Sprache am vollständigsten ausgebildet. Die Kraft oder Ursache aller Bewegung hat man entweder nach „ den Erscheinungen, deren Ursache sie ist Bewegungskraft, vis mo- kraft. toria, oder da sie allen organischen Wesen zukommt, organische oder organisirende Kraft (vis organica) , oder insofern sie die körper- lichen Vorgänge im thierischen Organismus bedingt, somatische Kraft (vis somatica), oder endlich, weil sie in den Pflanzen die Hauptquelle der verschiedenen Processe ist, vegetative Kraft (vis vegetativa) ge- nannt. Man hat ferner ihre Aeusserungen nach 2 Richtungen, je nach- dem sie sich nämlich in räumlichen Veränderungen ohne oder mit Con- traktionen offenbart, als Bildungs- und Zusammenziehungskraft bezeichnet, ja selbst diese wieder nach ihren verschiedenen Seiten als besondere Kräfte aufgeführt, nämlich die erstere: als Verähnlichungs-, — 288 — Bewegung Aufsaugungs-, Absonderungs- und Ernährungskraft ; die letztere als Mus- 'meinen3, kel- und Contraktionskraft. Einige nehmen noch eine 3. besondere Kraft, die Propulsivkraft an, welche dem sich selbstständig fortbewegendem Lebenssafte zukommen soll. Die Bildungskraft, der Bildungstrieb fris plastica s. reproductiva, nisus formativusj hat % Hauptbestrebungen : Erzeugung und Erhaltung. Sie spricht sich zuerst in den Erscheinungen des befruchteten Eies oder Keimes der Pflan- zen und Thiere aus , welche in einer successiven und immer weiter fortschreiten- den Sonderung der elementaren Theile, der Zellen und Flüssigkeiten, be- stehen , und die mit Veränderungen in der Mischung der organischen Materie verbunden sind , wodurch die wichtigsten und hauptsächlichsten Metamorpho- sen hervorgerufen werden , welche zu der vollkommenen Organisation des Men- schen erforderlich sind. — Die Bildungskraft äussert sich auch in den Pro- cessen der Ernährung, oder in den Vorgäugen, welche mit dem Wechsel der Materie vereint , auftreten , und die in fortdauernden innern Bewegungen und Veränderungen der Mischung bestehen , so dass die Organismen in ihrer Form erhalten und zu Thätigkeiten befähigt werden. — Die Bildungskraft giebt sich in den einzelnen Vorgängen der Ernährung als ein dreifach verschiedenes Ver- mögen kund, nämlich: als Einsaugungs-, Verähnlichungs- und Ab- sonderungsvermögen. Diese 'A Vorgänge finden sich in allen, selbst in den einfachsten Organismen ; in den verschiedenen Systemen und Geweben aber in sehr verschiedener Stärke und Lebendigkeit. Ein grosser Theil dieser Pro- cesse hängt aber auch von der ganz mechanischen Imbibitionskraft ab. Die Zusammenziehungskraft (contractilitas) offenbart sich später als die Bildungskraft und hängt von dem gehörigen Vonstattengehen der ßildungspro- cesseab; sie ist verschieden nach der Beschaffenheit der Theile, durch die sie sich kund giebt. Man unterscheidet gewöhnlich die Zusammenziehungskraft des Zellstoffes und aller Gebilde, denen derselbe zur wesentlichen Grundlage dient (Müller's leimgebendes contraktiles Gewebe), welche man: Tonus, tonische Kraft, Spannkraft, unmerkliche organische oder vege- tative Contr aktilität, nannte; — und die der Muskeln , welche mit Irri- tabilität, animale Contraktilität bezeichnet wurde. (Das Weitere hier- über s. b. Zellstoff und Muskeln.) Artender Im Allgemeinen kann man (nach Müller) zweierlei Arten der lebendi- Bebwegung: 8en Bewegung fester Theile unterscheiden, welche durch die Natur ihrer Organe, ihrer Erscheinungen und Ursachen ganz verschieden sind, näm- lich: die Bewegung durch Zusammenziehung von Fasern und die Bewegung von Wimpern mit freien Enden durch Oscillation der- selben, ohne deutlich nachweisbare organische Apparate als die Wim- pern selbst. Im ersten Falle bewegen sich (theils um feste Theile ein- ander zu nähern, theils um Flüssigkeiten in Höhlen fortzutreiben) an durch con- beiden Enden fixirte Fasern oder zirkeiförmig in sich zurücklaufende trakSern.Fa Faserschleifen durch Verkürzung ihrer Fasern, wodurch die fixirten Theile einander genähert werden. Die meisten dieser Bewegungen wer- den durch Muskelfasern (mit Irritabilität begabt), die übrigen aber durch Fasern bewirkt, welche (mit unmerklicher Contraktilität, tonus), sich ihrem Baue und chemischen Verhalten nach bedeutend von den Muskelfasern unterscheiden; denn sie stimmen ganz mit den beim Kochen Leim gebenden Körpern (deshalb von Müller leimgebendes contrak- tiles Gewebe genannt), nicht aber mit eiweissartigen Körpern (Mus- keln) überein und gleichen übrigens den Zellgewebsfasern (contrakti- les Zellgewebe, s. S. 76 und bei Zellgewebe vor der Splanc/inolo- Wimpern. S'le)' — Bei der, von (Grant) Purkinje und Valentin an den höhern 289 - Wirbelihieren entdeckten Wimperbewegung — durch welche nur Bewegung Flüssigkeiten und mikroscopisch feine festere Theilcben an den Wänden ^efnen! der Häute forlgeleitet werden, obne dass die fortgeleiteten Flüssigkeiten die ganze Höhle anfüllen und ohne dass die Wände, worauf diese Wim- pern stehen, sich zusammenziehen — schwingen mikroscopisch feine Wim- pern, Cilien, womit die Oberflächen gewisser Häute (besonders Schleim- häute) besetzt sind, in bestimmter Richtung, so dass die freien Enden dieser Wimpern Bogenabschnitle um ihre fixirten Basen zurücklegen. (Das Ausführlichere hierüber s. bei Flimmerepithelium, vor der Splanchnologie.) — He nie giebt dreierlei Arten von Fasern an, die sich auf Reize verkürzen können, nämlich: die contraktile Binde- gewebfaser (s. Zellgewebe), die granulirte Faser der Gefäss- haut (Ringfaserhaut der Arterien) und die Muskelfaser. Die beiden Heutet ersten Arten von Fasern reagiren auf Kälte und nicht auf Galvanismus, Fasern. bei letzteren ist dagegen das Umgekehrte der Fall ; erstere gehen beim Kochen ganz oder theilweise in Leim über, die Muskelfasern aber nicht. Doch hält es Henle immer für gerathen, vom physiologischen wie ana- tomischen Standpunkte aus, sämmtliche irritable Fasern als eine con- tinuirliche, durch mancherlei Uebergänge verbundene Reihe aufzufassen und in folgende Tabelle zu bringen: Unwillkührliche Faser. !l. Reaktion auf II. Reaktionauf Kälte, nicht auf mechanische und galvanische Rei- Bindege- w eb e: G 1 a 1 1 e M u s- kein: Gestreifte Muskeln: Cutis , tunica dar- tos, corpora ca- vernosa. Kälte und auf mechanische Reize, nicht auf galvanische: Venenhänte. Arterienhäute. III. Reaktion auf mechani- sche u. g a 1 v a- ni sc he Reize, nicht auf Kälte: Iris? Lymphge- fässe! Muskelhaut der Eingeweide und Ausführungsgän- Herz- u. Häute der rhythmisch be- weglichen Ge- fässe. IV. Reaktion auf mechani- sche u. galva- nische Reize, nicht auf Kälte: Muskeln des Stam- mes und die An- fänge innerer Ka- näle. Die beiden ersten Arten contraktiler Gewebe (d. s. die auf Kälte und mechanische Reizung, nicht auf Galvanismus reagirendenj ziehen sich auf Reizung langsam zusammen, beharren eine Weile in der Contraktion und lassen dann langsam wieder nach; die 3te Art, mit Ausnahme der Iris, zeigen perislaltische Contraktion, die beim Darme dem Reize lang- sam, beim Herzen schnell folgt; die 4te Art begreift Muskeln mit rascher und rasch nachlassender Zusammenziehung in sich. Diese Schnelligkeit der Reaktion kommt also nur den gestreiften Muskelfasern zu. — Die Contraktionsfähigkeit aller dieser 3 Arten von Fasern liegt in ihrer leben- digen Wechselwirkung mit den Nerven. So lange der Zusammenhang derselben mit den Nerven währt, besteht in diesen lebend- contractilen Theilen stets (auch im Schlafe und in der Ohnmacht) ein massiger Grad der Verkürzung; auf ihm beruht der Tonus, die Spannung dieser Theile in der Ruhe, welche, weil sie eine beständige ist, früher für eine phy- sikalische gehalten wurde, die aber ihren Grund darin hat, dass der Boc&'s Anat. I. 19 Tonus. meinen. — 290 — Bewegung lebende, gesunde Nerv, wenn er sich selbst überlassen und durch keiner- !™i;.!Lsne" lei Eingriffe alterirt ist, also sich in dem Znstande befindet, den man Ruhe zu nennen pflegt, durchaus nicht vollkommen unthätig ist, sondern sich stets in einem massigen Grade von Erregung befindet. Diese mas- sige Erregung der Nerven erlischt natürlich mit dem Tode, und deshalb muss auch mit diesem, oder sobald die Nerven der contraktilen Gewebe nicht mehr mit den Centralorganen des Nervensystems in ununterbro- chenem Zusammenhange stehen, der Tonus dieser Gewebe verschwinden, während die physikalische Elasticität fortdauert. Alles, was den Zustand der Nerven zu ändern vermag, verändert die Spannung in den Muskeln, Gefässen und im contraktilen Zellgewebe; und der Grad des Tonus in diesen Organen ist ein Maass für die Energie ihrer Nerven und des Ner- vensystems überhaupt. Muskeln, muscuii. Muskeln sind eigenlhümliche, weiche, mehr oder weniger Muskeln im rothgefärbte, solide oder hohle Organe, die aus parallelen Fasern nen!ei (Fleisch- oder Muskelfasern) zusammengesetzt sind und deren Hauptbestimmung es ist — vermöge der ihnen während des Lebens invvohnenden und von ihren Nerven und der Wechselwirkung der lebenden Theile abhängenden Fähigkeit, sich auf gewisse Reize in der Richtung ihrer Fasern verkürzen zu können (Irritabilität) — Bewegungen hervorzurufen, durch die sich uns bald die Aeusserun- gen des Willens in den Handlungen des Menschen kund geben (willkührliche, animale Muskeln), bald aber auch ohne Ein- fluss des Willens vegetative Vorgänge im Körper vermittelt werden (unwillkührliche, vegetative, organische Muskeln). Zu- gleich helfen sie dem Körper die Form geben, Wände von Höhlen bilden und Gefäss- und Nervenstämmen Schutz gewähren. Als Uebergänge zwischen beiden Arten von Muskeln, nämlich von de- nen des animalen zu denen des vegetativen Lebens, finden sich Muskeln mit gemischter Bewegung, welche unwillkührliche, zum organischen Leben nothwendige Bewegungen machen und den- noch zu thierischen Verrichtungen dem Willen gehorchen (z. B. die Respirationsmuskeln). — Die Substanz, aus welcher die Muskeln bestehen und die man allgemein unter dem Namen Fleisch, caro, kennt, ist weich, feucht, roth oder röthlich, giebt beim Kochen keinen Leim und enthält als wesentlichsten Bestandteil ein ei- genthümliches Gewebe, Muskelgewebe, tela muscularis, wel- ches sich durch Fasern charakterisirt, die sowohl selbstthätig sich zusammenziehen, als auch durch äussere Einwirkungen (besonders auch durch den Galvanismus, der auf andere contraktile Gewebe keinen Einfluss äussert) zu Contraktionen veranlasst werden kön- - 291 - nen, und zwischen denen sich noch Fett, Zellgewebe, Sehnenfasern, Textur des viele Nerven und Gefässe befinden. weifeiT I. Textur des Muskelgewebes* Die lebhaft- oder blass-rothen, weichen Fasern, aus denen das Muskelgewebe besteht, d. s. Muskelfasern, fibrae musculares (secundäre Muskelfasern, primitive Muskelbündel), und die sich eben noch mit unbewaffnetem Auge erkennen lassen, haben meistens nach Ei- nigen eine prismatische (nicht cylindrische), gewöhnlich ungleich vier-, fünf- oder mehrseitige Form mit abgerundeten Ecken, nach Andern auch eine mehr oder weniger platte Gestalt, und etwa die Dicke eines Haares (nach Krause sind die ansehnlichsten -gV" breit und -5V" dick, die fein- Mi k lf sten dagegen -j-g-g-'" breit und -j^"' dick) ; verlaufen ihrer ganzen Länge ser. nach ungetheilt, meist in unveränderter Stärke und in paralleler Rich- tung, nur selten einander schräg durchkreuzend, und hören mit abge- rundeten Enden auf. Diese Muskelfasern zeigen sich unter dem Mikro- scope aus einer mehr oder minder grossen Anzahl (5 — 500 nach Krause) t von feinern, parallel und in leicht geschlängelter Richtung neben einan- der liegenden, unbekleideten und nach Einigen durch feines Zellgewebe, nach Andern durch eine zähe, durchsichtige, flüssige Materie vereinigten Fäserchen (d. s. die Elementar-Muskelfasern, fibrillae muscula- res) zusammengesetzt, welche durch eine äusserst zarte, helle, durchsich- tige, texlurlose, schwach granulirte, röhrenförmige Hülle (vagina ßbrae muscularis) mit einander zur Faser vereinigt werden. Diese Hülle stellt sich als ein sehr schmaler, nach aussen scharf begrenzter Saum dar, ist nach Henle ohne alle Regel vorhanden, oder fehlt auch und lässt in den meisten Muskeln (willkührlichen) auf ihrer Oberfläche zahlreiche, in gewissen Abständen auf einander folgende helle und dunkle Längs- striche und Querstreifen sehen, welche nicht mit den scheinbaren Querrunzeln, die durch die ganze Dicke des Bündels gehen und von den feinen knieförmigen Einknickungen der Primitivbündel erzeugt wer- den, zu verwechseln sind. Auch zeigen sich auf der Scheide Zellen- kerne und Kernfasern. — Mehrere dieser aus einer Scheide und ei- ner unbestimmten Anzahl von Fäserchen bestehenden Muskelfasern (die nach Valentin, Skey und Jacquemin einen mit Gallerte gefüllten Kanal in ihrer Axe haben) werden durch Zellgewebe parallel an einander ge- heftet, mit einer gemeinschaftlichen, feinen, röhrenförmigen, zelligen Hülle umgeben und bilden dann ein Muskelbündcl (secundäres),Muskelbün- fasciculus muscularis. Von diesen kleinern Bündeln, welche von e ' sehr verschiedener Länge und nach der grössern oder geringern Anzahl ihrer Fasern von verschiedener Dicke sind, setzen mehrere, die eben- falls wieder von Zellgewebe, welches mit Fett untermischt ist, vereinigt und mit einer Zellscheide umgeben werden, ein grösseres Bündel (tertiäres etc.) zusammen. Aus solchen grössern, mittels Zellgewebe zusammenhängenden Bündeln, wird zuletzt der ganze Muskel construirt, der ebenfalls wie seine einzelnen Bündel und Fasern von einer zelligen, mehr oder minder fibrösen Hülle (Muskelscheide, vagina muscu- laris s. perimysium externum) umgeben ist. Nach der Dicke seiner 19* — 202 — Textur aes Bündel und Fasern nennt man einen Muskel grob- oder feinfaserig. ^vebcsT D'e Scheide des ganzen Muskels hängt so mit allen denen der einzelnen Bündel und Fasern zusammen, dass sie nach innen gleichsam Fortsätze macht, welche die grössern Bündel überziehen und diese sich ebenfalls wieder nach ihrem Innern zu fortsetzen, um die kleinern Bündel zu be- kleiden (perimysiiim internum) , was sich so fort wiederholt, bis die ein- zelnen Fasern überzogen sind. Es bildet demnach das Perimysium s. Verim>jmim' Myolemma (pvg, der Muskel und Xt^ua, die Rinde), in dem sich Ge- fässe und Nerven des Muskels verbreiten, ein System von in einander geschobenen kleineren und grösseren Röhren. a. Die Muskeif äserchen , elementaren oder Primitiv - Muskelfa- sern, Jibrillae musciilares , Jlla muscularia, die feinsten organischen Theilchen , oder die Elementarthcilc des Muskelgewebes , sind mehr oder weniger geradlinig und ohne Verzweigung oder Anastomose verlaufende, weiche, unelasti- sche , ziemlich durchsichtige , gelbröthlichc Fäden von beträchtlicher Länge , welche zu den kleinsten Theilen des menschlichen Körpers gehören, indem sie J — \ des Durchmessers eines Blutkörperchens halten (ungefähr j^{m'" — sin" Qach Krause). Aus diesem Grunde existiren aber auch die verschiedensten Beobachtungen über ihre Form und Struktur, und Henle hält es geradezu für unmöglich, über den innern Bau eines Fadens von dieser Feinheit eine sichere Beobachtung zu machen (s. später El mentar- dessen Untersuchungen). Einige beschreiben sie als gerade oder wellenförmig ge- Muskelfa- bogene , runde, durchsichtige, hohle oder sobde Fädchen, nach Andern sehen sein. dieselben gegliedert aus , was von Einschnürungen oder angereihten Kügelchen oder länglichen Säckchen herrühren soll.. Man will ferner hellere und dunklere Flecke an ihnen entdeckt haben und diese sollen entweder von Scheidewänden im Innern oder von einem geschlängelteu Verlaufe herrühren. Nach Einigen sind es Bohren, die mit einer in kaltem Wasser nicht auflöslichen Substanz gefüllt sind und hin und wie- der einzelne Kügelchen enthalten, übrigens eine glatte Oberfläche haben. Manche erklären jedes Fäserchcn für eine Keihe an einander liegender und durch eine zähe, wasserhellc Flüssigkeit zusammengehaltener Körnchen, noch Andere, und zwar die Neueren, nehmen (mit Müller und Schwann) sowohl variköse, als glatte Fäserchcn an. Die Ansichten der neuern Beobachter über dieselben , welche sich meistentheils auf die von Muys , Prochaska und Fonla?ia stützen , sind folgende : Für vollkommen cy lind ris che, glatte Faden -werden die Primitiv -Muskel- Ansichten fasern angesehen: von Valentin, Treviranui, Krause, Skey , Schnitze, Ficinut. — über den Valentin nahm früher hlos gerade, gleichförmige Fäserchen an, hat aber neuerlich Hau derMus- seine Ansicht dahin aligeändert, dass dieselben in der Ruhe glatt, und erst, bei der Coil- kelilbrillen. traktion varikös würden und zwar so, dass sie durch abwechselnde Erhebungen und Sen- kungen in ihrem ganzen Umfange rosenkranzartige Anschwellungen bildeten, sei es nun, dass der sich erhebende Theil einer eigenen scheidenförmigen Partie angehöre oder nur die äusserste Schicht des Primitivfadens ausmache, während der centrale Theil des letzteren gleichmässig cylindrisch sei. — Nach Ficinus ist die frische Muskelfaser gerade, kann aber durch wellenförmige Kräuselung von oben den Anschein einer Zu- sammensetzung aus Kügelchen annehmen, von der Seite dagegen wellenförmig gebogen scheinen. — Krause beschreibt die Primitivfaser in frischem Zustande als cylindrisch, nur in geringem Grade platt gedrückt, vollkommen glatt und von feinen einfachen, nicht sehr dunklen Contnuren begrenzt. Bei anfangender Fäulniss, selten schon im noch ziemlich frischen Zustande im Augenblick der Eintrocknung, bieten diese Fasern da- gegen ein knotiges, unregelmässig perlschnurähnliches Ansehen dar, indem sie linear an einander gereihte, durch kurze dünnere Zwischenräume getrennte Anschwellungen zeigen, die bei fortgesetzter Maceration und Quetschung in Kügelchen zerfallen. — Ukey erklärt die ßbrilla muscularis für gerade, doch zeigen sich an ihr oft regelmässige Eindrücke von den Querstreifen der Scheide. Die Jibra muscularis betrachtet er mit Valentin und Jacquemin als eine mit einer durchsichtigen Gallerte gefüllte Röhre, um welche (nach Skei/) zuerst Primitivfasern lägen und zwar in Bündeln von 8 — 10 Fäser- chen', diese würden dann durch ringförmige Fäden befestigt, welche mit den äusserst cn Theilen der Fibrillen genau verbunden seien. Auch Mandl und Gerber glauben an Fäden, die spiralförmig um das Primitivbündel gewunden sind, und die Iluspuil für spiralförmige Verdickungen der Zelleuwand hielt. Als knotige Fasern, die aus longitudinal an einander gereihten Kügelchen oder Körnern bestehen, werden A\e Jibrillae musculares beschrieben : von Krause, Arnold, Lautli, Jordan, Gerber, Jiruns; Home und Bauer halten diese. Kügelchen für Kerne der Blutkörperchen. — Krause sagt, dass sirli die bei anfan- gender Eäulniss der Fibrillen zeigenden Anschwellungen derselben bei fortgesetzter Maceration und durch Quetschung von einander trennen und sich als einzelne, völlig — 293 — sphärische, scharf begrenzte , gelbliche Kiigelchen von tjiW — mW" Dm. darstellen. Textur des In ganz frischen Muskeln erwachsener Menschen sieht man aber die Anschwellungen und Muskclge- Kiigelchen an völlig isnlirten Fasern nicht. — Nach Gerber haben die Körner einen wehes. Dm. von ,',„'" — «otj"'i erscheinen im schlaffen Muskel elliptisch (ihr grösserer Dm. mit der Längenaxe der Faser zusammenfallend), während der Aktion des Muskels dagegen an ihren Verbindungsstellen pnmeranzenförmig abgeplattet. Zuweilen scheint ihm aber das körnige Ansehen der Primitivfaser von sehr kurzen wellenförmigen Biegungen her- zurühren. — Nach Jordan sind die in einer Zellgew ebsscheide befindlichen Kiigelchen hell, die Striche zwischen denselben dunkel, nach Andern (Scfitaann,, Bruns) findet das umgekehrte Verhältniss statt; sowohl die Längs- als die Querstreifen der Bündel ent- stehen durch die Schatten zwischen den Kiigelchen. — Jncquemin vermuthet, dass die ovalen Kläschen in einer Röhre enthalten seien. — Mayer glaubt, dass dieröth- lichen Kiigelchen durch Fäden, sowohl der Länge, als derQuere nach verbunden seien. — Nach liuwman lassen sich die Primitivhiiiidel der Länge nach in Fäden zerlegen, der Quere nach in Scheiben; sie bestehen aus primitiven Partikeln, welche, wenn man sie in ihrer Verbindung der Länge nach erhält, Fäden darstellen, und Scheiben, wenn man ihre seitlichen Verbindungen berücksichtigt. Fäden und Scheiben existiren in dem un- versehrten Bündel immer gleichzeitig; die Längsstreifen sind Schatten zwischen Fasern, Bau der die Querstreifen Schatten zwischen den Scheiben. — liriins sah bei den knotigen Muskel- Primitivfäden, dass sie durch Maceration und' bei etwas stärkerem Reiben in lauter fibrillen. gleichförmige, etwas längliche Kiigelchen zerfielen. So widersprechend min die Ansichten über den Bau der Muskclfibrillen sind, indem sie nach Einigen glatt, nach Andern knotig sein sollen, so sind nach Mül- ler und Sc/iwan?t doch beide Ansichten zugleich richtig; es kommt nämlich auf die Art der untersuchten Muskeln au, von denen es 2 Formen grebt, und es sind demnach die Elemente der Muskeln sowohl perlschnurartige als auch cy- lindrischc Fasern, a) Muskeln mit varikösem Baue der Primitiv- fasern und Cfcuerstreifen der Primitivbiindel sind die mehr rothen Muskeln der willkührlichen und umvillkührlichen Bewegung; von den willkührlichen Mus- keln gehören hierher alle, bis auf die der Urinblase, von den unwillkürlichen ge- hört hierher nur das Herz , an dessen Fasern die Querstreifen etwas undeutlich , aber doch sichtbar sind. Diese Muskeln zeichnen sich nicht allein durch stärkere, son- dern auch durch schnellere und dem Beize augenblicklich folgende Bewegungen aus. Die primitiven Bündel zeigen immer dicht hintereinander folgende Querstreifen , die durchaus parallel und meist gerade, selten ein wenig gebogen sind. Die Primitiv- fasern haben regelmässige rosenkranzartige Anschwellungen, welche etwas dunkler sind, als die ganz kurzen dazwischen liegenden Einschnürungen. — A;"Muskeln mit cylindrischen, nicht varikösen Primitivfasern und ohne Quer- streifen der Primitivbündel. Zu ihnen gehören alle diejenigen , welche der Willkühr nicht unterworfen sind, nur das Herz ausgenommen, welches zur ersten Klasse gehört. Die Verbreitung dieser beiden Arten von Muskeln ist sehr bestimmt e*'t""^ und nirgends giebt es Uebergänge. ; So haben die Muskeln des Pharynx einen vari- te Muskel- kösen Bau und zeigen Querstreifen, dagegen die anstossenden der Speiseröhre nicht ; fasern, so grenzt auch am Mastdärme das System der 1 . Klasse an das der 2ten ; dasselbe findet am Halse der Harnblase statt. Krause, nach welchem alle Fibrillen glatt und nicht knotig "sind, nimmt auch Fa- sern mit und ohne Querstreifen an und sagt von den letzteren, von den Muskel- fasern der unwi llkiihrlich e n Muskeln: „eine geringere Anzahl von Muskel- fasern, und zwar die der Muskelhäute der Speiseröhre in den 2 untern Dritteln ihrer Länge, des Magens, Darmkanals, der Harnblase , die Fasern der Gebärmutter (und der .Jris?), besteht aus blassrothen, etwas breiteren, mehr abgeplatteten, aber auch glatten Fibrillen (meistens TiJ„-'"breit und s5tf'" dick), welche zuweilen, wenn sie gedreht sind, wegen ihrer platten Gestalt an einigen Stellen dünner tils an andern erscheinen und beim Beginn der Fänlniss gleichfalls ein knotiges, unregelmässig perlschnurähnliches Ansehen haben. Die von ihnen gebildeten Fasern sind von sehr ungleicher Dicke, -jl^'" — iV" breit und sehr platt , kürzer, zäher und elastischer, als andere Muskelfasern ; siezeigen keine Querstreifen (haben keine gefaltete Hülle) , sind theils parallel und eng an ein- ander gedrängt zu grösseren platten Bündeln vereinigt, theils laufen sowohl sie als die Bündel divergirend, sich theilend und schräg sich kreuzend und durchflechtend , nach verschiedenen Richtungen und lassen Zwischenränme, welche von feinem, meistens fettlosem Zellstotfausgefüllt werden ; dieser bildet auch dünne Schichten zwischen gan- zen Lagen dieser Muskelfasern und überzieht hautähnlich die von ihnen gebildeten mus- kulösen Organe, so dass das Perimysium derselben uicht eine so regelmässig röhren- förmige Anordnung hat, als das der Muskeln mit quergestreiften Fasern. Ger her nimmt 3 Arten von Muskeln an: 1) organische oder unwi 11k ii h rli ch e Muskeln; sie bestehen im Allgemeinen aus zarten gelbrötlilirhen, durchscheinenden Fäden (cylindrischen, massiven), mit sehr schwachen Grenzlinien, welche einzeln, cylindrisch, zu Bündein vereinigt, platt oder prismatisch sind, je nachdem sie im Bün- del neben und zwischen andern liegen und sich durch gegenseitige Berührung flach be- grenzen. Die Fäden verlaufen seltener gestreckt und zu runden Bündeln vereinigt, gewöhnlich sind sie wellenförmig gebogen oder selbst gekräuselt und zu platten Strängen verbunden; bei einem hohem Grade von Starrheit sind sie oft unregelmässig und kurz — 294 — Textur des gebogen, so dass sie dadurch ein eigentümliches eckiges Ansehen erhalten. Die Muskelge- .Stränge und Bündel öffnen und schliessen sich unter Schleimhäuten geflechtartig und vebes. bilden Maschen , in welchen Schleimdrüsen liegen, oder sie umgehen diese auch schlin- genförmig. Die organischen Muskeln stehen mit dem sympathischen Nerven in Verbin- dung und werden daher, vom Bewusstsein und Willen unabhängig, durch innere Bedürf- nisse zur Bewegung bestimmt, welche hier rhythmisch wechselt, dort krampfhaft ver- harrt, oder vom Zufall abhängig, unregelmässig erfolgt. Sie sind in der Regel blassroth gefärbt, feinfaserig, weich, durchscheinend und haben eine tiefe Lage im Körper, werden von graulichen, weichen Nerven, die grösstentheils Bewegungsnerven sind, und von Blutgefässen, die meistens zwischen den Fäden und Bündeln verlaufen, massig versorgt. Sie sind für mechanische Reize empfänglicher, als für chemische, und in der Regel nicht mit Sehnen verbunden. — 2) Die thierischen, willkü hrli chen Muskeln haben nach ihm als Elementartheilchen, wie vorher schon erwähnt wurde, sehr feine Körnerfasern und die längsgestreiften, jedenfalls mit einer von longitudinalen und spiralförmigen Zellstofffäden gebildeten Scheide umgebenen Primitivbündel, welche sie zusammensetzen, zeigen Ojierstreifen und bisweilen kurze wellenförmige Biegungen, oder es erheben sich abwechselnd in mehr oder weniger regelmässigen Abständen breite Querrunzeln. Diese Muskeln sind um so stärker roth gefärbt und die Bündel um so fei- ner und fester, je kräftiger, älter und geübter sie sind; ihre Bündel durchkreuzen sich selten, sondern sind parallel angeschlossen; sie sind weniger durchscheinend als die organischen Muskeln und lassen sich leichter als diese in secundäre und primäre Bündel trennen; ihre Nerven sind Zweige der Cerebro- Spinalnerven und dem Willen unter- than — 3) Die Muskeln mit gemischter Bewegung (willkührlicher und unwill- kührlicher) kommen morphologisch mit den willkührlichen überein, und besitzen Quer- streifen auf ihren Primitivbündeln. Bruns nimmt auch ausser den ächten, quergestreiften, gegliederten oder zusam- mengesetzten Muskelfasern (willkührlichen) , noch eine 2te, gleichsam unentwickeltere Form derselben an, welche ungegliedert oder nicht quergestreift, sondern einfach, cylindrisch, mehr oder minder plattrundlich, gelblich und äusserst feinkörnig erscheint, nur zuweilen mit einer undeutlichen Längenstreifung. Das Vorkommen dieser ein- fachen Muskelfasern ist auf ganz bestimmte Organe beschränkt, wie es scheint, im All- gemeinen auf solche, die sich ursprünglich aus dem Schleimblatte der Keimhaut hervor- gebildet haben. Sie finden sich: in der Muskelhaut des ganzen Darmkanals von der Cardia bis zum After, in den Ausführungsgängen der grössern Drüsen, an der Wandung der Urinblase, der Vagina, des Uterus und der Muttertrompeten. Nach Henle, von dem die neuesten Untersuchungen des Muskelge- webe'* webes herrühren (s. dessen allgemeine Anatomie), stimmen die, gegen Galvanis- glatte u. ge- mus ^er das leimgebende contraktile Gewebe nicht zur Contraktion reizt) empfind- Muskelfa- liehen Muskelfasern zumTheil, wie es scheint, mit dem contraktilen Bindegewebe sein. (Zellgewebe), zum Theil mit den granulirten Fasern der Gefasshäute, die auch contraktil sind (s. bei Gefässen), überein, zum Theil zeigen sie eigenthümliche, von beiden abweichende Formen, und darnach unterscheidet Henle 3 Arten von Muskelfasern, von denen die beiden erstem glatte, die letztern gestreifte sind. 1) Muskelfasern mit dein Charakter des Bindegewebes. Zu ihnen gehört vielleicht das contraktile Gewebe der Iris und die Häute der Lymphgefässe (die sich nach Miiller's Beobachtungen auf galvanische Reizung verengen). In ersterer, de- ren Gewebe in chemischer Hinsicht mit dem Muskelgewebe ganz übereinstimmt, findet Henle ausser Gefässen, Nerven und Pigmentzellen, nichts als Bündel von feinen, glat- ten, wellenförmig gebogenen Fibrillen, ganz wie Zellgewebsbündel; sie sind leicht !von einander zu trennen und mit zahlreichen, kleinen, in die Länge gezogenen Zellenkernen bedeckt. Krause fand nur Zellstofffasern in der Iris; naeh Valentin stimmen die eigen- tümlichen Fasern derselben, welche vom Bindegewebe durchflochten werden, mit den nicht gestreiften Muskelfasern anderer Theile vollkommen überein (s. bei Iris). 2) Muskelfasern mit dem Charakter der Fasern der [mittlem Ar- terienhaut. Diese Art, die man auch mit dem Namen der glatten, ungeglieder- ten, organischen und u n w illkü lirlichen belegt hat, gehört hauptsächlich den Eingeweiden (nicht aber dem Herzen, wie man früher glaubte, ehe Krause, Lauth und Wagner die Querstreifen an dessen Muskelfasern entdeckten) an und findet sich im Darmkanale, von der untern Hälfte der Speiseröhre bis zum After, in den Ausfiihrungs- gängen der gross er n Drüsen, an der Urinblase und den Ureteren, im Samenleiter und Samenbläseben, an der Trachea und den Bronchien. Von diesen Fasern sagt Henle: „zerlegt man die Muskelhaut des Magens etc. so weit als möglich in Fasern, so finden sich ähnliche, oft sehr lange Plättchen, wie in der Ringfaserhaut der Arterien und der Längsfaserhaut der Venen, mit denselben Kernen und derselben Unibildung der Kerne zu dunklen Streifen; über die Mitte des Plättchens zieht der Länge nach bald nur ein längerer oder kürzerer und verhältnissmässig breiter , an den Enden zugespitzter gelb- licher, körniger Fleck, bald ein langer und schmaler, feiner dunkler Strich, bald eine unterbrochene Reihe feiner Pünktchen. In wenigen ist der Kern spurlos verschwunden, zuweilen verräth s;ch der ehemalige Sitz desselben durch eine Anschwellung. Ausser diesen Plättchen, die in der Nähe der serösen Oberfläche am häufigsten sind, erhält mau einzelne Fragmente von breiten, sehr platten, steifen Fasern. Diese liegen in der Muskelhaut einander meist parallel, in grösserer oder geringerer Zahl zu Bündeln ver- eint; selten gehen sie durch schiefe Anastomosen in einander über. Zwischen und über ihnen liegen die Kernfasern, welche oft ein ähnliches Netzwerk zusammensetzen, wie die Kernfasern der mittlem Arterienhaut, in andern Fällen, ohne Aeste abzugeben, — 295 — gleich den Kernfasern des Zellgewebes geschlängelt zwischen platten und granulirten Textur des Fasern verlaufen. Immer sind sie viel heller, zarter und weniger zahlreich als in der Muskelge- Gefässliaut. Essigsäure löst die granulirten Fasern auf und lässt die Kernfasern übrig. wehes, Die granulirten Fasern des Magens und Darmes zeigen häutig schon eine undeutliche Al)theilung in feinere, steife und parallele Fibrillen , die der Ureteren nähern sich da- gegen, besonders . gegen die Nieren hin, den Zellgewebsbiindeln, indem sie aus dem geraden Verlaufe in einen wellenförmig geschlängelten übergehen und ebenfalls in fei- nere Längsfibrillen sich spalten. Die Breite der granulirten Muskelfasern beträgt 0,0024 — 0,0036'", die Breite der Fibrillen etwa 0,0008'". — Lieber diese glatten Fasern herrschen übrigens deshalb so sehr verschiedene Angaben, weil bald ihre wahren Elemente (granu- lirte Primitivfasern oder Bündel), bald die Kernfasern, bald endlich die feinsten Fi- brillen, in welche die Primitivfasern , wiewohl selten, zerfallen, gesehen worden sind. Von allen, ausser Valentin , wurde die netzförmige Verflechtung und die Häufigkeit der Anastomosen in den organischen Fasern behauptet, was aber nur in Beziehung auf die seeundären Bündel oder auf die Kernfasern richtig ist. Valentin, welcher den Dm. der glatten Faser zu 0,0018'" angiebt und die Längsstreifen an derselben bemerkte, schliesst daraus, dass sie aus Primitivfäden bestehe und schreibt ihr auch einen centralen Kanal zu, der aber nach Henle wohl nichts anderes, als die Kernfaser ist. 3) Muskelfasern mit Querst reifen (sich charakterisirend durch Fasern mit scharfen Längsstreifen, gelbröthliche Färbung, winklicher und zickzackförmiger Kräuselung und Querstreifung), auch gegliederte, variköse, animalische ge- nannt, kommen in den willkührlichen, rothen und deutlich faserigen Muskeln und im Herzen vor. Ihre isolirten Primi tfvbündel zeigen unter dem Mikroscope entweder einen geraden oder gekräuselten, selten spiralförmig gewundenen Verlauf. Die ein- zelnen Biegungen der gekräuselten Fasern sind meistens in scharfen Winkeln gegen einander abgesetzt, zickzackförmig; die Winkel der Zickzackbiegung sind mehr oder weniger spitz; die Länge einer Linie zwischen beiden Schenkeln einer Zickzackbiegung beträgt 0,009 — 0,016'", -die Länge eines Schenkels im Mittel 0,0047"'. Die Breite der Primitivbündel ist sehr wechselnd , die meisten haben 0,005 — 0,006'", doch kommen Bün- del bis zu 0,0176'" und von nur 0,002 — 0,003'" Breite vor. Nur die kleinsten nähern sich der cvlindrischen Form, die grössern sind platt, doch nie so platt, wie die ungestreiften Muskelfasern. Die grössern Primitivbündel sind durch dunklere, häufig aber unter- brochene Längsstreifen wieder in schmälere Bündel unvollkommen abgetheilt. Viele und namentlich die feinern Primitivbündel, doch nicht alle, haben eine von_ dem faserigen Inhalte zu unterscheidende, strukturlose und schwach grauulirte, membranöse Hülle, welche ohne alle Regel vorhanden sein und fehlen kann und di- luirter Essigsäure etwas länger widerstellt, als der Inhalt, der bald hell davon wird und nach Henle. aufquillt. Oft'ist die Oberfläche eines Primitiv bü ndels mit einzelnen, mehr oder minder zahlreichen Zellen kernen bedeckt (aufgereihtes Epi- thelium, nach Schwann; formalib granulosa, nach Rosenthal), welche durch Behand- lung mit Essigsäure deutlich werden; sie sind entweder breit, längsoval, mit Kernkör- perchen versehen, oder in längere oder kürzere , schmale, an beiden Enden zugespitzte Streifen ausgezogen, die halbmondförmig gekrümmt oder geschlängelt sind, oder sie sind endlich in Reihen von 3—6 kleinen dunklen Körnchen umgewandelt. Die Kerne liegen bald ganz vereinzelt, bald alternirehd oder einander gegenüber an den Rändern gestellt, bald auf der Fläche der Bündel; meist liegen sie gerade, der Längenaxe parallel, zu- weilen aber auch schief und quer. Stehen einzelne gerade gegenüber , so setzen sie sich mitunter durch feine Fäden mit einander in Verbindung und stellen äusserst feine und gestreckte Streifen dar. Von einem Uebergange derselben in längere, wellenförmige, ästige oder gar spiralförmig verlaufende Fäden hat sich Henle bei Menschen und Säuge- thieren nicht üherzeugen können (wohl aber beim Frosche), obgleich die verlängerten Kerne öfters Einschnürungen am Rande machen, indem sie von der einen Fläche schief aufsteigend sich um den Rand herumschlagen. Henle hält es für wahrscheinlicher, dass diese Kerne der Hülle angehören und nicht den Primitivfasern, denn man sieht sie nie in der Tiefe der Bündel, sehr häufig dagegen am Rande vorragen und sie haben oft eine schiefe und quere Richtung, während die Primitivfasern immer nur einander parallel und longitudinal verlaufen. — Die Streifung der Bündel, welche sowohl quer über dieselben als auch in 1 ongit udin ale r Richtung, und vorherr- schend bald in der einen, bald in der andern Richtung hinzieht, zeichnet diese animali- schen Muskelfasern von den frühern beiden Arten und vor allen andern Geweben aus. Nur in dem Herzen trifft man, besonders in der Nähe der innern und äussern Oberfläche, Bündel an, welche nur einfach schwachkörnig, wie die glatten Muskelfasern, dabei aber wellenförmig gekräuselt sind, wie Zellgewebsbiindel, und so gleichsam zwischen bei- den in der Mitte stehen. Andere kommen im Herzen und zuweilen auch in den Muskeln des Stammes vor, welche ein mehr feinkörniges Cnntentum zu haben scheinen, dessen Körner oder Pünktchen aber nicht in bestimmten Linien geordnet sind. In vollkommen ausgebildeten Muskeln aber, wie die grosse Mehrzahl der Muskeln des Stammes ist, fehlen die erwähnten Streifen nie und nur das Verhältniss der Längsstreifung zur queren ist abwechselnd, so dass beide im umgekehrten Verhältnisse der Deutlichkeit stellen. Die einfachen und geraden, einander parallel laufenden, etwa 0,0006'" von einander entfernten und durch die ganze Dicke des Bündels gehenden Längsstriche sind nichts Anderes, als die Grenzen der Primitivfasern. Als Bündel mit sol- chen Längsstrichen reihen sich solche , in denen diese Streifen nicht einfache Linien, sondern wie aus dichten Reihen dunkler Pünktchen zusammengesetzt sind. Jetzt neh- men die Pünktchen an Breite zu und die Quer s t reif un g gewinnt die Oberhand. Wenn die Pünktchen regelmässig in Reihen neben einander liegen, so gehen die Querstreifen über das ganze Bündel ; oft nehmen sie aber nur einen Theil desselben ein, oft sind sie in ihrem Verlaufe mehrmals abgesetzt und unterbrochen; sie können eine schiefe oder wellenförmige Richtung haben und können endlich ganz undeutlich werden, wenn die — 296 — Textur des Pünktchen , obgleich der Länge nach regelmässig gereiht, der Breite nach nicht auf Muskelge- einander treffen. Regelmässig über und neben einander geordnete Pünktchen lassen sich webes, aber sowohl in longitudinaler, als querer Richtung verfolgen. Die Entfernung der Quer- streifen von einander beträgt im Mittel 0,000G"', und sie gehen ebenso wie die Längs- streifen durch die ganze Dicke des Bündels, gehören also nicht der Scheide an; aucli hat sie Henle oft noch an dem aus der Scheide hervorgequollenen Inhalte erkannt. — Durch Maceration und gelinden Druck zerfallen die Bündel der Länge nach in Primi- tivfasern von 0,OÜO(i'" Breite; diese haben an der Seite des Schattens dicke, dunkle Contouren, welche wellenförmig gebogen oder abwechselnd schmäler und breiter sind (variköse Fibrillen nach Schwann). Wo nur wenige Fasern zusammenliegen, zeigt sich, dass die dunklen Pünktchen, aus welchen die Querstriche zusammengesetzt sind, jedes- mal an der Grenze je zweier Fasern und zwar durch die breiteren, dunklen Stellen der Ränder gebildet werden. Je nachdem nun der Fncus verändert wird, erstrecken sich die Schatten der Contouren über die ganzen Fasern und sie erscheinen entweder hell und dunkel gestreift, oder aus dicht an einander gereihten, glänzenden Kügelchen ge- bildet oder endlich aus isolirten, feineren, ganz dunkeln Pünktchen zusammengesetzt, die durch schmälere und hellere Fasern an einander gereiht sind. Wir finden uns also fast an der Grenze der Zuverlässigkeit unserer optischen Hülfsmittel, und nur die Un- beständigkeit der Querstreifen und der unmittelbare Uebergang gerader Fasern in vari- köse , sowie die Erscheinung feiner Querstreifen am Zellgewebe, wenn es nach Behand- lung mit Essigsäure aufzuquellen und sich zu runzeln anfängt, sprechen dafür, dass die Erscheinung von Kügelchen jeder Art auf einer optischen Täuschung beruhe und ihren Grund nur in feiner Kräuselung der Primitivfasern habe, wodurch es geschieht, dass immer nur einzelne Strecken im Eocus liegen und die andern zerstreut gesehen werden. — Es kommen auch Primitivbündel vor, an denen die Längsstreifen ganz unmerklich (höchstens durch dunklere, in grösseren Abständen verlaufende, furchen- artige Linien angedeutet), die Querstreifen dagegen auffallend deutlich nach Henle. un d scharf sind und ilire Entfernung von einander doppelt so weit als die frühere und die Dicke der Primitivfasern ist. Diese Querstreifen er- scheinen je nach der Beleuchtung als breite dunkle Linien auf hellem Grunde oder umgekehrt, nie als Reihen von Kügelchen. Diese Art von Streifen scheint auf die Ober- fläche des Bündels beschränkt; am Rande des Bündels entsprechen den dunkeln Streifen mehr oder weniger tiefe Einschnürungen. Mehrere Umstände sprechen dafür, dass diese Primitivbündel, wenn sie auch im Innern längsfaserig sind, doch aussen von breiten, ring- oder spiralförmigen Bändern umsponnen werden und zwar so, dass in der Regel die einzelnen Windungen des Bandes einander genau berühren und keinen Zwischenraum lassen; doch könnten vielleicht in diesen Bündeln die Primitivfasern nur aufs Aeusserste gekräuselt sein. — Von der Existenz des von Jacuiiemin, Skey und Valentin beobach- teten Kanals in der Axe der Primitiv-Mnskelbündel konnte sich Henle nicht mit Be- stimmtheit überzeugen, doch hat er an Muskelbündeln, namentlich des Herzens, häufig Erscheinungen beobachtet, die für die Existenz einer eigentliümlichen Axen - oder Marksubstanz zu zeugen schienen. Nur möchte er noch in Frage stellen, oli diese Mark- substanz sich in allen Muskelbündeln beständig gesondert erhalte oder ob sie nicht durch die faserige Rindensubstanz nach und nach verdrängt werden könne. Die Primitivbündel der gegliederten Muskeln und häufig auch die Primitivfasern der ungegliederten ("was man bei den letzteren als Elementarfaser ansieht, entspricht einem Primitivbündel der ersteren) treten, indem sie sich der Länge nach an einander legen, zu seeundären Bündeln zusammen, welche in der Regel prismatisch, aber ziemlich plattgedrückt, und grösstenteils -J — \'" breit sind. Jedes dieser Bündel hat eine feine, aus Zellgewebe gebildete Scheide, die sich beim Kochen zu Leim auflösst. In dieser Scheide verbreiten sich zahlreiche Gefässe und Nerven und dringen von |da in capillaren Aesten in die Zwischenräume der Primitivbündel, niemals aber ins Innere derselben. In den grösseren Muskeln des Stammes liegen auch die seeundären Bündel der Länge nach an einander. Festere Zellgewebsscheiden verbinden wieder eine Anzahl geeundärer Bündel zu stärkeren, meist dreiseitig prismatischen Fascikeln, von 2'" Breite und mehr. Endlieh werden durch die Muskelbündel theils cylindrische oder der cylindri- schen Form sich nähernde, solide Massen gebildet, die eigentlich sogenannten Muskeln, theils membraivöse Ausbreitungen, Muskelhäute, die entweder in flacher Schicht Höhlen abgrenzen oder zu Röhren geformt sind und Kanäle umgeben. In den meisten Muskeln (willkülu-lichen) kommen nur parallel geordnete Bündel von varikösen Fasern vor; in der Zunge und im Herzen sind seeundäre Bündel variköser Fasern auf mannichfache Art verflochten, und im Herzen gehen selbst seeundäre Bündel durch Anastomosen in einan- der über. In der Muskelhaut des Magens und der Blase verbinden sich die glatten Bün- del zu Fiiscikeln und verflechten sich dann unter einander, durch beträchtliche Bindege- webeschichten zugleich isolirt und verbunden, In den übrigen Muskelbäuten ist die Menge des Bindegewebes gering und dasselbe fehlt in den Aiisführungsgängen gänzlich (s. diese Theile). — Es scheint, dass in den gestreiften Muskeln jedes Primitivbündel continuirlich von einem Ende zum andern verläuft, auch ist zu vermuthen, dass in den glatten Muskeln, wo nur selten einzelne sich zuspitzende und anastnmosirende Fasern vorkommen, die lnngitudinalen Fasern zum grossen Theil continuirlich, die zirkelfürmi- gen ringförmig geschlossen oder spiralig verlaufen. b. Die Querstreifen, welche sich an denfibrae wusculares der willkührli— chen Muskeln und des Herzens mehr oder weniger deutlich zeigen und zuerst von IfooA- (1G78) und Leeuwenhoek beobachtet wurden, sind ebenso wie der Bau der Fibrillen Gegenstand vou vielen Untersuchungen und den verschiedenartigsten An- sichten geworden , welche letztere sich meist nach dem Urlheile über die Struktur der Fibrillen richlen. Häufig werden noch jetzt die Querstreifen mit den [feinen — 297 — knieförmigen Einknickungen der Primitivbündel verwechselt, welche Zickzackbie- Textur des gungen darstellen, die nach Herde bei schwächerer Vcrgrösserung leicht wie Quer- ^e^6" runzeln erscheinen, und schon durch Fontana als verschieden von den Querstreifen angeführt werden. — Für Runzeln oder Falten in der Zellscheide der Faser sehen alle diejenigen die Querstreifen an, welche nur glatte Fasern annehmen, wie Treviräms, Krause, Wagner, Rerres, Prevost und Turpin, für Runzeln der Fasern hält sie Ficinus. Als spiralförmige Verdickungen der Zellenwand , ähnlich den Spiral- fasern der in die Länge gezogenen Pflauzenzellen , erklärt sie Raspail; fürring- oder spiralförmige , die longitudinalen Fasern umspinnende Bänder halten sie SAey, Mandl, Gerber; Henle vielleicht aber nur bei den Fasern, an welchen sich die Längsstreifen ganz undeutlich und die Querstreifen sehr scharf und weit von einander abstehend zeigen, sonst schreibt er sie der feinsten Kräuselung der Primitivfasern zu (s. vorher Henle's Beschreibung der Muskelfaser). — Lauth, Jordan, Schicann, Müller, Valenlfn, Gerber und Bruns lassen die Querstreifen durch das regelmäs- sige Aneinanderlegen der Varikositäten oder Körnchen entstehen. Gegen die An- sicht, dass die Querstreifen blos in der Scheide ihren Sitz haben, sprechen die Be- obachtungen Heule's, dass die Scheide der Fasern nur unregelmässig vorhanden und so fein ist, dass sie, so lange die Muskelfasern in derselben eingeschlossen sind , unmöglich wahrnehmbare Runzeln bilden kann ; dass ferner die Querstreifen durch die ganze Faser gehen und auch noch an dem aus der Scheide hervorgequolle- nen Inhalte zu bemerken sind. Für das Entstehen der Querstreifung , so wie für das des sowohl varikösen, als körnigen Ansehens der Primitivfasern, durch feine Kräuse- lung derselben hervorgerufen , spricht dagegen : die Unbeständigkeit der Querstrei- Ansichten fen und der unmittelbare Uebergang gerader Fasern in variköse ; die Erscheinung über die feiner Querstreifen an Zellgewebsfasern , wenn sie nach Behandlung mit Essigsäure ftue^tr??fen aufzuquellen und sich zu runzeln anfangen ; das allmälige Undeutlichwerden der fas"esr.e " Querstreifen , wenn nach der Durchschneidung der Nerven die Reizbarkeit des Mus- kels nach und nach schwindet, und das gänzliche Verschwinden dieser Streifen an vollkommen gelähmten Muskelfasern. Henle vermuthet, dass sich die gerade Pri- mitivfaser in grösserem und geringerem Grade wellenförmig und selbst spiralig auf- rollen kann, die Querstreifen wären alsdann die Folge der leisesten Contraktion, aufweiche zunächst die feine und dann die gröbere Zickzackbiegung folgen würde. Ueher die (Jue rst reif en berichtet Krause Folgendes: die Hülle der (animali- schen) Muskelfaser zeigt zahlreiche Querfalten , welche Lei nicht sehr starker Vergrösse- rnng als hellere und dunklere Streifen erscheinen; sie laufen einfach gekrümmt oder in &' förmiger Biegung beinahe quer oder etwas schräg und zwar, wie es scheint, in Spiralen um die Muskelfaser, u. stehen sehr nahe beisammen, so dass der hellere Streifen oder die Falte breiter sich darstellt als der dunklere Streifen oder der Zwischenraum zweier Fal- ten. Indessen verhält sich ihre Breite und ihr Abstand nicht in allen Muskeln und nicht in allen Fasern desselben Muskels immer gleich; meistens messen ein heller und ein dunkler Streif zusammen -9|„'" — ■;},»'"• An den Rändern isolirter Muskelfasern erkennt man zuweilen sehr deutlich die von den Falten bewirkten und den dunklen Streifen ent- sprechenden Einkerbungen, welche schmäler sind als die TäVir'" — ToVff"' breiten helle- ren erhabenen Falten. Bei partiellen Zerstörungen der Hülle sieht man die Falten bis zu der Glänze der Verletzung und innerhalb der letzteren die nackten Fibrillen ohne Querstreifen. Zuweilen vermisst man die Falten gänzlich und die Muskelfaser er- scheint in einer grössern oder geringem Strecke ganz glatt oder unregelmässig granulir.t ; durch Dehnung der Fasern erhalten die Falten eine unregelmässige, oft unterbrochene Richtung und verschwinden nicht selten bei stärkerer Dehnung. An einigen besonders dünnen Muskelfasern (z. B. des Herzens) sind die Falten weniger scharf und deutlich, kürzer und von mehr unregelmässiger Richtung, wobei die Fasern ein unregelmässig gra- nulirtes oder punktivtes Ansehen darbieten, die einzelnen Fibrillen derselben aber glatt erscheinen. — Schwann beweisst das Entstehen der Querstreifen durch das Aneinan- derlegen der dunklen Punkte (Anschwellungen) der Primitivfasern durch folgende Be- obachtungen; 1) ihre Entfernung stimmt vollkommen mit einander überein. 2) Zuweilen trennen sich am Ende eines macerirten Muskelbündels die Primitivfasern in der Breite von einander, ohne sich in der Länge zu verrücken. Man sieht dann Querstreifen an die- sem ausgebreiteten Stücke, welche oben so weit von einander entfernt sind, wie die Quer- streifen des übrigen Bündels, aber von dunklen Punkten gebildet werden, die sich ein- zeln deutlich unterscheiden lassen und nicht mehr zusammenhängen. 3) Verrücken sich die Primitivfasern der Länge nach, so erscheint die Faser nicht quergestreift, sondern punktirt, weil in der queren Richtung die Reihe der, übrigens der Länge nach noch regelmässig stehenden, dunklen Punkte unterbrochen ist. — Bruns sah öfters auf dem- sellien Sehfelde des Mikroscops mit einem Blicke theils zahllose, isolirte Kügelchen der Primitivfäden, theils der Länge nach zu 2—5 und mehreren zu einem Primitivfaden an einander gereihte Kügelchen, theils Stückchen von Muskelfasern, deren sämmtliche Primitivfäden noch dicht neben einander lagen und nur an dem einen oder andern Ende aus einander wichen, und dort isolirt ihre variköse Form erkennen Hessen, so dass man sich durch diese allmäligen Stufenfolgen auf das Bestimmteste davon überzeugen — 298 — Textnr des konnte, dass nicht allein die Primitivfäden eine knotige, variköse Beschaffenheit ha- Muskelge- ben, sondern dass auch die hellen Querstreifen der Fasern nur dadurch hervorgebracht wehes. werden, dass in sämmtlichen zusammengehörenden Fibrillen einer Faser die einander entsprechenden Anschwellungen zu fortlaufenden Querlinien an und neben einander ge- lagert sind. — Gerber sagt: „stehen die Körner der angeschlossenen Primitivfasern in Querreihen geordnet und werden zugleich die gemeinschaftlichen queren yerbindungs- linien dadurch zu Furchen, dass die pomeranzenförmigen Körner in den zusammengezo- genen Primitivbündeln mehr vorstehen, oder dass die Primitivcylinder zu varikösen Fa- sern werden, so erscheinen die Fasern mehr oder weniger regelmässig quergestreift. Diese Verhältnisse scheinen tiefer im Primitivbündel und zwar schon unter den periphe- rischen Primitivfasern nicht mehr dieselben, oder wenigstens so weit modificirt zu sein, dass sehr oft die Querstreifen von einer runzlichen Bündelscheide herzurühren scheinen, denn, wenn durch zufälliges Abstreifen der äussersten Primitivfasern die unterliegenden a , . entblösst werden, so erscheinen diese cylindrisch und das Bündel an der Stelle längsge- tyuerstrei- streift und man glaubt die Lücken einer stellenweise quer oder der Länge nach abge- ten" streiften, quergeringelten Hülle zu sehen (dieser Anschein entsteht nach Henle wenn die Querstreifen nicht über das ganze Bündel weggehen, sondern einzelne Flecken einneh- nehmen). Auch am Ende eines abgerissenen Bündels grenzen sich die peripherischen Fasern von der innern, mehr pulpösen Substanz oft so scharf ab, dass das Dasein einer derbem quer gestreiften Hülle kaum bezweifelt werden kann. Für die Annahme der, und zwar von spiral um die Bündel gewundenen Zellstofffäden gebildeten, Scheiden spricht ferner die Beobachtung von Spiralfäden um die frischen Primitivbiindei bei Hun- den. Dessenungeachtet besteht die vermeintliche Scheide (peripherische Primitivfasern) entschieden aus Körnerfasern (die Körner sind nach Henle wahrscheinlich nur optisch), welche aber möglicherweise in 2 Richtungen, nämlich quer und der Länge nach trennbar sind, je nachdem die neutrale Verbindung der Körner in der peripherischen Schicht durch die Bindesubstanz, bald parallel mit der Längsaxe des Bündels, bald quer inniger ist, und so lässt sich auch ganz natürlich die grosse Verschiedenheit zwischen zuweilen nachbarlichen Primitivbündeln in dieser Beziehung erklären. c. Die Scheide der Muskelfaser, vayimila fiforae mttseularis, wel- Muskelfa- c^e eme bestimmte Anzahl von JPrimitivfasern zu einem Primitivbündel vereinigt, ser-Scheide. wurde früher ohne alle vorhergegangene Untersuchung angenommen u. ohne Weiteres für eine zellige erklärt, aber erst später durch Ficinus und Valentin genauer verfolgt. Sie ist nach Schwann und Krause sehr fein und texturlos , und bildet nach letzte- rem quere Falten, nach Raspm'l aber spiralförmige Verdickungen, die sich als die erwähnten Querstreifen der willkührlichen Muskeln zu erkennen geben. Schwann und Valentin entdeckten später Kerne in der Scheide , welche dann auch von Pap- penheim und Rosen tfial gefunden und von ersterem als aufgereihtes Epithelium , von letzterem als formatio granufosa gedeutet wurden. Henle beschreibt sie als eine strukturlose , schwach granulirte membranöse Hülle , die aber keineswegs allen Pri- mitivbündeln (meistens den feinern) eigen ist und an Bündeln von derselben Stelle, ohne alle Regel andern einen vorhanden sein und au dem andern fehlen kann. In dieser Hülle zeigen sich (wie früher S. 295 schon ausführlicher erwähnt wurde) zahl- reiche Zellcnkerne, die bald vereinzelt, bald zu Kernfasern (s. S. 71 ) vereinigt vorkommen. (f. Ctcfässe und Nerven der OTugkelgubstanz. Die Muskeln erhallen eine grosse Anzahl von Gefässen und Nerven , welche sich in dem Zellgewebe , wel- ches die grössern und kleinern Faserbündel scheidenförmig umhüllt und mit einan- der verbindet, verbreiten. Erstere stehen stets hinsichtlich ihrer Grösse und Menge in geradem Verhältnisse zur Grösse des Muskels ; bei den Nerven ist dies nicht der Fall , hier richtet sich die Menge und Stärke derselben nach der Funktion des Mus- kels. So hat das Herz kleinere und wenigere Nerven als die übrigen Muskeln und die kleinen Augenmuskeln sind im Verhältnisse unter allen mit den grössten Nerven versehen. Die Arterien treten , meist schon in mehrere Aeste gespalten , aus den be- Gefässe des nachbarteu Stämmen an mehrern Stellen, sehr oft am mittlem Theile, in die Mus- Muskelge- kein, und zwar an ihrer innern Fläche und in verschiedenen Winkeln, ein; laufen we es" anfangs schief zwischen den Bündeln durch , und zertheilen sich baumförmig auf- und abwärts in dem zwischen den grössern Bündeln befindlichen Zellgewebe, worauf sich die in ein solches Bündel eingetretenen Zweige hier ebenfalls wieder baumförmig verzweigen. So dringen sie in immer feineren Verzweigungen bis zu den einzelnen Fasern, zwischen denen sie (niemals in ihnen) den Fasern parallel, etwas geschlängelt verlaufen , indem sie dieselben durch ihre queren und schrägen anasto- mosirenden Zweigelchen mit einem Capillarnetze von langestrecktenMaschen (Ihn g- lich- gitterförmiges, ple.rtts arleriosiis linearis nach Berresj umstricken, wel- ches stets die longitudinale Hauptrichtung beibehält. An den Sehuen sollen die — 299 — feinsten Aestchen blind enden oder schlingenfö'rmig umbiegen ; von der Muskelsub- Textur des stanz in die Sehnen soll sich kein Gefäss fortsetzen. Die feinsten Capillargefässe, ^sej,eg * die nur wenig grösser sind als die Blutkörperchen , sind aber immer noch dicker als die Muskelfibrillen. In den blassen muskulösen Organen , welche von glatten Mus- kelfasern gebildet werden, sind die Gefässnetze weniger dicht und oft einander kreu- zend nach der Richtung der sich kreuzenden Muskelschichten. — Die Ionen und Lymphgefässe fangen in der Tiefe des Muskels, an der Oberfläche der Fasern, Gefässe des- ebenfalls mit länglichen Netzen an und wenden sich bald auf dessen Oberfläche , um selben, sich hier zu grössern Stämmchen zu vereinigen ; von ersteren giebt es tiefe, welche mit den Arterien verlaufen, und oberflächliche, die einen eigenen vielfach ver- flochtenen Verlauf haben. Die Nerven, von welchen die Muskeln nur wenig sensible und sehr viele mo- torische besitzen , treten grösstentheils von oben nach unten , oder von hinten nach vorn, am obern Drittel oder Viertel des fleischigen Theiles in den Muskel ein und vertheilen sich (nach Valentin, Emmert , Burdach) anfangs ziemlich ünregelmäs- sig, doch tritt schon der longitudinale, den Muskelbündeln parallele Verlauf eini- germassen hervor. Die feinsten , mit blossem Auge eben noch sichtbaren Aeste treten nun, häufig in Begleitung der Gefässe, in die Zwischenräume der secundä- ren Muskelbündel und gehen hier lange Strecken fort, indem sie in Abständen, wel- gSS^n *', che mitunter ziemlich regelmässig sind, Reiserchen (von einzelnen oder 2 oder meh- reren Nervenfibrillen) abschicken, welche schief oder quer über die Fasern hinweg gehen, und sich, wie die grössern Zweige , häufig mit einander verbinden, sodass eine wahre Plexusbildung stattfindet. In den queren Endästen weichen die Nerven- fibrillen noch mehr auseinander und vereinzeln sich zuletzt völlig. Nachdem sie einen langem oder kürzern Weg quer über die Muskelfasern zurückgelegt haben, kehren nun die einzelnen Nervenfibrillen in weiten Bogen (deren Convexität meist nach dem Ende des Muskels, die Concavität nach dem Nervenstamme gerichtet ist) um , legen sich wieder an andere an und begeben sich mit diesen , eine Schlinge bildend, in den Nervenzweig zurück, von dem sie ausgegangen waren, oder in einen andern , der wenigstens ein Zweig desselben Nervenastes ist , vielleicht aber auch in ein Bündel , welches einem andern Aste angehört. Häufig treten einzelne oder gepaarte Nervenfäserchen zwischen 2 Muskelbündeln durch auf deren untere Fläche , setzen hier ihren Weg in derselben Richtung fort und kommen wieder zwi- schen 2 Muskelbündeln durch an die Oberfläche, oder sie erreichen auch schon an der untern Fläche einen Nervenast, an dem sie sich anschliessen. So enden also eigent- lich die Nerven gar nicht im Muskel , sondern es bilden die Nervenfibrillen (ähnlich den Blutgefässen) um die Muskelfasern unregelmässige Geflechte (Endplexus Va- lentin's) , Schlingen und Bogen (Endschlingen) , deren Zwischenräume weit grösser als die Maschen der Capillargefässnetze des Muskels sind. Der Durchmesser der Muskelnerven -Fasern, welche im Muskel feiner zu werden scheinen, fand Henle am häufigsten zwischen 0,004"' — 0,005'" (Das Ausführlichere über diese Nerven s. in der Neurologie). II. Eigenschaften des Muskelgewebes. A. Physikalische Eigenschaften. Die Muskelfasern sind sehr weich und im todten Zustande, besonders aber einzeln, leicht zerreissbar, dagegen zerreissen sie im Leben und in ihrer Verbindung mit einander sehr schwer; blos plötzliche und heftige Anstrengungen bewirken dann die Trennung, aber meist nur einzelner Fasern, nicht eines ganzen Muskels; auch erfolgt sie gewöhnlich an der Stelle, wo der fleischige Theil des Muskels in den sehnigen übergeht, seltener in der Mitte. Ausser dieser Festigkeit, welche aber geringer als die der Sehnenfasern ist und sich durch Krankheiten (besonders Blutverlust) bedeutend vermindern kann, kommt der Muskelfaser, vorzüglich der animalischen, während des Lebens noch ein ziemlicher Grad von Ausdehnbarkeit zu, die sich besonders bei langsam wirkender mechanischer Ausdehnung zu erkennen giebt. Hält 300 — Eigenschaf ten des Muskelge- webes. Farbe der Muskeln. Todten- starre. diese nicht zu lange an, so kehrt die Faser nach dem Aufhören derselhen zu ihrem frühern Volumen zurück, sie ist also auch elastisch. Doch können lebende Muskeln mittels ihrer lebendigen Zusammenziehungskraft auch der Ausdehnung bedeutend widerstehen und deshalb die Bänder an den Gelenken unterstützen. Während des Lebens befinden sich die Muskeln stets in einiger Spannung (Tonus; s. S. 289), denn quer durchgeschnitten ziehen sie sich zurück. Die Farbe der Muskeln, welche nach Alter, Geschlecht, Constitution und Gesundheitszustand sich etwas verschieden verhält, ist bei den animalischen eine lebhafte Röthe, die wieder um so dunkler, je kräftiger und gebrauchter der Muskel ist; eine blasse Röthe dagegen findet sich bei den organischen Muskeln. Die ein- zelne Faser besitzt aber nur ein gelbröthliches Ansehen. Die Ursache dieser Färbung liegt in einem, dem Blutrothe ganz gleichen und jedenfalls mit der Substanz des Muskels verbundenen Farbestoffe, nicht in dem Durchschimmern des Blutes der zahlreichen durchsichtigen Capillargefässe des Muskels , denn isolirte Primitivbün- del ohne Gefässe sehen ebenfalls etwas röthlich und Muskeln mit vielen Blutgefässen können ein bleiches Aussehen haben (wie atrophische Muskeln , bei der Bleich- sucht und bei Fischen); auch bleibt sich die Röthe gleich bei der Contraktion des Muskels , wobei doch die in ihm enthaltenen Gefässe gleichsam ausgedrückt werden, ferner bei Hemmung der Respiration, wo die ganze Blutmasse fast schwarz wird, endlich auch bei Verblutungen , wo Theile , denen die Gefässe ihr rothes Ausehen geben (wie Haut , Schleimhaut) , blass werden. Es scheint das Hämatiu des Blutes gleichsam in der Muskelsubstanz gebunden und von ihr assimilirt, weshalb die Muskeln auch um so röther erscheinen , je reicher das Blut an cruor ist. Todtenstarre, rigor mortis. Einige Zeit nach dem Tode erstarren die Muskeln, fühlen sich fester und dichter an, die Glieder werden dadurch steif und meist etwas flectirt (nach Nysten bleiben sie in der frühern Lage); diese Starre be- ginnt nach Sommer gewöhnlich am Halse und Unterkiefer, geht dann auf die oberen Extremitäten von oben nach abwärts, dann auf die untern Extremitäten über; seltener beginnt sie in den untern Extremitäten oder in beiden zugleich ; die darauf folgende Erschlaffung nimmt denselben Verlauf. Wird der schon in einem Theile ganz ent- wickelte rigor mit Gewalt aufgehoben, so befällt er diesen Thcil nicht wieder, wohl ist dies aber der Fall, wenn es während der Entwickelung desselben geschah. Er tritt nach Sommer nie schneller als 10 Minuten nach dem Tode , und nie später als 7 Stunden nachher ein ; seine Dauer ist im Allgemeinen um so länger , je später er ein- tritt, und dies findet bei ungeschwächten Muskeln statt, doch findet er sich auch bei gelähmten Muskeln und nach Zerstörung der Centraltheile des Nervensystems ein. Allgemeiner erscheint er um so früher, je schneller die Erregbarkeit des Muskels abnimmt. Bei Neugeboruen u. Greisen tritt der rigor im Allgemeinen schneller ein, ist nicht so stark und verschwindet früher. Sommer beobachtete in "vieles Fällen, dass er schon vor der vollkommenen Erkaltung und zuweilen schon eintritt, wenn die Wärme sich noch erhält. Sowohl in der Luft wie im Wasser befällt er die Lei- che , doch ist er im Wasser vou 0 — 15° stärker und länger, als in der Luft von glei- cher Temperatur. Dass der Sitz der Todtenstarre in den Muskeln ist, beweisen Nysten und Sommer dadurch, dass sie auch nach Durchschueidung der Haut und Bänder bleibt und erst nach Durchschneidung der Muskeln verschwindet, welche letzteren aber trotz dem fest und rigid bleiben. Die Ursache derselben suchen Or- fila, FSeclard und Treviranus in Gerinnung des Blutes und Müller neigt sich eben- falls zu der Ansicht, dass sie in der Gerinnung des Blutes und der Lymphe in den kleinem Gcfässcn ihren Sitz habe; allein es tritt nach Sommer ein starker rigor zu- weilen vor der Gerinnung u. bei unvollkommncr Coagulation ein, auch müssten dann andere nicht minder blutreiche Theile, z.B. Drüsen, eine ähnliche Erhärtung nach dem Tode zeigen. Sommer hält die Starre und Gerinnung für analoge Zustände und nennt die Gerinnung den Tod des Blutes, den rigor den Tod der Muskeln. Nysten leitet ihn von der organischen , Sommer von einer physikalischen Coutraktili- tät der absterbenden Muskelfaser ab. Burdach nennt ihn einen cigcnlhüinliehen, in der Thätigkeit des lebendigen Muskels gegründeten, zwischen dem Erlöschen le- bendiger Bewegungskraft und der chemischen Zersetzung mitten iuue liegenden — 301 — Akt. Jedenfalls muss man die Todtcnstarre für eine dem Muskelgewebe eigene, Eigenschaf- uicht blos durch die Coagulation des Blutes seiner Gefässe bedingte Erschei- jyiifskefge- nung halten. webes. B. Chemische Eigenschaften. Da im Muskel mit den Muskelfa- sern noch Zellgewebe, Fett, Sehnenfasern, Nerven und Blutgefässe in- nig- verbunden sind, so kann die Muskelsubstanz (von 1,0555 spezif. Gew.) in ihren einzelnen Elementen nicht ganz genau untersucht wer- den. Im Allgemeinen gehört die Muskelsubstanz zu den Geweben, wel- che sehr viel Wasser enthalten (mehr als -| ihres Gewichts), durch Ko- chen keinen Leim geben und deren essigsaure Auflösung von rothein Cyaneisenkalium gefällt wird. Sie verhält sich also, wie alle eiweiss- haltigen Körper, welche sich durch grössere Lebenseigenschaften aus- zeichnen, während die, welche mehr durch ihre physikalischen Eigen- schaften (wie Bänder, Sehnen, Knorpel) nützen und geringe Lebens- eigenschaften besitzen, vom rothen Cyaneisenkalium nicht gefällt wer- den. So lässt sich Muskelfaser leicht von der sehnigen und gelben ela- stischen Faser unterscheiden. Durch kochendes Wasser, Weingeist, Säuren, Chlorkalk und adstringirende Chemische Mittel schrumpft die Muskelsubstanz zusammen; bei einigen dieser Potenzen Eige,nschaf- geschieht dies dadurch , dass sie dem Fleische schnell einen beträchtlichen Theil sei- nes Wassers entziehen. In kochendem Wasser ziehen sich die Muskelfasern an- fangs zusammen und werden fester, nach längerer Zeit aber erweichen sie sich. In concentrirtcr Essigsäure lösen sich sowohl die Scheiden , als die Primitivfasern auf; in verdünnter Essigsäure quellen sie auf, werden brüchig und durchsichtig, wobei mitunter die. quere, mitunter die longitudinale Streifung hervortritt; die Kerne der Scheide bleiben dabei unverändert. In kohlensaurem Kali werden die Fasern fest und so ihre wellenförmig gebogene oder cylindrischc Form sehr deutlich. In der Luft geht das Fleisch eher in Fäulniss über, als es trocknen kann , wird weich und mürbe, und verbreitet einen sehr üblen Geruch; nur in kleinen Stücken lässt es sich austrocknen, wobei es 77 pr. C. an Gewicht verliert, hart, spröde, wenig durchscheinend, und heller oder dunkler braunroth wird, je nachdem es vorher mehr oder weniger vom Blute befreit war; leicht zieht es aber wieder Wasser aus der Loftan, erweicht und fault. — Durch längeres Einweichen von Muskclsubstanz im kalten AVasser , wodurch auch die Bündel und Fasern leichter in ihre Elementar- fasern zerfallen , lässt sich zunächst der Farbestoff ausziehen und aus der roth ge- wordenen Auflösung, welche sauer reagirt, fällt in der Hitze Cmor in rothbrau- nen Flocken und Eiweissstoff mit einer Säure verbunden nieder. Diese Säure ist Milchsäure (s. S. 57) und theils frei, theils an Alkali gebunden, und durch Alcohol auszuziehen. Die übrige, nicht gerinnende Flüssigkeit giebt beim Ab- dampfen ein gelbbraunes Extrakt, welches Berzelius Fleischextrakt nennt; über die Hälfte davon wird durch Weingeist aufgelöst und diese Auflösung giebt beim Ab- dampfen das Osmazom (Thouvenels Fleischextrakt); der in Weingeist nicht auf- lösliche Theil enthält: kohlensaures und phosphorsaures Kali und Natrum, einen Extraktivstoff, der dem Speichclstoff ähnlich ist, nach Berzelius aber in 5 verschie- dene Extraktivstoffe zerlegt werden kann ; ausserdem bemerkte hierbei Chevreul eine in Würfeln krystallisirte , weisse Substanz, welche ohne Geruch und Ge- schmack, in Wasser und Schwefelsäure, nicht in Weingeist löslich ist, in der Hitze Ammonium und Blausäure giebt, und welche er Kreatin nannte. Diese wird nach Braconnoi durch Schwefelsäure so zersetzt, dass sich eine neue Substanz, die Leuci?ie, erzeugt, welche den angenehmen Geruch der Fleischbrühe hat(s. Extraktivstoffe S. 58). — Der in kaltem Wasser unlösliche Theil der Muskelsubstanz ist weiss , wird beim Trocknen gelblich grau und ist leicht zu pulverisiren ; kochen- des Wasser zieht Leim (von dem beigemengten Zellgewebe und Sehnenfasern), Acther u. Fett aus , der übrigbleibende Theil istFaserstoff (s. S. 52). — Beider chemischen Analyse von 1GÜ Theilen frischem Ochsenfleische finden sich die folgen- — 302 — Eigenschaf, den eigentümlichen Substanzen der Muskelsubstanz , verunreinigt durch die Pro- Mifskefge- dukte' welche das Zellgewebe , die Blutgefässe und das Blut, die Lymphgefässe und ■webes. die Lymphe , die Nerven und das Fett liefern : Berzelius: Braconnot: Schlossberger : In kaltem Wasser unlösliche Stoffe . . . 17,70 18,18 17,5 2,20 2,70 2,2 Lösliches Eiweiss und Farbestoff Alcoholextrakt mit Salzen > . Wasserextrakt mit Salzen . . Albuminhaitiger phosphors. Kalk Wasser (und Verlust) . . . 1,80 1,94 1,5 1,05 1,15 1,3 0,08 . 77,17 77,03 77,5 100,00 100,00 100,0 C. Lebenseigenschaffen. Den Muskeln kommt ausser den allge- meinen, allen thierischen Theilen zukommenden Eigenschaften, noch Empfindlichkeit und Contraktionskraft zu. Die Empfindlichkeit, welche sie den in ihnen nicht sehr zahlreich verbreiteten Empfindungs- nerven verdanken, ist nicht bedeutend, denn für mechanische Verletzun- gen sind die Muskeln nicht besonders empfindlich, obgleich sie ein sehr feines Gefühl für die Zustände (Gemeingefühl,) haben, in welche sie durch die Contraktion versetzt werden. So empfinden sie deutlich Er- müdung, Krampf und messen durch die Kraft der Zusammenziehung die Schwere und den Widerstand der Körper, weshalb sie als der Sinn für Wahrnehmung der Schwere angesehen werden können. — Die Con- traktionskraft ist eine lebendige, den Muskelfasern eigenthümliche (vis viva insita musculorum), .aus ihrer Form und Mischung hervorgehende, "barkelt?" aber von den in ihnen verbreiteten Bewegungsnerven abhängige Fähig- keit (Muskelkraft, Muskelreizbarkeit, irritabilitas Hallen'), durch jedwede Art von Reizen, sowohl psychische, als mechanische, chemische und elektrische, zu Zusammenziehungen (ihrer Länge nach) bestimmt zu werden, wobei sie sich in der Richtung ihrer Fasern verkürzen, um hin- terher wieder zu erschlaffen. Diese Contraktilität äussert sich selbst noch einige Zeit nach dem Tode, sobald die Muskeln selbst oder ihre motorischen Nerven gereizt werden. Während des Lebens sind die Hauptreize für die willkührlichen Muskeln die durch den Willen ver- stärkte Nerveneinwirkung, für die unwillkührlichen wahrscheinlich das Blut. Dass die Muskelreizbarkeit durchaus vom Nervensy- steme abhängig ist, wird dadurch deutlich bewiesen, dass Muskel- portionen, aus denen die Nerven vollständig herauspräparirt sind, nicht mehr auf Galvanismus reagiren (v. Humboldt, Falentin), dass ferner die Trennung der Nerven vom Gehirn und Rückenmark nach kurzer Zeit Er- löschen der Muskelirritabilität nach sich zieht, dass endlich dieselben Stoffe, welche durch das Blut die Thätigkeit des Nervensystems beein- trächtigen (narcotica)) auch in örtlicher Berührung mit dem Muskel dessen Irritabilität aufheben, und dass Alles, was für die Muskeln Reiz ist, auch auf die sensiblen Nerven reizend wirkt und umgekehrt, was in diesen die Erregung mindert, auch auf die Muskeln lähmend wirkt. Demnach ist das, was man gewöhnlich Muskelreiz nennt (die Agentien, welche Contraktionen in den Muskeln hervorbringen), Nervenreiz, und die Differenzen der Muskeln in ihren physiologischen Energieen (je nach- dem sie willkührlich oder unwillkührlich, rhythmisch oder anhaltend sich — 303 — contrahiren) müssen also auch mehr in Verschiedenheiten der bewegen- Eigenschaf- den Nerven, als der Muskelfaser begründet sein. Muskefge- Bei der Zusammenziehung werden die Muskeln kürzer, dicker, fester und härter, und dieTheile, an welche sie mit ihren beiden Enden geheftet sind, werden einander genähert ; zugleich ist eine wellenförmige blitzschnelle Bie- gung (zickzackförmige) ihrer Bündel wahrnehmbar. Diese Contraktion dauert eine Zeit lang, dann ermüdet der Muskel gleichsam und seine Fasern strecken sich wieder. DieseExpansion ist aber keine aktive; auch sind lebende Muskeln, wie S.289u.300. erwähnt wurde, nie ganz erschlafft, denn sie sind beständig dem Principe der Ner- ven, auch im Zustande der Ruhe, ausgesetzt. — Die Ursachen, welche die Ver- kürzung eines Muskels bei der Zusammenziehung bewirken , können nach Müller dreierlei Art sein. 1) Eine zickzackförmige Biegung der Muskelbün- del, crispatio, ein Phänomen, was man an den sich contrahirenden Muskeln mit blossen Augen sehen kann. Prevosl und Dumas fanden, dass sowohl bei den glatten als gestreiften Muskeln die Bündel in der Ruhe gerade, unter der Reizung durch Galvanismus ziemlich regelmässig zickzackförmig gebogen sind. Die Spitzen der Beugungswinkel waren immer an derselben Stelle und zwar jedesmal da , wo von einem Nervenbündel , welches der Länge nach zwischen den Muskelbündeln lag, einzelne Fasern abgingen, um quer über die Muskelbündel zu verlaufen. Beider willkührlichen Muskelcontraktion folgen sich (nach Fict'nus, Valentin, Gerber) die Kräuselungen wie Wellen, welche über den Muskel herablaufen. Da also die Muskelfasern zwischen den Nervenschlingen verkürzt zu werden scheinen, so ist es wahrscheinlich, dass diese Stellen des Muskels, welche dem Einflüsse desNerven- princips vorzugsweise ausgesetzt sind , sich anziehen und dadurch die zickzackför- migen Biegungen hervorbringen. — 2) Eine Verkürzung der ganzen secun- . dären Fasern ohne Zickzackbiegung, die von Lauth bei Anwendung ge" ^eVcon- schwächerer galvanischer Reize bemerkt worden ist. Hierbei bietet die Oberfläche traktion der der Faser (primären Bündelchen , fibra), anstatt glatt zu sein , in ihrem ganzen Muskelfa- Umfange auf ihrer Scheide Querrunzeln dar, welche man ausserdem noch in den ser' im Zickzack gebogenen Fasern und ganz unabhängig von dieser letztern Krümmung bemerkt. Diese mindere Verkürzung schreibt Lauth der Contraktion der Primitiv- fasern zu und erklärt ihre Entstehung durch Annäherung der Kügelchen , welche die Fibrillen bilden. Müller, welcher ebenfalls diese secundären Querstreifen beobach- tete, glaubt, dass sich diese Art der Zusammenziehung von der zickzackförmigen darin unterscheidet, dass die Faser keine abwechselnden Biegungen macht, sondern dass die primitiven Fasern zwischen 2 secundären Querlinien aus einander weichen und eine bauchige Erweiterung bilden. Es könnte sich also ein Bündel von Fasern auf doppelte Art verkürzen : a. durch abwechselnde Biegungen des ganzen Bündels, wobei dieFasern in denBiegungen parallel bleiben ; und dies findet bei der sichtbaren Verkürzung der grössern Bündel statt, und b. durch bauschförmiges Auseinander- weichen der Fasern des Bündels zwischen aliquoten Quertheilungen des Bündels. Henle hält die Erklärung des von Lauth beobachteten Phänomens für irrig, da die Scheide der Muskelfaser so fein ist , dass sie , so lange die Fibrillen in derselben ein- geschlossen sind, unmöglich wahrnehmbare Runzeln bilden kann. "Was Lauth dafür hält , müssen entweder die Querstreifen der Fasern oder feinere Zickzackbie- gungen sein , welche bei schwächerer Vergrösserung leicht wie Querrunzeln erschei- nen. Solche feinere Zickzackbiegungen , die fast 20mal feiner als die von Prevost und Dumas bemerkten waren , hat Henle auch an frischen Muskelfasern gesehen, und Valentin nimmt auch an, dass sich bei der Contraktion zuerst Einbiegungen in grössern Distanzen bilden und allein existiren , wenn die Verkürzung schwach ist; dagegen entständen, wenn sie stärker würde, in jeder Distanz neue (6 — 8 und mehr) Einknickungen. Als noch feinere Kräuselung der Primitivfaser, in Folge der leise- sten Contraktion , könnte dann vielleicht die angesehen werden , welche die Quer- streifen und Varikositäten erzeugt , nur bei den willkührlichen Muskeln und am Her- zen wahrnehmbar ist, und mit der folgenden 3., von Müller angeführten Ursache zusammenfällt. Valentin sieht während der Contraktion die Querstreifen (die er für Varikositäten hält) sich rasch erheben. — 3) Rei Mukelfasern mit varikösen Anschwellungen (des animalischen Systems) scheint eine Contraktion in noch klei- neren Theilen möglich, nämlich durch Annäherung der Anschwellungen — 304 — Eigenschaf- u n d Verkürzung der dünnern Stellen zwischen den Varikositäten Mte,]4dj!S der Primitivfasern. Es scheinen aber auch nur die beiden ersten Ursachen zur M-ebes. Contraktion hinreichend zu sein und dies kommt bei den organischen Muskeln vor. Dass die Contraktion des Muskels aus Anziehung seiner Atome gegen einander ent- stehe, widerlegt sich dadurch, dass nach Schicann's Untersuchungen die Kraft des Muskels in geradem Verhältnisse mit der Contraktion abnimmt, wie bei den elasti- schen Körpern , während doch, wenn die aufgestellte Ansicht richtig wäre, die An- ziehungskraft in dem Grade wachsen sollte , als die einander anziehenden Theile sich nähern. Die Ansicht, dass der Muskel bei der Contraktion eine Verdichtung uud also Volumens-Verminderung erleide, wird durch die übereinstimmenden Versuche mehrerer Forscher widerlegt. Die Zusammenziehungskraft der Muskeln kann nur durch Erregung und Ruhe erhalten und gesteigert werden. Werden sie selten aus inneren Reizen be- wegt, so nehmen sie an Kraft ab; durch die Erregung scheint die Natur bestimmt zu werden, die zur Ernährung und Bildung von Muskelgewebe nöthigen materiellen Veränderungen in der Ruhe den erregten Muskeln vorzugsweise zuzuwenden. Auf eine jedesmalige bedeutende Anstrengung wird die Fähigkeit zur Wiederholung der- MuskelreJz- selben geringer und es tritt Ermüdung ein. Diese Ruhe ist aber nach jeder Anstren- Wrkeit. gung nothwendig, weil die Aktion und Reizung der Muskeln selbst wahrscheinlich unter materiellen Veränderungen ihres Gewebes erfolgt. Es erfahren also die Mus- keln bei ihrer Zusammenziehung wahrscheinlich eine Mischungsveränderung, die, wenn sie nicht durch die Ernährung (in der Ruhe) wieder aufgehoben wird, endlich dieselben zur lebendigen Zusammenziehung untauglich macht. Die Fähigkeit der Muskeln sich zu contrahiren, — welche entweder nach Girtan ner Folge eines Combustionsaktes (indem durch den nervösen Einfluss, welche hier nach Art eines elektrischen Funkens wirkt, der Wasser-, Kohlen- und Stick- stoff durch den Sauerstoff des arteriellen Blutes verbrennt), oder nach Anderen (Prevost und Dumas) eine Elektricitätserscheinung ist, — steht, wie schon erwähnt wurde , stets mit zweierlei Einflüssen im innigsten Zusammenhange , mit dem E i n- flusse des Blutes und der Nerven. Nur unter dem beständigen Zuflüsse von arteriellem Blute können die Muskeln ihre volle Contraktilität behalten ; ebenso sind die Nerven durchaus nothwendig, da sie die Fähigkeit der Muskeln zur Zusammen Ziehung als Lebenseigenschaft derselben erhalten und auch allein die Leiter sind, durch welche alle Reize auf die Muskeln zunächst wirken. III. JEntwickelung und Ernährung des Muskelgewebes. Das Muskelgewebe entsteht, wenn man das Herz ausnimmt, spät, erst nach der Bildung des knorpligen Skelets des Rumpfes, sonst aber auf dieselbe Art, wie alle anderen Gewebe, nämlich aus Zellen, die hier aber nicht selbstständig bleiben, sondern zu Fasern verschmelzen (S.38. 39. und 70). Was das Wachsthum und den Stoffwechsel desselben mit dem Blute betrifft, so muss derselbe, wie schon aus seinem grossen Reichthume an Blutgefässen hervorgeht, sehr lebhaft sein. A. Entwickeliuig. In dem zuerst abgesetzten strukturlosen , gallertartigen Cytoblastcm der Muskeln entstehen nach Schioa?m uud f'alentin zunächst runde oder Entstehung rundliche , 1 bis 2 Kernkörperchen enthaltende Zelleukerne, welche sich bald mit des Muskef- einer zarten, durchsichtigen Zelle umgeben, welche wächst uud etwas länglich gewebes. wir(jt Diese Zellen , deren Kern nach und nach etwas heller wird und in deren In- halte sich mehr oder minder concentrisch um den Kern rundliche Körnchen absetzen, legen sich nun in Längslinien an einander, verschmelzen an den ßerührungsstellen mit einander, die Zwischenwände werden resorbirt und so entsteht aus einer Reibe von Zellen ein hohler, an seinen beiden Enden geschlossener und an den Verbin- dungsstellen der Zellen öfters etwas eingeknickter Cylinder, welcher nun eine mit einer ununterbrochenen Centralhöhlung versehene, uud mit kern- und körncrhal- tiger Flüssigkeit erfüllte Muskelfaser (seeundäre Muskelzellc) ist. An der Wand der Röhre entwickelt sich eine glashelle Masse , welche frühzeitig longitudinelle Fädep (die spätem Primitivfasern) bildet. — Jetzt trennen sich die Ansichten Schwann's — 305 — und Valentin's von einander, Indem nach Ersterem (so wie nach Pappenheim und Entwickel- Reicheri) die Zellenkerne , die anfangs im Innern der Röhre ziemlich dicht neben Mngfcelge- einander und grösstentheils mit dem längsten Durchmesser in der Queraxe liegen, wefoes bei der Ausdehnung der Röhre weiter aus einander rücken , sich in der Richtung der Röhre verlängern und zugleich nach Aussen gedrängt werden, während die Höhle der Röhre, durch allmälige Ablagerung einer eigenthümlichen , anfangs glashellen, bald aber granulirten Masse an ihrer Innenfläche, immer mehr schwindet und endlich ganz ausgefüllt ist, wobei die kleinern Körnchen resorbirt werden. Nach Valentin werden dagegen die Kerne und die sie umgebenden Körnchen , welche sich in dem eiweissartigen Röhreninhalte befinden , nach und nach blässer und endlich resorbirt, während schon einzelne Fäden des glashellen peripherischen Theiles der Röhre den Schein longitudinell rosenkranzartig an einander gereihter Kügelehen darbieten; bald darauf erscheinen auch , und zwar ziemlich plötzlich , die Querstreifen. Vor diesen aber zeigen sich an einzelnen Stellen der Faser Einbiegungen, höchst wahrscheinlich die ersten Anfänge der später in Folge der lebendigen Muskelvcr- kürzung entstehenden knieförmigen Biegungen. Was das Verhalten der glashel- len Muskelßbrillen betrifft, so vermuthet Valentin, welcher im Innern der Mus- kelfaser das ganze Leben hindurch eine centrale Röhre bestehen lässt , dass sie nicht blos, wie Schwann meint, an der Innenfläche der Muskelfaser-Röhre entständen, sondern auch aussen auf der ursprünglichen Zellenwand. — Während also nach Schwanns Ansichten a. die Primitivfasern als secundäre Ablageruug im Innern der ursprünglichen Zelle, zuerst an den Wänden, entstehen und diese allmälig ganz ausfüllen, b. die Zellenwand zur strukturlosen Scheide der Muskelfaser wird, c. die längsovalen Kerne auf dieser letztern aber die metamorphosirten Zellenkerne sind J*acJl und d. die Entfernung der Beugungswinkel von einander, so wie die Stücke, in ^nlentinu. welche die Fasern zerfallen , die Länge der ursprünglichen Zellen andeuten ; hält Mehle. es Valentin für möglich, a. dass die Primitivfasern aussen um die Zellenwand in Form einer eigenthümlich begrenzten und den longitudinell aufgereihten Zellen fol- genden Intercellularsubstanz entständen und sich mit einer neuen einfachen Hülle umgeben , b. dass die ursprüngliche Zellenwand , als Begrenzungshaut der centra- len Höhle übrig bleibe oder resorbirt werde, während die Scheide der Faser ein se- cundäres und aus abgeplatteten und zu Membranen (fadig aufgereihtes Epithelium) verschmolzenen Zellen gebildetes Produkt sei, c dass die längsovalen Kerne der Scheide sich (gleich dem Epithelium der Gefässe) in dem Cytoblastem bildeten , wel- ches zwischen den Primitivbündeln übrig bleibt. — Auch Henle neigt sich zu der An- sicht Valentin's , dass die Primitivmuskelfasern als secundäre Ablagerungen über einem aus aneinander gereihten Zellen bestehenden Cylinder zu betrachten sind. Dies wird auch um so plausibler, wenn man die Entwickelung des Haar- und Mus- kelgewebes vergleicht. Die glatten Muskelfasern werden, wie die Längsfasern des Haares, aus einem Cytoblastem geformt, welches nach der Richtung der Kerne sich in Fasern spaltet, die zuweilen später in Fibrillen zerfallen. Eine Trennung in In- halt und Scheide ist nicht nachzuweisen ; die Kerne verhalten sich anfangs in beiden gleich , gehen aber spater am Haare grösstentheils verloren und werden am Muskel zu Kernfasern. Entsprechen nun die glatten Muskelfasern in Stärke und Bau den Elementarfasern des Haares, so sind die varikösen Fasern dagegen dem ganzen Haare gleichzustellen. In beiden eine centrale , mit quergestellten Zellenkernen be- zeichnete Axe , deren Kerne später verschwinden , in beiden Längsfasern , um diese Axe sich entwickelnd, in beiden zuletzt eine Scheide um die Längsfasern. Nur der Typus, wonach die Längsfasern in den Muskeln entstehen, ist vielleicht ein anderer als im Haare , da sie in ersteren sich nicht durch Zerfallen von Zellenfasern , son- dern unmittelbar aus einer gleichförmigen Substanz zu bilden scheinen. — Nach der Geburt bilden sich die Muskeln rascher aus, doch vollkommen ausgebildet sind sie erst nach vollendetem Wachsthume , dann haben sie den höchsten Grad von Masse, Röthe und Kraft erreicht. Nach Leeuwenhoek, Muys und Prochaska sind die Muskelfasern junger Thiere feiner, als die der erwachsenen ; die Zahl der Kerne auf den Faserscheiden ist nach Henle sowohl in glatten , als in varikösen Muskeln grösser bei jungen Thieren als bei älteren. — Im Alter schwinden die Muskeln, werden kleinerund spezifisch leichter, fettloser, blässer, unbiegsamer und härter, die Sehnen scheinen länger zu werden , sie zeigen sich trockner, rigider, matter von Farbe und selbst gelblich. Bock's Anat. I. 20 — 306 - Ernährung b. Die Ernährung des Muskelgewebes, d.h. die Bildung neuer und Aufsaug- desMuskel- ung aiter ]\iuskelsubstanz, geht wegen des Gefässreichthums derMuskeln sehr lebhaft gewe es. ^^ sich; was sich auch daraus ergiebt, dass sich nicht selten der Umfang derselben in kurzer Zeit vermindert oder vermehrt. Ob in diesen Fällen die einzelnen Muskel- fasern ihrer Anzahl oder Stärke nach ab- oder zunehmen, ist noch nicht genau be- stimmt. Es scheint, dass sich unter besondern Umständen neue Muskelfasern er- zeugen und wahrscheinlich auch bereits gebildete atrophisch , aufgelöst und resor- birt werden können. So entsteht bei derVergrösserung des Uterus in der Schwanger- schaft neue Muskelsubstanz in ihm und nach Pappenheim selbst in dem Theile des Bauchfelles, welches die vordere Fläche des Uterus bedeckt. Jede anhaltende Be- wegung, sagt Henle, hat eine Blutanhäufung im Muskel und Ergiessung von Plas- ma zur Folge und wenn diese gering ist, so wird die ergossene Substanz in Muskel- gewebe umgewandelt. Darauf beruht die Hypertrophie der Muskeln durch Uebung, die Verdickung der Herzwände und Muskelhäute der Eingeweide bei Hindernissen in der Fortbewegung derContenta der Höhlen. Ist das Exsudat bedeutend, z.B. bei Entzündung, so wird es nicht zu Muskel-, sondern zu Bindegewebe, und aus diesem besteht auch die Substanz der Narben in Muskeln. Acciden teile Bildung von Muskelfasern ist noch nicht beobachtet worden. Gänzlich weggenommene Muskeln oder aus ihnen herausgeschnittene Stücke reproduciren sich nicht wieder , so wie sich auch durchschnittene Muskeln nur durch eine zellig -fibröse Zwischensubstanz wieder vereinigen. IT. Eiintheilung und Gestaltung der Muskeln. Eintheilung Man theilt das Muskelsystem entweder der Struktur seiner Fasern derMuskeln. nach in gestrejftej variköse und glatte Muskeln (s. vorher S. 293), oder nach der Form der Muskeln in solide und hohle, oder aber nach seiner physiologischen Bedeutung in willkührliche oder anima- lische und unwillkührliche oder organische. Diese letztere Ein- theilung bezieht sich aber mehr auf die Nerven der Muskeln, indem die animalischen vom Cerebrospinalnervensysteme, die organischen vom sympathischen abhängig sind. Auch Iässt sie sich deshalb nicht ge- nau durchführen, da willkührliche und unwillkührliche Muskeln nicht streng von einander abzugrenzen sind, indem es Muskeln giebt, die zu beiden Klassen gehören können (wie das Zwerchfell, die Bauch- muskeln, die mm. intercostales und sphincteres). — Als Unterschiede zwischen den soliden oder willkührlichen oder quergestreiften (mit Aus- nahme des Herzens) und den hohlen oder unwillkührlichen oder glatten Muskeln, könnten folgende Momente im Allgemeinen etwa angesehen werden. chen u. un- willkührli- chen Mus- keln. Solide, willkührliche, querge- l'nterschie- streifte Muskeln: wjllkührli- a. sie bilden sowohl den grössern Theil des Muskelsystems, als auch der Masse des ganzen Körpers ; b. sie sind hauptsächlich nach der Peri- pherie des Körpers zu gelagert und die meisten finden sich an den Extremitä- ten; sie gehören vorzüglich den Organen der Ortsbewegung, Sprache und Sinne an (deshalb auch animalische ge- nannt) ; ■. sie stellen solide Körper dar, welche mit ihren beiden Enden an zwei, in Hohle, unwillkührliche, glatte Muskeln : . sie bilden nur den kleinern Theil des Muskelsystems ; . sie kommen nur in Brust- und Bauch- höhle vor, an den bildenden , ab- und aussondernden Organen, zu deren Ver- engerung und Verkürzung (um den In- halt derselben fortzustossen) sie die- nen ; sie gehören also den Organen der Ernährung an und heissen deshalb auch vegetative oder organische ; . sie sind nirgends an Knochen angehef- tet, sondern bilden entweder für sich — 307 — Solide, willkülirliche, querge- streifte Muskeln : irgend einer Beziehung von einander verschiedene', bewegliche Theile ange- heftet sind, meist an Knochen; d. sie bestehen aus parallel neben einan- der liegenden und in ein und derselben Richtung verlaufenden Bündeln und Fasern ; e. ihre Farbe ist eine dunkelrothe ; /. ihre Fasern sind quergestreift und nach Einigen varikös ; g. sie haben meist an ihren beiden Enden Sehnen ; h. sie besitzen Antagonisten ; i. ihre Contraktionen , rasch entstehend und rasch nachlassend , sind dem Wil- len unterworfen, stehen unter dem Einflüsse des Cerebrospinalnervensy- stems und werden hauptsächlich vom Gehirn aus hervorgerufen ; k. sie besitzen mehr Nerven und diese gehören grösstentheils den Gehirn- oder Rückenmarksnerven an ; deshalb sollen sie ihre Funktion erst durch Uebung erlernen müssen und des Schlafes be- dürftig sein ; auch hat man ein deutli- ches Gefühl vom Grade der Kraftan- strengung und Ermüdung in ihnen. Hohle, un will küiii-liclie, glatte Muskeln : hohle Organe (Herz, Uterus), oder lie- gen in Gestalt einer Haut (Muskelhaut, membrana?tiuscularis), meist zwischen % Häuten , einer serösen und Schleim- haut, um andere zusammengesetzte hohle Organe herum (wie an der Speise- röhre, dem Magen, Darmkanale, der Harnblase und einigen grössern Aus- führungsgängen) ; l. ihre Fasern und Bündel sind kurz, ge- bogen , oft ästig oder gabelförmig ge- spalten ; sie bilden meistens Kreisab- schnitte und Ringe ; laufen weniger pa- rallel, mehr netzartig verflochten ; sie bilden öfters über einander liegende, aus verschieden verlaufenden Fasern (longitudinale , transversale und kreis- förmige) bestehende Schichten ; \ sie sehen blassroth (mit Ausnahme des Herzens) ; /. ihre Fasern sind glatt, weicher, jedoch zäher, und, wenn man die des Herzens ausnimmt, nicht quergestreift; ihnen fehlen Sehnen ; , sie haben keine Antagonisten ; ihre Contraktionen, meist peristal- tisch, sind durchaus unwillkührlich, stehen unter dem Einflüsse des nerv, syiupathicus, und werden grössten- theils durch das, was auf die innere Membran der Organe , welche sie um- geben, reizend einwirkt, hervorgerufen ; sie besitzen weniger Nerven und diese gehören zum grössten Theile dem Gan- gliensysteme an ; deshalb ist ihnen ihre Funktion angeboren und sie brauchen nicht zu ruhen; auch haben wir kein deutliches Gefühl vom Grade der Kraft- anstrengung und Ermüdung in ihnen. Unterschie- de zwischen willkührli- ehen u. un- ■willkührli- chen Mus- keln. Gestaltung der Muskeln. Die hohlen oder sogenannten or- ganischen Muskeln erscheinen in 3 Formen, nämlich: 1) als Hohl- muskeln, wo sie am vollkommensten entwickelt sind, ununterbrochene Schichten sich in verschiedener Richtung durchkreuzender Fasern bil- den und eine Mengung des Inhaltes ihrer Höhle bewirken; — 2) als Ringmuskeln, deren Fasern einzeln genommen den Abschnitt eines Ringes bilden, in der Wandung eines Kanales mehr schräg als quer lie- gen und bei ihrer Contraktion den Inhalt des Kanales schnell austrei- ben; — 3) als Längenmuskeln, welche sich der Länge nach in der Wand eines Kanales hinerstrecken, dessen Inhalt langsam forttreiben und am unvollkommensten entwickelt sind. In Hinsicht auf ihre Anlagerung trennt sie Burdach in Gefäss- und Schleimhaut- muskeln. a) Zu den -erstem, welche an die gemeinsame Aderhaut gelagert sind, ge- 20* Form der Muskeln. Organische Muskeln. - 308 - Form der hört nur das Herz und die röthlichen Fasern an einigen grossen Venenstämmen , denn die Muskeln, mittlere Haut der Arterien besteht aus gelben elastischen Fasern. — b) Die Schleimhaut- muskeln sind bleich, dünn, weich, zäh, dehnbar, durch parenchymatöses Zellgewebe mit der Schleimhaut verbunden und da, wo sich diese der äussern Haut nähert, an willkührliche Muskeln angränzend. In ihnen bilden die Haargefässe nach Berres ein gegittertes Netz, indem sie mehr rechtwinklig als an den willkührlichen Muskeln sich verzweigen, dabei aber in ihren feinern Zweigen überall den Muskelfasern folgen. Wir können annehmen: a) Mus- keln der Ver dauungschleimhaut, bestehen aus einer innern Schicht von Ringfasern und einer äussern von Längenfasern; an dem Oesophagus sind sie am dicksten, am Magen stellen sie einen Hohlmuskel dar, am Dünndärme überwiegen die Ring-, am D ickd arme die Längenfasern. — b) Mm. ander Athmungss chleimhaut, füllen als Ringfasern die von den Knorpelringen gelassenen Zwischenräume der Luftröhre aus, umgeben aber die Organische feinsten Zweige derselben, welche keine Knorpel haben, als vollständige Ringe. — c) Mm. Muskeln, der Drüsenschleimhaut, d. i. an den Harn-, Gallen-, Saamen- und Fruchtleitern, so wie an den Ausführungsgängen der Drüsen. Hier sind sie so schwach entwickelt, dass sie für zellgewebige oder sehnige Fasern gehalten werden; stärker sind sie an den Behältern, z. B. an der Harnblase, wo sie graulich, sehr verwebt sind und aus einerinnern Schicht von schrägen und queren Ringfasern und einer äussern Schicht v«n Längenfasern bestehen; am Fruchthälter sind sie rötlilich gelb, ebenfalls schräge ring- und längenförmig, des- gleichen an der Gallenblase nach Amussat weisslich mit sich kreuzenden schrägen Ring- und Längenfasern. Bei den soliden oder sogenannten animalischen Muskeln heisst diejenige Stelle, welche Lei der Zusanimenziehung des Muskels in un- veränderter Lage bleibt, der feste oder Befesligungspunct, pun- . . ,. dum fixum s. adhaesionis , oder weil der Muskel hier entspringt, der Amman- J , ' . ,. . , . sehe Ursprung, origo; gewöhnlich ist dieser ein Knochen, seltener ein us e n. ]£norpei 0jer sehniger Theil. Die zu bewegende, also der festen ent- gegengesetzten Stelle, an welcher sich der Muskel endigt und ansetzt, heisst der Ansatzpunkt, punctum mobile s. insertionis. Bisweilen sind beide Punkte beweglich und dann hat der Muskel eine doppelte Wirkung, indem jeder Punkt sowohl den festen als beweglichen abge- ben kann. — An jedem dieser Muskeln unterscheidet man 3 Theile, die beiden Enden und den Körper. a. Kopf, caput, des Muskels, ist sein oberes, an den festen Punkt angehefte- tes Ende, sein Anfang. Er kann ein- und mehrfach sein; im letztern Fall bleiben die von 2 oder mchrern Punkten entstehenden Theile des Muskels in einer kürzern oder längern Strecke getrennt, ehe sie sich zu einem gemeinsamen Bauche vereinigen. Kommen solche Köpfe von gleichartigen Theilen , so heis- sen sie gewöhnlich Zacken , dentationes, fasciculi, digitationes. b. Bauch, venter s. corpus, wird der mittlere fleischige Theil des Muskels genannt, und kann ebenfalls ein- oder mehrfach sein. c. Schwanz , cauda, heisst das mit dem beweglichen Punkte verbundene Ende und ist gewöhnlich sehnig (Flechse) , ein- oder mehrfach. Nacli der Bestimmung der einzelnen Muskeln sind die Fasern, von denen jede ein- Anordnnng zelne als besonderes Bewegungswerkzeug anzusehen ist, verschieden in ihnen geordnet. der Muskel- Die meisten Muskelfasern sind im Ruhezustand gerade und bestimmt, durch ihre Verkür- fasern. zung die Lage der beweglichen Theile, an welche ihre Enden befestigt sind, zu verändern. Sind sie mit ihren beiden Enden an 2 in gleichem Grade bewegliche Punkte angeheftet und verkürzen sie sich, so nähern sich diese beiden Punkte in gleichem Grade. Ist aber ein Ende an einem unbeweglichen Theile befestigt oder wird der eine von 2 beweglichen Thei- len durch andere Muskeln fixirt, so nähert sich nur das bewegliche Ende, caitda, dem un- beweglichen, cnput. Nirgends finden sich im Körper gerade Muskelfasern zwischen unbe- weglichen Theilen. — Sind Fasern, während ihrer Ruhe, gekrümmt, so werden diese bei ihrer Contraktion zuerst gerader und dann können sich erst ihre Enden einander nähern. Es brauchen sicli also die Punkte, an welchen ihre Enden befestigt sind, gar nicht gegen ein- ander hin zu bewegen, sondern es wird durch die Contraktion dieser Fasern nur der Raum, welchen sie umschlingen, verengert, wie z. B. beim Zwerchfelle und den Bauchmuskeln. — In einigen Muskeln laufen gekrümmte Fasern mit ihren Enden in sich selbst zurück und wer- den dann kreisförmig genannt. — Je mehr Fleischfasern zu einem gemeinschaftlichen Zwecke vereinigt sind, mit desto grösserer Kraft können sie, wenn sie sich zugleich ver- kürzen, eine gewisse Bewegung hervorbringen. — Je länger eine Faser ist, um ein desto grösseres Stück wird sie sich verkürzen können; je kürzer sie ist, mit desto mehr Kraft kann sie sich zusammenziehen. Je kürzer und dicker ein Muskel also ist, desto kräftiger wirkt er; deshalb werden lange dünne Muskeln oft durch tendines intermedii in mehrere kürzere Muskeln getheilt oder ihre Fasern heften sich, ohne durch die ganze Länge des Muskels zu laufen, schräg an die Sehne an (mm. pennati) und werden so in ihrer Wirkung verstärkt. — Muskeln, welche gerade und in kürzester Richtung vom punctum fixum zum mobile laufen, sind stärker als die schräglaufenden; letztere wirken aber schneller und - 309 - bringen, bei im Verhältniss ihrer Länge gleich starker Verkürzung ihrer Fasern, eine griia- Porin der sere Ausdehnung hervor, als erstere. — Je mehr ein Muskel in seiner Lage gesichert ist, um animalischen so leichter und kräftiger wirkt er. — Je grösser die Gelenkflächen der Knochen und je Muskeln, schwerer die von den Knochen gestützten weichen Organe sind, eine desto grössere Reibung haben die Muskeln bei der Bewegung zu überwinden und um desto kräftiger müssen sie wirken (s. nachher). Man zählt im männlichen Körper 315 (347 nach TAeile), im weib- lichen 314 (346) willkiihrliche Muskeln (oder: Muskeln des animalischen Lebens, solide, mit varikösem Baue der Primitivfasern und Querstrei- feu der Primitivbündel), von welchen die Mehrzahl, wegen der symme- trischen Anordnung der beiden Körperhälften, doppelt vorhanden ist. unpaarige Die unpaaren Muskeln (6 Stück, nämlich: m. orbicularis oris, azygos Muskeln. uvulae, arytaenoideus transversus, spkincter ani externus, constrictor vrethrae, diaphragrna) liegen in der Mittellinie, bestehen aus 2 völlig gleichen und verschmolzenen Hälften und dienen meistens zur Veren- gerung von Oeffnungen. — Die animalischen Muskeln, von denen fast jeder einzelne in Volumen, Gestalt und Verbindung von den übrigen un- terschieden ist, theilt man nach ihren Hauptformen in Längen-, Flä- chen- und Schliessmuskeln. 1) X.ängenmuskeln , mm. long?', lange oder längliche Mm., welche sich vorzüglich an der Wirbelsäule und au den Extremitäten finden , am vollkom- ]vrTjans1e mensten entwickelt und dem Willen am meisten untergeordnet sind. Sie können in us ve "' einfache, nur mit einem Ursprünge und einem Ansatzpunkte, und in zusam- mengesetzte getrennt werden. a. Einfache Längenmuskeln, spindelförmige, mm. simplices s. fu- sif armes ; haben einen dünnen, meist sehnigen Kopf und einen dickein, rundlichen, etwas platt gedrückten Bauch; ihr Schwanz läuft entweder in eine schlanke Sehne aus, oder die Fasern breiten sich pinselförmigaus. Die Fa- sern laufen in solchen Mm. in gerader Richtung vom Ursprünge zur Insertion. b. Zusammengesetzte längliche M., haben einen etwas zusammengesetz- teren Kopf, Bauch oder Schwanz. a) Mit 2 oder mehrevenKäyfen, mm. bi-,tric?.pit es, die von verschiedenen Stellen entspringen und sich zu einem gemeinschaftlichen Bauche vereinigen, Diese Köpfe werden auch, wenn mehrere vorhanden sind, Zacken oder Zähne, dent utiones s. digitationes genannt. b) Mit mehreren Bäuchen versehen, m. digastricus s. biventer e£f.;dann besteht der Muskel aus mehreren, in der Längsrichtung des Muskels auf einander folgenden Portionen, welche durch Sehnenfasern von einander getrennt sind; oder mit c) schrägen Fasern, welche sich entweder an einem freien sehnigen Rande (h alb- gefiederter M., m. semipennatus) befestigen oder in der Mitte des Muskels an einer Sehne unter einem rechten Winkel zusammenstossen (gefiederter M., m. pennatus). Die Kraft dieser Muskeln ist durch die grosse Anzahl kurzer Fasern bedeutend stark; auch bewirken diese schiefen Fasern eine beträchtlichere und schnellere Verkürzung des ganzen Muskels, als gerade. d) Der Schwanz spaltet -.sich in mehrere, an verschiedene Stellen angeheftete Zipfel. 2) Flächen- oder breite Muskeln, mm. lati» sind dünn und platt, Breite mehr oder weniger membranartig , kommen an den Wänden von Höhlen vor, haben Muskeln, meist gekrümmte Fasern und wirken häufig ohne den Einfluss des Willens. Ihr Ur- sprung ist gewöhnlich an Fascien oder langen Knochenrändern ; die Köpfe sind ent- weder Aponeurosen oder fleischige kurze Zacken, dentationes s. digitationes ; ihre Schwänze sind meist aponeurotisch und gehen in Fascien über. 3) Schliess- oder ringförmige Muskeln , mm. orhieulares s. spftin- cteres, bestehen aus gekrümmten Fasern, die mit ihrem Schwänze an den Kopf , stossen und entweder gar nicht oder nur mit einem Ende an einen festen Punkt ge-J»Pn,nc,:ere"' heftet sind. Sie liegen an den natürlichen Oeffnungen der Oberfläche des Körpers, welche sie verengern und verschliessen können. Da sie nahe an die Schleimhaut ge- lagert sind, auch nicht ganz parallele, sondern hin und wieder sich kreuzende Fa- sern haben , so nähern sie sich den plastischen (organischen , unwillkürlichen) Muskeln, mit denen sie auch hinsichtlich ihrer Wirkung und Gestalt über- einstimmen. — 310 — Form der Nach der Anordnung der Fleischfasern ordnet Theile die Muskeln in folgende Klassen: Muskeln, 1) Radialfaserige Muskeln. In einer begrenzten Ebene gehen die Fasern von der Peripherie aus und strahlen gegen eine innerhalb der Ebene gelegene Stelle zusammen. Die ganze Ebene kann durch einen solchen Muskel eine andere relative Lage bekommen oder es kann auch die Peripherie derselben der Convergenzstelle genähert werden. Nur im Zwerch- felle und Afterheber ist diese Anordnung vollständig vorhanden. — 2) Ring faserige Mus- keln. Sie liegen im Umfange von Oeffnungen oder Kanälen, welche sie schliessen oder verengern können; die Muskelfasern haben hier einen gekrümmten Verlauf, so dass sie ent- weder in sich selbst zurückkehren (was nur bei einem Theile des Augenliedschliessers der Fall ist) oder nur einen Theil eines Bogens beschreiben, was fast allein vorkommt. — 3) Parallel faserige Muskeln. In ihnen liegen alle Fasern entweder des ganzen Mus- kels oder der grössern und kleinern Bündel desselben , im Ganzen parallel neben einander, und im Verlaufe der einzelnen Faser sind ihre Endpunkte am weitesten vnn einander ent- fernt. Hierher gehört die bei weitem grösste Anzahl der Muskeln. T. Art und Weise der Muskelbewegung. Setzen sich Muskeln an einen weichen oder überhaupt an einen Theil an, welcher ganz um ein Stück vom Muskel nach dem festen Ende des- selben hingezogen werden kann, so ist die Bewegung dieses Theiles ge- rade so gross als die Verkürzung des Muskels. Heftet sich aber ein Muskel an einen Knochen, der mit einem andern beweglich verbunden ist, so wird der Knochen, indem er sich auf einen andern ruhenden, als Unterlage dienenden stützt, vom Muskel nach Art der Hebelarme im Gelenke bewegt. In dem Hebel verhält sich nun aber die Kraft zur Last, wie umgekehrt die Entfernung vom Ruhepunkte (hypomochlium); je weiter daher die Kraft vom Ruhepunkte entfernt ist, um ebenso viel ge- ringer darf sie sein, desto mehr verliert man hingegen an Zeit. Der gewöhnlichste , von den Knochen und Muskeln gebildete Hebel ist ein Wiirfhebel (einarmiger Hebel, an welchem die Kraft, d. h. der Muskel, zwischen Hebelbewe- dem Stütz- oder Drehpunkte und der Last angebracht ist) , welcher eine sehr ausge- BMlslnider dehnte und schnelle Bewegung gestattet, aber viel Kraft erfordert. Die Stelle, wo der Knochen abwärts eingelenkt ist, kann als Stütz- oder Ruhepunkt (Hypo- mochlium) und sein unteres, dem obern Gelenke entgegengesetztes Ende als An- hängepunkt der Last betrachtet werden ; zwischen beiden befindet sich da, wo ein ihn bewegender Muskel sich an ihn ansetzt, der Auhängepunkt der Kraft. Der Muskel selbst ist als die in der Richtung des Muskels wirkende Kraft anzuse- hen. — Weit seltener kommt ein Traghebel (d. i. einarmiger Hebel, an welchem die zu bewegende Last zwischen Ruhepunkt und bewegender Kraft liegt), nur bei den den Fuss streckenden Wadenmuskeln, oder ein ungleicharmiger Druok- hebel vor (d. i. ein doppelarmiger Hebel, an dem sich das Hypomochlium zwischen Last und Kraft befindet) Letzterer kommt vielleicht nur etwa bei den Bewegungen des Augapfels vor; denkt man sich nämlich denjenigen Punkt des Auges, der bei allen seinen Bewegungen fix bleibt , einerseits mit dessen Schwerpunkte , andrer- seits mit dem Anheftungspunkte eines oder des andern seiner Muskeln durch gerade Linien verbunden , so ergiebt sich daraus die Construktion eines 2armigen Winkel- hebels. — Fast überall findet sich nun die Insertionsstelle der Muskeln dem Ruhe- punkte näher, als dem Anhängepunkte der Last, folglich ungünstig für die Hebel- bewegung, weil ein grosser Theil der wirklich vorhandenen Muskelkraft verloren geht. Dieses ungünstige Verhältniss wird noch dadurch vermehrt, dass die Mus- keln sich meistens unter einem sehr schiefen Winkel an den Knochen ansetzen, wo- durch die Entfernung der Kraft vom Ruhepunkte noch mehr vermindert wird. Ob- gleich bei dieser Einrichtung, welche nach einem Gesetze, welches man das Bo- reWsche nennt (dass die Muskeln für die Ausübung der Kraft ungünstig gelagert sind, also immer eine viel grössere Kraft im Muskel wirken muss, als die aufzuhe- bende Kraft an sich erforderte), getroffen ist, eine Menge von Kraft verloren geht, so wird dafür eben so viel an Geschwindigkeit gewonnen , indem durch eine kleine Bewegung des obern in der Nähe des Hypomochlium gelegenen Knochenendes eine grosse und schnelle des untern veranlasst wird. Ausserdem ist aber auch durch diese Art der Anheftung der Muskeln bedeutender Raum erspart worden und die Glieder konnten eine bessere Proportion erhalten. — 311 — Wenn der m. deltoideus mit auggestrecktem Arme ein Gewicht von 30 £/. zu halten Art u. Weise im Stande ist, wozu noch das Gewicht des Armes (gegen 5 &f.) kommt, so bildet der Ober- der Muskel- arm und Vorderarm einen Hebel (Wurfhebel), dessen Ruhepunkt in der Gelenkhöhle des bewegung. Schulterblattes, die Kraft an der Insertion des Deltamuskels, die Last aber das Ge- wicht an der Hand in einer wohl 6mal grösseren Entfernung vom Ruhepunkte darstellt, daher muss die Kraft des Muskels um 6mal stärker sein, als das Gewicht der Last. Hier- zu kommt nun noch der Umstand, dass die Bündel des Deltamuskels in schräger Rich- tung sich im Anheftungspunkte vereinigen und dieser selbst einen schiefen Winkel bil- det, daher nacli Borelli eine Kraft von 1760 aorbitalis und dem nerv, frontalis), über dem m. rectus superior, von hinten nach vorn, sich bogenförmig her- absenkend, liegt. Im Augenliede trennt ihn nach aussen eine Zellge- websschicht vom m. orbicularis internus, nach innen aber liegt er auf der cönjunctiva palpehrae. Urspr. Mit dünner Sehne vom obern innern Umfange der Sehnervenscheide, am obern Rande des foramen opticum, in der Spitze der Augenhöhle, wo er mit dem m. rectus superior und internus zusammenhängt. Ans. Mit breiter, dünner Flechsenhaut am obern Rande des obern Augen- liedknorpels. Es scheint eine dünne Fortsetzung an der äussern Fläche der- selben fortzugehen bis in die Fasern des orbicularis. Nach Theile vereinigt sich Mm. In der mit den beiden Rändern dieses Muskels nach vorn eine Zellgewebsmembran. Die Augenhöhle. innere befestigt sich an jenem Theile des obern Augenliedrandes , der am Thrä- nensee liegt, die äussere geht vor der Thränendrüse gegen den äussern Augen- winkel herab , wird stellenweise bandartig dick und heftet sich durch diese Strei- fen an die Naht zwischen Joch- und Stirnbein. Wirk. Zieht das obere Augenlied nach oben in die Augenhöhle zurück und öffnet dadurch die Augenliedspalte. — Während des Wachens ist dieser M. bestän- dig inThätigkeit, um die Spalte offen zu erhalten. Lässt er in seiner Wirkung nach, dann zieht sich der orbicularis zusammen, und diese schnell auf einander folgende Contraktion beider Mm. heisst das Augenblinken, durch welches die Thränen um den vordem Theil des Angapfels befördert werden, um ihn abzuspülen- — Die Intensität der Wirkung die- ses Muskels , sagt Theile, ist aus mechanischen Ursachen von der Stellung des Augapfels abhängig. Ist dieser gehoben, dann kann das obere Augenlied so weit nach aufwärts gezogen werden, dass seine Wimpern fast den Oberaugenhöhlenrand berühren. Ist der Augapfel stark herabgedrückt, so wird die Wirksamkeit dieses Muskels durch die Anspannung der Bindehaut gehindert; der freie Augenliedrand bleibt dann weit entfernt vom Oberaugen- höhlenramie. Art. u. Nerv. Zw. derart. Ophthalmien und sttpraorbitalis, — des nerv. oculomo~ torius (ra?n. superior). 5. Mm. recti hulhl ocuM, gerade Augenmuskeln (in der orbita), sind 4 längliche, platte, hin- ten schmale, vorn breitere Muskeln, welche von Fett eingehüllt in der Augenhöhle, von der Spitze gerade und etwas gebogen vorwärts gegen den Augapfel liegen, an dessen Sclerotica sie sich inseriren. Hinten gränzen sie dicht an einander, nach vorn treten sie aber unter spitzigen Winkeln aus einander, so dass sie einen kegelförmigen mit Fett ausge- füllten Raum umgränzen, in dessen Achse der Sehnerv läuft. Von der hintern Wölbung des Augapfels sind sie durch das Fettpolster getrennt, dagegen werden ihre vordem Enden durch eine Zellgewebslamelle, die fascia bulbi, mit einander verbunden, und berühren genau den Umfang des Augapfels an den Endpunkten des verticalen und queren Durchmes- sers desselben. Es giebt: einen vi. rectus externus s. abducens, welcher an der äussern Wand der Orbita, dem Boden derselben näher als dem Dache, vorwärts läuft und ganz vorn zum Theil von der Thrä- Boc/c's Anat. I. 21 — 322 Gesichts- muskeln. Mm. in der Augenhöhle nendrüse bedeckt wird, er ist länger als die anderen Recti und dicker als der obere und untere; derwi. reclus superior s. attollens liegt unter dem Augenliedheber, so dass nur sein äusserer Rand diesen etwas über- ragt, und ist der dünnste der Recti; der vi. rectus internus s. ad- ducens ist der kürzeste und dickste, fängt gleich breit an, und ist durch eine Fettschicht von der innern Augenhöhlenwand getrennt; m. rectus inferior s. deprimens, hängt an seinem Ursprünge noch ein Stück mit dem externus und internus zusammen und liegt über dem Ro- den der Orbita. Urspr. Alle entspringen flechsig rings am Umfange des foramen opticum; der superior oberhalb des Sehloches aus dem Winkel, an welchem sich die dura maier in % Platten theilt, von denen die äussere in die periorbita,, die innere zur Scheide des Sehnerven tritt. Die 3 übrigen recti entspringen theils vom kleinen Keilbeinflügel, theils von den Schenkeln eines flechsigen Bandes, welches die Furche über dem Anfange der fissura orbitalis superior ausfüllt und mit der dura mater zusammenhängt. Ans. Jeder dieser 4 Muskeln tritt auf seiner Seite etwas gebogen um den Augapfel, mit dem er durch lockeres Zellgewebe zusammenhängt, herum und geht in eine dünne, platte, allmälig breiter (3 — 5'") werdende Sehne über, die sich am vordem Theile der äussern Fläche der sclerotica, dem vordem Umfange des Auges näher, befestigt. Hinsichtlich der Insertion der mm. recti an die sclerotica — von welcher Mackenzie Bemerkt, dass der m. externus und internus sich symmetrisch in derselben horizontalen Linie ansetzen, der inferior u. superior aher nicht in derselben verticalen Linie, sondern der inferior genau in der Mittellinie, der superior aber beträchtlich näher der Nase — giebt es folgende Messungen: M. rectus internus (mit einer 4 — 5'" breiten Sehne), heftet sich nach Krause 2J'" vom innern Kande der Cornea entfernt an; mit dem Centrum i (nach Lukas 3'" nach Mackenzie ■&" mit dem obern Rande } seinerSehne l — — 4'" — — ,y* mit dem untern Kande' \ — — 5'" — — ■&" M. rectus externus (mit einer 4'" breiten Sehne) , inserirt sich nach Krause 3J'" vom äussern Rande der Cornea; mit dem Centrum nach Lukas W" nach Mackenzie ,5„" mit dem obern Rande — — 6'" — — £" mit dem untern Rande — — 6'" — — ■£$" M. rectus superior (mit einer 4'" breiten Sehne), befestigt sich nach Krause 3j'" vom obern Rande der Cornea; mit dem Centrum nach Lukas 4'" nach Mackenzie -Jv" mit dem obern Rande — — 4"' — — ^ff" mit dem untern Rande — — T" — — -jV M. rectus inferior (mit einer etwa 3'" breiten Sehne), hängt nach Krause 3'" hinter dem untern Rande der Cornea an; mit dem Centrum nach Lukas 4'" nach Mackenzie ^V mit dem obern Rande — — 4'" — — ^e" mit dem untern Rande — — T" — — ,K0" Wirli. Jeder Rectus wälzt den Augapfel rückwärts nach seiner Seite; durch die combinirte Wirkung zweier neben einander liegender Recti bekommt der Bulbus eine Stellung zwischen 2 jener Hauptrichtungen. Die gleichzeitige Contraktion aller 4 Recti soll den Augapfel , wegen des Gegendruckes des Fettpolsters nur in sehr geringem Grade, in die Orbita zurückziehen und dadurch nach Einigen die Augenaxe etwas verkür- zen. Nach Andern bewirkt die Compression des Bulbus durch die Recti eine Verkürzung des senkrechten und horizontalen Durchmessers und eine Verlängerung der Augenaxe; dabei wird der hintere Umfang des Glaskörpers und der Retina mehr gespannt, und die plica centralis der letztern flacher. — Nach der Durchschneidung des m. rectus internus (beim Schielen nach innen) wälzt sich der Bulbus noch ziemlich stark nach innen durch die Wirkung des in. rectus superior und inferior, und zwar durch die Contraktion der innern Portionen dieser Muskeln. — Nach dem Ausdrucke, welche die Contraktion dieser einzel- nen Mm. dem Auge giebt, wird der obere auch superbus , der untere humilis , der äussere indigiiatorius und der innere bibitorius s. amatorius genannt. Art. u. Nerv. Artt.7nusculares&evart.opi>thalmica. — Ner v. oculomotorius für den 7n. rectus superior , inferior und internus; nerv, abducens für den m. rectus ex- ternus. 6. Kl. ohllquus oculi superior (s. trochlearis s. patheticus), oberer schiefer Augenmuskel (in der orbita), der dünnste und längste Augenmuskel, liegt dicht am obern Theile der innern Augen- — 323 — höhlenwand, zwischen dem m. rectus superior und internus, hat einen Gesichts- rundlichen, nach vorn und oben verlaufenden Bauch und geht mit sei- muskelu ner langen, dünnen rundlichen Sehne durch einen 3 — 4/// langen und 14'" breiten knorplig-sehnigen Halb - Ring (trochlea), welcher durch 2 kurze Bändchen (oder ein mondförmiges) an die spina oder fovea trochlearis des Stirnbeins angeheftet ist. Sobald die Sehne durchge- treten ist, geht sie, anfangs noch rundlich, allmälig dünn und breit wer- dend, unter einem fast spitzigen Winkel wieder schräg nach aussen, hin- ten und unten, um sich an der obern Fläche des Augapfels unter der Sehne des m. rectus superior, dem hintern Umfange des Auges und der Schläfenseite näher, anzuheften. Innerhalb der Rolle ist die Sehne mit einer Schleimscheide umgeben: zwischen der Rolle und dem Augapfel, wo sie zuerst den innern Rand der Sehne des m. levator palpebrae supe- rioris berührt und dann weiter hinten unter die des m. rectus superior tritt, wird sie von einem blättrigen Zellgewebe umhüllt, das in die fascia bulbi übergeht. Urspr. Kurzflechsig vom innern obern Umfange des foramen opticum (zwischen dem m. rectus superior und internus) und von der Scheide des Seh- nerven. Ans. Am hintern obern Theile der äussern Fläche der sclerotica, bedeckt von der Sehne des m. rectus superior, zwischen ihr und dem Sehnerven. Die etwa Mm. in der 4'" breite Sehne hat nach Theile ihren vordem, äussern Punkt der Anheftung Augenhöhle, gleich weit vom Rande der Cornea und vom Sehnerven entfernt, nämlich etwa 6'" ; der hintere, innere Punkt der Anheftung ist gegen 8'" vom Hornhautrande ent- fernt. WirJt. Wälzt, weil er in der Richtung seiner Sehne von der trachten an wirkt, den Augapfel ein-, auf- und vorwärts, so dass die Pupille nach unten und aussen (innen?) gewandt wird. Nach Kr ause (Albin, Sömmerrmg, Heute) rollt dieser Muskel den hintern Umfang des Augapfels nach ohen und innen, richtet daher die Pupille nach unten und aussen, hringt sie beim Oeffnen des Auges (heim geschlossenen Auge steht sie nämlich hinter dem obern Au- genliede nach oben und etwas nach innen gerichtet) mitten in die Augenliedspalte, und stellt den grossen Diagonaldurchmesser des Bulbus in die Richtung der Augenspalte; aus- serdem bewirkt er das schnelle Herabsteigen des untern Augenliedes, indem er den Aug- apfel über dasselbe hinwälzt. — Nach Titelte lässt sich die Wirkung auf 3 Punkte reduci- ren: a) der Bulbus wird an der Nasenseite herabgezogen, so dass sich die Axe seines Querdurchmessers etwa um 30° verrückt, nämlich innen senkt, aussen hebt, b) Der Bulbus wird hinten so gehoben, dass die Hornhautfläche sich nach unten wendet und die Pupille etwa um 1"' herabsteigt, c) Der Bulbus wird etwa -£-'" nach vorn geschoben. Lässtman am Leichname diesen m, obllqutts und den m. rectus Internus zugleich wirken, so wendet sich die Hornhaut nach unten und innen, wie beim convergir enden Schielen. (Das Weitere s. bei den Bewegungen des Bulbus; in der Splanchnologie). Art. u. Nerv. Art. muscularls der«. Ophthalmien; — nerv, trochlearis s. patlte- ticus. 'S. M. obliquus oculi inferior, unterer schiefer Augenmuskel (in der orbita), ist der kürzeste und kleinste unter den Augenmuskeln, länglich, platt, liegt, rings von Fett umhüllt, vorn in der Augenhöhle und biegt sich vom Boden derselben schräg aus- und rückwärts, anfangs zwischen dem Boden und m. rectus inferior verlaufend, um den äussern Theil des Augapfels herum, so dass er nun zwischen diesem und dem m. rectus externus zu liegen kommt und sich an der sclerotica zwischen dem obern und äussern rectus endigt. Urspr. Von der superficies orbitales des Oberkiefers , zwischen dem canalis lacrimalis und der Decke des canalis infraorbilalis. Ans. Am hintern obern Theile der äussern Fläche der sclerotica, zwischen der Sehne des vi. rectus superior und externus. Seine 4'" breite Sehne, die sich zwischen der Insertion des m. rectus externus und Sehnerven an die Sclerotica be- 21* — 324 — Gesichts- festigt, ist an ihrem vordem Ende etwa 6'" von der Cornea entfernt; das hintere muskeln. Eü(ie nähert sich dem Sehnerven bis auf 3'". Er heftet sich etwa 1 — \\'" mehr nach hinten , als der obliquus superior an , in der Höhe des obern Randes des rechts extcrnus. Wirll. Wälzt den Angapfel vor-, aus- und abwärts, so dass die Pupille schräg nach innen (aussen?) und oben gerichtet wird. Nach Krause zieht der obliquus inferior den hintern Umfang des Bulbus nach unten und aussen, drängt dabei den ganzen Angapfel nach innen und vorn, und wendet die Pupille nach innen und oben. Beim Blinzeln führt er die Cornea, indem die Augen- spalte sich schliesst, genau an der hintern Fläche des obern Augenliedes nach innen und oben, wornach sie vom m. obliquus superior wieder zurück in die sich öffnende Angen- spalte gebracht wird. *Mese Bewegung verbreitet die Thränentlüssigkeit über die ganze vordere Fläche des Bulbus. — Nach Theile erfolgt bei der Cnntraktion dieses Muskels eine complicirte Bewegung des Bulbus, die sich auf folgende 3 Punkte reduciren lässt: a) die Horizontalaxe des Qjierdurchmessers verrückt sich um etwa 15°, sie sinkt an der Aussenseite und hellt sich an der Nasenseite, b) Die Cornea rückt um \ — 1'" nach oben und etwas nach innen, c) Der Bulbus wird etwas nach vorn geschoben. — Combinirt sich der m. obliquus inferior mit dem rectus internus , dann hebt sich der Bulbus nach in- nen und oben (wie auch durch den rectus superior und internus) ; combinirt er sich mit dem rectus externus, dann steigt der Bulbus nach aussen und oben, wie bei der religiösen Verzückung (was auch der rectus externus und superior bewirkt). — Nach Albin, Sömmer- ring, Rosenmüller, Hueck wälzt der m. obliquus inferior die Pupille nach oben und aussen. Wirken beide mm. obliqui zugleich , so ziehen sie den Augapfel etwas nach vorn (und schräg einwärts) , aus der Orbita heraus. Sie können denselben also noch vorn festhalten, während er durch die mm. recti zurückgezogen wird. Wirkt mit beiden mm. obliqui zugleich der m. orbicularis palpebrarum, so wird nach Krause dadurch die Augenaxe verkürzt. Art. u. Nerv. Art. muS Ciliar is der Ophthalmien : — Zw. des nerv, oculomotorius. C. Muskeln für das äussere Ohr. Es sind meist kleine, dünne Muskeln, welche entweder vom Mm. des aus- Kopfe entspringen und das ganze äussere Ohr bewegen, oder nur, sem Ohres. mjt jnren beiden Enden, am knorpligen Theile desselben liegen und dessen Form etwas verändern (s. bei Ohr). Diese Muskeln sind sehr wenig im Gebrauche und deswegen auch nicht in der Willkühr der mehrsten Menschen, wahrscheinlich wegen der Mode, schon frühzeitig die Ohren an den Kopf anzudrücken. 1. IfS. attollens auriculae, Aufheber des Ohres (in der regio supraaurieiilaris der Schläfenge- "•end), der grösste dieser M., ist platt, dünn und eiförmig, liegt über dem Ohre und besteht aus Fasern, die von oben nach unten convergiren, so dass der Muskel oben breit, unten schmäler und dicker ist. Urspr. Mit nach oben convexem Rande am obern Theile der Schläfe von der galea aponeurotica, in der Gegend des mittlem Thciles der linea semicircularis. Ans. Mit schmaler kurzer Flechse an den hintern obern Theil des Ohrknorpels, auf der Rückenfläche der fossa innominata, die sich zwischen den Schen- keln der anthelix befindet , bis zum vordem Rande der Helix hin. Wirk. Zieht das Ohr in die Höhe. Art. u. Nerv. Zw. der art. temporalis ; — des nerv, temporalis superficialis s. au- ricularis anterior, subcutanem malae und der rami temporales des nerv, facialis. 3. M. atträhens auriculae, Vorzieher des Ohres (in der regio temporalis), klein und dünn (3eckig), liegt vor dem Ohre, etwas schief von vorn und oben nach un- ten und hinten, an der Wurzel des Jochbogens, zwischen der Haut und der aponeurosis temporalis. Urspr. Vom pmeessus z,ygo7nalicus des Schläfenbeins und der aponeuro- sis temporalis, dicht oberhalb des Jochbogens. - 325 - Alis. Mit plattei Sehne au die Rüekeufläche des Anfangs theiles der helix au- GesichU- , l - muskela. rtculae. ■Wirk. Zieht das Ohr vorwärts und etwas aufwärts. Art. u. Nerv., siud dieselben des vorigen M. 3. Mm. retrahentes aurieulae, Zurückzieher des Ohres (in der regio occipitalis superior anterior), 2 — 4 dünne, längliche Muskelbündel, welche hinter dem Ohre, über der Insertion des sternocleido-masloideus , zwischen ihm und dem m. occipitalis liegen und von denen das unterste oder mittelste gewöhnlich das dickste ist. Urspr. Von der pars mastoidea des Schläfenbeins , dicht über der Wurzel des Mm. des äus- processus mastoideus. sern Ohres. Ans. Mit dünnen, kurzen Flechsen an die convexe Rücken fläche der Ohr- muschel. Wirk. Ziehen den obern Theil des Ohres rückwärts. Art. u. Nerv. Zw. der art, auriculufis posterior und occipitalis ; — des nerv, auri- cularis posterior, occipitalis minor und ram. äuricularis Vagi. Wirken diese genannten Ohrmuskeln alle zusammen, vorzüglich der allollens mit den retrahentes, so wird der Ohrknorpel angespannt, die concha erweitert und dadurch das Gehör verstärkt. 15. Muskeln an der äussern Äl'ase. Die Nase kann in die Höhe gezogen (durch m. procerus und levator labii superioris alaeque nasi) und herabgezogen (durch m. depressor alae und septi), die Nasenlöcher erweitert (durch m. le- vator labii alaeque nasi und mm. dilatalores narium) und verengert werden (durch m. depressor nasi). Einige der Muskeln, welche diese Wirkungen erzeugen, sind nur für die Nase bestimmt, man- che zugleich auch noch für den Mund; ihre Untersuchung ist sehr schwierig und deshalb auch ihre Beschreibung sehr verschieden. 1. HI. levator lahii superioris alaeque nasi, Aufheber der Oberlippe und des Nasenflügels, pyramidalis nasi Santorini, Nasenrümpfer (in der regio nasalis), liegt an der Seite der Mm. der Nase, vom innern Augenwinkel und Hg. palpebrale internum an, wo er zum Theil vom vi. orbicularis palpebrarum bedeckt ist und stets mit Fasern desselben, bisweilen auch mit dem m. frontalis zusammenhängt, etwas nach aussen gegen den Nasenflügel und die Oberlippe herab. Er bat an seinem äussern Rande den m. levator labii superioris proprius, wird im Herabsteigen allmälig breiter und endet, ohne sich aber in 2 besondere Fascikel zu spalten, in eine kleinere innere Portion für den Nasenflügel und eine grössere äussere für die Oberlippe, welche letztere gerade in der Rinne zwischen Nase und Backen herabläuft. Oben liegt dieser Muskel unmittelbar auf dem Knochen, unten bedeckt er den m. compressor und depressor nasi. Urspr. Kurzflechsig vom obern Theile des processus nasalis des Oberkiefers, aus der kleinen Vertiefung der Aussenfläche. Ans. Mit der kleinern innern Portion an den hintern Theil des Knorpels und der Hautdes Nasenflügels; mit der grössern äussern Portion, welche sich mit dem m. levator labii superioris proprius und zygomalicus minor zu einem Bündel .Nase. — 326 — Gesichts- voreinigt, an den obern Theil des m. orbicnlaris oris und die Haut der n.uskeln. Oberlippe. Wirli. Zieht die Oberlippe und den Nasenflügel zugleich in die Höhe, wobei sich die über und vor dem Nasenflügel befindliche Nasenhaut in mehrere Längen- runzeln legt, und das Nasenloch erweitert wird, wie beim höhnischen Lächeln, verächtli- chen Spotte, Nasenrümpfen. Dabei wird die Oberlippe etwas nach aussen und aufwärts umgeschlagen; wirkt der m. orbicularis oris zugleich mit, so wird sie nur gerunzelt. — Wirken diese Muskeln beider Seiten zugleich, dann erweitern sie die Nasenlöcher und heben die ganze Oberlippe. — Da dieser M. mit dem orbicularis palpebr. zusammenhängt, sokann man die Augenlieder nicht kräftig schliessen, ohne zugleich diejNasenflügel in die Höhe zu heben und die Haut des Nasenrückens zu falten. — Nach Hyrtl sendet dieser M., ehe er zur Lippe geht, ein isolirtes Bündel zur Haut, welches durch ein ähnliches des levator Jabii super, propr. verstärkt wird. Beide scheinen an der Bildung der Lachfalten besondern Theil zu nehmen. Art. ii. Nerv. Zw. der coronaria labii super., angularis, infraorbitulis und dorsalit nasi; — des nerv, infraorbitulis und ethrnoidalis. S. M. compressor nast, Zusammendrücker der Nase, transversus nasi (in der regio nasa- lis), wird anfangs — wo er eine rundliche Form hat und in der Rinne zwischen Nase und Backe in die Höhe steigt — vom vorigen M. und den Hebern der Oberlippe bedeckt, ist dann platt und dreieckig, weil sich seine Fasern vom Oberkiefer strahlenförmig gegen den Nasenflügel (wo Mm. der er dicht unter der Haut liegt) ausbreiten, so dass die obern noch bis Mao« O / J^ zum untern Theile des m. frontalis hinaufreichen und mit diesem zusam- menhängen, die untern dagegen am untern Rande des Nasenflügels mit dem folgenden Muskel zusammenfliessen. Urspp. Von der superficies facialis des Oberkieferbeins, über dem Eckzahne oder 1. Backzahne , nach aussen vom depressor nasi. (Diesen Ursprung leugnet M. J. Weber ganz und nimmt dafür den Nasenrücken an; Theile sah diesen M. auch bisweilen vom Nasenrücken entspringen.) Ajis. An den obern Theil des Nasenflügels, bis zum Rücken der Nase, wo seine breite dünne Sehne mit der der andern Seite zusammenstösst. Bisweilen vereinigen sich beide Compressoren noch fleischig, oder fleischig- sehnig mit einander und stellen einen, über die knorplige Nase verlaufenden Muskelbogen dar, dessen beide Schenkel am Oberkiefer festsitzen. Wirk. Drückt den obern Theil des Nasenflügels gegen die Nasenschei- dewand und den Nasenrücken etwas nieder; besonders zieht er aber die Haut nach unten und spannt sie an; er stimmt also hinsichtlich seiner Wirkung wesentlich mit dem depres- sor überein , so dass man beide Mm. , zumal da sie an ihrem Ursprünge und Ansätze unzer- trennlich verbunden sind, als einen ansehen könnte. Art. u. Nerv.; die des vorigen M. 3. 7Hf. depressor alae nasi, Niederdrücker des Nasenflügels (in der regio ?iasalis), ein plat- ter, länglich-viereckiger M. , welcher weiter nach innen als der vorige, mit ihm verschmelzend, unmittelbar auf dem Oberkiefer liegt, und unten vom m. orbicularis oris, oben vom levator labii super ioris proprius und levator labii alaeque nasi bedeckt ist. Er steigt von der Gegend des Eckzahnes nach innen und vorn zum hintern Umfange des Nasen- lochrandes in die Höhe. — Nach Hyrtl giebt es gar keinen m. depres- sor alae nasi; was man dafür erkannte, ist SäntorinVs dilatator proprius pinnarum, der vom compressor ?iasi zum Theil bedeckt wird. tJrspr. Yom processus alveolaris des Oberkiefers ; aus der Vertiefung nach aussen neben dem jugum alveolare des äussern Schneidezahnes oder Eckzahns, oder auch von diesem jugum selbst. Ans. Steigt auf- und einwärts zum Knorpel und zur Haut des untern und seitlichen Theiles des Nasenflügels, wo seine inuern Fasern bis an die Nasenscheide- Nase. - 327 — wand reichen, die äussern, aufwärts gewandte Bogen bildend , auf dem hinter- Gesichu- sten untersten Theile des Nasenflügels liegen. muakeln. Wirk- Zieht den Nasenflügel heralj u. zugleich tiefer gegen den Oberkiefer hinein, wodurch die Oberlippe etwas herahgeschoben und das Nasenloch in querer Richtung ver- engt wird. Art. u. Nerv.; die des vorigen M. 4. Ifl. procerus s. pyramidalis nasi, ein kleines dünnes Muskelbündel (in der regio dorsalis nasi), welches durch die Vereinigung der beiden Stirnrauskeln auf der Nasenwurzel ent- steht, auf dein Nasenrücken ein Stück herabliegt und mit dem m. com- pressor nasi zusammenstösst; er fehlt oft. Urspr. Von der Wurzel der Nase fängt er an und steigt bis zur Mitte des Na- senrückens herab , wo er . Ans. indieNasenhaut übergehet. Wirll. Zieht die Haut des Nasenrückens gegen die Nasenwurzel in die Höhe. Art. u. Nerv. Zw. der art. dorsalis n/csii — des nerv, infratrochlearis und eth- moidalis. S. M. depressor septi mohilis narium, Niederzieher der Nasenscheidewand, m. nasalis labii supe- rioris (in der regio labialis superior), ist die obere dreieckige Spitze der äussern Lage des m. orbikularis oris, welche aufwärts zur Nasen- Mm. der Scheidewand steigt. Urspr. Oben von der Mitte der äussern Lage des m. orbicularis %ris. Ans. Am untern Rande des sep tum mobile nasi, bis zur Nasenspitze hin. Wirk. Zieht die Nasenscheidewand und Nasenspitze herab, verengt da- durch die Nasenlöcher; kann auch die Oberlippe in die Höhe ziehen. Für sich allein kann dieser M. nicht als Herabzieher der Nase wirken. Art. u. Nerv. Die art. septi mobilis nasi; — Zw. des nerv, infraorbitalis und buccinatorius. 