N / NS — LIBRAR U UN ‚Hannoverifces eine Abhandkungen, einzelne Gedanken, Nachrichten, Vorſchl wi ud Erfahrungen, die Verbefferung des in “Standes, die Land- und Stadt, Wirthſchaft, Handlung, Manufacturen und Kuͤnſte, die Phyſik, die Sittenlehre und anc genehmen Wiſſenſchaften betreffen, geſammlet und auf bewahret find. —A Acbtehu⸗ —5 — vom Sabre 1780, ‘ iR annover, gedruckt bei H. € C. Schluͤter, Landſchaftl. Vngeruue. 1781 —— jr een — Gral ec eh | RO) 4* J ae RR DR 5 —* Mary * ern .. Erfies Regiſter, NE Rubriken, vom Zahre 1780, Stixf R Stud, 1. Etivas über die Langeweile und diezeit: 10. I Des Hn. Fran; Maffons Nachricht vertreibe. 2. I Schluß der vorhergehenden Ab⸗ handlung. U. Bon einer errichteten gung auf dem Lande. I. Etwas von der Elertricikät, Don Hn. Rohlreif in Luͤbeck IV. Warum eſſen die Engländer am Mi; Haclisfefie eine Gans? 3. I. Einige Nachricht von Verfonen, die bei Hannover ertrunfen iind, (als Rad): frag zu der Abhandlung von Rettung Derunglücter im 74ten und 75ten Stuͤck dieſes Magazins von 1779.) VonHn. Hofmedicus Marcard in Hannover. 1. Etwas zu Ruß und Frommen unferer heutigen Pädagogen. Yon Hu. Lieute⸗ nant Meyer in Göttingen. 4. Fortſetzung der legten Abhandlung im vorhergehenden Stück. Sy luß. U. Schreiben an Hn, Kirchhof in Ham⸗ burg, einige neue elektriſche Berfuche be; treffend. Bon Hn. Roplreif in Luͤbeck J Aufrage uͤber den Kanadiſchen Zuk erbau. 6. Etwas von der Societaͤtsfabrick zu Ha⸗ Geheimen Canzleiſe⸗ cretair J. G. Zahn, U. Vom oͤkonomiſchen Nutzen der Waſ⸗ ſerlinſen. ( Meerlinfen. Lemna, Linn.) AI. Chemiſche Berichtigungen. Von Hu. $. Ehrhart in Hannover. IV. Bon dem Aufſchwellen des Horn⸗ viehs, und den dagegen anzuwendenden Mitteln. Bon Hu. von Ramdohr zu 8 — ü | Deſchreibung des Tuͤmmlers. Von Hn. vet. Bening in Luͤbe 9. Schluß, Armenverfor; von der Inſel St. Michael, U. Auf welche Art und Weife der Stock ff zum Verkauf zubereifer wird, II. Anfrage. 11. I Fortſetzung der im 104ten Stuͤck vom Jahr 1779 abgebruchenen Auszuͤge einiger Briefe eines Dfficierg von dem Eap der guten Hofnung und aug Oſt⸗ indien. 11 Wie man die Huͤhnereyer lange erhal⸗ ten kan. III. Antwort auf die im sten Stuck ge thane Anfrage: Weber den Ranadifchen Zuderbau. Don Hn. I. Ch Bod in Hannover. 12. Fortſetzung der Yugzüge einiger Brie⸗ fe eines Officiers von dem Gap der guten Hofnung und aus Dftindien, 13. 1. Schluß. IL. Nachricht von braunem Kohl, niedri- ger und krauſer Art, wie derfelbe zu Dar: dewif Dei Lüneburg gebauet wird, Bon Hn. Canonicus und erſtem Stiftspredis ger 5. C. Schulze zu Bardewif, 14. Verſuch eines Derzeichniffes der um Hannover wild wachfenden Planen, Don Hn. 8. Ehrbart in Hannover. IS. Fortſetzung. 15. Naturgeſchichte bes Biebers. 17. LBorurtheile und Nachlaͤßigkeiten beim Zobadsbau. Don Hu Lieutenant Weyer in Göttingen, JI. Yreisfragen. IM. Mittel, das Obſt gut und lange gu erhalten. IV. Anekdote. 18. I. Scheermann, eine Geſchichte neues rer Zeiten. H. Merkwürdiges Beifpiel ‚gegenfeitiger Grogmuth, Bon An. I, Sr, Lauer An Göttingen, A 2 UL Erſtes Regiſter, Stüd. N II. Zuveriäßiges Mittel, die Wanzen aus dem Grunde zu vertilgen. IV. Anfragen. 19. L Ueber die Mittel, ſich im Alter vor Hintanſetzung u. Verachtung zu ſchuͤtzen. 1. Etwas von unterirdifchen Kanälen dir Ströme und Fluͤſſe. Dun sn. N. Beck⸗ mann in Harburg. IT. Anfrane. 20. I. Bon den Urfachen des Windes und der Kaͤlte. 11. Etwas von den Bomanen. II. Anfrage. 21. Werfuch über den Traum. 32. Befchreibung des Tobias. Dortor Bening. 7 Schluß der Beſchreibung des To⸗ ias. "I Ein Paar Verſuche mit dem Purgier⸗ kraut, (Gratiola ofhieinalis. L) Ben Hn. $. Ehrhart in Hannover. “I. Beantwortung der Anfrage im IJten Stuck des Magazins: ob die Steigbir gel bei den Alten chon im Gebraud) 9% torien find. Bon ©. 5... -IV. Die. Schnee und vie Waldbiene. Eine Fabel. 24. I. Auszüge nuͤtzlicher Briefe. Don Hn. 8. Ehrhart in Hannover. "II: Botanische Zurechtmeifungen. Don Hn. 5. Ebrbart in Hannover. III. Run Daunen an Deichen. Bon Hu. x. Bedimann in Harburg. 25. I. Schreiben eines Hannoveriſchen Of⸗ ficiers ans Gibraltar. U. Erfahrungen von magnetiſchen Kraͤftẽ. 26 Elwas vomFange der wilden Schwim̃ ⸗ und Sumpfvdgel, als einem beſondern Rahrungszweige im Sanet Juͤrgens/⸗Lan⸗ de, im Herzogthum Bremen. Don On. 4,10. Zönertin Sanct Jürgen. (Mit einem- Rupferfiid.) 27. Fortſeteu 1g. 38.1 Schluß. . IL Beantwortungender Anfrage im Han: noverifehen Magazin Nr. 18. vom 3er März d.%. wegen Abhauung des Ellern: holzes. Ben. W. E inp.u. E. inV. Yon Hu. Stück. I. Gruͤndliche Beantwortung der im tn Sinck des diesjährigen Hannore⸗ riſchen Maggzins befindlichen Preisfra⸗ ge... Bon K. a 29. I Berzeichgiß der Lektienen, welche zu Alfeld im Sommer 1782. gegeben wer⸗ den foken. 11. Beitrag zum tragifchen Theater. Don Hn. Winter in Hannover. I. Nachricht, die im zgen Stuͤck dieſes Magazins vom vorigen Jahre für den befren Unterricht für Schulmeiitr der niedern Schulen verſprochene Prämie betreffend. ; 30. 1. Beiſpiel Hanndverifcher Wohlthaͤ⸗ igkeit. II. Beantwortung der im get" Stuͤck des vdon gen Jahrgangs dieſer Blaͤtter geſche⸗ hauen Anfrage, den Unterſchied der_ vers fihiedenen Arten der Schiffe betreffend. Yun Hn. Lient. Meyer in Görtingen. II. Da die Erfältung gebräteter Eyer nicht immer ſchaͤdlich ſey. 31. Fortſetzung der Veantwortung der im gıten Eiuͤck des v. J. befindtichen An: frage ıc. , 32. 1. Schluß: IL. Schreiben über eine befodere Art Blu⸗ me, Saniculum alpinum genant. Don Hn, Pratje in Stade. Il. Anfragen. 3 33. Geſchichte der fogenanten unuͤberwind⸗ lichen Flotte, und ber vor diefer Unter: nehmung der Epanier hergegangenen Feindfeligkeiten zwifchen England und Spanien. 34. Fortfegung.. 3°. Fortſetzung. 36. I Fortſetzung. } “IE Rurze Beſchreibung der Inſel Pauli Timon. Bi; 37. I Sortfesung der Geſchichte der ſoge⸗ nanten unuberwindlichen Flotte ꝛc. Ei alter ſchottiſcher Kaͤchenzettel von einer gewoͤhnichen Mablseit. 38. 1. Schluß der Gefchichte der fogenam ten unüberwindfichen Flotte 2C. Br Kubrifen, vom Jahre 1780. Stüd. tücd. \ * I. Ein alter Kuͤchenzettel von einem Ery 52: Zweite Fortſetzung der Angzüge einiger bifchöfichen Gaſtmale. Briefe eines Dfficierg von dem Gap der TIL Ninefooten. guten Hofnung und aus Hfiindien. 39.1 Defchreibung der ruſſiſchen Lappen. 53- I Fortſetzung. II. Anckdote. II. Summerbike unter dem sat" Grade 40. Induſtrie. nördlicher Breite. —— IL Erwas von Futterkraͤntern. Bon Sn. 1. Linoewönnlicher Nebel. Don sn. . ’ son Ramdohr zu Niedeck. M. Vi. in Hannover. IN. Anekdoten. IV. Etwas von den Dienen Der Minprfa: ſchlechte Befchaffenheit der Niederſaͤchſi⸗ ſ4. I Schtuff der erſten Abhandlung im ſchen Ziegeldaͤcher veranlaffen, nebſt eis vorhergehenden Stüd. oe migen Vorſchlaͤgen zu ihrer Merbefferung. I Einzelne Merkwürdigkeiten auf Mi: - Bon Hin. Fanvbauverwalter C. . Zieg⸗ norfa. Bon Hu. 4. ler in Celle. 1. Veſſere Güter; ein Dialog nach dem 41 Darfiellung der Urfachen, welche die ner. Don Hu. 4. 22. Schluß. Rucian.. Bon Hn. — dt. a 42. Bemerfung im Forſthaushalt. Von 56. Das Maͤhrchen von Rehburger Hu. Marwedel zu Hermannsburg. Brunnen. 44. 1. Schluß. 6. 1. Schluß f1. Erklärung einiger bei Eeelenten gu 1I- Don dem Haushalt der Mingrfaner, bränchlichen-Kunftwörter. „Bon ®.$- Bon Hu. Feldprediger Lindemann. Wehrs in Hannover. IIL Ynefdote. ? a5. I Etwas vom Bergwerke des einfeitis 57: 1 Bom Garten: Ader und Weinbau gen Harzes. —— der Minorfaner. Bon Hu. Feldpre⸗ 1 Kortiegung der Erklaͤrung einiger bei diger Lindemann. Serleuten gebraͤuchlichen Kunftwörter. II. Bon Arzencien aus dem Hollunder⸗ 46 47. Fortſetzung. baum. * Schluß. sg. 1. Einige Rachrichten und Bemerkun⸗ 11 Don den öffentlichen Euftbarfeiten der gen aus den Geburts- und Sterbelifien Minorkaner. — vom ıtn Jan 1779. bis dahin 1780. „HI-Des Herrn Brelin Erfindung, einen N. Nahrihtlice Berechnung jur Beant⸗ - ‚Steinleim zu machen. wortung der Anfrage im garen Stück des IV. Leber. die angebornen Ideen. porjährigen Hannoͤveriſchen Magazine. V. Bon den engliſchen Bauer. Kon . Don 5. in Hannover. 5X, III. Anfrage. VI. Anefvote. s 59. I. Zwei neue Pflanzengattungen. Don 49. Don den Vortheilen der Koppelwirth⸗ Hn. $. Ehrhart in Hannover. fchaft. Bon Q. IL Das Siſamthier. Bon B. 8. W. so, I. Schluß. in Hannover. IL. Ueber dag Geremoniel, Don Sn. Lieu⸗ 60. 1. Belhluß der Abhandlung vom Bl: tenant Meyer in Höftingen. famtbier: ⸗ Se J Die Schwindſucht Eine Polizei· IE. Etwas über den Auszug eines Brie angelegenheit. Von Hu. Hofmedicus fes, den Unterricht der Jugend betref⸗ Wichmann in Hannover. fend, im gt" Stuͤck des Hannov. Ra 1: Megenbogen ohue Wolfen. Von Hn. ..gazing von 1779. Ad 2, VI, in Hannover. "IH. Mittel, den ſchwarzen und weisen ‚All. Schrreiche Unterhaltung, Bon HN. B+ Kornwurm zu bertreiben. . P InoX i * A3 I, Erſtes Regiſter, Stüc. 61. Etwas fuͤr die Ehrliebe, als morali— ſche Triebfeder bei der Erziehung. Von Hn. Paſtor Ufader. 62. Ueber das Wort und den Begrif Lie: be. Don M. in®. 63. I. Auszüge nüglicher Briefe, Bon Sn. C. W. Scheeie in Kiöping. U. Der Hügel der Gelehrfamfeit, ein Traum. Aus dem Englifcehen überfeßt —T ©. 5. Hannig in Friedrichs⸗ auſen. 64. 1. Von dem Nutzen des Waſſers, worin Eiſen granulirt worden, als Bad ge— braucht. Don Hn. 4. S. B. Lentin zu Clausthal. U. Mittel, die Motten aus dem Pelzwerk u. andern Kleidungsſtuͤcken zu vertreiben. II. Hiftorifche Anefvoten aus LelandsIr— laͤndiſcher Geſchichte. 65. J. Der Sturmwind. Don Hu. 5⸗⸗. II. Anekdote. 66. 1 Schluß der erſten Abhandlung im vorhergehenden Stüd. I. Der danfbare Jude. Eine wahre Ges ſchichte. TI. Anekdote. 67. Bemerkungen über dasZerſpringen und die freiwillige Entladung der eleftrifchen Samlungsflafhen, wie auch über diebe: fie Art, diefelben einzurichten. 68. I. Schluf. II. Anmerkung zu den Bemerfungen fiber Das Zerfpringen und die freiwillige Ent; ladung der eteftrifchen Sanılungsflar schen. VonHn. Fob.Sr.Sartmann. I. Bon den verfhiedenen Sorten des ‚Herings und deren Benennungen in Nors wegen. Bon Hn. Dort. J. I. Wal⸗ baum in Lübed. IV. Anfrage. Bon On. W. v. Hiftorifche Anekdoten aus Lelands Ir⸗ laͤndiſcher Gefhichte. 69. I. Auszüge nügliher Briefe. Ban Hn. €. W. Scheele. zu Kidping. U. Das Trauerfpiel. Von Hn. Lieuten. eyer in Goͤttingen. IL Anfrage. Stüd. 79. Vorſchlaͤge zur Verminderung der Ei: de. Don Hn. Hofgerichtsaffeffor MT. $. Schüsler in Hannover, ’ 7%. 1. Kurze Befchreibung der Cochenille. I Bewährte Verſuche des Hu. von Reau— mur für die Erhaltung der Eyer. Don An 3. zu M. II. Hiftorifche Anekdote aus Lelands Jr; ländifcher Gefchichte. 72. Bon den Temperamenten. Don Hm, Doctor Jäger in Göttingen. 73. Schluß. 74. 1. Meffung des Brocken mit dem Ba: ‚rometer. Bon Hn. G. E. Rofentbal. in Nordhaufen. 11. Hiftorifche Anekdote aus Lelands Jr; laͤndiſcher Gefchichte. 75.1. Gedanfen über die Bemerfung im Forftpaushalt. Don Sn. R... zu Al. Iſt es wirklich parador, da ferner Ei— hen: und Buͤchenholz anzuziehen, wo wiele Jahrhundert große und gefchloffene Eichen- und Büchenwaldungen gewefen, und ftreitet folches gegen Analogie, Er: fahrung ımd Natur, als im 43" und 4aten Stick diefes Magazins angegeben worden? Don Hn. C. E. Bornemann zu Dannenberg. 76. I. Die Inſel Island. ‘HM. Fortgeſetzte Anmerkung zu denen im 67 und 68ten Stuͤcke diefes Magazins von einem ungenannten Hn. DBerfaffer gegebenen Bemerkungen Aber das Zers fpringen und die freiwillige Entladung ‚der eleftrifchen Samlungsflafehen. Bon n. 5. 77. n Se der Befchreibung der Infel n sland. U. Drudfehler. 78. I. Beitrag zu Wetterbeobachtungen, nebſt einer kurzen MWettergefchichte des Winters 1789. Bon on. 2. M. M. in Hannover. ; a. Unmaßgeblicher Borfchlag, die Pro: ceffe unter Eandleuten betreffend. 79. Ueber des Hn. de Lues Briefe an der Königin Rubriken, vom Jahre 1780 Stäid. Königin Majeftät. (Ans dem Monthly Review überfeht. ) go. I. Vom Gebranche der Segeltücher bei nothleidenden Deichen. ( Mit einem Rus pferftich.) Don on. N. Beckmann in Harburg. 1. Nachricht von den armenifchen Kaufs fenten und ihrem Gewerbe. HI. Bon der Berwahrung des Holzwerkes. 81. 3. Befchreibung eines bequemen Seih⸗ grichters, aufteilen zugebrauchen. Bon Hn. Doctor Walbaum in Luͤbeck. I. Bon den verſchiedenen Gattungen des Bifams. Bon Hn. Doetor Walbaum in Luͤbeck. IU. Einige allgemeineNachrichten von den Auftern. W. Bon der Aufterfifcherei in England. J. Mittel, die Schiffe vor den Scewuͤr⸗ mern zu bemahren. 82. I. Brief eines Oheims an den Mins del, die Defonomie eines Studenten bes treffend. MH. Unterthänige Bitte an die hohen Bes förderer und Erhalten der Frauenzim⸗ mernoden. III. Anfrage. 83. I. Anmerkungen zum. 68ten umd 72ten Stuͤck des Hanndverifhen Magazind von diefem Jahr. Bon Sn. Profeffor Lichte uberg in Göttingen. HI. Zufäge zu den Anmerkungen, das Zer⸗ ſpringen der elektriſchen Flaſhen betref⸗ fend, im 76ten Stück dieſes Magazine. TU. Berfchiedene Arten von Affen. IV. Erläuterung auf die gefchehene Ans frage im 87ten Stück des Hanndverifchen Magazins vom vorigen Fahr ©. 1391 und 1392, Man wünfcher eine Anwei— fung in dem Hanndverifhen Magazin zw lefen, dur) welche Mittel die ſoge— nannten Harnaden oder Kornwuͤrmer ges wiß undohne Schaden des Koms zu ver; tilgen find. Don On. U. zu R. 84. I: Botaniſche Zurehtweifung. Bon Hn..5. Ehrhart in Hannover. II. Ueber den. Echleichhandel und deffen mancherlei Arten, Ein Schreiben des Stüd., elaes amerifanifchen Weliweiſen Benjamin Fraͤnklins. 11. Etwas zur Beantwortung eines im garen Stuͤck des Hannoͤverſchen Draga: zins d. J. enthaltenen Aufſatzes von Fut⸗ terfräutern. Bon —t zu D. 85. I. Ueber die Weiſſagungen des verſtor⸗ benenHn.Superintendentenzichen zuZel⸗ kerfeld. Von Hn. Profeffor Lichten⸗ berg in Göttingen. I. Das Leben, des Artedi. Bon Hn. Doctor Bening. 86. Fortfetzung der Lebensbefchreibung des Artedi. 87. 1. Schluß. 1. Wie nöthig es fey, den Charafter eis nes Kindes, das man gut erzichen will, Fennen zu lernen, welch sing mannigs faltige Menge von-Charafteren es giebt, wie gütig die Natur dabei ift, und wie ſich Väter verhalten mäffen, wenn fie ihre Kinder Fennen lernen. wollen. II. Drei Arten von Charakteren. 88. Naturgefchichte des Bären. nn Gedanken. bei Heinen Vor—⸗ en, 90, 1. Schluß. 11. Die Wanzen betreffend. Jr Mittel, die Kornwuͤrmer zu der tilgen. IV. Zufällige Gedanken. V. Anfrage. ai, vn 91. Dritte Fortfegung der Auszüge einiger Briefe eines DHfficiers von dem Kap der guten Hofnungand aus Dftindien. (©. das g2te, SZ und 54 Stuͤck.) 92. Fortfegung. 93. 3 Schluß. N; II. E onverbares Biffen einiger Pferde. HI. Auſſerordentlich große Hitze zu Liſſa⸗ bon im diefem Jahre. IV. Kurze Nachricht von einer gelehrten Geſellſchaft in Kiffaben. _ > v. Hachricht von einer zu Anfang diefes Jahrs zu Ponte de LS ime in der Pro; vinz Diana in Portugal errichteten dko⸗ nomischen Geſellſchaft. * Erſtes Regiſter, Rubriken, vom Jahre 1780. Stück Anweiſung wie ein Pferd Für die Bi der Koften, als fonft gewöhnlich, „zu füttern und zu unterhalten if. Don "Sn. 2. in Harburg. 94. I Verzeichniß Der Lektionen gu Itfeld, welche von Michaclis 1780 "bie Oſtern 1781 gegeben werden ſollen. TI Zufällige Gedanken. 95T Einige Eremyel, daß die Heinen Thiere arbeitfaner und verfchlagener find als die großen. Von G. F. €. Bör- ner, Conftabel in Hannover, "I. Don der Art und Weife, tie dem Auswachſen der Seldfrüchte am befien vorzubeugen iſt. II. Eine Erfahrung vom Buchweigen. IV. Bon dem Verhalten des Landmanns, ‘wenn er das Unglück hat, daß ihm fei- ne Früchte durch Hagel niedergefchlagen Wwerden. Ken ——— 96. I: Befchreibung einer Motionsmaſchi⸗ ne. (Mit einem Kupfer.) U. Vom Köthen der Metalle. Von Hn. G. %. C. Liſt in Göttingen. 97 Zufäge zu den Abhanplungen, die Beantwortung. der im gaten Stücke des vorigen Jahrgangs diefer Blätter ge ſchehenen Anfrage, den Unterfchied der verfchiedenen Arten der Schiffe betref: fend, im zoten, Zrten und 32%, ferner im 4ten, 45ten, 4sten, zn und 48ten Stü Erhedirfer Vlatter Ton Sn. ea en vitain Miller in Stade. 98. 99. Fortſetzung. > 100, 1. Fortfigung. II. Merkwuͤrdige Erfahrung, Die Horn, vienfeuche betreffend: 101. 1. Schiuß der erſten Abhandlung im vordergehanen Stuͤck - I. Zufällige Gedanfen. T IL. Gedanfen und Anfrage Über die ei gentlihe Benennung der fogenannten —— Don Hn. J. 5. Pratje, Paſtor su Beverſtädt. 102, Uaterricht, durch welche Mittelplög: lich verungluͤckte, todticheinende Perfos nen in den meiften Fällen gerettet wer— den Fönnen. 103. I. Ueber die ruffifchen Aſſembleen. Bon G. S. Wehrs in Hannover, II. Naturgeshichte des Kraniche, II. Mittel, um das Saueriverden des Biers Zu verhuͤten. 104. J. Bemerkungen uͤber die Behand⸗ lung des Schmiede-Eiſens im Feuer. II. Etwas vom fogenannten Rurl: oder Krauel Haber. Bon Hn. J. 5. Pratie, Paſtor zu Beverſtaͤdt. II, Einige Zweifel gegen den legten Auf— faß im 93ken Stück des Hanndverifchen Magazins, die Fuͤtterung der Pferde: mit Brodt betreffend. Von In. V. in 9. . Zgweites Regiſter, nach alphabetiſcher Ordnung. Vom Sahre 1780. ! + Met /Sild, oder wurmichter Deine ‘Abende und Nächte, find im Srhjahr, Sommer und Herbft auf Minorfa fehr ‚ angenehm, 859 Abfertigenr,) Ablaufen | beider Schiffahrt abliche Abftoßen, > Kunfimörters Es 694. An ) 1560 1573 treiben Abtreiben, ) 18, Zweites Regifter, nach alphabetifcher Ordnung. Ack, ein Fahrzeug, 694 Acen, ein Fleines Fahrzeug, 694 Acidum facchari , was es ift, Io 7 Adelburſche, holländifche Serfoldaten, 694. u. 1573 Affen , verfchiedene Arten verfelben, 1319. u. f. Aiguilles, Feine franzöfifche at 4 Almadi, Heine afrikanische Fahrzeuge, 4 Alphabet, das barmanifche, hat 33 Grundbuchftaben, 320 Alter, über die Mittel, fih darin vor Hintanferung und Verachtung zu ſchuͤ— gen, 289. u. f. iſt zwar für ale ange: nehme Empfindungen tod, aber für als les das lebendig, was geiffigen oder Förperlichen Schmerz verurſacht, 29T. nnd nicht allemal mit natürlicher Schwachheit verbunden, 293 Alva, von, Herzog, Statthalter des Koͤ— nics von Spanien in den Piederlanden, gi5. deſſen Graufamfeiten gegen die Protefianten, 516 Ance, ein Meerbufen, 694 Anekdoten. Dom Lord Lyttelton, 271: Von Carl V. 607. Dom Kaiſer Hadrian, 608. Die Nachtwaͤchter von London und Weſt— minſter, 623. Dom Doctor Flam: fiaed, 637. Dom Admiral Blake, 630. Don einem Bauern bei Heiligen: fiadt, 767. Don dem portugiefifchen Shifscapitain Diego de Eilveyra, 895. Dun Eduard dem dritten, 1023, Don Dnealund Tirconel, 1024. Vom Herzog von Marlborough, 10655. und 1056. Dom Grafen Desmond, 1087. Don dem Schotten Sorlebon , ibid. Dom Hrn. von Fermanagh, 1088. Bon dem Grafen Drmond, 1135. Don dem Grafen von Hfferi, 1183. Die beiden Bauern, 1519, Anfragen und Aufgaben. I. Beantwortete. Meber den Kanadiſchen Zuderbaum, 79. 175. Preisfragen, 265. 447. 11. 448. Ob das Ellernhol; am beften im Moͤnat Mai zu fallen ift? 287.446. u.f. Ob die Steigbügel bei den Alten ſchon im Gebrauch gewefen find? 288.361. Den Unterfchied der verfcehiedenen Arten der Schiffe betreffend, 475. 693. 1537. u. f. Dom Anbau des Lucerner Klees, $09.1341. Ob in der Nacht vom - 77 November 1632. Mondlicht gewe— fen? 925. Die Bertreibung des weiffen und fchwarzen Kornwurms betreffend, 959. 1327. und 1435. U. Unbeantwortete, Ob Waffer , worin vieler Oker vorhanden, beim Branteweinbrennen fchädlich ift? 159. Wie man es macht, daß die Nel— Fenbläfter im Nelfencatalogo an ihren Farben nichts verlieren? 303. Ob nicht inlänvdifihe und wildwachfende Ge— wächfe vorhanden find, welche man ſtatt des Tobacks gebrauchen Fan, und die vielleicht an Geſchmack, Geruch und übrigen Eigenfchaften dem Toback gleich, oder wohl gar vorzuziehen, auch leich: ter als der Toback zu erziehen und zu ſammlen find? 319. Den Anbau des Turnips oder der burgundifchen Nik ben betreffend, 512. Warum die Aerzte in den an der Ser belegenen Provinzen fein Seewaſſer verordnen? 927. Ob niemand die Begattung der Fifche deuts lich wahrgenommen bat? 1085. Leber die eigentliche Benennung der fo genank: ten Schlittſchuhe, 1613. ır. f. Anhäufung der Luft, ift der Urfprung aller Winde, 314 Anker, Befchreibung der verfehiedenen Arten derfelben, 695. u. f. und 1574 Anterboy, 698. u. 1578 Anfergeld, was es if, 697 Anfergrumd, 697. 1577 Ankerrecht, worin es befichet, 698 Ankerſtock, 698. 1577 Anfertsue, 698 Anfertaulänge | 698 Ankerwächter, 698 B Anmer- ‚Zweites Regiſter, Anmerkungen zum 68ten und 72ten St. des —— Magazins von a ſem Jahr, l Anweifung, cin Perd für die HA! iR der Koften, als fonft gewöhnlich, zu fut— tern, 1485. u. f. Arche, ein Sehrzeug, 698 Armenifhe Kaufleute, Nachricht da: ton, 1269. ihre Handlungsgefchäfte, 1270, wo fie fich einfinden, 1271. der Mittelpunkt ihrer Handlung ift Zulfa , äbid. die Fofibarfte Landeswaare dieſes Volks, 1272. ihre Sitten und Religion, 1273 Armenverforgung auf dem Lande, ZT. wie fie zu Stande gebracht wird, 22. Plan dazu, 23 Arpfbnaip' Rallus Crex. Linn. Der Wachtelfünig, 416 Artedi, deffen Leben, 1353. und Charak— ter, 1358. Neifen, 1368. Tod, 1372. und nachgelaffene Schriften, 1378. 1. f. Art zu baden auf der Inſel Island, 122 Arten der Träume bei ben Alten, 323 vier befondere, von Sturmmwinden, 1044. der Entladung eleFtrifcher Sur Iungsflafchen, 1064 von Charakteren, 1387. u. f. Artiſchockenblumen werden auf Minor: fa zum Gerinnen der Milch gebraucht, 90i Arzeneien aus dem Hollunderbaum 911 u. 12 Affembleen, rußifche, Bunt: Auberjineg,eine — — 995 Aufbringen, sin Schif, was «8 heißt, 9 Aufegen, ein Schif, was es — 9 Aufſchwellen des Sornviebes, woher es entfichet, 1:0 Mittel dawider, 112 Aufziehtaue, oder Gietaue, 698. 10.1578 Augäpfel koͤnnen bei wirklich Ertrunfenen noch frifch und glänzend ſeyn, 37 Aurin, wild, f. Purgierfraut. Auslaufen, sin Kunſtwort der Serteate | ein leichtes bewafnetes Sape aufengeiti Eide find bei ſ. Eide Auſtern, einige allgemeine Nachrichten davon, 1289. 1. f. wie man ſie fiſchet, 1292 Auſterbänke, wie und wenn ſie angelegt werden muͤſſen 1290 Auſterfeſcherei in England, 1292. u f. Ausſteur der minorkaniſchen Maͤdchen beſtehet meiſt in Kleidern, 93 Auswachſen der Feldfruͤchte, mie dem: felben am beſten vorzubeugen iſt, 15 13.0. Auszüge nuͤtzlicher Briefe, 993. 2. 1 Ava, einKönigreich, 317. deffen — ibid Azimuth⸗Compaß, Beſchreibung A felben, Baar, was es bei der Seefahrt beißt 59 4 Baacken, Waht: und Leuchtthuͤrme, 659 Baborn, ein fihwarzes Papier der Bor manen, worauf fie mit Kreide fehrei ben. 320 Backbord, die linfe Seite des Schifs, i 00 7 Backbordsbug, ſ. Bug- Bipfel. Baden oder Wangen, Badehäuſer auf J Juhſel St. mic Bar, Naturgefchichte deffelben, 1393. : x Bäume an Deichen, find nachtheilig, 381 Behrerburg. Die Einwohner diefes Kirchſpiels, die im Frühjahr nad Hol⸗ land gehen, werben nicht felten an ei— nem Serbffivher frank, und fierben an der Maffeı rſucht, 914 Baraffe, ein groſſes Ruderſchif der Car raiben, 488 Balancirte Segel, 700 Dubaper, ein Schif 489. 1333 Ballaft, 70 Bali oder Dali ift die ältefie Schrift in Ava und den benachbarten Neichen, Die nur die Talapoinen lernen, — a: nach alphabetiſcher Ordnung. Balous, ein ſamiſcher Kahn,489 Band, was darunter bei ver Schiffahrt verſtanden wird, 793, 1378 anf, eine feichte Stelle in der See, 709 Berge, ein Boot bei aa Barke, ein Fahrzeug, 791. 1578 Barkhölzer, was fie find, 701. 1579 Barreı 701. 1579 Barre, gefährlihe Wellen in der En Befaltpfeiler auf der Inſel ——— 1 Bauern, englifhe, etwas davon, 765 Bauernregeln in Nückficht auf die Wit terung 1234 ay, 702 Bedienung, Schlechte, von den Sklaven in Batavia, 182 Beerdigungen in Batavia, 185 Begriffe koͤmmen alle durch die Sinne in unfere Seele, 783 Behacken und Beizen ift beim Tobacke: bau hoͤchſt nothwendig, 260 Behandlung des Schmiede-Eiſens im Feuer, 16.19. u. f. Beilegen, ein Kunftivort der Schiffer, 702 Seins-ftriug, ein eigenthimliches ie: ländifches Eſſen, 1224 Beifpiele von verfchiedenen edlen Hand; lungen in China, 63.1. f. — HanndverifherMildthätigkeit465uf. — gegenfeitiger Großmuth, fiehe Groß: mut Britrag zur Gefchichte der Menfäheit 4 zu Wetterbeobachtungen, 1233 Bekalmen, ein Secfunftwort, 702 Bemannuig den Schiffe, 507. 1569. u. f. Bemaſtung der Schiffe, 481. u. 1542. Bemerkungen aus den Geburts + und Sterbelifien vom tm Januar 1779. bis dahin 1780, 913. uf. — über das Zerfpringen ber eleftrifhen Samlungsplafchen, ” 1057 Bening D. deſſen Beſchreibung des Tuͤmmlers, 113. u. f. Benzoeblumen, Bereitungsarf derſel— ben, 37 Berechnung, ob in der Nacht vom - November 1632, Mondlicht gar 925.0.f. Bergegeld, 03 Bergen, was es beißt, 703 Bergwerk des einfeirigen Harzes, etwas 7 I fen, davor, 7.1 f. Berihtigungen, hemifche, 107 Bernhard und Alwine, oder dag Maͤhrchen vom Nehburger. Brunnen, 8859, uf. Beſaanmaſt, 704 Beſaanſegel, 483. 704 Beſchaffenheit des Forſtgrundes, iſt das erſte Erforderniß, wornach die anzuzie— hende Holzart beſtimmt werden muß, 1200 Beſchreibung einer Blume, fanniculum alpinum genannt, 09 Beſchreibung eines bequemen Seihtrich: ters, auf Reifen zu gebrauchen, 1281. u.f. Beſſere Güter, cin Dialog nah dem Lucian, 861. u. f. Beſteck, was es bei der Schiffahrt be: . deutet, 704 Bieber, Naturgeſchichte deſſelben, 241.u.f, Bieberfallen, 286 Biebergeil, 255 Bienen ver Minorfaner, etwas davon, 847. werden nicht gekoͤdtet, ſondern durch den Geruch von Eſelskoth fu lans ge aus dem Korbe gejagt, bis man den Honig herausgenommen hat, 8 Bienenförbe, find auf Minorfa von Stein, 847 Bier, Mittel das Sauerwerden deffelben zu verhüten, 164 Billardkugeln, find Feine vollfommene an fich eleftrifche Körper, 1215 Biſamthier, Belhreibung deffelben , 935u. f. Biſam, deſſen Beſchaffenheit, 94T. ver— ſchiedene Gattungen, 946. 1285. Merk— male und Eigenſchaften eines guten Bi— ſams, 944. 1287. des ſchlechten ver; faͤlſchten, 943. 1288, Bz2 Biſſen, Zweites Kegifker, Biffen , fonderbares einiger Pferde, 1479 Bitte, unterfhänige, an die hohen Be: förderer und Erhalter der Frauenzim: mermoden, 1399. u. f. Blad⸗Sild, eine Gattung des Sommer: heringe, 1081 —— ein islaͤndiſches Getraͤnk, 1225 Blinde, 483 Diumenkohlkopfe ſind auf Minorka auſſerordent lich groß Bock, ein Flußſchif unſerer Gegenden, 1555 Bodmereibriefe, was fie find, Boömereicontract, worin er beffehet, i 711 Boegſpriet, 483. 1543 Bolten, an einem Schiffe, 713 Bomanen, etwas Sig 317 Bombardiergsliotte, ſ00. 1552. u. 1566 Bombenfchiffe, mas fie find, 488 Boogſiren, was cs heißt, 713. 1579 Bootrennen, das, eine — der Minvrfaner, 789. u. f. Bord, die Seite des Schifs, * Botaniſche zZurechtweiſung, 1329. uf. Bramfegel, 483. en Brainfienge, 7)3 Brander, ihre Bauart und Nusen, 490 1552. 1560 Brandung, was die Seeleute Fa verftehen , Braunſtein, Fan durch zugeſetztes De gifton in fehr heftigem Feuer in einen Regulus (Magnefium) verwandelt wer⸗ den, 373. wie man ihn in Säuren aufs löfet, 374. warum er die dunkle Farbe der Hläfer- raubet und folhe weiß und Elar macht, 377 Brecher, verborgene Klippen unter dem Waſſer, 714 Brelin, deſſen Erfindung einen Stein leim zu machen, 761 Brief eines Dheims an den Mündel, Eh Ockonomie eines — — uf. Briefe eines Officiers von in ap der guten Hofnung und aus Oſtindien, 161. 177.193.817. 1441. 1457. 1473. f. Briefe des Herin de Lüc werden empfo— fen, 1249. find Fein eilfertiges Product weniger Monate, ſondern die Frucht eines langen, muͤhſamen und aufmerk famen Studiums der Natur, das, mif Fleinen Unterbrechung gen, dreißig Fahre fortgefere ift, 1250. aus wie vielen Thei⸗ len und Bändchen das ganze Werk ber ſtehet, 1253. Inhalt der verfchiedenen Theile, 1254... 0. f- Brigantine,ein jweimaffiges Raufınann® if, 490. 1561 Britten, ſollen die Eu Einwohner der Inſel Island geweſen ſeyn, 1202 Brocken, Meſſung deſſelben mit ** Barometer, 1169 a ift auf der Inſel Island ſehr J ten Bi — annotinum palluſive, van = tricofis pendulis Dill.mufe. p. 404, 1332 Bucconefen und Macaſſaren, die ge fährlichtten Sklaven in Batavia, 183 — ihre Tapferkeit im Kriege, 830 — bomaniſche, wie ſie — en ſind Bucht, ein kleiner ————— ii Buganfer. ©. Anker. Buagipfel, ve breitefte Theil vorn am Ediffe, 714. 1479 Bulle, ein Fahrzeug unferer ———— Burgunderrüben, ſind ein ſehr a Sutterfraut, 635 Butter, wird auf Minorfa mit den sit fen getreten, 95 Buyſe, ein Eleines beim Heringsfange gebräuchlihes Schif, 91.1552. 1568 €. Cabane, ein Fleines franzofi ſches 53 zeug, Cabare, ein Schif, Cabottiere, ein Fahrzeug, nt Cajaße, türfifche Fahrzeuge, Caic, ein griechiſches Kaufmannsihih zi4 ee: nach alphabetifcher Ordnung. Cajes melles, Sandbaͤnke, 715 Cajiüte, 715 Calaipon, die Tiefe eines Schifs, 715 Ealdeira , ein merfwürdiger Berg auf der Inſel St. Michael, worauf eine heiffe Quelle befindlich iſt, 146 Caliber, das Modell von einem zu bauen: den Echif, 715 Calmuskraut, f. Warzen. Camehl, eine Art hollänpdifiher ediffe 494. 1564 Campan, der obere Hintertheil eines Edifs, 715 Caanhooks, Hafen Damit man die Wan: ren in und außerhalb den Schiffe in die Höhe zieht, 71%. 1580 Canot, ein Fahrzeug der Wilden, 491 Cantimarons, zufammen gebundene Ca— nots, 715 Capitana, eine Barke, 715 Capitel, beſondere, in welchen die chine— ſiſchen Bhilofophen ihre Moral abhan— deln, 43 Carscorn , ein molnfifches Fahrzeug, 494 Caranuſſel, ein türfifhes Kaufmanns: Y 492 Carsvelle, ein portugiefifches Fahrzeug, 492 Earbaeleı gewiffe Taue auf den ea: en, Carex capillaris Linn. hat Feine fein fticha fundern teres, 1331 Carex elongata Linn. 379 Carex muricata Linn. 80 Carex muricata Linn. und Carex ſpicis ter- nis echinatis, glumis lanceolatis, cap- ſulæ mucrone ſimplici. Hall. hift. n. 1366. ſind ſehr von einander unterſchie— den, 1330 Carex muricata Linn. und Leerſũ mäffen von einander unterfchieden werden, 1331 Carex pallescens Linn. 379 Carling-Knies, Balken auf der Seite des Schifs, wu das Loch ift, dadurch man die Waaren herunter täßt, Carnevsl, wie es die Minorkaner —3 75 716 Carucke, portugieſiſche Schiffe, Catharina, ein Moos, 933 Caturs, indianifche Kriegsfehiffe, 492 Chaland, platte offene Sahrzenne, 492. Chelinpie, Eleine Kaͤhne der Indianer, 493 Chaluppe, 493 [Champene , ein japanifches Sahrseug, 71 492 Cherscter eines Kindes, wie nöthig es fen denſelben kennen zu lernen, 1383 u. f. Charoi, eine groffe Schaluppe, 494 Chinefer, haben das Recht ihre Kinder zu verkaufen, 4 8 A re, eine Freimaurerloge in Bafar 179 J— Ka die erſten, ſchwuren * ar Gebeine der Märtyrer, 108 Cecil, Minifter bei der Königin Etifabet, $17 Ceremoniel, das, iſt von den Chinefern, aufs höchfte getrieben, 791. menn es überfpannt wird, fo ift «8 ein Deweis von einer ſklaviſchen LUnterwürfigkeit, 792. je freier ein Bolf, deſto weniger Ceremonien, 792. woher fich das Ce remoniel wegen der Armftühle fchreibt, 793. wie die hochtrabende Titel zu ung gefommen find, 798 Ceremonien am Neujahrstage in Bata⸗ via, 177. u. f. in den Geſellſchaften dafelbſt, wenn ein Rath von Indien zu: gegen ift, 201. bei dem Auseinander: gehen der Gefellfehaft, 204. auf Javg, wern der Gouverneur nach der Kirche fährt 36 Eochenilie, kurze Befchreibung derfelben, 1121. u.f. hat, mie alle Thiere, zwei Gefchlechter , 1724. mie viel Coche nillenernten man alle Jahr halten fan, 1125, mie die Cochenille getödtet und getrocknet wird, 1126. verfchiedene Sorten derfelben, ibid, Vortheil, ven Mexiko aus dem Cochenillehanvdel zieht, ibid. Cochenille auf St. Domingo; 1127. geborgene Cochenille zu Cadix, “1128. Brust Gochenille, oder os hannisblut, 1129, B3 Colo⸗ Zweites Regiſter, Colonien der Bicbir, 248 Compagnons, Marofır, Schifsvolk, 15, 1582 Confiabel, der Dfäcier uͤber das Geſchuͤtz im Schiffe, 716. 1582 Conſtabelkammer auf einemSchiffe, 716. Convoy oder Geleitſchif, 716 Coralline, eine kleine leichte Schaluppe, Core Core, motuefifche Fahrzeuge, Corvette, Fleine Sregatten, 488 Coubais, cin ja panıfch 3 Fahrzeug. Coudran, eine Art Schifpech, 717 Coureau, eine Art Feiner Schiffe, Cracke, Laſtſchiffe, Erayer, ein nordiſches Schif, Cuſcrofne, ein japaniſches Schif, Eutter, I. Daher, wurden vorzeiten höher Beach wie jeßt, 644 Dalm, der Pallaft des Patti auf Java, 839 Damietts, eine Stadt am dftlichen a fluffe des Nils, Damloper, ein holländifches — 495 Damm der Bieber,24. deffen Befchaffen; beit u. Groͤſſe, ibid. wie fieihn bauen, 246 Debarquiren , Güter aus dem Schiffe laden, 717 Delpbis — oder der Tuͤmmler, a Art Delphin, Diamant, enthält eine eigene Erde, die Edelerde genannt wird, 379 Dienft auf Kauffartheifchiffen, 1570 Dienft- und Pfichteide enthalten zum öftern viele Kleinigfeiten, und überflüf fige nicht thunliche und laͤngſt abgekom— mene Handlungen, 1114 Dispache, ein Kunſtwort der ae 7. 1562 Dode, ein Kunſtwort der Seeleute, iR 3 583 Ben wie fie in England und in Sur land befihaffen find, —— iſt ein Urſprung des Kin es / 312 Drake, Frauz, ein Seeraͤnber, thut den Spaniern groſſen Schaden, 531. War der erſte Engländer und Hauptbefchls— habır, der die Erdkugel unfegelte, 532. feine Flotte hat zuerft den Gebrauch des Tobacks nah England gebracht, 547. fickt tiber Hundert ſpaniſche Schiffe in Brand, 549 Drehbaſſen, f. Baſſen. — Dreg, ein kleiner Auker, 718. 1683. Druckfehler, 1231, Dünen, Sandhuͤg ch 718 Dunen, tie fie die Islaͤnder erhalten. E. Edelerde, Edle Herren, oder Räthe von En dien, 178 Khrbegierde, was fe ift, 961 Ehrliebe, etwas dafür, als moralifche Zriebfeder bei der Erziehung, 961 Eichen und Büchen beſaamen ſich nicht weiter, als ihre Staͤmme ſtehen, 1195 Eichenholz waͤchſt nicht am.einem Orte, wo viele Jahrhunderte ſtarkes dickwuͤch— ſiges Eichenhohß geſtanden, 675 Eichenforſten fierben nie aus, wenn fie gehörig unterhalten werden ı 1186 Eichen⸗ und Buchenwälder unſre heus tigen, ſtammen von jenen Eichen - und Büchendicungen ab, deren Alterthum wir nicht zn beſtimmen vermögen, 1195 15. Eide, Vorfchläge zur Verminderung ders felben, 1i05. außergernra rei überflüßig, Eid für Gefäbrde, der — ii unnüß und hoͤchſt bedenklich, 11$ Eidliche Angabe eines erlittenen Fr den ift unzuläfie, 116 Zigenfihaften eines gufen Biſams, —3 Einbucht, ein kleiner Arm von der See, der ins Rand gehet, 718 Einlaufen, was eb heißt, 718. 1583 u. f. Einprägung der fiefften Verehrung und Liebe der Kinder gegen ihre Eltern und Lehrer ift der Grund der ganzen chine: fiihen Erziehung, 43 Kinreffen, 718 - Eins nad alphabetiſcher Ordnung. Einſchränkung der Eide, bewirkt die Verminderung der Meineide, 1120 Einwohner, vie alten in Peru, ſchwu⸗ ren nie bei der Sonne, 1110. der In— ſel Island, die erſten ſollen “u Au wefen fen, Einzelne Merkwürdigkeiten anf der Em r Minorfa, Sy Eiſen hat immer feine befondern magne- tifchen Pole, nnd felbft eine ſchwache anziehende Kraft, 393. Fan mit dem Magnet aus dem Waſſer gezogen wer: den, @ifengranalien, oder gefürntes Eifen, 1009 Elektricität, etwas dazu, 29 Elektriſiren, ſollte nicht anders denn zunftmaͤßig getrieben werden , 1317 Elementartheile zu den Beftandtheilen : des Gewaͤchſes das gepflanzt werden ſoll, muͤſſen nothwendig in dem Boden vor- >. feyn, in welchen «8 N 3 ird, Seifenbeinerde, was fie ift, Eliſabet, Königin von Enaland, huß mit den Staaten ein Bunduß 514 läßt eine Flotte von zwanzig Segeln aus rüften, und greift die Spanier in kr indien an, 545 Ellernholz, wenn man es am beften lt, 287 Embarquiren, intern, Kunſtwoͤrter der Seeleute, 718. 1583. 1584 Entenflott, oder Waſſerlinſen, 105 Entſchluß, edler, eines Bruders, 278 Epikur, deffen Meinung vom Traum, 321 Erable, der Kanadifche Zuckerbaum, 79 Erdbeben, Urfachen deffelben, 311. fett die Einwohner der Inſel Island oft in Schrecken, 1204 Krdgalle, ſ. Purgierkraut. Erdreich bleibt mit den zum Wachsthum des Holzes erforderlichen Nahrungsthei— len jeder Art, auf beftändig verfehen, 1186 Erfahrungen von niagnetifchen Kräften, 393. u.f. vom Dirchweizen, ISIS.u.f. merkwürdige, die Dornviehfeuche be; treffend, 1597 Erfrorne, Huͤlfsmittel fuͤr ſelbige, 1630 KErfüllängseid, in welchen Fällen er zu verwerfen ift, 1119 Erhängte oder Erwürgte, Huͤlfsmittel fuͤr dergleichen Ungluͤckliche, 1624 Erkältung gebruͤteter Eyer iſt nicht ja mer fchädlich, Erklärung einiger bei Seeleuten ib chen Kunſtwoͤrter, Krlauterung auf die gefchehene u im 87ten Stück des Hannoperifchen Ma: gazins vom vorigen Jahr, die Dertik gung der Kornwürmer betreffend, 1327 Ertrunkene, Hülfsmittel Bi: felbige, 16 195 : F Escadre, Eſelshaupt, ein Stük Hol; il 9 dem Maſte, worin die Stengen zu ſte— hen kommen, 18. 1584 Esparcette, ein Futterkraut, 634. komt nicht, wie man glaubt, in dem ſchlechte— fen Boden fort, 635. Nutzen derfels ben, 1341. der Anbau derfelben vers mehret das Futter, und man Fan dabei feinen Viehſtapel vergröffern, 1342, feget, wenn fie höchftens zehn Jahr ger wachen ift, das ſchlechteſte fand auf ver⸗ ſchiedene Jahre in den Stand, vorzuͤg— liche Weißen: und Haberernten zu ge; ben, 1343 Etwas zu Nutz und Frommen unferer heutigen Pädagogen, 43. vom Derg- werfe des einfeitigen Harzes, 708. u. f. tiber den Anszug eines Driefes den Un: terricht der Jugend betreffend, 947. 1. f. vom fogenannten Kurl- oder Kranel- Haber, 1658 Kver , ein Fahrzeug, 718. 1584 Executionen auf Samarang, was dabei vorgeht, 842 Exempel, daß Heinere Thiere arbeitfamer und verfchlagensr find, als die Be 1505. u. f. F. Fabel von der Schnecke und Waldbiene, 365. u. f. Sa: Zweites Regifter, Saden, ein Secmaaf, 719 Sähre, ein Fahrzeug, ibid. Falle, das Ende eines Ankertaues, ibid. Fallen, in das Boot ſteigen, 719. der Taue, ibid. Feierlichkeiten, die am erſten Januar in - Batavia begangen werden, 177. bei einem Feſte des Patti zu Java, 839 Selouque, ein kleines offenes Fahrzeug, 495 Seuerfpeiende Berge auf der Inſel Is— (and, 1205 La fidele fincerite, sine Sreimanrerloge in Batavia, 179 Sidla, ein islaͤndiſches muſikaliſches In; ſtrument, 1226 Figale, cin indianiſches Fahrzeng, 719 Sifhe, dienen den Islaͤndern ſtatt des _ Geldes, 1221 Sifhgräten, werden von den Ysländern zur Feurung gebraucht, 1220 Slagge, _ 719. 1585 Sieageofficiere, Admirale, 721 SIoß, was bei der Schifbanerei darunter pr NN. 722 Sıott, [hwimmend, . ‚723 Stottille, jpanifhe Schiffe, ibid. Slüſſe und Strome, empfangen durch unterivdifche Kanäle Häufig Waſſer, 304 Slüte, oder Pinfe, ein Laſtſchif, 495 Zlußſpath, Anmerkungen darüber, 1089 enthält Kalferde, 1C94 Stußfpstbfäure ift eine mineralifhe Saͤu⸗ re, 1089. mie man die wenige Salz; fänre davon frennen Fan, 1093 Sodmaft, der vordere Maftbaum, 723 Fockraa, die Raa am Fockmaſte, ibid. Socjegel, 483. 723 Solgen und Zeichen der Ehre, müffen von der Ehre felbft forgfältig unterſchieden werden, 962 Fontinalis minor Linn. ift Feine Abart von deſſen Fontinalis antipyretica, 1331 Fontinalis capillacea Linn. ift feine Fonti- nalis, 1331 Sorftgrumd enthält theils fo viele Ele; mentartheile, und wird theils durch) feis nen Beſtand fo reichlish damit verfehen, daß er ununterbrochen cine und eben die Holzart gewähren Fan, "1196 Forſthaushalt, Bemerkungen darin, 673 Sort- und Zurücklaufen einer Billard: Fugel wird erklärt, 13:8. 1. f. Fränklin, deſſen Schreiben über den Schleichhandel und deſſen mancherlei Arten, 1233. f. Sranfreihy und die YIiederlande are gen wegen Glaubensfreitigkeiten cinen bürgerlichen Krieg, gıy Frauenzimmer dürfen in China nicht in die Familie ihres Vaters beirathen, SO wie fie dort erzogen werden, «52. wer— den auf der ufel Island Alter wie die Männer, und find fehr fruchtbar, 1223 Fregatte, 485 Freſeke. Anas Fuligula Linn. kleine Haus benente, 4 Friſiren des Tuchs, wie es gefhichet, 95 Früchtbarkeit der Erde und große Kraft der Vegetation ift auf Minorka auffer: ordentlich, - 99 Fruchtboden, wie fie anzulegen find, daß das Getreide auf felbigen niemals we: der vom weiffen noch Ichwarzen Wurm angeſteckt werden Fan, 1327 Srübpflanzen des Tobacks, bat große - Bortheile, 260 Sue, ein japanifches Schif, 496 Sünffingerfif, ift den Auſtern ſchaͤdlich, 1293 Süße, die Beine und die Schenkel müf fen vorzüglich, and alle Theile auf ein: anal, bei leblos gewordenen Perfonen mitiwollenen Lappen gerieben werden, 39 Sutterfränter, etwas davon, 603 Sutterung, j } a) eines Schifs, 1) ein Mittel, def fen Lecke unter dem Waſſer von auflen zu verfiopfen , 2) die inwendige Verklei— dung des Schifs mit Brettern? _ 724 b) der Pferde mit Brodt, Zweifel Dagegen, 1661 u. f. Gabare, sine großes plattes Fahrzeug, a Bam nach alphabetifcher Ordnung. Gänfe, warum fie von den Engländern allemal am Michaelisfeft gegeffen wer; den, 31. und wenn diefe Gewohnheit zuerſt beim engliſchen Hofe ANGEHEN, 2 1“ 38 Oarten, Bun: um Batavia, Geffelfege Galck, = großes Ruderſchif, ale Gallion, fpanifhe Schiffe, = Galiotte, ein Fahrzeug, 499 Salivaten, ofiindifhe Schiffe, $00 — Acer⸗ und Weinbau der Mi⸗ norka 897 — * der Segeltuͤcher bei — den Deichen 1265. u. f. Gedanken über die Bemerkung im Forſt— haushalt, 11852 zufällige, 1499: 1430. 1437. 1501. u. f. Gefahr, bei den Sflaven in —— 182 Gehren, von, Juſtizrath, Meiſter vom Stuhl in der S. E. Freimaurerloge la fidele ſinceritẽ in Batavia, 179 Geiſt des Gehorfams in China, 46 Geitz ift im Alter unvernünftiger als je mals, und macht alte Leute verächtlich, 293 Gemütbsart, phlegmatifche, ift ein Un: fegen , der die menfchliche Natur herab; würdigt, 299 Georgis, eine Art Moos, 931 Gefbäftigkeit iſt der Haupttrieh . Seele, Geſchichte, eine, nenerer Zeiten, fi che Sceermann. — ver fogenanten unübermwindlichen Slotte s13. u. f. Beileht, das menschliche, Fan man wie einen großen Baum betrachten, def: fen Zweige, Blätter, Blüten und Früchte — —— von einander unterſchie— den find, 13 Geſellſchaften, Fehler derfelben, 14. nach welchen Negeln man fie wählen muß, 8 Geſchwader, eine Anzahl Kriegsfhiffe, 724. 1586 Getreide hat die Anfel Island gar * Gewächſe werden auf Island weni, * funden, inländiſche will 05 man folche wie Toback zubereiten Fan? 320 Gewicht eines Pfannendachs, dag 2000 Quadratfuß hält, und 12 Zoll gelattet ift, 659. Gewicht eines eben fo großen 10 Zoll gelatteten einfachen Zungens dachs, 660. eines doppelten Zungens dachs, ibid. Gewinde, an den Schiffen, 724. 1588 Gewitter, find auf der Inſel Island eine feltene Erfcheinung, 1204 Gibraltar, Schreiben daher, 385. “ f. Gickſegel, isst Gicht, eine gewöhnliche Kranfheit der Islaͤnder die fich mit der Fiſcherei abs geben, 1223 GBonsel, ein venetianifches Fahrzeug/ 700 Göſche Stock, 3 Gottesgnadenkraut. ſ. Sein er Gramen cyperoides medium anguftifolium ſpicis teretibus erectis Aavesgenribus, 379 Gramen cyperoides volyftachyon flavicans fpicis breyibus prope fummitatem cau- lis, 379 Grashuhn. Rallus Porzana. Linn. 416 Gratiola ofhicinalis, Linn f. Purgierfrauf. Greufemfeit der Spanier gegen den Hanptmann awkins, 514 Gray, Lord, läft alle Spanier und Sta: liäner, die er zu Gefangenen gemacht, ohne Gnade niedermachen, und 1500 aufruͤhreriſche Irlaͤnder auffnüipfen, 531 Grelje. Anas Ferina. Linn. Rothhals, 411 Gries, ſ. Tobias. Grönland, eine? Reiſe dahin, iſt für die Schwindſuͤchtigen, fo wie für die Hy— pochondriſten [ehr gefund, 916 Großadmiral, das Haupt der englifchen Seemadt, 724 Große Bramftenge, 227 Weoße Jungfern, ſ. Sungfern. Groſſer Zweites Regiſter, Großer oder Zauptmaft, 72 —— Seiſpiel — — 279 Großes Segel, 727 Große SE, die erfie Verlängerung des Hauptmaſtes, 727 Große Wand, die Haupttaue am Bu fen Mafte, 727-1 Grubenbieber, oder cinfame — 252 Grüßen, ein bei den Seeleuten uͤbliches Ceremonlel, 77.0 f. Grütze bereiten die Islaͤnder aus_ einer Art Moos, CLichen islandicus.) 1212 Grund und Boden, in jedem, muͤſſen eigenthuͤmliche Fruchttheile vorhanden ſeyn, die durch die blos natürliche Wii ſchung der Elemente nicht. gefchickt 9% macht werden Fönnen, alles: und jedes Gewächje hervorzubringen, 577 Gürtel, Tane, die unten an. un Segeln befeftiget find, 731. 1588 Gummilad in Weingeift anfeclöfie; er; hält die Eyer frifch, wenn man fie das mit überzicht, 1130 Guter Name, was man darunter ver; ſtehet, 963 H. Saarſchnepfe (ſcolopax Gallinula.) Linn. 15 Saavekenblatt. Schnibbe, ſcolopax Gallinago. Linn. Waſſerſchnepfe, Heerſchnepfe, Bekaſſine, 414 gBabſucht, iſt die Urſache der mehrſten Eide, 1108 Hackebord, das oberſte am Hintertheile des Shifs, 731 ssadelm, wie viel Perſonen dafelbft im Sahr 1779 an der Dlattern: Epidemie geftorben (ind, 915 Zaͤndegeben, iſt in Batavia überall im Gebraͤuch, 203 Hängematten, Die Betten = Boots⸗ leute, 31, 1588 - Hafer von Bambus in nie, T 144 Sauschen oder Huͤtten der Bieber, 247 7 Sabnentammsfoyftalle, werden häufig auf dem Harz gefunden, und find nichts anders, als ein wirklicher Schwerfpath, Salfen, ſtarke Taue, 731. 8 Har pſtädt, wie viel Kindern in dieſem Kirchſpiel dieſes Jahr die Blattern ins Fein und wie viel davon geftorben find 913 Sauptfegel, f. Segel. Sanpttane, Saughalt der Minorkaner, 889, “ J Seusteufel, |. Struußhahn. Haut, die Bretter, womit ein Schif von anßen bekleidet ift, 732 HSeckboot, ein Feines Fahrzeng, ibid. Seideente, (Anas mediocris )-Linn. 406 Zeidegrund ift zur Anpflanzung Fine chenforſt nicht: tauglich, Hepar. volatilis,. it Hering, verſchiedene Sorten deffelben, und Deren Denennung in Norwegen, ' 1079. u. f. Sen- zul, ein Fahrzeug; 501 Seul⸗Affe in Guiana, 1322 Hinterſteve, das Holz, woran das Steu⸗ erruder hängt), 73 Hinterverdeck, ibid. Hiſſen, etwas in die Höhe ziehen, ibid. Site, aufferordentiich. große, wm Eifiabeh in diefem Sabre, 1479 Hochzeiten, Aufwand dabei in et 185 Sobe, was bei der Schiffarth darunter berjianden wird / 733 Holm, ein Ort, wo Schiffe gebauet wers den, 733 Bols, ift auf Minorka thener,. 857 Holzwerk iſt der Faͤulniß und dem Ber: verben nicht unterworfen, wenn es be ftändig unter Waffer fieht, 1277. was die Urfache davon. ift, 1279.. Magazine unter Waſſer zur Sriichhaltung des Holzwerkes, würden den Schifwerften feine geringe Dülfe bringen, 1280 Hornvieh, das isländifhe, hat feine - Hörner, und wird in Ermangelung des Henes. mit Fifchen gefüttert, rn⸗ nach alphabetifcher Ordnung. Sorndiehfeuche, merfwürdige Erfah: tung diefelbe betreffend, 1597 KSortenfio Mauro, ein Dichter, 9 sauer, ein Fahrzeug. Sulfsmittel für Ertrunkene, Erbin Trhickte und Erfrorne, 1617. u. f. Zügel der Gelchrfamfeit, ein Traum, ee wie man fie lange erhalten 17 4 Pr loreum und [guarrefam Linn. find zwei ganz verfchiedene Arten, 1332 J. Jagd, iſt ein Mittel den Körper abzu⸗ härten, die Sinnen zu fhärfen, Hun— ger und Durft, Froſt und Hitze ertragen zu lernen, und fchafft ung angenehme Kenntniffe in dem Reiche der Natur ic. a1 — die Berfolgung eines Echifs durch andere, 733. 1589 Januar, der .erfte, wie er in zu. ‚gefeiert wird, 177 Toren, die angebornen, find eine Chi; märe, 763 elle, ein kleines Schif, 733 Fr dufirie, 25. u. f. Jolle ein kleines Boot, 733. 1589 Fobannes II. König in Portugal verlegt Die Univerfität von Liffabon nad) Coim- ra, 267 Jonte, ein Fahrzeug, sol Jaur- Nerinng, ein franzoͤſiſches Schif, 733 Iprump (Ardea ftellaris Linn ) 423 Island, Befhreibung davon, 1201. hat gar feine Bäume, 1202. wer die erften Einwohner diefer Inſel geweſen find, ibid. Nadoddr ein Seeräuber, wurde im Fahr 861 auf dieſes Giland gavor fen, und nante «sSnioland, 1203, ter nachher dahin gereifet ift, i Bid. wie die Einwohner unter Rorwegifchen Zepter gekommen find, 1204. Länge, Breite und Klima diefer Anfel, ibid. Beſchrei— bung der dafigen fenerfpeienden Berge, 1205. u. f. der Heiffen fpringenden Duel: len, 1208, der Bafaltpfeile, azıa use, der danfbare. Eine wahre Ge ichte, 1053. 1. f. Jungermannia pulcherrima. Web. fpicil. p- 150. ift Jungermannia ciliaris Linn. 1332 Fungfern, Rollen auf den Schiffen, die: Dazu dienen, daß die Haupttaue feſt an: gezogen werden koͤnnen, 733 Raag, ein hofländifches Fahrzeng, 734 Kälte, etwas von den Urſachen MEN. u Reife, der minorfanifche, hat einen be: fonders ſtarken Geſchmack, 896 Kahn, ein kleines Fahrzeug, 724. 1556 Kalfatern, die Fugen des Schifs aus, ftopfen und vergichen, 734 Rampfhahn, f. Struußhahn. Reanäle, aunterirdifche, der Ströme und Stüffe, 301. u. f. Kanonen, verſchiedene Anzahl derſelben, auf den Schiffen 478 Reaper, 734. u. f. Karacke, ein groſſes Schiff, sor Raraerre, ein indianifches eff Kaufmann, das Wort iſt in Batavis ein Ehrentifel, 186 Rey, die Einfaſſung des Ufers in einem Hafen, 738. 1589 Rebren, (die See) f. Ser. Kelecks, eine Art Fahrzeuge, 738 Kibitz, (Tringa Vanellus Linn ) ift für. diejenigen cine heilſame Speife, die mit Gicht oder Podagra beladen find, 420, wird lebendig auf dem Neſt mit Schlin⸗ gen gefangen, ibid. Kiel, der unterſte große Balke des Shife, 738 Rielbolen, ein Kunſtwort der Seeleute, 738. 1799 RBieming, die auswendigen Planfen am Schiff, 538. 1590 Rind dag wenig in die Schule geht, wie man ihn die nöthigen Wiflenfchaften Fehrt, 266. 1. f. 02 Bin ‚Zweites Regifter, Rindern wird auf der Inſel Island nur drei Zage die Muttermilch) gereicht, 122 Rirre, (Anas hyemalis Linn. ) — ente, 412 Riremeve, f. Scheerfe. Bingen über Langeweile, gehören zu den unzahlbaren Widerſpruͤchen der Men: fohen, Rlampen, Hölzer, wodurch die Salfen im Schiffe an einander befeftiget wers den 739. 1590 Klee, ift gut zur Stalfätterung, aber tödlich, wenn das Vieh darauf getrie:; ben wird, 110 — Luzerner, deffen Anbau iſt in un: fern Gegenden nicht anzurathen, 633 Rleiboden, enthält Theile, die dem Wei— zen Sortwuche und Neife-geben, 677 Rleidung des Anfertaues, 739. 1591 Klima, iſt auf der Infel Island nicht . ungefund, 1204 Klüfen an einem Schiffe, was fie find, . 1591 Rnädente, (Anas le Linn.) Bergente, 407 nie oͤder Krumhoͤlzer am Schiffe, 739 des Boegſpriets, 739. 1591 Rnochen find eine mit Ben) näpbarfkure verbundene Kalferde, 169 Röllje, bunte Ente, GAdias Discors Linn ) To Kohl, breumer, Nachricht von einer niedrigen und Fraufen Art, die zu Dars dewif bei Lüneburg gebanet wird, 205 Rohlreif, deffen Bericht, wie er die. Her; ablaffung eines eine Wolfe abbildenden Körpers bewirket hat, 75 Roje, lappländifche Hüften, 613 Roppelwirthfhaft, Bortheile derfel- ben, 769. was man darunter verfichet, 773. it im Hollfteinfchen eine der aͤlte— fien Beftellungsarten des Ackers, 775. und macht fich in den fchlechteften Sands - gegenden bewähret, 777. Anleitung zu ihrer Einrichtung, 778. u.f. Vortheile ‚derfelben, 786 Korbing, ein japanifches Sabrieng. 502 Rorn, wird auf Minorka kr len gemablen, 896 Rornwürmer, * ige fie vertreis ben fan, .u. 1435. 0. Roften eines Wannendades. 663. eines einfachen Zungendaches mit Spliffen, ibid. eines doppelten Zungendaches, 665 a) die Abtheilung, die auf einem Schiffe zu einer Kammer oder Schlaf: fielle gemacht wird, 739. 1592 Kraft oder Stärfe des ſtuͤrmenden Win: des, richtet fich nicht allein nach feiner Schnelligkeit, fondern auch 5 ze Dichtigkeit der Luft, 043 Kranich Naturgefchichte deffelben, 3 Krankheiten und Anfechtungen, denen die Auſtern am meiſten unterworfen ſind, I 291 Rrautmarkt zu Mahon, 899 Rreuzer, eine Art Schiffe, 739 Rreusfegel, ibid. Rreusftenge, ibid. Kr ihente, Die große Kricke, (Anas Cre- &a Linn. 8 40 Rride, die Heine, (Anas Circia Linn ) 409 Rriegsfhiffe, find folhe Schiffe, die —— ſind, um dem — — ı thun Aududsköfter , (Upupa Epops Linn ) I Rüchenzettel, ein alter ſchottiſcher von einer gewöhnlichen vornehmen Mahl: zeit, SIT. von einem Erzbifchöflichen Gaftmale, 605.1. f. Rüſte, das Ufer eines Landes das von. dem Meere angefpület wird, 740 Ruff, ein Fahrzeug, 1557 Rubmift und Knochen von Thieren wer: den von den Fsländern fiatt des Holzes gebraucht, 1218 Runftgriffe eines BWerbofficierg, 274 Rurl- vver Rraul- Saber, Be und Mugen deffelben, 1657 u. f. £ Laangſpil, ein isländifches mufi a— Inſtrument, nach alphabetifher Ordnung. Baden, das überfrichene, iſt dem Tem: peramente und Charakter eines Kindes eben fo nachtheilig, ale das Weinen und Schreien für Schmerz, 1389 Ladungsmaſchine, wie man fie einzurich- ten hat, dag man ungehindert mit der verſtaͤrkten Eleftricität fortfahren Fan, 1077 Länge eines Orts, 6 Land, jedes, hat feinen eigenen Wind, der darin ffürmet, 1041 Landwinde, entfpringen von den Gebir; gen, und werden heiß und wirbelnd, wenn fie über ein weites duͤrres Land durchbrechen, 310. find nicht fo heftig- als die Seewinde, auffer einigen, die von befondern Gebirgen herkommen, 316 Langara, de, fpanifher Admiral, 385 Langeweile macht den Menfchen un: glücklich, 4 Aangbals, Pylſteert, oder Pfeil- ſſchhwanz, eine wilde Ente. Anas Acuta. Linn. 407 Lanteas, chineſiſche Fahrjenge, 749 Lantione, ein chinefiiches Fahrzeug, ibid. Laſars, indifche Boisknechte, ibid. Laſtſchif/ ibid. Laufendes Tauwerk, ſ. Tauwerk. Lavendelblüte, ein die Wanzen vertrei— bendes Mittel, 1432 u. f. Aavieren, was es heißt, 740. 1592 Leben des Artedi, 1353 u. f. Leck am Schiffe, 749 Leeküſte, ibid. Leeſegel, ibid. und 1792 Leeſegelbaum, 741 Lehrreiche Tinterhaltung, 815 1.8'6 Leidenſchaften machen den Menfchen oft zum Thiere, 54 Leiter, ein Tau, an welchem etwas ge: führt wird, 1544 Lepelſchnute. Qöffelente. Breitfchne- bel. Anas Gläucion. Linn. 4097 Leute auf der Straße im Vorbeige— hen zu eteftrifiren, wie man es macht, 1075 Lichen fungiformis, Web. od. Lichen Byf- - foides. Linn. 379 cher C otbe, deren Berfchiedenheit , Lichen nivalis , Intens. Web, Lichen juni- perinus. Linn. 379 — parietinus und juniperinus Linn. find zwei verfchiedene Arten, 1332 — /faxatilis und bhyfodes find zwei vers ſchiedene Species, 1332 — Tremelloides. Weifßs. 379 — npfalienfis Linn, hat feine foliola fu- bulata, ' 1332 Fichten, ein Schif, 741 Lichtenberg, deſſen Meinung über die Weiffagungen des verftorbenen Superin tendenten Ziehen zu Zelerfeld, 13471. f. Lichter, eine gewiſſe Art Fahrzeuge, Tat. 1592 Liebe, etwas über das Wort und den Bes grif derfelben, UL Kiegegeld, tas bei der Handlung zur. See darunter verfianden wird, 741.1593 Fin, eine Art Schiffe, 7IL Linie, der Yequator, ibid, Binienfebiffe, was fie find, 477 Rob, mas es ift, 962 Bocvögel, wie fie im St. Jürgenslans de verfertigt Werden, 449 20ddingen, rußiſche Fahrzeuge, 741 Lodna var Laadenſild, der ‚bagrige Hering, 1083 aötben, Waaren aus dem Schiffe ti en, 741 Löthen der Metalle, 1527. mit dem Rol: “ben, wie es gefchiehet, 1534. der Sen: ffermacher, . 