_*-- 1 .r^ %£% SN •/ -. r _ '~ ~ -- / ■■^fe *> ti-k p~z HÄNDBUCH DER VERGLEICHENDEN UND EXPERIMENTELLEN ENTWICKELUNGSLEHRE DER WIRBELTIERE BEARBEITET VON Prof. Dr. Barfurth, Kostock, Prof. Dr. Braus, Heidelberg, Docent Dr. Bühler, Zürich, Prof. Dr. Rud. Burckhardt, Basel, Prof. Dr. Felix, Zürich, Prof. Dr. Flemmtng (f), Kiel, Prof. Dr. Froriep, Tübingen, Prof. Dr. Gaupp, Freiburg i. Br., Prof. Dr. Goeppert, Heidelberg, Prof. Dr. Oscar Hertwig, Berlin, Prof. Dr. Richard Hertwig, München, Prof. Dr. Hoch- stetter, Innsbruck, Prof. Dr. F. Keibel, Freiburg i. Br., Prof. Dr. Rud. Krause, Berlin, Prof. Dr. Wilh. Krause, Berlin, Prof. Dr. v. Kupffer (f), München, Prof. Dr. Maurer, Jena, Prof. Dr. Mollier, München, Docent Dr. Neumayer, München, Prof. Dr. Peter, Greifswald, Docent Dr. H. Poll, Berlin, Prof. Dr. Rückert, München, Prof. Dr. Schauinsland, Bremen, Prof. Dr. Strahl, Gießen, Prof. Dr. Waldeyer, Berlin, Prof. Dr. Ziehen, Berlin HERAUSGEGEBEN VON D*- OSKAR, HERTWIG O. Ö. PROF., DIREKTOR D. ANATOM.-BIOLOG. INSTITUTS IN BERLIN ZWEITER BAND. ERSTER TEIL. MIT 263 ABBILDUNGEN IM TEXT JEtfA VERLAG VON GUSTAV FISCHER 1906 Uebersetzungs recht vorbehalten. ?7V I nh al ts Verzeichnis zu Band II, Teil 1. I. Kapitel. pag. E. GÖPPERT. Die Entwickelung des Mundes und der Mundhöhle mit Drüsen und Zunge; die Entwicke- lung der Schwimmblase, der Lunge und des Kehl- kopfes der Wirbeltiere. Erschienen am 21. Oktober 1902 1 Litter aturverzeichnisse 33, 53, 61, 67, 76, 80, 83, 105 II. Kapitel. F. MAURER. Die Entwickelt! ng des Darmsystems. Er- schienen am 21. Oktober 1902 109 1) Die Kiemenspalten und ihre Derivate 116 2) Allgemeine Entwickelung des Darmrohres und seine Sonde- rung in verschiedene Abschnitte 154 3) Die histologische Entwickelung der Darm wand 174 4) Leber und Pankreas 188 5) Die Entwickelung des Afters 210 6) Die Entwickelung der Mesenterien 221 Litteraturverzeichnis 241 III. Kapitel. WlLH. KRAUSE. Die Entwickelung der Haut und ihrer Nebenorgane. Erschienen am 21. Oktober 1902 .... 253 Litteraturverzeichnis 337 IV. Kapitel. RUDOLF BüRCKHARDT. DieEntwickelungsgeschichte der Verknöcherungen des Integuments und der Mund- höhle der Wirbeltiere. Erschienen am 21. Oktober 1902 349 Litteraturverzeichnis 456 Erstes Kapitel. Die Entwickelung des Mundes und der Mundhöhle mit Drüsen und Zunge; die Entwickelung der Schwimmblase, der Lunge und des Kehlkopfes bei den Wirbeltieren. Von E. Gröppert. A. Die Entwickelung des Mundes, der Mundhöhle und ihrer Organe. Nachdem im ersten Band dieses Handbuches die Entwickelung des inneren Keimblattes geschildert worden, wird nunmehr darzustellen sein, wie aus jener primitiven Anlage das Darmsystem des fertigen Tieres hervorgeht. An dieser Entwickelung beteiligt sich in ein- schneidender Weise auch das Ektoderm, indem von ihm aus die Bildung der In- und Egestionsöffnung erfolgt. Die Herstellung des Mundes soll nun zumachst besprochen werden. Seine Entstehung wird vielfach beeinflußt durch die Entwickelung benachbarter Organe (Hypophysis, Geruchsorgan, Tentakelbildungen, Haftscheiben), die also gleichzeitige Berücksichtigung verlangen. Mit der Bildung der Mund- öffnung nimmt das Ektoderm auch am Aufbau des vordersten Teiles der Kopfdarmhöhle, der Mundhöhle teil, in deren Rändern und in deren Innern verschiedene, der Aufnahme und Verarbeitung der Nahrung dienende Organe entstehen, die weiterhin zu schildern sein werden. Nur die Zähne sollen von anderer Seite in einem besonderen Kapitel besprochen werden. 1. Der Mund. Wir stellen die Entwickelung des Mundes von Amphioxus voran. Die sich hier abspielenden Vorgänge sind aber so innig mit den Erscheinungen am ganzen Kiemendarm verknüpft, daß es unmöglich scheint, sie aus diesem Zusammenhang zu reißen, und so sei hier die Entwickelung des Mundes und der Kopfdarmhöhle gemeinsam be- sprochen. Handbuch der Entwickelungslehre. II. 1. 1 2 E. GÖPPERT, a) Ainphioxus lanceolatus (Mund, Mundhöhle und Kiemendarm). Die erste Anlage des Mundes findet sich, wenn wir der Darstellung Legros' (1897) folgen, bei einem Embryo mit ungefähr 9 Urwirbeln x). Hier geht vom vorderen blind geschlossenen Teil des Darmrohres ein medianes Divertikel aus, das unter der Chorda bis zum vorderen Kürperende hinzieht. An dem Auswachsen des letzteren zum Rostrum nimmt es teil und wird zur Rost ralhö hie, indem es sich gegen den Hauptteil des Darmrohres abschließt und seine Zellen eine starke Abplattung erfahren. Später wird es zu einem engen Hohlraum im ventralen Teil das Rostrums reduziert. In dem Stadium, von dem wir eben ausgingen, besteht an der linken Seite des Körpers vorn eine Verdickung des Ektoderms in Gestalt einer ovalen Platte, deren längster Durchmesser schräg von vorn und dorsal nach hinten und ventral gestellt ist (Fig. 1 E). Ihr vorderster Teil liegt etwa in demselben Niveau wie die Grenze zwischen der Anlage der Rostralhöhle und dem späteren Kiemen- darm. Im vorderen Teil dieses „Plaque ecto- dermique" wuchert das Epithel zapfenartig Fig. 1. Amphioxus. Larve 0,38 mm. Quer- schnitt durch den vordersten Teil des Körpers im Bereich der linksseitigen Ektodermverdickung. Nach Legros. E. Ektodermverdickung. J. Darm. in die Tiefe, erreicht die Ventralseite der Chorda und überschreitet die Medianebene erheblich. In dieser Epithelmasse entsteht ein Hohl- raum, der eine Mündung nach außen erhält. Damit hat sich die Präoralgrube (fossette preorale, Flimmersäckchen) der Larve ge- bildet (Fig. 2a Pr.Gr). Im caudalen Teil des ektodermalen Plaque kommt eine Verlötung mit dem dicht anliegenden Teil des Ento- derms zustande und hier erfolgt der Durchbruch des Larven- mundes, der sich also nach links öffnet und sich allmählich zu einer beträchtlichen Größe erweitert (Fig. 2b Larv.M.). Zwischen der larvalen Mundöffnung und der Präoralgrube besteht ein intermediärer Teil des Ektodermfeldes, das sich durch seine Flimmerung auszeichnet. (Identisch mit dem Wimperknopf von Klaatsch, auch bei Willey 1891 dargestellt.) Eine andere Auffassung (Hatschek 1881) leitete die Rostralhöhle und die Anlage der Präoralgrube von zwei symmetrisch gelagerten Ausstülpungen des vordersten Teiles des Entodermrohrs ab, die bei Embryonen mit 7 Urwirbeln zur Anlage gelangen sollen. Das rechte Anm. In der Entwickelung des Amphioxus lanceolatus unterscheidet man eine embryonale Zeit, welche mit der Bildung des Larvenmundes und der ersten Kiemenspalte abschließt, und die darauf folgende Larvenzeit. Die erste Periode der Larvenzeit ist charakterisiert durch das Auftreten einer ersten Serie von Kiemen- spalten und des Peribranchialraumes, die zweite durch das Erscheinen der sog. sekundären Kiemenspalten, die Ausbildung der definitiven Mundöffnung und der damit sich vollziehenden Umgestaltung des asymmetrischen Baues der jungen Larve zu annähernder Symmetrie. So kann man diesen Teil der Emtwickelung auch als M( laniorphose auffassen. Endlich spielen sich aber auch noch nach Abschluß der Larvenzeit nach einer kurzen Pause, dem sog. kritischen Stadium, Entwickelungs- vorgänge am Kiemenkorb ab. Die Entwickelung des Mundes, der Mundhöhle und ihrer Organe. 3 Entodermsäckchen wird zur Rostralhöhle, das linke zur Präoralgrube, die erst sekundär ihre Oeffnung nach außen erwirbt. Neuerdings vertritt E. W. Mac Bride (1897 u. 1900) eine ähnliche Auffassung. Nur läßt er die beiden vorderen Darmdivertikel gemeinsam durch Zerlegung des vorderen Teiles das Entodermrohrs hervorgehen. Er rechnet sie als Kopf höhlen zum Mesoderm v). Hatschek sah in ihnen ein erstes Paar von Kiemenspalten. Eine andere Deutung ward ihnen durch van Wijhe (1893, 1901). In dem (rechten) Entodermsäckchen meinte er das erste, anfänglich median verbundene Kopfsomitenpaar der Selachier (Oculomotoriusgebiet) wiederzusehen, in der Mündung der Präoralgrube nach außen erblickt er den Rest des primitiven Mundes, das Autostoma, in der Grube selbst das Homologon des Stomodaeum der Cra- nioten. der die sog gland ; Etwa gegenüber der Stelle der späteren Mundöffnung entsteht an rechten Wand des Darmrohrs ein Organ rätselhafter Bedeutung, kolbenförmigen Drüse (glande en massue, club-shaped 2b, 6, 7 u. 9 Kolb.Dr.). Nach Hatschek (1881), der Fio- Pr.Gr. M. Kolb.Dr. Fig. 2b. Fig. 2 a, b, c. Amphioxus. Lasve Larvenmund. I.K. 1. Kiemenspalte, kolbenförmige Drüse. Nach Legros I.K. Fig. 2c. Präoralgrube. 1 mm. Pr.Gr Pr.Div. präorales Darmdivertikel. Larv.M. Kolb.Dr. ihre Entwickelung aus dem Entoderm zuerst feststellte, entsteht sie hier als eine rinnenförmige Ausstülpung (Embryonen von 9 — 10 Urwirbeln), die schräg dorso-ventral und gleichzeitig oralwärts über die rechte Darm wand hinläuft und noch ein Stück weit über die ventrale Mittel- linie auf die linke Seite übergreift. Später soll sie sich vom Darm- rohr trennen. Nach Legros entsteht die Drüse als eine anfänglich solide Zellwucherung der rechten Darm wand, die aber die Mittellinie nach links nicht überschreitet. In ihr entsteht ein Hohlraum, der mit dem Darmlumen an der Dorsalseite der rechten Wand in Verbindung tritt. Hatschek (1881) beschreibt weiter, daß die Drüsenanlage sich in einen mächtigeren, rechten Teil und einen nach der linken Seite übergreifenden, schmächtigeren Ausführungsgang sondert, und daß letzterer in der Nähe der ventralen Umrandung des inzwischen durch- gebrochenen Mundes eine äußere Oeffnung erwirbt. Auch Willey beschreibt eine derartige Mündung außer der inneren Mündung am 1) Bateson homologisierte die präoralen Höhlen mit der ßüsselhöhle des ßalanoglossus (vgl. auch Mac Bride 1898) 1* 4 E. GÖPPERT, entgegengesetzten Ende des Schlauches (Fig. 6), und Mac Bride be- stätigt diese Beobachtung (1900). Nach Legros besteht eine solche äußere Mündung ebensowenig wie ein auf die linke Körperseite über- greifender Teil der Drüse. Das Bestehen der kolbenförmigen Drüse ist auf die Larvenzeit beschränkt. In den letzten Zeiten derselben geht sie zu Grunde, doch hält van Wijhe (1901) einen von ihm beim ausgebildeten Amphioxus entdeckten engen, blind geschlossenen Kanal an der Ventralseite der Mundhöhle für einen Rest des Ausführganges der kolbenförmigen Drüse. Es sei hier erwähnt, daß van Wijhe (1893, 1901) in der Drüse ein Antimer des Larvenmundes (seines Tremostoma) erblickt und in beiden Homologa des Kiemenspaltenpaares der Ascidienlarven und der Appendicu- larien sieht. Auch Willey (1891) erblickt in der Drüse eine unigebildete vorderste Kiemenspalte, deren Antimer aber in der ersten primären Kiemenspalte vorliegt (s. u.). Ungefähr gleichzeitig mit der Bildung des Larvenmundes kommt es zur Entstehung der 1. Kiemenspalte (Fig. 2 c I.K.). Sie wird ein- geleitet durch eine scheibenförmige Verdickung des Entoderms, an der Ventralseite, caudal von der Mundanlage, die bald etwas nach rechts verschoben wird. Sie liegt etwa im Niveau des zweiten Somits. Etwas rechts von der Medianebene senkt sich nun das Entoderm trichter- förmig ein, erreicht das Ektoderm und verschmilzt mit ihm. Darauf bricht eine ganz enge Oeffnung durch, die sich allmählich erweitert und dabei weit auf die rechte Seite der Darmwand übergreift. Ein verdickter Rand flimmernder Entodermzellen umrahmt sie. (van Wijhe homologisierte sie mit dem Anus der Copelaten.) Der Durchbruch der larvalen Mundöffnung und der 1. Kiemen- spalte bestimmt den Beginn der Larvenperiode. Wir verfolgen hier zunächst die Geschichte der Präoralgrube und des Mundes. Wie Legros zeigte, erfährt die Präoral grübe zunächst eine sehr erhebliche Erweiterung und sondert sich in einen ventralen und dorsalen Abschnitt (Fig. 3a). Der ventrale, die Portion stomodoeale (P.stom.) [Wimperorgan] bildet sich später zum Räderorgan des fertigen Tieres um (Flimmergrube und Flimmerrinnen). [Hatschek 1884; vgl. die genaue Beschreibung desselben durch van Wijhe 1901.] Der dorsale Teil läßt wiederum 2 Diverdikel hervorgehen. Das eine von ihnen wächst nach vorn und rechts aus. Es ist die schon von Hatschek als Bildung der Präoralgrube erkannte Hatschek 'sehe Grube (H.Gr.), die auch beim Erwachsenen an der Dorsal wand der Mundhöhle, rechts von der Medianebene, bestehen bleibt. Ihre durch Hatschek beschriebene Nervenversorgung (1892) wurde schon 1893 durch van Wijhe wieder in Frage gestellt, der endlich 1901 zeigte, daß es sich hier nicht um eine Sinnesgrube, sondern um eine Drüse handelt, deren Sekret durch den Wimperapparat des Räderorgans der Velaröffnung zugeführt wird und jedenfalls für die Nahrungsaufnahme von Wichtigkeit ist. Die HATSCHEK'sche Grube ist, wie Kupffer schon 1892 aussprach, wohl mit Sicherheit der Hypophyse der Verte- braten und der Neuraldrüse der Tunicaten zu homologisieren, während die Flimmergrube des Amphioxus der Flimmergrube der Tunicaten entspricht (vgl. van Wijhe 1901). Voraussetzung ist natürlich die Richtigkeit der Angaben Legros' über die Entstehung der Präoral- grube. Dia Entwickelung des Mundes, der Mundhöhle und ihrer Organe. 5 Das zweite Divertikel des dorsalen Teiles der Präoralgrube bleibt auf der linken Seite und verlängert sich zu einem schlanken Schlauch (Fig. 3 a u. b H.Nephr.), der den vordersten Teil des Kiemendarms erreicht und sich mit ihm in Verbindung setzt (Larve mit 6 Kiemen- spalten Fig. 3b), also nunmehr eine Kommunikation zwischen Präoral- H.Nephr. H.Gr. • - H.Xephr. P.stom. Kolb.Dr Larv.M. J. Fig. 3a. Fig. 3a, b. Amphioxus. Larve 3 mm. a Querschnitt durch die Gegend der Präoralgrube, b Querschnitt durch die Gegend des Larvenmundes {Larv.M.). H.Nephr. HATSCHEKsches Nephridium. H.Gr. HATSCHEK'sche Grube. 7. Darm. Kolb.Dr. kolbenförmige Drüse. P.stom. Portion stomodoeale der Präoralgrube. Nach Legros. grübe und Darmrohr bildet. Die Mit dem Kiemendarm bleibt der äußere Schlauch Mündung Er liegt linksseitig, der Unterfläche der schließt sich bald. dauernd in Verbindung. Chorda angelagert, an der Dorsalseite der Mundhöhle und mündet dicht hinter dem Velum. Hatschek, der erste Beobachter des Gebildes sah in ihm ein Exkretionsorgan, für das er mesodermalen Ursprung annahm (1884). Seitdem wird es als Hatschek' seh es Nephridium bezeichnet. Legros homologisiert es mit der Hypophyse. Endlich nimmt van Wijhe (1901) den Schlauch als Teil des nach seiner Ansicht außer Funktion gesetzten ehemaligen Stomodaeums in Anspruch. Schließlich sei erwähnt, daß Mac Bride eine ganz andere Auffassung des HATSCHEK'schen Nephridiums vertritt. Er beschreibt hinter den vorderen Entodermsäckchen (s. o.) 2 dorsale Darmdivertikel als Teile der Mesodermanlage, die er als rechte und linke collar cavity bezeichnet. Während das rechte Säckchen sich vom Entoderm abschnürt, bleibt das linke mit ihm durch ein enges Rohr im Zusammenhang und stellt nun das sogenannte Nephridium vor. Während der ersten Zeiten des larvalen Lebens erweitert sich die Mundöffnung andauernd und wächst zu einer erheblichen Größe heran (Fig. 6 Larv.M). Sie besitzt ovale Gestalt, ihr längster Durchmesser läuft von vorn nach hinten. Die größte Ausdehnung besitzt sie in einem Stadium mit 8 (primären) Kiemenspalten. Von nun an beginnt, wie Legros beschreibt, eine Verkleinerung des Larvenmundes vom hinteren Teil seiner Umrandung her, und bald darauf, etwa gleichzeitig mit der Anlage der sekundären Kiemenspalten setzt, die Ausbildung der definitiven Mundhöhle ein. Am oberen und später auch am unteren 6 E. GÖPPERT, Rande der Präoralgrube und der Mundöffnung entsteht je eine longitudinal gestellte lippenartige Falte, welche mit Klaatsch als Präoralfalten bezeichnet werden können. An der caudalen Umgrenzung des Mundes gehen sie später ineinander über. Sie haben nach Willey (1891), der diese Verhältnisse zuerst klarstellte, nichts mit den zur Ausbildung des Peribranchialraumes führenden Falten zu thun, wie es behauptet worden war. Die beiden Präoralfalten oder Lippen, die als obere und und untere zu unterscheiden sind, begrenzen eine nach links sich öffnende Panne, in deren Grund die Präoralgrube mit ihren Teilen liegt und weiter nach hinten der stark verkleinerte Larvenmund als Ostium pharyngeum die Kommunikation mit dem Kiemendarm ver- mittelt (Fig. 4). Dieser Komplex von Teilen bildet die definitive Mundhöhle. Der Boden der Mundhöhle (gleichzeitig ihre rechte Wand) erfährt eine erhebliche Vertiefung dadurch, daß der intermediäre Bezirk zwischen Präoralgrube und Ostium pharyngeum stark einsinkt. Gleichzeitig mit dem Entstehen der unteren Präoralfalte treten an ihr Tentakelbildungen (Cirri) auf (Fig. 10). Sie besetzen den größten Teil der unteren Falte mit Ausnahme des vordersten Endes und dehnen ihr Gebiet auf die obere Falte aus. Hand in Hand mit ihrem Auftreten geht die Ausbildung des Tentakel- skelets, das nach Klaatsch, geweblich dem jugendlichen Chordagewebe verwandt ist, nach seinem ganzen Ver- halten aber als aus hya- linem Knorpel bestehend durch van Wijhe (1891) erwiesen wurde. Die Umrandung des Ostium pharyngeum der Mundhöhle, d. h. des alten Larvenmundes , wird zum Velum , unter Ausbildung Muskelringes, der, yDef.M. L.L. Fig. 4. Fig. 4. Amphioxus. Larve 3,65 (in Meta- morphose). Def.M. definitiver Mund. L.L., R.L. linke resp. rechte Lippe. Vel. Velum in der Um- grenzung des Larvenmundes. /. Darm. Nach Legros. Fig. 5. Amphioxus. Larve 3,6 mm. (Ende der Metamorphose.) M.H. Mundhöhle. Sonst. Be- zeichnung s. Erkl. Fig. 4. Nach Legros. eines wie Legros zeigte, aus der Somatopleura in der Um- gebung der Oeffnung seinen Ursprung nimmt (Fig. 4, 5, 10 Vel). Anfänglich umzieht die Anlage des Muskels nur den vorderen Teil des Ostium pharyngeum erst nach erheblicher Verkleinerung des letzteren kommt es auch an der Caudalseite zu einem Zusammen- schluß des Muskelzuges und damit zur Entstehung eines wirklichen Ringes. Auch am Velumrand entstehen gegen Ende der Larvenzeit Tentakel, erst in der Vierzahl, dann in größerer Menge bis zu 12 (Velartentakel), in denen es auch zur Ausbildung von Skeletstäben kommt, die aber ganz anders als die Stützen der Mundtentakel aus dicht aneinander geschlossenen elastischen Fibrillen bestehen und darin mit den Skeletstäben des Kiemendarms übereinstimmen (van Wijhe 1901). Wir sehen, daß anfänglich die Oeffnung der definitiven Mundhöhle nach lmks sieht (Fig. 4 Def.M.). Die beiden Lippen, die sie be- Die Entwickelung des Mundes, der Mundhöhle und ihrer Organe. 7 grenzen (Präoralfalten, capuchon oral, oral hoocl), erschienen als obere (L.L.) und untere (E.L.) der Grund des rinnenförmigen Raumes ist gleichzeitig seine rechte Wand. In der zweiten Hälfte der Larven- zeit setzt die Herstellung des bleibenden Verhaltens ein (Fig. 5). Zunächst spielt nach Legros eine wichtige Rolle ein starkes Längen- wachstum der oberen Präoralfalte (L.L.), die sich vorhangartig herab- senkt, während die untere Lippe (R.L.) ihre ursprüngliche Lage und Größe annähernd bewahrt. Das Herabwachsen der oberen Lippe be- dingt, daß die Mundspalte sich bald nicht mehr nach links, sondern ventralwärts öffnet. Sie bleibt dabei etwas links von der Medianebene. Die ursprünglich obere Lippe (L.L.) ist nunmehr zur linken, die untere zur rechten Begrenzung des Mundes geworden (KL.). Das Herab- steigen der oberen (linken) Präoralfalte ist unter anderem auch mit einem erheblichen Wachstum der über ihr gelegenen Teile der Körper- wand verknüpft, und als Folge davon senkt sich auch die obere Ab- grenzung des gesamten Gebietes des ehemaligen plaque ectodermique ventralwärts herab (Fig. 5). Der ursprünglich obere Rand des Velum (Vel.) wird zum linken, indem er in das Niveau des unteren, nunmehr rechten Randes tritt. Das Velum hat, wie es scheint, eine Drehung von 90 ° um eine von vorn nach hinten verlaufende horizontale Achse durchgemacht. Seine Oeffnung sieht nicht mehr nach links, sondern ventralwärts und etwas nach vorn. Der vorderste Teil des Kiemen- darms (1) liegt nicht mehr rechts, sondern dorsal von ihm. Vor dem Velum finden sich am Dach der Mundhöhle die Teile der Präoral- grube, das Räderorgan und die HATSCHEK'sche Grube. Eine andere Schilderung der Umstellung des Velums gab Willey (1891). Danach senkt sich die vordere Umgrenzung des Larvenmundes Fig. 6. Amphi- Pr.Gr. End. Kolb.Dr. oxus. Junge Larve. I _ Ansicht von links. Er- _- £~t g- Llu klärung der Bezeich- ^ / ' ._!' nun gen von Fig. 6, 7, • ~r 9,10. a. Rand der lin- %-,.- , / -■ ken, b. der rechten " I -- \ / ■ Metapleuralfalte. Ch. ^j— — \j/ Chorda. End. Endost yl. Larv.M. L.K. Kolb.Dr. kolbenförmige Drüse. R.K., L.K. Kiemenspalten der rechten und linken Seite. E.L., L.L. rechte und linke Lippe. Larv.M. Larvenmund. Med. Medulla. Pr.Gr. Präoralgrube. Vel. Velum. Nach Willey. nach der rechten Seite ein und wird zum rechten Teil des Velums, während die hintere Umgrenzung zum linken Velumrand wird. Man kann auch hier von einer Drehung des Velums um 90 ° sprechen, aber diese Drehung verläuft um den dorso-ventralen Durchmesser des Larvenmundes. Mit dieser Ansicht harmonieren die Feststellungen van Wijhe's über die Innervation von Velum und Mundhöhle (1893). Untersuchen wir jetzt die Entwickelung der Kiemenspalten so treffen wir auf die eigentümliche Thatsache, daß die Spalten beider Seiten zu sehr verschiedenen Zeiten auftreten, als eine erste Serie entstehen die Spalten der linken Seite, als zweite die der rechten Seite. In diesem Sinne spricht man von primären und sekundären Spalten. Die Entwickelung der Spalten der zweiten Serie charakterisiert die zweite Periode der Larvenzeit, in der auch die definitive Gestaltung der Mundhöhle sich vollzieht. 8 E. GÖPPERT, Wir sahen, daß schon die erste am Ende der embryonalen Zeit auftretende Spalte etwas nach rechts von der Medianebene verschoben war (Fig. 2 c). Je größer sie wird, desto mehr rückt sie auf die rechte Seite empor. Hinter ihr treten im Anfang der Larvenleben bis zu R.K. Kolb.Dr. pr,Gr. Larv.M. L.K. End. Fig. 7. Aniphioxus. Junge Larve. Ansicht von rechts. Anlage der Kiemen- spalten der rechten Seite (R. K.). Bezeichn. s. Erkl. zu Fig. 6. Nach Willey. 15 Spalten an der Ventralseite des Körpers auf, von denen die vorderen gleich der ersten bei ihrer Vergrößerung auf die rechte Seite über- greifen. Die hintersten behalten eine annähernd mediane Lagerung bei (Fig. 6 u. 7 L.K). Noch bevor die letzten primären Spalten aufgetreten sind (beim Bestehen von 9—10 Spalten) kommt es zur Anlage des Peribranchial- ranmes; die Darstellung dieser Vorgänge durch Kowalewsky und Rolph hat durch Ray Lankester und Willey Ergänzung und Verbesserung erfahren. An der Ventralseite des Körpers entstehen dicht nebeneinander zwei einander parallele Ektodermfalten. Jede umschließt Bindegewebe, in welchem bald lymphatische Räume auf- treten (nach Mac Bride), Fortsetzungen der als Collar cavities be- schriebenen Cölomtaschen. Die Anlagen dieser sog. Metapleural- falten (Fig. 8 a M. f.) beginnen etwa in der Mitte des Körpers ein c. _ Atr. . M.-f. C. ^ Atr. -J; Fig. 8a. Fig. 8b. Fig. 8c. Fig. 8d. Fig. 8a— d. Aniphioxus. Larven. Verschiedene Stadien der Entwickelung des Atrium. Atr. Atrium. C. Cölom. M.-f. Metapleural(Seiten)falten. S.-f. Subatrial- falten. Schematisch. Nach Ray Lankester und Willey. Stück caudal von dem Bereich der Kiemenspalten beiderseits von der Medianebene gelagert, ziehen nach vorn und nehmen die Reihe der Kiemenspalten zwischen sich. Dabei weichen sie natürlich nach Die Elitwickelung des Mundes, der Mundhöhle und ihrer Organe. 9 der rechten Seite zu ab. Die rechte liegt am oberen, die linke am unteren Rand der Spaltenreihe. Die erstere ist vorn bei weitem die mächtigere; die untere (linke) Metapleuralfalte wird nur durch eine Epithelverdickung gebildet. Die rechte Falte überragt den Bereich der Kiemenspalten ein Stück, indem sie auf der Unterfläche des Rostrum ausläuft. .Während die Zahl der Kiemenspalten zwischen beiden Meta- pleuralfalten fortgesetzt zunimmt, verbinden sich die letzteren mit- einander oberhalb ihres freien Randes durch sog. Subatrialfalten (S.-f.). Diese bilden den Boden eines Raumes, an dessen Dach nunmehr die Kiemenspalten münden, während die Seitenwände durch die Basen der Metapleuralfalten hergestellt sind. Dieser enge kanalartige Raum, der von Ektoderm ausgekleidet ist, ist die Anlage des Peribranchial- raunies (Atrium) (Fig. 8 b Atr.). An seinem caudalen Ende bleibt der Abschluß aus (Porus). Vorn vollzieht er sich erst in einem Stadium in dem die Spalten der zweiten Serie bereits durchgebrochen sind. Der anfänglich enge Kanal erfährt bald eine erhebliche Ver- größerung und senkt sich dabei in das Innere des Larvenkörpers ein, indem er das Cölomepithel vor sich hertreibt (Fig. 8 c u. d). Seine Vergrößerung erfolgt auf Kosten der Leibeshöhle (C.) Ventral, rechts und links umfaßt der Peribranchialraum das Darmrohr. Das Cölom ist auf zwei Spalten reduciert, von denen die eine zwischen Darmwand und Peribranchialraum, die andere zwischen letzterem und der Körper- wand sich einschiebt. Beide gehen zur Seite des dorsalen Teils des R.K. End. L.K. Kolb.Dr. Vel- Pr.Gr. Fig. 9. Amphioxus. Larve. Ansicht von rechts. Bezeichn. s. Erkl. zu Fig. 6. Nach Willey. Darms, dorsal vom Peribranchialsack jederseits ineinander über. Dem Peribranchialraum verwandte Einrichtungen finden sich in den Peri- branchialräumen der Tunicaten ohne daß aus ähnlicher Entstehung und Lagerung eine Homologie zu erschließen wäre. Auf die Deutung des Peribranchialraumes als Homologon des Vornierenganges der Verte- braten (Boveri) kann hier nur kurz hingewiesen werden. Nachdem die Kiemenspalten der ersten Serie ihre Maximalzahl erreicht haben, entsteht dorsal von ihnen, also auf der rechten Seite in einer langen Linie eine streifenartige Verdickung der Darmwand, die an i. d. R. 6 in regelmäßigen Abständen aufeinander folgenden Stellen sich verbreitert und mit der Wand des Peribranchialraums verlötet (Fig. 7 R.K.). An diesen Stellen erfolgt der Durchbruch der Kiemenspalten der zweiten Serie in den Peribranchialraum (Fig. 9 R.K.). Sie entsprechen ihrer Lage nach den Somiten vom 5. an und alternieren dabei mit den Spalten der ersten Reihe. Die Kiemenspalten haben also anfänglich eine metamere Anordnung, die erst später verwischt wird. Die Zahl der Spalten der zweiten Serie vermehrt sich caudal- wärts bis auf i. d. R. 8. Die Spalten selbst vergrößern sich. Damit 10 E. GÖPPERT, geht Hand in Hand ein starkes Wachstum der oberen Teile der rechten Darmwand nach abwärts. Die Folge hiervon ist, daß der zwischen beiden Spaltreihen gelegene Streifen der Darmwand abwärts verschoben wird und schließlich eine ventro-mediane Lagerung einnimmt. Damit linken rechte liegen natürlich die Spalten der ersten Serie nunmehr auf der Seite der Darmwand, während die der zweiten Serie die ganze Seite einnehmen (Fig. 10). trische Gestaltung erlangt. Der gesamte Kiemendarm hat eine symmet- L.L. R.L. Fl. Yel. End. L.K. a. L.K. Fig. 10. Amphioxus. Larve gegen Ende der Metamorphose, links. Bezeichn. s. Erkl. zu Fig. 6. Nach Willey. Ansicht von Man kann sagen, daß die Anlage der späteren linken Darmwand sich anfänglich auf Kosten der rechten erheblich über die Medianebene hinaus ausdehnt. Die Anlage der rechten Wand ist auf einen schmalen Streifen an der dorsalen Circurnferenz des Darms reduziert. Durch stärkeres Wachstum der Anlage der rechten Seite, Zurückbleiben im Wachstum seitens der Anlage der linken Seite, stellt sich die S}Tmmetrie wieder her. Die Erklärung der Störungen der Symmetrie in der Ent- wickelung des Mundes und der Kiemenspalten steht noch aus. Während der Ausbildung der Symmetrie findet noch eine Anzahl von Veränderungen statt. Mit dem Durchbruch der Spalten der zweiten Serie beginnt die erste Spalte der rechten Reihe sich rück- zubilden und schließt sich später vollkommen. Das gleiche Schicksal betrifft etwas später die hintersten primären (linken) Spalten, sodaß schließlich beide Seiten des Kiemendarms von der gleichen Anzahl von Oeffnungen (gewöhnlich 8) durchsetzt werden. Die Spalten der zweiten Serie werden bald nach ihrem Auftreten je in einen vorderen und einen hinteren Teil zerlegt, indem ihre obere Umrandung einen Fortsatz abwärts schickt, der einem kleinen Höcker des unteren Randes sich anfügt. Dadurch entstehen die sogenannten Zungenbalken (Tonguebars, sekundäre Kiemenbogen). Das gleiche betrifft auch die Spalten der linken Seite. Nur die erste Oefmung jederseits bleibt unzerlegt1). Gleichzeitig mit der Umgestaltung des Kiemendarms erfolgt auch die Ausbildung der Anlage der Hypobranchialrinne'2) (des Endostyls). Bereits Hatschek (1881) hatte ein besonderes Verhalten der Epithel- zellen der Darmwand vor der Anlage der kolbenförmigen Drüse be- obachtet. Willey erkannte hierin die Anlage des Endostyls. Bald 1) Die ersten im Wesentlichen richtigen Angaben über die Ausbildung der Kiemenspalten stammen von Kowalewsky. Wir folgten hier der eingehenden Untersuchung dieser Vorgänge durch Willey. 2) Die Bezeichnung Hypobranchialrinne ist eigentlich nur für den hinteren Teil des Organs zutreffend, da der vordere sich in das Darmlumen vorwölbt (Spengel). Die Entwickelung des Mundes der Mundhöhle und ihrer Organe. 11 nach dem Entstehen der kolbenförmigen Drüse tritt an ihrer Vorder- seite, also auf der rechten Seite, ein bandartiger Streifen im Darm- epithel auf, der sich scharf gegen die Umgebung abliebt (Fig. 6 End.). Er ist winklig gebogen, derart, daß man einen oberen und einen unteren Teil unterscheiden kann. Die Spitze des Winkels zeigt caudal- wärts und gehört dem Teil der rechten Darmwand an, welcher später eine medioventrale Lage einnimmt. Nach dem Auftreten der beiden Reihen von Kiemenspalten tritt dies noch klarer hervor, indem der Winkel der Endostylanlage dem Raum zwischen beiden Reihen ent- spricht und sich immer weiter hier einschiebt (Fig. 7 u. 9). Die Wachstumvorgänge an der Wand des Kiemendarms, welche die Symmetrisation desselben zur Folge haben, führen auch die Endostyl- anlage an die Ventralseite des Darmes und machen den oberen Schenkel der Anlage zum rechten, den unteren zum linken Teil des Organs, das dann allmählich seinen Bereich über den ganzen Kiemendarm ausdehnt (Fig. 10). Die Wimperbogen (Wimperrinnen), die jederseits vom vorderen Ende der Hypobranchialrinne ausgehen und über die Innenfläche des Kiemendarms zur Dorsalseite desselben zu einer Epibran- chialrinne hinlaufen, sind schon bei jungen Larven im Zusammenhang mit den vorderen Enden der beiden Schenkel der Endostylanlage nach- weisbar (Willey) [Fig. 10 Fl]. Sie grenzen ein Vestibulum pharyngis vom eigentlichen Kiemendarm ab. Ihre Existenz beim Erwachsenen ist neuerdings durch van Wijhe sichergestellt worden. Nachdem die Kiemenhöhle und Mundhöhle ihre definitive Gestaltung erhalten haben, tritt eine Zeit der Ruhe ein. Nach einiger Zeit setzen aber beim jungen Amphioxus wieder Veränderungen ein. Während des ganzen Lebens, wie es scheint, vermehrt sich die Zahl der Kiemen- spalten rechts und links, indem caudal von den während des Larven- lebens entstandenen Spalten immer neue durchbrechen, während die vorher gebildeten Spalten immer mehr zusammengedrängt werden. b) Cyclostomen. a) Petromyzonten. Bei Petromyzon Plan er i zeigt sich die erste Anlage des Mundes als eine Verdickung des Ektoderms an der Ventralseite der Anlage des Vorderkopfes, der das übrige Ei stark überragt (Dohrn). Diese „Mund Scheibe" liegt also in einiger Entfernung vom vorderen Körperende, an dem die Anlage des Riechorgans sich gleichfalls als ein verdickter Epitelbezirk an der Stelle des letzten Zusammenhangs zwischen Gehirnanlage und Ektoderm bemerkbar macht. Zwischen beiden Anlagen markiert eine einspringende Kante des Ektoderms die Stelle der späteren Hypophyse. Die Mundscheibe ähnelt der ersten Anlage des Mundes beim Amphioxus, wie sie Legros schil- derte. Die Mundscheibe stülpt sich nun ein und bildet sich zu einer tiefen, taschenförmigen Einsenkung (S t o m o d a e u m oder Mund- bucht) um (Fig. 11 M.B.), in deren Grunde Ektoderm und Entoderm unmittelbar aneinander liegen und damit die sogenannte Rachenhaut (R.H.) bilden. Die vordere und hintere Umrandung der Mundbucht springt als Anlage der Ober- (O.L.) und Unterlippe vor. Durch die Ausbildung des Stomodaeums ist ein vor der Rachenhaut liegender Teil des Entodermrohrs, der präorale Darm (Pr.D.) [v. Kupffer] von der VJ E. GÖPPERT, Anlage des Kiemendarms (I.) abzugrenzen1). Gleichzeitig mit der Ausbildung des Stomodaeums sinkt die Anlage des Geruchsorgans in Form einer Grube ein (R.) und wächst die Hypophysenanlage (Nasen- rachengang Hy.) als Schlauch mit engem Lumen caudalwärts in die Tiefe und legt sich dem Infundibulum an. Alle drei Anlagen liegen nach Eintritt der geringfügigen Kopfkrümmung in einer Flucht an der Ventralseite des Kopfes. Mundbucht und Hypophysis sind durch die Anlage der Oberlippe (O.L) scharf voneinander geschieden. Auch von der Riechgrube (R.) trennt die Anlage der Hypophysis (Hy.) eine allerdings wesentlich ^Pr.D. E.H. E.H. O.L. Hy. Hy. Fig. 11. Fig. 12. Fig. 11. Medianer Längsschnitt durch den Kopf einer jungen Larve von Petromyzon Planeri. Nach v. Kupffer (1894). Erklärung der Bezeichnungen für Fig. 11 — 14. Ch. Chorda. Hy. Hypophysenanlage. K. Kiemen taschen. 31. B. Mund- bucht (Stomodaeum). M. Mittelhirn. N. Hinterhirn. O.L. Oberlippe. Pr.D. präorales Darmdivertikel. E. Eiechorgan. E.H. Rachenhaut. V. Vorderhirn. Vel. Velum. Fig. 12. Medianer Längsschnitt durch den Kopf einer jungen Larve von Petromyzon Planeri. Nach v. Kupffer (1894). Bezeichn. s. Erkl. zu Fig. 11. geringfügigere Vorwölbung des Epithels. Der allmähliche Uebergang der Gestalt der Epithelzellen der einen Anlage in die der anderen läßt die Grenze zwischen beiden weniger scharf erscheinen als die- jenige zwischen Mundbucht und Hypophysenanlage. Später besteht für den Nasenrachengang und die Riechgrube eine gemeinsame Oeffnung (Fig. 12, 15). Das blinde Ende der Hypophysenanlage ist dem vorderen Ende des präoralen Darmes zugekehrt und reicht fast an dasselbe heran. Von diesem gehen, wie v. Kupffer beschrieb, seitlich 3 Paare von Aus- buchtungen hervor, die gegen die hyobranchiale Kiementasche und gegen- einander durch Streifen mesodermalen Gewebes abgegrenzt werden, die sich den mesodermalen Anlagen der Iviemenbogen gleichartig verhalten ; dazu kommt, daß in entsprechender Lage wie zwischen zwei Kiemen- taschenanlagen auch zwischen den Taschen des präoralen Darmes Aorten- bogen auftreten. Kupffer sieht daher in diesem von ihm geschilderten Verhalten den Beweis dafür, daß sein präoraler Darm mit rudimentären Kiementaschenanlagen besetzt ist. Er hält ihn für homolog mit den 1) Die Darstellung der Entwicklung des Stomodaeums folgt im speciellen den Untersuchungen Dohrn's und Kupffer's. Die erste genauere Untersuchung der Mundbucht stammt von Scott. Vgl. auch A. Goette und W. Lubosch (1901). Die Entwickelung des Mundes, der Mundhöhle und ihrer Organe. 13 präbranchialen Kopfhöhlen, die Balfour (A Monograph on the Develop- ment of Elasmobranch Fishes, London 1878) als Teile des Mesoderms bei Selachiern zuerst beschrieb. Die Gesamtheit des präoralen Darmes soll, ohne andere Teile hervorgehen zu lassen, nachdem er sich bei etwa 4 mm langen Larven vom Kiemendarm abgeschnürt hat, der Rückbildung verfallen, v. Kupffer deutet nun seine Beobachtungen derart, daß die Hypophysenanlage ein ehemaliger Mund wäre, und daß der vorderste Darmteil, in den jener primitive Mund hineinführte, im präoralen Darm- teil vorliegt, der mit den Auftreten der jetzigen Mundöffnung in einiger Entfernung vom vorderen Körperende der Bückbildung verfiel. Vor dem Durchbruch der Mimdbuclit in den Kiemendarm voll- zieht sich die Anlage des Velums (Dohrn 1887, Shipley 1887). Der Grund der Mundbucht (Fig. 12 u. 13 M.B) dehnt sich durch Fig. 13a. Fig. 13b. Fig. 13c. Fig. 13d. Fig. 13 a— d. Horizontale Längsschnitte durch Mundbucht und Kiemendarm von jungen Ammocöten, 4, 5, 6, 9 Tage nach dem Ausschlüpfen. (18S6/87). Bezeichn. s. Erkl. zu Fig. 11. Nach Dohrn Entwickelung einer rinnenförmigen Vertiefung aus, welche die Stelle umkreist, an welcher das Ektoderm und Entoderm aneinander liegen (R.H.). Zwischen der Hinterwand dieser Aussackungen und der Vorderwand des Darmrohrs (I.) bleibt eine Schicht mesodermalen Ge- webes (Fig. 13 c). Die Scheidewand zwischen Stomodaeum und Darm- rohr hat sich also erheblich vergrößert, und es besteht an ihrer Vorder- flache an einer beschränkten Stelle eine flaschenartige Einsenkung des Ektoderms, welches im Grunde der Einsenkung dem Entoderm anliegt (Fig. 13 c) [Rachenhaut]. Hier erfolgt bei Larven von etwa 4 mm Länge der Durchbrach der Mundbucht in das Darmrohr in Form einer vertikal gestellten Spalte. Die übrigen mesodermhaltigen Teile der Mundbucht-Darmscheidewand stellen das Velum vor, in dem der mesodermale Bestandteil Muskelgewebe hervorgehen läßt (Fig. 13 d Vel). Während die Anlage des Velums sich ausbildet, entwickeln sich auch die vorderen Abgrenzungen der Mundbucht weiter. Es kommt hier zur Ausbildung einer Unterlippe und einer Oberlippe, welch' letztere dorsal und beiderseits die Mundöffnung umzieht und erheb- lich an Umfang zunimmt (Fig. 15). Dabei wird die äußere Nasen- hypophysenöffnung immer weiter von der Mundhöhle getrennt und kommt auf die Dorsalseite des Vorderkopfes zu liegen (Fig. 14). Endlich entsteht nach dem Durchbruch der Rachenhaut an Innenseite der Mundhöhle nicht weit vom Velum ein Kranz der von Tentakeln (Shipley), der sich an der Unterfläche der Oberlippe in 14 E. GÖPPERT, verzweigen einer medianen Linie nach vorn fortsetzt. Die Tentakel sich mehrfach und bilden einen Filterapparat vor der Oeffnung des Velums- Ihre Lage im Innern der Mundhöhle unterscheidet sie von den Mundtentakeln der Amphioxus, denen der Myxinoiden und übrigen Fische. Mit der Metamorphose erfolgt eine völlige Umgestaltung der Mundhöhle. Es bildet sich ein rundes Saugmaul aus. Der Tentakel- 4 Hy.R. Fig. 15. Fig. 14. Fig. 14. Medianer Längsschnitt durch den Kopf einer älteren Larve von Petromyzon Planeri. Nach v. Kupffer (1894). Bezeichn. s. Erkl. zu Fig. 11. Fig. 15. Kopf einer 4 mm langen Larve von Petromyzon Planeri. Hy. R. Gemeinsame Mündung von Hypophyse und Geruchsorgan. besatz schwindet, und es treten Hornzähne auf, über deren Entwickelung später zu berichten sein wird. Das Velum verfällt der Rückbildung, und an der Ventralseite der Mundhöhle entsteht die mächtige Zunge mit ihren Knorpeln und Muskeln (s. unten, vgl. M. P. Bujor). ß) Myxinoiden. Unsere Kenntnis der Entwickelung des Mundes und der Mund- höhle der Myxinoiden ist noch eine sehr fragmentarische. Einigen Angaben von Price über Bdellostoma Stouti folgte eine auf reicherem Material beruhende Darstellung von v. Kupffer, der wir uns hier anschließen. In dem jüngsten bekannt gewordenen Stadium, in welchem der Verschluß des Neuroporus eben vollzogen war, die Abhebung des Darmrohres noch nicht begonnen hatte, bestand eine kurze, vom Ektoderm ausgekleidete Mundbucht, die nach vorn weit durch den das Vorderhirn bergenden Teil des Kopfes überragt ward. Im Grunde der Mundbucht stößt das Ektoderm an das Entoderm, es besteht eine Rachenhaut. Nachdem der vordere Teil des Darmes sich zum Rohre abgeschlossen hat, schwindet die Rachenhaut und damit die Grenze des Bereichs von Ento- und Ektoderm. Dicht vor der (primären) Mundöffnung liegt an der Unterfläche des überragenden Teiles des Vorderkopfes die Anlage des Geruchsorgans (Fig. 16 R.) als eine unpaare Einsenkung des Ektoderms, die später rechts und links von der Medianebene in je einen Blindsack auswächst. Von dieser Anlage aus zieht eine Rinne dorsal von der Mundöffnung beginnend, in den Munddarm hinein und Die Entwickeking des Mundes, der Mundhöhle und ihrer Organe. 15 läuft an seiner dorsalen Wand in der Gegend des vordere Chorda- endes aus. Diese Rinne wird jederseits durch eine von der dorsalen Darmwand ausgehende Falte gegen den Hauptteil des Darmes ab- gegrenzt. Indem beide Falten sich verbreitern und median miteinander verschmelzen, wird der vorher als Rinne erscheinende dorsale Teil des j. Fig. 16. Bdellostoma Stouti. Medianer Längsschnitt durch jungen Em- bryo nach v. Kupffer. Bezeichnungen für Fig. 16-18. Ch. Chorda dorsalis. Hy. Hypophyse (Nasenrachengang). I. Darmrohr. Inf. Infundibulum. L. Zungen- wulst. M. Mittelhirn. MM. Mundhöhle. X. Hinterhirn. R. Geruchsorgan. Sec.R.H. secundäre Rachenhaut. V. Vorderhirn. Munddarmes von dem ventralen Teil abgetrennt (Fig. 17). Der letztere bildet die bleibende Mundhöhle (M.H.), das dorsale Rohr den Hypophysenkanal (Hy.), in den vorn die Nasenhöhle (R.) mündet (Nasenrachengang). Der Hypophysenkanal ist anfänglich hinten blind geschlossen und setzt sich erst später mit dem Darm in der Gegend Fig. 17. Bdellostoma Stouti. Medianer Längsschnitt durch einen Embryo nach v. Kttpffek. Bezeichn. s. Erkl. zu Fig. 16. des vorderen Chordaendes in Kommunikation (Fig. 18). Die Scheide- wand zwischen Hypophysengang und (sekundärer) Mundhöhle ward von v. Kupffer als Archipalatum bezeichnet. Während der Aus- bildung desselben hat sich unmittelbar vor dem Bereich der Nasen- anlage eine sekundäre Rachenhaut ausgebildet (Fig. 17 Sec.R.H.), mit welchem dann der untere Rand des Archipalatum verwächst (Fig. 18). Sekundäre Mundhöhle und Nasenrachengang (Hypophysenkanal, Hy.) 16 E. GÖPPERT. entbehren damit zeitweilig einer vorderen Oeffnung. Später schwindet die sekundäre Rachenhaut. Statt der primären Mundöffnung rinden sich dann am Vorderteil des Kopfes 2 Oeffnungen. der bleibende (se- kundäre) Mund und die vordere Mündung des Nasenrachenganges. Noch vor der Herstellung der Mundöffnung entwickeln sich die 4 den Mvxinoiden zukommenden Tentakelpaare. Ein Paar entsteht am Eingang in den Nasenrachen- gang, 3 Paar zur Seite der Mund- öffnung. Bemerkenswert ist, daß anfänglich die Mundanlage einen quergestellten schmalen Spalt bil- det, ähnlich der Mundöffnung einer Störlarve, während später der Mund rundliche Form hat (Dean). Aehnliches trat uns auch bei Pe- tromyzon entgegen. Die Anlage des Velum be- schreibt v. Kupffer in einem Sta- dium, in welchem bereits 15 Kie- mentaschen angelegt sind. Es geht nicht wie bei Ammocoetes aus dem Rest der Umgrenzung der Rachen- haut hervor, sondern entsteht aus zwei mächtigen Wülsten, die rechts und links von der Medianebene an der Dorsalwand des Darmes vor dem Bereich der 1. Kiementasche in das Lumen einspringen und caudal- wärts in je einen frei vorragenden Zapfen auslaufen. M.H. Sec.R.H. Fig, Medianer Embryo. s. Erkl. zu 18. Bdellost oma Stouti. Längsschnitt durch älteren Nach v. Kupffer. Bezeichn. Fig. 16. c) Gnathostoinen. Indem wir jetzt zu den gnathostomen Fischen übergehen, beginnen wir bei den Selachiern. Wir folgen der Darstellung, welche C. K. Hoffmann (1896) speciell für Acanthias vulgaris giebt. Das Entodermrohr läuft bei Embryonen von 4—8 Urwirbeln unter allmählicher Verjüngung bis zum vorderen Körperende. Der vorderste Teil des Darmrohres verliert späterhin sein Lumen und wird zu einem soliden Zellstrang, zur Anlage der „anterior head cavity" ; sein Homologon rinden wir im sogenanten präoralen Darm des jungen Ch. Ao. 11.11. Fig. 19. Acanthias vulgaris. Embryo von ungefähr 42—44 Somiten. Medianer Längs- schnitt. Gegend der Mundbucht. Nach C. K. Hoffmann. Bez.: Ao. Aorta. Ch. Chorda. 1. Darmrohr. M.B. Mundbucht. Q, Querkaual des ersten palingenetischen Somits. E.H. Rachenhaut. V. Vorderhirn. Ammocoetes. Er trennt sich von dem übrigen Entoderm, das auch in seinen vorderen Teilen ein weites Lumen behält. Gegen die ventrale Wand des vordersten Teiles des bleibenden Entodermrohres buchtet Die Entwickelung des Mundes, der Mundhöhle und ihrer Organe. 17 sich das Ektoderm vor (Fig. 19) und legt sich ihm auf einer ziemlich langen, aber schmalen Strecke an, es entsteht also eine allerdings ganz flache, rinnenartige Mundbucht (M.B.) [vgl. auch Balfour 1878], deren Boden eine dünne Rachenhaut bildet (R.H.) [bei Embryonen von 31 und mehr SomitenJ. Bei Embryonen mit 50 Somiten reißt die Rachenhaut ein, sie geht aber nicht gleich gänzlich verloren, vielmehr erhält sich noch längere Zeit ihr dorsaler (vorderer) Teil als niedriger Vorsprung. Dicht vor diesem Rest der Rachenhaut legt sich nunmehr erst die Hypophyse als eine schlauchförmige Einstülpung des Ektoderms an, die nach vorn und dorsalgerichtet vordringt. Dieses späte Auftreten der Hypophyse wurde kürzlich auch durch Haller bestätigt. Von Ganoiden ist vor allem fürAcipenser sturio die Ent- stehung der Mundbucht und der Mundöffnung durch v. Kupffer im einzelnen verfolgt worden. Nach ihm erfolgt die Anlage des Stomo- daeums am 3. Tage nach der Befruchtung als eine duplicaturartige am Einbuchtung der basalen Lage des zweischichtigen Ektoderms. Es besteht kein Lumen. Zwischen die beiden Lagen dieser Ein- buchtung, senkt sich etwas später auch die oberflächliche Ektoderm- anlage, die sogenannte Deckschicht, ein (Fig. 20). Dem Grunde der Anlage der Mundbucht steht ein kurzes, vorn blind geschlossenes Divertikel entgegen, die bereits ventral geschlossene Anlage des Vorderdarmes. Ueber der Mundanlage liegt eine als Haftscheibe (h.) bezeichnete Verdickung der Grundschicht des Ektoderms und über dieser die Mündung der Hypo- physenanlage (Hy.), dicht unter der so- genannten unpaaren Riechplatte, welche die Stelle des Neuroporus einnimmt. Die Anlage der Haftscheibe hat also eine ähnliche Lage wie die Anlage der Oberlippe der jungen Ammocoetes, ohne daß daraus etwa auf eine Ho- mologie beider Dinge geschlossen werden darf. Die Anlage des Vorderdarmes verlängert sich mit der fortschreitenden Abhebung nach des Keimes vom Dotter- sack nach hinten zu, indem sie sich auf immer weitere Strecken ventral abschließt. Dabei verdickt sich ihre ventrale Wand, so daß das Lumen auf einen engen Spalt reduziert wird (Fig. 20). Der Vorderdarm wird solide und läßt als solide Ausbuchtungen M.B. Fig. 20. Acipenser sturio. Embryo 70 Stunden nach der Be- fruchtung. Medianschnitt durch den Vorderkopf. Nach v. Kupffer. C. Herz. h. Tentakelanlage (Haft- scheibe nach Kupffer). Hy. Hypo- physe. M.B. Mundbucht. die Kiemenanlagen auftreten. Das Stomodaeum verschmilzt am 4. Tage nach der Befruchtung, in der Zeit des Ausschlüpfens der Larve, mit dem Vorderdarm, so daß nunmehr eine Abgrenzung des ektodermalen Teiles vom Entoderm nicht mehr mit Sicherheit möglich ist. Am 3. Tage nach dem Ausschlüpfen stellt sich dann ein Lumen im gesamten Vorderdarm her, der Mundspalt öffnet sich. Handbuch der Entwickelungslehre. II. 1. 18 E. GÖPPERT, Bei Teleosteern entbehrt die Vorderdarmaiilage bereits in frühesten Stadien eines Lumens, indem ihre Wände einander unmittelbar berühren (Fig. 21). Auch die von ihr seitlich ausgehenden Anlagen der Kiemenspalten zeigen Pr.D. das gleiche Vorn Verhalten, flache legt sich die entodermale Anlage dem Ektoderm an. Von ihm geht keine umfänglichere Stomodäalbildung E.H. Hy. Salmo irideus, 6 mm. nach T3. Haller. /. entodermaler Pr.D. präorales Darmdivertikel. Sonst. zu Fig. 19 u. 20. Fig.21. B. Haller. Längsschnitt Vorderdarm. Bez. s. Erkl. aus. Es ist sogar gelegentlich das Auftreten einer sol- chen völlig geleugnet worden, obwohl die An- wesenheit von Zähnen auch in den hinteren Teilen des Kopfdarmes es möglich erscheinen läßt, daß das Ektoderm sich später weit nach innen verschiebt (s. u.). Den Bereich, in welchem das Entoderm an das Ektoderm anstößt, wird man auch hier als Rachenhaut (R.H.) bezeichnen müssen. Von der soliden Vorderdarmanlage ragt ein gleichfalls solider Zapfen nach vorn dorsal über den Bereich der Rachenhaut hinaus, in welchem vielleicht ein Homologon des präoralen Darmes Kupffer's zu erblicken ist (Pr.D.) [B. Haller 1896]. Dicht vor der Rachenhaut geht die Hypophysenanlage als ein solider Zellzapfen vom Ektoderm dorsal- wärts (Hy.). Nachdem im Vorderdarm ein deutliches Lumen auf- getreten ist, erfolgt der Durchbruch der Rachenhaut, und zwar bei manchen Formen in einer von der Norm abweichenden Art und Weise. Wie A. Dohrn (1881) bei Gobius, Hippocampus und Belone darstellte, Julia Platt (1891) für Batrachus tau bestätigte, bricht die Mundhöhle zunächst zu beiden Seiten der Mittellinie durch und bleibt median noch eine Zeit lang geschlossen. Dadurch ähnelt die Mundanlage zeitweilig einem Kiemenspaltenpaar, was Dohrn für seine Ableitung des Wirbeltiermundes verwertet (s. u.). Offenbar handelt es sich aber nicht um eine allgemeine Erscheinung bei den Knochen- fischen, denn W. C. M'Intosh und E. E. Prince fanden bei Trigla und anderen Formen, daß die Mundöffnung als ein querer Spalt in ganzer Breite sich öffnet, um sich dann allmählich zu erweitern. Von Dipnoern wissen wir, daß Ceratodus-Embryoneu eine ziemlich tiefe Mundbucht besitzen, die an der Ventralseite des Kopfes als ein quergestellter Spalt ihre Lage hat (R. Semon) [Fig. 29a]. Als quere breite Rinne erscheint sie in der Abbildung Kerr's von Lepido- s i r e n-Embryonen. Bei den Amphibien (U r o d e 1 e n und Anuren) liegen schon in sehr frühen Stadien Entoderm und Ektoderm dicht unter der Vorder- hirnanlage an der Stelle des späteren Mundes unmittelbar aneinander und verschmelzen hier zur Bildung einer Rachenhaut (Fig. 22 u. 23 H.H.). Bei Urodelen ist das vorderste Ende der Darmanlage anfangs solid und läßt erst später ein Lumen entstehen (Kallius) x). Die 1) Eine andere Deutung dieser Verhältnisse siehe bei H. üer. Die Entwickelung des Mundes, der Mundhöhle und ihrer Organe. 19 Mundanlage ist iu beiden Ordnungen entsprechend der verschiedenen Form des Kopfes von sehr verschiedener Gestalt, Bei den Anuren (Götte, auch Reichert) ist sie ganz schmal und vor allem in sagittaler Bez. Fig. 22. s. Erkl. Bombinator igneus. zu vorhergeh. Figg. Junge Larve. U.K. Fig. 23. Medianschnitt. Nach Götte. Fig. 23. Triton cristatus, ca. 8 mm lange Larve. Medianer Längsschnitt. Nach Kallius. L. Zungenanlage. U.K. Unterkiefer. E.H. Bachenhaut. /. Ch. Richtung, bei den Urodelenin querer Richtung entfaltet (Fig. 31 u. 32) (vgl. Clarke für Amblystoma). Eine eigentliche Mundbucht entsteht erst durch die Ausbildung der Kieferwülste (s. unten). Als flache Einsenkung, deren Boden die Rachenhaut bildet, treffen wir die Mundanlage bei den Sauropsiden an der Ventralseite des Kopfes. So zeigt sie uns die in Fig. 24 wiedergegebene Abbildung M. v. Davidoff's bei einem Embryo von Platydactylus maure- tanicus (M.B.). Gleichzeitig beweist die Figur, daß die Mundanlage das Entodermrohr etwas hinter seinem Vorderende erreicht, so daß auch bei Sauropsiden, wie bei Fischen, ein präoraler Darm- abschnitt zu unterscheiden ist. Beim Hühnchen treten nach Kölliker (Entwicklungsgeschichte) die ersten Spuren eines Stomodaeums bereits am 2. Tage der Bebrütung auf. Am 4. Tage entsteht in der Rachenhaut ein senkrecht gestellter Riß, an dessen Rändern die Reste der Rachenhaut bald schwinden, sodaß am 5. Tage eine weite Kommunikation die ektodermale Muncl- bucht mit dem entodermalen Darmrohr verbindet. S ä u g e t i e r-Embryonen lassen die Anlage des Mundes zu einer Zeit er- kennen, in welcher der Keim noch flach dem Dotter aufliegt (nachgewiesen bei Kaninchen und Meerschweinchen (Ca- rius, Keibel). Vor dem Teile des Ek- toderms, welcher sich zur Medullarplatte gestaltet, liegt auf eine Strecke weit das Entoderm dem Ectoderm innig an (ohne trennendes Mesodermgewebe). Die An- lage der Chorda reicht bis zum hinteren -M.D. M.B. Np. Fig. 24. Platydactylus mau retanic us nach v. Davi- doff. Embryo von 7 Urwirbeln. Medianer Längsschnitt. Np. Neu- roporus. M.D. präorales Darm- divertikel. 3L.B. Mundbucht. I. Darmrohr. Ch. Chorda. 2* 20 E. GÖPPERT, I. Ch. epus cuniculus. Embryo. Medianschnitt durch den Kopf.' Nach Keibel (1889). Be- zeichn. s. Erkl. zu vorhergeh. Figg. Rande dieser primitiven Rachenhaut. Mit der Abhebung der Kopfanlage vom Dotter kommt dann die Rachenhaut an die Ventralseite derselben zu liegen. Dabei verschmelzen die beiden sie bildenden Epithellagen untrennbar miteinander (Fig. 25). Die vordere dorsale Ansatzstelle der Rachenhaut (H.H.) ist etwas verdickt, und in den Vorsprung schiebt sich nach Keibel (1889) das ventralwärts umgebogene Vorderende der Chorda (Ch.) etwas vor, um sich später daraus zurückzuziehen. Die dorsale Ansatz- stelle der Rachenhaut trennt die vor ihr liegende Anlage der Hypophyse und eine zuerst beim Hühnerembryo be- schriebene als SEESSEL'sche Tasche bekannte Ausbuchtung des Entoderms. Von letzterer gehen nach v. Kupffer und Nusbaum solide Wucherungen aus, die wohl dem präoralen Darm- abschnitt Ktjpffer's oder vielmehr dessen Anfangsstück entsprechen (W. His 1892, p. 421, und v. Kupffer 1893, p. 516) 0- Die Mundanlage bildet sich also nicht als eine Einbuchtung des Ektoderms. Es sind vielmehr die die Mundanlage umrandenden Wülste, welche mit ihrem Auftreten bewirken, daß die Rachenhaut im Grunde einer von Ektoderm ausgekleideten Bucht zu liegen kommt (vgl. Heape, Tai. XII, Fig. 23). Die Zerreißung der Rachenhaut erfolgt bei den einzelnen Individuen und Arten verschieden früh. Bei menschlichen Embryonen war sie nach W. His bei einem 2,15 mm langen Exemplar noch erhalten, bei 3,2 mm fehlte sie bereits. Nur die dorsale Ansatz- stelle ist als Vorsprung zwischen Hypophysenanlage (RATHGE'sche Tasche) und SEESSEL'scher Tasche noch eine Zeitlang kenntlich. Ueberschauen wir die Art des Auftretens der Mundanlage bei den Wirbeltieren, so sehen wir erstens, daß sie nicht das Vorderende des Körpers, sondern die Ventralseite des Kopfes einnimmt, daß ferner nur in Ausnahmefällen z. B. bei Petromyzon eine tiefe Einstülpung des Ektoderms eine geräumige Mundbucht entstehen läßt, wie es bei den Wirbellosen die Regel bildet und auch bei den Tunicaten vor- liegt. In der Mehrzahl der Fälle senkt sich die Gegend der Verbindung zwischen Ektoderm und Entoderm, die Rachenhaut Remaks zunächst nur unbedeutend oder gar nicht ein. Erst die Aufwulstung der Mund- ränder last eine geräumigere, von Ektoderm bekleidete Mundbucht zu stände kommen. Etwas Aehnliches kommt bei der Entwickelung der Mundhöhle des Amphioxus zur Beobachtung, indem das Auftreten der Lippenfalten erst dem Vorderdarm einen von Ektoderm ausgekleideten Vorraum schafft. Während bei Amphioxus und den Cyclostomen 1) Mit der SEESSEL'schen Tasche darf nicht das von E. Selenka unter der Bezeichnung Gaumentasche bei Didelphys beschriebenen Gebilde zusammen- geworfen werden. Diese Gaumentasche gehört, wie Selenka selbst angiebt, mit der Chorda zusammen. Nach Keibel (1889) stellt sie die letzte strangförmig aus- gezogene Verbindung zwischen dem vorderen vom Entoderm sich lösenden Chordaende mit dem Entoderm vor. Die Entwickelung des Mundes, der Mundhöhle und ihrer Organe. 21 wenigstens den Petromyzonten der ektodermale Vorraum durch ein Velum scharf gegen die entodermale Kopfdarmhöhle abgegrenzt bleibt, gehen bei den Gnathostomen beide Räumlichkeiten nach Schwund der Rachenhaut unmittelbar ineinander über (s. u.). Wir betrachten nunmehr die Entwickelung der äußeren Um- grenzung der Mundöffnung und beginnen wiederum bei den Fischen. Zunächst ergiebt sich eine sehr verschiedene Gestaltung des Mundes in der ersten Anlage. Während die Mundöffnung junger Selachier-Embryonen als längsgestellter Spalt erscheint, ist sie bei allen anderen Fischen mehr in die Quere entfaltet (Fig. 26, 27, 28). Bei allen aber liegt die Mundbucht an der Ventralseite des Vorder- kopfes auch dann, wenn sie beim fertigen Tiere das Vorderende des Körpers einnimmt. Die Umrandung der Mundbucht bildet bei allen gnathostomen Fischen in übereinstimmender Weise anfänglich jeder- seits ein oberer und ein unterer Wulst, die als Oberkiefer- und Unter- kieferwulst bezeichnet werden, sie entsprechen dem oberen, resp. unteren Teil des primitiven Kieferwulstes, des 1. Visceralbogens. Anfänglich sind sie von ihrem Gegenstück median durch eine Ein- kerbung getrennt, die sich später ausgleicht. Bei Selachiern umrahmt in frühen Entwickelungsstadien der 1. Visceralbogen rechts und links die Mundbucht (Fig. 26a K.W.). Eine geringfügige Verbreiterung der Mundbucht nach beiden Seiten etwas hinter der Mitte ihrer Länge, grenzt den unteren zur Unterkieferanlage be- stimmten Teil des Kieferbogens von dem oberen, dem Oberkieferwulst, undeutlich ab. Indem an dieser Stelle die Mundbucht an Breite immer -U.W. Fig. 26c. Fig. 26a. Fig. 26b. Fig. 26. Köpfe von Selachier-Embryonen. a, b Torpedo ocellata, 8 u. 15 mm. c. Mustelus vulgaris, 2,6 mm. K.W. Kieferwulst. O.W., U.W. Ober- und Unterkieferwulst. E. Geruchsorgan. Oc. Auge. mehr zunimmt, während ihr Längsdurchmesser sich verringert (Fig. 26b), nähert sich die Form des Mundes immer mehr dem bleibenden Zustand. Oberkiefer- (O.W.) und Unterkieferwulst (U.W.) treffen in spitzem Winkel zusammen und nehmen eine mehr quere Verlaufsrichtung an. Unterhalb der stark überragenden Vorderkopfanlage, auf der die Geruchsgruben (R.) ihre Lage haben, springen die medialen Teile der Oberkieferwülste stark vor. Im Grunde der schmalen, beide median von einander trennenden 22 E. GÖPPERT, Einsenkung zieht eine niedrige Kante von einem zum anderen. Mit der weiteren Ausbildung des Vorderkopfes gleicht sich diese Einsenkung aus, auch die Oberkiefer- und Unterkieferwülste selbst verschwinden mehr und mehr in dem Niveau der Umgebung (Eig. 26c). Gleichzeitig macht die Einkerbung zwischen den beiderseitigen Unterkieferbogen einem medianen Vorsprung Platz 1). Unter den Ganoi den liegt bei jungen, kurz nach dem Ausschlüpfen stehenden Larven von Acipenser sturio (nach v. Kupffer) die oben erwähnte als Haftscheibe bezeichnete Verdickung des Ektoderms (Fig. 20 h.\ die bald in zwei symmetrische Hälften zerlegt wird (Fig. 27). Den 7?. O.W. Fig. 27a. Fig. 27b. Fig. 27c. Fig. 27a — c. Köpfe von Acipenser-Embryonen (sturio). (Bezeichn. s. Fig. 2 6. oberen Mundrand bilden deutlich vorspringende, median durch einen schmalen Spalt voneinander getrennte Oberkieferwülste (Eig. 27a O.W.). Ihre Verschmelzung am 4. Tage nach dem Ausschlüpfen vollendet die Abgrenzung des Mundes, dessen Bänder dann Zähne hervorgehen lassen (von Kxock bei Ac. ruthenus entdeckt). Nachdem diese nach dem 3. Monat des Larvenlebens wieder geschwunden sind, erfolgt die Umbildung des Larvenmundes in den Saugmund des fertigen Tieres. An der Stelle der sogenannten Haftscheibe sind inzwischen 4 knopfartige Erhebungen (t.) entstanden, die, in einer queren Reihe angeordnet, die Anlagen der Tentakel darstellen. Nach v. Kupffer sollen auch die lateralen aus der Haftscheibe hervorgehen. Unter fortgesetzter Ver- längerung entfernen sie sich mit dem Auswachsen des Rostrums allmählich von der Mundöffnung. Bei Lepidosteus (E. M. Balfour und W. N. Parker) zeigt die Mundhöhle bei Embryonen dicht vor dem Ausschlüpfen die Gestalt einer queren Grube. Die Höhlung erweitert sich aber rasch zu einer rhomboidal gestalteten Oeffnung, die ihre untere Abgrenzung durch die Unterkiefer- wülste empfängt, seitlich und oben von Oberkieferwülsten begrenzt wird, während vorn eine starke Verdickung der Epidermis, die Anlage der sogenannten Saugscheibe, seit dem 2. — 3. Tage vor dem Ausschlüpfen (s. Eig. 8 h., Bd. I, 6. Kap., p. 28) ihre Lage hat. Die Saugscheibe ist mit papillenartigen Erhebungen besetzt, die durch eine starke Verlängerung von gruppenweise zusammenliegenden Epidermiszellen zu stände kommen. Sie scheiden einen klebrigen Stoff ab, der zum Festhalten der aus- 1) Eine Darstellung der Mundentwickelung von Scyllium canicula gab A. Sedgwick. Die Entwickelung des Mundes, der Mundhöhle und ihrer Organe. 23 geschlüpften Larve dient. Wenn die Saugscheibe auch eine ähnliche Lage besitzt wie die von v. Kupffer als Haftscheibe bezeichnete Tentakel- anlage von Acipenser, so handelt es sich doch nicht um homologe Bildungen. Unter starkem Auswachsen der Ober- und Unterkieferanlagen bildet sich allmählich die lange Schnauze des fertigen Tieres aus, an deren Spitze noch lange die Reste der der Rückbildung anheimfallenden E. -O.W. Fig. 28a. Fig. 28b. Fig. 28. Köpfe von Embryonen von Salmo fario. a. 46 b. 47 Tage nach der Befruchtung. Bezeichn. s. Erkl. zu Fig. 26. Saugscheibe zu erkennen sind. Sehr ähnliche Verhältnisse wie bei Lepidosteus zeigen die ersten Stadien der Mundentwickelung auch bei Amia calva (Bashford Dean 1896). Die Teleosteer zeichnen sich durch verhältnismäßig recht schwach hervortretende Oberkieferwülste aus. Bei Salmo fario wenigstens heben sie sich (46 Tage nach der Befruchtung) nur in den lateralen Teilen der der Mundränder wulstartig ab (Fig. 28a O.W.). Von den Dipnoern ist die Entwickelung des Mundrandes, wie durch R. Semon für Ceratodus beschrieben wurde, kompliziert durch den Anschluß des Geruchsoro-ans an die Mundhöhle. Bei Ceratodus- Embryonen liegen dicht vor der ziemlich tiefen, quergestellten Mundbucht die Anlagen des Geruchs- organs (Eig. 29a R.). Beide Riechgruben setzen sich durch eine bogig vor der Mundbucht verlau- fende Rinne miteinander in Verbindung, deren mitt- lerer Teil aber später wieder verstreicht, so daß von jeder Riechgrube nur eine kurze Rinne median- und mundwärts verläuft (Nasenrinne). In der un- teren (hinteren) Ab- grenzung der Mundbucht wölben sich die Unterkieferwülste Zeit nach dem Auschlüpfen des jungen durch, und in gleicher Zeit treten als O.W R. L— — *. Fig. 29a. I U.W. Fig. nach B. 29 a, b. Köpfe von Ceratodu s-Embryonen Semon. Bezeichn. s. Erkl. zu Fig. 26. (Eig. 29b U.W.) vor. In der ersten Fisches bricht die Mundbucht obere, resp. vordere Abgrenzung 2 Wülste auf, die Oberkieferwülste (Munddachplatten O.W.). Beide sind 1) Außer bei v. Kupffer finden sich Darstellungen der MundentwickeluDg von Acipenser bei W. A. Parker und F. M. Balfour (Handb. d. vergl. Embr.). 24 E. GÖPPERT, anfänglich median durch eine Furche getrennt, verschmelzen aber (etwa 2 Wochen nach dem Ausschlüpfen) miteinander (Fig. 29 b). In ihrem Bereich entstehen die Vomer- und Pteiygo-palatinzähne. Die Mundhöhle stellt mit dem Auftreten der Oberkieferwülste eine quere Grube vor und ähnelt damit dem Munde des Störeinb^os. Weiterhin erfährt sie eine erhebliche Vergrößerung nach den Seiten. In der seitlichen Umrandung der Riechgrube hat sich jederseits ein Saum ausgebildet, der zum Mund- winkel zieht (Fig. 30 L.). An seiner Innenseite liegt die Nasenrinne L. V.L. Fig. 30. Ceratodus, junger Fisch. Nach R. SEMON. R. Nasen- rinne. L. Falte von der Rieeh- grube zum Mundrand. U.L. Unterlippe. Fig. 31. Triton alpestris. Fig. 31. 8 mm lange Larve. Ventralansicht. (&). Mit der vorn- innen nach hinten Nasenrinne an. Sie wird Verbreiterung außen des Mundes läuft der Saum schräg von und diesem Verlauf schließt sich auch die durch den Saum der Mundhöhle angeschlossen. Bekanntlich überwölben sich die Nasenrinnen, es scheidet sich damit eine äußere Nasenöffnuno- von der Choane. Die letztere liegt unmittelbar an der Reihe der Pterygo-palatinzähne. Endlich wird durch eine bogenförmig vor den äußeren Nasenöffnungen verlaufende Falte Mund und Nasenhöhle gemeinsam umrandet. A'.ir. o.w. -—u.w. Fig. 32a. Fig. 32b. FJ$' 32a— c. Rana temporaria. Junge U.W. Ober- und Unterkieferwulst. R * Riechgrube. Larven H. Fig. 32c. K.W. Kieferwulst. O.W., Haftorgan. Die Entwickelung des Mundes, der Mundhöhle und ihrer Organe. 25 Eine sehr erhebliche Uebereinstimmimg mit der Entwickelung des Fischmund.es findet sich unter den Amphibien bei Urodelen und Anuren. Bei Triton läßt sich schon frühzeitig die Mundanlage caudal von den runden Nasenöffnungen an der Ventralseite des Kopfes als bogenförmig verlaufender schmaler Streifen erkennen. In den seitlichen Teilen desselben wulstet sich später der Vorderrand jeder- seits etwas auf, so daß man hier von den Oberkieferwülsten sprechen kann (Fig. 31), dann erfolgt gleich der Durchbruch der Mundöffnung in ganzer Ausdehnung der Anlage. Seitlich legt sich der obere Mund- rand etwas über den unteren Rand hinweg, so daß nur median auch bei geschlossenem Maul die Eintrittsöffnung für den respiratorischen Wasserstrom offen bleibt. Aehnlich scheint die Mundentwickelung auch bei Proteus abzulaufen (R. Wiedersheim). Nur wenig anders liegen die Dinge bei Rana (Fig. 32). Die schmale, längsgestellte Mundanlage begrenzen anfänglich seitlich die noch einheitlichen Kieferwülste (Fig. 32a). An jedem der beiden macht sich dann von der Mundbucht aus eine Trennung in Ober- und Unterkieferwulst bemerkbar (Fig. 32b O.W. u. U.W.). Entsprechend der Grenze zwischen letzteren erweitert sich nun der Mund zu einer rhomboidal gestalteten Grube, die nun nach oben durch die Oberkiefer-, nach unten durch die Unterkieferwülste begrenzt wird (Fig. 32 c). Die medianen Einkerbungen zwischen den Wülsten beider Seiten gehen schließlich verloren, so daß nunmehr das Rundmaul der Larve vor- liegt1). Den beiden besprochenen Ordnungen stehen die Gymnophionen durch einen scheinbar ganz verschiedenen Ablauf der Entwickelung des Mundrandes gegenüber (P. u. F. Sarasin, vor allem A. Brauer). Bei Hypogeophisrostratus (Brauer) wird die Mundbucht zunächst nach oben von dem Wulst des Vorderkopfes überragt (Fig. 33a). Auf diesem liegen die tellerförmig gestalteten Riechgruben (R.). Die untere und seitliche Abgrenzung geben die Kieferwülste (K.W.), die anfänglich auch ventral voneinander getrennt sind, später (bei Em- bryonen von 18 cm Länge) hier miteinander verschmelzen. Bei 1,5 cm langen Embryonen beginnt am dorsalen Teil des Kieferwulstes ein Vorsprung sich auszubilden, der für die seitlichen Teile der Mund- spalten die obere Abgrenzung bildet. Man bezeichnet ihn als Ober- kieferwulst (-fortsatz) [Fig. 29b O.W.], obwohl er keineswegs dem ganzen Oberkieferwulst der Selachier, Ganoiden oder Dipnoer entspricht (s. u.). Beide Oberkieferwülste sind ziemlich weit voneinander ent- fernt. Zwischen ihnen fehlt noch eine scharfe Abgrenzung des Bereiches 1) Bei Bombinator beschreibt Götte die Verhältnisse anders (5. Bd., 6. Kap., Fig. 23). Zur Seite der Mundanlage gliedert sich der anfangs einheitliche Kieferwulst in ein paar obere und untere Vorragungen, die Ober- und Unter- kieferwülste. Die Oberkieferwülste sind voneinander median getrennt, und von hier aus führt jederseits eine Rinne seitlich von einer durch das Vorderhirn bedingten schmalen Vorwölbung empor zu der Nasengrube. Diese Verbindungen zwischen Nasengrube und Mundbucht, von denen bei Rana nichts zu erkennen ist, werden bald ausgeglichen, und gleichzeitig rücken die beider Nasengruben etwas auseinander, indem der dem Vorderhirn entsprechende Wulst sich jederseits fortsatzartig ver- breitert und dadurch mit dem Oberkieferwulst in Verbindung tritt. Die Ausbildung der Choane hat mit der oben erwähnten, von der Riechgrube abwärts führenden Rinne übrigens nichts zu thun, sie entsteht vielmehr auch hier durch einen direkten Durchbruch der Riechgrube in den Vorderdarm. Hinsberg konnte bei Bombi- nator ebensowenig wie bei Rana etwas von einer Rinnenbildung zwischen Nasengrube und Mundbucht entdecken. 26 E. GÖPPERT, der Mundhöhle gegen die Gesichtsfläche des Vorderkopfes. Bald nach der Sonderung der Öberkieferwülste entsteht in der Fortsetzung der Nasen- ffrube nach abwärts jederseits die Nasengaumenrinne, welche den Ober- kieferwulst medial scharf abgrenzt (Fig. 33 c u. d). Ihre Ränder sind ver- dickt. Ihr äußerer Rand, der 1 a t e r a 1 e N a s e n w u 1 s t (L.N. W.), hängt A'. ir. Fig 33a. Fig. 33b. KKW. L.EW. O.W 33d. Fig. 33e. Fig. 33a— e. Hypogeophis ro- strat us. Larven verschiedenen Alters nach A. Brauer. M.N.W, medialer, L.N.W, lateraler Nasenwulst. Sonstige Bezeichn. s. Erkl. 7.11 Fig. 28. ohne scharfe Grenze mit dem Oberkieferwulst zusammen, ihr innerer Rand, der mediale Nasen wulst (M.N.W.), bildet medial vom Oberkieferwulst an der Grenze von Gesichts- und Gaumenfläche der Kopfanlage eine vorspringende Kante und nimmt damit Anteil an der Bil- dung des oberen Mundrandes (Fig. 33 d). Dieser besteht also jederseits aus dem Oberkieferwulst und in dessen Fortsetzung nach innen zu aus dem untersten Teil des medialen Nasenwulstes. Eine mediane, zeitweilig bestehende Einziehung des oberen Mundrandes wird später ausgeglichen. Schon bei 2,1 cm langen Embryonen läuft eine scharf vorspringende Hautfalte als Anlage der Oberlippe am oberen Mund- rand entlang (Fig. 33 d). Den Abschluß der Entwickelung des Mund- randes bildet die Ueberbrückung der Nasenrinne, indem der mit dem lateralen Nasenwulst zusammenhängende Oberkieferfortsatz mi-t dem medialen Nasenwulst verwächst und dadurch die Trennung der äußeren Nasenöffnungvon der in die Mundbucht mündenden Choane (Fig. 33 e) herbeigeführt wird. Die auf den ersten Blick erheblich erscheinende Abweichung in der Entwickelung des oberen Mundrandes bei G y m n 0 p h i 0 n e n einer- seits , U r 0 d e 1 e n und A n u r e n andererseits hängt mit der Ver- schiedenheit der Entwickelung des Geruchsorgans zusammen (s. bei diesem). Während bei den letzteren die Nasenhöhle direkt in die Mundhöhle durchbricht, setzt sie sich bei den Gyin nophionen durch Vermittelung der Nasenrinne mit ihr in Verbindung, deren Ueber- brückung erst die äußere NasenöfTnung und Choane scheidet. So tritt Die Entwickelung des Mundes, der Mundhöhle und ihrer Organe. 27 der obere Mundrand im ersteren Falle einheitlich, im letzteren in einzelne Komponenten zerlegt auf, die wir bei den Amnioten wieder- finden. Wenn man berechtigt ist, die Bildung der Choane durch Ver- mittelung der Nasenrinne für den ursprünglichen Entwickelungsmodus zu halten, so folgt, daß die Entwickelung des oberen Mundrandes bei Ur od eleu und Anuren eine sekundäre Vereinfachung erfahren hat. Die Sauropsiden stimmen in allen wesentlichen Punkten der Mundentwickelung mit den Gymnophionen überein. Die anfänglich in sagittaler Richtung langgestreckte Mundöffnung wird, wie Völtz- kow im besonderen für das Krokodil darstellt, zu einem queren Spalt, der nach unten von den Unterkieferwülsten, seitlich von den Ober- kieferwülsten, nach oben vom Vorderkopf begrenzt wird (I. Bd., 6. Kap., S. 79). In des letzteren Bereich sind inzwischen die Riechgruben, welche, die Enden der Oberkieferwülste scharf markierend, auf die Gaumenfläche übergreifen, und in Zusammenhang damit die Nasenwülste entstanden. Der mediale Nasenwulst bildet in der Verlängerung des Oberkiefer- wulstes einen Teil des oberen Mundrandes. Er wird von dem ander- seitigen durch eine Einkerbung getrennt. Das Gebiet zwischen den Nasenrinnen wird auch als mittlerer Stirn fortsatz, die lateralen Nasenwülste als seitliche Stirn fortsatz e bezeichnet. Gleich- zeitig mit dem Abschluß der Nasenrinne zu einem Kanal durch Ver- wachsung der medialen und lateralen Nasenwülste (Huhn Born) oder etwas später (die übrigen Ordnungen) verwachsen auch die vorderen Enden der Oberkieferwülste mit den medialen Nasenwülsten. Schon vorher ist die Einziehung zwischen den beiden letzteren, die namentlich beim Krokodil stark über das Niveau des medianen Teiles des Stirn- wulstes vorspringen, geschwunden, indem beide miteinander zur Her- stellung der Nasenscheidewand verschmelzen, so daß nunmehr der obere Mundrand fertig vorliegt. Ebenso schwindet die Einkerbung zwischen den beiden Unterkieferwülsten. Auch bei den Säugetieren finden wir an der Abgrenzung der Mundbucht anfänglich Unter-, Oberkieferwulst und Vorderkopf be- teiligt (Fig. 34). Der sehr geräumige Eingang zur Mundbucht ver- kleinert sich allmählich in sagittaler Richtung wesentlich durch stärkere Vorwölbung des Vorderkopfes (Fig. 35). Nachdem die Nasengaumen- rinne1) zur Ausbildung gelangt ist, bildet die wulstförmige mediale Umrandung derselben, der mediale Nasenwulst (Fig. 36 M.N. W.), mit seinem unteren Ende, dem Processus globularis (W. His), jederseits medial vom Oberkiefer wulst eine deutliche Abgrenzung des Mundes. Beide verschmelzen miteinander (beim Menschen im 2. Monat). Später rücken die beiden Processus globulares aneinander und bringen da- durch die mediane Einkerbung des oberen Mundrandes zum Ver- schwinden und damit letzteren zur Vollendung. Auch die mediane Einkerbung zwischen den beiden Unterkieferwülsten schwindet früh- zeitig. Im Bereich der Processus globulares, wie an den Oberkiefer- fortsätzen entsteht an ihrer den Mundrand bildenden Fläche eine ihrem Außenrand parallele Rinne, welche einen Kiefer- und einen 1) Thatsächlich besteht keine offene Nasenrinne, wie es zeitweise angenommen wurde; vielmehr stehen ihre Begrenzungsflächen durch eine Epithellamelle mit- einander in Verbindung (Hochstetter), so daß bei gut erhaltenen Embryonen die Abgrenzungen der Wulstbildungen der Gesichtsanlage weniger deutlich sind (Keibel 1893). 28 E. GÖPPERT, Lippenteil voneinander abgrenzt (Fig. 37a), und, wie Kollmann be- schreibt, einer Einsenkung des Epithels entspricht. Das Gleiche voll- zieht sich an der Unterkieferanlage. Der Zerfall innerhalb dieser M.N.W L O.W. 'U.W. Für. 34. L.V.W. ___\ o.W _-L— .r.w. Fia:. 36. Fig. 34. Menschlicher Embryo, 2,4 mm. Ventralansicht des Kopfes nach W. His. Bez. s. Erkl. zu vorhergeh. Figg. Fig. 35. Menschlicher Embryo, 2,6 mm. Seitenansicht des Kopfes nach \V. His. Fig. 36. Ehinolophus hipposiderus, Embryo. Oberer Mundrand nach Entfernung des Unterkiefers. Ch. Primitive Choane. Epithelleisten befreit die Lippenanlage von den Kieferrändern und läßt damit die Anlage des Vestibuluin oris zustande kommen. Der Kieferteil der Mundränder wird der Sitz der Zahnleiste. Die mediane Spaltung des oberen Mundrandes erhält sich bei vielen Säugetieren im Bereich der Oberlippe, beim Menschen nur andeutungsweise im Philtruni (s. u.). Fig. 37a, b. Mensch- liche Embryonen nach W. His. Aufsicht auf das Munddach nach Entfernung des Unter- kiefers. Fig. 3. Kai Hus, E. Beiträge zur Entwickelung der Zunge. I. Teil. Amphibien und Reptilien. Anat. Hefte. Heft 52/53, 1901. — Beiträge zur Entwickelung der Zunge. Verh. Anat. Ges. Bonn 1901. v. Kupffer, C. 1900. S. L. zu Bd. IL Kapitel 1. Lordn, Chr. Beiträge zur Kenntnis vom Bau der Geschmackswärzchen der Zunge. Vom Verf. aus dem Schwedischen übersetzt und am 16. Nov. 1867 eingesandt. Arch. mikr. Anat. Bd. IV. 1868. 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Zur vergleichenden Anatomie der Stützorgane in der Zunge der Säugetiere. Anat. Anz. Bd. XII. 1896. — Weitere Studie über die vergleichende Anatomie und Phylogenie der Zungenstützorgane der Säugetiere, zugleich ein Beitrag zur Slorphologie der Stützgebilde in der menscli- lichen Zunge. Ibidem. Bd. XIII. 1S97. Oppel. A. lieber die Zunge der Monotremen, einiger Marsupialier und von Manis javanica. Zoolog. Forschungsreisen. Bd. IV. Lief. II. Jena, 1899. — Zur Topographie der Zungendrüsen des SIenschen und einiger Säugetiere. Festschrift z. 70. Geburtstag von C. v. Kupfer. 1899. — Lehrbuch der vergleichenden mikroskopischen Anatomie. Bd, III. Jena 1900. Pariser, W. K. On the strueture and development of the skull of the common fowl (Gallus domesticus). Philos. Trans. R. Soc. Lond. Vol. CHX. 1870. Poulton, E. B. The tongue of Ornithorhynchus paradoxus : the origin of taste bulbs, und the parts upon which they oecur. Quart. Journ. micr. Sc. Vol. 23. 1883. Reichert, C. 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Die Entwickekmg des Mundes, der Mundhöhle und ihrer Organe. 55 Das Auftreten von Drüsen bei den Amphibien1) steht in un- mittelbarem Zusammenhang mit dem Uebergang zur terrestrischen Lebensweise, wie wir schon bei den Zungendrüsen sahen 2). Abgesehen von den Zungendrüsen ist Salamandrinen und Anuren eine Glandula intermaxillaris (s. internasalis) gemeinsam, die am vordersten Teil des Mundhöhlendaches mündet, bei den Salaman- drinen mit der Hauptmasse ihre Schläuche im Cavum internasale lagert oder sich von hier mehr oder weniger weit über das Schädeldach aus- breitet, bei den Anuren im wesentlichen vor der knorpeligen Nasen- kapsel liegt. Den Anuren kommt außerdem eine den Hinterrand der Choanen einnehmende sogenannte Rachendrüse zu (G. Born). Viel ansehn- licher sind die Mundhöhlendrüsen der Gy mno phi onen entfaltet, denen übrigens eine Intermaxillardrüse fehlt. Modifizierte Hautdrüsen begleiten als Lippendrüsen im engen Anschluß an die Zähne die Außenseite der Zahnreihe des Ober- und Unterkiefers. Zwischen den oberen und unteren beiden Zahnreihen, sowie an der Innenseite der inneren Reihe lagert eine dichte Masse von Drüsen. Eine Gruppe sogenannter Choanendrüsen nimmt die Außenwand der Choane ein. Gl.inferm. Ueber die Entwicklung der Munddrüsen der Gymnophionen ist noch nichts bekannt; für Salamandrinen und Anuren wissen wir, daß sie in den letzten Zeiten des Larvenlebens als Gruppen an- fänglich solider Epitheleinsenkungen entstehen. Die eigentlichen Z u n g e n d r ü s e n legen sich in dem Gebiet zwischen der primitiven Zunge und dem Unterkiefer an (Fig. 39) und werden erst im Laufe der Entwickelung in die Zunge aufgenommen (s. o.). Die Glandula intermaxillaris (internasalis) der Salamandrinen tritt am vordersten Teile des Mundhöhlendaches als ein dicker, solider Epithel- zapfen auf, der, median gelagert, in das Bindegewebe des Cavum internasale eindringt (Fig. 47 Gl. interm.) und hier später mehrere Drüsenschläuche hervorsprossen läßt. Der Epithelzapfen selbst bildet nach Herstellung eines Lumens den die Drüsenschläuche in seinem Grunde aufnehmenden Vorraum der Intermaxillardrüse (Triton alpestris). Bei den Anuren entstehen die Drüsenschläuche der Glandula inter- maxillaris unmittelbar vom Epithel des Munddaches aus. Die Rachen- d r ü s e findet sich bei älteren Kaul- quappen jederseits als eine den Hinterrand der Choane umgürtende Gruppe kurzer Schläuche. Im Reichtum des Drüsenapparates der Mundhöhle schließt sich die Mehrzahl der Reptilien an die Gymnophionen an, und nur dort, wo eine aquatile Lebensweise eine Anfeuchtung der Mundhöhle Fig. 47. Triton Larven von 3 cm Länge, durch den vorderen Teil Gl.interm. Anlage der rnaxillaris (internasalis] alpestris. Querschnitt des Kopfes. Glandula inter- R. Nasenhöhle. 1) Ueber die Mundhöhlendrüsen der Amphibien siehe A. Oppel, ferner E. Wiedersheim, P. Eeichel, E. Gatjpp, P. u. F. Sarasin. 2) Spuren von Mundhöhlendrüsen besitzt Siredon ; eine gut entwickelte Glandula intermaxillaris Siren lacertina. 56 E. GÖPPERT, vor entbehrlich macht, ist ihre Ausbildung beschränkt. Letzteres trifft allem die Hydrosaurier, aber auch die Seeschildkröten. Im allgemeinen (s. Fig. 48) unterscheidet man als Mundranddrüsen Glandulae labiales superiores und inferiores an der Außenseite der Zahn- reihe. Die vordersten Teile der ersteren Gruppe bilden bei 8 ch langen . aber auch einzelnen 8 auriern die Schnauzendrüse (prämaxillare Drüse), die hinterste Oberlippendrüse, auch bei giftlosen Schlangen durch be- sonderes Epithel ausgezeichnet, wird zur Giftdrüse. Außer den Krokodilen fehlen die Lippendrüsen den Schildkröten im Zusammenhang mit der Umgestaltung der Mundränder. In fast allgemeiner Verbreitung bestehen Glandulae linguales und sublinguales als eng zusammengehörige Gruppen. Ferner Glandulae palatinae, die meist entsprechend der Gestaltung des Munddaches als mediane und laterale Gruppen auftreten x). Unsere Kenntnis von der Entwicklung der Mundhöhlendrüsen der Reptilien beruht vor allem auf den Angaben P. Reichei/s über T r o p i d o n o t u s n a t r i x. Am frühesten treten die Glandulae la'biales inferiores auf (Embryo von (3,4 cm Länge), etwas später die superiores. Es handelt sich um solide Epithelzapfen, die an der Außenseite der Zahnleiste oder an deren Verbindung mit dem Mund- höhlenepithel in größerer Zahl entstehen und in die Tiefe wachsen. Die Anlagen der Oberlippen - drüsen sind anfänglich alle gleichartig, erst später macht sich an der vordersten Anlage und ebenso an einer der letzten, welche stets mit der Zahnleiste in un- mittelbarer Verbindung steht, stärkeres Wachs- tum bemerkbar. Die erstere, dicht neben dem Eizahn gelegen , ent- wickelt sich zur Schnau- zendrüse, die letztere zu dem der Giftdrüse homo- }.GI.pal. ,01. lab. tnf. logen, durch gelbliche Färbung ausgezeichneten Teil der Drüsengruppe. Wie H. Martin zeigte, entsteht auch die eigent- liche Giftdrüse in un- mittelbarer Verbindung mit der Anlage des Gift- zahnes. Erst nach den Lippendrüsen, bei 7 cm langen Embryonen legen sich die Glandulae sublinguales als eine Reihe seitlich von der Medianebene ausgehender Epitheleinsenkungen an. Schon Fig. 48. Anguisfragilis. Aelterer Embryo. < hierschnitt durch den Vorderkopf. Gl.pal. Anlagen der Glandulae palatinae auf dem Mittelfeld des Gaumens. Gl.lab.inf. Anlagen der Unterlippendrüsen. Gl.subl. Glandulae sublinguales. R. Nasenhöhle. frühzeitig 1 ) Ueber die Drüsen der Reptilien und die hierhergehörige Litteratur siehe A. Oppel, P. Reichel, E. Gaupp, F. Leydig. Die Entwickelung des Mundes, der Mundhöhle und ihrer Organe. 57 sondern sich jederseits die vordersten Anlagen von den übrigen, indem sie gemeinsam, innig zusammengeschlossen, in aboraler Richtung aus- wachsen und zu dem großen, scharf begrenzten Drüsenkörper werden, den man nach den Ort seiner Mündung als vordere Sublingual- d r ü s e unterscheidet. An ihn legen sich quergestreifte Muskelfasern dicht an, die einen Protractor und Compressor der Drüse hervorgehen lassen. Die übrigen Anlagen der Sublingualdrüsen, die in bilateraler Anordnung an dem dem Mundhöhlenboden entsprechenden Boden der Zungenscheide entspringen, schließen sich zu einem median gelegenen Drüsenkörper zusammen, zur hinteren Sublin gualdrüse, die ihrer Entstehung entsprechend mit einer größeren Zahl von Ausführ- gängen mündet. Auch bei Lacerta ist nach E. Kallius bald nach dem Auftreten der sublingualen Drüsenanlagen ihre Trennung in eine vordere und hintere Gruppe erkennbar (vergl. A. Oppel). Dieser Sonderung ent- spricht hier, wie bei den Schlangen, eine scharf ausgesprochene histologische Differenzierung, indem die vordere Sublingualdrüse den Charakter der serösen, die hintere den der Schleimdrüsen aufweist. Ueber die Entstehung der Glandulae palatinae ist nichts besonderes zu bemerken; wie Fig. 48 von Anguis fragilis zeigt, entstehen sie aus einer großen Zahl von Epitheleinsenkungen. Ueber die Glandulae linguales s. o. Von den Mundhöhlendrüsen sind die Glandulae labiales mit Be- stimmtheit ektodermalen Ursprungs. Ihre Vertreter bei den Gymn- ophionen zeigen ihrem ganzen Verhalten nach ihre Herkunft von Hautdrüsen an (P. und F. Sarasin). Auch die Hautdrüsen der Kiefer- ränder bei einzelnen Urodelen sind nach P. Reichel schon durch gewisse Besonderheiten ihres Epithels von den übrigen Drüsen des In- teguments ausgezeichnet. Die bei Amphibien bekannte Giftigkeit des Sekretes der Hautdrüsen läßt in der Eigenschaft der Giftdrüse der Schlangen und der gleichen Beschaffenheit einer wohl aus Unterlippen- drüsen hervorgegangenen Giftdrüse eines Sauriers, H e 1 o d e r m a h o r - r i d u m , keine absolut neuen Erwerbungen erkennen. In ganz charakteristischer Weise weicht der Munddrüsenappara der Vögel von dem der Reptilien ab, wenn auch in wesentlichen Zügen Uebereinstimmung herrscht 1). Den Vögeln fehlen begreiflicherweise die Mundranddrüsen im Bereich des Ober- und Unterschnabels. In ihre Gruppe gehört aber wohl die sog. Mundwinkeldrüse (früher vielfach als Parotis bezeichnet), die, wie ihr Name sagt, an der Kieferkommissur mündet. Sie bildet eine Besonderheit der Vögel. Glandulae palatinae sind in mehrfachen Gruppen ausgebildet. Die Drüsen des Mundbodens vertreten Glandulae linguales und jederseits, vielfach zwei Gruppen bildend, Glandulae sub- linguales (s. submaxillares). Die hintere dieser Gruppen liegt bereits im Gebiet des Glossopharvngeus, während die Gl. subungualis post. der Saurier und Ophidier noch dem des Trigeminus III und Facialis angehört ('E. Gaupp). xov Nach P. Reichel beginnt die Entwickelung der Drüsen beim Hühnerembryo am 8. Bebrütungstage. Wie immer, bestehen die An- 1) Ueber die Munddrüsen der Vögel s. E. Gaupp, P. Reichel, E. Giacomini, A. Oppel. 58 E. Göppert, lagen aus soliden Epitheleinsenkungen, die frühzeitig ein Lumen er- halten. Die Anlagen der Glandulae sublinguales (submaxillares), neben der Medianebene dicht hinter dem Schnabelwinkel und weiter rückwärts zur Seite der Zunge, lassen anfänglich eine Trennung in gesonderte Gruppen nicht erkennen. Die lateral von der Zunge gelegenen Anlagen stehen in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Glandulae linguales, die von den Seitenflächen der Zunge aus- gehen. Am Mundwinkel entsteht als einzelne Anlage die Mund- winkeldrüse in der auch später von ihr eingenommenen Lagerung, so daß die Entwicklungsgeschichte keine Instanz für ihre Beurteilung liefert (s. das oben Bemerkte). Gleich in einzelnen Gruppen , die dem fertigen Zustand entsprechen, entwickeln sich die Glandulae palatinae. Auf höchster Entwicklungsstufe stehen die Mundhöhlendrüsen bei den Säugern, bei denen die aufgenommene Nahrung am ausgiebigsten innerhalb der Mundhöhle verarbeitet wird. Das Fehlen aller Speichel- drüsen bei den Barten- und Zahnwalen, einzelner der großen Speicheldrüsen bei Pinnip ediern und Sirenen ist mit der Lebens- weise im Wasser in Zusammenhang zu bringen und als Rückbildung zu deuten. Im allgemeinen sind einzelne Drüsen innerhalb bestimmter Drüsen- gruppen zu besonders mächtiger Ausbildung gelangt und haben sich dabei unter starker Verlängerung des Ausführganges weit von ihrem Mutterboden entfernt. Neben ihnen bestehen die Gruppen kleinerer Drüsen, denen sie entstammen, weiter. Zwei Formen secernierender Elemente sind entweder in der gleichen Drüse oder auf verschiedene Drüsen verteilt zu unterscheiden. Man trennt seröse und mucipare Drüsen und Mischformen zwischen beiden, wobei dieselbe Drüse bei ver- schiedenen Formen verschiedenen Aufbau besitzen kann. Eine verwandte Differenzierung trafen wir bereits bei den Sauropsiden. Die Gruppierung der Drüsen ist die gleiche geblieben wie bei den niederen Formen. Nach außen von den Kieferrändern liegen Glandulae labiales superiores und inferiores, dazu kommen Gl. buccales (molares) und Parotis. Größere Ausbildungen von Buccaldrüsen führen bei be- stimmten Formen zur Bildung einer Glandula orbitalis (infraorbitalis). Munddachdrüsen werden durch Glandulae palatinae namentlich am weichen, spärlich am harten Gaumen vertreten. Zu den Drüsen des Mundbodens gehören Glandulae linguales (s. o.) und die sublinguale Gruppe (vergl. Banvier und Zumstein), welche aus der Glandula submaxillaris und der aus meist einer großen und einer Beihe kleinerer Drüsen sich auf- bauenden Gl. subungualis besteht. Die große Sublingualdrüse wird als Glandula retrolingualis (Banvier) bezeichnet. Ihr Ausführgang ist der Ductus Bartholini (D. subungualis major) , die Ausführungsgänge der kleinen Sublingualdrüsen (Gl. alveolo-linguales) sind die Ductus Rivini (D. subl. minores). In der Entwickelung1) gehen die drei großen Speicheldrüsen den kleinen voran, ein Umstand, der ausschließlich auf den Umfang der Organe zu beziehen ist. Am frühesten zeigt sich die Anlage der Gl. submaxillaris (Schwein 21 mm [Chievitz], 14-tägiger Embryo vom Kaninchen [Kölliker, Entwicklungsgeschichte], 6-wöchentlicher 1) Vor allem nach J. H. Chievitz, einzelnes nach P. Reichel und A. Köl- liker, W. His, J. Aug. Hammar. Die Entwickelung des Mundes, der Mundhöhle und ihrer Organe. 50 Embryo vom Mensch [Chievitz]). Ihr folgt die Gl. subungualis (die Drüse des Ductus Bartholini) und annähernd gleichzeitig die Parotis (Schwein 22 mm, 8-wöchentlicher Embryo vom Mensch). Anders lauten die Angaben Hammar's für den menschlichen Embryo. Nach ihm beginnt die Entwickeluug der Parotis am Ende des ersten Monats, die der Submaxillaris in der 6., der Subungualis in der 9. Woche. Die Anlage der Submaxillaris bildet eine leistenartige, in das Bindegewebe einspringende Verdickung des Epithels, zur Seite der Zungenwurzel, ein Stück hinter dem Frenulum linguae, also entfernt von dem späteren Ort der Mündung. Von dem „Epithelkamm" wächst in aboraler Richtung nach dem Ort des späteren Drüsen- Fig. 49. M u s raus c u 1 u s. Aelterer Embryo. Querschnitt durch die Mundhöhle in der Gegend der Anlagen der Gl. submax. und Gl. sublinguales. Die Schnittrichtung ist etwas schief, so daß die linke Seite des Schnittes etwas hinter das Niveau der rechten fällt. Gl. subm. Gl. submaxillaris. Gl. subl. Anlage des Gl. subun- gualis (retrolingualis). L. Zunge. Pal. Gaumenanlage. Jf. Tjnterkieferknorpel. JY. ling. Nervus lingualis. OLsubl. - -Pal. Gl.subm. Gl.subm.-" N.ling. SM. Verbindung der Drüsenanlage nähert sich immer mehr dem Folge dieser Verschiebung ist, zu Zunge. und Die nun der körpers ein solider Sproß aus. Auf der Außenseite der Submaxillaris- anlage erhebt sich eine weitere Epithelleiste, die von einem Epithel- sproß fortgesetzt wird, die Anlage der Subungualis (Schwein). In anderen Fällen (Maus 9 mm) entsteht die Drüse aus einer von der Submaxillaris unabhängigen Anlage, diese hinter der ersteren (Chie- vitz und Reichel, Fig. 49 G.subl.). Die Submaxillaris- und Sub- lingualisanlage dringt unmittelbar hinter dem Nervus lingualis in die Tiefe, der, von außen nach innen laufend, im Bogen unter dem Mund- boden zur Unterseite der Zunge zieht. Weiterhin verlagert sich die mit dem Epithel nach vorn bleibenden Ort vor der daß die Anlage beider Drüsen über den N. lingualis fortzieht, ihn kreuzt. Die freien Enden Anlagen beider Drüsen beginnen Seitensprosse zu treiben, sich immer reichlicher zu verzweigen und damit den Drüsenkörper zu bilden. Reichliches Bindegewebe umhüllt dieses Verzweigungsgebiet und okku- piert gewissermaßen den Raum, den die Drüse einnehmen soll (Beginn der Verzweigung der Submaxillaris beim Schweinembryo von 2,8 cm, der Subungualis von 3 cm). Die anfangs soliden Anlagen höhlen sich allmählich an dem Ausführungsgang gegen die Peripherie fortschreitend aus und münden (bei einem 5 cm langen Embryo vom Schwein) endlich frei dicht nebeneinander an einer später zu einer Caruncula sub- ungualis sich erhebenden Stelle neben dem Frenulum linguae. In diesem Stadium sind auch die kleinen Glandulae sublinguales (Gl. alveolo-linguales) als eine Reihe anfänglich solider Epithelzapfen aboral von den Mündungen der beiden größeren Drüsen aufgetreten (Mensch 10. Woche) (Fig. 50). 60 E. GÖPPERT, Die Glandula submaxillaris und subungualis (major, retrolingualis) sind also die vordersten Einzeldrüsen einer sublingualen Drüsengruppe, die im allgemeinen den Sublingualdrüsen der Sauropsiden entspricht, während im einzelnen die bei den Säugern zu unterscheidenden Teile nicht auf bestimmte Sauropsidendrüsen zu beziehen sind. ul.suW.min. ri Ll . F'f 5a Sch^in" ET" bryo 5 cm. Darstellung sub- maxillarer und sublingualer Drüsen von der lateralen Seite nach J. H. Chievitz. Bez. s. Erkl. zu Fig. 49. Gl. sab!. ülsubm """• Glandulae sublinguales minores (Gl. alveolo-linguales). Seitlich von der Zunge bildet die Sublingualdrüsengruppe einen in die Mundhöhle vorspringenden Wulst (Plica subungualis), an der Stelle einer schon vor ihrem Auftreten bestehenden leistenartio-en Erhebung: der Schleimhaut, welche W. His beim menschlichen Embryo schildert und abbildet. Auf dem Drüsenwulst beschreibt Gegexbaur bei älteren menschlichen Föten und beim Neugeborenen eine mit zackigen Fortsätzen besetzte Falte, die nach vorn oft in die Caruncula subungualis aus- läuft. Sie schwindet bis auf letztere im Kindesalter. Die Parotis entsteht als solider Sproß in dem Winkel, in welchem Munddach und Mundboden anfänglich zusammenstoßen, dicht hinter der Lippenkommissur (Mensch 8. Woche; Schweinembryo von 22 mm). Mit der Ausbildung einer vertikal gestellten Wangenpartie kommt die Anlage am oberen Wangenkiefer winkel zu liegen. Die Entwickelung der Drüse (Verästelung und Kanalisation) erfolgt etwa synchron mit der der Gl. subungualis. Eine andere Darstellung giebt J. Aug. Hammar (1901). Die Parotisanlage bildet sich nach ihm bereits in der 4. Woche des embryonalen Lebens als eine rinnen- förmige Ausbuchtung, die sich dann zu einem Kanal abschließt und nur vorn mit der Mundhöhle in Kommunikation bleibt. Beim mensch- lichen Embryo von 10 Wochen besteht die Drüse schon aus einem langen, bereits kanalisierten Gang, der, über den Masseter laufend, die Gegend hinter den Unterkiefern erreicht und hier, umhüllt von verdichtetem embryonalen Bindegewebe, ihre noch solide Verzweigung beginnt. Ein kleiner Seitensproß auf dem Masseter bildet die Anlage einer Parotis accessoria. Beim 12-wöchentlichen menschlichen Embryo hat die Drüse im wesentlichen ihre bleibende Gestalt und Ausdehnung. Die letzten Verzweigungen besitzen aber noch kein Lumen. Eine eigentümliche, der Aufklärung bedürftige Abzweigung des Ductus Stenonianus beschrieb Chievitz bei einem 12-wöchentlichen menschlichen Embryo. Der Seitenast des Ganges lief an der Innenseite des Masseter bis in die Gegend des Musculus pterj^goideus internus. Auch ein 10-wöchentlicher Embryo zeigte eine Spur eines entsprechenden Kanals. Die Glandulae labiales und buccales entstehen (beim Menschen nach Kölliker im 4. Monat) als zapfenförmige Epithel- einsenkungen nach außen von den Zahnanlagen, derart, daß die Lippen- drüsen je von einer Reihe Buccaldrüsenanlagen fortgesetzt werden (P. Reichel). Lippen- und Wangendrüsen gehören also eng zu- Die Entwickelung des Mundes, der Mundhöhle und ihrer Organe. 61 sammen. Sie entsprechen zweifelsohne den Mundranddriisen der Gymnophionen und Reptilien und sind wie diese zu beurteilen (s. o.). Nach dem Ort ihres Auftretens würde man die Glandula parotis mit Bestimmtheit als eine obere Buccaldrüse bezeichnen. Die Art ihrer Innervation erweckt aber noch Bedenken, die erst eine er- neute Untersuchung beseitigen kann (s. E. Gaupp), Die Gl. palatinae und lingualis (s. o.) treten nach Köl- liker beim Menschen im 4. Monat des Embryonallebens auf. Mit ein paar Worten haben wir noch auf die histogenetische Ent- wickelung der Drüsen einzugehen (Chievitz). Sie findet ihren Abschluß erst nach der Geburt; beim 5-monatlichen Kinde ist sie noch nicht vollendet. Die volle Bedeutung der Drüsen tritt ja auch erst mit dem Beginne der Aufnahme fester Nahrung ein. Die Parotis ist beim 22-wöchentlichen menschlichen Embryo durch weitere Ausbildung inter- cellulärer Lücken ganz kanalisiert , die größeren Gänge besitzen ein Epithel mit 2 Kernreihen, die folgenden Kanalstrecken ein kubisches Epithel mit einfacher Kernreihe, die Alveolen endlich hohes Epithel. Nach der Geburt vollzieht sich eine weitere Differenzierung der Gang- systeme. Aus den Gangstrecken mit einreihigem kubischen Epithel gehen die Schaltstücke hervor, während die Speichelröhren sich aus Teilen der zweireihigen Kanalstrecken bilden. Das gleiche gilt für die Sub- maxillaris. Das Auftreten von Sekret in den Drüsenzellen wird vorbereitet durch eine Minderung der Färbbarkeit des Zellleibes (C. Falcone). In den schleimbereitenden Drüsen beginnt die Mucinbildung erst nach Auftreten des Lumens (in der Glandula subungualis beim 16-wöchent- lichen menschlichen Eoetus). Beim 81/2 Monate alten menschlichen Foetus bestehen die Anlagen der GiANuzzi'schen Halbmonde als Gruppen von dunkleren Zellen, in der Wand der Schläuche, die im übrigen sich aus schleimhäutigen Zellen aufbauen; sie bildet das blinde Ende des Schlauches oder seitliche Vorbuckelungen desselben. Nach Vollendung der Kanalisation der Drüsen erfolgt das weitere Wachstum, das zu einer Vergrößerung der ganzen Drüse und zur engen Aneinanderlegung der anfänglich durch reichliches Bindegewebe getrennten Schläuche führt, nicht mehr, wie anfangs, durch Bildung solider Sprossen, sondern durch Verlängerung und Verdickung der bereits gebildeten Kanalstrecken , auch durch Ausbildung seitlicher Ausbuchtungen der terminalen Abschnitte des Drüsenbaumes. Anhangsweise seien noch die Talgdrüsen der Mundhöhle des Menschen erwähnt. Talgdrüsen finden sich nicht nur am roten Lippen- rande, sondern als häufiges Vorkommnis auch an der Innenseite der Lippe und an den Wangen in ganzer Ausdehnung. Die Talgdrüsen des Vestibulum oris entstehen erst in der Pubertätszeit. (Vergl. die Zusammenstellung von A. Oppel 1900 und 1901). Litteratur über die Entw ickelung der Drüsen der Mundhöhle. Born, G. Observations anatomiques sur la gründe Lamproie. Ann. des sc. nat. Bd. XIII. 1828. Born, G., lieber die Nasenhöhlen und den Thränennasengang der Amphibien. 3Iorphol. Jahrb. Bd. II. 1876. Chievitz, J. H. Beiträge zur Entwickelungsgeschichte der Speicheldrüsen. Arch. Anat. 1885. 62 E. Göppert, Falcone, C. Contributo alla istogenesi ed alla struttura delle glandole salivari. Monit. Zool. üal. Anno 9. 1898. l'üfbringer. P. Untersuchungen zur vergleichenden Anatomie der Muskulatur des Kopfskeletts der üyclostomen. Jenaische Zeitschr. Naturw. Bd. IX. 1875. Gaupp, E. Anatomische Untersuchungen Über die Nervenversorgung der Mund* und Nasenhöhlendrüsen der Wirbeltiere. Morphol. Jahrb. Bd. XIV. 188S. Gegenbaur, €. Vergleichende Anatomie der Wirbeltiere. Bd. II. Leipzig 1901. Giacomiui, E. Sidle glandule salivari degli ueeeili. Ricerche anatomo-embrologiche. Monit. Zool. ital. Anno 1. 1890. Hammar, J. Aug. Notiz über die Entwickclung der Zunge und der Mundspeichel- drüsen beim Menschen. Anat. Anz. Bd. XIX. 1901. His, W. Anatomie menschlicher Embryonen A. L. III 10. Künschc, C. C. Beiträge zur Kenntnis der Metamorphose des Ammocoetes branchialis in Petromyzon. Zoolog. Beiträge von A. Schneider. Bd. 2. Heft 3. 1890. Kallius. E. 1901. S. Litt. Zunge. Leydig, F. lieber die Kopfdrüsen einheimischer Ophidier. Ar eh. mikr. Anat. Bd. IX. 1873. Martin, H. Recherehes sur le developpement de l'appareil venimeux de la Vipera aspis. C. R. de l'Assoc. des Anatomistes. 1. sess. Paris 1899. Bibliogr. anat. Suppl. 1899. Oppel , A. Lehrbuch der vergleichenden mikroskopischen Anatomie der Wirbeltiere. Jena 1900. — Verdauungsapparate. In: Ergebnisse Anat. u. Entwickeln ngsgesch. Bd. X. 1900. Ran vier , L. Etüde anatomique des glandes connues sous le nom de sousmaxillaire et sublinguale, chez les mammiftres. Arch. Physiol. Par. Ann. 18. 1886. Reichet, JP. Beitrag zur Morphologie der Mundhöhlendrüsen der Wirbeltiere. Morphol. Jahrb. Bd. VIII. 1883. Sarasin, P. u. F. Ergebnisse naturwissenschaftlicher Forschungen auf Ceylon. Bd. IL Wiesbaden 1890. Schneider, A. Beiträge zur vergleichenden Anatomie und EnPwickelungsgeschichte der Wirbeltiere. Berlin 1879. Wiedersheim, R. Die Kopfdrüsen der geschwänzten Amphibien und die Glandula intermaxillaris der Anuren. Zeitschr. wiss. Zool. Bd. XXVII. 1870. Wilder, H. H. A contribution to the anatomy of Siren lacertina. Zool. Jahrb. Abt. f. Anat. u. Ontog. d. Tiere. Bd. IV. 1891. Zuntstein, J. J. lieber die Unterkieferdrüsen einiger Säuger. Habilitationsschrift der medizinischen Fakultät in Marburg. Märburg 1S91. c) Lymphatische Apparate der Mundhöhle und des Pharynx samt Bursa p h a r y n g e a. Im Anschluß an die Drüsen der Mundhöhle besprechen wir die Entstehung der lymphatischen Organe der Mundhöhle. Dabei werden uns naturgemäß vor allem die größeren Einrichtungen dieser Art, die bei den höheren Formen als Tonsillen bezeichnet werden, beschäftigen. Den Fischen scheinen lymphatische Organe in oder dicht unter der Schleimhaut der Mundhöhle zu fehlen. Bei den Amphibien sind aus L3rmphzellen bestehende Verdickungen bekannt geworden, so bei Proteus ( A. Oppel), Salamandra maculosa und Kana tem- poraria (M .Holl) und zwar sowohl am Dach wie am Boden der Mund- höhle. Der Bereich des Rachendaches hinter der Choane wird bei Saur- opsiden ein bevorzugter Sitz adenoiden Gewebes, dessen Anhäufung als Rachentonsille zu bezeichnen ist. Bei vielen Reptilien wird das Be- stehen einer solchen noch in Abrede gestellt, gefunden wurde sie bei Lacerta (M. Holl) und als stark entwickelte, durch Lymphzellen in- filtrierte Palten beim Krokodil, zu beiden Seiten der gemeinsamen Mündung der Tube (G. Killian). Auch bei Vögeln ist vielfach die Umgebung des Infundibulum tubarum und vor allem die Wand des letzteren selbst lymphatisch infiltriert und beherbergt oft Follikel (Gr. Killian). Alle diese Bildungen lassen sich an Wichtigkeit nicht mit den lymphatischen Organen der Säugetiere vergleichen. Abgesehen von Die Entwickelung des Mundes, der Mundhöhle und ihrer Organe. G.'> Follikeln, wie sie am Gaumen, auf der Zunge sich finden, bestehen größere lymphatische Anhäufungen am Boden der Mundhöhle, am Zungen- grund als Tonsilla lingualis, zum Teil in Form von Balgdrüsen oder ein- facher Einlagerung von Follikeln in die Schleimhaut; das Gebiet dieser Zungenmandel kann sich nach oben in den Bereich zwischen den Gaumenbogen ausdehnen. Durch scharfe Abrenzung, als einheitliches Organ, zeichnet sich die Gaumenmandel (Tonsilla p a 1 a t i n a) aus, der Unterfläche des weichen Gaumens oder dem Beginn des Arcus palato- pharyngeus angelagert, oft in einer Art Tasche von Schleimhautfalten umschlossen. Sie ist ungemein verschieden ausgebildet als einfache, mit Noduli besetzte Platte, meist vergrößert sich die Oberfläche durch Ein- kerbungen oder Einsenkungen, die sich verästeln können und zur Bil- dung eines komplizierten Hohlraumsystems führen. In einigen Fällen (Muriden) wird die Tonsille vermißt. Nach C. Gegenbaur (Vergl. Anat.) hat die Tonsille eingreifende Bedeutung auf die Gestaltung des weichen Gaumens. Die gleiche Lagerung wie die Rachentonsille der Sauropsiden nimmt die Tonsilla pharyngea der Säuger ein. Sie liegt am Dach wie am Beginn der Hinter- und Seitenwand des Pharynx. Es handelt sich um eine lymphatische Infiltration der Schleimhaut meist mit Einlagerung von Follikeln oder nur einer solchen. Ihr äußeres Verhalten ist ungemein verschieden, Verdickungen der Schleimhaut mit glatter oder höckeriger Oberfläche, beetartige Erhebungen, Faltungen der Schleimhaut in ein- fachster und kompliziertester Ausbildung beherbergt das lymphatische Gewebe. Vielen Tieren fehlt die Rachentonsille gänzlich (F. Th. Schmidt und vor allem G. Iyillian). Es sei endlich erwähnt, daß auch von einer Tubentonsille gesprochen wird (J. Gerlach). Es handelt sich in den lymphatischen Organen um Brutstätten von Leukocyten, von denen wenigstens ein großer Teil, wie Ph. Stöhr (1884) zeigte, das Epithel durch- wandert und in das Innere der Mundhöhle und des Pharynx gelangt. (Litterat. s. G. Bickel, A. Oppel und G. Gradexigo.) Genauere Angaben über die Entwickelung der tonsillenartigen Bildungen bei Amphibien und Sauropsiden fehlen bisher; nur bei G. Killian findet sich die Angabe, daß bei älteren (25 cm langen) Kr o kodilembryonen bereits die Schleimhautfalten der Rachentonsille. aber noch nicht die lymphatische Infiltration derselben besteht. Aus- führliche Darstellungen bestehen dagegen für die Säugetiere. Wir werden hier nur die größeren, als Tonsillen bezeichneten Komplexe lymphatischen Gewebes zu berücksichtigen haben, da die Bildimg der Follikel selbst innerhalb und außerhalb der Tonsillen gleichartig er- folgt. Wir beginnen mit der Tonsilla lingualis, und zwar speciell mit den Balgdrüsen der Zungenwurzel. Nach Ph. Stöhr sind die Räume der Balgdrüsen nichts anderes als weite Ausführwege von Schleimdrüsen, die beim Menschen im vierten Fötalmonat auftreten. Erst nach vollkommener Ausbildung der Drüsen (im achten Fötalmonat) kommt es in der Umgebung des Ausführungsganges in dem bereits fibrillär differenzierten Bindegewebe zur Einlagerung von Rundzellen, die aus dem Blut stammen und die Wandung kleiner Venen passieren (Fig. 51). Es entsteht dadurch eine diffuse Infiltration (L), in der sich die Lymphocyten auch durch Teilung vermehren. Das Bindegewebe nimmt damit retikulären Charakter an. Später kommt es zur Sonderung deutlicher Follikel ; aber selbst beim 5-jährigen Kinde sind nach F. Th. Schmidt noch nicht in allen Balgdrüsen deutliche Follikel zu finden. 64 E. GÖPPERT, Erheblich früher als die Balgdrüsen der Zunge tritt die Ton- silla palatina auf. Bereits Anfang des dritten Monats ist sie beim menschlichen Foetus nachweisbar. Die Gestalt der Anlage ist ent- sprechend der mannigfachen Gestaltung des fertigen Organs sehr ver- schieden. In der Mehrzahl der Fälle handelt es sich jederseits um eine taschenartige Schleimhauteiusenkung, , die an der Seitenwand des Isthmus faucium. auch mehr oder weniger weit auf die lateralen Teile des Velum Fig. 51. Menschlicher Foetus, 8 Mo- nate. Schnitt durch die Anlage einer Balg- drüse des Zungengrundes nach Ph. StÖHR. a Ausführungsgang einer Schleimdrüse (Dr), L Beginn lymphatischer Infiltration in der Umgebung des Ausführungsganges. palatinum selbst übergreifend, ihre Lage hat. Die Tonsillen tasche kann sehr seicht sein, während einer ihrer Ränder sich stark vor- wulstet, so daß die Anlage sich mehr wie eine faltenartige Erhebung darstellt (Hund). In manchen ^ Fällen bleibt der Grund der Tonsillentasche einfach (Nager, z. B. Kaninchen), in anderen c. -».■ ^ Fig. 52. Menschl. Foetus aus dem 5. Monat. Schnitt durch :, die Mitte der Tonsillenanlage nach % Ph. Stöhr. L lymphatische In- ~' filtratiom b solide Sprossen der Ton- sillentasche, b1 Beginn der Lumen- bildung in einem Seitensproß unter Bildung einer Hornkugel, c Ton- sillentasche. entsendet er sekundäre, fingerartige Ausbuchtungen (z. B. Mensch), (Fig. 52). Eine Gruppe einzelner, nebeneinander gestellter Einbuch- tungen, die nicht von einem gemeinsamen Vorraum aufgenommen werden, bildet die Tonsillenanlage bei Pferd und Schwein. (Ueber die verschiedenen Formen der Anlage s. Ed. Retterer 1888.) In der Umgebung der Tonsillartasche und ihrer Ausbuchtungen kommt es dann zu einer erst diffusen, später Follikel enthaltenden Infiltration mit Rundzellen, die die Tonsillen zu einem kompakten Organ sich entwickeln lassen. Dabei kann die ursprüngliche Taschen- form durch die mächtige Wulstung ihres Bodens unkenntlich werden. Am genauesten sind wir über die Entwickelung der menschlichen Tonsille durch Ph. Stöhr (91) unterrichtet. Anfang des 4. Monats besitzt die Tonsillarspalte bereits eine Anzahl verschieden tief in die Nachbarschaft eindringender hohler Nebenspalten (Fig. 52). Von ihrer epithelialen Wand gehen solide Sprossen aus, die zum Teil Anlagen kleiner Schleimdrüsen bilden, zum Teil Anlagen weiterer Nebenspalten darstellen (b). Der epitheliale Teil der Anlage ist durch eine Basal- membran gegen das Bindegewebe scharf abgegrenzt. Im letzteren be- Die Entwickelung des Mundes, der Mundhöhle und ihrer Organe. 