6. M. dilatator narium posterior (Theile), hinterer Er weiterer des Nasenlochs (dilatator pinnarum proprius, Santorini) , ihn findet man, besonders mit Hülfe des Mikroscops, nach sorgfältiger Entfernung aller Fasern des m. levator labii alaeque nasi, des compressor und depressor nasi, am untern hintern Theile des Na- senflügels, in einer Zellgewebsmasse eingehüllt. Urspr. Sehnig vom Rande des Stirnfortsatzes des Oberkiefers und von den Se- samknorpeln des Nasenflügels. Ans* Verliert sich in der Haut der hintern Hälfte des Nasenioc hrandes. Wirk. Zieht den hintern Theil des Nasenflügels nach aussen und oben, und erweitert also das Nasenloch in querer Richtung. S. TUE. dilatator narium, anterior (Theile), vorderer Nasenlocherweiterer (levator alae nasi proprius, Ar- nold), ist nur selten recht deutlich ausgebildet, liegt vom obern Rande und der äussern Fläche des Nasenflügelknorpels, kaum ein paar Linien vom Nasenrücken entfernt, bis zu den Sesamknorpeln hin, mit Fasern, die im Ganzen parallel mit dem Nasenrücken nach unten verlaufen und sich im vordem Theile des Nasenlochrandes in der Haut verlieren. Er zieht den vordem Theil des Nasenflügels nach aussen, und erweitert daher das Nasenloch. E. Muskeln des Mundes, Kinnes und der Backe. Den Lippen und Backen kommt eine bedeutende Beweglich- keit zu, die durch viele von oben, aussen und unten in die Lippen Mundes, — 328 — Gesichts- sich inserirende Muskeln (mit Ausnahme des Kinnhebers) bedingt ist. Zunächst wird die Mundspalte mit einem Schliesser (orbicu- laris orisj umgeben, der in und um die Lippen seine Lage hat. Die Oberlippe kann gehoben werden durch den m. levator labii superioris alaeque nasi, levator proprius und zygomaticus minor; den Mundwinkel hebt der m. levator anguli oris und zygomati- cus major, zieht nach aussen und hinten der m. buccinator, zieht herab der m. triangularis menii und risorius Santorini; die Unter- lippe wird durch den m. quadratus menti herabgezogen. Die Backe bildet hauptsächlich der m. buccinator', das Kinn, durch den m. transversus menti bisweilen verdickt, hebt der levator menti. Alle diese Muskeln, bis auf den orbicularis oris, sind paarig. 1. 7HT. orbicularis oris (s. sp in et er labiorum), Ring- oder Schliessmuskel des Mundes (in der regio labialis s. oris), ein unpaarer, aus bogenförmigen (nicht Kreis-) Fasern bestehender Muskel, welcher zwischen der innern und äussern Hautplatte der Lip- pen als ein länglicher (4? — \") breiter Ring die Mundspalte umgiebt und an den Mundwinkeln am dicksten ist. Sein unterer Theil ist etwas stär- Mm, des; ker, weil dieser die Unterlippe zu tragen hat, er hängt mit der äussern Hautplatte der Lippen genau zusammen. — Die innere Lage (Rand- schicht) dieses M. liegt dem Rande der Lippen zunächst, und ist ein rundlichplattes, etwa %'" breites Bündel,, welches aus zarten, dicht auf einander liegenden, weniger zirkeiförmigen, parallelen, längs der Lip- pen verlaufenden Fasern besteht. — Die äussere Lage, welche weit dünner ist und rings um die innere liegt, verwebt sich vielfach mit den Enden der die Lippen und den Mundwinkel bewegenden Muskeln und verlängert sich in der Mitte ihres obern Theiles gegen die Nasenschei- dewand hin in eine dreieckige Spitze, in den depressor sepli mobi- lis (s. S. 327). Urspi*. und Ans. Als solcher kann für die äussere Lage der untere Rand der Nasenscheidewand angesehen werden. Auch heftet er sich noch an die äus- sere Fläche des Ober- und Unterkiefers an. 'Wirk. Er verengert und verkürzt oder verschliesst die Mund spalte, indem er die Lippen zusammenzieht. Bei seinem und der übrigen, in ihn übergehenden, Muskeln Ruhestände ist der Mund geschlossen, wirkt er dann allein, so drückt er die Lippen fest auf einander, oder wirken die seitlichen Fasern etwas stärker, so spitzt er den Mund. Art. u. Nerv. Die artt. coronariae labiorum, Zw. der mentalis und buccinatoria; — des nerv, infraorbitalis, mentalis und buccinatorius und der rami buccinatorii nerv, facial. a. Muskeln der Oberlippe. 3. j?J. levator labii superioris alaeque uasi, s. bei den Nasenmuskeln (S. 325). Er hebt die Oberlippe immer zugleich mit dem Nasenflügel in die Höhe. — Unter diesem Muskel findet sich immer ein rundliches Muskelfascikel , das von oben nach unten am Oberkiefer , vom Stirnfortsatze dessel- ben zum Jugum des 1, Backzahnes läuft, und von Santorini m. rhomboideus, von Albin (So?ntnerri?ig und MeckelJ anomalus maxillae superioris, von Arnold la- teralis nasi genannt wurde, und vielleicht ein Bündel des ?n. levator labii alae- que nasi oder des couipressor 7iasi ist, 3. HI. levator labii superioris proprius, eigener Heber der Oberlippe (in der regio malaris und buccalis), ein platter, 4seiliger, oben breiterer M., der vom Unleraugenhöhlcn« — 329 — rande vor dem foramen infraorbitale und m. levator anguli oris zur Gesichts- Oberlippe schräg nach innen herabsteigt, zwischen dem vorigen und fol- mus genden Muskel liegt, und mit beiden meistens zu einem gemeinschaftli- chen Schwänze zusammenfliesst, der in die Oberlippe übergeht. filrspr. Kurz flechsig von der Mitte des margo infraorbitalis, da wo an ihm das Oberkiefer- und Wangenbein zusammeustossen. Er ist hier vom Stratum externum des m. orbicularis palpebr. bedeckt. Ans. Verliert sich in der Haut (Unterhautzellgewebe) der Oberlippe und in dem obern Theile der äussern Lage des m. orbicularis oris. 'WirJi. Dieser M. zi e h t die Oberlippe etwas schief nach aussen auf seiner Seite in die Höhe, beide Mm. he hen die ganze Oberlippe. Art. u. Nerv. Zw. der art. maxilluris externa, infraorbitalis, buccinatoria und transversa facieij — des nerv, infraorbitalis, subcutanem malae, der rami buccales und malares nerv, facialis. Jr. iüff. aygomaticus minor, kleiner Jochmuskel (in der regio malaris und buccalis), ist sehr dünn, zart, länglich rund und in viel Fett eingehüllt; er liegt nach aussen ne- ben dem vorigen, nach innen vom folgenden M. und geht schief vom Wangenbeine nach innen abwärts, um mit den beiden vorigen Mm. zu verschmelzen. Bisweilen fliesst er sehr bald mit dem levator labii su- perioris zusammen und scheint dann zu fehlen; gewöhnlich verbindet er sich durch ein Bündel mit dem m. orbicularis palpebrarum. Urspr. Vom untern innern Theile der superficies facialis des Jochbeins , et- was bedeckt vom m. orbicularis palpebrarum. Ans. Verliert sich mit den beiden vorigen Mm. in der Haut der Oberlippe und Mm. des im m. orbicularis oris. Mundes. ^%Tirl£. Zieht den äussern Theil der Ob erlip pe schief nach aussen aufwärts; die Mm. beider Seiten ziehen sie gerade in die Höhe und breit. Art. u. Nerv, sind die des vorigen M. 1$. Msisfeelsi des Mundwinkels. 5. Wt. sygomaticus major, grosser Jochmuskel (in der regio malaris und buccalis), ist etwas dicker und länger als der vorige, neben dem er mehr nach aussen liegt. Er langt am Jochbeine weiter nach hinten und oben und läuft schief ein- und abwärts anfangs vor dem masseter, dann vor dem m. buccinalor, von dem er durch Fett geschieden ist, zum Mundwinkel herab, wo er mit dem folgenden M. zusammenfliesst. Urspr. Kurzsehnig von der superficies facialis des Jochbeins, da wo der Processus lemporalis abgeht, etwas oberhalb des untern Randes, neben und unter dem äussern Rande des in, orbicularis palpebr. (mit dem er bisweilen durch ein Fascikel zusammenhängt). Ans. Am Mundwinkel verlieren sich seine Fasern, die mit denen des m. levator und depressor anguli oris zusammenfliessen, in dem m. orbicularis oris. Sie durchkreuzen sich mit den andern Mundwinkelmuskeln und der grösste Theil der- selben geht in den Unterlippentheil des orbicularis oris (namentlich in dessen äussere Schicht) über ; nur ein Theil verliert sich im depressor anguli oris und risorius. "Wivti.. Zieht d en Mun dwinkel u. dieBacke auf seiner Seite schief nach aussen in d ie Höhe ; beide ziehen die Winkel aus einander u. in die Höhe, wie beim Lachen. Art. u. Nerv, die des vorigen M. G. W. levator anguli oris, Aufheber des Mundwinkels (in der regio buccalis), ist platt, läng- lich, liegt in der Tiefe zwischen Fett, vom m. levator labii saper. pro- — 330 — Gesichts- prius und zygomaticus minor bedeckt, an der innern Seite des vorigen, mus « n. zjemjicfj senkrecht oder etwas nach aussen an der Gesichtsfläche des Oberkiefers herab. ITrspr. Aus der fovea maxillaris, unterhalb des for amen infraorbitale. Ans. Am Mundwinkel geht er, vermischt mit den Fasern des vorigen und folgenden M. , in den m. orbicularis oris über. Seine Fasern treten grösstentheils in den Unterlippentheil des Mundschliessers , theilweise in den depressor anguli oris. Wirk. Zieht den Mundwinkel gerade in die Höhe. Widersteht der m. orbicu- laris oris, so wird die Mundspalte nach ohen gekrümmt, so dass die Concavität nach oben sieht. Art. u.Nerv. die der vorigen Mm. S. üf. depressor anguli oris (s. triangularis menti), Herabzieher des Mundwinkels (in der regio mentalis und maxillae inferioris), ein platter, dünner, dreieckiger M., der zur Seite des Kin- nes, dicht unter der Haut und vor dem for amen mentale liegt. Sein breiter Rand liegt am untern Rande des Unterkiefers, seine Spitze be- . rührt den Mundwinkel. Die hintersten Fasern dieses M. steigen ziem- lich gerade aufwärts und nehmen unterhalb des Mundwinkels die Fasern des risorius auf; die vordem wenden sich bogenförmig auf- und rück- wärts. Urspr. Mit seinem breiten Theile vom untern Rande des Unterkiefers, Mm. deB zwischen Kinn und Winkel. Mundes. j^iis. gem dünnes schmales Ende verliert sich mit den beiden vorigen Mm. am Mundwinkel in dem m. orbicularis oris. Seine Fasern gehen hier zum Theil unmittelbar in den m, zygomaticus major und lecator anguli oris, zum Theil in den Oberlippentheil des Mundschliessers über. 'Wirk. Zieht den Mundwinkel etwas auswärts herab; widersteht der orbicula- ris, dann bildet die Mundspalte einen nach unten concaven Bogen. Art. u. Nerv. Zw. der art. maxilhcris externa, coronaria labii inf 'er., mentalis und submentalis ; — des nerv, mentalis und mar ginalis. 8. ÜT. risorius ISantorini, Lachmuskel (in der regio buccalis), ist ein dünnes, dreiseitiges oder rundliches Muskelbündel, in dem Feite der Wange, gleich unter der Haut neben dem Mundwinkel, welches in der Höhe der Zahnreihen et- was schräg von aussen und oben nach innen und unten zum Mundwinkel tritt, und von Einigen auch fälschlich als ein Ründel des m. 'platysma- myoides angesehen wird. Urspr. Mit mehrern zerstreuten, kurzsehnigen Fasern von der fascia parotideo- masseterica oder auf dem breiten Halsmuskel (sich mit den Fasern desselben kreuzend) , wenn dieser so weit heraufreicht. Ans. Seine Fasern vereinigen sich am Mundwinkel mit denen des m. depressor an- guli oris und zt/gomaticus major. Wirk. Zieht den Mundwinkel und innern untern Theil der Backe etwas nach aussen und aufwärts, wodurch ein Grübchen beim Lachen entstehet. Art. u. Nerv. Zw. der. art. maxillaris externa; — des nerv. 7nar ginalis und der rami buccales nerv, facialis. c. Muskeln der Unterlippe. 9. M. depressor labii inferioris (s. quadratus menti), Niederzieher der Unterlippe (in der regio mentalis), ein platter, dünner, rautenförmiger M., der nach innen neben dem vorigen, noch etwas von ihm bedeckt, gleich unter der Haut des Kinnes, vor dem Eck- zahne und den 3 vordersten Rackzähnen liegt. Seine Fasern gehen — 331 — alle schräs: auf- und einwärts, so dass die innern dieser Mm. beider Gesichts ~ 7 „i,„i.. Seiten in dem sulcus labio -mentalis unter einem Winkel zusammenstos- sen und unten am Kinne eine dreieckige Spalte für den m. levalor menti lassen. Urspr. Am untern Rande des Unterkiefers, zwischen der protuberaniia mentalis externa und dem foramen mentale. Ans. Verliert sich mit seinen innern Fasern in der Haut des Kinnes, die äus- sern vermischen sich an der Unterlippe mit dem orbicularis oris. Wirk. Zieht die Unterlippe schräg- nach aussen herab; beide ziehen sie ge- rade herab und spannen sie ; wobei sie zugleich nach aussen umgeschlagen wird. Er kann auch die Haut des Kinnes aufwärts ziehen. Art. u. Im erv. Dieselben des m. triangularis menti. lO. Mm. incisivi Cowperi, Schneidezahnmuskeln, Lippenandrücker (in der regio labialis), sind 4 kleine schwache Mm., 2 superiores und 2 inferiores, welche zwischen den Zahnrändern der Kiefer und den Lippen liegen. Die obern (welche T/ieile als die äussere Partie des Kopfes des m. depressor alae nasi ansieht) sind etwas stärker, liegen näher an einander und haben das obere Lippenbändchen zwischen sich; die untern (von Theile für die obersten Bündel des Kinnhebers angesehen) sind schwächer, liegen et- was entfernter von einander und sind durch das untere Lippenbändchen getrennt. Ifrspr. Am margo alveolaris des Ober- und Unterkiefers, entweder vom jugum alveolare des äussern Schneidezahnes oder aus der Grube zwischen diesem und dem innern Schneidezahne. Ans. Vermischen sich an der innern Fläche der Lippen mit dem m. orbicularis oris. Wirk. Ziehen die Lippen gegen das Zahn fleisch und drücken sie an. Art. u. Nerv., die des m. orbicularis oris. muskelu. Mm. des Mundes. d. Muskeln des Kinnes. 11. M. levator menti, Heber des Kinnes (in der regio mentalis), ein kurzer, dicker, kegel- förmiger Muskel, der am Unterkiefer von der Gegend des Eckzahns, an- fangs vom quadratus menti verdeckt, schief nach innen herabsteigt, um unten am Kinne in die dreieckige Lücke zwischen die beiden mm. qua- drati menti zu treten und daselbst mit seinen obern Fasern mit denen der andern Seite in einen Bogen zusammen zu fliessen. Der übrige grösste Theil des Muskels aber verliert sich in dem Unterhautzellgewebe des Kinnes. Urspr. An der Aussenfläche des Unterkiefers aus der Vertiefung zwischen dem 2. Schneidezahne und Eckzahne, oder vom jugum dentis canini. Hier ist er vom m. quadratus menti bedeckt und stösst an den Mundschliesser. Ans. Vereinigt sich mit dem der andern Seite und verliert sich in der Haut des Kinnes. Wirk. Zieht das Kinn in die Höhe und schiebt die Unterlippe etwas hinauf. Art. u. Ne rv. Die des in. quadratus und triangularis menti. Hinter diesem Muskel findet sich als m. anomalus ma.villae inferioris s. menti, ein kleines fleischig- sehniges, dreiseitiges Muskelbündel, welches unterhalb des Kinnhalters vom Unterkiefer entspringt und breiter werdend sich am Höcker des Kinnrandes befestigt. Min. des Kinnes. — 332 — 13. M. transversalis menti, Gesichts- findet sich nur bei fleischigen Menschen quer unter dem Kinne (in der muskein. re^0 Wyl0/iyoidea), als Doppelkinn. Er läuft von der Mitte des untern Randes des m. triangularis metiti quer herüber gegen den der andern Seite und wird von Einigen als eine Fortsetzung der innern Fasern des m. platysm a- myoide s , von Andern als Fortsetzung des triangularis, oder auch als ein besonderer Muskel angesehen. ÜVirli. Er kann die H a u t am untern Rande des Kinnes anspannen (runzeln ?) Backen- inuskel. e. Muskel der Backe. 13. TSE. buccinator, Backen- oder Trompetermuskel (in der regio buccalis), ein platter, dünner M., welcher die Oeffnung zwischen Ober- und Unterkiefer schliesst und die Backe, die Seitenwand der Mundhöhle, bildet. Seine innere ge- gen die Mundhöhle sehende Fläche ist mit der Mundschleimhaut überzo- gen und glatt, die äussere, mit der fascia baccalis (s. S. 317) bekleidete, liegt in der Nähe des Mundwinkels oberflächlicher und ist hier vom m. levator und depressor anguli oris, risorius und von den mm. zygomatici bedeckt. Sein hinterer Theil tritt hinter den ramus des Unterkiefers und den m. masseler und wird von einer starken Fettlage bedeckt. Die Fasern dieses M. laufen quer von hinten nach vorn gegen den Mundwin- kel; in der Gegend des 2. oder 3. obern Backzahnes wird er vom ductus Stenonianus (Ausführungsgang der parotis) durchbohrt. Urspr. Am Oberkiefer : vom processus alveolaris, dicht über den 4 hintersten Backzähnen, vorwärts bis unterhalb des Ursprungs des m. levator anguli oris; ganz hinten auch noch vom processus pterygoideus; — am Unterkiefer: vom margo alveolaris und der linea obliqua externa bis zum letzten Backzahn hin. Sein hinterer Theil geht in den m. conslrictor superior des Pharynx (bucco -pharyngeus) über. Ans. Seine Fasern verlieren sich theils an der Ober- und Unterlippe , theils am Mundwinkel im m. orbicularis oris (sowohl in der äussern als innern Schicht des Ober- und Unterlippentheiles dieses Muskels) , theils auch in dem m. levator und depressor anguli oris. IVirli. Er zieht den Mundwinkel und die L.ippen nach aussen und hinten, wenn der m. orbicularis oris nicht widersteht, wodurch LHngenfalten an der Backe entste- llen und die Mundspalte in querer Richtung erweitert wird. Widersteht der Sehliess- inuskel des Mundes, dann presst er sich gegen die Zähne, verengt die Backen- iiöhle und drückt die Speissen , welche sich in dieser befinden , unter die Zähne ; auf diese Art wirkt er auch heim Ausstossen der Luft, beim Pfeifen, Blasen, Ausspeien etc. Vor- züglich ist er auch dadurch wirksam, dass er den Backen den erforderlichen Grad von Spannung verleiht, um der durchströmenden Luft zu widerstehen, und dass er durcb Befestigung des Mundwinkels den Mundschliesser einigermassen fixirt. Art. u. Nerv. Rami buccahs der art. inaxillaris externa, und art. buccinatoria, transversa faciei ; — des nerv, biiccinatorius und rami buccales nervi facialis. F. Muskeln des Unterkiefers (welclie dein Kauen vor- stellen), Kaumuskeln, manducatores s. tnansores. Der Unterkiefer kann auf 3fache Art bewegt werden, er kann vom Oberkiefer ab- und an diesen angezogen, nach den Seiten hin und etwas vor- und rückwärts geschoben werden. Die adduclio geschieht durch den m. temporalis, masseler und pterygoideus in- fcrnus, die Seitenbewegung durch den m.plerygoideus externtfis einer Seile; wirken diese letztein Mm. beider Seiten zugleich, so entsteht — 333 — das Vorwärtsschieben; das Riickwärtsziehen besorgt dann der m. Gesichts- plerygoideus internus. Das Abziehen des Unterkiefers wird durch mus Muskeln, welche vom os hyoideum entspringen, bewirkt, wie vom m. digastrzcus, mylo- und geniohyoideus. Wirken die Kaumuskeln in kurzen Momenten hinter einander, so wird eine kreisförmige Be- wegung des Unterkiefers, wie beim Zermalmen, hervorgebracht. 1. M. masseter, Kaumuskel, mandibularis externus (in der regio masseterica), ein kurzer, dicker, länglich viereckiger M., welcher dicht vor dem Ohre, unter der Haut und vor dem Aste des Unterkiefers, vom Jochbogen zum Winkel des Unterkiefers herab, liegt. Hinten wird er etwas von der Parotis, unten vom m. platysma- myoides bedeckt; seine äussere Fläche ist mit der fascia parotideo -masseterica (S. 317) bekleidet. Er hat 2 Lagen, deren Fasern eine verschiedene Richtung nehmen und zwischen denen zuweilen ein kleiner Schleimbeutel liegt. a) Stratum externum s. superficiale, die längere und brei- tere Lage, ist mit starken flechsigen Fasern untermischt und hat ihre Kaumuskeln Richtung von vorn nach hinten. tmes)?' Urspr. Vom untern Rande des vordem Theiles des arcus xygomaticus; besonders von dem Theile des arcus, welcher dem Wangenbeine angehört. Ans. An die äussere Fläche und den untern Rand des angulus maxillae in- ferioris. b) Stratum internum s. profundum, ist weit kleiner und dün- ner als das vorige und wird von diesem bedeckt; seine Fasern laufen mehr von hinten nach vorn herab. Urspr. Vom hintern Theile (näher am Schläfenbeine) des untern Randes des arcus zygomaticus, so dass es nicht ganz vom Stratum externum be- decktist. Ans. Ueber der vorigen Lage an die vordere Fläche des ramus maxillae in- ferioris, ungefähr in die Mitte desselben. Wirls. Zieht den Unterkiefer in die Höhe und drückt ihn an den ohern an; die äussere Lage zieht ihn etwas nach vorn, die innere nach hinten. Art. u. Nerv. Die art. masseterica; Zw. der art. maxillaris externa und der transversa faciei ; — nerv, massetericus, 3. Jfl. temporalis, Schläfenmuskel, Crotaphites (in der regio temporalis), ist ein von fleischigen und flechsigen Fasern durchwehter, platter M., welcher die fossa temporalis ausfüllt und das planum semicirculare bedeckt. Sein oberer Theil ist breit und sieht mit einem nach oben convexen Rande aufwärts; indem er hiüter dem arcus zygomaticus herabsteigt, conver- giren seine Fasern und sein unteres Ende, welches an den m. pterygoi- deus externus stösst, wird schmal und dick. An seiner Oberfläche ist er von Fett und von der fascia temporalis (s. S. 317) überzogen. Urspr. An der linea semicircularis , am planum semicirculare, über- haupt an der Wand der fossa temporalis , welche vom osfrontis, parietale, tem- poru?n und vom grossen Flügel des Keilbeins (bis zur linea eminens herab) ge- bildet ist. Ans. Mit einer kurzen , dicken, flechsigen Portion an den proc es sus coronoi- deus des Unterkiefers (am Yordern und hintern Rand und an die Spitze desselben — 334 — Gesichts- eine oberflächlichere Schicht; an die innere Fläche des Kronenfortsatzes die muskeln. tiefere Schicht). Wirk.. Zieht den Unterkiefer hinauf und zugleich etwas rückwärts, so das& die untern Schneidezähne hinter die obern zu stehen kommen; wirkt hauptsächlich beim Beissen, indem er die Kiefer an einander drückt Art. u.Nerv. Die artt. temporales profundae; — nervi temporales profandi. 3. M. pterygoideus internus, innerer Flügelmuskel (hinter der regio masseterica) , ein dicker, starker, länglich viereckiger M., welcher gleich hinter dem Aste des Unterkiefers, zwischen dem processus pterygoideus und Kieferwinkel, eine ähnliche Lage einnimmt, wie der masseter vor dem Aste. Seine Fasern laufen parallel schräg von oben, vorn und innen nach unten, aussen und hinten. Seine äussere Fläche grenzt „oben an den m. ptery- goideus externus, unten an die innere Fläche des Kieferastes; seine innere Fläche steht mit dem m. lensor palati und constrictor pharyngis superior in Berührung, Urspr. Aus der fossa pterygoidea, von der äussern Fläche des innern (innere Portion) u. der innern Fläche des äussern Flügels (äussere Portion) des Pro- cessus pterygoideus ; vom hamulus -pterygoideus und vom hintern Theile des Processus pyramidalis des Gaumenbeins ; zuweilen auch noch vom Oberkiefer. Ans. An der innern Fläche des ramus maxillae inferioris, nach oben bis zum foratne?i maxillare posterius , nach unten bis zur Basis und zum Winkel des Unterkiefers , wo er mit dem m. ?nasseter zusammentrifft. Kaumuskeln 'Wirb. Hebt den Unterkiefer in die Höhe, indem er ihn zugleich etwas nach innen (manducato- und nach seiner Seite zieht. Beide Mm. ziehen ihn gerade nach vorn in die Höhe; drücken res). die Kiefer an einander. Art. u. Nerv. Die artt. pterygoideae der art. maxilluris interna; — nervi ptery- goidei des ram. 111. nerv, trigemini. 4. M. pterygoideus eacternus, äusserer Flügelmuskel (hinter der regio masseterica), ist kleiner und fleischiger als der vorige, über und vor dem er in der Richtung von in- nen und vorn nach aussen und hinten, vom processus pterygoideus nach dem Condylus des Unterkiefers, liegt, so dass er sich in schräger fast horizontaler Richtung mit diesem kreuzt. Er stösst nach aussen an den m. temporalis, nach innen an den pterygoideus internus. Urspr. Sein unterer Kopf: von der ala externa processus pterygoi- dei, vom processus pyramidalis des Gaumenbeins und tuberculum maxillare; — der obere Kopf von der untern Fläche des grossen Flü- gels des Keilbeins, in der Gegend des processus spinosus. Aus. In die Vertiefung an der vordem innern Seite des Halses des processus con- dyloideus des Unterkiefers. "Wirk. Ein solcher M. allein zieht den Un terki ef er seitwärts, d. h. nach innen und vorn; beide zusammen gerade nach vorn; wirken sie abwechselnd, so wird der Unterkiefer herüber und hinüber geschoben. Art. u. Nerv, sind die des vorigen M. Gr. Muskeln des weichen ©auniens. Das Gaumensegel, velum palatinum (eine von der Nasen- und Mundschleimhaut gebildete Duplicatur, mit dem Zäpfchen, uvula, in der Mitte, welche am hintern Rande des harten Gaumens schief nach unten und hinten herabhängt), kann auf- und abwärts gezogen und in die Quere gespannt werden. Die hierbei wirkenden folgenden Muskeln verlieren sich mit ihren Fasern zwischen den — 335 — beiden Schleimhautplatten und können nur dann vollständig ge- Gesichts. sehen werden, wenn man den Pharynx aufschneidet. i. JH. levator ptllati molllS (s. petro-salpi?igo-stapf)ylinus), (von seinem Ursprünge: nfooog, der Felsen, aälmy'Z, die Trompete, und oraqivlij, der Gaumen), Gaumenheber; ein länglichrunder M., welcher' dicht am obersten seitlichen Umfange des Schlundkopfes, unter der knor- pligen tuba Eustachii, zwischen dem m. constrictor pharyngis swperior und pterygoideus internus, an der hintern und innern Seite des folgen- den M. liegt. Er steigt von oben, aussen und hinten nach innen und vorn zum seitlichen Rande des Gaumensegels herab. Urspr. Von der untern Fläche der pars petrosa (zwischen tuba und canalis caroticus) und dem untern äussern Umfange der knorpligen tuba Eustacäii, gleich hinter dem processus spinosus. Ans. Läuft mit seinen Fasern schräg ein- und vorwärts zum velum palatinum, zwischen dessen Platten er sich bis zum Zäpfchen ausbreitet und mit dem der an- dern Seite zusammenstösst. Abwärts vermischt er sich mit Fasern des m. pha- ryngo -palatinus. Wirk. Er zieht das velum p alatinum rückwärts in die Höhe (etwa \") und giebt ihm so eine horizontale Lage; er erweitert dadurch den Rachen und ist bei Erzeu- gung von Gaunientönen thätig. Art. u» Nerv. Zw. der art. VidinnaunA pharyngeal — des nerv, glosso-pharyn- geus und der rami pharijngei aus dem ganglion sphenopalatinum. 3. TW. circumfleacus s. tensor palati mollis (s. petro-salpingo-pterygo- staphylinus), Gaumenspanner^ länglich, platt und dünn, liegt an der äussern Seite Gaumen- des vorigen M. und an der innern des m. pterygoideus internus. Er läuft so ziemlich von denselben Punkten, wie der vorige, an der äussern Fläche der ala interna des processus pterygoideus, immer rundlicher werdend, herab, schlägt sich mit einer schmalen platten Sehne von aus- sen nach innen um den hamulus pterygoideus (wo er den constrictor pharyngis superior berührt) und breitet sich dann mit einer dünnen Aponeurose, anfangs etwas nach oben, dann horizontal, am Gaumen aus. Zwischen dem hamulus und der Sehne liegt ein kleiner Schleimbeutel. Urspr. Flechsig und fleischig von der äussern Fläche der knorpligen tuba Eusta- chii, vom processus spinosus des Keilbeins und dem angränzenden Theile der pars petro sa, und von der Wurzel des innern Blattes des processus ptery- goideus. Ans. "Verbreitet sich als dünne Aponeurose mit strahlenförmig divergirenden Fa- sern im obern Theile des velum palatinum, und fliesst mit dem der andern Seite und dem m. levator palati zusammen. Er heftet sich nach Theile an den ganzen hintern Rand der pars horizontalis des Gaumenbeins, so dass beide Gau- menspanner eine horizontale, gegen 3"' breite sehnige Ausbreitung bilden, mit einem vorderen festen und einem hintern freien Rande , auf welcher die Basis des Gaumensegels ruht. Dass ein Theil der Fasern sich im beweglichen Theile des Gaumensegels ausbreite , konnte Theile nie wahrnehmen. Wirk. Spannt das velum, palatinum an, indem er es in die Breite zieht; erweitert da- durch den isthinus faucium. Er kann auch die Mündung der Ohrtrompete etwas erweitern. Nach Theile hat er die angeführten Wirkungen nicht; er scheint, da er an 2festenPunkten angeheftet ist, zunächst als feste Unterlage des Gaumensegels zu dienen. Art. u. Nerv.; dieselben des vorigen M. 3. JBF. u&ygos uvulae (s- palato - staphylinus), Zäpfchenmuskel. Es ist ein unpaarer (atyyog, ungepaarl), kleiner länglicher M., welcher in der Mittellinie des Gaumens, im Zäpfchen liegt und zwar der hinlern Fläche desselben näher, als der vordem. — 336 — Gesichts- urspr. Von der spina nasalis posterior (s. palatina) , welche von den zu- muskeln. sammenstossenden partes horizontales der Gaumenbeine gebildet ist, und von den, hier zusammentreffenden , Aponeurosen des lensor und levator palati mol- lis beider Seiten. Ans. Verliert sich in der uvula (Zäpfchen). Wirli. Verkürzt, krümmt (nach hinten um) und zieht das Zäpfchen in die Höhe. Gefässe u. Nerv e n s. b. weichen Gaumen. 4. JET. glosSO- palatinus (s. constrictor isthmi faucium), Gaumenschnürer, Gaumenzungenmuskel, ein platt-rundliches und schwach kreisförmiges Muskelbiindel, aus dünnen Fasern bestehend, wel- ches sich im vordem Gaumenbogen (arcus glosso-palatinus) , vor der Mandel, von der Zungenwurzel zum Gaumen aufwärts krümmt und mit dem der andern Seite eine Art Halb-Sphincter am Rachen (fances), ei- nen mit beiden Enden an der Zunge befestigten Bogen, bildet. Urspr. Vom seitlichen Rande der Zungenwurzel, wo seine Fasern zerstreut liegen und mit der Schleimhaut des Randes und der obern Fläche der Zungenwur- zel, so wie mit den Fasern des vi. stylnglossus zusammenhängen. Ans. Fliesst, mit fächerförmig ausgebreiteten Fasern, auf der Vorderfläche des velum palatinum, vor dem Gaumenheber, in der Mitte über dem Zäpfchen mit dem der andern Seite zusammen. Wirli. Zieht entweder den weichen Gaumen gegen die Zunge herab, oder hebt Gaumen- die Zungenwurzel gegen den Gaumen, je nachdem der eine oder andere dieser Theile fixirt Muskeln. wird; sind Zunge und Gaumen zugleich fixirt, so wirkt er wie ein Schliessmuskel auf die Rachenenge. Gef. u. Nerven s. b. weichen Gaumen. 5. M. pJiaryngo -palatinus, Rachenschnürer, Gaumenrachenmuskel, besteht ebenfalls aus dün- nen Muskelbündeln und liegt hinter dem vorigen und der Mandel im hin- tern Gaumenbogen (arcus pharyngo -palatinus). Er steigt vom äussern seitlichen Theile des Pharynx etwas gebogen zum weichen Gaumen in die Höhe,, liegt unmittelbar auf der Schleimhaut, und stösst an seinem Ursprünge an den co?istrictor medius, dann an den stylo-pharyngeus und constrictor superior. Urspr. Von den Muskelfasefn der seitlichen und hintern Wand des Pharynx; einige Fasern lassen sich auch bis zum obern Hörne und hintern Rande des Schildknorpels verfolgen (deshalb auch thyreo -palatinus von Santorini genannt) . Ans. Verliert sich mit einem grössern vordem und einem kleinern hintern Bündel, zwischen denen der Muskelbogen des levator palati liegt, zwischen den Platten des velum palatinum, bis zur Wurzel desselben hin und vereinigt sich mit demselben M. der andern Seite. Dieser Muskelbogen liegt höher im Gaumensegel als der des m. glosso-palatinus; beide aber liegen in einer ununterbrochenen Ebene. Wirfc. Zieht das velum palatinum herunter und spannt und verlängert es so, indem er zugleich die hintern Gaumenbogen einander etwas nähert; ist der Gaumen fixirt, so kann er den Pharynx und Schildknnrpel lieben. Gef. u. Nerven s. b. weichen Gaumen. II. Mnskeln am vordem und seitlichen Theile des Maises. Allgemeine Uebersiclit. Am vordem Theile des Halses, vor den Halswirbeln, liegen einige Theile, welche in naher Beziehung zu den jetzt zu erwähnenden Muskeln stehen, indem sich diese an sie ansetzen und zu ihrer Bewegung bestimmt sind. Zunächst unter dem - 337 - Unterkiefer fühlt man das Zungenbein (os hyoidemn), an welches oberwärts die Uebersicht Zunge (lingua, yköioaa) angeheftet ist, und welches sich nach unten mit dem „^gfoijj" Kehlkopfe (larynx) verbindet, der, an seiner vordem Fläche von der Schild- drüse (glandula ihyreoidea) zum Theil bedeckt, sich in die Luftröhre (tracJtea) fortsetzt. — Hinter diesen Theilen hangt vor der Wirbelsäule der Schlundkopf (pharynx)^ welcher nach unten in die Speiseröhre (Oesophagus) ausläuft; zur Seite derselben laufen viele grosse Gefässe und Nerven. Nach der Lage der Muskeln vor oder hinter diesen Organen unterscheidet man eine oberflächliche und tiefe Schicht derselben. Oberflächliche Schicht der Halsmuskeln. Entfernt man die Haut des Hal- ses, so kommt man zunächst a) auf den m. platysma-myoides, nach dessen Wegnahme in der Mitte ein dreieckiger Raum, interstitium jugulare, frei daliegt, dessen Basis der Unterkiefer, die Spitze das mnnubrium sterni, und die Seitenränder die mm. Sterno- Cleido-mastoidei bilden. In diesem Dreiecke liegt eben das Zungenbein, von welchem sich Muskeln aufwärts zum Unterkiefer und zur Zunge, abwärts Muskeln zum Brustbeine, Kehlkopfe und Schulterblatte erstrecken. — b) In der regio suprahyoidea finden sich zuerst die Muskeln, welche den Unterkiefer herab- oder das Zungenbein hinaufziehen, als: m. digastricus, mylohyoideus , geniohyoideus , stylohyoideus. Entfernt man diese, so zeigen sich folgende Zungenmuskeln: m. hyoglpssus , genioglOSSUS und stylogloSSUS ; hinter ihnen die Muskeln des Pharynx, die 3 mm. constrictores pharyngis und der m. StylopharyngCUS. — c) In der regio infrahyoidea be- merkt man in der Mitte, vom Zungenbein und Kehlkopf gegen das Brustbein hin liegend, den m. Sternohyoideus und sternothyreotdetlS , unter diesen, zwischen Zungenbein und Kehlkopf, den m. hyo-thyreoideus und an dem Kehlkopfe selbst den crico-thy- reoideus. Vom Zungenbeine schräg auswärts gegen das Schulterblatt erstreckt sich unter dem m. sternocleido-mastoideus hinweg, so dass er sich mit diesem kreuzt, der m. Omo- hyoideus. Tiefe Schicht der Halsmuskeln. Sie liegen hinter den aufgeführten Organen, dicht an der vordem und seitlichen Fläche der Wirbelsäule (der Halswirbel), und sind: m, rectus capitis anticus major, minor und lateralis, m. longus colli und 3 mm. SCaletli (anticus, medius und posticus). Ausser dem interstitium jugulare, dessen Spitze (über dem Brustbeine) jugniüm genannt wird, zeigen sich noch an der Seite des Halses zwischen den Mus- keln zwei, vom m.platysma-myoides bedeckte, vertiefte Gruben, eine obere, trigonnm cervicale u. eine untere, interstitium supraclaviculare. — 1) Das trigonum eer- vicale (superius) wird oben vom hintern Bauche des m. digastrieus, unten von dem obern Bauche des m. omohyoideus , hinten vom vordem Bande des m. sternocleido- mastoideus begränzt, so dass seine Spitze abwärts gerichtet ist. Auf dem Boden dieser Grube findet man den seitlichen Theil des larynx und pharynx, den m. longus colli und rectus capitis anticus major. — 2) Das interstitium supractavicu- lare (s. cervicale inferius) liegt von der vorigen Grube etwas weiter nach hinten und unten, ist gleichfalls dreieckig, aber besonders nach unten zu tiefer und geräumiger. Die Basis oder den unteren Band dieses Dreiecks bildet das Schlüsselbein, den vordem Seitenrand der äussere Band des m. sternocleido-mastoideus, den hintern der vordere Band des m. cucullaris, die Spitze sieht also nach oben. Durch sie verläuft schief von hinten und unten nach oben und innen der untere Bauch des m. omohyoideus ; auf dem Boden befindet sich die 1 . Bippe, die mm. scaleni und nach oben ein Theil des m, levator scapulae und splenius colli. Vascia tnuscularis colli s. cervicis. Ausser von einer schwachen faseia superficialis werden die Fascien am Halsmuskeln auch noch von einer festen sehnigen und auch aus elasti- schen Fasern gewebten Muskelbinde, faseia cervicalis, umhüllt, die besonders am untern Theile des Halses stark entwickelt und an manchen Stellen deutlich in 2 Blätter gespalten ist, die sich hier und da wieder vereinigen, so dass Scheiden um gewisse Muskelparthien gebildet werden, und von denen die vordere dünnere von zelliger, die hintere aher offen- bar fibröser Textur ist. Beide Blätter sind am Zungenbeine und Kehl- kopfe mit einander verwachsen, Bock's Anat. I. ss 22 — 338 — Halsraus- a. Das oberflächliche oder vordere Blatt ist vom m. platysma-myoides kein. un(j jer vena jugularis externa bedeckt, und erstreckt sich oben über das irigonum cervicale, über den m. digastricus, mylohyoideus, die glandula submaxillaris u. Ba- sis des Unterkiefers bis zum Gesichte, wo es mit dem oberflächlichen Blatte Cfpa- rotideo-masseterica) der fascia buccalis zusammenfiiesst. Auswärts geht es über den m. sternocleido - mastoideus weg und reicht bis in die Ohrgegend zur fascia pur o- tideo-masselerica hinauf. Unten überzieht es den m. sternohyoideus, slernothy- reoideus, den obern Bauch des omohyoideus und wickelt den m. sternocleido-mas loi- deus ein, von dessen hinterm Rande es über die fossa supraclavicularis hinweg zum vordem Rande des m. cucullaris gespannt ist und sich am Hg. interclaviculare und obern Rande des Schlüsselbeins befestigt. b. Das tiefe oder hintere Blatt liegt oben auf dem Boden des trigonum cervicale, um die grossen Gefässe , welche durch diese Grube laufen (ven. jugularis Fascia des interna, nerv, vagus u. carotis communis), eine Scheide bildend, geht am m. digastri- Halgeg. cus^ Mylohyoideus, der glandula submaxillaris, an der äussern Fläche des m. mylo- hyoideus hin und reicht bis zur linea obliqua interna des Unterkiefers hinauf, wo es sich mit dem Hg. stylohyoideum und der fascia buccopharyngea vereinigt. — Unten findet sich dieses Blatt auf dem Boden des interstitium supraclaviculare , überzieht die mm. scaleni, wickelt den untern Bauch des m. omohyoideus ein und reicht bis zur 1. Rippe. Nach vorn theilt es sich an der innern Seite des m. sternocleido-mastoi- deus nochmals in % Portionen; die eine geht an der innern Fläche des m. sternothy- reoideus, vor der Schilddrüse und Luftröhre bis zur hintern Fläche des manubrium sterni und des 1 . Rippenknorpels , um mit der membrana sterni proprio zu ver- schmelzen, die andere Portion überzieht den m. rectus capitis anlicus major und longus colli fals fascia pr aevertebralis) und endigt im Kg. longitudinale anticum. A. Oberflächliche Halsmuskeln. 1. Ift. platysma-myoides, breiter Hautmuskel des Halses, in der regio supra- und infrahyoi- dea und supraclavicularis {nXätvq\ia, breite Bedeckung und (ivädrjg, flei- schig), auch m. subcutaneus s. latissimus colli genannt. Er ist ein platter, sehr dünner, länglich viereckiger M., welcher dicht unter der Haut, über dem oberflächlichen Blatte der fascia colli und unter Oberfläch- der fascia superficialis, am vordem und seitlichen Theile des Halses musk^eln! Hegt und mit seinen Fasern vom Brustbeine schräg auf- und einwärts zum Unterkiefer in die Höhe steigt, so dass sich diese Muskeln beider Seilen einander nähern und in der Kinngegend mit ihren innern Rän- dern berühren. Urspr. Mit einzelnen zerstreuten längern und kürzern Bündeln unterhalb des Schlüsselbeins aus dem Unterhautzellgewebe und der Fascia der Brust- und vor- dem Schultergegend, vordem m. pectoralis major, aus der Gegend der 2. und 3. Rippe bis zum m. deltoideus hin. Ans. Zerstreut sich mit einzelnen zackigen Bündeln auf der fascia parotideo- massetericu und Gesichtshaut. Die äussern Fasern verlieren sich in der Gegend des untern Randes der Parotis, die mittlem am Mundwinkel, masseter und triangularis menti, die innern am m. quadratus menti. Einige seiner innern Fasern heften sich an die äussere Lippe der basis mandibulae , vom Kinn an bis zum äussersten Ursprünge des triangularis menti. Wirk. Zieht die Haut des Halses in der Längsrichtung zusammen und runzelt sie. Er scheint aber auch eine zu starke Faltung dieser Haut verhüten zu kön- nen, und die Theile des Halses mehr zusammenzuhalten. Seine innern Fasern können zum Herunterziehen des Unterkiefers beitragen, die äussern zum Herabziehen des Mund- winkels. Art. u. Nerv. Zw. der art. thyreoidea super ior und inferior , cervicalis superficia- lis ; — nervi subculnnei colli und supraclaviculares. — 339 — 3. M. sternocleido -mastoideus, Kopfnicker ("von arfovov, Brust- und xXstdiov, Schlüsselbein), aus der Oberfläch. \ . r , ., W ii- J • ••■! Hche Hals- regio injrahyoidea zur supraclavicularis und regio cervicis; ein lan- muskelu, ger, plattrundlicher, starker M., der seinen Namen von seinen Befesti- gungspunkten erhalten hat und auch wegen seines doppelten Ursprunges (vom Brust- und Schlüsselbein) und Verlaufes in 2 Muskeln gelheilt wird; in einen äussern und einen innern Kopfnicker, von denen ersterer eine weniger schiefe Lage hat und fleischiger (bis an seine Enden) ist. Der ganze Kopfnicker liegt an der Seile des Halses und steigt von in- neu und unten (von der Gränze zwischen Brust- und Schlüsselbein) schräg nach oben rück- und auswärts bis hinter das Ohr in die Höhe» In diesem Verlaufe ist er in eine von der fascia cervicalis superficialis und profunda gebildete Scheide eingewickelt, die an der untern Hälfte schwach, an der obern sehr stark ist; er wird unten noch vom m. platysma- myoides bedeckt, geht über grosse Gefässe (besonders art. carotis com- mu?iis) und Nerven hinweg und kreuzt sich mit dem hinter ihm hinweg- gehenden m. omohyoideus. — Die Kopfnicker beider Seiten liegen un- ten an ihrem Ursprünge nahe bei einander, entfernen sich aber, je hö^ her sie aufsteigen, desto mehr von einander und bilden so die Seiten des interstitium jugulare. Urspr. Mit 2 Portionen ; die innere, schmälere, caput sternale s. m.ster- no-mastoideus entspringt mit einer fast 2" langen Sehne (welche nach Otto Kopfnicker, einen Sehnenknorpel, von Breschetössicülum episternale (s. S. 185) genannt, ent- halten soll) von der vordem Fläche des obern Randes des inanubrium sterni, ist anfangs rundlich und wird allmälig breiter. — Die äussere dünnere und breitere Portion, caput claviculare s. m. cleido -mastoideus, fängt von der vordem Fläche der exlremitas sternalis claviculae, etwa zollbreit, in- nen kurzflechsig, aussen fleischig, an und vereinigt sich höher oder tiefer mit der innern Portion. Ans. Die innere Portion mit einer dünnen breiten Sehne an die Basis und äussere Fläche des processus mastoideus des Schläfenbeins, bis hinterwärts zum äussern Theile der linea seviicircularis superior des Hinterhauptsbeines (bis zum Ursprünge des m. cucullaris). Er bedeckt hier zum Theil den Ansatz des m. splenius capitis und den trachelo -mastoideus. — Die äussere Portion heftet sich mehr an den vordem Rand und die Spitze des processus mastoideus, bedeckt von der innern Portion. Wirfe. Einer beugt den Kopf schief vorwärts, so dass das Gesicht nach der andern Seite des Muskels schief abwärts gewendet wird; beide Mm. beugen den Kopf gerade vor- wärts. Wirken zugleich die Antagonisten der Kopfnicker (in. splenius capitis u. trachelo- mastoideus), die Ausstrecker des Kopfes, mit, so wird der Kopf seitwärts geneigt und kann auch gedreht werden. Bei aufgerichtetem flxirten Kopfe zieht er das Brust- und Schlüsselbein aufwärts, wie beim tiefen Inspiriren; Art. u. Nerv. Zw. der art. thyreoidea superior, occipitalis , mammaria interna und transversa scapulae; — Zw. des nerv, accessorias uxidplex. cervicalis. a. Muskeln, welche unterhalb des Zungenbeins liegen und meist zum Herabziehen dieses Knochens und des Kehlkopfes bestimmt sind. 3. M. sternohyoideuSt Brustbein -Zungenbeinmuskel, Niederzieher des Zungenbeins (in der regio infrahyoidea), ist länglich platt und liegt in der Mitte des interstitium jugulare, vom Brust- zum Zongenbeine herauf, so dass die Muskeln beider Seiten nahe neben einander zu liegen kommen. Er wird anfangs vom innern Kopfnicken dann nur von der Haut und oben vom 22 * - 340 — Obeiflüch- breiten Hulsinuskel bedeckt und bedeckt selbst nacb aussen etwas den muBkeln? folgenden Muskel. Seine Fasern laufen vom Brustbeine an etwas ein- und aufwärts, dann gerade aufwärts über den mittlem Theil der Schild- drüse, vor der Luftröhre und dem Kehlkopfe hinweg zum Zungenbeine. Urspr. Mit dünner platter und kurzer Flechse vom obernTheile der innern Fläche des manubrium sterni; einige Fasern auch noch von der pars Sternalis claviculae und dem 1. Rippenknorpel. Ans. Mit etwas schmälerer , kurzer, platter Sehne an den mittlem untern Theil der vordem Fläche des corpus ossis hyoidei. liVirli. Zieht das Zungenbein herab und mit diesem zugleich die anhängenden Theile (Unterkiefer, Zunge, Pharynx, Kehlkopf). Bei seiner Contraktion drückt er auf die Schilddrüse und den Kehlkopf und erweitert die Stimmritze dadurch etwas. Art. u. Nerv. Zw. der art. thyreoidea superior und inferior; — ramus descendens nervi hypoglossi. 4. M. sternothyreoideus, Brustbein - Schildknorpelmuskel (in der regio infrahyoidea), ist breiter, dünner und kürzer als der vorige, an dessen äusserm Rande er, noch etwas bedeckt von ihm, so liegt, dass er unten zum Theil etwas vom m. sternocleido-mastoideus, oben ein Stück vom omohyoideas verdeckt ist. Am Ursprünge liegen diese Mm. beider Seiten etwas näher zusammen, Mm. unter- entfernen sich aber unter einem spitzigen Winkel von einander, und Zungen- steigen dann, etwas schmäler und dicker werdend gerade in die Höhe bems. zum Schildknorpel. Er bedeckt zum Theil die Schilddrüse und den Kehlkopf, sein äusserer dicker Rand berührt die ven. jugularis interna. Urspr. Kurzflechsig, \\" — 2" breit, vom obern Theile der hintern Fläche des manubrium stertii und des 1. selbst 2. Rippcnknorpels. Ans. An die linea obliqua der car tilago thyreoidea. Einige Fasern ge- hen in den m. thyreo - hyoideus , andere in den m. constrt'ctor inferior über. Wirk. Zieht den S chi ld knorp el und mit diesem das Zungenbein herab; drückt auch die Schilddrüse nach hinten und verkürzt die Luftröhre. Art. u. Nerv., die des vorigen. 5. M. omohyoideus, Schulter -Zungenbein muskel (in der regio supraclavieularis und infra/iyoidea), (wftog, die Schulter), ein langer, dünner, schmaler, plat- ter M., der in seiner Mitte (welche gerade unter den Kopfnicker und vor die Halsgefässe, etwa 14^ — 2" oberhalb des Schlüsselbeins zu liegen kommt) eine sehnige Portion eingewebt hat, welche den M. in einen obern kürzern und untern Bauch theilt. — Er läuft, anfangs etwas rundlich, dann wieder platt werdend, vom obern Rande des Schulter- blattes an der Seite des Halses schräg vor- und einwärts zum Zungen- beine hinauf. Sein unterer Bauch, welcher durch die fascia colli scheidenförmig eingehüllt und durch sie am Brustbeine und der lsten Rippe fest gehalten ist, liegt anfangs unter dem vi. cucullaris und tritt dann in die fossa supraclavieularis (diese in eine obere und untere Abthei- lung trennend) vor die mm. scaleni, oberhalb der clavicula; seine seh- nige Mitte, tendo intermedius (eine dünne, platte Flechse), kreuzt sich mit dem sternocleido-mastoideus , hinter welchem sie weggehet. Der obere Bauch bildet den untern Rand des trigonuin cervicale (superius) und liegt vom m. platysma-myoides bedeckt auf dein m. sterno- und hyo-lhyreoideus. — 341 — irrspr. Mit breiter dünner Sehne vom obern Rande des Schulterblattes, Oberfläch- nahe hinter der Incisur, oder vom Bande (Hg. iransversum) derselben, oder an der „JjgiSfn " Wurzel des processus coracoideus. Ans. Am äussern Ende und dem untern Theile der vordem Fläche des corpus os- sis hyoidei, dicht neben dem m. sternoftyo?'de?ts. Wirk» Einer zieht das Zungenbein schräg nach seiner Seite herab; beide zie- hen es zugleich mit den an ihm anhängenden T heilen gerade herunter (und etwas hinter- wärts?). Der untere Bauch soll auch die Aponeurose des Halses spannen und die innere Drosselader comprimiren. Art. u. Nerv. Zw. der art. transversa scapulae und colli, thyreoidea superior und inferior; — des ramus descendens nervi hypoglossi, supra-claviculares. 6. M. hyo -thyreoideus, Zungenbein -Schildknorpelrauskel (in der regio infrahyoidea), ein platter, kurzer M., der oberhalb des m. sternothyreoideus gerade herab zwischen Zungenbein und Schildknorpel, die Seitenflachen desselben oben bedeckend, liegt, an der äussern Seite des sternohyoideus und von die- sem (am innern Rande) und vom m. omohyoideus bedeckt; er hilft den Raum zwischen Kehlkopf und Zungenbein schliessen und liegt hier vor dem Hg. kyo- thyreo idewn, Urspr. Fleischig -sehnig, vom untern Rande des os hy o ideum, theils vom Ende des Körpers , theils von der Wurzel des grossen Horns. Ans. Fleischig an die linea obliqua cartilaginis Ihyreoideae; hier gränzt Mm. unter- er an den Ansatz des m. slernot/tyreoideus , in den auch einige Fasern übergehen. zal,|)>.<'es Wirk. Zieht das Zungenbein hinauf gegen den Kehlkopf oder umgekehrt, je nach- ijejnS dem dieser oder jener Theil tixirt wird. Er trägt durch die Annäherung des Zungenbeins und Kehlkopfes gegen einander zur Rückwärtsbeugung des Kehldeckels bei. Art. u. Nerv. Zw. der art. thyreoidea superior und hyoidea; — des nerv, laryngeus superior und hypoglossns. 7. iW. thyreoideus (s. levator glandulaethyreoideae), eigener Schilddrüsenmuskel (in der regio infrahyoidea) ; ist nicht immer und gewöhnlich nur auf einer Seite (meist auf der linken) vor- handen. Dieser von Sbmmerring angenommene Muskel ist aber nichts anderes als eine Verlängerung der Schilddrüse, die sogenannte Pyra- mide, die gewöhnlich von dem Isthmus derselben ausgeht und in Form eines Stranges über den Schildknorpel in die Höhe steigt, meist auf der linken Seite, oder auch wohl gabelförmig, und die am obern Rande des Schildknorpels oder auch am Zungenbeine endigt, wo sie fest ansitzt. Dieser Strang ist nach oben rötblich und anscheinend gefasert, lässt aber unter dem Mikroscope keine Muskelfaser, sondern nur Drüsensubstanz erkennen (Theile). Urspr. Vom mittlem Theile des os hyoideum. Ans. Verbreitet sich auf der Oberfläche der Schilddrüse. ^tVirk. Unterstützt die Schilddrüse und zieht sie etwas in die Höhe. Art. u. Nerv., die der Schilddrüse. b. Muskeln, welche oberhalb des Zungenbeins, in der regio supra- s. mylokyoidea s. suhmaxillaris^ liegen. 8. 2MT. digastricus s. biventer maacillae inferioris, zw ei bäuchiger Kiefermuskel (in der regio infraauricularis und su- prahyoidea), ein rundlicher, aus 2 Rauchen bestehender M., welche durch eine rundliche Sehne unter stumpfem Winkel am Zungenbeine zu- sammenstossen, so dass sie einen nach unten convexen Rogen beschrei- ben. Er liegt, bedeckt vom breiten Halsmuskel, in der Gegend des — 342 — Oberfläch- Unterkiefervvinkels (mit dem er ein Dreieck bildet, in welchem die glan- muskein! dula submaxülaris liegt) vom Zitzenfortsatze zum Zungenbeine herab und von diesem wieder gegen das Kinn in die Höhe. a. Hinterer Bauch ist länglichrund und länger als der vordere, an seinem Ursprünge ist er dick und platt, wird, indem er schief von hinten und oben nach vorn und unten läuft, allmälig dünner und rundlich und geht in eine runde, dünne Sehne über, welche durch das Fleisch des untern Theiles des m. stylohyoideus dringt. Sie wird von einem platten sehnigen Streifen (membrana hyo-digastrica), der von beiden Blättern der fascia cervicalis gebildet wird , oft ringförmig ist und einen klei- nen Schleimbeutel enthält, an das Zungenbein angeheftet. Dieser obere Bauch gränzt mit seiner innern Fläche zuerst an den m. rectus capitis lateralis, dann an die vom processus styloideus entspringenden Muskeln , hierauf an den m. hyoglossus und mylohyoideus. Bedeckt wird er an seinem Ursprünge vom Kopfnicker und tra- chelo-masloideus, dann zum Theil vom platysma- Myoides. Urspr. Aus der incisura mastoidea, bedeckt vom m. sternocleido- und tra- chelo - masloideus. Ans. Vermittelst eines Sehnenstreifens, welcher die rundliche Sehne dieses Bau- ches ringförmig umgiebt, an das Ende des Körpers und den Anfang des gros- sen Horns des os hyoideum. b. Vorderer Bauch, ist kürzer, aber stärker und platter und liegt, bedeckt vom platysma -myoides, vor dem m. myloliyoideus , zwischen Zungenbein und Un- Mm. ober- terkiefer, wo diese Bäuche beider Seiten dicht neben einander liegen, halb des Zun- urspr. Fängt von der rundlichen , an das Zungenbein gehefteten Sehne an. ge eins. Ans. An den mittlem Theil der basis maxillae inferioris, wo sich zwi- schen deren äusserm und innerm labium eine eigene Grube befindet. Wirk. Der ganze M. hebt das Zungenbein (beim Schlingen) gerade aufwärts, wenn der Unterkiefer fixirt ist; ist das Zungenbein fest, so kann er den Unte rkief er her- abziehen. Der hintere Bauch allein zieht und hebt das Zungenbein zugleich rück- wärts ; der vordere zieht und hebt es vorwärts. Art, u. Nerv. Zw. der art. submentaüs (vorderer Bauch), occipitaüs, maxillaris^ externa und auricularis posterior (hinterer Bauch); — ramus digastricus nervi facialis. 9. M. mylo-hyoideus, Kiefer- Zungenbeinmuskel (in der regio suprahyoidea) , ist breit, dünn und platt, von dreieckiger Gestalt, liegt unter dem m. geniohyoi- deus und seitlich zum Theil unter dem hyoglossus, über dem vordem Bauche des m. digastricus, so dass er nach aussen neben diesem noch etwas hervorsieht, und füllt den Zwischenraum zwischen dem Unterkie- fer und dem mittlem Theile des Zungenbeins aus. Er läuft mit kurz- flechsigen Fleischfasern vom Unterkiefer schräg ein- und abwärts, auch etwas hinterwärts zum Zungenbeine und dem M. der andern Seite ent- gegen, so dass zwischen beiden nur ein schmaler flechsiger Streif liegt und beide zusammen das Ansehen eines einzigen m. pennatus haben. Ueber ihm liegt die glandula subungualis, seitlich unter ihm die glan- dula submaxülaris. Urspr. Fleischig von der linea obliqua interna des Unterkiefers; es entsprin- gen desshalb die innern oder vordem Fasern etwas tiefer, die hintern oder äus- sern höher. Ans. Die vordem Fasern treffen mit denen dieses Muskels der andern Seite in der flechsigen Linie zwischen beiden Mm. zusammen ; die hintern heften sich an die schiefe Linie des corpus ossis hyoidei, die sieb an der obern und vordem Flä- che daselbst befindet. Wirk. Zieht das Zungenbein und die an diesem anhängenden Theile (als Zunge, Schlund, Kehlkopf) vorwärts in die Höhe, oder ist dieses festgestellt, den Unter- kiefer herab. AVegen seiner Lage bietet er auch der Zunge eine Unterstützung und drückt auf die Speicheldrüsen. Art. u. Nerv. Zw. der art. submentaüs und subungualis ; — Nerv, mylohyoideus (ram. 11 L trigetnini). — 343 — lO. M. genlo-hyoldeus, Kinn-Zungenbeinmuskel (in der regio suprahyoidea),(ytvsiov, Kinn), Oberfläch- ist länglich, dreieckig, schmal und platt: liegt unter dem m. getiioglos- '„"iuskeln. sus und über dem mittlem Theile des vorigen M., durch welchen er (von der Haut des Halses her) ganz bedeckt ist. An seinem Ursprünge von der innern Fläche des Kinnes ist er spitzig, wird aber in seinem Ver- laufe nach hinten und etwas nach unten zum Zungenbeine breiter. Diese Mm, beider Seilen liegen mit ihren Rändern dicht neben einander. Vrspr, Fleischig -sehnig von und unter der spina mentalis int erna des Unter- kiefers. Ans. An die untere Hälfte der vordem Fläche der basis ossis Kyöiäei: Regel- mässig geht auch noch nach aussen ein dünner sich ausbreitender Zipfel vorn an den untern Rand des grossen Zungenbeinhorns. Wirk. Zieht das Zungenbein gegen den Unterkiefer hinauf und etwas vor- wärts; ist das Zungenbein fixirt, so hilft er den Unterkiefer herabziehen. Art. n. Nerv. Zw. der art. submentalis und subungualis; — des nerv, hypo- glossus. , 11. TU. stylo-hyoideus, Griffel - Zungenmuskel (in der regio infraauricularis und supra- hyoidea), ein schmaler, dünner, länglichrunder, spindelförmiger M., wel- Mm. ober- , eher vom Griffelfortsatze zur Seite des m. mylohyoideus liegt, hinter \enbein". und etwas nach innen vom hintern Bauche des m. digastricus, mit dem er fast parallel nach vorn und innen abwärts, vor den grossen Halsge- fässen vorbei, gegen das Zungenbein läuft. Kurz vor seinem Ansätze an diesen Knochen spaltet er sich, um die Sehne des m. digastricus durchzulassen, worauf er sich dann wieder vereinigt. IJrspr. Kurzflechsig von der äussern Seite der Basis oder des mittlem Theiles des Processus styloideus. Ans. An den äussern Rand des corpus ossis hyoidei, da wo dieses ins grosse Hörn übergeht. Er verbindet sich auch stets noch mit der Sehnenplatte, welche den m. digastricus ans Zungenbein heftet. "Wirk. Einer zieht das Zungenhein schief nach seiner Seite hinauf; beide gerade auf- und rückwärts. Zugleich werden die dem os hyoideum anhängenden Theile mit geho- ben; so kann die Zungenwnrzel gehoben, die Rachenenge verengert, beim Schlucken der Pharynx den Speisen entgegengezogen werden und der Kehldeckel kann sich auf die Stimmritze legen. Art. u. Nerv. Zw. der art. maxillaris externa und auricularis posterior ; — ratnus stylohyoideus nervi facialis. B. Muskeln der Zunge und des Schlundkopfes. a. Muskeln der Zunge. Sie verlieren sich mit ihren Fasern in der Wurzel der Zunge und werden von den vorher erwähnten Mm., welche das Zungen- bein heben, unterstützt. i. M.. hyoglossus. Zungenbein - Zungenmuskel (in der regio suprahyoidea), ein dün- ner, platter, viereckiger M., welcher über dem m. mylohyoideus, an der äussern Seite des m. genio-hyoideus und genio-glossus und am hintern Seitentheile der Zunge, mit schief vom Zungenbeine nach oben und vorn zur Zungenwurzel verlaufenden Fasern liegt. Nach hinten und aussen stösst er an den m. conslriclor superior und medius und wird vom m. — 344 — Halsmus- styloglossus und digastricus bedeckt. In der Zunge selbst liegt er zwi- schen dem untern Längsmuskel der Zunge nach innen und dem m. sty- loglossus nach aussen, die sich beide oberhalb der Mitte der Zungen- länge vor seinem vordem Rande vereinigen. Er zerfällt nach seinem Ursprünge von allen 3 Theilen des Zungenbeins in 3 Portionen, in den m. baseo-, keralo- und chondroglossus. Urspr. Vom os hyoideum , und zwar: vom äussern Ende des Körpers die vor- dere, dickere und schmälere Portion s. m. baseoglossus ; — vom grossen Hörne die platte, dünne hintere Portion s. in. keratoglossus ; — vom kleinen Hörne, nur bisweilen, das mittlere kleinste Bündel s. m. chondroglossus. Ans. Verliert sich in der Wurzel der Zunge, wo er sich mit den Fasern des m. genio- und styloglossus verwebt. Im Ganzen dringen die Fasern dieses Ms. in der bisherigen Richtung gegen den Rücken der Zunge in die Höhe ; die hintersten kommen an der Zungenwurzel über den Rand weg auf den obern Längsmuskel der Zunge zu liegen und verlaufen hier schief nach innen und etwas nach vorn. Die folgenden steigen schief von unten und hinten nach oben und vorn und zugleich nach innen gegen den Zungenrücken und lassen in Zwischenräumen die Lamellen des Quermuskels der Zunge, mit dem sie sich kreuzen, zwischen sich treten. Die vordersten Fasern gehen , nachdem der m. styloglossus und untere Längsmuskel unterhalb des Randes des m. hyoglossus sich vereinigt haben, über den Fasern dieser beiden Muskeln längs des Zungenrandes nach vorn bis zur Spitze (Theile). Wirk. Zieht die Zunje nieder und zurück; einer nach seiner Seite, beide gerade herab, wobei dieselbe in die Breite ausgedehnt wird, vorzüglich wenn sie vorher gekrümmt Mm. der und hohl gemacht war. Zunge. Art. u. Nerv. Art. subungualis ; — Zw. des nerv. Hnguulis nervi trigemini, des glossopharrjngeus und hypoglossus. 3. M. genioglossus, Kinnzungen muskel (in der regio suprahyoidea) , ein pyramidalisch gestalteter M., der, an der innern Seite des vorigen, dicht über dem m. geniohyoideus liegt. Seine Fasern breiten sich von vorn, von der innern Fläche des Kinnes, nach hinten und oben fächerartig gegen die Zungen- wurzel und in dieser in einer verticalen Ebene nach der Länge dersel- ben bis zur Zungenspitze aus. Diese Mm. beider Seiten liegen, nur von etwas Zellgewebe getrennt, parallel neben einander und von der Mund- höhle aus, auf dem Boden derselben zunächst unter dem Zungenbänd- chen und der Mundschleimhaut, mit. der glandula subungualis neben sich. Urspr. Mit einem dünnen sehnigen Kopfe von der spina mentalis i?iterna des Unterkiefers, dicht über dem Ursprünge des m. geniohyoideus. Ans. Verbreitet sich mit auf- und rückwärts laufenden Fasern in die Zungen- wurzel. Die untern Fasern reichen mit einer dünnen Sehnenhaut bis zum obern Rande des Körpers des Zungenbeins (?n. geniohyoideus superior, Ferrein) ; einige zerstreute fliessen in den obern Theil des Pharynx (m.geniopharyngeus). Die meisten Fasern dringen zwischen der Mittellinie und dem Rande der Zunge gegen den Rücken derselben in die Höhe; in einer gewissen Höhe breiten sich dann die einzelnen Fascikel in querer Richtung etwas aus. Zwischen den perpen- diculären Faserlamellen treten die Lamellen des Quermuskels der Zunge hindurch. Die Fasern der einzelneu Lamellen heften sich aber zum Theil nach innen an den Zungenkuorpel, zum Theil dringen sie zwischen den Lamellen des Quermuskels nach oben bis zur untern Fläche des obern Längenmuskels , und einzelne durch- setzen auch wohl diesen und erreichen so die Schleimhaut des Zungenrückens. Die vordersten oder obersten Fasern , die auf solche Weise bis zur Zungenspitze gelangen, müssen sich bogenförmig nach vorn umschlagen (Theile). Wirk. Einer zieht die Zunge und das Zungenbein schräg vorwärts; beide schieben die Zunge etwas vorwärts; zugleich wird das Zungenbein und der Pha- rynx vor- und aufwärts gezogen. Art, u. Nerv,, die des vorigen IM. — 345 — 3. M. styloglossus, Griffel -Zungenmuskel (in der regio infraavricularis) ; ein langer, Halsmus- dünner, rundlicher M., der zur Seite des m. hyoglossus und hinter- und e u" einwärts vom m. stylohyoideus und hinterm Bauche des m. digastricus, in derselben Richtung wie diese, liegt. Er läuft mit seinen Fasern vom Griffelfortsatze aus vor-, ab- und einwärts, wird an der innern Fläche des Unlerkieferwinkels durch eine dünne, breite Sehnenhaut (tig. sty- lomaxillare s. Suspensorium m. styloglossi; s. S. 243) angeheftet und geht dann, an den m. hyoglossus durch festes Zellgewebe geheftet, flei- schig in den Zungenrand über, an dem er aber anfangs keine Fasern abgiebt. Urspr. Vom vordem Umfange der Spitze des processus styloideus und vom lig. stylo-tnaxillare. Ans. Tritt seitlich in den hintern Theil der Zunge ein, verbindet sich etwa in der Mitte des Zungenrandes , am vordem Rande des m. hyoglossus , mit dem untern Längsmuskel der Zunge und erstreckt sich nun am Rande bis zur Spitze der Zunge. ÜVirli. Er zieht die Zunge nach seiner Seite schief auf- und rückwärts; beide Mm. liehen die Zungenwurzel gerade nach hinten rückwärts in die Höhe; zugleich können sie dieselbe auf ihrem Rücken breit und in die Quere hohl machen. Die am Zungenrande verlaufenden Fasern müssen die Zunge auch verkürzen helfen. Art. u. Nerv. Zw. der art. auricularis posterior und palatina ascendens, — des Mm. der nerv, hypoglossus. Zunge. 4. M. lingualis, Zungenmuskel, bildet die Hauptmasse der Zungensubstanz und stellt ein dickes, längliches Muskelbündel dar, zwischen dessen Fasern sich die der vorher genannten Zungenmuskeln verlieren. Er besteht (s. bei Zunge) aus Längenfasern, die von vorn nach hinten gehen und mit kur- zen, anders verlaufenden durchwebt sind, zwischen denen sich Fett und Zellgewebe befindet und Gefässe und Nerven verbreiten. Mittels dieses Muskels kann die Zunge ihre Form verlängern, sich ausbreiten und platt und hohl machen. — Theile glaubt nach seinen Untersuchun- gen folgende 3 Schichten oder eigene Zungenmuskeln in jeder Zungen- hälfte anuehmen zu müssen: a. M. lingualis longi tudinalis superior, sind Längsfasem, die vorn unmittelbar unter der Zungenhaut, hinten unter der Drüsenschicht des Zungen- rückens über dem queren Zungenmuskel liegen , und zwar vorn eng an einander ge- drängt , hinten durch fetthaltiges Zellgewebe getrennt und von einer dünnen , schie- fen oder fast queren Ausbreitung der hintersten Fasern des m. hyoglossus und glosso- pharyngeus bedeckt. Die Fasern verlaufen nicht continuirlich durch die ganze Länge der Zunge , sondern endigen in Zwischenräumen und entstehen neu an der Zungen- haut. Sie verkürzen die Zunge , beugen die Spitze nach oben und hinten um. b. M. lingualis transversus, dick, vorn und hinten dünn, besteht aus Fasern , die am Zungenknorpel , von der Wurzel bis zur Spitze , angeheftet sind und sich von hier nach aussen und etwas nach oben wenden, so dass sie einen nach unten convexen Bogen beschreiben. Die obersten sind die kürzesten und verlieren sich an ihrer Seitenhälfte der Zunge neben der Mittellinie ; die folgenden werden im- mer länger und endigen an der Rückenfläche der Zunge immer mehr gegen den Rand hin; die untersten gehen quer nach aussen zum Zungenrande und dem hier verlau- fenden in. styloglossus. Dieser Muskel liegt zwischen beiden Längenmuskeln. Er besteht aus lauter dünnen, von vorn nach hinten auf einander gelagerten einzelnen Lamellen, die zwischen den aufsteigenden Lamellen des genioglossus und nach aus- sen des- hyoglossus durchtreten, sich mit diesen kreuzend. Er macht die Zunge schmäler und rundlich , verlängert sie und spitzt sie zu. — 346 — Halsmus- c. M. lingualis longitudinalis inferior (der eigentliche lingualis}, kein. jiegt unter dem Quermuskel und bildet einen spindelförmigen Strang , der auf der untern Fläche der Zunge zwischen m. genio- glossus und hyo -glossus der Länge nach verläuft. Seine Fasern endigen nach hinten an der Zungenwurzel zwischen den bei- den genannten Muskeln ; vorn vereinigen sie sich am vordem Rande des m. hyo- glossus mit den Fasern des slyloglossus und gehen so am Zungenrande und am an- grenzenden Theile der untern Zungenfläche bis zur Zungenspitze fort. Er verkürzt die Zunge und beugt die Spitze nach unten und hinten um. b. Muskeln des Schlundkopfes. Der Pharynx, welcher hinter der Nasen- und Mundhöhle, dem Zungenbeine und Kehlkopfe aufgehangen ist und einen Halb- canal darstellt, wird von einer muskulösen Schicht (3 mm. constri- ctores pharyngis) umgeben und kann durch 2 Heber (stylo- und salpiiigo-pharyngeus) den Speisen entgegengeführt werden. 1. Nim. constrictores pharyngis, Schlundkopfschnürer, sind 3 Paare dünner, platter Mm., welche, die tunica muscularis -pharyngis bildend, mit ihren Fasern an der hin- tern und Seitenwand des Pharynx in querer oder schiefer Richtung von vorn nach hinten laufen und hinten in der Mitte entweder von beiden Seiten her (wenigstens der obere) in einer aus Zellgewebe gebildeten Linie, Stria alba, raphe, zusammenstossen, oder, wie der mittlere, sich durchkreuzen und auf die andere Seite, oder, wie beim untern, in ein- Mm. des ander übergehen. — Der oberste dieser Mm. liegt am Kopfe hinter Na- kopfes." sen- und Mundhöhle, der mittlere hinter dem Zungenbeine und der un- terste hinter dem Kehlkopfe. — Jeder einzelne entspringt mit Fasern von verschiedenen Punkten und wird darnach in mehrere Portionen ge- theilt. — Sie verengern die Höhle des Pharynx, indem sie die hintere Wand gegen die vordere pressen und so die Speisen hinab drücken. a. Constrictor pharyngis superior, oberer Schlundkopfschnü- rer, hat grösstentheils horizontal laufende Fasern, liegt hinter der Nasen- und Mundhöhle und wird an seinem untern Theile von dem folgenden Constrictor bedeckt. Nach seinem Ursprünge mit, von verschiedenen Punkten entspringenden, aber nicht getrennten Fascikeln theilt man ihn in : a) M. pterygo - pliaryngeus; die oberste Portion, welche vom untern Theile der innern Fläche der ala interna und vom hamulus des processus pterygoideus entspringt und von der einige Fasern zum m. circumßexus palali, zur tuba Eu- stachii und Pyramide des Schläfenbeins treten. Er schlägt sich bogenförmig um den m. levator palali herum. ß) M. bucco - pharyngeus, hängt mit seinen Fasern an der fascia buccopha- ryngea , welche zwischen Ober- und Unterkiefer ausgespannt ist , und mit dem m. buccinator zusammen. y) M. mylo -pharyngeus, befestigt sich am hintern Theile der linea obliqua interna des Unterkiefers (unter dem letzten Backzahne, dicht neben dem ?/i. mylohyoideus) . S) M. glosso -p/iaryngeus, das kleinste, unterste Bündel, welches am Seiten- rande der Zunge mit den Fasern des hyo- und slyloglossus zusammenhängt. Seine Fasern steigen aber zwischen dem m. stylo -pltaryngeus und stylo -glossus, über den ramus lingualis nerv.glossopharyngei hinweg, in die Höhe. h. Constrictor pharyngis med ins (s. liyopharyngeus), mittlerer Schlundkopfschnürer, wird grossentheils vom untern bedeckt und liegt hinter dem Zungenbeine, von welchem seine Fasern sich theils quer, theils nach oben und unten verbreiten. Er liegt am Ursprünge zwischen der Schleimhaut der Zun- — 347 — genwurzel und m. hynglossus; an der hintern Wand des Pharynx bedeckt er den m. Halsmus- pharyngo-palalinus und stylopharyngeus, und zum Theil den constrictor superior. kein- Seine Fasern gehen theils in die des mittlem Constrictor der andern Seite ununter- brochen über, theils durchkreuzen sie sich mit denselben. Er zieht die hintere Wand des mittlem Theiles des Pharynx stark nach vorn gegen den weichen Gaumen und die Zungenwurzel. Nach seinem Ursprünge nimmt man % Portionen an diesem Con- strictor an : «) M. keratn - pharyngeus, das untere Bündel, welches an das grosse Hörn des Zungenbeins befestigt ist. ß) M. Chondro -pharyngeus, die obere Portion, hängt am kleinen Hörne an. c. Constrictor pharyngis inferior, unterer Schlundkopfs chnü- rer, der ansehnlichste und oberflächlichste dieser 3 Muskeln, der hinter dem Kehl- kopfe liegt und dessen untere Fasern horizontal, ja selbst absteigend laufen und an den Oesophagus stossen. Seine obern und mittlem Fasern steigen schräg aufwärts gegen die der andern Seite, und stossen mit diesen in einem mehr oder weniger spitzigen Winkel zusammen. Je höher sie liegen, desto spitziger wird der Winkel, so dass die oberste Spitze nur \" unterhalb der pars basilaris des Hinterhauptsbeines sich befindet. Die Fasern beider untern Constrictoren gehen ununterbrochen in einander über und stellen einen einzigen , unpaaren Muskel dar. Sein oberer Theil bedeckt die untere Parthie des m. pharyngo-palatinus und constrictor medius. Er verengert den untern Theil des Pharynx und seine obern Fasern können auch den Kehlkopf heben helfen. Er hat 3 Portionen: a) M. syndesmo -pharyngeus, das oberste, schmale Bündel , welches vom Hg. hyo-thyreoideum laterale entspringt (konnte von Theile nicht gefunden werden). ß) M. thyreo -pharyngeus, der mittlere Theil, welcher sich an die linea Mm. des obliqua und die äussere Fläche des hintern Theils der Seitenplatte des Schild- Schlund- knorpels ansetzt. Hier stehen die Fasern mit dem m. sterno - und crico-thy- reoideus im Zusammenhange, y) M. crico -pharyngeus, heftet sich als unterste Portion £an die äussere Fläche des Seitentheiles der cartilago cricoidea und an das untere Hörn des Schildknorpels. • ' G e f ä s s e uuil Nerven s. Lei Pharynx. 2« iHT. stylo -pharyngeus (s. leoator s. dilatator pharyngis), Griffel - Schlundkopfmuskel (in der Tiefe der regio infraauricula- ris), ein länglich runder M., welcher hinter dem m. stylogiossus an der Seitenwand des obern Theiles des Pharynx liegt und sich vom Griffel- fortsalze schief nach innen, vorn und unten zu dem seitlichen winkligen Vorsprung des Pharynx erstreckt, wo der obere und mittlere Constri- ctor zusammenstossen. An seinem Ursprünge ist er rundlich, wird aber im Verlaufe allmälig breiter und flach. Urspr. Kurzflechsig von der inncrn Fläche des processus styloideus, oberhalb des m. stylogiossus. Ans. Längs des Schlundkopfwinkels , zwischen m. constrictor superior und medius, unmittelbar auf der Schleimhaut liegend, mit strahlenförmig sich nach oben, unten und hinten ausbreitenden Fasern , am mittlem Theile des Pharynx. Wirk. Er hebt den Pharynx in die Höhe, verkürzt dadurch den obern Theil des- selben und erweitert ihn etwas in querer Richtung. Zugleich zieht er den Kehlkopf nach oben und hinten. Art. ii. Nerv. Zw. der nrt. auricularis posterior und palatina ascendens ; — des ra?nus lingüälis nervi glossopharyngei. 3. IB.. StllpingO- pharyngeus (levator pharyngis internus), Trompeten - Schlundkopfrnuskel (Sanlorini, Theile); entspringt sehnig vom untern Rande der knorpligen Ohrtrompete, verläuft erst auf der Seitenfläche, dann am Winkel des Pharynx nach unten und ver- — 348 — Tiefe Hals- einigt sich bald mit dem m. pharyngo-palatinus. Hebt den obern Theil muskeln. deg pharynx# C Tiefe Halsmuskeln. Sie liegen hinter dem Pharynx, Kehlkopfe und Oesophagus, dicht vor der Wirbelsäule und dienen zur Bewegung des Kopfes, Halses und der ersten beiden Rippen. 1. Itl. longus colli, langer Halsmuskel (in der Tiefe der regio infrahyoided), ein dün- ner, platter, dreieckiger, oben und unten spitziger, aussen stumpfwink- liger M. , welcher am vordem seitlichen Umfange der Hals- und 3 ober- sten Brustwirbel so liegt, dass seine Basis nach innen und die stumpf- winklige Spitze nach dem Querfortsatze des 6. Halswirbels gerichtet ist. Er liegt unmittelbar auf den Knochen und nach aussen auf den mm. in- tertransversarii, hat den m. rectus capitis anlicus major an seiner äus- sern Seite und wird von diesem oben etwas bedeckt. ITrspr. Mit 5 fleischig-sehnigen Zipfeln , theils (die innere Portion) von dem seit- lichen Theilc und der vordem Fläche der Körper des 1 — 3. Brust- und 6. und 7. Mm. «licht Halswirbels und ihrer Zwischenknorpel, theils (die äussere Portion) von den vordenHals- vordem Wurzeln der processus transversi des 4 — 7. oder 3 — 6. Hals- wirbeln. wirbels. Ans. Mit der innern gerade aufsteigenden Portion setzt er sich an die vordereFläche des Körpers vom 1 — 5. Halswirbel und an das tuber culum allantis an- ticum; die äussern Bündel heften sich an die vordere Wurzel des processus transversus des 5. u. 6. Halswirbels. Wirk. Beide Mm. zusammen beugen den Halst heil der Wirbelsäule, ziehen den Hals gerade vorwärts, besonders, wenn er rückwärts gekrümmt ist; einer zieht ihn nach seiner Seite und dreht ihn etwas, so dass die Querfortsätze , an welche er geheftet ist, etwas nach vorn gelangen. Die untere Portion kann den Hals nach der andern Seite drehen, die obere Portion nach ihrer Seite. Art. n. Nerv. Zw. der art. verlebralis, cervicalis ascendens und profundus — der rumi anteriores nerv, cervicaf. 3. Itl. rectus capitis anticus major, grosser vorderer gerader Kopfmuskel, liegt am vordem obern und äussern Theile der Halswirbelsäule, ist lang, schmal und dreieckig; am untern Ende schmal und spitzig, am obern breiter und dicker. Er liegt an der äussern Seite des obern Theiles vom vorigen Muskel, und hat die mm. scaleni nach aussen neben sich ; bedeckt zum Theil die mm. intertransversarii ', den rectus anlicus minor und das Kopfgelenk. Urspr. Mit 4 sehnigen Zipfeln von den vordem Wurzeln der processus iratis- versi des 3 — 6. Halswirbels. Ans. An die Vertiefung der pars basilaris des Hinterhauptsbeines, welche sich an dessen unterer Fläche gleich vor dem foramen mag?iu?n befindet. Wirk. Beugt den Kopf etwas schief nach seiner Seite; beide Mm. neigen denselben gerade vorwärts. Art. u. Nerv , sind die des vorigen M. 3. TU. rectus capitis anticus minor, kleiner vorderer gerader Kopfmuskel, ist kurz und viereckig und liegt etwas weiter nach aussen als der vorige, von dessen äussern] Hände — 349 — er noch zum Theil bedeckt wird, gleich vor dem lig. capsulare occipitis Tiefe Hais- ... muskeln. cum atlante. Urspr. Vom arcus anterior und von der vordem Wurzel des processus transversus atlantis; von wo er schief nach innen und vorwärts, breiter werdend in die Höhe steigt. Ans. An die untere Fläche der pars basilaris, in eine kleine Vertiefung nach innen vom foramen jugulare (zwischen condt/lus, foramen condyloideum anterius und Insertion des rectus anticus major). Wirk. Unterstützt den vorigen M. im Vorwärts beugen des Kopfes. Art. u. Nerv., der vorigen Mm. 4t. TU. rectus capitis lateralis, seitlicher gerader Kopfmuskel, liegt noch etwas weiter nach aus- sen neben dem vorigen, hinter dem seillichen Theile des constrictor pharyngis superior und hinteren Bauche des digastricus, vor dem m. obliquus capitis superior, und füllt den Raum zwischen dem Querfort- satze des Atlas und dem Hinterhauptsbeine aus; entspricht den vordem mm. inier transversales, die er aber an Dicke übertrifft. Urspr. Flechsig vom obern Theile der vordem Wurzel und Spitze des processus transversus atlantis. Ans. An die untere rauhe Fläche des processus jugularis, dicht hinter dem foramen jugulare und gleich vor dem processus condyloideus des os occipitis. \iTirk. Beugt den Kopf nach seiner Seite. Art. u. Nerv., der vorigen Mm. . 5. Mm. scaleni, Rippenhalter (in der regio supraclavicularis) , (axaX^vog, was drei Mm. ander ungleiche Seiten hat); sind 3 ander Seite des Halses, zwischen den Quer- Halswirbel, fortsätzen der Halswirbel und der 1. und 2. Rippe liegende ungleichseitig dreieckige Mm., welche unten breiter und oben spitzig sind. a. M. scalenus anticus (s. primus) , vorderer Rippenhalter, liegt vor und nach aussen neben dem m. longus colli und rectus capitis anticus major, von dem m. scalenus medius durch die Schlüsselbeinarterie und den plexus brachialis getrennt. Er steigt von der 1 . Rippe auf- und rückwärts hinter dem m. sterno- cleido -mastoideus und untern Bauche des omohyoideus in die Höhe, so dass seine innere Fläche über der Spitze der Brusthöhle mit der Pleura in Berührung tritt. Urspr. Vorn sehnig, hinten fleischig vom obern Rande und der inneren Fläche der 1 . R i p p e , und zwar von ihrem vordem Ende. Ans. Mit 2 — 4 schmalen, dünnen, sehnigen Zipfeln an die Spitzen und vordem Höcker der processus transversi des 3 — 6. Halswirbels. b. M. scalenus medius fs. secundusj, mittlerer Rippenhalter, ist der stärkste dieser M. , liegt hinter dem vorigen und vor dem folgenden Scalenus , vor dem 1. Rippenheber und seitlichen Nackenmuskeln. Auf ihm liegen der m. omo- hyoideus und oben zum Theil der sternocleido - mastoideus ; unten ist er zum Theil mit der Pleura in Berührung. Urspr. Breit, vom obern Bande und der äussern Fläche der 1. Rippe. Ans. Mit 7 flechsigen Enden an die vordem Höcker der processus trans- versi aller Halswirbel. c. M. scalenus posticus (s.tertius), hinterer Rippenhalter, ist der kleinste und schmälste , liegt weiter nach hinten als der vorige und vor dem m. cervicalis descendens. , . Urspr. Vom obern Rande und der äussern Fläche des hintern Theiles der 2. Rippe. Ans. Mit 2 — 3 dünnen flechsigen Zipfeln an die Spitze der hintern Wurzeln der Processus transversi des 3 — 7. Halswirbels. - 350 - Brustmus- Wirk. Die Scalen! beugen den Halsschief vor- und seitwärts, oder wirken kein. die Mm. beider Seiten, gerade vorwärts; ist der Hals unbeweglich gemacht, so können sie bei tiefem Einathmen die 1. und 2. Rippe heben. Art. u. Nerv. Zw. d,er art. cervicalis ascendens u. profunda , transversa colli; — der nervi cervicales. III. Muskeln an der Brust. Diese Muskeln nehmen den vordem und seitlichen Umfang des Thorax ein, liegen schichtweise über einander und lassen nur die Mitte des Brustbeins frei. Die Mehrzahl von ihnen ist eigentlich für dre obere Extremität bestimmt, doch können sie, wenn der Arm festgestellt wird, den Rumpf zu diesem hin bewegen oder die Rip- pen, von denen sie entspringen, auswärts ziehen, also zum Einath- men beitragen. Einige füllen die Zwischenräume zwischen den Rippen aus und sind nur zu deren Bewegung vorhanden. Allgemeine Ueb ersieht. Nach Entfernung der Brusthaut und der unter ihr liegenden fascia superficialis er- scheint der m, pectoralis major , welcher die übrigen Mm. fast ganz bedeckt und sich von der clavicula und der Mitte des Brustbeins mit convergirenden Fasern nach aussen zum Oberarme erstreckt. Sein äusserer Rand stösst an den m. fiel Ichleits ; zwischen beiden bleibt, unterhalb der clavicula, ein dreieckiger vertiefter Raum, die fossil infraclavicu- laris, welche am Schlüsselbein breit ist und schräg gegen den Oberarm herab schmälerund flacher wird. — Wird der pectoralis major weggenommen, so kommt der m. pectoralis minor, subclavia* und serratus anlicas major mit seinen Zacken zum Vor- scheine; unter diesen füllen die min. intercostales die Zwischenräume zwischen den Rippen aus. Nach Eröffnung der Brusthöhle sieht man am innern Umfange derselben den m. triangularis sterni und einige unbeständige mm» infracostales. Wascia tnuscularis der Brust. Zunächst unter der Haut überzieht eine dünne fascia pectoralis super- ficialis die äussere Fläche des m. pectoralis major und den untern Theil des serra~ tus anticus major, und geht nach aussen in die fascia proprio des m. deltoideus Fascien der über, indem sie die zwischen beiden befindliche 2 — 3'" breite, in die fossa infra- Brust. clavicularis führende Spalte, zugleich mit der ven. cephalica überzieht. — Eine stärkere Muskelbinde, fascia coraco- clavicularis, ist an das Schlüsselbein und die 1. Rippe geheftet, wo sie sich mit der fascia cervicalis verbindet und den vi. subclavius einwickelt. Von hier dringt sie in die fossa infraclaviculan's, über- zieht den ?/i. pectoralis minor , so dass dieser dadurch vom major getrennt ist, und erstreckt sich zum processus coraeoideus, von wo sie abwärts in die fascia hrachia- lis übergeht. 1« ill. pectoralis major, grosser Brustmuskel (in der regio sternalis, mammillaris und axil- laris anterior), _ ein breiterund platter, starker, dreieckiger M., welcher dicht uuter der Brusthaut und Brustdrüse, am vordem Umfange des Thorax und vor der Achselhöhle liegt, und quer vom obern Theile des Brustkastens zum obern Theile des Überarms verläuft. — An seinem Ursprünge vom Schlüssel- und Brustheine ist er breit, dünner und halb- kreisförmig, wird aber, indem seine Fasern gegen den Oberarm hin con- vergiren, dicker, schmäler und rundlich. Die obern Fasern laufen nach unten, die mittlem quer nach aussen und die untern, welche sich um- rollen und unter die höher gelegenen schlagen, nach oben und aussen. So bilden die Fasern 3 hinter einander liegende Schichten, von denen — 351 — die vorderste der portio clavicularis , die mittlere der portio sternalis Bmstmus- und die untersle der portio eostalis angehört. — Sein oberer äusserer Rand liegt nahe am innern des m. deltoideus\ der untere freie ist wul- stig und umgerollt und bildet den vordem Umfang des Einganges zur Achselhöhle. Nach seinem Ursprünge unterscheidet man an ihm eine portio sternalis und clavicularis, welche durch einen Zwischenraum und Zellgewebe von einander getrennt sind. Crspr. Mit der kleinern obern portio clavicularis: kurzflechsig von der vor- dem Fläche der extremitas sternalis claviculae, bis zur Mitte des Kör- pers. — Die grössere untere portio sternalis fs. thoracica) fangt mit dünner Aponeurose von der vordem Fläche des sternum (manubrium und corpus) , von dem 2 — 7. Rippenknorpel an, und könnte danach wieder in eineportio ster- nalis und eostalis zerfallen. — Nach unten hängt er durch fleischige oder sehnige Zipfel mit der fascia recla abdominis und dem m. obliquus externus zusammen. Ans. Mit platter, breiter, starker Sehne, die sich zuerst am untern Rande und an der hintern Fläche des Muskelbauches bildet, an die Spina tuberculi ma- joris, wo er vom vordem Theile des m. deltoideus bedeckt wird. — An der in- nern Fläche der Sehne, zwischen ihr und dem Knochen, liegt ein Schleimbeutel. Eine Fortsetzung dieser Sehne ^bildet mit der des in. latissimi dorsi eine Scheide für den langen Kopf des m. bieeps. Wirk. Zieht den Oberarm vor- und einwärts an die Brust (adduetor) ; warder Arm auswärts gerollt, so kann er ihn einwärts drehen; den aufgehobenen Arm zieht er vorwärts herab. Ist der Oberarm durch Gegenstände ausserhalb des Korpers tixirt, so zieht er den Rumpf gegen den Arm und dreht ihn etwas nach der Seite. AVird der Arm fest auf- gestemmt oder in die Höhe gehoben, so kann er auch die Rippen und das Brustbein aus- und anfwärts ziehen, ist desshalb beim Einathmen zu gebrauchen. Art. u. Nerv. Zw. der artt. mammariae und thoracicae externae ; — der nervi thoracici, intercostales und supraclaviculares. S. üf . pectoralis minor (i. serrutus anticus minor), kleiner Brustmuskel (in der regio infraclavicularis) , ein platter. Mm. an der dreieckiger M. , welcher unter dem vorigen und zum Theil über einigenA0raXwan,i„ * mm. intercostales und dem m. serratus anticus major, am vordem Theile des Thorax, schief von der 3 — 5. Rippe nach aussen und aufwärts ge- gen das Schulterblatt hin, liegt. Seine Fasern convergiren etwas, des- halb ist er oben schmäler und dicker. Urspr. Mit 2 oder 3 kurzflechsigen Bündeln (dentationes) vom obern Rande und der äussern Fläche der vordem Enden der 3 — 5. oder 2 — 4. Rippe. Ans. Mit starker, kurzer, dicker Sehne an den innern Rand und die Spitze des Processus coraeoideus. Diese Sehne entsteht eher am äussern Rande und der hintern Fläche des Muskels. Wirk. Zieht das Schulterblatt ein- und vorwärts herab, so dass sich der un- tere Winkel desselben von den Rippen hinterwärts entfernt. Wird die scapula befestigt, so hebt er die 3. — 5. Rippe in die Höhe und dient beim Einathmen, wenn die Schultern zurückgezogen werden. Art. u. Nerv., wie bei dem vorigen M. 3. Itl. suhclavius, Schlüsselheinmuskel (in der regio infraclavicularis), ein kleiner, plattrundlicher, halbgefiederter (semipennatus) M. , mit schräg auf- und auswärtssteigenden Fasern, welcher, von der fascia coraco- clavicularis eingewickelt, zwischen dem 1. Rippenknorpel und der clavicula, vor der ven. subclavia liegt und von der portio clavicularis des m. pectoralis major verdeckt wird. Die Sehne dieses M. liegt an seinem äussern und untern Rande, reicht aber nicht ganz bis zum Schlüsselbeine; an ihr setzen sich die Fleischfasern unter sehr spitzigen Winkeln an. — 352 — Brnstmus- urspr. Mit rundlicher starker Sehne von der obern vordem Fläche des 1. Rippen- knorpels und dem vordem Ende der 1. Rippe. Ans. Mit kurzen flechsigen Enden an die rauhe Linie und den Höcker an der untern und hintern Fläche der clavicula, Yon ihrer Mitte bis zu den ligg. eoraco - clavi- cularia hin. "Wirk. Zieht die clavicula gegen die 1. Rippe herab; ist erstere durch den m. sternocleido -mastoideus und trapezius fixirt, dann kann er auch diese Kippe etwas nach oben ziehen. Art. u. Nerv. Zw. der art. thoracica externa media und transversa scapulae; — der nervi pectorales anteriores. '4. ÜT. serratus anticus major (*. magnusj, grosser vorderer Sägemuskel (in der regio costalis) , ein grosser, platter, ungleich viereckiger M., welcher den seitlichen Theil des Thorax umgiebt und an seinem vordem obern Theile vom m. pectoralis major und minor, an seinem untern aber nur von der Haut bedeckt ist. — Er fängt vorn mit einem gezackten Rande (daher hat er den Namen) von den 9 obern Rippen an, läuft mit seinen Fasern (die obern etwas ab- Mm. an der wärts, die mittlem quer und die untern aufwärts) aus- und rückwärts um des 'Thorax, die Convexität der Rippen herum, unter dem Scbulterblatte (bedeckt vom m. subscapularis und unten vom latissimus dorsi) hinweg und endigt weit schmäler als an seinem Anfange am hintern Rande der scapula. Urspr. Mit 9 — 10 auch 11 fleischigen Zacken (dentationes) von der äussern Fläche des mittlem Theiles der 1 — 8. (9.) Rippe. Stets ist die Zahl der Zacken um 1 grösser als die der Rippen, weil von der 2. Rippe 2 Zacken ihren Ursprung neh- men. Die erste Zacke entspringt vom untern Rande in der Mitte der 1 . Rippe , wo sie nicht selten mit dem m. scalenus medhis zusammenhängt ; die 4 untersten Zak- ken greifen in die 4 obern des m. obliquus abdominis extemus. Die obersten Zak- ken verlaufen fast in horizontaler Richtung, die folgenden steigen immer mehr aufwärts, und die untern fast senkrecht in die Höhe, deshalb ist auch der obere Rand des Muskels kurz , der untere lang. Ans. An das labium internu?n basis scapulae, wo er mit den mm. rhom- boideis und dem ?n. subscapularis und levator anguli scapulae zusammenstösst. Wirk. Zieht das Schulterblatt vor- und auswärts und hindert, dass es zu weit rückwärts geschoben wird. — Ist die scapula fest gemacht, so zieht er die Rippen, von welchen er entspringt, aus- und rückwärts und erweitert so die Brusthöhle. DieB ge- schieht nm so stärker, je mehr das Schulterblatt gehoben ist. Auch kann er bei fixirter scapula den Rumpf seitwärts drehen. Art. u. Nerv. Zw. der artt. thoracicae externae, intercostales und art. subscapu- laris; — der nervi thoracici und. intercostales. 5. Iflm. intercostales, Zwischenrippenmuskeln, sind 2 Schichten kurzer, platter Mm. mit schrägen Fasern, welche die 11 interstitia intercostalia ausfüllen und vorn und oben vom in, pectoralis major und minor und serratus anticus major, vorn und unten vom m. obliquus abdominis extemus, hinten und unten vom m. latissimus dorsi, oben vom cucullaris und rhomboideus bedeckt sind. Es giebt eine äussere und eine innere Lage, die (wie der m. obliquus abdominis extemus und internus) aus in entgegengesetzter Richtung verlaufenden Fasern bestehen. «. Mm. intercostales eocterni, kurze Fleischfasern mit flechsigen ver- mischt, die vom äussern labium des untern Randes einer Rippe schräg von oben und hinten nach unten und vorn zum obern Rande der nächstfolgenden lau- fen. — Sie füllen nicht den ganzen Zwischenraum zwischen 2 Rippen aus, denn sie fangen zwar in der Gegend des Rippenhalses an , erstrecken sich aber nur bis zu den Rippenknorpeln, zwischen denen sie alsdann von einer dünnen Schnenhaut (ligg. coruscantia) , von ebenso verlaufenden Fasern, ersetzt werden, welche die mm, intercostales interni bedeckt. — 353 — b. Mm. intercostales interni, liegen hinter den äussern, von denen sie Brust- durch eine Lage Zellgewebe und das Hg. hitercostale (s. S. 249) geschieden sind, an muskeln. der äussern Fläche der pleura. Ihre Fasern haben die entgegengesetzte Richtung der vorigen, sie laufen nämlich von oben und vorn nach unten und hinten, und hängen am labiüm interjmm der einander zugekehrten Ränder zweier Rippen an. Auch sie füllen den Zwischenrippenraum nicht ganz aus, da sie sich hinten nur bis zu den Winkeln der Rippen , vorn aber hinter den ligg. coruscanlia hinweg zwischen den Knorpeln bis zum Brustbeine erstrecken. ■Wirk. Jeder einzelne M. zieht die untere Rippe zur olj erhall) gelegenen auf- wärts, hierbei wjrken sich aber beide Schichten nicht etwa entgegen, sondern in Ge- meinschaft mit einander. Ist die letzte Rippe fest gestellt, so ziehen sie die Rippen abwärts und verengern dadurch die Brusthöhle, wird aber, wie es gewöhnlich geschieht, die oberste Rippe flxirt, so erweitern sie den Brustkasten. Diese Muskeln können also sowohl In- als Exspirationsmuskeln sein. Art. u. Nerv. Zw. der artt. intercostales anteriores und posteriores , art, inter- costalis prima; — der nervi intercostales. 6. Mm. infracostales (subcostales), Unterrippen -Muskeln (in der Brusthöhle), sind einzelne, unbestän- dige (bei der vollständigsten Entwickelung 10) Muskelbündel, welche an der innern Fläche der (3. — 12.) Rippen, zwischen diesen und der Pleura, etwa 1^" vom Gelenke der Rippenköpfchen, liegen und sich von der In-^ nenfläche der einen Rippe zum obern Rande der nächsten oder zweiten erstrecken. Es sind entweder Fortsetzungen der Fasern von den mm. Mm. inner- intercostales inlerni oder für sich bestehende Bündel mit einer fleischi- Brusthöhle gen Mitte und sehnigen Enden, welche die Intercostalmuskeln in ihrer Wirkung unterstützen. 8. M. triangularis sterni (s. sterno-costatis). dreieckiger Brustmuskel (in der Brusthöhle), ein platter, dünner^ unbeständiger M., welcher an der vordem Wand der Brusthöhle, an der innern Fläche des Brustbeins und der Rippenknorpel liegt und zum Theil die vasa mammaria interna bedeckt. Er besteht aus 2 — 3 dünnen Fa- serlagen, welche schräg aus- und aufwärts laufen; nach unten fliesst er gewöhnlich mit dem m. transversus abdominis zusammen und scheint hier einen besondern Muskel zu bilden, welchen Meckel m. sterno- abdo- minalis nennt. IJrspr. Mit flechsigen Fasern vom äussern Rande und an der Seite der innern Fläche des corpus sterni und am processus xip/toideus. Ans. Mit 3 — 4 fleischigen Zacken an den untern Rand und die innere Fläche der 2. — 5. Rippe und deren Knorpel. VTirli. Zieht die Rippen, an welche er sich ansetzt (bei der Exspiration), ein- und abwärt s. Er verengert die Brusthöhle im Q.uerdurchmesser. Art. u. Nerv. Zw. der art. mammaria interna; — der nervi intercostales ante- riores. IV. Muskeln des Nackens und Rückens. Alle diese Muskeln, welche an der hintern Fläche des Rum-* pfes, vom Hihterhaupte herab bis zum Steissbeine liegen, lassen sich nicht genau in die des Nackens (mm. cervicisj und des Rückens (mm. dorsij abgranzen, da theils manche von ihnen eine Ausdehnung über beide Gegenden haben, theils mehrere innig in einander ein- greifen und durch Zellgewebe genau zusammenhangen. Am deut-» lichsten wird ihre Lage, wenn wir sie schichtenweise von hinters Boc/c's Anat. h £3 — 354 — Nacken- un.i nach vorn beschreiben, obgleich die Muskeln dieser Schichten oft mäskeTn. sehr verschiedene Funktionen haben, denn einige dienen zur Be- wegung des Kopfes oder der Wirbel, andere bewegen die obere Extremität oder die Rippen. Diese Muskeln sind sehr häufigen Varietäten unterworfen. Allgemeine Uelbersicht. a) Ist «He Haut, des Nackens und Rückens lospräparirt, so begegnen wir nur 2 breiten, platten Muskeln, welche die 1. Lage und Schicht hilden. Es ist am ohern Theile des Rückens der »i. cucullaris , ein ungleichseitig dreieckiger M. , und unterhall) desselben der m. latisstmiis dorsi , welcher bis zum Kreuze herabreicht. Beide gehen zur obeni Extremität und bedecken alle übrigen Rückenmuskeln, die Schulterblätter und die hintere Wand des Thorax; zwischen ihnen bleibt nur ein kl einer Raum (am hintern und untern Theile des Schulterblattes), aus welchem ein Theil des m. infr aspinatus und r/iomboi'deus major hervorsieht. — b) Nach Entfernung dieser 2 Muskeln erscheint die 2. Lage, welche oben am Nacken aus dem m. splenius capitis und colli und levator anguli sca- pulfie besteht, in der Gegend des Schulterblattes von den mm. rhomboidei (major und minor) gebildet wird und unter diesen den m. serratus posticus superior und inferior zeigt. — c) Zur 3. Schicht rechnet man am Nacken: den m. biventer cervicis, compleocus, trachelo-mastoideus, transversalis cervicis u. den cervicalis ascendens , welche Muskeln in dieser Ordnung von der Wirbelsäule nach aussen gegen die Seite des Halses neben einander liegen. Am Rücken finden sich: der m. sacro-lumbalis mit seinem longis simus dorsi u. lumbo-cost alis. — Die 4. Lage wird zusammengesetzt am Rücken aus dem m. spinalis und semispinalis dorsi und mm. levator es costarum; und am Nacken aus dem spinalis und semispinalis cervicis. — Die tiefste, 5. Lage enthält dicht auf der Wirbelsäule lie- gende Muskeln, als: mm.recli capitis postici, obliqui capitis, m. multißdus Spinae» mm. interspinales und intertransversarii und rotatores dorsi. Wasciae musculcvres des Nackens und Rückens. Dicht unter der Haut stösst man auf die fasern superficialis , unter welcher aber Fascien am noch eine stärkere fascia lumbo-dorsalis und nuchae liegt. Nacken und j) Fascia nuchae, eine dünne Muskelbinde, welche zwischen der 1. und '2- Schicht der Nackenmuskeln liegt und am vordem Rande des m. cucullaris in die fascia cervicalis übergeht, in der Mitte des Nackens aber mit der der andern Seite ins Hg. nuchae, welches sich an die processus spinosi der Halswirbel anheftet, zu- sammenfliesst. 2) Fascia lumbo-dorsalis, ist eine stark fibröse, aus queren und schiefen Sehnenfasern bestehende Binde, die vorzüglich für die 3. Schicht der Rückenmus- keln , über welcher sie liegt, bestimmt ist und Ursprungsstellen für die 1. u. 2. Lage abgiebt. Sie besteht aus einem oberflächlichem und «ijiem tiefern Blatte, zwischen welchen mit den benachbarten Knochen eine dreieckige lange Scheide für die 3., 4. und 5. Muskelschicht gebildet wird. a. Oberflächliches oder hinteres Blatt, ist das grössere und dickere und heftet sich an die processus spinosi und b'gg, apicum der 10 untern Brust-, aller Lenden- und falschen Wirbel (des Kreuzbeins) bis zum Steissbeine herab ; fer- ner hängt es noch am labium externum des hintern Theiles der crisla HU an. Nach oben reicht es bis zur Aponeurose des in. serratus posticus superior , mit welcher es in die fascia nuchae übergeht; Der äussere Rand verliert sich oben unter dem m. rhomboideus von der basis scapulae aus in den Fascien des Schul- terblattes , unten heftet er sich an die anguli costarum und ist zwischen der Vi. Rippe und dem Hüftkamme ausgespannt. — Am oberu Theile des Rückens wird dieses Blatt, welches hier etwas dünner ist, vom m. cucullaris , rhomboi- deus und latissimus dorsi bedeckt, unten liegt es nahe unter der Haut und ist hier sehr stark. b. Das tiefe oder vordere Blatt befindet sich nur zwischen der 12. Bippe und dem Hüftkamme •, unten heftet es sich an das labium iniernum des hintern Theiles der crisla Mi und an das Hg. Mo-lumbale, oben hängt es mit der 12. Bippe zusammen; der hintere Rand befestigt sich an die processus trans- versi der Lendenwirbel und bildet vom 1. Querfortsätze zur letzten Rippe einen — 355 — bogenförmigen Rand, arcus tendinens fasciae lumbo - dnrsalis; der Nacken- vordere Rand verwächst mit dem äussern des oberflächlichen Rlattes. Rückenmus- keln. A. Schicht I. Sie enthält nur 2 breite, platte Muskeln, den m. cucullaris und .latissimus dorsi, welche dicht unter der Haut und fascia super- ficialis liegen und mit Aponeurosen von den processus spinös i der Wirbel entspringen. Sie sind beide für die Bewegung der obern Extremität bestimmt. 1. Hü", cucullaris s. trapesius, Kappenmuskel (in der regio cervicalis, spinalis thoracica und scapu- laris), ist ein breiter, plalter, ungleichseitig 3eckiger (mit oben abge- stutzter Spitze und an der Wirbelsäule anhängender Basis) M., welcher dicht unter der Haut des Nackens und Rückens liegt und mit demselben der andern Seite, mit welchem er durch seinen flechsigen hintern und längsten Rand an dem lig. nuchae und den process. spinqsi zusammen- stösst, ein ungleichseitiges Viereck (Trapezium) darstellt, welches am Nacken und an der hintern Fläche des Thorax liegt und einer Mönchs- kappe (cuculla) gleichen soll. Dieser M., welcher oben zunächst die beiden mm. splenii und rhomboidal, den levator scapulae und supra- spinatus, unten einen Theil des latissimus dorsi, sacrolumbaris und in- fraspinalus bedeckt, mit seinem obern Rande den m. occipitalis und mit dem obersten Stücke des äussern Randes den Kopfnicker berührt, ist oben dünn, schmal und seine Fasern laufen abwärts, in der Mitte ist er am breitesten und dicksten und hat hier quer nach aussen laufende Fasern, der untere Theil endigt in eine Spitze, von welcher die Fasern Mm. deri aufwärts steigen. Alle Fasern laufen convergirend zur Schulter hin. Urspr. Mit kurzen Sehnenfasern von der spina occipitalis externa, der li- nea setnicircularis superior (innern Drittel) , vom lig. nuchae und von den processus spinosi und ligg. apicum aller Rrustwirbel. Ans. Die obern Fasern befestigen sich an den hintern Rand der extremitas acromialis claviculae, die mittlem an den innern Rand des acromion und die untern mit breiter Aponeurose an das labium superius der spinn scapu- lae. Von diesen 3 Stellen, an welche sich der m. cucullaris inserirt, entspringt der deltoideus. "Wirk. Ein M. zieht das Schulterblatt mit item Arme stark rück-wärts gegen die Wirbelsäule hin , oder je nachdem die obern oder untern Fasetn allein wirken, auf- oder abwärts, ist die Schulter fixirt, dann soll der obere Theil den Kopf schief rückwärts wenden können, so dass das Gesicht aufwärts nach der andern Seite sieht (?). Beide Kap- penmuskeln ziehen die Schulterblätter zugleich nach hinten (oder den Kopf gerade rück- wärts, so dass das Gesicht aufwärts sieht?). Art. u. Nerv. Zw. der art. occipitalis , auricularh posterior, transversa colli und scapulae; — der nervi cervicales und dorsales (besonders der rami posteriores), des nerv, accessorius Willisü. 3. M. latissimus dorsi, breiter Rückenmuskel (in der regio spinalis thoracica, lumbalis und sacralis), ist dreieckig, breit und dünn, nimmt die untere Rippen-, die Lenden- und Kreuzbeingegend ein und liegt dicht unter der Haut, unter- halb des vorigen Ms, an seinem obern Theile noch von ihm bedeckt. Seine Basis ist flechsig, mit der Sehne des m. serratus posticus inferior verwachsen und an dem untern Theile der Wirbelsäule befestigt; die 23* — 356 — Nacken- Fleischfasern seines Bauches laufen schief auf- und auswärts, indem sie RilCkeinmUS " convergiren und so der M. schmäler, aber dicker, plaltrundlich wird. Nachdem er noch 4 Zacken von den 4 untersten Rippen erhalten hat, geht er über den untern Theil des Schulterblattes weg und bildet, indem er sich an den Oberarmknochen ansetzt, die hintere Wand der Achsel- höhle. Wie beim m. pectoralis major rollen sich die untern oder aus-. sern Fasern dieses Ms, hinter der Achselhöhle kurz vor seinem Ansätze, um den äussern Rand herum und schlagen sich unter die obern Fasern..— Er bedeckt unten den m. serrätus posticus inferior und sacrolumbaris, und stösst hier mit seinem vordem Rande an den m. obliquus abdominis externus. Im Aufsteigen legt er sich unmittelbar auf die 9., 8. und 7. Rippe, gränzt vorn an den m. serrätus anticus major und bedeckt, zum Theil den m. rhomboideus major, infraspina'us und teres major, um dessen untern Rand er sich bei der Insertion herumschlägt. IVJm. der l. IJrspr. Mit breiter Aponeurose von den processus spinosi des 7. — 12. Brust-, Lage. aller Lenden- u. Sacralwirbel, oder nach Theile von der fascia lumbo- dorsalis, vom hintern Theile und äussern Rande der crista ilii, und mit 4flei- schigen Zacken , welche sehr steil zum Muskelbauche in die Höhe steigen , von der äussern Fläche der 9. — 12. Rippe, so dass sie sich zwischen die 4 untern Zacken des m. obliquus abdominis externus schieben. Ans. Mit breiter, platter, starker Sehne, welche mit der des m. leres major ver- wächst, an die spina tuberculi ?ninoris, also dem grossen Brustmuskel gegenüber. Zwischen der Sehne des m. latissimus und leres major liegt bisweilen ein Schleimbeutel. Wirk. Zieht die Schulter herab und den herabhängenden Arm hinter- wärts gegen den Rumpf, indem er ihn zugleich etwas nach hinten und innen rollt, so dass die Handfläche das Gesäss berührt (desshalb auch m. aniscalptor). _ Ist der Arm iixirt, dann dreht er den Rumpf nach ihm hin und kann die 4 untern Rippen mit in die Höhe ziehen (Inspirationsmuskel). Den gehobenen und abgezogenen Arm zieht er herab ' und an. Art. u. Nerv. Zw. der art. dorsalis scapuhie, der rami dorsales artl. intercostal. und lumbal., der art. sacra lateral, und iliolumbal ; — der rami posteriores nervo- rum dorsal., lumbal, und sacral. B. Schicht II. Die Muskeln dieser Schicht sind von den vorigen beiden be- deckt, entspringen alle (den m. levutor scapulae ausgenommen) von Stachelfortsätzen (die meisten von denen der untern Hais- und obern Brustwirbel) und laufen mit ihren Fasern in schiefer Richtung von innen nach aussen und entweder von unten nach oben oder umgekehrt, zum Kopfe, Schulterblatte, den Halswirbeln und Rippen. Art. u. Nerv. Die 2. Schicht der Nackenmuskeln erhält ihre Arterien von der art. occipitalis , cervicalis ascenäens und transversa colli ; die Rü ckenmus kein bekommen sie von der art. dorsalis scapulae, subscapularis und rami poster. der artt. intercostales. — Die Nerven kommen von den hintern Aesten der Spinal- nerven. 1. M. splenius capitis, Mm. der 2. Rausch- oder Riemenmuskel des Kopfes (in der regio cervicalis), L«se. jer Antagonist des m. slernocleido-mastoideus, ist ein länglich vierecki- ger, platter, aber ziemlich dicker (besonders am äussern Rande) M., wel- cher an seinem Ursprünge, wo er mit der Sehne des m. serrätus posticus superior verwächst, von dem m. rhomboideus und cucullaris bedeckt ist und seihst den m. biventer, complexus, trachelo-mastoideus bedeckt. Er — 357 — steigt, etwas schmäler werdend, mit seinen Fasern von der Wirbelsäule Nacken- schief auswärts in die flöhe zum Hinterhaupte, wo er unter dem ?n. cu- "kein™'18 Miliaris hervortritt. Urspr. Kurzflechsig vom Hg. nuchae, processus spinosus des 3. — 7. Hais- und des 1. und 2. Brustwirbels. Ans. An das äussere Ende der linea semicircularis superior des os occi- pttis, und an den processus mdstoideus. Das sehnige Ende dieses M. wird hier von dem des m. sternocleido -mastoideus bedeckt. Wirk. Zieht den Ko pf schie f hin t erw ä r ts und nach seiner Seite ; beide Muskeln strecken ihn, d. h. ziehen ihn gerade nach hinten. Widerstehen die Kopfnicker, so drehet er den Kopf nach seiner Seite herum; wirkt er mit dem Kopfnicker seiner Seite -zugleich, so wird der Kopf gerade seitwärts gebeugt. 3. M. splenius colli, ßiemenmuskel des Halses (in der regio cervicalis und supraclavi- cularis); ein länglicher platter M. , der dicht an der äussern Seite des vorigen liegt, aber etwas weiter abwärts am Nacken, mehr gerade als dieser von den obern Brustwirbeln in die Höhe steigt, allmälig schmäler und dicker wird und an den Querfortsätzen der obern Halswirbel endigt. Mit seinem innern Rande stösst er an den m. splenius capitis, mit dem äussern an den trachelo-mastoideus und transversalis ; er bedeckt den biventer und complexus, unten ein Stück des spinalis dorsi und oben einen Theil des trachelo-mastoideus ; auf ihm liegen der m. serratus posticus- superior und cucullaris. Beide splenii bilden fast einen Muskel. Mm. der 2. Urspr. Von dem processus spinosus des 3. — 5. Brustwirbels, mit kurzen flechsigen Enden. Ans. Mit 2 — 3 flechsigen Zipfeln an die hintern Höcker des processus trans- versus des 1. — 3. Halswirbels (wo er mit dem »i. levator scapulae, Irans- versalis cervicis und scalenus medius zusammentrifft). Wirk. Zieht den Hals schräg nach hinten und dreht ihn etwas; beide Muskeln strecken den Hnls gerade nach hinten. 3. M. levator anguli scapulae, Schulterblattheber (in der regio cervicalis und supraclavicularis), länglichrund, liegt an der Seite des Halses etwas nach aussen und hinten herab, an der äussern Seite des vorigen M. zwischen den Querfortsälzen der obern Halswirbel und dem obern Rande des Schulterblattes. An sei- nem obern Theile ist er vom in. sternocleido -mastoideus, unten vom cucullaris bedeckt-, er selbst bedeckt den m. trachelo-mastoideus, trans- versalis cervicis und cervicalis ascendens. Urspr. Mit 3 — 4 kurzen sehnigen Köpfen von dem hintern Höcker des processus transversus des 1. — 4. Halswirbels, wo er mit dem m. scalenus medius, splenius colli und. transversalis cervicis zusammenhängt. Ans. An den angulus superior scapulae, gleich neben dem m. rhomboideus fninor und serratus anticus ?najor. Wirk. Zieht das Schulterblatt etwas nach vorn in die Höhe (wie beim Ach- selzucken, deshalb auch mscl. patientiae genannt) ; ist dieses fest, so kann er den Hals etwas seitwärts gegen dasselbe hin ziehen oder denselben, wenn heide Muskeln wirken, feststellen. 4» M ., rhomboideus minor s. superior, kleiner rautenförmiger Muskel (in der regio spinalis thoracica), ein dünner, platter und schmaler M., welcher oberhalb des folgenden, zwischen Wirbelsäule und Schulterblatt etwas schief aus- und abwärts — 358 — Nacken- liegt; er wird vom m. cucullaris bedeckt, gränzt oben an den levator Rlic£el™us" scapulae und bedeckt noch zum Theil den m. splenius capitis. Urspr. Mit kurzer, dünner Flechse vom processus spinosus des 6. und 7. Halswirbels, noch über dem Ursprünge des m. splenius capitis. Alis. An das labium externum des obern Theiles der b asis scapulae, nahe am obern Winkel. "Wirk. Zieht das Schulterblatt rückwärts und etwas aufwärts. 5. TU. rhomboideus major s. inferior, grosser Rautenmuskel (in der regio spinalis thoracica) , hat die Ge- stalt eines verschobenen Viereckes und ist breit und platt; er liegt, ebenfalls bedeckt vom in. cucullaris, gleich unterhalb des vorigen, mit seinen Fasern vom obern Theile der Brust- Wirbelsäule schief aus- und abwärts zur Basis des Schulterblatts laufend. Er bedeckt den m. ser- rntus posticus superior, einen Theil der splenii und des biventer und complexus. Urspr. Mit kurzen Sehnenfasern vom processus spinosus des 1. — 4. oder 6. Brustwirbels. Ans. An das labium externum der basis scapulae bis zum untern Win- kel herab. Wirk. Zieht das Schulterblatt rück- und etwas aufwärts. Verhindert auch, dass es zu weit vorgezogen wird. 6. 191. serratus posticus superior, oberer hinterer Sägemuskel (in der regio spinalis thoracica), ist Mm. der 2. dünn und breit, liegt unter den min. rhomboideis und entspringt mit die- age' sen und dem m. splenius capitis von einer gemeinschaftlichen kurzen Aponeurose. Seine Fasern laufen vom obern Theile der Brust-Wirbel- säule schräg aus- und abwärts über den m. sacrolumbalis und longissi- mus dorsi hinweg zu den 4 — 5 obern Rippen. Urspr. Mit dünner sich fast bis zu den Rippenwinkeln erstreckender Aponeurose von dem processus spinosus des 6. und 7. Hals -und 1. — 3. Brustwirbels. Ans. Mit 4 fleischigen Zacken an die äussere Fläche und den obern Rand der 2.-5. Rippe, nicht weit vom Winkel entfernt. Wirk. Zieht die 2.-5. Rippe nach hinten und oben, dient also zur Erweiterung des Brustkastens, beim Einathmen. Bf. Itl. serratus posticus inferior, unterer hinterer Sägemuskel (in der regio lumbalis) , ist breiter aber dünner als der vorige und liegt unten an der Lendengegend, be- deckt vom m. latissimus dorsi. Seine Fasern laufen von dem obern Theile der Lenden- Wirbelsäule aufwärts zu den 4 untern Rippen. Urspr. Mit dünner breiter Aponeurose vom processus spinosus des 11. und 12. Brust- und 1. — 3. Lendenwirbels. Er ist hier mit der fascia lumba- dorsalis, also auch mit dem flechsigen Ursprünge des in. latissimus dorsi und obliqtius abdominis internus innig verbunden und bedeckt den gemeinschaftlichen Bauch des m. sacrolumbalis. Ans. Mit 4 Zacken an den untern Rand und die äussere Fläche der 4 un- tern Rippen. Wirk. Zieht diese 4 Kippen herab und nach innen, verengert also den ßrust- kasten (beim Ausathmen); zugleich kann er auf den in. sactolumbaU» drücken und dadurch dessen Wirkung verstärken. Nur insofern er die untern Rippen fixirt und dann die kräf- tige Ziisammcnziebung des Zwerchfells möglich macht , kann er auch bei der Inspiration wirken. — :J5i) — C. Schicht III. Die zu dieser Lage gehörenden Muskeln sind durch \\\v fasvia Nackon- dorsätis von der untern Schicht nhgegrän/.t , entspringen mit meh- kein!""8 rem Fascikeln und heften sich meist auch mit mehrern Mündeln an; sie lauten der Länge nach, entweder parallel der Wirbel- säule, oder etwas schräg nach oben, in der Rinne, welche sich hinter den Wirbelbogen /.wischen den process/ts spinosi und trans- versi (Rippenwinkeln) beiludet. — Die, welche am Nacken ihre Lage haben, entspringen grösstenteils von den Querfortsätzen der Brustwirbel, und dienen zur Streckung des Kopfes und des Halses. — Die weiter abwärts an der Wirbelsäule liegenden nehmen ihren Ursprung von der Hüft- und Kreuzgegend und erstrecken sich aufwärts zu den Rippen und lernst wirbeln. — Zu den ersteren gehören: der m. bivenlcr cerricis, comp/r. run, tra- cheh-ftiasloideus, transversatis erreich' und cervicah's ascettdeus. Diese Muskeln liegen in der jetzt aufgeführten Reihenfolge von der Mitte des Nackens nach aussen neben einander. Die tiefer, au dem Brust-, Lenden- und Kreu/tbeile der Wirbelsäule befindlichen Muskeln sind: der ///. suvroliiiiibaris, mit seinem lOMgissitltUS dorsi und litmbo-coslalis. 4t. Muskeln dünnen sehnigen Köpfen vom obern Kunde und der Spitze des Processus transvorsus dos '2. — 7. Brustwirbels (noch innen vom lottfcis- simus dorsi und mit dein ///. semispinatts cervicis eng voreinigt). Nur bisweilen kommt ein dünner sehniger Streif Vom processus spfnosus des l. Brustwirbels. tin*. Mit convexem sehnigen Bande an den innersten Theil der tinea semicir' CulafiS SUptriüV, i Wirk. Z ielit «1 o n K o |> t e i w «« b <• li i <• f rii <• l» « ürti (droht ihn so H was) , boiilo Mm. si rooken ihn goratla nach hinten aus. — 360 — S. itl, cotnpleaous cervicis, Nacken, durchflochtener Nackenmuskel (in der regio cervicalis), ist läng- UCkeTnüU8" üch viereckig, und breiter und stärker, aber kürzer wie der vorige, als dessen äusserer Theil er angesehen werden kann (beide Mm. zusammen heissen bei den franz. Anatomen m. complexus magnus). Er ist mit kur- zen sehnigen Fasern (dem Ansätze näher als dem Ursprünge) wie durch- flochten und liegt zwischen dem vorigen und folgenden M., wird in seinem Verlaufe allmälig schmäler, von den mm. spleniis, oben auch noch zum Theil vom biventer, unten vom trackelo-mastoideus bedeckt, und läuft mit seinen Fasern schräg von aussen nach innen in die Höhe, über den m. mullifidus Spinae, obliquus capitis uud rectus capitis posti- cus major hinweg. Vrspr. Mit 6 — 9 kurzflechsigen Bündeln vom obernTheile und der hintern Fläche des processus transverstis des 1. — 5. Brustwirbels (wo ermitdemse- ?nispinalis cervicis zusammenhängt) und processus obliquus des 4. — 7. Hals- wirb eis (hier mit dem in. trachelo-masloideus vereinigt). Ana. Neben dem vorigen, etwas weiter nach aussen, an die linea semicircu- laris superior (oder etwas darunter). Wirfc. Zieht den Kopf etwas s ckiefer rückwärts, als der vorige M.; beide mm. complexi strecken ilin gerade aus. 3. Ifl. trachelo-mastoideus, Nacken - Warzenmuskel (in der regio cervicalis); länglich, 'platt, dünn und schmal; liegt nach aussen dicht neben dem vorigen, von des- sen äussern} Rande er etwas bedeckt wird. Er kann als oberer und in- nerer Theil des?«, transversalis cervicis angesehen werden, von dem er Mm. der 3. an seinem untern Theile bedeckt ist, während er weiter oben von den mm. ase* spleniis und levator scapulae verdeckt wird. Mit seiner untern Portion, die auf dem m. complexus liegt, geht er Verbindungen ein mit diesem M. , dem transversalis und longissimus dorsi. Er steigt mit einem dün- nen, flechsig durchwebten Bauche auf- und ein wenig vorwärts zum Warzenfortsatze in die Höhe, und bedeckt oben den m. obliquus capitis superior und den Kopf des digastricus. Ursps\ Mit 4 — 7 flechsigen Köpfen ; die untern Köpfe von der hintern Fläche des processus transversus des 7. Hals- und 1. — 4. Brustwirbels; die obern Köpfe von den processus obliqui des 4. — 6. Halswirbels. Diese Fascikel sind immer mit den Köpfen des m. complexus und transversalis innig ver- schmolzen. Ans. Mit starker kurzer Sehne an den hintern Theil und Band des processus ina stoideus. IJVirJt. Zieht den Kopf rück- und seitwärts; beide strecken ihn gerade aus. 4. M. transversalis cervicis, querer Nackenmuskel (in der regio cervicalis); länglich und dünn, liegt an der äussern Seite des vorigen M., zum Theil von ihm bedeckt, und an der innern des folgenden M. und des levator scapulae. Er geht mit seinem untern Theile so in den m. longissimus dorsi über, dass er für die obere Portion desselben gilt. Sein Name rührt daher, weil er mit mehrern fleischigen Bündeln von Querforlsätzen entspringt und sich bald wieder an Querfortsätze anheftet. Ilrspi*. Mit 5 — 7 fleischigen Bündeln vom processus Iransversus des 1.— 6. Brustwirbels (nach innen von den Insertionen des longissimus dorsi) und vom prorrss»$ ohliquus des i. — 7. Halswirbels, — 361 — Ans. Mit 4 — 5 getrennten, flechsigen Enden an den untern Theil der hintern Nacken- Wurzel der processus transversi des 2. — 6. Halswirbels (wo er mit Ru ckei>mus- dem m. splenius colli zusammenhängt). Wirk. Beugt den Hals seitwärts; beide Mm. halten denselben aufrecht und steif. 5. m. cervicalis ad- oder descendens, auf- oder absteigender Naekenmüskel (in der regio cervicalis), ein schmaler, länglicher M. , welcher neben dem äussern Rande des vo- rigen liegt, und neben sich nach auswärts den m. scalenus posticus, un- terwärts den m. sacrolumbaris hat. Er liegt unmittelbar unter dem m. levator scapulae und kann als obere Forlsetzung des m. lumbocostalis betrachtet werden. P Urspr. Mit 3 — 4 langen Sehnen vom hintern obern Theile und der äussern Fläche der 3 — G.Rippe (in der Gegend der Winkel). Ans. Mit 3. — 4 flechsigen Enden an den untern Theil der Spitzen der hintern Wur- zeln des processus tra?isversus des 3. — 6. Halswirbels (wo er mit dem m. Iransversalis cervicis, scalenus posticus und levator scapulae zusammen- hängt. Wirk. Beugt den Hals seitwärts; ist dieser fest, so kann er auch die 3. — 6. Rippe in die Höhe ziehen. Beide Mm. fixiren den Halstheil der Wirbelsäule. b» Muskeln der 3. Schicht am Rücken. Es sind Muskeln von langer Form und liegen in dem Räume zwischen den Stachelfortsätzen und den Winkeln der Rippen, ein- geschlossen mit den noch tiefern Rückenmuskeln in eine dreieckige Scheide, welche von der fascia lumbodorsalis (s. S. 354) gebil- Mm. der 3. det wird. Lage- Art. u. Nerv. Zw. der artt. intercostales und lumbales (rami poster.) ; — der nervi intercostales und lumbales (rami poster.). 6. m. sacrolumbaris (s. extensor dorsi communis) t gemeinschaftlicher Rückgrathstrecker (in der regio sacralis, lum- balis und spinalis thoracica), ist ein dicker, langer und starker M., wel- cher an der hintern Fläche des Rückgralhes liegt und vom Kreuzbeine bis zum Halse hinaufreicht. Er zerfällt in 3 Abiheilungen: in einen ge- meinschaftlichen Bauch, m. sacrolumbaris, welcher sich in der Gegend der letzten Rippe in eine äussere, m. lumbocostalis, und eine innere Portion, m. longissimus dorsi, theilt. Wirk. Er streckt den Lenden- und Rückentheil der Wirbelsäule, richtet die nach vorn gekrümmte Wirbelsäule auf, erhält sie gerade ausgestreckt oder krümmt sie nach hinten, einer allein auch etwas seitwärts. Beim tiefen Ausathmen können von ihm die Rippen herabgezogen werden. A. JHT. sacro-lwnibariSs gemeinschaftlicher Bauch oder Rückgrathsstrecker, ist der unterste Theil dieses Muskels, welcher von der Spitze des os sacrum anfängt und an der hintern Fläche des Kreuzbeins und der Lendenwirbel bis zur 12- Rippe in die Höhe steigt, wo er sich in die schon genannten 2 Portionen spaltet. In diesem Ver- laufe wird er durch neuen Zuwachs fleischiger Bündel immer stärker und fleischiger. Urspr. Mit breiter starker Sehne von den processus spinosi (spurii) ossis sacri und der 3 untern Lendenwirbel, und von der crista (hinterem Theile) und tuberosilas ilii; fleischig von der hintern Fläche des os sacrum und den processus transversi der Lendenwirbel, — 362 — Nacken- B. M.longissimus dorsi '(langer Rückenmuskel, innerer UCkdn!US Rückgrathsstrecker), ist die innere, den Staehelfortsätzen näher lie- gende stärkere und breitere Portion von den beiden, in welche sich der gemeinschaftliche Bauch spaltet. Er liegt dicht hinter den Querfortsätzen und hintern Rippenenden, zum Theil an seinem äussern Rande vom m. lumbo-costalis bedeckt; hat den m.spinalis rfora nach innen neben sich, bedeckt den m. mullifidus Spinae, den semispinalis dorsi und die leva- tores costarum, und wird selbst von der fascia lumbo ■ dorsalis und den mm. serrati postici bedeckt. Im Aufsteigen verschmälert er sich immer mehr,, ist innig mit dem m. spinalis dorsi vereinigt und geht mit seinem obern Ende in den m. transversalis cervicis über. Er heftet sich mit 2 Reihen von Zipfeln, die beide aufwärts steigen, an die Rip- penhälse und Querfortsätze der Brustwirbel. Ans. Aeussere Zipfel, sind 7 — 8, dünn und sehnig, heften sich an den un- tern Rand des collum der 5. — 12. Rippe. Sie sind vom m. lumbocostalis bedeckt. Innere Zipfel, 12 stärkere, rundliche, weniger sehnige Enden, die am obern Theile der Brust länger als unten sind und sich an den untern Rand des Processus transversus des 1. — 12. Brustwirbels befestigen. Sie liegen unter dem m. spinalis dorsi versteckt. C. üf. lumbo-costalis (Lenden- Rippenmuskel, äusserer Riickgrathsstrecker), ist die äussere, kleinere, aus dem gemeinschaft- Mm. der 3. liehen Bauche entspringende Portion, die aber auch allein den Namen age' des m. sacro-lumbaris führt. Er ist anfangs breiter als der vorige M., wird aber sehr bald schmäler und verliert sich oben in den m. cervica- lis descendens. Auch er zertheilt sich in 2 Reihen von Zipfeln, von denen aber die eine (hintere oder äussere) aufwärts, die andere (vor- dere oder innere) abwärts gerichtet ist; beide heften sich an die hin- tern Enden der Rippen an. — Theile betrachtet diesen Muskel als einen ganz für sich bestehenden und nennt ihn iliocostalis. Er entspringt nach ihm vom labium externum cristae Mi, neben und hinter dem m. longissimas dorsi, und vom äussern Rande der Ursprungssehne dessel- ben. Bis zur 12ten Rippe liegt er genau am longissimas an, dann läuft er, etwas gelrennt von diesem, hinter den Rippen, nach innen von ih- ren Winkeln in die Höhe, nimmt noch von den 6 bis 7 untern Rippen verstärkende Fascikel auf, und heftet sich durch 12 Fascikel an alle Rippen, an den untern Rand des Winkels, mit einem 13ten Bündel oft noch an die Spitze des Querfortsatzes des 7teu Halswirbels. Ans. Aeussere oder hintere, aufwärts gerichtete Zipfel giebt es 12 Stück; sie sind grösstentheils sehnig und gehen vom fleischigen Bauche dieses M. zum untern Rande aller 12 Rippen in die Höhe, wo sie sich in der Gegend des Winkels anheften. Innere oder vordere, abwärtslaufende Zipfel, 10 — 11 kürzere, fleischigere Zacken, die vom Muskelbauche zu den obern Rändern der 3. — 12. Ri ppe'herab- gehen und sich mit den aufsteigenden Zipfeln kreuzen. Sie sind als verstärkende Ursprungsfascikel anzusehen. ». Schicht IT. Diese Schicht enthält Muskeln am Nacken und Rücken, wel- che entweder a) von processus spinosi entspringen, an einigen hö- — 363 — her gelegenen Stachelfortsätzen vorbeigehen, und sich wieder an Nacken- processus spinosi anheften , und dann mm. spinales (dorsi und cer- ucteiu!u vicis heissen; oder b) Muskeln, die von processus transversi an- fangen, einige Wirbelbogen überspringen, und sich an processus spinosi inseriren; sie heissen semispinales (dorsi und cervicisj. Der m. spinalis dorsi gehört seiner Lage nach eigentlich noch zur 3ten Schicht. Art. u. Nerv., sind die der frühern Schicht. 1. M. spinalis cervicis, Dornmuskel des Nackens (in der regio cervicalis), ein M., der sich nicht immer vorfindet und der den m. spinalis dorsi am Halse zu wieder- holen scheint, indem er von den Slachelfortsätzen der untersten Hals- und obersten Brustwirbel zu den processus spinosi der obersten Halswirbel geht. Er wird von Manchen als Varietät der mm. interspinales oder als accessorisches Bündel des m. semispinalis cervicis betrachtet und m.sa- perspinalis oder interspinalis supernumerarius genannt. Er hängt oft mit dem m. semispinalis cervicis und lig. nuchae zusammen. Urspr. Von der Seitenfläche des processus spinosus des 7. Hals- und l.und S.Brustwirbels; bisweilen noch etwas höher oder tiefer. Ans. Mit? — 3 sehnigen Enden an den processus spi?iosus des 2. — 4. Hals- wirbels. Wirk. Einer neigt den Hals etwas seitwärts, beide strecken ihn aus. 3. Hü. semispinalis cervicis, Halbdornmuskel des Nackens (in der regio cervicalis), ein zacki- Mm. der 4. ger M., der zwischen den Querfortsätzen der obern Brust- und den Sta- ase" chelfortsätzen der obern Halswirbel ausgespannt ist und vom m. biventer und complexus cervicis bedeckt wird. Er vereinigt sich nach unten mit dem semispinalis dorsi, als dessen obere oder Nackenportion er ange- sehen werden kann. Unter ihm liegt der m. multißdus Spinae. Urspr. Mit 5 — 6 sehnigen Köpfen vom obern Rande und der Spitze des processus transversus des 1. — 6. Brustwirbels. Sie steigen schief nach aufwärts zum Bauche des M., welcher allmälig schmäler wird. Ans. Mit 4 getrennten flechsigen Enden an den processus spinosus des 2. — 5. Halswirbels. "Wirk. Ein M. krümmt und dreht den Nacken etwas seitwärts, beide strecken oder krümmen ihn gerade nach hinten. 3. M. spinalis dorsi, Dornmuskel des Bückens (in der regio spinalis thoracica), ein lan- ger, dünner und schmaler, grüsstentheils aus einzelnen dünnen Sehnen- streifen und wenigen Fleischbündeln bestehender M., welcher an der Seite der processus spinosi der Bückenwirbel, zwischen diesen Stachel- fortsätzen und dem m. longissimus und semispinalis dorsi liegt, und im- mer mit diesem erstem Muskel, dem m. multißdus Spinae und semispi- nalis dorsi verwachsen ist. Urspr. Mit 5 sehnigen schmalen Köpfen , die dicht an einander liegen , von der Seitenfläche des processus spinosus des 10. — 12. Brust- und des 1. und 2. Lendenwirbels. Von hier geht er aufwärts, neben dem Stachelfortsatze des 9. Brustwirbels vorbei und setzt sich — 364 — Nacken- Ans. mit länglichen , dünnen, schmalen und rundlichen Sehnen an den proces- Rückenmus- sus spinosus des 2. — 8. Brustwirbels. "Wirk. Einer neigt das Rückgrath etwas seitwärts, beide strecken den Rilckeu- theil der Wirbelsäule aus. 4. Itl. semispinalis dorsi, Halbdornmuskcl des Rückens (in der regio spinalis thoracica), liegt hinter den Brustwirbeln, an seinem äussern Rande vom m. longissimus dorsi, am innern vom spinalis dorsi bedeckt und hängt mit dem unter ihm liegenden m. multifidus Spinae zusammen. Er steigt von den Quer- fortsätzen der untern Brustwirbel schief nach innen zu den Stachelfort- sätzen der untern Hals- und obern Brustwirbel in die Höhe und ist hier mit dem semispinalis cervicis verschmolzen. Urspr. Mit 6 — 7 kurzen, schmalen, sehnigen Köpfen vom obern hintern Theile des processus transversus des 5. — 11. Brustwirbels. Ans. An die seitliche Fläche des processus spinosus des 5. — 7. Hals- und 1. — 4. oder5. Brustwirbels, wo er mit dünnen , schmalen und rundlichen Seh- nen angeheftet ist. Wirk. Krümmt den Theil des Rückgrathes, wo er befestigt ist, schief rück- wärts und dreht den Rückentheil der Wirbelsäule um seine Axe ; beide Mm. strecken ihn gerade aus. E. Schicht V. Diese letzte Lage der Nacken- und Rückenmuskeln liegt dicht auf der Wirbelsäule auf und begreift einen längern vielfach gespal- tenen Muskel, m. multifidus Spinae (unter welchem Theile an den Rückenwirbeln noch die rotatores dorsi fand) und mehrere ein- Mm. der 5. zelne kleine Muskelbündel in sich, welche die Zwischenräume zwi- Lase' sehen den verschiedenen Fortsätzen der Wirbel ausfüllen. Es sind: mm. recti postici und obliqui capitis , mm. levatores costarum, inter- spinales und inlerlransversarii. Art. u. Nerv. Zw. der art. vertebraHs , cervicalis profunda, der ramiposter. arlt. intercostal, und lumbal.; — der rami poster. nervorum, spinal. 1. M . rectus capitis posticus major, grosser hinterer gerader Kopfmuskel (in der regio cervicalis); ein länglich dreieckiger M., welcher ganz in der Tiefe des Nackens zwi- schen dem 2. Halswirbel und dem Hinterhaupte liegt, bedeckt zunächst vom m. biventer und complexus. Er steigt mit divergirenden Fasern vom Stachelfortsatze des 2ten Halswirbels über den hintern Bogen des Alias hinweg und auswärts zum os oeeipitis in die Höhe. Urspr. Von der Spitze des processus spinosus des 2. Halswirbels, mit starker rundlicher Sehne. Ans. Mit dünnem sehnigen Rande an die linea semicircularis inferior. Wirk. Zieht den Kopf etwas seit- und rückwärts, dreht ihn etwas; beide Min. strecken ihn gerade aus. 3. M . rectus capitis posticus minor, kleiner hinterer gerader Kopfmuskel (in der regio cervicis), liegt neben dem vorigen M. nach innen, etwas bedeckt von ihm, zwischen Atlas und Hinlerhaupte, auf dem lig. obturatorium atlantis posticum. Urspr. Vom tuberculum atlanlis posticum; steigt mit etwas divergirenden Fasern gerade in die Höhe. - 365 - Ans. An den Innern Theil der linea semicircularis inferior und an die Nacken- Grube gleich unter dieser Linie und neben der crisla occipilalis externa. Rückenmus. Wirk. Streckt den Kopf. 3. Itl. oMiquus capitis superior (s, minor), kleiner oder oberer schiefer Kopfmuskel (in der regio cervica- lis), dreieckig, liegt zwischen dem Atlas und Hinterhaupte und steigt,, bedeckt vom complexus und trachelo-mastoideus , schräg von unten und aussen, etwas breiter werdend, nach innen in die Höhe. llrspr. Vom obernTheile der hintern Wurzel des process us transversus at- lantis. Ans. Neben und nach aussen vom recttts capitis posticus major an die rauhe Stelle des os occipitis, die sich unter dem äussern Ende der linea semicircula- ris inferior befindet. Wirk. Zieht den Kopf rückwärts und schief nach der Seite; beide strecken ihn, 4. üf. obliquus capitis inferior (s. major), grosser oder unterer schiefer Kopfmuskel (in der regio cervica- fis), länglich viereckig und rundlich, liegt, bedeckt vom m. complexus und trachelo-mastoideus, an der äussern Seite des m. rectus capitis posti- cus major; und geht vom Stachelfortsatze des 2. zum Querfortsatze des 1. Halswirbels schräg aus- und aufwärts. Urspr. Vom seitlichen Theile des proces sus spinosus des 2. Halswirbels. An«. An die hintere Fläche des processus transversus des 1. Halswirbels, Mm. der 5. dicht unter dem Vorsprunge des vorigen. Lage. Wirk. Dreht den Atlas mit dem Kopfe um den processus odontoideus , so dass das Gesicht nach der Seite sieht. 5. M. multifidus Spinae, vielgetheilter Rückgrathsmuskel (in der regio cervicalis, spinalis thoracica , lumbalis und sacralis). Dieser M. liegt ganz in der Tiefe des Nackens und Rückens, bedeckt vom m. longissimus, spinalis und se- mispinalis dorsi und cervicis, dicht auf den Bogen der Wirbel auf, nur in der Brustgegend noch die rotatores dorsi bedeckend, und besteht aus einer grossen Anzahl einzelner Muskelbündel, welche von der hintern Fläche des Kreuzbeins an bis zum 2. Halswirbel hinauf den Raum zwi- schen den Quer- und Stachelfortsätzen ausfüllen. Als Bauch dieses M. kann der mittlere, in der Länge verlaufende Theil angesehen werden, aus dessen Seiten 26 Bündel hervortreten, von welchen die äussern sich schräg aus- und abwärts zum obern Theile der nächstuntern Quer- fortsätze begeben, die innern dagegen sich an die nächstobern Sta- chelfortsätze anheften. Es scheinen die Fasern eines äussern Bün- dels vom processus transversus aus schräg ein- und aufwärts durch den Muskelbauch hindurch, und in derselben Richtung fort in das innere Bün- del überzugehen. Verbänden sich diese Bündel in der Mitte nicht durch die Fasern zu einem gemeinschaftlichen Bauche, so würden 26 einzelne, schräg von aussen und unten, vom processus transversus, nach innen und oben (zum processus spinosus) verlaufende Muskelbündel entstehen. Das unterste Bündel fängt vom Querfortsatze des 4. falschen Wirbels (des os sacfurn) an ; das oberste heftet sich an den Stachelfortsatz des 2. Halswirbels. An den Kreuz- und Lendenwirbeln ist dieser M. am breitesten und dicksten, an den — 366 — Nacken- Rückenwirbeln aro schmälsten. Die einzelnen Bündel sind an ihren Befestigungs- Rückenmus- punkten sehnig und werden bei ihrem Uebergange in den Bauch fleischig. kein. ffirli. Er dreht und biegt die Wirbelsäule etwas nach seiner Seite, beide strecken sie gerade aus oder krümmen sie nach hinten. 6. Mm. levatores costarum, Rippenheber (in der regio spinalis thoracica)', sind kurze, dreieckige, den hintersten Theil der interslitia intercostalia ausfüllende Mm., wel- che unter dem m. lumbocostalis und longissimus dorsi liegen und sich von der Spitze eines Querfortsatzes der Brustwirbel zur nächst- oder zweitfolgenden Rippe erstrecken und hiernach entweder longi oder bre- ves genannt werden. Sie grenzen mit ihrem äussern Rande an die mm. intercostales exierni, ihre innere Fläche stösst an die Pleura. a. Mm. levatores costarum longi, lange Rippenheber, finden sich nur an den 3 — 4 untersten Rippen und bedecken die levatores breves. Siegehen weiter vorn als die breves von der Spitze des processus transversus, nicht zur nächsten Rippe , sondern überspringen diese und heften sich an die zweitfol- gende, und zwar weiter nach aussen als die mm. levatores breves. b. Mm. levatores costarum breves, kurze Rippenheber; es existi- ren auf jeder Seite 12 Stück, für jede Rippe einer. — Sie entspringen mit ihren obern, schmalen und sehnigen Enden an den Spitzen der processus transversa der Querfortsätze der Brustwirbel und laufen, mit divergirenden Fasern, also breiter werdend, aus- und abwärts zum obern Rande des hintern Theiles (voni tuberculum bis gegen den angulus hin) der nächstfolgenden Rippe. — Der erste levator nimmt seinen Ursprung vom Querfortsatze des 7. Halswirbels; die folgenden nehmen von Mm. der 5. oben nach unten an Grösse und Stärke zu. Lage. "Wirk. Ziehen den hintern Theil der Rippen' in die Höhe, wirken also heim Einath- men ; sind die Rippen fixirt, so können sie das Riickgrath etwas nach der Seite krümmen. 9. Mm. interspinales, Zwischendornmuskeln , sind kurze, aus Längenfasern bestehende Mus- kelbündel, von welchen zwischen je 2 Stachelfortsätzen eines liegt (an der Seife des Hg. interspinale) und den Zwischenraum zwischen diesen Fortsätzen ausfüllt. — Sie nähern diese Fortsätze einander und strek- ken dadurch die gebogene Wirbelsäule aus oder krümmen sie nach innen. a. Mm. interspinales cervicis, sind 6 Stück, denn zwischen dem J.Halswirbel und Kopfe findet sich keiner: sie sind klein , schmal und rundlich und haben an ihren Enden fleeihsige Bündelchen. b. Mm. interspinales dorsi, sind unbeständig, sehr schwach, grösstentheils sehnig und nur an den obern Wirbeln vorhanden. c. Mm. interspinales lumborum, sind immer vorhanden und C an Zahl. 8. Mm. intertransversales, Zwischenquermuskeln, kleine, aus Längenfasern bestehende Mus- kclchen, welche neben dem hg. intertransvers. in den Zwischenräumen zwischen den Querfortsälzen der Wirbel liegen. Sie krümmen die Wirbelsäule seitwärts. — Mm. intertransvers. cervicis sind doppelt, e.vterni und interni, weil die Querfortsätze dieser Wirbel gespalten sind. Als 1. solcher M. kann der m. rectus capitis lateralis angesehen werden. — An den übrigen Wirbeln fehlen sie oft oder bestehen nur aus flechsigen Streifen. 