1535. 0. f. Bl owerke. (Alauda Pratenfis Linn.) 429 Logen in Batavia, 179 2 ootfen, was fie find, 742. 1593 Boriotfche Mörtel ift der beſte zum Fars fien, Walm und Bood der ee 1529 Iucerne,- erfordert einen tiefen ‚auten Boden, 1344 Füge, eine aerichtliche, wird in Japan am Leben beſtraft, — — Luftbug, ‚742... 1193 Luſtbarkeiten, Öffentliche der‘ an ar, 757. u. f. 073 M Zweites Regifter, 1 Ms Mahrchen vom Nehburger — Maͤßigkeit der Jugend, vereint mit den übrigen Bortheilen dieſer glücklichen ‚Periode, verlängert Die PROBIER derſelben, Magnet, verlieret in und unter ve Waſſer ſeine Kraft nicht, 00 — Kräfte, A da: 393. u — eine tuͤrkiſche Galeaſſe, so2 Wakrel-Sild, eine Art Heringe, 1082 Wannsperfonen Füffen ih in Batavia ‚niemals, 204 Aanfon, ein in einer gewiffen Saprszeit beſtaͤndig wehender Wind, 743 Warslaterne, 742 WMarstan, ibid. Yırarsfegel, dibid. Mlarswand, äbid, Mefchente, die grobe wilde, (Anas ‚Bofchas 'Bera) Linn. * Maſtbäume, Maften. der Schiffe, — deren Die, . 1542. u.4. Ntafttorb, 742. 1547 Ateffrow, oder die Gemalin ‚eines. Rath von ndien, 204 Mehl, wird auf der Inſel Ieland a Selfengras gemadt, Meilen, Er Wreinung der Alten vom Traum, 321 Melken, das, wie folches auf Minorka geſchiehet, 862. wird dafelbft von ‚den Mannsperfonen verrichtet, 9 Merkmale und Eigenfhaften a gu ‚ten Biſams, 287 Mefpilus — s.Mündhh. Sankt. v.S. ‚P-293. ift Mefpilusarbutifolia Linn.1329 Meßbrief, 743 Wieitng des Brocken mit dem —— 11 9 ——— die beſte und noͤthigſte die To— backsblätter egal zu trocknen, 262. u. f. Miaſſa Pra der iht regierende Koͤnig der Bomanen, 317 St. Michgel, eine der betraͤchtlichſten von den Azoren oder Slämifihen In⸗ feln, 145. ihre Länge, Breite und Zahl ‚der Einwohner, ibid. hat eine Menge heiffer Quellen, 146. derfelben Wirs fung, 149. u. f. Meinung vom Ent: ſtehen der Inſel, 151. u. f. Miaf bipinen, was fie find, 391 Miethuhn. Rallus ‚Aquaticus Linn. A1g' irildthetigkeit,Dannöverifche, 455. uf. Militair-Etat in Batavıa, 169 Miſchung von Ninderralg und Schwei-' ‚nefert , serhält die Eyer., wenn ſie damit überzogen werden, I13t Mittagszirfel, 743 YMittel, das Obſt gut-und Iange zu er; ‚halten, 267. zuverläßiges, die Eyer Jange gut zu erhalten, 174. die Wan: zen. aus dem Grunde zu vertilgen, 287. fih im Alter vor Hintanfegung * Verachtung zu ſchuͤtzen, 289. u. f. Sanerwerden des Diers zu Bere, 1647 — die Schiffe vor den Seewärmern au bewahren, 1298. u.f. Mnium pellucidum. bhollich. hiſt. v. 3: p 43. n. 979. ift eine Mixtur von Mau pellueidum und androgynum Linn. 1332 — Trichomanes Linn. iſt weder ein Mnium noch eine Jungermannia, 1332 224 Modepurgieren, iſt eine der fchadlichz ften medieinifchen. Narrheiten 362 Monche, womit fie auf der Inſel Mis norka ihren Gewinſt treiben, 857 Monnik. ſ. Struußhahn. ka ale eine gewöhnliche Speile * Islaͤnder, 224 Molybdaena, ein Mineral, 993 Moraliſche Triebfeder „was fie ift, 964 Morgenträume, warum fie vegelmäßi- ger und dem wirklichen Leben aͤhnlicher find, wie andere Träume, 328 Notionsmafhine, 1521. deren Bau und Zufammenfeßung , ibid. verfchiede: ne Arten, wie fie zur Bewegung zu ge brauden iſt, 1526. derfelben Nutzen, 1257. Zeit des Gebrauchs, 1528 Mob nach alphabetifher Ordnung. Motten, werden mit Terpentinoͤl oder mit ſpaniſchem Pfeffer vertrieben, 1023 Mulet, ein portugieſiſches Schif, 743 Muſchiten, eine Art Inſekten in Bata— via, die den Leuten des Nachts — be⸗ ſchwerlich fallen, 196 Muſik der Javanen, Muz ʒi Türfenfklaven. N. Nachlaßigkeiten beim Tobacksbau, ar Nachricht vun Perſonen, die bei Hanno: ver ertrunfen find, 33 — son braunem Kohlmniedriger und Frau; fer Art, wie. derfelbe zu Bardewik bei Lüneburg gebauet wird ,. 205 — von den armenifchen Kaufleuten und ihrent Gewerbe, 1269 — von einer gelehrten Geſellſchaft in Riffabon, 1481. u. f. von einer zu Anfange dieſes Jahrs zn Ponte de Li— ma, in der Provinz Niana in Por— tugal errichteten oͤbonomiſchen Geſell— ſchaft, 1485 — allgemeine von den Auſtern, 9 827 74 Nachrichten und Bemerkungen aus sh. Geburts : und Sterbeliften vom tn ‘an. 1779: bis dahin 1780. 913. u f. Nachtrabe. (Ardea Nyäicorax Linn.) 424 Tahtwächter von London und Welt minfter, Anekdote davon, 613 Naturgeſchichte des Biebers, 24T. des Bären , 1393. des Kraniche, 1635. u.f. Naturkräfte nehmen im Alter nach und nach ab, 289 Yiebel jeigt an, daß der Wind umgegan— gen ift, und auf einen Weſtwind beven; tet er Kälte, find in Nordamerika die einzigen Länder, wo der Stockfiſchhandel in einiger Voll: fommenheit getrieben wird, 157 Yievre, ein Feines Schif, 743 Yriefefrant, |. Purgierkraut, 308° Neu⸗-Sound⸗ und TIeu- Schottland, Nod-Sild, eine Gattung des Sommes: herings, 108T Yıopalftaude, (Ficus indica), das Ges waͤchs, von welchem die Enpenie * ſammlet wird, Mordlicht, woher es entſtehet, — es bedeutet, — laͤßt ſich oft auf der Inſel land fe hen, und nimt gewöhnlich eine fürchs terliche Geſtalt an, 1204 Nordweſt, ift in dem Narbonnijchen Sal lien der herrfchende Wind, 1041 Nord und Nordweſtwind iſt in Ame⸗ rika der kaͤlteſte, 305 Nordwind, führt im Winter auf Mi— norka eine durch ringende Kälte mit ſich, 369; bringt: in. Palaͤſtina — i Nordwohlde. In dieſem Zuechſpiel r nd’ von 1779. big 1789. nur 6 Kinder von 220, die die natürlichen Blattern hat; ten , ‚geftorben, 916 Nothmaſten, 743 Wutzen des Waffers), el Eifen ara: nulirt werden, a) bei der Schwind; ſucht, ıorı. b) bei der Schwäche, 1013.. c) bei Lähmung, 1015 9, Oberbotemann, "44: 1594: Goſt, Mittel. daffelde gut und ch zu erhalten, 267. u. f. Gel, das die Wilden aus dem Schwane der Bieber ziehen ,. 225 Gker, ob Wafler, worin felbiger vor; Ye beim Branteweinbrennen — ich i Oranizen,: ſchmale tuͤrkiſche eo er Fälterer ,. ift der: Anfang eines in, 316 — ſchneiden bei ihren Betheurun⸗ gen ihren Goͤtzen die Naſe ab/ MIT Oſtwind iſt in Amerika der gelindefte, nad in Europa im Winter der et, a Zweites Regifter, P. Paarungszeit der Bieber, Hacket, ein leicht beſegeltes Schif, 1557 Palmblätter, eine Schreibmaſſe der Bo: manen, die von ihnen Ole genannt wird N 3 320 Dangerang, ein Dftindifcher Prinz, 824 Dapiermachen, iſt bei den Bomanen eine noch unbefannte Kunft, 320 Daros, eine indianiſche Barke, 5C2 Daffäatwind, 44 Deffeport der Schiffer, ibid, Pauli Timon, eine Inſel nicht weit von den Küften von Malacca belegen, 571. Befchreibung ihrer Einwohner, 573. deren Fahrzeuge, 574. Bäume, Pflan: zen und übrigen Produkte, 575. u. f. Patache, ein Eleines Kriegsſchif, 744 Pelz der Bieber ift blos im Winter gut, 2 3 SI Peote, eine venetianifche Schaluppe, 503 —— ſpaniſche Fahrzeuge in am i ibid. ien, Derisgua, ein Fleines Boot, 744 Derm, eintürfifches Fahrzeug, ibid. Perfenning, das Wahstuh, welches über die Lucke der Schiffe gelegt wird, za 744. 1594 Perſianrad, vermittelft deffen bei dürrer Witterung das Land gewäffert wird, ift eine unentbehrliche Nothivendigfeit in jevem minorfanifchen Garten, 897 Perua, eine türfifche Gondel, 503 Pfannenziegel, haben zwar vor den Dreitziegeln ‚den. Vorzug, aber find nicht fo gut wie Zungenziegel, 646. Mängel der Pfannendächer, 647. u. f. wie man felbige heben Fan, 650. u. f. Pferde, find auf Minorfa rar, 860 — auf Island klein, aber fehr gut, ftarf und befigen eine ungemeine Schnel: ligfeit, > “ 1220 Pflanzen, Verſuch eines Verzeichniſſes dır um Hannover wild mwachfenden, * { 209. u. f. Pflanzengettungen, zwei neue, 929 250 Pflanzung junger Eichen anf. einem gu» ten Ackergrund, geräth wohl, 1192 Pflihtanfer, f. Anker, — Pflichten, welche die chineſiſchen Philos ſophen lehren, 43 Phafcum pendunculatum Linn, ift eine Art {plachnum, 1331 Philipp der andere, König von Spa nien hält um Elifabeth, Königin von England, an, $13. fucht die völlige Oberherrſchaft über Europa zu erhalten, und England auf einmal zu Grunde zu richten, 524. bemuͤhet fih unter dem Schein der Religion die meiften aus— wärtigen Prinzen und Staaten wider Eliſabeth zu vereinigen, und im- König: reiche felbft-innerliche Unruhen zu erre⸗ gen, 536. verftärfet feine Seemacht, 4087, Pbilofophie Fan den Schmerz der natürs lichen Uebel des Alters lindern, 295 Phlegma und Erziehung find beide ge: ſchickt die Trägheit zu erzeugen, 2 Piatta, ein italiänifches Fahrzeug, 03 Pilote, f. Lootſe. Pinaſſe, ein nordifches Fahrzeug, O3 Pinke, ein Fluͤtſchif, ibid. Pirogue , ein amerikaniſcher Kahn, ı1b1d, Plattehrke. Schläpbad. Arſchfuß. Colymbus Policeps Linn. eine kleine Zauchente, 412 Pöller, was die Schiffer darunter verfies en, ae 744 Plumbago, oder das ordinaire Wafferbiei, ift von der wahren Molybdaena in ihs ren Beftandtheilen fehr verſchieden, 993 Polakre, ein dreimaftiges Schif, v3 156 Dolice, — Polizei ſtehet mit der Arzneiwiſſenſchaft in genaner Verbindung , 801 Pommes d’Amour , werden von den Mir norfanern in der Suppe gegeſſen, 905 Prämie, 748. Drame, ein Rahrzngı ibid. Dreis der Sklaven in Dflindien, | 165 Preis u Th he — nah alphabetiſcher Ordnung. Preis eines Kuxes iſt bei den Gruben zu Clausthal, welche Ausbeute geben, ge⸗ ſtiegen / 706 Preisfragen/ 265. u. f. Preſſen, was es beim Seeweſen heißt, 745 Prife, ein erbeutetes Schif, ibid. ittings, ibid. ierkraut (grariola_ofhicinalis) Ber: ſuche damit, 355. iſt eine Inder Schweiz und. bei Hannover wildwachſende Plan: je, ibid. muß nicht mit der fcutellaria galericulata vertwechfelt werden, 356. it den Pferdeärzten zu empfelen, 360. aber nie ohne Nathfragung eines m. zu gebrauchen, Pyrus baccata Linn. ift eine wahre — 1330 Quarantaine, was man beim Seeweſen darunter verfichet, 74 O)uartiermeifter zur Ser, 746. 1595 Oustember, (quatuor tempora), mag fie find, 1238 uato, ein Affe in Guiana, - 1320 * heiſſe, auf, ber. Inſel St, Re KRohröommel, f. Spramp. ZZ peiffe fpringende, auf der Seie Islan d R. Rasen, Segelſtangen / 46 7 Bangorönung, befondere, in Batavia, 186 Rapünculus Slveflris caerulens umbellatus Thal. hercyn. p- 9+ iſt nicht Phyteu- ma hemifphaerica Linn. 1329 — Mveſiris umbellatus 1. et 2. Thal, hercyn. t. 8. £. T. 2. gehören nicht zu Phyteuma orbicularis Linn. 1329 Raum (Schifs⸗) 479. 746. 1595 Reff, die Einwicelung des — En⸗ des der Segel, 746. 1595 Regeln beim Tobacksbau, 257.8. f. Regenbogen ohne Wolfen, 813. uf. — — außerordentliches in — avıa, Regenworp. Regenwulp, Büthoor gel fcolopax.arquata Linn. 413 Regierung, die hohe in Batavia, 191 Reiben iſt das vornehmite Hauͤlfsmittel bei den meiften leblos gewordenen Kor; pern, nur muß es aelinde und fanft, und nicht mit Stroh, fondera mit wel: lenen Lappen gejcheben, 38 Reiber ( Ardea Cinerea Linn.) 422 Reis, ein reines Schiff, was man dar: unter verficht, 746. 1595 Reifen, die ein Gouverneur auf Java bei Antrit feiner Regierung zu than verbun: den if, 37 Religion macht das Alter heiter und an: genehm, 295. it Das Band des — o Rennſchif, ein langes Fahrzeug, 04 Ahede, 746 Aheder A 747 Rindertalg mit Schweinefett — erhält die Ever friſch, wenn fie dammt beftrichen werden, 1131 Rinnen am Schiffe, TAT „Rodney, Admiral, 385 Röde, werden in den Geſelſchaften in Batavia ausgezogen, 202 Rofa eglanteria. Münchhauf Haus. hei beim Linnee Rofa rubi; znofa, — Intea. Muͤnchhauſ. Hausvat. Heike beim Cinnee Rofa Eplanteria, ibid. Rubin, beftchet aug Alaunerde, nn und Ralf, Rubus — iſt ein Didcifte, Er Rüſten an den Schiffen, was fie find, 747 Ruhm, wodurd er erworben wird, 963 Rufen, wie fie ihren Toback bauen, 260. u. f. Rußifhe Lappen, Beſchreibung der⸗ ſelben, 609. ihr Charakter, Frauenzim— mer, Sprache und Rangordnung, 610 Lebensart, 611. Befchäftigungen, 612 Bauart ihrer Hltten, 613. Befchreis bung un Hausgeraͤths und ihrer Klei— dang, 614. ihre Speifen und Getränfe, 615. geben der Landesherrſchaft Trikut, handeln mit den Normaͤnnern und fpeir fen auf der bloßen Erde, worauf fie eine ae legen, 616. wie fie Fremde cms pfan⸗ Zweites Regifter, pfangen und ihre Kinder ergichen, 617. ihre Krankheiten, 618. Unfruchtbarfiit iſt bei ihnen ſchimpflich, ibid. mie fie ihre Töchter verheirathen, und was anf den Hochzeiten vorgehet, 619, ihre Re: ligion, 62T. fie haben frine Tempel, fondern. heilige Berge, ibid. und cifern häufig wegen verfchiedener Urſachen, 622 Rußiſche ——— 1633. u f. Saaling, Hölzer, worauf der Daftforb ruhet, N 747 Saccawinkee, der Eleinfte Affe in Guia» nn, 1324 Säulen gang, ift Die einzige Zierde der minorkaniſchen Gärten, 8 Säure, wie man fie von der ———— (terra ponderofa) ſcheidet, Seife, ein griechiſches Fahrzeug, * Salme Eperlanus, ſ. Tobias. Same, die rußifchen Lappen, 609 Samlungs: oder Erſchütterungsglä⸗ fer, eleftrifhe, warum fie oft freitwil: lig zerfpringen , 29 Samoreus, ein Fahrzeug, 747 Samudin, Kauffartheifchiffe, so} Samvel oder Samum, sin: fhädlicher Wind in Perfien, 1033 Samdaal, f. Tobias: Sandale, sin Fahrzeug. 747 Sandeln, 504 Sandfpiring, f. Tobias. Sanniculam alpinum, eine Blume, O9 Saphir, beſtehet aus Alaunerde, ai und Kalf, Esppines, Feine franzöffhe Schiffe, a Sarter, die Länge, Tiefe * — ei⸗ nes Schifs, Sauer verden des Biers, Die es zu serhüten, Saugue, eine Art — Saumtaue, Saufentbal, von, fürchtechher Bru⸗ der in der S. E Freimaurerloge, la fidele fincerite im Datavia, 181 Schaͤrfe oder Kriech, ein Kunſtwort der Seeleute, 748 Bann: islaͤndiſche, haben oft vier bie aeg ER —— —— ren, ſondern die Wolle w in der Mitte des Maimonats wie abgeogen, Schaf. und. SeHu been anf der _ Inſel Island 12 — Schafftälie der Islaͤnder Schalen von Schildkroͤten werden wer Minerfa als Mollen gebraucht, um das ya daraus zu füttern, 36t Schalupp 1561 —— die Erhöhung Über dem Obere verdecke am Dintertheile des Schifg, 748 Scharbeje. Sageſchnabler Mergus fer- rator Linn. 410 7 Scharbod, eine der gefährlichften und fürchterlichften Krankheiten auf der In— fel Söland., a Scaufeln der Anker, Scyebece, ein kleines Dreimafüges wei, „Scheerboot, ci beipafneteaFabryen 1749 Scheeren, Klippen. und Felſen im Meere, Scheerfe (Sterna Naevia Linn.) 421 Scheermann, eine Gedichte neuerer zeiten, 273 —2 der Alten war ſehr — uf. Schiffe, verſchiedene Arten Verfelben, 475. u.f. vom Range, 477. Länge und Breite derfelben, 484 — dieenglifchen find ſtaͤrker mit Dann fehaft beſetzt, als die hokändifchen, 507 — Anzahl und Ausruͤſtung der englis ſchen, die unter der Königin Elifaberh gegen dis en ots te agirten, uf. Sdiffes, 48. 1596 1647 ——— ibid. ‚247 Schifsbrunn wozu er dienet, 714 1595 Säifsbafpel , eine —— — befindliche chlindriſche Maſchine Aufheben der Anker, _. Schildreiher, f. Nachtrabe. Schlagnetz , volltändige Veſchreibung wie mit ſelbigem auf eine leichte und ein⸗ nach alphabetifcher Ordnung, einfache Art im St. Kürgenslande die bilden Schwimm⸗ und Sumpfoögelges fangen werden, 225. uf. Schleichhandel, des amerifanijch weifen Benj. Fraͤnklins Schreiben dar; über, 1333 Schlupfbafen, 748 Schmacke, ein in Holland gebraͤuchliches Schif, Sog. 1568 Schmünte. Anas Penelops. Linn. Pfeif: ente, 4098 Schnau, eine lange Barke, O5. 1568 Schnecke, die, und die Waldbiene, cine Sabel, 355. u. f. Schnee, vermehrt die Kaͤlte, 305 Schnick, ein Fahrzeug, 1558 Schöbbeje Rariffer. Seerabe. Tau chergans. Versus Merganfer Linn. 409 Schoner, ein Fleines zweimaſtiges Schif, 505. 1567 Schooten, Tau, 749. 1597 Shout by Yiadt, ibid. Schreiben an Herrn Kirchhof in Ham: burg, einige neue elektriſche Berſuche betreffend, 75 — eines Hannoveriſchen Dfficters aus Gibraltar, 385. u. f. Sdhüten, 1568 Säyulze, (Fried. Conr.) Canonicus und erfier Stiftöprediger, deſſen Nachricht von braunem Kobl niedriger und Fraus fer Art, wie derfelbe zu Bardewif bei Lüneburg gebauet wird, 205 Shmwahheiten , körperliche, rauben all; mählig die Stärfe des Grifkes, 292 Schwanz des Biebers, 243 Schweinefett, erhaͤlt die Eyer, wenn man fie. damit beſtreicht, 1139 Schwererde, 369 Schwerfpath, oder Boloaneferfein, 372 loͤſet ſich gänzlich auf, werner mit Bi: trioloͤl gekocht wird, 373 Schwierigkeiten, die bei der Errichtung einer Hausafademie-eintreten, 948.u.f. Schwimm⸗ und Sumpfoögel, wilde, etwas vom Fange Derfelben, ais einem ‚befondern Nahrungszweige im St. Juͤr⸗ genslande, im Herzogth. Bremen/ 401 en Welt⸗ Schwind ſucht, die, eine Polizei⸗Ange⸗ legenheit, 801. iſt anſteckend, 804. am gewoͤhnlichſten und uͤberzeugend iſt die Anſteckung bei Eheleuten, 806. De traulichkeit mit Schwindfuͤchtigen mu vermieden werden, 807. was für Mit— tel zur Verhuͤtung der Mittheilung die⸗ fer Krankheit angewandt werden müffen, Bır.u.f. Seitie, Fleine tuͤrkiſche, griechiſche und italiänifhe Fahrzeuge, 749 See, die See Fehren, was man darıns ter verfteht, 75a See ftehen, (in,) was es heißt, 751 Seegel, die vornehmften ol Schiffe, 483. verſchiedene Arten derſelben, 752 Se eſchlacht 750 Seewind, 751 Seegeltücher, Gebrauch derſelben bei nothleidenden Deichen, 1265. u. f. wie man ſie aufbewahrt, ſo lange ſie nicht gebraucht werden, 1267 Seihtrichter, Veſchreibung eines beque⸗ men auf Reiſen zu gebrauchen, 1281. uf. Siampam, ein chineſiſches Schif, 504 Sild, vder der Hering, ‚1089 Sinne dürfen nur berühren, der &eift Fan ganz genieffen, 29 Smaragd, befichet aus Alaunerde, Kie⸗ fel und Ralf, 369 Snioland, f. Island. Societäts- Fabrik zu Hameln, +fwas davon, SI. u f. Soda tartarifata, ein Seignettſalz, -109 Solhoved- Sild, der Sonnen: Werde Hering, i JO8t Somme, -ein- großes chineſiſches Schif. sos Sonmmerhitze unter dem szter Gr. mörds liher Breite, 843. 4.f. Sonmer-Sild, der Sommers Hering, 1 083 Sonnenhitze, ift zwiſchen den beiden Wendszirkeln, und den zunaͤchſt angren⸗ gender Ländern am ftärkften, 103% Soun oder Tſoen, chineſiſche Schiffe, sO4 Spätpflangen des Tobacks, was folhes für Folgen bat, 28 D2 Spal> Zweites Regiſter, Spalme, eine harzigte Materie 752 Spaniſcher Pferier, ift ein Mittel die Motten zu vertilgen, 1023 Speyssten, 752. 1597 Spiel, warum die — einen fo ſtarken Ban dazu haben, Spinnen, das, a auf der Spindel, 893 Stagen, große Taue, 752 Stapel, ver Pak, wo ein Schif gebauet wird, ıbid. Starbord, die rechte Seite des Schifs 753. 1597 Steinleim, wie er gemacht wird, 761 Steinſtücke auf den Schiffen, 753 Stengen, Feine Maften, ibid. Steven, am Schiffe, 753. 1588 Stockfiſch, Art und Zeile, tie er zum Verkauf zubereitet wird, 157 Stogmäffige der Stürme, woher. eö komt, 1044 Straße, eine Meerenge zwischen — ae: legenen Ländern, > 753 BEEAHRPALHEN (Glockenpolypen) hal en fich an den Stängeln der Waſſerlin— en anf, 103 Struußhahn (Tringa Pugnax Linn.) 417 Strom, (Eier), 754 trop, cin ſtarkes Tau, 754. 1598 Stürme umd Erdbeben find unter der Linie ſelten, ar Stundeninformstion iſt die ſchlechteſe PAR Sturmmwind, Urfachen deſſel hen, 1025 deſſen Stärke, 1026. wie wich Ddeilen er “in einer Stunde zuruͤckleat, 1042 Sudwinde find in Aegypten fo Heiß, daß “man feine Kuft ichöpfen Fan, 1032 Suturbrand, eine fonderbare Materie, "die man auf der Inſel Fsland antrift, und die ein nicht vollig nerfteinertes aber doch verhärtetes Holz ift, 1217. die Ein; ‚wohner legen ihr eine medieinische Kraft bei, umd in Eyppenhagen werden Three: - taffen, Teller und andere Geräthe daraus serfertiget, 121 GSvalings-Sild, eine — des Sem mer⸗ Heringg8sß 1081 v Taggal, ein feuerfpeiender Berg in St Indien, Tartane, eine Barke, 506 Cauwerk, was man varunterverfieht, 754 Telapoinen, Seiftliche bei den Bomanen, 317. ihre Lebensart und Lehre, 318 Termperamente, Abhandlung davon, 1137 Tender u. Kataſche, kleine Schiffe, SC6 Terpentinol, vertreibt die Motten, 1021 That, eole, eines Kriegsraths, 279 Tjalck, ein Sahrzeug, 1558 Tiea- Tf- fe, Drandarin im —— Ti. Anekdote von ihm Timpbahn (Fulica Atertima Linn.) > ſchwarze Wafferhuhn, ‘ 421 Titel, hochtrabende, wie ſie zu und ge: fonımen find, Toback muß einen fick gelockerten Bodin haben, 257. und im Ausgange des 9 — monats gepflanzt werden, Tobackspflanzen fünnen weder Seuchtig Feit noch Uebelgeruch vertragen, 261 Tobias, Befchreibung deffelben, 337 Todte, werden von den Donia: sen dere brant, ——619 der ſechſte, iſt gemeiniglich — rich ein Schwindſuͤchtiger, — wie fie auf der Iuſel Minorka 4 diat werden, 855 Tönnchen von Eichenholz, wie man das Hbf gut u. lange darin confervirt, 269 Tomogong, ein inländifcher Regent Über piuen gewiſſen Diftrikt ae in —* ien, 3 825 Tonne, zwanjgig Centner, 754 Top , dag oberſte Ende einee Maſſs, 2 .. Topal Osmann, Beifpiel von ale Gropmuth, 285. Topas, befichet aus Alannerde, Si und Kalk, 369 fon und Tin, Chinefifche — Tragheit und Thätigkeit find zwei ent⸗ gegen geſetzte Zriebfedern, die zu: gleich ſtark anf den eſqhen —2 nach alphabetifcher Ordnung. und find mancher Grade und unzählicher Werhältniffe gegen einander fähig, > 2 Trauerjpiel, Abhandlung davon, 1098. u. f. was die Abſicht eines guten Trauer; fpiels if, 1097 Team, Berfih darüber, 321. u. f. Traͤu⸗ me laſſen ſich als Mittel zu unſerer mos ralifchen Beſſerung gebrauchen, 331 Troverfiere, eine Art Boot, 506 un bedeckte Fahrzeuge mit nn nem Tremella Lichenoider, Linn. "380 Triebfedern, moralifche, müffen vor moralifhen Grundfägen unterſchieden werden, 55 Tronc, ein franzöfifches Fahrzeug, 254 Tichaicen, Eleine Boote, ss Tje-fa, ein chinefifcher General, Anck dote von ihm und feiner Mutter, 64 Tünmmler, gehört in die Claffe der ſaͤu— genden Seefhiere und unter das Ge— ſchlecht der Delphine, 113 Tepbon, der fürdhterlichfte von allen Stürmen, 1045 ER u. Uebel, die das Alter begleifen, find oft Solgen eines fehlerhaften Verhaltens, 292 Ueberlauf, der oberfte Boden im Sdif, 755 Uniform der Soldaten in Batavia, 195 Univerſitat zu Liſſabon wird vom Koͤnig Johannes H. nach) Coimbra 7 Unterofficiere auf Kriegsfchiffen, 755 Unterricht, durch welche Mittel y!öglich | esetungläcte; todfcheinende Perjonen in den meiften Fällen gerettet werden Fön: nen, 1617. u. f. Unterſegel, f. Segel. Untertpämige Birke an die hohen Befdr: „derer und Erhalter der en: moden, 9.uf. u ein feichter Grund in ins Se, 756 Urang ⸗Utang ift in Guiang größer, wie in Afrika, 1319 Urſachen des Windes u. d. Kälte, 303.1.F. Urfprung, ver erfte, des Windes iſt ur concentrirte Kuft, 316 V. Vater, ein, bat in China ein unnm— ſchraͤnktes Recht und eine ausgedehnte Gewalt uͤber feine ganze Familie, 44 Ventjagers, was ſie ſind, 755 Deränderungen, die fih im Jahr 1779 bei dem Bergwerfe des vinfeitigen Har; zes zugetragen haben, 708.0. f. Veredlung unfers Yandtobade, 262.1. f. Verehrung der Eltern dayrt in Ehina noch nach den Tode, 45 äußerliche, bei welchen Berfonen fie ſtatt findet, 963 Derdede, oder Etagen auf den eat, 478 Verhältnißtabelle vom If" San. 1778 bis dahin 1789, 929 Verſchlagen, ‘ein Kunſtwort der Seeleute, An] Derfische, mit Waffer, worin Eifen uw nulirt worden, > OIO — des Herrn von Reamur für ie Er haltung der Eyer, 1130 Dertraulichkeit, mit Schtwindfüchtigen, ift aefährlıch, 80 Derwabrung des Holzwerks, 1277. u. f. Verzeichniß der um Hannover wild wach— fenden Pflanzen, 209.0. f der Lektionen zu Ilfeld, welche don Michaelis 1780 bis Dftern 1781 gegeben werden follen, ‚1489. u. f. Dicent Arnaud, Befehlshaber auf Mal: ta, großmürhige That deffelben, 282 Viscum album Linn. wird blos durch den en ( Turdus vifcivorus) fortge, anzt Doaelblöcde, was fie find, 43 5 DVolfsmenge des Drts, hat einen Ein: fluß auf die Landwirthſchaft, 771 Vorkaſteel, was es if, 756 Vormarsſegel, ibid. Vorſchlag die Proceſſe unter Landleuten beireffendy a 1246 756 Verftenge, D3 vor: Zweites Regifter, nach alphabetifher Ordnung. Dortbeile der Koppelwirthſchaft, 769.1.f. Vorurtheile und Alfanzereien bei Er: &runfenen, 34 RB. Wall, das Ufer der Sec, 756 Manzen, zuverläffiges Mittel fie aus dem - Grunde zu vertilgen, . 287.0.1437.0. f. Waſſer, wird auf Minorfa in Krügen, fo wie im Orient, geholt, ‚817 Waſſerhoſen, Was ſie ſind, * wie ſie entſtehen, 049. u. f. -Meilerlinfen (Meerlinfen. PA an Linn.) von Dfonomifchen Nugen derfelben, 101 Waſſer ſaulen oder Tromben, wie fie ent: fiehen, 1049. Srn. von Büffons Mei: nung davon, 1052 Watt, was es iſt, and woraus es beſte⸗ bet, 301. u. 302 einfteinlauge, ‚oder zerfloffenes Wein: fteinalcali, 374 Weinſteinſaͤune, wer fie erfunden, 110 Weiſſagungen des verftorbenen Superins ‚tendenten Ziehen werden widerlegt, 1345 MWeintrsuben, find auf Minorfa über; ‚aus wohlſchmeckend und außerodentlich groß, ‚903 Wettergeſchichte des —— —* kleine Seile auf = er iederherftellung einer — Forſt, iſt mit wielen Schwierigkeiten verknüpft, 486 Wike⸗Wakaein islaͤndiſches Spiel, 1225 Wimpel, ine lange ſchmale geſpalten⸗ Flagge, 756 Wind, etwas von den Urſachen deffelben, 303. u.f. nimt immer mehr Stärfe an, wenn er Feine freie Ebene vor ſich hat, 1043. Fan ans jeder Weltgegend mit wenig und off unmerklihen Abwechſe⸗ hingen, einige Monate lang ı 5* Winde, ſind die Haupturſache von Kaͤlte und Wärme, Regen und — 212 Wirbelwinde, ſollen im Sommer En Erdbeben aus offenen Hölen kommen, 311, wie ſie entſtehen, 1048 Witterung, ficht unter der Regierung der Winde, und ift für ein ——— auf einige Monate mit großer Dappbch. kichfeit voranszufchen, 1236 Wrack, die Stücke eines zerſcheiterten Schifs 758 2. 18%, Bine: vom —** me von —— en wegen ihrer Haͤrte und Schaͤrfe wie Meſſer gebraucht, 256 SärtlichFeit, heldenmuͤthige — Zattarre, ein italieniſches Fahrzeug, 758 Zeitvertreibe, etwas uͤber ſelbige zerſprengung freiwillige, der elektri⸗ ‚Shen Samlungs : oder Erfchütterungss gläfer, wie man felbige verhindert, >> Urfaden davon, — deſſen Weiſſagungen werden a ni erlegt, 1345 Sucher, iſt bei der Eieftricität fatt des Pechs und Schwefels, wie ein ifeliren des Mittel zu gebrauchen, 1069 u. f. — Gedanken bei kleinen Vorfaͤl⸗ 1499. 10 u. f, —— ‚ botanifehe, 1329 u. f. Zuſätze zu den Annterfungen, das Zerfprüns ‚gen der seleftrifchen Flaſchen betreffend, im 76" Stuͤck diefes Magazins, 1317 Bufammenziebung der£uft inden Höfen der, Erde iſt der Urfprung. des: — 311 Zwiebeln, find auf Minorka beſonders ‚groß und von Tieblichen Geſchmack, 904 zwißhenläufe, — Leute man ſo be⸗ nennet, la, Hannoveriſche von allerhand Sachen, deren Bekantmachung dem gemeinen | Weſen noͤthig und nutzlich. Vom Jahre 1780. A ra Hannover, 1781. * 4 \ Re; * — *8 Mn) nn y Hannoveriſches Magain. 2 ts Süd, Montag, den zZten Januar 1790, ‚Etwas Über die Rangeweile und die Zeitvertreiße, I, Klagen über Langeweile ge ‚hören mit zu den unzäßlbaren MWiderfprüchen der Menfchen, darüber der Wigling lacht und der Demonftrant im trockene Schlüffe ver: ſinkt. Wenn beyde fich mit einander vereinigen, oder vielmehr wenn die Mängel des einen durch den Uberfluß des andern erfeßet werden, denn if es Zeit Betrachtungen über den Men: ſchen anzuftelen. Nach dem legten Reſultat derfelben verfchwinden die Widerfprüche, die Natur erfcheint in ihrer wahren Geftalt, und alle diefe unbegreifliche Erfcheinungen fließen aus einer fehr einfachen Quelle. Traͤgheit und Thaͤtigkeit find zwey entgegen geſetzte Triebfedern, die beyde gleich ſtark auf den Menſchen wirken. Sollte eine davon ganz wegfallen, ſo muͤßte er aufhoͤren, Menſch zu ſeyn. So lange wir auf der Leiter der Ge— ſchoͤpfe, noch den Platz einnehmen, Durch weichen die Geifterwelt mit der Körperwelt verbunden ift, noch die Mitteldinge von Engeln und vom Vieh find, fo lange haben wir einer Seits den Hang zur Trägbeit, und zugleich reißt uns der Trieb zur Ge ſchaͤfftigkeit, der das Wefen der Seele ausmacht, zur Bewegung fort. Beyde Neigungen ftehen zumeilen im Gleichgewicht, zuweilen at dieeine die Herrfchaft über die andere, und überhaupt find Ge mancher Grade, und unzählicher VBerhältniffe gegen- einan⸗ der fähig. Iſt es alfo zu verwundern, dag Menfchen fo verfchieden, und fo widerfprechend handeln? Muß es nicht ganz andere Erfcheinungen geben, nach) dem heute der Körper, und mors gen der Geift die Oberhand hat? und Fönnte man nicht annehmen, daß das befondere Verhaͤltniß der Trägheit und Gefchäfftigfeit, bey einem jeden Men: fhen die Grundlage zu feinem Cha: racter enthalte? Phlegma und Erziehung, find beys de gleich gefchickt die Trägheit zu er⸗ zeugen. Das erfte, indem es den Köper ſchwer macht, das Gehirn mit dicken Säften anfüllt, die Nerven in ihrer Bewegung aufhält, und alfo der Seele allemal die flärfften Hinderniffe entgegen fegt, wenn fie ihre Thätigs u Außern will. Die zweyte indem fie 3 Etwas über die Langeweile 4 fie entweder durch tg, oder durch übfe a u ae zur Ge ſchaͤfftigkeit bey Kindern unterdrückt, fie allmählig gewöhnt unbeweglich zu feyn, die Seele leer läßt, oder fie mit Kenneniffen erfüllt, die ſchon durch die Art wie ſie beygebracht werden, Widers willen erwecken, und alſo die wichtigſte Kunſt, ein Hauptſtuͤck der Erziehung, die Kunſt ſich ſtets und ſtets mit Nuz⸗ zen und Vergnügen zu beſchaͤfftigen, gänzlich verabfäumt. Beyde Urfachen bringen gleiche Wirkung hervor, Die natücliche Un— thätigfeie wird vergrößert, umd der Menfh finfe zur Mafchine berab, Aber die Seele verläugnet. ſich nicht Freylich wenn das Phlegma der Grund feiner Traͤgheit ift, fo fann er ohne Mühe ganze Tage im Lehnſtuhl vers jähnen. Deſto ftärker aber martert ihn die Unruhe, wenn feine Unthaͤtig⸗ feit bloß aus einem Fehler der Erzie⸗ bung entfpringt. Die Seele fühlt ihre Kraft; fie will fi Außernz fie fucht ängftlich Gelegenheiten gefchäfftig zu ſeyn; aber vergebens. In ihrem eigr nen Vorrath ift nichts das fie unter: Hält, und fremde Dinge bieten fich nicht an, oder find für ihre Wirkſamkeit nicht groß genug. Hier haben wir alfo die Langeweile mit ihrem ganzen Gefolge, von Poffen, Spielwerken, Thorheiten and Laſtern. Es ift nichts tranrigers, als der Zuftand eines Menfchen der Langewei⸗ le bat. Aber er dürfte nur die Stand: baftigfeit beſitzen, wider fein Uebel zu kaͤmpfen, jo. Fönnte ev es dahin brin; gen, daß er fich der Herrfchaft diefer Tyranney entriſſe. Sie geht nicht auf Eroberungen aus, fie feſſelt nur die, welche fich ihr frehwillig unterwerfen. Leute die ſich mit nichts beſchaͤfftigen, oder die gar das laͤcherliche Vorurtheil hegen, daß es ſich fuͤr ihren Stand nicht ſchicke geſchaͤfftig zu ſeyn, wen⸗ den ihren ganzen Witz an, neue Zeits vertreibe zu erfinden, oder mit ihrem eigenen Ausdrucke: die Zeit zu töds ten, Micht die Hälfte der Mühe wur⸗ den ſie vielleicht noͤthig baben, um ſich im Stande zu ſehen, jede Minute der ihnen fo langweiligen Zeit mit wuͤrdi⸗ gem Gefchäfften auszufüllen. Aber das zu gehören Entſchluß und Staͤrke. Der Menfch ift niemals anders als durch die Langeweile unglücklich, Er lebt nur dann, wenn er fich befchäff: tigt. So if es denn das Geſetz der Matur, daß wir bey jedem Schritte, mit dem wir uns der Vollkommenheit nähern, durch neue angenehmere Ems pfindungen belohnt werden. Wie viel heimlichen Reiß hat eine wohl geords nete Gefchäfftigfeit, und welch zufries denes Bewußtſeyn führe fie mit ſich! Wer fie einmal recht gefchmecft hat, der würde fid) ihr ohne Einfchränfung überlaffen, wenn ihn nicht Ermattung erinnerte, daß feine erfchöpften Kräfte Muffe bebürfen, um fich wieder zu fanmeln, Ohne Unterbrechung arbeiten, ift eine zu ftrenge Forderung. Es muß freylich nach Befchaffenpeit der Arbeit, und nach der Stärfe eines jeden abges meffen werden, wielange Arbeit wäh: ven Fu und die Zeitverfreiße, N ren kann. Aber eine Erholung: ift noͤthig. Die Natur treibt uns dazu an, und das gefellfchaftliche Leben legt fie ung als eine Pflicht auf. Doch auch wen wir die Gefchäffte unterbrechen, behält die Geele ihre Wirkſamkeit, fie will befriedigt feyn, fie will zu hun haben; alfo muß man etwas erfinden, womit man fich zur Zeit der Erholung unterhält, das beißt mit andern Worten: Zeitvertreib füchen. Die Stunde der Rube, ift zugleich die Stunde der Zeitvertreibe. Der Haupttrieb der Seele ift Geſchaͤff⸗ tigkeit; daraus folgt, daß fie öfter und länger arbeiten muͤſſe, als ruhen; und weiter, daß der, welcher nad) nichts als Vergnuͤgung haſcht noch tadelns; werther als der fey, der alle Erholung verwirft. Anlangend die Wahl der Zeitver: treibe, fo ift die fo verfchieden, als die Gemuͤther, die Rationen, die Alter es find. Genauere Aufmerkſamkeit in dies fem Punkte, wird unfern Keuntniffen von der moralifchen Welt, ein großes zuſetzen. Gewiß, der Geſchichtſchreiber, der uns die Zeitvertreibe eines Volks, in den verſchledenen Perioden feiner Fort: Dauer liefern wollte, würde eine ſehr nüßliche Urbeit unternehmen. Man müßte alsdenn mit einem philofophis ſchen Auge beobachten, und auf Clima und Gefchniack daben fehen, Was ift der Grund, daß ein Stiergefecht, wel: &es in Spanien mit Triumphen be: lohnt wird, in Frankreich fürraub und enniant paſſirt, und daß ein Trauer⸗ 23 1 fpiel, das in London den Zuſchauer entzückt, ihn in Venedig verjagt ? Auch Zeitvertreibe haben Epochen wie Staaten, und Regierungsformen. Vielleicht wären fie die fücherften Dos eumente von dem Einfluffe, den gewiffe Revolutionen aufden moralifchen Cha: tafter und den Geſchmack haben Löns nen, Die Geſchichte der riechen und Roͤmer ift in dem Stücke am deutliche fien. Die Einwohner von Athen was von ſehr gefellig. Alle Bäder und öfs fentliche Pläge wurden haͤufig beſucht. Ihr Hang zur Gefeligkeit trug zu ißs rer anfänglichen Größe eben fo viel bey, als in der Folge zu threr Unter: druͤckung durch die macedonifchen Kös nige. Die Römer, unter ihren erſten Regenten, unter ven Confuln, und uns ter den Kaifern, welch ein Unterfchied! Anfangs wie firenge, wie mäßig, wie eingezogen! wie wild hernach, wie wolluͤſtig, und den Luſtbarkeiten erges ben! Wenn man den verfchiedenen Veränderungen im rönifchen Staate folgt, und die Lieblingsergoͤtzungen jes der Periode vergleicht, fo wird man feben, wie nahe fie verbunden find, Alle Staaten find Beweife von dies fer Anmerkung, Se uncuftivirter. eine Nation ift, defto einfacher finder nıan ihre Zeitvertreibe. Iſt ſie in ihrer Bluͤ⸗ te, ſo vermehren ſich zwar die Ergoͤtz⸗ lichkeiten, fie beweiſen aber zugleich durch ihre Wahlund Einrichtung, daß ein edler Geſchmack und edle Dens fungsart die Herrfchaft haben ; nimmt fie es, fo ſchmachten die Bürger nach neuen Arten des Vergnuͤgens, fuchen Y 2 ver⸗ 7 Etwas uͤber die Langeweile verfeinerte Ergoͤtzungen und uͤppige Pracht. Wir laſſen dieſe allgemeinen Bes trachtungen, um auf unſere heutigen Meichedie Anwendung zu machen, und daraus Gelegenheit zu Urtheilen, über ihre wahre innere Stärfe, über den Punkt, auf welchem ihre Bürger fte: ben, und über die Schicffate, welche fie fih auf die Zufunft bereiten, her— zunehmen. Aber wie würde denn das Urtheil über Deutſchland ausfallen? Bor hundert Jahren trank der Deut: fhe. Jetzt fpielter. Was wird er im kommenden Jahrhundert thun? Megenten die den Einfluß der Ers göglichkeiten auf die Denfungsart der Bürger, und alfo auch auf den Staat kannten, haben fie immer ihrer Auf; merfjamfeit vorzirglich werth gefchäßt. Lykurg richtete die Leibesübungen, die Gefellfchaften, die Tänze feiner Spar: taner ein. Plato verbreitet fich weits Käuftig über die Vergnuͤgungen eines Bolfs. Ju nenern Zeiten ift Peters des 1. Benfpiel befonders merkwürdig, der eben durch diefe Sorgfalt in Din: gen, dem Anſehn nach Kleinigkeiten, fein Volk gefellig machte, ihm neue Gegenſtaͤnde zu feinen Beluftigungen zeigte, nnd auch dadurd) die Nation umfchuf. Man trifft in England und Holland u. ſ. w. verfchiedene öffenrli: che &ufibarfeiten an, die den Geift des Patriotismus erhalten und beleben follen, und der Entfaß von teiden, ein Schaufpiel, fo wie Wilhelm Tell, welche jährlich, ein jedes an feinem Orte, unter großem Zulauf, aufgefuͤhrt werden, haben höhere Abfichten, als eine Augenweide des Pöbels zu ſeyn. Die Marime unter Zeitvertreiben gut zu wäßlen, ift von mweiterm Um—⸗ fange, nicht bloß für Staatslehrerund Regenten nuͤtzlich, fondern auch für den Morafiften und Erzieher von Wichtigkeit. Soll man Kinder von allen Vergnügen zurückhalten, oder fie folche genießen laffen, die ihren Vor⸗ gefeßten beffer angemeffen wären ? oder fie daben ganz ihrem Triebe übergeben ? Diefe Fragen find bald beantwors tet, fobald wir darauf Se daß die Seele der Kinder befländig geſchaͤfftig iſt. Nun foll ich aber zus gleich den Körper entwickeln, und das Gehirn ift noch zu weich um lange an einerley Borftellung zu hängen, Dies wird ihnen ein Bedürfnik der Abwech⸗ felung , die ihr eigenes Gefühl am ber ften beftimmen kann. Man laffe fie unter fteter Oberaufficht, ihrem Kopfe folgen, denn es ift fehr befannt, daß das Vergnügen fich weit weniger ers zwingen läßt, als irgend eine andere Empfindung. In den erften Jahren des Lebens ziehen uns meift geheime Triebe der _ Natur, zu gewiffen Befhäfftigungen. Im ermwachfenen Alter fängt erft die _ Wahlan. Dann erfordern fie ſchon groͤßere Behutſamkeit, aber ihr Vers dienft iſt denn auch um fo viel größer, je mehr fie ihren Zweck erreichen, nüß: lich zu werden. Es giebt Verfchiedenheit genug in den Arten der Zeitwertreibe. Bey den Alten fanden die Leibesbewegungen in 5 und die Zeitvertreibe. in einem Anſehen, darin fie nun leider nicht mehr find. Die meiften, denen es um Erholung zu thun ift, arbeiten doch wohl mit dem Kopfe, oder wenig: ftens im Sigen. Die vielen blaffen Gefichter, unter dem Frauenzimmer, den Gelehrten, Staatsmännern, Hand: werfern, die vielen fiechen Leiber, und Die Klagen über eine [hmache Geſund⸗ beit würden nicht gefunden, wenn die Menfchen erfennen wollten, daß fie. durch eine übertriebene Ruhe die Drd» nung der Natur umkehren. Was wa: ren doc) die Griechen, welche den Körs per zu ftählen mußten, indem fie zu: ‚gleich die Seele verbefferten, für eine blühende, gefunde, glücktiche Nation ! Dort wurden die Helden erzeugt, Die die fchönften Staatsentwürfe mit eigs nem nerpigten Arm ausführen konn⸗ ten, die Bürger, an Leib und Seele gleich maͤnnlich und flarf! Wie find wir, fammt unfern Nachbaren ausges arter! Sollte es nicht möglich ſeyn, diefe Gtärfe wieder zu erlangen? Wenn wir gleich durd) die Verjährung einer ganz anderen Urt zu leben, den Alten nicht gerade zu auf ihrer Bahn folgen dürften, fo Fönnten wir doch durch viele der Mode gemäße Mittel, für die Ge: fundheit des Körpers forgen, und über: baupt, wer hätte uns vorzufchreiben ? Es wäre doch natürlicher, daß fich-die Mode nach der Gefundheit, als daß die Geſundheit fich nach der Mode bes quemte? — In der That, follten Fünf: tig einmal die Alten und Meuern aus dein Geſichtspunkte der Plaifirs mit 10 einander verglichen werden, fo wiirde, Danf fey es unferer widernatuͤrlichen Lebensart !derSchluß heraus kommen: die Alten hätten aus dem Denfen, aus dem Sißen, ihr Hauprgefchäffte ges macht, wir aber, wären ſtarke Krieger, Fechter oder Pflüger gewefen, was wir doch nicht find. Denn alle Bes luſtigungen der Alten haben die Be; wegung, und fait alle unfrige, die träs gefte Ruhe zum Ziel gehabt. Wir müffen es den Satirifer niche wiſſen laffen, daß unfer Gelehrter fich vom Schreibtifh zum Schach, bin: gegen unfer fandmann fich, um vom Mäben zu ruben, in die Kegelbahn begiebt, daß der Minifter aus dem Cabinett zu der Karte, aber der Sol: dar auf die Jagd gebe, Wenn fie ei⸗ nen Taufch träfen, fo möchte ihnen af len geholfen ſeyn. Wir wollen doch einige der $uftbar: feiten vornehmen, und fie näher von einigen Seiten befeuchten, um alles Vorurtheil, welches ſich gegen ver: fhiedene auflehnen koͤnnte, zu entfer— nen. Die Jagd zum Exempel! ſie ward vorzeiten ſtaͤrker getrieben als ißt, da nicht viel fehle, daß man fie niche als einen Bormwurf betrachtet. Frey⸗ lich fahen die Vorfahren ihrer Nei— gung dazu mehr nach als es hätte ges ſchehen follen, und machten eine Ber fhäfftigung aus dem, mas eigentlich nur ein Zeitvertreib feyn ſollte. Wars um muß es aber fo fchwer feyn die Mittelftraße zu halten? Kußerdem daß die Jagd ein gewiſſes Mittel iff, den Körper abzubärten, -gewiffe Sin; #3 nen 11 nen zu ſchaͤrfen, und Hunger und Durſt, Froſt und Hitze ertragen zu lehren, ſchafft fie ung angenehme Keuntniffe in dem Reiche der Natur, und giebt Gelegenheit, Verſtand und Muth zu uͤben und zu zeigen, Die ration die den Geſchmack daran ver: liert, ohne ſich durch ein befferes Ber; gnuͤgen fchadlos zu Halten, macht ſich in der That ein fchlechtes Compliment; was iftesißnen, das wir an die Stelle der Jagd können eingeruͤckt Haben ? Das Spiel ift unter ung die ber Fanntefte Are von Zeitvertreiben. Man bat oftmals die Frage aufgeworfen, warum die Menfchen durch einen fo ftarfen, fo allgemeinen Hang von dem; felden angezogen werden? und man führe Gründe an die diefen Hang er: klaͤren follen, die aber bey Beyſpiel und Gewohnheit, alſo nur bey der Dberfläche ftehen bleiben, Vielleicht trifft man es richtiger wenn man fagt, daß das Spiel der Trägheit des Adrpers und der Wirkſamkeit der Seele zugleich ſchmeichle, daß die Ideen womit wir unsimSpielbefgäft: tigen, unter dem Schein der Neuheit immer wieder fommen, und ſich von ſelbſt anbieten, ohne gefucht zu wer— den: daß Witz, Einbildungsfraft, amd Scharffiun, die lebhafteflen FA; higkeiten unfrer Seele, im Spiel am leichteften Unterhaltung finden, und daß die mächtigften Leidenfchaften des Menfhen, Furcht und Hoffnung in jedem Augenblick beym Spiel, ihre reichliche Nahrung antreffen. Es ſcheint folcher Geſtalt, daß die Etwas tiber die Langeweile 12 Erholung des Spieles, recht nach der Natur der Menſchen ausſtudirt ſey. Denn wenn man endlich noch dazu den Eigennutz, dieſe maͤchtige, allgemein herrſchende Triebfeder hitziger Spieler, in Betrachtung ziehet, ſo iſt es kein Wunder, daß das Spiel fo ſehr feffelt, Aber bey aller Unſchuld diefer Ark des Zeitvertreibes, wenn man mäßig darin ift, giebt es ein reiches Feld für den Satirifer und den Moraliften ab. Pope weiß am beften, tie lächerlich es ſey, daß ganze Gefellfchaften unter der Tyranney bemahlter Blätter feufe zen, und der Lehrer der Tugend eims pfiehlet gern eine andere Are von Vers gnuͤgen. Er weiß aus der Erfahrung, vie leicht man zur Arbeit macht, was Zeitvertreib zu ſeyn beflimmt war: er weiß, daß das Herz, anftatt jeden Mur genblick des Lebens, beffer zu werden, fih in den Stunden ders Spiels vers ſchlimmert, und ordentlich Zeit braucht, fih zum Gefühl der Großmuth und des wahren Edlen wieder zu fammeln, daß ein eifriger Spieler, fo felten für reelle Sefchäfte taucht, indem der Zus ftand der gerupigen Vernunft, wegen feiner gewöhnlichen Anfpannung, ihm unmerklich überläftig wird. Es ftels len fich auch weiter dem Moraliften fo viele traurige Wirkungen der Gewinn⸗ fucht der Spieler dar, und da wo ein durchgefpielter Tag fich aufs freunds ſchaftlichſte endige, befeufzet er Die Un⸗ möglichfeit, daß fih vom Spieltifch aus, irgend etwas Gutes, gemäß der menfchlichen Beftimmung, irgend eis ne wohlthaͤtge Folge fr die Welt, haͤt⸗ te 13 "te äußern und verbreiten follen, fon: dern es ift ficher, daß jedesmal ein Theil des allerwichtigſten menfchlichen Eigenthums, ohne Spur und Mutzen unmwiderbringlich verſchwunden iſt. — In Wahrheit, je leichter der Mi: brauch dieſer Art des Zeitvertreibes wird, um defto mehr verdient er in aller feiner Blöße dargeftelle zu werden, Das Leſen bleibt mir Recht aus mei: nem Verzeichniffe, weil ich bey meinen Zeitvertreiben nur eigentlid) die, wel: he fih mit Büchern oder Schriften be: ſchaͤfftigen, meyne. Allenfalls wollte ich. diefen rathen, von der Jagd, durch eine anmuthige fectüre, wieder zur or: dentlichen Arbeit zurück zu kehren. Die Muſik empfiehlt ſich von felbft. Beſſer als durch fie kann Fein feines Herz die Stunde ausfüllen, die nach der Bewegung noch fren ift, Das Theater behauptet für die, welche dazu die Gelegenheit haben, eis nen wichtigen Piaß unter den Zerftreu: ungen. Wir haben allezeit, was die Moralität defjelben anlangt, für das Theater gefprochen, und aus Rouf; feaus Angriffen auf daffelbe Feinelleber: zeugung fchöpfen koͤnnen. Es ift aus: gemacht, daß alle Gegner des Theaters aus lobenswerthen Abfichten ftreiten, aber in der heutigen Welt ftreiten fie vergebens, Größer wäre das Ber: dienft alſo, anftatt das Schaufpiel ausrotten zu wollen, demfelben einen größern Grad von Vollkommenheit zu geben, 2 Am haͤufigſten und wwichtigften kommt der Zeitvertreib vor, den ung und die Zeitverfreibe, 14 die Gefelfchaften geben, und daber verdienen diefe Verſammlungen des Vergnügens, der Freundfchaft und der Muffe, zuletzt noch unfere befondes ve Aufmerkſamkeit. Auf ihnen beru: ber ein großer Theil von dem Borzüs gen der Menfchheit, durch fie erlangt die Seele die ausgebreiteren Kennenifs fe, Die fanfte Biegfamfeit, die gefäls lige Denfungsart, die wir von der Einfamfeit, den Büchern, dem Uns terricht vergebens erwarten, Möchten doc fo edle Zwecke immer würdig er: reicht werden! Eitler Wunſch! fo wie er entftand, zernichten ihn taufend Ts ftige Charaktere, welche die Geſell⸗ fchaften, die der Freude gewidmet wa— ten, in Sammelpläge des Berdruf fes und des Mißvergnügens vers wandeln, Soll id) es wagen, aus einem bfus migten Felde die Dornen anfzulefen ? Soll id) die undankbare Arbeit unters nehmen Perfonen zu fchildern, die der Geſellſchaft entweder unnuͤz, oder bes ſchwerlich oder fchänlich find? In gans zen Schaaren ftehn fie da, wie Klips pen die anmuthige Thäler verdunfeln, Unter ihnen ragen die Teichtfinnigen ſchimmernden Köpfe vor allen andern bevor, Wenn fie nicht die gefährs lichten find, fo machen fie doch durch ihr Geräufch das meifte Aufſehn. Sie Baben fich nun einmal überredet, daß fie in den Manieren des Umganges, in der Kunft fich beliebt zu machen, Meifter find, Alle ihre Reden find Wiz und ihre Ursheile entfcheidende Sentenzen. Weit über die en en ‚35 chen Höflichkeiten erhaben, ſtuͤrzen fle in die Gefellfchaft ein, und fliftern dier ſem Schmeicheley, und jenem undes kannte Freundfchaftsverficherung zu, werfen auf diekeute, welche der Schneis der nicht fo gut gebilder hat, einen mitleidigen Blick, tändeln gern beym Ernft, und fprechen mit bedeutender Mine von Klenigfeiten, — Dies alles aber nur um zu zeigen, daß fie es find, und daß fie Bewunderung ver, dienen. Diefe Heren haben gemeinig: lich durch Uebung vieler Jahre ihrem Körper eine ganz leidliche Falte, und ihrer Mine eine Zuverſichtlichkeit gege: ben, die im Anfange gefällt, und un: fern Beyfall erzwingt. Aber das ift das Schlimme: In der erften Stun: de ſieht man fie gern, im der zweyten entfaltet fich ihre Blöße, und in der dritten find fie ſchon unerträglich, — Eben fo unerträglich, aber unter ei ner ganz andern Wendung, find die raus ben entfcheidenden Charaktere, denen man es anfehen konn, daß ihre Erzie: hung verwahrloſet worden, und daß fie ihr feben im Gewühl der Geſchaͤffte, oder in der Einfamfeit des Studierzim⸗ mers zugebtacht haben , ohne ſich um » feine Sitten und ein’gefälliges Nach geben zu ümmern. Ale Scherze der Gefeltfchaft entfliehen vor ihrem fin: ftern Ernfte, ihre Miene drohet dem erften, dem beften Widerſpruͤche. Un⸗ Etwas über die Langeweile und die Zeitvertreibe, 16° ter dem Zwange ihren Gegenwart ath⸗ met man fehmwerer, und man teill ſich kaum geftehen, daß mit ihrer Ent fernung ein Pleines unfichtbares Ges wicht von der Bruft berabfällt, und alles wieder frey und heiter wird. Kein Auftritt kann fie einen Spät: ter Tuftiger ſeyn, als wenn ihrer zween an einander geratben, davon der eine flatterhaft leichtfinnig, der andere mit Steifigkeit und Ernft geruͤſtet iſt. Für die Öefellfchaft aber ift fo ein Geſpraͤch allemal Beleidigend. Unmoͤglich kann daBergnügen und Erholung herrfchen, wo fo unleidliche Contrafte auftreten. Doch fir find es noch nicht allein, die dem Cirkel befchwerlich fallen. Wir wollen Bald noch ein Paar andere Char raftere gegem einander flellen, die viel; Teicht des Geräufches weniger machen, aber im Grunde eben fo viele wider; wärtige Wirkung haben. Auf der einen Seite ftehn die arg— möhnifchen, die geheimnißvollen, die bedenklichen, kurz alle die Leute die man mit einem Wort zurůckhaltend nennen kann. Welche Marter ift ſolch ein Umgang! Ich komme von ohnge: fehr mit folchen Gefchöpfen zufanımen. Entweder wir martern ung wechfelfeitig mie Stillfehweigen und Langemeile, oder wir fchwaßen in lauter einfilbigen Wörtern, lauter Abillifche Orakel. Der Schluß folge fünftige f > ür “4 2 Hannevcii eg: 28 Skuͤck. t; Sreytag, den 7ten Januar 1780, Etwas über die Langeweile und die Zeitvertreibe, (Schluß.) Meg der Zuruͤckhaltende mit ſeinen Bedenklichkeiten laͤſtig, ſo ſind AR es auf der andern Seite eben fo fehr die Erzaͤhler, Neuigkeitenkraͤ— wer und die ganze Schaar der Schwaͤz⸗ zer. Mur für wenige Perfonen von Gewicht kann fihs ſchicken, grade zu ibe Mißfallen zu-erflären, und ſehr wenig Schwäßer haben das Gefühl, aus Mienen anderer, aus geheinten Zeichen, vie Ungedult zu vernehmen, die fie erregen. Das bleibt hier alfo übrig, ale diefe Prüfung der Gelaf: fenheit mit Unterwerfung gegen den Wohlſtand zu ertragen? Goll man den Hirren, wenn fie kommen, die Uhr zeigen, ihnen fo und fo viel Zeit gehört zu werden erlauben, und ſchnell abbrechen fo bald fit verlaufen in? In der That das wäre eine will: Fommene Mode, Ein richtig denkender Geift nimnit freylich die Menfchen wie fie find, und weiß allenthalben Unterhaltung zu fin: den, aber durch wie viel unerträgli: chen Zwang muß er fich gefämpft ha: ben, wenn er diefe Stärfe erlangen will, Die meiften Gefellfchaften win: meln von Inconſequenzen, - beleidigen dem feinen Gefchmack, und find feicht für den Kenner und den Denker. Die lehrreichen Gefpräche werden ſchnell altfränfifch und pedantifch, die mun: tern hirnloß. Leute die Biegfamfeit und Klugheit genug haben, beydes ab: zuwenden, in beyden Fällen die Stan: ge zu halten, find gar felten. Und doch muß man mit Menfchen umgeben. Geſellſchaften find die Zus‘ flucht nach der Arbeit, und der Schuß für die Sangeweile, Nach welchen Re geln muß man fie wählen? Mac) wel: hin Vorſchriften fein Betragen ein: richten, um fie mit Vergnuͤgen und Vortheil zu genießen? Wir follen ung um den Umgang folcher Leute bemuͤ— hen, die uns an Einfichten und Stärke der Seele übertreffen; wir follen mit einem jeden von feiner Lebensart ınd feinen Gefchäfften fprechen, und von allen, auch felbft von denen die in al: ler Abſicht unter ung find, zu fernen ſuchen. Wir follen, fagt weiter der Moralift, keine Meymung darım ver: werfen, 39 werfen, teil fie von der unfrigen ums terfchieden ift, niemals Partheilichkeit und Hige in die Gefpräche mifchen und unfre Unwiffenheit aufrichtig ge: fteßn; wir follen allen gezwungnen Ernſt in munteen Berfammtungen ab: legen, mit Wiß feherzen, und mit Verſtand fröhlich ſeyn; kurz nach ei: ner Gefchmeidigkeit trachten, uns in alle Charactere zu ſchicken, und fie un: vermerkt fo fenften, dag fie uns nüß- lich ſeyn muͤſſen. Wer diefe Regeln zu beobachten ſtark genug iſt, kann in allen Geſellſchaften Zeitvertreib finden. Wir hätten bey dem Artikel Gefell: fchaften noch Subdivifionen genug zu entfalten, da wir bloß das Spiel und Die Gefpräche erwogen haben. Aber Diefe Materie würde ben mehrerer Weit: Häuftigfeit nicht gleichförmig genug be handelt werden, Noch einige Bes merfungen. Dicht alle Zeitvertreibe haben, mie fi verficher, einerley Werth, und die allermieiften werden durch üble Un: wendung erniedrigt: Wenn ich Über: haupt jedem feinen Plaß anweiſen folls 1e, fo würden fie ungefähr in der Ord⸗ nung auf einander folgen, daß die Ges ſellſchaft den oberiten Plaß, das Spiel den unterften behauptete. Wer ſieht aber nicht, daß die Regel Ausnahme in vielen Faͤllen leidet. Ein Mann von feinen Sitten und gereinigter Den⸗ kungsart Art wird ſich lieber einige Stunden beym Spiel, als in einer luſtigen Geſellſchaft zuzubringen und Nichtwuͤrdigkeiten zur hoͤren entſchlieſ⸗ ſen. Der eine wird der Muſik, der Etwas uͤber die Langeweile 20 andere dem Theater den Vorzug geben. Alle koͤnnen Recht haben, wenn ſie nach den Regeln handeln, die den Werth der Zeitvertreibe allgemein bes ftimmen, Und zwar, diejenigen Zeitvertreibe find für mich die beften, die am ge⸗ fhicfteften find, mir Ruhe und Aufr munterung zu verfchaffen, und mir als fo den größten Nugen bringen. Noch genauer dürfen die Zeitvertreibe nur in geiftige und finnliche getheilt mers den. Benpyde follen vergnügen, das ift ihr Zweck. Je mehr dies Vergnuͤ⸗ gen aus Förperlichen Empfindungen entfpringt, deſto weniger befördert es unfern wahren Vortheil; jemehr Auf⸗ munterung für die Geele, je mehr Reiz fir den Geift, vefto nuͤtzlicher, defto edler die Luft, defto mehr trägt fie bey, uns felbft in Ergößungen zur Würde der Menfchheit zu erheben, Zeitvertreibe, die bloß für den Sinn gehören, dürfen ihrer Natur nach nicht fang feyn. Anfangs Linz nen fie entzuͤcken, und find befonders angenehm und fiärfend wenn fie übers trafen, und ungefucht die Heiterfeit des Geiſtes zubereiten. in finnlis ches oft gehabtes Vergnügen wird gar leicht ein Bedürfniß, und der Menfch ift um fo viel glücklicher, je geringer die Zahl feiner Bedürfniffe if. Hier baden wir die Vorfchrift der - Natur! die Sinne dürfen nur berüßs ren, der Geift kann ganz genießen, Jene gleichen einem merafligen Grun⸗ de tiber den man wegeilen muß, wenn man nice finfen will; diefe haben die Reitze 21 Reitze einer offenen Ausſicht, welche man auf feſten Boden anſchauen, und mit Ruhe und unſchaͤdlich erſchoͤpfen kann. Ueberhaupt verdient der Gedanke bemerkt zu werden, daß zu oͤftere Zeit⸗ vertreibe, der Gruͤndlichkeit des Gei⸗ ſtes eben ſo ſehr, als der Geſundheit des Körpers ſchaden. Wollen wir ib: ten eigentlichen Endzweck erreichen, fo und die Zeitvertreibe. 