65 ginnt bereits die Lymphzelleninfiltration. Das Hohlraumsystem der An- lage dehnt sich fortgesetzt weiter aus, und auch in den anfänglich soliden Epithelsprossen kommt es zur Ausbildung eines Lumens (5. Monat) ; in den terminalen Abschnitten der Sprossung spielen dabei Degenerations- und Verhornungsprozesse eine Rolle, die zur Bildung von Hornkugeln im Inneren der Sprosse führen (61) die später nach Herstellung des Lumens entfernt werden. Schon beginnt die Durchwanderung von Leuko- cyten durch das Epithel. Das an Masse zunehmende adenoide Gewebe außerhalb des Spaltsystems ist im 7. Monat noch ganz diffus verteilt. Erst im 8. Monat beginnt es an einzelnen Stellen eine dichtere An- ordnung zu zeigen als im übrigen, aber erst nach der Geburt (3-monat- liches Kind) liegen gut entwickelte Follikel (Sekundärknötchen) vor. Noch längere Zeit spielen sich an den Randteilen des Organs Ent- wickelungsvorgänge ab, die weitere Seitenspalten entstehen lassen. Eine völlig abweichende Vorstellung von der Entstehung des adenoiden Gewebes vertritt Ed. Retterer. Nach ihm entstammen die Rund- zellen dem epithelialen Teil der Anlage (1888). Neuerdings leitet er auch das retikuläre Gewebe atis der gleichen Quelle ab (1897). Die soliden Seitensprossen der Mandelanlage bilden demnach die Anlage der Follikel selbst und lösen sich von ihrem epithelialen Mutterboden ab. Die Angaben Retterer's sind nach den Darlegungen vor allem Ph. Stöhr's, dann J. Kollmänn's, G. L. Gi/lland's nicht mehr haltbar. Nach W. His entspricht die Tonsillenanlage einem Teil der Furche zwischen dem 2. und 3. Schlundbogen, die Stelle des ersteren nimmt der Arcus palato-glossus ein. (Ueber die Umrandung der Tonsillenanlage des Menschen vgl. J. Killian 1898.) Auch über die Ent- stehung der Tonsilla p h a r y n g e a sind wir beim Menschen am besten unter- richtet (G. Killian, F. Ganghofner, Schwa- bach). Unsere Darstellung schließt sich vor allem an G. Killian an. Das Gebiet der späteren Pharynxtonsille besitzt im mittleren Drittel der Fötalzeit, wie auch Ganghofner zeigte, feine Faltungen der Schleimhaut, die im 6. Fötalmonat der Sitz einer diffusen Infil- tration von Lymphzellen werden und dadurch stark an Mächtigkeit zunehmen. Dies betrifft erst die hin- teren 3 Viertel des Pharynx- daches und dehnt sich im 7. — 8. Monat auf die oberen Teile der Hinter- und Seitenwand des Cavum pharyngo-nasale aus. Da- mit kommt auch die inkonstante Bursa pharyngea (s. u.) in den Bereich der Tonsillenbildung (Fig. 53 T.ph.). Gegen Ende der Embryonalzeit werden die Falten infolge weiterer Vermehrung des Handbuch der Entwickelungslehre. II. 1. rbyp.G. B.ph. Consfrs. Fig. 53. Menschlicher Foetus aus der 28. Woche. Medianer Längsschnitt durch den obersten Teil des Pharynx und die Schädel- basis. Nach G. Killian. B.ph. Bursa pharyngea. T.ph. Anlage der Tonsilla pharyngis. Hyp.G. Hypophysengang (Rest). Hy. Hypophysis. V. Vomer. P. Gaumen. Constr.s. Constrictor pha- ryngis superior. adenoiden Ge- 5 66 E. Göppert, webes zu mächtigen Wülsten, die meist nach dem Ort der Bursa pharyngea, d. h, nach dem Winkel zwischen Dach und Hinterwand des Pharynx konvergieren. In manchen Fällen kommt es jetzt schon zur Herausbildung von Follikeln (Sekundärknötchen), die in anderen Fällen in den beiden ersten Jahren nach der Geburt deutlich werden (Gang- hofner). Nach J. Schaffer entstehen die Follikel in der Umgebung der Ausführgänge der Schleimdrüsen. Die Wucherung des lympha- tischen Gewebes kann sogar mit einer Zerstörung der umschlossenen Drüsen verbunden sein. In den ersten Zeiten des postembryonalen Lebens erfährt das Wachstum der Rachentonsille eine erhebliche Stei- gerung. In den Jahren nach der Pubertät tritt eine normale Rück- bildung ein, die eine Glättung der Schleimhaut des Nasenrachenraumes zur Folge hat, ohne daß das adenoide Gewebe gänzlich schwindet. Wir schließen hier die Besprechung der Bursa p h a r y n g e a des Menschen an, die in den Bereich der Rachentonsille fällt. Unter diesem Namen verstehen wir eine kleine, in ihrem Vorkommen sehr inkonstante Ausbuchtung der Parynxwand an der Grenze des Daches und der Hinter- wand, deren Bestand auf die Embryonalzeit beschränkt ist (Fig. 53 B.ph.). Bei Säugetieren fand sich eine entsprechende Bildung nur bei Arctomys marmota, einer Form, die übrigens einer Rachen- tonsille entbehrt. Andere direkt über dem Arcus palato- pharyngeus gelegenen Aussackungen der hinteren Pharynx- wand, die auch als Pharynxtaschen bezeichnet wurden, B.nh. haben mit der uns jetzt beschäftigenden Bildung nichts zu thnn (G. Killian). Fig. 54. Menschlicher Embryo von 19 cm Länge. Hinter- c „ wand des Cavum pharyngo-nasale mit Bursa pharyngea (B.ph.). A o.n. &„. geptum narium. Nacli G. Killian. Die Bursa pharyngea wurde bereits in der 11. Woche des Fötal- lebens von A. Froriep entwickelt angetroffen, über ihre erste Entstehung ist noch nichts bekannt. Sie bildet hier ein kleines Divertikel der Phaiynxwand, das über dem oberen Rand des Constrictor pharyngis superior gegen den Spheno-occipitalknorpel vorragt 1). Wie G. Killian, dem wir uns im folgenden anschließen, zeigte, ist die Bursa pharyngea durchaus keine regelmäßige Erscheinung. Sie fehlt in einer großen Reihe von Fällen gänzlich, in anderen findet sich nur ein kleiner Recessus an ihre Stelle; von hier führen alle erdenklichen Uebergänge bis zu einer wohlausgebildeten Bursa, die bis in die Fibro-cartilago basilaris an der Unterfläche der Schädels vordringen kann. Ihre Länge betrug in maximo 2,3 mm. Fast regelmäßig führt eine mediane Furche am Rachen- dach zum Eingang der Bursa oder dem ihres Rudiments, das nach hinten durch 2 im Winkel gestellten Falten begrenzt wird (s. Fig. 54). Die Bursa hat nichts zu thun mit dem Hypophysengang, wie es Luschka annahm. (Das zeigten außer Killian Suchannek, Dursy, Froriep und Schwabach.) Ebenso fremd ist sie der SEESSEL'schen Tasche (s. p. 20) und Selen ka's Gaumentasche (s. p 20). Wie G. Killian nachweist, ist sie jedenfalls eine von der Nachbarschaft durchaus unabhängige Bildung, nicht, wie andere annahmen, ein Produkt derselben. Ueber ihre wahre 1) Weitere Angaben über die Bursa pharyngea finden sich bei H. v. Luschka, E. Durry, F. Ganghofner. Die Entwickelung des Mundes, der Mundhöhle und ihrer Organe. 67 Bedeutung ist vorläufig noch nichts auszusagen. Erst lange nach dem Auftreten der Bursa kommt es zur Ausbildung der Rachentonsille, die auch zur Infiltration der Bursawand führt. Die erhebliche zeitliche Differenz im Auftreten, ferner der Umstand, daß eine Bursa bei Arctomys ohne Rachentonsille besteht, lehrt, daß sie auch nicht, wie Scuwabach meinte, eine zu letzterer gehörige Einsenkung darstellt. Litteratur über die Tonsillen und die B ursa ph aryng ea. fficTael, G. Ueber die Ausdehnung und den Zusammenhang des lymphatischen Getvebes in der Rachengegend. Arch. pathol. Anal. Bd. XCVII. 1884:. Dursy, E. Zur Entivickelung des Kopfes des Menschen und der höheren Wirbeltiere. Tübingen 1869. Froriep, A. Kopfteil der Chorda, dorsalis bei menschlichen Embryonen. In: Beiträge zur Anatomie und Embryologie. Als Festgabe Jacob Henle dargebracht von seinen Schülern. Bonn 1882. ■Ganghofner, F. 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Hierher gehören die Hornzähne der Cyclostomen und Anurenlarven, die verhornten Papillen und Hornplatten der Zunge (s. o.), das Hornblättchen unter der Zungenspitze der Vögel, der Hornbelag der Unterzunge, der Hornschnabel bei Cheloniern und Vögeln, der Hornbelag der Mundränder der Monotremen, der Kieferränder einzelner Odontoceten (Ziphiinen), endlich die weit verbreiteten Hornbildungen am Gaumen der Säugetiere. Eine besondere Besprechung erfordern zunächst die Horn- zähne. Bei den Cyclostomen treten sie uns in zwei Zuständen entgegen, einem einfacheren bei den Petromyzonten, einem kom- plizierten bei den Myxinoiden. In beiden Ordnungen trägt die Zunge einen Zahnbesatz, die Myxinoiden besitzen außerdem einen Gaumenzahn, die Petromyzonten eine reiche Zahnbewaffnung der Innenfläche des Saugmaules. In beiden Ordnungen besteht ein Zahn aus einem aus verhornten Zellen sich aufbauenden Hohlkegel, der mit seiner Spitze das Niveau der Nachbarschaft tiberragt, mit seinem basalen Rand in die Tiefe des Epithels in einer Art Falz eingelassen ist (Fig. 55). Unter ihm dringt bei den Petromyzonten eine Bindegewebspapille in das hier ver- dickte Epithel ein, welche bei größeren Zähnen Knorpelfortsätze des Mundskeletts beherbergt. Unter dem Gebrauchszahn können noch eine =0§ °o°gV e°3«,'2?. Fig. 55 Fig. 55. Petromyzon fluviatilis. Schnitt durch die Mitte eines Schleimhautzahnes nach M. Jacoby. a. Ersatzzahn. i Fig. 56. Petromyzon planeri am Ende der Metamorphose. Anlage eines Hornzahnes. Nach J. Beard. a. Junge Hornschicht. P. Papille. oder mehrere Ersatzzahnanlagen im Epithel liegen (Fig. 55a). Bei den Myxinoiden senkt sich unter dem Bereich des Hornzalms das Epithel in Form eines mächtigen Zapfens in die Tiefe, dessen Basis eine Binde- gewebspapille einschließt. Im Inneren des Zapfens sind die Epithelzellen Die Entwickelung des Mundes, der Mundhöhle und ihrer Organe. 69 eigenartig modifiziert und bilden einen g«.gfMl die Epithelzellen der Um- Vergl. gebung scharf abgegrenzten Bezirk (Pokalzellenkegel Behrends'). F. E. Schulze, J. Beard, G. Behrends und besonders M. Jacobv. Ueber die Entwickelung der Hornzähne sind wir nur bei den Petromyzonten unterrichtet (P. Bujor 1890, C. C. Känsche 1890, J. Beard 1889). Daß sie erst bei der Metamorphose des Ammocoetes auftreten, ist bereits erwähnt. Ihre Anlage giebt sich durch eine in das Epithel vordringende Bindegewebspapille zu er- kennen. Das Epithel, das die Papille einschließt, kann sich dabei verdicken und mehr oder weniger weit in die Tiefe wuchern (Fig. 56). In den tiefen Schichten des Epithels, in der Umgebung der Papille nach außen von den hohen basalen Elementen, werden dann im Bereich einer schmalen Zone die Zellen platter und verhornen (a), der damit gebildete Hornkegel, der junge Zahn, liegt also vorläufig noch in der Tiefe des anfänglich sehr dicken Epithels. Durch das basale Wachstum des Epithels wird er aber immer mehr gehoben und gelangt schließlich nach Beseitigung der ihn überlagernden indifferenten Epithelzellen an die freie Oberfläche. Nur mit seinem basalen Rand bleibt er im Epithel eingeschlossen und empfängt von hier aus (von der sog. Hornrinne, dem Zahnfalz) Zuwachs. Inzwischen hat sich die Bildung eines Hornkegels in den basalen Schichten des die Papille umschließenden Epithels wiederholt (Fig. 55a). Es ist ein Ersatzzahn entstanden, dem bald ein zweiter folgen kann. Zwischen den damit gebildeten Hornzähnen verschiedenen Alters liegen nicht verhornte Epithelzellen. Sie erfahren zwischen Gebrauchs- und erstem Ersatz- zahn erhebliche Veränderungen, die sie den sternförmigen Elementen der Schmelzpulpa ähneln lassen. Dies ist die Folge einer Zerrung, welche mit dem Wachstum des Gebrauchszahnes von seinem Rand her in Zusammenhang steht (M. Jacoby). Nach Abnutzung des ersten Gebrauchszahnes rückt der Ersatzzahn an seine Stelle. Nicht bei allen Zähnen erfolgt ein Wechsel. Bei dem gabelförmigen Zahn an der Zungenspitze von Geotria geht der Ersatz der abge- brauchten Hornschichten durch fortgesetzten, unmittelbaren Nachschub verhornender Elemente an der Innenfläche der von vornherein in Funktion stehenden Hornschicht von statten (G. Behrends). Ueber die Vorgänge bei der Entwickelung der Hornzähne der ist noch nichts Genaueres bekannt. Nach J. Beard bei Jugendzuständen von Myxine glutinosa eine nicht nur in der Verteilung der Zähne, sondern auch im Bau derselben Unterschiede gegenüber dem Verhalten beim er- wachsenen Tiere aufweist. Nach Bashford Dean (1899) entstehen die Zähne von Bdellostoma stouti in Ein- wucherungen des Epithels in das Bindegewebe. Es ist von J. Beard versucht worden, nachzuweisen, daß die Cyclostomeuzähne von wirklichen Zähnen abzuleiten sind. Nach den Darlegungen G. Behrends' und M. Jacoby's, denen sich Bashford Dean anreiht, ist es sichergestellt, daß sie mit M y x i n o i cl e n (1893) besteht die Bezahnung, Fig. 57. Alytes obstetricans. schnitt durch eine Kammplatte mit Nach H. Keiffer. Larve. Quer- 2 Zahn reihen. 70 E. GÖPPERT, den Gnathostomenzähnen nichts zu thun haben, sondern Bildungen eigener Art sind. Eine sehr reiche Ausstattung mit Hörn zahnen zeichnet den Mund und seine Nachbarschaft bei den Anurenlarven aus. Nur vereinzelt finden sich den Larvenzähnen ähnliche Bildungen auch bei fertigen Tieren (Pipa dorsigera nach F. E. Schulze [1869J)1). Hornzähne bilden den mechanisch, wichtigsten Teil der Bewehrung der Kieferränder, des sog. Schnabels, sie stehen ferner eingeschlossen in quergestellte Wülste (sog. Kammplatten , Lames pectinees) in langen Reihen am Boden nnd Dach des vor den Kiefern liegenden Vestibulnm oris. Ihre Anordnung ist bei den verschiedenen Arten verschieden und für sie durchaus charakteristisch (van Bambeke 1863, Heron Royer und Ch. van Bambeke 1881, 1889 und M. H. Hixckley 1881). Betrachten wir zunächst die Kammplatten mit ihren Zähnen. Die ersteren werden durch eine starke Verdickung des Epithels gebildet. In diesen Wülsten liegen, umgeben von indifferenten Epithelzellen, in Form von Säulen übereinander getürmter Zellen die Zähne, die nach diesem Verhalten auch als Stiftzähne bezeichnet wurden (Eig. 57). Nur das oberste Element steht in Funktion und überragt die Oberfläche der Nachbarschaft. Die ausgebildete Zahnzelle besteht aus einer Basis und einem oberen, verjüngten, löffelartig gebogenen Eortsatz, dessen Kon- kavität nach hinten sieht. Hier trägt die Zelle leistenartige Erhebungen, denen feine Zähne am Rand des Lötfels entsprechen. In einfacherem Verhalten läuft der oberste Teil der Zelle, hakenartig gebogen, in 2 — 4 Zacken aus. Der untere Teil der Zelle ist an der der Epithelbasis zu- gekehrten Fläche mit einer tief eingreifenden Höhlung versehen. Die ganze Zelle ist vollkommen verhornt, ihr Kern ist geschwunden. Auch die benachbarten oberflächlichen Epithelzellen können der Verhornung verfallen2). Die Entwickelung der Zahnzellen ist innerhalb eines Zahnstiftes in allen Einzelheiten zu verfolgen (Fig. 57). Die Stifte gehen bis in die tiefste Lage des Epithels hinunter. Die Zellen an ihrer Basis sind noch indifferente Epithelzellen. In dem Maße, als eine Zelle beim Wachstum des Epithels einem Zahnstift zugewiesen und durch nachrückende Elemente immer mehr emporgeschoben wird, in dem Maße verändert sich ihre Form. Sie wächst rasch heran und nähert sich bei gleichzeitig einsetzender Verhornung immer mehr der Gestalt einer fertigen Zahnzelle, ihr oberer Teil legt sich in die Höhlung der nächstälteren Zelle, während ihre eigene Basis zur Aufnahme des folgenden Elementes sich aushöhlt. Ist die über ihr lagernde Horn- zelle verbraucht, so tritt die Zelle fertig gebildet an ihre Stelle. Mit dem Beginn der Metamorphose hört der Nachschub junger Elemente 1) Einen Hornbelag der Kieferränder besitzt in Vertretung der Zähne Siren lacertina. 2) Die Litteratur über die Hornzähne und Hornkiefern der Anurenlarve findet sich eingehend besprochen in den Arbeiten von E. Gutzeit und Heron Royer und Ch. van Bambeke (1889). Die ersten guten Darstellungen auf diesem Gebiete stammen von Carl Vogt (1842) und Ch. van Bambeke (1863). Die genaue Kenntnis des Baues und Wachstums der Zähne und Kiefern beruht in erster Linie auf den Untersuchungen F. E. öchulze's (18t>9 und 1888), ferner auf H. Keiffer (1889) und der im gleichen Jahre erschienenen Arbeit von Heron Royer und Ch. van Bambeke. Die erste Entwickelung des Schnabels und der die Zähne tragenden Wülste schilderte E. Gutzeit (1889), ihr Verhalten bei der Metamorphose J. Liebert (1894). Die Entwickelung des Mundes, der Mundhöhle und ihrer Organe. 71 von der Epithelbasis auf, und damit ist bald die Reserve an Zahn- zellen erschöpft (vergl. J. Liebert). Das erste Auftreten der Stiftzähne schildert E. Gutzeit. Der Boden, dem sie entstammen, das Vestibulum oris, entwickelt sich derart, daß um die den Kieferrändern entsprechende Mundöffnung bei jungen Larven eine wulstförmige Umrahmung auftritt, die bald eine Gliederung in ein oberes und unteres Segment erfährt, die Anlage des Bodens und des Daches des Vestibulums. Dort, wo Kammplatten auftreten sollen, wird das Epithel durch Teilung der basalen Ele- mente mehrschichtig (Fig. 58). Innerhalb der a dadurch bedingten Verdickungen und gleichzeitig /^^^k''7' mit ihnen entstehen Zellensäulen, die Anlagen der ßMm^MK Fig. 58. Rana temporaria. Larve S Tage nach ^/Q^^S^^^J'W^ dem Ausschlüpfen. Querschnitt durch die Anlage eines @.ä$\Wy^: Kammwulstes mit der Anlage eines Stiftzahnes. Nach E. Gutzeit, a Zahnanlage. ■&' Stiftzähne (a). Die oberflächliche, einen Cuticularsaum tragende Zell- schicht zieht über das Ganze hinweg. Entsprechend der weiteren Ver- dickung der Zahnwülste wächst von der Basis aus auch der Zahnstift in die Höhe, die obersten Elemente erfahren die charakteristische Veränderung der Zahnzellen, und nach Beseitigung der oberfläch- lichen, einen Cuticularsaum tragenden Zelle kommt die erste Zahn- zelle zum Vorschein (bei 10,5 mm langen Larven von Rana tem- poraria). Im Prinzip gleichartig erfolgt die erste Entwickelung und Aus- bildung des die Kieferränder deckenden Hornschnabels (E. Gutzeit) (Fig. 59). Auch hier bilden die Hauptsache dicht aneinander gestellte Stiftzähne, die, in einer Reihe angeordnet, mit ihren freien Enden dem Rand des Kiefers die Gestalt einer Säge verleihen. Die Stiftzähne (a) sind wie in den Kammplatten in eine starke Verdickung des Epithels eingelassen. Die Epithelzellen der Nachbarschaft schließen sich aber hier vor und hinter der Zahnreihe unter starker Verhornung der letzteren an und lassen dadurch eine schnabelartige Bildung zu stände kommen. Wie in den Kammplatten kann man auch hier inner- halb eines Stiftzahnes die allmähliche Umbildung der jungen, von der basalen Zellschicht des Epithels ab- gegebenen Elemente in die charakteristischen Zahn- Fig. 59. Hyla arborea. 14-tägige Larve. Querschnitt durch die Anlage des Schnabels. Nach E. Gutzeit, a Stift- zahn. zellen verfolgen. Diese haben aber hier die Gestalt von Hohl- kegeln, deren Konkavität von der Spitze der nächstjüngeren Zelle ein- genommen wird. Das Schwinden der Hornkiefer erfolgt beim Beginn der Metamorphose etwas später als das der Hornzähne der Kamm- platten (J. Liebert). Eine Vergleichung zwischen den Hornzähnen der Cyclostomen und der Anurenlarven läßt ohne weiteres die tiefgreifende Ver- schiedenheit zwischen beiden Zahnformen erkennen. Zur Entwickelung eines Hornschnabels kommt es unter Rück- bildung der Zähne bei den Cheloniern und Vögeln. Nur für 1_ 2 E. GÖPPERT, letztere liegen genauere entwickelungsgeschichtliche Angaben (vor allem Edw. G. Gardiner 1884 vor). Bei der Entwickelung des Schnabels wird man zu unterscheiden haben zwischen der Ausbildung der äußeren Form desselben und der damit in Zusammenhang stehenden Umbildung der Physiognomie einer- seits, der speciellen Entwickelung des Hornbelages und der Ausgestaltung der Mundränder andererseits. Nur die letzteren Vorgänge fallen in den Bereich dieses Kapitels. Die erste Ausbildung verhornter Zellen erfolgt an der Dorsalseite des Oberschnabels etwas hinter der Spitze, dort, wo die Eischwiele (s. u.) in Erscheinung tritt (Hühnchen, 6. oder 7. Bebrütungstag). Die embryonale Epidermis besteht hier aus einem Stratum mucosum und einer diesem aufgelagerten, von ihm gelieferten Schichtenfolge von großen Elementen. Wenn die aus den basalen Teilen des Epithels aufrückenden Zellen unter Abplattung der Verhornung verfallen (Fig. 60 u. 61), wird die junge Hornschicht (H.) naturgemäß von jenen früher gebildeten nicht oder unvollkommen verhornten Elementen überdeckt, und diese bilden damit das sogenannte Epitrichium (Ep.) (vgl. Gardiner). Vom Ort des ersten Auftretens breitet sich die Hornbildung nach vorn und hinten und nach den Seitenwänden des Schnabels aus. An der Gaumen- fläche kommt es meist erst gegen Schluß des Embryonallebens zur Verhornung, auch hier besteht eine Epitrichialschicht. Auch am Unter- schnabel beginnt die Hornbildung von einem in der Nähe der Spitze gelegenen Punkt, um sich von hier aus zu verbreiten. Der Ausgangs- punkt des Prozesses kann als Höcker der Eischwiele des Oberschnabels ähnlich, aber ohne die letzterer eigentümlichen großen Elemente (s. u.) hervorragen (Weinland 1857 [Tringa pusillaj und Gardiner, Ente, 1884). Das Wachstum der Hornsubstanz schlägt bald die Richtung nach vorn, resp. nach dem Schnabelrand zu ein und führt zur Ausbildung einer Schnabelspitze und zum Durchbruch derselben durch das Epitrichium, welch letzteres dann kurz vor oder beim Aus- schlüpfen des jungen Tieres verloren geht, Vorher haben sich jedoch sehr bemerkenswerte Vorgänge abgespielt. Bald nach dem Auftreten der ersten Hornsubstanz entsteht an der Außenseite des Ober- und Unterschnabels, allerdings nicht bei allen Formen, eine den Kieferrändern parallele und ihnen benachbarte rinnenförmige Einsenkung des Epithels (Fig. 60—62 o). Sie fand sich hier bis jetzt beim Hühnchen und Melopsittacus (Gardiner), bei Struthio camelus (C. Rose 1892), fehlt bei der Ente (Gardiner) und bei Fig. 60. Hühnchen, am 11. Bebrütungstage. Quer- schnitt des Oberschnabels in der Gegend des Eischwiele. Nach Edw. Gardixer. E. Eischwiele. Ep. Epitrichium. H. Stratum corneum. a als Lippenfurche gedeutete Rinne. b rudimentäre Zahnleiste (G. Rose). Sterna Wilsoni (Rose). Bei Milvus und Buteo soll sie innerhalb der Mundhöhle ihren Weg nehmen (Gardiner). Diese Rinnen wurden zuerst von Gardiner und dann auch mit aller Bestimmtheit von Rose als Rudimente von Lippenfurchen (s. u.) ge- deutet. Sie sind nicht zu verwechseln mit den von Gardiner zuerst Die Entwickelung des Mundes, der Mundhöhle und ihrer Organe. 73 genau beschriebenen von Rose als Rudimente von Zahnleisten gedeuteten Verdickungen und Einsenkungen des Epithels nach innen von den Schnabelrändern (Fig. 60 b). Die Lippenfurche gleicht sich am Unter- schnabel bald wieder aus. Am Oberschnabel nimmt sie zuerst in Zusammenhang mit dem Dickenwachstum des Epithels an Tiefe zu ; wenn dann das nach vorn gerichtete Wachstum des Epithels einsetzt, werden ihre Begrenzungsttächen aneinander gepreßt und zur Verklebung gebracht, die durch sie bedingte äußerlich sichtbare Ab- , F_ im Bereich des Oberschnabels ^^^^^^^ssz«^- Ep. grenzung fällt fort. Der Verlauf der ehemaligen Fig. 61. Hühnchen, 14. Bebrütungstag. Längsschnitt durch den oberen Schnabel. Nach Edw. G. Gardtner. Sk. Skelett des Schnabels. Sonst. Bezeichn. s. Erkl. zu Fig. 60. Rinne markiert sich aber bei manchen Formen (Huhn, Melo- psittacus) durch ein Einspringen der Basalfläche des Epithels gegen die Lederhaut, resp. durch eine an letzterer nach Entfernung des Epithels bemerkbare seichte Einsenkung. Nach dem Vorhergehenden entspricht der Rand des Schnabels dem Kieferrand; in seinem Bereich sind aber auch früher vorhandene Lippenbildungen eingegangen. Eine ähnliche Rückbildung von Lippen ließ sich auch bei Schildkröten feststellen (s. u.). Die erste •■;-^^w.^p-^___£ Hornbildung erfolgt embryonal nicht dort, wo man ihren phylogenetischen Ausgang annehmen muß, am Mundrand selbst, sondern in einiger Entfernung von ihm. Fig. 62. Hühnchen. 18. Bebrütungstag. Seiten- ansicht des Oberschnabels. Nach Edw. Bezeichn. s. Erkl. zu Fig. 60. G. Gardiner. Im Epithel des Schnabelbereichs kommt es allgemein zu Papillen- bildungen, die am Schnabelrand die erheblichste Größe erlangen. Bei den Embryonen von Papageien sind sie besonders mächtig und bilden am Rand des Ober- und Unterschnabels, auch an der Gaumenfläche des ersteren, deutliche Vorragungen. Von älteren französischen Forschern wurden diese mit Hörn überzogenen Papillen als Zahnrudimente gedeutet, ein Irrtum, der zuerst von P. Fraisse (1879), später noch von Braun (1882) zurückgewiesen wurde. Die Papillen schwinden erst nach dem Ausschlüpfen (vergl. die Abbildung F. Keibel's, Bd. I, Kap. 6, p. 103). Wir schließen hier unmittelbar die Besprechung des Ei h Ockers (Sluiter) oder der Eischwiele (Rose) an, die ja wenigstens bei den Vögeln in unmittelbarstem Zusammenhang mit dem Schnabel steht. Ein Eihöcker findet sich an der Oberseite der Schnauzen- resp. Schnabel- spitze bei den Embryonen von Vögeln, Krokodilen, Schild- kröten, Tr achy dos aurus und vielleicht noch anderen Formen1). 1) Die erste Angabe über die Eischwiele stammt von W. Yarrel (1826. Hühnchen), Mayer (1841, Vögel, Krokodile, Schildkröten) und Joh. Müller (1841). Die genauere Kenntnis ihres Baues und ihrer Entwickelung verdanken wir Edw. Gardiner (1884), C. Rose (1892) und C. Ph. Sluiter (1893). 74 E. Göppert, Er ist, wie schon einer der ersten Beobachter, Mayer (1841), zeigte, scharf zu trennen von dem durch Joh. Müller entdeckten E i z a h n der Saurier und Ophidier und nach 0. Seydel auch von dem der Mono tr einen (Echidna). Im allgemeinen findet sich die Eischwiele, wie schon Mayer (1841) betonte, bei Formen mit verkalkter Eischale, der Eizahn bei solchen mit häutiger Schale, doch bestehen für beide Bildungen Ausnahmen von der Regel (C. Ph. Sluiter). Es handelt sich bei der Eischwiele um eine Verdickung der Horn- schicht des Epithels (Fig. 60 — 62 E.). Sie tritt meist unpaar auf. Nur die Krokodile (Ph. Sluiter), ausnahmsweise als Varietät auch Vögel (Mayer), besitzen eine paarige Anlage (25 mm lange Embryonen von Crocodilus porosus), die bei den Krokodilen später eine einheit- liche Basis erhält. Die Eisclrwiele ist beim 6 — 7 Tage alten Hühner- embryo schon deutlich sichtbar (Edw. Gardiner). Nach dem, was oben über die Verhornung des Epithels gesagt wurde, wird der Höcker anfänglich vom Epitrichium überzogen (Fig. 60 u. 61 Ep), das er vor dem Ausschlüpfen des jungen Tieres durchbricht. Die Zellen des Eihöckers sind große, polygonale, nicht abgeplattete Elemente, die eine Menge von Körnchen, die nach Sluiter aus Eleidin bestehen, einschließen. Kalksalze, die nach Gardiner eingelagert sein sollen, fehlen thatsächlich nach Kose. Nur bei den Krokodilen platten sich die dem Epitrichium benachbarten Zellen des Eihöckers ab. Nach dem Ausschlüpfen des jungen Tieres wird der Eihöcker ab- geworfen. Ein der Eischwiele ähnlicher, durch intensivere Verhornung aus- gezeichneter Höcker besteht bei Beuteljungen von Echidna und Ornithorhynchus an der Oberseite der Schnauzenspitze (W. N. Parker, E. B. Poulton, s. a. R. Semon, Fig. 50 und 51). Funktionell hat er nicht die Bedeutung der Eischwiele (vergl. 0. Seydel). In fast allgemeiner Verbreitung ist der harte Gaumen der Säugetiere mit quergestellten, leistenartigen Erhebungen ausgestattet, die bestimmt sind, bei der Zerkleinerung der Nahrung mit der Zunge zusammenzuwirken. Ihrer Funktion entsprechend ist das Epithel der Leisten verdickt und oft der Sitz intensiver Verhornung. Den Höhe- punkt ihrer Ausbildung erreichen die Gaumenleisten bei den Sirenen in den Gaumenplatten, denen Hornplatten am Unterkiefer entgegen- wirken, und in den Barten der Mystacoceten. Verhältnismäßig schwache Entwicklung zeigen die Gaumen- leisten beim Menschen. Beim Embryo von 4,5 cm Scheitel- steißlänge ist der Gaumen noch glatt, bei 5,5 cm Länge bestehen am vorderen Teil des harten Gaumens jederseits 5— 7 Querfalten in regel- mäßiger Anordnung, ähnlich wie es am Säugetiergaumen meist der Fall ist. Auf den Gaumenleisten ist das Epithel verdickt, es ent- stehen zottenartige Erhebungen, wie sie gleichfalls bei Säugetieren weit verbreitet sind. Gegen Ende des Fötallebens wird die An- ordnung der Gaumenfalten unregelmäßiger, einige hintere schwinden, die vorderen werden am vorderen Teil des Gaumens zusammen- gedrängt. So bleiben die Dinge bis zum Beginn der Pubertät, dann setzt eine allmähliche Rückbildung ein, die zur Herstellung einer völlig glatten Gaumenfläche führen kann. Eine teilweise Rückbildung und Umgestaltung der Gaumenleiste findet also beim Menschen schon in embryonaler Periode statt, bevor von einer Funktion die Rede sein Die Entwickelung des Mundes, der Mundhöhle und ihrer Organe. 75 kann. Die Entwickelungsgeschichte weist also auf einen primitiven Zustand hin, der mit dem bei der Mehrzahl der Säugetiere bestehenden übereinstimmt (C. Gegenbaur 1878). Genau bekannt sind wir ferner mit der Entwickelung der Barten der Wale vor allem durch die Untersuchung T. Tullberg's (1883). Aeltere Beobachtungen stammen von Eschricht (1849) und Esch- richt und Reinhardt (1861). Die Barten sind quergestellte Hornscheiben, die von der Unterfläche des Gaumens jederseits in großer Zahl herabhängen und bei geschlossenem Maul den Zwischenraum zwischen Zunge und Unterkiefer einnehmen. Jede Barte besteht aus einer größeren Scheibe, der Hauptbarte und einer Anzahl sich medial an letztere anschließender Nebenbarten. Die Horn- massen lösen sich nach unten in eine große Anzahl von Bartenfäden (Haaren) auf. Fig. 63. Balaenoptera Sibbaldii. 4,55 m langer Embryo. Schnitt senk- recht auf die Gaumenfläche, der eine Bartenanlage in ihrer ganzen Breite getroffen hat. Nach T. Ttjllberg. Das Bindegewebe ist gleichförmig schwarz dargestellt, das Epithel punktiert. B. Hauptbarte, b Nebenbarten mit ihren Bindegewebsplatten und den davon ausgehenden langen Papillen. M. Mit den Spitzen bereits frei ge- wordene Hornröhren (Bartenhaare) der Hauptbarte, m. Dasselbe von Nebenbarten H. sog. Hornröhren, den Papillen entsprechend. Die Entwickelung der Barten von Balaenoptera Sibbaldii setzt bei etwa 2 m langen Embryonen ein. Sie beginnt auf der Gaumen flache etwa in der Mitte der Länge des Oberkiefers und dehnt sich von hier nach vorn und hinten aus. Es handelt sich zunächst um eine starke Verdickung des Epithels und eine erhebliche Verlängerung der in dasselbe ein- legenden Bindegewebspapillen. Die Oberflächen Schichten des Epithels zeigen starke Verhornung. Unter dem Epithel erhebt sich später das Bindegewebe zu Leisten, die conische Zapfen tragen, auf denen dann erst die eben erwähnten Papillen sitzen (Embryo von 3 m Länge). Die Zapfen und Leisten sind in schrägen Reihen angeordnet, die in großer Anzahl jederseits von außen nach innen und hinten laufen. Die äußeren Teile dieser Reihen nehmen weiterhin eine mehr quere Verlaufsrichtung an und eine größere Anzahl der zapfenartigen Er- hebungen vereinigen sich, indem das Bindegewebe auch zwischen ihnen 76 E. Göppert, stark emporwächst, zu quergestellten Bindegewebsblättern, die mit ihrem Papillarbesatz die Grundlage der Hauptbarten bilden (Fig. 63 B). Indem sich fortgesetzt neue Glieder der Zapfenreihen den Hauptbarten anschließen, nehmen diese an Breite immer zu. Medial von den Haupt- barten bleibt aber eine Anzahl Bindegewebszapfen mit ihren Papillen selbständig und bildet die Grundlagen der Nebenbarten (6). Die den Bartenanlagen zugehörigen Papillen wachsen zu erheblicher Länge heran und dringen tief in das die gesamte Anlage überziehende Epithel ein (Fig. 63). Indem in der unmittelbaren Umgebung der verlängerten Papillen Hornsubstanz produziert wird, entstehen Horn- röhren, welche die Papillen umschließen. Entsprechend dem Wachstum der gesamten Epithelmassen schieben sich diese Hornröhren auch über den Bereich der Papillen hinaus (M.), ihr Inneres füllt sich dabei mit Zellen, die eine Art Marksubstanz bilden. Sie stammen von den die Spitze der Papillen deckenden Epithelzellen. Zwischen den Hornröhren liegen als Zwischenhorn die von den interpapillaren Teilen des Stratum Malpighii gelieferten Zellenmassen. Nach Abstoßung der oberflächlichsten verhornten Schicht werden die Hornröhren an der Oberfläche sichtbar. Haupt- und Nebenbarten erheben sich währenddessen über das Niveau der zwischen ihnen liegenden Theile des Epithels und werden in ihrem freien Bereich von einer stärker verhornten Deckschicht um- schlossen, die jedoch den freien Rand der Barten frei läßt. Indem hier das Zwischenhorn zerfällt, lösen sich die Hornröhren auf längere Strecken voneinander und bilden die lang herabhängenden Barten- haare (M. und m.). Nach der Geburt nehmen die Hauptbarten durch Aufnahme von Nebenbarten an Breite zu, während andererseits am medialen Rand der Barte neue Nebenbarten auftreten. Bereits Tullberg wies auf die Zusammengehörigkeit der Barten mit den Gaumenleisten hin. Litteratur über II o r ii z ä h n e der C'yclostomc n u n d A nur etil a r v e n. van Bambeke, Ch. Recherches sur la structure de la bouche chez les tetards des Batraciens anoures. Bull. Acad. de med. de Belgique. IL serie Tome XVI. 1S63. Beard, J. Morphological Studies. Zool. Jahrb. Bd. III. Anat. 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Die erste Anlage des Darmsystems findet sich bei allen Wirbel- tieren schon nach Ablauf des Gastrulationsprozesses im Stadium der zwei primitiven Keimblätter, und die U r d a r m h ö h 1 e ist auch die erste Anlage der D a r m h ö h 1 e. Doch geht jene Höhle nicht ganz in die Darmhöhle über, da das Entoderm der Gastrula noch andere Auf- gaben hat: Bildung der Chorda und des gastralen Mesoderms (0. Hert- wig, Hatschek L. 2, Rabl). Es sind ferner gewichtige Stimmen laut geworden, welche auch nach diesen Sonderungen des Entoderms eine primitive von einer sekundären Darmhöhle unterscheiden (Götte A. L. III. 2. 90, v. Kupffer A. L. III. 2. 90), so daß die bleibende Darm- höhle nicht direkt aus der Gastralhöhle, auch nicht bei holoblastischen Eiern, wie z. B. Petromyzon (Götte), hervorgehe, sondern eine Neu- bildung darstelle durch Konfluenz von Lücken zwischen den dotter- reichen Entodermzellen. Auch eine Beziehung zwischen der Furchungs- höhle und der Gastralhöhle hat man vielfach geschildert (0. Schultze L. 2. 1888, Grönroos). Diese Frage fällt in das Gebiet der Ent- wickelung der Keimblätter, auf die hier nicht einzugehen ist. Die Aufgabe des Entoderms ist eine sehr komplizierte, insofern es die Chorda und Teile des Mesoderms (gastrales Mesoderm nach 0. Hert- wig u. Rabl) ausbildet. Bei Säugetieren wurde von Van Beneden (L. 2. 1888), die Chordarinne, der Chordakanal dem Urdarm der nie- deren Wirbeltiere verglichen ; Mehnert schloß sich dieser Auffassung an, die von Keibel bestritten wurde. Nach Letzterem geht die Furchungshöhle in die Gastralhöhle über, und diese bildet später die Darmhöhle. 0. Schultze giebt dies für Rana temporaria und Van Bambeke (L. 2. 1868) für Pelobates an. Bis in die neueste Zeit ist für Amnioten die Entwickelung des den bleibenden Darm auskleidenden Teiles des Entoderms Gegenstand von Kontroversen, die bei der Bil- dung der Keimblätter näher zu betrachten sind, da sie mit der Gastru- 110 F. Maurer, lation und Chordabildung zusammenhängen. Ich erinnere hier an die Angaben von Schauinsland (A. L. III. 8. 1898) über Hatteria, sowie von Bonnet (L. 2. 1902) über den Hund und andere Säugetiere. Ich möchte nur hervorheben, daß alle diese mannigfaltigen Vorgänge in der Ontogenese doch unsere Auffassung von der Bildung des Darmlumens nicht wesentlich geändert haben. Ob bei der Gastrulation während der Zeit der Bildung des Entoderms zeitweise zwischen den Zellen Kommu- nikationen zwischen Furchungs- und Gastralhöhle bestehen, ist belanglos, der prinzipielle Unterschied zwischen beiden bleibt doch. Ob ferner unter Teilung, Verlagerung und Resorption von dotterreichen Ento- dermzellen Aenderungen im Lumen der Urdarmhöhle eintreten, er- scheint mir ebenfalls nicht von Bedeutung. Die bleibende Darm- höhle ist darum doch aus der Urdarmhöhle hervorge- gangen. Die Entwickelung des bleibenden Darmkanals setzt mit dem Mo- ment ein, wo die Chorda und das gastrale Mesoderm vom primitiven Entoderm sich gesondert hat und ventral von jenen Teilen das sekun- däre Entoderm eine geschlossene Zellenlage darstellt. An diesen Zustand schließt sich unmittelbar der Befund an, daß die Anlage der Darmwandung sich aus 2 Schichten aufbaut: einer e n t o d e r m a 1 e n und einer mesodermalen. Dabei bestehen am Kopfende, sowohl wie am Schwanzende in verschiedenem Sinne besondere Zustände. Am Kopfende bilden sich direkte Beziehungen des Entoderms zum Ektoderm aus, welche zur Bildung der Mund- öffnung und der Schlundspalten führen. Am caudalen Ende des Em- bryo besteht der Blastoporus, der bei meroblastischen Eiern zum Primitivstreif ausgedehnt ist. Im Bereich desselben besteht ein primärer Zusammenhang der Keimblätter, der für die Ausbildung des Schwanz- darmes, wie des Afters und der Kloake eine maßgebende Bedeutung gewinnt. Der Dar mk anal der Wirbeltiere zeigt stets eine zwei- schichtige A n 1 ag e. Die innere wichtigste Schicht bildet das Ento- derm, das die Grundlage der Darmschleimhaut darstellt. Aus ihr ent- wickelt sich außer dem Epithel der gesamten Schleimhaut auch der ganze Drüsenapparat des Darmes, sowie die epitheliale Auskleidung des respira- torischen Apparates. Die äußere Schicht der Darmanlage wird her- gestellt durch das Darmfaserblatt der Parietalplatten, welches durch die mediale Lamelle der ventralen Mesodermhälfte gebildet wird. Sie ist die anatomische Grundlage für die Serosa des Darmrohrs, ferner für die Mesenterien desselben bis zu jenen Punkten, wo diese in das Hautfaserblatt der Parietalplatten übergehen. Ferner bildet sich nach der bis heute herrschenden Auffassung die gesamte Muskulatur der Darm- wandung, sowie das Bindegewebe aus dem Darmfaserblatt, der Splanch- nopleura aus, ebenso der Chylusgefäßapparat. Die Follikelbildungen der Darmwand werden von den meisten Autoren als Bildungen des Mesoderms aufgefaßt, doch fehlt es nicht an Stimmen, welche das Entoderm als Bildungsstätte dieser Organe ansprechen. Der Blutgefäßapparat wird in seiner Herkunft verschieden beurteilt, indem er bald vom Ento- derm, bald vom Mesoderm, bald auch von beiden abgeleitet wird. Die Auffassung, daß das Entoderm in bestimmten Bezirken der ventralen Hälfte des Embryo die Ursprungsstätte der ersten Blutelemente darstellt, gewinnt immer mehr Boden. So besteht zwar ein primitiver Zusammen- hang zwischen Blutgefäßen und Entoderm, doch löst sich dieser schon Die Entwickelung des Darrnsystems. 111 bei der ersten Bildung, und die Gefäße zeigen eine eigene Weiterbildung durch selbständiges Auswachsen. So gelangen auch in die spätere Darm- wandung von außen her durch Sprossenbildung Blutgefäße hinein. Das Darmrohr sämtlicher Wirbeltiere ist an seinem vorderen Ende, der Kopfdarmhöhle, zunächst blind geschlossen. Es entsteht zuerst die Mundöffn u n g sekundär, nach Bildung einer ektodermalen Einsenkung, der Mundbucht, gegen die Kopfdarmhöhle zu und nach Einreißen der trennenden Rachenhaut. In der Folge bilden sich noch in verschie- dener Zahl seitliche paarige Ausbuchtungen des vordersten Abschnittes des Darmrohrs, welche als Kiemen- oder Schlundtaschen bezeichnet werden und nach Vereinigung mit entgegenkommenden ektodermalen Kiemenfurchen, durch Einreißen der trennenden Schichten zu Kiemen- oder Schlundspalten durchbrechen. Dieselben treten in verschiedener Zahl bei den einzelnen Wirbeltierklassen auf. Bei kiemenatmenden Formen bleiben sie im Dienste der Respiration offen bestehen, bei höheren Formen, wo die Lungenatmung sich ausbildet, sind sie vor- übergehende Bildungen und erfahren nach kurzem Offensein wieder einen Verschluß. Der Fortbestand der Schlundspalten bei Anmioten ist ein beredtes Zeugnis für die phylogenetische Verwandtschaft der Wirbeltiere. Dabei ist aber nicht zu vergessen, daß außer der re- spiratorischen Bedeutung die Schlundspalten schon bei Fischen die Aufgabe haben, die Thymus auszubilden, eine Leistung, die ihnen auch bei Amnioten bleibt, so daß ihre Erhaltung in der Ontogenese verständ- lich wird. Das hintere Ende des Darmrohrs entspricht dem Blasto- poruspol des Embryo. Während noch vor kurzem verschiedene An- sichten darüber bestanden, ob der Blastoporus zur Bildung des Afters verwendet wird, oder ob der letztere ebenso wie die Mundöffnung eine Neubildung darstellt, geht die heute herrschende Ansicht dahin, daß ein Teil des Blastoporus zur Afterbildung verwendet wird. Es ist hierbei zu bemerkeD, daß bei den meisten Wirbeltierembryonen der After nicht dem hintersten Ende des Darmrohrs entspricht, sondern daß ein postanaler Darm besteht, der eine verschiedene Ausdehnung zeigt und dem bei vielen Formen eine, wenn auch vorübergehende, Funktion nicht abzusprechen ist. Die erste Art und Weise der Anlage und Ausbil- dung des D a r m r o h r s ist abhängig von dem Modus des Gastrulationsprozesses. Bei holoblas tischen Eiern, deren Furchung sich als totale abspielt, besteht der Darmkanal von vornherein als geschlossenes Rohr, wie ja auch der embryonale Körper von vornherein als geschlossene walzenförmige Bildung an- gelegt ist. Bei Embryonen, die sich nach dem Typus der parti- ellen, bei Wirbeltieren stets diskoidalen, Furchung entwickeln, zeigt der Embryo in der Keimscheibe eine flächenhafte Ausbreitung, und hier stellt auch die Anlage des Darmrohrs zuerst eine entodermale Zellenfläche dar. Dieselbe vertieft sich unter dem Vorgang der Ab- hebung der Keimscheibe vom Dottersack zur Darmrinne, die sich dann allmählich erst zum Rohre abschließt. Dieser Vorgang, zuerst von Kaspar Friedrich Wolff beim Hühnchen beobachtet, hat gerade als Beobachtung eine klassische Bedeutung. Es war hiermit ein Ent- wickelungsvorgang nachgewiesen, der nicht in die Auffassung der Evolutionslehre paßte und für die epigenetische Auffassung der Ent- wickelungsvorgänge von grundlegender Bedeutung geworden ist. Es geht demnach nicht das ganze Entoderm bei meroblasti- 112 F. Maurer, scheu Eiern in die Bildung der Darmschleimhaut über, sondern das Entoderm sondert sich in einen in tra embryonalen Abschnitt, der allein die Darmschleimhaut bildet, und einen ex tra embryonalen Abschnitt, der die Dottersackwandung bilden hilft, des Dottersackentoderm. Bei mero- blastischen Eiern besteht der Dottersack als embryonales, nach Ablauf der Entwickelung schwindendes Organ. Bei Cyclostomen und A in - phibien mit holoblastischen Eiern bilden die dotterreichen Eutoderm- zellen der ventralen Hälfte des Darmkanals nur eine vorübergehende leichte Auftreibung der Darmanlage, die unter Resorption des Dotter- materials schwindet; dieser ganze dotterreiche Abschnitt des Entoderm- rohrs wird einfach in die Darmwand aufgenommen. Auch bei Gym- nophionen mit partieller Furchung wird der ganze Dottersack von den Bauchplatten des Embryo früh umwachsen und in die Bauchhöhle aufgenommen. Unter Ganoiden wird der Dotter bei Acipeuser von einem erweiterten Darmabschnitt aufgenommen, der nach Balfour (A. L. II. 1886) dem Magen entspricht. Dagegen finden wir, daß bei Lepidosteus schon ein Darmdottersack sich scharf vom Darmrohr ab- setzt, mit dem er nur durch einen engen Stiel verbunden bleibt. So zeigt es sich auch bei Teleo stiem. Dabei wird die Resorption des Dotters nicht mehr bloß vom Darmepithel, sondern von dem Dotter- sackentoderm besorgt, welches die Nahrung sofort den Dottersack- gefäßen zuführt. Ein äußerer scharf abgesetzter Hautdottersack bildet sich bei Teleostiern nicht aus, sondern der Darmdottersack wird ganz in die Bauchhöhle aufgenommen. Dabei hört, wie wir von Balfour wissen, bei Salmo schon sehr früh jede Kommunikation zwischen Darm- rohr und Dottersack auf. Bei Selachiern bildet sich ein Darm- und ein Hautdottersack, die nur durch einen dünnen Stiel, jener mit dem Darmrohr, dieser mit der ventralen Rumpfwand, in Verbindung stehen. Der Darmdotter- sack liegt aber zum Teil in der Bauchhöhle (innerer D.) und nur zum anderen Teil im Hautdottersack (äußerer D.). Der Dotter wird hier in den Darm übergeführt, so daß das Darmepithel eine wichtige Rolle bei seiner Resorption spielt. Bei Mustelns ist der innere Dottersack wenig (M. vulgaris) oder gar nicht (M. laevis) ausgebildet. Bei Acanthias ist er sehr groß. Der Inhalt des äußeren Dottersacks wird hier allmählich in den inneren Dottersack übergeführt. Dabei bleibt der äußere Dottersack als lang- gestieltes Bläschen an der Ventralfläche des Embryo nachweisbar. Bei Sauropsiden besteht ebenfalls ein äußerer Dottersack. Der- selbe wird aber später ganz in die Bauchhöhle aufgenommen, indem er durch den Nabel hindurchschlüpft. Hier wird auch der Nahrungs- dotter sehr früh nicht mehr in das Darmrohr abgeführt, sondern der dünne Stiel des Ductus omphaloentericus schwindet, das Dotter- material wird von den Dottersackepithelzellen resorbiert und von da durch die Blutgefäße des Dottersacks aufgenommen. Unter Schwund des Dotters bildet die Wandung des Dottersacks Falten und Krausen (H. Virchow), und der Dottersack schrumpft zusammen. Doch bleiben lange Zeit Reste erhalten, zuweilen zeitlebens, z. B. bei Lacertiliern und Ratiten (Gadow, Strahl L. 2. 1894, Bersch L. 2. 1893, Voeltz- kow A. L. III. 7. 1899.). Bei Säugetieren schrumpft der bedeutungslose Dottersack früh- zeitig zum langgestielten Nabelbläschen zusammen, das mit den Ei- hüllen abgeworfen wird. Die Entwicklung des Darmsystems. 113 Die letzte Verbindung des Darmrohrs mit dem Dottersack, der Dottergang, zeigt bei Fischen und Amnioten verschiedene Beziehungen zum Darm. In allen Fällen ist der Dottersack dem Mitteldarmab- schnitt verbunden: bei Fischen näher seinem Anfang, bei Amnioten näher seinem Ende, er sitzt dem Scheitel der primitiven Darmschleife an, auf welchen nach kurzer Strecke der Anfang des Enddarms folgt. Diese Ungleichheit ist begründet durch die verschiedene Anordnung des Dotters in der Eizelle, die schon in der verschiedenen Bedeutung des Keimscheibenrandes zum Ausdruck kommt. Nachdem das Darmrohr ein die Länge des embryonalen Körpers durchlaufendes gestrecktes Rohr geworden ist, ein Zustand, der bei holoblastischen Eiern bald nach der Gastrulation, unter einfacher Streckung des Embryo erreicht ist, bei meroblastischen Eiern erst nach der vollständigen Abhebung des embryonalen Körpers vom Dotter- sack hergestellt ist, sehen wir das entodermale Darmrohr, von dem Darmfaserblatt der Parietalplatten umgeben, durch ein dorsales und v e n t r a 1 e s M e s e n t e r i u m in seiner Lage fixiert erhalten. Das dor- sale Mesenterium bildet eine Duplikatur, die, gleichmäßig in der ganzen Länge des Rumpfes ausgebildet, in gerader Linie das Entodermrohr an die dorsale Rumpfwand befestigt. Die letztere erhält in dem früheren Stadium zunächst ihre Stütze durch die Chorda dorsalis. Zwischen den beiden Serosalamellen, welche das Mesenterium bilden, findet sich eine bindgewebige Membran, welche die Blutgefäße und Nerven zum Darm führt (Tunica propria, Toldt). Ein ventrales Mesenterium besteht nur im vorderen, dem Kopf und vordersten Rumpfabsclmitt zugehörenden Abschnitt des Darm- rohrs und ebenso am hinteren Teil kurz vor dem After in kurzer Ausdehnung. In der größeren Länge des Darmes, während seines Ver- laufes durch den Rumpfabschnitt des Körpers ist es geschwunden da- durch, daß die linke und rechte Hälfte der Parietalplatten sich in der ventralen Mittellinie miteinander vereinigt haben. Das primitive paarige Cölom ist hierdurch, unter Einschmelzung des ventralen Mesenterium, zu einem einheitlichen Räume geworden. Während das dorsale Mesenterium später im wesentlichen den Blut- und Chylus- gefäßen sowie den Nerven des Darmes zum Verlauf dient, nur in ge- ringerem Maße Drüsen, die vom Darm aus ihre Entwicklung nehmen, einschließt, sehen wir, daß das ventrale Mesenterium die Bildungsstätte höchst wichtiger Organe darstellt. Es stellt, wo es besteht, eine Dupli- katur dar, die von der ventralen Mittellinie des entodermalen Darmrohrs zum Ektoderm längs der ventralen Mittellinie des embryonalen Körpers verläuft. Zwischen seinen beiden Lamellen bildet sich im Bereich des Kopfes die Anlage des H erzen s aus, unmittelbar dahinter entwickelt sich vom Darmentoderm aus die Anlage der Leber und des Pan- kreas. Während erstere ausschließlich in das ventralen Mesenterium hinein sich entwickelt, hat man am Pankreas außer einer ventralen, auch eine dorsale Anlage nachgewiesen, welche sich an der gleichen Stelle zwischen die Lamellen des dorsalen Mesenteriums hinein ausbildet. Das dorsale Mesenterium ist außerdem noch die Bildungsstätte der Milz. In dem ventralen Mesenterium unmittelbar vor dem After bildet sich ferner die Harnblase, resp. Allantois bei höheren Wirbeltieren aus. Handbuch der Eutwickelungslehre. II. 1. 8 114 F. Maurer, Bei niederen Wirbeltieren (Amphioxus, Cyclostomen), behält das Darmrohr seine gestreckte einfache Form, bei Selachiern, Ganoiden, Teleostiern beginnt schon ein größeres Längenwachsthnni des Darmes, wodurch derselbe sich in Schlingen legt. Dies ist von Amphibien an auf- wärts in zunehmendem Maße weiter gebildet. Bei allen Formen sieht man das Darmrohr sich in verschiedene Abschnitte sondern, die scharf getrennt sind. Man unterscheidet einen Vorder-, Mittel- und End darin. Der Vorderdarm umfaßt, mit der Mundöffnung beginnend, die Kopfdarmhöhle, die Speiseröhre und den Magen. Seine Grenze gegen den Mitteldarm ist scharf markiert durch die Bildungsstelle der Leber und des Pankreas. Hier beginnt der Mitteldarm, der an einer eben- falls scharf markierten Stelle, einer Blinddarmbildung, in den mit letzterer beginnenden Enddarm sich fortsetzt. Derselbe findet sein Ende nicht im After, denn hinter diesem besteht meist vorübergehend noch ein postanaler Darmabschnitt. Während der Darmkanal zuerst ein gleichmäßiges Rohr darstellt, sondert sich später, aber schon in frühembryonaler Zeit ein jeder der drei angeführten Abschnitte in verschiedene Teile. Vord erdarm. Der Vorderdarm läßt die Mundhöhle, den Pharynx, Oesophagus und Magen entstehen. Sie zeigen bei den verschiedenen Wirbeltierklassen eine sehr ungleiche Ausbildung. Die Mundhöhle in ihrem einfachen Zustande bei Fischen und ihrer Sonderung bei höheren Formen in sekundäre Mund- und Nasenhöhle ist im vorigen Kapitel behandelt. Der Pharynx ist durch seine Beziehung zu den Respirations- organen ausgezeichnet. Bei sämtlichen Wirbeltieren bilden sich vom Schlund die paarigen Schlundspalten aus, deren Zahl von niederen zu den höheren Wirbeltieren allmählich abnimmt. Sie schwankt zwischen 9 und 4 Paaren. Während sie bei Fischen und Amphibienlarven, Perennibranchiaten und Derotremen die Träger des respiratorischen Gefäßnetzes sind, erfahren sie bei höheren Wirbeltieren von caduci- branchiaten Amphibien an eine Rückbildung. Bei allen diesen Formen stellt die ventrale Fläche der hinteren Pharynxregion die Bildungsstätte der Respirationsorgane dar, die sich zu dem Kehlkopf, Trachea und Lungen ausbilden. Die Schlund- höhle ist außerdem die Bildungsstätte einer Gruppe von Organen, welche zum Teil mit dem Apparat der Schlundspalten in genetischer Beziehung stehen: Schild- drüse, Thymus, p o s t b r a n c h i a 1 e r Körper, C a r o t i d e n d r ü s e und E p i th e 1 k ö r p e r c h e n. Die drei erstgenannten Organe bilden sich bei sämtlichen Wirbeltieren aus, die beiden letzten sind nur von Wirbeltieren, deren Kiemenspalten unter Ausbildung der Lungen eine Rückbildung erfahren haben, entwickelt. Die aus dem Pharynx sich fortsetzende Speiseröhre ist bei allen Fischen und Amphibien sehr kurz ausgebildet, Bei Amnioten länger gebildet, zeigt sie bei Vögeln durch die Kropfbildung eine besondere Komplikation. Der Magen als letzter Abschnitt des Vorderdarms kommt nicht allen Wirbeltieren zu. Er fehlt bei Petromyzonten und einigen Klassen der Teleostier. Bei allen niederen Wirbeltieren stellt er, wo er besteht, eine längsgestellte, spindelartige Erweiterung des Darmes dar. Bei einigen Reptilien beginnt eine Querstellung des Magens sich auszubilden. Beim Vogel besteht dieselbe in anderer Form als bei den Säugetieren. Die Eutwickelung des Darmsystems. 115 Bei letzteren kommt es in vielen Gattungen zu einer Sonderung des Magens in mehrere Abschnitte. Mi 1 1 el darin. Der Mitteldarm ist ein gleichmäßigerer Teil des Darmrohrs, der eine sehr verschiedene Länge erreicht. Bei Selachiern ist er durch die Spiralklappe ausgezeichnet, die auch noch in ge- ringerer Ausbildung bei Ganoiden und Dipnoern besteht. Bei Anuren zeigt der Mitteldarm eine komplizierte Aus- und Rückbildung. Enddarm. Der Enddarm ist bei niederen Formen einfach und kurz. Bei Säugetieren erreicht er eine größere Länge und Sonde- rung in Colon und Rectum. An seinem Beginn entwickeln sich bei Vögeln und Säugetieren Coecumbildungen verschiedener Zahl und Größe. Von d e r E n t w i c k e 1 u n g d e r Da r m w a n d u n g , d.h. ihrer ver- schiedenen Schichten ist die Ausbildung der Schleimhaut, sowie des Se- rosa-Ueberzugs am besten bekannt. Diese Teile sind auch bei allen "Wirbeltieren im wesentlichen gleicher Herkunft. Die Eutwickelung der Tunica muscularis, sowie des Bindegewebes und der Blutgefäße des Darmes ist noch keineswegs klargestellt, doch ist schon vieles Wert- volle darüber bekannt geworden. Eine besondere Komplikation bildet die das gesamte Darmrohr betreffende Ausbildung einer blutgefäß- reichen lymphatischen Scheide, wie sie bei Petromyzon besteht. Während der größte Teil der Drüsen des Darmes, die stets den epithelialen Teil der Schleimhaut zum Mutterboden haben, in der Darmwandung eingelagert bleiben, sehen wir 2 Drüsen in volumi- nöser Entfaltung vom Darmrohr mit ihrem Drüsenkörper abrücken, und nur der Ausführgang mit seiner Mündung läßt noch den primi- tiven Zusammenhang erkennen. Dies sind die Leber und das Pankreas, die allen Wirbeltieren zukommen. Nur bei Amphioxus fehlt das Pankreas. Außer dem Drüsenapparat finden wir in der Darmschleimhaut bei allen Wirbeltieren in reicher Verbreitung lymphatische Organe von verschiedener Anordnung und Ausbildung. Sie erscheinen außer in Form einzelner Follikel, die überall in der Darmschleimhaut disse- miniert auftreten, an bestimmten Stellen, in Gruppenstellung und bilden komplizierte Organe: Balgdrüsen der Zunge, Tonsillen und Agmina Peyeri. Diese bei höheren Wirbeltieren bestehenden Einrichtungen sind lokalisierte Reste von allgemeinen lymphatischen Scheiden, wie sie bei niederen Formen um die Schleimhaut des ganzen Darmrohrs, vielfach auch am Arterienapparat des Darmes bestehen. Follikel- bildungen linden sich auch bei Selachiern in der Auskleidung des Spritzlochs und bei Vögeln im Oesophagus. Mit der Sonderung des Darmrohrs in seine verschiedenen Ab- schnitte und mit der Ausbildung der genannten großen Drüsen kommt auch eine kompliziertere Ausbildung der Mesenterien zur Eutwickelung. Bei diesen Vorgängen spielen die zum Darmrohr und seinen Drüsen verlaufenden und von ihnen rücklaufenden Blutgefäße eine wichtige Rolle. Aus dem Vorstehenden ergiebt -sich, daß eine Schilderung der Entwickelungvorgänge des Darmrohrs mit seinen Drüsen und Mesen- terien sehr verschiedene Fragen zu behandeln hat. 116 F. Maurer, Ich bespreche dieselben in folgenden Abschnitten: 1) Die Kiemenspalten und ihre Derivate. a) Die erste Bildung der Schlundspalten. In Die Entwickelung der Kiemen. c) Die im Bereich der Kiemenhöhle sich bildenden epithelogenen Organe. a) Die Schilddrüse. ß) Die Thymus. y) Der postbranchiale Körper. ö) Epithelkörperchen und Carotidendrüse. £) Die Reste der inneren Kiemen bei Anuren. 2) Allgemeine Entwickelung des Darmrohrs und seine Sonderung in verschiedene Abschnitte. o) Die histologische Entwickelung der Darmwand. Die lymphatischen Apparate der Darmschleimhaut. 4) Leber und Pankreas. a) Die erste Anlage der Leber. b) Die weitere Entwickelung der Leber. c) Die Entwickelung des Pankreas. 5) Die Entwickelung des Afters. 6) Die Entwickelung der Mesenterien. a) Allgemeines. b) Bildung des primären Zustandes. c) Septum transversum. d) Die weiteren Bildungsvorgänge der Mesenterien in der Gegend der Leber und des Gastroduodenalabschnittes des Vorderdarms. e) Bursa omentalis und Foramen Winslowi. f) Das dorsale Mesenterium. 1. Die Kiemenspalten und ihre Derivate. Aus der Kopfdarmhöhle entwickeln sich bei sämtlichen Wirbel- tieren paarige Ausbuchtungen in verschiedener Zahl, die, nachdem sie das Ektoderm erreichten, sich mit diesem verbinden und nach außen zum Durchbruch kommen : Die Schlund- oder Kiemenspalten. Bei Amphioxus in sehr großer Zahl bestehend und in unsymmetrischer Zahl ausgebildet, münden sie in den Peribranchialraum. Unter den Cyclo- stomen bestehen sie bei Petromyzon in der Achtzahl. Sie brechen schon bei ganz jungen Embryonen durch (Scott und Osborn). Bei Bdellostoma werden 13 — 14 Paar Kiemenspalten angelegt. Bei Se- lachiern bestehen sie zu i> Paaren (Notidaniden), dann zu 8 und 7 Paaren (Heptanchus). Von da an nimmt ihre Zahl bei höheren Wirbel- tieren ab. Während sie bei Fischen, Amphibien und Reptilien sich in der Zahl 5 entwickeln, kommen bei Vögeln und Säugetieren meist nur 4 Paare zur Ausbildung. Bei allen wasserlebenden Formen ent- wickelt die Schleimhautauskleidung Kiemenbildungen, und die Spalten bleiben zeitlebens, der Respiration dienend, offen. Bei caducibranchiaten Amphibien erfahren sie einen Verschluß zur Zeit der Metamorphose. Bei den amnioten Wirbeltieren bilden sich embryonal die Schlund- spalten genau wie bei den niederen Wirbeltieren, sind aber nur von vorübergehendem Bestand. Bei sämtlichen Wirbeltieren entwickeln sich diese Spalten nicht Die Elitwickelung des Darrnsystems. 117 gleichzeitig, sondern sie treten nacheinander auf und zwar meist so, daß die erste zwischen Kiefer- und Zungenbeinbogen gelegene zuerst durchbricht, und nach ihr entsteht die zweite und so fort caudalwärts weiter schreitend. In derselben Reihenfolge findet bei den sauropsiden Wirbeltieren von vorn nach hinten fortschreitend der Verschluß der vorübergehend offenen Schlundspalten statt. Wäh- rend bei Selachiern die erste Spalte als Spritzloch erhalten bleibt, erfährt sie bei Ganoiden, Teleostiern und Dipnoern einen Verschluß. Bei Säugetieren wurde von His bestritten, daß die Spalten überhaupt zu offenem Durchbruch kommen, doch ist dies für Monotremen und auch für höhere Säugetiere nachgewiesen worden (Halsfisteln). Immer- hin wird es ein naturgemäßer Fortschritt sein, wenn die für die Re- spiration bedeutungslosen Spalten auch in der Ontogenese nicht mehr durchbrechen. Die Schlundspalten bilden nicht bloß die Anlage der respira- torischen Kiemen bei wasserlebenden Wirbeltieren, sondern sie stellen in ihrer epithelialen Auskleidung auch schon bei solchen Formen den Boden für andere Organe dar: es sind dies die Thymus, die Supra- pericardial- oder postbranchialen Körper und die Epithelkörperchen. Diese Aufgabe bleibt ihnen auch bei amnioten Wirbeltieren, bei welchen sie die respiratorische Funktion verloren haben. Im Bereich der Kiemenregion bildet sich ferner bei sämtlichen Wirbeltieren ein Organ aus, welches nicht direkt aus Kiemenspalten abzuleiten ist, sondern seine Grundlage in der Hypobranchialrinne der Tunicaten und Ammo- coetes besitzt, die Glandula thyreoidea. Wir behandeln diesen Ab- schnitt in 3 Abteilungen : 1) Die erste Bildung der Schlundspalten, 2) Die Kiemenbildungen, deren wesentlicher Teil bei dem Gefäßsystem zu betrachten ist, 3) Die im Bereich der Schlundspalten sich bildenden epithelogenen Organe. a) Die erste Bildung der Schlundspalten. Amphioxus. Die Entwicklung der Kiemenspalten und des Peribranchialraums bei Amphioxus ist schon im vorhergehenden Ka- pitel besprochen worden. Cyclo stomen. Bei Ammocoetes, Petromyzon kommen, wie schon Huxley nachwies, 8 Schlundspaltenpaare zu Anlage. Nach Scott (A. L. III. 2. 1882), Götte (A. L. III. 2. 1890) und Kupffer (A. L. III. 2. 1890) findet ihre Ausbildung von vorn nach hinten fortschreitend statt. Die 1. Schlundtasche bildet sich bei 6 Tage alten Embryonen als paarige Ausbuchtung des Entoderms der Kopf- darmhöhle. Die Taschen wachsen gegen das Ektoderm hin, indem sie das Mesoderm verdrängen, und lagern sich dem Ektoderm an. Die 2. und 3. Tasche bilden sich, einander folgend, am 7.-8. Tage der Entwickelung aus. Wenn der Embryo das Ei verläßt, am 8. Tage (v. Kupffer), ist noch keine Spalte durchgebrochen. Nach Scott bricht die 1. Spalte unter Einreißen der aus Ektoderm und Ento- derm bestehenden Verschlußmembran am 13. Tage durch, die übrigen folgen der Reihe nach, so daß am 16. — 17. Tage nach der Befruchtung alle 8 Spalten geöffnet sind. Bei der Bildung dieser Spalten spielt das Entoderm allein eine aktive Rolle, das Ektoderm verhält sich passiv. Bei Bdellostoma treten nach Dean (A. L. III. 2. 1899) die Kiemen- spalten ebenso der Reihe nach auf, wie bei Petromyzonten. Es bilden sich 13 — 14 Spalten, schon zu einer Zeit, wo der Kopfteil des Embryo 118 F. Maurer. noch nicht vom Dotter abgehoben ist. Die 1. Spalte nimmt eine Sonder- stellung ein. Sie ist durch einen größeren Abstand von der 2. getrennt, und es stellt Dean die Frage auf, ob nicht, wie Dohrn iA. L. III. 3) bei Selachiern annimmt, eine 2. Spalte hier ausgefallen sei. Unter der mächtigen Volumentfaltung des Vorderkopfes, der Ausbildung der Zunge rücken die Kiemenspalten weit nach hinten. Selachier. Die Entwicklung der Schlundspalten bei Selachiern, (Pristiurus, Scyllium, Acanthias, Torpedo) ist durch Balfour (A. L. III. 3. 1878), Dohrn, Van Bemmelen (L. 1. 1885), Rabl (L. 2. 1889), bekannt geworden. Auch hier tritt die 1. Schlundtasche, die Anlage des Spritzlochs, zuerst auf. Dann folgen die weiteren bei pentanchen Haien der Reihe nach. Sie entstehen als paarige Aus- buchtungen des Entoderms der Schlundhöhle. Hinsichtlich der Zeit des Durchbruchs der Taschen zu Spalten differieren die Angaben. Auch hier spielt das Entoderm allein die aktive Rolle. Die Ausbuchtungen erreichen das Ek- toderm und vereinigen sich mit ihm. Nach den genauen Angaben von Rabl erscheint die 1. innere Schlundtasche bei Pristiurus- embryonen mit 18 Urwirbeln. Die folgen- den entstehen der Reihe nach, so daß bei Embryonen mit 74 Wirbeln die 6. als letzte angelegt ist. Die Reihenfolge des Durch- bruchs nach außen stellt sich etwas anders dar, es kommt dabei schon die Reduktion der Spritzlochspalte zum Ausdruck. Zuerst bricht die 2. Spalte durch bei Embryonen mit 54 Urwirbeln. Dann folgt die 3. und mit dieser fast gleichzeitig die 1. Die übrigen folgen sich der Reihe nach. Ein Embryo mit 94 Urwirbeln besitzt unter Durchbruch der letzten 6 offene Kiemen- spalten. Die Eröffnung der einzelnen Spalte be- ginnt an deren dorsalem Ende und schreitet ventralwärts fort. Die Verhältnisse direkt nach dem Durchbruch der Spalten Fig. 83. zeigt Fig. 83. Horizontalschnitt eines jungen Embryo von Raja. I Spritzloch. II— VI Kiemenspalten. VI noch nicht durchbrochen. A' Kiemendarm, o Speise- röhre, c Gehirn, a Auge. (Nach van Bemmelen.) Ganoiden. Die erste Anlage der Schlundspalten bei Acipenser und Lepidosteus kennen wir durch Salensky (A. L. III. 5. 1881), Balfour (A. L. III. 5. 1882), Parker und Agassiz (A. L. III. 5. 1878). Die 6 hier sich bildenden Spalten legen sich, von vorn nach hinten fortschreitend, als entodermale Schlundtaschen an. Ob die 2. vor der 1. durchbricht, finde ich nicht angegeben. Dagegen schließt sich die 1. Spalte von ihrem ventralen Ende aus dorsal- wärts fortschreitend, so daß sie nur als Spritzloch offen bleibt. Die erste Anlage der 2 ersten Schlundspalten tritt schon zu einer Zeit auf, da der Die Entwickelung des Darmsystems. 119 Kopfteil des Embryo auf dem Dottersack ausgebreitet liegt. Da ihnen ektodermale Furchen entsprechen, heben sich Mandibular-, Hyoid- und 1. Kiemenbogen als konzentrische kreisförmige Wülste, die Kopfanlage seitlich umziehend, ab. Wenn der Kopf sich dann abliebt, rücken die Schlundspalten an dessen Seite. Bei Lepidosteus und Polypterus rindet die erste Bildung der Schlundspalten einfacher und ähnlich wie bei Selachiern statt. Es hängt dies zusammen mit der anderen An- ordnung der Dottermasse, auf die wir bei Besprechung der Ent- wickelung der Leber zurückkommen. Dipnoer. Die Entwickelung der Schlundspalten bei Dipnoern ist bekannt von Ceratodus, Lepidosiren und Protopterus. Es ent- stehen auch hier 5 Kiemenspalten. Dieselben brechen bei Ceratodus der keine äußeren Kiemen ausbildet, nach Semon (A. L. III. 6. 1803) erst spät durch, nachdem vom Hyoidbogen die Kiemendeckelfalte nach hinten gewachsen ist. Die 1. zwischen Kiefer- und Zungenbeinbogen liegende Spalte bricht nicht durch. Bei Lepidosiren entstehen vor Durchbruch der Spalten die mäch- tigen äußeren Kiemen (Kerr A. L. III. 6. 1900) ; Protopterus stimmt damit überein (Budgett). Teleo stier. Bei Knochenfischen kommen (3 Schlundtaschen zur Anlage. Während bei Selachiern die 1. Spalte durchbricht, erreicht bei Knochenfischen diese Tasche das Ektoderm, öffnet sich aber nur ganz vorübergehend, da eine Spritzlochbildung nicht zustande kommt. Bei Forellenembryonen sind die Schlundtaschen am 26. Tage als entodermale Ausbuchtungen vorhanden, nur die 2., d. h. hinter dem Hyoidbogen gelegene, ist zur Spalte durchgebrochen. Die 4 hinteren Spalten folgen erst später. Nachdem sie schon am 30. Tage das Ekto- derm erreicht haben, brechen sie doch erst am 50. Tage zu offenen Spalten durch. Dies hängt mit der Entwickelung der Arterienbogen zusammen. Während am 40. Tage die Arterie des Hyoidbogens noch mächtig, die Gefäßbogen der 4 hinteren Kiemenbogen dagegen sehr schmächtig sind, erfahren letztere vom 50.— 56. Tage eine starke Er- weiterung unter Verkümmerung der Hyoidbogenarterie, und damit werden die hinteren Kiemenbogen nicht nur stärker, sondern sie rücken auch auseinander, und die Spalten öffnen sich weit. Im wesentlichen in gleicher Weise vollzieht sich die Ausbildung der Kiemenspalten bei anderen Knochenfischen. Rhodeus, Lophius, Cyprinus (Maurer L. 1. 1886). Ich schließe hier noch die accessorischen Kiemenorgane an, die in mannigfaltiger Weise bei Knochenfischen bestehen. Es sind dies paarige Ausbuchtungen der Kiemenhöhle, die dorsal wärts in Anpassung an Fortsatzbildungen der oberen Segmente von Kiemenbogen sich entwickeln. Zu welcher Zeit sie in der Ontogenese auftreten, kann ich nicht angeben. Im allgemeinen handelt es sich hier um Bildungen, die sich auf die Klasse der Teleostier beschränken. Von Bedeutung erscheinen mir nicht diese dorsalen Ausbuchtungen der ganzen Kiemen- höhle, sondern solche, die hinter dem letzten Kiemenbogen bestehen. Solche finden sich bei Clupeiden dorsal über der letzten Kiemenspalte, bei Scariden aber ventral hinter dem letzten Kiemenbogen, vor und zur Seite von dem unteren Schlundknochen (Sagemehl). Sie scheinen mir deshalb von Bedeutung, weil bei Teleostiern die postbran dualen Körper fehlen, und es fragt sich, ob wir in solchen Ausbuchtungen nicht deren Homologa zu erblicken haben. 120 F. Maurer. Amphibien. Bei Urodelen. deren Entwicklung bekannt ist (Triton, Salamandra, Siredon, Salamandrina, Necturus, Ichthyophis, Hypo- geophis) entstellen die Schinndspalten wie bei Fischen, von vorn nach hinten fortschreitend. Es kommen 5 Schlnndfalten zur Anlage, die, z. B. bei Siredonembryonen von 7 mm Länge, das Ektoderm erreichen. Un- mittelbar nachdem die Larve das Ei verlassen hat, kommen die Spalten zum Durchbruch. Die 1. öffnet sich überhaupt nicht. Das Entoderm zieht sich sehr rasch vom Ektoderm wieder zurück. Von der 2. Spalte an rückwärts fortschreitend, öffnen sich die 4 Spalten, welche bei Larven von 9,5 mm Länge alle offen sind. Die Kiemenspalten von Proteus, Menobranchus verhalten sich in ihrer ersten Bildung ähnlich Fig. 84 a und b. Horizontalschnitte des Vorderkörpers junger Bombinator- 5 Kiementaschen. larven (nach Götte), a jüngere, b ältere Larve. S Schlund; vd Vorderdarm, p Pancreas ventrale, ak äußere 1. Kieme. wie die von Triton und Siredon, (Zeller, Wiedersheim, Miss Platt L. 1. 1806), auch zeigen die Gymnophionen keine wesentliche Ab- weichung, trotz des Dotterreichtums der Eier, der eine partielle Fur- chung veranlaßt. P. und F. Sarasin (A. L. III. 7. 87 — 93) gaben von jungen Embryonen von Ichthyophis an, daß sie 5 Schlundtaschen zeigen ; 2 von diesen bleiben nach dem Durchbruch als offene Spalten während des Wasserlebens bestehen. Sie treten nicht offen zu Tage, weil sie im Grunde einer engen Grube liegen. Auch bei Hypogeophis bilden sich nach Brauer die Schlundspalten wie bei Ichthyophis. Die 1. zwischen Mandibular- und Hyoidbogen bestehende Spalte ist eben- falls längere Zeit offen. Auch bei Anurenlarven treten die 5 Schlundspalten in gleicher- weise auf. Die Ausbildung der äußeren Kiemen eilt bei Rana dem Durchbruch der Schlundspalten voraus. Die 1. Spalte kommt nicht zu weiter Oeffnung. Die entodermale Tasche erreicht das Ektoderm, Die Entwickelung des Darmsystems. 121 bildet einen Gang, der kaum ein Lumen besitzt, und löst sich sehr rasch wieder vom Ektoderm ab. Die 2. und 3. Spalte öffnen sich bei Larven von 6 mm Länge bei Rana esculenta. Fig. 84a und b zeigt die Spalten vor und nach Durch- bruch. Die 2 hinteren sind bei 7 mm langen Larven ebenfalls durch- gebrochen. Bufo und Bombinator stimmen damit überein (Götte A. L. III. 7. 1875, Gasser A. L. III. 7. 1882, Orr A. L. III. 7. 1883, Maurer L. 1. 1888). Bei Anuren, deren Eier reichlichen Dotter besitzen, bilden sich die Schlundspalten schon zu einer Zeit, wo der Kopf noch nicht ganz vom Dotter sich abgehoben hat, so daß bei Alytes und Phylomedusa Zu- stände auftreten, die den Befunden von Ganoiden ähnlich sind (Budgett A. L. III.. 7. 1899). Reptilien. Bei Reptilien kommen nach den meisten Autoren 5 Schlundtaschen zur Ausbildung, dahinter der postbranchiale Körper. Doch liegen hier die 4. und 5. sehr nahe zusammen, und die 5. ist nur von sehr kurzem Bestand. Auch hier folgen sie sich, von vorn nach hinten fortschreitend, in der Anlage, van Bemmelen (L. 1. 1887) untersuchte zuerst die Schlundspalten der Reptilien genauer, und zwar bei Lacerta, Tropidonotus, Trigonocephalus, Chelonia viridis. Ueberall fand er 5 Schlundtaschen angelegt, ebenso wie Rathke, Born (1883), Hoffmann. De Meuron (1886) fand bei Lacerta nur 4 Spalten, ebenso ich (1899). Neuerdings wurden von Peter 5 Taschen beschrieben. Auch bei Anguis (Nicolas 1897), Crocodilus (Voeltzkow 1899), Hatteria (Dendy 1899 und Schauinsland 1899) bestehen gleiche Ver- hältnisse. Die Schlundtaschen der Schildkröten sind durch van Bemmelen und Mitsukuri bekannt geworden; bei Chelonia viridis legen sie sich nach van Bemmelen in gleicher Weise wie bei der Eidechse an. Es treten 5 Taschen auf. Die 3 ersten brechen für kurze Zeit zu Spalten durch. Von der 4. hält es van Bemmelen ebenfalls für wahrscheinlich. In der weiteren Ausbildung verschieben sich die äußeren Oeffnungen nach hinten. Die Bogen überlagern sich dachziegelartig. Besonders die 2. Spalte verschiebt sich stark nach hinten. Das deutet auf ein starkes Wachstum des 2. Schlundbogens, wie es Rabl auch für Säugetiere beschrieb. Nach der neuesten Arbeit von Peter erscheint die 1. Schlund- tasche bei Embryonen von Lacerta mit 6 Urwirbeln. Sie erreicht das Ektoderm bei Embryonen mit 10 Urwirbeln. Bei Embryonen mit 16 Urwirbeln beginnt die erste Spalte an ihrem dorsalen Ende durch- zubrechen. Die 2. Schlundtasche erreicht das Ektoderm. Die 3. Schlundtasche tritt erst bei Embryonen mit 21 Urwirbeln auf. Der Durchbruch der 2. Spalte beginnt bei Embryonen mit 25 Urwirbeln, ebenfalls an ihrem dorsalen Ende. Die 1. Spalte ist hier schon ganz offen. Es erfolgt dann bald auch der Durchbruch der 3. Spalte. Ob die 4. Spalte durchbricht, ist nicht sicher, jedenfalls erreicht sie das Ektoderm. Eine 5. Spalte soll als ventralwärts gerichtete Ausbuch- tung bestehen, auch vorübergehend das Ektoderm erreichen, sie kommt nicht zum Durchbruch. Hinter dieser folgt der postbranchiale Körper. Auch der folgende Verschluß der Spalten erfolgt an der 1. Spalte zuerst, dann schließt sich die 2. und 3. Vögel. Bei den Vögeln treten nach den Angaben aller Autoren 4 Schlundspalten auf. Am meisten wurde das Hühnchen untersucht, 122 F. Maurer, ferner die Ente, die Taube, der Sperling, der Wellensittich Apteryx u. a. (His L. 1. 1886, Kastschenko L. 1. 1887, van Bemmelen L887, de Meuron, Parker A. L. III. 9. 1891, Braun, Yerdun L898). Die Schlundtaschen des Hühnchens treten von vorn nach hinten fortschreitend auf. Die erste Schlundtasche bildet sich nach Keirel (A. L. IL 1900) gegen Ende des 2. Bebrütungstages, unmittelbar nach- her erscheint die 2. Tasche, und am Ende des 2. Tages erscheint die 3. Tasche. In der Mitte des 3. Tages bildet sich die 4. und letzte Schlundtasche. Am Ende des 3. Tages tritt der postbranchiale Körper auf. In der gleichen Reihenfolge erreichen die Taschen das Ektoderm und brechen zu offenen Spalten durch. Gegen Ende des 3. Tages bricht zuerst die 1. Spalte durch, am Ende dieses Tages folgt der Durchbruch der 2. Im Verlaufe des 3. Tages erreichten auch die 3. und 4. Tasche des Ektoderm, brechen aber nicht durch. Die 3. Spalte bricht nur sehr wenig und für kurze Zeit, wenige Stunden durch, nach Verdun von der 140. — 148. Stunde der Bebrütung. Die 4. Spalte kommt überhaupt nicht zum Durchbruch. Zur Zeit des Ver- schlusses der 3. Spalte sind die beiden ersten noch weit offen. Danach sind die Angaben von Mall, der einen Durchbruch der Spalten bei Vögeln bestreitet, widerlegt. Säugetiere. Auch bei Säugetieren bilden sich die Schlund- taschen wie bei niederen Wirbeltieren aus, und zwar in der Vierzahl. Sie bilden sich als paarige Divertikel der Kopfdarmhöhle aus, die erste zuerst, die folgenden sich der Reihe nach anschließend. Bei Echidna erfolgt auch offenbar in gleicher Reihenfolge der Durchbruch der Spalten nach außen, nachdem die entodermalen Taschen das Ektoderm erreicht haben. Ich habe ein junges Stadium abge- bildet, in welchem die beiden ersten Spalten als weit offene Kanäle nach außen münden, während die 3. und 4. Spalte noch geschlossen sind. Auch die 3. Spalte öffnet sich in Form eines Kanales nach außen für kurze Zeit. Die 4. Schlundtasche besitzt zwar als solche ein weites Lumen, erreicht auch das Ektoderm, ob sie aber zu einem offenen Kanal durchbricht, ist zweifelhaft. Jedenfalls bestehen d i e 3 e r s t e n S c h 1 u n d s p a 1 1 e n gleichzeitig e i n e k u r z e Z e i t lang als offene Spalten. Sie schließen sich rasch wieder, indem sie einer Reihe von Organen den Ursprung geben, wovon später. Von anderen Säugetieren sind die Schlundtaschen in ihrer ersten Anlage übereinstimmend bekannt. Es bestehen Kontroversen neben- sächlicher Natur darüber, ob sie zu Spalten durchbrechen oder nicht. His vertritt die Ansicht, daß die entodermalen Taschen sich zwar vorübergehend dicht dem Ektoderm anschließen, aber kein Durchbruch eintritt. Dasselbe giebt er für den Menschen an. Keirel (A. L. IL 1897) schildert es ebenso beim Schwein, bei welchem die erste Schlundtasche am Anfang der 3. Woche auftritt. Ihr folgt unmittelbar die 2. In der Mitte der 3. Woche erreichen die beiden ersten Taschen das Ektoderm, und am 16. bis 17. Tage tritt die 3. Tasche auf, unmittelbar darauf auch die 4. Am 18. bis 19. Tage legt sich auch die 3. Tasche an das Ektoderm an. Die 4. erreicht es überhaupt nicht. Die Angabe von Mall (1887), daß sowohl bei Nagern, wie bei Säugetieren die Spalten intra vitam überhaupt nicht durchbrechen, ist vielfach wiederlegt. Für die Säugetiere und den Menschen schlössen sich der His'schen Die Entwickelung des Darmsystems. 123 Auffassung' Born (1883), Kölliker und Piersol (1888) an. Doch wird auch von His zugegeben, daß der Abschluß der Spalten durch eine nur aus Ektoderm und Entoderm gebildete Verschlußplatte die Regel bilde. Das schließt Ausnahmen nicht aus. Kollmann (A. L. IL 1898) giebt neuerdings an, daß beim Menschen die 1. Schlund- spalte wahrscheinlich vorübergehend durchbreche, die folgenden da- nicht zum Durchbruch gelangten. Hingegen führt er bei Be- gegen sprechung der Kiemenfisteln an, daß solche beim Menschen durch das Offenbleiben hinterer K i e m e n s p a 1 1 e n zustande kämen. Dar- aus folgt, daß gelegentlich auch an hinteren Spalten, wenigstens der 2. und 3. ein Durchbrach vorkommt. Kastschenko (1887) uimILiessner (1889) halten auch an der Auffassung fest, daß normal ein vorüber- gehender Durchbruch bei Vögel- und Säugetierembryonen bestehe. Die Frage ist nicht von wesentlicher Bedeutung. Die Schlund- spalten haben bei Amnioten keine respiratorische Funktion, und wenn sie sich überhaupt nicht mehr öffnen, so wäre dies nur ein durchaus verständlicher Fortschritt in ihrer Rückbildung. Ob die offenen Spalten als Kommunikationsöffnungen der Darmhöhle mit der Umgebuno- vor- übergehend Bedeutung für die Ernährung des Embryo haben , die Mundöffnung also gleichsam vorübergehend ergänzen, ist eine noch nicht spruchreife Frage. Bei der Rückbildung der Schlundtaschen geben sie auch bei Säugetieren und dem Menschen einer Anzahl epithelo- gener Organe den Ursprung, auf die später einzugehen ist. Fig. 85 a — d. Anlagen der Schlundtaschen beim Menschen, Ventral waud der Mundrachenhöhle, nach His. a Embryo, 2,15 mm lang, b Embryo, 4,25 mm lang, c Embryo, 10 mm lang, d Embryo, 12,5 mm lang, l — 4 Schlundtaschen. sp Sums praecervicalis. p Lunge. 124 F. Maurer, Mit Hinblick auf die Entwickelung der Thymus führe ich die von His (L. 1. 1886) geschilderte Umbildung der Kiemenregion bei Säugetieren an, die von Rabl (1892) modifiziert wurde. Nach His rücken die Schlund- bogen wie die Züge eines Fernrohrs übereinander, so daß von außen ge- sehen, der 4. zuerst vom 3., dann dieser vom 2. umgriffen und zugedecckt wird, während an der inneren, dem Rachen zugewandten Fläche der 4. Bogen sich über den 3. und dieser sich über den 2. lagert (s. Fig. 85). Indem von hinten her die hinteren Bogen von der sich voluminös entfaltenden Halswand überlagert werden, bildet sich nach His der Sinus praecervicalis, der auch für die Thymusbildung Bedeutung haben sollte, was indessen widerlegt ist. Rabl bezeichnet den genannten Sinus als s. cervicalis und läßt ihn auf eine Weise zu stände kommen, die ihn phylogenetisch ver- ständlich macht. Es soll ein direktes Ueb er wachsen des 2. Bogens über die hinteren stattfinden, so daß sie wie vom Kiemen deckel überdeckt erscheinen. Der 2. Bogen würde dann dem Operculum der Fische entsprechen. b) Die Entwickelung der Kiemen. Die Kiemenbildungen der Fische treten als äußere und innere auf. Bei Amphioxus entwickeln sie sich als faltenförmige Erhebungen der vorderen und hinteren Wandung der Kiemenspalten. Es sind innere Kiemen. Ebenso sehen wir sie bei Cyclostomen als faltenförmige Erhebungen der Schleimhaut der mittleren Abschnitte der Kiemengänge, die zu Kiemensäcken ampullenartig erweitert sind. Bei Selachiern entstehen die sogenannten äußeren Kiemen, welche während der Embryonalentwickelung von Bedeutung sind, als kleine Höckerchen an dem Hinterende der einzelnen Kiemenbogen. Ueber die Zeit ihres Auftretens verdanken wir Rabl (L. 2. 1889) genaue Angaben. Sie treten als papilläre Bildungen auf. Die Bildung der Kiemenfäden beginnt am Hyoidbogen und schreitet nach hinten fort. Nachdem die Fäden des 6. Bogens gebildet sind, erscheinen die Spritzloch-Kiemen- fäden, nach Rabl bei Pristiurus 4 Fäden, nach Dohrn 5 — 6. Die Angaben Balfour's, Dohrn's und Rabl's stimmen nicht ganz überein, ich folge letzterem. Jeder Kiemenfaden erscheint zuerst als kleines, rundliches Knötchen. Es wächst dann in die Länge, und zwar tritt zuerst der mittlere Faden auf, dann folgen andere dorsal und ventral fortschreitend. In derselben Weise entstehen auch bei Ganoiden und Teleostiern die Kiemen als Papillen, und zwar zu zwei Längsreihen an jedem Kiemenbogen. Bei einigen Formen bilden sie wie bei Selachiern lange, fadenförmige äußere Kiemen (Acipenser, Pleuronectes, Cobitis). Bei Ganoiden und Teleostiern entwickelt sich, vom Hyoid- bogen ausgehend, eine Hautfalte jederseits, welche zum Kiemendeckel nach hinten auswächst und im Opercularapparat wichtige Skeletteile birgt. Auch im Bereich der bei Selachiern zum Spritzloch umgebildeten 1. Kie- menspalte entsteht eine kleine Spritzlochkieme in gleicher Weise wie die wahren Kiemen, docli stellt sich eine andere Einschaltung in den Kreis- lauf her als bei letzteren. Sie wird mit Kiemenvenen-, also arteriellem Blut gespeist und giebt die Arteria ophthalmica ab, kann also keine respiratorische Bedeutung haben. Außerdem wird diese Bildung bei manchen Teleostiern von Schleimhautfalten überwachsen (verdeckte Pseudobranchien, Joh. Müller). Daß auch diese bedeckten Pseudo- Die Entwickelung des Darnisystems. 125 branchien in der Ontogenese frei entstehen und erst allmählich durch Verwachsung von Schleimhautfalten die Beziehung zur freien Ober- enigstens für den Hecht nach- Ganoiden noch mächtig" ent- bei Teleostiern nicht mehr zur fläche der Kiemenhöhle einbüßen, ist gewiesen (Maurer 1883). Die bei •>'• Egl. CL wickelte Kiemendeckelkieme kommt Anlage (Dohrn). Unter Dipnoern treten äußere Kiemen bei Lepidosiren (Kerr A. L. III. 6. 1900) (Fig. S6) und Protopterus (Budgett) in der Vier- zahl jederseits auf, während bei Ceratodus keine zur Ausbildung kommen (Semon A. L. III. 6. 1893). Bei Amphibien bilden sich zwei Generationen von Kiemen. Die ersten entwickeln sich als Hautstummel an den dorsalen Enden der Kiemenbogen in ver- schiedener Zahl (bei Salaman- drinen entstehen meist 3 auf jeder Seite). Sie entstehen als kleine Hautpapillen, welche über- zogen sind von ektodermalem Epithel und im Innern embryo- nales Bindegewebe zeigen, in welchem eine Gefäßschlinge ein- gelagert ist, die dem Arterien- bogen entstammt. Von diesen Papillen entsteht die des ersten wahren Kiemenbogens zuerst, darauf folgt die des zweiten und dann des dritten Bogens. Maxillar- und Hyoidbogen tragen keine Kiemen. Bei Tritonen kommt am Mundwinkel ein einfacher kolbiger Fortsatz jederseits zur Ausbildung. Seine phylogenetische Bedeutung ist noch nicht aufgeklärt. Daß er keine Kieme ist, ergiebt sich aus der Art seiner Einschaltung in den Blut- kreislauf. Er enthält eine Gefäßschlinge, deren zuführendes Gefäß einer Kiemenvene entstammt, und deren abführendes Gefäß in die Körper- venen übergeht. Hautsinnesorgane sind ebenfalls nicht in dem ihn über- ziehenden Epithel enthalten (Maurer 1888). Wie diese Gebilde den Anuren fehlen, so sehen wir auch die Ent- wickelung der Kiemen bei Urodelen und Anuren in verschiedener Weise weiter verlaufen. Bei Urodelen sprossen die äußeren Kiemenstummel weiter aus, und es bilden sich 2 Reihen von sekundären Papillen an ihnen, welche schwänz- und medialwärts gerichtet sind. Diese Papillen strecken sich zu Fäden verschiedener Länge, in welchen ein engmaschiges Kapillarnetz aus den Kiemenarterien gespeist wird. Während diese äußeren Kiemen an den dorsalen Enden der vier hinteren Kiemen- bogen aussprossen, wächst in der Länge des knorpeligen Bogens selbst Fig. So' a — c. Entwickelung der äußeren Kiemen von Lepidosiren (nach Kerr), a 3 Tage, b 4 Tage, c 24 Tage nach dem Ausschlüpfen. Eg.I erste, Eg.II zweite äußere Kieme. die lamellöse Kiemenplatte aus, deren von einem spärlichen Kapillarnetz durchsetzt ist bindegewebige Grundlage nur Nicht alles Blut 126 F. Maurer, durchströmt die Kiemenkapillaren, es besteht vielmehr eine direkte Anastomose zwischen demKiemenarterienstamin und der entsprechenden Kiemenvene, der Rest des zuerst angelegten einfachen Arterienbogens, der bei der Metamorphose sich wieder zum bleibenden Arterienbogen erweitert. In besonders voluminöser Entfaltung bilden sich die äußeren Kiemen bei Salamandra atra, wo sie während der intrauterinen Ent- wickelung des Embryo zur Atmung und Ernährung dienen. Die Gymnophionen (Epicrium glutinosum) verhalten sich in der Ausbildung ihrer Kiemenspalten gerade wie die Urodelen. Nach Sa- rasin (A. L. III. 7. 1885) bestellen schon bei jungen Embryonen von Epicrium glutinosum 5 Kiemenspalten, von welchen 3 starke äußere Kiemenbüschel wie Straußenfedern entwickeln. Diese dienen offenbar außer der Atmung auch der Ernährung, indem sie in der Eiiiüssigkeit beständig bewegt werden. Die äußeren Kiemen sind hier reine Em- bryonalorgane, da sie schon von den Embryonen abgeworfen werden. Die im Wasser lebenden Larven besitzen nur jederseits eine Kiemen- öffnung, in derem Grund 3 rudimentäre Kiemenplatten am 3. — 5. Kie- menbogen bestehen. Später bei Tieren von 16 cm Länge schließen sich die Spalten und die gemeinsame Oeffnung, indem dann die Tiere zum Landleben übergehen. Bei Hypogeophis schwinden nicht nur die äußeren Kiemen, sondern auch die Kiemenspalten völlig schon beim Embryo im Ei, da dieser Form ein Wasserleben nicht mehr zukommt (Brauer A. L. III. 7. 1899). Bei Anuren entwickein sich kompliziertere Kiemenbildungen. Die zuerst sich anlegenden Kiemen der Larven entsprechen den äußeren Kiemen der Urodelen und entstehen gleichfalls als Papillen an den 3 Kiemenbogen hinter dem Hyoidbogen bei Larven von 5—6 mm Länge. Indessen sind sie von sehr kurzem Bestand, da alsbald die Ent- wicklung der inneren Kiemen (Larven von 9 mm Länge) sich anschließt. Diese bilden sich als Stummel von der lateral und schwänz- wärts gerichteten Konvexität der knorpeligen Kiemenbogen aus und wachsen unter terminaler Teilung zu sehr komplizierten Büscheln aus. Etwas später, als die Anlage dieser inneren Kiemen sich bildet, sprossen ihnen gegenüber an der medial- und vorwärts gerichteten Koncavität eines jeden Kiemenbogens Leistchen aus, welche zu dem komplizierten Filterapparat der Larven sich entfalten (Boas L. 1. 1882, Eilhard Schulze L. 1. 1888). Da in diese Bildungen Kiemenvenen Blut zu- führen, haben sie nicht als Kiemenapparat zu gelten. Eine kurze Zeit lang entwickeln sich innere und äußere Kiemen gleichmäßig weiter. Bei Larven von 13 mm Länge sind die äußeren Kiemen noch stark entwickelt, und auch die inneren Kiemen bilden schon reich verzweigte Bäumchen. Inzwischen hat sich eine Haut- duplikatur gebildet, welche, von den beiden Hyoidbogen nach hinten auswachsend sehr rasch die dahinter gelegenen Kiemenbogen mit den äußeren Kiemen umschließen. So verkümmern die in der auf solche Weise gebildeten Kiemenhöhle eingeschlossenen langen äußeren Kiemenfäden sehr rasch. Bei 17 mm langen Kaulquappen sind sie nur noch als kurze, stark pigmentierte Stummel nachweisbar. Zugleich haben sich die inneren Kiemenbüschel stark entfaltet und übernehmen die Respiration der Larven. Die beiden Hyoidfalten bleiben rein häutige Bildungen, welche so weit die Kiemenbogen umwachsen, daß nur eine kleine rundliche Oeffnung an der linken ventralen Fläche als Kommu- nikation nach außen bestehen bleibt. Diese Bildungen spielen sich Die Entwickelung des Darmsysteins. 1^7 vom 7. bis 10. Tage, nachdem der Embryo das Ei verließ, ab. so daß die inneren Kiemen während der größten Dauer des Larvenlebens die respiratorische Funktion ausüben. Die Bedeutung der äußeren Kiemen beschränkt sich auf die 1. Woche des Larvenlebens. Die Rückbildung der Kiemen zur Zeit der Metamorphose führt zugleich zur Bildung bestimmter Reste und ist bei den Derivaten der Schlundspalten zu be- trachten. Solche bestehen auch bei Amnioten, bei welchen es zur Ausbildung von respiratorischen Kiemen überhaupt nicht mehr kommt. c) Die im Bereich der Kiemenhöhle sich bildenden epithelogenen Organe. Die hier zu betrachtenden Organe teilen wir in zwei Gruppen ein. Die erste ist durch Gebilde dargestellt, welche neben den respirato- rischen Kiemen und offenen Kiemenspalten sich entwickeln, also auch gleichzeitig mit solchen bestehen, das sind die Schilddrüse, die T h y - mus und die postbranchialen Körper (Suprapericardialkörper van Bemmelen). Die Organe der 2. Gruppe setzen die Rückbildung der Kiemen und den Verschluß der Kiemenspalten voraus, aus deren epithelialer Auskleidung sie entstehen. Dies sind die Kiemenreste der anuren Amphibien, welche sich nur auf diese Formen be- schränken und die E p i t h e 1 k ö r p e r c h e n , welche zuerst bei Amphibien auftreten, ferner aber bei sämtlichen Amnioten nachgewiesen worden sind. Für die erste Kenntnis der ersten Gruppe dieser Organe sind die Arbeiten von Remak, Kölliker, W. Müller, His, Dohrn und Van Bemmelen am bedeutungsvollsten. Die Entwickelung der Organe der zweiten Gruppe wurde zuerst bei Amphibien von Maurer aufgeklärt. Remak fand die mannigfaltigen Nebenschilddrüsen, Körperchen und ( Jysten, die erst in jüngster Zeit hinsichtlich ihrer Genese erkannt wurden. Kölliker verdanken wir die Erkenntnis, daß die Thymus epi- thelialer Herkunft ist. W. Müller (L. 1. 1871) weist die erste An- lage der Schilddrüse nach, His (L. 1. 1891) erkannte die Bedeutung des Foramen coecum (Ductus tlryreoglossus), und Dohrn fand die Anlage der Thymus bei Selachiern als Derivat der dorsalen Kiementaschen. Van Bemmelen (1885) endlich fand den Suprapericardialkörper (post- branchialen Körper). a) Die Schilddrüse. Die Anlage der Schilddrüse entwickelt sich bei allen Wirbel- tieren gleichartig und zeigt keine Beteiligung von Kiemenspalten. da sie offenbar ein viel älteres Organ als diese darstellt. Sie läßt aber eine gleichartige topographische Beziehung zu den Kiemenspalten überall erkennen. Ihr Mutterboden ist die ventrale Wandung der Kopf- darmhöhle in ihrem vorderen Abschnitt. Hier entsteht in der Mittel- linie eine un paare Ausstülpung des Epithels ganz nach Art der Drüsen. Bei A m p h i o x u s und Ammocoetes teilt sich der schlauchförmige Drüsenkörper gabelig und erhält seine offene Mündung in die Kopfdarmhöhle. Hierdurch ergiebt sich das Organ als mit der bei Tunicaten bestehenden Hypobranchialrinne homolog (W. Müller L. 1. 1871). Das diesen Schlauch auskleidende Epithel sondert sich in Zellen, welche Flimmerhaare tragen, und solche, die Schleim secer- nieren. Bei Petromyzon verliert das Organ, welches bei Ammo- coetes seine Mündung in die Kopfdarmhöhle noch besaß, diesen Zu- L28 F. Maurer, sammenhang. Dabei teilt es sich in eine große Zahl geschlossener 1 Häschen, die, von hohem Cylin der epithel ausgekleidet in ihrem Lumen kolloide Substanz enthalten' (A. Schneider (L. 1. 1878). Bei allen gnathostomen "Wirbeltieren tritt die Anlage der Schilddrüse sehr frühzeitig, vor dem Durchbruch der ersten Kiemen- spalte auf als Ausstülpung des Epithels der ventralen Schlundwand in der Mittellinie zwischen der 1. und 2. S chlund tasche, so daß die bläschenförmige Anlage gerade in die vordere Gabel des Herzschlauchs zu liegen kommt. Dies Gebilde schnürt sich sofort nach seiner Bildung von seinem Mutterboden ab und liegt dann als geschlossenes Bläschen noch kurze Zeit an der angegebenen Stelle. Sehr bald macht es, infolge eigenen Wachstums und der weiteren Entwicke- lung der Arterienbogen vom Herzen aus, Aenderungen seines Baues und seiner Lage in verschiedener W7eise durch. Bei Selachiern besteht die Anlage in der bei Acanthias und Raja vor der in seine beiden vordersten Aeste angegebenen Form Teilung des Kiemenarterienstammes Bei Knochenfischen ist dies Organ bei der Forelle genau untersucht und entsteht als muldenförmige Ausstülpung des Epithels, die sich im Verlauf von 7 Tagen von seinem Mutterboden ablöst. 87 zeigt es kurz vor der Ablösung. Das kugelige Bläschen, Fig Fig. 87. Medianer Sagittalschnitt des Kopfes eines Forellenembryo von 35 Tagen t Schilddrüsenanlage, ch Chorda, ao Aorta, in Oesophagus, ka Kiemenarterien - stamm, c Gehirn (Maurer). von einfach kubischem Epithel ausgekleidet, streckt sich in die Länge und rückt an die ventrale Fläche des nun in die Länge gewachsenen Kiemenarterienstammes. Kolloid tritt schon 6 Tage nach seiner Ab- schnürung im Lumen auf. Nun treten unter Vermehrung der Wan- dungszellen solide Zellsprossen am Mutterbläschen auf, die sehr rasch ein selbständiges Lumen unter Kolloidbildung erhalten und sich dann vom Mutterbläschen ablösen. Indem dieser Prozeß rasch weiterschreitet und gleichzeitig mit der Ausbildung und dem Längenwachstum des Kiemenarterienstammes verläuft, wird schon nach 3 Wochen etwa ein Zustand der Art her- gestellt, daß der ganze Kiemenarterienstamm umlagert ist von Gruppen Die Entwickelung des Darmsystems. 129 von Schilddrüsenbläschen. Diese jenem, auch in den Gabeln seiner liegen dorsal von teils ventral, teils m den LTaoem seiner Aeste angeordnet. Während bei der Forelle somit die Schilddrüse niemals zu einem paarigen Organe wird, bildet sie sich bei Amphibien stets zu einem solchen aus. Die erste Anlage wurde von W. Müller genau be- schrieben. Sie entsteht auch hier zuerst als Ausbuchtung der ventralen Schlundwand, wird aber dann ein solides, knospenartige Gebilde, so daß bei Anuren wie Urodelen ihre solide Anlage in der vorderen Teilungsgabel des Herzschlauchs liegt (Fig. 88). Sie schnürt sich so- fort vom Mutterboden ab. Unter Anuren sind diese Vorgänge be- kannt von Rana esculenta und tem- poraria, Bombinator igneus, Bufo cinereus, Hyla u. a. Von Urode- len wurden Triton, Siredon, Nec- turus untersucht. Die durch Tei- bo hing der medianen Anlage ent- standene paarige Drüse bleibt bei Anuren stets sehr tief, unmittelbar ventral unter dem Zungenbeinkörper liegen, während sie bei Urodelen eine oberflächlichere Lage erwirbt. Bei S a u r o p s i d e n zeigt die Schilddrüse sich in derselben Weise angelegt. Sie bildet eine halbkugel- förmige Ausbuchtung der ventralen Schlundwand in der Mittellinie zwi- schen der medianen Verbindung der beiden Mandibular- und Hyoidbogen. Nach ihrer Abschnürung liegt sie als kugeliges, mitCylinderepithel aus- gekleidetes Bläschen in der vorderen teilungsgabel des Herzschlauchs. Bei der Natter, Schildkröte, Kro- kodil besteht nach Van Bemmelen Anguis (Prenant), Lacerta (de Meuron. Van und Hatteria (Dendy). Nachdem das primäre ■V. «$ff fft * ■:■:■:--• Fig. 88. Triton Taeniatus, Horizontal - schnitt des Kopfes, 22 Tage nach der Ablage des Eies, 2 Tage nach dem Ausschlüpfung, t. Anlage der Schild- drüse, cb. Gehirn, bo. Bulbus oruli. i. Mundhöhle, c. Herzschlauch, pr. Peri- cardium (Maurer). die gleiche Anlage, ebenso bei Bemmelen, Maurer Bläschen unter Ver- mehrung seiner Elemente zu einem kompakten Organ aus epithelialen Schläuchen geworden, wächst es bei Lacerta zu 2 Lappen aus, gewinnt also einen bilateral, symmetrischen Bau. Die beiden Lappen bleiben aber median vereinigt, und das Organ liegt wie ein Zwerchsack dem Anfang der Trachea an deren ventraler Fläche an. Im Inneren kann man lange Zeit ein kanalartiges Lumen als Rest des weit ausgezogenen Lumens des ersten Bläschens nachweisen. Dieser Kanal ist meist mit Cylinder- epithel ausgekleidet. An diesen Kanal schließen sich, ohne mit seinem Lumen zu kommunizieren, die zahlreichen mit Kolloid gefüllten Bläs- chen von verschiedener Größe und Form an, die mit kubischem Epithel ausgekleidet sind. Beim Vogel (Hühnchen) trennt sich die Anlage und wird zu einem paarigen Organ, welches den großen Blut- gefäßen des Halses angelagert ist (Verdun). Die Anlage der Säugetier Schilddrüse war lange Gegenstand von Kontroversen. Zweifellos kommt ihr die gleiche mediane Lage zu, Handbuch der Entwickelungslehre. II. 1. 9 130 F. Maurer. wie bei anderen Wirbeltieren. Sie entsteht an der gleichen Stelle und in derselben Form, wie sie bei Sauropsiden angegeben wurde (Fig. 89). Die von Wölfler (1880), Stieda (1881) und Born (1883) angegebene paarige Anlage entspricht dem postbran dualen Körper und ist bei diesem zu berücksichtigen. Die unpaare Anlage wurde bei Vertretern fast sämt- licher Säugetierklassen gefunden (Monotremen, Insectivoren, Carnivoren. Nagern. Wiederkäuern, Schwein. Mensch). Bei den meisten bleibt sie, wie" beim Menschen, ein einheitliches Organ, aus 2 seitlichen Lappen bestehend, die durch einen medianen Isothmus verbunden sind. Bei Fig. 89a. Fig. 89b. Lm, Fig. 89a— c. Mediane Schilddrüsen- anlage von Säugetieren : a Querschnitt des Vorderkopfs eines Embryo von Talpa, 1 mm Länge; a eines Talpaembryo von 4 mm Länge ; c medianer Sagittalschnitt des Kopfes eines Kaninchenembryo am 9. Tage, im Schilddrüse, ph Mundhöhle, ch Chorda, ba Bulbus arteriosus (aus Verdun). anderen tritt eine Teilung in rechten und linken Lappen ein. Sie folgt dem in die Brust herabrückenden Herzen in verschiedenem Maße: bei Echidna (Maurer 1899) sehr weit, so daß sie hier im Thorax, dem Ende der Trachea nahe der Bi- furkation angeschlossen erscheint, bei anderen Formen behält sie, wie beim Menschen, eine höhere Lage, am Halse, dem Anfang der Trachea angelagert. Die erste Bildungsstätte der Schilddrüse bleibt im Foramen coecum der Zunge meist erkennbar erhalten (His 1886), zuweilen setzt dieses sich in einen Canalis thyreoglossus von ver- schiedener Länge fort. Derselbe kann auch seinen Zusammenhang mit dem Processus pyramidalis der Schilddrüse behalten, ohne je- doch einen Ausführgang darzustellen. Mau findet auch in gleichen Stadien der Ontogenese sehr verschiedene Bilder. Das erste Blas- Die Entwickelung des Darmsystems. 131 eben wächst unter Vermehrung seiner Elemente. Das erste Lumen wird dadurch ausgefüllt, und durch Eindringen von Bindegewebe von der Peripherie her wird die Zellenmasse in Schläuche zerteilt, die sich verschieden verhalten. Meist entstehen Netze von kompakten Zell- schläuchen, die durch reichliches Bindegewebe getrennt sind. In letzterem treten frühzeitig reichliche Blutkapillaren auf, die mit dem Bindegewebe von außen eindrangen. In anderen Fällen tritt sehr bald eine Zerteilung der epithelialen Schläuche ein, so daß das Par- enchyin der Drüse aus Komplexen von Zellen besteht, die sehr ver- schiedene Form haben: schlauchförmige oder kugelige Zellengruppen. Die Kolloidbildung beginnt bei Säugetieren ziemlich spät, gegen Ende d e r E m b r y o n a 1 e n t w i c k e 1 u n g , oft auch erst nach der Geburt. Kahn weist darauf hin, daß in den Seiten- lappen der Schilddrüse stets ein kanalartiges Lumen beim Kaninchen erhalten bleibt (Centralkanal der Schilddrüse), mit verschiedenem, oft flimmerndem Epithel ausgekleidet. Aehnliches fand ich bei der Eidechse, es ist der Rest des Lumens des unpaaren primären Schilddrüsenbläschens. Die als Nebenschilddrüsen bezeichneten Organe sind sehr verschiedener Herkunft. Es können sich kleine Gruppen von Schild- drüsenbläschen vom erstgebildeten Organ ablösen, das sind wahre Nebenschilddrüsen. Hierzu gehören auch die durch Bestehen oder teilweisen Schwund eines Processus pyramidalis zustande kommenden Drüschen aus Schilddrüsengewebe, die vom Foramen coecum der Zunge bis herunter zum Isthmus der Schilddrüse oft beschriebenen Gebilde. Sie bezeichnen in ihrer Lage den Weg, welchen die Schilddrüse in ihrer Ontogenese zurückgelegt hat. Nach ihrer Lage wurden diese Nebenschilddrüsen verschieden bezeichnet gemäß ihrer Anordnung zum Zungenbeinkörper (Gl. subhyoidea, supra- hyoidea u. s. w.). In neuerer Zeit hat Schmidt Sprossenbildungen ver- schiedener Art am persistierenden Ductus thyreoglossus beschrieben : Schleimdrüsen mit sehr langen Ausführgängen, die mit Flimmerepithel ausgekleidet sind, ferner verästelte Schläuche (BocHDALEK'sche Schläu- che). Auch Schilddrüsengewebe bildet sich hier .aus, wie es scheint aus Schleimdrüsen. Doch ist zu bedenken, daß im Ductus thyreo- glossus ein oberer Abschnitt wohl von einem tieferen zu unterscheiden ist. Der obere nahe der Zunge wird Organe bilden, wie die Zungen- schleimhaut, der tiefe, mehr zur Schilddrüse gehörig, wird Schild- drüsengewebe produzieren. Andere Gebilde, welche als Nebenschilddrüsen bezeichnet wurden, haben mit der Schilddrüse genetisch nichts zu thun. Sie sind teils Epithelkörperchen, teils stammen sie vom postbranchialen Körper. Ihre Beziehung zur Schilddrüse ist eine rein topographische. Sie sind später zu betrachten (S. 142 u. 146). ß) Die Thymus. Während die mediane Anlage der Schilddrüse in ihrer Phylo- genese klar ist, finden wir für die Thymus keinen Anschluß an niederste Wirbeltiere, welcher ihre phylogenetische Ableitung erleuchtete. Bei allen Wirbeltieren von Cyclostomen an treten Wucherungen am Epithel der Kiemen spalten auf, aus welchen sich Organe von lymphatischen Charakter entwickeln. Während die Zahl der Kiemen- spalteu, sowie der Teil der einzelnen Kiemenspalten, welcher Thymus- gewebe ausbildet, Verschiedenheiten zeigt (s. Fig. 90, 91, 93, 95, 103, 9* 132 F. Maurer, diese Organe doch bei allen Wirbeltieren darin vergänglicher Natur sind. Sie bilden sich embryonal weniger stark aus, um weiterhin eine Rückbildung in ve histologischen u. 104), stimmen überein. daß sie mehr oder schiedenem Grade zu erleiden. Hinsichtlich der histologischen Ent wickelung bestehen verschiedene Ansichten. Während einerseits die wesentliche Grundlage des Tlvymusgewebes im Epithel der Kiemen- spalten erblickt wird, soll nach anderer Ansicht das von außen her ins Epithel eindringende Bindegewebe Leukocyten den Weg ins Epi- thel bahnen, so daß die Epithelzellen nur eine passive Rolle beim Auf- bau des Organs spielen sollen. Die meisten Angaben sprechen aber dafür, daß die Epithelzellen selbst, indem sie sich reichlich teilen und Rundzellencharakter annehmen, z u Thym usz eilen werden. Dadurch nimmt die Thymus eine Sonderstellung gegenüber allen übrigen lympha- tischen Organen ein. Cyclostomen. Bei Petromyzonembryonen sind von Schaffer Thyinusanlagen beschrieben worden in Form von epithelialen Wuche- rungen in Knospenform, die sowohl von der dorsalen, als der ventralen Kuppe sämtlicher 7 Kiemenspalten ausgehen (Fig. 90). Diese Knospen werden durch Epithelzellen gebildet, nicht durch eindringende mesodermale Elemente und sind nach Schaffer entodermaler Herkunft. Bis jetzt ist über diese Gebilde noch nicht mit Sicherheit ein Urteil zu fällen. Ob sie der Thymus höherer Wirbel- tiere homolog sind, ob nur die dorsalen dafür anzusprechen sind, die ventralen aber als Epithelkörperchen zu deuten sind, ist nicht zu entscheiden: ja es ist möglich, daß sie nur den Cyclostomen zukommende Bildungen eigener Art darstellen, welche auf gnathostome Wirbel- tiere nicht übergegangen sind. Fig. 90. Schema der Kiemenspaltenderivate bei Petro- myzon. / — VII die Kiemenspalten. Tr Schilddrüse. Tm 1 — 7 dorsale und ventrale Thymusknospen (aus Verdun). Selachier. Bei Selachiern entwickeln sich die Anlagen der Thy- mus nach Dohrn als epitheliale Knospen der dorsalen Kie- mentaschen. Von der ersten Kiemenspalte zwischen Kiefer- und Hyoidbogen wird keine Knospe gebildet. Dagegen von den dahinter ge- legenen 7 Spalten bei Heptanchus bildet jede eine Thymusknospe, bei pentanchen Haien (Acanthias, Pristiurus, Scyllium, Mustelus) werden nur von den 2 — 5 Spalten, jederseits also 4 Thymusknospen gebildet. Nach Beard treten bei Rochen (Raja) jederseits 5 Thymusknospen auf, von der 2. — 6. Spalte gebildet. Stets sind es dorsale Knospen und ihr Gewebe entstammt dem Entoderm der Kiemenspalte (Fig. Dl). Dohrn sieht in ihnen verkümmerte Reste dorsaler Kiemenstrahlen, die nicht zu voller Ausbildung kommen. Die Knospen nehmen von vorn nach hinten an Größe ab. Sie verschmelzen untereinander und lösen sich von ihrem Mutterboden ab. Das einheitliche lappige Organ liegt dann dem Stamme der Jugularvene an. Es erleidet später eine Rückbildung. Auch hier dringt Bindegewebe von außen her in das Organ ein und das genauere Verhalten der etwa von außen einge- drungenen Leukocyten und der Rundzellen epithelialer Herkunft ist noch nicht hinreichend erkannt. Die Entwickelung des Darmsystems. 133 Bei Selachiern wurden noch andere Organe epithelialer Herkunft an den Kiemenspalten geschildert, deren Bedeutung noch nicht auf- geklärt ist. Da, wo die Ganglien des Glossopharyngeus und Vagus ±=* Tut. 0 AI Fig. 91a — c. Schema der Kiemenspalt enderivate von Selachiern. (Dohen), b Raja (Beard), c Ueptanchus (Dohrxi. Tr. Schilddrüse. sale Thymus, p. postbranchialer Körper (aus VerdüN). Tm.7 a Acanthias Tm.,— g dor- dem Ektoderm sich verbinden, entstehen kleine epitheliale Knötchen, vom Ektoderm ableitbar (van Wijhe 1883, Froriep 1891), Kiemen- s p a 1 1 e n o r g a n e. Während sie von Froriep (1892) der Thymus für gleichwertig gehalten wurden, hat sie Antipa als besondere Bildungen angesprochen. Ihre Bedeutung ist rätselhaft, bei Epithelkörperchen bleibt auf sie zurückzukommen. T e 1 e o s t i e r. Bei Knochenfischen zeigt die Thymus dieselbe Ent- wickelung wie bei Selachiern, insofern sie bei der Forelle sich in Form kompakter, knospenartiger Zellenwucherungen aus den dorsalen Taschen der Kiemenspalten bildet und zwar der 2.-6. Spalte (Fig. 92 u. 93a). Es entstehen also jederseits 5 Knospen, von welchen aber die erste rasch schwindet. Bei der Forelle entsteht nach Maurer iL. 1. 1889) die Thymus viel später als die Schilddrüse, etwa am 50. Tage nach dem Streichen der Eier. Die hinterste Knospe entsteht zuletzt. Im Verlaufe von 10 Tagen vereinigen sich die Knospen jederseits zu einer einheitlichen Masse, die, im Gegensatz zu Selachiern, mit ihrem Mutter- boden, dem Kiemenhöhlenepithel, in Verbindung bleibt. Im späteren Verhalten treten Verschiedenheiten auf, insofern bei der Forelle der Schwerpunkt des Wachstums nach hinten liegt. Da- durch gewinnt die Thymus hier eine hintere Lage, längs des oberen Teils des Schultergürtels an der hinteren Kiemenhöhle (Stannius). Bei Cyprinus und Pthodeus wuchert die Mitte des spindelförmigen Organs mächtiger, so daß hier die Thymus etwas weiter vorn, lateral vom Gehörlabyrinth, liegt. In gleicher Weise findet sie sich bei Esox. Sie behält stets ihre Lage dorsal von den Kiemenbogen. Die histologische Ent Wickelung stellt sich so dar, daß die durch Teilung sich reichlich vermehrenden Epithelzellen, die den en to- der malen Kiementaschen entstammen, ihren epithelialen Charakter verlieren und das Aussehen von indifferenten Rundzellen annehmen. Sehr frühzeitig dringt Bindegewebe mit Blutgefäßen aus der Umgebung ein. Es wurde mehrfach angegeben, daß damit auch die lymphatischen Zellen von außen her in die Thymus gelangten. Dem kann ich nicht beipflichten. Die epitheliale Anlage selbst liefert lymphatische Zellen. 134 F. Maurer, Später allerdings fallen viele dieser Zellen wieder in ihren epithelialenCharakter zurück und liegen teils als einzelne große epithelioide Elemente mitten im Thymusgewebe, teils bilden sie zu Gruppen zusammengeballte konzentrische K ö r p e r che n. Die Thymus besteht bei Knochentischen lange Zeit. Bei der Forelle zeigt sie ihre stärkste relative Ausbildung bei halbwüchsigen Tieren von 12—15 cm Körperlänge. Dann bildet sie sich allmählich zurück. Amphibien. Die Thymus der Amphibien schließt sich hinsicht- lich ihrer ersten Anlage an die Verhältnisse bei Fischen an. Urodelen und Anuren zeigen im speciellen verschiedenes Verhalten. Urodelen. Bei Tritonen und Siredon entsteht die Thymus in Form kompakter Zellknospen aus dem Epithel der dorsalen Kiemen- taschen, und zwar von der 1. bis 5. Spalte (Fig. 93 b). Es ent- stehen jederseits 4 Knospen, von welchen die der 2. Spalte früh verkümmert. Die erste Anlage erscheint bei Siredon, wenn die Tierchen eben das Ei verlassen haben (7 cm Körperlänge). Die Kiemenspalten sind um diese Zeit noch nicht offen. Daraus ergiebt daß die erste Anlage T h y m us e n t o d e r m a 1 da sie von den Kiemen- taschen des Kopfdarms ausgeht. Alle Thymusknospen erstrecken sich bis dicht an die Ganglien des Facialis , Glossopharyngeus und Vagus, so daß es oft schwer fällt, die Grenze zu erkennen. Die Abschnürung der Thymus- unregelmäßiger Folge. So fand ich Länge die 1. und 2. Thymus rechts, Schlundspalten in Ver- Bei einem Tier von und 2. Thymusknospe in die bleibende sich, der ist, Fig. 92. Lateraler Sagittalschnitt des Kopfes einer ausgeschlüpften Forelle. 51 Tage nach dem Streichen des Eies. Th Thymusanlage. 1 — 4 die Kiemenbogen. c Gehirn, a Gehörbläschen. bo Bulbus oculi. op Operculum (nach Maurer). knospen erfolgt rasch, aber in bei- einem Axolotl von 9,5 mm sowie die 5. links noch mit dem Epithel bindung, alle übrigen waren bereits 1 cm Länge sind sie alle abgelöst. Die schwinden sehr rasch, nur die 3., 4. und der abgelöst, 1. 5. gehen Thymus über, (Fig. 100 I u. III) die bei Salamandra häufig auch später noch in der Ausbilduno; larven findet. gesonderte Knötchen trennbar ist. Der Schwerpunkt des Organs liegt hinten, so daß man bei Salamander- Kiemenbogens die Thymus hinter dem dorsalen Ende des 4. Die Entwickelung der Anuren thymus hier ausschließlich aus stellt sich insofern anders der 2. Schlundspalte her- dar, als das Organ vorgeht (Fig. 93c u. 100 II u. IV). Die erste Anlage erscheint als solide Epithelknospe an der dorsalen Schlundwand, entsprechend der 2. Schlundspalte zwischen Hyoid- und 1. Kiemenbogen. Sie findet sich bei Larven von Rana von 6 mm Länge, die seit 6 Tagen das Ei ver- lassen haben. Zugleich besteht auch an der 1. Spalte, zwischen Kiefer- und Zungenbeinbogen eine schwächer entwickelte Thymusknospe. Bei Kaulquappen von 12 mm Länge hat sich die 1. Knospe schon rück- die 2. ist von ihrem Mutterboden abgelöst. An den 3 hinteren gebildet, Die Entwickelung des Darmsystems. 135 Kiemenspalten treten in dieser frühen Periode keine Thymusknospen auf, wohl aber bilden sich später, gegen Ende der Larvenperiode an der dorsalen Wand der äußeren Kiemenhöhle Epithelwucherungen, welche von lymphatischen Zellen durchsetzt sind. Dieselben bleiben auch nach der Metamorphose bestehen und lagern nach Obliteration der Kiemenhöhle selbständig unter der Haut des Halses (Fig. 101 th). pJDn.5. 