9. Mm. rotatores dorsi (Theile), Die Axendreher des Rückens liegen unter dem m. multifidus spinae und sind 11 Bündel jederseits, welche alle, mit Ausnahme des 1., einerlei Verlauf haben. — 367 — Sie entspringen nämlich mit kurzen sehnigen Fasern von dem obern Rande und der Banch- hintern Flache der pro cessus transversi des 2. — 11. Brustwirbels, und jeder muskeln. heftet sich mit quer nach innen verlaufenden , fleischigen Fasern an den untern Rand und die hintere Flache des arcus des nächstobern Wirbels, bis zum processtis spinosus hin. Die untersten und obersten Rotatoren variiren öfters, fehlen biswei- len oder sind starker oder schwächer ; der 1 . rotator läuft gewöhnlich über den arcus des 1 . Brustwirbels hinweg und heftet sich an den Bogen des 7. Halswirbels. V. Bauchmuskeln, museuli abdominales* Der Raum von den untern Rippen abwärts bis zum obern Rande des Beckens, hinterwärts bis zur Seite der Lendenwirbel, wird von breiten, platten, hohlen oder länglichen Muskeln geschlossen, welche Bauchmuskeln heissen und den grössten Theil der Bauch- wand bilden. Dieser Muskelapparat, cingulum abdominis mus- culosum, bildet eine fleischige und sehnige, elastische, feste Decke zum Schutze und zur Unterstüzung der Unterleibsorgane, auf die er durch seine Zusammenziehung (bei welcher die gekrümm- ten Muskelfasern gerade werden und so die Bauchhöhle verengert wird) drückt und so theils ihrer Funktion förderlich ist, theils die- selben bei heftigen Körperbewegungen oder wo der Körper in einer angestrengten Stellung eine bedeutende Kraft ausüben oder Wider- stand leisten soll, in ihrer Lage mehr sichert. Zugleich veranlas- sen diese Muskeln aber auch durch die Annäherung ihrer Ursprungs- und Ansatzpunkte verschiedene Bewegungen des Rumpfes. Allgemeine Uel>ersicnt. a) In der Mitte der vordem Bauchwand, welche grösstentheils von hreiten Apo- neurosen gebildet ist, die den m. rectus abdominis zwischen ihre Blätter nehmen, läuft vom processiis xiphoideus gerade herab bis zur Symphysis ossium pubis ein weisser, fester, fibröser Streif, die Linea alba, weisse Linie, in welcher sich alle sehnigen Fasern nicht Linea alba, nur der 3 seitlichen Bauchmuskeln einer, sondern auch beider Seiten innig ver- weben und nach Velpean durchkreuzen, so dass die Sehnenfasern der rechten seit- lichen Bauchmuskeln sich auf der linken Seite fortsetzen und umgekehrt. Diese weisse Linie ist oben und unten schmal und in der Mitte , wo sich beim neuge- bornen Kinde noch eine Oeffnung, der Nabelring, annulus umbilicalis (welcher nach Velpeau eine Rautenform hat und durch die Kreuzung von 2 Schlitzen zwischen den sich kreuzenden Fasern der linea alba entsteht), findet, bedeutend breiter. An ihrem untern Theile, wo sie dicker ist und sich fast verliert, wird sie an ihrer hintern Fläche durch ein kurzes dreieckiges Band, Hg. trianguläre s. adminiculum lineae albae verstärkt, welches zwi- schen den innern Schenkeln beider Ugg.Poupart. liegt, breit vom obern Rande der Schambeinfuge entspringt und sich mit der Spitze in der linea alba verliert. Eine ähnliche Form und Lage wie dieses Band hat der m. pyramidalis , der näher an der äussern Fläche am unteru Ende der linea alba liegt und diese anspannen kann. Neben der weissen Linie und parallel mit dieser verlaufen zu beiden Seiten die mm. recti ab- dominis, jeder in eine starke sehnige Scheide (vagina m. recti s. recto-abriominalis) ein- geschlossen, welche von den Aponeurosen der seitlichen Bauchmuskeln gebildet wird. — b) Die Seitenwand des Bauches wird von 3 breiten, platten Muskeln, von denen ein jeder aus anders verlaufenden Fasern als der andere besteht, vom m. obl'iquus ab- dominis eacternus, obliquus internus und transversus, gebildet, welche in drei Schichten geordnet, über einander liegen und durch Zellgewebe unter sich zusammen- hängen. Nach vorn gehen sie in breite Aponeurosen über, welche in der linea alba zusRm- menfliessen; ihr hinterer, ebenfalls sehniger Theil hängt theils an der fascia lumboriorsalii (s. S. 354), theils mit den Lendenwirbeln zusammen; mit ihren obern fleischigen Portionen heften sie sich nn die untern Rippen, mit dem untern Theile an die crista itii. lieber dem — 368 — Hauch- horizontalen Aste des Schambeins endigen sie sich in einen freien Rand, welcher am äusser- muskeln. sten dieser Mm., am m. obliquus externus , sehnig und etwas nach einwärts umgerollt ist. Er führt den Namen des lig. Poupartii s. Fallopii s. arcus cruralis; ist -von der spinn i/ii anterior superior zur Symphysis pubis herüber gespannt und geht theils in die Fascien der Hüft- und Schenkelmuskeln über, theils ist er an die spina und durch das lig. dimhernati an die crista pubis befestigt. Am innern untern Theile dieses Bandes zeigt sich ein Loch, der annulus abdominalis, Bauchring, welcher in einen schief zur Bauchhöhle auf- und einwärtsteigenden Kanal, Leistenkanal, canalis in- quinalis, führt. Es wird dieser Kanal von dem umgerollten Rande des lig. Poupartii und dem, sich als hintere Wand desselben daranlegenden m. obliquus internus und transversus gebildet. Der Raum zwischen dem Poupartischen Bande und horizontalen Schambeinaste ■wird durch Muskeln, welche aus der Bauchhöhle heraustreten (m. psoas und iliacus internus) und durch sehnige Ausbreitungen bis auf ein Loch, annulus cruralis , Schenkel- ring, geschlossen. — e) Die hintere Wand der Bauchhöhle, in deren Mitte die Lendenwirbel liegen, bil- den die, sich zu beiden Seiten von der letzten Rippe zum Darmbeine herab erstreckenden mm. quadrati lumborum. — d) Das Dach der Bauchhöhle ist das Zwerchfell, diaphragma, die Scheide- wand zwischen Brust- und Bauchhöhle, welche gegen diese hin concav, nach oben convex ist. Nach Velpeau hängen die Fleischfasern des m. obliquus externus und internus, transversus und rectus durch ihre Sehnenfasern so mit einander zusammen, dass sie zu- sammen nichts , als ein einziger Muskel mit mehreren Bäuchen sind. Bauch- fascien. Wasciae tnusculares ahdotninis. Unter der Bauchhaut, an der äussern Fläche der vordem und seitlichen Wand der Bauchhöhle befindet sich eine 1) Fascia superficialis s. subcutanea, mit eingestreuten elastischen Fa- sern , welche (nach Velpeau aus einer oberflächlichen und tiefen Schicht bestehend) besonders in der regio hypogastrica und inguinalis stark entwickelt ist und von hier ununterbrochen über den annulus abdominalis und cruralis, so wie über den Samenstrang hinweg theils auf die vordere Fläche des Oberschenkels (hier in die oberflächliche Schenkelbinde übergehend) herabsteigt , sich leicht an das Pourpart'- sche Band anheftend, theils ins Scrotum hinein sich fortsetzt. Dieser äussern oberflächlichen Fascia entspricht an der innern Fläche der Bauchdecken die fascia transversalis. Nach Velpeau existirt unter der fascia subcutanea eine Schicht von vorn nach hinten abgeplatteter Fasern, welche bisweilen elastisch ist und als Rudiment des elasti- schen Bauchmuskels der Säugethiere angesehen werden kann. Sie ist nach unten, 2" unterhalb der Schambeinfuge, auf diejenige Partie der fascia lata angeheftet, welche den m. gracilis bedeckt; nach oben befestigt sie sich an den iunern Schenkel des lig.Pou- part., vom obern Winkel des Bauchringes bis zur linea alba. Sie bedeckt also die spina pubis und die innere Hälfte des Bauchringes und, gleichsam einen Deckel über den letz- tern darstellend, schiebt sie den Samenstrang auf den äussern Schenkel des Bauchringes. 2) Fascia transversalis fs. F. musculi transversi) , quere Bauch- binde, hängt mit der innern Fläche des fleischigen Theiles des vi. transversus durch Zellgewebe zusammen und ist in den Bauchgegenden, besonders in der Leistenge- gend (wo sie von Hesselbach inneres Leistenband, lig. inguinale inlernum genannt wird) stärker als in den obern entwickelt (Nach Velpeau besteht sie aus 2 Platten, von denen er die hintere dünnere fascia proprio , und die vordere stärkere fascia transversalis nennt). Mit dem aponeurotischen Theile des m. transversus verwächst sie sehr genau und hilft auch ohne diesen , gleich oberhalb der Symphyse, den untern Theil der hintern Wand der vagina m. recti bilden. Nach oben verliert sie sich auf der untern Fläche des Zwerchfells und der innern Fläche der untern Bip- penknorpel; ihr hinterer Theil überzieht die vordere Fläche des m. quadratus lum- borum und heftet sich an die Körper der Lendenwirbel. Der untere Band dieser Fascia geht theils in die fascia iliaca und die des kleinen Beckens über, theils be- festigt er sich an den hintern scharfen Band des lig. Poupartii, von wo Fasern auf die vagina vasorum cruralium übertreten und zum Theil den Schenkelring (als septum annuli cruralis) an seiner innern Seite verschliessen. — Da wo sich an der innern Fläche der vordem Bauchwand, zwischen spina Mi anterior und Sym- physis ossium pubis, J" oberhalb des Hg. Poupartii, die innere oder hintere Oeffnung desLeistenkanales, annulus inguinalis internus s. posterior, findet, bil- det diese fascia transversalis am innern untern Bande derselben eine scharfe halb- — 369 — mondförmige Falte, plica semilunaris fasciae trttnsversalisy Während sie Bauchmus- sich nach aussen und oben allmälig verliert. — Durch diese Oeffnung setzt sie sich kein, in den Leistenkanal hinein trichterförmig fort und bildet eine dünne Scheide um den Samenstrang oder das runde Mutterband , die beim Mann in die tunica vaginal lis communis testis et funiculi spermalici Übergeht. Die Fascia trunsv ersalis wird nach Velpeau aus innern, äussern und vordern Fasern zusammengesetzt. — Die innern Fasern folgen der Richtung des in. rectus und heften sich an die crista pubis, 1 — 1\" breit von der spina pubis an gerechnet; l\— 2" oberhalb endigen sie sich, vermittelst Durchflechtung ihrer Enden, auf der hintern Fläche des m. transversus und zwar 1 — \" nach aussen vom äussern Rande des in. rectus. — Die äussern Fasern sind den innern parallel und verlaufen in derselben Schicht, sie steigen vertical bis zum obern Rande des cannlis cruralis, gegenüber der art. und ven. crufalis, herab. Hier wenden sie sich nach aussen unter den Samengefässen und dem Samenstrange herum zur Spina ilii anter. super. Sie stellen daher den innern und untern Rand des innern Bauchringes dar und tragen den Anfang des Samenstranges. Nach oben und innen sieht man nach ihrer Durchflechtung mit den aponeurot. Fasern des m. tratls- versus, dass jede derselben mit Fleischfasern des in. rectus zusammenhängt. — Die vordem J'asern liegen vor den innern und äussern Fasern und bilden mit ihnen Win- kel von etwa 30°. Sie heften sich theils an den innern Theil der crista pubis, theils scheinbar an den äussern Rand des in. rectits. "Verfolgt man sie aber genauer, so findet man, dass sie von dem in, obliquus internus und transversus der entgegengesetzten Seite kommen. 3) Fascia s. vagina mtisctili reeti ahdominis s. recto- abdomina- lis, die Scheide des geraden Bauchmuskels, besitzt eine vordere und hintere Wand, die sich an ihren Seiten mit einander vereinigen. Sie gehören den Aponeurosen der seitlichen Bauchmuskeln an und zwar so , dass die vordere Wand von der Sehne des ?n. obliquus c.vternus und dem vordem Blatte der vordem Sehne des m. obliguus in- ternus, die hintere Wand der Scheide dagegen von dem hintern Blatte dieses letztern JMuskels und der Sehne des m. transversus, unten von der fascia transversalis ge- bildet wird. — Die vordere Wand beginnt dünn vom untern Ende des Brustbeins, wo sie an die letzten Bündel des m.pecioralis major stösst, von denen sie einige Fa- sern erhält, wird im Herabsteigen stärker und schmäler, verwächst mit den in- scriptiones tendineae des m. rectus und endigt an der vordem Fläche der Scham- beinfuge; nachdem sie den m. pyramidalis in 2 Blätter eingeschlossen hat. — Die hintere Wand überzieht die hintere Fläche des m. rectus nicht so vollständig, wie dies die vordere that, denn sie lässt ein Stück an seinem obern und untern Ende frei, so dass dasjerstere direkt auf den Bippenknorpeln, letzteres auf dem Bauch- felle aufliegt. Sie (fängt von der hintern Fläche des 8. Bippenknorpels und des Pro- cessus xiphoideus an , hängt nur locker mit dem Muskel zusammen und endigt in der Mitte zwischen Nabel und Symphyse mit einem bogenförmigen Bande , linea semi- circularis Douglasii, dessen Concavität nach unten sieht. 1. WL . obliquus ahdominis eacternus (s. oblique descendens), äusserer schiefer oder absteigender Bauchmuskel (in der regio Mm. an der costalis, hypochondriaca, mesogaslrica und //ypogastrica), ein breiter BauchtfämU platter M., welcher die oberste, gleich unter der Haut am seitlichen Theile des Bauches liegende Muskelschicht bildet. Aus seinem obern Rande treten 8 fleischige Zacken an die 8 untern Rippen, von welchen seine Fasern schräg ein- und abwärts laufen; der hintere kürzeste und freie Rand (welcher sich von der 12ten Rippe aus schräg nach vorn und unten zur crista ilii zieht und an den m. obliquus internus an- schmiegt) stösst an den vordem Rand der fascia lumbo-dorsalis (s* S. 354) und wird vom m. latissimus dorsi bedeckt. Nach vorn gegen die Mitte des Bauches geht der M. in eine breite aus Querfasern gewebte Aponeurose über, die sich vor dem m. rectus ahdominis mit dem vor- dem Blatte der Sehne des m. obliquus internus vereinigt und in die li- nea alba verliert, und an welche die Fleischfasern des Muskelkörpers, mit ihren Enden eine nach innen convexe Linie bildend, linea semi- circularis, slossen. Der untere Theil dieses Muskels heftet sich an Bock's Anat. I. 24 - 370 — Baiichmus- das labium externum cristae ilii, ungefähr von der Mitte derselben bis ohtcpnu'ex-V0™*1'18 zur Spina ilii anterior superior. Von diesem letztern Punkte ternus). ge|lt cr a}s BJgamentttm JPoupartii s. Fallopii s. arcus cruralis (Schenkel- bogen, äusseres Leistenband) schief von oben und aussen nach unten ab- wärts zur sy?np7iysis ossium pubis. Dieses Band (oder Schenkelbogen oder besser der untere sehnige Rand des m. ohliquus exiernus) ist wie eine flach /förmig ge- krümmte Brücke von der spinn ilii anterior superior über den ramus hori'zontalis ossis pubis (so wie über die Schenkelgefässe , nerv, cruralis, m. psoas und iliacus internus) hinweg zur Symphyse gespannt, wo es sich in 2 Schenkel gespalten an- heftet. Die äussere Hälfte desselben ist nach unten gegen den Schenkel hin PouparV- schwach convex und in einer Strecke von etwa 2" mit der fascia lata verwachsen, schesöand. $\§ innere ist leicht concav und an ihrem unteren , dicken freien Rande nach in- nen umgerollt, sie bildet so eine Rinne (Halbkanal), welche durch die sich hinten daranlegcnden tiefern Muskeln (tu. obliquus internus und transversus mit fascia transversa) zum vollständigen Kanäle , zumLeistenkanale, canalis ingui- nal*'s, wird. Zwischen dem Hg. Poupart. und dem über den horizontalen Ast des Schambeins hinwegtretenden vi. iliacus internus und psoas bleibt eine längliche, querliegende Spalte, d. i. der Schenkelring (s. Fasciae der untern Extremi- tät). — Das untere Ende des Poupart'schcn Bandes spaltet sich in 2 auseinander weichende Schenkel, in einen innern und einen äussern, zwischen denen sich eine 3eckige Spalte , der Bauchring, annulus abdominalis s. inguinales exiernus, befindet. — Der innere oder obere Schenkel, crus inter- num, ist dünner und breiter und zieht sich schief ein- und abwärts über die Sym- physe hinweg zur spina pubis und zum ramus descendens pubis der andern Seite, in dessen sehnigem Ueberzuge er sich verliert. Es müssen sich daher die innern Schenkel beider Schenkelbogen vor der Symphyse einander durchkreuzen und von dieser Kreuzungsstelle geht ein flechsiger Fortsatz zur obern Fläche des penis oder der cliloris, als Hg. Suspensorium penis oder cliloridis, herab. — Der äus- sere oderuntere Schenkel, crus externum, die eigentliche Fortsetzung des Hg. Poupart., ist rundlicher, dicker und kürzer als der innere und heftet sich an die spina pubis seiner Seite. Er wird noch durch das lAgamentum Crimbernati an die crisla pubis befestigt. Dieses ist ein drei- eckiger sehniger Fortsatz , dessen Fasern sich vom äussern Schenkel des Hg. Pou- part. rück- und abwärts zum m. pectinaeus und zur crisla pubis schlagen. Die GimbernaV- Spitze liegt nach innen gegen die Schambeinfuge, seine Basis ist halbmondför- sches Band. mjg ausgeschnitten und nach aussen gegen den annulus cruralis gerichtet; seine Flächen sehen nach oben und unten. Seine Länge beträgt 6'" — 8"', die Breite der Basis 3'"— 6'"; im weiblichen Körper ist es länger und schmäler als im männlichen. Es hängt durch Fasern fast mit allen benachbarten Aponeurosen und Fascien zusammen. Urspr. Mit acht fleischigen aus schräg ab- und einwärts laufenden Fasern be- stehenden Zacken (dentationes) von der äussern Fläche und dem untern Rande der vordem Enden der 8 untersten Rippen (von der 5. — 12.), so dass die 4 obern Zacken zwischen die 4 untern des m. serratus anlicus major, die 4 un- tern zwischen die des m. lalissimus dorsi eingeschoben sind. Diese Zacken neh- men von oben nach unten an Stärke und bis zur 5. auch an Breite zu, von da an zeigen sie sich aber länger und mehr rundlich ; die obersten kürzesten , fast ho- rizontal mit ihren Fasern verlaufenden, werden bald sehnig, die folgenden wer- den immer länger und schiefer. Die 1. Zacke hängt durch eine schmale Fort- setzung mit dem m.pectoralis major zusammen. Ans. Die obern Fasern, welche von der 5. bis zur!), oder 10. Rippe entsprin- gen und schräg nach innen und unten laufen, gehen in eine Aponeurose über, welche sich zur linea alba hinzieht, mit der unterliegenden Aponeu- rose des m. obliquus internus genau verwächst und aus sich kreuzenden Fasern besieht. Die untern Fasern laufen fast senkrecht zum labium externum cristae ilii, von dessen Mitte vorwärts bis zur spina ilii anterior superior, wo dann das ligamentum Poupartii anfängt. Wirk. Ist dieselbe der beiden folgenden Muskeln. - 371 — n) Kreuzung der Fasern Aer Aponeuro sis m. obliqui externi. Nach Vel- Bauchmus- penu (welcher fand, dass sich die Fasern der Aponeurosen der seitlichen platten Hauch- kein (m. muskeln in der linea alba, kreuzen und sich dann auf die entgegengesetzte Seite fortsetzen) obliquus ex- theilen sich die Fasern, welche in Form eines schrägen Kreuzes die vordere Fläche der Apo- ternus). neurose des in. obliquus externüs bilden und von dem entsprechenden M. der entgegenge- setzten Seite komnten, in 2 Ordnungen. Nach Bildung des obern Randes des Bauchringes gehen nämlich die einen um die untere Fläche des äussern Schenkels des lig. Poupart. herum und befestigen sich an den innern Theil der crista pubis , wobei sie die Sehenkeltläche des lig. Gimbernati, zu dessen Bildung sie beitragen, überziehen. Die andern halten die obere Spalte der beiden Schenkel des lig. Poupart. zusammen, gehen um den untern Rand dieses Bandes, an seinem äussern Drittel herum, und steigen zwischen ihm und der fascia illaca in die Hohe, um sich endlich an den innern Rand der crista pubis anzuheften. (Diese Fasern können bei der hernia inguinalis den Bauchring einschnüren). Die Fasein der Aponeurose» welche an dem Hüftkamme angeheftet sind, dienen zur Spannung des lig. Poupart. bei der Beugung des Schenkels, wenn gleichzeitig die Bauchmuskeln wirken, beugt man jedoch Bauch- gleichzeitig den Stamm , so werden sie erschlafft. _ fasciennacli b) Ligamentum Poup artii und Gimbernati nach V elpeau. Die Theile des 1 elpeuu^ in. obliquus externüs, welche von der 9. und 10. Rippe entspringen, geben nach unten tendi- nöse Streifen ab, weiche fast ganz zur Bildung des Hg. Poupartii und Gimbernati beitragen. Der am meisten nach aussen liegende Streifen (3 — 4'" breit) geht über die spinn ilii anter. super, nach aussen und begiebt sich zum Schenkel, dann dringt er, sich mit Fasern Her fascia lata verwebend, zwischen dem m. sartorius , iliueus Und psoas hindurch, Um sich an den trochanter minor anzuheften. Die übrigen Streifen behalten die Form eines Stranges Mos an der äussern Hälfte des lig. Poupart. Indem sie eine Anheftung an dem innern Theile der crista und spinn pubis suchen, breiten sie sich in ein Dreieck aus, dessen Schenkelseite etwas nach hinten sieht und welches eine der Platten des Hg. Gimbernati darstellt. Nicht eine einzige Faser der Aponeurose des m. obliquus extern, hebt sich nach hinten in die Höhes um eine Rinne (den Boden des canalis inguinulis) zu bilden, welche mit der fascia trunsoer- sulis zusammenhängt. Ja eine genaue Zergliederung zeigt, dass keine einzige Faser des m. obliquus externüs sich an die spinn ilii nnter. super, und spinn pubis anheftet, und dass hinter dem lig. Poupart. immer ein starkes Band, Hg. ilio-pubicum, vorhanden ist, welches man mit dem lig. Poupart. verwechselt hat. Dieses Band, Lig. ilio-pubicum •■, Darm-Schambeinband, welches (eine nach unten convexe Linie beschreibend) unter dem untern Rande des »t. obliquus internus und transversus liegt, und von der fascia iliaca durch die urt. und ven. circumflexa ilii getrennt ist, wird durch sehr deutliche Fasern gebildet, die vom vordem' Drittel des labium internum cristae ilii entspringen, sieb auf die fuscin iliaca anlegen und schräg nach unten und innen herabsteigen. Da, wo diese^ Fasern an der äussern Seite der«rf. ilincn externa ankommen, vereinigen sie sich genauer, bilden ein dünneres Bündel und theilen sich nun in 2 Ordnungen; die einen gehen vor, die andern hinter die Cruralgefässe , da wo diese ihren Anfang nehmen (so die Beckenöffnung des canalis cru- ralis bildend). Das Band vereinigt sich dann auf der crista pubis mit dem lig. Gimber- nati; an seinem äussern obern Theile vereinigt es sich mit der fuscin lata, dem lig. Pou- partii und den kreuzförmigen Fasern des m. obliquus externüs. Der vordere Rand dieses Bandes ist an der äussern^Hälfte mit dem lig. Poupart. vereinigt und von dieser Seite» besonders nach vorn, nimmt es den m. obliquus internus und transversus auf, mit. denen es durch die fast verticallaufenden Fasern fest vereinigt ist. Unterhalb der spinu ilii inseriren sich der m. obliquus internus und transversus nicht an das lig. Poupurt. oder an den m. obliquus externüs , sondern ihre Bündel, die sämmtlich am y ordern Ende des labium internum cristae ilii entspringen, ruhen blos in der äussern Hälfte auf der vor- dem Fläche des lig. ilio-pubicum und sind fast in der ganzen Länge ihrer Fasern an diese Fläche, durch die Durchwebung ihrer Fasern mit denen der fibrösen Scheide des in. snr- torius befestigt. (Das Weitere s. bei Schenkelmuskeln unter Fuscin ilincn und lutu). Einer besontlern Aufmerksamkeit ist bei diesem Muskel noch der annulus abdominalis und canalis inguinalis werth. Annnlus abdominalis s. inguinalis eocternus, derBauchring oder äussere Leistenring, ist eine schmale, längliche und un- Bauchring. gleich dreiseitige Spalte zwischen dem innern und äussern Schenkel des PoupurV- schen Bandes, deren 13'" — Iß'" betragender Längendurchmesser von oben und aussen (gegen das os ilii hin) nach unten u. innen geht. Die Basis oder der untere Rand dieser Spalte (6'" — 8'" lang) liegt horizontal über der spinn pubis und seine Mitte ist 15'" von der Mitte des obern Randes der Schambeinfuge entfernt; der innere obere Rand (15'" — 18'" lang) wird vom innern Schenkel des lig. Pou- pnrlii gebildet; den äussern untern Rand (12"'— 15'" lang) giebt der äussere Schenkel des lig. Poupnrtii. Die Spitze oder der obere äussere Winkel liegt nach dem os ilii hin und an ihm kreuzen sich die Fasern der Aponeurose beider mm. obliqui externi (nach VelpeauJ, die zur Verengerung des Bauchringes dienen können. Vor diesem Ringe bildet die fuscin superficialis eine Decke, seine innere oder hintere "Wand (fncies intercrurnlis unnuli inguinulis externi, nach Hesselbnch) schliessen Sehnenfasern vom m. obliquus internus und trnnsversus und von der fuscin trnnsversnlis. Beim Manne ist er grösser, weiter, schlaffer und 24* — 372 — ßauchmus- durch ihn tritt der Samenstrang; beim Weibe ist er enger, kleiner, liegt mehr ab- kelii (m. Wärts , und dient dem runden Mutterbande zum Durchgange. Durch diesen annu- ternus)*' ius abdominalis gelangt man schräg auf- und auswärts in den canalis inguinalis. Canalis inguinalis, Leistenkanal, wird der Weg in der Leistengegend genannt, welchen der Sa- menstrang oder das runde Mutterband da durchläuft, wo sie durch die Bauchwand hindurchgehen. Es ist ein ungefähr \\" — 1" langer Kanal (nach Wutzer ist sein Längendurchmesser bei einem erwachsenen Manne mittler Grösse durchschnittlich 1 J "), dessenRichtung die des Schenkelbogens, also schief von oben und aussen nach unten und innen ist; er hat 2 Oeffnungen, die äussere oder vordere, die Ingui- nalöffnung (aper Iura externa canalis inguinalis) wird vom annulus abdomi- nalis (s. inguinalis externus s. anterior) gebildet, die innere oder hintere, Abdominalöffnung (apertura interna) liegt. höher als die vorige und findet sich in der Bauchhöhle an der vordem Wand , \" oberhalb des Hg. Poupart. und %" von der spina HU anterior superior entfernt. Der innere untere Rand dieser letztern Oeff- nung ist von der fascia transversalis scharf begränzt (plica semilunaris), nach aussen und oben verflacht und verliert sie sich aber allmälig. Die Ebenen beider Lei- stenringe liegen nicht rechtwinklig, sondern ganz schief auf der Axe des Leistenka- nals, so dass zwischen den Schenkeln des vordem Ringes ein Theil der hintern Wand Cfacies intercruralis annuli inguinalis externi nach Hesselbach) , zwischen den Leistenka- Schenkeln des hintern Ringes ein Theil der vordem Wand Cfacies intercruralis an- na^ nuli inguinalis inlernt) des Leistenkanales sichtbar ist. Die facies intercruralis des äussern Leistenringes bildet der m. obliquus internus und transversus (zum Theil aber nur noch mit Fleischfasern), und die fascia tra?isversalis ; die fascia intercruralis des innern Leistenringes wird von innen nach aussen zunächst von der fascia transversalis gebildet , deren Fasern vom Ringe aus zum Theil trichterförmig in den Kanal treten , ferner zum Theil von den untern Fleischfasern des m. obliquus internus und tra?isversus , so wie von der sehnigen Ausbreitung des m. obliquus ex- ternus. — Der Leistenkanal wird an seiner u n ter n Wan d , welche dicht über dem Schcnkelringe liegt, von dem ein- und aufwärts umgerollten Rande des PouparV- schen Bandes gebildet , an welchem sich der m. obliquus internus und transversus anlegt; die vordere Wand besteht aus der Aponeurose des m. obliquus externus und einigen Fasern des m. obliquus internus ; die hintere Wand wird in der Nähe des innern Leistenringes nur von der fascia transversalis , weiter abwärts aber nach dem Bauchringe zu auch noch von Sehnenfasem des vi. obliquus internus und trafisversus gebildet; die obereWand bildet der untere Rand des m. obliquus inter- nus und transversus, von welchen innerhalb des Kanales der?«, cremaster abgehet. Der innere Raum dieses Kanales ist von einer Fortsetzung der fascia transversalis ausgekleidet, die sich trichterförmig vom innern Leistenringe aus hineinschiebt und den Samenstrang dann ausserhalb des Kanales als tunica vaginalis communis funi- culi spermatici et testis umhüllt. Verstärkungsfasem erhält diese noch am äussern Leistenringe von der Aponeurose des m. obliquus exter?ius. — Bei der Geburt (und bei alten äussern Leistenbrüchen) liegen die beiden Oeffnungen des canalis inguina- lis nicht so weit aus einander, sondern fast gerade hinter einander, so dass ein Loch anstatt eines Kanales vorhanden ist. Je mehr sich aber der Mensch der Pubertät nähert, desto weiter entfernt sich der innere Leistenring vom äussern , während die- ser letztere immer in demselben Verhältnisse bleibt. Diese Veränderungen lassen sich durch die schnelle Vergrösserung der Dimension des Beckens leicht erklären. 3. M. obliquus abdominis internus (s. oblique ascendens), innerer schiefer oder aufsteigender Bauchrnuskel; ein platter, dünner, breiter M., welcher vom vorigen vollständig bedeckt wird und die mittlere Muskelschicht der seitlichen Bauchbedeckung bildet. Seine Fasern haben die entgegengesetzte Richtung der des m. obliquus exter- nus, da sie schief von hinten und unten auf- und Vorwurfs laufen. Er hat einen 4fachen Befestigungspunkt, ist in der Mitte, oben und unlen fleischig, vorn und hinten aber sehnig (vordere und hintere Sehne). - 373 - Beide Sehnen spalten sich in 2 Platten (eine vordere und hintere), Bauchmus- welehe zwischen sich einen Raum für lange Muskeln lassen ; die vordere obfiq'uuTi'ii- Sehne bildet mit der des in. obliquus externus und transversus eine temu*)., Scheide für den m. reclus abdominis (faseia s. vagina recto-abdomina- lis s. S. 369), die hintere mit der faseia lumbo-dorsalis (s. S. 354) eine für den m. sacrolumbaris. Hinten heftet er sich an die Lenden- wirbel (an die Stachel- und Querfortsälze), vorn geht er in die linea alba über, unten ist er an die crista ilii und an den hintern, scharfen, umgerollten Rand des lig. Poupartii befestigt, von wo aus er einige Fleischfasern in den Leistenkanal als m. cremaster zum Samenstrange M.cre- schickt; oben setzt er sich an die 3 untern Rippen. Seine obern mus er' Fleischfasern (von der hintern Sehne anfangend) steigen fast perpendi- culär zu den Rippen aufwärts, die mittlem und untern (von der crista ilii entsprungenen) laufen divergirend schräg vor- und aufwärts zur li- nea alba, die untersten mit dem lig. Pouparl. zusammenhängenden ha- ben eine horizontale Richtung und bleiben in der Inguinalgegend länger fleischig, als die des m. obliquus externus. Urspr. Fleischig vom hintern scharfen Rande des lig. Poupartii und der linea intermedia cristae ilii (von ihren beiden vordem Dritteln) ; sehnig von den Lendenwirbeln. Diese hintere Sehne besteht aus einem vordem, an den Mm. an der Processus transversi, und einem hintern an den processus spinosi der seitlichen Lendenwirbel anhängenden Blatte. Das innere oder vordere Blatt liegt, vereinigt mit der hintern Sehne des in. transversus, vor dem m. sacrolumbaris und hinter dem in. quadralus lumborum ; das hintere oder äussere Blatt hängt mit der Sehne des m. latissimus dorsi und serratus poslicus inferior zusammen und liegt hinter dem m. sacrolm/ibaris. Diese hintere Aponeurose fehlt nach M. J. Weber biswei- len ganz und der Muskel hat dann hier einen freien platten Rand, der sich mit der Aponeurose des m. transversus und der faseia lumbo-dorsalis verbindet. Ans. An die untern Ränder der 3 letzten Rippen mit 3 fleischigen Zacken und mit einer breiten Aponeurose an die linea alba. Diese vordere Sehne ist ebenfalls in 2 Blätter gespalten , welche den m. reclus abdominis zwischen sich haben. Das vordere oder äussere Blatt heftet sich zunächst noch an den Rand des ganzen 9ten Rippenknorpels , ist mit der Aponeurose des m. obliquus externus verbunden und bedeckt den m. rectus an seiner vordem Fläche vollstän- dig; das hintere oder innere Blatt verschmilzt mit der Sehne des m. trans- versus und reicht nur von der Gegend des 9ten Rippenknorpels bis zur Mitte zwi- schen Nabel und Schambeinfuge , so dass also der m. rectus an seinem obern und untemEnde seiner hintern Fläche (s. faseia recto-abdominalis) nicht von ihr über- zogen ist. Der untere Rand dieses hintern Blattes, welches etwa eine Handbreit unter dem Nabel liegt, ist nach unten halbmondförmig concav und heisst linea semicircularis Douglas ii. Wirb. S. Lei dem folgenden M, 3. W. transversus ubd,ominis9 querer Bauchmuskel, breit, platt und dünn, liegt als 3te seitliche Muskelschicht des Bauches unter dem vorigen M. und umgiebt, nur von der faseia transversalis an seiner innern Fläche überzogen, das Bauch- fell; an seinem Ursprünge von den 4 — 5 untersten Rippen hängt er mit dem Zwerchfelle, an den obersten gewöhnlich mit dem m. triangularis sterni untrennbar zusammen. Er läuft mit seinen Fasern von hinten (von den 7 untern Rippen, Lendenwirbeln und der crista ilii) in querer Rich- tung vorwärts, hinter dem m. rectus hinweg, zur linea alba. Seine un- tersten Fasern hängen, fest mit dem untern Rande des m. obliquus in- — 374 — RaiK-Jimus- ternus verwachsen, am lig. Poupartii an und schicken ebenfalls Fort- frlnsver- Setzungen zum m. cremaster. snsj, u,.Spr. Oben: fleischig von der innern Fläche und dem untern Rande der 6. oder 7. — 12. Rippe, da wo die pars costalis des Zwerchfells angeheftet ist; in der Mitte : aponeurotisch , zugleich mit dem innern Blatte der hintern Sehne des in.nbliquus ??ilern?is, von den Querfortsätzen der Lendenwirbel; unten: theils fleischig, theils sehnig vom labium inlernum cristae ilii und vom hintern Rande des lig. Poupartii. Ans. Mit breiter Aponeurose , welche mit dem innern Blatte der Sehne des m. obli- quus internus innig verwächst und die hintere Wand der vagina m. recti bilden hilft, an die linea alba. Die Muskelfasern bilden mit ihren Enden an dieser Aponeurose einen halbmondförmig ausgeschnittenen Rand (linea semilunaris SpigeliiJ. Mm. an iler Wil'li. der 3 seitlichen Bauchmuskeln. 1) Sie verengern zunächst durch ihre Seitenwand Oontraktion die Unter leihs h öhle, wodurch Druck auf die Organe derselben ausgeübt des Hauches, wird. Da sie sich beim Athemholen beständig abwechselnd sanft zusammenziehen und dann wieder erschlaffen, so befördern sie die Bewegung des Blutes, des Chylus, die wurm- förmige Bewegung der Därme und die Absonderung im Unterleibe. Geschieht ihre Zusam- sammenzlehung stärker und verbindet sich ihre Wirknng mit der des Zwerchfells, so helfen sie hei der Entleerung des Harns und Kothes, beim Erbrechen und hei der Geburt, sind also dann Egestionsorgane des Unterleibes. — 2) Die beiden mm. obliqui können die untern 3 Kippen herab gegen den Beckenrand ziehen, wirken also beim Ausathmen und, indem sie die Bauchhöhle zugleich verengern, treiben sie die Eingeweide aufwärts gegen das Zwerchfell und dieses hinauf in die Brusthöhle. Beim Husten und Niesen ge- schieht die Contraktion derselben kräftigerund schneller; heim Einathmen erschlaffen sie und gestatten dem Zwerchfelle herabzusteigen. Die mm. transversa ziehen die Rippen geiren die linea alba einwärts und tragen desshalb ebenfalls zur Verengerung der Brust- höhle bei. — 3) Sie können, indem sie sich stark und anhaltend contrahiren, den Thorax feststellen und den an ihm befestigten Armmuskeln hinlängliche Festigkeit verschaf- fen, was bei Anstrengungen, die mit dem Rumpfe oder den Armen geschehen, nöthig ist. Hierbei sichern siezugleich die Eingeweide des Unterleibes noch mehr in ihrer Lage. — 4) Ziehen sie, bei Beweglichem Riickgrathe, den Thorax gegen das Becken, so helfen sie beim Beugen und Drehen des Rumpfes mit. Art. d. Nerv, derselben. Zw. der artt. intercostales (6. — 11.) und lumbales, der art. iliolumbalis , circumflexa ilii, und eptgastrica superior und inferior; — der nervi intercostales und lumbales (cutanei und musculares abdominis , n. iliohyi>o- gastricus). 4. M. rectus abdominis, gerader Bauchmuskel (in der regio epi-, meso- und hypogaslrica); ein langer, platter M., welcher an seinem obern Theile breiter und dün- ner, unten schmäler und dicker ist. Er hat seine Lage in der vagina recto- abdominalis (s. S. 369) zur Seite der linea alba; läuft parallel mit Mm. an der dieser von oben (vom untern Ende des Brustbeins) nach unten (zur Buucliwand. Schambeinfuge) und zwar so, dass die mm. recti beider Seiten unten dicht an einander liegen, nach oben aber sich von einander entfernen. — In diesem Laufe werden seine Fleischfasern einige Male von Sehnen- fasern unterbrochen, wodurch 3 — 4 schmale, wellenförmige, flech- sige Querstreifen, inscrip tiones tendineae, entstehen, welche den Muskel in seiner halben oder ganzen Breite durchdringen und den- selben in mehrere Bäuche «heilen. Diese Inscrip liones, welche die Wir- kung des Muskels auf mehrere Stellen vertheilen und eine zu starke An- schwellung (die sonst hei der Zusammenziehung an einer Stelle entstehen müsste) verhüten, dringen nicht durch die ganze Dicke des M. und liegen nicht immer quer, sondern auch schief und geschlängelt; sie vereinigen sich mit der vordem Wand der vagina r^ecto-abdominaiis. Die beiden mittlem Querstreifen sind die vollkommensten, der obere und untere geht meistens nur bis zur Mitte des M. ITrspp. Mit 3 — 4 breiten fleischigen Zacken von der vordem Fläche des 5.— 7. Rippenknorpels und des processus xiphoideus. Die innerste, vom — 375 — Rande des Brustbei us und 7. Rippenknorpels entspringende Zacke steigt am we- Bauchmns- nigsten weit hinauf; die äusserste reicht am höchsten und steigt vor dem C. und ke'n (m- 7. Rippenknorpel zum 5. hinauf; die mittlere geht vor dem 7. Knorpel hinweg redom.) zum 6. Ans. Mit kurzer Sehne an die Symphysis ossium pubis. Dieses untere, un- gefähr 1" breite Ende des M. spaltet sich gewöhnlich in 2 Schwänze; der äus- sere stärkere aber kürzere heftet sich an den obern Rand der Symphyse und des innern Endes des ramus horizo?italis pubis; der innere dünnere und längere kreuzt sich mit dem der andern Seite und befestigt sich an die vordere Fläche der Symphyse (bis zu deren Mitte) und des ramus descendens ossis pub is. Wirk. Trägt mit zur Verengerung der Bauchhöhle bei; — zieht den 5. — T. Rip- penknorpel und das Brusthein heim Ausathmen herab. — Bei stärkerer Zusammen- ziehung und wenn das Riickgrath beweglich ist, kann er den Rumpf vorwärts beugen. — Ist das Becken beweglich (im Liegen), so kann er dieses vor- und aufwärts gegen die Brust ziehen. — Er verhindert, dass die von den seitlichen Bauchmuskeln zusammen- und Mm. au der vorgepressten Eingeweide nicht zu weit vorgedrängt werden. vordem Art. u. Nerv. Art. epigastrica (inferior) und ramus epigastricus art . mammariae Bauch wand. internae ; — nervi musculures abdominis (intercostal.) und nerv, iliolii/pogastricus. 5. TRI. pyramidalis abdominis, Pyramidenmuskel des Bauches (in der regio hypogastrica); ein kleiner, platter, dreieckiger M. (2" — 2-V lang), welcher am untern in- nern Theile des m. rectus, diesen bedeckend, liegt und bisweilen nur an einer Seite vorhanden ist. Er ist in einer vom vordem Blatte der fascia recta gebildeten Scheide eingeschlossen; seine Basis gränzt an den obern Rand der Symphyse und steigt von hier mit schräg einwärts gehenden Fasern, immer schmäler werdend, in die Höhe, um sich mit seiner Spitze an der linea alba anzusetzen. Er reicht nicht ganz bis zur Mitte zwi- schen Symphyse und Nabel hinauf. Urspr. Mit seinem breiten Theile kurzflechsig vom obern Rande der Symphysis ossium pubis und des anstossenden Stuckes des ranms horizo?italis pub is. Ans. Mit der Spitze an das vordere Blatt der fascia recta und an den innern Rand der linea alba. ÜVirk. Spannt die fascia recta und linea alba; unterstützt so die Wirkung des m. rectus. . , Art u. Nerv. Zw. der art. epigastrica; — des n,erv. iliohijpogastricus. 6. iRT. quadratus lumborum, viereckiger Lendenmuskel (in der regio hanbalis); ein platter aber dicker, länglich viereckiger M., der unten breiter als oben ist und nach M. au der Oeffnung der Bauchhöhle an deren hinterer Wand, vor der Sehne des m. Bauenwand transversus abdominis, zwischen der letzten Rippe uud dem Hüflkamme, an der Seite der Lendenwirbel si-chtbar ist. Urspr. Mit starker Sehne vom hintern Theile des labium internwm crislae ilii und vom Hg. iliolumbale; der innere Rand befestigt sich an die Pro- cessus transversi der Lendenwirbel. Ans. Au den untern Rand des hintern Endes der 12. Rippe; mit einigen Fasern auch an die Seite des Körpers des 12. Brustwirbels. Wirk. Zieht die 12. Rippe herab, wirkt also beim Ausathmen und ist dabei Antago- nist der mm. scaleni. Er kann auch den Lendeivtheil der Wirbelsäule etwas seit- wärts biegen, oder, wirken beide Mm. , denselben gerade ausgestreckt erhalten. Art. n. Nerv. Zw. der arlt. lumbales und art. i/iolumbalis ; — der nerv i lumbales. S. Diaphragma (s. septum transversum), Zwerchfell, Zwerchfellmuskel (dta, hindurch und (fody/ta, Wand), ein dünner, breiter, platter, unpaarcr M., welcher (dem/«, ievalor am — 376 — Baiichmus- ganz ähnlich construirt) aus einem in seinem Mittelpunkte liegenden e n' sehnigen und einem fleischigen Theile besteht. Er ist an der untern Oeffnung des Thorax ausgespannt, so dass er eine quere Scheidewand zwischen Brust- und Bauchhöhle bildet. Seine obere Fläche, super- ficies thoracica, welche in die Brusthöhle sieht, ist convex und mit den Pleurasäcken und dem Herzbeutel verwachsen, die untere, super- ficies abdominalis, ist nach der Bauchhöhle gerichtet, concav und vom Bauchfelle überzogen. Die höchste Wölbung des Zwerchfells wird von seinem vordem mittlem Theile gebildet und reicht bei Erwachsenen bis zum Knorpel der 5. Rippe hinauf oder steht parallel mit dem obern Rande des Körpers der 7. Rippe. Hinten und seitlich reicht es tiefer als vorn herab; von vorn nach hinten ist es in der Mitte am schmälsten; der Querdurchmesser ist der grösste. Auf der rechten Seite wird es durch die Leber etwas weiter (1") in die Brusthöhle hinaufgedrängt, das Herz drückt es links mehr herab. Man unterscheidet an ihm den fleischigen und sehnigen Theil; die 3 grössern in ihm befindlichen Oeffhungen sind: der Malus aorticus, das foramcn oesophageum und quadrilaterum* A. Pars carnosa s. tnuscularis» bildet den äussern elliptischen, theils an den Rippen und dem Brustbeine, theils an den Lendenwirbeln anhängenden Umfang und wird nach seinen Zwerchfell. Befestigungspunkten in den Rippen- und Lendentheil getrennt, wel- che aber ununterbrochen zusammenhängen. a. Pars costalis (Rippen theil), ist der vordere und seitliche Theil der pars carnosa, welcher mit dicken fleischigen Bündeln theils an der innern Fläche der Knorpel der 6 untersten Rippen und am arcus tendi?ieus fasciae lumbo- dorsalis (s. S. 355) anhängt (wo er mit dem Ursprünge des vi. transversus abdominis und mit dem m. triangularis ster^'zusammenstösst), theils sich mit dünnern Bün- deln (pars sternalis s. xiphoidea) an die innere Fläche des processus xiphoideus befestigt (wo er an den ?n.rectus abdominis stösst). — Von diesen Punkten laufen die Fasern strahlenförmig convergirend zusammen gegen den mitt- lem flechsigen Theil, an dessen convexen Rande sie sich endigen. Sowohl zwischen den Fasern , welche vom proc. riphoid. und der 7. Rippe kommen, als zwischen der pars costalis und lumbalis, bleibt ein schmaler 3eckiger Zwischenraum oder eine Spalte, die gegen das sehnige Centrum spitz zuläuft und eine Vereinigung der pleura mit dem peritonaeum zulässt. Die vom arcus lendineus entspringenden Fa- sern gränzen an den äussern Schenkel der pars lumbalis und an den m. quadratus lumborum, b. Pars lumbalis (Lendentheil), bildet den hintern an den Lendenwir- beln liegenden Theil der pars carnosa und besteht auf jeder Seite aus 3 Zipfeln oder Schenkeln, crura, welche zwischen der pars costalis auf- und vorwärts steigen und sich am hintern Rande des sehnigen Centrum verlieren. et) Crura interna (innere Schenkel) , sind die längsten und stärksten, liegen neben einander und an der innern Seite der mittlem Schenkel. Sie entspringen mit langer starker Flechse (die sich mit dem h'g.longitudinale antician vermischt) von der vordem Fläche des Körpers des 3. und 4. Lendenwirbels und der zwischen beiden liegenden car tilago intervertebralis. Im Aufstei- gen werden sie fleischig und weichen aus einander, so dass sich zwischen ihnen vor den obersten Lendenwirbeln eine längliche, nach vorn zugespitzte, schräg von unten nach oben liegende Spalte für die Aorta, Malus aortieus, Aor- tenschlitz , bildet. Durch diese Spalte läuft ausser der Aorta noch der duetus thoracicus (und bisweilen noch die vena azyga und selbst hemiazyga). — Nach — 377 — Bildung derselben kommen die Fasern der innern Schenkel wieder zusammen, Bauchmus- dieinnern durchkreuzen sich und treten abermals aus einander, um ein Loch keln- für die Speiseröhre , foramen oesophageum, zu bilden. Dieses liegt also über, vor und etwas nach links vom Aortenschlitze und dient auch den ?iervis vagis mit zum Durchgange ; auch erstreckt sich eine Zellgewebsschicht von der Pleura hindurch zum Bauchfelle. Oberhalb dieses Loches vereinigen sich diese Schenkel wiederum und verlieren sich in dem hintern Rande des mittlem Theiles des sehnigen Centrum. ß) Crura media (mittlere Schenkel). Jeder entspringt auf seiner Seite zwi- schen dem innern und äussern Schenkel schmal und spitzig, mit einer läng- lichen starken Sehne vom Seitentheile des 2. Lendenwirbelkörpers oder von dem zwischen dem 2. u. 3. Lendenwirbel liegenden Zwischenwirbel- knorpel. Sie steigen vor- und aufwärts und gehen vereinigt mit den andern Schenkeln in's centrum tendineum über. Sie werden vom nerv, splanchnicus minor durchbohrt. y) Crura externa (äussere Schenkel), sind die kürzesten und hängen nach aussen mit der pars costalis zusammen. Sie entspringen vom seitlichen Theile des Körpers und vom Querfortsatze des 1. Lendenwirbels, steigen in die Höhe und gehen , vermischt mit den Fasern des mittlem Schen- kels und Lendentheiles in die hintern Ränder der Seitentheile des centrum ten- dineum über. Die 3 Schenkel der linken Seite sind gewöhnlich schwächer und kürzer und entspringen um einen halben oder ganzen Wirbel höher, als die rechten. Zuwei- len sind 4 Schenkel vorhanden. — Zwischen dem crus extern um und me- dium geht der nervus sympathicus und auf der rechten Seite die vena azyga (links Zwerchfell, bisweilen die vena hemiazyga) hindurch; zwischen crus internum und me- dium läuft der nerv, splanchnicus major ab-, und die vena hemiazyga (auf der linken Seite) aufwärts. H. Pars tenditiea fs. centrum tendineum s. specuhim Helmontii), sehniger Theil des Zwerchfells, ist eine kleeblattähnliche Platte aus einem Gewebe starker, weisser, glänzender Sehnenfasern gebildet, welche von den Rändern gegen die Mitte convergiren und von anderen geraden und gekrümmten Fasern in allen Richtungen durchzogen werden. Dieser sehnige Theil liegt nicht ganz im Centrum des "Zwerchfells, son- dern etwas mehr nach rechts und vorn gegen den processus xipfioi- deus hin. Nach vorn bildet er eine stumpfe Spitze (vorderer Lappen) und setzt sich nach hinten und aussen in 2 Seitentheile (rechter und lin- ker Lappen) mit convexen seitlichen Rändern fort. Sein hinterer Rand, welcher gegen die Wirbelsäule sieht, ist concav und hier findet sich am rechten Seitentheile eine länglich viereckige Oelfnung, foramen qua- drilaterwm s. venae cavae, durch welche die vena cava inferior aus der Unterleibs- in die Brusthöhle steigt und die Pleura mit dem Perito- näum mittels einer Zellgewebslage zusammenhängt. Der hintere Umfang dieses Loches liegt etwas tiefer, als der vordere. Nutzen und Wirkung des Zwerchfells. Es verschliesst nach unten die Brusthöhle und unterstützt dabei zugleich die Lungen und das Herz; es bildet das Dach der Bauchhöhle, an welches die Leber, Milz und der Magen durch Falten der Bauchhaut aufgehangen sind; es befestigt die Speiseröhre, die Aorta und Hohlvene bei ihrem Durchgange. — Bei der Zusam- menziehung des Zwerchfells steigt sein mittlerer Theil herab, es plattet sich ab und die Brusthöhle wird weiter, die Bauchhöhle enger. Es dient also hauptsächlich beim Ein- at Innen; zieht es sich mit den Bauchmuskeln zugleich stark zusammen, so entsteht starkes Zusammenpressen der Unterleibsorgane , was bei den Entleerungen derselben von Vor- theil ist. Die abwechselnde Contraktion desselben und der Bauchmuskeln beim Atheniholen bewirkt gelinden Druck auf die Unterleibsorgane und lief ordert die Blut-, Chylus- und Darmbewegung. — Beim Ausathmen, wo seine Zusammenziehung nachlässt, kehrt es in seinen Ruhestand zurück und steigt wieder nach oben. Gefässe und Nerven des Zwerchfells. Artt. phrenicaej die superiores, für die obere Fläche bestimmten, entspringen aus der uorta thoracica, die inferiores , au der untern — 378 — After- Fläche verlaufenden, sind Zweige der aorta abdominalis. Ausser diesen erhält es noch Damm-Mus- Zweige aus der a.mammaria interna (art. pericardiaco- u. musculo-phrenica), aus der l.art. kein. lumbalis und art. renalis oder suprarenalis. — Die Venen ergiesgen sich in die venu Cava inferior, mammaria interna und lumbalis superior. — Nerven: nerv, phrenicus und aus- serdem noch Zweige des nerv, vagus, der nerv, lumbal., intercostal. und des su?npathicus. VI. Muskeln in der After -HaiiinigegeiicL muscuM ano-perinaeales. Die regio ano-perinaealis, After-Dammgegend, begreift die ganze untere Beckenapertür und hat die Form eines Ovals, dessen dickes Ende nach hinten gekehrt ist. Nach vorne bilden die Wurzel des Gliedes (beim weiblichen Körper die commissura labiorum poste- rior) , nach hinten die Spitze des os coccygis und seitlich die ossa ischii die Gränze. Der hintere und seitliche Theil des Beckenaus- ganges ist durch ein muskulöses Zwerchfell (nämlich den m. levator After- ani), welches vom Mastdarme durchbohrt wird, geschlossen; dage- gencL6" gen verschliesst den vordem Theil desselben das von der Harnröhre durchbohrte Hg. trianguläre s. bulbi urethrae (tiefes Blatt Aevfascia perinaei); zwischen dieser muskulösen und sehnigen zwerchfellarti- gen Ausbreitung tritt bei der Frau die Scheide hindurch. Zieht man eine Linie quer von einem tuber ischii zum. andern, so trennt man die After- und Mittelfleischgegend von einander. — Unterhalb dieser Scheidewand, welche den Beckenausgang schliessen hilft und vom Mastdarme, der Scheide und Harnröhre durchbohrt ist, findet man den After fanus), die Wurzel der äussern Geschlechtstheile und zwischen beiden den Damm oder das Mittelfleisch, peri- naeum. dessen Mittellinie durch einen hervorspringenden narben- ähnlichen Streifen, Naht, rap/ie, bezeichnet wird. Die hier befind- lichen Muskeln gehören den genannten Organen an, sind also entwe- der für den After, die Geschlechts- oder Harn Werkzeuge bestimmt. Art. u. Nerv. ,Zw. der Art. u. Nerv, pudend. commun. u. haemorrhoidal. Allgemeine Ucliersieht. Nach Entfernung der hier runzlichen und mit Haaren besetzten Haut zeigt sich am oberflächlichsten und am meisten nach hinten liegend der m, sphincter ani e.l'fernus, der hinterwärts mittels einer fibrösen Verlängerung an die Spitze des os coccygis befestigt, «ach vorn stufenweise dünner wird und sich theils in die fascia superficialis unterhalb der Harnröhre verliert, theils mit dem m. hulhO-CaveniOSUS (anstatt welches bei der Frau der m. COnstrictor CUnni vorhanden ist) verschmilzt, welcher den hintern schwammi- gen Theil der Harnröhre (bnlbus urethrae) umgiebt. — Zu beiden Seiten dieses letztern Muskels sieht man den m, isellio -cavernosus . welcher sich vom tuber ischii zur Wur- zel des penis (oder der clitoris) erstreckt. — Zu beiden Seiten des anus und der raphe befindet sich, zwischen diesen Theilen und dem tuber und rainus ascendens ossis ischii eine tiefe, mit Fett ausgefüllte, dreieckige Grube, die Mittelfleischgrube, (ossa perinaei S. eoccavatio ischio-rectalis , welche hinten bis zum lig. tuberoso-sacrum , vorn bis zu den äussern Geschlechtstheilen reicht. An ihrem vordem Theile laufen oberflächlich in schräger Richtung vom tuber ischii etwas nach vorn die mm. transversi perinaei, welche mit denen der andern Seite in der Mittellinie zusammenstosscn und mit der Wurzel des m. bnlbo-cavernosus verschmelzen. In der Tiefe dieser Grube, dieselbe nach oben und innen schliessend , liegt der m. levator ani. etwas weiter nach hinten von diesem der m. COCCygeus und ander Seitenwand der m. obturator internus. Am Anfange der Harnröhre, welche hier beim Manne von der Vorsteherdrüse umgeben wird, findet sich noch der in. eompressor urethrae und depressor vesieae. Wasciae musculares perinaei et pelvi«. 1) Vascia superficialis perinaei, erstreckt sieh vou den untern Rän- dern der Gcsässmuskeln und der innern Fläche des Oberschenkels aus an das Mittel- - 379 — fleisch. Sie überzieht die nun. transversa perinaei, heftet sich an den m. spJiincter After- ani externm und vereinigt sich hier mit der fascia perinaei. Auf der Mittellinie und Damm-Mus- in der Aftergegend ist sie sehr dünn , fettlos und scheint nur eine Fortsetzung der cellulösen Lage des Hodensackes zu sein ; bei der Frau hängt sie mit dem Zellgewebe der labia majora pudendi zusammen. Auf beiden Seiten besitzt sie eine bedeutende Fettgewebslage , welche die Mittelfleischgruben ausfüllen hilft. 2) Fascia perinaei. Sie kann in 2 Portionen , in eine hintere , welche in der Aftergegeud, und in eine vordere, die in der eigentlichen Mittelfleischgegend befindlich ist, getrennt werden. a. Fascia ano -perinaealis (s. ani s. aponeurosis iscJiio-rectalis, Velpeau), an der Aftergegend ; besteht aus 1 Blattern , die nach oben in einem spitzigen Winkel zusammenstossen und die Mittelfleischgrube auskleiden. Das eine liegt, von der Vereinigungsstelle beider in der Tiefe der Grube aus , gegen den After (nach innen) , das andere nach aussen gegen das os iscJni hin abwärts. a) Inneres Blatt; überzieht die äussere Fläche des m. levalor ani, reicht nach vorn bis zum hintern Theile des m. transvcrsus perinaei, nach hinten bis zum os coccygis, nach unten zum m. spJiincter ani externus, wo es mit der fascia superficialis verschmilzt; oben vereinigt es sich mit dem folgenden Blatte. ß) Aeusseres Blatt; überzieht die innere Fläche des m. obturator internus, hängt mit dem innern Rande des Hg. tuber oso -sacrum zusammen und geht vorn, oben und hinten in das vorige Blatt über. b. Fascia perinaei (aponeurosis iscliio -pubica , VeJpeau) , an der eigentlichen Mittelfleischgegend ; setzt sich aus dem vordem Theile der fascia ani fort, wickelt zunächst die mm. transversi perinaei ein und spaltet sich dann in ein oberfläch- Fascien der liches und tiefes Blatt. DaSJre- a) Das oberflächliche oder untere Blatt bedeckt die mm. iscJno - u.bu/bo- gemi. cavernosi, heftet sich seitlich an die rami ascendentes iscJn'i und verliert sich in der fascia penis (oder der clitoris). ß) Das tiefe oder obere Blatt dringt zwischen den Schenkeln des penis oder der clitoris durch , umfasst die~ Harnröhre (mit der Prostata) und heftet sich an das innere labium des arcus pubis, wo es mit dem Hg. arcuatum und der fascia pelvis zusammenhängt. Dieses Blatt bildet ein zwischen dem Hg. arcua- tum, dem innern Bande des ramus descendens pubis und dem obern Seitenrande des bulbus cavernosus ausgespanntes dreieckiges oder halbmondförmiges Band, Hg. trianguläre uretJirae Colles, besser Hg. bulbi urellirae nach Müller (oder Hg. ptiboprostaticum medium bei Männern, und pubo- vesicale medium bei Weibern). 3) Fascia pelvis , kleidet das Innere des kleinen Beckens aus und bildet an der untern Beckeuöffnung eine Art Boden , welcher die hier liegenden Organe unter- stützt und in ihrer Lage befestigt; sie ist also eine zwerchfellähnliche Scheidewand, welche vom Rectum, der Scheide u. dem Blasenhalse durchbohrt wird. Sie hängt oben mit der fascia transversalis (s. S. 368) und iliaca (s. b. Schenkelmuskeln) zusam- men und befestigt sich an den Wänden des cavum pelvis minoris (s. S. 191), von welchen aus sie zu den benachbarten Organen Fascikel oder Bänder .schickt. An der v o rdern Wand überzieht sie den obern Theil des m. obturator internus und bildet über dessen oberm Rande einen trichterförmigen Kanal fcanalis obluralorius), der sich durch die im obern äussern Theile befindliche Lücke des Hg. obturatorium zum Schenkel zieht und für die vasa und den ?ierv. obturator. bestimmt ist. Von der j hintern Fläche der Schambeinfuge oberhalb des Hg. arcuatum steigt die /V/s«« pelvis bei Männern zu der Seitenfläche der Prostata , bei Weibern zum Blasenhalse herab und bildet so die u) Ligg. piubopr ostatic a s. pub ovesica.Ha l ateralia (Krause), arcus tenriineus fastine pelvis (Theile) , ligg, prost titrie (Santorini) , welche mit dem medium der fascia perinaei zusammenhängen. — Muller führt noch die b) Ligg. is chiopr ostatic a an, von deiien jedes am innern Rande der Grunze zwischen ram. descendens j>ubis und ascendens iscliii, vom vordem Theile des m. levalor ani be- deckt und über dem Ursprünge des m. transvcrsus perinaei profundus, entspringt und unter dem vordem Rande des m. levalor ani zum Vorschein kommt. Dieses Hand gebt von unten und aussen nach oben, innen und vom um den vordem Rand des m. levator ani in die Hcilie und erreicht bogenförmig die Seite des vordem Endes der proslata, wo es sich inserirt. Zwischen diesen beiden Uändcrn liegt die pars membranacea ur'ethrae. — 380 - After- An der hintern Wand bekleidet die fascia pelvis die vordere Fläche des m. Damm-Mus- piriformis und bildet für die durch die incisura ischiadica major tretenden üefasse e n" und Nerven ein Loch. a. Muskeln des Afters. 1. Mm. sphincteres ani, Schliessmuskeln des Afters, sind 2 unpaare Muskeln, welche aus kreisförmigen , rings um den Ausgang des Mastdarms laufenden Fasern bestehen. Es ist ein innerer und ein äusserer, die beide zusammen auch als ein Muskel angesehen werden, welcher 2 Portionen, ein inneres und äusseres Stratum, hat. Allein der äussere Sphincter besteht aus rothen und quergestreiften Fasern, während der innere blasse und glatte enthält. , a. Sphinter ani eacternus (äusserer Afterschliesser), liegt in der Ge- stalt eines platten ovalen , 1" breiten und gegen 2'" dicken Ringes rings um den After, dichtunter der Haut, welche in sternförmige gegen den After hin conver- girende Runzeln gelegt ist. Nach hinten Qi\" breit) ist er durch eine fibröse Ver- längerung an die Spitze des os coccygis befestigt, von wo seine beiden Sei-, tenhälften um den After nach vorn herum und vor demselben in eine stumpfe Spitze zusammenlaufen, welche (etwa 2" breit) sich theils in der Haut des Mm. am Af- Dammes, theils im m. bulbo - cavernosus (bei der Frau im m. constrictor ter. cunni) verliert. Er hängt mit den folgenden Mm. , den mm. levatnr ani und trans- versa perinaei zusammen. — Nach T/teile ist dieser jetzt beschriebene Muskel nur die äussere Schicht des m. sphincter ani eartemus und über ihr kommt noch eine tiefe oder innere Schicht, die meistens als ein Theil des m. levator ani angesehen worden zu sein scheint. Diese letztere, tiefe Schicht umgiebt das untere Ende des Mastdarms selbst, gränzt mit ihrem obern Rande an den levator ani, wo die Fasern beider theilweise in einander übergehen , mit dem untern Rande an den innern der äussern Schicht, und die Fasern beider Schichten gehen ebenfalls zum Theil in einander über; die innere Fläche ist durch festes Zellgewebe vom 7ii. sphincter ani internus getrennt und die Längsfasern des Mastdarms verlieren sich auf ihr allmälig zwischen den Fasern des äussern Sphincters. b. Sphincter ani internus (innerer Afterschliesser), besteht aus regel- mässigen Ringfasern und liegt bedeckt von der tiefen Schicht des vorigen, näher als dieser rings um das Ende des Mastdarms. Er scheint die Fortsetzung der tunica ntuscularis des rectum zu sein und bildet einen wulstigen, 6'" — 9'" hohen und 2 — 3'" dicken Ring um das rectum. Wirk. Durch beide Sphincteren wird der After, schon in ihrem ruhigen Zustande, geschlossen, noch fester geschieht dies aber Lei ihrer Zusammenziehung, -wobei sich die Haut rings um den After stark runzelt. Wegen seiner Verbindung mit dem m. bu/bo-cavernosus hilft er auch bei dessen Wirkung mit. 3. M. levator ani, Heber des Afters, ein platter, dünner, breiter M., welcher mit dem der andern Seite zu einem unpaaren Muskel zusammenzufliessen scheint, den Raum zwischen den Sitzbeinen (die untere Oeffnung des Beckens) schliesst und ein fleischiges, vom Mastdarme durchbohrtes Zwerchfell darstellt. Seine Fasern, die hin und wieder durch Spalten von einander getrennt sind, laufen vom Rande der untern Beckenöffnung convergirend schief nach innen, hinten und unten zum Ende des Mastdarms, welches sie gurtartig umgeben und wo sie mit der Muskelhaut desselben zusam- menfliessen. Der vordere Theil des M. umgeht das vordere Ende der Prostata (früher m. levator s. compressor prostatae genannt) und endigt vor dem anus, indem die Fasern mit denen der entgegengcsclz- — 381 — ten Seite zusammenstossen ; die folgenden stossen auf den Seitenrand After- des Afters; die noch folgenden gehen schief am After vorbei nach rück- kein, svärts; die übrigen, und zwar der grösste Theil, gehen hinter dem After Lheils mit denen der entgegengesetzten Seite zusammen, theils bis zum os coccygis, wo sie sich anheften. So bilden diese beiden Levatoren eine Art Zwerchfell an der untern Beckenöffnung, welches 2 Oeffnungen bat; durch die hintere tritt der Mastdarm, in die vordere (d. i. eine Spalte zwischen den vordem Rändern beider Mm.) ragt der vordere M. levator rheil der Prostata mit der pars membranacea urethrae hinein, welche rheile von dem m. transversus perinaei profundus unterstützt sind. Dieser M. wird an seiner obern Fläche von der fascia pelvis, an der intern von der fascia perinaei überzogen. Urspr. Yon der innern Fläche des ramus descendens ossis pubis (von der Symphysis pubis und Hg. pubovesicule) , des tuber ischii bis zur spina hin, von der fascia pelvis (wo sie den obern Theil des ob turator internus über- zieht) und der vordem Fläche des os coccygis, wo er mit dem der andern Seite und dem m. coccygeus zusammenstösst. %ng. An das untere Ende des Mastdarms, dicht über dem anus, wo er mit den Längenfasern desselben und dem m. sphincter ani exlernus zusammen- fliesst, und nach vorn in den Theil der fascia perinaei übergeht, welcher an der untern Fläche der Harnröhre liegt. Diese Portion wird auch von einigen m.pubo- urethralis genannt. Wirk. Zieht den After aufwärts und erweitert ihn, zugleich verhindert er aher auch dessen Herausdrängen und wirkt mit bei der Entleerung der Samenhläschen , Pro- stata, Harnblase und bei der Verengerung und Erweiterung der Scheide. Auch zieht er das Steissbein vorwärts in die Höhe und verkleinert so den Ausgang des kleinen Beckens. 3. Mm. transversi perinaei» ijuere Damm-Muskeln; es sind auf jeder Seite 2 dünne, schmale, 4eckige, plattlängliche Mm., ein oberflächlicher und ein tiefer, welche, von der fascia superficialis und perinaei und Fett eingewickelt, vom Mm. des tuber isc/iii schräg nach innen und vorn bis zur Mitte des Dammes hin liegen, wo diese Muskeln beider Seiten zusammenstossen. a. TBL. transversus perinaei superficialis s. posterior, liegt zunächst unter der Dammhaut zwischen 2 Blättern der fascia perinaei, entspringt von der innern Fläche des tuber iscfiii (zwischen m. ischio-eavernosus und obturator internus) und läuft, allmälig breiter werdend, schräg nach innen und vorn gegen die Mitte des Dammes , um sich mit demselben M. der andern Seite, mit der vordem Spitze des m. sphincter ani externus und dem hintern Ende des m. bulbo- cavernosus (bei der Frau mit dem m; constrictor eunni) zu vereinigen. b. M. transversus perinaei profundus s. anterior, ist weit dünner aber breiter als der vorige , fehlt nach Müller nicht sehr oft und entspringt etwas höher und weiter vorn, von der innern Fläche des ramus ascendens ischii. Uebrigens hat er denselben Verlauf und Ansatz, wie der oberfläch- liche. — Die Fasern dieses M. heften sich aber (nach Müller) nicht blos an den obern Seitenrand des bulbus cavernosus , sondern seine obere Schicht setzt auch über die Oberfläche des hintern Endes des bulbus, hinter der Insertion der pars membranacea , hinweg und kommt mit denen der andern Seite zusammen und bildet so eine Unterlage für die Prostata und eine Decke über dem hintern Ende des bulbus, so dass er erstere heben und letztem mit dem m. bulbo -cavernosus zusammendrücken kann. "Wirk. Sie unterstützen die aus dem Becken heraustretenden Geschlechtstheile, spannen die fascia perinaei an und verstärken die Wirkung der Muskeln, -mit denen sie sich vermischen. Dammes. — 382 — 4. M. coccygeus, After- Steissbeinrauskel, ist platt, dünn und dreieckig. Er heftet sich mit amkeln.US" seiner Spitze, welche eine schmale, dünne Flechse darstellt, an die spina ischii und breitet sich von hier mit seinen Fasern strahlenförmig, schräg ein- und rückwärts, in der Richtung des lig. spinoso- und tube- roso-sacrum (weshalb einige auch einen m. spinoso -coccygens und sa- cro- coccygeus annehmen), gegen den Rand des Steissbeins hin aus. Er steht mit dem hintersten Theile des m. levator ani im genauesten Zu- sammenhange. STrspr. Von der spina ischii. Ana. An den seitlichen Rand des os coecygis und des untern Theiles des os sacrum. Wirk. Zieht das Steissljein vorwärts und ist deshalb bei Thieren (wo er auch ischio-coccygeus heisst) zur Bewegung des Schwanzes wichtig. Bei Menschen vermehrt er den Druck auf den Mastdarm. An der hintern und vordem Fläche des Steissbeins befinden sich nach Günther bisweilen der vi. sacro - coccygeus anterior und posterior, ähnlich" den gleichnamigen Bändern (s. S. 253). 1». Muskeln der Harn- und G-escMeclstswerkzeuge. 5. M. ischio- cavernosus, s. ereclor s. sustentator penis oder clitoridis, Aufrichter der Ruthe, ein kurzer, länglich platter M., welcher vom tuber ischii an- fängt, an der untern Fläche des crus penis in die Höhe steigt und sich, um die äussere Fläche desselben windend, gegen den Rücken des penis hin erstreckt. Er läuft in eine llechsige Ausbreitung aus, welche sich Mm.der Ge- theils an der untern, theils an der obern Fläche des penis anheftet, so SCtheUet8" f'ass *^e ^m* De'^er Seiten die crura und die Wurzel des penis oder der clitoris umfassen und dieselben bei ihrer Contraktion gegen den Knochen drücken und zusammenpressen können (zugleich die vena dor- salis penis mit). ITrspr. Kurzflechsig von der innern Seite des tuber und ramus aseendens ossis ischii und von der Wurzel des corpus cavernosum penis. Ans. Er endigt in eine Sehnenausbreitung, welche sich in 2 Blätter spaltet, wo- von sich das eine in der tunica albuginea des cru s penis, das andere an der Seite oder auf dem dorsum penis, nahe vor dem lig. suspensoritwi, mit dem- ; selben Blatte der andern Seite zusammenfliessend, in der fascia penis ver- liert. W irli. Hält den eri girten £) en£s nach vorn gerichtet und bewirkt einen Druck auf die Wurzel desselben, wodurch die venu dorsnlis und profunda penis zusammen- gedrückt und so der Rücktluss des Blutes gehemmt und Erektion bewirkt wird. Diese Comprcssion übt er dadurcli aus, dass er theils Aiefuscia penis an der Wurzel des Glie- des anspannt, theils die crura desselben rückwärts zieht und sie gegen das Sitzbein an- drückt. ©. M.bulho -cavernosus, s. accelerator urinae s. ejaculator seminis, Samen- oder Harnschneller, findet sich nur beim Manne und umgiebt scheidenartig den bulbas urethrac an seiner untern Fläche und an den Seiten. Es ist ein platter, länglich 4eckiger., unpaarer M., der aber aus 2 gleichen Portionen besteht, deren Fasern in der Mitte seiner untern Fläche in einem, gerade von hinten nach vorn verlaufenden, schmalen, sehnigen Streifen unter spitzigen Winkeln zusammenstossen. Von dieser flechsi* - 383 - gen Linie aus laufen die Fasern schief von innen und hinten nach vorn After- und aussen. Hinterwärts hängt dieser M. mit dem m\ sphineter ani ex- kein, US" ternus und den mm. transversi perinaei zusammen, vorn theilt er sich in 2 auswärts gerichtete Spitzen, welche an den corporibus cavernosis penis befestigt sind. ürspr. Von dem oberflächlichen Blatte der fascia perinaei und seitlich von den corporibus cavernosis penis. Er hängt hier durch Fasern mit dem m. sphineter ani ex ternus und den mm. transversi perinaei zusammen. — Nach Theile, welcher mit Albin den hier als Ansatz bezeichneten Punkt als Ursprung annimmt, findet der Ursprung an 3 verschiedenen Stellen statt; die hintere Portion geht von der Seite des bulbus urethrae oder dem darüberliegenden Hg. trianguläre aus , und läuft mit queren Fasern um die Harnröhrenzwiebel herum ; die mittlere Portion entspringt von einem sehnigen Streifen , der auf der obern Fläche des hintern Theiles des corpus cavernosum urethrae aufliegt und nach vorn bis zur Vereinigung der heideu corpora cavemosa penis reicht; ihre Fasern ver- laufen schief nach unten und etwas nach hinten. Die vordere (3 — 6'" breite) Portion entspringt sehnig vom corpus caver?wsu?n penis ihrer Seite, vorderhalb der Insertion des m. ischio cavernosus , und läuft mit ihren Fasern in uoch schieferer Richtung nach unten und hinten. i Ans. Mit 2 nach aussen gerichteten Spitzen (die eine nach rechts , die andere nach links) heftet er sich an die tunica albuginea der corpora cavernosa penis. — Nach Theile heften sich alle Fasern an der Unterfläche des corpus ca- vernosum urethrae an einen mittlem sehnigen Streifen , der mit dem bulbus ver- wachsen ist. Wirft. Presst den bulbus^ und den hintern Tlieil der Harnröhre zusam- men und trägt so zur Ausspritzung des Samens und des Urins bei. Einige halten ihn für den eigentlichen Schliessmuskel der Blase, indem er sieh in einem fortwährenden Zu- Mm. der Ge- stände tonischer Contraktion befindet, so dass er dem m. sphineter ani externus entspricht, sehlechts- mit dem er gleichzeitig erschlafft und sich zusammenzieht, woher die Notwendigkeit theile. rührt, beim Stuhlgange auch Urin zu lassen. 9. ]fl. constrictor eunni s. vaginae» Scheidenschnürer, ein unpaarer 31., der nur beim Weibe vorkommt jund einen ovalen Ring um den Eingang der Scheide bildet. Er hängt mit seinem untern und hintern Ende mit dem sphineter ani externus und den mm. transversi perinaei zusammen, erstreckt sich an beiden Seiten der Scheide unmittelbar oberhalb der labia minora aufwärts und endigt oben und vorn mit 2 dünnen Bündeln an der untern Fläche der crura clitoridis, hinter und unter den Insertionen der mm. ischio -cavernosi. IVirJi. Er verengert den Eingang der Scheide. 8. M. constrictor urethrae membranaceae, s. constrictor isthmi urethraiis (Sanloritifs compressor urethrae), von Müller zuerst richtig (wie folgt) beschrieben, liegt zwischen den ligg'. ischio -prostaliea um die pars membranacea urethrae herum und zerfällt in folgende 3 Schichten : a. Obere Schicht, Stratum superius, bildet zwischen den ligg. ischio-pro - slatica eine Brücke, ein planum nmsculare von Querfasern, welches vorn brei- ter , hinten schmäler ist und vom Hg. arcuatum an bis auf die Oberfläche des vordem Endes der Prostata reicht. Ueber dieser Schicht liegt der ple.rus venosus pubicus, in einer mehrere Linien breiten Lücke zwischen der Insertion der ligg. puboves/calia und dem Anfange dieser Muskelschicht ara Hg. arcuatum' Die vordersten Querbündel entspringen vom ramus descendens pubis jeder Seite und laufen bogenförmig aufsteigend und dann wieder absteigend am hintern Rande des Hg. arcuatum vorbei. Alle folgenden Querbündel (die in ihrer Mitte keine Raphe haben) liegen durchaus zwischen den Hgg.ischio-prosiatica über der pars — 384 — After- membranacea ; die hintersten schmälsten Bündel liegen schon auf der Ober- Damm-Mus- fläche des vordem Endes der Prostata und inseriren sich an den Verlängerungen der ligg. ischio-prostatica auf die prostata, oder entspringen von der fascia prostatae. b. Untere Schicht, Stratum inferius, ist viel schwächer und befindet sich zwischen den ligg. ischio-prostatica unterhalb der pars membranacea urethrae. Die stärksten Fasern dieser Schicht kommen vom ramus descendens ossis pubis, gehen auf- und vorwärts an der untern Fläche des Hg. ischio-prostaticum ihrer Seite hin, theils gegen die Seite des Anfangs der Prostata, theils breiten sie sich bogenförmig an der untern Fläche der pars membranacea gegen die der andern Seite, mit denen sie zusammenkommen, aus. Die mittlem Bündel sind zwi- schen den ligg. ischio -prostatica ausgespannt. Die hintersten Bündel gehen über das hintere Ende des bulbus cavernosus weg zur andern Seite und hängen mit dem m. transversus perinaei profundus zusammen , als dessen tiefe oder obere Schicht sie auch beschrieben werden. c. Innere Schicht, Stratum internum s. circulare, reicht vom Hg. ar- cuattim bis zum vordem Ende der Prostata, besteht aus Zirkelfasern, welche zwischen den beiden genannten Schichten, dicht an diese angeheftet, liegen und rundum die pars membranacea urethrae herumlaufen, ohne an den ligg. Mm. der ischio-prostatica anzuhängen. Diese Schicht ist von vielen kleinen Venen Harnblase. durchdrungen und bekommt dadurch ein schwammiges Ansehen. Dieser Muskel kommt nicht nur beim Menschen vor , sondern findet sich auch bei den Säugthieren. 9. m. depressor vesicae (Malier), Herabzieher der Harnblase, besteht aus quergestreiften Muskel- fasern, die von 2 Stellen aus zum untern Theile der Harnblase treten: a) die einen entspringen an der hintern Fläche des Schambeines ober- halb des lig. arcuatum und treten, zum Theil von beiden Seiten zu- sammenfliessend, über der Vorsteherdrüse zur vordem Fläche der Harn- blase, b) Die andern kommen von der Muskelschicht auf der Oberfläche der Prostata und vom innern, hintern Ende des lig. ischio-prostaticum, treten unter dem lig. pubo-vesicale hinweg und verbreiten sich an der Seitenfläche der Harnblase. Dieser Muskel unterstützt die Entleerung des Harns durch Herabziehen der Harnblase} zugleich kann er auch auf die Prostata drücken. VII. Mnslieln der obern Extremität. Die Muskeln der obern Extremitäten haben wie die der untern meist eine längliche Gestalt und ihre Fasern verlaufen der Länge nach; nur wenige von ihnen liegen in schiefer oder querer Richtung. Nach ihrer Lage beschreiben wir diese Mm. als Muskeln an der Schulter, am Oberarme, Vorderarme und an der Hand; ihre Wir- kung bezieht sich dann auf den ihrem Ursprünge folgenden Theil der Extremität. Sie werden durch Aponeurosen, Fascien, Sehnen- scheiden und Bänder auf verschiedene Art unterstützt. Allgemeine Uel> ersieht. a) In der S chultergege ml liegt zunächst vor dem Gelenke, dicht unter der Haut, der Ml. deltoidetlS und hinter seinem innern Rande in der Achselhöhle, verdeckt vom in. jtectoralis major, der m. COl'flCO-forachialis . 2 Muskeln, welche vom Schulterllatte der Länge nach zum OJierarme herangehen und denselben liehen. — Mehr in «juerer Richtung verlaufen diö Rollmuskeln desselben, welche die hintere (m. supra- und itlf'vaspilM~ — 385 - tus) und vordere Fläche (m* Subscapularis) des Schulterblatts hedecken oder von Arm-Mus- dessen vorderm Rande (m. teres major und minor) entspringen und sich zu den tu- kein. beraila ossis humer i erstrecken. Die mehrsten dieser Mm. schützen zugleich das Schulter- gelenk und halten den Oberarmkopf in der Gelenkgruhe fest. b) Am Oberarme finden sich nur Beuger oder Strecker des Vorderarmes, welche der Länge nach zu denselben herablaufen. Erstere liegen an der innern Fläche des Oberarms und sind: der m, bieeps und unter diesem der m. brachialis internus; letztere haben ihre Lage an der äussern Fläche und sind die 4 mm. anconaei (*• m. triceps und an- conaeus quartus , welcher letzterer eigentlich mehr am Vorderarme liegt). Zwischen Schulter, Oberarm und Brust findet sich eine tiefe , pyramidalische Grube, die Achselhöhle, fovea axillaris , deren Basis die untere Oeff- nung ist und welche , wegen der in ihr liegenden grossen Nerven (plexus brachia- lis) und Gefässe (art. und ven. axillaris) von einiger Wichtigkeit wird. Ihre vordere Wand bildet der ?n. pectoralis major, minor und die portio clavicula- ris des deltoideus ; an der hintern Wand zeigt sich der m. lalissimus dorsi, subscapularis und teres major; die innere vom thorax gebildete Wand wird vom m. serratus anticus major überzogen und an der äussern, schmälsten, Achselhöhle, dem Oberarme angehörenden Wand liegt der m. bieeps und coraco- brachialis. Der Eingang der Achselgrube befindet sich zwischen den Rändern des m. pecto- ralis major und latissimus dorsi ; nach oben verengert sie sich und steht mit der fossa supraclavicularis (s. S. 337) mittels einer 3eckigen Oeffnung, welche zwischen dem m. subclavius , scalenus medius, der 1. Rippe und den ligg. coraco- clavicnlar. gebildet wird, in Verbindung. — In der Tiefe der Achselhöhle , auf der innern Wand , vereinigt sich die Fascia des vi. lalissimus dorsi mit der des m. pectoralis major unter einem coneaven, nach oben sehenden Bogen (Proces- sus falciformis axillaris, T heile) , an dem man einen vordem und einen hintern Schenkel unterscheiden kann. Die Fasern des vordem Schenkels, mit denen sich das hintere Blatt des m. pectoralis minor vereinigt, gehen unter dem m. pectoralis major hinweg an den processus coraeoideus und die von diesem ent- springenden Muskeln. Die Fasern des hintern Schenkels gehen einestheils mit den Knorrenmuskeln in die fascia brachialis über , anderntheils verlaufen sie hin- ter den Gefässen und Nerven der Achselhöhle zum Oberarme , wo sie sich vor dem Ansätze des m. latissimus dorsi und teres major verlieren. Zwischen dem Proces- sus falciformis und der äussern Wand der Achselhöhle bleibt eine hühnereigrosse, in die Achselhöhle führende Oeffnung. c) Die Muskeln am Vorderarme sind meistens längliche Mm. und dienen entweder der Pro- und Supination oder bewegen die ganze Hand und die Finger. Sie sind in 2 Par» thien geordnet, welche durch die Vorderarmknochen und das Hg. interosseum getrennt sind,, Die innere an der innern oder Beugefläche des Vorderarms und an der Ulnarseite liegende besteht aus den Flexoren und Pronatoren; die äussere Parthie nimmt dagegen die St reckfläche und Radialseite des Vorderarms ein und enthält die Extensoren . und Supinatoren. — Die innere Muskelparthie besitzt am obern Theile des Vorderarms zunächst unter der Haut (oberflächliche Schicht): den m. Pronator teres, welcher dem radius am nächsten liegt und sich zu dessen Mitte schief vom condi/lus internus humeri er- streckt; neben ihm gegen die ulna hin findet sich der m, Jlexor Carpi radialis* palmaris longus, Jleocor digitorum sublimis und der Jleocor carpi ul- naris. Unter diesen Mm. (als tiefe Schicht) liegt der m. Jleocor digitorum com- munis profundus, Jleocor pollicis longus und dicht über dem Handgelenke der m. Pronator Quadratus. — Auf dem Rücken oder der Strecktläche des Vorderarms begegnen wir zunächst am Radialrande dem m. supinator longus und unter ihm dem Ml. supinator brevis ; nach der ulna hin liegen neben diesen Mm. der eoctensor carpi radialis longus und brevis , m. eoctensor digitorum communis und digiti minimi, m. eoctensor carpi ulnaris» In der Mitte dieser Fläche des Vorderarmes treten aus der Tiefe hervor: der m. eoctensor long US und brevis und abduetor longus pollicis, eoctensor indicis proprius , welche Mm. von der äussern Fläche der ulna schräg nach aussen gegen den Daumen laufen. — An der innern Fläche des Ellenbogengelenkes zeigt sich eine dreieckige Ellenbogen- Grube, Ellenbogengrube, plica cubiti, mit nach unten gerichteter Spitze, grübe» Ihr äusserer Rand wird vom m. supinator longus, der innere vom in. pronator te- res gebildet, auf ihrem Boden liegt der Schwanz des m. bieeps und brachialis in- ternus , neben welchen die Ursprünge der mm.ßexores digitorum communes und des m. supinator brevis zu finden sind, Bocl's Anal. I, '2.5 — 386 — Arm-Mus» dj An der Hand treffen wir auf eine grosse Zahl von Sehnen, welche den die Hand kein. und Finger bewegenden Muskeln, die mit ihrem fleischigen Theile am Vorderarme liegen, angehören. Ausserdem befinden sich in der Hohlhand noch viele kleine Mm., welche vorzüg- lich am Metacarpusknochen des Daumens und kleinen Fingers angehäuft sind und einen fleischigen Ballen bilden. An beiden Ballen (thenar pol/icis und digiti minimi) liegt zu- nächst am Rande der m. abductor (pollicis brevis und digiti 5.), neben diesem gegen die Mitte der Hohlhand hin der m. Jleocor brevis und opponens (poUkis und digiti 5.) und beim Daumenballen noch der m. addtictor pollicis. Zwischen den Ballen liegen in der Mitte der Hohlhand unter den Sehnen der Fingerbeuger die mm. llimbt'icales und zwischen den Mittelhandknochen die mm. illterOSSei. Dicht unter der Haut des Ulnar- randes liegt in der Hohlhand der m. pailltaris brevis» Fase tue , Aponeuroses und Xtigamenta muscularia am Arme. Die Muskeln der obern Extremität werden , ausser von der fascia superfi- cialis , noch von einem sehnigen Ueberzuge bekleidet, welcher eine Art Röhre dar- stellt , die in sich selbst wieder Fortsetzungen und kleinere Röhren für einzelne Mus- kelparthieen bildet. Hier und da bildet sie nur zwischen einigenlWuskeln Scheide- wände, Ugg. inier muscularia, die sich an hervorspringende Knochentheile heften und ins Periosteum übergehen , auch manchen Mm. als Ursprungsstelle dienen. Fascia der j) Wascia scapularis , besteht aus einem hintern (fascia suprasca- c n er" pularisj und einem vordem Rlatte (fascia subscapularis). — Ersteres Überzieht den supraspinatus , infraspinatus,. teres minor und major, ist an die spina scapulae angeheftet und verbindet sich an den Rändern des Schulterblattes mit dem vordem Blatte. Dieses letztere bedeckt die vordere Fläche des m, subscapularis. Beide Blätter stehen hinten an der Basis des Schulterblatts mit dem hintern Blatte der fascia lumbo-dorsalis in Verbindung, vorn erstreckt sich das vordere Blatt an der hintern Wand der Achselhöhle bis zur Kapsel des Schultergelenks, das hintere geht am Ursprünge des m. deltoideus in die fascia brachialis über. 2) Vascia brachialis, fängt am acromion, wo sie mit der vorigen fascia zusammenhängt, an, bildet auf dem m. deltoideus einen mehr dünnen, zelligen als sehnigen Ueberzug und wird erst am Ansätze dieses Muskels durch Verstärkungsfa- sern von der Sehne des m. pectoralis major stark und sehnig. Sie tritt um den vor- dem Rand des in. deltoideus herum, hängt mit der fascia coraco - c/avicularis zu- sammen und überzieht die Sehne des m. pectoralis minor , den m. coraco-brachialis und bieeps. An der äussern Wand dev Achselhöhle erstreckt sie sich aufwärts bis Fascia des zur Kapsel des Schultergelenks und vereinigt sich mit der vorigen fascia. Ander Oberarms, untern Hälfte des Oberarms setzt sich die fascia brachialis in Scheiden und Ueber- zuge für die Muskeln (m. bieeps, brachialis internus und trieepsj und für die Ge- fässe und Nerven fort. Besonders stark sind 2 Fortsetzungen , welche Scheidewände zwischen den Flexoren und Extensoren bilden , und von welchen sich eine an den äussern, die andere an den innern Winkel des Oberarms ansetzt. Diese schma- len, dreieckigen ligg. inlermuscularia (_ein exlernum und intertium) dienen zu- gleich dem m. trieeps zum Ursprünge. a) Uff. intermuseulare ejctemiim, fängt spitzig von der Insertion des vi. del- toid. an und erstreckt sich, immer breiter werdend, zwischen dem m. brachialis inter- nus und dem äussern Kopfe des in. trieeps am äussern Winkel des os braehii herab bis zum^f o ndy lus ex t ernus braehii. b) Uff. intermtlSCUlave intertium, entspringt an der Insertion des m. coraco- brachialis und latissimus dorsi, wird in seinem Verlaufe am innern AVinkel des os braehii zwischen dem in. brachialis internus und innern Kopfe des in. trieeps breiter und endigt am co ndy las internus. An der innern Seite des Oberarms, unterhalb der Mitte desselben, enthält die/ßsci« brac/iialis eine halbmondförmige Spalte , durch welche die venu basilica eintritt. 3) Vascia s. vagina cubiti s. antibrachii , ist die ununterbrochene Fortsetzung der fascia braehii, nur ist sie stärker und mehr entwickelt als diese, hängt inniger mit den Muskeln zusammen , ist straff über diese ausgespannt und bil- det durch Anhäufungen von Querfasern an manchen Stellen quere Bänder. Da sie an die Beuger der Hand befestigt ist, wird sie bei Beugung der Hand gelüftet, und - 387 - gestattet so den Sehnen der Fingerbeuger mehr Raum. — Sie beginnt an den con- Arm-Mus- dylis humeri und vom olecramm , wird an ihrem obern Theile aussen von der Sehne kelu. i des m. triceps, innen von der Aponeurose des m. biceps verstärkt, durch welche ! Mm. sie auch angespannt werden kann , und heftet sich in ihrem Verlaufe gegen die Hand an den innern Winkel des radius und an die ganze innere Flache der ulna. Durch diese Befestigung bildet sie 2 grössere Scheiden , von welchen die eine auf der Rückenflache die Extensoren, die andere an der innern Fläche die Flexoren auf- nimmt. In beiden Scheiden macht die fasern cubiti noch zwischen die einzelnen Muskeln hinein Fortsetzungen, die sich mit dem Periosteum des radius und der ulna, und mit dem Hg. interosseum vermischen, so dass längliche trichterförmige Räume für die einzelnen Mm. entstehen , von deren Wänden diese zum Theil ent- springen und welche nach unten in die Sehnenscheiden übergehen. Auf der Beuge- seite finden sich folgende Scheiden: a) für den m. supinator longus; b) für den m.palmaris longusf c) für die ar t. radialis; d) für den vi. pronator teres ; e) für den m.flexor carpi ulnaris und f) radialis; g) für die mm. ße.rores digitorum com- munes und den fle.ror pollicis longus; h) für den m. pronator quadratus. Auf der Streckseite bildet diese Fascia eine Scheide: a) für die mm. extensores carpi ra- diales; b) für den vi. supinator brevis ; c) für den m. extensor digilorum communis, indicis proprius und pollicis longus ; d) für den m. extensor digiti minimi; e) für den m. extensor carpi ulnaris; f) für den m. abduetor longus und extensor brevis polli- cis. Am Handgelenke geht diese fascia, vermittelst 2 starker, aus quer und schräg laufenden Fasern gewebten Streifen, Hg. carpi volare und dorsale commune, in die Fascien der Hand über. a) Xiig. Carpi volare commune, ist das dickere und festere Ende der fascia cu- Fascia des biti an der Beugeseite über der Hand. Seine Fasern erstrecken sich vom vorder n Vorderarms, Winkel des untern Theiles des radius und vom os nauicu/are quer über- die Beugefläche des Vorderarms hinweg^ zum hintern Winkel des untern Theils der ulna, zum os pisiforine und zur Sehne des m. flexor carpi ulnaris (aponeurosis pisi- formi-navicularis). Es hängt an den eminentiis carpi mit dem lig. carpi volare proprium. zusammen und stösst an die aponeurosis pahnaris ; dem m. palmaris brevis dient es als Ursprung, dem m. palmaris longus als Anheftungspunkt. b) 1,1 ff. Carpi dorsale commune, liegt auf dem Rücken des Handgelenks, etwas weiter abwärts als das vorige und ist stärker als dieses. Es entspringt vom vordem Winkel des untern Theils des radius und von dessen proecssus styloi~ deus, läuft schräg abwärts über die Strecküäche des Vorderarms und der Handwurzel hinweg und heftet sich an den hintern Winkel und proc es tu s sti/loideus ul- nae, an das os triyuetrum und pisiforme. Sein oberer Rand verliert sich un- merklich in die Vorderarmbinde, der untere Rand ist dagegen deutlicher von der schwa- chen Aponeurose des Handrückens abgegrenzt. — So ist es über die Extensoren der Hand und Finger hinweggespannt und, indem es von seiner innern Fläche aus Fortsetzun- gen zwischen diese bildet, welche sich an die eminentiae radii ansetzen, bildet es 6 röhrenförmige, von Synovialscheiden ausgekleidete Scheiden, von denen die 4 ersten auf dem radius , die 5. zwischen ihm und der ulna, und die G. auf letzterer liegt. Die 1. (vom äussern Rande des radius an gezählt) nimmt die Sehne des m. abduetor pollicis longus und extensor pollic. brevis auf; die 2. enthält die Sehnen der beiden min. extensores carpi radiales; die 3. läuft schräg über die 2. hin und schliesst die Sehne des in. extensor pollicis longus ein; in der 4., welche die grösste ist und in der Mitte auf dem Rücken des Handgelenkes liegt, befinden sich die Sehnen des in. extensor digitor um communis und extensor indicis proprius; die 5. ist die engste und oberflächlichste und dient der Sehne des m. extensor digiti 5. proprius zum Durchgänge; die 6. ist für die Sehne des m. extensor carpi ulnaris bestimmt. 4) Fascia s. Aponeurosis palmaris *. volaris (superficialis), ist eine Fascia der breite, dicke und aus glänzenden, von oben nach unten divergirenden , starken, Hand, longitudinalen und schwächeren transversalen Faserbündeln bestehende Haut, wel- che in der Handfläche dicht unter der Haut sowohl über den 4 innern Mittelhandkno- chen (mittlere Hohlhandaponeurose nach Theile), als auf dem Ballen des Daumens und kleinen Fingers (äussere und innere Hohlhandaponeurose, nach Theile) liegt, und auf letzteren dünner, in der Mitte der Hohlhand aber sehr stark ist. Sie entspringt, verstärkt durch die Sehne des m. palmaris longus , von der äussern Fläche des unter ihr liegenden Hg. carpi volare proprium und commune und theilt sich in 4, durch Querfasern Cligg. palmar ia transversa) vereinigte Zipfel, welche zum 2. — 5. Finger treten und von denen sich ein jeder an seinem Finger in 3 crurtt spaltet. Der mittlere oberflächliche Schenkel verliert sich an der 25* — 388 — Arm-Mas- superficies volaris in der Haut, die beiden seitlichen tiefen befestigen sich an die kein. Sehnenscheiden der Fingerbeuger und an die Hgg. eapitulorum oss. metacarpi. Un- ter dieser Aponeurose liegt am Carpus in der Hohlhand das Hg. carpi volare proprium und ganz in der Tiefe der Mittelhand auf den mm. in t erossei und dem arcus volaris profundus eine ap oneurosis palmaris pr ofu nda. a) Xäig. carpi volare proprium , ein dickes, plattes, ans festen, starken, hell- glänzenden Querfasern gebildetes Sehnenband*, welches nach unten mit der aponeurosis palmaris verbunden ist, nach oben, allmälig dünner werdend, sich in die fascia anti- brachii verliert. Es ist zwischen den eminentüs carpi (am Radialrande vom os multan- gulum majus und naviculure, am Ulnarrande vom os hamatum und pisiforme entsprin- gend) briiekenförmig ausgespannt und bildet so mit dem Carpus einen kurzen, ovalen, ziemlich überall 5'" hohen, oben und unten breiteren, in der Mitte schmäleren Kanal, welcher an seiner innern Wand mit einer dünnen Synovialhaut überzogen ist und 2 Seh- nenscheiden, eine gemeinschaftliche für die 8 Sehnen der flexores digitorum commune*, und eine am untern Rande für den m. flexor pollicis longus enthält. Auch dem nerv, me- dianus dient er zum Durchgänge. Zwischen der äussern Fläche dieses Bandes und der aponeurosis palmaris läuft am Radialrande der m. flexor carpi radialis , am Ulnarrande die art. und der nerv, ulnar is. Fascien der 5) Vascia dorsalis manus (s. membrana vaginalis dorsi manus), Hand. jst ejne dünnere Fortsetzung des Hg. carpi dorsale commune, welche am os hamatum und dem obern Ende des os metacarpi digili 5. entspringt, sich über den Rücken der Hand schräg abwärts zum obern Ende des os metacarpi indicis erstreckt und auf den ersten Fingergelenken, Scheiden für die Sehnen der Fiogerausstrecker abgebend, sich verliert. — Ein tieferes Blatt bedeckt die mm. interossei und heftet sich an alle Mittelhandknochen. 6) Vaginae tendinum mm. .fleacoriorum, Sehnenscheiden für die Fingerbeuger. Damit sich die Sehnen der mm. flexores digitorum bei der Zu- sammenziehung nicht von der Volarfläche ihres Fingers entfernen können, werden sie von sehnigen Scheiden umgeben und durch darüber liegende Bänder fest ange- drückt. Diese vaginae sind besonders an dem %. — 5. Finger stark und bilden so Scheiden u. ziemlich vollkommene Kanäle , die an die superficies volaris der Finger, besonders Bänder der fest an die Winkel der Phalangen , angeheftet sind. Jede Scheide erstreckt sich vom in|er. >CU untern Ende des os metacarpi, wo sie mit dem Hg. eapitulorum metacarpi zusam- menhängt , bis zum Ende des m. flexor digitor. communis profundus herab. — Am Daumen findet sich ebenfalls eine solche Scheide für die Sehne des m. flexor pollicis longus, die am Gelenke des Metacarpusknochens und der 1 . Phalanx, wo sie mit dem sehnigen Ende des m. flexor pollicis brevis zusammenhängt, anfängt und sich bis zum Ende des langen Daumenbeugers erstreckt. Die innere, die Sehnen berüh- rende Fläche ist glatt, mit einer Synovialhaut überzogen und wird von einer klebri- gen Feuchtigkeit schlüpfrig erhalten. — Vor allen 3 Fingergelenken liegt noch eine faserknorplige Platte mit querverlaufenden Fasern (trochleae, Rollen der Finger- beuger); ihre hintere Fläche ist mit der Synovialkapsel verwachsen, auf ihrer vordem stecken die Sehnen der Fingerbeuger. 7) Xtigg. tendinum mm. Jleacoriorum. Zur Verstärkung der genannten Scheiden dienen noch sehnige Flechsenbündel , die sich aber innig mit ihnen verbin- den , so dass die Scheide hier nur dicker und ihre Fasern in einer andern Richtung verlaufend erscheinen. An jeder Scheide befinden sich folgende Bänder: a) Xdgg. annularia, Ringbänder. An jedem Gelenke des Fingers liegt an der Volarfläche ein solches Hg. und erstreckt sich von der einen Seite quer herüber zur an- dern. Es ist in der Mitte dünner, als an seinen beiden Seiten; das oberste, zwischen os metacarpi und 1. Glicde, ist das stärkste, das unterste das schwächste. Diesem Bande gegenüber, dicht vor dem Gelenke liegt die faserknorplige Rolle. b) JMAgg. vaginalia, Scheidenbänder. Sie liegen an der superficies volaris der Finger unterhalb der vorigen und sind breiter und stärker als diese; sie heften sich an die Ränder des obern und mittlem Theils jeder Phalanx. c) tAg. cruciatum , Kreuzband, besteht aus 2 schiefen dünnen, sich kreuzenden schmalen Bändern, die an der Volarfläche nur des 1. Gliedes jedes Fingers, etwas weiter abwärts als das vorige /ig., über die Sehne hinwegliegen. Am 2. Gliede findet sich an- statt dieses Hg. cruciat. nur ein obliquum. A. Muskeln am Schulterblatt e. Hierunter sind die Mm. zu verstehen, welche am Schulterblatte entspringen und zur Bewegung des Oberarmes dienen. Sie gehen - 389 - entweder der Lange nach von der scapula zum Körper des os brachii Arm-Mus- herab ^lnd sind Heber des Armes, wie der m. deltoideus und coraco- brachialis; oder sie laufen in schiefer oder querer Richtung um den Oberarmknochen hemm zu den tubercnlis und bewerkstelligen das Rollen desselben. Diejenigen Rollmuskeln, welche an der äussern Fläche des Schulterblattes entspringen, der m. supraspmatus, infra- spinatus und leres minor, setzen sich an das tuberculum majus und rollen den Arm nach aussen; die, welche ihn nach innen rollen, nehmen ihren Ursprung mehr von der innern Fläche der scapula und inseriren sich am tuberculum minus, es ist der m. subscapula- ris und leres major. Alle diese Mm. unterstützen das lockere Kapselband des Schultergelenks und halten das caput ossis humeri in der Gelenkgrube fest. a. Muskeln, welche den Oberarm beben. 1. IM. deltoideus (*■ deUoides s. tevator humeri), Deltamuskel (weil er die Form eines griech. A hat), ein starker, flei- schiger, 3eckiger M. (in der regio axillaris) , welcher den Oberarm- kopf kapselartig umhüllt, indem er das Schultergelenk vorn, aussen und hinten bedeckt. Seine Basis ist oben an das Schulterblatt geheftet, die stumpfe Spitze reicht aber abwärts bis etwa zur Mitte des Oberarmkno- chens. — Er besteht meistens aus 7 einzelnen durch Zellgewebe verei- Mm. an der nigten dicken Fleischbündeln, deren Gränzen durch tiefe Furchen ange- c u ei" deutet werden. Sie convergiren nach unten, schieben sich in einander und laufen in eine starke 3eckige Sehne zusammen, die am innern Rande zeitiger entsteht, während der M. am äussern Rande noch lange flei- schig bleibt. — Der vordere Rand dieses M., welcher vor dem proces- sus coracoideus zu liegen kommt, gränzt oben an die portio clavicula- ris des m. pectoralis major; zwischen beiden läuft die vena cephalica, und hier bleibt dicht unter der clavicula ein 3eckiger Zwischenraum, fossa infraclavicularis. Der uutere Theil dieses Randes bedeckt unmittelbar den untern Theil der portio clavicularis Aesm. pectoralis und stösstanden äussern Rand des m. biceps. Der hintere Rand liegt vor dem in. infra- spinatus, teres minor und caput longum m. tricipitis; der mittlere Theil bedeckt den Oberarmkopf und das obere Ende des os brachii, das Kap- selband, den Ansatz des m. supraspinatus und subscapularis , und den langen Kopf des m. biceps. — Zwischen der innern Fläche dieses M. und dem tuberculum majus und lig. capsulare , dicht unter dem acro- tnion, liegt ein Schleim beutet (bursa acromialis externa). Urspr. Von denselben 3 Punkten, an welche sich der m. cucullaris inserirt; näm- lich vom vordem Rande der extremitas acromialis claviculae, vom acro- mion und von dem untern labium der spina scapulae. Ans. Mit starker 3eckiger Sehne , oberhalb der Mitte des Oberarmbeins , an die rauhe Stelle neben dem Ende der spina tuber culi majoris , welche sich etwas tiefer und mehr nach aussen , als der Ansatzpunkt des tu. pectoralis major, an der vordem äussern Fläche des os brachii befindet. ^W^irli.^ Hebt den Oberarm nach aussen in die Höhe, doch können die vordem und hintern Portionen die Richtung nach vorn oder hinten andern. Er schiebt auch, bei - 390 — Arm-Mus- zusammengezogenem m. pectoralis major und latissimus dorsi, den Oberarm aufwärts, oder kein. ist dieser aufgehoben, so hebt er die Schulter. Art. u. Nerv. Art. acromialis , circumflexa humeri anterior und jiosterior ; — Nerv, axillaris. 3. M. coraco -brachialis, Haken-Armmuskel, oder weil er vom nerv, musculo - cutaneus durch- bohrt wird, m. perforatus Casserii, (in der regio axillaris ante- rior). Ein Länglicher, plattrundlicher M., welcher an seinem Ursprünge mit dem kurzen Kopfe des m. biceps (als dessen 3ter Kopf er angese- hen werden kann) verwachsen ist, in der Achselhöhle dicht an dessen in- nerm Rande ein Stück herabläuft und dann nach innen von ihm ab, bis zur Mitte des Oberarmbeins hin trilt. In seiner Mitte befindet sich ein Spalt für den genannten Nerven. Er liegt auf dem Ansätze des m. sub- scapularis und den Enden des vi. teres major und latissimus dorsi, zwi- schen dem kurzen Kopfe des m. biceps und den Gefässen und Nerven der Achselhöhle; vor ihm geht der m. pectoralis major zum Oberarme. Vrspr. Grösstentheils fleischig von der Spitze des pr a ces sus coracoideus, wo er auch mit dem kurzen Kopfe des m. biceps verwachsen ist. Ans. Fleischig an die vordere Platte des lig.intertnuscularcinternum, sehnig an das Ende der spina tuberculi minor is (zwischen in. brachialis internus und caput internum m. tricipitis). ■Wirk. Hebt den Oberarm nach vorn in die Höhe; oder ist dieser fest, so zieht er das Schulterblatt vor- und abwärts, so dass der untere Winkel und die Basis desselben vom Thorax absteht. Er hilft auch den Oberarm an die Seite der Brust andrücken und Mm. an der wirkt der zu starken Ein- und Auswärtsrollung des Oberarms entgegen. Schulter. Art. u. Nerv. Zw. der art. circumflexa hitmeri anterior, brachialis und nutritia magna humeri ; — des wer«, musculo-cutaneus. u. Muskeln, welche den Oberarm nach aussen rollen. 3. M. supraspinatus, Obergrätenmuskel (in der regio scapulo - humeralis) ; ein, hinsicht- lich seiner Gestalt der fossa supraspinata entsprechender M.. welcher diese Grube ausfüllt. Er wird an seiner äussern Fläche von der fascia suprascapularis (fascia supraspinata) überzogen und vom m. cucullaris bedeckt; sein hinterer Rand stösst an den m. rhomboideus minor, der obere gränzt an die Wurzel des processus coracoideus, an den m. leva- tor anguli scapulae und omohyoideus. Die Fasern dieses M. , von den Rändern der Obergrätengrube anfangend, convergiren nach vorn, gegen das Schultergelenk hin; er wird dadurch schmäler und dicker und geht in eine platte, starke Sehne über, welche unter dem acromion und Hg. coraco -acromiale und über das lig. capsulare , mit dem sie innig zu- sammenhängt, hinweg zum tuberculum majus läuft. Urspr. Von den Rändern und der ganzen Fläche der fossa supraspinati scapulae. Ans. Mit platter, starker Sehne an die obere Flache des tuberculum majus e.rternum ossis humeri. Wirk. Rollt den Oberarm auswärts; kann ihn auch zugleich etwas in die Höh« heben und gegen das Schulterblatt andrücken; er spannt die Kapsel an. Art, a. Nerv, Art. transversa scapulae j — Ne r v. suprascapularis (supraspinatus). 4. M. infraspinatus, Unlergrätenmuskel (in der regio scapulo-bumeralis), ein dreieckiger Mi, welcher grösser als der vorige und durch die spina scapulae von — 391 — ihm getrennt ist. Er wird ebenfalls von der fascia suprascapularis Arm-Mus- (fascia infraspinata) überkleidet und bedeckt die ganze fossa infraspi- e n' nata, von deren Rändern seine Fasern convergirend auf- und auswärts gegen den Oberarmkopf laufen. Sein oberer hinterer Winkel wird von einem Theile des m. cucullaris, sein vorderer von der an der spina sca- pulae anhängenden Aponeurose des m. deltoideus und der untere Winkel von einem Theile des in. latissimus dorsi bedeckt, so dass nur der mitt- lere Theil dieses M. unmittelbar gegen die Haut des Rückens sieht. In seinem Verlaufe wird er schmäler und dicker und geht in eine starke, platte Sehne über, welche von hinten um das Kapselband, mit dem sie fest zusammenhängt, herumläuft und sich an das tuberculum majus an- setzt. Zwischen der Sehne und dem vordem Theile des Schulterblattes liegt ein Schleimbeutel (bursa acromialis interna). Der vordere Rand dieses Muskels gränzt an den (eres minor und unten ein Stück auch an den major. Urspr. Von den Rändern und der ganzen Fläche der fossa infraspinata scapulae. Aug. An die mittlere Fläche des tuberculum majus ossis htimeri. Wirk. Rollt den Oberarm nach aussen und '/. ielit ihn nach hinten etwas abwärts. Er befestigt den Oberarmko|»£ in d?r Gelenkgrube, besonders wenn der Arm aufgehoben ist und schnell vorwärts bewegt wird. Art. u. Nerv. Art. circumflexa scapulae und Zw. der art. transversa scapulae; — Nerv, suprascapularis (infraspinatus). 5. M. teres minor. kleiner runder Armmuskel (in der regio scapulo - humer alis), ein Mm. au der plattrundlicher, länglich viereckiger M., welcher dicht am äussern Rande des vorigen (mit dem er unten verwachsen und von dem er oben etwas bedeckt ist) und am innern des folgenden liegt. Er erstreckt sich, bedeckt vom deltoideus , von der Mitte des vordem Randes des Schul- terblatts schräg auf- und auswärts, hinter dem langen Kopfe des m. tri- ceps und dem Schultergelenke hinweg, indem er allmälig schmäler und dicker wird, zum tuberculum majus. Urspr. Fleischig -sehnig vom labium posterius des vordem oder äussern Ran- des des Schulterblatts; ungefähr von dessen 2 obern Dritteln. Ans. An die äussere untere Fläche des tuberculum majus ossis humeri. Wirk. Rollt den Oberarm nach aussen und kann ihn gegen das Schulterblatt ab- und hinterwärts ziehen. Art. u. Nerv. Zw. der art. circumflexa scapulae; — des nerv, axillaris. c. Muskeln, welche den Oberarm nach innen rollen. 6. M. teres major, grosser runder Armmuskel (in der regio scapulo-humeralis), ein ähnlich gestalteter aber grösserer M., als der vorige, an dessen untern Rand er stösst, welcher vom untern Winkel des Schulterblatts (hier be- deckt vom m. latissimus dorsi und dessen Fasern) längs dessen vorderm Rande auf- und auswärts zum obern Ende des os humeri läuft. In die- sem Verlaufe geht er vor dem langen Kopfe des m. trieeps vorbei, zwi- schen diesem und dem m. coraco- brachialis hindurch, und bildet eine breite, platte Sehne, die sich mit der des m. latissimus dorsi vereinigt. Zwischen beiden Sehnen und dem Oberarmknochen liegt ein Schleim- — 392 — Arm-Mus- beutel. Mit seinem hintern Rande trägt er zur Bildung des hintern e n' Randes der Achselhöhle bei. Urspr. Von der hintern Fläche des angulus inferior und dem labium posterius des margo anterior scapulae. Ans. Mit platter , breiter , starker Sehne , welche sich mit der des m. latissimus dorsi vereinigt, an die Spina tuber culi minoris. Wirk. Rollt den Oberarm nach innen, zieht ihn rückwärts gegen den Stamm und den aufgehobenen Arm herab. Art. u. Nerv. Zw. der«r t. subscapularis , circumflexa scapulae und humeri poste- rior ; — des nerv, axillaris und subscapularis medius. 9. ÜBT. subscapularis, Unters chulterblaltmuskel (unter der scapula), ein platter, dicker, dreieckiger M., welcher die ganze vordere oder innere Fläche des Schul- terblattes, die fossa subscapularis, mit Ausnahme des vordem und un- tern Winkels bedeckt. Er liegt, überzogen von der fascia subscapula- ris und Zellgewebe, zwischen der scapula und dem m. serratus anticus major. Alle seine Fasern, welche durch Furchen deutlich in 7 — 9 Bündel Äin1:a,n *ler getrennt sind, laufen convergirend nach vorn und oben, so dass der M. schmäler und dicker wird und an der innern Seite der Gelenkkapsel, mit welcher er innig verschmilzt, in eine kurze, starke Sehne endigt. In seinem Laufe geht er unter dem processus coraeoideus, hinter dem m. coraco-brachialis und kurzen Kopfe des m. bieeps weg. Zwischen sei- ner Sehne, der innern Seite der Wurzel des processus coraeoideus und dem fig. capsulare findet sich ein Schleimbeutel (bursa coraeoidea), der bisweilen ins Schullergelenk mündet. Urspr. Von den Rändern und der ganzen Fläche der fossa subscapularis des Schulterblatts. Ans, Anden ganzen Umfang des tuberculum minus ossis humeri, dicht ober- halb des Ansatzes des teres major. ■Wirk. Rollt den Oberarm einwärts und zieht ihn gegen den Rumpf. Zu- gleich sichert er die Lage des Oberarmkopfes in der Gelenkgrube und bildet für das Schuh ferblatt eine weiche Unterlage auf dem Thorax. Art. u. Nerv, Zw, der art. subscapularis ; — nervi subscapulares, B« Muskeln am Oberarme« Sie dienen dem Gelenke zwischen dem Vorderarme und Ober- arme und liegen entweder an der innern vordem oder hintern äus- sern Fläche desselben. Erstere, der in. bieeps und brachialis in- ternus, sind Beuger, letztere, die mm. anconaei, Ausstrecker des Vorderarms. Sie werden von der fascia brachialis umkleidet, wel- che die Flexoren von den Extensoren durch die ligg. intermuscu- laria scheidet, a. Muskeln, welche den Vorderarm beugen. 1. M. . Mceps brachii, zweiköpfiger Armmuskel (in der fovea axillaris und regio brach ii interna), ein langer, rundlicher M., welcher dicht unter der Haut, über- zogen von der fascia brachialis, längs der ganzen vordem innern Seite des Oberarms herab liegt. Sein oberes in 2 Köpfe gespaltenes Ende liegt bedeckt vom m. delloideus und pectoralis major in der Achsel- Oberarme. — 393 — höhle, zwischen der Sehne des m. latissimus dorsi und dem coraco-bra- Arm-Mus chialis und pectoralis major. a. Caput longum s. externum, fängt mit einer langen , dünnen, plattrund- lichen Sehne vom obern Rande der fossa glenoidalis scap?ilae (und dem hier be- findlichen Hg. glenoidemnj an , läuft innerhalb des Kapselbandes über den Ober- armkopf hinweg und, allmälig rundlicher werdend, tritt sie durch den sulcus longitudinalis (zwischen den beiden Tuberkeln), um sich mit dem kleinen Kopfe zu vereinigen. Im Hg. capsulare wird die Sehne dieses Kopfes von einer durch die Synovialkapsel gebildeten Scheide (die beim Embryo bis in den 5ten Monat durch eine Art Gekröse an der obern Wand der Gelenkkapsel befestigt ist) um- hüllt; beim Durchgange durch den sulcus longitudinalis , welcher einen knorp- ligen Ueberzug und einen zwischen dem Knochen und der Sehne liegenden Schleimbeutel (bursa humern -bicipitalis) hat, wird sie durch ein dünnes rund- liches Bändchen (frenulum) und Fasern des Kapselbandes an das tuberculum minus geheftet und so in ihrer Lage erhalten. Sobald dieser tendo aus dem sulcus getreten ist, unjgiebt ihn eine dünne flechsige Scheide, welche von einer Fortsetzung der Sehne des m. pectoralis major und latissimus dorsi ge- bildet wird. b. Caput breve s. intemum, entspringt plattsehnig und verwachsen mit dem m. coraco - brachialis vom processus coracoideus, läuft zwischen dem genannten M. und dem langen Kopfe herab und geht, bald fleischig werdend, in den ge- meinschaftlichen Muskelbauch über. Beide Köpfe, von denen der kurze früher fleischig wird, als der Mm. am lange, vereinigen sich ungefähr in der Mitte des Oberarms zu einem runden, länglichen Bauche, welcher vor dem m. brachialis internus liegt und kurz über dem Ellenbogengelenke schnell in eine rundliche Sehne übergeht, die sich nach Abgabe einer dünnen Aponeurose in die Tiefe der plica cubiti senkt und am radius anheftet. Zwischen ihr und dem radius liegt ein Schleimbeutel (bursa radio- bicipitalis). llrupr. Langer Kopf: von der Mitte des obern Randes der cavitas glenoi- dalis scapulae ; kurzer Kopf: von der Spitze des processus coracoideus. Ans. Mit rundlicher Sehne an die tuberositas radii; mit der Aponeurose, wel- che schräg nach innen und hinten über die plica cubiti läuft, an die vagina an- tibrachii. Wirk. Beugt denVorderarm, hilft bei derSupination und spannt dieVor- derarmbinde. — Wird der Vorderarm fixirt, indem man sich mit den Händen anhängt, so zieht er den Oberarm und Rumpf gegen diesen hin. Ist das Ellenbogengelenk fixirt, so kann er den Arm nach vorn in die Höhe heben. Die Sehne seines langen Kopfes sichert auch das Caput ossis humeri mit in seiner Lage. Art u. Nerv. Zw. der art. circumflexa humeri anterior und brachialis ; — des nerv, muscy.lorcutaneus. 3. M. hrachlalis internus, innerer Oberarmmuskel (in der regio brachii interna), breit und dick, liegt an der untern Hälfte des Oberarmbeines, dicht auf der innern vordem Fläche desselben, hinter dem m. bieeps und zwischen den ligg. intermuscularia. Er fängt da an, wo sich der m. deltoideus und coraco- brachialis endigen, mit welchen Mm. er durch Fasern zusammenhängt, und bildet an diesem seinem obern Ende 2 Zacken, welche die Insertion des m. deltoideus umfassen. Von hier läuft er dick und fleischig, doch gegen das Gelenk hin dünner werdend, über das Hg. capsulare cubiti und setzt sich, bedeckt von der Aponeurose des in. bieeps und etwas vom m. pronator teres, an die ulna. Urspr. Von der ganzen innern Fläche der untern Hälfte des os humeri und den beiden ligg. intermuscularia. Oberarme. — 394 — Arm-Mus- Ans. Mitkurzer, schmaler, aber starker Sehne theils an den processus coro- keln. noideus ulnae, theils an die neben diesem nach vorn befindliche Grube. Wirk. Beugt den Vorderarm und kann das Kapselband ausspannen, so dass es nicht im Gelenke eingeklemmt wird. Art. u. Nerv. Zw. der art. brachiali* collateralis radialis und ulnaris, ?iutritia magna humeri; — des nerv. ?nuscuIo-cutaneus. 1>. Muskeln, -welche den Vorderarm strecken. 3. 371. triceps, s. brachialis externus s. anconaeus magnus, dreiköpfiger Arm- muskel (in der regio brachii dorsalis), ein dicker M., welcher die ganze hintere äussere Seite des Oberarms einnimmt und dicht unter der Haut und fascia, zwischen den ligg. intermuscularia liegt. Er wird aus 3, mehr oder weniger von einander getrennt entspringenden Köpfen (mm. anconaei) zusammengesetzt, aus einem langen, Einern äussern und einem innern. Die Fasern der beiden letztern stossen unter spitzigen Win- keln mit dem langen Kopfe, welcher gerade abwärts läuft, zusammen und bilden einen starken Muskelbauch, der bald in eine starke platte Sehne übergeht, welche über die Rückenfläche des lig. capsulare cubiti Mm. am hinweg zum olecranon tritt. Diese Sehne ist an das Kapselband gehef- tet und giebt eine Aponeurose ab, die den m. anconaeus quartus über- zieht und in die vagina cubiti übergeht. Zwischen dem olecranon und der Sehne liegt ein Schleimbeutel (bursa anconaea). Unter dem tri- ceps, gleich oberhalb des Ellenbogengelenks, findet sich nach Theile ein äusseres und ein inneres Muskelbündel, die oberhalb der hintern Ober- armgrube neben dem äussern und innern Winkel des os brachii entste- hen, gerade abwärts gehen und sich, ganz vom triceps getrennt, an die Kapsel des Ellenbogens heften. Sie spannen diese Kapsel, sind dem m. subcruralis analog und werden von Theile m. subanconaeus genannt. Urspr. a) Caput longum s. anconaeus longus, ist plattrundlich und liegt als der längste Kopf in der Mitte. Er entspringt mit trichterförmiger Sehne (die vorn länger, als hinten ist) vom labium intemum des obcrn Theiles des margo anterior scapulae, dicht unter dem Halse des Schulterblattes, zwischen dem m. teres major und minor. Von hier läuft er, dicker werdend, schräg aus- und abwärts zum gemeinschaftlichen Bauche , um sich zuerst mit dem caput externum zu vereinigen. i) Caput eacternum s. anconaeus externus, ist platt, dünn, kür- zer und schwächer als der vorige, entspringt zum Theil fleischig, theils aber seh- nig nahe unter dem tuberculum majus und dem Ansätze des vi. teres minor vom äussern Winkel des os brachii und lig. intermusculare externum, und zwar an der obcrn Hälfte des Oberarmknochens nur bis etwa in die Mitte oder wenig unter der Mitte desselben herab , bis dahin wo der nerv, radialis und die art. profunda brachii sich von der hintern Fläche des Oberarms um den äussern Rand desselben nach vorn schlagen , denn die unterhalb dieser Theile am äussern Winkel bis zum condylus externus herab entspringenden Fasern gehören nach Theile dem caput inlernum an. Nun läuft er mit schräg nach unten , innen und hinten gerichteten 3 — 4" langen Fasern zum langen Kopfe. Die obersten Fleisch- fasern heften sich kurzsehnig an die freie Fläche der Endsehnen des caput longum ; die übrigen treten an ein 3seitiges, nach oben zugespitztes sehniges Blatt, das anfangs in der Tiefe desMuskels versteckt liegt, bald aber auf seiner hintern Flache zwischen dem caput longum und externum frei wird , und die letzten Fleischfaseru erst in der Nähe des Ellenbogengelenks aufnimmt. c) Caput intemum s. anconaeus internus., ist der kürzeste und schwächste Kopf; er entspringt fleischig- sehnig dicht unterhalb des Ausatzpunk- — 395 — tes des m. teres major, vom innern Winkel des os bracfiii und Hg. inter- Arm-Mus- num bis fast zum condylus internus herab. Ausserdem entspringt er aber auch kein, noch unterhalb des äussern Kopfes fleischig von der untern Hälfte des äussern Winkels u. der hintern Fläche des os bracfiii (durch den nerv, radialisu. die art. profunda bracfiii von dem oberhalb entspringenden caput exlernum getrennt). Seine Fasern verlaufen alle nach unten , die vom äussern Winkel entsprungenen nach innen, die vom innern nach aussen, und heften sich an den langen Kopf und an eine eigene sehnige Ausbreitung zwischen beiden Köpfen. Ans. Mit starker breiter Sehne an das olecranon und den obern Theil der hin- tern Fläche und den äussern Winkel der ulna. Von dieser Sehne, welche sich in der Mitte höher in den Muskelbauch hinauf erstreckt, geht eine Aponeurose nach aussen in die fascia antibrachii über. Wirlt. Streckt den Vorderarm, spannt das Hg. capsulare und die fascia cubiti an; das caput longtim kann auch den aufgehobenen Arm nach hinten herabziehen. Stützt man sich mit gebogenen Armen, so kann er den Körper heben, indem er den Vorderarm streckt. Art. u. Nerv. Zw. der art. subscapularis, circumflexa humeri posterior , profunda bracfiii und artt. collaterales ; — des nerv, axillaris und radialis. 4. TBL. aneonaeus quartus s. parvus9 kleiner Ellenbogenmuskel (in der regio cubitalis posterior) (ayy.a)V, Ellenbogen); ein kleiner, platter, dreieckiger M., der schon am obern hintern Theile des Vorderarms, zwischen condylus exlernus und ulna, auf dem Ellenbogengelenke und dem Knochen, nur von der Haut be- Mm. am deckt, liegt, und bisweilen mit dem caput externum des vorigen Mus- n eraime> kels, von dessen Aponeurose er überzogen wird, zusammenhängt. Sein äusserer Rand gränzt an den m. extensor carpi ulnaris. BJrspr. Mit schmaler dünner Sehne von der hintern Fläche des condylus exter- nus brachii (am untern innern Theile desselben), von wo aus seine Fasern divergirend zur ulna laufen. Ans. Mit breitem kurzsehnigen Rande an den äussern Winkel und den obern Theil der äussern Fläche der ulna, längs ihres obern Viertels. WirJc. Hilft den Vorderarm strecken und fixirt die ulna nach hinten. Art. u. Nerv. Zw. der artt. collaterales primae und art. recurrens interossea; — nerv, radialis. C Muskeln ain Vorderarme. Ihrer Wirkung nach beziehen sich die am Vorderarme gelege- nen Mm. entweder a) auf die Bewegung der beiden Vorderarmkno- chen gegen einander (mm. pronalores und supinatores) , und diese heften sich an den radius; oder b) attf die Bewegung der ganzen Hand (mm. flexores und extensores carpi) , wo sie sich dann an den Carpus oder grösstenteils Metacarpus ansetzen; und c) auf die Be- wegung der Finger (mm. flexores und extensores digitorum). — Im Allgemeinen kann angenommen werden, dass alle Flexoren und Pronatoren an der Beugeftäche und Ulnarseite liegen und meist vom condylus internus (s. flexorius) des Oberarmknochens entspringen. Dagegen haben die Extensoren und Supinatoren ihre Lage an der Radialseite und Streckefläche und nehmen ihren Ursprung meist vom condylus externus (s. exlensorius). Die meisten dieser Mus- keln verlaufen der Länge oder etwas schief am Vorderarme herab. Ihrer Lage nach wurden sie vorher in der Uebersicht (s. S. 385) aufgeführt, jetzt ordnen wir sie ihrer Funktion nach. — 396 — a. Muskeln, welche der Pronation dienen. Arm-Mus- Bei der Pronation rollt sich der radius nach innen und zwar e n" dreht er sich an seinem obern Ende um seine Achse, das untere Ende dagegen bewegt sich zugleich mit der anhängenden Hand in einem halben Bogen um das untere Ende der ulna. Die hier wir- kenden Muskeln (Pronatoren) müssen also von der innern Seite entspringen und sich an den radius ansetzen, schief oder quer zu diesem hinlaufend. i. IU, Pronator teres (s. rotundus), runder Vorwärtsdreher (in der regio volaris antibrachii superior), ein länglichrunder M., welcher an der Beugefläche und dem obern Theile des Vorderarms, vom condylus internus humeri am innern Rande der plica cubiti schief nach unten und aussen bis zur Mille des radius her- abliegt. Er liegt auf dem untersten Theile des m. brachialis internus und unten auf einem Theile des supinator brevis; gränzt mit seinem in- nern Rande an den m. flexor carpi radialis (von diesem zum Theil be- deckt) und flexor digitorum sublimis, der äussere Rand sieht gegen die Ellenbogengrube und gegen den m. supinator longus. Urgpr. Kurzflechsig und genau mit dem m. flexor carpi radialis verbunden, theils vom obern Rande und der vordem Fläche des condylus internus humeri, Mm. am theils vom l/g. laterale internum und processus coronoideus ulnae. Unterarme, ^ns. Mit breiter , kurzer Flechse , welche sich in der Mitte des radi us schräg abwärts um den vordem Winkel herumschlägt, an die vordere äussere Fläche des radius, gleich unterhalb der Insertion des m. supinator brevis. Wirk. Rollt den Radius um seine Axe nach innen; ist der Radius fixirt, so un- terstützt er die Beugung des Vorderarms. Art. u. Nerv. Zw. der art. ulnaris, radialis und recurrens ulnaris; — des nerv, medianus und ulnaris. 3. M. pronator quadratus, viereckiger Vorwärtsdreher (in der regio volaris antibrachii in- ferior), ein platter 4eckiger M., welcher am untern Ende (untersten Viertel) des Vorderarms an der Volarfläche, dicht über dem Handgelenke quer von der ulna nach aussen zum radius herübergeht. Er liegt ge- nau auf den Knochen und dem lig. interosseum auf und wird von allen Beugern bedeckt. Urspr. Von dem innern Winkel und der vordem Fläche des untern Endes (Viertels) der ulna. Ans. An den vordem Winkel und an die vordere Fläche des untern Endes des radius (bis zur Basis des processus styloideus). Wirk. Rollt das untere Ende des radius mit der Hand um die ulna. Art. u. Nerv. Zw. derart, interossea interna und ulnaris i — des nerv, interosseus internus (medianus). 1>. Muskeln der Supination. Sie müssen, da sie eine der vorigen entgegengesetzte Bewe- gung hervorbringen, an der äussern Seite (condylus extemus) lie- gen und entspringen, sich aber ebenfalls an den radius ansetzen. 3. RK. Supinator longus (brachio -radialis), langer Riickwärtsdreher (am margo radialis), ein langer, in der Mitte rundlicher, an den Enden platter M., welcher, nur von der fascia — 397 — bedeckt, längs des Radialrandes vom untern Theile des Oberarms, über Arm-Mus- die Beugefläche des Ellenbogengelenks, bis zum untern Ende des radius "' berabläuft. Sein oberer fleischiger Theil, welcher die äussere Rundung des Vorderarms bildet, liegt zwischen dem m. brachialis internus und caput internum m. tricipitis; sein unterer Theil wird schon in der Mitte des radius sehnig. Er liegt zum Theil auf dem m. brachialis internus, supinator brevis, pronator teres und flexor pollicis longus; über sein unteres Ende läuft der m. abductor longus und extensor brevis pollicis. Seine Sehne liegt nicht beweglich in einer Scheide, sondern wird durch Fasern der vagina antibrachii in der Lage fest gehalten. ITrspr. Kurzflechsig, mit schräg sich unter spitzigem Winkel ansetzenden Fasern vom äussern Winkel des os brachii (von dessen unterm Drittel) und vom lig. intermusculare exlernum, oberhalb des condylus externus. Ann. Mit starker platter Sehne an den vordem Rand des untern Endes des ra- dius bis zu dem processus styloideus. Wirk. Rollt den Radius nach aussen -nenn sich die Hand in starker Pronation befindet; er rollt sie aber auch nach innen, wenn sie sich in der stärksten Suvination be- findet. Ist der Radius fixirt, so hilft er den Vorderarm beu gen. Art. u. Ne r v._ Zw. der art. radialis, collateraUs und recurrens radialis ; — des nerv, radialis und interosseus externus. 4. M. supinator brevis, kurzer Rückwärtsdreher (in der regio cubilalis externa), ein plat- ter, 3eckiger, oben breiter M., welcher am obern äussern Theile des radius, bedeckt vom vorigen M., von dem anconaeus quarlus und den Mm. am mm. extensores, liegt. Seine untern Fasern laufen quer, die übrigen nterarme schief abwärts vom condylus externus, von aussen nach innen um das obere Ende des radius herum, bis zum Ansatzpunkte des pronator teres hin. Er besteht in seinem obern Theile immer aus 2 Lagen, zwischen denen der nerv, interosseus externus des nerv, radialis verläuft. Urspr. Flechsig vom condylus externus Jiumeri, lig. laterale externum, dem hintern Rande der äusseren Seite des obern Endes (Viertels) der ulna, und vom lig. annulare radii. Ans. An die vordere innere Fläche und äussere Seite des radius, im obern Drittel bis zur Insertion des m. pronator teres hin. Wirk. Rollt das obere Ende des radius von innen nach aussen um seine Axe, bewirkt also Supination. Art. u. Nerv. Zw. der art. radialis und recurrens radialis und interossea; — des nerv, interosseus externus. c. Muskeln, welche die ganze Hand bewegen. Da der Hand eine freie Bewegung (arthrodia) nach allen Rich- tungen hin erlaubt ist, so sollten Muskeln vorhanden sein, welche der Beugung, Streckung, Ab- und Adduktion vorständen. Allein alle diese Bewegungen geschehen nur durch ßexores und e&tehso- res, welche wegen ihres Ansatzes an den Carpus oder Metacarpus und nach ihrer Lage am Radial- oder Ulnarrande, flexores und extensores carpi radiales und ulnares heissen. Wirken der Beuger und Ausstrecker derselben Seite zugleich, so entsteht durch die mm. carpi radiales die abductiö, durch die mm. carpi ul- nares die adductio. Zu den ßexores carpi kann auch der m. pal- mares longus gerechnet werden; übrigens entspringen alle Beuger vom condylus internus, die Strecker vom externus. — [Die Handbe- wegungen (nach Günther) findet man schon bei den Bändern der Hand (s. S. 2G0) erwähnt.] — 398 5. Jft. Jleacor carpi radialis, Arm-Mus- s. radialis internus, äusserer Handbeuger oder innerer Spei- e "' chenmuskel (in der regio volaris antibrachii) ; ein langer M., welcher an seinem Ursprünge zwischen m. pronator teres und flexor digitorum sublimis liegt und mit diesen Mm. verwachsen ist. Er läuft schräg ge- gen die Radialseite und dann am innern Rande des radius herab; er wird in der Mitte des Vorderarmes sehnig und diese starke platte, mit einer Scheide versehene Sehne tritt neben der tuberositas des os navi- culare, zwischen dem lig. carpi volare proprium und der aponeurosis volaris, und durch die Rinne des os multangulum maj'us über das os navicul. hinweg zum 2tea Mittelhandknochen. Sie läuft vor ihrem Ansätze i« einer fibrösen mit einer Synovialscheide ausgekleideten vagina. Urspr. Von der vordem Fläche des condylus in ternushu m e ri und der fa scia antibrachii (zwischen pronator teres und flexor digitorum sublimis). Ans. An die Volarfläche des obem Endes oder basis ossis metacarpi II. und Z/7. Wirk. Beugt die Hand nach der Radialseite. Wirkt er mit dem m. flexor ulnaris zu- gleich, so wird die Hand gerade flektirt; mit den mm. extensores carpi radialis abducirt er sie. Art. u. Nerv. Zw. der art. radialis und ulnaris , recurrens ulnaris; — des nerv, medianus. 6. M. palmaris longus, langer Hohlhandmuskel (in der regio volaris antibrachii), ist mit einem kurzen Bauche und einer langen,, dünnen, platten und schmalen Mm. am Sehne versehen. Er liegt dicht unler der Haut nach innen neben dem n eraime' vorigen M. und läuft in der Mitte der Beugefläche des Vorderarms, am innern Rande des m. ßexor carpi radialis und auf dem äussern Rande des m. ßexor digitorum sublimis, zur Hand herab*, wo er sich gegen den kleinen Finger wendend, am lig. carpi volare proprium und an der aponeurosis palmaris endigt. — Die Sehne des m. palmaris longus geht (nach Günther) am Handgelenke in die aponeurosis palmaris hinter der Stelle über, wo die fascia antibrachii in diese Aponeurose übertritt; ausserdem befestigt sie sich noch an den m. abductor pollicis brevis, in geringerer Ausdehnung an den m. ßexor pollicis brevis und endlich auch an das tuberculum ossis navicularis. l'rspr. Vom obern Theile und der vordem Fläche des condylus internus bra- c/tii, und von einem Sehnenblatte, welches dem vorigen und folgenden Muskel gemeinschaftlich ist. Ans. Heftet sich an die äussere Fläche des lig. carpi volare proprium und geht in die aponeurosis pa Im aris über. Wirk. Beugt die Hand und spannt die Flechsenhaut an. Art. u. Nerv.; die des vorigen M. 9. M. .flexor carpi ulnaris s. ulnaris internus, innerer Handbeu-ger oder innerer Ellen- bogenmuskel (in der regio volaris antibrachii) ,• ist länglich und an sei- nem untern Ende halbgefiedert, liegt längs des innern Winkels der ulna, an dem innern Rande des m. flexor digitorum sublimis, anfangs auf dem vi. flexor digitorum profundus vom condylus internus bis zum os pisi- forme herab. In der Mitte des Vorderarms wird er an seinem vordem Rande sehnig, während der hintere nahe bis an das untere Ende der — 399 — ulna fleischig bleibt. Zwischen seinen obern Bündeln tritt der nerv, ul- Arm-Mus- naris zum Vorderarme. Urspr. Theils aponeurotisch von der innern Fläche des condylus internusbra- chii, theils von der innern Fläche des olecranan und von der fascia anU~ brachii. Ans. Mit rundlicher Sehne an das os pisiforme, wo sich ein Schleimbeutel be- findet. Von der Sehne treten Fasern auch noch zum os hamatum und Hg. carpi volare proprium. Er befestigt sich nach Günther mittels einer Rolle (os pisiforme) und einer Verlängerung (m. abductor digiti V.) an das os tnetacarpi 5. Wirk. Beugt die Hand nach der Ulnarseite, mit dem m. extensor carpi ulnaris ad- duci rt er sie. Art. u. Nerv. Zw. der art. ulnaris und recurrens ulnaris; — des nerv, ulnaris, 8. M. extensor carpi ulnaris s. ulnaris externus, innerer Handstrecker oder äusserer El- lenbogenmuskel (in der regio dorsalis antibrachii) , länglich und eckig, liegt auf der Rückenfläche des Vorderarms, längs des Ulnarran- des, an der innern Seile des m. extensor digitorum communis herab. — Er läuft vom condylus externus, wo er neben dem äussern Rand des m. anconaeus quartus zu liegen kommt, über das capitulum radii hin- weg gegen den äussern Rand der ulna, wird allmälig schmäler und geht am untern Drittel des Vorderarms in eine starke Sehne über, welche von einer Schleimscheide umgeben durch die 6te Scheide des Hg. carpi Mm. am dorsale tritt, und in der Rinne zwischen der Wölbung der Gelenkfläche nteraime- der ulna und dem processus styloideus derselben, über das os trique- trum und hamatum hinweg, bis zur Basis des 5ten Mittelhandknochens herabläuft. ITrspr. Vom äussern Theile und untern Rande des condylus externus Immer i, (von der fascia cubiti?j und vom obern Theile der äussern Fläche des olecra- no n (mit dem extensor digitorum communis zusammenhängend). Ans. An das tuberculum baseos 5. ossis metacarpi, auf dessen Dor- salfläche. Wirlt. Streckt die Hand gegen die Ulnarseite, mit den mm. extensores carpi radiales gerade aus. Wirkt der m. flexor carpi ulnaris zugleich mit ihm, so wird die Hand ad- d u c i r t. Art. u. Nerv. Zw. der art. interossea externa; — des nerv, interosseus externus. 9. M. extensor carpi radialis longus s. radialis externus longus, langer äusserer Handstrecker oder langer äusserer Speichenmuskel (in der regio dorsalis anti- brachii), länglich platt, läuft neben dem m. supinator longus und mit dem folgenden M. , vom condylus externus an der vordem äussern Flä- che des radius bis zum Mittelhandknochen des 2ten Fingers herab. Schon in der Mitte des Vorderarms geht er in eine platte Sehne über, welche mit der des folgenden M., von einer Schleimscheide (die gewöhnlich mit der des folgenden M. communicirt) umgeben, unter den Sehnen des m. abductor longus und extensor longus und brevis pollicis hinweg, und dqrch die 2te Scheide des Hg. carpi dorsale, über das os naviculare und multangulum minus hinweg zum 2ten Mittelhandknochen läuft. Vor ihrer Befestigung tritt die Sehne öfters noch über einen Schleimbeu- tel hinweg. ITrspi*. Zwischen dem m. supinator longus und folgenden M. vom äussern Win- kel des os brachii, vom condylus externus und lig. in termuseulare - 400 - Arm-Mus- e.rternum. Er entspringt mit schräg herablaufenden und unter einem spitzigen kein. Winkel sich anheftenden Fasern. Ans. An die Dorsalfläche der basis ossis II. metacarpi. Wirk. Streckt die Hand nach der Radialseite hin. Wirkt er vereinigt mit dem vori- gen und folgenden M., so wird sie gerade gegen die Dorsalfläche des Vorderarms gezogen; zugleich mit dem m. flexor carpi radialis ahducirt er sie. Art. u. Nerv. Zw. der art. radialis , recurrens radialis uuA interossea externa; — des nerv, radialis superficialis und profundus (interosseus externus). lO. m. eactensor carpi radialis brevis s. radialis externus brevis, kurzer äusserer Handstrecker (in der regio dorsalis anlibrachii), ist kürzer, aber ebenso gestaltet wie der vorige, an dessen innerer Seile er liegt. Er läuft zwischen diesem und dem m. extensor digitorum communis vom condylus externus über das os naviculare und multangulum minus hinweg zum 3ten Mittelhand- knochen herab. Unter der Mitte des Vorderarms geht er in eine platte Sehne über, welche mit der des vorigen M. verläuft und von einer Syn- ovialscheide umgeben ist, welche durch eine Oeffnung mit der des ex- tensor carpi radialis longus und durch eine andere mit der des exten- sor pollicis longus communicirt. Urspr. Vom condylus externus /tumeri, dem Hg. annulare radii, dicht unter dem Ursprünge des vorigen M. Ans. An die Dorsalfläche der basis ossis III. metacarpi. Mm. am Wirk. Ist die des vorigen M. Unterarme. Art. u. Nerv. ; die des vorigen M. d. Muskeln am Vorderarme, welche die Finger bewegen. Es sind, den m. abduclor pollicis longus ausgenommen, nur Extensoren und Flexoren der Finger. Der Daumen hat seine eigenen Muskeln (d. h. nur ihn allein bewegende), eben so der 2te und 5te Finger einen extensor proprius; der Beugung und Strek- kung des 2ten — 5ten Fingers dienen gemeinschaftliche (communes) Muskeln. 