22 komme noch die Mäßigfeit hinzu. Ge fhäfftigfeit ift der Beruf der Mens ſchen. — Gefchäffte find der eigentliche Zeitvertreib der erhabenen Erraturen, die niche um zu tändeln, zu ſpielen, fondern zu Realitäten erſchaffen was ven. Nur Ruhepuncte bedürfen fie, und der ift der Weife, der felbjt die Ruhepuncte nüglich zu machen weiß, Bon einer errichteten Armenverforgung auf dem Lande, FYer Verfaſſer dieſes Aufſatzes hat Urſache, ſowohl den Ort, wo die Urmenverforgung errichtet, als die Perfonen, die fie zu Stande gebracht haben, zu verfchweigen, Beydes zu er: fahren wird dem leicht feyn, der fie deswegen zu wifjen verlangt, um von ihnen noch nähere Nachrichten, die diefe Veranſtaltung betreffen, einzu: ziehen. Hiermit wird nichts mehr gefucht, als die Aufmerkſamkeit derer, die dem Betteln fteuren und die nörhis ge Verforgung der Armen veranftal: ten koͤnnen, zu erwecken und zu zeigen, daß beydes nicht ſchwer ſey, wenn es nur gehörig angefangen und mir Ernft betrieben wird. Es wird dazu nichts weiter noͤthig feyn, als die Beranlaf: fung zu der erwehnten Armenverſor⸗ gung, die Urt, wie fie zn Stande ges bracht worden und ihre Einrichtung zu erzählen, und diefes foll ohne allen Schmuck geſchehen. Jedermann klagte an dem Orte uͤber die gar zu haͤufig kommenden Bettler, die, wenn ſie Haͤuſer offen und nicht ſogleich jemanden vorfanden, oft hin⸗ nahmen, was ihnen zuerſt in die Mus gen fiel und damit ſich entfernten. Ein Bettelvogt war zwar beſtellt, dem aber widerſetzten ſich oft die Bettler und mitlerweile ſich dieſer mit einem bes fchäfftigte, giengen am andern Ende des Dorfs viele ungehindert umher, Der an dem Orte wohnende Be: amte entfchleß fi, dieſem Uebel zu fieuern, und den Klagen feiner ihm Anvertrauten abzubelfen. Er ſann auf Mittel, Das erſte was ihm noͤthig zu ſeyn duͤnkte, fehien ihm die Vers forgung der in der Gemeine befindlis chen Armen zn ſeyn. Denn fo lange diefe in und außer der Gemeine umher betteln giengen, war es unbillig den Auswärtigen das Umhergehen in dies fer gänzlich zu vermehren. Hieruͤber befprach er fich freundfchaftlich mit dem Prediger des Orts, der, wie er, eine hinreichende Berforgung der eir heimifchen Armen und deren Abkils tung von dem verderblichen Blteln wuͤnſchte. Beyde vereinioen ſich, B2 einen 23 einen Plan zu entwerfen, und tiber die Are, wie er an, beften auszufüh: ren feyn würde, nachzudenken, und da ward folgendes feftgefeßt : 1) Wöchentlih wird in der Ge meine für die Armen durch einen aus den Armen gewählten Mann an ges wiffen Tagen geſammelt. 2) Diefem Mann wird eine vers fchloffene Büchfe gegeben, zu der der Prediger die Schluͤſſel hat. Bon die: fem holt er die Büchfe an dem zum Sammeln beftimmten Tage ab, und bringe fie nach Vollendung deſſelben wieder zu ihm. Der Prediger öffnet fie, nimmt das Eingegebene heraus, zählt es und träge folches ſogleich in ein Buch, 3) Dem Sammler müßen einige Grofhen Pfennige mit gegeben wer: den, um, im Fall jemand nicht Fleir ne Münze hätte, die er eingeben koͤnn⸗ te, folche einzumechfeln, "Diefe Pfen: nige muß der Sammler, oder die da; für empfangene Münze jedemal wie; der liefern, 4) Der Sammler foll von dem was gegeben wird nichts in feine Hand nehmen, - fondern jedem die Büchfe darreichen, und jeden felbit das von ihm beſtimmte einftecken laſſen. 5). Bon den Armen dee Kirchfpiels wird ein DVerzeichnig gemacht. Zu ihnen ſollen gerechnet werden alle die nicht vermögend find, fich feldft ven ötbigen Unterhalt zu verfchaffen, als e, Schwache, Gebrechliche, Ek tern die viele Kinder haben, Kinder die ihr. Eltern verlohren haben, und Von einer errichteten Armenverforgung fortfeßen kann. angeſtellt. 24 von der Gemeine ſonſt ernaͤhrt werden muͤſſen. 6) Dieſe Armen ſollen nach ihrer Duͤrftigkeit in Claſſen getheilt und ei⸗ nem jeden ſo viel monatlich von dem Geſammelten gereicht werden, als er bey fleißiger Arbeit bedarf, um ** duͤrftig leben zu koͤnnen. 7) Sie ſollen ſich alles Betteln fos wohl in als außer der Gemeine ent⸗ halten, auch ihre Kinder dazu nicht ausſchicken, ſondern dieſe, mie ſich ſelbſt, zum fleißigen arbeiten anhal—⸗ ten. Hat einer nicht ſo viel, daß er ein Gewerbe anfangen kann, ſo ſoll ibm ein Gulden oder Thaler, und nach Befinden noch mehr außer dem ibm Beſtimmten auf eine gewiſſe Zeit gereichet werden, damit er fofort ein Gewerbe anfangen und folches fleißig Wie dies gefchehen, darnach wird gefragt und Unterfuchung Wird das Vorgeftrecfte nicht gehörig angewendet, ift einer faul und uachläßig; fo wird nicht nur das VBorgeftreckte von ihm wieder bey⸗ getrieben, fondermerverliere auch zum erften mal die Hälfte, zum zweyten mal das Ganze von den ihmimonatlic Bez ftimmten, zum dritten mal wird er, als ein der Huͤlfe Unwuͤrdiger, ganz davon ausgefchloffen. Diefes gefchieber auch, wenn er entweder feldit zum Betteln ausgegan⸗ gen, oder feine Kinder dazu ausge ' ſchickt, ſich nicht anftändig aufgeführt, den Gortesdienft ohne Noth verſaͤu⸗ met, die Kinder nicht gehörig erziehet und zur Schule fehieft. 3) Am 25 8) Am Tegten Mittewochen jeden Monats verfammeln fid) diefe Armen am beftimmten Orte und empfängt ein jeder das Geiniae. Der Prediger führt, wie über Einnahme, aljo auch über dieſe Uusaabe Rechnung. Sf ein Jahr verfloffen, fo fol diefe Rech— nung der Gemeine vorgelegt werden, damit fie ſteht: wie viel von ihr gege: ben, welchen e8 ausgetheift, und wie viel übrig geblieben. Der Ueberſchuß foll auf auferor: dentliche Faͤlle aufbewahrt werden, 9) Auswärtige Arme und Durch- reifende follen wicht ganz ausgefchlof: fen ſeyn. Sie dürfen fich aber nicht von der Hrerftraße entfernen, und müffen fich alles Betteln in der Ge: meine enthalten. Von dem erften den er anfpricht, wird er mit dem Be⸗ deuten, daß er nicht betteln dürfe, wenn er nicht ins Amt geliefert und als ein Landftreicher behandelt werden wolle, zum Prediger gewiefen, der ihm alsdern fo viel als er zum Fort: kommen bedarf, von dem Vorräthis gen geben wird. Diefer Plan ift glücklich zur Aus: führung gebracht und. beftehet nun fhen fünf Monat. Es kommt fein Bettler mehr und die einheimifchen Armen bleiben in ihren Wohnungen, arbeiten fleißig, haben hinreichenden Unterhalt, und die Durchreifenden ba: ben nicht mehr nöthig viele Zeit auf die Sammlung des benöthigten zu wenden, Es dahin zu bringen, hat fo viele Mühe nicht gefoftet, wie man vermuthen möchte, Der. Bauer ift auf dem Lande. J 26 zwar gegen jedes Neue mistraniſch, und fürchtet immer, daß ihm damit eine neue daft werde aufgebuͤrdet wers den, aber er folgt auch, wenn er ſieht, daß es mit ihm gut gemeynt fon, nnd das wurde ihm auch bey diefem Bor: haben ſichtbar gemacht. Der Beamte und Prediger thaten hiebey eim jeder das Seinige. Der Beamte ftelfere die Sade den Gefchmornen vor, und brachte es dahin, daß fie das Gute einer folchen Anſtalt erkannten. Ih—⸗ nen trug er auf mit den Eingeſeſſenen davon zu reden, und von deren Mey⸗ nung Bericht zu erflatten. Der Pre: diger nahm Gelegenheit öffentlich von der Armenverſorgung zu reden, Er jtellete der Gemeine vor: daß die in ihr fich befindliche Urmen diejenigen wären, welcher fie fich am erſten anzus nehmen hätten; daß eine gut einge richtete Verſorgung derfelben ihnen Ehre machen, den Armen felbft aber eine doppelte Wohlthat ſeyn wuͤrde; machte ihr den Plan bekannt, zeigte das Vortheilhafte deſſelben, ſowohl in Anſehung ihrer, ale ihrer Armen, bat, ibm ihre Meynung darüber und ihre Einwendungen, fo einige dagegen bar ben koͤnnten, wiffen zu laſſen, ermahne te fie, diefe Gott gefäligeSache nicht zu hindern, fondern zu befördern, fuchte, was er als Einwendung vermuthete, aus dem Wege zu räumen, und be zeugte, daß ihre Vorgeſetzten hiebey nichts anders zur Abſicht haͤtten, als fie von der Laſt der Betteley zu be: freyen, ihnen Sicherheit vor Diebe: regen und andern UnannebinlichFeiten 3 zu 27 zu verſchaffen, ihre Wohlthaͤtigkeit den Armen nußbarer zu machen, und was mehr dienlic) erachtet wurde, Sonleih war die Gemeine willig und bat je cher je Fieber die Sache zur Ausführung zu bringen, Das erfte, darauf nun gebadht wurde, war, wie die auswärtigen Betteler abzuhalten wären. Die Ge meine liegt ſehr zerfirener, fie betwoh: net einen Raum von beynabe einigen Duadratmeilen, es geben zwey Heers ftraßen durch, bat große und Fleine Grädte in ihrer Nachbarſchaft, und kann, befonders das Kirchdorf weit geiehen werden, Lauter Umftände die der Gemeine viele Betteler zuführten und ihre Abhaltung erſchwerten. Diefem Uebel wurde aber durch die eruftliche Sorgfalt des Beamten gar bald abgeholfen. Er machte durch öffentlichen Anſchlag bekannt, daß fein auswaͤrtiger Betteler zugelaffen werden follte, welcher fich von der Heerſtraße entfernte, fondern ein folcher follte als ein Landftreicher behandelt werden. Die Gemeine beredete fich, feinem umhergehenden Betteler etwas zu geben, und dem erften der Fäme ſolches anzudenten, Dagegen fie zu dem Prediger zu weifen, mit der Verficher tung von felbigen mit dem nörbigen verfehen zu werden. In den erften vierzehn Tagen war diefes umber befannt, die fremden Berteler blieben weg, für alle wurde gefammelt, und wer dürftig ift, ers bält num was er bedarf, Bon einer errichteten Armenverforgung 28 Wie leicht iſt es doch Uebeln abzus helfen und gute Anſtalten zu machen! nur muß die Sache mit Ernſt und auf gehoͤrige Weiſe angefangen werden, es muß keine Muͤhe geſcheuet und nicht zu viele Schwierigkeiten erdacht wers den. Ein Werk muthig angefangen, ift fo gut als Halb vollenden Wie alles beffer und nüßlicher einzurichten, lehrt die Folge. Wer aber gute Ans ftalten machen will, fuche ficherft Vers trauen zu erwerben. Sollte eine folhe Armenanftale nicht an allen Orten zu errichten feyn ? Gewiß gar leicht. Mur fein Zwang, fondern einfeuchtende Vorſtellungen müffen gebraucht werden. Sie muß mehr eine Sache der Gemeinen felbft feyn als des Befehls. Beamte und Prediger müffen fich hier freundfchaft: lich vereinigen. Nicht dev Beamte allein, auch nicht der Prediger allein, kann fie zu Stande bringen, Welch ein großer Vortheil würde dadurch einem Lande erwachfen, Jetzt gehen Hundert und wohl taufend ums ber, find vielen zur Laſt, und tragen nichts zum allgemeinen Beſten bey, Sie verzehren im Müffiggang den ſau⸗ ren Schweiß des fleißigen Arbeiters. Es ann mit Zeugen erwieſen werden, daß ein Betteler in einem Tage achtzehn bis vier und zwanzig Grofchen ſammelt, noch ein mal fo viel, als ein fleißiger Mann mit Anftrengung aller feiner Kräfte verdienen fann, davon er Frau und Kinderernähren und die gehörigen Abgaben entrichten muß. Aber fo muͤſſen 29 müffen ja die Bettler reiche Leute werden? Das Fönnten fie, wenn fie nicht dächten : am folgenden Tage fies bet dir das ganze fand mieder offen, verzehre fo gleich was du gefammelt hafl, Wenn der arme Bauer am Abend feinen Hunger mit einem tref: kenen Stuͤcke Brodit flillee, von dem er dem Beitler einen guten Theil ab: gefchnitten bat, fo fügt diefer und backet und bratet für ſich nach Herzenstuft, Jener gehet mit Sorgen zu Bette wo: ber er das nehmen will, mas ihm an fünftigen Tage wird abgefordert ter: den; diefer fchläft wohl gefättigt ohne alle Bekiimmerniffe. Cr hat immer mehr als jener, und drücket den ‘Bauer härter als fünf Auflagen. Die Gemeine, in welcher die vorhin befchriebene Armenanſtalt errichtet ift, ift über hundert und fiebenzig Käufer ſtark. Ein burtiger Bettler duch; ſtreichet Hein einem Tage, Er ſoll nur vor hundert und funfjig Thüren das gewöhnliche empfangen. Gelten be: kommt er Geld, dagegen aber ein gut Stuͤck Brodt, oder ein Ey, oder an: auf dem Lande, 30 dere Lebensmittel. Es iff allezeit, was er vor jeder Thür erhäft, eines gegen das andere gerechnet, auf mehr denn auf anderthalb Pfennige zu fihigen, Dies betrüge 28 Mor. ı PR Mur drey folcher Bettler follen täglich umher gehen, da doch oft fechs, fieben und mehrere kommen. Jene drey ers halten alfo aus der Gemeine an eis nem Tage zwey Thaler, zwölf Gros fen, drey Pfennige, und folglich in einem Fahre acht hundert fünf und fünfzig Thaler, fechszehn Groſchen, ſieben Pfennige. Welch eine ſtarke Abgabe, Jett traͤget fie zur Verſor⸗ gung der Armen obngefehr hundert und funfjig Thaler bey, und ſolches iſt hinlaͤnglich. Sie erfparet alfo fies ben hundert fünf Thaler, ſechszehn Groſchen, ſieben Pfennige in einem Jahre. Wie wohl wird ihr dies im einigen Fahren fenn! und doch thut fie, was ihr zufommt, und veranlaßt, daß nun noch viele Hände geſchaͤfftig ſind, und dem gemeinen Weſen nuͤtz⸗ lich werden. Moͤchte dies doch viele zur Nachfolge reitzen! Etwas zu der Elektricitaͤt. D alles bisher uͤber die Urſache der unangenehmen freywilligen Zerfprengung der eleftrifchen Samm: lungs⸗ oder Erfchüsterungsgläfer in Schriften gefagfe, und befonders des Heren Nairne Meynung davon, un gegründet ift, daß man nemlich folcher Zerfprengung dadurch vorbeugt, wenn man den Weg des Ueberganges oder den Erſchuͤtterungskreis wenigſtens 5 Fuß fang mache; fo deucht mid) durch eine faſt vieljährige tägliche Erfahrung wahrgenommen zu haben, daß die Ur: face folher Zerfprengung wahrfcheins lich im dee Befchaffenbeit des Glaſes wodurch die Elektrieitaͤt erregt wird, liege, Auf die Figur des Glaſes kommt nichts an, denn ich habe wahr: genom: 31 genommen, daß es einer Elektriſier⸗ kugel mehr als einer anderu, einem gläfernen Eylinder mehr als dem ayz dern, und einer Glasſcheiben-Maſchi⸗ ne mehr als der andern eigen ift, Die Verſtarkungsglaͤſer zu zerſchmettern. Auf die ganz hohe Kraft koͤmmt es auch nicht an, indem mir nicht ſelten ben ganz mittelmäßiger Kraft im einer Stunde mehrere Glaͤſer durchgeſchla— gen ſind, da die ganz hohe Kraft bey andern Maſchinen nur machte, daß die Glaͤſer ſich auf andere Art, nem: lich über den Rand hinweg entlade * Etwas zu der Elektricitaͤt. 32 ten. Diejenigen Elektriſtermaſchinen, die meiner Beobachtung nach, dieſe fatale Eigenfchaft haben, Außen dies felbe nicht beftändig, fondern wiemich deucht nur ben einer gewiſſen Befchafs fenheit der Atmoſphaͤre. So war mir 3: E. bey einer gewiffen Maſchine die Barometer Höhe von 27 Zoll 9 finien (Parifer) ſehr gefährlich, Mehr als mittelmaͤßige Elektriſirer und Natur; forſcher werden gebeten. hierauf aufs merffam zu. feyn, und ihre nähern Beobachtungen zur Beförderung der Wiffenfchaften mitzutheilen. Bohlreif. Warum eſſen die Engländer am Michaelisfeſte eine Gans? ) Hie Königinn Klifaberb fpeifte auf dem: Wege nah Tilbury, den zge?n Sept. 1588, auf dem alten tandfige des Sir Neville Umfre- ville, nahe ben jenem Orte, zu Dit tage; und da. die brittifche Eliſabeth lieder von eitter gut gewürzten fub: ftantiellen Schuͤſſel aß, als von einem weichlihen Fricaffee oder betrügeriz fchen Ragout, fo bielt «8 der Ritter für gut, ein Paar treffliche Gaͤnſe anzuſchaffen, um den Geſchmack ſei— nes koͤniglichen Gaſtes zu vergnuͤgen. Nachdem die Koͤniginn ſichs hatte ſehr wohl ſchmecken laſſen, forderten fie einen Halbnoͤſelpokal Burgunder, und trank auf den Untergang der fpas nifchen ( fogenannten unüberwindii: *) London Chron. for 1779. Sept. 28: hen) Store Kaum batte fie das Glas dem Ritter, welcher die Hon: neurs bey Tifche machte, wieder geges ben, als die Nachricht einlief, (als wenn die Königinn gleichfam einen Wahrfagergeift gehabt hätte, ) daß die fpanifihe Flotte durch einen Sturm wäre verbeeret worden, Sie tranf gleich darauf einen zweyten Bumper zur Verdauung der Gänfe und der auten Zeitung, und freuete fich fo ſehr über diefe Begebenheit, ‚daß fie alle Jahr an diefem Tage, das obgedachte treffliche Gericht auf der Tafel harte; der Hof machte eine Gewohnheit dar ans, und das Volk ift diefer Mode feitdem immer gefolgt, 30, Kae Samoneriies Magozin. ztes Stuͤck. Montag, den Joten Januar 1780, Einige Nachricht von Perfonen Die bey Hannover ertrunfen find, (als Nachtrag zu der Abhandlung von Rettung Berunglüd; ter im 74. und 75ten St. dieſes Ba von 1779.) von Herrn Hofmedicus Marcard zu Hannover, enige Tage nachdem der von mir in diefe Blätter im legten September v. J. eingerückte Auffag über die Rettuug verun⸗ glückter Menſchen erfhienen war, trug ſich ein Fall vor unfern Stadt. toren zu, bey welchem vieles vorgieng das fo nahe mit demjenigen verwandt ift was ich damals ſchrieb, auch fo fehe für die Wahrheit deffen zeugt was ich behauptete, und Außerdem zu fo wefentlihen Anmerkungen über die: fen Gegenftand Anlaß giebt, daß ich nothhalben aus der Erzählung deffel: ben ein Supplement zu dem vorherge: benden Auffage machen muß. Die: jenigen Umftände ben denen id) nicht felbft gegenwärtig gewefen bin, habe ih, fo wie ich fie aus der Erzählung mehrerer Perfonen am glaubhafteften und übereinftimmend erfahren habe, bier wiedergegeben, Am abgewichenen zfen October des Nachmittags um 4 Uhr, war ein jun: ger Menfch nach einer ziemlich feichten Stelle in der Ime gegangen, um fich dafelbit zu baden, wie es an dem Orte ſehr häufig geſchieht. Ohngefaͤhr um 5 Uhr war er durch einen Zufall fo in das Waffer gerarhen, daß er fih nicht belfen Eonnte und darin verfanf, Geis ne Badecammeraden hatten ihn zwar vor Schrecken und Entfeßen verlaffen, ader die nicht weit davon entfernten Fiſcher waren ihm zu Hülfe gefom: men, und hatten ihn Eurz nach 5 Uhr aus dem Waſſer gezogen, nachdem er nur faum eine Vierteiftunde, oder doch nicht viel darüber im Waffe gelegen war. Weil fie den Ieblofen Körper vermuthlich für tod hielten, fo geſchah daber weiter nichts, als daß man ihn nacfend, wie er des Badens wegen war auf den naffen Strand hinlegte, und, wie ic) zuverlaͤßig genug bin were fichert worden, mit den Füßen ein wer nig ins Waffe, nach wohl hergebrachs tem Vorurtheil und Alfanzeren. Auf diefer Stelle, auf dem falten Boden, — die geringſte Bedeckung in der kuͤh⸗ 35 kuͤhlen Abendluft des Octobers, Die noc) kaͤlter ward durch die Naͤhe des Waffers, blieb der Körper liegen, von 5 Uhr bis um S Uhr des Abends, ohne Daß irgend ein Verſuch gemacht wärs, das Leben berzuftellen, das damals noch nicht verlofchen fenn konnte, und noch nicht verlofchen war: denn man bat mich verfichert, das Geſicht habe noch ganz frifch ausgefehn, und unter den Uchfeln fey noch eine beträchtliche Wärme verfpürt worden, Weit es befanntlich Durch das Vor: urtheil für eine Schande erflärt ift, wenn man einen verungluͤckten leblo: fen Menfchen anruͤhrt, fo lag wohl darin ein Theil der Urfache, warum bald anfangs da noch Niemand es verwehrte, fich feiner an deu halb lex bendigen Körper machte , und warıım auch der Fifcher weiter nichts thun wollte als ihn aus dem Waſſer ziehn. Einige Perfonen aus der- Stadt haben geglaubt, fie dürfen Deswegen nichts tbun, weil fie aus der Stadt waren, und weil der Körper unglücklicher Weiſe nicht in dem Gerichtobezirk der Stadt lag, und fie ſich vermeynten Eingriffen in fremde Zurisdiction ent: halten wollten, von denen fie glaubten fie feyen firafbar. Gewiß ift es, daß von Seiten des. Gerichts, und den bisherigen VBerfafjungen gemäß, eine Wache dabey geftanden habe, die eg vermehrte, als die von den Angehoͤri⸗ gen des. Verungluͤckten abgefandte Derfonen Famen, den Körper aufzus heben um ihn in ein Haus zu bringen, und fie zwang ihn wieder auf Die Erde Einige Nachricht von Perfonen 36 niederzufegen, als fie ihn ſchon ſort⸗ tragen wollten. Gegen.g Uhr alſo, nachdem drey Stunden vergangen, und mithin ums ter ſolchen Umftänden die Zeit gaͤnz⸗ lich abgelaufen war, in welcher noch etwas zu helfen ftand, ift endlich der Koͤrper in ein Haus gebracht, und als ich ohngefähr gegen halb 9 Uhr hinzu kam, fo hatte man eben angefangen alle die bewährteften Häifensittel aufs eifrigfte anzuwenden, in twelchen man wo wöglich Rettung füchen mußte, Es murden Tobackselyſtiere beygebracht, Luft in den Mund geblafen, und die Außerlichen Theile gerieben. Aus der, Droßelader wurde Blut gelaffen, und - auch am Arm, welches zwar im Ans fange nicht fließen wollte ,„ aber in der Folge ſehr ſtark floß, ohne daß es jes doch ein angenehmes Zeichen war, meil man es bloß als eine Folge des ſehr lebhaften Handtbierens anfehn mußte Es wurden nach gerade noch verfchies dene Verſuche angeftellt, der Körper wurde in warme Betten gelegt, die äußern Theile wurden mit warmen Salze gerieben; man: verfuchte die unteren Theile des Körpers in laus lichtes Waſſer zu ftecfen , welches aber in Ermangelung eines dazu fhichs lichen Gefäßes nicht recht gelingen wollte, Man blies auch Tobacks— rauch durch den Mundein, und wands te noch alferlen Efeine Reize an: aber alles ohne die allergeringfie Wirkung, Bon dem Hugenblicfe an, da ich den Körper zuerft fah, es war nicht gar lange nach 8 Uhr, fihien un gar eine 37 feine Hoffnung übrig zu fenn, obgleich die Hugapfel noch friſch und glänzend waren a). Die größern Gliedmaaßen und überhaupt alle aͤnßern Theile, wa- ren in den dren Stunden die der Kör: per ohne Bedeckung der Fühlen Luft ausgefegt gelegen hatte, fo febr er; ftartet, daß es der Natur unmöglich feyn mußte diefe Schwierigkeiten zu überwinden, wenn auch noch ein Fleis ner Hauch von Leben in dem Juner— fen vorhanden geweſen wäre, Indeſ—⸗ fen gefchab dem ohngeachtet aufs leb⸗ baftefte alles was in folchen Fällen ge: ſchehen muß, infonderheit wurde das Reiben ununterbrochen fortgefeßt, und ich blieb His nach 11 Uhr gegenwär:; tig, da denn freylich gar Peine Mög: lichkeit mehr war noch etwas zu helfen, Sch muß bier ein Paar Anmerkun— gen machen für diejenigen, denen etwa dergleichen Fälle vorkommen, Damit fie die Fehler vermeiden die hier vorgien: gen. Da es einmal an den nöthigen Tuͤchern fehlte, um das Neiben fort; zufeßen, fo wurde dazu nur etwas zu: fommengewicfeltes Stroh genommen, und ich wandte für dasmal nichts da: wider ein. Für diejenigen, Die diefes etwa angefehn haben, und es bey vor; kommender Gelegenheit. nachahmen möchten, muß ich bier etwas erinnern, die bey Hannover erfrunfen find. 38 Das Reiben ift, nad) den Mitteln die die "großen Mäder der Mafchine wies der in Trieb feßen, als dem Einbla— fen der Luft, u. ſ. w. das vorneßmfte Huͤlſsmittel bey den meiften leblos ger wordenen Körpern, weil dadurch am beften und an allen Theilen des Koͤr⸗ pers zugleich die ſchlafende Bewegung allgemach wieder erweckt wird. Nur muß man daben anmerken, daß es ſauft und gelinde gefchehen müffe, Am beften find dazu wollene Lappen, die man etwas waͤrmen Fan, Das Stroß it Dazu deswegen nicht zu brauchen, weil es zu ſcharf ift, und zumal von manchen, wie ich hier fahe, fo herz⸗ haft gebraucht wird, daß es die Obers baut mit wegnimmt. Ben dem ers zählten Falle durfte es wohl mit zu Hülfe genommen werden, da man durchaus feine Hoffirung hatte zu hel⸗ fen, und alfo Feine Gefahr vorbanden war zu ſchaden, und diefes mal, faſt nur des Erempels wegen, Das Hands tbieren eine hinlängliche Zeit fortges fegt wurde, Sonſt aber muß forgfäls tig dahin gefehen werden, daß man nicht einemteblofen mit demfelben Mit: tel, wodurch er wieder erweckt wird, ein Wundfieber zuzieht, woran er Ges fahr Täuft ein Paar Tage fpäter zw ſterben; welches doc) fehr wohl ger € 2 ſchehen a) Man kann alſo dieſes angegebene Kennzeichen nicht als bedeutend anſehn, um daraus auf einen Ueberreſt des Lebens zur ſchließen. Es iſt auch befannt genug, daß die Augen der Thiere, die gewaltfamen Todes geftorben find, noch niche gleich mit dem Tode ihr frifches lebendiges Anfehen verlieren; warum follte eg nicht eben fo bey gewaltſam geftorbenen Menfchen feyn? Ganz anders wirft freylich der Tod der auf Krankheit folgt. Im Gegentheil find die völlig gebro⸗ chene eingefallenen Augen, ein gewiſſes Zeichen des Todes, wenn fie neben ans dern Merkmalen deſſelben vorhanden find, 39 ſchehen Fönnte, wenn er an der ganzen Dberfläche feines Leibes wundig wäre. Ein anderer Punkt der bemerkt wer: den follte, ift Diefer, daß man fich nicht begnügen müffe, nur einige Theile des teibes fanfe und mit warmen Tüchern zuireiben, fondern fo viel möglich alle. Die Fuͤße müffen gerieben werden, zu gleicher Zeit auch die Beine, die Schen: fel oben und unten, und fo die obern Theile alles anf einmal. Daher ift es nörhig, daß fo viele Perfonen, als nur zu Hleicher Zeit Plaß haben, und fi nice im Wege ſtehn, die Hand anlegen. Aus dieſer Urſache, weil die Arbeit aͤußerſt ermuͤdend iſt, ſollte bil: lig von den muͤßigen Zuſchauern, an denen es bey ſolcher Gelegenheit nicht zu fehlen pflege, Niemand ſich aus: fchliegen mit zu helfen. Einige Per— fonen von den bey diefem Borfalle Ans weſenden, haben zwar mit einem ſehr liebenswuͤrdigen Eifer und mit großer Anftrengung alles gethan, was fi bey einer folchen Gelegenheit nüßliches thun läßt. Su Ganzen aber, habe ich mit Unmuth und Erftaunen eine große Unthaͤtigkeit bemerkt, und eine wahre aſiatiſche Gleichguͤltigkeit, die mit der Tobackspfeife im Munde ganz gerubig zuſieht, ob der Menſch erwek⸗ ket wuͤrde oder nicht. Um diejenigen Schluͤſſe die ans dem eben erzaͤhlten gemacht werden muͤſſen, noch weiter zu unterſtuͤtzen, will ich hier noch einen andern Fall kuͤrzlich anfuͤhren, der ſich ebenſalls vor den Thoren von Hannover zugetragen bat; Einige Nachricht von Perſoneu 40 ich war bey demſelben nicht gegenwaͤr⸗ tig, und ich erzähle ihn fo, wie ich ihn von dem verdienten Stadt:Chirurgus Heren Hiſchbeck empfangen ‚habe, An einem fehr heißen Sommertage war sin junger Menfch ,' ebenfalls in ‚der Ime ertrunfen. Der oberwähnte Ehirurgus fand fi ſchon auf der Stelle ein, ehe man noch den Körper gefunden hatte, Als er fchon vorläu: fig ſich anfchickte die nörhige Hülfe ans zuwenden, fo bald der Körper gefuns den ſeyn würde: fo fündigte ihm die dabey geftellte Ausfchuß: Wache, die fein Vorhaben etwa merkte, an, daß er gar nichts Über den Körper zu fas gen habe, und daß der Körper fo bald ee hervorgefommen fenn würde, biss an den Hals in das Waſſer folle ge lege werden , fo daß der Mund nur alkin daraus hervorftehe, und das bis auf weitere Order. Man fand endlich den Körper noch ziemlich bald, und Herr H. erhielt toch fo viel, daß man ihn auf den Raſen legte, und nicht ins Waffer , weil er die Wache beres dere der Menfch fey nicht todt; weiter konnte er nichts erhalten. Er ver fuchte darauf in freyer Luft, unter den ftärfften ftechenden Sonnenſtrahlen, alles was die Kunft in ſolchen Fällen nüßliches lehrt, und was unter den Umftänden möglich war; und fein Gehuͤlfe, den er aus der Stadt mitger bracht hatte, war der einzige Menfch der ihm half oder helfen wollte, ob- gleich hundert mäßige Zufchauer um⸗ ber ftanden, Here H. verfichert, er babe deutliche Spuren des wieder ans glims 41 glimmenden Lebens bemerft, es babe ſich eine Bewegung im Magen geäuf: fert durch die etwas als durch eine Art Aufftoßen oder Brechen, durch den ‚Mund ausgeworfen wurde. Allein durch diefe fo fehr ermuͤdende Anftrens gung, und durch die große Hitze, was ren feines Gebülfen und feine eigenen nicht geringen Kräfte bald zu dem Grade erfchönft, daß er, da Niemand ibm beyſtand, fich entfchließen mußte, das Werk aufzugeben, eben, dieweil er noch große Hoffnung zu fehn glaubte, Die Schlüffe die aus folhen Bor: fällen gezogen werden müffen, macht Sedermann ohne meine Erinnerung. — Es ift offenbar, daß wenn zuerft die Hinderniffe die von Borurtheils und von Juris dictions wegen vorhanden find und. alle Hülfe ausfchließen „ aufs geräumt wären, und denn ein Preis auf die Rettung eines Verunglückten gefeßt würde: der gemeine Mann als: denn wohl feine Gelegenheit vorbey: laffen wird, bey welcher er etwa zehn Thaler in aller Geſchwindigkeit ver: dienen Fönnte, wenn feine Unternep: mung glückt, und wofuͤr er doc) auf allen Fall eine geringere Belohnung zu gewarten hat, wenn auch feine Be: muͤhung fruchtlos abliefe b). Nur müffen Peine Gefeßausleger und WBerordnungsverfälfcher binzu: kommen, wie neulich in einer beruͤhm⸗ ten Stadt in Sachfen gefchehen feyn die bey Hannover ertrunken find. 42 foll, und wovon uns das beliebte deut⸗ fde Hiufeum vom September 1779 ©. 281. die ſehr merkwuͤrdige Ge— ſchichte erzaͤhlt, die ich als ganz und gar hieher gehörig zum Beſchluſſe noch beyfuͤge. Beytrag zur Geſchichte der Menſchheit., „Der Churfuͤrſt von S... hat in „einer Verordnung demjenigen, der „einen Ertrunkenen aus dem Waſſer „sieht zehn Thaler, und wenn die „Huͤlfe vergeblich ift, drey Thaler zur „Belohnung beſtimmt. Vor einiger „zeit fiel zu M:f:g ein Eleinee Juns „ge in einen Teich, und war ſchon „ganz untergefunfen, Mit tebensges „fahr 309 ihm ein alter Soldat ber- „aus, und weil es auf der Stelle ger „hab, fofam das Kind, ohne viele „Hülfsmittel in wenig Minuten wies „der zum Leben. Muu erfuhr der „Invalide, daß er eine Belohnung „verdient hätte, und Fam beym Ma: „giſtrat darum ein, der aber decidirte: „daß der Fall zur Prämie fich nicht „qualificire, weil der Berettete „noch nicht ettrunken gewefen „wäre, Go weit Dummheit, nun „aber die Infamie: vierzehn Grofchen „mußte der arme Soldat Sporteln „bezahlen, Wenn einmal Ephemeri: „den der Unmenſchen gefihrieben wer— „den, fo muß diefe Gefchichte oben „an., b) Dem äußerlichen Vernehmen nach full eine Landesverordnung im Werke ſeyn, wel: he die Hinderungen möglichft heben wird , fo bisher die Rettung verunglückter Perfonen und die denfelben fchleunig zu leiftende Huͤlfe erſchweret haben. € C 3 D. Herausgeb. Etwas 43 RU 44 Etwas zu Nug und Frommen unſerer heutigen Paͤdagogen. eg ‘ie Chineſtſchen Philoſophen, bar ben ſeit Fahrtauſenden ihre Dios ral, in fuͤnf beſondern Capiteln abge⸗ handelt, und als eben ſo viel wichtige Pflichten gelehrt, Dieſe find: 1) Pflich: ten der Eltern und Kinder, 2) des Fuͤrſten und feiner Unterthanen, 3) der Ehegatten, 4) der Geſchwiſter un: ter einander, und endlich 5) der Freun— de und Bekannten. Faſt alle ihre Schriften der Art, handeln von dem unbedingten Gebor⸗ fam der Kinder gegen ihre Eltern; der Schüler gegen ihre Lehrer; von der Treue der Unterthanen gegen ihre Obern; von dem Verhalten des Sür: ften gegen feine Unterthanen; von der Folgſamkeit und Trene der Sranen ge⸗ gen ihre Männer; von der Zaͤrtlich⸗ Feit die unter Gefhwiftern Bauptfächr lich aber unter Brüdern herrfchen muß, und von der gleichfeitigen und unver brüchlichen Treue der Freunde gegen einander, Ihre Gefchichtsbücher, und Die Chroniken jeder Stadt, find jvoller Benfpiele edler Handlungen, die feit Jahrtauſenden der Vergeſſenbeit ent; riſſen, eine edle Nacheifrung unter dem Bolt und hanptfächlich unter der Ju— gend veranlaffen. Der Grund ihrer ganzen Erziehung beruhet darauf ihren Kindern Diefe Moral, und vorzüglich das erite En: pitel derfelben, die tieffte Verehrung und Liebe gegen ihre Eltern und Leh⸗ ver einzuprägen, Gie find überzeugt, daß wenn den Kindern der Geift der Verehrung, der Unterwürfigfeit, und des unbedingten Gehorfams gegen die von denen fie das Leben baden, recht eingeprägt iſt, umd wenn fie ihre Obern und ihren Kaifer aus eben dent Gefichtepunft anfehen lernen, daß fos dann das ganze Land gleichfam nur aus einer Familie beſtehen werde, von welcher der Kaifer der Vater ift, Diefe Ehrfurcht zu erhalten, werden nun auch die Geburtsräge des Kaifers, der Vice⸗Koͤnige, der Gouverneurs und der Eltern reiner jeden Familie jaͤhr⸗ lich auf das feyerliche begangen. Weder hobes Alter, noch erhabener Rang, ja felbft auch die fehfechtefte Behandlung die man ertragen mußte, dürfen jemand von diefer Schuldigfeit und von der Verehrung und Liebe gez gen die Eltern und Obern zurückhalten. Diefer Punkt der Erziehung ift von den Ehinefern zu dem höchften Grade der Bollfommenheit gebracht; die Ges feße geben dem Vater ein unumſchraͤnk⸗ tes Recht, umd eine ausgedehnte Ge⸗ walt über feine ganze Familie; ja fie haben fogar das Recht ihre Kinder zu verkaufen, wen fie mit ihnen nicht zu: frieden find, wenn fie ihrer Hoffnung nicht enefprechen. Wenn ein Vater feinen Sobn anflayt, fo wird der Sohn gar nicht gehört, fondern fo gleich vers urtheilt. Denn fie fagen, Peiner kann einen Menfchen beffer kennen, als der, welcher ihn feit feinen zarteften Jah⸗ ven erzogen bat, Umgekehrt aber ift es 45 Etwas zu Nus und Frommen unferer heutigen Pädagogen, 46 es wenn der Sohn klagt; ja es iſt fo der Unterwuͤrfigkeit, in welchem die gar ein Geſetz vorhanden, welches je dem Gerichte verbietet dergleichen Kia: gen anzunehmen, nur mit der Aus— nahme, wenn fie von dem Großvater mit follte unterfchrieben ſeyn. In die: ſem Falle alfo wird die Klage zwar angenommen, allein wenn ſich auch nur das mindeſte darin finden follte, wel ches dem Sohn zu ſchulden fommen koͤnnte, oder als falfch befunden wuͤr⸗ de, fo bat derfelbe das Leben verwirket. - Der Sohn, (fagen fie,) muß ge bocchen, und Gedult lernen; von wem wird er leiden wollen, wenn er nichts von feinem Vater ertragen will, Vergehungen gegen die Eltern, Be: -Jeidigungen die denſelben zugefüget werden, find nun zwar dort Außerft felten, allein fie werden gar bart be; ſtraft. Sollte fi gar ein Kind an feinen Eltern vergreifen oder fie toͤd— ten, fo ift die ganze Provinz im Auf ruhr; felbft der Gouverneur läuft Ge⸗ fahr abgefeßt zu werden; Die ganze Zamikie des Ungluͤcklichen wird ge firaft, das Haus worin er gebohren abgeriffen, und eine Schandſaͤule dar: aufgefeßt; er wird in tauſend Stüß; ke zerhauen, und feldft fein Name wird mit Abſcheu gehört und genannt, Die Verehrung der Eltern hört nun nicht etiva mit dem Tode auf, nein, fie dauert auch noch nad demfelben, und ihr Spruͤchwort iſt: ehret die Tod: ten, wie ihr fie im Leben ehretet. (Se- fe-ju-fe-feng. ) Diefer Geift des Gehorfams und Chineſer von ihrer zarten Jugend an erzogen werden, bat num einen erſtau⸗ nenden Einfluß in ihre Regierungs— verfaffung. Sie flößet gleichfalls die tiefſte Ehrfurcht der Unterthanen für ihre Obern ein, und dieſe Ehrfurcht wächft nach dem Range des Obern, bis zum Kaifer, der von allen feinen Unterthanen faft wie eine Gottheit ans geſehen wird, Vater des Volks, ift der Titel, den faft jeder darin annimmt, und den ohngeachtet fpricht doch ein jeder Eniend mit ibm, Unter verfchiedenen vortrefflichen Schriften, die über diefe Materie noch von Jahrtauſenden ber unter diefer bewunderungswärdigen Nation auf bewahret werden, will ich wur aus eis ner derſelben, welche über die Moral und Erziehung gefchrieben ift, einige Stelfen ausheben. Die Wohltbaten, die ein Kind von feinem Vater erhält, find zwar weniger in die Augen fals fend, allein doch wefentlicher als die, welche es feiner Mutter zu verdanken bat. Eben fo fchreibt man es eher der Erde zu, die Kräuter und Pflanzen ans ihrem Schoße hervor bringt, ohne zu bedenfen, daß erft der Einfluß der Sons ne die Erde erwärmen und fruchtbar machen muß. Die Zärtlichkeit der Mütter gegen die Kinder, erſtreckt ſich mehr auf den Körper, Die tiebe des Vaters geht weiter , und zwecket daraufab, ihren Gift auszubilden. Der Vater fo wohl 47 Etwas zu Nug und Frommen unferer heutigen Pädagogen. 48 wohl als der Sohn müffen bey diefem ihren Beſtreben auch nicht Mmal die eigennügige Abficht baden ſich bloß Lob erwerben zu wollen, nicht als Mu: fterder Tugend fcheinen zu wollen, nur kriechende Seelen erfüllen, durch fol: che Bewegungsgruͤnde getrieben, ihre ichten. I Laßt die Dienfte die ihr euren Eltern leiftet, denfelben wefents fich nußbar, zugleich aber auch ange⸗ nehm ſeyn, und begnuͤget euch nicht Bloß mit dem Schein. Dies würde mur eine Nachahmung derer feyn, Die, nachdem fie ihre Eltern haben verhun: gern laſſen, derſelben Begräbniffeite mie prächtigen Mahlzeiten begehen . Kinder und Großkinder, muͤſſen nie den Vornamen führen den ihre Bor: fahren, oder andere berühmte weife Männer des Alterthums führten, dies würde fo viel ſeyn, als ipnen die Ach: tung entziehen, die man ihrem Andens fen ſchnidig ift. Die Hauptpflicht des Baters ift, die Mängel und Schwach⸗ heiten der menſchlichen Natur, an ſei⸗ nen Kindern zu beſſern, und keine Ber; gehungen derfeiben zu Überfepen, h Mütter find gar zu geneigt fie zu entfhuldigen, und dies finder man nicht allein bey niedrigen Leuten, nein ſelbſt bey den Geſitteſten nehmſten. Wenn die Mutter ihre natuͤrliche Gutherzigkeit zu weit treibt, ſo wird dieſe uͤbel angebrachte Liebe vorzüglich ihre Töchter in den Grund verderben, Sprit der Vater aber auch mit feis nen Kindern nie anders als in einem, rauhen Tone, wenn er nie den Mund öffner als nur fie zu überholen oder zur tadeln, fo macht er fie furchtfam , fo _ ſehr, daß fie ſich ſchaͤmen ſich zu zeigen, oder nur zwey Worte zu fagen. Cine folhe Furchtfamkeit und Zuruͤckhal⸗ tung Pleber ihnen alsdenm ihr tebelang an, gebierer bey fchlechten Gemuͤthern Heucheley, und giebt ihnen auf immer einen albernen Anftand, Die Abficht des beftändigen Tadelns mag wohl gut feyn, man will fienem:; lich dadurch früßzeitig zur Tugend und zu guten Sitten bilden, allein es iftübel angefangen, und fchwerlich wird der Zweck erreicht. ch willes nochmals wiederholen: der Charakter der Mut⸗ ter, ift mitleidige Theilnehmung, die jedod) mit nicht zu viel Nachficht ver: knuͤpft ſeyn muß; der Vater aber muß befjern, jedoch mit weniger Strenge: als ticbe, und Bors Die Fortfegung folgt kuͤnftig. I Hamovcriihes Magazin 50 Ates Stuͤck. Freytag, den 14ten Januar 1780, Etwas zu Nug und Frommen unferer heutigen Pädagogen, Fortſetzung.) > bald ſich die Verſtandeskraͤfte des Kindes entwickeln, muß man, jedoch mit Behutfam: keit, anfangen, dDemfetben Begriffe und feicht zu faffende Lehren beyzubringen; man muß es daben nie aus übler Lau⸗ ne ſchelten, auch nicht wegen Kleinig: keiten (trafen; mit feiner Schwachheit muß man Gedult haben, und fich zu feinen Kräften die noch nicht entwif: kelt find, herablaſſen. Bedenket, daß es mit den Kindern iſt, wie mit einer Blumenfnofpe; fie muß Zeit haben fih nach und nach zu Öffnen, ehe und bevor fie Blume wird, und Geruch um fich ber verbreiten kann. Zu viel Sorge für die Gefundheit der Kinder, ift auch ein Fehler vieler Eltern; fo bald ihnen das geringfte fehle, werden fie mit Medicin und Staͤrkungen überhäuft, und eben da; Durch geſchwaͤchet. Ihr Körper wird kraͤnklich, und man verkürzt ihre Ta: ge; follte wohl die Seele dabey gefund bleiben? — — Es ift eine alte bergebrachte Ge wohnpeit, daß Eltern ihren Kindern, fo wie fie heranwachſen, einen kleinen Fond ausmachen, und ihnen etwas Geld zum Berechnen in die Hände geben. Dies ift gut, fie lernen das durch den Werth der Dinge Fennen, feben die Mühe des Erwerbs ein, ler— nen das ihrige fparen, oͤkonomiſch ſeyn, und unterrichten fich Durch eigene Erfahrung, was die Triebfeder der Handlungen der mehrften Menfchen iſt, und wodurch größtentheils die Welt regieret wird, Man pflege zu fagen: eine Tochter wird nur in einer Familie geboßren und erzogen, um in eine-andere einzus geben. (In China darf Fein Frauen: zimmer in die Familie ihres Vaters beyrarben, die Verwandſchaft fey auch fo entfernt fie immer wolle.) Dies ift die Urfache, Daß fo oft die Er— ziehung Ber Töchter vernachläßiger wird, und daß man nicht genug auf ihren Unterricht achtet. Durch ein ſolches Betragen beleidigt man die Familie in welche eine ſolche Perſon trit, und fie macht daſelbſt ihrer Fas milie Schande. D Ein 51 Ein Frauenzimmer werde vorhero wohl von dem Umfang ihrer Pflichten unterrichtet, und dieſe find: Ein ehr: furchtvollee Gehorfam gegen ihre Schwiegereltern, eine genaue Einig— feit mit ihren Schmwiegerinnen und Schwaͤgern zu erhalten; Verehrung ihres Gatten, vernünftige Begriffe von der Kinderzuchtz Mitleiden mit ihren Bedienten und Sflaven haben; Eeide zu gewinnen und felbige zu be: arbeiten; Öfonomifch, mäßig und atz beitſam ſeyn; wiedrige Begegniſſe und Ungluͤcksfaͤlle geduldig ertragen; fein Gewaͤſche und Klatſcherey anzu: hören, und fich nicht im andere Fami⸗ Tienangelegenheiten za mengen, Dies iſt es, was ein Mädchen lernen foll, ‚ehe und bevor es beyrathet. Allein was erfolgt aus der Vernachlaͤßigung diefes Unterrichts? Vieler ihre Befchäfftt: gung beftehet darin fich mit Anftand zu frifiten, die Schminfe vortheilhaft zu brauchen, ihren Kleidern und Schw ben den beſten Schnitt zugeben, Zitter: nadeln und Ohrgehaͤnge mit Geſchmack anzubringen, uͤber die mollüftigften Speifen u. Getraͤnke nachzufinnen, und ihre Schönheit durch eitlenFlitterſtaat, Tändeley und Firlfanz zu erhößen; dies ift es alles was fie wiffen, felbft die allererften Pflichten guter Mütter, wiffen fie nicht, Sollte man ihnen nicht von den früheften Jahren an Ge; ſchichtbuͤcher in die Hände geben, wor ‚aus fie Unterricht Fchöpfen koͤnnten; dies würde ihre Berflandafräfte aus— bilden, gute Regeln mürden fich darin feftiegen, und große Beyſpiele edler Menfchen, würden ihr Herz befferm — ⸗ Etwas zu Nutz und Frommen 52 Unter den fünf Pflichten des Menſchen, iſt die erſte und Hauptpflicht, Gehors ſam und Verehrung der Kinder gegen die Eltern. Die Urſache ift Begreiflich, ohne Eltern würden wir nicht da fenn, ihnen find mir alles fehuldig was wir find. Der Laſt und Befchwerlichkeit nicht zu gedenfen, welche die Mutter während der Schwangerfchaft ertraͤgt, auch der Gefahr der Geburt nicht, fo ift e8 dod) gewiß, daß von der Zeit des Daſeyns des Kindes an, bis zu der Zeit, da es Feiner fremden Hülfe mehr bedarf, die Mutter tanfend Befchwer- lichfeiten des Qages, und taufend Uns ruben des Nachts davon zu ertragen bat; dies foll ein gutes Kind einfehen, danfbar dafür feyn, und wenigfteng diefe Danfbarfeit durch den genaues ften Gehorſam äußern, Was das Gefchäffte der Kinders zucht anberrift, fo kann felbiges nicht zu früh zur Hand genommen werden, vorzüglich alsdann, wenn fich die Bers Randesfräfte nun anfangen zu entwißs fein. Gebet es nicht zu, daß eure Kinder irgend etwas das lebt und ſich bewegt, ſo es auch nur ein geringes Inſekt, ja gar auch nur eine Staude oder ein geringes Pflaͤnzgen märe, verderben oder vernichten; hiedurch werder ihr die Güte des Herzens, und das fanfte auebilden, wozu die Matur fhon in ihnen den Grund gelegt bat. Koͤmmt eine Perfon vom Stande, vom boben Alter, ein Verwandter oder ein Freund in euer Hans, fo unterrichtet eure Kinder, diefem alle Art von Ehr⸗ furche zu erweifen, hiedurch bilder Mi ſie 53 fie zur Sittlichfeit und Höflichkeit, wozu fie fchon bey ſich die Anlage haben. ‚Zu Zeiten wird eine Palte trocfene Antwort fie zurecht bringen, wenn fie alberne Fragen thun, oder zur Unzeit lachen; dies wird fie in der Beſchei— denheit und Sittſamkeit . erhalten: Wenn ihr Gemürh auffahrend und zaͤnkiſch ift, fo muß man fie mit Ernſt und firengen Worten zurecht weifen, allein nie, im Anfall des Zorns fie ſchlagen; eine ſolche Behandlung wür: de fie erbittern, fie heftiger und zus gleich weniger offenhergig machen, Be⸗ handelt der Vater den Sohn gut, fo wird fih natürlich der Sohn gut ge: gen den Barer betragen; ift aber der Bater nicht fo allerdings wie er ſeyn follte, fo fell e8 doch der Sohn an nichts fehlen Taffen, was feine Pilich: ten fordeen: er foll ein anderer Chun ſeyn, welcher den Himmel mit Seuf: zen und Thränen um die Erhaltung ſeines Vaters bat, dee doch nur fchien ihn in die Welt gefege zu haben, um ihn zu quälen — — So viel Schönes nun auch noch in diefem Buche gefeßt ift die andern Hauptpflichten betreffend, fo will ich diefes doch bis zu einer andern Gele: genheit verfparen, und nur noch) etwas aus einem andern Capitel anführen, Das von der Verbefferung des Herzens handelt. Ein uns von unſern Eltern hinter⸗ laſſenes, auch nur maͤßiges Erbtheil, muß als ein großes Gluͤck geſchaͤtzt und benutzt werden. Man uͤbe ſich die unferer heutigen Pädagogem 54 Weisheit zu fludieren, feine Begier⸗ den zu zaͤhmen, mit dem Mittelftande zufrieden zu fen, und alles -das zu verachten mas ung zum Stolz oder zue Pracht verleiten Pönnte, fo befigt man einen Schaß, Sic) mit unnügen Sorgen quälen, nur darauf finnen wie man fich berei« here, und beitändig mit feinen Gluͤcks— umſtaͤnden befchäfftiger feyn , führe of fenbar zum Untergange. Gein Herz beffern, feine Begierden mäßigen, das ift und muß die Befchäfftigung eines vernünftigen Menfchen feyn, Es giebt feinen Menfchen, der nicht in feinem Leben auf eine oder die andere Art Urfache zum Misvergnügen haben follte; auch felbft dies ift ein wahrer Boreheile Gienge alles immer nach unfern Wunſch, fo würden wir das durch gieichfam verblendet werden, und einſt widrige Zufäfle um deſto härter empfinden, welche doch nie ause bleiben und vorzüglich einem großen Gluͤcke allegeit zur Seite gehen. Der, welcher durch Weltkenntniß unterrichs tet iſt, koͤmmt bey Pleinen widrigen Begebenheiten nie aus feiner Faffung. Leidenfchaften, machen fo bald fie den Damnı der Vernunft durchbrechen, den Menfchen zum Thiere. Die Truns kenheit ift von der Art, die Seele vers lierer in der Lage alle Kraft zu denken und zu handeln, erinnert fi) auch nichts, fo bald die Dünfte verrauche find, werden die Ideen wieder Plärer, der Berftand entfchleyert fich, und nach und mach kann alsdann dieSeele wies der eben fo veiflich von Sachen urthei⸗ D 2 len 5 ken wie vorhero. Es ift klar, daß es bloß die Dünfte ftarker geiftiger Ges tränfe find, die uns fo zum Vieh ber: abießen fönnen, und daß man dahero bey ihrem Genuß, forgfältig ſich in Acht zu nebmen babe. Ich will hier nichts von einer andern Art der Trun; kenheit fagen, dienicht weniger gefährs lich iſt; es ift die unter allen Leiden: fchaften, welche den Berftand am mehr: ften benebelt, und die Vernunft derer am mehrſten unterdruͤckt, die einmal ihre Sklaven find. Das Mittel ger gen diefe leßte Trunfenbeit , ift Ke-ki, das heißt uͤberwinde dich, Wenn von Jemanden Gutes ges fprochen wird, fo werden gleich eine Menge der Zuhörer bereit ſeyn zu zweifeln ‚und doch werden eben die fo gleich fertig feyn e8 zu glauben, went von Jemand Uebels geredet wird. ° Der, welcher fich es einmal ange: wöhner hat von den Fehlern anderer zu reden, wird die Tugenden der Mens fchen überfehen, fie nicht bemerfen, So bald man fid die Mühe nimme teure von diefem Schlage genau zu uns terfuchen, fo wird man fie felbft voller tafter und Teer an wahren Tugenden finden. Ein feines Gehör, und ein fcharfer Blick find fehr zu fchäßen, wenn man ſich aber nur deffelben bedienet, die Sehter anderer zu bemerken, und es verabfäumt diefen Blick auf fich felbft zu werfen und fich kennen zu fernen, fo ift es, als ob man feineSchäge nur zum Vortheil anderer brauchte; Soll: te man einen folchen Misbrauch nicht zu befeufzen Urfach haben ? Etwas zu Nutz und Frommen 6 Der, welcher in dem Stande der Duͤrftigkeit, die Pracht und die Schaͤz⸗ je der Reichen und Größen ſiehet, ohne fie zu beneiden, wird gewißlich nievon Stolz geblender und aufgeblafen wer: den, wenn ihm der Himmel einft ein äbntiches Gluͤck befcheren ſollte. Der, welcher mitten im Ueberfluffe und der Pracht feine Augen nicht von den Dürftigen und Elenden wendet, wird gewiß nicht Fleinmürhig werden nach VBorzügen, wenn er durch einen Zufall von der Höhe, worauf er ſteht berabgeftürze wird; er wird nicht murs ren. Sich feldft überwinden, ift das Mittel niche überwunden zu werden; ſich ſelbſt zu beherrſchen, ift das Mits tel von andern nicht beherrſcht zu wer⸗ den. * Fuͤrchte einen boͤſen Gedanken; wenn wir auch ſelbſt weit entfernt ſind ihn auszuführen, iſt es doch allezeit Unkraut auf fettem Boden. Sucher vor allen Dingen die Auf— wallungen der übertriebenen Eigenlie⸗ be zu unterdrücken, ift dies gefcheben, fo fönnt ihr euch zum öffentlichen Be: ften brauchen laſſen. Erft eure Zwecke und Wirnfche geordnet und berichtiger, und dann erlauber ed euch auch, euer Ohr anderen Menfchen zu leihen. - Du fprichft, du haft dir feine Här: te, Peine Grauſamkeit gegen andre Menfchen vorzumerfen,, allein, baft du nicht oft im Geheim den Gedanken oder den Willen gehabt, andern zu ſchaden? Lnterfuche dich wohl, und du wirft finden, daß, wenn du nich viel Uebels gethan haft, es daher ruͤh⸗ ret, 57 vet, weil du nicht viel Gelegenheit da; zu gehabt haft. Kannft du aber un: geftraft eine Ungerechtigfeit, die dir Mugen fhaffen koͤnnte, begeben, und du begeheſt fienicht. — Wenn du dei: nen Feind demuͤthigen, ihm einen übeln Dienft leiften Fönuteft, und du thuſt es nicht — — dann will ich fagen, daß dur ein Weifer bift, deſſen Herz gebeffere ift, und dann fann man dir gewiß ein dauerbaftes, ein wahres Glück verfprechen. Es giebe viele Menſchen, die nur die Tugend ausüben, um fih dadurch “bey andern in Achtung zu feßen; roier derum andere, die bey dem unordli: chen teben, was fie führen, zufrieden find, wenn fie ihr Lafter verbergen und überfchleiern Fönnen. Beyde bewei: fen es, daß die Tugend was fchägens; rohrdiges ift, und daß die Neigung dazu in unfern Herzen liegen müffe; warum follen denn deine Handlungen der Stimme deines Herzens widerfpre: hen? Kein Unglück muß im Stande feyn uns außer alle Faffung zu fegen ; es mag fich zutragen was da will, fo wird der, welcher fich felbft zu beberr: ſchen gewöhnt it, auch noch allezeit einen Ausweg finden. Syn den miß— lichten Umftänden nehmt euch Zeit und überlegt; ich vor mein Theil, will lieber den Borwurf leiden, zu langfam gehandelt, als durch Uebereilung meine Sache verdorben zu haben, Wenn ich mein wahres Glück zum Zweck ha: be, und das Wohl anderer daben zu: gleich nicht mit aus den Augen feße, fo ift es höchft wahrſcheinlich, daß es mir gelingen werde, unferer heutigen Pädagogen, 58 Es haͤngt nur von mir ſelbſt ab, meine Talente dazu anzuwenden, daß ich alle meine Pflichten erfülle, bloß dieſer Gedanfe muß fähig ſeyn, alles Murren gegen den Himmel zu erflißs fen, und mich abhalten, meinen Feb: fer, und die Folgen derfelben andern zur Laſt zu legen. Wenn ich dag mei: ne nach meinem beften Wiſſen thue, fo kann ich meine Augen zum Himmel erheben, ohne feine Strafe zu fürch: ten; fo kann ich unter den Menfchen erfcheinen ,. ohne erröthen zu dürfen. Andern zu fchaden ift mir unterfagt; allein nicht, auf meiner Huch zu ſeyn, damit andere mir nicht Schaden zufuͤ⸗ gen können. — — — i Wenn euch das Gluͤck am mehrſten fhmeichelt, fo feyd wider euch felbft am mebrften auf eurer Hut, und hals ter eure Begierden im Zaun. Wenn ihr euch am meßrften zur Schwaßhaftigkeit geneigt finder, fo baber am mehrften auf euch acht, und feit aufmerffam auf eure Worte, Wenn ſich das Herz der Tugend ge widmet hat, fo find Sinne, Worte und Handlungen, mie fie feyn follen, allgemeiner Benfall folgt, und man wird des wahren eigentlichen Glücks genießen, welches fih auch noch auf folgende Generationen erftrecft, uns ſchaͤtzbarer Vorzug der Tugend! Das tafter bat ganz entgegengefegte Wir⸗ ungen, ſowohl für den Sklaven def felben, ale für feine Nachkommen, Wie viele Erempel, ſowohl alte als neuere, bemweifen den Satz. Maır fies het daraus, daß der Himmel fchon D 3 bier 59 hier die Menſchen, wie fie es verdie— nen, belohne und beſtrafe. Laſſet uns die Beſſerung unſerer Herzen zu unſerm Hauptzweck machen, dieſes entſpricht der Anlage, die der Himmel in ung ſelbſt machte. Eine Leidenſchaft unterdruͤcken, die ung eben den Zügel entreißen will, die Aufwal⸗ lungen des Zorns erflicken, wenn er eben ausbrechen will, das find Früchte der Weisheit. Wicdet du es ungern fehen, daß ein jeder. wüßte, was du eben fagen wollteſt? ey! fo ſag es nicht. Woll⸗ teſt du es nicht gern bekannt ſeyn laſ—⸗ ſen, was du eben im Begriff biſt zu thun? en! ſo thu es nicht. Iſt es dein wahrer Ernſt dich der Tugend zu widmen, fo wende allen deinen Fleiß an, deine Fehler erft kennen zu ler⸗ nen. Suche ju Zeiten dein Gemuͤth frey von irdifchen Sorgen zu erhalten, und denn wirft du die Eitelkeit derſel⸗ ben einfehen. Schweige oft, und viel; und du wirft das Lächerliche. eines Schwägßers einſehen. Verſchließ zu Zeiten deine Thuͤr, und dir wirft das täftige uͤberhaͤufter Beſuche erkennen. Unterdrücke in dir alle teichtfertigfeit, und du wirft alsdenn einfchen, mie viel Elend fih in ihrem Gefolge ber findet. Biſt du ein Weifer, fo wird dein ganzes Hausweſen Davon zeugen, Ord⸗ nung wird darin in allen feinen. Thei⸗ fen herrſchen. Erlaubet feinen Bons zinnen den Zutritt zu euren Käufern, eben fo wenig einer gewiffen Art alter Weiber, die fich damit abgeben, Kopf Etwas zu Nutz und Frommen 60 puß, Nadeln, Ohrgehaͤnge, gemachte Blumen und dergleichen zu verkaufen, oder die fonft auch wohl mit Quack⸗ falberey, mit Heilungsmitteln, auch wohl unter der Hand mit Kuppeln fich abgeben. Ihr vornehmftes Gefchäfft iſt, bundere Meuigfeiten in alle den Familien, worin fie Zutritt haben, aufzuraffen, und damit eure Weiber und Töchter zu unterhalten: doch dies iſt noch nicht das größeftellchel. Was man nod) mehr zu befürchten hat, iſt, dag fie Luft zur Galanterie und Leicht⸗ fereigkeit erregen, auch daß fie geheir nie Unterhandlungen und Entführuns gen begünftigen. Sie find die Peft des gemeinen Wefens, und der Eins tritt in jedes ehrliche Haus follte ih⸗ nen unterfagt bleiben. Eben diefes fage ic) auch von den Sängerinnen, die fi zu Zeiten bis in das Innere der- weiblichen Wohnungen eindrins gen, und nicht viel weniger gefährlich find, Was die Wehmuͤtter anbetrifft, fo muß man, da fie nicht zu eutbehren find, folche von gutem Ruf ausfuchen, auch dDarneben nicht zugeben, daß ihre Befuche fih zu ſehr vervielfälrigen, und länger dauren als es noͤthig ift: fie find oft Gelegenheitsmacherinnen. Wenn ibr ein Haus feher, in wels chem man früh aufftehet, fo koͤnnt ihe ficher fchließen, daß darinnen Ord⸗ nung berrfche, und daß des Nachts nicht darinnen gefchwelget wird, In diefem Fall koͤnnt ihr überzeugt feyn, daß die Sklaven und Bediente weder liederliche Schurken noch Böfewich: ter find, Wenn fih im Gegentheil —— 61 in gewiften Hänfern die Feſte erſt mit dem Abend anfangen, und anı hellen Tage noch alles im ‘Bette liege, ſo koͤnnt ihr den Schluß machen, daß in den Häufern die Unordnung herrſche, und daß fie lich dem Untergang nahen. Duldet Peine junge fehöne Bediente die jich gar zu gern pußen, und nur zu geſallen fucben, man wuͤrde fich von eurer Weisheit fchlechte Begriffe machen. Was die Weiber eurer Skla— ven, oder eure Bedientinnen betrifft, fo leidet es nicht, wenn fie nur eini⸗ germoßen angenehm find, daß fie fich euren Zimmern nähern. Huͤtet euch auch, Ichöne Ammen zu haben, ihr koͤnntet fie vieleicht nie fehen noch fpre: chen, und wuͤrdet doch taufend Ber muthungen und Läfterungen nicht ver: wehren können. Laßt die Erziehung der Kinder euer Hauptgeſchaͤffte ſeyn, allein diefe fey ja den Zünglingen ſowohl als bey Mädchen ihrer Beſtimmung gemäß; die der letztern muß ganz anderer Art feyn als der erfteren. Die Knaben müf: fen die Schriften, ſowohl alte als neue, fennen fernen und fudiren, damit fie Dadurch fähig werden, mit der Zeit Gra⸗ de und Würden zu erhalten. Der iin: terricht eines Maͤdchens ſchraͤnkt fich nur auf Achtfamfeit, Einigkeit, Folg⸗ famfeit, Gehorſam, Arbeitfamfeir, und Oekonomie ein; dies ift. alles, def: fen fir bedürfen. Man fann eine Frau nicht beffer loben, als wenn man von ihr ſagt, daß fie nicht gelehrt iſt. Nichts von allen Geſchaͤfften des Lebens iſt wichtiger, als die Untermei, unferer heutigen Pädagogen. 