17. a Tm.Z Tr. I }~1hi.2 I i-Tm.3 m s N Fig. 93 a — d. Schema der Kiemenspalteu derivate von a Forelle, b Urodelen, c Anuren, d Lacerta (nach Maurer), cd Carotidendrüse. c1 — 3 Epithelkörperchen ; Krd dorsale, Krm mittlere, Krv ventrale Kiemenreste. I—V Kiemenspalten. Sonstige Bezeichnungen s. Fig. 91. Die der 2. Spalte entstammende direkt vor dem Gehörbläschen. Vena jugularis, ventral von ihr medialwärts nach hinten. Die der Ausbildung des Gehörorgans. Anlage Dorsal von ihr liegt der bleibenden Thymus liegt Stamm der verläuft die Vene des 1 weitere Lageänderung Die Volumsentfaltung Kiemenbogens beherrscht die des Labyrinths 136 F. Maurer, drängt sie etwas ventral herab, und unter der Ausbildung der Pauken- höhle rückt sie weiter nach hinten. Die histologische Differenzierung der Thymus beginnt so- fort nach ihrer Absclmürung. Vorher besteht das Organ aus gleichartigen rundlichen Zellen. Schon wenige Tage nach der Abschnürung sind aus der Umgebung Bindegewebszellen zwischen die epithelogenen Thymus- zellen eingedrungen. In der Folge wird eine Rinden- und Markschicht unterscheidbar: letztere zellenarm, aus blassen, meist epithelogenen Ele- menten bestehend, zwischen welchen verästelte Bindegewebszellen liegen, die Rindenschicht sehr zellenarm, aus Reticulum von Bindegewebs- zellen bestehend, mit zahlreichen lymphatischen Zellen, die in reich- licher Vermehrung begriffen sind. Von letzteren ist es zweifelhaft, ob sie ebenfalls von der epithelialen Thyniusanlage stammen oder mit dem Bindegewebe eingedrungene mesodermale Elemente darstellen. Späterhin treten konzentrische Körperchen, aus verhornten Zellen be- stehend, sowie Cysten in der Thymus auf, die mit Epithel ausgekleidet sind. Zahlreiche einzelne Zellen, die durch ihre Größe und starke Lichtbrechung ihres Zellkörpers sich auszeichnen, wurden von Affanas- siew als veränderte rote Blutkörperchen gedeutet. Rückbildungs- erscheinungen des ganzen Organs treten Länge. beim Frosch erst sehr spät auf, bei Fröschen von 7 — 8 Reptilien. Die Thymus der Reptilien wurde von de Meuron und Van Bemmelen untersucht, ich selbst beschrieb ihre Entwickelung bei der Eidechse (Fig. 93 d u. 95 a, b). Auch hier wird das Organ durch Epithelknospen dorsaler Kiementaschen gebildet, und zwar sind es nach Van Bemmelen sehr verschiedene Spalten, die die bleibende Thymus liefern. Bei Eidechsen wird die Thymus von der 2. und 3. Spalte ge- bildet (Fig. 102 Tm2 u. Tm3), bei Schlangen von der 4. und Fig. 94. Lacerta agilis, Embryo 8 Tage nach der Ablage dem Ei entnommen. Teil eines Kopfquerschnittes im Bereich der 3. Sehlundspalte. Tm.i Thymus der 3. Spalte. e„ Epithel körperchen, Carotidendrüse. x ventrales Rudiment der 3. Spalte, bei Säugetieren die Thymus bildend, eh Chorda. m Muskel, vj Vena jugularis l Acutus. laryngis (nach Maurer). Die Entwickelung des Darinsystems. 137 Auch hier sind es dorsale Schlundspaltenteile, aus welchen die Thyniusknospen hervorgehen. Die Entwickelung der Thymus voll- zieht sich bei der Eidechse in den ersten beiden "Wochen nach der Ab- lage des Eies, also am Embryo im Ei. Die 1. Spalte bildet nur vorüber- gehend eine dorsale Knospe, während an der 2. und 3. Spalte bleibende Knospen entstehen, welche, dorsalwärts gerichtet, mit ihrem Ende medial- wärts gekrümmt sind (Fig. 94 Tm.$). Sie lagern dann zwischen Veno jugularis und Aortenwurzel: diese liegt ventral, jene dorsal von der Thymusknospe. Auch hier bestehen Beziehungen zum Ganglion glosso- pharyngei und vagi, welche lateral von der Thymusknospe liegen. Die Knospe der 3. Spalte ist stärker als die der 2. Man kann sie zuerst nachweisen bei Embryonen, die 6 Tage nach der Ablage dem Ei entnommen sind. 10 Tage später haben sich sowohl die Thymus der 2. als auch die der 3. Schlundspalte ganz vom Schlund- rohr abgelöst. Als Rest der 2. Spalte bleibt nur das dorsale Thymusknötchen übrig. Von der 3. Spalte bleiben noch andere Reste: Die Thymus der 3. Spalte zeigt d o r s o v e n t r a 1 e i n e n g r ö ß e r e n Durch- messer als die der 2, Spalte. Das rührt daher, daß hier das Epithel dieser Spalte in größerer Ausdehnung zur Bildung von Thy- musgewebe herangezogen wird. Dadurch sind hier gerade an der 3. Spalte Zustände vorbereitet, die, wie wir später sehen werden, bei Säugetieren eine Weiterbildung erfahren haben. Indem schlanken ventralen Fortsatz dieser Spalte erblicke ich das H o - mologon d e r H a u p t b i 1 d u n g s s t ä 1 1 e der S ä u g e t i e r t h y m u s. Der auf Fig. 94 mit eA bezeichnete Abschnitt der 3. Spalte ist die Anlage eines später zu betrachtenden Epithelkörperchens. Die sämtlichen Derivate der 3. S p a 1 1 e lösen sich in Zusammenhang vom Schlundrohr ab. Das ist ein Punkt, auf den ich gerade imHinblickaufdie Verhältnisse bei Säugetieren großes Gewicht legen muß. Es macht dies d i e B e z e i c h u n g e n vieler A u t o r e n v e r s t ä n d 1 i c h , die hier von Nebenthymus sprechen. Die 4. Schlundspalte bildet bei der Eidechse nach übereinstimmen- den Angaben de Meuron's, Van Bemmelen's und nach meinen Be- obachtungen keine Thymusknospe. In der Folge rückt die Thymus etwas nach hinten, die beiden Lappen bleiben aber jederseits getrennt. Sie liegen ventral vom hintersten Teil der Gehörkapsel, medial von ihr liegt die Carotis, lateral Vagus und Vena jugularis. Stets besitzt der hintere Thymus- lappen einen ventralen Abschnitt, der dem vorderen fehlt. Trotzdem liegt das Organ dorsal vom Schlundrohr. In der gleichen Anordnung bestehen die beiden Thymusläppchen bei der ausgewachsenen Eidechse. Hinsichtlich der histologischen Entwickelung der Thymus ist es nach meinen Untersuchungen an der Eidechse nicht zweifelhaft, daß die epithelogenen Elemente das lymphatische Gewebe des Organes ausbilden, unter reichlicher Vermehrung der Zellen, die besonders in den oberflächlichen Schichten der abgelösten Thymuskörper statt- findet. Es ist dadurch eine sehr zellenreiche Rindenschicht von einer 'zellenärmeren Markschicht zu unterscheiden. Späterhin bilden sich zwar nicht konzentrische Körper, aber in großer Zahl einzelne sehr große Zellen mit stark lichtbrechendem Zellkörper aus, welche als verhornte Elemente aufzufassen sind, die wieder epithelioiden Charak- ter angenommen haben. Eine Rückbildung der Thymus findet hier 138 F. Maurer, erst in höherem Alter statt. Schlangen an den vorderen Hier bilden vielmehr die 2. chen aus. Dagegen treten Im Gegensatz zur Eidechse zeigen die Schlundspalten keine Thymusknospen. und 3. Schlundspalte nur Epithelkörper- an der 4. und 5. Schlundspalte dieser Formen dorsale Thymusknospen auf, die sich nach Van Bemmelen in Uebereinstimmung mit den Vorgängen an der 2. und 3. Schlund- Tm.2 hi.3 c Fig. 95. Schema der Schlnnd- spaltenderivate von: a Lacerta. 1) Tropidonotus (nach Van Bemme- len). c Hühnchen (nach Verdun). Tr Schilddrüse. Tm Thymus, e Epi- thelkörperchen. p postbranchialer Körper. gaben spalte der Eidechse vom Schlundrohr ablösen und stets als 2 ge- trennte Thymusläppchen in hinterer Lage, ihrer Entwickelung ent- sprechend, bestehen bleiben (Fig. 95b). Vögel. Die Thymus der Vögel hat im Anschluß an die An- von de Meuron, Van Bemmelen und Mall in neuester Zeit eine eingehende Untersuchung erfahren durch Verdun. Nach de Meuron und Mall geht sie nur aus der 3. Kiemenspalte hervor, während Van Bemmelen und Verdun auch die 4., letzterer sogar auch zuweilen die 5. Spalte eine Thymusanlage entwickeln sah (Fig. 95c). Am Ende des 7. Bebrütungstages fand Verdun eine dorsale Thymuswucherung an der 3. und eine ebensolche schwächere an der 4. 'Schlundspalte. Die 3. Spalte ist um diese Zeit schon wieder ge- schlossen, die 4. Spalte öffnet sich überhaupt niemals nach außen. Die Spalten lösen sich sowohl vom Ektoderm, als auch vom Schlund- rohr ab, und die Derivate einer jeden stehen daher natur- gemäß unter einander in Verbindung. Nur der dorsale Teil bildet Thymusgewebe, der ventrale Teil bildet an beiden Spalten ein Epithelkörperchen. Die aus der 3. Spalte hervorgehende Thymus steht in ihrer weiteren Ausbildung in topographischer Beziehung zur Vena jugularis. Sie umwächst sie spiralig, indem sie von deren ventraler Fläche um die latrale Seite dorsalwärts sich ausdehnt. Dabei erreicht sie eine Die Entwickelung des Darmsystems. 139 beträchtliche Halsreg. Bau Länge. ganze langgestreckte so daß sie sich durch die jgion ausdehnt (Fig. 96a und b). Sie nimmt einen traubigen an, und ihr epithelogenes Gewebe erhält lymphoiden Charakter. Die Thymus der 4. Spalte dehnt sich längs der ventralen Fläche der Vena jugularis nach vorn hin aus und schließt sich an das hintere Ende der Thymus der 3. Spalte an. Beim erwachsenen Tier schwindet die Thymus, besonders die mächtige vordere Halsportion besteht nur noch als bindegewebiger Strang. In dem später zu betrachtenden Fig. 96a u. b. Hühnchenembryo : a vom 7., b vom 8. Tage. Derivate der Schlundspalten im Horizontalschnitt, kombiniert, ph Phanrynx. j Jugularvene. tm Schilddrüse. III, IV. Schlund- spalten. V. (tl) postbranchialer Körper, th 3 — 4 Thymus, gl 3— 4 Epithelkörperchen. (Nach Ver- DTJN.) postbranchialen Körper besteht späterhin unter anderem auch thy- musartiges Gewebe, was darauf hinweist, daß vielleicht eine hinter der 4. Kiemenspalte gelegene Schlundspalte früher eine Thymusknospe bildete, deren Rudiment hier zum Vorschein kommt. Bei Gorvus corax erscheint dies stärker ausgebildet. Untersucht wurden: Hühn- chen, Ente, Corvus corax, corone pica, Columba. Säugetiere. Die Thymus der Säugetiere steht insofern in ge- wissem Gegensatz zur Thymus niederer Wirbeltiere, als nicht die dor- salen, sondern die ventralen Taschen der Schlundspalten in ihrer epithelialen Auskleidung ihr Bildimgsmaterial liefern. Dabei bestehen wieder Unterschiede hinsichtlich der Zahl der thymusliefernden Spalten. Im allgemeinen ist die 3. Spalte für die Thymusbildung am wich- tigsten, doch spielt nicht selten auch die 4., in einigen Fällen auch die 2. eine Rolle. Es sind Vertreter sehr vieler Klassen auf die Entwickelung der Thymus untersucht worden: bei Echidna bildet sich die Thymus nur aus der 3. Spalte (Maurer) [Fig. 97 und 103], ebenso beim Schwein (Stieda, Fischelis), Maulwurf (Fig. 98a) und beim Menschen (Fig. 99) (Verdun). Beim Kaninchen (Fig. 98b) bildet außer der 3. auch die 2. Kiemenspalte eine Thymusanlage (Kölliker), die aber nach Verdun rasch wieder schwindet und nicht an der bleibenden Thymus teil- nimmt. Bis jetzt ist bei keiner anderen Säugetierform eine Thymus- bildung aus der 2. Spalte bekannt geworden, wohl aber hat man beim Schaf, der Katze, dem Dromedar neben der großen Thymus- 140 F. Maurer, gewann auch ich bei den Untersuchungen an Echidna bildung der 3. Spalte auch eine solche aus der 4. Spalte hervorgehen sehen (s. auch Fig. 104). Seitdem Kölliker zuerst nachgewiesen hat, daß die Thymus nicht aus mesodermaler, sondern epithelialer Grundlage hervorgeht, hat man bald das Entoderm der Schlundspalten, wie Kölliker selbst that, bald das Ektoderm der äußeren Kiemenfurchen als die Ur- sprungsstätte der Thymus angesehen. So hat His den Sinus praecer- vicalis dafür angesprochen. Die meisten neueren Autoren haben die entodermale Herkunft der Thymus festgestellt, und diese Auffassung In neuester Zeit hat Roud die Entwicklung der Thymus bei der Ratte aus dem Ek- toderm im Bereich des 4. Kiemen- bogens geschildert. Da dieser aber auch die seitliche Schild- drüse, d. h. den postbranchialen Körper ebenso vom Ektoderm ableitet, so ist diese Auf- fassung Roud's mit Vorsicht aufzuneh- men. Nach den neuen Angaben Verdun's ist die Thymus der Säugetiere entoder- maler Herkunft. Nach ihm will ich die Stadien der Aus- bildung kurz an- geben : Beim Schaf ist die Thymus der 3. Spalte angelegt bei einem Embryo von 10,5 mm Länge. (Thymuslänge 280 //). Hier steht die Spalte mit dem Pharynx in offener Kommunikation, ebenso ist sie nach außen durchgebrochen. Bei Embryonen von 16 mm Länge sind die Derivate der 3. Spalte vom Pharynx abgelöst. Die ventrale Thymus folgt den primitiven Carotiden, die sie spiralig umschlingt. (Thymuslänge 670 /.i). Bei einem Embryo von 35 mm Länge ist die Thymus so weit ausgewachsen, daß sie die von Pre- nant beschriebenen 3 Abschnitte unterscheiden läßt: Kopf-, Hals- und Brustteil, die durch 2 Zwischenstränge verbunden sind. Die Thymus der 4. Spalte tritt nach Verdun erst beim neugeborenen Lamm auf, in Anschluß an den im Zusammenhang mit dieser Spalte sich ent- wickelnden postbranchialen Körper. Bei der Katze zeigt sich die erste Thymusanlage der 3. Kiemen- spalte bei Embryonen von 12 mm Länge (Thymuslänge 140 f.i). Die Fig. 97. Kopfquerschnitt eines Echidnaembryo durch die Gegend der 3. Schlundspalte, m Medulla. eh Chorda. i Schlundhöhle. X Vagus, vj Vena jugul c Herz. III 3. Schlundspalte, tun, Thymus körperchen, td Schilddrüse (nach Maurer). ac Carotis. e3 Epithel- Die Entwickelung des Davrnsystems. 141 Schlundspalte öft'net sich in den Pharynx. Bei Embryonen von 14 mm Länge steht die Thymus der 3. Spalte durch einen soliden Zellstrang noch mit dem Pharynx in Verbindung (Thymuslänge 210 (i). Bei Embryonen von 16 mm Länge ist die Thymus der 3. Spalte vom Pharynx abgelöst und beginnt, den Carotiden entlang nach hinten zu rücken. Die Derivate der 4. Schlundspalte bleiben nach der Ablösung am Schlund untereinander und mit der 3. Spalte in Verbindung. Dies ist schon bei Embryonen von 18 mm Länge erkennbar. Eine Thymus- anlage der 4. Spalte tritt aber erst später auf, in Form einer Wuche- rung des Restes dieser Spalte bei Embryonen von 60 mm Länge. Sie steht durch einen epithelialen Stiel entweder direkt oder durch Vermittelung des Epithelkörperchens der 4. Spalte mit der Thymus der 3. Spalte in Verbindung. Dies zeigt sich auch bei der neuge- borenen Katze. Sie entspricht dem inneren Thymuskörperchen, das Kohn schilderte. Bei der erwachsenen Katze schließt sie sich seitlich der Schilddrüse an. Die Thymus des Maulwurfs ist nach genauen Angaben Verdun's ebenfalls ein Derivat der 3. Schlundspalte, die bei Embryonen von 6 mm Länge nach außen geschlossen ist. Sie kommuniziert dann noch mit dem Pharynx, ist bei 9 mm langen Embryonen abgelöst vom Pharynx. Bei Embryonen von 13 mm Länge liegen die beiden Thymuslappen in der Brusthöhle zwischen den Venae anonymae und den großen Arterienstämmen (Fig. 98a). Die Thymus des Menschen entwickelt sich aus der 3. Schlund- spalte, und zwar besteht sie als ventrale Ausbuchtung bei Embryonen von 6 mm Länge (Thymuslänge 130 /<)• Die 3. Spalte kommuniziert noch mit dein Pharynx. Bei einem Embryo von 14 mm Länge hat sie sich vom Pharynx ganz abgelöst (Thymuslänge 360 /<)• Sie stellt dann ein kompaktes Gebilde dar, das bis in die Gegend der 4. Spalte herabreicht. Bei einem Embryo von 16 mm Länge ist die Thymus weiter herabgerückt, sie liegt vor den primitiven Carotiden und er- Fig. 98a. Fig. 98b. Fig. 98. Schlundspaltenderivate eines a) Embryo von Talpa, 10 mm lang; b) Kaninchenembryo von 16 mm Länge nach Verdtjn. tm. Schilddrüse, th. Thymus c.th. Lumina in der Thymus, ü. postbranchialer Körper, gl.th. Epithelkörperchen der 8., gl.t. dasselbe der 4. Spalte, a.a. Aorta ascendens. a.d. Aorta descendens. tr Truncus anonymus. a.s.c.d. Art. subclavia dextr. a.s.c.g. subclavia sinistr. cp. Carotis ijr.tlu Thymusläppchen. j. Vena jugularis. 142 F. Maurer. streckt sich mit ihrem vorderen Ende bis zum Isthmus der Schild- drüse (Thymuslänge 500 fi). Kemi Foetus von 29 mm Länge liegt die Thymus dem Pericard auf (Thymuslänge 2 mm). Von der Haupt- masse der Thymus können sich kleine Teile ablösen und bleiben als accessorische äußere Thymusläppchen nahe bei den Epithelkörperchen der 3. Spalte angeordnet. Die histologische Ausbildung der Thymus bei Säugetieren stimmt mit derjenigen bei niederen Formen überein. Auch hier bildetsich adenoides Gewebe direkt aus der epithelialen Anlage aus. Das kompakte Organ treibt kleine rundliche Sprossen, welche den Bau von Lymphfollikeln zeigen und in ihrer oberflächlichen Anordnung eine Rindenschicht bilden. Hier findet die reichlichste Zellenvermehrung statt. Im Innern, in der Marksubstanz, die erst postembryonal von der Rinde durch ihr histologisches Verhalten verschieden wird, treten die ersten konzentrischen Körperchen der Thymus auf. Dieselben wurden verschieden beurteilt, teils als Reste der sich rückbildenden Blutgefäße, teils als Reste der epithelialen Anlage in dem Sinne, daß gewisse epithelogene Elemente wieder epithelioiden Charakter an- nehmen und in Cancroidkugel-ähnlicher Form angeordnet im Thymus- gewebe auftreten. y) Der postbranchiale K ö r p e r. Nur bei Heptanchus unter den Selachiern und bei den bis jetzt untersuchten Teleostiern wurde dies Gebilde vermißt (Fig. 91 und 93). Sonst besteht der postbranchiale Körper bei allen gnathostomen Wirbeltieren. Er tritt bald in paariger Anordnung, bald nur einseitig (links) auf. van Bemmelen beobachtete dies Organ zuerst bei Selachiern gl tk Fig. 00. Schluudspaltenderivate des Menschen: a) Embryo 14 mm lang; b) Embryo 20 mm lang; c) Embryo 37 mm lang. tm. Schilddrüse, th. Thy- mus, v.th. Thymusbläschen. p.L. Pro- cess. pyramid. der Schilddrüse. c.t.g. Ductus thyreoglossus. g.l.t. Epithel- körperchen der 4. Spalte, p.h. Pharynx, sonst wie Figur 08. (Nach Verdun.) und bezeichnete es, da es dem Pericard aufgelagert ist, als Supraperi- cardialkörper. Bei einigen Haien (Acanthias, Dohrn) tritt es nur lingsseitig auf, bei Raja (Beard) paarig (Fig. 91a und b p). van Die Entwickelung des Darmsystems. 143 Bemmelen beschrieb es als paarige Ausstülpung der ventralen Schlund- wand hinter der letzten Kiemenspalte und deutete es als rudimentäre Kiemenspalte. Durch die Thatsache, daß dies Organ bei Heptanchus hinter der letzten Kiemenspalte fehlt, erhält diese Deutung eine Stütze. Durch die bei vielen Formen nur einseitige Ausbildung und vor allem durch das Verhalten dieses Gebildes bei höheren Wirbeltieren erweist es sich dagegen als ein von den Kiemenspalten verschiedenes Organ. Die von van Bemmelen geschilderte Thatsache, daß bei Chimaera dies Ge- bilde sich hinter der 6. Kiemenspalte entwickelt und dauernd bestehen bleibt, während die 6. Spalte spurlos verschwindet, spricht gegen die Deutung einer rudimentären Kiemenspalte. Die phylogenetische Ab- leitung dieses Gebildes ist demnach noch unklar. Man hat auch den Ductus oesophago-cutaneus, wie er bei Bdellostoma besteht, als seine Grundlage angegeben , besonders mit Hinblick auf seine einseitige Ausbildung. Nach der Ablösung dieses Gebildes von der Schlundwand stellt es ein kugeliges Bläschen mit epithelialer Wandung dar, hat einige Aehn- lichkeit mit der ersten Anlage der vorderen medianen Schilddrüse. Auch in seiner Weiterbildung stimmt es insofern mit ihr überein, als es durch Sprossen eine reichliche Zahl geschlossener, ganz von- einander getrennter Bläschen bildet. Doch ist nicht bekannt, ob in ihrem Lumen bei Selachiern Colloid auftritt, wie in den Bläschen der vorderen Schilddrüse. Bei den höheren Wirbeltieren bis zu den Vögeln bildet das homologe Organ kein Colloid aus, giebt sich also auch seinem Bau nach als etwas von der Schilddrüse Verschiedenes zu er- kennen. Bei Selachiern bleiben diese Bläschenkomplexe wie das Herz an dem Orte ihrer Entstehung liegen. Bei allen höheren Gruppen treten unter Umbildungen der Kiemenregion Verlagerungen ein. Bei der Forelle, dem Hecht und Cyprinoiden fehlt der Suprapericardial- oder postbranchiale Körper (Fig. 93a). Bei Amphibien ist er ausgebildet : bei Anuren doppelseitig, bei Urodelen meist nur linksseitig (Fig. 93b und c), bei Necturus doppel- seitig. Da er hier hinter der letzten Kiemenspalte liegt, eine Be- ziehung zum Pericard nicht besteht habe ich das Organ als post- branchialen Körper bezeichnet. Er liegt stets hinter der letzten Ki emen spalte, mag diese nun die 4., 5. oder 6. sein. Daraus giebt sich das Organ als etwas von der Rückbild u n g der Kiem en spalten Unabhängiges und somit als etwas von diesen überhaupt Verschiedenes zu erkennen. In seiner ersten Anlage stellt er sich bei Anuren und Urodelen verschieden dar. Bei ersteren bildet er eine halbkugelförmige paarige Aus- stülpung hinter der letzten Kiemenspalte, die sich rasch zu einem kugelförmigen Bläschen abschnürt. Bei Urodelen bildet er bei Triton einen nur links ausgebildeten langgestreckten Kanal von schrägem Verlauf, der sich ebenfalls bald vom Pharynx ablöst (Fig. 100 I. und 111). Auf Grund dieses Verhaltens dachte ich daran, ob er nicht einen Rest des bei Bdellostoma bestehenden Ductus oesophago-cutaneus dar- stellen könnte. Bei Bufo tritt das Gebilde auf, nachdem die vordere mediane Schilddrüsenanlage schon von der Schlundhöhle abgeschnürt ist. Die 5. Kiemenspalte ist aber noch nicht durchgebrochen. Das Epithel, welches die halbkugelige Ausbuchtung, die zwischen der 5. Schlundtasche und dem Aditus laryngis liegt, auskleidet, ist sehr ver- schieden von dem Epithel der Schlundspalten, insofern es aus sehr 144 F. Maurer. hohen cylindrischen Zellen besteht und sich scharf gegen das an- grenzende Epithel absetzt. Bei Urodelen (Siredon und Triton) entsteht dies Gebilde links als ein solider Epithelzapfen, der erst lange nach seiner Ablösung vom Schlund ein Lumen erhält. Er bildet sich bei eben ausgeschlüpften Larven und löst sich nach 4 Tagen vom Schlund ab. Bei" Triton erhält er erst nach der Metamorphose ein weites Lumen. Colloid bildet sich niemals darin aus. Er bildet sich auch hier auf der linken Seite vom Larynxeingang hinter der 5. Kiemen- spalte, an der Stelle, wo man eine 6. Spalte erwarten würde, aber sein Epithel ist vom Schlund- und Kiemenspalten-Epithel verschieden. Bei Siredon bildet er sich bei 7 mm langen Larven, bei Larven von 10 mm Länge hat er sich vom Schlund abgelöst. Er bleibt stets links vom Aditus laryngis dicht unter der ventralen Schlundwand liegen, vereinigt sich nicht mit der Schilddrüse. Ebenso behält er in gleicher Lage seinen Platz bei Anuren bei, wo er später ein einziges größeres oder einen Komplex kleinerer, mit Cylinderepithel ausgekleideter Bläs- chen darstellt, die Flüssigkeit, aber niemals Colloid enthalten (Fig. 100 IV und 101 p). Bei Reptilien ist der postbranchiale Körper bei Lacertiliern nach- gewiesen worden (Van Bemmelen, de Meuron, Maurer), ferner bei Anguis (Prenant). Dagegen fehlt er nach Van Bemmelen den Schlangen (Fig. 95a u. b). Bei der Eidechse ist er bald nur linksseitig, bald paarig ausgebildet, nach Van Bemmelen hinter der 5., nach Maurer hinter der 4. Schlundspalte. Ich zweifle ebensowenig an der Richtigkeit der Angaben Van Bemmelen's, als an meinen eigenen und vermute, daß der Unterschied durch individuelle ontogenetische Differenzen veranlaßt ist. Ich selbst untersuchte nur Embryonen eines einzigen Ge- leges, und bei diesen bestanden nur 4 Kiemenspalten. Da es sich hier nur um vor- übergehende embryonale Bildungen handelt, ist es wahrscheinlich, daß die ver- schwindende 5. Kiemenspalte in manchen Fällen gar nicht mehr zur Anlage kommt. Eine neue Arbeit von Peter fügt dem seither Erkannten nichts hinzu. Peter findet wie Van Bemmelen 5 Kiemenspalten, deutet aber den postbran dualen Körper als 6. Schlundspalte. Dies ist insofern ein Rückschritt, als die Thatsachen der ver- gleichenden Entwickelungslehre, trotzdem sie angeführt werden, nicht berücksichtigt sind. Schon mehrfach wies ich darauf hin, daß der postbranchiale Körper bei allen Wirbeltieren eine gleiche Weiterbildung erfährt, einerlei ob vor ihm 6 (Selachier), 5 (Amphibien) oder 4 (Säugetiere) Schlundspalten liegen. Dadurch ergiebt sich, daß er eben etwas von Schlundspalten Verschiedenes ist. Der postbranchiale Körper der Eidechse, den ich bei einem Em- bryo doppelseitig, sonst nur linksseitig, wie Van Bemmelen fand, entsteht als halbkugelförmige Ausstülpung der ventralen Schlundwand beim Embryo, der 5 Tage nach der Ablage dem Ei entnommen wurde. 3 Tage später hat er sich als kugeliges Bläschen vom Schlund ab- gelöst. In dieser Form bleibt er lange bestehen, vergrößert sich nur be- trächtlich (Fig. 102 p). Erst 4 Wochen nach seiner Bildung ent- stehen Knospen vom Mutterbläschen aus, die sich abschnüren. Bei den ausgeschlüpften Eidechsen ist das Mutterbläschen kollabiert und von zahlreichen kleinen Bläschen umgeben. Späterhin wird es zu einem kleinen, unansehnlichen Gebilde. I m L u m e n der Bläschen f in d et sich zu keiner Z e i t C o 1 1 o i d. Es behält stets seinen Platz seitlich vom Kehlkopfeingang bei und vereinigt sich niemals mit der Schild- drüse, von der es auch durch den Mangel an Golloidbildung wesent- lich verschieden ist. Die Entwickelung des Darmsystems. 145 Bei Vögeln wurde der postbranchiale Körper schon von de Meuron gefunden und mit dem Suprapericardialkörper Van Bemme- lens für homolog erklärt. Letzterer bezweifelte die Berechtigung dieser Vergleichung. In neuerer Zeit wurde der genannte Körper mehr- fach nachgewiesen. Die neueste Schilderung von ihm giebt Verdun, wonach er paarig hinter der 4. Schlundspalte auftritt, in Form eines halbkugelförmigen Divertikels, das mit der 4. Schlundspalte zusammen- hängt (Fig. 85 c). Es löst sich vom Pharynx und dem Rest der 4. Spalte ab und bildet dann ein geschlossenes Bläschen, welches bald komplizierte Veränderungen durchmacht. Nach seiner Ablösung vom Pharynx liegt es links gerade hinter der Teilung der Arteria brachio- cephalica, rechts über dem Aortenbogen. Am 10. Tage bildet es den post- branchialen Körper in charakteristischer Ausbildung, die es auch später behält. Es besteht aus 1) kompakten epithelialen Strängen und Läppchen, dazwischen 2) kugeligen Bläschen, von ku- bischem Epithel ausgekleidet, das zuweilen mit Flimmern versehen ist (Ente). Ferner sind 3) dem Gebilde Gewebspartieen an- geschlossen, die den Bau von Epithelkör per chen und von T h y m u s 1 ä p p c h e n zeigen. Es kann sich dabei an andere Derivate vorderer Schlundspalten anlagern, z. B. der Carotidendrüse oder der Schilddrüse, ohne jedoch damit zu verschmelzen. Aus diesen Angaben Verdun's ergiebt sich im Zusammenhang mit den Zweifeln Van Bemmelen's an der Ueber- einstimmung mit den Suprapericardialkörpern , daß der post- branchiale Körper der Vögel nicht allein diesem Ge- bilde niederer Wirbeltiere homolog ist, sondern eine komplizierte Bedeutung hat (Fig. 96 U). Weitere Unter- suchungen haben zu entscheiden, ob dies Gebilde nicht etwa außer dem postbranchialen Körper noch Reste einer 5. Schlundspalte in Form eines Thymus- und Epithelkörperchen-Rudiments enthält, worauf sein Bau hinweist. Es würde dann der postbranchiale Körper thatsächlich der 5. Spalte angeschlossen sein und dauernd mit deren Resten in Verbindung bleiben. Wichtig ist erstens, daß sein Gewebe kein Colloid bildet und daß es mit der aus der vorderen medianen Anlage hervorgehenden Schild- drüse nicht verschmilzt. Bei Säugetieren ist der postbranchiale Körper in allen darauf untersuchten Formen nachgewiesen worden (Fig. 104 p). Wölfler und Stieda sahen die paarigen Gebilde als Anlage der Schilddrüse an (Schwein, Schaf, Kalb und Kaninchen) und leugneten eine unpaare Anlage dieses Organs. Born schilderte zuerst in richtiger Weise die Entstehung paariger Bläschen aus der Wandung der letzten Schlund- spalte beim Schwein. Diese sollen sich mit der vorderen, unpaaren Anlage vereinigen, um die Schilddrüse der Säugetiere zu bilden, die mit der Schilddrüse niederer Wirbeltiere demnach nicht homolog wäre. Während von den meisten jüngeren Autoren diese Thatsache an- genommen wurde, daß der postbranchiale Körper der Säugetiere histo- logisch sich zu Schilddrüsengewebe ausbilde, und unter Anschluß an die vordere mediane Anlage der Schilddrüse einen wesentlichen Anteil an der Bildung deren seitlicher Lappen nehme, hat neuerdings Verdun betont, daß die Schilddrüse nur aus der vorderen Anlage hervorgehe, wie ich dies auch für niedere Wirbeltiere immer her- vorhob, und daß der postbranchiale Körper, selbst wenn er sich an Handbuch der Entwickelungslehre. II. 1. 10 Uli F. Maurer, die vordere Schilddrüse anlagert, doch einen von dem Schilddrüsen- parenchym verschiedenen Bau zeige. Verdun untersuchte: Schaf. Kalb, Katze, Kaninchen, Maulwurf, Mensch, sowie einen Embryo vom Dromedar (Fig. 98 u. 99 Ü). Daß die Verhältnisse des postbranchialen Körpers noch nicht ganz erkannt sind, zeigen meine Befunde bei Echidna (Fig. 103) : hier bildet sich derselbe wie bei allen Säugetieren hinter der 4. Schlundspalte aus, und das Bläschen, welches er nach seiner Abschnürung darstellt, entwickelt sich jederseits zu einem kleinen Drüschen von Schilddrüsen- bau: es besteht aus geschlossenen, mit Epithel ausgekleideten Bläschen, die mit C o 1 1 o i d gefüllt sind. Die Ausbildung von C o 1 1 o i d halte ich für das Wichtigste. Bei Echidna vereinigt sich dieses Gebilde aber niemals mit der vorderen medianen Schilddrüse, die vielmehr ein voluminöses, aus 2 median vereinigten Lappen bestehendes Organ darstellt. Während die Schilddrüse hier mit dem Herzen eine Ver- lagerung in den Thorax erfährt, bleibt der postbranchiale Körper weiter vorn, mehr der Stelle seiner Ausbildung an der Seite der Trachea liegen. So findet man ihn später vor der Schilddrüse, die ventral von ihm herabrückt. Die Abbildungen zeigen diese Aenderung in der Lagebeziehung des postbranchialen Körpers zur Schilddrüse. Auch bei höheren Säugetieren wurde in den letzten Jahren die Ausbildung von colloidhaltigem Schilddrüsengewebe aus der paarigen Schilddrüsenanlage, d. h. dem postbranchialen Körper vielfach hervor- gehoben. Während His die seitlichen Lappen der Schilddrüse aus dieser paarigen Anlage hervorgehen läßt, gab schon Kastschenko an, daß beim Schwein diese hinteren Schilddrüsenanlagen nur kleine Gebilde gegenüber der medianen Anlage darstellen. Nach Prenant dagegen bilden die geringen hinteren Anlagen der Schilddrüse einen ebenso starken Bestandteil des ganzen Organs, wie die unpaare vordere Anlage. Nach unserem heutigen Wissen müssen wir sagen, daß der post- branchiale Körper bei allen niederen Wirbeltieren, mag er paarig oder nur einseitig ausgebildet sein, erstens niemals Kolloid ausbildet und zweitens sich niemals mit der vorderen Schilddrüsenanlage verbindet. Bei Säugetieren kann er kolloid haltiges Schilddrüsenge- webe ausbilden, eine Vereinigung mit der medianen Schilddrüsen- anlage tritt bei Echidna nicht ein, wohl aber bei höheren Säugetieren und dem Menschen. Ob er eine reichliche Menge von Schilddrüsen- gewebe liefert oder eine geringe Rolle spielt, insofern er sich früh- zeitig rückbildet, darüber gehen die Ansichten noch auseinander. Nach der neuesten Auffassung (Verdun) wird die Schilddrüse bei Säuge- tieren und beim Menschen nur aus der medianen Anlage gebildet, und der postbranchiale Körper bildet sich zurück. S) Die E p i t h e 1 k ö r p e r c h e n. Sie sind Kiemenspaltenderivate, die bei Fischen bis jetzt nicht nachgewiesen wurden. Bei Amphibien treten sie zuerst auf, und zwar finden sie sich bei Anuren schon zur Larvenzeit, bei Urodelen er- scheinen sie erst nach der Metamorphose, ihre Bildung setzt den Verschluß der Kiemenspalten voraus^ Ihre Genese wurde zuerst von mir bei Amphibien klargestellt. Später wurden sie bei allen höheren Die Entwickelung des Darmsystems. 147 Wirbeltieren, ebenso beim Menschen nachgeAviesen und unter ver- schiedenen Namen beschrieben. th„ th,„ th,m (h ff ll,"jt L"-f>t'r ■VZ2&1* Fig. 100. Schemata der Schlundspalten und Kiemenderivate bei Amphibien. I. Siredon. II. Rana (Larve) III. Triton und IV. Rana nach der Metamorphose, V. Urodelenkieme, 'a vor, ß nach der Metamorphose, VI. innere Anurenkieme, a vor, ß während der Metamorphose. Carotidc und ventrale Kiemenreste, ah. äußere Kiemen. Kp. Kiemenplatte, op. Of>erculum. A7t. Kiemenhöhle. Kb. Kiemenbäumchen. Anuren. Die Epithelkörperchen treten bei Kaulquappen von Rana zur Zeit auf, wo gerade die äußeren Kiemen, im Kiemensack einge- schlossen, schwinden und die inneren Kiemen sich ausbilden (Fig. 100 II und VI e, ed.). Sie entstehen als kompakte Epithelknospen am ven- tralen Ende der 3. und 4. Schlundspalte. Auch die 2. Schlundspalte 10* 148 F. Maurer, bildet eine solche Knospe, welche nach meinen Beobachtungen die Caro- tidendrüse ausbildet (Fig. 83 et— e.A Fig. 100, II cd). Dies wurde von anderen Autoren bestritten (Zimmermann, Schaper) weiche in der Caro- tidendrüse lediglich eine Wucherung der Gefäßwand erblicken, ohne Beteiligung des Epithels einer Kiemenspalte. Die letzte Kiemenspalte bildet kein Epithelkörperchen. Die Bezeichnung „Epithelkörperchen'1 wählte ich mit Hinblick auf das histologische Verhalten der Gebilde. Sie stellen zunächst einfach zusammengeschlossene Epithelzellen dar, die durch einen epithelialen Stiel mit dem Epithel der Kiemenspalte in Verbindung stehen. Dieser Stiel schwindet, und das kleine Gebilde wächst unter Vermehrung seiner Zellen zu einem eiförmigen Körperchen heran, welches spiralig ineinander geschobene Zellenzüge erkennen läßt. Das Gebilde ist äußerlich durch eine zarte bindegewebige Kapsel begrenzt, und es setzt sich auch von da aus Bindegewebe ins Innere zwischen die epithelogenen Zellzüge fort. Ein Lumen findet sich in diesen Organen niemals. Ihr Bau ist ein durchaus eigenartiger, weder mit dem der Thymus, noch der Schilddrüse oder des postbranchialen Körpers vergleichbar. Sie behalten auch zeitlebens ihren Platz und sind selbst bei ganz alten Tieren (Rana, Bufo, Hyla) nachweisbar. Sie liegen ventral von den Arterien des 3. und 4. Kiemenbogens bei der Kaulquappe, und später liegen sie ventral von den Aorten- bogen in unmittelbarer Nähe der hier sich bildenden ventralen Kiemen- reste, die später noch zu behandeln sind (Fig. 101 e). Bei Urodelen (Triton) bilden sich die Epithelkörperchen während der Metamorphose aus dem Epithel der sich schließenden 3. und 4. Schlundspalte, und zur selben Zeit entsteht im Bereich der 2. Spalte die Carotidendrüse (Fig. 100 III und V). Die Körperchen liegen hier an der lateralen Konvexität der Aortenbogen oder sind zwischen diesen eingelagert. Sie empfangen oft von 2 Aortenbogen je ein Aestehen. Zuweilen findet man zwischen 3. und 4. Arterienbogen 2 solche Körperchen, so daß 3 auf einer Seite bestehen. In anderen ;"":';n ■..;•:; Fig. 101. Kombinierter Querschnitt des ventralen Kopfteils einer jungen Rana esculenta, im Bereich der obliterierten Kiemenhöhle K. Metamorphose gerade vollendet. t. Schilddrüse, e. Epithelkörperchen. th. Thymus, ed. Carotidendrüse. p. post- branchialer Körper, eh. Rest der Kiemenhöhle, m. mittlere, v. ventrale Kiemenreste. L. Aditus laryngis, cpb. Zungenbein, sth. Muse, sternohyoideus. hg. Muse, hyoglossus. vje. Vena jugul. ext. I lymphatisches Knötchen. Die Entwickelung des Darinsysterns. 149 Fällen findet man nur ein solches Gebilde auf einer Seite, so daß ihre Bildung individuellen Schwankungen unterliegt. Bei Reptilien wurden die Organe der Eidechse untersucht, wo sie ebenfalls aus der 3. und 4. Spalte entstehen (Van Bemmelen, Maurer). Bei Schlangen wurde ein solches außerdem auch an der 2. Spalte gefunden (Van Bemmelen). Sie entstehen gleichzeitig mit der Thymus während des Verschlusses der Schlundspalten. Bei der Eidechse entsteht das Körperchen der 3. Spalte am ventralen Ende der Thymus und steht mit dieser durch einen epithelialen Strang in Zusammenhang. Die ventrale Tasche dieser Spalte erleidet eine völlige Rückbildung. Das Epithelkörperchen geht also aus dem mittleren Teil dieser Spalte hervor. Am ventralen Ende der Thymus der 2. Spalte findet sich kein solches Gebilde. Das Epithelkörperchen der 4. Spalte bildet sich aus der Wandung dieser Spalte, die einen vom Schlund aus lateralwärts verlaufenden Schlauch darstellt. Indem sich die mittlere Portion dieses Schlauches verdickt, stellt sie die Anlage des Epithelkörperchens dar, das sich vom Schlundrohr ablöst und noch eine Zeit lang mit dem postbranchialen Körper verbunden ist. Ueber die histologische Entwickelung dieser Organe ist zu berichten, daß sie zuerst aus gleichartigen Epithelzellen bestehen, die im Beginn der Bildung ein Lumen begrenzen, welches als Rest des Schlundspaltenlumens zu betrachten ist. Unter Vermehrung der Epithel- zellen schwindet dies Lumen und indem gleichzeitig von außen her Bindegewebselemente eindringen, besteht das Körperchen aus Komplexen von epithelogenen Zellen, welche durch zartes interstitielles Bindege- webe voneinander getrennt sind. In diesem Zustande bleiben die Epithelkörperchen der Eidechse zeitlebens bestehen, sie bilden niemals ein Lumen aus, colloide Substanz wird nicht secerniert, so daß ihr Bau nicht mit dem der Schilddrüse ver- glichen werden darf. Wenn eine 5. Schlundspalte bei der Eidechse vorübergehend zur Anlage kommt (Van Bemmelen), so bildet sie jedenfalls kein Epithel- körperchen, hinterläßt überhaupt keine epithelogenen Reste. Bei den Vögeln sind die Epithelkörperchen in verschiedener Zahl nachgewiesen : Bei allen untersuchten Formen bilden die 3. und 4. Spalte ein solches, und auch hier liegt es ventral von der Thymus- anlage der betreffenden Spalte (de Meuron, Van Bemmelen, Mall, Verdun; (Hühnchen, Ente). Verdun hat die genaueste Schilderung gegeben (Fig. 95 c). Nach diesem bildet sich beim Hühnchen und der Ente auch im Anschluß an den postbranchialen Körper noch ein drittes solches Gebilde; vielleicht handelt es sich hierum ein solches Derivat der 5. Schlundspalte. Verdun hebt hervor, daß die beiden ersten sich oft der Schilddrüse anlagern ; das Derivat der 4. Spalte soll häufig dem postbranchialen Körper angeschlossen sein (Fig. 96 gl 3 und 4). Während die Verbindung des Epithelkörperchens der 3. Spalte mit der Schilddrüse offenbar ein sekundärer Vorgang ist, kann das Derivat der 4. Spalte wohl primär in Verbindung mit dem postbranchialen Körper stehen, da sich die 4. und 5. Schlundspalte mit dem postbranchialen Körper gemeinsam vom Schlundrohr ablösen können und auch eine spätere Trennung unterbleiben kann. Die histologische Entwickelung dieser Gebilde bei den Vögeln schildert Verdun so, daß sie von vornherein aus Epithelzellen der Schlundspalten bestehen, ihre Weiterausbildung oft sehr spät, fast bei 150 F. Maurer, erwachsenen Tieren erfahren. Sie bestehen dann ans Epithelbläschen. Da keine Colloidsnbstanz darin ausgebildet wird, sind sie von der Schilddrüse scharf unterschieden. au Fig. 102. Sagittalschnitt durch den Kopf eines Embryo von Lacerta agilis, 25 Tage nach der Ablage dem Ei entnommen, ce. Gehirn, au. Auge. n. Nasenhöhle. c. Herz. z. Zunge. i. Mundhöhle, tr. Schilddrüse, tm. Thymus, e. Epithel körper- chen, p. postbranchialer Körper. Die Epithelkörperchen der Säugetiere haben eine sehr ein- gehende Bearbeitung von vielen Autoren erfahren und sind sehr ver- schieden bezeichnet worden : Sandström schilderte sie als Glandulae parath)rreoideae, Gley als glandules thyroidiennes, Nicolas als glan- dules thyroides,.KoHN und Schaper verglichen sie zuerst mit den Epithelkörperchen der Amphibien und bezeichneten sie demgemäß (Fig. 104e j u. 2). Solche Gebilde werden von der 3. und 4. Schlundspalte gebildet und unterscheiden sich in ihrer Anordnung zur Thymus der Säugetiere wesentlich von den Epithelkörperchen aller niederen Wirbeltiere. Sie bilden sich dorsal von der Thy- nmsanlage (Kölliker, Stieda, Born, Fischelis, de Meuron, Rabl, Kastschenko, Prenant, Simon, Groschuff, Verdun, Maurer). Nach Groschuff, dem sich Verdun anschließt, bildet die 3. und 4. Spalte ein solches Epithelkörperchen bei Kaninchen, Fledermaus, Hund, Katze, Pferd, Dromedar, Schaf, Rind, Ziege, Mensch, denen sich auch Echidna anschließt (Maurer; Fig. 97, 99 und 103). Nur die 3. Spalte bildet ein solches Körperchen beim Schwein, Igel, Maulwurf, Spitzmaus, Meerschweinchen, Ratte, Feld- maus, Seehund (Fig. 98 glt). Beim Maulwurf schwindet auch das Die Entwickelung des Darmsystems. 151 einzige Epitlielkörperchen zuweilen frühzeitig. Die Thatsache, daß diese Gebilde hier dorsal von der Thymus liegen, findet ihre Erklärung darin, daß die Thymus nicht vom Epithel der dorsalen Kiementaschen, wie bei allen niederen Wirbeltieren, gebildet wird, sondern aus v e n - tralen Teilen. Die Epitlielkörperchen nehmen, wie bei der Eidechse, eine mittlere Lage ein. Histologisch bilden sie auch hier zuerst ausschließlich aus com- pakte Epithelzellen gebildete Körperchen. Nachdem frühzeitig Binde- gewebe von außen zwischen die epithelialen Elemente eingedrungen ist, formieren die Epithelzellen unter reichlicher Vermehrung kompakte Schläuche. Die Annahme, daß sie unter Ausbildung von Kolloid die Schilddrüse ersetzen können, ist nicht erwiesen, vielmehr ist bis jetzt die Auffassung berechtigt, daß man es mit verschwindenden Gebilden zu thun hat. Das wird mit Recht aus den Thatsachen geschlossen, daß bei Amphibien jederseits 2 — 3, bei Amnioten nur 2, bei vielen Säuge- tieren nur eines und schließlich sogar gar kein solches Gebilde mehr später nachweisbar ist, wie beim Maulwurf. Der Mensch steht hier nicht am Ende der Reihe, insofern bei ihm meist 2 solcher Körper- chen zur Entwickelung kommen. Hinsichtlich der weiteren Entwickelung dieser Gebilde ist noch speciell ihrer Anordnung zu gedenken, die zugleich Schilddrüse und Thymus beeinflußt. Die 3. Schlundtasche schnürt sich in toto vom %Us(cdU ~^ca tm. Fig. 103. Schema der Schlundspaltenderivate von Eehidna. I—IV Schlundspalten. tr Schilddrüse, tm Thymus. e2 — e4 Epithelkörperchen. p postbranchialer Körper. I Aditus laryngis, o Oesophagus. a Embryo, dessen Spalten noch mit dem Schlund kommunizieren, b älterer Embryo, Schilddrüse und Thymus nach hinten gerückt, c halbwüchsiges Tier : Schilddrüse, Thymus und Epithelkörperchen in die Brusthöhle gerückt, postbran- chialer Körper behält eine vordere Lage am Hals bei. Schlundrohr ab, so daß ihre Derivate : Thymus und Epithelkörperchen in primärem Zusammenhang sind. Ein solcher kann bestehen bleiben, oder das Epithelkörperchen löst sich von der Thymus ab. Dabei kann aber ein Läppchen der Thymus mit dem Epithelkörperchen in Zusammenhang bleiben, indem die Loslösung nicht an der Grenze, sondern im Thymusgewebe erfolgte. Die Beziehung dieses Körper- chens zur Schilddrüse ist eine rein topographische. Durch die Rück- wärtsverlagerung der Schilddrüse kommt das Epithelkörperchen der 152 F. Maurer, 3. Spalte lateral von der Schilddrüse zu liegen und bildet so das äußere Epithelkörperchen Kohn's. Komplizierter stellen sich die Beziehungen des Epithelkörperchen s der 4. Spalte dar, besonders dann, wenn die 4. Spalte auch einen Thy- rauslappen ausbildet. Wenn sich diese Tasche vom Schi und - röhr löst, so bleiben nicht nur ihre beiden Derivate: Epithelkörperchen u n d T h y m u s , i n Verbindung, sondern mit diesen Teilen bleibt auch der postbranchiale Kör- per in Zusammenhang, und demnach sind diese Verbin- dungen primäre. Der postbranchiale Körper erwirbt nun sekun- där Anschluß an die Schilddrüse, und dadurch gelangt auch das Epithelkörperchen und die Thymus der 4. Spalte in Beziehung zur Schilddrüse (Fig. 98 und 99). Jenes ist das innere Epithelkörper- chen, das Kohn schilderte. Im Anschluß an meine Befunde bei La- certa und Echidna und unter Berücksichtigung der Angaben Verduns (Katze) habe ich schon früher darauf hingewiesen. Es klären diese Ueberlegungen die verschiedenen Kombinationen im Zusammenhang so ungleichwertiger Teile auf. Die Carotidendrüse. Dies Organ ist hier anzuschließen. Die Drüse fehlt den Fischen, besteht von Amphibien an bei allen höheren Wirbeltieren und liegt stets an der Teilungsstelle der Carotis communis in Carotis externa und interna. Nach der Auffassung vieler Autoren ist sie eine blosse Ge- fäßbildung, durch Wucherung der Gefäßwandung entstanden. Da Andere aber eine Beteiligung von Schlundspaltenepithel angaben, so ist sie hier zu erwähnen. Bei Anuren fand ich im Bereich der 2. Schlundspalte eine epi- theliale Knospe, die sich genau so verhält wie die Epithelkörperchen der 3. und 4. Spalte, aber eben durch ihre sehr bald erkennbare Be- ziehung zur Kiemenarterie sich eigenartig erweist. Nach Zimmermann ist eine Epithelknospe nicht vorhanden, und nur eine Wucherung der Gefäßwand bildet die Drüse. Bei Anuren tritt das Organ schon früh bei der Larve auf, während es bei Urodelen erst zur Zeit der Metamorphose sich entwickelt (Fig. 100 II, III und IV). Hierin stimmt sie mit der Entwicklung der Epithelkörperchen überein. Bei Reptilien (Lacerta) fehlt eine die Gefäßwandung der Carotis an deren Teilungsstelle komplizierende Drüse und es liegt dem Carotidenstamme lateral angeschlossen das Epithelkörperchen der 3. Spalte (Fig. 102 e3). Wenn man dies als Carotidendrüse anspricht, so stimmt dieselbe mit dem gleichgenannten Organ der Amphibien nicht überein. Das Organ, welches Verdun als Carotidendrüse beim Hühnchen abbildet und beschreibt, macht den Eindruck eines Epithelkörperchen«, doch betrachtet es Verdun als ein Produkt der gewucherten binde- gewebigen Adventitia des Carotidenstammes. Sie tritt zuerst bei einem Hühnchen am 9. Bebrütungstage auf. Der gleichen Ansicht ist Schaper, der das Organ auch bei Säugetieren als Bildung des Carotidenstammes ansieht. Bei diesen bestellt sicherlich außer den Epithelkörperchen eine Carotidendrüse, wenn auch vielfach eines von jenen als solche angesprochen wurde. Schaper giebt dies an. Bei Echidna konnte ich eine Anlage nachweisen, die wie das gleiche Or- gan bei Anuren aus dem Epithel der 2. Schlundspalte stammt (Fig. 103 e2 cd). Die 2. Schlundspalte tritt mit ihrem ventralen Ende in Die Entwickelung des Dannsystems. 153 nahen Kontakt mit der Wandung des 3. Arterienbogens, und hier löst sich ein kleiner epithelialer Zellenkomplex ab, in welchem ich die Anlage der Carotidendrüse erblicken muß. Sie liegt später genau in der Teilungsgabel des Carotisstammes, und zwar ist sie hier der Carotis interna inniger angeschlossen. Es handelt sich demnach hier 6iArTm,3 n, VTin.3 ATm. 3 Fig. 104a — e. Schlundspaltenderivate von Säugetieren und Mensch, a Wieder- käuer, Pferd, Carnivoren, Chiropteren und Mensch (nach Groschuff). b Katze, c Kaninchen, d Mensch, e Talpa nach Verdux). Bezeichnungen s. Fig. 103. nicht um eine bloße Wucherung der Gefäßwandung. Indessen ist die Entwickelung der Carotidendrüse noch nicht hinreichend aufgeklärt, besonders mit Hinblick darauf, daß unter diesem Namen verschiedene Autoren ungleiche Bildungen beschrieben haben. e) Die Reste der inneren Kiemen bei Anuren. Bei Anuren entwickeln sich während der Metamorphose bei der Reduktion des inneren Kiemenapparates Gebilde, die hier anzuführen sind (Fig. 100 V und VI). Sie kommen ausschließlich den Anuren zu (Fig. 100 VI). Von Bedeutung sind sie, weil man sie lange, be- sonders ihre ventralen Teile bei Rana für die Schilddrüse gehalten hat (Ecker, Wtiedersheim). Ich habe genau geschildert, wie die Reduktion der Zuerst treten inneren Kiemen mit ihrer Kiemenhöhle sich abspielt, am ventralen Ende dieser Höhle Wucherungen der 154 F. Maurer, auskleidenden Schleimhaut auf. Die Kiemenbüschel werden kurz und dick, das überziehende Epithel wird mehrschichtig. Unter weiterer Schrumpfung der Büschel und Obliteration der Kiemenhöhle entstellt eine aus epithelialen und bindegewebigen Elementen bestehender, dorsoventral verlaufender Körper, von welchem in verschiedener An- ordnung Reste erhalten bleiben. Bei Rana bleibt das ventrale Ende erhalten (vergl. Fig. 100 VIvJcr u. 101 v) und findet sich medial und ven- tral von den Epithelkörperchen, gerade bedeckt vom lateralen Rande des Muse, sterno-hyoideus. Bei Bufo, Hyla und Bombinator bleiben solche Reste als ein eiförmiges Körperchen jederseits weiter dorsal- und lateral- wärts erhalten. Sie gehen aus mittleren Teilen der Kiemenhöhle hervor. Auf Fig. 100 VI sind sie mit mkr bezeichnet, ich nannte sie mittlere Kiemenreste. Auch dorsale Kiemenreste erhalten sich bei Rana öfter in der Nähe der Thymus I (dkr). Sie unterscheiden sich histo- logisch von der Thymus durch das Fehlen der großen epithelioiden Zellen, bestehen aus irregulärem Gewebe, in welchem lymphatische Rundzellen vorherrschen. Cysten treten nicht darin auf. Diese Ge- bilde bleiben nicht wie die mittleren und ventralen Kiemenreste bei den oben genannten Anurenformen dauernd erhalten, sondern erfahren im Laufe eines Jahres eine Reduktion, so daß sie schon bei 4 — 5 cm langen Tieren nicht mehr nachweisbar sind. Sie verhalten sich dabei wie eine zellige Infiltration, die durch Verteilung ihrer Elemente schwindet. 2. Allgemeine Entwickelung des Darmrohrs und seine Sonderung in verschiedene Abschnitte. Die Ausbildung des Darmrohrs ist durch den Dotter beeinflußt und demnach bei den verschiedenen Wirbeltiergruppen nicht gleich. Die Anlage bei holoblastischen Eiern zeigt Fig. 134 von Petromyzon und Fig. 135 von Rana. Bei meroblastischen Eiern stellt sie sich im allgemeinen dar, wie es auf Fig. 112 vom Menschen abgebildet ist. Die Beziehung zwischen dem entodermalen und mesodermalen Bestandteil der Wandung zeigt Fig. 105 im Querschnitt. WTir können auf Fig. 112 schon 3 Abschnitte der Darmanlage unter- scheiden: den Kopf dar m (k), die Darmrinne (m) und den End- darm. Diese entsprechen nicht den späteren Abschnitten, die wir als Vorder-, Mittel- und Enddarm bezeichnen. Der Kopfdarm stellt im all- gemeinen die Anlage des Vorderdarms vor, da unmittelbar hinter der vorderen Darmpforte die Anlage der Leber und des Pankreas auftritt, welche die Grenze zwischen Vorder- und Mitteldarm charakterisiert. In der Darmrinne ist aber die Anlage des Mittel- und eines Teiles des Enddarms in sehr verschiedener Weise bei Fischen und Amnioten enthalten. Amphioxus. Bei Amphioxus ist das Entodermrohr nach Ab- lösung der Cölomdivertikel als Anlage des Darmrohrs zu betrachten. An diesem ist nach Durchbrach der Mundöffnung und des Afters der K i e m e n d a r m und der verdauende Darm zu unterscheiden. Bei Larven von 3,5 cm Länge zeigt sich eine kurze Strecke hinter jenem die Leberanlage, wodurch das Ende des Vorderdarms abgegrenzt wird. Unter rückwärts fortschreitender Ablösung des Leberblindsackes erfährt der hinter dem Kiemendarm gelegene Abschnitt des Vorderdarms eine Die Entwickelung des Darmsystems. 155 Verlängerung, ohne indessen sein Volumen zu ändern oder seinen geradlinigen Verlauf aufzugeben. Das Dottermaterial in den Entoderm- zellen der ventralen Hälfte des hinter der Lebermündung gelegenen Mitteldarms ist bei Embryonen von 4 cm schon aufgezehrt. Die epi- theliale Auskleidung bleibt im ganzen Darmrohr einfaches Cylinder- epithel. Drüsen kommen nicht zur Ausbildung. Etwa in der Mitte zwischen dem caudalen Ende des Kiemendarms und dem After tritt bereits bei o,5 cm langen Larven ein durch Karmin sich dunkler färbender Bezirk des Darmrohrs auf. Er wurde von Lankester und Willey schon als Darmbezirk mit verdicktem Epithel bezeichnet (Fig. 124). Seine Bedeutung ist noch nicht bekannt. Amphioxus be- sitzt einen längere Zeit bestehenden postanalen Darm, ebenso wie einen Canalis neurentericus, der aber häufig kein Lumen besitzt. Un- mittelbar hinter dem Leberblindsack befindet sich ein erweiterter Ab- schnitt des Darmrohrs, der aber in Folge seiner Lage nicht als Magen bezeichnet werden darf. Die Muskelwand des Darmrohrs, sowie der Serosaüberzug werden als direkte Abkömmlinge der Splanchnopleura aufgefaßt, die auch dem Bindegewebe der Darmwand seine Entstehung giebt. Cyclostomen. Das Lumen des Urdarms geht nicht in das spätere Darmlumen über, sondern jenes schwindet, und die Anlage des bleibenden Darmlumens ist eine sekundäre Bildung. Dies soll nicht durch Auflösung, sondern nur durch Umordnung der sich reich- lich durch Teilung vermehrenden Entodermzellen erfolgen (Götte). Nach den Untersuchungen von Kupffer und Götte läßt ferner der Darm bei Petromyzonten sehr frühzeitig zwei Abschnitte unterscheiden, die man als Vor der darin und Mittel- mit End darin bezeichnen kann. An der Grenze liegt die Leberanlage (Fig. 134) Eine scharfe Grenze zwischen Mittel- und Enddarm kommt nicht zur Ausbildung. Die epitheliale Auskleidung bildet stets ein einschichtiges Cylinderepithel. Drüsen fehlen. Dagegen bildet sich frühzeitig eine komplizierte lym- phatische Scheide in der bindegewebigen Darmwand aus. In dieselbe verlaufen Arterien, welche in direkte Beziehung zu den lymphatischen Zellen treten, so daß man das ganze Gebilde auch als diffuse Milz der Cyclostomen gedeutet hat. Der Darmkanal der Myxinoiden entwickelt sich zu einem volumi- nöseren Schlauch als bei Petromyzonten. Auch ist bei jenen ein Magenabschnitt unterscheidbar. Bei Bdellostoma bildet sich entsprechend dem Dotterreichtum des Eies der Darmkanal anders aus als bei Petromyzonten. Er zeigt nach Dean hinsichtlich der ersten Vorgänge viel Aehnlichkeit mit der Bil- dung des Selachierdarms. Auch hier hebt sich der Kopfteil des Em- bryo früher vom Dotter ab als der Schwanzteil, der erst bei Embryonen mit 57 Urwirbelpaaren erscheint. Es besteht somit auch hier zuerst eine vordere und hintere Darmpforte. Nach dem Ausschlüpfen wird der Dottersack in wenigen Tagen resorbiert. Der Vorderdarm entwickelt sich bei Petromyzonten besonders als Kiemendarm, so daß Leber- und Pankreasanlage unmittelbar caudal vom letzten Kiemengang sich finden. Selachier. Bei Selachiern treten wichtigere Komplikationen bei der Entwickelung des Darmrohrs auf. Durch die meroblastische On- togenese besteht der Darm zuerst als Rinne, die sich mit der Ab- hebung des Embryo vom Dottersack zum Rohre abschließt. Unter 156 F. Maurer, fortschreitender Abschnürung des Darmentoderms vom Dottersack bildet sich ein enger Dottergang. Es sind vordere und hintere Darmpforte nahe zusammengerückt (Fig. 127). Dabei tunisvorgange einen wichtigen Einfluß. Wir erhalten ungleiche Wachs- Mündung dieses Dotterganges, die Fig. 105. Querschnitt der ventralen Rumpfhälfte vor der hinteren Darmpforte eines Embryo von Pristiurus melanostomus mit 63 Urwirbeln (nach Rabl). i Darin- rohr (Entodorm). m Mesenterium dorsale. s Bplanchnopleura. Bei x Bildung der Spiralfalte, so Somatopleura. e Ectoderm. si Subintestinalvene. Artefakte vorliegen. Torpedo zeigt Hier bildet die Klappe nur quere von Kegeln. sehen nämlich, daß die zuerst, wie bei allen meroblastisch sich entwickelnden Wirbeltieren hinter der Anlage von Leber und Pankreas sich findet, cranialwärts von diesen nach vorn rückt. Mayr hat dies genau studiert und den Grund in ungleichem Wachstum der Darm wand erkannt. Letzteres ist ein Vorgang, wel- cher die Bildung der für Se- lachier charakteristischen, auch bei Ganoiden und Dipnoern noch erkennbaren Spiralfalte veranlaßt. Die S p i r a 1 k 1 a p p e kommt bei Selachiern in verschiedenen Formen vor. Bei Raja, Scyllium, Mustelus und Pristiurus haben alle einen gedrehten Spiraldarm. Dabei bildet die Falte in der Ruhe Kegel, deren Spitze cranialwärts gerichtet ist. Verschiedenheiten, die hierin bestehen, wurden von Parker und Rückert als indivi- duelle Varianten beurteilt, P. Mayer erklärt sie für funktio- nelle Zustände, soweit nicht dagegen einfachere Verhältnisse. Falten, ohne Ansatz zur Bildung Die Entwickelung des Darmrohrs mit der Spiralklappe bei Pristiurus hat zuerst Rabl genau studiert. Die Spiralklappe tritt bei Embryonen mit 52 Urwirbeln auf (Fig. 105 x). Bei solchen besteht noch eine weite Kommunikation zwischen Darm und Dottersack, die sich als Dotterstiel vom 5. bis zum 15. Rumpfsegment erstreckt. Die Spiralklappe beginnt hier sich zu bilden als eine Einfaltung und Zellwucherung der rechten M e s e n t e r i a 1 1 a m e 1 1 e , welche ihre Zellen dorsal vom Entodermrohr nach links hintreten läßt, Diese Bildung beginnt weit caudal hinter der Pankreasanlage. Bei Embryonen mit 63 Urwirbeln ist an dieser Stelle der späteren Spiralfalte auch das Entoderm dicker, mehrschichtig, während es sonst einschichtig ist, Aus dem von der ersten Mesenteriallamelle gebildeten Zellstrang leitet Rabl das adenoide Gewebe der Spiralklappe ab und vergleicht diese Bildung mit der Längsfalte im Petromyzondarm. Hier erstreckt sich die Bildung von der rechten Seite des Darmes in der Gegend der Pankreasanlage beginnend, nach hinten bis zur Cloake, wobei sie von der rechten Seite des Darmes nach hinten allmählich auf dessen Dorsalfläche tritt. Bei Embryonen mit 68 Urwirbeln ist zum erstenmal das Entoderm durch die Wucherung des Mesoderms eingebuchtet und bildet einen längsverlaufenden, ins Darmlumen vor- Die Entwickelung des Darmsystems. 157 ragenden Wulst, der an der rechten Seite der Pankreasmündung be- ginnt und nach der Cloake zu auf die Dorsalseite des Darmes weiter verläuft. Dann beginnt (Embryonen mit 74 Urwirbeln) die weitere Ausbildung eines spiraligen Verlaufes des genannten Wulstes. Derselbe fängt rechts von der Pankreasmündung an, tritt dann dorsal, weiter- hin an die linke Seite des hier noch offenen Darmes, bleibt noch eine Strecke weit hinter der hinteren Darmpforte auf der linken Seite des Darmes, tritt dann ventralwärts, um schließlich sich noch etwas nach rechts und dorsalwärts emporzuschieben. In diesem S t a d i u m be- schreibt also die Klappe eine ganze Spiraltour. Wie rasch diese Bildung sich weiter entwickelt, ergiebt die That- sache. daß bei Embryonen mit 83 — 87 Urwirbeln die Spiralfalte schon 21/2 Umgänge macht. Das Entodermrohr selbst wird dabei um seine Längsachse gedreht. Sowohl das der Falte zu Grunde liegende Binde- gewebe als das dieselbe überziehende Epithel zeigt nach Rabl Be- sonderheiten: jenes zeigt ein derberes Verhalten als das sonst von der Splanchnopleura gebildete lockere Bindegewebe, und das Epithel ist im Bereich der Falte höher als anderwärts. Nach den weiteren Angaben von Rückert läßt der Vorgang der Bildung des Spiraldarms 2 Vorgänge unterscheiden : 1) eine rinnenartige Einbiegung des noch gestreckt verlaufenden Darmrohrs, wodurch die eine Wand als Längsfalte ins Lumen vorspringt. Diese Bildung beruht auf Breitenwachstum des Epithelrohrs. 2) Davon zu unterscheiden ist die Windung des entodermalen Epithelrohrs inner- halb seines Peritonealschlauchs um seine Längsachse. Diese Windung erfolgt in Spiraltouren in der Pachtung einer rechts gewundenen Schraube. Von hinten nach vorn fortschreitend, bilden sich l1^ Windungen aus (Fig. 106). Die Mechanik dieses Prozesses ist als Längenwachstum des entodermalen Epithel- rohrs aufzufassen, bei fixiertem vorderen und hinteren Ende und bei verschieblicher Einlagerung desselben innerhalb des weiteren Peritonea Ischlauch es. Das vordere Ende des Spiraldarms kann nicht nach vorn weiter in die Länge wachsen, es wird sogar durch stärkeres Längenwachstum des Vorderdarms zurückgedrängt. Das hintere Ende ist am After fixiert. Rückert hat den Prozeß in gewissem Sinne mit dem Längenwachs- tum des Dünndarms höherer Wirbeltiere verglichen. Bei letzterem kommt es zur Schlingenbildung, da das Peritonealrohr sich mit dem Entodermrohr dreht. Rückert hat auch experimentell dies bestätigt gefunden : wenn man nämlich bei Pristiurus die Außenwand des ge- streckten Darmrohrs, den Spiraltouren folgend, der Länge nach auf- schneidet, so kann man den entodermalen Spiraldarm auf- und wieder zudrehen, sich also leicht von der ontogenetischen Drehung über- zeugen. Die Drehung bildet sich nicht gleichmäßig aus: während die hinteren 7 Windungen sehr stark gedreht sind, zeigt die vorderste halbe Windung nur eine schwache Drehung, so daß die Falte nach vorn schließlich gerade ausläuft. Daß sich aber auch vorn der ganze Darm um etwa 180° dreht, zeigt die stattfindende Verlagerung des Leber-, Pankreas- und Dottergangs J). 1) Die ursprünglich dorsale Mündung des Ductus pancreaticus rückt allmählich zuerst nach links, dann ganz ventralwärts herab; die des Dottergangs rückt von der ursprünglich ventralen Lage um die rechte Cirkumferenz des Darmes auf die Dorsal- fläche, die Mündung des Ductus choledochus endlich rückt ebenfalls von der ur- 158 F. Maurer, Bei Carcharias, Zygaena u. a., deren Spiralfalte in ganzer Länge gerade verläuft, hat sich der ganze Spiraldarm so entwickelt, wie bei Pristiurus nur dessen vorderes, craniales Ende, nämlich durch spiralige Einrollung. Bei Torpedo schildert P. Mayer die embryonalen Spiraldarmfalten Ansatz zur Bildung von Kegeln. als quere Falten, ohne jeden Ptaja, Scyllium, Mustelus und Pristiurus bildet die Spiralklappe kanntlich späterhin Kegel mit cranialwärts gerichteter Spitze, dieser Anordnung sieht Mayer den normalen Zustand, während Bei be- lli die hierin bei Ptaja auftretenden Verschiedenheiten nicht individuelle v- Vx> K Fig. 106. Eutwickelimg des Spiraldarms von Pristiurus. Ventralansicht nach Rückert. a Stad. K. n. Balfour. b Stad. L-M. n. Balfour. c Embryo 28 mm lang. g. Gallenblase, v. Dottergang. c. Ductus choledoehus. p Pankreasanlage. sprünglich ventralen Lage um die rechte Seite dorsalwärts. Alle drei Gänge um- greifen dann infolge der Drehung spiralig den Darmumfang. Die Entwickelung des Darmsystems. 159 *■& Varianten, sondern nach Mayer Artefakte oder funktionelle Zustände des Darmes sein sollen. Torpedo besitzt auch später keinen gedrehten Spiraldarm, was sich schon in embryonalen Zuständen ausprägt. Als einen Rest der bei Selachiern so stark ausgebildeten Darm- drehung in der Ontogenese faßt Rückert auch die bei Amphibien und Säugetieren bestehende Drehung am Duodenum im Bereich der Leber- und Pankreasmündung auf, und im gleichen Sinne beurteilt er die Magendrehung der Säugetiere. Während Rückert also die Bildung des gedrehten Spiraldarms auffaßt als eine Achsendrehung des Darmrohrs, mit einer durch Epithel- zellenverschiebung am Hinterende des Darmrohrs ausgeglichenen Gegen- drehung, hat sich in letzter Zeit Appel gegen diese Auffassung ge- wendet, Nach diesem handelt es sich nicht um Drehung und Gegen- drehung des Darmrohrs, sondern die Spiralfalte entsteht wie alle Ober- flächen Bildungen durch ungleiches Wachstum des Epithels, nicht durch einfaches Längenwachstum, wie es Rückert annimmt. Auch scheinen mir die histologischen Angaben von Rabl hier Beachtung zu verdienen. Wenn an Stelle der der Spiralfalte zu Grunde liegenden Peritonealwucherung das Entoderm auch eine besondere Ausbildung zeigt, so spricht dies gegen eine Verschiebung des Entodermrohrs gegen das äußere Peritonealrohr, denn bei einer solchen müßten doch nach und nach immer andere Stellen des Entoderms mit der mesoder- malen Leiste in Berührung kommen. Nach Rabl's Angaben muß es aber immer die gleiche Stelle bleiben. Bei Selachiern kommt es stets zur Ausbildung eines voluminösen Magenabschnittes zwischen der letzten Kiemenspalte und der Mündung des Ductus choledochus und pancreaticus. Der Magen legt sich in eine Schlinge, an welcher man einen weiteren Cardialteil und einen engeren Pvlorusteil unterscheiden kann, die U-förmig gegeneinander gekrümmt sind. Im Magen kommt es zur Bildung von tubulösen Drüsen. Die Spiralklappe entwickelt sich nur im Mitteldarm. An dem kurzen Enddarm bildet sich eine Ausstülpung dorsalwärts, die Rectumdrüse. Die bindegewebigen Teile der Darmwand, sowie die Muscularis entwickeln sich auch hier aus der Splanchnopleura. Ganoiden. Bei Ganoiden mit holoblastischer Ontogenese ent- wickelt sich das Darmrohr direkt aus dem Entoderm, nachdem das gastrale Mesoderm und die Chorda sich abgeschnürt haben. Durch den Reichtum an Dotterblättchen in den Zellen, besonders der ven- tralen Wand, ist der Mitteldarm vom Kopfdarm getrennt. An der Grenze ist die Bildungsstätte von Leber und Pankreas. Der Vorder- darm läßt hinter dem Kiemendarm einen beträchtlich erweiterten Magen entstehen. Der Nahrungsdotter findet sich hier nicht, wie bei allen anderen Vertebraten in dem Mitteldarmabschnitt in reichlicher Masse angehäuft, sondern im Endabschnitt des Vorderdarms, d. h. dem späteren Magen, der dadurch schon beim jungen Embryo ein sehr voluminöses Organ darstellt (Fig. 128). Caudal von ihm schließt sich der Mitteldarm an. Die Mündung der Leber- und Pankreas- anlage ins Darmrohr findet sich candal hinter dem mit Dotter er- füllten Magenabschnitt (Balfour). Mittel- und Enddarm bilden ein dünnes Rohr. Im Mitteldarm entwickelt sich eine Spiralklappe zum Teil ebenso wie bei Selachiern, bei Lepidosteus beginnt ihre Rück- 160 F. Maurer, bildung, insofern sie nur noch in der caudalen Hälfte des Mittel- darms sich entwickelt. Im kurzen Enddarm fehlt die Klappe. Drüsen in tubulöser Form treten im Magen auf. Hinter dem Pylorus kommen fingerförmige Appendices pyloricae zur Entwicklung. Teleo stier. Bei den Knochenfischen entwickelt sich der Darm- kanal in frühen Embryonalstadien gleichartig. Mit der Abhebung des Embryo vom Dottersack geht die Darmrinne in ein Darmrohr über. Bei Salmoniden findet nach Balfour sehr früh eine Ab- schnürung des D arm d ottersacks vom Darm röhr statt. Die Resorption des Dotters wird dann durch den Blutgefäßapparat des Darm- dottersacks besorgt. Es besteht längere Zeit ein postanaler Darm, der funktioniert. Man findet in embryonaler Zeit Dottermaterial nicht nur im Lumen des Mitteldarms, sondern auch im postanalen Darm, so daß hier also jedenfalls eine Verdauung stattfindet. Auch hier tritt eine Sonderung in Vorder-, Mittel- und Enddarm ein. Die Grenze des Vorderdarms ist durch Leber- und Pancreas- anlage gekennzeichnet. Der Enddarm ist sehr kurz und geht ohne scharfe Grenze aus dem Mitteldarm hervor. Der Schwanzdarm er- fährt frühzeitig eine Rückbildung. Der Magen bildet sich sehr verschieden aus. Er fehlt bei Cy- prinoiden, Labriden, Gobiiden, Blenniiden, Syngnathus und Cobitis. Bei diesen findet sich die Mündung des Leber- und Pancreasausführ- ganges unmittelbar hinter dem Kiemendarm. Bei den übrigen ent- wickelt sich ein Magen, der aus einem kurzen, hinter der letzten Kie- menspalte beginnenden Oesophagus sich fortsetzt. Der Oesophagus erhält erst sekundär ein Lumen, indem er zuerst einen kompak- ten Z ells.tr an g darstellt, der aus der trichterförmig nach hinten sich verjüngenden Kiemenhöhle sich fortsetzt. Nach dem Magen zu tritt wieder ein Lumen auf. Bei vielen Teleostiern entwickeln sich die Appendices pyloricae als fingerförmige Ausstülpungen des Mitteldarm- anfangs. Ueber ihre Beziehung zum Pankreas siehe bei diesem. Der Mitteldarm zeigt bei wenigen Formen noch Andeutungen einer Spiral- klappe. Der Enddarm setzt sich als kurzes Rohr ohne scharfe Grenze aus dem Mitteldarm fort. Ueber die Entwickelungsvorgänge am Teleostierdarm sind wir unterrichtet durch Agassiz und Vogt, Bal- four, Cattaneo, Edinger, de Meuron, Stricker, Kopsch. Der Vorderdarm der Knochenfische giebt auch der Schwimm- blase ihre Entstehung. Die erste Entwickelung dieses Organs findet sich bei Embryonen von Salmo im Alter von 12 mm Länge, 41 Tage nach dem Streichen. Die Speiseröhre ist in diesem Zustande ein solider Zellstrang, die Fortsetzung der mit weitem Lumen versehenen Muncl- und Kiemenhöhle. Hinter der Speiseröhre besitzt der Vorderdarm ein Lumen, und hier unmittelbar hinter dem kompakten Oesophagus entsteht die Anlage der Schwimmblase als hohles Divertikel, weiches an der dorsalen Fläche des Darmes erscheint und sich dorsalwärts und nach rechts ausdehnt. Es unterscheidet sich von anderen Darm- divertikeln dadurch, daß es die gesamte Darmwand, also auch ihren Celomüberzug mit ausstülpt. An diese Ausbuchtung setzt sich das von den Nieren kommende dorsale Mesenterium fest, und in dieses hinein findet die Weiterausbildung der Schwimmblase statt (Balfour Corning). Die Entwickelung des Darmsystems. 161 sv.ff. Auch bei Dipnoern bildet sich eine Spiralfalte im Darmkanal aus, wie wir durch Kerr von Lepidosiren wissen. Ich gebe in Fig. 107 eine Darstellung davon. Amphibien. Bei Amphibien haben wir die embryonale Entwickelung des Darmes und die Umbildungen desselben bei der Metamorphose zu unterscheiden. Hier spielen sich besonders bei Anuren komplizierte Vorgänge ab. Bei allen Amphibien sondert sich das pri- mitive Darmrohr, schon bevor das Dottermaterial resorbiert ist, in einen Vorder-, Mittel- und End- darm (Fig. 135). An der Grenze zwischen den beiden ersten Abschnitten bildet sich Pankreas und Leber aus (Fig. 108b). Der Mitteldarm ent- hält die dotterreichen Zellen des Entoderms. Die- selben liegen in der ventralen Hälfte der Mittel- darmanlage. Es stellt sich kein Gegensatz zwi- schen Darm- und Dotterentoderm her, insofern auch die dotterreiche Zellenmasse, nachdem die Dotterblättchen resorbiert sind, zum Aufbau der Dannwand verwendet wird. Die Gymnophionen machen nach den Gebrüdern Sarasin eine Aus- nahme. Ein postanaler Darm ist ebenso wie ein Duc- tus neurentericus bei allen darauf untersuchten Formen nachgewiesen worden. Der Vorderdarm sondert sich stets in Kiemenhöhle, Oesophagus und Magen. Letzterer ist zuerst in sagittaler Längsrichtung angeordnet, die er bei Urodelen meist beibehält, während er bei Anuren eine Krümmung unter stärkerer Ausbildung des Fun- dus erfährt. An diese kann sich weiterhin eine Drehung anschließen, die eine Querstellung her- vorbringt (Bufo). Fig. 107. Lepidosiren, 30 Tage nach dem Ausschlüpfen. Ventralansicht nach Kerr. svg. Öpiralfalte des Mitteldarms. Fig. 10S. Entwickelung des Darm- kanals vom Frosch nach Hammar. a seitliche Ansicht, Embryo 7 mm Länge, b 8,5 mm Länge von hinten. k Kopfdarm. I Lunge, h Leber. g Gallenblase. de Ductus chelo- dochus. p Pancreas dorsale. m Mitteldarm, r Rectum. Die Achsendrehung, welche imDuodenum sich findet, wTurde schon von Götte beschrieben (Fig. 108b). Göppert hat bei der Untersuchung der Pankreasentwickelung eben- falls darauf hingewiesen und Handbuch der Entwiekelungslehre. II. 1. nv 11 162 F. Maurer, Rückert hat diese Drehung mit der Darmdrehung bei Selachiern unter Ausbildung des Spiraldarms verglichen resp. darauf hingewiesen, daß hier möglicherweise ein Rest dieser Drehungserscheinung bestehe. Es findet damit zugleich eine Verlagerung der Leber- und Pan- kreasausführgänge statt, die bei diesen Drüsen zu besprechen ist. Außer der Gastroduodenalschlinge bildet sich bei Anuren aber auch frühzeitig, bei Larven von 8,5 mm bereits erkennbar, eine Mitteldarm- schlinge aus, in einem Stadium, wo dieser noch mit dotterkörnchen- reichen Entodermzellen dicht erfüllt ist und infolgedessen ein weites Lumen zeigt (Fig. 108). Diese beiden Figuren zeigen das Längen- wachstum und die Achsendrehungen des Darms einer jungen Frosch- larve. In der Folge findet unter Aufsaugung des Dottermaterials ein beträchtliches Längenwachstum des Mitteldarms statt, das genau von Götte geschildert wurde (Fig. 109 und 110a). Es führt zur spira- ligen Aufrollung des ganzen Mitteldarms, der sich dann in einen kurzen voluminösen Enddarm fortsetzt. Die Grenze gegen letzteren ist scharf abgesetzt. Zur Zeit der Metamorphose findet eine Rückbildung des langen Mitteldarmrohrs statt, womit der bleibende Zustand er- reicht ist (Fig. 110 u. 111). Bei Urodelen unterscheidet sich die Entwickelung des Darmrohrs von derjenigen bei Anuren durch das geringere Längenwachstum des Mitteldarms. Die Drehung der Gastroduodenalschlinge findet nicht in dem Maße statt wie bei Anuren. Die Sonderung des Enddarm und seine scharfe Absetzung gegen den Mitteldarm vollzieht sich wie bei Anuren. Die Vorgänge der Aus- und Rückbildung des Anurenlarvendarms sind in jüngster Zeit von Ratner und Reuter geschildert worden. Fig. 109. Bombinator igneus, junge Larve. Entwickelung der Dannspirale (nach Götte). vd Vorderdarm, md Mitteldarm. bd linke Pancreasanlage. I Leber. g Gallenblase, k Oeffnung der Kiemenhöhlen. Nach Ratner beruht das mächtige Längenwachstum des Mittel- darms zur Dünndarmspirale auf starkem Wachstum des Epithelrohrs. Bindegewebe und Darmmuskulatur bleiben zurück und erscheinen so auseinandergedrängt, daß man auf dem Querschnitt des Darms kaum .etwas davon sieht. Jedenfalls bildet die Muscularis keine geschlossene Die Entwickeluug des Darrnsystems. 163 Schicht. Bei ganz jungen Larven mit kaum sichtbaren Stummeln der hinteren Extremitäten ist die Pylorusgrenze des Magens durch die hier beginnenden Drüsenbikhmgen der Schleimhaut erkennbar. Dieser s ^: -s Fig. 110. Rückbildung der Darmspirale von Alytes obstetricans (nach Reuter) während der Metamorphose. m Magen. 5 Mitteldarm, e Enddarm. Abschnitt des Magens erscheint da- durch verdickt. Von diesem Stadium an wächst die Darmspirale aus. Bei Larven, deren Hinterbeine 8 mm er erst eine Die größte Larven mit lang hat sind, von 63 mm. erreicht er bei Länge Länge ca. 10 Er ist dann 80 mm lang (Fig. 110a). Auf der Höhe seiner Ausbildung stellt der Mitteldarm eine Doppel- spirale dar, die in 21/2 — 3 Win- dungen vom Pylorus aus von rechts nach links sich windet. Diese Windungen liegen nicht bis 12 mm langen Hinterbeinen lang in einer Ebene, sondern steigen ventralwärts 11* 164 F. Maurer, auf. Von da an verlaufen ebensoviele Windungen in umgekehrter Richtung zwischen den ersteren und gehen in den Enddarm über. Von da an beginnt seine Reduktion an Länge und Weite. Unmittel- bar vor dem Durchbruch der vorderen Extremitäten zeigt er zuerst eine Länge von 45 mm, dann schließlich nur noch 2b mm. Mit der Verkürzung geht eine Aufrollung der Spirale einher und eine Bildung von Schlingen. In einem Stadium findet man den einen Teil des Darms noch spiralig, den anderen schon in Schlingenform. Nach Ratner erfolgt die Reduktion von beiden Enden her und schreitet nach der Mitte zu fort. Sie ist durch Zusammenschiebung der Mus- kelelemente bedingt. Nach Reuter ist sie die Folge einer peri- staltischen Kontraktion, die von oben nach unten fortschreitet. Der Darm bildet dann keine Spirale mehr, sondern nur einige Schlingen, die in der linken Hälfte der Bauchhöhle liegen. Nunmehr nimmt die Leber den größten Raum der Bauchhöhle ein. Auch der Magen erfährt eine wesentliche Volumsabnahme (Fig. 110). Bei Larven mit (! mm langen Hinterbeinen ist der Magen 11 mm lang. Wenn die Hinterbeine eine Länge von 18 mm erreicht haben, zeigt der Magen nur noch eine Länge von 6 mm (Fig. 111). Während bei den holoblastisch sich entwickelnden Amphibien der dotterreiche Abschnitt des Entoderms ebenfalls schließlich an der Bildung der Darmwand teilnimmt, verhält sich die Ausbildung der Darm- wandung bei Gymnophionen nach Sarasin anders. Ichthyophis entwickelt sich nach dem Typus meroblastischer Eier und besitzt in einem frühen Stadium einen großen Dottersack, dem die Keimscheibe aufgelagert ist. Dabei besteht ein Kopfdarm, eine Darmrinne und ein Enddarm. Mit der Darmrinne ist der große ento- dermale Dottersack in Verbindung. Derselbe wird nicht vom Entoderm der Darmrinne umwachsen, sondern bleibt stets scharf von ihm getrennt. Er steht nicht durch einen engen Dottergang mit ihm in Verbindung, sondern durch einen langgestreckten spaltförmigen Darmnabel. Der Dottersack macht dann komplizierte Umbildungen durch, indem er von der Kugelform in eine langgestreckte, mehrfach gewundene Schlauchform übergeht. In diesem Zustand wird er von der seitlichen Bauchwand umwachsen und ganz in die Bauchhöhle aufgenommen. Das ist bei 7 cm langen Embryonen erfolgt und zu dieser Zeit beginnt auch die Reduktion der äußeren Kiemen. In der Bauchhöhle findet später die Resorption des Dotters statt. Während nach Funk, Carus und Rusconi bei Salamandra maculata der Dottersack so aufgebraucht wird, daß seine Wandung direkt in die Darmwand aufgenommen wird und demnach wie bei anderen Am- phibien an ihrem Aufbau teilnimmt, gab Sarasin bei Ichthyophis an, daß der Dottersack sich vom Darmepithel ablöse wie bei Sauro- psiden und sein Inhalt nicht vom Darm aus, sondern durch die Zellen des Dottersacks selbst und die Blutgefäße desselben resorbiert werde. Dabei legt sich das Entoderm des schrumpfenden Dottersacks in Falten und Krausen, wie es durch H. Virchow und Strahl auch für Sauro- psiden geschildert wurde. Die frisch ausgeschlüpfte Larve zeigt den Dottersack ganz aufgezehrt und besitzt einen gestreckten Darmkanal. Im Enddarmabschnitt kommt auch bei Ichthyophis vorübergehende Obliteration des Lumens durch Wucherungen der Epithelzellen zu- stande. Indem dann zwischen den Zellen Lücken auftreten und diese Die Entwickelung des Darmsysterns. 165 unter allgemeinem Wachstum des Darmrohrs an Größe und Zahl zu- nehmen, stellt sich ein einheitliches bleibendes Lumen wieder her, das bei Embryonen, deren Dottersack von der Bauchwand ganz umwachsen ist, gefunden wird. Seitliche Falten am End- darm wurden von Sarasin als Andeutungen einer Spiralfaltenbildung gedeutet; ob mit Recht, bleibe dahingestellt. Reptilien. Bei dieser niedersten Am- niotengruppe bildet sich das Darmrohr aus dem flächenhaft ausgebreiteten Entoderm mit der Splanclmopleura in dem Maße, wie der Embryo sich vom Dottersack abhebt. Zuerst entsteht demnach die Kopfdarmhöhle, die durch die vordere Darmpforte sich in die Darmrinne fortsetzt. Letztere geht, nachdem auch der Schwanzteil des Embryo sich aus dem Dottersack erhoben hat, durch die hintere Darmpforte in den Enddarm über. Bei Embry- onen von Eidechsen (Phrynocephalus) mit 17 bis 19 Somiten ist der Enddarm ein ge- schlossenes Rohr bis zum 15. Somit. An dieser Stelle liegt also die hintere Darmpforte. Weiter nach hinten nimmt er den Urachus auf und von da an beginnt die weiter caudal- wärts sich erstreckende Kloake. Am Enddarm ist auch ein postanaler Abschnitt zu unter- scheiden, der im Canalis neurentericus mit dem Centralkanal des Medullarrohrs kommuniziert. Unter weiterem Abschluß der Darmrinne zum Darmrohr entwickelt sich ein dünner Dotter- gang, welcher im Bereiche des Mitteldarms vom Darmrohr ausgeht und in den Dottersack sich öffnet. Nun kommt es zur Ausbildung der Magenerweiterung. Es schließt sich nach der Bildung der Leber- und Pankreasanlage die Linksdrehung des Magens an. Vorher hatte sich die Gastroduodenalschlinge gebildet, deren Konkavität zuerst ventralwärts, dann nach rechts gerichtet ist. Es folgt dann das Längen- a - — e Fig. 111. Darmkanal von Alytes obstetricans (nach Reuter), a Larve auf der Höhe ihrer Ausbildung, b nach Abschluß der Metamorphose, o Oesophagus. m Magen. d Duodenum. p Duct. Pancreaticus, s Mitteldarm, r Enddarm. Wachstum des Mitteldarms in verschiedenem Maße. Die Grenze zwischen Mittel- und Enddarm ist schon frühzeitig deutlich markiert, indem der Enddarm mit einer plötzlichen Erweiterung beginnt. Der Enddarm zeigt kein stärkeres Längenwachstum. Vom postanalen Darm ist bekannt, daß er von vorn nach hinten auswächst. Der Canalis neurentericus schließt sich bei Embryonen mit 17—19 Somiten. Der Schwanzdarm obliteriert an seinem vorderen Ende zuerst, so daß er dicht hinter 166 F. Maurer, dem After schon einen soliden Strang darstellt, während er weiter hinten im Schwanzabschnitt des Embryo noch ein Lumen besitzt. Auch hier bildet sich der Oesophagus in der Weise aus, daß er vorübergehend obliteriert und erst tertiär sein bleibendes Lumen er- hält. Die Gastro-Duodenalschlinge bildet sich ebenfalls aus und führt eine Drehung aus mit der Konkavität nach rechts. Dies wird in ge- ringerem Maße bei Eidechsen, kaum bei Schlangen, am stärksten bei Schildkröten ausgeführt, wo noch eine Querstellung des Magens sich ausbildet. Der Dünndarm wächst ebenfalls in die Länge, so daß Schlingenbildung zustande kommt, während der Enddarm kurz bleibt. Bei Vögeln spielt sich die erste Ausbildung des Darmkanals ähnlich wie bei Reptilien ab. Wir kennen diese Vorgänge vom Hühnchen, der Ente, dem Vogelstrauß, Wellensittich. Die zeitliche Folge ergiebt sich im wesentlichen gleichartig. Beim Hühnchen sind die Vor- gänge am genausten bekannt. Unter Abhebung des Kopfteils des Embryo vom Dotter entsteht in der 2. Hälfte des 2. Bebrütungstages zuerst die vordere Darmbucht, Kopfdarmhöhle. Die hintere Darmbucht erscheint erst in der 2. Hälfte des 3. Tages, nachdem vorher schon die Anlage der Leber sich bildete. Der Vorderdarm läßt schon am An- fang des 3. Tages die spindelförmige Erweiterung des Magens er- kennen. Am Ende des 3. Tages tritt der Schwanzdarm schon mit der Kloake in Verbindung. Er erleidet sehr rasch eine Rückbildung, so daß er in der Mitte des 4. Tages meist ganz geschwunden ist. Die Darmrinne verengert sich mehr und mehr, so daß am 7. Tage das geschlossene Darmrohr meist nur durch einen engen Dottergang mit dem Dottersack zusammenhängt. Die Abgrenzung des Vorderdarms gegen den Mitteldarm ist schon am Anfang des 3. Tages durch die Leberanlage gekennzeichnet, während die Grenze des Mitteldarms gegen den Enddarm mit der ersten Anlage der Blinddarmausbuchtungen am Ende des 4. Tages hervortritt. Am Anfange des 6. Tages tritt die Bursa Fabricii auf als Ausbuchtung des Proctodaeum. Von frühen Sonderungen des Vorderdarms sind hier anzuführen die Linkslagerung des Magens, die am Anfang des 4. Tages schon besteht. Doch treten die ersten Anlagen der Magendrüsen als Epithel- sprossen erst in der Mitte des 6. Tages auf. Die Speiseröhre erleidet einen vorübergehenden Verschluß etwa im Verlauf des 6. Tages. Am Ende dieses Tages wird er schon wieder durchgängig und es tritt die Anlage des Kropfes als Erweiterung über dem Magen auf. Beim Hühnchen bildet sie sich als Ausbuchtung nach der rechten Seite. Swenander hat in letzter Zeit 4 Arten von Kröpfen nach ihrer Genese unterschieden, die er noch nicht genauer charakterisiert hat: demnach sind verschieden die Kropfbildung bei 1) Columbae, 2) Raptatores, 3) Rasores, 4) Fringillidae, Sumpf- und Schwimmvögeln. Beim Vogel- darm bildet sich eine primitive Darmschlinge ähnlich wie bei Säuge- tieren. Sie besteht am 5. Bebrütungstage. Das Duodenum zeigt dann ein starkes Längenwachstum bei allen Vögeln und die Mündungen von Leber und Pankreas finden sich an verschiedenen Punkten des- selben, bald am Anfang, bald am Ende (Gadow). Infolge des Kurz- bleibens des Enddarms findet das Auswachsen der ersten Schlinge anders als bei Säugetieren statt. Am 7. Tage besteht außer der Duodenalschlinge eine weitere Schlinge, die in der Nabelausbuchtung des Peritonealsacks liegt. Der aus ihr austretende Bogen verläuft direkt zur Kloake. In letzterem Abschnitt ist die Anlage des Endes vom Die Entwickelung des Darmsystems. 167 Mitteldarm und der ganze Enddarm enthalten. Am 9. Tage ist der Dünndarm mächtig in die Länge gewachsen zu zahlreichen Schlingen, die zum Teil durch den Nabel hervortreten. Um dieselbe Zeit ist auch die Sonderung des Magens in den Vormagen und Muskelmagen eingetreten, die bei Raubvögeln nicht so scharf hervortritt als bei Körnerfressenden. Die Längenausbildung des Darms tritt hier ähnlich wie bei Säugetieren derselbe zuerst am Dünndarm auf; Schlingen, die durch das Anordnung zeigen. Das Duodenum legt sich in charakteristische weite Herabtreten des Magens eine besondere Magen herab geht rechts vom zum Nabel, wo es scharf umbiegend zur Unterfläche der Leber zieht. Von hier tritt der Dünndarm wieder von der rechten Seite her zum Nabel, bildet außerhalb desselben einige Windungen, von denen eine den Dottergang aufnimmt und geht dann, in die Bauchhöhle des Em- bryo zurücktretend, auf der linken Seite in den sehr erweiterten kurzen Enddarm über, der längs des Kreuzbeines zur Kloake tritt. Auch die Blinddarmanhänge liegen zum Teil außerhalb des Nabels. Die Dünn- darmschlingen, die sich beträchtlich vermehren unter fortschreitendem Längenwachstum, treten vom 1(3. Tage an wieder in die Bauchhöhle zurück. Am 20. Tage folgt ihm auch der Dottersack (K. E. von Baer, (jADOW, His, A. Virchow). Auch die mannigfaltige spätere An- ordnung des Darmkanals bei Vögeln einzugehen ist hier nicht der Ort. Ich verweise hierüber besonders auf die Arbeiten von Gadow\ d Fig. 112. Menschlicher Embryo mit 14 Urwirbeln, Sagittalschnitt. Nach Koll- manx. Erste Anlage des Darmes, k Kopfdarm, m Mitteldarm, e Enddarm, d Dottersack, wirbel. b Banchstiel. Allantois. Mundbucht, ce Gehirn. Herz. Ur- Säugetiere. Bei Säugetieren und dem Menschen legt sich das Darmrohr ebenso an wie bei Sauropsiden, nur daß der Dotter durch die mit seröser Flüssigkeit erfüllte Keimblase ersetzt ist. Die frühen Stadien, wie sie von Bischoff, Kölliker, His, Fol, Toldt gefunden wurden, sind in neuer Zeit vielfach bestätigt und ergänzt worden (Bonnet, Stoss, Martin, Keibel). Ein frühes Stadium vom Menschen (Fig. 112) stellt einen Befund dar, der im wesentlichen bei allen Säugetieren zuerst besteht: Kopf darmhöhle, vordere Darm pf orte, Darmrinne, hintere Darmpforte und End- d a r m , in den p o s t a n a 1 e n Darm fortgesetzt, sind zu 1(38 F. Maurer, unterscheiden. Ich führe noch die Angaben von Keibel beim Schwein an, wonach hier der Enddarm der Bildung der Kopfdarm- bucht beträchtlich vorauseilt. Letztere tritt am Anfang der 3. Woche zuerst auf. In der Mitte der 2. Woche tritt der Schwanzdarm auf, der am Anfang der 4. Woche schwindet. Unter weiterer Ab- schnürung des Darmrohrs vom Dottersack näheren sich vordere und hintere Darmpforte (Fig. 113a). Schon vorher kommt es zur Anlage der Leber und des Pankreas. Nachdem ein dünner Dottersackstiel gebildet ist, oder während dieser sich bildet, entsteht am Ende des Vorderdarmabschnittes die spindelförmige Auftreibung des Magens (Fig. 114). Dann wächst das Darmrohr zur primitiven Darmschlinge aus (His, Toldt). An dieser Schlinge ist ein absteigender, ventral gelegener und ein vom Scheitel der Schlinge umbiegend dorsal ge- legener aufsteigender Schenkel zu unterscheiden. Am Beginn des aufsteigenden Schenkels entwickelt sich nahe dem Scheitel der Schlinge früh eine kleine Erweiterung, die Anlage des Coecum. Dadurch wird der Anfang des Enddarms fixiert. Der aufsteigende Schenkel der Schlinge geht dann, zur hinteren Bauchwand gelangt, in das hier kurze absteigende Rectum über (Fig. 113b und 115). Die Konvexität dieser ersten Darmschlinge erstreckt sich in den Nabel- strang hinein. Beim 4 Wochen alten Embryo des Menschen besteht dieser Zustand und auch bei allen Säugetieren findet er sich im wesent- lichen in gleicher Weise. Auch bei Formen, deren Magen bald weitere Komplikationen entwickelt, ist er zuerst in dem einfachen Verhalten zu finden. So wird dies auch z. B. von Wiederkäuern von 4 Wochen angegeben (Grohe, Martin, Stoss). Bei solchen (Rind, Schaf, Ziege) ist das Epithel im ganzen Magen, der schon zum Teil Einschnürungen zeigt, völlig gleichartig (Länge der Embryonen 1,5—2 cm). S o n d e r u n g e n des Vorderda r m s. Der an den Schlund sich anschließende Oesophagus zeigt ein Längenwachstum in der 4. und 5. Woche, in dem Maße, als das Herz eine Rückwärtsverlagerung in die Brusthöhle erfährt und die Lungen sich stärker ausbilden. In seiner Wandung tritt, wie es scheint, keine vorübergehende 0 b - literation, wie bei niederen Wirbeltieren, ein. In der genannten Zeit bildet sich auch die Gastroduodenalschlinge aus, und der Magen dreht sich nach rechts, so daß seine ursprünglich linke Fläche nach vorn, seine rechte Fläche nach hinten zu liegen kommt. Indem sich zugleich damit die Cardia senkt, giebt der Magen seine sagittale Anordnung auf, kommt zuerst in Schräg- dann in Qu erstell ung. Beim Schwein tritt nach Kei- bel die erste Drehung des spindelförmigen Magens am Ende der 3. Woche ein. Am Anfang der 4. Woche erweitert sich der Magen beträchtlich. Bei Wiederkäuern bildet sich beim schräg gelagerten Magen eine Einschnürung an der ventralen Wand. In letzter Zeit sind diese Vorgänge in der Ausbildung des Magens bei Wiederkäuern durch Krazowski, Stoss, Martin bekannt geworden. Stoss hat ganz junge Stadien beim Schaf genau untersucht und findet beim Embryo von 4,5 mm Länge das Darmepithel noch mit der Chorda in Zusammenhang. Die Darmrinne ist 1 mm lang, und ihre Seitenwände sind in die Nabelblase fortgesetzt. Die Enddarmbucht ist sehr lang, erweitert sich an ihrem Ende in die Allantois. Mesen- ■»' terien bestehen außer dem ventralen Vorderdarmgekröse noch nicht &' Beim Embryo von 5,5 mm Länge ist die Darmrinne weiter zum Rohi Die Entwickelung des Darmsystems. 169 geschlossen. Letzteres zeigt sich im Querschnitt seitlich komprimiert (säbelscheidenartig). Es besteht ein kurzes dorsales und ventrales Schlundgekröse. Das Darmrohr steigt hinter der Leberanlage zum Nabel herab, wendet sich von diesem wieder dorsalwärts. Eine Nabel- schleife und Nabelbruch sind noch nicht vorhanden. Diese erscheinen erst am Ende der 3. Woche bei (3 mm langen Embryonen. Hier er- scheint auch zuerst die Anlage des Magens als spindelförmige Erweite- rung des Vorderdarmrohrs. Nun bildet sich auch die Nabelschleife, so daß beim Embryo von (33/4 mm schon ein vom Schlundrohr ab- gesetzter Magen, Dünn- und Dickdarm zu erkennen sind (Fig. 113b u. 115). Nun erfolgt eine Drehung des Magens, der bei 9 mm langen -d Fig. 118. Darmkanal menschlicher Embryonen (nach His). s 1. Schlundspalte. I Lunge, v Vorderdarm, h Leber, d Dottersack, e Enddarm, a Allantois. c Herz. o Oesophagus, m Magen, pc Pankreas, ch Ductus choledochus. i Darmschlinge. c Coecum. p Proctodaeum. Embryonen gegen die Horizontalebene einen Winkel von 45° bildet, wobei er mit seinem oberen Rande nach links gedreht ist. Die weitere Ausbildung des Magens wird von Krazowski, Grohe Martin im wesentlichen übereinstimmend geschildert. An der ven- tralen Wand des schräg gestellten Magens entsteht eine Einschnürung, welche Ruinen und Reticulum von Omasus und Abomasus trennen (Fig. 117a). Links von der Schlundmündung bildet sich ein starker Blindsack, das stark nach vorn sich erweiternde Außerdem bildet sich an diesem als Ausbuchtung Rumen die (Pansen). des Anlage 170 F. Maurer, Reticulum (Haube). Der distale Teil stellt die Anlage von Omasus (Buch) und Abomasus (Labmagen) dar. Die Magenachse beschreibt, ab- gesehen vom Ruinen, eine Schlangenlinie : auf den cranial sich bildenden Pansen folgt nach links die Haube, dann nach rechts gewendet das Buch und auf dieses, nach links gewendet, der Labmagen, der nach rechts sich ins Duodenum fortsetzt. Der Pansen liegt dabei dorsal, der Labmagen ventral (Fig. 117b). Das Duodenum geht nach rechts in scharfem Bogen zur Wirbelsäule, und von da zieht der Dünndarm zum Nabel herab. Der Pansen dreht sich noch selbständig, indem seine rechte Wand dorsalwärts rückt und diese rechte Bucht eine geringe Erweiterung erfährt, während die linke mächtig weit wird. So findet es sich nach Martin bei einem Embryo von 42 Tagen. Später wird das letztgenannte Verhältnis umgekehrt. Beim 56 Tage alten Embryo hat sich das Zwerchfell entwickelt und bildet ein Hinder- nis für die craniale Ausdehnung des Pansen. Dieser schlägt sich caudalwärts um. In der Folge überholt die ursprünglich rechte Hälfte die linke an Größe und wird zum Hauptpansen , während die linke den Nebenpansen bildet. Auch die übrigen Magenabschnitte ändern ihre Lage: die Haube rückt nach links, das Buch nach rechts, der Labmagen nach links, sein hinterer Teil geht nach rechts ins Duodenum über. Für diese Lageänderungen führt Martin folgende Gründe an: 1) Längenwachstum des Magens überhaupt, 2) feste Lage des Schlundes und Kürze des Meso- duodenum, 3) Kurzbleiben des ventralen Magengekröses, 4) starke Ausbildung des WoLFF'schen Körpers. Ueber die inneren Kom- munikationen der Kavitäten des Magens wissen wir durch Grohe, daß der ersten Einschnürung, welche Pansen und Haube von Buch und Labmagen abgrenzt, Fig. 114. Sagittalschnitt eines menschl. Embryo von 5,6 mm Länge, nach Fol. t Schilddrüse. I Lunge, o Oesophagus. / Leber, eh Duct. choledochus. p Pankreas dorsale. Splanch- (Fi Fig. 119. Darm wandung von Alytes unmittelbar der Verkürzung. Bei x Rundzelle in thelkeimlager. s Submucosa. m Muscularis nopleura. 118 c u. d) Die Verkürzung, die unter Aufrollung der Spirale in der früher geschilderten Weise während der Metamorphose erfolgt, ist nach Ratner durch ein Zusammenschieben der Muskelzellen und eine Faltenbildung des Epithels veranlaßt unter mächtiger Verdickung des Bindegewebes. Nach Reuter ist die Verkürzung veranlaßt durch eine von oben nach unten stattfindende Kontraktion der Muscularis, 12* 180 F. Maurer, unter deren Einfluß auch die weiteren komplizierten Umbildungen am Epithel erfolgen. Die Riesenzellen, welche zwischen den Basen der hohen Cylinderzellen am Ende der Larvenperiode auftreten, vermehren sich und bilden die Grundlage des späteren Schleimhautepithels (Fig. 119). Die Rund- und Cylinderzellen des Larvendarmepithels werden abgestoßen. Dadurch gelangen die in der Tiefe liegenden Riesenzellen an die Oberfläche und machen sehr komplizierte Ver- änderungen durch. Sie rücken dicht zusammen, und die Kerne in jeder einzelnen stellen sich radiär. Indem sich im Centrum einer jeden eine Flnssigkeitsvakuole bildet, werden die Riesenzellen zu Bläschen, die dann ins Darmlumen sich eröffnen. Die Ränder der be- nachbarten Cysten verwachsen miteinander, und auf diese Weise ent- steht das geschlossene Epithel. Im caudalen Darmabschnitt glättet a Fig. 120. Differenzierung der Riesenzellen der Darmwand von Alytes während und nach der Metamorphose: a Ordnung der Kerne in den Riesenzellen und Bildung von Zellgrenzen (r). ch Darminhalt, mm Muscularis. p Splanchnopleura. b Cysten- bildung aus Riesenzellen (<■) und Eröffnung derselben (o). cl Rundzellen in' Aus- stoßung. (Nach Reuter.) Die Elitwickelung des Darmsystems. 181 sich das Epithel, während es im oberen Teil bleibende Falten bildet, da- durch dass Bindegewebe unter die Cystenränder eindringt (Fig. 120a u.b). Als Vorbereitung zu diesen Unibildungen nimmt Reuter eine Hemmung der Resorption und Sekretion an, die sich bei Larven vor der Meta- morphose in reichlichem Auftreten von stark gefüllten Rundzellen und im Schiwinden der Becherzellen zeigen soll. Bei der Beurteilung dieses ganzen Vorgangs der Darmverkürzung zur Zeit der Metamorphose hat man daran zu denken, daß während dieser Entwickelungsperiode, die einige Tage währt, keine Nahrung wird. Es ist dies schon bedingt durch die der Mund- und Kiemenhöhle bei Anuren aufgenommen im Bereich Maurer hingewiesen Umbildungen worauf von wurde. In dieser Zeit wird wohl alle im Darm- kanal befindliche Nahrung resorbiert, auch schließlich die zu Grunde gehenden abgestorbenen Epithelzellen, sowie die im bleibenden Epithel enthaltene Flüssigkeit. Auch die Lymphbalmen des Darmes leeren sich, und weun nun noch eine Kontraktion der Muscularis hinzukommt, so erklärt sich daraus die Dickenzunahme der Muscularis, sowie des submucösen Bindegewebes und ebenso die Aenderungen am Epithel der Schleimhaut (Fig. 121). Die histologische Differenzierung R i n g z e 1 1 e n s c h i c h t bildung, . Fig. 121. Querschnitt der Magenwan- duug einer Rana temporaria in Metamor- phose, nach Verkürzung des Darmes, e Epithel mit Drüsen, s Subniucosa. m' m Muscularis. ]} Serosa. (Nach Rat- ner.) der der Darmwandung bei Reptilien ist in neuester Zeit von Giannelli bei Seps chalcides geschildert wor- den : danach schreitet die Entwicke- lung von der Speiseröhre abwärts gleichmäßig fort. Von Muskel- schichten kommt zuerst die zur Aus- i h r folgt die Längs- zellenschicht. Auch die Sub- mucosaund Mucosa differenziert sich zuerst in der Speiseröhre und im Magen, dann im Mittel- und zuletzt im Enddarm. Die Entwickelung der Schleimhaut spielt sich in der Weise ab, daß zuerst Längsfalten durch Vermehrung entstehen. Sekundär dringt dann Bindegewebe die Epithelfalten ein. Dies beginnt im Oesophagus Im Magen tritt ebenfalls zuerst Zellvermehrung Unter Eindringen von Bindegewebsleisten entstehen grübchen. Von deren Grund aus sprossen die Magendrüsen, als solide Knospen. In diesen entsteht später ein Lumen, und sprossen sie zu sekundären Schläuchen aus. Im Vogeldarm findet die Entwickelung der Zotten zuerst statt und zwar giebt das Bindegewebe der Schleimhaut den Anstoß, indem es zapfenförmige P'ortsätze treibt, die das Epithel vor sich herschieben, damit beginnen epitheliale Sprossen zwischen den Er- der Zotten in die Tiefe zu rücken und stellen die der LiEBERKÜHN'schen Krypten dar (Seyfert). Die Entwickelung der Drüsen im Oesophagus beginnt immer nahe Cardia uud schreitet aufwärts fort (Oppel). Als nicht zur Ausbildung gekommene Drüsen werden die lvmpha- Epithelzellen allein von der Basis her in und Mitteldarm, am Epithel auf. dann die Magen- zunächst alsdann Gleichzeitig hebungen der Anlagen '& ov tischen Follikel betrachtet, welche bei manchen Vögeln (Ente) in der 182 F. Maurer, Wandung des Oesophagus zur Ausbildung kommen. Auch im Vogel- darm kommt es durch Epithelwucherungen zu vorübergehendem Ver- schluß des Lumens, sowohl im Bereich des Oesophagus (de Meuron) als im Rectum (Minot). Das Rectum wird am 6. oder 7. Tage ab- geschlossen, kurz bevor die Bursa Fabricii sich anlegt. Eine Kommuni- kation zwischen WoLFF'schen Gängen und Allantoisblase bleibt dabei erhalten. Solch vorübergehende Obliteration des Darmlumens finden wir auch an andern Darmstellen. Bei Säugetieren ist darauf einzugehen. Die Histogenese des Darmrohrs bei Säugetieren und dem Men- schen ist viel genauer erforscht worden als bei niederen Wirbeltieren. Der embryonale Darm besitzt auch hier eine glatte entodermale Epithel- schicht, und in dem umgebenden Bindegewebe tritt zuerst die Ring- muskellage auf, wie es auch bei Reptilien bekannt geworden ist. Die histologische Entwickelung der Darmwandung erfolgt nicht im ganzen Darmkanal gleichzeitig, ebensowenig tritt sie bei den Embryonen der gleichen Art zur gleichen Zeit ein, es bestehen indi- viduelle Schwankungen. Den früheren Angaben von Barth und Brand entsprechen die Angaben Kölliker's. Die Entwickelung der Wandung des Magens erfolgt früher als die des übrigen Darmes. AndieDifferenzierung der M a g e n w a n d schließt sich diejenige des Duodenum, dann folgt das Rectum, während Jejunum und Ileum langsamer folgen. Nach Barth, dessen Angaben Brand bestätigte, entstehen im Magen und im Dickdarm zuerst Wucherungen der Schleimhaut, des Bindegewebes und des Epithels. Diese führen zur Bildung vergäng- licher Zotten, wie sie im Dünndarm bleibend gebildet werden. Die Zotten verwachsen mit ihren Basen, und dadurch entstehen Krypten, in deren Tiefe eine hohle Ausbuchtung des Epithels als Drüsenanlage sich bildet. Die Verwachsung der Zotten schreitet zu deren Spitze fort, und so wird die Bildung der Magengrübchen verständlich, ebenso die glatte Oberfläche der Dickdarmschleimhaut. Auch im Dünndarm ist es ähnlich. Die Verwachsuug schreitet nicht bis zur Zottenspitze fort, und zwischen den Zotten entstehen die Drüsen als Hohlsprossen des Epithels. Nach Patzelt bildet sich die erste Anlage von Zotten und Drüsen nur vom Epithel aus, das Bindegewebe nimmt erst sekundär teil. Es bilden sich kleine Höckerchen durch lokale Ausbildung sehr hoher Epithel- zellen (Zottenanlagen) ; zwischen diesen findet man Nester von kurzen breiten Epithelzellen mit grundständigen Kernen (Drüsenanlagen). Nun erheben sich bindegewebige Höcker und Fältchen. Erstere dringen in die Zottenanlagen, letztere umgeben die Drüsen, die also nicht durch Epithelsprossen, sondern durch Erhebung des Bindegewebes entstehen. Nach den neuesten Untersuchungen von Voigt geht die Ausbildung der Schleimhaut beim Schwein von Epithel und Bindegewebe gemein- sam aus. Es kommt zuerst zur Zerklüftung der Schleimhaut, so daß die innere Oberfläche in zahlreiche sehr unregelmäßige Felder geteilt wird, die durch Furchen abgegrenzt werden. Unter Fortschreiten dieses Prozesses und Vermehrung der Furchen werden die Felder immer kleiner. An der auf diese Weise gewucherten Schleimhaut ent- wickeln sich dann sowohl Zotten, wie Drüsen. Jene kleinen Felder hat man als Zottenbasen bezeichnet, da auf ihnen nunmehr kleine Er- hebungen der Schleimhaut entstehen , welche weiter wachsend die Zottenanlagen darstellen. Etwas später entstehen am Grunde jener Die Entwickelung des Darmsystems. 183 Furchen zwischen den Zottenbasen epitheliale Hohlsprossen . welche in die Tiefe wachsen, die Anlagen der LiEBERKÜHN'schen Krypten. Eine frühere Auffassung ließ die Krypten durch teilweise Verwachsung der Zottenbasen zustande kommen, während nach den Befunden von Voigt das Schicksal der Zottenbasen ein anderes ist. Unter dem Gesamt- wachstum des Darmrohrs flachen sie sich ab, und es sprossen überall aus ihrer Tiefe neue, sekundäre Zotten aus. Die frühere Auffassung der Verklebung der Zottenbasen zur Bildung der LiEBERKÜHN'schen Krypten hat auch heute noch Anhänger. Sie ging von der früher angeführten Auffassung Edinger's über die Bildung der Darmdrüsen aus. Wenn aber auch die embryonale Entwickelung der Drüsen in der hier geschilderten Weise verläuft, so sind doch diese Thatsachen der Ontogenese nicht ein hinreichender Grund, um die s t a m m e s g e s c h i c h 1 1 i c h e Ausbildung des Darmdrüsenapparates nicht doch im Edinger's che n Sinne aufzufassen. Ich weise nur auf den eigentümlichen vorbereitenden Wucherungsprozeß der Schleimhaut hin, welcher der Zotten- und Drüsenbildung vorausgeht. Wie ich oben angab, bilden sich embryonal im Darmkanal auch an Strecken, wo Zotten später fehlen, vorübergehend solche aus. So wissen wir durch Kölliker und Brand, daß im D ick dar m embryonal lange Zotten als Fortsätze der Schleimhaut entstehen. Durch Ver- wachsung ihrer Ränder entstehen Krypten, und die freie Darmoberfläche wird glatt. Dadurch wird die Drüsennatur dieser Krypten in Frage ge- stellt, die nur durch eine Modifikation der Schleimhaut entstanden, nicht durch Sprossung bedingt sind. Die Auffassung von Bizzozero erhält hierdurch eine Stütze. Doch darf man diese Verhältnisse nicht ohne weiteres auf den Dünndarm übertragen. Schirman findet im Dick- darm des Meerschweinchens die erste Anlage der Zotten schon dadurch rudimentär, daß sie nur durch das Epithel gebildet wrerden. Nur auf eine ganz kurze Strecke, etwa 1/5 der Länge, dringt von der Basis aus Bindegewebe in die Achse der Zotte ein. Bei der Weiterbildung bleibt nach Schirman nur dies basale Fünftel erhalten und bildet die Krypten aus, während der größere Teil der Zottenanlagen durch Zerfall eine Rückbildung erfährt. Bei anderen Säugetieren findet dieser letztere Vorgang nicht statt. Seyfert hat die Vorgänge im Blinddarm des Kaninchens geschildert. Beim 3 Wochen alten Embryo bestehen schon Erhebungen der Schleimhaut: Epithelhöckerchen , in welche bereits kleine Zapfen von Bindegewebselementen einragen. Unter weiterem Wachstum der Zotten und Verwachsungsvorgängen bilden sich Neben- räume, die sich allmählich verengern. Dies findet nach der 4. Woche statt. In den oberen Abschnitten der Zotten entstehen in Form seit- licher Sprossen des Epithels die Anlagen der Drüsenschläuche. Am Uebergang vom Magen zum Dünndarm, im Duodenum, kommt vorübergehend ein Verschluß des Lumens durch Verklebung des wuchernden Darmepithels zustande. In neuester Zeit wurde dies von Tandler und Filimowski bei Kaninchen, Ratte, Hund und Mensch beobachtet. Beim Menschen beginnt die Verengerung am 30. Tage und nimmt bis zum 45. Tage zu. Erst am 60. Tage ist unter allmählicher Reduktion des gewucherten Epithels die normale Weite des Lumens wieder her- gestellt. Dasselbe findet man in dem entsprechenden Stadium bei der Ratte und dem Meerschweinchen. Die genaueren Vorgänge schilderte 184 F. Maurer, Filimowski beim Hund: Bei einem Embryo von 19 mm Länge treten am Uebergang vom Magen ins Duodenum starke Yerinehrungsvor- gänge am auskleidenden Epithel auf. Sie ragen ins Lumen ein, bilden eine mehrschichtige Zellenmasse, die das Lumen verengert. Zuerst ist das Epithel ganz kompakt. Dann rücken die Zellen auseinander. teils infolge des Gesamtwachstums des Darmrohrs, teils durch Ver- flüssigung der Zellen. Dadurch entstehen freie Räume zwischen den Zellen. Letztere bilden netzförmig verbundene Stränge, die das Darmlumen durchsetzen und komplizieren. Diese Stränge, die aus- schließlich vom Epithel, ohne jede Beteiligung des unterliegen- den Bindegewebes gebildet werden, schwinden allmählich, und es entsteht wieder ein einheitliches Darmlumen. Ein Ausbleiben des normalen Vorganges kann zu Stenose oder Atresie des Duodenum führen (Tandler). Eine für Säugetiere charakteristische Drüsenform sind dieBRUNNER- schen Drüsen des Duodenum, die Oppel als stärker ausgebildete und in den Darm sekundär fortgesetzte Pylorusdrüsen des Magens deutet. Sie entstehen in Form sich verästelnder Epithelsprossen und erreichen bei Säugetieren eine sehr verschiedene Ausdehnung: während sie bei Monotremen und Marsupialiern sich nur wenige Millimeter über den Pylorus hinaus fortsetzen, sind sie beim Pferd bis zu 7—8 m ausgedehnt. Dazwischen bestehen alle Uebergänge. Eine rein histologische Frage betrifft d i e B i 1 d u n g d e r Schleim- z eilen in der Darm schleim haut. Daß bei ganz jungen Em- bryonen die Zellen des Entoderms noch indifferent sind, wird niemand bestreiten. Wenn aber Schleim- und Epithelzellen sich differenziert haben, so fragt es sich, ob dieselben von da an ganz getrennt bleiben, oder ob Schleimzellen auch später aus Epithelzellen sich bilden. Bizzozero und Sacerdotti nehmen an, daß Schleimzellen nicht aus Epithelzellen sich bilden, sondern durch Mitose sich vermehren. Das wird neuerdings von Ascoli bestätigt. Andererseits nehmen Schmidt und Oppel an, daß Schleimzellen sich nicht mitotisch teilen können, sondern stets aus Epithelzellen hervorgehen. Zusammenfassend hebe ich nochmals hervor, daß die Differeu- zierungsvorgänge in der Darmwand sehr komplizierter Natur sind. Von der Muscularis tritt zuerst die Ring-, dann die Längs- z eilen schicht auf, zuletzt die Muscularis mucosae. Die Elemente faßt man allgemein als hervorgehend aus m esodermalen Zellen auf, die in gewissen Entwickelungsstadien Spindelform annehmen und die kontraktile Substanz im Zellkörper differenzieren. Bei der Ent- wickelung der Schleimhaut beginnt zuerst die Ausbildung der Zotten, daran schließt sich die Entwickelung der Drüsen. Vollkommene Klarheit über die Details dieser Vorgänge besteht noch nicht. Besonders sind die Vorgänge der Verwachsung der Zotten noch genauer zu erforschen. Die Entwickelung der Drüsen zeigt jedenfalls, daß sie ontogenetisch in Form von Epithel- sprossen auftreten, so daß die Auffassung Bizzozero's, sie seien nur Regenerationsherde für das Epithel der freien Schleimhaut fallen zu lassen ist, sie bilden vielmehr thatsächlich secernierende Drüsen. Die Auffassung Edinger's über die phylogenetische Aus- bildung der Darmdrüsen halte ich durch die seither bekannt ge- wordenen Thatsachen der Ontogenie nicht für widerlegt, auch hier spielt die Cänogenese jedenfalls eine wichtige Rolle. Die Entwickelung des Darmsystems. 