11. W. eactensor digitorum, communis, gemeinschaftlicher Fingerstrecker (in der regio dorsalis anlibra- chii), länglich, plattrund, ist für den 2ten — 5ten Finger bestimmt und läuft desshalb an seinem untern Ende in 4 Sehnen aus. Er liegt in der Mitte der Dorsalfläche des Vorderarms zwischen dem m. extensor carpi radialis brevis und carpi ulnaris, mit welchen Mm. er an seinem Ur- sprünge zusammenhängt. Oben ist er dünner, wird aber beim Herab- steigen dicker und breiter, geht über die mm. extensores und den ab- duclor longus pollicis hinweg und spaltet sich in der Mitte des Vorder- arms zunächst in 3 Sehnen, welche anfangs von einer gemeinschaftlichen, später jede von einer besondern Synovialscheide umgeben sind und von denen die lste Für den 2ten, die 2te für den 3ten, und die 3te für den 4ten und den 5ten Finger bestimmt ist, indem sich diese letztere an der Mittelhand wieder in 2 Sehnen spaltet. Sie treten durch eine Rinne an der Dorsalfläche des untern Radiusendes und durch die 4te Scheide des Hg. carpi dorsale zum Rücken des Carpus, weichen hier auseinander und eine jede begiebt sich zum Mittelhandknochen ihres Fingers, an ~- 401 — welchen sie von der membrana vaginalis angeheftet und durch flechsige Arm-Mus- Zwischenfasern unter sich verhunden werden. An den Fingern laufen sie nun an der Dorsalfläche herah, indem sich jede am lsten Gliede (wo sie durch ringförmige Fasern angeheftet ist) in 3 Schenkel spaltet, von welchen der mittlere, kürzeste, sich an das obere Ende des 2ten Glie- des befestigt, die seitlichen dagegen an den Seilen des 2ten Gliedes hin- laufen, wieder zusammentreten und sich an das 3te Glied anheften. Seit- lich vereinigt sich die Sehne mit den mm. i?iterossei und lumbricales. ITrspr. Vom äussern Theile des condylus externus humeri und der fascia cubiti, gleichsam mit dem m. extensor carpi radialis brevis und extensor carpi ulnaris einen gemeinschaftlichen Muskelbauch bildend. Ans. Anden2. — 5. Finger, wo sich an der Dorsalfläche dieSehnein3 Schenkel spaltet, von denen der mittlere an die basis des 2., die beiden seitlichen an die des 3. Gliedes geheftet sind. Wirk; Streckt die 4 letzten Finger, spreizt sie zugleich etwas auseinander, und hilft auch hei der Streckung der ganzen Hand. A*t. u. Nerv. Zw. der art. interossea externannü recurrens interosseus — des nerv, interosseus externus und radialis dorsalis. 13. M. extensor digiti minimi prbprius, eigener Strecker des kleinen Fingers (in der regio dorsalis an- tibräc/iu); ein langer, dünner, rundlicher M., welcher oft fehlt. Er liegt an der innern Seite des vorigen, mit dem er innig verwachsen ist, und an der äussern des m. extensor carpi ulnaris. Sein örsprun»sort Mm. am Un- ii • nr l-i t i '"' ' tt i i ••'•■•■• terarme. ist der des vorigen JV1.; am untern Ende des Vorderarms geht er in eine dünne, rundliche Sehne über, welche von einer Schleimscheide umgeben durch die 5te Scheide des lig. carpi dorsale und über die Stelle, wo sich die Lücke zwischen radius und ulna befindet, dann über das lig. capsulare sacciforme, os lunatum und triquetrum, zum Hand- rücken läuft und hier mit der Sehne des m. extensor digitorum commu- nis verschmilzt, welche für den 5tm Finger bestimmt ist. ITrspr. Vom condylus externus humeri und obern Ende des margo exter- nus ulnae, verwachsen mit dem vorigen M. Ans. Seine Sehne verschmilzt auf dem Handrücken mit der des m. extensor digitorum communis, welche zum 5. Finger tritt. ü%Tir!c. Streckt den 'kleinen Finger. Art. u. Nerv. Zw. der art. interossea externa; — des nerv, interosseus externus. 13. M. extensor pollicis longus, langer Strecker des Daumens (in der regio dorsalis antibrachii), länglich und platt, läuft auf der Dorsalfläche des Vorderarms von der ulna, etwas unter ihrer Mitte, anfangs bedeckt vom m. extensor digito- rum communis und carpi ulnaris, zwischen dem folgenden und m. ex- tensor indicis, schräg über das lig. interosseum herab, tritt dann unter dem gemeinschaftlichen Fingerstrecker hervor, geht über die Sehnen der beiden mm. extensores carpi radiales hinweg und in einer Rinne des ra- dius durch die 3te Scheide des Hg. carpi dorsale hindurch zum' Rücken des Daumens. Seine Sehne ist mit einer Synovialscheide umgeben, die vom Handrückenbande bis zur Basis des lsten Mittelhandknochens reicht und manchmal mit der darunter liegenden Scheide der extensores carpi radiales communicirt. Bock's Anat. I. 26 — 402 — Arm-Mus- Urspr. An der äussern Fläche der ulna, unter ihrer Mitte (am 2. und 3. Vier- keln. tel) , dicht unterhalb des Ursprungs des m. abductor pollicis lo?igus und über dem des m. extensor indicis proprius. Ans. Am tuberculum baseos der2. Phalanx des Daumens. Wirk. Streckt »las 2. Daumenglied und auch den ganzen Finger. Art. u. Nerv. Zw. der art. ifiterossea externa und rami perforant.es art. inteross. intern.; — des nerv, interosseus externus. 14. HOL. extensor pollicis brevis, kurzer Daumenstrecker (in der regio dorsalis antibrachii) , ist kür- zer und düuner als der vorige, an dessen äusserem Rande und innerem des m. abductor pollicis longus er liegt. Er entspringt etwa am 3ten Viertel des Vorderarms, zusammen mit dem vorigen M., verläuft, vom extensor digitorum communis bedeckt, in derselben Richtung, wendet sich aber mehr nach dem Radialrande, und tritt zugleich mit der Sehne des m. abductor pollicis longus durch die lste Scheide des Hg. carpi dorsale zum lsten Gliede des Daumens. . Urspr. Vom margo externus ulnae und lig. interosseum, dicht unter dem vorigen M. , bedeckt vom m. extensor carpi ulnaris und digitor. communis. Ans. Verschmilzt mit der Sehne des langen Daumenstreckers und setzt sich an die Dorsalfläche der Basis der 1. Phalanx des Daumens. Wirk. Streckt den Daumen und kann bei dessen Abduktion mit helfen. Art. u. Nerv. , die des vorigen M. 15. M. abductor pollicis longus, Mm.amUn- langer Abzieher des Daumens (in der regio dorsalis antibrachii), terarme. jäng|jcn> platt ; fängt über der Mitte des Vorderarms, bedeckt vom m. extensor digitorum communis und pollicis longus, etwas höher als letz- terer, an, läuft an dem Radialrande des extensor pollicis brevis schräg abwärts, biegt sich über die Sehnen der mm. extensores carpi radiales und geht in eine platte schmale Sehne über, die an der vordem Fläche des processus styloideus radii mit der des m. extensor pollicis brevis durch die 1. Scheide des Hg. carpi dorsale tritt und sich an der basis ossis metacarpi pollicis in 3 Zipfel spaltet. Urspr. In der Mitte der Dorsalfläche des Vorderarms, von der er isla ulnae, dem lig. interosseum, und der hintern Fläche des radius, da wo der m. supina tor brevis endigt , oberhalb des Ursprungs des m. extensor pollicis longus. Ans. Seine Sehne spaltet sich in 3 Zipfel , Aon denen sich der 1 . stärkste an die basis ossis metacarpi pollicis , der 2. an das os multangulum majus heftet und der 3. mit der Sehne des m. abductor pollicis brevis verschmilzt. Wirk. Zieht den Daumen (vom Zeigefinger) ab; hilft auch bei der Abduktion der gan- zen Hand und bei der Supination. Art. u. Nerv., die der vorigen Mm. 16. M. extensor indicis proprius s. indicator, eigener Strecker des Zeigefingers (in der regio dorsalis antibrachii); ein langer, dünner und schmaler M., welcher an dem Ulnarrande des m. extensor pollicis longus, bedeckt vom m. ex- tensor carpi ulnaris und digitorum communis, unter der Mitte der ulna etwas schräg abwärts läuft, mit den Sehnen des gemeinschaftlichen Fin- gerstreckers durch die 4te Scheide des lig. carpi dorsale tritt und mit der Sehne desselben verschmilzt, welche für den Zeigefinger bestimmt ist. ITrspr. Von der Mitte der äussern Fläche und crista ulnae und vom lig. interosseum. — 403 — Ans. Verschmilzt mit der Sehne des m. extensor digitorum commu- Arm-Mua- nis, welche zum Zeigefinger tritt. keln- Wirli. Streckt den Zeigefinger. 19. M. Jleacor digitorum communis sublimls s. perforattis, oberflächlicher gemeinschaftlicher Fingerbeuger (in der regio volaris antibrachii) , ist ein langer, dicker, breiter, oben sehr fleischiger M., welcher in der Mitte der Volarfläche des Vorderarms, zwischen m. ßexor carpi radialis und ulnaris, den folgenden M. bedeckend und an seinem äussern Rande vom m. palmaris longus bedeckt, vom condylus internus, gerade abwärts, über den in. ßexor pollicis longus hinweg läuft, allraäüg schmäler wird und sich am untern Dritttheil des Vorder- arms in 4 Bündel spaltet, von welchen jedes bald in eine lange, schlanke, rundliche Sehne ausläuft. Alle 4 Sehnen gehen, die für den 2. und 5. Finger von denen des 3. und 4. bedeckt, unter dem lig. carpi volare proprium zur Hohlhand, wo sie, bedeckt von der aponeurosis palmaris und mit dem ßexor profundus , so wie ßexor pollicis longus anfangs von einer gemeinschaftlichen Scheide umgeben, divergirend, über den Mm. am Un- Sehnen des m. ßexor profundus, durch die Mittelband zur Volarfläche des 2. — 5. Fingers treten und sich, befestigt durch die ligg. annularia, vaginalia und cruciata, in den für sie bestimmten Scheiden bis zum 2. Gliede erstrecken. Am 1. Gliede wird jede dieser Sehnen platter und breiter, und spaltet sich in 2 Schenkel, zwischen welchen (durch die gebildete Spalte) die Sehne des m. ßexor profundus hindurch tritt, unterhalb welches sich die beiden Schenkel wieder vereinigen, mit ihren innern Fasern durchkreuzen (chiasma tendinosum Camperi) und für die Sehne des profundus eine Art Rinne bilden, die sich am 2. Gliede endigt. Innerhalb der Scheiden werden die Sehnen dieses, so wie des folgenden M. durch dünne, lange und kurze Haltbänd- chen, tenacula s. vincula tendinum, an die innere Fläche der vagina, wo sie an die Volarfläche des Fingers stösst, befestigt. Nur die Sehnen für die 3 mittlem Finger haben jeder am Finger noch eine besondere Synovialscheide, während die des Daumens und 5. Fingers eine Fort- setzung der gemeinschaftlichen ist. Deshalb sollen an diesen letztern Fin- gern die Panaritien gefährlicher sein (Theile). Urspr. Mit einem grossen Kopfe vom condylus internus bracfiii, lig. late- rale internum und von der innern Fläche des obern Theiles der ulna unter- halb des processus coronoideus, mit einem kleinen Kopfe (der durch den nerv, medianus getrennt ist) von der innern Fläche des radius, am Ende des m. supinator brevis. Der grosse Kopf theilt sich nach Theile in eine oberfläch- liche und tiefe Portion, von denen erstcre sich in 2 Bäuche trennt, deren Fasern an die Sehnen für den 3. und 4. Finger treten, einige davon auch an den langen Daumenbeuger, während die tiefe Portion, von der erstem scheidenartig um- schlossen und ebenfalls aus 2 Bäuchen bestehend, mit ihren Fasern an die Sehne fürden2., 4. und 5. Finger tritt. Der kleine Kopf vereinigt sich mit der ober- flächlichen Portion des grossen Kopfes , besonders mit dem Muskelbauche für den 3. Finger. Ans. An die seitlichen Flächen der superficies volaris des 2. Gliedes des 2. — 5- Fingers. "Wirli. Beugt die 2. Phalanx des 2. — 5. Fingers, und drückt die ausgespreizten Finger an einander. Die einzelnen Bäuche können auch isnlirt virken, doch nach dem Zusam- 26* — 404 — Arm-Mus- menhange ihrer Fasern, mehr oder weniger vollkommen; so lassen sich »1er 2., 3. u. 4. Fin- kein, ger einzeln beugen, der Beugung des 5. Fingers folgt aber stets zugleich die des 4. Art. u. Nerv. Zw. der a r t. radialis und ulnaris , recurrens ulnaris und interossea in- ternus — des nerv, medianus und interosseus internus. 18. TBL. Jleacor digitorum communis profundus s. perforans, tiefer gemeinschaftlicher Fingerbeuger (in der regio volar is an- tibrachii), ist noch dicker als der vorige und von diesem und dem m. fljexor carpi ulnaris bedeckt. Er läuft auf dem lig. interosseum, zwischen m.ßexor carpi ulnaris und ßexor pollicis longus, herab und spaltet sich etwas tiefer als der sublimis meist in 4 Sehnen, welche auf demselben Wege wie die des sublimis zu dem 2. — 5. Finger gelangen. Eine jede dieser Sehnen liegt unter der des m. ßexor sublimis, mit ihr in einer gemeinschaftlichen Scheide eingeschlossen. Am obern Ende des 1. Glie- des tritt sie durch die in der oberflächlichen Sehne befindliche Spalte und läuft in deren Rinne, breiter und dünner werdend, bis zum 3. Gliede herab. An die 4 Sehnen dieses tiefen Beugers heften sich die mm. lum- bricales. In der Fingerscheide ist jede Sehne durch ein kurzes dreisei- tiges Ilaltbändchen befestigt. Urspr. Vom obern Theile (obern 2 Dritteln) der innern Fläche und äussern Winkel der ulna, unterhalb des processus coronoideus , und vom lig. inter- osseutn, bis zur Mitte des Vorderarms herab. Mm. am Un- Ans. An das obere Ende des 3. Gliedes des?. — 5. Fingers, terarme. Wirk. Beugt das Nagelglied der 4 letzten Finger. Art. u. Nerv. 5 die des vorigen M. 19. M. Jleacor pollicis longus, langer Daumenbeuger (in der regio volaris antibrackii); ein läng- licher, platter und halbgefiederter RJ., dessen Fasern sich an seinem Ul- narrande unter spitzigem Winkel an die Sehne ansetzen. Er liegt, am äussern Rande des vorigen M., läuft vom Ansatzpunkte des m. supinator brevis an der innern Fläche des radius herab, über den m. pronator quadralus und unter dem lig. carpi volare proprium hinweg. In der Hohlhand weicht dann die platt-rundliche Sehne schräg nach aussen ge- gen den Daumen hin ab und reicht an dessen Volarfläche, zwischen dem vi. ßexor brevis und adduetor pollicis und in der Vertiefung zwischen den Sesambeinchen hinlaufend, bis zum 2. Gliede. In ihrem Verlaufe an der Hohlhand wird diese Sehne, wie die der übrigen Fingerbeuger von einer fibrösen und einer Synovialscheide umgeben, welche letztere am Finger eine Fortsetzung der gemeinschaftlichen Scheide ist. Urspr. Vom innern Winkel und der innern Fläche des radius, an sei- nen obern 2 Dritteln (von der Stelle dicht unter der tuberositas an bis über dessen Mitte herab), vom lig. interosseum und von der innern Fläche der ulna, unterhalb des processus coronoideus. Er hängt durch ein Bündel auch mit dem äussern Rande des m.flexor digitorum sublimis zusammen. Ans. An die Rauhheit des % Gliedes des Daumens. Wirk. Beugt das 2. Daumenglied, und diesem folgt auch das 1. und der Mittelhand- knochen, Art. u. Nerv. Zw. der art. i?iterossea interna; — des nerv, interosseus internus. D. Muskeln an der Hand. Die Hand ist nur an ihrer Volarfläche muskulös und besitzt hier kleine Muskeln, welche vorzüglich um den Mittelhandknochen — 405 — des Daumens und kleinen Fingers angehäuft sind, den Ballen des alIens. Sie liegen vom Radialrande in der folgenden Ordnung: Art. u. Nerv. Zw. des ramus volaris und dorsalis art. radialis ; — des nerv, medianus und radialis. 1. TBL. abductor pollicis brevis, kurzer Abzieher des Daumens, kurz, platt und dreieckig, ist der oberflächlichste und äusserste des Daumenballens und Hegt, nur von der Haul bedeckt, längs des Radialrandes des os metacarpi pollicis, auf dem opponens pollicis und Radialrande des ßexor brevis. ITrspr. Vom Hg. carpi volare proprium (Radialseite) und der tuberositas ossis multanguli major is. Auch von einem Sehnenstreifen, der sich von Mm. an der der Sehne des langen Abziehers trennt und zur Speichenseite des kurzen Abziehers Hand, läuft. Ans. Mit kurzer dünner Sehne , welche mit der des abduclor pollicis longus ver- schmilzt, an den Radialrand des obern Endes des 1. Daumengliedes. Wirk. Zieht den Daumen (vom Zeigefinger) ab; kann aucb den flexor brevis und Op- ponent unterstützen. ■ S. M. Jleacor pollicis brevis, kurzer Daumenbeuger, ist der ansehnlichste von den kurzen Dau- menmuskeln, länglich Seckig, liegt mehr in der Tiefe, an der inncrn Seite des vorigen M. uud mehr nach der Mitte der Hohlhand hin. Er stösst an die beiden folgenden Mm. zum Theil vom opponens bedeckt, und entspringt mit 2 Portionen (einer oberflächlichem und einer tiefem, zwischen und auf denen die Sehne des langen Daumenbeugers geht) von verschiedenen Punkten, von welchen aus seine Fasern convergiren. Er theilt sich nach Theile auch in 2 Bäuche; der äussere, oberflächlichere Bauch geht bald in eine dünne breite Sehne über, die sich am äussern Sesambeinchen befestigt und hier mit der tiefen Schicht des opponens zusammenhängt; der innere Bauch heftet sich an das innere Sesambein und hängt mit dem adductor zusammen. rrspp. Mit dem oberflächlichen Kopfe: vom Radialrande des Hg. carpi volare proprium, so dass er an den vorigen M. stösst. Mit dem tiefen Kopfe: unterhalb dieses Randes vom os multangulum minus und capita- tum (und der Rasis des 2. Mittelhandknochens), wo er an den m. adductor pollicis gränzt. Ans. An das os sesamotdeum in- und exlernum, und die Rasis des lslen Gliedes des Daumens. Wirk. Beugt das 1. D aum e nglied ; der oberflächliche Kopf unterstützt den m. nppn- nens , der tiefe den in. adductor. — 406 — 3. M. opponens pollicis, Arm-Mus- Gegensteller des Daumens; ein kurzer, dicker, 3eckiger M. , wel- e "' eher von den beiden vorigen Mm. bedeckt (doch so, dass seine innerste Portion nur von der Haut bedeckt wird), zwischen diesem und dem os metacarpi pollicis liegt. Er lässt sich, nach Theile, bald mehr bald we- niger leicht in 2 Schichten trennen, von denen die oberflächlichere, äussere, kleinere aus mehr senkrecht herabsteigenden Fasern besteht und sich an den äussern Winkel des lsten Mittelhandknochens befestigt, die tiefere aber schief nach aussen verlaufende Fasern hat und sich an das Sesambein anheftet. Lrspr. Mit breiter kurzer Flechse vom Hg. carpi volare proprium und der tuberös* las des os mullangulum majus. Ans. Mit schmaler Sehne an den äussern Rand des capitulum ossis meta- carpi pollicis und an das os sesämoideum exlernum. Wirk. Zieht den Daumen nach innen gegen den kleinen Finger und dreht zu- gleich seine Radialseite einwärts gegen die Hohlhand, wie heim Hohlmachen der Hand. 4. M. adduetor pollicis, Anzieher des Daumens, platt und dreieckig, ist der innerste und stärkste dieser 4 Ballenmuskeln. Er liegt tiefer als diese in der vola Mm. an der mam/s, bedeckt von den Sehnen der imn.flexores communes und von den lumbricales, auf dem Mittelhandknochen des 2. und 3. Fingers, von wo er allmälig schmäler werdend quer herüber zum Daumen läuft. Urspr. Mit seinem breiten Ende von der Yolarfläche des 3. os metacarpi (und os capitatum?). Ans. An das os sesämoideum internum und den Ulnarrand des 1. Daumen- gliedes (zugleich mit dem innern Bauche des flexor brevis). Wirk. Zieht den Daumen an (gegen den Zeigefinger). 1>. Muskeln ain Ballen des Meinen Fingers. Es sind nur 3 Stück, da hier der m. adduetor fehlt (für wel- chen der 3. m. interosseos internus vorhanden ist). Sie liegen vom Ulnarrande des 5. os metacarpi an gegen die Hohlhand hin, in der folgenden Ordnung: Art. und Nerv. Zw. des ramus volaris der art. ubiaris ; — des ramus volaris pro- fundus nervi ubiaris. 5. M. ahduetor digiti minimi, Abzieher des kleinen Fingers; ein kleiner, länglichplatter M., wel- cher am oberflächlichsten und zunächst längs des Ulnarrandes des 5. Mit- telhandknochens liegt. Er liegt auf dem opponens, heben dem flexor brevis und wird vom palmaris brevis bedeckt. Urspr. Kurzflechsig vom untern Theile des o s p is i/o r m e und dem angrenzenden Theile des Hg. carpi volare proprium. Ans. Mit schmaler, platter Sehne an den Ulnarrand der Basis der 1. Phalanx des 5. Fingers. Er verliert sich auch zum Theil in der Sehne des m. flexor brevis Und exleusor digiti minimi. Wirk. Zieht den kleinen Finger (vom Ringfinger) ab, und unterstiit/.t die Beugung «eines 1, Gliedes. 1 — 407 — ©. M. jßeacor digiti niinlnii brevis, kurzer Beuger des kleinen Fingers, ist kürzer und dünner als der Arm-Mus- vorige und liegt zum Theil bedeckt von ihm an seiner Radialseite; er e n' selbst deckt den folgenden M. etwas. Urspr. Vom Hg. carpi volare proprium und dem hamulus ossis ha- rn a t i. Ans. Mit dünner, schmaler Sehne an den Ulnarrand des 1. Gliedes des 5. Fingers , vereinigt mit der Sehne des vorigen M. Wirk. Beugt das 1. Glied des 5. Fingers schräg gegen die Mitte der Hohlhand hin. 'S. M. opponens digiti minimi, Gegensteller des kleinen Fingers (von einigen dafür der adductor, der aber schon als m. interosseus internus III. vorhanden ist), ist der kürzeste und dickste dieser 3 Muskeln und liegt, an seinem Ulnarrande vom vorigen M. bedeckt und den 3ten innern Mittelhandknocben bedek- kend, am weitesten von ihnen nach der Mitte der Hohlhand hin. Ifrspr. Kurzflechsig vom untern Rande des hamulus ossis. hamati und von dem angränzendcn Theile des Hg. carpi volare proprium. Ans. An die Ulnarfläche des capitulum ossis 5. metacarpi. Wirk. Zieht das untere Ende des 5. Mittel ha ndk noch ens gegen die Hohlhand einwärts. Dieser und der in. opponens poUicis machen die Hand hohl. c. Muskeln zwisenen den Ballen. 8. Mm. lumbricales, regenwurmförmige oder Spulmuskeln, sind 4 kleine, länglich- Mm. an der runde, schmale Mm., welche in der Hohlhand unter der aponeurosis Hand- palmaris liegen und den 4 Sehnen des rh. ßexor digitorum communis profundus anhängen. Ein jeder geht über die Volarfläche des lig. cnpi- tul. ossis metacarpi zur Radialseite des lsten Fingergliedes (vom 2. — 5. Finger) und verliert sich mit dünner Sehne auf dem Rücken der 1. Pha- lanx in die Sehne des m. extensor digitorum communis. Urspr. Von den Radialrändern der 4 Sehnen des m. flexor digitorum communis profundus. (Da wo diese Sehnen der Basis der Mittelhandknochen gegenüberliegen). Ans. An die Radialseite des 1. Gliedes des 2.-5. Fingers, von wo aus die Sehne, vereinigt mit der des m. interosseus gegen den Rücken des Fingers tritt und sich in der des m. exlensor digitor. communis verliert. Wirk. Beugen das 1. Glied des 2. — 5. Fingers. Art. u. Nerv. Zw. der arcus arteriosi volares; — des nerv, mediahus (i. — 3.) und ratnus superficial, nervi ulnaris (i.) S. M. interossei, Zwischenknochenmuske In ; 7 kleine, platte, Seckige Mm., welche die Zwischenräume zwischen den Mittelhandknochen ausfüllen. Es giebt äussere, welche dem Rücken der Hand, und innere, die der Hohlhand näher liegen; erstere sind ihrer Wirkung nach Abduktoren der Finger, letztere Addukloren. a. Mm. interossei interni (s. volares), innere Zwischenknochen- muskeln, sind 3 Stück und liegen in den 3 Zwischenräumen zwischen 'dem 2. — 5- Finger. Sie sind Adduktoren nur des 2. , 4. und 5. Fingers , denn der Daumen be- sitzt seinen eigenen m. adductor und der 3. Finger hat keinen uöthig, da er bei der Adduktion den Mittelpunkt abgiebt, nach welchem hin alle übrigen Finger angezo- gen werden. Sie entspringen von derselben Seite des os metacarpi, an welche sie - 408 — Arm-Mus- sich am 1. Gliede ansetzen; natürlich muss diese am 2. Finger die Ulnar-, am 4, kein. und 5. (]je Radialseite sein. Ihre Sehnen verlieren sich mit denen der mm. lumbri- cales in den Sehnen des m. exlensor digitor. communis. a) M.l. inier o s seit s internus (s. adductor indicis), liegt zwischen dem 2. und 3. Mittelhandknochen , entspringt vom liilus ulnare ossis metacarpi indicis und heftet sich an dieselbe Seite des 1. Gliedes des 2. Fingers. Er zieht den 2. Finger gegen den 3. b) M. 11. inier os s eus internus (s. adductor digiti IV.), liegt zwischen dem S.u. 4. os metacarpi , entspringt vom latus radiale des 4. Mittelhandkuochens und setzt sich an dieselbe Seite des 1 Gliedes des 4 Fingers ; zieht den 4. Finger zum 3. hin. c) M. 111. interosseus intemu s (s. adductor digiti V.), heftet sich wie der vorige, aber am 5. Finger, an und liegt zwischen dem 4. u. 5. Mittelhandknochen, Zieht den 5. Fin- ger nach dem 4. hin. Art. u. Nerv. Zw. der artt. interosseae volares; — des ramus volaris profundus nervi ulnar is. b. IBEin. interossei eacterni Cs. bicipites s. dorsales), äussere Zwischenknochenmuskeln, 4 an Zahl, liegen dem Handrücken näher und lullen die 4 Zwischenräume aller Miltelhandknochen aus. Sie abduciren nur den 2., 3. und 4. Finger, weil der Daumen und kleine Finger eigene Abzieher haben. Der Mittelfinger besitzt 2 solche mm. interossei, weil er sowohl vom 2. als vom 4. Finger abgezogen werden kann. Sie entspringen mit 2 Köpfen, von den einander zuge- kehrten Seitenflächen zweier Mittelhandknochen und setzen sich an das obere Ende des l . Gliedes des 2. — 4. Fingers , wo sie sich in die Aponeurosen des gemeinschaft- lichen Fingerstreckers verlieren. Der 1. und 2. m. interosseus externus heftet sich an den Radialrand des 2. und 3. Fingers, der 3. und 4. M. an den Ulnarrand des 3. und 4. Fingers. a) M.l. interosseus externus (s. abductor indicis), liegt zwischen 1. und 2. Mit- telliandknochen, entspringt mit einem Kopfe vom latus ulnare des 1. und lat. radiale des 2. os metacarpi, und setzt sich an das latus radiale des 1. Gliedes des 2. Fingers. Er zieht deii Zeigefinger vom Mittelfinger ab. Mm. an der '') M- H- interosseus ex t er nus (s. abductor digiti III. externus), liegt zwischen Hand. 2. u. 3. Mittelhandknochen, entspringt vom latus ulnare des 2. und lat, radiale des 3. Mit- telhandknochens, und setzt sich an das latus radiale des I.Gliedes des 3. Fingers. Zieht den Mittelfinger vom 4. Finger ab. c) M. 111, interosseus externus (s. abductor digiti III. internus), im Räume zwischen 3. u. 4. Mittelhandknochen, entspringt vom latus' ulnare des 3. und radiale des 4. Mittelhandknochens, und heftet sich an das latus ulnare des 3. Fingers. Er zieht den Mittelfinger vom Zeigefinger ab. d) M. IV. interosseus externus (s. abductor digiti IV.), befindet sich zwischen dem 4. u. 5. os metacarpi , entspringt vom latus radiale des 5. und ulnare des 4. Fingers, und heftet sich an das latus ulnare des 4. Fingers. Zieht den 4. Finger vom 3. ab und gegen den kleinen Finger hin, Art. u. Nerv. Zw. der artt, interosseae dorsales ; — des ramus volaris profundus nervi ulnaris. d. Muskeln der Aponeitrosis palmaris. Ausser dem m. palmaris longus (s. S. 398) findet sich in der Hohlhand noch ein brevis. 1«. M. palmaris brevis, kurzer Hohlhandmuskel oder Spanner der Hohlhandbinde; ein kleiner, platter, dünner M., dessen Fasern durch Fett in mehrere Bündel getrennt sind, so dass er aus mehrern Portionen zu bestehen scheint. Er liegt dicht unter der Haut in der Volarfliiche der Hand, vom kleinen Fingerrande quer nach dem Radialrande sich erstreckend. Urspr. Im Zellgewebe und von den flechsigen Fasern der Ballenmuskeln des kleinen Fingers. Ams. An den Ulnarrand der aponeurosis palmaris. ■WirSc. Spannt die Aponeurose an, indem er sie gegen den Ulnarrand hinzieht. Art. u. Nerv. Zw. der art. ulnaris; — des ramus volaris sublimis nervi ulnaris. TUf. Muskeln der untern Extremität. Diese Muskeln sind wie die der obern Extremität meist der Länge nach verlaufende und nur zwischen Oberschenkel und Bek- — 409 — kenknochen liegen einige in querer oder schiefer Richtung, welche Muskeln der ähnlich denen /wischen Schulterblatt und Oberarm der Rotatio die- "trenrjtät." neu. Sie sind ebenfalls von einerglänzenden, dichten Sehnenfaser- haut, Schenkelbinde, überzogen und können in die Muskeln an der Hüfte, am Oberschenkel, Unterschenkel und Fuss getheilt werden. Allgemeine Uetoersicmt. a) Die Hüftmuskeln, welche ihren Ursprung grösstenteils von der innern und äussern Fläche des Hüftbeins nehmen und sich an den obern Theil des Oberschenkelbeins ansetzen, sind für die Beugung, Streckung, Rollung und Abduktion des Oberschenkels be- stimmt oder, wird derselbe festgestellt, so können sie Bewegungen des Beckens auf dem Schenkelkopfe hervorbringen. Die Beuger des Oberschenkels, welche die vordere Fläche desselben gegen den Bauch hin bewegen, liegen innerhalb der Bauchhöhle an der innern Fläche des Hüftbeins, m. iliacus internus , und der Lendenwirbel, m. psoas. Beide Mm treten unter dem lig. Poupartii heraus und senken sich dann in die Tiefe zum trochan- ter minor. Die Antagonisten derselben, die Strecker, welche den Oberschenkel hinter- wärts ziehen, nehmen die äussere Fläche des Hüftbeins oder die hintere Fläche des Beckens ein und ziehen sich zum trochanter major herab. Sie bilden die Hinterbacken (das GesässJ und sind 3 mm. glutaei (maximtis , medius und minimus)-, welche schichtenweise übereinander liegen. Bedeckt vom m. glutaeus maximus erstrecken sich die Muskeln, welche den Oberschenkel nach aussen rollen, nämlich der m. pyriformis, gemellus superior und inferior, ohturator internus und eacternus, quadratus f'emoris , vom Kreuz- und Sitzbeine quer nach aussen herüber zum trochan- ter major. b) Am Oberschenkel laufen die an seinem obern innern Theile liegenden Muskeln, welche zur Adduktion desselben bestimmt sind, der m. pectinaens , adductor Zongus, hrevis und magnus , schief vom Schambeine zur linea aspera herab. — Die Uebersicht Mehrzahl aber, welche den Bewegungen des Unterschenkels vorsteht und den übrigen Theil der £uss~ des Oberschenkels einnimmt, erstreckt sich an der vordem oder hintern Fläche desselben mus e n> von oben nach unten zum Unterschenkel. — Die Adduktion desselben bewirken der am innern Rande des femur gerade herablaufende in. gracilis und der sich vom Hüftkamme an der vordem Fläche ein- und abwärts zum Schienbeine erstreckende m. sartorius. Neben dem Ursprünge desselben an der spinn ilii anterior superior sitzt der Mi. tensor fasciae latae an, der sich in die Schenkelbinde verliert. — Die vordere Fläche nehmen die 4 Ausstrecker des Unterschenkels ein, der m. rectus femoris, cruralis, vastus eactemus und internus , welche sich bis zum Knie herabziehen und alle in eine gemeinschaftliche Sehne übergehen, die sich über die Kniescheibe hinweg zur tuberosi- tas tibiae begiebt. — Die Beuger des Unterschenkels finden sich an der hintern Fläche des femur, es sind der m. bieeps , sentit endinosus und semimemhrano- SUS. Alle 3 entspringen , bedeckt vom m. glutaeus maximus, am tuber ischü und erstrecken sich abwärts, ersterer zum Köpfchen Aerßbnla, letztere zur tibia. Ihnen hilft der in der Kniekehle liegende m. poplitaeus. c) Die Muskeln am Unterschenkel dienen entweder der Bewegung des ganzen Fusses oder der Zehen. Von den ersteren ist die Streckung des Fusses, wobei die Ferse in die Höhe und die Zehen abwärts gegen den Boden gezogen werden, von grösster Wichtigkeit, da sie zum Gehen die nothwendigste ist. Desshalb sind die Streckmuskeln, m. gastroenemius , soleus, tiMalis posticus, peronaeus longus und Ibrevis , welche an der hintern Fläche liegen, vorzüglich stark und ausgebildet. Diebei- den ersteren Mm., m. gastroenemius und soleus, liegen zunächst unter der Haut und bilden die Wade; sie vereinigen sich beide in einer starken Sehne, tetldo Achillis , welche an der Ferse befestigt ist, und habe« den m. plantaris zwischen sich. — Die entgegenge- setzte Bewegung, die Beugung des Fusses, wobei sich der Fussrücken der vordem Fläche des Unterschenkels nähert u. die Ferse abwärts gezogen wird, erfordert weniger Mus- keln; ihr dienen der m. tiMalis anticus und peronaeus terlius, welche an der vordem Fläche des Unterschenkels liegen und von denen ersterer gegen den grossen Zehen- rand , letzterer zum äussern Rande des Fusses herabläuft. — Zwischen diesen beiden Beugern des Fusses liegen die langen Ansstrecker der Zehen, der nt. extensor hallucis und digilorum communis longus. — Ihre Antagonisten, die langen Beuger, den Hl. Jteacor hallucis und digitorum communis longus, findet man unter den Wa- denmuskeln, zwischen den Streckern des Fusses. d) Der Fuss besitzt, ausser den Sehnen der genannten Unterschenkelmuskeln, wie die Hand noch mehrere kleine Muskeln, welche auf die Bewegungen der Zehen Bezug haben. Auf dem Rücken finden sich unter den Sehnen der langen Zehenstrecker und Fuss- beuger die hihi, extensor hallucis und digitorum communis hrevis und unter diesen zwischen den Mittelfussknochen die mm. interossei eoctemi. — An der Fugs- £ — 410 — Muskeln der sohle zeigt sich dicht unter der Haut und Aponeurose der in.Jleocor digitorum COin- untein Ex- rn Ullis brevis , neben welchem nach aussen der m. abduetor digiti minimi und trenutat. nach innen der wi. abduetor hallticis liegt. Nach Hinwegnahme dieser Mm. erschei- nen die Sehnen der langen Zehenbeuger und die earo qua d rata ISylvi'i, der wi. Jleocov brevis und adductor hallucis, m.Jleacor digiti minimi brevis, die mm. Zumbricales und ititerossei interni. Zwischen einigen dieser Muskeln finden sich 2 wichtigere Vertiefungen. Die eine wird am obernTheile der vordem Fläche des Oberschenkels ffossa iliopectinaea), die andere an der hintern Fläche des Kniegelenks (fossa poplitaeaj gebildet. a. Wossa iliopectinaea (triangulus s. plica inguinalis s. cruralis), ist eine dreieckige Vertiefung am obern Theile der vordem Fläche des Oberschenkels, deren Basis aufwärts sieht und vom Hg. Poupärlii gebildet wird. Die Spitze ist nach unten gegen den trochanter minor gerichtet; den äussern Raud begränzt der von Leisten- aussen schief nach innen herabsteigende m. sariorius, den innern bildet der m. grübe, pectinaetis, auf dem Grunde liegt der ?n. psoas und iliacus internus. Der obere weitere Theil dieser Grube ist flach und hängt durch die Spalte zwischen dem Hg. Poupärlii und horizontalen Aste des Schambeins (anmilus cruralis) mit der Bauch- höhle zusammen ; gegen die Spitze hin wird sie enger und tiefer. Sie wird von Fett, Lymphdrüsen , grossen Gefässen und Nerven ausgefüllt. b. Fossa poplitaea, Kniekehle, Kniegruhe, eine tiefe, etwa 3" lange Aushöhlung an der hintern Fläche des Kniegelenks von der Gestalt eines verschobe- nen Vierecks, deren Spitzen ab- und aufwärts gerichtet sind. Diese Grube, deren Boden von der Kniekapsel, dem Oberschenkelbeine, der Tibia und dem m. popH- Kniekehle. laeus gebildet ist, wird bei der halben Beugung des Knies sehr tief und verschwindet fast ganz bei der Extension. An den Seiten ihres untern Theiles liegen die beiden Köpfe des m. gaslrocnemius ; am obern Theile begränzt Üen äussern Rand der m. bi- ceps, den innern der m. semilendinosus und semimembranosus. Diese Grube wird vom untern Theile der fascia femoris brückenartig bedeckt; in ihr laufen, von Fett, ' Lymphdrüsen und Zellgewebe umgeben, grosse Gefässe und Nerven des Unter- schenkels. Fasciae muscutares der untern Extremität. Zunächst unter der Haut sind die Muskeln der untern Extremität von devfascia superficialis überzogen, welche au der vordem Fläche der obern Hälfte des Ober- schenkels besonders stark ausgeprägt ist, während sie sich tiefer unten ganz in die eigentliche , dichtere Fascia verliert. Diese eigentliche Muskelbinde ist aber eine glänzendweisse, starke, aus inneren longitudinalen und äusseren queren und schrä- gen Fasern gewebte Sehnenhaut, die sich von den innern und äussern Hüftmuskelu über den Ober- und Unterschenkel bis zum Fusse fortsetzt und deshalb in die fascia iliaca, lata s.femoris , cruralis und pedis zerfällt. 1) Fascia iliaca überzieht innerhalb der Bauchhöhle die vordere Fläche des Fascien am m. iliacus internus und psoas major (mit psoas minor) bis herab zum Hg. Poupärlii, j Becken. unter welchem die genannten beiden Muskeln heraustreten und von der fascia femo- ris bekleidet werden. — Angeheftet ist sie aussen und oben rings am labium internum cristae ilii und an den Lendenwirbeln, nach innen befestigt sie sich au die tinea arcuata und crista puhis, von wo aus sie in die fascia pelvis übergeht. Ihr unterer Theil verwebt sich längs der äussern Hälfte des Hg. Poupärlii genau mit dessen hinterem Rande und der fascia iransversalis. Von hier bildet sie eiue Scheide für die Schenkelgefässe .und setzt sich hinter diesen an das tuberculnm iliopeclinaeum. j Diese Anheftung, welche die Gestalt eines länglichen Bandes (Hg. iliopecli- naeum s. Hg. vaginae vasorum cruralium) hat, setzt sich nach aussen in die fossa iliopectinaea fort, um sich theils am labruni carlihigineum anzuheften, theils in das tiefe Blatt dex fascia lata überzugehen. Diese Fascia kann durch den m. psoas minor angespannt werden. — Velpeau nimmt hier noch folgende Fasern an : a) Fasern, welche ein dickes Band , Darmhein-Beckenhand, fig. i lio-pel v in um, bilden, das auf dem Rande des Beckeneinganges wie angeklebt ist und von der Symphysis kacro-iliaca bis zum vordem Theile der crista pubis geht. Es kreuzt sich mit dem un- tern Zweige des Darm-Schambeinbandes (s. S. 371). b) Fasern, welche etwas nach aussen sicli mit den vorigen kreuzen und durch eine aus ein- ander gehende Sehnenausbieitung des m. psoas minor entstehen. Sie heften sicli theils an der /inen iliopectinaea an, theils verlieren sie sich in den Cruralcanal. — 411 — c) Fasern (P el vi-Cruralfasern), welche sicli ebenfalls mit dem Darmbein - Becken- Mnskeln der Lande kreuzen, von dem äussern Rande desselben zu entspringen scheinen, nach aussen untern Ex- und vorn zum Schambeinkörper gehen und sich an der hintern Wand des Cruralkanals tremität. verlieren. d) Schamb e in- Sc h enkelband; eine Reihe von Fasern, welche zwischen dem Darm- bein -Beckenbande und Darm- Schambeinbande in der Nähe ihres innern Endes ent- springen, unter der Gestalt von Bändern nach aussen und unten bis vor und hinter die Cruralgefässe gehen und sich ausserdem in den Cruralkanal verlieren. 2) Wascia femoris, $. lata (s. vagina femoris). Diese Muskelbinde ist längs der äussern Fläche des Oberschenkels stärker und dicker, als an der innern und bildet Fortsetzungen zwischen die Muskeln hinein , so dass diese in sehnigen Scheiden eingeschlossen sind. Besonders stark ist an der äussern Seite die Scheide- wand zwischen dem m, vastns externus und biceps (dem Hg. intermusculare externum ähnlich) und an der innern Seite die Fortsetzung der fascia zwischen dem m. vasttes internus und mm. adductores (welche dem Hg. intermusculare iniemum entspricht). Die einzelnen Scheiden, die sich von der Schenkelbiude ableiten lassen, sind folgende: 1) für den m. glutaeus maximus; 2) für den in. glulaeus medius und minimus ; 3) für den m. tensor fasciae latde ; 4) für den m. snrtorius; 5) für den m. gracilis; 6) für den m. reclus femoris ; 7) für den m. cruralis, vastus externus unä internus ; 8) für die Schenkelgefässe ; und 9) für die mm. adductores femoris und dießexores citiris* «. Hinten und aussen ist diese Fascia oben an den Stachelfortsäten desKreuz- ieins und längs der crista HU , bis vor zur spina anterior stiperior, am lahium externum angeheftet. Von diesem letztern Punkte herabsteigend nimmt sie den m. tensor fasciae latae zwischen ihre Blätter auf; von der crista aus setzt sie sich Fascia des mit einem dünnen oberflächlichen Blatte über den m. glutaeus maximus, mit einem j^g11" tiefern zwischen ihm und dem m. glutaeus medius fort. Beide Blätter vereinigen sich am untern Rande des m. glutaeus maximus und erhalten hier Verstärkungs- fasern von der Sehne dieses M. und dem Hg. tuberoso - sacrum. Von hier erstreckt sich die Fascia auf der hintern Fläche des Oberschenkels herab bis zur Kniekehle, wo ein tiefes Blatt diese Höhle bis zu ihrem Grunde auskleidet und sich an die un- tern Schenkel der Unea aspera und an die Gelenkbänder anheftet, dagegen ein oberflächliches Blatt über die Grube hinweggespannt ist. An beiden Enden geht dieser hintere Theil, nachdem er zwischen dem m. vaslus externus und biceps eine Scheidewand (Hg. intermusculare externum) gebildet hat, die sich an die Unea aspera. anheftet, auf die vordere Fläche des Schenkels über, wo er dieEx- tensoren des Unterschenkels überzieht, mit deren Sehne er verschmilzt. b. Der innere Theil ist an die Schambeinfuge, an den ramus descendens pubis und ascendens isc/tü, bis herab zum tuber ischii befestigt, hüllt den m. gracilis ein und, indem er sich zur vordem Fläche des Femur herumschlägt, geht er oben in den vordem Theil der Fascia über , unten hängt er sich mit einem tiefen Blatte zwischen m. vastus internus und mm. adductores (Hg. intermusculare in- ternum) an die Unea aspera; mit einem oberflächlichen Blatte überzieht er aber den vi. sartorius, für diesen und die Schenkelgefässe eine Scheide bildend. c. Der vordere Theil der fascia lala bedeckt den obern Theil der vordem Fläche des Fcmur und ist zwischen der Spina ilii anterior superior , längs des Ug. Pou- partii, und der spina pubis ausgespannt. Er lässt sich deutlich bis zur Mitte des Oberschenkels herab in 2 Blätter (ein oberflächliches und tiefes) spalten und kann zur bessern Beschreibung in 2 Hälften getheilt werden , in eine stärkere und dich- tere äussere oder den Hüftknochentheil, und in eine dünnere innere oder den Schamknochentheil. a) Der Schamknocheutheil, portio pectinaea, entspringt von der crista bis zur spina pubis , steigt mit einem dünnen tiefen Blatte abwärts über den m. adduetor longus und pectinaeus und fliesst hinter den Schenkelgefässen mit dem tiefen Blatte des Hüftknochentheils zusammen. — Sein oberfläch- liches Blatt tritt von der crista pubis fast horizontal, nur etwas aufwärts, gegen das innere Ende des Hg. PoupartU und bildet zwischen diesen beiden Punkten das dreieckige Hg. GimbemaU ', welches an seiner obern Fläche von der fascia tramversalis überzogen ist. Vom Schenkelbogen aus, an welchem es angeheftet ist, läuft es vor den Schenkelgefässen zum Hüftknochentheile und verwebt sich mit dessen oberflächlichem Blatte. 412 Muskeln der ß) Der Hüf tknoch en th eil, portio Hiaca, fängt von der Spina ilii anterior untern Ex- superinr an und hängt mit einem oberflächlichen und einem tiefen Blatte am Schenkelbogen. — Das tiefe Blatt heftet sich an den hintern scharfen Band des Hg. Pnupartii (wo es mit der fascia Hiaca und transversalis zusammen- stösst) und erstreckt sich von hier hinter dem m. sartorius vor dem m. Hiacus internus und psoas und dem nerv, cruralis, abwärts in die fossa Hiopectinaea. Vom Grunde dieser Grube aus bildet es um die Schenkelgefässe eine Scheide und geht in den Schamknochentheil über ; hinter dieser vagina vasorum crura- lium ist es mit dem Hg. Hiopeclinaeum der fascia Hiaca verbunden. — Das oberflächliche Blatt hängt sich weiter nach vorn als das tiefe an den untern abgerundeten Band des Hg. Poupartii und läuft vor dem m. sartorius über die fossa Hiopectinaea vor den Schenkelgefässen hinweg, um mit dem oberfläch- lichen Blatte des Schamknochentheiles zusammen zu fliessen. Da wo sich die portio Hiaca und pectinaea vereinigen , bildet das oberflächliche Fascia des Blatt des Hüftknochentheiles vor dem innern Bande der Schenkelgefässe eine fast 0l>e]''S|en* senkrecht stehende sichelförmige Falte (processus falciformis fasciae latäej, deren Concavität nach innen sieht. Ihr unteres Hörn biegt sich um die vena saphena magna herum, steigt aufwärts und geht in das tiefe Blatt der portio pectinaea über; das obere fliesst mit dem oberflächlichen Blatte derselben zusam- men ; ihre hintere Fläche heftet sich an die vagina vasorum cruralium. Es bildet dieser scharfe sichelförmige Fortsatz nach aussen , oben und unten die Gränze einer FoveaooaUs. länglichen Grube, fovea ovalis (s. annulus cruralis e.rternus s. inferior), welche 1" — lj-"lang, V — 1" breit ist und 2'" — 4'" unter dem Hg. Poupartii liegt. Sie nimmt deninnern Theil der fossa Hiopectinaea ein, wird von der fascia super- ficialis (laviina cribrosa hier genannt, weil sie zahlreiche Oeffnungen für Ge- lasse und Nerven hat) bedeckt und von Fett , Drüsen , dem innern Bande der vena cruralis und denrEnde der vena saphena magna ausgefüllt. Nach oben und hinten verengert sich diese Grube trichterförmig in den canalis cruralis, Schenkel- kanal, an dessen oberm Ende eine Oeffnung zwischen dem coneaven Baude des Hg. Gimhemati und der innern Fläche der Schenkelgefäss -Scheide , der (innere oder obere) Schenkelring, annulus cruralis , in die Bauchhöhle führt, die aber von einem durchlöcherten Stücke der fascia transversalis (septum annuli cru- ralis, s. S. 368) verschlossen wird. Nach Theile ist der Schenkelring eine drei- seitige , l-£— 1|" breite Oeffnung (durch welche die Schenkelgefässe aus der Bauch- höhle treten) , deren vorderer längster Band vom freien Theile des Hg. Poupartii, der innere von der sehnigen Umhüllung des m.pectinaeus, der äussere von dem Theile der fascia Hiaca gebildet ist, die sich nicht mit dem Hg. Poupart. vereinigt. Die Winkel sind abgerundet, der innere entspricht dem ausgehöhlten freien Bande des Hg. Gimbernali, der äussere der Vereinigung des Hg. Poupartii mit der fascia lata und Hiaca, der hintere trifft auf die Gränze zwischen dem m. psoas und peclinaeus. Der canalis cruralis ist also der Baum zwischen dem annulus cruralis und der fovea ovalis ; es ist derselbe etwa lf" lang und einer Schreibfeder ähnlich aus- geschnitten, weil sich der obere Band der eirunden Grube viel höher, bis nahe an das Hg. Poupartii hin, erstreckt, als die Seitenräuder derselben, und dadurch die hintere Wand viel länger und breiter wird, als die vordere. — Die hintere Wand wird von dem tiefen Blatte der portio pectinaea und vom Hg. ilio -pectinaeuoi der fascia Hiaca gebildet; die vordere Wand stellt das obere Hörn des processus falciformis dar; an der äussern, oben vom psoas, unten vom sartorius gebilde- ten Wand liegen in einer vagina die vasa cruralia, die innere Wand ist ver- wischt und von der 'portio pectinaea •., wo sie den m.pectinaeus überzieht, gebildet. 3) Fascia s. vayina cruris, Unterschenkelbinde, ist die Fortsetzung Fnscia des der fascia lala, fängt am Knie (wo sie hinten die Kniekehle brückenartig überzieht Um eischen- und vorn an ^er Kniescheibe mit dem Hg. patellae zusammenhängt) an und wird durch Fasern von den Sehnen der Beuger und Strecker des Unterschenkels verstärkt. Besonders stark ist sie an der vordem Fläche des Unterschenkels , wo sie sich an der crisla libiae und fibulae anheftet und für die hier liegenden Muskeln Scheiden bildet. An der innern Fläche der tibia, welche von keinem Muskel besetzt ist, fehlt sie. An der hintern Fläche des Unterschenkels bildet sie mittels eines oberflächlichen und liefen Blattes eine Scheide um den m. gastroenrmius und soleus, hängt an beiden Seiten der Achillessehne an und geht um die Knöchel herum zu der planta pedis. Annulus cruralis. Canalis cruralis. — 413 — Es werden von ihr 4 grössere Maskeischeiden gebildet, nämlich eine vordere (für »«.Muskeln der tibialis anticus, peronaeus tertius, extensor hallucis und digitor. commun. longus), untern. ..,x" eine äussere (für m. peronaeus longus und breois) , eine hintere oberflächlichere (für remi die Wadenmuskeln), die sich an der Ferse endigt, und eine hintere tiefe (für den m. tibialis posticus, flexor hallucis und digitor. commun. longus). An dem untern Theile der Unterschenkelbinde , in der Nähe des Fussgelenkes , bemerkt man einige Verstärkungen dieser Fascia, welche mit dem Namen Muskelbänder belegt sind. Es sind: tt) JAg. tvansvevsum (s. vaginale) crutis (Fortsetzung der vordem Scheide der Unterschenkelbinde), besteht aus queren Fasern, die sich an der vordem Fläche des untern Theiles des Unterschenkels von der crista tibiae zur äussern Fläche der fibuln erstrecken und ein Band über den m. tibialis anticus, extensor halluci s und digitor um communis longus und peronaeus tertius hinweg, bilden, b) .Lig. Cl'HCiatlim tarsi, Kreuzband der Fusswurzel (Fortsetzung der vor- dem Scheide der fascia crncis), liegt etwas weiter abwärts als das vorige, auf der Riickenfläche des Fussgelenks und besteht aus 2 Lagen schieflaufender, sich durchkreu- zender Fasern. Die eine (inn ere) Lage entspringt über dem innern Knöchel und geht schief aus- und abwärts zur äussern Fläche des vordem Fortsatzes des calcaneus; die andere (äussere) Lage fängt vom äussern Knöchel an und erstreckt sich schief ab- und einwärts zur innern Seite des os naviculare. Dieses Band bildet 3 Scheiden, 1) eine innere oberflächlichere für die Sehne des m. tibialis anticus, 2) eine mittlere etwas tiefer liegende für die Sehne des in. extensor hallucis Fascia des longus, und Unterschen- 3) eine äussere für die Sehne des m. extensor digitorum communis longus kels. und p e r o n a e u s tertius. Die letztere^Scheide ist nach Retzius ein besonderes Band , welches er Hg. ftim- dl forme tarsi t schleuderförmiges Band, nennt. Es hängt mit seinem schma- len Theile im sinus tarsi (und mit dessen Bandapparate) fest und bildet eine längliche, an ihrer innern concaven Fläche mit Knorpelsubstanz überzogene Schleife, durch deren länglich ovales Loch die letztgenannten Muskeln treten und deren Grund mit dem stär- kern äussern Theile" des lig. cruciatum verwachsen ist. c) Lig. lacintatum tarsi illtemtim, inneres Zipfel band der Fusswurzel (Fortsetzung der hintern tiefen Scheide Hex fascia cruris), besteht aus mehrern sehnigen Streifen, welche sich vom innern Knöchel aus divergireud an der innern und untern Fläche des calcaneus bis zur fascia plantaris herab verbreiten und die Sehnen des m. tibialis posticus, flexor hallucis und digitorum communis longus in besondere Scheiden einschliessen. d) Xäig. ladniatum, tarsi eacternum (Fortsetzung der äussern Scheide der fascia cruris) , ein ähnliches, schmäleres Band, welches vom hintern Rande des äussern Knö- chelsherab zur äussern Fläche des calcaneus läuft und eine in 2 Kanäle getheilte Scheide für die Sehnendes m. peronaeus longus und brevis bildet. 4) Fascia dorsalis pedis (s. membrana vaginalis dorsi pedis), hängt mit der fascia an der vordem Fläche des Unterschenkels und mit dem lig. cru- ciatum zusammen und ist eine dünne oberflächlich liegende Sehnenhaut, welche sich auf dem Fussrücken über den Sehnen der Streckemuskeln der Zehen und der Beuger des Fusses , vorwärts bis zum 1 . Gliede der Zehen erstreckt und sich hier in die Zehenscheiden verliert. An den Seitenrändern des Tarsus geht sie in die fascia plantaris über, an dem Mittelfusse befestigt sie sich an das 1 . und 5. os meta tarsi. — Eine mittlere Fascia bedeckt den vordem Theil des kurzen Zehenstreckers und trennt ihn vom langen; eine tiefe, aus Querfasern bestehende Fascia überzieht die Fascien des äussern Zwischenknochenmuskeln. Alle 3 Rückenfascien vereinigen sich in den Fusses. Interstitien zweier Mittelfussknochen , so dass die Sehnen jeder Zehe von den neben- liegenden getrennt sind. 5) Vascia s. Aponeurosis plantaris, Flechsenhaut der Fusssohle, eine dichte, sehr feste, glänzende Sehnenhaut, welche dicht unter der Haut der Fusssohle liegt und meistens aus Längenfasern besteht, die von hinten (von der un- tern Fläche des tuber calcanei, wo sie mehr als 1'" dick ist) nach vorn verlaufen und sich divergirend in der Fusssohle ausbreiten. Sie verliert sich in 5 Zipfel, laciniae, von welchen an jede Zehe einer tritt und sich hier in 3, allmälig schmäler und dünner werdende Schenkel spaltet, in einen mittlem und 2 seitliche, die sich am 1 . Gliede, an die Hgg. capitulorum ossium metatarsi und die Scheiden der Zehenbeuger befesti- gen. Der hintere Theil dieser Aponeurose ist in der Mitte mit dem m. flexor breois digitorum verwachsen , seitlich bekleidet er den m. alductor hallucis und digiti mi- nhni und hängt mit den Hgg. laciniutis zusammen. Nach der Tiefe der Fusssohle hin bildet sie vermittelst zweier Fortsetzungen 3 geschlossene Scheiden; ein innere für den m. abductor und flexor brevis hallucis, eine äussere für dieselben Mm. der kleinen Zehe, und eine m i ttlere weite für alle Muskeln und Sehnen in der Mitte der — 414 — Muskeln der Fusssohle. Durch die fascia plantaris •werden die in der planta pedis liegenden untern Ex- Theile vor Druck geschützt und in ihrer Lage gehalten. — Die Fascia cruralis und trenn plantaris besitzen in dem m. plantaris einen eigenen Spannmuskel. — An den Ze- hen sind dieselben Scheiden und Bänder, wie an den Fingern zu finden (s. S. 388). A. Muskeln an der Hüfte. Die Mm., welche rings um das Hüftgelenk herum liegen, ent- springen an dem Beckenknochen, meist am Hüftknochen, und setzen sich an den obern Theil des os femoris an. Sie dienen dem Ober- schenkel, welcher durch sie nach allen Richtungen hin bewegt wer- den kann. a. Muskeln, welclae den ©feersehenfeel »engen oder, wenn dieser fest ist, den Rumpf vorwärts gegen denselben hinziehen. Sie liegen noch innerhalb der Bauchöhle an der vor- dem Fläche des Hüftbeins und erstrecken sich der Länge nach über den ramus horizonlalis ossis pubis, unter dem Kg, Poupartü hinweg zum trochanler minor. Es ist der m. iliacus internus und psoas major, denen der m. pectinaeus in ihrer Wirkung beisteht. Theile betrachtet den m. psoas und iliacus zusammen als einen Muskel mit 2 Köpfen und nennt diesen m. flexor femoris\ der äussere Kopf ist der iliacus ', der innere der psoas; beide heften sich mit einem gemeinschaftlichen Schwänze an. 1. IHK. iliacus internus, innerer Hüftbeinmuskel oder äusserer Kopf des Schenkelbeugers Mm. «n der (in der regio iliaca interna), äst breit, platt und dick, bedeckt den e- obern Theil der innern Fläche des os ilii bis zur linea arcuata hin uud ist mit der fascia iliaca (s. S. 410) bekeidet. Seine rings von der cri- sta ilii entspringenden Fasern convergiren nach vorn und unten und bil- den einen etwas dickern Bauch, welcher zwischen spina ilii anterior in- ferior und tuberculum ilio -pectinaeum , unter dem Hg. Poupartü über den vordem obern Hand des Beckens herabläuft und sich, vereinigt mit der Sehne des folgenden Muskels, welche ihn an seinem innern Rande etwas bedeckt, schief ein- und abwärts zum trochanler minor begiebt. Da wo er vor dem Hg. capsulare vorbeigeht, befindet sich ein grosser Schleimbeutel (bursa iliaca). Urspr. Vom labium internum cristae ilii (bis zur Spina anterior inferior, hin), von der innern Fläche des os ilium und vom Hg. ilio - lumbale. Aus. An die vordere Fläche des trockanter minor. Er hat aber keine eigene Endsehne , sondern seine Fasern heften sich zum grossen Theil an die Seitenrän- der und die vordere Fläche der Sehne des m. psoas major. Wirk. Beugt den Oberschenkel oder steht dieser fest, so zieht ein M. den Rumpf etwas schräg nach seiner Seite, beide gerade herab. Er dient auch den Därmen zu einem weichen Polster. Art. u. Nerv. Zw. der art. iliohimbalis, ciraimflexa ilii und femoris interna, der urtt. lumbales; — Aes plexus hnnbuUs und nervus cruralis. 3. M. psoas major, grosser runder Lendenmuskel oder innerer Kopf des Schenkelbeu- gers (in der regio lumbalis und iliaca interna); ein langer, starker, - 415 — rundlicher M., welcher an der hintern Wand der Bauchhöhle vor dem Muskeln der m. quadratus lumborum liegt und von der Seite der Lendenwirbel, hin- "tremitä*" ter dem Bauchfelle hinweg- durch das grosse Becken (gerade über der Grenze zwischen diesem und dem kleinen), am innern Rande des vorigen M. schräg vor- und auswärts herabsteigt. In diesem Verlaufe wird er allmälig schmäler und dünner und geht in eine platte Sehne über, wel- che auf dem innern Rande des m. iliacus internus und auf demselben Wege wie dieser zum Schenkel tritt, wo sie sich rück- und abwärts zum trochanter minor begiebt. Neben seinem innern Rande liegt da, wo er über den vordem obern Beckenrand geht, die art. und veno cruralis, an seinem äussern Rande der nerv, cruralis; sein oberer Theil wird vom plexus lumbalis durchbohrt. Urspr. Mit 5 Portionen von der seitlichen Fläche des Körpers und von den Pro- cessus transversi des 12. Brust- und 1. — 4 Lendenwirbels und ihrer Zwischenknorpel. Sein oberster Anfang liegt zwischen dem mittlem und äussern Zwerchfellschenkel. Ans. Anden trochanter minor. ^iVirli. Ist dieselbe des vorigen M. Art. u. Nerv.; die des vorigen M. 3. M. psoas minor, kleiner runder Lendenmuskel, ein M. mit kurzem Bauche und sehr langer, dünner Sehne, welche vor und auf der äussern Fläche des m. psoas major liegt; er fehlt nicht nur oft, sondern gewöhnlich. Er wen- det sich, vom untersten Brustwirbel herablaufend, etwas nach innen und geht in eine breite Aponeurose über, welche den vorigen M. bedeckt Mm. an der und in der fascia iliaca (s. S. 410) verschwindet. Urspr. Vom untern Theile der Seite des Körpers des 12. Brust- und vom 1. Lendenwirbel, vom Zwischenknorpel zwischen beiden. Ans. Mit dünner, platter Aponeurose geht er in die fascia iliaca und pelvis über, und breitet sich bis zum tuber Mo - pectinaeum hin aus. "Wlrli. Spannt diese Fascien, an welche er sich heftet ; kann die Wirbel, von wel- chen er entspringt, herabziehen oder das Becken vor- und aufwärts ziehen helfen. I>. Muskelns welche den Oberschenkel strecken oder^ ist dieser fixirt, das vorwärts gebeugte Becken aufrichten und seitwärts beugen. Sie liegen an der hintern Fläche des Bek- kens, an der äussern des Hüftbeins, von diesem etwas schräg ab- wärts gegen den trochanter major. Es sind 3 mm. glutaei, welche schichtenweise über einander liegen und ein weiches Polster (Ge- säss, not es s. dunes) für den Körper beim Sitzen und Liegen bil- den. Zwischen den Gesässmuskeln beider Seiten führt die Kerbe, crena ani, vom Steissbeine zum Mittelfleische. 4L M. glutaeus maocimus, grosser Gesässmuskel (in der regio natis), ein platter, dicker und rautenförmiger M., welcher aus starken, durch Fettlagen locker verbun- denen und sich in ihrem Verlaufe unter einander schiebenden Bündeln be- steht und dicht unter der Haut liegt, nur vom oberflächlichen Blatte der fascia lata bedeckt. Er bedeckt die ganze äussere Fläche des Hüft- und Kreuzbeins, nur vorn in der Gegend der spinae ilii anteriores lässt 416 - Muskeln der untern Ex- tremität. Mm. H iifte er ein Stück frei) so dass ein Theil des m. glulaeus medius sichtbar ist. Er läuft von hier mit convergirenden Fasern schräg nach vorn, aussen und unten herab gegen den trochanter .major, wo er in eine breite, platte, starke Sehne übergeht, die über einen grössern und mehrere kleine Schleimbeutel hinweglaufend, sich unterhalb des trochanter an die linea aspera anheftet. Er bedeckt die andern Gesässmuskeln, die incisura ischiadica major und minor, alle aus diesen hervortretenden Gefässe und Nerven, die Rollmuskeln, das Hg. tuberoso- und spinoso- sacrum und das tuber ischii. An seinem Ursprünge hängt er mit der Aponeurose des m,. latissimus dorsi und sacrolumbaris zusammen. tTrspr. Vom hintern Theile des labium externum cristae ilii, von der hin- tern Fläche des os sacrum und coccygis, Yon den ligg. iliosacra poste- riora und lig. tuberoso - sacrum. Ans. An den äussern Schenkel der linea aspera, von dem Punkte gleich unter- terhalb des trochanter major bis fast zur Mitte des Oberschenkels herab , theils geht er auch mit seiner Aponeurose in die fasct'a lata über. Wirk. Streckt den Oberschenkel rii ck- und auswärts; kann ihn anch etwas abziehen und die untere Portion denselben etwas nach aussen rollen. Steht der Schenkel fest, so richtet er das nach vorn gebogene Becken auf und kann es dann etwas nach hinten und unten ziehen. Den Rumpf vermag er auf dem Kopfe des Oberschenkels nach vorn zu drehen. Art. u. Nerv. Zw. der art. ghttaea, ischiadica, circvmflexa femoris externa und profunda femoris ; — nerv, glitt, inferior u. Zw. des glutaeus superior. 5. M. glutaeus medius, ander mittlerer Gesässmuskel (in der regio natis), platt und dreieckig, liegt zum Theil bedeckt vom vorigen (sein vorderer oberer Theil ausge- nommen) nur an der äussern Flache des Hüftbeins; ist kürzer und dün- ner als dieser. Er wird vom tiefen Blatte der fascia lata überzogen und läuft mit seinen Bündeln, die dichter zusammen liegen und conver- giren, gegen den trochanter major. Die Fasern des vordem Theiles gehen also schräg ab- und rückwärts, die hintern untern schräg ab-, aus- und vorwärts, die mittlem gerade abwärts. Er bedeckt den m. glutaeus minimus und gränzt mit seinem untern hinlern Rande an die in- cisura ischiadica major und an den m. pyriformis. Zwischen seiner breiten starken Sehne und dem trochanter major liegt ein Schleimbeutel. Urspr. Von der äussern Fläche des os ilii; mit seinem vordem Theile , welcher vom m. glut. maximus nicht bedeckt ist, vom labium externum cristae bis j zur spina anterior superior hin; mit dem hintern von der linea arcuata ex- terna superior. Ans. An die äussere Fläche des trochanter minor. Wirk. Streckt den Oberschenkel, abducirt und rollt ihn durch seine vordere j Portion nach innen. Art. u. Nerv. Zw» der art. glutaea superior, ischiadica und circumflexa femoris externa i — des nerv, glutaeus superior. 6. 11. glutaeus minimus» kleiner Gesässmuskel (in der regio natis), ist der kleinste und dünn- ste dieser 3 M., wird vom vorigen bedeckt und hat dieselbe Gestalt unt Richtung. Er besteht aus dichteren Fasern, die in eine schmale, abei starke Sehne übergehen, welche sich mit dem Kapselbande des Hüftge- lenks verwebt und zum trochanter major erstreckt, woselbst ein Schleim- beutel liegt. ITrspr. Von (\ev linea arcuata externa inferior Cs. semicircularis inferior) und vom untern Theile der äussern Fläche des os ilium. — 417 - Ans. An den obern Theil der äussern Fläche des trochanter major. Muskeln der Wirk. Stre ckt und zieht den Oberschenkel nach aussen; spannt den obern untern Ex- Theil der Kapsel an. tremität. Art. u. Nerv.; die des vorigen M. c. f&ollmuskeln des Oberschenkels, welche ihn um eine seiner Längenachse parallele Linie drehen, wo- bei der trochanter major das Segment eines Kreises beschreibt und die Fussspitze aus- oder einwärts gekehrt wird. Sie haben meist eine schräge oder quere Lage zwischen der hintern Fläche des Beckens und dem trochanter major, und können, wenn der Schen- kel fixirt ist, den Rumpf auf dem capul femoris drehen. a) Die, welche den Schenkel nach aussen rollen, der m. piff riformis, gemellus superior, obturator internus, gemellus infe- rior, quadratus femoris und obturator externus, finden sich an der hintern Fläche des Hüftgelenks; sind alle vom glutaeus ma- ximus bedeckt; setzen sich an den trochanter major an und lie- gen in der aufgeführten Ordnung vom untern Rande des m. glu- taeus medius an zur hintern Fläche des Oberschenkels herab. b) Die Mm., welche den Schenkel nach innen rollen sind nur: die vordere Portion des m. glutaeus medius und der tens or fasciae latae. 9. JHf. pyriformis (Uiacus externus), s. pyramidalis, birn förmiger Muskel (in der regio natis), länglich, Mm, an de? kegelförmig, kommt mit seinem breiten Kopfe von der innern Fläche des os sacrum und durch die incisura ischiadica major aus dem Becken hervor, so dass er diese in eine obere und untere Hälfte theilt, und geht schmä- ler aber rundlicher werdend, schräg ab- und vorwärts zum trochanter major. Sein oberer Rand gränzt an den untern des m. glutaeus me- dius, sein unterer an den obern des m. gemellus superior. ITrsipr. Dünnflechsig von der vordem Fläche und dem seitlichen Theile des os sacrum, von den Rändern des %. — 4. falschen Wirbels (bis über die fora- mina sacralia anteriora nach innen) ; auch noch von der Symphysis sacm-iliaca, Spina HU -posterior inferior, von der vordem Fläche des Hg. tuberoso- und spinoso* sacrum. Ans. Mit schmaler, rundlicher Sehne an die innere Fläche der Spitze des tro- chajiter major, woselbst ein Schleimbeutel liegt. Wirk. Rollt den Schenkel nach aussen oder hebt ihn etwas nach hinten und aus- sen; ist dieser fest, dann dreht er das Becken nach seiner Seite vorwärts. Art. u. Nerv. Zw. der art. glutaea, ischiadica und urtt. circumflexae femoris y — » des nerv, glutaeus superior und ischiadicus. 8. u. 9. Mm. gemelli s. gemini, Zwillingsmuskeln (in der regio natis), 2 kleine, dünne, längliche Mm., welche unterhalb des vorigen quer zwischen spina und tuber ischii und trochanter major liegen. An ihrem Ursprünge sind beide durch die incisura ischiadica minor getrennt, durch welche der»?, obturator internus hervortritt und von diesen Mm., die sich nach ihrer Insertion hin miteinan- der vereinigen, wie in einer fleischigen Scheide (marsupium carneum) eingeschlossen liegt. Bock's Anat. I. 27 - 418 — Muskelu der Urspr. «) M. gemellus superior, entspringt von der äussern Fläche der untern Kx- Spinct isc/tii, und gränzt nach oben an den m. puriformis , nach unten an den obturalor internus. a) M. gemellus inferior, von der äussern Fläche des obern Theiles des tuber isc/tii; er stosst nach oben an den m. obturalor internus, nach unten an den m. quadralus femoris. Ann. Beide laufen quer und convergirend zur fossa trochanterica, an deren oberm Theil sie sich anheften. Wirk. Rollen den Schenkel nach aussen oder ilrehen das Becken nach ihrer Seite vorwärts. Art. vi. Nerv. Zw. der art. ischiadica und circuinflexu femoris interna; — des nerv. itchiadicus. lO. NE. obturator internus, innerer Hüfllochiiiuskel, platt und dreieckig, liegt mit seinem gröss- ten breiten Theile im kleinen Becken (an der vordem Wand), an der innern Fläche des lig. obturatorium und am Umfange des Joramen obturatorium. Er läuft von hier mit convergirenden Fasern nach hin- ten und aussen, zwischen lig. tuberoso- und spinoso-saerum durch die incisura ischiadica minor, biegt sich hier unter einem rechten Winkel um den ravius descendens isc/tii herum (wo sich zwischen beiden ein Schleimbeutel, bursa tuberoso-isc/riadica, befindet) und nach vorn und aussen gegen den troeft unter major hin. Dieser M. ist schon in- nerhalb des Beckens an der dem Knochen zugekehrlen Fläche flechsig und hier mit der fascia pefvis und ani überzogen ; ausserhalb desselben wird seine platte, schmale Sehne in der fleischigen, von den mm. gc- Mm. an der mellis gebildeten Scheide aufgenommen, wo sich ein 2tei\ mit dem er- Huite" sten zusammenhängender Schleim beute I (bursa obturatoria oblonga) befindet. ITi-Npi'. Arn innern Umfange des foramen obturatorium (welches vom Sitz— undSchaambcinc gebildet wird), von dem zum kleinen Becken gehörigen Theile des os iliuui bis zur incisura ischiadica major hin , und von der innern Fläche der membrana ohturatrix. — Zwischen dem Darmbeine und Schambeine ist der Ursprung des M. unterbrochen , um eine OelTnung für die art., ven. und nerv, obturalor. zu bilden. Ann. An den obern Theil der fossa trochanterica. Wirk. Rollt den Schenkel nach aussen oder dreht das Becken nach seiner Seite vorwärts. . .... Art. 11. Nerv. Zw. der art. obturatoria, pudsnda communis, glutaea n. ischiadica; — des nerv, obturatorius und itchiadicus. 11. NE. quadralus femoris, viereckiger Schenkelmuskel, ein platter, viereckiger M., welcher oberwärts an den untern Band des m. gemellus inferior und unten an den obern des adduetor magnus stösst, und vom tuber isc/tii horizontal aus- und rückwärts, über und hinter dem m. obturator extemus zum zum trochaiiler major läuft. Zwischen ihm und dem trochanler minoi liegt ein Seh leim beute I. Trspr. Vom vordem Bande und der äussern Fläche des tuber isc/i ii. %ns. An den untern Theil des hintern Bandes des trochantcr major und an d." obere äussere Ende der linea inlertrochanterica posterior. Wirk. Die der vorigen Mm. Art. u. Nerv. Zw. der art. circumflexu femoris interna, obturatoria \\. ischiadica ;■ des nerv, ischiadicus. 12. NE. obturator eacternus, äusserer Hüftlochmuskel, ist der unterste dieser Bollmuskeln und liegt unter und vor dem vorigen. Er läuft von der äussern Fläche des — 419 — lig. obturatoriuth , bedeckt von den Adduktoren und m. pectinaeus, an- Muskeln der ter dem Hüftgelenke hin, schräg aus- und rückwärts, durch die Vertie- ""remUä* fung zwischen dem uutern Rande der Pfanne und dem tuber isc/iii, um den ramus descenderis isc/iii herum, wird dicker und rundlich und tritt dann auf- und auswärts am lig. capsulare, zwischen dem Schenkelhalse und m. quadratus femoris, zur fossä trochanlerica. UrMpr. Vom äussern und untern Umfange des for amen obturatorium (und der äussern Fläche der Membrana obturatrix ?) Ans. Mit rundlicher, schmaler Sehne an den untersten, tiefsten Theil der fossa troch an terica. l^il'lt. Die der vorigen Km. Art. u. Nerv. Die Art. sind die des vorigen Mm.; — die Nerven Zw. des obtura- turius und ischiadicus. 13. Kl. tensor fasciae latae, Schenkelbindenspanner (in der regio infrailiaca) , ein länglicher Mm. an der M., welcher, zwischen den Blättern der fascia lata eingeschlossen, am " te' obern äussern Umfange des Oberschenkels, zwischen glutaeus medius und sartorius, dicht unter der spina ilii anterior superior liegt. An seinem Ursprünge ist er flechsig, wird aber bald fleischig1 und breit, und läuft, sich etwas nach hinten wendend, ungefähr bis zur Mitte des Schen- kels herab, wo er in der fascia lala verschwindet. Oben liegt er auf dem m. glutaeus medius und miniinus, unten auf dem vastus externus. ITrspr. Mit kurzer, schmaler Sehne von der spina ilii anterior superior und (fleischig) vom vordem Rande des os ilium bis zur spina anterior inferior herab. Ans. Verliert sich in der Mitte des Oberschenkels im äussern Theile der fascia lata. Wirk. Rollt den Schenkel nach innen, zieht ihn aucli ah, hilft hei seiner Ueugung Tind spannt die fascia lata. Art. u. Nerv. Zw. der art. cii cumflexu ilii und femoris externa; — des nerv, glu- taeus superior. «1. Muskeln, welche den Oberschenkel anziehen. Mm. adduclores; wodurch beide Schenkel einander genähert werden. Sie müssen an der innern Flache des Oberschenkels lie- gen und gehen vom Schanibeine schräg herab zur lineu aspera. Ihr Ansatzpnnct stösst an den Ursprung des vaslus internus; zwischen beiden bleibt aber eine Rinne, welche an der vordem Fläche des Schenkels, von der fossa ileo-peclinaea an schief von oben und aus- sen nach einwärts herabläuft und vom m. sartorius bedeckt wird. Sie nimmt die Schenkelgefässe und Nerven auf. 11. M. pectinaeus, Schamknochen- oder Kammmuskel (in der regio femoralis ante- Mm. am i . • ivt x • j. l • i n Oherschen- nor), hat seinen JNamen von pecten s. ertsta puots, wo er entspringt. Üs j^i, ist ein platter, länglich viereckiger M., welcher vor dem in. obturator externus. adduclor brevis und dem Hüftgelenke, zwischen der Sehne des m. psoas major und dem m. adduetor longus, vom horizontalen Aste des Schambeins schräg aus- und etwas rückwärts gegen den trochanter mi- nor hcrabläuft. Zwischen der Endsehnc des M. und dem Oberschenkel- knochen liegt ein Schleimbeutel. ITrnpr. Mit dünnem , breitem, fleischigem Kopfe von der crista pubis fs. pecten). 27* — 420 - Muskeln «ler Ans. All der hinein hintern Fläche des Oberschenkelbeines an die linea aspera, untern Ex- dicht unter dem trochanler minor. tremitat. '^ij.Ji. Zieht den Schenkel einwärts, kann ihn aber auch einwärts beugen. Ist der Schenkel einwärts gerollt, so hilft er ihn auswärts rollen. Art. u. Nerv. Zw. der art. obturatoria und cir cum flexu femoris interna ; — des nerv, cruraiis und obturatorius. 15. Mm. adductores (s.m. triceps femoris), sind 3 Anzieher des Oberschenkels (in der regio femoralis ante- rior interna), welche gemeinschaftlich von der vordem Fläche des ramus descendens pubis entspringen und schräg aus-, ab- und rückwärts zur linea aspera laufen. a) M. adductor Jongus ( s. caput longum tricipitis), läng- lich, platt und dreieckig, liegt zu oberst von diesen 3 Anziehern, an der innern Seite des m. pectinaeus, oben auf dem folgenden adductor und unten auf den adductor magnus, am Rande des m. gracilis. Urspr. Mit dicker, schmaler Sehne vom obern Theile der vordem Fläche des ramus descendens ossis pubis. Ans. An den mittlem Theil der linea aspera, vor dem Ansätze des m. adductor brevis und magnus (im mittlem Drittel des os femoris). Vom innern Rande des Ms. trennt sich aber auch noch ein sehniges Fascikel ab , welches zur vordem Fläche des adductur ?nagnus tritt und sich mit ab- und vorwärtslaufenden Fasern auf dem m. vastus internus verliert. b) M. adductor brevis (s. caput breve tricipitis), liegt hin- ter dem vorigen M. und dem m. pectinaeus, zwischen diesen und dem Mm. am m. adductor magnus, dicht neben dem m. gracilis, und ist kürzer, aber °bekeihen breiter als der longus. Er geht weniger ab- und mehr auswärts zum os femoris. Urspr. Unter dem vorigen M. von der vordem Fläche des ramus descendens ossis pubis, neben der Symphyse. Ans. Mit kurzer breiter Sehne an das labium internum lineae asper ae, dicht unter dem Ansätze des m. pectinaeus. c) M. adductor magnus ( s. caput magnum tricipitis ), ist sehr gross, dreieckig, platt und dick', und liegt hinter den beiden vo- rigen Mm. an der Seite des m. gracilis (welcher an seinem innern Rande herabläuft), vor dem Beugern des Unterschenkels. Er entspringt, mit dem m. gracilis verwachsen, von demselben Punkte und setzt sich ebenfalls an die linea aspera, wie die beiden andern Anzieher. Seine obern Fa- sern laufen beinahe horizontal nach aussen und gränzen nach oben an den m. quadratus femoris, die mittlem steigen schräg nach aussen herab, die untern fast senkrecht und gehen in eine rundliche Sehne über, die bis zum condylus internus femoris herabreicht. Am Anfange des un- tern Dritltheils des Oberschenkels befindet sich nahe an der Insertion dieses M. eine dreieckige Spalte, durch welche die fossa poplitaea mit der Furche zwischen den Adductoren und m. vastus internus communi- cirt und die art. und vena cruraiis tritt. Urspr. Von der vordem Fläche des ramus descendens ossis pubis, des ra- ?nus descendens und der untern Fläche des tuber ossis ischii. Ans. Mit langem sehnigem Rande längs des labium internum der ganzen linea aspera und mit einer rundlichen Sehne an den condylus internus femoris. Wirk, der Addnktoren. Ziehen einen Schenkel an den andern an; war er auf- gehoben, so ziehen sie ihn einwärts herab; wirken auch etwas bei der Beugung desselben mit, so dass die Kniekehle des einen Fusses vor oder auf das Knie des andern gebracht werden kann. Wirken die Anzieher beider Seiten, so werden die Schenkel stark — 421 — an einander oder an einen zwischen beiden liegenden Körper gepresst, wie beim Reiten, Muskeln der Klettern. Ist der Schenkel iixirt, dauu kann das Becken durch sie etwas nach aussen und untern Ex.- unten geneigt werden. tremität. Art. u. Nerv. Zw. derart, cruralis, profunda fanoris , obturatoria u. circumflexa femoris interna; — des nerv, obturatorms. B. Muskeln am Oberschenkel. Sie wirken auf das Kniegelenk (s. S. 272), laufen in der Längs- richtung des Oberschenkels herab, entspringen entweder vom Becken oder vom Oberschenkelbeine, und inseriren sich am obern Theile des Unterschenkels. a. Muskeln, welche den Unterschenkel adduciren und zugleich beugen helfen. 1. fit . sartorius, Schneidermuskel (in der regio femoral is anterior); ein langer, plat- ter, schmaler M., der längste des ganzen Körpers, liegt (in einer Scheide der fascia femoris) am oberflächlichsten an der vordem Fläche des Ober- schenkels und läuft wie ein Band schräg von aussen und oben (von der spina ilii anterior superior) nach innen und unten zur innern Seite des Mm. am Kniees herab. Sein oberer Tbeil liegt an dem innern Rande des m. ten- ]. Mm. interossei pedis interni (s. inferiores s. plantares), sind grösser als die externi, nur 3 an der Zahl und Anzieher der 3. , 4. und 5. Zehe , da die grosse Zehe ihren m. adductor proprhis besitzt und die 2. keinen nöthig hat, weil nach ihr hin die Anziehung der übrigen Zehen geschieht. Sie liegen unter den äus- sern Mm. , näher der Fusssohle ; jeder entspringt an der Tibialseite eines Mittelfuss- knochens und setzt sich an dieselbe Seite des 1. Gliedes derselben Zehe an. Ihre Sehnen lenken sich ebenfalls gegen den Rücken der Zehen und vereinigen sich mit denen der mm. lumbricales und extensores digitorum. a) M. inter os seus internus I. s. adductor digiti III, zieht die 3. Zehe zur 2. hin, von der 4. ab; entspringt am latus tibiale des 3. os metatarsi und setzt sich an dieselbe Seite des 1. Gliedes der 3. Zehe. b) M. interos seus internus II. s. adductor digiti IV., zieht die 4. Zehe zur 3. hin, und liegt an derselben Seite, wie der vorige, am 4. Mittelfussknochen und 1. Gliede der 4. Zehe. c) M. inteross eus internus III. s. adductor digiti V., zieht die 5. Zehe an. die 4., und verhält sich an der 5. Zehe, wie die vorigen Mm. an ihren Zehen. - 437 Uebersidit der an den Muskeln vorkommen- den Schleimbeutel und Scheiden. Da die bursae und vaginae mucosae der Muskeln (s. S. 314) bis.4 Schleimten weilen pathologischen Zuständen (Entzündung, Wassersucht) unterworfen Schleim- sind, einige auch wegen des Zusammenhanges mit Gelenkhöhlen bei de- scliei,len ren Krankheiten in Betracht kommen, so ist es nicht überflüssig, diesel- ben einzeln aufzuführen. A. Bursae mucosae am Kopfe und Halst» 1) B. obliqua (s. musculi obliqui supefipris) , liegt innerhalb der trochlea, und umgiebt von hier aus die Sehne als Schleimscheide bis zu ihremAnsatze am Aug- apfel (s. S. 323). 2) B. masselerica, befindet sich zwischen dem Stratum exlernum und in- ternum des m. masseler ; sie ist nur zuweilen vorhanden. Auch unter dem Muskel findet man zuweilen noch einen Beutel (s. S. 333). 3) B. digaslrica (s. musculi digastrici maxillae inferioris), ist an der innern Fläche der mittlem Sehne des m, digaslricus , da wo sie den m. stylo-hyoideus durch- bohrt (s. S. 342). Sie wird meistens durch lockeres Zellgewebe vertreten. 4) B. palatina (s. musculi circumflexi palati mollis), zwischen dem hamulus plerygoideus und der innern Fläche der Sehne des m. circumflexus palali mollis (s. S.335). 5) B. subungualis (von Slro/tmeyer und Fleischmann gefunden) , ein klei- ner ovaler Beutel , welcher auf dem Boden der Mundhöhle unter der Zunge auf dem m. genioglossus , in der Nähe des Zungenbändchens und hinter der Mündung des duetus Bartholinianus liegt und stets sowohl auf der rechten als linken Seile vorhan- den ist. (Er kann Sitz der Froschgeschwulst sein.) II. Am Oberarme. 1) B. acromialis externa und 2) interna. Die äussere befindet sich am obern , vordem Theile des Oberarmknochens , zwischen processus coraeoideus, lig. coraco-acromiale, lig. capsulare VlüA m. deltoideus (s. S. 389). — Die innere B. liegt oberhalb der Sehne des m. supra- und infraspinalus und leres major, unter dem lig. coraco-acromiale. Beide hängen oft zusammen (s. S. 391). 3) B. coraeoidea, zwischen der innern Seite der Wurzel des processus cora- coideus, der Sehne des m. subscapularis und dem lig. capsulare (s. S. 392). Sie communicirt häufig mit der Kapsel des Achselgelenkes. 4) B. clavicularis, hinter dem lig. trapezoideum, zwischen processus cora- coideus und clavicula. 5) B. subclavia, zwischen der Sehne des m. snbclavius und dem Knorpel der l.Bippe(s.S. 352). 6) B. coraco - brac/iialis, zwischen dem Kopfe des ?n. coraco-brac/tialis, dem kurzen Kopfe des m. bieeps und dem lig. capsulare (s. S. 390). 7) B. pectoralis Cs. musculi pectoralis majorisj , liegt unterhalb des Ober- armkopfes, zwischen der innern Fläche der Sehne des m. pectoralis major und dem langen Kopfe des m. bieeps (s. S. 351). 8) B. brachialis superior fs. musculi terelis majoris). Sie hat ihre Lage zwischen der Sehne des m. leres major, dem Oberarmknochen und dem obern Theile der Sehne des laiissimus dorsi (s. S. 391), und bekommt durch sichelförmig vor- springende Falten eine ungleiche Form. 9) B. brachialis inferior (s. musculi lalissiini dorsi), zwischen der Sehne dieses Muskels und dem Oberarmknochen , ist oft nur eine Fortsetzung des vorigen Beutels. 10) B. brachio - bicipilalis (s. musculi bieipitis) , zwischen der Sehne des langen Kopfes des m. bieeps und dem os hrachü, da wo sie durch die Kinne zwischen den beiden Tuberkeln läuft (s. S. 393). — 438 — C. Am Ellenlsogeiigelenke. Schleimten- 1) B. radio - bicipitalis , zwischen der Sehne des m. biceps, dem ?n. bra- tel und ehialis internus und der tuberositas radii (s. S. 31)3). scheiden" ^) B. cubito - radialis, zwischen der Sehne des m. biceps, dem m.brac/iia- lis internus, supinator brevis und dem Hg. capsulare und annulare. 3) B. anconaea, zwischen der Sehne des m. triceps und dem olecranon (s. S. 394). Sie ist häufig durch Vorsprünge im Innern zellig und scheinbar oder auch wirklich mehrfach. 4) B. capitulo - radialis, zwischen dem Köpfchen des radius und dem ge- meinschaftlichen obern Ende der mm. extensores carpi und des m, extensor digito- rum communis. 0. Am untern Theile des Torderarms und an der Hand. 1) Vagina synovialis m. flexoris pollicis longi, hüllt die Sehne dieses M. schon oberhalb des Hg. carpi volare proprium ein und reicht bis zu deren Inser- tion (s. S. 404). 2) V agina synovialis musculorum flexoriorum communium digi fo- rum. Die 8 Sehnen beider Fingerbeuger werden schon oberhalb des Hg. carpi volare proprium von einer gemeinschaftlichen, aber durch Scheidewände getheilten, Syno- vialscheide umhüllt, welche in 4 besondere Scheiden für die 2 zu jedem Finger lau- fenden Sehnen übergeht. Eine jede dieser 4 Scheiden begleitet ihre Sehnen bis zur 3. Phalanx und bildet am 1. und 2. Gliede eine oder zwei Paare schmaler Falten, vincula vasculosa lendinum s. tenacula s. Hgg. nmcosa, welche von den Phalangen aus in die unmittelbare Bekleidung der Sehnen übergehen und die Gefässe zu diesen leiten. Diese Synovialscheiden werden an den Fingern noch von fibrösen Scheiden und Bändern (s, S.403) umgeben. 3) Bb. mucosae radiales, für den m.flexor carpi radialis und die beiden mm. extensores carpi radiales bestimmt. a) B. radialis interna, eine Synovialscheide, welche die Sehne des m. flexor carpi radialis (s. S. 398) umgiebt, während sie in der Rinne des os miiltangutnm ma- jus und naoiculare, am lig. carpi volare proprium wegläuft. Vor ihrer Befestigung geht diegenannte Sehne bisweilen noch über einen Schleimlieutel hinweg. b) B.. radialis externa comrnnnis svperior und inferior , erstere liegt da, wo sich der»«, abductor pollicis longus mit den nun. extensores carpi radiales kreuzt; letz- tere zwischen den Sehnen dieser beiden Mm. c) B.mus ciili extensoris carpi radialis longi und brevis, zwei Schleimbeutel, von denen der eine zwischen der Sehne des m. ext. carp, rad, long. u. dem 1. Mittelhand- knochen, der andere zwischen der Sehne des m. brevis und dem 2. os metacarpi liegt. 4) Bb. ?nucosae ulnares, am m.flexor und extensor carpi ulnaris. a) B. ulnaris interna, zwischen der Sehne des m. extensor carpi ulnaris und dem os pisiforme. b) B, ulnaris externa, zwischen der Sehne des m. extensor carpi ulnaris und dem 5, os metacarpi. Diese Sehne steckt in einer glatten Sehnenscheide. 5) B. abductoris pollicis longi, eine Synovialscheide , welche die Sehne dieses Ms. da umgiebt, wo sie über den radius, durch die 1. Scheide des Hg. carpi dorsale, läuft (s. S. 402). 6) B. m. extensoris pollicis longi und brevis, 2 Synovialscheiden, welche die Daumenstrecker bei ihrem Verlaufe über das Handgelenk umgeben (s, S.401). 7) Vagina mucosa ex tensoria digitorum. Die Sehne des gemein- schaftlichen Fingerausstreckers wird anfangs nur von einer Synovialscheide umhüllt, später erhält aber eine jede, ihrer 4 Sehnen eine besondere Scheide (s. S. 400). Am 1. Fingergelenke liegt ein kleiner Schleimbeutel unter jeder Sehne. 13. Am Hüftgelenke. 1) B, iliaca s. ilio - puber alis , ein Schleimbeutel von nicht unbedeuten- dem Umfange und Wichtigkeit bei Hüftgelenkkrankheiten. Er liegt unter dem ver- schmälerten Bauche des m. iliacus internus und psoas major, da wo diese über den ramus horizonlalis ossis pubis hinweg , zum trochanter minor gehen. Nach oben wird er vom horizontalen Aste, nach innen vom Bande des acetabulum, nach aussen vom Halse des os femoris und nach unten vom troc/tanler minor bc- - 439 - gränzt. Diese bursa hat also eine trichterförmige Höhlung, ist oben weiter und nach Schleimbeu- unten enger. Nach hinten liegt sie dicht auf dem Hg. capsulare und communicirt }e}?n}A oft mit der Höhle desselben, vorn wird sie vom m. iliacus und psoas bedeckt. In scheiden" ihrem Innern bildet die Synoyialhaut dünne Falten , welche von oben nach unten ver- laufen, ziemlich breit sind und das Innere in Abtheilungen bringen. Hängt die Höhle dieser bursa mit der des Kapselbandes zusammen , so findet sich die Commu- nicationsöffnuug stets an der obern breiten Seite und zwar so, dass der Längen- durchmesser derselben mit dem Breitendurchmesser des caput femoris parallel läuft. Die Oeffnung ist oval , bisweilen durch fibröse Streifen in mehrere getheilt und durch sie setzt sich die Synovialkapsel des Hüftgelenks in die bursa fort (s. S. 414). 2) B. pectinaea, findet sich zwischen der Sehne des m.pectinaeus und dem os femoris, dicht unter dem trochanter minor (s. S. 419). 3) Bb. mm. glutaeorum. a) Bb. m. glutaei maxirni; ein grosser Schleimbeutel liegt zwischen der Sehne des m. ghitaeus maximus und dem trochanter major ; etwas weiter abwärts finden sich 2 — 3klei- nere, zwischen der Sehne, dem Knochen und den angränzenden Muskeln. b) B. ?n. g/utaei 7/iedii, zwischen der Sehne desselben und dem trochanter major, vor der Insertion des m. pyramidalis. c) B. m. glutaei minimi, zwischen der Sehne und dem trochanter major (s. S. 416). 4) B. tuber oso - ischiadica, zwischen dem m. obturator int ernus und dem ramus descendens ossis ischii (s. S. 418). 5) B.obluratoria oblonga, liegt hinter dem Hg. capsulare des Hüftgelenks, zwischen den mm. gemellis und m. obturator internus. 6) B. quadrato -trochaaterica, zwischen dem m. quadratus femoris und dem trochanter minor. 7) B. m. sejiiimembranosi, liegt gleich unter dem Ursprünge dieses M., zwischen ihm und dem langen Kopfe des m. biceps (s. S. 425). F. Amt Kniegelenke. 1) Bb. mucosae genuales. Essind: a) B. supr a-genuatis, diegrö'sste; hinter der gemeinschaftlichen Sehne der Extensn- ren des Unterschenkels, oberhalb der Kniescheibe; sie communicirt mit der Kapsel des Kniegelenks. b) B. infr a-genualis , zwischen dem Hg. patellae und der tuberositas tibiae. c) B. genualis interna anterior , zwischen den Seiinen des m. sartorius , gracilis, setnitendinosus und dem Hg. laterale internum. d) B. genualis int erna posterior, zwischen der Sehne des m. semimembranosus u. dem m. gastrocnemius, neben dem condylus internus tibiae. 2) B. poplilaea, zwischen dem m. poplilaeus, Hg. capsulare und condylus externus tibiae ; sie öffnet sich in die Gelenkkapsel (s. S. 425). 3) B. m. bicipitis femoris. zwischen der Sehne dieses M. und dem Hg. laterale externum (s. S. 424). Cr. Am Fusse. 1) B. calcanea, befindet sich zwischen dem tendo Achillis und dem calca- neus 's. S. 428). 2) Bb. tibiales, 2 Scheiden , eme- für den m. tibialis anlicus , die andere für denposticus. Beide umfassen die Sehnen von da an, wo sie über das Fussgelenk hinweg zum Fusse treten (s. S. 426 u. 430). 3) B. m. ex tensoris digitorum, eine Scheide für die Sehnen dertZehen- beuger , welche sich wie die an dem Strecker der Finger verhält (s. S. 427). 4) B. m. extensoris hallucis, umgiebt scheidenartig die Sehne des lan- gen Streckers der /grossen Zehe, während ibres Verlaufes auf dem Fussrücken (s. S. 427). 5) Bb. mucosae flexorum digitorum pedis. Es sind Synovialscheiden, welche die Sehnen des m.flexor hallucis longus und der mm.ßexores communes digi- torum während ihres Laufes vom Fussgelenke an , in der Fusssohle bis zu den Zehen hin umgeben und denen an den Fingerbeugern ähnlich sind (s. S. 432). 6) Bb. mucosae per onaeae. a) B. peronaea communis, eine Scheide, welche die Sehnen des m. peronaeus lon- gus und brevis, wo sie hinter dem mulleolus externus und talus herabsteigen, umschliesst. — 440 — Schleimbeu- b) H. m. peronaei longi, umgiebt die Sehne dieses M. in ihrem Laufe schräg dnreh die tel. Fusssohle. c) B. m, peronaei brevis, liegt unter der gemeinschaftlichen Schleimscheide (s. S. 431). Mnskel- Bewegung nnd ihre verschiedenen Arten. Bewegungim Bewegung, sagt Carus, ist ihrem Wesen nach Veränderung (nuchCanis)} m Räume, und schon hiernach ist es klar, dass der Begriff der Bewe- gung zum Theil mit dem Begriffe aller Fortbildung zusammenfallen muss, welche ebenfalls auf einer Veränderung im Räume beruht, und welche denn auch wirklich ohne Bewegung (Eindringen neuen und Ausstossen verbrauchten Bildungsstoffes) nie gedacht werden kann. — Die Urform aller Bewegung in der Natur, oder alle Elementar-Bewegung, ist An- ziehung und Abstossung und es ist klar, dass, sobald diese beiden Momente innerhalb eines und desselben besondern Körpers vorkommen, sie sich als Zusammenziehung und Ausdehnung gestalten müssen, also schon eine höhere Form der Bewegung, als Anziehung und Ab- stossung, sind. Wenn die Physiologie es unternehmen sollte , nachzuweisen, wie überhaupt zu- erst Bewegung in einem absolut Ruhenden entstände, so unternähme sie etwas dem menschlichen Geiste Unmögliches, indem ihr dann das Hervorgehen der die Notwendigkeit allgemeiner Bewegung durchaus involvirenden Natur in und aus Gott an sich klar geworden sein müsste. — Wir müssen also davon ausgehen , dass es überhaupt nichts ahsolut Ruhendes in der Welt und also auch nicht in unserm Orga- nismus giebt, und wir haben hier nur zu verfolgen, wie das besondere Phänomen und die besondere Form von Bewegung, welche wir Muskulär- Contraktion nennen, zu Stande kommt. Diese Muskelcontraktion ist nun aber, wie schon frü- her gesagt wurde (s. S. 287) , keineswegs die einzige erste und ursprüngliche Bewe- gung, denn das Zuströmen von Säften und das Ausdehnen des mehr und mehr als Bläschensubstanz sich zusammenhäufenden organischen UrstofTs bei der ersten Bil- dung des Organismus, sowie das kreisförmige Strömen der Urbildungsflüssigkeit zwischen der sich fortbildenden Substanz, sind jedenfalls die ersten der im Organis- mus erkennbaren Bewegungen, und sie sind es, Welche in niedern Organismen und namentlich in den Pflanzen die alleinigen bleiben. Es lassen sich demnach 2 Ar- Arten der ten der Bewegung unterscheiden, nämlich: 1) eine niedere allgemeine or- Bewegung. ganische und allemal unwillkührliche Bewegung, welche ohneVoraus- setzung besonderer contraktiler Fasergebilde in aller noch nicht in höherem Grade diflerenzirter Substanz eines Organismus, insofern sie weder zu sehr erstarrt, noch zu unbedingt flüssig sich zeigt, möglich ist und unter den mannichfaltigsten Be- dingungen auch wirklich wird; und 2) eine höhere örtliche, nur an gewisse contraktile Fasergebilde gebundene, bald unwillkührliche, bald willkührliche Bewegung, welche nur, insofern sie durch den Einfluss der Innervationsströmung angeregt wird , hervortritt. Für die niedere und allgemein or- ganische Bewegung , — zu welcher die oscillatorische Bewegung der Wimpern und die Lebensspannung (lurgor) gehört und bei denen das Blut und die Säfte einen so entschiedenen Antheil nehmen, dass ein grosser Theil derselben jener Mitwirkung zugeschrieben werden muss — wird mehr die Anziehung und Abstossung, für die höhere und besondere hingegen — welche sich nur im Thierreiche und zwar genau in gleichem Maasse mit dem Nervensysteme entfaltet und nur ein reiner Vorgang zwischen contraktiler Faser und Nervenfaser ist — die Zusammenziehung und Aus- dehnung, das Wesentliche und Vorherrschende sein. Bei der Erklärung des Wesens der Muskelcontraktion ist zunächst zu bedenken , dass das Muskelfasergebilde gleich jedem andern Weichgebilde in irgend - 441 — einem Grade Theil haben müsse an der allgemeinen niedern und allemal unwillkühr- Muskelbe- lichen Bewegung aller organisch weichen Substanz, d. h. dass es der Aeusserung .T,ers"n? im innerer Attraktion oder Repulsion fähig sei, und dass also, um diese Vermögen Bemeinen- wirklich in Thätigkeit zu setzen, d.h. um die Attraktion innerhalb dieser Fasersub- stanz in Contraktion, oder die Repulsion in Expansion zu verwandeln, nur irgend eine Einwirkung erforderlich sei , wodurch ein derartiges polares Verhalten in dersel- ben gegeben sei, dass dadurch eine Anziehung oder Abstossung der Faserenden gegen einander gesetzt werde. Eine solche Einwirkung ist nun offenbar die Inner- vationsströmung, über deren Verhältniss 'zur Muskelcontraktion der Elektro- magnetismus Aufklärung geben kann, zumal da das Verhalten der Nervenfaser zu der Muskelfaser ein ganz ähnliches , wie das des galvanischen Leitungsdrahtes zu der Eisenstange ist; denn ebenso wenig als der galvanische Strom das Eisen unmittelbar treffen darf, so wenig geht die Primitivfaserschlinge in die Muskelfaser selbst über, sondern nur über dieselbe (s.S. 292 ff.). Wie nämlich jedes Stück Eisen, wenn es mit einem übersponnenen Drahte umwunden wird , in demselben Augenblicke, wo man einen hinlänglich starken galvanischen Strom durch diesen Draht hindurchleitet, zu einem Magnete wird, und anderes Eisen kräftig anzieht, welche Eigenschaft jedoch in demselben Augenblicke wieder erlischt, als der galvanische Strom aufhört; — ebenso entsteht die Muskelcontraktion, indem die von der Belegungs- masse des Nervensystems aus erregte stärkere centrifugale Inneivationsströmung in demselben Momente, dass sie in den über den Muskelfasern umbiegenden Schlin- gen der Primitivfasern der Muskelnerven erscheint, auch in diesen Muskelfasern eine Polarisation hervorruft, von welcher die Zusammenziehung der Faser die un- Wesen der mittelbare Folge ist. (Wie sich die Muskelfaser in der Contraktion vielleicht verhält MjJrs^t1ic01,n" s. S. 303). Wenn es die Substanz des Eisens zuliesse, würde sich dasselbe im obi-(nacn Carus). gen Phänomen, so wie es magnetisch wird, vermöge der erwachten Trennung zu einem sich wechselseitig anziehenden Nord- und Südpol, sogleich merkbar zusam- menziehen. — Beides ist ein Urphänomen, und ebenso wenig als sich ein weiterer Grund dafür anführen lässt, dass durch Elektricität Magnetismus hervorge- rufen wird, ebenso wenig auch dafür, dass durch Innervation die Contraktion sich erregt findet ; allein die nahe Verwandtschaft beider Vorgänge leuchtet ohne Weiteres ein. — Ein solches Einströmen der Nerven auf die Muskelfaser ist nun aber keines- wegs etwa immer als ein momentanes blitzähnliches zu denken , sondern es kann in vielen Fällen eine sehr geraume Zeit anhalten. So lange dann die Inneivationsströ- mung fortgeht, solange dauert die Contraktion des Muskels unausgesetzt fort , und was wir Ermüdung des Muskels nennen, ist Erschöpfung der Innervation. — So wie nun die Innervationserzeugung ganz entschieden von Wechselwirkung mit dem Blut- gährungsprocesse abhängt, so dass Aufhören des Blutlaufs durch die Belegungs- massen des Nervensystems fast unmittelbar das Erlöschen der Innervation selbst zur Folge hat, so ist auch die (magnetische) Lebenseigenschaft des Muskels , sich durch Innervationsströmungen polarisiren und dadurch zur Contraktion anregen zu lassen, durch andauernde Einwirkung des die Muskelfaser umströmenden Blutes bedingt. Die Contraktion des ausgebildeten Muskels ist aber ein reiner Vorgang zwischen Muskel- und Nervenfaser; beide müssen aber, wenn das Phänomen zu Stande kom- men soll , in vollkommuer Lebensintegrität sich befinden, die durch das fortwährende •Zuströmen des Blutes erhalten wird. Hört daher dieses auf, so muss eben so wie die Innervationserzeugung erlischt, auch die Contraktionsfähigkeit der Muskelfaser entschwinden ; jedoch geschieht dies nicht dergestalt plötzlich , dass nicht auf beiden Seiten die Lebensäusserungen noch einige Zeit (nach der Schnelligkeit des Stoffwech- sels längere oder kürzere) fortbestehen könnten, wenn auch die Bluteinwirkung fehlt. — Die Tod tens tarre, rigor mortis (s. S. 300) , d. i. das Absterben der willkiihrlichen Carus's Er- höhet' organisirten Muskelfasern, entsteht durch das Entladen der Innervation, welche heim klarung der Tode des Nervenlebens in centrifugaler Richtung von denHeerden, in welchen sie sich an lodten- der Belegungsmasse erzeugte, nach aussen fortgestossen u. zerstreut wird, wodurch noch da, wo die Primitivnervenfasern auf der Muskelfaser endigen, eine letzte magnetische Reaktion der Muskelfaser erweckt und eine längere oder kürzere Zeit dauernde Contraktion dersel- ben (je n^ach dem schnellem oder langsamem Entladen der Innervation) hervorgerufen wird. Ist die Innervation ganz entladen, so hört auch die Cnntraktion auf, der Muskel erschlafft vollkommen. Dadurch aber, dass zugleich mit jener letzten, von der gleichsam verweilen- den Innervation angeregten Muskelcontraktion sich ein durch Gerinnen des Blutes in den — 442 — Caruso Er- kleinsten Gefässen und der parenchymatösen Urbildungsfliissigkeit bedingtes Erstarren der Klärung der Muskelsubstanz verbindet, wird erst der eigentümliche, die Todtenstarre doch immer noch starre"* wesentüch von der Contraktion des lebenden Muskels unterscheidende Zustand gänzlich erklärt. Dieses Gerinnen allein kann aber desshalb nicht Ursache der Starre sein, weil diese noch vor völliger Zersetzung und Verflüssigung des Geronnenen aufhört. — So lässt sich nun ganz gut erklären: 1) warum in Fällen entweder noch nicht stark entwickelter In- nervation (beim Neugebornen) oder grossentheils schon im Leben aufgezehrter Innervation (nach schwerer Krankheit), der rigor mortis so schwach ist oder an längere Zeit gelähmten Gliedern gar nicht eintritt; 2) warum, angemessen der Fortschreitung centrifugaler Innerva- tion vom Hirn nach Rumpf und Gliedern, die Todtenstarre von den Kopfmuskeln allmälig auf die Muskeln der obern und untern Extremitäten fortschreitet und in eben der Ordnung erlischt; und 3) warum die Erstarrung beim Tetanus (von einer profusen centrifugalen, das Leben selbst erschöpfenden Strömung der Innervation herrührend) sich unmittelbar in die Todtenstarre fortsetzen kann. Auch lässt sich so einsehen, warum dem völligen Erlöschen der Muskelreizbarkeit ein Zeitraum vorhergeht, in welchem Reizung der Centralorgane und Hauptnervenstämme keine Muskelcontraktion hervorruft, wohl aber die Reizung der Nerven eines Muskels. — . Auch die beim Absterben der niedern Muskelfasern noch stattfindenden (rhythmischen oder kurzen unregelmässigen) Contraktionen sind durch, wenn auch sehr kurz reflektirte Strömungen der Innervation wesentlich bedingt. Ueber das Vorkommen der Muskelsubstanz bemerkt Carus, dass sie ursprüng- Vorkommen lieh überall da entsteht, wo eine Wechselwirkung des Organismus entweder mit den absolut Substanz äussern Elementen, oder mit einem innern organischen Elemente statt findet, wo also * eine Gegenwirkung des Organismus gegen ein Aeusseres gefordert wird. Bei niederen ein- facheren Thieren (z. B. Würmern) bezeichnet daher sehr regelmässig ein Cylinder von Mus- kelfasern unter der Haut, ein 2ter um den Darm, und ein 3ter um die Gefässstämme, die Stellen, wo dergleichen Gegenwirkungen des Organismus vorkommen, und auch im höhern Organismus ist die Anlagerung der Muskulatur nach denselben Gesetzen vertheilt. Hiernach giebt es 3, auch an Organisation und Lebenserscheinungen sehr verschiedene Muskelsysteme, nämlich: 1) ein unter der Haut entwickeltes Muskelsystem, welches sich we- sentlich auf das Nervenskelet (s. S. 132) bezieht und aus quergestreiften Fasern und varikö- sen Fäserchen besteht; 2) ein um Darm-, Athmungs- und Absonderungsorgane entwickeltes, und 3) ein Gefäss- Muskelsystem. Die beiden letzteren zeigen un- vollkommener entwickelte Fasern, ohne jene »iuerstreifen und mit glatten Fibrillen, und nähern sich den contraktilen Zellgewebsfasern. In diesen verschiedenen Fasergebilden lassen sich 3 Stufen von Bewegungen nachweisen, nämlich: 1) blosse vermehrte oder verminderte Leb ens Spannung, direkt durch absolut oder relativ äussere Einflüsse bestimmt, wie bei der noch ganz unentwickelten Faser im embryonischen Zustande oder bei der Faser auf der niedrigsten Stufe der Entwickelung (Gefäss-Muskelfaser). 2) Bewegung wirklich entwickelter, aber noch nicht in höherer Form ausgebildeter Muskelfasern durch centrifugale Innervation, die aber nicht direkt vom Hirn (also unbewusst), sondern vom Rückenmarke oder den Ganglien ausgebt (als Reflex auf gewisse centripetale unbewusste sensible Strömungen). Auf diese Weise erfolgen die peristaltischen Bewegungen des ausgebildeten Magens, Darmkanals, Herzens und die Bewegungen der Ab- sonderungsorgane. 3) Es wirken, neben den als Reflexion die Bewegung bestimmenden unbewussten Innervationsströmungen, auch bewusste, d. i. vom Hirn kommende und durch bewusste sensible Strömungen angeregte, auf die Bewegungsbestimmuug dieser Mus- kelfasern ein. Physiologische Eintheilung der Muskeloewegungen. Sie geht von den Ursachen der Bewegungen, also von dem Nervenein- flusse aus und gehört desshalb eigentlich auch in die Physik der moto- Arten der rischen Nerven (s. dort das Ausführlichere). Hiernach zerfallen alle- Bewegungen zunächst in wil Ikührliche und unwillkührliche, wenn dieser Einlheilung auch die anatomische Form der Muskeln nicht ganz güustig ist. l'heile sagt von diesen Bewegungen: A. Unwillkührliche Bewegungen. Der gesammte Muskelapparat ist dieser niedrigem Bewegungsweise fähig, aber in einem verschiedenen Verhältnisse, das sich zunächst mit der anatomischen Anordnung der Muskelfasern in Beziehung setzen lässt. 1) Unwillkührliche Bewegungen der Muskelfasern ohne Querstrei- fen und mit glatten Elementarfasern. Diese Fasern sind nur derun- willkührlichen Bewegung fähig; auch die Muskelfasern der Harnblase und der Iris, welche Manche zum Theil als willkührliche betrachten, gehören hierher. — Der gewöhnliche Hergang bei dieser Bewegung ist aber der , dass an einer Stelle, wo sich solche Muskeln befinden , ein Beiz auf die hier ausgebreiteten sensibeln Muskelbe wegungen — 443 — Nervenfasern wirkt, der sich bis zu den eigentlichen Centraltheilen des Nerven- Arten der Systems, oder bis zu den secundären Centraltheilen (Ganglien) fortpflanzt und Muskelbe- hier unmittelbar, ohne das Medium des Willens, jene motorischen Nerven-^nach2'/iei/e). fasern reizt, welche sich in den betreffenden Muskeln ausbreiten. Es sind also sogenannte reflektirte Bewegungen. 2) Unwillkührliche Bewegungen der quergestreiftenMuskelfasern. Hier zeigen sich aber folgende Abstufungen : a. Beflektirte Bewegungen derjenigen quergestreiften Muskelfasern , die sich an Bewegungsapparaten , welche zur Selbstreproduktion oder zur Bepro- duktion der Gattung unerlässlich sind , befinden. Diese Bewegungen sind : a) Anhalt end e, rhythm is che, unwillkührliche Bewegungen, ohne allen Willensein fluss; wie beim Herzen, welches quergestreifte Muskelfa- sern besitzt. b) Anhaltende, rhythmische, unwillkührliche Bewegungen, mit Wil- lens e infl us s insofern, als dieser derartige Bewegungen mehr oder we- niger intensiv machen, oder in kurzen Zwischenräumen unterbrechen kann; wie die Athembewegungen und deren Modificationen (Lachen, Gähnen, Nie- sen etc.). c) Periodisch eintretende unwillkührliche, nämlich reflektirte Be- wegungen von Muskeln, die sonst willkührlich wirken können; tinden sich bei der Samenejaculatiou (im in. bulbo cavernosus) und beim Schlingen (in den constriclOTes phuryngis). b. Alle übrigen quergestreiften (willkührlichen) Muskeln können unter be- sondern , meistens pathologischen Einflüssen zu unwillkürlichen (reflek- tirten) , schnell vorübergehenden oder anhaltenden Contraktionen , oder zu wechselnden Contraktionen zwischen den beiden antagonistischen Muskel- fasergruppen bestimmt werden. B. Wülkiifsriiclie Bewegungen. Nur die quergestreiften Muskelfasern sind dieser höhern Bewegungsweise fähig (mit Ausnahme des Herzens) ; und sie ge- winnt um so mehr an Intensität und Vervollkommnung, je häufiger sie wiederholt wird , so dass die betreffenden Muskeln durch anhaltende Uebung schon dem leise- sten Beize des Willens folgsam werden , während sie bei seltener Uebung gleichsam nur träge dem Willen gehorchen und zuletzt seinem Einflüsse ganz entrückt wer- den. — Am leichtesten lassen sich durch den Willen diejenigen Bewegungen aus- führen, die mit der anatomischenAnordnung correspondiren. Eine Vervollkommnung der willkührlichen Bewegungen durch Uebung wird aber zweierlei erzielen können : a) aus combinirten Bewegungen , welche durch die anatom. Anordnung begünstigt werden, einige Muskeln oder Muskelgruppen gleichsam zu isoliren, dass sie auch für sich allein dem Willen gehorchen ; b) solche Bewegungen zu einer gleichzeitigen Combination zu zwingen, die anatomisch einander nicht correspondiren. — Alle willkührlichen, zweckmässigen Bewegungen sind erlernte. — Die instinktartigen Bewegungen stehen auf der Gränze zwischen Willkührlichkeit und Unwillkührlich- keit. — Ueber die Art und Weise , wie der Wille die Muskelfasern zur Aktion be- stimmt , lässt sich nur sagen , dass das Centralende der motorischen Nervenfaser durch den Willensimpuls gereizt wird , die Nervenfasern aber als blosse Conduktoren des Beizes bis zu den Muskelfasern dienen. Der Grad der Wirkung wird daher im- mer durch 3 Elemente bestimmt werden : durch die Intensität des Willensimpulses ; durch die Leitungsfähigkeit der motorischen Nervenfasern ; durch die Contraktions- fähigkeit der Muskelfasern. Müller theilt die Bewegungen nach den Ursachen, durch welche Mülhrs sie hervorgerufen werden, in die folgenden Klassen: Vc'he'Ein-" I. Durch heterogene (d. s. alle Ursachen zu Bewegungen, ausser dem blos- theilnng der sen Impuls des Nervenprincips), äussere oder innere Reize bedingte Be- Regungen" wegungen. Gewöhnlich wirken solche Beize im gesunden Zustande nicht ein; nur in einigen wenigen Fällen kommen sie normal vor (z. B. durch die Galle und Ex- cremente werden Darmbewegungen , durch Urin Zusammenziehungen der Blase ver- anlasst u. s. w.). Ucbrigens sind solcher Bewegungen , die stets unwillkührlich erfolgen, sowohl die animalischen, wie organischen Muskeln fähig ; jedenfalls ist dazu aber eine Veränderung des Zustandes der Bewegungsnerven nöthig. Der Ort, wo der Beiz applicirt wird , kann dreifach sein : a) Der Muskel selbst. Hier werden die im Muskel seihst sich verbreitenden Nerven zunächst aflicirt, in dessen Folge erst die Contraktion eintritt. Bei den organischen Mm, erfolgt diese nicht so schnell, als bei den animalischen, aber nachhaltiger. — 444 — MiiHer's b) Der Nerve, d. h. ausserhalb des Muskels. Bei den animalischen Mm. ist dies bekannt, Eintheilung bei den organischen erst neuerlich entdeckt worden (Humboldt und Burdaeh veränderten derMuskel- so den Herzschlag). Auch hier pflanzt sich der Reiz langsamer und nachhaltiger im nerv. bewegungen. sympnth. fort. c) "Die Ce ntralor gane. Es erfolgen die Bewegungen jedesmal in den Mm. , deren Ner- ven von dem gereizten Theile des Gehirns oder Rückenmarks entspringen. Merkwürdig ist , dass manche Einflüsse (wie mechanische Reize, Wärme, Elek- tricität, Alkalien u. A.) , mögen sie auf den Muskel, Nerven oder die Centralorgane applicirt werden, Zuckungen erregen, dagegen gewisse Materien (Narcotica) nur, wenn sie auf den Wegen des Kreislaufes die Centralorgane verändern. II. Automatische Bewegungen , d. s. diejenigen, welche, von Seelen- aktionen unabhängig, entweder anhaltend (wie in den Sphincteren) sind oder in einem regelmässigen Rhythmus (Herz) erfolgen, und welche beide aus ge- sunden , natürlichen , in den Nerven oder Centralorganen liegenden Ursachen er- folgen. a) Vom nerv, sijmp nthicus abhängige automatische Bewegungen. Bei ihnen bemerkt man durchgängig eine gewisse Folge der Contraktion; der eine Theil des Orga- nes zieht sich früher zusammen als der andere und die Bewegung schreitet regelmässig in einer gewissen Richtung fort, worauf ein Periodus vollendet ist. Mehrere Organe mit automatischen Bewegungen haben Sphincteren, welche während der Zusammenziehungen der Organe geschlossen sind und durch die angetriebenen Contenta nach und nach über- wunden und geöffnet werden. 1) Muskeln mit Q.ue rs t re if en der primitiven B ü nd el _(s. S. 293). Hier- her gehört das Herz. Die Bewegungen sind rasch, augenblicklich und Schnellauf einander folgend. 2) Muskeln ohne Querst reifen d er Primi tiv b und el (s. S. 293); der Darm. kanal, Uterus, Urinblase. Die Bewegungen sind langsam, nie Zuckungen, er- reichen nur allmälig ihr Maximum, dauern länger und die Perioden der Ruhe sind viel länger. Wirken Reize auf Organe mit automatischen Bewegungen ein, so bleibt die Folge der Bewegungen in der Regel, nur heftigere Reizung verändert dieselbe und es entsteht ver- stärkte oder antiperistaltische Bewegung. — Die letzte Ursache der rhythmischen Con- traktionen der organischen Muskeln liegt in der Art der Wechselwirkung zwischen den Muskeln und den sympath. Nerven (eigenthiimlichem Nervensysteme), nicht den Central- organen. So setzen das Herz und der Darmkanal auch ausgeschnitten ihre Bewegungen noch fort. b) Von den Centralorganen abhängige automatische Bewegungen; sie sind entweder von intermittirendem , oder continuirendem Typus. Alle diese Bewegungen werden von Muskeln ausgeführt, die ausser der automatischen Bewegung auch dem Wil- len unterworfen sind. 1) Automatische Be wegungungen animaler Muskeln mit intermitti- rendem Typus. a) Athemb ew egunge n (s. bei Lungen und Athmen). 2) Automatische Bewegungen animaler Muskeln mit typus contine?is. Hierher gehören die immer, auch im Schlafe, fortdauernden Contraktionen der Sphincteren des animalen Systems (sphincter ani und vesicae). III. Antagonistische Bewegungen. Die ruhige Lage verschiedener Theile des Körpers ist nicht der Ausdruck einer absoluten Ruhe der Muskeln , vielmehr hal- ten sich die verschiedenen Muskelgruppen durch gleiche Gegenwirkung das Gleich- gewicht. Wenn die Lage eines Theiles aus seiner mittlem Stellung des sogenannten Ruhezustandes verändert wird , so wird die Bewegung eines der im Antagonismus begriffenen Muskels oder mehrerer derselben verstärkt. Es hört also das Contrak- tionsspicl aller Muskeln auch im Zustande der Ruhe nicht auf. Durch Aufhebung des Gleichgewichts der Muskelbewegungen können Krümmungen entstehen. IV. Beflexionsuewegungcn. Hierher gehören alle Bewegungen (unwill- kührliche) , welche auf ursprüngliche Erregung von Empfindungsnerven entstehen und wo die Vermittelung der centripetalen und centrifugalen Strömung durch das Gehirn und Rückenmark geschieht. u) Re flexi o nsbe wc gungen animaler Mm. (welche nervi cerebrales oder ipinales erhalten); die centripetale Erregung mag nun in animal. oder ovgan. Nerven entstanden sein. Diese Bewegungen (wie Husten bei Reizung der Bronchialschleimhaut, Erbrechen von Reizung der Schlund- und Magenschleimhaut) sind meistentheils vorübergehende oderauch anhaltende Zusammenziehungen der willkührlichen Mm. Bei sehr heftiger Ir- ritation können sie selbst schnell wiederholte rhythmische Contraktionen sein (wie die Contraktionen der Dammmuskeln nach wollüstiger Reizung und das rhythmische Austrei- ben des Samens). b) Ref 1 e x i o nsb e wegungen organischer (unwillkührlicher) Mm. ; mag nun die cen- tripetale, zuerst auf das Gehirn und Rückenmark verpflanzte Erregung von Gehirn- und von Riiekenmarksnerven oder von Theilen mit organ. Sierven ausgegangen sein. Sn kann die Herzliewegung von allen Seiten des Körpers aus durch Reflexion einer EmpfindungS- reizung verändert werden. Nacli l'olckmann rufen Reizungen der peripherischen Aus- — 445 — breitungen der Empfindungs-Nerven (z. B. in der Haut) weit eher Reflexionsbewegungen Müller's hervor, als die der Nervenstämme. Eintheilung V. Associirte Bewegungen, Ittitbewegungeii (ja nicht mit der Asso-derMu^kel- ciation der willkührlichen BeAvegungen zu verwechseln, wo durch Uebung Muskeln ewesullSen- zur schnellen Folg« oder Gleichzeitigkeit der Bewegungen ausgebildet werden , die an sich nur wenig Neigung zur Association haben). Sie haben das Eigenthümliche, dass der Impuls zu einer an sich willkührlichen Bewegung eine unwillkührliche zu- gleich hervorruft. Je weniger ausgebildet das Nervensystem ist, desto häufiger fal- len solche Bewegungen vor; erst durch die Erziehung, Uebung, lernen wir den Nerveneinfiuss bei der willkührlichen Bewegung auf eine gewisse Summe der vom Gehirn abgehenden Primitivfasern isoliren. So macht der Ungeschickte viele asso- ciirte Bewegungen mit einer intendirten willkührlichen. Bewegungen, welche sich leicht associiren, sind theils die gleichnamigen der einen und andern Seite (wie die gleichzeitige Bewegung der Iris beider Augen und vorzüglich der Augenmuskeln), theils die von demselben Nervenstamme abhängigen. — Auch die organ. Mm. sind den Gesetzen der Association einigermassen unterworfen. Deshalb haben die Be- wegungen der willkührlichen Mm. Einfluss auf die Bewegungen des Herzens und Darmkanals. YI. Bewegungen, welche von Zuständen der Seele abhängen. Die hierher gehörigen Bewegungen sind 3facher Art. a) Bewegungen auf Vor s tellungen. Sie kommen in den animal. Mm. vor (beson- ders den Respirationsmuskeln) , deren Nerven (oder die Hirntheile, von welchen diesel- ben entspringen) leicht atficirt werden oder eine grosse Neigung zu Entladungen haben, so dass jeder schnelle Uebergang in den Zuständen der Seele "ftn Stande ist, eine Entla- dung nach diesen Nerven von der medulla oblongata aus zu bewirken. Hierher gehört das Gähnen bei der blossen Vorstellung davon, der Schauder und das Lachen bei Erzäh- lungen etc. b) Bewegungen durch Leidenschaften. Auch diesen Bewegungen ist der respira- torische Theil des Nervensystems (den nerv . facialis mit eingeschlossen) vorzugsweise unterworfen. Sie erfolgen wie die vorhergehenden und es gehört hierher: das Weinen vor Freude, Schmerz, Zorn; die Veränderung der Gesichtszüge etc. c) Willk iihrli che Bewegungen. Zur Erregung der willkührlichen Bewegungen sind nur die animalischen Nerven, die Gehirn- und Riickenmarksnerven fähig, es müssen desshalb alle in unserer Willkiihr stehenden Muskeln dergleichen erhalten. Die Quelle dieser Bewegungen, durch welche die Nervenfasern dem Willenseinflusse ausgesetzt werden tind den Impuls zu willkührlichen Bewegungen erhalten, scheint das verlängerte Mark (medulla oblongata) zu sein, denn zu ihm steigen die Fasern der Spinalnerven aufwärts und bis zu ihm lassen sich die Anfänge aller motorischen Gehirnnerven verfol- gen. Hier setzt der Wille nur die Ursprünge dieser Nerven in Thätigkeit und diese vollführen von selbst die motorische Aktion bis in die entferntesten Tlieile, denn der Wille kann nicbt bis durch den ganzen Verlauf der Nervenfasern fortwirken. Die Ner- ven gleichen einer gespannten Saite, welche in ihrer ganzen Länge in Bewegung geräth, sobald sie in irgend einem Theile ihrer Länge angesprochen wird. Ebenso setzt die geringste Oscillation des Ne rv en princi ps, in irgend einem Theile der Länge einer Nervenfaser erregt, die ganze Faser auf der Stelle bis an ihr Ende im Muskel in Thätigkeit. — Die willkührlichen Bewegungen bilden sich allmälig und durch die Kennt- niss der Lageveränderungen, welche durch bestimmte Bewegungen hervorgebracht wer- den, aus; diese Kenntniss wird aber erst nach und nach durch_ die Bewegungen selbst gewonnen. Die ersten Bewegungen sind nur ein zweckloses Spiel des Willens auf ein- zelne Ursprünge von Bewegungsnerven, ohne alle Vorstellung von den Wirkungen, welche dadurch in den Gliedern hervorgebracht werden. Hierdurch entstehen aber von bestimmten Bewegungen, welche durch die Excitation gewisser Fasern immer erregt werden, bestimmte Empfindungen, die nach und nach zum Bewusstsein kommen. Durch vielfache Uebung nimmt das Vermögen, willkührlich gewisse, selbst isolirte Bewegungen hervorzubringen, zu. Im Allgemeinen kann man zwar sagen, dass eine willkührliche Bewegung um so schwieriger auszuführen ist, je weniger Nervenfasern dabei wirken sol- len und je kleiner der bewegte Theil sein soll, allein je häufiger gewisse Nervenfasern die Oscillation des Nervenprincips aus willkührlichen Bestimmungen erfahren, um so mehr bildet sich ihre Fähigkeit zur isolirten Wirkung aus. Dagegen verlieren Mus- keln , deren Nerven sehr selten die Intention des Nervenprincips zu Theil wird , wie die Ohrmuskeln, an Bewegungsfähigkeit. — Nach oft wiederholter Bewegung einzelner Mus- keln werden dieselben auf einige Zeit ungeschickt und müssen ruhen, während dieser Ruhe restauriren sich dieselben aber vorzugsweise und nehmen an Reaktionskraft zu (s. S. 304). Durch öftern Gebrauch eines Muskels, wobei Anstrengung und Ruhe abwechseln, wird derselbe deshalb immer mehr an Kraft und Bewegungsfähigkeit gewinnen. Einfache willkührliche Bewegungen. A. Der Kopf (caputj, ruht auf dem Halse so , dass er mit ihm einen doppelarmigen Hebel besehreibt, des- sen hinterer kürzerer Arm das Hinterhaupt , der vordere längere Arm das Gesicht ist. — 446 — Einfache Mit dem 1 . Halswirbel ist er so verbunden (ginglymus) , dass ihm nur eine leichte willkührli- Vor- und Rückwärtsbeugung gestattet ist ; durch die Vereinigung des 1. und 2.Hals- wegungen. wirbeis (rolatio) kann er nach den Seiten gedreht werden. Doch sind diese Bewe- gungen für sich nur gering und werden erst durch die gleichzeitige Bewegung des Halstheiles der Wirbelsäule bedeutender. Dann kann der Kopf nach vorn und hin- ten um ungefähr 75°, seitwärts um 45° — 50° von der senkrechten Linie abweichen und sich nach jeder Seite um 58° — 65° drehen. Der Kopf wird: a) Vorwärts geneigt (flektirt), durch: die mm.sternocleido-mastoidei, mm. recti capi- tis antici. b) Rückwärts gezogen (gestreckt), durch; die mm. cucullares, splenii capitis, bioentres cervicis, complexi cervicis , trachelomastoidei , recti capitis postici, obliqui capitis superiores . Von allen diesen Mm. müssen die beider Seiten zugleich wir- ken, wenn der Kopf gerade nach hinten gezogen werden soll; die einer Seite ziehen ihn nach ihrer Seite rückwärts. c) Seitwärts geneigt, durch: den m. sternocleido- mastoideus, splenius capitis, trachelom.astoide.us, rectus capitis lateralis, obliquus capitis superior. Nach der Seite, auf welcher diese Mnskeln wirken, neigt sich der Kopf. d) Seitwärts gedreht (zugleich mit dem Atlas), durch: denm. splenius capitis, trache- lomastoideus , obliquus capitis inferior der einen und den m. sternocleido-mastoideus der andern Seite. I. Am Schädel CcraniumJ kann die denselben bedeckende, zum Theil behaarte Haut nach vorn und hinten gezogen , geglättet oder gerunzelt werden. a) Vorwärts gezogen wird die Kopfhaut von den mm. frontales, rückwärts von den mm. occipitalet. b) In Längenrunzeln wird die Haut über die glabella gelegt vom m. corrugator supercilM, die Stirnhaut in Querfalten vom?«. frontalis. Glatt gezo- gen wird die Haut an der Stirne vom m. occipitalis und ihr oberer Theil auch vom m. corrugator supercilii. IL Am Gtesichte liegen Muskeln, welche grösstentheils auf die äussern Theile der Sinnesorgane oder diese selbst wirken und deren Funktionen durch Erweiterung oder Eröffnung der zu ihnen führenden Oeffnungen unterstützen, oder durch Ver- schliessung und Verengerung derselben diese Organe beschützen. Ausser diesen Bewegungen drücken die Gesichtsmuskeln auch die Affekte und Leidenschaften aus, bewirken das Mienenspiel. Im Allgemeinen ziehen sich bei traurigen und schmerz- lichen Affekten die Muskeln der Stirn- , Augen- und Mundgegend zusammen , bei fröhlichen dagegen die Wangenmuskeln (mm. zygomat., risorius, buccinator). 1) Nase. a) Erweiterung der Nasenlöcher geschieht durch: den m. levator labii superioris alaeque nasi und compressor nasi. b) Verengerung: durch den m. depressor alae und septi mobilis nasi. 2) Auge» a) Die Augenliedspult e wird verengt oder geschlossen durch den?«, orbicu/aris palpebrarum, geöffnet oder erweitert vom m. levator palpebrae superioris. — Die Fasern des m. orbicularis , welche zum ???. zygomaticus mi?wr und le- vator labii superioris treten, widerstehen etwas dem Aufwärtsziehen des untern Augen- liedes und können dieses herabziehen helfen, b) Der Thränensack kann durch den m-. sacci lacrymalis zusammengedrückt werden; zugleich taucht derselbe die Thränenpunkte in den Thränensee. c) Der Augapfel wird durch die 4 mm. recti bulbi oculi nach oben, unten, aussen und innen rückwärts gewälzt. Wirken sie alle zugleich, so wird er gerade zurück in die orbita gezogen. — Der m. obli- quus superior rollt den Augapfel ein- und aufwärts, der inferior aus- und ab- wärts; beide mm. obliqui ziehen ihm schräg vor- und einwärts, aus der orbita heraus. 3) TS iiiii], a) Die MundspaLte wird verengt, verkürzt und geschlossen vom?«, orbicularis oris. b) Die Oberlippe gehoben: vom ??;. levator labii supe- rioris alaeque ?iasi, levator labii superioris jnoprius , zygomaticus minor und depressor septi mobilis nasi. c) Der Mundwinkel; gehoben: vom m. levator anguli oris und zygomaticus major ; herabgezogen: vom m. triangularis menti; nach aussen gezogen: vom in. buccinator. d) Die Unterlip p e zieht herab: der ??!. qtiadratus menti; hin. aufgeschoben wird sie vom m. levator menti. e) Die Lippen werden an das Zahn- fleisch gedrückt: durch die mm. incisivi Cowperi. 4) Die Backeiiliöhle wird vom m. buccinator verengt, wodurch die Speisen unter die Zähne gedrückt werden. 5) Das Kinn kann durch den ?». levator menti in die Höhe gezogen werden; der m. transversalis menti spannt die Haut desselben an. C) Aeil&seres Ohr. Es kann durch den m. altollens in die Höhe, durch den m. at- trahens vor- und durch die mm. retrahentes rückwärts gezogen weiden. Die übrigen an und in ihm befindlichen kleinen Mm. verändern theils die Gestalt des Ohrknorpels, theils beziehen sie sich auf die Bewegung.des Trommelfells (s. Ohr). — 347 — 2) Unterkiefer. — — u) Wird herabgezogen durch den m. digastricus maxillae in- Einfache ferioris, mylohyoideus und genio/iyoideus. Etwas können hierbei auch noch die mm. W'illkührli- sternohyoidei und omohyoidei thun , indem sie das Zungenbein herabziehen. b) Wird c hinaufgezogen, wodurch dieZähne einander genähert werden: durch den m.masseter, ° ° lemporalis und pterygoideus internus (Kaumuskeln). c) Seitwärts u. vorwärts gezogen: vom m. pterygoideus externus. 8) Zungenbein. Mit ihm werden zugleich die Theile bewegt, welche dem os hyoideuvi anhängen , als : Zunge , Pharynx und Kehlkopf. a) Wird nach oben gezogen; vorwärts vom vordem Bauche des m. digastricus, vom m. mylohyoideus u. geniohyoideus , wobei der Unterkiefer fixirt seinmuss; hinterwärts vom hintern Bauche des vi. digastricus und stylohyoideus. b) Nach unten ge- zogen: durch den m. sternohyoideus , sternothyreoideus und thyreoideus. Die mm. omohyoidei ziehen es zugleich mit nach hinten; wirkt nur einer von ihnen , so wird es nach seiner Seite schräg herabgezogen. 9) Zunge (s. S. 343). Sie kann mittels des m. Ungualis ihre Form verändern und sich bewegen ; sie kann sich verkürzen und verlängern, ausbreiten und zusam- menziehen , sich hohl und flach machen u. s. w. u) Nieder und zurückgezogen wird sie von den mm. hyoglossis ; b) v orwärts von den mm. genioglossis ; — c) rück- und aufwärts von den mm. styloglossis. 10) Weicher Gaumen. Wird a) rückwärts in die Höhe gezogen vom m. levator palati mollis ; b) ausgespannt vom m. circumßexus palati mollis j c) das Z ä p f c h e n wird verkürzt u. gekrümmt vom m. azygos uvulae. d) Den weichen Gaumen zieht herab: der m. glossopalutinus und pharyngopalatinus, wo- durch der Rachen verengert wird. 11) Der Seht und köpf wird durch die mm. 3 constrictores phuryngis verengert und vom m. stylopharyngeus in die Höhe gehohen und erweitert. Ausser diesen Mm. bewegen ihn auch die des Zungenbeins. 12) Hehlkopf -~- wird vom m. sternothyreoideus abwärts und vom hyothyreoideus aufwärts bewegt; ausserdem folgt er auch den Bewegungen des Zungenbeins. Seine eigenen, nur auf seine Knorpe^Bezug habenden Mm. s. beim Kehlkopfe. B. Rumpf. I. Wirbelsäule; wird: a) Vorwärts bewegt, gebogen: 1) der Lendenfheil bei flxirtem Becken, von den mm. psoae majores und minores ; — 2) der Rückentheil durch die mm. recti ab- dominis, pyramidales, obliqui externi und interni abdominis ; — 3) der Hai st heil von Aea mm. longi colli und scaleni. b) Rückwärts gebogen, gestreckt: 1) der Lenden- und Rückentheil von den mm. sacrolumbares u. longissimi dorsi; — 2) der Halstheil von den mm. splenii und transversales colli. Ausserdem werden diese Mm. unterstützt: von den mm. spinales dorsi und cervicis, semispinales dorsi u. cervicis, inter- spinales und multifidi Spinae. c) Nach der Seite gebeugt: durch die mm. in- tertransversarii und den m. multißdus spinae einer Seite; am Lend entheile noch vom m. quadratus lumborum; am Halstheile vom m. transversalis cervicis, cervicalis descende?is, semispinalis und spinalis cervicis, scalenus medius und posticus ; am Brust- theile durch den m. semispinalis und spi?ialis dorsi. Alle diese Mm. können nur auf der Seite in Aktion sein, nach welcher hin die Wirbelsäule gebogen wird. d) Die Drehung (welche zwischen dem 8., 9., 10. und 11. Rückenwirbel am ansehnlichsten ist) geschieht: am Halse durch den m. splenius colli, transversalis cervicis und cervicalis desce?idens der andern Seite ; am Brusttheile (denn der Lendentheil dreht sich nicht) durch den m. multißdus spinae der einen Seite (s. S. 365) und durch die rotatores dorsi (Theile). II. Brustkasten. Werden die Knochen desselben nach oben und aussen be- wegt, so wird die Brusthöhle erweitert, was bei der Inspiration geschieht; das Umgekehrte findet bei der Exspiration statt. 1) Rippen: «) Werden gehoben: von den mm. intercostales (sobald die 1. Rippe durch die mm. scaleni fixirt wird), supracostales , levatores costarum, scaleni, serrati postici superiores. Diese Mm. wirken nebst dem Zwerchfelle bei der ruhigen Inspi- ration. — Bei dem tief ern Einathmen werden sie noch unterstützt : von den mm. pectorales majores u. minores, serrati antici majores, latissimi dorsi, subclavii u. sterno- cleido-mastoidei. Sollen diese Mm. so wirken, dann müssen ihre Ansatzpunkte (Arme oder Kopf ) festgestellt werden. b) Werden herabgezogen: von den mm. inter- costales (wenn die letzte Rippe durch den m. quadratus lumborum festgestellt wird), serrati postici inferiores, quadrati lumborum, triangularis sterni, den Bauchmuskeln und bei ganz tiefer Exspiration auch noch von den mm. sacrolumbares und longissimi dorsi. — 448 — Einfache Für gewöhnlich erfolgt schon nach dem Nachlassen der Contraktion der Inspirationsmus- willkührli- kein die Exspiration durch den Druck der Atmosphäre auf den Brustkasten. wegungen. 2) Brustbein: «) Wird in die Höhe gezogen: von der pars sternulis des m. sternocleido-mastoideus, u. ist das Zungenbein fixirt vom m. sternohyoideus. h) Her- abgezogen: von den mm. recti abdominis. III. Becken. Es kann auf den Köpfen der feststehenden Oberschenkel nach vorn (Beugung) , hinten (Streckung) und seitwärts bewegt , "auch nach den Seiten gedreht werden. a) Beugung nach vorn, geschieht von: den mm. psoae majores, iliaci interni u. pecti- naeii ihnen helfen hierbei die min. adductores longi und breves, graciles u. sartorii. b) Streckung, bringen hervor: mm. glutaei, semitendinosi , semimembranosi, die lan- gen Köpfe der bicipites femoris und die adductores magni. t) Seitwärtsbewe- gung, erzeugen: m. glutaeus medius und minimus der einen Seite, und der m. quadra- tus litinborum, obliquus abdominis externus und internus der andern Seite. d) Dreh- ung, erfolgt durch Contraktion des m. glutaeus maximus, pyriformis, gemellus superior und inferior, quadratus femoris , obturator internus, des obern Theiles des in. adductor inagnus und des vordem Theiles des m.iliacus internus der einen Seite. Auf der andern Seite wirken dabei: der vordere Theil des m, glutaeus medius, der m. obturator exter- nus, pectinaeus und die mm. adductores. C Obere Extremität. I. Schlüsselbeins a) Wird in die Höhe gehoben: vom m. cucuUaris und der pars clavicularis des m. sternocleido-mastoideus. b) Abwärts gezogen: vom m. subclavius, der portio clavicularis m. pectoralis majoris und vom deltoideus, ■wenn nämlich der Oberarm fixirt ist. II. Schulterblatt: Wird gezogen a) aufwärts-, vom m. levator anguli sca- pulae und dem obern Theile des m. cucuUaris; b) rückwärts vom in. rhomboi- deus major und minor, und vom mittlem Theile des in. cucuUaris; c) ab- wärts: von der unteren Portion des m. cucuUaris ; d) vor- und abwärts, vom: m. serratus anticus major, pectoralis minor und coracobrachialis. III. Oberarm: Wird a) gehoben: vom m. deltoideus und coracobrachialis ; b) angezogen nach vorn: vom m. pectoralis major; nach hinten: vom»/», latissimus dorsi und teres major. c) Gerollt, auswärts: durch den m. supraspinatus, in- fraspinatus und teres minor ; — einwärts: vom 7«. subscapularis und teres major. IV. Vorderarm: — — - Wird a) gebeugt vom in. bieeps und brachialis internus ; unter- stützt werden diese Mm. noch vom m. supinator longus, pronator teres nnA flexor carpi radialis; b) aus ge s tr e ckt: vom m. trieeps und anconaeus quartus, denen die mm. extensores carpi helfen. V. Band: «) Streckung derselben geschieht: durch den m. extensor carpi radia- lis longus und brevis, extensor carpi ulnaris ; etwas trägt dazu auch der m. extensor digitorum communis bei. b) B eugung: durch den in. flexor carpi radialis u.uliui- ris , palmaris longus, unterstützt von den mm. flexor es digitorum communes. c) Adducirt, d. i. nach der Ulnarseite bewegt: vom m. flexor und extensor carpi ulnaris. — — d) Abducirt oder nach dem Radialrande hin gezogen: vom m. extensor carpi radialis longus und brevis und- flexor carpi radialis. e) Einwärts ge- dreht (Pronation): vom m. pronator teres und quadratus. f) Auswärts ge- wendet (Supination) : durch den in. supinator longus und brevis. g) Hohl gemacht: durch die mm. opponente.i (pol/icis und digiti minimi). VI. Finger: Werden «)tlektirt: von dem m. flexor digitorum communis sublimis und profundus, in. flexor pol/icis longus u. brevis , flexor digiti minimi brevis, und den min. lumbricales ; b) exten dirt: vom in. extensor digitorum communis, extensor pollicis longus und brevis, extensor indicis und digiti minimi; c) adducirt: durch den m. adductor pollicis longus und die in. 3 interossei interni; rf) abducirt: vom m. abduetor pollicis longus und brevis , abduetor digiti minimi und von den mm. 4 interossei externi. B. Untere Extremität. I. Oberschenkel: «) Beugung desselben geschieht: durch den m. psoas major, iliacus internus und pectinaeus. Diese Mm. w erden unterstützt in ihrer Wirkung von den mm. adductores und vom rectus femoris. b) Streckung bewirken: min. glu- taei; helfen können dabei der in. bieeps femoris , semitendinosus und semimembrano- sus. c) Abduktion: in. glutaeus medius und minimus u. jiyrifonnis. rf) A d - duktion: mm. adductores und in. pectinaeus. — - e) Auswärts gerollt wird er: — 449 - vom m. pyriformis, gemellus superior un& inferior , obturator externus und internus, Einfache quadratus femoris ; ihnen stehen etwas hei der m. psoas major, iliacus internus, pecti- willkührli- naeus u. die mm. adductores. f) Einwärts rollen ihn: der vordere Theil des m. c „„ipWe^~ glutaeus medius und der m. tensor fasciae latae. Wird zugleich der gestreckte Unter* ° schenkel mit nach innen gedreht, dann wirken noch: iler m. sartorius, gracilis, semiten- dinosus und s einimembranosus. Bei festgestelltem Unterschenkel wird der Oberschenkel auf diesem : g) nach vorn bewegt (heim Aufstehen vom Sitzen): durch die Extensoren des Unter- schenkels, den m. rectus femoris, cruralis, vastus externus und internus; b) nach hinten herabgezogen (beim Niedersetzen): vom m. biceps, semitendinosus , semi- membranosus, poplitaeus und von den Köpfen des m. gastrocnemiust II. tlnferisclienkels a) Beugung: m. biceps femoris , semitendinosus , semimem- branosus und poplitaeus. b) Streckung: m. rectus femoris , cruralis, vastus externus und internus. c) Adduktion: m. sartorius und gracilis. rf) Dreh- ung; nach aussen: m. biceps; — nach innen: m. sartorius, gracilis, semitendino* sus und poplitaeus. Auf dem feststehenden Fusse wird der Unterschenkel: e) vorwärts herabgezogen: vom m. tibialis anticus, peronaeus tertius, extensor hallucis und digitorum communis longus ; f)' hinterwärts herabgezogen: vom m. soleus, tibialis posticus , peronaeus longus und brevis , flexor hallucis und digi- tor. commun. longus. III. ITuss: ") Beugung: m. tibialis anticus und peronaeus tertius; unterstützt vom m. extensor hallucis und digitorum communis longus. b) Streckung: m. gastrO' cnemius, soleus, tibialis posticus, peronaeus lotigusunA brevis; unterstützt noch vom w. flexor hallucis und digitorum communis longus. c) Adduktion: m. tibialis an- ticus und posticus. d) Abduktion: m. peronaeus tertius, longus und 6t evis. e) Hohl gemacht durch den m. transversalis pedis. IV. Zellen: a) Beugung: m. flexor hallucis longus und breois,flex. digitorum pedis communis longus und brevis, caro quadrata Si/lvii, tum. lumbricales und m.flex. digitt minimi. b) Streckung: m. extensor hallucis longus und brevis. c) Adduk- tion: m. adductor hallucis und mm. 3 interossei interni. — =- rf) Abduktion: m. ab' ductor hallucis und digiti minimi, mm. 4 interossei externi. Zusammengesetzte willkührliebe Bewegungen. Hierunter sind alle Verbindungen von Bewegungen zu bestimmten Gruppen unter Mitwirkung des Seelenorgans zu verstehen. Es gehören hierher: 1) die gleichzeitigen Reihen der willkührlichen Bewegungen nach mehreren Reihen von Vorstellungen (z. B. das gleichzeitige Clavier- spielen und Singen) ; — 2) die Associationen der Bewegungen und der Vorstellungen mit den Bewegungen; — 3) die instinktartigen Bewegun- gen; — 4) die coordinirten Bewegungen bei der Orlsveränderung. A. Von den Ortsliewegungen. Hierunter versteht man in der Physiologie diejenige Lebensäusserung, welche sich auf das dem thierischen Körper im Leben verliehene eigene Vermögen gründet, nach innerer Bestimmung (willkührlich) die Stelle, welche derselbe als Körper im Räume einnimmt, mit einem andern zu wechseln. — Das Wesentliche der Orts- bewegungen bei fast allen Thieren und bei den verschiedensten Formen der Ortsver- änderung durch Schwimmen, Kriechen, Gehen, Fliegen, besteht (nach Müller) darin , dass Theile ihres Körpers Bogen bilden , deren Schenkel gegen einen fixen Punkt gestreckt werden. Bald werden diese Bogen durch den wurmförmigen Körper selbst gebildet , wie beim Kriechen und Schwimmen , bald wird das Strecken und Beugen durch Nähern und Entfernen zweier Schenkel eines Winkels ersetzt, wo dann auch wieder der eine dieser Schenkel an seinem Ende durch den Widerstand, den er an festen oder flüssigen Körpern findet , den fixen Punkt bildet , von welchem aus durch Streckung der Schenkel des Winkels oder Oeffnen desselben die übrigen Theile vorwärts gebracht werden. Hierauf reducirt sich die Bewegung der Thiere Bock's Anal. I. 29 — 450 — Zusammen- mit Gliedern, seien es Flossen, oder Flügel, oder Beine, im Wasser, in der Luft gesetzte imrl auf der Erde. Die Gesetze des Hebels (s. S. 310) kommen hierbei mit in Be- che Beweg- uacnl- ungen. Der Mensch kann sich nur in 2 Medien , auf der Erde undimWasser, be- wegen, und er bewerkstelligt seine Fortbewegung mittels der Extremitäten. Auf der Erde dienen seine untern Gliedmaassen allein dazu ; im Wasser werden sowohl die obern , wie untern gebraucht. 