62 fung der Kinder, Wenn ein junger Menfch anfängt zu findiren, fo gebet ibm nicht erft einen langen Unterricht, über die Art ſich in der Welt zu betra: gen, es ift hinreichend, dies nach und nach, durch eine ausgefuchte Lektuͤre ein; zufchärfen. Floͤßet ihm aber Befcheis denheit und Hochachtung ein, und laffet e8 nicht an Tadel und Verweis fen fehlen, denn dies ift der Weg in ihm den Stolz zu erfticken. Prächtis ge Kleider ſowohl als zu zufammenges fegte Speifen, fen ihm von Anfang an gleich unterfagt, Dulder Beinen Umgang mit übel ers zognen Kindern; wenn ihr diefe Aufs merffamfeit nie aus dem Auge feßer, und denn noch durch Benfpiele lehret, fo werden eure Kinder nie verderben, Es ift fehlerhaft, wenn man die Kin: der zu ſtark zum Studiren anhält, fie müffen auch hören und fehen was um fie in der Welt vorgehet, fonft kann ihnen begegnen, was ſich mit jenem gelehrten jungen Menfchen zutrug, der zum erften mal in feinem eben auf den Marfe Fam, und dafeldft ein Schwein ſah, das er aus feiner Stu: dirftube noch niemals gefehen hatte, En! das ift ja eine entfeglich große Ratze, fagte er, und bewies es, daß man mit fehr vieler Gelehrſamkeit doch ein Narre und Dummkopf feyn koͤnne. — — — Die Wirkung, welche nun eine ſol⸗ che Moral, und eine fo ſorgfaͤltige Erziehung in China haben muß, ift ſichtbar. Von alle den Annalen, die eine jede Stadt hat, und in gr ale 63 Etwas zu Nutz und Frommen unferer heutigen Pädagogen, 64 alle bemerkungswuͤrdige, edle Hand: dungen aufgezeichnet find, will ich nur einige, und zwar aus einem Bus che mittheilen, welches lange vor Chri⸗ ſti Gebure geſchrieben iſt. Es beißt Lie-Niu, oder berühmte Frauen⸗ zimmer. : Bey Gelegenheit einesKrieges, der zwifchen beyden Chinefifchen Monat; chen, dem Tlou und Tfin ausbrach, übergab der erftere das Commando feiner Truppen einen Öeneral namens Tie-fa. Da man aber vorher nicht genug für Magazine geforget hatte, fo ſteilie fich ben der Arme diefes leg: tern gar bald der Mangel ein, Tfe-fa lief den Tiou durch einen Courier bit; ten, diefem bald möglichtt abzubel: fen; zu gleicher Zeit übertrug er es dem Abgeſchickten, feiner (des Tfe-f3) Mutter feinen Gruß zu beftellen. Die Dame erfimdigte ſich ſogleich nach der Armee, und fragte, wie es um fie ſtehe; der Conrierantwortere, [ch echt; die Lebensmittel fehleten, und es wäre bereits jedem Soldaten feine Dortion Erbſen fo fehr verringert, daß fie ihm zugezäblt werden müßten, Und euer General fagte fie, wie lebt der? Auch er, ermwiederte der Courier, empfins det den allgemeinen Mangel; er bat zu feiner Speife nichts als Kohl, Kräuter, etwas fehlechtes Fleiſch und ſehr fchwarzen Neis. Hier brach die Dame die Unterredung ab, und ent: fernte ſich. 3 Da nun nach einiger Zeit Tfe-fa als Sieger zurück fam, fand er die Thür der Wohnung feiner Mutter für fonft feinen, als für ihn verfchloffen. Erſtaunt über diefen fchlechten Em: pfang, übernahmen es einige feiner Freunde, Die Urfache des Mißvergnuͤ⸗ gens der alten Dame zu erforfchen. Wußte mein Sohn nicht, fagte die alte Dame, was ehemals der Koͤnig von Yua in den Kriege gegen den Ou that? weiß er nicht, daß, als diefer Prinz auf feinem Marfche einſt ein Geſchenk von Wein erhielt, er die fen fogleich unter feine Eoldaten vers theilte, und daß er auf ähnliche Art einen Sack mit trockenem, und einen mit geröftetem Reis eben fo austhei⸗ len ließ, fih au von beyden, weil es nicht hinreichend war, nichts vor⸗ behielt? Wie fonnte mein Sohn das Herz haben, täglich zweymal Fleiſch und Reis zu effen, obne es mit des nen zu tbeilen, die fich täglich nur eis nige wenige Erbfen mußten zuzaͤhlen laffen? Tie-fa, ob er gleih Sieger iſt, iſt in meinen Augen ein fehlechter General, denn er iſt harıherzig gegen feine Cameraden; ich erfeune ihn nicht für meinen Sohn. Der Schluß folge Fünftig. Samovcif gtes Stuͤck. Montag, den 17ten Januar 1780. Etwas zu Nutz und Frommen unſerer heutigen Paͤdagogen. (Schluß.) an hinterbrachte dem Tſe fa die Reden feiner Mutter, er erfannte fein Vergeben, bat feine Mutter um Berzeibung, und dankte ihr fiir den guten Unterricht. Durch dies Berragen wurde die Ma: trone bewogen ihm zu verzeihen, und die Thür zu ihrem Haufe wurde ihn wieder eröffnet. Tien- Tfi- te, Mandarin im Kö: nigreiche Tfi, erpreßte einft von feinen untergeordneten Meichsbedienten rine nicht ſehr beträchtliche Summe, und eilte fie feiner Mutter zu überreichen. Mein Sohn fagte diefe, es find nur drey Jahr da ihr diefen Dienst beflei: bet, ich weiß wie hoch fich eure Ber foldung erftrecft, und wie viel eure Ausgaben betragen; wie koͤnnt ihr zu dem Gelde gefoinmen feyn? Mutter, fagte Tfi-tfe, ich geſtehe es euch, ich babe es von meinen Untergebenen em: pfangen. Sohn! fagte die Mutter, ein guter Diener dienet feinem Herrn aus reiner Neigung, nicht aus Eigen: nuß; wenigitens muß er feine Hände tein erhalten, und fich Feiner niedrigen Kunſtgriffe bedienen, um fich zu berei⸗ dern. Wenn ibm der Gedanke auffiößr, muß er ihn unterdrücken, fo fehr et kann; ja er muß es fogar vermeiden, aud nur einmal den Argmehn zu ers tegen, als ob ibm auf eine feichte Weiſe mir Gelde Benzufommen fen. Er muß wirklich fo uneigennüßig ſeyn; als er zu fcheinen wünfche, und feine Handlungen muͤſſen feinen Aus ſpruͤ— chen erſt Gewicht geben. Ener Fuͤrſt hat euch mit dieſer Stelle beehrt; eure Befeldung iſt anſehnlich; nur durch ein ganz untadelbaftes Berragen, rechts fertiger ihr feine Wohlthaten. Wiſſet ee Sohn! Daß tie Pflichten eines Unterthauen, und vorzüglicy die ei: nes Staatebedienten, nicht weniger ung verbrächlich wollen erfüllet feyn, als die eines Sohns gegen feinen Vater, Er ift dem Fürften, dem er dient, die groͤßeſte Anhaͤnglichkeit ſchuldig, den waͤrmſten Eifer, und eine probegerechte Treue. Er muß Proben aller dieſer Tugenden ablegen, ja ſelbſt mit Gefahr ſeines Lebens, wenn die Umſtaͤnde es E er⸗ 67 erfordern follten, muß er es thun. Weil aber nun dergleichen Gelegenheiten ſehr felten find, fo muß er fich wenigſtens durch die größefte Rechtſchaffenheit und Gerechtigkeit, auch durch eine gaͤnzli— he Uneigennüßigkeit auszeichnen. Zu gefehweige der andern Bortheile, die ein folches Betragen gewähret, fichert es auch noch vor dem, was mal eine ſchlimme Lage nennet, Schlagt ihr einen andern Weg ein, fo werdet ihr ein treufofer Bedienter eures Heren, wiewürdetibr denn wohl ein guter Sohn fenn können? Mit diefem Gelde macht, was ihr wollet, allein übelerworbenes Geld, foll niemals über meine Schwelle fom: men. Fort aus meiner Gegenwart, ich erkenne euch nicht mehr für meinen Sohn. Tien-7Tſi-tſe gieng verwirrt und beſchaͤmt fort; er gab das Geld denen wieder, von denen er es erpreßt hatte, gieng zum Fürften, und befannte ſich ſelbſt der Strafe fhuldig die dieſes Nerbrechen verdiente. Suen- vang der Monarch, bewunderte die Größe der Seele diefer Frau, ließ ihr aus feinen Schatz eine größere Summe auszaß- len als die gewefen war, die fie ausge: ſchlagen batte, und verziehe um ihrent: wegen dem Thi-tfe, dem er mit einer Ermahnung wieder in feine Stelle einfeßte. Eben diefer Kaifer Suen-vang, war in feinen erfien Regierungsjahren, nicht der gefchäfftige, arbeitfame Prinz, der er nachhero wurde; er war träge und unthaͤtig, ſtand ſpaͤt anf, und legte Etwas zu Nuß und Frommen 68 fich früh wieder nieder. Seine Ge mahlinn, King, eine Prinzeflinn von Th, beruͤhmt wegen ihres Verſtandes und der Bortrefflichkeit ihres Herzeng, litte fehr, da fie ihren Gemahl in einer Lage fand, die ihm fo wenig anftäns dig war. ie brauchte zu feiner Befferung diefen fonderbaren Kunfts griff: Eines Tages, nachdem fie fich ihres Schmucks, ihrer Obrgehänge, und ihrer Perlen beraubt hatte, begab fie fich in ein Gaͤßgen, in der Stellung und mit der Miene einer Verbrecher rinn; fie fchickte darauf eine ihrer Mägde an Suen -vang, und ließ ihm fagen: Herr, ich babe die Ehre Eure Magd zu fen, und weiß es, daß ich diefe Ehre keinesweges verdiene, als fein ich hatte noch nicht darauf ges dacht, daß ich vielleicht eine Wolluͤ—⸗ fiige bin, und oßnftreitig Gelegenheit dazu gebe, daß Eure Majeftät, gegen die Gewohnheit Eurer Vorfahren als legeit des Morgens fo fpät erfcheint, und daß man Euch nur als einen Fürs ften anfießt, der fein Vergnuͤgen feiner Pflicht vorzieht. Diefer Ruf thut Euch um fo mehr Schaden, weil die Wolluft von je ber als eine Quelle unzäbliger Uebel angefehen worden ift, Ohnſtreitig koͤmmt das Uebel, wie eg auch feyn mag von mir; helfe ihm dadurch ab Herr! und ftellet Euren guten Ruf dadurch wieder ber, daß Ibr die Sırafbare entferne, nnd bes ſtraft. Dieſe Rede that auf Suan-vang alle Wirkung, er eilte zu ihr, bob fie auf, und zwang fie ihren Pug wieder ans j zulegen, 69 zulegen. Es ift wahr, fagte er, daß meine Handlungen meiner Würde nicht entfprochen haben, allein dies ift bloß meine Schuld, und nicht die Eu: rige. Bon diefer Zeit an, nahm fich Suansvang der Gefchäffte eifrig an; er gab Audienz von dem Morgen früh an bis des Abends fpät, und erwarb fih dadurch den Ruf, welchen er in China in der GefHichte der Kaifer at. « Unter der Regierung eben. Diefes vorbenannten Suen-vang, fand man einft in der Nähe einer gewiffen Stadt einen todten Körper, der fo eben er: morder zu ſeyn befunden wurde, Die Wunde war noch ganz friſch, und da man Niemand in der Nähe fand als zween Brüder, fo fiel der Argmohn auf fie, und man zog fie ein. Der Leichnam des Ermordeten hatte nur eine Wunde, folglih Fonnte auch nur einer diefer beyden Brüder der Th: ter ſeyn. Diefer nun mußte nach den Geſetzen fterben, allein die Schwierig: feit war bier, zu erfaßren, welcher diefer beyden die That vollbracht, denn. ‚ein jeder derfelben fprach den andern frey, und gab fich felbft ale den Mör; der an, Die untern Tribundle brachten die Sache nach Pefing, fie Fam an den Minifter, und diefer legte fie dem Kai: fer als eine ſehr Pritifche Sache vor, Diefer fhloß fo: benden' verzeihen, beißt einen Mörder frey laffen und das Laſter privilegiren; beyde rödten, heißt gegen die Geſetze handeln, welche nur einem das Leben abfprechen, und unferer heutigen Pädagogen, 70 zwar dem Thäter allein. Da es doch aber gewiß ift, daß einer von beyden der Thäter feyn muß, fo laſſe man die Mutter der beyden Brüder kom⸗ men, die mag entfcheiden, da fie felbiz ge am beften Fennet. Einer von beys den fol fterben, und dies zwar nach dem Ausfpruch der Mutter, Der Minifter lieg die Frau kommen, ers zählte ihr den Fall, und verlangte von ihr zu wiffen, welchen fie der Gerech— tigkeit zum Opfer beſtimmte. Die ars me Frau brach in Thränen aus, und fprach: wenn es denn ja nothwendig ift, und einer fierben foll, fo ſey es denn eher der Jüngfte als der Aelteſte. Der Minifter bezeugte feine Verwun⸗ derung darüber, daß fie den Juͤngſten, den die Mütter doch gemeiniglich mehr fiebten, dem Aelteſten nachfegte, Here fagte die Frau, ich habe nurein Kind, und das ift der Juͤngſte; der Aelteſte ift aus der erfien Ehe eines Mannes, der nur erft verftorben ift, und den ich ben feinem Tode es verfprochen habe, den feinigen eben fo twie den meinigen zu halten, und einen vorzuziehen; bishero habe ih noch Wort gehalten, Rettete ich nun aber meinen Sohn, fo würde es auf Unfoften des Neltes ften gefchehen, Dies würde meiner Ehre nachtheilig feyn, und zeugen, daß ich nur einer blinden Zärtlichfeit Gehör gäbe. Die Wahl Foftet mich viel, rief fie mit Seufjen und Thränen, allein ih muß darauf beſtehen. Weiter Ponnte fie vor Schmerz nicht reden, und der Minifter hatte Mühe fich des Weinens zu enthalten. Er eilte fos € 2 gleich zı gleich zum Kaifer, und flattere ihm Bericht von dieſer Sache ab, Dies fer Herr erſtaunte über die Größe der Serle der Fran, machte in Ber tracht ihrer eine Uusnabme des Ges ſetzes, ſchenkte ihr ihre beyvden Söhne wieder, und prieg ihre edelmüchige Uneigennuͤtzigkeit. Da der Koͤnig von Tſou von der Weisheit und der Vortrefflichkeit des Herzens eine feiner Unterrhanen Ma: mens Yu-leng -tie. tchong gehöret batte Fentſchloß er fich, ihn zu feinem Minifter zu machen; er fehickte zu dem Ende einen feiner Hofleute mit Geſchenken an ihn, und ließ ihm den Antrag thun. Yu-leng-ıhe-tchong bat den Abgeſandten, etwas zu verzie: ‘ben, begab fich zu feiner Frau, und fagte ihr: Der König will mich zum Miniſter machen, was fagft du dazu? wenn ich Ja füge, fo werden mir Morgen mit einem zahlreichen Gefolge abgehen, prächtige Equipaye, eine herrliche Tafel, und alles übrige ver: haͤltnißmaͤßig haben; was dünft dich dazu? Die Fran antwortete; feit vie: ten Jahten haben wir ung durch um: fern Pleinen Handet unfern Unterhalt erworben, und nichts hat uns gefehlt. Dir blieb darneben noch fo viele Zeit übrig, daß du erwas fefen, und mir “auch wohl eine Arie verfpielen fonnz teft; auch ſelbſt bey aller Deiner Arbeit bift dw nie ohne deine Bücher und deine Freuden. Der Pomp, von dem dur fprichft, iſt nur ein alänzendes Nichts. Den Tifcd) betreffend, fo ift es freglich woht wahr, dag er würde Etwas zu Nutz und Frommen 72 mit Speifen beſeht ſeyn, Die wir jeßo nicht haben; allein ift das wohl der Mühe ımd Sorgen werth? Nimmft du das an, was man dir anbieter, für entfag nur zugleich der reinen Freude, die du anjetzt genießeſt; denm wo willſt du fie unter fo vielen. Geſchaͤff⸗ ten und Unruhen erhalten? Gluͤcklich, wenn du in den Stande einen fchänds lichen Tod vermeidet. Yur-leng- tie tchong gieng zu dem Abgeſandten zus rück, und ſagte ihm, er koͤnne die Ehre, die ihm zugedacht wäre nicht anneh⸗ ‚men, er bäte derohalben den König, jemanden anders damit zur beebrem, So bald diefer fort war, packte das edle Paar alle feine Sachen zufammen, und begab fich, um fich vor der Nach— frage zu ſichern, in eine entlegene Ges gend des Reichs, wo er als Gärtner lebte, und fich den norhdürftigen Un; terhalt erwarb, Einf hatte Tſi dem Könige Lou den Krieg angefündiget, die Armeen des erftern flanden bereits an ver Graͤnze des Königreichs Lou, als der Befehlshaber der Borpoften eine Frau gewahr wurde, die mit einem Kinde an der Hand, und einem auf dem Urs me dem Gebürge zueilte, fo bald fie benierkte, daß in der Nähe Völker ftanden, welches fie nicht ſchien ges wußt zu haben, Einige der Solda— ten verfolgten fie; fo bald fie dies ges wahr wurde, feßte fie das Kind, wels ches fie auf dem Arm hatte, nieder, ers griff das andere, und lief damit jo ges ſchwind fie nur kounte; und obgleich das andere niedergefeßte fehrie, und ibr %3 ihr nach zueilen ſich beſtrebte, fo fahe fie ſich vech nicht einmal darnach um, Der General der Urmee des Ti, der in der Naͤhe war, und den Auftritt anfake, Fam herzu, und fragte das Kind, ob die Frau, die fo Tiefe frine Mutter fey, welches das Kind beja: te, Darauf fragte der General aber: mals, ob denn das Kind, welches die Mutter mitgenommen, vielleicht der ältefte Biuder wäre, das Kind fagte, Dies wäre nicht fein Bruder, fondern ein fremdes Kind, Der Öeneraf den dies befremdete, gab fo gleich Be: fehl der Frau nachzufeßen , und fie zu ibn zu führen. So bald fie erfchien, fragte der General: was ift das für ein Kind, das du auf den Armen trü: ‘geft, und Das, welches du zurück ge: laſſen, weſſen Sohn ift es? Herr! fagte die Frau, Dies Kind hier ift der Sohn meines äÄlteften Bruders, und der andere Dort, iſt mein eigener; da ich mich bemerkt fahe, und die Hoff nung verlohr beyde zu retten, fo ließ ich den Meinigen zuruͤck. En! fügte der General, bat den eine Muster noch etwas, das ihr theurer ift als ihr eigen Kind, und ihr Fönnt gar euer eigenes verläugnen, um eures Bruders Sohn zu reiten? Herr! erwiederte Die Frau, es ſchien mir, als ob es meine Pflicht wäre, meine Zärtlichfeit und mein nz tereffe dem Eeften meiner Familie mach: zufeßen. Wenn ich den Meinigen ge; rettet hätte, und glücklich damit ent. kommen wäre, fo hätte ich den Stamm: 1 unferer heutigen Pädagogen, war feine Wahl, 74 halter meines Bruders anfopfern MÄR fen, ich wuͤrde alsdenn für eigennuͤßig ausgefihrien, und mein guter Ruf würde verlohren ſeyn; zwar ließ ich den Meinigen ungern ae allein es Unſer Fuͤrſt ſo wohl als alle ſeine Unterthanen verab⸗ ſcheuen alten Eigennutz. Der General ließ ſeine Avantgarde Halt machen, entließ die Frau mit beyden Kindern, und ſchickte geſchwind einen Officier mach Hofe, mir folgen⸗ dem Schreibenjan den König: Eure Mojefät baden mir die Eroberung von Lou aufgetragen, che ich mich aber mweiter daranf einlaffe, halte ich es für meine Pflicht, Ihnen zu melden, daß es vorjeßo nicht Zeit zu ſeyn ſcheint, diefes Unternehmen auszufuͤhren. Die Bewohner diefer Landes, ja auch ſelbſt die geringſte Bäurinn kennt die Pflicht, ihr ergenes Befte dom Beſted dee Gans zen nachzuſetzen; wie werden nicht erſt die Großen, die Edlen der bandes, und die Krieger denken? der Officier, der dies Eurer Majeſtaͤt überreichet, wird Ihnen eine Geſchichte erzäbten, die das beweifen wird, war ich da chen gefagt baute. Nach Empfang dieſes Schreibens wurde ſogleich der. Armee der Befehl zum Ruͤckzuge ans gefer⸗ tiget. Der Koͤnig von Lou, der die Be— gebenheit ſowohl als die Verantaſſung dazu wußte, beſchenkte Die Frau koͤnig lich, und legte ihr den Mamen Y- nei (edelmuͤthige Schweſter) bey, m + + TEE EEE E 3 Schrei— 75 5 76 - Schreiben an Herrn Kirchhof in Hamburg, einige neue electrifche Verſuche - betreffend. Ä“ 2 CH babe neulich mit großem Ver: Sr gnuͤgen aus dem Altonaer gelehr: ten Merkur vom aten Nov, d. J. er⸗ fehen, daß Ew. Hochedelgeb. den Ber: fuch mit der fich berablaffenden Wolfe, worüber ich die Ehre hatte, mich un: laͤngſt mit Ihnen zu unterhalten, bis zur höchften Volllommenheit gebracht. Em. H. Unterredung bat mic) feit der Zeit gleichfalls bewogen, äßnliche Ber: ſuche anzuftellen, womit ich und mei- ne Gönner, die folches bey mir in Mus genfchein genommen, ziemlich zufrie: den waren, weil wir von Ew. H. volls kommneren Berfuche noch nichts wuß⸗ ten. Die Herablaffung oder Senfung eines eine Wolfe abbildenden Körpers fhien mir durch einen Spiraldrath leicht zu bewirken zu feyn: ich wand dem zufolge einen eifernen Drath, fo wie er zum Strichjeug gebraucht wird, um eine hölzerne 15 Zoll dicke Walze 38 mal neben einander, und machte darauf den Drath Federhart. Da mir die die Wolfe und Erde vorftellende Tafeln bey Ew. H. für ungelebrte Zus ſchauer nicht ſinnlich genua zu feyn fchienen, fo machte ich ein irregulai⸗ res Corpus, aus Schachtelholz zufam: miengefpreißt, uͤberzog es mit Linnen, und beflebte es hin und wieder mit Stanniolftreifen, die jedoch alle oben, 100 dies Corpus wie unten conver wat, an den Haken des Spiraldraths zus fanmenliefen. Dies Corpus, Das man vielleicht noch Teichter von 4 oder mebrern zufammengebundenen großen Rindsblaſen machen Pönnte, ließ ich weiß, gran, und ſchwarzgrau gewoͤlkt anmalen, und bieng es an den ifolirs ten Spiraldrath, der mit feinen obern Ende mit einer Efectrifirmafchine in Verbindung land. Unter meine Wol⸗ fe feßte ich ein Eleines von Pappe ſehr fauber verfertigtes Modell eines Hau: fes (von der Größe eines Vogelkaͤfigts) auf deffen Thurmfpige ich bald einen Kuopf, bald eine Spike anbringe Bon dem Thurm niache ich die Ableis tung bis zum Magazincommun, bald vollfonımner bald unvellfommner, nemlich bald mit Drath, bald mit ei: ner Kette, bald nur mit einem fehmas len Streifen Goldpapier: Dies leßtere, fo wie es die unvollfommenfte Art der Ableitung abgiebe, fo bezeichnet es zugleich ganz genau den Weg und die Richtung, die der Bliz Fängft der Abs leitung nimmt, welches auch ſchon bey einer Fleingliedrigten zur Ableitung ans gebrachten Kette, jedoch nicht fo prächs tig in die Augen fällt, indem der ganze Streif Öoldpapier bey jedem fehlagens den Funken herrlich erleuchtet iſt. Sch unterbrach auch bisweilen die Ablei- tung um ein bis zwen Zoll an ver: fihiedenen Orten, um zu zeigen, wie der kuͤnſtliche Blitz, nach Art des nas türlichen von einem Metal auf das andere, fpringe Ob ſich nun gleich meine obgedachtermaßen verfertigte Wolke 97 Wolke ben weitem nicht 15 Zoll tief berabzufenfen im Stande war, fo fen£te und hob fie fich ſtatt defien deſto ſchneller, und gab mehrere und haͤu⸗ figere Funfen in weniger Zeit als fie es on einem Wagebalfen gehangen giebt. Da ich inywifchen einmal auf die Idee des Hebels durh Em. H. Derfuch gebracht war, fo nahm ich einen 64 Fuß langen dünnen Stab, und fegre denſelben mit meiner Wolfe dergeftalt ins Gleichgewicht, Daß die Wolfe an dem längeren Arm, der fich zum £ürzern verhielt wie 9 zu 2, herz abbieng. Hier gieng mir nun Em, H. Berfuch vollkommen von Statten, außer, daß fich die Wolfe, wenn fich Die Zufchauer zu ſehr naheten, ftärker gegen diefelben binzog, welchem aber leicht abgeholfen murde. Diefen Ber: ſuch mit einer jeden Electriſtrmaſchine zu machen, hält dem gar nicht ſchwer, der gelernt bat, mit Fleinen Maſchi— nen die größten Verſuche anzuftellen, und es. darf daher fich niemand Gor: ge darüber machen, daß er nicht eine Mafchine bat, die der fehr vortrefli- den, die Ew. H. befißen, vollfom: men gleich ift. Ueber die befte Art, die Küffen zu verfertigen, worauf als les ben der Electriſirmaſchine felbft, und Über die Art, die ftärfften Samm: Iungsgläfer zu. machen, worauf alles bey den großen Berfuchen anfommt, und die noch in Feinem Expofe d’une methode &c. noch im Sigaud, noch fonft befchrieben ift, werde ich mich viel: leicht einandermal zu erklären Gele genheit haben, wenn Ew. H. meine Einige neue electrifche Verſuche. - 78 Verfuche,das Wolfen: und Ableitungs⸗ erperiment noch finnlicher nnd eins leuchtender zu machen, gütiaft aufzus nehmen geruheten. Die freywillige ungebetene Zerſprengung der Samm⸗ lungsglaͤſer für die electriſche Materie koͤmmt keinesweges von einem zu klei⸗ nen Erſchuͤtterungskreis her, wie Hr. Nairne und ſeine Nachfolger dafuͤr hal⸗ ten, ſondern vielleſcht von einer gewifs fen Befchaffenheit der Atmoſphaͤre, die ſich durch den Barometerſtand von 27° 9° audy 10° zu erfennen giebt; bey welchem Stande es mir fehr oft, aufs ferdem aber unter den aͤhnlichſten Um⸗ ftänden nie Gegegnet if. Darf ich noch eine Vermuthung wagen, fo ift es dieſe, daß dergleichen Zerſchmette— tungen die unartige Eigenfchaft, die eis ne eleetriſche Mafchine vorzüglich vor der andern bat, ſey. Da ich feit ger taumer Zeit die Electric alle Tage bey Kranken mit nicht ganz unnuͤtzem Erz folge gebrauche, fo babe ich nothwens dig vieles zu beobachten Gelegenheit gehabt, was noch nicht Befannt genug feyn dürfte, — Der Hr, Canzleyrath und. Leibarzt Heinze zu Eutin, ver fhon in der lectricitätsgefchichte ruͤhmlichſt bekannt ift, bat der von Marumfchen Maſchine itzt eine fehe große Gimplieität und noch größere Vollkommenheiten gegeben: ich wuͤr⸗ de mir ein Vergnügen daraus machen; dem Publicum bievon, wie auch von feinen übrigen neuen Verſuchen, und dem fo fehr bezweifelten animalifchen Magnetismus, den diefer große und gelehrte Naturforſcher in einem erſtau— nungs⸗ 79 nungewürdigen Grade beißt, und wo; won ich neulich Angenzeuge war, eine ausführtiche Nachricht zu ertheilen, weun ich nicht hoffte, daß der Herr Canzlehrath der Bitte der Gelehrten bald werde Gehör geben, und feine Verſuche ſelbſt, mit der ihm eigenen Deutlichkeit dem Druck überlaffen. Luͤbeck, den zıten Dec, 1779. Einige neue electrifche Verſuche. 80 — — — Möchten doch! alle Städte fo große Gönner und Befdrs derer der Narurwiffenfchaft haben, als es Hamburg an Ew. H. ſchon lange gehabt, und wie ich mit dem aufriche tigften Herzen wünfche, noch unzäblis he Jahre haben möge, Ich bin ze, Bohlreif. Anfrage uͤber den Kanadiſchen Zuckerbaum. Son den Briefen aus Kanada vom a Jahr 1777. welche der Hr. Pros feffor Schlözer in feinem ſtatiſti— fehen Briefwechfel Th. IV. Heft XXI. befannt gemacht bat, befindet fi S. 312. folgende Stelle: „Man macht in Kanada einen be: fondern Zucker, der Ranadifcher Zucker heiße. Man bat zweyerley Art Bäume, wovon der befte Erable genannt wird, welche man jährlich mit einer Art anbohrt, und durch eine Roͤhre den Saft in einen Trog auf: fängt. Dieſer Saft wird gekocht, und giebt einen fehr gefunden und ſuͤſ⸗ fen Zucker, welcher in Milchfatten in Hoden genoffen wird, und dunkel braun, aber hart wird. Man fann ibn ſehr gut zur Speife gebrauchen. Die Bäume wachfen wild unter den andern Bäumen, und ein Baum nimmt es nicht übel, 30 oder 40 Jahre fi feinen Saft abzapfen zu laſſen. Mein jegiger Wirth (zu St. Anne in Kanada) ift jet über dieſe Arbeit aus, und bat im vorigen Jahr 400 Pfund Zucker gemacht. Das Pfund gilt jeßt einen Hallifarer Schilling, oder 6. agr. 58 pf. nach unfrer Minze je, in Friedenszeiten Pann man das Pfund für 2 ggr. 6 pf. nach unferm Gelde kaufen.“ Man wuͤnſcht durch dieſe Blaͤtter belehrt zu werden, ob, und unter wel— chem Namen etwa dieſer Juckerbaum ſchon in Deutſchland bekannt, oder in England unter den mancherley dort verpflanzten amerifanifchen Bäumen zu haben fey? Befanntlich ift in Ka— nada der Winter viel härter als in Mies derfachfen, ob jenes gleich einige Gra⸗ de füdlicher als diefes liegt. Es hat daher allen Unfchein, daß diefer höchft ſchaͤtzbare Baum aud in unfern Ges genden mit Nugen angebauet werden koͤnnte. Sn ee dannoberihes Ges Stuͤck. Freytag, den 2ıtn Januar 1780, Etwas von der Societaͤts⸗Fabrik zu Hameln. dentlich von entfernten Intereſ⸗ fenten der Societäte: Fabrik zu Hameln erfucht worden, ihnen von ter Einrichtung, dem Betriebe, und überhaupt von dem gegenwärtigen Zu: ftande diefer Fabrik eine umftändtiche achricht zu ertheilen, \ Unerachtet ich dafüır halte, daß es beſſer iſt, fih mit wirflichen Anlagen und Erweiterungen der Fabriken als mir ihren Befchreibungen zu befchäff: tigen, fo will ich doch aus verfchiede: nen Urfachen jenem Antragenunmehro ein Genüge leiſten, und dazu der Kürze balber das gegenwärtige Magazin wäh: len, zumal verfchiedene Nebenumftän: de eintreten, die eine Öffentliche Be: kanntmachung des Verkehrs der er: wähnten Fabrif und ihres Umfangs rathſam und nöthig machen. Die Sorietäts: Fabri? zu Hameln, bat mit dem Jahre 1769, mithin ge: rade zu der Zeit, da die vormaligen berühmten Manufacturen der franzöjt: ſchen Coloniſten gänzlich aufgeböret hatten, ihren Anfang genommen. hr Eapital, welches aus 20000 Rihlrn. ss bin feit einiger Zeit verfchier beſtehet, ift durch Actien zuſammen⸗ gebracht worden, wovon eine jede 25 Rthlr. beträgt. Eine ſolche Aetie kann nie geloſet, wol aber vererbt, ver: kauft und auf jede andere Weiſe vers äußert werden, nur muß der neue Ber figer den Actienſchein bey der Far brik vorzeigen, damit Die Actie auf feinen Mamen Übertragen werden kann. Der Subsber es Scheins wird bey der Fabrik ohne weitere Unterfüchung für den Eigenthümer angenommen. Die Direction der Fabrif wird von mir und dem Kaufmann, Heren Da: niel Georg Kulemann, geführet, deffen eilfjährigem unermüderen Fleiß und wahren patriotiichen Eifer, wer Biche: vige glückliche Fortgang der Fabrik vorzüglich zu verdanken iſt. Die Fas brifbücher werden von einem beeir digten Buchhalter nach der ſogenann⸗ ten italiaͤniſchen Manier gehalten. Jaͤhrlich ifbeinmal eine allgemeine So: cietaͤtsverſammlung in dem ‘von’ der Sorierät angekauften Fabrikhaufe, wobey ein jeder Intereſſent, der will, erſcheinen Fan, In dieſer Verſamm⸗ lung, worin bisher der Herr Stifts⸗ F Se⸗ 83 - Seeretarins Luͤders auf Erfuchen das Protocol geführt bat, wird das ‘Be: ſte der Fabrik in Ueberlegung genom— men, und nach eingeſehener Fabrif: Bilanz die auszuzahlende Dividende beſtimmt. Was die Mehrheit der Stimmen gut findet und befchließe, darnach wird das Jahr ber verfah: ven, wenn die Umftände eben diefel: ben bleiben. Die Fabrik verfertiget: 7) an zengartigen Waaren Cha: lons, Soyen, Sergen und Cadis auf 18 Stühlen; 2) an tuchartigen Waaren gefleckte und ſchlichte Boyen auf 2 Stuͤhlen; 3) an Linnenweber-Waaren Cot⸗ tonaden, engliſche und ordinaire ges Rreifte Flanelle auf 15 Stühlen; 4) wollene Strümpfe und Müßen auf 30 Stühlen; 5) baumwollene Strümpfe auf ro Stühlen; und endlich 6) Eatune auf 2 Stühlen. Es find alfo gegenwärtig 77 Stüß: le im Gange, die theils im Fabrik; baufe, worin 68 Menfchen wohn: baft find, theils außer dem Fabrif: baufe in der Stadt, und theils auf dem Lande arbeiten, und werden jähr: lich überhaupt ungefehr 12 bis 1500 Menfchen an der Fabrik DVerdienft haben. Alle eben ertwehnten Waaren, läßt die Fabrik von der Wolle an bis zur Aopretur um Lohn machen, nur die wollenen Stehmpfe und Muͤtzen aus: genommen. Die Wollen : Strumpf: weber find Bürger und Meifter, Ein Etwas von der Sorietätd: Fabrik su Hameln, 84 jeder derfelben Fauft feine Wolle und läßt feine Garne fpinnen, wie und wo er will, und verfauft feine Strümpfe da, wo er fie am beften verfilbern fan; wenn er aber zu dem letztern keine vortheilhafte Gelegenheit findet, fo liefert er folche, nachdem. fie durch zween beeidigte Meifter gefchauet wors den find, für einen gewiffen feftgefeßten Preis an die Fabrik, und dieſe vers kauft fie denn, fo gut fie fan? Die Erfahrung jeiget, daß diefer Verlag den Strumpfivebern das vortheilhafs teſte ſeyn muß, weil nur ſehr wenige den Abſatz ihrer Waare felbft beforz gen. Sch füge auch nicht zu viel, wenn ich behaupte, daß ohne dieſen Verlag, und alfo ohne die Fabrif, von der ziemlich zahlreichen Strumpfwe— ber-Gilde ige kaum ein Reſt übrig feyn wiirde, Die Fabrik verarbeitet Peine andere als einländifche Schaafwolle, die an der Wefer eingefauft wird. Es mwers den uͤberall keine Waaren en Detail, fondern bloß in ganzen Stücken und bey ganzen und halben Dußenden vers Pauft, Ich muß es der Kramer: Zn; nung zu Hameln nachrühmen, daß fie den Abſatz der Fabrik vom Anfang am nach möglichften Kräften befördert bat; es würde alfo Außerft unbillig feyn, wenn die Fabrik fie in ihrem Derailverfauf beengen wollte, Jaͤhrlich werden ungefehr 300 Dut⸗ zend Baummollene Strümpfe, das Dutzend zu 8 bis 24 Thaler, verfers tiget, und wird das Garn hierzu all⸗ einig im Sande, nemlich in und um Hu 85 Hameln, gefponnen, Die Strüm: pfe zu 24 Thaler find fünfdrätig und dennoch eben fo fein, wie die vierdräs tigen, die man aus England erhält und mit 3 Bis 4 Thalern bezahlt. Zu einem folchen Dußend Strümpfe find, der ißigen hoben Baummollenpreife ungeachtet, Paum für2 Thaler Baum: wolle, welches fid) diejenigen merfen wollen, die an der Frage, ob es auch rathſam fen, ein ausländifches Pro: duet zu verarbeiten, Dergnügen fins den. Da die Baunmvollen s Strumpf: weberen bey ung nen und ungewöhnlich war, fo babe ich die Strumpfſtuͤhle in entfernten Provinzen Deutfchlands machen laſſen müffen, und man dürfte fich vielleicht über die Schwierigfeiten und genommenen Umwege, fie bieher zu erhalten, wundern, mern ich nicht aus vielen Urfachen Bedenfen tragen müßte, deshalb etwas öffentlich bes Pannt zu machen. Außer 5 bis 6000 Stück Tinnenes Garn, werden jährlich an mwollenem Garn ungefehr 6000: Pfund grobes, und 5000 feines, worunter aber die Garne der Wollen : Strumpfmweber nicht mit begriffen find, verbrauchet, Die groben Garne werden fämmtlich, und die feinen zum größten Theil im Sande, nemlih in und um Hameln und zu Lüneburg gefponnen. Um Ha; meln ift diefe Wollenfpinnerey nun: mehro zu Springe, zu Volle, zu Cops penbrügge, zu Lauenftein, zu Hem⸗ mendorf und zum Oſterwald gängig, wo fie allenthalben, ohne daß vorker auch nur eine Spur diefer Art Spin: Etwas von der Societaͤts⸗Fabrik zu Hameln. 86 nerey daſelbſt zu finden geweſen wäre, auf Befehl der Königlichen Landes Regierung und nach der befonderen Anordnung des feligen Herrn Gehei⸗ men Raths von Bremer, von mit mie Hülfe des oberwehnten Herten Far brik⸗Directeurs Kulemann eingeführe worden iſt; auch wird damit nächs ftens zu Eime der Anfang gemacht, und fo noch ferner von einem Ort zum andern fortgefahren werden. An den mebrften diefer Derter, macht der ges ringe Mann fi das Wollenfpinnen bereits zu feinem ordentlichen und gewöhnlichen Wintererwerbe, und giebt es im Amte Lauenſtein Spinner, die es zu einer folchen Fertigkeit ges bracht haben, daß fie täglich 4 mgr, verdienen koͤnnen. Nirgend ift Zwang gebraucht worden, vielmehr babe ich ber) den Obeigkeiten allemal bevormwors tet, von dem Gefchäffte auf keinerley Weife eher Kenntniß zu nehmen, bis ich befonders darum erfuchen würde, Die baummwollenen Garne zu den Cottonaden, Catunen und baummolles nen Strümpfen, werden zu Hameln, zu Münder, zu Lauenau, zu Großens Berkel und auf mehreren Dörfern ges fponnen, und ift aud) diefe Spinnerey auf höheren Befehl von mir mit der oberwähnten Hüffe eingeführt worden. Ich glaube nicht, daß die zu allererſt angelernte Spinner vorher jemals ein Spinntad zur Baumwolle gefehen hats ten; indeffen ift das Gefpinnft durch die von Königlicher Landesregierung ſolcherhalb verwilligten Prämien gar bald höher gerieben worden, als es 5.2 jemals 87 jemals im Voigtlande geſchehen iſt. Es ſind mehrmals ans einem Pfunde Baumwolle 150 bis 160 Stück, wor von vier auf ein Calenbergiſches volles Linnengarn-Stuͤck gehen, welches bes kanntlich ro Binde, und jedes Bind 100 Faden, jeden Faden zu 4 Ellen lang, bält, gefponnen worden; im Voigtlande ſoll man aber, fo viel ich wenigſtens daſelbſt in Erfahrung habe bringen können, noch nie über 745 Stuͤck hinaus gekommen ſeyn. Ich fuͤhre dieſes an, weil man mir wohl eher in wahrem Eruſte betr ſonderba⸗ zen Gedanken geäußert bat, als ob une. fer gemeine Mann zu dergleichen feinen Arbeiten nicht geſchickt fey, ob ich gleich im übrigen nicht behaupten mag, was ich im 87ten Stück dieſes Magazins vom Jahre 1773 geleſen babe: „es „fey nemlich unmöglich, oaß Lie Seele „eines Spinners, der fd fein fpinne, ben einer fü außerordentlichen Zärt: „lichteit des Gefühle, bey fo einent „Spinvenfint bare und thieriſch blei⸗ „be, ſie muͤſſe ſich vielmehr den leichte: „ften, lindeſten Eindrücken oͤffnen, und „allen ihren Ideen, Gedanken, Ent Ichluͤſſen, fo ein fanftes Weſen mit „theilen,“ wenigftens babe ich eine ſol⸗ che fanfte Veraͤnderung bey den Baum⸗ wollenfpinneen una Hameln, feitdent fie fü feim fpiunen, noch nicht wahr: nehmer -Fönner, fo aufmerkſam ich auch vom Unfang an bis jetzt auf das Spinnereygeſchaͤfſte geweſen bin. Eine Baumwollenſpinnerinn kanmn, wenn ſie zur voͤlligen Fertigkeit gekom⸗ men iſt, und eine natuͤrliche Anlage Etwas von der Societaͤts ⸗ Fabrik zu Hameln. 88 zum Spinnen hat, täglich bis zu 6 mgr. und, wenn es dereinſt zur Schleyerwürz kerey kommt, daruͤber verdienen. Es giebt zu Hameln Familien, die ſich vom Baumwollenſpidnen allein ernähren, und, anſtatt daß ſie vorher in der größer ſten Duͤrftigkeit, und wohl gar am Bettelſtabe waren, ſich jetzt vorzüglich kleiden, und ganz rechtlich davon leben konnen. Eine Flachs ſpinnerinn in den Städten und Flecken des Hamelnſchen Quartiers, die den Flachs kaufen muß und Kaufgarn daraus fpinne, kommt nicht über einen taͤglichen baaren Ver⸗ dienſt vom 23 mıgr. höchftens, weiches jedoch etwas ſeht feltenes iff, von 3 mar. ch babe darüber von Jahr zıs Jahr unzählige Unterfuchungen anges ſtellt, und es nieanders befunden. Mehr brauche ich alfo zur Beantwortung der gewöhnlichen Frage unferer Fabrikge⸗ kehrten: „ob es auch rathſam fen, die Spinner von Flachsſpinnen wegzu—⸗ nehmen,‘ für das mal wohl nicht an⸗ zuführen. Männer, die die Producte des Landes und ihre Verfchiedenheit im. der Bearbeitung von Grund ans ken⸗ nen, koͤnnten mis indeffem einem gewißs fon Diſtriet des Fuͤrſtenthums Gru⸗ benhagen einwerfen, wo freylich der Kaufgarnſpinner einen groͤßern Ver⸗ dienſt hat, als ich ſo eben angegeben habe. Allein einmal rede ich hier nur von der Hamelnſchen Gegend, zwey⸗ tens iſt der dortige Verdienſt nur wer gen des gegenwärtigen hohen Kauf garnpreifes fo groß, und endlich drits tens iſt folcher Doch noch immer dem Verdienſt eines u ey * 89 bey weiten nicht gleich, der großen Ne⸗ benvortheile, die dieſer bey einen ber fändigen Spinnen um Sohn für jenen voraus hat, nicht einmal zu erwähnen. Der Spinntohn bey der Baumwollen⸗ ſpinnerey iſt der niedrigſte, und bleibe Daher zur aller Zeit derfelbe; es giebt aber Zeiten, wo der Kaufgarnfpinner froh iſt, weun er dort täglich 20 pf., nnd im der Hamelnfchen Gegend 14 ‘Bis 26 pf. verdienet. Ein Urtheil, welches in Anſehnng der Baumwollenſpinnerey gefällt wor; den, darf ich ben dieſer Gelegenheit nicht unberührt laffer. Es werden, fagt man, ſeit acht Jahren jährlich fo viele Baumwollenſpinner angelehrt; die Fabrik muß alſo entweder eine ganz unglaubliche Menge baumwolle⸗ nes Garn verbrauchen, oder die Spim: mer muͤſſen auch ihre Rechnung nicht dabey finden, fondern dirfe Spinnerey bald wiederum aufgeben. Ich will zur Widerlegung aus der Fuͤlle von Gründen mr die heraus greifen, wel: &e any mehrſten auffallen. Aus wichtigen Urſachen werden vor: züglich Kinder vom 6ken bis zum 14ten Sabre zur Baummollenfsinnerey an⸗ gelehret. zuruͤckgelegtem 14ten Jahre confirmi⸗ ret ſind, ſo gehen ſie gewoͤhnlich nach den großen Städten und ſonſt im Dienfi, ihre Spinnerey har ſodann ein Ende, und es muͤſſen andere ange lehret werden, bis jene, wie in Anfe: hung der allererftern Lehrlinge ſchon nach und nach erfolget, wieder zu Hauſe kommen, das Baumwollen⸗Spinnrad Etwas von der Societaͤts⸗ Fabrik zn Hameln Wenn dieſe Kinder nach wieder ergreifen, und in-der Folte ſelbſt ihre Kinder zum Baumwollene foinnen anziehen. Hierzu gehoͤrem aber Jahre. Das bamnwollene Garn il befannes lich bey uns im fehr gutem Mreiſen Hieraus entficher, daß yirle Spinner, wenn fie einigen Verlag habe, fidy Baumwolle anfaufen, und mir dem daraus gefponnenen Garn auf den Märkten hbaufiren, und es fonft zum Berfauf nach den Stoͤdten bringen, oder daß fie, weil diejenigen, die baum⸗ wollenenes Garır zum einzelnen Wie derberfauf, zum Knuͤtter, zu Dochten und fonft in der Haushaltung noͤthig a germ einen hoͤhern Spinnlohn bezahlen, als natuͤrlicher Weiſe vie Fabrik geben kann, ſich als Inquilie nen in die Benachbarterrgroßen Städte begeben, und fi daſelbſt vom Baums wollenfpinnem ernähren. Selbſt auch hieher mach Hannover bat ſich eis ne gute Anzahl ver in und um Hamelm angelernten Baumwollenſpinner ih— tes erlernten Verdienſtes wegen bege— ben. Es muͤſſen an deren Stelle alfo beftändig neue Spinner angelehrt wers den, womit fo lange wird fortgefahrem werden müffen, Bis ſich in den benach⸗ barten Srädten nad) und nach fd viele Baummollenfpinner gefammele Bas ben, daß darüber der Spinnlohm dem Fabrikſpinnlohn ganz, oder doch mehr ventheils, gleich iſt. Werkverſtaͤn⸗ dige, weichen hierbey die Erforderniffe zu einer volllommenen und untadelbafs tem Fabrikwaare einfallen, werden bald finden, daß ein ſolcher aa 2 m ee} gi Abgang von geuͤbten Spinnern, und jäßrlichee Zugang von ungeübten Spinnern oder Lehrlingen, von den bey der Fabrik zu uͤberwindenden unend⸗ lich vielen Schwierigkeiten, gewiß nicht Die kleinſte fey, fo wie überhaupt ein jeder einfehen wird, daß bey dieſen AUmftänden die Sabrif zu Hameln von den Baumwollen : Spinnfchulen nicht den alleinigen Mugen bat, fondern dag durch diefe Schulen, unvermerft in mehreren Städten, zu Baummollen: Webereyen die Bahn gebrochen, und das baumwollene Garn in einer bes trächtlichen Entfernung allmählig auf wohlfeilere Preife gebracht wird. Vielleicht wünfcht ein Theil meiner tefer, bier die Mittel angeführt zu fin: den, welche ich angewandt habe, die Wollen: und Baummollenfpinneren an fo vielen Orten in Gang zu brin: gen, da man weiß, daß bin und wies der die deshalb gemachten Verſuche faft ohne Ausnahme fehl gefchlagen find; allein mein Zweck ift jegt nur, eine Befchreibung der Societäts : Fa: Bri zu machen, mithin würde ich da: durch zu fehe vom Zwecke abgeleitet werden, und da ich mie vorgenommen babe, alle Erfahrungen, die ich feit zwölf Jahren, von der Wolle an durch alle Fabrifarbeiten, bis zur Farbe und Apprerur hinaus, gemacht babe, auch noch ferner zu machen hoffe, dereinft, in fofern fie bey Gruͤndungen von Spinnereyen und Fabrifen nüßlich ſeyn können, befanne zu machen, fo wird man alsdenn fehen, warum es in Misderfachfen mit den Yabrifans Etwas von der Societaͤts ⸗ Sabrik zu Hameln! 92 lagen fo oft, und mit den Spinnerey⸗ Verfuchen faft allemal mislinget. Zum Bleichen der baummollenen Waaren, hat die Königliche Regierung in der Naͤhe von Hameln eine Bleiche an dem fogenannten Butterbache ans fegen laffen, und wird das Waffer auf 500 Fuß weit in Möhren geleitet, das mit es in dem Bleichhauſe in die Kef ſel und Gefäße laufen koͤnne. Diefer Bad, der vorhin fo unbedeutend war, daß ihn vielleicht nur wenige Einwoh⸗ ner in Hameln hatten nennen Bören, war das einzige Waffer auf eine Meile um Hameln, das zu diefem Bleichen gebranche werden Fonnte. Das Blei⸗ chen der Baummolle ift von dem kins nenbleichen twefentlich verfchieden, es erfordert befondere Laugen und ein ganz befonderes Verfahren, womit man auswärts fehr geheim ift, Daher mie dieſe Bleiche mehrere Mühe, als die ganze Fabrifanlage und deren Biss berige Ausführung gefofter bat, In 3 bis 8 Tagen ift das Bleichen der Baumwolle vollender, es verdient alfo feine Verwunderung, wenn man den Bleichplaß oft unbelege und ledig findet. Die Färberen der Fabrik ift wegen des Waffers außerhalb der Stadt in dem Walkmühlengebäude an der Has mel angelegt worden, Da ein biefis ger Groffierer der Fabrik alle fo ges nannten engliſchen Flanelle, eine Waas te, bey welcher: es infonderheit auf die Schönheit der Farben anfonımt, abs gefaufet hat, die fie bis Johannis 1781 zu verfertigen im Stande ift, fo muß 93 muß die Färberey wohl untadelhaft fenn. Vor zwey Jahren ift die Eins richtung gemacht worden, daß in dies fer Faͤrberey zwey bis drey Lehrlinge, die zugleich im Preffen, und allen uͤbri⸗ gen, bier wegen der mancherley Gat⸗ tungen von Waaren ſehr mannigfalti: genFabrifarbeiten unterrichtet werden, angefeget werden können, und es ift gegenwärtig auch wirklich der Anerbe einer der beträchtlichften einländifchen Fabriken dafelbft in der Lehre. Die Preffe ift unflreitig zur Volk kommenheit gebracht, und ich zweifle, daß fie von irgend einer deutfchen a: brif übertroffen wird, noch daß fie der engliſchen Preffe, wenn fie diefer ja nachſteht, mehr nach giebt, als was, wie Werfverftändige wiffen, bey unfe: rer Wolle unmöglich erhalten werden fann. So bald wirkliche englifche Waaren zu Hameln gepreft worden find, wie mehrmals zum Verſuch ger ſchehen ift, fo bat auch das fchärffte Auge feinen Unterfchied unter der engs Iifchen und hamelnſchen Preffe wahr: nehmen koͤnnen. Die eiferne Preffe, - wodurch diefe vollkommne Appretur erhalten wird, babe ich zu Gera vers fertigen laſſen. Es hat diefe Preffe in Auſehung der Accurateſſe der Schrau: bengänge, der Spindel und der Mut: ter, fo mie überhaupt in der Bauart and Zufammenfeßung gewiſſe Vorzuͤ⸗ ge, die beym Zufchrauben die Anwen; dung einer ungleich größeren Gewalt, wie fonft gewöhnlich ift, verftatten, Jegt bat es indeffen Feine Schwierig: Etwas vonder Societaͤts⸗ Fabrik zu Hameln, 94 Peit mehr, Preffen von eben der Güte im Lande gemacht zu erhalten, Um diefe vollkommne Appretur her⸗ auszubringen, und überhaupt die gas brifarbeiten fo wohlfeil wie nur im— mer möglich ift zu liefern, find auf Befehl der Königlichen Landes Regie⸗— rung und unter der befondern Direction des feligen Heren Geheimen Raths von Bremer, in dem ſchon erwehn: ten Walfmühlengebände an der Has mel, verſchiedene Mafchinen angelegt, die ich theils in hollaͤndiſchen und deut⸗ ſchen Fabriken gefehen, theils aus der Kenntnis der Fabrifarbeiten berge: nommen babe, und welche ich bier in wenigen Zimmern folchergeftalt habe anbringen faffen, daß fie bis auf zween, fämmtlich theils an der Erde, theils im erftern Stockwerk, oder auf dem Boden des Gebäudes durch Waſ⸗ fer, und zwar zwölfe davon mittelfk eines einzigen Rades getrieben werden. In einem Zimmer an der Erde find: * 1) Eine große eiferne Preffe, die duch Waffer zugefchroben wird, Ein einziger Mann beforget diefes Zus ſchrauben, anftatt daß fonft vier bis fehs Menfchen erforderlich feyn wuͤr⸗ den, und dennoch mit allen ihren Kräfs tem das nicht ausrichten Fönnten, was bier das Waſſer leiſtet. 2) Eine etwas Fleinere eiferne Preffe, die ebenfalls durch Waſſer zugefchros ben wird. 3) Ein kupferner Keffel, der durch Waſſer in einer beftändigen gleichförs migen Bewegung erhalten wird, das wie 95 7 mit Die Darin befindfichen eiſernen Kugeln herumlaufen, and Indig zer⸗ malmen koͤnnen. 4) Eine verſchloſſ ene Mühle, zum mahlen der feinen Sorten Indig, Die Durch Waſſer getrieben wird. 5) Eine Seifier : Mühle, die durch offer getrieben wird, und auf wel: er Tuch and Futter von drey Eilen breit friſtert werden koͤnnen. Man neunt ein Tuch oder Futter friſtert, wenn die aufſtehenden Haare der Wolle gekraͤuſelt, oder in kleine Knoten zuſammengelaufen find. Dies ſes Kräufeln gefchiehet Durch Die Er: hitzung, welche ein Brett verurſacht, das ſich mit ſeiner mit einem trocken gewordenen Gemengſel von Eyerſcha⸗ len, Terpentinoͤl ꝛc. belegten Fläche auf der ganzen Breite des Tuchs gleich: förmig zitternd beweget. 6) Eine Galander, die vom NBaf fer gerieben wird, und aus zween hoͤlzernen Walzen und einer holen ent: weder figurirten oder glatten metalle: nen Walze befteht, welche, wenn die letztere Walzʒe durch glüende. eiferne Stangen, die in ihre Hölung hinein: geſchoben werden, bis faft zum Gluͤen erhigt worden, ftatt des fonft gewoͤhn⸗ lichen fehlfamen Aneinanderfchraubeng: durch ein Gewicht von 7400 Pfund, das jedoh ein Mann mirtelft eines Eünftlich angebrachten Hebels mit eis Etwas vonder Societaͤts⸗ Fabrik zu Hameln. 90 ner Hand heben and niederlaſſen kann, waͤhrend ihrem beſtaͤndigen Umlaufen ſolchergeſtalt an einander gedrängt werden, daß ein dazwifchen gebrach⸗ tes Haar breit wird. - Diefe Mafchte ne wird theils zum Glänzen der Waa⸗ ten, theils zum figuriren der Coſtante amd anderer Zeuge, die gebluͤmt wer⸗ den ſollen, gebraucht. 7) Ein Geblaͤße, um auf dem vor⸗ handenen Heerd das Feuer zum gluͤen der Galanderbolten und Preßplat: ten in beffändiger Gut zu erhalten, Der Blafebalg liegt zwar im erftern Stockwerk, das Waſſergetriebe iſt aber in dieſem Zimmer. 8) Eine mechaniſche Meben: Vor⸗ richtung, wodurch zu deſto mehrerer Vorſicht das Waſſertriebwerk der Preſſen mit einem einzigen Fußſtoß gehemmet werden kann, wenn das gewöhnliche Mittel, dieſes Triebwerk, auf welchem der Preffer ſtehet und das mit berumgeführt wird, mit einem einzigen Schlage mit einem Bei zum Stillftand zu bringen, durch eis nen un gHochjadn Zufall febtihtagen ſollte. 9) Ein Triebwerf‘, wodurch ein oder zween Menfchen, wenn die. Hazı mel in anhaltend trocknen Sonmern, oder ben lange anhaltenden Frofimer ter, nicht Waſſer genug hat, die Da i fen zumwinden koͤnnen. Der Schluß folgt kuͤnftig. RL Hannoveciües Magazin —— zes Stuͤck. — ————— Montag, den 24ten ak 1780, Etwas von der SocietaͤtsFabrik zu Danıch, (Schluß.) So einem Zimmer im erflern Stockwerk, werden durch eine aus der bejchriebenen Mafchi: nenfammer beraufgehende ſtehende Welle durch Waffer getrieben: _ 10) Eine Maſchine, die die Prep: pappen mit einem gefchliffenen Feier: fein glätter und glänzend macht, wo: bey die Preßpappe fich von ſelbſt unter dem Stein vorwärts ſchiebt, und wenn der Stein an das Ende ihrer Ober: fläche kommt, fich felbft wieder zurück: fhiebt, und dieſen gleichförmigen En fo fange hin und her fortfeßt, bis fie genug geglättet, weggenom⸗ men, und eine andere Pappe — ſchoben wird. 11) Eine Zwirnmuͤhle mit einem doppelten Schiffe, woran 160 Bobi: J befindlich ſind, von welchen die Garne ſich zu gleicher Zeit fo drallund fo lofe, wie es jede Waare erfordert, jiwirnen und aufbaspeln. 12) eine Mafchine, die zu gleicher Zeit von 42 Haspeln Garn abhaspelt und auf fo viele Bobinen aufſpulet, wobey durch ein wahres Kunfiftück der Mechanik, mirtelft. eines mit einen. verſchloſſenen Kaften umgebenen Nes bengetriebes der. Faden, damit er auf der Bobine nicht auf einer Stelle auf läuft, wodurch fonft die ganze Arbeit unbrauchbar gemacht würde, beftän: dig auf der Bobine fo gleichförmig und ſanft hin und ber geleitet wird, als es bey dem gewöhnlichen Spulen die Hand der Spulerinn nur immer thun kann. 13) Eine Schneidemüple zum Sä: gen der zum Auffchlagen der Chalon und Soyen erforderlichen Bretter. Diefe Mühle wird, fowie 14) Eine auf einem Vorplatze ats gebrachte Mafchine zum Nasveln des Braftlienholjes, durch das Walkmuͤh⸗ lenrad getrieben. Auf den Boden des Gebäudes wer: den durch Waffer getrieben: 15) und 16) Zween Mafchinen, die Wölfe genannt, und zum Ausftau: ben und Reinigen der Wolle gebraucht werden. Alle diefe Mafchinen koͤnnen nebft der Walkmuͤhle zugleich, jedoch auch G jede 99 jede befonders geben und gebraucht werden, und da die Zwirnmuͤhle, die Stätte: und die Spulmafchine nebft den Wölfen, mittelſt einer aus dem un⸗ terften Mafchinenzimmer heraufge— henden ftebenden Welle getrieben wer: den, fo ift das Triebrad diefer Welle fo eingerichtet worden, daß bey etwa⸗ nigem Mangel an genugfamen Waſſer oder bey lange anhaltendem Froftwet: ter, erwähnte Mafchinen, zufammen und einzeln, auch durch das Treten eis nes oder zweyer Menfchen, gangbar gemacht werden fönnen. Das unterſte Mafchinenzimmer ift 42 Fuß lang und 22 Fuß breit, das oberfte aber ift 42 Fuß lang und 18 Fuß breit. Wenn man erwägt, daß die Zwirnmühle, die Spulmafchine, die Friefiermühle, die Galander ıc. Maſchinen von beträchtlichen Um— fange find, und die erftere allein einen Raum von 24 Fuß lang und 14 Fuß Breit einnimmt, daß in dem unterften - Zimmer, außer der beträchtlich weit bereintretenden Welle des Waſſerra⸗ des, ein ziemlich großer Feuerherd und ein noch größerer Tifh zum Eimpap: pieren und Auffchlagen der Waaren vorhanden ift, daß ferner zum Abkuͤh⸗ Ien der Preßplarten, zum An- und Abs fiellen jeder Mafchine und zu der bey einer jeden derfelben erforderlichen Ar— beit, hinlänglicher Raum ift, daß end: ich viele Geräthfchaften, Gewichte, Walzen, Hafpelzc. beftändig zur Hand liegen müffen, fo wird man vielleicht finden, daß der Platz möglichft genuz⸗ get worden, und nicht leicht irgendwo Etwas von der Societätds Fabrik zu Hameln, 100 in einem fo engen Raume fo viele und mancherley nügliche Maſchinen zu: fammen angetroffen werden d E und gleichwohl werden zu feiner Zeit in eben diefen Zimmern noch wen ats dere Mafchinen angebracht werden. Durch diefe forgfältige Erfpatung des Plaßes ift aber auch erhalten worden, daß die ganze Anlage mit gar geringen Koften bat ausgeführt werden Fönnen. Diefe ſaͤmmtlichen Mafchinen find, nachdem der Herr Landbauverwalter Vick von dem oberwähnten kuͤnſtli⸗ chen Nebengetriebe der Spulmafchine die Berechnungen, Abtheilungen und Zeichnungen gemacht und ‚angegeben batte, von einen gefchickten Tifchlerr - meifter zu Hameln, Namens $äger, ausgeführt, und in der Ausführung noch durch viele dabey angebrachte nuͤtzliche Erfindungen verbeſſert wors den. Die Triebwerfe find ſaͤmmtlich fo zutreffend und forgfältig gearbeitet, daß man fie Faum böret, wenn auch alle im Gange find, Sonſt ift in diefem Walkmuͤhlen⸗ gebäude, welches ben der ehemaligen Aufnahme der franzöfiichen Cofonis fien errichtet, und vor fünf Fahren feir nes: drohenden Einſturzes halber neu erbauet worden, außer jenen Mafchis nenfainmern, der Färberen, der Walk⸗ muͤhle, der Wohnung des Färbers, des Preffers und des Walkers, der Scheerjtube und dreyen Zeugmachers werfftätten noch eine Linnendamaſt⸗ meberen befindlich, worin auf zween Stühlen Damafte-von allen moͤgli⸗ chen Muſtern und Tiſchlaken von fünf und 101 und einer halben Elle ohne Nath breit, verfertiget werden. Die Waaren, die die Fabrik ver: fertiget, werden theils im Lande, größ: tentbeils aber außerhalb Landes, in: fonderheit nah Hamburg und Hol: land, abgefegt. Etwas non der Societaͤts⸗ Fabrik zu Hameln, . [o) & Die Fabrif kann und wird noch vergrößert werden, wenn Die Spinnes ven ſich noch mehr verbreitet bat, und ſich fodann, nach vorgängiger Ber Panntmachung zu neuen Actien, Lieb⸗ haber finden. i I. ©. Hahn, Geheimer Canzeley:Secretarius. Vom oͤkonomiſchen Nugen der Wafferlinfen, ( Meerlinfen. Lemna, Zinn. ) KeHein einziges Product der Natur ift \ fo Elein, daß es nicht ein brauch: bares Glied in der großen Kette, eis men Beweis der erhabnen Eigenſchaf⸗ ten feines Schoͤpfers, und eine lehr⸗ weiche Anleitung zu Hundert nuͤtzlichen Betrachtungen abgeben ſollte. Je kleiner faſt, deſto bewunderungswuͤr⸗ diger; ſeit dem uns das Mikroſkop den Anblick einer unſichtbaren Welt geoͤffnet hat. Was ſcheint unbetraͤcht⸗ licher und einfacher unter dem zahlrei⸗ chen Haufen der Gewaͤchſe zu ſeyn, als eine Waſſerlinſe. Eins, zwey, drey kleine Blätterchen, in und an einander veriwachfen, mit einem Stie: le in dee Mitte, der kaum die Dicke eines feinen Zwirnfadens bat, — und doch ein Gegenftand, der den Beobachtungsgeiſt der Marurforfcher auf eine würdige Art befchäfftigen Fan, Daß der Stiel derfelben mit feiner eylindriſchen Wurzel bloß im - Waffer ſchwebt, und fo aus demfelben feine Nahrung ſauget; daß Billionen 2) Man Fann mit Bergnägen davon überzeugt und Teillionen folcher Pflaͤnzchen, im einem kleinen Wafferbehältnig herum ſchwimmen, wo im erfien Fruͤhjahre nicht eins zu fehen war; daß fiegroße Zeiche von einem Ufer zum andern bes decken, und zugleich flatt einer Wind: fabne dienen, je nachdem fie vom Nord oder Sid, Oft oder Weftwinde bald bier bald dorthin auf einen Haufen ger trieben werden; daß an'diefen Bläts terchen ordentliche Blüten, maͤnn— liche und meibliche, nebſt den dazu gehörigen Fructificationgtheilen und Saamen hervorkommen, wodurch fie fi fortpflangen, wie im 67ten Stück diefes Magazins vom vorigen Jahre zum Vergnügen aller Liebhaber der Botanik gezeigt worden; daß endlich diefe Fleinen ſchwimmenden Wälder Millionen lebendiger, noch viel Fleines rer Waffergefchöpfe, Polypen, Wafı ferflöben ; Wafferfäfern, Wafferwan: zen, — einen ihnen angemeffenen Aufenthalt verfchaffe 2), und folglich eine bewohnte Welt find: wer muß © 2 das werden, wenn man ein Glas voll aller In? das nicht bewundern, wenn er nicht bloß das: cui bona? im eigentlichen Verſtande, zu feinem Grundſatze ge: "macht bat? Doch eben diefer Grundfaß verliert auch bey diefen Wafferlinfen feine Mechte nicht. Was Gott gefchaffen bat, muß and) feinen Nutzen haben, er mag groß oder Flein fenn, ev mag ſich fruͤh oder fpät entwickeln. Ob die Wafferlinfen den Kifchen, zuträg- lich find, feheint mir noch zweifelbaft. Kräuter find eben Beine ſich für fie om oͤkonomiſchen Nugen der Wafferlinfen. 