185 Die lymphatischen Apparate der Darm schleim haut. Die lymphatischen Elemente, welche in der Darmschleimhaut allenthalben vorkommen, werden hinsichtlich ihrer Genese verschieden aufgefaßt. Bei Petr 0111 yzonten besteht eine Lymphscheide, die das ganze Epithelrohr des Darmes umgiebt. Daß diese Bildung zugleich eine lange Spiralfalte im Darmrohr in sich schließt, wurde schon bei der Besprechung der allgemeinen Entwickelung des Darm- rohrs hervorgehoben. Zugleich ergab sich aus der Schilderung Rabl's. daß das lymphatische Gewebe, welches in der Spiralfalte des S e - lach i er dar ms sich findet, aus dem Epithel der Splanchnopleura hervorgeht, somit m es o dermaler Herkunft ist. In derselben Weise ist die Entwickelung der lymphatischen Darmscheide der Cyclo- stomen bis jetzt vom Mesoderm abzuleiten, indem Zellen aus dem epi- thelialen Verband der Splanchnopleura unter reichlicher Vermehrung sich ablösen. Ich selbst habe bei anuren Amphibien geschildert und abgebildet, daß das e n t o d e r m a 1 e E p i t h e 1 d e r D a r in s c h 1 e i in - haut Zellen austreten läßt in das unterliegende Bindegewebe. Diese Elemente gelangen in die Umgebung der Darmgefäße, in deren Scheiden angeordnet, sie die Grundlage des lymphatischen Apparates darstellen sollen, insofern sie die zuerst gebildeten Lymphzellen einer Kaulquappe sind. Ich habe hier nicht die Entwickelung des lym- phatischen Apparates zu schildern, was von anderer Seite geschehen wird, ich wollte nur auf die beiden Auffassungen hinweisen, die hin- sichtlich der Ausbildung derjenige lymphatischen Apparate bestehen, die im Darmkanal der Säugetiere zur Ausbildung kommen. Für diese linden wir in den hier angedeuteten Formen die Grundlage. Nach der einen Auffassung sind die lymphatischen Apparate mesodermaler Herkunft, nach der anderen Auffassung bilden sie sich aus dem En toder m. Hinsichtlich der Genese der Follikel der Darmwand der Säugetiere, mögen sie als solitäre Follikel im ganzen Darin verbreitet auftreten oder konglobiert er- scheinen, wie in den Tonsillen und den Agniina Peyeri, stehen sich die beiden oben präcisierten Anschauungen ebenfalls gegenüber. Sie sind vertreten durch Stöhr und Retterer. In Deutschland ist bis jetzt die Anschauung Stöhr's von den meisten Fachgenossen als richtig anerkannt, wonach das entodermale Epithel keinen Anteil nimmt an der Bildung lymphatischer Organe. Diese stammen viel- mehr aus subepithelialen Elementen, somit mesodermalen Zellen ab. Stöhr hat diese seine Ansicht durch eine Reihe sorgfältiger Arbeiten begründet. Auf der anderen Seite hat Retterer die Entwickelung der lymphatischen Organe der Darmwand bei Säugetieren aus dem ento- dermalen Darmepithel geschildert. Es ist ungemein schwer, aus den Schnittbildern die entwickelungsgeschichtlichen Vorgänge zu deuten. Wenn Stöhr die Deutungen Retterer's als durch Schrägschnitte veranlaßte Trugschlüsse auffaßt, so ist doch die ganze Frage durchaus noch nicht als gelöst zu betrachten, vielmehr ist gerade hier der Zu- kunft noch vieles vorbehalten. Die Entwickelung der Tonsillen geht nach Stöhr von dem subepithelialen Gewebe aus. His fand zuerst die Anlage der Tonsille als eine Bucht zwischen dem 2. und 3. Schlundbogenwulst, die von Schleimhaut ausgekleidet ist. An Stelle der Tonsille entsteht zuerst eine leichte epitheliale Einsenkimg, welcher aber keinerlei produktive Thätigkeit des Epithels zu Grunde liegt oder folgt, Subepithelial 186 F. Maurer, B 1 u t g e - treten Leukocyten auf, die größtenteils aus den fäßen stammen. Sie nehmen allmählich an Masse zu, formieren aber erst nach der Geburt Follikel. Sehr frühzeitig treten die Leuko- cyten insofern zum Epithel in Beziehung, als sie dasselbe durchwandern. Retterer faßt die Entwickelung ganz anders auf. Er untersuchte die Entwickelung der menschlichen Tonsille, wobei nicht nur eine epitheliale Einsenkung entsteht, sondern von dieser aus auch sekundäre Sprossen ins Bindegewebe eindringen. Die Elemente dieser Epithelsprossen sollen unter Ablösung und Vermehrung ihrer Elemente die Follikel bil- den (Fig. 122). Stöhr bekämpft aufs heftigste diese Auffassung Retterer's. Er führt noch an, daß die gewundenen Epithel- sprossen, welche von der Epithel- einsenkung in die Tiefe wachsen, zuerst kompakt sind, dann aber unter Vermehrung und Verhor- nung ihrer Zellen hohl werden, indem die verhornten Zellmassen ausgestoßen werden. Stets sind diese epithelialen Teile scharf vom Bindegewebe abgegrenzt und nehmen nicht im geringsten teil an der Bildung lymphatischer Zellen. Stöhr weist das Be- stehen einer epithelialen Basal- membran überall nach, so daß das Epithel gegen das Bindege- webe scharf abgegrenzt ist. Da- bei ist das ganze adenoide Gewebe noch reich an sehr weiten Blutge- fäßen, und die dichtesten Leuko- cytenhaufen liegen der Wand der Gefäße dicht an. Nach Stöhr ist dies ein Beweis, daß hier noch viele Leukocyten aus Blutgefäßen austreten. den Die der Rund zellen bilden in men schlichen Tonsille erst beim 3 Monate alten Kinde Keimcentren, doch zeigt sich Fig. 122. Senkrechter Schnitt der Ton- sillenanlage von einem Rindsfoetus von m i cm Länge (nach Retterer.), e Epithel- zapfen. raus diesen austretende Rundzellen. geschlossene Follikel mit schon beim Foetus ein Einwandern der Lymphzellen ins Epithel, was aber nie so stark wird, daß dadurch die Epithelgrenze verwischt würde. Die weitere Ausbildung der Tonsille verläuft sehr langsam, so daß sie auch beim 10 Monate alten Kinde noch nicht vollendet ist. Retterer hat aber bis in die neueste Zeit seinen Standpunkt festgehalten, zahlreiche Arbeiten darüber veröffentlicht und eine große Zahl Säugetiere der verschiedensten Klassen untersucht (Kaninchen, Meerschweinchen, Rind, Pferd). Retterer legt besonderen Wert auf das Verhalten der basalen Epithelzellen, die besonders auch an den Enden der Epithelsprossen der Tonsille rundliche Elemente darstellen sollen. Hier nimmt Rette- Die Entwickelung des Darmsystems. 187 rer eine Ausströmung von Epithelzellen ins unter- lieg e n d e B i n d e g e w e b e an, eine abgrenzende Basalmembran leugnet er. Von anderen Forschern schließen sich viele der Ansicht Stöhr's, andere der RETTERER'schen Auffassung an. Mit Stöhr nehmen die mesodermale Herkunft an : Kölliker, v. Ebner, Gulland (Schwein, Schaf, Kaninchen, Schwein); die lymphatischen Zellen sollen aus den Capillaren austreten. L y m p h k n ö t c h e n der Da r m w a n d u n d A g mina P e y e r i. Die Entwickelung der Agmina Peyeri wurde zuerst von Stöhr ge- nauer bei der Katze studiert, Bei neugeborenen Tieren fand Stöhr die ersten Stadien am unteren Ende des Ileum. Hier findet man einen nicht scharf begrenzten Haufen rundlicher Zellen in der Sub- mucosa unter den LiEBERKÜHN'schen Krypten, der bis in die obersten Schichten der Submucosa hinreicht. Von dieser Zellenmasse erstrecken sich Fortsätze in Schleimhauterhebungen, welche als modifizierte Zotten erscheinen. Sie sind von geringerer Größe als die benach- barten Darmzotten und ihr Epithelüberzug erscheint verschieden, in- d — -z _ — Fig. 123. Erste Entwickelung der Darmfollikel nach Stöhr. Senkrechter Schnitt "der Wandung des Coecum vom Kaninchen, a 2l/2 Tage, b 5 Tage nach der Geburt. / Follikelanlage subepithelial, r ins Epithel eingedrungene Rundzellen. 2 Zotte mit Kundzellen infiltriert. dem er hier nur aus Cylinderzellen dargestellt ist, während Becher- zellen fast ganz fehlen. Solche finden sich im Epithel der Darmzotten dagegen in großer Zahl. Hervorzuheben ist, daß schon in diesem ersten Entwickelungsstadium solche Rundzellen auch zwischen den Epithelzellen der genannten modifizierten Zotten nachweisbar sind. Nach Stöhr sind sie durch die lebhafte Färbung ihrer Kerne scharf .on den mit hellen Kernen versehenen Epithelzellen zu unterscheiden. Stöhr leitet die ersten Rundzellen aus Elementen der Tunica propria ab, die sich durch Teilung reichlich vermehren. Ihre Beziehung zum Epithel erwerben sie erst sekundär. Die Ableitung von Epithelzellen sieht Stöhr als unhaltbar an, weil alle Teilungen in Ebenen erfolgen, die parallel zur Längsachse stehen. . (Fig. 123 zeigt diese Vorgänge aus dem Coecum des Kaninchens.) v 188 F. Maurer. In wenigen Tagen haben sich die Zellen in der Submucosa so vermehrt, daß ein in der Tiefe abgegrenztes Knötchen gebildet ist, das gegen die Oberfläche der Schleimhaut zu allmählich in das Ge- webe der modifizierten Zotte übergeht. An den Zellen des Knötchens sind reichliche Mitosen, dagegen findet man noch sehr wenige Leuko- cyten im überziehenden Epithel. Dann entwickelt sich weiterhin der in der Submucosa gelegene Teil der ganzen Anlage zum Knötchen- körper aus. Die Ausbildung erfolgt rasch, so daß man bei 6 Wochen alten Katzen die Knötchenkörper schon ebenso groß findet wie beim erwachsenen Tier. Retterer untersuchte die Entwickelung der PEYER'schen Plaques bei vielen Säugetieren: Kaninchen, Meerschweinchen, Wiederkäuern, Raubtieren, und kommt zu dem Schlüsse, daß auch bei ihrer Bildung das Dünn darin epithel die wesentliche Rolle spielt. Ihm schließen sich an: Davidoff (Meerschweinchen), Rüdinger (Wurmfortsatz des Menschen, in welchem LiEBERKÜHN'sche Krypten schwinden sollen und Follikel ausbilden), Klaatsch, welcher bei Echidna ein Ein- dringen von verästelten Drüsen in die Follikelmassen beschrieb und eine Beteiligung derselben an der Bildung von adenoidem Gewebe für nicht unwahrscheinlich hält, Auch Testut und Debierre schließen sich der Ansicht Retterer's an. Mrae. Naville leitet beim Hund die Follikel ebenfalls vom Darmepithel ab. Andere behandeln die Frage der Herkunft der Follikel als offene Frage, wie Prenant und Poirier. Für die mesodermale Herkunft der PEYER'schen Plaques und solitären Darmfollikel sprechen sich nach eigenen Untersuchungen aus: Flesch und Rubelt, Zawarykin, Tomaskin, Czermak und KÜCHENMEISTER. 4. Leber und Pankreas. Die Anlage der Leber und des Pankreas treten bei sämtlichen Wirbeltieren an der Grenze zwischen Vorder- nnd Mi tt ei- darm auf. Wir sind jetzt über diese Vorgänge genau informiert durch eine große Anzahl von Arbeiten auf diesem Gebiet in den letzten Jahren. a) Die erste Anlage der Leber. Bei Amphioxus entsteht eine kurze Strecke hinter dem Kiemen- darm ein Divertikel der ventralen Darmwand, das schon früher als Leberblindsack gedeutet wurde. Seine Entwickelung ist in neuerer Zeit von Hammar beobachtet worden (Fig. 124). Dies Divertikel er- scheint bei Larven von 3,5 cm Länge und löst sich, rückwärts fort- schreitend, vom Darmrohr ab, so daß es einen nach vorn blind endigen- den Schlauch darstellt, der mit seinem hinteren Ende in den Darm mündet. Das blinde Ende erstreckt sich bis zum hinteren Ende des Kiemendarms (Fig. 124b). Eine weitere Ausbildung erfährt dies Ge- bilde bei Amphioxus nicht. Ein dem Pankreas vergleichbares Organ fehlt dem Amphioxus. Für Cyclo sto inen sind die Angaben von Balfour, Götte, Kupffer, Brächet maßgebend. Die erste Anlage der Leber be- steht hier in Form eines unpaaren . median gelegenen Divertikels, welches an der ventralen Darmwand am oben angeführten Punkte Die Entwickelung des Darmsystems. 189 entstellt (Fig. 134e). Es bilden sich von diesem Divertikel sekundäre Sprossen ans, welche, weiter wachsend, eine tnbnlöse Drüse (Fig. 125 und 126) formieren. Die Mündungsstelle des Organs, welche zuerst in der ventralen Darm wand liegt, ändert sich, insofern sie um die rechte Cirkumferenz des Darmrohrs herumrückend, bis zur dorsalen Cirkum- ferenz sich verlagern kann (Brächet). Nach Götte setzt sich die unpaare Leberbucht durch einen ver- dünnten Leberstiel (den späteren Ausführgang) von der ventralen Darmwand ab. Diese Leberbucht treibt Sprossen, wie oben erwähnt, und eine solche der rechten Seite erscheint blasenförmig und wird zur Gallenblase. Nach Kupffer läßt dagegen die primäre Leberbucht 3 Abschnitte von vornherein unterscheiden: einen medianen, die spätere Gallen- blase, und zwei seitliche, die zu den Leiterlappen aussprossen. Eine Verlagerung der ventralen Mündung auf die dorsale Darinliäche durch Fig. 1*24. Sagittaler Längsschuitt von Amphioxus (Rumpfmitte). a Larve von 3,5 mm, b solche von 4,5 mm Länge, nach HAMMAR. h Leberblindsack, d Mitteldarm, c Chorda. K letzte Kiemenspalten. Wanderung um die rechte Cirkumferenz, erkennt Kupffer nicht an. Vielmehr bildet sich dorsal eine selbständige Ausbuchtung der Darmwand, genau der Leberbucht gegenüber. Jene dorsale Sprosse teilt sich in einen rechten und linken Ast. Der linke wird zu lymphatischem Ge- webe, der rechte verbindet sich ventralwärts mit der Leberanlage, und unter Obliteration des ventralen Leberstieles wird die dorsale Mündung zum einzigen Abfuhrweg der Leber. Brächet neigt der Ansicht Götte's zu. Vor allem konnte er die Wanderung der ventralen Mün- dung des Leberstiels dorsalwärts in verschiedenen Stadien feststellen. Die von Kupffer angegebene dorsale Bucht fand er nicht. Auch hin- sichtlich der Gallenblase stimmt er Götte zu. Bei Selachiern (Pristiurus, Scyllium, Torpedo) findet sich die erste Leberanlage in Form einer länglichen rinnenartigen Ausbuchtung 190 F. Maurer, der ventralen Darm wand vom Sinus venosus des Herzschlauchs bis zum Ductus omphaloentericus (Fig. 127a). Während Balfour und Hammar von vornherein 3 Abschnitte an dieser Bildung unterscheiden, einen medianen, der zur Gallenblase wird, und einen paarigen, welcher den rechten und linken Leberlappen bildet, ist nach Brächet die erste Anlage einfach. Später erst sondert sich ein cranial- w ä r t s gelegener Teil in eine rechte und linke Hälfte. die Anlage der b e i d e n L e b e r 1 a p p e n (P a r s h e p a t i c a), wäh- rend eine am C a u d a 1 e n d e der Rinne entstehende unpaare Bucht (Pars c y s t i c a) die Anlage der Gallenblase bildet (Fig. 127b). Die gesamte Anlage schnürt sich mehr und mehr vom Darmrohr ab, so daß bald nur ein dünner Schlauch als Ductus cho- ledochus die Kommunikation herstellt. Diese Anlage der Leber tritt bei Selachiern viel früher auf, als die dorsale Pankreasanlage. Die Angabe von Laguesse, daß die paarigen Leberdivertikel (Pars hepatica) bei Acanthias erst kurz nach der Anlage des dorsalen Pankreas aufträten, wird von Brächet zurück- gewiesen, da seine eigenen und die Befunde von Mayr dies widerlegen. Bei Teleostiern bildet sich nach Balfour, Göppert, Stöhr und Laguesse die Leber der Forelle in Form einer kompakten Wuche- rung der ventralen Darm wand, zu einer Zeit, wo auch der Darm noch kein Lumen besitzt. Die Anlage liegt etwas weiter nach vorn, cranialwärts, als die später auftretende dorsale Pankreasanlage. Erst sekundär entsteht in der Leberanlage wie im Darm ein Lumen, das zuerst als unregelmäßige Spalten auftritt (Göppert). Die Leberanlage rückt etwas caudalwärts, so daß sie der dorsalen Pankreasanlage dann genau gegenüberliegt. Ferner führt der Darm eine geringe Rota- tionsbewegung aus, so daß die Mündungsstelle des Ausführgangs, der durch allmähliche Abschnürung, gerade wie bei Selachiern, entstanden ist, an die rechte Seite der Duodenalwand zu liegen kommt (Fig. 129). a Fig. 125. Querschnitte der Lebergegend junger Larven von Petromyzon. a) P. Plaueri, 3,8 min lang (nach Brächet), b) P. fluviat., Larve gerade gestreckt (nach ( }ÖTTE). i Darm, g Leberstiel. L Leberschläuche, c Cölomepithel. x dorsales, y ventrales Mesenterium, d rechtes, g linkes dorsales Lebergekröse. Die Entwickelung des Darmsystems. 191 Unser Wissen über die Leberanlage bei Ganoiden (Fig. 128L) beschränkt sich auf die Angaben von Balfour und v. Kupffer, der sie beim Stör zuerst als eine Reihe von Divertikeln hinter dem Magen, am Anfang des Mitteldarms erkannt hat. Ob hierin auch die ventrale Anlage des Pankreas, die Kupffer beschrieben hat, enthalten ist. wie Brächet angiebt, bleibe dahingestellt. Die Leberentwickelung bei Amphibien wurde nach Götte von Shore, Weysse, Hammar untersucht. Götte findet die erste Anlage als eine hohle Ausstülpung des Vorderdarms. Deren cranialer Teil schnürt sich ein, sondert sich vom Darmrohr und sproßt zu Leberschläu- chen aus, während der caudale Teil zur Gallenblase wird. Shore und Weysse schildern die Leberanlage beim Frosch als in inniger Be- ziehung zum vorderen Teil der dotterreichen Entodermzellen stehend. Hinter dem Herzschlauch verlängert sich das Darmlumen dorso-ventral- wärts und senkt sich in die hier befindliche ventrale Dotterzellenmasse hinein. Diese Dotterzellen bilden sich direkt zu Leberzellen um (Shore). Weysse findet als erste Umbildung dieser Dotterzellen eine reichliche Pigmentkörnchenbildung. Weysse macht darauf auf- merksam, daß eine Divertikelbildung mechanisch unmöglich ist. Eine beschränkte Anzahl von Dotterzellen, welche die ventrale Fläche des Fig. 126. Querschnitt der Lebergegend einer Larve von Petromyzon f luv., etwas älter als Fig. 125b. (Nach Götte.) Bezeichnungen s. Fig. 125. Darmrohrs unmittelbar hinter dem Herzen einnehmen, bildet direkt die Leberanlage, und diese wird von der ventralen Fläche des Darm- rohrs dadurch getrennt, daß sich eine mesodermale Gewebsschicht zwischen beide Abschnitte der ventralen Dotterzellenmasse einschiebt. Aus den neuesten Angaben von Hammar ergiebt sich, daß man auch 192 F. Maurer, bei Amphibien einen cranialen und c a ud a 1 e n Abschnitt der Leber- anlage ähnlich wie bei Selachiern unterscheiden kann. Aus dem ersteren geht das Netz der Leberschläuche hervor, während in dem letzteren die Anlage der Gallenblase enthalten ist (Brächet). Auch bei Amphibien macht die Leberanlage eine geringe Rück- wärtsverlagerung durch, indem ihr Ausführkanal zuerst cranio-caudal und später dagegen in caudo-cranialer Richtung verläuft. Bei Reptilien finden wir widersprechende Angaben über die Art der ersten Leberanlage, doch sind die Angaben von Brächet am wichtigsten, wonach die sonst als erste Anlage beschriebenen Be- funde schon spätere Zustände sind. Hoffmann schildert die erste Anlage der Leber bei Lacerta in Form zweier Divertikel, die sich als rechtes und linkes aus der ven- tralen Wand der Darmanlage gerade vor dem Ductus omphalo-ente- ricus bilden. Die beiden Divertikel sprossen zu Leberschläuchen aus. Das rechte, von vornherein voluminösere bildet in Form einer späteren blindsackartigen Ausstülpung die Anlage der Gallenblase. Die ersten Divertikel selbst werden zu Ausführgängen. Hammar als einfache , betrachtet die aber offenbar erste an der Anlage der Leber Hand späterer der Eidechse Stadien. Die Mündungsstelle des Ausführgangs liegt genau an der Stelle, wo auch der Ductus omphalo-entericus zum Darm tritt. Brächet hat die Leberentwickelung an einer kompleten Serie von Embryonen von Lacerta muralis studiert und findet sie in Ueberein- stimmung mit den Verhältnissen bei Selachiern. Die erste Leber- anlage tritt auch bei der Eidechse als longitudinale A u s b u c h - G. P. J. Fig. 127. Scheraatischer Längsschnitt durch die Mitteldannanlage von Torpedo. a Embryo mit 50, b mit 82 Somiten. Nach Mayr. G Magen. / Enddarm. vDp, hDp vordere und hintere Darmpforte, dv Dottergang, h ;Leber. p Pankreasanlage. er craniales, cd caudales Ende des Schnittes. Die Entwickelung des Darmsystems. 193 tung an der ventralen F lache des Darmkanals auf und er- streckt sich vom hinteren Ende des Herzschlauchs (Sinus venosus) nach hinten bis zum Ductus omphalo-entericus. Die auf diese Weise bestehende, mit epithelialer Wandung versehene Rinne verhält sich nun in ihrem vorderen Abschnitt wesentlich anders als in ihrem hinteren (caudalen). Durch aktive Zellwucherung bilden sich aus den vorderen zwei Dritteln dieser Rinne Leberzellenschläuche. Das hintere caudale Drittel wird zur Gallenblase und Ausführgang. Man kann also, wie bei Selachiern, eine craniale Pars hepatica und eine caudale Pars cystica der ersten Leberanlage der Eidechse wohl unterscheiden. An der Pars hepatica, der Anlage der Leberschläuche tritt frühzeitig eine Sonderung in einen vorderen und hinteren Abschnitt ein, dadurch daß ein in querer Richtung verlaufender Zellenstreifen keine Leber- zellen ausbildet. Durch diesen Streifen zerfällt die Leber in eine vordere (craniale) und hintere (caudale) Knospe. Die craniale Knospe, welche terminal (distal) sich teilt und weitersproßt, wird in ihrem proxi- malen Abschnitt zu einem Ductus hepato-entericus. Die caudale Knospe, distal ebenfalls sich teilend und zu Leber- schläuchen weitersprossend, bleibt in Verbindung mit der Gallenblase und bildet einen Ductus he- pato-cysticus. Weiterhin setzt sich die Gallenblase schärfer vom Darmrohr und Duct. he- pato-entericus ab und steht nur noch durch einen längeren Ductus cysticus damit in Zu- sammenhang. In einem kurzen Ductus choledochus münden alle Ausführwege der Leber gemeinsam in den Darm. Die Anlage der Leber beim Vogel reiht sich nach den Arbeiten von Hammar und Brouha direkt an die Verhältnisse bei Lacerta an, wenn auch die Weiterbildung kompliziertere Zustände her- vorbringt (Fig. 130a u. b). Götte schilderte die Anlage der Leber beim Hühnchen als eine paarige, indem sich symmetrisch ein rechtes und linkes Divertikel aus dem Darm ausstülpen. Im Gegensatz dazu hat Felix später hervor- gehoben, daß die beiden Divertikel nicht als ein rechtes und linkes, sondern als ein craniales und ein c a u d a 1 e s unterschieden werden müßten. Dies wurde von Hammar bestätigt. Nach Felix entsteht das craniale Divertikel zuerst, und zwar am Ende des 2. Bebrütungstages. Dasselbe wächst zwischen Sinus venosus und ventraler Darmfläche, also dorsal vom Sinus venosus, cranialwärts aus. Später wächst das caudale Divertikel aus der vorderen Darmpforte hervor und dehnt sich infolge der Linksdrehung des Embryo und der dadurch bedingten Kompression der linken Körperhälfte nach der rechten Seite weiter aus. Es ist das von Götte als rechtes Divertikel bezeichnete Ge- bilde, das längs der ventralen Fläche des Sinus venosus cranialwärts weiterwächst. Dabei schnürt es sich vom Darm mehr und mehr ab, Handbuch der Entwiclcelungsk-hre. II. 1. 13 Fig. 128. Medianer Sagittalschnitt des vorderen Rumpfteils einer Acipenserlarve (nach Balfour). o Oesophagus, m Magen mit Dotterzellen. L Leber, e Darm, m Nerven- system, c Chorda, h Herzschlauch. 194 F. Maurer, wächst hauptsächlich in die Breite und umfaßt als lumenlose kom- pakte Zellenmasse von vorn her den Sinus venosus. Der craniale Gang wächst mehr in die Länge, weniger in die Breite. Von seinem cranialen Ende gehen rechts zwei, links ein schmaler Fortsatz um den Sinus venosus herum, um sich später mit den beiden Lappen des caudalen Divertikels zu verbinden. So entsteht um den Sinus venosus herum ein schanzkorbartiges Gebilde, von vielen Löchern durchbohrt (von Brunn). Am Darmende des caudalen Divertikels ent- wickelt sich später als spindelförmige Erweiterung die Gallenblase, und damit zerfällt der aus dem caudalen Divertikel entstandene Gang in einen Ductus cystico-entericus und die Ductus hepato-cystici. Diese werden gegenüber dem aus dem cranialen Divertikel entstandenen Gang sehr eng, so daß der craniale Gang von nun an den Haupt- ausführgang der Leber bildet. Bei Vögeln, welchen die Gallenblase fehlt (Tauben, Papageien), erhält sich der craniale und caudale Gang in gleicher Stärke. Nach Hammar verhält sich die Entwickelung bei der Ente genau so, wie sie Felix vom Hühnchen schilderte. Hammar hat aber nun weiter diese Verhältnisse auf die von Brächet ge- wonnenen Resultate bei Selachiern und Reptilien bezogen und rindet die Zustände insofern vergleichbar, als an der ganzen Leberanlage ein cranialer und caudaler Abschnitt zu unterscheiden ist, wozu bei Rep- tilien noch eine weitere Sonderung der cranialen Pars hepatica in ein craniales und caudales Bläschen (gouttiere hepatique primitive) ent- stand. Das letztere tritt schon bei Reptilien in nähere Beziehung zur caudalen Pars cystica der gesamten Leberanlage. Die neueste Arbeit von Brouha bestätigt die Auffassung von Brächet. Demnach besteht beim Hühnchen zuerst eine einfache Leberfalte, noch ohne jedes Divertikel. Daraus bilden sich 2 Divertikel, die als Pars hepatica (cranial) und Pars cystica (caudal) unterscheidbar sind. Der Hauptunterschied der Anlage bei Vögeln gegenüber niederen Wirbeltieren besteht nach Brouha darin, daß die Zellsprossung und Leberbälkchenbildung bei Vögeln nur zögernd beginnt und erst dann einsetzt, wenn die beiden Divertikel schon getrennt sind. Diese beiden Divertikel, in welchen Götte, Felix und Hammar zuerst die primitive Leberanlage erblickten, sind also that sächlich bereits sekundäre Sprossen der einfachen medianen Leberfalte. Bei Säugetieren (Fig. 130 c, 131 u. 132) nimmt Kölliker eine paarige Anlage der Leber an, wenigstens beim Kaninchen. Die beiden Sprossen treten nacheinander auf, und zwar die erste am 10., die zweite am 11. Tage. His dagegen schilderte beim Kaninchen und ebenso beim Menschen eine einfache Leberanlage, welche von der ventralen Wand des Darmrohrs ausging. Durch Wucherung seiner Zellen entstand eine kompakte Zellenmasse, die kompakte Leberanlage. Die Gallenblase bildet sich nach Kölliker aus dem zuletzt auf- tretenden Divertikel, nach His entsteht sie später als sekundäres Divertikel des Leberausführgangs. Später wurden diese Verhältnisse durch Felix, Hammar, Bro- man und Brächet untersucht, und es ergiebt sich daraus, daß die Leberanlage der Säugetiere sich genau verhält, wie bei niederen Wirbel- tieren. Daß der Mensch davon keine Ausnahme macht, erweisen die Angaben von Swaen. Felix schildert bei menschlichen Embryonen zwei Leberanlagen, aber nicht wie Kölliker in paariger Anordnung, sondern wie beim Die Entwickelung des Darmsystems. 195 Hühnchen in cranialer und c an dal er Lage zu einander. Doch sind diese Angaben Felix' mit Vorsicht aufzunehmen, da sie auf Grund einer lückenhaften Serie gegeben sind. Nach den Angaben von Broman besteht auch bei menschlichen Embryonen von ca. 3 mm Länge nur ein einziger Gang, der vou der ventralen Darmwand unter dem Magen cranialwärts zieht und sich in den Trabekeln der bereits gebildeten Leber rasch verliert. Janosik schließt sich den Angaben von Bro- man an, so daß auch nach ihm ein einfacher Ausführgang der Leber- anlage von vornherein besteht. Brächet hat die erste Leberanlage an einer vollständigen Serie von Kaninchenembryonen studiert und findet auch hier, daß die Leber durch eine breite longitudinale Ausbuchtung (renflement) der ventralen Darmwand sich anlegt, welche sich vom hinteren Herzende (Sinus venosus) bis zum Darmnabel hinzieht. Cranialer und caudaler Ab- schnitt dieser ersten Leberrinne verhalten sich in der Folge verschieden. In der vorderen und mittleren Partie dieser Ausstülpung wuchern die Zellen der epithelialen Wand und bilden einen epithelialen Zellenhaufen, der mit dem Septum transversum sich in Verbindung setzt und die kompakte Leberanlage, wie sie His schilderte, darstellt. An dem caudalen Teil der Wand dieser ersten Leberrinne findet eine solche Zellwucherung nach Brächet nicht statt. Hier bleibt die epitheliale Wand glatt. Dieser caudale Teil wächst später zur Anlage der Gallenblase aus. Also auch beim Kaninchen kann man eine einheit- liche Leber anläge erkennen, welche einen cranialen und caudalen Abschnitt in ihrem ferneren Verhalten unter- scheiden läßt. Der erste re bildet die Leberschläuche, der letztere die Gallenblase. Man kann sie also auch hier als Pars hepatica und Pars cystica bezeichnen. So stellt die Leberanlage weiterhin, nachdem sich ihr Zusammen- hang mit dem Duodenum verengert hat, ein cranialwärts gerichtetes Darmdivertikel dar, aus dessen caudalem Ende als sekundäres Diver- tikel die Anlage der Gallenblase hervorgeht. Es erscheint mir besonders von Bedeutung für die Phylogenie, daß hier einfachere Verhältnisse als bei Reptilien und Vögeln bestehen, insofern niemals eine Teilung der vorderen cranialen Leberanlage in zwei hintereinander gelegene Knospen statt- findet. Dadurch trennen sich die Säugetiere von den Sauropsiden, wie in so vielen anderen Beziehungen. Nach Hammar spielt sich beim Säugetier die weitere Ausbildung der Leber etwas anders ab, so daß die Trennung der Pars hepatica und der Pars cystica nicht in gleicher Weise erhalten bleibe, wie bei niederen Formen. Diese Schwierigkeit löst Brächet in dem Sinne, daß er angiebt, die Anlage der Pars cystica sei hier weniger voluminös als bei Selachiern und Reptilien. Die neuesten Angaben von Swaen über einen jugendlichen mensch- lichen Embryo schildern die Leberanlage als eine Rinne im Duodenal- bezirk des Darmes, die mit dem Septum transversum zusammenhängt, in welchem sie sich ausdehnt. Am cranialen Ende der Rinne bestand bereits eine kleine Wucherung, die sich abzuschnüren begann. Caudal- wärts wird die Wand glatt und gleichmäßig. Die Leberanlage des Menschen entspricht in diesem Stadium somit vollkommen der gleichen Anlage anderer Säuger. 13* 196 F. Maurer, Z u s a m m e n f a s s u n g : Die erste Anlage der Leber zeigt nach den vorstellenden Schilderungen bei allen Wirbeltieren den gleichen Plan. Ihre Bildungsstätte ist die ventrale Darmwand an der Grenze zwischen Vorder- und Mitteldarm. Nach vorn wird sie durch das hintere Ende des Herzschlauchs, nach hinten durch die vordere Darm- pforte begrenzt, wenigstens bei meroblastischen Eiern. Sie bestellt zuerst in einer längs verlauf enden Rinne, der Leberfalte. Die erste Anlage tritt bei meroblastischen Eiern erst zu einer Zeit auf, wo der Embryo sich vom Dottersack abgehoben hat, so daß ihre erste Anlage durch den Dotterreichtum des Eies nicht so eingreifend beeinflußt wird, wie die erste Anlage des Herzens. Bei sämtlichen Wirbeltieren läßt sich weiterhin der craniale Abschnitt der Anlage von dem caudalen unterscheiden : ersterer bildet die Leberdrüsenschläuche (Pars hepatica) letzterer bildet die Gallenblase (Pars cystica). Bei Sauropsiden teilt sich die Pars hepatica nochmals in einen cranialen und caudalen Teil, welch letzterer nähere Beziehung zur Gallenblase erhält. Dadurch werden die Ausführgänge komplizierter. Säugetiere und Mensch zeigen darin einfacheres Verhalten. Bei Ammocoetes bedürfen die Angaben Kupffer's noch weiterer Untersuchung hinsichtlich der dorsalen Mündung der späteren Leberanlage. Es ist die Frage, ob diese der dorsalen Pankreasanlage höherer Wirbeltiere entspricht. Daß dies nicht wahrscheinlich ist, wird sich bei Betrachtung des Pankreas ergeben. 1)) Die weitere Entwicklung der Leber. Die weitere Leberentwickelung, die sich an die betrachtete erste. Anlage anschließt, umfaßt erstens die specielle Weiterbildung des Leberparenchyms, d. h. die Histogenese, und zweitens die Lappen- bildung der Leber. a) Die Histogenese der Leber. Hinsichtlich der Histogenese der Leber bei Wirbeltieren sind nach den früheren Arbeiten von Toldt und Zuckerkandl besonders die Abhandlungen von Retzius und Braus von Bedeutung. Der wesentliche Fortschritt in unserer Erkenntnis wurde durch Retzius' Nachweis geliefert, dahin gehend, daß die Leber der C}rclo- stomen eine echt tubulöse Drüse darstellt, deren hohle Schläuche sich zwar mehrfach teilen, aber nicht durch Anastomosen zu einem Netzwerk vereinigt sind. Braus hat an der Hand dieser Beobachtung die Frage nach der Histogenese der Leber aufgenommen und bei allen Wirbeltieren durchgeführt. Die Schläuche der sich entwickelnden Leber bestehen bei Selachiern und Amphibien jederzeit in Form von netz- förmig verbundenen hohlen Gebilden. Die dickeren Schläuche zeigen in Jugendstadien sehr weite Lumina, die in späteren Entwickelungs- zuständen unter Abnahme des Kalibers der Schläuche enger werden. Bei Vögeln bestehen die reichlich verästelten und netzförmig ver- bundenen Leberschläuche aus kompakten Bälkchen, die kein Lumen besitzen (Götte, Felix, Hammar und Froreen). Später erst kommt es zur Ausbildung eines Lumens. Bis zu welcher Dicke die zuerst bestellenden kompakten Leberbalken sich ausbilden, zeigt die Angabe Froreen's, nach welcher 7 — 8 Zellen den Querschnitt eines solchen Balkens bilden können. Nach Bildung des Lumens besteht die Leber aus einem Netzwerk von Leberschläuchen, und die Maschen derselben Die Entwickelung des Darmsystems. 197 werden von einem zweiten Netz, durch Blutgefäße gebildet, ausgefüllt. Beide Netze durchdringen sich. So besteht die Leber zeitlebens bei allen Wirbeltieren, mit Ausnahme der Myxinoiden und Säugetiere. Während jene einfachere Zustände zeigen, sind die Verhältnisse bei Säugern viel komplizierter. Beim 4-wöchentlichen menschlichen Embryo fanden Toldt und Zuckerkandl die Leber genau wie bei niederen Wirbeltieren, aus einem Netzwerk hohler Schläuche bestehend, das sich mit einem Blut- gefäßnetz durchdringt. Ueber die Art, wie sich aus diesem Zustand der Läppchenbau der ausgebildeten menschlichen, resp. Säuger-Leber entwickelt, gehen die Ansichten auseinander: Nach Toldt und Zucker- kandl dehnen sich die Schläuche beträchtlich in die Länge aus, so daß sich die Zahl der Zellen, welche das Lumen eines Schlauches be- grenzen mehr und mehr verringert bis auf zwei. Kölliker dagegen schreibt den Blutgefäßen bei dem Vorgang eine aktive Rolle zu, und dieser Ansicht schlössen sich neuerdings Van der Stricht und Kosta- necki an. Die zuerst bestehenden dicken Schläuche werden durch Eindringen der allmählich sich bildenden Gefäße weiter zerteilt, und so kommen die sekundären Leberzellbälkchen zu stände. Es ist dies nur die Fortsetzung eines ersten Entwickelungsvorganges ; denn es besteht von vornherein eine Beziehung zwischen dem sich ent- wickelnden Leberschlauchnetz und den sprossenden Blutgefäßen. Das Einsprossen von Gefäßen aus den Venae omphalo-mesentericae in die zuerst bestehende kompakte Masse der Leberzellen, die durch Prolife- ration aus der Pars hepatica der Leberfalte entstanden ist, ist die Ur- sache für die erste trabekuläre Anlage der Leber. Diese ersten Vorgänge wurden bei Amphibien von Store und Hammar übereinstimmend geschildert. Bei Reptilien besteht nach Hammar eine größere Selbständigkeit im ersten Wachstum der Drüse, insofern die Schläuche schon ein Netzwerk bilden, bevor Blutgefäße in dessen Maschen eingedrungen sind. Bei Säugetieren schildert Brächet diese ersten Verhältnisse so, daß die wachsenden Leber- schläuche sofort in Kontakt mit den im Septum transversum verlau- fenden Venen treten, bei ihrem Wachstum die Gefäßwand vor sich herstülpen und das Gefäßlumen abschneiden. Wir sehen also hier alle Anschauungen inbetreff der Bildung des Leberzellnetzes mit dem es durchdringenden Blutgefäßnetz ausgesprochen: 1) Selbständiges Wachstum der Leberschläuche und Verbindung desselben zu einem Netzwerk (nach Hammar bei Reptilien); 2) Zer- teilung der kompakten Leberzellmassen zu einem Netzwerk von Strängen durch einsprossende Blutgefäße in diese Zellenmasse (nach Store und Hammar bei Amphibien); 3) Zerteilung der Blutgefäße durch Ein- dringen der Leberschläuche in dieselben (nach Brächet beim Säuge- tier). Die Weiterbildung der Säugetierleber ist von Braus genauer in letzter Zeit geschildert worden. Daraus ergiebt sich, daß die Leber der Säugetiere durchaus nicht gleichartig ist, sondern daß hinsichtlich der Ausbildung der Leber eine Reihe besteht: Monotremen, Marsu- pialier, Placentalier. Alle zeigen die Läppchenstruktur. Aber die Monotremen lassen im Innern der Läppchen noch keine radiären Leber- zellketten erkennen, sondern zeigen teils unregelmäßige Zellinseln, und zwar in der centralen Hälfte des Acinus, teils aber noch ein Netzwerk geschlossener Leberschläuche, so daß 3— 5 Leberzellen eine Gallen- 198 F. Maurer, kapillare begrenzen. Dies bestellt an der Peripherie des Läppchens. Bei Marsupialiern ist die Zerteilung der Leberschläuche weitergediehen. Hier begrenzen höchstens noch 3 Leberzellen ein Lumen. Braus unterscheidet das verschiedene Verhalten der Gallenkapillaren als vasozonale und cytozonale Maschen. Letztere können monocytisch und polycytisch sein. Genauer auf diese vergleichend- anatomisch so wichtigen Zustände der fertigen Leber einzugehen ist hier nicht der Platz. Es ist nur embryologisch noch hervorzuheben, daß nach den Angaben von Kostanecki und Braus die Anordnung des Leber- gewebes zur Zeit der Entwicklung des intratrabekulären Gefäßnetzes vollkommen unregelmäßig ist. Aber erst nach der Geburt erscheint, wie Toldt und Zuckerkandl schon angaben, der lobuläre Bau und die radiäre Struktur der einzelnen Lobuli (Brächet). Czerny hat ferner darauf hingewiesen, daß an der Oberfläche der Leber lange Zeit ein embryonaler Zustand des Lebergewebes erhalten bleibt (Kanin- chen und Ratte). An den Rändern der Ratteuleber speciell bleiben sogar Spuren des rein schlauchartigen Leberaufbaues, wie er in der embryonalen Leber besteht, viel länger erhalten als bei anderen Säuge- tieren . Hinsichtlich des verschiedenen Verhaltens der Aeste der Vena portae und der Vena hepatica während der Dauer der Embryonal- entwickelung der Leber sind die Angaben von Toldt und Zucker- kandl beim Menschen und die von Braus für das Kaninchen über- einstimmend. Schon beim jungen Embryo kann man die Zweige der nicht von Bindegewebe umhüllten Lebervenen leicht von den Aesten der in das Bindegewebe der GLissoN'schen Kapsel eingelagerten Pfortader deutlich unterscheiden. Zu gleicher Zeit kann man schon eine Läppchenbildung in der Leberanlage unterscheiden, aber noch nicht in dem Sinne, wie später : es fehlt noch die radiäre Anordnung der Zellbälkchen und der intralobulären Kapillaren, und an Stelle eines Vas centrale bestehen mehrere, die selbst Kollateralbildungen zeigen. Auch die Aeste der Pfortader sind zahlreicher und unregel- mäßiger. Diese primären Leberläppchen, wie man sie bezeichnet hat, werden durch das Eindringen der Pfortaderäste mit dem sie um- hüllenden Bindegewebe iin das Lebergewebe weiter zerteilt, und so bilden sich die bleibenden sekundären Lobuli, mit je einem Vas centrale. Die Zahl der sekundären Läppchen, welche aus einem primären Läpp- chen hervorgeht, entspricht genau der Zahl der im primären Läppchen vorher nachweisbaren Aeste der Lebervene. Die Entwicklung der Leber ist mit der Geburt noch lange nicht abgeschlossen. Nach der Geburt findet kein gleichmäßiges Wachstum des Organes statt, sondern einzelne Teile erfahren eine Vergrößerung, andere aber werden kleiner. Es spielt sich ein Vorgang der Atrophie in bestimmten Teilen der Leber ab. So kommt die Verkleinerung des linken Leberlappens zu stände. Es findet eine reichliche Degene- ration von Leberzellen statt, während die Ausführgänge der Degene- ration lange widerstehen und zum Teil als Vasa aberrantia erhalten bleiben. Solche finden sich besonders im Lig. trianguläre sinistrum, in der Brücke der linken Längsfurche, an der Stelle, wo die Vena cava inf. der Leber anlagert, und in der Umgebung der Gallenblase, also vor allem an der unteren Fläche der Leber beim Menschen. Der Grund der Atrophie liegt in dem Druck, den die benachbarten Organe auf die Leiter ausüben. Czerny weist darauf hin, daß an den ange- Die Entwickelung des Darmsystems. 1*)!» gebenen Stellen oft eine Rückbildung von Leberparenchym eintritt, ehe dasselbe fertig gebildet war und noch embryonalen Charakter zeigte. Der Schwund wird eingeleitet durch Kompression und Rückbildung der Blutgefäße, woran sich eine Vermehrung von Bindegewebe und Zersprengung der Leberzellen anschließt. Letztere atrophieren dann. ß) Die Entwickelung der Leberlappen bei höheren Wirbeltieren. Bei Vogelembryonen hatten Balfour und Forster angegeben, daß die Leberanlage von vornherein 2 Lappen erkennen läßt, welche den beiden ersten Divertikeln des Darmes entsprechen. Später haben Felix und Hammar diese Angabe modifiziert, indem sie zeigten, wie die Derivate der beiden (cranialen und caudaien) Leberknospen, den vereinigten Stamm der Venae ompholo-mesentericae umfassend, eine einheitliche Masse von Leberschlauchnetzen bilden, die eine Einteilung in Lappen ausschließt. Beim Kaninchen wurde schon von Kölliker die Teilung der Leber in 3 Lappen erkannt. Aber auch diese bilden sich sekundär aus einer einfachen Anlage. Schon bei Embryonen vom 12. Tage kann man 3 Lappen unterscheiden (His, Ravn, Brächet, Hammar, S waen). Der eine liegt ventral und ist median angeordnet. Die beiden anderen liegen dorsolateral. Der mediane liegt im Septum transversum ventral vom Darm und zeigt Beziehungen zur ventralen Rumpfwand. Die dorsolateralen Lappen ragen über die dorsale Oberfläche des Medianlappens j euer- seits empor, zu beiden Seiten des Darmes und der mesenterialen Scheidewand. Die beiden dorsalen Lappen entwickeln sich längs der Venae omphalo-mesentericae dorso-caudalwärts weiter. Brächet hat weiterhin gefunden, daß der Verlauf nicht nur der Venae omphalo - entericae, sondern auch der Venae umbilicales von Einfluß für die Bildung der Leberlappen ist. In Anschluß an die Angaben Swaen's und Hammar's giebt er an, daß längs dieser 4 Ge- fäßstämme die Leber sich in dorso-caudaler Richtung weiter ausbildet, so daß man 4 Lappen unterscheiden kann. Es ergiebt sich ferner aus Brachet's Befunden, daß die beiden längs der Venae umbilicales nach hinten auswachsenden Lappenarme in Verbindung miteinander stehen, und zwar so, daß man sie als direkte nach hinten gewachsene Fortsätze des von Kölliker als ventral gelegenen medianen Lappens nachweisen kann, während die beiden längs der Venae omphalo-mesentericae ausgewachsenen Lappen ganz voneinander getrennte selbständige Bildungen darstellen, die nur an ihrer vorderen ventralen Fläche mit dem Medianlappen zusammen- hängen. Sie entsprechen den dorsolateralen Lappen v. Kölliker's. Die Gesamtanlage der Leber stimmt also in auffallender Weise mit dem Verhalten der Venen, um welche sie angeordnet ist, überein. 4 Venen, die 2 Venae omphalo-mesentericae und die 2 Venae umbili- cales, vereinigen sich cranialwärts im einheitlichen Sinus venosus. Beim menschlichen Embryo bestehen keine so tiefen Einschnitte zwischen den Lappen wie beim Kaninchen. Swaen giebt an, daß bei Mensch und Kaninchen der rechte dorso- laterale Lappen sich viel weiter nach hinten erstreckt, als der linke. Die Angaben Broman's von einem 3 mm langen menschlichen Em- bryo stimmen damit überein. Mit der späteren Umbildung der Gefäße werden die Lappen weniger deutlich. Es treten aber sekundäre Lappen auf. Von diesen 200 F. Maurer, ist der Lob. caudatus und Lob. venae cavae inferioris zu nennen. Ravn, Brächet und Swaen haben die Bildung des Lobus caudatus bei Mensch und Kaninchen übereinstimmend geschildert. Beim Kanin- chen entstammt er der inneren Fläche des rechten dorsolateralen Lappens. Er erscheint als ein kleines Knötchen, das den freien Rand des Mesoduodenum umwandert und sich in die Bursa hepato-enterica einsenkt. Der Lobus venae cavae inferioris bildet sich aus dem dorsalen Teil des rechten dorsolateralen Lappens. Bei Kaninchen bildet er einen wohlbegrenzten Lappen, der sich weit caudalwärts erstreckt (Brächet, Hochstetter). Auch bei niederen Wirbeltieren ist dieser Lappen vielfach beschrieben worden: von Götte bei Bombinator, beim Axolotl von Brächet. Klaatsch hat ihn bei Amphibien als Lobus descendens hepatis bezeichnet. Bei Betrachtung der Sonderungen des Mesenterium bleibt darauf zurück- zukommen. Die Entwickelung des Pankreas. Ebenso wie die Leber läßt das Pankreas in seiner Entwickelung bei allen Wirbeltieren einen gemeinsamen Plan erkennen. Bei Cyclo- stomen und Selachiern geht es nur aus einer dorsalen Anlage am An- fang des Mitteldarms hervor, während bei allen übrigen Wirbeltieren zu dieser unpaaren dorsalen Anlage noch eine paarige ventrale An- lage hinzukommt, die in naher Beziehung zur Leberanlage steht. Cyclostomen. Die Existenz eines Pankreas bei Cyclostomen wurde bis vor kurzem geleugnet. Der Einzige, welcher Angaben über die Entwickelung dieses Organs bei Ammocoetes macht, ist Kupf- fer. Doch wurde dies Gebilde, das als eine Ausbuchtung am An- fang des Mitteldarms schon oben bei der Leberentwickelung be- sprochen ist, als dorsale Leberanlage gedeutet. Es wurde von späteren Untersuchern nicht aufgefunden. Durch die Angaben von Maas wissen wir, daß Myxine und Bdellostoma ein dorsales Pankreas besitzen, und wenn dies auch angezweifelt wurde, so ist doch durch den Vor- trag und die Demonstration von Giacomini auf dem Anatomenkongreß zu Pavia (1900) jeder Zweifel darüber beseitigt, daß bei Petro- myzon marinus ein dorsales Pankreas in deutlicher Ausbildung besteht. Genauer ist seine Entwickelung bis jetzt freilich nicht bekannt geworden. Bei Selachiern sind wir besser über die Entwickelung dieser Drüse unterrichtet. Balfour, Hammar, Brächet und Mayr sowie Laguesse finden die Anlage des dorsalen (einzigen) Pankreas bei Selachiern in Form eines kurzen Divertikels der dorsalen Darmwand (Fig. 127P). Dasselbe liegt der Leberanlage caudalwärts schräg gegen- über. Diese Anlage schnürt sich von vorn nach hinten fortschreitend allmählich vom Darmrohr ab. Die Anlage des Pankreas entsteht etwas später als die Anlage der Leber (Brächet, Mayr). Nach Mayr stellt die erste Anlage eine Rinne dar. Dadurch, daß diese sich von vorn nach hinten vom Darmrohr abschnürt, scheint sich das Organ rückwärts zu verlagern. Die Pankreasanlage kommt in Beziehung zum cranialen Ende der sich gleichzeitig entwickelnden Spiralfalte des Darmes bei Acanthias. Durch die Beziehung zur Spiralklappe resp. deren Ausbildung wird die Mündungsstelle des Pankreas verlagert. Sie rückt von der dorsalen Wand des Darmes auf die linke Seite, um schließlich ganz Die Entwickelimg des Darmsystems. 201 ventral zu liegen. Es ist hier noch auf Oppel's Angaben hinzuweisen. Die ausschließlich dorsale Anlage des Pankreas bei Selachiern bildet eine Drüse, in welcher zwei verschiedene Bestandteile später zu unter- scheiden sind. Der eine Bestandteil ist die eigentliche Pankreasdrüse. Die Zellen dieser Drüsentubuli zeigen die bekannten beiden Hälften, die basale kernhaltige und die freie, welche Zymogenkörnchen enthält. Zwischen solchem Drüsenparenchym liegen andersartige Gebilde, die von den Autoren als intertubuläre Zellhaufen sehr unzweckmäßig be- zeichnet worden sind. In diesen erblickt Oppel das Urpankreas und will mit diesem das einzige Pankreas von Ammocoetes und der Cyclo- stomen überhaupt vergleichen. Die letzten Angaben mit Abbildungen von Giacomini zeigen indessen, daß auch bei Petromyzon marinus im Pankreas zweierlei Schläuche bestehen. Ueber die Bedeutung dieser beiden Teile sind so ziemlich alle möglichen Vermutungen ausge- sprochen worden. Oppel hat 18 verschiedene aus der Litteratur zu- sammengestellte Ansichten angeführt, auf die ich hier nicht eingehen will. Bei allen übrigen Wirbeltieren besteht neben der dorsalen auch eine ventrale Pankreasanlage. Bei Ganoiden ist das Pankreas dorsale des Störs von Kupffer untersucht worden. Hier bestehen zwei dorsale Pankreas- anlagen, die nicht paarig angeordnet, sondern als craniale und cau - d a 1 e zu unterscheiden sind. Die craniale liegt gerade dorsal über der Leberanlange, also ebenfalls am Beginn des Mitteldarms, während die caudale am hinteren d. h. caudalen Ende des Mitteldarms sich findet. Diese beiden Divertikel sondern sich bald in je drei Abschnitte : einen dorsomedialen und zwei laterale, einen linken und einen rechten. Von diesen 3 Abschnitten bildet bloß der rechte sowohl von der cranialen, wie von der caudalen Anlage Pankreasgewebe, während die dorso- mediale sowie die linke Portion der beiden Divertikel sich zu lym- phatischem Gewebe weiter ausbilden, in welchem Kupffer die Anlage der Milz erblickt. Die Pankreasabschnitte der beiden dorsalen An- lagen vereinigen sich untereinander und treten auch mit der beim Stör bestehenden ventralen Pankreasanlage in Verbindung. Sie lösen sich vollkommen von der Milzanlage ab. Bedeutsam ist nur diese Angabe Kupffer's, weil nach seiner Auffassung somit eine sehr nahe genetische Beziehung zwischen dorsaler Pankreasanlage und Milz be- steht, die indessen zunächst mit großer Vorsicht aufzunehmen ist. Nach Brächet sind vielleicht die beiden Anlagen des dorsalen Pan- kreas in gewissem Sinne vergleichbar der cranialen und caudalen Leber- knospe bei Reptilien und Vögeln. Stöhr bezweifelt, daß die caudale dorsale Pankreasanlage, die Kupffer bei Acipenser schilderte, wirklich Pankreasgewebe bilde, er hält sie eher für die Schwanzdarmwnrzel. Das wird von Kupffer widerlegt , wonach die hintere dorsale Pankreasanlage mit dem Schwanzdarm nichts zu thun habe, der viel weiter hinten liege. Jene Anlage liefere sicher Pankreasgewebe. Die dorsale Pankreasanlage bei Teleo stiem ist durch die Untersuchungen von Göppert, Stöhr und Laguesse bekannt ge- worden. Nach Göppert (Fig. 129) bildet sich bei der Forelle die dorsale Pankreasanlage als eine Ion gitudinaleVer dick ung der dorsalen Darm wand, die sekundär ein Lumen erhält. Diese An- 202 F. Maurer. läge trennt sich mehr und mehr vom Darm ab und bleibt nur durch einen engen Kanal zunächst noch mit ihm in Verbindung. Göppert und Laguesse finden in gleicher Weise, daß das aus dieser dorsalen Anlage hervorgesproßte Pankreas sich mit dem rechten ventralen Pankreas sehr bald verbindet, worauf der dor- sale Ausfuhr gang in den Darm eine völlige Rück- bildung erfährt. So kommt es, daß für das gesamte Pankreas bei Teleostiern dann nur ein ventraler Aus- führgang besteht, der mit dem Ductus choledochus ge- meinsam in den Anfang des Mitteldarms ausmündet. Bei Amphibien ist die dorsale Pankreasanlage ebenfalls sehr genau unter- sucht worden durch Götte, Göppert, Stöhr und Weysse. Nach Göppert bildet sie sich bei Triton alpestris an der dorsalen Darmwand im Beginn der Gastroduo- denalschlinge, und zwar in Form einer Ausstülpung d e s E n t o d e r m s , dem auch bald das Darmfaserblatt folgt. Die Ausstülpung legt sich nach rechts sackartig um und wächst auch rechts weiter. Links besteht nur eine schwache Ausbuchtung. Diese dorsale Pankreasanlage liegt etwas cranialwärts vom ventralen Leberstiel, von welchem aus die ventralen Pankreasanlagen entstehen. In der weiteren Entwickelung verhält sich die dorsale Pankreasanlage bei Urodelen und Anuren insofern verschieden, als sie bei Urodelen ihren Zusammenhang mit dem Duodenum dauernd erhält, während sie sich bei Anuren gänzlich ablöst nach Vereinigung mit der ventralen Anlage. Stöhr schildert die dorsale Pankreasanlage von Rana, wo sie in Form eines Wulstes des Entoderms an der dorsalen Darmwand auftritt. Hier sind die Zellen kleiner und stärker pigmentiert. Auch bei Reptilien und Vögeln ist die dorsale Pankreas- anlage in gleicher Weise vorhanden (Götte. Foster und Balfour, Duval, Felix, Brächet). Endlich findet sich auch bei Säugetieren und dem Menschen die dorsale Anlage des Pankreas. An die früheren Arbeiten von Kölliker, His und Balfour schließen sich die von Felix, Stoss, Jankelowitz, Wlassow und Brächet an. Die meisten Autoren betrachten die erste Anlage als eine unpaare Ausstülpung der dorsalen Darmwand, doch giebt Stoss eine erste paarige Anlage an, und eben- so schildert Wlassow7 die erste dorsale Pankreasanlage beim Schwein als zweilappig. Fig. 129. Querschnitt durch den Anfang des Mitteldarmgebiets eines Forellenembryo von 30 Tagen. Nach Göppert. D Duodenum, dch Ductus choledochus. pvs u. pvd linke und rechte Anlage des ventralen Pankreas, pd dorsale Pankreas- anlage. s durch Punktlinie angedeutet deren Zu- sammenhang mit dem Darm, h ebenso angedeu- tete Mündung des Duct. choled. in das Duodenum. Die Entwickelung des Darmsystems. 203 Nach der Schilderung von Stoss tritt bei Schafembryonen von 17 — 18 Tagen (4 mm Länge) die erste Anlage des Pankreas auf. Die Anlage des Mitteldarms vor der vorderen Darmpforte besitzt einen sehr großen dorso-ventralen Durchmesser. Dieser von Stoss als primäres Duodenum bezeichnete Darmteil, der gerade aus der Darm- rinne sich unter fortschreitender Abhebung des Embryo vom Dotter- sack zum Rohr abgeschlossen hat, sondert sich dorso-ventral in 3 ver- schiedene Gebilde. Der dorsale Teil wird zur dorsalen Pankreasanlage, der mittlere Teil wird zum bleibenden Duodenum, und der ventrale Teil stellt den primären Ductus choledochus dar, aus welchem auch die ventrale Pankreasanlage sich nun entwickelt. Die dorsale Pankreas- anlage besteht in zwei hohlen seitlichen Ausbuchtungen. Sie löst sich in der Folge in caudocranialer Richtung vom Darmrohr ab. Die Ablösung wird beim Schaf vollständig beim Embryo von 4,8 mm Länge. Das Duodenum führt um diese Zeit eine Achsendrehung' aus, so daß die Mündung des Ductus choledochus, die ursprünglich ventral liegt, nach rechts und dorsalwärts rückt. Beim Schaf findet also ge- nau der gleiche Vorgang bei der Entwickelung des Pankreas statt, wie es Göppert bei Triton alpestris geschildert hat. Doch findet sich das nicht bei allen Säugetieren. Vielmehr bleibt die Kommuni- kation der dorsalen Pankreasanlage in der Regel erhalten beim Pferd und Hund, wo sie den schwachen Ductus Santorini bildet, der auch öfter beim Menschen besteht. Beim Rind und Schwein bildet dieser dorsale Pankreasgang sogar den einzigen Ausführgang des Pankreas. Hier hat sich der Ductus Wirsungianus rückgebildet, indem sich die ventrale Pankreasanlage so ablöste, wie es beim Schaf die dorsale Anlage thut. Die ventrale Anlage des Pankreas findet sich außer bei Cyclo- stomen und Selachiern bei allen Wirbeltieren und steht in Beziehung zur Leberanlage. Sie bildet sich später als die dorsale An- lage und entsteht als paarige Di vertikelbildun g von dem bereits stark verdünn ten Ductus choledochus aus, also zu einer Zeit, wo die Leberanlage in ihrer Entwickelung schon weit fortgeschritten ist. Die erste genauere Kenntnis von der Ent- wickelung der ventralen Pankreasanlage verdanken wir Göppert, der sie bei Amphibien und später bei Knochenfischen nachwies. Bei Teleostiern (Forelle) bildet sie sich nach Göppert, Stöhr und Laguesse an der bezeichneten Stelle. Indem nun eine Drehung des Darmes in dem Sinne erfolgt, daß die Leber rechts zu liegen kommt, findet sich die rechte ventrale Pankreasanlage auf der rechten Seite, vom Ductus choledochus aus dorsalwärts verlaufend. Dieser Anlage wächst die dorsale Pankreasanlage auf der rechten Seite des Darmes ventralwärts entgegen und vereinigt sich mit ihr. Die linke ventrale Pankreasanlage kommt bei der genannten Drehung des Darmes an dem rechts gelegenen Ductus choledochus in ventrale Lage. Die aus der paarigen ventralen Anlage sprossenden Drüsenschläuche des Pankreas liegen auf der rechten Seite des Duodenum und dehnen sich dorsalwärts aus. Diese Lagebeziehung zum Darm besitzt auch das gesamte Pankreas, nachdem sich die dorsale Anlage gänzlich vom Darmrohr abgelöst hat. Es würden nun 2 ventrale Mündungen des Pankreas bestehen. Doch auch diese erleiden Veränderungen: Die beiden Mündungen rücken mehr und mehr auf die Seite des Ductus choledochus, welche dem Darm zugewandt ist, d. h. nach links 204 F. Maurer, und hinten sieht. Dabei nähern sie sich einander, um schließlich zu- sammenzutreffen, so daß dann beide eine gemeinsame Mündung be- sitzen. An dieser Mündungsstelle bildet sich weiterhin ein Kanal aus, der nun die beiden Gänge aufnimmt. So steht endlich das Pankreas nur durch einen kurzen, sich gabelig teilenden Gang (Ductus Wirsun- gianus) mit dem Ductus choledochus in Verbindung. Auf seinem Bildungsgange tritt das Pankreas auch mit der Vena portae in Be- ziehung, die es umwächst (Göppert). Bei Ganoiden hat uns Kupffer die paarige ventrale Anlage des Pankreas als Ausstülpungen des primitiven Leberganges nahe dessen Mündung in den Darm kennen gelehrt. Bei Amphibien hat Göppert die paarige Anlage des Pankreas bei Triton, Rana und Bufo in derselben Weise geschildert. Hier wurde zum erstenmal die Entwickelung des Pankreas aus 3 Anlagen bekannt. Die dorsale Anlage löst sich, wie oben angegeben, bei Anuren ganz vom Darm ab, während bei Urodelen die Verbindung mit dem Darm bestehen bleibt. Die ventralen beiden An- lagen münden nicht dauernd getrennt, sondern vereinigen sich. Die ventralen Anlagen finden sich, vom Leberstiel ausgehend, symmetrisch, nahe dessen Mündung in den Darm. Die Weiterbildung der ersten Anlage (die 3 Anlagen finden sich bei 6 mm langen Tritonlarven) er- folgt nun in der Weise, daß die Divertikel sich ausdehnen und dann ihre Wandung eingefaltet wird. Indem diese Buchten Sprossen treiben, erfolgt eine Vergrößerung der beiden Anlagen, und dieselben vereinigen sich untereinander und mit der dorsalen Anlage rechts vom Darm, so daß bei 7,5 mm langen Larven eine einheitliche Pankreasdrüse mit 3 ge- trennten Mündungen besteht. Die beiden ventralen Mündungen ver- einigen sich, indem sie einander näher rücken, an der rechten Peri- pherie des Ductus choledochus und bilden einen kurzen gemeinsamen Ductus Wirsungianus (Larven von 10 mm Länge). Bei Anuren spielt sich der gleiche Vorgang etwas modifiziert ab infolge des starken Längenwachstums des Mitteldarms. Der Ductus choledochus wird von den beiden ventralen Ductus pancreatici schlingenartig umgeben, doch verbinden auch diese sich vor ihrer Mündung in den Ductus choledochus zu einem kurzen einheitlichen Endstück (Rana temporaria, Larven von 11,5 mm Länge). Die dorsale Pankreasanlage trennt sich vom Darm ab, sie liegt stets, auch später in der Konkavität der Gastro-duodenal- schlinge. Sie erreicht ein sehr bedeutendes Volumen und übertrifft zur Zeit des Auftretens der hinteren Extremitätenstummel selbst die Anlage der Leber an Größe beträchtlich. Die Leber ist lange auffallend klein, um erst später durch starkes Wachstum das Pankreas zu über- flügeln. Zur Zeit der Metamorphose ändert sich dies Verhältnis noch weiter zu Ungunsten des Pankreas (Göppert). Bei Reptilien ist die ventrale, paarige Anlage des Pankreas zuerst durch Saint Remy (Tropidonotus natrix), dann durch Janosik und vor allem genauer durch Brächet bekannt geworden. Von der paarigen Anlage bei Lacerta muralis bildet sich aber nur die rechte zu Pankreasgewebe aus und vereinigt sich mit der dorsalen Anlage. Die linke ventrale Anlage verkümmert unter Abflachung der Wandung des ersten Divertikels. Ob hier nun thatsächlich eine ventral rückende Verlagerung des dorsalen Ausführgangs resp. dessen Mündung erfolgt, derart, daß er erst dorsal, dann an die rechte Cirkumferenz und schließ- lich ventral in den Darm mündet, wie Janosik und Brächet angeben, Die Entwickeluug des Darmsystems. ' 205 bleibe dahingestellt, Die Mündung soll nämlich dann in den Ductus choledochus erfolgen. Es wäre merkwürdig, wenn diese Mündung thatsächlich aus dem dorsalen Gang hervorgegangen wäre und nicht der rechten ventralen Anlage entspräche. Bei den Vögeln ist die paarige ventrale Pankreasanlage von Felix beim Hünchen, von Saint Remy bei der Ente geschildert worden. Neuer- dings hat Hammar sie von Larus canus und Stern a paradisiaca be- a /— Hi- ng. 130. Frühe Entwickelungszustände der Leber- und Pankreasanlage vom Vogel und Säugetier, nach. Hammar. a) Hühnchen vom 8. Tag. D Vorder- darm, la craniales-, lp caudales Leberdivertikel. r Darmriunc. b) Plattenmodell eines Mövenembryo, 7 mm lang. D Darm. L Lebertrabekel, la cranialer, lp cau- daler Lebergang, pd dorsales Panki-eas. u Dottergang, c) Dasselbe von einem Kaninchenembryo von 8 mm Länge (11 Tage), m Magen, du Duodenum. L Leber- trabekel, g Gallenblase, dch Ductus choledochus. pd, pv dorsales und ventrales Pankreas. dS Ductus Santorini. dW Ductus Wirsungianus. schrieben (Fig. 130 b). Bei diesen bilden sich wie bei niederen Wirbel- tieren 2 ventrale Pankreasdivertikel. Nur das rechte liefert Pankreas- gewebe. Das linke soll sich nicht rückbilden, wie bei Lacerta, sondern Lebergewebe liefern. Brächet nimmt wohl mit Recht an, daß es sich hier nicht um die linke Pankreasanlage, sondern um einen Teil der Leberanlage handle. Brouha schilderte beim Hühnchen die beiden ventralen Anlagen, und nach ihm bilden auch beide Pankreasgewebe. Die unpaare dorsale und die paarige ventrale Anlage bleiben nur lange getrennt, vereinigen sich aber doch schließlich zu einem ein- heitlichen Drüsenkörper. Die ventrale paarige Anlage des Pankreas bei Säugetieren wurde genauer zuerst durch Stoss bei Schafsembryonen (Fig. 130 c, 131 u. 132) geschildert, nachdem vorher schon Phisalix, Zimmer- mann, Hamburger und Swaen die doppelte Anlage des Pankreas (dorsale und ventrale) bei menschlichen Embryonen erkannt hatten. 206 F. Maurer, Wir kennen ferner die Anlage beim Schwein (Wlassow), Kaninchen (Hammar), Katze (Felix). Stoss' Schilderung war die erste und aufklärende für Säugetiere. Hiernach entsteht ein paariges, symmetrisch angelegtes Divertikel am Leberstiel unmittelbar an dessen Mündungs- stelle in 'das Duodenum. Diese beiden Divertikel wachsen gleich- mäßig aus und liefern Pankreasgewebe. Indem auch hier dieser Darmteil eine Achsendehrung erfährt, rückt die ventrale Anlage rechts um das Duodenum in die Höhe und verbindet sich mit der dorsalen herabrückenden Anlage. Indem die letztere Anlage sich vom Darm gänzlich ablöst, bleibt beim Schaf nur ein ventraler Ausführgang be- stehen. Bei 7 cm langen Föten ist der dorsale Gang obliteriert, bei 9 cm langen Föten besteht nur der Ductus Wirsungianus. Hinsichtlich dieses Verhaltens der schiedene Zustände. Von dem bis Ausführgänge Fig. 131. Leber- und Pankreasanlage von Schaf- embryonen von 5 mm Länge. Querschnitt der Duo- denalregion. A Aorta, sd Duodenum, pd, pv dorsale und ventrale Pankreasanlage. H Leber, rf Gallen- blase, de Ductus choledochus. vp Vena portae. vo Vena omphalo-enterica. (Nach Stoss.) bestehen bei Säugetieren ver- jetzt bekannt Gewordenen führe ich an, daß bei Pferd und Hund neben dem ven- tralen Ductus Wirsun- gianus auch der dorsale Pankreasgan g erhalten bleibt, daß bei der Katze wie beim Schaf nur der ventrale Gang besteht, der dorsale eine Rück- bildung erfährt. Hier schließt sich der Mensch an, insofern in der Regel nur ein Ductus Wirsun- gianus besteht, nicht ganz selten aber auch die dor- sale Anlage des Pankreas Mündung ihre Darm erhält Santorini. als in den Ductus Endlich kennen wir im Rind und Schwein Formen, bei welchen die Verbindung der dorsalen Pankreasanlage mit dem Darm als einziger Ausführgang der Drüse erhalten bleibt, daß dagegen die ventrale Pankreasanlage sich gänzlich vom Ductus choledochus ablöst, so daß ein Ductus Wirsungianus nicht besteht, sondern nur ein sehr weiter Ductus Santorini (Stoss). Die verschiedene A rt der Erhaltung der Ausführ gän ge ist nach Göppert so zu verstehen, daß in jedem Fall der für den Abfluß des Sekretes kürzeste und leichteste Ab führ weg erhalten bleibt, was durch die verschiedene Beziehung zu benachbarten Organen bezw. Leber und Vena portae beeinflußt sein mag. Die jüngste Anlage des ventralen Pankreas beim Menschen wurde von Jankelowitz geschildert an einem Embryo der 4. Woche von 4,7 mm Rückensteißlänge. Demnach besteht die Anlage des mensch- lichen Pankreas aus 3 Anlagen, die ursprünglich völlig voneinander getrennt sind : einer dorsalen, die dem Epithel des primitiven Duo- denum angehört, und 2 ventralen, die von der rinnenförmigen Anlage des Ductus choledochus ausgehen. Die histologische und topographische Ausbildung der Pankreas: Die Entwickelung des Darmsystems. 207 Ueber die histologische Ausbildung des Pankreas liegen die An- gaben von Laguesse über Teleostier vor. Zuvor ist zu bemerken, daß hinsichtlich seiner histologischen Verhältnisse das Pankreas eine besondere Ausbildung zeigt durch die intraacinösen Zellen und ferner durch die intertubulären Zellhaufen. In der ersten Anlage bildet-fdas Pankreas der Teleostier eine kompakte Masse, die in Lappen geteilt sich diese Masse in einen Komplex großer zusammenliegenden Zellen. Im Innern ein feines Lumen, um welches die Zellen ist. Weiterhin zerteilt kompakter Cylinder aus dieser Cylinder entsteht fest dann sich in zwei Schichten anord- nen. Die Zellen der inneren Schicht verlieren bald ihren Zusammenhang untereinander und bilden die centroacinösen Zellen, die Zellen der äußeren Schicht werden zu den eigent- lichen Drüsenzellen. Nach den weiteren Veränderungen, welche die centroacinösen Zel- len durchmachen, indem sie sich verlängern, spindelförmig werden und ihr verkleinerter Plasmakörper homogen wird, kommt Laguesse zu dem Schluß, daß diese Elemente nichts weiter darstellen als in die Drüsenschläuche fortgesetzte Ausführ- gangsepithelien, in welche sie nach dem Ausführgang zu auch kontinuierlich übergehen. Brächet sieht darin eine Be- der Angaben von stätigung Fig. 132, Leberanlage Schafes. Modellabbl. denum. pd, pv dorsale anläge, g Gallenblase. dch Ductus choledochus. Duodenum mit Pankreas- und vom 5 mm langen Embryo des nach Stoss. D Duo- urid ventrale Pankreas- en Ductus hepaticus. Langerhans, Latschenrer- ger und Pischinger. Die äußeren eigentlichen Drüsenzellen ordnen sich radiär um das Lumen und werden größer. Die Zymogenkörnchen treten schon früh, ehe die Funktion des Darmes beginnt, auf. Durch die Entwickelungs- weise der centroacinösen Zellen wird die Auffassung Mouret's wider- legt, der sie als Wanderzellen ansprach, die die Membrana propria und das Epithel durchdrungen hätten. Auch über die Entwickelungsweise der intertubulären Zellhaufen macht Laguesse wichtige Angaben beim Schafembryo (Fig. 133). In der frühen Pankreasanlage höhlen sich alle Epithelschläuche aus. Dieselben treiben dann weiter Sprossen, welche nur zum Teil sich aushöhlen und zum weiteren Ausbau der Drüse beitragen, während ein anderer Teil als kompakte Zellstränge bestehen bleibt und die ersten intertubulären Zellhaufen darstellt. Des weiteren verdient noch die Angabe Laguesse's Beachtung, wonach an den Anlagen der eigent- lichen Drüsenschläuche allenthalben voluminöse, trübe, dunkle Zellen einzeln oder in Gruppen zwischen den Epithelzellen auftreten. Die- selben stellen die Punkte dar, an welchen die definitiven sekretorischen Endstücke aussprossen. Hier besteht also ein Unterschied zwischen 208 F. Maurer. dem Pankreas der Säugetiere und der Knochenfische. Während bei letzteren der ganze distale Teil der primitiven Schläuche zu sekre- torischen Teilen wird, bilden sich letztere beim Schaf nur von den erwähnten großen trüben Zellen aus, alle übrigen primitiven Schläuche affi^fffrgHgB Fig. 133. Schema zur histologischen Entwickelung des Pankreas vom Schaf (nach Laguesse). Bei a Anastomosenbildung der Schläuche, ca centroacinöse Zellen. ie intertubuläre Zellinseln. formieren Ausführgänge. Die intertubulären Zellhaufen beim Schaf machen komplizierte, noch nicht genügend aufgeklärte Umbildungen durch. Laguesse unterscheidet sie als primäre und sekundäre. Die primären degenerieren, die sekundären bleiben erhalten, werden von reichlichen Blutgefäßen umsponnen und können auch gelegentlich zu secernierenden Endstücken werden. Die topographischeAusbildung des Pankreas steht in naher Beziehung zum Darmkanal, der Leber und den großen Gefäßen, denn das Pankreas ist in seiner dorsalen Anlage dem dorsalen Mesoduode- num mit seiner ventralen Anlage, wie die erste Anlage der Leber, dem ventralen Mesenterium, resp. dem Septum transversum eingelagert. Bei Knochenfische n (Forelle und Idus miniatus) hat Göppert geschildert, wie das Pankreas nach rechts zu liegen kommt und dorsal Die Entwickelung des Darmsystems. 209 vom Darmrohr sich ausdehnt (Fig. 129). Bei der Forelle umgiebt es ringförmig den Ductus choledochus, bei Idus verläuft letzterer vor dem Pankreas herab zum Darm. Auch zum Stamm der Vena portae tritt es in Beziehung, längs dessen es sich ausdehnt. Darauf, wie auf spätere Ausbildungen hat Laguesse bei der Forelle hingewiesen. Abgesehen von dem kompakten Drüsenkörper des Pankreas, der ring- förmig den Ductus choledochus umgiebt, sehen wir von diesem Ring ausgehend Fortsätze in großer Zahl die Pfortader und ihre Aeste be- gleiten. Einige dieser Ausläufer erreichen die Appendices pyloricae, die sie in reichlichen Massen umspinnen, so daß letztere ganz von Pankreasgewebe umhüllt sind. Bei Crenilabrus setzt sich das Pankreas den Pfortaderästen folgend, sogar in die Leber hinein fort und bildet das, was Laguesse als pancreas intra-hepatique geschildert hat. Doch ist dieser Teil des Pankreas vollkommen von der Leber getrennt, indem sich auch eine Fortsetzung der Leibeshöhle hier in der Um- gebung der Pfortader in die Leber hinein findet. Bei Amphibien schildert Göppert die topographische Aus- bildung des Pankreas so, daß es mit seinem dorsalen Teil in dem dorsalen Mesenterium liegt, ventralwärts aber sich in das Lig. hepatogastricum bis zur Berührung mit der Leber erstreckt. Im dorsalen Mesente- rium kann sich das Pankreas flächenhaft ausbreiten. Kleine, zungen- artige Fortsätze der Drüse erstrecken sich gegen die Gallenblase und längs der Vena abdominalis hin. Im dorsalen Mesenterium bildet das Pankreas eine dreieckige Platte, und zwar ist es auch hier in der Um- gebung der Vena portae am stärksten entwickelt. Dieses Gefäß um- hüllt das Drüsengewebe vollständig. Die Beziehung des Pankreas zu den Venen ist charakteristisch. So findet Göppert bei Meno- branchus, daß das Pankreas Lappen aussendet, welche sowohl die Vena mesenterica, als auch die Vena lienalis eine weite Strecke be- gleiten. Bei Anureu gestaltet sich der ventrale Teil des Pankreas viel voluminöser als der dorsale. Ferner fand Göppert, daß bei Urodelen der Körper des Pankreas an einer Stelle fest dem Darm angeschlossen ist, während diese Verbindung bei Anuren fehlt. Eine Umwachsung des Ductus choledochus und der Vena portae durch Pankreasgewebe fehlt noch bei Anurenlarven, sie bildet sich erst nach der Metamor- phose aus (Göppert). Bei den Säugetieren ist die Topographie des Pankreas natur- gemäß auch durch die Zwerchfellbildung beeinflußt, die ja auch die Leber und den Darm wesentlich in Mitleidenschaft zieht. Die Ver- bindung der dorsalen und ventralen Pankreasanlage erfolgt in ver- schiedener Beziehung zum Pfortaderstamm. Während beim Menschen die Vereinigung ventral vom genannten Venenstamm stattfinden soll (Swaen), wird sie beim Kaninchen (Brächet) so hergestellt, daß der Venenstamm ringförmig von Pankreasgewebe umfaßt wird. Bei den meisten Säugetieren liegt späterhin das Pankreas im Mesoduodenum und Mesogastrium, hat also eine dorsale Lage ange- nommen, ebenso wie beim Menschen. Bei anderen Säugetieren aber, so beim Kaninchen (Brächet), dehnt es sich in Form unregelmäßiger Züge, sich verästelnd, zwischen den Lamellen des Mesenterium aus, bildet keine feste, einheitliche Masse. Handbach der Entwicklungslehre. II. 1. 14 210 F. Maurer, 5) Die Entwickelung des Afters. Die Entwickelung des Afters ist bei allen Wirbeltieren an die Differenzierung des Blastoporus geknüpft. Die Form des Blastoporus in der Reihe der Wirbeltiere ist durch das verschiedene Verhalten des Dotters im Ei in quantitativer Beziehung, wie im Hinblick auf seine Orientierung, eine sehr verschiedene. Doch sind diese Ver- schiedenheiten nebensächlicher Natur, und wir finden, daß sich im wesentlichen die Ausbildung des aboralen Poles des Wirbeltier- keimes in gleicher Weise vollzieht. Der Blastoporus bleibt nach dem Ablauf des Gastrulationsprozesses noch längere Zeit ein für das Wachs- tum der gesamten Embryonalanlage sehr wichtiger Vegetationspunkt. Man nahm lange Zeit an, daß er an der Bildung des Afters direkt nicht teilnehme, vielmehr sehr rasch durch Verwachsung seiner Ränder einen völligen Verschluß erfahre. Der After wurde dann als eine Neu- bildung aufgefaßt, ebenso wie die Bildung der Mundöffnung. In den letzten Jahren hat sich aber herausgestellt, daß der Blastoporus aller- dings direkt an der Afterbildung teilnimmt, insofern er bei einigen Formen ganz, bei anderen zum Teil direkt in den After übergeht. Eine bekannte Komplikation der Umbildung des Blastoporus ist da- durch gegeben, daß die Medullarrinne denselben bei ihrer Ausdehnung caudalwärts umwächst und, indem sie sich zum Rohr abschließt, die Oeffnung des Blastoporus von der äußeren Oberfläche abschlösse, wenn nicht an diesem selbst Wachstums Vorgänge eingetreten wären. Durch Verwachsung der seitlichen Urmundlippen wird ein teilweiser Verschluß des Blastoporus und zugleich ein Längenwachstum desselben veranlaßt. Dadurch wird ein ventraler Teil dem Bereich der Me- dullarrinne entzogen. Der im Medullarrinnenbereich liegende dorsale Teil des Blastoporus vermittelt die Bildung einer in verschiedener Weise kurze Zeit bestehenden Kommunikation des Medullarkanals mit dem Darmrohr, des Canalis neurentericus, während der aus den verwachsenen seitlichen Blastoporuslippen gebildete mittlere Teil das Bildungsmaterial für den Schwanzteil des Organismus enthält. So bleibt das ventrale Ende des Blastoporus noch allein als eine kleine Grube bestehen, und diese wird direkt zum After. Als Gegner der Konkrescenztheorie, wie sie Hertw'ig aus- sprach, treten Rabl und Bonnet auf, welche den Blastopor us- Verschluß nicht durch e i n e N a h t b i 1 d u n g , sondern durch eine von vorn nach hinten stattfindende Verkleinerung auffassen. Auch unter dieser Beurteilung lassen sich alle Er- scheinungen zwanglos deuten, und sie erscheint als die naturgemäßere. Danach stellt der After den letzten Rest des Blasto- porus dar. Es ist hier nicht meine Aufgabe, alle die Umbildungen des Blasto- porus zu betrachten, die in wesentlichen Punkten bei der Ausbildung der Keimblätter und der Entwickelung des Centralnervensystens, ferner auch bei der Entwickelung des Schwanzes beteiligt sind und an anderer Stelle Berücksichtigung finden müssen. Hier ist nur darauf einzugehen, soweit der Blastoporus zur Bildung der bleibenden After- resp. Kloakenöffnung in Beziehung steht. Amphioxus. Bei dieser Form geht nicht der ganze Blasto- porus in den After über, sondern sein vorderer Teil wird da- durch, daß er vom Medallurrohr überwachsen wird, von der After- Die Entwickelung des Darmsystems. 211 bildung ausgeschlossen. Nach den Angaben von Kowalewski und Hatschek, denen sich 0. Hertwig anschließt, bildet sich auch hier eine von vorn nach hinten fortschreitende Verwachsungsnaht. Aus dem hintersten Teil des Blastoporus geht der After hervor, un- mittelbar davor bildet sich die Schwanzknospe. Diese Angaben lassen die Afterbildung in Uebereinstimmung mit dem gleichen Vorgang bei höheren Wirbeltieren, besonders Amphibien, erscheinen. Eine Ver- wachsung der Urmundränder in einer Nahtlinie ist nach Hatschek's nur Deutungssache. Rabl hat in seinem Vorwort den Angaben zur Theorie des Mesoderms ihn Hatschek schildert, darauf auch dem eine Verkleinerung hingewiesen, daß der Vorgang, wie ohne Konkrescenz möglich ist, in- des Blastoporus von vorn nach hinten stattfindet. So wird auch von Garbowski und Samassa die Bildung einer Gastrularaphe in Abrede gestellt. Nach Samassa er- folgt die Verengerung des Urmundes durch Vorrücken seiner Ränder. Das Ueberwachsen der Anlage des Medullarrohrs über den Blastoporus erfolgt anders, als Kowalewski und Hatschek dies angaben, sondern das caudale Ende des Medullarrohrs schließt sich erst, nachdem der Blastoporus umwachsen ist, und zwar überbrückt dann das Epithel (Ekto- derm), nach hinten wachsend, den Urmund und verschmilzt mit dem Ektoderm der ventralen Urmundlippe. Ein Canalis neurenterius bildet sich nach Samassa nicht immer, im Falle er entsteht, findet er sich erst bei Embryonen mit 3 Urwirbeln. Ebenso giebt Garbowski an, daß der Blastoporus sich nicht von allen Seiten zusammenziehe, sondern durch das Nachwachsen der dorsalen Wand von vorn her eingeengt wird. Nach Mac Bride liegt der Blastoporus des Am- phioxus zuerst auf der linken Seite, um dann dorsalwärts in die Höhe zu rücken infolge starken Wachstums der Blastoporuslippe. Diese abweichen- den Angaben bedürfen noch der Aufklärung, doch füge ich hinzu, daß Roux und v. Davidoff sich der Anschauung von 0. Hertwig angeschlos- sen haben. Cyclo stomen. In betreff der Cyclo- stomen sind die An- gaben von Götte und v. Kupffer anzuführen. Sie stimmen darin über- ein, daß bei Petromyzon der Blastoporus ganz zum After wird (Fig. 134). Da die Medullarrinne den Blastoporus nicht erreicht, bildet sich auch kein Ductus neurentericus aus. Fig. 134 giebt den Beleg für diese Angaben, an deren Richtigkeit nicht zu zweifeln ist. Die Cyclo- stomen stehen somit in gewissem Gegensatz zu den übrigen Wirbeltieren hinsichtlich der Afterbildung, die hier sehr einfach erscheint. Auch 14* Fig. 134. eines |Embryo von Petromyzon Planeri. 5 Tage alt, nach v. Kupffer. d Vorderdarm. I Leberbucht, a Blastoporus,- After. Medianer Sagittalschnitt 5 Tage 212 F. Maurer, bei Bdellostoma geht nach den Beobachtungen von Dean der Blasto- porus in den After über. Es besteht wenigstens eine kreisrunde Oeff- nung am Ende der Medullarrinne, Dean bezeichnet sie als „inferior opening of neurenteric canal" bei Embryonen mit 54 Urwirbeln, die wohl als Anlage des Afters aufzufassen ist. Selachier: Eine genaue Schilderung der Afterbildung bei Scyllium canicula verdanken wir Kastschenko: am Caudalencle der noch scheibenförmigen Embryonalanlage erheben sich die beiden Rand- wülste. Zwischen beiden in der Medianebene das Embryo lagern Medullarplatte und Chorda dorsalis fest zusammen. Indem die Rand- wülste sich erheben, nähern sie sich einander und an der Umbiegungs- stelle der Primitivwülste in die Randwülste entwickelt sich jederseits ein Caudallappen. Nun verwachsen die Medullarwülste in der dorsalen, die Cau dal wülste in der ventralen Mittellinie. Durch erstere bildet sich das Medullarrohr, durch letztere der Canalis neurentericus und der Schwanzdarm. Der letztere ist demnach eine direkte Fortsetzung des Medullarrohrs. Der Canalis neurentericus ist ein abgeschnürter Teil des Blastoporus. Weiter vorwärts bleibt das Lumen des Hinterdarms an der Ventralfläche des Schwanzes noch einige Zeit lang ventralwärts nach außen offen, aber dann verwächst auch diese Oeffnung und erst bedeutend später erscheint an derselben Stelle der After. Nach dieser Schilderung geht also auch hier der After aus dem der ventralen Urmundlippe entsprechenden Abschnitt des Blasto- porus hervor und es zeigen sich die Selachier hierin mit den übrigen Wirbeltieren in Uebereinstimmung. In Betreff der Ausbildung des Afters bei Dipnoern gebe ich die Darstellungen Semon's von Ceratodus wieder , welche zeigen, daß hier die Ausbildung des Afters aus dem hinteren Teil des Blastoporus gerade so verläuft, wie wir es von Amphibien kennen (Fig. 137). Auch bei Lepidosiren bildet sich nach Kerr die Afteröffnung aus dem Blastoporus. Kerr giebt an, daß zur Zeit des Ausschlüpfens der After obliteriert und erst nach einigen Wochen wieder bleibend zum Durchbruch kommt. Die Amphibien sind hinsichtlich der Ausbildung des Afters viel- fach untersucht und besonders darum von Interesse, weil hier zuerst die direkte Beteiligung des Blastoporus an seiner Bildung erkannt wurde. Ueber die Umbildung des Blastoporus bei Amphibien liegen Arbeiten vor von Morgan, Kopsch (Axolotl), Götte, Johnson (Triton), Gasser (Alytes), Spencer, Durham, Morgan, Side- botham , v. Erlanger, Robinson und Asheton (Rana). F. Schanz wies zuerst in Anschluß an die Arbeiten von 0. Hertwig die Beteiligung des Blastoporus an der Bildung des Afters nach. Später wurde diese Frage von v. Erlanger, Robinson und Asheton weitergeführt und die ScHANz'schen Angaben bestätigt (Fig. 135 und 136). In seiner Abhandlung über: „Urmund und Spina bifida'1 hat 0. Hertwig die Vorgänge genau geschildert. Er unterscheidet 4 Stadien bei der Afterbildung' : Zuerst erscheint er als der hinterste Abschnitt des gesamten Urmundes; im 2. Stadium hat er sich als eine besondere Oeffnung von ihm abgetrennt, da sich die unpaare Schwanzanlage aus dem hinteren Ende des neuralen Abschnitts der Urmundränder gebildet hat. „Eine durchgängige Oeffnung ist an Durchschnitten durch die Aftergegend nicht zu finden, weil die Die Entwickelung des Darmsystems. ms Wandungen sich unmittelbar berühren". Aeußeres und inneres Keim- blatt stehen hier nur vermittelst des mittleren Keimblattes, das hier mit jenen eine einheitliche Zellenmasse darstellt, in Verbindung. Dies ändert sich im 3. Stadium, insofern hier das mittlere Keimblatt sich aus dem Zusammenhang mit den beiden primitiven Keimblättern löst. Fig. a After, röhr, ch 135. Längsschnitt eines Embryo von Rana escnlenta nach v. Erlanger. c Canal. neurentericns. vd, md, ad Vorder-, Mittel-, Afterdarm, m Medullar- Chorda. liegt Rückbildung Die Cölomsäcke haben sich abgeschnürt und geschlossen. Nun be- steht noch eine Aftermembran, in deren Bereich das äußere und innere Keimblatt unmittelbar aneinanderschließen. Diese Membran im Grunde einer Aftergrube. Im 4. Stadium kommt es zur der nur durch eine einfache Lage von Ektoderm- und Entodermzellen gebildeten Aftermembran. Der After wird durchgängig, indem in der Mitte der epithelialen Verschlußmembran die Zellen aus- einanderweichen. Von der ventralen Schwanzwurzel führt zur Aftergrube eine häufig von seitlichen hohen Falten begrenzte Rinne. Diese schließt sich unter Verwachsung der Falten zu einem ektodermalen Afterrohr von verschiedener Länge. Dies entsteht nach 0. Hertwig nicht nur bei gewissen Missbildungen, sondern auch im normalen Entwickelungs- verlaufe. Nicht immer bildet sich eine Aftermembran, sondern in den Fällen (Missbildungen), in welchen die Höhle des Enddarms vom Grunde der entodermalen Aftergrube weiter entfernt ist, zieht von dieser zu jenem ein epithelialer Zellenstrang, der Afterstrang. Die Afterbildung von Uro d eleu stellt sich nach den Angaben von Sedgwick, Morgan, Alice Johnson und F. Schanz etwas ver- schieden von Anuren dar. Sedgwick und A. Johnson nehmen noch an, daß der Blastoporus direkt in den After übergehe, Schanz da- gegen hat die Teilung in einen dorsalen Teil, der den Canalis neuren- tericus und einen ventralen zum After werdenden Teil erkannt. Ferner nimmt v. Erlanger an, daß bei Urodelen der ventralste Teil das Blastoporus stets durchgängig sei und nicht erst eine Aftermembran, wie bei Anuren zur Ausbildung komme. Demnach hält v. Erlanger die Afterbildung bei Anuren gegenüber von Urodelen für sekundär moditiciert. Das ändert nichts an dem wesentlichen Vorgang der 214 F. Maurer, Afterbildung, deren Beziehung zum Blastoporus v. 0. Hertwig zu- sammenfassend dargestellt worden ist. Bei Gymnophionen ist die Bildung des Afters durch neuester Zeit von Hypogeophis rostratus bekannt geworden Brauer in Der B*~-~- CL" a Fig. 136. Afterentwickelung bei Rana esculenta nach v. Erlanger. N Neuroporus. B Blastoporus. a After. ._ a beigefügten Figuren Vorgang spielt sich wie bei Uro- delen ab, insofern auch hier bei den meroblastisch sich entwic- kelnden Keimen der Blastoporus sich unter seitlicher Verengerung in einen vorderen Canalis neur- entericus und hinteren After teilt. Von vorn nach hinten fortschreitend tritt der Verschluß des Blastoporus ein, der hintere Teil, der zum After wird, bleibt 138 und 139 nach Brauer ver- stets offen. Die anschaulichen dies Bei Sauropsiden vollzieht sich die Afterbildung, wenn wir in der Primitivrinne das Homologon des Blastoporus erblicken in überein- stimmender Weise mit niederen Wirbeltieren. Am hinteren Ende des zur Primitivrinne in die Länge gezogenen Blastoporus bildet sich unter Zusammenschluß von Ekto- und Entoderm die Aftermembran, während das vordere offene Ende der Primitivrinne den Canalis neurentericus (Chordablastoporus) darstellt. (Strahl, v. Kupffer, Bonnet). Die Ausbildung des Afters wurde ferner von Ostroumoff bei Eidechsen (Phrynocephalus helioscopus) unter den Sonderimgsvor- gängen der Primitivrinne geschildert. Hier besteht an deren vorderen Ende der Kiel, d.i. der Anschluß des Chordaentoderms an das Ektoderm und dieser Punkt entspricht der dorsalen Urmundlippe der Amphibien. Am hinteren (caudalen) Ende der Primitivrinne bildet sich ein kleines Grübchen, die findet. Aus Aftergrube, an deren Grund eine Aftermembran sich lern vorderen Teil des Primitivstreifs gehen die Organe hervor, die an der Rückenfläche des Embryo liegen, während der hintere Abschnitt desselben an die Ventralfläche der Schwanzanlage Die Entwickelung des Darmsystems. 215 UHr des Embryo zu liegen kommt, und dieser Teil schließt nach vorne mit dem After ab. Die Teilung des Gebietes der Primitivrinne vollzieht sich somit auch hier ebenso wie es Kastschenko bei Selachiern schilderte und wie es 0. Hertwig von Amphibien angab. Durch die Ausbildung des Schwanzes wird das hintere Ende der Pri- mitivrinne, welches der ven- tralen Urmundlippe der Am- phibien homolog ist, an die ventrale Fläche der Schwanz- anlage gedrängt und an dem gerade vor der Schwanzwurzel gelegenen ursprünglich hin- teren, nun aber ventralen Ende bildet sich die Aftergrube mit der Aftermembran, nach deren Schwund der After durch- gängig wird. Auch bei Schild- kröten spielt sich der Vorgang der Afterbildung nach den Angaben von Mitsukuri in entsprechender Weise ab. Da- nach besitzt der Blastoporus bei Chelonia in einem frühen Stadium eine hufeisenförmige Gestalt. Der dazwischen lie- gende Dotterpfropf wird von den Medullarfalten umgriffen, indem diese nach hinten aus- wachsen. Der Dotterpfropf dehnt sich nach hinten aus, teils unter dem Einfluß der Medullarfalten , teils durch eigenes Wachstum. Er bildet ein Grübchen. Nun bilden sich die zwei Schwanzwülste, wie oben geschildert und ver- wachsen median. Dabei wird aber das hintere Ende der Primitivrinne nicht erreicht, sondern bleibt frei hinter dem letzteren. Die Afterbildung findet demnach in derselben Weise, wie bei der Eidechse statt. Nach den neuesten Darstellungen Fig. 137. Afterentwickelung bei Ceratodus, nach SSemon. b Blastoporus. a After, ol Riechgrube, uk Unterkieferanlage. sich ab. auch beim Krokodil die Bildung des wie von Voeltzkow spielt Afters in gleicher Weise Von den Vögeln ist das Gleiche bekannt geworden (Bornhaupt, Braun und Gasser). Wir kennen die Vorgänge vom Hühnchen, Gans, Ente, Wellensittich u. a. Die Ausbildung der Kloakenöffnung beim Hühnchen ist von Gasser in vortrefflicher Weise geschildert. Am hinteren Ende des Primitivstreifs entsteht sie auch hier. Es hängen Ektoderm und Entoderm an dieser Stelle zusammen. Unter Aus- bildung des Schwanzteils des Embryo kommt dieser Punkt an die ventrale Fläche des Schwanzes zu liegen (Fig. 140) und hier treten nun Lücken unreg ;elmäßiger Art zwischen den Zellen des vereinigten 216 F. Maurer, Ektoderms und Entoderras auf. mählich zum Schwund gebracht, die der Kloake entgegenwächst Bursa Fabricii, dorsalwärts vom So wird diese trennende Wand all- Von der ektodermalen Grube aus, (dem Proctadäum), bildet sich die Darm (Fig. 142F). Die Eröffnung der Kloake findet erst am 15. — 17. Tage statt. Während des 6. — 7. Tages kommt es unter Wuche- rungen des Dickdarmepi- thels zu vorübergehen- dem Schwund des Lu- mens (Fig. 141). Später (am 12. Tag) zeigt sich die Mündung des wieder offenen Enddarms in die Kloake geschnürt ringförmig Die ein- Figg. zeigen 140, 141 und 142 diese Vorgänge im Längs- Auch vom Vogel schnitt. Strauß hat Mitropha- now die Sonderun g der Primitivrinne geschildert. Wenn M. die rinne der Vögel Fig. 138. Dorsale Urdarmwand von Embryonen von Hypogeophis alternans, hinterer Abschnitt, bl Blastoporus. en onnal. neurentericus. a After, en Entoderm. ms Mesoderm. ch Chorda. Nach Brauer. Primitiv- für einen sekundären Erwerb hält, so daß nur ihr vorderes Ende dem Blastoporus niederer Wirbeltieren ent- spreche, so ist das doch wohl so zu verstehen, daß wir in ihr einen in die Länge gezogenen Vegetationsbezirk vor uns haben, an dessen hinte- rem Ende, wie überall der After zur Ausbildung kommt. Auf den Blasto- porus genau* hen ist aber hier meine Aufgabe. einzuge- nicht Säugetiere und Mensch. Kölliker fand beim Kaninchen- embryo mit 4 Urwirbeln zuerst die Anlage des Afters am hinteren Ende des Primitivstreifs vor, indem hier Ektoderm und Entoderm sich direkt zusammenschließen und verschmelzen. Zur Eröffnung der Kloake kommt es am 11. — 12. Tage. Strahl bestätigte dies und fand, daß im Anfang diese Stelle an der Dorsalfläche der Darmanlage liege, dann aber mit der Ausbildung des Schwanzes ventral zu liegen komme. Später bildet sich dann ein Schwanzdarm aus. Diese Vorgänge spielen sich vom 10. — 13. Tage ab. WTeitere Angaben wurden von Bonnet an Schaf und Hund, sowie von Keibel am Meerschweinchen gemacht. Das wesentliche Resultat dieser Arbeiten ist, daß der After auch bei Säugetieren aus dem hinteren Ende des zu m Primi- Die Entwickeluno; des Darmsystems. 217 t i v s t r e i f e n ausgezogenen Blastop o r us entsteht, das vor- dere Ende bildet den Ductus neurentericus. Ueber die Afterbildung des Menschen sind die Angaben von Graf Spee und Keibel auf- klärend. Wir wissen durch Bonnet, daß beim Schaf die Anlage des Afters sehr frühzeitig besteht. Bei Embryonen mit 5 Urwirbelpaaren (16. Tag) besteht bereits eine Aftermembran am hinteren Ende des Primitiv- streifs, indem hier Ektoderm und Entoderm zusammenschließen. Mit dem Canalis neurentericus, der den vorderen Teil des Primitivstreifs darstellt, liegt er noch ganz an der dorsalen Fläche der Embryoanlage (Fig. 148). Indem zwischen dem Ductus neurentericus und der After- membran die Anlage des Schwanzes sich entwickelt, hebt sich das mr Fig. 139. Medianer Sagittalschnitt eines Embryo von Hypogeophis alternans^ mr Medullarrohr. ud Urdarm. Sonst wie Fig. 138, nach Brauer. hintere Ende des Embryo von der Keim blase in die Höhe und es rückt die Region der Aftermembran an die ventrale Fläche der Schwanzanlage (Fig. 144). Dies ist bei Embryonen mit 23 Urwirbel- Fig. 140 — 142. Medianer Sagittalschnitt des Schwanzendes von Hühnchen- embryonen, Fig. 140 vom Anfang des 4. Tages, Fig. 141 vom 7. Tag, 142 vom 12. Tag. r Rectum, al Allantris H Cloake. p Proctadäum. F Bursa Fabricii. cm Cloakenmembran. m Medullarrohr. ch Chorda, c Schwanz, v Wirbelsäule.- Nach Gasser. '218 F. Maurer, paaren erfolgt (18. Tag), erst etwa eine Woche später zierung der Primitivrinne Bonnet darin, daß beim Schaf Der Durchbruch der Aftermembran tritt ein. Der Unterschied in der Differen- den Sauropsiden besteht nach Darm und Medullarrohr sich niemals gegenüber bereits schwindet, ehe die hat und sich zum ausgebildet verbinden, indem der Canalis neurentericus Medullarrinne soweit nach hinten sich Rohre abschließt. Auch Keibel schilderte die Bildung des Afters bei Kaninchen, Meerschweinchen, streifs bildet sich Hund und Schaf: der ektoblastische Am hinteren Ende des Primitiv- Strang, der mit dem Afterstrang, wie ihn 0. Hertwig bei-Amphibien-Mißbildungen schilderte, überein- stimmt. Derselbe ist gegen das Mesoderm scharf abgegrenzt und zieht vom Ektoderm zum Entoderm. Beim Meerschweinchen tritt dieser Strang viel frühzeitiger auf, als bei anderen Formen und schwindet auch rascher: an seiner Stelle bildet sich der After. Im übrigen geht auch hier der After aus dem hinteren Teil des Primitiv- streifs hervor, dessen vorderer Abschnitt den Ductus neurentericus bildet, wie es sich bei allen Wirbeltieren verhält. Den Angaben Keibei/s über das Meerschweinchen stehen die Schilderungen von Carius gegenüber, wonach die Aftermembran hier viel später als beim Kaninchen und Schaf auftreten sollen (Strahl), auch soll dieselbe die ganze Länge des Primitivstreifs in frühen Stadien einnehmen. Giaco- mini beschreibt beim Kaninchen 2 getrennte Verbindungen zwischen Ek- toderm und Entoderm im Bereiche des Primitivstreifs : eine vordere -als Canalis neurentericus und eine h i n t e r e als C a n a i i s a n a- lis. Sobald die Primitivrinne im HENSEN'schen Knoten sichtbar wird, und sich von diesem nach hinten ausdehnt, erscheint die vordere Kommunikation, der Canalis neurentericus, am 8. Tage, während die ersten Urwirbel sich ausbilden. Etwas später, wenn 6 Urwirbelpaare gebildet sind, entwickelt sich die 2. Kommunikation, der Canalis analis. Beide Verbindungen werden durch eine grübchen- förmige Vertiefung des Ekto- derms hergestellt, deren Grund sich mit dem Entoderm ver- bindet. Die hintere Grube muß zu der Verbindung des Ektoderm mit dem Entoderm das hier bereits gebildete Me- soderm erst verdrängen. Die vordere Grube faßt Giacomini als primäre, die hintere als se- kundäre Bildung auf. Durch Durchbruch der hinteren Grube entsteht der After. Embryo bildet sich der After ebenso Graf Spee beschreibt einen Verbindungs- cm> wie Fig. 141, s. Fig. 140. Beim menschlichen bei andern Säugetieren : sträng zwischen Ektoderm und Entoderm im Bereich des vorderen Die Entwickelung des Darrnsystems. 219 Endes des Primitivstreifens. Er entspricht wohl der vorderen Ver- bindung, wie sie Giacomini beim Kaninchen schilderte. Auch Graf Spee schildert ihn beim Meerschweinchen und Kaninchen und be- zeichnet ihn als neurenterischen hältnisse auch bei etwas älteren menschlichen Em- bryonen: ein solcher von 11,5 mm Nak- kensteißlänge zeigte bereits einen wohl ausgebildeten Schwanzstummel. in welchem schon 3—6 mente waren. Der After liegt ventral am vorderen Ende des Schwanzes und ist noch durch eine Aftermembran ver- schlossen. Auch bei einem älteren Em- bryo von 20 mm Nackensteißlänge fand Keibel den After noch nicht durchgängig, und bereits Strang. Keibel schilderte die Yer- v Schwanzseg- ausgebildet obgleich schon der Damm gebildet war eine freie Urethralmündung bestand. Bei Säugetieren und dem Menschen verstreicht später und es kommt zur Sonderung der vorderen Urogenital- Afteröffnung. Dies steht mit der Differenzierung der äußeren schlechtsorgane in Beziehuug und ist bei diesen zu behandeln. Die Bildung des Afters bis zum Bestehen der Kloakenhaut hat Bonnet kürzlich vom Hund geschildert (Fig. 143). Hier entsteht die Kloake und hinteren Ge- Fig. 143. Medianer Sagittalschnitt durch das Caudalende eines Hundembryo mit 16 Urwirbeln von 6 mm Länge, n caudaler Neuroporus. 0 Kloakenhaut, a Amnion, ch Chorda, e Entoderm. (Nach Boxnet.) 220 F. Maurer, letztere spät, bei Embryonen von 8—10 Urwirbelpaaren und zwar nahe dem hinteren Ende des Urmundrinnenrestes. Auch hier löst sich das Mesoderm rings um eine Ektodermverdickung ab und lagert einer entsprechenden Entodermverdickung an, doch besteht kein vom Ektoderm zum Entoderm ziehender Strang wie beim Schaf, sondern Ektoderm und Entoderm sind durch einen Spaltraum voneinander getrennt (Fig. 143). Die Kloakenhaut entsteht am Ende der Urniund- rinne oder etwas der Urmundrinne vor diesem, schließlich geht aber der in der sich vergrößernden Cloakenhaut Rest oder der ganze ventralen Urmundlippe auf. Bonnet betont noch besonders, daß das Verschwinden der Urmundrinne und ihrer beiden Lippen nicht durch Verwachsung geschieht: es besteht nie eine Naht, sondern die Urmundrinne verflacht sich und geht im Schwanzknoten auf. Dieser stellt somit von vornherein eine un- paare Bildung dar. Ueber die später e Ausbildung der Kloake und die Eröffnung des Afters führe ich die Arbeiten von Retterer und Keibel /! an (Fig. 145 und 146). Keibel hat die Afterbildung beim Schwein, Meerschwein- chen und Menschen genauer geschildert, geht auch auf ältere Stadien ein. Die Oeffnung des Afters beim Schwein erfolgt beim Embryo von 20 mm Länge. Die Bildung und der Durchbruch des bleiben- den Afters bei Säugetieren und dem Men- Eig. 144. Medianschnitt des Schwänzendes eines 18 Tage alten Embryo vom Schaf mit 23 Urwirbel- paaren. (Nach Bonnet.) e Enddarm. « Allantois. Am Aftermembran, s Schwanzstummel, f Amnion. clrrv Fig. 145. Medianer Sagittalschnitt eines Embryo: a) eines 13 Tage alten Kaninchens, b) Schwein, 1 cm lang. (Nach Retterer.) d Kloake, clm Kloaken- membran. /• Rectum. « Allantois. v Wirbelsäule, c Schwanz. Die Entwickelung des Darmsystems. L>21 Vorgang derung sehen stellt nach Retterer und Keibel einen sehr komplizierten dar. V o r d e m D u r c h b r u ch e r f o 1 g t s c h o n e i n e S o n - der Kloake in eine vordere Urogenital- und hintere A f t e r m ü n d u n g unter Ausbildung des Perinaeura. Das letztere wächst als Scheidewand zwischen Mastdarm und Sinus uro- genitalis herab und verschmilzt mit der Kloakenhaut : dann tritt die Eröffnung der Urogenitalöffnung früher als die des Afters ein. Es besteht also beim Menschen niemals eine offene Kloake. Fig. 146. Medianer Sagittalschnitt eines menschlichen Embryo vom Anfang des 3. Monates. (Nach Keibel.) s Sinus urogenitalis. 4- 3 Taf. Marshall. The thyreo-glossal duet or Canal of His. Journ. of. Anat. and Physiol. Vol. 26. P. I. p. 94—99. Die Elitwickelung des Darmsystems. 243 Maurer. Ein Beitrag zur Kenntnis der Pseudobranchien der Knochenfische. Morph. Jahrb. 1883. — Schilddrüse und, Thymus der Teleostier. Morphol. Jahrb. Bd. XL 1S86. — Schilddrüse, Thymus und Kiemenreste bei Amphibien. Morph. Jahrb. Bd. 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Das breitere Ende liegt in der Tiefe und kann der Cutis unmittelbar aufsitzen. Bei Rana esculenta fanden sich ca. 79 Stifte henz eilen auf 1 qmm. v. Kölliker möchte sie für Nervenendapparate halten und den Zellen der Organe, der Seitenlinie homologisieren, Leydig (1873) da- gegen erklärt sie für die Anlagen von Drüsenzellen oder Schleimzellen, wie sie in der Epidermis des erwachsenen Tieres vorhanden sind. Vögel. Beim Hühnchen konnte Gardiner (1884) an den meisten Körperstellen keinen Unterschied wahrnehmen, die äußersten Epidermiszellen des erwachsenen Tieres verhalten sich ganz ebenso. Da sie innerhalb des Eies sich feucht erhalten, werden sie nicht wie beim erwachsenen Tiere abgestoßen, und gehen erst nach dem Aus- kriechen in derselben Weise verloren wie bei letzterein. Eine Aus- Die Entwickelung der Haut und ihrer Nebenorgane. 259 nähme bildet das Periderm auf den Anlagen der Federn (s. letztere), indem die Hornscheide der Dunenfedern als ein Rest des Periderm zu betrachten ist. Dagegen fand Gardiner bei Melopsittacus sp. vor der Bildung der Federn, den ganzen Körper mit einer dünnen Hornschicht bekleidet. Anfangs grenzt sie sich nicht scharf gegen die darunter gelegenen Zellen ab, aber später, wenn der Embryo wächst, kann man sie unterscheiden. Die Zellen des Epiderm werden auseinander gezerrt und allmählich abgestoßen. Während an den meisten Körperstellen am 4. und 5. Bebrütungs- tage die Epidermis zweischichtig ist, indem das einschichtige Stratum germinativum von einer Lage verhornter Zellen bedeckt wird, findet durch vermehrte Zellenteilung eine Verdickung der genannten beiden Zellenlagen an denjenigen Stellen statt, wo sich später eigentliches Hörn bilden wird, wie am Schnabel und den Zehenenden. Die Ver- hornung beginnt am Oberkiefer im Laufe des 6. oder 7. Bebrütungs- tages, so daß auf ein äußeres Periderm die allmählich sich verdickende eigentliche Hornschicht folgt, welche dann nach außen zu wachsen fortfährt. Säuger. Bei Säugern ist das oben erwähnte Periderm oder Epitrichium deutlicher ausgebildet. In früher Embryonalzeit zeigt sich bei einigen derselben (Bradypus, Choloepus, Myrmecophaga dicotyles, Sus) nach Welcher (1864) eine aus großen polygonalen, platten Zellen bestehende Schicht , welche eine vollständige Umhüllung des ganzen behaarten Körpers bildet und erst bei der Geburt zerreißt. Bei Bradypus ist sie bis 1 mm, bei anderen Säugern und namentlich beim Menschen nur 0,005 mm dick und löst sich schon im Uterus allmählich in kleineren Partien ab ; eine solche schwächere Umhüllung bezeichnet Wtelcker als epitrichoide Schicht. die Entwickelungsverhältnisse der Epi- zwar durch v. Kölliker (1850) studiert Beim Menschen sind dermis besonders genau und worden. Im 1. Schwangerschaftsmonat (Fig. 156) und besteht die Epidermis aus zwei Lagen von Zellen, wird von polygonalen abgeplatteten Zellen von Durchmesser, mit rundlichen abgeplatteten, 0.009- Beginn des 2. Lage im Die äußere 0,027-0,045 mm 0,013 mm in der Flächenansicht messenden Zellen gebildet, die ein einschichtiges Stra- Fig. 156. Senkrechter Durchschnitt der Haut von einem 7 -wöchentlichen menschlichen Embryo. Vergr. ca. 250 a von^der medialen Fläche der oberen Ex- tremität, b von der Haut des Rückens. (Nach v. Brunn, 1897. p. 28 Fig. 35). 17* 260 W. Krause, tum corneum repräsentieren. Die tieferen, dem Stratum germinativiim entsprechenden Zellen bilden ebenfalls eine einfache Lage ; die Zellen sind kleiner, polyedrisch, sie haben 0,0068—0,009, ihre kugeligen Kerne 0,0034 — 0,0045 mm Durchmesser. Am Ende des 2. Schwangerschafts- monates erscheint die äußere, dem Periderm homologe Zellenlage wie im Absterben begriffen, die Zellengrenzen verwischen sich, ihre Kerne werden undeutlich und nach der Tiefe hin schließt sich eine neue, aus kleineren aber sonst ganz ähnlichen Zellen bestehende Lage an. Dies ist die erste Anlage des bleibenden Stratum corneum, während das Periderm durch Abstoßung nach und nach verloren geht. Während des Verlaufes der Schwangerschaft nimmt die Epidermis kontinuierlich an Dicke zu und ihre beiden Strata enthalten mehrere Lagen von Zellen übereinander. Im 3. Monat sind im Stratum corneum 4 — 5 Zellenlagen vorhanden, die Zellen sind aber noch deutlich kern- haltig , nicht so abgeplattet wie beim Erwachsenen und teilweise feinkörnig. Ferner sind im 6. Schwangerschaftsmonat bereits 4 — 6 Zellenlagen im Stratum corneum und 3 — 4 im Stratum germinativum vorhanden. Die genauere, mit vielen Zahlenangaben ausgestaltete Be- schreibung ist bei v. Kölliker (A. L. I. 1879. p. 771) nachzusehen. Fortwährend findet beim Foetus eine Abschuppung der ober- flächlichen Zellenlagen statt, Der Verlust wird durch karyomitotische Zellenteilungen im Stratum germinativum und Umwandlung von Zellen des letzteren, insbesondere das Stratum granulosum zu verhornten Zellen des Stratum corneum ersetzt. Vom 5. Schwangerschaftsmonat an mengt sich mit den abgestoßenen- Epidermiszellen auch das Sekret der unterdessen entwickelten Talg- drüsen. So ensteht die Vernix caseosa, Fruchtschiniere oder Käse- schmiere, welche als weiß-gelbliche, weiche, fettige Masse im 6. Schwangerschaftsmonat die ganze Hautoberfläche des Foetus als eine dünnere oder dickere Lage überzieht. Besonders entwickelt ist sie am Halse, an den Geschlechtsorganen, an der Beugeseite der Gelenke, in der Achselhöhle, Kniekehle, der Weichengegend, auch am Kopfe, Ohre, Rücken, der Volar- und Plantarfläche der Hände und Füße. Mikroskopisch besteht sie aus verhornten Epidermiszellen, Zellen der Talgdrüsen und Fetttröpfchen. Die letzteren beiden Bestandteile fehlen an den Körperstellen, die keine Talgdrüsen besitzen. Die Vernix caseosa gelangt in das Fruchtwasser und führt auch abgestoßene Wollhaare. Was nun die Einzelheiten der weiteren Entwickelung und zwar speciell das Stratum granulosum der Epidermis anlangt, so sah Pavloff (1889) beim menschlichen Foetus vom 7. Schwanger- schaftsmonat in der Epidermis, Fußsohle und an den Fingern, sowie den Augenlidern bereits ein zusammenhängendes, aus einer einzigen Lage von Zellen bestehendes Stratum granulosum, während in der be- haarten Kopfhaut das Keratohyalin nur in einzelnen Epidermiszellen dieses Stratum vorhanden war. Beim Neugeborenen hingegen fand sich Keratohyalin an allen Stellen der Epidermis verbreitet. Frühere Stadien sind von Hausmann (1898) beim Maulwurf nachgewiesen. An der Stelle des späteren Stratum granulosum traten zuerst einzeln granulierte Zellen auf, die rasch an Zahl zunehmen und eine aus zwei Zellenlagen bestehende Schicht bilden. Nach der Oberfläche hin folgen auf dem Querdurchschnitt der Haut spindel- förmig aussehende, als lichtbrechende Fasern erscheinende Zellen des Die Entwickelung der Haut und ihrer Nebenorgane. 261 Stratum corneum die nur selten noch einen Kern erkennen lassen, zwischen welchen einige Keratohyalinkörnchen vorhanden sind. Auch in Ablösung begriffene Zellen giebt es, zwischen denen größere und kleinere Eleidinschollen gelegen sind. Hautdrüsen im allgemeinen. Bei Vögeln, Amphibien u. s. w. sind eine Menge verschiedenartiger Hautdrüsen bekannt, am besten die Schleimdrüsen der Amphibien. Es läßt sich im allgemeinen über deren Entwickelung sagen, daß sie (ähn- lich wie z. B. Schweißdrüsen beim Menschen) als anfangs solide mehr kugelige Einstülpungen des Stratum germinativum der Epidermis entstehen und erst später von accessorischen Bestandteilen, Bindegewebshülle, glatten Muskelfasern , die vom Mesenchym herstammen , u. s. w. umwachsen werden. Was die Hautdrüsen, speciell von Amphibien betrifft , so haben zahlreiche gelegentlich angestellte Untersuchungen, namentlich der Giftdrüsen von Salamandra maculosa, den ektodermalen Ursprung dieser Drüsen dargethan. Sie entstehen wie gesagt als Einstülpungen des Stratum germinativum, und dies gilt auch für die Hautdrüsen des Frosches (Engelmann, 1872) und anderer Amphibien Seeck (1891), Maurer (1895), Gegenbaxtr (1898) u. s. w. Nur Nicoglu (1893) war geneigt, diese Drüsen von oberflächlichen, nicht von den am tiefsten gelegenen Zellen des Stratum germinativum abzuleiten. Neuerdings hat Ancel (1900) bei Salamandra maculosa an Larven von 2 — 5,5 cm Länge etwas genauere Resultate erhalten. In den jüngeren Stadien bildet sich eine rundliche Zellenmasse , die ganz und gar in der Epidermis enthalten ist. Die Begrenzungslinie des Corium ist an dieser Stelle etwas konvex nach der Tiefe hin gebogen, die Zellen der Drüsenanlagen sind in zwei konzentrische Lagen angeordnet, die ersteren besitzen große Kerne. Sie entstehen von einer besonders großen kugeligen Zelle, die auf allen Seiten von kleinen und mehr oder weniger in die Länge gezogenen Zellen umgeben wird. Im übrigen ist die äußere Begrenzung des Corium noch eine vollkommen ebene Fläche. Die große Zelle besitzt einen entsprechend großen Kern, die kleinen sie umgebenden Zellen, 3 — 4 an Zahl, gleichen vollständig den benachbarten Epidermiszellen. Die Drüsen entstehen also als Ein- stülpungen der am tiefsten gelegenen Zellenschicht des Stratum germi- nativum. Bei den ältesten der oben erwähnten Larven zeigt sich bereits ein Lumen in der Drüse. Daselbst sind die das Lumen umgebenden Zellen abgeplattet, in der Tiefe der Anlagen aber fanden sich bereits die in voller Sekretion begriffenen Drüsenzellen. Der kugelige Zellen- haufen ragt in das Corium hinein. Zuletzt bildet sich der Ausführungs- gang, beim Frosch erst am Ende des Larvenstadium. Dieser vollkommen klaren und mit allen sonst bekannten Thatsachen über die Entwickelung von Hautdrüsen in Uebereinstimmung sich be- findenden Anschauung hat Madame Phisalix-Picot (1900) eine andere gegenüberzustellen versucht. Dieselbe schreibt den Giftdrüsen des Sala- manders einen mesodermatischen Ursprung zu, und, unbekannt mit den optischen Fehlenpuellen, verschiebt sie die Grenzen zwischen Epidermis und Corium, indem sie die ursprünglichen Zellen der Drüsenanlage von einer Bindegewebszelle des Corium herleitet. 262 W. Krause. Schuppen. In allen Klassen der Vertebraten finden sich Schuppen, nämlich harte hornähnliche Verdickungen, häufig von dreieckiger Form, welche, wenn sie dicht gedrängt stehen, die Haut nach Art eines Schuppenpanzers dicht bedecken können. Sie sind als Papillarbildungen aufzufassen, die aus einer oder mehreren verschmolzenen Papillen der Lederhaut hervor- gehen, eine bindegewebige, Blutgefäße führende, nach außen zugespitzte, jedoch abgerundete Grundsubstanz besitzen , welcher hornartige Epider- moidalgebilde aiifgelagert sind. Sie bilden teils einfache, mehr oder weniger stark entwickelte Höcker, oder sie sind abgeplattet, gleichsam platt ge- drückt und am Rumpf der Regel nach caudalwärts, an den Extremitäten proximalwärts gerichtet. Es lassen sich verschiedene Arten von Schuppen unterscheiden, die mehr oder weniger verschiedene Bedeutung haben. Es giebt Fisch- s c h u p p e n , ferner primäre Schuppen, gewöhnliche eigentliche Schuppen oder Hornschuppen der Reptilien, namentlich der Schlangen, sodann Lauf seh upp en oder sekundäre Schuppen bei den Vögeln an deren Extremitäten , endlich schuppenähnliche Bildungen bei Säugetieren. Die Fischschuppen scheiden hier aus der Betrachtung aus ; es sind Bildungen, an denen Verknöcherung ihren Anteil nimmt, und daher gehören sie in ein anderes Gebiet. Reptilien. Die erste Anlage der Reptilienschuppen bei Em- bryonen von Schlangen, z. B. Tropidonotus natrix, Lacertinen u. s. w. geschieht, wenn die Kiemen eben verschwunden sind, durch Bildung von kleinen Höckern, die durch Wucherung der Bindegewebszellen dicht an der Epidermis hervorgebracht werden (Fig. 157) ; es entstellt '-.-.j. ■<•- Fig. 157. Querschnitt durch die Haut eines Schlangenembryo. Vergr. ca. 290. Die Hervorragung ist die Anlage einer »Schuppe, c Corium, mit zahlreichen Binde- gewebszellen, e Periderm. s Stratum germinativum. (Nach Kerbert, 1876. Taf. XIX, Fig. 20). zunächst eine niedrige Cutispapille. Die Epidermis besteht anfangs noch aus der Peridermalschicht und dem Stratum germinativum; zwischen beiden entwickeln sich rundliche Zellen durch Teilung von Cylinder- zellen der Schleimhaut ; sie liefern die erste Anlage der Hornschuppen (Kerbert, 1877). Kleine Leistchen auf der äußeren Oberfläche der Zellen des Periderm nehmen zuweilen die Form von stärker licht- brechenden Stäbchen an, die alle in derselben Richtung verlaufen, und die Leistchen sind die erste Anlage von Längsleisteu, die manchen Schuppen erwachsener Reptilien zukommen. Die Schuppenanlage bildet weiter wachsend eine Cutispapille, welche mehr und mehr zu Die Entwickelung der Haut und ihrer Nebenorgane. 263 einem kugelförmigen Zapfen sich gestaltet und wenn die Kiementaschen verschwunden sind, fangen die Schuppenanlagen an, sich caudalwärts zu wenden; sie werden abgeplattet und lassen eine äußere und eine innere Fläche (Fig. 158) unterscheiden. Den Schluß der Entwickelung von Schuppen bezeichnet das Auf- treten von P i g m e n t in Form sternförmiger Bindegewebszellen (Fig. 158), die nach Kerbert aus dem Corium in die Epidermis einwandern und auch in der am tiefsten gelegenen Cylinderzellenlage sich befinden. Beim ausgewachsenen Reptil kommen sie in der Epidermis nicht, son- dern nur noch im Corium vor, wovon die Lacertinen zum Teil eine Fig. 158. Längsschnitt durch die Haut eines Schlangenembryo, etwas älter als Fig. 157. Vergr. ca. 300. Die Schuppe zeigt eine äußere und eine innere Fläche, an letzterer ist die Epidermis dünner, c Corium mit der Anlage der festeren und längs- streifigen Hauptmasse oder Achse der Schuppenanlage. k feinkörnige Zellen der tieferen Lage des Stratum corneum. e Periderm. s Stratum germinativum mit verästelten Bindegewebszellen Fig. 24). <*.