1) Gehen und Laufen. Beim Gang wird der Körper durch seine Kraft getragen und fortbewegt, und das Eigentümliche dieser Bewegung liegt darin, dass der Körper abwechselnd durch die eine auf den Boden gestützte Extremität ge- tragen wird , während ihn die andere projicirt. Das Mittel , durch welches diese Bewegungen ausgeführt werden , ist die Streckung zweier in entgegengesetzter Bich- tung gebogener Gelenke , namentlich desFuss- und Kniegelenks. Hierdurch wird die Projektion des Schwerpunktes ausgeführt, während die zweite Extremität die Last gegen das Ende dieser Projektion trägt. Beide Füsse wechseln im Tragen und Bewegen der Last ab. Wichtig hierbei ist folgende Entdeckung E. Webers: das Caput ossis femoris , welches, wie die mit weichen Theilen ausgekleidete Pfanne, Abschnitte vollkommener Kugeln bildet (weshalb sich beide, auch bei den Bewegungen des einen oder des andern "Theiles, in der ganzen Fläche immer so berühren, dass keine leeren Zwischenräume zwischen ihnen bleiben), wird in der luftdicht schliessenden schlüpfrigen Pfanne grossentheils durch den Druck der atmosphärischen Luft zurückge- halten, und so wird es dem Fusse leicht, ohne grosse Muskelanstrengung, durch blosse Schwerkraft, wie ein Pendel vor- und zurück zu schwingen. Die Pendelschwingungen sind aber beim Gehen von grosser Wichtigkeit; ihre Daner hängt von de • Länge des Bei- nes ab, je kürzer dasselbe ist, desto geschwinder, je länger, desto langsamer erfolgen sie ; ihre Zahl ist bei demselben Menschen in einer gewissen Zeit immer dieselbe. Beim Gehen kommen vorzüglich 2 Zustände in Betracht, nämlich der des Auf- Gehen und tretens und Schwingens des Beines. — a) Beim Aufstehen auf dem Laufen. Boden wird das Bein anfangs, nachdem es aufgesetzt worden war, etwas gebogen und dadurch verkürzt, dann gestreckt und dadurch verlängert. Diese Verlängerung geschieht zuerst durch Streckung des Kniegelenks , dann durch allmälige Streckung des Fusses , wobei es sich von hinten nach vorn um seine untern Endpunkte dreht, so dass sich die Fusssohle auf ähnliche Weise vom Boden abwickelt, wie ein fort- rollendes Bad. Diese Abwickelung besteht natürlich nicht in einem Aufheben des abgewickelten Theiles , sondern blos in einer successiven Versetzung der Stelle des Stemmens gegen den Boden von der Ferse zur Spitze. Sobald das Bein hinter die durch den Schenkelkopf gehende Verticallinie gekommen ist, kann es den Bumpf vorwärts schieben. — b) Während das Bein frei am Rumpfe hängt, folgt es nicht nur diesem, sondern schwingt durch seine eigene Schwere von hinten nach vorn, wobei es, um nicht auf den Boden aufzustossen , im Kniee gebogen wird. Kommt der Zeitpunkt , wo es wieder auf den Boden aufgesetzt werden soll , so streckt es sich. Dieses Bein schwingt wenigstens so weit, dass sein Fuss senkrecht unter seinen Schenkelkopf gelangt, um den Bumpf tragen zu können, doch kann es auch erst später aufgesetzt werden , wenn es weiter vorgeschwungen ist. Bei dem ganz langsamen Gehen kann es sogar erst wieder ein Stück zurückschwingen, bevor es auf den Boden gesetzt wird. — Diese beiden Zustände (des Auftretens und Schwin- gens) wechseln zwischen beiden Beineu nicht so mit einander ab, dass der eine in dem Augenblicke seinen Anfang nimmt, wo der andere endigt, sondern es giebt eine Zeit, in welcher beide Beine mit dem Erdboden in Berührung sind. Dieser Zeitpunkt, welcher desto kleiner wird, je schneller man geht, tritt ein, wo das vordere Bein auf dem Fussboden aufgesetzt wrird, und endigt, wo das hintere Bein denselben verlässt ; während desselben hebt sich letzteres auf die Zehen. Es ist nun der Mechanismus des Gehens folgender. Aus dem Stehen hebt der Gang damit an, dass der Schwerpunkt des Körpers auf den 1. vorwärts gestellten und etwas im Knie gebogenen Fuss verlegt wird (mittels Ueberbiegen des Oberkörpers und Vorschieben des Körpers durch den hintern Fuss), welcher sich mit seiner Sohle durch Streckung des Knie- und Fussgelenks von hinten nach vorn vom Boden loswickelt, wäh- rend der 2. hintere, durch Beugung seiner Gelenke etwas verkürzte Fuss vorwärts schwingt und , sich streckend , auf dem Boden aufgesetzt wird , indem der nun hinter die durch seinen Schenkelkopf gehende Verticallinie gekommene 1. Fuss den Körper vor- wärts schiebt und den Schwerpunkt auf den jetzt stehenden 2. verlegt, worauf sich dieser vorn Boden loswickelt und jener schwingt u. s. f. Es wechseln also beide Beine in der Funktion den Rumpf zu tragen ab, und der Moment, wo die Extremität trägt, geht also- balil in denjenigen über, wo sie durch Erhebung der Ferse den Rumpf zugleich projicirt - 451 - Im Momente, wo die Projectionsbewegung von dem hintern Fusse A vollführt ist, stützt Zusammen- sich der Körper auf dem Beine B, aber diese stützende Extremität rückt während der gesetzte Projectionsbewegung des Körpers in eine schiefe Richtung, um, während das Bein A die willkührli- PendelschwingTing nach vorwärts zum neuen Schritte macht, sich durch Abwickeln der che Beweg- Fusssohle vom Boden zu verlängern und dem Körper einen neuen Impuls zn geben. Die ungen. in der Schwingung nach vorwärts befindliche Extremität A wird nun die stützende u. s. f. — Das Vorwärtssenken des Körpers von dem hinterwärts fixirten Fusse auf den vordem ausgestreckten geschieht grossentheils ohne alle Muskelaktion, nur durch Nach-» lassen der Wirkung derjenigen Muskeln, welche das Becken fixirten, indem nun schon allein durch den vorgestreckten Fuss der Schwerpunkt des Körpers vorwärts über den hintern Fuss hinausgerückt wird. Aber auch zur Erhaltung des Gleichgewichts ist nur wenig Muskelkraft nöthig, da man beim Gehen den Rumpf auf dem Schenkelkopfe mehr balancirt, als durch Muskeln (mm. glutaei und psoas , iliacus internus) fixirt. Es ist die Körperbewegung mehr ein Fallen, welches aber durch den vorgestemmten Fuss untere biochen wird und wieder ins Stehen übergeht. Hierbei passt man die Bewegung der Beine der Neigung des Rumpfes an; je mehr derselbe vorwärts geneigt ist, desto ge- schwinder, je weniger, desto langsamer geht man. Beim geschwinden Gehen kommt Folgendes zusammen: eine grössere Neigung des Rumpfes, — ein kleiner Zeitraum , wo beide Beine den Fussboden berühren, — Grösse und Geschwindigkeit der Schritte. Die Grundbedingung zu allen diesen Wirkungen liegt in der Höhe, in welcher man die beiden Schenkelköpfe über dem Fussboden hinträgt. Je höher diese getragen werden, desto langsamer ist der Gang, weil das Bein in dem Augenblicke, wo es senkrecht auf dem Boden aufsteht, nur wenig verkürzt und nachher, wenn es stemmt, auch nur wenig ver- längert werden kann; die Schritte sind dann kleiner, langsamer und der Körper weniger vorwärts geneigt. Am Rumpfe bemerken wir beim Gehen eine 3fache Bewegung: 1) eine abwechselnd rechts u. links gehende, wegen der Uebertragung des Schwer- punktes von einem Fusse auf den andern; 2) eine mit der vorigen verbundene Dreh- ung nach rechts und links, die aber fehlerhaft ist; und 3) ein abwech- selndes Heben und Senken, wegen der mit jedem Auftreten des Fusses er- folgenden kleinen Senkung. Von diesen Bewegungen hängt der charakteristische Gang eines Menschen ab ; sind sie wenig vorhanden, d.i. steifer Gang; nur im massigen Grade bei kleinen Schritten, d. i. bedachtsamer, schleichender Gang; ist die 1. Bewegung stark (beim Tragen von Lasten), dann wackelnder Gang; ist die 2. hervortretend, dann schwänzelnder Gang; die 3., dann Gehen und wogender, schwerfälliger Gang. Laufen. Die Schwingungen der Arme geschehen immer in entgegengesetzter Rich- tung von den Schwingungen der Beine. Das stemmende Bein ertheilt dem Rumpfe einen Impuls, dessen Folge das Vorfallen des entgegengesetzten Beines und des mit dem stemmenden Beine gleichnamigen Armes ist, während der andere Arm in der Rückwärtsschwingung ist. Diese Vertheilung der Schwingungen trägt zur Erhaltung einer guten Haltung und des Gleichgewichts nicht wenig bei. So fällt nämlich auf jeder Seite gleichzeitig ein Glied vor und es werden dadurch die Fehler corrigirt, welche in der Bewegung des Rumpfes durch die Vorwärtsschwingung des Beines ent- stehen können. Beim Laufen berührt nur immer ein Bein den Boden, während beim Gehen ein Zeitpunkt existirte, wo beide Beine auf dem Boden standen, beim schnellern Laufen tritt sogar ein Zeitpunkt ein, wo der Körper weder von dem einen, noch von dem andern Beine getragen wird und eine kurze Zeit vermöge einer ihm ertheilten Wurfbewegung in der Luft schwebt. Uebrigens geschehen die Muskelbewegungen in derselben Ordnung wie beim Gehen , nur folgen die Streckungen schneller den Beugungen der untern Extremitäten. Der Stamm ist stärker nach vorn gebeugt und die Arme nach hinten gerichtet oder vom Körper entfernt, um das Gleichgewicht besser zu erhalten. (Siehe das Ausführlichere hierüber in : E. und H. Weber 's Me- chanik der menschlichen Gehwerkzeuge.) 2) Sprung. Es ist eine Ortsbewegung, die durch gänzliche Erhebung Springen. vom Boden sich auszeichnet; hierbei hat der Körper also auf einige Zeit gar keine Stütze des Schwerpunktes, auf welcher seine Last ruht. Es geschieht (indem der Körper auf der ganzen Fusssohle oder auf den Zehen ruht) durch schnelle Strek- kung der gebogenen Gelenke der untern Extremitäten (des Hüft-, Knie- und Fuss- gelenkes), besonders der Kniegelenke; der Körper ist immer gegen den Oberschen- kel vorher geneigt. Wird die Streckung ohne grosse Anstrengung bewirkt, so ent- steht das sogenannte Hüpfen. Eine gleichzeitige Streckung aller 3, in entgegengesetzter Richtung gebogener Ge- lenke, des Hüft-, Knie- und Fussgelenkes, ist nöthig zu einer kräftigen Bewegung, die den Körper vom Boden bedeutend zu erheben vermag. Wäre kein Widerstand vorhan* 29* — 452 — Zusammen- den, so würde die Streckung eine Verlängerung des Körpers an beiden entgegengesetzten gesetzte Enden hervorbringen (wie beim Schwimmen). _ Der Boden ist die Ursache, dass, indem willkiihrli- der Impuls dem Schwerpunkte des Körpers mitgetheilt wird , dieser eine Wurfbewegung che Beweg- in der mittlem Richtung der sich streckenden Gelenke beschreibt. ungen. ^ Schwimmen. Wir verstehen hierunter die Fertigkeit, durch gewisse Mtiskelbewegungen , namentlich mit Händen und Füssen, den Körper im Wasser mit dem mindesten Kraftaufwande so weit zu erheben, dass das Athmen in einer nicht unbequemen Stellung erhalten wird und auch wohl dem Körper noch ein Theil Schwimmen, seiner Glieder (wie der Arme) frei bleibt. Das Hauptmoment der Bewegung ist, dass ein gebildeter Bogen , indem er sich streckt , das Wasser drückt. Die Bewe- gungen der untern Extremitäten sind hier so ziemlich dieselben wie beim Springen, Hals und Kopf ist gestreckt und die abducirten und supinirten Arme in abwechseln- der Vorwärts- und Rückwärtsbewegung begriffen. Zur Erhaltung auf der Oberfläche des Wassers ist bei dem geübten Schwimmer aus- ser dem Einafhmen nur eine geringe Bewegung nöthig; er wird getragen so lange als seine ausgedehnten Lungen ihn leichter machen als das Wasser. (Denn sobald er aus- athmet wird er schwerer und sinkt unter). Würden wir die Brust immer von Luft ausge- dehnt erhalten können, so würden wir auch ohne alle Bewegungen nicht untergehen. So aber müssen wir das beim Ausathmen regelmässig erfolgende Sinken durch Bewegungen, durch Stossen gegen das Wasser nach unten, corrigiren. 4) Klettern. Es besteht in abwechselndem Emporziehen und Krümmen, und dann Wiederaufrichten des vorher gebogenen Körpers , wo dann für ersteres die Klettern, obern Extremitäten, für letzteres die untern die Halt- und Stützpunkte darbieten. Die innern Fussränder, Knie und Schenkel klammern sich mittels der mm. tibiales, adduetores cruris unA femoris fest und die Hand erfasst einen oberhalb des Körpers gelegenen Gegenstand, worauf durch die Beuger der Hand und des Vorderarms der Arm verkürzt wird und der Rumpf durch den m. pectoralis major und minor, serra- tus änticuS major, rhomboideus, cucullaris und latissimus dorsi aufwärts gezogen wird. Zugleich schieben die Rückgrathsstrecker den gekrümmten Rumpf in die Höhe, was noch durch die Verlängerung der Füsse mittels der Streckung ihrer Ge- lenke unterstützt wird. B. Ton verschiedenen Stellungen des Körpers. 1) Stehen. Im Stehen ruht die ganze Körperlast auf den Fusssohlen, welche wegen ihrer ausgeschweiften Form den Boden nur mit der Stehen. Ferse , den vordem Enden der Mittelfussknochen (vorzüglich mit dem Ballen der grossen Zehe) und dem äussern Rande des Fusses berühren, wobei die Zehen sich selbst überlassen bleiben und auf dem Boden ihrer natürlichen Stellung gemäss auf- liegen. Wird der Schwerpunkt aber durch Vorwärtsbiegen des Körpers auf die Zehen verlegt, so werden diese fixirt und die Ferse dadurch beweglicher gemacht. Beim längern Stehen wird die Wölbung des Fusses etwas herabgedrückt und derselbe da- durch etwas breiter, so dass die ßerührungsstellen auf dem Boden vergrössert wer- den, was aber der m. Iransversalis pedis, adduclor hallucis und die mm. interossei zu verhindern suchen. — Beide untere Extremitäten bilden beim Stehen Stützen, auf denen die Last des überliegenden Rumpfes ruht, und es kommt darauf an , dass der Schwerpunkt des Rumpfes senkrecht über den Stützen steht. Da nun aber dieser Schwerpunkt des Rumpfes beim Stehen sehr hoch liegt (fast in der Höhe des Proces- sus xiphoideus) , so wird es für die bequeme Ausführung des Stehens besonders nöthig , dass der vom Schwerpunkte gefällte Perpendikel gerade auf die Queraxe bei- der Schenkelköpfe, als den Stützpunkt fällt. Denn in diesem Falle bedarf es keiner besondern Anstrengung der Muskeln zwischen dem Rumpfe und den Stützen , um ein Ueberneigen des Schwerpunktes nach vorn oder nach hinten zu verhindern. Der Unterschenkel steht auf dem Fusse senkrecht auf und wird im Gleich- gewichte gehalten von den Beugern des Fusses (m. tibialis anticus, peronaeus tertius, e.vtensor hallucis u. digitorum communis longus) und ihren Antagonisten, den Streckern desselben (m. soleus , gastroenemius , tibialis postici/s, peronaeus longus und brevis). — Der Oberschenkel wird auf dem Unterschenkel feststehend erhalten: von den Beu- gern (m, hu eps femoris, semitendinosus und semimembranosus)i\\\A Streckern des Unter- schenkel («^ rectus femoris, cruralis , vastus exlernus und internus). — Das Becken fixiren beim Stehen die Beuger (m. psoas major und itiacus internus), Roller (pyrifor- mis , obturalores , gemet/i und quadratus femoris) und Strecker des Oberschenkels (mm. glutaei). — Das Gleichgewicht des Kopfes und der Wirbelsäule wird durch die — 453 gemeinschaftliche Wirkung der Flexorcn und Extensoren dieser Thcile erhalten. Ist dev Stehen. Körper vorwärts geneigt, so sind die Extensoren, bei hinterwärts geneigtem Körper die Flexoren in stärkerer Aktion — BeimStehen auf einem Fusse balanciren die jnm.glutaei und adductores das Becken und verhüten den Fall zur Seite. Diese verschiedenen Muskelgruppen, welche hei der aufrechten Stellung in Wirk- samkeit treten, entwickeln sich heim Kinde von obennach unten. Zuerst lernt es den Kopf auf der Wirbelsäule tragen und diese seihst gehörig stützen; dann folgt die Stütz- ung des Rumpfes auf dem Becken, indem es sitzen lernt; erst weiterhin gewinnen die einzelnen Abteilungen der untern Extremitäten die nöthige Kraft, sich unter einander zu stützen und zuletzt auch noch den ganzen Rumpf zu tragen. Beim Stehen auf beiden Füssen fällt der Schwerpunkt zwischen die Füsse und es wird daher sicherer, wenn diese etwas von einander entfernt werden, der eine Fuss dabei vorwärts gesetzt und die Fussspitze etwas auswärts gedreht wird. Be- trägt der Winkel aber, unter welchem die Füsse auswärts gestellt werden, mehr als 45°, so wird das Stehen unsicher; erleichtert wird es durch massiges Biegen des Knie- und Schenkelgelenks , oder durch Verlegen der Körperlast abwechselnd bald auf den einen, bald auf den andern Fuss, oder durch Lehnen au feste Gegenstände und Aufstemmen der Arme , wodurch den Fussmuskeln ein Theil der Körperlast ab- genommen wird. — Beim Zückein ruht der Schwerpunkt nur auf den vordem Enden der Metatarsusknochen und auf den Zehen , während die Ferse in die Höhe gezogen und dem Körper dadurch eine Verlängerung von 3 — 4" zu Theil wird. Durch Balanciren des Körpers kann er auf einige Zeit auch nur auf die Zehen oder auf die Ferse gestellt werden. 2) Sitzen. Hierbei ruht die Körperlast auf dem Becken (Sitz- Sitzen. knorren) , welches an seiner hintern Fläche ein Polster (Gesäss) zu diesem Zwecke hat, während die gebogenen Oberschenkel mit ihren hintern Muskeln auf der aJs Sitz gewählten Fläche ruhen und die Unterschenkel entweder auf horizontaler Fläche gerade ausgestreckt (beim Sitzen auf platter Erde) oder seitwärts und einwärts ein- gebogen, über das Kreuz gelegt sind, oder in die Höhe gehoben werden, so dass die Fersen an das Gesäss gezogen (wie beim Sitzen Wilder) , oder abwärts gerichtet sind (beim Sitzen auf erhöhtem Sitze). — Da beim Sitzen die Fussmuskeln sich rein passiv verhalten und nur die Rückenmuskcln in derselben Thätigkeit wie beim Stehenbleiben, so ist diese Körperstellung eine zum Ausruhen taugliche. — Das Niedersetzen aus dem Stehen wird ganz passiv bewirkt, durch Nachlass der Muskeln, die vorher beim Stehen thätig waren; der Oberkörper wird zur Erhaltung des Gleichgewichts vorwärts gebogen und der Oberschenkel auf dem feststehenden Unterschenkel hinterwärts herabgezogen , durch: m.biceps, semitendinosus , se?ni- wembrafiosus , poplitaeus und gastroencinius. — Beim Niederkauern bleibt der Plattfuss , wie beim Stehen , der Stützpunkt des Körpers, und durch Vorwärts- biegen des Oberkörpers und Hinterwärtsrichten des Beckens wird der Schwerpunkt innerhalb des Yom Plattfusse eingenommenen Raumes erhalten. 3) Knieen. Dies geschieht durch Beugung im Kniegelenke mit aufrech- Knieen. ler Stellung des Körpers. Wird der Unterschenkel hier gegen den Oberschenkel blos in einen Winkel gestellt, die Last des Körpers aber noch vom Plattfusse und Unterschenkel getragen; so nennt man dies eine Kniebeugung, wobei sich der Körper senkt. Bei grösserer Beugung des Knies, während der Körper aber den Stützpunkt auf den Füssen behält, geht diese Bewegung in die des Niederkauerns über, wobei die Beugung des Rumpfes gegen die Schenkel, um den Schwerpunkt nicht zu verlieren , eine nothwendige Bedingung ist. Wird diese Beugung des Kör- pers hierbei unterlassen , so stürzt dieser, unter fortgesetzter Beugung der Knice auf dieselben, d.i. Kniefall. Gewöhnlich lässt man sieh aber auf die Kniee oder auf ein Knie nieder, indem während des Niedersenkens (durch Kniebeugung) ein Theil der Körperlast, durch Anstemmen oder Anhalten mittelst der Hände an einem festen Gegenstande , den Füssen abgenommen wird oder der eine Fuss bleibt , während der andere rückwärts gezogen ist, auf dem Boden stehen und der Schwerpunkt bleibt so lange ihm zugetheilt , bis unter Senkung des Körpers das Kniegelenk im ersten Fusse so weit gebogen ist, dass das Knie des andern die Erde berührt, worauf dann der Schwerpunkt auf dieses verlegt wird und der andere Fuss ebenfalls zum Knieen rück- wärts gezogen werden kann. — Beim Knieen ruht der Körper auf der untern Fläche der Condylen des Oberschenkels, auf einem Theile der Vorderfläche des Un- terschenkels und des Fussrückens. Es ist anstrengender und unbequemer als das — 454 — Knieen. Stehen, weil der Körper hier auf einer schmälern Fläche ruht und die Haut keine muskulöse Unterlage hat. — Das Wiederaufrichten vom Knieen erfolgt eben so wie das Niederlassen auf die Kniee, indem der Knieende entweder einen festen Gegenstand mit den Händen fasst und den Rumpf aufzieht , oder indem der eine Fuss gehoben und mit der Sohle auf dem Boden aufgestemmt und dadurch fähig wird, dem andern Fusse den Schwerpunkt des Körpers abzunehmen. Durch die Streckmuskeln des Ober- und Unterschenkels wird er dann aufgerichtet und unter Hebung des gan- zen Körpers der zweite Fuss ebenfalls mit in die Höhe gezogen. 4) Reiten. Es ist eine Modifikation des Sitzens, wobei die herabhängen- Reiten, den Schenkel seitwärts ausgebreitet sind und mittelst der Adduktoren des Ober- und Unterschenkels an den zwischen ihnen befindlichen Körper angedrückt werden. Angiologia, Gefässlehre. (Ernährung und Absonderung; Wachsthum und Wiedererzeugung; Blut und Kreislauf-, Chylus und Lymphe; Resorption.) Ct-efösssystem, systema vmorum* Vom ersten Augenblicke des Entstehens bis zum letzten seines stoffwecii- Daseins erleidet unser Körper (im Ganzen, wie in seinen kleinsten sem'einenge Theilchen) fortwährend Veränderungen der Grösse, Masse, Consi- stenz, Mischung, Gestaltung, Struktur und Textur; nur dass diese Veränderungen in den einzelnen Organen mehr oder weniger deut- lich hervortreten. Fortwährend verlieren wir Bestandtheile unsers Körpers auf verschiedenen Wegen (durch die Se- und Excretionen) und müssen deshalb diese Bestandtheile durch neue zu ersetzen trachten (daher das Bedürfniss der Nahrungsstoffe). Es ist dem- nach das Leben, während welches der fortwährende Verbrauch der Kräfte einen steten Ersatz der jedem Organe angehörenden Ele- mente erheischt, nothwendig mit einer beständigen Zersetzung und einem beständigen Wechsel der Materie verbunden, und dieser Wech- sel beschränkt sich nicht nur auf die Säfte (wo er aber am stärksten hervortritt), sondern auch auf die organisirten Theile (denn selbst die Knochen, welche doch am stabilsten scheinen, zeigen Spuren davon). Dieser immerwährende Stoffwechsel nun, mittelst welches der Organismus in seinen bestimmten, ihn zu fortgesetzter Thätig- keit- befähigenden Mischungs- und Formverhältnissen erhalten wird, macht die Ernährung, nutritio, aus, mit der aber auch die im Wechsel der Materie nothwendig begründete Absonderung, se- cretio, innig zusammenhängt. Erstere könnte man, da sie in Ab- setzung neuer in die organische Masse übergehender Stoffe besteht, secretio interna, letztere, deren Produkte die Seeretionsflüssig- keiten (s. S. 62) sind, secretio externa nennen. Das Material zu beiden liefert nun aber das Blut, in welches also sowohl Alles, was in die Materien des Körpers übergehen, als aus dem Körper ausgeschieden werden soll, vorher aufgenommen werden muss, und zwar nur in flüssiger Form (s. S. 60) und von den offenen Höhlen (s. S. 63) aus. So wie also die Ernährung nur durch eine Wechsel- wirkung des Blutes mit der organischen Masse, welche Ersatz for- dert, zu Stande gebracht werden kann, so ist die Absonderung nur möglich durch eine gegenseitige Einwirkung des Blutes und gewisser Werkzeuge (Secretionsorgane), die aus jenem Stoffe in der oder jener Gestalt aufnehmen und ausscheiden. Es kommt demnach das Blut an allen Punkten des Körpers mit der Substanz der Organe in stete Berührung, setzt an sie neue (plastische) Stoffe ab und nimmt die alten (als Lymphe) wieder auf, theils um die bessern derselben an andern Stellen wieder zur Ernährung zu verwenden, theils um — 458 — stoffwech- andere, vielleicht als wirklich zersetzte, ganz aus der thierischen gemeinen. Oeconomie auszuscheiden. Ausserdem nmss das Blut aber auch selbst, um ernähren zu können, neue, seine Ernährungsfähigkeit erhaltende Stoffe aus der Aussenwelt (Chylus, d. i. das Produkt der Verdauung, und Sauerstoff aus der atmosphärischen Luft, durch das Athmen) in sich aufnehmen, die ihm vorher durch verschiedenartige Thätigkeiten des Körpers ähnlich gemacht und hier und da zuge- führt werden. Damit nun dies Alles zu Stande komme, fliesst das Blut, ohne einen Stillstand zu erleiden, im Kreise durch den Kör- per und berührt fast alle Punkte desselben (nur mit Ausnahme der einfachen Gewebe; s. S. 74), d. i. der Blutumlauf oder Blut- kreislauf, circulalio sanguinis. Dieser Lauf findet hauptsächlich in Folge der Zusammenziehungen des muskulösen Herzens und in- nerhalb der Blutgefässe statt, während dem Blute selbst durch die Lymphgefässe neuer Nahrungsstoff zugeführt wird. Adern, Ge- Unter Gefässe, vasa (im engern Sinne des Wortes), versteht geme'ineu. "man häutige, durch den ganzen Körper verbreitete, vielfach verzweigte, aber unter einander zusammenhängende Röhren oder Kanäle, Adern, welche zur Erhaltung des Körpers in seinen Mischungs- und Formver- hältnissen bestimmte Flüssigkeiten, d. s. Nahrungssäfte (s. S. 61), enthalten, die sie nach allen seinen Theilen hin- und zurückleiten, da- mit hier etwas aus ihnen abgesetzt oder Von ihnen aufgenommen werde. Diese Röhren stehen alle mittels ihrer innersten Haut (allgemeine Gefässhaut, tunica vasorum communis), welche ein einziges Ganze bildet, in ununterbrochenem Zusammenhange und enthalten entweder eine rothe Flüssigkeit, d. i. Blut (Blutgefässe), oder einen weissen milchigen Saft, der sich auf dem Wege in's Blut befindet und erst in dieses umgewandelt werden soll, d. i. Lymphe oder Chylus (Lymph- oder Chylusge fasse). Blutgefässe. a. Blutgefässe, vasa sanguifera. In ihnen bewegt sich das Blut un- unterbrochen in einem Kreise herum , indem es unaufhörlich zu dem Punkte (Herz) zurückkehrt, von welchem es auslief. Man nennt dies, wie schon gesagt wurde, den Kreislauf des Blutes, während welches es an allen Theilen des Körpers durch die Gefässwände hindurch (mittelst Endosmose und Exosmose ; s. S. 12) Nahrungs- stoff zur Erhaltung der gehörigen Mischung des Körpers absetzt, au einigen Stellen aber neue brauchbare Materie zu seiuer eigenen Erhaltung empfängt oder unbrauch- bare Stoffe , um sich zu reinigen , absondert. Der Mittelpunkt und die Haupttrieb- feder des Kreislaufes ist das Herz , d. i. der aus Muskelsubstanz bestehende Mittel- punkt des Gefässsystems , welcher eine Höhle darbietet , die durch eine Scheidewand in eine rechte und linke Hälfte getheilt ist, von denen jede wieder in einen Vorhof (atrfum) und eine Kammer (ventriculus) zerfällt. Diese (Atrium und Ventrikel) stehen unter einander durch eine mit einer Klappe versehene OelTnung in Verbin- dung, so dass das ganze Herz die Einrichtung einer doppelten Saug- und Druck- pumpe darbietet. — Diejenigen Blutgefässe, welche mit den Herzkammern in Verbindung stehen und das Blut vom Herzen aus mittelst ihrer Verzweigungen zu allen Punkten des Körpers führen , heissen Schlag- oder Pulsadern, arteriae. ihr Anfang ist also, dem Laufe des Blutes in ihnen nach, im Herzen. Dagegen werden die Blutgefässe, welche das Blut aus allen Theilen des Körpers zum Herzen zurückleiten und es in die Vorhöfe desselben ergiessen , Blutadern, venae, ge- nannt; sie haben ihren Ursprung vom Herzen entfernt, in den Organen. — Die fein- sten u. dünnsten Blutgefässchen aber, welche den Uebergang des Blutes aus den letz- ten Arlcricuzweigen in die Anfänge der Venen vermitteln, also die Enden der Arterien — 459 — mit den Anfängen der Venen verbinden, sind die Haargefäße, vasa capilla- Blutgefässe ria. Sie bilden den physiologisch wichtigsten Theil der Organe des Kreislaufs , da "n(l S1^?" in ihnen aller Stoffwechsel vor sich geht. — Die Blutgefässe nehmen an der Zu- ass" e ' l e" sammensetzung einiger Gebilde einen so grossen Antheil , dass man dieselben fast gauz als aus Gefässen zusammengesetzt betrachten kann. Es sind : 1) Aderhäute, Gefässhäute, membranae vasculosue, welche aus Zellstoff be- Btehen, der von zahlreichen und ansehnlichen Blutgefässen (besonders Arterien) durch- zogen ist. Diese Membranen dienen theils zur Ernährung von Organen, welche sie überziehen, theils zur Bereitung von Flüssigkeiten. Zu ihnen gehören: die pia mater, charioidea, tunica vasculosa zwischen Schleim- und Muskelhaut am Darmkanale ,_ das chorion. — Hierher gehören auch die Gefässplexus (plexus choroidei des Gehirns, Processus ciliares im Auge), Organe, welche auf den ersten Blick aus nichts als Gefässra- mificationen zu bestehen scheinen. Man sieht eine oder mehrere Arterien in sie eintreten, sich aufs Vielfachste verästeln, bis sie endlich an der Oberfläche ein Behr engmaschiges Capillarnetz bilden, aus denen sich Venen entwickeln. An den Gefässstämmen hängen diese Organe wie an Stielen und breiten sich gegen das freie Ende hin weiter aus. Bei genauerer Betrachtung erkennt man, da3s ausser den Gefässen ein lockeres Zellgewebe, als Träger der GefäsBramificationen, die Plexus zusammensetzen hilft. 2) Erektile, schwellbare Gebilde, corpora erectilia s. cavernosa, bestehen hauptsächlich aus ansehnlichen Venen, welche in vielfachen Windungen und Verflechtun- gen mit einander anastomosiren und beträchtliche Erweiterungen bilden, in welche (beim. penis) rankenartige Auswüchse von Arterien (artt . helicinae) ragen. Das Blut kann in diesen Gebilden durch besondere Vorrichtungen eine Zeit lang zurückgehalten werden. Zu ihnen gehören: die Ruthe, Clitoris, kleinen Schamlefzen und die Brustwarzen ($. bei Penis). Das Eigenthiimliche dieser Gebilde beruht hauptsächlich darin, dass die Arterien und Venen nicht durch so feine Haargefässe, wie in andern Theilen zusammen- hängen, sondern der Uebergang aus jenen in diese plötzlich erfolgt, indem die letzten Arterienäste, die grösstenteils noch mit blossem Auge sichtbar sind, auf einmal in die ansehnlich weiten Anfänge der Venen ausmünden. Die Art, wie diese Ausmündung erfolgt, ist noch Gegenstand des Streites. 3) Blutdrüsen, Bl utgef äs sknot en, ganglia ianguineo - v asculosa, weiche, rundliche Körper, Knäuel von Blutgefässen, in denen das Blut eine Mischungsveränder- ung zu erleiden scheint. Es sind: Milz, Schilddrüse, Nebennieren, Thymus, Placenta des Foetus (s. bei Drüsen). 4) Wundernetze. In der Regel verfeinern sich die arteriellen und venösen Aeste all- niälig durch immer fortgesetzte Spaltung, doch kommt es auch f>r, dass (wie_ in der choroidea) aus einem Stamme sogleich, wie von einem Punkte, eine Masse ziemlich paralleler feiner Aeste abgehen, welche sich nicht viel mehr zertheilen, sondern eine zierliche Art von Wirbeln, Gefässbüschel (vasa vorticosa, G ef ässlab yrinthe , Wundernetze) bilden. — Diese eigenthiimliche Form der Gefässvertheilung kommt in mannichfaltigen Modificationenji. in vielen Organen bei den Wirbelthieren vor. Mül- N ler ordnet die verschiedenen Wundernetze bei den Thieren in 2 Hauptklassen: a) in rete mirabile diffusum s. unipolare, bei welchem ein Blutgefässstamm vor der Zertheilung in die ernährenden Zweige plötzlich in eine Menge anastomosirender oder nicht anastomosirender Kanäle zerfällt, in welchen das Blut mehr oder weniger grosse Strecken zurücklegt, ehe die eigentliche Verzweigung zum Zweck der Nutrition beginnt. Sie sind radiirt, büschelförmig, zuweilen federig; die Radiation ist an den Arterien centrifugal, an den Venen centripetal. — b) Rete mirabile bipolare s. arnphi- centricum, mit gegenseitigen Wirbeln und Sammlung der aus einem Wirbel_ ausfah- renden Röhren in einen oder mehrere der vielen entgegengesetzten Wirbel. — Die Wun- dernetze beider Form können einfach (Mos arteriell oder Mos venös) oder doppelt (arteriell und venös zugleich) sein. Bei letzteren sind die Venen zwischen die Arterien eingeschoben (Zwillingswundernetze). — Es giebt Blutgefäss- und Lymphgefäss- wundernetze; die sogenannten Lymphdrüsen sind amphicentrische einfache Lymph- wundernetze (nicht sind aber die Blutdrüsen Blutgefässwundernetze). — In Hinsicht der Ausführung der Oberflächenvermehrung giebt es 4 Formen der Wundernetze: a) durch Radiation und Form von Büscheln, Wedeln, Schweifen, Quasten (rete mirabile fascicula- tumj; — b) durch Netzwerke (r. m. reticulatum) ; — c) durch Windungen der Röhreu fr. m. contortum) ; — d) durch Fiederung (r. m. pinnatifidum). b, Lympligefässe, vasa lymphatica, enthalten kein Blut, sondern eine weissliche Flüssigkeit, welche erst zu Blut umgewandelt werden soll, indem sie diesem beigemischt wird und dann demselben neuen Nahrungsstoff darbietet. Diese Flüssigkeit besteht entweder aus den bei der Ernährung überflüssig abgesetzten Stoffen des Blutes und aufgelösten festen Theilen des Körpers, d. i. Lymphe (vasa lymph a ticaj , oder aus dem bessern , aus den verdauten Speisen gezogenen Safte, d.i. Speisesaft, chylus (vasa chylifera). — Mittels der Endosmose tre- ten in diese Gefässe die genannten Säfte ein , diese saugen die Säfte gleichsam auf (deshalb auch vasa ab- oder resorbentia genannt), schaffen sie aus kleinern in immer grössere Röhrchen und endlich in 2 Hauptstämme (ductus thoracici), die sich in die Venen ergiessen. — Die in den Lymphgefässen befindliche Flüssigkeit bewegt sich also nicht im Kreise herum, wie das Blut, sondern wird diesem auf geradem Wege zugeführt. Ihre Anfänge finden sich frei in der Substanz und an der — 460 — Eigenschaf- Oberfläche der Organe. — Die Lymphgefässe bilden in ihrem Verlaufe knäuclarlige ten der Verwickelungen, welche Lymphdrüsen genannt werden. A. Gefässe im Allgemeinen. a) Form. Die Form der Gefässe ist die biegsamer, cylindrischer Röhren (lubuli cylindrici), so dass sie im Querdurchschnilte eine runde Oeffnung zeigen, welche man lurnen^ Auge, Kaliber einer Ader nennt. b) Vertheilung , ramificatio vasorum. Betrachtet man die allgemeine Anordnung der Gefässe vom Herzen aus, so finden sich die grössten Gefässstämme (trunci) in der Nähe desselben, und verbreiten sich von hier aus baumförmig bis zu den entferntesten Theilen des Körpers, indem sich die Hauptslämme in kleinere Stämmchen, diese in Aeste (rami), Zweige und Reiser (ramuli) spalten, und endlich in ihren feinsten Ausbreitungen verschieden geformte Netze (Haargefässnetze) bilden, die an der Zusammensetzung der Organe einen sehr grossen An- theil nehmen. Meist gehen die kleinern Aeste und Zweige unter spitzigen Winkeln ab, oft auch gabelförmig , bisweilen in geraden oder stumpfen Winkeln. — Den Punkt, wo die Aeste eines Stammes eine durchaus veränderte Richtung nehmen , bezeich- net man als das Ende desselben , indem man das in derselben Richtung fortge- hende, wenn auch engere Stück des Stammes oder Astes als seine Fortsetzung betrachtet. — Die dendritische Vertheilung erleidet indess einige Modiücationen durch die Struktur der Organe und die Form der Interstitien. aj Tritt ein Gefäss aus der Tiefe aufsteigend an eine Fläche , so strahlen die Aeste divergirend nach allen Seiten und erscheinen stern- oder wirbelförmig, je nachdem die feineren Aeste erst in der Fläche oder schon von der Tiefe an ausstrahlen (ersteres findet an den Läppchen der Leber, letzteres an den Zungenwärzchen statt), b) Liegen die Arterie und die ihr entsprechende Vene einander gegenüber an den Rändern feiner Lamellen oder Plättchen, so gehen die in's Capillaruetz eintretenden Aestcheu quer und einander parallel von der Arterie zur Vene und geben das Ansehen eines Kammes (an den Kiemen), cj Auch die Wundernetze (s. S. 459) sind hier- her zu ziehen. c) Die Weite jeder Ader nimmt in ihrem Verlaufe vom Herzen aus bis zu ihrem Endstücke in dem Verhältnisse ah, als sie Aeste abgegeben hat. Doch denkt man sich die Lumina aller aus einem Stamme entsprun- genen Zweige zusammen, so bilden sie eine bedeutend weitere Höhle, als die des Stammes war. Es nimmt also das Gefässsyslem gegen sein Ende hin an Grösse zu, obgleich die einzelnen Zweige immer enger und kleiner werden. Es stellt demnach jede Ader in ihrem gesammten Ver- laufe einen Kegel dar, dessen Spitze nach dem Herzen und dessen Basis nach der Peripherie des Körpers gekehrt ist. — Je geringer das Lumen der Röhren, um so mehr wird durch Reibung der Blutlauf verzögert. d) Die Richtuug des Verlaufs der Adern ist vorwaltend die der Länge, vom Herzen abwärts. Der Lauf der grössern Stämme geht gewöhnlich in der kürzesten Richtung gegen die Organe hin, für welche sie bestimmt sind, vor dem Eintritte in dieselben verzweigen sie sich aber und die kleineren Aeste machen verschiedene Biegungen. Die Ge- lasse solcher Organe, deren Volumen und Lage häufigen Veränderungen ausgesetzt ist, zeigen einen geschlängeltcn Verlauf (z. B. die der Gc- — 461 — bärmulter); dasselbe findet da statt, wo der Blutumlauf etwas verlang- Eigenschaf . i ii (cm der samt werden soll. Gefässe. e) Verbindungen der Crefüsse. Sehr oft fliessen Adern der- selben Art durch grössere oder kleinere Aeste wieder zusammen, so dass eine ununterbrochene Communication zwischen verschiedenen Abtheilun- gen derselben entsteht, worauf sie sich von Neuem verzweigen. Die Zweige der ort. •pulmonalis anastomosiren nur in ihren kleinsten Aest- chen, die der art< aorta dagegen auch in ihren grössern. Je verwik- kelter die Verbindungen, desto langsamer wird der Blutlauf, indem theils das Blut einen absolut weitern Weg zu machen hat, theils bei der Be- gegnung von Strömen an Kraft verliert. Die Arten der Verbindungen sind folgende : 1) Anaslomosis, Zusammenmündung, die gewöhnliche Art der Verbin- dung , wo 2 verschiedene Aeste , von einem oder auch von verschiedenen Stäm- men, unmittelbar in einander übergehen, so dass das Blut in ihnen aus einem in den andern einen freien Uebergang hat. Diese Anastomosen finden auf höchst unterschiedliche Art statt; gewöhnlich erfolgt sie in einem, von beiden sich verbindenden Aesten gebildeten Bogen; seltener vereinigen sich 2 parallellau- fende Gefässe durch Queräste ; ganz selten fliessen % Aeste unter einem spitzi- gen Winkel zu einem Aste zusammen. 2) Rete vasculosum, Adernetz. Verbinden sich mehrere kleinere Aeste durch mannichfaltige Anastomosirung, so entsteht ein Adernetz, auf welche Art hauptsächlich die Endigungen der Gefässe zusammenhängen , wie in den Capillargefässen. 3) Plexus vasculosus, Adergeflecht. Stehen mehrere , in paralleler Bich- tung neben einander laufende Gefässe unter sich durch Anastomosen in Seiten- verbindung, so nennt man dies ein Adergeflecht. Solche Verbindungen kommen vorzüglich in den kleinen Gefässen vor und werden um so häufiger, je weiter sich diese vom Herzen entfernen, so dass die kleinsten Aestchen ein vielfach verschlungenes Netz bilden. Die Anastomosen zwischen gros- sen Gefässen sind selten (am häufigsten noch am Darmkanale und an den Extremitä- ten). — Der Nutzen der Gefässverbindungen ist bedeutend, denn durch sie wird der Kreislauf erleichtert und werden Hindernisse in demselben ausgeglichen , indem sich bei Verengerung oder Verschliessung, selbst eines Hauptstammes, die anastomosi- renden Aeste erweitern und das Blut ungehindert zu den, von diesem früher mit Blut versehenen Theilen leiten. f) Die Anordnung des Crefässsysteins ist zwar im Allge- meinen symmetrisch, es entspricht sich die rechte und linke, und zum Theil die obere und unlere Hälfte desselben, allein immer ist doch diese Symmetrie unvollkommener als in anderen Systemen. Denn häufig finden sich Varietäten in der Verästelung und im Laufe der Gefässe auf der rechten und linken Körperhälfte; so liegen auch die unpaaren Gefäss- stämme nicht in der Mittellinie und selbst entsprechende Gefässstämme verhalten sich auf beiden Seiten ganz anders. Die allerkleinsten Ver- ästelungen haben gar keine bestimmte Norm. g) Bau der Oefässe. Ueber den Bau der Gefässe herrschen noch sehr verschiedene Ansichten, indem man nicht nur über die An- zahl der, ihre Wände bildenden Häute (von denen man 1 — 7 angenommen hat) nicht einig ist, sondern auch über den feinern Bau dieser Häute von einander abweichende Beobachtungen machte. Gewöhnlich hat man bis- her angenommen, dass die Wände (parietes) der Adern aus 3 Schich- ten um einander herumliegender Häute, lunicae vasorum, beständen, - 462 Bau der von welchen die innerste, die allen Arten der Gefässe (auch den Haar- Gefasse. gefjjssen) zukäme und auch das Innere des Herzens auskleide, die we- sentlichste Grundlage ihrer Organisation sei, indem sie durch das ganze Gefässsystem eine zusammenhängende geschlossene Höhle, eine aus dem Ganzen gebildete Röhre, darstelle. Die äusserste Hautschicht, welche ebenfalls allen Gefässen zukommen soll, ist eine Zellhaut. Zwischen ihr und der innern wollte man bei den Arterien und grössern Venen noch eine mittlere gefunden haben, welche in den Arterien von elastischen Fasern gebildet sei , in den Venen von Muskelfasern (s. bei Arterien und Venen). Uebrigens wird die äusserste und mittlere Gefässhaut um so dünner, je kleiner die Gefässe werden, bis sie endlich bei Gefässen von y" — -jij- '" ganz verschwinden, so dass diese nur noch von der innersten Haut gebildet werden. Auf der Schnittfläche grösserer Arterien und Ve- nen sieht man mittelst des Mikroscops zwischen diesen Häuten eine sehr dünne Lage von äusserst feinen, in allen Richtungen verwobener Fäser- cben. Diese Häute sind nämlich nicht ganz scharf von einander ge- trennt, sondern es gehen einzelne Zell- und elastische Fasern aus der einen in die andere über (vorzüglich zwischen innerer und mittlerer Haut). So wie übrigens der Durchmesser der Gefässe höchst verschie- Häutecler den ist (zwischen 15'" und T5i-rr/// — tüW" wechselnd), so zeigen auch wände, die Wände derselben eine sehr verschiedene Dicke, die natürlich dem Dm. des Gefässes entspricht. So hat z. B. die Wand der dicksten Arterie ^" , die der Gefässe von -c\-^'" und noch geringerem Dm. nur ^^-TT/// — TäVö'" Dicke. Die Dicke der Gefässwand hängt hauptsächlich von dem Vorhandensein und der Stärke der mittlem Haut ab. 1) Tunica vasorum int im a s. communis , allgemeine Gefässhaut, bildet den eigenthümlichen Blutbehälter, 'welcher durch die darüber liegenden Lagen von Häuten verstärkt und zu selbstständigen Bewegungen fähig -wird. Es ist eine sehr dünne , ziem- lich dehnbare, weissliche, durchsichtige und einförmige Haut, welche aus verdichtetem Zellstoffe (nach Krause aus einzelnen, nicht zu Bündeln vereinigten, äusserst feinen Zellstnfffibrillen, welche in querer, lnngitudinaler und schräger Richtung innig verwebt sind) zu bestellen scheint und vermöge ihrer Durchs ichtigkeit , ihres Glanzes, ihrer Aus- dehnbarkeit und ihres Gefüges mit den serösen Häuten übereinkommt. Ihre innere dem Kanäle zugekehrte Fläche ist sehr glatt, von ausgehauchtem Dunste schlüpfrig (um alle Reibung des Blutes an den Wänden zu verhüten) und mit Pflaster-Epithelium überzogen, dessen sehr platte rundliche und pnlyedrische Zellen xirr'" — jV" breit und mit Kernen von filV" — 3{tj'" versehen sind, und nur eine einzige dünne Schicht zu bilden scheinen. Die äussere Fläche derselben hängt sehr fest und unmittelbar (nicht durch zwischenlie- gendes Zellgewebe) mit der sie umgebenden folgenden Haut zusammen, so dass sie nur sehr schwer und in kleinen Stückchen von dieser gelöst werden kann. In ihr sind, nach If'eber, weder Kü gelchen, noch Fasern und Zellen, noch auch Poren und Zwischenräume zu entdecken; nach Edwards und Arnold dagegen sieht man nicht nur Kügelchen, son- dern auch Räume zwischen diesen (Poren). Man vermuthet , dass diese Haut unempfind- lich und ohne Lebensbewegung ist, obgleich man weiss , dass sie sehr leicht heilt und sich neu erzeugt. Aus krankhaften Zuständen derselben glaubt man schliessen zu können, dass sie ganz feine Mutgefässchen besitzt; auch will man (Arnold) Nerven zu ihr verfolgt haben. — Obgleich diese Haut in allen Theilen des Gefässsystems im Wesentlichen die- selben Eigenschaften hat, so zeigt sie doch an verschieden Stellen bedeutende Varietäten in Hinsicht auf Dicke, Ausdehnbarkeit und Festigkeit. So ist sie an den Wänden des fleischigen Theiles des Herzens viel dünner, als in dessen häutigen Theilen und in den Gefässen; in den Arterien ist sie leichter zerreissbar, als in den Venen und Lymphgefäs- sen, wo sie Klappen bildet u. s. w. Neuerlich hat man in ihr Längen- und Querfasern gesehen, welche elastischer Natur sein sollen. 2) Tunica vasorum externa s. cellii.losa, ist die äusserste eigenthümlirhe Haut der Gefässe, aufweiche wir bei Bloslegung derselhen stossen; sie ist weiss-gelblich, sehr fest (desshalb von Einigen tendinea genannt) und schwer zerreissbar, dabei aber sehr aus- dehnbar. Sie besteht aus einem filzartigen Gewebe sich nach allen Richtungen durch- kreuzender Zellgewebsfäden, zwischen welchen sich aber kein Fett, sondern viele kleine Blutgefässe und nach neuern Entdeckungen auch elastische Fasern befinden. Die Fäden hängen nacli aussen hin lockerer, innen weit fester mit einander zusammen, und sollen sich liier in die Maschenräume der Netze der mittlem Faserhäute einlegen. Ein jeder solcher Faden ist aber ein dickeres oder dünneres Bündel von äusserst dünnen wellen- — 463 — förmig gebogenen Zellgewebsfäserchen, die zum Theil einen 8mal kleinern Durchmesser Bau der haben als die Blutkügelchen. Zieht man die Fäden eines solchen Bündels aus einander, Gefässe. so zeigt sich, dass sie unter einander mittels durchsichtiger zarter Häutchen, Zellge- websblättchen, verbunden sind. — Die äussere Oberfläche der Zellhaut ist mit einem ganz lockern, weichen Zellgewebe (tunica cellulos a adscititia s. villosa) über- zogen, was an manchen Stellen sehr angehäuft, an andern kaum zu bemerken ist und die Gefässe mit den benachbarten Organen in gehöriger Verbindung erhält, doch so , dass sie sich noch verschieben und ausdehnen können. Ihre innere Fläche hängt mit der unter ihr liegenden Haut so innig zusammen , dass man beide nicht leicht von einander trennen / kann. — Scarpa nennt diese tunica cellulosa nur ein verdichtetes Zellgewebe (invo - liier um adventitium) und rechnet sie nicht zu den eigentümlichen Häuten der Gefässe. — Sie giebt den Gefässen hauptsächlich ihre Festigkeit bei grosser Ausdehn- barkeit. Heule unterscheidet an den vollkommensten Gefässen 6 differente Lagen oder Häute, von denen die meisten durch Vervielfältigung mehr oder minder mächtige Schichten bilden können. 1) Die innersteLage istPflasterepithelium, des- sen Zellen ziemlich regelmässig elliptisch oder verschoben rhombisch sind; wenn sie wachsen, so verlängern sie sich hauptsächlich in einer Richtung, nach derLängen- axe des Gefässes ; einzeln stellen sie dann platte Fasern dar , welche an der Stelle des Kernes breit und an beiden Enden schmal und zugespitzt erscheinen. Dieses Epi- thelium kann fehlen oder vielmehr , nach Resorption der Kerne , sich in die folgende Schicht umwandeln. — 2) Gestreifte oder gefensterte Gefässhaut, die 2te Lage , ist eine äusserst feine , wasserhelle , ziemlich steife und brüchige Mem- bran, welche das Charakteristische hat, dass sie, in grössern Lappen abgetrennt, sich vom obern und untern Rande aus einrollt. Sie zeichnet sich hauptsächlich durch feine, dicht gedrängte, oft äusserst blasse Streifen aus, welche im Ganzen der Länge nach nur selten , und wenn mehrere Schichten dieser Haut vorkommen , der Henle's Ge- Quere nach laufen, sich vielfach verästeln und mittels der Aeste, welche unter fasshaute, spitzen Winkeln abgehen , unter einander anastomosiren. Diese Streifen rühren von platten Fasern her, welche der einen Wand der Membran (der innern oder äussern?) fest und unzertrennlich aufliegen, und wie die Membran nicht über 0,0006'" dick und wenig breiter sind. Zerstreut zwischen den Fasern befinden sich grössere und kleinere , meist runde , doch auch mitunter ganz unregelmässig breite, wie gerissene Löcher. Kommt diese gestreifte Gefässhaut, welche von Essigsäure nicht angegriffen wird, in zahlreicheren Schichten vor, so bilden diese ein Häut- chen , das sich bei der Contraktion der Gefässe nach dem Tode in feine Längsfasern legt, die schon mit blossem Auge als weisse Streifen sichtbar sind. Man glaubt dann ein netzförmiges Gewebe äusserst feiner Fasern vor sich zu haben , an welchem oben noch ein im Allgemeinen longitudinaler Verlauf der anastomosirenden Fasern bemerkbar ist. In der That scheint es , als wenn nach aussen hin die eigentliche membranöse Grundlage verloren ginge (durch Resorption etwa) und als wenn die anfangs gefensterte Membran in einzelne Fasern zerfiele. Der Process dieser Faser- bildung ist also der, dass eine Zellenlage (Epithelium) nach Resorption der Kerne in eine homogene Membran übergeht, dass auf dieser, wahrscheinlich durch An- legen feiner Körnchen , sich Fasern bilden , indess die Membran selbst durchbro- chen und endlich ganz aufgelöst wird. — 3) Längsfaserhaut, die 3te Lage, charakterisirt sich durch stärkere Längsstreifen , welche aus den längsovalen Kernen der primären Gefässhaut (s. bei Capillargefässen) hervorgehen ; sie ist vielleicht nur eine weitere Entwickelung dieser Haut. Zuweilen gehen die Zellen des Epitheliums in idie Fasern dieser Haut unmittelbar über und alsdann fehlt die gestreifte Gefäss- haut. Diese Längsfaserhaut ist in der Regel einfach, doch kann sie auch durch ' Vervielfältigung ziemlich mächtig werden (wie bei den Venen), An kleineren Ge- fässen, von etwa 0,001'" Dm. ist diese Lage nicht gut zu isoliren und besteht zum Theil noch aus längsovalen Kernen, die sich noch nicht zu gleichförmigen Längs- fasern vereinigt haben. Bei grösseren Gefässen zerreisst sie bei einer nur etwas unzarten Behandlung und rollt sich der Länge nach ein. Die Streifen dieser Haut werden von platten Fasern gebildet, welche eine grosse Aehnlichkeit, auch in ihrer Entstehungsweise, mit den Kernfasern des Zellgewebes und den dunkeln Längs- fasern der Haare haben , in Essigsäure unverändert bleiben und sich in grösseren Gefässen den elastischen Fasern nähern , indem sie sich rankenförmig krümmen, sich durch Seitenäste verbinden und ein Netz von rhomboidalen Maschen darstellen. Immer aber sind die Maschen dieses Netzes viel weiter, als in den elastischen Ge- weben, und die Fasern selbst viel blässer. In grössern Yenen scheint von der — 464 — Bau der Gefässe. Längsfaserhaut nur das Netz der ästigen Fasern , ohne verbindende Substanz übrig geblieben zu sein. — 4) Ringfaserhaut. Während in den vorigen 3 Schichten eine longitudinale Richtung der ovalen Zellenkerne und Fasern vorkam, ist der längste Dm. der ovalen Kerne dieser Schicht quer und die Fasern, welche etwas ela- stisch sind, umgeben das Gefäss ringförmig. Sie erreicht die grösste Mächtigkeit und von ihr rührt hauptsächlich die bedeutende Dicke der Wand grösserer Gefässe her. In ihrer Entwicklung durchläuft sie dieselben Stufen wie die Längsfaserhaut ; sie tritt zuerst (an den Capillargefässen ; s. bei diesen) mit querovalen Kernen auf; dann verwandeln sich diese (an Gefässen von 0,015 — 0,02'" Dm.) in dunkle Strei- fen (von 0,005"' Länge und 0,0008'" Rreite), welche meist gerade, zuweilen auch etwas schief (0,0027 — 0,0039'" von einander entfernt) um die Längsfaserhaut lie- gen, an dünnern Gefässen in einfacher, an stärkern in mehrfacher Schicht. Die Streifen biiden nun platte , sehr helle und körnige , sich nur sehr selten gabelförmig spaltende Fasern (von 0,0024— 0,0036'" Breite) , die leicht in kleinere Bruchstücke bis zu 0,020'" Länge zerfallen und dann an den Enden bald abgerundet, bald zuge- spitzt, bald quer abgestutzt erscheinen. Einige derselben sind ganz gleichartig, an wenigen bemerkt man einen Zellenkern , die Mehrzahl ist entweder mit einem continuirlichen , feinen dunklen Striche oder mit einer Reihe von dunklen Pünkt- chen oder endlich nur mit einzelnen Pünktchen gezeichnet. Die dunkeln Striche und die Pünktchenreihe kommen , eins als Fortsetzung des andern , auf derselben Faser vor, sie laufen bald über die Mitte der Faser hin, bald (doch seltener) längs dem Rente s Ge- Rande derselben , und stellen auch durch quere und schiefe Aeste ein den elasti- fässhäute. sehen Fasernetzen ähnliches Strickwerk dar, nur viel feiner als das der Längsfaser- haut und der elastischen Gewebe. Es ist nicht zweifelhaft, dass diese Striche aus den ursprünglichen querovalen Kernen hervorgehen und sich zu den eigentlichen Fasern der Ringfaserhaut (die man auch als eigenthümliche Fasern der mittlem Arterienhaut bezeichnen kann) so verhalten, wie die Kernfasern (s. S. 71) des Bindegewebes zu den Bindegewebebündeln ; Essigsäure greift die Fasern an, nicht aber die Kerne. Eigenthümliches Zellgewebe kommt in der Ringfaserhaut der Ar- terien nicht vor, dagegen hat Vf. zuweilen Bruchstücke der gestreiften Gefässhaut darin gefunden. — 5) Wahre elastische Haut; sie kommt als zusammen- hängende Membran nur in Arterien von grösserem Kaliber vor, ist fest und sehr elastisch, während die Ringfaserhaut zart und brüchig und weniger elastisch ist; sie lässt sich nicht wie diese der Quere nach abziahen, sondern nur in kleinen Fetzen; behält durch Essigsäure ihre Farbe, während die Ringfaserhaut durchsich- tig wird; besitzt die mikroscopischen Eigenschaften des elastischen Gewebes (s. S. 237) in ausgezeichnetem Grade, denn sie besteht aus nichts als vielfach verästel- ten, oft zu netzförmig durchbrochenen Membranen verbundenen, starken und dunklen Fasern. — 6) Zellhaut, tunfea adveniitia , besteht aus Fasern, welche denen des gewöhnlichen Zellgewebes vollkommen ähnlich sind, immer der Länge nach und geschlängelt verlaufen , in grössern Gefässen mit Kernfasern versehen sind und nach aussen in das umliegende formlose Zellgewebe übergehen. Schon bei Ge- fässen von 0,01 '"Dm. umgiebt dieseMembran deutlich die Ringfaserhaut und bleibt, wenn diese durchschnitten ist und sich mit den tiefern Schichten zurückgezogen hat, als eine immer noch ziemlich feste Röhre zurück. Durch Essigsäure werden die Fasern dieser Häute durchsichtig und es werden die längsovalen Kerne und Kern- fasern deutlich sichtbar. — An kleinen Gefässen (von 0,1 — 0,02'" Dm. an) sind die Längs - und Querfaserhaut am constantesten ; die gestreifte Haut innerhalb der längsfaserigen lässt sich schon an Gefässen von 0,2'" nachweisen ; die Zellhaut fehlt selten, das Epithelium häufig, die elastische Haut stets. An einem Gefässe von 0,058'" Dm. betrug die Dicke der Zellhaut 0,007'", die der Ringfaserhaut 0,012'", der Durchmesser des Lumens 0,020'"; die Dicke der Längsfaserhaut mit den fol- genden Schichten war unmessbar. In dem Maasse, wie das Kaliber der Gefässe zunimmt, treten die Unterschiede zwischen arteriellen und venösen Röhren deutlicher hervor. h) Die Ernährung der Gefässe, wenigstens die der grossem (von etwa 0,5'" Dm. an), geschieht wie die anderer auf einer hohem Stufe des Lebens stehender Organe, durch Gefässe, vasa vasorum s. mitrientia, und Nerven j nur diese vasa vasorum und die kleinsten - 465 — Adern müssen endlich durch die Nahrungssäfte, die sie selbst führen, Bänder erhalten werden (nutritio interna). Die Gefässe der Ge fasse hängen nicht mit dem Stücke der Ader zusam- men, welchem sie angehören, sondern mit dem nächst benachbarten; sie dringen durch das Umhüllungszellgewebe zur Zellhaut und bilden hier ein ziemlich dichtes längsmaschigesNetz, aus welchem weniger zahlreiche Zweige zur mittlem und von da an die innere Haut treten. Die innerste Gefässhaut ist jedenfalls gefässlos; die Ringfaserhaut, besonders der Venen, aber sehr reich an Blutgefässen (daher mehr zur Entzündung geneigt). — Die Arterien kommen nie unmittelbar aus der Höhle des Gefässes , an welchem sie sich verbreiten , sondern meist aus den Zwei- gen desselben , in der Regel wenige Linien von deren Ursprünge , doch bisweilen auch von einer andern Arterie. Gewöhnlich versorgt dasselbe Stämmchen die Ar- terie u. die daneben liegende Vene. — Die Venen öffnen sich gewöhnlich unmittel- bar in den Stamm der Vene, aus deren Häuten sie das Blut sammeln; sie laufen Ernährung unabhängig von den Arterien und begleiten diese nicht. Die Anwesenheit von ('er Gefasse Lymphgefässen ist nicht erwiesen , wird aber vermuthet; an der äussern Ober- t-Zm). fläche der Gefässe verlaufen sehr viele leicht zu entdeckende Saugadern. — Die in die Gefässwände eintretenden Nerven, durch welche der Tonus der Gefässe ver- mittelt wird , begleiten die Blutgefässe und sind Zweige des vegetativen (an den Ge- fassen des Kopfes und Rumpfes) und des animalischen Nervensystems (an den Ge- fassen der Extremitäten), von denen die letztern aber wahrscheinlich nur organische, Fasern des Sympathicus zuführen. Denn da die Gefässe im gesunden Zustande gar nicht und selbst in Entzündung nur sehr wenig empfindlich sind, so dürften sie keine oder nur sehr wenig sensible Nervenfasern bekommen. An kleinen Ge- fässen findet man die Nerven grösser und zahlreicher als an grossen Gefässen ; nur ihre Endigungen lassen sich nicht darstellen. Henle beobachtete, dass die Gefässe spiralförmig von den Nerven umwunden wurden. Bis jetzt sind die Gefässnerven meistens in den Arterien gefunden und nur in der vena cava inferior von Einigen verfolgt worden. E. Burd/ick fand durch seine Untersuchungen über die ernährenden Gefasse der Gefasse: I) Die Menge und Stärke der vitsa vrtsorum richtet sich nach der Dicke der AVandungen der Gefässe. — 2) Die ernährenden Arterien der Pulsadern entspringen nie unmittelbar aus der Höhle der Arterie, welcher sie angehören, sondern aus Zweiiren, welche diese abtriebt. — 3) Es finden sich sehr feine venae vnsornm, welche, in den Häu- ten der Vene verbreitet und dieselbe nicht verlassend , sich unmittelbar in deren Höhle einmünden. — 4) Die arteriae und venae vasorum verlaufen nicht gleichmäßig so neben einander, dass eine Arterie auch immer eine Vene zur Seite hat. — 5) Die Stämmcheii der arteriösen und venösen Gefässe der Arterien verlaufen eine Strecke weit der Länge nach auf der äussern Haut derselben hin, von wo aus sie sich nach allen Seiten ausbreiten, und — 6) Hauptäste in zirkeiförmiger Umschlingnnir um die Arterien herumgeben, und — 7) sich dann oberflächlich und im Innern baumförmig ausbreiten. — 8) Die in die mittlere Haut der Arterien eindringenden Gefässzweigelchen folgen in derselben der Richtung der Fasern. — 9) In die innerste Haut der Arterien und Venen scheint kein ernährendes Gefäss zu dringen. i) Contraktilität der CJeflisse. Während man früher die Lebendige Contraktilität der Gefässwände (besonders die der mittlem Arterienhaut, zjehüögs"* die man als eine muscularis ansah) zu hoch anschlug-, hat man neuer- *™pA6t lieh, nachdem man die mittlere Arterienhaut für eine aus elastischem Gewebe gebildete erkannte und die Kraft des Herzens zur Vermittelung der Circulation allein hinreichend fand, der Lebensthätigkeit (Contrakti- lität) der Gefässe zu wenig und der physikalishen Elasticität derselben zu viel Wirksamkeit bei der Blutbewegung zugeschrieben. Von dem An- theile, den die Contraktilität des Herzens und der Gefässe an der Cir- culation nimmt, sagt Henle: dass vom Herzen hauptsächlich die Blut- bewegung, von den Gefässen (deren Lumina einer lebendigen Veränder- ung ihres Durchmessers wohl fähig sind) die Blutvertheilung abhängig sei. An den grössern Arterienstämmen ist die lebendige Contraktilität durch direkte Versuche (mittels Verblutung, mechanischer und chemischer Reize, besonders mittels kalten Wassers) nachgewiesen; wie weit sich Boclis Aaat. I. 30 — 466 — Contraktili aber die Irritabilität gegen die kleinern Aestchen erstreckt, ist durch tatfässe. C direkte Beobachtungen nicht leicht auszumachen. Dass die Venen eben- falls conlraktil sind, bestätigen viele Beobachtungen. Ohne allen Zweifel hängt nun aber diese lebendige Conlraktilität der Gefässe nur von der Ringfaserhaut ab, auf welche (ebenso wie auf das contraktile Zellge- webe) Galvanismus (der die Muskelfaser zur Contraktion reizt) nicht einwirkt, während die Kälte und mechanische Irritation ihren Effekt äus- sern, nur nicht plötzlich, sondern so, dass die Contraktion langsam be- ginnt, erst nach längerer Zeit (in den Gefässen innerhalb 4 — 25*Minulen nach Hostings) ihre grösste Höhe erreicht und allmälig wieder nachlässt. An den Gefässen also, an welchen wir noch Spuren der Ringfaserhaut erkennen, müssen wir auch Conlraktilität vermuth.cn, und dies ist bis zu den grössern Capillargefässen hin der Fall (s. diese). — Vermöge ihrer Contraktili tat behaupten die Gefässe während des Lebens einen continuir- lichen und mittlem Grad der Zusammenziehung (Spannung, tonus), der von äussern Einflüssen erhöht und vermindert werden kann und unter dem Einflüsse des Nervensystems steht, so dass die Erscheinungen im Gefässsystemc denen in den unwillkührlichen Muskeln sehr ähnlich sind. (Das Ausführlichere s. bei Kreislauf.) B. .Eigenschaften der besondern Gtef ässe. I. Arteriae t Puls- oder Schlagadern. Pulsadern sind diejenigen Blulgefässe, welche das Blut aus dem Arterien im Herzen nach allen Theilen des Körpers leiten und, da sie zunächst den ne"!ei" Druck des vom Herzen fortgepressten Blutes auszuhalten haben, mit weil dickern und elastischeren Wänden als alle übrigen Gefässe versehen sind, damit sie nicht widernatürlich ausgedehnt werden können. In Folge die- ses Druckes werden ihre elastischen Wände bei jeder Zusammenziehung des Herzens in ihrer Länge und Breite ausgedehnt und bei der Ausdehnung desselben wegen ihrer Elastizität wieder auf den vorigen Zustand reducirt, sie pulsiren; deshalb werden sie Pulsadern genannt. — Die Arterien des grossen Kreislaufs liegen im Allgemeinen entfernter von der Ober- lläche des Körpers in langen, zelligen Zwischenräumen, die von einer Lage von Weichtheilen bedeckt sind; an den Gelenken liegen sie an der Beugeseite; ihre Aeste lagern sich in die Bäume, welche die Organe oder ihre Thcilchen von einander trennen (wie zwischen die Fasern der Muskeln, Nerven, acini der Drüsen etc.). a. Bau der Arterien. Sic zeichnen sich auf den ersten Blick durch die be- deutende Stärke ihrer Wände aus, welche, nach Henle, von der Dicke der Ring- faserhaut und von der elastischen Haut herrührt. Jener verdanken sie die gelblichweissc und grauweisse Farbe und die Eigenschaft, im entleerten Zustande nicht zusammenzufallen; von dieser rührt hauptsächlich ihre Elasticität her, welche so gross ist, dass sie selbst um f ausgedehnt, sich wieder auf ihre frühere Länge zu- rückziehen. Die Längsfascrhaut fehlt den Arterien in der Regel, dagegen kommt die gestreifte oft in zahlreichen Lagen vor, deren Fasern alsdann einander kreuzen. Gewöhnlich nahm man bis jetzt an, dass die Wände der Pulsadern aus 3 concen- trisch in einander eingeschlossenen Häuten beständen, von denen die äussere. (lunica cellulosa) und innere (lunica vasorum communis) auch den andern Gefässen zukämen , und nur in mancher Hinsicht von diesen abwichen, die — 467 — mittelste, Innica elastica, dagegen eine den Arterien eigenthümliche sei und Pulsadern diese von den Venen und Lymphgefässen auszeichne. Diese mittlere oder elastische im All&e~ Haut ist nun aber Henle's Ringfaserhaut (s. S. 464) und die eigentlich elastische m wurde stets in Verbindung mit dem Zellgewebe, welches sie äusserlich umgiebt, als tunica externa s. adoenlüia beschrieben (bei der Unterbindung der Arterien zerreisst die erstere und letztere bleibt ganz). Die Dicke der Arterienhäute nimmt von den Aesten gegen die Stämme hin zu , ist aber an den feinen Arterien relativ stärker, als an den grössern. Die Arterien der Schädelhöhle haben verhältnissmässigdie dünn- sten Wände. Machen Gefässe einen Bogen, so ist der convexe Theil desselben stärker. Von den 3 Arterienhäuten führt man an : 1) Tunica in tima, innere oder allgemeine Gefässhaut (s. S. 462), ist in den Arterien brüchiger, •weniger ausdehnbar und lässt sich (mit der Ringfaserhaut) leicht durch einen um die Arterie gelegten Faden durchschneiden, während die äussere (und elastische) Haut unverletzt bleibt. Der Länge nach ist sie fest und elastisch, dagegen in der Breite sehr leicht zerreissbar; in grossen Arterien ist sie nur 4V" — xiir'" dick, aber trotz dem sehr dicht; in den kleinern Gefässen wird sie fester. In den Arterien der Eingeweide, des Herzens, bei alten Leuten und Kindern, im ductus Bntalli ist sie röther, schlaff und runzlich, wesshalb sie Itlonro hier als vil/osa bezeichnet. Diese Haut bildet in den Arterien nur am Anfange der Aorta und Lungenarterie 3 halbmondförmige Klappen, valouhie semilunnres. 2) Tunica media s. elastica s.fibrosa, mittlere, elastische Arterienhaut, ist eine dicke, gelbe, sehr elastische, aber bei ihrer Dicke leicht zerreissbare, harte, trockene Haut, welche aus kreisförmigen, gelben, elastischen, platten Faserbündeln (von ■fe — j^,P-. L.) besteht, deren elastische Fasern parallel neben einander liegen und nur Bau der Ar- durcb sparsames Zellgewebe mit einander zusammenhängen. Diese bandartigen, platten terien. Faserbiindel, welche sich schräg, bogenförmig und spiralförmig, nicht ringförmig um die innere Haut herumschlagen, bilden concentrische, über einander liegende Schichten, die man sehr leicht in beliebig viele Lagen zertheilen kann. Jhre innern Schichten sind fester und gedrängter, als die äussern ; ihre Dicke ist nicht überall gleich, vorzüglich ist sie an den grössern Stämmen, an den Theilungsstellen und an der convexen Seite der Biegungen bedeutend. Die absolute Dicke vermindert sich vom Herzen aus abwärts be- deutend, wird aber in den kleinen Arterien relativ grösser, wo diese Haut auch röther und irritabler ist. An Arterien von ungefähr £'" Dm. ist sie nicht mehr zu erkennen. Unterschiede zwischen der elastischen Arterienhaut und Muskel- faser. Diese Haut ist härter, trockner, fester, brüchiger, weit elastischer und wc niger blutreich als Muskelsubstanz; sie fault schwer; giebt durch Kochen Leim, aber kein Osmazom; Essigsäure verändert sie wenig, dagegen ist sie in Mineialsäuren sehr leicht autlöslich, doch wird die Auflösung nicht von Aleali, noch von Oyaneisenkalium gefällt. Die stärksten galvanischen und elektrischen, so wie mechanischen Reize erregen keine Spur von Contraktion in ihr. Purkinje und Räusche}, welche das Abgeben von Aesten bei den elasti- schen Primitivfasern läugnpn und innerhalb dieser Fasern das Rudiment eines Kana* les vermuthen, fanden, dass in der mittlem Haut der meisten Arterien nach innen zu die Längsfasern, nach aussen die Quei-fasern vorwalten ; an der Aorta ist der Verlauf mehr spiralig. Die mittlere Haut der grössten Arterien liess sich bis zu 44 Schichten zertheilen; die kleinen Arterien haben nur 2 Lagen. Diese Schichten sind durch dünne Lagen Zellgewebe verbunden. Der Nutzen, welchen diese Haut — oder nach Henle's Entdeckungen hauptsächlich die hier starke Ringfaserhaut — den Arterien gewährt, ist folgender: nj zunächst giebt sie ihnen ihre Dicke und Stärke, welche sie fähig macht, dem Drucke sowohl des aus dem Herzen in sie gedrückten Blutes, als des von aussen auf sie wirkenden zu widerstehen, b) Sie ist die Ursache, dass durchschnittene und entleerte Arterien nicht zusammenfallen; c) mittels ihrer Elasticität können sich diese der grössern oder geringern Blutmenge anpassen, und sie bewirkt d) durch ihren beständigen Gegendruck, dass das Blut nicht bloss absatzweise, sondern ununterbrochen vorwärts gedrückt wird. — Diese der mittlem Haut zukommende Elasticität ist eine rein physikalische Eigen- schaft, vermöge welcher sie sich nur zusammenzieht, wenn sie vorher ausge- dehnt wurde und die Ursache der Ausdehnung aufhört. Die eigentliche Wirk- samkeit der wirklich elastischen Arterienhaut ist aber wohl die, dass sie die lebendige Contraktilität der Ringfaserhaut unterstützt und bei den Arterien haupt- sächlich in der Länge und der Längsausdehnung derselben bei der Systole des Herzens entgegen zu wirken scheint, was um so nöthiger ist, da contraktile Längsfasern entweder nicht vorhanden oder nur sehr schwach sind. — Winn, der die Bemerkung machte, dass Kautschouk die Eigenschaft besitzt, bei rascher Ausdehnung Wärme zu entbinden , hat dasselbe Phänomen auch bei der Aus- dehnung der mittlem Arterienhaut gefunden (wobei die Wärme um 2° stieg). Er schliesst daraus, dass die thierische Wärme zum Theil von dieser Ausdeh- nung abzuleiten sei. 30* — 4G8 — Pulsadern 3) Tunicrt externa s. ee/Iulota, äussere Haut der Arterien, ist dicker und stär- ini Allge- ker, als die der Venen, und besitzt zahlreichere ernährende Gefässe, wesshalb ihr auch meinen. mehr Lebenseigenschaften zukommen. Nach Schwann und Eulenburg linden sich in ihr auch elastische Fasern, die entweder gerade oder in Bogen verlaufen, theils einzeln, theils membranartig verbunden liegen. Auch Purkinje und Rauschet fanden sie. b. Unterschiede der Arterien von den Venen. Ausser dass die Arterien a) das Blut vom Herzen zu den einzelnen Theilen des Körpers hinschaffen und b) we- gen der grössern Mächtigkeit der Ringfaserhaut und der elastischen Haut weit dickere Wände besitzen , unterscheiden sie sich von den Venen auch noch dadurch : c) dass sie, die art. pulmonalis ausgenommen, hellrotb.es, sauerstoffreicheres und nahr- hafteres Blut (arterielles) enthalten; d) dass ihre innere Haut, ausser den halb- mondförmigen Klappen an ihren Ursprüngen , keine Klappen weiter bildet ; ej dass sie, im Vergleich zu den Venen, enger, weniger zahlreich sind und mehr entfernt von der Oberfläche des Körpers laufen. — Ihre grössern Stämme und Zweige liegen nämlich in der Tiefe zwischen andern Theilen geschützt, damit sie nicht so leicht einer Verwundung ausgesetzt sind , welche wegen der Steifheit ihrer Wände , ver- möge welcher sie offen stehen bleiben und nicht wie die Venen zusammenfallen, leicht eine lebensgefährliche Blutung nach sich ziehen könnte. — Anastomosen finden sich bei den Arterien seltener zwischen den grössern Aesten als bei den Venen, indess kommen sie sehr häufig zwischen den kleinern Zweigen vor. c Kräfte der Arterien (s. vorher bei Coutraktilität der Gefässe). Es ist nicht leicht, durch die Erscheinungen , welche die Arterien darbieten , die verschie- denen ihnen zum Grunde liegenden Kräfte richtig zu unterscheiden, alle haben in- dess vorzüglich in der elastischen und Zellhaut (?) oder hauptsächlich in der Ring fa sc r haut ihren Sitz. Aus sorgfältigen Beobachtungen geht hervor, dass die Arterien nicht wie die Muskeln das Vermögen besitzen, sich durch eine ihnen beiwohnende lebendige Kraft in Folge von Reizung durch Galvanismus plötzlich zusammenzuziehen, so dass man ihre Verengerung und Erweiterung, ihre Verkür- zung und Verlängerung sehen könnte. Allein für leblose Röhren können sie durch- aus nicht gehalten werden , denn betrachtet man ihren Bau , ihre zahlreichen ernäh- renden Gefässe und Nerven , sieht mau den Erfolg ihrer Wirkung an , dann muss Elasticität man auf eine eigenthümliche lebendige Bewegungskraft schliessen , auch wenn man "Kir^j1*" v'e'e Zustände andern todten Kräften zuschreiben wollte. Man kann wohl behaup- Ärterien* len > dass 'n den Arterien verschiedene Bewegungskräfte vereint sind, nämlich: 1) die auch der leblosen Materie zukommende Elasticität und 2) eine leben- dige Kraft, allmälig ihren Durchmesser zu verändern (Contraktili- tät) , so dass man den Akt der Bewegung nicht sieht, wohl aber den Effekt. Oft ist es schwer zu bestimmen , in welchem Grade die Veränderung des Durchmessers mehr von der Elasticität, oder von der lebendigen Kraft abhänge. Eben so schwer Hess sich früher bestimmen, in welcher Haut der Arterienwand die Lebensbewegung ihren Sitz habe; mau nahm die äussere als Sitz der Contraktilität an, da diese unter den Häuten der Arterie die grösste organische Dignität besass und die kleinern Zweige, wo die elastische Haut fast verschwunden ist, reizbarer schienen; allein nach Heule 's Entdeckung der Ringfaserhaut (s. S. 46i) kann keiner andern als dieser das lebendige Bcwegungsvcrmögen der Gefässe (nicht blos der Arterien) zu- geschrieben werden. Die Elasticität kommt natürlich nur der elastischen Haut der Arterien zu. (Das Ausführlichere über die Physiologie der Arterien s. bei Kreislauf, hinter der Angiologie). Vermöge der a) Elasticität ziehen sich die Arterien zusammen, wenn sie vorher ausgedehnt wurden, und verkürzen sich nach vorausgegangener Verlängerung. Dieser blossen Federkraft, welche den Arterien bleibt, so lange sie nicht in Fäulniss oder durch Aus trocknen in Starrheit übergegangen sind, kann man zuschreiben: die Entleerung und Zusammen- ziehung der Arterien nach dem Tode, die hei verknöcherten Arterien nicht eintritt; — ihre Verengerung während des Lebens, sobald sie weniger Blut enthalten; — dass sie nach der Unterbindung das Blut doch noch in ihre Zweige treiben; — dass eine doppelt unterbundene Arterie ihr Blut, selbst in einem Strahle , ergiesst, wenn sie angestochen wird, und sich dabei verengert; — dass sich durchschnittene Arterien zurück- und zusam- menziehen. b) Die lebendige Kraft der Arterien, sich allmälig zu verengern (und zu erweitern), welche unter dem Einflüsse des Nervensystems steht und mit dem Tode erlischt, lässt sich durch die Beschleunigung und Verlangsamung des Blutlaufs, sowie durch die Vermehrung und Verminderung der Blutmenge an einzelnen Stelleu des Kör- pers bei gewissen Umständen beweisen. So werden durch Gemüthsliewegungen , Scham, Geschlechtstrieb u. s. w. Arterien nur an einzelnen Stellen ausgedehnt oder zusammen- gezogen, ohne dass die Herzbewegung dabei verändert würde. So zeigen Arterien bei — 469 - pathologischen Zuständen oft einen von dem Herzschlage verschiedenen Puls und heimHaargcfässe. Tode hören einige Arterien schon auf zu schlagen, während das Herz sich noch zusam- menzieht. Die übrigen den Arterien noch zukommenden Lebenseigenschaften sind diesel- ben anderer Theilc, welche Gefässe und Nerven besitzen, was sich vorzüglich bei Verletzung derselben und der darauf folgenden Entzündung und ihren Ausgängen zeigt. Empfindlichkeit kommt ihnen im gesunden Zustande gar nicht , und im kranken nur in sehr geringem Grade zu. II. Haargefässe, vasa capillaria. Die feinsten, äusserst dünnen, durchsichtigen Blutgefässe, welche die letzten Endchen der Arterien mit den ersten Anfängen der Venen vereinigen, also den Uebergang des Blutes aus jenen in diese vermitteln, werden ihrer Feinheit wegen Haargefässe genannt und sind der phy- siologisch wichtigste Theil der Blutgefässe, da durch sie der Stoffwech- sel besorgt wird. — Sie bilden ein gleichförmiges coulinuirliches Netz in allen organisirten Theilen (nur die einfachen Gewebe, sind auszuneh- men; s. S. 74), in dessen ziemlich gleich grossen und ähnlich begränzten Maschen gewissermaassen die Substanz der Gewebe (nicht gerade die pri- mitiven Kugeln oder Fasern) liegt; sie haben das Eigentümliche, dass sie einen gleichen Durchmesser behalten und nicht mehr wie die Arte- rien und Venen dünnere Zweige abgeben. Da wo sich also Capillar- gefässe wieder in zunehmenden Zweigen sammeln, gehen allmälig Ar- terienenden oder Venenanfänge aus ihnen hervor. Doch lässt sich die Gränze, wo die Arterien aufhören Arterien zu sein und wo die feinsten Venen in diesem Netze anfangen, nicht bestimmt angeben, da der Ue- bergang ganz allmälig geschieht und auch das Blut in den Capillarge- fässen kein Merkmal abgiebt. Denn dieses tliesst in ihnen nur in einzel- nen oder doch nur wenigen über einander liegenden Kügelchen und hat deshalb eine blasse, kaum erkennbare Farbe; ja Einige behaupten, dass selbst für manche Haargefässe (in den durchsichtigen Theilen des Auges) die Blutkörperchen noch zu gross wären und deshalb nur Serum (vasa Vasa serosa, serosa) hindurch fliessen könnte, was aber nicht der Fall ist, denn die feinsten sind noch weit genug, um ein Blutkörperchen nach dem andern * durchzulassen. Da ausserdem das Blut in den Capillargefässen des Kör- pers aus dem hellrothen nach und nach in das dunkelrothe übergeht und in denen der Lunge seine dunkelrothe Farbe allmälig in eine hellrothe verwandelt, so muss es Stellen in diesem Gefässnetz geben, wo das Blut weder hell- noch dunkelroth sieht und welche man daher weder für Ar- terien noch Venen erklären kann. Das Capillarsystem bildet demnach gewissermaassen ein indifferentes Beservoir, aus welchem die Elemenlar- theile schöpfen und innerhalb dessen das Blut sich umwandelt. Da es ebenso feine Arterien- und Venenendchen, wie wirkliche Uebergangs- gefässe giebl, so theilen Einige die Capillargefässe in: Artcriennetze (oder arteriöse Capillargefässe), Venennetze (venöse Haargefässe) unfl Uebergangsnetze; Beides nennt die beiden erstem Capillarge- fässe, die letzlern intermediäre (vasa intermedia s. aequatoria). a. Bau der Capillargefässe. Man ist längere Zeit darüber ungewiss ge- wesen , ob die Capillargefässe Wände besässen und glaubte , dass sich das Mut nur Wege in der Substanz ausgehöhlt hätte. Allein sie besitzen häutige Wände, — 470 — Bau der die von der tum'ca vasorum communis gebildet sind und an denen man selbst abwech- Haargefasse.se|n(je Längen- und Querfaserschichten bemerkt haben will. Einige wollen sich die Wände nur als dichtere Gränze der Substanz , nicht aber als selbstständige Membra- nen denken. Die Capillargefässe verschiedener Theile sind eben so verschieden im Baue wie in der Weite; die feinsten und einfachsten kommen in den Nervengebilden und in den Muskeln vor. Nach Henle sind a) die feinsten Capillargefässe ganz gleichartige oder sehr feinkörnige, helle und mit massig blassen Contouren versehene Streifen von 0,002'" Breite, deren Wände eine völlig strukturlose Haut (primäre), ohne alleFasern oderStreifen, sind. Sehr charakteristisch sind für dieseBöhren Kör- perchen,welche durch Essigsäure unverändert bleiben, über die Wände hervorragen, zum Theil frei , nur äusserlich denselben aufliegend, zumTheil, wie es scheint, in der Substanz der Wand eingeschlossen. Die meisten dieser Körperchen haben die Gestalt und Grösse der gewöhnlichen Zellenkerne (von 0,0020'" Dm.), auch die eigenthümlichen Kernkörperchen derselben; sie sind bald rund, bald oval (blos 0,0042'" lang) ; einige kleinere sehen wie eingeschrumpft aus und sind etwas dunk- lerund gelblich. An den feinern Gelassen sieht man die Kerne gewöhnlich nur in einfacher Beihe und zwar in ziemlich regelmässigen Abständen von 0,004 — 0,0012'", mitunter auch ganz dicht hinter einander;. stellenweise liegen sie alternirend an bei- den Seiten , an andern Stellen an derselben Seite hintereinander. An den Theilungs- stellen der Capillargefässe findet sich sehr oft ein Zellenkern in dem Winkel , den Haute der beide aus einander tretende Bohren bilden. Die ovalen Kerne sind mit ihrem längsten Sässwäiide D,,rchmesser der Längenaxe des Gefässes parallel , selten etwas schief gegen dieselbe nach ifr«/e. r>enc'8i- — b) Bei etwas grössern Capillargefässen (deren Dm. 0,005'" über- schreitet) kommt diese einfache Struktur nicht vor. An Gefässen von 0,0054'" Dm. sah Vf. schon 3 — 4 längsovale Kerne in gleicher Höhe neben einander im Umfange des Gefässes ; von da an beginnt nun die Bildung neuer Schichten nach 2 Seiten hin. Nach innen von der betrachteten primären Haut tritt eine einfache Lage von Zellen- kernen auf, welche durch ihre Blässe und constant runde Form ausgezeichnet sind; sie liegen etwas dichter zusammen und es scheint eine continuirliche dünne Membran der Träger derselben zu sein. Diese Zellenschicht ist das Epithelium der Gelasse. Von aussen lagert sich um die primäre Haut (d. i. die spätere Längsfaserhaut) eine Schicht aus querovalen Kernen , die nur anfangs noch mit Kernkörperchen ver- sehen sind und wenigstens den halben Umfang des Gefässes einnehmen. Die längeren u. schmäleren derselben sind dunkler, körniger, oft an beiden Enden zugespitzt oder in kurze, spitze Fortsätze ausgezogen. Sobald diese äussere Schicht (die spätere King- faserhaut) auftritt, erscheinen auch auf der primären Haut statt der ursprünglichen Zellenkerne Körperchen, welche den querovalen der äussern Schicht gleichen, nur dass sie längsoval (nach der Längenaxe des Gefässes) sind. Dabei rücken sie einan- der näher und einzelne krümmen sich halbmondförmig. Von nun an (bei Gefässen . von 0,01 — 0,02'" Dm.) wird der Bau complicirter (s. vorher S. 409). An Gefässen bis zu 0,01 — 0,02'" Dm. konnte Henle aber noch keine constanten Verschiedenhei- ten auffinden , wonach eine Unterscheidung derselben in arterielle und venöse mög- lich wäre. — Die Haargefässe sind die feinsten Kanäle des Körpers (doch sind die Primitivfasern der Muskeln und Nerven 5 — 6 Mal feiner) ; ihre Weite ist dem Durch- messer der Blutkügclchen angemessen, und variirt von ^J-^ — T^,T'", im Durch- schnitte ist ihr Dm. am häufigsten 2Öjt'"; die feinsten hat man im Gehirne beob- achtet (von 0,0028 — 0,0023'" Dm.); die grössten kommen im Knochenmarke vor, wo schon Gefässe von 0,010'" zur Bildung capillarer Netze zusammen treten. b. \rerscliiedeiilieiteji der CapillargefäsHiietze. In den Haargefäss- Haargefäss- netzen lassen sich eigenthümlichc Form- und Bildungscharaktere unter- setze, scheiden, durch welche man verwandte Organentheile zu erkennen vermag. Im Allgemeinen ist zwar die Form derselben einfach und stellt entweder Masche« oder Schlingen dar, aber diese variiren in Gestalt und Grösse nach den verschiedenen Theilen und sind mit verschieden gestalteten Verbindungen der feinsten Arterien und Venen untermischt. — Die verschiedene Form der Capillargefässnetze hängt (nach Henle) ab: a) von dem Kaliber der Bohren, welches sich wieder nach dem Durchmesser der Blutkörperchen richtet (s. vorher); h) von dem Durchmes- ser der Zwischenräume (Maschen) zwischen denselben, der sich nach der Anfüllung der Bohren richtet. Je gefüllter diese und je grösser der Blutvcr- brauch, um so enger erscheinen die Maschen (am engsten sind sie in den Lungen, — 471 — wo sie fast durchgängig feiner als die Gefässe sind , in den Drüsen der Cutis und den Haargefässe. Schleimhäuten und iu Organen, welche wachsen; am weitesten sind sie in den Nerven, den fibrösen und serösen Theilen etc.). c) Von der Form der Räume (Maschen) , welche die Röhren begränzen und die sich entweder der rundlichen oder der gestreckten nähert. Sömmerring bemerkte, dass die Verzweigung in den Dünndärmen einem unbelaub- ten liäumchen, in der Placenta einem Quaestchen, in der Milz einem Sprengwedel, in den Muskeln einem Reiserbündel , in der Zunge einem Pinsel , in der Leber einem Sterne, im Hoden einer Haarlocke und in der Riechhaut einem Gitter ähnlich sei. Die dichtesten Netze mit den feinsten Maschen finden sich in den Lungen, der Chorioidea, Leber, den Nieren, der Schleim- und Lederhaut. Arnold nimmt folgende Formen der von den feinsten Zweigen der Arterien gebildeten Netze an: 1) die geradlinige, wie iu den Muskeln; — 2) die wellenförmige, im Zell- gewebe; — 3) die schlinge narbige, in Sinnesorganen; — 4) die masc henar bige, in Faserhäuten; — 5) die winklige, in Nerven; — C) die ästige, im Netz und Gekröse ; — 7) die ipiasbenf örmige, im Mutterkuchen und in Drüsen; — 8) die k näuelf ör ni i ge, ebenfalls in Drüsen; — 9) die pinselartige, in der Zunge; — 10) die sternförmige, in der Leber. Berres theilt die arteriösen Capillargeflechte in folgende ein: 1) das geschlän- gelte Geflecht, plexus undidatus, gebildet von geschlängelten, wellenförmigen Zwei- gelchen, (im Zellgewebe, plex. choroid. lateral.); — 2) scblingenf ör m ige s Gefl., plex. ansatus ; grössere Zweige geben mit einander anastomosirende Zweigelchen, bald unter rech- ten, bald unter spitzen Winkeln ab; verschiedene dieser Netze liegen dicht über einander (an den Finger- und Zehenspitzen unter den Nägeln, an der Nasen-, Mund-, Zungen-, Lippen- und Scheidensclileimbaut, in den Geschmackswärzchen, Darmzotten, process. ciliares) ; — 3) lineales Gefl., plex. linealis; parallele, hier und da durch Zwischenäsichen verbun- dene Netze (in den Muskeln, der Chorioidea, corp. ciliare, iris) ; — 4) spitzwinkliges Länge n gefleckt, plex. longihtdinalis nngnln acuto ornahis , eine Modiiication des vori- gen, indem die Längenzweige unter spitzigen Winkeln dnrck die Verhindungszweige verbun- den sind (in den Nerven, der retina, sahst, corticaf. des Gehirns); — 5) bäum zweigähn- liches Gefl., plex. dendritievs (in den serösen Häuten); — 6) Längenmasc h e nge - Capillarge- f le cht, plex. mnculoso-longitiidinalh \\jn fibrösen Systeme); — 1) M as che ngeflecht, fässnebze. plex. miiculosus, isb das am weitesten verbreitete, selbstslämlige, neutral zwischen Arterien und Venen befindliche, das eigentliche Capillargefässsystem; ist etwas enger als die Blutkü- gelchen; — 8) exe e n trische s Gefl., plex. excentriens (in den Y)ii\sen) , ist pinselförmig (in der Milz und Placenta), dendritisch (in den Speickeldrüsen und der Leber), gegabelt (in den Nebennieren) , sternförmig (in den Nieren). He nie unterscheidet 2 Hauptformen, die mit rundlichen und gestreckten Maschen, zwischen denen eine 3. Form liegt, die von beiden einen ziemlich gleichen Theil hat. Die rundliehen Maschen sind die gewöhnlichsten, namentlich in denTheilen, welche ein sehr dichtes Capillarnetz haben, wie die Lungen, Drüsen, inemhrana Rvyschinnn, Lederhaut und viele Schleimhäute. Die kreisförmige Gestalt der Maschen, welche die Grundform ist, zeigt indess manche Unregelmässigkeiten , indem sie sich einerseits zu schmalen Spältchen redu- ciren, andererseits einer winklichen, quadratischen oder polygonalen Form nähern. — Ge- streckte Maschen sind diejenigen, in welchen mit einer gewissen Gleichförmigkeit der eine Durchmesser (Längsdurchmesser) den andern (<|uerdurchmesser) bedeutend überwiegt. Sie kommen in allen Theilen lor, wo die Capillarnetze feine Röhren oder Faserbündel um- spinnen, am auffallendsten zwischen Muskeln und Nerven, wo die Maschen die Form eines Oblnnguin haben, dessen schmälste Seite oft nur den loten Theil der langen, der Längenaxe der Fasern parallel liegenden, ausmacht. — Beide Arten von Maschen, die runden wie die gestreckten, erhalten wieder, bei einiger Grösse, ein verschiedenes Ansehen, je nachdem die. i'ÜTär gitterförmige'Maschennetze.- 0) _. 1) Schlingenmaschennetze. . ,. Tnr_ ihrer Netze und ihrer Die Menge der Capillarge fasse , ist eben * > wie ^^ ^^grosseu Ma- Grösse nicht überall g eich ^^^gÜ Netze nur wenig davon zwischen sehen viel Substanz, in and ern en halt en mci * f M n vic,c, sowohl sich. Von der grössern oder genngrn g| Diejenigen Organe zeichnen physikalische wie Lebenseigenschaften £f.£Sen aus Avck4 viel Blut erhalten, ich hauptsächlich durch Re.chthum i^g#Jg *fclitm>g und Absonderung das nicht nur zu ihrer Ernährung, sondern au cn Ledclhaut> Hier haben die gewisser Säfte verwendet wird, wie die bcöieim gewisser — 472 — Haargefässe. Haargefässnetze auch eine ganz andere Gestalt, als in denTheilen, in welchen das Blut nur zur Ernährung der Substanz dient. c. Funktion der Haargefässe. Durch diese sehr engen, aber unge- mein zahlreichen Röhrchen , welche nicht nur das Innere aller Organe durchweben, sondern sich auch dicht unter der Oberfläche derselben verbreiten, kann das Blut nur langsam und in kleinen Strömchen oder nur in einzelnen Kügelchen dringen und es muss deshalb dicht an ihren dünnen Wänden hingeführt werden. Durch diese Einrichtung und ihre netzförmige Verbreitung, vermöge welcher das Blut sich lange in den Organen aufzuhalten genöthigt ist, hat es Gelegenheit, längere Zeit in innige Berührung mit den Geweben derselben zu treten. Und dieses geschieht, indem während des Lebens dünne aus dem Blute abgesetzte Flüssigkeiten (mittels Exos- mose) durch die Wände der Haargefässe, sowohl in die Substanz als an die Ober- fläche der Organe dringen , oder umgekehrt (mittels Endosmose) auch Stoffe von aussen eintreten. Die ernährenden Bestandteile des Blutes treten als Bildungs- flüssigkeit (s. S. öl) mittels Exosmose durch die Wände der Capillargefässe und infiltriren sich eine Strecke weit in das Parenchym der Organe, um so weiter, je we- niger sie von den zunächst gelegenen verändert werden (Aehnliches zeigt sich auf Wiesen , die zur bessern Cultur mit einem Systeme von Bächen künstlich durchzogen werden). Am kräftigsten muss das Wachsthum am Umfange der Röhren sein , und Funktion so lange eine Vermehrung der Substanz statt findet, bildet sich die neue um oder *'e^-ofl«,«1iar ~UDer den Gefässen und drängt die reifere nach aussen. (Das AVeitere s. bei Kreis- lauf, Ernährung, Absonderung und Aufsaugung; hinter der Angiologie.) Estritt also dieses Gefässsystem mit den organischen Substanzen und mit der Aussenwelt in Wechselwirkung und hier geschieht der Umtausch der Stoffe, die Ernäh- rung, Auscheidung und Aneignung zum Leben. Es versteht sich, dass, so wie die Vertheilung dieser Gefässe und die Form ihrer Netze an verschiedenen Stellen etwas Eigenthümliches und Charakteristisches haben, auch die von ihnen ausgeschiedenen Stoffe nach ihrer und der Bestimmung der Organe, in welchen sie abgesetzt werden , sich verschieden verhalten müssen, Die aufgeführten Funktionen der Haargefässe stehen natürlich unter dem Einflüsse der Nerven (vegetative) , durch welche das Blut in ihnen verwandelt und zur Ernährung, Absonderung u. s. w. ver- braucht wird. Die veränderte Lcbensthätigkeit dieser muss also auf die Funktionen jener bedeutende Einwirkung haben. Aufweiche Art etwas aus diesen feinen Gefässchen austreten oder in sie eindrin- gen kann , hat man lange vergeblich zu erforschen gesucht. Einige nahmen in den Wänden unsichtbare Poren an , denen Manche noch die besondere Fähigkeit zutheil- ten, sich erweitern oder verengern zu können, zugleich mit einem lebendigen Ein- flüsse auf die Substanzen, welche sie herein- oder herauslassen wollten. Andere also eadie, eher als zuzu- tinkte und Bic/iat au- III. Venae, Blutadern. das *::: i: fz£en tS't^ Gcfösse »™> •— • diesen zu den VoriSS "fl des Körpers geleitete Blut aus die Capillarg-efösse u„mUt b^rm "^!"r;'ckführe"; Sie hangen durch Arterien zusammen und nehmen Th J IT tCn' feiDSten Endchen der des Blutes folgen, vom Her 'n? i ürsPrunS. ™nn wir dem Laufe » n, vom Heizen entfernt, aus dem Capillargefässne.ze der — 473 — Organe, als kleine, netzförmig anastomosirende Gefässchen (Venen- Blutadern wurzeln), die nach und nach zu grössern und wenigem Zweigen zu- 'meinen!" samraenfliessen, welche endlich durch öftere Vereinigungen nur einige wenige grosse Venenstämme bilden. Verfolgen wir also die Venen vom Herzen aus, so bieten sie denselben Charakter der Verzweigung wie die Arterien dar, nur dass das Blut in ihnen einen umgekehrten Lauf hat und aus den kleinern in die grössern Zweige fliesst. Es bilden aber ebenfalls die kleinern, in einen grössern Ast zusammenstossenden Zweige zusammengenommen eine weitere Höhle, als die des grössern Astes ist, und deshalb muss das Blut in den kleinern Venen langsamer fliessen, in den grössern aber desto geschwinder, je mehr Zweige zu ihrer Bildung zusammengetreten sind. Da die Wände der Venen den durch die Zu- sammenziehung des Herzens verursachten Druck des Blutes nicht unmit- telbar auszuhalten haben, so sind dieselben weit dünner als die der Ar- terien und es fehlt ihnen die elastische Haut. a. Bau der Venen. Die Venen besitzen weit dünnhäutigere, schlaffere, ausdehnbarere und durchsichtigere Wände, als die Arterien, weshalb sie, wenn sie leer sind, zusammenfallen und auch sehr leicht durch äussere Kraft zusammenge- drückt werden können. Die Wände der meisten Venen bestehen nach früheren Un- tersuchungen nur aus zwei in einander eingeschlossenen Häuten, aus einer äussern (zelligen) und einer innern (allgemeinen Gefässhaut) ; an den grössern Venen- stämmen zeigt sich dann noch eine mittlere (Faserhaut). Nach Heide ist aber die Ringfaserhaut weit dünner als an den Arterien und hat statt der eigenthüm- lich granulirten Fasern entweder durchaus oder wenigstens in ihrem grössern, ausser- Bau der Ve- lich gelegenen Theile Bündel von Zellgewebe , welche von den längslaufenden weni- nen- ger bestimmt geschieden und oft von denselben durchzogen sind. Man kann dieses Zellgewebe als contraktiles bezeichnen. An den grossen Venenstämmen in der Nähe des Herzens wird es durch wahres Muskelgewebe ersetzt, welches an der ven. cava superior bis zum Schlüsselbeine , an der ven. cava inferior bis zum Zwerchfelle, und an den vv. -pulmonales bis zurTheilung der Stämme in ihreAeste, verfolgt werden kann. Die geringere Mächtigkeit und die eigenthümliche Struktur dieser contraktilen Zellgewebshaut, die der mittlem und nicht der äussern Arterien- haut entspricht, ist Schuld, dass die Venen leichter zusammenfallen ; auf dem Man- gel der elastischen Haut beruht ihre geringe Elasticität. Die Längsfaserhaut wird in den grössern Venen nicht leicht vermisst; die gestreifte Haut kommt in stärkern und schwächern Lagen vor; das Epithelium ist ebenfalls vorhanden. Eine Eigen- thümlichkeit mancher Venen beruht in der Anwesenheit von Klappen. — Von den früher angenommenen Venenhäuten führte man Folgendes an : 1) Tunica cellulo sa, äussere Haut, Zell haut (s. S. 462), ist dieselbe wie an den Arterien, nur weniger dick und dicht, schlaffer und leichter zerreissbar. Nicht überall an den Venen findet sie sich; sie fehlt da, wo diese von steifen, unnachgiebigen Wänden unigeben sind, wie zwischen den Platten der harten Hirnhaut (siniis durae matris) , in Knochenkanälen, in den Zellkörpern des Penis. Auch in ihr hat man neuerlich elastische Fasern gefunden, 2) Tunica fibrös a, mittlere Haut, Faserhaut, welche nach Henle, wie vorher gesagt wurde, ebenfalls von der Ringfaserhaut, nebst einer Lage von contraktilem Zell- gewebe, gebildet wird und sehr gefässreich ist (desshalb häufiger Entzündung der Venen), ist sehr dünn und locker, und besteht aus eigenthümlichen, zartem, weichern, röth- lichern, ausdehnbarem und weniger leicht zerreissbaren Fasern, als die elastische. Haut der Arterien. Die Fasern, welche fast nur longitudinal verlaufen und nur, wo sie dicht an die innere Haut gränzen, eine etwas quere Richtung nehmen, sind platt, nicht ästig (wie die elastischen Fasern), im Zickzack gebogen und schon nach kurzem Kochen Leim gebend; man hat sie für Muskelfasern erklären wollen. Riiuschel fand wirkliche Mus- kelfasern nur an der obern und untern Hohlvene und an der Lungenvene; bei allen dreien aber nur nahe am Herzen. Valentin iiimmt eine mittlere Venenhaut an, welche aus eigenthümlichen, vielen Faserstoff enthaltenden muskulösen Fasern besteht, deren Bün- del Netze bilden, meist vorherrschend longitudinal verlaufen, zwischen sichZellgewebs- fasern haben und den Venen die Eigenschaft verleihen, ihr Lumen sehr bedeutend und rasch zu verändern. 3) Tunica interna, innere Haut, wird von derselben allgemeinen Gefässhaut (tu- nica vasornm communis) gebildet, wie die innerste Haut der Arterien, nur dass sie in — 474 — Blutadern den Venen schlaffer, dünner, zarter, ausdehnbarer und weniger brüchig ist. Sie ist im im Allge- Alter nicht so zur Verknöcherung geneigt und bildet in den meisten Venen halbmond- meinen. förmige, taschenälinliche Falten, Klappen, valoulae. Auch da wo die äussere Haut, mit der sie übrigens sehr fest zusammenhängt, fehlt, kleidet sie die Höhlen, in welchen Venenblut tliesst, aus. Die Klappen, valvulae venarum, Taschenventile, sind nach Einigen Falten (Duplicaturen) der innersten Gefässhaut, oder nach Henle aus Zellgewebe ge- bildete und mit Epithelium überzogene Fortsätze, welche in die Höhle der Venen hinein halbmondförmige Vorsprünge bilden, die den Taschen in Kutschen nicht unähnlich sind. Mit dem einen, convexen Rande hängen sie mit der Gefässwand zusammen, woselbst ein kleiner Wulst, Damm, agger, entsteht; der andere etwas ausgeschnittene und dickere Rand ragt frei in die Höhle der Vene hervor und ist stets gegen das Herz gerichtet; beide Ränder kommen in 2 Spitzen, cornua, zusammen. Zwischen der von diesen beiden Räudern begränzten Falte und der Ve- nenwand bleibt eine sackförmige, taschenähnliche Vertiefung (sinus), deren Oeff- nung nach dem Herzen hin gerichtet ist, so dass das rückfliessende Blut diese erfüllt und das Lumen der Vene schliesst, während die Klappe von dem vorwärtsströmen- den Blute an die Venenwand angedrückt wird. — An den grössern Klappen liegen (nach Henle) unter dem Epithelium Schichten von Fasern , wie die in der gestreif- ten Haut derGefässe; übrigens bestehen die Klappen nur aus Zellgewebe, welches aber mit dem fibrösen Gewebe die vollkommenste Uebereinstimmung zeigt. Die Klappen kommen nicht in allen Venen gleichmässig vor; sie finden sich nur an denjenigen Stellen, wo die Circulation durch die Schwere der Blutsäule oder Venenklap- durch Druck leicht gestört werden könnte. Sie fehlen deshalb in den Venen, welche ven' in weichen, drüsigen Theilen oder in einer Höhle vor Drucke geschützt liegen. Da- gegen sind sie in den Venen der untern Körperhälfte (mit Ausnahme der Veueu der Unterleibseiugeweide) und der Gliedmaassen sehr häufig und stark entwickelt. Am häufigsten findet man sie in den oberflächlichem Blutadern, in denen vou mittlerer Grösse, und an spitzwinkligen Vereinigungen grösserer Zweige. In allen sehr klei- nen Venen und Communicationszweigen fehlen sie, schon in denen von weniger als 1'" Dm. kommen sie sehr selten vor und sind fast unmerklich. — In kleineren Venen oder an Einmündungssteilen bestehen die Klappen meist nur aus 1 Tasche, dagegen findet man sie in den grossem Venen paarweise , einander gegenüberlie- gend ; nur selten kommen 3 oder i neben einander vor. Da wo sich 2 Klappen vor- linden, sind sie in kleinen Venen länglich und schmal; einen flachen Vorsprung bilden sie, wenn blos eine Klappe vorhanden ist. — Ihre Grösse ist sehr verschie- den; gewöhnlich verschliessen sie das Lumen der Vene ganz , was vorzüglich da der Fall ist, wo mehrere Klappen beisammen liegen, während einzelne es nur ver- engern. Gefässc und Nerven erhalten die Wände der Venen zu ihrer Ernährung eben so wie die der Arterien, nur ist ihre Menge wegen ihrer geringen Dicke kleiner. Deshalb zeigen die Venen wahrscheinlich auch einen geringem Grad vou Reizbarkeit und Lebensbewegung als die Arterien. b. Unterschiede der Venen von den Arterien. Ausser durch die Te\- turverschiedenheiten und den entgegengesetzten Lauf des (dunkelrothen) Blutes in den Venen zeichnen sich dieselben noch in mancher Hinsicht vou den Arterien aus. — 1) Die Venen sind weiter und zahlreicher. Obgleich sie fast alle mit den Ar- terien verlaufen, so ist ihre Anzahl doch deshalb grösser, weil neben 1 Arterie öfters 2 Venen liegen und weil man dicht unter der Haut im Zellgewebe , wo keine grossem Arterien zu finden sind , sehr \ iele und nicht unbedeutende Venen linden kann , d. s. Hautvenen, venae subeulaneae s. superficiales. — Hinsichtlich der AVeite kann man annehmen, dass der Durchmesser aller Venen ungefähr noch ein- mal so gross ist, als der Dm. der Arterien; deshalb muss auch das Blut langsamer in ihnen, als in den Arterien fliessen. — 2) Die Communicationcn zwischen den Venen sind weit häufiger und allgemeiner. Sie bilden vielfache Anasto- mosen , Geflechte und Netze, welche nicht nur zwischen den kleinern und oberfläch- lichem Zweigen, sondern auch bei den grössern und liefen Stämmen vorkommen. Vorzüglich zahlreich sind die Yenenanastoinosen an den Stellen, wo der Lauf des Blutes leicht durch einen Druck gehemmt oder durch seine eigene Schwere behindert werden könnte. Dies findet vorzüglich slaü: in der Haut und zwischen den Mus- keln , hauptsächlich der Gliedmaassen. Wegen dieser Einrichtung kann der Blutlauf — 475 — in den Venen selbst bei sehr bedeutenden Hindernissen fortbestehen. Indessen ver- Blutadern binden sich die Venen an einigen Theilen auch deshalb so vielfach, um dieselben *m Allge- auszudehnen und zu erwärmen, z. B. an dem Penis, Uterus, den Muttertrompe- meinen- ten. Um den Mastdarm , Blasenhals und die Wurzel des Penis sind die Venenana- stomosen so dicht, dass sie sich durch nichts als durch die Grösse von den engsten Capillargefässnetzen unterscheiden. — 3) Die Venen verlaufen in mehr ge- rader Richtung, wodurch der Lauf des Blutes in ihnen mehr begünstigt ist, was nothwendig wird, da die Zusammenziehung des Herzens weit weniger Einfluss auf die Fortschaffung des Blutes in ihnen hat , als in den Arterien. — 4) Die Mehrzahl der Venen liegt der Oberfläche näher. Dies zeigen vorzüglich die vielen und grossen Hautvenen der Extremitäten und die des Gehirns. c. Lehenseigenschaften der "Venen. Die Blutadern scheinen, ebenso wie das in ihnen fliessende Blut weniger lebenskräftig ist, auch eine geringere Leben- digkeit zu besitzen. Denn ihre Wandungen sind dünner, schlaffer und mit ungleich weniger Nerven versehen als die der Arterien ; ihre Fasern sind sparsam , undeutlich und fast nur Iongitudinale. Sie geben mehr nach und verengern sich weniger; oft sind sie nicht ganz mit Blut gefüllt oder selbst leer, ohne zusammengezogen zu sein. Indessen geht ihnen, da sie die Ringfaserhaut besitzen, Reizbarkeit und Be- wegungskraft nicht ganz ab, doch besteht letztere ebenso wenig wie bei den Ar- terien in dem Vermögen, sich schnell und sichtbar zusammen zu ziehen, sondern nur in einer allmäligen Verengerung, so dass man nicht den Akt, wohl aber den Effekt bemerkt, der durch gewisse Umstände (wie Kälte, Furcht, Schreck etc.) ziemlich schnell hervorgerufen werden kann. Diese unmerkliche Contraktilität, welche auf die Bewegung des Blutes in den Höhlen der Venen einen merklichen Ein- fluss äussert, besitzen dieselben aber im geringern Grade, als die Arterien. — Ausserdem kommen den Venen ebenso wie den Arterien vermöge ihrer Textur noch die Lebenseigenschaflen zu , welche alle mit Gefässen und Nerven versehenen Theile besitzen. d. Verrichtungen der Venen (Resorptionskraft derselben). Die Haupt- Funktion funktion der Venen ist: das Blut von allen Punkten des Körpers zum Herzen zu- «1er Venen, rückzuleiten (s. b. Kreislauf). Doch soll ihnen auch die Fähigkeit zu resorbi- ren zukommen. Ehe man von den Lymphgefässen , welche durch AselliQx. 1622) entdeckt wer- den, eine Kenntniss hatte und doch eine Aufsaugung (z. B. des Chylus) wahrnahm, schrieb man alle Resorption den Venen zu. Nachdem man aber die Lymphge- fässc (durch Rudbeck, liartholin und Jolyff) genauer kenneu gelernt hatte, sah man diese für die alleinigen Organe der Resorption an. Dieser letztern Ansicht wi- derspricht nun aber der schnelle Uebergang (schon nach einigen Minuten) von Stoffen in das Biut und die Nieren, so wie die Resorption in Theilen, wo Lymphgefässe nicht zu entdecken sind (z. B. in denKuochen, im Auge, in der Keimhaut) ; ferner widerlegen dieselbe auch die Yersuclre von Magendie, Ettimert, Mayer, Tiedetjumn, Gvielin und Westrumb. Da nun auch eine Communication der Lymphgefässe mit kleinen Venen nicht nachgewiesen werden kann , so schreibt man sowohl den Venen, wie Lymphgefässen die Aufsaugungsfälligkeit zu. Allein es ist unnöthig , den Venen eine eigene Resorptionskraft zutheilen zu wollen, da es sich nachweisen lässt, dass aufgelöste Stoffe auch ohne dieselbe unmittelbar in das Blut der Capillargefässe dringen , in dessen Strome fortgeführt und so von hier aus natürlich in die Venen ge- langen müssen. Es ist das Urphänomen dieses unmittelbaren Ueberganges die Tränkung der thierischen , auch todten Theile, mit Flüssigkeit durch ihre unsicht- bare Porosität oder die Imbibition (Endosmose und Exosmose s. S. 12). Ob die Venen auf die durch Imbibition in die Capillargefässe eindringenden aufgelösten Stoffe (denn nur solche können durch deren Wände dringen) auch eine Anziehung ausüben, vermöge der Bewegung des Herzens und des bei der Ausdeh- nung der entleerten Höhlungen entsprechenden hohlen Raumes , den das Venenblut zunächst auszufüllen strebt, und der dadurch auf alle Venen bis in die Capillarge- fässe zurückwirkt, ist noch zweifelhaft. Jedenfalls muss aber die Bewegung des Blutes die Imbibition befördern , insofern mit der Entleerung des Durchgedrungenen die Ursache der Imbibition , nämlich das Vermögen der Stoffe, sich in Flüssigkeiten gleichförmig auszubreiten , unterhalten , die Sättigung also immer wieder aufge- - 476 — Saugadern hoben wird. — Ob das Blut in den Capillargefässen oder diese selbst auch eine im Allge- von (jgQ gewöhnlichen physikalischen Gesetzen abweichende organische Anziehung meinen. ^ gewisse Stoffe äussern , ist noch zweifelhaft und nur von den Capillargefässen der Placenta gewiss. (Das Weitere s. bei Resorption hinter der Angiologie.) IT. Saugadern oder Jjymphgefässe, vasa lytnphatica s. resorhentia. Diese Gefässe stellen durchsichtige, platte (wenn sie nicht ganz an- gefüllt sind), cylindrische Röhren dar, welche äusserst dünne Wände und sehr viele Klappen besitzen, oberhalb welcher sie sich erweitern, so dass sie im etwas angefüllten Zustande ein knoliges und gegliedertes Ansehen erhalten. Der wichtigste Theil dieses Gefässsystems ist ein an seinem peripherischen Ende befindliches Capillarnetz, welches an den Oherflächen des Körpers und in seinen Höhlen menibranös ausgebreitet ist und in parenchymatösen Organen wahrscheinlich, ähnlich den Capillar- netzen der Blutgefässe, die einzelnen Läppchen und Bündel umspinnt. Aus diesem Netze (in welches nicht wie bei dem Blutgefässnetze den Arterien entsprechende Lymphgefässnetze eintreten) entspringen kleine Lymphgefässe (wie die Venen aus dem Capillarnetze der Blutgefässe), die sich nach und nach zu grössern Stämmchen vereinigen und, mit den Blulgefässstämmen verlaufend, endlich in einen etwas grössern und einen kleinern gemeinschaftlichen Gang (duc'tus tkoracicus major und minor) zusammentreten, von welchen der erstere in den Vereinigungswinkel der vena jugularis interna und subclavia der linken Seite einmündet, der letztere in dieselbe Stelle der rechten Seite. Der Inhalt dieser Gefässe ist eine weissliche, milde, milchige Flüssigkeit, entweder Lymphe oder Chylus, und ihr Geschäft besieht darin, Flüssigkeiten und wieder flüs- siggewordene feste Theile einzusaugen und zunächst durch die venae anoni/mae in den Kreislauf des Blutes zu bringen. Es ist also dieses Gefässsystem gewissermassen ein Anhang lies Venensystems, in ■welches sich ihre innere Haut unmittelbar (an den Einmiindungsstellen) fortsetzt und dem sie auch noch in vieler Hinsicht gleichen. So werden ihre Wände nur aus denselben Häuten zusammengesetzt und die innere bildet ebenfalls Klappen; so gleichen ihr Verlauf, ihre Ver- keilung und ihre vielfachen Communicationen unter einander denen der Venen; nur durch ihren Inhalt, #ihre weit zahlreichern Klappen und "'eiligem Stämme unterscheiden sie sich von diesen, so wie durch Kildung von netzförmigen Anastomosen und Verschlingungen, il. s. Lymphdrüsen, in welchen das lllut in nähere Berührung mit der Lymphe kommen und dadurch zur Aufnahme in's Ulut vorbereitet werden soll. Häute der a. Bau der Lymphgefäße. Da die Lymphgefässe einer übermässigen Lymphge- Ausdehnung nicht ausgesetzt sind , so besitzen sie auch nur dünne und durchsich- tige Wände, welche, nach der allgemeinen Ansicht , nur von 2 in einander einge- schlossenen Häuten (trotz dem aber doch viel fesleren und ausdehnbareren, als in gleich starken Blutgefässen) gehildet werden, von denen die äussere eine zellige, die innere eine Fortsetzung der das Innere der Venen auskleidenden allgemeinen Gefässhaut ist. Manche nehmen aber in den grössern Stämmen auch noch eine mittlere Haut an, die nach Krause der mittlem Venenhaut ähnlich und eine ela- stische ist, nach Valentin aus eigenthüuilichcn , gelbröthlichen, muskulösen, viel Faserstoff enthaltenden Fasern mit lebhaftem Contraktionsvermögen besteht, welche Fasern sehr selten gespalten sind, sich netzartig vereinigen und zwischen sich Zell- gewebsfasern haben. — Wegen dieser durchsichtigen dünnen Wände ändert sich die Farbe der Lymphgefässe nach der ihres Inhaltes; so erscheinen sie anfangs, wo sie nur mit Lymphe gefüllt sind, farblos und durchsichtig, weisslicli dage- gen, wenn sie Speisesaft aufgenommen haben, und röthlich dem Hauptstamine näher. - 477 — 1) Tunica externa s. cellulosa, ist eine weit dünnere Zellhaut, als die der Ve- Saugadern nen, und umgiebt unmittelbar die innere Haut, wenn man nämlich eine mittlere Faser- im Allge- haut nicht annimmt. Diese äussere Haut besteht aus festem ZellgeweLe und ist sehr meinen, ausdehnbar und elastisch, so dass die Saugadern trotz ihrer üiinnheit und Durchsichtig- keit doch nicht so leicht zerreissen und fester sind als Arterien und Venen von gleichem Durchmesser. Wegen dieser ihrer Ausdehnbarkeit und Elasticität und ihrer verschiede- nen Anfüllung mit Flüssigkeit muss ihr Durchmesser sehr veränderlich, also schwer zu ermitteln sein. Einige halten diese Haut für eine fibröse, Andere für eine muskulöse und Cruveil/iier für eine gelbe elastische (tela dartoides). Nach Krause haben die Zellstoflf- fasern in dieser Haut eine theiis longitudinale, theils schräge und kreisförmige Richtung. 2) Tunica interna s. tunica v/isorum communis , innere Haut^ setzt sich aus den Venen unmittelbar in die Lymphgefässe (an ihren Einmündungsstellen) fort und ist die allgemeine Gefässhaut (s. S. 462); nur zeigt sie sich hier weit dünner, zarter, glatter, durchsichtiger, ausdehnbarer und bildet eine weit grössere Anzahl von Klappen. Nach Krause besteht sie aus meist longitudinalen, leicht geschlängelten, schräg sich kreuzenden Fasern. Nach Henle sind die grossem Lymphgefässstämme und der dut-tus thoracicus auf folgende Weise zusammengesetzt: 1) die innerste Lage ist ein Pflaster epi- thel ium, welches sich eben so verhält, wie das Epithelium der Blutgefässe und durch eine homogene Membran mit Zellenkernen vertreten werden kann. — 2) Die 2. Schicht ist eine Längs faserhaut und lässt sich zugleich mit dem Epithelium in sehr feinen Fäden und Streifen der Länge nach abziehen. Die Elemente dieser Haut gleichen grösstenteils den Zellgewebbündeln und haben auch feine, nicht verästelte , aber sehr stark geschlängelte und gewundene Kernfasern ; zum Theil und besonders in der innersten Lage haben sie das granulirte Ansehen der mittlem Ar- terienhaut. Auch kommen alle Arten von Uebergangsformen zwischen diesen gra- nulirten Fasern und den Zellgewebsbündeln vor. Die Bündel liegen nicht ganz Ba« der parallel, besonders nach aussen hin, sondern machen ein Netz von rhomboidalen, fägSml(ni[ch sehr in die Länge gezogenen Maschen, welches schon mit blossen Augen sichtbar Henle). ist. — 3) Um diese Längsfaserhaut liegt nach aussen eine Bingfaserhaut von verschiedener Stärke, welche nichts Anderes als Zellgewebsbündel zu enthalten scheint, die auffallend leicht in einzelne Fibrillen zerfallen. Die Bündel sind zuwei- len so angeordnet , dass sie breite ununterbrochen ringförmige Bänder darstellen, welche durch eben so breite Zwischenräume getrennt sind und der Wand desGefässes ein, mit blossen Augen wahrnehmbares, quergestreiftes Ansehen geben. Diese Querfaserschicht geht allmälig in das formlose Zellgewebe über, welches das Lymph- gefäss umgiebt und in der Begel viel Fett enthält. — Die Entwickelung dieser Häute an den kleinern und kleinsten Lymphgefässen findet jedenfalls nach denselben Gesetzen, wie an den Blutgefässen statt. Die Klappen , welche den Bückfluss der Lymphe nach den Aesten zu verhin- dern, sind den Saugadern viel nothwendiger als den Venen, weil die in ihnen fort- bewegte Flüssigkeit nicht überall ihre Höhle ausfüllt und deshalb leichter zurückflies- sen könnte. Sie gleichen den Klappen der Venen sowohl in Stellung als Form, nur liegen sie dichter hinter einander. Sie werden nämlich von halbmondförmigen und etwas vertieften Vorsprüngen der innern Haut gebildet (?), liegen paarweise (selten einfache oder 3fache) bei einander und kehren ihren freien , etwas ausgeschnittenen Band dem Hauptstamme zu. Laut/t sah in den Lymphgefässen der Leber ringför- Saugader- mige Klappen. — Sie werden um so häufiger , je entfernter das Gefäss vom Haupt- Klappen. stamme liegt; in diesem selbst ist dagegen ihre Anzahl geringer, wahrscheinlich weil hier die Flüssigkeit, welche von allen Seiten in diesem engen Gange zusammen- \ strömt, eine mehr continuirliche Säule bildet, welche weniger leicht zurückgescho- ) ben werden kann, und weil dieser Gang wegen seiner Lage weniger dem Drucke ausgesetzt ist. — Nach Valentin bestehen diese Klappen aus denselben Elementen, i wie die Wandungen des Lymphgefässes selbst, nämlich aus der innern , mittlem \ eigentümlichen Faser- und äussern Zellgewebshaut. Sie sind an Gefässen von \'" — %'" noch mit blossem Auge wahrnehmbar, und an feineren findet man sie mit | Hülfe des Mikroscops. Nach Fohmann fehlen sie in den feinen Gefässen der Haut t und der Muskeln. — Gleich den Klappen der Venen sind sie, nach Henle, nur I aus Zellgewebe gebildete und mit Epithelium überzogene Vorsprünge. An der Stelle, [ wo sie von der Wand des Gefässes entspringen , finden sich in dieser sehr entschie- dene Bingfasern vom Ansehen des fibrösen Gewebes ; diese Fasern sind weniger aus- I dehnbar, als die Wände des Gefässes zwischen den Klappen, daher an den aus- — 478 - Saugadern gedehnten Saugadern die den Klappen entsprechenden Einschnürungen und die im Allge- knotenförmigen Auftreibungen dazwischen, während an den zusammengefallenen meinen. jjymphgefässen die Stellen, wo sich Klappen befinden, als Anschwellungen er- scheinen. Die Wände der Saugadern erhalten, wie die des übrigen Gefässsystems , er- nährende Gefässe, welche wahrscheinlich auch von ganz feinen Nerven und Lymphgefässen begleitet werden , die man aber noch nicht hat entdecken können. — Nach Mascagni sind noch die tiefen Lymph gefässe der Drüsen von Blutgefässnetzen umsponnen , welche mit den eigentümlichen Capillargefässen der Drüsen in Ver- bindung stehen. b. Verbreitung und Verlauf der Lymphgefässe. — a) Die Anfange Anfänge der der Lymphgefässe , welche nicht, wie man früher glaubte, aus den Blutgefässen Lymphge- hervorgehen, sondern sich überall im Umhüllungs- und Organenzellgewebe, sowohl dsse" in der Substanz als an der Oberfläche der Organe finden, zeigen sich bei Injektionen (von Fohmann, Panizza, Brechet, Arnold), die aber durchaus keine sichern Re- sultate geben können, in 2fa eher Form. Entweder 1) als dichte Netze mit bald länglichen, bald mehr gleichförmigen Maschen, welche häufig kleiner sind als der Durchmesser der feinsten Lymphgefässe selbst, so dass sie fast wie Aggregate von Zellen aussehen; oder 2) als mit einander zusammenhängende kleine, mehr oder weniger regelmässige aus feinem Zellstoffe gebildete Bläschen oder Zellchen, deren Menge so gross ist, dass das Zellgewebe selbst der Anfang der Saugadern zu sein scheint, oder dass nach Fohmann, alles, was wir als Zellgewebe ansehen, Lymphgefässe sind. Diese Zellchen sollen sich dann in sehr enge durchsichtige, nur aus der innersten Gefässhaut gebildete Kanälchen verlängern , welche sich unter einander zu einem Netze verbinden , aus dem alsdann stärkere Lymphgefässe (von T,y" — |'"Dm.) hervorgehen. Müller hält die Zellen für die Maschen des Netzes, dessen Gcfässchen aber niemals so fein als die Capillargefässe und stets mit blossem Auge sichtbar sind. — Im Darmkanale finden wir Gelegenheit, die Ursprünge der Lymphgefässe etwas genauer kennen zu lernen , wenn sie während der Verdauung mit Chylus gefüllt sind, dessen Körnchen und Tröpfchen ihnen eine glänzend weisse Farbe crtheilen. Hier bilden sie in den Darmzotten, nach Henle, einen einfachen Kanal, welcher mit einem blinden, zuweilen etwas kolbig angeschwollenen Ende anfängt und später sich in ein Capillarnetz von Lymphgefässen verliert. Nach Krause entsteht nun aber dieses Saugaderstämmchen aus mehrern kleinern Saugadern, die netzförmig communiciren und es ist daher bis jetzt nur wahrscheinlich , dass die An- fänge der Lymphgefässe überall Netze bilden. Diese Netze sind häufiger eng- maschig, ihre Maschen haben eine rechtwinklige und gestreckte Form, und die Gefässe , welche die Netze bilden , bleiben in ihrem Durchmesser (von 7(,)ff/" — -riir"' nach Krause) überall ziemlich gleich. In allen Häuten liegen die feinsten Netze der Oberfläche zunächst und stärkere darunter in der Tiefe. ß) Im weitern Verlaufe liegen die aus dem Capillarnetze hervorgetretenen Verlauf der Lymphgcfässstämmchcu in mehrern, vielfach mit einander communicirenden und Lymphge- nichr gestreckt verlaufenden (meist von ,',,'" — l'" im Dm.) Strängen oft eine an- sehnliche Strecke parallel neben einander, bevor sie unter sehr spitzigen Winkeln in stärkere Stämmchen (von ]-'" — |'" Dm.) zusammenflicssen, deren Wände etwas an Dicke zunehmen und welche dann meist in gerader Richtung mit den Venen verlaufen. Wegen ihrer unzählig häufigen, netzartigen Anastomosen, welche in den kleinem Saugadern dichte Netze , in den grössern Geflechte fplexus lymph a- tici) darstellen, ist ihre Vereinigung noch weniger regelmässig als in den Venen und sie nehmen also auch nicht so bedeutend an Stärke zu und an Zahl ab. In man- chen Theilen zeigt ihre Verbindung eine eigenthümliche Form ; so treten sie an der Oberfläche der Leber netzförmig, im Hoden bündeiförmig und am Herzen baumför- mig etc. zusammen. Im Allgemeinen begleiten sie die grössern Blutgefässe, vor- züglich Venen (doch sind sie weit zahlreicher und enger als die entsprechenden Ve- nen), und laufen tlieils in der Tiefe zwischen den Orgauen als vasa lympha t ica profunda, theils mit den Hautvenen als vasa lymphatica superfic > all a s. subcutanea im Unterhautzellgewebe. Im fortgesetzten Laufe treten die Sang- adern, nachdem sie sich vorher in mehrere kleinere Zweige getrennt haben, in eine Lymphdrüse ein, als vasa t'nferenlia, lösen sich in dieser plötzlich in eine — 479 — Menge von Aesten auf, welche durch sucecssive Theilung immer feiner werden, Saugadern und sammeln sich dann wieder zu wenigem und grössern Zweigen , welche aus der ,m ^llge- Drüse heraustreten, als vasa efferentia, um ihren Lauf zu dem gemeinschaft- lichen Hauptstamme fortzusetzen , und bisweilen noch ein oder mehrere Male durch Lymphdrüsen hindurchzutreten. Nur selten erreicht ein Lymphgefäss den duetus ifioract'cus, ohne durch eine Drüse gegangen zu sein. Je näher sie dem Herzen kom- men , um so weitläufiger werden die Netze und um so grösser die Zwischenräume. y) Hinsichtlich der Eiidigung der Lymphgefässe kann bis jetzt nur angenom- men werden , dass sie sich mittels ihrer beiden Hauptstämme (duetus thoracicus major und minor) in die w. subelaoiae einmünden, und dass andere Verbindungen mit Venenstämmen nur als Ausnahmen anzusehen sind, da die Natur nicht den Zweck zu haben scheint, die Lymphe sehr bald in das Blut einzumischen. Denn dass es kleine Lymphgefässe gebe , welche sich in kleine Venen einsenken, so dass diese letzteren gleichsam einsaugende Enden besässen, kann trotz Fohmanns inte- ressanten Beobachtungen noch nicht als sicher hingestellt werden. Ein unmittel- barer Zusammenhang der Lymphgefässe mit den Venen in den Lymphdrüsen ist ebenfalls noch nicht bewiesen, wahrscheinlich erscheint nur eine sehr naheBerührung beider Gefässe , so dass die 1 verschiedenen Flüssigkeiten (Lymphe und Blut) durch ihre sehr dünnen Wände hindurch eine wechselseitige Anziehung auf einander äus- sern können, wie in den Lungen die Luft- und Blutgefässe. Der Uebergang von Quecksilber aus Saugadern in Venen bei Injektionen ist mehr einer Zerreissung der dünnen , nahe an einander liegenden Wände zuzuschreiben. S) Was das Vorkommen der Lymphgefässe, ihre grössere oder geringere Menge und Weite in den einzelnen Theilen betrifft, so kann Folgendes hierüber gesagt werden. An allen Theilen des Körpers sind Saugadern deutlich sichtbar ge- macht worden, nur nicht an den blutgefässloscn Theilen (einfachen Geweben; s. S. 74) , so wie auch nicht in der Substanz des Gehirns (hier aber von Arnold beob- achtet) und Rückenmarks, im Auge, im innernOhre, in gewissen Knorpeln, und dem Mutterkuchen , den Eihäuten und dem Nabelstrang ; doch werden sie auch in diesen Theilen vermuthet. — Am zahlreichsten sind sie an den Oberflächen absondernder Häute, in den Drüsen und im Zellgewebe. An manchen Stellen sind sie ausgedehn- ter als an andern ; so übertrifft die Stärke der an der untern Körperhälfte befindlichen Saugadern (vorzüglich im Samenstrange) die der obern bei weitem ; die des Kopfes sind am feinsten. In grossen Körpern sind sie grösser, als in kleinen und in jungen Leuten voller, als in alten. In manchen Theilen nehmen sie zu gewissen Zeiten sehr am Umfange zu, wie im Uterus während der Schwangerschaft, in den Brüsten beim Säugen. c, Verrichtung der Lynipligefässe. Sie besteht in Aufnahme, Weg- Funktion führung und in einem gewissen Grade auch in Umwandlung von Substan- 0 ^er zen, welche ihren Anfängen dargeboten werden. (Das Ausführliche s. bei Resorption hinter der Angiologie). a) Obgleich die Anfänge der Lymphgefässe noch nicht genau nachgewiesen worden sind, und Magendie ihre resorhirende Kraft sogar ganz leugnet, so steht doch fest, dass die Flüssigkeit, welche sich in ihnen hefindet, durch Aufsaugung hineingekommen ist. Alier wie, durch welche Kräfte die Lymphgefässe einsaugen, ist noch unentschieden. Einige hal- ten die Aufsaugung für die Wirkung einer todten Haarröhrchejjikraft, Andere glauben, dass sie unter dem Einflüsse einer Lebensthätigkeit erfolge. Wahrscheinlich beruht das Eindrin- gen von Flüssigkeiten in diese Gefässe ehenfalls allein auf den Gesetzen der Endosmose (s. S. 12), das weitere Fortführen dieser Fluida aher auf lebendiger Contraktilität. b) Die Fortbewegung der Lymphe in den Saugadern geschieht von den kleinern Zweigen nach den Stämmen hin, mit nicht unbeträchtlicher Gewalt, aher ohne rhythmische I Contraktionen, wahrscheinlich vermöge ihrer lebendigen, organischen Contraktilität (bei den Amphibien durch die von Müller und Panizza entdeckten muskulösen Lymphherzen), welche I der Ringfaserhaut zukommt und vielleicht noch durch die Muskelbewegungen, den Puls der I lienachharten Arterien, die Klappen, die Saugkraft des Herzens und durch die fortdauernde Resorption an ihren Anfängen unterstützt wird. Zu vermuthen ist, dass die Geschwindigkeit 1 der Lympbliewegung langsamer sei, als die des Blutes. Nach Weber ist sie an Froschlarven \ 10 — 20 Mal langsamer als die des Blutes. — Die Contraktilität der Lymphgefässe, welche sich schon aus dem den Venen ähnlichen Baue vermuthen lässt, ist auch durch Ver- Saugadern. — 480 — Saugadern suche wahrscheinlich gemacht. Mojon will sogar eine peristaltisch fortschreitende Bewe- in» Allgemei- gung an den mit Chylus gefüllten Lymphgefässen des Mesenteriums beobachtet haben, und nen. Midier eine Verengerung des ducttis thoracicus auf Einwirkung des Galvanismus (also wie bei Muskelfasern,). c) Ausser den angeführten Verrichtungen der Lymphgefässe, nämlich einzusaugen und das Eingesaugte wegzuführen, kommt ihnen auch noch die Fähigkeit zu, das Resorbirte während ihres fernem Verlaufes zu einer gleichförmigen Lymphe zu verarbei- ten und nach und nach dem Blute zu assimiliren, um es zum Uebergange in dasselbe tauglicher zu machen. Dass dies so sei, beweist der Umstand, dass Lymphe sich als solche in keinem Organe des Körpers vorfindet und dass der Speisesaft erst in den Lymphgefässen die Eigenschaft zu gerinnen erhält, und zwar um so mehr, je weiter er in diesen fortschreitet. Vielleicht verwandeln überhaupt die Lymphgefässe Eiweiss in gerinnbare Materie (Faser- Funktion Stoff ) und es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie auch bei der Resorption fremdartiger Stoffe der Lymph- eine Umwandlung derselben erstreben. — Die Veränderung der Mischung des Chylus und gefasse. ,]er Lymphe scheint durch die von Capillargefässnetzen durchzogenen Wände der Lymphge- fässe auszugehen und hauptsächlich in den Lymphdrüsen zu geschehen, in welchen die Lymphe durch viele und feine Saugadern fliessen muss und so in vielfache Berührung mit den von vielen Blutgefässen umgebenen Wänden derselben kommt. d) Hinsichtlich der Substanzen, welche die Lymphgefässe resorbiren, so geht aus gemachten Untersuchungen hervor, dass sie in der Regel nur Flüssigkeiten eigen- thümlicher Art aufsaugen, gegen welche sie wahrscheinlich Affinität haben, und dass fremd- artige Stoffe schwer und nur ausnahmsweise in sie eindringen. Die gewöhnlichen Resorp- tionsprodukte der Saugadern sind Lymphe und Chylus. Iiymphdrüsen oder Lymphknoten, glandulae lymphaticae s. conglöbatae. Es sind eigene, nur dem Lymphgefäss- Systeme zukommende und vorzüglich beim Menschen ausgebildete Organe, welche runde oder ovale, meist plattgedrückte, röthliche, härtliche Körper mit platter Oberfläche und von verschiedener Grösse (1'" — 1"; von der Grösse einer Linse bis zu der einer Haselnuss) darstellen, die an bestimmten Stellen des Kör- pers, locker in fettreiches Zellgewebe eingehüllt und an die benachbarten Organe angeheftet, gewöhnlich haufenweise iu veränderlicher Anzahl bei- sammen liegen. In der Regel führt jedes Lymphgefäss seinen Saft durch eine, auch 2 und selbst 3 solcher Drüsen, bevor es zum Hauptstamme Saugader- gelangt und nur sehr selten ist eine Sausrader gefunden worden, welche I'rüscii nicht durch wenigstens eine Drüse hindurchgelaufen wäre. Diese Organe sind bei den Amphibien und Fischen gar nicht vorhanden und fehlen bei Vögeln fast ganz (ausser am Halse); bei ihnen scheinen sie durch blosse Geflechte von Lymphgefässen ersetzt zu werden. Die Lymphdrüsen kommen nicht überall und an verschiedenen Stellen nicht in gleicher Menge und Grösse vor. Sie sind noch nicht gefunden worden: am Rücken, an Händen und Füssen, in der Schädel- und Rückgrathshöhle und in der Substanz der Organe; am häufigsten findet man sie iu der Nähe von Schleim- gewebe und da wo fremde Substanzen aufgenommen werden, z. B. im Innern der Brust- und Bauchhöhle. Die grössten Lymphdrüsen liegen am Anfange des Gekröses, an der Lungcnwurzcl, in der Leistengegend, Achselhöhle, im Becken und am Halse; die kleinsten, welche meist kreisrund sind, im Netze und am Kopfe. An den Extremitäten ist ihre Lage meist an der Beugefläche ; im Ganzen scheinen sie gegen den Hauptstamm hin häufiger zu weiden. — Von ihrer Grösse, welche mit den Jahren abzunehmen scheint, hängt ihre verschiedene Form ab; die grossen Drüsen sind mehr platt und länglich, die kleinen mehr rundlich und die kleinsten kreisrund. — Ihre Farbe ist nicht an allen Punkten des Körpers die- selbe; meist sehen sie grauröthlich aus, dagegen im Gekröse während der Verdauuni weisslich oder rosenroth , in der Nähe der Leber gelblich , au der Milz braunrölhlieh, an den Luftröhreuzweigen schwärzlich. - 481 - ct. Bau der Lymphdrüsen. Die Struktur dieser Drüsen ist noch nicht hin- Saugadern reichend gekannt. Sie bestehen zum grössten Theile aus einer Verschling ung ^f,]^6* vieler Saugadern, zwischen welchen sich im Zellgewebe viele kleine Blut- gefässe und wahrscheinlich auch kleine Nerven befinden. Alle diese Theile sind mit einer glatten Zellhaut überzogen, welche mit dem im Innern der Drüse befind- lichen Zellgewebe innig verbunden und durch lockeres , dehnbares Zellgewebe an die benachbarten Theile angeheftet ist. Angefüllte Lymphdrüsen haben eine ungleiche Oberfläche und ihre Substanz zeigt sich auf der Schnittfläche ungleichförmig gefärbt; leere Drüsen sind äusserlich glatt und ihre Substanz ist gleichförmig röthlich. — In den grössern Lymphdrüsen, wo die Oberfläche ein mehr traubiges Ansehen hat, sieht man mit blossen Augen beim Zerreissen in einer milchigen Flüssigkeit runde, und wie es scheint , solide Körperchen , den acini mancher conglomerirlen Drüse ähnlich. Jedes besteht aus einem dichten Haufen mikroscopischer, runder Körper- chen (von 0,0015 — 0,002'" Dm.), und hat einen dunklen punktförmigen Fleck in der Mitte und eine etwas höckerige Oberfläche. Sie sind zuweilen von einer blassen, engen Hülle umgeben und erhalten sich in Essigsäure unverändert. Die hohlen Räume , welche Manche in den Lymphdrüsen bemerkten , sind vielleicht die Kapseln, in welchen diese ac/«2- eingeschlossen waren. Der Hauptbestandteil jeder Drüse sind, der allgemeinen Annahme nach, Bau der.. Lymphgefässe, welche auf der einen Seite als vasa lymphalica inferenlia ein- y™en. ru" treten und sich gleich nach ihrem Eintritte in immer kleinere Zweige spalten. Diese durchziehen vielfach geschlängelt die Drüse, sind an manchen Stellen weiter, an manchen enger und bilden endlich ein dichtes Netz, aus welchem sie sich allmälig wieder zu grössern Zweigen vereinigen, die stärker und weniger zahlreich als die inferenlia, als vasa lymphatica efferentia auf der andern Seite der Drüse heraustre- ten (also ähnlich den Blutgefässen in den drüsenförmigen Wundernetzen) und ihren Lauf in der Richtung zum Heizen fortsetzen; sehr oft aber von Neuem durch eine andere Drüse treten. Es gehen also die ein- und austretenden Saugadern unmittel- bar in einander über und hängen nicht durch Zellen mit einander zusammen , welche allerdings da zu sein scheinen , indem kleine Erweiterungen geschlängelter Lymph- gefässe eine solche Täuschung hervorbringen (wo dann jene Körperchen Placenta der Lymphe sein müssten). Doch ist es auch möglich, dass, wie bei den sogenann- ten Blutgefässdrüsen (deren Zellen einen Stoff bereiten, der in das Blut zurückge- langt) , jene den acini der conglomerirten Drüsen ähnlichen Körperchen das eigent- liche Parenchym der Lymphdrüsen bilden und sich auf diesen die feinsten Lymph- und Blutgefässchen verbreiten. — Alle Saugadern werden in der Drüse mit einem Capillargefässnetze von Blutgefässen umsponnen; denn gewöhnlich treten in eine grössere Drüse 2 — 3 Arterien, in die kleineren nur 1 ; die Venen sind weiter als die Arterien; von den Nerven ist noch nicht gewiss, ob sie sich in den Drüsen endigen oder hindurch- oder auch nur nahe an ihnen vorübergehen. — Hiernach ist also eine Lymphdrüse ein Knäuel zusammengewickelter Saugadern , welche die Natur, um Platz zu ersparen , nicht auf einer Fläche ausbreitete. b. Funktion der Lymphdrüsen. Ueber die Funktion dieser Drüsen hat ^"y^"01! man bis jetzt, da die Kenntniss ihres iunern Baues noch so mangelhaft ist, noch zu ( ^.(js"^ keiner bestimmten Einsicht gelangen können. Sind sie blosse Gefässknäuel, so scheinen sie dazu eingerichtet, dass hier die Lymphe, indem sie aus grössern in viele kleinere und vielfach gewundene Saugadern vertheilt und aus diesen wieder in grös- sere zusammengeleitet wird, in einem kleinen Räume in recht vielfache Berührung mit den Wänden der Lymphgefässe komme, wo sie dem Einflüsse des Blutes aus- gesetzt ist , was in dem , rings um die Saugader-Röhrchen gebildeten Capillargefäss- netze fliesst und unstreitig sowohl (durch Endosmose und Exosmose) irgend Etwas aus der Lymphe durch die Wände derGefässc hindurch an sich ziehen, als auch Stoffe an die Lymphe absetzen kann, wodurch diese verändert und nach und nach dem Blute ähnlicher gemacht wird. Giebt es aber in den Lymphdrüsen eine besondere Drüsen- substanz, so ist sowohl das Produkt derselben, als die Art, wie es in die Lymphe oder das Blut übergeht, noch zu erforschen. Boch's Anat. I. 31 482 C. Cehersicht der Unterschiede zwischen den versehie- nen Arten der Greffässe. Arterien. Unterschie- 1) Die Wände sind dick und de zwischen haben eine mittlere gelbe denver- elastische Haut, welche be- schiedenen -wirkt, dass durchschnittene Gefässen. Arterien nicht zusammenfal- len, die aber bei starkem Drucke u. Zuge leicht bricht. Die äussere Haut ist dik- ker, stärker u. gefässreicher, die inner e brüchiger u. we- niger ausdehnbar als in den Venen, und bildet nur am Anfange der Aorta und Lun- genarterie Klappen. Nach Heule: die Ringfaser- haut ist bedeutend stark; sie besitzen noch die elastische Haut; die Längsfaserhaut fehlt ihnen in der Regel; die gestreifte kommt dagegen oft in zahlreichen Lagen vor. 2) Sie sind enger und weniger zahlreich. 3) Sie verlaufen entfernt von der Oberfläche des Körpers, mehr in der Tiefe u. zwischen andern Theilen geschützt, meist an der Beugeseite. 4) Die Anastomosen sind nicht so zahlreich, als zwischen den Venenästen. 