104 gen Fönnen, dag er Ueberreſte von Pflanzen oder Meerlinfen in ihrem Eingeweide gefunden babe, iel⸗ mehr, da die Oberflaͤche der Teiche oft durchaus mit dieſen Waſſerlinſen ber deckt iſt; ſo werden ſie dadurch vieler uͤber dem Waſſer ſchwebenden Flie⸗ gen, Muͤcken und andrer Inſekten bez raubt, die fie ſonſt erhaſchen, oder, wenn fie aufs Waſſer fallen, weg⸗ fhnappen würden. . Dennoch, da fi zwischen den Stielen diefer Pflängs ſchickende Nahrung: ter Erfundigung bat mir niemand fa; hen unzählige Fleinere und größere Thierchen, Larven von Mücken und anderes Gewuͤrm aufhält; fo mögen — ſie Waſſer aus einem mit ſolchen Waſſerlinſen verſehenen Teiche ſchoͤpft. SIE es nicht zu truͤbe, ſo wird man bald eine Menge luſtiger Creaturen in demſeiben berumfchwärmen, ſteigen und fallen, huͤpfen, ſchwimmen, und ſich mit allerhand juckenden Grimaſſen beivegen ſehen. Zu ſpaͤt zwar, um die vom Herrn Ehr- bert wieder gefundene Blüte der Lemna aufzufuchen; aber doch nicht ohne Belohnung machte ich noch. in. der Mitte des Detobers die Probe und fand an verfchiednen Staͤngeln derfelben meine, ehemals fehon beobachteten Stratifpo- Iypen ( Blodenpolypen) wieder. Es ift cine Luft, das erſtaunend geſchwin— de Mandvre diefer fonft fo wenig organifirten Fleinen Thierchen zu betrachten. Wenn man eine Portion ſolcher Wafferlinfen in ein helles Wein: oder anderes Glas mit Harem Brunnenwaffer thut; fo wird man in Furzer Zeit mehr als ei— , nen Stiel geivahr werden, an welchen dergleichen Fleine Stränßer herumfisen. Nimmt man nım ein gutes Hand: Mifroffop zu Hülfe und betrachfer diefe klei⸗ nen weißen, faft durchfichtigen Ereaturen, wenn fie fi in der achörigen Naͤhe an der Seite des Glafes aufhalten, genauer, freylich fo, daß das Glas nicht beivegt wird; fo fieht man deutlich, wie von dem ſenkrecht hängenden Stiele, horizons ‚tale Fäden ausgehen, welche fich mit einem glodenförmigen Körperchen- ens digen, dem man deswegen den Namen der &locenpolypen gegeben hat. Ich denfe, es find oft 100 bis 209, die an einem Faum zweh Linien grußen Flecke eis one voͤlchen Stängels ihre Eolonie gepflanzt und fih rund herum angehängt har ben. Kaum aber wird das Glas oder das Waſſer nur ein wenig gerührt ; wie ein Blig fahren fie dergeftalt zufammen, daß alles nur wie ein wenig Schleim ausficht, der um den Stengel herum fit, kommen aber in derfelben Minute lanafam wieder zum Vorſchein, bis fie bey einer nenen Erfchütterung, abermals wieder plöglich zufammenfchnellen. ch erftaune, wenn ich an die Nahrunges mittel diefer, dem gewaffneten Auge Faum Eennbaren Ereaturen, an ihre organis fche Theile, an die Art ihrer Vermehrung u. d. gl. aedenfe, Man fehe Bon: nets und andrer Abhandlungen aug der Infeftologie von Böze übers fest und mit Zufägen begleitet, Seite 462, Not, e. $ Nach angeftclt; 105 fie vermurblich wohl von diefem Bor ratbe manches zu fh nehmen, das ihnen fonft entgehen würde. Die vor: nehmſte Sprife aber find die Waffers linfen, wie Linne bereits angemerft, für die Enten, daher fie auch an manchen Orten Entenflott, genannt werden, Was die wilden Enten ans langt; fo kann ich zwar nichts gemif: fes davon behaupten. Defto gemiffer aber ift folches von zahmen Enten, die allemal ein angenehmes Futter daran finden, wenn fie in diefem grünen Walde hetumſchwimmen Fönnen, und wer: daher das Recht bat, dieſe Waſ⸗ ferwögel auf folchen Teichen zu. halten, und nicht fürchtet, daß fie ven kleinen Fifchen feindfelig begegnen, der kann fi) von feiner Entenzucht einen fchnel: len Wachsthum und eine defto beffere Zunahme verfprechen. Doch, danicht jedermann die Er: laubniß oder die nöthige Bequemlich: feit dazu hat; fo Fann diefe Futterung ſelbſt auf trocknen Hoͤfen gefcheben, davon ich dies Jahr, nicht ohne Nuz: zen eine Probe gemacht habe, Sollte folches verfchiedenen Hauswirthen be: reits bekannt feyn; fo find doch wohl einige, .denen die Anzeige davon noch fremd if. Man nehme einen fteis nernen oder auch hölzernen Trog, fen: fe denfelben in die Erde, oder feßeihn fo, daß ihn die Enten bequem beflei: gen Fönnen, fülle ihn mit Waſſer, laffe alsdann dergleichen Wafferlinfen in Eimern oder auf Schubfarren ho: fen, und fihütte täglich etliche mal ganze Schaufeln vol auf das Waffer ; Vom: Sfonomifihen Nutzen der Wafferlinfen. l 106 fo wird man fehen, mit welcher Bes gierde die Enten davon freffen, fo, daß in einigen Stunden faft nichts mehr davon übrig if. Man fann ſolches drey bis vier mal in einem Tage wiederholen und am Abend wird man alles aufgezehrt finden, Es vers ſteht fich aber vom felbft, theils daß ihnen deswegen nicht alles andre Futter entzogen werde, theils daß man die Tröge zuweilen reinigen laſſe, das mit das Waffer nicht ftinfend werde, Ja, nit nur Enten, auch andres Federvieh, Gänfe, Hühner u. d. gl. laffen fihs belieben, davon zu geniefs fen, und ſchwerlich kann der Genuß davon diefen Thieren fchädlich ſeyn. Ich wenigſtens habe bemerfr, daß fie dabey, mit einer merflichen Erfpas rung andrer Futterung, vecht wohl gedeihen. So unbefcheiden, glaube ich nicht, daß Befiger von Teichen feyn werden, und eine Art von Finanzen aus Diefen Wafferlinfen machen, nemlich andern entweder die Abholung derfelben un: terfagen, oder einen Impoſt darauf le; gen werden, der den gebofften Nußen wieder zu Waffer made. Bey mir wenigſtens gefhicht das nicht. Es bleibe noch immer genug von diefer an fich ſehr fruchtbaren Pflanze übrig, zu gefihmweigen, daß fie wol gar von vielen als ein überflüßiger Unrarh auf ihren Gemäffern angefehen wird. Ues ber. dem giebt es auch andre ftehende Suͤmpfe, auf welchen vielleicht diefe Wafferlinfen als eine res nullius fönns ten angefehen werden, Und menn 63 dann 107 dann ein Hauswirth fich diefer Gruͤ⸗ nigfeit, wohl vier Monate lang, als einer Nebenfutterung für fein Hofvieh bedient; fo dächte ich, daß diefer Nuz⸗ zen nicht ganz aus der Acht zu laſſen fen; es müßte denn eine gar zu große Entfernung das Herbenfchaffen diefes Zutters zu befchwerlich machen. Allein es giebt Teiche und ftebende Waſſer, die dergleichen Meerlinfen nicht baden. Diefem Mangel wäre bald abzubelfen, wenn andre Gründe nicht das Gegentheil rathen. Man darf nur zu rechter Zeit, etwa in dem legten Fruͤhlingsmonat, einige. Ton: nen voll von andern Orten holen Taf: fen, und felbige auf das Waſſer aus: ſchuͤtten, fo werden fie fich, nicht bloß Vom oͤkonomiſchen Nuten der Wafferlinfen, 108 vor das Jahr, fondern auf immer bäufig ausbreiten und fortpflanzen. Wenigftens ift das an meinem Drte der Fall geweſen. Sie find hire nicht einheimiſch, fondern vor mehr. als 30 Jahren auf die angezeigte Wuſe hier her verpflanzt worden. MN Der Nitter von Linne behauptet, daß die Wafferlinfen mit der Ankunft der Schwalben auf dem Waſſer er feinen und mit ihrem Abjuge fich wieder unter daffelbe begeben, Sch babe davon noch Feine Erfahrung ges macht. Was aber das Irgtebetrifft, fo find die biefigen Teiche noch jegt, in den legten Tagen des Octobers, ganz damit bedecft, obgleich die Schwals ben ſich ſchon lange entfernt haben, Chemiſche Berichtigungen. Amicus Plato, amicus Cicero, ſed magis amica veritas. * * 1) Axidum Sacchari iſt eing vom a Heren Scheele entdeefte Saͤu⸗ re. Der Verfaffer einer Monogra; pbie über dieſen Gegenſtand, bat ver: muthlich bloß aus allzugroßer Freund: fhaft, den Namen des Erfinders ver: ſchwiegen, oder vielleicht auch nur zue Erfparung des Raums, dag Wort Scheele weggelaffen. 2) Die fogenannte Eifenbeinerde ift nichts anders, als eine mit Phosphor; fäure verbundene Kalkerde. 3) Die weiße brennbare Erde, wels he fih in den Weinfteinernftallen be; findet, und durch wiederholtes Auf; löfen diefes Salzes im Waſſer, oder durch die Saturation der überflüßigen * ihr Säure deffelben, kann abgefchieden werden, ift Kalk, welcher mit Bein: ſteinſaͤure gefärtigt iſt. 4) Aus Hepar volatilis oder einer Auflöfung des Schwefels in flüchtigen Ulcali, und Queckſilber, ohne Subli⸗ mation, Zinnober zu machen, findet man fchon, nebft der Erflärung, in den 1740 zu Berlin von Zimmermann herz ausgegebenen chemifchen Borlefungen des feligen Neumanns, jedoch ohne Träume und ohne Hypotheſen. 5) Die Entdeefung, daß Knochen eine mit der Phosphorfäure verbundes ne Kalkerde find, die Methode diefe Säure davon abzufcheiden und Daraus einem 109 einen Phosphorus zu bereiten, ift man dem Heren Scheele ſchuldig, wie man ſolches aus deffen an Herrn Gahn ge: fchriebenen und nachher abgedruckten Briefe, deutlich ſehen Fann. 6): Soda tartarifata der ſchwedi⸗ ſchen Pharmacopda, ift und bleibt ein Seignettfalz, welches wie das ordi: naire, aus denbenden firen Alcalien und der Weinſteinſaͤure beftebet, und deswegen dieſem auch fo gleich iſt, daß weder Chemiften noch ihre Ueberſetzer, dieſe beyden werden von einander um: terfcheiden koͤnnen. 7) Das unter dem alchemiftifchen Namen Sperma Mercurii auspofaun: te Saly, ift nichts anders als Hydrar- gyrum acetatum, oder ein aus Queck— filbee und Effig beftehendes Mittelfalz, deffen Bereitung man furz und gut bey Baume, Macquer, und mehrern Schriftſtellern diefes Jahrhunderts, ja wenn ich nicht irre, auch ſchon in Schweinleverbänden findet. 8) Tartarus tartarifarus ift ein mit MWeinfteinfäure gänzlich gefättigtes Ehemifche Berichtigungen, 110 Pflanzenalcali, oder wenn man mill, ein mit Pflanzenalcali ſaturirter Weins ftein, nicht aber ein mit der Weinftein: fäure übergefättigter Weinſtein. 5) Der Tartarus tartarifatus, wel hen man bey der Bereitung der Weins fteinfäure erhäft, ift in allen Stücken dem nach der gewöhnlichen Weiſe ver⸗ fertigten gleich. ; 10) Weinfteinfäure ift Feine Erfins dung des Adjuncten Retzius, fondern des Apothekers Scheele, welcher feine Verſuche und Erfahrungen hierüber der Königl. Afademie der Wiffenfchafz ten in Stockholm übergab, die aber fol: he mit der Marggrafiſchen Zerfißung des Weinfteins für eing hielt, und alfo ungedruckt liegen ließ. Herr Retzius bat fich den Auffag bey Herrn Scheele aus, frifchte folchen ein wenig auf, und übergab folchen, mit Berilligung des Herrn Scheele, zum zweyten mal an ber nannte Academie, da er dann die Ehre hatte in ihre Abhandlungen eingeruͤckt zu werden. F. Ehrhart. Von dem Aufſchwellen des Hornviehs, und den dagegen anzuwendenden Mitteln. yon dem Auffchwellen des Horn⸗ viehs finden fich in dem belieb: ten Hannöverfehen Magazin, nem: lich vom Jahr 1774 im 72ten Stücke, vom Jahr 1775 im sten Stücke, und vom Jahr 1777 im gten Stücke verfchiedene Anffäße, durch welche die durch mehrere Vorfälle im Haushalte bewährte Erfahrungen, daß, fo nüß- lich der Klee zur Stallfuͤtterung zu ger brauchen fen, feldtger dem Hornvieb ſchaͤdlich, ja gar tödılich werde, wenn das Vieh darauf getrieden wird, und fih im Freſſen übernimmt, fattfam beftätiget werden. Ein bey mir im vorigen Sabre fich eräugnerer Vorfall bat mich von der Wahrheit diefer Ers fabrung zu meinem Schaden noch mehr überzeugt, Vor dem hiefigen Amts bofe war ein drey Morgen baltender Acker 111 Acker mir dem fogenannten Koͤppeklee beſtellet, welcher mit gutem Nußen zur Stallfutterung gebraucht worden, nach deffen Abuungung aber mit zum Mockenfelde umgepfluͤget werden follte, Am gten Septemb. v. J. fand ich des Nachmittags ben beiterm Wetter mein Hornvieh auf ſolchen Kleeftücken mei: dei, welches davon fehr begierig fraß. Weil mir die daher entftehenden nach» theiligen Folgen befannt waren, fo verwieß ich folches dem Hirten, und ließ das Vieh fogleih von dem Klee abtreiben. Allein diefe meine Vor— ſicht war opne Mutzen. Denn wie am folgenden Morgen das Hornvieh nach einem gehabten und fich nieder gelaffe: nen ſtarken Nebel ungefehr um 8 Uhr ausgetrieben worden war, fo ward ich nad) Verlauf nicht völlig einer halben Stunde durd) das Laͤuten der Glocken, womit in diefer Gegend das Vieh ver: feben ift, auf deſſen fo baldige Zubau- fefunfe nicht wenig aufmerkſam ge macht; kaum war ich an das Fenfter getreten, um mich nach der lirjache zu erfundigen,fo erblickte ich ſaͤmmtliches, ſowohl milchendes als guͤſtes Vieh, über die maßen ſtark aufgefchmwollen, fahe auch im Hereintreiben dren mei: ner beften Kühe nahe vor dem Hofe todt zur Erde niederftürzen, lm dem in gleicher Gefahr befindlichen ganzen Viehſtapel, welchen der Hirte, um demfelben feiner Meynung nach etwas zu gute zu thun, wider mein Wiſſen und Willen anderweit auf den Acker mit Klee getrieben hatte, die moͤglichſt fchleunige Hülfe zu verfchaffen, ver: Niedeck. 2 Don dem Auffchwellen des Hornviehs, und den ꝛc. 112 anſtaltete ich, daß ein jedes Stuͤck obne Ausnabme am Halſe hber- der Schulter ftark zur Ader gelaffen, und darauf einem jeden ein gutes Quartiere faure Milch eingegeben wurde. Es hatte diefes angewandte Mittel den ge: wünfchten Erfolg, daß der Geſchwulſt und das aufaeblafene zum Theil for gleich, zum Theil nad) und nach, bey dem gefammten Vieh aber in Zeit von zwen Stunden zlich fid) verlohr. Hierauf ließ ich das Vieh zwar wie der austreiben, aber vor allem Frefs fen forgfältig hüten, big es des Abends gutes Heu zum Futter, und jedes Stück auf felbiges zwey Hände vol Salz erhielt. Machber hat man an dem Vieh nichts widriges, auch Feine fonderlihe Abnahme der Milch ver: fpüret. | Anfänglich glaubte ich, daß nicht fowohl der Klee, als vielmehr der ſtark gefallene Nebel und damit auf dem Klee nefommene ſchaͤdliche Mehl: thau den Borfall veranlagt habe, ich fand aber, wie ich die umgelommenen Stuͤcke in meiner Gegenwart Öffnen ließ, daß dem Klee und deffen über: mäßigem Gebrauch die alleinige Schuld beyzumeffen fey. Dabingegen fee ich die Stallfutter rung mit Klee beftändig mit gutem Nutzen fort, rathe aber als eine nothr wendige VBorficht an, den Klee nicht zu jung zu verfuttern, fondern mit def; fen Gebraudy bis dahin, daß er ermas ſtark an Stengeln geworden und bis zur völligen Blüte gelanger fey, zu warten, + v. Ramdohr. — — BIT EEE u EEE 213 I annoberiſches Magazit, 114 gies Stück, Freytag, den 28ten Januar 1780, Befchreibung des Tuͤmmlers. Undique dant faltus: multaque afpergine rorant, Emerguntque irerum: redeuntque ſub zquora rurfus: “ Inque chori ludunt fpeciem : lafeiuaque jactant Corpora: & acceptum patulis mare naribus efflant. & = Ss Thier, weiches Hier beſchtie ben wird, gehört in Die Claffe der füugenden Seethiere und unter das Geſchlecht der Delphine, oder derjenigen MWalififche, die an beyden Kiunladen Zähne Haben a), Es ift aber nicht der eigentliche Delphin der Alten, oder der fogenannte Springer, als wilcher größer, ftärfer, und mit einer viel längern zugefpißtenSchnauße verjeben ift: fondern eine dieſem zu: naͤchſt verwandte Fleinere Gattung, welche mit jenem in ihrer Außern und inmwendigen Geſtalt, Lebensart und ondern Eigenfchaften, fehr überein, koͤmmt. Hier zu Lande nennt man fie Ovid. * | Tuͤmmler, andrer Orten Braunfifch, Fleines Meerſchwein, nordifcher Del⸗ pbin; in England Porpefs, in Frank⸗ teich Marfouin, in Stalien Porco Pes- ce, in Schweden Tumblare, und in Morwegen Hnifa oder Niſen. Die Altern Naturforfcher bis auf den Heren von Kinne, feßen die Dels phine überhaupt famme den Wallfir fchen in die Drdnung der Fifche mit .eis nem flachen oder horizontalen Schwanz, und Klein b) befchreibt-die gegenwär; tige Gattung inter dem Namen Del- phax Phocana S. Turfio, welcher leß: tere Name auch vom Plinius, fo wie der erflere vom Ariſtoteles, dieſem Thiere 2) Die uͤbrigen drey Gefchlechter diefer Ordnung, haben entiveder gar Eeine Zähne, und an deren flatt Frenzweife gefirichelte Gaumenblätter, mie die eigentlich Alfe genannten Wallfifche (Balena L.); oder nur allein am untern Kinnladen, wie . die Conhelotten oder Sprüßer (Phyfeter L.); oder auch) ‘bloß einen oder zwey fehr lange am Kopf dicht. an einander fichende gewundene gerade und horizontal bervorgeftrecfte Zahne, wie der Narwhall oder dag Meereinborn (MonodonL.). b) Hif. pife. Mifl. 1. p. 26. 415 Thiere ſchon beyg legt iſt, (paruus bi fi Delhi vu, Delphinus, Delphinus ptentriona- am); Artediund Kinne c), der fie mit Recht ſammt den Wallfifhen up ter die Clafje der Säugtbiere bringt, nnter dem Namen Delphis Phocana, mit faft Fegelförmigen Körper, brei⸗ tem Rücken und beynahe ſtumpfer Schnautze. Der Biſchof Gunner d) amd Pennent e), haben ibn weitläuf tiger, bloß anatomifch Bartbolinf), Daniel Major g), Tyion h), Kul⸗ mus i) und la Motte k) unterfucht. Weil es aber nicht möglich) ift, an einem Subject alles und richtig zu fer hen, fo find die Befchreibungen dies fer Schriftfteller ben weitem uoch nicht volftändig, ja oft in den weſentlich⸗ ſten Stuͤcken mangelhaft, bald zu kurz, und bald bey aller Weitlaͤuftigkeit, as Mangel feftgefeßter Kunftwörter, Dun: fel und unverftändlich, Dieſe Luͤcken, fo viel möglich, zu ergänzen, das twahre zu beftärken, und das unrichti- ge zu berichtigen, iſt ben der gegenwaͤr⸗ tigen Befchreibung meine Hauptab⸗ fiht, um auch, da mir die Gelegen⸗ heit hiezu guͤnſtig war, mein weniges zu einer vollftändigern und allgemei⸗ nern Kenntniß eines Thiers beyzutra⸗ Der Tummler. 1 gen, welches fo ungemein viel Aehn⸗ lichkeit in feinem äußern uud innern Ban mit den fo wenig befannten Wall⸗ fifchen bat, und ſchon allein in dieſer Ruͤckſicht näher unterfucht und bekann⸗ ter gemacht zu werden verdien. ‚Man wird demnach diefemeine Be: ſchreibung, umd zwar auch Deswegen um fo weniger überflüßig anſehen; je mehr ich befliffen gewefen bin, fie der Natur getreu abzufaffen. Eigener Ans merfungen, habe ich mich mir Fleiß fo viel möglich enthalten, um die Abs handlung nicht zu meit auszudehnen, uͤnd den Lofer ſelbſt urrbeilen zu laſſen. as ich fehreibe, habe ich alles, und zwar zu wiederholten malen und nicht einfeitig gefehen. Ganz gehört es freylich nicht für diefe Blätter, aber auszugsweiſe und mit Einfehränfung auf das allgemein intereffantefte, nem⸗ lich des äußern Körpers und der Eins geweide, 1 Ich werde mich alfo nit bey den Fadeln der Alten von den Delphinen, - und den ihnen angedichteten ins wuns derbare fallenden Eigenfchaftn auf halten, fondern nur vorläufig fo viel von der Lebensart und dem Mußen des gegen⸗ e) M. Nat. ; d) Ir den Schriften der Drontheimſchen Geſellſchaft, 27 Theil p. 237. U. f. der deutſchen Ueberſetzung. e) Brittish Zoology Vol. 3. C. 4. p 69. Lond. 1776: i f) ©. Blafi Anatome animal: Bimflelod. 1731. 4. p. 289. g) Ebenderfelbe p: 286. h) Anatomy of Porpefs. London 1680: 4 welche Befchreibung ich aber nicht habe erhalten fönnen, und nur beym Klein angezogen: finde. D Swppl. I. colled. Matislau. p. 120, 5) Beym Bkin le p. 24 117 gegenwärtigen Thiers erörtern, als ſich mit Gewißheit davon fagen läßt. Die Tuͤmmler balten fi) am mei: ften in der Oft: und Mordfee, jedoch häufiger in jener als in diefer auf, wo: ſelbſt fie in großen Schaaren gefellig bey einander leben, und fich oftmals, und befonders zahlreich bey bevorſte— hendem Sturmwetter, um die Schiffe verfammien. Vielleicht iſt eben da: ber die Fabel von ihrem Dienfteifer gegen die Menfchen entjianden. Da fie einen fehr biegfamen und gelenfigen Körper haben, fo find fie im Stande, allerband Sprünge und Gaukeleyen im Waffer zu machen, fich bald auf die Seiten und auf den Rücken, bald übern Kopf zu fehlagen, bald auf ib: ren Schwanz geftämmt, mit der Bor: berbälfte ihres Körpers fich über die Dberfläche in die Höhe zu richten, und fih umjufehn, bald durch ihr Tum: meln, Schnauben, Blafen und Plär- fchern ein ſtarkes Geraͤuſch zu verurfa- chen. Auch foll man fie zu Zeiten, und befonders bey Gefahr und Verfolgung, ſchreyen hören. Ihr Fraß beſteht in Fiſchen, und vorzuͤglich in Doͤrſchen, denen ſie am meiſten nachſtellen, und bey der Gelegenheit zuweilen im Dorſchgarn, fo wie auch dieſer, ge fangen werden, Ohngeachtet fie voll fommne tungen haben, fönnen fie doch nicht lange außer dem Waſſer in freyer Luft aushalten, wie fchon Pli- 1) Hif. nat. L.9. c. 8 Der Tuͤmmler. 118 nius anmerkt, und Daniel Major nad) dem Zeugniß der Fiſcher von ſei⸗ nem Subject beftätigt, als welches nach fieben bis acht Stunden ohne alle Außerliche Verlegung von ſelbſt ger ftorben ſey, und bey und kurz nach deſſen Zange ein Zifchen babe hören laſſen. Wie gie fich paaren, weiß man noch nicht, aber vermuthlich ges ſchieht es nach Art der Waufifche: doch follen fie nach Plinius Bericht 1), wie alle Delphine, 10 Monat-trädj: tig feyn, und im Sommer ein oder zwey Junge werfen, welche fie mit ih⸗ ten Zißen ſaͤugen. Solin fegt bins zu, daß fie das men geborne Junge ans fänglich in ihrem Maule mit fi) her⸗ um führen m). Blein bat einen Enibeyo, der mit der Nabelfchnur an der Mutter verbunden war, aber er bat ibn oßne weitere Nachricht, abs zeichnen laſſen n). Weil fie fich des zudeingenden Waſſers in dem Element wo fie wohnen, nicht erwehren Fön. nen, und nicht anders als mit der größten Befchwerde durch den Mund Luft fchöpfen würden, fo gab ihnen die Natur ein Werkzeug oben an der Mitte ihres Kopfes, wodurch fie mit Bequemlichkeit die Luft aus der Ober: fläche eingiehen und fich des befchtwerlis chen Waffers entledigen Fönnen. Dies befteht in zween Röhren, die ſich oben am Kopfe in eine gemeinfchaftliche bo: gigte Defnung endigen, und nachher 2 weiter m) Caf. Jul. folinus in polybiftore c. 22. „Er befhreibt nebft noch vier andern Fi— (hen, die Delphine, Spruͤtzer und Wallfiſche, ’ a)l.c. Tab.2. £ A. B. nr9 weiter beſcht ieben werden follen. Hier: durch fprüßen fe, eben wie die eigentli⸗ den Waltfifche und Conhelotten, das eingeſchluckte Waſſer als aus einer Fontaine, jedoch nicht über zwey Fuß boch, berans , da es jene in der Höhe eines Maſtbaums binauftreiben, und ſich durch diefe Springbrunnen ihres ‚Körpers, in der Ferne zu erkennen ge ben. Man trifft die Tümmler, fo wie alle Wallfiſcharten, niemager, fon: dern flers mit einem dicken Speck über, wachen an, welches gebrannt einen guten Thran abgiebt, und auch die vornehmfte Urfache ift, warum man ihnen in den nördlichen Gegenden nach: ſtellet. Jedoch wird auch, nach des Biihof Ounner’s Bericht, das Fleiſch und der Speed in Norwegen von ge: zingen feuten, fo. wie das vom See⸗ hunde, dem man aber doch in diefer Abficht den Vorzug giebt, gefpeifer. So erwähnt auch Pennent 1. &. daß man das Fleiſch in England gegeflen, und ehemals auf die Fönigliche Tafel gebracht habe. Auch ſchmeckt es wir: "ich nicht unlieblich, und faſt wie Wild, ohne daß ich das mindefte thranigte oder ranzigte daran bemerft hätte, und ſieht gefocht wie Rindfleiſch aus. Gunner erhielt aus feinem 8 Port Haren und 3 Pott ſchlechtern Thran; ) Derjenige, den Major jeralicderte, als 43 Fuß benannten Maaßes war. Der Tuͤmmler. x20 ich 6 Pfund: aber vieles: war verfpfis let, und vieles noch in und an der auss geftopften Haut fißen geblieben. Won Thran macht man fich nach dem ge⸗ möhnlichen gebrannten ſtinkenden Kaufthran einen zur päßlichen Begrifs aber frifch ſieht er ſchoͤn, klar und durchs fihtig weiß aus, und ift one Ges ſchmack, kurz ein wahres flüßigesFert oder.thierifches Del, das wegen feines Uebermaaßes beym Einfchnit in den Körper von felbft heraustroͤpfelt, und in. den Falten Gegenden obne Zweifel wie Schweineſchmalz gerinnet und aus ſieht. Unſer Thier war ein Weibchen, wel⸗ ches den 2gten Jul. v. J. von den Fi⸗ ſchern zu Travemuͤnde, eine halbe Meile von der Rhede, gefangen, noch deſſelben Nachmittags in die Stadt zur Schau gebracht, und des folgen: den Tages von mir zergfiedert wurde, Es ſchien noch nicht fein vollfommnes Wachsthum erreicht zu haben, weil es nicht mehr als 44 Pfund wog, und nur 3 Fuß 93 Zoll parifer Maaß lang war 0). — Aeußerlich war fein Körper faſt fpindelförmig, doch an den Seiten etz was zufammmengedrückt und oben breis ter als unten, . Die wog 1245 Pfund, ob er gleich nicht laͤnger Gunner beſchreibt einen wen bey— nahe ſwey Ellen, und einen andern von 23 Ellen, vermuthlich daͤniſchen Maaßes. Des La Motte und Rlein's ihrer war vier Fuß Danziger Magß, vder bey: nahe fo lang, als der unfrige, woben legtrer „die Anımerfung macht, daß man fie felten über S Fuß antreffe.. Diefe fo wenig als Bunmer, geben das Gewicht an, und Misior’s feiner kann aus der Länge zu fchließen, unmöglich jo ſchwer geweſen 421 Die Zanıt ift weich, nadt, ohne Schuppen und Linien, fpiegelglätt, an der Oberhälfte ſchwarz ins blaue. fpielend, an der Linterfläche ſchnee⸗ weiß, in der Mitte an den Geiten, da wo diefe Farben in einander über: laufen, firiemenweife matt: fchwärz: lich fchattirt, und an den Floſſen pech: ſchwarz. Der Ropf iſt verhaͤltnißmaͤßig groß, und etwas ſchmaͤler als der Rumpf: der Scheitel flach, feitwärts etwas erhaben,und vornbin allmäblig gefenft: die Stirn abſchuͤſſig: die Schnauze kurz, dick, kegelfoͤrmig und an der Spiße ſtumpf abgeruͤndet. Der Pak: Ben fehlt fo wie auch bey den andern Fiſchen gang, und die Gegend, welche man uneigentlich alfo nennt, ift ein ganz wenig vertieft, und mehr conver als flach. Der Schlumd ift conver, breit, weiß, mit binterwärts laufenden fhwärzlichen ins grau: weiße überge: henden Striemen gezeichnet, und fteigt vornhin nach der Spiße der Schnauße in die Höhe, Die mäßig große Mundſpalte liegt horizontal in der Mitte und an der Spitze der Schnautze. Die Rinnladen verſchmaͤlern ſich allgemach nach vorne zu, haben Zaͤh⸗ Der Tümmler. 122 ne und ftarfe Lefzen. Sie find nicht völlig einander gleich, indem der uns tere von dem oͤbern, jedech nur wenig hervorſteht, und inwendig an feiner ftumpfen Spige eine ovale Örube, fo wie diefer dafelbft einen £leinen harten Köder bat, welcher genau in jene ein: fließt. Ä Der Gaumen ift glatt, und etwas wenig vertieft. Die Lippen find jtarf, weich, glatt und pafjen vornhin genan auf einans der; nach hinten zu aber trit die öbere über die uniere hervor, als welche an ihrem äußern Rande gleichfam ſchraͤg abgefchnitten ift. Die Zaͤhne find Efein, ftumpf, uns beweglich, am Grunde breiter, einan⸗ der ähnlich und fat gleich greß, je doch die vördern und Hintern etwas fürzer, Sie fißen an beyden Kinntas den in einfacher Reihe gleich weit von einander, und werden nicht anders als an der Spike der beyden Kinnladen, oben durch ven Höcker, und unten durch die befagte Grube, auf einen halben Zoll breit unterbrochen. An der rech⸗ ten Seite jedes Rinnladens zählte ich 24, und an der linken Seite 25, mits bin in allem 98 Zähne p) 53 länglicht Das geweſen ſeyn. Die eigentlichen Delphine (Delphis Delphinus L.) find noch einmal fo lang, und Rlein erwaͤhnet eines, welcher 9 Fuß. nnd 2 Zull in feiner Länge betrug, der nebft noch einem andern bey Krafan in der Rehring -gefanz gen, und auf dem Nathhaufe zu Danzig, unter andern feltenen in dafigen Ge: waͤſſern gefangener Fiſchen, abgemahlet iſt: in welcher Ruͤckſicht diefer der große und jener der kleine Delphin, vder wegen feines Aufenthalts auch der nordifche genannt wird, weil fich der andere getwöhnlich in ſuͤdlichern Gewäffern befinde. p) Der große Delphin hat faft noch einmal fo viel, nemlich an jeder Seite eines jes ‚den Kiefers 44 abgefonderte, mehr oder weniger, und befonders nach hinten zu Darmförmige oder einwärts gekruͤmmte Zähne, wovon die vier vörderfien ſehr Flein 123 Das Zabnıfleifch ift weich, gleich⸗ fam doppelt und nahe an den Zähnen eingekerbt. Die Zunge iſt kurz und ohngefaͤhr einen Zoll von der Spitze der Kinnlas den, und den Vörderzähnen entfernt, glatt, fleifhig, vorn abgeründet, mit einem kammfoͤrmigen Rande einge: faßt, und bis an ihre Spige durch Mufkeln nnd Haute an den untern Kinnladen befeftigt. Die fehr Heinen Augen liegen feit: waͤrts in der Mitte hinter den Maul: winkeln, und find halb mit der gemein: fchafttihen Haut des Kopfs ‚bedeckt, pre Oefnung ift oval,| und ihre Re: genbogen pommeranzengelb. Cine Blinzelhaut war nicht zu ſehen. Das Blaſe⸗ oder Spruͤtzloch iſt wie ein halber Mond geſtaltet, deſſen Enden nach vornhin gekehrt ſind, und fiege in der Mitte des Kopfs zwiſchen und gleich hinter den Augen Die Behörgänge erfcheinen in gerader Linie hinter den Augen, find wicht weiter als eine Stecknadel, und mit einem etwas meißlichen Rande umgeben. afenlöcer babe ich nicht gefun: den, ohngeachtet ich forgfältig und um fo mehr darnach geſucht babe, meil Rlein und Gunner ihrer gedenken, die fie in einer Entfernung von zwey big drey Finger breit von der Spitze Der Tuͤmmler. 124 | der Schnaußd gefunden zu haben vers fihern. Statt ihrer aber traf ich im dieſer Gegend eine Menge Fleiner&öchers hen, von der Weite eines Fleinen Na— delknopfs, auf der Oberfläche zerſtreut an. Ihr Außerer Rand umd die uns verlegte Haut bewiefen, daß fie nicht von äußern Urfachen entſtanden, ſon⸗ dern wirflic natürlich waren, Re Der Rumpf mir dem Schwanze q) ift eyrund, lanzenförmig, jener etwas zufammengedrückt, und oben breiter als unten, Sein Queerdurchmeſſer betrug 8, fo wie der ſenkrechte 10 Zoll, Der Rücen ift ründlich breit, vornhin gegen feine einige Floſſe erz hoͤhet, und hinter derſelben abfchüßig« Die Seiren find erbaben. — Die Bruſt und der Unterleib ſind etwas ſchmaͤler als der Ruͤcken, und lau⸗ fen mit der Unterflaͤche des Kopfs nicht in einer geraden, ſondern in einer in der Mitte ausgebogenen Linie fort. Die Nabelgrube iſt laͤnglicht, und liegt in der Mitte. Der After befindet ſich am Ende des Unterleibes, und macht daſelbſt eine kleine einwaͤrts ſchwaͤrzliche Queer⸗ grube. Die Geburtstheile liegen kurz und nur einen Finger breit vor ihm in einer laͤnglichten Spalte verborgen. Die Fitzen liegen an ihrer Seite eines Fingers breit von ihnen in einer Dau⸗ men J klein find. An ber Spitze beyder Kinnladen fehlen fie ganz wie beym Tuͤmmler, von denen der untere eine bie an die Zunge reichende oder einen Zoll lange Rin⸗ ne hat, im welche der Kiel des öbern einſchließt. Der Schwoanz wird bey den Fiſchen derjenige Theil genannt, welcher fich zwi⸗ Then der Schwanzfloſſe und dem Hinterleibe befindet. 125 men breit langen und drey Unien tie⸗ fen ſehr engen Ritze in der Größe eis ner gemeinen gelben Erbfe verftecftr). Der Schwans iſt febr zufammens gedruͤckt und zweyſchneidig. Die Glieder beſtehen in vier, zum Theil uneigentlich alſo genannten Floſſen, die man fo wenig wahre als Zert: oder falfche Floſſen nennen kann. Die beyden Bruftfloffen find durch ein Gelenk an dem Körper, und zwar an den Schulterblättern,befeftigt, und liegen feitwärts unten am Voͤr⸗ derleibe: Sie find lanzenförmig, gamz und nach hinten zugekehrt. Nach ab: gelöfter Haut am darin ein handfoͤr⸗ miger flacher Knochen , oder vielmehr eine wirkliche Hand mit einen Dans men und vier Fingern zum Vorſchein, die durch harte Sehnen und ein fnorp: lichtes Weſen fo fefte mit der äußern Haut verwachfen ift, daß fie fich, und abfonderlich an der Spige, nicht ans ders als mit Mühe und Borficht das von trennen läßt. Die ulna und der radius find fehr kurz, und mit dem Schulterknochen verbunden, der Durch ein anſehnlich Gelenk an das Schul: terblast anfchließt. Die Knochen des Carpus und Metacarpus find ungemein Plein, doch fo wie jene ganz deutlich Der Tuͤmmler. 126 innerhalb der Floſſe zu unterfcheidem Der Daumen ſieht frey und einmwärts, oder nach dem Körper zugekehrt, und die Finger find aneinander gewachfen, fpiß, ohne Nägel, und mit drey Gar lenken verfehen. Die drey erften find lang , flach und duͤnne, von denen dee dritte der laͤngſte, und der Ichte ſeht Flein ift s). _ Die Ruͤckenfloſſe ift mittelmäßig groß, und liegt binter dem Schwer: punft des Körpers, und am Unfang des Schwanzes: Der Geftalt nach ift fie ohngefaͤhr dreyeckigt, am Voͤrder⸗ rande aufſteigend (accliuis) und am Hinterrande ſenkrecht, woſelbſt ſie in der Mitte viereckigt (ob natuͤrlich, oder durch einen Zufall, laſſe ich unbe ſtimmt,) ausgefignisten war. Die Schwanzfloſſe ift zangenförs mig rt), beſteht aus zweyen am Grun⸗ de verbundenen Lappen, und hat eine horizontale tage. In Anfehung des Abſtandes einzel; ner Theile, waren die Augen 5”, vas Blaſeloch 5’’ 9, die Gehörgänge 73", die Mundroinfel 34”, der Börs dergeund der Bruſtfloſſen To’ — der Ruͤckenfloſſe 192, die Geburtstheile 22°, der After 242°, der Grund der Schwanzfloffe 39 und deren beyde fpige 8) Nicht an der Bruſt ſondern ebenfals am Bande, und nahe an den Geburtäthet ten traf Artedi auch die Saͤugwarzen bey dem eigentlichen Wallſiſche, — log ae N Eiche deffelben Deferiptiones pifeium gegen das Ende, s) Beym Major findet man davon sine Abbildung, wo die Finger ab ; imrich: _tig getrennt und wie Krallen vorgeſtellet find. 5; * SR ) Das heißt, wie eine Zange von einander gefperrt nnd am Grande faft dreyeckigt ausgeſchnitten. Sichel halbmond⸗ oder bogenfoͤrmig entſpricht nicht ganz dene Begrif von der Geſtalt dieſes Theils, 127 fie Enden 453 ober 3 Fuß 95 Zoll von der Spiße der Schnauße entfernt. Die beyden gegen einander Uber lies gende Bruftfloffen ſtanden 6”, und die beuden feitswärts.an den Geburts⸗ teilen befindliche Zitzenſpalten, jede 9 vavoı oder 13’, fo wie die bey: den vorwärts gefehrten Enden des bo⸗ gigten Blaſelochs 1" 3’ in der Brei⸗ te von einander ab. Bar Die Bruftflofen waren 6° lang und 24 breit, die Ruͤckenfloſſe am Grunde 5 lang und 3” hoch; die beyden Lappen der Schwanzfloffe jeder 7’ lang und beyde 9” 9 von ein ander entfernt. — Die Spalte der Geburtstheile 2” Tang und die gleich, und mureinen hal: ben Zoll hinter ihr befindliche Queer⸗ Öffnung des Afters, 4’ breit, Die beyden Ritgen für die Saͤug⸗ warzen, jede 5 lang und 3’ tief, So war der Körper Außerlich und inwendig folgender maaßen be: affen. F —— dem aͤußern feinen glaͤnzen⸗ den leicht trennlichen Oberhaͤutchen, lag ein zwey bis drey Linien dickes Zell, das mit dem unterliegenden Speck ganz und gar verwachfen, und muͤhſam davon zu trennen war. Dies Speck war ohngefähr zwey Finger mehr oder weniger dick, weiß, und etwas ins ſtrohgelbe fallend, woraus unter dem Meffer ein Plares weißes ſchoͤnes Del Der Tuͤmmler. 128 hervorquoll. Hin und wieder kamen, eben fo wie im Schweineſpeck, drüfichs te Fleiſchſchichten zum Vorfcheir Mir Vorbeygehung der ſtarken Bruft: Bauch: und andern Mufkeln, wende ich mich gleich zu den Höhlen des Leibes ſelbſt, und zuerft zu der Bruſthoͤhle. Das Herz liegt gleich uͤber dem Bruſtbeine, zwiſchen den beyden Lap⸗ pen der Lunge, und in der Mitte der Bruftpöhle Es ift breit, niederges drückt, drenecfig und mit zweyen ins wendig zwiefach gegitterten Obren, und eben fo vielen fehr weiten Kammern und Klappen verfehen. Uebrigens gleicht es inmwendig vollkommen dem menjchlichen Herzen, fo wohl in feiner kuͤnſtlich durchflochtenen und mit Säus ten unterftäßten muffulöfen Structur, als aud) des Ausgangs feiner Gefäße, Der Herzbeutel ift weit, durchs figtig, hinten an dem Zwergfell, unten an dem Bruftbein, und oben und vors ne an dem Bruftfell und an den Ger fäßen befeftigt. Die großen Gefäße liegen, und their fen ſich Faft fo wie beym Menfchen, und haben wie das Herz felbft nichts mir den Amphibien und noch weniger mit den Fifchen gemein. Das Zwergfell ift an dem Bruſt⸗ beine und den Ribben befeftigt, fleis ſchig, nicht gar dick, und ſteigt von unten ſchief hinterwaͤrts in Die Höhe oder nach dem Rücken hinauf _ Der Schluß folge künftig. un | Hannoperiſches Magazin. ok Stüd, Montag, den zZıten Januar 1780, Schluß der Befchreibung des Tuͤmmlers I, Werkzeuge des Othem⸗ bolens verdienen etwas weit: läuftiger befchrieben zu wers den, zumal da ich fie als eineder größs ten Merkwürdigkeiten bey den erwähn: ten Schriftfiellern nur gleihfam im Vorbeygehn und mit ein Paar Wor: ten, bey einigen aber gar nicht bemerkt finde. . Gleich hinter dem Galbmondförmis gen tod) am Kopfe, liegt eine zwiefache dicke und Puglichte muffulöfe Wulſt in einer Grube, zwifchen den Stirns und Scheitelbeinen unter der aͤußern Haut verborgen, welche fich von bier: an in viele fpiralgemwundene flarfe und über einander liegende alten, befon: ders gegen jede Seite des befagten Lochs zufammen Fraufet, und einen Zoll tief brillenfoͤrmig in daffelbe hinein: trit. Dieſe krauſe und muffulöfe Haut bedeckt die aͤußre gemeinſchaftli— che Oeffnung der beyden ſogenannten Blaſe⸗ oder Aufrlöcher (ductus hy- dragogi,), welche aus zweyen föcher: förnigen zwey Zoll langen, und drey tinien weiten an einander liegenden, und durch eine beinerne Scheidewand getrennten, faft fenfrecht Binunter ge⸗ benden Fnöchernen Möhren beſtehen. Der Behlenhals (larynx') ift zu: fammengedrückt, vorn und hinten Piel: förmig, am Grunde breit und oben ründlich zulaufend. Gr trit zwifchen zweyen fchildförmigen weiten Knors peln, wie eine anderthalb Zoll hohe und am Grunde einen guten Zoll lange und fchmale Pyramide, durch die uns tere Wand des Speifegangs in deffen drey Finger weite Roͤhre mir einem ſtumpfen Winkel hinein , ſchwebt frey in diefer Höle und fleigt darauf in ſchraͤger Richtung zu deffen übern Wand vorwärts in die Höhe, wo er durch eine Oeffnung eines Taubenenes groß mit feinem oͤbern mundförmigen Ende auf die untere Oeffnung der bey: den erwähnten Luftloͤcher ſtoͤßt. Er ift eigentlich aus zweyen ungleichen Stuͤcken zufammengefeßt , die eine ger meinfchaftliche runzlicht: müuffulöfe Haut mit einander verbindet, und eis gentlich ein Fortfaß der innern Haut der Speiſeroͤhre iſt. Das Vorder: ſtuͤck iſt breiter, auswaͤrts kielfoͤrmig, inwendig ausgehoͤlt und daſelbſt durch J eine % eine bie Länge binunterlaufende haͤu⸗ tige ſchmale Scheidewand faft gerbeilt; an der Spitze aber mit einen breiten bogigten fippenartigen Rande, den man aber doch eigentlich nicht einen Kehldeckel (epiglottis) nennen Fan, bedeckt, deffen beyde unterwärts ge: Fehrte Enden feitwärts abſtehen, und neun Linien von einander entfernt find, Das Hinterſtuͤck ift länglicht rund, aus: wärts hohl gebogen, inwendig mit ei: ‚ner drey big vier Linien tiefen Zurche ausgehöft, in welche die inwendige Scheidewand des VBörderftücks genau einfchließt, ragt einige Linien Über die: fes hervor, und wird von deffen wei— tem bogigten Rand bis auf die Hälfte umfaßt. Diefe beyden durch) die vor: erwähnte Haut mit einander verbun: dene Stüde, laſſen fich ziemlich weit vor einander fperren, und bilden an einander gefchloffen einen Halbkreis, un⸗ geöffnet eine ranzenförmige mehr oder weniger Elaffende Muͤndung oder Ölot: tis. Die Geftalt des Keblenbalfes läßt füch fehmwerlich mit etwas verglei: chen, doch hat er einige obngefähre Aehnlichkeit mit einem aufgerichteten, am Grunde ſtark zufanımengedrückten Gaͤnſekopf, deffen Ober: und Unterkie⸗ fer man ſich bis nahe an die Spitze durch eine ausdehnliche Haut mit ein: ander verbunden, ven öbern an der Spiße: breitlich und bogigt, und den unterm gaͤmlich bis auf deffen hervor⸗ ſtehendes Voͤrderende bederfend, vor Rellen muß, Es laͤßt ſich aber der: gleichen ohne Zeichnung nicht wohl ganz deutlich befshreiben, "Der Tuͤmmler. 732 Diefe beyden fehildförmigen Anorpel find mit der untern Wand des Schlundes verwachfen, und liegen fo wie die übrige Luftroͤhre nahe unter ibm. Oben ftehen fie 14 in der Breite von einander ab, undeben aus diefen weiten und muffulöfen Zwis fchenraume trit der Kehlenhals in den Schlund hinein, deffen Queerdurd): meffer er in fpißen Winkeln durch— fohneider. Unten find fie gewölbt und an einander gewachfen. Hinter ihnen liegen noch zwen Fleinere von einander gefperrte und am runde vereinigte ovale Knorpel, nach welchen die eigent: liche tuftröhre ihren Anfang nimt. Diefe ift mit knorplichten nicht hal: ben, fondern ganzen Ringen umgeben, 9 weit, kurz und vierfach in zween Haupt: und zween Nebenaͤſte getheilt, wovon jene 6“ weit in die Mitte, und dieſe halb fo weit in die aͤuhern Rand⸗ ſeiten der Lungen, gleichſam wie vier Stränge hineintreten, welche ſich dars auf in mehr oder weniger große Zwei: ge und Röhren in der Subftanz ſelbſt ausbreiten. Einer diefer Seirenäfte entfpringt noch vor, und der andere gleich neben der eigentlichen Bifurcas tion der tuftröhre, worauf fie insge ſammt noch ein Paar Finger breit hin⸗ inter, und daranf in die Lungen ſelbſt binein geben. Die ganze Laͤnge der ufteöhre von der Muͤndung des Kebs lenhalſes bis an die Lungen berräne nicht mehr als 4 bis 48 Zoll, Doch gewinner fie durch ihre Weite und Mehrheit der Aeſte, was ihr in der Sänge abgeht, Die Die Lunge befteht ans zweyen Hleich großen braͤunlich⸗violetten laͤng⸗ lichten, vorn’ und hinten zugefpißten unten flachenzund oben kielſoͤrmigen, und vorm verwachfenen Lappen. Gie ift eigentlich cin Gewebe von unzäh: lig feinen mit einer weichen warzigten und bräunlichen Subftanz umgebnen Roͤhrchen, die auf der Fläche eines ab: geſchnittenen Stuͤcks mit ihren Enden in unzäbliger Menge nicht anders als ein vorher Frieſel hervorſtehn. Blaͤs⸗ chen fehlten ganz und gar, fo wie uͤber⸗ haupt die innere Structur der Lungen son den Lungen der fängenden Land: thiere fehr verfchieden war. Dan ficht alfo hieraus die Art und Weiſe des Othemholens, wie der Del: phine, fo aller Wallfiſche überhaupt. Die Luft fälle nemlich durch eine mehr oder weniger bogichte und große a) eben am Kopfe befindliche fich erwei— ternde und verfchliegende Deffnung, und durch zwey unter derfelben Liegen; de fenfreche durch den Kopf zum Schlund gehende Röhren vermirtelft eines an deffen öbern Wand befindli: chen mehr oder weniger großen elafti: ſchen Lochs auf die in daffelbe paffende Mündung des Kehlenhalſes, als wel: Her frey in der Höle des Schlundes, und mit feinen Ende oder der Giot: “is unten und an dem befagten Loche ſchwebt. Diefer nimt ſodann, im a) Die Breite derfelben foll bey den grafen Wallſiſchen und Conhelotten 13 bis z Dr Tuͤmmler. 134 dem er in obiges Loch hinein trit und es erweitert, die zugeführte Luft auf, welche von da durch die mit der un— tern Wand des Schlundes verwachſe⸗ ne fhildförmige und andere Knorpel in die länge unter ihm fortlaufende Luftroͤhre, und von da in die röhrichte Subftanz der Lungen felbft gebracht wird. Endlich befand fih in der Bruſt⸗ hoͤle noch eine ziemlich große Glan. del, (Thymus) die geiblich ausfahe, und vorn über dem linken Lappen der Lunge lag. - Die Bauchhoͤle war kegelfoͤrmig und beſchloß ſich in eine abgeruͤndete Spitze mit dem After. Die Leber beſteht aus zweyen un⸗ gleich großen vorn vereinigten Lappen, wovon der linke der kleinſte iſt, und liegt unter den Magen, welche ſie faſt ganz bedeckt. Oben und zwar vorne iſt ſie durch ein breites Band an dem Zwergfell und daſelbſt unten mit der Speiſeroͤhre und den großen hinunter: fteigenden Gefäßen verbunden, hinten ader frey. Ihrer Geſlalt nad) ift fie breiter als lang, unten erbaben, oben flach und mit einem duͤnnen und ſchar⸗ fen Rande verfehen. Eine Gallenblaſe habe ich fo wenig; als alleandere oben angeführte Zerglie derer des Tuͤmmlers, wahrgenommen. Ariſtoteles b) und Plinius c) mel: 2 den Fuß, fo wie der fenfrechte Hurchmeſſer des Schlundes, uud wahrſcheinlich alfe auch die Fänge des Keblenhalfes, vier Fuß betragen, fi b> Eıft. Animal. L. 2. c, 18. woſelbſt er Diss von den Kameelen und Delphinen bes haupfet. c) Hiit. Nat, L, XL c. 37. 135 den das nemliche von den größern Del⸗ phinen. Indeſſen war die Subftanz der Leber hin und wieder ſtark durchs bohret, und hatte verfchiedene leere Si- nus, oder am Ende verſchloſſene Gän: ge. Wuch war ich nicht fo gluͤcklich wie Gunner d) und la Motte e) einen Lebergang (du&tus hepaticus) zu entdeefen, wobey ich aber doch zus gleich gefteben muß, daß ich diefes Ein: geweide etwas zu voreilig von feinen Berbindungen abgelöfet babe. Bey den Verdanungswerkseit- gen finde ich noͤthig, noch etwas von denen des Schlingens nachzuholen. Die Zunge hängt vermittelt anfehn: lich großer Muſkeln mit dem Zungen: beine zufanımen, welches eine ganz be: fondere Geſtalt bat. Es ift nemlich aus zweyen Stücken zufammengefeßt, wovon das untere eine halbmondfoͤr— mige Geſtalt hat, anf deſſen converer Seite ein anders Bein ruhet, welches wie ein römifh M ausfieht. Die Wurzel der Zunge-ift gerungelt, umd gebt in den Schlund über, deffen ins nere Haut der Laͤnge nach gefurcht und gelblich ift. In feiner Mitte ſteht der Kehlenhals hervor, deffen Mündung, ie gefagt, auf ein ovales Loch in feis ner öbern Wand fehließt. Die einge: ſchluckten Speifen müffen an den zu: Der Tuͤmmler. 136 fammengedrückten Seiten des Kehlen⸗ balfes vorbengeben, und damit nichts davon in die befagte ovale Deffnung, und dadurch in die Luftroͤhre gerathe und felbige verftopfe, fo verfchließe fich diefe vermöge ihrer eigenen Schnell: kraft und durch einen befondern Mes chanismus des Zungenbeins und des Keblenhalfes. Die Speiferöbre ſelbſt ift 9 Zoll lang, reichlich einen halben Zoll im Durchmeffer weit, und gebt über der &uftröhre und den tungen durch das Ziwergfell und den vordern Theil der teber, nemlich da, wo fich beyde Lappen mit einander verbinden, zum linfen Magen bin. Der Maͤgen find drey, und ohn⸗ gefähr fo wie bey den wiederkaͤuenden Thieren beſchaffen. Dererfkere, wor⸗ in fich die Speiferöpre fenft, befindet fih an der linfen Seite, ift oval, 6 Zoll fang, 4 Zoll in der Mitte breit, und liegt wie ein Beutel unter einem Theil des dritten Magens, den Mies ten und den Gedärmen. Er befteht aus zwoen Häuten, wovon die auss wendigeglatt, rörhlich und muskuloͤs, die inwendige aber weiß, nervige, feſt und gitterfoͤrmig iſt. Aeußerlich ber fanden ſich an ſeiner Unterflaͤche vier violet/ faͤrbige Glandeln, wovon die eine wie eine maͤßige Wallnuß, die andern ‚ED Zunner fand einen dergleichen Gang, welcher niederwaͤrts aus der Leber durch das Gekroͤſe in den Zwoͤlffingerdarm gieng, und in welchem eine grüne Feuchtig⸗ keit enthalten war. e) La Motte 1. c. ſchreibt, er habe dieſen Gang 4 ser $ Linien vor dem Zwölf fingerdarın mit dem Gefröfedrüfengang in eimander laufen gefehen. Jener fen aus der Leber gefommen, woſelbſt wirle Fleine Eanale in ihm bey feinem Austrit zuſammengefloſſen wären. 137 andern drey aber nur einer Erbfe groß und wie an einer Perlſchnur entfernt mit einander verbumden waren f). Der Ausgang diefes Magens oder der Pfoͤrtner lag gleich hinter dem Eintrit der Speiferöbre an der rechten Seite, und war durch ftarfe fiber einander liegende Falten der in: nern Haut ziemlich enge verfchloffen, und er felbft mir einem Gemenge von zermalmten Fiſchfleiſch, Graͤten und Wirbeln angefuͤllet. Der zweyte Magen liegt nahe neben jenem faſt in der Mitte und hat einen engen Eingang. Aeußerlich und an Groͤße iſt er dem erſtern gleich; aber inwendig ganz unterſchieden, nemlich roͤthlich gelb und mit r2 ſtar⸗ ken die Laͤnge hinunterlaufenden Reifen umgeben, die ſeitwaͤrts kurze in ein⸗ ander greifende Zacken ausſptoſſen. Am Grunde war er ſehnicht, ganz leer wie der folgende, und fein enger Ausgang in der Mitte an der rechten Seite befindlich. Der drirre Magen liegt über den beyden erftern; er ift um die Hälfte kleiner, fackförmig und in zwey Höfen abgerheilt, von denen die erftere fich mwurftförmig durch eine Prorplichte fehr enge in der Mitte der linfen Seite Der Tuͤmmler. 138 nung zu der andern eyrunden und ziem⸗ lich weiten hinaufkruͤmmet. Beyde haͤngen in der Mitte durch eine fehr nächte diefe Haut zufammen, und find als zween befondre Mägen vermöge ihrer innern Struerur anzufehen, in: dem der erftere Enorpelhart, krumm gefurcht und wenig ausdehnlich, der andre hingegen weich, ſehnicht, glatt und nachgebend ift. Die Gedaͤrme nehmen aus diefer letztern Höle durch eine enge Oeffnung ihren Anfang und kruͤmmen ſich über die benden erftern Mägen nach der lins fen Seite hinauf, von warnen fie hin und ber, und oben und tinterwärts gebogen zum After fortfaufen. Sie find insgefammt von gleicher Weite, nenlich eines Fleinen Fingers dick und äußerlich durch nichts von einander unterfehieden, inwendig aber zu Anz fang bis auf eine kurze Strecfe der Länge nach mit haͤutigen Falten vorfes ben. Ihre ganje Laͤnge betrug 40 Pas tifer Schub 2). Das Metz lag bogenförmig meift nur an und unter dem erſtern Magen, d beſtand im einer handbreiten feir en durchſichtigen mit Gefäßen verfe henen Haut h). Die Milz ift ein dreyſeitiger gelbs nad) dem Grunde zu befindliche Deff: lich — zwiſchen den beyden grofs 3 fer f) Auch Major fand fie, und Bartholin und Gunner begehen den Irrthum, fie für die Milz, und erfterer die wahre Milz für die Gefrösdrüfe anzufehen. g) Majors feiner, welcher 43 Fuß lang war, hatte 54 Fuß oder 12 mal fo lars ge Gedärme als der Körper, da fie bey Menfchen nur 6 mal fo lang als der Körper zu ſeyn pflegen. Bey dem unfrigen waren fie alfo 10 bis ır maffo lang als der Körper. h) Bartholin perfichert, Fein Netz gefunden zu Haben, und andre erwähnen deſſen nicht. 139 ſen und dem kleinern Magen liegender Körper, halb fo groß als diefer, und Bis auf die Hälfte an jeder Kantedurch ein häutiges Band niit den dreyen Mär gen verknüpft, hinten aber, oder nach feiner Spitze zu, frey. Die 6° lange und 1’ dicke Gekrös- druͤſe liegt unter den Nieren, womit fie durch eine fächerichte Haut der kaͤn⸗ ge nach an der Oberfläche, fo wie an ihrem Vorderende mit den Mägen, ber feſtigt iſt. Sie ift ſtockfoͤrmig, dicht härtlich, ſchmutzig roth, uneben oder mit Buckeln befegt, und bat an ihrer Anterfläche eine mianfchettenförmige anderthalb Zoll breite Membran nad den Gedaͤrmen hinunter hängen, wel: che mit vielen der Breite nach ſenkrecht hinunterlaufenden Gefäßen und Roͤh⸗ ren verfehen if. Der Gekroͤſedruͤ⸗ ſengang (dudus pancreaticus) ift nicht länger als fie felbft, und trit an ihrem Vorderende eine Schwan: feufe weit in die legte Höle des dritten Magens hinein, ohne daß ich, wie la Morte, den Lebergang mit ihm in dieſer Gegend verwachſen ‘gefunden hätte, Nachdem ic) fie davon, fi wie von den Nieren getrennt hatte, blies ich fuft in den Gang, und fahe zu meiner höchften Berwunderung, daß dieſelbe nicht allein in alle die vier Ion Möhren der Manſchetten binein, fondern auch dur enge Mündungen wiederum beraustrat, mie ich nicht allein an der vorgehaltnen Hand cm: pfand, fondern aud) wirflid) an den Enden diefer Roͤhren, als welche fich bey jedesinaligem Einblafen öffneten, Der Turnier. v8 deutlich ſehen konnte. Man wird oh⸗ ne Zweifel und nicht ohne Grund ver muthen, daß diefe Manfchetten irgend: wo an befeflige und abgelöfer, oder auch in Faͤulung übergegangen wären, und ſich aus der Urſach geöffnet und die Luft durchgelaffen hätten, Aber ich kann verfichern, daß nichts daran vers legt worden, noch auch hat verleßt wer⸗ den Fönnen, weil fie frey und mit feiz nem Theile verwwachfen waren. Auch war die Fäulung nicht vermögend, der⸗ gleichen bervorzubringen, indem dies fer Theil fogfeich in Brantewein Yes legt, und kurz daranf unterſucht wur⸗ de, wo er fein ganzes frifches Anfehn ohne eine Spur von Faͤulniß behalten hatte. Wozu dieſe befondre Structur der Druͤſe dienen foll, weiß ich nicht zu erklaͤren: doch findet man bey einis, gen Fiſchen etwas aͤhnliches. Die Mieren find oval und liegen zwifchen dem Ruͤckgrad und den Mär gen in der Mitte, woran fie auch vors wärts befefigt And. Beyde find mit- einer dünnen Haut dicht am einander gewahfen, 45 Zol lang und 2 Zoll reit. Sie beſtehen aus vielen, mehr oder weniger, doch meiſtens ſechseckig⸗ ten Stuͤcken, welche in einander ge⸗ fugt ſind, und ihnen gleichſam eine traubenfoͤrmige Geſtalt geben. Nur eine Bene und eine Arterie trit an ihr zeni Borderende zwifchen ihnen, nem: lich da, wo fich beyde verbinden, und theilet einer jeden feitwärts Eleine Ae⸗ fie mit, Ak Die Llebenz oder Uebernieren (renes ſuccenturiati) liegen an jenge 148 Vorderende, mit denen fie fchräge, fo wie unter ſich am Grunde verbunden find. ihre Farbe ift aſchgrau, ihre Geftalt eyrund und ihre Größe beträgt einen, fo wie ihre Breite einen hal ben Zoll, Die Geburtstbeile befinden fi am Ende des Unterleibes, und beſte— hen äußerlich aus einer 2 Zoll fangen, glatten, weißen, Finienförmigen Spal: 1. Vorwärts liegt in derfelben nicht "mehr wie eine bin und wieder ein we: nig eingefehnittene, laͤuglicht runde und einen Zoll lange Nymphe. Hin: terwäres in diefer Spalte eine fleiſchi— 98, der Länge nach gefurchte, und vorn nach der Scheide zu abſchuͤßige Kli: torie, Mehr einmwärts find fie an benden Seiten ftarf gerungelt, violet: fchwarz und haͤrtlich. Tiefer hinunter werden fie diefer und weicher, warzigt, der Länge nach ſchief gefurcht, und fenken fih von hinten nach vorne zu ab: ſchuͤßig und verengert in die Scheide, Ihre Seitenwände find flarf, dick, musfulös, nach auswärts zu glatt, häntig und gerunzelt, inwendig fleiz fhig, gefurcht und mit einer Menge Waͤrzchen befeßt, umd betragen in der ſenkrechten Tiefe bis an Die Scheide ei: nen Zoll, als mit welcher fie durch ei: nen ſtumpfen Winkel und durch eine verengerte Deffnung verbunden find. Kurz vor diefer Deffuung fchießt ein zwo Linien langer weicher und Pegelför: miger Körper in der Mitte hervor, Die Scheide ift ober: und vor: waͤrts baͤuchig, 2 Zoll lang, 9 linien Der Tuͤmmler. 