-» -■* ■ ~- a (Nach Kerbert, 1876. Taf. XIX, Ausnahme machen. In der letzten Zeit vor dem Ausschlüpfen differen- ziert sich auch das Corium der Schuppe in eine aus festerem Binde- gewebe bestehende Hauptmasse, welche (Leydig, 1873, p. 770) der Schuppenachse entspricht, und in die Grenzschichten, nämlich das aus mehr lockerem zellenreichen Bindegewebe bestehende Corpus papilläre (Fig. 159). Bei den Häutungen erwachsener Reptilien wiederholen sich, was die Epidermis anlangt, die embryonalen Vorgänge. Die eigentümlichen Haftorgane an den Füßen der Geckotiden sind bei Hemidactvlus mabounia von Haase (1900) untersucht. Sie bestehen aus Lamellen und letztere sind nichts weiter als weiter aus- gebildete Schuppen ; sie entwickeln sich wie die letzteren. M^_r , H Fig. 159. Längsschnitt durch die Haut eines Schlangenembryo etwas älter als 158. Vergr. ca. 300. k tiefere Lage des Stratum corneum. s Stratum germina- tivum. e Periderm. c Corium. (Nach Kerbert, 1876. Taf. XIX, Fig. 26JT Fig 264 W. Krause, Es liegt auch ein Versuch vor, die Schuppen der Saurier noch in zwei Gruppen zu sondern. Sokolowsky (1899) bezeichnet die Hervorragungen auf der Körperoberfläche als Höckerpapillen,. sie entstehen durch radiärsymmetrisches Wachstum. Nur diejenigen Erhebungen, deren Entstehung bilateral symmetrisch vor sich geht, sollen als Schuppen bezeichnet werden. Nun entstehen aus den Run d höckerpapillen dadurch Zapfen höckerpapillen, daß das Erhebungscentrum, nämlich die Stelle, von welcher aus das radiärsymmetrische Wachstum vor sich geht, distalwärts rückt und eine Firste sich ausbildet, die von der cranialen Spitze der birnförmig werdenden Basis zum Erhebungscentrum reicht. Auf die Höcker- papillen der Geckotiden aber sind die Schuppen der Lacertilier zurück- zuführen, sie sind selbst in ihrer höchsten Ausbildung Modifikationen einfacher , zuerst durch radiärsymmetrisches Wachstum entstandener Hautpapillen. Ueberreste dieser primären Formelemente lassen sich auch zwischen beträchtlich entwickelten Schuppen noch nachweisen. Vögel. Die Schuppen, welche die distalen Glieder der unteren Extremität bei vielen Vögeln mehr oder weniger weit bedecken, werden, wie gesagt, als Laufschuppen bezeichnet. Beim Huhn entstehen die ersten Anlagen der künftigen Schuppen nach Kerbert (1877) erst am 11. Bebrütungstage. Während die Epidermis selbst aus dem Periderm, *'."•• -•-.:* .„■•»*■ Fig. 160. Längsschnitt durch die Haut am Metacar- pus des Huhnes vom 11. Be- brütungstage. Vergr. 180. e Periderm. s Stratum germi- nativum. c Stelle einer Schup- penanlage. (Nach Kerbert, 1876. Tal. XX. Fig. 33). der Hornschicht und dem Stratum germinativum besteht, die jede nur eine einfache Zellenlage zeigen, findet an der Schuppenanlage eine beträchtliche Zellenvermehrung statt, so daß die Hornschicht bald vier bis fünf Zellenlagen aufweist. Diese Vermehrung betrifft nicht minder 13. auch die Bindegewebszellen des Corium (Fig. 160). Am 13. Be- brütungstage unterscheidet sich die Schupp enpapille von der Papille der späteren Embryonaldune (s. unten Federn) dadurch, daß letztere viel länger ist, während die Schuppenpapille eine allmählich immer stärker werdende, caudalwärts gerichtete Umbiegung darbietet. Am 15. Tage wird bereits ein Unterschied zwischen äußerer und innerer Schuppenfläche bemerkbar, insofern an der ersteren sowohl die Horn- schicht als das Stratum germinativum stark verdickt sind. Die dem Periderm benachbarte Zellenlage ist mehr grobkörnig (weshalb Ker- bert sie als Körnerschicht bezeichnet) und scharf gegen die anderen Schichten abgegrenzt. Sie scheint zusammen mit dem Periderm sowie der Hornscheide der Embryonaldunen abgestoßen zu werden und schon am 23. Tage trennen sich diese Zellenlagen von dem bleibenden Stratum corneum. Bemerkenswert erscheint es, daß nach Kerbert (wie es bei Pteptilien auch der Fall ist, p. 263) am Ende der 2. Bebrütungswoche zahlreiche Pigmentzellen aus dem Corium in die Epidermis der Schuppe einwandern, welche Zellen das erwachsene Huhn nicht mehr besitzt. Die Entwickelung der Haut und ihrer Nebenorgane. 265 Vergleicht man die Entwickelung der Schuppen mit derjenigen der Feder (s. unten), so tritt eine vollständige Homologie hervor ; man ist so weit gegangen, die Feder eine ausgefaserte Schuppe nennen zu wollen. Jedoch entstehen die' Strahlen der letzteren einzig und allein aus der dem Stratum germinativum entsprechenden Cylinderzellenlage, wobei die Hornschicht und die Coriumpapille verloren gehen, was sich alles bei der Schuppe ganz anders verhält. Wenn man auch die Federn von Schuppen der Reptilien ableiten darf, so liegt doch die Sache anders bei den schon erwähnten Lauf- schuppen, welche die Beine vieler Vögel mehr oder weniger weit bedecken. Ganz nahestehende Arten oder selbst Varietäten haben befiederten Metatarsus und befiederte Zehen, wo andere kleine Schuppen aufweisen. Solche Schuppen sind nach Daviek (1889, p. 607) aus kleinen Federn hervorgegangen ; diese Schuppen, Schilder oder Halbringe sind sekundär auf den Dorsalflächen oder Streckseiten der Extremität entstanden, während kleine Höcker auf der Beugeseite die ursprüngliche Gestalt der Schuppen u. s. w. repräsentieren. Letztere sind teils beliebig situierte einfache Verdickungen der Cutis, zum Teil aber entstanden sie rund um eine Feder. Differenzen zwischen Laufschuppen und Reptilienschuppen ergeben sich aus dem Umstand, daß die ersteren Federn tragen können. Sie können also nicht letzteren homolog sein, wie es die Reptilienschuppen sind, denn eine Feder kann doch nicht auf einer anderen wachsen. Man muß mithin primäre Schuppen von diesen sekundär gebildeten Laufschuppen morphologisch unterscheiden, obgleich beide im histo- logischen Bau wie in ihrer Entwickelung übereinstimmen. Jedenfalls ist die Feder nichts weiter als eine modifizierte Schuppe. Säugetiere. Am Schwanz von Mus decumanus sah Römer (1896) die Haare vor den Schuppen auftreten, aber erst relativ spät, am 27. Tage der Trächtigkeit. Distalwärts von jeder Schuppenanlage wächst ein stärkeres Mittelhaar hervor, später entstehen an den Rändern der Schuppe die kleineren Seitenhaare. Erst nachdem die Haare schon einen hohen Grad der Ausbildung erreicht haben, erfolgt mit ihrer Schräg- stellung eine ringförmige Erhebung der Cutis, welche den ganzen Schwanz umgreift und sich schräg über die Haare hinwegschiebt. Die dickere Hornschicht ist auch in diesem Stadium noch einheitlich, und erst die durchbrechenden Haare bedingen eine bestimmte Einteilung dieser Schicht in dickere Erhebungen und dünnere Vertiefungen, zu denen dann noch an bestimmten Stellen auf den Ringen eine Ein- teilung in Schuppen hinzukommt, die aber nur wenig hervortreten. Die heutigen Schuppen des Rattenschwanzes können nach Römer (1898) nicht als alte Erbstücke von reptilienähnlichen Vorfahren be- trachtet werden, sondern sie sind modifizierte Gebilde, die sekundäre Abänderungen erfahren haben. Die Ansicht, wonach die Schuppen die Stellung der Haare bedingt hätten, wird durch die Anordnung und Gruppierung der Haare bei ihrer ersten Anlage bestätigt. Aber dieser Satz gilt nicht für die Schuppen, wie sie heute am Schwanz der er- wachsenen Ratte vorliegen ; es sind echte Hornschuppen, die sich histo- logisch unbedingt an diejenigen der Reptilien anschließen , auch in be- treff der vom Corium gelieferten Bildungen , aber sie treten in anderer Form und Lage auf. Sie erheben sich als ringförmige parallele Falten um den ganzen Schwanz herum, deren zunächst einheitliche Hornschicht von den durchbrechenden Haaren zerrissen und in dickere und dünnere 2(36 W. Krause, Partieen geschieden wird. Sie werden mithin von den durchbrechenden Haaren offenbar beeinflußt. Merkwürdige Verhältnisse fand Römer (1898) bei einem Nager, dem Embryo von Thryonomys (Aulacodus) swinderianus (Temmink). Der Embryo, der von der Nasenspitze bis zur Scliwanzbasis 16 cm Länge hatte, erscheint bei oberflächlicher Betrachtung am ganzen Körper bis auf die distale Schwanzhälfte mit Schuppen bedeckt. Diese Schuppen wurden aber durch eine ausgesprochene Gruppenstellung der Haare nur vorgetäuscht, wirkliche Schuppen waren nicht vor- handen. Vielmehr bewirken die größeren, in Gruppen von 3 — 12 an Zahl stehenden Haare durch ihre Anordnung, daß der Embryo wie mit Schuppen bedeckt aussieht. Außerdem waren noch zahlreiche kleine Haaranlagen vorhanden, welche sich überall auf dem ganzen Körper, auf dem Rücken, am Bauche und am Schwänze von der Epi- dermis aus einsenkten und zwischen die größeren Haare und Haar- gruppen schoben. Sie stehen überall auf den vermeintlichen Schuppen, auf ihrem distalen Rande, wie auf ihrer Basis; besonders dicht an ersteren. Eine besondere Erörterung erfordert die von Emma Borlotti (1896) aufgestellte Theorie. Bei Foetus von Mus decumanus (Albino), Talpa, Erinaceus und Didelphys zeigten sich deutliche regelmäßige Hautfalten, namentlich am Nacken bei Mus decumanus, die Emma Borlotti als Reste eines Hautpanzers anspricht, der Saurop- siden sowohl wie Säugetieren ursprünglich zukommen soll. Indessen handelt es sich in Wahrheit um nichts weiter als die schrumpfende Wirkung des zur Erhärtung verwendeten Alkohols, der die Entstehung dieser Falten verschuldet (Römer, 1896). Die Erscheinung ist mithin gänzlich bedeutungslos. Federn. Der in der Entwicklung begriffene Vogelembryo zeigt frühzeitig, z. B. am 5. Bebrütungstage bei der Taube, am 7. beim Huhn, runde, weiße Flecke. Dies sind die Anlagen der Embryonaldune (Pluma richtiger als Plumula Malpighii — Erstlingsdune, Nestlingsdune), welche Dunen den bleibenden Federn vorausgehen, wie die Lanugo den Haaren der Säuger. Zu dieser Zeit besteht die Epidermis des Tauben- embryo aus zwei Zellenlagen. Die äußere wird hier Periderm (p. 254) genannt, es ist eine einfache Lage abgeplatteter polygonaler kern- haltiger Zellen ; die innere Lage zeigt senkrecht zum Corium gestellte, mehr safthaltige Cylinderzellen mit ellipsoidischen, ebenfalls senkrecht gestellten Kernen. An den Stellen, wo jene Flecken liegen, befinden sich in dem Corium scheibenförmige Gruppen von kernhaltigen Bindegewebszellen, nach außen davon sind die beiden Zellenlagen der Epidermis verdickt und zwar die innere zum Teil durch Vermehrung ihrer cylindrischen Zellen, während in der Peridermalschicht die in einfacher Lage vor- handenen Zellen mehr kubisch werden (Davies, 1889). So sieht die erste Federanlage aus ; sie springt nicht etwa hügelförmig über die Epidermisoberfläche hervor (Fig. 161). Dann wächst die Zellen gruppe des Corium, drängt die Epidermis nach außen, es erfolgt in beiden eine beträchtliche Zellenvermehrung und aus den ursprünglichen beiden Zellenlagen der Epidermis sind nun Die Entwickelung der Haut und ihrer Nebenorgane. 267 zwei mehrzellige Schichten geworden. Die Zellen der tiefer gelegenen Schicht sind aber sämtlich Abkömmlinge der Zellen der inneren Zellen- lage ; das Periderm geht einfach darüber hinweg (Fig. 162). Zugleich --D Fig. 161. Durchschnitt durch die Cutis eines Embryo der Taube vom 5. Be- brütungstage. Erste Anlage einer Embryonaldune. Vergr. etwa 200. Die Zellen- wucherung der Epidermis ist flach, erscheint in so früher Zeit nicht höckerförmig, im Corium ist eine sehr beträchtlich ausgedehnte Wucherung von Mesenchymzellen vorhanden, p Periderm. g Stratum germinativum. D Corium. (Nach Davies, 1889. Taf. XXIII, Fig. 1.) neigt sich die so gebildete Federpapil le im allgemeinen caudal- wärts, ihr Scheitelpunkt ist caudalwärts und nur wenig nach außen gewendet. Das Wachstum dauert in der einmal eingeschlagenen Rich- tung an, die gesamte Zellenvermehrung wird lebhafter und lebhafter und die Federpapille zu einem langgestreckten Kegel, der, wie gesagt, im allgemeinen caudalwärts sich wendet. Zusammen mit ihrem Epithel- überzuge wird die Federpapille als Fe der keim bezeichnet. Fig. 162. Längsschnitt durch die Federpapillenanlage einer Embryonaldune von der Taube; die Rückwärtsneigung der Papillenachse ist beträchtlich. Etwas späteres Stadium als in Fig. 161. Vergr. etwa 200. p Periderm. g Stratum germi- nativum. c Corium. (Nach Davies, 18S9. Taf. XXIII, Fig. 2.) Hieraus ergiebt sich folgendes, was Keibel (1895, S. 645) als eine in betreff der späteren Entwickelung der Feder besonders be- deutsame Thatsache hervorhebt. Nach dem Durchbruch durch die Feder- scheide (p. 270) und dem Verschwinden der letzteren entspricht die dorsale oder äußere Seite der definitiven Feder der ganzen Oberfläche des Federkeimes und die innere der Lederhaut zugekehrte Seite der Feder der inneren Fläche des Federkeimes, die ursprünglich der Feder- papille zugekehrt ist. Die Oberfläche der Coriumpapille bleibt nun nicht glatt. Indem die Zellenwucherung in ihrem Inneren andauert, erheben sich dünne Leisten, deren Zwischenräume mit rundlichen Intermediärzellen (Davies, 1889) ausgefüllt sind, die zwischen der äußersten und innersten Epidermiszellenlage eingeschaltet liegen (Fig. 163. Fig. 164); sie ent- sprechen dem Stratum germinativum. Ins Innere der Coriumpapille sind bereits Blutgefäße hineingewachsen (Fig. 165 Bg). 268 W. Krause, Es sind mm in der Bildung der Längsleisten nach Davies (1889) zwei Prozesse zu unterscheiden, nämlich erstens eine raschere Er- zeugung von Intermediärzellen in einigen Teilen der Cylinderzellenlage ; Fig. 164. Fig. 163. Fig. 163. Etwas schräg verlaufender Querschnitt eines Dunenfederkeimes eines Embryo vom Huhn, nahe dessen Basis, am Beginn der Längsleisten. Vergr. etwa 200. Das Periderm umgiebt die ganze Figur. Fs Federscheide. In Inter- mediäre Zellen. Cy Cylinderzellenschicht. P Pulpa der Federpapille. (Nach Davies, 1889. Tai XXIII, Fig. 5.) Fig. 164. Querschnitt durch eine verlängerte Federpapille vom Flügel eines ca. 20 Tage alten Embryo vom Pinguin (Eudyptes chrysocoma L.). Vergr. 250. Man sieht die radiäre Anordnung der Zellen. (Nach Studer, 1878. Taf. XXV, Fig. 6.) zweitens aber tritt später eine nach außen gerichtete Ausbreitung der Cylinderzellenanlage zwischen den Intermediärzellen in denjenigen Partieen ein, wo die Erzeugung der letzteren weniger schnell statt- gefunden hat. Der letztgenannte Prozeß überwiegt beim Huhn im Vergleich zur Taube und spielt die Hauptrolle bei der Entwickelung der definitiven Feder. Die in Vermehrung begriffenen Zellen der inneren, dem Stratum germinativum entsprechenden Schicht drängen nicht nur den Federkeim nach außen, sondern bewirken auch eine Einstülpung dieser Schicht oder ein Einwachsen des Federkeimes in die tieferen Schichten des Corium. Diese anschei- nende Einstülpung wird dadurch bedingt, daß die ganze Hautoberfiäche, entsprechend dem Wachstum des ganzen Embryo, sich ausdehnt, gegen welche Ausdehnung das Wachstum des welche Ausdehnung Fig- 165. Etwas schräg geführter Querschnitt eines Federkeimes einer Embryonaldune eines Taubenembryo. Späteres Stadium, als das von Fig. 163. Vergr. ca. 200. Pu Pulpa der Federpapille. Bg Blutgefäßdurchschnitte. Ly Cylinderzellenschicht. JJ Innere Intermediärzellen. AJ Aeußere Intermediärzellen. P Periderm. (Nach Davies, 1889. Taf. XXIII, Fig. 4.) •S'A*«/ AJ P von Das der Federkeimgrundes zurückbleibt Lagen der Epidermis geh« die äußere Oberfläche des Federkeimes Einwachsen teil und es wird wenigsten Federtasche gebildet, wenngleich eine Periderm und Hautoberfiäche über, nehmen die äußersten unmittelbar in nicht an dem nach Davies schwache Vertiefung an keine der Die Entwickelung der Haut und ihrer Nebenorgane. 269 der Hautoberfläche zugekehrten Seite des schräg gestellten Federkeimes auf Längsschnitten durch denselben sichtbar wird. In diesem Stadium ist nun bereits die Anlage des Federfollikels oder Federbalges aufge- treten. Seine Wand wird nur von einer mit dem Stratum germinativum der Epidermis zusammenhängenden Zellenlage gebildet und repräsen- tiert die innere Lage oder das Stratum germinativum des Follikels. Sie wird von der gleichartigen Zellenschicht des Federkeimes durch eine anfangs einfache, aus einer Zellenlage gebildete, nach außen an Dicke zunehmende und aus mehreren Lagen zusammengesetzte Schicht getrennt ; die Zellen der letzteren sind abgeplattet, in die Länge ge- zogen und fangen bald an zu verhornen. Die Innenmasse der Pulpa des Federkeimes, die der ursprüng- lichen Coriumpapille entspricht, besteht anfangs aus einer dichtge- drängten Menge von Bindegewebszellen. Später rücken diese nach außen zu, im Scheitel der Federpapille, auseinander, die Blutkapillaren vermehren sich, das Gewebe wird lockerer und bestellt schließlich aus einem Netzwerk sternförmiger anastomosie- render Bindegewebszellen (Fig. 166). p Durch Zwischenschiebung der sich ver- . Fs Leisten an der Außenfläche des Federkeimes " / 7 u mehrenden Intermediärzellen werden die "'Vv Fig. 1G6. Querschnitt durch das periphere Ende ', , ' .'// eines Federkeimes einer Embryonaldune vom Huhn. Ewas späteres Stadium als Fig. 165. Vergr. etwa 260. w Periderm. Fs Federscheide. Li Längsleisten. Oy - Cvlinderzellenschicht. P Pulpa der Federpapille. ,tls P Nach Davies, 1889. Tat. XXIII, Fig. 7.) v c = - "-^ voneinander getrennt, sie werden zu Säulen, in deren Zwischenräume die Fortsätze der Coriumpapille hineinragen und diese Säulen repräsen- tieren die Strahlen der künftigen Dune. Sämtliche Veränderungen, welche schließlich zur Bildung von Dunenfeder strahlen (Fig. 1 67) führen, beginnen am Scheitel der Coriumpapille und schreiten nach innen hin fort. Der am tiefsten gelegene Abschnitt fasert sich aber nicht in Federstrahlen auf, bleibt einheitlich, cylindrisch und wird als Dunenfeder spule (Calamus) bezeichnet. Bei der Umwandlung der geschilderten Zellensäulen in Fe- derstrahlen ist die Verhornung der betreffenden Zellen das wesent- ■ B' — ~-| § z förmige Zone von vielfach sich vermehrenden 0 ..._ä§.~S-'s:''''''" Zellen. Jene Anlage teilt sich durch einen Einschnitt in die Anlage der mehr peripher c ■ gelegenen Talgdrüse und in die des accesso- "' ' ,.-. '■■;: rischen sekundären Haares, was, wie gesagt, v\ r- Fig. 179. Haar der Gesichtshaut einer neugeborenen Ratte von 7 cm Körperlänge. 8 Anlage der Talgdrüse. i Einschnitt. 0 Anlage eines accessorischen Haares. Z Durchschnitt der ringsherum gehenden Epithelwuche- rung. (Nach Calef, 1900. Anat. Anz. Bd. XVII. p. 512. Fig. 2.) beim neugeborenen Tiere deutlich zu erkennen ist. Beim Foetus des Schweines sind die Verhältnisse ganz ähnlich. Diese Art der Entstehung bezeichnete de Heuere (1894) als seitliche Knospung, die an den zuerst angelegten Haarfollikeln vor sich geht. So entstehen sekundäre Haarfollikel und Haare. Ursprünglich sind, wenigstens bei vielen Säugern, die Haare in kleinen, aus je 3 Haaren, einem stärkeren Mittelhaar und 2 schwächeren Seiten haaren oder Nebenhaaren, zusammengesetzten Haargruppen vorhanden. Solche erinnern auffallend an die Schuppen niederer 284 W. Krause, Wirbeltiere, weil sie wie diese ziemlich quer zur Längsachse des be- treffenden Körperteiles gestellt sind. Neben diesen Haargruppen, und ganz von ihnen gesondert, können neue Einzelhaare entstehen. Oder aber es bilden sich neue, sekundäre Haarfollikel durch Knospung von den ursprünglichen aus; zumeist geht diese Knospung von den seitwärts angelegten Haaren, die, wie gesagt, als Seitenhaare bezeichnet werden, mitunter jedoch vom Mittelhaar aus. Jedenfalls ist das zuerst entstandene Haar als Stamm haar von den sekundären Neben- haaren zu unterscheiden. Die primitive Haargruppe wird aber keineswegs aus einer einzigen Anlage gebildet, womit de Meijere der unten noch zu erwähnenden Ableitung der Haare aus Seiten- organen von Anamnioten auf das entschiedenste widerspricht. Wie bekannt, erhält sich die Gruppenstellung der Haare an vielen Körper- stellen auch beim Erwachsenen ; so sind in der Kopfhaut des Menschen kleine Gruppen von 3 — 5 Haaren zu erkennen, von denen das in der Mitte stehende als das Stammhaar zu betrachten ist. Nach Waldeyer (1884, p. 38) finden Neubildungen, die zur Gruppenbildung führen, auch noch eine Zeitlang nach der Geburt statt, und zwar sowohl durch das geschilderte seitliche Auswachsen, als vermöge neuer Einsenkungen von Haarbalganlagen in das Corium, die zwischen den alten Haaren erfolgen. Und nach Hesse (1876) zeigt sich sogar beim Erwachsenen in der Kopfhaut eine derartige Neubildung von Haaren, Haarbälgen und Talgdrüsen, wie beim Foetus. Die beschriebene und aus den angegebenen Verhältnissen sich erklärende gruppenweise Anordnung der Haare ist bei einigen Rassen, z. B. dem Neger, deutlicher (W. Krause, 1881. p. 49. Fig. 21), fehlt aber auch dem Europäer keineswegs. Zeit des Erscheinens der Haare. Beim menschlichen Foetus lassen sich die ersten Anlagen der primären Haare, die als Lanugo foetalis, Flaumhaare, von Waldeyer (1884. p. 31) bezeichnet werden, am Ende des 3. oder Anfang des 4. Schwangerschaftsmonates er- kennen. Eble (1831) hatte sie an der ganzen Oberfläche des Körpers erst am Ende des 5. Monates aufzufinden vermocht. Nach Valentin (A. L. IL 1835. p. 222) erscheint die erste Spur der Haaranlage beim Menschen gegen das Ende des 3. und die Mitte des 4. Schwanger- schaftsmonates, und zwar an allen Körperteilen ungefähr gleichzeitig. Nach Eschricht (1837. p. 40) gehen die Haaranlagen des Gesichtes den übrigen der Zeit nach bei weitem vorauf, sie durchbrechen die Epidermis an den Augenbrauen, der Stirn und um den Mund herum zuerst und zwar am Ende des 5. Monates (v. Kölliker, 1850. p. 140), und sind in der Mitte des 5. Monates länger als die übrigen Haare. An den distalen Enden der Extremitäten erscheinen sie am spätesten, erst am Ende des 6. Monates, so daß um diese Zeit der ganze Körper von Wollhaaren bedeckt wird. Die ursprünglichen Flaumhaare beginnen im 6. Schwangerschafts- monat beim Menschen auszufallen, indem sie durch nachwachsende Haare in demselben Haarbalg ersetzt werden. Einige Zeit nach der Geburt sind alle Flaumhaare durch Kinderhaare, Lanugo infantilis (Waldeyer) ersetzt. Am längsten erhält sich das foetale Flaumhaar an den Schultern. Erst mit dem Beginn der Geschlechtsreife treten die stärkeren Haare auf, die Waldeyer als reifes Haar oder Puber- tätshaar bezeichnet. Die Entwickelung der Haut und ihrer Nebenorgane. 285 W o 1 1 haare des Schafes. Eine merkwürdige Differenz existiert nach Sticker (1887) zwischen der Entwickelung der Wollhaare ge- wöhnlicher Schafe und der Merinos. Bei letzteren entwickeln sie sich aus wenigen großen Zellen, während die mehr strafferen Haare ge- wöhnlicher Schafe aus vielen kleinen Zellen hervorgehen. Die spiralige und wellige Drehung dieser Haare erklärt Sticker aus einer Knickung, welche der Haarbalg nach außen oder nach der Peripherie hin von der Haarpapille erleidet. Wie bei einer sich rankenden Bohnenstaude werden die sich vermehrenden Zellen an der konkaven Seite der Knickungsstelle zusammengepreßt. Schon in der 18. Trächtigkeits- woche des Schafes ist ein gruppenweises Zusammensitzen der Haar- wurzeln nachzuweisen. Spürhaare oder Tasthaare. Diese Haare treten frühzeitig bei den Säugetieren auf, welche am Kopfe solche Haare besitzen. Ihre Entwickelung geht der Hauptsache nach wie bei den übrigen Haaren vor sich, nur daß alle Bestandteile zahlreicher oder mächtiger ausgebildet siud. Vor allem aber erfolgt die Ausbildung frühzeitiger. Beim Maul- wurf sind sie nach Maurer (1892) schon an Foetus von 9,5 mm Körperlänge zu erkennen. Beim Kaninchen sind im Anfang der zweiten Hälfte der Trächtigkeitsperiode die Spürhaare in ihren Haarbälgen vollkommen ausgebildet und keratisiert. Ihre Haarbälge bieten zu dieser Zeit zwei beträchtliche, zellenreiche Anschwellungen dar. Die tiefer gelegene entspricht dem Boden des Haarbalges, die andere, un- gefähr in der Mitte der Länge des Haarbalges gelegen, enthält außer vielen Zellen auch Blutgefäße und entspricht dem späteren venösen Ringsinus.. Nach v. Kölliker (A. L. I. 1879. p. 790) treten die ersten Anlagen der Spürhaare nicht in Form von Einsenkungen in das Corium, ; Fig. 180. Senkrechter Durchschnitt einer Haaranlage vom Nacken eines 75 mm langen Foetus vom Schwein. MÜLLER'sche Flüssigkeit, Alkohol, Haematoxylin, Xylol, Paraffin, Kanadabalsam. Vergr. 100. 1 Stratum corneum der Epidermis, hügelförmig aufgetrieben. 2 Stratum germinativum. 3 Corium. 4 Anlage der Haarpapille. Zeich- nung von Dr. Sokolowsky in Berlin. sondern in Gestalt von kleinen Höckern auf. Dies gilt indessen keines- wegs allein für die Spürhaare, sondern für stärkere Haare überhaupt, wovon die Anlage der Borsten beim Schwein, z. B. in der Nacken- haut (Fig. 180) ein Beispiel abgiebt. Die Anlagen der Spürhaare sitzen zumeist auf einer großen flachen Coriumpapille. Diese ist selbst- verständlich nicht die spätere Haarpapille, sondern entspricht der 286 W. Krause, ganzen späteren Haaranlage, mit Haarbalg und allem, ebenso der An- lage des Federkeimes (Fig. 161. p. 267). Die Haarpapille entsteht erst sekundär an einer Einsenkung in der Mitte der großen Papille. Das Corium enthält Gruppen von rundlichen Zellen, an welche sich in der Tiefe abgeplattete, jene rundlichen trichterförmig umgreifende Binde- gewebszellen und sogar schon ßindegewebsfibrillen anschließen. Die trichterförmige Anlage umgreifen in der Tiefe die Anlagen der Aeste eines relativ starken Nervenstämmchens und solche von Blutgefäßen. Auf der geschilderten großen Coriumpapille sitzt eine größere Platte, die aus Epidermiszellen besteht, welche sich ebenso wie die Zellenlagen der gewöhnlichen Haaranlagen voneinander unterscheiden. Nur sind die Cylinderzellen höher und ihre länglichen Kerne dicker, auch sind die sogenannten Intermediärzellen des Stratum corneum nach innen zahl- reicher, und wenn auch das Periderm eine einfache Lage bleibt, so erreicht doch die gesamte Epidermiswucherung die dreifache Dicke der benachbarten Oberhaut. Diese Wucherung ragt in eine flache, kelchförmige Vertiefung des Corium hinein, welche den Gipfel der großen Coriumpapille einnimmt, und im Centrum der letzteren beginnt wiederum eine flache Erhebung des Corium, die zu einer kleineren Papille auswächst, nämlich der späteren Spürhaarpapille. Nach und nach verstreicht die große Corium- papille, die ganze Anlage rückt in die Tiefe und stellt wesentlich einen nach innen in das Corium hineinragenden Epithelzapfen dar, über welchen hin die platten Zellen des Periderm sich fortsetzen. Die Lippen haare des männlichen Foetus beim Menschen bieten so viel bekannt ist, keine Besonderheiten. Kleine Erhebungen der Cutis als erste Haaranlagen fand Feiertag (1875) nur an den primitiven Haaren der Schnauze und der Augen- gegend beim Schaf und Schwein. An den später auftretenden Haaren dieser Gegenden, sowie an allen sonstigen Haarkeimen findet keine primäre Erhebung der Cutis statt. Unna (1876) bestätigte diese Angaben bei Kaninchenembryonen. Cetaceen. Bei den Waltieren besitzen nur die Foetus Haare, welche später vollständig schwinden (Kükenthal, 1889), am spätesten diejenigen der Oberlippe. Mo notr einen. Die Eutwickelung der Haare bei Monotremen ist zwar in allen wesentlichen Punkten die gleiche wie bei anderen Säugetieren , verdient aber naturgemäß besondere Aufmerksamkeit. Baldwin Spencer (1889) hat obigen wichtigen Satz bei Ornitho- rhynchus und Echidna erwiesen. Von ersterem standen Foetus von 40 mm und 77 cm Körperlänge, von Echidna solche von 55 mm zur Verfügung, so daß die Beobachtungen vom Anfangsstadium bis zur vollen Entwickelung der größeren Haare reichen. Zuerst tritt ein Stadium auf, in welchem die Haaranlage aus einem soliden, in das Corium hineinwachsenden Epidermiszapfen besteht. Das Corium nimmt zu dieser Zeit absolut keinen Anteil an der Haaranlage (Fig. 181). Letztere steht mit ihrer Längsachse senkrecht auf der Cutis- oberfläche und behält diese Lage während der weiteren Entwickelungs- stadien bei. Offenbar ist die Sache so aufzufassen, daß nicht eine Epidermiswucherung in das Corium hineindringt, sondern daß letztere von dem saftreichen, turgescierenden Corium an ihrer Peripherie um- wachsen wird. An beiden Enden des Epithelzapfens (Fig. 181) bleibt Die Entwickelang der Haut und ihrer Nebenorgane. 287 das Wachstum des Corium zurück, indem das Ernährungsmaterial den Epidermiszellen des Stratum germinativum zu gute kommt, die zahl- reiche mitotische Kernteilungsfiguren aufweisen. Fig. 181. Längsschnitt durch die frü- heste Haaranlage in der Brustregion eines Foetus von Ornithorhynchus paradoxus ' p_® © & 'Sq© von 40 mm Körperlänge" Die Kerne in der @©©©I|&!?«>'® ^ Tiefe der Epidermiseinsenkung sind etwas ftSe©0gö%fl®^§;®#© © oj in die Länge gezogen, eine Anlage der -^W^^pP^^&QQM Haarpapille ist noch nicht vorhanden, die ^■^^»'W^^&l&^^gßP. Spalte zwischen Epidermis und Cutis im M*^$- Grunde des Haarbalges ist Kunstprodukt. c Stratum corneum. g Stratum germina- tivum. C Corium. Vergr. 250. (Nach Bald win Spencer and Georgina Sweet, Quart. Journ. of microsc. Science. Vol. XLI. PI. 44. Fig. 9. 1899.) ■%• C Späterhin wuchern auch die Bindegewebszellen an der tiefer ge- legenen blinden Wölbung des Epidermiszapfens. Die am tiefsten ge- legenen Zellen des letzteren nehmen die Form einer sanft geneigten Platte an, möglicherweise existiert die Andeutung einer primitiven bilateralen Symmetrie. Dann wird die Platte durch Hineinwachsen jener Zellen Wucherung, die von den Bindegewebszellen des Corium ausgeht, in eine kolbenförmige, inwendig hohle, aber von der späteren Haarpapille ausgefüllte Anschwellung, den Hohlkolben, verwandelt, der eine radial-symmetrische Anordnung zeigt. Der Querschnitt der Haar- follikelanlage ist genau kreisförmig, die Schichten der späteren Wurzel- scheiden sind konzentrisch angeordnet, und die cylindrisch gewordenen Epidermiszellen auf der Innenfläche des Haarbalges stehen radiär ange- ordnet. Die oben angedeutete laterale Symmetrie zeigt sich in der schrägen Neigung der ursprünglichen Zellenplatte; hier sind die Längsachsen der am tiefsten gelegenen Epidermiszellen untereinander parallel, schräg nach außen und nach einer Seite gerichtet; jedoch ist dies ein rasch vorübergehendes Stadium. Die ganze Haar- und Haarfollikelanlage ist stets eine solide Zellenmasse und enthält niemals eine nach der Epidermis zu offene Höhlung. Die innere Wurzelscheide differenziert sich aus den Zellen, welche die Innenwand der Follikelanlage aus- kleiden sie wandelt sich in ein verhorntes Netzwerk um, durch welches später das wachsende Haar sich Bahn bricht. Die innere Lage der inneren Wurzelscheide, welche die der Haaranlage zugekehrte Ober- fläche der späteren inneren Wurzelscheide überzieht, hängt kontinuier- lich mit der Cuticula des Haares selbst zusammen. Die Marksubstanz des späteren Haares entsteht als solider Zellenzapfen von den Epi- dermiszellen des Stratum germinativum aus, die sich als äußere Wurzel- scheide in den Haarfollikel fortsetzen. Bemerkenswert ist, daß große und kleine Haare von Ornithorhynchus keinen verschiedenen Entwickelungsmodus besitzen. Die verschiedene absolute Größe der Haarpapille jener großen Haare, sowie der Stachel- papillen von Echidna hat keine phylogenetische Bedeutung. Etwas spätere Stadien der Haarentwickelung hat Poulton (1894) bei einem Foetus von Ornithorhynchus von 8 cm Körperlänge unter- sucht. Die größeren oder kleineren Haare des Schnabeltieres legen 288 W. Krause, sich als von vornherein nach außen offener Haarfollikel an, wodurch letzterer eine erhebliche Aehnlichkeit mit einem Federfollikel besitzt. Feiner sind die größeren Haare bilateral-symmetrisch gebaut, und ihre innere Oberfläche ist von der äußeren etwas verschieden. Die innere Wurzelscheide ist stark entwickelt und die Haarpapille sehr lang. So homologisiert denn Poulton das Haar ganz und gar der Feder, und zwar die innere Wurzelscheide den Federstrahlen. Richtiger ist wohl die Annahme Waldeyer's (1882), der die innere Wurzelscheide mit der Federscheide verglichen hat, welche Homologisierung jedoch wiederum von Spencer (1899, p. 580) bestritten wurde. Vergleichung von Schuppe, Feder und Haar. Ueber die Beziehungen der Haare zu den sonstigen Epidermoidalbildungen giebt es verschiedene Hypothesen. Die Haare werden von den Hornschuppen der Reptilien abgeleitet, indem sie cylindrische, in die Cutis eingesunkene und aus derselben hervorwachsende schuppenähnliche Bildungen darstellen. Der Zusammen- hang mit den Federn ergiebt sich von seihst, außerdem hat Reh (1895) eine Reihenfolge aufgestellt , Schuppe, Stachel, Borste, Haar. Oder die Haare sind von den Placoidschuppen der Selachier abzu- leiten und genetisch mit diesen Hautzähnchen, aber auch mit den eigent- lichen Zähnen verwandt (Beard, 1889; Emery, 1893; Brandt, 1900). Endlich werden die Haare direkt von den Seitenorganen oder Haut- knospen der Amphibien abgeleitet, sie wären den Schuppen und Federn nicht zu homologisieren, woraus eine nähere Verwandtschaft der Säuger mit den Amphibien und Fischen resultieren würde, während die Sauro- psiden sich frühzeitig abgezweigt hätten. Gegenbaer (1874, p. 421) hatte sich nämlich in Bezug auf die Homologisierung der Haare und Federn folgendermaßen ausgesprochen. Man pflegt beide als sehr nahe verwandte Bildungen anzusehen, da sie sowohl in ihren Beziehungen zur Haut, als auch in ihren äußerlichen Verhältnissen manches Ueberein- stimmende bieten. Dennoch ergeben sie sich bei Beobachtung der genetischen Verhältnisse als divergente Organe. Die erste Anlage für die Feder stellt einen höckerförmigen Vorsprung vor. — — Vergleicht man die Entwicklung des Haares mit jener der Feder, so trifft man den ersten Zustand der Feder beim Haar nur angedeutet und in seiner Weiterentwickelung übersprungen, denn das Haar legt sich nicht in jener vorübergehenden Erhebung, sondern in einem von der Epidermis aus in die Cutis eingewucherten Follikel an, in dessen Grund gleichfalls eine Cutispapille sich erhebt, u. s. w. Schärfer präcisiert worden ist die genetische Trennung von Haar und Feder durch Maurer (1892, 1893). Hiernach sind beide einander nicht homolog. Das Haar ist von den Epithelknospen der Amphibien abzuleiten, andererseits gehören die Schuppen der Reptilien und die Vogelfedern zusammen, wie auch sonst Sauropsiden einander nahestehen. Gestützt soll diese Ansicht, abgesehen von den Nerven (s. unten), dadurch werden, daß die Haare als reine Epidermoidalbildungen nach innen wachsen , keine auf der äußeren Hautoberfläche hervorragende Coriumpapille zeigen, wie sie den Federn und Schuppen zukommt, an deren Bildung also das Corium von vornherein beteiligt ist. Die Anlagen der Epithelknospen dagegen (Fig. 205, 206, 207) zeigen sich, wie die der Haare, in der Epidermis stets an Stellen, wo die Corium Oberfläche eine Ebene darstellt, ohne Vertiefungen oder Erhöhungen. Auch bei den großen Spürhaaren am Kopfe, wo die Haarpapillen frühzeitig auftreten Die Entwickelung der Haut und ihrer Nebenorgane. 289 entstehen sie erst sekundär auf größeren primären Hautpapillen. Maurer hat nun versucht, die Zellen der Epithelknospen mit denjenigen des Haares zu homologisieren. Die Markzellen der Haare sind keine zurück- gehildeten Sinneszellen der Epithelknospe, welche letzteren Zellen viel- mehr zu Grunde gehen , sondern differenzierte Epithelialzellen. Die röhrenförmige Beschaffenheit der Rindensubstanz des Haares entspricht der gleichen Anordnung der um die Sinneszellen einer Epithelknospe ge- schichteten Stützzellen. Die Deckzellen der Knospe sieht Maurer für diejenigen an, aus welchen sich die Cuticula des Haares herausbildet. Die Stützzellen im Inneren der Epithelknospe entsprechen den Rinden- zellen des Haarschaftes. Die äußere Lage der inneren Wurzelscheide ist eine Fortsetzung des Stratum corneum der Epidermis, die mittlere Lage aber ein dünner Teil der mittleren Lagen des Stratum germinativum, welches das aus der Epithelknospe sich herausdirferenzierende Haar überzieht. Was nun die Nerven anlangt, so parallelisiert Maurer die Nerven des Haares und die der Epithelknospen oder Seitenorgane etwa folgender- maßen. Die Epithelknospen sollen zwei Arten von Nervenfasern erhalten, nämlich centrale und periphere. Letztere (von denen Maurer eine übrigens sehr zweifelhafte Abbildung beim Triton giebt, 1892, Taf. XXVI, Fig. 29) sollen einfach sensible Hautnerven sein und „in Beziehung" zu den Stützzellen treten. Erstere sind die specifischen Sinnesnerven, aus dem R. lateralis n. vagi, und stehen in Beziehung zu den Sinnes- zellen. Maurer glaubt nun erkannt zu haben, daß die Nervenverzweigung im Inneren der Epithelknospe bei der Haaranlage zu Grunde geht und nur die periphere Nervenverzweigung erhalten bleibt, während es bei den Epithelknospen umgekehrt sein würde. Um so mehr homologisiert Maurer die Haare den Epithelknospen ; letztere sind der einzige inte- grierende Bestandteil der Haaranlage. Die Haarpapillen sind dabei ganz gleichgültig, es sind sekundär hinzutretende Anlagen. In betreff der Haare hält Maurer mit Recht die Nervenplexus, welche den Haarbalg, namentlich an der Einmündungssteile der Talg- drüsen, umspinnen, für einfach sensibel. In der Haarpapille sind keine Nerven. Ein solches negatives Resultat auf dem Gebiet der Nerven- endigungen weiter zu verwerten, hat an sich etwas Bedenkliches. Seit- dem hat nun Retzius (1894) in der Lippenhaut eines 20 cm langen menschlichen Eoetus ein Netzwerk blasser Nervenfasern, allerdings nur mit der Silberchromatmethode , abgebildet (Retzius , 1894. Eig. 9). Ferner schilderte Orru (1894) beim Meerschweinchen Nervenfasern in den Haarpapillen der foetalen Tasthaare , ebenfalls nach Behandlung mit Silberchromat. Es handelt sieh um zahlreiche verästelte und mark- lose Nervenfasern. Endlich fand Ksjunin (1898) zahlreiche blasse, an- geblich vasomotorische Nervenfasern in den Haarpapillen von Spürhaaren bei Säugetieren. Hiernach erscheinen wohl die Nerven nicht ganz ge- eignet, der Hypothese von Maurer als Stützpunkt zu dienen. Wenn nun beim Uebergange der Amphibien zum Landleben der Raums lateralis sich zurückbildete, so mochte dies auch bei den ventralen Nerven der Seitenorgane eintreten. Mit den Sinnesnerven der letzteren stehen nach Maurer „naturgemäß" periphere Epithelzellen in Verbindung. Diese erleiden auch eine vollkommene Rückbildung. Aber das Auf- treten von Markzellen im Haarschaft läßt den Bau des Haares dem- jenigen der Seitenorgane der Amphibien noch ähnlicher erscheinen. Man kann das Auftreten des Markes und die damit sich einstellende röhren- Handbuch- der Eat wickelungslehre. II. 1. 19 290 W. Krause, türmige Beschaffenheit der Rindensubstanz als aus der röhrenförmigen Beschaffenheit der um die Sinneszellen eines Hautsinnesorganes ge- schichteten Stützzellen hervorgegangen betrachten. Die Deckzellen, welche an den Seitenorganen die La^e der Stütz- zellen umgeben , entsprechen der inneren Lage der inneren Wurzel- scheide oder der Cuticula des Haares, die Stützzellen selbst aber liefern die Rindenzellen des Haarschaftes. Maureh will übrigens nicht die Haut- sinnesorgane der Amphibien direkt in Haare der Säugetiere übergehen lassen ; erstere sollen vielmehr gleichsam nur den Boden abgeben, auf welchem die Haare sich entwickeln. Der Anschauung von Maurer steht eine ältere von Goette (1868) o-e&'enüber. Goette erklärte die Entstehuno; der Haare fole-endeimaßen. Die Haare sind keine anatomischen Individuen, auch nicht Produkte der Epidermis, sondern nur besondere Teile der letzteren. Die Besonderheit wird zunächst begründet duzch lokale Steigerungen der Ernährung der Cutis (Haarpapille, Haarbalg) ; unter den weiteren Bedingungen sind die mechanischen Verhältnisse zu berücksichtigen, welche aus der lokalen Epidermiswucherung den cjdindrischen Haarschaft formen. Danach er- scheint die äußere Wurzelscheide als bloße Einstülpung der Epidermis, deren Wachstum von den Seiten aus eine bogenförmige, vom Grunde des Haarbalges aus eine gerade Richtung hat. Mit der Richtung des Wachstumes stimmt auch die histologische Sonderung der betreffenden Epidermisteile überein, und die innere Wurzelscheide ist dem Haarschaft selbst näher verwandt als der äußeren Wurzelscheide. Der erste Anstoß zur Bildung einer Haaranlage wird durch eine lokale Zellenwucherung im Corium dicht unter der Epidermis gegeben. Letztere erhebt sich zu einem kleinen Höcker, der dem freien Auge als weißes Pünktchen erscheint. Die rundlichen Bindegewebszellen des Corium gruppieren sich zu einem rundlichen Gebilde, welches vom Stratum germinativum der Epidermis umwachsen wird und beim Fortgang dieses Wachstumes in die Tiefe gelangt. Dadurch verstreicht nun die anfäng- liche Erhabenheit der Hautoberfläche, und es entsteht ein von der Epi- dermis ausgehender, anfangs rundlicher, später cylindrischer, in die Cutis hineinwachsender, aus Zellen bestehender Fortsatz. An seinem Ende liegt die ursprüngliche Papille, wie in den Fortsatz eingestülpt, wodurch das erstere etwas verdickt erscheint. Die strukturlose Grenzmembran des Corium, sowie die Zellen des Stratum germinativum setzen sich in die Haaranlage fort. Die Anschauung von Goette ist wohl allgemein aufgegeben worden; in der ganzen Auseinandersetzung von Maurer aber bleibt ein wesent- licher Punkt anatomisch unverständlich. Haare sind über die ganze Körperoberfläche verbreitet, die Hautsinnesorgane sind auf das Gebiet des N. vagus und allenfalls des N. trigeminus beschränkt. Wenn nun be- hauptet wird, aus einer Seitenlinie könnten allenfalls mehrere Linien von Haaren hervorgehen, so ist doch klar, daß die Haare der Extremi- täten ebensowohl Tastorgane sind wie die des Rumpfes ; an den Extremi- täten giebt es aber keine Hautsinnesorgane. Die ganze Hypothese leidet an der noch hier und da verbreiteten, älteren Vorstellung von Sinneszellen und Stützzellen, während es doch sicher ist, daß die nervösen Endfasern zwischen den sog. Sinneszellen aufhören und nicht in deren Protoplasma eindringen. Die Haare sind daher keineswegs als weiter ausgebildete Teile von modifizierten Haut- sinnesorganen, sondern als modifizierte Federn oder Schuppen, von denen Die Entwickelung der Haut und ihrer Nebenorgane. 291 sie nur in der Größe ihrer ersten Anlagen sich unterscheiden, aufzufassen. Das Haar inkl. der inneren Wurzelscheide repräsentiert ein kegelförmig er- hobenes Stück der Gesamtepidermis, und dasselbe gilt für die Federn. Die Federscheide ist der inneren Wurzelscheide homolog, sie stellt einen Epi- dermisüberzug der jungen Feder dar. Letztere selbst ist ein Produkt des Stratum germinativum der Epidermis , und die Feder durchbricht die Federscheide, genau wie das Haar seine innere Wurzelscheide. Mögen die Säuger den Anamnioten näher stehen als den Saurop- siden, so ist daraus noch nicht zu folgern, daß die Verwandtschaft ge- rade in den durch äußere physiologische Einflüsse so sehr wechselnden äußeren Bedeckungen und speciell in deren Epidermoidalanhängen ausge- drückt sein müsse. Zwischen Haaren und Federn sind gewisse Ueber- o-änp-e vorhanden, einerseits durch die haarähnlichen Federn und deren Entwickelung bei Dromaeus (p. 271), andererseits durch die bereits er- örterten Stachelbildungen (p. 275). Die Zusammengehörigkeit von Stacheln und Haaren ist allgemein anerkannt ; sie folgt schon aus den vielfachen Uebergängen zwischen beiden und, hiervon abgesehen, aus der überein- stimmenden Entwickelung beider. Zudem zeigt auch das Haar eine radiäre Anordnung der Zellen seiner inneren Wurzelscheide (Fig. 182), welche Anordnung bei den Stacheln (Fig. 170), wie bei der Feder (Fig. 164) gleichmäßig wiederkehrt. Daß Schuppen und Federn zusammengehören, ergiebt sich unzweifel- haft aus der oben geschilderten Entwickelungsgeschichte beider und ist allgemein anerkannt. Die Anlagen beider besitzen schon ursprünglich schräg zur Epidermisoberfläche gestellte, nach außen hervorragende Coriumpapillen, auf welchen und um welche herum sich die massenhaften Epidermis Wucherungen ausbilden. Es fragt sich nun, inwieweit die Haare und die Federn auseinanderzuhalten sind, und da ergiebt sich, daß die früheste, bisher wenig berücksichtigte Form der Anlage bei beiden dieselbe Fig. 182. Querschnitt eines Haares nebst Haarbalg vom Meerschweinchen mit 0,5-proz. Goldchlorid. Essigsäure, Alkohol, Glycerin. Vergr. 400. p Haar mit dunkeln Fett- und Pigment- körnehen, m Membran des Haarbalges, g Glas- membran desselben, e äußere Wurzelscheide, i äußere Lage der inneren Wurzelscheide, h radiär gestellte Zellen der mittleren Schicht. Zwischen dem Haar, das keinen Markkanal besitzt, und den Zellen der mittleren Schicht liegen noch die Durchschnitte der platten Zellen der Cuticula des Haares und nach außen von letzterer diejenigen der inneren Schicht der inneren Wurzelscheide. (Nach W. Krause, Anat. Bd. I. p. 110. Fig. 68. 1876.1) ist. Wie das Haar entsteht die Feder ursprünglich, ohne eine Hervor- ragung über das Niveau der Epidermisoberfläche zu bilden (Fig. 183 und 184). Die auffallenden Unterschiede zwischen Haaren und Federn können mithin nur als sekundäre aufgefaßt werden. Die Anlage der Feder oder Schuppe ist von vornherein viel ausgedehnter, massiger als die des Haares, und das Verhältnis, welches beim erwachsenen Tier auffällt, be- ginnt schon in der allerfrühesten Anlage sich zu zeigen. Feder wie Haar stellen anfangs flach ausgebreitete, scheibenförmige Zellenhaufen dar, die bei der Feder in allen Dimensionen und speciell in der Dicke viel aus- 19* 202 W. Krause. gedehnter sind ; letzteres hängt von der erheblicheren Vermehrung von Mesenchvmzellen ab. Man darf bei Betrachtung der Fig. 183 und 184 die verschiedene Vergrößerung nicht unbeachtet lassen, die Anlage der /' 9 Fig. 183. Durchschnitt durch die Cutis eines Embryo der Taube vom 5. Be- brütungstage. Erste Anlage einer Embryonaldune. Vergr. etwa 200. Die Zellen- wucherung der Epidermis ist flach, erscheint in so früher Zeit nicht höckerförmig, im Corium ist eine sehr beträchtlich ausgedehnte Wucherung von Mesenchvmzellen vorhanden, p Periderm. g Stratum germinativum. D Corium. (Nach Davies, 1889. Taf. XXIII. Fig. 1.) Fig. 184. Erste Anlage eines Neben- haares in der Gesichtshaut eines 14- T- tätigen Foetus vom Kaninchen. Mül- %m £ * ■<*-«-/ LER'sche Flüssigkeit, Alkohol, Haema- toxylin, Xylo!, Paraffin, Kanadabalsam. Vergr. 500. 1 Epidermis, vom Periderm bedeckt. 2 Corium. Dasselbe zeigt eine Vertiefung, woselbst die gewucherten Epidermiszellen die erste Anlage des Haares repräsentieren. Letztere steht nicht genau senkrecht auf der Ebene der Cutis, sondern es ist die Richtung der Zellenwucherung etwas geneigt, beim Ein- dringen in das Corium reicht sie nach links ein wenig tiefer hinein (vergl. Fig. 172). (Zeichnung von Dr. Sokolowsky in Berlin.) Feder ist im Flächeninhalt etwa 17mal größer. Wenn es sich aber um Haare, Spürhaare oder Borsten handelt, die von vornherein, eine weit größere Anlage besitzen (Fig. 180), so findet sich eine höckerförmige Hervorwölbung so gut wie bei der Feder (Fig. 162) oder Schuppe (Fig. 157). Erst in zweiter Linie kommt in Betracht, daß die Haaranlage früher in die Tiefe eingesenkt erscheint, als es bei der Feder der Fall ist. Die erstere wächst nicht etwa in die Tiefe, sondern die bei den Federn, Schuppen und Haaren in gleicher Weise existierende Coriumpapille wird von der benachbarten Cutis umwachsen. Mikroskopisch betrachtet, sieht man eine lokale, vom Stratum germinativum der Epidermis ausgehende Zellenwucherung, die nach und nach tiefer in die Cutis eindringt. Man darf sie aber nicht losgelöst vom übrigen Embryo betrachten. Der Embryo selbst wächst allseitig nach außen, und zwar enorm rasch, und es senkt sich nicht etwa jene lokale Zellenwucherung in die Tiefe, son- dern sie wird von der nach außen wachsenden Cutis an ihrem Außen- rande und später ringsum an ihren seitlichen Oberflächen umgeben. Also wuchert nicht die Epidermis in die Tiefe, sondern die Cutis mit ihren Blutgefäßen wächst nach außen. Nun besteht ein wesentlicher Unter- schied der Cutis der erwachsenen Sauropsiden von der äußeren Haut der Säuger darin, daß die letztere bedeutend dicker ist, sowohl absolut, als im Verhältnis zur Körpergröße. Es ist also durchaus nicht wunderbar, sondern es kann im Gegenteil nicht wohl anders sein, als daß die Cutis der Embryonen von Säugern rascher wächst als die von Sauropsiden. Auf Differenzen dieser ganz einfachen, öfters nicht genügend beachteten Die Entwickelung der Haut und ihrer Nebenorgane. 293 mechanischen Verhältnisse reduciert sich also die erörterte, scheinbar so auffallende Verschiedenheit zwischen den Anlagen von Haar und Feder. Weil die Haut und speciell das Corinna beim Säuger sich beträchtlicher verdickt, deshalb gelangt die Haarpapille früher in die Tiefe als die Federpapille ; letztere bleibt länger oberflächlicher, und die Schuppe bleibt es für das ganze Leben. Bekanntlich erhalten sich die Dickendifferenzen der Cutis zwischen Reptil, Vogel und Säuger ebenfalls beim erwachsenen Tier. Das Resultat ist also, daß Schuppen, Federn, Borsten, Stacheln und Haare homologe Bildungen sind. Die Haare haben mit Seitenorganen oder Epithelknospen nichts zu thun, ihre Differenzen von den Federn erklären sich zum größten Teil aus den verschiedenen absoluten Dimen- sionen der Anlagen und verschwinden, wenn die Dimensionen einander mehr e-leich werden. Zum Teil kommt auch die saftreichere Beschaffen- heit des Corium der Mammalien gegenüber den Sauropsiden in Betracht. Die Theorie von G-egenbaur und Maurer ist nicht länger haltbar. Nägel. Das Nagelbett entsteht schon im 3. Schwangerschaftsmonat (Valen- tin, A. L. I. 1835, p. 277), indem am distalen Fingergliede eine ringsum laufende Falte auftritt, die sich zum Nagelfalz (Fig. 185) nach und nach ausbildet. Jedoch erlangt erst im 5. Monat der Nagel mehr Festigkeit (Bischoff, A. L. I. 1842, p. 467). Im 3. und 4. Schwanger- schaftsmonat unterscheidet v. Kölliker der dorsalen Fläche der distalen Phalanx das durch eine Grenzfurche und distal4- wärts durch einen Nagelsaum abge- Nagelfalz ist das ein am primäres foetalen Nagel auf Nagelfeld, grenzt ist. Das foetale, den auskleidende epitheliale Blatt Wurzelblatt. In diesem primären Nagelfeld finden sich im Stratum granu- losum Körnerzellen. Die körnige Beschaf- fenheit dieser Zellen hängt von Kerato- hyalinkörnchen ab, und seit Zander (1884) betrachtete man sie ziemlich allge- mein als Vorstufe der Nagelzellen (p. 294) Es zeigt sich im 4 Schwangerschaftsmonat eine kurze, rechteckige, aus nur einer Lage vom Schüppchen gebildete Nagelanlage, welche dem proximalen Dritteil des Nagel- feldes entspricht und vom Eponychium Fig. 185. Längsschnitt des Zeigefingers eines 93 mm langen Foetus vom Ende des 4. Schwanger- schaftsmonates mit der ersten Anlage des Nagels. Vergr. 28. (Nach v. Kölliker und v. Brunn, 1897. p. 70. Fig. 82.) . (p. 294) bedeckt wird. Nach Nagel das ganze Nagelfeld und den Nagelfalz hineinzuwachsen, teren zu liegen kommt. Obgleich und nach überlagert der wachsende fängt am Ende des 4. Monates an, in wodurch die Nagelmatrix jetzt in letz- die erste Entstehung der Nagel- 2t '4 W. Krause, zellen im Anfang des 4. Monates nicht vollkommen aufgeklärt ist, erscheint es doch sicher, daß das Keratohyalin mit ihrer Bildung nichts zu thun hat. Später wenigstens gehen die Nagelzellen wie bei Er- wachsenen aus den dichroitischen Zellen der onychogenen Substanz und direkt aus den onychinhaltigen Zellen hervor, welche das An- fangsstadium der Nagelzellen darstellen. Der Nagel wächst nach dem Gesagten anfangs proximalwärts, sich dabei zugleich verdickend, und erst später distalwärts. Die feineren Veränderungen gestalten sich folgendermaßen : Im 4. Monat besteht das Stratum corneum aus einer einfachen Lage polygonaler, kernhaltiger Zellen, welche dem Periderm der Epi- dermis homolog zu setzen ist. Das Periderm, welches den Nagel um- hüllt, wird zweckmäßig als Eponych i um unterschieden. Bedeckt von diesem Eponychium, liegt auf dem Stratum germinativum eine zunächst ebenfalls einfache Schicht polygonaler, abgeplatteter, kernhaltiger Zellen von 0,0203 mm Länge (v. Kölliker, A. L. I. 1879), die als erste Anlage der eigentlichen Nagelsubstanz zu betrachten und als Nagel - zellen zu bezeichnen sind. Es sind die oberflächlichsten Zellen des Stratum germinativum, die angefangen haben, sich in die Länge zu strecken. Die Anlage geschieht hiernach anf dem ganzen Nagelbett durch Onychisation von Zellen des Stratum germinativum. Im An- fange des 5. Monates werden die Zellen größer, haben 0,027 — 0,045 mm Durchmesser und sind immer noch von dem Eponychium bedeckt, wäh- rend der Nagel mit dem Nagelbett sich nach allen Seiten weiter aus- dehnt. Der Nagel entstellt also innerhalb der Epidermis, die seine erste Anlage von allen Seiten her umschließt. Das Eponychium sondert sich später in zwei Schichten, eine innere und äußere. Die innere tiefer gelegene Lage behält ihre geschilderte Beschaffenheit bei, und beide Schichten finden sich ebensowohl an Krallen und Hufen ; die innere färbt sich intensiv mit Säurefuchsin (Apolant, 1901*). Das Eponychium verdickt sich, und zeitweise, etwa vom 4. bis 8. /Schwanger- schaftsmonat, existiert eine ziemlich dicke, mehrfach geschichtete, äußerste Lage von Oberhautzellen, welche die Nagelanlage von außen her zudeckt. Dies ist die äußere Schicht des Eponyohium. Ihre Zellen sind, im Gegensatz zu den abgeplatteten, mit platten, in der Profil- ansicht fast stäbchenförmig erscheinenden Kernen versehenen Zellen des Periderm, hell, polyedrisch ; sie verlieren mehr oder weniger ihre Kerne und werden beim Wachstum des Nagels schließlich von letz- terem durchbrochen (s. unten). Während Unna (1876. p. 728) und Okamura die äußere Schicht als Eponychium bezeichneten, nennt Okamura (1900) die innere Schicht die Hornschicht des Nagelbettes, und Apolant (1901) deutet diese innere Schicht als das dem Epitrichium homologe Eponychium. Eine solche Synonymik könnte hier und da Verwirrung hervorrufen; in der That entsprechen beide Schichten des im Text beschriebenen Eponychium einem verdickten Periderm der Oberhaut. Die Zellen der äußeren Schicht des Eponychium und des Nagel- saumes verdanken ihre helle Beschaffenheit vielleicht einer Aufquellung im Amnioswasser. Später verdickt sich der Nagel während des 5. Monates auf 0,051, und 0,096 mm im 6. Monat. Der Nagel verliert sein Epony- Die Entwickelung der Haut und ihrer Nebenorgane. 295 cliium; seine Hornschicht hat 0,056 mm Dicke und besteht jetzt aus mehreren Lagen fest verbundener, länglicher Zellen von 0,045 bis 0,065 mm Länge, die immer noch kernhaltig sind. Auch das Stratum germinativum hat sich auf 0,054 — 0,067 mm verdickt. Die Zellen der tieferen Lagen sind länglich-polygonal, 0,009 mm lang, die der ober- flächlicheren Lagen messen bis zu 0,013 mm und sind mehr fünf- oder sechseckig. mäßig regel- Nagel Nagelbett im ganzen wächst fortwährend distalwärts, erhält aber aus noch Zuwachs, was auf seine Dickenzunahme von Der vom Einfluß ist. In betreff der Einzelheiten verdient eine Darstellung von Zander (1884) besondere Berücksichtigung. Zander fand bei einem menschlichen Foetus von 4,1 cm Körperlänge, der 9—10 Wochen alt zu sein schien, an den Fingern und Zehen endständige kleine hügelige Hervorragungen, wie sie Hensen (1877, p. 4) bei einem 7-wöchent- // : , , -•> ! Fig. 186. Fig. 187. Fig. 186. Längsdurchschnitt durch die 4. rechte Zehe eines 8 — 10-wöchent- lichen Embryo vom Menschen. Vergr. 50. Die senkrechte Linie entspricht der Achse der 3. knöchernen Phalanx, schräg auf diese Achse verläuft die Linie, welche die distale Abgrenzung der volaren Hautbeere des 3. Fingergliedes mit der dor- salen Nagelwurzel verbindet. Die Volarseite liegt rechter Hand. (Nach Zander, Arch. f. Anat. Anat. Abt. 1884. Tai VI. Fig. 13.) Fig. 187. Längsschnitt durch die 4. linke Zehe einer 11 — 12-wöchentlichen menschlichen Frucht. Alles wie in Fig. 187. Die Volarseite liegt linker Hand. (Nach Zander, Arch. f. Anat. Anat. Abt. 1884. Tai. VI. Fig. 14.) ge- liehen Embryo als Urnägel beschrieben hatte. Zander sah an nau halbierenden Längsschnitten der Fingerspitze (Fig. 186, 187) oder Zehenspitze eine dorsale und eine volare oder plantare Einsenkung der Epidermis, und zwischen beiden liegt der primäre Nagel- grund eingeschlossen. Das Stratum germinativum wird an letzterem von einer einfachen Lage cylindrischer Epithelialzellen mit großen, chromatophilen Kernen gebildet. Nach außen folgen eine bis zwei Lagen polyedrischer Zellen mit weniger chromatophilem, kleinerem Kern und dann das dünne Stratum corneum mit rundlichen, abgeplatteten Kernen seiner Zellen. Zwischen den verschiedenen Fingern und Zehen besteht ein erheb- licher Unterschied in betreff der Zeit, in welcher die Verschiebungen eintreten. Während nämlich bei der 5. Zehe die eine Einsenkung 296 W. Krause, der Epidermis auf dem Halbierungsschnitt fast in der Höhe der Mitte der Länge der dorsalen Fläche der 3. Phalanx gelegen ist, rückt beim Daumen die dorsale Einsenkung oder der primäre Nagelgrund bis nahe zu dem proximalen Ende der distalen Phalanx zurück und die ventrale Einsenkung bis zur volaren Spitze vor. Zwischen diesen beiden Extremen zeigen die übrigen Finger und Zehen vermittelnde Lagen der Einsenkungen. Es ergiebt sich also, daß der primäre Nagelgrund mit fortschrei- tender Entwickelung immer mehr von der volaren her auf die dorsale Seite des letzten Fingergliedes wandert, wobei der angeführte Lagen- unterschied bei den verschiedenen Fingern und Zehen sich mehr oder weniger erhält. Die Kuppe des distalen Fingergliedes liegt bei den älteren Embryonen, wie beim Erwachsenen am distalen Ende. An- fangs ist nun die Endfläche der Volarseite noch nicht in die definitive Lage gekommen, an der Plantarfläche der Zehen tritt sie als eine Halbkugel hervor, die von dem vorletzten bis zur Mitte des dis- talen Zehen glied es sich erstreckt. Mit der volaren oder plantaren Nageleinsenkung schiebt sich die Finger- oder Zehenkuppe der Haut gegen die distale Spitze der Finger oder Zehen vor. Mit anderen Worten : mit dem primären Nagelgrund zugleich rückt die der volaren Endfläche entsprechende, aus Cutis bestehende Kuppe distalwärts und das ursprüngliche makroskopische Höckerchen oder der sog. Urnagel verschwindet, Der Zustand, der beim menschlichen Embryo vorüber- gehend ist, bleibt permanent bei den mit Krallen bewaffneten Zehen von Säugetieren, wie z. B. der Ratte. Zander sucht die Erklärung dieser Erscheinungen darin, daß die am meisten dorsalwärts gelegene knöcherne Phalanx in der Längs- richtung schneller als die Dorsalfläche, aber langsamer als die Volar- oder Plantarfläche der Haut wachse. Dies war durch direkte Messungen zu erweisen. Auf solche Weise gelangt der ursprünglich endständig gelegene primäre Nagelgrund definitiv auf die Dorsal- fläche. Was nun die Nerven anbelangt, so wird die Dorsalseite der Phalangen von Nn. digitales volares oder plantares versorgt. Auch dies erklärt sich jetzt sehr einfach, weil nämlich die von ihnen versorgten Hautabschnitte ursprünglich volarwärts oder plantarwärts liegen und erst sekundär mit dem primären Nagelgrund auf die Dorsalflächen gewandert sind. Als das primäre Verhalten betrachtet es Zander, wenn die dor- salen Zehennerven und Eingernerven sich bis zum proximalen Ende des Nagels erstrecken, was die ersteren meistens, die letzteren häufig thun. Von dieser Form findet eine Abweichung statt, wenn volare oder plantare Nn. digitales kleinere oder größere Abschnitte der Dorsalfläche inner- vieren. Jedenfalls hat die Entwickelungsgeschichte aufgeklärt, weshalb in der Regel die Dorsalfläche des letzten distalen Einger- oder Zehen- a'liedes von der Volarseite oder Plantarseite her mit Nerven versehen wird. Abweichend von dieser Darstellung hat Geuexbaur (1885) hervor- gehoben, daß keine Ortsveränderung des Nagels, nämlich eine Wanderung seiner Anlage von der volaren auf die dorsale Seite nachgewiesen ist. Nur das Sohlenhorn (p. 297) oder der spätere Nagelsaum unterliegt einer Reduktion, während sich die Volarhaut des distalen Gliedes stärker ausbildet; somit liegt die Bildungsstätte des Nagels ursprünglich an der Dorsalseite, womit auch v. Kölliker (1888*) übereinstimmt. Die Entwicklung der Haut und ihrer Nebenorgane. 297 lieber die mikroskopischen Verhältnisse der Nagel- en twickelung ist noch folgendes zu bemerken: Bei einem Foetus von 10 cm Körperlänge zeigen sich nach Zander in der Anordnung der Epidermis an der dorsalen und volaren oder plantaren Seite, inkl. des primären Nagelgrundes, keine besonderen Differenzen. Nur ist in der Gegend der volaren oder plantaren Einsenkung das Stratum gerniinativum etwas verdickt, und die einzelnen Zellenschichten sind unregelmäßig angeordnet. Die dorsale Einsenkung, die bis dahin nur als eine flache Grube erschien, wird tiefer, und die Zellen des Stratum germinativum bilden einen zellenreichen Fortsatz, der proximalwärts und zugleich volarwärts oder plantarwärts gegen die Basis der distalen Phalanx sich erstreckt. Sein Inneres wird von etwa zwei Lagen ab- geplatteter Zellen des Stratum germinativum eingenommen, zwischen denen sich öfters ein feiner Ausläufer des Stratum corneum eine Strecke weit verfolgen läßt. Diese dorsale Einstülpung repräsentiert bereits den späteren Nagelfalz (Fig. 185). An der Oberfläche aber geht das Stratum corneum beinahe glatt über die dorsale Einsenkung hinweg, nur ein flaches queres Grübchen bildend. Bei älteren Embryonen von 13 — 14 cm Körperlänge ist die dor- sale Einsenkung sehr tief, in spitzerem Winkel als früher gegen die Phalangenachse geneigt. Die Cylinderepithelialzellen der tiefsten Epi- dermisschicht sind an der volaren oder plantaren Einsenkung niedriger geworden und an der proximalen Seite der letzteren fast kubisch. Das eingestülpte Stratum corneum im Nagelfalz ist deutlicher geworden, neben demselben treten große helle Zellen auf, welche später an der Bildung des Nagels selbst sich beteiligen. Die Epidermis der Dorsal- fläche ist dünner, besitzt weniger Zellenlagen im Stratum germinativum ; am dicksten ist die Bedeckung im distalen Abschnitt des primären Nagelgrundes, wo sie als Eponvchium auftritt. Als Begrenzungsschicht bezeichnete Zander (1886) eine ganz oberflächlich gelegene, vom Eponychium nicht bedeckte Schicht, die sich vom Anfang des 3. Schwangerschaftsmonates bis zum 6. Mo- nat verfolgen läßt. Wie der Nagel färbt sie sich mit Pikrokarmin wenigstens proximalwärts rein gelb. Sie entsteht durch eine Ver- schmelzung abgeplatteter Zellen an der Epidermisoberfläche. Der Umwandlungsprozeß und somit diese Begrenzungsschicht selbst be- ginnt endständig an dem distalen Fingergliede und schreitet nach beiden Seiten hin fort, aber nur der zwischen Nagelfalz und der pri- mären Ursprungsstätte gelegene Abschnitt ist als Nagel aufzufassen. Der distale Abschnitt ist der spätere Nagelsaum , homolog oder doch vergleichbar dem Sohlenhorn der Ungulaten. Dieser Abschnitt zeigt histologische Eigentümlichkeiten ; an seiner proximalen Grenze bildet sich zuerst die Begrenzungsschicht und erzeugt proximalwärts eine glatte Fläche. Bedeckt von der Begrenzungsschicht, folgen nach der Tiefe zu zunächst Zellen des Stratum granulosum, in mehreren Lagen, die zahlreiche Keratohyalinkörnchen enthalten. Sie sind schon bei 9,5 cm langen Embryonen von Brooke (1883), ferner von Ran- vier (1889) und Zander (1886) beschrieben, und von Ranvier als Elei'din bezeichnet; sie färben sich nach Zander mit Säurefuchsin rot. Das Nagelbett des reifen Nagels zeigt kein Keratohyalin, wohl aber das foetale, bis zu der Zeit, wenn die ersten Nagelplättchen sich ausbilden (v. Kölliker , 1888). Nach v. Kölliker (1888, p. 58) sind die Keratohyalinkörnchen vom 6. Schwangerschaftsmonat an nur ausnahmsweise vorhanden und verschwinden im 8. Monat. i>(.is \V. Krause, Die hyaline, mit Säurefuchsin sich rot färbende Schicht, welche unmittel- bar der Keratohvalinkörncken führenden Schicht vom 4. Schwangerschafts- monat an aufliegt, nennen Zander (1884) und Curtis (1889*) den primi- tiven Nagel, Okamura (1900) den primären Nagel. Es ist nichts weiter als eine Epidermisverdickung an der Stelle, wo später der defini- tive Nagel entsteht, Curtis (1889) und Pollitzer (1889) erklärten diesen Nagel für identisch mit dem Stratum lucidum der Epidermis des Erwachsenen, und letzterer Autor faßte denselben mit den peripheren aufge- quollenen Epidermiszellen als Eponychium zusammen. Einen Rest des Eponychium sieht Unna ( 1 876) in dem sogenannten Deckenwulst, der nichts weiter darstellt als die Zusammenflußstelle der Hornschicht des Nagelfalzes mit derjenigen der Epidermis des Finger- oder Zehenrückens. Ueber die späteren Schicksale des Eponychium ist folgendes zu bemerken. Ursprünglich hängt es mit den Hornplättchen der Nagelanlage an deren distalem Ende kontinuierlich zusammen. Vom 7. Schwangerschaftsmonat ab geht das Eponychium zuerst an der Mitte des Nagels, dann an seinem distalen Ende verloren, während es am proximalen Ende als Nagelsaum erhalten bleibt. Die distal- wärts weiterwachsende Nagelspitze durchbohrt nämlich das Stratum corneum des Nagelsaumes, die dorsalwärts gelegenen Zellen des Epo- nychium gehen verloren, die volarwärts gelegenen bleiben mit dem Nagel in Verbindung und bilden das Hyponychiu m , welches dem Sohlenhorn von Säugetieren entspricht. Was die Entwickelung des Corium des Nagelbettes an- langt, so ist beim Foetus nach Unna (1876) das Nagelbett eben und erhält erst beim Neugeborenen schräg gestellte Papillen, mithin keine Blätter oder Leisten. Die Entwickelung der letzteren variiert der Zeit nach beträchtlich. Nach v. Kölliker (A. L. I. 1879) dagegen sind die Leisten schon am Ende des 4. Schwangerschaftsmonates zu erkennen, im 5. Monat 0,045 — 0,054 mm hoch, 0,009—0,011 mm dick und 0,018 — 0,031 mm voneinander entfernt, womit die Dicke der korre- spondierenden Blätter des Stratum germinativum gegeben ist. Zusammenfassend läßt sich sagen, daß der Nagel endständig ent- stellt, anfangs ein Eponychium besitzt, welches er später durchbricht, Er entsteht im ganzen Nagelbett, erhält von diesem Zuwachs, wächst aber hauptsächlich und wesentlich vom Nagelfalz aus in distaler Richtung. Als ein Ueberrest aus der Entwickelung ist der Nagelsaum zu be- trachten, der sein Homologon im Sohlenhorn der Huftiere hat. Das foetale Keratohyalin ist beim Foetus nicht mehr vorhanden, statt dessen tritt an anderer Stelle Onychin und onychogene Substanz auf. Der Nagel ist also, morphologisch betrachtet, ein lokales Um- wandlungsprodukt von Zellen, die an der Grenze des Stratum corneum der Epidermis gelegen sind und dem Stratum lucidum entsprechen. Er hat übrigens eine gewisse Aehnlichkeit mit den Haaren. v. Kölliker vergleicht die äußere Wurzelscheide mit dem am Wachstum unbeteiligten Stratum germinativum am Nagelkörper, sowie an einer kleinen Stelle an der dorsalen Fläche der Nagelwurzel. Die Epidermis des Nagelsaumes und an der Decke des Nagelfalzes soll der Hornschicht der Epidermis am Eingange des Haarbalges korrespondieren. Wie das Haar nebst seiner inneren Wurzelsckeide ist der Nagel ein umgewandelter Teil eines besonderen Abschnittes des Stratum germina- tivum der Epidermis, welcher im Anfang ganz und gar von einer ge- Die Entwickelung der Haut und ihrer Nebenorgane. 299 schichteten Lage platter Zellen, dem späteren Eponyckium, bedeckt wird. Letzteres besteht anfangs aus 2 — 3 Zellenlagen, distalwärts am Ende des Fingergliedes aber aus vielen Zellenlagen. Hufe. Pferd (Eqiuis caballus). Die Entwickelung des Pferdehufes ist gelegentlich von Walde yer (1882) untersucht worden, speciell mit Rücksicht auf das Auftreten von Keratohyalin oder Eleidin. Letzteres findet man am sichersten an den Hufen von Pferdefoetus in einer ziemlich breiten Zone, welche ein wenig nach innen von der sogenannten Hornwand gelegen ist. Hier sieht man auch mit freiem Auge eine weißliche Trübung. Die kleinen Körnchen des Keratohyalin füllen die Epidermiszellen meist ganz aus, kommen aber auch vereinzelt vor; die größeren, tropfenähnlichen Bildungen (Ele'idin) können ver- einzelt oder zu mehreren im Zellenkörper liegen, oft in unmittelbarer Nachbarschaft des Kernes. Nicht selten zeigen sie kleine, wie Sprossen ihnen aufsitzende Anhänge; auch verlängerte, wurstförmig erscheinende Formen kommen vor. Kundsin (1882) unterscheidet vier Perioden in der Entwickelung des Pferdehufes. Die erste Periode von dessen Entwickelung umfaßt die Anlage der Blättchen und Papillen, während das distale Extremitäten- ende Hufform annimmt. Die zweite Periode reicht bis zum Auftreten von Anlagen der späteren, aber noch nicht verhornten Hornröhrchen. Die Epidermis- zellen vermehren sich bedeutend, ihre Masse schiebt sich distalwärts, sekundäre Coriumblättchen treten auf, und die Form des ganzen Hufes wird mehr kegelförmig. Die dritte Periode reicht vom ersten Auftreten der Hornröhrchen bis zum Beginn der eigentlichen Verhornung. Um die freien Enden der Papillen gruppieren sich die Epidermiszellen zur Röhrchen- und Zwischenröhrchen- Anordnung. Die vierte Periode charakterisiert sich als die der Verhornung, und die zuerst verhornenden Zellenmassen der Hufkrone werden distal- wärts geschoben. Diese Periode reicht bis zur Geburt. Was die Einzelheiten anlangt, so tritt die Hufform beim Pferde- foetus schon auf, wenn die Hufsohle 4 mm lang ist. An der Außen- wand sind in der tiefsten Schicht Cylinderzellen vorhanden, dann folgen polyedrische Zellen des Stratum granulosum und des Stratum corneum. Nach und nach wächst die Epidermiszellenmasse nach außen und distalwärts. Die äußere Zellenschicht der Außenfläche stammt von der proximalwärts gelegenen Hufkrone her, die innere Schicht von der Außenwand selbst, die Abgrenzung zwischen beiden erscheint durch stark abgeplattete, helle Zellen gegeben, die Kundsin (1887) dem Stratum lucidum der Epidermis parallelisiert. Durch das Vor- wachsen von der Krone aus erhält der Huf seine Kegelform. Die Coriumblättchen treten zuerst am proximalen Teil der Außenfläche auf; beim 10 mm langen Hufe sind sie bereits 0,06 mm hoch, Papillen finden sich erst beim 10 mm messenden Hufe und erscheinen fast gleichzeitig an allen Teilen des Hufes. Beim 18 mm langen Hufe sieht man die Anlage des späteren Kronenfalzes als eine flache und breite, am proximalen Rande der Hufkrone gelegene Rinne. Sekundäre Coriumblättchen finden sich erst 300 W. Krause, bei 2 cm langen Hufen an deren Außenwand. Die sogenannten Wand- röhrchen oder späteren Hornröhren zwischen den Papillen werden an- fangs von nicht verhornten, kernhaltigen Epidermiszellen gebildet, sie erscheinen zuerst bei den 2 ein langen Hufen am vorderen Teile der Sohle und auch an deren hinterem Ende. Später werden die Epidermis- zellen der Röhrchen mehr polyedrisch, diejenigen Zellen, welche das Röhrchen auswendig umschließen, sind abgeplattet und konzentrisch auf die Fläche gebogen. Sie verhornen nach und nach, und die rings umschlossenen Zellenstränge zerfallen. Die sogenannten Hornblättchen sind in diesem Stadium noch nicht verhornt und bestehen aus kleinen cylindrischen, an der Volarseite und in der Achse des Blättchens mehr polyedrischen Zellen. Bei 32 mm langen Hufen beginnt die Verhornung proximalwärts und schreitet distalwärts fort. Zahlreiche, anscheinend granulierte Zellen treten in den verhornenden Abschnitten anf. Der Verhornungsprozeß schreitet in derselben Richtung fort, wie früher die Anlage der Papillen und Hornröhrchen, und bei der Geburt ist die ganze Röhrenschicht der Außenwand des Hufes bereits ver- hornt. Die an der Basis der Hornblättchen gelegenen Epidermiszellen verhornen zuerst; von da greift dieser Prozeß immer tiefer in die Hornblättchen hinein. Nach und nach bildet sich zwischen deren Basis und den am tiefsten gelegenen Hornröhrchen eine distalwärts an Stärke zunehmende Zwischenschicht, welche vom Stratum germinativum zwischen den Coriumleisten abstammt und zahlreiche , anscheinend granulierte Zellen, aber keine Hornröhrchen beim 5 cm langen Hufe aufweist. Später werden diese Zwischenschichten mehr reduziert. Die Coriumleisten sind anfangs am proximalen Teile der Außenwand höher als am distalen ; gegen die Zeit der Geburt hin kehrt sich das Ver- hältnis um. Die Hornröhrchen des sogenannten Saumbandhornes am proximalen Ende des Hufes werden spät, erst bei ca. 5 cm langen Hufen angelegt. Die Verhorn ung der Volarseite des Hufes erfolgt erst kurz vor der Geburt; die in distaler Richtung verlaufenden Corium- leisten an der Basis der Papillen der Krone werden bei ca. 7 cm langen Hufen zuerst sichtbar. Schwein (Sus scrofa). Ein Periderm wie an der Epidermis der äußeren Haut oder ein Eponychium fanden Gardiner (1884) und Thoms (1896) auch an dem foetalen Hufe vom Schwein. Dieses Peri- derm ist dick und besteht nach außen aus stark abgeplatteten und in die Länge gezogenen Zellen, weshalb sie Thoms B an dz eilen nannte. Nach innen folgen zunächst sehr große, durch Intercellular- briiekeu verbundene Zellen mit kugeligen, schwach sich fingierenden Zellen des Stratum granulosum. Je weiter nach außen, desto größer werden die erwähnten großen Zellen, was aber nicht von besonders guter Ernährung, sondern von Aufquellen in dem Amnioswasser abhängen dürfte. Die erste Anlage der Hufe fand Thoms (1896) bei 3 — 5 cm langen Foetus des Schweines als zwei kleine, 1 mm lange Kegel am distalen Ende der Extremitäten, die durch eine ebenso tiefe Einsenkung ge- trennt waren. Während die Epidermis der Zehenglieder aus einer oder zwei Zellenlagen besteht, wird die Hufanlage proximalwärts von ."», distalwärts von 5 — 6 Zellenlagen bedeckt. Die am tiefsten gelegene besteht aus Cylinderzellen von 0,012 mm Länge auf 0,007 mm Dicke. Nach außen folgen größere polyedrische Zellen, welche das Stratum Die Entwickelung der Haut und ihrer Nebenorgane. 301 granulosum repräsentieren und nach außen sich mehr und mehr ab- platten. Sie besitzen große, kugelige, mit chromatophilen Körnchen versehene Kerne. An 8 cm langen Schweinsfoetus sind die Hufe bereits 3 mm lang und lassen ihre spätere Zusammensetzung schon deutlich erkennen. Das Corium zeigt eine Fältelung an der konvexen Außenfläche des Hufes, und eine Platte des ersteren bildet die Begrenzung des Huf- randes nach der Sohlenfläche hin. Proximalwärts von ersterer treten parallel verlaufende Coriumleisten von 0,5 mm Höhe auf. welche einen großen Teil der dorsalen Hälfte der konvexen Außenfläche jedoch frei- lassen. An der Sohlenfläche verdickt sich die Epidermis beträchtlich, was von reichlicherer Blutgefäßbildung abhängig ist. An dieser Fläche sind nahe an der Matrix des Hufes die Epidermiszellen kleiner, 0,013 mm lang, 0,0085 mm breit; weiter nach außen werden sie bis 0,026 mm lang und mehr keulenförmig oder flaschenförmig und, indem sie senk- recht zur Cutisoberfläche stehen, ist ihr dünneres Ende der letzteren zugekehrt. Keratohyalin ist an der Sohlenfläche nicht nachzuweisen, wohl aber tritt es in diesem Stadium, also bei 8 cm langen Schweins- foetus, in Form von zahlreichen, kleinsten, durch Haematoxylin sich blau färbenden Körnchen an der erwähnten Coriumplatte auf, welche den Ueber- gang der Sohlenfläche in die konvexe Außenfläche des Hufes bezeichnet. Nach außen folgen größere Zellen mit großen, kugeligen Kernen, und die ersteren erreichen am proximalen Ende der Cutisplatte eine Länge von 0,038—0,04 mm auf 0,022 mm durchschnittliche Breite. Ueber- deckt wird die ganze Anlage noch vom Periderm (p. 300), obgleich nach Thoms die Grenze zwischen diesem und den späteren Hornzellen schwer zu bestimmen ist. Die ältesten, äußersten Peridermalzellen be- zeichnet Thoms mit Kerbert (1877) als Bandzellen (p. 300). AVas die Entstehung der Coriumleisten anlangt, so sah (iArdiner (1884) beim Schweinsfoetus von 6 — 7 cm Körperlänge das Stratum germinativum am distalen Ende der Zehen sich vielfach und tief einfalten. Diese Falten laufen der Länge nach über die Außen- wand des Hufes und fehlen auf der Sohlenseite. Die Verhornung beginnt auf den Faltengipfeln etwa in der Mitte der Dicke der Horn- schicht und schreitet, wie die Faltenbildung selbst, von dort nach den Seiten hin fort. Zugleich werden die Zellen der äußersten Schicht oder des Periderm größer, wie es scheint, durch Quellung im Amnios- wasser, und zugleich zeigen ihre Kerne zahlreiche Karyomitosen, was später wieder aufhört. Schweinsfoetus von 10 cm Körperlänge besitzen bereits 4,5 mm lange Hufe. Die Coriumleisten und Papillen vergrößern und ver- mehren sich ; mit zunehmender Fältelung treten keratohyalinhaltige Zellen in wachsender Menge auf und überwiegen in der distalen Partie der Sohlenfläche sogar die übrigen Epidermiszellen in Anzahl und an Masse. Keratohyalinhaltige Zellen setzen sich in das Periderm fort, und an der am distalen Ende gelegenen Spitze erscheinen auch Elei'dinschollen, die zwischen den Zellen durch Haematoxylin sich blau tingierende Streifen bilden. An einer Stelle des Hufes tritt nun nach Thoms eine besonders interessante Erscheinung auf. Dort, wo die konvexe Außenfläche der Hälfte des gespaltenen Hufes nach der Innenfläche hin sich einsenkt, erscheint zwischen den kleinen keratohyalinhaltigen Zellen des Stratum germinativum und den größeren feinkörnigen Zellen des Periderm 302 W. Krause, eine Zellenlage, die zunächst nur wenige übereinander geschichtete Zellen enthält. Letztere sind undeutlich begrenzt, haben undeutliche Kerne, sind eosinophil und enthalten einige stark lichtbrechende gelb- liche Körnchen, von denen zufolge der Abbildung (Thoms, 1896, Fig. 20 0) nur je 1 — 2 in jeder Zelle vorhanden sein würden. Von den großen keratohyalinhaltigen Zellen des Periderm werden sie durch einen mit Haematoxylin sich tin gierenden schmalen Streifen homogener oder körniger Substanz getrennt. Wo nun die Verhornung fortschreitet, wird die Schicht der äußeren, nach und nach in Hornzellen umge- wandelten Zellen dicker, die gelben Körnchen, welche Thoms (1896. p. 81) mit Recht für Onychin erklärt, haben an Menge abgenommen und bei eintretender Verhornung verschwinden sie ganz. Proximal- wärts geht schließlich das Stratum corneum der Epidermis verloren, insofern nämlich die scharfe Scheidung verschwindet, die bis dahin zwischen Periderm und Epidermis bestand. Die Coriumleisten wachsen in diesem Stadium stark in die Länge, werden zahlreicher , aber schmaler und schmaler, von 0,017 von Dicke, mit lang ausgezogener Spitze nach außen hin. Nach Apolant (1901*) ist zu dieser Zeit in den tieferen, den Coriumleisten zunächst liegenden Zellen die fibrilläre Beschaffenheit sehr deutlich ausgebildet, und weiter nach außen treten als erste Zeichen der Verhornung homogene, stark lichtbrechende Zellen auf, die sich mit Säurefuchsin oder Pikrinsäure intensiv tin- gieren. Bei Schweinsfoetus von 14 cm Länge sind die Hufe nach Thoms bereits 6 mm lang. Sie haben jetzt eine eigentümliche Form, indem das distale Ende der Hufanlage sich dorsalwärts krümmt, nach Art eines stark gebogenen Schnabelschuhes. Letzterer wird wesentlich von Zellen des Periderm gebildet, und zwar von demjenigen der Sohlenfläche. Noch beim neugeborenen Schwein existiert ein perider- maler, die Sohlenfläche bedeckender Schuh. Er scheint die Bildung von Hornsubstanz zu hindern, die in der That in der Sohle viel später, nämlich erst nach der Geburt, auftritt als an der konvexen Außen- fläche des Hufes. Am Ballen des Fußes dagegen zeigt sich die Horn- bildung schon vor der Geburt. An 8 mm langen Hufen sind daselbst stärker entwickelte kegelförmige Coriumpapillen, sowie später zahl- reiche keratohyalinhaltige Zellen vorhanden. Da die Verhornung in distaler Richtung fortschreitet und das Hörn des Hufes sich distalwärts verschiebt, so erklärt sich das merk- würdige Verhalten des erwähnten peridermalen Schnabelschuhes. Er wird nämlich an der konvexen Außenfläche des Hufes nach und nach bis zu seiner distalen Umbiegung von dem distalwärts sich verschieben- den Hörn der konvexen Außenfläche des Hufes überkleidet. Dieses Hörn überlagert direkt die Peridermalzellen, indem es sich zwischen die mehr eosinophilen, von der konvexen Außenfläche stammenden und die keratohyalinhaltigen, in Haematoxylin sich blau färbenden Peridermalzellen eingeschoben hat, welche letztgenannten Zellen von den keratohyalinhaltigen Epidermiszellen der Sohlenfläche herstammen. Bei Hufen von 10—15 mm Länge haben sowohl die Coriumleisten als die dazwischen gelegenen Blättchen der Epidermis im allgemeinen schon die Form wie bei erwachsenen Hufen. Je näher der Geburt, desto mehr erlangt der Huf seine definitive Form. Keratohyalinkörner treten nach Apolant (1901*) erst in diesem Stadium in den mittleren Epithellagen der Sohle des Hufes auf. Die Die Entwickelung der Haut und ihrer Nebenorgane. 303 tieferen oben erwähnten Lagen haben sich zu einer zusammenhängen- den Hornwand umgewandelt, und Hornblättchen fangen an , aus der letzteren in das Epithel zwischen den Coriumleisten hineinzuragen. Die keratohyalinhaltigen Zellen platten sich nach außen hin nach und nach bedeutend ab und verhornen dann. Bei 17 cm langen Schweinsfoetus ergeben sich als wesentliche Punkte nach Apolant das Schwinden des Keratohyalm, ohne daß ver- hornte Zellenmassen an seine Stelle treten würden, ferner eine aus- gesprochene Differenzierung der jüngeren und älteren Partien in der Hornsubstanz des dorsalen Teiles des Hufes und die Ausbildung der Matrix der Hufkrone, welche sich gerade wie die Nagelmatrix verhält. Wiederkäuer. Die vier Perioden der Entwickelung des Pferde- hufes kann man nach Kundsin (1882) auch bei Wiederkäuern, Rind und Schaf an deren Hufen oder Klauen nachweisen. Nur ist die erste Periode der Entwickelung relativ kurz ; die ersten Coriumleisten treten schon bei 2 — 2,5 mm langen Hufen auf. Das rundliche Extremitätenende erlangt die Form der Hufe, indem die beiden Anlagen der letzteren hervorsprossen, während Volarseite und Dorsalseite sich deutlich ab- grenzen. Die ganze Epidermismasse der Hufe ist beträchtlich dicker als an den übrigen Zehengliedern ; die tiefe Zellenlage besteht aus Cylinderzellen. Die zweite Periode ist durch die Anlage der Coriumleisten, der Papillen an der Volarseite des Hufes und die Anlage des Ballens charakterisiert. Die Leisten sind schmaler, und die Anlage der Papillen der Hufkrone erfolgt später als beim Pferde. Wenn sie erfolgt ist, beginnt die von der letztgenannten stammende Epidermismasse sich distalwärts zu schieben, worauf, am Stratum corneum beginnend, die eigentliche Verhornung folgt, so daß bei den Wiederkäuern die dritte Periode der Entwickelung des Pferdehufes eigentlich fehlt. Dafür ist die vierte Periode um so länger. Wesentliche Unterschiede sind sonst nicht vorhanden; nur beginnt die Verhornung der Volarfläche relativ früher als beim Pferde. Ein Periderm ist gut entwickelt an Hufen von 18 — 20 mm Länge beim Rinde, von 5 — 6 mm Länge an Hufen vom Schafe nachzuweisen. Nach Kundsin (1882, p. 17) soll bei pigmentierten Hufen der zuerst auftretende Streifen homogen glänzender, abgeplatteter Zellen mit länglichen Kernen, von dunkeln Pigmentkörnchen durchsetzt sein. Krallen. Reptilien. An den Krallen von Krokodilembryonen fand Voeltzkow (1898) eigentümliche Verbreiterungen, die eine typische Hufform aufweisen. Göldi (1900) sah solche bei Embryonen von Caiman niger und Caiman sclerops , die sich auf die 3 medialen (radialen und tibialen) Zehen des fünffingerigen Vorderfußes und des vierlingerigen Hinterfußes beschränkten. Diese mikroskopisch noch nicht untersuchten Verbreiterungen stellen häutige Scheiden dar, welche die Krallen umschließen, distalwärts sind sie zu einer Scheibe oder einem Knopf verbreitert, die Dorsalseite ist abgeflacht, die Volar- oder Plantarseite gewölbt. Sie gleichen im Aussehen den Haftscheiben an den Füßen des Laubfrosches. Nach dem Ausschlüpfen aus dem Ei werden sie bräunlich, schrumpfen auf Stecknadelkopfgröße zusammen und können von der fertigen Kralle leicht abgezogen werden. 304 W. Krause. Säugetiere. Aehnliche Scheiden, aber ohne terminale Ver- breiterungen wie bei Kaimanembryonen, sah Göldi (1900) auch an den Zehen des Foetus von Bradypus. Dagegen besitzen die brasi- lianischen Nager Coelogenys und Dasyprocta hufeisenförmige Ver- breiterungen an den Krallenscheiden. Carnivora. In der Krallenplatte der Katze (Felis catus dome- sticus) fand Rabl (1896) beim kleinen Kätzchen dieselben Veränder- ungen bei der Verhornung, welche in den Zellen der Rindensubstanz des Haares und der Dunenfedern des Hühnchens vor sich gehen. Die Kerne degenerieren in einer Form, die der Chromatolyse nahesteht. Das Chromatin erscheint in Form kleiner Kügelchen, welche, zu Gruppen vereinigt, teils an der Kernmembran teils im Inneren des Kernes verteilt sind. Sie verlieren dann ihre Chromatophilie, der Kern färbt sich nur noch mit Eosin, und zwar gleichförmig, schließlich hört auch diese Affinität auf. In den verhornenden Zellen färben sich mit Safranin oder Gentiana Protoplasmafasern, die der Länge nach oder aber parallel der Epidermisoberfläche verlaufen. Insectivora. Beim Maulwurf (Talpa europaea) fand Haus- mann (1898) an 2 cm langen Embryonen die Epidermis im Bereich des späteren Krallenbettes schon um 1 — 2 Zellenlagen dicker als an der benachbarten Körperoberfläche. Uebrigens sind stets die Krallen der proximalen Extremität denen der distalen etwas in der Entwicke- lung voraus. Die Epidermis selbst besteht zu dieser Zeit aus drei Zellenlagen. Die äußerste enthält nur abgeplattete Zellen mit großen ovalen, in der reinen Profilansicht fast stäbchenförmigem Kernen. Die Zellen der innersten Lage sind kubisch, ihre Begrenzungen un- deutlich; der Kern ist groß, stark chromatophil und enthält Nukleolen, Die Zellen der mittleren Lage sind etwas größer, sie enthalten ein sich wenig fingierendes Fadenwerk und einen kugeligen Kern. Im Krallenbett hingegen sind bereits fünf Zellenlagen vor- handen. Die innerste Lage besteht aus Cylinderzellen, die mittleren Lagen zeigen mehr polyedrische Zellen, deren Durchmesser in der- jenigen Richtung, welche der Cutisoberfläche parallel läuft, nach außen hin zunimmt, während sie sich zugleich abplatten. Die Kerne sehen etwas geschrumpft aus, und in den sich abplattenden Zellen treten einige chromatophile Körnchen auf: es ist bereits Keratohyalin vor- handen. An der äußersten Peripherie der Kralle ist die Zellenlage teilweise in Ablösung begriffen, und die Zellenkerne fehlen. Bald vermehren sich die äußeren abgeplatteten Zellen und fangen an zu verhornen. Ihre Begrenzungen erscheinen als feine, glänzende Linien, die Zellen enthalten einzelne Keratohyalinkörnchen. Zugleich schreitet die Entwickelung des Krallenbettes selbst fort. An der Volarseite' oder Plantarseite grenzt sich der Zehen ballen durch eine feine Linie gegen die Kralle ab. Im Krallenbett selbst entsteht volarwärts oder plantarwärts durch eine Wucherung der Epidermis die erste Anlage des Sohlenfalzes. An der Zehenspitze dringen leisten- förmige Epidermiszapfen nebeneinander in das Corium ein und lassen zwischen sich Coriumleisten oder Papillen. Die früher aus rundlichen Zellen bestehende Coriumanlage beginnt mehr spindelförmige Zellen zu zeigen, die durch ein grobmaschiges Fasernetz verbunden werden. Auswendig wird die Kralle von einer dünnen, zusammenhängenden, intensiv sich färbenden Begrenzungsschicht (Bandzellenschicht. Thoms, Die Entwickeluno; der Haut und ihrer Nebenoreane. 305 *t3 1896) überkleidet. Sie ist nach Hausmann kein Periderm. weil ihr große polygonale Stachelzellen fehlen; Zellengrenzen oder Kerne sind nicht zu erkennen, die Zellen sind stark verlängert und miteinander zusammengeklebt. Man kann sie dennoch wohl als Periderm auflassen. Die Epidermis der Körperoberlläche besteht zu dieser Zeit auch aus fünf Zellenlagen , deren innerste Lage von cylindrischen Zellen gebildet wird. Die äußersten zwei bis drei Zellenlagen innerhalb der Begrenzungsschicht weisen einen dem Eponvchium ähnlichen Charakter auf; dies scheint auf der Einwirkung des Amnioswassers zu beruhen. Die erste Anlage des K r alle nf alz e s zeigt sich als eine proximal- wärts gerichtete, aus kubischen Zellen bestehende Epidermiswucherung. Bald scheidet sich unter beträchtlicher Verdickung die Zellenmasse in die Epidermis der Innenfläche des dorsalen Krallenwalles und in die- jenige des Krallenbettes; letztere ist die dickere. Von der freien Krallenplatte unterscheidet sie sich durch das Fehlen der Be- grenzungsschicht und ein dünneres Stratum corneum in der distalen Hälfte des Krallenfalzes. Von der Dorsalseite her schlägt sich die Epidermis auf die Innen- fläche des Krallenwalles um; sie ist wie diese gebaut, nur ist die Anzahl der Zellen in den einzelnen Schichten eine geringere, und das Stratum granulosum ist sehr reich an Keratohyalinkörnchen ; es ver- liert sich allmählich im Grunde des Krallenfalzes. Was die Krallen sohle betrifft, so besteht die tiefste Lage der Epidermis aus Cylinderzellen. Das Stratum granulosum wird von zwei bis drei Zellenlagen gebildet, und hier sind die Keratohyalin- körnchen besonders groß und zahlreich, nach außen folgt dann eine schwach sich fingierende Begrenzungsschicht, die allmählich aus der genannten Schicht sich hevorbildet. Die letztere dringt nur wenig in den Krallenfalz ein, schlägt sich dann plötzlich um und erstreckt sich auf dem Zehenballen weiter. Der volare oder plantare Krallenwall läuft distalwärts nicht wie der dorsale in eine scharfe Kante aus, sondern ist abgerundet, wodurch eine Art von Einbuchtung distalwärts am Eingang des Krallenfalzes entsteht. An den LTebergangsstellen von der Krallenplatte zum Zehenballen gehen die an ersterer die Hornschicht zusammensetzenden Fasern der Hornsubstanz (sog. Hornnbrillen) ohne Unterbrechung in die spindel- förmig ausgezogenen oder abgeplatteten Zellen des Stratum granulosum über. Im ganzen läßt sich übersehen, daß die Verhornung an der Zehen- spitze inmitten der Epidermis beginnt und auf der Dorsalseite proxi- malwärts fortschreitet, während dieser Prozeß an der Sohlenfläche erst nach der Geburt erfolgt. Erklärungen dieser Differenz sind mehrfach versucht, zur Zeit sind aber die Gründe der letzteren noch nicht ge- nügend aufgeklärt. Rodentia. Von der Ratte (Mus decumanus) hat Hausmann (1898) ein weit fortgeschrittenes Stadium bei einem 4 cm langen, der Geburt nahestehenden Foetus untersucht. Obgleich die Kralle des er- wachsenen Tieres mehr an dier Canivorenkralle, als die von Talpa erinnert, so ist von den histologischen Entwickelungsvorgängen doch nur wenig Abweichendes zu bemerken. Die noch unverhornten Schichten der Krallensohle besitzen ein deutliches Stratum granulosum mit Keratohyalinkörnchen, welche an den bereits verhornten Abschnitten durchaus fehlen. An der Oberfläche existiert eine dem Periderm ähnliche doppelte Handbuch der Entivickelungslehre. II. 1. 20 306 W. Krause. oder dreifache Zellenlage, die nicht verhornt ist ; ihre Zellen enthalten teilweise außer einein großen blassen Kern noch Keratohyalinkörner. Kaninchen (Lepus cuniculus). Es rinden keine wesentlichen Abweichungen von der Ratte statt, die Körnchen des Onychin sind aber sehr deutlich (Fig. 188). Fig. 188. Senkrechter Durchschnitt parallel der Längsrichtung der letzten Phalanx der großen Zehe des Hinterfußes eines 14-tägigen Foetus vom Kaninchen. MÜLLER'sche Flüssigkeit, Alkohol, Pikrokarmin, Alkohol, Paraffin, Xylol, Kanada- balsam. Vergr. 250. P Periderm oder Eponychium, in distaler Pichtung nach der Zehenspitze hin sich abhebend. 0 Körnchen des Onychin. On onychogene Sub- stanz (p. 226). G Kerne des Stratum germinativum. Nach einer Zeichnung von Dr. Sokolowsky in Berlin. Edentata. Abgesehen von neugeborenen und erwachsenen Exemplaren des Gürteltieres (Dasypus novemcinctus), stand Haus- mann (1898) ein 9,5 cm langer Foetus zur Verfügung. An der distalen Spitze der Zehe ist die Cutis stark verdickt, gefäßreich, und auch die Epidermis, speciell das Stratum germinativum, ist auffallend dick. Die Spitze wird von einem nicht ganz verhornten Gewebe überlagert, so daß eine dicke, sehr plumpe Form der Kralle resultiert. Das Stratum granulosum ist sehr reich an großen Keratohyalinkörnchen, nach außen davon folgt eine dicke Anhäufung großer, polyedrischer, unvollkommen verhornter Zellen mit undeutlichen großen Kernen. Weiter proximalwärts hört dieses Stratum auf, es wird echte Hornsubstanz der Krallenplatte gebildet, die distalwärts noch von den nicht verhornten großen Zellen zum Teil überlagert wird. Nach der Volar- oder Plantarseite hin wird die Krallensohle bereits von einer dünnen Hornschicht bedeckt, die Substanz der letzteren ist wenig fest und langfaserig. Der volare oder plantare Krallenfalz wird durch eine Einbuchtung der Epidermis gebildet und enthält nur eine dünne Schicht stark abgeplatteter Epithelialzellen. Wie die Körperoberfläche bei Dasypus -Embryonen überhaupt (Welcker, 1864), ist das distale Ende der Zehen mit einem starken Periderm überdeckt, das bei der weniger fortgeschrittenen 5. Zehe von Hausmann besonders deutlich erkannt wurde. Betrachtet man im Zusammenhange die Bildung von Nagel, Huf, Klaue und Kralle, so läßt die Uebereinstimmung sich nicht verkennen. Zuerst entsteht überall an dem freien, distalen, abgerundeten Phalangen- ende eine Verdickung der Epidermis, welche sich mehr oder weniger weit proximalwärts ausdehnt. Dann bilden sich die Anlagen des Falzes, der Coriumleisten oder Papillen, nicht infolge von Epidermiswuclierungen, die in die Tiefe dringen, sondern durch vermehrtes Wachstum der be- Die Entwickelung der Haut und ihrer Nebenorgane. 307 nachbarten Coriumabscknitte ; dies wenigstens läßt sich behaupten, trotz- dem die Mechanik dieser Entwickelungsvorgänge keineswegs aufgeklärt ist. Die ersten Anfänge der Verhornung, Plättchenbildung u. s. w. be- ginnen am distalen Ende und schreiten auf der Dorsalseite fort, bis sie am Falz ihr Ende erreichen. An der Volar- und Plantarseite ist der Vorgang ein langsamerer und erreicht nicht immer in der Foetalzeit seine Vollendung. Nur beim Menschen reduziert sich der Volarteil auf einen schmalen, dem Sohlenhorn homologen Streifen. Er hat seine eigene Matrix, sowie der Nagelfalz die Matrix des künftigen Nagels darstellt. Alle genannten Gebilde sind anfangs vom Periderm oder einer der letzteren homologen Bildung überdeckt. Die Kralle ist von Boas (1895) mit einer endständigen Kegelschuppe der Reptilien verglichen worden. Indessen ist eine Homologisierung der Entwickelung der Beptilienschuppe mit den Krallen u. s. w., wonach letztere ursprünglich distale Schuppen an der Zehenspitze wären, zwar naheliegend, jedoch mit der Entwickelungsgeschichte nicht vereinbar, weil der Nagel, Urnagel von Hensen (1877), zuerst als epitheliale Verdickung an der Zehenspitze auftritt. Corium. Die Entwickelung der Lederhaut ist fast nur beim Menschen untersucht. An Embryonen des 2. Schwangerschaftsmonates fand v. Kölliker (A. L. IL 1870. p. 773), daß das Corium dem Stratum germinativum noch sehr ähnlich sieht, seine Oberfläche ist vollkommen glatt, Die Dicke der ganzen Cutis beträgt 0,013—0,022 mm. Das Corium entsteht nun ursprünglich als eine Verdickung der oberfläch- lichen Schicht des Mesenchym, die anfangs aus dicht gelagerten, spindel- förmigen Zellen besteht. Manche dieser Mesenclrymzellen sind jedoch rundlich, die länglich-spindelförmigen haben längliche Kerne von 0,0068—0,09 mm Länge. Im 3. Schwangerschaftsmonat ist die Cutis bereits 0,13 mm dick geworden, und man kaun das Corium vom Unterhautbindegewebe unterscheiden. Letzteres enthält Bindegewebsfasern und zahlreiche rundliche oder sternförmige Bindegewebszellen, auch rundliche An- häufungen von kleinen rundlichen Zellen, die Anlagen der Fettzellen, die hier und da, namentlich in der Gesichtshaut nach v. Kölliker, schon einzelne Fettkörnchen enthalten. Die Lederhaut selbst zeigt weniger Bindegewebsfasern, aber spindelförmige Zellen mit wenig Zwischensubstanz. In den folgenden Monaten nehmen die Fettzellen- aggregate an Zahl und Ausdehnung zu. Die Riffe der Cutis treten an den Volarflächen der Finger, sowie an den Plantarflächen der Zehen anfangs unter dem Bilde von Primär- furchen (s. unten Schweißdrüsen) auf; später werden sie zu niedrigen Leisten. Auf Durchschnitten, die senkrecht zum Verlauf der Leisten geführt sind, erscheint die äußere Begrenzung der Epidermis im 4. und 5. Schwangerschaftsmonat noch vollkommen glatt und eben; die Riffe beschränken sich auf Erhebungen des Corium, und die Epidermis erstreckt sich zwar in den Furchen in die Tiefe, ohne jedoch die äußere Oberfläche zu erheben. Erst am Ende des 6. Monates wird die äußere Begrenzung der Epidermis ganz leicht wellenförmig, und nach und nach treten die Coriumpapillen auf der Oberfläche der Leisten in zwei einander parallelen Reihen auf. 20* 308 W. Krause, Im 7. Monat sind die Riffe 0,18 mm, beim Neugeborenen 0.22 bis 0,27 mm breit, und im Corium bilden sich elastische Fasern aus. Im 6. Monat treten in der Cutis über den ganzen Körper auch Anlagen von Fettzellengruppen auf; schon im 7. Monat ist ein Panni- culus adiposus von 1 — 3 mm Dicke vorhanden, und dieser mißt beim Neugeborenen sogar (3 — 11 mm an einigen Körperstellen. Was die Einzelheiten anlangt, so leitet Renaut (1897) die Papillen des Corium von den Blutgefäßen ab. Diese bringen Leuko- cyten mit sich, welche durch die Gefäßwandungen austreten und die oberflächliche Schicht des Corium „reinanient". Sie häufen sich zu Hervorragungen an, welche das Epithel emporheben; so entstehen die Cutispapillen. Umgekehrt ist die Sache nach Retterer (1899). Die oberflächlichen Bindegewebszellen des Corium scheiden die gela- tinöse Substanz des Foetus aus, die beim Erwachsenen zu Binde- gewebsfasern oder elastischen Fasern sich differenziert. Der Kern, seine nächste Umgebung und die anastomosierenden Ausläufer dieser Zellen existieren lange Zeit als fixe Zellen, dann werden letztere platt, verlieren ihre Fortsätze und erscheinen schließlich als weiße Blut- körperchen. Die großen Furchen der Haut an den Gelenken, im Gesicht, an der Fußsohle und am Handteller sind schon in früher Foetalzeit vorhanden, an letzterem namentlich die den Daumenballen ulnarwärts umziehende Linie. Sie sind auf Vererbung zurückzuführen, entstehen nicht in der Haut selbst, sondern durch ihre Anheftung an tiefer ge- legenen Teilen ; beim Neugeborenen sind sie wegen der stärkeren Entwickelung des Fettpolsters größtenteils sehr deutlich. Ueber die Furchen und Riffe an den Fingern und Zehen (s. unten Schweißdrüsen). Amphibien. Bei ganz jungen Anurenlarven ist die Anlage der Cutis nach Eberth (1866) eine homogene glashelle Membran. Später erhält sie Längsstreifen und Querstreifen ; ursprünglich ist sie ganz frei von Zellen und besteht aus feinen , in rechtem Winkel sich kreuzenden Fasern, sie gleicht einem Gitterwerk, das von senkrecht gegen die Oberfläche aufsteigenden Protoplasma-Ausläufern der darunter gelegenen Zellen durchsetzt wird ; diese Ausläufer erzeugen in der Flächenansicht eine feine Punktierung. Später kräuseln sich die starren Fasern, ordnen sich zu Bündeln, dazwischen schiebt sich von der Tiefe aus kernführendes Protoplasma, dessen Klumpen rundliche oder viel- strahlige Zellen, junge Bindegewebszellen bilden. Pigment. Die Bildung des Pigmentes dauert während des ganzen Lebens fort und der Prozeß gehört nicht ausschließlich der Entwickelungs- geschichte an. Zwei Ansichten stehen sich auch in betreff der foetalen Pigmentbildung in der Haut und den Anhangsgebilden des Integu- mentes gegenüber. Entweder entsteht der aus Pigmentkörnchen zusammengesetzte körnige, braune, seltener schwarze Farbstoff in der Epidermis oder aber im Corium, und wird in letzterem Falle auf irgend eine Weise in die Epidermis transportiert. Nach der Darstellung von Aeby (1885) soll es sich um Ein- wanderung von Leukocyten in die Epidermis handeln, welche das Pig- ment aus der Cutis mitbringen. Diese Wanderzellen werden zu den sternförmigen Pigmentzellen, die man im Stratum germinativum vieler- orts antrifft (Fig. 158 u. 159). Sie zerfallen dann in Bruchstücke, welche Die Entwickelung der Haut und ihrer Nebenorgane. 309 & ~^ ^.^,^U VI^V*. JU*U* ^1^^^Ü^X&1 von den Epidermiszellen des Stratum germinativum in sich aufgenommen werden, wobei zunächst ihre Kerne an ihrer äußeren Seite, einseitig von pigmentierten dunkeln Halbmonden umsäumt werden. Dasselbe gilt für die den Zellen des Stratum germinativum gleichwertigen Zellen der Haarbälge u. s. w. Diese Aufstellung ist unter anderen von v. Kölliker (1887) unterstützt worden; indessen hält v. Kölliker die gewöhnlichen amoeboiden Leukocyten für eine andere Art von Wanderzellen als die sternförmigen Bindegewebszellen, welche das Pigment transportieren sollen. Ganz bestimmte Gründe für eine der- artige Leistung der Zellen sind jedoch nicht beigebracht. Einfacher erscheint die folgende Annahme. Jarisch (1891) u. a. lassen nämlich das Pigment in den Zellen des Stratum germina- tivum selbst entstehen. Offenbar vermögen die Zellen des Ektoderm in ihrem Inneren bei der Zellenteilung Pigmentkörnchen zu erzeugen, denn zwei herangewachsene Tochterzellen enthalten offenbar mehr solche Körnchen als die Mutterzelle. In den Epithelialzellen des Centralkanales im Rückenmark des Amphioxus, wie man seit Joh. Müller (1841) weiß, ferner in den vom Ektoderm abstammenden Pigmentzellen des Pigmentblattes der Retina, in der Epidermis von Froschlarven und zahlreichen anderen Amnioten, endlich im Stratum germinativum der gefärbten Hautstellen von Europäern, sowie der Epidermis farbiger Menschenrassen findet unzweifelhaft die angedeutete Bildung von Pigment statt, und zwar teilweise schon beim Foetus. Folgt man dieser Annahme, so ergiebt sich weiter, daß im Proto- plasma der betreffenden Zellen eine chemische Umsetzung stattfinden muß, welche das an Kohlenstoff reiche Pigment überhaupt liefert und hauptsächlich als ein Desoxydationsvorgang aufzufassen ist. Amphibien. Nach Prowazek (1900) entsteht das Pigment bei der Salamanderlarve auf verschiedene Weise. Endogen bildet es sich in den Epidermiszellen, in leukocytenähnlichen Pigmentzellen der Epidermis, in bindegewebigen Pigmentzellen der Cutis, die eine be- deutendere Größe haben. Innerhalb der Epidermiszellen der Salamanderlarve entsteht das Pigment in der Weise, daß im Zellensaft mit Neutralrot sich rötlich färbende, nicht scharf umgrenzte Körnchen auftreten, die Pro- wazek als Pigmentpiastiden bezeichnet. Die Pigmentkörnchen be- finden sich in Gruppen von 2 — 3 und mehr an der Peripherie dieser Piastiden, in welche sie kontinuierlich überzugehen scheinen. Ueber den Frosch ist eine Beobachtung von Rosenstadt (1897) zu erwähnen, weil sie zu der Theorie der Pigmentbildung in Beziehung steht. Nach Rosenstadt findet sich nämlich in den Kernen der Nickhaut des Frosches Pigment. Man könnte daraus an einen Einfluß des Kernes auf die eben erwähnte chemische Umsetzung schließen, zumal mit Rücksicht auf die bekannte Thatsache, daß die Pigment- körnchen in den Epidermiszellen des Stratum germinativum beim Neger schalenförmig den Kern umgeben. Reptilien. Bei etwas älteren Embryonen von Schlangen be- ginnt nach Kerbert (1877) die Färbung der Hautbedeckung mit dem Auftreten von verzweigten Pigmentzellen in der Epidermis (Fig. 158 und 159). Kerbert erklärt sie für wandernde Bindegewebszellen; sie liegen zumeist in der tiefsten Schicht des Stratum germinativum, also zwischen deren Cylinderzellen. Diese Zellen sind beweglich und beim erwachsenen Tier ganz in das Corium hinuntergerückt, in welches sie hineinwandern. Die Zellen sind teilweise rund, meistens jedoch bäum- 310 W. Krause, förmig verzweigt, wobei ihre Ausläufer der freien Oberfläche zugekehrt sind, die sie auch erreichen. Vögel. Rosenstadt (1897) schreibt die Pigmentbildung beim Hühnerembryo sowohl den Bindegewebszellen des Corium, von denen jede sich in eine Pigmentzelle umwandeln kann, als den Epi- dermiszellen zu. Auch im Periclerm der Federanlage finden sich pig- mentierte Epidermiszellen, ohne Beziehung zu Ausläufern der pigmen- tierten Bindegewebszellen des Corium. Verästelte Pigmentzellen sah jedoch Kerbert (1877) beim Hühnerembryo vom 15. Bebrütungstage in der Epidermis. In den papillenähnlichen ersten Anlagen der Federn beim Hühn- chen beobachtete v. Kölliker (1887), falls sie gefärbt sind, reich verzweigte, sternförmige Pigmentzellen, nicht aber in den Epidermis- zellen selbst, wenigstens nicht im Anfange. Kerbert will daher den Mesenchymzellen, die mit denjenigen der Adventitia der Blutgefäße in letzter Instanz anastomosieren, eine Beziehung zur Pigmentbildung zuschreiben. Die Pigmentbildung in den Federn hat auch Post (1893) am Kopfe des 10-tägigen Taubenembryo untersucht. In dem peripheren Ende der Pulpa des Federkeimes stammt das Pigment aus den Epi- dermiszellen, nicht aus dem Bindegewebe. Die Fähigkeit, Pigment- körnchen zu bilden, kommt den am tiefsten gelegenen Zellen des Stratum germinativum zu ; aus gewöhnlichen Zellen des letzteren können sich verästelte Pigmentzellen entwickeln. Die Pigmentkörnchen sind wie an anderen Orten kleine Stäbchen, von denen nach Behandlung mit Kalihydrat eine helle Grundsubstanz zurückbleibt. Post glaubt übrigens, daß einerseits Pigment aus der Epidermis in das tiefer als letztere gelegene Bindegewebe übertreten kann, und daß es andererseits unzweifelhaft im Bindegewebe Pigmentzellen giebt, obgleich das dazu gehörige Epithel pigmentfrei ist. Es entsteht das Pigment also nach Post in polyedrischen Zellen des Stratum germi- nativum, in verzweigten Zellen des letzteren und in Bindegewebs- zellen. Säuger. Eine zusammenfassende Darstellung über die Bildung des Hautpigmentes hat Rosenstadt (1897) gegeben. Danach können die Epidermiszellen selbständig Pigment bilden, bei gleichzeitigem Mangel von solchem im Corium. Oder die Epidermis und das Corium enthalten unabhängig voneinander Pigment. Oder drittens sind die Epidermiszellen pigmentiert, und die Farbstoff führenden Bindegewebs- zellen des Corium senden ihre Fortsätze in die Epidermis. Nach Loeb (1899) zeigen sich keine Pigmentkörnchen in Epi- dermiszellen von Hautstückchen des Ohres weißer Meerschweinchen, die man auf die Haut von schwarzen Ohren transplantiert hatte. Um- gekehrt wachsen pigmentierte Epidermiszellen von den Rändern eines schwarzen Hautstückchens weiter, das auf die Haut eines Weißen ver- pflanzt worden war. Das Bindegewebe ist also nicht die Quelle des Pigmentes, wenigstens nicht im Anfange. Ebenso tritt nach Retterer (1887), der Untersuchungen an Foetus vom Esel von 8 cm Länge und des Pferdes von 22 cm Länge an- stellte, das Pigment zuerst nur in den Epidermiszellen auf, und zwar in denen der tiefsten Schichten, nicht aber in den Intercellularräumen und nicht in der Cutis. Erst beim Pferdefoetus von 65 cm Länge zeigten sich auch pigmentierte Bindegewebszellen. (Analog verhält es sich mit der Pigmentierung der Haare.) Die Entwickelung der Haut und ihrer Nebenorgane. 