5) Ihr Verlauf ist mehr ge- schlängelt. C) Sie enthalten bellrnthes, Sauerstoff reicheres, nahrhaf- teres Blut (arterielles); mit Ausnahme der art. pulmona- lis. 1) Sie leiten das Blut vom Her- zen zu allen Funkten des Körpers hin (mit centrifuga- ler Strömung), Venen. 1) Die Wän d e sind weit dün- ner u. desshalb leichter aus- dehnbar u. weniger zerreiss- bar. Entleerte Venen fallen zusammen. Ihre mittlere Haut ist fibrös- zellig oder muskulös; die äussere we- niger dick und dicht, schlaf- fer und leichter zerreissbar; die innere dünner, zarter, schlaffer , ausdehnbar u. we- niger brüchig, als in den Ar- terien,u. bildet viele Klap- pen. — : ihreRiugfaserhaut ist weit dünner und mit Bündeln von contraktilem Zellgew ebe ver- mischt (wenigstens in ihrem äussern Theile); an den Ur- sprüngen der Venen aus dem Herzen findet sich eine wahre Muskelhaut; die Längsfaser- haut wird in den grössern Venen nicht leicht vermisst. 2) Sie sind weiter und zahl- reicher. Der Dm. aller Ve- nen soll noch einmal so gross sein, als der aller Arterien. 3) Sie verlaufen zum grössten Theile der Oberfläche des Körpers näher (ve'nae subeu- tantae). 4) Die Anastomosen sind weit häufiger u. allgemeiner, selbst zwischen den grössernAesten. 5) Sie verlaufen in mehr gera- der Kichlung. (i) Sie führen dunkelrothes, kohlenstolfreicheres , nicht nährendes Blut (venöses); die veitue 2)tthnonales ausgenom- men. 7) Sie schaffen das Blut von allen Punkren des Körpers zum Herzen zurück (mit cen- tripetaler Strömung). JLyinnligefas.se, 1) Die Wände sind noch dün- ner und durchsichtiger als in den Venen , demungeachtet aber doch sehr ausdehnbar u. fest. Eine besondere mitt- lere faserige Haut giebt es wohl nicht; die äussere ist fester, dünner und ausdehn- barer als in den Venen; die innere ebenso; auch bildet letztere weit mehr Klap- pe n , so dass sie im gefüllten Zustande ein gegliedertes An- sehen bekommen. — : ihre Wände bestehen nur aus: Epitlielium.einer Längs- faserhaut uud einer Ringfa- serhaut; letztere geht allmä- lig in das umliegende , form- lose Zellgewebe über, so dass also die eigentliche Zellhaut fehlt. 2) Sie sind nach derlWenge ih- res Inhaltes weiter oder en- ger, und sehr zahlreich. 3) Sie verlaufen mit den Blut- gefässen; doch soll das Lymphgefässnetz grössten- theils noch oberflächlicher als dasBlutgefdssnetz liegen. 4) Die Anastomosen zwischen den grossem Zweigen sind weniger häutig, als bei den Blutgefässen, dagegen bilden die kleinern Aestchen ein sehr dichtes Netz. 5) Der Verlauf der grössern Zweige ist gestreckt. C) Ihr Inhalt ist entweder Lymphe oder Cliylus. T) Siebringen ihren Inhalt aus den Organen ins Venenblul, kurz vor dessen Einströmen in die rechte Herzhälfte und von da in die Lungen (mit cen- tripetaler Strömung). fasse. Ju>„ JEntwickelung des Crefässsystems. I. Entwickeliing des Bliitjjefässsystenns. Die ersten Blutgefässe cntslo- Entstehung hen (nach altern Angaben im Gcfässblatte .der Eeimhnut) nach Sc/iwannu. Valentin ,,er<.?,notse" (s. S. 38) so: dass unter den Zellen , woraus die Keimhaut besteht, sicheiuige, in gewissen Entfernungen von einander gelegene, durch Verlängerung nach verschiede- nen Seiten hin zu sternförmigen Zellen (primäre Capillargefässzellen) ausbilden. Die Verlängerungen verschiedener dieser Zelleu stossen zusammen, verwachsen und öffnen sich, in Folge der Resorption der Scheidewände, ineinander, wodurch nun ein Netz von Kanälchen entstanden ist, welche aber anfangs noch an der Stelle des Zellenkörpers eine Erweiterung haben , bei fortgesetztem Wacb.6tb.ume aber nach und nach gleichmässig dick werden. Die Blutflüssigkeit ist der Inhalt sowohl der primären, als der seeundären oder verschmolzenen Capillargefässzellcn. Die Kerne, welche in den Wänden der einfachen Capillargefässe bei den Embryonen vorkommen und nach Henle's Beobachtungen (s. S. 470) auch in den Capillargelassen des ausge- — 483 — bildeten Körpers fortbestehen, hält Schioann für die primären Zellenkerne ; Schwann Entwickel- u. Fajentin erklären ferner die primäre Haut der Capillargefässe für identisch mit derul^4*£B1,.,t- frühern Zellenwand und das Lumen der Gefässe mit der Zellenhöhle; die Blutkör- n gefasTe! perchen aber betrachtet Schwann als im Innern der Capillargefässzelle erzeugte neue Zellen , 1 'alentin als die Kerne der Capillargefässzellen, indem er annimmt , dass die in den AVänden der Gefässe liegenden Kerne später abgelagert seien. Reichert schliesst sich dagegen der altern Ansicht (Baer's) an , dass die Blutbahnen durch die bewegende Kraft des Herzens gleichsam gebrochen werden und dass die Gefässwände von den umgebenden Geweben sich nachträglich isoliren (s. bei Entstehung des Em- bryo). — Die Entwickelung der Faserschichten der Gefässe ist bei dem Embryo noch nicht genau verfolgt, doch lässt sie sich nach Henle's Beobachtungen über den Bau der verschiedenen Gefässwände (s. S. 470) recht gut vermuthen. Die Längs- und Kingfaserhaut erscheint demnach zuerst in Gestalt wasserheller Schichten ; in dieser entstehen Zellenkerne, die sich nach einer oder der andern Bichtung verlängern, zu- sammenstossen und verästeln. Zugleich zerfällt die homogene Grundlage in platte Fasern , welche auf der einen Fläche die Kerne oder die daraus gebildeten dunklen Kernfasern tragen. In der innersten Schicht der Längsfaserhaut der Venen kann die Grundlage ganz resorbirt werden , in den äussern Schichten der Venen wandelt sie sich in Zellgewebe um und die Kernfasern bleiben schwach, in der Ringfaserhaut erreichen die letzteren die bedeutendste Stärke und werden selbstständiger. Die ge- streifte Haut scheint aus dem Epithelium (welches Schwann und Valentin für endo- gene Bildung erklären müssen) hervorzugehen, da sie die Stelle desselben vertreten kann und da ihre verschiedenen Entwickelungsstufen einander von innen nach aussen folgen. Die Bildung neuer Gefässe, welche nicht nur im Fötus, sondern auch nach der Geburt, in Theilen, die noch wachsen oder periodisch an Masse und Thätig- keit zunehmen , oder in pathologischen Erzeugnissen vorkommt, scheint nach Henle ganz auf dieselbe Weise vor sich zu gehen, wie in der Keimhaut, nicht so, dass alte Gefässe sich in die neue Substanz hinein verlängerten, sondern dadurch, dass von einzelnen Centra aus sich Netze entwickeln, welche zuletzt erst mit dem bereits bestehenden Capillarnetze in Verbindung treten. II. Emtwickeläing des tympligetasssystems. Von der ersten Entsteh- ung der Lymph gefässe ist noch fast nichts bekannt; sie sind einer Vergrösserung und Erweiterung fähig wie die Blutgefässe ; verbinden sich wieder bei der Verei- nigung zertrennter Theile und entstehen sammt den Blutgefässen neu in accidentel- len Theilen und Pseudomembranen. E. Altersveränderungen des CJefässsystems. Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass mit der Zunahme der Jahre Verhalten die Menge und der Durchmesser der Gefässe, im Vergleich zu früheren • ■£ Alter?6 Lebensperioden, sich verringert; vorzüglich ist dies bei den Pulsadern der Fall. a. Die Arterien werden enger und verlieren an Elasticität, ihre Wände ver- dicken sich , ihre Ernährungsgefässe und Nerven vermindern sich ; sie werden allmäiig spröde, trocken, brüchig und verknöchern selbst; die kleinen Arterien verwachsen, werden ligamentös und verwandeln sich zuletzt in Zellstoff. Die grossen Arterienstämme schlängeln sich etwas, weil wegen verminderter Mitwir- kung der weniger elastischen Arterien, das Herz mehr Kraft zur Forttreibung des Blutes aufwenden muss und daher die Arterien verlängert. — Mit dem Schwinden des Arteriensystems hängt natürlich die Abnahme der Ernährung und Absonderungen, der thierischen Wärme und überhaupt der Lebenskraft zu- sammen; auch stehen damit verschiedene Krankheiten in Verbindung (gangrae- na senilis). a) Die E rnähru ng wird im Alter immer unvnllknmmner, der Greis besitzt nicht mehr die Fähigkeit, die von der Aussenwelt aufgenommenen Stoffe zu assimiliren. Da schon die dazu nbthigen vorbereitenden Processe , wie die Digestion und Respira- tion weniger vollkommen von statten gehen, so wird ein zur Absetzung von Nah- rungsstoff nicht hinreichend passendes JJlut gebildet, welches nun auch wegen der theilweisen Obliteration der ernährenden Gefässe und wegen des Sinkens der 31* — 484 — Altersverän- Lehens- und Anziehungskraft der festen Gebilde nicht zur Bildung neuer organi- derungen der scher Masse beitragen kann. Gefässe. b) Das Blut alter Leute ist ärmer an Cruor und Faserstoff (dieser ist mürber, oft schmierig), dagegen reicher an Serum, an Cruorhiillen und an Salzen; es gerinnt schneller (in Folge seiner geringem Vitalität) und enthält Bestandteile, welche zn seiner plastischen Bestimmung sich heterogen verhalten, -wie Phosphate, Harnstoff und Harnsäure. Es entsteht bei Greisen eine Art collaitsus des Blutes, es neigt sich zur Auflösung und B'äulniss. c) Die Blutbewegung soll nach den Meisten langsamer werden (bis zu 60 — 50 Puls- schlägen), dagegen nach Mitivie und Leuret schneller (74 Schläge), weil durch die Verengerung der Arterien und Erweiterung der Venen das Herz seine Contrak- tionen vermehren mnss, um die Hindernisse des Kreislaufs zu überwinden. ft) Secretion. Nach den neuesten physiologischen Ansichten ist das Secretum nichts anderes als der LIeberschuss des für die Ernährung des Organs nicht ganz verbrauchten specifischen Bildungsstoffs. Ist dies der Fall, so erklärt sich leicht, waram die Secretionen im Alter vermindert sein müssen. Hierzu kommen noch die Veränderungen der Secretionsorgane selbst. b. Die Venen verhalten sich im Alter umgekehrt zu den Arterien und zwar wie 4:1; sie gewinnen an Capacität (aber keineswegs an vitalem Tonus) , werden weiter, ihre Widerstandsfähigkeit verliert sich; sie verknöchern aber fast nie. Es lässt sich so leicht erklären , warum im Alter stets Stockungen des Blutes in den Venen vorkommen. c. Die Lymphgefässe verengern sich, verknöchern selbst; die Lymphdrü- sen nehmen an Volumen ab, werden abgeplattet und saftlos, verschwinden oft fast ganz. Die Aufsaugung geht im Alter grösstenteils mittels des Ve- nensystems vor sich. F. Geschichtliche IVotizen üher die Gefässlehre. Geschichte Zu Wppocrates Zeiten kannte man noch nicht den Unterschied zwischen Arte- der. <*efass- rien und Venen ; alle Adern des Körpers (qtXeßsq) sollten aus 4 vom Kopfe herabkom- menden Paaren entspringen. Nur die Venen hielt man damals für Blutgefässe, während die Arterien Luft führen sollten, weil sie nach dem Tode leer gefunden werden. Aristoteles leitete zuerst den Ursprung der Blutgefässe aus dem Herzen her, doch scheint er auch nicht den Unterschied zwischen Arterien und Venen ge- kannt zu haben. Dieser wurde zuerst von Praxagoras, angegeben, indem er die pulsirende Eigenschaft den Arterien allein zuschrieb, in ihnen aber auch noch nve\toss sei, als die Faust des Durchmes- , ,. . , _ ... . ° . • i tt i i sei- des Her- Individuum. Bouillaud zog aus seinen vielen Untersuchungen gesunder Herzen junger und erwachsener Menschen die folgenden Resultate: Ge-wicjit: mittleres, gvjjj fijj.j = Grm. 262 — grösstes, gxj = Grm. 350 — klein- stes, gvj 5jj = Grm. 200. Umfang an der Basis der Kammern: mittlerer, 8" 9?'" — grössster, 10" — kleinster 8". Länge von der Spitze bis zur Basis der linken Kammer gemessen: mittlere 3" 1\"' — grösste 4" — kleinste 3" 1\'". Breite an der Basis, durch eine vom rechten zum linken Rande gezogene Linie gemessen: mittlere 3" 1\"' — grösste 4'' 6"' — kleinste 3" 5'". Durchmesser von vorn nach hinten , durch eine in der Längenfurche an der Basis der Ventrikel von der vordem Fläche zur hintern gezogene Linje gemessen: mittlerer 1" 11J'" — grösster 2'' V" — kleinster 1" 5'". Dicke der Wandungen des linken Ventrikels an der Basis: mittlere f>\'" — grösste 8'" — kleinste 5'". Dicke der Wandungen des rechten Ventrikels an der Basis : mittlere 2f'" — grösste 3\'" — kleinste II'"— 2'". Dicke der Wandungen des linken Vorhofes: mittlere l\'" — grösste 2'" — kleinste \'" — 1'". Dicke der Wandungen des rechten Vorhofes: mittlere 1'" — grösste 1\"< — kleinste^'". Umfang der linken Vorhofsmiindung : mittlerer 3" 6]"i — grösster 3" 10"' — kleinster 3" 3'", Unifang der rechten Vorhofsmiindung: mittlerer 3" 10'" — grösster 4" — kleinster 3" 9'". Umfang der Aortenmündung: mittlerer 2" 5^'" — grösster 2" 8'" — kleinster 2" 4'". Umfang der Lungenarterien- Mündung: mittlerer 2" 7|'" — grösster 2" 10'" — kleinster 2" 6'". Länge der va/vula triciispidnlis, durch eine von der Spitze auf die Basis des Zipfels gefällte Linie gemessen: mittlere 9'" — grösste 9V" — kleinste 8'". Länge der valuula mitraUs : mittlere 8'" — grösste 91"' — kleinste 5'". Höhe der valvulae semilunares in der art pulmo? nalii: mittlere 5-J/" — grösste C" — kleinste 5'". Höhe der valvulae semilunares in der aortu: mittlere 5j'" — grösste 6V" — kleinste 5'". Hieraus geht hervor, dass a) der Querdurchmesser und Längendurchmesser höchst bedeutend von einander abweichen. — b) Die mittlere Dicke der Wände mussbeim linken Ventrikel eines Erwachsenen auf 7'", beim rech- ten auf 1\'" geschätzt werden. Alter, Wuchs, Stärke und Geschlecht haben gros- sen Einfluss auf diese Dicke, welche vom 16. — 40. Jahre zuzunehmen scheint. — c) Die Wandung des linken Atrium ist um \ dicker, als die des rechten. — d) Das rechte oslium venosum ist weiter als das linke und beide Vorhofs- mündungen haben einen grössern Umfang als die ostia arterioaa, — e) Beide zens. — 489 — ostia arteriosa haben ziemlich genau ein und dasselbe Lumen. — f) Die Herz, cor. Höhe der Klappen wird von dem Durchmesser der Oeffnungen bestimmt, an welchen sie sich befinden. — gj Das absolute Gewicht des Herzens richtet sich nicht nach dem Volumen des ganzen Organs, sondern nach der Dicke der ein- zelnen Thcile. Bi.zot's Untersuchungen ergeben Folgendes: ») mit dem Alter schreitet auch das Wachsthum des Herzens, wenigstens in Hinsicht der Länge und Breite fort; — b) das männ- liche Herz hat grössere Dimensionen, als das weibliche, und zwar in allen Lebensperio- den; — c) die Höhle des rechten Ventrikels ist in allen Lebensaltern um ein Gutes grösser, als die des linken; — ri) die Wände des linken Ventrikels nehmen bei beiden Geschlechtern mit dem Alter (auch noch im Erwachsenen) an Dicke zu; am geringsten ist diese Zunahme in dem Alter über 50 Jahre, aber immer noch bemerkbar. — Die Dicke ist in der Mitte des Her- zens stärker als an der Spitze. — e) Die Wand des rechten Ventrikels erleidet weit weniger Altersveränderungen. — f) Das rechte ostium venosum ist weiter als das linke; — g) beim weibl. Geschlechte sind die Herzüffnungen im Allgemeinen kleiner, als beim männlichen. Nach Clendinnings Untersuchungen nimmt das Gewicht des Herzens nicht nur über die Zeit der vollständigen Entwickelung des Körpers hinaus zu, sondern auch noch über das (i0. Jahr hinaus , zu welcher Zeit alle übrigen Organe an Gewicht abzunehmen pflegen. Nach ihm beträgt das mittlere Gewicht bei Individuen von; 15 — 20 Jahren, bei Männern 9 5 21 gr. bei Weibern 8 § 5] 5 30 — 50 — — — 10§52gr. — — 85 7 5 50 — 70 — — — 10 § 6» 5 — — 8i- § 5 gr. über 70 — — — 11 5 1] 5 — — 81 5 5 "gr. Das mittlere relative Gewicht zu dem des Körpers verhält sich bei Männern wie 1 zu 158, bei Gewicht u, Wreibern wie 1 zu 149. Grösse des Nach Gendrin zeigt der Raum zwischen dem Punkte des Thorax, an dem man den Herzens. Herzstoss fühlt, und dem Ansätze des 3. rechten Rippenknorpels genau die Grösse des Her- zens an. Dieser Raum beträgt im ^Normalzustände etwa einen Decimeter, ist aber bei den einzelnen Individuen eben so verschieden, wie die Grösse des Herzens selbst und zwar um 2—3 Centimeter. Die Länge des Herzens von der Basis des rechten Atrium bis zur Spitze beträgt eben so viel, als die Breite der Basis. Das Gewicht eines erwachsenen Herzens im Normalzustande ist etwa gvjjj — xj. Im Leben ist das Herz dicker als nach dem Tode, denn die Blutanfüllung seiner Gefässe vermehrt den Umfang seiner Muskelmasse. Bei Per- sonen mit sehr entwickeltem Capillargefässystem hat das Herz stets einen grossen Umfang. Vor der Pubertät liegt die Herzspitze tiefer, als bei Erwachsenen, die Axe des Herzens ist folglich länger (der relativ grosse Umfang des Herzens in der Jugend stimmt mit der sehr grossen Thätigkeit des Kreislaufs in diesem Lehensalter überein). Während der Schwan- gerschaft entfernt sich die Spitze des Herzens 3 — 4 Centimeter mehr als gewöhnlich vom linken Rande des Sternum und das Herz wird folglich länger. Bei Greisen nimmt das Herz an der Atrophie aller Gewebe Antheil und wird kleiner; dass Manche das Gegentheil be- haupten, rührt daher, dass im Alter sehr häutig Hypertrophie des Herzens vorkommt. Bei allen Krankheiten, welche Marasmus nach sicli ziehen, ist das Herz bedeutend verkleinert. * ' ©Ijerffläclseia des Meraeisis. a) Die äussere Oberfläche, Aeussere u. welche mit einer Fortsetzung des serösen Herzbeuleis überkleidet wird, fläche des ist glatt und zeigt 2 Furchen, eine undeutliche, von der Basis bis zur Herzens- Spitze (neben der sie aber rechts vorbei geht) herablaufende, gekrümmte Längenfurche, sulcus longitudinalis, welche die Gegend be- zeichnet, wo sich im Innern die Scheidewand (septurn cordis) zwischen der rechten und linken Herzhälfte befindet, und eine tiefere, mit der Längenfurche sich vorn und hinten kreuzende Querfurche, sulcus transversus s. circularis (s. atrio-ventricularis) , welche rings um das Herz herumläuft und die Gränze zwischen den an der Basis liegen- den häutigen Vorhöfen und den muskulösen Herzkammern andeutet. In beiden Furchen verlaufen die grössern Zweige der Blutgefässe des Her- zens (vasa coronaria cordis). unter dem serösen Ueberzuge liegt, be- sonders in den Furchen, eine grössere oder geringere Menge, in lockeren kurzen Zellstoff eingeschlossenen Felles, was sich um die rechte Herz- hälfte und in den sulcis in grösserer Quantität ansammelt, als um die linke Hälfte. b) Die innere Oberfläche des Herzens, welche in die Höhlen desselben sieht, ist besonders in den Ventrikeln sehr uneben, durch • muskulöse warzenförmige Hervorragungen (musculi papilläres), netzfür- — 490 — Herz, cor. mige Vereinigungen der Muskelbündel (trabeculae carneae) und seh- nige Fäden (chordae lendineae). Sie ist mit derselben glatten, dün- nen aber dichten tunica vasorum communis, hier JEndocardium genannt, überzogen, wie das innere aller Adern, nur dass diese hier noch dünner und durchsichtiger als in den Arterien und Venen ist; sie bildet auch hier ein ununterbrochenes Ganze und an vielen Oeffnungen Falten oder Klappen (s. später bei Textur des Herzens). Höhlen des Herzens im Allgemeinen. Durch eine Längen- und eine Querscheidewand ist der innere Raum des Herzens in 4 Höhlen getrennt, von welchen die beiden oberen die Vor- höfe, die 2 unteren die Herzkammern heissen n. sich bedeutend in Form u. Bau von einander unterscheiden. — Eine Längenscheidewand, septum eordis, welche äusserlich durch den sulcus longitudinalis angedeutet ist, theilt das Herz in 2 vollkommen von einander geschiedene Hälften, die nur beim Embryo durch das foramen ovale in ihren Atrien zusammen- hängen. Der obere Theil dieses Septum, zwischen den Vorhöfen, wird septum atriorum, der untere Theil zwischen den Herzkammern, septum ventriculorum genannt. Die Querscheidewand, welche in der Richtung des sulcus transversus liegt, ist durch 2 grosse Oeffnungen auf jeder Herzhöhlen Seite (osti'a venosa und arleriosa) fast ganz verwischt. — Alle 4 Höh- meiuea? len (deren Capacität nach Krause im Mittel 32 K. Z. beträgt) sind wäh- rend des Lebens wahrscheinlich von gleicher Weite (jede 8 K. Z. oder etwa 54 Unze Blut im ausgedehntesten Zustande haltend), da sonst eine ungleiche Menge Blut durch sie fortgeschafft würde und eine Ungleich- heit im Kreislaufe entstehen müsste; im Leichname erscheint aber die rechte Herzhälfte (besonders das rechte Atrium) geräumiger als die linke. «. Vorliöfe, "Vorkammern, atrla, liegen oberhalb des sulcus transversus an der Grundfläche des Herzens und bilden die obere Abtheilung der rechten und linken Herzhälfte (auch zusammen cor vennsum genannt, weil sich hier nur Venen einmünden). Sie unterscheiden sich von den Herzkammern bedeuteud durch ihre dünnen, schlaffen Wände, die im Ganzen etwa 1 — IV" dick (an manchen Stellen aber, wo die Muskelsubstanz ganz fehlt, auch noch dünner) sind , ferner durch ihre mehr rundlich -viereckige Gestalt und durch den blin- den Anhang, Herzohr, aurieula eordis, in welches ein jedes Atrium nach vorn ausläuft. Der eigentliche Raum des Vorhofs wird , zum Unterschiede vom Herzohre, si?i?is genannt. — Die Atrien sind, da sie das Blut blos bis in die gleich unter ihnen liegenden Ventrikel zu pressen brauchen, nur mit einer einzigen , dünnen Lage von Fleischfasern umgeben, die hier und da ganz fehlen und am meisten noch in den Herzohren ausgebildet sind, wo sie ein netzförmiges Gewebe darstellen und den Namen der mm. peetinafi haben. Diese Fleischfasern erstrecken sich wohl von einem Vorhofe zum andern herüber, aber nicht zur Herzkammer herab, so dass Atrien und Ventrikel nur durch Zellgewebe mit einander verbunden sind und sich von einander trennen las- sen. — In die Vorhöfe ergiessen sich nur Venen, deren dünne Wände so in sie übergehen, dass sie als1 Erweiterungen derselben (sinnsj be- trachtet werden können , weshalb das rechte Atrium auch den Namen des BFohl- venensackes, das linke den des Lungenvenensackes führt. — Beide Atrien werden durch eine dünne häufige Scheidewand, septum atriorum, von einander getrennt, nur im Foetus comnmniciren sie durch ein in diesem Septum befindliches ovalesLoeh, foramen ovale, welches nach der Geburt verwächst — 491 — und eine Grube, fossa ovalls , hinterlässt. — In jedem Atrium findet man Merz, cor. 2 Hauptabtheilungen von Oeffnungen, nämlich mehrere Venenmüu düngen, durch welche das Blut hereinströmt und 1 H e r z k a m m e r m ü n d u u g , ostium venosum (s. atrio - venlriculare) , durch welche es aus dem Vorhofe in den Ventrikel herabfliessen kann. — Beide Atrien messen zusammen in der Querrichtung des Herzens gegen 3"; die grösste Breite haben sie am sulcus transversus und nach der Basis zu werden sie schmäler. Die Höhe von der Basis bis zur Querfurche beträgt etwa lf — 2", und eben so viel der Dm. von vorn nach hinten. herzkainmern, ventrieuli. Die untere, mehr nach der Spitze des Her- zens hin liegende Höhle in jeder Herzhälfte, welche mehr die Form eines koni- schen Sackes mit nach unten gerichteter Spitze hat und überall starke, aus mehrern Muskelschichten zusammengesetzte Wände besitzt, weil sie das Blut sehr weit und mit grosser Kraft fortdrücken soll , heisst Herzkammer. Diese Kammern bilden dem Volumen nach einen weit beträchtlicheren Theil des Her- zens, als die Vorhöfe und geben dem Herzen vorzugsweise seine eigenthüm- liche Form. Ihre Länge beträgt 3 — 4", ihre grösste Breite an der Basis 3J,", ihre Dicke 2 — 2|". Ihre hintere Fläche liegt so ziemlich in der nämlichen Ebene mit der hintern Fläche der Vorhöfe; die vordere Fläche dagegen, besonders des rechten Ventrikels, überragt die Vorhöfe , zumal den linken. — Beide an ein- ander liegende Kammern sind äusserlich durch eine dünne Lage Fleischfasern miteinander vereinigt, innerlich dagegen durch eine muskulöse Scheidewand, HerzIiöHlci septum ventrivulorum, welche "dünner als die übrige Wand ist, von ein- '^fj^- ander getrennt. Die innerste Muskelschicht, deren Fasern von der Basis nach der Spitze herablaufen, bilden rundliche, in die Höhle der Ventrikel hervor- stehende, netzförmig unter einander verwebte Muskelbündel, Fleischbalken, trabeculae carneue, die in der Nähe der Vorhofsöffnung besonders stark sind und aufweichen stumpfe, warzenförmige Muskelspitzen, rnusculi pa- pilläres, aufsitzen, die frei in die Kammern hineinragen und mittels flechsi- ger Fäden, chordae tfindineae, mit der Klappe der Vorhofsmündung in Verbindung stehen. — ' In jeder Kammer befinden sich an ihrem obern, an den Vorhof gränzenden Theile 2 sehr nahe neben einander liegende Oeffnungen, wovon die äussere oder hintere länglichrunde (11'" — 15'" im Dm.) die Vorhofsmündung, ostium venosum, zur Communication mit dem Atrium dient, die innere oder vordere, fast kreisrunde (gegen 13'" im Dm.), ostium arteriosurn, den Eingang zu einer Arterie bildet. An beiden Oeff- nungen sind Klappen angebracht, welche dieselben schliessen und so den Kückfluss des Blutes nach den Theilen , aus welchen es kam , verhindern kön- nen. Die Klappen an den arteriellen Mündungen sind 3 yalvulae semt'luriäres, die an dem rechten venösen Ostium heisst valvula tricuspidalis , die am lin- ken die v. mitraks. Jeden Ventrikel kann man sicli in 2 verschiedene Hälften getheilt denken, von denen die eine sicli unmittelbar in die Vorhofsmündung, die andere in das ostium arte- riosum fortsetzt, die sich aber in beiden Kammern ungleich verhalten; im rechten Ventrikel vereinigen sie sich nämlich unter einem Winkel , dessen Sinus nach oben ge- kehrt ist, im linken laufen sie parallel neben einander und sind durch 2 starke Fleisch- kegel, deren zahlreiphe sehnige Fäden sich a7i die Klappe der Vnrhofsmündung (oulvula mitralis) ansetzen, geschieden. — Nimmt man auf die Bahn Rücksicht, welcher das Blut im Ventrikel wegen der Stellung der Eingangs- (ostium venosum) und Ausgangsüffnung (ostium arteriosurn) folgen muss, so stellt die Höhlung jeder Kammer einen Kanal dar, der vom Atrium gegen die Herzspitze herabsteigt, hier umbiegt u. an der vordem Fläche und der Scheidewand des Herzens zur Basis zurückkehrt. Beide Ventrikel unterscheiden sich in vieler Hinsicht von einan- der: der rechte, welcher mehr nach vorn liegt, ist konisch und reicht nicht ganz bis in die Spitze des Herzens herab ; seine Wände sind 3 Mal dünner als die der linken Kammer, weil sie das Blut nur bis in die Lungen zu drücken haben ; er zeigt dünnere Klappen und kleinere Warzenmuskcln ; seine Kich- tung gegen die des linken ist so, dass wenn man seine Axe verlängerte, die- selbe sich mit der des linken Ventrikels unter spitzigem Winkel kreuzen würde. Der linke Ventrikel nimmt dagegen die ganze Spitze des Herzens ein , weil er weiter herabreicht; ist von eirunder Form und hat 3 Mal dickere Wände als der Atrium. — 492 — Herihöhlen. rechte, weil er die alle Arterien des Körpers ausfüllende Blutsäule fortschie- ben muss. Höhlen des Herzens im Einzelnen. Folgen wir bei der speziellen Beschreibung der einzelnen Herz- höhlen dem Laufe des Blutes, so machen wir mit dem rechten Vorhofe den Anfang, gelangen aus diesem in den rechten Ventrikel, welcher ve- nöses Blut zu den Lungen schafft und kehren mit dem nun arteriell ge- wordenen Blute, aus den Lungen zum linken Atrium zurück, von wo aus der Weg nach dem linken Ventrikel offen steht, der sich in die Aorta fortsetzt. 1) II echter oder vorderer Vorhof, Hohlvenensack, titriutn Aeoctrum 9 sinus venarunt cavarum. Er liegt an der Basis des Herzens am weitesten nach rechts und vorn, hinter dem Ende des 3. — 6. rechten Rippenknorpels und dem Mittelstücke des Brust- knocheus, zum Theil bedeckt vom vordem Rande der rechten Lunge; sein unterster Theil ruht auf dem Zwerchfelle auf. Er hat, ohne sein Herzohr, die Gestalt eines unvollkommenen Würfels, mit einer vordem, hintern, obern, untern, rechten und linken Wand, dagegen mit dem Herzohre betrachtet, eine unregelmässige kegelförmige Gestalt oder fast die Form einer dreiseitigen Pyramide (mit einer rechten überall gewölb- Rechtes ten Fläche, einer linken vom septum atriorum und dem linken Umfange des Herzohrs gebildeten, und einer untern Fläche, die von der Basis des Ventrikels und dem untern Umfange des Herzohres gebildet ist) , deren Basis nach hinten, unten und rechts, die Spitze nach vorn, oben und links sieht. In seinem sinus hat er nach allen Richtungen hin einen Dm. von etwa 2". In dieses Atrium, — dessen rechte, hintere und obere Wand stark gewölbt sind und frei liegen, während die linke, vom septum atriorum gebildete platt ist, die vordere in das rechte Herzohr über- geht und die untere mit der Basis des rechten Ventrikels zusammen- hängt — treten am hintern Theilc die beiden Hohlvenen, als deren erweiterte Fortsetzung es auch bezeichnet wird, und die grosse Herz- vene ein; bisweilen auch noch mehrere kleine Herzvenen. Am Septum zeigt sich eine mit einem wulstigen Rande umgebene ovale Grube und an der Gränze zwischen Atrium und Kammer das ostium venosum, welches zum rechten Ventrikel führt. Die innere Ober- fläche dieses Atrium ist bis auf die fossa ovalis am septum atriorum und die mm. pectinati, welche sich von der vordem und untern Wand aus ins Herzohr ziehen, überall gleichmässig glatt; die Dicke der Wand beträgt fast überall 1 — \\'". a. Ostia venarum cavarum, die Mündungen der Hohlvenen, — von welchen die obere Hohlvene an der rechten Seite der Aorta, vor dem rechten Aste der art. puhnonalis etwas schräg von rechts nach links und von hinten nach vorn herab, und die untere ebenfalls in dieser Richtung zu dem Theile des Atriums, welcher auf dem Zwerchfelle aufliegt, hinaufsteigt — stossen nicht auf einander und sind etwa \'" — 1" von einander entfernt. Die Mündung der obern Hohlvene befindet sich an der obern Wand des Atrium, hat einen Dm. von 8 — 12'" und glänzt nach links an das septum atrio- r«wi, wo sich von ihr das tuberculum Loweri nach der untern Hohlvene herabzieht. Die Mündung der untern Hohlvene ist am obern linken — 493 — Tlieile der hintern Wand des Atrium, hält 1 — 1^" im Dm., gränzt nach links Herzhöhlen an das septum atriorum und ist nach unten etwa f " von der Querfurche des Her- zens entfernt. — Nur die ven. cava inferior hat an ihrer Mündung (aber nicht zum Verschliessen derselben) eine sichelförmige Falte der innern Haut, nämlich die Valvula EustacJlii s. valvula föi •amini s ovalis anterior, welche (gegen 3 — 5'" hreit und etwa 2" lang) sich vom septum aus (vom untern linken Theile der fossa ovalis) um den vordem Rand der Mündung der untern Hohlvene nach aussen erstreckt, so dass ihr freier Rand aufwärts gewandt ist und in die Höhle des Atrium sieht, die eine Fläche aber vorwärts gegen das ostium venosum, die andere rückwärts in die v. cava inferior sieht Sie ist heim Erwachsenen ganz schmal, nicht selten siebförmig durchlöchert und fehlt bisweilen ganz; beim Foetus ist sie vollkommen und scheint hier als Damm zu dienen, welcher das Blut der Vene von der Kammer ab- hält und zum foramen ovale leitet. b. Ostium venae coronariae magnae cordis, die Mündung der gros- sen Herzvene (ovalund4 — 6"'weit), findet man im untern hintern Theile dieses Atrium , da wo das septum atriorum mit der hintern Wand zusammen- stösst, zwischen dem innern Ende der valvula Eustachii und dem ostium veno- sum. An ihrem rechten Rande bildet die innere Haut dieser Vene eine halb- mondförmige Verdoppelung , die vulvula Thelhesii, welche mit ihrem con- caven freien Rande gegen das septum gewandt und sehr oft ganz durchlöchert ist ; sie kann den Rücktritt des Rlutes einigermaassen hindern. Mehrere Mündungen von kleinen, sich besonders einmündenden Herzvenen, foraminn Thehesit, sieht man in der Nähe der Scheidewand auf der innern Fläche dieses Atrium. c Die ovale Grube, fossa ovalis (etwa 9"' lang und 6'" breit), die Spur einer beim Foetus vorhanden gewesenen Oeffnung (des foramen ovale) , ist eine Rechte» dünne , flache , eirunde Stelle am septum atriorum , welche von einem wulstigen Atnum. fleischigen Ringe, annulus s. isthmus Vieussenii s. linibus fossae ovalis, umgeben wird, unter dessen obern vordem Theile eine kleine Höhle und bisweilen auch noch eine schräg liegende Oeffnung als Ueberbleibsel des ovalen Loches zu finden ist, die aber bei der Zusammenziehung des Vorhofes durch das Andrücken des Wulstes geschlossen wird. Der vordere untere Schen- kel des Limbus springt etwas stärker, als der hintere obere , hervor und nimmt das innere Ende der valvula Eustachii auf. d. Das rechte Herzohr, auricula cordis deactra, ist ein platt kegelför- miger, blinder, zipfelförmiger Anhang des Vorhofes, welcher sich an seinem vor- dem Theile vom rechten obern Winkel nach ein- und aufwärts gegen die Lun- genarterie krümmt und den Anfangstheil der Aorta bedeckt. Im Allgemeinen lässt es sich einer (zwischen 1 — 1£" breiten und hohen) dreiseitigen Pyramide vergleichen, mit einer obern , untern und linken Kante, von denen die beiden ersten mehrfach gezackt oder eingekerbt sind. Im Innern des Ohres tritt ein netzförmiges Gewebe rundlicher, 1£ — %'" breiter Muskelbündel (Kamm- Muskeln, mm. pectinati) hervor , von denen sich immer 2 Formationen auszeichnen, nämlich: a) 4 — 6 starke, sich büschelförmig theilende Balken, die von vorn und unten in das Herzohr eintreten; b) eine quere, an der Basis des Herzohres verlaufende , mit der Querfurche des Herzens parallele Balken- masse , durch welche die Höhle des Herzohres mehr oder weniger deutlich in eine untere und obere Abtheilung geschieden wird. e. TuherculumZ,oweri, tower'scher Wulst, ist ein stumpfer, vom obern Theile des septum atriorum in den rechten Vorhof ragender, von rechts nach links gerichteter Vorsprung, welcher der äusserlichen Einschnürung der hin- tern Vorhofswand entspricht und zwischen der Mündung der obern Hohlvene und der fossa ovalis seine Lage hat, da wo der obere und untere Theil des septum atriorum, die nicht in derselben Ebene liegen, unter einem stumpfen Winkel in einander übergehen. Reizius hat neuerlich auf die physiologische Bedeutung dieses Wulstes aufmerksam gemacht; er ist nach ihm von grossem Einflüsse auf den Blutstrom der beiden Hohlvenen, deren Oeffnungen einander so nahe liegen. Indem nämlich der untere Theil der Scheidewand die Oeffnung der untern Hohlvene zum Theil von oben bedeckt, kann der aus dieser kom- mende Blutstrom nicht nach oben auf die Oeffnung der obern Hohlvene treffen, - 494 — Herzhöhlen. sondern er wird nach vorn und rechts gegen das Herzohr geleitet. Der von der obern Hohlvene kommende Blutstrom dagegen erhält durch das tub'ercutum Loweri eine solche Direktion , dass er nicht auf die Oeffnung der untern Hohl- vene , sondern auf den hintern und untern Umfang des rechten Atrium trifft. 2) Rechte oder vordere Herzkammer, Lungeiikain- mer, ventriculus üeocter s. pultnonalis. Sie liegt vom rech- ten Vorhofe und sulcus transversus aus schräg links und abwärts, mit ihrem blinden Ende (apex) gegen die Spitze des Herzens hin, in welche sie aber nicht so lief herabreicht wie der linke Ventrikel. Dieser rechte Ventrikel hat, von aussen betrachtet, die Gestalt einer dreiseitigen, mit der Spitze nach unten und links gerichteten Pyramide, deren vordere Wand convex ist, frei liegt, so dass sie nach Eröffnung des Herzbeutels in die Augen fällt, und von der vordem Längenfurche bis zum untern Herzrande reicht; die hintere Wand ist ebenfalls frei, aber schwächer convex und gehört der untern platten Fläche des Herzens an; die linke convexe Wand wird vom septum ventriculorum gebildet. An der Basis oder dem obern Theile dieses Ventrikels befinden sich 2 Oeffnungen, hinten und aussen das ostium venosum und vorn und innen das ostium arteriosum , welche beide durch eine über zollbreite Muskelmasse, die von der Basis der Aorta zur vordem convexen Herzfläche geht, getrennt Rechter sind. Die rechte Kammer ist vorn 4", hinten 3^-" lang, hat an der Basis Ventrikel. einen Dm yon g^ 2 — 3'" dicke Wände und überragt die linke Herz- kammer mit ihrer vordem Wand- Man kann diese Kammer in 2 Hälf- ten theilen, von denen die äussere (Grundtheil, portio venosa s. auricülaris) an den Vorhof stösst und mit ihm durch das oslium veno- sum communicirt, die innere (der arteriöse Kegel, portio arteriosa s. pulmonalis) sich durch das ostium arteriosum in die Lungenarterie fort- v setzt. Beide Hälften werden am obern Theile des Ventrikels durch den vordem Lappen der valvula tricuspidalis geschieden, gehen aber nach der stumpfen Spitze derselben hin in einander über. Die Wände der rechten Kammer sind weicher, schlaffer und 3 Mal dünner als die der linken; am dünnsten sind die Muskelbündel in der Nähe des Vorhofs, werden aber gegen die Spitze hin etwas dicker und gehen hier nicht sel- ten quer durch die Höhle zur gegenüberliegenden Wand. Das septum ventriculorum ist nicht so uneben durch trabeculae carneae und musculi papilläres, wie die übrigen Wände, und kehrt dieser Kammer eine convexe Oberfläche zu. a. VorlioättiiiHtulteiiff, ostium venosum Cs. atrio -ventriculare dex- trum) , ist die am obern Theile der venösen Hälfte dieses Ventrikels befindliche grössere elliptische und mehr nach rechts und hinterwärts liegende Oeffnung, welche eine Circumferenz von etwa 'S}/' hat, und die Commuuication zwischen dem rechten Vorhofe und der rechten Herzkammer herstellt. Von diesem ring- förmigen Ursprünge geht eine Falte oder Verdoppelung der innersten Haut des Herzens aus, d. i. die drcizipfliche Klappe, valvula tricuspidalis ß- triglocAisJ, welche weit in die Kammer herabhängt, und eine innere ganz freie, dem Centrum der Höhle zugekehrte, und eine äussere, zumTheil mit clmrdae tendineae zusammenhängende, gegen die Wandungen der Kammer sehende Fläche hat. Die valvula tricuspidalis endigt an ihrem freien Rande in 3 Zipfel, welche abgerundete Ränder haben und durch mehrere seimige Fäden (cliordae tendineae) theils an die Scheidewand des Ventrikels, theils an 5-^-G frei in diesen hereinragende war- zenförmige Muskeln (mm. jtrqiillares) geheftet sind. Hei der Znsammenziehung des — 495 — Herzens erschlaffen diese Fäden , indem sich di« Wände der Kammer einander nähern Herzhöhlen, und lassen dann zu, dass sich die Klappe vor das ostium venosum. legen und den Riick- fluss des Blutes verhüten kann. Hei der Ausdehnung ziehen sie die Klappe von der Oeffnung ah und erlauben so dem Blute aus dem Vorhofe frei einzufliessen. Der grjösste Zipfel dieser Klappe (mit 3 — 5 mm. papilläres an der vordem Wand) liegt nach rechts und vorn und trennt die Gegend des ostium venosum von der des arteriosum , der innere und hintere Zipfel entspringen tiefer und, sind kleiner. Theile unterscheidet nur 2 stärker von einander geschiedene Zipfel: einen innern (g — 8'" langen), der längs der ganzen Vorkammerscheidewand und noch eine Strecke ■weit vom hintern Umfange des ostium venosum entspringt; und einen vordem (!) — 11"' langen) , der vom ganzen übrigen Umfange des ostium venosum ausgeht und sich in der Gegend des untern Herzrandes wieder in 2 ebenfalls eingeschnittene Zipfel spaltet, in den eigentlich vordem, grössern, der das ostium venosum vom arteriosum trennt, und in deji kleinem hintern oder äussern. (Ueher den Bau dieser Klappe s. nach- her hei Textur des Herzens.) b. Ostium arteriosum s. pulmonale, Arterienmiiiidmig, ist die kleinere und mehr kreisförmige oder von vorn nach hinten etwas abgeplattete Oeffnung amobern, vordem und linken Theile der Basis des rechten Ventrikels , welche nahe am septum ventriculorum liegt, eine Circumferenz von etwas über 2\" hat und in die Lungenarterie führt. An dieser Oeffnung befinden sich in dem zu- nächst angrenzenden Stücke der Arterie 3 halbmondförmige Klappen, Rechter valvulae semilunares, welche von Falten der innersten Arterienhaut gc- Ventrikel, bildet sind. Die valvulae semilunares (eine linke, rechte und vordere) stellen 3 neuen einander liegende halbmondförmige Taschen oder Säckchen dar, deren Oeffnungen nach der Arterie sehen und die in der Mitte ihres freien Cfürmigen Randes eine aus Zellge- webe bestehende, oft nur sehr geringe Verdickung, nodulu s Arantii s. Mor- g agnii, zeigen. Strömt das Blut aus dem Ventrikel in die Arterie, so legen sich diese Taschen an die Arterienwand , welche hier etwas vertieft ist (sinus), an; will es dage- gen rückwärts fliessen, so tritt es in die 3 Säckchen, diese stossen mit ihren freien Rän- dern und nodulis an einander und schliessen das ostium arteriosum. Das Blut muss also seinen Weg in die Lungen nehmen, wo es in arterielles verwandelt wird und dann zum Herzen, und zwar zum linken Atrium zurückkehrt. (Ueher den Bau dieser Klap- pen s. nachher bei Textur des Herzens.) Die innere Oberfläche des rechten Ventrikels ist nicht überall auf gleich- massige Weise mit trabeculae und mm. papilläres bedeckt ; erstcre verlaufen im All- gemeinen, immer stärker hervortretend, von der Basis zur Spitze, wo sie ein starkes Netzwerk bilden; letztere sind an der rechten Wand im Ganzen grösser, als die am septum befindlichen und ihre Basis ist der Herzspitze näher. Gewöhnlich sitzt ein grösserer vorderer Warzenmuskel (dessen chordae zum vordem Zipfel der valoula tricuspidalis treten) nahe der vordem Längsfurche des Herzens und dem septum an, ein grösserer hinterer dagegen geht an der Vereinigung der rechten und linken AVand der Kammer ab. An der linken convexen mit 5 — fj kleinern Warzenmuskeln verse- AVand gehen trabeculae, allmälig stärker hervorspringend, von der Basis zur Spitze herab und treten, frei geworden, in der Nähe der letztern auf die rechte ~W and über, wo sie theils in die Spitze herablaufen , theils sich gegen die Basis in die Höhe schla- gen. Die rechte Wand ist nach links und oben, neben dem ostium arteriosum, ziem- lich glatt ; dagegen gehen vom ganzen Umfange des ostium venosum Fleischbalken aus, die meistens nie ganz frei sind und durch quere bogenförmige Bündel verbunden werden. 3) Linker oder binterer Vorliof, Imngenvenensack, atrium sinistrum, sinus venarum, pulmonale um. Es ist ein abgerundet würfelförmiger Sack, welcher etwas höher und mehr nach Linkes hinten als das rechte Atrium, am weitesten nach hinten und oben von den 4 Herzhöhlen liegt, fast ganz verborgen durch die linke Lunge und bedeckt von der art. pulmonalis und aorta, so dass man von ihm von vorn her nur die auricula sieht, welche sich an den Ursprung der Lun- genarterie anlegt. Dieses Atrium ist hinten 2\", vorn 1-|" hoch, die übrigen Dm. hallen etwa i\". Seine hintere Wand ist schwach gewölbt und frei, die vordere ist in querer Richtung schwach ausgehöhlt und 496 Linkes Atrium. Herzhöhlen. legt sieh an die Wurzel der Aorta, die obere Wand nimmt die 4 Lun- genvenen auf, die untere entspricht der Oeffnung zwischen Vorhof und Kammer (osttum venosum), die rechte wird vom septum atriorum gebil- det, aus der linken Wand entspringt das Herzohr. — Die innere Oberfläche dieses Atrium ist bis auf die valvula foraminis ovalis und die mm. pectinati im Herzohre überall ganz glatt. a. Mündungen der tmigoiiveneii. ostia venarum pulmonalium. Es sind vier klappenlose Oeffnungen , die sich an der Grenze zwischen der obern und hintern Wand des linken Atrium befinden ; die beiden rechten liegen dicht neben dem septum atriorum , die beiden linken dicht an der linken Wand. Die Mündungen der rechten und linken Seite sind gegen 1 • " von einander entfernt, dagegen liegen die derselben Seite nahe neben einander. b. Das linke Herzohr, auricula cordis sinistra, ist langer, schmaler und gezackter als das rechte und steigt vom linken Rande des Vorhofs um die Wurzel der Aorta und Lungenarterie herum nach rechts und vorn in die Höhe. Es ist 1^ — 2" lang, abgeplattet und hat eine 3eckige Form, weil seine beiden mehrfach eingekerbten Sförmig gebogeneu Ränder (ein oberer und ein unterer) nach vorn in eine stumpfe Spitze zusammenlaufen. Seine innere Fläche ist von den mm. pectinalis uneben, während der übrige Raum fsinüs) des Atrium ganz glatt ist. c. Das septum atriorum bildet in diesem Vorhofe die rechte und etwas vor- wärts gerichtete Wand und zeigt an der Stelle , wo sich im rechten Atrium die fossa ovalis befindet und die Wand besonders dünn ist, eine halbmondförmige Falte, valvula foraminis ovalis , welche am isthmus Vieussenii angewach- sen ist und mit ihrem freien coneaven Rande nach der obern gewölbten Fläche des Herzens sieht. Anstatt dieser Falte findet sich bisweilen nur ein kleiner, gebogener, etwas hervorspringender Wulst vor. Sowohl die Falte wie der Wulst sind die Ueberbleibsel einer Klappe, welche beim Foetus das foramen orale ver- schlicssen kann, nach den ersten 3 Monaten seines Lebens allmälig empor- wächst und das foramen ovale so bedeckt, dass endlich beim Neugeboruen nur noch eine euge Oeffnung sichtbar bleibt, die sich dann auch verliert. Zwischen dieser Falte nnd der Scheidewand bleibt eine kleine blinde Grube Csinus s ep ti) , die schräg von oben nach unten und rechts liegt , sich bisweilen aber in das rechte Atrium öffnet. 4) Linke oder hintere Herzkammer, Aortenkammer, ventriculus sinister s. aorticus. Sie liegt, zum Theil bedeckt von der rechten Herzkammer, weiter nach hinten und links als diese, ist 34" lang und von unvollkommen ovaler Form, da ihr der kegelförmige Raum fehlt, welcher zur Arterie führt und das septum ventriculoriim ihr eine coneave Oberfläche zukehrt. Ihre grössere und längere linke oder hintere Wand wird durch die vordere und hintere Längenfurche begrenzt, die kleinere und kürzere rechte oder vordere Wand bildet das septum ventriculorum. Beide Wände sind nach aussen convex, nach der Höhle zu concav, und /gehen ohne merkliche Gränze in einander über. Die geräumigste Stelle dieses Ventrikels belindet sich nicht an seiner Basis, wie in der rechten Kammer, sondern etwa \" unterhalb derselben und hat 2\" im Dm. An der Basis befinden sich 2, -durch den vordem Zipfel der valvula mitralis getrennte Oell'nungen, von denen die grössere hintere das osttum venosum, die kleinere vordere das osttum arteriosum ist. Die Wände dieser Kammer sind 3 mal dicker (5 — 6'") als die der rechten, doch mindert sich ihre Dicke etwa 1" von der Spitze an allmä- lig abwärts bis auf 1^'", Das untere stumpfspitzige Ende des linken Ventrikels ertreckt sich weiter in die Spitze des Herzens herab, als das des rechten. Linker Ventrikel. — 497 — «, Osfftnn venosum s. atrio-ventric?ilare sinistrum, ist die grossere, Herzhöhlen, elliptische, mehr nach links und hinten an der Basis des linken Ventrikels be- findliche Oeffnung, welche eine Circumferenz von 3|" hat und das linke Atrium mit dem linken Ventrikel in Verbindung setzt. Von ihrem ganzen Umfange entspringt die zweizipfelige valvula mitralis, welche so in die Höhle der Kammer herabhängt, dass eine innere und äussere Fläche an ihr unterschieden werden kann. Valvula mitralis s. bicuspidalis , zeigt an ihrem freien, mit den chor- dae tendineae zusammenhängenden Rande, der dicker als an der tricuspidalis ist ü. auch im gesunden Zustande stellenweise knotige Anschwellungen hat, mehrere zackenför- mige Vorsprünge und 2 grössere Zipfel. Der grössere mehr nach rechts liegende und breitere Zipfel ist gegen 8 — 12'" lang und an seinem freien Rande gleichmässig gewölbt, der hintere, mehr nach links liegende, ist breiter, blos etwa 4'" lang und an mehre- reren Stellen noch eingekerbt. Auch ein Theil der Aussenfläcbe steht mit den chordae tendineae im Zusammenhange; dagegen ist die Innenfläche überall frei. (Ueber den Bau dieser Klappe s. später bei Textur des Herzens.) b. Ostium arteriosum s. aorticum, die arterielle Mündung, befindet sich mehr vorn und innen an der Basis des Ventrikels, ist runder als das ostium venosum , doch nicht ganz kreisrund, sondern von vorn nach hinten etwas abge- plattet , und ihre Circumferenz beträgt nicht ganz 2 * ". An dieser Oeffnung be- finden sich ähnliche 3 valvulae semilunares (eine hintere, rechte und linke) wie im rechten ostium arteriosum , nur sind die hier am linken etwas dicker und mit stärkern noduli Aranlii versehen. Die innereOber fläche des linken Ventrikels zeigt an der Basis der Scheide- wand eine glätte Stelle, die schmäler und dreiseitig werdend gegen die Spitze verläuft Linker Ven- und an ihren Bändern rundliche Balkenmuskeln ausschickt, mit welchen nun die t»«i« übrigen Wände der Höhle bedeckt sind. Diese Fleischbalken verlaufen von der Basis zur Spitze und schief von links nach rechts, durchkreuzen und Verbinden sich bogenförmig, so dass sie ein von tiefen Gruben durchbrochenes Netzwerk bilden. Ausserdem finden sich ausser mehrern kleinern Warzenmuskeln noch regelmässig 2 grössere, ein vorderer und ein hinterer, die mehr oder weniger nahe dem vordem und hintern Bande der Scheidewand aufsitzen , aber nie auf die Scheidewand selbst kom- men. Beide grosse Warzenmuskeln schicken gleichmässig chordae an den hintern Zipfel der valvula mitra/is; der vordere Zipfel wird am linken Bande vom vordem, am rechten vom hintern Warzenmuskel versorgt. Beide mm. papilläres bilden daher nebst dem vordem Klappenzipfel einen nach der Basis gewölbten Bogen , welcher das ostium venosum Vom arteriosum trennt. Mit dem Herzen stehen demnach die folgenden Gefässstämme in Verbindung. Es treten ein: die vena eava superior, vena cava infe- rior und vena magna cordis in das rechte Atrium; die 4 venae pulmo-' nales in das linke Atrium. — Heraus treten: die arteria pulmonalis aus dem rechten Ventrikel; die arteria aorta aus dem linken Ventrikel. (Die venae cavae, vena magna cordis und die aorta gehören dem gros- sen Kreislaufe, die art. pulmonalis und venae pulmonales dem kleinen Kreislaufe an). Textur des Herzens. Das Gewebe, welches an der Bildung der Herzwände den wesent- Bau des lichsten Antheil nimmt, ist das Muskelgewebe, bestehend aus rolhen, quergestreiften Muskelfasern (gegliederten, varikösen oder animalischen). Ausser dieser Muskellage, welche mit faserknorpeligen Fäden in Verbindung steht, besitzt das Herz noch einen äussern serösen Ueber- zug, eine Platte des Herzbeutels, und eine innere Haut (Endoeardium), welche mit der innern Gefässhaut grosse Aehnlichkeit hat, Sie besieht (nach Henle) der Höhle zunächst aus einem Epilhelium, der ünmiltel«' baren Fortsetzung des Epitheliums der Gelasse; darunter folgt eine Bocli 's Anat. I. 32 — 498 — Baude» Schicht der feinsten und verworrensten Fasern, gleich denje- Heizeu». njgen^ weiche in den Gefässen aus der gestreiften Haut (s. S. 463) sich bilden, ferner eine Lage bedeutend starker elastischer Fasern, die man fast als eine elastische Haut ansehen kann, und unter diesen ein Zellgewebe, das mit dem interstitiellen Zellgewebe zwischen den Mus- kelbündeln zusammenhängt. a, JEndocardium, die innerste, sehr zarte Haut des Herzens und dieFortsetz- ung der tunica vasorum intima, ist in den Ventrikeln dünner, als in den Vorhöfen ; im rechten Herzen dünner , als im linken; also am dicksten ( — ^'") im linken Atrium (und nach Portal besonders bei alten Personen). Vorzüglich zart ist sie auf den Balken- und Warzenmuskeln, dicker auf den ebenen Stellen der Wände und gegen die Spitze der grössern mm. papilläres hin. An den Ventrikeln ist die Schicht ge- streifter Haut dünner , als in den Atrien , und die starken elastischen Fasern fehlen ganz; dagegen lässt sich hier die Zellgewebsschicht als eine zusammenhängende Haut leicht darstellen. Die Klappen des Herzens sind nach Heide nicht Dupli- caturen der innern Haut, wie die meisten Anatomen sagen, sondern bestehen, wie die der Venen, aus Epithelium , welches ihre Oberfläche bekleidet, ferner aus Fa- sern, ähnlich denen aus der gestreiften Haut der Gefässe, und aus Zellgewebs- bündeln mit sehr feinen interstitiellen Kernfasern oder aneinander gereihten Kernen. Die venösen Klappen werden noch durch die chordae tendineae verstärkt. Endocardium. Es besteht nach Rauschet aus mehrern Schichten, deren Fasern in verschiedenen Richtungen verlaufen, nämlich: aus einer innersten strukturlo- sen Membran (Epithelium), einer mittlem elastischen, und einer äussern Zellgewebs- schicht. An manchen Stellen der Atrien ist das Endocardium so dick, dass es sich, wie die mittlere Arterienhaut, leicht in Fasern spalten lässt. Aus solchen Fasern besteht auch die Klappe Ae%foramen ovale, vorzüglich au der Seite, welche gegen das rechte Atrium hin gerichtet ist, während die entgegengesetzte Seite mehr Muskelfasern enthält. Im rechten Herzohre ist die innerste Haut sehr fein und enthält nach innen keine, nach aussen fadenförmige elastische Fasern; die valoula tricuspidalis und mitrulis sind mit einer dünnen Lage elastischer Fasern bekleidet, die valoulae semilunares bestehen aber nur aus Sehnenfasern. In den Ventrikeln verschwinden die elastischen Fasern ganz und Elastische nur in der Nähe der Anrtenwurzel erscheinen sie wieder und zwar zunächst an der gegen Fasern der die Muskelfasern gekehrten Seite. innernHaut Elastische Haut. Nach Deschamp s liegt zwischen Epithelium und dem des Heizens, Zellgewebe, welches die Muskelschicht an ihrer innern Fläche bekleidet, durch das ganze Herz und in allen Klappen eine besondere elastische Haut, eine unmittelbare Fortsetzung der mittlem elastischen Haut der Lungenarterie und Aorta. Diese Haut steht mit der Muskelschicht in engem Zusammenhange; da wo letztere bedeutender her- vortritt, ist die erstere dünner; sie nimmt aber merklich an Dicke zu, sobald die Muskel- schicht weniger Resistenz darbietet. Während ihrer Entwickelung erleidet die elasti- sche Haut wichtige Modifikationen. Sie unterscheidet sich bereits gegen das Ende des Embryolebens, aber blos in den Atrien, vom Zellgewebe ; während der ganzen Kindheit bleibt sie weiss und noch undeutlich, nur erst in der Pubertätszeit erlangt sie die cha- rakteristischen Eigenschaften des gelben elastischen Gewebes. Mit dem Fortschreiten des Alters aber, und wenn die Ernährung sinkt, wird sie dichter, dicker und resistenter. Deschamps hat gefunden, dass die sanguinische und nervöse Constitution direkt auf die Bildung neuer Lamellen , welche der elastischen Haut mehr Dicke geben , Einfluss haben. Durch diese Haut erklärt sich die grössere Häufigkeit des Pulses beim Foetus und Kinde, als beim Manne und Greise. Bei letzteren erfährt nämlich die Herzsystole durch die elastische Haut, welche Atrien und Ventrikel unaufhörlich in Erweiterung zu erhalten strebt, einen Widerstand in einer ihrer Muskelthätigkeit entgegenstehenden Richtung; einen Widerstand, den die IMnskelsubstanz bei jeder Contraktion überwinden muss. Diese Verzögerung in der Kraft nun bewirkt den langsamein Puls. Wegen der elastischen Haut, die in den Atrien weit bedeutender ist, bleiben diese nach dem Tode auch ausge- dehnt, während die Ventrikel zusammenfallen. Bau der venösen Klappen, nach Kürschner. Jede dieser Klappen ist an ihrem freien Rande eingeschnitten und zerfällt dadurch in 2 (v. mitrulis) oder 3 (v. tri- cuspidalis) grössere oder Hauptlappen und mehrere kleinere oder intermediäre Lappen. Spannt man die Hauptzipfel, so zeigt sich , dass sich dieselben seitlich bedeu- Bau der ve- tend vergrössern lassen und aus einem fast 4eckigen, festen Kernstücke uud einem nösenKIap- ziemlich breiten, zarten Saume bestehen, welcher an der schlaffen Klappe zusammen- pen. gefallen und nicht erkennbar ist (und von Skoda für eine Tasche gehalten wurde). Die grossen Lappen erhalten ihre chordae tendineae immer von 2 mm. papilläres , die inter- mediären nur von einem einzigen. Diese chordae endigen sich indessen nicht in gleicher Höhe an den Klappen; die grössten und stärksten gehen an den liinbus cordis, d. s. pri- märe oder Sehnen der ersten Ordnung, schwächere in das Klappeiisegel; von ersteren finden sich an jedem grossen Lappen 2 (von jeder Papille eine), an intermediä- ren 2 bis 4. Sie sind am limbus cordis an ein muskulöses, mehrere Linien breites Band angeheftet, welches fast das ganze ostium venosinn umgiebt und bisweilen papillenför- mige Muskelbündel zur Vereinigung mit den genanntenSehnen abgiebt. Secundäre oder Sehnen der zweiten Ordnung treten an die Seiten des Kernstückes eines — 499 — grossen Lappens und werden sehr oft nicht von der Papille, sondern in verschiedener Bau des Hohe von der primären Sehne ihrer Seite abgegeben. Es finden sich ihrer an jeder Seite Herzens, eine gleiche Anzahl (4— 6), welche immer in einer Entfernung von einander sich inseriren, die der Entfernung der entsprechenden Sehnen 1. Ordnung gleich ist. In dem Kernstücke des Lappens scheinen sie sich in eine Menge sehniger Faden aufzulösen, welche bogen- förmig sich von beiden Seiten entgegenlaufen. Entwickelt man die Säume der Klappen, so zeigen sich an diesen noch eine grosse Menge von kürzeren und zarteren Sehnenfäden, die von den secundären Sehnen abgehen, d. s. tertiäre oder Sehnen der dritten Ordnung. Sie verhalten sich zu je 2 secundären Sehnen derselben Seite ganz so, wie sich die secundären zu den primären verhalten, und lösen sich im Saume selbst auf gleiche Weise auf, wie die secundären im Kernstücke. — Von dem Ventrikel aus be- trachtet, siebt die völlig entwickelte Klappe aus wie ein Gewölbe, welches vonStrebepfei» lern getragen wird, die alle entweder mittelbar oder unmittelbar ihren Stützpunkt in Säulen finden, die um den Rand des Gewölbes aufgestellt sind. — Beim Spannen eines Lappens schlagen sich die freien Ränder desselben immer fast £'" breit nach dem VentrU kel um. ' Was die Struktur der venösen Klappen betrifft, so fand Kürschner zwi- schen den beiden, die Grundlage der Klappe bildenden, Lamellen des Endocardium (quergestreifte) Muskelfasern, welche bis weit gegen den freien Rand (Ventrikulär- rand) der Klappe hin verfolgt werden können und eine dünne Lage bilden, die in der Bau der ve- Nähe des freien Randes nur noch mit bewaffnetem Auge erkannt wird. Stärkere Bün- nösenKlap- del verbinden sich mit den Endigungsstellen der secundären Sehnenfäden im Klappen- pen. segel und in einzelnen Lappen scheinen diese Bündel nur allein vorhanden zu sein. Diese Muskelfasern verbinden sich nie mit den primären, sondern nur mit den secundären Sehnen, sei es unmittelbar, wie in der Nähe des limbus corriis, oder mittelbar in der Nähe des freien Randes am Klappensegel, durch sehnige Fäden, an welche sie sich anheften. Für den Mechanismus dieser Klappen sind die Muskelfasern, wie später (bei Kreislauf, hinter der Jngiologie) gezeigt wird, von der höchsten Bedeutung. — John Ileid er- wähnt auch Muskelfasern in beiden venösen Klappen beim Ochsen und Pferde, während er sie beim Menschen durchaus nicht linden konnte. — Nach T heile sind diese Muskel- fasern keine der Klappe eigenthiimlichen , sie bilden keinen Muskel der Klappe, sondern gehören zu jenen Muskeifäsern der Vorhöfe, die von den Faserknorpelfäden entsprin- gen. Da nämlich Fortsetzungen der letzteren zwischen den beiden Blättern des Endo- cardium in die Klappe dringen (ain deutlichsten am vordem Zipfel der vulvut/i mitrnlis), so kommen auch noch Muskelfasern von der Klappe selbst, nämlich von der Innenfläche dieser Fortsetzungen. Etwas Aehnliches findet sich auch an der Aussenfläche dieser Fortsetzungen; hier sieht man stellenweise Muskelbiindel, die den Kammern angehören, über den eigentlichen festsitzenden Rand der Klappe hinaus an deren Fläche sich an- heften. b. Faserknorplige Fäden (schon von Lower als Sehne für die Muskel- fasern des Herzens angesehen und genauer von Wolff und Rüuschel beschrieben). Sie gehen alle vom Umfange der Aortenmündung aus (hier nach Rüuschel das 1" breite undl^'" dicke Kranzbändchen, tendo coronarius, darstellend, welches 3 mit der Convexität nach dem Ventrikel gerichtete Bogen bildet, die den Vorsprün- gen der valvulae semilunares entsprechen und da , wo sie an einander stossen , ein Knötchen zwischen sich nehmen) und liegen ganz in der Tiefe des sulcus transver- sus, sowie in der Scheidewand zwischen den Vorhöfen und Kammern. Sie stehen mit einer Anzahl Muskelfasern in Verbindung und bilden um die oslia i>egieM sich mit dem einen Aste in den mittlem, mit dem andern in den untern Lappen. 2) Hamms sinister, linker Ast, ist kürzer und enger als die rechte Lungen- arterie, läuft nach links rückwärts , vor der aorta descendens, vor und über dem linken Luftröhrenaste, und oberhalb der obern linken Lungenvene zur linken Lunge (Wurzel) und tritt mit einem Zweige in den obern, mit einem andern in den untern Lappen derselben. Arterien des grossen Kreislaufs. Nachdem das Blut als arterielles durch die Lungenvenen zum linken Vorhofe zurückgekehrt und aus diesem in den linken Ven- trikel geflossen ist, treibt es dieser in die Aorta, durch deren Zweige es im ganzen Körper vertheilt wird, um, nachdem es wäh- rend seines Durchganges durch die Capillargefässe dunkelroth ge- worden ist, durch die venae cavae und vena ?nag?ia cordis zum rech- ten Atrium zurückzukehren. Dieser Theil des Kreislaufs heisst die Körperblutbahn oder der grosse Kreislauf und der Haupt- stamm aller zu ihm gehörigen Pulsadern ist die arteria aorta. JLrteria aorta, Körperpnlsaderstamm. Die Aorta nimmt ihren Anfang (Wurzel oder Zwiebel, bulbus aortae, genannt), welcher hinter den der art. pulmonalis zu liegen kommt, aus dem obern, innern und vordem Theile des linken Ventrikels, wo ihr Eingang (ostium arteriosum), wie der der Lungenarterie, durch 3 valvulae semilunares geschlossen werden kann und in den Winkel zwi- schen dem septum ventriculorum und der valvula müralis zu liegen kommt. Der Theil ihrer Wand, welcher mit zur Bildung der halbmond- förmigen Klappen -Säckchen beiträgt, ist durch das sich in diese sak- kende Blut erweitert und diese durch flache Einkerbungen getrennten Erweiterungen, sinus Falsalvae, geben sich an dem äussern Um- fange ihres Anfangstheiles als Erhöhungen, tubera, zu erkennen. — Anfangs steigt die Aorta hinter der Lungenarterie von links nach rechts in die Höhe und kommt dann zwischen art. pulmonalis und vena cava superior zu liegen; hinter ihr findet man das linke Atrium. Dieser auf- steigende Theil, aorta ascendens, krümmt sich bald von rechts und vorn nach links und hinten, über den rechten Ast der Lungenarterie und den linken Luftröhrenzweig hinweg, in den hintern Raum der Brusthöhle (cavum mediastini poslici). So ist von ihr ein schräg liegender Bogen, arcus aortae beschrieben worden, dessen Convcxität nach oben und die Concavilät nach unten gerichtet ist. Sein höchster Punkt liegt vor dem 2. Brustwirbel, sein Ende reicht bis zur linken Seite des 4. — 5. herab und kommt hinter den linken Ast der Lungcnarterie zu liegen. Von hier steigt sie als absteigende Aorta, aorta descendens, auf der linken Seite dicht an der Wirbelsäule herab, bedeckt vom linken Brustfellsacke (pleura) und neben der Speiseröhre. Hinter dem Herzbeutel herablau- fend, wendet sie sich allmälig weiter nach rechts hinler die Speiseröhre und tritt durch den iriatus aorticus des Zwerchfells in die Bauchhöhle, an die linke Seite der vena cava inferior, wo sie sich vor dem 4. Len- denwirbel in 2 Eudäste, arteriae iliacae, spaltet. Der in der Brusthöhle — 507 . - verlaufende Theil der aorta aseendens erhält den Beinamen thoracica, Aorta, der in der Bauchhöhle liegende heisst abdominalis. — Die Aorta hat hei Männern von 30 — 40 Jahren etwas über ihrem Ursprünge meist einen Durchmesser von \" 2'" — 1" 4'" , der in ihrem weitern Verlaufe um etwa 2 — 3'" abnimmt. Die elastischen Fasern der mittlem Haut der Aorta entspringen nach Rau- sch el zum Theil vom concaven Rande des Kranzbändchens (s. S. 499), theils ans den seh- nigen Knötchen. Von diesen Punkten strahlen sie nach Art der Nerven eines Palmen- blattes aus; die seitlichen verlaufen dann zwischen je 2 Knötchen bogenförmig', die mittlem, anfangs schief aufsteigend . kreuzen sich an der hintern Wand der Aorta und gehen dann als Qnerfasern fort. Sie hängen mit den Sehnenfasern des Kranzhändchens nicht unmittelbar, sondern wie die Muskelfasern mit ihren Sehnen, nur durch Contiguität zusammen. Am obern Stücke der Aorta zählte man 14 Schichten solcher Fasern, an der aorta abdominalis 35. Varietäten. Der Ursprung der Aorta ist schon ans der rechten Herzkammer, und auch aus beiden Ventrikeln zugleich beobachtet worden; auch hat man aus ihr die art. pul- monalis entspringen sehen. In diesen Fällen entsteht Vermischung des venösen mit dem arteriellen Blute (Blausucht, Cyanosis, morbus coeruleus). Auch existiren Fälle, wo sie sich näher oder etwas entfernter von ihrem Ursprünge in 2 Aeste theilte, welche 2 oder gar keinen Bogen bilden. — Im Alter erweitert sicli die Aorta, jedenfalls durch den immerwährenden Blutstoss und die verminderte Elasticität ihrer mittlem Haut; ihre Wände werden dabei dicker (nach Bizot). A. Aorta ascendens^ aufsteigende Aorta. (2— ?i"lang und VI}/" dick.) Sie fängt mit dem bulbus aortae am ostium arteriosum des linken Ventrikels, hinter der Wurzel der Lungenarterie an; rechts von der au- Aufsteigen- ricula cordis dextra und dem Ende der venu cava superior, nach hinten von den beiden Atrien eingeschlossen. Sie steigt innerhalb des Herz- beutels und von dessen innerm Blatte bekleidet, zugleich mit der Lun- genarterie wie von einer gemeinschaftlichen serösen Scheide umschlossen, schräg von unten und links nach oben, rechts und vorn, hinter dem rech- ten Herzohre in die Höhe und kommt dann zwischen die art. pulmonalis und vena cava superior, vor den ramus dexter art. pulmonalis, die rechten vv. pulmonales und den rechten bronchus zu liegen. Ihr oberes Ende liegt dem Sternum etwa um |" näher, als die obere Hohlvene. Die Zweige der aufsteigenden Aorta sind, ausser kleinen Ernährungs- gefässchen für die Lungenarterie, die 1-i — %'" dicken JLrtt. coronariae cordis s. cartHacete;, Kranzpulsadern des Herzens, eine rechte und eine linke. Sie entspringen, von den Herzarte- Herzohren, der art, puhnonalis und von Fett bedeckt, unter einem stumpfen Winkel dicht über den valvulae semilunares , aus den sinus Valsalvae, doch so dass ihre Mündungen von diesen Klappen, wenn sie beim Ein- strömen des Blutes aus dem linken Ventrikel in die Aorta an die Wand derselben angedrückt werden, nicht verdeckt sind, Abnormität: in seltenen Fällen existirt nur 1 art. coronaria, häufiger 3 und mehrere; bisweilen entspringen sie aus dem arcus aortae oder der art. subclavia. 1) Art. coronaria cordis deactra fs. anterior), rechte Kranzpuls- ader (lf '" dick), ist für die rechte Herzhälfte bestimmt und nimmt ihren Ursprung, der von der art. puhnonalis und dem rechten Herzohre verdeckt ist, aus dem vordem Umfange der Aorta , aus dem rechten vordem sinus Valsal- vae. — Verlauf: sie kommt zwischen dem rechten Herzohre und der Lun- genarterie im sulcus transversus zum Vorscheine, läuft in diesem, von vielem Fette umhüllt , zwischen dem rechten Atrium und rechten Ventrikel von der vor- dem convexen Fläche des Herzens nach rechts um den vordem Rand zur untern platten Fläche und verlässt hier mit ihrem Hauptaste die Querfurche, um sich im sulcus longitudinalis posterior geschlängelt, als ramus descendens, bis nen. — .508 Aufsteigen- de Aorta. Heraarte- rien. zur Spitze des Herzens herab zu erstrecken , wahrend ein kleinerer Ast im sulcus transversus als r am us circumflexus fortläuft. Ihre Endzweige anastomo- siren mit der linken Kranzarterie. Sie giebt Zweige: zum Anfangstheile der Aorta und Lungenarterie, zum utriiim dextrum, rechten Ventrikel, zum Herzbeutel und zu den vv. cavae. 2) Art. coronaria cordis sinistra (s. -posterior), linke Kranzpuls- ader (1|'" dick); entspringt aus der hintern Seite der Aorta , aus dem hin- tern linken sinus Valsalvae, und versieht die linke Herzhälfte mit Zweigen. — Sie kommt zwischen dem linken Herzohre und der Lungenarterie, schon in einen vordem und hintern Zweig getheilt, hervor. a. Ramus anterior s. descendens , ist der grössere Ast, welcher biswei- len aus der Aorta selbst entspringt und dann art. coronaria media heisst. Er tritt an der hintern Seite des Ursprungs der Lungenarterie zum vordem sulcus longitudinalis und läuft in diesem geschlängelt auf der obern gewölbten Fläche des Herzens zur Spitze herab. Es treten seine Zweige: zum Anfange der aortn und art. pulmonal., zum rechten und linken Ventrikel und anastomosiren mit dem ramas descendens der art. coronaria dextra. b. Ram. posterior s. coronarius s. circumflexus. Er läuft im sulcus transversus zwischen linkem Atrium und Ventrikel von rechts nach links her- um zur untern platten Fläche des Herzens , wo er sich in der Gegend , in wel- cher die ven. magna cordis in's rechte Atrium einmündet, endigt. Er schickt ab Zweige: an die obere und untere Fläche des linken Vorhofes und Ventrikels. Er anastomosirt mit dem ramus circumflexus der rechten Kranzarterie. B. Arcus aortae9 Aortenbogen. {%"— 2£" lang und 1,0$"' dick.) Der Aortenbogen fängt da an, wo die aorta ascendens ans dem Herzbeutel heraustritt, befindet sich also ausserhalb des Herzbeutels, und krümmt sich (von einer Schlinge des linken neri'us vagus und dessen nerv, recurrens umgeben) vor der Spaltungsstelle der Luftröhre von vorn und rechts schräg über den rechten Ast der Lungenarterie und den lin- ken Ast der Luftröhre (bronchus sinisler) hinweg nach hinten und links, so dass seine Convexität nach oben, die Concavität nach unten sieht. Aortenbo- Sein vorderer rechter Theil oder Anfang liegt an der linken Seite der sen" vena cava super ior und an der rechten der art. pulmonales ^ nahe hinter dem manubrium sterni in der Höhe des 2. Zwischenrippenraumes; die höchste Stelle der Convexität fällt vor die Vereinigung des 2. und 3. Brustwirbels und ist etwa 3 — 4" vom Ursprünge der Aorta entfernt; das Ende kommt an die linke Seite des 4. Bruslwirbelkörpers, hinter den linken Ast der Lungenarterie zu liegen. In die Concavität senkt sich da, wo der Aortenbogen in die absteigende Aorta übergeht, beim Embryo der ductus arteriosus oder nach der Geburt das Hg. arlerio- sum ein. Zweige des Aortenbogens : a) aus der Concavität entspringen entweder gar keine Zweige oder nur ganz kleine als: rami bronchiales superiores,artt. mediastinae , thymicae u. pericardiaca e superiores. Ausserdem mündet sich in die Concavität beim Embryo der ductus arteriosus Botalli, welcher nach derGeburt zum Hg. arteriosum (s. S. 502) wird, b) Aus der Convexi- tät, gleich hinter der vena jugularis communis sinistra, entspringen: die art. anonyma (welche sich sehr bald wieder in die carotis und subclavia dextra spal- tet), carotis sinistra und subclavia sinistra. Varietäten, a) Es findet eine blosse Versetzung in den 3 Stämmen des Bogens statt. — b) Die 3 Stämme sind zu 1 oder 2 zusammengeschmolzen , so dass eine rechte und linke urt. anonyma vorhanden ist, oder die linke carotis mit aus der anonyma kommt , oder — 509 — die Leiden Carotiden und die linke subclavia einen Stamm Lüden und die rechte subclavia Aortenbo- aus dem Aortenbogen kommt. — c) Es kommen mehr als diese 3 Aeste vor; es fehlt entweder gen. die anonyma, oder es entspringen noch diese oder jene kleinere Arterien mit: die art.verte- bralis sinistra, thyreoidea inferior, mammaria interna. a) Art. anonyma s. innominata, ungenannte Arterie (■|// — 1" lang und 6"' dick), entspringt am weitesten nach vorn und rechts aus dem ctrcus aortae und ist der dickste der 3 Aeste. Sie steigt etwas schräg nach rechts, hinter dem manubrium sterni und der vena ano- nyma sinistra, an der linken Seite der ven. anonyma dextra, vor und zum Theil an der rechten Seite der Luftröhre bis zur obern Brusthöhlen- öffnung in die Höhe, wo sie sich in die carotis dextra und subcla- via dextra spaltet, welche letztere auf ähnliche Weise wie der Aor- tenbogen von einer Schlinge des rechten nerv, vagus und recurrens um- geben ist. Ausser diesen beiden Arterien giebt sie bisweilen kleine artt. mediastinae, tracheales, thymicae, bronchiales anteriores und muscula- res (zum in. sternohyoideus und sternothyreoideus). Varietäten: Sie giebt zuweilen die rechte art. vertebralis oder mammaria interna und eine art. thyreoidea ima (Neubaueri) s. azyga für die Schilddrüse. b) Art. carotis sinistra, linke gemeinschaftliche Kopfpuls- ader, entspringt in der Mitte zwischen der vorigen und folgenden Ar- terie aus dem Aortenbogen und steigt hinter der linken vena anonyma an der linken Seite der Luftröhre nur wenig schräg nach links zum Halse in die Höhe. c) Art. subclavia sinistra , linke Schlüsselbeinpulsader, ent- springt am weitesten nach links und hinten aus dem Aortenbogen und läuft hinler der linken ven. anonyma, neben der vorigen Arterie mehr nach links schräg aufwärts. I. Art. carotis communis, gemeinschaftliche Kopfpulsader. Auf jeder Seite des Halses läuft eine solche Arterie zum Kopfe in die Höhe. Ursprung: Die rechte Carotis entspringt von der art. ano- nyma, ist etwas kürzer (um die Länge der anonyma) und stärker (A'" dick) als die linke, liegt der Mittellinie näher und auch etwas weiter nach vorn. Die linke Carotis kommt als mittelster Ast aus dem Aorten- bogen, ist länger und dünner (3$'"), als die rechte. — Verlauf: beide Carotiden steigen gestreckt durch die obere Oeffnung des Thorax, an- fangs -die Luftröhre gabelförmig einfassend und divergirend (sich so von der Luftröhre entfernend), etwas nach hinten und aussen in die Höhe, laufen dann einander ziemlich parallel am Halse hinter dem m. sterno- cleido -mastoideus und der Kreuzungsstelle desselben mit dem m. omo- hyoideus hinweg, bis zum obern Rande des Kehlkopfs, ohne Zweige zu geben hinauf und endigen sich hier in die carotis externa und interna. In diesem Verlaufe berührt die rechte Carotis ihres Ursprunges wegen die Speiseröhre gar nicht und liegt nur an dem Halstheile der Luftröhre an, während sich die linke mehr der Speiseröhre nähert. — Lage der carotis communis: a) In der Brusthöhle liegt sie: hinter dem manubrium sterni, der arliculatio sternoclavicularis und dem Ursprünge des m. sternothyreoideus und sternomastoideus (die linke auch hinter der ven. anonyma si- nistra). Zwischen diesen Theilen und der Arterie bleibt ein von Zellgewebe, Fett, Ge- fässchen u. Aesten des plexus venosus cervicalis ausgefüllter Zwischenraum, welcher Carotis. — 510 — Gemein- auf der rechten Seite geringer als auf der linken (gegen 1" breit) ist. — b) Am Halse- schaftliche jst sje mit der vena jugularis interna und dem nerv, vagus in eine gemeinschaftliche, Carotis. vom oberflächlichen und tiefen Blatte der fascia cervicalis gebildete Scheide einge- schlossen , an deren vorderer Fläche der ramus descendens nervi hypoglossi und die nervi cardiaci herablaufen. — Ander untern Hälfte des Halses liegt die Carotis (etwas vom Seitenlappen der Schilddrüse überragt): neben der Speise- und Luft- röhre, — zwischen ihnen und dem m. scalenus anlicus; — vor der art. thy- reoidea inferior und verlebralis, dem m. longus colli und rechts capitis anticus ?na- jor - — hinter dem m. sicmocleidomastoideus und dem äussern Rande des m. sternothyreoideus. — Etwa in der Mitte des Halses, wo sie am hintern Rande des Schildknorpels und an der Seitenwand des Pharynx ihre Lage hat, geht sie hinter der Stelle hinweg, an welcher sich der m.sternocleidomastoideus mit dem m. omohyoideus kreuzt, und tritt nun am innern Rande des ?n. sternocleidomastoi- deus hervor in das trigonum cervicale. Hier liegt sie jetzt oberflächlicher und nur von der Haut, dem m.platysma- myoides und dem oberflächlichen Blatte der fascia colli bedeckt. Sie wird in ihrem Laufe am Halse begleitet: vom nervus vagus an ihrer äussern hintern Seite , von der vena jugularis interna (und ?ierv. phrenicus) an der äussern vordem Seite, vom ramus descendens nerv, hypoglossi an ihrer vor- dem Fläche , vom nerv, sympatldcus an der hintern Fläche. Zweige. Die Carotis, welche in ihrem Laufe keine Zweige abgiebt, spaltet sich dem obern Rande des Schildknorpels gegenüber, in der Höhe des untern Thei- les des 3. Halswirbels, gabelförmig in 2 Aeste, in die carotis externa und interna. Diese Spaltungsstelle (bifurcatio) ist vom plexus nervorum mollium des sympathicus umstrickt, in welchem sich zwischen diesen beiden Carotiden das gan- glion intcrcaroticum befindet. Varietäten. Die rechte und linke Carotis ist bisweilen von ungleicher Dicke; sie läuft geschlängelt und spaltet sich sehr zeitig oder sehr spät; die Aeste der carotis externa entspringen büschelförmig nahe beisammen und ■aus Aet jCarotis communis. Ia. Carotis externa s. facialis 9 äussere Kopf- pulsader. (2|."_3i."lang, anfangs 2|'", dann Mos V" dick.) Aeussere Ursprung: aus dem vordem Umfange der carotis communis in der Höhe des obern Randes der cartilago thyroidea, im trigonum cervicale (s. S. 337). — Verlauf: sie steigt vor und etwas nach innen von der carotis interna in derselben Richtung (etwas nach aussen) wie die ca- rotis communis, aber leicht geschlängelt in die Höhe, läuft hinter dem m. digastric us und stylohyoideus hinweg und dann von den Läppchen der Parotis umgeben, dieser artl. parotideae abgebend, zwischen dem ramus maxillae inferioris und processus mastoideus bis in die Gegend hinler dem Collum processus condyloidei des Unterkiefers, und endigt sich hier in die art. temporalis und maxillaris interna, nachdem sie auf diesem Wege 3 Aeste nach vorn und 3 nach hinten abgegeben hat. — Lage: An ihrem Ursprünge (im trigonum cervicale) wird sie (etwa in der Länge von \" und längs des Hg. hyo-t/iyreoideum) nur von der Haut, dem m. Pla- tysma -myoides, dem oberflächlichen Blatte der fascia colli u. der ven. facialis com- munis bedeckt. — Dann tritt sie, sich von der carotis interna, vor welcher sie liegt, immer mehr nach aussen und vorn entfernend, hinter den hintern Bauch des m.digastricus und den m. stylohyoideus, läuft zwischen ihnen und demm. slyloglossus hindurch (sich etwas nach innen und hinten wendend), hinter dem nerv, hypoglossus hinweg, und kommt an die äussere Seite der glandula submaxillctris und hinter die glandula parotis (von deren Läppchen gänzlich umgeben) zu liegen, wo sie in der Höhe des Collum processus condyloidei des Unterkiefers in die art. temporalis und maxillaris interna endigt. Hinter ihr verläuft die vena ceplialica posterior , an ihrer innern Seite liegen Theile, welche sie von der carotis interna trennen, als: art. pharyngea ascendens, m. stylopharyngeus und styloglossus. Carotis. — 511 — Zweige (8 grössere). Gleich bei ihrem Anfange, wo sie oberflächlich liegt und noch Carotis ex- nicht hinter den m. digastricus getreten ist, schickt sie nach vorn die art. thyreoidea '• terna. superior, lingualis und m axillaris externa, und nach innen die art. phary ngea as cendens. Wo sie zwischen demwi. stylohyoideus u.styloglossus liegt, kurz ehe sie sich in die Parotis einsenkt, geht nach hinten die art. occipit alis und etwas höher, hinter der Parotis, die art. auricularis posterior von ihr ah. Dicht unterhalb des Unterkiefer- gelenkes läuft sie dann in die art. temporalis und maxillaris interna aus. Man kann die 3 erstem Zweige vordere, die 3 folgen'den hintere, und die 2 Ic'tzten obere nennen. Der Dicke nach folgen diese Zweige so auf einander: die art. maxillaris interna ist die stärkste, dann die art. thyreoidea, maxillaris externa, lingualis, occipitalis , temporalis, auricularis und phuryngea, die dünnste. — Ausser diesen grössern Zweigen giebt die carotis externa noch kleinere, als : rami parotidei, masseterici und pterygoidei; auch tritt ein stär- kerer Ast, r amu s sternocleidomastoideus, in den vordem Rand des Kopfnickers ein. Varietäten. Die vordem und hintern Aeste entspringen bisweilen an andern Stellen aus der carotis externa, oder einige von ihnen aus einem gemeinschaftlichen Stamme. A. Vordere Zweige der carotis externa. 1) Art. thyreoidea superior 9 obere Schilddrüsenpuls- ader (IV" — 2'" dick), ist der ersle und unterste von den 3 vordem Aesten der carotis externa. — Ursprung: entweder an der Theilungs- stelle der carotis communis oder nur \'" — 2"' darüber, dem grossen Hörne des Zungenbeins gegenüber, aus dem vordem Umfange der ca- rotis externa. — Verlauf: sie krümmt sieh im trigonum cervicale, gleich von ihrem Ursprünge an etwas auf- und vorwärts, bald aber wie- der hinter dem m. omohyoideus hinweg nach unten und läuft geschlän- gelt zum obern Ende der Schilddrüse. Lage: Bei ihrem Ursprünge im trigonum cervicale liegt sie so oberflächlich wie die carotis externa, also nur unter der Haut, dem m. platysmamyoides und der fascia colli ; dann wird sie aber vom obern Bauche des m. omohyoideus und in der Vordere Nähe der Schilddrüse vom m. sternohyoideus und slemothyreoideus verdeckt. Hinter Zweige Aer und neben ihr liegt der nerv, laryngeus superior nervi vagi und zahlreiche Fäden terna. des nerv, sympalhicus. Zweige. Gleich aus ihrem Anfangstheile entspringt aus ihr: die art. laryng ea su- perior; dann giebt sie in ihrem weitern Laufe mehrere rami musculares zu den be- nachbarten Muskeln und vertheilt sich mit rami glanduläres in der Schilddrüse. — Sie anastomosirt mit der art. thyreoidea inferior und der superior der andern Seite. Varietäten. Sie entspringt von der carotis communis, oder aus einem gemeinschaft- lichen Stamme mit der art. lingualis ; ihre art. laryngea kommt aus der carotis externa oder art. lingualis oder maxillaris externa. a. Art. laryngea superior, obere Kehlkopfp. (\'" dick), geht einige Linien vom Ursprünge der art. thyreoidea entfernt ab und läuft in Begleitung des ?ierv. laryngeus superior (vom nerv, vagus) , zwischen dem grossen Hörne des Zungenbeines und dem Schildknorpel, sogleich zwischen m. constrictor pharyngis inferior und hyothyreoideus , also vom letztern bedeckt, nach vorn herab und dringt durch die membrana hyothyreoidea oder durch ein Loch in der cartilago thyreoidea (doch selten) in das Innere des Kehlkopfs , um sich hier mit einem obern und einem untern Aste in der Schleimhaut, Epiglottis, den Stimmritzenbändern, Knorpeln und Muskeln des Larynx (mm. thyreoarytaenoi- dei, cricoarytaenoidei laterales und arytaenoideus transversusj zu verästeln. b. Rami musculares (\'" — l'"dick), bestimmt: für die Haut u. den platysma- myoides, m. sternocleidomastoideus , sternohyoideus , sternothyreoideus , omo- hyoideus (oberer Bauch) , thyreohyoideus, constrictor pharyngis medius und inferior. Sie gehen auch von den vorigen und den folgenden Arterien ab. c. Itami glanduläres (s. thyreoidei), Schilddrüsenzweige (|'" — 1"' dick) , sind die Endäste und treten vom obern Rande der Drüse in dieselbe ein. Man kann von ihnen 2 grössere Zweige verfolgen. I) Ramus anterior s. tr ans versus s.cricothyreoideus, läuft am obern Rande der Schilddrüse quer vor dem Hg. cricothyreoideum medium hin, anastomo- sirt mit demselben Zw. der andern Seite und schickt Aeste zum m. cricothyreoideus und durch das genannte Band in den Kehlkopf. — 512 — Carotis ex- 2) Ramus posterior t. descendens , verbreitet sich vom Rande der Drüse aus terna. und hauptsächlich in deren hinterm Umfange, weite Anastomosen mit der untern Schilddriisenarterie bildend. 2) Art. lingualis 9 Zungenpulsader [l\'" dick), ist der 2te vordere Ast der carotis externa. — Ursprung: 2 — 3"' höher und etwas mehr nach innen als die art. thyreoidea superior, aus dem vor- dem Umfange der carotis externa, in der Höhe des cornu majus ossis nyoidei\ meist -£" — 1" vom Ursprünge der äussern Carotis entfernt. — Verlauf: sie biegt sich hinter dem digastricus und stylohyoideus nach oben, läuft dann geschlängelt und horizontal gleich oberhalb des gros- sen Zungenbeinhornes nach vorn und etwas nach innen, und tritt hier- auf in Begleitung des nerv, hypoglossus zwischen m. constrictor pka- ryngis medius und hyoglossus nach oben in das Fleisch der Zunge, in welcher sie sich bis zur Spitze schlängelt. Ihre Endäste, in welche sie etwa 3" vom Ursprünge in der Gegend des Zungenbeinkörpers ausläuft, sind: die schwächere art. subungualis und die starke art. profunda Lin- guae, Lage: sie ist gleich anfangs vom m. digastricus und stylohyoideus und nerv, hypoglossus bedeckt; — liegt dann hinter dem hyoglossus, zwischen ihm und dem m. constrictor pharyngis medius, an der Seite des m. genioglossus und über dem m. geniohyoideus. Zweige. Sie gieht zuerst den ramus hyoidens, dann die art. dors alis lin- guae und subungualis ah, und endigt als art. ranina. — Sie anastomnsirt mit den Zw. der Zungenp. der andern Seite und mit der art. submentnlis (durch die art subungualis). Vordere Varietät. Sie entspringt bisweilen gemeinschaftlich mit der art. maxillaris externa Zweige der aus einem kurzen Stamme; ihre art. subungualis kommt oft aus der art. maxillaris externa CarternaX~ a' Rarn' hyoideus , Zungenbeinast (\'" dick), geht schon einige Linien vom Ursprung entfernt ab; läuft dicht auf der äussern Seile des os hyoideum nach vorn und fliesst mit demselben Aste der andern Seite in einen Bogen , ar- cus hyoideus, zusammen, aus welchem Zweige für die Muskeln kommen, welche am Zungenbeine entspringen und sich hier ansetzen. h. Art. dorsalis linguae, Zungenrückenp. (| — i'" dick und oft 2 — 3fach), geht über dem grossen Zungenbeinhorne ab, steigt an der innern Fläche des in. hyoglossus in die Höhe, und diesem M. , dem m. styloglossus und glossopalatinus Zweige gebend , in der Zungenwurzel aufwärts zur obern Fläche der Zunge, von welcher aus sie einige Zweige rückwärts zur epiglottis schickt. Ihre übrigen Aeste bilden in der Schleimhaut der Zunge ein Gefässnetz und tre- ten in die Geschmackswärzchen. c. Art. suhlingualis , Unterzungenp. (£'" dick), der schwächere Endast der Zungenarterie, entspringt oberhalb des m. myloliyoideus am vordem Rande des m. hyoglossus aus dem Stamme der art. lingualis, geht auf dem Boden der Mundhöhle an der Seite des m.geniohyoideus, zwischen Mundschleimhaut und m. mylohyoideus, vorn unter der glandula subungualis , etwas nach aussen vom ductus Whartonianus vorwärts bis hinter das Kinn und anastomosirt hier durch Zweige, welche den m. mylohyoideus durchbohren, mit der art submenlalis (aus der art. maxillaris externa). Sie giebt den unter der Zunge liegenden Muskeln (genioglossus, genio/iyoideus, mylohyoideus) und der glandula subungualis und submaxillaris Zweige, und verliert sich in der Haut des Kinnes. d. Art. lingttalis profunda s. ranina, tiefe Zungenp. (|'" dick), ist der stärkere Endast oder die Fortsetzung des Stammes und tritt in Krümmungen zwischen m. lingualis xind genioglossus nach oben in die Substanz der Zunge, in welcher sie (\" tief unter dem Zungenrücken) sich stark schlängelnd bis vor in die Spitze erstreckt und hier mit derselben Arterie der andern Seite in einen Bo- gen zusammenfliesst. In diesem Verlaufe giebt sie viele seitliche Zweige, die sich in der Fleischmasse der Zunge verästeln. 3) Art. maxillaris externa s. facialis, äussere Kiefer- oder Antlitzpulsader (1-|' " dick), ist der 3te vordere Ast der carotis — 513 — externa. — Ursprung: V" — 2/" höher als die Zungenarterie vom \or- Carotis ex- (lern Umfange der carotis externa, nahe unter dem hintern Bauche des m. digastricus , in der Gegend des Unterkieferwinkcls. — Verlauf. Sie tritt zunächst hinter dem m. digastricus und stylohyoideus gegen den Unlerkieferwinkel in die Höhe, so dass sie hier zwischen die glan- dula parotis und submaxillaris zu liegen kommt, macht dann aber eine Krümmung nach vorn und schlängelt sich hierauf hinter ^dem untern Rande des Unterkiefers in einer Rinne der glandula submaxillaris hori- zontal ein- und vorwärts bis zum untern Ende des vordem Randes des m. masseler. Zwischen diesem und dem m. triangularis menti schlägt sie sich um die Basis des Unterkiefers herum und aufwärts in das Ge- sicht. — Im Gesicht geht sie stark geschlängelt von unten und aussen, unter dem m. risorius Santorini hinweg, schief nach vorn und oben ge- gen den Mundwinkel, von da bedeckt von den Hebern des Mundwinkels und der Oberlippe, zum Nasenwinkel und dann von der Seite der Nase als art. angularis bis zum innern Augenwinkel, wo sie mit der art. ophlhalmica zusammenfliesst. Eage: a) unterhalb des Unterkiefers wird sie nach aussen und unten vom m. plalysma - myoides , von der glandula submaxillaris , dem digastricus und stylohyoi- deus, dem nerv, hypoglossus und der vena facialis begränzt; nach innen und hinten zu lagert sie sich an den m. styloglossus, stylophoryngeus, consiriclor medius, hyo- glossus und mylohyoideus. In der Gegend des Unterkieferwinkels kommt sie zwi- schen die glandula parotis und submaxillaris zu liegen , von ersterer aber durch eine Platte der fascia colli getrennt; dann nimmt sie ihre Lage zwischen glandula sub- maxillaris und Unterkiefer. — bj Im Gesichte liegt sie, gleich nachdem sie sich Vordere um den Unterkiefer herumgeschlagen hat, zwischen dem m. ?nasseter und Irlangula- Zweise »er ris menti, nur vom m. risorius Sa?iiorini bedeckt; dann verbirgt sie sich aber unter ' terna den nun. zygomatici, levalor labii super . propr. und levat. lab. super, alaeque nasi. Zweige. Aus ihrem horizontalen, unter dem Unterkiefer liegenden Theile entsprin- gen: r ami g la1idular.es u. mus ciliares , die art. p alatina as cendens u. submen- talis. — Aus deni schräg aufsteigenden Gesichtstheile kommen: rami mus ciliar es , die art.coronaria labii inferiorisu. super ioris , und als Endast die art. angularis. — Sie anastomosijt mit Zweigen der art. lingualis , maxillaris interna, temporalis und ophthalmiea. Varietät. Sie entspringt mit der art. lingualis aus einem gemeinschaftlichen Stam- me; ist manchmal sehr klein und reicht nur bis zum Mundwinkel; hat bisweilen keine art. coronaria labii inferioris oder superioris , wo dann die erstere von der der andern Seite er- setzt wird, letztere bisweilen mit der angularis von der art. transversa faciei oder infraor- bitalis entspringt. Zweige des horizontalen oder Halstheiles: a. Art. palatina ascendens (s.pharyngopalatina) , aufsteigende Gau- menp. (|-'" dick), ist öfters ein Zweig der art. pharyngea ascendens und geht gewöhnlich schon einige Linien vom Ursprünge des Stammes entfernt ab. Sie läuft geschlängelt zwischen styloglossus und stylopharyngeus hindurch, an der Seite des Pharynx (am constrictor superior, wo dieser mit dem m. buccinator zusammenhängt) hinauf und dringt durch den arcus pharyngopalatinus zur Wurzel des weichen Gaumens. Sie giebt Zweige zum pharynx, ?n. stylo- glossus und stylopharyngeus , zur innern Seite des ?n. pterygoideus internus, zu der Mandel (art. tonsillaris von Haller als besondere Arterie aufgeführt), den Gaumenbogen und der Zungenwurzel, und anastomosirt mit der art.ptery- gopalatina. b. Marni musculares und glanduläres (^'" — | '" dick), für: glandula submaxillaris und parotis, m. digastricus, m. stylohyoideus , pterygoideus in- ternus und masseler. c. Art. suhmentalis t Unterkinnp. (-§'" dick), entspringt da, wo der Stamm in der Furche der art. submaxillaris liegt, läuft hinter der Basis des Unterkie- fers , längs des Ursprungs des m. mylohyoideus, zwischen ihm und dem vordem Bock's Anat. I. 33 - 514 - Carotis ex- terti/t. Vordere Zweige der carotis ex- terna. Bauche des m. digastricus vorwärts gegen das Kinn, anfangs noch von der glandula subma.rillaris , später nur vom m. platysma- myoides bedeckt. Ihre Zweige treten zu den genannten Theilen und zur Haut des Kinnes und anasto- mosiren mit derselben Arterie an der andern Seite , der art. subungualis , men- talis und coronaria labü inferioris. Zweige des Gesichts (heiles: d. ttamibuccales s.rnnsculares faciei (^'"—\"' dick), zahlreiche Zweige für: mm. masseter, bucriuator, Iriangularis menti ', zygomatici, levator anguli oris und labii 'superioris^ orbicularis palpebrarum, welche mit Zweigen der art. transversa faciei, buccinaloria und infraorbilalis anastomosiren. e. Art. coronaria labil inferioris (s. labialis inferior J, Kranzp. der Unterlippe (f" dick). Sie entspringt in der Höhe des untern Alveolarlimbus, etwa 1 " unterhalb des Mundwinkels , und läuft hinter dem m. iriangularis menti zur Unterlippe hinauf, wo sie im Fleische des m. orbicularis oris mit der der an- dern Seite zu einem Bogen zusammenflicsst. Sie anastomosirt mit der art. men- talis und submentalis. f. Art. coronaria labil superioris fs. labialis super iorj, Kranzp. der Oberlippe (£'" — |'"dick), geht in der Höhe des Lippenwinkels, zwischen den mm. zugomatici vom Stamme ab und läuft hinter dem m. levator labii superioris zur Oberlippe, wo sie zwischen den Fasern des m. orbicularis oris bis zur Mittellinie geht und mit derselben Arterie der andern Seite zu einem Bo- gen zusammenfliesst, aus welchem die 1) Art. septimobilis nasi, Nasenscheide wand p. (J'" dick), einfach oder doppelt, zum untern Theile der Nasenscheidewand in die Höhe läuft. Bisweilen geht noch eine 2) Art. p innalis um den Rand des Nasenlochs zur Nasenspitze. g. Art. angularis fs. nasafis lateralis) , seitliche Nasenp. (f'dick), ist die Fortsetzung und das Ende der art. matillaris externa. Sie steigt hinter dem Nasenflügel, an der Seite der Nase und am m. levator labii superioris alaeque nasi schräg nach einwärts zum innern Augenwinkel in die Höhe und fiiesst hier mit der art. opht/ialmica zur art. frontalis zusammen. Sie giebt folgende Zweige: 1) Ratni pinnal es s. alares nasi zum Nasenflügel; 2) Ratni dorsales nasi, zum Nasenrücken , welche mit der art. dorsalis nasi aus der Ophthalmien anastomosiren. 3) Kami p alpebr ales inferiores, für das untere Augenlied. B. Hintere Zweige der carotis externa. 4) Art. pharyngea tiscentlens , aufsteigende Schlund- kopfpulsader (i?" — %'" dick), ist der kleinste Ast der carotis ex- terna und entspringt aus dem innern Umfange derselben, dem Ursprünge der art. linguales gegenüber. — Verlauf. Sie steigt dicht am hintern seitlichen Umfange des Schlundkopfes, an der innern Seite der carotis Hintere externa und interna und des /;/. styloglossus in die Höhe. — Bald nach c^urVtis ex- 'nrem Ursprünge spaltet sie sich in einen kleinern abwärtslaufendcn und temu. einen slärkern aufwärts steigenden Zweig, auch giebt sie öfters die art. palatina ascendens (welche gewöhnlich aus der art. maxillaris ex- terna entspringt) und bisweilen eine art. meningea posterior, die sich durch das foramen jugulare oder condyloideum anterius zur dura mater begiebt. a. Ramns pharyngeus descendens, welcher bisweilen auch aus der carotis interna oder tliyreoidea superior entspringt, verbreitet sich im untern Theile des Schlundkopfes. b. Hannes pharyngeus ascendens (s. pharyngo-bnsünris) , der eigentliche Stamm , verbreitet sich im obern Theile des Pharynx bis zur basis cranü hin und schickt noch Zweige: zu der Mandel, dem Gaumensegel, der tuba EnsltrcAii und — 515 — dem m. slylopharyngens. Er anastomosirt mit der art. palatina ascendens, Carotis ex pterygopalatina und Vidiana. terna. Varietäten. Sie entspringt bisweilen: aus der carotis interna oder communis, aus derTheilungsstelle derselben, oder aus der art. thyreoidea superior, maxillaris externa, oc- cipitalis. 5) Art, occipitalis 9 Hinterhauptspulsader (1'" — -|"' dick), der 2te hintere Art der carotis externa. — Ursprung: einige Linien über dem Ursprünge der art. pharyngeal fast dem der art. maxillaris externa gegenüber, aus dem hintern Umfange der carotis externa. — Verlauf: sie lauft nach oben und hinten, hinter dem hintern Bauche des m. digastricus und dem Schwänze des m. s/ernoclcidomasloideus hinweg, sich mit der in der Tiefe liegenden carotis interna und ven. jugularis interna kreuzend, und krümmt sich unter der incisura mastoidea und dem foramen slylomastoideum nach oben; sodann geht sie fast ho- rizontal nach hinten und schlängelt sich nun hinter der pars mastoidea am os occipitis gegen die linea semicircularis superior desselben in die Höhe. ILage. Ihr Halstheil wird nach aussen vom hintern Bauche des m. digastricus und nerv. Iiypoglassus , der anfangs an der innern Seite liegt, gekreuzt und dann da- von mehr oder minder begleitet; nach innen zu verläuft sie vor der veno, cephalica intern», die hier die carotis interna verdeckt, nach vorn wird sie durch den m. styloliyoideus von der art. auricularis posterior und carotis externa geschieden. Unterhalb des foramen slylomastoideum wird sie nach aussen vom Ursprünge des m. digastricus und nerv, facialis , nach innen vom m. reclus capitis lateralis und dem vordem Rande des m. obliquus capitis superior begränzt. Am Hinterhaupte ist sie Hintere anfangs vom m. trachelomasloidcus und splenius capitis bedeckt; sobald sie aber die Zwei£e der linea semicircularis superior überschreitet, verläuft sie geschlängelt hinter dem m. terna. occipitalis, nur bedeckt von der Haut und vom nerv, occipitalis major begleitet. Zweige. Sie giebt anfangs mehrere rami cervicules für die benachbarten Muskeln, bisweilen die art. st ylo mastoidea, welche aber häufiger aus der art. auricularis posterior entsteht, dann eine mastoidea (s. meningea posterior) und zuletzt spaltet sie sich in einen tiefen absteigenden ramus cer vicalis und einen oberflächlichen aufsteigenden ramus occipitalis. — Sie anastomosirt mit der art. auricularis posterior , temporalis und frontalis. Varietäten. Sie entspringt oft etwas tiefer und bisweilen aus der carotis interna. a. Mannt cervicales , Zweige, aus einem tiefern, oberflächlichem und obern Aste entspringend, welche für den in. sternocleidomasloideus, splenius capitis, trachelomastoideus, complexus, biventer, cucutlaris, die mm. reeli und nbliqui capitis postici bestimmt sind. Sie anastomosiren mit Zweigen der art. verlebralis , cer vicalis superficialis und profunda. b. Art. mastoidea s. meningea posterior (externa), hintere Hirnhaut- arterie (^'"dick), geht von der art. occipitalis ab, während diese beim foramen masloideum vorbei läuft. Durch dieses Loch (bisweilen auch durch Aas foramen jugularej gelangt sie zum hintern Theile der dura mater. c. Art. stylomastoidea, Griffelzitzenarterie, entspringt nur zuweilen aus der art. occipitalis, gewöhnlicher ist sie ein Zweig der art. auricularis posterior (s.S. 516). d. Mamus ascendens s. superior s. occipitalis (§"' dick) , ist die Fort- setzung des Stammes, läuft geschlängelt zwischen dem m.cucullaris und sple- nius capitis hin, dringt dann nicht weit (1^") von der Mittellinie entfernt, zwi- schen diesen Mm. mehr zur Oberfläche und geht in Biegungen zwischen Haut und galea aponeurotica am Hinterhaupte bis zum Scheitel hinauf. Er anasto- mosirt mit der art. auricularis posterior, temporalis und frontalis. Seine Zweige sind für den m. occipitalis, die mm. relrahentes auriculae und die Kopfhaut bestimmt; einige verbreiten sich bis zum äussern Ohre und einer tritt durch ein foramen parietale zur Diploe. 33* carotis ex- terna - 516 — Carotis ex- e. liamus deseendens s. inferior s. cerviealis, steigt zwischen dem m. tenta, cucullaris und complexus am Nacken herab und vertheilt seine Zweige an die obern Schichten der Nackenmuskeln. 6) Art. auricularis posterior 3 hintere Ohrpulsader (^'" — -|/y/dick). — Ursprung: einige Linien (bis 1") höher als die art. oc- cipitalis aus dem hintern Umfange der carotis externa, da wo diese bereits in die Ohrspeicheldrüse eingedrungen ist. — Verlauf: sie läuft schräg oder etwas nach hinten gekrümmt nach hinten, oben und aussen, dringt durch einen Theil der Parotis hindurch und steigt dann dicht hin- ter dem äussern Ohre, am vordem Rande des processus mastoideus in die Höhe. tage: ihr Ursprung ist von aussen theils vom hintern Bauche des m. digastri- cus, theils von der Parotis bedeckt ; nach vorn zu schmiegt sie sich dem hintern Um- fange der carotis externa an , nach innen zu tritt sie vor den m. styloglossus, slylo- pharyngeus und styloJiyoideus , welcher letztere sie von der art. occipitalis trennt. Zweige: zunächst rami mus ciliar es und glandulär es für die benachbarten Mm. und die Parotis, dann die art. stylom astoidea; zuletzt spaltet sie sich ia einen ramuf anterior und posterior. — Sie anastomosirt mit der art. occipitalis und tempuralis, Varietät. Sie entspringt bisweilen aus der art. occipitalis und hat die art. slylo- mustoidea nicht. Hintere a. Hami musculares und glanduläres, für: die parotis, m. digastricus. Zweige der slylohyoideus , styloglossus , slylop/iaryngeus, s ternocleido-mastoideus (oberes Ende). b.Art. stylomastoidea, Griffelzi tzenpulsader (^'"dick), ein langer dün- ner Ast, welcher bisweilen aus der art. occipitalis entspringt, hinter dem Grif- felfortsatze, nach innen vom m. digastricus, in die Höhe steigt und, nachdem er kleine Zweigelchen zum Gehörgange und Paukenfelle gegeben hat, durch das foramen slylomasloideum in den canalis Fallopii gelangt, aus welchem er Zweige zur Paukenhöhle, dem m. stapedius und zu den sinus mastoidei schickt. Am Malus canalis Fallopii fliesst diese Art. mit einem Aste der art. meningea media zusammen und aus dieser Anastomose entspringt ein Zweig, welcher durch die obere Paukenhöhlenwand abwärts, zwischen den Schenkeln des Steig- bügels hindurch , zum Promontorium gelangt. Bisweilen tritt die art. stylomastoidea nicht durch das foramen stylomasloid. in den canalis Fallopii, sondern durch eine besondere Oeffnung in die Paukenhöhle, läuft in der Furche über das Promontorium, schlägt sich zwischen den Schenkeln des Steig- bügels hindurch und gelangt zu dem am obern Rande der fenestra ovalis liegenden ca- nalis Fallopii, in welchen sie nun erst hineintritt (Hyrtl). c. sin mus anterior s. auricularis Q/" dick), verbreitet sich an der hintern Fläche des äussern Ohres und schickt einen Zweig, welcher die Concha des Ohrknorpels durchbohrt, zur vordem Fläche , wo er mit den artt. auriculares anteriores anastomosirt. d. Ha mus posterior s. occipitalis (■£-'" dick) , läuft hinter dem Ohre , über den processus mastoideus hinweg, zur Scheitelgegend hinauf und anastomosirt hier mit der art. occipitalis und temporalis. Seine Zweige treten zu den mm. relrahentes auriculae , m. occipitalis und cucullaris. C. Obere oder Endzweige der carotis externa. 7) Art. temporalis (superßcialis), Schläfenpulsader {\.\'" — i-j/y/ dick), ist der äussere, oberflächlichere und schwächere der beiden Endäste der carotis externa. — Ursprung: in der Gegend des colluin processus condyloidei des Unterkiefers, hedcckt von der Pa- rotis. — Verlauf: sie steigt zwischen dem knorpligen Gehörgange und dem hintern äussern Umfange des Unterkiefergelenks, über die Wurzel des Joehbogens und vor dem Ohre zur Schläfengegend in die Höhe — 517 - Läget anfangs ist sie gauz von der Parotis verdeckt; vor dem tragus auricu- Carotis ex - iae kommt sie aber oberflächlich , unter die Haut und fascia parotideo - masselerica ern"' zu liegen , und in der Schläfengegend , wo sie ihre Lage auf dem oberflächlichen Blatte der aponeurosis temporalis , vor dem m. altollens auriculae hat, ist sie nur von der Haut bedeckt. Zweige. Zunächst giebt sie kleine rami parotidei und articulares zur Ohr- speicheldrüse und zum Kiefergelenke, dann die art. tympanica in die Paukenhöhle, die art. tr ans versa faciei ins Gesicht und die artt. nur i ciliar es anteriores fürs Ohr; dann spaltet sie sich \" oberhalb des Jochbngeus in 2 Endäste, in einen ramus anterior und posterior. Varietäten. Sie ist zuweilen doppelt und ihre art. transversa faciei kommt aus der carotis externa. a. Art. tympanica fs. ramnlus acusticus), Paukenfellp. ({'" dick), bisweilen ein Zweig der art. maxillaris interna, giebt zunächst Aestchen au das Kiefergelenk und den m. mallei extemus, und tritt dann mit einem Aste durch dießss?ira Glaseri in die Paukenhöhle , wo sie am Paukenfelle mit einem Zweige der art.stylomastoidea ein Gefässnetz bildet, mit einem andern, art. auricularis profunda, zum Gehörgange. • b. Art. transversa faciei (s. facialis transversa), quere Antlitzp. (£'" — £'")> sie geht gleich nach dem Ursprünge der Schläfenarterie ab und läuft, anfangs von der Parotis verdeckt, zwischen ihr und dem m. masseler, quer nach vorn zum Gesichte, wo sie sich im obern Theile der Wange verbreitet. Sie liegt in diesem Verlaufe an der äussern Fläche des m. masseter, etwa \" unterhalb des Jochbogens , und sehr nahe oberhalb des duclus Stenonianus. Sie schickt Zweige zur parotis, zu den nun. masseter , buccinator, zygomatici, levator anguli oris, orbicularis palpebrarum, und anastomosirt mit Zweigen der art. maxillaris externa, infraorbilalis und buccinatoria. c. Artt. auriculares anteriores , vordere Ohrp. (!-'" — \'" dick), 2 — Obere 4 Stück, von denen die (End-)Zwei- ' ge der caro- 1) Art. auricularis anterior inferior für den untern vordem Theil des Ohres, tis externa. den Tragus und äussern Gehörgang, die 2) Art. auricularis anterior superior, welche sich nach hinten biegt, für den vordem obern Theil, Helix , m. attrahens u. attollens auriculae, bestimmt ist. d. Art. temporalis media (J'"dick), durchbohrt unmittelbar über dem Joch- bogen die aponeurosis temporalis und verzweigt sich in der obern Schicht des m. temporalis. Ausser dieser Art. nimmt Krause noch an : den e. Ramus supraorJtitalis fs. zygomatico - orbitalis, \'" dick) , welcher schräg nach vorn gegen den obern Augenhöhlenrand läuft und sich , mit der art. supraorbilalis anastomosirend, im m. orbicularis palpebrarum und in der Stirnhaut verästelt (ramipalpebrales extcrni). f. Mamus anterior s. temporalis frontalis (§ "' dick) , der ansehnlichste der beiden Endäste der Schläfenarterie, läuft in einem Bogen und geschlängelt gegen das tuber frontale vor- und aufwärts , um mit der art. frontalis zu ana- stomosiren und sich an der Stirn- und Scheitelgegend zu verbreiten. g. Mamus posterior s. temporalis occipitalis (|'" dick), ist der schwä- chere Endast und die Fortsetzung des Stammes; er steigt, sich schlängelnd, fast senkrecht zum Scheitel in die Höhe, von welchem aus er einen starken Zweig rückwärts zur Hinterhauptsgegend schickt, der mit der art. auricularis poste- rior und occipitalis anastomosirt. 8) JLrt. maacillaris interna (s. facialis profunda), innere Kieferpulsader (2"' dick), ist der innere, tiefere und stärkere End- ast der carotis externa und nimmt ihren Ursprung in der Höhe des Collum processus condyloidei des Unterkiefers. — Verlauf: sie schlägt sich von der Theilungsstelle der äussern carotis aus um den hintern Rand des Unterkieferastes auf dessen innere Fläche und läuft geschlän- gelt, anfangs horizontal, dann in schräger Richtung, hinter dem ramus maxillae inferioris hinweg und zunächst zwischen den beiden mm.ptery- goidei, dann zwischen m. pterygoideus extemus und temporalis hindurch — 518 — Carotis ex- nach innen, vorn und oben zur fossa sphenomaxillaris (s. S. 175), von wo aus sie sich verzweigt. L;ige: sie ist anfangs von der Parotis verdeckt, liegt dann hinter dem Proces- sus cnndyloideus des Unterkiefers , dem Jochbogen und Schwänze des in. temporalis, zwischen dem m. plerygoideus crlernus und internus. Zweige. Die, welche vor ihrem Eintritte in die fossa spheno-maxillaris aus ihr ent- springen (und meist von Zweigen des 3. Astes des 5. Gehirnnervenpaares hegleitet werden), sind: die art. ty mp an ica (nur bisweilen) , mehrere Aestchen zum Kiefergelenke und äus- sern Gehörgange (zuweilen die art. auricularis profunda mit), die art. meningea media, alveolar is inferior , buccinatoria, artt. mandutatoriaeu. alveolaris poste- rior. — Aus der genannten Grube heraus schickt sie : die art. infr aorbit alis , pt ery- gop alatina, sphenop al atina und Vidiana. Alle diese Zweige werden von xlesten des nerv, maxillaris superior (2. Astes des 5. Gehirnnervenpaares) begleitet. Varietäten zeigen die Aeste dieser Art. hinsichtlich ihrer Stärke und Ursprungs- stelle sehr häufig. A. Zweige der art. maxillaris interna, welche sie vor der fossa sphenO' maxillaris abgiebt: a. Art. tymjpaniea mit der art. auricularis profunda, welche jedoch häufiger aus der art. temporalis entspringt (s. S. 517). b. Art. pteryiioidea. eocterna, ist ein unbeständiger Zweig, welcher auch aus der art. meningea media entspringt und sich in den Flügelmuskeln und den Muskeln des weichen Gaumens verästelt. Bisweilen geht ein kleiner Zweig von ihr, die 1) Art. meningea parva, kleine Hirnhaut})., durch das foramen ovale zur dura muter. Sie ist bisweilen einiZweig der art. meningea media. Obere c. Art. meninijea media (s. spinosaj, mittlere Hirnhautp. (1'" dick), (End-)Zwei- entspringt meist der folg. Art. gegenüber aus dem innern Umfange des Stammes, ^t'fV-ternä steigt an der innern Fläche des m. plerygoideus extemus senkrecht in die Höhe und durch tos foramen spinosum'm die Schädelhöhle, um sich hier, in den Fur- chen des os lemporum und parietale (sulei arieriosij zu der dura maier, in einen vordem und hintern Zweig gelhcilt, zu begeben und mit der art. meningea anterior und posterior zu anastomosireu. Ein Zweigelchen derselben , der 1) llamu/us acusticus s. petrosns superficialis, läuft durch den hiatus canalis Fallopii in den Fallopischen Kanal , tritt mit der art. stylomastoidea zu- sammen und in die Paukenhöhle zum m. tensor tympuni. d. Art. alreolaris s.majciUaris s.dentalis inferior, untere Kiefer- oder Zahnp. (I'" dick). Sie kommt nach unten aus dem Stamme, und läuft zwischen dem Unterkieferaste und m. plerygoideus internus (diesen und den vi. mylohyoideus mit Zweigen versehend), oder zwischen dem Unterkieferaste und Hg. maxillare inier niun \, vor- und abwärts zum foramen ma.rillare poste- rius s. alveolare inferius. Durch dieses Loch tritt sie in den canalis alveolaris inferior und giebt in diesem Zweige aufwärts zu allen in den alveolis steckenden Zahnwurzeln. In der Gegend des foramen mentale (welches der Ausgang des Kauaks ist) spaltet sie sich in einen 1) Ilamus internus s. de nt ulis , Zahnast, welcher im Kanäle bleibt und zu dem Uens caninus und den Schneidezähnen verläuft; und in die 2) Art. mentalis s. ramus extemus, Kinnast (\'" dick); er kommt aus dem foramen mentale heraus und verästelt sich am Kinne in dem m. triangularis , qua- tlratus, orbikularis oris und in der Haut. Fr anastomosirt mit der art. coronaria labii inferioris und submentalis. > e. Artt. temporales profuudae, tiefe Schlafpulsadern (£'" — £'" dick). Gewöhnlich sind es 2 Zweige, eine oberflächlichere posterior und eine tiefere anterior, bisweilen auch noch eine mittlere. Sie steigen am untern Theile des m. temporalis , auf dem Knochen (grossem Keilbeiuflügel und Schuppentheil) in die Höhe und anastomosiren mit der art. temporalis me- dia. Aus ihnen entspringen , ausser den Zweigen für den m. temporalis , Aeste für die mm. picrygoidei und den m. buccinalor ; einige laufen sogar durch die fissura orbilalis inferior oder den canalis zygomaticus in die Augenhöhle und verästeln sich in der Periorbita, im Fett und in der Thränendrüse. /. Artt. pterygoideae, Flügelmuskelp. , kleine Zweige von unbestimmter Anzahl, die für die mm.pierygoidei bestimmt sind und oft aus andern Zweigen der art. maxillaris interna entspringen. __ 519 — g. Art. masseter-tca t Kaumuskelp. (£'"dick); sie schlägt sich von hinten Carotis cx- über die ineimra semilunaris des Astes des Unterkiefers und kommt so zur hin- terna. tern Fläche des m. masseter. h. Art. Jmceinatoriti (s. buccalis), Backenp. (|'" dick), steigt von hin- ten nach vorn zwischen Ober- und Unterkiefer im m. buccinator herab bis zum Mundwinkel und verästelt sich in der Schleimhaut der Backe , dem obern Zahn- fleische , den mm. xygomatici und levator anguli oris. Sie anastomosirt mit der art. maxillaris externa, transversa faciei und infranrbitalis. i. Art. alveolaris s. dentalis posterior fs. maxillaris superior) , obere Kiefer- oder hintere Zahnpulsader (£"' dick). Sie entspringt aus der art. maxillaris interna, nachdem diese an die hintere Fläche des Ober- kiefers getreten ist , und spaltet sich in die folgenden 2 Zweige : 1) Radnus dentalis, Zalinast, tritt durch das foratnen alveolare posterius zwi- schen die Platten des Oberkieferknochens und schickt von hier aus Zweige zur Haut des sinus maxillaris, zu den obern Backzähnen und zum Zahnfleische. 2) Der andere Zweig steigt aussen am Oberkiefer herab und verliert sich im Zahn- fleische, m. buccinator und in den mm. zygomaticis. B, Zweige der art. maxillaris interna, die sie von der fossa spheno-maxillaris aus abschickt: k. Art. infraorbitalis, Unteraugenhöhlenp. (£'" dick), welche vor- wärts , durch die untere Augenhöhlenspalte in die Orbita kommt und ehe sie in den canalis infraorbitalis eintritt, einige kleine Zweige zur Periorbita , dem in. rectus und obliquus inferior und durch dic/issura orbitalis superior zur dura Art. maxil- mater schickt. Im Kanäle selbst giebt sie : ein Iuris internet, 1) Aestchen zur Haut des sinus maxillaris, von welchem ein Zweig zu den vordem ni *. ( er Zähnen tritt. carotis ex- 2) Art. sacci lacrymalis , Thränensackp. , welche aufwärts zum Thränen- erna. sacke läuft. 3) Art. alveolaris anterior , vordere Zahnp., welche zwischen den Knochen- platten abwärts zu den vordem Zähnen geht und mit der art. alveolaris posterior in einen Bogen zusammenstösst. Aus dem canalis infraorbitalis tritt nun der Stamm der art. infraorbitalis durch das foratnen infraorbitale , zwischen dem m. levator labii superioris pro- prius und levator anguli oris, heraus ins Gesicht. Hier zertheilt er sich in viele Zweige, welche sich in der Haut und in den mm. levator labii superioris und anguli oris, levator labii alaeque nasi , compressor nasi und orbicularis palpebrarum verbreiten und mit Aesten der art. angularis , buccinatoria und transversa faciei anüstomosuea. /. Art. pferygopalaiina s. palatina descendens, absteigende oder obere Gaumenp. (f'dick), steigt abwärts , mit 2 kleinern Zweigen durch die 2 canales palatini , mit dem grössern Zweige aber oder mit der Fortsetzung des Stammes durch den canalis plerygopalatinus. Nachdem alle 3 Zweige aus den Kanälen durch die foramina palatina hinten am harten Gaumen herausge- treten sind , verbreiten sie sich am weichen Gaumen , an den Mandeln und Gau- menbogen , und anastomosiren mit der art. palatina ascendens. Der vordere grössere Ast , art. palatina anterior (-£'" dick) , läuft am harten Gaumen vorwärts bis zu dem canalis incisivus und verbindet sich mit einem Zweige der art. spftenopalatina ; der mittlere Ast tritt zum velum palatinum und zur Tonsille, der hintere zum Pharynx. — Ehe noch der Stamm sich spaltet und aus der Flügelgaumen -Grube in die 3 Kanäle tritt, giebt er bisweilen die 1) Art. phar yngea suprema, oberste Schlundko pf p., welche das os pala- tinum durchbohrt und im hintern Theile derNasenschleimhaut und im pharynx in der Gegend der tuba Eustachii verschwindet. Sie wird auch durch die art. Vi- diana ersetzt. . m. Art. sphenopalatina fs. nasalis posterior communis), Keilbein- Nasenp. oder hintere Nasenp. (§'" dick). Sie läuft quer nach innen durch das foratnen sphenopalatinum zum hintern Theile der Nasenhöhle und theilt sich daselbst in einen äussern und innern Zweig. Auch giebt sie oft die art. pharyngea suprema. 1) Ramus externus, verliert sich in der Schleimhaut der obern und mittlem Muschel, mit rami nasalei posteriores. 2) Ramus internus s. art. septi narium s. nasop ulatina, Nasen- Bch ejde wand p., macht einen Bogen vor dem Körper des os sphenoideum vorbei zur Naseuscheidewand , aus w elchem Zweige für die sinus sphenoidales und eth- — 520 — Carotis in- moidales kommen. An der Scheidewand vertheilt sich ein Ast in der Schleimhaut, lermi. ein anderer geht in Begleitung des nerv, jiasopalatinus Scarpae durch den canalis incisivus und hegegnet einem Aste der art . palatina anterior aus der pterygopa- latina. n. Art. Widiana, welche rückwärts durch den canalis Viäianus zu den Muskeln des Gaumenvorhanges und zur Seite des constrictor superior läuft. Bisweilen ist diese Arterie ein Ast der arl. pterygopalalina und wird dann auch pha ry n- gea suprema genannt. Ib. Carotis interna s. cerehralis, innere Kopf- pulsader. (%\'" dick.) » Ursprung: sie entspringt aus dem hintern Umfange der Bifurca- tionsstelle der carotis communis, in der Höhe des obern Randes des Schildknorpels. — Verlauf: indem sie zuerst eine schwache Biegung nach hinten und innen macht, dann aber gerade aufwärts und etwas schräg rück- und auswärts hinter der carotis externa, nahe an der Seilenwand des Pharynx in die Höhe läuft (bisweilen mehr oder weniger geschlän- Carotis in- gelt), gelangt sie zum Eingange in den canalis caroticus und tritt in Hals*.1" diesen Kanal, nachdem sie sich vorher noch einmal nach innen gebogen hat, ein. Lage, ehe sie in den canalis caroticus tritt: vor dem m. longus colli, der ve?ia cephalica interna (die noch etwas mehr auswärts liegt u. von der Parotis, dem m.di- gastricus, sfylo/iyoideus und nerv, accessorhis von aussen her bedeckt ist), dem nerv. syvipa tthicus , hypoglossus und vagus ; — neben dem hintern seitlichen Umfange des Pharynx; — nach innen und hinten von der carotis externa; — auswärts vom m. styloglossus und stylopharyngeus unmittelbar bedeckt, und durch diese Mm. von der carotis externa geschieden." Innerhalb des canalis caroticus, welchen sie fast ganz aus- füllt, steigt sie zuerst gerade in die Höhe, macht dann unter einem rech- ten Winkel eine Biegung (1.) nach vorn und innen und lauft horizontal bis zur Spitze der pars petrosa; hier biegt (2. Biegung) sie sich in leichter Krümmung abermals gerade in die Höhe in den sulcas caroticus des Keilbeins und beschreibt hier eine sanfte 3. Biegung, um an der Seite des Keilbeinkörpers fast horizontal und vorwärts, und durch den sinus cavernosus hindurch, .(wo sie nach aussen und unten von der Vene liegt und vom 3., 4. und 6. Hirnnerven begleitet Avi;d) gegen das fora- Carotis in- men oplicum zu laufen. Zwischen dem processus chnoideus medius und 'f""naie.Va" anterior bildet sie eine 4. Biegung, verla'sst den sinus cavernosus und steigt auf- und rückwärts zur Basis des grossen Gehirns, wo sie sich in ihre Endäste spaltet. — So macht die carotis interna an der basis cranii (wo sie vom plexus caroticus internus des nerv, sympalhicus um- strickt ist) 4 Biegungen; die 1. (im Kanäle) ist mit ihrer Convexität nach oben und hinten, die Convexität der 2. (an der Spitze der pars petrosa) nach innen und unten, die der 3. (neben dem processus clinoi- deus posterior, am Eingange in den sinus cavernosus) wieder nach hin- ten und oben, und die der 4. (neben dem processus clinoideus medius, am Ausgange aus dem sinus) nach vorn gerichtet. Durch diese Krüm- mungen, an welchen sich das Blut staucht, wird der Andrang desselben nach dem Gehirne gemässigt. avreijBje: bis zum Eintritte in den canalis caroticus giebt sie gewöhnlich gar keinen Zweig ab, nur bisweilen einen kleinen Ast rückwärts in die Paukenhöhle, — 521 — und diesen oder jenen Ast der carotis externa, i. B. die art. occipitalis, pharyngea Cnrjnth in- und linguälis. — Aus dem Kanäle schickt sie Aestchen (art. receplaculi an- terna. terior und p os terior) zur dura maier , glandula pituilaria , zum 3. — 6. Hirn- nervenpaare, ganglion Gasseri und sinus cavernosus. — Erst wenn sie diesen Blut- leiter verlassen hat, entspringen folgende grössere Aeste in der folgenden Ordnung aus ihr: art. ophthalmica, communicans, choroidea, corporis callosi und fossae Sylvii. Der Grösse nach folgen diese Arterien so auf einander: art. choroidea, communicans , ophthalmica, corporis callosi, und die stärkste die art. fossae Sylvii. 1) Art. Ophthalmien* Augen pulsader (-§'" dick), entspringt aus der vordem convexen Wand der 4. Biegung der carotis interna, hinter dem processus clinoideus anterior, und tritt, nachdem sie die dura maier durchbohrt hat, an der äussern und innern Seite des Sehnerven durch das foramen opticum in die Augenhöhle. Anfangs läuft sie zwi- schen m. rectus superior und externus vor- und auswärts, bald (1" vom Ursprünge) wendet sie sich aber nach innen, zwischen dem nerv, opticus und m. rectus superior hindurch, zur innern Wand der Augenhöhle, an der sie sich zum innern Augenwinkel vor und über das Hg. palpebrale internum hinweg aus der Augenhöhle herausschlängelt, um sich alsdann mit der art. angularis zur art. frontalis zu vereinigen oder sich in die frontalis und dorsalis nasi zu spalten. In der Augenhöhle bekommen alle Theile Zweige von ihr, welche nicht immer in regelmässiger Ordnung aus derselben entspringen. Es sind: a. Art. lacrymalis , Thränenp. (^'"dick); entspringt nahe am Eintritte der art. ophthalmica in die Augenhöhle aus dieser, da wo sie sich über den Seh- nerven weg nach innen wendet, also unter dem m. rectus superior, und läuft zwi- schen m. rectus superior u. externus, an der äussern Wand nach vorn und etwas nach oben zur obern u. untern Thränendrüse, in welcher sie sich theils verästelt,^»"*. Ophthal- theils hindurch zum äussern Augenwinkel in den m. orbicularis palpebrarum m*ca' tritt, von wo aus sich Zweige fartt. palpebrales) am obern und untern Augenliede mit der arteria tarsea superior und inferior zu den beiden arcus tarsei verbinden. Ehe sie noch zur Thränendrüse kommt, gehen von ihr ab : 1) Rami musculares: zum m. rectus superior und externus, levator palpebrae superioris. 2) Ein Zweig durch das foramen zygomatitum in die fossa temporalis zum m. tetn- poralis ; dieser Ast anastomosht mit der art. temporalis profunda anterior und fehlt bisweilen. Der Stamm der art. lacrymalis ist bisweilen ein Zweig der art. meningea me- dia, welcher durch die fissura orbitalis superior zur Thränendrüse gelangt, b. Art. centralis retinae, Netzhautp. (£'" dick), entspringt bald nach- dem die art. ophthalmica in die orbita eingetreten und ist bisweilen ein Zweig einer art. ciliaris oder eines Muskelastes. Sie durchbohrt in der Mitte des nerv, opticus (etwa l — |" vom Augapfel entfernt) dessen Scheiden und Mark und läuft in seiner Axe, im porus opticus, vorwärts bis zum colliculus nervi optici der retina, wo sie sich in mehrere Zweige spaltet, welche sich divergirend aus- breiten und in der retina und im Glaskörper verästeln. Einer, die Art. capsularis, dringt mitten durch das corpus vilreum im canälis hrjaloideus (Zweige nach allen Seiten hin an die Wände der Zellen des Glaskör- pers schickend) vorwärts zur hintern Fläche der Linsenkapsel und verbreitet sich an dieser. c. Artt. ciliares posticae, hintere Blendungsp. (£■'" — \'" dick). Es sind gewöhnlich 2 Zweige , ein oberer, welcher aussen liegt und ein unterer oder innerer; oder auch gleich 4 — 6 Stück, die bisweilen nicht vom Stamme entspringen , sondern von den artt. musculares, lacrymalis und supraorbitalis. Sie schlängeln sich auf dem Sehnerven nach vorn , spalten sich aber, ehe sie die sclerotica erreichen , in viele kleine Aeste : 1) Artt. posticae breves, kurze hintere Blendungsp. (15 — 20), durchboh- ren die sclerotica hinten nahe am Sehnerven und laufen in der c/wroidea vor bis zum corpus ciliare. — 522 — Carotis in- 2) Art. ciliar es j>ostic ae longae, lange hintere Blendungsp., eine in- tern«, n e r e und äussere, durchbohren die sclerotica weiter vorn in schräger Richtung (die innerein der Gegend des Ansatzes des m. obliquus superior, die äussere bei der Insertion des obliqiais inferior) und laufen im Zellgewebe zwischen sclerotica und choroidea (die externa etwas oberhalb der Mitte des Augapfels, die interna etwas unterhalb derselben und ohne der Choroidea Zweige zu geben) bis zum cor- pus ciliare, von wo sie die Zweige zum äussern Rande der iris schicken, welche mit den artt. citiaribus anticis zusammenkommen und den circulus arteriosus iridis major bilden (s. Augapfel). d. Artt. ciliares anticae, vordere Blendungsp., sehr dünn und von un- bestimmter Anzahl , entspringen gewöhnlicher aus Muskelästen oder aus der art. supraorbitalis und lacrimalis. Sie laufen an der sclerotica nach vorn bis in die Gegend der cornea, wo sie in viele kleine Zweige zertheilt die sclerotica durchbohren und durch das Hg. ciliare zum äussern Rande der iris dringen. Sie bilden in der Iris : den 1) Circulus arteriosus iridis major, grösseren Arterienkreis der Iris, zu- gleich mit Zweigen der artt. ciliar, pos/ic. longae, am äussern, an der sclerotica anhängenden Rande der iris (niargo ciliaris). Aus diesem Ringe laufen Aeste strahlenförmig convergirend nach der Pupille, in deren Nähe einige am margo pa- pillaris den 2) Circulus arteriosus iridis minor, kleineren Arterienkreis der Iris, bil- den , andere sich mit Zweigen dieses kleinern Zirkels am Rande der Pupille ver- lieren. e. Artt. musculares oculi, Augenmuskelp. ; \'" — \'" dicke Zweige, welche sich zu allen in der Augenhöhle befindlichen Muskeln erstrecken. Bis- weilen sind es nur 2 grössere Aeste , aus welchen dann die übrigen entspringen. 1) Art. mu s calaris superior, zum rectus superior, externa* und leoalor palpe- brae superioris ; aus ihm kommt manchmal die art. supraorbitalis. 2) Art. niu s cular is inferior , für den in. rectus internus, inferior u. obliquus. — Dieser Ast giebt die Alt. et hmoidalis posterior (wenn nämlich ein foramen elhmoidale poste- rius da ist), welche zu den sinas ethmoidales posteriores, sp/ienoidales und zum hintern obern Theile der Nasenhöhle ihre Zweige schickt. Art.ophthal- f. Art. sacci lacrimalis, Thräncnsackp. Sie läuft dicht auf der untern mica. Wand der Augenhöhle vorwärts gegen den Saccus lacrymalis, wo sie mit einem Zweige der art. iufraorbitalis anastomosirt und sich im m. orbicularis palpe- brarum verliert. g. Art. supraorbitalis, Oberaugenhöhlenp. (£'" dick); sie läuft ge- schlängelt dicht unter dem Dache der Augenhöhle, über dem m. levator palpe- brae superioris , zur fissura oder zum foramen supraorbitale, tritt durch diese hindurch zur Stirnc und versieht hier die Haut, das pericraniu?» , den m. cor- rugulor, orbicularis und frontalis mit Zweigen. Sie anastomosirt mit der art. frontalis und lemporalis. h. Art. ethmoidalis anterior , vordere Siebbeinp. Q'" dick), ist ein beständiger Zweig der art. Ophthal mica, welcher über den vi. oblirjuus superior hinweg zum foramen elhmoidale anlerius läuft, durch dieses hindurchtritt und durch die sinus ethmoidales anteriores, von wo aus er Zweige zu den sinus frontales und zum vordem Theile der Nasenhöhle, schickt , auf die obere Fläche der lamina cribrosa gelangt, wo er sich in die folgenden 2 Zweige spaltet: 1) Art. meningea antica s. ranius ascendens, vordere Hirnhantp., steigt an der Seite der crista gulli unAfalx cerebri zur dura maier hinauf; 2) Art. nasalis anterior s. ramus descendens, Nasenast der Siebbeinarte- rie, begleitet den nerv, ethmoidalis. Sie tritt durch ein foramen cribrosam im vordem Theile der Siebplatle zur Nasenhöhle, läuft, in einer Furche an der hintern Fläche des Nasenknochens herab bis zur knorpligen Nase und kommt hier, an der Gränze zwischen Nasenknochen und Nasenknorpel unter der Haut zum Vorscheine, von wo sie bis zur Nasenspitze herabsteigt. Sie anastomosirt in der Nasenschleimbaut mit der art. sphenopalatina und septi mubilis. Die art. ophlhalmica ist nun am innern Augenwinkel über dem liga- mentum palpebrale internum und der trochlea angekommen und spaltet sich oder giebt, ehe sie sich mit der art. angularis verbindet, bisweilen auch schon aus der Verbindung selbst, folgende Arterien: i. Art. palpebralis Cs. tarsea) superior, obere Augenliedp. (^'" dick) , läuft parallel mit dem Rande des obern larsus von innen nach aussen und bildet mit einem Zweige der art. lacn/malis den arcus tarseus superior, — 523 — obern Augenliedbogen. Sie und die folgende Art. geben noch Zweige zum Carotis in- -Thränensacke, msrf. und carunculu lacrymalis, zur conjunctiva. tefiia. k. Art. palpeforalis (s. larseaj inferior , untere Augenliedp., welche über den saccus lacrymalis zum Rande des untern Augenliedes tritt und den arcus tarseus inferior bilden hilft. /. Art. nasalis s. dorsalis nasi, Nasenrückenp. (!'" — %'")' s'e durch- bohrt Über dem lig. palpebrale internum den vi. orbicularis palpebrarum und steigt von der Wurzel der Nase auf dem Rücken derselben herab. Sie verbindet sich mit den artt. dorsall. und pinnall. nasi aus der ort. angularis. m. Art. frontalis, Stirnp. (-£'" dick) , ist die Fortsetzung des Stammes oder wird durch den Zusammenfluss des Endastes der ort. ophthalmica und angula- ris gebildet. Sie steigt unter dem m. orbicularis ziemlich senkrecht und ge- schlängelt am m. frontalis aufwärts bis zur sutura coronalis und giebt der Haut, dem m. orbicularis , corrugator und frontalis Zweige. Sie anastomosirt mit der art. supraorbitalis , dorsalis nasi und temporalis. 2) Mamus communicans (s. art. communicans poste- rior), Verbindungspulsader (l'^dick); entspringt 3 — 5'" höher als die art. ophthalmica aus dem hintern Umfange der carotis interna und läuft an der Basis des grossen Gehirns neben den corpora mammillaria und dem infundibulum, unter dem tractus opticus rückwärts, um sich mit einem ihr entgegenkommenden ähnlichen Verbindungszweige der art. profunda cerebri (aus der art. verlebralis) zum Circulus arteriosus Willisii zu verbinden. Dieser liegt oberhalb und neben der sella turcica , rings um das chiasvia nervor. opticor., luber cinereum Zweige fiU's und die corpora mammillaria. Gebildet wird er hinten durch die artt. cerebri grosse Ge- profundae (der art. basilaris), rami communicantes (posterior der carotis und der urn" profunda cerebri) , artt. corporis callosi und art. communicans anterior. Aus ihm entspringen Zweige für die naheliegenden Theile des Gehirns. 3) Art. choroidea3 Adcrnetzpulsader (-2-'" dick). Sie ent- springt gleich oberhalb des rainus communicans, verläuft mit dem tractus opticus, schlägt sich nach hinten und aussen um das crus cerebri zu dem untern Hörne des Seitenvenlrikels und verliert sich, nachdem sie Zweige zu dem thalamus und den hintern Lappen des grossen Gehirns gegeben hat, im plexus choroideus. 4) Art. corporis callosi ( s. cerebralis anterior), Bal- kenpulsader (J^'.'l dick). Sie ist der schwächere von den beiden End- ästen der innern Carotis, wendet sich dicht vor dem chiasma nervorum opticorum vor- und einwärts zur innern Seite des vordem Lappens des grossen Gehirns, steht hier mit derselben Art. der andern Seite durch einen queren ramus communicans s. art. communicans ante- rior (aus welchem ein Zweig in den 3ten Ventrikel, zum jornix und septum tritt) in Verbindung, schlägt sich um den vordem Rand des Bal- kens herum zu dessen oberer Fläche, wo sie nach hinten läuft, Zweige zum lten und 2ten Nervenpaare, zum Balken giebt, und in ihrer Hemi- sphäre versehwindet. 5) Art. fosstie &ylvii (s. cerebalis media), mittlere Hirn- pulsader (2"' dick). Sie ist der grösste Zweig und der stärkere End- ast der Carotis interna; wendet sich von ihr gleich nach aussen und etwas vorwärts zur fossa Sylvii, in der sie aufwärtssteigend sich in vor- dere und hintere Zweige theilt, welche sich im vordem und mittlem Hirnlappen bis zu dessen Oberfläche hin verästeln. Einige Aeste driu- — 524 — Schlüssel- gen in die Tiefe bis zum corpus striatum und Sehhügel. Sie anastomo- "a(ier.s sii't mit der art. profunda cerebri. II. Arieria subelama, j§>clilüsselbeinpnl§a-a hintere Kranz- pulsader des Armes (l-V" dick). Sie übertrifft die vordere weit an Stärke und entspringt, der vorigen gegenüber, bisweilen gemeinschaft- lich mit der art. subscapularis oder profunda brachii vom äussern Um- fange der art. axillaris. In Begleitung des nerv, axillaris schlägt sie sich von innen nach aussen um den hinlern Theil des Oberarmknochens herum, so dass sie zwischen dem Knochen und m. leres major, latissi- mus dorsi und dem langen Kopfe des triceps verläuft; diese Muskeln ver- sieht sie mit Zweigen. Sie endigt sich an der hintern Fläche des m. deltoideus, in welchem M. (und im Kapselbande) sie sich verästelt. IV. Mvtevia brachialis9 Armpnlsader. (Oben %'", unten %^',' dick.) Die Fortsetzung der art. axillaris heisst, nachdem sie zwi- schen der Sehne des in. pectoralis major und latissimus dorsi aus der Achselhöhle herausgetreten ist, art. brachialis. — Verlauf. Sie läuft gestreckt und sich allmälig mehr vorwärts lenkend längs des innern Ran- des des m. biceps in der Mitte der innern Fläche des Oberarms herab — 534 — Armarterie, und mitten durch den Ellenbogenbug hindurch, um sich am Vorderarme, etwa -|" unterhalb des Ellenbogengelenks, in die art. radialis und id- naris zu spalten. Lage : in der Mitte der innern Fläche des Oberarms , nur von der Haut und fascia bedeckt und mit dem nerv, viedianus in eine Scheide der Oberarmbinde einge- schlossen , nahe am os brachii vor dem vi. brachialis internus und längs des innern Randes des m. biceps, doch von diesem noch etwas überragt. Sie wird entweder von 2 venae brachiales (welche die Arterie zwischen sich nehmen und nicht selten durch Communicationszweige, welche über dieselbe hinwegtreten, zusammenhängen), oder nur von l vena brachialis (welche dann an ihrer innern Seite liegt) begleitet. Am obern Theile des Oberarms läuft der nerv, medianus an ihrer äussern oder vor- dem Seite und der nerv, ulnaris an ihrer innern Seite ; weiter unten aber , oberhalb des Ellenbogenbuges , kreuzt sich der nerv, viedianus sehr schief mit der Armarterie, indem er über ihre vordere Fläche hinweg an ihre innere Seite tritt. — Inder Mitte des Ellenbogenbugs, plica cubiti (s. S.385), liegt das Ende der art. brachialis, umgeben von 2 Venen, dicht am innern Rande der Sehne des ?n.biceps und auf dem vi. brachialis internus, bedeckt von der Haut, vena mediana, dem nerv, culaneus niedius und der aponeurosis ?nscl. bicipitis ; der nerv, viedianus läuft an ihrer innern Seite. Zweige: ausser zahlreichen (10— 12, \'" dicken) rami tnusculares, wel- che längs des ganzen Verlaufes der Arterie entspringen , für den m. coracobrachialis, bieeps, anconaeus internus, supinalor longus und brachialis internus bestimmt sind und mit den arlt. circumßexae humeri und profunda brachii anastomosiren , giebt die Armp. noch folgende Zw. : art. profunda brachii, nutritia magna und Zweige der collateralis radialis und ulnaris. Am Vorderarme , vor dem processus co- urt.brachia- ronoideus ulnae spaltet sich dann ihr Ende in die art. radialis und ulnaris. — '*' Krause lässt die arlt. collalerales auf folgende Art entspringen : eine collate- ralis radialis und media aus der art. profunda brachii; die media als Fortsetzung des Stammes läuft mitten in der Substanz des m. trieeps zum olecranon; dann eine collateralis ulnaris superior s. prima und inferior s. seeunda aus dem Stamme der art. brachialis. — M. J. Weber (in Bonn) nimmt eine art. collateralis radialis anterior und posterior als Endäste der- art. profunda brachii an und lässt die art. collateralis ulnaris sich in eine anterior und posterior spalten. Varietäten, Sehr oft variiren die artt. collaterales in ihrem Ursprünge und bisweilen entspringt die art. profunda brachii hoch ohen , noch aus der art, axillaris; es kommt auch vor, dass sich die Armp. schon am Oberarme höher oder tiefer in die art, radialis und ulnaris spaltet. 