142 im Durchmeſſer weit, und beſteht aus einer warzigten, in der Knge und Breite krumm und umordentlich ge fürchten 3 Linien dicken ſleiſchig menn brandfen Wand, Die Harnblaſe ift an ihrer Ober: fläche mit dee Mutter, als unser wels her ſie liegt, durch ein ſtarkes Liga: ment verbunden, und am Halſe faſt mit ihr, fo wie mit der Scheide ganz verwachſen, fo daß man fi daher feicht truͤgen kann, die Mutter wegen der Außern Gleichheit mit ihre beym erften Anſehn für doppelt zu halten. Sie ift kegelfoͤrmig, zwey Zoll lang und einen Zoll breit. An jeder Seite liegt in einiger Entfernung ein rundes tigament, welches fich endlich wie zwey Nervenſtraͤnge der Laͤnge nach ſeitwaͤrts um ihren Koͤrper ſchlaͤgt, und an der Spitze des Grundes beyde in eins zus fammenlaufen. Auswendig ift fie mie einer musfulöfen und inwendig mit einer glatten, fchlüpfrigen und warzig⸗ ten Haut überzogen, Die Harngaͤnge, wovon ber linfere über den Mutterniund gebt, ſtrecken ſich kurz vor den halbmondfoͤrmigen Klaps pen der Harnroͤhre feitwärts nabe bey und faſt an ihrem Halfe in die Blafe, Die Aarnröbre trit an der Ober⸗ fläche des Blafenhalfes mit einer weis ten Mündung, vor welcher eine dop⸗ pelte halbmondfoͤrmige haͤutige Klappe Hiegt, heraus, und läuft allmählia en: ger zwifchen der Wand der Scheide und denen an ihrer Seite befindlichen haͤrtlichen fleifchichten und fertigen Membranen bis an die linke Seite des intern 143 untern Enbes der Nymphe fort, wo fie fi) in der Weite eines Nadelknopfs in der Mitte der Genitalienfpalte Öff: net und endigt. Ihre ganze Länge bes trägt beynahe zwey Zoll, und ihre Weite ift am Ausgange aus dem Bla: fenhalfe einer Schwan: und weiter bin einer Rabenfpule gleich. Die Mutter iſt einfach, nicht dop: pelt, wie Daniel Major angiebt. Am Grunde hängt fie mit den Trom⸗ peten, an der Lnterfläche mit der Blafe zufammen, und an ihrem Grun⸗ de ijt fie mit dee Scheide verwachfen. Starke und breite Bänder, melche ein Fortſatz der Trompetenbänder find, bes feftigen fie an den Seiten. Ihr Mund ift feßr enge, Dick, auswärts durch ſtarke Runzeln und Falten, einwärts ducch eine knorplichte ſchwer zu durch: fehneidende Subſtanz verſchloſſen: aber doch nichts weniger als dem ges zaͤhnten Kreife der Mohnkapſeln ähn: ih, tie Hisjor die Vergleichung macht. Der äußerlichen Geſtalt, Groͤſ⸗ fe und Anfehn nach, ift fie der Blaſe vollkommen gleich. In ihrer engen Hoͤle war eine blaß roͤthliche [hmußi: ge Gallarte enthalten, welche fich im Waffır in ein weißes flocfichtes, fihlei: migt fibröfes Weſen veränderte, mel: ches auch Major fand, und es für „ ein colliquamentum genitale hält. Le: brigens find ihre Wände dick, fleifchig, inwendig mit warzigten Preisförmigen Runzeln und Zurchen umgeben, die nad) der Spiße des Grundes allmäh: Luͤbeck. Der Tuͤmmler. 144 lig enger werden, woſelbſt ſich eine trichterfoͤrmige Oeffnung mit einem ftrablicht : geblaͤtterten Rande befinder, wodurch fi die Trompeten mit der Mutter vereinigen. Diefe find an der Spike ded Mutter⸗ grundes bis auf einen halben Zoll vereinigt und jede einer Schwanfpule weit, von wars nen fie weitaus einander gefperrt, aber durch ein ſtarkes Ligament verbunden, und al: mählig verengert in einer Länge von 44 Zoll zu den Eyerfiöcken übergehen. Diefe beftchen aus ſtockfoͤrmigen gelblis en und einen Zul langen Körpern, und find feitwärts an den Enden der Trompe: ten befeſtigt. * Endlich find noch ein Paar KRnochen zu merken, die an den Seiten der Scheide mitten in einem ſtarken muskuloͤſen Fleiſche und Fette gegen die Zitzenſpalten über, freh, oder an Fein Gelenk verbunden liegen. Sie waren hier linienförnig , jedoch ein ganz wenig gebogen und ziveen Zoll lang. La Motte, der ihrer allein erwähnt, fand fie einen Zoll länger und auch dicker, und laßt es in Zweifel, ob fie dazu beſtimmt find, die Saͤugwarzen aus ihrer Nige zu mehrerer Bequemlichkeit der fängenden ungen hervorzuftoßen, oder die trächtige Mutter zu unterflügen, oder die Geburts: theile zufammen zu drücken und bey der Begattung zu widerfireben, oder ob fie et: wa die Schamfnschen (ofla pubis) vorſtel⸗ len follen. Die zur Seite der Geburtstheile in ei— ner engen Spalte befindliche Zigen, haben in der Mitte eine feine Nöhre, wodurch fi eine Borfte bringen ließ, welche tiefer einwärts auf zween Ganäle ſtieß, die an ihrer Mündung mit Klappen verfehen wa: ren. Sie verlohren ſich endlih in dem Fett, und ich habe ihnen nicht weiter nach: fpüren fonnen. Bening, D, 145 we Hannoverifiies Magazin. rotes Stud, Freytag, den zen Februar 1780, Des Herrn Franz Maſſons Nachricht von der Inſel St. Michael. *) t. Michael ift eine der bes trächtlichften von den Azo⸗ i ren oder Slämifchen In⸗ feln, fo wohlder Größe als der Frucht: barkeit wegen. ihre Länge, die fich beynahe von Dften nad) Welten er: ſtreckt, beträgt 55 oder 60 Meilen, und die Breite verändert fi von 5 bis auf 16 Meilen, Die Zahl. ihrer Bewohner beläuft fih auf ungefähr 80,000: Sie ift ſehr bergigt, und die ganze Inſel fcheint das Product eines Vulkans zu feyn, denn die Ber: ge find Maſſen von fava und Bims- ftein, und das Erdreich der Thäler be: ftehet größtentheils aus gepülverten Bimsftein. Bisher hat man fich we; nig oder gar nicht um diefe Inſel ber kümmert, da fie doch einer befondern Aufmerkfamfeit würdig zu ſeyn fcheint, vorzüglich wegen ihrer heißen Quellen, die fich bey der Heilung des Podagras und anderer Krankheiten fehr wirkſam gezeigt haben, und wovon uns folgen: de Nachricht ift mitgetheilt worden, Es giebt bier eine Menge heißer Duellen in: verfehiedenen Gegenden des Thale, wie auch an den Abhäns gen dee Berge: aber der merfwürdigs fte ift der, welcher Caldeira beißt. Er Befindet ſich in dem öftlichen Teile des Thals auf einer Fleinen Höhe an einem Fluſſe. - Es ift hier ein Becken von ungefähr 3o Fuß im Durchmeſ⸗ fer „wo das Waſſer beftändig mit er: ftaunlichee Gewalt hervorkocht. Ei: nige Yards a) davon ift eine Höhle in dem Abhange eines Felfen, worin das Waſſer fürchterlich Pocht, fie wirft ein truͤbes, fchlammigtes und fettes Waſſer aus, welches verfchiedene Yards von ihrem Eingange ein fchreckliches Geröfe macht. Mitten in dem Fluffe giebts verfchiedene Stellen, wo das Waſſer fo heiß auffocht, dag man den Finger nicht hineintauchen kan, ohne K ihn Aus den — Transactions Vol. XVIIL for 1778. Siehe Lond. Chron Nov. 2-4. 1779. a) Ein Längenmag von drey Fuß. * 147 ihn abzubruͤhen; auch ſind laͤngs dem Ufer deſſelben verſchiedene Oefnungen, wo der Brodem zu einer betraͤchtlichen Hoͤhe aufſteigt, und zwar ſo heiß, daß man nicht vermoͤgend iſt die Hand nahe binzuhalten; an andern Stellen ift es nicht anders, als wenn hundert Schmiedebälge im Gange wären, und an taufend Stellen koͤmt Schwefels brodem hervor, fo, daß man in allen Ritzen lebendigen Schwefel findet, und den Boden damit, wie mit Reif übers deckt ſieht; felbft das Gefträuch, wel: ‚ches in der Mäbe diefer Derter ſteht, ift mit reinem Schwefel überzogen, von dem aus dem Boden fommenden Brodem, der fich verdickt hat, und an mandyen Stellen ift diefer noch mit einer andern Subftang uͤberzogen, die wie gebranter Alaun ausfießt. Sn dieſen Fleinen Höhlen, aus welchem der Brodem herauskomt, fiedet das Volk oft feine Yams (Tinbames.). Nicht weit von diefen heißen Quel: len giebt es verfchiedene Mineralquel; len; die vorzüglichften find zwey, des ren Waffer ſehr viel Mineralifches von einem fauren Gefchmarf haben und bitter auf der Zunge find, Ungefähr eine halbe Meile nach Weſten, und dicht an dem Ufer des Fluſſes giebt es verfchiedene heiße Duellen, die von fiechen Perfonen mit großen Nugen gebraucht werden. Auch an dem Abhange eines Huͤgels, weft: lih von Sr. Annens Kirche find noch mehrere, nebſt drey Badehäufern, derer man fich gewöhnlich bedient. Nachricht vor der Inſel St. Michael, 148 Diefe Waffer And fehr warm, 06 gleich nicht Fochend heiß; aber an demfelben Drte kommen verfchiedene Bäche von kaltem Mineralwaffer hervor, womit fie nad) eines jeden Belieben temperirt werden. Gegen. eine Meile ſuͤdwaͤrts von diefem Orte, über einer niedrigen Kette von Hügeln, liegt ein anfehnlichee See, der ungefähr 2 keagues b) im Umfange bat, ſehr tief ift, und ein fhlammigtes Waſſer von gruͤner Far: be enthält. An dem nördlichen Ende defjelben ift ein Stück ebener Boden, wo an verfhiedenen Orten Schwefels brodem mit einem fehrecklich fchnaus benden Geröfe hervorkoͤmt. Ich Ponte in dem See ftarfe Quellen ſehen, aber es war mir nicht möglich zu beftins men, ob fie heiß oder kalt find: Dies fer See fcheint feinen fichtbaren Abs flug zu baben, Die andern Quellen machen bald einen anfehnlichen Fluß aus, der Ribeira Quente heißt, ges gen zwey oder drey Leagues durch eine tiefe Spalte in dem Gebürge läuft, und an deffen beyden Seiten es vers fhiedene Stellen giebt, wo Dampf bervorfomt. Er fällt an der Suͤd⸗ feite ins Meer, und nahe dabey find einige Stellen, wo das Waſſer noch in einiger Entfernung in der. See aufı kocht. Noch vor ſehr kurzer Zeit bekuͤm⸗ merte man ſich wenig um dieſen bes wundernswuͤrdigen Ort; Die Vor⸗ nehmen auf dieſer Inſel waren fo we⸗ nig neugierig, daß ihn kaum einer ge⸗ feben b) Eine League Hält drey englifche Meile, 149 Nachricht von der Infel St. Michael. 156 ſehen hatte, Bis vor kurzem einige mit Beweiſe von der Wuͤrkſamkeit diefes böfen Schäden bebaftete ſich ͤberreden Waffers muß ich Bier der Kürze wer ließen, den Gebraug) diefer Waſſer zu gen übergehen, verfuchen, und unmittelbare Erleichtes Es giebr noch verfchiedene andere rung davon verſpuͤrten. Seit der Zeit beiße Quellen auf der Inſel, vorzüg: ift,er immer mehr beſucht worden; lich zu Ribeira Grande, aber fie verfchiedene Perfonen, welche duch baben nicht die nemlichen Kräfte, zum einen Anfall vom Schlage des Ge: wenigften nicht in einem ſo hohen brauchs ihrer Glieder beraubt waren, Grade, find hier gebeilet worden; fo mieauch Der öftliche und weſtliche Theil der andere mit Exuptionen am Leibe bes Jnſel erhebt fich zu hohen Gebürgen : baftete Perſonen. aber der mitlere Theil ift niedrig, und Ein Geiftlicher, der fehe vom Po: bie und da mit runden fegelförmigen dagra angegriffen war, verfuchte das Hügeln befeßt, welche alle frifche Merk: gedachte Waffer, Und war in Furzer male vom Feuer an fih haben; unter Zeit vollfommen geheilet, auch hatte der Oberfläche ift alles, weil es aus er feitdem keinen Unfall weiter davon geſchmolzener Lava beſteht, ganz hohl. gehabt. Als ich da war, gebrauchten Die Gipfel der meiſten Berge nach verſchiedene alte Herren, die von der Weſten ſind ausgehoͤhlt, wie Punſch⸗ gedachten Krankheit aufs äußerfte ges bomten, und enthalten Waſſer. Nabe bracht waren, diefes Waffer, und hat: an dem meftlichen Ende ift ein uner; ten unglaubliche Erleichterung davon meßlich tiefes Ihal, welches Sete verfpürt; befonders ein alter Herrvon Cidades heißt. Dies Thal ift von ohngefaͤhr 60 Jahren, welcher mit ſehr fteilen Bergen fieben oder acht diefer Krankheit ſich länger als 20 Leagues im Umfang eingefchloffen: in Fahr geplagt, und oft fehs Monate der Tiefe deffelben ift ein tiefer See, nad) einander das "Bette hatte hüten gegen drey keagues im Umkreiſe, wo muͤſſen. Er hatte diefe Waſſer gegen fih eine große Menge Waffervögel drey Wochen gebraudjt, den völligen aufhält. Das Waffer Hat Feine mis Gebrauch feiner Glieder wieder ers neralifche Eigenfchaft, auch giebt es langt, und gieng mit der größten in diefem Thale Feine heiße Duelle. Munterkeit, die man fich denfen Fan, Alle diefe Berge befteben aus einem goieder herum, Wach ein Mönch, der weißen gerbrechlichen Bimsſtein, wels von diefer Krankheit gegen 12 Jahre cher fo los ift, daß wenn man einen geplagt und zum Krüppelwar gemacht Stod in den Abhang derfelben ftöße, worden, befand ſich volllommen wohl, eine ganze Wagenlaſt davon herunter nachdem er das Waffer eine kurze Zeit rollt. gebraucht hatte, und gieng nun alle Die Einwohner erzäßlen, daß der Tage auf die Jagd, Viele andere erſte Entdeefer der Inſel einen außer 82 ordentlich 151 ordentlich Hohen Pick nahe am weſtli⸗ hen Ende derfelben bemerkt habe, da er fie aber ein ander mal wieder be: fucht, wäre fein dergleich "1 Pick mehr ju ſehen gewefen, welcher feiner Ders muthung nach gewiß müffe eingefuns fen ſeyn: aber fo unwabrſcheinlich diefe Erzählung auch feyn mag, fo muß zu einer oder der andern Zeit ſich doc) gewiß diefer Fall hier zugetragen ‚haben, * ** * * + * x * Die Meynung des Herrn Maſſon vom Entſtehen der Inſel St. Michael durch einen Vulkan, * nert mich einiger alten und neuet Nachricht von der Infel St. Michael. 152 fiehen, wenn nemlich dieſe unterirrdis ſchen Winde und Feuer fo ſtark wurs den, daß fie Steine, Afche und andere Erdförper aufwerfen, oder den Boden der See aufreißen fonnten. . Seneca bezeugt c), daß nach des Poffidonius Berichte, ein Eiland im Aegeiſchen Meere entftanden ift: die See ſchaͤumte und gab Rauch von fih, worauf von Zeit zu Zeit Blige gefehen wurden, nachdem das unter: irdifche Feuer den Druck des Waffers überwand, endlich wurden Steine, Felfen und Stücken Bimsftein aufges morfen, aus denen die Inſel durch Anhaͤufung derfelben entſtand. Ver⸗ gleicht man hiermit, was er anders Beyſpiele, da auf gleiche Art neue wo d) ſchreibt, fo ſolte man faſt ſchlieſ⸗ Inſeln durch Erhebung des Bodens der See entſtanden ſind, wovon ein Paar Beyſpiele, die ich beym Lulof in feiner in eitung sur mathema⸗ tifchen und phyſikaliſchen Bennt⸗ niß der Erdkugel gefammelt gefun: den habe, bier nicht am unrechten Orte ftehen werden. Mar mag nun diefe Erhebung den Erdbeben, unterirrdi: fhen Winden, oder, welches am wahrs ſcheinlichſten ift, einer Art feuerſpeyen⸗ der Berge und Löcher zufchreiben, wel: che fo wohl unter der Oberfläche und auf dem Boden der See, als auf dem feften Lande Fönnen ‚gefunden werden, fo mußten folche Eilande alsdann ent: c) Nat. quæſt. L. II. c. 26. d) L.6. c.21. e) Hit nat. L.4 c 12. - f) VeL. 2. cap. 86 & 87. fen, er rede von Theraſia, das jeßt nach einigen Sant: Erini oder San⸗ torin genant wird, oder vielleicht von There. Plinius e) bezeuget, The⸗ raſia fen von Thera abgeriffen, aber Thera felbft fey anfangs aus der Gee bervorgefommen, nachdem fey zwis fhen Therafia und Thera ein an: deres Eiland Hiera entftanden, ja zu feiner Zeit fen bey Hiera das Eiländs chen Thia entftanden. Anderswo bat er andere Benipiele fl, Was Pli- nis von dem Fleinen Eilande zwiſchen There und Theraſia melde, bes richtet auch Strabo 2), ımd füget bey, es habe einen Umfang von 12 Stadien, 7 Mr 5) Rer. geogr. L. I, p. m: 100. Siehe auch) Juſtin. L. 30. c. 4. 153 Stadien, und die Einwohner von Rhodus haben darauf dem FTeprun. einen Tempel erbauet. Ein anderes merfwürdiges. und neueres Benfpiel haben wir an der In— fel, die im Jahr 1707 bey Sant; Erini oder Santorin durch die Wuth unterirdifcher Zeuer entftand, Sie zeigte fich erfilich den 231" May, wiewohl die erhebenden Urfachen, nach aller Wahrſcheinlichkeit ſchon einige Zeit zuvor muͤſſen 'gearbeitet haben, weil die See dafeldft vor diefem mehr ‘als go Faden tief gewefen if. Man hate ziween Tage zuvor auf Santorin ein kleines Erdbeben gefpüret, worauf fih das Eiland anfänglich alsein lei: nes Schiff ſehen ließ, aber bald an: wuchs, fo Daß es den 13ken oder 14ten Junius ſchon eine halbe Meile im Um: fange, und eine Höhe von zo bis 25 Fuß hatt. Den 16ten Heumonat fabe man 27 oder 18 fihwarze Klip: ‘pen, Die aus dem runde der Gee aufgeworfen wurden, und in wenig Tagen die Inſel vergrößern balfen, Den ıgten fahe man das erfie mal einen dicken Nauch auffteigen, und hörte ein dumpfigtes Getön, das aus dem Innern der Inſel hervorkam, den 2gfen zeigte fich das Feuer anfänglich ſchwach, ward aber nach und nach ſtaͤrker. Obngefähr un das Ende des Augufls ward das unterirdifche Ge: tön fo ſtark, daß es Pfäng als würden 6bis7 Stück grobes Geſchuͤtz zugleich Nachricht von der Infel St. Michael, 154 losaebrant, es wurden wieder Felſen wie Bomben in die Höhe geworfen, und fielen weiter als 7 Meilen davon in die See. Den 6ten Junius 1711 nahm das neue Eiland noch in der Laͤnge zu, ſo daß es wohl 6 Meilen im Umfange hatte, das Getoͤſe dauerte noch, war aber ſchwaͤcher als vorhin, Andere ſonderbare Begebenheiten von nicht geringerer Wichtigkeit müffen bier der Kürze wegen uͤbergangen wer⸗ den h). 2 Dar P. Gorre bat am angeführs ten Orte noch mehr Umflände ers waͤhnt i), und ſetzt hinzu, es fen Dies fes nicht das erſte mal, daß ſolche Na⸗ turwunder bey Sant⸗Erini gefche ben find, denn es feyn aud) drey ans dere kleine Juſeln (von denen zwo in der Bay Sant -Erini liegen, die dritte etwas außer derfelben,) aus dem Boden der See aufaeworfen worden. Die erſte fey Ziera jetzt Megali Kammeni, die wir oben aus dem Plinius fchon erwähnt haben, die zwente Mikri Aammeni, oder die Eleine verbrante Inſel, welche nach dem “Bericht det Einwohner von Sant- Krimi, im Jahr 1573 ents ftanden ift, zwiſchen ihr und der großen Aammeni, erhob fich 1707 das neue Eiland. Die dritte liegt außer der Bay, und heiße bey den Griechen Afpronifi, oder die weiße nfel, weil die Erde, damit fie bedeckt ift, fo weiß als Kalk ausficht; vielleicht K 2 iſt h) Siehe Hiſt. de l'Acad. Roy. 1708. p. 28. u. f. Philoſ. Trans. Abridg. Vol. V. P. 2.p. 196. 212. i) Trans, Abridg. 1. c. p. 200. ſeg. 155 ift es die Inſel Thia, die Plinius erwähnt k). (Motel) Was Herin Maflons Meynung vom Entftehen der, Inſel St. Mi⸗ chael, gegen die fich, wie ich glaube, nichts gegruͤndetes einwenden läßt, noch mehr beftätigt, ift, daß es ohne allen Zweifel in diefer Gegend unter der Oberfläche oder dem Boden der See eine Urt fenerfpenender Berge oder, Fenerlöcher geben muß, die eine ſolche Wirkung bervorzubringen im Stande find. Bircher m) giebt eine merkwuͤrdi⸗ ge Nachricht von einer Inſel, die im Jahr 1631 nahe bey eben dieſen Flaͤ⸗ mifehen oder Asorifchen Inſeln von neuen aus der See durch die Wuth unterirdifcher Feuer entftanden if. Un dem Orte, wo fie entfland, hatte man die See zuvor 120 geome: teifche Fuß befunden, Das Feuer flieg aus der Tiefe der See bis an die Wolken, und warf eine Menge Wafı fer, Sand, und große Steine in Die Höhe, welche Auswuͤrfe durch ihr Gewicht wieder in die See ſtuͤrzten und ein kleines Eiland von ohngefaͤhr 5 Morgen ausmachten. Doch dieſes Eiland wuchs in der Zeit von 14 Ta; k) Hift nat. L. 2. c. Nachricht von der Infel St, Michael. 156 gen fo ſtark an, daß es 5 Meilen in der Länge betrug. n WI man fih auf Kirchers Er zählung nicht verlaffen, wie man ihm denn wirklich nicht allzu viel zutrauen darf,fo will ich hier einen andern Bors fall anführen, der auch bey diefen flaͤ— mifchen Zilanden, und zwar in uns fern Zeiten, fich zugetragen bat, ‚Den legten Tag des Jahrs 1720 empfand man auf diefen Eilanden ein ftarfes Erdbeben, den folgenden fahe man plögfich zwifchen den Snfeln St, Michael und Tercera eine neue in der Breite von 38° 29° aus der See bervorgefommen; fie war anfänglich faſt gae nicht über das Waſſer erhoben, nach der Zeit aber flieg fie ſo hoch, daß man fie fchon in einer Entfernung von 3 bis 10 Meilen feben font. Sie batte eine Meile im Umfange, und war überall mit großen Klippen und Steinen befeßt, die faft Bimsſteinen glichen. Es ift merkwürdig, daß der Gipfel von dem Pick auf dem Pico, der 30 Meilen davon ift, gleich diefe Zeit über, mit Feuerauswerfen inne bie. Ein Steuermann fuchte die Tiefe des Waffers nahe bey dem neuen Eilande an der füdlichen Seite, und fand 7- 1) Etwas aa fih auch bey der Erhebung des fogenannten Sunk⸗ Island im Sumber ereignet: Seit dem Jahre 1666 hat cs fich erhoben, da €8 zuvor wur bey niedrigen Waffer zu fehen war. Es hat neum englifche Meilen im Um: fange, und giebt fohöne Weiden für Schafe, auch Korn und Heu. Man Fan aber diefe Erhebung nicht einer plöglichen Entzündung a MO fohreiben, weil fie dazu viel zu langfam vorgieng. Sie feheint vielmehr durch die von Zeit zu Zeit gefchehene Anhaufung entſtanden zu feyn, und gehoͤrt eigent⸗ lich nicht Hieher. Man fehe Phil. Tranf. Abridg. Vol. 4, P. 2. p. 251. m) Mund. Subter, L. 2. c. 12. p. 182. fegg. 157 fand mit 60 Faden nod) feinen Grund, an der wefllichen war die Sarbe des Seewaſſers ganz verändert, den Grund an der Inſel fand er fo warm, daß das Fer, welches unten an das Send bien gethan wird, zweymal zerfhmol: Nachricht von der Infel St. Michael, 158 zen war, Im Jahr 1722 im März war die Inſel merklich Eleiner gewors den, fo daß fie mit der Oberfläche des Waffers gleich ftand, und vielleicht ift jeßt nichts mehr davon übrig n), n) ©iche [Hiftoire de l’Acad. Roy. 1722. p. 16. & fuiv. Comment. Bononienſ. T. I. p. 205. fegg. Philof. Tranf. Abridg. T. 6. P. I. p. 154. Auf welche Art und Weife der Stodfifh zum Verkauf zubereitet en: Foundland und Neu:Scottr '% fand nebft den dazu gehörigen Inſeln, find in Nordamerika die ein: zigen Länder, wo der Stockfiſchhan⸗ del in einiger Vollkommenheit getries ben wird, Man bat beobachtet, daß der Fiſch, der nahe am Ufer gefangen wird, ver befte fen. Die Fahrzeuge, welche zu diefem Fange gebraucht wer- den, find gemeiniglich Fleine Scha: luppen, welche alle Tage, wieder: ans Ufer zurück kommen, da denn die is Scher ihren Fang auf gewiſſe Gerüfte legen, die befonders dazu gemadjt find. Einer darunter, der der Köpfer genant wird, oͤfnet den Fifh, und fehneidee ihm den Kopf mit einem zweyfchneidigen Meffer ab, Ein an: derer reicht den Fiſch dem Aufſchnei⸗ der (the Carver) zu, der gegen ihn über, an einem Tifche oben auf dem Gerüfte ſtehet. Diefer hat nur ein einfchneidig Meffer, das fechs big acht wird *). Zoll lang, aber am Rücken fehr dick ift, um mehr Nachdruck zu baben. Mit diefen Meffer fpaltet er den Fifch, und hierauf befomt ihn der Salzer (the Salter,) der ihn mit der Haut unterwärte in eine Tonne legt, nur fo oben bin mit Salz beftreuer, und fo werden gemeiniglich alle Fifche über einander gelegt. Nachdem man den Fifch drey oder vier Tage im Salze hat liegen laſſen, welches auch nach der Jahrszeit wohl acht Tage und länger dauert, fo legt man ibn in einen Zuber, wo er rein abges waſchen, und hernach ftoßmeife auf einander gefchlichtet wird. Bey gu: tem Wetter breitet man diefe gefäubers ten Stuͤcke auf einem eftelle, das aus Ruthen geflochten ift und etwa zwey Fuß hoch über der Erde fteher, oder in Ermangelung deffelben auf Steinen alfo aus, daß bey Tage die Haut unten liegetz ehe die Nacht aber eins *) Sin den Hannoverifchen Beyfrägen zum Nutzen und Vergnuͤgen von 1762 im 72ten und 75" Stuͤck iſt zwar auch eine Nachricht vom Stockfifch enthalten, es wird aber dafelbft der Art und Weife, wig gr zum Verkauf zubereitet wird, nur mit wenigem gedacht, 163 ſchon erlebt, dag junge Menfchen, wel: che wie Milch und Blut ausfahen, durch einen plößlichen Tod dahin ge: raft find, und es ift fonderbar, daß junge und robufte Perfonen hier eher fterben als Leute von meinem Alter und darüber, Die mehrſten Europäer, woelche bieber kommen, fterben im er: ſten oder zweyten Sabre, befonders aber in den erften Monaten. Alle Diens fchen fagen mir, daß ich für Oſtin⸗ dien eine gute feibesconftitution hätte, weil ich mager bin. Die Zeit wird es lehren. Nachdem ich Ihuen gefagt babe, wie es um meine Gefundpeit ſtehet, fo wollen Sie auch wohl wiffen, wie es mit meinen Glücksumftänden ausfieht. Daß ich bey dem erften Avancement werde placirt werden, ift wohl gewiß genug. Denn das hat mir der Herr General: Gouvernenr von der Par» ra felbft zuverläßig genug verfpro: chen. Es Fan aber vielleicht noch acht bis vierzehn Tage, auch wohl ein bis zwey Monate dauren; denn ich habe Ihnen ſchon gefchrieben, daß einige Tage vorher, da ich bier gefommen, eben ein großes Avancement gewefen iſt, und es waren, wieich anfam, noch verfchiedene Officiers übercomplet, wo: von aber fehon einige geftorben find, Nun ift bier alle Jahr ordentlicher Wei⸗ fe allezeit zweymal eine Promotion im Mititairftande; außerdem aber ift fein Avancement, es müßte dann Krieg ſeyn. Der Here General: Gonver: neue ift zwar bier in "Indien fo fon: verain, wie ein ſouverainer König in Auszüge einiger Briefe 164 Europa, und fan alfo auch avanciren laffen, wenn er will; er thut esaber aus politifchen Gründen, welche zu erklären für diesmal zu meitläuftig find, nie mals. Denn ob er gleich bier ganz fouverain?ift, fo ſteht ‚er doch allezeit ‚unter den Bewindhebbern der Oftin: difchen Compagnie in Holland. Ich will Ihnen nur einen Umftand erzählen, denn werden Sie alles vers fiehen. Es find noch zwey Commans deurs hier, welche Purz nach mie ge: kommen find. Der eine ift Capitains Lieutenant zur See, und der andere Lieu⸗ tenant zu Lande in Holländifchen Diens fen gewefen. Gie find beyde von großer Familie in Holland, und we nigftens, wie Sie leicht erachten Fön; nen, fo ftarf dem Herrn Generals Gouverneur empfohlen, wie ih. Da diefe fo lange warten müffen, bis Promotion ift, fo fan ich es mir leicht gefallen laſſen, wenn ich mit ihnen eie nerley Schickfal babe, da ich ganz und gar ein Fremdling bin, Wir find ins zwifchen fo lange ganz Dienft frey, und genießen monatlich 20 Gulden Gage, und 10 Rthlr. Koſtgeld. Hies mit würde ich in Batavia nicht weit kommen, wenn nicht der Herr Sabans dar Rynſt Logis, und alles, was ich darin verzebre, fir mich bezahlte. Dies wird er folangecontinniren, bis ich placirt bin, und dies ift Freunds fchaft genug von einem Manne, mit dem ich weiter in Feiner Verbindung ftehe, als daß ich ihm einen Brief von feinem Bruder, den ich nur drey mal in Amſterdam befucht, mitgebracht bar % 165 be. Es fehle mir alfo, Gott ſey ae: danft, an nichts, und ıch Fan, was meine Perfon allein berrift, meinem Character gemäß ſchon jeßt ſehr gut leben; ich habe auch die gemwiffe Aus: fiht, daß ich es in der Folge wohl beffer, aber gewiß nicht fchlimmer ha: ben werde, Kurz, mein Glück ift für mich allein ſchon jegt fo gut gemacht, daß ich es in Europa nicht leicht fo gut würde gefunden haben. Indeſfen iſt eg ein ſchwerer Artikel für einen Fremden ſich nach Baravi: fcher Art einzurichten, und: zu eqnipi: ren, Denn wenn ich mich auch noch fo compendiös einrichte, fo gehören doch wenigftens 3 bis 400 Rthlr. da: zu. Ein einziger Sflave allein koͤmmt zum imindeften auf 120 bis 150 Rıhl. ju fleben, und ohne zwey Sflaven Fan man nicht wohl fertig werden. Dies Geld ift freylich nicht verloren, und man Fan manchmal, wenn fie gut einfchlagen, viel darauf gewinnen, ins zwiſchen muß ich doch die erfte Aus: lage thun. Was koſtet nicht die Klei: dung, welche bier viel prächtiger und koſtbarer ift, wie in Europa? Einen Staatsrock, nebft Hurt, Wefte und Beinkleidern babe ich fchon, und das Poftee mir nichts. Ich muß Ihnen dod) erzählen, wie ich daran gefom: men bin, denn dies giebt mir Gele: genheit, Ihnen eine rechte Fomifche Gefchichte zum beften zu geben, Vor einigen Wochen hielt, wie ich eben am Fenfter war, ein Wagen vor unferm Haufe ftille, worin ein Mann mit einem prächtigen Kleide faß, Er von dem Cap der guten Hofnung ic. 166 fragte nach mir, und kam auf mel Zimmer, Ich empfieng ihn mit vie: fen Complimenten, nöthigte ibn zum fißen, und weil ich glaubte, daß es ein Mann von großem Range fen; fo fragte ich ibn, was zu feinem Befehle wäre. „O nichts antwortete er: ich „bin Dero unterthaͤniger Diener.,, Er war nemlich ein Deutfcher, Ich „babe eine Commiffion an Sie, fuße „er fort, bey welchen Worten er eine , „fange papierne Maße aus der Tafche „kriegte, ich foll ignen die Maße zung „Kleide nebmen.,, Nun wußte ich garnicht, ob der Kerl ein Narr wäre, oder ob er mich für einen Narren bals ten wolte Wie er mir aber fagte, daß er von dem Herrn Sabandar Rynſt geſchickt wäre, fo Fonnte ich das Raͤthſel gleich erflären, ich ließ mir daher geduldig die Maße nehmen. Nach einigen Tagen Fam er wieder, und brachte mir ein blaues feideneg Kleid, mic filbernen Schleifen beſetzt, eine rothe feidene Weite, gleichfalls reichlich mit filbernen Efpagnen bor- dirt, und von demfelben Zeuge ein Paar Beinkleider; ich 309 es auch gleich an, und gieng damit zu dem Herrir Sabandar, um mich bey ihm zu bes danfen, Er fragte mich, ob ich mit feiner Wahl zufrieden wäre Ich Ponnte ibm wohl natürlicher Weife nichts anders darauf antworten, als daß ich es mir felbft nicht beffer wuͤr⸗ de haben wählen Fönnen. Nun das ift mir lieb, fagte er: wenn fie mit der Zeit in gluͤckliche Umſtaͤnde Fommen, fo koͤnnen fie mie einmal wieder eim L2 Präs 167 Präfene machen. Dies Compliment machte er mir bloß, damit ich nicht verlegen ſeyn follte. Dergleichen Prä: fente darf man bier nicht ausfchlagen, denn es ift einmal die Mode fo. Länd: lich, fittlih! Sie müffen aber nicht glauben, daß ale Menfchen hier fo freggebig find, wie der Herr Rynſt, oder daß alle Fremde hier in diefem Stück fo glücklich find wie ih. Sch kenne bier verfchiedene, welche auch hiefigen veichen Leuten empfohlen wa; ren, allein fie haben fich wenig oder gar nicht um fie bekuͤmmert. Es fcheint recht, daß der Himmel in dem Punkt recht für mich ſorgt, und foll; ‘te ich das Glück erleben, in gute Um— fände zu fommen, fo werde ich mic) dem Himmel dadurch dankbar bezeis gen, daß ich wiederum andern gutes thue, befonders aber denen, welchen ich Verpflichtung fhuldig bin, Man kan die Gage bier nicht alle Monat haben, one beynahe die Hälfte daran zu verlieren. Es hat damit fol: gende Bewandnig. Won dem Tage an, da man bier koͤmmt, muß man fünf Jahre dienen, ehe man feine Ga; ge complet haben Fan, nemlich Gul den vor Gulden Wenn die fünf Sabre verfloffen find, fo fan man fol: che alle Jahr complee haben, Will ich aber außerdem meine Gage monat: lich aufnehmen, fo Eriege ich für ei: nen Holländifchen Gulden, welcher, wie Ihnen befannt ift, zwanzig Stuͤ⸗ ber ausmacht, nur dreyzehn Stüber und vier Pfennig. Dies ift ein groſ⸗ fer Berluft, und daher muß man «8 Auszüge einiger Briefe 168 fuchen fo einzurichten, daß man die Gage fünf Jahre Fan ſtehen laſſen. Aber wovon follman denn leben? Ein jeder Officier bekoͤmmt außer. feiner Gage noch Koftgeld und Hausmierhe, toelche alle Monat promt ausgezahlt wird. Hievon allein fan zwar ein Lieutenant und Faͤhudrich nicht leben. Inzwiſchen macht es ein jeder fo gut als er fan, um feine Gage die erfien fünf Sabre ftehen zu laſſen. Ich bin unter der Hand gefragt worden: ob ich wohl tuft hätte, als Cornet unter den $eibdragonern von dem Herrn General: Gouverneur zu dienen. Dies ift eine fehr honorable Charge. Machdem ich aber die Sas che genau unterfucht, fo babe ich eins gefeben, daß es vortheilbafter für mich fey, bey der Infanterie zu blei⸗ ben, und habe es daher unter dem Bor: mwande, daß ich niemals ben der Car vallerie gedient, von mir abgelehnt. Mein Project ift diefes: ich werde entweder fuchen, im zwey, drey oder vier Fahren eine Compagnie zu erhal ten, welches fehr leicht möglich ift, weil alle Jahr fo viele abgeben und fterben, oder ich werde trachten als Commendant einen Poften allein zu erhalten, und das follte mir am lieb⸗ ften ſeyn. Es giebt bier in Indien einige Commendanten: Pläge, welche zum Theil fehr einträglic) find, bey eis nigen aber ift auch nicht viel bey. Um einen folchen guten Poften zu erhalten, muß man Gönner und Freunde has ben, und hieran fehlt es mir nicht. Sch babe in der kurzen Zeit, ice 169 bier bin, ſchon fehr viele Befannt: ſchaften gemacht, und ich bin in und um Batavia fhon fo befannt, wie inundum Dr rs :. Da wir beyde Soldaten find, fo muß ich Ihnen von der Einrichtung des hiefigen Militgir: Etats doch auch) etwas ſchreiben. Es liegen bier in Batavia nicht mehr wie zwey Ba⸗ taillons, wovon jedes vier Compag⸗ nien, und jede Compagnie zwey hun⸗ dert Mann ftark ift. Bey jeder Com; pagnie ſtehet ein Capitain, ein Lieute: nant und drey Fähndriche, Der Herr Obriſt Franfena commandirt das er: ſte, und der Here Major von Colmon das zwente Bataillon. Der Oberfte Frankena, welcher vor einigen Tagen von Ceylon hieher gekommen, iſt zu⸗ gleich Chef von allen Truppen, welche die Hollaͤnder in Indien haben. Er iſt ein guter Soldat, und hat ſchon in Europa bis zum Capitain gedient. Außerdem liegen noch zwey Compag⸗ nien Leibdragoner von Sr. Hocedeh beit hier, welche der Major Müller commandirt. Die hiefige Garniſon follte alfo wenigſtens zwey taufend Mann ftark ſeyn. Weil aber der Tod feit einiger Zeit fo viele Menfchen weggeraft bar, fo ift die Garnifon jet Faum fünf hundert Mann ftarf, und bievon liegt wenigftens die Hälfte im Hofpital, fo daß ein Soldat ofımals vier bis fünf Tage hinter einander auf der Wache fleben bleiben muß. Es zieht alle Tage ein Capitain und acht Dfficiers auf die Wache, und da die mebrfte Zeit viele Dfficiere krank find, von dem Cap der guten Hofnung ic, Officiers. 170 ſo kommen die Wachen oft herum. Der Dienſt iſt noch regulairer, wie ich geglaubt habe. Exerciren und maneuvriren kan man hier nicht, weil es zu heiß iſt. Man bat es vor eini— gen Jahren einmal anfangen wollen, die Leute find aber dabey umgefallen, und daher ift es gänzlich abgefchaft. Die ganze Garnifon, fowol an Of fieieren als Soldaten, befteßt mehren: theils aus Deutfchen, und es wird auch mehrentheils deutfch commandirt. Der Militairſtand ift bier zwar nicht [0 febr im Anfeben, wie in Deutſchland, weil die Civilbediens ten die Oberhand haben. Ben dem alten aber ift jedoch ein biefiger Faͤhn⸗ drich wenigfiens ein fo angefehner Mann, als ein Capitain in Deurfch- land, Es find auch Feine junge flüch- tige feute, fondern ehrbare, bejahrte Männer, und mehrentheils gediente Man trift bier verfchiede: ne an, melche ſchon Staabsofficiers in Deutfchland gemefen find. Denn es Pan, nach den Gefeßen der Oſtin⸗ difchen Compagnie, Niemand bey Sriedengzeiten in einem höhern Pas auskommen alswie Commmandenr über die Soldaten, und wann er aud) Dbrifter gerefen ift. And nach den hiefigen Gefeßen Fan fein Comman⸗ deur im Anfange anders placirt wer; den, als wie Faͤhndrich. In Krie⸗ geszeiten leider e8 eine Ausnahme. Vom Fähndrih zum Capitain fan man aber geſchwind avanciren, wenn man guteRecommendationen hat, und eine officiermäßige Conduite führt. $ 3 Was 171 Was macht man fih in Europa für munderliche und unrichtige Be; griffe von Oflindien! Man glaubt, und ich babe es felbft geglaubt, daß bier eine wilde und ride Lebensart fen. Man fchließt es hauptfächlich daraus, weil fo viele fchlechte Menfchen bieber geben, die in Europa nicht haben Blei: ben koͤnnen. Das ift freylich wohl wahr, es kommen aber auch viele bra: ve undrechtfehaffene Männer, ja ganze Familien bier, welche theils in Euro: pa nicht haben fubfiftiren koͤnnen, theils wegen Unglücksfälle, theils auch um ein anfebnliches Glück zu machen, die; fen Weg geben. Die Perfonen, wel: che nur allein auf unferm Schiffe ge: wefen, beweifen diefes ſchon zur Gnuͤ—⸗ ge Der Herr Paſtor Dermeer ift nicht allein eim rechtfchaffener, fondern auch ein fehr gelebrter Mann. Was hat ihn bewogen, nad Oftindien zu ge ben? weil er in Europa bey aller fei: ner Gefchieflichfeit mir feiner ganzen Bamilie hätte verhungern müffen, da er hier fchon in einem verguldeten Wa⸗ gen fährt. Denn er findet ganz auf ferordentlichen Benfall und befömmt daher viele wichtige Präfente, Weil der Hert van der Parra ſowohl, wie feine Frau Gemablin, fehr devot find, fo ift hier die Geiftlichfeie fehr im An: ſehen, und fie hat auch einen großen Hang. Wie der Herr Paſtor Der: meer zum erſtenmal gepredigt hatte, fo Eriegte er gleich den folgenden Tag von dem Herrn General- Gouverneur einen verguldeten Wagen nebft zwey Spann Pferden, und einen Kurfcher Auszüge einiger Briefe 172 zum Präfent. Außerdem wurden ihm nod) von einigen Raͤthen von Indien und andern angefehenen Männern ans febnliche Gefchenfe gemacht. Außer diefer Familie war auf unferm Schiffe noch ein junger Paffagier, deffen Bar - ter Staaten: General und Bürgermeis fter zu Utrecht if, Er wird hieher gefickt um ein beträchtfiches Gluͤck zu machen, welches ihm nicht fehlen fan, wenn er am $eben Bleibt, und dann fährt er wieder nach Haufe Naͤchſtdem fuhr noch vin Paffagier mit von einer .anfehnlichen Familie in Holland, und die Mademoifelle Laurenſoon, welche ſchon verfchier dene Körbe in Batavia ausgerheilt bat. Kurz, man finder bier viele - bübfche und rechtfchaffene Perfonen, und ein Menfch von einer guten Aufz führung fan bier allemal fehr gut zus recht kommen, dahingegen ein fhlechs ter Menfch niemals. Und ich babe noch feinen Ort in der Welt gefehen, wo auf die Conduite fo viel gehalten wird wie bier in Batavia, Es iſt zeither eine fehr unangeneßs me Witterung geweſen. Seit vier Wochen ift fein Tag verftrichen, wo es nicht geregnet hat, und feit vierz zehn - Tagen regnet es num fchon ums aufbörlih. Die Regenfchauer find bier nicht fo, wie bey Ihnen zu Lan⸗ de. Das, was man dort den größs ten Plaßregen nennt, ift bier noch nichts, Ich habe im Anfange einiges mal geglaubt, daß es Wolfenbrüche waͤren. Man kan vor Waſſer oft: mals gar nicht ans dem Haufe kom⸗ men, 173 son dem Cap der nen, und wenn es nicht gleich wieder ablaufen Fönnte, wozu alle Anftalten gemacht find, fo würde man in Ba⸗ tavia oftmals nicht ohne Pleine Fahr⸗ zeuge zu einander kommen koͤnnen; ich werde des Nachts durch das entfeßli: che Geräufch, welches der Regen ver: urfacht, oftmals im Schlafe geftöhrt, da ich doch fonft ſehr hart fchlafe. Ihre Wintermonate find bier unfere Regen: monate, und wenn es bey Ihnen Sommer ift, fo haben wir faft be ftändig gutes Wetter. Dann regnet es oftmals in vier bis ſechs Wochen gar nicht, fondern es ift immer helles Wetter und Sonnenfchein. Dann ift es aber auch zu Zeiten fo heiß, daß die Erde von einander berftet, und Dies zieht gemeiniglich viele Krankhei⸗ ten nach fih. Das Blitzen und Don: nern wird man bier fo gewohnt, daß guten Hofnung ie. 174 man gar Fein arges daraus hat, und wenn auch das Gewitter diber der Stadt if. Vom Erdbeben wird man bier zu Zeiten incommodirt, So lan: geich hier bin, bat man noch nichts davonverfpürt. Vor ungefähr drey Jahren aber foll es fo ſtark geweſen feyu, daßniemand hat geben und fies ben Fönnen, Die Einwohner haben wollen nach der Reede auf die Schiffe flüchten, allein fie haben nicht dahin Fommen koͤnnen. Batavia liegt, wie bekannt iſt, auf einer Inſel, auf welcher verſchiedene feuerſpeiende Berge ſind, und daher hat es wohl feine natürlichen phyſicaliſchen Urfa: hen, daß bier zu Zeiten Erdbeben entfteben. Ich beharre ıc, Batavia, — den z ıten Dec, 1771. Die Fortfegung folgt kuͤnftig. Wie man die Hühnereyer lange erhalten Ein. M' hat bisher allerhand Mittel angewand, die Huͤhnereyer von der Zeit an, da man ſie haͤufig bat, bie auf den Winter, da fie ras zer find, gut und brauchbar zu erhal: ten, Allein diefe Mittel find theils unanmwendbar, theils mit vielen Ko: ften verknüpft, theils befchwerlich und theils unzureichend, Gewöhnlich pflegt man die Eyer, um fie fange gut zuerbalten, in Stroh⸗ becffel, in Kaft oder Spreu, oder auch in Mal; zu packen; aber in Stroßs heckſel werden fie mulſtrig, in dee Spreu ift es ihnen zu heiß, und im Malze halten fie ſich auch nicht gar lange. Folgende Methode ift die ficherfte, und in der Anwendung von vielen für die befte befunden worden. Man packt die Ener weder in Stroßs heckſel, Spreu, noch fonft etwas ein, fondern legt fie Bloß in Körbe ein uͤber das andere, ımd feßt fie fodann in eis nen fühlen Keller, damit ihnen die Sonnenhiße nicht ſchade. A Alle —* Alle acht oder vierzehn Tage nimt man die Eyer heraus, und legt ſie, ohne alles ſchuͤtteln, aufs neue wieder hinein; ſieht aber infonderheit dahin, daß fie nicht wieder auf diefelbe, fon dern auf eine andere Seite zu liegen fommen, \ Auf diefe Weiſe fan man es zwar nicht gänzlich verhindern, daß nicht zumeilen das eine oder andere Ey vers dirbe, aber die meiften werden doch gut und brauchbar erhalten. Die Henne ſcheint ung diefe Metho⸗ de feldft lehren zu wollen. Sie legt die Ener, wenn fie ſolche ausbrüten will, täglich mit ihrem Schnabel un, Dies gefchiehet aber wohl nicht dars um, daß die Eyer allenthalben glei» Wie die Hühnereyer lange zu erhalten. 176 he Wärme haben follen; denn dieſe baben ſie ohnedem ſchon; fondern viel: mehr aus der Urfache, damit fie, durch das beftändige Liegen auf einer Seite, nicht faul werden mögen, Und ich glaube, wenn man fich die Mühe neh— men wolte, die Eyer im Neſte zu zeichnen, fo würde man finden, daß die nicht fleißig gefehrten Eyer faul geworden find. Auch fol man durch folgende Mes thode die Eyer eine lange Zeit confer: viren koͤnnen. Man fehütter etwas Büchenafche in eine Eleine Tonne; feßt darauf eine Lage Eyer hinein, als fo, daß die Spißen derfelben oben fies ben. Darauf fehüttet man Afche uͤber⸗ ber, legt denn wieder Eyer hinein, und fo fort, bis die Tonne voll ift. Antwort auf die im sten Stuͤck des Hannöverifhen Magazins d. 3. gethane Anfrage: Ueber ven Eanadifchen Zuferbaum. De find die Amerikaniſchen Bau: me, aus deren Saft Zucker ges forten wird: 1) Acer faccharinum, der Zucker: ahorn. 2) Acer rubrum, der rothbluͤhen⸗ de Nordamerikaniſche Ahorn. 3) Acer negundo, der Virginiſche eſchenblaͤttrige Ahorn. 4) Betula lenta, die Canadiſche Birke. Der Saft von dem erſten giebt den mehrſten Zucker, und wahrſcheinlicher Weiſe iſt es der Baum, den der Corre⸗ fpondent aus Canada, im 2311 Heft des Schloͤzerſchen Briefwechſels, Erable nennt. Dieſen eben nicht ſchnell wach⸗ Hannover. ſenden Ahorn in Menge hier anzupflan⸗ zen, mögte jedoch der Muͤhe nicht loh⸗ nen. Unſer gemeine Ahorn, Acer pſeudoplatanus, und nochbeſſer die Len⸗ ne, Acer platanoides, die beyde ges ſchwind wachfen, und ſich häufig in uns fern Wäldern finden, koͤnnen eben fo, wie der Zuckerahorn, benußt werden. Gleditſch in feiner Einleitung zur Forſt⸗ wiſſenſchaft im ıten Bande Seite 296 und 297 will aber diefe Forſtnutzung nicht empfehlen. Wegen der vorhin genannten Amer tifanifchen Zuckerbäume verweife ich die fefer des Magazins auf des Hrn, Hofarzts Du Roi Harbfefche milde Baumjzucht, im tn Theil, J. Ch, Bod, EEE TEE CRD VIE EEE EEE - my Sannoverities Magazin, 178 T2ꝛtes Stuͤck. Freytag, den 11ten Februar 1780. Fortſetzung der Auszuͤge einiger Briefe eines Officiers von dem Cap der guten Hofnung und aus Oſtindien. Vierter Brief, Thenrefter Freund ! er erfte Januar wird hier eben 9 rern Ceremonien celebrirt, wie bey Ihnen. Wie der Herr General: Gouvberneur nady ro Uhr aus der Kirche kam, erhob er fih auf das Schloß, allwo fih alle Stände und Collegia verfammelt hatten, um ihm zu gratulicen. Der Schloßplag, wel: cher volllommen dreymal fo groß ift, wie der in Braunfchweig, war fo voll von Kutfchen, daß man Mühe hatte, durchzufommen. Es kamen auch ver: ſchiedene inländifche Könige und Prin: zen, um ihre Gluͤckwuͤnſche abzuftat: ten; fie ſahen zum Theil fcheußlic) und comifch aus, Ueber einen jun: gen Prinzen habe ic) recht herzlich la: hen müffen. Diefer fam zu Pferde, in einem fehr tomifchen Aufzuge. Er war zwar auf orientalifche Are fehr prächtig gekleidet, hatte aber Feine Strümpfean, fondern ritt mit bloßen Beinen und Pantoffeln. Er hatte, fo fenerlich, und mitnoch meh; ' außer einer Pleinen Efcorte zu Pferde, ein zablreiches Gefolge von Sklaven bey ſich, die zu Fuße beyher liefen; einige davon hielten große mächtige Schirme über ihn, und einige wehrs ten ihm die Fliegen ab. Ein jeder Stand oder Collegium Fam befonderg vor, um feine Gluͤckwuͤnſche anzubrins gen. Nachdem die inländifchen Kös nige und Fürften damit fertig waren, kamen die Raͤthe von Indien, oder die fogenannten Edlen Herren, nebft den zwey Secretairs von der hoben Regierung, darauf die Juſtizraͤthe, und fo ferner. Wie wir vorfamen, führte der Chef in unfrer aller Namen das Wort, Der Herr General:Gous verneur hielt darauf eine Eleine, aber recht artige Unrede an uns, bezeugte feine Zufriedenheit, und verficherte ung, fo. viel mie möglich für unſer Avancement zu forgen. Wie dies ger ſchehen, Tieß er fih ein Glas Wein geben, und trank unfere Gefundheir, Darauf wurde uns allen auch ein Glas Wein gereicht, welches auf das Wohl Sr. Hochedelheit ausgeleert M wur⸗ 179 wurde, und damit nahmen wir unfern Abtrit. Es war fiir einen, der es noch nicht gefeben, wohl der Mühe werth, alle diefe Ceremonien anzufeben. A propos! den 7ten vorigen Mo: nats habe ich zum erſtenmale eine der Biefigen Logen befucht, Es find deren zwen allgier in Baravia. Diejeni: ge, welche ic) befucht,, führte ehedem den Namen. La Choifie. Seit einen Sabre aber ift ſie umgetauft, und heißt nunmehro La fidele Sincerite. Der Meifter vom Stuhl ift ein gemwiffer . Suftizratb von Gehren. Hiedurd) babe ich Gelegenheit gehabt, verfchie: dene Befantfchaften zu machen, die mir ſehr angenehm find, von Gehren ift zwar ein Indianer, aber von europäifchen Eltern geboh⸗ ren, und bat in Europa ſtudirt. Er giebt ſich viele Mühe, und wendet viele Koften an, um unſern ©. €, Orden immer mehr in Aufnahme zu bringen, Er ift noch ein junger und febr gefelliger Mann, ich bin oft bey ibm auf feinem Gute, allwo er die mehrfte Zeit wohnt. Er fo wohl, wie feine Gemablin, eine gebohrne Hol länderin, find Liebhaber von der Mu: fit, und ich babe bei) ihnen manche ver: gnügte Stunde, Weil es in Bata⸗ via fo ungefund ift, um Batavia aber nicht, fo wohnen faft alle reiche Leute außer der Stadt, und fommen nur, wenn fie was zu thun haben, her: ein, Man fiehet auch um Batavia, die Seite ausgenommen, wo es an die See gränget, nichts wie die herrlich: fien Gärten. Weil es ſehr gefund ift, Auszüge einiger Briefe, Der Here’ ı80 daß man zu Zeiten die Landluft genießt, fo ſchlafe ich ſehr oft bald bey diefem, bald bey jenem außer der Stadt, Man ift allemal ſehr willfommen, und man thut den Leuten felbft einen großen Ge⸗ fallen dadurch, weil es ihnen oftmals an Geſellſchaft fehlt. Nun muß ich Sie doch auch mit einigen hiefigen Officiers befannt mas hen, mit welchen ich einen fehr freund: real und familiairen Umgang abe. Herr Ernſt, ein Schweizer von Geburt, und Lieutenant bey der Gar: de von Gr. Hochedelbeit, verdient mit Recht, daß ich ihn zuerft nenne, Er ift ein rechter folider Offttier , der allen Potentaten in Europa Ehre ma: chen würde, aber auch ein eben fo wuͤr⸗ diger Freund. Er bat fich gleich im Unfange meiner fehr angenommen, und giebt mir manchen freundfchaftlis hen Rath. Wenn ich fpaßieren reis ten will, fo find feine Pferde allemal zu meinen Dienfte, Ich hatte von einen Lieutenant von dem Cap ein Eompliment an ihn zu machen, Hies durch bin ich mit ihm befannt gewor⸗ den. Der Herr Baron von Saufens thal, Faͤhndrich und Adjutant ben den zweyten Bataillon, welchen ich auch unter meine fpeciellen Freunde zäble, ift ein Brandenburger von Geburt. Er wohnt mit dem Lieutenant Ernſt in einem Haufe, welches fie zufammen gemierhet. Auf folche Art find faft alle Offieiers bier eingerichtet, die nicht verbenrathet find, zwey und zwey miesben fich ein ganzes Haus, ie uͤh⸗ EN’; füßren ihre Menage zuſammen. Der Herr von Saufentbal hat feit feinem funfjeßnten Jahre unter den Franzo— fen gedient, und den ganzen Teßtern Krieg mitgemacht. Man fan es ihm wohl anfehen, daß er eine gute Erzie⸗ bung gehabt haben müffe. Er fo wohl wie der Herr Lieutenant Ernſt, find beyde obngefähr von meinen Jahren. Sauſenthal ift Maurer, und vertrit die Stelle des fürchrerlichen Brit ders, wovon er fich fehr gut acquitirt. Der Eapitain M..., in 9 ift gleichfalls einer von meinen inti: nen Freunden, Es ift eine ehrliche Seele, Der Herr Fähndrich Ries, eines geheimen Raths Sohn aus Eaffel, ein ſehr freundfchaftlicher Mann, ift auch einer von denen, mit welchen ich fehr fpeciel umgehe. Nun muß ich Sie aber noch einen kennen lehren, mit welchem ich auch vielen Umgang habe, und das ift der Herr Fähndrich von $..., ein Eur: länder von Geburt, und ein Mann bey: nahe von funfjig Jahren. Er ift.der größte Avantürier, den ich in meinem geben gefannt habe. Er ift fo haͤßlich wie die Erbfünde, aber in Gefeltfchaf: ten fo angenehm, daß er uͤberall ſehr wohl gelitten if, Diejenigen, welche Voltairen gefehen haben, fagen, daß er ihm fo aͤhnlich ſehe, wie ein Ey dem andern, wir nennen ihn daher aus Scherz Boltaire den Zweyten. Sein ganzer Körper vom Kopfe bis zu Fuße ift durch taufend Wunden fo zerfeßt, daß er nicht anders ausſieht, 7, von dem Cap der guten Hofnung ıc, 182 als wenn er aus lauter Flicken zuſam⸗ mengefeßt wäre. Er ift ein Mann von einem außerordentlichen Genie, infonderbeit ein fehr witziger Kopf, und befigt viele Geſchicklichkeit. Er iſt gelehrter wie mancher Profeffor, dabey ſpricht er nicht mehr wie neun Sprachen. Er hat bey den Ruſſen bie zum Capitain gedient, darauf iſt er Major in Preufifchen Dienſten geworden. Wie der Krieg zu Ende war, fegt ihn der König, weiler Mas jor vom Corps und bey feinem Regi⸗ mente angewiefen war, in Penfion. Dies ſteht ihm nicht an, fondern er nimt feinen Abfchied, und reifet in Europa fo lange herum, Bis er fein Geld mehr bat. Darauf engagire er fich bey der Hollaͤndiſch⸗Weſtindiſchen Compagnie, und gebt als Faͤhndrich nach Amerifa. Hier gefällt es ihm auch nicht, fondern er kehrt wieder nad) Amfterdam zurück, und geht dars auf als Cadet nach Ceylon. Don da koͤmt er vor zehn Monaten hier ber nad Batavig, und wird hier wiederum Faͤhndrich. Er ift ein rech: ter Philoſoph. Es gilt ihm gleich viel, ob er General oder Faͤhndrich, teich oder arm ift, Er ift auch Maus ter, und verfieht, mit vielem Beyfalle das Amt des Redners. Wenn ich mit allem Bier in Bata⸗ via zufrieden bin, fo bin ich es doch. nicht wegen der fchlechten Bedienung, die man von den Sflaven hat, Wie viele Sorgen bat man deshalb, und wie viele Gefahr läuft man dabey! . Unglü mit Sklaven hat, Fan 2 ſehr 183 ſehr dadurch zuruͤckkommen. Ich fan keinen mittelmaͤßigen Sklaven unter 150 bis 200 Rehlr. kaufen. Stirbt er, ſo iſt das Geld verlohren, und wenn ich auch zwanzig gute Sklaven habe, ſo bin ich doch noch nicht ſo gut bedient, als von einem guten europaͤi— ſchen Bedienten. Das unangenehm: ſte iſt noch dieſes, daß ſie nicht anders, als mir Schlägen, wollen tractirt ſeyn. Ich habe noch feinen eigenen, fondern einen ans dem Haufe, worin ich wohne: je mehr Gutes ich ihm thue, defto fchlechter wartet er mir auf, und je mehr ich ihn prügle, defto beffer bedient er mich. Und was ift das für einetaft! Ben allen dem muß man doch fehr vorfichtig mit. den SEla: ven umgehen, fonft wagt man, auf eine meuchelmörderifche Art ermordet zu werden, wovon man bier viele Erems pel bat. Hiezu find hauptſaͤchlich die Bucconefen und Macaſſaren auf: gelegt. Dies find die beften Sklaven, wenn fie einfchlagen, und wenn man mie ihnen umzugehen weiß, aber es find auch die gefährlichften. Man fan fie bis auf den Tod prügeln, wenn fie es verdient haben, und fie leiden es gerne; man gebe ihnen aber einen Schlag, wenn fie unfchuldig find, fo läuft man Gefahr, ermorder zu mers den. Das befte dabey ift noch diefes, daß man es ihnen die mehrfte Zeit an: feben fan, wenn fie mas im Schilde "führen, Wenn ein Sflave in den Bart murmelt, wenn fein Herr ihm was befiehlt, oder hinter feinem Ruͤk Sen drohende Gefichter macht, dann ift Auszüge einiger Briefe - 184 es die hoͤchſte Zeit, ihn abzuſchaffen, und ſollte man ihn auch verſchenken. Noch vor wenigen Tagen haben wir ein trauriges Exempel hievon gehabt. Ein hieſiger Lieutenant wird von feis nem guten Freunde gewarnet, feinen Sklaven abzufchaffen, weil er gefehen, daß er ihm hiuter dem Mücken allerley Gefichter zugemacht. Der Lieutenant kehrt fich aber nicht daran, fondern peitfcht ihn darüber auf eine entfeßli- he Art. Zwen Tage darnach ward er des Nachts im Bette ermordet, Wenn ein Bucconefeerfteinmaleinen Groll auf Jemanden hat, fo ruber er wicht eher, als bis er Mache ausgeübt bat, obngeachtet er weiß, daß: er nicht entwifchen fan, ſondern daß er auf die graufamfte Art bingerichter wird. Man fiebt hier oftmals die entfeßlichften Ereeutionen, welche an den Skla— ven, und befonders an folchen , welche dergleichen Mordthaten ausgeuͤbt, voll: zogen werden. Das Raͤdern und Spießen find die gewöhnlichen Stras fen. Sie ftecfen manchmal drey bis vier Tage am Spieße, ehe fie fterben, Das munderfamite hiebey ift noch dies fes: Wenn man einen SMaven pruͤ⸗ gelte, fo, winfelt er, und kruͤmmt fich wie ein Wurm; unter den entfeßlichs fin Martern des Todes aber find die mehreſten fehr ſtandhaft und gelaffen. Ich babe einen am Spieße ftecfen fes ben, welcher die erfchrecklichften Qua⸗ len mit einer recht ftoifchen Unem⸗ pfindlichfeit ertrug; ich bin darüber erftaunt, Den zıten Januar bin ich wieder “a 185 von dem Cap der au Grabe gefolget, und das ift feit der kurzen Zeit, da ich in Batavia bin, ſchon das fünftemal. Einmal bey einem Biefigen Lieutenant, das zweyte— mal bey der Mademoiſelle Dermeer, und dren mai als Blutsfreund. Dies muß ich Ihnen erklären. Da die we—⸗ nioften Europäer bier Anverwandte haben, fo werden in diefem Falle alle: zeit Dienächften Nachbaren, als Bluts— freunde zum Begräbniß gebeten. Nun bat es fich gefuͤgt, daß meinem Wir: the ein Kind abgeftorben, und meine Nachbarn rechts und links gleichfalls mit Tode abgegangen find; daher bin ich ſchon dreymal als Blutsfreund zu Grabe gegangen. Laͤndlich, ſittlich! So wie man hier uͤberhaupt die Pracht liebt, fo läßt man ſolche auch infon: derheit ben den Beerdigungen fehen. Die Dfficiers werden bier allegeit öf: fentlih bey Tage, und zwar auf die: felbe Art und mit denfelben Honneurs wie in Deutfchland, jedoch auf dem Kirchhofe in der Stadt begraben, aud) werden dren Salven gegeben. Der Aufwand, welchen man hier bey den Hochzeiten macht, ift ganzent: feßlih, und die Pracht außerordent; lich, Der Mademoifelle Laurenfoon Poftet ihre Hochzeit, auf welche