311 Pigmentierte Bindegewebszellen sah v. Kölliker (1887) zahlreich im Bast des wachsenden Geweihes bei Hirschen und Rehen, die in die anfangs ungefärbte Epidermis einwandern. An der Innenseite der Ohrmuschel des 5-tägigen Hundes wird nach Post (1893) das Pigment in langgestreckten Bindegewebszellen des Corium gebildet, Das Pigment der Stacheln von Echid na -Embryonen entsteht nach Römer (1898, p. 53) an der Oberfläche der Cutis in letzterer selbst und füllt dann die am tiefsten gelegenen Zellen des Stratum nativum. germi- Schweissdrüsen. Die Schweißdrüsen-Entwickelung ist zuerst von Wendt (1834) untersucht worden. Ihre Ausführungsgänge sind schon beim 4-monat- a - b " liehen Foetus durch Abziehen der Epidermis darstellbar, v. Kölliker (1850, p. 167 — 171) dagegen sah sie erst im 5. Schwangerschaftsmonat in Form mikroskopisch feiner, durchaus solider Einstülpungen des Stratum germinativum der Epidermis, die senkrecht zur Oberfläche in die Cutis hineinwachsen, gelblich durchscheinend sind und aus rundlichen Zellen, wie diejenigen jenes Stratum, bestehen. In der Tiefe endigen diese soliden Zellen- kolben mit verdickten, kol- benförmigen Anschwellun- gen. Diese Untersuchungen v. Kölliker's stammen aus dem Jahre 1850, und seit- dem hat, mit Ausnahme der "Nachuntersuchung von Brunn's (1897), keine an- dere stattgefunden, und noch weniger ist etwas Neues hinzugekommen. Nach v. Kölliker haben diese erwähnten Anlagen in der Planta pedis 0,06 — 0,2 mm Länge auf 0,022 mm Dicke am peripheren Ende und 0,04—0,045 mm am centralen Ende; übrigens reichen sie an- fangs nicht bis in die Tiefe des 0,056 mm dicken Corium hinein. In der Epidermis ist noch keine Andeutung eines Ausführungsganges vor- handen, so wie auch die ganze Anlage noch kein Lumen besitzt. Ein solches zeigt sich erst im 6. Schwangerschaftsmonat (v. Kölliker, A. L. I. 1879, Fig. 479). Die Drüsenanlage ist dann weiter in die Tiefe gewachsen, fängt an sich zu winden und reicht bis in die Mitte Ihre Fig. 189. Schweißdrüsenanlagen von einem 5-monatlichen Embryo. Ein Durchschnitt durch die ganze Haut mit 5 Drüsen. Vergr. 50. a Stratum corneum der Oberhaut, h Stratum ger- minativum. d Drüsenanlage ohne Lumen, aus kleinen runden Zellen bestehend. C Corium. (Nach v. Kölliker, Entwickel. des Menschen. 1879. p. 793. Fig. 478 A.) oder bis in das tiefer gelegene Viertel der Dicke des Corium. Dicke beträgt zu dieser Zeit am blinden Ende 0,09 mm, weiter nach der Oberfläche hin 0,036—0,045 mm. Sehr bemerkenswert ist das Verhältnis der Coriumfurchen zu den ersten Anlagen der Schweißdrüsen. Am Ende des 4. Schwangerschafts- monates bilden sich an den Fingern unter der äußerlich glatten Epi- 312 W. Krause, dermisoberfläche die Anlagen der Primär furchen, wie sie hier genannt werden sollen, aus. Sie entstehen als Wucherungen der Zellen des Stratum germinativum, die in Reihen angeordnet sind, zwischen welchen schmale Cutiswälle sich hinziehen. Die spätere konzentrische Anordnung an den distalen Phalangen der Finger und Zehen ist von Anfang an gegeben, und unter der Lupe machen ihre Reihen einen ganz ähnlichen Eindruck, wie sie die Anordnung auf den Fingern des Erwachsenen aufweist. Auch ihre Anzahl ist bei absolut geringeren Dimensionen ziemlich genau dieselbe, wie beim Erwachsenen ; am kleinen Finger hatte ein 4-monatlicher Foetus etwa 50 Primärfurchen mit ebensoviel Cntisstreifen dazwischen ; es werden alle diese Furchen mithin von vornherein ziemlich gleichzeitig angelegt. Jedoch entstehen, während die Fingerphalangen wachsen, an den Seitenrändern der letz- teren einzelne neue Furchen, durch Teilung der schon vorhandenen. Die sich neubildenden Furchen endigen blind, und an den blinden Enden zeigt sich eine etwas beträchtlichere, rundliche Anhäufung von Zellen des Stratum germinativum. Die Vermehrung ist aber ver- gleichsweise nur unbedeutend. An Flächenschnitten, die von der volaren Oberfläche der Finger oder Zehen des 5-monatlichen Foetus angelegt werden, sieht man nun mikroskopisch die Mündungen der Schweißdrüsen in den Furchen liegen. Von Anfang an ist die von Zellen des Stratum germinativum ausgefüllte Mündung des späteren Schweißdrüsenganges trichterförmig und ein wenig erweitert (Fig. 190). Nach der Tiefe zu folgen in radial- Fig. 190. Schweißdrüsenanlage auf dem senkrechten Durch- schnitt der Haut der Fußsohle eines 5-monatlichen mensch- :;^^^^^fe^:^;(j liehen Foetus. Vergr. 70. (Nach v. Brunn 1897. p.77. Fig. 89.) l'.^S:f^$&*}.] %'-5&ff ;■ Diese Fig. repräsentiert einen Querschnitt, die Fig. 189 wesent- • '■-.;:^ \\y yS-' ,':'::-:::':^---': lieh einen nach der Längsachse eiues Hautriffes verlaufen- .■:'' ".-' " ''•••^•- :- , clen Längsschnitt. Die Schweißdrüsenanlage mündet auf einem ; ;;■ ■ M ■■'-'. '■■'■ späteren Hautriff, das durch sie wie in zwei kleine Hügel ge- £• ■"■•.■■■/ :. "'';■ ',-. '■•'. '•;.■ teilt erscheint. Links und rechts davon liegt je eine kleine Epidermiseinstülpung; diese ist der Begiun einer definitiven Furche. Die Epidermis-Oberfiäche erscheint zufälliger Weise etwas unregelmäßig (vergl. Fig. 189). ulnaren Serienschnitten die Querschnitte der Schweißdrüsenausführungs- gänge. Sie stehen in Reihen, sind etwa 0,08 mm voneinander am Nagelglied der großen Zehe beim Foetus aus dem Ende des 5. Schwangerschaftsmonates entfernt, während sie der Quere nach, also dem Abstand der Primärfurchen untereinander entsprechend, nur etwa 0,06 mm Distanz voneinander haben. Weiter nach der Tiefe zu folgen die Anlagen der Drüsenknäuel, die als kleine seitliche Aus- stülpungen und Umbiegungen beginnen (Fig. 191). Beim 5-monatlichen Foetus sieht die Sache eigentümlich genug aus. Die Mündungen der Schweißdrüsen liegen merkwürdigerweise in den Furchen, nicht wie beim Erwachsenen auf der Höhe der Riffe. Da- raus folgt, da die Schweißdrüse selbstverständlich ihren Ort nicht ändern kann, daß die Primärfurchen den definitiven Furchen, Sulci cutis, nicht entsprechen. Beide sind voneinander ganz verschieden, und die Primär furchen korrespondieren im Gegenteil mit den Hautriffen. Während die definitiven Furchen Einsenkungen des Corium und der Epidermis darstellen, sind die Primärfurchen aus- schließlich Furchen des Corium, und die E piderm isob erfl äche Die Entwickelung der Haut und ihrer Nebenorgane. 313 liegen. Der geht glatt über die Stelle hinweg, wo sie 5-monatliche Foetus hat an seinen Fingern und Zehen noch definitiven Furchen (worauf His brieflich aufmerksam machte), höch- stens Anfänge derselben (Fig. 190). Die letzteren Furchen ent- gar keine stehen erst im Wachstum der 6. Schwangerschaftsmonat, und zwar durch vermehrtes an Blutgefäßen Cutiswälle, welche Indem die ersteren von den Primärfurchen bedeckten und Nervenfaseranlagen reich sind, sich erheben, werden sie zu Hautriffen ; die Epidermis zwischen den Riffen wuchert auf dem Querdurchschnitt scheinbar zapfenförmig in die Tiefe, was jedoch nur von der Erhebung und dem Wachstum der beiden benachbarten Riffe abhängt. Erst am Ende des 5. (Fig. 190), gewöhnlich aber erst im 6. Schwangerschaftsmonat treten die bleibenden Furchen als schmale Zellenreihen auf. Sie liegen jede zwischen zwei nächstbenachbarten Primärfurchen, den späteren Riffen, und bestehen anfangs aus zwei Cylinderzellenlagen. Diese Zellen wenden ihre Basis dem späteren Riffe, ihre periphere Oberfläche der Achse der definitiven Furche zu ; zwischen den beiden Zellenlagen befinden sich noch einzelne abge- plattete Zellen des Stratum corneum der Epidermis. Die Breite der definitiven Furchen beträgt am Zeigefinger eines 6-monatlichen Foetus anfangs nur 0,016 mm; von Anfang an handelt es sich um Furchen, an denen die freie Oberfläche der Epidermis sich einkerbt, was bei den Primärfurchen, über welche die Epidermisoberfläche glatt hinweg- geht, nicht der Fall ist. Flächen schnitte der Volar- und Plantar seiten von Fingern und Zehen geben bei weitem die klarsten Bilder. Im 4. Schwangerschaftsmonat sieht man nur Primärfurchen, im 5. Monat in den letzteren zahlreiche rundliche Schweißporen in regelmäßigen Abständen, und im 6. Schwangerschaftsmonat verläuft eine schmale definitive zwischen je zwei Primärfurchen oder Hautriffen. Abgesehen von den sparsamen, durch sekundäre Teilung primärer Furchen ent- ■■■•■■ ■ »■'-.•fc'tiji' /■:sÄ^ Fig. 192. Fig. 191. Fig. 191. Schweißdrüsenanlagen aus dem 7. Monat, vom Menschen. Vergr. 50. a Stratum corneum. g Stratum germinativum. C Schweißdrüsenkanal imCorium. d kol- biges Ende der Drüsenanlage. Das Lumen ist durchweg vorhanden, nur reicht es nicht ganz bis ans Ende des dickeren Teiles der Drüsenanlagen, die zum Drüsen - knäuel sich gestalten. Fortsetzungen der Kanäle in die Oberhaut hinein und Schweiß- poren / sind da. B Ein Knäuel einer Schweißdrüse aus dem 8. Monat. (Nach v. Kölliker, Entwickelung der Menschen, 1879. p. 795. Fig. 480 A.) Fig. 192. Schweißdrüsenanlage auf dem senkrechten Durchschnitt der Haut der Fußsohle eines 7-monatlichen menschlichen Foetus. Vergr. 70. Linker Hand ist das eigentlich abgerundete blinde Ende des bereits angelegten Schweißdrüsenknäuels quer abgeschnitten. (Nach v. Bruxx, 1897. p. 77. Fig. 90. 314 W. Krause, standenen Primärfurchen (p. 312), bleibt die Anzahl der Primärfurchen, der definitiven Furchen und der Hautriffe stets dieselbe und unter sich die gleiche. Alle diese Gebilde sind dem Wesen nach schon beim (»-monatlichen Foetus angelegt und ungefähr in derselben Anzahl wie beim Erwachsenen vorhanden. Im 7. Schwangerschaftsmonat sind die Schweißdrüsenanlagen be- reits von Valentin (A. L. IL 1835. p. 277) in zwei Fällen nachge- wiesen. Zu derselben Zeit oder etwas früher fand Kohlrausch (A. L. II. Bischoff, 1842. p. 467) an ihrem blinden Ende die Drüsen 0,088 mm dick, das periphere Ende ihres Ausführungsganges in der Cutis 0,022—0.029 mm dick. Die Anzahl der Drüsen betrug 144 —225 auf einem Quadratmillimeter (was mit v. Kölliker's Abbildung, (1850. Fig. 46), so ziemlich übereinstimmt. Nach v. Kölliker reicht das blinde Ende bis an die tiefer gelegene Fläche des Corium, fängt an sich hakenförmig umzubiegen (Fig. 191) oder schon zu einem kleinen Knäuel (Fig. 192) von 0,09 — 0,0135 mm Durchmesser sich zu entwickeln. Der Drüsenausführungsgang im Corium macht mehrere Windungen , ist 0,034 — 0,035 — 0,5 mm dick und zeigt nun ein helles Lumen von 0,0068 — 0,009 mm. Die Wandung des ganzes Kanales hat sich verdickt, das Drüsenepithel ist einschichtig, und dessen Zellen sind rundlich-polyedrisch wie früher. An den übrigen Körper- stellen beginnen erst jetzt die Drüsenanlagen zu entstehen. Nach Grefrerg (1883) kann man aber an bestimmten Hautstellen zahl- reiche Uebergänge zwischen älteren und ganz jungen Anlagen finden. Wie v. Brunn (1897, p. 77) fand, soll es den Anschein haben, als ob die Schicht glatter Muskelfasern, welche beim Erwachsenen die Schweißdrüsengänge umhüllen, ans den peripheren Lagen des Epithels dieser Gänge hervorginge. Diese Vermutung beruht auf irrtüm- lichen Angaben von Hörschelmann, Hesse, Sangster, Ranvier (1879, p. 1120) u. a., welche die Muskelfasern an die Innenfläche der Membrana propria verlegten. Die Membrana propria von Ranvier ist aber in Wahrheit die äußere Bindegewebshülle des Schweißdrüsenganges , die wirkliche strukturlose und gegen Kalilauge resistente Membrana propria hat Ranvier infolge seiner Untersuchungsmethode gar nicht zu sehen bekommen (W. Krause, 1881. p. 47). Gelegentlich ist zu erwähnen, daß die Volarseite oder Plantarseite der Endphalangen der Finger oder Zehen beim Kaninchen schöne knäuel- förmige Schweißdrüsen besitzen. Ueber ihre Entwickelung ist so wenig wie über die Entwickelung der Schweißdrüsen überhaupt bei Tieren etwas bekannt. Beim Neugeborenen fand Valentin (A. L. IL 1835. p. 277) die Drüsengänge 0,079 mm, v. Kölliker (A. L. IL 1879) nur 0,034 —0,045 dick; ihre Ausführungsgänge haben nach letzterem in der Cutis 0,018, im Stratum germinativum 0,05 mm Dicke. Die Drüsen- knäuel besitzen teilweise bereits im 6., jedenfalls schon im 8. Schwanger- schaftsmonat Doppelmündungen und haben in der Fersenhaut 0,13 — 0,15 mm Durchmesser. Talgdrüsen. Die erste und bisher einzige gründliche Untersuchung der Ent- wickelung der Talgdrüsen beim Menschen rührt von v. Kölliker (1850, p. 192 — 197) her. Sie zeigen sich am Ende des 4. Schwanger- schaftsmonates als kleine ellipsoidische Auswüchse (Fig. 179, Fig. 193) Die Entwickelung der Haut und ihrer Nebenorgane. 315 der Haarbälge, die aus einer dünnen, in die Haarbalgwand übergehen- den Hülle und einer dichtgedrängten Zellenmasse bestehen ; die Zellen gleichen denjenigen der äußeren Wurzelscheide und sind Abkömmlinge derselben, stammen aber ausschließlich von den cylindrischen Zellen der tiefsten Schicht dieser Scheide. Solche Talgdrüsenanlagen haben anfangs 0,045—0,068 mm Länge auf 0,022-0,36 mm Dicke. Sie treten nur an den Haarbälgen auf und erst dann, wenn in letzteren bereits die Haaranlage deutlich zu erkennen ist. Niemals entstehen Talgdrüsen unabhängig von Haaren in der Cutis ; bekanntlich kann aber beim Erwachsenen an bestimmten Körperstellen das Haar und der Haarbalg zu Grunde gegangen sein, während die Talgdrüse (un- passend auch als Haarbalgdrüse bezeichnet) sich forterhält. Wie die Haare erscheinen die Talgdrüsen an verschiedenen Körperstellen zu verschiedener Zeit, zuerst an der Stirn und den Augenbrauen, zuletzt am Ende des 5. Schwangerschaftsmonates auch an den Extremitäten. Fig. 193 Fig. 194. Fig. 193. Talgdrüsenanlage. Es sind nur die Teile der Haare und ihre Wurzelscheiden, an denen die Talgdrüsen sich entwickeln, vom 6-monatlichen mensch- lichen Foetus dargestellt. Vergr. 250. a Haar, b innere Wurzelscheide, hier mehr der Hornschicht der Oberhaut gleichend, c äußere Wurzelscheide, d Talgdrüsen- anlage, höckerförmig und ganz aus denselben Zellen gebildet wie die äußere Wurzel- scheide. (Nach v. Kölliker, Entwickelung der Menschen. 1879. p. 796. Fig. 481 A.) Fig. 194. Talgdrüsenanlage von einem 6-monatlichen menschlichen Foetus. Es sind nur die Teile der Haare und Haarbälge, an denen die Talgdrüsen sich ent- wickeln, dargestellt. Vergr. 250. a Haar, b innere Wurzelscheide, hier mehr der Hornschicht der Epidermis gleichend, c äußere Wurzelscheide, d Talgdrüsenanlage, flaschenförmig und mit Bildung von Fettkörnchen in den centralen Zellen. (Nach v. Kölliker, Entwickel. d. Menschen. 1879. p. 796. Fig. 481 B.) Korrespondierend mit der Entwickelung der Haarbälge werden sie größer, mehr kugelförmig, wachsen in die Tiefe, neigen sich schräg gegen die Achse des Haarbalges und werden birnförmig, wodurch der spätere Ausführungsgang sich anlegt. In ihrer dicksten Partie haben sie bis zu 0,0112 mm Durchmesser; ihre Zellen sind mit Ausnahme der tiefsten Schicht nach öfteren Teilungen rundlich-polyedrisch geworden. Während anfangs die Zellen in der Talgdrüse ganz denjenigen der äußeren Wurzelscheide gleichen, entstehen jetzt im Centrum der Drüse, in einer centralen Zellengruppe zahlreiche feine Fettkörnchen (Fig. 194). Letztere bilden sich zuerst in der Tiefe der Drüse, dann auch im späteren Ausführungsgange derselben, und diese Zellen ge- langen in die Höhlung des Haarbalges, nämlich unmittelbar an das 316 W. Krause, Haar heran, welches sie bei ihrem Zerfall einfetten, womit der Beginn der Hauttalgsekretion gegeben ist. Im 6. Schwangerschaftsmonat treten weitere Anlagen von der äußeren Wurzelscheide aus zu den schon vorhandenen hinzu, so daß ein kleiner Kranz von Talgdrüsen um jeden Haarbalg entstellt. Auch entwickeln sich seitliche Ausstülpungen an der anfangs nur aus einem Hohlraum und dem Ausführungsgange bestehenden Drüse, indem sich, wie es scheint, unter Beteiligung des wachsenden Coriuingewebes, das die hervorsprossende Zellenmasse einschnürt, allmählich eine acinöse Drüse mit vielen Drüsenbläschen entwickelt. Die später gebildeten Acini sprossen meist aus den anfänglich gebildeten hervor. Beim 7-monatlichen Foetus sind die meisten Drüsen noch einfach gestielte Schläuche von 0,009—0,0135 mm Länge auf 0,0045— 0,0068 mm Breite; am äußeren Ohr und an der Nase giebt es noch einfache Drüsen- schläuche, an letzterer auch kleine von nur 0,0022 mm Durchmesser. Talgdrüsen im roten Lippenrande sind bei Erwachsenen konstant, fehlen aber dem Neugeborenen und entwickeln sich erst bei Kindern von 12 — 16 Jahren; sie nehmen an Zahl und Größe bis zur Pubertät zu, enthalten anfangs hier und da rudimentäre Härchen, die später ausfallen ; die Drüsen sind stärker entwickelt an der Oberlippe, als an der Unterlippe, zahlreicher bei Männern als bei Frauen. Alles dies weist darauf hin, daß diese Drüseneutwickelung sich mit der Schnurr- bartentwickelung zusammenstellen läßt. Näheres ist über die erstere nicht bekannt, es ist jedoch sicher, daß manche Drüsen auf einfacher Ent- wickelungsstufe stehen bleiben und nur einen einzigen Acinus aufweisen. Solche sind durchaus nicht pathologisch oder etwa atrophische Formen. Säugetiere. Bei diesen Tieren verhält sich die Sache im wesent- lichen wie beim Menschen. Beim Igel (Erinaceus europaeus) fand Sprenger (1898) als erste Anlage der zu den späteren Stacheln gehörenden Talgdrüsen an Foetus von 2 cm Körperlänge leichte seit- liche Ausbuchtungen in der Mitte der Länge des Epidermiszapfens, welcher zu dieser Zeit die Anlage der Igelstacheln bildet. Dasselbe gilt übrigens auch für die Anlage der Talgdrüsen an den Haaren des Igels. Jede solche Anlage wird von einer einfachen Lage cylindrischer Zellen an ihrer Wand ausgekleidet. Im übrigen besteht sie aus poly- edrischen rundlichen Zellen des Stratum germinativum und verhält sich ganz wie die übrige Stachelanlage. Die Talgdrüsenanlagen nehmen nach und nach an Größe zu, die flachen Ausbuchtungen des Balges werden kugelförmig oder birnförmig und neigen sich schräg gegen die Längsachse des Balges, wobei die Einmündungsstelle in letzteren gegen die Oberfläche der Cutis gerichtet ist. Zugleich vergrößern sich die centralen Zellen in der Ausbuchtung, zeigen Fetttröpfchen in ihrem Inneren und werden nach und nach gelblich. Diese Verfettung be- ginnt am Grunde der Ausbuchtung und schreitet gegen den Stachel- balg hinfort, was nach Marks (1895) sich umgekehrt verhalten sollte. Später treiben die schlauchförmig gewordenen Drüsenanlagen seitliche Sprossen, die von den peripheren Zellen ausgehen und zu Acini werden. Letztere machen jeder für sich dieselbe fettige Metamorphose ihrer centralen Zellen durch, wie ursprünglich die Anlage der ganzen Talgdrüse. 'O^ Mammarorgane. Die erste Anlage der Mammarorgane tritt als eine breite, flache Verdickung der Epidermis an der lateralen Bauchwand auf, dies ist Die Entwickelung der Haut und ihrer Nebenorgane. 317 der Milch streifen. Später bildet sich innerhalb des Milchstreifens eine leistenlormige Verdickimg, die aus einein verdickten Bindegewebs- polster besteht, das von zwei Furchen begleitet wird, welche die Epi- dermisverdickung seitlich begrenzen. Somit hat sich durch Anteil- nahme des Corium aus dem Milchstreifeu eine Milch leiste oder Milchlinie herausgebildet, die Milchleiste sekundär entstanden, wenngleich Hugo Schmidt (1896) das Gegenteil annahm. Noch später sondert sich die Milchleiste in Milch- punkte (Fig. 195) oder Milchhügel, indem zap- fenförmige Verlänge- rungen der Epidermis in die Tiefe dringen ; jeder Milchpunkt ent- spricht einem späteren Mammarorgan, aber nicht jeder Milchpunkt gelangt zu einer definitiven Ent- wickelung. Jedenfalls ist der Milchstreifen das Primäre, • :. '■.-. az - « * * . -.•-•■ . . • <• ' ' - •» ► .* •Vi* Fig. 195. Milchpunkt eines 15 mm langen Schweinsfoetus auf dem senkrechten Durchschnitt. uz beginnende Areolarzone. Vergr. etwa 100. (Nach Profe, 1898. Taf. XXI. Fig. 6.) Die erwähnten Aus- drücke : Milchstreifen, Milchleiste, Milchlinie u. s. w. werden übrigens von mehreren Autoren in verschiedenem Sinne gebraucht. Abweichend von der erörterten Anschauung hält Klaatsch (1893) die Milchleiste für eine sekundäre Bildung, die aus den primär vorhandenen Milch- hügeln zusammengeflossen sei. Letztere w7ären Anlagen von Mam- martaschen und die Milchleiste selbst das Rudiment eines Beutels, wie der der Beuteltiere, bei Placentaliern : die Milchleiste soll als Mar- supialleiste bezeichnet werden. Diese Annahmen sind von Breslau m Fig. 196. Fig. 197. Fig. 196. Schema der Anlage der Rinderzitze nach Gegenbaur u. a. C Cutis- wall. m Mammartasche (oder Strichkanal). . p. 119. Fig. 63.) treibt dann seitlich und in die Tiefe dringende s e k u n d ä re Epithelsprossen (Fig. 200, 201). Geht nun die ursprüng- liche zapfenförmige Epitheleinsenkung (Fig. 198) unter Verhornung zu Grunde, so entsteht ein Hohlraum, die Mammartaschenanlage oder der Strichkanal. Bleibt die Einsenkung eine geringe, so münden mehrere Milchgänge auf der Brustwarze nach außen. Letztere ent- steht durch Wucherung eines Coriumanteiles der Warzenzone. Rein (1882) sieht mithin in den oben nach Gegenbaur ange- führten Thatsachen keineswegs specifische, sondern nur quantitative Differenzen. Bei Wiederkäuern beginnt die Erhebung des Drüsen- feldes früher als beim Menschen und geht in größerem Umfange vor sich, so daß nicht mehr als ein quantitativer Unterschied vorliegt. Abgesehen von diesen Differenzen kommt nach Geoenbaur (1886) noch ein d iph yl e tis ch er Ursprung der Mammarorgane in Frage. Die Mammarclrüsen der Mono tr einen haben nämlich tubulösen Bau und gehen aus Schweißdrüsen, nicht Talgdrüsen hervor. Ihr Sekret kann als ein fettiger Schweiß bezeichnet werden, der von den Jungen abgeleckt wird. Die Drüsengänge teilen sich an ihrem blinden Ende in der Tiefe oder verzweigen sich und bilden vielfache Windungen. Bei Echidna wird ein Teil der Drüsenläppcken durch wenig gewundene Schläuche ge- bildet, die allmählich zum Ausführungsgang zusammentreten ; bei diesem Tiere ist der letztere weit in der Längsachse der Läppchen verfolgbar 320 W. Krause, Die Drüsen der Monotremen können nicht ohne weiteres als Milchdrüsen bezeichnet werden. Nennt man sie so, so sind letztere hiernach diffe- renten, zunächst diphvletischen Ursprunges, der aber mit den oben ge- schilderten Verschiedenheiten zwischen Mensch und Rind nichts zu thun hat. Wenn die Jungen von Echidna, wie behauptet wird, das Drüsenfeld regelmäßig ablecken, so werden sie jedenfalls in dem fettigen Schweiß Fig. 200. Zitze eines Schweinsfoetus von 16 cm Körperlänge. Vergr. etwa 100. hp Pfropf verhornter Epidermiszellen in der Achse der Anlage, cw Coriumwall. ':i7:.^-".'-:'-'\'vJ*$? ' ■ - ^T^-'r ,-'.'•'■ I:s. ■•'i.*;'.- •'■'.':»"- %*"•;'-.:• .:'>«::v. ' •"*.'.; •"£"&•* ■>:y--^-'. £•? . '- ■■'-"•" j .-:A:Jy- •' ' - .; /v:?v . .•'; •;.'•';-•' '.••'.';.'• .-,".1 5 •'•""•'•' Fig. 201. Anlage der Milchdrüse bei einem 25 cm langen menschlichen Foe- tus. Vergr. 70. 1 Anlage des Stroma mit durch- schnittenen Blutgefäßen. Die Epidermiswucherung zeigt mehrere sekundäre Ausläufer oder Sprossen. (Nach Nagel, 1896. p. 120. Fig. 65.) nicht viel brauchbare Nahrung erhalten. Die phylogenetische Ableitung der Mamma von Schweißdrüsen steht mithin auf schwachen Füßen. Nach Klaatsch (1892) besitzen übrigens auch das Schaf und Antilope cer- vicapra eine Anzahl tiefer gelegener Mammartaschenclrüsen, die von tubulösen Hautdrüsen sich ableiten sollen. Nach Untersuchungen an Didelphis marsupialis L. kam Bresslau (1902) zu viel weitergehenden Schlüssen. Die Mammartaschen von Echidna und die Marsupialtaschen von Beuteltieren sind einander homolog und liefern den Beutel. Ein diphyletischer Ursprung der Mammarorgane nach Gegenbaur ist nicht mehr anzunehmen ; wie die Mammarorgane der Beuteltiere sollen dieselben bei allen Säugern aus Schweißdrüsen entstehen. Jedoch hat die ausge- bildete Drüse nur bei den Monotremen einen tubulösen Bau. Mag dem sein, wie ihm will, jedenfalls zeigen die Gl. areolares in der Um- Die Entwickelung der Haut und ihrer Nebenorgane. 321 gebung der menschlichen Brustwarze, die aus der Mammartasche ent- stehen und accessorische Milchdrüsen sind, durchaus den Bau von Tale- drüsen, nicht von Schweißdrüsen. Es sind nun die Verhältnisse bei den einzelnen Säugergattungen specieller durchzugehen, im wesentlichen lauten die Untersuchungen übereinstimmend. Mensch. Zur Zeit sind die Befunde an ganz jungen mensch- lichen Embryonen noch so sparsam, daß es erforderlich erscheint, sie einzeln zu diskutieren. Die ersten Anfänge einer Milchdrüsenanlage konnte Strahl (1898) bereits bei einem menschlichen Embryo von 3 mm Körperlänge nach- weisen. Man muß auch beim Menschen zwischen Milchstreifen und Milch- leiste unterscheiden. Ersterer ist eine breite, lange, niedrige, nicht über die Epidermisoberfläche hervorragende Ektodermverdickung. Innerhalb dieses Milchstreifens bildet sich später eine kürzere, aber dickere An- schwellung, die Milchleiste. Der Milchstreifen ist bei Embryonen von ca. 7 mm Körperlänge deutlich ausgebildet, am meisten an den Ursprungs- stellen der oberen und unteren Extremität ; an den dazwischen gelegenen Partien ist er noch sehr niedrig. Beim Embryo von 8 mm Länge er- reicht der Milchstreifen seine stärkste Ausbildung und erstreckt sich von der Achselgrube bis zur Inguinalregion. Innerhalb des cranialen Endes des Milchstreifens entsteht dann die Milchleiste. Bei Embryonen von 14 — 15 mm Körperlänge zeigt sich der Milchstreifen neben. der Wurzel der Anlage der oberen Extremität und als Fortsetzung derselben, bis in die Inguinalregion reichend. Der Milchstreifen beginnt alsdann sich zurückzubilden, indem in seiner Mitte die relativ hohen Zellen sich ab- platten und den Epidermiszellen der benachbarten Körperabschnitte ähn- lich werden. So geschieht beim Menschen (wie auch bei Säugetieren) eine Zerlegung des Milchstreifens in eine beim Menschen geringere An- zahl von Teilen. Nur der craniale Abschnitt des Milchstreifens bleibt in der Anlage der Milchleiste erhalten und entwickelt sich zur Milch- drüse, der größte Teil des Streifens verschwindet später unter Abplattung seiner Zellen, wogegen bei Säugetieren während der Reduktion des ersteren sich mehrere Drüsenanlagen, Milchpunkte herausbilden. Auch Hirschland (1898) hatte einen 4 mm langen menschlichen Em- bryo zur Verfügung. Caudalwärts von der Gegend des Herzens sowie von der eben hervorsprossenden stummeiförmigen Anlage der oberen Extremität fand sich eine breite Verdickung der Epidermis an der seit- lichen Leibeswand des Embryo, die cranialwärts ohne scharfe Grenze auslief und caudalwärts etwas abgeflacht zur Medianebene zu verfolgen war. Nahe an der Ansatzstelle der unteren Extremität erfährt das Ekto- derm wieder eine bedeutende Verdickung. Die geschilderten Verdick- ungen stellen die erste Anlage des Milchstreifens dar, worin sich später die Milchleiste ausbildet. Bei einem 6,75 mm langen menschlichen Embryo beginnt nämlich die letztere nahe caudalwärts vom Ansatz der oberen Extremität als eine von zwei Furchen begleitete Erhebung der seitlichen Leibeswand, welche von etwas dickerer Epidermis überkleidet wird. Letztere liegt auf einem verdickten Bindegewebspolster, das caudalwärts allmählich abnimmt, so daß die Furchen verstreichen; zugleich verdünnt sich die benachbarte Epidermis. In den mittleren Abschnitten seiner Länge enthält die Epi- dermis des Milchstreifeus bei einem 8 mm langen Embryo etwa 4 Zellen- Hanribuoh der Entwickelungslehre. II. 1. 21 • ) 322 W. Krause, kerne übereinander; caudalwärts verschmälert sich die Anlage zu einem an der Seitenwand des Embryonalkörpers liegenden Streifen. Letzterer läßt sich bis in die Gegend des Ansatzes der unteren Extremität ver- folgen, wobei derselbe sich verbreitert, mehr ventralwärts wendet und schließlich in eine allgemeine Epidermisverdickung der Leibeswand aus- läuft. Eine etwas andere Auffassung rührt von Heinrich Schmitt (1898) her. Erst bei einem Embryo von 9 mm Körperlänge fand dieser Forscher die erste Anlage der Milchdrüse. Auf solcher, nach Schmitt allerfrühesten Entwickelungsstufe ist die Anlage hiigelförmig oder flach-linsenförmig ge- staltet. Eine Areolarwucherung ist nicht angedeutet. In Stadien, welche dem von Kallius (s. unten) beschriebenen entsprechen, war eine unbe- deutende Areolarwucherung vorhanden, und die Milchdrüsenanlage lag auf einer Erhebung des Corium : bei noch älteren Stadien war diese Er- hebung nicht konstant. Schmitt glaubt mit sehr großer Wahrscheinlich- keit annehmen zu dürfen, daß beim Menschen nur eine pectorale Milchleiste besteht. Den Hugo ScHMiDT'schen Milchstreifen fand Schmitt teilweise schon bei jüngeren Embryonen, welche das von Kallius erörterte Stadium der Milchdrüsenentwickelung zeigen, und hält es für wahrscheinlich, daß der Streifen Beziehungen zur Milchdrüsenanlage und den überzähligen Mammar- organen Erwachsener besitzt. Die individuellen Schwankungen in der Ausbildung der Milchdrüse sind recht groß. Die von Hugo Schmidt so benannten hyperthelialen Gebilde fanden sich bereits bei jüngeren Em- bryonen, doch kommen sie nicht in der Inguinal- und seitlichen Bauch- gegend vor. Als wirkliche überzählige Milchdrüsenanlagen kann man wohl nur einen Teil dieser Epithel Wucherungen auffassen, es kann aber sein, daß auch die übrigen mit der Mammaranlage in Beziehung stehen. Kallius (1897) hingegen sah bei einem 15 mm langen, 30 — 34 Tage alten menschlichen Embryo eine etwa 1,5 mm lange Milchleiste. Sie beginnt 0,25 — 0,5 mm unterhalb der Anlage der oberen Extremität, setzt sich in der Axillarlinie caudalwärts ca. 1,5 mm weit geradlinig fort. Sie war jederseits etwa 0,2 mm hoch und 0,3 mm breit. Das craniale Ende dieser Milchleiste bestand mikroskopisch aus einer Ver- dickung der Epidermis, die tiefste Schicht dagegen aus cylindrischen Zellen, während die Oberfläche des Corium eben ist. Weiter caudal- wärts nimmt die Epidermisverdickung zu, die Dicke der ganzen Milch- leiste ändert sich aber nicht, und dies kommt dadurch zu stände, daß eine entsprechende Einsenkung in die Coriumoberfläche stattfindet. Auch der Mensch besitzt also in frühester Zeit eine gerade und relativ lange Milchleiste, homolog derjenigen von Säugetieren, die aber schnell wieder verschwindet. Nur das craniale Ende, woselbst die Coriumeinsenkung sich befindet , stellt einen Milchhügel oder eine primitive Zitze dar, diese linsenförmige, in das Corium eingesenkte Anlage persistiert, der übrige Teil der Milchleiste bildet sich zurück und verschwindet in der Norm ; übrigens ist die zu Grunde gehende Partie größtenteils caudalwärts von dem Milchhügel gelegen. Nach Hikschland (1898) hingegen trat erst bei einem menschlichen Embryo von 26 mm Körperlänge die Milchdrüsenlage als eine kurze, gedrungene, cirkumskripte Verdickung der Epidermis auf. Die äußersten Zellen derselben sind radiär gegen das umgebende Bindegewebe gestellt, letzteres ist verdichtet. Diese zapfenförmige Anlage kann als Milchpunkt bezeichnet werden ; solche werden auch für etwaige überzählige acces- sorische Mammae sekundär an anderen Stellen des Milchstreifens an- gelegt. Die Entwickelung der Haut und ihrer Nebenorgane. 323 Die Anlagen der Milchpunkte sind ursprünglich mehr spindelförmig, bald aber beginnt eine Resorption der Milchleiste zwischen ihnen, wobei die in der Richtung der letzteren länglich-spindelförmigen Anlagen sich abrunden (Nagel, 1896). Die Bildung der Milchdrüse selbst gehört der weitereu Ent- wickelung an. Die Zone der Brustwarze nimmt an Dicke noch zu, gleichzeitig treibt aber der Epithelzapfen Sprossen in die Tiefe, in das Stromalager hinein. Diese Sprossen sind anfangs solide, später werden sie hohl, und zwar von der Tiefe aus nach der Peripherie hin ; sie stellen die Ausführungsgänge der Milchdrüse dar. Im Anfange sind sie mehr cylindrisch, nachher kolbenförmig, und schließlich werden ihre Enden unter Teilungen zu Acini, die ganz solide sind und im Gegen- satz zu den Milchgängen kein Lumen besitzen. Im 7. Monat der Schwangerschaft erfolgt nach Rein (1882) im Centrum der Anlage eine Verhorn im g und Abstoßung von Epithelzellen, wodurch dieses ursprünglich vorgewölbte Centrum abgeflacht und ausgehöhlt wird. Indem nun während der folgenden Entwickelungsperiode die so- liden Sprossen weiter wachsen, seitliche Verzweigungen oder sekundäre Sprossen in das Stroma hineintreiben, entstehen die Acini und Milch- gänge, wie sie sich beim neugeborenen Kinde finden. Die Ductus lactiferi zeigen nahe an ihrer Ausmündung bereits eine erweiterte Stelle, den Sinus lactiferus. Das Epithel der Gänge ist zweischichtig, inwendig- bestellt es aus Cylinderzellen ; die der Wandung des Ganges ansitzende Schicht führt kubische Zellen. In den der Oberfläche zunächst ge- legenen Teilen der Milchgänge, sowie an deren blinden Enden in der Tiefe bleibt jedoch das Epithel mehrschichtig. Eine Anzahl sekundärer Sprossen gehört jedesmal zu je einem Milchgang, erstere werden von ihren Nachbargruppen durch Stromagewebe getrennt, und so bilden sich die einzelnen Lappen der Milchdrüse. Fettzellen entstehen zuerst an der Basis der Mamma, später auch an deren Peripherie. Erst während der beiden letzten Schwangerschaftsmonate bildet sich die Brustwarze. Sie entsteht durch Erhebung des centralen Teiles der Warzenzone aus der Mammartasche heraus. Jedoch können diese Vorgänge bis nach der Geburt sich verzögern; die Ausführungsgäuge münden, wie gesagt, unter subcutanen Erweiterungen, auf der Spitze der Papilla mammae. Im Bereich der Areola entwickeln sich Netze zahlreicher Bündel von glatten Muskelfasern, der M. subareolaris von Sappey (1879). Während des 1. Lebensjahres erhebt sich allmählich das frühere Drüsenfeld unter Entwickelung seines Bindegewebes und seiner Muskel- faserzüge zur Papilla mammae. Ein wesentlicher Unterschied zwischen den Geschlechtern läßt sich bis zur Geburt in der Entwickelung der Mamma nicht nach- weisen ; die Differenzen gehören späteren Lebensperioden an. Säugetiere. Was die Säugetiere anlangt, so erstrecken sich die Untersuchungen von Rein (1882)) hauptsächlich auf das Kaninchen und Pferd, außerdem auf das Rind. Schwein, den Hund, die Katze, den Maulwurf, Igel, das Meerschweinchen, die Ratte, Maus, Didelphys und das Känguruh. Hier sind zunächst die Ungulaten zu besprechen. Perissodactyden. Die Zitze der erwachsenen Solipeden hat 2 (oder 3) Ausführungsgänge und nach Gegenbaur (1872) ent- spricht die Zitze des Pferdes je 2 Zitzen des Rindes, die schon 21* ;;24 W. Krause, frühzeitig nahe aneinander gerückt und von einein gemeinsamen Cutis- wall umgeben sind. Beide Ausführungsgänge würden primäre Epithel- sprossen und persistierende Mammartaschen repräsentieren. Im Gegen- satz dazu fand Rein bei 13 cm langen Pferdefoetus eine einzige primäre Anlage, von welcher 2 deutliche kolbenförmige Sprossen in die Cutis sich einsenken. Die Zitze des Pferdes ist also der des Menschen und der Carnivoren u. s. w. homolog. Zwei Pferdefoetus von 9,5 und 22 cm Körperlänge hat Clara Ham- burger (1900) untersucht. Bei dem jüngeren fanden sich elliptische Riug- wälle als Anlage der Zitzen, die sich über das Niveau der Cutis er- heben. Sie werden durch Vermehrung der Zellen des Corium hervor- gerufen, und diese Wucherung umgiebt zwei Einstülpungen des Stratum germinativum, die sich in das Corium hineinsenken. Dies sind nach Hamburger die beiden Mammartaschen. Am äußeren Rande einer jeden tritt bereits ein beinahe kugeliges, solides Gebilde auf, welches die Anlage einer Talgdrüse darstellt. Die Epidermiseinstülpung selbst zeigt in ihrer tiefsten Zellenlage Cylinderzellen, und von der Tiefe der Einstülpung wachsen Epithelsprossen in das Corium. welche von der Mammartasche sich abgrenzen, die Zone des areolären Bindegewebes durchbrechen und in das tiefere Bindegewebe hineinwachsen. In einem späteren Stadium, nämlich bei einem Foetus von 22 cm Körperlänge, zeigen sich die Anlagen der Talgdrüsen schon deutlicher als solche ; in dem nach außen gekehrten Teil des Ausführungsganges, den Hamburger für einen Rest der Mammartasche hält, steckt ein Pfropf verhornter Epidermiszellen, und so weit wie letztere reicht auch die Cylinderform der tiefsten Zellenlage in die Tiefe. Die Zitze selbst erscheint als rundlicher Hügel, auf dessen Oberfläche die Mündungen der beiden Ausführungsgänge angedeutet sind. Hiernach sah sich Hamburger veranlaßt, der Ansicht von Rein entgegenzutreten. Letzterer erklärte, wie gesagt, in einfacher Weise die Epitheleinstülpungen für die erste Anlage der Milchdrüse; sie geheu von einer einzigen Primäranlage aus, die einer Mammartasche gleichwertig ist. Mit Gegenbaur u. a. zieht Hamburger die Annahme von 2 Mammartaschen vor, die successive näher aneinander rücken und schließlich, von einem ge- meinsamen Cutiswall umgeben, eine einzige Zitze bilden. Was aber Rein primäre Epithelsprossen nennt, sind für Hamburger sekundäre. Wie man sieht, handelt es sich weniger um verschiedene That- sachen der Beobachtung, als um deren Deutung, denn das Auftreten von zwei Einstülpungen wird allseitig anerkannt. Es fragt sich eben, ob jene beiden Einstülpungen als Mammartaschen zu homologisieren sind oder nicht. Nun haben aber nach Schwalbe (1898) die sogenannten Mammar- taschen der Huftiere nichts mit den Milchdrüsen zu thun. Letztere und die Inguinal gruben sind ganz verschiedene Bildungen, und diese Gruben sind keineswegs der Mammartasche von Ornithorhynchus oder dem Drüsenfeld von Echidna zu parallelisieren. Esel. Die Zitze der Eselin hat nach Hamburger (1900) beim 11 cm und 28 cm langen Foetus zwei, nicht aber, wie gewöhnlich angegeben wird, drei Ausführungsgänge. Die Verhältnisse sind sonst ganz ähnlich wie beim Pferde, und auch bei dem längeren Foetus waren noch die Reste von zwei Mammartaschen nachweisbar. Die Zitze der Solipeden entspricht also zwei dicht aneinander gerückten Zitzen des Rindes. Erstere gehört nach Hamburger in eine Ent- Die Entwickelunff der Haut und ihrer Nebenorojane. 325 & V..V/.1 ÜIVLIU ^JJ^L iüi V,l ^.l^^^U.^1^1 wickelungsreihe, die vom Schwein, Rind, Pferd zum Menschen auf- steigt. Beim Schwein (Fig. 198) bildet die Mammartasche das kurze Mündungsstück der Ausführungsgänge; beim Rind schwindet sie durch Abflachung nahezu vollständig, und beim Menschen stülpt sich der Grund der Mammartasche nach außen und wird so ein Teil der Brust- warzenoberfläche, während beim Pferd und Esel die Zitze allmählich ganz und gar verstreicht. Artiodactylen. Beim Schwein bleibt nach Profe (1898) die Mammartasche in Gestalt des sehr kurzen gemeinschaftlichen Mündungsstückes der 2 oder 3 Ausführungsgänge bestehen. Zwischen Schwein und Mensch steht das Rind in der Mitte, bei welchem die Mammartasche durch Abflachung beinahe ganz verschwindet. Profe fand beim Schwein an 160 Embryonen eine bedeutende Ueberzahl von Anlagen foetaler Zitzen im Vergleich zum erwachsenen Tiere. Es läßt sich darin eine von der Brustgegend caudalwärts fortschreitende Reduktion der Zahl der ersteren erkennen. Rind. Hier bestätigte Profe (1898) den von Burkhardt (1897) bei diesem Tier entdeckten Milchstreifen, und zwar fand ihn Profe schon bei Rindsembryonen von 2,5 cm Körperlänge. Aus dem späteren leistenförmigen Reste des Streifens , der Milchleiste, leitet sich die Entstehung der Milchdrüsen ab. Der Milchstreifen ist nur eine Epithelverdickung, keine Cutiseinstülpung, wie die Marsupialtasche; auch bleibt keine, mit einer großen centralen Höhlung ausgestattete Mammartasche beim Rinde bestehen. Vielmehr ist nach Rein, wie gesagt der Boden (Sinus oder Cisterne) des Strichkauales nicht Mammar- taschengrund, sondern das kolbig verdickte, mit weitem Lumen versehene Ende des von der später rückgebildeten zapfenförmigen Anlage aus- gegangenen Epithelsprosses. Dieser Epithelstrang ist auch nach Profe Fig. 202. Primitivzitze eines 10,5 cm langen weiblichen Binderfoetus, auf dem senkrechten Durchschnitt. Vergr. etwa 100. Die Anlage ist kolbenförmig, hp Pfropf verhornter Epidermiszellen in der Achse der Anlage, cw Coriumwall. g Blutgefäß. mt sog. Mammartasche. az Areolarzone. (Nach Profe, 1898. Taf. XXII. Fig. 16.; 326 W. Krause, vom Boden der Mammartasche in die Tiefe gewuchert und hat die Anlage der Drüse gebildet. Dies bestätigte ferner Tourneux (1892). Es sind folglich zwei Phasen in der Entwickelung nach Profe zu unterscheiden, die der Mammartaschenbildung (Fig. 202) und die der Epithelsprossenbildung (Fig. 203) ; letztere Sprossen entstehen • • • • . • . «t » •/•» • . . • • • . . ,• #»» • » « « . «. » * Fig. 203. Priniitivzitze eines 16 cm langen weiblichen Rinderfoetus, auf dem senkrechten Durchschnitt. Vergr. etwa 100. Im Vergleich zu Fig. 202 ist die Zitze in die Länge gewachsen, die Mammartasche abgeflacht, hp Pfropf von verhornten Epidermiszellen in der Achse der Anlage, cw Coriumwall. az Areolarzone. g Blut- gefäß, sp Epithelsprosse, die sich vom Grunde der Mammartasche in die Tiefe fort- setzt. (Nach Profe, 1898. Taf. XXII. Fig. 17.) durch Wucherung der Randzellenzone der Mammartasche. Die Sprossen- bildung tritt beim Rind (und beim Schwein) gleichzeitig mit den Haar- anlagen auf. Der Strichkanal entwickelt sich aus dem geschilderten (nach Rein sekundären) Epithelsproß und ist gleichwertig einem der Milchausführungsgänge des Schweines oder Menschen. Die Mammar- tasche des Rindes flacht sich schließlich bis zu völligem Verstreichen ab. Schaf. Nach Profe (1898) ist die Inguinaltasche des Schafes ein lateralwärts von dem Milchstreifen auftretendes rudimentäres Marsupiuni, (Beuteltasche, Brutbeutel, Profe) und die Mammartasche davon ganz verschieden. Klaatsch (1892) betrachtet dagegen die Inguinaltaschen des Schafes, sowie einiger Antilopen ebenfalls als persistierende Mammar- Die Entwickelung der Haut und ihrer Nebenorgane. 327 tasclien, die jedoch nach Schwalbe (1898), wie gesagt, mit der Mammartaschenbildung gar nichts zu thun haben. Carnivoren. Bei der Katze sah Schickele (1899), daß die Milchstreifen beider Seiten sowohl cranialwärts als caudalwärts konvergieren. Hieraus resultiert dann später eine Anordnung der Milchdrüsen zu einer cranialen Brustdrüsengruppe und einer caudaleu Leistendrüsengruppe, zwischen denen ein bedeutender Abstand sich herausbildet. Roden tia. Bei Embryonen von der Maus, Ratte und des Kaninchens fand Schickele (1899) die Verhältnisse ebenso wie bei der eben erwähnten Katze, was die Sonderung der Milchdrüsenanlagen in zwei Gruppen, eine craniale und eine caudale, betrifft. Ratte. Die ersten Anzeichen eines Milchstreifens bei der Ratte (Mus decumanus) sah Henneberg, der ca. 40 Embryonen unter- suchte, beim 11-tägigen Embryo in Gestalt einiger größerer kubischer Zellen an der dorsalen Grenze der Seitenwandzone des Rumpfes. Der Milchstreifen dehnt sich allmählich ventralwärts aus und i«t bei 13- tägigen Embryonen bereits zweischichtig geworden. Sehr wenig später tritt im Bereich des Milchstreifens eine Milchleiste auf, von welcher sich ventralwärts noch ein Rest des Milchstreifens erstreckt. Die Milchleiste liegt in ihrer ganzen Ausdehnung auf der Extremitäten- leiste, sie beginnt in der Achselhöhle und endigt dorsalwärts von der hinteren Extremität. Eine Fortsetzung in die Inguinalgegend konnte Henneberg nicht konstatieren. Bei 14-tägigen Embryonen sondern sich die drei pectoralen und der proximale der drei abdominalen Milch- punkte, und zwar wird der am meisten cranialwärts gelegene von den pectoralen zuerst selbständig. Die beiden inguinalen Milchpunkte treten später auf als die übrigen und unabhängig von der Milchleiste ; jedoch sind die ersteren kurze Zeit bei W/g-tägigen Embryonen durch eine leistenähnliche Verdickung der Epidermis verbunden. Während bei 14— 15-tägigen Embryonen die übrigen Anlagen bereits zapfen- förmig geworden sind, verharren die beiden inguinalen Anlagen noch auf der Stufe des Milchpunktes oder Milchhügels. Allmählich rücken alle Anlagen ventralwärts und halten bei 15-tägigen Embryonen ihre bleibende Lage erlangt, während der Milchstreifen verschwunden ist. Bei 16-tägigen Embryonen haben sämtliche Milchdrüsenanlagen das kolbenförmige Stadium erreicht. C e t a c e e n. Die erste Anlage des Mammarorganes der Delphine fand Guldberg (1899) bei einem 18 mm langen Foetus von Phocaena communis. Eine sanfte, schwach konvexe, auf einer unbedeutenden Wucherung des Corium gelegene Epithelverdickung befindet sich zwischen den Anlagen der äußeren Geschlechtsorgane und des Rudi- mentes einer distalen Extremität; sie wird von beiden durch eine mehr oder weniger tiefe Einsenkung oder Furche geschieden. Bei einem 26 mm langen Foetus von Delphinus acutus Gray war dagegen schon eine länglich rundliche Epidermiseinstülpung in das Corium hinein vor- handen, sie verlief in schräger Richtung cranialwärts in die Tiefe. Weitere Entwickelungsstadien von Delphinen, namentlich bei einem 64 mm langen Foetus von Monodon monoceros hat Kükenthal (1893, 1895) beschrieben, worauf hier verwiesen werden muß. M o n o t r e m e n. Die Vergleichung der Mammarorgane dieser primitiven Säugetiergruppe mit den übrigen wurde bereits oben (p. 319) 328 W. Krause, erörtert. Bei letzteren wird nach Gegenbaur (1886) der Milchpunkt zur Mammartaschenanlage, der Boden derselben ist das Drüsenfeld von Echidna, welches, wie oben erwähnt, dem Grunde des Strich- kanales beim Rinde und der Brustwarze des Menschen entspricht. Semon (1899) nimmt seine frühere Angabe von der ursprünglich paarigen Beutelanlage bei Echidna zurück. Im Vergleich dieses Mammarapparates mit dem von Ornithorhynehus ist derjenige des letztgenannten Tieres als rückgebildet und abgeändert aufzufassen. Ein Brutbeutel existiert weder auf der Höhe der Lactation, noch wenn die Eier in der Tuba eben befruchtet waren. Breslau (1902) hat 19 Exemplare von DidelpMs marsupialis untersucht, die von 1 — 9 cm Körperlänge hatten. Nerven der Haut. Die Entwicklung der Hautnerven selbst ist hauptsächlich an Batrachierlarven untersucht worden, da sie ein vortreffliches und leicht zugängliches Objekt für die Beobachtung darbieten. Anuren. In den eben hervorsprossenden Schwänzen von Batrachierlarven bestehen nach Hensen (1864, 1868) die Nerven- bündel anfangs aus marklosen, aber glänzenden, feinen Nervenfasern ohne Kerne oder Scheiden ; diese Fasern teilen sich dichotomisch. Später treten im Inneren der Bündel Kerne auf, die sich nach und nach auch an den Aesten und bis zu den letzten Enden hin erstrecken. Sie gehören amöboiden Zellen an , welche sich an die Nervenbündel anlegen und sie umscheiden. Die Kerne teilen sich nach v. Kölliker (1886) auf dem Wege der Karyomitose. Ob die Scheiden an den Verzweigungen der Nervenbündel allmählich distalwärts sich verschieben oder ob sie an Ort und Stelle an den- selben entstehen, ist nicht sichergestellt. Die weitere Entwickelung der Hautnerven ist schon vor langer Zeit von v. Kölliker (1846) im Schwanz der Froschlarven studiert worden. Die doppeltkonturierten Nervenfasern gehen in blasse, ver- ästelte Endfasern über, erstere sind aus den spinalen Ganglienzellen hervorgewachsen, letztere entstehen aus spindelförmigen Zellen des Mesenchym (v. Kölliker, 1860, p. 537. Fig. 166). (Auch Harrison (1899) kommt nach neuen Untersuchungen am Lachs (Salmo salar) zu dem Resultat, daß die Achsencylinder Ausläufer von Ganglien- zellen sind und keineswegs aus Zellenketten hervorgehen.) Die ver- ästelten und anastomosierenden Endfasern sind bis 0,003 — 0,004 mm dick, viele aber außerordentlich fein. Sie sind nicht als freie Achsen- cylinder aufzufassen, indem sich vom benachbarten Mesenchym aus spindelförmige oder sternförmige Bindegewebszellen von Strecke zu Strecke an die Endfasern anlegen und dieselbe umscheiden, sie auch mit ihren Ausläufern begleiten. Ihre länglichen Kerne vermehren sich durch Teilungen. Von ihnen aus bildet sich an Endfasern, die 0,001 — 0,002 mm Dicke erreicht haben , zwischen den Bindegewebs- zellen und den Nervenfasern das Nervenmark, das von Anfang an als eine feine Röhre auftritt und peripherwärts weiter wächst. Dabei ist merkwürdig, daß markhaltige Strecken an einzeln verlaufenden Nervenfasern häufig durch vorläufig marklos gebliebene getrennt werden. Zahlreiche Einschnürungen bedingen die Bildung vieler kurzer Segmente, die bald in die Länge wachsen. Durch die Teilungen Die Entwickelung der Haut und ihrer Nebenorgane. 329 der bindegewebigen Zellen entsteht eine Scheide, die als Neurilem (sog. ScHWANN'sche Scheide) zn bezeichnen ist. Nicht minder teilen sich die doppeltkontnriert gewordenen Fasern, und zwar dichotomisch. Stärkere oder schwächere Bündel von Nervenfasern entstehen durch Differenzierung innerhalb der ursprünglich vorhandenen Endfaser, die in die Dicke gewachsen ist, vielleicht auch durch Anlagerung anderer selbständiger Nervenfasern. Mit dem Wachstum der Schwanzflosse werden auch die Anastomosen zwischen den Nervenbündeln zahl- reicher; zugleich vermehrt sich die Zahl der Nervenfasern, nach v. Köl- liker durch das Hervorwachsen neuer Nervenfasern aus dem Rücken- mark. Was die Endigung betrifft, so ließ man früher die fernsten spitzen Ausläufer der Endfasern im Kernkörperchen von Epidermis- zellen oder im Protoplasma der letzteren endigen, was jetzt nicht weiter erörtert zu werden braucht. Ueber die Stiftchenzellen s. oben Epidermis (p. 258). Uebrigens ist bei den Nervenendigungen die That- sache interessant, daß sie nach v. Kölliker (1886) mit der Zeit an Zahl zunehmen, also keineswegs von vornherein sämtlich angelegt sind. Nervenendigungen. Die Entwickelung der Nervenendigungen in der Haut ist nur an wenigen Stellen erforscht, was seine natür- liche Erklärung in der Schwierigkeit der Untersuchung findet. Zu erwähnen sind die VATER'schen Körperchen, die Endkolben, Tast- körperchen, die HERBST'schen nnd GRANDRY'schen Körperchen, welche letzteren in der Schnabelhaut von Wasservögeln vorhanden sind. Alle diese terminalen Körperchen entstehen aus dem Mesenchym. Zellen- haufen umgeben anfänglich das knopfförmige Ende der marklosen Ter- minalfaser, in welche eine doppelkonturierte Nervenfaser übergeht, und sekundär entsteht aus den peripheren Zellen eine Bindegewebshülle, die sich enorm verdicken und durch Lymphanstauung in ihren Inter- stitiell zu Kapselsystemen, z. B. eines VATER'schen Körperchens, aus- bilden kann. VATER'sche Körperchen. Was deren Entwicklungsgeschichte betrifft, so liegen nur wenige Beobachtungen vor. Pappenheim (1846) fand bei 11 cm langen Katzenfoetus noch keine Spur, bei 12 cm langen sah er Zellenhaufen ohne Höhlung und ohne Nervenfaser, nur der Zusammenhang des Stieles mit einer Nervenfaser konnte erkannt werden. Die konzentrischen Kapseln wurden nach und nach von der Peripherie nach dem Centrum hin sichtbar. Diese Beobachtungen be- stätigte Gerlach (1846) nach eigenen Untersuchungen. Bei mensch- lichen Embryonen fanden Henle und v. Kölliker (1844) an Alkohol- präparaten ähnliche Zellenhaufen in der Mitte des 6, Schwanger- schaftsmonates, die keine besondere Gruppierung der Zellen, ent- sprechend den späteren Kapseln wahrnehmen ließen. Bei Neugeborenen sind die Körperchen schon ganz denen der Erwachsenen ähnlich, nur kleiner und bestehen aus einer geringeren Anzahl von Kapseln mit wenig oder gar keiner Flüssigkeit, was eine Aehnlichkeit mit dem Verhalten des Systems der inneren Kapseln in Körperchen von Er- wachsenen hervorruft. Henle und v. Kölliker schlössen aus den angedeuteten Befunden, daß die VATER'schen Körperchen aus einfachen Zellen sich entwickeln und früher in ihrer eigentümlichen eirunden Ge- stalt sich zeigen, als sie mit besonderen Geweben versehen sind, ferner, daß nur ein Teil der Kapseln, wie es scheint, das System der inneren Kapseln, bei der ersten Entstehung sich bildet, während die anderen erst nachher, wahrscheinlich durch Umlagerung entstehen ; endlich, daß 330 W. Krause, die Intercapsularflüssigkeit erst bei fast vollendeter Bildung der Körperchen sich anzusammeln beginnt. Als ein Rest aus dem Eiit- wickelungsher gange ist das Ligamentum intercapsulare nach einer Vermutung von Herbst (1848) anzusehen, indem der anfänglich bis zum peripheren Pol sich erstreckende Innenkolben nach und nach sich gleichsam zurückziehen, die angrenzenden, innersten Kapseln einander näher rücken und zusammenwachsen sollen. Nach Rauber (1898) ist die Nervenfaser der Körperchen als Dendrit einer Spinalganglienzelle aufzufassen, welcher nicht in das Lamellenkörperchen hineinwächst, sondern nach und nach von letzterem umhüllt wird. Ein von W. Krause (1860) gemessenes Körperchen aus der Volar- fläche des Zeigefingers eines Foetus vom Ende des 5. Schwangerschafts- monates hatte 0,29 mm Länge, 0,11 mm Breite, es war daran die äußerste Kapsel sehr deutlich, ebenso die innerste zu erkennen ; die übrigen bestanden aus angedeuteten Schichten mit einer ungeheuren Anzahl längsgestellter, ovaler Kerne; Querfasern waren nicht wahr- zunehmen. Die erwähnten Kerne fanden sich auch im Innenkolben, der 0,225 min Länge auf 0,01 8 mm Breite hatte, in seiner Achse ver- lief eine sehr deutliche, glänzende Terminalfaser von 0,0038 mm Breite und endigte dicht vor dem peripheren Ende des Innenkolbens mit einer leichten Anschwellung. Henle und v. Kölliker (1844) fanden beim 5— 6-monatlichen Foetus die Länge zu 0,18—0,225, die Breite zu 0,072 — 0,09, beim neugeborenen Kinde die Länge zu 0,68, die größte Breite zu 0,38 mm. T a s t k ö r p e r c h e n. Sie sind schon beim 7 -monatlichem Foetus in den Papillenspitzen der Vola manus nachweisbar (W. Krause, 1860, p. 89). Es sind kleine gewöhnlich annähernd kugelige Bläschen, an welche die doppeltkonturierte Nervenfaser meist in der Achse der Fig. 204. Tastkörperchen aus der Volarfläche des 3. Fingergliedes vom Zeigefinger eines 7-monatlichen Foetus. Mit sehr verdünnter Natronlauge. Vergr. 350. (Nach W. Krause, Die terminalen Kör- perchen. Hannover 1860. Tal'. IL Fig. 11.) Coriumpapille herantritt. Die Körperchen haben (W. Krause, 1860) eine dünne Bindegewebshülle mit einzelnen Kernen und zeigen einige Querstreifen, wie sie für ausgebildete Tastkörperchen so charakteristisch sind. Sie werden als die stärker lichtbrechenden Grenzen der abge- flachten Kolbenzellen gedeutet, aus welchen das Tastkörperchen zum Unterschiede von anderen Terininalkörperchen aufgeschichtet ist. Es würden anfangs also nur wenige solcher Zellen das Körperchen konstituieren. Beim neugeborenen Kinde sind die Tastkörperchen bereits ellip- soidisch, sie haben zahlreichere Querstreifen erhalten. Sie haben dann meistens 0,022 mm Durchmesser, selten sind kleinere von 0,018 nun Durchmesser, etwas häufiger größere von 0,034 mm Länge und 0,022 mm Breite. Die doppeltkonturierten Nervenfasern haben 0,0027 mm Dicke. Das neugeborene Kind besitzt bereits ebensoviel Tastkörperchen und folglich Nervenendapparate an seinen viel kleineren Fingern und Zehen, wie der Erwachsene. Es hat auch entsprechend feineren Raum- sinn. Mithin entstehen, keine neuen Tastkörperchen (und wohl über- haupt keine Terininalkörperchen) nach der Geburt. Die Entwickelung der Haut und ihrer Nebenorgane. 331 Endkolben. Die kugeligen Endkolben in der Conjunctiva bulbi des Menschen sind erst einmal auf ihre Entwickelung untersucht. Bei einem 6-monatlichen Foetus machten sie den Eindruck von Kern- oder Zellenhaufen, besaßen aber bereits eine wahrnehmbare Umhüllungs- membran. Ihre Form ist kugelig, ihr Durchmesser beträgt etwa 0,018 mm (W. Krause, 1869. p. 90). HERBsrsche Körperchen. Im Raum zwischen den Unter- schenkelknochen des Huhnes sind diese Terminalkörperchen mit Deut- lichkeit erst gegen das Ende der 2. Woche der Bebrütung wahr- zunehmen (W. Krause, 18(30. p. 40). Die Körperchen zeigten sich ganz durchsichtig und boten keine Spur von der bräunlichen Farbe der Querfaserschicht. Während die Längsfaserschicht eine sehr be- stimmte Begrenzung nach außen bildete, waren anstatt der queren Fasern zahlreiche rundliche, mit großen Kernen versehene Zellen vorhanden, die nach Zusatz von verdünnter Essigsäure am deutlichsten waren. Der Innenkolben erschien nicht bestimmt differenziert, die Terminalfaser aber war immer mit großer Deutlichkeit wahrnehmbar und zeigte sich als eine in der Achse des Körperchens verlaufende, glänzende, etwa 0,002 mm breite Faser. Die Länge der Körperchen betrug im Maximum 0,135, im Minimum 0,081, im Mittel 0,108 mm, die Breite im Maximum 0,072, im Minimum 0,036, im Mittel 0,05 mm. Beim eben ausgekrochenen Hühnchen hatten sich die Dimensionen ungefähr verdoppelt; es betrug die Länge im Maximum 0,311, im Minimum 0,198, im Mittel 0,241, die Breite im Maximum 0,144, im Minimum 0,09, im Mittel 0,108 mm. Die Terminalfaser hatte etwa 0,0038 mm Durchmesser und verlief in der Achse des blassen Innen- kolbens, der nach außen durch eine sehr dichtgedrängte Schicht von großen Kernen von der Querfaserschicht getrennt wurde. Letztere bestand noch aus ziemlich homogenem, durchsichtigem Bindegewebe mit sehr zahlreichen Kernen, die Längsfaserschicht war noch viel dünner als beim ausgewachsenen Tiere und zeigte auch der Länge nach gestellte, aber dichter stehende Kerne. Auch Scymonowicz (1896) hat die HERBST'schen Körperchen und zwar in der Schnabelhaut von Entenembryonen am 21. — 27. Bebrütungs- tage beschrieben. Seine Abbildung vom letztgenannten Tage (1896, Taf. XIV. Fig. 27) zeigt ein HERBST'sches Körperchen in der Kanten- ansicht, daher nur eine Reihe von Zellen am Rande des Innenkolbens, ferner die durch Methylenblau gefärbte Terminalfaser und eine Um- hüllung, die 2—3 Lagen von konzentrisch angeordneten Kernen, aber noch keine verschiedenen Schichten enthält. Die Abbildung stimmt ganz und gar mit dem oben Gesagten überein, die Beschreibung und Deutung lautet jedoch etwas different. KEY-RETZius'sche Körperchen. Ihre Anlagen bei Enten- embryonen vom 21. Bebrütungstage gleichen ganz den Anlagen der HERBST'schen Körperchen. Es sind länglich - ellipsoidische Gebilde, ihre Umhüllungen haben sich noch nicht differenziert, und man sieht innerhalb einer streifigen Bindegewebshülle nichts als zahlreiche Kerne und feinkörnige Substanz (W. Krause, 1880. p. 121. Taf. V. Fig. 61 u. 62). Asp (1883) dagegen vergleicht die Anlagen mit denjenigen der GRANDRY'schen Körperchen (s. unten), doch fehlen die bindegewebigen Fortsetzungen im Inneren. Die centralen Zellen werden zum Innen- kolben, die peripheren dagegen atrophieren teilweise und bilden ein feines Netz mit eingestreuten Kernen, den Ueberresten sternförmiger 332 W. Krause, Zellen. Nur die äußere Umhüllung ist vom Mesenchym abzuleiten ; der übrige Teil des Körperchens, das als ein ellipsoidischer Zellen- haufen sich zuerst zeigt, soll ektodermatischen Ursprunges sein und sich nach der .2. Bebrütungswoche in Form von Epithelzapfen, ungefähr wie Drüsenanlagen, in die Schnabelhaut der Ente einsenken. Grandry's che Körperchen. Etwa 4 — 5 Tage vor dem Aus- kriechen, also am 23. — 24. Tage der Bebrütung von Entenembryonen schnüren sich nach Izquierdo (1879) die GRANDRY'schen Körperchen aus Epithelzapfen ab, die in die Gipfel der Zungenpapillen sich einsenken und sekundär eine bindegewebige Umhüllung erhalten. Wenn diese Einsenkung frühzeitiger erfolgen würde, ließe sich ver- muten, die beiden Deckzellen eines GRANDRY'schen Körperchens möchten in der That, wie das centrale Nervensystem überhaupt, aus dem Ektoderm herstammen und sekundär mit Nervenfasern des Mes- enchym in Berührung treten. Aber die Beobachtung ist ungenau ge- wesen. Bei nur wenige Tage jüngeren Embryonen sah Izqjuerdo noch keine Andeutung von GRANDRY'schen Körperchen. In Wahrheit sind letztere (W. Krause, 1880. p. 121), schon beim 21-tägigen Enten- embryo sowohl in der Zungenschleimhaut wie in der Schnabelhaut vollständig fertig. Sie liegen in geringer Tiefe, etwa 0,1 mm unter der Epidermis, so dicht gedrängt, daß fast nur die Kapillargefäße da- zwischen Platz haben. Sie gleichen in jeder Hinsicht den Grandry- schen Körperchen der erwachsenen Ente, nur sind sie kleiner (W. Krause, 1880. Taf. V. Fig. 52); sie haben 0,04 mm Länge auf 0,035 mm Breite, sind also etwa zwei Drittel so groß wie bei der er- wachsenen Ente. Jedes Körperchen besteht aus zwei Kolbenzellen, deren Kerne sich durch ihre Größe auszeichnen, woran sie leicht zu erkennen sind. Ihre nervösen Terminalscheiben hat Scymonowicz (1896, Taf. XIV. Fig. 26) mit Methylenblau am 26. Bebrütungstage dargestellt. Die früheren Stadien sind von diesem Autor jedoch ver- kannt worden. Auch Asp (1883) leitet die Kolbenzellen der Grandry- schen Körperchen am 25. Bebrütungstage bei der Ente vom Ekto- derm ab. Als Tastzellen sind irrtümlich sowohl GRANDRv'schen Körperchen in Flächenansieht, als kleinere Stücke derselben beschrieben worden, die zufällig durch tangentiale Flächenschnitte abgetragen worden waren. Hierauf hat schon Asp (1883) aufmerksam gemacht. Mit den Grandry- schen Körperchen zusammengeworfen wurden von manchen Autoren auf- gequollene Epidermiszellen des Stratum germinativum bei Säugetieren (s. W. Krause, 1880. p. 123. Taf. V. Fig. 57), sowie ähnliche Zellen in der äußeren Wurzelscheide von Haarbälgen. Der Grund des Aufquellens dieser hellen Zellen ist noch nicht sichergestellt, nur so viel ist gewiß, daß sie mit Nervenfasern nichts zu thun haben, nicht etwa Sinneszellen sind. Ueber die Entwickelung von sog. Tastzellen ist nach dem Gesagten und früheren Ausführungen (W. Krause, 1880. p. 123) nichts hinzu- zufügen. Organe der Seitenlinie. Epithelknospen. Die in Frage kommenden Organe werden mit sehr verschiedenen Namen bezeichnet: Sinnesknospen, Organe der Seitenlinie, Seiten- organe, Endhügel, Nervenendhügel, Tastnecken, Perlorgane u. s. w., Die Entwicklung der Haut und ihrer Nebenorgane. 333 weil die ersteren beim erwachsenen Anamnioten verschiedener Species differenten und oft weiter entwickelten Bau zeigen. Die Grundlage aber ist übereinstimmend , eine Epithelknospe (Gemma epithelialis), welche als ein epidermoidales Gebilde sich erweist. In der Haut der Amphibien und Fische sind epidermoidale Organe sehr verbreitet, die dem Leben im Wasser angepaßt sind. Sie wurden für Organe eines sechsten Sinnes (Leydig, 1868) oder für Wellensinnes- orgaue (F. E. Schulze, 1870) erklärt ; am einfachsten ist wohl die Annahme, daß sie, die in ihrem Bau den Geschmacksknospen außer- ordentlich nahestehen , eine analoge Funktion , nämlich die Ueber- mittelung der Empfindung von chemischen Qualitäten des Wassers besitzen (W. Krause, 1876. p. 525. u. 1880. p. 125), da die Fische wenigstens für Aenderungen jener Qualität oder Beimischungen zum Wasser bekanntlich besonders empfindlich sind. Solange keine anderen Endapparate sensibler Nerven in der Haut der Wassertiere bekannt sind, darf man den Epithelknospen auch die Funktion der Druckempfindlichkeit zuschreiben. Wie dem auch sei, so gleicht ihre Anlage sehr den Anlagen von Haaren (p. 288), welche letzteren die wesentlichen Tastorgane der Haut behaarter Säuger dar- stellen. Fische. Bei den Selachiern entstehen diese Anlagen zuerst am Kopf, und ihre Ausbildung schreitet caudalwärts fort (Maurer, 1892) ; sie entstehen als Verdickung der am tiefsten gelegenen Schicht des Ektoderm. Ist dieses einschichtig, wie bei Torpedo, so liegt die An- lage von vornherein frei und rückt erst später in die Tiefe. In der Regel aber, so bei Acanthias, Scyllium u. s. w , entstehen die Epithel- knospen in zweischichtigem Epithel, und die oberflächliche Schicht der Epidermis zieht ununterbrochen über die Knospe hinweg. Die einzelnen Epithelknospen gehen aus Teilen einheitlicher Anlagen, nämlich ver- dickter Streifen des Ektoderm hervor. Bei 5 cm langen Embryonen von Acanthias sind nach Maurer (1892) die ersten Anlagen der Epithelknospen im Bereich der Seiten- Fig. 205. Senkrechter Durch- ^—^m.. schnitt der Haut eines Embryo rr^r titisf vom Haifisch (Acanthias vulgaris) ?t ffffr#/f»' '»W\i$: von 5 cm Länge, aus der Ge- Fig. 206. Senkrechter Durchschnitt der Haut unter dem Auge eines Embryo vom Haifisch (Acan- thias vulgaris) von 5 cm Länge. Vergr. 400. rt, st äußere Zellen, si innere Zellen. (Nach Maurer, 1892. Taf. XXVI. Fig. 22.) Fig. 207. Senkrecher Durchschnitt der Haut der Seitenlinie eines Embryo der Fo- relle (Salmo fario) kurz vor dem Ausschlüp- fen. Anlage einer Epithelknospe der Seiten- linie. Vergr. 400. co Anhäufung von Zellen des Corium. Die oberflächlichste Zellenlage zieht kontinuierlich über die Anlage der Epi- thelknospe hin. (Nach Maurer, 1892. Taf. XXV. Fig. 23.) CO Epidermis dreischichtig, die Knospenanlage zweischichtig; letztere reicht aber allmählich bis zur freien Oberfläche, und nach Maurer (1892) können, successive sich abspaltend, aus einer Anlage mehrere definitive Knospen hervorgehen. Auch bei den Teleostiern sind die Anlagen an verschiedenen Körperstellen verschieden ausgebildet, am weitesten vor- aufgehend am Kopfe. Die Entwickelung der Haut und ihrer Nebenorgane. 335 Bei den meisten Knochenfischen werden die Epithelknospen späterhin von Kanälen in der Tiefe des Corium eingeschlossen : über die Art und Weise, wie dies zu stände kommt, vergl. unten Seiten- organe. Amphibien. Bei Bufo vulgaris, Rana esculenta und Disco- glossus pictus sah Raffaele (1900) als erste und gemeinschaftliche Anlage des N. lateralis und seiner Seitenorgane eine Syncytiumplatte des Ektoderm. Später differenziert sich diese Platte in Epidermis und darunter gelegene Ganglienzellen, wenigstens hält Raffaele diese Annahme für die wahrscheinlichste. Von den Anlagen der Epithelknospen sind nach Maurer (1892) die der LEYDiG'schen Zellen zu unterscheiden, mit denen die ersteren gar nichts zu thun haben. Sie treten in der tiefsten Schicht der Epi- dermis an der ganzen Körperoberfläche als größere helle Zellen auf (Fig. 155), die anfangs noch Dotterplättchen enthalten ; sie scheinen drüsiger Natur zu sein. Die Anlagen der Epithelknospen dagegen be- ginnen bei 7 mm langen Embryonen von Siredon nach Maurer als Zellenkomplexe in der Seitenlinie, entsprechend dem Verlauf des Rani us lateralis n. vagi. Einige Zellen der am tiefsten gelegenen Lage von Epidermiszellen werden länglich, wachsen nach außen, grenzen sich gruppenförmig von der Umgebung ab und zeigen längliche, ellipso- idische, leicht gebogene Kerne. Anfangs sind es 6—8 Zellen, die beteiligt werden, und wie bei den Teleostiern zieht die äußerste ein- fache Lage abgeplatteter Zellen, nämlich das Periderm, glatt darüber hinweg; erst später gelangen die Spitzen der Knospen an die freie Oberfläche; bei Triton verhält sich die Sache gerade so. Nach Mitrophanow (1888) würde die Anlage mancher Epithel- knospen nur durch je eine von Anfang an differenzierte Sinneszelle und Stützzelle gebildet, nach Maurer würden solche einfachere Anlagen vorkommen , aber diese Zellenarten ursprünglich nicht differenziert sein. Bei einigen U rodele n kommt es nach Malbranc (1875) u. a. noch beim erwachsenen Tiere (Triton, Salamandrina u. s. w.) zur An- lage neuer Epithelknospen, was Maurer für Triton und Amblystoma bestätigen konnte. Bei Triton kommt es auch zur Entwickelung von Coriumpapillen im Centrum der Epithelknospe. Am Kopfe von Triton cristatus sitzen letztere nach der Metamorphose stets dem Gipfel einer Hautwarze auf, bei Triton alpestris, der glatte Haut hat, ist dies nicht der Fall ; stets aber bilden die Epidermisknospen keine Hervor- ragungen , sondern sind in die Tiefe gerückt. Dies geht Hand in Hand mit dem Uebergange vom Leben im Wasser zu dem auf dem Lande. Letzteres gilt außer für Salamandrina, Triton und Ambly- stoma, während bei Salamandra sich nach der Metamorphose keine Epithelknospen der Haut finden lassen, auch für Perennibranchiaten, nach Maurer für Menopoma, Menobranchus und Cryptobranchus. Diese sekundäre Tieflagerung wäre aber ganz verschieden von der Tieflagernng der Epithelknospen bei den Fischen, und es soll erstere während des Landlebens erworben sein. Seitenorgane. Fische. Nicht alle Fische besitzen Kanäle in der Seitenlinie, die man als Seitenkanalsystem zusammenzufassen und als Sinnesorgane, nämlich als Apparate eines sechsten Sinnes zu deuten pflegte. F. E. 336 W. Krause, Schulze (1870) hat hingegen die Benennung Seitenorgane und Seiten- organsy stein eingeführt, weil es im wesentlichen sich gleich bleibt, ob die betreffenden Organe frei ins Wasser hinausragen oder sich auf dem Grunde röhrenförmiger Kanäle, wie es bei manchen Fischen der Fall ist, befinden. Unter allen Umständen werden diese Seiten- organe vom R. lateralis n. vagi mit zahlreichen Nervenfasern versorgt. Sie stehen zwar gewöhnlich in einer Reihe, dem Verlaufe des genannten Ramus folgend, aber es kommt auch vor (bei Gobius minutus), daß sie zu kleinen Gruppen von 3-5 in Querreihen stehen, die senkrecht zur Achse des genannten Ramus in craniocaudaler Richtung aufein- ander folgen. Außerdem giebt es ganz ähnliche Bildungen am Kopfe z. B. beim Stichling (Gastrosteus aculeatus), wo sie vom N. trigemi- nus versorgt werden. Die Seitenorgane bestehen aus einer hügelförmigen Erhebung des Epithels, deren Basis nur etwa 0,1 mm Durchmesser beim erwachsenen Fische hat. Die Entwickelung ist von F. E. Schulze (1870) nament- lich an der Schwanzwurzel junger Schollen (Platessa vulgaris) studiert worden. Bei Tieren unter 15 mm Länge liegen die Seitenprgane als eine lange Reihe von Hügeln ganz frei. An Tieren von 20—30 mm Länge bemerkt man neben solchem Hügel ein Paar längliche, schmale, lippenartige Hautfalten, welche sich parallel den Flossenstrahlen erheben und über dem Seitenorgan sich mit ihren freien konvexen Rändern zusammenneigen. Diese Falten verschmelzen zunächst in der Mitte ihrer Länge, so daß sie nur eine vordere und eine hintere Zugangs- öffnung zu dem hügelförmigen Seitenorgane freilassen. Der mikroskopische Bau der Seitenorgane ist zu dieser Zeit ein ziemlich einfacher. Die Seitenfläche des Hügels wird von großen flachen Epidermiszellen des Stratum corneum bedeckt. Im Mittelteil des Hügels dagegen befindet sich eine Gruppe von Cylinderzellen, die sich nach außen etwas verjüngen und zufolge eines Vergleiches von F. E. Schulze nach Art der Scheiter eines Kohlenmeilers sich nach dem Centrum des Hügels zusammenneigen ; an ihrer Basis befindet sich der rundliche Kern. Die Anzahl der Cylinderzellen beträgt je nach der Größe des Hügels 10—40. Auf ihren freien Enden sitzt je ein gerades starres Haar, das unbeweglich und etwa 0,014 mm lang ist. Indessen bleibt eine Randzone des Hügels frei von diesen Haaren, und ebendaselbst entspringt nach F. E. Schulze eine helle, zarte Röhre, welche, die Haare umschließend, in das Wasser hineinragt und an ihrem äußeren Ende quer abgestutzt und offen aufhört. Die Röhre ist ca. 0,1 mm lang und besteht aus einer glashellen, strukturlosen Membran. Der Querschnitt der Röhre ist öfters oval und auch sonst kommen manche Verschiedenheiten vor. Nach Analogie mit den Seitenorganen erwachsener Fische (Kaul- barsch u. s. w.) glaubte F. E. Schulze (1870), daß haartragende Zellen auch bei den hügelförmigen Seitenorganen junger Fische mit den späteren doppeltkonturierten Nervenfasern in Verbindung treten. Amphibien. Auch bei Larven von Urodelen und Batrachiern (Triton taeniatus, Bombinator igneus, Ranatemporaria) hat F. E. Schulze (1870) Seitenorgane entdeckt, die in ihrer Verbreitung und ihrem Bau vollständig denjenigen der jungen Fische sich anschließen. Nur sind die starren Haare in geringerer Zahl, wenigstens im Anfange, vor- handen. Leydig (1868) sah diese Seitenorgane auch bei Larven von Die Entwickelung der Haut und ihrer Nebenorgane. 337 Salamandra maculosa, sowie F. E. Schulze später bei solchen von Rana esculenta, Bufo cinereus, Pelobates fuscus und Hyla arborea. Leydig (1876) fand nämlich im gallertigen Bindegewebe des Schwanzes von Salamandra maculosa etwa 12 geschlossene Bläschen, deren Zugehörigkeit zu den Seitenorganen jedoch zweifelhaft ist. Sie erhalten je eine zu dein kugeligen, von einer Bindegewebshülle um- schlossenen Körperchen, das Leydig mit einem Endkolben der Con- junctiva vergleicht, herantretende Nervenfaser. Der Inhalt des Bläs- chens besteht aus Epithelzellen, im Centrum sitzt eine körnige kugelige Masse, die einer Ganglienzelle ähnlich ist. Im vorstehenden Abschnitt sind einige Kontroverspunkte besprochen, die hier der Uebersichtlichkeit wegen zusammengestellt werden. Es handelt sich um das Periderm, die Keratisation und Onychisation, die Homologie von Feder und Haar, die radiäre Anordnung des Haarbalg- querschnittes, die Entstehung der Schweißdrüsen in Primärfurchen von Pingern und Zehen, die Auffassung des Nagels als eines Stratum lucidum des Nagelbettes. — Die Litteraturübersicht reicht bis zum 1. Oktober 1902. 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Unter dieser äußeren Verschiedenheit aber enthüllt uns die Vergleichung ihres Baues und ihrer Entwickelimg gemeinsame Züge. Ja, der Nachweis ihres gemeinsamen Ursprungs ist sogar vorzugsweise an die Entwickelungs- geschichte geknüpft. Innerhalb der Wirbeltiere aber gehen bald beide Organsysteme, die Hautverknöcherungen und das Gebiß ihre getrennten Wege. Für das gesamte Integument bilden sich so verschieden- artige Funktionen anderer Art, insbesondere Wärmeschutz, heraus, daß seine primitiven verkalkten Hartgebilde hinter den sekundären verhornten, Federn und Haare, zurücktreten und nur noch eine sehr untergeordnete Rolle spielen. Für das Gebiß oder Zahnsystem da- gegen treten entsprechend dem Wechsel der ursprünglichen Funktion des bloßen Zurückhaltens der ergriffenen Nahrung speciellere Funk- tionen auf den Plan. Es erfährt innerhalb des Wirbeltierstammes zu- nächst eine fortschreitende stamm esgeschichtliche Entwickelung, die end- lich auch in Rückbildung ausgeht. Der Wert dieses Organsystems für die allgemeine Entwickelungs- lehre ist gerade darin begründet, daß wir von keinem andern Organ- system so vollständige und abwechslungsreiche stamm esgeschichtliche Dokumente besitzen, wie von ihm wegen der Dauerhaftigkeit seiner 350 R. BüRCKHARDT, Substanzen. Infolgedessen tritt der Zusammenhang zwischen phylogene- tischen und ontogenetischen Entwicklungsprozessen am Zahnsystem in besonders einleuchtender Weise hervor. Eine weitere Eigentümlichkeit dieses Organsystems ist die, daß die individuelle Entwicklung seiner Gebilde bei den niedersten Formen seines Bestehens mit keinem Ab- schnitt einer bestimmten Lebensperiode ihr Ende findet. Es werden viel- mehr beständig die Organe abgestoßen und wieder neu gebildet. Dieser Neubildungsprozeß erstreckt sich ursprünglich über die Dauer des ganzen Lebens. Für die Hautverknöcherungen wird er allerdings schon bei niederen Vertebraten auf die Embryonalperiode zurückgedrängt. Für das Gebiß aber ist er noch bei relativ hoch entwickelten Vertebraten (viele Reptilien) ein permanenter. Erst allmählich wird er auf die Ju- gend und die Embryonalperiode zurückverlegt und erlischt endlich ganz. Andererseits neigt das einzelne Hartgebilde, je mehr es sich von seinen ursprünglichsten Zuständen entfernt, zu andauerndem Bestehen. Die Hautverknöcherungen werden schon innerhalb der Fische stabil und können mit Größenzunahme des Individuums weiterwachsen. Im Gebiß wird das Prinzip des Wechsels der Elemente viel zäher festgehalten, und Dauerwachstum tritt erst als Folge dauernder Ab- nutzung des einzelnen Zahnes auf. Während sich somit vom Standpunkt der Wirbeltier phy logen ie die Entwicklungsgeschichte der Verknöcherungen des Integuments und der Mundschleimhaut als äußerst fruchtbar erweist, hat sie bisher für Wachstums physiologische Probleme nicht entfernt ähnliche Bedeutung erreicht. Experimentelle Eingriffe in diese Prozesse haben noch nicht stattgefunden ; sie scheinen vorläufig auch zu wenig ver- sprechend. Immerhin ist nicht abzusehen, welche Resultate sie unter Umständen reifen können. Manche der schwebenden Fragen über die Ausscheidung der Hartsubstanzen dürften vielleicht auf diesem Wege zur Entscheidung zu bringen sein. Die Hartgebilde des Integuments und der Mundschleimhaut stimmen unter sich in folgenden Eigenschaften überein : 1) Sie sind intercellulare Ausscheidungen von lebenden Elementen, von denen sie nicht regeneriert werden können. Die absondernden Elemente bilden mehr oder weniger begrenzte Gewebekomplexe und gehören dem Ektoderm und dem Mesoderm an, nur in extremen Fällen beteiligt sich am Aufbau der Hartgebilde ausschließlich das letztere. 2) Die ausgeschiedenen Hartgebilde bestehen aus soliden Sub- stanzen, insbesondere Kalkverbindungen, womit eine organische Grund- lage imprägniert wird. 3) Sie gelangen beinahe auf der ganzen Körperoberfläche zur Ausbildung, ferner innerhalb der Mundhöhle, gemäß dem ektoder- malen Ursprung ihrer Auskleidung. Durch diese Eigenschaften unterscheiden sich auch die hierher gehörenden Hartgebilde allseitig. Der Substanz nach stehen ihnen die Knochen zunächst, unterscheiden sich aber von ihnen dadurch, daß diese Organe sich regenerieren und ausschließlich mesodermaler Abkunft sind. Sodann existieren auch andere integumentale Hart- gebilde, die im Munde sogar als Zähne bezeichnet werden (Cyclostomen, Ämphibienlarven), aber sie sind ihrer Substanz nach verschieden, da sie aus Hörn bestehen. Damit sind denn auch die Integumentver- knöcherungen und Zähne Bildungen der Wirbeltiere, welche keinerlei Die Verknöcherung des Integuments und der Mundhöhle. 351 Homologa unter den Wirbellosen besitzen. Die Versuche (1873), sie als bloße Cuticularbildungen darzustellen, scheitert betrachtet werden. v. Leydig's müssen als ge- B. Die Entwickelung der Hartgebilde im allgemeinen. 1. Ek toder m. Schmelz. Das Ektoderm beteiligt sich am Aufbau der Hartsubstanzen in erster Linie mit abgegrenzten Bezirken derjenigen Cylinderzellen, welche die basale Schicht der Epidermis bilden. Sie allein sind direkt mit der Absonderung der ektodermalen Hartsubstanz des Schmelzes, beschäftigt (Marcusen, 1849). Man bezeichnet sie als inneres Schmelz- epithel oder als Ameloblastenschicht und sie bilden stets ein kontinuierliches Gewebe. Ueberall können mit ihnen, namentlich wo die Schmelzabsonderung tief ins Mesoderm verlegt ist, solche Epithel- zellen, welche über ihnen liegen, durch die Einsenkung des Schmelz- epithels mitgerissen werden. Bei niederen Wirbeltieren geschieht dies, ohne daß sie ihre Gestalt von kubischen, indifferenten Epithelzellen aufgeben; bei höheren Ausbildungsstufen der Hartgebilde aber können auch diese Zellen sich differenzieren. So können sie bereits bei Rep- tilien unter Ausscheidung einer transparen- ten Zwischensubstanz lockerer werden, stern- artige Formen annehmen, wodurch sie an mesodermales Gallertgewebe erinnern, man nennt sie alsdann Sternzellen und den aus ihnen bestehenden Körper die Schmelz- pulpa. In diesem Falle aber bildet sich zwischen diesen lockeren Zellen und dem geschlossenen Schmelzepithel eine Schicht von weniger stark differenzierten Elementen aus, das S t r a t u in i n t e r m e d i u m. W o eine Schinelzpulpa zur Ausbildung gelangt, wird auch ein weiteres Stück des Stratum Malpighii mit in die Tiefe gerissen. Es um- kleidet äußerlich gegen das Mesoderm hin die Schmelzpulpa, sondert aber selbst keinen Schmelz ab. Man bezeichnet diese Schicht als das äußere S c h m e 1 z e p i t h e 1. Nur bei den Hartgebilden von höherer Aus- bildung — und als solche kommen bloß die Zähne in Betracht — kommt es zu diesen weiteren Sonderungen des Ektoderms, welche alle zusammentreten, um ein em- bryonales Organ zu bilden, das Schmelz- or gan. Nach Leche's (1895) Vorschlag Fig. 208. Längsschnitt durch die Anlage eines Molaren von Didelphys. P Pulpa. Od Odontoblasten. Z>, unverkauftes, D verkalktes Dentin. S Schmelz. T XoMEs'scher Fortsatz der Ameloblasten. S Ei Amelo- blastenschicht oder inneres Schmelzepithel. Stri Stra- tum intermedium. SP Schmelzpulpa. SEa äußeres Schmelzepithel. C Bindegewebe. K Knochen der Alveole. Vergr. 250. Nach Rose. ^mf^Arn^ 352 R. BlJRCKHARDT, pflegt man in der Ausbildung des Zahnkeims drei Stadien zu unterschei- den : 1) das k n o s p e n f ö r m i g e Stadium, welches die erste Differenzie- rung des Schmelzkeimes als geringere oder stärkere Anschwellung der Zahnleiste darstellt, 2) das kappenförmige S t a d i u m, auf welchem die knospenförmige Anlage durch den emporsprossenden Zahnkeim ein- gestülpt worden ist. ohne weitere wesentliche Aenderung seiner histo- logischen Differenzierung; 3) das glockenförmige Stadium ist durch die Glockenform des Schmelzkeims mit der tieferen von ihm umfaßten Mesodermpapille und durch die Differenzierung der Zellen des Schmelzkeims in äußeres Schmelzepithel, Schmelzpulpa, Stratum intermedium und Ameloblastenschicht gekennzeichnet. Eine scharfe Grenze ist zwischen diesen drei Stadien natürlich nicht zu ziehen. Nachdem das Schmelzorgan seine Funktion verrichtet und den Schmelz abgesondert hat, gerät es in Zerfall, und seine Ueberreste bleiben noch zu kleinen, linsenförmigen Zellgruppen vereint, da und dort unter dem Epithel liegen. Man heißt diese Rudimente Epithelperlen, in älterer Zeit wohl auch nach ihrem Entdecker SERREs'sche Körperchen (Serres 1817). Die vom Ektoderm abgeschiedene Hartsubstanz wird durchweg als Schmelz (Email) bezeichnet. Sie bildet, wenn vorhanden, stets einen solideren Ueberzug an der Oberfläche von Dentingebilden. Die Elemente, welche sie absondern, bleiben nach Erfüllung ihrer Funktion zunächst rein passiv und verschwinden später vollständig. Auch der Schmelz selbst tritt häufig als vorübergehende, flüchtige Bildung auf. ohne dauernd das Hartgebilde zu schützen, sondern mehr nur als phylogenetische Reminiscenz. Nach Hoppe-Seyler besteht der Schmelz aus : Calciumphosphat und -karbonat 95,35 Proz. Magnesiumphosphat 1,05 „ organischer Substanz 3,60 „ Er besitzt die Härte des Apatits und ist das härteste Gewebe tierischer Körper. Dabei nimmt der Gehalt an Phosphor und Kalk erst im postembryonaler Zeit erheblich zu, während er beim Neuge- borenen noch kleiner ist im Vergleich zur organischen Substanz,- die hier bis zu 22 Proz. betragen kann. Der Schmelz ist meistens von senkrecht zu seiner Oberfläche stehenden Säulen gebildet, Schmelzprismen, die von der Dentin- grenze bis zur Oberfläche des Zahnes durchgreifen. Es kann jedoch nicht als definitiv erwiesen gelten, daß der Schmelz überall Prismen- struktur besitzt, wohl aber kommt sie ihm meistens, namentlich bei höheren Wirbeltieren zu. Hier können sie auch vielfachen Modifi- kationen ihres Verlaufs unterliegen, die phylogenetisch bedeutungsvoll sind (vergl. besonders Preiswerk 1805). Der feinere P>au des Schmelzes, dessen Kenntnis für das volle Verständnis seiner Histogenese unumgänglich nötig wäre, ist nicht einwandfrei festgestellt; besonders ist strittig, ob zwischen den Schmelz- prismen eine Kittsubstanz vorhanden sei (J. u. C. Tomes 1898, von Ebner 1891, Bödecker), oder ob sie fehle (Hannover 1856. Hertz 1866, Waldeyer 1871, Walkhoff 1901). Streifungen und Unterschiede in Dichtigkeit und Verlauf der Schmelzprismen erzeugen mannigfaltige Strukturbilder, für deren nähere Beschreibung, da sie vorläufig mit der Histogenese in keinen greifbaren Zusammenhang zu Die Verknöcherungen des Integumen<"s und der Mundhöhle. 353 bringen sind, wir auf die speciell histologischen Untersuchungen und Darstellungen verweisen müssen. Vor der Abnutzung wird der Schmelz der Zähne von einer struktur- losen Membran von 1 |x Dicke überzogen, welche von Kölliker (1861) nach ihrem Entdecker (1842) die NASMYTH'sche Membran ge- nannt hat, sie wird auch oft als S c h m e 1 z o b e r h ä u t c h e n bezeichnet. Sie ist eine Cuticula, welche sich in Säuren auch beim Kochen nicht löst und sich allein beim Kochen mit Aetzkali und -natron auflockert. Wie weit innerhalb der Wirbeltiere Schmelz zur Ausbildung ge- langt, bedarf noch der endgiltigen Erledigung. Owten (1845), ausgehend von dem Satz, daß nur Zähne, welche in der Tiefe der Kiefer entstehen, von Schmelz bedeckt sind, hat den Zähnen der Selachier Schmelz abgesprochen. Demgegenüber hat 0. Hertwig (1873) dargethan, daß sich die oberflächlichste Schicht der Haifischzähne wie Schmelz verhalte und bei Behandlung mit Säuren die charakteristischen Reaktionen gebe. Klaatsch (1889) und Rose (1897) hinwiederum bestreiten die Schmelznatur der ober- flächlichsten Zahnschichten und vindizieren den Selachierzähnen bloß ein Schmelzoberhäutchen. Rose (1897) erklärt auch den von Rohon (1889) für die Placoidschuppen behaupteten Schmelz für Vitrodentin. Ihm widersprechen Wtalkhoff (1901) und C. Tomes (1898), ebenso Jentsch (1898). Eine definitive Lösung dieser komplizierten Frage liegt noch nicht vor. Wir können keine Gründe, die gegen die Schmelz- natur der Selachierzähne vorgebracht wurden, als hinreichend er- achten und betrachten daher die oberflächlichste Schicht der Selachier- zähne und -schuppen als Schmelz, wofür auch die Auflösung der frag- lichen Substanz in Salzsäure ohne Rückstand und die Proportion zwischen ihrer Stärke und der Größe der Ameloblasten spricht (C. Tomes). 2. Mesoderm. Mesodermale Hartsubstanzen. Von mesodermalen Zellen sind es zunächst ganz indifferente Elemente der Cutis, gewöhnliche Bindegewebszellen, welche, da und dort zu Gruppen vereinigt, Hartsubstanz ausscheiden. Dabei unter- scheiden sie sich nicht von denjenigen, welche überhaupt Bindegewebs- verknöcherung erzeugen. Wir bezeichnen sie alle mit dem Namen Skier oblasten, den Klaatsch (1894) zuerst für sie gebraucht hat, ohne daß wir damit etwas über ihre Herkunft präjudizieren wollten. Nachdem J. Platt (1893) bei Amphibien Wanderzellen aus dem Ektoderm ins Mesoderm hatte übertreten sehen und sie als Bildner von oberflächlichem Knorpel gedeutet hatte, empfand Klaatsch das Bedürf- nis, die mesodermalen Gewebe überhaupt aus den beiden primären Keim- blättern duch Auswanderung von Elementen abzuleiten. Er kam auf Grund seiner Präparate zu folgender Deutung der Hartsubstanzbildner oder Skierobasten der Cutis. Sie seien ursprünglich im Anschluß an Hautsinnesorgane ektodermal entstanden und später erst nach dem Meso- derm ausgewandert; daher seien auch alle integumentalen Verknöche- rungen und vom Skelett wenigstens die Deckknochen vom Ektoderm abzuleiten und nicht, wie allgemein angenommen wird, vom Meso- derm. Gegen diese Theorie wandten sich besonders Rabl (1894), Rose (1897), Keibel (1894) und R. G. Harrison (1895), welche betonten, daß an tadellos hergestellten Präparaten niemals zwischen Ektoderm und Handbuch der Entwickelungslehre. II. 1. 23 354 R. BüRCKHARDT, Mesoderm die von Klaatsch gesehene Verwischung der Grenze, aus welcher er seine Theorie abgeleitet hatte, nachzuweisen sei. Eine Be- stätigung der Skleroblastentheorie ist denn auch bisher nicht erfolgt. Je nach der Beschaffenheit der Hartsubstanz, die die Skleroblasten absondern, belassen wir ihnen diesen Namen, wofern die Hartsubstanz weder zu Knochen, noch zu Zahnbein wird. Sondern sie dagegen Knochensubstanz ab, so werden sie Osteoblasten (Gegenbaur), sondern sie Zahnbein ab, Odon tob lasten (Waldeyer 1871) ge- nannt. Die Odontoblasten bilden eine einfache Lage cylindrischer Zellen, die mit ihrem äußeren Ende dem Dentin anliegen und in einen Fortsatz auslaufen der in einer langgestreckten Höhlung ver- läuft, dem Dentinröhrchen. Entsprechend der Form des Odonto- blasten ist auch sein Kern meist länglich. An der Innenseite kann der Odontoblast abgerundet sein oder in einen kurzen Fortsatz aus- laufen ; auch giebt er gelegentlich kurze seitliche Ausläufer ab. Außer diesen specifisch für die Absonderung der Hartsubstanz differenzierten mesodermalen Elementen werden noch weitere in Mit- leidenschaft gezogen. Unter dem Hartgebilde oder, wenn es Kegel- form besitzt, in ihm bildet sich ein Kern von indifferenten Binde- gewebszellen, der früher als Keim, jetzt allgemein als Pulpa be- zeichnete Körper, welcher Fibrillen, Gefäße und Nerven enthält. Weniger einheitlich als der Schmelz treten uns die mesodermalen Hartsubstanzen entgegen. Dementsprechend hat auch ihrer Systematik und Nomenklatur vielfache Wandlungen durchgemacht. Der Unter- schied gegenüber dem Schmelz beruht hauptsächlich darin, daß bei diesem das ausscheidende Zellmaterial, nachdem es seine Funktion ver- richtet hat, für die Hartsubstanz bedeutungslos wird. Bei den meso- dermalen Hartsubstanzen aber treten die ausscheidenden Zellen zu der ausgeschiedenen Hartsubstanz in mehr oder weniger innige Beziehungen, die denn auch, solange das Hartgebilde existiert, festgehalten werden, sei es nun, daß die Zellen der Hartsubstanz nur oberflächlich anliegen oder daß sie von ihr eingeschlossen werden. Im allgemeinen be- zeichnet man die Hartsubstanz , wofern sie nicht ausgesprochene Knochenstruktur besitzt, als Dentin oder Zahnbein in weiterem Sinne. Owen (1840 — 45) gab zuerst dem Dentin den Namen und be- schrieb als Modifikationen desselben bei den Edentaten und Fischen das Vasoden tin und bei den Labyrinthodonten das Plicid entin, ersteres als eine von Röhren durchsetzte, letzteres als eine durch Faltungen charakterisierte Dentinart. Außerdem erkannte er das Cement als Knochengewebe. Wtilliamson (1849 — 51) beschreibt zuerst die von ihm als Lepidin und Kosmin bezeichneten Hart- substanzen, Kölliker (1858) das osteoide Gewebe als eine ein- schlußfreie Hartsubstanz. Eine Fülle von Kombinationen dieser Modi- fikationen wurde von Pander (1860) an paläozoischen Fischen be- schrieben und ihnen neu hinzugefügt das Isopedin. Tomes wies 1877 nach, daß auch bei Gadidenzähnen eine Modifikation des Dentins vorkomme, die allein den Namen Vasodentin verdiene, da sie wirkliche Blutgefäße enthalte und nicht bloß Pulpateile, wie das „Vaso- dentin" Owen's. Umfassendere Versuche, die Hartsubstanzen zu klassifizieren, stellten sodann Baume (1882), Klaatsch (1890) und Rose (1897) an, während von Ebner (1899) der Mannigfaltigkeit dieser Gewebe wenig Beachtung schenkt. Die Verknöcherungen des Integuments und der Mundhöhle. 355 Wir folgen im Ganzen trotz den kritischen Bemerkungen von Tomes (1898), Rose (1897), besonders auch in Bezug auf seine Neue- rung, daß er für das ehemalige „Vasodentinkt Owen's bei niederen Wirbeltieren das Trabeculardentin als neuen Hartsubstanztypus eingeführt hat; für dieses dürfte sich der abgekürzte Name Trabe- culin empfehlen. Eine eingehende Diskussion der Argumente, welche die Autoren für ihre Auffassung beigebracht haben, liegt außerhalb des Rahmens unserer Darstellung und fällt vollständig auf das Gebiet der vergleichenden Anatomie. Es kommt auch für den vorliegenden Zweck nur darauf an, die Definitionen für die im speciellen Teile vorkommenden Hartsubstanzen festzustellen und nach einheitlichen Prinzipien zu ordnen. Als Einteilungsprinzip verwenden wir dabei das Verhältnis der WTeichteile zu den von ihnen ausgeschiedenen Hartsubstanzen. System der in es od er malen Hartsubstanzen. I. Verkalkte Bindesubstanz: Rein anorganische Salze werden im Bindegewebe ausgeschieden (Kalkplättchen des Selachierskeletts). II. Echte Hartgewebe: Verkalkung unter Einlagerung des Kalkes innerhalb der organischen Substanz des Bindegewebes. A. Ohne Einschlüsse: 1) mit feinsten Kanälchen, ohne nachgewiesenen Protoplasma- einschluß, organische Substanz spärlich, an der Grenze beider Keimblätter als Ueberzug des Dentins entstehend: Vitro - dentin (an Zähnen) und Ganoin (an Hautgebilden); 2) ohne Kanäle, im Mesoderm entstehend: osteoides Ge- webe. B. Mit Einschluß von Zell teilen: 1) mit eingeschlossenen Bindegewebsfibrillen, rein mesodermal entstehend: Le pidin (Schuppencement der niederen Verte- braten) ; 2) mit unter sich parallelen, für Protoplasmaausläufer bestimmten Röhrchen, welche senkrecht zu der Grenze zwischen Ekto- derm und Mesoderm stehen, woran die einseitig wachsende Hartsubstanz ausgeschieden wird: Dentin (Zahnbein); 3) mit baumartig regelmäßig verzweigten Büscheln von Dentin- röhrchen innerhalb exoskelettaler Hartgebilde: Kos min (Schuppen der Ganoiden). C. Mit Einschluß von Zellen, mesodermal ent- stehend: 1) mit eingeschlossenen, allseitig gerichteten Zellen: Knochen; 2) mit eingeschlossenen, der Oberfläche parallel gehenden, flächenhaft ausgebreiteten Zellen: Isopedin (Schuppenbasis von Ganoiden). D. Mit Einschluß ganzer Pulpaabschnitte: 1) allseitig wachsendes, rein mesodermal entstehendes Hart- gewebe, welches balkenartig die Pulpa durchzieht: Trabe- culin (Trabeculardentin Rose, die größeren Massen der Fischzähne bildend); 2) einseitig wachsendes, Dentin, welches durch Faltung die Pulpa 23* 356 R. BüRCKHARDT, zerklüftet : Plicidentin (Ganoideii- und Stegocephalen- zähne) ; 3) einseitig wachsendes Dentin mit Einschluß ganzer Gefäße: Vaso den tin (Tomes, Zähne der Gadiden); 4) einseitig wachsendes Dentin, welches die Pulpa an ihrer Peripherie in Röhren zerlegt : Porodentin (höhere Nager, Edentaten und Pinnipedier). Diese verschiedenen Hartsubstanzen nehmen in sehr mannigfaltiger Weise am Aufbau der Hartgebilde teil. Dementsprechend ist auch ihre Entwicklung verschieden und in den Einzelheiten noch nicht durchgehends aufgeklärt. Innerhalb der niederen Wirbeltiere treten sie in weit größerer Mannigfaltigkeit auf; bei den höheren Wirbel- tieren, von den Sauropsiden an aufwärts, sind nur wenige von ihnen von Bedeutung. In erster Linie das Dentin, dann der Knochen und das osteoide Gewebe, als extrem specialisiertes Dentin tritt alsdann bei Nagern und Eden taten das Porodentin auf den Platz. Alle anderen Formen gehören ausschließlich den Hartgebilden niederer Vertebraten an. Seiner feineren Struktur nach ist das Dentin im engeren Sinne unter allen mesodermalen Hartsubstanzen am genauesten bekannt. Walkhoff (1901) unterscheidet am fertigen Zahnbein folgende ver- schiedenen Gewebsformen : 1) Zahn fasern (ToMEs'sche Fasern, Waldeyer 1871): Fortsätze der Odontoblasten, welche außerhalb der Dentinmasse liegen. 2) Zahn scheiden (NEUMANN'sche Scheiden). Was speciell diese betrifft, so ist um ihre Deutung viel gestritten worden. Eine ausführliche Darlegung der Kontroverse um sie hat erst neuerdings Walkhoff gegeben, und so können wir uns darauf be- schränken, sein wichtigstes Resultat wiederzugeben. Die Zahnscheiden sind sekundäre Bildungen im Dentin, welche eine Uebergangsform in die verkalkte Zahnbeingrundsubstanz darstellen. 3) Die Inter- cellularsubstanz ist nach von Ebner von feinen Fibrillen durch- zogen, welche vorwiegend in der Längsrichtung des Zahnes verlaufen. Als Cement bezeichnet man eine Hartsubstanz, die aus dem Bindegewebe auf das vorhandene Dentin , namentlich der Wurzeln höherer Vertebraten, abgelagert wird. Der Struktur nach besteht die- selbe aber aus Knochen oder osteoider Substanz, ist daher in unserer Uebersicht nicht besonders aufgeführt. Ferner wird sie von den echten integumentalen Hartsubstanzen dadurch unterschieden, daß sie regeneriert werden kann (Baume 1882). Der chemischen Zusammensetzung nach ist von den mesodermalen Hartsubstanzen, abgesehen vom Knochen, das Dentin der höheren Tiere ebenfalls am genauesten untersucht; wie weit die für dasselbe aufge- stellten Analysen auch für die Hartsubstanzen der niederen Tiere gelten können, ist einstweilen nicht zu entscheiden. Die organische Grundlage des Dentins ist das Collagen, das in den erhärteten Bindesubstanzen allgemein eine wichtige Rolle spielt, es ist eine leimgebende Substanz von komplizierter chemischer Zu- sammensetzung und geht durch Wasserentziehung aus der Gelatine hervpr. Wahrscheinlich nimmt auch Elastin am Aufbau, besonders der NEUMANN'schen Scheiden teil. Diese organischen Substanzen be- tragen insgesamt ca. 28 Proz. des Dentins. Nach Cohn besteht normales Zahnbein aus folgenden Bestandteilen : Die Verknöcherungen des Integuments und der Mundhöhle. 357 Wasser 4,27 Proz. organische Substanz 28,39 „ phosphorsaurer Kalk 52,90 „ kohlensaurer Kalk 12,93 „ phosphorsaure Magnesia 1,08 „ Ueber die chemische Konstitution der einzelnen anorganischen Bestandteile gehen die Meinungen der Autoren auseinander ; hier ist nicht der Ort, darauf näher einzutreten. Für das Cement ist die chemische Zusammensetzung nach v. Bibra ähnlich wie für das Dentin. 3. Die Verbindung zwischen e k t o d e r m a 1 e n und raeso- d er malen Hartsubstanzen. Die Art, wie sich die mesodermalen und ektodermalen Hart- substanzen miteinander verbinden, ist eine sehr verschiedene. Gegen die Cement- und Schmelzgrenze hin weichen die Dentinkanälchen auseinander und verzweigen sich mehr oder weniger reichlich. Nach C. Tomes (1898) treten sie in ein Lückensystem über, die sogen. Interglo bularräu in e; diese sind aber nach Walkhoff (1901) vielmehr als unverkalkte Grundsubstanz aufzufassen , durch welche das Dentinkanälchen hindurch bis an die Schmelzgrenze vordringt. Bei menschlichen Zähnen ist die Begrenzung zwischen Schmelz und Dentin durch halbkreisförmige Ausschnitte gebildet. An dieser Grenzlinie brechen dann die Dentinkanälchen plötzlich ab. Höchstens einzelne ragen noch in den Schmelz hinein. Dagegen dringen die Dentin- kanäle bei Wiederkäuern, Raubtieren, Affen, Beuteltieren (J. Tomes), sodann bei manchen Fischen in den Schmelz vor, ohne sich dabei an den Verlauf der Prismen zu halten. Die Grenze zwischen beiden Hartsubstanzen wird deswegen nicht verwischt. Für weitere Einzelheiten über die Histologie der Zahngewebe sei hier auf die zusammenfassenden Arbeiten von Waldeyer (1871), v. Eb- ner (1899), C. Tomes (1898) und Walkhoff (1901) verwiesen. Die Histogenie von Schmelz und Dentin soll bei der Entwicklung des menschlichen Gebisses p. 412 besprochen werden. 4. Die Verteilung der Hartgebilde am Körper. Als Ort des Vorkommens von Hartgebilden haben wir oben die gesamte Körperoberfläche und die Mundhöhle namhaft gemacht. In den phylogenetischen Anfangsstadien ist eine scharfe Trennung zwischen mesodermalen Hartsubstanzen der Oberfläche des Körpers und solchen der Tiefe nicht durchzuführen, da sich weder die ab- scheidenden Elemente noch die abgeschiedene Substanz wesentlich unterscheidet. Nach dieser Seite hin ist also die Abgrenzung eine rein konventionelle, wofern nicht der Ueberzug des integumentalen Hartgebildes mit Schmelz als entscheidend betrachtet wird. Ferner- hin sind die integumentalen Hartgebilde nur auf denjenigen Teilen der Körperoberfläche anzutreffen, welche nicht durch Sinnesorgane oder Mündungen innerer Organe eine Veränderung erfahren haben. Man nimmt gewöhnlich an, die Fähigkeit zur Produktion integumentaler Hartbildungen reiche so weit, als das Ektoderm in die Mundhöhle sich fortsetzt. Ryder aber (s. C. Tomes 1898) behauptet, die Zähne auf den Kiemenbogen der Fische liegen nicht mehr im Bereich dieser 358 R. BüRCKHARDT, ektotlermalen Einstülpung. Daher komme die Fähigkeit zur Zahn- bildung auch dem Entoderm zu. C. Die Terschiedenen Stufen der Gebißentfaltung innerhalb der Wirbeltiere. Innerhalb der Wirbeltierreihe nun gestaltet sich das Vorkommen von Hartgebilden überaus verschieden. Schon oben wurde erwähnt, daß Integument und Mundhöhle untereinander sich verschieden ver- halten. Während auf jenem die Entwicklung von Hartgebilden schon früh (bei Amphibien und Reptilien) erlischt und erst sekundär wieder aufflackert (s. Säugetiere), hält die Fähigkeit zur Produktion von Hartgebilden in der Mundhöhle viel länger vor und erleidet ent- sprechend der physiologischen Vervollkommnung der Zähne Modi- fikationen, deren wichtigste stammesgeschichtliche Typen noch näher zu betrachten sind. 1) Im ursprünglichsten Stadium produziert die Mundschleimhaut allein allerorts Zähne , die den Placoidschuppen in Bau und Ent- wickelung ähnlich sind, unregelmäßig stehen und nach Bedarf ersetzt werden können (Mundschleimhautzähne der Selachier). 2) Auf einem zweiten Stadium weichen die Schuppen der Mund- höhle von denen des Integuments durch Größe und Lokalisierung auf gewisse, von tief liegenden mesodermalen Hartbildungen abhängige Stellung ab. Nach Maßgabe der Größe wird die Entwicklung des Zahnes von der Oberfläche der Schleimhaut etwas in die Tiefe verlegt, und es bildet sich zwischen der Mundschleimhaut und dem Schmelz- epithel ein epithelialer Verbindungsstrang, den man als Zahnzapfen bezeichnet (größere Zähne der Knochenfische). 3) Als drittes Stadium ist der Fall zu betrachten, wo die Zähne in Anpassung an ihre Funktion sich der äußeren Form nach vollständig entfernen, in bestimmten Reihen stehen , die sich streng an einen unterliegenden Knorpel anschließen, wo der Zahnersatz in regel- mäßigen Intervallen vor sich geht, und zwar nicht mehr bloß von einzelnen Epithelzapfen aus, sondern von einer zusammenhängenden Falte des Epithels, welche ins Mesoderm eingesunken ist, der Z a h n 1 e i s t e. So entstehen gemeinsam funktionierende Zahngene- rationen (Dentitionen: primitives Kiefergebiß der Selachier). 4) Auf einem vierten Stadium ist die Zahl der gleichzeitig in Funk- tion tretenden Zahnreihen eine beschränkte geworden, zugleich hat sich der Einzelzahn vervollkommnet und seine Entstehung ist noch mehr ins Mesoderm hinab verlegt. Der Zahnersatz geschieht nicht mehr von einer faltenartigen, sondern einer gitterartig durchbrochenen Zahnleiste aus. Hand in Hand damit hat sich ein Schmelz- organ (vergl. p. 410) ausgebildet, von dem aus der Einzelzahn ent- steht. (Spätere Generationen der Krokodilzähne.) Auch findet hier stets noch während des ganzen Lebens Zahnersatz statt, ein Zustand, den man als Polyphyodontie bezeichnet. 5) Aus diesem Gebißtypus entwickelt sich ein solcher mit nur wenigen Generationen von Einzelzähnen zu Beginn der Lebensdauer (0 1 i g o p h y o d o n t i e) , mit rudimentärem oder fehlendem Gaumen- gebiß und mit einer über die Unterkieferreihe übergreifenden Ober- kieferbezahnung, unter Beibehaltung der übrigen auf vorigem Stadium erworbenen Vervollkommnungen (manche Eidechsen). Die Verknöcherungen des Integuments und der Mundhöhle. 359 6) Sechstens wird die Zahl der Zahngenerationen auf zwei beschränkt unter fortschreitender Vervollkommnung der Einzelzähne, die unter sich nach der Funktion verschieden sind (Diphyodontie). Man bezeichnet diese beiden Zahngenerationen als lakteales oder Milch- und permanentes oder Ersatzgebiß. Von den ihnen voran- gehenden und nachfolgenden Generationen sind Spuren erhalten , die man als prälakteale und postpermanente Dentition bezeichnet (primitives Säugetiergebiß). 7) Von diesem Stadium bildet sich ein weiteres heraus, bei dem nur noch eine Zahngeneration von zumeist unter sich ähnlichen Zähnen zur Ausbildung gelangt, sei es daß dieselben in größerer Anzahl oder nur einzeln auftreten (Monophyodontie). Damit in Verbindung greift eine weitere Erscheinung Platz, das Dauerwachstum von einzelnen Zähnen (zahlreiche Wale, Nager und Edentaten). 8) Endlich kann die Zahnbildung völlig erlöschen. Hierbei treten wohl noch Rudimente von Einzelzähnen oder Zahngenerationen auf, aber nicht immer. Zahnlosigkeit (Anodontie) ist stets eine terminale Erscheinung, nie primitiv; doch können wir nicht nachweisen, daß zahnlose Wirbeltiere alle die möglichen Entwickelungs- und Rück- bildungsstufen durchlaufen haben oder durchlaufen müssen, die das Zahnsystem in seiner Gesamtheit aufweist. Zahnlos sind unter den Fischen die Lophobranchier, die meisten erwachsenen Knorpelganoiden, unter den Amphibien die Kröten, zahlreiche fossile Sauropsiden inner- halb der verschiedensten Stämme, sowie unter den lebenden die Schildkröten und Vögel, unter den Säugetieren die erwachsenen Monotremen, viele Edentaten , die Endformen der Sirenen (Rhytina) und Wale (Bartenwale). Das speciell mit der Bildung des Zahnes betraute Schmelzorgan hat in den letzten Stadien erhebliche Veränderungen erlitten. Im einen Fall, wo es einen Dauerzahn zu produzieren hat, wird es selbst zu einer dauernden Einrichtung (s. p. 405). In allen Fällen da- gegen, wo Rückbildung eines Einzelzahnes oder einer ganzen Generation stattfindet, bleibt es an Größe zurück und giebt seine Differenzierung auf, um zu einem unbedeutenden Epithelvorsprung herabzusinken. Aus dieser Uebersicht geht hervor, daß: 1) der Prozeß der Zahnbildung, der anfänglich während des ganzen Lebens andauerte, successivein die E m b r y o n a 1 p e r i o d e zurücktritt; 2) der 0 r t d e r Zahn bildung, der anfänglich sich über d i e g a n z e M u n d h ö h 1 e erstreckte, javielleicht noch auf das Entoderm ausdehnte, immer mehr beschränkt wird, zuerst auf einzelne Bezirke der Mundhöhle, dann ausschließlich auf die Kieferschleimhaut und schließ- lich nur noch auf einzelne Teile derselben; 3) der Modus des Zahnersatzes ursprünglich un- regelmäßig auf den Einzelzahn beschränkt und zufällig, allmählich geordnet wird und periodisch (in Gene- rationen oder Dentitionen) von statten geht; 4) daß an Stelle der zahlreichen Hartgebilde mit diffuser Funktion nach und nach eine geringere An- zahl mit höherer und bestimmterer Funktion gesetzt wird. 360 R. BURCKHARDT, 5) Kompliziertere mesodermale H a r t s u b s t a n z e n machen einfacheren, aber solideren Platz, einfachere Strukturen der ektoder malen bei niederen Verteb raten komplizierteren bei den höheren. Demgemäß weicht ein primitiver Modus der Bildung eines einzelnen H a r t g e b i 1 d e s auch einem komplizierteren und an histologische Sonderun gen geknüpften, wie wir ihm bei den höheren Wirbeltieren begegnen. Erst von diesen allgemein anatomischen Thatsachen aus werden die speciellen der Embryologie verständlich. Ebenso aber auch, daß die Zahnentwickelung eine verschiedene Bedeutung für die Systematik der niederen und der hohen Vertebraten besitzt, und zwar, daß diese Bedeutung zunimmt, je mehr wir uns Endzuständen innerhalb der Wirbeltiergruppen nähern. II. Die Entwickelung der Hartgebilde des Integuments. A. Die Schuppen der Fische und ihre Modifikationen. 1 . Die Entwickelung der P 1 a c o i d s c h u p p e n. Von den mannigfachen Hartgebilden der Haut, die bei den Fischen anzutreffen sind, betrachten wir die placoide Beschuppung der Selachier mit Gegenbaur und 0. Hertwig (1874) als die primitivste. Aber wir gehen insofern von dem durch die Untersuchungen klassisch ge- wordenen Material ab, als nicht mehr heute lebende Selachier zum Ausgangspunkt für unsere Betrachtungen über den Bau der Schuppe gewählt werden können, da fossile uns viel ursprünglichere Zustände enthüllen. Für das Studium der Ontogenie der Placoidschuppen bleibt uns freilich nichts anderes übrig, als uns an die noch lebenden modi- fizierten Formen zu halten, auf deren weitgehende Abweichung von ursprünglichen Zuständen schon Gegenbaur aus rein theoretischen Gründen hingewiesen hat, lange ehe primitive Placoidschuppen bekannt wurden. Nachdem bereits Pander und eine ganze Reihe späterer Fisch- paläontologen uns mit dem Bau der Schuppen der Cölolepiden und Acanthodiden vertraut gemacht hatten, war es Rohon (1889), der auf die genetische Bedeutung dieser Gebilde hinwies. Bei den Acanthodiern bestehen die winzigen Schuppen aus einem quadratischen, allseitig abge- rundeten auf der Unterseite hohlen Korn. Ebenso bei den Coelolepiden (Fig. 209). Doch ist hier die Oberfläche nicht rundlich gewölbt, sondern caudalwärts stumpf zugespitzt und oberwärts mit einigen schwachen, nach der stumpfen Spitze hin gerichteten Längsleisten versehen. Mit ihrer Kuppe ragt die Placoidschuppe aus der Haut heraus ; wo sie in diese eintritt, ist sie etwas verschmälert, um sich mit dem tiefer in der Haut steckenden Teil wieder zu verbreitern. Von der Unterseite dringt eine weite, an ihrem Eintritt nur wenig verengerte Höhlung in dieses Hartgebilde. Man unterscheidet demnach: Schuppen- spitze, Hals und den unter ihm befindlichen Teil als Basis. Die Höhle wird als Pulpahöhle bezeichnet, da sie denjenigen Anteil des Mesoderms enthält, welcher als Bildungs- und Ernährungsorgan der Placoidschuppe dient, die Pulpa. Während in diesen äußeren Formverhältnissen die Schuppen der niederen Selachier von denen der höheren nicht wesentlich verschieden sind, weist besonders die Die Verknöcherungen des Integuments und der Mundhöhle. 