1) Art. profunda brachU3 tiefe Armpulsader (H'" dick). Bisweilen ist sie ein Zweig der art. subscapularis oder circumßexa hu- meri posterior, gewöhnlicher entspringt sie aber in der Gegend der Sehne des m. latissimus dorsi aus dem innern hintern Umfange der art. brachialis. Ihre ersten Zweige sind für die nahe liegenden Muskeln be- stimmt, ein Zweig aber, die a. Art. collateralis ulnaris posterior, hintere Ellenbogcnnebenp., welche oft aus dem Stamme der ari. brachialis selbst ihren Ursprung nimmt, läuft am innern Rande des m. trieeps, hinter dem lig.intermusculare internum mit dem nerv, ulnaris gegen den condi/lus internus herab und anastomosirt mit der art. collateralis ulnaris anterior und recurrens ulnaris. Ihre Zweige endi- gen im vi. trieeps und am Gelenke im rete ar liculare cubiti. Der nur kurze Stamm der art. profunda wendet sich, begleitet vom nerv, radialis, zwischen dem anconaeus internus und longus nach hinten und schlingt sich von innen nach aussen und unten um den Ober- armknochen (etwa in seiner Mitte), indem sie den m. trieeps durchboh- rend zwischen die 3 Köpfe desselben dringt und ihn mit Zweigen ver- sieht, bisweilen auch die art. nutritia magna abgiebt. Ihr Endast kommt — 535 — am condylus externus zwischen m. brachialis internus und anconaeus Annaiterie. externus mit dem nerv, radialis zum Vorscheine und endigt als h. Art. collateralis radialis posterior, hintere Speiche nnebenp., welche hinter dem lig. intermusculäre externum herabläuft und Zweige zum m. anconaeus externus und quartus, supinator longus , extensor carpi radialis longus und zum Ellenbogengeleuke schickt , Avelche mit der art. recurrens ra- dialis in Verbindung stehen und das rete articulare cubili bilden. 2) Art, collateralis radialis (anterior ), vordere Spei- chennebenpulsader (-|'" dick). Sie entspringt aus dem äussern Um- fange der Armarterie und läuft zwischen m. brachialis internus und su- pinator longus vor dem lig: intermusculäre externum, mit dem nerv, radialis nach dem condylus externus des Oherarms herab, um hier mit der art. collateralis radialis posterior und recurrens radialis zusammen- zufassen und am Ellenbogengelenke das rete articulare cubiti bil- den zu helfen. 3) Art, nutritia magna hunter i3 grosse ernährende Oberarmknochenpulsader ist nicht selten ein Ast. der art. profunda und entspringt unter dem m. coracobrachialis. Nachdem sie Zweige für den genannten Muskel und den m. brachialis internus abgegeben hat, tritt sie durch das foramen nutrilium am untern Ende der Spina tuber- culi minoris in die Markzellen des os brachii. 4) Art, collateralis ulnaris (anterior) , vordere Ellen- Zweige fler bogennebenpulsader (|"' dick). Am innern Rande des m. brachia-aT ' 'f™ ia~ lis internus läuft sie vor dem lig. intermusculäre internum herab und schickt Zweige zu diesem Muskel und zur Verbindung mit der art. col- lateralis posterior und recurrens ulnaris. Indem sie sich über den con- dylus internus hinweg nach der Streckseite herumwendet, durchbohrt sie das Hg. intermusculäre internum und fliesst, bedeckt vom m. triceps, mit der art. collateralis ulnaris und radialis posterior in einen Bogen zusammen, in den Arcus dor s alis ar t icularis cubitalis , ans welchem viele Zweige zu dem das Ellenbogengelenk umstrickenden rete articulare cubiti kommen. V. Arteria ulnaris s. cubitalis, E21Ieiabog>en- pulsader. (1£"'_2'" dick.) Sie ist der stärkere Ast von den beiden Endzweigeu der art. bra- chialis und tritt leicht gebogen hinter dem nerv, medianus hinweg nach inneu und hinten in die Tiefe, unter den mm. pronator teres, ßexor carpi radialis, palmaris longus und ßexor digitorum sublimis. An der innern vordem Fläche der ulna, unterhalb ihrer Mitte, nähert sie sich wieder der Oberfläche und läuft in Begleitung des nerv, ulnaris, der an ihrer innern Seite liegt, zwischen dem m. ßexor carpi ulnaris und ßexor digitorum communis sublimis bis zur Hand herab. Ausser Muskelzweigen für die genannten Muskeln, für den m. pronator teres und brachialis internus, entspringen aus dem obern Theile dieser Ar- terie folgende Aeste: 1) Art. recurrens ulnaris 9 zurücklaufende Ellenbogen- pulsader (|"' — 1'" dick). Zwischen dem m. ßexor digitorum pro- - 536 — Ellenbogen ■ fundus und sublimis entsprungen, durchbohrt sie den m. ßexor carpi r ene' ulnaris und steigt rückwärts zwischen condylus internus und m. brachia- lis internus in die Höhe. Ihre Zweige sind für die genannten Muskeln bestimmt und anastomosiren am Ellenbogengelenke mit den artt. colla- terales ulnares, das rete articulare c u biti bilden helfend. 2) Art. interossea (s. antibrachii) communis 3 Zwi- schenknochenpulsader (1*/" dick). Ihr Ursprung ist am hintern Umfange der art. ulnaris gleich unterhalb des Anfanges der art. recur- rens ulnaris; nur selten entspringt sie aus der Theilungsstelle der art. brachialis. Sie tritt nur ein kleines Stück gerade abwärts zur Mitte des Vorderarms an das Hg. interosseum und spaltet sich hier in 2 Zweige, von denen der eine (art. interossea interna) an der innern Seite dieses Bandes als Fortsetzung des Stammes herunterläuft, der andere (art. in- terossea externa) aber zwischen den beiden Vorderarmknochen hindurch zur Rückenseite tritt. a. Art. interossea perforans (superior) s. externa s. dorsalis, äus- sere Zwischenknochenp. (l"y dick), tritt \±" — 2" vom Ellenbogenge- lenke über den obern Rand des Hg. interosseum hinweg zur Rückenseite des Vor- derarms und schickt sogleich auf- und rückwärts die X) Art. r ecurrens interossea (J'"dick), welche zwischen dem capitulum radii u. olecranon zum Ellenbogengelenke läuft. Ihre Zweige treten zu dem Ursprünge aller mm. extensores, zum supinator brevis, anconaeus parotis, und helfen mit den artt. collaterales radiales und ulnares das rete articulare cubiti bilden. Nachdem die art. interossea externa diese art. recurrens abgegeben hat, läuft sie auf dem Zwischenknochenbande in Regleitung des nerv, interosseus externus Zweige der (vom nerv, radialis), doch etwas näher der ulna, zwischen tn. extensor und art. ulnaris. abductor longus pollicis und ex lensor digitorum communis , bis gegen das Ende der uhia herab. Sie anastomosirt auf diesem Wege mit den rami perforantes der art. interossea interna und erstreckt sich bisweilen bis zum Rücken der Handwurzel. b. Art. interossea interna s. volaris, innere Zwischenknochenp. (l'"dick), der forlgesetzte Stamm der interossea communis, bleibt an der in- nern Fläche des Hg. interosseum, und Steigt, begleitet vom nerv, interosseus internus des nerv, medianus , allen Reugemuskeln Zweige gebend, zwischen m. ßexor digitorum profundus und pollicis longus gegen die Handwurzel herab. In diesem Verlaufe durchbohren von ihr mehrere 1) Kamiperforantes das Zwischenknochenband, und verbinden sicli theils mit Zweigen der art. interossea externa, theils verästeln sie sich im in. abductor und extensor pollicis. Der Endast der art. i?iterossea interna, welcher bis zum m. pronalor guadra- tus gelangt ist, durchbohrt (als art. interossea perforans inferior) das lig. interosseum oberhalb dieses Muskels und läuft zwischen radius und ulna zum Rücken der Handwurzel herab , wo er sich mit seinen Zweigen in dem rete carpeum dorsale verliert. Nur selten durchbohrt an der innern Seite ein Endast den m. pronator quadralus und erstreckt sich bis zum rete carpeum volare. Die art. ulnaris spaltet sich nach Abgang der genannten Arterien ober- halb des capitulum ulnae in zwei Aeste, wovon der eine für den Rücken (ramus dorsalis), der andere für die Hohlhand (ramus volaris) be- stimmt ist. 3) Ramus dorsalis arteriae ulnaris, Handrückenpuls- ader i^'" dick), der schwächere der beiden Endäste der Ulnararterie, entspringt etwa l-£" — 2" oberhalb des Handgelenks aus der art. ulnaris, schlägt sich unter der Sehne des m. ßexor carpi ulnaris um die ulna herum zum Rücken des carpus und fliesst hier mit einem ähnlichen ran/, dorsalis der art. radialis zu dem rete carpeum dorsale (s. später) — 537 — zusammen. Auf diesem Wege erhalten von ihm Zweige : der m. ßexor Ellenbogen- carpi ulnaris, pronator quadralus , abductor digiti minimi, die liga- mcnta carpi dorsalia, und der kleine Finger die 1) Art. dorsalis digiti V. ulnaris, welche an seinem innern Rande auf dem Rücken hinläuft. 4) Mfimus volaris arteriae ulnaris, Hohlhandast (•£'" dick), der stärkere der heiden Endäste und die Fortsetzung des Stam- mes, verläuft in Begleitung des nerv, ulnaris (welcher an seiner innern Seite liegt) ganz oberflächlich, neben dem os pisiforme (an dessen äus- serer Seite, etwa 3"' davon) und am Radialrande des hamulus ossis ha- mati, über das Hg. carpi volare proprium hinweg zur Hohlhand, wo er sogleich unter den m. palmaris brevis und die aponeurosis palmaris tritt. Nachdem Zweige für den m. ßexor und abductor digiti minimi abgegangen sind, spaltet er sich in der Gegend des 5ten Mittelhandkno- chens oder des hamulus ossis hamali in einen oberflächlichen und tiefen Zweig. a. liamus volaris sublimis (arteriae ulnaris) , ist stärker als der tiefe (\'" dick) , und wird nur von der aponeurosis palmaris bedeckt. Bogenförmig wen- det er sich nach dem äussern Rande und bildet mit dem ram. volaris der art. radialis den Arcus volaris sublimis , oberflächlichen Hohlhandhogen (s. später)- b. Mamus volaris profundus (arteriae ulnaris ; 1"' dick), verläuft eben- falls gegen den äussern oder Radialrand hin , aber unter den Sehnen der mm, ße.rores digilorum , nachdem er vorher die Art. volaris digiti V. ulnaris für den innern Rand der Volarfläche des kleinen Fingers abgegeben hat. Indem er mit der art. radialis in einen Bogen zusammenstösst , trägt er zur Bildung des Arcus volaris profundus, tiefen Hohlhandbogens, bei (s. nachher). ^5. Arteria radialis, üfpefclienpulsader. Sie ist dünner (l^'" dick) als die art. ulnaris und verläuft viel oberflächlicher als diese in der Richtung des Stammes der art. brachialis ^^lie"' fort, längs der innern Fläche des radius. Anfangs tritt sie, nachdem sie zwischen der Sehne und Aponeurose des m. biceps hindurchgedrun- gen ist, zwischen dem m. pronalor teres und supitwtor longus schräg nach aussen und läuft dann zwischen dem m. supinalor longus und ßexor carpi radialis (an der obern Hälfte des Vorderarms von diesen Mm. noch überragt) bis zum Handgelenke herab. — An der untern Hälfte des Vorderarms, wo man den Puls sucht, liegt sie, von 2venae radiales eingeschlossen, zwischen der Sehne des m. ßexor carpi radialis (etwa 3'" von ihm nach aussen entfernt) und des supinator longus und wird nur von der Haut und fascia bedeckt. Sie wird vom radius oben durch den m. supinator brevis und den Schwanz des m. pronator teres, unten durch den m. ßexor pollicis longus und pronator quadralus getrennt; an ihrer äussern Seite liegt der nerv, radialis. — Im Herabsteigen bis zum Handgelenke giebt sie zahlreiche rami musculares: für den m. supinator longus und brevis, pronator teres, ßexor und exlensor carpi radialis, ßexor pollicis longus, digitorum communis sublimis und pro- fundus, pronator quadratus, so wie Zweige für das Handgelenk und die Haut. — Nahe an ihrem Ursprünge kommt aus ihr: die — 538 — Speichen- 1) JLrt. recurrens radialis , zurücklaufende Speichenpuls- urtene. a(jer '(&'" dick), welche sich, bedeckt vom m. supinator longus, zwi- schen m. supinator brevis und extensor carpi radialis longus nach aussen, oben und hinten zum Ellenbogengelenke krümmt und zum con- dylus externus in die Höhe steigt, auf dem sie mit den artt. collate- rales anastomosirt und so zur Bildung des rete articulare cubiti beiträgt. Ihre abwärts laufenden Zweige erstrecken sich zum m. pro- nator teres, supinator longus und brevis, extensor carpi radialis longus. Die art. radialis, sobald sie das untere Ende des radius überschrit- ten hat, theilt sich in der Gegend des processus styloideus radii in einen Zweig für die Hohlhand (ramus volaris) und einen für den Rücken der Hand (ramus dorsalis). 2) iiatti ns volaris (arteriae radialis), Hohlhandast (^"' — £"' dick), ist viel schwächer als der folgende und läuft dicht unter der aponeurosis palmaris am äussern Rande des lig. carpi volare pro- prium in die Hohlhand. Hier giebt er einen ramus carpeus zur Bil- dung des rete carpeum volare ab und verliert sich dann, wenn er schwach ist, in den kurzen Muskeln des Daumens ; ist er stärker, so fliesst. er mit dem ramus volaris sublimis art. ulnaris zum Zweige der «) Arcus volaris subli?nis zusammen, und giebt auch die art. radialis, ß) Art. volaris pollicis radialis, für den äussern Rand der Volarfläche des Daumens. 3) Kam ti.s dorsalis (arteriae radialis), Handrückenast (1^"' dick), ist die Fortsetzung der art. radialis. Er begiebt sich um den Radialrand der Handwurzel herum und auf dem lig. radio-naviculare, unter den Sehnen des m. abductor pollicis longus und der mm. exlensores pollicis hinweg, zwischen processus styloideus radii und os naviculare zum Rücken der Handwurzel, und giebt, ehe er sich vom Handrücken aus in die Hohlhand schlägt, den genannten Muskeln und den Gelenk- knorpeln Zweige, so wie die folgenden: a. Art. dorsalis radialis pollicis (\"' dick) , welche am äussern oder Ra- dialrande des Daumens bis zur Spitze hinläuft und mit der volaris radialis ana- stomosirt. b. Ramus carpeus dorsalis (}'" dick). Er geht dicht auf den Handwurzel- knochen und den Bändern, unter den Sehnen des m, extensor digitorum, in querer Richtung nach der Ulnarseite und stösst mit dem ra?nus carpeus dorsalis art. ulnaris und dem Eudastc der art. interossea interna zusammen in das 1) Rete carpeum dorsale s. arcus dorsalis carpi (s. später). c. Art. dorsalis ulnaris pollicis (}/" dick) , für den innern oder Uluarrand des Daumens. d. Art. dorsalis radialis indicis (i'"dick), verläuft am äussern Rande des Zeigefingers. Nach Abgabe dieser Zweige auf dem Rücken der Hand tritt der ramus dorsalis zwischen dem Mittelhandknochen des Daumens und Zeige- fingers, durch den m. interosseus externus primus (s. abductor indicis) hindurch zur Hohlhand, in welcher er quer hinüber nach der innern Seite zum ramus profundus der art. ulnaris läuft, um mit diesem den arcus volaris profundus zu bilden. Bei seinem Eintritte in die Hohlhand erhält der Daumen die — 539 — e. Art. magna s. princeps pollicis , grosse Daumenp. (1'" dick). Sie Speichen- läuft an der Volarfläche des 1 . Mittelhandknochens , zwischen m. opponens und aiterie- flexor brevis pollicis , unter der Sehne des m. flexor pollicis longus, bis in die Nähe des capitulum ossis metacarpi I. und spaltet sich in 2 oder 3 Zweige, in die 1) Art. volar is radialis pollicis, für die äussere Seite des Daumens; 2) Art. volaris ulnaris pollicis , für die innere Seite desselben, und 3) Art. volaris radialis indicis, welche am Radialrande des Zeigefingers verläuft. Bisweilen theilt sich dieser in die Hohlhand getretene ramus dorsalis in einen ramus sublimis und profundus, um die beiden Hohlhandbogen bilden zu helfen. Diess ist der Fall, wenn der ram. volaris der art. radialis sehr schwach war und nichts zur Bildung des arcus volaris sublimis beilragen konnte. Gefässvogen und Netze an der Hand. 1) Hefe carpeum dorsale s. arcus dorsalis carpi, ein aus meh- rern kleinen Gefässbogen gebildetes Netz, welches sich auf dem Rücken der Handwurzel findet, und theiis als superficiale seine Lage unter der Haut auf dem lig. carpi dorsale (s. S. 387) hat, theiis als profun- dum unter diesem lig. und den Sehnen der Extensoren, unmittelbar auf demCarpus liegt. — Es wird dieses Netz gebildet: vom ramus carpeus dorsalis art. radialis, ramus dorsalis art. ulnaris, und von den Endästen der art. interossea externa und interaa (perforans inferior). — Das eigentliche stärkere tiefe Netz giebt Aestchen an die Handwurzel und Arterienbo- nach unten gegen die Finger, die . Hand. a. Artt. interosseae metacarpi dorsales, 3 Stück und \'" dick. Sie lau- fen über dem 2., 3. und 4. iniersiilium inierosseum, auf den äussern Zwischen- knochenmuskeln abwärts bis in die Gegend der capitula ossium metacarpi , wo sie sich, nachdem sie vorher in ihrem Verlaufe Aestchen an die mm.interossei ertemi, an die Sehnen der Extensoren und die Haut abgegeben haben, gabel- förmig in die 1) Artt. digitales dorsales (|"' dick) spalten, welche an den einander ansehen- den Rändern zweier verschiedener, aber neben einander liegender Finger, bis zur Spitze laufen. Es kommen demnach die 1) Art dorsalis ulnaris digiti IL) ftus der aH interossea L dorsaUs. 2) Art. dorsalis radialis digitilll.) 3) Art. dorsal ulnar dig. UL\ A aH interossea IL dorsans. 4) Art. dorsal. radial, dig. 11.) 5) Art.' dorsal, ulnar dig.JV.\ ftus der aH interossea m. dorsalis. 6) Art. dorsal, radial, dig. r . ) 2) Uete carpeum volare, ein Netz aus wenigen kleinen Aestchen des ramus volaris art. radialis (ramus carpeus) und ulnaris, der art. interossea interna und dem arcus volaris profundus gebildet, welches dicht auf der Volarfläche des Carpus seine Lage hat, und dessen Bändern und Knochen Zweige giebt. 3) Arcus volaris sublimis, oberflächlicher Hohlhandbogen, ent- steht durch den Zusammenfluss des ramus volaris sublimis art. ulnaris und ramus volaris art. radialis, hauptsächlich aber und bisweilen ganz allein von dem genannten Aste der art. ulnaris. Er nimmt vom Ulnar- rande nach dem Radialrande hin, von \"' bis zu i"', an Dicke ab; ist mit seiner Convexität nach unten, gegen die Finger gerichtet und liegt unmittelbar unter der aponeurosis palmaris auf den Sehnen des m. fle- xor digilor. sublimis, etwa £"' — %'" unterhalb des lig. carpi volare proprium. Er giebt kleine Zweige zu den mm. lumbricales, den Muskeln der Ballen und zu der Haut, und aus seiner Convexität : — 540 - Arterienlio- a. Artt. digitales eommunes volares , 3 Stück und £'" — \"' dick. Sie gen der laufen divergirend zwischen den Sehnen der Fingerbeuger abwärts bis an die Köpfchen der Mittelhandknochen und spalten sich hier, den artt. interosseae dorsales gleich , gabelförmig in 2 Zweige, 1) Artt. digitales volares ({}'" dick), von denen der eine für deninnern, der an- dere für den äussern Rand der Volarfläche zweier neben einander liegender Fin- ger bestimmt ist. Es kommt demnach 3 frt. l^r^^HL1- 1 «• d<* «*• *■ **«* communis. % ill: Ä: gffi g: ?/: 1 «• "- **■ "• «*** co™- 5) -4r£. ™/«r. mW «tir-W,} aus der flrt_ JJX di itaL communis, 6) .<4r£. volar, radial, dig. / . j ° 4) Areus volaris profundus , tiefer Mohlhandbogen; er ist län- ger, weniger convex und dünner als der oberflächliche Bogen, und nimmt vom Radialende nach dem Ulnarende hin, von 1 '" — £'", an Dicke ab. Er liegt etwas höher als der arcus sublimis, dicht auf der Basis der Mit- telhandknochen uud den obern Enden der mm. interossei interni, bedeckt vom. m. adductor po Weis, den Sehnen der Fingerbeuger und mm. lum- bricales. Er wird hauptsächlich aus dem Endaste des ramus dorsalis arL radialis gebildet, mit dem noch der kleinere ramus volaris profun- dus art. ulnaris anastomosirt. Aas diesem Bogen kommen Aestchen zum Carpus und Metacarpus und zu deren Bändern, und die artt. interosseae volares und perforantes. 1) Artt. interosseae metacarpi volares, 4 Stück und \'u — |rt' dick; verlaufen in den interst.itiainterosseaunA verästeln sich in den mm. interossei, lumbricales und adductor pollicis , anastomosiren mit den artt, digitales communes volares und geben gleich unterhalb der basis oss. metacarpi die 2) Rami interossei perforantes (|'" dick) ab, welche durch die mm. interossei zum Rücken der Hand dringen und hier mit den artt. interosseae metacarpi dorsales anastomosiren. Arteriae digitales, ringerarte- von denen jeder Finger 2 dickere und längere volares, und 2 dünnere und kürzere rien. dorsales bekommt, laufen an den Seiten der Finger hin, viele kleine querlau- fende Aestchen abschickend, welche sich in den verschiedenen Theilen des Fingers verbreiten und vielfach mit den übrigen Arterien anastomosiren. — Die artt. digi- tales dorsales erstrecken sich nur bis zum Anfange des 2. Fingergliedes, die volares dagegen bis zur Fingerspitze , wo sie auf der Dorsalfläche unter dem Nagel ein rete unguiculare bilden , au der Volarfläche aber von beiden Seiten her in einen Bogen zusammenfliessen , dessen Zweige die Fingerspitze mit einem dichten Netze umstricken. C. Aorta descendens, absteigende Aorta. Nachdem sich die aorta mit ihrem arcus nach der linken Seite hin bis in die Gegend des 4te" Brustwirbels gebogen hat, steigt sie, etwas verengert, an der linken Seite der Brustwirbelkörper herab, durch den hiatus aorticus des diaphragma in die Bauchhöhle und erstreckt sich hier bis zum 4te11 Lendenwirbel. Der in der Brusthöhle liegende Theil, welcher vom 4ten bis 12ten Brustwirbel reicht, erhält den Namen aorta thoracica; vom hiatus aorticus bis zur Theilung am 4ten Lendenwirbel in die artt. iliacae heisst sie aorta abdominalis. — Die aus der ab- steigenden Aorta entspringenden Arterien nehmen ihren Ursprung entwe- der aus dem seitlichen und hintern Umfange und sind dann für die Wände der Brust- und Bauchhöhle bestimmt, oder von der vordem — 541 — Seite derselben und Legeben sich zu den in diesen Höhlen liegenden Brustaoi-u. Organen. I. Moria descendens thoracica 9 Brustaorta. (7" — 8" lang, oben 10'", unten 9'" dick.) Sie steigt dicht an der hintern Wand der Brusthöhle, im linken Theile des cavum mediastini postici, hinler dem Herzbeutel und der Wurzel der linken Lunge herab und liegt mit ihrem obern Ende an der linken Seite des 4ten Brustwirbels, mit dem untern Ende aber, weil sie sich im Herabsteigen etwas mehr nach der Mittellinie lenkt, mehr vor dem 12ten Brustwirbel. Nach links gränzt sie an das linke mediastinum posticum, nach rechts an den ductus thoracicus und die vena azygos. Die Speiseröhre liegt in der ersten Hälfte des Verlaufs der aorta an ihrer rechten Seite, in der 2ten Hälfte dagegen vor derselben. Da wo die aorta durch den Malus aorticus tritt, bleibt ihre hintere Wand bei- nahe noch l" weit länger in der Brusthöhle, als die vordere. Die vena hemiazygos geht hinter ihr hinweg. Ihre Zweige verlaufen entweder seitwärts zu den Wänden der Brusthöhle, wie die artt. intercostales und phrenicae superiores, oder vorwärts in diese Höhle hinein zu den in ihr liegenden Organen, wie die artt. bronchiales, oesophageae, pericardiacae und mediastinae. A. Vordere Zweige der Brustaorta, zu den Brustorganen: 1) Artt. bronchiales posteriores (s. inferiores), hin- tere untere Luftröhrenpulsadern (J,1" — V" dick). Ihre Anzahl ist entweder 2 oder 4, für den rechten und linken Luftröhrenzweig; ihr Ursprung nahe unter dem Bogen am vordem Umfange der aorta. Beide Vordere laufen nach vorn zu den Luftröhrenästen (bronchi) und dringen mit die- aorUithola- sen in die Lungen ein, wo sie sich theils an den kleinern Luftröhrenästen CIC"' (bronchia), aber nicht bis zu den Lungenbläschen hin erstrecken, theils in der Substanz der Lunge und unter ihrem Ueberzuge mit den Zweigen der Lungenarterien ein Gefässnetz bilden, dessen Maschen weitläufiger als die desjenigen Netzes sind, welches die art. palmonalis bildet. Sie ernähren die Lungen und stehen der Absonderung in den Brustfellsäckeu und in der Bronchial -Schleimhaut vor. Ihre Capillargefässe gehen so- wohl in venae bronchiales, wie pulmonales über. a. Art. bronehialis deactra, ist grösser als die linke, hat bisweilen mit der ersten art. intercostalis aus der aorta einen gemeinschaftlichen Ursprung. Sie läuft um den Oesophagus , welchem sie Zweige giebt, herum zur hintern Wand des bronchus dexler. b. Art. bronehialis sinistra, ist stets ein Ast der Aorta und geht neben dem Schlünde zum linken Luftröhrenaste. Beide Zweige schicken kleine Aestchen zu den Wänden der Aorta selbst. 2) JLrtt. oesopliageae* Schlundpulsadern, 3 — 6 Stück (\'" — \'" dick). Sie verlaufen an den Wänden des mediastinum posticum und der hintern Wand des pericardium, und durchbohren, sobald sie den Schlund erreicht haben, dessen Muskelhaut, um sich in der Gefäss- haut und dem Zellgewebe desselben zu verästeln. Hier anaslomosiren sie -mit Zweigen aus den artt. bronchiales, phrenicae und Magenarterien. — 542 — Brustaorta. 3) Artt* perlcardlacae und 4) ntediastinae posticae, hintere Herzbeutel- und Mittelfellpulsadern (i"' dick). Es sind sehr kleine, aber zahlreiche Zweigelchen, welche sich an der Wand des hintern Mittelfelles und des Herzbeutels vertheilcn, auch dem Schlünde und der Wand der Aorta selbst Aestchen zukommen lassen. B. Seitliche Zweige der aorta thoracica, zu den Brnstwünden. 5) Artt. intercostales posteriores 9 hintere Zwischen- rippenpulsadern. Gewöhnlich sind auf jeder Seite 9 Stück vorhan- den, für das 3te bis llte interstitium intercostale ; sind es 10, dann gab die art. intercostalis prima nur in den lsten Zwischenraum einen Zweig; spaltet sieh aber die lste art intercostalis, welche aus der aorta ent- springt, in Zweige, die in den 3ten und 4ten Raum laufen, so giebt die aorta sogar nur 8 Intercostalarterien. — Diese Arterien nehmen von oben nach unten an Stärke zu, von |//7 — 1^"' Dicke. Die Arterien für die obern Zwischenräume entspringen unter einem spitzigen Winkel, weil sie schief nach aussen in die Höhe steigen müssen, die untern dagegen, welche quer nach aussen laufen, unter einem rechten. Die der rechten Seitliche Seite sind etwas länger, weil die Aorta auf der linken Seite herabläuft, aorta^tfwra- un& gehen hinter dem Oesophagus, ductus thoracieus und der Vena azy- cica. g0S hinweg. Eine jede dieser Arterien schlägt sich, nachdem sie kleine Zweige zum Schlünde und hintern Mitlelfelle gegeben hat, um die Wir- belkörper nach aussen gegen das Köpfchen der Rippe und spaltet sich hier in einen hintern und vordem Ast. a. Humus posterior s. dorsalis (}'"dick), welcher sich am innern Rande des Hg. colli cnslae internum nach hinten wendet und gleich wieder in die fol- genden 2 Zweige theilt: 1) Ramus spinalis, gelangt durch das foramen intervertebrale zum Riicken- markskanale , und -verästelt sich in diesem am Kiickenmarke und seinen Häuten, mit den artt. spinales anastomosirend. 2) Ramus mus cul aris , tritt zwischen den processus trunsversi zum Rücken und verzweigt sich in den tiefen Rückenmuskeln, im m. multißdus Spinae und longis- simus dursi. b. Ramus anterior s. thoracieus s. intercostalis (1'" — \"' dick), ist die Fortsetzung des Stammes , und tritt in den Zwischenraum zwischen 2 Rip- pen, anfangs nur von der pteura bedeckt, bald aber zwischen m. intercostalis cxternus und internus. Er theilt sich , um an den obern und untern Rand der beiden Rippen , zwischen denen er verläuft, einen Zweig zu schicken, in zwei Zweige. 1) Ramus inferior s. supracostalis, ein kleiner Ast, welcher am obern Rande der tiefern Rippe nach vorn läuft und sich alimälig mehr nach der innern Fläche wendet. Er giebt seine Zweige dem m. intercostalis internus, der pleuru und dem periosteum. 2) Ramus superior s. infracostalis, tritt in den sulcus am untern Rande der obern Rippe und läuft in diesem gekrümmt nach vorn und aussen, um mit einer art. intercostalis anterior aus der art. mammaria interna zusammenzutliessen oder in den letzten Zwischenräumen mit dem ram. miisculophrenicus derselben Arte- rie. — Einige seiner Zweige durchbohren die Intercostalmuskeln und ana- stomosiren im m. serratus anticus major u. latissimus dorsi mit den artt. mamma- riae und thoracicae externae , erstrecken sich auch bis zum m. obliquus e.rternas, zur Haut der Brust und des Bauches; andere verschwinden in den Intercostal- muskeln, in der pleuru und dem periosteum der Rippe. 6) Artt. phrenicae super tor es s obere Zwerchfellpuls- adern (-£'" dick). Ehe die Aorta durch das Zwerchfell in den Unter- leib tritt, schickt sie bisweilen diese dünnen Arterien, nach jeder Seite — 543 — eine, über die Schenkel des diaphragma hinweg nach aussen, um sich Bauchaorta, an der obern convexen Fläche desselben zu verbreiten. II. Aorta descendens abdominalis^ Baucliaorta» (5i" lang, oben 9"', unten 1\'" dick.) Nachdem die absteigende Aorta durch den hiatus aortieus des dia- phragma in die Bauchhöhle gelangt ist, so steigt sie an der vordem Fläche der Lendenwirbelkörper, fast in der Mittellinie, nur etwas mehr links, hinter dem Bauchfellsacke, an der linken Seite der vena cava in- ferior, umgeben von Lymphdrüsen und Geflechten des Gangliennerven, bis zum 4*en Lendenwirbel (oder der cartilago intervertebralis zwischen dem 4t*n u. 5ten Lendenwirbel) herab und theilt sich hier in 2artt.iliacae, zwischen deren Ursprüngen noch die art. sacra media entspringt. Auf diesem Wege läuft die Bauchaorta hinter der cardia ventriculi, dem Pan- creas, der pars horizontalis inferior duodeni, der linken Nierenvene und der radix mesenterii hinweg und schickt seitliche, hintere und vor- dere Zweige ab, welche von oben nach unten in der folgenden Ordnung entspringen: artl. phrenicae inferiores, art. coeliaca, artt. I. lumbares, art. mesenterica superior, artt. suprarenales , renales, lumbares IL, spermaticae internae, lumbares III. , art. mesenterica inferior, artt. lum- bares IV., sacra media und artt. iliacae communes. Der Grösse nach folgen diese Arterien von der stärkern zur dünnern so auf einander: art. coeliaca, mesenterica superior, renalis, mesenterica inferior, lum- bales, spermaticae, phrenicae und suprarenales. A. Zweige für Organe, welche in der Bauchhöhle ausser- halb des Bauchfelles liegen: 1) Artt. phrenicae inferiores» untere Zwerchfellpuls- adern (l'"dick). Sie sind sehr oft Zweige der art. coeliaca; kommen sie aber aus der Aorta, so ist ihr Ursprung am vordem Umfange dersel- ben gleich unter dem Malus aortieus, dicht neben einander oder bis- Seitliche weilen aus einem gemeinschaftlichen Stamme. Eine jede läuft über die aortaubdö- Schenkel des Zwerchfells hinweg nach ihrer Seite und an der untern mmahs. Fläche desselben in die Höhe; die rechte hinter der vena cava inferior hinweg. Sehr bald spaltet sie sich aber in einen vordem und einen ■hintern Zweig, welche mit den ramis phrenicis aus der mammaria in- terna, mit den artt. intercostalibus und lumbalibus anaslomosiren. a. Mmmus posterior (s. externus) ist der dünnere und besonders für den Lendentheil des Zwerchfelles bestimmte; seine Zweige erstrecken sich zu den Nebennieren, als artt. suprarenales superiores, und durch das dia- phragma hindurch zur obern convexen Fläche desselben. b. Hanaus anterior (s. i?iternus), weit stärker als der vorige, läuft neben dem faramen oesophageum zur Mitte des Zwerchfells in die Höhe und giebt seine Zweige zur pars costalis und zum mittlem Theile desselben. Es bilden diese beiden Aeste um das foramen oesophageum und quudrilalerum einen Gefäss- kranz , aus welchem Zweige zur obern Fläche des Zwerchfelles , zum Herzbeutel und untern Theile der Speiseröhre treten. 2) Artt. supr arenale s9 Nebennierenpulsadern, welche man auch mediae nennt (da die superiores Zweige der artt. phrenicae infe- _ 544 — Bauchaorta, riores sind, die inferiores aber aus den artt. renales kommen). — Es sind bisweilen 2 — 4 auf jeder Seite, die dicht neben einander aus den Seitenwänden der Aorta in der Höhe des lsten Lendenwirbels entspringen und sich um die Wirbelkörper herum, vor den Schenkeln des Zwerch- fells vorbei, an die hintere und untere Fläche der Nebennieren begeben. Zweige von ihnen gelangen zum Zwerchfelle und dem Fette, was die Nieren umgiebt. 3) Artt. renales (s. emulgentes), Nierenpulsadern (2^'" — 3'" dick). Sehr selten findet man auf jeder Seite mehr als eine art. renalis, welche in der Gegend des 2ten Lendenwirbels etwas unter dem Ursprünge der art. mesenterica superior unter einem rechten Winkel aus der Seitenwand der Aorta entspringt. Sie laufen hinter dem Bauch- felle und den Nierenvenen, vor den innern Schenkeln des Zwerchfells und am psoas vorbei, quer nach aussen und hinten zu den Nieren, spalten sich aber, ehe sie sich in den hilus einsenken, in 2 — 3 Zweige. Der rechte entspringt tiefer, wegen der tiefern Lage der rechten Niere, ist auch etwas länger und läuft hinter der venu cava inferior hinweg. Aus die- Seitliche sen Arterien gehen Zweige zu den Nebennieren (Arit. suprarenales infe- Zweige der riores) und dem Nierenfette ab ; bisweilen nehmen auch die artt. spermaticae a°minaTis°~ internae ihren Ursprung aus ihnen. (Die Verzweigung dieser Arterie in der Niere s. b. dieser.) 4) Artt. spermaticae internae (s. seminales), innere Samenpulsadern (-£"' — Q" dick). Es sind 2 sehr lange dünne Arte- rien, eine dextra und eine sinistra, welche gleich unter den Nieren- arterien, zwischen art. mesenterica superior und injerior, mehr aus dem vordem Umfange der Aorta entspringen, die eine gewöhnlich höher als die andre. Bisweilen sind sie aber auch Zweige der Nierenarterien. — Eine jede geht unter einem spitzigen Winkel von der Aorta gerade ab- wärts und schlängelt sich gleich hinter dem perilonaeum und vor dem Ureter und m. psoas gegen den Eingang des kleinen Beckens herab. Auf diesem Wege kreuzt sie sich mit dem ureter und den vasis iliacis ; kleine Zweige von ihr treten an die Nebennieren , das Nierenfelt, den Harnleiter, m. psoas, das peritonaeum, die gl. lymphat. lumbares. a. Beim Manne ist sie weit länger und wendet sich nach vorn und aussen zum canalis inguhialis, tritt durch diesen und im Samenstrange bis zum Hoden herab. An diesem kommt sie in 3 Zweige gespalten an, wovon der eine zum obern , der andere zum untern Theile des Hodens verläuft und der dritte im Ne- benhoden verschwindet (s. Hoden). b. Beim Weibe tritt die weit kürzere aber viel mehr geschlängelte Arterie in die breiten Mutterbänder ein und verbreitet sich zwischen dessen Platten zu den Eierstöcken, der tuba Fallopii, ixnwfundus uteri und Hg. uteri rolundum. B. Zweige der Aorta für die Wandungen der Bauchhöhle. 5) Artt. lumbales, Lendenpulsadern (1'" — -§'" dick). Sie nehmen ihren Ursprung vor den Körpern der Lendenwirbel unter einem rechten Winkel aus der hintern Wand der Aorta, und sind 4 Stück (da da die 5te aus der art. hypogastrica oder sacra media kommt). — Eine jede geht quer nach aussen um den Körper ihres Wirbels herum, die obern hinter den Sehenkeln des Zwerchfelles, die untern hinter dem m. - 545 — psoas hinweg, zu den Querfortsätzen und theilen sich hier wie die artt. Bauchaoita. inlercostales in einen vordem und einen hintern Zweig. a. Itamus posterior s. dorsalis (f " dick) tritt theils als 1) Ramus spinalis durch ein foramen intervertebrule in den Riickenmarkskanal, zur Cftuda equina und ihren Häuten, wo er mit den artt,. spinales änastoinosirt ; theils als 2) Ramns muscularis zwischen den processus transversi hinterwärts zur Len- dengegend, zum m. longissimus dorsi, sacrolumbaris , qiiadratus lumborum und psoas. b. Kanins anterior s. lumltalis s. abdominalis (1"' dick), ist die Fort- setzung des Stammes und läuft anfangs zwischen den Bündeln des m. quadratus lumborum hindurch, dann zwischen den Bauchmuskeln nach aussen. Seine Zweige verbreiten sich an dem m. obliquus externus und internus, transversus abdominis, am perilonaeum und an der Haut des Bauches, an welchen Theilen sie mit Zweigen der untern artt. inlercostales, art. mammaria interna, epigastrica und circumßexa ilii anastomosiren. C. Zweige der aorta abdominalis für die im peritonaeutii eingehüllten Verdauungsorgane, welche wie diese unpaar sind. Sie laufen vor- und abwärts in die Bauchhöhle. 6) Art. coeliacas grosse Eingeweidepulsader (4'" dick). Ein kurzer (£'"' langer) Stamm, welcher, als oberster dieser Zweige, ungefähr in der Gegend vor dem 12ten Brustwirbel, unter einem rechten Winkel aus dem vordem Umfange der Aorta entspringt, da wo dieselbe noch zwischen den innern Schenkeln des Zwerchfelles liegt. Sie läuft an der rechten Seite der cardio etwas vor- und abwärts, dringt zwi- schen die beiden Platten des kleinen Netzes und spaltet sich hier in 3 Aeste, welche sich zu allen oberhalb des mesocolon transversa™ liegenden Vordere Organen, zum Magen, zur Milz, Leber, zum Pancreas, Netz und duodenum aortuabäo- verbreiten. — Die Theilungsstelle, der Iripus Hallen', Dreifuss, mmahs. wird von einem grossen Nervengeflechte, plexus coeliacus s. solaris^ des nerv, sympathicus umgeben. Die 3 Zweige sind: die art. coronaria ventriculi sinistra, hepatica und lienalis. a. Art. coronaria ventriculi sinistra (s. major), linke Kranzpulsader des Magens (l-£'" — 2'" dick). Sie ist unter den 3 Zweigen der coeliaca der kleinste, krümmt sich nach der linken Seite hin vor- und aufwärts gegen die kleine Curvatur des Magens und erreicht die cardia, von wo aus sie Zweige nach dem Schlünde, dem Magen und der Leber schickt. «) Rami oesophagei inferiores, untere Speiseröhrenp. , laufen von der Cardia aufwärts und am Schlünde in die Höhe. ß) Rami cardiaci posteriores, hintere Magenmundp., welche vom Magenmunde aus an der hintern Fläche des Magens zum saccus coecus herab- steigen. y) Ramus hepaticus sinister, linker Leberast. Dieser Ast fehlt sehr oft oder ist sehr schwachje nachdem er von der art. hepatica ersetzt wird. Er steigt nach rechts gegen die hintere untere Fläche der Leber in die Höhe und senkt sich in das linke Ende der fossa transversa (oder portd) ein , um sich von hier zum lobulus sinister und Spigeh'i zu begeben. Der Endast der art. coronaria verläuft nun an der curvatura minor von der cardia gegen den pylörus hin, in einen vordem und hintern Ast getheilt, und tritt mit einer art. coronaria dextra aus der art. hepatica in einen Bogen zusammen. Seine Zweige laufen an der Boc/r's Anat. I. 35 — 546 — B-auchaorta. vordem und hintern Magenwand herab und bilden mit denen der artt. gastro -epiploicae ein Gefässnetz. b. Art. hepatica* Leberpulsader (2'" — 2^'" dick). Sie nimmt unter den 3 Zweigen der coeliaca an Stärke die mittlere Stelle ein, kann aber auch sehr schwach sein, wenn die vorige und art. mesen- terica superior starke Leberzweige abgeben. — Anfangs läuft sie in querer Richtung nach rechts, hinter der curvatura minor des Magens hinweg bis hinter den pylorus, wo sie zwischen die Platten des lig. hepatico -duodenale tritt, und sich hier vor der vena portae vorbei, an der linken Seile des ductus hepaticus schief nach vorn und oben zur porta wendet. Ehe sie in die porla hepatis eintritt, spaltet sie sich in einen rechten und einen linken Ast. — Auf dem Wege zur Leber giebt sie folgende Arterien: a) Art. coronaria ventriculi dextra 9 rechte Kranzp. des Magens (I'" dick), welche an der kleinen Curvatur des Magens, vom pylorus nach der cardio, hin, mit der art. coronaria si?iistra in einen Bogen zusammenläuft und Zweige zum Pförtner (artt. pyloricat) und zu den Magenwänden schickt. ß) Art. gastro -duodenalis, MagenTZwölffingerdarmp. (1^'" dick). Sie steigt bogenförmig zwischen pylorus und dem Anfange des duodenum , an der hintern Fläche des letztern , schräg abwärts und spaltet sich, nachdem sie diesen Theilen Zweige gegeben hat, in 2 Aeste. Zweige der au) Art. pancrea tico - duodenalis (|'" dick), welche zwischen dem art. coeliaca. coneaven Rande des duodenum und dem Kopfe des pancreas hinabsteigt, beiden Theilen Zweige crtheilend , und mit dem obersten Aste der art. me- sentericu superior in einen Bogen zusammenfliesst. ßß) Art.gastro-epiploica dextra, rechte Magennetzp. (l£'"dick), tritt hinter dem pylorus vor dem Kopfe des Pancreas hervor zur curvatura major des Magens , und läuft geschlängelt in der Richtung derselben zwi- schen Magen und grossem Netze von rechts nach links gegen den Saccus coecus, auf welchem Wege sie einer ähnlichen linken Arterie aus der art. lienalis begegnet und sich mit ihr verbindet. Aufwärts laufen ihre Zweige an der vordem und hintern Magenwand den artt. coronariis entgegen ; die abwärts steigenden verbreiten sich im grossen Netze (omentum s. epiploon majus). y) Humus hepaticus deocter, der stärkere rechte Leberast (lydick), läuft unter dem linken Aste der vena portae hinweg zur fossa transversa , in deren rechtes Ende er sich einsenkt und hinter dem rechten Aste der vena portae zum rechten Leberlappen hin verbreitet. Ehe er in die Leber eintritt, giebt er: aa) Art. cystica, Gallenblasenp. (£.'"dick), welche am Halse der Gallenblase in die Höhe steigt und sich in den Häuten derselben verästelt. Bisweilen auch noch einen ßß) Ramus hepaticus me diu s , für den mittlem Theil der Leber. S) Humus hepaticus sinister, linker Leberast (l{'" dick). Er ist zuweilen ein Ast der art. coro?iaria ventriculi sinistra und giebt manchmal die art. coronaria ventriculi dextra ab. In das linke Ende der fossa transversa eingetreten, schickt er seine Zweige zum lobulus sinister und Spigelii. c. Art. lienalis s. splenica, Milzpulsader (2f'" — 4'" dick). Sie ist der dickste Ast der 3 aus der coeliaca entspringenden Arte- rien, wendet sich gleich nach ihrem Ursprünge gegen die linke Seite und läuft quer und geschlängelt hinter dem Magen hinweg, in einer Furche am obern Rande des Pancreas, zur Milz, in deren hilus sie in 2 bis 3 (1'" dicke) Aeste gespalten eintritt (s. b. Milz). In diesem Verlaufe nehmen aus derselben ihren Ursprung: — 547 — a) Rami pancreatici, Bauchspeicheldrüsenp. (£'"— |/y' dick) , viele Banehaorta. kleine Zweige für den mittlem und linken Theil des pancreas. ß) Hatni breves (s. artt. gastricae brevesj, kurze Magenp. (I"'— I'" dick), 5 bis 6 an der Zahl, welche kurz vor dem Eintritte der art. lienaUs in die Milz aus ihr entspringen und nach vorn und rechts verlaufend sich am Saccus coecus des Magens verzweigen , wo sie mit den Zweigen der art. coronaria und gas troepiploica sinistra anastomosiren. y) Art. gastro-epiploica sinistra, linke Magennetzp. (1'" dick). Sie gelangt, indem sie sich vor dem Schwänze des Pancreas nach vorn krümmt, zur grossen Curvatur des Magens und läuft an dieser zwischen Ma- gen und grossem Netze gegen den pylorus hin , mit der art. gastro - epiploica dextra in einen Bogen zusammen. Ihre Zweige erstrecken sich, wie die der rechten, zu den Magenwänden und dem grossen Netze. • 7) Art. mesenterica s. mesaraica superiors obere Ge- kröspulsader (A\'" — 4^'" dick). Sie entspringt gleich unter der art. coeliaca in der Gegend des ersten Lendenwirbels aus der Aorta, ebenfalls noch zwischen den innern Schenkeln des diaphragma. Anfangs steigt sie hinter dem obern Theile des duodenum und dem Kopfe des pancreas herab, dann kommt sie aber zwischen dem untern Rande des pancreas und der pars horizontalis inferior des duodenum zum Vorscheine, geht vor der pars horizontalis inferior duodeni vorbei, hinter dem mesocolon trans- verswn hinweg und senkt sich zwischen die beiden Platten des mesen- terium, in welchem sie einen schwachen Bogen beschreibt, dessen con- vexer Theil nach der linken Seite und vorn, die Concavität nach der Vordere rechten hin sieht, das Ende aber bis zum rechten Darmbeine herabreicht. „wttFübdo- Aus dem convexen Theile entspringen die Zweige für das Iejunum und minalis. Ileum, aus dem concaven für Coecum und Colon; nahe an ihrem Ur- sprünge kommen noch kleine Aestchen für das Duodenum (art. duodcna- lis inferior) und pancreas, bisweilen auch ein ramus hepaticus dexter, aus ihr. er. Artt. intestinales s. jejunales et Heae, Dünndarmp. (1'" dick). Ihre Zahl ist 10, und steigt, die letzten kleinen mitgerechnet, bis 20; sie brei- ten sich zwischen den beiden Platten des mesenterium nach dem Dünndarme hin aus und geben den glandulis mesaraicis kleine Zweige. Ehe eine jede den Darm erreicht, spaltet sie sich in einen obern und einen untern Ast, welche beide mit einander in einen Bogen zusammenfliessen , aus dessen convexem nach dem Darme gerichteten Theile wieder Zweige entspringen , die in einen Gefässbogeu zusammenlaufen , so dass drei Beihen solcher Bogen im mesenterium entstehen, aus deren letztem dieDärme ihre Zweige erhalten. Diese Darmzweige umschlin- gen die Därme von beiden Seiten so, dass sie an dem mit dem mesenterium nicht zusammenhängenden Bande mit einander anastomosiren. — Beim Embryo, welcher noch nicht über 3 Monate alt ist, entspringt aus einem solchen ramus intestinalis die 1) Art. O7nphalo-7n.es araica, Nabelgekrösp. , welche durch den Nabelring, im Nabelstrange, zum Nahelhläschen in die Höhe läuft. b. Art. ileo-colica fs. colica dextra inferior) , Hüft-Grimmdarmp. C| '" dick). Ihr Ursprung ist am weitesten unten (der 8. art. intestinalis gegen- über) am concaven Theile der art . mesenterica superior. Sie steigt im tnesoco- lon dextrum gegen das rechte Darmbein herab, indem sie einen 1) Ramus dexter s. ascendens , am colon ascendens in die Höhe schickt, um diesem und dem coecum Zweige zu gehen und mit dev art. colica dextra einen Bogen zu hilden. Der 2) Ra7nus sinister s. descende ns , Hiesst, nachdem er Zweige zum coecum ge- geben hat, mit der letzten art. ilea zu einen Bogen zusammen. 3) Art. appe7idicularis, Wurmfortsatz]»., läuft am processus vermiformis hin und versieht ihn mit Zweigen. 35* - 548 — Bauchaoita c. Art. colica deactra (s. dextra superior) , rechte Grimmdarmp. (1'" dick), der dünnste Ast, entspringt der 6. art. intestinalis gegenüber, fehlt bisweilen und wird dann von der vorigen und folgenden Arterie ersetzt. Sie läuft quer nach rechts im mesocolon dextrum gegen das colon ascendens und spaltet sich zur Bildung von Bogen in einen aufsteigenden und abstei- genden Ast. Ersterer fliesst mit der art. colica media zusammen, letzterer anastomosirt mit der art Ueocolica , aus welchen Anastomosen die Zweige für die hintere und vordere Fläche des colon ascendens entspringen. d. Art. colica media, mittlere Grimmdarmp. (l^'" dick), entspringt am höchsten aus der art. mesenterica superior , nahe an ihrem Ursprünge , unter dem pancreas, der 2. art. intestinalis gegenüber. Sie dringt zwischen den Plat- ten des mesocolon transversum gerade vorwärts gegen das colon transversum und spaltet sich in einen ramus dexter, welcher mit der art. colica dextra in einen Bogen zusammenläuft, und in einen ramus sinister, der in die art. colica sinistra übergeht. 8) Art. mesenterica s. mesaraica inferior 9 untere Gekröspulsader (1-f"' dick). Sie nimmt ihren Ursprung nahe (14" — 2") über der Theilung der Aorta in die artt. iliacae, etwa 3" unter dem Ursprünge der mesenterica superior. Anfangs steigt sie hinter dem Bauchfelle herab, tritt dann aber in das mesocolon sinistrum und spaltet Vordere sich in ihrem Laufe nach links und abwärts in einen auf- und einen ab- zweige der . . j » . aortaabdo- steigenden Ast. minalis. a. Art. colica sinistra (s. ramus ascendens) , linke Grimmdarmp. (Jl'" dick), ist sehr oft doppelt oder in 2 — 3 Zweige gespalten, steigt in der Bichtung des colon descendens in die Höhe und bildet mit der art. colica media an der flexura coli sinistra einen grossen, Gefässbogen, aus welchem das colon descendens Zweige erhält. — Ein 2terAst, eine art. colica sinistra infe- rior, erstreckt sich zum S romanum und anastomosirt mit der art. haemor- rhoidalis. b. Art. haemorrhoidalis interna (s. descendens s. superior) , innere Mastdarmp. (_\'" dick). Sie läuft hinter dem Mastdarme im mesorectum herab, nachdem sie vorher einen Ast zur flexura iliaca geschickt hat, wel- cher mit der art. colica sinistra anastomosirt. Sie verbreitet sich an dem vom Bauchfelle überzogenen Theile des Mastdarms und anastomosirt mit der art. haemorrhoidalis media. Alle sich zum Darmkanale verbreitende^ Arterien hängen also durch Verbindungszweige, welche bogenförmig zu einander laufen, mit einander zusammen. Im mesenteriurn sind 3 Reihen solcher Gefässbo- gen, im mesocolon dagegen sind dieselben nur einfach und weit flacher und grösser; aus ihrem convexen Theile entspringen die Zweige für die Därme, welche um die vordem und hintern Wände derselben herum- laufen und sich am freien Rande wieder begegnen. D. Arteriae iliacae (communes)» Hüft- pulsadern. (2" — Vz" lang, 5'"— 5£'" dick.) In eine rechte und linke gemeinschaftliche Hiiftarterie spaltet sich die aorta descendens abdominalis , wenn sie die vordere Fläche des Körpers des 4ten oder bisweilen auch 5ten Lendenwirbels erreicht hat. Beide stossen an ihrem Ursprünge in einem spitzigen Winkel (beim Manne von etwa 65°, beim Weibe von 75°) zusammen und laufen di- vergirend und etwas nach hinten gekrümmt, hinter dem Bauchfelle und Harnleiter nach aussen, vor und an der innern Seite des m. psoas gegen — 549 — die Symphysis sacro-iliaca hinab, wo sich eine jede, nachdem sie kleine Hüftaite- Zweige zum Ureter', m. psoas und iliacus internus gegeben hat, in 2 grössere Aeste spaltet, von welchen der eine (art. hypogastrica) fiir's Becken bestimmt ist, der andere zur untern Extremität (art. cruralis) herabsteigt. — Die art. iliaca dextra, welche wegen der Lage der aorta auf der linken Seite etwas länger (um t") ist, geht über den Ur- sprung der vena cava inferior und vor der linken vena iliaca hinweg an die innere Seite der vena iliaca dextra; die sinistra dagegen läuft, gleich von ihrem Ursprünge aus, an der äussern Seite der vena iliaca sinistra herab. — Aus dem Winkel der Theilungsstelle der aorta ent- springt von der hintern Fläche derselben (nur selten aus einer art. iliaca) die a. Art. sacra s. sacralis media, mittlere Kreuzknochenpulsader (£"' dick). Es ist ein unpaarer Ast, welcher gleichsam das Ende der aorta bildet, weil er in derselben Richtung fortlauft, welche die Aorta früher hatte. Diese Arterie läuft mitten an der vordem Fläche des Körpers des letzten Lendenwirbels (hinter der vena iliaca sinistra) und des os sacru?n herab bis zum ns coccygis, wo sie sich in den Sphincteren , im Mastdarme und dessen Fette verliert. Auf diesem Wege schickt sie bisweilen vor dem 5. Lendenwirbel die beiden artt. lumbales V., und gewöhnlich vor jedem falschen Wirbel einen Ast nach der Seite, welcher sich theils im Knochen und in der Knochenhaut verästelt, theils mit Zweigen der art. sacra lateralis zusammentritt und Aestchen durch die fora- mina sacralia anteriora in den canalis sacralis schickt. I. Arteria hypogastrica s. iliaca interna, Reekenpulsader. (1" lang und 3^'" dick.) Sie ist der innere Ast der art. iliaca communis und versieht die im Beckeuarte Becken liegenden Theile und die Wände desselben mit ihren Zweigen. — Hinter dem Bauchfelle steigt sie (die linke über die ven. iliaca sini- stra hinweg) etwas schräg nach hinten und innen in das kleine Becken herab, wo sie dicht vor der Symphysis sacro-iliaca liegt und sich in mehrere oder nur in 2 grössere Aeste spaltet, die hinsichtlich ihres Ur- sprunges grosse Verschiedenheit zeigen. Sind blos 2 Aeste vorhanden, dann liegt der längere {2\'" dicke) nach vorn, ramus anterior, und giebt, indem er leicht nach hinten gebogen vor dem Ursprünge des m. pyriformis herabsteigt, die art. umbilicalis, ischiadica und pu- denda communis; der andere Ast ist ein hinterer, ramus posterior, kurz und 2\''' dick, krümmt sich stark hinterwärts gegen die incisura ischiadica major und giebt: die art. ilio-lumbalis, sacra lateralis, obturatoria und glutaea. Diese aus den beiden Aesten enspringenden 7 Zweige kommen bisweilen alle einzeln aus der art. hypogastrica, oder mehrere von ihnen aus einem gemeinschaftlichen Stamme. Man kann sie ihrem Verlaufe nach in solche theilen, welche in der Beckenhöhle bleiben und solche, die sich aus dem Becken heraus erstrecken. A. Zweige der art. hypogastrica, welche im Becken bleiben. 1) Art. Hio-lumbaliSt (iliaca anterior), Hüfllenden- pulsader (\'" dick). Sie entspringt gewöhnlich als lBter Ast, nahe am - 550 - Beckenarte- Ursprünge der art. hypogastrica und wendet sich in fast horizontaler rie- Richtung nach hinten und aussen, tritt in der Gegend des 5ten Lenden- wirbels und l8ten falschen des os sacrum hinter dem m. psoas hinweg und theilt sich in einen auf- und einen absteigenden Zweig. a. Itamus ascendens fs. lumbalis), steigt zwischen m. psoas und iliacus internus zum vi. quadratus lumborum in die Höhe , und anastomosirt mit Zwei- gen der letzten art. lumbalis. Aus dieser Verbindung kommen einzelne Aest- chen, welche durch das letzte forat/ien intervertebrale zur cauda equina laufen. b. Etamus descendefts (s. IraTisversalis iliacus) spaltet sich sogleich: in einen 1) oberflächlichen Ast, welcher etwas absteigend quer von hinten nach vorn und aussen längs der trista ilii herumläuft. Er geht über den m. iliacus (diesem, dem m. psoas, qitadratus lumborum und denBauchmuskelnZweige gehend) hinweg nach vorn und rliesst mit der art. circumflexa i/ii aus der art. cruralis zusammen. 2) Der tiefe Ast tritt zwischen die innere Fläche des os ilii und die hintere des m. iliacus internus. Seine Zweige verästeln sich theils in der Tiefe des genannten Muskels, theils dringen sie, zur Ernährung, in den Knochen selbst. 2) Art, Sacra lateralis, seitliche Kreuzknochenpuls- ader (1"' dick), bisweilen doppelt und dann eine superior und infe- rior. Sie wendet sich gleich nach ihrem Ursprünge aus dem hintern Theile der art. hypogastrica (bisweilen aus der ilio lumbalis) nach hinten und innen, um an der innern Fläche des os sacrum, nahe am Rande und an der aussen» Seite der foramina sacralia anteriora herabzulaufen. a. Itami intemi schickt sie quer zur art. sacra media, zum m. pyriformis, coecygeus, levalor am, zur Knochenhaut und zum Knochen. b. Mannt eacterni treten in die foramina sacralia anteriora, wo sie sich in einen vordem Zweig , ramus sp in alis ,' für die cauda equina und deren Häute Innere theilen, und in einen hintern, ramus dorsalis, welcher sich durch die/o- Zweige der ramina sacralia posteriora heraus zum m. sacro -lumbalis , multijidus Spinae art. /n/po- j,. . 'i_ • t.* gastrica. un" glutaeus muximus hegieht. 3) Art, umbilicalis 3 Nabelpulsader (beim Embryo), art, vesicalis, Blasenpulsader (nach der Geburt). Sie ist beim Embryo der stärkste Zweig, gleichsam die Fortsetzung der art. hypogastrica und tritt, indem sie sich nach vorn und innen wendet, an die Seite der Harn- blase ; von hier krümmt sie sich aufwärts und steigt an der innern Fläche der vordem Bauchwand zum Nabelringe in die Höhe. Die Nabelarte- rien beider Seilen begegnen sich hier, treten durch den Nabel und schlängeln sich um die vena umbilicalis (im Nabelstrange) bis zur pla- centa foelalis hinauf, wo sie ein Capillargefässnetz bilden, aus dem sich nur eine vena umbilicalis herausbildet, welche das Blut zum Embryo zurückführt. — Nach der Geburt schliessen sich allmälig vom Nabel aus diese Arterien bis zur Blase, so dass nur 2 geschlossene dünne Stränge zurückbleiben, welche die Blase an den Nabel befestigen, die liga- menta vesicae laleralia. Der zurückgebliebene Stamm erstreckt sich daher nur bis zur Blase (art. vesicalis) und giebt dieser, den in- nern Geschlechtstbeilen und dem Mastdarme folgende Zweige: a. Artt. vesicales, Harnblasenp. , sind 2 — 3 Zweige, von denen ein unte- rer, art. vesicalis inferior (£'" dick) , an den fundus der Blase tritt und von hier Zweige zum Blaseuhalse, zur glandula prostata, zu den Samenbläs- chen und zur vagina (/tri. vesico-vaginalis) schickt. Die beiden obern, art. vesicalis superior und media (-}'" dick), begeben sich aufwärts an die Seite und zur Spitze der Harnblase, in deren Häuten sie ein Gcfässuctz bilden. b. Art. uterina, Gcbärmuttcrp. (|'"dick), ein .beständiger Zweig der art. vesicalis, welcher sich zum obern Theile der Scheide wendet und dann an der - 551 — Seite des uierus (doch mehr an der untern Fläche desselben) zwischen den Blät- Beckenarte-, tern des Hg. uteri latum geschlängelt in die Höhe läuft. Zur vordem und hintern lie- Wand des uterus schickt er seine innern Zweige, die äusseren anastomosireu in der tuba, im ovarium und Hg. latum mit der art. spermatica interna. c. Art. vaginalis, Scheidenp. (1'" dick), ist nicht selten ein Ast der art. pudenda oder der ischiadica oder uterina. Sie steigt abwärts zur Seite der vagina, an welcher sie hinabläuft und kleine Zweige zur Blase und zum Mast- darme giebt. d. Art. haemorrhoidalis media, mittlere Mastdarmp. (f'dick), sehr oft aus der art. hypngastrica selbst , oder aus der pudenda oder ischiadica ent- sprungen , verläuft an der vordem Fläche des Mastdarms und an der hintern der Blase, wo sie sich mit Zweigen der art. haemorrhoidalis interna und externa verbindet , und Zweige zum m. levalor ani, den Samenbläschen , der Prostata und Scheide giebt. e. Art. deferentialis s. spermatica deferens (Weber) , ist ein dünner (\'" dicker) Zweig der art. umbilicalis, welcher zu den Samenbläschen tritt und dann von hier aus das vas deferons durch den Inguinalcanal bis zu dem Hoden begleitet. B. Zweige der art* hypogastrica, welche aus dem Becken heraustreten. 4) Art, obturatoria» Hüftlochpulsader (4'" dick). Sie läuft Aenssere i i .. ■ J II i ,. . Zweige der etwas nach aussen gekrümmt, nahe unterhalb der hnea areuata interna urt.Jiypo. am obern Theile der Seitenwand des kleinen Beckeus, nach vorn gegen sastrica- den obern äussern Rand des foramen obturatorium s. ovale, in welchem Verlaufe sie etwas ein- und abwärts steigt und kleine Aestchen zum m. iliacus internus, levator ani, obturator internus, zur Harnblase und Vor- steherdrüse abgiebt. Ehe sie durch den canalis obturatorius (s. S. 379) tritt, geht von ihr noch ein Zweig, der ramulus pubicus (L'" dick) ab, welcher sich an der innern Fläche der Symphysis ossiutn pubis mit dem der andern Seite vereinigt und mit einem ramulus obturatorius der art. pubica (art. epigastriea) anastomosirt. Nach ihrem Durchlritte durch das foramen ovale kommt sie zum obern innern Theile des Ober- schenkels, giebt den mm. ob turatores Zweige und spaltet sich in 2 Zweige, in einen innern und einen äussern. a. Mtamus eacternus Cs. posterior), der stärkere, wendet sich unter dem m. obturator externus nach aussen und hinten um den Schenkelknochen herum, giebt vorher eine art. acetabuli (|'"dick), welche durch die incisura ace- tabuli in die Pfanne dringt und diese, das Hg. leres und caput femoris mit Aest- chen versieht, ertheilt dann dem m. pectinaeus , quadratus 'femoris, den mm. adduetores, dem Hg. obturatorium und capsulare Zweige und anastomosirt mit der art. circumflexa femoris interna und ischiadica. b. Mamus internus (s. anterior) , ein kleinerer Zweig, läuft über den m. obturator externus hinweg, zwischen m.adduclor brevis und longus und ver- zweigt sich in diesen Mm., im pectinaeus , gracilis, in der Haut des scrolum oder labium externum, und anastomosirt mit der art. circumflexa femoris interna. Varietäten zeigt die art. obturatoria hinsichtlich ihres Ursprungs sehr häufig, i) Sie entspringt aus irgend einem andern Zweige oder einer andern Stelle der art. hypo- gastrica, oder seihst aus der art. iliaca communis. — 2) Sie entspringt aus der art. iliaca externa entweder: a) oherhalh des Ursprungs der art. epigastriea und läuft dann etwas gehogen an der innern Seite der venu iliaca externa, nach aussen und hinten vom annulus cruralis, zum foramen obturator htm herab; oder: b) gemeinschaftlich mit der art. epi~ gastrica aus einem 2'" — 1^" langen Stämmchen. Diese Abweichung findet sich unter 7 Men- schen gewöhnlich bei 2 vor, und zwar an beiden Seiten oder auch nur auf der linken. Hier geht die art. obturatoria meist am äussern Umfange des annulus cruralis , unmittelbar an der venu iliaca externa , um die obere und hintere Fläche des ramus horizontale -pubis sich hie- — 552 — Beckenarte» gend, zumforame?i obtvratorium herab. Seltener läuft sie bogenförmig um den vordem und rie. innern Umfang des annulus cruralis auf der obern Fläche des lig. Gimbernati (sogen. Tod- tenkranz). c) Sehr selten entspringt sie_ aus der art. cruralis unterhalb des Schenkelringes und läuft vor dem m. pectinaeus , an der innern Seite der venu cruralis aufwärts, durch den annulus cruralis hindurch und um den horizontalen Schambeinast herum zum foramen obtu- ratorium. 5) Art. glutaea (superior s iliaca posterior), obere Ge- sässpulsader (2^/// dick). Sie ist der stärkste Ast der art. hypoga- fstrica und dient sehr oft andern Zweigen derselben zum Ursprünge, z. B. der art. ischiadica und sacra lateralis. — Innerhalb des Beckens steigt sie etwas rückwärts herab zur incisura ischiadica major und giebt auf diesem Wege kleine Zweige zum m. iliacus internus, obturator in- ternus, levator ani, pyriformis und zum Darmbeine selbst. Dann tritt sie zwischen dem obern Rande der Incisur und dem m. pyriformis (also oberhalb desselben), zwischen den Nerven des plexus sacralis hindurch, zum Becken heraus und unter den m. glutaeus maximus und medius, und zertheilt sich in 3 — 4 Zweige, welche theils an der hintern Fläche des os sacrum, theils in den Gesässmuskeln verschwinden. Einige grössere End- äste verlaufen in den Zwischenräumen zwischen den Gesässmuskeln: ein ct. oberflächlicher, zwischen m. glutaeus maximus und medius; der b. tiefe zwischen medius und minimus. — Dieser schickt einen Zweig nach vorn, welcher auf dem Knochen als art. profundissima ilii hinläuft und mit der art. circumflexa femoris externa anastomosirt. Aeussere Anastomosen bildet die art. glutaea mittels ihrer Zweige mit der art. arLhypo- iliolumbalis , lumbalis F., circumflexa ilii, ischiadica und circumflexa gastrica. fcmoHs. 6) Art. ischiadica (s. glutaea inferior), Sitzbeinpuls- ader (1-f'" dick). Eine ansehnliche Arterie, welche bisweilen mit der vorigen oder folgenden einen gemeinschaftlichen Stamm hat. Sie nimmt vor der art. glutaea. ihren Lauf nach der incisura ischiadica major, hier wendet sie sich aber von derselben ab nach unten und tritt unterhalb des m. pyriformis, zwischen diesem und dem lig. spinoso-sacrum zum Becken heraus, wo sie dann nur vom m. glutaeus maximus bedeckt wird. a. Im Becken ertheilt sie dem m. levator ani, pyriformis, obturator internus, Mastdarme , der Blase und dem uterus kleine Zweige. b. Ausserhalb des Beckens schickt sie zuerst einen kleinen Zweig (art. coccT/geaJ zum os coccygis und sphincter ani, versieht den hintern Theil des Hüftgelenkes mit Zweigen und verschwindet zum Theil im m. glutaeus maximus, theils abwärts in den Bollmuskeln (mm. gemelli, obturatores, quadratus femo- risj und Beugern des Unterschenkels (m.biceps, semitendinosus und semimem- branosus), Sie anastomosirt mit der art. circumflexa femoris interna und profunda femoris. 7) Art. putlentla communis (s. interna), innere Scham- pulsader (\\'n dick). Sie bildet mit der vorigen Arterie, mit welcher sie nicht selten gemeinschaftlich entspringt, den Endast der art. hypo- gastrica und läuft vor der art. ischiadica im Becken zur incisura ischia- dica major herab, bis wohin aus ihr Zweige für den m. levator ani, die Blase, den uterus, die Scheide, den Mastdarm und die Vorsteherdrüse entspringen. — Zum Becken heraus tritt sie unterhalb des m. py- riformis und oberhalb des lig. spinoso-sacrum, bleibt aber nicht ausser- halb desselben, sondern schlägt sich sogleich dicht um das genannte Band herum zur incisura ischiadica minor, wieder hinein. Jetzt verläuft sie — 553 — am äussern Rande der fossa perinaei (s. S. 378), vom äussern Blatte der Beckenarte- fascia ano-perinaealis überzogen, dicht an der innern Fläche des os ischii und des ramus descendens ossis pubis, nachdem sie unter dem lig. tuberoso-sacrum Zweige an den m. levator ani, obturator internus und die folgenden Arterien abgegeben hat. a. Artt. haemorrhoidales eaaternae (s. inferiores) , äussere Mast- darmp. (£"' dick), 2 — 3 Aeste, welche die fascia perinaei durchbohren, durch die Mittelfleischgrube quer nach innen und unten laufen und sich in den Sphincteren , dem m. levator ani und Mastdarme v^ästeln. b. Art. transversa perinaei, quere Mittelflei schp. (■§'" — V" dick), eine der stärkern Aeste der art. pudenda (besonders stark bei der Frau), wel- cher aus derselben oberhalb des tuber ischii entspringt, nahe unter dem lig. tuberoso-sacrum. Sie nimmt ihren Lauf zwischen der Haut des Dammes und dem m. transversus perinaei etwa i" quer nach innen gegen die Raphe, ohne dieselbe aber zu erreichen , und wendet sich dann nach vorn. Ihre Zweige giebt sie dem Mastdarme, After, den Muskeln der Ruthe , dem m. constrictor cunni, der Haut des Dammes, und endet am hintern Theile des scrotum (mit artt. - scrotales posteriores) oder der Schamlippen (mit artt. labiales po- s teriores), von wo sie sich bisweilen bis zum bulbus urethrae und deren cor- poribus cavernosis (als art. cavernosa urethrae) erstreckt. Der Stamm oder Endast der art. pudenda, nnn auch art. pe- nis oder clitoridea genannt (|"' dick), steigt zwischen ram. descen- dens ossis pubis und m. ischiocavernosus an den Zellkörpern, bis zur Vereinigung derselben unter der Symphysis pubis in die Höhe und spaltet sich hier (unter dein lig. arcualum) in die art. bulbo-urethralis, dorsalis Zweige der und profunda penis, nachdem er Zweige abgegeben hat zum: m. ischio-ul0'1^j'ni^\sa und bulbo-cavernosus , zur prostata, dem scrotum, der Scheide und den Schamlippen. e. Art. hulbo-urethralis Q-'" dick), dringt von hinten in den bulbus urethrae ein und vertheilt sich im corpus cavernosum der Harnröhre , so wie die art. pro- funda penis die artt. helicinae bildend. d. Art. dorsalis penis oder cjitoridis, Rückenp. der Ruthe (f "; dick), läuft neben dem Hg. Suspensorium penis über die Vereinigung der corp. cavernosa zum Rücken des penis (oder der clitoris) und erstreckt sich hier geschlängelt, neben der vena dorsalis unter der Haut und fascia penis hinlaufend , bis zur corona glandis. An dieser theilt sie sich in viele Zweige, welche einen Kranz um die Eichel bilden und in der Substanz derselben verschwinden. In ihrem Verlaufe erhält die Haut und sehnige Umhüllung des penis (oder der clitoris) Zweige von ihr. — Beim Weibe ist sie viel kleiner , dagegen die art. transversa perinaei weit stärker als beim Manne. e. Art. profunda penis oder clitoridis, tiefe Ruthenp. (|-'" dick), durchbohrt die tunica albuginea an der innern Seite des crus penis und tritt mit- ten in das corpus cavernosum ihrer Seite , in welchem sie geschlängelt bis zur Eichel hin verläuft. Die Zweige, welche sie abgiebt, verlaufen eben so ge- schlängelt und verbinden sich in den Zellen vielfach mit einander ; einige durch- bohren die Scheidewand und gelangen in das corp. cavernosum der andern Seite. Diese Zweige vertheilen sich zum Theil baumförmig und gehen durch Capillargefässe in Venen über (sie dienen zur Ernährung) , ein anderer Theil bildet aber keine Capillargefässe, sondern senkt sich direkt in Venen ein; d.s. artt. helicinae Mülleri (sie dienen zur Erektion). Artt. helicinae Mülleri. Nach einer Entdeckung Müller's giebt es aus- ser den letzten feinsten, in Venenanfänge übergehenden und zur Ernährung der corpora cavernosa dienenden Zweigen der art. profunda penis, noch andere kleine Zweige derselben , welche theils kurze rankenartige Auswüchse von \ Millim. Dicke, theils Quästchen solcher rankenartiger Auswüche mit gekrümmten, stumpfspitzigen Enden darstellen und vom Entdecker artt. - 554 — Beckenarte- rie. Artt. helici' nue. helieinae genannt werden. Sie finden sich vorzüglich im hintern Theilc der corp. cavernosa penis und urethrae und ragen in die venösen Zellen derselben hinein (s. b. Penis). — Nach Valenlin's Untersuchungen sind diese Arterien nur abgeschnittene oder abgerissene kleine Schlagadern und die Gefässver- breitung ist in den corpora cavernosa stets und überall dieselbe, wie in allen andern Theilen. Hi/rtl fand dagegen die artt. helieinae wieder und zwar be- sonders deutlich in den erektilen Organen des Truthahnes. Hier erheben sie sich dicht an einander gedrängt gegen die Oberfläche des Kammes, sind schlangenförmig gekrümmt, sehr kurz und endigen mit einer Erweiterung von^ff — riv' '"(W. M.). Aus diesen Erweiterungen entspringen keine Ne- benäste mehr, ebensowenig, als Venen daraus ihren Ursprung nehmen. Varietät. Ist die art pudenda communis ein Zweig der art. ischiudica, so verlässt sie bisweilen das Becken gar nicht, sondern läuft neben der Blase über den obern Theil der Vorsteherdrüse hinweg zur Wurzel des penis und spaltet sich dann wie gewöhnlich in ihren r am. dorsalis und profundus. Diese Verschiedenheit ist besonders beim männlichen Ge- schlechte beobachtet worden und würde beim Steinschnitte incommodireu können. II. JLrteria cruralis s. iliaca externa» ISclien- kelpnlsader. Der äussere Ast der art. iliaca communis steigt im Becken an der innern Seite des m. psoas, schräg abwärts gegen die Mitte des ramus horizontalis ossis pubis von innen nach aussen, tritt über den horizonta- len Ast des Schambeins, unter dem lig. Fallopii oder Poupartii hinweg, durch den annulus cruralis hindurch und läuft dann an der vordem Fläche des Oberschenkels sich allmälig immer mehr nach innen wendend herab. Zu Anfange des letzten Viertels des os femoris durchbohrt sie Schenkelar- den m. adduclor magnus und gelangt in die Kniekehle und aus dieser erie" zum Unterschenkel, wo sie sich in die art. libialis antica und postica spaltet. Bis zu dieser Spaltung in ihre beiden Endäste erhält die art. cruralis nach ihrer verschiedenen Lage verschiedene Namen, nämlich: art. iliaca externa, femoralis und poplitaea. IIa. JLrteria iliaca externa* Itfüftpnlsader. (3$" lang und 4£'" dick). So (auch cruralis iliaca) wird das Stück der art. cruralis genannt, welches vom Ursprünge derselben aus der art. iliaca communis bis zum annulus cruralis reicht, also sich noch im Becken befindet. — Verlauf: sie läuft schräg nach vorn, unten und aussen, neben dem m. psoas gegen die Miüe des ramus horizontalis herab. Lage. Die linke Arterie begleitet die vena iliaca externa gleich vom Ur- sprünge an an ihrer äussern Seite , die rechte schlägt sich dagegen erst über diese Vene hinweg, um von der innern an die äussere Seite derselben zu gelangen. — Eine jede liegt an der innern vordem Seite des m. psoas, hinter dem Bauchfellsacke und vor der fascia iliaca. Ehe sie hinter dem Hg. Poupartii in den annulus cruralis tritt, wird sie von einer fibrös -cellulösen Scheide, vagina vasorum crura- lium (welche sich mit dem Hg. Poupart., der fascia Iransversalis, iliaca u. lata ver- webt), eingehüllt, in welcher sie durch ein Septum von der an ihrer innern Seite ver- laufenden Vene geschieden ist. Der nervus cruralis, welcher an ihrer äussern Seite verläuft, liegt nicht mit in dieser vagina und ist durch die fascia iliaca und lala von ihr getrennt. Da wo die art. iliaca externa über dem ramus horizontalis pubis hinwegtritt und in die art. femoralis übergeht, liegt sie (in der Scheide) an der in- nern Seite des tuber ilio-peciinaeum, auf dem Schwänze des m. psoas und iliacus internus, fast in der Mitte zwischen Spina ilii anterior snpeijor und Spina pubis (doch dieser letztem um etwa 4 — 6'" näher). — 555 — •Zweige. Ausser kleinen Aestchen an den m. psoas, die fuscia illaca und das Schenkelar- Bauchfell, giebt sie nur 2 grössere Zweige ab, die art. epigastrica und cir- tene. cumflexa ilium, welche einander gegenüber, hinter dem Hg. Poupartii aus ihr entspringen. 1) Art. epigastrica (interna s, inferior), untere Bauch- deckenpulsader (-|'" — 1^'" dick), entspringt aus dem innern Umfange der art. iliaca externa, in der Höhe des lig. Poupartii, der art. circum- flexa ilium gegenüber (oder um %'" — %'" höher). Sie läuft anfangs in horizontaler Richtung (etwa ^" weit) nach innen, dicht am hintern Rande des lig. Poupartii, oberhalb des vordem Umfanges des annulus cruralis, unterhalb des annulus inguinalis internus, vor der venu cruralis und dem vas deferens vorbei (sich mit diesen beiden Gefässen kreuzend). Hier- auf schlägt sie sich an der hintern Wand des canalis inguinalis, unge- fähr in der Mitte zwischen dem innern und äussern Leistenringe, durch ein dünnes Blatt der faseia transversalis vom Bauchfell geschieden, um den Samenstrang (oder das runde Mutterband) herum schräg nach oben und innen und erreicht etwa 1\" — 2" oberhalb der Schambeinfuge den äus- sern Rand des m. rectus abdominis, an dessen hinterer Fläche sie bis gegen den Nabel in die Höhe steigt, hinterwärts von der faseia reeta und transversalis bedeckt. Sie anastomosirt mit dem ramus epigastricus der art. mammaria interna und giebt folgende Zweige: a. Art. pubica (s. cristae pubis) Q'" dick), entspringt aus dem horizon- talen Anfangstheile der art. epigastrica und läuft hinter dem vordem Rande des • lig. Gimbernati quer nach innen zur crista pubis, bis zum obern Rande der Zweige der Schambeinfuge, wo sie mit der der andern Seite hinter dem Hg. trianguläre H- art. iliaca neue albae zusammenfliesst und dem m. rectus und pyramidalis Zweigelchen externa' giebt. Sie giebt ab : den 1) Ramulus obtur atorius (J'"dick), welcher hinter dem lig. Gimbernati, am innern Umfange des annulus cruralis und an der hintern Fläche des ramus hori- sontalis pubis herahsteigt, um mit dem ramulus pubicus Her art. obturatoria zu anastomosiren. b. Art. spermatfea externa, äussere Samenp. (l'"dick), entspringt da aus der art. epigastrica , wo sich diese nach innen in die Höhe krümmt, dringt durch den annulus inguinalis internus oder durch die hintere Wand des canalis inguinalis zum Samenstrange (oder lig. uteri rotundum) und läuft an dessen vorderer Fläche in den Hodensack (oder die grossen Schamlefzen) herab. Ihre Zweige treten zum m. cremaster , zu den Scheidenhäuten und zum mons Veneris, und anastomosiren mit der spermatica interna (uterina) und den Scrotales (labiales) anteriores. Varietäten. Sie entspringt bisweilen mit der art. obturatoria aus einem gemein- schaftlichen Stämmchen (s. b. dieser Art. S. 551) ; — seltener kommt sie aus der normal ver- laufenden art. obturatoria und steigt dann an der innern Fläche des ramus horizontalis pubis und an der innern Seite der Vena iliaca externa zur vordem Bauchwand in die Höhe; — zuweilen entsteht sie höher oder tiefer und läuft dann dicht am Stamme herab oder hinauf zum hintern Rande des lig. Poupartii. 2) Art. circumjleüca ilium, (s. epigastrica externa), Kranzpulsader des Hüftbeins (1'" dick). Sie entspringt der vori- gen gerade gegenüber (oder bisweilen um 2"' — 3'" tiefer) aus dem äussern Umfange der Schenkelarterie. Sie wendet sich hinter dem lig. Poupartii und zwischen Act faseia iliaca, transversalis und lata nach aussen und oben gegen die crista ilii, giebt vorher, ehe sie diese er- reicht, Zweige an Lymphdrüsen, dem m. lensor faciae latae, sarlorius, iliacus internus und zuweilen einen Zweig (art. abdominalis) , welcher unter der Haut des Bauches auf den Muskeln in die Höhe steigt, und nicht selten ein Ast der art. cruralis ist. Von der Spina ilii an, ver- — 556 — Schenkelar- folgt sie nun die Richtung der crista und läuft zwischen dem Ansalze terie- des m. transversus abdominis und iliacus internus von voro nach hinten herum, so dass sie mit der art. ilio-lumbalis in einen Bogen zusammen- fliesst. Ihre grössern Zweige erstrecken sich aufwärts zu den Bauch- muskeln und zum peritonaeum, die kleinern abwärts in deu m. iliacus internus; sie anastomosiren noch mit den Zweigen der art. epigastrica und lumbalis. IIb. JLrteria femoralis s, cruralis* ©bersclien« kelpnlsader. (Oben 4'", unten 3'" dick.) So wird gewöhnlich das Stück der Schenkelarterie genannt, welches an der vordem Fläche des Oberschenkels liegt und vom Hg. Poupartii bis zu der Spalte im m. adductor magnus reicht. — Verlauf: sie läuft gestreckt von der Mitte zwischen der spina ilii anterior superior und spina pubis, schräg nach innen gegen den condylus internus femoris herab, anfangs durch die fossa ileopectinaea (s. S. 410), dann in der Furche zwischen m. vaslus internus (s. S. 420) und der Insertion der mm. adductores. tage: umgeben von der vagina vasorum cruralium , zwischen vena (nach in- Zweige der neu) und nerv, cruralis (nach aussen), liegt sie anfangs mitten in der fossa Heo- art.femoyi-pecti/iaea, vor dem Schwänze des m. psoas, nach aussen an den m. iliacus internus, ?*** nach innen an den m. pectinaeus gränzend , zwischen den Blättern der fascia lata und an der äussern Wand des canalis cruralis (s. S.412), von vorn her durch die Haut, fascia superficialis , das oberflächliche Blatt der fascia lata und Leistendrü- senbedeckt. — Indem sich die ar t. cruralis allmälig nach innen herabzieht, nähert sie sich immer mehr dem innern Rande des m. sartorius und tritt endlich am untern Ende der fossa ileopectinaea, 3 — 3^" unterhalb des Hg. Poupartii, unter diesen Muskel und in die Furche zwischen den Insertionen der mm. adductores und dem Ursprünge des m, vaslus internus. Hier läuft sie , überall vom m. sartorius bedeckt (den nerv, saphenus major an ihrer äussern Seite) und vor der vena cruralis , immer mehr nach innen und hinten bis etwa zum Anfange des 3. Drittels des Oberschenkels (4 — 5" oberhalb des condylus internus femoris) herab , wo sie durch die Spalte im m. adductor magnus in die Kniekehle tritt und den Namen der art. poplitaea be- kommt. Zweige. Nahe unter ihrem Austritte aus dem Becken giebt sie: kleine artt. inguinales (für die Leistendrüsen und die Haut) und musculares für die be- nachbarten Muskeln, dann die art. epigastrica superficialis, artt. pu- dendae externae, art. circumflexa femoris interna und profunda femo ris mit der circumflexa femoris externa. Varietäten kommen besonders im Ursprünge der art. profunda femoris vor, welche häufig sehr hoch, hinter oder selbst über dem hg. Poupartii entspringt, und dann an der in- nern Seite der art. cruralis entweder vor oder hinter der venu cruralis durch den annulus cruralis herabsteigt. Dieser höhere Ursprung kommt öfterer bei Weibern und kleinen Per- sonen vor. 1 ) JLrt. epigastrica superficialis, o b e r f 1 ä c h 1 i c h e B a u c h- deckenpulsader (-|"y dick), entspricht der interna in ihrem Laufe, nur dass sie aussen und neben dem annulus abdominalis, vor dem Hg. Poupartii, zwischen Haut und m. obliqiius internus, nach dem Nabel in die Höhe läuft. Sie durchbohrt den proccssus faleiformis faseiae latae, um an die Oberfläche zu kommen. 2) Artt. pudendae externae , äussere S c h a m p u I s a d e r n (ZI" — i".' dick). Es sind 2 — 3 Arterien, welche sich von ihrem IV- — 557 — sprunge aus dem innern Umfange der art. cruralis unter der Haut quer Schenkelar- nach innen gegen die Geschlechtslheile wenden und ihre Zweige zu den teri€" Leistendrüsen, der Haut und dem mons Feneris schicken. Beim Manne endigen sie mit ihren Zweigen am vordem Theile des Hodensackes (artt. scrotales anteriores) und an der obern Fläche des penis; an den weiblichen Geschlechlstheilen verlieren sie sich in dem vor- dem Theile der Schamlippen (artt. labiales anteriores). 3) Art. circumjleoca femoris interna s innere Kranz- pulsader des Oberschenkels {\\'" dick). Der Ursprung dieser Ar- terie liegt viel höher als der der externa, und befindet sich deshalb an der art. cruralis, an ihrem hintern innern Umfange. Sie schlägt sich hinter der art. cruralis quer nach innen und, nachdem sie einen ramus superficialis für den untern Theil des m. psoas und iliacus internus, m. pectinaeus, graeilis, adduetor longus und brevis abgegeben hat, unter dem m. pectinaeus hinweg, um die innere Fläche des Oberschenkels nach hinten und in die Tiefe und spaltet sich am trochanter minor in einen obern und einen untern Zweig. a. Ramus superior (V" dick) , steigt hinter dem Schenkelhalse, zwischen»«. obturator e.vternus und quadratus femoris in die Höhe und verliert sich theils im obern Theile des adduetor magnus, in den mm. obturatores, gemelli, piri- formis und glutaeus minimus, theils am Kapselbande als 1) Ramus acetabuli, indem er sich um den Kopf des Oberschenkels herumschlägt. b. Ramus inferior (f "' dick) ist gleichsam die Fortsetzung des Stammes, Zweige der wendet sich zwischen m. adduetor magnus und quadratus femoris nach hinten, art femora und schickt Zweige zum obern Theile der Unterschenkelbeuger. Ein Zweig des- ltSm selben, der 1) Ramus tro chantericus , tritt zum trochanter major. Er nimmt seinen Weg zwischen m. quadratus femoris und obturator fxternus,, in der Richtung der linea intertrochanterica posterior aufwärts und endigt in den Rollmuskeln, besonders in den mm. gemellis. 4) JLrt. femoris profunda 3 tiefe Schenkelpulsader (3'" dick). Sie entspringt bald höher, bald tiefer aus dem hintern Umfange der Schenkelarterie, so dass sie von derselben bedeckt wird. Je höher ihr Ursprung ist, desto grösser ist ihr Umfang und die art. cruralis scheint sich dann in eine superficialis und profunda zu theilen ; auch ent- springen dann aus ihr beide artt. circumflexae femoris, welche nicht sel- ten mit der profunda zugleich von der art. cruralis abgehen. Sie steigt hinter der Schenkelpulsader (-1-" — 1" von ihr entfernt), etwas mehr nach aussen, vor dem m. pectinaeus, in der Furche zwischen m. adduetor longus und vastus internus nach innen und hinten herab, wendet sich dann aber zwischen den mm. adduetores nach der hintern Fläche des Oberschenkels und endet als art. perforans III. Ihre kleinen Zweige verlieren sich im m. adduetor longus, magnus und brevis, vastus inter- nus und graeilis, mit der art. obturatoria und cruralis anastomosirend; die grössern, 3 — 5 an Zahl, heissen: a. Rami s. artt. perforantes , und durchbohren den ?n. adduetor magnus an verschiedenen Stellen. So gelangen sie an die hintere Fläche des Oberschen- kels ZU dem m. setnitendinosus , semimembranosus , bieeps und vastus e.vternus, hier mit Zweigen der art. ischiadica und popliiaea anastomosirend. 1) Art. I. perforans , dringt zwischen den Köpfen des m. pectinaeus und adduetor brevis nach hinten, durchbohrt dann den m. adduetor magnus unterhalb des trochanter minor und giebt an der hintern Fläche des Schenkels Zweige; aufwärts zum m. glutaeus maximns und quadratus femoris , welche mit der art ischiadica u, den artt. circumflexae femoris anastomosiren ; abwärts zum m. adduetor magnus. — 558 - Schenkelar- vastus externus und zu den Beugern des Unterschenkels ; eine art. nutritia fe - terie. moris super ior dringt in das os femoris ein. 2) Art. 11. perforans, tritt unterhalb des m.adductor brevis nach innen und hinten, durchbohrt den m. adductor magnus und schickt ihre Zweige: zu den mm. adduc- tores, vastus internus und Beugern des Unterschenkels. 3) Art. III. per for uns , ist der Endast der art. profunda femoris , läuft anfangs noch ein Stück in der Richtung des Stammes, hinter der art. cruralis fort und durchbohrt den m. adductor magnus nahe oberhalb der Spalte, durch welche die art. cruralis hindurchtritt, und dicht am Knochen. Ein Zweig dieser Arterie, die art. nutritia femoris magna s. inferior, dringt durch das Loch in der linea asper a in den Knochen; sie selbst verzweigt sich aber im m. adductor mag- nus, vastus internus und externus und biceps. Zuweilen durchbohrt der ganze Stamm der art. profunda den obern Theil des m. adductor magnus und zertheilt sich dann erst in diese artt. perforantes. b. Art. circumjleaca femoris externa, äussere Kranzp. des Ober- schenkels (1|'" dick). Sie ist nur selten ein Zweig der cruralis selbst; schlägt sich vor dem Schwänze des m. iliacus internus , unter dem m. sartorius und rectus femoris, quer über den obern Theil des m. cruralis hinweg nach aus- sen, um die vordere Fläche des Oberschenkels herum. Nachdem sie Zweige an den untern Theil des m. psoas und iliacus abgegeben hat, spaltet sie sich in einen auf- und einen absteigenden Ast. 1) Ramus ascendens , läuft unter dem m. rectus femoris zum trochanter major in die Höhe , überschreitet diesen und verliert sich im m. glutaeus medius , wo er mit der art. ischiadica und glutaea anastomosirt. 2) Ramus des cendens, ist zuweilen ein Ast der art. profunda und verzweigt sich im m. vastus externus , rectus femoris und cruralis. Ein Zweig desselben bildet am trochanter major mit Zweigen der art. circumflexa femoris interna ein Ge- fässnetz. IIc. Arteria poplitaea3 Mniekehlenpnlsader. (Oben 3]-'", unten 2,J'" dick.) Diese Arterie erstreckt sich in der fossa poplitaea (s. S. 410) von der Stelle an, wo die art. cruralis den m. adductor magnus durchbohrt, bis zum untern Ende der Kniekehle oder obern Fünftheil des Unter- Kniekehlen- terschenkels; je höher also die Durchbohrungsstelle, desto länger ist artene. jjese Arterie. — Sie verläuft gestreckt und eingehüllt von vielem Fette und Zellgewebe, anfangs schräg von oben und innen nach aussen und unten, dann mitten durch die Kniekehle, nahe an der hintern Fläche des Knochens, am lig. poplilaeum und Kniegelenke herab, zwischen den con- dylis ossis femoris und tibiae hindurch. Am Unterschenkel tritt sie über den m. poplitaeus, zwischen die Köpfe des m. gastrocnemitis und senkt sich dann unter dem m. soleus in die Tiefe, wo sie sich in zwei Zweige spaltet. Im obern Theile der Kniekehlengrube liegt diese Arterie vor dem Nerven und der Vene (so dass diese letztere zwischen der Arterie und der Haut liegt), allmälig begiebt sich aber der nerv, poplitaeus (s. libialis) an ihre innere Seite, die Vene zur äussern. — Bis zu ihrer Spaltung versieht sie die benachbarten Muskeln (mm. vasti, adductor magnus, Beuger des Unterschenkels und Wadenmuskeln) und das Kniegelenk (artt. articulares). reichlich mit Zweigen. Bisweilen entspringen diese Gelenk- arterien mit einem gemeinschaftlichen Stamme aus dem vordem Umfange der art. poplitaea, gewöhnlich aber jede für sich aus ihrem seitlichen Theile. 1) Art. artieularis genu superior externa, obere äussere Knicge- lenkp. (1'" dick), entspringt vom äussern Umfange, wendet sich, dicht an den Knochen geheftet, unter der Sehne des m. biceps quer nach aussen , schlägt sich dann dicht oberhalb des condi/his exter?ius um das osfemoris herum nach vorn, zwischen m. biceps und vastus externus hindurchgehend, und vcrtheilt ihre Zweige an den m. biceps, vastus externus und auf dem coiulyhis cxlcnius .■^ — 559 — zum Kapselbande. So bildet sie durch Anastomosen mit den übrigen Gelenk- Schenkela*- arteriendas rete articulare genu für das Kniegelenk. Nahe an ihrem Ur- t«ne. sprunge giebt sie oder die art. poplitaea sehr oft eine 3. obere Gelenkarterie , die 1) Art. articularis sup erior media s. azyga (!'" dick), welche an der hin- tern Fläche des Kniegelenkes Ms zu dessen Mitte herabsteigt und sich dann über dem lig. poplitaeum in dasselbe einsenkt. Ihre Zweige verbreiten sich am ligt capsulare, Gelenkfette und an den ligg. cruciatis. 2) Art. articularis superior interna, obere innere Kniegelenkp. (I'" dick). Sie entspringt der vorigen gegenüber, sehr oft aber auch viel höher als diese, nicht selten aus der art. cruralis selbst; schlägt sich etwas aufstei- gend oberhalb des condylus internus femoris unter dem m. semimembranosus, semitendt'nosus, gracilis, sartorius und adductor magnus quer nach innen und dann nach der vordem Fläche des Oberschenkels herum. Hier giebt sie Zweige : dem m. vastus internus , condylus internus und dem Kapselbande , wo sie sich mit der vorigen und den folgenden Arterien zum rete articulare genu ver- bindet. AVar diese Arterie ein Zweig der art. cruralis (ehe diese den in. adductor mag- nus durchbohrte) , dann läuft sie an der innern Seite des m. vastus internus, bedeckt vom m. sartorius , zum condylus internus herab. Manche nehmen für gewöhnlich ei- nen solchen Zweig, als art. articularis genu sup erficialis s. suprema, an, 3) Art. articularis inferior externa, untere äussere Kniegelenkp. (*"' dick), entspringt aus der äussern Seite der art. poplitaea, wendet sich dicht auf dem Kapselbande unter dem äussern Kopfe des m. gastrocnemius hin- weg nach aussen , so dass sie sich zwischen condylus externus tibiae und dem Zweige der capilulumfibulae nach vorn schlägt. Sie erstreckt sich bis zum lig. patellae und art- P°pti~ verzweigt sich am Kapselbande , wo sie sich mit den übrigen Gelenkarterien zum rete articulare genu vereinigt. 4) Art. articularis inferior interna, untere innere Kniegelenkp. (1 '" dick). Nachdem sie vom innern Umfange der Kniekehlenarterie entstanden ist, läuft sie etwas abwärts unter den innern Kopf des m. gastrocnemius und schlägt sich unterhalb des condylus internus tibiae dicht am Knochen nach vorn % herum. Ihre Zweige verbreiten sich ebenfalls am Kapselbande , &&$ rete ar- ticulare genu bilden helfend, einige zum m. poplitaeus und Schienbeine, einer bisweilen in das Kniegelenk als l) Art. articularis inferior media s. azyga, welche zwischen den condylis tibiae die hintere Fläche des Kapselbandes durchbohrt und sich im Gelenke mit der art. superior media verbindet. Selten sind diese beiden artt. mediae Zweige des Stammes selbst. 5) Artt. surales s. rami gastrocnemici , Waden p. Es sind gewöhnlich 2 — 4 Zweige , welche selten in gleicher Höhe aus dem hintern Umfange der po- plitaea entspringen ; doch höher als die artt. articulares inferiores. Sie stei- gen abwärts, geben Zweige zur Haut der Wade , zum m. plantaris und senken sich dann in die beiden Köpfe des m. gastrocnemius ein. " Der Stamm der art. poplitaea, welcher nun bis unterhalb des m. popli- taeus gelangt ist, spaltet sich jetzt, bedeckt vom m. soleus, in 2 Zweige, deren einer für die vordere Fläche, art. tibialis antica, der andere für die hintere des Unterschenkels, art. tibialis postica% bestimmt ist. A. Arteria tibialis antica» vordere Schien» beinpnlsader. (Oben 1^'", unten £'" dick). Sie entspringt in der Spalte zwischen dem äussern und innern Kopfe des m. soleus, aus der vordem Fläche des Endes der art. popli- taea unter einem spitzigen Winkel, läuft dann sogleich vorwärts, über den obern Rand des lig. interosseum, zwischen den obern Enden der tibia uud fibula hindurch, und gelangt so zur vordem Fläche des Unter- schenkels. Hier ist ihr erster Zweig: die — 560 — Vordere 1) Art. recurrens tibialis, zurücklaufende Schienbeinpulsader (•!'" Schienbein- dick). Sie erstreckt sich (dicht an die äussere Fläche des Schienbeins geheftet) artene. zwischen dem co?idylus externus tibiac und capitulum fibulae , die Köpfe des tri. tibialis anticus und extensor digitorum longus durchbohrend , aufwärts zum Kniegelenke , versieht die genannten Muskeln mit Zweigen und verbreitet sich am Kapselbande , am Hg. patellae und am Schienbeine selbst. Verbindungen geht sie mit allen Kniegelenkarterien ein und hilft so das rete articulare genu mit bilden. Der Stamm der art. tibialis antica läuft nun an der vordem Fläche des Unterschenkels herab, anfangs dicht auf dem lig. inlerosseum zwischen dem m. tibialis anticus (nach innen) und extensor digitorum longus (nach aussen), dann zwischen m. tibialis anticus und extensor hallucis longus. Allmälig wendet sie sich mehr zur vordem Fläche der tibia und gelangt unter dein lig. transversum zur Mitte des Fussgelenkes, wo sie fast unmittelbar auf dem lig. capsulare, in der mittlem Scheide des lig. cruciatum liegt und von der Sehne des m. extensor hallucis longus bedeckt ist. Auf diesem Wege erhalten von ihr die benachbarten Muskeln Zweige, als: der m. tibialis anticus, extensor digitorum und hallucis longus, nach aussen die mm. peronaei; zwischen den letztern läuft bisweilen ein lan- ger Zweig auf der fibula herab. Ehe sie das Gelenk überschreitet, ent- Zweige der springen 2 Knöchelarterien aus ihr, welche sich am Fussgelenke ver- art. tibialis , ., ^antica. breiten. %) Art. malleolaris (anterior) externa, äussere Knöchelp. (J'" dick), sie steigt abwärts zwischen tibia und ßbula, wenn sie höher als die in- terna entspringt; ist ihr Ursprung aber tiefer, so läuft sie quer nach aussen ge- gen den äussern Knöchel, an dem sie sich , mit Zweigen der art. peronaea ana- stomosirend, verbreitet und Zweige abwärts zum Kapselbande und Fussrücken schickt , welche sich im m. extensor digitorum brevis und abduetor digiti minimi verlieren und das rete malleolare extemum bilden helfen. 3) Art. malleolaris (anterior) interna, innere Knöchelp. (-£-'" dick), entspringt entweder gleich über dem Fussgelenke oder auf demselben aus der art. tibialis antica. Sie wendet sich dicht auf dem Kapselbande, unter der Sehne des m. tibialis anticus und extensor hallucis longus hinweg, quer nach aussen und verzweigt sich auf dem innern Knöchel, am Kapselbande und aslragalus , das rete tnalleolare internum mit Zweigen der art. tibialis postica bildend. Die art. tibialis antica gelangt nun unter dem Namen art. pediaea s. dorsalis pedis {&"' dick) zum Rücken des Fusses, wo sie mehr an der innern Seite, zwischen der Sehne des m. extensor hallucis longus und brevis, nur von der fascia dorsalis pedis hedeckr, gegen das lste interstitium interosseum des Miltelfusses hin läuft und sich hier in die art. interossea dorsalis prima und den ramus plantaris profundus endigt. Sie giebt ausserdem noch : die art. tarsea externa und interna, und metatarsea. Varietäten. Auf dem Kopfe des astragahis theilt sich die art. pediaea bisweilen in 2 Zweige, von welchen der eine art. tarsea externa, der andere tarsea interna benannt wird; letzterer ist die Fortsetzung des Stammes und giebt dann die art. metatarsea. 4) Art. tarsea externa, äussere Fusswurzelp. (§'" dick), entspringt bald höher, bald tiefer (über dem collum tali) aus dem äussern Umfange, läuft dann unter dem m. extensor digitorum brevis, dicht auf dem astragalus, cal- caneus und os cuboideum quer nach aussen und vorn gegen die Basis des 5. Mit- tclfussknochens , und endet mit einem hintern und einem vordem Aslc. Erstcrer anastomosirt mit der art. tnalleolaris externa und hilft das rete mal- leolare extemum bilden; letzterer fliesst thcils mit der art. metatarsea — 561 — bogenförmig zusammen, theils endigt er als art. dor sah's externa di- Vordere siti V Schienbein- ° ' arterie. 5) Art. tarsea Interna, innere Fusswurzelp. (.['"dick), entspringt tiefer als die vorige , ungefähr in der Mitte der Fusswurzel. Sie läuft schräg nach innen vorwärts über das ns cuheiforrrie I. gegen das os tnelatarsi /lallucis und verliert sich an der innern Seite in den Fusswurzelknochen und Bändern ; sie giebt auch dem m. e.vlensor brevis und abduclor hallucis kleine Zweige und nimmt Thcil an der Bildung des rete malleolare internum. 6) Art. metatarsea, Mittelfussp. (|"dick). Sie entspringt aus dem äus- sern Umfange des Stammes , über dem os naviculare , krümmt sich, unter dem ?n. extensor digitorum brevis hinweg, in einem nach vorn convexen Bogen nach aussen und fliesst mit dem vordem Aste der art. tarsea externa zusammen. Aus diesem a. Arcus tarseus dorsalis fs. dorsalis pedis), Fussrückcnbogen, entspringen hinterwärts , aus der Concavität, kleine Aestchcn , welche mit den artt. tarseae ein rele tarseum bilden, und Zweige für den vi. ex- tensor digitorum brevis. Aus der Convexität entstehen die 1) Artt.inter osseae m elatarsi dorsales, 3 Stück (die 2.-4.) und \'" — \'" dick. Eine jede dieser Arterien läuft über ihrem inierstitiii.nl inierosseum, den mm. interossei Zweige gebend und mit einer art. interossea plantaris anastomosirend, vorwärts bis zu den Köpfchen der Mittelfussknocben. Hier spaltet sie sich gabelförmig in 2 Zweige, artt. digitales dorsales , von denen die eine , externa s. ßbiilaris , für den äussern, die andere, interna s. iibialis, für den innern Rand der Dorsalfläche zweier neben einander liegender Zweige der Zehen bestimmt ist. Es kommt demnach: arti- dorsalis a) Art. dorsalis diaiti, IL externa ) 1 . . ., , tu neriis. b) Art. dorsalis dß. 111. interna ) aus fler art ■ **&">•** dorsalis 11. c) Art. dorsal, dis. 111. externa ) , . . , , ,. „, d) Art. dorsal, dig. IV. interna ) aus ,ler arL ^terossea dorsalis 111. f] Art. trTal. % %£&$■ J ™ *« ^ *•**?•*■ dorsalis f>. 7) Art. interossea dorsalis prima s. dorsalis hallucis (l'"dick), der oberflächliche Endast der ärt. pediaea, läuft unter dem m. extensor hallucis brevis im 1. interstilium inierosseum vorwärts und spaltet sich an dem Köpfchen des Mittelfussknochens in 3 Aeste , in die 1) Art. dorsalis hallucis interna, für den innern Rand, und 2) Art. dorsalis hallucis externa, für den äussern Rand des Rückens der grossen Zehe. 3) Art. dorsalis interna digiti II., für den innern Rand des Rückens der 2. Zehe. 8) Kamus plantaris profundus arleriae pediaeae (|'" dick) , dringt (wie die art. radialis) zwischen den hintern Enden des 1 . u. 2. Mittelfussknochens, den m. inlerosseus externus I. durchbohrend , in die Tiefe der Fusssohle und fliesst hier mit der art. plantaris externa zum arcus plantaris profundus Zu- sammen. B. Arteria tiMalis postica* hintere Schien« (Oben 2|'", unten 2— !£'" dick.) Sie bleibt an der hintern Fläche des Unterschenkels und steigt in der Richtung des Stammes (der art. poplitaea) unter dem m. gastrocue- mius und soleus, zwischen dem letztern und m» Iibialis poslicus etwa i" — 2" weit gerade herab, um die art. perondea abzugeben, oder sich in dieselbe und die Fortsetzung des Stammes zu spalten. Vor ihrer Thei- lung schickt sie zur äussern und innern Seite des Unterschenkels einen Zweig; der innere verliert sich theils im t?u poplitaeus^ theils als art* nutritia tibiae superior in dem Schienbeine und seiner Knochen-» haut; der äussere dringt durch den m. soleus zur fibula und verästelt sich in diesem Muskel und im m. peronaeus longus, Bock's Anat. I. 3g — 562 — Hintere 1) Art, peronaea s. ßbularls (communis), Wadenbein- ^trSie^'^ulsader (-£"' dick). Ihr Ursprung ist 1 — 2" tief unter dem der art. tibialis antica, unter einem spitzigen Winkel aus der art. tibialis postica. Bedeckt vom m. soleus und gastrocnemius, läuft sie geschlängelt an der hintern Flache des lig. inlerosseum schief abwärts gegen den innern Rand der fibula, an welcher sie parallel mit der art. tibialis postica, \" — 4" von dieser entfernt, zwischen m. ßexor hallucis longus und tibia- lis posticus gegen den äussern Knöchel herabläuft. Auf diesem Wege gicbt sie den genannten Muskeln und mm. peronaeis Zweige, versieht auch die fibula mit einer art. nutritia und spaltet sich oberhalb des malleolus externus in die folgenden 2 Endäste: a, Art. peronaea anterior (s. perforans), vordere Wadenbeinp. (!"' dick), welche durch das Hg. inlerosseum zur vordem Fläche des Unter- schenkels dringt und sich hier auf dem malleolus exlernus mit der art. malleo- laris und tarsea externa zum rete malleolare externum vereinigt, sieh auch zuweilen bis auf den Rücken der Fusswurzel in das rete tarseum erstreckt. Art.pero- b. Art. peronaea posterior (l"'dick), der Endast der art. peronaea, läuft nuea. hinter dem äussern Knöchel , an der hintern Fläche der Verbindungsstelle zwi- schen tibia und fibula, herab und gelangt zwischen der Achillessehne und dem m. peronaetis brevis an die äussere Fläche des calcaneus, von wo sie theils in das rete malleolare extermim eingeht, theils durch zahlreiche rami calcanei in- terni ein rete calcaneum bildet. Ihre Zweige erstrecken sich zu den Knochen und Bändern der Fusswurzel , zum lendo Achillis, zum m.flexor hallucis longus, peronaetis longus und brevis , abductor digiti V. undflexor digitorum brevis. 2) Die Fortsetzung der art. tibialis postica (2"' dick) läuft leicht geschlängelt etwas nach innen herab und liegt anfangs neben dem m. tibialis posticus auf dem m. ßexor digitorum lo7igus an der hin- tern Fläche der tibia, hinterwärts bedeckt vom innern Rande des m. soleus. Da sie sich im Herabsteigen allmälig mehr gegen den innern Rand der tibia wendet, so kommt ihr unterer, am untern Drittel des Unterschenkels verlaufender Theil oberflächlicher zu liegen und ist nur von der Haut und fascia bedeckt. Man findet sie hier in dem Räume zwischen dem innern Rande der Achillessehne und der tibia, hinter der Verlauf dei- Sehne des m. ßexor digitorum longus und tibialis posticus. — Bis zum "postica!'5 Fussgelenke giebt sie ihre Zweige: dem m. soleus, gastrocnemias, tibia- lis posticus, ßexor digitorum und hallucis longus, den Knöcheln die art. malleolaris posterior externa und interna, und der tibia eine starke art. nutritia inferior s. magna. — Nach Abgabe dieser Zweige geht sie (l^//; dick), bedeckt vom lig. lacinixttum und hinter der Sehne des m. tibialis posticus und ßexor digitorum longus um die hintere und untere Fläche des innern Knöchels herum und tritt neben dem Fussge- lenke zwischen der Sehne des m. ßexor digitorum und hallucis longus nach unten und vorn zur innern Fläche des calcaneus, wo sie mit Zwei- gen der art. peronaea und tarsea interna Anastomosen eingeht, welche das rete calcaneum an der innern Fläche des calcaneus bilden. Bald höher, bald tiefer spaltet sie sich nun in der planta pedis oberhalb des m. abductor hallucis, nahe vor der tuberositas calcanei und am innern Rande der caro quadrata Sylvii, in 2 artt. plantares. a. Art. malleolaris posterior interna (V" dick), schlägt sich um den in- nern Knöchel (zwischen ihm und den Sehnen "des m. tibialis posticus und flexor — 563 — digitor. longus) herum nach vorn und bildet mit der art. malleolaris anterior in- Hintere terna und tarsea interna das rete malleolare internum. achienbem- b. Art. malleolaris posterior externa s. transversa malleolaris Q'" dick); ist bisweilen ein Zweig der art.peronaea posterior, zu welcher sie , dicht an der Tibia und unter der Achillessehne hinweg, quer nach aussen läuft. Sie trägt mit der art. malleolaris anterior externa , tarsea externa und peronaea zur Bildung des rete malleolare externum bei. c. Art. plantaris interna, innere Fusssohlenp. (|/y/ dick), ist der kleinere Endast der art. tibialis postica, aber hinsichtlich der Richtung seines Verlaufs die Fortsetzung des Stammes. — Sie läuft über dem langen Kopfe des m. abductor hallucis , unter der Sehne des flexor digiiorum longus, an dem innern Rande des Fusses ziemlich oberflächlich vorwärts und giebt dem m. ab- ductor hallucis, flexor digiiorum und hallucis brevis Zweige, welche am innern Rande mit der art. tarsea interna anastomosiren. Das Ende dieser Arterie spaltet sich in mehrere Zweige , von welchen ein grösserer am innern Rande der grossen Zehe als art. tibialis plantaris hallucis verläuft und mit dem tiefen Fusssohlenbogen communicirt ; die oberflächlichen kleinern begeben sich zwischen den Sehnen der Beuger und der aponeurosis plantaris quer nach aus- sen und bilden den Arcus plantaris ssublimis , oberflächlichen Fusssohlenbogen, inVer- bindung mit dem oberflächlichen Zweige der art. plantaris externa. Aus diesem Bogen kommen dünne Aestchen für die kleinen Muskeln der Fusssohle. d. Art. plantaris externa, äussere Fusssohlenp. (-•>-" ' dick). Sie wen- det sich zwischen m. flexor digitorum brevis und caro quadrala Sylvii zum äus- sern Rande des Fusses , wo sie an der innern Seite des m. abductor digiti minimi zum os metatarsi der kleinen Zehe verläuft. — Die Zweige, welche sie bis Zweige der dahin abgegeben hat, verbreiten sich in dem m. flexor digiiorum brevis, ab- ß^ö^'c« ductor digiti minimi , der caro quadrala ; ein 1) Oberflächlicher Ast, welcher zwischen m. abductor digiti minimi und flexor digitorum brevis hervortritt, dient zur Bildung des arcus sublimis , indem er sich mit der art. plantaris interna verbindet; ein anderer, welcher in der Gegend der Basis des 5. Mittelfrissknochens abgeht , ist die 2) Art. plantaris digiti V. externa und für den äussern Rand der Plantar- fläche der kleinen Zehe bestimmt. Nachdem diese Aeste abgegangen sind, krümmt sich der Stamm der art. plan- taris externa in die Tiefe der Fusssohle und dann bogenförmig dicht an den Mittel- fussknochen hin gegen den innern Fussrand, wo sie mit dem ramus profundus art. pediaeae zusammenfliesst. Durch diese Vereinigung entsteht der Arcus plantaris profundus, welcher \'" dick, mit seiner Convexität gegen die Zehen gerichtet ist und am hintern Ende des Mittelfusses , über dem m. abductor hallucis , den mm. lumbricales, in. flexor digitor. longus und brevis und der aponeurosis plantaris liegt. Aus seiner Concavität entspringen kleine Aest- chen für die Fusswurzel und die benachbarten Muskeln , aus seiner Convexität die Artt. digitales communes s. interosseae plantares (f-'" dick), 4 Stück, welche in den 4 interstitia interossea , nachdem sie für alle benach- barten Muskeln und die rami perforantes metatarsi durch die mm. in- terossei hindurch zur Verbindung mit den artt. interosseae dorsales gegeben haben, vorwärts laufen und sich zwischen dem m. transversalis pedis und den ligg. capitulorum ossium metatarsi gabelförmig in 2 Zweige, artt. digitales plantares, spalten, von denen die eine (externa) für den äussern, die andere (interna) für den innern Rand zweier neben einander liegender Zehen bestimmt ist. Es kommt demnach : die % ^äSSgSÄ,} «» ^ <»*- interossea plantaris I. I) ÄJX J BSS ^ IffS8&} •« **' '«* ^terossea plantaris II. 5) Art. plantar, dig. III. externa J ftus der mt interossea plantaris III. 6) Art. plantar, dig. II . interna ) r 7) Art. plantar, dig. IV. externa \ aus d mt interossea plantaris lt. 8) Art. plantar, dig. V. interna ) r Der Verlauf der artt. digitales pedis gleicht ganz dem der Arterien an den Fingern. 36* nen. — 564 — Blutadern, renme (s. s. 472). Venen des Meinen Kreislaufs (s. S. 504) oder kleines Venensystem. Lungenve- Hierher gehören die 4 ]LuiigeiiMiitadern , venae pulmo- nales» welche ihren Ursprung aas dem Capillargefässnetze der Lungen nehmen und das hier hellroth gewordene Blut, welches die Lungenarterie (s. S. 505) als dunkelrothes hingeschafft hatte, in das linke Atrium des Herzens zurückführen. Wegen ihres Ge- haltes an arteriellem Blute werden diese Blutadern auch venae arteriosae genannt. Sie nehmen aber nicht allein dieses Blut nach seiner chemisch -organischen Veränderung auf, sondern auch einen Theil venösen Blutes, welches durch die Bronchial- und Pleuraarterien zur Lunge gelangte und zu deren Ernährung diente. Sie entwickeln sich aus den kleinsten Venenwurzeln zu minier gros- sem Zweigen, welche die Arterien und Luftröhrenäste (bronchia) be- gleitend, endlich an jeder Lunge gewöhnlich zu 2 starken Stämmen, (seltener zu 1 oder 3) zusamnienfliessen, die aus dem Hilus ihrer Lunge heraustreten und sogleich vom Herzbeutel aufgenommen, einwärts denen der andern Seite entgegen laufen, um in das atrium sinistriim (s. dieses S. 495) einzumünden. Beide Stämme, ein oberer, etwas grös- serer und ein kleinerer unterer, haben einen kurzen Verlauf (i" lang) und eine Strecke wreit ringförmige Muskelfasern in ihren Wänden, die mit den Fasern des Herzens zusammenhängen ; Klappen zeigen sich in ihnen nicht, nur da wo sich Aeste von einander trennen, befinden sich an den Winkeln einfache, vorspringende Kanten, welche höchstens die Hälfte des Lumens verschliessen können. Sie waren auch nicht nölhig, da der Rückfluss des Blutes schon dadurch gehindert ist, dass diese Ve- nen immer mit Blut vollständig gefüllt sind, was von der Weite dersel- ben abhängt, die nicht wie bei den Körpervenen grösser ist, als die der ihnen entsprechenden Arterien; ja die Zweige der venae •pulmonales zusammen sollen noch etwas enger als die der Lungenarterien sein; doch geben Portal und Cruveilhier das Gegentheil an. Lage: Die vv. ■pulmonales liegen hinter und unter den übrigen grossen Blut- gefässen und Luftrührenästen, näher dem hinlern Rande der Lungen, an der hin- tern Seite des Herzeus in der Richtung des obern Theiles des linken Vorhofes. Die rechten Lungenvenen werden von vorn durch die ven. cava superior und das rechte Atrium verdeckt. Die rechte obere (7"' dick) läuft vor und unter dem rechten Aste der Lungenarterie und Luftröhre; die rechte untere (ß\"' dick) tritt zwi- schen der vorigen und der ven. cava inferior, hinter der rechten Lungenarterie und dem rechten Bronchus hinweg. — Die linke obere Lungenvene (5|"' dick) liegt unter und hinter dem linken Aste der art. pulmonal, und vor dem linken Bronchus, die linke untere (6i"'dick), welche etwas tiefer als die rechte untere liegt, läuft hinter und etwas unterhalb der vorigen und des linken Bronchus. Venen des grossen Kreislaufs oder grosses Venensystem. Dieses System besteht aus den Blutadern, welche das von den Zweigen der Aorta zu allen Theilen des Körpers hingeführte arte- - 565 - Helle Blut als dunkelrothes aus den Capillargefässnetzen derselben Köiperve- erhalten und zum rechten Atrium zurückleiten. Die Hauptstämine "en' dieses Systems sind die Herzvenen fvenae cardiacae) und die beiden Hohladern (venae cavae), von welchen letztern die obere das venöse Blut der ob ein Körperhälfte, die untere das der untern Theile aufnimmt. Beide stossen im alrium dexlrum mit ihren Mündungen in schräger Richtung (von rechts nach links) auf ein- ander (s. S. 492); an der Oeffnung der veno, cava inferior liegt eine sichelförmige Hautfalte, valvula Eustachii. Mit dieser letztern Vene hängt noch unmittelbar ein 3tes Venensystem, das Pfortader- system (veno, porlaej, zusammen, welches das Blut der art. coe- liaca,) mesenterica superior und inferior aus den ins Bauchfell ein- gewickelten Verdauungswerkzeugen (mit Ausnahme der Leber) auf- nimmt und sich dann in der Leber verbreitet. Beim Embryo ist noch die Nabel vene (venu umbilicalis) von grosser Wichtigkeit. Venae cardiacae s. cordis 3 Herzvenen. Diese Venen (ohne Klappen) nehmen das Blut aus den Capillarge» fässen der Herzsuhstanz auf, welches durch die beiden artt. coronariae cordis (s. S. 507) hingeschafft wurde, und führen es in das atrium dexlrum. 1) Vena coronaria magna cordis (s. sinistra), grosse Kranzblutader des Herzens (A'" — 5'" dick), entspringt mit 4 — 5 Zweigen an der gewölbten Fläche des Herzens aus den Wänden des linken Ventrikels, steigt dann am ramus descendens art. coronariae si- nistrae im sulcus longitudininalis anterior in die Höhe, läuft hierauf Herzvenen; mit dem ramus circumßexus derselben Arterie im sulcus tranversus von rechts nach links herum zur hintern Fläche des Herzens und senkt sich hier am septum atriorum in das atrium dexlrum ein, wo ihre Mündung, zwischen der fossa ovalis und dem ostium venosum, durch die valvula Thebesii geschlossen werden kann. Kurz vor ihrer Einmündung nimmt diese Vene, welche der art. coronaria cordis sinistra entspricht, noch die beiden folgenden auf: a. V. coronaria cordis media s. posterior Ql\'" dick), entspringt au der Spitze des Herzens , läuft an der untern platten Fläche desselben am ramus descendens art. coronariae de.rtrae im sulcus longiludinalis in die Höhe bis zum sulcus transverstis und senkt sich hier in die ven. magna cordis. b. V. coronaria cordis deactra (U'" dick), entspringt am untern Rande des rechten Ventrikels , steigt zum sulcus transverstis in die Höhe und krümmt sich in dessen rechtem Theile mit dem ramus circumßexus art. coronariae dex~ trae nach hinten , um sich iu die ven. magna cordis zu ergiesseu. 2) Venae cordis minores (s. Thebesii), kleine Herzvenen, entspringen an der obern und untern Fläche der rechten und linken Herzhälfte aus den Wänden der Atrien und Ventrikel, und aus dem Septum. Sie münden sich durch die kleinen foramina Thebesii (s. S. 493) an vielen Stellen in das rechte Atrium ein. Diese foramina hält Theile mit Cruveilhier für blosse Einsenkungen in die Herzsubstanz, nicht für Löcher; auch kommen sie im linken Atrium und in den Kammern vor. — 566 — Vena cava superior s, descendens, obere Hablader. (21" lang und 10'" dick.) Obere Die v. cava superior (ohne Klappen), welche so ziemlich mit Hohlvene. j|H,en Zweigen denen des arcus aortae und der aorta thoracica ent- spricht, sammelt das zurückfliessende Blut des Kopfes, Halses, der obern Extremitäten und der Brust in sich, wird durch die Vereinigung der ven. jugularis communis s. anonyma dextra. und sinistra gebildet und nimmt sodann die ven. azygos noch auf. Lage. Ihr Anfang ist in der Gegend hinter dem 2ten rechten Rippenknorpel, noch etwas oberhalb des Aortenbogens. Yon hier steigt sie ziemlich senkrecht, sich etwas schief von vorn und links nach hinten und rechts wendend, dicht an der rech- ten Seite der Aorta abwärts zum rechten Atrium. Ihre obere kürzere Strecke, welche sich noch ausserhalb des Herzbeutels befindet, liegt hinter dem 1. und 2. rechten Rippenknorpel , vor dem 3. und 4. Brustwirbel und der rechten obern v. pul- monalis, vorn von der Thymus bedeckt, rechts und hinten an den obern innern Theil des rechten mediaslinum (und den nerv.phrenicus), links und hinten an die art. ano- nyma und aorla aseendens gränzend. — Die untere längere Strecke (l-£"lang) ist in dem Herzbeutel eingeschlossen, gränzt nach vorn an das rechte Herzöhr uud die Wurzel der Aorta , links an die aorta aseendens, rechts durch die rechte Wand des Herzbeutels an das rechte vordere mediastinum, hinten an die ai 1. und vo. pul- monal, dextr. und den rechten bronchus. Ehe sie vom Herzbeutel aufgenommen wird, senkt sich die vena azygos in ihre hintere Wand ein. Die Eintrittsstelle der obern Hohlvene in das rechte Atrium beündet sich in der Höhe des Gten bis 7ten Brustwirbels. Varietät. Bisweilen nimmt sie noch einige kleinere Venen der rechten Seite aus der Brusthöhle auf, als: vv. int er cos talis prima, br on chial is infer ior , oesop/ia- geae, thymicae und mediastinae, welche sich alle gewöhnlicher in die venu azygos ergiessen. — Selten kommen 2 obere Hohladern vor, was statt findet, wenn sich die beiden vv. anonymae nicht vereinigen. Dann geht die linke vor der Aorta herab, legt sicli hinten und aussen um das linke Atrium, läuft zur untern Fläche und daselbst im sulcus transvirsus zum rechten Atrium, in welchem sie sicli nun hinten uud unten öffnet. — Bisweilen senkt sie sich in die untere Hohlvene. A. Venae anonymae, ungenannte Blutadern. Venu anony- Es sind dies 2 kl .1 p p e nl o se , auch vv. jugulares communes, sub- clavia^ und brachio-eephalicae genannte, (7'" dicke) Venenstamme, ein rechter und ein linker, von welchen ein jeder von dem lsten Rippen- knorpel seiner Seite schräg nach unten und innen zur ven. cava supe- rior läuft und in der obern Oeffnnng des Brustkastens, dicht hinter der arliculalio sternoclavicularis und vor der art. subclavia, durch den Zu- sammenfluss der v. jugularis externa, jugularis interna und sub- clavia gebildet wird. Sie sind ihrer Länge und Richtung nach sehr von einander verschieden. 1) Vena anonyma sinistra, linke ungenannte Blutader (2 — 1\" lang), läuft vom vordem Ende der 1. Rippe der linken Seite nur wenig schief abwärts, fast in horizontaler Richtung, quer nach rechts bis zur Gegend des 2. rechten Rippenknorpels herüber, um sich in die obere Hohlvene zu senken. Sie liegt in diesem Laufe hinter dem obern Rande des manubrium sterni und der Thymusdrüse, dicht über dem Aortenbogen, vor den 3 Zweigen desselben (art. anonyma, carotis und subclavia sinistra) und der Luftröhre. 2) Vena anonyma dextra, rechte ungenannte Blutader (\" — 1" lang), steigt fast senkrecht neben der art. anonyma, hinter der Sternalportion des m.sternocleido-mastoideus, dem tu. slernohyoideus und dem Knorpel der lsten rechten Rippe bis zum 2ten rechten Rippenknorpel herab, um hier mit der linken gemeinschaftlichen Drosselader zusammenzustosseu. Hinter ihr ma. — 567 — und neben ihr nach aussen liegt der nerv, phrem'cus und die art. mammaria Innere Ju- inlerna dexlra; nach links und hinten gränzt sie an die Theilungsstelle der art. sQlavvene. anonyrna. Diese Venen nehmen bisweilen unmittelbar kleine Zweige (tiefe Halsvenen) auf, die sich eigentlich in ihreAeste ergiessen sollten, bisweilen aber auch selbst in die veno, cava superior einmünden. Es sind: v. intercost alis suprema, thyreoidea inferior, vert ehr alis , mammaria interna, vv. thymicae, oesophageae, tnediastinae, pericardiacae, bronchiales, und bisweilen die v. thyreoidea inferior. I. Vena jugularis interna s, communis 3 tiefe oder innere Urosselader. Diese klappenlose Vene (5"' dick) entsteht in der Gegend des os hyoideum im trigonum cervicale, an der hintern und äussern Seite der Spaltungsstelle der carotis communis durch den Zusammenfluss der vena cephalica anterior (s. facialis communis) und posterior (jugularis interna) und entspricht grösstenteils der carotis communis. Sie läuft von hier hinter dem m. sternocleido-mastoideus und omohyoi- deus, dicht an der äussern Seite der carotis communis und des nerv.va- gus, mit beiden in eine gemeinschaftliche Scheide eingeschlossen, bis hinter die articulalio sternoclavicularis herab und nimmt ausser den vv. cephßlicae noch auf: die 1) V. thyreoidea superior (mit der v. laryngea superior) und media, die mittlere und obere Schilddrüsenvene, welche mit ihren Zweigen wohl die der art. thyreoidea superior begleiten, mit ihren Stämmen aber von dieser abwei- chen. — Die v. thyreoidea superior kommt vom obern Theile der Schild- drüse , nicht selten mit einer obern und untern Wurzel , und nimmt die v. la- ryngea superior und pharyngea auf. — Die v. thyreoidea media ist bisweilen doppelt und nimmt ihre Wurzeln vom äussern Theile der untern Hälfte der Schilddrüse. Beide Venen laufen quer nach aussen herüber zum Stamme der v.jugular. interna. 2) Vena cephalica anterior (s. externa s. facialis com- Aeussere munis), vordere Kopfblutader (\" — 1" lang und %\'" dick), ist KopfVene. der grössere Zweig der v. jugularis interna, welcher das Blut aus den äussern Theilen des Kopfes und vom obern Theile des Halses aufnimmt. Sie liegt im trigonum cervicale und entsteht nahe unter dem Winkel des Unterkiefers und dem untern Rande der Parotis, vor und nach aus- sen von der carotis externa, über der Thcilung der carotis communis als ein kurzer, schräg nach hinten liegender Stamm, welcher aus der v. facialis anterior und posterior zusammengesetzt wird, bald nach deren Vereinigung sie bisweilen noch die v. thyreoidea und laryngea su- perior aufnimmt. a) Vena facialis anterior , vordere Gesichtsblutader, erhält das Blut vom vordem Theile des Gesichts und entspricht der art. maxil- laris externa, von welcher sie mehr nach aussen und hinten, aber oberflächlicher (nur von der Haut, den mm. sygomalici, risorius San- torini und der fascia parotideo -masseterica bedeckt) liegt, indem sie über dieselbe und weniger geschlängelt hinwegläuft. Sie fängt (als v. angularis) zwischen Nase und innerm Augenwinkel an, läuft von da unter den mm. zygomatici hinweg schräg nach aussen und hinten ge- gen den Unlerkieferwinkel zur vcn, cephalica anterior und hat einen oberflächlichen und einen tiefen Zweig, welche sich am Wangen- beine mit einander vereinigen. — 568 — Aeussere a) Itanius superficialis venqe facialis anterioris , ist jener Anfangstheil der- Kopfveue. selben , welcher am innern Augenwinkel hauptsächlich durch den Zusammen- tritt der v. ophtlialmica cerebralis und frontalis gebildet wird und ausserdem noch Venen der Augenlieder, Nase und Lippen aufnimmt. 1) Vena Ophthalmien cerebralis s. interna, Hirnauge irveiie. Sie erstreckt sich aus dem sinus cavernosus durch die fissura orbitalis superior zur Augen- höhle, schlägt sich über den Sehnerven hinweg zur innern Wand derselben und lauft an dieser vorwärts gegen den innern Augenwinkel, um unterhalb der trochlea aus der Orbita zu treten und sich mit der v. frontalis zu vereinigen. Auf diesem Wege nimmt sie Venen auf, welche mit den Zweigen der art. ophtlialmica gleich- namig sind und auch denselben Verlauf haben, als: V. sup raorbitulis; — vv. et Inno idales ; — vv. mus ciliares ; — vv. ci- liares, anticae und posticae, v orticosae, v. centralis retinae (s. Auge); — v. sacci lacrimalis ; — vv. conxmunicantes (mit der v. ophtlialmica facialis). Sinus cavernosus , zelliger Blutleiter (s. bei dura muter), liegt an der Seite der sella turcica, zwischen den Blättern der dura in at er (welche zwischen dem processus clinoideus anterior und der Spitze der pars petrosa ausgespannt Bind) und wird in seinem Innern durch quere, sich durchkreuzende Fäden in Zellen getheilt. Durch ihn gehen, ausser der hier Krümmungen U.Erweiterungen machen- den Vene, die carotis cerebralis , der nerv, abducens und einige die carotis beglei- tende Fäden des nerv, sijnipathicus hindurch. Mittels Querzweige, welche unter der glandula pituitaria hinweggehen, hängen die sinus cavernosi beider Seiten zusammen; nach hinten verbindet sich jeder mit dem sinus petrosus superior und s. b.asilaris superior. Er ergiesst sein Blut in die v. ophtlialmica cerebralis und fa- cialis und nimmt die folgenden Sinus auf: Sinus cir culnris llidleyi, welcher auf der sella turcica liegt, ringsum Zweige der d'e glandula pituitaria, zwischen den beiden sinus cavernosi. Er nimmt Venen vordem Ge- aus l'en hier liegenden Theilen des Gehirns auf und hängt mit dem sinus petro- sicht&vene.. "'* superior zusammen. Sinus petrosus anterior, ein enger und kurzer Blutleiter, welcher oft fehlt; er liegt auf der vordem fläche des Felsentheiles und ergiesst sich in den Zellsinus. Sinus alaeparvae s. ophthalmicus s. spheno - p artet alis , liegt unter dem kleinen Flügel des Keilbeins, im äussern Ende der fissura orbitalis superior, in oiner Falte der dura mater , welche sich vom tentorium aus hierher erstreckt. Er nimmt auf: V. foss ae Sylvii und vv. diploic ae temporales. 2.) Vena fr ont alis, Stirnblutuder, nimmt ihren Ursprung theils aus dem Venen- getlechte des Kopfes (vorzüglich der Stirn), theils aus den Rückenvenen der Nase, welche nach oben in einen gemeinschaftlichen Stamm, v. dorsi nasi superior, zu- sammenstossen. Die Stirnvene läuft am innern Rande des m, frontalis gegen die Nasenwurzel herab und spaltet sich hier, wenn sie nur einfach ist, in 2 Aeste, von denen der eine zur rechten, der andere zur linken v. facialis anterior tritt. Ausser diesen beiden Venen (1 und 2) nimmt der ram. superficialis venae facial. ant. im weitern Verlaufe (ehe er sich mit dem tiefen Aste verbindet) noch folgende Venen auf: 3) V . p alpebr alis interna superior und inferior , aus den Venennetzen der Augenlieder. 4) Vv. nasales, sind theils dorsales (superior und inferior), theils alares (su- perior und inferior), welche aus einem über die ganze Nase verbreiteten Venen- netze entspringen. 5) V.labii superioris major und minor, welche aus dem Venengeflechte der Oberlippe entstehen. 6) V.pal'p ebralis externa inferior s. desce ndens, kommt aus dem Geflechte am äussern Umfange des untern Augenliedes; läuft vom äussern Augenwinkel aus unmittelbar unter der Haut längs des äussern Randes des m. orbicularis palpebr. herab und senkt sich hinler dem m. zygomat, major in den ram. superficial, ein. 7) V. labialis media, kommt vom Mundwinkel, wo sie mit dem Geflechte der Ober- und Unterlippe zusammenhängt. ß) Mi am us profundus venae facialis änlerinris , entspringt unter dem hinteru Theile der fissura orbitalis inferior durch den Zusammenfluss der folgenden Venen , welche in ihrem Namen und Verlaufe Zweigen der art. viaxUlaris [in- terna (welche aus ihrem obern Theile entspringen) ähnlich sind; er steht mit dem plexus pterygoideus im Zusammenhange. Von diesem Ursprünge läuft der tiefe Ast am äussern Umfange des Oberkiefers von hinten nach vorn herab, tritt durch das Fett unter dem Jochbogen und verbindet sich mit dem ram. super- ficialis. i.) V. ophtlialmica facialis s. externa, Gesiehtsaugenvene; sie hängt durch ihr oberes Ende unterhalb der v. ophthalm. cerebral, mit dem sinus cavernosus zu- — 569 — gammen, tritt durch den innern Theil der fissura orbitales super ior und begiebt Aeussere sich, nachdem sie 2 vv. c o mmuni c u nt e s (von der v. ophlhuhn. cerebral.), einige Kopfvene. vv. mus ciliares und vorticos ae aufgenommen hat, durch die fissura orbitales inferior zur fossa sphenomaxillaris, wo sich die 2) V. infr aorbitalis in sie ergiesst und die 3) V. splienop alatina; — 4). V. alveolares posterior ; — 5) V. Vidiana und b) V. pt er y gop alatina mit ihr zum ram. profundus zusammenstossen. Nach der Vereinigung des ramus superficialis und profundus er- hält der Stamm der v. facialis anterior noch die folgenden Venen: y) V. lahii inferioris superior und inferior, welche aus dem Plexus der Unterlippe hervorgehen. d) V. bucealis superior und inferior, aus dem Venengeflechte der Backe entstanden. e) V. masseterica interna, media und externa, entspringen aus dem m. masseter, plexus bucealis und anastomosiren mit Zweigen der v. facialis superior. t,) V. suhmentalis, liegt am untern Rande des Unterkiefers, bekommt ihre Zweige aus der Haut und den Muskeln , welche unter dem Kinne liegen , und nimmt Venen aus der glandula submaxillaris auf. b) Vena facialis posterior, hintere Gesichtsblutader, ist stärker als die vordere und läuft mit der art. temporalis ziemlich senkrecht vor dem äussern Ohre herab, tritt durch die Parotis und senkt sich in Hintere Ge- der Gegend des Unterkieferwinkels mit der v. facialis anterior in die s10118™"6- v. cephalica anterior, bisweilen unmittelbar in die v. jugularis interna. Sie wird hauptsächlich aus 2 Zweigen zusammengesetzt, in welche sich die kleinern Venen ergiessen; es ist ein oberflächlicher und tie- fer Ast. et) Humus superficialis venae facialis posterioris s. v. temporalis com* nt iiiiis, aus welchem sich der Stamm fortsetzt, entsteht durch den Zusammen- fluss der v. temporalis superficialis und profunda, gleich über der Wurzel des Jochbogens ; läuft vor dem Ohre (zwischen diesem und der art. temporal.) durch die Parotis hindurch und vereinigt sich etwas über dem Winkel des Unterkiefers mit dem tiefen Aste. In diesem Verlaufe nimmt sie auf: 1) V. temporalis superficialis , entspringt aus dem Venengeflechte des Kopfes und besteht aus einem hintern, mit der v. occipitalis zusammenhängenden, und einem vordem senkrecht vom Scheitel herabkommenden Theile. Sie liegt zwi- schen der Aponeurose des ?n. temporalis und verbindet sich gleich über dem Joch- bogen mit der 2) V. temporalis profunda, welche mehr vom vordem Theile der Schläfe an- fängt, mit der v. frontalis zusammenhängt, und die v. palpebralis externa superior und inferior, und v. supr aorbitalis externa aufnimmt. 3) Vv. auricular es anterior es , 3 bis 4 Venen, welche vom Plexus an der vor- dem Fläche des äussern Ohres kommen und zu denen eine profunda vom Gehör- gange stö'sst, i) V. articularis anterior , nimmt ihren Ursprung aus dem Geflechte, welches vorn und aussen um das Kiefergelenk gebildet ist. 5) V. transversa faciei, verläuft mit der gleichnamigen Arterie und bekommt ihre Zweige aus der Backe, dem m. masseter, der Parotis und dem plexus arti- cularis. 6) Vv. p arotideae, einige kleine Venen aus dem untern Theile der Parotis. 1) V. auricular is posterior, läuft hinte'r dem Ohre herab, senkt sich in die Parotis und ergiesst sich hier in den ram. superficial, ftevv.facial. post. ß) Ramus profundus venae facialis posterioris, fängt an der fissura or Inia- lis inferior aus dem plexus pterygoideus an, geht hinter dem Aste des Unter- kiefers geschlängelt gegen den Kieferwinkel und vereinigt sich hier mit dem rata, superficialis. Hinsichtlich ihres Verlaufes und ihrer Zweige gleicht sie dem untern Theile der art. maxillaris interna (dem obern Theile entspricht der tiefe Ast der v.facial. anterior). 1) Plexus venosus pterygoideus , liegt zwischen m. pterygoideus externits und internus am obern Theile des Pharynx, rings um die art. maxillaris interna, und wird aus kleinen Venen der mm. pterygoidei, des Pharynx, Gaumens und tu. temporalis gebildet. — Im Verlaufe nimmt der Stamm des tiefen Astes noch auf: 2) V. meninge a media; — 3) vv. temporales profundae; — 4) v. alveo- lar is inferior und 5) v. articularis posterior. - — 570 — innere 3) Vena cephalica posterior (s. interna, auch v.jugu- op vene. fart-s interna s, cerebralis), innere Kopfblutader (4'" dick, klappenlos). Sie entspricht der carotis interna, ist die Fortsetzung des sinus transversus , und fängt im foramen jugulare mit einer sack- förmigen Erweiterung, bulbus venae jugularis, an. Von hier steigt sie an der hintern äussern Seite der carotis interna an der Seitenwand des Pharynx, hinter der Parolis und dem hintern Bauche des vi. diga- slricus in das trigonum cervicale, etwas schräg nach vorn und aussen bis zum Zungenbeine herab und vereinigt sich hier mit der v. cephalica anterior zur v. jugularis communis, nachdem sie vorher die V. lingualis, welche der art. lingxialis entspricht und nur etwas oberfläch- licher als diese verläuft, und V. pharyngea, welche aus dem plexus pharyngeus (s. später) entspringt und oft mehrfach ist , aufgenommen hat. Die Sinus des Gehirns, welche ihr Blut in sie ergiessen, hängen in der folgenden Ordnung mit einander zusammen (s. auch bei Gehirn). a. Sinus transversus Cs. lateralis) , Querblutleiter (s. bei dura ma- ter) , besteht aus einer rechten (gewöhnlich etwas weitern) und linken Hälfte ; liegt im sulcus transversus des os occipitis, am hintern Rande des tentorium cerebelli und erstreckt sich von hier, an jeder Seite das tentorium verlassend, durch die fossa sigmoidea (an der innern Fläche der pars mastoidea des Schlä- fenbeins) zum foramen jugulare , um sich in die v. cephalica s. jugularis in- terna fortzusetzen. Er steht mit dem sinus occipitalis in Verbindung und Sinut trans- nimmt auf: den versus und \ c • j • ± j • ». • v. t ■• .1.1 .. seineZweige. °0 ^inus longitudinalis supenor, oberen Langenblutleiter; er ist der grösste Blutleiter und liegt am obern convexcn Rande der Hirnsichel, im sulcus longitudinalis. Er fängt am foramen coecum (wo er mit den Nasen- venen zusammenhängt) an und senkt sich vor der spina occipitalis interna in die Mitte (bisweilen etwas mehr rechts) des sinus transversus (wo Einige den confluens sinuum s. torcular Herophili hin verlegen) ein. In ihn münden sich: 1) Yv. cerebrales externae superior es ; 10 — 12 Venen von der obern Fläche der beiden Hemisphären. 2) Emissaria Santorini, -«eiche durch die foramina parietalia treten, verbin- den diesen Sinus mit dem Venengeflechte des Kopfes. ß) Sinus quartus s. perpendicularis fs. rechts s. tentorii) , Zeltblut- Ieiter, ist sehr dick und läuft in der Mitte des tentorium cerebelli (wo die falx cerebri sich mit diesem verbindet), von seinem vordem coucaven Rande, WO er den simls longitudinalis inferior und die venu magna Galeni aufnimmt, rückwärts zur spina occipital. interna, um sich in den sinus transversus ein- zusenken. 1) Sinus longitudinalis inferior, unterer Langenblutleiter, ein run- der, venenähnlicher Hlutleiter im untern coucaven Rande Aerfahc cerebri, welcher an die obere Fläche des corpus callosmn gränzt und Vv. cerebri und corporis calfosi von der innern Fläche der beiden He- misphären aufnimmt. 