ich ge: beten war, nebft der Kleidung und Juwelen, beynabe ihr ganzes Bernd: gen von 30000 Gulden, Ihr Mann, ein gebohrner Hamburger, und Unter: kaufmann, bat aber auch eine Bedie, nung, mo er folches in ziwen big drey Jahren wieder gewinnen Pan, Er hat den Rang mit einem Faͤhndrich, aber guten Hofnung x. 186 weit mehr Einfünfte, als ein Capis tain, der eine Compagnie hat. Man bat bier eine ganz andere Rangord; nung wie in Europa. Erfifich koͤmmt der Herr General: Gonverneur und die hohe Regierung, das find die Raͤ— tbe von Indien, und die beyden Se cretairs. Naͤchſtdem find alle Perſo⸗ nen von Diftinction in drey Claſſen eingetheilt. In die erſte Claſſe zaͤhlt man die Oberkaufleute. Hierzu ge: bört der Chef und alle Staabsoffi: ciers, imgleichen die Capitains ; ferner die Yuftizräche, Prediger ꝛc. Die zweyte Claſſe machen die Kaufleute aus. Hierunter rechnet man die pro: movirten Doctor, die Lieutenants 2c. Und in die dritte Claſſe gehören die Unterfaufleute, Fähndriche und was damit den Rang bat, und das find bier fchon ſehr angefehene Perſonen. Das Wort Kaufmann bedeutet bier nicht das, was es bey Ihnen bedeutet, fondern es ift ein Ehrentitel. Was man bey Ihnen Kaufmann nennt, nennt man hier Megotiant. Der Krieg auf Java ift noch nicht zu Ende, und es wird, aller Wahr: ſcheinlichkeit nach, noch ein Commans do von bier dahin gefchickt werden, wenn Schiffe aus Europa Fommen, welche Refrutentranfporte mitbringen. Wann diefes ift, fo merde ich ſuchen mitzufommen, und ich zweifle auch nicht, daß ich in meinem Geſuch reis firen werde, Es ift zwar bier zu Lan⸗ defehr befchwerlich und fatigant Krieg zu führen; theils weil das Clima fo heiß ift, theils, weil fo oft an Lebenss M 3 mitteln 187 mitteln ein Mangel ift, indem wegen des coupirten und gebürgichten Terz rains die Lebensmittel nicht Fünnen nachgefaßren werden, fondern es wird alles durch Sklaven nachgetragen. Es fterben mehr Soldaten durch Fatignen, und wegen Mangel der Lebensmittel, als vor den Feinde. Alles dieſes ſoll mich inzwifchen nicht abſchrecken, denn es fteht was anfehnliches Dabey zu ger innen, wenn man glücklich iſt. Wenn es mir nur einmal gelingen möchte, einen folchen inländifchen König oder Fuͤrſten, die fih als Rebellen aufge: worfen haben, gefangen zu Eriegen, dann wollte ich bald reich werden. Mein Prineipiumift noch allzeit: aut Cehr, aut nihil. Wenigſtens werde ich Peine Gelegenheit vorbeygehen laf fen, um mein Stück zu machen ſuchen. Einer meiner guten Freunde, der Herr Faͤhndrich Ries, ift vor einigen Tagen Commendant von der foger nannten Prinzen: Wache geworden. Eine halbe Stunde von Batavia wird ein Bruder von dem Kaifer von Candia, welcher mit zift gefangen genommen, als ein Staatsgefangener bewahrt, und es hat ein Officier mit 365 Mann die Wache bev ihm, ob fhon Se, ſchwarzbraune Hoheit glau⸗ ben, daß es gefchehe, um ihm Hon: neurs zu machen. Man läge ihn auch gerne bey feinem Glauben. Erfchreibt fih, untee andern vielen Titeln, die er fich giebt: Herr über Sonne, Mond und Sterne, vom Aufgang dr Sons Auszüge einiger Briefe 188 ne bis zum Untergange, und Faͤhn— drich von großen Mogul. Was muß doch der große Mogul für eine entfeß- lich große Creatur feyn, da ein Pair ferlicher Prinz, und Herr tiber Son? ve, Mond und Sterne, fich eine Ehre’ darans macht, nur Faͤhndrich in feir nen Dienften zu feyn. lin, Ich babe die hohe Gnade gehabt, Ihro Faiferlichen Hobeie die Cour zu machen, Der Herr Commendant hat mich bey ihm vorgeftelle, Wie ſcheuß⸗ lich faben Se, Hoheit aus, _ Seine Gemahlin, oder vielmehr feine erſte Favoritin, mar auch mit zugegen. Sie trug den Ring an der Mafe, da iba andere am Finger tragen. Esift Schade, daß ich mit beyden nicht fprer hen Ponnte, weil ich die Sprachenicht: verſtehe. Das wenige, was ich mit ihnen gefprochen, geſchahe durch einen Dolmetfcher, welchen er aflegeit um fih bat. Der Herr Ries hat dieſen Poften bloß dadurch gefriegt, weil er ehedem auf Ceylon gewefen, und der Sprache vollkommen mächtig iſt. Diefe Commendantenſchaft ift aber nichteine der einträglichften, denn er hat jähr: fich nicht mehr wie etwa 1500 Guls den, und das will bier in Indien niche viel ſagen. Ich verbleibe ı« Batavia, den zıten Jenner 1772. ET SIEHE EZ Fünfter von dem Cap der Fünfter Brief Befter Freund. Hs fat mich der Himmel in den ungefunden Batavia bis hie: ber gefund erbelten, da ich ſchon fo viele Menſchen um und neben mir, wie die Fliegen, babe umfallen fehen. Bon dem ganzen Soldatentranfport unſers Schiffs, welcher 159 Mann ſtark war, da wir vom Terel in die See flacher, find höhftens 15 Mann noch am ke: ben. Der Ober: und Unterſteuermann, welche mit uns angefommen, und von welchen ich geglaubt, daß fie mich ze; benmal überleben würden, find beyde im Batavia geftorken. Der Predi: ger, welcher num ſchon zwey Töchter in Batavia begraben laffen, liegt jeßt mit feiner Fran gefährlich Frau, Der Doctor von unfern Schiffe, iſt, mie ich Ihnen ſchon gemelder, bey Liſſa⸗ ‚bon geftorben. Es ift alfo von den fo. genannten DOfficiers von unferm Schiffe keiner mehr gefund tie der alte Trunnion und ih. Trunnion ift aber fehon vor vier Monaten wieder nach Europa gefegelt. Sollte einem hiebey nicht bauge werden? Ben dem allen habe ic) den beften Muth, und es fälle mie gar nicht ein, Frank zu werden, Go bald ſich aber eine Ge: Iegenheit findet, daß ich von Batavia wegkommen fan, swerde ich fie ergrei: fen. Denn wird man einmal Frank, fo geben Monate, ja manchmal Jahre darauf bin, ehe man recht wieder ge: fund werden fan, und das ift fhlim: mer wie der Tod ſelbſt. Es giebt Bier 189 guten Hofnung ꝛc. 190 verfihiedene Officiers, die Krankheits⸗ hatber in zwey bis drey Jahren keine Dienſte haben thun loͤnnen. So ſehr man auch darauf bedacht iſt, dieſem Unheil abzuhelfen, ſo kan doch Nie— mand die wahre Urſach ergruͤnden, warum Batavia feit einigen Jahren ein fo ungeſunder Platz ift, da er es doc) vor diefem nicht geweſen. Der daraus entftehende Mangel von Mas trofen iſt Schuld daran, daß im voris gen Monate anflatt zwey oder drey Schiffe nur eines nach Europa gegans gen ift, und da ordentlicher Weiſe im April noch eines wegzugehen pflegt, welches das Nachſchiff genannt wird, fo wird diefes Jahr wegen Mangel am Volke vermuthlich gar feines im April weggefandt werden Fönnen, Noch bin ich nicht placirt, weil noch kein Avancement vorgefallen ift. Unfer Chef, der Herr Obriſte Sran- kena, verficherte mich aber gefteru, daß es, in den erfien Tagen vor ſich gehen würde, ch verlange auch nun ſehr darnach, denn ich babe mich lange genug ausgeruhet. Den zien März bat mich der Here Obriſte rufen laſſen, und mir angefüns diget, daß ich Morgen allen Nähen von Indien Die Bifite machen, und mich ihrer Protection empfehlen muͤß⸗ te, weil der Herr General: Öouvers neue bey der erfien Geheimenrathss verſammlung ein Avancement im Mi: litair vornehmen würde. Um diefes zu verfiehen, muß ich Ihnen fo furz wie möglich einen Begrif von der hie⸗ figen Regierungsforn machen. Es giebt 191 Auszüge einiger Briefe von dem Cap der guten Hofnungic, 192 . giebt hier in Batavig verfihiedene Collegia, wovon das hödjite Die bobe Baravifche Regierung genannt wird. Hierin werden alle Sachen von Wich tigkeit, welche bie Oſtindiſche Com: pognie angehen, abgehandelt, Diefe fogenannte hohe Regierung, beſteht erfilich aus dem Herrn Gene— tal: Gouverneur, naͤchſtdem dem Gene: tal: Directeur, welcher der erfte Rath von Indien ift, ferner noch fieben Raͤthen von Indien, und zweyen Se: cretairs. Lebtere aber haben feinen Sig und Stimme, fie find gleichwohl in großem Anfehen, und folgen in der Raͤngordnung immediate auf die Raͤ— tbe von Indien. Diefe zufammens genommen machen die hohe Regierung aus, und kommen ordentlicher Weiſe alle Woche zweymal in dem Caſteel auf Batavia zufammen, nemlich Dienftags und Freytags. Ob num gleich der Here General: Gouverneur bier fo zu fagen fouverain it, und tbun fan, was er will, fo nimt er doch keine Sache von einiger Wich— tigfeit vor, und vergiebt feine Bedie nung, ohne es erft in diefer Berfamm- lung vorzutragen. Das Militaive gebt ihn eigentlich ganz allein an, denn er ift Generaliffimus von allen Truppen, welche die Oftindifche Com: pagnie hier in [Indien bat, dem ohn⸗ geachtet nimt er fein Avancement vor, ohne «8 erft in der Geheimenraths⸗ verſammlung vorzutragen. Weil nun bier alles fehr nach dem Ceremoniel gebt, fo muͤſſen diejenigen, welche eine Bedienung haben follen, erft bey der ganzen hoben Regierung, oder welches einerley ift, bey allen Närhen von In⸗ dien die Cour machen, und fie um ihre Protection erfuchen. Man nennt es hier die Monde machen. Es ift ei: gentlich nichts als ein Kompliment, welches man den Herren macht, denn derjenige, welcher avertift wird, Die Ronde zu machen, ift fo gewiß verfis chert, daß er reüffirt, wie zweymal zwey viere iſt. Am folgenden Tage habe ich alſo allen Raͤthen von Indien die Cour gemacht, und fie verſicherten mich alle, daß fie mir nicht entgegen fenn wuͤr⸗ den, Das wußte ich vorher. Wenn man bier zu einem Rath von "Indien koͤmmt, das iſt eben ſo, als wenn man in Europa zu einem Fuͤrſten kommt, und ſie genießen hier auch fuͤrſtliche Ebrenbezeugungen. Ich habe mich über die Pracht verwundert, welche in ihren Häufern, oder vielmehr in ihrem Palläften herrſcht. Da übermorgen Geheimerrath gehalten wird, fo weiß ich num gewiß, daß ich übermorgen placirt werde. Der Schluß folge Fünftig. EEE EEE vn 194 Sannoveritße Magazin, 13tes Stüd, . Montag, den ıgten ar 1780, Schluß der Auszuͤge einiger Briefe eines Officiers von dem Cap der guten Hofnung und aus Oſtindien. SH" roten Merz des Mittags um ; 12 Uhr, da der Geheimerath ’ zu Ende war, Pam ein Hel⸗ lebardier von St. Aochedelbeit zu mir, und brachte mir, mie es bier gebräuchlich ift, die Nachricht, daß ich Fähndrih auf Batavia gewor: den fen, er wünfchte mir daben für vier Ducaten, welche ich ihm in die Hand drückte, taufend Glück und See; gen. Sie werden fich vielleicht wun: dern, daß ich nur Faͤhndrich gewors den bin, allein ich habe Ihnen ſchon gefchrieben, Daß nach den hiefigen Ge: feßen bey Friedenszeiten Niemand, und wenn er-aud in Europa Dbri: ſter geweſen, und mit den arößten Re fommendationen verfehen ift, einen hoͤhern Piag vorerſt bekomnmen Fan. Es hat auch hier „mit einem Faͤhn⸗ drich eine ganz andere Bewandniß wie in Kuropa. Es werden. hier keine “junge »Leutessdazu «genommen, - fendern Perfonen,, die entweder in Europa ſchon als Officiers gedient haben, oder ſolche, welche hier im Sande ſchon lange gedient, und fih wohl gehalten haben; jedoch ift die Anzahl der erjtern weit größer, und fie haben auch allezeit vor den leßtern den Vorzug. Daher kommt es, daß man bier wenige Officiers ſieht, Die nicht fchon etwas bey Jahren find... Man fieht bier mehr Fähndrichs von dreyſ⸗ fig bis. vierzig, als von zwanzig bis drenfig Jahren. Mit. mir, ift heute nebft verſchiedenen andern auch ein ger wiſſer Here von U..., welcher fchon einige Fahre unter dem berühmten Paoli in Corfica gedient bat, Zäihns drich geworden. Hier babe ic) mıos natlich ein und vierzig Rthlr. und eis nige Stäbe. Meine Gage beträgt nemlich monatlich vierzig Holländifche Gulden, nähftdem befomme ich für Kofigeld 11 Gulden und 18 Stüber, ferner für Hausmierhe jährlich zwey hundert Gulden, und endlich fie Morgenmein monatlic) drey Gulden. Dies macht alles in allem ein und vier: zig Neichsthafer und vier Stäber des Monats. Heute babe ich wieder for N wohl 195 wohl dam Herrn Geneta-Gouderneur, als auch den fämtlichen Räthen von Indien die Bifite gemacht, um ib; nen meinen Danf abzuftatten. Seit einigen Tagen bin ich damit befchäftige geweſen, theils mich in Montirung zu fegen, theils meine Hauehaltung zu reguliren. Nichts iſt hier im Unfange mühfamer und £oftbarer, als füch einzurichten. Man fan bier Peine Zimmer und Etagen miethen, wie in Europa, fondern man iſt genoͤthiget, gleich ein ganzes Hans zu haͤnren. Denn die Vorneh⸗ men find bier viel zu ftolz, um Jeman⸗ den fir Geld bey fich einzunchmen; die vom mitlern Stande find, mo nicht auch zu ſtolz, doch zu reich dazu, und ben geringen Leuten darf man nicht lo⸗ giren, wenn man fich nicht der Ver: achtung ausfegen will, Es ift auch Fein Dfficier in Batavia, der nicht æntweder allein oder mit einem andern zuſammen ein Haus hat. Unſere Uniforns ift blaues Lafen mit rothen Auffehlägen und Rabatten mit ſilbernen Schleifen befegt,, imgfeichen einem fifbernen Achfelbande Die Weſte ift von rothem Laken, reichlich Mit fiibernen Treffen befegt, und die Beinfleider find gleichfalls von rothem Laken. Im Dienfte trägt man auch einen filbernen Ringkragen, und die Eſcarpe über die Schulter, - Die Un: terhaltung der Kleider und der A: ſche iſt Hier für einen Officier die größ: ze Ausgabe. Den rgen Merz babe ich meine er: fe Wache gethan, es find aber die Auszüge einiger Briefe 196 Wachen hier gar nichtermädend. Die größte Laft, welche man hat, iſt diefe, daß man von des Morgens um 6 big Mittags um 12 Uhr in Kleidern, Efearpe und Ringfragen fenn muß; von 12. dis 4 Uhr Nachmittags aber fan man fich ganz und gar auskleiden, und feine Nachmittagsruhe fo gut hal⸗ ten, wie zu Haufe. Denn unter die⸗ fer Zeit wird für Miemanden ins Ger wehr gegangen, um die Leute wegen der großem Sonnenhitze nicht zu fatis guiten; auch werden fo lange die Ges wehre aufgenommen, Man fiekt aber auch von 12 bis 4 Uhr Nachmittags faft Niemanden auf der Gaſſe, als Epinefen, Sklaven und etwa einige Matrofen, Des Nachmittags von 2 bis 4 Uhr zu fchlafen, bin ich nun ſchon fo gewohnt, wie das Schlafen bey Nacht. Das fhlimmfte hier zu Lande ift dDiefes, daß man durch eine geroiffe Art Inſekten, die man Mu— ſchiten nennt, ſo ſehr in der Ruhe geſtoͤhrt wird. Es iſt eine Sorte Fliegen mit einem Stachel. Wenn fie einen ſtechen, fo thut es nicht allein web," fondern es laͤuft auch allemal dick auf. Ich habe manchmal fo feft geſchlafen, daß ich nichts davon gefühlt Habe, wenn ich aber aufge wacht bin, ſo habe ich lauter Beulen im Gefichte und auf meinen ganzen Körper gehabt, vie fid) aber bald wies der verziehen, - Die meßeften Taffen ſich deshalb entweder durch Sklaven oder. auch wohl durch Mädchen die Muſchiten vom Leibe abwehen. Den 2240 Merz hab ich ſchon wies der 197 der die Wache gehabt; denn weil auf Batavia die mehrfte Zeit viele Of: ficiers Pranf find, fo kommen die Wa⸗ hen oft herum, Diefes mal babe ich die Zeit viel ftiller zugebracht, wie bey meiner erften Wache, ch babe mich infonderheit damit amüfirt, daß ich eis nen Mann nach dem andern zu mir kom⸗ ‚men ließ, welche mir ihren Lebens lauf erzählen mußten, Wenn man diefe Leute anhört, fo iftes fo gut, als wenn man. einen lebendigen Roman lieſt. Es war ein Corporal mit darunter, welcher Lieutenant unter. den Preußis Shen ſchwarzen Hufaren geweſen iſt. Man trift hier unter den Unterofficiers, ja ſelbſt unter den Gemeinen viele an, welche in Europa Officiers gewe⸗ ſen ſind. Den 27ten Merz habe ich meine dritte, aber auch zugleich meine letzte Wache auf Batavia gethan. Wie? meine letzte? ja, mein Lieber! Ich bin einen Pas avancirt, meine Einfünf: te haben fich vergrößert, und ich kom⸗ me an einen Ort, wo es fo gefund ift, wie in Bis, Das find dren wich: tige Punkte. Geftern war wiederum Geheimerrath gemwefen, und um 11 Uhr Mittags kam ein Hellebardier von Sr, Hochedelheit zu mir an die Wache, welcher mir die angenehme . Zeitung brachte, daß ich Cornet bey der Gardezu Pferde ben dem Herrn Gouverneur von Java geworden fen: Sch bin erfilich daducd einen: Pas avancire, denn ein Corner bey der Garde zu Pferde hat den Rang mit einem Lieutenant, naͤchſtdem ſtehe ich von dem Cap der guten Hofnung ic, 198 mich beſſer wie ein Lieutenant, und komme an einen Ort, wo es nicht allein febr wohlfeil, ſondern auch ſehr geſund iſt. Der Gouverneur von Java reſt⸗ dirt zu Samarang, welches zur See 70 bis go Meilen von Batavia iſt. Es ließ mich hierauf der Herr Obrift von Frankena fogleich von der Wache‘ ablöfen, damit ich mich noch den ben Tag bey der hoben Regierung fü diefes Avancement bedanken koͤnnte. Wie ich zu Sr. Hochedelheit Fam, tedete mich diefer liebenswuͤrdige Here gleih mit folgenden Worten anz „Run mein Herr — — - find fie mit „dieſer Veränderung zufrieden? Nachdem id) ihm in den dankbarften Ausdrücken meine große Zufriedenheit bezeugt hatte, fo fuhr er auf folgende Weife fort: Es ift mir lieb, daß „ich ihnen hiedurch einen Dienft babe hun Fönnen, denn ich fehe, daß ihre „Aufführung «mit. den. Reconimendas „tonsbriefen , welche ihrentwegen an „mich. gefchrieben find, uͤbereinkoͤmmt. „Sie kommen auf;einen ſehr gefunden „Pag, und wo fie beſſer zurechte „eommen, wie auf Batavia; ich „wünfche ihnen ferner Glück und Ger „fundheit auf Java., Zt das nicht freundlich gefprochen von einem Ger neral: Gouverneur von "ndien? Er ift in der That der. charmantefte Here von der Welt, und ein wahrer Mens ſchenfreund. Da unzählige Menfchen an ihn vecommandirt werden, ſo iſt er oftmals ſehr verlegen, daß er nicht allen fo. helfen Fan, wie er wohl wuͤnſchte. N2 Nun 199 NMun muß ich Ihnen auch den eis gentlichen Zuſammenhang ſchreiben, warum ich eben nah Samarang komme. | Sie wiffen, daß ich ein Ent: pfehlungsfchreiben an den Herrn von der Buͤrgh hatte, welcher jeßt Gou⸗ verneur von Java ift. Wie ich nach Batavia kam, fchickte ich ihm die; Brief zu, und fehrieb daben eini: e Zeilen an ihn; worauf er mir fehr höflich antwortete, daß es ibm ange: nehm feyn würde, mich auf Sama⸗ rang zu fehen, und er hätte deshalb fhon nach Batavia gefchrieben. Es find ſchon beynahe fehs Monate, da Diefes vorgegangen iſt. Weil num nichts weiter'darauf erfolgte, fo alaubs teich, daß es ins Vergeſſen gerathen ſey. Nunmehro aber klaͤrt fich alles auf, Der Herr Obriſte ſagte mir ges ſtern, daß der Herr General: Go: verneur fich ſchon vor einigen Mona: ten verlanten laſſen, daß er mich nad) Java Schicken wolle, und es hat auch feine vollkommne Nichtigkeit, Daß der Herr von der Burgh meinentwegen fogleich gefchrieben. Da nun vor fur: zem der Cornets-Platz ben der Garde zu Pferde vacant geworden ift, ſo hat der Herr General:Gonverneur fogleich, ohne daß ich nörhig gehabt, darum zu bitten, reſolvirt, mir folchen zu Heben. Es haben fo viele Officiers darum angehalten, "und ich habe dies fen Poften bekommen, ohne einmal zu wiſſen, daß er vacant geweſen ift, Wie konnte ich es mir auch einfallen laſſen, unter die Cavallerie zu fomz men, da ich niemals darunter gedient, Auszüge einiger Briefe 200 Jetzt mag ich wohl mit Rabener für gen: Wem Gott ein Amir giebt, dem „giebt: er auch Verſtand. Das Schickſal fpielt mir mir recht: wunz derlich. alone! J—— Den zten April des Morgens um 6 Uhr hatte ich ſchon einen Hellebar⸗ dier im Haufe, durch den mich der Herr General: Gonverneur wiſſen ließ, daß ich mich bereit halten mögte, ‚mit dem Oftindifhen Schiffe Walche⸗ ven nad Samarang zu geben, wor⸗ auf ich fogkeich von dem Heren Ges neral» Gouverneur ſowohl, als auch von den Herren Rätben von Indien Abſchied nahm. Wie ich zu dem wuͤrdigen Greiſe/ Petrus Albertus von der Parra, kam / ſo fagte er mir, daß er mich darum avertiren laſſen, weil er geglaubt haͤtte, daß es mir an⸗ genehm ſeyn wuͤrde, die Zeit meiner Ab⸗ reife einige Tage vorher zu mwiffen, um _ meine Sachen darnach zu reguliten. Iſt das nicht eine große Attention von ei⸗ nem fo großen Heren, ‚der beftändig mit fo vielen wichtigen Sachen: bes. ſchaͤftigt iſ. Ich bin aufs empfinde lichte gerühre worden, wie ich Ab; fchied von ihn nahm, denn er iſt die Gütigkeit und Menfchentiebe felbft, und im eigentlichen Berftande ein rech⸗ ter ehrlicher Mann, Der Herr Tomaſſen, Secretair der hohen Regierung, meynt es doch fehr gut mit mir. Er fchrieb mir, diefen Morgen ein kleines Billet, worin er mich erfuchte, -diefen Abend bey ihm zujubringen, ich mögte ja kommen,’ under wolle. mie um 6 Uhr feinem Wagen 201 Wagen ſenden. Wie ich zu ihm fan, ſagte er mir, daß ſich der Edle Her Remp nebſt feiner Gemahtin, Bey ihm melden laſſen, er habe mich zu dem Ende gebeten, um mich mit ihnen bekannt zu machen, weil der Herr Gou⸗ verneur von der Burgh mir einer leiblichen Tochter von dem Edlen Herrn Romp vermaͤhlt iſt. Dieſe Befanut: ſchaſt iſt mir von ſehr großen Nutzen geweſen, denn der, Edle Herr Romp bat mich erſucht, noch vor meiner Ein: ſchiffung zu ihm zu kommen, er wolle mir einen Brief an feinen Schwieger- fohn, den Herrn von der Burgh mit: geben. Daß dieſer Brief nicht ohne Mutzen ſey, koͤngen Sie daraus ur theilem weil der Herr von der Burgh ſein Gluͤck, daß er Gouverneur. von Java geworden ift, befonders dem Edten Herrn Romp mit zu danfen hat. Bey dieſer Gelegenheit muß ic) Ihnen doch auch fchreiben, was für Eeremonien hier gemacht werden, wenn ein Edler Herr, oder welches einerley ift, ein Rarh von Indien, mir in der Geſellſchaft if. Es ift hier der Gebrauch, daß man, wenn man bey jemanden zum Eſſen oder des Abends auf ein Pfeifchen: genoͤthigt iſt, ſo bald man ins Haus trit, gleich ſei⸗ nen Rock auszieht. Wenn aber ein Rath von Indien in der Geſellſchaft erwartet wird, ſo bleibt der Wirth ſowobhl, als auch die Gäfte fo lange gekleidet, bis er angefahren kommt, denn er geht niemals en Vifire zu Fuß. Dann zieht er erftlich ganz allein den * aus‘, darauf ſagt er zu dem von dem: Cap der guten Hofnung sc. 202 Wirth und übrigen Gaͤſten ſie mögs tem: ſich gleichfalls icommesde machen, worauf fie alle die Roͤcke ablegen. Man teägt dieſerhalb allezeit Ermeln im Camiſol. Selbſt bey dem Heren General Gouverneur zieht man, wenn man. als. Gaft bey ihm ift, den Neck aus, Ehe man fich miederfeßf, find die Stühle fchon alle fo rangiert, wie fie Neben’ muͤſſen. Auf einem etwas erbabenern Stuhl, wie die andern, fißt der Rath von Indien oben en, und die Gaͤſte nebſt dem Wirthe rangir ren ſich nach ihrem Range in wey Rei⸗ ben; fo daß fie mit dem Edlen Herrn ein Quarre long. formiren. Neben ihn darf Nirmand figen, das wäre gegen die Kleiderordnung ; es müßte denn auch ein Rarh son Indien ſeyn. So bald die Gefellfehaft ſich niederges feßt bat; wird erfilich dem Edlen Herrn allein, jedoch von einem Sflaven, eis ne: Pfeife: präfentirt ‚ denn Europäer warten, vainferer Nation zu Ehren; niemals auf. So bald. er ſolche ans gezuͤndet, wird den uͤbrigen Gaͤſten auch Toback präͤſentirt. Eben fo geht es auch mit dem Wein und Bier, und es wird bey jedem Glaſe, es mag Wein’ oder Bier ſeyn, allzeit eine Geſundheit getrunken, welche der Wirth ausbringt. Die erſte Geſund⸗ heit iſt allzeit: een Glaafle voor den Dorft, und die zweyte: 1’ Smhaklig; Peipchen. "Die übrigen find willkuͤr⸗ lich.» Solche abindliche Zufammenz fünfte dauren-afizeit von 6 bis 9 Uhr, unter welcher Zeitinichts gethan wird, wiesgeraucht, getrunken und geſpro⸗ N3 chen. 2907 bierin die. halbe Urfache, weswegen der braune Kohl bier ſo gut geraͤth und. unveränderlich gut bleibe, ohne daß man nörhig hätte, den Saamen zu veraͤndern. Sch will erzählen, "wie cs die Dardewifer machen, nach⸗ dem ih noch zuvor geſagt habe, daß diel biefigen Gärten größtentheils eis nen fandigen Boden, und im Grun: de warmes Quellmafler haben, das mit der Jlmenau in Verbindung fer bet, und mir dem Waſſer Die“ Fluſ⸗ ſes ſteigt und fällt. T Sm Herbſt werden Diejenigen Fel— der, auf welchen im künftigen Sabre gelbe. Wurzeln oder Carotten gebanet werden follen, mit langen Kuhmiſt ſeht veichlich bedeeft. "So bald die Erde aufgeher , wird das Land gegra: ben, und der Dünger untergegraben, und e8 aefchieher die Nusfaat. Der größefte" Theil derſelben iſt Carotten⸗ oder gelber Wurzeln: Saamen, Un: ter denfelben wird Zipollen: Peterfi: lienwurzelns und brauner Robl Sant nad) Belieben gemifcht: obgleich Dies Verfahren wider die Grundſaͤtze der Gaͤrtenkunſt zu ſeyn ſcheint, fo wiſ⸗ ſen doch die Bardewiker daraus große Vortheile zu ziehen. Aus den dick ſtehenden gelben Wurzeln ziehen ſie zuerſt die beſten aus und bringen ſie in die umliegende Staͤdte. Mit dies fen Aus ziehen fahren fie, viele Wochen lang fort, Bis jede Caroite Raum 9 Bardewik den 26" Jau. 1780. Nachricht vom niedrigen und krauſen braunen; Kohl. 208 nug bat, voͤllig auszuwachſen: und indem ſie zu dieſem Endzweck die Wur⸗ zeln nach und nach duͤnner machen, ſo jäten ſie nicht nur das Unkraut zugleich aus, fondern ziehen auch, was an Kohl Zipollen; und Peterfilienpflans zen. überflüßig ift, nach und nad) weg, fo daß fie die vollfommenften ftehen laffen. Wenn der Kohl nun 6 bis 8. Blätter bat, faßen fie ihn oben mit der Hand feft, und fchneiden ihn obers halb dem Herzpolliab;, welcher unver⸗ legt bleiben muß, Hiermir fahren fie fort bis Bartholomaͤi. Nachher wird er nicht mehr gefchnitten, fondern die gelben und rothen Blätter werden ihm nur genommen, Im Auguft werden die Zipollen ausgeboben, Um und nah Michaelis die Carotten und zur legt die Peterſilienwurzeln. Nachdem diefe dreyfache Ernte vorbergegangen ift, bleibt der Kohl allein fteben, und breitet fich fo fehr aus, daß das ganze Feld damit ‚bedeckt wird, und man glauben follte, e8 ſey michts als brau⸗ ner Kohl darauf gebauet. Diefe Art des Koblbauens gefchiebet alfo ohne Berpflanzung. Verpflanzet man ir fo wird er auch ſehr gut, bleibt aber im Wachsthum immer etwas zuruͤck, und breitet fich wicht ſo ſehr aus, auch haͤlt man dafür, daß der von verpflangs tem Kohl gezogene Saame, nicht, fo su un als. der vom URPFEHRNBNI ii) Bundy ; Sried, Cont Schule, if Canonicus und * RED ' aa u Ne Donner Magazin, 1 Ates Stuͤck. Freytag, den 18ten Februar 1780. Verſuch eineg DVerzeichniffes der um Hannover wild wachfenden Pflanzen. Feci quod potui, — peragravi, & indi genas Stirpes eollegi, examinavi, difpofui, minus tamen feliciter ac illi, qui folı Herbarum ftudio dediti, Prineipum muni- ficentia, publicis Hortis, Bibliothecis, Amicis adjuti Floras evulgant. m Ds babe die Sonntage der drey $ letztern Sommer, der Betrach: tung Gottes im Pflanzenreiche gewidmet, und zu meinem Vergnügen, in diefen, von vielen Menfchen zum Faullenzen oder Ausfchweifen ange: wandten Stunden, die um Hannover gelegenen Aecker, Wiefen, Wälder, Hei: den, Moore und Berge, kurzum Als les, wo ich vermuthete für mich etwas Ungenehmes zu finden, befehen und durchgeſuchet. Ich bemerkte bald, daß, ohngeacht ich ein Fremdling in dieſer Gegend war, ſich dennoch die hieſige Flora gegen mich guͤnſtig, ja recht freundſchaftlich bes zeigte, denn meine Goͤttin ließ mich in Purzer Zeit fo viel Schönes fehen, daß ich befürchtete nicht alles in meinem Gedächtnifje behalten zu Fönnen, und mich deswegen entfchließen mußte, das Merkwürdigfte davon, durch die Feder Scopol, 3 E33 ; meiner Bergeßfichfeit zu entreißen und zu meinem Fünftigen Gebrauch aufzu⸗ zeichnen. Ein guter Freund, welcher diefe Aufs fäße bey mir von ohngefaͤhr zn Geſichte bekam, bat mich aus diefen Papieren einen Eleinen Auszug zu machen, oder doch wenigftens, den Liebhabern der Pflanzenfunde, nur ein Verzeichniß, der um feine Vaterſtadt von mir ges fundenen Pflanzen, durch den Abdruck mitzutheilen. Ich verfprach meinem Freunde diefes Teßtere Anfuchen in Erz füllung zu bringen, und liefere nun alfo bier in diefen Blättern, was derfelbe von mir begehrte. Man wird ohne mein Erinnern fe ben, daß ich in dieſem Verzeichniſſe, der Ordnung meines ehemaligen Leh⸗ vers von Linnee gefolget bin, auch dies⸗ mal nur diejenigen Planen, welche von ihn in feinen Schriften aufgenom: O men 211 men worden, angefuͤhret habe. Alle hieſigen Gewaͤchſe alſo, die bey Linnee nicht ſtehen, und theils bey andern Bo⸗ taniſten ſchon zu finden, zum Theil auch wohl ganz neu find, habe ich für diefes mal noch ausgelaffen, behalte mir aber vor, folche künftig ebenfalls anzuzeigen. Bon einigen Arten habe ich auch die hier wachfenden Scheinarten, Halbar: ten oder Subfpecies angefuͤhrt, wenn fich fotche nemlich bey Linnee angezeigt gefunden. Ich habe folche, gleich den Arten, mit deffen Trivialnamen be: merft, und wo zu diefen noch Feine kin: neeifchen eriftirten , bin ich fo fren ge: wefen, einige zu verfertinen, und folche mit den griechischen Buchftaben ju ver: tanfchen. Hoffentlich babe ich diefe fo gemacht, daß jeder, auch ohne Defini: tion, mich verſtehen, und wiffen mird, was für eine Pflanze ich damit gemey: net babe, wenigſtens duͤnkt mich, daß folche zum täglichen Gebrauch beffer als jene Zeichen feyn werden, Wenn ich einmal meinen Pirytopinar inne anus abdrucfen laffe, fo werde ich fus n, alle die von mir gefehenen Linneei⸗ en Subfpecies, fo gut mir möglich, zu definiren, auf die Weife, wie Linnee folches fchon felbft bey einigen Pflan: jen, z. B. Mnium Serpy!lifolium und mehreren gethan, und damit den rühm: lichen Anfang gemacht bat. Gerne würde ich auch die hier mach fenden VBarieräten oder Spielarten an: gereigt haben, da aber diefes nicht ohne MWeitläuftigkeit gefcheben konnte, fo mußte ich ſolche für dieſes mal noch weglaſſen. Verſuch eines Verzeichniſſes 212 Eben dieſes iſt auch die Urſache, daß die, ben jeder hier gefündenen Pflanze von mir bemerkte Wachsrhumeftelle, unangezeigt gelaffen habe, fo gerne ich ſolche auch aus meinem Aufſatz abges ſchrieben und mirgerbeilt haͤtte. Anfangs war ih noch Willens No- mina pharmaceutica und aeconomica beuzufügen , da ich aber bedachte, daß allen unfern wahren und rechtfchaffes nen Upothefern, Gärtnern und Land⸗ wirthen, die tinneeiichen Trivialnamen eben fo befannt als ihre Ufualnamen find, fo habe ich auch diefes unterlaffen, Meine Ereurfionen babe ich nicht weiter als drey Meilen von hirfiger Stadt ausgedehnet, welchen Weg ein tiebhaber der Botanik, in einem Tag, bequem und mit Beranügen, bin und twieder geben Fan. Wenn alfo diefes Verzeichniß nicht die Pflanzenmenge von Floren großer Länder enthält, fo wird man fich darüber nicht zu vers wundern haben. Sollte ich in das Künftigebier noch einige Pflanzen finden, welche ich in diefem Verſuche vergeffen babe anzus führen, oder die ich aus Mangel der Zeit bisher um Hannover noch nicht angetroffen habe, fondern ben genaues rer Unterfuchung erft entdecken werde, deren Anzahl vermuthlich nicht geringe ift, fo will ich foiche jährlich in einem Bentrage nachholen, und in dieſem Magazin befannt machen. Denjenigen, welche nach mir einmal diefe göttlichen Gefilde durchwandern, um aus den fhönen Werken des all: mächtigen Schöpfers, dieſen großen Baur 213 ich bisher in diefer Beſchaͤftigung ge turliebhabern beſtens empfehle. —F der um Hannover wild wachſenden Pflanzen. Baumeiſter und Kuͤnſtler ſelbſt kennen funden und genoſſen habe, Womit ih zu lernen, denen wuͤnſche ich eben das denn mic) und meine vegetabilifchen Vergnügen, eben die Zufriedenheit, die KHannoveranerinnen allen hiefigen Nas Monandria. Monogynia, Hippuris Vu'garis, Monandria. Digynia. Gallitriche Verna. — Autumnalis. Diandria. Monogynia. Circæa Lutetiana. — Alpina. Veronica Ofhicinalis. — Serpyllifolia. — Beccabunga. — Anagallis, — Scutellata. — Teucrium. — Montana. — Chamædrys. — Agreſtis. — Arvenſis. — Hederæfolia. — Triphylla. — Verna. Gratiola Offcinalis. Utricularia Vulgaris major. — — minor. — Minor. Verbena Offcinalis. Lycopus Europzus. Diandria.-. Digynia. Anthoxanthum Odoratum. Triandria. Monogynia. Valeriana Dioica. = Offcinalis. Beh, Locufta olitoria. Iris Pfeudacorus. Schoenus Cyperus Scirpus 214 Fuflcus. Compreflus. Albus. Flavefcens. Fufcus. - Paluftris. Cefpitofus. Acicularis. Fluitans. Lacuftris. Setaceus. Maritimus. Sylvaticus. Eriophorum Vaginatum. Nardus Triandria. Phalaris Panicum Phleum’ Alopecurus Milium Agroflis 22 Polyftachyon. Stricta. Digynia. Arundinacea. Verticillatum. Glaucum. Viride, Crus Galli Sanguinale. Pratenſe. Nodoſum. Pratenſis. Agreſtis. Geniculatus. Eſſuſum. Spica Venti. Arundinacea. Canina. Stolonifera. breviariftat. longiarikar. B Agro- Aquatica Verſuch eines Verzeichniſſes Capillaris. biflora. wi multiflora, Cefpitofa. Flexuoßfa. Montana, Canefcens, Pr&cox. Caryophyllen. Nutans Exrulea. Aquarica. Trivialis. Anguttifolia. Pratenfis. Annmun. Compreſſa. Nemoralis. Criſtata. Media. Glomerata. biflora. uniflora. ‚Criftatus. ⸗ Ovina. Rubra. Duriufcula. Myurus. Decumbens. Elatior. Fluitens. Secalinus» Mollis. Inermis, Afper. Sterilis- Arvenlis. Tectorum. Giganteus. Triflorus. 216 Bromus Pismmatus, Avena Elatior. nase — Fatuo. — Pubefcens. Se Flavefcens.. Arunde Phragmites. — Epigejos. en Calamagroſtis. Lolium Perenne. — Temulentum. Elymus Caninus. er Europzus. — Hordeum Murinum macroftach. — — microftach. Triticum Repens. Triandria. Trigynid. Montia Fontana, Holofteum Umbellatum, Tetrandria. Monogynia, Dipfacus Fullonum fylveftris. — Piloſus. Scabioſa Succifa. — Arvenſis. — Columbaria. Sherardia Arvenfis. Afperula Odorata. Galium Paluftre, — Uliginoſum. — Verum. — Mollugo. — Sylvaticum. — Boreale. — Aparine. Plantogo Major. Li — Media. — Lanceolata. Centunculus Minimus. Sanguiforba Oflicinalis. Cornus Sanguinea. Enar- zı7 der um Sannever wild wachfenden Pflamen. 218 Iſpardia Paluſtris. Campanula Rotundifolia.' Alchemilla Vulgaris. — Rapunculus. Tetrandria. Digyniq. — Perficifolia. Aphanes . Arvenfis. — Rapunculoides. Cuſcuta Europæa. — Trachelium. — Epithymum. — Olomerata. Tetrandria. Tetragynta. Phyteuma Spicara. llex Amuifolium. Samolus Valerandi. Potamogeton Natans. Lonicera Periclymenum, — Perfoliatum. — Xylofteum. — Lucens. Verbaſcum Thapſus. — Criſpum. — Nigrum. — Grammeum- Datura Stramonium. — Marinum. HEyoſcyamus Niger. — Puſillum. Atropa Belladonna. Sagina Procumbens. Solanum Dulcamara. Pentandria. Monogysia. — Nigrum vulgatum. - Myofotis Scorpioides arvenfis. — — villoſum. en paluſtris. Rhamnus Cathartieus. Lithoſpermum Ofheinale. — Frangula. — Arvenſe. Evonymus Europæus temuifolius — Purpurocerul, Ribes. Nigrum vulgare. Anchufa Officinalis. — Uva Criſpa. Cynogloſſum Officinale. Hedera Helix. ‚Pulmonaria Offeinalis, Hlecebrum Verticillatum. Symphytum Offreinale, Glaux Maritima. 2 Afperugo Procumbens. Vinca Minor. Lycopfis _ Arvenfis. Pentandria. Dieynia. Echum Vulgare- Afclepias Vincetoxicum- Primula Veris officinalis, Herniaria Glabra, _ — elatior, Chenopodium Bonus Heur- Menyanthes Trifoliata, — Urbicum. Hottonia Paluſtris. — Rubrum. — machia Vulgaris. — Murale. — Nemorum — Album. — Nummularia. — Viride, Anagallii Arvenfis. Hybridum, * Convolvulus Arvenfis. — Glaucum. — Sepium. — Polyfpermum, 3 Ulmus 219 Verſuch eines Verzeichniſſes Ulmus Campeſtris. Gentiana Pheumonanthe. — Centaurium procerius. — Amarella. — Campeſtris. — Ciliata. — Cruciata. — Filiformis. Hydrocotyle Vulgaris. Sanicula Luropæa. Tordylium Anthriſcus. Daucus Carota. Conium Maculatum. Selinun Paluftre, — Carvifolia. Peucedanum Silaus. Heracleum Sphondylium. Angelica Sylveitris. Sium Latifolium. — nguftifolium. Sifon Inundatum. Oenanthe Fiftulofa. Phellandrium Aquaticum. Cicuta Virofa, Aethufa Cynapium. Scandıx Pedten. Cherophylium Sy!veftre. — Bulbofum. —— Temulum. Seſeli Annuum. Paftinaca Sativa. Carum Carvi. Pimpinella Saxifraga mn Magna. Apium® Graveolens, Aegopodium Podagraria. — putnilum. poteriitolia. ſelinifolia. 220 Pentandria. Trigynia. Viburnum Opulus. Sambucus Ebulus. » ER us Nigra vulgaris, _ Pur Racemoſa. Corrigiola Littoralis. Alſine Media. Pentandria. Tetragynia. Parnaflia Paluſtris. Pentandria. Pentagynia. Statice Armeria major. Linum Catharticum. — Radiola. Droſera Rotundifolia. — Longifolia. Pentandria. Polygynia. Myofurus Minimus. Hexandria. Monogynia. Leucojum Vernum. r * Allium Scorodoprafum. — Vineale. — Oleraceum. — Urſinum. Lilium Martagon. Ornithogalum Luteum. — Minimum. Convallaria Majalis. dt Multiflora. — Bitolia. Acorus Calamus vulgaris. Iuncus Conglomeratus. — Eflufus. — Filiformis. — Squarrofus. — Articulatus aquaticus. — — fylvaticus. — Bulboſus. — Bufonius. — Piloſus. Iuncus 228 Zuncus Peplis Hexandria, Rumex Triglochin Hexandria. Alilma Heptandria. Trientalis OFandrra, Oenothera Epilobium Bene Vaccinium Erica. Daph O4 de . Polygonum SEE der um Hannover wild wachfenden Pflanzen. Niveus. Campeftri:. Portala. Trigynta. Critpus. Maritimus. . Acutus. Obtufifolius. Aquaticus. Acetofa Acetofella. Paluftre. Polygynia, Plantago latifolia. Ranunculoides. Monogynia. Europa. Monogynia. Biennis! Anguftifolium. Hirfurum grandiflorum. — parviflorum. Montanum. Tetragonum. Paluftre. Myrtillus. Uliginolum. Vitis Idea. Oxycoccos, Vulgaris. Tetcalix. Mezereum, Trigynia. Biftorra. Amphibium aquaticum, terreftre. pratenfis. \ Hydropiper. Perficaria. Aviculare Iatifolium, * 222 Polygonum Aviculare angufifolium. — Convolvulus. — Dumetorum. Octandria. Tetragynia. Paris Quadrifolia. Adoxa Mofchatellina. Enneandria Hexagynia. Butomus Umbellatus. Decandria. Monogynia, Monotropa Hypopitys. Andromeda Polifolia. %* Pyrola Minor. — Secunda. Decandria. Digynia. Chryfofplen. Alternifolium. — Oppoſitifolium. Saxifraga Tridadylites. Scleranthus Annuus. — Perennis. Gypfophila Miralis. Sanonaria Ofheinalis. Dianthus Armeria. — Deltoides. Decandria. Trigynia. Cucubalus Behen. Silene Nutans. Stellaria Nemorum. — Holvftea. — Graminea arvenfis. zu paluftris. — — fontana. Arenaria Trinervia. — Serpyllifolia. — Rubra campeſtris. — — marina. Decandria. Pentacyniq. Sedum Telephium album. — Reflexum. — Album. Sedum Sedum Acre, Oxalis Acetofella. Agroftemma Githago. Lychnis Flos Cuculi. — Dioica. Ceraftium Vulgatum. Vifcofum. — Semidecandrum. — Arvenfe. — Aquaticum. Spergula Arvenſis. — Pentandra. u Nodofa. Dodecandria. Monogynia. Afarum Europxum. Lythrum _Salicaria. _ Hyflopifolia. Dodecandria. Digynia. Agrimonia Eupatoria. Dodecandrıa. Trigynia. Refeda Luteola. Euphorbia Peplus. — Exigua acuta. — Heliofcopia. — Eſula. Icofandria. Monogynia. Prunus Padus. — Avium. — Spinoſa. Icoſandria Dieynia. Cratzgus Oxyacantha. Icoſundria. Trigynia. Sorbus Aucuparia. Icoſandria. Pentagynia. Pyrus Communis pyraſter. — Malus fylveftris. Spiræa Filipendula. — Ulmaria. N 223 Verſuch eines Verzeichniſſes der um Hannover x, 224 Icofandria. Polygynia. Rofa Villofa, : — Canina. Rubus Idæus. — Cæſius. - — Fruticoſus. Fragaria Veſca ſylveſtris. — Sterilis. Potentilla Anſerina. — Argentea. — Verna. — Reptans. Tormentilla Eredta. Ava Reptans. , Geum Urbanum. wu Rivale. x Comarum Paluftre. Polyandria. Monogynia. Actæea Spicata nigra, Chelidonium Majus. Papaver Argemone. — Rhoeas. — Dubium. Nymphæa Lutea. — Alba. Tilia Europza _ parvifolia. Ciftus Helianthemum. Polyandria. Trigynia, Delphinium Confolida, Aconitum - Lycodonum. Polyandria. Pentagynia. Nigella Arvenſis. Polyandria. Polygynia. ” Anemone Hepatica. _ — Nemorola, — Ranunculoides,, Clematis Vitalba, Thalictrum Flavum vulgare. Der Schluß folge kuͤnftig. _ 225 ya Hannoveriihes Mogazit. iss Stüd, Montag, den 2ıfa Februar 1780, Schluß des Verſuches eines Verzeichniſſes der um Hannover wild wachſenden Pflanzen. Adi Aettivalis. Ranunculus Flammula. J Caltha Didynamia. Ajuga Teucrium Nepeta Mentha Glecoma Lingua. Ficaria. Auricomus. Sceleratus. Bulbofus. Repens. Polyanthemus. Acris. Lanuginofus. Arvenfis. Hederaceus, Aquatilis diverfifolius. — abrotanifol. — peucedanifol. Paluſtris. Gymnoſperm. Genevenſis. Reptans. Scorodonia, Scordium. Cataria· Sylveſtris. Birſuta. Aquatica. Arvenſis. Lamium Maculatum. — Album. — Purpureum. — Amplexicaule, Galeopfis Ladanum auguftifol. au — latifolium, — Tetrahit parviflor. — — grandiflor. — Galeobdolon. Betonica Oflicinalis. Stachys Sylvatica. — Paluſtris. — Red, — Arvenſis. Ballota Nigra. Marrubium Vulpare, Leonurus LCardiaca, — Marrubiafteum. Clinopodium Vulgare. Origanum Vulgare. ‘Thymus Serpyllum. — Acinos. Scutellaria Galericulata. Prunella Vulgaris parviflora. — — grandiflora. Didynamia. Angiofpermia. ' Rhinanthus CrifaGalli humilior. Hederacea, x er — elatior. P Euphra- 227 —— 1a Verſuch eines Verzeichniſſes Melampyrum Criſtatum. — Lathrxa Ofhci al "major. " minor. — Arvenſe. Nemoroſum. Pratenſe. Squamaria. Pedicularis Paluftris. — Sylvatica. hie Elatine. — Spurium. en Arvenfe. — Minus. — Linaria, an ‚Majus. — Orontium. Scrophularia Nodoſa. — Aquatica. Limofella Aquatica. Tetradynamia. Stliculofa. Myagrum Sativum. — Paniculatum. Draba Verna. Thlafpr Arvenfe. — BurfaPaftoris pinnatifolia. — — integrifolia. Cochlearia Coronopus. Armoracia. Iberis ‚»Nudicaulis. Alyflum - Tncanum. Lunaria ° Rediviva. Tetradynamia. ‚Siliquofa- Dentaria Bulbifera. Cardamine Impatiens. ‚Kre Hirfura- — Pratenſis. — Amara. F Sifymbrium Naſturtium. — — Sylyeftre, ‚228 Slymbeing Amphibium paluftre. Eryfinum Arabis Turritis Sinapis Raphanus m.__ Sophia. Ofhcinale. Barbarea. Alliaria. Cheiranthoides. Thaliana. Glabra. agquaticum, ‘ terreftre, ' Arvenfis. Alba. Nigra, Raphaniftrum. Monadelphia. Decandria. Geranium Cicutarium. Sylvaticum. Pratenfe. Robertianum, Molle. Columbinum. Diſſedum. Rotundifolium. Monadelphia. Polyandıria. Malva Diadelphia. Fumaria Diadelphia. Polygala Diadelphia. Spartium Genifta ‘ Ononis Anthyllis Rotundifolia. Sylveftris. Alcea. Hexandria. Bulboß Offcinalis. ctandria. Vulgaris. ———— Decandria. Scoparium. Tindoria. Pilofa. Germanica. Arvenfis Vulnsraria, fpinofa. Orobus “ 229 der um Hannover wild wachſenden Pflanzen. 230 Orobus Vernus. — Tuberoſus. — Niger. Lathyrus Tuberoſus. — Pratenſis. — Sylveſtris. Vicia Sylvatica. — Cracca. — Sıtiva nigra, — depium. Ervum Tetrafpermum. Hirfütum. — Perpuſillus. Hippocrepis Comoſa. Aſtragalus Glycyphyllus. Trifolium Melilot. Ofhic. — Hybridum. — Repens. — Pratenſe. — . Alpeftre. — Arvenſe. — Fragiferum. — Montanum. — Agrarium. — Procumbens. — Filiforme. Lotus Corniculatus minor. — — major. Medicago Falcata. — Lupulina. Polyadelphia. Polyandria. Hypericum Quadrangulare. — Perforatum. — Humifufum. ER Montanum. En Hirfutum. — Pulchrum. Syngeneſia. Polyg. Aequal. Tragopogon Pr: atenfe. Picris Hierativides, Sonchus Paluſtris. — Arvenſis. — Oleraceus lævis. — — afper. Laduca Scariola. Chondrilla Juncea. Prenanthes Muralis. Leontodon Taraxacum. — Autumnale. — Hiſpidum. Hieracium Pilofella. — Dubium. — Auricula. — Murorum. pr Paludofum. — Sabaudum. — Umbellatum. Crepis Tedorum. — Biennis. Hyoferis Minima. Hypocheris Glabra. — Radicata. Lapſana Communis. Cichorium Intybus. Arctium Lappa. Serratula Tindoria. — Arvenſis. Carduus Lanceolatus. — Nutans. — Acanthoides. — xilpus. — Paluftris. — Acaulis. Cnicus Oleraceus. Onopordon Acanthium. Carlina Vulgaris. Bidens Tripartitas — Cernua. Eupatorium Cannabinum. Syngenefia, Polyg. Superſi. P 2 Tana- 231 Verſuch eines Verzeichniffes 232 Tanscetum Vulgare Artemifia Campeſtris. — Abfinthium. — Vulgaris &naphalium Arenarium. 2 Dioicun.. — Sylvaticum. — Uliginofum. Conyza , Squarrofa. Erigeron Canadenfe. — Acre. Tuffilago Farfara. — Petaſites. Senecio Vulgaris, Bun Vifcofus. — Sylvaticus. — Erucifolius. — Jacobæa. — Paludoſus. — Sarracenicus, Solidago Virgaurea, Cineraria Paluftris. Inula Heleniunı. — Britannica. — Dyſenterica. — Pulicaria. — Salicina. Arnica Montana Bellis Perennis. Chryfänthem, Leucanthem. — Inodorum. — Corymboſum. — Segetum. Matricaria Parthenium. — Chamomilla. Anthemis Arxvenlis. — Cotula. Achillea ptarmica. — Millefolium. Syngenefia. Polyg. Fruftr. pratenfis. Syngenefia. planifolium. Coreopfis Centaurea Filago Viola Impatiens Gynandria. Orchis Serapias — — — Bidens. Cyanus. Scabiofa, * Jacea. Calcitrapa. Polyg. Necef]. > Germanica. < Montana. v0 Arvenfis. Syngenefta. Jafione Monogamia, Montana. Hırta. Paluftris. Odorara. Canina. Mirabilis. Tricolor ereda. — procumbens. Nolitangere. Diandria. Bifolia. Pyramidalis. Morio, Mafcula. Militaris major, Lacifolia. Incarnata. Maculara. Gonopfea, Nidus Avis. Spiralis. Ovata, Paludofa. Monorchis. Infedifera _ myodes. Latifolia. Longifolia. Grandiflora enſifolia. — lancifolia. Rubra. * Cypri- 233 der um Hannover wild wachfenden Pflanzen. 234 Eypripedium Calceolus. Xanthium Strumatiim, Gynandria. Hexandria. Amaranthus Blitum. -Ariftolochia Clematitis. Monacia. Polyandria, Gynundria. FPolyandria. Ceratophylium Demerfum. Arum. - Macularum. Myriophylium Spicatum. Calla Paluftris. = Vertieillatum. Monecia. Monandria Sagitraria Sagitrifolia. Zann:chellia Paluitris. } Poterium Sanguiforba. Chara Vulgaris. Quercus Robur longipedunc, — Flexilis. = == brevipedunc. Monecia. Diandria. Fagus Sylvatica. Lemna Trifulca. Carpinus Berulus. — Minor. Corylus Avellana ſylveſtris. — Gibba. Monavia. Monadelphia. — Polyrhiza. Pinus Sylveſtris. Monecia. Triandria. — Abies. T;pha Latifolia Monecia. _Syngenefia. — Anguttifolia. Bryonia Alba. Sparganium EreStum. Diecia. Diandria. Carex Pulicaris. Salix Triandra. — Arenaria. — Pentandra. — Leporina. — Virellina. — Vulpina. — Fragilis. — Muricata. — Purpurea. — Remota. — Fuſca. — Elongata. — Caprea. — Caneſcens. — Viminalis. — Paniculata. — Alba. — Flava. Diecia. Tetrandria. - Digituta. Viſcum Album. — Montana. Diccia. Pentandria. — Palleſcens. Humulus Lupulus. — Pänicea. Diecia. Odandria. — Pfeudocyperus Populus Tremula. — Ceſpitoſa. — Nigra. — Diſtans. Diccia. Enneandria. — Acuta nigra. Mercurialis Perennis, — — ruffa. — Annua. — Veficatia ſubfuſca. Hydrocharis Morfus Ranæ. — — ſylvatica. Diecia. Monadelpbia. — — flaveſcens. Juniperus Communis. — Hirta. Polygamia. Monæœcia. Monccia. Tetrandria. Holcus Mollis. Littorella Lacuftris, — Lanatus. Betula Alba. Valantia Cruciata. — Alnus glutinoſa. Parietaria Offcinalis. Urtica Urens. Atriplex Haſtata. — Dioica. — Patula. Monœæcia. Pentandria. Acer Pfeudoplatanus: P3 Acer 235 Verſuch eines Verzeichniſſes 236 Acer Platanoides, Mnium Paluftre. 3 E — Campeſtte. — Hygrometricum. Polygamia. Diecia. — Purpureum. Fraxinus bxcelſior. — Setaceum. Cryptogamia. Filices. — Cirrhatum. Equiſetum Sylvaticum. — Annotinum. — Arvenſe. — Hornum. — Paluftre. — Capillare. — Fluviatile. — Crudum. — Limoſum. — Pyriforme. — Hyemale. — —— rotundifruct. Ophiogloſſam Vulgatum. — longifruct. Oimunda Lunana. — —— punctatum. — Regalis. * — cuſpidatum. — Spicant. — — proliferum. Pteris Aquilina. — — undulatum. Aſplenium Scolopendrium officinale. — Triquetrum. — Trichomanes. — Trichomanis. — Ruta Muraria. Bryum Apocarpum virens. ‚. Polypodium Vulgare, — — incanum.. — Phegopteris. — Striatum ithyphylium, Br Criftatum. — — ulophyllum. — Filix Mas. — Pomiforme. — Filix Femina. — Pyriforme. — Thelypteris. — Extinctorium minus. — Aculéatum. — Subulatum. — Fragile. — Rurale. — Dryopteris. — Murale. Pilularia Globulifera — Scoparium, Cryptogamia. Mufei. — Undulatum. Lycopodium Clavatum. — Glaucum. — Inundatum. — Imberbe. — Selago. — Unguiculatum. — Annotinum. J Flexuoſum. Sphagnum Paluftre cymbifolium. — Heteromallum. wur — capillifolium. — Tortuofum. Phafcum Acaulon majus. — Truncatulum. = - minus. — Viridulum. — Subulatum. — Paludoſum. Fontinalis Antipyretica. — Hypnoides. Buxbaumia Aphylla. — Aeſtivum. Splachnum Ampullaceum. — Trichodes, Polytrichum Commune jueczfolium., — Argenteum. — — juniperifol. — Pulvinatum. — — piloſum. — Ceſpiticium. — Urnigerum. — Simplex. Mnium Pellucidum. Hypnum Taxifolium. — Androgynum — Denticulatum. —— Fontanum, — Bryoides. Hypnum 237 Hypnum 8 der um Hannover wild wachſenden Pflanzen. "238 Adianthoides, Complanatum acuminatum, _ obtufum. Lucens. * Undulatum, Crifpum. Triquetrum, Rutabulum. Filicinum. Proliferum. Parietinum. Prelongum. | Crifta Caftrenfis. Abietinum. Cuprefliforme. Aduncum. Scorpioides. Viticulofum. Squarrofum. Loreum. Dendroides. Alopecurum, Curtipendulum, Purum. Riparium. Cufpidatum, Sericeum. Velutinum. Serpens. Sciuroides. Myofuroides. Cryptogamia. Alge. Jungermannia Afplenioides major. BIITLILERSITTERN — minor. Polyanthos. Lanceolata. Bidentata. Bicufpidatar Undulara, Nemorea- Albicans. Trilobata, Reptans. Complanata- Dilarara. TFamarifeifolis, Platypnylla. Trichophyli Epiphylis, Jungermannia Pinguis. — Multifida. — Furcata. — Pulſilla. Marchantia Polymorpha. — Hemiſphærica. — Conica. Blafıa Pufilla. Riccia - _ Criftallina, — Minima. — Glauca. — Fluitans. Anthoceros Levis. Lichen Scriptus. — Atrovirens. Byfloides. Pertufus. ° Rugofus. Fufcoater Calcarius. Ventofus. Fagineus. Carpineus. Ericetorum flipitattis. — ſeſſilis Candelarius. Tartareus. Pallefcens. Subfufeus. Parellus. Centrifugus, Saxatilis. 'Olivaceus, Crifpus. Parietinus, Phyfodes. Stellarıs. Ciliaris. Islandicus tenuiſſimus Pulmonarius. Furfuraceus. Farinaceus, Calicaris. Fraxineus, Prunaftri. Glaucus. Venofus, Aphtoſus. Caninus, RETTET IT PRTTPERRRELEFEP Lichen 239 Verſrſuch eines Werzeichnifes der um Hannover ıc, Lichen Tremella Ulva Conferva 8 401 Cryptogamia. Agaricus Sannover, ben 31% Decemb. 1779. Horizontalis. Coccıferus. Cornucopioides. Pyxidarus. Fimbriatus, Crocilis. Digitatus. Cornutus. Deformis. Rangiferinus alpeftcis. _ fylvaticus. Uncialis, Subulatus. Globiferus. Pafchalis. Plicatus. Jubatrus. Lanatus. Pubefcens. Chalybeiformis. Hirtus. Floridus. Juniperina. Noßtoc. Lichenoides. Purpurea. Inteßinalis, Rivularis. Fontinalis, Bullofa. Canalicularis. Amphibia. Gelatinofa major. _ miner. Capillaris. Glomeratas Septica. Phofphorea, Velutina. Aurea, Jolithus. Candelaris. Botryoides. Incana. La&tea. Fungi. Cantarellus. Agaricus BaRE'n. Boletus Hydnum Phallus Clathrus Helvella Periza — Clavaria Lycoperdon 240 Muſcarius. biperatus. Campeſtris. Fimetarius. Androlaceus, Quercinus. Betulinus. Alneus. Suberofus. Fometarius, Igniarius. Verlicolor. Perennis. Bovinus, Repandum. Impudicus Nudus, Mitra Pineti Lentifera, Cornucopioides. Cyathoides Scutellara. Auricula. Piftillaris mentzeliana. alba. — lutea. Ophiogloſſoides. Digitata. Hypoxylon. Coralloides. Faſtigiata Muſcoides. Tuber. Cervinum. Bovifta globiformis. — maxima. Cancellatum. Varioloſum. Truncatum. Epidendrum. Epiphyllum. Lichenoides. Embolus. Furfuraceus, Mucede. Viridefcens, Septicus. $. Ehrbart; 241 ne 2 | —X Magehin. 16tes Stuͤck. Freitag, den 25ten Februar 1780. Naturgeſchichte des Biebers. ren komt der menſchlichen Ein— ſicht keines ſo nahe, als der Bie⸗ ber. Man erſtauuet beim Anblicke ei⸗ nes Biebergebäudes, und man follte beinahe die Gefchichte der Bieber für die Gefchichte einer Art von Menfchen halten, Man weiß nicht ob man in ihren Urbeiten mehr die Größe und die Fertigkeit, oder die außerordentliche Kunft, nebft dem Geſchmaͤcke, bewun— dern foll, die überall in der Ausfuͤh⸗ zung betvorleuchten, Eirie Gefellfchaft von Biebern ift gleihfam eine Schule von Ingenieurs, die wohl überlegte Plane machen, fie in Ordnung bringen, oder nach Befin- den abändern und mit vieler Stand. bafbaftigkeit und Genauigkeit ausfüh: ven; die alle von einerlei Triebe be: feelt, Wilen und Kräfte zu einem ge: meinfchaftlichen Endzwecke, zur Wohl: fahrer der ganzen Gefellfchaft endigen. — ‘ Ein Reifender, der von ihnen nichts wüßte, und ihre Wohnungen anträ: fe, würde glauben, unter eine Na: tion ſehr gefchickter Wilden gefommen zu ſeyn. U: alten geſellſchaftlichen Thie⸗ Der Bieber gleichet der Waſſerratze in der Figur des Kopfes, die Ohren ausgenommen, welche im Verhaͤlt⸗ niffe fürger find. Das GStirnblat , fchien dem Herrn Dauberton runder, und der Obertheil des Kopfes platter, als bei jener zu fenn. Die Schnauße ift kurz. Das Haar auf dem Kopfe iſt fo ſtruppicht, daß es die eigentliche Bildung deffelben verſteckt, und zum Tpeil die Augen bedeckt, die bei ihm viel Eleiner, als bei derWafferraße find, Der Hals ift Putz, und er fcheint eben fo dick als der Kopf. Der Körper ift im Berhältniffe län: ger, als der vom Murmeltbiere, aber eben fo dick, infonderpeit am KHinters theile. Die Beine find fehr kurz, befons ders die vorderen, deren Füffe ein wenig einmärts geehrt find. Die KHinterfüße find diefes weit mehr, fo daß man fie faft gar nicht ſieht, wenn der Bieber fortgebt. Die Vorderfüße als die Fleinften, haben jeder fünf Zaͤhen, wolche das Thier im Gehen weit aus: einander breitet, und die mit ſchma— — theils frißigen Klauen verfe: ben 243 hen find. Die Hinterfüße haben eben fo viel Zähen, die aber weit länger find, zwifchen ihnen befindet fich eine ſtarke Haut. Die zweite Zaͤhe bat zwo Klauen, deren eine theils oben über der andern, theils auf der Seite von ihr liegt. Der Schwanz ift fehr breit, und theils behaart, theils fchuppicht. Der Anfang des Stumfes vondem Schwan: ze, den Herr Daubertos vor fich hat: te, war drei Zoll herauf vom Hins tern behaart. Diefer Theil war uns gefähr drittebalb Zoll breit und andert— halb dick, Das übrige hatte eine faft eyförmige Figur, doch gieng es in ei⸗ ne Spite aus. Diefer zweite Theil mar acht Zoll lang, drei Zoll acht Li⸗ nien in der Mitte breit, und ungefähr acht kinien di, Er war auf der obern, der untern Fläche und den Geis ten mit Schuppen bedeckt. Die größ: ten waren drei und eine halbe Linie breit. Die obern waren ein wenig rund und erhaben, die fo unten faßen, waren ein wenig hohl. Dies Thier träge immer den Schwanz horizontal ausgefirecft. Er ift nur wenig bieyfam , doch fchlägt es die Erde damit jo ftarf, daß man den Schall davon weit höre. Es ſchlaͤgt auch damit auf das Warfer, und im Schwimmen dient er ibm zum Ruder, daß es bald niedrig führer, bald fchräg nach der Breite drehet. Der Gang des Biebers ift fehmer: fällig und gezwungen, weil feine Hin: terbeine mehr zum Schwimmen, als zum Geben gebildet find, Da fie Fans Naturgefchichte des Biebers. 