361 Struktur der Hartsubstanz einen sehr primitiven Bau auf. Schuppen- spitze und Hals sind von einem stark lichtbrechenden dünnen Ueberzug bekleidet, dem Schmelz. Die Hauptmasse der Schuppe aber besteht aus Dentin, an dem sich folgende Struktureinzelheiten unterscheiden lassen. Einmal zeigt das Dentin Schichtungsstreifen, Bänder von ab- wechselndem Lichtbrechungsvermögen, welche der Oberfläche der Pulpa- höhle parallel verlaufen. Dann aber dringen von der Oberfläche der i \E.Sch. Fig. 209. Placoidschuppe von Thelolepis. P Pulpa. Dr Dentinröhrchen. VD Vitrodentin. Co u. Co, Konturlinien im Zahnbein. Sh Kanäle der zur Basis verlaufen- den Bindegewebsfibrillen (SHARPEY'schen Fasern). Mittlere Vergrößerung. NachRöSE. Pulpahöhle radiäre Kanäle ins Innere des Dentins, um sich in ihm baumartig mehrfach zu verzweigen und sich in feinste Ausläufer auf- zulösen. Es sind dies die Dentinkanäle; von ihnen werden alle äußerlich unterscheidbaren Teile der Schuppe in gleicher Weise durch- zogen. Doch hat Baume darauf aufmerksam gemacht, daß die meso- dermale Hartsubstanz vielfach auf einer Stufe stehen bleibt, die dem osteoiden Gewebe näher kommt als dem Dentin. Ergänzen wir dieses Bild einer primitiven Placoidschuppe, wie sie bisher bloß bei fossilen Selachiern nachgewiesen wurde, durch dasjenige, welches uns 0. Hert- wig (1871) von der Schuppe eines lebenden Selachiers (Mustelus vul- garis) entwirft. Die Cutis der Selachier besteht aus übereinander liegenden Binde- gewebslamellen, deren jede aus einer Schicht parallel gerichteter Fibrillen besteht. Die größeren Komplexe dieser Fibrillen kreuzen sich gegenseitig unter rechtem Winkel und unter 45° zur Längsachse des Tieres. Senkrecht zu diesen einander durchflechtenden Binde- gewebszügen steigen in der Richtung gegen die Körperoberfläche isoliert verlaufende Fibrillenbündel auf, deren noch weiterhin zu ge- denken ist. Zwischen all diesen Faserzügen finden sich zerstreut Cutiszellen. Ueberdeckt wird die Cutis von einer mehrschichtigen 362 R. BURCKHARDT, Epidermis, deren untere Zelllagen cylindrisch, deren obere kubisch oder pflasterartig sind. In diesen Boden sind die Placoidsclmppen eingesenkt. Sie haben sich bei den lebenden Selachiern insofern Fig. 210. Sagittalschnitt durch eine Placoidschuppe von iScymnus lichia. E Epidermis. S Schmelz. D Dentin. C Basalplatte, bg Bindegewebsfibrillen der Cutis, in Bündeln angeordnet. P Schuppenpulpa. Ca. 90 fach vergr. Nach O. Hertwig. differenziert, als der Hals enger geworden ist. Dadurch tritt die Schuppenspitze deutlicher hervor. Die bei niederen Selachiern hohl- kegelartige Basis verbreitert sich zu einer mehr oder weniger qua- dratischen Basalplatte und die dort weite Pulpahöhle erfährt hier durch die Verbreiterung der Basalplatte eine Verengerung ihrer Mün- dung. Mit diesen äußeren Veränderungen der Placoidschuppe hat sich auch das histologische Bild geändert. Die Hauptmasse der Pla- coidschuppe besteht zwar auch aus Dentin, welches von zahlreichen Kanälen durchzogen ist aber die Verzweigungen sind nicht mehr parallel gerichtet, und sie fließen nach der Pulpahöhle hin in einige stärkere Röhren zusammen. Auch die Schichtungsstreifen fehlen nicht. Dagegen hat die Basis mit ihrer Umwandlung in eine Platte auch eine Veränderung ihrer ursprünglich dentinartigen Struktur erfahreu. Sie besteht aus einer homogenen Grundsubstanz, die allmählich in das Dentin übergeht. In sie treten die oben erwähnten, senkrecht aufsteigenden Bindegewebsfibrillen ein und dienen so zur Befestigung der Schuppe. Die Pulpahöhle öffnet sich durch einen langen verti- kalen Gang, der die Basalplatte durchbricht, nach unten. Sie enthält ein zellenreiches, blutgefäßführendes Bindegewebe. Ihre Oberfläche ist von dicht gedrängten Zellen besetzt, deren einige starke Ausläufer in die oben beschriebenen Dentinröhren senden, die sich wie diese verzweigen. Diese Zellen sind auch bei der Schuppe als Odon to- blasten zu bezeichnen. Die Schuppenspitze ist mit einer Rinde bedeckt, in welche die Dentinröhrchen nicht eindringen. Diese Rinde ist glatt, hart, glasglänzend und stark lichtbrechend. Sie unterscheidet sich vom Dentin dadurch, daß sie sich in konzentrierter Salzsäure mit ganz geringem Rückstand auflöst, zusatz als milchweißer Ueberzug während sie bei schwachem Säure- erhalten bleibt. Diese Substanz Die Verknöcherungen des Integuments und der Mundhöhle. 363 deutet 0. Hertwig als Schmelz, obsclion sie die für den Schmelz der Zähne charakteristische Prismentstruktur nicht erkennen läßt, lieber ihr findet sich ein Schm elzoberhäutchen. Die Placoid- schuppe unterliegt den mannigfaltigsten Modifikationen, schon inner- halb eines und desselben Schlippenkleides, noch mehr innerhalb der ganzen Ordnung der Selachier. An solchen seien hier nur erwähnt: die großen Einzelschuppen der Rochen, die sternartigen, oft miteinander innig verbundenen Platten von Echinorhinus, die haarartigen Schuppen von Spinax. die buckelartigen Schuppen der Rhinobatiden. Als be- sonders extreme Umbildungen der Placoidschuppe erscheinen die Flossenstacheln, deren noch ausführlicher zu gedenken ist. Die Ent Wickelung der Placoidschuppen verläuft nach 0. Hertwig und Klaatsch (1890) folgendermaßen: Bei einem Scymnusembryo von 17 cm Länge zeigen sich die ersten Veränderungen, die in der Folge zur Schuppenbildung führen. der Epidermis. Zugleich ver- so, daß die in der übrigen Fig. 211. Anlage einer Placoidschuppe Sm Schmelzmembran in der Epidermis. Ska Spitzenteil der Cutispapille. S/cb Basalteil der Cutispapille. Ca. 150-fach vergrößert. Nach Klaatsch. Es entsteht eine leichte Vorwölbung ändert sich deren basale Schicht und zwar Epidermis kubischen Zellen im Bereiche der Schuppenanlage sich senkrecht zur Basis strec- ken ; außerdem nimmt auch die Zahl der über ihnen lie- genden Zellschichten etwas rascher zu. Unter der also veränderten Epidermis sam- meln sich die Cutiszellen dich- ter an und färben sich leb- hafter. Gleichzeitig wölbt sich diese gesammte Papille leb- haft gegen die Epidermis vor. Nun macht sich auf etwas spä- teren Stadien eine Sonderung der Cutispapille bemerkbar : der äußere Teil besteht aus kleineren rundlichen Elementen, die rasch an Zahl zunehmen. Sein höchster Punkt verschiebt sich nach und nach cau- dalwärts. Aus diesen Zellen wird die Schuppenspitze ausgeschieden. Der basale Teil der Cutispapille nimmt weniger lebhaft zu, seine Elemente richten sich der Oberfläche parallel ; ihm verdankt die Basalplatte ihre Entstehung. Nachdem nun die Form der Placoidschuppe in zelligen Elementen angelegt ist, erfolgt die Abscheidung der Hartsubstanzen. Es erscheint der Schmelz als eine kontinuierliche homogene Lage an der Unterseite der basalen Epidermiszellen, welche, wenn sie ihn ausge- sondert haben, sich wieder verkürzen. Gleichzeitig haben sich die oberflächlichsten Elemente der Cutispapille vergrößert und, zu einer besonderen Schicht angeordnet, von den übrigen differenziert, Sie scheiden nun eine dem Schmelz dicht anliegende homogene Schicht aus, welche sich von ihm durch eine unregelmäßig gezackte Linie abhebt. Erst jetzt lagern sich in dieser Schicht Kalksalze ab, sie wird zum Dentin. Das zellige Material des basalen Teiles der Cutispapille sondert die Basalplatte aus. Erst später findet die Ausscheidung der Bindegewebstibrillen statt, die zur Befestigung der Schuppe dienen, Hierbei ist bemerkenswert, daß die Basalplatte allseitig von den sie bildenden Bindegewebszellen umlagert wird und daß also die von ein- 364 R. BüRCKHARDT, seitig verzweigten Röhren durchzogene dem engen Anschluß an die Epidermis War bisher die Schuppe unter der sie jetzt mit der Spitze dieselbe ginnt Dentinsubstanz ihre Struktur verdankt. Epidermis verborgen, so be- zu durchbrechen. Der Hart- substanzmantel, der die Cutispapille umgiebt, verdickt sich. Der obere ;-:■:> Sp brl cos Fig. 212. Längsdurchschnitt durch eine ältere Anlage einer Placoidschuppe e Epidermis, b Basalschicht ihrer Zellen, bin Basalmembran, seh Schleimzellen, bwl Bindegewebslamellen der unteren Cutis, cos Obere Outisschicht. Sp Cutispapille der Schuppe. O Odon toblasten. D Dentin. S Schmelz. Sm Schmelzmembran. 120-fach vergr. Nach ü. Hertwig. Teil der Pulpahöhle verschmälert sich zu einer Röhre, in welcher die obersten Odontoblasten sitzen. An der frischen Schuppe zeigt die Oberfläche eine polygonale Felderung, welche auf den ursprünglichen Ueberzug mit dem Schmelzepithel zurückgeht. Die Basalmembran der Epidermis wird zum Schmelzoberhäutchen. - Ueber den Modus der Hartsubstanzbildung liegen keine einwand- freien Beobachtungen vor. Man hat die Frage aufgeworfen, ob das Dentin durch Umwandlung eines Teiles des Odontoblastenkörpers ent- steht, oder ob es einfach von diesem ausgesondert wird. Für letz- teres scheinen die Schichtungsstreifen im Dentin zu sprechen. Für Umwandlung der Schmelzzellen im Schmelz spricht die Abnahme der Schmelzzellen an Höhe nach Maßgabe der Schmelzablagerung. Ander- seits sieht man keine Verkalkung in den Schmelzzellen auftreten, son- wenigstens auch keine Spur die Basalmembran liegend gefunden. daß der Schmelz dem bloß im Schmelz selbst. Dieser zeigt denn einer zelligen Zusammensetzung, fernerhin wird ja der Schmelzzellen nachträglich auf dem Schmelz Daraus ergiebt sich als das Wahrscheinlichere, bei der Placoidschuppe ein Absonderungsprodukt ist. Nach Baudelot (1873), hat schon Steenstrup (1861) darauf hingewiesen, daß, während bei den Teleostomen die Schuppen per- sistieren, bei den Selachiern ein beständiger Wechsel stattfindet. Wahr- scheinlich entsteht auch bei den größeren Haien ein großer Teil der Schuppen erst im späteren Leben. Für die riesige Myliobatis bovina kann ich konstatieren, daß sie bei mehreren Metern Breite eine von kleinen Schuppen bedeckte Occipitalgegend besitzt, während Exemplare von etwa einem Meter Breite noch solcher Hautgebilde entbehren. Die Verknöcherungen des Integuments und der Mundhöhle. 365 Bei den Holocephalen älterer Formationen ist noch ein beträcht- licher Teil des Schuppenkleides erhalten, der in älteren Entwickelungs- stadien der lebenden wiederkehrt (A. Dumeril 1863); während die Holocephalen im erwachsenen Zustand sonst nur an den Begattungs- organen modifizierte Placoidschuppen beibehalten, sind nach einem mir freundlichst gewährten Einblick in eine demnächst erscheinende Arbeit von Schauinsland bei älteren Embryonen von Callorhynchus fast typische Placoidschuppen auch in der Occipitalgegend reihenweise vorhanden und über den ganzen Kopf zerstreut. Nach Schauinsland's Untersuchungen über den mikroskopischen Bau dieser Gebilde dürften sie diejenigen Placoidschuppen sein, welche abgesehen davon, daß sich Schmelz bei ihnen nicht nachweisen ließ, im Bau den oben erwähnten palaeozoischen Urformen am allernächsten stehen, indem auch bei ihnen die Dentinstruktur auf die Basalplatte übergreift, ganz so, wie es für Thelolepis geschildert wurde. 2. Die Ent Wickelung der Flossen st ach ein der Selachier. Schon Hannover (1868) hat lebhaft betont, daß die Flossen- stacheln bei den Selachiern homolog der Placoidschuppe seien. Diese Ansicht vertritt auch 0. Hertwig (1873). Ausführlichere entwickelungs- geschichtliche Untersuchungen rühren indes erst von späteren Autoren her: Benda (1882), Markert (1896), Ritter (1900); aus diesen geht hervor, daß es sich um sehr komplizierte und schwer zu verstehende Vorgänge handelt, deren Darstellung und Deutung die Autoren nicht gewachsen waren. Die Gebilde, um die es sich handelt, sind offenbar sehr verschieden- artige. Stacheln können am Hinterhaupt auftreten (Xenacanthidae), an den Wangen (Menaspis), an der lang ausgezogenen Schnauze als Rostralstacheln (Pristis), zwischen Brust- und Bauchflossen oder an diesen selbst (Acanthodier), vor den Unpaarflossen des Rückens (Spina- cidae, Cestracionidae), hinter den Rückenflossen (Centrobatidae Jaekeli, endlich an den Kopulationsorganen. Von all diesen verschieden ge- stellten und gebauten Stacheln sind bisher auf ihre Entwickelungs- geschichte hin nur die der Rückenflossen untersucht worden. Von vornherein macht sich bei diesen der Unterschied geltend, daß die Rückenstacheln der Centrobatiden ersetzt werden, während für die der Spinaciden und Cestracioniden kein Ersatz stattfindet. Bei Acanthias vulgaris besitzt ein Flossenstachel folgende Struktur. Schmelz liegt dem über die Haut hervorragenden Teile nur an seiner Vorderfläche auf. Die größte Masse des Stachels besteht aus Dentin, und zwar sind mehrere Schichten, deren Dentinröhrchen bald centri- petal, bald centrifugal verlaufen, zu unterscheiden. Die Pulpa ist größtenteils von einem Knorpelstab ausgefüllt, der an der Basis der Rückenflosse entspringt. Die Entwicklung dieser Gebilde scheint vor derjenigen der Placoidschuppen ihren Anfang zu nehmen; denn auf dem ersten von Markert abgebildeten Stadium zeigt sich die Epi- dermis in der Umgebung noch sehr indifferent, während sich von ihr bereits ein im Querschnitt halbmondförmiger Epithelzapfen tief ins Mesoderm eingesenkt hat. Das vordere Blatt dieses Zapfens besteht noch aus kubischen Epithelzellen , das hintere aus einer typischen Ameloblastenschicht. Auch im Mesoderm sind bereits Differenzierungen vorhanden, und zwar zwei Platten von fibrösem Bindegewebe, sowie die erste Anlage des Pulpaknorpels. Erst spät durchbricht der also vor- 366 R. BURCKHARDT, gebildete Stachel die Oberhaut. Vorerst verdickt sich die Schmelzlage ; zwischen sie und das Dentin wächst Pigment hinein. Von den beiden Bindegewebsplatten legt sich die hintere, einen Halbcylinder bildend, um den Knorpel herum, die vordere biegt sich über die Ränder der hinteren hinweg, bildet beidseitig Hohlkanten, deren Ränder in der Medianebene auf der hinteren Platte verschmelzen. Jetzt erst lagern sich in diesen Platten Kalksalze ab, und an die Stelle des fibrösen Bindegewebes tritt modifiziertes Dentin. Die höchst komplizierten Entwickelungsvorgänge verdienen jedenfalls noch nähere über mehrere Selachier sich erstreckende Untersuchungen. 3. Die Entwickelung der Schuppen der T e 1 e o s t o m e n. Von der großen Mannigfaltigkeit an Hautverknöcherungen , wie wir sie bei Ganoiden und Teleostiern vorfinden , können wir nur wenige in ihrer Entwickelung verfolgen, die uns zufälig erhalten sind. a) Ganoiden. Bei Lepidosteus beginnen nach Nickerson (1893) die Schuppen an Embryonen von 14,5 cm aufzutreten ; bei 18 cm ist beinahe das ganze Tier nach Klaatsch (1890) mit Schuppen versehen, doch finden sich am Bauche Stellen, wo die Schuppen erst in der Entwickelung begriffen sind. An der Epidermis ist keine basale Schicht besonders deutlich. In der Cutis entstehen ebenfalls Fibrillenbündel- S}rsteme, von denen besonders das senkrecht aufsteigende ausgeprägt ist. Die ersten Anlagen der Schuppen bilden dünne Lagen von Hart- substanz in der äußeren Cutisschicht, immerhin in beträchtlichem Ab- stand von der Epidermis. Der Kontur der ersten Schuppenlage ist noch kein rhombischer, sondern kreisrund. Ihr Mittelpunkt ist durch- brochen von Blutgefäßen, die auf die äußere Oberfläche der Schuppe treten. Die ganze Oberfläche der Hartsubstanzplatte, die sich später in Knochengewebe verwandelt, ist mit großen Cutiszellen, die als Skleroblasten zu betrachten sind, bedeckt. Diese Elemente werden später in die Hartsubstanz einbezogen. Die an der Basis der Schuppen gelegenen Cutiszellen sondern Bindegewebsfasern aus, welche in der Folge in die Schuppe aufgenommen werden. Aus diesen gehen auch die soliden Bänder hervor, welche später die Elemente des Schuppen- kleides unter sich verbinden. Jetzt erst nähert sich die Schuppen- anlage der Epidermis; gegen diese wachsen aus den außerhalb der Anlage gelegenen Schichten des Bindegewebes Papillen ein, deren Zahl auf einer großen Schuppe 30—40 beträgt. Ueber den Papillen nimmt die Basalschicht der Epidermis deutlich die Beschaffenheit eines Schmelz- epithels an und sondert wirklich auch ein dünnes Hütchen von Schmelz- über der Papillenspitze aus. Daran schließt sich die Bildung eines Dentinkegels über den Zellen der Papille; doch enthält dieses Dentin nur wenige Röhrchen. Jetzt erst tritt der Dentinkegel mit der unter- liegenden Platte in direkte Verwachsung, aber die Zellmassen im Innern des Kegels bleiben noch durch eine Oeffnung mit dem übrigen Bindegewebe in Verbindung. Schließlich verschmelzen auch noch die Hartgebilde der einzelnen Kegel untereinander. So entstellt eine Schicht, welche sich durch das Fehlen von eingeschlossenen Binde- gewebszellen von der unter ihr gelegenen unterscheidet ; sie wurde seiner Zeit von Williamson (1849) als Ganoin bezeichnet, von anderen Au- toren als Schmelz. Später stumpfen sich die Zähnchen vollständig ab und es bildet sich die gelenkige Verbindung der Schuppen aus. In Ergänzung hierzu ist zu bemerken , daß Nickerson insofern von Die Verknöcherungen des Integuments und der Mundhöhle. 3G7 nachträglich äußeren Olli (I Bedingungen G so an- caudal- bilden. Kreuzung Fig. 213. Fertiges Schuppenzähnchen von Lepidosteus 18 cm. E Schmelz. Dentin. G oberflächliche Hartsubstanz D der Schuppe. Vergr. 120-fach. Nach Klaatsch. Klaatsch abweicht, als nach ersterem das Ganoin erst als Ueberzug der von Klaatsch so benannten zellenlosen Hartsubstanz auftritt. b) Tele o stier. Die Mehrzahl der Arbeiten über Teleostier- schuppen schildert die zahlreichen Modifikationen lebender und fossiler ausgewachsener Formen. Ueber die Entwickelungsgeschichte lie- gen relativ wenige Beobachtungen vor. Vogt (A. L. III. 1842) weist darauf hin, daß das Schuppen- kleid bei Salmoniden relativ spät auftritt. Ryder (1878/79) den mechanischen in der Anordnung des Schuppen- kleides nach. Die Schuppenreihen entsprechen ihm zufolge den My- omeren und entstehen in Bezirken der Haut, die in ihrer Abgrenzung mit diesen zusammenfallen. Die Somiten sind dorsal und ventral von der Mitte der Seite geordnet, daß sie eine wärts gerichtete Spitze Dadurch kommt eine Kreuzung des Zuges zwischen den dorsalen und ventralen Abschnitten der Somiten zu stände, und durch diese Zuglinien wird die Oberfläche des Integuments in rhombische Fel- der zerlegt. Danach richtet sich wiederum die Stellung der Schuppen. Auf ein Myomer können auch mehrere Schuppenreihen entfallen. Nach Klaatsch (1890) und Ussow (1877) machen sie sich im embryonalen Leben an den beiden vorderen Seitenflächen des Rumpfes bemerkbar, und von diesen Stellen schreitet ihre Entwicklung allseitig vor. Salmoniden und Cyprinoiden wenigstens stimmen hierin überein. Eingehendere Angaben über die Entwicklung der Teleostierschuppe finden sich bei B. Hofer (1890) und Klaatsch. Forellenembryonen beginnen erst ihre Schuppen auszubilden, wenn sie gegen 3 cm Länge erreicht haben. Vorher wird die Haut von einer dünnen Epidermis und einer relativ sehr dünnen Cutisschicht gebildet, deren Lamellen bis dicht unter die Epidermis reichen. An gewissen Stellen beginnen sich nun die Cutiszellen lebhafter zu teilen und großkernige Elemente auszusondern, welche sich ansammeln, um eine leicht nach der Epidermis vorgewölbte Papille zu bilden. Die Oberfläche der Epidermis ist auf diesem Stadium noch glatt. Im weiteren Verlaufe ordnen sich die Zellen der Papille so an, daß sie eine ovale Scheibe bilden, deren Mitte aus zwei übereinander liegenden Zellschichten gebildet wird, während an der Peripherie sich etwa drei bis vier Zelllagen ansammeln. Alsdann bohrt sich der gesamte Zellhügel caudal tief in die Epidermis ein. Jetzt beginnen sich Veränderungen in der Schmelzmembran geltend zu machen. Ihre Zellen nehmen wie bei der Bildung der Placoidschuppen Cylinderform an, sondern aber keinen Schmelz aus und verfallen im weitern Verlauf einer regressiven Metamorphose. Die Schmelzniembran tritt also hier noch als rudimentäres Organ auf (Hofer ; von Klaatsch bestritten). Unterdessen tritt zwischen 368 R. BURCKHARDT, den beiden über die ganze Anlage der Schuppe sich erstreckenden Schichten der Cutispapille eine dünne Lage stark lichtbrechender Substanz auf: die nachmalige Hartsubstanz der Schuppe. Es lockert sich die Verbindung der Skleroblasten und der übrigen Cutiszel- len, und es bildet sich auch durch die be- trächtliche Ausdeh- nung, welche das sich entwickelnde Organ annimmt, und die be- reits vorher ange- bahnte Schrägstellung die dachziegelartige Deckung (Imbrikation) Ä ^m&fW&ttmv Fig. 214. B, A, C. Drei verschiedene Entwickelnngs- stadien der ForeUensckuppe im Längsschnitt, ca. 360- fach vergr. Nach. Klaatsch. aus. Die Lockerung in der Cutis ist so weit fortgeschritten, daß eine Schuppen- tasche bemerkbar wird. Diese entsteht da- durch, daß „einmal die Schuppe durch wucherndes Bindege- webe von der Epider- mis abgedrängt und so eine äußere Wand der Tasche in ihrem vorderen Teile gebildet wird ; sodann wird durch das Einwachsen der Schuppe in die lockern Teile der Cutis und durch die Aus- bildung derselben zu Septen der Boden der Tasche und ihre äußere Wand geliefert" (Klaatsch). Die Hartsubstanz ist ausschließlich ein Ausscheidungsprodukt, in das keine Zellen, wohl aber Binde- gewebsfibrillen aufgenommen werden. Erst wenn es zur Imbrikation gekommen ist, wird die untere Schuppenschicht von den Zellen, die die Basis der Schuppentasche bilden, ausgeschieden. Auch in diese Schicht treten keine Zellen ein. Ein prinzipieller Unterschied in ihrer Entstehung im Vergleich zur oberen Schuppenschicht ist nicht vor- handen ; entstammen doch die Bildner beider Schichten derselben Cutispapille. Die Entwicklung der Ctenoidschuppen verläuft im wesentlichen wie die der Cykloidschuppen. 4. Die Entwickelung der Fulcra und Flossenstrahlen der Teleostomen. Fulcra, Flossenstrahlen und Schuppen sind zweifellos verwandte Hartgebilde. Früher wurden erstere als charakteristische Bildungen der Ganoiden betrachtet, doch finden sie sich auch an der Basis der Knochenfischfiossen. An den Materialien von Fritsch und Traquair, die uns vielfach mit Uebergangsreihen zwischen Fulcra und Flossen- Die Verknöcherungen des Integuments und der Mundhöhle. 369 strahlen bekannt gemacht haben, hat sich die alte von Kner vielseitig ausgebaute Theorie von der Einheit aller knöchernen Hartgebilde der Flosse aufs neue bestätigt. Wie aber alle Uebergänge zwischen Fulcren und Flossenstrahlen zu verfolgen sind, so auch von den Filieren zu den Schuppen. Der ontogenetische Prozeß der Flossen- strahlenbildung ist in den Arbeiten von Lotz (1862), 0. Hertwig (1879), R. G. Harrison (1893) und Salensky (1899) dargestellt. Der letztgenannte Autor hat die frühen Vorgänge in der Entwicklung der Fulcra von Acipenser verfolgt und giebt an, daß die Skleroblasten sich schon in Reihen anordnen, bevor die Hartsubstanz sichtbar wird. Im weiteren hat er die Beobachtung 0. Hertwig's, wonach einzelne Plättchen gebildet werden, die später unter sich verschmelzen, be- stätigt. Nach Lotz werden die Flossenstrahlen zuerst als kontinuier- liche Stäbe angelegt. Harrison zeigte, daß der Hartsubstanzstreifen aus Körnchen aufgebaut wird und unmittelbar unter dem Ektoderm der Flosse liegt, ohne daß jedoch diese Schicht sich nur im geringsten an der Ausscheidung beteiligte, da seine Basalmembran niemals auf- gelöst wird. Die durch Größerwerden aus dem Mesenchym sich differen- zierenden Osteoblasten sammeln sich alsdann an bestimmten, mecha- nisch bedingten Stellen (Ryder, A. L. III. 1884) zu mehrzelligen Haufeu an der Unterseite des Hartsubstanzstreifens an, und schon der blosse Druck derselben, vielleicht in Verbindung mit chemischen Einflüssen genügt, um die Flossenstrahlen zu knicken. Die erst un- _ ect Fig. 215. Schnitt durch den Flossenstrahl der Schwanzflosse von Sahno salar, 2 cm. fr Flossenstrahl, sp künstliche Spalte, hf Hornfasern. bm Basalmembran. Stark vergr. Nach Harrison. regelmäßigen Bruchflächen der Flossenstrahlenpartikel werden nach- träglich abgerundet und durch Ligament verbunden. Harrison hat hierbei besonders auf die Analogie in der Entwickelung der Flossen- strahlen und der Hornfäden aufmerksam gemacht, welch letztere in einem anderen Kapitel dieses Handbuches zur Darstellung gelangen wird. B. Die Entwickelung der Hautknochen der Anamnier. Schon Agassiz (1845) und Williamson (1849) haben die Schilder und Panzerplatten der .Fische den übrigen Integumentbildungen der- selben angeschlossen. Doch taucht der Gedanke, die Entwickelungs- geschichte all der hierher gehörigen Hartgebilde einheitlich zu be- Handbuch der Enhvickelungslehre. II. 1. 9<4 370 R. BURCKHARDT. trachten und ihre Homologien zu bestimmen, erst in den Arbeiten 0. Hertwig's (1874*) auf und findet dort seine Durchführung. Wir werden diese Modifikationen der Hauthartgebilde erst in zwei Kategorien einteilen und getrennt verfolgen: einmal in die Panzerplatten und Schilder der Fische, dann aber in die Mundhöhlenknochen und über- haupt in die sog. Deckknochen am Schädel und an anderen Körper- regionen ; drittens würden hier anzureihen sein die Fulcra und Flossen- strahlen, deren Entwickelung bereits geschildert ist. 1. Das Hautskelett der Störe. Das Hautskelett der Störe zeigt im erwachsenen Zustande alle Uebergangsformen, welche von den einfachsten Hartgebilden, wie sie die primitivsten Selachier und Ganoiden besitzen, zu jenen extremen Bildungen hinüberleiten, die man als Schilder, Schindeln (Fulcra) und Flossenstrahlen bezeichnet. Eben deshalb sind die Störe ein geradezu klassisches Objekt auch für das Studium der Entwickelung dieser Gebilde. Ohne auf die vergleichend-anatomischen Kontroversen ein- treten zu können, welche sich an die Homologisierung derselben knüpften , müssen wir an Hand der Untersuchungen Salenski's (A. L. III. 1880 und 1899) kurz über ihre Entwicklungsgeschichte referieren. Die Rückenschilder des Störs machen sich bei achttägigen Embryonen auf dem Flossensaum in Gestalt einer Reihe dunkler Flecke bemerkbar ; ihnen entsprechen Verdichtungen des Mesoderms. Schon am 12. Tage brechen die Schilder durch die Epidermis. Erst wenn sie sich gegenseitig berühren, beginnen sie, von außen sich mit verkalktem Gewebe zu bedecken. Wie schon Götte (1878) be- tonte, sind diese Anlagen der Schilder auffallend spitzkegelförmig und verraten dadurch eine nahe Verwandtschaft mit den Fulcren. Erst nach der Reihe der Rückenschilder legen sich die lateralen und ven- tralen Schilderreihen an. Der Dentinkegel der Schilder besteht bei allen untersuchten Formen aus einer homogenen, von Kalksalzen durchtränkten Substanz ohne nachweisbare Struktur. Schmelz wird gar nicht gebildet. Schon Williamson hat die Existenz von solchem beim ausgewachsenen Hautskelett der Störe bestritten. Nach 0. Hert- wig werden dagegen in den Basalplatten der kleinen Ossifikationen zwischen den Schildern Knochenkörperchen gefunden, ebenso in den größeren Schildern selbst. Sie müssen also nach den von Salenski beobachteten Entwickelungsstadien in den Verknöcherungsprozeß ein- bezogen werden. Es entspricht dies auch den von 0. Hertwig (1879) bereits namhaft gemachten Beobachtungen, wonach der Ver- knöcherungsprozeß der Hauthartgebilde die Embryonalperiode der Störe weit überdauert und somit wahrscheinlich mit dem permanenten Wachstum der großen Arten von Stören zeitlebens Schritt hält. 2. Das Hautskelett der Knochenfische. Das Hautskelett der Knochenfische ist von den Autoren mehr an extremen Formen und besonders wiederum auf Grund von Ver- gleichung der fertigen Zustände verfolgt worden. Bekannt sind die Knochenplatten des Körpers von Hypostoma, welche an ihrer Ober- fläche mit kleinen echten Zähnchen besetzt sind, die einem besonderen Sockel aufsitzen und an ihrer Spitze sogar eine Schmelzkappe tragen. Diese Zähnchen sind keine bleibenden Bildungen, sondern der Er- neuerung unterworfen. Hieraus können wir schließen, daß sie wohl Die Verknöcherungen des Integurnents und der Mundhöhle. 371 auch ursprünglich ontogenetisch in gleicher Weise entstehen. Nach 0. Hertwig's (1874*) Ausführungen ist denn auch die Entwickelung der Zähnchen völlig analog der eines Teleostierzahnes, wie wir sie p. 379 zu schildern haben. Im weiteren Verlauf tritt alsdann eine Verschmelzung mehrerer kleiner Einzelplättchen zu einer größeren Platte ein und, es bilden sich auf diese Weise die eigentlichen Panzer- platten, wie sie namentlich bei der schwer gepanzerten Gattung Callichthys angetroffen werden. 3. Die Mund höhlenkno chen und die Deckknochen des Schädels bei Fischen und Amphibien. 0. Hertwig (1874*) hat zuerst der vergleichend-anatomischen Hypothese Ausdruck verliehen, daß in ähnlicher Weise, wie die Panzer- platten aus einzelnen den Placoidschuppen homologen Hautzähnchen verschmelzen, auch die Mundknochen durch Verschmelzung von Zahn- sockeln entstünden. Die embryologischen Thatsachen, die für die Be- urteilung dieser Hypothese in Betracht kommen, treten an allgemeiner Bedeutung hinter den auf die Mannigfaltigkeit in den Zuständen aus- gewachsener niederer Vertebraten begründeten weit zurück. Die Ein- heitlichkeit der sich hierbei abspielenden embryonalen Prozesse, sowie die historische Entwickelung des Problems zwingen uns, die niederen Vertebraten nicht in systematischer Pteihenfolge zu behandeln, sondern von den an Amphibien gemachten Beobachtungen auszugehen. An eben ausgeschlüpften Amphibien beobachtet man, daß neben einzeln verkalkten Zahnspitzchen auch solche vorhanden sind, die an der Basis einer äußerst feinen und gitterartig durchbrochenen Knochenlamelle mehr oder weniger fest aufsitzen, welche erst nach ihnen im Binde- gewebe der Mundschleimhaut entstanden ist. Unsere Figur giebt diesen Zustand vom Vomer eines Urodelen wieder. Dadurch er- scheinen die also entstehenden Knochen bloß „als Gruppe von Zähnen, die an ihrer Basis verkittet sind1' (0. Hertwig). Daher bilden sie ein „Zahnskelett" bestehend aus Vomer, Palatinum und Operculare. Dentale, Maxillare und In- termaxillare bilden sich nur zum Teil . auf dieselbe Weise, da sie zum anderen v , i"M Teil aus dem Cutisgewebe der Oberhaut f -k c-* v^ \ i direkt ihren Ursprung nehmen. Zu den jjro jjfo'^ j^ VhL-i am spätesten auftretenden Knochen ge- vc. < |>of; <£ *t> $l0 & hört das Parasphenoid. Noch enthalten jj} c* j*©o " jjJ diese Knochen alle keine Knochenkör- xo*0 ^o^M^jm) perchen, sondern bestehen bloß aus ver- ^° D ^^ — kalkten Bindegewebslamellen, in die erst ^<*ß^ später Zellen einbezogen werden. Die Fig. 216. Vomer einer 2,5 cm wichtigste Veränderung der Folgezeit be- langen Axolotllarve, 45malvergr. steht aber darin, daß auf also gebildeten Nach °- Hertwig- Knochen die Zähnchen schwinden können, daß dagegen die von ihnen basal ausgeschiedene Platte nicht nur be- stehen bleibt, sondern an der der Epidermis abgewandten Seite Zuwachs erhält. Abweichend verhalten sich die Anuren insofern, als bei ihnen die für Vomer, Palatinum und Operculare nachweisbare Entwickelung ohne Anlage von zahnähnlichen Gebilden verläuft. Ferner tritt bei Anuren im Gegensatz zu den Urodelen die Zahnbildung erst nach 24* 372 R. BlJRCKHARDT, der Knochenbildung auf. Das Parasphenoid entsteht zuerst. Ueber die Vorgänge der Entwickelung des Mundskeletts berichtet 0. Hert- wig: „In einem sehr zellenreichen Gewebe entwickeln sich die Deck- knochen zwischen Epithel und Primordialcranium, von beiden durch eine mehr oder minder starke Gewebsschicht getrennt, In demselben findet man ausgezackte Balken einer verkalkten Substanz, welche zum Teil untereinander zusammenhängen und ein Netzwerk bilden. Ihnen sind Osteoblasten angeschmiegt, und man trifft häufig Zellen in die osteoide Substanz eingeschlossen. Durch Zunahme der letzteren ver- schmelzen die einzelnen ßälkchen mehr und mehr miteinander , und so entsteht eine zusammenhängende Knochenlamelle, in welcher Knochenkörperchen eingelagert sind. Die ganze Entwickelung spielt sich erst im späteren Larvenleben ab." Daraus schließt 0. Hertwig, daß Knochen, die ursprünglich durch Verschmelzung von Zähnen ent- standen seien, später unabhängig von diesen zur Entwickelung kommen. Danach würden auch Beobachtungen, wie die R. G. Harrison's (1893), daß das Dentale und Maxillare beim Lachs unabhängig von den Zahn- anlagen entstehen, nichts Befremdliches an sich haben. Alle Schleim- hautknochen lassen sich daher auf den gemeinsamen Typus des Schleim- hautzähnchens zurückführen und damit in letzter Linie an die Placoid- schuppe anknüpfen. 0. Hertwig hat schon selbst darauf hingewiesen daß bei den Teleostierembrvonen die Entwickelung des Mundhöhlenskeletts prin- cipiell ebenso verläuft wie bei den Urodelen. Für die Amnioten gelang es ihm nicht, den Zusammenhang der Entwickelung der Zähne und der der Deckknochen nachzuweisen. Dagegen hat uns Rose (1893, No. V) ein Bild gegeben, welchem zu entnehmen ist, daß die placoiden Zahngenerationen der Krokodile noch durch ihre Sockel mit dem sich entwickelnden Dentale in innigster Verbindung stehen (vergl. Fig. 235 p. 399). Ausgehend von dieser Basis, warf 0. Hertwig aufs neue die be- reits von Leydig ventilierte Frage auf, inwiefern den Mundhöhlen- knochen die Deckknochen des Schädels entsprechen. Eine solche Auf- fassung derselben mußte auch in den vergleichend-anatomischen und paläontologischen Untersuchungen von Williamson und Pander eine Stütze finden. Nun machte aber J. Walther (1882) die Beobachtung, daß die Verkalkung des Zahnsockels beim Hecht zu einer Zeit beginnt, wo das Zahnspitzchen erst zur Hälfte abgeschieden ist. Ferner, daß die große Mehrzahl der Zähne mit ihren Knochenplättchen nicht ver- schmelzen, nur gelenkig verbunden sind. Daß der Vomer entsteht und zu einer Platte sich ausbildet, bevor der Zahnbesatz auftritt. Daß also eine gewisse Unabhängigkeit zwischen der Zahnbildung und der Knochenanlage bestehe. Danach unterscheidet er zwischen Cement- und Bindegewebsknochen , eine Unterscheidung, die von späteren Forschern wieder aufgegeben wurde. Ferner hat Wiedersheim (1882) nachgewiesen, daß die Entstehung des Parasphenoids bei Urodelen unabhängig von der zugehörigen Bezahnung ist, daß aber außerdem die Sockel der Parasphenoidplatte verschmelzen und eine oberflächliche Platte bilden. Somit kann für das Parasphenoid die Entstehung aus Zahnsockeln kaum angenommen werden, obschon Rose (1894, No. IV) glaubt, man habe eine Abspaltung des eigentlichen Parasphenoids von den Sockeln der ihm entsprechenden Zähne anzunehmen. Die Verknöcherungen des Integuments und der Mundhöhle. 373 Für die Deckknochen des Kopfes haben wir eine ähnliche onto- genetische Entwickelung, wie für die Mundknochen, anzunehmen. Schon aus vergleichend-anatomischen Gründen ist Leydig für eine solche Autfassung der Kopfknochen von Polypterus eingetreten, und 0. Hertwig hat nachgewiesen , daß sie wie Schuppen stellenweise mit Schmelz bedeckt sind. Andererseits ist vielfach beobachtet worden (J. Vrolik , Mc Murrich, Allis, Sagemehl), daß die primitiven Formen der Knochenentwickelung schon bei Fischen verwischt sind und daß die Entwickelung oberflächlicher Hartgebilde einmal direkt im Anschluß an die Sinneslinie vor sich geht, während die Haupt- masse derselben Knochen in der Tiefe entsteht, 4. Die Integumentverknöcherungen bei Amphibien. Bei Amphibien kommen zwei genetisch verschiedene Arten von Hartgebilden des Integuments vor. Einmal breite Knochentafeln, die nach Leydig (1876) im subcutanen Bindegewebe des Rückens oder des Kopfes liegen und dort direkt entstanden sind, so bei gewissen Anuren (Ceratophrys). Diese Tafeln sind nur als neuerworbene Bildungen zu betrachten, können aber keinesfalls als modifizierte Schuppen aufge- faßt werden. Anders die echten Schuppen, die nicht nur der aus- gestorbenen Gruppe der Stegocephalen eigen und bei diesen als Erb- teil von den Fischen her zu betrachten sind, sondern die sich von ihnen auch auf die heute noch lebenden Apoden oder Gymnophionen vererbt haben. Bei der Gattung Ichthyophis ist der Körper von zahl- reichen Querringeln der Haut bedeckt, deren mehrere auf je ein Seg- ment entfallen. Unter diesen Ringeln verlaufen Querkanäle im Binde- gewebe, die alternierend Drüsen und Schuppen enthalten. Die Schuppen sind Scheiben von 1,5 — 2 mm im Durchmesser und tragen auf der Oberfläche Reihen von Plättchen, Squamulae. Erst gegen Ende des Larvenlebens treten die Schuppen auf. Unsere Figur zeigt einen Schnitt durch die Haut dieses Stadiums nach P. u. F. Sara- sin (A. L. III. 1885). In der Schuppentasche liegt eine Bindegewebslamelle, die auf beiden Seiten mit Bindegewebszellen belegt ist, die untere Schicht bildet die Schuppe selbst, die Fig. 217. Längsschnitt durch die Haut einer alten Larve von Ichthyophis. In der Schuppentasche (St), liegt von Bindegewebszellen umgeben, die Schuppe (s). ep das Epithel der Haut. Stark vergr. Nach P. u. F. Sarasln. obere die oberflächlich auf ihr liegenden Squamulae. Die Bildung der letzteren greift auch ins spätere Leben über. Die früheren Ent- wickelungsstufen dieser Hartgebilde sind noch nicht bekannt. C. Die Hautverknöcherimgen der höheren Wirbeltiere. 1. Schildkröten. Die Entwickelung des Hautpanzers bei den Schildkröten hat zu vielen Kontroversen Veranlassung gegeben. Es kann sich für uns nur darum handeln, den ontogenetischen Entwickelungsprozeß dieser 374 R. BüRCKHARDT, Integumentverknöcherung, soweit er bekannt ist, darzustellen, ohne auf die phylogenetischen Thatsachen, die sich aus ihm ergeben, einzutreten. Rathke (1848), Owen (1849), Gegenbaur, Hoffmann (1890), Haycraft (1890) und Götte (1899) verdanken wir besonders eine Serie von Arbeiten, die sich mit diesem Gegenstande beschäftigen; doch ist zu betonen, daß wir gerade über die Gruppe der Atheca und deren einzige lebende Gattung Dermochelys noch nicht genügend unterrichtet sind, während die übrigen Schildkröten, die Thecophora, sich unter einander ziemlich übereinstimmend verhalten. Nach Götte (1899) rindet sich bei Föten der Chelone imbri- cata von 1 cm Länge unmittelbar unter der Epidermis eine dichtere Bindegewebsschicht, die sich vom übrigen Bindegewebe gegen den Randwulst hin immer deutlicher absondert. Ventral erhält diese Schicht eine beinahe ligamentöse Begrenzung nach dem lockeren tiefen Bindegewebe hin, und es treten in ihr wie übrigens auch da, wo später die Nackenplatte liegt, bereits Verdichtungen auf, aus denen später die Plastronstücke hervorgehen. Schon bei einem Foetus von 1,1 cm macht sich die mittlere spinale Reihe von Schuppen durch Abgrenzung ihrer Epidermisbezirke geltend. In den späteren Stadien schwindet die scharfe Grenze des subcutanen gegen das tiefe Binde- gewebe. Nun beginnt die von starkem Periost gebildete Umhüllung der Rippen sich in eine dünne Knochenhülse zu verwandeln und rasch fortzuschreiten. Unterdessen verfällt die Cutis einer Rückbildung. In ihr entsteht aber unabhängig von den spinalen Verknöcherungen die Nuchalplatte, von der Spinalplatte des zweiten Brustwirbels erst völlig getrennt ; mit dieser verwächst sie erst später, ebenso auch mit dem ersten Rippenpaar. Merklich später treten die Rand- und Pygal- platten auf. „In diesem Hautskelett geht übrigens die Verknöche- rung genau so vor sich wie im Periost: zuerst entsteht in der Cutis eine der Form des Knochens entsprechende Verdichtung, deren Centrum sich alsdann aufhellt und die ersten Knochenlamellen sich entwickeln läßt, an diese schließt sich in der beschriebenen Weise die übrige spongiöse Masse an." Nuchal-, Marginal- und Pygalplatten, sowie das Plastron entstehen also in gleicher Weise und sind als echte Hautknochen zu betrachten, während für eine Teilnahme echter Hautknochen an der Bildung der Spinal- und Costalplatten, wie sie vielfach angenommen wurde, keine ontogenetischen Beweise erbracht werden konnten. Nun kommt aber bei Dermochelys, dem einzigen Vertreter der Atheca, ein Hautpanzer vor, der aus zahlreichen kleineren Mosaikstücken besteht. Götte untersuchte auch junge Exemplare von Dermochelys, bei denen diese Hartgebilde keilförmig beschaffen £ £ Fig. 218. Erste Anlage ^jU- ) I der Nuchalplatte von einer 2,3 cm langen Chelone imbri- cata. np Anlage der Nu- chalplatte. Ep Epidermis, c Cutis. Schwach vergr. Nach Götte. und in Längsreihen angeordnet sind ; sie sind so völlig der Epidermis angepaßt, daß, wo diese sich im Laufe der phyletischen Entwicklung veränderte, auch die Hartgebilde wegfielen. Mit diesem ersten Haut- Die Verknöcherungen des Integuments und der Mundhöhle. 375 skelett aber hat das zweite, wie es oben von Chelone geschildert wurde, nichts zu schaffen. Nackenplatte und Plastron treten bei Dermochelys nach Rathke und Gervais lange vor dem Hautpanzer auf. Es ist zwar kaum zu bezweifeln, daß diese beiden Gebilde auch aus Schuppenknochen hervorgingen, aber in der Ontogenie läßt sich diese Entstehung nicht mehr nachweisen. 2. Saurier und Krokodile. Von Sauriern sind es unter den lebenden außer den Schildkröten die Krokodile und Eidechsen, namentlich Scinke und Gekotiden, bei denen Cutisbezirke verkalken können ; unter den fossilen seien erwähnt : Dinosaurier, Ichthyosaurier und Rhynchocephalen , bei denen ent- sprechende Bildungen angetroffen werden. Hierbei pflegen sich die Skleroblasten zusammenzuscharen und zwischen sich, also intercellu- lär, feine, sich allmählich verdichtende Netze von Knochensubstanz auszu- bilden (vergl. Fig. 220). Allmählich werden die Skleroblasten in ihr Ausscheidungsprodukt einbezogen und zu Knochenzellen umgewandelt. Diesen Prozeß haben neuerdings Schauinsland bei Hatteria (1900) und Voeltzkow (1901) bei Crocodilus wieder beschrieben; ersterer unter Hinweis auf die Aehnlichkeit in den Prozessen der Abscheidung von Knochen und Knorpel. 3. Das G astral skelett der Reptilien. Als Gastralskelett werden neuerdings von Döderlein (1900) jene Skelettbildungen bezeichnet, welche zwischen dem Brustkorb und dem vorderen Beckenrande der Stegocephalen und mancher Reptilien (unter den Lebenden nur bei Krokodilen und Hatteria) angetroffen werden. Die Frage nach der Homologie dieses Systems von schräg verlaufenden stabartigen Knochen kann nach den Untersuchungen von Credner, Cope, Gegenbaur, Baur und Fürbringer als dahin er- ledigt betrachtet werden, daß von den Stegocephalen nach den ver- schiedenen Richtungen des Reptilstammes sich ein Hautskelett ver- erbte, das ursprünglich seine Schuppennatur schon durch die Form der Elemente und ihre Bedeckung mit Schmelz verrät, sekundär aber vielfach modifiziert worden ist und endlich bei Krokodilen nur noch rudimentär auftritt. Auch das Plastron der Schildkröten wäre als Modifikation dieses Hautpanzers aufzufassen. Schauinsland (1900) schildert die Bauchrippen von Hatteria ,,in frühen Stadien als eine unbedeutende Lage einzelner Zellen, welche in regelmäßigen Ab- ständen zwischen den Muskelzellen, aus welchen später die obersten Schichten der Bauchmuskulatur sich bilden werden, angeordnet sind". Alsdann bilden sie deutliche Stränge, in denen Verknöcherungen erst spät erscheinen. Sie vereinigen siclrmedian erst, wenn der allmählich sich schließende Nabel es zuläßt. Demgemäß tritt auch Verknöcherung zuletzt in den unpaaren Medianstücken auf. Genau in derselben Weise werden die Knochen der Clavicula oder des Episternums ge- bildet. Nach Voeltzkow (1901) erfolgt die erste Anlage des Gastralskeletts bei Crocodilus madagascariensis etwa V I ± Monat nach der Eiablage. Es werden zunächst die vorderen Gastralstäbe angelegt, und von da schreitet der Prozeß nach hinten fort. Von den beiden Stücken, welche den Gastralstab einer Seite bilden, wird das laterale, das das mediale 376 R. BURCKHARDT, an Größe überwiegt, zuerst angelegt. Etwa acht Tage später sind acht Paar solcher Gastralstäbe angelegt. Da der Verschluß der Bauchhöhle von vorn nach hinten fortschreitet, gelangen auch in der- selben Reihenfolge die Gastralstäbe beider Seiten allmählich zur Be- rührung. Auf einem Längsschnitt durch dieses Stadium der Ent- wicklung stellt sich heraus, daß acht Paare von Gastralstäben dem -i-:.V-v. '• ■'•'■' ■•"--"'"----v- Ä • :■&: Fig. 219. Anlage der drei vordersten Gastralstäbe, sowie der beiden später verschwindenden Rudimente zweier weiterer Paare bei Crocodilus madagascariensis. Längsschnitt, Vergr. 25fach. Nach Voeltzkow. Fig. 220. Querschnitt durch die früheste Anlage eines Gastralstabes von Crocodilus madagascarien- sis. Vergr. 200-fach. Nach Voet/tzkow. ■ Musculus rectus ober- flächlich anliegen. Außerdem liegen vor ihnen noch zwei An- lagen, die später rück- gebildet werden und die hier auch vom Muskel entfernt im weichen Cutisgewebe eingebettet sind. Der histogenetische Vorgang, der die Entstehung begleitet, ist derselbe, wie wir ihn bei gewöhnlicher knöcherung antreffen. (Mitogenetische Reminiscenzen an dieser Skelettelemente aus dem Hautpanzer sind nicht dieser Gebilde Bindegewebsver- die Herkunft nachgewiesen. 4. Hautverknöcherungen der Säugetiere. Hautverknöcherungen, welche in das Bereich unserer Aufgabe fallen, sind bei Säugetieren große Seltenheiten. Auch lassen sich zwischen ihnen keine näheren phylogenetischen Beziehungen herstellen, wie sie denn auch zu denen der Reptilien höchstens im Verhältnis inkompletter Homologie stehen. Ueber den Bau und die Entwicklung des Panzers der Gürteltiere sind wir durch eine Arbeit von Römer (1892) unterrichtet, welcher verschiedene Entwickelungsstadien dieser Hautverknöcherung untersucht hat. Daß ein prinzipieller Unterschied zwischen dem Prozeß bei diesen und bei anderen gepanzerten Eden- taten bestehe, ist von vornherein nicht zu erwarten. Bei 5 cm langen Embryonen von Dasypus novemcinctus erhebt sich auf dem Längs- Die Verknöcherungen des Integurnents und der Mundhöhle. 377 schnitt die Lederhaut bereits zu einer breiten, nach hinten zuge- spitzten Masse, welche etwas über die Haut vorspringt ; die Epidermis beginnt die spätere Hornschuppe zu bilden, treibt aber alsbald auch die Anlagen der Haare und Drüsen. Bei einem Embryo von 12 cm entsteht durch Verknöcherung die Anlage des Panzers, und zwar zuerst an mehreren Stellen ganz unabhängig, erst sekundär verschmelzend. Durch das Fortschreiten dieses Ossifikationsprozesses werden die Haare und Schweißdrüsen teilweise verdrängt und unterliegen einer baldigen Rückbildung. Hautverknöcherungen kommen außer bei den Edentaten nur bei Walen vor. Schon Gray und Murray haben auf Höcker in der Haut von Phocaena und Neomeris aufmerksam gemacht. Küken- thal (1890 u. 1897) erst hat sie auch bei Embryonen näher beschrieben Fig. 221. Längsschnitt durch die Gürtel eines Embryos von Dasypus novem- cinctus von 12 cm Länge, c Cutis, d Drüsenanlagen, e Epidermis. /; Haaranlage. k Verknöcherung. Schwach vergrößert. Nach Römer. und aus ihrer Existenz den Schluß gezogen, daß ein Teil der Wale von Landsäugetieren mit Hautpanzer abstammen sollte. An einem erwachsenen Neomerisweibchen fand er die Rückenfläche mit einer zusammenhängenden Decke von verknöcherten Hautgebilden bedeckt, die aus einer Platte und einem auf ihr sich erhebenden Höcker be- steht; außerdem waren einzelne höckerlose Platten unregelmäßig in weiterer Ausdehnung nachzuweisen. Bei einem Embryo von 52 cm Länge fand Kükenthal die Hartgebilde des Rückenfeldes bereits angelegt, aßer erst deren Höcker aus- gebildet. Er zeigte, daß sie aus Kalk besteben und auf einer Cutispapille abgesondert werden, so daß man sie den Schuppen der niederen Wirbel- tiere vergleichen kann. Fig. 222. Dorsalansicht eines Embryos von Neomeris phocaenoides, 52 cm lang, nach KÜKEXTHAL. Für die phylogenetische Deutung dieser Bildungen ist in Betracht zu ziehen, daß sie auch an der Rückenflosse von Phocaena spinipinnis in drei, und an der von Phocaena communis in einer Reihe, ferner bei Globiocephalus macrorhynchus auftreten. 378 R. BüRCKHARDT, III. Die Entwickelung des Gebisses bei den Fischen. A. MiindschleimhautgeMß. Leydig und 0. Hertwig (1874) geben übereinstimmend an, daß die Mundschleimhaut der Selachier Zähnchen von geringer Größe und vollständig analogem Bau wie die Placoidschuppen trägt. Ueber ihre topographische Verbreitung bei den verschiedenen Fischen sind wir noch nicht orientiert, doch sind sie bei Hexanchus, Heptanchus, Acanthias und Raja in verschiedener, lockerer Verteilung innerhalb der Mundhöhle und auf den Kiemenbogen beobachtet. Wo die Hart- gebilde fehlen, werden als Rudimente derselben Papillen der Mund- schleimhaut angesehen. Dieses Mundschleimhautgebiß ist zweifellos die primitivste Form der Integum en t ver- knöcherung in der Mundhöhle. Aber es zeigt bereits insofern nicht mehr den ursprünglichen Charakter, als es die gleichmäßige Ver- teilung über den ganzen Mutterboden bereits aufgegeben hat. Ueber seine Entwicklungsgeschichte ist nichts Genaueres bekannt, doch darf vorausgesetzt werden, daß sie der der Placoidbeschuppung ähnlich und nur vielleicht in ihrem zeitlichen Auftreten von ihr verschieden sei. Alle übrigen Formen des Gebisses sind nur als Modifikationen dieser ursprünglichsten Gebißform aufzufassen. Sie sind entstanden im Anschluß an solidere Unterlagen der Schleimhaut, hervorgerufen durch Uebernahme von Funktionen im Dienste der Ernährung, aber stets nach demselben Grundplan in Bau und Entwickelung angelegt, wie der Mundschleimhautzahn, resp. die Placoidschuppe (0. Hertwig). Aus entwickelungstheoretischen Gründen werden wir in erster Linie die Zahnentwickelung bei den Teleostomen (Ganoiden und Teleostiern) besprechen, dann diejenige der Dipnoer einfügen und erst zuletzt die der Selachier beiziehen. Denn in seiner Gesamtheit ist das Gebiß der Selachier als höher specialisiert zu betrachten als das der primitiven Teleostomen, wie schon Baume (1882) betont hat. Auch haben Ch. Tomes (1898) und 0. Hertwig (1874) den Modus der Zahnbildung bei den Teleostomen als primitiver taxiert. Ander- seits läßt beinahe ausschließliche Reduktion des Gebisses auf die Kiefer, die streng geometrische Anordnung der Kieferzähne, der durch die Geschlossenheit des Gebisses periodisch bedingte Wechsel der Zähne, das Entstehen des Gebisses unter einer gemeinsamen Schleimhaut- falte das Selachiergebiß nicht als primitiv, sondern als höher speciali- siert erscheinen. B. Das Gebiß der Teleostomen. 1. Hecht. Wir beginnen mit dem Gebiß des Hechtes, als einer leicht zu- gänglichen, viel studierten und embryologisch einfachen Form. Der Mund des erwachsenen Hechtes starrt von mehr oder weniger großen, feinspitzigen Zähnen, die mit ihren Spitzen rückwärts geneigt sind. Sie verteilen sich auf eine große Zahl von Knochen. Das Den- tale trägt seitlich an seinem Rande in großen Abständen Zähne von 1—2 cm Länge, die mit kleineren unregelmäßig wechseln ; vorne linden sich nur unregelmäßig mehrreihig angeordnete kleinere Zähne. Auf dem Maxillare fehlt, wie bei Knochenfischen häufig, die Bezahnung. Diejenige der Praemaxilla, die sonst an ihre Stelle zu treten pflegt, ist Die Verknöeherungen des Integuments und der Mundhöhle. 379 ebenso geringfügig, wie die im vorderen Teile des Dentale. Dagegen laufen drei mächtige, mehrreihige Zahnpolster dem Gaumen entlang, deren Elemente zuvorderst etwa die Hälfte der größten Unterkiefer- zähne erreichen, während die hinteren allmählich kleiner werden. Eines dieser Zahnpolster, das mediane, gehört dem Vomer an, die seitlichen den Gaumenbeinen. Außerdem ist die Copula des Zungen- beins mit einem Zahnpolster, und sämtliche Kiemenbogen mit kleinen, mehrspitzigen Plättchenreihen bedeckt. Das ursprünglich der Möglich- keit nach in der ganzen Mundschleimhaut vorhandene Gebiß hat also eine Konzentration auf solche Bezirke erfahren, unter denen wir auch Knochen antreffen. Es- zeigt hier noch keine scharfe Sonderling zwischen den niedrigeren und höheren Ausbildungsgraden des Zahnes. Regelmäßigkeit in der Anordnung der Zähne und des Zahnersatzes fehlt. Das sind Verhältnisse von sehr primitiver Art. Was nun die Entwicklungsgeschichte dieses Gebisses betrifft, so wissen wir über Entstehung und Ersatz der eigentümlichen Kiemenbogenzähne nichts. Von den Zahnpolstern des Gaumens und der Zunge wird an- gegeben, daß sie sich in gleicher Weise wie das Kiefergebiß ent- wickeln und daß der Ersatz ohne Bildung einer Zahnleiste, einfach durch die neben jedem Zahn befindlichen Papillen der Mundschleim- haut während des ganzen Lebens besorgt werde. Genauer sind wir aber über die Zahnentwickelung in den Kiefern orientiert, die nach- dem ihr Heincke (1873) und Carlsson (1895) bereits Beachtung ge- schenkt hatten, eine zusammenhängende Darstellung durch Fried- mann (1897) erfahren hat. Die ersten Spuren von Zahnbildung treten erst am 23. Tage nach der Befruchtung bei einem Hechtembryo von 9,5 mm auf, und zwar im Ober- und Unterkiefer. Sie machen sich einmal dadurch geltend, daß die untere der beiden auf diesem Stadium die Epidermis bilden- den Zellschichten sich in radialer Richtung streckt; zweitens dadurch, »■*> *«-MM^-^ Fig. 223. Esox lucius L., 1,1 cm lang. Embryo 24 Tage nach der Befruchtung. 2 Zahnanlagen des Unterkiefers, Zv genau im Längsschnitte, Z,, peripher getroffen. Ep Kieferepithel. CaM MECKEL'scher Knorpel. Vergr. 375. Nach Friedmann. daß das unterliegende Mesoderm seine Elemente an diesem Punkte konzentriert. Diesen ersten Anlagen folgen längs den Lippen bald weitere, und alle erfahren in der Folge rasch eine Weiterbildung. Vom Mesoderm stülpt sich nämlich gegen den durch weitere Zellspaltung erhöhten Epidermishügel eine kegelförmige Papille vor, in und unter welcher sich immer lebhafter Bindegewebszellen ansammeln. Etwa 380 R. BüRCKHARDT, am 30. Tage werden die Anlagen des Gaumengebisses sichtbar. Am 31. Tage werden die Zahnanlagen des Zwischenkiefers bereits auf einem Stadium angetroffen, wie es die nebenstehende Figur zeigt. Die Mesodermpapille hat gegen die Epidermis hin das Zahnbein, E.Sch. Fig. 224. Schnitt durch den Zwischenkiefer des Hechtembryos vom 31. Tage nach der Befruchtung. D Zahnbein. K knöcher- ner Zahnsockel. < 'a Knor- pel. Ep Kieferepithel. EScli oberste Schicht desselben, der Epithelscheide höherer Vertebraten entsprechend. Vergr. 375. Nach Fried- mann. Dentin, abgesondert, ohne daß ihre Zellen gerade eine besondere Um- wandlung erfahren hätten. An der Basis hat sich der also eingeleitete Ausscheidungsprozeß fortgesetzt, es hat sich der knöcherne Zahnsockel gebildet, welcher, was allerdings auf der Figur nicht hervortritt, an einer Stelle so durchbrochen sein muß, daß die Mesodermpapille, die bereits zur Pulpa des Zahnes geworden ist, mit dem umgebenden Bindegewebe in Verbindung bleibt. Ob Schmelz bereits von der Epidermis ausgeschieden ist, läßt sich für dieses Stadium schwer ent- scheiden ; doch sei im voraus bemerkt, daß später der Hechtzahn ein zartes Schmelzhütchen besitzt, das sich vom Dentin abhebt, aber früh verloren geht. Was aber diesem Modus der Zahnbildung ein be- geht. sonders primitives Gepräge verleiht, das ist, daß der Zahn unmittel- bar in der Mundschleimhaut gebildet wird, ohne daß, wie bei den höheren Formen der Zahnentwickelung, eine Ablösung des zahnbilden- den Epithelbezirks aus seinem ursprünglichen Verbände stattfindet. In derselben Weise werden auch zeitlebens die Ersatzzähne für das Gaumengebiß gebildet. Im Unterkiefer allein, wo wir auch die Einzel- zähne mächtiger ausgebildet antrafen, ist der Modus der Zahnbildung und des Zahnersatzes ein anderer. Diesem haben wir jetzt Beachtung zu schenken. Hier wird nämlich der Zahn nicht oberflächlich in der Mundschleimhaut gebildet, sondern es senkt sich der Epithelbezirk, der die Mesodermpapille überzieht, samt dieser gegen das unter- liegende Bindegewebe ein, und der Zahn gedeiht zu einer bedeutenden Größe, ehe er durch die Kieferschleimhaut hervorbricht. Von beson- derer Bedeutung ist hierbei, daß die also gebildeten Unterkieferzähne des Hechtes einzeln aus der Mundschleimhaut sich einsenken, ohne durch eine gemeinsame, dem Kiefer parallel laufende Schleimhautfalte unter sich verbunden zu sein ; das ist ein primitiver Zustand. Ebenso ist auch das Verhalten der Ersatzzähne zu diesen Unterkieferzähnen ein primitives. Lingualwärts nämlich von jedem dieser Unterkiefer- zähne hat sich bereits eine zweite, mit der ersten durch eine gegen das Mesoderm vordringende Ektodermfalte verbundene Zahnanlage gebildet; dieser folgen bald weitere, wenn auch nicht gerade regel- mäßiger Anordnung. So erhalten wir ein Bild, wie es Fig. 225 zeigt. Die Verknöcherungen des Integuments und der Mundhöhle. 381 Die histologischen Differenzierungen, die hier auftreten, bleiben an Deutlichkeit hinter den bei höheren Tieren vorkommenden zurück. So unterscheiden sich die Mesodermzellen, welche das Dentin ab- Fig. 225. Flachschnitt durch die Zähne und Ersatzzähne des Unterkiefers von einem jungen Hecht. 1 — s Kieferzähne oder deren Abschnürungstelle. EZ jüngste Zellenanlagen. Hinter jedem Kieferzahn befindet sich eine Epithelfalte, die zu den Ersatzzähnen führt. Vergr. 34. Nach Friedmakx. sondern, nur wenig von den übrigen Zellen der Pulpa, wenigstens bei den Gaumenzähnen, die Epithelzellen, welche den Schmelz ab- sondern, nur wenig von den übrigen, und obschon bereits hier eine sogenannte Schmelzpulpa auftritt, so erreicht sie nicht entfernt den Grad der Differenzierung, welcher für sie bei den Zahnanlagen der Krokodile oder der Säuger charakteristisch ist. 2. Uebrige Teleostomen. Ueber andere Teleostier Rose (1894, der großen Uebergänge liegen namentlich Untersuchungen von daß bei möglichen No. III) und Carlsson vor. Aus diesen erhellt Mannigfaltigkeit des Teleostiergebisses alle zwischen den verschiedenen Modi der Zahnbildung existieren. Die ersten Generationen der Zähne pflegen allgemein direkt in der Epidermis, ohne Einsenkung derselben ins Mesoderm zu entstehen (placoides Stadium, Rose). Häufig jedoch, und besonders trifft dies bei späteren Zahngenerationen und bei größeren Zähnen zu, findet eine Einsenkung des Zahnes statt (Zapfenstadium, Rose). Da- gegen ist alsdann der Modus des Zahnersatzes ein verschiedener, und zwar können hinter jedem zu ersetzenden Zahn ein oder mehrere Er- satzzähne in mehr oder weniger enger Verbindung mit der Mund- schleimhaut einwuchern, wie wir es am Unterkiefer des Hechtes ge- sehen haben, oder es kann eine gemeinsame Zahnleiste die Zähne je einer Generation miteinander enger verbinden. Dentin und Knochen entstehen in der Regel unabhängig voneinander. Wird dieses typische Teleostomengebiß reduziert, so kommt es zum Ausfall von Schmelz- bildung, zur Ausbildung nur einer Zahngeneration, und die Ver- wachsung des Zahnes mit dem Knochen unterbleibt, wie dies Carlsson für die Vomerbezahnung des Lachses schildert. 382 R. BURCKHARDT, Wenn wir nun dazu übergehen, einigen Modifikationen Beachtung zu schenken, so muß in erster Linie hervorgehoben werden, daß im Zahnsystem Unterschiede, die einer systemastischen Kluft entsprechen würden zwischen Teleostiern und Ganoiden, nicht existieren. So wenig Lepidosteus, über dessen Zahnentwickelung uns Rose berichtet, wie Polypterus und Amia, unterscheiden sich in Bezug auf ihre Zahn- entwickelung in wesentlichen Punkten von Teleostiern. lieber die Störe berichten uns die russischen Forscher Salensky (A. L. III. 1880, p. 81) und Zograff (1887), die bei Polyodon folium, sowie bei Aci- penser von der 3. Woche bis zum 3. Monat, winzige Zähne auf den Kiefern vorfanden. Nach der geographischen Verbreitung sowie der Länge der Schnauze scheint sich auch die Neigung zur Peristenz dieses rudimentären Gebisses zu richten. Auf den Kiemenbogen finden sich nach 0. Hertwig (1874*) dauernd kleine Zähnchen, die durch eine Knochenlamelle an der Basis verschmolzen sind. Wichtiger erscheinen die Modifikationen, welche bei gewissen extremen Teleostiern auftreten und die dazu angethan sind, den Kreis unserer Vorstellungen von der Zahnentwickelung bei Fischen wesentlich zu erweitern. In erster Linie ist hier das Schlundgebiß der Cyprinoiden zu er- wähnen, mit dem sich besonders Heincke (1873) und Carlsson be- schäftigt haben. Die echten Karpfen besitzen Zähne bloß auf den beiden letzten Kiemenbogen ; wie weit Rudimente der Kieferbezahnung vorkommen mögen, muß dahingestellt bleiben. Jene Zähne nun er- innern durch den Besitz von Hals und Krone an Zahnformen höherer Wirbeltiere, sie sind dem Kieferknochen fest aufgewachsen und nur in der frühesten Jugend von einem Schnielzkäppchen überzogen. Die Ersatzzähne bilden sich als isolierte Epithelzapfen, wobei das Schmelz- organ ganz aus seiner Verbindung mit der Mundschleimhaut treten soll. Zweitens ist zu beachten, was Boas (1879) über die Zahn- entwickelung der Scariden berichtet. Bei diesem trägt das vierte Paar- oberer und unterer Kiemenbogenstücke Zahnplatten, dorsal zwei, ven- tral eine, die aus einem Pflaster dicht gestellter und streng geometrisch angeordneter Zähne bestehen. Diese werden von Cement zusammen- gehalten, sind mit mächtigen Schmelzkappen überzogen und am Hinter- rande am stärksten abgekaut. Der Zahnersatz findet am Vorderrande statt, aber nicht von einer quer verlaufenden Schmelzleiste, sondern von einzelnen Epithelzapfen aus. Ebenso am Dentale und Inter- maxillare, wo eine große Zahl von Ersatzzähnen, in Reihen gestellt, gleichzeitig mit ihren Vorgängern in Funktion treten. Aehnliche Verhältnisse existieren bei Tetrodon und Diodon, wo ganze Zahnplatten ausgebildet werden. Doch ist die Entwicklung dieser Gebisse noch wenig bekannt. Endlich verdient das völlige Fehlen des Gebisses bei den Lopho- branchiern Beachtung. C. Das mehr ersetzt werden, und daß ferner die Zahnerneuerung eine spärlichere als bei Iguana ist; die Schmelzleiste dringt tief ein, wo mehrere, seicht, wo nur eiue Zahngeneration ausgebildet wird. Eine besondere Untersuchung hat Rose (1893, No. III) der Zahn- entwickelung des Chamäleons gewidmet. Hier wird nur eine Zahn- generation ausgebildet, die Keime einer folgendfn verkümmern. Da- gegen findet am hinteren Kieferende eine beständige langsame Um- bildung von Zähnen statt, die zu den schon vorhandenen hinzuwachsen. 4. Schlangen. Schon im 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts stoßen wir auf eine reiche Litteratur über Entwickelung des Schlangengebisses. Insbesondere waren es die gefürchteten Giftzähne, deren rascher Ersatz die Forscher fesselte. In neuerer Zeit förderten Ley- dig (1873), Tomes (1875, 1876), Reichel (1883), Rose (1894. No. II), Voerckel (1895), Käthariner (1897), anschließend an histologische Grundlagen unsere Kenntnis über die Gebißentwickelung der Schlangen. Hierbei blieb jedoch immer noch im Vorder- grunde des Interesses die Entwickelung des Giftzahns, während unsere Erfahrungen über die primitiveren und reduzierten Formen des Schlangengebisses noch recht unvollkommen genannt werden müssen. Zahntragend sind bei den Schlangen überhaupt Dentale, Prae- maxillare, Maxillare, Palatinum, Pterygoideum. Da und dort können Diastemata auftreten, ja die Zähne auf sonst zahntragenden Knochen auch ganz fehlen; so besitzen die Typhlopiden nur im Oberkiefer, die Glauconiiden nur im Unterkiefer Zähne. Im allgemeinen ist die Zahnzahl eine bedeutende, so giebt Leydig (1873) für die Ringel- natter an, daß deren etwa 130 gleichzeitig in Funktion sind. Eine ganz besondere Modifikation erfährt das Schlangengebiß bei den Pro- Die Verknöcherungen des Integurnents und der Mundhöhle. 397 teroglyphen und Solenoglyphen, wo es zur Ausbildung der eigentüm- lichen Giftzähne auf dem Maxillare kommt und wo auch der Zahnent- wickelungsprozeß von dieser Specialisierung affiziert wird. Bekannt- lich zeichnen sich die Giftzähne aus durch Größe, ferner durch Aus- bildung des „Giftkanales" einer geschlossenen Furche an der Vorder- seite des Zahnes, die allmählich vom Zahn so umwachsen wird, daß nur noch eine Oeffnung an der Ober- und eine an der Unterseite der ursprünglich seichten Furche übrig bleibt; eine weitere Eigentümlichkeit dieser Zähne besteht darin, daß dem Maxillare jedesmal der älteste Zahn fest aufwächst. Ueber die Entwickelung der gewöhnlichen Schlangenzähne macht Leydig die Angabe, daß neben jeder funktio- nierenden Zahnreihe einwärts von ihr noch zwei von einer Ersatz- leiste ausgebildete jüngere Zahngenerationen lauern. Eine besondere Modifikation der Gebißentwickelung tritt uns in der Bildung des echten Eizahns entgegen (nicht mit der Eischwiele identisch), welchen Joh. Müller nicht nur bei Schlangen, sondern auch bei Eidechsen beobachtet hat. Bei der Kreuzotter hat Rose (1892 No. V) die Entwickelung dieser embryonalen, histologisch vollkommen wirklichen Zähnen entsprechen- den Gebilde untersucht und gefunden, daß sie aus den Anlagen der Prämaxillarzahnleiste hervorgehen. Sie gehören deren erster Generation an und werden paarig angelegt; der linke Keim wird früh zurückge- Fig. 234. Querschnitt durch den Oberkiefer einer jungen Kreuzotter. ZL Beste der früheren Zahnleiste. 1 in Thätigkeit befindlicher Giftzahn , dessen dargestelltes vorderes Ende frei in der Zahnfleischtasche Bg (Bursa gingivalis) liegt. 10 jüngster Ersatzzahn der Giftzähne. GK Giftkanal. EL Ersatzleiste, freies Ende der Zahn- leiste. G Gefäß. N Nerven. Vergr. 62. Nach Böse. 398 Iv. BURCKHARDT, bildet, und nur der rechte gelangt zur Ausbildung, um beim Durch- brechen der Schale benützt und alsdann abgeworfen zu werden. Der Giftzahn und seine Ersatzzähne bilden sich nach den Unter- suchungen desselben Autors, sowie der oben erwähnten folgender- maßen. Bei der Kreuzotter treten die ersten Anlagen der Zahnleiste bei Embryonen von 4,5 mm Kopflänge auf. Bei 10 mm, wenn der oben erörterte Eizahn bereits ausgebildet ist, ist seitwärts von ihm die Oberkieferleiste bereits gegen das Mesoderm vorgewuchert und hat eine rudimentäre erste Giftzahnanlage erzeugt. Den Querschnitt eines bedeutend älteren Stadiums, nämlich einer ausgeschlüpften jungen Kreuzotter giebt unsere Figur 234 wieder. Die Zahnleiste hat sich unter Hinterlassung einiger Rudimente völlig vom Kieferepithel ab- gelöst und ist in weitem Bogen um die von ihr ausgebildeten Zähne herumgewachsen. Ihre Verbindung mit ihnen ist auf diesem Quer- schnitt nicht wiedergegeben, obschon sie noch vorhanden ist. Der Giftzahn und seine Nachfolger sind hier meist quergetroffen und be- finden sich auf verschiedenen Stadien der Entwicklung; so zeigen die Anlagen (oben rechts) eben den Schluß der Zahnrinne zu einem Kanal, dem späteren Giftkanal. Unter dem Einfluß der seltsamen den Zahn modifizierenden Funktion hat also die Zahnleiste hier eine gesteigerte Produktion von Ersatzähnen entwickelt, deren Zahl bis auf 10 wachsen kann. Diese Zahnproduktion dauert natürlich, wie auch die der übrigen Schlangenzähne, während, des ganzen Lebens fort. Während des Sommers wird nach Kathariner's Beobachtungen der Giftzahn alle sechs Wochen gewechselt. Infolge davon muß jedesmal die Verbindung zwischen Giftzahn und Giftdrüse neu hergestellt werden. 5. Krokodile. Abgesehen von den älteren Schilderungen Rathke's (1848) und Hoffmann's (1890) hat uns erst Rose (1893, No. V) eine umfassende und einwandfreie Darstellung von der Zahnentwickelung der Krokodile gegeben. An zehn verschiedenen Stadien von Crocodilus porosus ge- lang es ihm, Nachfolgendes festzustellen : Bei einem Embryo von einer Kopflänge von 5 mm ist vom MECKEL'schen Knorpel noch keine Spur vorhanden, aber schon erhebt sich die erste Anlage der Zahnleiste auf dem Schnitte in Gestalt einer Spindel, die auf vier bis fünf Zelllagen anschwillt, während die übrige Epidermis deren bloß zwei besitzt. Am Oberkiefer zeigt die Zahnleiste unmittelbar darauf zwei Wellen, deren Berge zu Zahnpapillen werden, die mit zwei weiteren, hinter ihnen entstehenden das gemeinsam haben, daß sie sich nicht ins Mesoderm einsenken, sondern vielmehr gleich einem von einem Wall umzogenen Hügel über die Mundschleimhaut emporragen. Bei 8 mm Kopflänge hat diese Zahnserie ihre Ausbildung erreicht, und bereits sind die Zahnpapillen mit einem Dentinhütchen überzogen. Eine Verbindung durch eine Zahnleiste haben sie nicht erfahren, dagegen beginnen sich die Zahnanlagen nunmehr etwas gegen das Mesoderm vorzuschieben, und über ihnen lockert sich das Epithel zu einer Modifikation, die man als primitives Sternzellengewebe bezeichnen kann. So bei einer Kopflänge von 12 mm. Gleichzeitig tritt aber mehr oder weniger gesondert von dieser ersten Serie von Zähnen median von ihr in geringer Entfernung eine kontinuierlich den Kiefern entlang laufende Zahnleiste auf, die tief ins Mesoderm dringt, dort sich stellenweise Die Verknöcherungen des Integuments und der Mundhöhle. 399 verbreitert Stadium und Papillen des Mesoderms umgreift, zu stände, welches uns Rose auf Fig. 235 So kommt das wiedergiebt und zu dessen Verständnis einige Worte beizufügen sind. In ihm sind durch Rekonstruktion veranschaulicht der MECKEL'sche Knorpel, die Deckknochen und die Mundschleimhaut des Unterkiefers. Weggelassen ist das mesodermale Gewebe, also auch die Zahnpapillen selbst, Ab- zsn Fig. 235. Crocodilus porosus, Kopflänge 12,5 mm. Modell der epithelialen, knor- peligen und knöchernen Teile des Unterkiefers in ventraler Ansicht. ZSl erste Zahn- serie. ZSn zweite Zahnserie in Verbindung mit der Zahnleiste. ZI Zahnleiste. Z Zunge. CM Cartilago Meckelü. A Angulare. Psp Praespleniale. D Dentale. O Verbindung des Dentale mit dem Cementsockel des zweiten Zahnes erster Serie. Vergr. 25 fach. Nach Rose. 400 R. BURCKHARDT, gesehen von der speciellen Anlage der Zähne, zeigt uns das Modell besonders schön den wesentlichen Unterschied zwischen den beiden bisher angelegten Zahngenerationen : die Anlagen erster Serie treten nicht an einer Zahnleiste auf wie die der zweiten. Fernerhin ist von prinzipieller Bedeutung die Thatsache, daß das Dentale mit dem Sockel eines Zähnchens erster Serie in Verbindung betroffen wird. Wir haben bereits p. 372 auf dieses Vorkommnis hingewiesen. Nach diesem Stadium beginnen die folgenden Veränderungen Platz zu greifen : Die Zahnanlagen der ersten Serie bleiben zurück, überziehen sich nur zum Teil mit Schmelz und fallen bald, ohne funktioniert zu haben, aus. Die Zahnanlagen der zweiten Serie bleiben zum Teil auf demselben Stadium wie die der ersten Serie stehen ; nur zum Teil bilden sie sich jedoch weiter zu Zähnen mit schmelzbedeckter Krone und offener Wurzel, um sie herum entsteht eine offene Knochen- rinne. Diese Zähne durchbrechen alsdann das Zahnfleisch. Ihre Wurzeln aber werden auf diesem Stadium bereits in Resorption an- getroffen. Unterdessen hat sich die Zahnleiste erheblich umgebildet und weiterentwickelt. War sie anfangs eine bloße Epitheleinsenkung, an der sich die Knospen für die zweite Zahnserie bildeten, so über- läßt sie alsbald die Knospen ihrer Weiterbildung und wächst labial- wärts aus. Hierbei löst sie sich teilweise von ihrem Mutterboden ab, verliert den Charakter einer Schleimhautfalte und erfährt zahlreiche siebartige Durchbrechungen; nur durch wenige Brücken steht sie jetzt noch mit der Mundschleimhaut in Zusammenhang, bildet aber einen dem MECKEL'schen Knorpel parallel laufenden Strang, der nun die Produktion weiterer Ersatzzähne übernimmt. Prinzipiell gleich verhält sich die Zahnleiste des Oberkiefers. Diesen späteren Zustand veranschaulicht Fig. 236, die ebenfalls auf Rekonstruktion beruht. Sie zeigt uns ein Stück der Oberkieferbezahnung. Rechts ist ein Zahn des linken Oberkiefers, links mehrere des rechten Oberkiefers in umgekehrter Lage dargestellt. Nur ein kleines Stück des Kiefer- epithels ist wiedergegeben, und zwar dasjenige, durch welches die zweite und dritte Zahnanlage der zweiten Serie mit ihren Spitzen eben durchbrechen. Von diesen ist die erstere rudimentär geblieben, die letztere aber hat sich, wie auch die beiden ersten Anlagen, weiterent- wickelt. Nichtsdestoweniger droht auch diesem, sowie der dritten An- lage der zweiten Serie der Untergang; denn bereits hat sich eine dritte Serie anlegt, deren Ausbildung die Angehörigen der zweiten Serie verdrängt. Diese Anlagen sind nur in der rechten Hälfte des Ober- kiefers abgebildet. Besonders imponiert der dritte Ersatzzahn, dessen Wachstum bereits die Resorption der Wurzel seines Vorgängers ver- anlaßt hat. Die Zahnleiste hat sich auf diesem Stadium völlig von der Mundschleimhaut abgelöst und ist nur noch ein dünner, wenn auch lebenskräftiger Strang. An einer Stelle, nämlich lingual vom zweiten Zahn der dritten Serie, läßt sie eine leichte Grube erkennen. Das ist bereits die Anlage eines Zahnes vierter Serie. Diese Knospe wird sich in der Folge von der Zahnleiste labialwärts ebenso ab- schnüren wie die des Vorgängers, die Zahnleiste wuchert lingual - wärts weiter und erzeugt während des ganzen Lebens neue Zahn- Generationen. Wie die Hartgebilde der Zähne und ihre Ersatzzähne sich ver- halten, zeigt Fig. 237, die als typisch für die meisten Kegelzähne der Reptilien sowohl als der Zahnvögel gelten kann. Der Ersatzzahn Die Verknöcherungen des Integuments und der Mundhöhle. 401 erzeugt der au der lingualen Fläche der Wurzel seines Vorgängers eiue allmählich sich erweiternde und nach unten hin durchbrechende Grube. Dadurch drängt er sich in die Pulpa des zu ersetzenden Zahnes ein und stößt diesen mit fortschreitendem Wachstum aus. Fig. 237.' Fig. 236. Crocodilus porosus, Körperlänge von 25 cm. Die 3 ersten Zähne des rechten und der erste des linken Oberkiefers. ZSiu dritte, ZSir vierte Zahn- serie. ZL Zahnleiste. E Kieferepithel. ESch Epithelscheide der beiden ersten Zähne. 8 Schmelz. D Dentin. K Knochenalveolen. Vergr. lTfach. Nach Rose. Fig. 237. Crocodilus porosus, junges Tier. In Resorption begriffener Zahn mit dem Zahnscherbchen seines Nachfolgers in natürlicher Lage. Vergr. 3fach. Nach Rose. Erst wenn die Krokodilzähne dem Durchbruche nahe sind, lagert sich um die Wurzel eine dünne Cementschicht. Endlich ist hervorzuheben, daß das Tempo des Zahnersatzes bei den Krokodilen nicht in allen Teilen der Kiefer dasselbe ist; die Zahn- generationen durchdringen sich mannigfach, und während ein Zahn einer bestimmten Serie angehört, kann sein Nachbar einer voran- gehenden oder späteren angehören. 6. Uebrige Reptilien. geschilderte Modus des Zahnersatzes gilt Der für die Krokodile nun aber nicht nur für diese Gruppe der Reptilien, sondern wir können aus der Uebereinstimmung späterer Stadien mit Vorkommnissen bei fossilen Reptilien den Schluß ziehen, daß auch bei dieseu der Zahnersatz sich in ähnlicher Weise wird vollzogen haben, so in den Kiefern der Pareiosaurier, der Ichthyosaurier, der Sauropteiygier, der Patagiosaurier und der Mehrzahl der Dinosaurier. Handbuch der Entwickelungslehre. II. 1. 26 402 R. BüRCKHARDT, Während sich im allgemeinen die Zahnformen der Dinosaurier den- jenigen der Krokodile anschließen, sind doch einige fossile Dinosaurier bekannt, die uns einen sekundär veränderten Zahnwechsel vermuten lassen. Bei Diplodocus longus hat Marsh im Unterkiefer hinter dem funktionierenden Zahn bereits sechs Ersatzzahnanlagen, die Hartgebilde ausgeschieden hatten, angetroffen ; die Zahl der Anlagen in ein und demselben Querschnitt wird also auch noch etwas höher gewesen sein. Eine ganz eigentümliche Entwickelungsbahn hat der Zahnersatz bei den ornithopoden Dinosauriern eingeschlagen. In dieser Abteilung der Reptilien sind wir durch Marsh mit einer Reihe von Reptilien des oberen Jura und der Kreide bekannt geworden, welche, mit mäßigen Dimensionen anhebend (Camptosaurus), sich durch mehrere Etappeniiin- durch (Iguanodon, Claosaurus) zu seltsamen Riesenformen (Hadrosaurus) umgebildet haben. In Zusammenhang mit dieser Stammesentwickelung nimmt die Zahl der in einer Reihe stehenden Einzelzähne des Kiefers um etwa das Dreifache zu, die Einzelzähne nehmen an Größe ab, sie konzentrieren ihren Schmelz im Oberkiefer auf die labiale, im Unter- kiefer auf die linguale Fläche, sie kauen sich immer rascher ab ; in- folgedessen rücken schließlich mehrere Generationen derselben gleich- zeitig ins Treffen, um eine gemeinsame Kaufläche zu bilden. Während wir bei den Krokodilen sahen, daß die Ersatzzähne je nach Bedürfnis und nicht jede Generation gleichzeitig in Funktion treten, ist hier in dieser Beziehung eine größere Regelmäßigkeit eingetreten, die auch mit einer regelmäßig alternierenden Stellung der Einzelzähne verbunden ist. Der Zahnwechsel wird hier in ähnlicher Weise wie bei Selachiern mechanisiert. C. Vögel. Zahntragende Vögel sind bis jetzt nur fossil bekannt. Die Gattungen Archaeopteryx, Hesperornis, Ichthyornis und Gastornis, welche vom oberen Jura bis zum Eocän reichen, haben Zähne besessen. Von Hesperornis wissen wir auch, dank den Untersuchungen Marsh's, daß die Verdrängung des Zahnes durch seinen Ersatzzahn in ähn- licher Weise von statten ging wie bei den Krokodilen. Ob aber nur ein einmaliger oder mehrmaliger Wechsel stattgefunden hat. dar über ist noch nichts bekannt. Ebenso hat Marsh für Ichthyornis festgestellt, daß die Ersatzzähne sich nicht von der Innenseite her. sondern von unten in den zu ersetzenden Zahn eindrängen und ihn zum Ausfall bringen. E. Geoffroy St. Hilaire beobachtete bei Embryonen von Palaeornis Reihen von Papillen im Ober- und im Unterkiefer, die er mit Zahnpapillen verglich. Diese Bildungen haben E. Blanchard (1860) und M. Braun (1882) zu weiteren Unter- suchungen an Papageien Veranlassung gegeben, bis Fraisse (1880) endgiltig nachwies, daß es sich hier um eigenartige Modifikationen des Hornschnabels handle, daß aber Dentinbildung und somit die Basis für eine Homologisierung dieser Papillen mit Zähnen ausge- schlossen sei. Neuerdings ging Rose und im Anschluß an ihn A. Carlsson (1896) von der allgemeinen Anschauung aus, daß, wenn es bei Vögeln überhaupt noch zur Anlage des Zahnsystems komme, dieses sich auf eine rudimentäre Schmelzleiste beschränken, aber keine Papillen zur Ausbildung bringen werde. Beide Autoren fanden denn auch Verhältnisse, die diesen theoretischen Anforderungen zu ent- Die Verknöcherungen des Integuments und der Mundhöhle. 403 des Unterkiefers Dasselbe zeigte Später wuchert sprechen scheinen. Rose (1892, No. VI) untersuchte eine Serie von Embryonen einer Seeschwalbe (Sterna Wilsoni). Bei einer Kopflänge von 8,5 mm fand er auf Schnitten hinter dem Rande eine spindelförmige Anschwellung des Kieferepithels, auch auf etwas späterem Stadium der Oberkiefer, dieser Zellstrang gegen das Mesoderm vor. ohne indes zu verhornen. Aehnliches hat Rose auch bei Struthio camelus beobachtet, wo sogar eine Rinne vorhanden ist, die er als Lippenfurche deutet. Carlsson hat Embryonen von Sterna hirundo untersucht, deren Körperlänge 18- '50 mm betrug. Die Leiste hat sich nie sich über das Niveau des übrigen Epithels erheben sehen und giebt von ihr fernerhin an, „sie verschwinde vollkommen dem vordersten Teile der äußeren Nasen- öffnung gegenüber". Während des Wachstums von 20—37 mm Körperlänge bleibt sich die Leiste völlig gleich, bei 44 mm tritt eine Veränderung ein: „die Leiste bildet sich früher in der Kieferspitze und ist überall tiefer, als bei den jüngeren Embryonen ; sie steht hier auf der Höhe ihrer Ent- wickeln!] g.u Die neben- stehende Figur giebt diesen Zustand wieder, worin sie und Rose das kritische Stadium er- blicken. Verhornung tritt erst später ein, gleich- zeitig eine Rückbildung dieser Ektodermleiste. Können wir auch der Hypothese beistimmen, daß wohl schwerlich bei lebenden Vögeln voll- kommenere Zahnleisten- anlagen zu erwarten sind, so scheinen uns die Gründe, welche Rose und Carlsson dafür ins Feld führen, daß hier eine rudimentäre Zahn- leiste vorliege, nicht aus- reichend. Namentlich müßte dieselbe Anlage als ein allgemeiner Be- sitz der Vogelembryonen wie die von Sterna. Bei des Schnabels statt, und vielleicht die . - — _. .-c£ ?r/-J ~ — --->/ hang Ausgedehntere Untersuchungen deren Schnabel eine primitivere Form Hypothese aus dem Bereiche der überführen. Fig. 238. Frontalschnitt durch den Oberkiefer eines Embryos von Sterna hirundo, 44 mm, um die Schmelzleiste {st) auf der Höhe ihrer Entwickelung zu zeigen, eh Ektoderm. gd Leiste, woraus die Gaumen- drüsen hervorgehen, ms Mesoderm. Vergr. 120. Nach A. Carlsson. erwiesen sein und nicht gerade solcher, diesen findet ja eine erhebliche Streckung mit diesem völlig sekundären Charakter ist des Ektoderms in Zusammen- an Embryonen von Vögeln, :>e wahrt hat, können erst die in das der Wirklichkeit nachgewiesene Verdickung Möglichkeit 26* 404 R. BüRCKHARDT. V. Die Entwickelung des Gebisses bei den Säugetieren. A. Allgemeines. 1. Die Theorien der stamm es geschichtlichen Ent- wickelung des Säugetiergebisses. Innerhalb der Säugetiere kommt der 6., der 7. und der 8. der in un- serer Einleitung aufgestellten Gebißtypen vor, also Diphyodontie, Mono- phyodontie und Anodontie (vgl. p. 359). Diphyodontie tritt, auch wenn durch die prälactealen und postpermanenten Dentitionen der Anschluß an die Polyphyodontie gegeben ist, in so scharf ausgeprägter Form auf. wie sie bisher bei lebenden und fossilen Reptilien noch nicht bekannt ist. Nach Leche (1895) besteht auch eine besondere Schwierigkeit in der Beurteilung der diphyodonten Gebisse darin, daß die gleich- zeitig funktionierende Bezahnung oft aus Elementen der Milch- und der Ersatzdentition zusammengesetzt ist. Als Kriterium ist zwar mit aller Vorsicht die Zeit der Entstehung eines Zahnes zu verwenden. Auf Grund dieses Merkmals kann oft entschieden werden, ob ein Zahn zur einen oder anderen Generation gehört. Doch betrachtet M. Wood- ward (1896) sogar dies nicht als entscheidend. Von den für die Säugetiere charakteristischen Zuständen des Gebisses sind es, abge- sehen von der Diphyodontie, zahlreiche Fragen : das nur einmalige Erscheinen der Molaren , deren Mehrspitzigkeit , das Auftreten der prälactealen und postpermanenten Dentition , das Verhältnis von Wurzel und Krone u. a. m., welche nicht durch einwandfreie Be- obachtung gelöst werden konnten, sondern zu ausgedehnten speku- lativen Versuchen Veranlassung gaben. Dabei sind die größten Gegensätze in der Auffassung dieser Eigentümlichkeiten des Säuge- tiergebisses zu Tage getreten und in widersprechende Hypothesen ge- faßt worden, die sich zur Zeit noch ebenso unversöhnt gegenüber- stehen, wie vor einem Decennium. Von den einen Autoren (Kowalewski, Schmidt, Wortmann, Schlosser, Kükenthal, Rose, Schwalbe, Woodward) wird die Diphyodontie der Säugetiere so aufgefaßt, daß das Auftreten von nur zwei Zahngenerationen der Ueberrest eines einst reichlicheren Prozesses der Zahnproduktion sei. Demgemäß wären die prälacteale und die post- permanente Dentition als rudimentär zu betrachten. Leche dagegen ist der Ansicht, daß sich die Trennung der Zähne in Dentitionen erst nachträglich herausgebildet habe und, wenn sie auch bei den Rep- tilien bereits angebahnt, doch erst bei den Säugern zu voller Durch- führung gelangt sei. Im Zusammenhang mit dieser Anschauung hält er die Neubildung von Dentitionen für möglich uud vertritt die Ansicht, daß wenigstens die Präponderanz des Ersatzgebisses über das Milch- gebiß eine innerhalb der Säugetiere erworbene Eigenschaft sei. Aehn- licher Ansicht ist Rose (1896). Die zweite Frage, ob die Molaren zur ersten oder zur zweiten Dentition zu zählen seien, wird von den Autoren je nach ihrer Auf- fassung vom Bau der Molaren verschieden beantwortet. Giebel, Gaudry, Ameghino, Magitot, Kükenthal und seine Schule, Rose, Schwalbe u. a. sind der Ansicht, der Molar der Säugetiere sei ein Verschmelzungs- produkt von kegelförmigen Reptilienzähnchen, von denen zwei oder mehrere Reihen unter sich verwachsen seien. Diese Aufassung läßt es plausibel erscheinen, daß die Molaren durch Verschmelzung (Kon- krescenz) von mindestens zwei Generationen entstanden seien. Die Verknöcherungen des Integuments und der Mundhöhle. 405 Dem gegenüber vertreten Cope, Osborn und die übrigen ameri- kanischen Paläontologen, ferner Schlosser, Fleischmann, Jaekel, A. Hoffmann, Woodward, Leche die Meinung, daß die Molaren auf dem Wege der Differenzierung entstanden seien und zwar haben, abgesehen von Cope's physiologisch-mechanisch durchgearbeiteten An- schauungen, Forsyth Major und M. Tims den Prozeß der Differen- zierung der Molaren, wie er von dem Verhalten der Kaufläche bei Carni- voren und Insektivoren seinen Ausgang genommen hat, im Einzelnen dargestellt, wogegen Osborn (1897) ihn von den frühen Stadien und von der Basis des Zahnes an vor sich gehen läßt. Sind die Molaren aber nur einer Zahngeneration homolog, so fragt es sich, welcher von beiden. Daß sie zur ersten gehören, nehmen an: Osborn (1892), Beauregard (1888), Rose (1896), Leche (1895), A. Hoffmann (1894), daß sie zur zweiten gehören : Lataste (1888), Magitot (1888). Neben diesen Streitfragen ist die nach der Homologisierung der Einzelzähne neuer- dings mehr in den Hintergrund getreten. Immerhin wird die von ver- gleichend-anatomischer Seite angenommene Einschaltung, sowie der Aus- fall, namentlich im Gebiet der vorderen Prämolaren, von der Ontogenie vielfach beleuchtet. Die weitgehenden Hoffnungen, die für die Er- schließung phylogenetischer Probleme auf die Ontogenie des Gebisses gesetzt worden sind, haben sich aber nicht erfüllt. Namentlich kommt diesen Urkunden höchstens der Wert von Verifikationen der Hypothese zu. Auch Leche (1895) und Rose (1896*) sind zu dieser Ansicht gelangt; letzterer sogar nach reichlicher Ueberschätzung der Ontogenie für die Phylogenie; Leche dagegen in Verbindung mit der Einsicht, daß die Hartgebilde innerhalb relativ enger systematischer Grenzen so beträchtlichen Schwankungen unterliegen. Der Homologisierung der Hartgebilde und ihrer Generationen stehen daher die größten Schwierig- keiten gegenüber. Auch sind es nach Rose (1896) gerade die ältesten und jüngsten Ereignisse der Stammesgeschichte, welche bei der ontoge- netischen Entwickelung des Zahnsystems auftreten. Während daher früher der Möglichkeit der Homologisierung von Zahnreihen, Zähnen und deren Elementen der größte Spielraum vergönnt wurde, hat sich in neuerer Zeit die Anschauung durchgerungen, daß auch das Ge- bißsystem in weit höherem Grade Anpassungserschei- nungen aufweise und der Neubildung fähig sei, als früher angenommen wurde. Es steht diese Neuerung wohl auch damit in Verbindung, dass früher die Hartgebilde selbst und zwar vorwiegend im erwachsenen Zustande untersucht wurden, heute aber die sie absondernden Weichteile mit in Betracht gezogen werden. So wie die Fragestellungen und die Urkunden liegen, kann daher im Nachfolgenden keine ausführliche Diskussion aller in Betracht kommenden Instanzen erwartet werden. Wir werden uns indessen bemühen, die wichtigsten Thatsachen aus der Ontogenie, die zu Gunsten der einen oder anderen Theorie ins Feld geführt worden sind, wieder- zugeben. lov 2. Die Zähne mit permanentem Wachstum. Die Zähne mit dauerndem Wachstum sind innerhalb der Säuge- tiere am besten studiert und wohl auch am meisten verbreitet, zugleich eine der wichtigsten Eigentümlichkeiten des Säugetiergebisses. Wir haben daher die Besprechung der mit diesem Typus verbundenen Wachstums- und Entwickelungsvorgänge bis hierher nicht berück- 406 R. BURCKHARDT, sichtigt, obschon rück greifend zu bemerken ist, daß wahrscheinlich die Vorgänge bei der Entstehung und dem Wachstum der Gebisse von entsprechenden Fischen (Holocephalen, Plectognathen) und Reptilien (Dicynodonten) ähnliche sind. Im allgemeinen nimmt innerhalb der Säugetiere die Entstehung von Hartgebilden nach Durchbruch des Zahnes ihren Abschluß. Schmelz kann in späteren Zuständen überhaupt nicht mehr entstehen, da im erwachsenen Zustande des Zahnes die Krone weit entfernt von den Ameloblasten zu liegen kommt. Dagegen dauert die Dentinbildung noch länger an ; ja nach der Angabe der Autoren sind die Odonto- blasten während des ganzen Lebens damit beschäftigt, durch weitere Ablagerung von Dentin den Hohlraum der Pulpa zu verkleinern. Diese mündet gewöhnlich durch eine feine Oeffnung nach dem übrigen Mesoderm hin. Ebenso schließt auch die Bildung von Cement an der Wurzel nicht mit einem bestimmten Zeitpunkt ab. Von diesen Zu- ständen haben wir auszugehen, wenn wir die immerwährend wachsenden Zähne begreifen wollen. Drei extreme physiologische Bedingungen sind es, die in Verbindung mit dem Dauerwachstum der Zähne stehen: die eine ist die Abnutzung eines Stoßzahnes, die andere die einer mög- lichst verbreiterten Kaufläche, die dritte die einer möglichst scharfen Schneide. Von diesen aus wird nicht nur die Form des Zahnes, sondern auch ein Wachstum und seine Entstehung bestimmt, Dauerwachstum ist hiernach allgemein als ein sekundärer Zustand aufzufassen, entgegen den Ansichten von Baume (1882), der übrigens nach Owen (1845) und Hannover (1856) dieser Erscheinung zuerst wieder eingehendere Aufmerksamkeit geschenkt hat. Immerwachsende Zähne kommen vor bei Edentaten (Orycteropus, Dasypodidae, Bradypodidae und den fossilen Verwandten), Ungulaten (Toxodontia, Endglieder der Hypselodonten, ferner als Stoßzähne bei Hippopotamiden, Suiden und Proboscidiern), bei Nagern (Schneide- zähne und vielfach auch Backzähne), bei Lemuren (Schneidezähne von Chiromys), bei Marsupialien (Phascolomys mit permanenten Schneide- und Backzähnen), bei Pinnipediern (Eckzähne der Trichechiden), bei Walen (Stoßzahn des Narwal, Unterkieferzähne von Mesoplodon). Die immerwachsenden Zähne sind durch Uebergänge mit den Zähnen mit früh beschränktem Wachstum verbunden. Einen solchen Uebergangs- zustand weisen nach Baume die Pferde auf, wo die Zähne wenigstens sehr lange wachsen und erst spät durch einen Wurzelteil abgeschlossen werden. Das Auftreten des Dauerwachstunis bedeutet eine tiefgreifende Umwandlung für die ganze Oekonomie des Einzelzahnes. Das geht daraus hervor, daß je nach Verlängerung der Wachstumsdauer die typische Zusammensetzung des Zahnes modifiziert ist. Die Schmelz- absonderung wird auf die äußersten Spitzen und auf die frühesten Zu- stände des Zahnes beschränkt oder nur auf bestimmte Flächen des Zahnes, aber dann vermittelst Einrichtungen, welche das ganze Leben hindurch bestehen bleiben und funktionieren. Die Schmelzbildung kann aber auch vollständig erlöschen, was nicht hindert, daß das Schmelzorgan doch noch kann angetroffen werden. Andererseits geht mit dem Uebergang zu permanentem Wachstum vermehrte Absonderung von Cement Hand in Hand, die endlich sich so gewaltig steigern kann, daß die übrigen Zahnsubstanzen von ihm beinahe ganz verdrängt werden. Und ferner sind Modifikationen des Die Verknöcherungen des Integuments und der Mundhöhle. 407 Dentins mit dieser ganzen Umwandlung verbunden, unter denen wir be- sonders hervorzuheben haben das „Vasodentin" Owen's, welches wir, um mit Tomes (1898) die Bezeichnung Vasodentin ausschließlich für vas- kularisiertes Dentin zu reservieren, als Porodentin bezeichnen. Denn es ist ein Dentin, das von zahlreichen gröberen, zur Kaufläche senkrecht stehenden Kanälen durchzogen wird , in welchen die Odontoblasten sitzen. Walkhoff (1901) schildert uns, wie diese Modifikation des Dentins aus dem gewöhnlichen innerhalb der Nager an den Schneide- zähnen sich ausbildet, wie denn auch bei Ungulaten die Innenfläche der Pulpahöhle ihre einfache Konfiguration aufgiebt und zu Lappen- bildung neigt. Wir können hier den ganzen phylogenetischen Prozeß der Porodentinbildung nicht darstellen und müssen uns begnügen, noch auf das Endstadium desselben hinzuweisen, wie es uns inner- halb der Edentaten und bei den Eckzähnen des Walrosses entgegen- tritt. Hier ist nur der unterste Teil der Pulpa eine einheitliche Höhle, von?; ihr aus strahlen der Kaufläche des Zahnes dünne Kanäle zu, ganz ähnlich wie die in gewissen Formen des Trabekulins der Fische. Von diesen Kanälen strahlen wiederum die Dentiuröhrchen radiär aus und die zu einem Kanal gehörigen Massen des Dentins bilden vier- bis mehrseitige Prismen. 'O Aber nicht nur in Bezug auf die verschiedenen Modifikationen der Zahnsubstanzen unterscheiden sich die permanent wachsenden Zähne, sondern die gewöhnlichen äußerlich unterscheidbaren Teile: Krone, Hals und Wurzel, die mit der Befestigungsweise der einen Abschluß des Wachstums erreichenden Zähne eine scharfe Ausprägung erhalten, sie sind hier verschwunden, da eine dauernde Befestigung des Zahnes aufgegeben ist. Man hat daher auch diese Zähne als wurzellos oder als mit persistenter (richtiger: offener) Pulpaversehen bezeichnet. Für die Einzelheiten in der Entwickelung von immer- wachsenden Zähnen verweisen wir auf das bei Nagern und Edentaten Gesagte. In der Reihenfolge der Säugetierordnungen folgen wir keinem der üblichen zoologischen Systeme. Da die Verteilung des Stoffes im vor- liegenden Handbuch eine Sonderung nach den Organsystemen gebot, müßte sonst eine für das Verständnis der Entwickelungsprozesse im Zahnsystem hinderliche Anordnung herauskommen. Die Primaten und Insektivoren haben eine relativ primitive Entwickelung des Gebisses aufzuweisen, die ans Ende unserer Betrachtungen zu stellen eine ge- netische Auffassung der Gebißentwickelung nicht rechtfertigen würde. Andererseits erscheint das Gebiß der Monotremen in einem Zustande, der keineswegs der primitiven Verfassung ihrer anderen Organe ent- spricht und der doch nur verständlich wird als Endglied einer langen Kette von Mittelgliedern , welche den bei anderen Ordnungen der Säuger noch erhaltenen Zuständen ähnlich gewesen sein mögen. Wir schicken daher der Schilderung der Gebißentwickelung in den einzelnen Säugetierordnungen die des menschlichen Gebisses voraus. Abgesehen von den oben erwähnten Gründen entwickelungs- theoretischer Natur spricht hierfür, daß die Zahnentwickelung keines anderen Säugetieres genauer bekannt ist und daß die des Menschen in den wesentlichsten Zügen mit einer großen Anzahl primitiver und centraler Säugetiertypen übereinstimmt. 408 R. BüRCKHARDT, 3. Die Entwickelung des menschlichen Gebisses. a) Erste Entwickelungsstadien. Die erste Anlage einer Zahnleiste findet sich nach Rose (1891 und 1892 II) bei menschlichen Embryonen von 11 mm Länge, also etwa um den 34. Tag. Auf diesem Stadium besteht sie aus einer im Querschnitt leicht spindelförmigen Verdickung des Ektoderms, welche sich über die Oberfläche ebenso schwach vorwölbt, wie nach dem Mesenchym hin. Ein Stadium, bei dem die Anlage nur etwas stärker zur Ausbildung gelangt ist, treffen wir bei einem Embryo vom 40. Tage an Fig. 239. Mundeingang eines menschlichen Em- bryo von 15 mm, ca. 40 Tage alt. Ok Oberkiefer. Uk Unterkiefer. ZI Zahnleiste. Vergr. SOfach. Nach ROSE. (Fig. 239). Hier beginnt bereits die Anlage sich deutlicher von der Umgebung abzuheben, da sie schon die doppelte Zahl von Zell- schichten im Vergleich zum übrigen Ektoderm besitzt. Diese im Querschnitt spindelförmige Anschwellung wuchert nun gegen das Mesenchym vor und bildet eine zusammenhängende, bogen- förmig verlaufende Leiste im Vorderteil beider Kiefer, die Zahn- leiste; gleichzeitig hat sich jedoch labial von und zunächst in innigem Zusammenhang mit ihr eine ihr parallel laufende zweite Leiste gebildet, die Lippen f u r chenleiste. Beide Bildungen haben das Ektoderm so sehr in die Tiefe gezogen, daß eine Rinne der Mundhöhle £Jl Fig. 240. Ektoderm des Mnndeingangs eines menschlichen Embryo von 2,5 cm. 9 Wochen alt, von oben gesehen. ZL Zahnleiste. LL Lip- penfurchenleiste. Mo- dell in 12x/2fach. Vergr. Nach Eöse. an seiner Oberfläche entstanden ist, die Lippenfurche (Fig. 240). Erst jetzt beginnen an der Zahnleiste sich einzelne gegen das Mesenchym vorragende Höcker geltend zu machen , welche sich stärker gegen das Mesenchym hin vorwölben, es sind Zahnanlagen auf dem knospen- förmigen Stadium, welche nur wenig über die Zahnleiste hinaus vor- springen. Deutlicher werden sie erst, wenn sie in das kappenförmige Stadium übergehen (Fig. 241). Bei einem Embryo von 4 cm nämlich hat sich die Lippenfurchenleiste nur erheblich verdickt. An der Zahn- leiste aber sind weitere Differenzierungen bemerkbar geworden. Die Verbindungsbrücke zwischen der Zahnleiste und der Lippenfurchen- leiste resp. dem übrigen Ektoderm hat sich verschmälert, die ursprüng- lich kugelig gegen das Mesenchym vorspringende Zahnanlage hat eine leichte Einstülpung von der der Mundschleimhaut abgewandten Seite erfahren ; endlich hat sich außerhalb dieser Einstülpung, im Mesen- Die Verknöcherungen des Integuments und der Mundhöhle. 409 y° chym selbst eine dichte Ansammlurg von Elementen gebildet, die sog. Mesod erm papille. Aber nicht überall bietet die Zahnleiste dasselbe Bild dar, sondern nur im Bereiche der Zahnanlagen selbst. Von dem Zustande der gesamten Zahnleiste in diesem Stadium giebt uns Fig. 242 ein vollständiges Bild. Die Einstülpungen erscheinen an ihr wie die Abdrücke eines Siegels ; zwischen ihnen verläuft die Zahn- leiste noch in ähnlicher Weise wie auf dem vorhergehenden Stadium, Fig. 241. Querschnitt durch den Über- kiefer eines menschlichen Embryo von 4 cm. Z/ Lippen furche. PMesodermpapille. Vergr. SOfach. Nach Rose. Angelegt ist schon zwei Mo- nur erstreckt sich der Bogen weiter nach hinten. das ganze Milchgebiß, je zwei Incisiven, ein Canin und laren. Die nachfolgenden Veränderungen machen sich besonders in folgenden Punkten geltend: 1. Die kappenförmigen Zahnanlagen nehmen erheblich an Umfang zu und gehen hierbei in das glocken- d JIM. JL-X l U.Z. VA i Mm.£r Mm.Ir Fig. 242. Oberkiefer eines menschlichen Embryo von 4 cm. Modell der ekto- dermalen Teile, das Mesoderm ist weggelassen. ZL Zahnleiste. LFL Lippenfurchen - leiste. L Lippe. Jl I u. II Milchincisiven. Gl Milchcanin. Mm 1 u. II Milchmolaren. Vergr. 1272fach. Nach Eöse. förmige Stadium über, das Schmelzorgan bildend. 2. Dadurch lösen sie sich von der Zahnleiste labialwärts ab und bleiben mit ihr nur noch durch eine bescheidene Berührungsfläche in Verbindung. 3. Die Zahn- leiste wuchert lingual weiter und bildet ein kontinuierliches Band, welches sich auch hinter den Anlagen der 2. Milchmolaren nach hinten fort- setzt; die Verbindung der Leistenhälften in der Medianebene lockert sich und geht später ganz verloren. Besondere Beachtung verdient das caudale Ende der Zahnleiste. An ihm hat sich, genau wie bei der Entstehung der Milchzahnanlagen eine Einstülpung gebildet. Es ist 410 R. BURCKHARDT, die Anlage des ersten bleibenden Molaren. Ebenso entstehen auch später durch weitere Wucherung der Zahnleiste die Anlagen der übrigen Molaren. Von nun an beginnt die Zahnleiste, die noch eben eine fort- laufende, mit dem Ektoderm verbundene Lamelle war, sich unregel- mäßig umzubilden. Sie löst sich in ein gitterartiges Netzwerk von J..L.T- M.m.Jt / Ml Fig. 243. Linke Unterkieferhälfte eines menschlichen Embryo von 18 cm. Mo- dell der ektodermalen Teile. M1 Anlage des ersten bleibenden Molaren. Uebrige Be- zeichnungen wie die in voriger Figur. Vergr. 121/2-fach. Nach Rose. Epithelsträngen auf, die nur noch da und dort mit dem Ektoderm einerseits und dem Schmelzorgan andererseits in Zusammenhang bleiben. Nur ihr labialer Rand, die Ersatzleiste, bleibt als ein zusammen- hängender Wulst bestehen und zeigt hinter den Milchzahnanlagen An- schwellungen, an denen sich bald leichte Einstülpungen geltend machen. Es sind dies die Ersatzzahnanlagen, weiterbilden, wie es die Ersatzzalmanlagen die Milchzahnanlagen angelegt, so löst die sich in der Folge genau so gethan haben. Sind einmal sich auch noch die Ersatz- leiste auf und zwischen den Ersatzzahnanlagen besteht später kein Zwischen den Milchzahnanlagen und der Ersatz- der gitterartigen Auflösung der Zahnleiste überhaupt leiste Zusammenhang mehr Auflösung der Zusammenhang verloren gegangen, bevor es zur Bildung von 1 satzzalmanlagen kommt für diese Ansicht als und während diese bis auf Guillot (1858) gehalten worden, hat sich irrig Milchzahnanlagen erwiesen. Die Verknöcherungen des Integuments und der Mundhöhle. 411 Das eben geschilderte Stadium der Zalmleiste veranschaulicht Fig. 244. Auf ihr steht das Schmelzorgan in voller Entfaltung. Die Verkalkung der Milchzähne hat bereits begonnen. Die Zahnleiste ist in Auflösung begriffen. Die Ersatzzahnanlagen befinden sich noch auf dem kappenförmigen Stadium. Außer den eben geschilderten Zahnanlagen lassen sich aber auch, wie übrigens bei manchen anderen Säugetieren noch Anlagen einer prälactealen und einer post- permanenten Dentition nach- weisen. (Rose 1895.) Wir haben die Anlagen der Milchzähne auf dem glockenförmigen Stadium ver- lassen. Auf diesem zeigen sie alle Differenzierungen, die in der Einleitung p. 351 hervor- gehoben wurden : das äußere Schmelzepithel, die Schmelz- pulpa, das Stratum inter- medium . die Ameloblasten- Fig. 244. Menschlicher Fötus von 30 cm. Modell zweier Incisiven und ihrer Ersatzzahnanlagen. D Dentin. S Schmelz. Sp Schmelz- pulpa. ZI Zahnleiste. Es Ersatz- zahnanlage. Ms Mundschleimhaut. Vergr. 20-fach. Nach Rose. schicht. Was nun das Mesoderm betrifft, so ist die Papille des- selben allmählich umwachsen worden, je mehr das Schmelzorgan zur Ex- «S-i "-* Öl'' -^Tr»^ ^ 2>-i Fig. 245. Frontalschnitt durch den 2. Incisiven eines menschlichen Fötus von 30 cm Länge. ZI Zahnleiste. Ez Ersatzzahnanlage. Sp Schmelzpulpa. D Dentin. P Zahnpulpa. Vergl. Fig. 244. Der Schmelz ist weggelassen und als dünner Ueber- zug des Dentins zu denken. Vergr. 20-fach. Nach ROSE. 412 R. BuRCKHARDT, Glockenform auswuchs. Aus dieser Papille, welche auch ihrerseits reichlich ihre Zellen vermehrt, wird die Zahnpulpa, deren oberfläch- lich gelegene Schicht sich zur Odontoblasten Schicht (Membrana eboris) umwandelt, indem die ursprünglich unregelmäßigen Binde- gewebszellen sich einseitig ausbilden und in der Richtung gegen die Ameloblastenschicht einen besonders langen Ausläufer ausbilden, den ToMEs'schen Fortsatz. Auf diesem Stadium wuchern in die Pulpa Gefäße und Nerven hinein. Aber auch das Mesoderm, welches das Schmelzorgan umgiebt, verhält sich nicht ganz passiv. In ihm werden nach Legros und Magitot (1879) Kapillarnetze ausgebildet, die später wieder verschwinden. Doch dringen nie Gefäße ins Innere der Schmelzpulpa, solange die äußere Epithelscheide erhalten ist. Nach Canalis (1886) hängen die Kernteilungsfiguren innerhalb des Schmelzorgan es und der Mesodermpapille nicht mit der Absonde- rung der Zahnsubstanzen zusammen ; er beobachtete vielmehr, daß während des Prozesses der Schmelzabsonderung keine Kernteilung in der Ameloblastenschicht beobachtet wird, sondern, daß Kernteilungen alsdann nur am unteren Rande der Schmelzglocke zu sehen sind, also an der unteren Grenze der Hartsubstanz. Ebenso an der Meso- dermpapille sind Kernteilungsfiguren nur unterhalb der Odontoblasten- schicht gegenüber dem Rande der Schmelzglocke wahrzunehmen. b) Die Histogenese der Zahn Substanzen. So lebhaft auch die Bemühungen waren, über die Frage nach der Absondernng der Hartsubstanzen Aufklärung zu schaffen, so wenig kann behauptet werden, daß eine befriedigende Lösung dieser Auf- gabe zur Zeit erzielt sei. Haben Kölliker (A. L. IL 1861, 1864) Kollmann (1869) und Walde yer (1871) der Schmelzbildung ganz besondere Aufmerksamkeit geschenkt, so ist man nach ihnen wenig- weiter gekommen; zur Verwirrung der ohnedies nicht klaren Situation haben Morgenstern (1891) und Bödecker (1892) in den gebräuch- lichsten deutschen Handbüchern dadurch beigetragen, daß sie Kunst- produkte und Schiefschnitte mißdeuteten. Im Ganzen dürften die An- schauungen als die richtigsten betrachtet werden, welche v. Kölliker (1884), v. Ebner (1891 und 1899), Rose (1897 und Tomes (1898) vertreten und die unter sich nur in untergeordneten Punkten ab- weichen. Danach ist der Schmelz ein Secretionsprodukt der Ameloblasten- schicht. Es sind dieselben Zellen, welche die Bildung des Schmelzes von Anfang bis zu Ende besorgen ; jeder verdankt je ein Prisma seinen Ursprung. Das Protoplasma wandelt sich an der Basis in eine homogene Masse um; gleichzeitig sondern sich von ihm die ToMEs'schen Fasern in derselben Richtung aus, welche pinselartig gegen die Oberfläche des Dentins ausstrahlen. Ob nun diese Fasern zuerst verkalken, wie die einen annehmen, oder ob zwischen ihnen sich erst ein honigwabenartiges Netz von Verkalkungen bildet, von dem aus die Verkalkung centripetal vor sich geht, wie die andern annehmen, muß wohl einstweilen dahingestellt bleiben. Abgesehen von den Versuchen Graf Spee's (1887), welcher nachwies, daß Os- niiuinsäure nicht nur den embryonalen Schmelz, sondern auch kleine Partikel innerhalb der Ameloblasten schwarz färbt, sind mikrochemische Reaktionen, welche allein über die Absonderung des Schmelzes ge- nauere Auskunft versprechen, noch ausstehend. Auch Walkhoff Die Verknöcherungen des Integuments und der Mundhöhle. 413 allseitiger Discussion dahin aus, die von Kalksalzen m Protoplasma der Beobachtungen und des Schmelz- an der inneren Seite des Zellleibes selbst Verkalkung (1001) spricht sich nach Deutungen früherer Autoren prismas sei eine Ausscheidun der Ameloblasten und gehe vor sich. Die Membran, welche Nasmyth (1842) entdeckte, bildet einen dünnen continuierlichen, gegen Säuren äußerst resistenten Ueber- zug des Schmelzes. Schon Waldeyer (1871) vermutete, daß sie ein modifiziertes Epithel sei, das aus dem Schmelzorgan hervorgehe. Neuerdings hat Paul (1895) ihre Entstehung aus dem Stratum inter- medinm und ihre Epithelnatur behauptet, während v. Kölliker (1884) und v. Ebner (1890) sie für eine von den Ameloblasten nach voll- endeter Schmelzbildung abgesonderte Cuticularbildung ansehen. Nicht geringere Schwierigkeiten als die Entstehung des Schmelzes aus den Ameloblasten bereitet die des Zahnbeines aus den Odon- toblasten. Die Zellschicht, welche aus diesen gebildet wird, ist eine einfache; die Elemente selbst stehen dicht gedrängt neben einander und lassen je nach der Dicke der Schicht von bereits ausgesondertem Dentin mehr oder weniger lange, nach außen gerich- tete Fortsätze erkennen, die sich entweder gleich nach ihrem Ursprung, oder erst innerhalb des Dentins schwach verzwei- gen. Der Kern liegt an der Basis der Odontoblasten. Von den vielen Ansichten über den Modus der Dentinbildung scheint uns diejenige, welche v. Ebner 1891, 1890) und Rose (1891, 1892) vertreten, die plausibelste. Nach diesen Autoren wird ein Teil des Pro- toplasmas, das sich an der Od - Fig. 246. Spitze zahnes einer jungen unfertiger Schmelz. Odontoblasten. capi Haren im 310fach versr. eines Schneide- Katze. 8 Noch D Dentin. Od P Pulpa. C Blut- Innern der Pulpa. Nach Rose. Oberfläche der Odontoblasten befindet, in eine gelatinöse Substanz ver- wandelt. In dieser werden Fibrillen gesehen, die wahrscheinlich aus dem ToMEs'schen Fortsatz der Odontoblasten hervorgehen. Erst dann tritt Verkalkung der fibrillenhaltigen Grundsubstanz ein, welche sich dadurch allmählig in Dentin umwandelt. c) Die späteren E ntwickelun gsstadien und der Zahnersatz. Wir haben das Schmelzorgan auf der Höhe seiner Ausbildung verlassen, wo es seine volle gewebliche Differenzierung erreicht hatte und den Schmelz zunächst in Gestalt eines kegelförmigen Hutes über dem Dentin ausschied. Dieser Ausscheidungsprozeß setzt sich allmähg basalwärts fort, bis der Schmelzüberzug seine ganze Größe erreicht hat. Mit der netzartigen Auflösung der Zahnleiste wurde der Ver- 414 R. BURCKHARDT, ge fallsprozeß der ektodermalen Zahngewebe bereits eingeleitet. Er (leiht zunächst dadurch weiter, daß sich die Zahnleiste in einzelne Zellen und kleine Zellengruppen auflöst, die sich stellenweise zu Epithelperlen umgestalten. So bleibt schließlich von der Zahnleiste nichts übrig, als die Ersatzzahnanlagen, welche lingual von den mächtig entfalteten Milchzahnanlagen liegen bleiben, um später genau denselben Umwandlungen zu unterliegen, wie sie die Milchzahnanlagen zu durch- laufen haben. Noch ehe die Schmelzabsonderung ganz vollendet ist. wird aber auch das Schmelzorgan aufgelöst. Die äußere Epithelscheide zerfällt in ähnlicher Weise, wie die Zahnleiste in einzelne Zellgruppen. Zwischen diesen treten Capillaren bis dicht an die Schmelzpulpa heran, durchsetzen sie allmählig und dringen bis an die Ameloblastenschicht vor, die unterdessen ihre Aufgabe erfüllt hat. Auch die Ameloblasten fallen auseinander und werden allmählich aufgelöst. So bleibt schließlich die verkalkte Zahnspitze nur noch vom Bindegewebe getrennt durch Sternzellen, welche sich nur noch wenig von Bindegewebszellen unter- scheiden (Eig. 247). Die weiteren Veränderungen des Zahnes bestehen darin, daß seine Dentinmasse zunimmt und daß sie an der Wurzel endlich einen Ueberzug von Cement erhält. Die /Mir-4 Ausscheidung des Cementes kann auf zweierlei Weise er- folgen, entweder wird die Substanz wie Bindegewebs- knochen aus den Bindegewebs- zellen direkt ausgeschieden, oder auf dem Umwege durch ein knorpeliges Zwischen- stadium (Magitot, 1883). In späteren Stadien bildet sich auch aus dem umgeben- den Bindegewebe die knöcherne Alveole, die den Milch- und seinen Ersatzzahn gemeinsam einschließt. Wie unsere Figur zeigt, kann hierbei die Al- veole zum Schutze der Zahn- spitze sich über diese hinweg erstrecken. In der Folgezeit verändert sich aber diese Al- veole beständiger Um- unter der Knochensubstanz noch vielfach, ehe sie die de- finitive Gestalt annimmt. lagerung Fig. 247. Kind vom dritten Monat nach der Geburt. JMII Zweiter Milchschneidezahn. JII Er- satzzahn desselben. DK Embryonale Pulpa. D Dentin. S Schmelz. SP Schmelzpulpa. ZL Ueberreste der Zahnleiste. ME Mundschleimhaut. K Knöcherne Alveole. 