2) Vena magna Galeni, mündet sich zugleich mit dem vorigen Sinus in den sinus quartus; ihre Einmündungsstelle wird von Einigen auch torcular Herop/i i I i s. confluens sinuum genannt. — Sie entstellt unter Aemforni.r, in der Gegend des foramen Monroi durch den Zusammenlluss der v. choroidea und corporis striati, welche beide dicht neben einander durch das Monrosche Loch aus den Sei- tenventrikeln treten. Nun läuft die v. magna Galeni im plexus choroitleus tertius, unter demfornix und übet dem 3. Ventrikel hinweg und tritt zwischen den corpora quadrigemina und dem psallerii/m in den sinus quartus. V. choroidea entspringt im cornu. descendens des ventriculus lateralis, sloiut im plexus clioroideus am pes hippocampi major herauf, und schlägt sich um den Sehhiigel zum foramen Monroi. Sie nimmt Venen aus dem Innern des grossen Gehirns auf. — 571 — V. corporis striati, wird durch Zweige aus dem thalamus nervor, opti- Innere cor. und corpus striatum gebildet und läuft zwischen beiden auf der Stria Cornea Kopfvene, zum forumen Monroi. y) Sinus petrosi superiores, obere Felsenblutleiter, der eine auf der rechten, der andere auf der linken Seite, liegen im vordem Theile des tento- rium auf dem obern Winkel des Felsentheiles , von der Spitze desselben (wo sie an den sinus cavernosus stossen und durch einen Querast, sinus basilaris su- perior, zusammenhängen) bis zur fossa sigmoidea, wo sie in den sinus trans- versus einmünden. Sie nehmen Venen der dura mater, aus dem vordem und hintern Lappen des grossen Gehirns , aus dem kleinen Gehirne und dem pons Varolii auf. S) Sinus petrosi inferiores, untere Felsenblutleiter, entstehen da, wo sich die vorigen Sinus mit dem cavernosus vereinigen , an der Spitze des Felsentheiles. Ein jeder (auf rechter und linker Seite) läuft von hier in der Furche zwischen dem hintern Winkel des Felsentheiles und os occipitis gegen d&sforamenjugulare, wo er sich in den sinus transversus einsenkt. Sie neh- men Yenen aus dem kleinen Gehirne auf und hängen noch mit dem sinus caver- nosus und occipilalis anterior zusammen. II, Wena jugularis externa s. superficialis s äussere Drosselnder. Diese Vene ist weit kürzer als die innere Drosselader und entsteht AeussereJu- in der Gegend des Unterkieferwinkels entweder aus der v. jugulafis in- terna oder sie ist die unmittelbare Fortsetzung der v. facialis -posterior. Sic läuft oberflächlich zwischen m. platysma-myoides und sternocleido- mastoidcus beinahe senkrecht herab, tritt aber mit ihrem untern Theile mehr in die Tiefe hinter den m. sternocleido -mastoideus und mündet sich in den Winkel ein, in welchem die vena jugularis interna und sub- clavia zusammenstossen, bisweilen nur in diese oder jene. Die Zweige, welche die v. jugularis externa aufnimmt, variiren sehr und sind nicht selten solche , die eigentlich in die innere Drosselader münden , als : v, lingua- les, facialis, temporalis superficialis , cephalica brachii. Am constantesten treten Venen aus dem oberflächlichen Hals- und Nackengeflechte in sie , als : a. V. occipilalis superior und inferior, obere und untere Hinterhaupt- vene, welche aus dem plexus occipilalis entspringen und sich in den obern Theil der v.jugular. externa einsenken. b. V. auricularis posterior , hintere Ohrvene, kommt aus dem hintern Ohr- geflechte und ist nicht selten ein Zweig der v. facialis posterior : c. Vo. subeutaneae cervicis und v. superficialis scapulae, welche unter der Haut des Nackens ein Venengeflecht bilden , gehen in den untern Theil der äussern Drosselader über. d. Vv. subeutaneae colli, nehmen ihren Ursprung aus dem zwischen dem Zungenbeine und der Brust liegenden plexus superficialis colli und sind haupt- sächlich 2 quere Aeste , die am untern Theile dieses Plexus von beiden Seiten zusammenlaufen und ihn begränzen. III. Vena suJfclavlu. Sclilüsselfoeinvene. Sie ist die Fortsetzung der vena axillaris, welche am obern Ende des m. serratus anlicus major, unter dem Schlüsselbeine (nachdem sie aus der Achselhöhle heraufstieg) den Namen subclavia erhält und durch ihre Vereinigung mit der v. jugularis interna und externa die v. jugu- laris communis bildet. Die Schlüsselbeinvene ist ein 5^'" dicker Stamm, welcher quer einwärts dicht hinter der Clavicula, vor dem m. sealenus anlicus (durch diesen also von der art. subclavia getrennt) über den — 572 - Schlüssel- obern Rand der lsten Rippe nach innen gegen die Brusthöhle läuft und bemvene. jjjnter un(j unter dem Sternalende der clavicula mit der v. jugularis in- terna zusammenstösst. Da wo sie aus der Achselhöhle heraufkommt, unterhalb der clavicula, liegt sie nach innen und unten neben der Arte- rie, welche zwischen ihr und dem plexus brachialis in der Mitte liegt. In ihren Zweigen gleicht sie so ziemlich der art. subclavia, nur ist sie viel kürzer als diese, weil sie vor dem m. scalenus anlicus vorbeiläuft, und kann deshalb sehr oft einige Zweige , welche den Zweigen der Schlüsselbeinarterie entsprechen , nicht auf- nehmen, als: v.thyreoidea inferior, vertebralis, mammaria interna, intercostalis prima. Diese Venen münden sich dann in die v. jugularis communis ; sie sollen aber hier mit aufgeführt werden. Constantere Zweige der v. subclavia sind : v. transversa colli, transversa scapulae und cervicalis profunda. a. V.thyreoideainferior (s. descendens), untere Schilddrüsenvene, entsteht aus dem Geflechte am untern und hintern Umfange der Schilddrüse und nimmt die v. laryngea inferior auf. Bisweilen ist sie nur einmal vorhanden, dann senkt sie sich in die linke v. jugularis communis. b. V. vertebralis , Wirbelvene, entspricht der gleichnamigen Arterie, ent- springt aus dem sinus circularis foraminis magni, läuft im canalis vertebralis herab und senkt sich, nachdem sie aus diesem herausgetreten ist, in die v. jugular. communis oder subclavia. In diesem Verlaufe nimmt sie Venen aus dem canalis spinalis und aus dem plexus cervicalis profundus auf. Biswei- len findet sich noch eine 1) V. vertebralis accessoria (s. superficialis), welche ausserhalb des canal. ver- tebral. hinter den Querfortsätzen der Halswirbel herabläuft und sich in die v. ver- tebralis oder Jugular. communis einsenkt. Sie nimmt die v. occipital. auf und steht mit dem plexus- cervicalis profundus in Verbindung. Sinus circularis foraminis magni, ist ein halbkreisförmiger, den Zweige der hintern Umfang des foramen tnagnum umgebender Blutleiter , welcher aus den ven.subcla- beiden Schenkeln des sinus occipitalis posterior gebildet wird , den sinus basi- laris und vv. cerebelli aufnimmt und mit den vv. vertebrales und spinales zu- sammenhängt. Sinus occipitalis posterior, h interer Hi nterh aup t sblutleiter; er liegt am hintern Rande der falx cerebelli, längs der crista occipitalis interna, und erstreckt sich von der Mitte des sinus transversus zum foramen magnum herab, wo er sich in 2 Schenkel spaltet, die den vorigen sinus bilden. Sinus occipitalis anterior s. ba s i Iuris , Grundb ein-Blu tle iter, besteht aus 2 auf der pars basilaris liegenden Venensträngen, welche durch quere Verbimlungszweige unter einander zusammenhängen und so gleichsam die Fortsetz- ung des plexus spinalis anterior darstellen. Sie ergiessen ihr Blut in den sinus cir- cularis foraminis magni und nehmen die vv. auditor iae internae auf. c. V. mammaria interna, innere Brustveue, wird aus Zweigen gebildet, welche denselben Namen und Verlauf haben, wie die der gleichnamigen Arterie. Sie tritt in den vordem Umfang der v. jugul. commun. oder bisweilen in die v. subclavia. d. V. intercostalis prima, Istc Zwischenrippenvene, nimmt hintere Aeste aus dem plexus dorsalis profundus auf, und vordere, welche aus dem ple.rus dorsalis superficialis u. den mm. inlercoslales kommen. Auf der rechten Seite, wo sie mit der v. azygos in Verbindung steht, entspringt sie meist erst im 1. oder 2. Zwischenrippcuraume , dagegen auf der linken Seite schon aus dem i. , 5. und 6. und hängt mit der v. hejniazygos zusammen. e. V. transversa colli, quere Halsvene, nimmt ihren Anfang oberhalb des Schulterblattes aus der 1. und 2. Lage der Nacken- und ltückcnmuskclu, wo sie mit dem plexus cervicalis profundus und der v. transversa scapulae zu- sammenhängt. Sic verläuft mit der gleichnamigen Arterie quer nach innen zur v. subclavia , bisweilen zur v. jugularis externa. f. V. transversa scapulae, quere Schulterblattvene, erhält das Blut aus dem m. cucullaris und den Schulterblattmuskeln ; sie gleicht im Verlaufe ganz der Arterie. g. V. cervicalis profunda, tiefe Halsvene. Sie erhält ihre Zweige aus dem plexus cervicalis profundus, einem starken Geflechte, welches tue Dogen via. - 573 - der Halswirbel umgiebt und mit dem plexus ccrvical. superficialis , der v. occi- Armvcnen. pital. und vertebral. zusammenhangt. Die Vene läuft neben der gleichnamigen Arterie schief von hinten nach vorn zur v. subclavia herab. IV, Vena axillaris* Acliselfolntader. Die Achselvene liegt in der Achselhöhle neben und vor der art. axillaris, mit der sie in eine gemeinschaftliche Zellscheide eingeschlos- sen ist, und wird aus tiefern und oberflächlichem Blutadern der obern Extremität zusammengesetzt. Zunächst entsteht sie durch den Zusam- menfluss zweier Brachialvenen und nimmt dann ausser den Hautvenen noch Aeste auf, welche den Zweigen der art. axillaris im Namen und Verlaufe ähnlich sind, als : vv. thoracicae externae, v. subscapularis mit der v. circumßexa scapulae, vv. circumflexae humeri. 1) Venae profunda? hracMi, tiefe Venen der obern Extremität. Sie gleichen hinsichtlich ihres Namens und Verlaufes den Armarterien ganz, nur ist jede meist doppelt, so dass 1 Arterie zwischen 2 Venen liegt. Sie sind dünner als die Hautvenen und communiciren vielfach mit diesen und unter ein- ander. Ihren Ursprung nehmen sie aus Muskelzweigen der Hand und des Vorderarms. %) Venae subcutanea? s. superficiales brachii, oberflächliche oder Hautvenen des Armes, liegen unmittelbar unter der Haut, zwischen ihr und der sehnigen Scheide, und entsprechen keinen Arterien. Unter ihnen zeichnen sich % grössere Stämme, die v. cephalica und basilica, aus, welche aus den Geflechten ihren Ursprung nehmen, die sich in derFetthaut der Hand und des Vorderarms befinden. Diese Geflechte sind an der Dorsalfläche stärker als an der Volarfläche und führen folgende Namen : a) Plexus ve?iosus digitajis ; auf der Rückenfläche jedes Fingers befindet sicli ein solcher Plexus, welcher durch 6 — 8 verschlungene Fingervenen gebildet wird und alle Zweige von der Volarfläche aufnimmt. Diese Geflechte aller Finger flies- sen zusammen in den \ b) Plexus venosus dorsalis manus s. rete dorsale manus, welches auf dem Handrücken liegt. In diesem Plexus zeichnen sich 2 etwas stärkere Venen aus: 1) V. cephalica pollicis, oberflächliche Daumenvene, liegt zwischen deml. und 2. Mittelhandknochen. 2) V. s alvatella, zwischen dem 4. u. 5. Mittelhandknochen, wird von Zweigen der 2 letzten Finger gebildet. c) Plexus venosus volaris s. rete volare manus, besteht aus dünnem Ve- nen, als das rete dorsale und liegt zwischen der Haut und Aponeurose der Hohlhand. Er hängt mit den plexus dorsal, und digital, zusammen und geht in die Geflechte des Vorderarms über. d) Plexus venosus antihrachii externus und internus ; ersterer befindet sich an der Streckfläche, letzterer an der Beugeseite des Vorderarms. Sie hängen vielfach mit den folgenden Venenstämmen zusammen. e. Vena cephalica s. brachialis radialis cutanea, Speichenhaut- v e n e ; nimmt ihren Ursprung aus dem Theile des plex. dorsal, manus , welcher nahe am Daumen liegt; bisweilen ist sie die unmittelbare Fortsetzung der v. ce- phalica pollicis. Sie steigt unter der Haut zum Vorderarme in die Höhe , wendet sich allmälig um den Radialrand herum nach der Beugefläche des Vorderarms, läuft hier an dessen äusserm Rande hinauf und an der innern Fläche des Ellen- bogengelenks hin zum Oberarme, wo sie an der äussern Seite des m. bieeps liegt. In ihrem weitern Verlaufe tritt sie in die Rinne zwischen m. pectoralis major und deltoideus und senkt sich nahe unter der clavicula in die vena axilla- ris. Bisweilen geht sie über das Schlüsselbein hinweg und mündet dann in die v. subclavia oder jugularis externa. f. Vena basilica s. brachialis ulnaris cutanea, Ellenbogenhaut- vene , entspringt ebenfalls aus dem^/e.r?/s dorsalis manus, aber mehr am klei- nen Finger und setzt sich aus der v. salvatella fort. Anfangs steigt sie zur Rückenfläche des Vorderarms hinauf, dann schlägt sie sich aber allmälig um den Ulnarrand zur Beugefläche desselben und läuft am innern Rande , durch den Ellenbogenbug , zum Oberarme in die Höhe. Hier liegt sie an der innern Seite des m. bieeps und tritt ungefähr in der Mitte des Oberarms durch die — 574 — Armvenen. fascia, um sich unter dieser zur v. axillaris zu begeben , in deren unteres Ende sie sich einsenkt. g. Vena mediana, Mittelarmvene, ist ein dicker Verbindungszweig zwi- schen der v. cephalica und basilica, welcher im Ellenbogenbuge gleich über der Aponeurose des m. biceps, bisweilen dicht über der art. brachialis liegt. Diese Vene ist von verschiedener Grösse, oft auch doppelt; entweder entspringt sie höher oder tiefer aus der v. cephalica und steigt (an der Beugefläche des Vorder- arms) schrägüber den condylus internus zur basilica hinauf, oder sie entsteht aus mehrern kleinen Venenzweigen schon in der Gegend des Carpus und läuft dann in der Mitte der Beugefläche des Vorderarms (als v. mediana commu- nis) aufwärts, um sich dicht unterhalb des Ellenbogengelenks in 2 Zweige zu spalten, von welchen sich der eine (v. ?nedianu cephalica) zur v. cepha- lica, der andere (v. mediana basilica) zur v. basilica begiebt. — Diese Vene anastomosirt noch mit den tiefen Blutadern und den beiden vorigen. B. Vena aisygos s, a&yga s, sine pari9 impaa- rige Vene. Diese nur einmal vorhandene Blutader entspricht, da kein grösserer der Aorta ähnlicher Venenstamm in der Brusthöhle vorhanden ist, der aorta descendens thoracica, indem sie das Blut der vv. intercostales, oesophageae , bronchiales und pericardiacae posteriores aufnimmt und die vena cava inferior mit der superior in Verbindung setzt. — Sie Vena azygos liegt in der Brusthöhle im cavutn mediastini postici, entspringt aber schon UazygoT~ '" ^er Bauchhöhle, auf der rechten Seite, entweder aus der v. renalis oder der lsten vena lumbalis, bisweilen auch aus einer V. lumbalis ascendens , welche die rings um die Wurzeln der Querfort- sätze der Lendenwirbel liegenden Venen aufnimmt, durch ihren untern Theil mit der v. iliaca zusammenhängt und oben am Querfortsatze des 1 . Lendenwir- bels in die v. azygos (auf der rechten Seite) oder hcmiazygos (auf der linken Seite) übergeht. Die v. azygos steigt von ihrem Ursprünge auf der rechten Seite, zwi- schen dem äussern und mittlem Schenkel oder durch den hiatus aorti- cus des Zwerchfells hinauf in die Brusthöhle und läuft hier im cavum mediastini postici, allmälig stärker werdend (weil sie die v. kemiazygos in der Gegend des 7ten oder 8ten Brustwirbels,- vv. intercostales etc. aufnimmt), neben und hinter dem Oesophagus, an der rechten Seite der Aorta und des ductus thoracicus bis zum 3ten oder 4ten Brustwirbel in Höhe. Hier bildet sie einen Bogen, der sich vorwärts über den bron- chus dcxter schlägt und in den hinteru Umfang der v. cava superior einsenkt, ungefähr in der JMilte zwischen clavicula und atrium dextrum, nahe über der Stelle, wo sich der Herzbeutel umschlägt. Die Venen, welche sich in die v. azygos ergiessen, sind: 1) Vena hemiasygos, halb unpaarige Vene, ersetzt die v. azygos auf der linken Seite. Sie entspringt auf ähnliche Weise wie diese, tritt zwischen dem äussern und mittlem Schenkel des Zwerchfells (auf der linken Seite) zur Brust- höhle und läuft hier an der linken Seite der Wirbelkörper, neben und hinter der aorta thoracica bis zum 7. oder 8. Brustwirbel in die Höhe, wo sie sich danu fast unter einem rechten Winkel quer hinter der Aorta hinweg*zur v. azygos biegt und in diese einmündet. Bisweilen tritt sie mit 2 Zweigen in die v, azygos ein, immer ist sie aber durch kleinere Communicationszweige, welche hinter der Aorta hinweglaufen , mit ihr verbunden. Sie nimmt a) Vv. intercostales inferiores der linken Seite, 3 — 4, auf; ausserdem noch einige b) Vv. pericardiacae , oesophageae, mediastinae der linken Seile. — 575 — 2) Vv. intereostales , Zwischenrippenvenen; dies sind 9 bis 10, theils Venaazy- untere der rechten , theils mittlere der linken Seite , welche letzteren bisweilen S°>- zu einem gemeinschaftlichen Stamme zusammentreten , der dann zur v. azygos herabsteigt. — Die obern vv. intereostales ergiessen sich in die v. intercostalis prima und diese in die v. subclavia. Die vv. intereostales verlaufen den gleichnamigen Arterien ähnlich und bestehen aus einem vordem und hintern Zweige. Ersterer 'wird von Zweigen aus dem plexus cutanens pectoris und den Brustmuskeln oder, bei den untern vv. intercostal., aus dem plex. abdominal, und den Bauchmuskeln gebildet; letzterer kommt aus dem plexus dorsalis profundus, tritt zwischen den Querfortsätzen hervor, nimmt vv. spi- nales auf und vereinigt sich dann mit dem vordem Aste. — Die vordem Zweige stehen mit der v. mammaria in Verbindung, die hintern mit den plexus spinales. — Die obern vv. intereostales steigen an den Wirbelkörpern etwas nach innen herab, die untern laufen quer zur v. azygos oder hemiazygos. 3) Vv. oesophageae ; — 4) vv. pericardiacae posteriores und 5) vv. bronchiales posteriores. JFena cava inferior $. ascendens9 untere Molilader. Die untere Hohlvene entspricht der Unterleibsaorta und deren Zwei- gen, denn sie nimmt das Venenblut aus der untern Körperhälfte auf und wird von den beiden Hüftvenen, venae iliacae, gebildet, welche sich vor dem 4ten oder 5ten Lendenwirbel unter spitzigem Winkel mit einan- der vereinigen. Es kommt der Anfang dieser Vene etwa um 1 Wirbel- körper tiefer als die Theilung der Aorta zu liegen. Von hier steigt sie an der rechten Seite der Aorta, hinter dem Peritonäum, an der vordern Fläche der Bauchwirbel, gerade aufwärts zur untern Fläche der Leber, wendet sich hier etwas nach rechts vorwärts und tritt durch die rechte „Untere hintere Längenfurche derselben zum foramen quadrilaterum des Zwerch- felles, durch welches sie zur Brusthöhle gelangt. Gleich bei ihrem Ein- tritte in dieselbe wird sie vom Herzbeutel umfasst und senkt sich in das, auf dem Zwerchfelle aufliegende rechte Atrium. In diesem Verlaufe nimmt sie Venen auf, welche den Arterienzweigen gleichen, die von der aorta abdominalis entspringen; nur die art. coeh'aca, mesenterica su- perior und inferior sind ausgenommen, denn die mit diesen verlaufenden Venen schicken ihr Blut in einen gemeinschaftlichen Stamm, in die Pfort- ader, welche es zur Leber führt. 1) Vv. lumbales , Lendenvenen, sind 3 — 4 Aeste auf jeder Seite, welche hinter dem m. psoas major aus einem vordern und hintern Zweige gebildet wer- den und den artt. lumbal, gleichen. Die der linken Seite sind etwas länger, weil sie hinter der Aorta weglaufen müssen, um zu der etwas mehr rechts liegen- den Hohlader zu kommen. Sie stehen mit der v. lumbalis ascendens (s. S. 574) und dem Anfange der v. azygos und he?niazygos im Zusammenhange. a) Rami anteriores entspringen aus dem hintern Theile des plexus subeutaneus ab- dominis. b) Rami posteriores kommen aus Aem plex7is lumbalis und dorsalis profundus. %) Vv. renales, Nierenvenen. Auf jeder Seite liegen 1 , bisweilen auch 1 solche Venen , welche von mehrern aus dem hilus der Nieren hervortretenden Aesten gebildet werden und sich quer herüber zur v. cava inferior erstrecken, in welche sie unter einem rechten Winkel eintreten. Die linke Nieren vene ist die längere , geht vor der Aorta vorbei und nimmt gewöhnlich die v. spermatica und suprarenalis noch mit auf, weshalb sie auch etwas stärker ist, als die rechter 3) Vv. suprarenales , Nebennierenvenen, entspringen aus den Neben- nieren und münden in die untere Hohlvene , zum Theil auch in die Nieren und untern Zwerchfellsvenen ein. Hohlvene. — 576 — Untere Hohl- 4) Vv. spermaticae internste, innere Samenvenen; gleichen in ihrem vene. Verlaufe den arlt. spermal. und nehmen kleine Venen vom Peritonaeum und Ureter auf. Die rechte senkt sich beständig in den vordem Umfang der v. cava inferior (unter spitzigem Winkel) , die linke tritt häufig in die v. renalis. Beim Manne fängt diese Vene im Innern des Hodens mit sehr kleinen Zweigen an, die sich am äussern Umfange desselhen zu grossem vereinigen, am geraden Rande des Hodens hervortreten, die Venen des Nebenhodens aufnehmen und 3 — 4Stämmchen bilden, welche geschlängelt und netzförmig die Arterie umschlingen und den Plexus p ampiniformis , Rankengeflecht, bilden, welches die Venen der Scheidenhäute aufnimmt und sich in der Scheidenhaut des Samenstranges, allmälig kleiner werdend, bis zum annulus abdominalis erstreckt], wo es in 2 Ve- nen ausläuft, in die v. spermatica externa, welche sich nach aussen in die v. epigastrica einsenkt, und in die v. spermatica interna, welche durch den canalis inguinalis in die Bauchhöhle tritt und an der hintern Wand derselben mit der gleichnamigen Arterie hinaufläuft. Bei der Frau kommt diese Vene aus einem ähnlichen Geflechte (plex. pampinifor- mis) , welches im ligamentum uteri latum am ovarium, an der tuba und dem Uterus liegt und mit dem plex. uterinus und den Venen des Hg. uteri rotundum zusammen- hängt. Ihr Verlauf ist derselbe wie der der art. spermatica interna beim Weibe. 5) Vv. hepatieae, Lebervenen, sind mehrere (12) kleinere und 2 grössere Aeste , welche (nicht begleitet von der art. hepatica) in der rechten hintern Längenfurche oder am hintern Rande aus dem rechten und linken Leberlappen hervortreten und sich in die angränzende vena cava inferior einmünden. Sie nehmen sowohl das Blut der art. hepatica, wie venaporlae auf (das Weitere s. b. Leber). 0) Vv. plirenicae inferiores, untere Zwerchfellvenen; sind 2 — 4 Zweige , welche an der untern coneaven Fläche des Zwerchfells hervortreten und sich in die v. cava inferior, während ihres Durchganges durch das foramen quadrilaterum , einsenken. Auf der linken Seite mündet bisweilen eine iu eine der grössern Lebervenen. A. Venae iliacae communes3 g'emelnscliaf t- liche Miiitblntadern. Es sind 2 kurze Stämme, ein rechter und ein linker, welche durch den Zusammenfluss der v. cruralis uud hypogastrica entstehen und sich unter spitzigem Winkel mit einander zur vena cava inferior Hüftvenen. vereinigen. Sie laufen schräg auf-, rück- und einwärts in die Höhe und nehmen kleine unbestimmte Zweige aus dem vi. psoas und iliacus internus, die letzte v. lumbalis (gewöhnlich die linke) und v. sacra media auf. Die rechte v. iliaca ist kürzer und steigt steiler an der äussern Seite ihrer art. iliaca in die Höhe, die linke läuft schräger aufwärts und liegt an der iuueru Seite der Arterie. I. Vena iliaca interna s, hypogastrica9 Beckenblutader. Sie nimmt das Blut aus den innern und äussern Theilen des Beckens auf, aus den Geschlechtstheilen, den untern Theilen der Harnblase und des Mastdarms und aus dem Gesässe; ihre Zweige entspringen meist aus Ge- flechten, welche an den im Becken liegenden Organen herumliegen, als: plexus pudendalis internus, vesicalis, haemorrhoidalis, vaginalis, uteri~ nus, iliacus, sacralis und pudendalis externus (s. Venengeflechte). Diese vena hypogastrica liegt neben und hinter der Arterie gleiches Namens und wird aus ähnlich verlaufenden Zweigen zusammengesetzt, als die Arterie ahschickt; nur mit der art. umbilicalis verläuft keine entspre- chende Vene heim Embryo, denn diese trilt hier vom Nahelringc aus — 577 — zur Leber und nicht mit den Arterien zur Harnblase. Die Zweige der Beckenvene. Beckeuvene sind: 1) £ iliolumbalis, Hüftlendenvene, . Diege Venen nehmeQ einen ähn_ %)V. sacra lateralis, seitliche Kreuz- j lichen Verlauf und haben dicsel- neinvene, i ben Zweige, wie die gleichnami- 3; )Vv.vestcales, Harnblasenvenen, > Arte°rien; sie entspringen 4) J. obturatorta, , Huftlochvene, L meist aus Geflechten (welche S \; Slu\aea\ Gesassvene, J später aufgeführt werden). 6) V. ischiadica, Sitzbeinvene. r D 7) r. pudenda communis, innere Schamvene. Diese Venen beider Seiten besitzen nur eine v. dorsalis penis (oder clitoridisj , welche zwischen den beiden arti. dorsales bis unter die Schambeinfuge läuft und sich hier in 2 Aeste spaltet, von denen der eine in die rechte, der andere in die linke 0. pu- denda communis übergeht. Diese Vene hängt mit dem plexus pudendalis und pubicus impar (s. labyrinthus Santorinij zusammen. II. Vena iliaca externa s. cruralis* Schenkel- bliitader. Ihr Anfang befindet sich ungefähr 1" unterhalb des Hg. Pouparlii und wird durch' den Zusammen fluss der tiefen und oberflächlichen Venen der untern Extremität gebildet. Sie liegt an der innern Seite der Schenkelarterie zwischen m. pectinaeus und psoas, nur von der Haut und fascia lala bedeckl ; durch den annulus cruralis steigt sie in die Schenkel- Bauchhöhle und läuft hier längs des m. psoas bis zur Symphysis sacro- iliaca hinauf, wo sie sich mit der v. hypogastrica zur v. iliaca commu- nis vereinigt. Die rechte Schenkelvene tritt im Aufsteigen unter der Arterie weg nach rechts und gelangt so an die äussere Seite derselben; die linke bleibt an der innern Seite ihrer Arterie. Kurz vor dem Eintritte dieser Vene in den Schenkelring nimmt sie die v. saphena ?nag?ia u. vv. pudendae externae (aus dem plexus pudendalis externus) auf und dicht über dem Poupart'schen Bande münden sich in sie die v. epigastrica und circum- flexa ilii. 1) Vv. profundae extremitatis inferioris, tiefe Venen des Fusses. Sie verhalten sich wie die tiefen Blutadern des Arms , d. h. 2 Aeste von ihnen be- gleiten einen Arterienzweig. Dies findet aber nur bis zur v. popliiaea statt, welche einfach ist, durch den m. adductor, magnus tritt und dann mit der Ar- terie als v. cruralis superficialis in die Höhe läuft, um sich mit der v. cruralis profunda zum Stamme der cruralis zu vereinigen. Diese Venen communiciren mit den oberflächlichen und unter einander vielfach. 2) Vv. suhcutaneae s. superficiales, oberflächliche oder Hautvenen der untern Extremität; sie nehmen ihren Ursprung aus Geflechten der Zehen und des Fusses , welche dicht unter der Haut liegen und sich nur zu 2 Hauptstäm- men vereinigen , zur saphena magna und parva. a. Plexus venosi digitales pedis, sowohl dorsales wie plantares , auf dem Riik- ken und der Sohlenfläche der Zehen. b. Plexus venosus dorsalis und plant aris pedis, am Rücken und der Sohle des Fusses. c. Venu saphena magna s. interna, grosseRosenader, wird am in- nern Rande des Fusses von den meisten Rückenvenen zusammengesetzt, steigt dann vor und über dem innern Knöchel zur innern Seite des Unterschen- kels in die Höhe , vor der innern Portion des m. gasirocnemius hin und wen- det sich an der innern Seite des Kniegelenks um den condylus internus femoris zur innern Fläche des Oberschenkels. Hier läuft sie, sich etwas nach vorn wendend , vor den Adductoren unter der äussern Platte der fascia bis unge- fähr 1" unter das Hg. Ponparl. in die Höhe und senkt sich in den vordem Um- fang der v. cruralis ein. In diesem Verlaufe nimmt sie Hautvenen von der Ifock's Anat. I. 37 - 578 - Schenkel- vordem und hintern Fläche des Unter- und Oberschenkels auf und anastomo- vene- sirt vielfach mit der folgenden Vene. d. Vena saphena parva s. externa, kleine Rosenvene, istkleineru. dünner als die vorige , nimmt ihren Ursprung am äussern Fussrande aus dem plexus dorsalis und plantaris pedis und wendet sich um den äussern Knöchel nach hinten und oben zum Unterschenkel, an dessen äusserer Seite sie zwi- schen Haut und vagina cruris aufsteigt. Allmälig lenkt sie sich in diesem Laufe über den m. gastrocnemius exlernus hinweg gegen die Mitte der Wade, tritt in die Kniekehle und senkt sich etwas über dem Gelenke in die v.popli- taea. Auf diesem Wege nimmt sie viele Hautvenen des Unterschenkels auf und communicirt mit der vorigen Vene. Systema portarum, Pfortadersystem. Dieses System wird von einem Venenstamme, der Pfortader, vena portae s. portarum, gebildet, welcher das Blut aus den Verdauungsor- ganen (aus allen denen, welche in's Bauchfell gewickelt sind, die Leber ausgenommen), das durch die art. coeliaca, mesenterica superior und inferior dahin geschafft wurde, aufnimmt und zur Leber leitet, in deren Substanz sich diese Vene wieder in immer kleinere Zweige spaltet. Nachdem das Blut hier durch Absetzung der Galle gereinigt worden ist, geht es durch die venae hepaticae in die vena cava inferior über. Es ist hiernach dieses Pfortadersystem in das untere Hobladersystem des Pfortader, grossen Kreislaufs eingeschoben und hängt nur mittelbar, durch die Le- bervenen mit ihm zusammen. Die Pfortader entsteht einer Vene ähnlich aus den Digestionswerkzeugen (pars venosa s. ventralis) und verbreitet sich in der Leber wie eine Arterie (pars arteriosa s. hepatica). Die vena portae wird vorzüglich durch den Zusammenfluss von % Hauptstäm- men, von der v. lienalis und mesenterica major, gebildet, nach deren Ver- einigung sie noch die v.coronaria ventriculi superior, duodenalis, einige vv.pylo- ricae (die sich zur v. gastroduodenalis vereinigen) und cysticac aufnimmt ; sie hat keine Klappen. — Es ist ein 7'" dicker und %\" langer Stamm, welcher seinen Anfang an der, beinahe unter einem rechten Winkel erfolgenden Vereinigung der v. lienalis und mesenterica nimmt und hinter der obern Flexur des Duodenum (zwi- schen ihr und dem Kopfe des Pancreas) liegt. Von hier läuft sie schief nach rechts und oben , etwas vorwärts gegen den sulcus transversus (porta) an der untern Fläche der Leber und tritt in dessen rechten Theil ein , um sich hier unter stumpfem Win- kel in einen rechten und linken Ast zu spalten , die sich in den Lcberlappen verzwei- gen. In diesem Verlaufe liegen der duclus hepaticus, Lymphdrüsen, plexus hepa- ticus nervös, vor der Pfortader, die art. hepatica zunächst vor ihr an der rechten Seite. Alle diese Theile werden mit dieser Vene zwischen die beiden Platten des Hg. hepatico - duodenale eingeschlossen und hier von Zellgewebe , der sogen. Capsula Glisso?iii, umgeben (s. bei Leber). I. Vena lienalis s. spleniea, Milzblutader, ist dünner als die v. mesenterica und entspringt mit vielen zarten Zweigen aus der Sub- stanz der Milz, welche sich zu mehrern grossen Aesten vereinigen und am hilus lienalis hervortreten um in einen Stamm zusammenzufassen. Dieser läuft unter der art. lienalis, hinter und nahe am obern Rande des Pancreas quer nach rechts, vor der Aorta hinweg und verbindet sich unter einem fast rechten Winkel mit der v. mesenterica, unter der obern Flexur des Duodenum, zur v. portae. In diesem Verlaufe nimmt die Milzvene noch Zweige auf, welche den Arterien gleiches Namens ähn- lich verlaufen. — 579 — 1) V. gastro-epiploica sinistra, linke Magen -Netzvene. Pfortader- 2) Vv. breves, kurze Venenzweige , vom Saccus coecus des Magens. system. 3) V. coronaria ventriculi sinistra, linke Kranzvene des Magens. Ist sie zugegen, so senkt sich die rechte unmittelbar in die Pfortader; gewöhn- licher existirt aber für diese beiden Kranzvenen nur ein Stamm, die v. coronaria superior, welche in die Pfortader tritt. 4) Vv. pa?ecreaticae, Bauchspeicheldrüsenvenen. II. Vena mesenterica magna, grosse Gekrösblutader, ist stär- ker als die vorige Vene; liegt neben der art. mesenterica superior zwi- schen den Blättern des Mesenterium und nimmt die Venen des Dünn- und Dickdarmes auf, welche den Zweigen der obern und untern Gekrrts- arterie entsprechen. Sie folgt anfangs dem Laufe der art. mesenterica superior, hinter dem Pancreas verlässt sie aber diese und geht schräg nach rechts aufwärts, um mit der v. lienalis zusammenzustossen. Die sie bildenden Venenzweige sind: 1) Vv. intestinales, d.s. ileae und jejunales, Leer- und Grimmdarm- venen , welche , wie die von ihnen begleiteten Arterien , mehrere Reihen von Bogen bilden und sich in die linke Seitenfläche des Stammes einsenken. 2) V. ileocolica, Hüft- Grimmdarmvene. i Diese Venen treten in die 3) V. colica deartra, rechte Grimmdarmvene. > rechte Seitenfläche des 4) V. colica media, mittlere Grimmdarmvene. ) Stammes ein. 5) V. colica sinistra, linke Grimmdarmvene, mit der v. hae?narrhoida~ lis interna, innere Mastdarmvene. Beide vereinigen sich bisweilen zu ei- nem Stamme, zur v. mesenterica minor s. inferior, welche dann nicht Zweige der mit der art. mesenterica inferior verläuft, sondern im mesocolon sinislrum faven. portae. die Höhe steigt, und sich entweder in die v. lienalis oder in die Vereinigungs- stelle dieser mit der v. mesenterica major einmündet. 6) V. gastro -epiploica de.rlra, rechte Magen -Netzvene, nimmt noch vv. pyloricae, pancreaticae und duodenales auf und senkt sich bisweilen in die v. colica dexlra. III. Vena coronaria ventriculi superior, obere Kranzvene des Magens, ersetzt die v. coronaria ventriculi dexti a und sinistra. Sie fängt am Ende des Oesophagus an, läuft in der curvatura minor des Magens von der cardia nach dem pylorus und mündet sich in der rech- ten Seitenfläche der v. portae ein. Sind 2 vv. coronariae vorhanden, so ist diese die dextra, und die sinistra tritt in die v. lienalis ein. Bis- weilen ergiesst die v. gastro - duodenalis , welche aus einer v. pylorica und duodenalis zusammengesetzt wird, ihr Blut in sie. Nachdem der Stamm der v. portae in den sulcus transversus ein- getreten ist, spaltet er sich unter einem fast rechten Winkel in einen rechten und linken Ast, welche beinahe horizontal im sulcus liegen. Ramus dexter v. portae, ist weit kürzer, aber stärker als der linke und nimmt vor seinem Eintritte in den rechten Leberlappen nicht selten eine v. cy- stica auf. Ramus sinister v. portae, ist der längere und dünnere, und schickt seine Zweige in den linken Lappen , in den lobulus quadratus und Spigelii. Beim Embryo ist er mit dem rechten Aste der v. umbilicalis und durch den duetus ve- nosus Arantü mit der v. cava inferior in Verbindung gebracht. In der Substanz der Leber sollen nach Bertin und Walther nicht unansehnliche Zweige der Pfortader mit Lebervenen anastomosiren, so dass ein Theil des Blutes der v. portae di- rekt in die untere Hohlvene geleitet wird, ohne vorher in den feinsten Venenzweigen zur Gallenabsonderung gedient zu haben. — Retzius sah auch vom Grimmdarme kommende Venenzweige sich sogleich in die v. cava inferior einsenken; ausserdem fand er ein grosses und dichtes Venennetz im Zellgewebe auf der äussern Fläche des Bauchfells, dessen Zweige sich theils mit der v. portae, theils mit der v. cava inferior verbanden. (Das Weitere s. bei Leber.) 37* — 580 — Vena umbilicalis» Nabelblntader. Nahelvene. Die Nabelvene, natürlich nur beim Embryo vorhanden, nimmt aus dem, von den beiden artt. umbilicales gebildeten Ilaargefässnetze der placenta foetalis ihren Ursprung-, läuft geschlängelt und von den 2 Na- belarterien umschlungen im Nahelstrange, mit gallertartigem Zellstoffe (Sülze) umgeben, zum Nabel des Kindes, tritt durch den annulus umbi- licalis in den Unterleib desselben und begiebt sich, im untern Rande des Hg. Suspensorium hepatis zur linken vordem Längenfurche an der un- tern Fläche der Leber. In dieser steigt sie aufwärts, giebt mehrere ( — 20) Zweige nach links in die Leber, welche sich nach Art einer Ar- terie verästeln und verbindet sich durch einen rechten, grössern Ast mit dem ramus sinister v. portae, durch einen linken kleinern mit dem ductus venosas Arantii, welcher das Blut in die venu, cava inferior leitet und in der linken hintern Längenfurche der Leber liegt. — Diese Vene übertrifft beim Embryo die v. portae an Grösse und hat ebenfalls keine Klappen. Nach der Gehurt, gegen das Ende des lsten Monats verwächst sie tind das vom Nabel bis zur Leber reichende, nun undurchgängliche Stück bildet das runde Leberband, Ligamentum teres hepatis. In diese Nabelvene senkt sich (nach Burow) kurz vor ihrem Eintritte in die Leber eine kleine Vene ein, welche durch den Zusammentluss zweier, aus den beiden vv. epi- gastricae (ehe diese den Nabel erreicht haben) entsprungenen Aestcben entstanden ist und dann dicht an der v. umbilicalis, so weit diese in der Bauchhöhle verläuft, eng anliegt. Vleacus venosi9 Venengefleehte. Geflechte werden von den Venen weit häufiger gebildet, als von den Arterien, und selbst von den grössern Aesten; vorzüglich sind sie Venenge- über die Oberfläche des Körpers verbreitet, doch kommen auch mehrere in der Tiefe vor, wie an der Wirbelsäule und an verschiedenen Unter- leibsorganen. Sie anastomosiren vielfach mit tiefen und oberflächlichen Venen und aus ihnen nehmen grössere Venenäste ihren Ursprung. I, Pleacus venosi subcutanei s* superficiales, oberflächliche Venengeflechte. a) Am Kopfe: 1) Ple.r. subcutaneus capitis, Kopfhautgeflecht, befindet sieh in der be- haarten Haut des Kopfes und aus ihm entstehen die folgenden Venen : i*v. fron- tales, supraorbilales , temporales superficiales, occipitales, emissaria Sanlo- rini (durch d&s foramen mastoideum, parietale). — Mit diesem Plexus hangen mehrere Venae diploicae zusammen, nämlich 2 dipl. frontales, 4 temporales Cl anteriores und 2 posteriores) und 2 occipitales, welche nicht von Arterien begleitet werden und sich baumartig in dcrDiploe der Schädelknochen ver- breiten ; nach innen hängen sie mit den Venen der dura mater oder den Si- nus zusammen und anastomosiren vielfach unter einander. a) V. diploicn, fron lalis , mündet sich nach innen in den sinut longitudinalis superior, aussen in die v. frontalis. b) V. diploica temporalis anterior, mündet innen in den sinus^ spheno-pa- rietalis, tritt durch ein Loch im grossen Keilbeinfliigel und senkt sich in die v. temporalis profunda. c) V. diploic a temporalis posterior, hängt durch das foramen parietale oder mastoideum nach innen mit dem sinits longitudinalis superior und transvertus, nach aussen mit den ov. auriculares posteriores zusammen. ri) 1'. diploita occipitalis steht durch ein Loch» in der Nähe der spinn occipita- lis externa mit dem sinus transversal und der V. occipitalis in Verbindung. flechte. — 581 — 2) Plex. palpebralis superior und inferior, oberes und unteres Augen- Venenge- liedgefl. , geht in die vv. palpebrales exlernae und internae über. 3) Plex. nasalis, Nasengefl. ; aus ihm entspringen vv. nasales , welche sich in die v. facialis anterior ergiessen. 4) Plex. labialis superior und inferior, oberes und unteres Lippengefl., geht durch die vv. labiales in die v. facialis anterior über. 5) Plex. buccalis, Backengefl. , hängt durch vv. buccales mit der y. facial. an- ter, zusammen. 6) Plex. temporalis, Schläfenmuskelgefl. , liegt zwischen in. tempnralis und der Aponeurose und geht in die v. temporalis profunda über, die sich in die v. facial. poster. ergiesst. b) Am Halse: 1) Plex. subcutaneus colli, oberflächliches Halsgefl., findet sich am vordem Umfange des Halses und wird von ziemlich starken Venenzweigen gebildet. Es reicht vom Zungenbeine bis zum Schlüsselbeine herab , wo es durch 2 quere, von beiden Seiten zusammenlaufende Halsvenen begränzt wird. Aus ihm ent- springen vv. subcutaneae colli, die sich in die v jugularis externa einsenken. 2) Plex. superficialis cervicis, oberflächliches Nackengefl., liegt in der Haut des Nackens und reicht vom Hinterhaupte bis zu den Schulterblättern. Nach oben hängt es mit dem plex. capitis, vorwärts mit dem plex. subeut. colli, unten mit dem plex. dorsal, subeut. u.den oberflächlichen Schulterblattveuen zu- sammen. Aus ihm entspringen : vv. subcutaneae cervicis, superficiales scapulae und occipitales superficiales, welche alle in die v. jugularis externa übergehen. c) Am Thorax: 1) Plex. subcutaneus pectoris, Brusthautgefl. , befindet sich in der Haut des vordem Umfangs des Thorax und scheint besonders bei der weiblichen Brust deutlich durch ; nach oben hängt es mit dem plex. subeut. colli zusammen , über oherflachli- und unter der Achsel geht es in den plex. subeut. dorsi, nach unten in den plex. che Venen, superfic. abdominis über. Aus ihm nehmen vv. thoracicae exlernae und viam- ge ec ' e" mariae externae ihren Ursprung. Cir eulus venostt.s areolae mammae cir cums criptus (Halleri) ; rings um die Brustwarze, sowohl hei der Frau als heim Manne, bildet(l£"' davon entfernt) eine Vene einen nicht ganz geschlossenen Kreis, von welchem Zweige nacli der Warze ahgehen. 2) Plex. subcutaneus dorsalis, Bückenhautgefl. , ein weites Geflecht, wel- ches über und unter der Achsel in der Haut des Bückens liegt und mit dem plex. cutan. pectoris, cervicis und den Hautvenec der obern Extremitäten zusammen- hängt. Nach oben geht es in die vv. subcutaneae scapulae und in die v. cepha- lica brachii über, nach uuten in vv. thoracicae posteriores. Zweige dieses Geflechtes dringen in die Tiefe zum -plex. dorsalis profundus und hängen mit den vv. inlercostal. und subscapular. zusammen, d) Am Hauche: 1) Plex. subcutaneus abdominis, Bauchhautgefl. , ist über den Bauch aus- gebreitet und hängt oben mit dem plex. cutan. pectoris , seitlich mit dem plex. cutan. dorsalis und unten mit dem plex.pudendalis exlernus zusammen. Aus ihm entspringen die vv . subcutaneae abdominis, welche Zweige aus denlngui- naldrüsen aufnehmen und sich in die v. epigastrica oder cruralis ergiessen, kurz vor ihrem Eintritte in den Schenkelring. 2) Plex. pudendalis externus, äusseres Schamgefl., befindet sich in der Haut der Geschlechtstheile und des Dammes und die aus ihm entspringenden vv. perinaeae münden in die v. pudenda communis ein. 3) Plex. cutaneus lumbalis und glutaeus, oberflächliches Lenden- und Gesässgefl., dessen grössere Zweige sich in die vv. sacrales und ischiadicae fortsetzen. e) An der ober« Extremität: 1) Plex. venosi digitales volares und dorsales , Geflechte auf dein Bük- ken und der Volarfläche der Finger. 2) Plex. venosus manus dorsalis und volaris, Handgefl. ; sowohl in der Hohlhand , als auf dem Bücken , wo er stärker ist und der v. cephalica und ba- — 582 Venenge- flechte. silica zum Ursprünge dient; hier zeichnet sich auch die v. cephalica pollicis und salvatella aus (s. S. 573). 3) Plex. venosus antibrachii externus und internus, weitmaschige Hautgeflechte des Vorderarms , wovon das äussere auf der Strecke- , das innere an der Beugefläche liegt und mit der v. cephalica und basilica vielfach anasto- mosirt. /) An der untern Extremität : 1) Plex. venosi digitales pedis dorsales und plantares^ Zehenge- flechte auf der Dorsal- und Plantarfläche. 2) Plex. venosus pedis dorsalis und plantaris, Fussrücken- und Fuss- sohlengefl., aus welchem die v. saphena magna und parva entspringt (s. S. 577). 3) Plex. venosus cruris, Hautgefl. des Unterschenkels. Es ist besonders am hintern Umfange sehr stark, und aus ihm entsteht in der Gegend des Kniege- lenks noch eine Hautvene , welche nahe an der v. saphena magna und mit ihr vielfach durch Communieationszweige vereinigt, vorn an der innern Seite des Oberschenkels in die Höhe läuft und sich in die v. saphena magna, kurz vor ihrem Eintritte in die v. cruralis, einsenkt. II. Vleacus venosi profundi* tiefe Venen- Geflechte. a) Am Kopfe: 1) Plex. pterygoidei, Flügelgefl., von welchen auf jeder Seite des Kopfes zwischen den ?nm. pterygoideis und dem obersten Theile des Schlundkopfes eins liegt. Es umgiebt die art. maxillaris interna und wird von Venen der Kau- muskeln, Nasenhöhle, des Gaumens, Pharynx und der harten Hirnhaut zu- sammengesetzt. Aus ihm entsteht der ramus profundus der v. facialis posterior (s. S. 569). 2) Plex. artinulares, Kiefergelenkgefl. Rings um dieses Gelenk liegt ein Tiefe Venen- VenengeDecht, dessen vorderer Theil in den ramus superficialis der v. facial. geflechte. posterior übergeht, der hintere in den ramus profundus derselben Vene. 3) Plex. pharyngei, Schlundkopfgefl. Sie liegen an der seitlichen Oberfläche des Pharynx, hängen oben mit dem plex. plerygoid. zusammen und geben den vv. pharyngeis ihren Ursprung, welche sich in die v. facialis posterior oder auch v. cephalica posterior ergiessen. b) Am Halse: 1) Plex. thyreoideus, SchilddrüsengeQ. , überzieht die Oberfläche der Schild- drüse und setzt sich in die vv. thyreoideae fort. c) An und in der Wirbelsäule: Plex. venosi spinales, Rückgrathsvenengefl. , sind sehr enge Plexus, welche sowohl rings um die äussere Oberfläche der Wirbelsäule als auch im cafialis spi- nalis desselben liegen. Sie erstrecken sich vom Kopfe bis zu ihrem untern Ende. «) Plex. spinales externi, äussere Rückgrathsvenengefl., werden nach ihrer Lage an den verschiedenen Wirbeln, Hals-, Brust-, Lenden- oder Säcral- gefiechte geuanut, hängen aber alle unmittelbar mit einander zusammen. Sie liegen hauptsächlich au der hintern Seite der Wirbelsäule zwischen den Quer- und Stachelfortsätzen, an den Hals- und Sacralwirbeln aber auch an der vordem Fläche. Es sind : 1) Plex. cervicalis profundus, tiefes Nackengefl.; umgiel>t die Bogen der Hals- wirbel und stellt durch Zweige mit dem oberflächlichen Nackengeflechte und der v. occipitalis in Verbindung; "aus ihm nimmt die o. cervicalis jirofunda ihren Ur- sprung. 2) Plex. colli profundus , tiefes Halsgefl., findet sich an der vordem Fläche der Körper der Halswirbel und den daselbst liegenden Muskeln. Es fiih.rt.sein Blut in die v. vertebra/is. 3) Plex. dorsalis 2^rnfuudus, tiefes Riickengefl. , ein sehr engmaschiges Netz, an den Bogen der Brustwirbel, welches Venen der tiefen Riickenniuskeln aufnimmt, mit dem oberflächlichen Riickengeflechte zusammenhangt und in die vo. intercostu- les übergeht. *£) Plex. lumbalis p rofundus, tiefes Lendengefl., liegt an den Bogen der Len- denwirbel nnd setzt sich in die »«, lumbales fort. — 583 — 5) Plex. sacralis anterior und posterior, vorderes und hinteres Kreuzkno- Veuenge- chengefl. ; ersteres hängt mit der v. sacra media u. den vv. sacrates zusammen, letz- flechte, teres steht durch die foramina sacralia posteriora mit den vv. spinales u. sacrahs laterales in Verbindung. ß) Plex. spinales interni, innere Rückgrathsgeflechte, liegen innerhalb des canalis spinalis, im Zellgewebe zwischen der Wand desselben und der dura maier, sowohl an der vordem als hintern Fläche. Sie werden durch die vv. spinales internae anteriores und posteriores gebildet, welche vielfach anasto- mosiren und in 2 Blutleiter der Wirbelsäule, sinus columnae ver- brarum, zusammentreten, d. s. 2 stärkere der Länge nach im Wirbelka- nale hinaufsteigende Venenstränge (vv. ascendentes s. rectae). Diese Sinus fangen im canalis sacralis, durch einen Querast mit einander verbunden, an und laufen (auf jeder Seite einer) an der hintern Fläche der Wirbelkörper, zwischen diesen und dem vordem Umfange der dura maier, hinauf bis zum foramen magnum , wo sie theils mit dem sinus occipitalis posterior zusam- menhängen, theils durch das foramen condyloideum anlerius in die v. verte- tebralis übergehen. Beide Sinus stehen in der Mitte jedes Wirbels durch vordere und hintere gewundene Queräste mit einander in Verbindung, so dass für jeden Wirbel ein eigener Blutaderkranz, circellus venosus, ge- bildet wird , welcher Venen aus der dura mater aufnimmt. Diese Venen- geflechte schicken Zweige durch die foramina intervertebralia zu den be- nachbarten Venen, als : zu den vv. vertebrales, intercostales, lumbales und sacrales. 1) Vv. spinal es internae anteriores , liegen dicht an der Innern Fläche der Wirbelkörper und sind noch von Fasern.des /ig. longitudinale posticum bedeckt. TiefeVenen- 2) Vv. spinales internae posterior es , stellen ein weit dichteres Venennetz geflechte. dar , als die vordem, welches nur an den Brustwirbeln jene circelli zeigt. Sie lie- gen an der innern Fläche der Wirbelbogen vor den ligg. flavis , hinter der dura mater. d) Beckengeflechte, plexus venosi pelvis: 1) Plex. pudendalis internus, inneres Schamgefl., umgiebt beim Manne die Prostata und schickt seine grössern Zweige in die v. pudenda communis ; beim Weibe liegt es an der Scheide und Gebärmutter (den plex. vaginalis und uterinus bildend) und hängt mit dem pampiniformis , vesicalis und haemorrhqidalis zusammen. Einige Zweige laufen am Hg. uteri rolundum zur v. epigastrica. a) Plex. uterinus , Gebärmuttergefl. Man kann deutlich 4 solche Geflechte un- terscheiden, wovon 2 vom Grunde und 2 vom Halse und Körper des Uterus abge- hen. Aus den beiden obern geht die v. spermatica interna, aus den beiden untern gehen die vv. uterinae hervor. Am zahlreichsten finden sich die Venen, welche die Arterien weit an Zahl und Grösse übertreffen, an der vordem Wand der Gebärmut- ter; in der Substanz derselben bilden sie unzählige Anastomosen. b) Plex. pubicus impar s. labyrinthus Santorini , ist ein Venengeflecht, welches unter den ligg. pubovesicalia, zwischen diesen, der prostata, pars mem- branaeea urethrae, Schambeinfuge und dem vordem Ramie des m. levator «««'liegt. In dasselbe gehen die v. dorsal, und profunda penis über, und es setzt sich theils über die Seiten der Prostata in die plex. prostatico-vesicales fort, theils geht es in die v. pudenda communis über. 2) Plex. vesicalis, Harnblasengefi. , liegt an der Harnblase, hauptsächlich an deren Grunde und hängt mit dem vorigen und folgenden Geflechte zusam- men. Aus ihm entstehen die vv. vesicales, welche sich in die v. hypogastrica ergiessen. 3) Plex. haemorrhoidalis , Mastdarmgefl., findet sich am mittlem und un- tern Theile des Mastdarms, hängt mit dem vorigen Plexus zusammen und bildet mehrere vv. haemorrhoidales, die sich in die v. hypogastrica einsenken. 4) Plex. iliacus, Hüftmuskelgefl. , befindet sich auf der dem Becken zuge- wandten Fläche des m. iliacus internus und hängt durch die v. Mohimbalis mit der v. hypogastrica zusammen. 5) Plex. pampiniformis, Rankengefl. im Samenstrange s. S. 570. — 584 — Kurze Uebersicht der Venen, mit Rücksicht auf die ihnen entsprechenden Arterien. A. Venae cordis 8. curdiacae (s. S. 565) Arlt. coronariae (senken sich ins rechte Atrium.) COrdis i) V. coronaria magna cordis, entspricht und verläuft mit der Art. coronaria cordis nimmt auf: sinistra. a) V. coronaria cordis media, entspricht dem Ramus de sc en- 1 , . dem [ Art- for°- b) V. coronaria cordis dextra, entspricht dem Ramus circum- l 7\aTlae fiexus ) dextrae. 2) Vv. cordis min ores, sind nur von kleinen Aest- chen beider artt. coronariae cordis begleitet. B. Vena cava superior, obere Hohl- vene (s. S. 566) entspr. dem Arcus aortae mit Entsteht durch Zusammenfluss der v. anonyma dextra seinen 3 Zweigen (ttno- und sinistra; — liegt an der rechten Seite der aorta . . ascendens und anonyma; — nimmt noch auf : die v. azy- nyma, CÜVOtlS U. SUO- gos, bisweilen noch einige Zweige der v. anonyma. clavitt SWl'stra) U der aorta thoracica. I. Vena anonyma s. jugularis communis (s. S. 566), entspr. der Art. anonyma oder Entsteht durch Zusammenfl. der v. Jugularis interna vereinigten carotis U. und externa u. subclavia. — Die rech te liegt senk- hl recht an der äussern vordem Seite der art. anonyma, die SUDClÜVlU. linke fast horizontal vor der subclavia und carotis sinistra und anonyma. — Sie nimmt noch auf: V. thyreoidea inferior ; — ver tebralis ; — mammaria interna; — intercostalis pri- ma; — w. thymicae, mediastinae anteriores, pericardiacae und bronchiales anteriores. Ia. Vena jugularis interna s. communis, innere Drosselader (s. S. 567), entspr. der Carotis communis. Entsteht durch Zusammenfl. der v. cephalica ante* rior und posterior; — liegt an der äussern Seite der carotis communis ; — nimmt noch auf: V. thyreoidea superior und media, welche entsprechender Art. thyreoidea supe- rior. 1) Vena cephalica posterior s. jugularis cerebralis (s.S. 570), entspr. der Carotis interna (uu- Istdie Fortsetzung des sinus transversus, kommt terhalb des canalis caro- tis dem foramenjuguhire, wo sie einen b u. 1b u. s hat ; — . . , liegt hinter der carotis interna; — nimmt noch auf; tlCUSJ. V. lingualis und pharyngea. 2) Vena cephalica anterior s. facialis com- munis (s. S. 567), entspr. der Carotis externa. Entsteht durch Zusammenfl. der v . facialis anterior n. posterior; — liegt an der äussern Seite der carotis ex- terna im trigonum cervica/e; — nimmt bisweilen noch auf: V. thyreoidea und laryngea superior. a. Vena facialis anteri'jrfs.S.bbT), entspr. der Art. maxillaris ex- Entsteht ans einem ramus superficialis u. 2>rofu>i(lus ; terna. — liegt oberflächlicher als die art. maxillaris externa, nach anssen und hinten von dieser; — nimmt noch auf: V, labii inferioris superior u. inferior, buccalis sujh- rior und inferior, masseterica externa, interna und media, siihmentalis. — 585 — et) Ramus superficialis v.facial. anter., ent- spricht der Art. angularis. Nimmtauf: Vv. frontalis, supraorbitalis , ophthal- inica cerebral 'is , dorsalis nasi , palpebrales, nasales laterales und alares , labialis sujierior und media. /5) Ramus profu?idus v. facial. anter., entspr. der Art. vi axillaris inter- Nimmt auf : V. Ophthalmie a facialis, infraorbitalis, na in ihrem obernTheile. sphenopalatina, pteri/gopalatina, alveo/aris poste- rior und Vidiana. b. Vena facialis posterior (s. S. 569), entspr. dem Obern Ende der caro- Entstelit durch Zusammenfl. eines ram. superficialis Hg externa. und profundus ; — liegt an der äussern Seite der ca~ rotis externa. et) Ra?nus superficialis (s..V.temporalis com- munis), entspr. der Art. temporalis mit ih- Nimmtauf: Vv. temporalis superficialis und profun- ven Zweigen. " da, auriculares anteriores, articulares, parotideae, transversa faciei, tympanica, stijlomastoidea. /?) Ramus profundus v.facial. posler. entspr. der , Art. maxillaris inter- Nimmt auf : Vv.pteri/goideae, meningea media, tem- na jn ihrem untern porales profundae , alveolaris inferior, arlicularis Thpilp posterior. Xlieiie. Ib. Vena jugularis externa , äussere Dros- selblutader (s. S. 571). Sie entspricht keiner Arterie und nimmt die oberflächli- chen Hals - und Nackenvenen auf. 1c. Vena subclavia (s. S. 571), entspr. der Art. subclavia Sie ist die Fortsetzung der v. axillaris ; — liegt vor (liegt zwischen in. scalenus dem m. scalenus anticus, nach innen und unten neben der anticus und medius). art. subclavia ; — nimmt auf: V. transversa colli; — transversa sca- pulae; — cervicalis profunda. 1) V. axillaris (s.S. 573), nimmtauf: a. Vv. profundae brachii, welche den Arm- Arterien gleichen u. meist doppelt vorhanden sind. b. Vv. subeutaneae brachii, unter ihnen zeich- nen sich aus : 1) V. ceph alica (mit v. cephalica pollicis) ; — 2) v. basilica (mit v. salvatella) und 3) v. mediana. C. Vena asygos und hentiaxygos , un- paarige und halbunpaarige Blutader (s. S. 574), entsprechen der . Aorta descendens Sieliegen im cavum mediastini postici an der rechten Seite thoracica der aorta thoracica und des duetus thoracicus ; — nehmen * auf: a) Vv. inier costales ; — b) oesophageae; — cj pericardiacae posteriores; — d) media- stinae posteriores und e) bronchiales poste- riores. D. Vena cava inferior s untere Hohlvene (s. S. 575), entspricht der Aorta descendens Entsteht durch Zusammenfluss der beiden vv. iliacae ; — abdominalis mit ill- liegt an der rechten Seite der aorta abdominalis und tritt 7 , ' durchs foramen auadrilaterum sogleich ins rechte Atrium; YQfl AWCIgen, ausge- nimmtauf: nommen: die art. coe- Vv. lumbales ; — renales und suprarena- .. les; — sperviaticae in'ternae; — phreni- Itüca, Viesentertca SU- cae inferiores; — hepaticae (welche in ih- perior und inferior. rem Austritte aus der Leber von der art. hepatica abweichen und sowohl das Blut dieser Arterie, als das der v.porläe zur v. cava inferior bringen). — 586 — I. V. iliaca, dextra und sitiislra (s. S. 576), entsprechenden • Artt. iliacae commu- Sie entstehen durch den Zusammenfluss der v. hypogastri- nes mjt ern Extremität. Sie nehmen ihren Ursprung aus den Muskeln und verlaufen mit. den Arterien in deren Zwischenräumen. Ihre Namen erhalten sie am Vorderarme nach den Arterien, welche sie begleiten, so: vasa lymphatica radialia, alnaria und interossea. Am Oberarme bilden sie rings um die art, brachialis einen plexus brachialis, welcher mit mehrern glandulae brachiales ver- sehen ist und dessen Stämmchen sich zur Achselhöhle begeben, wo sie den plexus axillaris bilden, in welchem mehrere Achseldrüsen ein- gewebt sind. Die aus dem Achselgeflechte und den Achseldrüsen kom- menden Saugadern (4 — 5 Stämme) treten an der art. subclavia zu dem plexus subclavius zusammen, der sich auf der linken Seite in den grössern, auf der rechten in den kleinern ductus lymphaticus einsenkt. Glandulae brachiales, 5 — 7 Stück; liegen am Oberarme im plexus bra- chialis längs der art. brachialis herauf. Glandulae axillares , Achsel drüsen, 8 — 12, findet man in der Ach- selhöhle rings um die art. axillaris herum und durch netzförmig verbundene Saugadern (plexus axillaris) mit einander zusammenhängend; die meisten und grössten liegen zwischen in. serralus anlicus major und pectoralis minor, die übrigen ziehen sich unter dem m.pectoralis major bis zum Schlüsselbeine 38* — 596 — Saugadern hin. Sie nehmen die Saugadern nicht nur des Armes, sondern auch die ober- iles Armes. flächlichen des Rückens und der Brust auf. — Aus den obersten Achseldrüsen kommen 4 — 5 grössere Stämme hervor, welche die art. subclavia umschlingen und sich zum plexus subclavius vereinigen, aus welchem 1 — 3 grössere Aeste hervortreten , die vor und hinter dem obern Theile der vena subclavia, mit dem plexus jugularis zusammenhängend , emporsteigen und sich rechts in den klei- nern, links in den grössern Hauptsaugaderstamm (ductus thoracicusj ein- senken. TU. Sangadern des Kopfes und Halses. Die Lymphgefässe des Kopfes sind entweder oberflächliche oder tiefe, sowohl des Schädels als des Antlitzes; ihre Anzahl ist verhältniss- mässig gering. 1) Sangadern des Schädels. a. Oberflächliche; liegen unter der behaarten Haut und sind wenige, unbe- ständige; sie sammeln sich in eine vordere und eine hintere Partie von 5 — 8 Stämmchen. Die vordem bilden rings um die Schläfenarterie den plexus temporalis und laufen vordem Ohre herab zu Drüsen, welche vor und hinter der Parotis und unter dem Jochbogen auf dem Buccinator liegen; die hintern begleiten die art. occipitalis und treten durch einige (höchstens 3) auf dem Processus mastoideus liegende Drüsen, welche weniger zahlreich sind als an den vordem Saugadern. b. Tiefe; sind bis jetzt nur bis zu den Hirnhäuten verfolgt worden ; in der Ge- hirnsubstanz sind (ausser von Mascagnij noch keine gesehen worden. — Die Saugadern der pia ?nater laufen zur Basis des Gehirns und sammeln sich vorzüglich in den Zwischenräumen zwischen den Gehirnlappen um die Arterien, , an welchen sie aus der Schädelhöhle heraustreten und sich vereinigt mit den Lymphge- oberflächlichen Kopf- und Halssaugadern in die obern und untern Halsdrüsen fasse des begeben. — Die Saugadern der tunica arac/moidea sind stärkerund Halses" gehen durch den canalis caroticus aus der Schädelhöhle ; die der dura ma- ter begleiten die arlt. meningeae. 2) Saugadern des Gesichts. a. Oberflächliche; sind weit zahlreicher als die des Schädels und liegen im Fette und Zellgewebe unter der Haut. Sie fangen von Stirn , Nase , Augen— liedern, Wange und Lippen an und laufen an den Gesichtsvenen gegen den Unterkiefer herab, auf welchem Wege sie durch Drüsen treten, die theils auf dem Buccinator, theils am untern Rande des Unterkiefers vor dem vordem x Bauche des m. digastricus liegen. Die aus diesen Drüsen hervorkommenden grössern Stämmchen vereinigen sich mit den oberflächlichen Schädelsaugadern und begeben sich zu den obern Halsdrüsen, von welchen aus sie als 3 — i Stämme neben der Luftröhre längs der v. jugularis herabsteigen. b. Tiefe; entspringen aus den Gesichtsmuskeln und aus den im Gesichte befind- lichenHöhlen und ihren Organen. Sie verlaufen längs der Arterien und kommen zu den Drüsen am Unterkiefer und zu den obern Halsdrüsen. 3) Saugadern des Halses. a. Oberflächliche; liegen unter der Haut und senken sich vereinigt mit den oberflächlichen Gesichtssaugadern in : Glandulae jugulares s. colli superficiales, kleine unbestän- dige Drüsen, welche zwischen m. plalysina-myoidcs und stcmocleido mastoideus an der v. jugularis externa herabliegen. b. Ti e fe ; vereinigen sich mit den tiefen Saugadern des Kopfes an der Theilungs- stelle der carotis communis zum plex?is jugularis, welcher sich an der vena jugularis interna herabzieht und mit vielen und ansehnlichen Drüsen besetzt ist, glandulae jugulares profundae. Zu diesem Geflechte erstrecken sich die Saug- adern der Zunge, des Kehlkopfes, Schlundes, der Schilddrüse, der Spei sc- und Luftröhre. — 597 — Glandulae colli profundae, tiefe Halssaugaderdrüsen, sind Sauender» zahlreich und ansehnlich; sie liegen unter dem m. stemocleido -mastoideus I.) bis 31 s*e sma" nach Einigen in der Mitte von beiden Seiten etwas napf- förmig vertieft (biconcav) , nach Andern haben sie dagegen ebene oder auch wohl convexe Flächen , die in einen sanft abgerundeten , etwas aufgewulsteten Band zu- sammenstossen. Sie sind durchsichtig und einzeln schwachgelblich gefärbt, erst wenn viele beisammen liegen, entsteht die rothe Farbe; sie besitzen eine grosse Elasticität, Weichheit und Biegsamkeit und grosse Neigung sich zu Haufen und Bollen zu gruppiren (auch innerhalb der Gefässe des lebenden Körpers bei Blut- stockung); sind schwerer als das Serum und selbst das Plasma und senken sich in demselben um so leichter, je grösser sie sind. Schon Leeuwenhoek beobachtete in der Mitte der flachen Seite der Blutbläschen (besonders wenn sie nicht mehr ganz frisch sind) einen dunkleren Fleck, den man zuerst für eine innere Höhle, für eine Vertiefung auf der Oberfläche oder mit de la Torre für ein Loch hielt, so dass die Bläschen durchlöcherte Ringe darstellten; Hewson zeigte aber, dass derselbe von einem festen Centraltheile (Kern), der im Innern des Bläschens liege, herrühre. Ob dieser centrale Fleck sich schon im Blute innerhalb der Gefässe vorfinde , ist schwer zu ermitteln ; bei einigen Bläschen findet er sich gleich beim Herauslassen des Blutes, bei andern entsteht er bald nachher; allerdings sieht man öfters deu durchschimmernden Kern auch in den Capillargefässen durchsichtiger Theile, in der Begel jedoch nicht oder sehr undeutlich. Nach Heule 's Beobachtungen bemerkt man auch auf Blutbläschen , welche keinen Kern im Innern besitzen, einen Fleck, und hier entsteht er entweder durch ungleiches Zusammenschrumpfen der Hülle des Blutkörper- Bläschens und zeigt sich auch wie ein Körnchen, von dem man nicht weiss, ob es chen. sich äusserlich oder innen befindet ; oder durch Täuschung, indem die Blutkörper- chen sehr bald nach dem Ausfliesscn entweder am Rande etwas aufschwellen oder sich etwas nach der Fläche biegen , wodurch es unmöglich wird, Umfang und Mitte zugleich deutlich zu sehen und daher, je nach der Stellung des Objekts, bald ein dunkler Ring mit heller Mitte (wenn der Raud deutlich gesehen wird) , bald eine helle Scheibe mit dunklem Centrum gesehen wird (wenn sich das Centrum in der richtigen Focaldistanz befindet). Nasse beobachtete auch in der Mitte der napf- förmigen Vertiefung häufig ein kleines helles Körnchen oder eine kleine nicht scharf umschriebene Hervorragung. — Nach Schultz sind die Blutbläschen keine bleiben- den unveränderlichen Bildungen, sondern verschiedene Entwickeluiigsstufen durch- laufende Körper, die nach diesen Stufen verschiedene Grade von organischer Con- traktilität zeigen. Die jungen Bläschen erwachsener Thiere sind am reizbarsten uud contraktilsten. In den ausgebildeten Formen mindert sich schon die Contraktilität, und in den im Absterben begriffenen Bläschen ist sie nur ganz schwach. Im leben- den Blute befinden sich die Bläschen in einem Zustande natürlicher Contraktion durch beständige Reizung mittels des in ihnen enthaltenen Sauerstoffs und der im Plasma gelösten Salze, und dadurch werden sie vor zu früher Auflösung und Zer- störung gesichert. (Das Weitere s. später bei Schale und Entstehung der Blut- bläschen.) Form llor BlutblHscIlOllo Sie ist heim Menschen, wie hei den meisten Säuge - thieren kreisrund, nur hei dem Kameele, Dromedar und Lama fand man sie länglich und anstatt mit einer Vertiefung, mit einer bauchförmigen Hervorragung versehen. So- mit findet sich hier e"in Uebergang zu den untern 3 Klassen der Wirbelthiere. Die Vö- gel haben nämlich elliptische , länglich ovale, in der Mitte gewölbte , in einen scharfen Rand auslaufende Blutkörperchen; die Amphibien ovale, platte, in der Mitte mit einer, vom Kerne herrührenden, starken Erhabenheit versehene; die Fische ebenfalls länglichplatte, elliptische, in der Mitte dickere (die Cvclostomen runde). Bei den Wi r- bellosen linden sich, selbst in dem Blute desselben Thieres , granulirte Bläschen von ganz verschiedenen Formen neben einander, wie runde, rundliche, eiförmige, elliptische, zugespitzte und rhombische. Dasselbe findet sich nach Schultz auch bei Embryonen, wo verschiedene Uebergangsfoimen vorkommen, — 603 — GtTÜSKe der ESlutbläscIieii. Sie lässt sich aus folgenden Gt'iinden nicht genau an- Blut, geben: 1) in der frühesten Zeit des Embryolebens scheinen sie grösser zu sein, als hei alteren Embryonen und beim vollkommenen Thiere; Gulliver will sie in 5 — ömonatlichen Embryonen kleiner, bei Neugebornen dagegen grösser, als bei Erwachsenen gesehen haben. 2) Sie sind in dem nämlichen Individuum nicht alle von gleicher Grösse, man findet kleinste, mittlere und grösste ; bei den kreisrunden scheint die Grössenschwank- ung bedeutender zu sein als hei den elliptischen und dann bei denen der Säugethiere be- deutender als bei den Menschen, so dass das grösste das kleinste um das Doppelte über- treffen kann. 3) Die Grösse scheint zu verschiedenen Zeiten und durch besondere Ein- flüsse (besonders Hitze) bei einem und demselben Individuum zu wechseln. Valentin und Wagner glauben bei fastenden Thieren eine Verkleinerung, Bruns eine Vergrösser- ung des Längendurchmessers beobachtet zu haben; der Neger scheint etwas kleinere, als der Europäer zu besitzen; im arteriellen Blute vermuthet Wagner keine so auffallenden Giö-senveranderungen, wie im venösen. Die Fleischfresser haben durchschnittlich etwas grössere als die Pflanzenfresser, namentlich als die Wiederkäuer. 4) Die Messungen lassen sich meistens nur an dem aus den Gefässen genommenen Blute machen und hier erleidet die Form sehr4tald Veränderungen. — Die Grösse der Blutbläschen steht in kei- nem Verhältnisse mit der Grösse des Thieres. Unter den Säugethieren, welche die kleinsten Blutkörperchen besitzen, hat der Mensch die grössten und die Wiederkäuer (Ziege) die kleinsten; dem Menschen in dieser Beziehung am nächsten steht der Affe ; grösser sind die der Vögel und Fische; die grössten finden sich bei den Amphibien (be- souders nackten), von denen einige (wie Proteus) 8 — lOmal grössere als der Mensch haben. Diese Grössenverschiedenheiten sind nach Schultz durch die verschiedene Grösse der peripherischen Gefässe in den verschiedenen Thierklassen bedingt. Diejtffeilge derBlutltörperclieil zu der desPlasma lässt sich nur ungefähr schätzen. Jn eingeschlossenem Säugethierblute, worin sich die Blutkörperchen senkten, betrügt die Höhe der Schicht, welche sie bilden, nach Schultz nur \, selten mehr als 4 der ganzen Menge. Da sich hier nun zwischen den Bläschen noch Plasma befindet, so kann man die Volumenmenge derselben höchstens zu -J der ganzen Blutmasse anschlagen. Das Vögel- blut ist reicher an Blutbläschen, als das der Säugethiere ; weniger enthält das Blut der Amphibien, am wenigsten das der Fische und der Wirbellosen. Nach Denis besteht das Blut im Mittel aus 876,880 Plasma und 123,117 Blutkörperchen; nach Le Canu aus 809,1547 Blutkörpei- Flüssigkeit und 130,8453 Körperchen. Das Menstrualblut soll nach Letzterem kaum die chen. Hälfte des gewöhnlichen Gehaltes an Blutkörperchen haben; das Arterienblut dagegen mehr als das venöse, was aber nach andern nicht der Fall ist. Personen von sanguini- schem Temperamente sollen mehr Blutkörperchen haben, als phlegmatische. In der Entzündung, Bleichsucht und nach wiederholten Aderlässen fand Denis ihre Zahl vermin- dert ; Simon fand im Alter weniger, nämlich in 1000 Th. Blut bei einem 3Jjähr. Kinde 115, bei einem 2Rjähr. Mädchen 106, bei einem 55jähr. Manne 77 Theile Blutkörperchen. Bau der Mlut&läsclien. Hierüber existiren , wegen der Kleinheit und Ver- schiedenheit der Bläschen im Verhalten gegen die nämlichen Einflüsse, die verschie- denartigsten und oft widersprechendsten Angaben, auch ist man noch sehr zweifel- haft, ob sich nicht die bis jetzt beobachteten Strukturverhältnisse ganz anders verhalten , so lange das Bläschen sich noch im Körper befindet. Von den Meisten werden die Blutbläschen ihrer Zusammensetzung nach als vereinzelte Primitivzel- len (s. S. 37. 6ö), von Valentin nur für einen Zelleukern angesehen, welche von einer äusserst dünnen texturlosen Haut (Hülle, Schale, tegumenj umgeben, einen kleinen Kern Cnucleus) einschliessen und übrigens mit einer aus Wasser, Globulin und Hämatin bestehenden Flüssigkeit (Zelleninhalt) gefüllt sind. Doch kom- men auch Bläschen ohne Kerne vor und es ist möglich , dass sich derselbe erst ausser dem Gefässe durch eine Art Gerinnungsprocess bildet. Jedenfalls ist sein Dasein also noch zweifelhaft. — Nach Nasse bestehen die Blutbläschen aus einer in Wasser nicht löslichen Grundlage (Gewebe?) , welche von einer wahrscheinlich gelösten oder wenigstens in Wasser leicht löslichen rothen Substanz (Blutroth) nebst etwas Was- ser durchdrungen ist, und in deren Mitte ein festsitzendes Aggregat von festen, nicht mit Blutroth verbundenen Körnchen (Kern) sich befindet. Jene Grundlage (Zelleninhalt) ist wahrscheinlich nach aussen zu dichter (Zellenmembran, Hülle). — Hünefeld hält die Blutkörperchen für den Eiern analog gebildete Körper, bestehend aus Hülle (Amnioshaut) und einem aus Fett und Eiweis gebildeten Kern (Dotter), zwischen denen das mit Häutchen durchwebte und abgetheilte Albumen sich befin- det, von welchem letzteren aus sich 2 Stränge (Chalazen) mit dem Kerne verbinden, deren verschiedene Zusammenziehungen beim Zusatz und Eindringen verschiedener Reagentien mehr oder weniger bemerkliche Einschnürungen und andere Formver- änderungen veranlassen mögen. — Nach Heivson und Schultz enthält das Blut- körperchen ausser der Schale und dem frei beweglichen Kerne eine elastische Flüs- sigkeit als Zelleninhalt. — Raspail hielt die Blutkörperchen für weiter nichts als Eiweisspräcipitat und den Kern für ein Produkt der Auflösung, während Turpüi jedes Blutbläschen für einen organisirten, mit einem Mittelpunkt der Aufsaugung, Assimilation und des Wachsthums versehenen und mit einer bestimmten Lebens- — 604 — ' Blut. dauer begabten Körper betrachtet. Nach Treviranus und Mayer sollen die Blut- bläschen eine eigenthümliche Bewegungskraft besitzen, ja nach Eber und Mayer sogar Infusorien sein. — Der Farbestoff des Blutes (Hämatin) hat seinen Sitz in den Blutkörperchen (mit Ausnahme der wirbellosen Thiere , Blutigel , Mol- lusken , Krebs , Auster) , nur ist es noch unentschieden , ob er die ganze Substanz des Blutbläschens gleichförmig durchdringt, oder ob er nur an der Schale oder am Kerne haftet. Schale der Blutbläschen. Sie ist ein höchst zartes, häutiges, strukturloses Gebilde und wirrt durch Wasser ganz farltlos , durchsichtig und scheint verschwunden, allein durch Jodtinktur erhält sie dann eine dunkelbraune Färbung und tritt wieder sehr deut- lich hervor. Sie ist sehr elastisch, wie man beim Drücken der Bläschen bemerken kann, wo dieselben ganz verschiedene Formen und nach xiufhören des Druckes ihre frühere Gestalt wieder annehmen können. Der Farbestoff scheint hauptsächlich der Schale an- zugehören, aber nur ihr anzuhaften; sie lässt (wie andere organische Membranen) nicht allein die Flüssigkeit des Blutbläscliens eintreten (worauf sie sich runzelt und um den Kern zusammenzieht), sondern gestattet auch einer dünnern Flüssigkeit, dem Wasser, den Durchgang von aussen nach innen (wonach die Bläschen anschwellen, kuglig werden und endlich platzen). Essigsäure löst die Hülle schnell auf; am besten hält sie sich im Serum oder einer Auflösung von Koch- oder Glaubersalz. — Schultz schreibt derSchale eine organische Contraktilität zu, die sich auf angebrachte Reize (Mittelsalze, Weingeist, Kälte) sehr bemerklich macht und in den abgestorbenen Bläschen aufhört. Sie ist eine der wichtigsten Lebensäusserungen des Blutes, mit deren Entstehen und Vergehen die Lebenskraft zu- und abnimmt. Die Erregbarkeit durch Respiration ist allein hierin be- gründet. Bei erhöhter Contraktilität der Schale wird der Farbestöff durch diese dichter eingeschlossen und ist dann schwerer auszuziehen. Diese Contraktilität steht mit der Menge des Farbestoffs im umgekehrten Verhältnisse, je grösser die Menge dieses, desto geringer jene. Da nun die Kerne um so grösser sind, je wenigerFaserstoff vorhanden ist und umgekehrt, so sind also mit einander verbunrten: grosse Kerne, grosse Contraktilität u. wenig Farbstoff (bei den jungen Bläschen), so wie kleine Kerne, geringe Contraktilität und viel Farbstoff (bei den alten Bläschen). Die alten, ihrer Contraktilität beraubten Bläschen sind unfähig die Kohlensäure auszutreiben und dafür Sauerstoff aufzunehmen. Kern der Blutbläschen. Er ist ein festes und rundliches, einem kernlosen Cyto- blasten in der Zelle zu vergleichendes Körperchen, welches sich in der Form und Grösse so ziemlich nach der des Blutkörperchens richtet und etwa 4 — ömal kleiner als das Blut- Blutkörper- bläschen (etwa -mVc'" — TaW") 'st- Seine Lage ist nach Einigen in der Mitte des Bläs- chen, chens, nach Andern excentriscli an der innern Fläche der Schale, an welcher Stelle nach seiner Entfernung ein heller Fleck entsteht , während der übrige Theil der Schale noch gefärbt erscheint. Hewson und Schultz geben an, dass er in der Höhle des Bläschens herumrolle, während er nach Andern festsitzt. Ob der Kern, so lange er sich im Bläschen befindet, mit Farbstoff durchdrungen ist oder nicht, ist unentschieden , nach seiner Iso- lirung zeigt er sich farblos und glänzend weiss. Sein Bau ist in den elliptischen Körper- chen (nach Nasse) überall deutlich körnig, so dass er in einzelne Partikclchen zerfallen kann, die sich in den Bläschen zerstreuen. Er scheint innerhalb des Bläschens allmälig aufgelöst werden zu können, weshalb vielleicht auch in einigen Blutkörperchen ein Kern zu finden ist und in andern nicht. Manche Physiologen bezweifeln die Existenz des Kerns in den Blutbläschen innerhalb des thierischen Körpers und halten denselben nur für ein Kunstprodukt; auch IVagner glaubt, dass er sich durch Gerinnen ausserhalb des Körpers bilde. Allein seine chemische Differenz von der übrigen Substanz des Bläs- chens, die Entwickelungsgeschichte der Blutkörperchen, das Vorkommen der grossen Kerne bei rascher Blutbildung, die Betrachtung der bei den Amphibien so deutlichen Uebergangsstufe der Lymphkürperchen zu den Blutkörperchen machen die Existenz des Kerns im kreisenden Blute sehr wahrscheinlich. Vielleicht erfährt er nur einige Verän- derungen in seiner Consistenz ausserhalb des Körpers. Seine chemische Zusammen- setzung ist noch nicht genau ermittelt und ist auch schwer zu ergründen. Einige (3Iül- ler, Simon) halten ihn für Faserstoff, Vogel ii'ir geronnenes Eiweiss und für durchaus un- löslich in Essigsäure, nach Nasse und Hiinefeld verhält er sich dem Dotter analog, be- steht aus Fett mit etwas Eiweiss und ist höchst wahrscheinlich aus den Fetttröpfchen des Chylus entstanden. Farbstoff der Blutbläschen. Der Sitz der rothen Farbe des Blutes ist, wie schon die altern Physiologen wussten, in den Blutkörperchen, doch in welchem Theile dersel- ben, ist noch unentschieden ; ob er die Schale tränkt, den Kern durchdringt oder aufge- löst im Zelleninhalte enthalten ist? Das letztere wird durch die Erscheinungen bei Be- handlung der Blutbläschen mit Wasser wahrscheinlich. Hier dringt nämlich das Wasser mittels der Endosmose durch die Schale in die Höhle des Bläschens, dehnt dasselbe bis zum Platzen aus und mischt sich dabei mit dem farbigen Inhalte derselben, und zwar an- fangs oft ungleichförmig, so dass die Blutkörperchen fleckig oder streifig erscheinen, endlich farblos. Hieraus geht auch hervor, dass der Farbstoff, obgleich flüssig und form- los, doch eine gewisse Consistenz habe, etwa wie zähe Gummilösung. Dass der Farbstoff etwas von der Schale Verschiedenes ist und derselben nur anhaftet, zeigt sich dadurch, dass die Schale nach dem Ausziehen des Pigments farblfts zurückbleibt und nach Ent- fernung des Kernes einen hellen Fleck au der Stelle bekommt, wo der Kern gesesstn hatte. Der Kern selbst ist aber isolirt stets farblos und glänzend weiss, auch behalten die kernlosen Bläschen ihre Farbe bei. Höchst wahrscheinlich befindet sieh also der Farbstoff zwischen Schale und Kern, und zwar im gelösten Zustande, die Schale impräg- uircnd. — Im Allgemeinen ist die Rnlhung der Bläschen am stärksten bei den Säugethic- rcu und dann bei Vögeln, schwächer bei Amphibien, am schwächsten bei den Fischen — 605 — Es entspricht die Farlje des Fleisches der Rötlie der Blutkörperchen und mit der stär- Blut, kern Rötlie wächst die Dicke der Schale (nach Schultz). Ferner steht hei einem und demselhen Thiere die Röthe des Blutkörperchens im umgekehrten Verhältnisse zu der Grösse des Kerns; daher die Jüngern Körperchen hlässer sind, als die älteren. Der Farhstoff ist, obschon er sich in Wasser sehr leicht löst und dasselbe zum Theil absor- birt, doch in Plasma nur sehr schwer löslich, was wahrscheinlich aus des letztern Gehalt an Eiweiss und Kochsalz herrührt, denn weder Eiweiss, noch Kochsalz allein verhindern die Auflösung des Farbstoffs in Wasser. Doch ist der Farhstoff nicht absolut unlöslich im Plasma, sondern nur um so weniger löslich, je reicher letzteres an Salzen und ärmer es an Wasser ist. Schultz schreibt die Unlöslichkeit des Farbstoffes der unverletzten Bläschen in Salzwasser der durch den Reiz des Salzes hervorgebrachten starken Con- traktion der Schale zu, denn extrahirter Farbstoff ist in Salzwasser löslich und dieses zieht ihn auch aus abgestorbenen Bläschen; auch vermehrt sich bei verminderter Con- traktilität der Bläschen die Auflöslichkeit des Farbstoffs aus den unverletzten Bläschen durch das Plasma, wie im Pfortaderblute. Nicht bei allen Thieren scheint der Farbstoff in den Bläschen zu sitzen; so ist z. B. beim Regenwurm (dem Creplin, Hi/nefeldu. Theile alle Blutkörperchen absprechen), bei der Auster, dem Blutegel u. Flusskrebs das Plasma gleichmässig roth gefärbt. Auch bei den Mollusken, die anders gefärbtes Blut haben, scheint der Farbstoff gleichmässig im Plasma aufgelöst. — Der Farbstoff vermehrt theils die spezifische Schwere der Blutkörperchen, theils befördert er die Neigung derselben zur gegenseitigen Aneinanderlegung, so dass die dunkleren im Plasma rascher zu Boden sinken und schneller und zahlreicher an einander kleben, als die blassen. Zelleninhalt der Blutbläschen. Zwischen Schale und Kern befindet sich nach Einigen ausser Blutroth noch- Eiweiss (Le Canu, Hünefeld), nach Andern Plasma (Wag- ner, Mandl), oder reines Wasser (Maithrnd, Nasse), nach Schultz und Herres aber Luft. Gegen Plasma spricht die Analyse der Blutkörperchen, welche kein Kochsalz, einen Hauptbestandteil des Plasma, nachweisst; gegen Luft aber der Umstand, dass die Bläs- chen beim Schütteln mit verschiedenen, spezilisch schwerem oder leichtern Luftarten weder zusammenfallen, noch sich ausdehnen. Es dürfte demnach das Blutkörperchen nur mit reinem Wasser getränkt sein. — Ohne Zweifel enthalten die Blutbläschen auch noch mehr oder weniger absorbirte Luft in gebundenem Zustande, und zwar ist aus dem Arterienblute Sauerstoff mit wenig Kohlensäure, aus dem venösen Blute nur Kohlensäure durch Schultz entwickelt worden. Verhallen der Blutkörperchen gegen verschiedene Reagentien. Die Blutkörperchen sind sehr veränderbar, und zwar schon in der atmosphärischen Blutkörper- Luft (vorzüglich die der jüngeren Thiere), besonders im Sommer bei anhaltender Hitze. Sie chen. werden höckerig und eckig, zuletzt ganz kugelig und kerben sich ein; die menschlichen Blutkörperchen halten sich in der Luft länger, als die der Thiere und verändern ihre Gestalt nicht bevor die Fäulniss eintritt, höchstens kerben sie sich mit der Zeit ein. Nasse vernm- thet, dass der Gehalt an gerinnbarem Fette in den Körperchen und der an Salzen im Serum diese Verschiedenheit in der Veränderung bedingt. — Im Wasser dehnen sich die Blut- bläschen zu einer glatten Kugel aus, werden blass, farblos und durchsichtig, so dass der Kern deutlicher hervortritt, endlich platzen sie, der Inhalt fiiesst aus und die Schale fällt um den Kern zusammen. — Stoffe, welche den Bläschen Wasser entziehen, wie concentrirte Salzlösungen, bewirken, dass die durch Wasser aufgequollenen Bläschen wieder platt, die normalen aber kleiner werden, sich biegen, kräuseln und einschrumpfen. Dasselbe machen concentrirte Schwefel- und Salpetersäure (wodurch sie in Wasser unauflöslich wer- den), Alaun, AVeingeist, Chlor, indem sie den Inhalt der Bläschen zum Gerinnen bringen. — Einige Stoffe lösen die Blutbläschen ganz und gar auf, ohne dass die Hüllen zerreissen, wie concentrirte Laugen, Essigsäure (die nach Schultz und Henle den Kern nicht angreift), Phos- phorsäure, concentrirte Blausäure und vorzüglich die Galle (nach Hiinefeld). — Durch Schüt- teln mit Kohlensäure (und andern erstickenden GasartenJ werden die Blutkörperchen dunkler (bisweilen nur stellenweise) und etwas aufgeschwollen, weniger platt, durch Sauerstoff dagegen durchsichtiger und gleichförmig heller. Merkwürdig ist, dass dieselben Substanzen (Salz und Sauerstoff) dem Blute eine hellrothe Farbe ertheilen, welche die Lösung des Farb- stoffs im Serum verhindern und die platte Form der Blutbläschen erhalten oder wieder her- stellen, während Stoffe, welche die Bläschen aufquellen machen und den Farbstoff lösen, das Blut dunkel machen (wie Wasser, Kohlensäure). Es scheint also, als ob die Farbe des Blutes von der Farbe der Blutkörperchen abhing und um so heller sei , je platter die Körper- chen. Henle hält für die gewöhnlichen Ursachen der Farbenveränderung eine Veränderung in dem Aggregatzustande der färbenden Materie, seltener eine chemische Umwandlung. — Nach Donne sollen die Blutkörperchen bald nach dem Tode aufgelöst werden, so dass man dadurch den wahren Tod vom Scheintode unterscheiden könnte, allein Magendie wider- spricht dem. Schultz fand sie im abgestorbenen Blute und im Blute der Leichen völlig er- schlafft und zusammengefallen, während sie im Leben in Folge ihrer organischen Contraktili- tät sich mehr oder weniger strotzend zeigen. c. Farblose Blutkörperchen, Lymphkörperchen des Blutes. Sie wurden von Hewson und Müller zuerst im Froschblute entdeckt und früher für Kerne der Blutbläschen gehalten ; ihre Menge ist viel geringer als die der farbigen Blutkör- perchen (wie 1:5), ebenso ihre Grösse, die zur Grösse der Blutbläschen des näm- lichen Thieres in einem gewissen Verhältnisse zu stehen scheint und in dem näm- lichen Thiere sehr differirt; sie sind (beim Frosche) ungefähr 4mal kleiner als die Blutbläschen und um das Doppelte grösser als deren Kerne. Sie unterscheiden sich von den Lymph- und Chyluskügelchen , sowohl im Baue als chemischen Verhalten gar nicht, haben eine nicht ganz sphärische, zuweilen mehr längliche oder linsen- förmige Gestalt, sind farblos, glänzend und brechen das Licht stark, haben ein — G06 — Blut. feinkörniges Ansehen , lösen sich nicht im Wasser, aber wohl in Ammoniak auf und zerfallen durch Essigsäure in Hülle und Kern. Wegen ihres Fettgehaltes und Man- gels an Farbstoff sind sie leichter als die Blutbläschen und schwimmen deshalb über diesen im herausgelassenen Blute ; vermöge ihrer grossen Klebrigkeit hängen sie sich leichter an einander. Man findet sie in grösserer Menge im Blute gut genährter Thiere, während sie nach längerem Hungern seltener werden. In den Capillarge- fässen des lebenden Thieres bewegen sich diese Lymphkörperchen langsamer als die Farblose Blutkörperchen meist an den Wänden des Gef ässes hin (s. bei Blutlauf durch die Blntkörper- Haargefässe). — Ueber die Bedeutung dieser farblosen Bläschen ist man noch c en' nicht einig, die Meisten halten sie , und wohl mit Recht, geradezu für Chylus- und Lymphkügelchen , die aus den Lymph- in die Blutgefässe übergegangen und nun in der Umwandlung zu farbigen Blutkörperchen begriffen sind. Vielleicht werden nun aus ihnen farbige Blutkörperchen mit Kernen und diese reifen dann zu kernlosen Körperchen (s. bei Entstehung der Blutbläschen). Einige halten diese Lymphkör- perchen für geronnene Faserstoffkügelchen , Andere für in der Auflösung befindliche farbige Blutkörperchen , und mehrere für Produkte des Serum. Gerinnung1 oder Erstarrung des Blutes. Wird das Blut aus der Ader gelassen, so bedeckt es sich zunächst mit einem hellrothen Schaume und stösst den in der Kälte sichtbaren Bluldunst, halitus s. aura sanguinis (mit Wasserdunst verbundenen Riechstoff; s. vorher S. 599) aus; es überzieht sich mit einem Bauteilen, Blutcoagu- wird dicklich, festweich, zitternd wie Sülze, die, indem sie sich nach latioo. un(j nacn zusammenzieht, an der ganzen Oberfläche allmälig eine helle Flüssigkeit auspresst und sich dann zu einer festen Masse verdichtet, welche sich nicht wieder in flüssige Form bringen lässt. Das Blut schei- det sich also von selbst in einen flüssigen und in einen festen Theil, <1. h. es gerinnt; der flüssige Theil ist das ßlutwasser, serum , der feste wird Blutkuchen, erüssamentum, coagu/um, place/t In sanguinis, cruor, genannt. Diese Gerinnung, coagula tio, welche auch im leben- den Körper, wenn das Blut sein Gefäss verlassen hat, ferner selbst im luftleeren Räume, bei der Bewegung und in der Kälte und Wärme zu Stande kommt, aber durch Alkalien, Salze und Säuren (in grösserer Menge) verhindert wird, wird nur durch das Plasma bewirkt und die Blutkörperchen haben keinen Anthcil daran, sie bleiben nur in dem ge- ronnenen Plasma (Blutkuchen), das davon seine rothe Farbe erhält, schweben. Am schnellsten coagulirt das Blut der Vögel, langsamer das der Säugcthiere und am langsamsten das der Amphibien und Fische. Die Zeit, in welcher die Gerinnung beginnt, wird sehr verschieden angegeben (3 — 10 Minuten beim gesunden Blute, im kranken selbst erst nach 4 Stunden), auch kann sie durch verschiedene Verhältnisse beschleunigt oder verlang- samt werden , und hängt wahrscheinlich in etwas von der Constitution , dem Tempe- rament, der Nahrung etc. ab. Nasse nimmt zur genauem Zeilbestimmung der Coagu- lation folgende 5 verschiedene Momente oder Grade derselben an: 1) Häufchen- bildung auf der Oberfläche, vom Rande strahlenförmig nach der Mitte hin; 2) Bildung einer Haut, welche an den Wandungen des Gefässes anliegt und das flüssige Blut wie ein Schlauch einschlicsst, und die mau bei vorsichtiger Bewe- gung von der Gefässwandung mit einer Nadel abziehen kann; 3) Gallertartige Umwandlung des Blutes; 4) Gerinnung zu einem festen Kuchen, den man, ohne ihn zu zerreissen, im Gefässe umher bewegen kann; zugleich Anfang der Ausschwitzung des Serums; 5) Vollendung der Trennung des Serum, zu welcher 10—48 Stunden Zeit gehören. Die ersten 4 Momente treten in folgenden Zeiträumen ein : 007 — i) Häufctenbildung 2) Randliautbildung 3) Gallertartige Umwandlung 4) Kuchenbildung am frühesten am spätesten i\ Min. 5 (höchstens 6} Min. 2 | 6( - - 1) - 10 ( |l3( - 12) - - 16) - bei Männern 3Min.45Sec. 5 - 52 - 9 - 11 - bei Frauen im Mittel: 2 Min. 50 See. 5 - 12 - Blut. Es fängt hiernach das weibliche Blut fast 2 Minuten früher an zu gerinnen und bildet wenigstens 2^ Minute eher einen festen Kuchen. — In der Regel zieht sich der rasch gebildete Blutkuchen weniger kräftig zusammen, als der langsam festgewor- dene, und ein grosser Wassergehalt des Blutes hindert die Contraktionskraft des Kuchens. — Nach Scudamore hängt die Verschiedenheit in der Gerinnungszeit vom spezifischen Gewichte oder Wassergehalte des Blutes ab ; je leichter und wasserrei- cher dasselbe ist, desto schneller gerinnt es. Allein es gerinnt auch schweres Blut oft schneller , als leichtes. Einige wollen die Gerinnungszeit auf den Faserstoffgehalt des Blutes zurückführen und behaupten, je weniger Faserstoff das Blut enthalte, desto schneller gerinne es; allein auch dieser Ansicht stehen viele Thatsachen ent- gegen. Beschleunigt wird die Gerinnung durch Wärme, atmosphärische Luft, Sauerstoff und Ruhe; doch sind alle diese Einflüsse nicht die Ursache der Gerinnung, wie man früher glaubte. I?rocess und. Wegen der Cteriiiiiimg. Der innere Vorgang der Gerin- nung besteht nicht etwa in einer Trennung des Blutes in seine Bestandteile, oder blossen Vereinigung der Blutkörperchen , sondern lediglich in der Festwerdung des im Plasma aufgelösten Faserstoffs , von dem man früher fälschlich glaubte, dass er nur in den Blutkörperchen enthalten sei und bei der Gerinnung durch Aneinander- lagerung der aus den geplatzten Bläschen herausgetretenen Kerne den Blutkuchen bilde. Anfangs schliesst der festgewordene Faserstoff die Blutkörperchen (die sich Blutcoagu- hierbei zu Rollen oder Säulchen und Häufchen gruppiren und in Folge derVerdun- Llatinn, stung kreisförmige Bewegungen machen) und das Blutwasser wie in einem Netze ein, je mehr er sich nun aber zusammenzieht, um so mehr drückt er das Serum aus seinen Maschen aus , so dass zuletzt nur er und die Blutkügelcheu als Blutkuchen zurückbleiben. Wird das Blut während des Erstarrens umgerührt, so geschieht die Verdichtung des Plasma und die Ausscheidung des Serum schneller, wobei sich dann der grösste Theil der Blutkörperchen mit dem Serum vermengt und dieses Ge- menge heisst geschlagenes Blut. Nasse fand, dass Plasma ohne Blutkörper- chen etwas später gerinne, als das mit den Körperchen versehene. — Senken sich die Blutbläschen zu Boden , ehe die Gerinnung des Faserstoffs erfolgt, so bildet die über den Bläschen befindliche mehr oder minder starke Schicht des Plasma, indem sie gerinnt, eine schwach gelbliche, blos aus Faserstoff (ohne Blutkörperchen) be- stehende Haut, die sogenannte Speckhaut, Entzündungs- oder Faserhaut, crusta inflammatoriq s. pleuri tica, welche vorzüglich im Blute von Schwangeren und solchen, die an Entzündung leiden, vorkommt und von einer stärkern Neigung der Blutkörperchen an einander zu kleben, so wie von einer Vermehrung ihres Gewichts und Farbestoffs und vielleicht von Verdünnung des Plasma abzuhängen scheint. — Das Wesen der Gerinnung ist noch in tiefes Dunkel gehüllt; Einige halten sie für ein vitales, von dem Lebensprocesse des Blutes abhängiges Phänomen, Andere für einen rein chemischen Vorgang. Bi o dynami seh e Theorie der Gerinnung. Nach Einigen erfolgt die Gerinnung als eine Lebenserscheinuns auf einen äussern Reiz, nach Andern ist sie der Todesakt des Blutes und steht der Todtenstarre der Muskeln gleich. Hewson und Hunter, welche jeden Bildnngsprocess für einen Bluterstarrungsprocess ansehen, halten die Gerinnung für einen Lebensakt des Blutes, ähnlich dem Bildungsakte bei Heilung der Wunden. — Thitclcrah schliesst aus seinen Versuchen, dass die Gerinnung nur bei dem Aufhören des Einflusses der Lebenskraft erfolge. — Schultz erklärt die Gerinnung auch für einen Bildungsprocess, aber während des Absterbens; sie ist der Todesprocess des Blutes, wo- bei seine Innern Lebensbewegungen im Akt ihrer Thätigkeit zu einer indifferenten organischen Bildung, dem Blutkuchen, erstarren, ohne alle chemische Veränderungen. Daraus erklärt sich denn auch, dass das lebenskräftige Blut später, das weniger lebens- kräftige schneller erstarrt, dass todtes Blut gar nicht coaguliren kann und Blut mit mehr Lebensfähigkeit einen contraktilern Blutkuchen bildet. Die Produkte der Gteriiniung des Blutes, nämlich der Blutkuchen und das Blutwasser oder Serum, verhalten sich in ihrem quantitativen Verhält- nisse zu einander höchst verschieden, und es lässt sich hierüber fast nicht mehr sagen, als dass das Serum den Blutkuchen fast jedesmal an Gewichtstheilen , aber — 608 — Blut. nieht immer an Raumtheilen übertrifft, denn oft bleibt das Serum zwischen den Maschen des Blutkuchens verborgen, was der Fall ist, wenn derselbe wenig Con- traktionskraft besitzt und schneller entstanden ist , während bei stärkerer Contrak- tion des Blutkuchens mehr Serum , aber langsamer ausgepresst wird. Die Aus- scheidung des Serum aus dem Blutkuchen ist um so geringer, je mehr Bläschen darin enthalten sind. Das Blut der Neugebornen giebt wegen mangelhafter Zusam- menziehung des Kuchens wenig Serum , das der jungen Kinder viel , das alter Leute weniger als das Erwachsener, das der Weiber (mit Ausnahme der Schwangern) mehr als das der Männer ; bei robuster Constitution überwiegt der Kuchen , im heis- m sen Klima das Serum ; Hungern vermehrt das Serum. Blutkuchen, crussamentum, spis samentum, placenta, coagulum san- guinis, cruor, bestellend aus dem geronnenen, früher im Plasma gelösten Faser- st off e und aus den, zwischen letzterem eingeschlossenen Blutkörperchen, hat die Consistenz einer festen Gallerte, ist an seiner ohern Fläche röther (wegen der Ein- wirkung des Sauerstoffs der umgehenden Luft), als im Innern und unten (wo mehr Blut- körperchen befindlich sind), an den Kanten durchscheinend gelblich; er ist spezifisch schwerer als das Serum und das ungeschiedene Blut. Je nach der Menge Serum, welche er verschliesst, und nach seiner Fälligkeit, sich zu contrahiren, ist er grösser und weicher. F.in grosser lockerer Kuchen ist die Folge einer unvollständigen, oder sehr raschen Ge- Gerinnungs- rinnung und deutet, falls keine äussern Hindernisse (wie z. B. ein sehr flaches Gefäss) Produkte. vorhanden sind, entweder auf schlechte Ernährung, oder auf mangelhaftes Athmen, oder auf geschwächten Herzschlag, oder auf gesunkene Nervenkraft. ßlllhra>iisor. servin, ist eine klare, grünlich-gelbliche, fad-salzig schmeckende, etwas klebrige und bei höhern Thieren schwach aber deutlich alkalisch reagirende Flüssigkeit, welche schwerer als AVasser und leichter als ungeschiedenes Blut (1027 — 1028 im Mittel) ist und hinsichtlich ihres spezifischen Gewichts sich nach dem des ganzen Blutes zu richten scheint. Im Serum finden sich noch in grösserer oder geringerer Anzahl suspendirt: fein zertheilte Fettpartikelchen, Lymphkörperchen, Faserstoffschollen und auch Blutkörperchen. Der Gehalt an Fettmolekülen ist manchmal sehr bedeutend und scheint von einer abnorm beschleunigten oder unvollständigen Blutbereitung abzuhängen. Der Genuss von Branntwein und Entziehung der Nahrung vermehrt den Fettgehalt des Serum. — Die wesentlichen Bestandtheile des Serum sind, ausser Wasser, Salze und Eiweiss und deshalb ist auch sein Verhalten gegeai Reagentien im Ganzen das des Eiweis- ses , modificirt durch die Salze , besonders das Chlornatrium. Chemische iSusammensetziuig1 des Blutes. Die chemischen Bestandtheile des Blutes sind, wenn man von dem Riechstoffe, den gebundenen Gasarien (Sauerstoff, Stickstoff und Kohlen- säure) und vielleicht einigen Ausscheidungsstoffen (Harnstoff und Spei- chelstoff) absieht, 20 — 29 zusammengesetzte Stoffe, deren Elementar- stoffe sich auf 14 belaufen, nämlich: Sauerstoff, Wasserstoff, Stickstoff Chemische und Kohlenstoff; Natrium, Kalium, Calcium und Magnesium: Chlor, theile! Phosphor und Schwefel; Eisen und Spuren von Mangan; Silicium. Aus den ersten 4 Stoffen zugleich mit Phosphor, Schwefel, Kalk und Eisen sind die organischen Stoffe zusammengesetzt; die audern dienen in der Form von Salzen als Lösungsmittel jener. Die zusammengesetz- ten Stoffe sind: I. Wasser. Es ist an Masse der Hauptbestandteil und nach Einigen in den Blutbläschen als reines vorhanden, beträgt etwa -^ des Blutes und verhält sich zu den festen Theilen desselben wie 0,75 : 0,25. Das Blut der Kinder und Frauen ent- hält etwas mehr (um 3,0 — 4,0 nach Nasse) Wasser, ebenso das bei lymphatischem Temperamente. Ueberall, wo die Aufnahme nährender Stoffe in den Körper man- gelhaft von Statten geht, enthält das Blut mehr Wasser und weniger feste Bestand- theile; colliquative Ausleerungen (wenn sie nicht zu rasch und wässerig sind) und Unterdrückung der Niercnthätigkeit vermehren ebenfalls den Wassergehalt. Nur wo der Blutlauf verlangsamt ist, nimmt das Wasser im Blute ab. Da wo das Wasser an Menge zunimmt, vermindert sich meist gleichzeitig die der Blutkörperchen und des Eiweisses. IL Unorganische Stoffe, Salze: Sie sind thcils alkalinische , theils erdige und finden sich aufgelöst vor. 1) Alkalinische Salze (4 — 7 Arten). Sie haben Natron und Kali, vielleicht auch Ammoniak zur Basis; das Natron waltet bei dem Menschen, das Kali bei — 609 — den Pflanzenfressern vor; vom Ammoniak ist noch zweifelhaft, ob es sich nicht Bim. erst durch Zersetzung ein den Absonderungsorganen) bildet. a) Chloride: Chlornatrium (s. S. 45) gewiss; Chlorkalium und Chloram- monium? b) Carhonate: oh als kohlensaures, doppelkohlensaures oder kaustisches Alkali, ist noch ungewiss, doch sicher vorhanden. c) Phosphate als solche (nach Berzeliiis und Denis) schon im Blute vorhanden und nicht erst hei der Calcination gehildet: phosphorsaures Natron gewiss; phos- phors. Kali und Ammonium? d) Sulphate (nach Hünefeld als solche schon im Blute): schwefelsaures Natron u. Kali ? e) Galaktate, van Denis ganz geläugnet: milchsaures Natron (das hauptsäch- lichste Salz des Blutes nach Hünefeld); milchsaures Kali und Ammonium? Die Menge dieser einzelnen Salze hei gesunden Menschen schwankt nicht unbedeutend; Nasse erhielt im Ganzen 6,0 — 7,0 alkalinische Salze. 2) Erdige Salze. Sie haben Kalk und Magnesia zur Basis und sind meist mit dem Eiweiss , zum Theil auch mit dem Blutroth verbunden. Ob sie in Verbin- dung mit den Säuren im frischen Blute vorkommen oder sich erst bei der Calci- nation mit den Säuren verbinden, ist schwer zu entscheiden. Nach Nasse ent- stehen die Säuren wahrscheinlich aus der Oxydation des Schwefels und Phos- phors , welche in den Proteinverbindungen enthalten sind ; er erhielt im Ganzen 0,539 erdige Salze. a) Phosphate: phosphorsaurer Kalk findet sich gewiss; phosphors. Magnesia? b) Carhonate: kohlensaurer Kalk und Talk sind unbestritten vorhanden. c) Sulphate: schwefelsaurer Kalk wurde von Nasse stets in der Asche gefunden. III. Organische Stoffe; sie finden sich entweder als aufgeschwemmte (wie das Blutroth) oder als aufgelöste im Blute, und sind Proteinverbindungen, Farbe- stoffe , Fette und Extraktivstoffe. 1) JProteiiiverbindungen: a) Ei we iss, albumen (s. S. 51), kommt etwa zu 81,0 in 1000 Theilen Serum und Chemische zu 68,6 im Blute vor, und findet sich hauptsächlich im Blutwasser vollständig aufge- Bestand- löst, und zum geringen Tlieile noch im Blutkuchen. Nach der gewöhnlichen An- theile des sieht verdankt es im Blute seine Lösbarkeit der Verbindung mit dem Natron und Blutes, zwar nach Einigen dem kohlensanren , nach den Meisten dem kaustischen; doch ist es auch in blossem Wasser etwas löslich. Das Blut der Männer und Erwachsenen soll verhältnissmässig weniger Albumin enthalten, als das der Weiher und Kinder. Beim lymphatischen Temperamente findet sich nach Le Cttriil mehr, als beim san- guinischen; in der Schwangerschaft, Wassersucht und Harnruhr nimmt der Ei- weissgehalt ab; in der Entzündung, acuten Fiebern, Gelbsucht und Cholera zu. Uebe^all wo das Blut sehr wässerig, ist auch das Serum arm an Eiweiss. b) Käsestoff, casei'n (s. S. 53), ist nur in geringer Menge Von Gmeli' im Blute entdeckt worden und soll nach Simon mit Hämatin die Blutkörperchen hi den, wes- halb er es Blutkasein oder Globulin nannte. c) Globulin oder Blutkasein nach Simon (s. S. 53) trägt mit dem Häi latin zur Bildung der Blutkörperchen (Schale) bei und wird von Henle für Albumin, welches noch mit den Hüllen und Kernen der Blutkörperchen verunreinigt ist, angesehen. d) Fas ers tof f (s. S. 52) findet sich vollständig aufgelöst im Plasma des circuliren- den Blutes, gerinnt aber sogleich ausserhalb der Adern und bildet den Blutkuchen; doch bleiben auch noch einige FaserstofFschollen im Serum zurück. Je jünger der Mensch ist, um so mürber, zarter, leichter, durchsichtiger, zersetzbarer und an der Luft weniger sich röthend ist er. Dieselben Eigenschaften des Faserstoffs fand Nasse bei grossen Blutentziehungen, wo auch seine Menge zunahm. Magendie hat gefunden, dass durch Wiedereinspritzen geschlagenen Blutes in die Adern eines Thieres, sich hier nur ein weicher schwammiger Faserstoff bildet, den er Pseudo- f ihr ine nennt. Die Menge des Faserstoffs im Blute des Menschen (in 1000 Theilen) beträgt im Mittel 2,55; den'Männern und Erwachsenen wird mehr Fibrin zugeschrieben, als den Frauen und Kindern; er nimmt zu durch Hungern und Aderlässe, vorzüglich aber bei Entzünd- ung und Schwangerschaft. Nach Einigen findet sich der Faserstoff als solcher prä- formirt, nach Andern entsteht er erst bei der Gerinnung. 2) Farbestoffe: a) Hämatin, Blutfarhes tof f (s. S. 54), wurde von Gmelin entdeckt und von Le Canti (Hämatosine genannt) zuerst als besonderer Stoff aufgeführt, in dem das El- sen (welches sich aus der Asche durch den Magnet oder aus der wässerigen Auf- lösung mittels Chlorgas darstellen lässt) einen wesentlichen Bestandteil bildet. Es stellt mit dem Glohulin vereinigt das Blutroth Berzelius's oder Hamato- Globulin Simon' s dar und findet sich in den Blutbläschen (s, vorher S. 604) in einem in Wasser löslichen Zustande. Wodurch das letztere geschieht, ist unbe- kannt, vielleicht durch die Vereinigung mit Globulin. Durch Hungern und in Krankheiten nimmt die Menge des Hämatin ab. Anstatt des Hämatin wurde als Grund der rothen Farbe angenommen: von Denis die Cruorine s. Hiimatochtoine, von Deyeux die Tomeline, von Bizio das Erythrogen, von O'Sliaugnessy das Sub' rubrin, von Heller die R/wdizonsüure. Alle diese Stoffe erklärt Bouchardat für Bock's Anat. I. 39 - 610 Blut Chemische Bestand- theile des Blutes. theils unreine , theils bereits alterirte, im Blute als solche gar nicht vorhandene Stoffe. Hinsichtlich der Bedeutung und Art des Zustandes des Eisens im Blutrothe, giebt es folgende Ansichten: Einige nehmen es als Constituens der Blutfarbe an und zwar entweder in regulinischem Zustande (Berzelius und Canu) oder als Oxyd; Andere sehen die Blutfarbe als etwas vom Eisengehalte nicht nothwendig Abhängiges an. Nach Gmelin gehört es dem Blute eigentümlichen; nach Deyeux und Parmentier ist das Blutroth eine Auflösung von Eisenoxyd in überschüssigem kehlensauren Natron; nach Fourcroy und Vauquelin eine Verbindung von Eiweiss- stoff mit basisch phnsphorsaurem Eisenoxyd; nach Prevost und Dumas eine Auf- lösung von Eisenoxyd in Eiweiss; Hiinefeld ist der Ansicht ,_ dass das Blutroth eine Zusammensetzung von Pigment-Eisenoxyd u. von Pigment-Eisenoxyd-Phosphat sei. Nach Hermbstädt wird die Blutfarbe durch Cyaneisenkalium gebildet. Treviranus nimmt eine Blutsäure dafür an, Bizio das Erythrogen-Azot. — Im Durchschnitt ent- hält das Hämatin 10,151g Eisenoxyd. b) Blutbraun, Hämatophaein, wurde von Simon im Blute gefunden und mit dem gelben Farbstoffe von S/inson identisch gehalten. Vermuthlich ist nach Nasse beides eine Auflösung des Hämatins durch Alkali. c) Gelber Farbstoff (Gallenpigment); es ertheilt dem Serum seine grüngelbliche Farbe und wurde von Denis daraus isolirt dargestellt, er schätzt seine Mengein 1000 Th. Serum auf 3,0. 3) Fette (s. S. 55). Im Blute, von dem jeder Bestandteil mit Fett verbunden ist, kommen 3 verschiedene Arten desselben vor, und zwar im verseiften Zu- stande, nämlich: a) Feste, k r ystallinische, nur in heissem Alcohol lösliche Cholesterine, Ce- rebrine und Seroline (Boudet). Sie sind mittels des Eiweisses im Serum aufge- schlämmt. b) Oelige, saure, verseifte: Oleinsäure, Margarinsäure und eine flüssige Säure. Sie sind im Serum aufgelöst. c) Phosphor- und Stickstoffhaltige (Berzelius) , gefärbte; sie sind in den Blutkörperchen eingeschlossen. 4) Extraktivstoffe (s.S. 58) ; sie sind grösstentheils ein Produkt aus dem Ei- weiss und Faserstoff, durch Kochen entstanden ; sie wurden früher unter dem Namen Osmazom zusammengefasst. IV. Gtasarten im Blute. Sowohl aus dem arteriellen , wie venösen Blute hat man (durch die Luftpumpe , Schütteln mit andern Gasarten , Wärme und Zusatz von Säuren oder Salzen) 3 Luftarten erhalten und zwar als Hauptbestandteil das Kohlensäuregas , weniger Sauerstoffgas und am wenigsten Stickgas. Im arteriellen Blufe fand man im Verhältniss zur Kohlensäure mehr Sauerstoff als im venösen; aus dem Venenblute erhielt Davy mehr Kohlensäure, als aus dem arteriellen. Da die Ansichten über die Existenz dieser oder jener der genannten Gasarten und über den Zustand, in welchem sie sich im Blute befinden , sehr widersprechend sind, so sind noch weitere Untersuchungen darüber zu erwarten. Folgende Tabelle giebt eine ungefähre üebersicht der Bestandtheile des Blutes (im Mittel) nach ihren quantitativen Verhältnissen, Blutkuchen : Faserstoff (mit 4 p. C. Fett) 350 Blutroth (mit mehreru Salzen u. Eisen) . 580 Kohlensaures Natron , . 13 Wasserextvakte mit andern Salzen . . 40 Kohlensäure und Verlust ...... 17 Blutserum: Wasser Eiweiss Alcnholextrakt und milchsanres Natron Chlornatrium Kohlensaures und phosphorsaures Na- tron und Eiweiss 1000 905,9 80,0 4,0 6,0 4,1 1000,0 Blut überhaupt: Wasser 189,320 Eiweiss 67,500 Lösliche Salze und Extrakte . . . 10,689 Blutkörnchen 132,491 1000,000 Einzelne Bestandtheile Blutes: Wasser Faserstoff Blutroth Eiweiss . KrystalliniBcb.es Fett Oel'iges Fett Alcohol- und Wasserextrakte . . . Eiweissnatron Chi orkalium, Chlornatrium, phosphor- saures, kohlensaures und schwefel- saures Alkali Kohlens. und phosphors. Kalk- und Talkerde Eisenoxyd und phosphors. Eisen . . Verlust des 782,867 2,832 . 126,345 67,252 3,365 1,760 1,855 1,637 7,837 1,757 2,493 1000.000 - 611 — Verschiedene Blntarten* Das Blut kann im Leben verschiedene Modificationen erleiden, Blut, tfaeils durch fremdartige Stoffe, die sich ihm durch Resorption beimen- gen oder durch unterdrückte Secretionen darin zurückgehalten werden, theils durch das verschiedene Verhalten seiner organischen Bestand- teile, des Plasma und der Blutbläschen. Letzlere können entweder in ihrer Menge zum Plasma , die vermehrt (bei erhöhter Bildung und ver- minderter Auflösung derselben) oder vermindert sein kann (bei gestör- tem Bildungs- und erhöhtem Auflösungsprocesse der Bläschen), oder in ihrer verschiedenen Quantität von Farbestoff, welche vom besser oder schlechter von statten gehenden Respirationsakte abhängig scheint, Verschiedenheiten zeigen. Das Plasma ändert sich dagegen vorzüg- lich durch den Grad seiner Bildungsfähigkeit, welche mit der bei der Gerinnung sich bildenden Menge von Faserstoff im Verhältniss steht. Alle diese Verhältnisse zusammengenommen enthalten das Wesen und die Ursachen der spezifischen Veränderungen des Blutes, welche im Ar- terien-, Venen-, Menstrual-, Pfortader- und Embryonalblute hervor- treten. I. Arterien- und T/enenblut. Der Unterschied zwischen diesen beiden Blutarten ist ein relativer, der erst mit einer höhein Ausbildung der Respirations- organe, beim Menschen erst nach der Geburt deutlich und zwar in verschiedenem Grade hervortritt. Das arterielle Blut ist wahrscheinlich im ganzen (gesunden) Kör- Unterschie- per überall dasselbe, dagegen scheint das venöse ein nach jedem Körpertheile in de zwischen etwas verschiedenes zu sein. Venenblute', a. Der Hauptunterschied zwischen Arterien- und Venenblute hängt von der Farbe ab, welche bei ersterem ein helleres (Scharlach-) Roth , bei letzterem dunk- ler (ähnlich dem Safte schwarzer Kirschen) ist. Dieser Unterschied, welcher sich auch noch nach Verdünnung beider Blutarten mit Wasser ode,r bei Röthung der- selben durch Neutralsalze zeigt, tritt bald mehr, bald weniger hervor; starker bei Männern als Frauen, mehr bei Erwachsenen als bei Kindern, mehr im Winter als im Sommer. Da die dunklere Färbung immer mit einer Vermehrung des Farbestoffes in den Bläschen zusammenhängt, und wie es scheint auch mit einer Gestaltverände- rung verbunden ist , denn je platter die Körperchen, um so heller sind sie , so müs- sen im Venenblute entweder mehr oder mit einer grössern Menge von Farbestoff ge- schwängerte, und weniger platte , mehr bauchige Blutkörperchen vorhanden sein. Dies ist nun auch der Fall und zwar verschieden nach dem Grade der Venosität der einzelnen Körperchen. Die Stoffe, welche hei der Farbenveränderung des Blutes Eintluss ausüben, sind Sauer- stoff, Kohlensäure und die Neutralsalze des Serum; der erstere und die letzteren rufen das hellere Roth des Arterienblutes hervor, die Kohlensäure macht das Blut dunkel, venös. Doch färbt letztere das Blut lange nicht so schnell dunkel, als der Sauerstoffes röthet; es muss dieser also eine grössere Verwandtschaft zu den Blutkörperchen haben als jene. Die Resultate, welche Nasse aus seinen Versuchen erhielt, die er zur Beantwortung der Fragen anstellte: „ob der Eintluss des Sauerstoffes an sich oder nur durch Verdrängung der Kohlen- säure das dunkle Blut hell mache, ob ferner der Sauerstoff für sich allein oder mit den Salzen röthe"; sind folgende: 1) der Sauerstoff vermag das Blut, auch ohne Anwesenheit der Salze zu röthen. — 2) Durch Entfernung der Kohlensäure ans dem Blute wird dasselbe ohne Zu- tritt von Sauerstoff und bei seiner normalen Menge von Salzen nicht geröthet. — 3) Die Salze röthen zwar, falls sie in grosser Menge dem Blute zugesetzt werden, dasselbe auch ohne Sauerstoff (ohne dabei aber Kohlensäure zu verdrängen), allein ertheilen demselben keines- wegs die dem arteriellen Blute eigenthiimliche Röthe. — 4) Bei Vermehrung der Salze (be- sonders des kohlensauren Alkali) wird die Röthung des Blute3 durch Sauerstoff (wobei Koh- lensäure entweicht, die sich wahrscheinlich erst durch die Einwirkung des Sauerstoffs auf die Blutkörperchen aus deren Kohlenstoff bildet) , beschleunigt und verstärkt. Es geschieht dies um so schneller, je mehr das Blut mit Wasser verdünnt ist. — 5) Unter diesen Verhält- nissen röthen sie das Blut, sowohl wenn das Sauerstoffgas mit viel kohlensaurem vermischt ist, als auch wenn das Blut stark mit letzterm imprägnirt ist. — 6) Auch ohne Vermehrung des Salzgehaltes wird das mit Kohlensäure geschwängerte Blut nach und nach durch Sauer- stoff geröthet, und zwar, ohne dass dabei viel Kohlensäure verdrängt wird. — 7) Die spontane Umwandlung des hellrothen Blutes in dunkles (durch Entwickelung von Kohlensäure) wird 39* — 612 Blut. diircli einen gewissen Znsatz von alkalischen, jedoch nicht kohlensauren Salzen beschleu- nigt. — 8) Es beschränkt dieser Zusatz sowohl die Aufnahme der Kohlensäure als des Sauer- stoffs, indem letzterer in geringerer Menge als sonst in Kohlensäure von dem Blute umge- wandelt wird. — 9) Zugleich vermindert er die Austreibung der Kohlensäure durch das Sauerstoffgas aus dem Blute. — 10) Die kohlensauren Alkalien und Aetzammoniak befördern die Aufnahme der Kohlensäure und hindern die spontane Farbenumwandlung des hellrothen Blutes. b. Die Wärme des arteriellen Blutes ist gewöhnlich um 1° R. und darüber höher , als die des venösen Blutes. Nach Bresche t ist das arterielle Blut in der Nähe des Herzens wärmer, als entfernter davon. c Das spezifische Gewicht des Artcrienblutes ist geringer, als das des Venenblutes, was entweder vom Wassergehalte und der Farbestoffmenge oder auch vom Luft- und Fettgehalte abhängig sein kann. Der Unterschied beträgt auf 1000 Theile 1 bis 3. d. Der Faserstoff geh alt soll beim Arterienblute grösser als beim venösen sein, doch giebt es auch dem widersprechende Angaben. Der Faserstoff des venö- sen Blutes ist weicher, leichter auswaschbar, röthet sich stärker und schneller an der Luft , und lässt schwieriger das Wasser fahren. Nach Denis ist nur der arterielle Faserstoff im Nitrum löslich , nicht der venöse ; dieser Unterschied wird durch das Athmen bewirkt, da der venöse Faserstoff in Folge des Einflusses des Sauerstoffs ebenfalls seine Löslichkeit durch Nitrum verliert. — Die Gerinnung des Arte- rienblutes fängt früher an und ist früher vollendet, als die des venösen. Der Blut- kuchen des erstem ist dabei fester , verhältnissmässig kleiner und treibt schneller das Serum aus. e. Hinsichtlich der organischen Bestandteile soll das Arterienblut mehr kleine Unterschie- und plattere Blutkörperchen haben, doch wird dies (besonders die Grösse de zwischen un aber immer etwas grösser und selbst dop- LymphkU- pelt so gross sind , als die Blutkörperchen desselben Thieres. Sie scheinen sich gelchen. auf verschiedenen Entwickelungsstufen zu befinden , denn einige stellen nur einfache, aus Körnern zusammengesetzte Kügelchen ohne Kern dar, bei an- dern wird eine Schale u. ein Kern (der etwas kleiner als ein Blutkörperchen ist) unterscheidbar, und noch andere nehmen immer mehr die Gestalt der im Blute schwimmenden Lymphkörperchen, selbst eine schwach röthliche Farbe (in der Milz) an (s. vorher bei Entstehung des Blutes). Es ist wohl ohne Zweifel , dass sich die letztere Art zu Blutkörperchen , vielleicht durch die Respiration und in den Blut- und Lymphdrüsen, umbildet. Die chemische Zusammensetzung der Lymphe kommt so ziemlich mit der des Blutes überein , doch enthält sie in der Regel mehr Wasser und Fett und ist ärmer an festen Bestandtheilen als dieses. In beiden finden wir fast dieselben Salze (salzs. , kohlens., schwefeis. und milchs. Kali und Natron, Chlornatrium und Chlorkalium, phosphors. und schwefeis. Kalk und etwas Eisenoxyd) , in beiden Ei- weiss, Faserstoff, Fett und Extraktivstoff ; doch überwiegt das Eiweiss auf Kosten des Faserstoffs ; auch ist das Fett in reichlicherer Menge , als im Blute vorhanden. Es scheint übrigens, als ob die Lymphe und der Chylus in chemischer, wie in physio- logischer Hinsicht mehrere Stufen einer allmäligen Vervollkommnung zeigten , denn wie sich die Chylus- und Lymphkörperchen von der Peripherie nach dem Centrum hin immer mehr ausbilden und den Blutkörperchen ähnlich werden, so enthalten beide Flüssigkeiten anfangs mehr Fett, Eiweiss und eine speichelartige Materie und weniger Plasma , während sie in der Nähe des ductus thoracicus eine grössere Quan- tität Plasma , mehr Faserstoff (nun auch leichter gerinnend) und Extraktivstoff, und selbst etwas Farbestoff besitzen. Diese Modificationen der Lymphe und des Chylus in ihrem weitern Verlaufe gehen wahrscheinlich in den Lymphdrüsen , durch Ueber- tritt von Blutroth, Faserstoff und Sauerstoff aus dem Blute, vorsieh. Nach Uime- feld, welcher das Blut der Gekrösarterien in den glandulis mesaraicis reicher an freiem Alkali und Blutroth fand , treten hier wahrscheinlich diese Stoffe über. Die - 618 — Lymphe. Lymphe unterscheidet sich vom Chylus dadurch, dass sie weniger Fett, weniger feste Theile und weniger Kügelchen enthält. Die Resultate der verschiedenen quan- titativen Analysen der Lymphe sind folgende : Warehand u. Colberg. Wasser . . 96,926 Faserstoff . 0,520 Eiweiss . . 0,434 Osmazom(u. Verlust) . 0,312 Fettes Oel i Krystallin.J 0,264 Fett . . A Chlorna- \ trium . . . Chlorka- lium . . . Kohlensau- res und milchsaur. Kali . . . Schwefels. Kalkerde Phosphors. Kalkerde und Eisen- oxyd . . ., >1,544 100,000 Bergemann, Wasser . . . 96,10 Eiweiss . . . 2,75 Faserstoff . 0,25 Natrum mu-^ riat i Natrum car-I hon f Natrum phosphor. . Speichel- stoff ähnli- cher Kör- per Osmazom Natr.muriat mit organ. / Säuren . . j >0,21 j,at- } 0,69 100,000 Ziassaigne. Chevreul. Wasser . . Eiweiss , . Faserstoff. Chlorna- Lrium . . . C hlorka- lium . . . Natron . . Phosphors. Kalk . . . 1,434 100,000 Wasser . . . Eiweiss . . . Faserstoff . Kochsalz . . Kohlensaur. Natron . . PhoSphors. Kalk und Magnesia . Kohlensaur. Kalk 92,64 6,10 0,42 0,61 0,18 10,05 100,00 Crmelin. Wasser . . . Eiweiss . . . Faserstoff . Salzs., koh- lens. und phosphors. Natron und speichel- stoff. Mat. . Osmazom, Kochsalz u. milchsaur. Natron . . 96,10 2,75 0,25 0,21 0,69 100,00 Milch- oder Speisesaft, chylus. Der Speisesaft ist das Produkt des Verdauungsprocesses; indem nämlich der im Magen aus den Speisen gebildete und im chylus. Duodenum mit Galle und Bauchspeichel vermischte Speisebrei (chymus) durch den Darmkanal allmälig hindurchrückt, wird von den Anfängen der Lymphgefässe an den Wänden der Därme (s. S. 598) das Bessere, Assimilationsfähige desselben (d. i. Chylus) aufgesogen und, nachdem es im ductus thoracicus mit der Lymphe vereinigt worden ist, in das Vene*nblut ergossen. Nach Einigen soll sich der Chylus als solcher schon im Darmkanale, nach An- dern aber erst in den Chylusgefässen finden. Der Chylus ist eine dickflüssige, klebrige, mehr oder weniger trübe (nach den Speisen und dem Fettgehalte), bald milcbweisse (in den Anfangen der Milchsaftgefässe), bald gelblichweisse (nachdem er die erste Drüsenreihe passirt hat), bald gelbgraue und rölhliche (im ductus thora- cicus), alkalisch reagirende Flüssigkeit von fadem, etwas salzigem Ge- schmacke und eigentümlichem, etwas samenartigem Gerüche, welche der Lymphe sehr ähnlich ist, sich aber von dieser durch ihre trübere Beschaffenheit, die grössere Menge Fett und Körnchen, und die grössere Quantität fester Theile unterscheidet. Er gerinnt, wie die Lymphe, und zeigt unter dem Mikroscope, wie diese, Oeltröpfchen und Chy- luskörperchen, die in einem Plasma schwimmen; letztere sollen aber erst dann auftreten, wenn er durch Lymphdrüsen durchgegangen ist, und " erstere sollen sich um so mehr vermindern, als die letztern zunehmen und der Chylus glandulae mesaraicae passirt. Ohne Zweifel vervoll- kommnet sich der Chylus in seinem Laufe zum ductus thoracicus und wird so dem Blule immer mehr assimilirt, auch seine Körperchen schei- — 619 — nen darnach verschiedene Entwicklungsstufen zu durchlaufen (s. vor- Chylus. her Lymphkörperchen). Die Chyluskörperchen, von denen es grössere und kleinere (von ^ — jl^'") giebt, sind, wie die Lymphkörperchen, im Allgemeinen kuglig, aber nicht vollkommen sphärisch , zuweilen etwas länglich oder eckig, farblos, spezifisch schwerer als Wasser, ziemlich klebrig, nur wenig grösser oder auch kleiner als die Blutkörperchen desselben Thieres, und unterscheiden sich nach Nasse von den Lymphkörperchen dadurch, dass sie häufig dunkler sind, in der Grösse mehr differiren , sich im Wasser viel schneller vereinigen und grössere Flocken bilden , etwas mehr anschwellen , während die Flüssigkeit etwas klarer bleibt, dass sie durch Essigsäure etwas mehr angegriffen werden, dass sich ihre Peri- pherie leichter, ihr Kern schwerer darin löst und dass sie bei dem Eintrocknen viel dunkler werden und mehr Fett enthalten. Nasse unterscheidet % Arten sol- cher Kügelchen: a) hellere, viel undeutlichere und stärker körnige, und b) dunklere, sowohl grosse , etwas eckige, homogene, als kleinere, blassere und feinkörnige. Die chemischen Untersuchungen des Chylus haben bis jetzt nur höchst unvollkommene Resultate geliefert und der chemisch nachweisbare Unterschied zwi- schen Chylus und Lymphe beschränkt sich hauptsächlich auf einen vorwiegenden Gehalt an Fett und Mangel oder geringen Gehalt an Faserstoff in dem Chylus. Die Bestandtheile des Chylus sind: Eiweiss, Faserstoff, Fett (zum gröss- tenTheil frei), Blutroth (wahrscheinlich so wie der Faserstoff nicht ursprünglich), Osmazom, Speichelstoff, salzs. und essigs. Natron und Kali, Eisen (nur eine Spur) , Wasser. — Tiedetnann und Gmelin ziehen aus ihren Untersuchungen über die Verdauung folgende Resultate : 1) Die rötliliche Farbe des Chylus (im duetus thoracicus) rührt von beigemischtem Blutroth her, welches nicht schon hei der Verdauung gebildet, sondern in den Ge- krösdriisen und aus der Milz zugeführt wird. ■ 2) Der F a ser st off wird erst in und aus der Blutmasse erzeugt, nicht bereits durch die Verdauung ausgearbeitet. So zeigen weniger gefütterte Tiiiere mehr Faserstoff , stärker gefütterte weniger; der Chylus, ehe er durch die Gekrösdrüsen geht, gerinnt noch nicht. 3) Das Fett des Chylus wird aus den Speisen aufgenommen. 4) Die Menge der festen Theile im Serum wech- selt von 2, 4—8 p. C. Diese sind: Eiweiss, Speichelstoff; Osmazom; essigs., kohlens., phosuhors., schwefeis. und salzs. Natron; kohlens. uud phosphors. Kalk. MatnmlaTifj circulatio sanguinis. Alle Ernährung und Absonderung geschieht vom Blute aus Kreislauf. und dieses selbst muss, um den genannten Processen ordentlich vorstehen zu können, gehörig ernährt und in seiner normalen Mi- schung erhalten werden, es muss immerfort neue nahrhafte Stoffe (d. s. die Produkte der Assimilation und Respiration) aufnehmen und dafür die alten, unbrauchbaren (d. s. die Produkte des Rück- bildungsprocesses) mittels der Se- und Excretionen wieder ab- setzen; denn das Blut nimmt ebenso die zerfallene aufgelöste Sub- stanz wieder in sich auf, als es den organisirenden Stoff an die Organe austheilt. Wegen dieses fortlaufenden Stoffwechsels wird das Blut im ganzen Körper umhergetrieben und kommt so mit al- len Organen und deren Elementen in Berührung. Man nennt dies den Kreislauf des Blutes und es ist demnach derselbe der Mit- telpunkt des bildenden Lebens im Körper. Seine Haupttriebfeder ist das Herz, von dem hauptsächlich die Blutbewegung ausgeht, während die Blulvertheilung mehr von den Gefässen abhängig ist; doch ist das Herz nicht die erste Ursache dieses Lebensprocesses, denn während die Blulbewegung schon da ist, bildet sich das Herz — 620 - Kreislauf, erst nach und nach aus, und dieses entsteht gerade dadurch, dass die von verschiedenen Stellen kommenden Blutströme an einem bestimmten Orte zusammen treffen (s. bei Ursachen der Herzbe- wegung). Der Lauf des Blutes durch den Körper, welcher immerfort die- selbe Richtung beibehält und zuerst von Harvey 1619 vollkommen nach- gewiesen und 1628 öffentlich bekannt gemacht wurde, geschieht (nach der Geburt) in einer fortwährenden Strömung vom Herzen aus in die Arterien und durch deren Stämme, Aeste, Zweige und Reiser zu den Capillargefässen, welche nun die Ernährung und Absonderung be- sorgen und das Blut direkt in die Venen üherführen, in denen es in entgegengesetzter Richtung aus den Reisern in die Zweige, Aeste und Stämme und endlich in das Herz zurückkehrt, von dem es ausging. Obschon dieser Lauf des Blutes ein einfacher Kreislauf ist, so wird er doch deshalb in 2 Abtheilungen, in den grossen und kleinen Kreislauf, geschieden, weil das Blut dabei zweimal das Herz berührt. Es fliesst nämlich (als venöses) aus der rechten Herzhälfte durch die Lungenarterien in die Capillargefässe der Lungen (wo es in arterielles verwandelt wird) und kehrt aus diesen (als arterielles) durch die Lun- genvenen zur linken Herzhälfte zurück, d. i. der kleine Kreislauf, Grosser und kleine Blutbahn, Lungenblutbahn, circulus s. circuitus san- Krelsiauf. g^inis minor (mit etwa \ der gesammten Blulmenge). Von der«lin- ken Herzhälfte aus wird es nun (als arterielles) mittels der Aorta im ganzen Körper verbreitet und, nachdem es in den Haargefässen in Folge der Ernährung venös geworden ist, durch die Hohl- und Herzvenen zur rechten Herzhälfte zurückgeführt, d. i. der grosse Kreislauf , grosse Blutbahn, Körperblutbahn, circulus sa?iguinis major (mit -| der gesammten Blutmenge). Es strömt demnach das Blut in jedem dieser Kreisläufe vom Herzen aus in eine Arterie und ihre Zweige, dann mit- tels der Haargefässe in Venen, und durch diese zum Herzen zurück; allein es kommt niemals wieder an dem Punkte im Herzen an, von dem es ausging. Demnach ist weder der grosse, noch der kleine Kreislauf ein wirklicher Kreislauf, sondern sie stellen nur 2 verschiedene Bahnen dar, welche so in einander greifen, dass jede Herzhälfte das Ende der einen und den Anfang der andern Bahn darstellt. — — Der Zweck des kleinen Kreislaufs, welcher beim Embryo fehlt, ist die Verwandlung des venösen Blutes in arterielles, was innerhalb der Lungen in den Haarge- fässen der Lungenarterie mittels des SauerstofTs der eingealhmelen Luft geschieht. Der grosse Kreislauf dient der Ernährung und Absonderung und dabei wird das arterielle Blut in venöses verwandelt. — Es lassen sich nun aber auch dem Zwecke gemäss in dem Ganzen der Blutbewe- gung noch 2 Theile unterscheiden, nämlich ein peripherischer und ein centraler; ersterer ist bestimmt, das ernährende Blut an Ort und Stelle zum Bildungsprocess im Körper oder zur Erholung in den Athemorganen zu verbreiten, hat seinen Sitz in dem Haargcfässnetzc und findet sich schon vor der Herzbildung; der Zweck des letztern dagegen ist, das verbrauchte Blut wieder zurück und das frische Blut seinem Zwecke zu- zuführen; er wird durch die baumförmig verzweigten Gcfässc mit cen- — 621 — trifugaler (Arterien) und centripctaler Strömung (Venen) vermittelt. — Kreislauf. Mit Bichat kann man auch eine Bahn des hellrothen Blutes (in den Arterien Galen' s; Blut der Tagseite nach Carus) und eine Bahn des dunkelrothen Blutes (in den Venen Gafafs, Blut der Nachtseite) annehmen; erstere zieht sich aus den Lungen durch die Lungenvenen, die linke Herzhälfte und die Körper-Arterien zu allen Theilen (zur Pe- ripherie) des Körpers; letztere kehrt durch die Körpervenen, die rechte Herzhälfte und die Lungenarterie zu den Lungen zurück. Beide Bahnen sind an ihreu Enden durch das Capillargefässsystem verbunden und jede ist mit einem Baume zu vergleichen, dessen Stamm in der einen Herz- hälfte ist, und dessen Wurzeln sich beim Systeme des rothen Blutes (arterieller Baum) in den Lungen, die Zweige im Körper befinden, während beim Systeme des dunklen Blutes (venöser Baum) die Wurzeln im peripherischen Systeme des Körpers, die Zweige desselben in den Lungen sind. Beweise für den Kreislauf. Trotz der Bekanntmachung von Harvey's Entdeckung erklärten sich doch noch viele Anatomen des 18ten und selbst noch einige des 19ten Jahrhunderts (Kerr, Rosa) gegen die Wirklichkeit des Kreislaufs. So soll nach Willbrand und Runge das.BIut aus den Arterienenden austreten, sich in organische Masse verwandeln und dafür die schon gebrauchte sich wieder zu Blut auflösen und in die Venen einfliessen. Die Beweise für seine Existenz sind fol- gende: 1) die Anordnung der Klappen in den Herzen und den Venen, welche kei- nen andern Lauf zulassen. 2) Bei Compression oder Unterbindung einer Arterie sammelt sich das Blut an der Seite der comprimirten Stelle, welche dem Herzen näher liegt, während dies bei den Venen umgekehrt ist. So spritzt auch bei Ver- letzungen von Arterien das Blut in der Kichtung vom Herzen her, aus Venenwunden dagegen von der entgegengesetzten Seite. 3) Bei durchsichtigen Thieren (Fisch- embryonen), in den Schwänzen von Froschlarven , der Schleimhaut von Fröschen und Salamandern , an den Flügeln der Fledermäuse u. s. f., sieht mau die Strömung des Blutes und der Blutkügelchen aus den Arterien durch die Capillargefässe in die Venen. 4) Es lässt sich gefärbtes Fluidum aus den Arterien in die Venen spritzen. 5) Es hört nach Unterbindung eines grossen Arterienstammes der Blutlauf zuerst in den Arterien und dann in den Venen auf. Die Kräfte , durch welche der Kreislauf zu Stande kommt und die Erscheinun- Ursachen gen bei demselben fallen theilweise der Physik , theilweise dem Leben anheim. Die Ae\^J* 1S" Hauptursachen der Blutbewegungen sind folgende : 1) vor Allem die Contraktion des Herzens und der Blutgefässe, welche sowohl von ihrer lebendigen Con- traktilität als physikalischen Elasticität abhängig ist; 2) das Blut selbst, durch seine Wirkung auf die Gefässe (besonders Haargefässe) ; Blut, dem sein Faserstoff oder die Kügelchen entzogen sind , bewirkt bald Stillstehen des Kreislaufs. 3) Der Nerveneinfluss, der sich wahrscheinlich auf die Bingfaserhaut (s. S. 464) er- streckt und besonders bei Lähmungen und Gemüthsbewegungen im Gefässsysteme sich zu erkennen giebt; 4) der Luftdruck. Nach Gendrin wirkt nämlich der atmosphärische Druck, der auf die Capillargefässe der ganzen äussern und innern Oberfläche des Körpers statt findet , antagonistisch mit der Contraktion des , sich im luftleeren Räume bewegenden Herzens , indem er diese beschränkt und zugleich den centripetalen Kreislauf in den Capillargefässen und Venen befördert. Deshalb injiciren sich bei sehr niedrigem Barometerstande (auf hohen Bergen) die innern und äussern Capillargefässe , die Flüssigkeiten dehnen sich aus und das Blut dringt leicht durch die Gefässwände ; dasselbe findet beim Schröpfen statt. Schnelligkeit der Blutbewegung. Das ganze Gefässsystem ist stets mit Blut gefüllt, so dass nirgends ein leerer Raum darin existirt. Nur die Herzhöhlen ziehen sich jedesmal bis fast zur Leere zusammen , allein diese Leerheit kömmt nicht einmal zu Stande, denn auf der Stelle fliesst von den Venen in die Vorhöfe und von diesen in die Herzkammern das a tergo gedrängte Blut ein. Durch die Zusammen- — 622 — Kreislauf, ziehung der Herzkammern kann aber das , die Arterien ausfüllende Blut nur da- durch weiter geschafft werden , dass ihr Gehalt an Blut mit Gewalt gegen die in den Arterien enthaltene Blutsäule gedrückt und diese um so viel Baum weiter geschoben wird, als das herausgedrückte Blut im Anfangstheile der Arterie einnimmt. Durch dieses Fortdrängen der Blutmasse in Folge der Contraktion der Kammern , werden die Arterien ausgedehnt (pulsiren) , sobald aber diese Zusammenziehung nachlässt, ziehen sie sich mittels ihrer contraktilen und elastischen Wände zusammen und tragen so zur Fortschaffung des Blutes ebenfalls bei. Auf diese Art muss in einer gewissen Zeit aus den Venen gerade so viel Blut wieder in die Vorhöfe einströmen, als durch die Zusammenziehung der Kammern in die Arterien gepresst wurde , denn die ganze Blutmasse bildet einen grossen Zirkel , in dem an jeder Stelle so viel Blut weiter rückt, als an jeder andern. — Die Schnelligkeit der Blutbewegung ist nun aber nach (Alter , Geschlecht, Temperament, Klima, Körperconstitution , Lebens- weise, Tages- und Jahreszeit, Stellung und Lage des Menschen (bei aufrechter Stellung ist der Puls um 6 — 15 Schläge schneller) und nach manchen andern Um- ständen verschieden ; es waltet sogar eine Verschiedenheit der Schnelligkeit in den verschiedenen Organen (in den Lungen ist sie wenigstens 4mal grösser) und Gefäss- arten ob (so läuft das Blut in den Arterien 4mal schneller, als in den Venen und am langsamsten in den Haargefässen) ; auch muss nach hydrostatischen Gesetzen , in- dem das Gefässsystem einen Kegel vorstellt, dessen Spitze im Herzen, die Basis aber in der Peripherie des Körpers liegt, das Blut in der Nähe des Herzens (d. i. in den grössern Gefässstämmen) schneller laufen, als in den entferntem Theilen. Von der Weite und Verbindung der Gefässe hängt die Schnelligkeit der Blutströ- Schnellig- mung besonders mit ab. Je geringer das Lumen der Bohren, um so mehr wird BhuLeweK- ^urc B-eiDunS der Blutlauf verzögert; dasselbe geschieht durch Anastomosen, ung. theils indem das Blut einen absolut weitern Weg zu machen hat, theils durch den Verlust an Kraft bei der Bewegung von Strömen. Es verweilt deshalb in einem Or- gane um so länger, je feiner seine Gefässe und je verwickelter ihr Verlauf. Auch die Beschaffenheit des Blutes selbst hat grossen Einfluss auf das schnellere oder langsamere Fliesscn desselben ; so soll nach Poiscuille das Sinken der Temperatur (wie im Venenblute) ein Langsamwerden des Blutlaufs bewirken ; ebenso macht eine geringere Menge Plasma und mehr und gefärbtere Blutbläschen denselben lang- samer. — Es ist demnach eine nicht leicht zu entscheidende Frage, in welcher Zeit das Blut seinen vollständigen Umlauf durch den Körper mache. Nehmen wir an, dass sich 25 fi. (300 Unzen) Blut im Körper befinden, in der Minute aber 70 Pulsschläge (4200 in der Stunde) geschehen und mit jedem 2 Unzen Blut aus dem Herzen getrieben werden , so läuft das Blut binnen 1 Stunde 28mal durch den gan- zen Körper (also 672mal in 24 Stunden). Wenn bei einer Blutmenge von 30 fä. (nach Wrisberg) und 70 Pulsschlägen 2 Unzen Blut auf einmal aus dem Herzen getrieben werden, so dauert ein Kreislauf 480 Pulsschläge oder 6 Minuten 24 Secunden und das Blut läuft also in der Stunde 9| Mal um. — Nach Burdac/i, welcher blos 20 fl. Blut annimmt, treibt das Herz bei jeder Zusammenziehung l^Unze aus und dann wird das Blut während 214 Pulsschlägen binnen 2 Minuten 51 Secunden einmal und in t Stunde 21mal vollständig umlaufen. — Nach Herbst enthält der Mensch 10