9fach vergr. Nach Rose. Eine weitere Entwickelungsphase des menschlichen Gebisses wird bezeichnet durch den Durchbruch der Zähne, das Zahnen. Hierbei Die Verknöcheruns-en des Integuments und der Mundhöhle. 415 *&~" "v"-' -^"^ö gelangen die Zahnanlagen mit ihrer Spitze an die Oberfläche der Mundschleimhaut und zwar nicht etwa an derjenigen Stelle, wo sich die Zahnleiste vom Mutterboden abgelöst hat, sondern an einem in der Längsachse des Zahnes liegenden Punkte. Die Zeit des Durch- bruches ist für die verschiedenen Zähne eine verschiedene, auch variiert sie nach Rasse, Klima und Ernährungszustand. Der Durch- bruch der ersten Milchzähne erfolgt zwischen dem 6. und 8. Monat (Scheff 1891), kann sich aber bis zum 20. Monat hinausziehen. Das fortschreitende Wachstum der Wurzeln treibt die Spitze des Zahnes gegen die Mundschleimhaut, nachdem zuerst die Schinelzpulpa in Verfall geraten und das Bindegewebe bei Seite gedrängt ist. Jetzt wird die Mundschleimhaut durchgerissen. Bei Zähnen, die so angelegt werden, daß ihre Spitze nicht von vornherein gegen die Mundschleim- haut gerichtet ist, geht dem Durchbruch des Zahnes eine entsprechende Drehung voraus. Während des ganzen Prozesses wird auch der Al- veolenrand vielfach umgebaut, insbesondere ist das Heraustreten des Zahnes aus der Alveole zunächst von Resorption des Alveolenrandes begleitet. Die Reihenfolge, in welcher die Milchzähne auftreten, ist folgende : I. Mittlere Schneidezähne 6. — 8. Monat. II. Seitliche Schneidezähne 8.- 12. Monat. III. Vordere Backzähne 12. — 1(3. Monat. IV. Eckzähne des Oberkiefers 17. — 20. Monat. V. Eckzahne des Unterkieters VI. Hintere Backzähne 20.— 24. Monat. In der Regel ist der Durchbruch des Milchgebisses mit Beginn des 3. Lebensjahres vollendet. Ueber die Ursachen des Zahndurchbruches sind besonders von praktischer Seite mehrere Theorien aufgestellt worden. Die Autoren haben hierbei die Ursachen regelmäßig mit den Begleiterscheinungen des Prozesses verwechselt ; ein Eintreten auf diese Theorien ist daher völlig gegenstandslos. Der Zahn Wechsel ist mit eigentümlichen Erscheinungen der Re- sorption verbunden. Baume (1882) schildert sie etwa so: Der Milch- zahn, welcher ausfallen soll, verliert seinen Glanz ; seine Pulpa stirbt ab. Dann beginnt der Prozeß der Resorption und zwar gewöhnlich an derjenigen Stelle der Milchzahnwurzel, wo sie dem Ersatzzahn zunächst liegt. Am Cement treten flache Grübchen, die Howship- schen Lacunen auf, von denen aus allmählig größere Partieen des Cements und Dentins ergriffen werden, bis endlich die ganze WTurzel verschwunden ist. Die Resorption wird von großen vielkernigen Bindegewebszellen. Osteoklasten, besorgt, wie solche auch den Knochen resorbieren. Es bilden sich, nach Maßgabe der Resorption der Wurzel Bindegewebspapillen aus. ähnlich denen, welche im Granulationsge- webe einer Wunde angetroffen werden. Auch von der Pulpa aus wird die Zerstörung der Zahnsubstanz in Angriff genommen. Während des gesamten Ablaufs der Resorption nimmt der Ersatzzahn an Größe zu und rückt an die Stelle des zu ersetzenden Zahnes. Auch die Alveole des ersten Zahnes wird resorbiert und durch eine neu auf- gebaute ersetzt. Der gesamte Resorptionsprozeß verläuft in derselben Reihenfolge, in welcher der Zahndurchbruch vor sich gegangen ist. Die Zähne der zweiten Dentition sind durchweg größer, schärfer 416 R. BüRCKHARDT, ausgeprägt und von mehr gelber Farbe als die ersten. Der Zahn- wechsel beginnt am Ende des 6. oder am Anfang des 7. Lebensjahres und zwar gewöhnlich damit, daß die ersten echten Molaren zum Vorschein kommen. Ihnen folgen vom 7. bis 9. Jahre die Schneidezähne, dann bis zum 11. die ersten und bis zum 12. oder 13. Jahre die zweiten Praemolaren, gleichzeitig mit diesen die Eckzähne. Im 12. Jahre beginnen auch die zwei- ten Molaren durchzubrechen. Für die dritten ist die Durch- Fig. 248. Gebiß eines ca. 11- jährigen Menschen im Zahnwechsel. Die ./ sind bereits gewechselt, noch nicht dagegen die C u. P. Ml ist durchgebrochen, im Überkiefer auch M2. 7 3 nat. Gr. bruchszeit in werden nicht liehen Schwankungen. der Regel das 17.— 24. Altersjahr. Alle diese Zeiten streng eingehalten, sondern unterliegen vielmehr erheb- Von den Beschreibung (1891) u. a., verdient geschichte satzgeneration d) Mehrfache Dentitionen, zahlreichen Dentitionsanomalien, für wir auf die Lehrbücher von Baume sowie auf die Arbeit von Kollmann deren genauere Scheff verweisen, „dritte Dentition" im Anschluß an die Entwickelungs- besondere Erwähnung. Da nach unserer Zählung die Er- der Säugetiere bereits die dritte ist, welche für die vergleichende Entwicklungsgeschichte in Betracht kommt, zählen wir die sog anders vorhandenen und fassen hier die Ausbildung Zahngenerationen der dei sowie fernerer, auf Anlage nach meist diese folgender, postpermanenten, zusammen. Seit den ältesten Zeiten sind Beobachtungen über Ausbildung postpermanenter Dentitionen gemacht worden (vergl. hierüber Taruffi 1878 und M. Eichler in Scheff's Handbuch 1891). Nachdem sie be- reits früher als solche betrachtet wurden , waren es Busch und Scheff, welche Anomalien an Hand von sorgfältig beobachteten Fällen, als verspätete Ausbildung der Ersatzdentition deuteten und auch den in der Litteratur citierten Fällen eine ähnliche Deutung zu geben suchten. Immerhin sind neuerdings wieder Beobachtungen gemacht worden, welche die Frage nicht als vollständig im Sinne von Busch und Scheff erledigt erscheinen lassen, so in den Fällen, welche Linderer, Harris, Montigel und d'Ajutolo (1892) beschrieben haben. Da aber ein anatomisch und entwickelungsgeschichtlich durch- gearbeiteter Fall bisher noch nicht vorliegt, sind diese Erscheinungen einstweilen weiterer und eingehender und es bleibt bloß die Möglichkeit offen, aufzufassende Zahngeneration auftritt, regellos zur Ausbildung von Zähnen Anlaß geben können. Beobachtung anheim zu geben daß entweder eine atavistisch oder daß Epithelreste ganz Die Verknöcherungen des Integumcnts und der Mundhöhle. 417 ao C -a o CS B © jB :CC B jB © • — * ja. o CO B © s CO S 03 © j3 O J= © © o 00 • l-i J-l © JO ce © S :cS N ja © S .2 B 3 8 s 'S o £ ► ^ — btcfc - c .2W .2 *© +^ -BrB -ta © B* cc © © © B 'S ^ «4-1 W .5 S 4) © a fe •s.s © >-H bC_ es a © BS ■s 3 © .ix -*^> * ©• BS © =4-1 -U ja a ,© S a .2ja:a M § © B J4 ~ © a 3 ä S §^ — u o £ J es .aP>'£ -3& c3 ©.S © 3 3 3 es a, co^S « © B bi&W § § s B «*H -w © © CC s- © c j*i ja © a T3 © ja BS -t- a © o © *° »=J=) OD © y © sb ~^ 0} :cS E bc-a m es a J © Mja © o ja 02 W 3 y- KJ = ^ s © © o O-S > .-- 3 J • &l g^ © .©, »- B © © ~ -^ © r*S. =+^ © © ^ T1 © a © fe © *-i JS ■S © "S 8 * SP ÖJD© — 2.1 > S a^ a — m -M-B © © e* © OD "M fe ® ° N © CS © t« © — ^ "fh a B H 11) W 'S MO 'S « ^ © 05 © © © cS a '© a © a a © ©^ BS w © b n a © a 73 © © ü ^ © o © © © © a © bc © - © © 'B . a © II a: a a.S © ! — i .B © ^^ 'S a B a " © rö bß ^ © l >- •S.sp © c ^ © cS a © © T3 bJCO 2 u |a © B a *s «s 'B © .1° © a o CS « ■R,*h _bc a *ä3 *cs © ^ > .22 © © — S'8 © ©^i s w cS 00 a © - © CS !2h a © bß a -B :0 © _© a - © > bC o M -B a © DE "© *1 © © — ~ © a bßcS a^s l « J= SC c — a H _o .© &, © a _o V^ Bh M O OD © PS -B © ^3 © u •^^ © i— . t > ■4^ ,^ S-. © © 03 w ^S © © -a © a © © bJ3 a B £ © 'Bh-2 es « Ph b © O.B i—i © H © 3 ' 1 «4H M © ^ b, CO l—l a ,-< ©^ XI 'B =S _ ja a . bO ©-2 © © © V, o © '^ja a © M © © ^ 'B r^ a © . cc e» -* B © >T3 — a -e a bü © -a 'S'«*- o > <£ £ *=" aVgW 3 © a ja o © a aja es s © © S-1 +- © 'B •- bO © o ja fl B © cS c3 ^ a ^ :3 ©5 ^ - 'S -SP m ' B r3 cu es — t» •-- ■a-d c ja © B ? © ^ ^! cc S «-g« a B Om o M . _ B ^ ©.B 3 © CP-B S- 3 SBS c © © 3 S ^^ © ©^ O 3B nH »1 -S"© ^^ © J^^-g CS fe '^'8 B^M ^S-S^c? © © _ . e ^ fe ^ ©— ' © a.-B • -. cu ■a S.| © -cll^ 5«^ tb © a -4^ © ja o .2 >* §a © — o ■<# © | bC I rcS ^H bß cS H oo a © ja - ja Bi © a © •■ja I © © s1 © :0 o (M a © a © cn a © Handbuch der Entwickelungslehre. II. 1. 27 418 R. BüRCKHARDT, ! o 'S , CS 'S S* • 22 O g M » s ja s: CD CD J2 • »-< CD c ja :es ja ä 1 :o3 - Oh :cS •— c CS ü ö ? S cd 03 l CO 35 • i-H r-* cS H SB " . 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Modifikationen der Gebißentwickelung in den verschiedene» Säugetierstani in en. 1. Prosimier und Affen. Für die Entwickelung des Prosimiergebisses liegen einesteils die älteren Angaben zoologischer Systematiker vor, andererseits als erste zusamenhängende Untersuchung mit neuerer Technik eine Arbeit Leches (1896). Die Hauptschwierigkeit für die Beurteilung auch der Ontogenie ist die Unsicherheit, welcher die Phylogenie der Prosimier unterliegt. Nicht zum mindesten ist ein abschließendes Urteil durch die Lückenhaftigkeit des bisher vorliegenden Materials erschwert. Auch bei den Prosimiern eilt die Zahnentwickelung im Unter- kiefer voraus. Ps entwickelt sich bei Tarsius, Chirogaleus und Galago bemerkenswert spät. Bei Tarsius wird ein unterer I angelegt, der niemals zur Reife gelangt. Bei Tarsius auch löst sich die Zahnleiste vom Mundhöhlenepithel ab, bevor sich die Zahnknospen der Ersatz- generation bilden. Die Milch- und Ersatzgenerationen gelangen zu typischer Ausbildung. Hervorzuheben ist, daß bei Lemur der Milcheckzahn eine, der definitive zwei Wurzeln besitzt, bei Galago crassicaudatus ist sogar der Milcheck- zahn zweiwurzelig. „Das Vorkommen bei Indrisinae von drei Zähnen im Milchgebiß (nämlich Pd2 im Oberkiefer, C und Pd3 im Unter- kiefer), deren Nachfolger wohl bei den übrigen Lemuridae, aber nicht bei Indrisinae vorhanden sind, bildet einen wertvollen Beleg für die Anschauung, daß sich das Milchgebiß durch größere Ursprünglichkeit vor dem Ersatzgebiß auszeichnet.'1 Leche (1896). Alle Milchzähne sind schwächer, als die entsprechenden Ersatzzähne. Ein eigentümliches Extrem der Gebißentwickelung erreicht in dieser Ordnung das Aye-aye, Chiromys madagascariensis. Das erwachsene Tier besitzt bei einer Formel von I{ C-g- P£ Jff, darunter ganz gewaltige nagerartige Incisiven, welche sich gegenseitig schräg abkauen und dauernd wachsen. Die Backzähne sind mit Wurzeln versehen und gleichen denen omnivorer Nagetiere. Das Milchgebiss ist durch Peters (1865) bekannt geworden. Es ist noch erhalten, wenn die großen I des definitiven Gebisses bereits durchgebrochen sind und zwar sind auf kurze Dauer die beiden unscheinbaren und typisch lemuroiden Id noch vorhanden, ebenso noch ein C im Oberkiefer und in beiden Kiefern je 2 Milchbackzähne. Die besondere Bedeutung des Zahnwechsels bei Chiromys besteht darin, daß auch hier das Milchgebiß die ursprüngliche Form beibehalten hat und daß aus diesem Gebiß per analogiam ein Schluß auf den Entwicklungsgang des ähnlichen Nagergebisses möglich ist, wo bei keinem lebenden Repräsentanten mehr dieses Stadium erhalten ist. Ueber die Entwickelung des Gebisses bei den echten Affen exis- tieren nur wenige Angaben. Es erklärt sich daraus, daß die ersten Entwickelungsstadien denen des Menschen so sehr ähnlich sind und daß ferner der Zahnbau überhaupt keine wesentlicheren Differenzen aufweist, als diejenigen, welche in anderen Ordnungen der Säugetiere Gattungen oder höchstens Familien trennen. Einige aphoristische Beobachtungen über die Anthropomorphengebisse in vorgerückteren Stadien finden sich in der anthropologischen Litteratur, sowie bei Selenka (1900). Die Verknöcherungen des Integurnents und der Mundhöhle. 423 2. In sektivoren. Die Insektivoren haben sich für die vergleichende Anatomie des Zahnsystems als eine der ergiebigsten Gruppen innerhalb der Säuge- tiere erwiesen. Demgemäß ist im letzten Decenninm auch das Studium ihrer Zahnentwickelung besonders eifrig betrieben und vielfach zur Basis weitgreifender Spekulation gemacht worden. Specielle Umbil- dungen erfährt die Bildung des Einzelzahnes und seiner Teile bei den Insektivoren nicht; dagegen zeigt das Gebiß in seiner Gesamt- entwickelung merkwürdige Modifikationen. Fast am meisten ist die Gattung Erinaceus untersucht worden, bei welcher seit Rousseau (1827) über das Milchgebiß zahlreiche, sich widersprechende Beobachtungen gemacht worden sind. Näheres hierüber siehe bei Leche (1895), welcher die eingehendsten Untersuchungen über die Erinaceiden angestellt und den vollständigen phylogenetischen Zusammenhang in der Entwickelung des Gebisses der Gattungen Gymnura-Hylomys-Erinaceus nachgewiesen hat. Die Formel für das Ersatzgebiß des Igels ist nach Leche 1, 1, I3 C P2 P3 P4 Mx-3 I2 I3 ü P3 P4 Jfx_3. Bei Embryonen von 10 mm Scheitel-Steißlänge tritt die Zahnleiste Einwucherung im Mesoderm auf. Eine Zahnfurche nicht vor, erst eine Lippenfurche. Als erster Schmelz- ais gleichmäßige kommt noch keim tritt Id Ihm folgen bald auf den Plan. CundP3. Dabei machte Leche die Be- obachtung, daß die Verdich- tung des Mesoderms nicht aus- schließlich für die Zahnpapillen charakteristisch ist, sondern auch da auftritt, wo die Zahn- leiste rasch in das Mesoderm ein wuchert. Bald folgt die Anlage von Pd4 und Mx. Erst bei Embryonen von 23 mm treten Zahnwall und Zahn- furche auf, stehen aber in keiner Beziehung zur Ent- wickelung des Gebisses. Bei einem Embryo von 38 mm bildet sich vor Id2 ein rudi- mentärer Id1. M2, der schon Fig. 249. Aufgeschnittene Kiefer eines Erinaceus europaeus. Der obere Cd war schon ausgefallen und ist hier nach einem jüngeren Exemplar ein- getragen. Doppelte natürliche Größe. Nach Leche. früher sich anlegte, hat sich besser ausgebildet. Schon bei 43 mm gerät Id2 in Zerfall und M3 tritt auf. Bei 55 mm Länge, von der Schnauze zum Anus gerechnet, wird das Tier geboren. Jetzt macht sich die Dentinabsonderung und gleichzeitig Rückbildungserscheinungen an den 424 R. BURCKHARDT, SchmelzorgaDen geltend. Die Zahnanlagen sind auf überaus ver- schiedenem Grade der Ausbildung angelangt, doch ist noch keine so weit entwickelt, daß das Zahnfleisch durchbrochen würde. Vom Ersatz- gebiß entstehen unmittelbar vor der Geburt I2, 23, C, Ps und P4. Schon bei einem jungen Tier von 83 mm ist aber die Verbindung zwischen Id2 und P>, sowie zwischen den Anlagen von PdA und P4 aufgehoben. Bei 140 mm sind alle Zahnkronen des zuerst fungierenden Gebisses ausgebildet und auch I2 und P4 völlig verkalkt. Die Zahnleiste ist vollkommen resorbiert. Die gegebene Darstellung bezieht sich auf den Unterkiefer. Auch die Verhältnisse des Oberkiefers sind ähnliche. Bei der Geburt ist Cd rudimentär, aber allen anderen Zähnen in der Entwicklung voran geeilt. Von Ersatzzähnen sind die Keime von II und P4 entwickelt. Besonders bemerkenswert ist der labialwärts von I3 liegende Schmelzkeim eines nie zur Ausbildung gelangenden lds. In Uebereinstimmung mit Sahlertz (1871) stellt Leche für Erinaceus europaeus die folgende Gesamtformel auf: 1. 2. 3. 1. 2. 3. 4. 1. 2. 2. 2. C l. 1. P 3. 3. 4. 4. 4. M 1. 2. 3. Der Wechsel der übrigen Zähne, mit Ausnahme von Cd des Ober- kiefers, findet erst nach dem Durchbruch des hintersten Molaren statt. Besonders bemerkenswert ist, daß die Zähne ein sehr verschiedenes Entwicklungstempo einhalten und daß die zuletzt fertig werdenden Zähne der 1. Funktionsreihe, nicht nur die schwächsten, sondern auch die einzigen Antemolaren sind, welche nicht gewechselt werden, während in der 2. Funktionsreihe die stärksten sich zuerst anlegen und ausbilden. Während der ersten Monate besitzt also der Igel ein Ge- biß, welches, abgesehen von den Molaren, aus drei verschiedenen Arten von Zähnen, nämlich echten Milchzähnen, nicht wechselnden Ante- molaren und einem Ersatzprämolaren zusammengesetzt ist. An diesem klassischen Objekte ist auch Leche zur Einsicht gelangt, daß eine Wertung der Elemente vom Standpunkt der ontogenetischen Urkunden aus geradezu unmöglich ist und er ist durch Kombination seiner Be- obachtungen mit denen an den nahe verwandten erwachsenen, sowie an fossilen Formen zu den schönsten phylogenetischen Resultaten gelangt, für die wir hier auf seine Originalarbeit hinweisen müssen. In seiner Ge- samtheit faßt er das Erinaceusgebiß als durch Entwertung der mittleren und höhere Ausbildung der vorderen Antemolaren entstanden auf. Denn bei den weniger specialisierten Gattungen Gymnura und Hylomys kommt ein so gut wie vollständiger Zahnwechsel vor, während bei der extrem specialisierten Familie der Soricidae ein solcher gänzlich fehlt. Bei Erinaceus, welcher in der Mitte zwischen beiden Extremen steht, ge- hörten die keinen Zahnwechsel unterworfenen Antemolaren ursprüng- lich der Ersatzdentition an, beschleunigten aber durch den Verlust der entsprechenden Zähne der Milchdentition ihr Entwickelungstempo und traten so in die Reihe der Milchdentition über, um zuerst zu- sammen mit dieser, später zusammen mit den Ersatzzähnen zu funktio- nieren. Ontogenetisch ist dieser Entwickelungsgang in seinen ver- schiedenen Stadien noch bei I3 und C im Oberkiefer vorgezeichnet (Leche). Für die Centetiden hat Leche gezeigt, daß meist die Milch- zähne noch zusammen mit allen Molaren funktionieren; bei Hemicentetes und Ericulus erfolgt der Zahnwechsel überhaupt erst, wenn das Tier Die Verknöcherungen des Integuments und der Mundhöhle. 425 bereits erwachsen ist. Bei den Solenodontiden sind alle Milchzähne einfacher gebaut, als die entsprechenden Ersatzzähne. Dasselbe gilt für die Tupajiden. Die Milchzähne von Talpa sind als rudimentär zu betrachten im Vergleich zu den Ersatzzähnen; ja bei Scalops und Con- dylura werden sie resorbiert, ohne das Zahnfleisch durchbrochen zu haben. M. Woodward (1896) kam auf Grund seiner vorwiegend ver- gleichend-anatomisch orientierten Untersuchungen zu dem Resultat, daß innerhalb der Insektivoren sich im Allgemeinen eine Tendenz zur funktionellen Reduktion des Milchgebisses geltend mache und ferner, daß die Zeit der Entwicklung eines Zahnes niemals als Kriterium für seine Zugehörigkeit zu einer Dentition gelten könne. Endlich ist zu erwähnen, daß Leche bei Erinaceus Spuren sowohl der prälactealen, als auch der postpermanenten Dentition nachgewiesen hat. Eine Sonderstellung innerhalb der Insektivoren und der Säugetiere überhaupt nimmt die Familie der Galeopitheciden ein, sowohl durch andere Eigenschaften, als auch durch die Beschaffenheit ihres Zahn- systems. Nachdem bereits Owen und de Blainville des Milch- gebisses Erwähnung gethan haben, hat Leche (1885) gezeigt, daß der Zahnwechsel auffallend spät vor sich geht, indem alle Molaren während einiger Zeit mit den Zähnen des Milchgebisses gleichzeitig funktionieren und die Eigentümlichkeiten der Gattung (die kammartigen Incisiven und der Besitz zweier Wurzeln bei I2 und Px) iu beiden Dentitionen zum Ausdruck gelangen. Diese Angaben hat Dependorf (1896) be- stätigt und erweitert. Nach ihm treten die eigentümlichen Zinken der Incisiven, obschon sie ein phyletisch sehr später Erwerb sein müssen, bereits bei Embryonen von 14 cm auf. Ferner kommt sowohl die prä- lacteale, als die postpermanente Dentition zur Anlage. Die Gleich- wertigkeit beider Dentitionen hält Dependorf nicht für einen Neu- erwerb, sondern für ein altes Erbstück. 3. Chiroptern. An das Gebiß der Insektivoren schließen wir zweckmäßig daß der Fledermäuse an. Abgesehen von Angaben älterer Autoren besitzen wir zwei ausführliche und sorgfältige Monographien von Leche (1876 — 78 und 1892) über dieses keineswegs einfache Thema. Ohne auf dessen vergleichend anatomische Seite einzutreten, wollen wir nur hervor- heben, daß die Homologisierung der Prämolaren hier besondere Schwierig- keiten bereitet, daß das Auftreten einer größeren Zahl von Backzähnen mit einer größeren Entwicklung des Einzelzahnes zusammenhängt und daß im Laufe der stammesgeschichtlichen Entwicklung die Re- duktion der Zahnzahl entweder nur die Prämolaren beschlägt (Ch. insectivora) oder auch die Molaren (Pteropi). Sodann zeichnen sich die Chiroptera dadurch aus, daß auch das Ersatzgebiß schon frühzeitig angelegt ist und verkalkt, so bei Phyllostoma hastatum schon wenn der Embryo die Hälfte seiner Länge erreicht. Außerdem ist aber bei dieser Säugetierordnung eines entwickelungsgeschichtlich abweichenden Verhältnisses zu gedenken, das innerhalb der Vertebraten einzig da- steht. Unsere Fig. 250 giebt die Schneide- und Eckzähne des Zwischen- kiefers von Ametrida centurio wieder und zwar die des Milchgebisses und die des Ersatzgebisses. Während die letzteren den typisch frugi- voren und insektivoren Charakter zeigen, hat das Milchgebiß eine Modifikation erfahren. Die einzelnen Zähne sind zu feinen gekrümmten 426 R. BURCKHARDT, Häkchen geworden und dienen den Föten dazu, sich an der Brust der Mutter festzuhalten , während sie herumflatternd ihre Nahrung sucht. Die Lebensweise der Fledermäuse, welche so yY" viele andere tiefgreifende Veränderungen in ihrer Or- \ I j ganisation zur Folge gehabt hat, beeinflußt also auch das Milchgebiß, welches weit entfernt davon, hier ein primitives Gepräge bewahrt zu haben, der weitesten Anpassung unterlegen ist und eine „beispiellose Un- abhängigkeit" vom Ersatzgebiß gewonnen hat. Fig. 250. Obere Schneide- und Eckzähne von Ametrida cen- turio. M Milchgebiß. E Ersatzgebiß. 3-fach vergr. 4'/2-fach vergr. Nach Leche. 4. Fissipede Carnivoren. Die Gebißentwickelung der Carnivoren zeigt im ganzen wenig Verschiedenheit innerhalb des gesamten Stammes und überhaupt wenig Abweichungen von der Entwickelung eines typischen diphyodonten Säugetiergebisses. Nach v. Zittel's zusammenfassender Darstellung stimmen die ausschließlich fossilen Creodontier in dieser Hinsicht ganz mit den lebenden Carnivoren überein, „indem sie mehrere P, die C und I wechseln, und das Milchgebiß nicht wie viele Insectivoren im em- bryonalen oder doch sehr jugendlichen Zustand verlieren, sondern demselben eine verhältnismäßig lange Funktionsdauer gestatten. Von den Milchbackenzähnen gleicht der hinterste einem echten M, der vor- letzte dem letzten P des definitiven Gebisses." Einer ausführlichen auch auf Modellen und mikroskopischer Praeparation beruhenden Arbeit von Scheidt (1894) ist über die Zahnentwickelung der Hauskatze folgendes zu entnehmen. Die erste Anlage der Zahnleiste muß erfolgen, bevor der Embryo 30 mm Total- länge erreicht hat. Bei 31 mm fand Scheidt bereits deutlich er- kennbare Zahnanlagen auf dem glockenförmigen Stadium, wie sie etwa Rose vom menschlichen Embryo bei 18 cm Länge beschreibt. Es sind hier vom Milchgebiß 3 I, ein C und 3 P vorhanden, sowie be- reits die 1 und C des definitiven Gebisses. Nur über den letzteren hängt die Zahnanlage mit der Mundschleimhaut zusammen, sonst ist sie von ihr abgelöst. Auf diesem Stadium macht sich bereits be- sonders am Pd 2 die definitive Form geltend, im Vergleich zu ihm ist Pd1 winzig. Die Unterkieferanlagen eilen denen des Oberkiefers in der Entwickelung voraus, wie denn auch im Gegensatz zum Ober- kiefer bereits die Anlage des Ersatzzahnes für P2 vorhanden ist. Bei 12,4 cm also unmittelbar vor der Geburt, sind im Unterkiefer alle Zähne angelegt, wogegen im Oberkiefer noch die Anlagen der Molaren fehlen. Der Durchbruch der Milchzähne erfolgt bei 4,4 cm Kopflänge, und bei 6,8 cm sind außer Pd, alle Milchzähne durch- gebrochen. Für die specielle Beschreibung des Milchgebisses der Katze sei auf die Arbeit von Rousseau (1827) hingewiesen. Im An- schluß an diese Ausführungen Scheidt's geben wir die Abbildung des Gebisses von einem Leoparden im Zahnwechsel. Hierbei tritt das für die Raubtiere charakteristische Factum zu Tage, daß der Reißzahn des Milchgebisses nicht dem des definitiven Gebisses entspricht, indem im Oberkiefer Pd 2 die Gestalt von P3 und im Unterkiefer2P3 die Die Verknöcherungen des Integuments und der Mundhöhle. 427 von Mx besitzt. (Wir zählen hierbei nicht nach der vergleichend anatomischen Zählung, bei welcher P{ als ganz ausgefallen ange- nommen wird). Noch sei die Bemerkung Leche's (1895) erwähnt, Fig. 251. Linker Oberkiefer eines zweijährigen Leoparden im Zahn Wechsel. Die I sind bereits gewechselt. N. Gr. daß bei einem fast reifen Embryo der Schmelzkeim des Milcheckzahnes sich schon vollständig von der Zahnleiste abgeschnürt hat. Von vergleichend-anatomischem Gesichtspunkt aus hat M. Tims (1896) der Embryonalentwickelung des Hundegebisses Beachtung ge- schenkt. Nach ihm sind die lacteale, permanente und postpermanente Dentition vorhanden , dagegen konnte er keine Spuren einer prae- lactealen auffinden. Der Zahndurchbruch geschieht folgendermaßen: Der erste durchbrechende Zahn ist der untere Reißzahn Pd 4, schnell folgt ihm der obere Pd 3 am Ende der 2. Woche nach der Geburt. Ende der 3. Woche beginnen Pd 3 und 0 im Unterkiefer zu er- scheinen, denen bald C und 1 3 im Oberkiefer folgen. Dann kommen Pd 2 und Pd 4 des Oberkiefers, endlich der Rest der oberen und unteren Incisiven. Der letzte Milchzahn ist Pd 2 im Unterkiefer, der erst am Anfang des 3. Monats erscheint. Für die specielle Be- schreibung der Milchzähne sei auf das Original verwiesen. Besonders eingehend hat Tims die Zeiten des Auftretens der einzelnen Höcker der Molaren verfolgt und gefunden, daß die em- bryologische Reihenfolge der palaeontologischen vollständig entspricht. Er unterscheidet als Reihenfolge des Auftretens: 1. der primäre Conus, 2. der vordere, 3. der hintere, 4. der innere Höcker des Cingulums, 5. der sekundäre Conus. 5. Pinnipedie r. Das Pinnipediergebiß ist in seiner definitiven Form und in seinen Entwickelungszuständen von allergrößter Bedeutung. Es tritt auf mit allen vier bei Säugetieren möglichen Dentitionen, von denen Küken- thal (1893) für Phoca die praelacteale und postpermanente und Leche (1892 u. 1895) die postpermanente nachgewiesen haben. Die Milchzahngeneration kommt nur noch zu rudimentärer Entfaltung und unterliegt in Bezug auf ihre Ausdauer erheblichen Schwankungen. Nach Leche (1895) erfolgt der Zahnwechsel umso zeitiger, je unter- 428 R. BURCKHARDT, geordneter die Rolle ist, welche das Gebiß spielt. Die Einzelzähne der Ersatzgeneration sind von einem eigentümlichen grob blattartig gesägten Typus oder kegelförmig, der Unterschied zwischen Prae- molaren und Molaren läßt sich nur nach der Zahl der vorangehenden Milchzähne bemessen, nicht aber nach der Gestalt der Zähne selbst, der Form nach gehen die Praemolaren allmählich in die Molaren über. Von den drei hier zu unterscheidenden Familien sind die Otariiden an den Anfang, die Phociden in die Mitte, die Trichechiden ans Ende zu setzen. Die Otariiden, mit einem definitiven Gebiß von 1 f C \ P f- M ~- besitzen noch relativ größere Milchzähne, welche nach Flower (1881) erst verschwinden , wenn das Junge einige Wochen alt ist. Die Phociden, mit einem definitiven Gebiß von I%C\P%M\ ver- lieren ihr Milchgebiß, (Fig. 252) in der 1. Woche nach der Geburt, nur der Milcheckzahn persistiert etwas länger. Dabei durchbricht die Mehrzahl der Milchzähne das Zahnfleisch gar nicht, sondern wird Fig. 252. Gebiß eines Neugeborenen von Phoca vitulina. Zweifache nat. G-r Man beachte die von Leche hervorgehobene Verschiedenheit des ersten P in auf Lage und Form. Bezug innerhalb desselben resorbiert. Auf unserer Figur zeigen die beiden Milchmolaren deutlich an ihren vorderen Wurzeln die Spuren dieser Resorption. Nach Leche wird bei Halichoerus, nach Reinhardt (1864) bei Cystophora und nach Flower bei Macrorhinus das Milch- gebiß bereits vor der Geburt resorbiert. Die Trichechiden, mit einem definitiven Gebiß von anfänglich I f C \ M £ und in späterem Alter I J- C | M | besitzen ein Milch- gebiß von 4 Milchzähnen in jedem Kiefer, doch gehen die Zähne zur Zeit der Geburt verloren und es ist fraglich, ob die in späterem Alter ausfallenden dem Milch- oder dem Ersatzgebiß angehören. Für das Auftreten von überzähligen Praemolaren, das bei Pinni- pediern besonders häufig ist, nimmt Leche die postpermanente Dentition in Anspruch. Für die weitere Verwertung des Pinnipedier- gebisses im Dienste der vergleichenden Anatomie muß auf die Arbeiten von Kükenthal und Leche selbst verwiesen werden. 6. Cetaceen. Ueber die Entwicklung des Gebisses der Zahnwale waren vor Kükenthal's (1897) Untersuchungen nur zerstreute Notizen vorhanden. Wir haben uns daher vornehmlich an die von diesem Forscher ge- machten Angaben zu halten, doch sind sie zu ergänzen nach den Die Verknöcherungen des Integuments und der Mundhöhle. 429 Angaben von Leche (1895) und Ohlin (1896). Den embryologischen Beobachtungen sind jedoch einige stammesgeschichtliche Bemerkungen vorauszuschicken . Der Stamm der Zahnwale, beginnt mit Gebißformen die noch einigermaßen an die übrigen Säugetiergebisse sich anschließen. Das Gebiß von Zeuglodon mit seiner geringen Zahl von Zähnen ist noch vollständig heterodont und verbietet nicht unbedingt einen Anschluß an das Pinnipediergebiß umsomehr, da es nach Leche (1895) als sicher diphyodont gelten darf. Mit zunehmender Zahnzahl beginnen die Backzähne sich der Kegelform zu nähern, die bei den Delphinen keinen Unterschied der verschiedenen Gebißabschnitte mehr erkennen läßt. Von diesem aus zahlreichen Elementen bestehenden Gebiß aus findet Reduktion nach verschiedenen Richtungen hin statt, einmal nach den Physeteriden, bei denen nur die Unterkieferreihe beibehalten wird, dann nach den Ziphiiden, bei denen nur je ein großer Unterkiefer- zahn persistiert, drittens nach Monodon hin , wo nur im Oberkiefer Zähne im späteren Alter erhalten bleiben , die beim Weibchen im Kiefer zurückgehalten werden, während beim Männchen in der Regel nur der linke zur Ausbildung gelangt. Stammesgesehichtlich so rasch verlaufende Ereignisse können nicht ohne Eingriff in die Entwicklungsgeschichte verlaufen und dementsprechend haben wir dann bei den Zahnwalen , wenn auch noch lückenhafte, so doch sehr lehrreiche Befunde zu erwarten. So- lange es jedoch an einer Kontrolle der Beobachtung von Schnitten durch Rekonstruktion fehlt, sind die Resultate nicht als völlig sichere zu betrachten. Bei Beluga leucas, einem typischen Delphin ist die Zahnleiste im vordersten Teile des Kiefers netzartig aufgelöst. Epithelperlen zeigen an, daß hier wohl Zahnanlagen verloren gegangen sind. Die Anlagen der durchbrechenden Zähne entstehen wie Milchzähne eines ty- pischen Säugetiers, entsprechen also der Milchdentition. Dafür spricht auch der Umstand, daß außer ihnen rudimentäre Ersatzzahnanlagen vor- handen sind. Im Anschluß an Kükenthal beschreibt Leche das Schmelzorgan von Phocaena, wel- ches weder Sternzellen noch eine cylindrische Ameloblastenschicht be- sitzt. Am Gebiß des Delphin finden s - sich Varietäten in der Anordnung # J 3 f - Fig. 253. Querschnitt durch einen Zahn 2 %—- aus der Mitte des Oberkiefers eines Braun- j fischembryos von GS cm Länge, la große, '" lh kleine Zahnpapille. 2 Odontablasten- ' * schicht. 8 Dentin. 4. inneres Schmelzepithel. 5 Bindegewebe. Vergr. 33. Nach Küken- thal. der Zähne, so zwar, daß sich gelegentlich zwei Zähne des einen Kiefers in den Zwischenraum zweier Zähne des anderen einschieben. Diese Erscheinung beschränkt sich ausschließlich auf den mittleren o '' § 430 R. BüRCKHARDT, und hinteren Teil der Kiefer. Es kann auch zur Verschmelzung solcher Zähne unter sich kommen Fig. 253. Es können aber auch nach Kükenthal zwei Zähne, welche nicht derselben Dentition an- gehören, sondern zwei verschiedenen, unter sich zu einem Zahne ver- schmelzen. Wir reproduzieren nebenstehend diesen von Kükenthal beschriebenen Fall. Daraus nun leitet Kükenthal ab, daß die einfachen Kegelzähne der Zahnwale hervorgegangen seien aus mehrspitzigen der heterodonten Vorfahren, indem jede Spitze im Zusammenhang mit der Verlängerung der Kiefer selbständig geworden sei. Als Neuerwerbungen seien diese Anomalien nicht aufzufassen, da sie gerade bei Delphinen, also stammesgeschichtlich culminierenden Cetaceen, vorhanden sind. Aber nicht ausschließlich durch Teilung soll die große Zahl der Cetaceen- zähne entstanden sein, sondern Neubildung könne auch an der nach hinten fortwuchernden Zahnleiste stattgefunden haben. Als ein reduziertes Delphingebiß unter Specialisierung einzelner Zähne ist dasjenige der Ziphiiden zu betrachten. Hyperoodon besitzt allein im Unterkiefer 2 große, ca. 4 cm lange kegelförmige Zähne, welche beinahe horizontal nach vorn gerichtet sind. Außer diesen finden sich noch LI winzige Abortivzähne im Unterkiefer und 13 ebensolche im Oberkiefer (Kükenthal). Nun fand Ohlin (1896) bei einem jungen Fötus eine zusammenhängende Zahnleiste, die bei älteren Föten bereits in getrennte Epithelreste zerfällt. Das Maximum der Anlagen wird erreicht, wenn dieselben auf dem kappenförmigen Stadium angelegt sind. Dann sind es deren 40 im Oberkiefer und 36 im Unterkiefer. Davon sollen dann alle bis auf 6 oder 7 in jedem Kiefer zu Grunde gehen. Ersatzanlagen konnte Ohlan nicht nach- weisen. Eine extreme Specialisierung nicht nur des Walgebisses, sondern auch des Säugetiergebisses überhaupt tritt uns in Mesoplodon Layardii entgegen. Hier gelangen nach Turner (s. Tomes 1898) zwei Ünter- kieferzähne zur Ausbildung, welche als flache, etwas gekrümmte Bänder nach oben und medialwärts konvergieren und in höherem Alter den Oberkiefer über dem Unterkiefer so fixieren, daß er kaum mehr be- weglich ist. Hierbei besteht der eigentliche Zahn nur aus einem kleinen Hütchen von schmelzbedecktem Dentin. Die Hauptmasse des ganzen Gebildes ist ein riesiger und strukturell eigentümlich modifizierter Sockel von Cement, der auch die Pulpahöhle auf einen minimalen Kanal einengt. Ueber die Embryologie dieses aberranten Gebildes ist noch nichts bekannt. Der Narwal ist nur mit zwei persistenten Zähnen des Zwischenkiefers versehen. Beim Weibchen bleiben sie, nachdem sie etwa 15 cm Länge erreicht haben und verkalkt sind, im Knochen eingeschlossen. Beim Männchen setzt der linke, selten beide Zähne das Wachstum fort bis zu etwa 10 Fuß Länge. Aus den lückenhaften Angaben über die Ent- wickelung dieses Gebisses sei hervorgehoben, daß nach Stannius beim Fötus zwei abortive Schneidezähne vorhanden sind, nach Eschricht (1849) und Berthold (1850) hinter dem Stoßzahn zwei rudimentäre Oberkieferzähne. Kükenthal untersuchte Embryonen von 13,8 cm und 25,7 cm und fand beim jüngeren derselben auch im Unterkiefer Zahnanlagen und zwar an einer jederseits sich nach hinten verlierenden Zahnleiste; beim älteren besaß der Oberkiefer nur eine Anlage und der Stoßzahn entstand ohne Vorgänger auf einer Doppelpapille. Der Die Verknöcherungen des Integuments und der Mundhöhle. 431 Verbindung der Zahnanlagen mit der Zahnleiste zufolge gehören auch ersten Dentition an, indem seitlich von das freie der kolbenförmig ange- die Zähne des Narwal der Zahnanlage nach der inneren Seite zu schwollene Ende der Zahnleiste liegt. Das Gebiß der Bartenwale ist von E. Geoffroy-St. Hilaire (1807) entdeckt worden und hat späterhin zu mehrfacher Untersuchung Veranlassung gegeben. [Julin (1880), M. Weber (1886), Pouchet und Chabry (1884)]. Es ist auch von Kükenthal nach verschie- denen Richtungen spekulativ verwertet worden. Aus den Forschungen der verschiedenen Autoren geht folgender Sachverhalt hervor: Die Zahnanlagen treten schon im frühen Embryonalleben auf, erreichen ihre höchste Entwickelung bei x/4 bis 1/.i der Länge des reifen Fötus und sind bei halber Länge desselben schon wieder spurlos zurück- gebildet, Die Zahl der Zahnanlagen beträgt ca. 40 — 53 in jedem Kiefer und in ihrer Ausbildung eilt der Oberkiefer dem Unter- kiefer voraus (Fig. 254). Die Zahnleiste dokumentiert ihren rudi- mentären Zustand dadurch, daß sie netzartig aufgelöst ist. Die einzel- Fig. 254. Kopf eines Embryo von Balaenoptera musculus von 123 cm Länge mit freigelegter Zahnreihe des Überkiefers. 1/3 nat. Gr. Nach Kükenthal. nen Zahnanlagen bestehen zum Teil aus bloßen Epithelanschwellungen ; doch kommt es daneben auch zur Ausbildung regelrechter Schmelz- organe, wenn auch Schmelz nicht produziert wird, sondern nur ein Dentinkegel. Schon die älteren Beobachter wußten, daß die Zahn- kronen hierbei nicht immer einfach sind, sondern oft aus zwei oder mehreren Kegeln zusammengesetzt erscheinen. Aber erst Kükenthal hat dargethan, daß im Laufe der embryonalen Entwickelung von Balaenoptera musculus sich die Zahl der insgesamt angelegten Zahn- spitzen gleich bleibt, daß aber zwei- oder mehrspitzige Zähnchen nur in den früheren Stadien angetroffen werden. Hieraus sowie aus der Beobachtung von verschiedenen Stadien der Teilung von Schmelz- organen hat er den Schluß gezogen, daß ein Teil der einspitzigen Zähnchen durch Teilung aus mehrspitzigen hervorgehe und daß somit 432 R. BüRCKHARDT, dieses ganze homodonte Gebiß aus einem ursprünglich heterodonten durch Teilung der Backzähne hervorgegangen sei. Auch den Resorp- tionsprozeß der Zähnchen hat er verfolgt und konstatiert, daß die Rückbildung des Dentinkegels von der Spitze her vor sich geht. Hier ist noch Leche's Beobachtung hervorzuheben, daß bei einem Balae- nopteraembryo von 70 cm die Zahnanlagen auf dem glockenförmigen Stadium gefunden werden und mit typisch ausgebildeter Schmelzpulpa versehen sind. Das Bartenwalgebiß wird von Kükenthal als homolog der Milchdentition betrachtet und zwar einmal, weil er auch Anschwellungen der Zahnleiste beobachten konnte, die den prälaktealen Anlagen ent- sprechen sollen, dann aber auch, weil Schmelzorgane zur Beobachtung gelangten, die er nicht als in Spaltung begriffen deute, sondern so entstanden, daß hier die kleinere Ersatzzahnanlage in die Milch- zahnanlage aufgenommen werde, wie er es für Zahnwale beobachtet hat. Wir sind mit Leche (1895) der Ansicht, daß wir „die Frage nach der Homologisierung des Gebisses der Waltiere bis auf weiteres als eine offene zu betrachten haben1'. 7. Ungulaten. Die Huftiere bilden in der Gegenwart den reichst entfalteten Stamm der pflanzenfressenden Säugetiere. Dem entspricht denn auch die Mannigfaltigkeit ihres Gebisses, dessen Umwandlung von gene- rellsten an die Omnivoren anschließenden Formen bis zu den extremen Specialitäten, wie sie uns im Gebiß der Pferde, der Elefanten und der Seekühe entgegentreten, zu verfolgen sind. Daß von solchen An- passungen auch die Entwickelung des Gebisses in Mitleidenschaft ge- zogen wird, versteht sich von selbst und so stoßen wir denn viefach auf Modifikationen der Zahnentwickelung, die einzig dastehen. Zudem ist das Gebiß unserer hierher gehörigen Haustiere von alters her ein beliebtes Objekt für ontogenetische Untersuchungen gewesen und an ihm sind vielfach die allgemeinen Anschauungen über Gebißent- wickelung in älterer Zeit gebildet worden. Auch erwies sich schon für den Tierzüchter das Gebiß und seine Entwickelung als das zu- verlässigste Altersmerkmal (G. T. Brown, Nehring). Von der Zahn- entwickelung bei den primitiveren Huftieren mit der Zahnformel - und bunodonten Backzähnen wissen wir wenig, teils weil O» JL. 4. O sie bereits ausgestorben oder noch nicht im Zusammenhang unter- sucht worden sind; am nächsten dürften ihnen unter den noch leben- den die Kameele und die Schweine kommen. Reichlicher sind die Quellen über die Gebißentwickelung bei den Huftieren mittlerer Spe- cialisierung und bei den extremen Formen. Von diesen sollen zu- nächst die ersteren zur Darstellung gelangen. Im allgemeinen läßt sich über diese Gruppe der Huftiere sagen, daß ihr Milchgebiß zu einer für Säugetiere normalen Entfaltung ge- deiht und sich auch innerhalb derselben auf dieser Höhe behauptet unter Anlehnung seiner Formen an die des definitiven Gebisses. Be- sonderes Interesse beanspruchen daher die vielfach nur ontogenetisch auftretenden Zahnrudimente der vorderen Praemolargegend, die Ent- wickelungsvorgänge an den eigentümlich specialisierten Zahngestalten und an ihren Substanzen. Trotzdem sich die ontogenetische Unter- suchung vielfach als wertvolles Kriterium für die Homologisierung Die Verknöcherungen des Integuments und der Mundhöhle. 433 der Einzelzähne innerhalb der Ungulatengebisse erwiesen hat, ver- bietet es sich von selbst, auf diese ins Gebiet der vergleichenden Ana- tomie gehörenden Fragen einzutreten. Das Gebiß der Hyracoidea ist zuerst an Procavia capensis von M. Woodward (1892) eingehend beschrieben und in seiner Ent- wickelung verfolgt worden. Hierbei kam Woodward zu dem Re- sultat, daß für die Bezahnung des erwachsenen Tieres die Formel I? unten 8 „ unten 17 » M bei der Geburt C 9 9 31 7 P, (Wolfszahn) 5 i) Ml oben 8 Tage ?2 14—15 >> unten 3 — 4 Wochen PS 13—14 n M* oben 3 — 4 „ P* 13-14 >) unten 8 Tage *, 5 )> ^■2 9—10 V M~t 18—19 )> Im Gegensatz zu Nehring und der älteren Meinung von Hensel beistimmend, betrachtet Adloff den „Wolfszahn" als ersten Praemo- laren des Milchgebisses. Diese Ansicht deckt sich mit den Angaben und Schlüssen von Lesbre, welcher neben dem Wolfszahn in einem Falle dessen Ersatzzahn atavistisch vorfand. Adloff gelang es auch, vor den Incisiven prälakteale Zahnknospen aufzufinden, und Bild, der Adloff's Untersuchungen bestätigte, erweiterte diese Angabe dahin, daß bei ca. 60 mm Nackensteißlänge die Prälaktealzahnanlagen auftreten und in der Folge bei allen Zähnen der Kiefer nachzuweisen seien. Adloff wies ferner einen atavistisch auftretenden J, des Oberkiefers nach, während Bild, das Verhältnis der Lippenfurchen- anlage zur Zahnleiste beleuchtend, eine primäre und eine sekundäre Lippenfurche unterscheidet. Erstere ist diejenige, „welche lediglich durch das Vordringen eines Teiles des verdickten Epithels der Lippen- furchenanlage gegen das Mesoderm zu stände kommt1', letztere bildet Handbuch der Eatwickelnn^sgeschichte. II. 1. 28 434 R. BüRCKHARDT, sich erst später aus und entsteht durch den Zerfall der im Innern der Lippenfurchenanlage liegenden Epithelzellen. Hierbei tritt er der Behauptung Wilson u. Hills (1897) entgegen, wonach die Ent- stehung der Lippenfurchenanlage von der Zahnleiste abhängig sein sollte. Für die Kameele, denen im erwachsenen Zustand die beiden oberen ersten Incisivenpaare fehlen, giebt OwrEN (nach Tomes) an, daß an ganz jungen Schädeln sechs obere I vorhanden seien, deren erstes Paar früh verloren gehe. Nach Vallois ist der Zahnwechsel erst im 7. Jahre vollendet. Schaf sembryonen sind von älteren Autoren zur Feststellung all- gemein entwickelungsgeschichtlicher Fakta benutzt worden. Goodsir (1839), Hertz (1866), v. Kölliker (1864). Legros et Magitot (1879), Pouchet et Chabry (1884). Eine zusammenhängende Ent- wickelungsgeschichte des Schafgebisses zugleich mit sorgfältig erwo- genen Ausblicken auf die Entwickelungsgeschichte des Säugetiergebisses überhaupt findet sich bei A. Hoffmann (1894). Bei Embryonen von 5,5 cm durchzieht die Zahnleiste den Unterkiefer als fortlaufende Epitheleinsenkung. Die Anlagen der Vorderzähne (I3 und C) sind knospenförmig, die median gelegenen weiter fortgeschritten als die lateralen. Hinter der Eckzahnanlage läuft die Zahnleiste weiter, auch über die Region des Pdx hinaus, der gar nicht zur Ausbildung ge- langt und von dem auch nicht einmal mehr eine Knospe angelegt wird. Die Anlagen der Schmelzorgane gehen ausschließlich aus dem lingualen Blatt der Zahnleiste hervor. Von den drei nun folgenden An- lagen der Backzähne ist die hinterste am weitesten entwickelt und steht auf dem glockenförmigen Stadium, wenn Pd2 erst eine geringe Anschwellung an der Zahnleiste bildet. Von den im erwachsenen Ge- biß fehlenden Vorderzähnen des Oberkiefers sind die Incisiven spurlos auch in der Anlage verschwunden (Schwinck, 1888), während Cdy sich als Anschwellung der Zahnleiste deutlich bemerkbar macht, wie schon Piana festgestellt hatte; außerdem sind die drei Milchbackenzähne wie im Unterkiefer auch hier angelegt. Beim Embryo von 7,5 cm haben die auf dem früheren Stadium fehlenden Anlagen sich nicht etwa noch ausgebildet, vielmehr beginnt die Zahnleiste in der vorderen Prämolar- gegend sich zurückzubilden und schnürt sich vom Mundhöhlenepithel da und dort ab. In innigem Anschluß an die Zahnleiste bildet sich die Lippenfurchenleiste aus und zwar als embryonales Organ, das sich später proportional der Rückbildung der Zähne rück bildet. Bei den Huftieren kommt es vor dem Durchbruch der Zähne vielfach zur Absonderung einer Cementschicht, welche nicht nur die Wurzel, sondern auch die Krone des Zahnes überzieht, des sogenannten Kr onencements. Auf seine Ausscheidung hat Hoffmann sein Augenmerk gerichtet. Wenn der wachsende Zahn eine gewisse Größe erreicht hat, so beginnt sich über ihm wie bei anderen Säugetieren das Schmelzorgan in kleine Zellhaufen aufzulösen und zwischen seinen Trümmern dringt das vaskularisierte Bindegewebe gegen den Zahn vor. Am längsten bildet die Ameloblastenschicht und das Stratum intermedium eine Schutzmauer gegen das nach dem Zahn hin vor- dringende Bindegewebe. Wenn alle epithelialen Teile von den meso- dermalen Zellen verdrängt sind, lagern diese schließlich direkt dem Schmelz auf, ohne Gefäße zu enthalten, da diese nach Abtragung des Schmelzorganes verschwunden sind. Hoffmann hat zwar die Ent- Die Verknöcherungen des Integuinents und der Mundhöhle. 435 « q3 an tß ■ CS 436 R. BüRCKHARDT. Fig. 256. Jd3 Cd Pd, B Pdo POL M, Pd, M1 Fig. 257. stehung des Kronen- cements selbst nicht beobachtet , nimmt aber an. daß er nicht in den dem Schmelz direkt anliegenden dichteren, sondern in den unter ihnen be- findlichen lockeren Schichten abgesondert Fig. 256. Rindsembryo von 10 cm Länge. Quer- schnitt durch die Eckzahn- gegend des Oberkiefers. Cd rudimentärer Milcheck- zahn. PZ Prälakteale Zahn- anlage. ZL Zahnleiste. EP Epithelperle. ZF Zahn- furche. ZW Zahnwall. E Kieferepithel. Vergr. 128. Nach Rose und Bartels. werde und zwar je mehr der Zahn aus seiner ursprünglichen Lage hervortrete. Je- denfalls komme es dabei nicht, wie Le- gros und Magitot angegeben, zu der Ausscheidung eines knorpeligen Zwischen- stadiums. Wenn das Milch- gebiß beim Schaf aus- gebildet ist, wächst die Zahnleiste hinter den Molaren weiter und bildet zunächst den ersten definitiven Mx. Ebenso bilden sich M 3 und M5. Bei einem Schafsembryo von 20 cm Länge sah sodann Hoffmann „eine ge- ringe Ausbuchtung der Epithelscheide" an der lingualen Seite der Fig. 257. Rekonstruk- tion der Kiefer von Tapirus americauus. A oberer linker. B unterer rechter. Das Netzwerk entspricht der Schmelzpulpa , das Schwarze dem Dentin. Nach Ghigi. Die Verknöcherungen des Integuments und der Mundhöhle. 437 glockenförmigen Molaranlage, von der er annimmt, daß sie den An- fang zur Bildung einer rudimentären Ersatzleiste darstelle. Auch die Zahnentwickelung des Rindes ist wiederholt studiert worden von v. Kölliker (1864), Hertz (1866), Pouchet et Chabry (1884), Pietkiewicz (1877), Piana (1878), Taeker (1872), Rose und Bartels (1896). Namentlich letztgenannten Autoren verdanken wir eine genaue Darstellung des Sachverhaltes, insbesondere auch der bei älteren Autoren nicht scharf gesonderten Entwickelungsvorgänge der Lippen- furchenleiste. Die erste Anlage der Zahnleiste erfolgt in der für die Säugetiere typischen Weise. „Die Lippenfurchenleiste spaltet sich im Bereiche des Zwischenkiefers und im vorderen Teile des Unterkiefers von der Zahnleiste ab. Im hinteren Teile beider Kiefer dagegen ent- wickelt sich die Lippenfurchenleiste völlig unabhängig und weit ent- fernt von der Zahnleiste" (Rose und Bartels). Von diesen Ver- hältnissen sowie von den ersten Zahnanlagen des Rindes giebt ein Modell den besten Begriff, welches wir nebenstehend abbilden. Besonders bemerkenswert erscheint es, daß Rose und Bartels durch die Modellierung im stände waren, die früheren unklaren An- schauungen über die Lippenfurchenleiste zu beseitigen und auch im Ge- biet der Vorderzähne des Oberkiefers außer dem C noch eine Anlage des i3 nachzuweisen, deren geringe Anschwellung auf bloßen Schnitten nicht zum Ausdruck kommen kann. Der Arbeit derselben Autoren entnehmen wir Fig. 256, worin typisch abgebildet sind: ein rudimentärer Eckzahn, eine Epithelperle, wie solche durch Zerfall der Zahnleiste entstehen und eine deutliche prälakteale Zahnanlage. Die Zahnentwickelung des amerikanischen Tapirs behandelte bis- her Ghigi (1900) an Hand eines Embryo von 125 mm Länge. Dabei legte er besonderen Wert auf das Studium der Höckerentwickelung und ge- langte zu dem Schluß, daß die einzelnen Höcker direkt oder indirekt im Zusammenhang mit der Basis des Haupthöckers stehen. Die Prä- molaren bilden sich insofern in gleicher Weise, als zuerst der Proto- conus, dann der Hypo- und der Paraconus und erst zuletzt von der Basis des Hypoconus aus der Metaconus entspringt. P: des Unter- kiefers fehlt; sein Material ist in dasjenige von P2 einbezogen worden. Das Diastema entsteht nicht durch den Ausfall einer größeren Prä- molarenzahl, sondern durch Längenwachstum der Kiefer. Wir geben beifolgend die Figur aus Ghigi's Arbeit wieder, da sie in sehr zweck- mäßiger Weise die Verhältnisse des beschriebenen Objektes abstrahiert. Das Pferd erhält sein definitives Gebiß sehr langsam. Bei der Geburt besitzt das Füllen nur die /, in jedem Kiefer, welche erst bei 21/2 Jahren abgeworfen werden. Bekanntlich wird das Alter des Tieres nach dem Grade der Abkauung der Incisiven beurteilt. Für die näheren Einzelheiten hierüber muß auf die tierärztlichen Hand- bücher verwiesen werden. Frühere Entwickelungsstadien wurden von Klever (1889) untersucht. Die einzelnen Anlagen sind weit voneinander getrennt und in frühen Stadien erscheint eine solche, die möglicherweise einem Rudiment von ldA entspricht. Klever kommt auf Grund ein- gehender Vergleiche der ontogenetischen Entwicklung des Pferde- gebisses mit der phylogenetischen der fossilen Vorläufer der Pferde zu einer Bestätigung der RüTiMEYER'schen Theorie, daß das Milch- gebiß der Ungulaten im ganzen bei den fortgeschritteneren Formen die Zustände der geologisch älteren rekapituliert. 438 R. BlTRCKHARDT, Einige Angaben über Zahnleiste und Lippe afurchenleiste beim Pferdeembryo von 21 cm und bei einem Eselembryo von 16 cm finden sich bei Pouchet und Chabry (1884). 8. P r o b o s c i d i e r. Eines der extrem specialisierten Gebisse besitzen die Proboscidier. Wie für den ganzen Stamm der Anschluß an die übrigen Huftiere noch sehr unsicher ist, so auch für das Gebiß. Sollte sich Moerithe- rium (Andrews) wirklich als Protoproboscidier behaupten lassen, so würde das ursprüngliche Gebiß bestehen aus I~ C^ Pm~ ^06, wobei die Backzähne bunodont und quadrituberkulär sind. Das End- glied der Reihe würde etwa Elephas indicus repräsentieren mit 1^ C§ -Mf, wobei die Backzähne multilophodont geworden sind und bis zu 27 Querjochen enthalten, die durch mächtige Cementmassen verbunden werden. Von diesen Backzähnen funktioniert nur je einer oder zwei, während noch bei der älteren Form Dinotherium, die bloß zwei- bis drei-jochige Zähne besitzt, in beiden Kiefern, deren noch je fünf gleich- zeitig in Funktion sind. Entsprechend den Umwandlungen, die das fertige Gebiß von Elephas in seiner phylogenetischen Entwicklung erfahren hat, ist auch der ontogenetische Prozeß des Zalmwechsels in ein- schneidender Weise modifiziert. Noch unbekannt sind die ersten Entwickelungszustände des Ge- bisses, sowie die Konfiguration der Zahnleiste auch in älteren Stadien. Abgesehen von der klassischen Arbeit John Corses (1799) haben uns paläontologische Untersuchungen über den Zusammenhang des phylogenetischen und ontogenetischen Prozesses aufgeklärt. Jüngere Entwickelungsstadien des Elefantengebisses untersuchte neuerdings auch Rose (1893 No. I). Dem Stoßzahn des Elefanten geht ein Milch- stoßzahn voran, um im 2. Lebensjahre von dem nachdrängenden Ersatz- zahn ausgetrieben zu werden. Beide bestehen aus einem centralen Dentinkegel, welcher an der Spitze von einem Schmelzmantel bedeckt ist. Der ganze Zahn ist sodann in Cement eingehüllt. Schmelz und Cement werden aber früh an der über die Mundscheimhaut hervorragenden Partie abgerieben. Der 1. Molar besteht aus 4 Zahnlamellen und be- ginnt 8—10 Tage nach der Geburt durchzubrechen. Der Durchbruch ist erst im 3. Monat beendet und diese Zähne funktionieren bis zum 2. Jahre. Im 2. Jahre treten die zwei aus 8 — 9 Lamellen bestehenden Molaren in Thätigkeit. Vom Ende des 2. Jahres bis zum Beginn des 6., der dritte mit 10 — 12 Lamellen und vom 6. bis 9. der vierte mit 15 Lamellen. Die drei ersten gelten als Milchmolaren, der vierte und die zwei ihm im 15. und 20. Jahre folgenden als Ersatzmolaren. Der Zahnwechsel geschieht so, daß die zuerst auftretenden Zähne allmäh- lich abgekaut, in Trümmer zerfallen, die von den nachdrängenden folgenden Zähnen ausgestoßen werden ; die neuen Zähne treten stets hinter den bestehenden auf, niemals unter ihnen und schieben ihre Vorgänger allmählich nach vorn. Dieser Zustand ist ein später Er- werb, denn noch bei Dinotherium fand ein Zahnwechsel in der Form statt, daß die zwei hinteren Milchmolaren durch unter ihnen keimende Prämolaren ersetzt werden. Die für die Elefanten charakteristische Abänderung der Zahnentwickelung besteht also einmal darin, daß der Zahnwechsel zu einem das ganze Leben hindurch andauernden Prozeß wird, begleitet auch von den Folgen dieser Verzögerung (Cement- Die Verknöclierungen des Integuments und der Mundhöhle. 439 absonderung, offene Pulpen), sodann darin, daß innerhalb des Kiefers die Richtung des Zahnersatzes geändert und dauernd axial wird, end- lich darin, daß die Dentitionen und die Grenzen zwischen ihren Pro- dukten verwischt werden. 9. Sirenier. Ueber die Entwickelung des Sirenengebisses finden sich in der vergleichend-anatomischen Litteratur mehrfache Mitteilungen. Neuer- dings hat diese Säugetiergruppe erhöhte theoretische Bedeutung ge- wonnen infolge der eigentümlichen Entwickelung ihres Gebisses, worüber uns eine auf breitester Basis aufbauende Abhandlung von Kükenthal (1896 u. 1897) unterrichtet. Der Tierstamm, womit wir es hier zu thun haben, hat eine sehr verschiedenartige Beurteilung erfahren. Es ist daher der Betrachtung seines Gebisses die Bemerkung vorauszuschicken, daß wir in ihm mit Owen eine Abzweigung erblicken, die zu Beginn der Tertiärzeit sich vom Hauptstamme der Ungulaten abgelöst und dein Leben im Wasser angepaßt hat. Dementsprechend ist auch das Gebiß als ein modi- fiziertes Ungulaten gebiß anzusehen, das eine ganz selbständige Ent- wickelungsbahn eingeschlagen hat. Das Gebiß der Gattung Manatus besteht in erwachsenem Zu- stande ausschließlich aus Molaren, die unter sich gleich sind und deren man in beiden Kiefern 8—10 zählt. Nach Krauss (1858 u. 1862) findet eine unbegrenzte Vermehrung dieser Backzähne vom hinteren Ende jeder Reihe her statt: der vorderste Zahn wird allmählich verdrängt, die ganze Reihe befindet sich in einer beständigen Bewegung von hinten nach vorn. Von den übrigen Zähnen ist nichts erhalten geblieben als Alveolen, in denen Zahn- anlagen sich rudimentär ausgebildet haben, später aber verloren ge- gangen sind (Blainville, Stannius). Kükenthal fand nun zu- nächst bei einem Embryo von M. latirostris von 13,6 cm Länge im Oberkiefer Epithel Wucherungen , die er als prälakteale Zahnleiste deutet. Hinter ihr liegt eine Zahnanlage (Ij) die auf dem kappen- förmigeu Stadium getroffen wird; eine zweite kleinere (i"2) zweigt direkt vom Mundhöhlenepithel ab; ebenso eine kleine, welche I3 entspricht. Von da an bis zur Region der Backzähne ist mm weiterhin nichts mehr zu sehen. Ganz ähnliche Verhältnisse finden sich im Unter- kiefer: eine prälakteale Leiste, drei Anlagen von Schneidezähnen. Aber hier ist die Zahnleiste nicht wie im Oberkiefer bis zu den Molaren unterbrochen. Sie zieht vielmehr als schmaler Strang unter dem Mundhöhlenepithel fort, um alsbald wieder eine stärkere Zahnanlage zu produzieren, die dem Eckzahn entspricht. Hierauf folgen drei Anlagen rudimentärer Art, die Kükenthal als Prämolaren deutet. Es stehen diese embryologischen Thatsachen in bestem Einklänge mit den Erfahrungen der Palaeontologie, woher wir bekanntlich Formen kennen, die noch deutliche Incisivenpaare besitzen (Halitherium) oder gar ein vollständiges, auch an Prämolaren noch reicheres Gebiß (Pro- rastomus). Im Oberkiefer folgen auf eine längere zahnlose Strecke die Backzahnanlagen. Die erste derselben ist noch wenig weit ent- wickelt und überschreitet noch nicht das kappenförmige Stadium. An der zweiten hat sich eine große Schmelzpulpa gebildet. An ihr machen sich verschiedene Auswüchse geltend, der eine liegt ihr labialwärts auf und steht in mehr oder weniger lockerer Verbindung mit dem labialen 440 R. BURCKHARDT, Mundepithel ; er ist die prälakteale Zahnanlage, welche mit der erfolg- reicheren der ersten Dentition verschmolzen ist. Aber auch die linguale Wand der Schmelzpulpa weist einen Auswuchs auf. Dieser Aus- wuchs ist die Anlage einer weiteren Dentition und zwar mindestens einer. Kükenthal nimmt infolgedessen an, daß in das Bildungsge- webe eines Backzahns mindestens drei Dentitionen einbezogen werden. Auf diese Weise werden sowohl im Oberkiefer als im Unterkiefer drei Backzähne gebildet. Für das Milchgebiß von Manatus ergiebt sich somit die Formel ^ ' ' ' . Eine Reduktion der Zahnanlagen im vorderen Kieferabschnitt scheint aber (sehr bald vor sich zu gehen, denn schon beim Embryo von 29 cm sind nicht mehr alle diese An- lagen zu erkennen. Dagegen hat ^- *• die Verschmelzung der prälak- Pza tealen, der 1. und der 2. wirk- lichen Zahngeneration Fortschritte gemacht und an Molaren sind vier zu zählen. Fünf derselben zeigt ein Embryo von 63,3 cm. Beim neugeborenen Manatus senegalensis sind bereits drei Backzähne durchgebrochen, wäh- rend noch ein Oberkieferschneide- Fig. 258. Frontalscknitt durch eleu zweiten Backzahn des Unterkiefers von Manatus senegalensis, Embryo von 13,6 cm. P Pulpa. Pza Anlage der prälak- tealen Zahnleiste. El Ersatzzahnleiste, welche mit der Anlage der ersten Den- tition verschmilzt. Vergr. 40. Nach KÜKENTHAL. zahn erhalten ist. Auf die Befunde Kükenthal's an Halicore brauchen wir hier nicht weiter einzugehen, da sie wesentlich für die Stammes- geschichte der Sirenen in Betracht kommen ; doch verdient noch eine embryologische Thatsache der Erwähnung. Er beobachtete nämlich, daß vor dem Durchbruch, wo von Abnutzung der Backzähne nicht die Rede sein kann, an den Backzahnhöckern glatte Flächen auftreten. Gleich- zeitig sollen Kapillaren der Blutgefäße in die Nähe dieser Flächen vordringen und die Annahme eines Resorptionsprozesses wahrscheinlich machen. Diesem Bilde von der eigentümlichen Entwickelung des Si- renengebisses sind noch einige vergleichend-anatomische Streiflichter aufzusetzen. Einmal verdient Beachtung, daß schon bei Halicore die 5—6 Zahl der Molaren -. — =■ beträgt und daß ein Incisiv bei dieser Gattung 4— ö & als kleiner Stoßzahn ausgebildet wird , während bei Halitheriuni ein großer I2 als Stoßzahn bestehen bleibt. Dieses sind ohne Zweifel primitivere Zustände des Gesamtgebisses als bei Manatus. An der Basis des Stammes treffen wir Prorastoinus sirenoides aus dem ° 1 .5 Eocän von Jainaica mit der" Zahnformel 0 * i ' K ' Q und Zahnfor- o . 1 . 5 . o Die Verknöcherungen des Integurnents und der Mundhöhle. 441 men, die mehr an primitive Huftiere erinnern , als die irgend einer späteren Sirene. Aber auch über die bei Manatus bekannte Modi- fikation des Gebisses hinaus ist das Stadium völliger Zahnlosigkeit erreicht worden von Khytina Stellen, dem im 18. Jahrhundert im Behringsmeer entdeckten und ausgerotteten Borkentier. 10. Nager. Diese artenreichste Säugetiergruppe besitzt gegenüber allen anderen Ordnungen in ihrem Gebiß ein Unterscheidungsmerkmal, das nie versagt. Innerhalb der Nager selbst liefern zwar die Einzelheiten der Molarenkonfiguration wichtige Kriterien für Gattungen und Familien. Dagegen erfährt der Gesamtbestand des Gebisses nur wenig Abänderungen. Die reichlichste Bezahnung besitzen die Leporiden mit I\ C -g P | M | das andere Extrem vertreten etwa die Gattungen Hydromys und Rhynchomys mit I T C £ P g M § ; bei letzterer er- scheint sogar der zweite Molar bereits als unbedeutendes Rudiment. Zwischen beide Extreme reihen sich die Sciuromorphen, bei denen stets mindestens ein Prämolar in jedem Kiefer zu finden ist, oft sogar zwei im Oberkiefer, die Hystricomorphen, welche einen Prämolaren besitzen können und manche Myomorphen mit noch drei Molaren. Die Incisiven sind auf vier permanent wachsende bogenförmige Zähne von einseitigster Spezialisierung beschränkt, die auch durch ihre Ausbildung die gesamte vordere Kiefergegend verändert haben. Nur bei Hasen findet sich im Oberkiefer ein rudimentäres zweites Paar. Die Caninen fehlen durch- weg, die Prämolaren sind aufs äußerste reduziert. In seiner pri- mitivsten Form ist der Backzahn quadrituberculär bunodont, mit Wurzeln versehen ; bei den spezialisiertem! vollständig dem Back- zahn der Elefanten ähnlich (Capybara) oder überhaupt aufs äußerste reduziert (Hydromyinae) mit ovaler Kaufläche versehen (vergl. Schlosser, F. Major, Tullberg etc.). Die Entwickelungsgeschichte des Nagergebisses ist ein viel kultiviertes Gebiet. Von älteren Autoren waren es Raschkow (1835), A. Retzius (1837), Owen (1845), Erdl (1843), Kölliker (1864), Wenzel (1868), Huxley (1880). Namentlich wurden Rötter (1889) zufolge, die Untersuchungen Wenzel's wesentlich nur durch solche, welche mit besserer Technik und an ausgedehnteren Material unternommen wurden, ergänzt. Von neueren Autoren sind zu nennen : Pouchet und Chabry (1884), Rötter (1889), B. Sachse (1894), W. Mahn (1890), Freund (1892), M. Woodward (1892 u. 1899) und Adloff (1898). Der Uebersichtlichkeit wegen ist hier dreierlei auseinander zu halten : 1. die Entwickelung der Schneidezähne und die bei ihr speciell vorkommenden Modifikationen typischer Zahnentwickelung, 2. die Ent- wickelung der Molaren und 3. die Entwickelung des Gesamtgebisses im Verhältnis zu seiner Stammesgeschichte und zur Ontogenie seines Trägers. Seit A. Retzius (1837) auf Grund von pathologischen Fällen das Dauerwachstum der Nagerzähne lehrte, haben die Histologen und Embryologen dieser Erscheinung besonders bei den Incisiven der Nager mehrfach ihre Aufmerksamkeit geschenkt. Die naive Beobach- tung ist hierbei vielfach durch Theorien beeinflußt worden, so einmal durch diejenige Baume's vom Scheindiphyodontismus der Säugetiere, welche insbesondere von Fleischmann und seinen Schülern nach- drücklich und erfolgreich bekämpft wurde und fernerhin durch die 442 R. BüRCKHARDT, Wf ? SV.-:».' R? »'•'.• • J ■& •Pd ganz unfruchtbare Frage, welche v. Brunn (1887) aufwarf, ob das formbildende Element des Zahnes im Schmelzorgan oder in der Mesoderm- papille zu suchen sei. An einem Kaninchenembryo von 5 mm fand Freund im Oberkiefer eine kontinuierlich fortlaufende Zahnleiste, während sie im Unterkiefer im Gebiet des Diastema bereits unter- brochen war. In ihren ersten Stadien nun entstehen die Anlagen der Incisiven genau so, wie bei anderen Säugetieren. „Allmählich ver- ändert sich das Bild ; wir sehen, daß sich die eine Seite des glocken- förmigen Schmelzorganes anders auszubilden beginnt, wie die andere, wir sehen die eine Seite Zellenbestand und Forin vollständig verändern, während die andere Seite in ihrer Entwickelung mehr auf dem embryonalen Standpunkte bleibt" (Sachse). Da nur die labialen Flächen der Schneidezähne mit Schmelz bedeckt werden, entwickelt sich auch nur hier eine Ameloblastenschicht, hinter welcher denn auch ein ziemlich mächtiges Stratum intermedium zur Entfaltung ge- langt. In Zusammenhang mit der raschen Streckung des sich entwickelnden Schnei- dezahns erfährt die Schmelzpulpa nicht ihre typische gallertartige Ausbildung, sondern bleibt kurze Zeit auf einem weniger differenzierten Zustande stehen, um an der labialen Seite bald unter Auf- lösung des äußeren Schmelzepithels zu Grunde zu gehen (Rötter, Sachse). Der histologisch embryonale Zustand wird an der Basis des Zahnes zeitlebens beibehalten, während die Spitze ihrer Bestimmung gemäß durchbricht und sich abnutzt. Auf der nicht Schmelz bildenden oralen Seite hat sich noch bis zum acht- tägigen Stadium der Maus die Epithel- scheide als eine dünne, an ihrem basalen Ende etwas anschwellende Membran er- ™i Pw ■'••'■ '•?;•:•'.■ -•■>•• \-Wk $j| | ; ; II i t §0*. >:;:£ :W;V-v!fK MB ■ &.&&• mm Fig. 259. Längsschnitt durch den Unterkiefer neugeborenen P Pulpa. Pd der Stelle der einer lieugeoorenen Maus. An Pfeile ist ein Stück ausgelassen. Porodentin der Zahnspitze. Sz Zellen des Schmelz- organs. Vr Unischlagsrand des Schmelzorgans an der Basis des Zahns. Schwach vergr. Nach Sachse. halten, welche aus zwei, basal drei Schichten abgeplatteter Zellen besteht. An der Basis bleibt sie auch, so gut wie die Ameloblastenschicht, zeit- lebens bestehen. Von dem später den Dentinmantel ausfüllenden Poro- dentin wissen wir nur, daß es in unregelmäßigen an Trabeculin er- innernden Massen schon früh abgelagert wird. Eine bestimmte Rich- tung scheint an ihm erst später aufzutreten. Die erste Anlage der Molaren erfolgt nach Mahn (1800) bei der Hausmaus genau so, wie sie für die wurzeltragenden Zähne anderer Säugetiere beschrieben wurde. M3 wird verhältnismäßig spät, erst nach der Geburt angelegt. Bei einer 1(3 Tage alten Maus hat Mx Die Verknöcheruugen des Integunients und der Mundhöhle. 443 sein Wurzelwachstum vollendet und bricht durch, während M3 noch wurzellos ist. Die Wurzeln werden ohne Beteiligung des Ektoclerms ausgebildet. Nach Hensel besitzen die Spitzen der Zahnhöcker noch nicht durchgebrochener Zähne keinen Schmelz. Dementsprechend beobachtete Mahn daß auch an diesen Stellen die unterste Ektoderm- schicht nicht zu Ameloblasten werden, sondern ihre einfache kubische Form beibehalten. Bei den permanent wachsenden Molaren von Arvicola bildet sich im Gegensatz zu dem Verhalten an den Incisiven aller Nager ein vollkommen ausgebildetes Gallertgewebe aus. In ähn- licher Weise , wie dies für Huftiere beschrieben wurde , entstehen auch bei den Nagern Cementbänder, welche in der Wachstumsrichtung des Backzahns verlaufen. Delalande entdeckte den hinfälligen Milchincisiven der Hasen. Huxley (1880) beschrieb nach ihm Rudimentärzähnchen in beiden Kiefern des Kaninchens und deutet sie ebenfalls als Vorgänger der Nagezähne. Dies wurde von Pouchet und Chabry bestätigt und von Freund auch an anderen Nagern nachgewiesen. Auf breiteren Materialien fußt aber erst die Untersuchung von Adloff (1898), welche sich über eine große Zahl von verschiedenen Stadien ver- schiedener Nagergattungen erstreckt. Der Zahnwechsel ist mit Aus- nahme der Lagomorphen, die außerdem noch den kleinen rudimentären Schneidezahn wechseln, auf die Prämolaren beschränkt, welche bei einem Teil der Nager schon intrauterin gewechselt werden. Bei den Sciuromorphen , wo wir noch dem vollständigsten Gebiß begegnen, fand Adloff noch folgende Zähne teils embryonal angelegt, teils aus- gebildet: ^ _ ^ - I2 P2 Psi Ml M* M* Idt Id% - Cd - Pd2Pdl\ M* M* M* während bei Cavia nur Spuren eines I1 im Unterkiefer und bei Muriden nur in einem Falle ein verloren gegangener Ix im Unter- kiefer und Is im Oberkiefer zur Beobachtung kam. Bei diesen beiden Gruppen fand er auch die Zahnleiste in beiden Kiefern im Bereiche des Diastema verschwunden und auch bei Lagomorphen außer dem 7*7, keine Spur einer reicheren Bezahnung. Außerdem fand Adloff sogar bei Nagern trotz ihrer großen Entfernung vom Säugetiertypus noch prälacteale und postpermanente Zahnanlagen. Bei Pd3 der Sciuro- morphen konnte er beobachten, wie die prälakteale Anlage mit der Milchzahnanlage verschmilzt. 11. Edentaten. Als Edentaten faßt man eine Gruppe von Säugetierfamilien zu- sammen, die durch Abwesenheit von Schneidezähnen im erwachsenen Zustande ihrer lebenden Repräsentanten gemeinsam charakterisiert sind. Nach Flower ist es höchst wahrscheinlich, daß sie keine natür- liche Gruppe bilden, sondern aus mindestens zwei heterogenen Zweigen gebildet werden, die unabhängig von einander die gemeinsamen Merk- male erworben haben. Wir begegnen bei den Edentaten dem Gebiß in mannigfaltigen Stadien der Rückbildung. Wie weit die verschiedenen Formen unter sich gemeinsame Bahnen durchlaufen haben, ist kaum zu entscheiden. Ein Symptom der Rückbildung ist es auch, daß in dieser Gruppe die eigentliche Domäne ist für Zähne mit permanentem Wachstum, für Poro- 444 R. BüRCKHARDT, dentin struktur, für Homodontie (sekundäre Gleichartigkeit) und für Prismenform wurzelloser und schmelzloser, mit Cement bedeckter Einzelzähne. Am meisten Anschluß an das typische diphyodonte Säugetier- gebiß zeigt dasjenige von Orycteropus. Hier sind in jedem Kiefer fünf prismatische Zähne, von denen der erste, zweite und fünfte kleiner sind als die mittleren. Diesem Gebiß geht bei 0. afer von 14 — 18 Zoll Länge nach 0. Thomas (1890f) ein Milchgebiß voraus. Ebensowenig wie im deünitiven Gebiß finden sich zwar in ihm Zähne des Zwischen- kiefers oder des entsprechenden Unterkieferabschnittes, dahinter aber zählt Thomas im Oberkiefer sieben verkalkte rudimentäre Zälmchen des Milchgebisses, die unter sich sehr verschieden sind. Das dritt- letzte und das letzte übertreffen die anderen an Größe bei weitem und sind vielleicht als Prämolaren der Ersatzdentition zu deuten, die ebenso wie das Milchgebiß frühzeitig ausfallen. Im Unterkiefer sind die Ersatzzahnanlagen weiter fort- geschritten, man erkennt deren vier; vor, resp. über ihnen sind vier unverkennbare Rudimente von Milchzähnen, deren hinterster deut- lich zweiwurzlig ist. Orycteropus ist somit der Vertreter einer Eden- Fig. 260. Milch- und Ersatzgebiß tatenfamilie, welche ein heterodontes a\HOMAs.°PUS ^ Milchgebiß und ein homodontes Er- satzgebiß besitzt, welche das typische Säugetiermilchgebiß frühzeitig auswirft und ein typisches Edentaten- ersatzgebiß produziert. Ob die Milchzähne auch aus Porodentin be- stehen oder vielleicht noch typische Dentinstruktur aufweisen, ist nicht untersucht worden. Wenn es sonach kaum zweifelhaft ist, daß das Gebiß von Oryc- teropus aus dem typischen Säugetiergebiß hervorgegangen ist, so wird es vollends durch fossile Uebergangsformen zwischen Edentaten und anderen Säugetieren herbivoren Charakters wahrscheinlich gemacht. Ein weiterer Grad der Gebißreduktion kommt den Gürteltieren zu. Hier kann noch wie bei Tatusia ein Prämaxillarzahn dauernd erhalten sein, oder wie bei Dasypus mehrere rudimentäre Zähne des Oberkiefers, die niemals durchbrechen. Alle Dasypodiden sind zwar homodont, doch findet auch bei ihnen noch Zahnwechsel statt und zwar bei Tatusia, wo mit Ausnahme der beiden letzten alle Zähne ersetzt werden, wie von Rapp bis Tomes eine Reihe von Forschern dargethan hat. Nach Kükenthal (1897) sind auch bei Dasypus villosus beide Dentitionen angelegt. Schon Tomes (1874) wies ein Schmelzorgan nach, dessen innerste Zellen nach Leche (1895) bei Tatusia sogar die typische Ameloblastenschicht bilden. Nach diesem Autor werden auch bei Tatusia mehr Zahnanlagen (bis 15) beim Embryo gebildet, als zur Ausbildung gelangen. Schmelz wird nicht produziert, Die Zahnleiste hat ihren Zusammenhang mit dem Mund- höhlenepithel aufgegeben, was bei entsprechenden Stadien typischer Säugetiere nicht der Fall ist, Beide Dentitionen sind ursprünglich heterodont, da die beiden vordersten Zähne einspitzig, die hinteren zweispitzig sind. Rose (1892, No. III u. IV) beobachtete lingualwärts von den rudimentären Zahnanlagen eine kolbig verdickte Schmelzleiste. Da- nach gehören jene Rudimente der ersten Dentition an. Die Verknöcherungen des Integuments und der Mundhöhle. 445 Au die Gürteltiere schließen sich wohl am besten die Faultiere mit ihrem Gebiß und dessen Entwickelung an. Wenn wir von den fossilen Formen Argentiniens absehen, welche nach Ameghino noch vollständige Gebisse besaßen, sind die heutigen Gattungen Bradypus und Choloepus in Bezug auf ihr Zahnsystem einander sehr ähnlich und sehr vereinfacht. Sie besitzen J Molaren von säulenförmiger Gestalt und mit permanentem Wachstum. Die Entwickelung dieses, ebenfalls leicht heterodonten Gebisses ist vielfach Gegenstand von Unter- suchungen gewesen, auch wurden allgemeine Schlußfolgerungen an sie angeknüpft, deren Tragweite überschätzt worden ist. Pouch et und Chabry (1884) beobachteten an Bradypus, daß ein Schmelzorgan zur Ausbildung gelangt, welches einer Schmelzpulpa entbehre, nie Schmelz produziere und frühzeitig zurückgebildet werde. Das Schmelzorgan ist aber nach Ballowitz (1890), der es zuerst in vollem Umfange beschrieb, nicht nur ein embryonales Gebilde ; ein Abschnitt desselben erhält sich zeitlebens und bleibt an den für das Wachstum der Zalm- substanz charakteristischen Stellen. Die Rückbildung tritt ein, sobald die ersten Dentinanlagen abgesondert sind. Nach v. Brunn (1886 und 1887) wuchert sogar sein unterer Rand weiter, erst nachdem die Dentinbildung bis zu unterst fortgeschritten ist, verschwindet die Epithelscheide. Aus dieser Dauerhaftigkeit ist die Auffassung entstanden, als ob das Schmelzorgan für die Ausbildung der Zahnform einen Grund ent- halte ; v. Brunn suchte damit die Ansicht zu begründen, daß die Schmelzbildung nicht die primäre Aufgabe des Schmelzorgans sein könne. Diese sei vielmehr „die formenbildende, das Wachstum des Zahnes regulierende" und somit sei das Schmelzorgan gewissermaßen die Matrize für die später vom Mesoderm entstehende Dentinmasse. Diese Hypothese ist in allgemeiner Form erweitert worden zu der Streit- frage, ob das Schmelzorgan das „formbildende Element" für den Zahn sei, oder die Cutispapille (s. p. 442 oben). In dieser Form paßte sie auch in das noch allgemeinere Frageschema, das für so viele andere Fälle aufgeworfen wurde: Ektoderm oder Mesoderm? Welches von beiden ist das bestimmende und enthält somit die Ursache für die Ent- wickelung eines Organisationsverhältnisses? So gestellt ist aber so- wohl die speziell odontologische Frage als die allgemein embryologische sicher unrichtig. Nur auf zwei Bedingungen läßt sich ein solcher Zustand zurückführen. Entweder auf die Einflüsse der Außenwelt, in diesem Falle die Nahrung, auf welche ein bestimmtes Organi- sationsverhältnis bezogen werden kann, oder auf die genetische Basis, welche uns doch nur das eine besagt, daß der Urzustand aller hierher gehörenden Hartgebilde auf dem Zusammenwirken beider Keimblätter zu Absonderung eines einheitlichen Ausscheidungsproduktes beruht. Leche (1895) erweiterte beträchtlich unsere Kenntnis von der Entwickelung des Bradypusgebisses. Nach ihm besitzt das Schmelz- organ kein Sternzellengewebe, sondern höchstens Zellen vom Ent- wicklungsgrad des Stratum intermedium, auch bleibt die Amelo- blastenschicht auf dem Stadium eines kubischen Epithels zurück. Der Oberkiefer von Bradypus enthält sechs Zahnanlagen, wovon jedoch nur fünf zur Ausbildung gelangen. Besonders wichtig ist Leche's Entdeckung, daß labial vom zweiten Zahn, also dem ersten persistieren- den, eine kurze, kegelförmige, verkalkte Zahnanlage auftritt, die Leche als letzten Rest einer ersten Dentition bei den Faultieren auffaßt, wo- 446 R. BURCKHARDT, durch sich diese Formen einigermaßen an die Orycteropodiden und Dasypodiden im Entwickelungsgrad ihres Gebisses anschließen. Sämt- liche Zähne durchbrechen das Zahnfleisch vor der Geburt. "Während von den im erwachsenen Zustande vollkommen zahn- losen Maniden und Myrmecophagiden lange keinerlei Spuren der Ge- bißentwickelung bekannt waren, ist es Rose (1892) gelungen, an M. Weber's Präparaten von Manisföten (7,6—9 cm) rudimentäre Zahnanlagen in Form eines kolbig angeschwollenen Teiles der gemein- samen Zahnleiste nachzuweisen. Für einen Embryo von Cyclothurus (20 cm) giebt derselbe Autor an, es sei an der Stelle der Zahnleiste eine Reihe hoher Papillen auf der Mundschleimhaut gewesen, die möglicherweise als Rückbildungsprodukte einer Zahnleiste zu be- trachten seien. nahm schon 12. M on otr einen. Das erwachsene Schnabeltier besitzt acht Hornplatten, zwei in jedem Kiefer. Aus Gründen phylogenetischer Natur Huxley (1880) an, daß auch dieses Säugetier zuerst hat und erst später der Zahnlosigkeit verfallen sein müsse. E. B. Poulton (1889) war so glücklich, an Schnitten aus W. K. Parker's Sammlung die Zähne von Ornithorhynchus zu ent- Zähne gehabt Fig. 262. Fig. 261. Fig. 261. Rechter Unterkiefer eines Schnabeltieres von 316 mm, von oben be- trachtet. Die drei vorderen Zähne in völlig ausgebildetem aber noch nicht ab- gekautem Zustand ; öfach vergr. Nach Stewart. Fig. 262. Schematische Darstellung des Entwicklungsganges eines Zahnes von Ornithorhynchus. a Der Zahn noch vom Schmelzorgan Dedeckt, hat die Mund- schleimhaut noch nicht erreicht, b Der Zahn unmittelbar vor Durchbruch, c Der Zahn ist durchgebrochen, d Die Ränder der Mundschleimhaut verhornen, e Die Hornplatte hat sich gebildet und enthält den abgekauten Zahn. / Der Zahn ist ent- fernt, die Hornplatte trennt sich von der Umgebung. Nach O. Thomas und Poulton. Die Verknöcherungen des Integuments und der Mundhöhle. 447 decken. Er gab die erste ausführliche Beschreibung, an welche sich eine lebhafte Diskussion ausschließlich englischer Forscher schloß. Der Sachverhalt, soweit er für unseren Zweck in Betracht kommt, ist folgender: An derselben Stelle, wo in den Kiefern des erwachsenen Schnabel- tieres Hornplatten dem Knochen leicht aufsitzen, erheben sich bei einer Länge des Jungen von 31 cm Zähne, und zwar je zwei breite größere, deren man also insgesamt acht zählt. Im Oberkiefer liegt vor ihnen ein winziges Zahnrudiment, im Unterkiefer ein dritter kleinerer Zahn und an seinem Innenrande das Rudiment eines vierten, winzigen, in unserer Figur nicht abgebildeten Zahnes. Diesen Zu- stand des Gebisses giebt wenigstens für den rechten Unterkiefer unsere nach Stewarts (1892) Abbildung kopierte Figur und nach Tomes gilt dies auch für ihre Dentinstruktur. Sie veranschaulicht aber nicht nur den Zustand des Gebisses von Ornithorhynchus, sondern sie läßt uns die Einzelheiten von Zähnen, die in voller Degeneration begriffen sind, erkennen. Die Krone, welche mit Schmelz überzogen ist, besitzt eine in die Breite ausgedehnte Kaufläche. Die Anordnung ihrer Höcker ist völlig unregelmäßig und läßt sich daher kaum auf einen bei anderen Säugern bekannten Typus zurückführen. Zwei Höcker dominieren den Innenrand des Oberkiefers, zwei den Außenrand des Unterkiefers. Unter ihr hat man sich einen ziemlich stark einge- schnürten Zahnhals vorzustellen und unregelmäßige schwache Wur- zeln. Die Zähne liegen gleichsam eingepreßt in die bereits in Ver- hornung begriffene Mundschleimhaut. Nur während kurzer Zeit be- harrt das Gebiß des Schnabeltieres auf dieser Höhe seiner Vollkommen- heit. Rasch werden die Zähne abgekaut und ihre Reste ausgeworfen. Unterdessen hat sich unter ihnen eine Hornplatte gebildet, welche in die Lücke tritt, die durch Ausfallen des Zahnes entsteht. Gehen wir nun auf frühere Stadien zurück, wie sie namentlich Poulton an einem Exemplar von 8,3 cm beschrieben hat, so zeigt es sich, daß diese Zähne, und das gilt auch für den rudimentären vierten des Unterkiefers, alle histologischen Differenzierungen eines echten Säugetierzahnes durchmachen. Pulpa, Odontoblasten, Dentin, Schmelz, Ameloblasten, Stratum intermedium und Sternzellengewebe sind nachgewiesen und lassen keinen Zweifel daran aufkommen, daß wir es hier mit einem ursprünglich vollkommenen Gebiß zu thun haben. Eine genauere Beschreibung der Zahnleiste und ihrer ver- schiedenen Verwandlungen steht noch aus. Unsere Figur 262 soll in schematischer Weise das Verhalten eines der acht größeren Zähne zur Kieferschleimhaut veranschaulichen. Vergl. auch 0. Thomas (1890). Von Echidna sind bisher keine Zahnanlagen bekannt. 13. Marsupiali a. Die Entwicklungsgeschichte des Beuteltiergebisses ist im letzten Decennium besonders ausgiebig studiert worden und im Mittel- punkt der Diskussionen über die Dentitionenfrage gewesen. Wäh- rend man früher geneigt war, im Gebiß der Marsupialier besondere primitive Charaktere zu suchen, hat allmählich mehr die Ansicht an Boden gewonnen, daß hier vielmehr sekundäre, auf Anpassung beruhende Zustände vorliegen und daß daher auch die Entwicke- ln g des Marsupialiergebisses entsprechend zu beurteilen sei. Die Thatsachen, die für eine solche Beurteilung in Betracht kommen, sind : 448 R. BüRCKHARDT, 1) Bei carnivoren Beuteltieren existiert eine rudimentäre Placenta (Wilson und Hill). 2) Bei den Sparassodontiden und Abderitiden des Tertiärs von Patagonien wurden mehrere Zähne gewechselt (Ameghino). 3) Caenolestes stellt eine neue südamerikanische Beuteltierfamilie dar. welche von den Dasyuriden abzweigend, den oben genannten pata- gonischen fossilen Familien nahekommt (0. Thomas 1895). 4) Bei Phascolomys ist deutlich eine doppelte Dentition nach- zuweisen (Rose 1893 II). Aus alledem geht hervor, daß die Eigentümlichkeiten der Beutel- tierorganisation nicht durchweg nach dem Verhalten des Genitalsystems zu taxieren sind, ja, daß sogar dieses seinen gegenwärtigen Zustand erst auf Umwegen durch placentale Vorstufen erreicht hat, daß mithin auch andere Örgansysteme , insbesondere das Gebiß, sehr erheblich modifiziert sein können. Die Entwickelungsgeschichte des Beuteltiergebisses ist, wenn wir von den älteren Autoren, wie Owen (1845) und Flower (1867) ab- sehen, namentlich von 0. Thomas (1887, 1888, 1892), Kükenthal (1892, 1893, 1895), Rose (1892 I u. V, 1893 II), Leche (1892. 1893. 1895), M. F. Woodward (1893, 1896). Wilson und Hill (1897), Dependorf (1898), A. Carlson (1899) bereichert worden; dazu kommt, daß die meisten Autoren, die in derselben Periode das Säuge- tiergebiß besprachen, auch sich über die eigenartigen Zustände bei den Marsupialiern äußerten. Ein befriedigender Abschluß dieses Forschungsgebietes ist trotz alledem noch nicht erzielt. Denn ein- mal fehlt es noch vielfach an den für den Entscheid prinzipieller Fragen geigneten Materialien (wie z. B. Serien von Phascolomys, Caenolestes). Sodann muß die Art der Verarbeitung der vorhandenen Materialien durch die neuesten und ausführlichsten Autoren nur als eine halbfertige bezeichnet werden, die dem Leser kein Urteil über das von ihnen Gesehene ermöglicht. Wer sich nicht des Hilfsmittels der plastischen Rekonstruktion bedient, kann nicht in so komplizierten Formverhältnissen das Vollgewicht einer objektiven Darstellung bean- spruchen, da ihm selbst schon das wichtigste Hilfsmittel der Selbst- kontrollierung fehlt. Demgemäß sind auch alle Angaben über Rudi- mente von Zahnanlagen, Zahnknospen, freie Zahnleistenenden u. s. w. nicht nur bei Säugetieren überhaupt, sondern ganz besonders bei Marsupialiern, wo so viel mit ihnen argumentiert wird, nur mit aller- größter Reserve aufzunehmen. Zur Zeit stehen sich zwei Hypothesen über die Deutung des fertigen Beuteltiergebisses gegenüber, für deren geschichtliche Ent- wickelung wir insbesondere auf Wilson und Hill (1897) verweisen. Nach der einen entspricht das fertige Gebiß (von den Molaren ist hierbei ganz abzusehen) dem Ersatzgebiß der Placentalier (Flower L867, 0. Thomas 1887, Tims 1896, Wilson und Hill 1897, A. Carlson 1899); nach der anderen dem Milchgebiß derselben (Kü- kenthal 1891, Rose 1892, 0. Thomas 1892, Leche 1892—95. Dependorf 1898). Je nachdem werden auch die zahlreichen ru- dimentären Anlagen des Gebisses gedeutet und bezeichnet. All- gemein aber hat sich die Anschauung Bahn gebrochen, daß die Marsupialier nicht eben die primitivsten Gebißverhältnisse aufweisen und daß die Modifikationen in der Zahnsuccession besonders auf die Eigentümlichkeiten der Laktation zurückzuführen seien (Leche 1892). Die Verknöcherungen des Integuments und der Mundhöhle. 449 Eine gewisse Gewähr für die Richtigkeit dieser Ansicht liegt schon darin, daß ja in letzter Zeit auch in anderen Ordnungen der Säuge- tiere sehr starke Modifikationen der ursprünglichen Diphyodontie unter dem Einfluß der Ernährung nachgewiesen sind, die wohl meist in geo- logisch jüngeren Perioden erworben wurden als die Eigentümlichkeiten des Beutlergebisses (Proboscidier, Sirenier, Chiropteren). Doch weicht Leche (1895) insofern von den übrigen Autoren ab, als nach ihm das Ersatzgebiß dennoch in progressiver Entwicklung sein kann und dieEnt- wickelung einer postpermanenten Dentition für die Marsupialier nicht ausgeschlossen zu sein braucht. Wenden wir uns nun der Ontogenie des Marsupialiergebisses zu, so ist zu konstatieren, daß die allgemeinen Entwickelungsvorgänge bei der Anlage des Zahnsystems dieselben sind wie bei anderen Säugetierord- nungen. Die erste Spur einer Zahnleiste tritt nach Rose (1892 IV) bei Didelphys opossum 6ll2 Tage nach der Furchung auf (bei Perameles na- suta nach Wilson und Hill [1897] an Embryonen von 8,75 mm Länge). Dabei bemerkt Rose,, daß im Oberkiefer die Zahnleiste nicht konti- nuierlich ausgebildet ist, sondern zwischen den Anlagen der Incisiven Unterbrechungen aufweist. Schon am 12. Tage nach der Furchung wird der Embryo geboren und enthält bereits die Anlagen der meisten Zähne (I5, C, P2, M.2). Die Entwicklung der Lippenfurchenleiste be- giunnt erst jetzt, wohl infolge der Ausbildung des Saugmundes ver- zögert. Bei 7 cm Rumpf länge kommen noch MA und M4 zu den schon vorhandenen Zahnanlagen. Die Knospen für die Incisiven schwellen so sehr an, daß sie nicht mehr in einer Reihe Platz haben, sondern eine alternierende Stellung einnehmen. Während die Zahn- leiste als schmales Band hinter den Zahnanlagen entlang läuft, ver- breitert sie sich etwas an derjenigen Stelle, wo später P4 (nach O.Thomas gezählt) entsteht. Als prälakteale Zahnanlagen hat zuerst Leche die rudimentären von Rose beim Wombat gesehenen Zahnkeime gedeutet. Seither sind von Leche selbst solche Keime bei Myrmecobius und von Woodward bei Macropodiden in demselben Sinne gedeutet worden. Namentlich aber Dependorf war es, der bei den von ihm unter- suchten Beutlern zu dem Schluß kam. daß zahlreiche prälakteale An- lagen vorhanden seien, die sogar nicht nur einer, sondern mehreren Serien entsprechen sollten. Schon Woodward behauptete, daß diese prälaktealen Zahnkeime im Gegensatz zu denen der übrigen Säuger verkalkten. Dependorf hat solche prälakteale Anlagen mit laktealen verschmelzen sehen. Ebenso sollen auch lingual von den echten Mo- laren kolbenförmige Zahnkeime vorkommen, die, unter der Voraus- setzung, daß die Molaren durch Konkrescenz entstanden seien, von De- pendorf als postpermanente Dentition der Beuteltiere gedeutet werden. Die histogenetischen Prozesse sind ebenfalls denen der Placen- talier völlig ähnlich. Wir haben daher auch keinen Austand ge- lö uommen, einen Schnitt durch den sich entwickelnden Zahn als typisch auf p. 351 abzubilden. Nur eine Eigentümlichkeit, die von J. Tomes (1850) entdeckt wurde, sei noch erwähnt. Bei allen Beuteltieren mit Ausnahme des Wombat dringen die Dentinfasern in feine Kanäle des Schmelzes vor. Erhebliche Abweichungen in der Ontogenie des Marsupialier- gebisses machen sich erst geltend, wenn wir die späteren Entwickelungs- vorgänge und deren Mannigfaltigkeit bei den verschiedenen Familien ins Auge fassen. Handbuch der Entwicklungslehre. II. 1. 29 451 ' R. BüRCKHARDT, Für die Beuteltiere kann als allgemeine Formel die folgende an- genommen werden: |-] |j, wobei die Zahl der Molaren bei lebenden (Myrmecobius) und fossilen noch höher ausfallen kann. Diese Formel JVf3 Fig. 203. Didelphys aurita, Kopflänge 2,1 cm. Modell der rechten und eines Teiles der linken Unterkieferhälfte der Zahnleiste in halber Größe. Die Zahnleiste erstreckt sich vom ersten incisivus an. hinter sämtlichen Zahnanlagen hinweg und endigt mit der Anlage des 4. Molaren. (if4) pms erste Anlage des Prämolaren der 2. Zahnserie. In der Gegend der Schneidezähne ist die Zahnleiste in mehrere Seg- mente zerfallen und steht hier teilweise mit dem Kieferepithel in Verbindung. Vergr. 121f2ia.ch. Nach Kose. unterliegt in einzelnen Familien der Reduktion, und zwar befällt diese einmal die hinteren Incisiven, dann die Caninen und endlich die vorderen Prämolaren ; in besonders ausgesprochenem Maße verfallen die Diprot- odontia der Reduktion, sowie der Wombat (j:-^ j), bei letzterem unter Uebergang seiner sämtlichen Zähne in Dauerwachstum. Diese Re- duktion macht sich zunächst in der Zahnentwickelung dadurch geltend, daß abortive Zahnknospen, welche den typisch vorhandenen Zähnen entsprechen, angetroffen werden ; solche kommen z. B. bei Phascol- arctos und Phascolomys vor. Als wesentliches Characteristicum für das Beuteltiergebiß hat lange Zeit das Verhalten des Pa (des Wechselzahnes) gegolten. CKven (1867) haben nachgewiesen, daß bei dieser Zahn allein von einem übrigen Zähne nur einmal er- (1887), daß innerhalb der Fa- (1845) und nach ihm Flower der großen Mehrzahl der Marsupialier Nachfolger ersetzt wird, während die scheinen. Nun fand aber 0. Thomas mibe der Dasyuriden dieser Zahn einer allmählichen Reduktion anheim- fällt und daß. während die einen Dasyuriden sich völlig den übrigen Beuteltieren in dieser Hinsicht anschließen, andere ihn vollständig verloren und total monophyodont geworden sind. Ferner hat Leche (1892) die Entdeckung gemacht, daß im vorderen Kieferteile von Myrmecobius verkalkte, niemals zur Funktion gelangende Zahnrudimente angetroffen werden. Aehnliches konstatierte M. Woodward (1893) für die Macropodiden. Diese Entdeckungen ließen die Annahme ge- rechtfertigt erscheinen, daß auch die Marsupialier ursprünglich zwei Dentionen besessen haben, daß aber die erste im Anschluß an die Ausbildung unterdrückt worden sei. Die stärkste Stütze fand diese Die Verknöcherung des Integuments und der Mundhöhle, 451 Auffassung aber in Röse's (1893 II) Untersuchung über die Zahnent- wickelung des Wombat. An einem Embryo von 19 mm Länge fand Rose wirklich die Ueberreste zweier Dentitionen, einer Milch- und einer Ersatzzahnserie, welch letztere, an die Nager erinnernd, dem Dauerwachstum verfällt. In der Folgezeit kamen dann M. Tims (1896) und Wilson und Hill (1897) zu der Ueberzeugung, daß die perma- nenten Zähne der Marsupialier denen der übrigen Säuger entsprechen, daß der Wechselzahn ein richtiger Milchmolar sei, der mit all jenen verkalkten Zahnrudimenten, die von anderen Forschern als prälakteale gedeutet werden, in den vorderen Kieferabschnitten zusammen die Milch- zahnserie ausmache, die lingual vorkommenden Auswüchse der Zahn- leiste aber seien nicht als Ersatzzahnanlagen zu deuten, wie es die- jenigen Autoren thun, welche die permanenten Zähne der Beutler als Milchzähne ansprechen. Diesen Autoren ist nun neuerdings wiederum ein Schüler Kükenthal's, Dependorf (1898) entgegengetreten und hat an umfangreichem Materiale die ältere Ansicht von Kükenthal und Rose zu stützen gesucht. Dependorf setzt das Gebiß der Beutler dem Milchgebiß der übrigen Säuger homolog; denn bei Phascolarctos findet er labial von Prf 4 noch prälakteale Zahnknospen. Er führt die Abweichungen in der Ausbildung der Dentitionen bei Beutlern im Vergleich zu den Placentaliern auf das lange andauernde Beutelleben zurück. „Die sich anfänglich verzögernde Entfaltung der einzelnen Zahnkeime und bis zum Beginn der mittleren Zeit des Beutellebens langsam fortschreitende Entwickelung nimmt nach dieser Zeit einen plötzlichen Aufschwung/' Ferner „führt die erworbene Starrheit in dem Entwickelungsgang und das hohe Alter der Beuteltiere zu besonderen Eigenarten der Gebiß- entwickelung, unter die wir vor allem die regelmäßig auftretenden Reste prä- und postlaktealer Dentitionen mehrerer Grade rechnen, welche nie zur vollständigen Entfaltung kommen, sondern der Ausdruck der Trägheit in der Vererbung nutzlos gewordener Organe sind.", VI. Geschichtliche Uehersicht der Forschungen üher die Hartgebilde des Integumentes und der Mundhöhle, ins- besondere deren Entwickelung. Zum Abschluß dieses Kapitels werfen wir vom Standpunkt der Entwickelungslehre und speciell von dem der ontogenetischen Forschung aus einen Rückblick auf die verschiedenen Etappen , welche diese Forschungsrichtung' durchlaufen hat. Von vornherein kommt zwar geschichtlicher Betrachtung dieses Gebietes schon insofern eine ver- minderte Bedeutung zu, als auf seine Umgestaltung historische Reflexion niemals von entscheidendem Einfluß geworden ist. Die Fortschritte sind vielmehr ausschließlich zurückzuführen auf zwei Quellen : auf die Ver- schärfung der technischen Hilfsmittel und auf die Ausdehnung der systematisch-zoologischen Basis. Beide Quellen aber sind erst in neuerer Zeit in ergiebigerer Weise geflossen. Wenn daher auch wenig positive Förderung auf Rechnung der Geschichte zu setzen ist, so ist auch die Zahl falscher Induktionen, die2 erst historisch begriffen, auf andern Gebieten ausgemerzt werden können, hier ebenfalls relativ gering. Zahnforschung und Zahnbehandlung reichen bis zu den Uranfängen menschlicher Kultur. Nirgends vor den Hippokratikern und auch 29* 452 . R. BüRCKHARDT, bei diesen nur flüchtig wird der menschlichen Zahnentwickelung ge- dacht. In größtem Umfange treten uns Kenntnisse über vergleichende Anatomie , Entwicklungsgeschichte und Mißbildung der Zähne bei Aristoteles entgegen. Aus seiner Entwickelungsgeschichte erhellt, daß bereits vor ihm Demokrit sich die Thatsache des Zahnwechsels aus der Physiologie des Säugens zurecht gelegt hatte. Aristoteles selbst macht uns mit einer Fülle von Thatsachen aus dem Entwickelungs- ieben der Zähne, wohl vielfach auf Grund älterer Berichte, bekannt. Der Zahnwechsel ist ihm eine geläufige Vorstellung, wenn er auch im einzelnen irrig aufgefaßt wird. Er diente schon damals zur Erkennung des Alters von Haustieren, und so war denn auch die Verschiedenheit im Zahnersatz bei Pferd, Esel, Hund, Rind, Mensch bereits hinlänglich beobachtet. Die lange Dauer des Entwicklungsprozesses der Zähne, die Unterscheidung in Schneide-, Eck- und Backzähne, welche zum Teil nicht wechseln, die Mehrreihigkeit des Fischgebisses, der Zahn- besatz der Fischzunge, die Härte der Zahnsubstanz im Vergleich zum Knochen, die Zugehörigkeit von Zähnen zum Typus der Wirbeltiere, verspäteter Durchbruch von Molaren, Geschlechtsdifferenzen im Gebiß, die Verwendung der Zähne zur Bestimmung der Verwandtschaften innerhalb der Säuger, die Korrelation zwischen lückenhaftem Oberkiefer- gebiß und Hornbesatz des Kopfes bei Säugern — das alles sind Kennt- nisse, die, von einer so hohen Autorität ausgesprochen, später einer genetischen Betrachtungsweise des Zahnsystems nur förderlich sein konnten und neben denen wir getrost über ein paar Irrtümer hinweg- sehen dürfen. Nur einem Schriftsteller des Altertums verdanken wir noch nähere Angaben über den Zahndurchbruch bei Kindern, Oribasius. Aber so wenig wie Galen, erhob sich Vesal nach langer ganz steriler Zwischen- zeit wesentlich über die bereits erwähnten Kenntnisse des Alter- tums. Von letzterem sei als selbständige Beobachtung nur her- vorgehoben die Angabe, daß Zähne von Knochen sich dadurch unter- scheiden , daß sie freistehen. Eingehender beschäftigte sich in der Neuzeit erst wieder Eustachio (1562) mit dem Studium des Gebisses. Er erkannte im Schmelz eine besondere Zahnsubstanz, er sah den Zahn als einen Abkömmling der Mundschleimhaut an, wie der Nagel ein solcher der Haut sei, und hob als Unterschied zwischen Zahn und Knochen die Regenerationsfähigkeit des letzteren hervor. Unter den Anomalien bespricht er einen Fall von viermaliger Dentition. Weitere Fortschritte in der Kenntnis der allgemeinen Anatomie und Entwicke- lungsgeschichte des Zahnsystems blieben auf lange Zeit aus, von Cl. Per- rault's (1653) vergleichend-physiologischen Bemerkungen abgesehen. Zwar entdeckte Loeuwenhoek (1678) die Struktur des Zahnbeins und des Schmelzes, ohne weitere Folgen für die Wissenschaft. Als aber in Frankreich im 18. Jahrhundert die Zahnarznei sich von der Medizin ablöste, da machte sich dieser Prozeß auch auf anatomischem Gebiete bemerkbar. Herissant war es, der 1754 unter dem oberflächlichen Zahnfleisch ein tiefes vorübergehendes unterschied, dessen Fortsätze die Zahnsäckchen seien, eine Anschauung, der in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts von Goodsir und Arnold zum Durchbrach ver- holfen wurde. Im übrigen stellte sich in Frankreich in der Folge- zeit, und das gilt auch noch für den Anfang des 19. Jahrhunderts, die vergleichende Zahnforschung beinahe ausschließlich in den Dienst der zoologischen Systematik, wo sie namentlich unter dem Einfluß des Die Verknöcherungen des Integurnents und der Mundhöhle. 453 principe de la Subordination des characteres und der paläontologischen Forschung Cuvier's sich für die Zoologie als ungeheuer wertvoll er- wies. Mit dem Aufleben der deskriptiven Anatomie um die Mitte des 18. Jahrhunderts in deutschen Sprachgebieten erfuhr auch die Zahnanatomie und Histologie dauernde Förderung: da ist eine Arbeit von Albinus über den Zahnwechsel zu erwähnen, später die Unter- suchungen VOn SÖMMERRING, SCHREGER, PURKINJE, RETZIUS U. a. Nur aufgezählt seien die Verdienste von Berzelius, Moricchini, Bibra und Lassaigne um die Chemie des Zahnes; letzterer würdigte auch die chemischen Veränderungen in den verschiedenen Lebensaltern zum ersten Male. Epochemachend wirkte auch auf diesem Gebiete der Anatomie in England John Hunter (1780) einmal durch ausführ- liche anatomische Studien über das menschliche Gebiß; dann aber auch durch die Grundlage, welche er mit seiner klassischen Samm- lung für die späteren Studien Richard Owen's legte. Ferner ver- diente Andre Erwähnung, der den permanenten Zahnwechsel der Haifische (1784) beschrieb, nachdem ihn bereits 0. Fabricius (1780) beobachtet hatte. England hatte mit Beginn des 19. Jahrhunderts auf dem Gebiete der Zahnheilkunde die Führung übernommen: es entstanden 1826 die Principles of dental Surgery von L. Koeker; John Fox, Thomas Bell, James Robinson und John Tomes entfalteten ihre reformatorische Thätigkeit und schufen den Boden, worauf Owen's Odontography (1840 — 1845) Wurzel fassen mußte. Dieses Werk ist die erste große Anatomie des Zahnsystems der lebenden und fossilen Wirbeltiere, auf physiologischer Grundlage. Im Gegensatz zu den fran- zösischen Odontologen betrachtete Owen die Ableitung systematischer Charaktere nur als Nebensache, im Vordergrund standen ihm Form und Entwickelung des Gebisses in ihren Beziehungen zur Physiologie, Das Dentin erhob er zum Typus der Zahnsubstanz und unterschied als seine Modifikationen Plicidentin und Vasodentin. Bezeichnend ist vom genetischen Standpunkte aus besonders, daß Owten in seinen drei Kursen, die der Publikation der Odontography vorangingen, einmal die Zähne im Anschluß an die herrschende Anschauung als Knochen, dann als Teile des Verdauungssystems und endlich als modifizierte I n t e g u m entgebilde behandelte. Das Schwergewicht von Owen's wissenschaftlicher Person verschaffte dieser Auffassung der Zähne denn auch Allgemein giltigkeit. Die weitere Entwickelung der Zahnforschung ist ganz wesentlich beeinflußt von dem Gedanken der genetischen Einheit von Schuppen und Zähnen. Daher ist hier auch ein kurzes Wort über die Er- forschung der Schuppen erforderlich. Ausführlicher schildern die Geschichte der Schuppenforschung Mandl (1839) und Baudelot (1873). Aristoteles behandelt die Schuppen als Homologa der Federn und Haare. Borelli (1656) soll der erste gewesen sein, der eine Beschreibung der Schuppen gegeben hat. Eingehender handelt von ihnen Loeuwtenhoek (1685), der den Schleim aus ihnen hervor- gehen läßt und zuerst die Ansicht vertritt, beim WTachstum der Schuppen werden die konzentrischen Ringe jedes Jahr abgelagert wie bei den Bäumen die Jahresringe. Diese Theorie nahm er 1696 zurück zu Gunsten einer anderen, wonach jedes Jahr unter der bestehenden Schuppe sich eine neue bilde und mit der vorhandenen Masse verlöte. In der Folgezeit gingen die Forscher mehr darauf aus, die Mannig- faltigkeit der Schuppen zu schildern. Einen entscheidenden Schritt vorwärts that erst Heusinger (1823) der die Schuppen zwar noch R. BüRCKHARDT, immer dem Horngewebe einreiht, zum erstenmale aber auch klassi- fiziert und in die Klassifikation der Fische einführt. Er unterschied Fische 1) ohne Schuppen, 2) mit kleinen Schuppen, 3) mit typischen Schuppen, 4) mit am Rande gezähnelten Schuppen , 5) mit Knochen- schuppen (unsere Ganoiden und Placoiden) (3) mit Knochenplatten. Er betrachtete auch die Hautstacheln als modifizierte Schuppen und ferner die Rostralzähne von Pristis. Und da auch die Stacheln wie Zähne gebaut seien, sei der Uebergang des Schuppengebildes in das Zahn- gebilde vollständig nachgewiesen. Ebenso wie von Heusinger ist vor ihm von P. F. v. Walther (1807), einem Physiologen und Schüler Schelling's, die Einheit der Schuppen- und Zahngebilde gelehrt worden. Diese richtige Synthese wurde unterstützt durch eine falsche Analogie zwischen Haaren und Zähnen, welch beide 'Bildungen von Bonn" (17(33), v. Walther, Lavagna (1812), C. Mayer (1819) und J. F. Meckel als zusammengehörig betrachtet wurden. Gegen- über Lavagna hob jedoch Fox die Aehnlichkeit zwischen Zahn- und Knochengewebe hervor. So kam es zu dem sonderbaren Resultat, daß unter dem falschen Oberbegriff des Horngewebes die Zähne und Schuppen nebst deren Abarten einander angenähert wurden, der erste Schritt zur definitiven Einsicht in ihre verwandtschaftlichen Be- ziehungen und somit auch in ihre Entwickelungsgeschichte. Agassiz baute die Kenntnis der Schuppen vorwiegend nach der zoologisch- systematischen Seite hin aus, während Mandl ihrer Anatomie eine aus- führliche Studie widmete. Von der genetischen Einheit der Schuppen und Zähne waren Joh. Müller, Williamson und Steenstrup überzeugt Williamson (1849) drückte dies dadurch aus, daß er die Placoidschuppen als „Hautzähne" bezeichnete. Auch bestimmte die Einsicht in dieses Verhältnis beider Organe Hannover (1868) zu einer eingehenden Untersuchung der verschiedenen Formen der Placoidschuppe und ihrer Struktur. Aber erst Gegenbaur (1871) erkannte in ihr in vollem Umfange den Typus, auf den alle Hartgebilde der Haut zurückzuführen seien, und veranlaßte auf Grund eines breiten Materiales 0. Hertwig (1874) zu seinen Untersuchungen über den Gegenstand, die die Basis für alle weiteren in dieser Richtung liegenden Forschungen bilden. Mit dem allgemeinen Ueberhandnehmen entwickelungstheoretischer Forschungen ließ man auch dem Zahnsystem vielfach specielle Auf- merksamkeit angedeihen. In England waren durch Owen's umfassen- den Wurf eine Reihe von Forschern angeregt worden, speciell histo- logischen und entwickelungsgeschichtlichen Fragen nachzugehen, unter ihnen sind namentlich hervorzuheben: Nasmyth, Huxley und be- sonders J. und C. Tomes. Bei vielen wertvollen Erweiterungen, die das Verdienst dieser Autoren begründen, blieb doch die systematische Gliederung des Stoffes auf der von Owen geschaffenen Basis. Da- gegen entwickelte sich in Amerika eine vergleichend-odontologische Forschungsrichtung, als deren leitende Häupter einmal Wortmann (1880) und neuerdings die Paläontologen Cope, Osborn und Ame- ghino zu bezeichnen sind; neben Cope (1889) hat sich Ryder (1878) mit der mechanisch-physiologischen Betrachtungsweise der fertigen Gebißformen befaßt und die Grundlagen für eine Mechanik des Kau- aktes gelegt. In Frankreich wurde das Forschungsgebiet der ver- gleichenden Odontologie von den vorwiegend systematischen Interessen der CuviER'schen Schule beherrscht (de Blainville, Frederic Die Verknöcherungen des Integuments und der Mundhöhle. 455 Cuvier, Rousseau). Intensivere Bemühungen um die Ontogenie des Zahnsystems erwachten in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts (Robin, Legros, Magitot, Lataste, Pouchet und Chabry). Die klassische zusammenfassende Darstellung der bis 1*60 reichenden Forschungen gab H. Milne-Edwards. Eine eifrige Pflege erfuhr die wissenschaft- liche Zahnforschung in Deutschland und den benachbarten Ländern. Hier wurde die vergleichende Odontologie Owen's und der CuviER'schen Schule vereinigt und systematisiert, zugleich aber mit den Resultaten der Paläontologie und der mikroskopischen Anatomie durchtränkt (Hannover, Rütimeyer, Baume). An Owen einerseits und die deut- schen Odontologen andererseits lehnen sich auch die zeitgenössischen englischen Forscher an (Flower, F. Major, M. Woodward, 0. Tho- mas, M. Tims, Wilson und Hill). Die letzte Phase der vergleichend- anatomischen Richtung wird bezeichnet durch die mustergiltige Arbeit E. Rosenberg's (1895), worin als Ausgangspunkt für die Beurteilung der Zahnhomologieen die individuelle Variation gewählt ist. Diesen Standpunkt hat denn auch Leche eingenommen. Am mächtigsten hat sich aber die Histologie und Entwickelungsgeschichte des Gebisses durch das ganze Jahrhundert hindurch geltend gemacht von Schre- ger's, A. Retzius', Purkinje's, Raschkow's, Schwann's und Va- lentin's Arbeiten an, bis später die Führer der Entwickelungs- geschichte, v. Kölliker (1861, 1864), Kollmann (1869), Waldeyer (1871), Hertwig (1874), Schwalbe (1894) u. a, die gegenwärtig giltigen Anschauungen über Zahnentwickelung begründeten. Besonders fruchtbar wurden sodann die anderthalb letzten De- cennien des ausgehenden Jahrhunderts: Ausgedehnte Bereicherung erfuhr das Material durch die Herbeiziehung bisher wenig oder nicht untersuchter phylogenetisch bedeutungsvoller Tierformen, ferner da- durch, daß fortlaufende Entwickelungsreihen des Gebisses derselben zur Untersuchung gelangten. Zudem stellte sich die Anwendung der Schnittserien allein als unzulänglich heraus, und die plastische Rekon- struktion der Schnitte begann sich einzubürgern. Endlich wurden die Bemühungen lebhafter, die ontogenetischen Entwickelungsreihen mit den phylogenetischen zu verbinden, wozu sich namentlich bei der Vermehrung der Studien auf dem Gebiet der Säugetierphylo- genie reichlichste Gelegenheit bot. Die größten Verdienste in dieser Hinsicht haben sich Rose, Kükenthal und Leche nebst ihren Schülern erworben, abgesehen von zahlreichen Entdeckungen anderer Forscher an einzelnen wichtigen Wirbeltiertypen. Weniger glück- lich wurde auf dem Gebiet der Histologie und Histogenese ope- riert. Die Tendenz, mit unzureichenden Mitteln wichtige Fragen entscheiden zu wrollen, macht sich auf diesem Specialgebiet — und das gilt für die ausgedehnte zahnhistologische Litteratur im allgemeinen — besonders fühlbar. Thatsächlich ist die Kenntnis der Absonderungs- vorgänge der Hartsubstanzen eine ungenügende, und es ist auch nicht ab- zusehen, durch welche Hilfsmittel hier volle Klarheit geschaffen werden sollte. Neben den bereits erwähnten Embryologen sind es vor allem Neumann, C. Tomes, Andrews, v. Ebner und Walkhoff, die sich um Sichtung dieses praktisch bedeutungsvollen, aber für die allgemeine Entwickelungsgeschichte bisher wenig ergiebigen Stoffes verdient ge- macht haben , wogegen andererseits die Theorieen von Bödecker (1892), Abbot und Morgenstern (1891) als erledigt zu betrachten sind. 456 R. BURCKHARDT, Litteratnr. Adloff, B. Zur Entwickelungsgeschichte des Nagetiergebisses. Arch. mikr. Anat. Bd. XXXII. 1898. — Zur Entwickelungsgeschichte des Zahnsystems von Sus scrofa dornest. Anat. Am. Bd. XIX. 1901. Agassiz, L. Recherches sur les poissons fossiles. Xeuchdtel 1833 — 45. d'Ajutolo, G. Quinta dentizione in un fcmciullo di dodici anni. Hein. R. Accad. delle scienze Bologna. Vol. III. 1892. Andre, W. A Description of the teeth of Anarrhichas lupus. Philos. Trans. London. Vol. LXXIV. 1784. Ameghino, G. Sur l'evohition des dents des mammiferes. Botet. Acad. Nac. Cordoba. T. XIV. 1892. 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