244 ger find, als die Vorderbeine, und fi in einen großen Fuß enden, fo ſcheint das Thier mit denfelben weit größere Schritte, als mit den vordern zu machen. Und in der That muß es mit denfelben größere Bewegungen machen, welche das Kreuz wechfels: weife auf die rechte und auf die linke Seite werfen, wie die Enten wats fheln. Dennoch gehet es ziemlich ges fhwinde, doch der Mühe gemäß fort, die es anwenden muß. Wenn der Bieber ftille fißt, legt er den Mücken ganz rund, und das Kreug fo fehr niederwärts, daß der Hinters theil des Leibes auf der Erde ruht. Diefe Stüße, die er fi macht, und die Hinterfüße, welche der gans zen Länge nach auf der Erde ruhen, geben ihm eine fehr bequeme Stellung um den Vorderrheil des Körpers, fo wie die Eihkörnchen und Nagen, zu heben. u diefer Lage bedient er ſich der Vorderfüße, um zu betaften, zu faffen, zum Maul zu führen, und fich gegen aufwärts ſtehende Flächen zu lehnen, Wenn er aufgerichter ift, ohne eine Stüße zu haben, ift der Rücken fehr frumm, und der Kopf ſehr niedrig. Die Bieber fangen im Monat Ju⸗ nius oder Julius an fich in eine Ges ſellſchaft zu verſammeln, die bald zu einem Haufen von zmei oder drei hun⸗ dert anwächlt. Der Berfammlunas: ort ift gewöhnlich der Ort, mo fie ſich niederlaffen, und diefer ift allemal am Rande eines Gewaͤſſers. Wenn es ein Waſſer iſt, das ſich in einerlei Hoͤhe 245 Höhe erhält, wie eine See, fo bauen fie feinen Damm. Aber in flrömen: dem Waffer, das bald höher bald nie: driger wird, an Bächen, Fluͤſſen, er. bauen fie bald einen Damm, und durch diefe Sperrung des Waſſers, machen fie eine Urt von Teich, oder ftehen; dem Waſſer, das fich immer in einer; lei Höhe erhält. Der Damm gehet quer durch den Fluß, wie eine Schleufe von einem Ufer bis zum andern. Er bat oft achtzig oder hundert Fuß Län: ge, und am Grunde eine Diefe von zehen bis zwölf Fuß. Die Feftigkeit, die diefer Bau Hat, feßt noch mehr, als feine Größe, in Erſtaunen. Der Drt des Flußes, wo ſie ihn auf: führen, ift gewöhnlich nicht fonderlich tief, Wenn fih am Ufer ein großer Baum finder, der in das Waſſer fal⸗ fen Fan, machen fie den Unfang damit, ihn zu fällen, um die Örundlage ihres Baues davon zu machen, wenn er auch oft dicker ift, als ein Menfch im Leibe, fo fägen fie ihn, benagen ihn an dem Zuße, und ohne ein anderes Werfzeug als ihre vier Schneidezähne, fchneiden fie ihn in wenig Zeit ab, und machen daß er quer über den Fluß fällt, Als: denn fchneiden fie die Aeſte ab, um ihn horizontal und gleich zu legen. Diefe Arbeiten gefchehen vereint. Indem viele Bieber diefes thun, laufen andere an den Ufern des Flußes umber und ſchneiden Eleinere Bäume ab. Gie tbeilen fie, in Stücfe, und fägen fie in einer gewiffen Höhe ab, um Pfähle bavan zu machen, Diefe fchleppen fie Naturgefchichte des Biebers, 246 fogleich bis zum Ufer des Flußes, und alsdenn durch das Waffer, bis zu dem Orte wo fie bauen. Sie machen da: von ein enges Pfahlwerk, welches fie noch mehr befeftigen, indem fie Aeſte zwiſchen die Pfähle einflechten. Um diefe Pfähle aufzurichten, müf« fen fie das dickere Ende mit den Zäßs nen gegen das Ufer, oder gegen den über den Fluß geſtreckten Baum ſtaͤmmen. Andere muͤſſen zugleich unter das Waſſer tauchen, um da mit den Vor— derfuͤßen ein Loch zu graben, in welches ſie die Spitze des Pfahls bringen. Andere ſuchen Erde, welche ſie mit den Fuͤßen kneten und mit dem Schwan⸗ ze ſchlagen. Sie bringen dieſe mit dem Maule und den Vorderfuͤßen info. großer Menge fort, daß fie damit alle Zwifchenräume ihres Pfahlwerks aus- füllen Diefes beftehet aus verfchiedes nen Reihen Pfählen, die an Höhe alle gleich und einer gegen den andern über: ein gefenft find. Die Pfähle ſtehen ger gen den Strom zu fenkrecht. Dage⸗ gen ift das ganze Werk abbängend auf der Seite, wo gegen den Drang des Waſſers geftüßt werden muß, fo, dag der Damm, der am Örunde zehn bis zwölf Fuß Dicke hat, oben nicht mehr als zween oder drei Fuß behält. Dben auf dem Damme machen fie drei abhängende Defnungen, welche fo viel Ausfluͤſſe der Oberfläche des Waffers abgeben, welche fie größer oder Fleiner machen, je nachdem der Fluß höher oder niedriger wird, Und vn durch Ueberſchwemmungen Br: 2 de 247 che entſtehen, fo beffern fie diefelben aus, fo bald das Gewaͤſſer gefallen iſt. Diefe große Arbeit wird in der Abs fiht unternommen, um ihre Wohnuns ‘gen defto bzquemer zu machen. Dieſe find Hütten oder vielmehr Arten von Häuschen, die ins Waffer. auf ein aus: gefülltes Pfahlwerf, ganz nahe am . Rande des Sees mit zween Ausgaͤn⸗ ‚gen gebauet find, einem, um ans Land zu gehen, und dem andern, um fih ins Waffer zu werfen. Die Figur diefes Gebäudes ift faft immer oval oder rund. Es giebt größere und klei⸗ nere, von vier bis auf zehn Fuß im Durchmeſſer. Einige darunter haben jwei, ja gar drei Stockwerke. Die Mauern find bis an zween Fuß dick, und fenfrecht auf das ausgefüllte Pfahl: werk gebauer, welches zugleich den Grund und den Fußboden des Hauſes abgiebt. Wenn daſſelbe nur ein Stockwerk hat, erheben ſich die Mauern nur ei— nige Fuß hoch ſenkrecht und bilden ſich daruͤber in ein gedrucktes Gewoͤlbe, welches ihnen zum Dache dienet. Es iſt feſt gemauert und in; und auswen⸗— dig ſehr reinlich uͤberkleidet. Dem Res genwaſſer iſt es undurchdringlich, und. wiederſteht den heftigſten Windſtoͤßen. Die Waͤnde ſind mit einer Art von Tuͤnche uͤberworfen, der fo reinlich angelegt iſt, als ob er von Menſchen⸗ haͤnden bearbeitet waͤre. Hr Schwarz dienet ihnen zu einer Mauerkelle, um diefen Mörtel anzu: legen. Sie wenden Hol, Steine und fandichte Erde zu diefem Baue Naturgeſchichte des -Biebers, 248. an. Das Holz, das fie brauchen, ift faft alles leicht und zarız Erlen, Paps peln, Weiden, welche am liebften an dem Waffer wachfen, und fi ch leichter ſchaͤlen, fchneiden und fortfchleppen lafen. Wenn fie fi an einen Baum nıas chen, geben fie nicht wieder davon, ehe er gefällt, getheifet und foreges ſchleppt ill, Sie ſchneiden ihn alle mal einen oder anderhalb Fuß über der Erden ab. Sie arbeiten fißend und nagen beftändig die Rinde und das Holz, deren Geſchmack ihnen angenehm ift. Denn fie ziehen die Rinde und das zarte Holz dem gewöhnlichen Futter vor. Sie fammeln davon einen groß fen Borrarh, um fich den Winter durd) zu naͤhren. Das trocfne Holz lieben fie nicht. In dem Waſſer und nahe bey ihrer Wohnung legen fie ihren Bors rath auf, Jede Hütte hat den ſeini⸗ gen in gehörigem Verhältniß zu der Zap ihrer Bewohner, und fie berau⸗ ben nie ihre Nachbarn. : Man bat, fozu fagen, Dörfer von zwanzig. bis fuͤnf und zwanzig Hürten angetroffen, wie wohl fo große Eoto- nien felten find. Sie leiden nicht, daß fremde Bieber fich in ihrem Bezirke niederlaffen. Die Pleinften Kürten enthalten zwei, vier bis fechfe, die größten achtzehn, zwan⸗ zig und fo gar oft dreiſſig. Die Anz zabl der Männchen und Weibchen ift in jeder Hütte faft immer gleich. So zahlreich auch die Geſellſchaft iſt, ſo bleibt der Friede doch ungeſtoͤhrt bei ihnen. Als Freunde unter fi), wifs fen 249 fen fie, wenn fie ja Feinde von auͤſſen haben, fie zu vermeiden, Sie warnen einander durch) einen Schlag mit dem. Schwanje anf das Waſſer. Ein je: der nime feine Entſchließung entwe: der in den See zu tauchen, oder fid) in ihren Mauern zu verbergen. Die: fer Aufenthalt ift nicht nur ficher, fon: dern auch ſehr reinlich und bequem, Der Fußboden it mir allerlei Grü: nigfeiten überftreut. Aeſte von Buchs: baum und von Tannen dienen ihnen jur Unterlage, auf welche jie niemals einigen Auswurf fallen laſſen oderdul: den. Das Fenfter gegen das Waſſer zu dient ihnen als ein "Balfon um dort frifche Luft zu ſchoͤpfen und ſich den größten Theil des Tages über zu ba⸗ den. Sie halten fidy dort aufrecht, tichten den Kopf und die Vordertheile des Körpers in die Höhe und jenfen den Hintertheil ins Waſſer. Die Def: nung diefes Fenfters ift hoch genug, daß fie das Eis nimmer verfchließen - Fan, welches zumeilen zwei bis drei Fuß dick wird. Alsdenn machen fie den Plag vor demſelben abhängig, ſchneiden die Pfähle, auf denen derfel: - be rubet, fehräg ab, und machen fich einen Ausgang unter dem Eife ins Waſſer. Esfcheint, fie koͤnnen diefes Elementes nicht entbehren. Sie ge: ben zumeilen fehr weit unter dem Eife fort, und alsdenn fängt man fie fehr leicht, indem man von einer Seite ihre ‚Hütte angreift und fie zugleich ben eis nem $oche erwartet, das man in eini— der Entfernung davon ins Eis haner, wo fie binfommen muͤſſen, um Luft zu ſchoͤpfen. Naturgeſchichte des Biebers, 250 Das Fleifch der uörbien Theile bie ‚an die Mieren hat die Befchaffenheit, den Geſchmack und die Feſtigkeit vom Sleifche der Landthiere; das aber von den Schenfeln und dem Schwanze hat den Geruch, Geſchmack und alle Eis genfchaften des Fifches, und wenn man die Schuppen des Schwanzes mit eis nem Meffer wegfchaber , fo fieht man, wie bei allen Fiſchen, noch ihre Spur ren auf der Haut. Die Bieber verfammeln fich im Ans fange des Sommers. Den Julius und Auguft bringen fie mit bauen hin. Ihren Vorrath von Rinde und Holy fatımeln fie im September, alsdenn genießen fie die häuslichen Vergnuͤgun⸗ ‚gen. Dies iſt ihre Ruhezeit und die Zeit der Liebe für fi. Ein jedes Paar verbinder fich nicht. von ungefähr, nicht durch einen bloßen Zwang der Natur, fondern duch Wahl, und fie fuchen ſich nad) einer gewiffen Neigung aus, Sie bringen den. Herbft und Wins ter mit einander zu, und verlaffen ein: ander nicht gerne. Sie gehen nur aus ihren Wohnungen heraus, nüßliche md angenehme Spaziergänge zu mas chen, und bringen frifche Rinden davon zuruͤck. Die Weibchen follen vier Mo: nate trächtig feyn. Sie werfen gegen das Ende des Winters, und gewöhns lich zwei oder drei Junge. Die Männs chen verlaffen fie ungefähr um diefe Zeit, und geben in das Feld, um die Annehm⸗ lichkeiten und die Früchte des Früh: lings zu genießen. Sie fommen von Zeit zu Zeit zur Hürte zurück, doch ohne einen dauerhaften Aufenthalt da zu nebs 2:3 men, 251 men.. Die Mütter bleiben dort und befchäftigen ſich mit dem Säugen, der Auferziehung und der Sorge für ihre unge, welche ihnen in wenigen Mo; naten fehon folgen koͤnnen. Denn ges ben auch fie umber, erhelen fich an der frifchen Luft, ſuchen Fiſche, Krebfe, neue Rinden, und bringen alſo den Sommer auf dem Waſſer oder in den Waͤldern zu. Sie verſammeln ſich erſt gegen den Herbſt wieder, woferne nicht etwoa Ueberſchwemmungen ihre Dam: me umgeriffen und ihre Hütten zerftöß: ver haben. Denn in diefem Falle ver: einigen fie fich bei Zeiten, um bie Bruͤ⸗ che wieder auszubeſſern. | Die Jäger fuchen fie infonderheit im Winter auf, weil ihr Pelz zu Peiner andern Zeit vollfommen gut ift, und wenn fie ihre Pflanzftätte zerſtoͤhrt und eine große Anzahl gefangen heben, fo ſtellt ſich die nun zu ſchwache Geſell⸗ ſchaft nicht wieder her; ſie zerſtreuet fih, wird flüchtig und ihr durch die Furcht unterdrücktes Genie entdeckt fich nicht weiter. Sie graben fich ſelbſt und ihr gans zes Talent in einer Erdhöle ein, oder führen ein furchtfames eben, befchäf: tigen fi nur mit den dringendften Bedärfniffen, und verlieren unwieder⸗ bringlich die gefellfehaftlichen Eigen: ſchaften, die man an ihnen bewundert. So bewunderungsmwürdig aber dieſe erzählte Dinge find, die alle durch Aus genzeugen beftätigt worden, fo hat man nicht genug daran gehabt, fonderi hat fie noch mit Fabeln vermehrt. Man bat verfichert, daß fie allgemeine Be⸗ Naturgeſchichte des Biebers. 252 griffe von einer Policey und Regierung hätten, daß, wenn einmal ihre Gefell: ſchaft in Ordnung gebracht fey, fieceis fende und fremde Bieber zu Sklaven machten, die ihnen Erde tragen und Holz forefchleppen müßten; daß fieauf diefe Are mit den Trägen unter ihnen verfüßren, die nicht arbeiten wollten, und mit den Alten, die es nicht koͤnn⸗ ten; daß fie diefelben auf den Rücken kehtten, und fie als ein Fuhrwerk brauche ten, die Diaterialien fortzubriugen ; daß dieſe Nepublifaner fich allezeit in ungleicher Zahl verfammelten, damit in ihren Rathsverſamlungen immer eine entfcheidende Stinime wäre; daß ihre ganze Geſellſchaft ipren Präfidens ten, ein jeder Stammı feinen Intendan⸗ ten habe, und fie auch öffentliche Schilds wachen für die gemeine Hur beftellten; daß, wenn fie verfolgt wuͤrden, fie ſich die Hoden abriffen, um die Begierde der Jäger zu vergnügen, da fie ſich doch eher ihres Haares, um welches willen man fie vorzüglich fucht, berau⸗ ben müßten. p Alle fommen darin überein, daß aufs fer den Biebern, welche im Gefellfchaft leden, man überall in eben derfelben Ge: gend einfame Bieber antrift, welche wie der Dachs in einer langen Höhle unter der Erdeleben, und man giebt vor, daß dieſe wegen irgend eines Fehlers aus der Geſellſchaft feyn verftoßen worden, Man bat fie Grubenbieber (Caftors terriers) genant; fie find leicht zu ers kennen, ihr Sell ift fhmußig, und das Haar aufden Ruͤcken abgeſtoßen. Sie wohnen, wie bie ändern, gern an den Ge 253 Gewaͤſſern, wo einige fo gar einen Öras ben einige Fuß tief machen, um einen Eee zu bilden, der bis an die Defnung ihrer Grube trit, welche zuweilen auf mehr als hundert Fuß in der Länge fort: geht, und in die Hoͤhe gefuͤhrt iſt, Damit fie die Freiheit behalten, ſich nad) oben zurück zu begeben, in dem Maaße, wie das Waſſer in den Ueberſtroͤmungen hoͤ⸗ ber trit. Doc finden ſich auch einige einfame Bieber weit von dem Waffer, lands waͤrts. Alle unſere Bieber, ſagt Herr von Buͤffon, ſind einſame Grubenbieber, deren Pelz berweitem nicht ſo ſchoͤn, als der von den Biebern iſt, die in Gefell; fchaft leben. Alle find an Farbe unter: fchieden, nach der Gegend in der fie le: ben. In dem tiefen Norden find ſie ganz ſchwarz, und diefe find die fchönften. Unter den ſchwarzen Biebern findet man zumeilen ganz weiße, oder weiß mit gran geflecfte, und auf dem Genicke und dem Kreuße roth gefprenfelte. Je weiter man nach Norden berab komt, vefto heller und gemifchter wird die Farbe. Sie find in dem nordlihen Canada dunkel kaſtanienbraun, in dem füdlichen Eanada heller, und gelb oder flrobfar: bigt bei den Illiniſen. Man finder Bie: ber in Amerifa von dem dreiffigften Grade Mordbreite, bis zum fechzigften, und noch höher. Sie find fehr gemein in Morden, werden aber immer feltener je weiter man negen Mittag komt. In der alten Welt verhält es fich eben fo. Man finder fie nur in dem nördlichen Gegenden in Menge, in Zrankreich, Naturgefchichte des. Biebers 254 Spanien, Italien, Griechenland und Aegypten werden fie fehr felten gefunde, Die Alten kanten fi. Sie waren an den Ufern des ſchwarzen Meers fehr ges mein. Man hat josarden Bieber den Partiſchen Hund genant, aber wahrs ſcheinlicher Weiſe befanden fih dieſe Thiere an den Ufern dieſes Meers nicht tubig genug, weil feiner von den Alten ihrer Gefellfhaft und ihrer Arbeiten erwähnt. Herr von Buͤffon hat die Erfahrung geniacht,daß ein Bieber auch ganz wohl ohne Waffer leben kan. Sein Thier war ganz jung in Canada gefangen und ims mer unter Dad) auferzogen worden. Es Fannte das Waſſer noch gar nicht, da man es nachFrankreich fchickte und weir _ gerte fich in Daffelbe zu geben. Nachdem man aber diefen Bieber einmal in einen Teich untergetaucht, und mit Gewalt untergchalten hatte, befanderfich nach einigen Minuten fowohl darin, daß er nicht wieder heraus zu kommen fürchte, und wenn man ihn frei ließ, fehr oft ſelbſt wieder dahin gieng. Er waͤlzte ſich auch im Schlamme n. auf einem naſſen Fußboden, Er wurde zahm, doch one Jemand liebzufofen; forderte zu effen wenn man zu Tiſche faß, mit einem feis nen Flagenden Ton und gewiffen Bewe⸗ gungen der, Pforte. So bald man ihm ein Stücf gab, nahm er es fort, und vers barg ſich. Seiner Borderfüße bediente er fich wenigſtens mit eben der Fertigs feit, als die Eichhörnchen. Er ſchlief febr oft, und ruhete auf dem Bauche. Er fraß alles, nur fein Fleiſch; nagte alles an, was er antraf, und man war genoͤ⸗ thiger, 255 thiget die Tonne, im welcher er über: bracht worden, mieÖlech auszufchlagen. OSDogleich die Bieber vorzüglich gern an den Ufern der Fluͤſſe, Seen und an: derer fügen Gewäfler wohnen, fo findet man doch einige an denUfern des Meers, wiewohl vornehwlich nur an den Ufern Ber nordlichen Meere, und am meiften anden inländifchen Meerbufen, in weh; che große Fluͤſſe fließen, und deren Wafı fer nicht ſebr falzig iſt. Sie haſſen den Fiſchotter, verjagen ihn, und leiden nicht, daß er auf dem Gewaͤſſer, wo ſie baͤufig find, erſcheine. Der Pelz des Biebers ift viel fchöner und ftärfer bes baart, als der von dem Otter. Er hat zweierlei Haare an dem ganzen Leibe, ausgenommen au den Fuͤßen, wo fie ganz kurz find, ein fürzeres aber fehr dichtes, das fo fein als Pflaumfedern, dom Wafı fer undurchdeinglich ift, und die Haut unmittelbar bekleidet, und ein laͤngeres, fefteres und mehr fcheinendes, das aber weniger dicht ift. Diefes zweite Haar ift wenig werth und das erfter: wird nur in Manufafturen genußt. Die Bieber werfen ihr Haar im Sommer ab. Der Pelz ver weißen Bieber wird nur der Seltenheit wegen gefchäßt, und die ganz ſchwarzen find faft eben fo felten, als die ganz weißen. Das DBiebergeil ift in zween großen Blaſen enthalten, welche die Alten für die Hoden des Thiers gehalten haben. Die Wilden ziehen, wie man fagt, aus dem Schwanze des Biebers ein Del, deſſen fle ſich als eines aͤußerlichen Mit: tels gegen viele Uebel bedienen, Das Fleifch des Biebers iſt zwar fett und zart, hataberallemal einen bittern Nraturgefhichte des Biere, 256 ziemlich unangeneßmen Geſchmack. Seine Zaͤhne find fehr barı, und fo ſcharf, daß ſich die Wilden ihrer als eines Meffers bedienen, DiefesTpier ſchwimmt viel beffer als. es läuft, und geht immer mit nieder: hängenden Kopfe und gebogenem Ruͤk⸗ fen, Es katfehr gute Sinne, und vor nehmlich einen Außerft feinen Geruch. Den Schmutz und böfen Geruch fan es nicht ausſtehen. Weil Herr vor Buͤffon an feinem Bieber im erften Jahre Zeichen der Brunft bemerkte, fo ſchloß er, daß die’ Dauer feines Lebens nicht fehr lange fen, und daß es viel- feicht zu viel fey, wenn man ihm viers zehn bis zwanzig Fahre gebe, Die Bieberjagd ift nicht mit allzuvie: len Schwierigkeiten verknuͤpft, weil dies fes Thier nicht eben die Stärfe befißt, feinen Berfolgern zu widerftehen, und die Wachſamkeit, den Fallſtricken zu ents geben, als es gefchickt ift, fich mir allen Mothwendigkeiten deu Lebens zu vers ſehen. Nach der Geſchichte der franzoͤſtſchen Pflanzſtaͤtte in Nordamerika, bedie— nen ſich insgemein die Wilden gewiſſer Fallen, weiche beynahe wie die Ziffer 4 ausfehen, und worauf fie frifch abger bauene Reifer legen. So bald der Bier: ber folche anſaßt, fälle ihm fogleichein großes Stück Holz auf den Leib, welches ihm den Ruͤckgrad zerfchlägt. Durch den Schuß toͤdtet man fie fels ten, weil fie, wenn fie verwundet werden, gar leichte in das Waſſer eilen,und wenn fiedarin an ipren Wunden fterben, nicht wieder zum Vorſchein kommen. Hannoveriſches Magazin. 17tes Stuͤck. Montag, den agten Februar 1780. u u 8 258 Vorurtheile und Nachlaͤßigkeiten beim Tobadsban. $ er Regeln des Tobarfsbaues find wenige, fie find ſchon fo oft gefagt , allein bishero mit ſehr wenigen Nugen; Unverftand eis ner, und Unvermögen andrer Seits verurfacht. e8 , daß man bei der Weiſe der Alten bleibt, und nur bei feiner Gemächlichkeit eine Waare erhält, die nicht allein einen äußerft garftigen und unausftehligen Geruch von fich giebt, fondern auch die noch oben darein, wegen des nicht ausgedünfteten vielen Phlegma der Rippen, die Nerven ftarf angreift und ſchwaͤchet. Ein tief ges lockerter Boden, ift, damit die Wurs zeln bis auf drei Fuß in die Erde drin: gen und fich die Nahrung heraus holen können, die erfte Regel, die vorzüglich bei trocfnen Sommern ihre Wirkung dadurch zeigt, daß die Pflanzen troß aller Dürre dennoch ihren Grad der Voll: kommenbeit erreichen werden, wenn zu gleicher Zeit diefer tief gelockerte Boden Geile genug bar. Ich babe fie zu der Höhe von acht Fuß, und zu einer Schwere von fechszehn Pfund gebracht gefeben, wobei die Blätter eine Fänge von drei Fuß hatten, Fruͤhpflanzen iſt Die zwote Regel, die ſich darauf gruͤndet, daß ohne dies ſelbe der Toback nicht den Grad der Reife erhalten Fan, den er haben muß, und daß zweitens auch, wenn dies fes verabfäumer ift, Die Machlefe, die allerdings im Ganzen wichtig feyn fan, verloren gehet. Zu gefchwei: ge deffen, daß es ganz etwas anders ift, ob eine Pflanze im Auguſt zeitige, oder ob fie erft nach Michaelis mehr welfe als reife. Spaͤtpflanzen bat auch noch das wider ſich, daß der ge⸗ ringſte Froſt die ganze Ernte verdirbt, und ftatt des gehoften Vortheils offens baren Nachtheil bringe, Im Ausgange des Maymonats ift die Zeit zum pflanzen, fpäteflens im Anfange des Junius; alsdann koöͤn— nen die ausgewachfenen Pflanzen in den heißen Monaten reifen, und die erſten Blätter derfelben fo zeitig abger nommen werden, Daß auch noch eine zwote Exnte ſtatt findet, welche, obgleich geringer wie die erfle, dennoch einen Theil der Koften zu erftatten vermag. Statt deſſen pflanzet man jetzo nad — Pflanze waͤchſet in den hei⸗ 259 beißen Monaten, und foll im Septem⸗ ber reifen, welches höchft widerfinnig ift. Sch weißes wohl, man wendet das gegen ein, daß man fo früh Feine Pflanzen haben koͤnne, und daß die gemöhntiche Weife, auf dem Lande oder auf Flechten die Pflanzen zu zies ben die einzige fen deren ſich der Lands mann bedienen fönte, da es ihm an Miftbeeten fehlt, allein dies heiße nicht viel gefagt, Man gebe dem Landmann Beifpiele, daß diefe Koften des Mift: beetes in -gar feinem Verhaͤltniß mit dem Vortheile fteben, den man das durch erlangt, und ich wette, es wer—⸗ den fich bald einige zufammen thun, um fich entweder ein Miftbeet anzule- gen, oder aber fich früh Pflanzen zu verfchaffen, wenn fie wiſſen, daß fels bige in ihrer Gegend zu haben find. Dies nun wäre ein Gefhäft für die Heren Beamte und Prediger, fie wuͤr⸗ den ohne große Mühe in ihren Gaͤr⸗ ten eine anfehnliche Menge derfelben zum gemeinen Beften erzielen, und dadurch den Bau diefer fo ‚vortrefs lichen Pflanze ganz außerordentlich befördern koͤnnen. Eine andere Eins wendung ift, daß folche früh gefeßte Pflanzen oft durch Nachtfroͤſte verder: ben würden. Sch gebe es zu, daß oft Sabre eintreten, in welchen fi noch ſehr ſpaͤt Nachtfröfte einftellen, allein, wer nur erft einmal den Vortheil des Fruͤhpflanzens eingefehen und berech: net hat, wird fich durch dergleichen Fälle nicht abſchrecken laſſen; es wird ihn nur antreiben, die erfrornen Pflaͤnz ⸗ Vorurtheile und Nachlaͤßigkeiten 260 chen wieder durch andere zu erſetzen, und ein wachfames Auge darauf zu haben. Man wende mir nicht ein, daß viele Mühe und Koften dazu ges bören, diefer Forderung ein Genüge zu leiften, denn einmal ift ein folches Exs frieren aller Pflanzen nicht zu befürchs ten, ob es deren gleich eine Anzahl treffen fan, und denn find alle Koften die man desfalls haben koͤnte doch immer nur ein fehr Peiner Theil des Gewinnes, der die Folge des Fruͤh⸗ pflanzens ift,. Und denn die Mühe, — o da fchläft der Ruſſe im Fruͤbjahr bei feinen Pflänggen, und merke «8 an der Kälte feiner unbedeckten Füße, wenn es Zeit ift feine Pflanzen zu ret⸗ -ten, und dies Machfeßen der Pflanzen wollte der fcheuen, der, wenn es gut einfchlägt, taufend Pfund edle Sorte von einem Morgen ernten, und dies wenn er e8 darnach anfängt fürreinen Profit anfehen fan, da das Arbeitss lohn und der Dünger fih von der Machlefe, und von dem Gemüfe wels ches man zwifchen den erhöheten Bee⸗ ten zieht, (wenn man diefe als vie vorzüglichfte Methode wähle,) mehr als bezahle macht ? Daß das Behak⸗ fen und beftändige Geizen hoͤchſt noth⸗ wendig ift, verſteht ſich von ſelbſt, ich tbergebe dies mit Stillſchweigen, da ich es als allgemein befant voraus; feßen darf. Dagegen werde ich mich zu dem allerwichrigfien Theil des To⸗ bacfsbaues, und diefer ift: das Trock⸗ nen deffelben. Wenn man durch Der: ter reife, die fih mit ver Pflanzung dieſer Stande befchäftigen, fo follte \ man .261 man glauben, daß fich die Leute dar: -auf verfcehworen hätten, ihrem ‘Pro: duete allen nur erfinnlichen Uebelge: ruch mitzutheilen. Geheime Gemaͤ⸗ cher, Schweineftäle, Wände und Mauern an Miftpfügen, und jeder Kaum faft ohne Unterſchied wird mit den kleinen grünen unzeitigen Bläts teen behangen,, fie werden aller Feuch: tigkeit der Witterung, allem Koth ans fprügen,, und allem böfen Rauch und andern Dünften auegefegt, und alles diefes ift ein klarer Beweiß, daß erſt⸗ lich die feute nicht wiffen, daß diefe zärtlihe Pflanze weder Feuchtigkeit noch Uebelgerud) vertragen fan, fon dern an einem trocknen Orte will auf bewahret und zubereitet feyn, wo nur bei beiterm Werter Zugluft unſchaͤd⸗ lic) ift, mwidrigenfalls gehet fie entwe⸗ der in Fäulung über, oder nimt doch mwenigftens einen Außerft bittern und berben Geſchmack an. Ein folches Bund it nur allein fchon im Stande ein ganzes Faß zu verderben, Es be; weifer ferner, daß es denen feuten an Kaum fehle ihre Producte auf eine befjere Weife zu trocknen, Wie febr wäre es zu wuͤnſchen, daß von vermös genden Leuten, oder höbern Orts diefe fo bandgreiflich nutzbare Sache be: günftiget, und Trockenbäufer angelegt mürden, wohin ein jeder feinen Vor: rath fenden, und gegen eine gewiſſe geringe Abgabe vom Eentner, trocknen koͤnte. Die Koften eines folhen Ges baͤudes koͤnnen nicht fo groß feyn, daß nicht eine geringe Ubyabe das darauf verwandte Capital reichlich verzinfen beim Tobacksbau. 262 follte, Auch bie Kirchböden und eis nige der großen Böden auf here ſchaftlichen Aemtern und Vorwerken wuͤrden ſich leichtlich dazu einrichten laſſen, da das innere Geſtelle dazu aus nichts, als aus lauter Latten be— ſteht. Auch das Aufziehen der Blaͤt⸗ ter auf Faden taugt nicht, man koͤmt zwar freylich gefchwinder damit zu Stande, allein die Rippe, welche da: durch ganz bleibt, kan mit dem Blatt alsdann nicht zugleich trocknen; dieſer Theil wird ſchon zu Pulver gerieben werden Fönnen, wenn jener noch faft grün ift, und folglich wird das eine das andere verderben, vorzüglich aber bei großen Blättern, Die beſte und noͤthigſte Methode, die Blaͤtter egal zu trocknen, iſt dieſe, daß man die Rippen der Blaͤtter faſt bis ans Ende aufritze, und ſie alsdenn an eine Spiele ſteckt und zum Trocknen aufhaͤnge. An eben dieſen Spielen werden ſie nachhero, wenn ſie ihre Zeit gehaͤngt, in Ballen über einander ger legt, worin fie 14 Tage liegen bleiben, damit fie fi etwas brennen. Noch muß ich als fehr nöthig anmerfen, daß eine jede Sorte vor fich allein bearbeis tet werden muß, und daß (vorzüglich beim Einpacfen) auch kein fchlechtes Blatt mit unter die guten gebracht und in Fäßer geftampft werde, weil ein folches Blatt ein ganzes Faß anftecken Fan. Wenn man diefe Procedur über legt, und fie mit der bisherigen ver: gleicht, fo bat man die Irfach, warum unfer Tobacf von dem Holländifchen fo bimmelweit verfhieden ift, und R 2 woher 263 woher es fomme, daß die Franzofen den leßtern fo fehr fuchen und fo theuer . bezahlen. Es läßt ſich ebenmäßig daraus erflären, woher es fomme, daß fich der unfere durch feinen Uebel: geruch fo fehr auszeichnet, daher nem: lich, weil das wenige Gute, was nod) allenfalls mit unter durch läuft, mit dem Schlechten zugleich in einen Hau: fen geworfen, und dafür geforgt wird, die ganze Maffe erft recht flinfend zu machen. Ach miürde nur das auss fchreiben müffen, was in diefen Bläts tern vor drei, vier und mehrern Jah⸗ zen über die Behandlung des Tobacks und über die Holländifchen Plantagen äft gefagt worden, wenn ich die Sa: che meitläuftiger auseinander feßen wollte, allein ich will nur daran erin: nern, darauf verweifen, und diefe fo wichtige Sache denen anempfelen, die durch ihre Beifpiele und Vorſchub unſer fchlechtes Gut veredein, und es eben dadurch zu einer Waare für auss ländifhe Märkte machen koͤnnen. Sind wir ferner nadhläßig, fo vers kieren wie in kurzem diefen ganzen Handelszweig, ohne Hofnung zu has ben, ihn jemals wieder zu erhalten, denn in der Ufraine und in andern Ruffifchen Provinzen wird der Toback jeßo duch Vorſchub der großen Car sharina und durch darauf gefeßte Praͤ⸗ mien, von Jahr zu Jahr beffer, und fchon ift er ein Zweig ihres Handels, da man vor einigen Jahren noch nichts davon wußte. Auch im nördlichen Theile von Deutfchland fängt man da: mit an, und in der Gegend Wismar Vorurtheile und Nachlaͤßigkeiten 264 und Stralſund iſt im vorigen Jahre ſchon viel Toback gebauet, ob gleich noch nicht von beſſerer Güte als der unſere. Go viel läßt fich einfehen, daß wir gewiß mitunferer Waare wer⸗ den verdrungen feyn, fo bald wir da ftehen bleiben wo wir find, anftatt daß wir, wenn wir uns bemühen den Ban deffelben zu der Vollkommenheit zu bringen, wie es der Holländer, in völlig gleichem Boden, und unter voͤl⸗ fig gleichem Himmelsſtrich gethan hat, andre twegen der vortheilhaften fage uns fers Landes verdrängen fönnen, bleibt zwarwahr, daß unfer Landmann feinen gezogenen Toback doch raucht, und unfre Tobackfabrifen ihn bearbeis ten, allein dies muß und follte nur ein geringer Theil deffen feyn, mas wir bauen fönnen, denn es werden ſich gewiß bei der Veredfung deſſel⸗ ben, und der alsdenn gewiß erfolgen den größern Nachfrage und Erhöhung des Preifes auch mehr Anbaner deffels ben finden. Ueberdies ift es offenbar, daß der unreife flinfende Toback den Merven ſchade. Jeder der nur etwas reigbare Nerven bat, mag es verfu: chen. Eine Pfeife Toback mit Landto⸗ back vermifcht die ich des Abends raus che, macht mir eine fchlaflofe Nacht, und erhitzt mich außerordentlich; eine Wirkung die nur von zwei Pfeifen guten Tobacks bei mir hervorgebracht wird, Die Unterfuchung diefer Wirs ung uͤberlaſſe ich andern, und wuͤn⸗ ſche nur zum Schuß, daß diefe Furze Erinnerung von Nußen ſeyn möge, und daß die, welche durch ihre Lage, . oder Es _ 265 oder durch ihren Rang fih im Stan: de befinden dem Landmann Beiſpiele zu geben, diefes zum Wohl des ganzen Landes nicht verabfäumen mögen, da fie ohnehin den größten Nußen davon baben fönnen, indem es feinen ein: sräglichesn Bau giebt, als den des * beim Tobacksbau 266 Tobacks. Dies wird einem jeden ein⸗ leuchten, der nur bedenkt, daß die Hol⸗ laͤnder an einen Morgen Landes oft uͤber 200 Gulden wenden, und es ge⸗ wiß nicht thun wuͤrden, wenn ſich die Koſten nicht reichlich bezahlten. M. 8. Preisfragen. F ie Erfahrung bat ſattſam gelehrt, daß der menfchliche Verſtand für alle Bedürfniffe Auswege findet. Man bringe die Sache nur in Gang, laffe Menfchen nur darüber denken, fo figt immer hie und da ein Kopf, der etwas nüßliches darüber ausfins net, Hypotheſen baut, Entwürfe macht, auch wohl die Ausführung lehrt. Ein anderer, der auch darüber nachſann, fällt nun zwar über das Yusgefonnene des erfiern her, anatomirt es bis aufs geringite Faͤſerchen, tadelt alles, wie: derlegt einiges, und zeigt uns Dagegen -feine Einfälle. Der erfte will feine Geburt fo nicht beſchimpfen laſſen, und nimt fich feines Kindes an, da entſteht nun Haderrund Streit, Aber zu gefhmweigen, daß Buchdrucker, Pas piermülfer,, u. ſ. w. dabei gewinnen, und manche müßige Leute zum Behuf der Wiffenfchaften durch Ankauf der Blätter etwas beitragen, die ihnen fonft wicht viel zu Willen wiffen, fo erhält Kunft und Wiffenfhaft da: durch manche Aufklärung. Man hat auf diefe Ars oft Entdeckungen ge: macht, die man nicht vermuthet-hätte, Ich zroeifle daher bei folgender Aufs gabe nicht, daß etwas Gutes wird entdeckt werden, Wir haben müßige Leute genug, die Darüber fpintifiren Pönnen; auch Leute genug, die neben dem Ruhm, eine gefrönte Preisfchrift gefchrieben zu haben, fi in allen Journalen wiedergekaͤuet zu fehen, ihre Preismedaille erhalten. Es wird eine goldene Medaille, acht Ducaten ſchwer, (der Inſtitutor kan unmoͤglich mehr anwenden, denn dies iſt in Abſicht ſeines Vermoͤgens ſchon ſchrecklich viel, als eine Mer daille von acht Ducaten) auf die ges nugehuende Beantwortung folgender Fragen gefeßt: ’ 1) Wie lehrt man anf eine leichte thunfiche Art ein Kind, einen Junker oder Monfieur, der wenig in die Schu: le kömt, die mörhigen Wiffenfchafs ten, Man erwartet nicht die Ans wort: Daß Kind, Junker oder Mon- heur, fleißiger fommen muͤſſen; fo Flug ift ohne Ruhm zu melden Inſtitutor auch, und braucht dieſe Weisheit nicht R3 mit 267 mit einer Medaille von acht Ducaten zu erfaufen. Die Stage ift: wie macht man es, Daß ein Kind viel und dies gründlich lerne, das, unter vielen wirklichen und fort» daurenden Verfäumniffen. zur Schule) Eomr, nur etwa fo oft zur Säule koͤmt, daß die Eltern fagen Fönnen, wir ſchicken unfer Kind zur Schule, fagen fönnen, daß das Kind bei dem und dem nichts gelernt abe? 2) Wie macht man es, einen Knas ben, Junker, oder Monfieur, ein Zräu: lein, oder eine Mamfell, die immer in Zerftreuung leben, etwas gründliches zu lehren? Man ziehe das Kind von der Zerftreuung zurück, laſſe es nicht zu viel an Geſellſchaften, Schaufpie: len, u, ſ. w. Theil nehmen, gemöhne es, fo viel möglich, zu einer einfachen gebensart, gewöhne das Kind zum Nachdenken. - Das wußte fhon Kös nig Johannes der U. in Portugall KHochfeeliger , der, als die Studenten zu Liſſabon zu viel nach den Schiffen liefen, die aug Oſtindien zuruͤckkamen, die Univerfität von da nach Coimbra verlegte, weil er es für unmöglich Preisfragen. 268 hielt, daß ein junger Menſch, der in Zerftreuungen lebt, etwas gruͤndliches lernen fan. Wie macht man es, ift die Frage? daß obgenannte Jugend bei fortwährender Zerſtreuung, doch etwas lerne, Daß, wenn fie gleich wie Kinder, die vielen Antheil an tufibars Feiten nehmen, thun, immer noch an die genofjenen oder noch zu geniepens den VBergnügungen denfen, fie Doch etwas lernen, ohne daß fie, mie es in diefem Falle geht, aufs Buch feben, oder eben auf den Unterricht des Leh⸗ vers achten, ’ | 3) Wie macht man es, daß man bei möglicher Schonung fo wohl des refpeäus patruelis, & patrocinii pa- rentum, Kindern, Junkern oder Mel- fieurs, Fraͤuleins odef Mamfells, die Idee von der Wichtigfeit des jugends lichen Sleißes beibringe, wenn befagte Elteru alles thun , daß fie felbigen als eine unbedeutende Sache anfehn und glauben müffen , daß Amufenients die große Sache feyn, wozu dee Menfch, abfonderlich aber die Jugend gefchaf: fen fey. Lübeck, = > Mittel das Obſt gut und lange zu erhalten. Mi ich neulich bei einem Freunde unter alten Papieren krame, fälle mir diefer Aufſatz eines Lands wirths von ungefähr in die Hände, der vielleicht für viele nichts neues enthält, einigen aber, befonders denen, die viel Obſt einerndten, doch nicht unangenehm zu fefen feyn wird, Man hat verfchiedene Mittel, wos durch man ein Obſt lange zu erhalten ſucht. Einige wijchen ihre Obft, fo bald es vom Baume gefommen, faus ber ab, wickeln daſſelbe Stück vor Stuͤck in Papier, und pacen es in eine Tonne oder Kifte, die alsdenn an einen 269 einen folchen Dre gefegt wird, der der Kälte nicht ausgefegt ift. Die mehr: fien aber fuchen durch folgende Me: thode ihr Obſt gut zu erhalten, Sie verfertigen im Keller, oder in Kam: mern, die nicht zu Palt find, ein Stroßs lager, und breiten ihr Obſt darauf aus. Die erfte Methode ift noch def; fer wie die andere, teil ſich bei deren Anwendung das Dbft doch noch län: ger zu halten pflegt, wie bei diefer. Denn dadurch, daß man das Odft auf einem Stroßlager ausbreitet, erhält man weiter nichts, als daß es vor Froſt und allenfalls demfelben ſchaͤdli— cher Ferichtigkeit bewahrt, und alfo nur durch den Winter gebracht wird, wenn das Lager fo befchaffen ift, daß es fich fo lange halten fan. Judeſſen wird doch ein folches Obſt nie feine Geftalt behalten, die es hatte wie es - im Herbft frifch vom Baume Fam, Es bleibt zwar oft an ſich frifch, wird aber immer fhrumpficht, welk und Fraußs - Durch folgendes Mittel, ba: be ich mein Obft (ich rede von Win: terobft, ) bis in den Sommer den ganz zen Winter durch fo frifch und gut erhalten, als wenn es eben erft vom Stamme gebrochen worden wäre. Im Herbft, zur Zeit wenn das Obſt zur Reife fommen wollte, ließ ich mir von gutem reinen feften Eichenholze Zönnchen machen, die etwa fo groß wie eine Viertel oder eine Achtel Ton: ne waren, Letztere find die beften. Diefe Toͤnnchen waren mit Peiner Def: nung verfehen, fondern fo feft, daß Mittel dag Obſt gut und lange zu erhaken. 270 nirgend Luft durchdringen Ponte, Wie mein Obſt reif war, pfluͤckte ich fol es mit weichen ledernen Handſchu⸗ ben von den Bäumen, damit es im -— geringften nicht befchädige werden mögte, Sch wählte die Nachmittags⸗ zeit zum Abbrechen, weil es da am teockenften iſt, und ließ es daranf mit reinen Servietten und Tüchern abwi⸗ fhen, daß es einen Glanz bekam. Wie folches geſchehen, ließ ich den einen Boden aus meinen Tönnchen von Boͤtcher herausnehmen, mein Obſt Schichtweife einpacken, und dar⸗ auf die Tönnchen wieder feft zu ma⸗ hen. Beim Einpacfen aber muß man wohl zufeßen, daß das Obſt nicht gepreßt werde, fondern daß es willig und gemächlich jedoch gefchloffen dicht neben einander zu liegen fomme, Die Blumen müffen unterwärts, die Stens gel aber in die Höhe fteben, und man muß beim Einpacfen, mit Bleinen und großen Obſt, der Geftalt abwechfeln, daß das Tönnchen juft voll wird und unter dem Deckel fein Zwiſchenraum übrig bleibt, Man läßt hierauf die Toͤnnchen, jedoch ohne fie viel zu ruͤt⸗ ten, vom Bötcher wieder feft zufchlas gen, und fie fo lange im Obſtgarten ftehen, bis es zu frieren anfängt. Als; denn nimt man fie behutſam weg, und ſetzt fie in einen trockenen Keller, der nicht feucht ift, Ein auf diefe Weife eingepackteg Obſt, häft fich bis ganz in den Soms mer, ind man wird mit Verwunde⸗ sung L} 271 rung finden, daß es bei jedesmaliger Eroͤfnung ſo friſch iſt, und aͤußerlich ſo ſchoͤn ausſieht, als wenn es erſt Mittel das Obſt gut und lange zu erhalten, 272 eben von den Bäumen gebrochen wor⸗ den waͤre. Anekdote. (Aus dem London Chronicle, Sonnabend den gen Dec. Nr. 3592.) Lerd tyttelton legte ſich, Donnerſtags vor acht Tagen, nad) den Debat: ten im Oberhauſe über die Adreſſe an den König, fpät zu Bette, Den näd: ften Morgen beklagte er, fich über hef⸗ tige Kopffchmerzen, ſchien ganz unrus big zu ſeyn und erzäßfte einen ſehr auffallenden Traum, der, wie er fagte, tiefen Eindruck auf ihn gemacht haben würde, wenn er auch nur den Fleinften Funken von Aberglauben gehabt hät: te. — Er wäre aus mitternächtlichen Schlaf aufgefabren, weiler einen Bo; gel an feinen Bertvorhängen flattern fahe, der aber gleich verfchwand, wie fi ein Gefpenft in weiblicher Geftalt und weißem Anzuge zeigte, das ihm befahl, in drei Tagen auf feinen Tod Rechnung zu machen. — Er beflagte fich fcherzbaft über die Kürze der An: Fündigung und fagte, die Zeit fen nach einem fo unordentlichen Leben zur Vorbereitung gar zu furz. — Sonn⸗ abend Morgens befand er fich munter, tar zu Epfom, und fagte zu Madam 5::d, (Gemalin von dem Parlas mentsgliede Herrn 5 + 5 d,) er würde den Geift auslachen, wenn er nur noch einige Stunden entwifchte; denn es ſey der dritte und Ießte Tag. Am Abend befam er Eonvulfionen und ftarb, noch ehe er fich entfleiden und niederlegen font. Die Sache felbft wird nicht nur duch Earl Bol» Yy, Eſq., einen Eapitain auf der Königl, Flotte und vielen andern angeſehenen Perfonen, die Zeugen von den Reden und von dem Ende destords waren, verfichert ; fondern muß auf jeden phifofophifchen Kopf einen merflihen Eindruck mas hen, wenn er den Umftand binzus denfe, Daß einem fehr vertrauten Freums de des Lord Lyttelton zu Dortford, in Kent, eben diefe Nacht ( Sonnabends, den 27ten Mov.) von dem Vorfalle geträumt: der Lord wäre ihm nemlich gegen Anbruch des Tages erfchienen, hätte die Vorhänge zurückgezogen und zu ihm gefagt: „Mein Lieber, es ift „alles aus, fie ſehen mich zum leßten: „mal, oder fo etwas ähnliches. > +’. TEE my 274 Hannovers Magazin, ges Stuͤck. Sreitag, den Zten März 1780, Scheermann, eine Geſchichte neuerer Zeiten. ine jede gute That verdient be: Pant zu werden, Wer Gefühl hat, fühle fie, lobt fie, ahmt nah, und glücklich) würde ich ſeyn, wenn die Erzählung diefer neuern Ge⸗ ſchichte irgend eine gute Menfchenfeele zu einer rubmmürdigen Handlung er: munterte und folche ausüben Tieffe, die faft wohl obne ihre Befantmachung nicht ausgeübt worden wäre, Sie ift wahr und in unfern Gegenden vor: - gefallen, fo gar erft im vorigen Jahr beendigt, da die Prinz Heinrichfche Armee in Sachfen ftand, und die Erlö: fung des jungen Scheermanns bemwirft wurde, ..x* San einer Pleinen Stadt in Sachſen as lebte ein ehrlicher wohlhabender Bürger, Namens Scheermann, mit zwei Söhnen, die ſowohl wegen ihrer guten teibesgeftalt und anfehnlichen Größe, als auch vorzüglich wegen ih: res Berftandes, Fleißes und ihrer gu: ten Aufführung fchon als Knaben mehr, als viele vornehmere Knaben, gelieber und geachtet wurden, Carl war der Ältefte und Heimberz der jüngfte Sohn, Der Bater faßre den Entfchluß, daß der erftere ſtudieren und der leßter re künftig das väterliche Hausmefen und die Profeffion fortfegen follte, Heimberz arbeitete alfo fleißig mit ſei⸗ nem DBater in der Werkſtatt, und Earl wendete feine natürlichen Fäahigs feiten und feine Zeit auf Schulen und Univerfitäten ſo wohl an, daß er nach Verlauf einiger Jahre mit den beften Zeugniffen feiner tehrer nach Haufe zus rück kam. Ein fremder Officier, der fich der Werbung wegen an einem nicht weit von gedachter Stadt entfernten Orte aufbielt, fand es für Beruf, die ' Zufriedenheit dieſer Familie zu flören, da er den erhaltenen Nachrichten nach den Entſchluß faßte, einen von beiden großen jungen Leuten zum Soldaten zu erhalten. Da der fünfrige Rekrute fich indeffen nicht in feines Herrn Lande befand, fo Ponte dies freilich nicht mit Gewalt geſchehen, er nahm alfo zu den geſchickten Kunftgriffen der Wer— ber feine Zuflucht, und erfchien in bürgerlicher Kleidung in des alten Scheermanns Werkſtatt, um als Kaufmann ein Stück Arbeit für ſich S zu 2753 zu beftellen. Da er vorgab, daß er auf der Durchreife begriffen wäre, und zu mehrerer Gewißheit auf die Waare etwas im voraus bezaßlte, fügte es ſich natürlich, daß alles dieſes zu eis ner weitläuftigen Unterredung Anlaß gab, und während derfelben wurde denn auch der an einem Nebentiſche fißende und leſende Carl von ibm be merkt. Da er nach ihm fragte, und der Vater ihm fügte, eg fen fein Alte: fir Sohn, der eben von Univerfich: ten zuruͤckgekommen wäre, der feines Fleißes und feiner Kentniffe wegen von andern gelobt würde, und der ale In— formator zu einem Stückchen Brodt zu gelangen bofte, fo freute fich Liefer verftellte Mann über die Gelegenheit, Die er hätte, ibm zu Erlangung einer ſolchen Stelle befoͤrderlich zu ſeyn. Er erzaͤhlte, in ſeiner Nachbarſchaſt wohn⸗ te ein beguͤterter Edelmann, der jetzt einen tuͤchtigen jungen Mann bei ſei— nen Kindern wuͤnſchte. Er ſtuͤnde mit demſelben im Verkehr, und fo wie er Earl Scheermann fände, glaubte er, er ſey der gewünfchte Mann, Er wol; te gleich dieferwegen fchreiben, und wäre er noch nicht verfeben, fo vers foräche er fich einen guten Erfolg. Wer war froher, als Carl, als Heimberz, als der gute Vater, Gie überfchüt: zeren ihren vermeinten Wohlthaͤter im voraus mit Dan, ımd diefer verließ fie mit boßbafter Freude über feine Er⸗ firdung. Er verfertigte einen erdich: teten Brief des angegebenen Edel: manns, worin ihm für feine Bemuͤ— hung gedanft und er gebeten wurde, S heermaun, 276 die Ueberkunft des neuen Hauslehrers zu beſchleunigen, dem anßer 5 Piſto⸗ len Reiſegeld, die baar eingelegt wa: ren, ein jaͤhrlicher Gehalt von hundert Thalern verſprochen wurde, Mit die: fem Briefe fiellte fich der falfche Kaufs mann einige Tage nach der erften Uns terredung ein; er zeigte denfelben mit einem adelichen Pettſchafte verfehen vor, gab dies Pifiolen an Carl ab, und drang auf die baldige Abreife, da er fich Höchft freundfchaftlich erbor, ihn an Det und Stelle zu begleiten. Die Nechtfchaffenheit der Perfonen, mit denen er zu thun hatte, ließ feinen Argwohn von Hintergebung aufftei: gen, man glaubte alles, und Earl rei: fet nach zärtlich genommenem Übfchies de und mit den herzlichfien Segens⸗ wünfchen mit dem vermeinten Beförs derer feines Gluͤcks am folgenden Tas geab. Aber welche ſchreckliche Ver: Anderung! An flatt den jungen Scheermann zu dem Herrn von * *, führen, Tiefere ihn fein Begleiter, fo bald fie über die Grenze in das Ga biete feines Herrn gefommen waren, in der erfien Stadt auf der Hauprwas che ad. Eine Schaar von Offieieren verſamlen fih um ihn, ergößen fich an dem ſchoͤnen Refruten, und er wird in eine entlegene Beftung abgeführer, und unter dem Vorwande, daß er 5 Piſtolen Handgeld genommen habe, Als Soldat eingekleidet. Widerfpres hen und fich widerfeßen würde ihm bei Leuten nichts geholfen haben, die hier die Wahrheit der Angabe nicht unter: fuchen konten, nicht wollten und viel⸗ leicht 277 eine Gefhichte feicht auch nicht durſten, er mußte ſich alſo feinem harten Schickſale un: terwerfen, Sein betriegeriſcher Reis fegefährte war von der Stunde an fort, da er ihn abgeliefert hatte, und der Erfolg Ichrre nur, daß er ein Wer: ber gewefen fey. Der alte ehrliche Scheermann bofte mit Verlangen auf Nachrichten von feinem Sohn, fie blieben aus, meil man in der Veſtung denfelben verhin: derte, von feinem Zuftande Nachricht zu geben, Er erfundigte fich darauf . nad) dem Principal deffelben, dem Herrn von **, aber weder der angeges bene Wohnort, noch ein folcher Herr ſelbſt war in der Gegend zu finden, Eine Quelle von Befümmerniffen für den alten Mann und feinen zweiten Sohn, die das Schieffal des Sohns und Bruders nur dunkel muthmaßen Eonten. Lange blieben fie in der qua; lenden Ungewißheit, bis fich cin durch: reifender Handwerfsgefell meldet, eis nen von Carl heimlich gefhriebenen Brief mitbringt, und von feinem Schickſale die rührendfte Erzählung macht. Der Brief wird mit freudi- ger Wehmuth erbrochen, man liefet, daß er fih in fein Unglück zu finden wiſſe, ob gleich wenig Hofnung zu fei: ner Befreiung da wäre, es müßte venn feyn, Daß er den König feläft anzureden Gelegenheit fände, oder daß ein anderer tächtiger Menfch in feinen Platz gefleliet würde, Und nun bewandere man den treuen Entfehluß feines noch freien Bruders, der freu: dig ausruft: dies will ich fegn. Bin J neuerer Zeiten. 2»8 ich doch beinahe fo groß, als mein Bruder, und den Dienft will ich mit ſolchem Eifer lernen, daß das Regi⸗ went mit mir zufrieden ſeyn ſoll. Nichts Fan ihn von dieſem edelmüshigen Ents ſchluße abbringen, er entzieht fich feis nem Haufe, eilet zum Standplaße ſei⸗ nes Bruders, der über feinen Vorſatz erfchrieft und ungewiß wanket. In— deffen eigene Freiheit, die Wahrheit des Bortrages feines Bruders, daß er alles erlernen müffe, feine Profefs fion ihm aber dereinft immer gewiß bliebe, das Verlangen des Vaters, ihn befreiet zu fehen, alles_diefes wir; fet auf ihn, und die edle That auf fei- ne Vorgefegten, daß er gegen Ders tauſchung feines weniger traurigen Bruders nad) einigen Schtwierigfeis ten feinen Abfchied erhält. Auf der Rücfreife nach feiner Waterftadt leider es endlich Mangel am Gelde und tes bensmitteln, und muß aus Noth eis nen Mann, dir als ein bemittelter und dabei rechtfchaffener Mann bekant ift, um eine Gabe zu feinem weiter Fortfommen anfprehen, Da fein Vortrag fhüchtern und gut vorgetra⸗ gen wird, wird fein Gönner auf ihn aufmerkjam, er befrägt ihn, und da der verabfchiedete Scheermann ſich ihm freimürhig entdeckt und feine Begcbens beiten anzeige, fo verlanget man vom ibm, daß er einige Tage zur Erbos fung von feiner Reife verweilen folle, In tiefer Zeit lernt er ihn kennen, der Charakter deſſelben gefaͤllt ihm, und man trägt ibm tie Stelle als Hofineis fer und Eeſellſchafter der Kinder des S 2 Hauſes 279 Haufes an, die mit dem danfbarfien Herzen angenonimen wird. Der Ba: ger wird von dieſer verbefferten Geſtalt feiner Umftände benachrichtiget, und freuet ſich daß fein Sohn bei ausbre: chendem Kriege einen guten Ort feines Aufenthalts und feiner Verſorgung ger funden hat, Sein einziger Wunſch ift mit Carlıı nur der, den Bruder aus feinen erwäßlten Stande zu befreien, ob wohl Heimberz zufrieden feinen Dienft verrichrere und fich über die Erlöfung feines geliebten Bruders freuete. Gu— te Herzen, vielleicht wird euere Freude bald vollſtaͤndig ſeyn. Der im Hal: berftädrfchen auf dem Amte Stecfen: berg wohnende Kriegsrath $=-r, ein Mann, ver fehon oft feine menfchen: freundliche Wohlthaͤtigkeit bewieſen bat, komt zum Beſuche an, und nach ge: endigtem Hauptgeſchaͤfte zwiſchen ihm und dem Herrn des Hauſes, wird ihm der junge Scheermann gezeigt, er er: fährt deffen Schicffale, bewundert die heldenmuͤthige Zärtlichkeit feines juͤn⸗ gern Bruders, nimt an dem Kummer des ehrlichen Vaters einigen Untheil, und befchlieft, daß er Heimberz vom Soldatenftande zu befreien fuchen, und beide Brüder wieder in. die väterlichen Arme liefern will. Gedacht, gethan, er reiſet mit diefem edlen Enefchluffe Scheermann, eine Gefchichte neuerer Zeiten. 250 nach Dreften ab, bemüht fich bei dem General des Regiments und andern Großen, ja felbit bei einem großen Prinzen um die Loslaſſung Heimberz Scheermann, welche denn endlich unter den Bedingungen bewilligt wird, daß zwei andere wohl gewachſene Ausläns der von der Größe des zu verabfchies denden in defjen Pag gefchaffet, und zur Sicherheit noch hundert Thaler zum Unterpfande ausgezahlt werden folten, wenn etwan einer davon entlaus fen mögte, Der edle Mann erfüllt dies felben, da er zwei Nefruten von der verlangten Größeankauft, er erlegt die gefoderten hundert Thaler, nimt den ihm abgelieferten Heimberz zu fich und überrafcht auf die lebhafteſte Weis fe den älteren Bruder, da fich der jüns gere wieder alle Erwartung fo unvers muthet in feine Arme wirft, Beide Söhne führe er darauf zu ihrem fehns fuchtsvollen Vater, und empfängt in dem rührenden Anblicke der Freude dies fer verewigten guten Familie den füfs feften Lohn, den die Guͤte feines Hers zens verdiente, ' Große, fchöne, edle Thaten, wertb, von Menfchen verrich: tet zu ſeyn. Welcher Reiche unternimt die Ausuͤbung einer aͤhnlichen guten Handlung! Welcher Bruder thut fo viel für den feinigen! —— Merkwuͤrdiges Beiſpiel, gegenſeitiger Großmuth 9. ———— wurde 1698 in ei⸗ nem Alter von etva 25 Jahren mit Auftraͤgen des Großſultans zum Baſſa von Cairo geſandt. Bis Said (das alte Sidon in Syrien,) reiſte er zu Lande; weil er ſich aber vor den Pluͤn⸗ %) Univerfal Magazin for December 1778. p. 294. 281 Pünderungen der Araber fürchtete, fo flieg er bier in ein tuͤrkiſches Fahrzeug, welches nach Damietta, einer Stadt an dem. öftlichen Ausfluß des Nils, be: ftimt war. Bei diefer kurzen Ueber: fahre begegnete ihnen ein fpanifcher Kaper; der Hebermacht ungeachtet be; ſchloſſen fie dennoch ſich zu vertheidi⸗ gen, und ihre Freiheit und Güter zu beſchuͤtzen. Es entftand ein blutiges Gefecht: Hier gab der große Mann die erſten Proben feiner Unerfchrocfen: beit, wodurch er fich hernachmals fo ofthervorthat. Die Mannfchaft durch fein Beifpiel anfgemuntere, focht mit großer Tapferkeit; aber endlich behielt doch die ftärfere Anzahl der Spanier die Oberhand, und Osman wurde, nachdem er gefährlih im Arm und Schenkel verwunder war, zum Öefan: genen gemacht. Der fpanifche Eapitain begegnete Topal Dsman feiner bewieſenen Tapfer⸗ keit wegen mit vorzuͤglicher Achtung, beſonders aber, weil er von ihm als einem Geſandten des Großſultans ein großes Loͤſegeld zu erhalten hofte. Als er nach Malta kam, wo der Seeraͤu⸗ ber ſein Schif ausbeſſern ließ, waren ſeine Wunden noch immer in einem gefährlichen Zuſtande, ohngeachtet er gut gepflegt wurde. Am gefaͤhrlichſten war die Wunde im Schenkel, von wel⸗ cher er hernachmals immer lahm blieb, und deswegen auch den Namen To— pal oder Kruͤppel bekam. Vincent Arnaud, ans Marfeille, war vamals Befehlshaber des Hofes zu Malta, Sobald fie Anker yewors Merkwuͤrdiges Beifpiel, gegenfeitiger Großmuth. 202 fen hatten, gieng er Amts halber an Bord des Kapers. Kaum erblickte Osman den Arnaud, als er zu ihm fagte: „Können Sie eine großmürbis ge und edle Handlung thun? — Kaus fen Sie mich log, und feyn Sie verfis chert, daß Sie nichts dabei verlieren follen.,, Solid eine Bitte eines’ ges fangenen Sklaven war eben nichts neues; aber die Art mit welcher die fer es fagte, machte auf den Franzofen einen fo flarfen Eindruck, daß er den Kaper fogleich fragte, wie vieler Rans zion verlangte, Gr antwortete 1000 Zechinen, ( beinahe 500 Pfund, ). „Uber ich Fenne Sie nicht, , fagte Ars naud hierauf zu dem Türfen, „wie fönnen Sie alfo verlangen, daß ich auf Ihr bloßes Wort 1000 Zechinen wagen ſoll? „Wir handeln beide nach Grundſaͤtzen, verfeßte der Türke, mit edlem Anftande, Ich trage Ketten, und deswegen verfuch’ ich jedes Mits tel, meine Freiheit zu erlangen, und Ihnen kan es Niemand verdenken, daß Sie aufdas bloße Wort eines Frems den nicht tranen. Ich Fan Ihnen aber jeßt Fein Unterpfand geben, als mein Wort und meine Rechtſchaffenheit; ich will Sie auch ganz und gar nicht dazu überreden, wenn Sie ee aber tbun, fo verfichere ih Sie, Sie werden nie Urfach baben, es zu bes reuen.,, Arnaud gab den Großmei: ſter Don Perellos Biervon Nachricht, Der Unftand mit weichem Osman ers zähle hatte, die vortrefliche Freimuͤ⸗— thigfeit, und die übrigen felrfamen Mebenumftände, bewogen Arnaud uns 63 mittel: J 283 mittelbar nach dem ſpaniſchen Schiffe zuruͤckzugeben. Er accordirte mit dem Tapitain und zahlte für die Befreiung Dymans 600 Zichinen,. Darauf brachte er ihn in eins von feinen eige: nen Schiffen, ſchickte einen Wund— arzt, und verſah ihn mit allem, was er zum Unterhalt und Beſſerung nö: thig hatt, In kurzer Zeit war er außer Gefahr. + Dsman hatte feinem Wohlthäter ſchon gefagt, er Fönne ſich feine Ber zahlung von Conftantinopel ſchicken iaſſen. Da er ſich aber in den Haͤn⸗ den eines ſo edeldenkenden Mannes ſah, war er dreiſt genug, ſich noch eine Gefaͤlligkeit von ihm auszubitten, dieſe nenlich: daß er die Art der Bezahlung gänzlich ihm uͤberlaſſen moͤgte. Ar: naud bedachte, daß etwas Großes sicht halb gethan werden müffe, und war großmürhiggenug, den Vorſchlag nicht nur anzunehmen, fondern ihm oben drauf noch das Schif, in wel chem er bisher gewohnt hatte, anzu: vertrauen, und ihn mit noch mehr Ber weiſen der Großmuth und Freund Schaft zuüberhäufen. Sobald es feine Gefundheit erlaubte , trat Osman ſei⸗ ne Reife in diefem Schiffe an. Nun beſchuͤtzten ihn franzöfifche Kriegsfchiffe für die Seeräuber. In £urzer Zeit langte er zu ‘Damietta an, amd fegelte auf tem Mil nach Cairo, Kaum war er dafelbfl angekommen, fo gab er dem Schifscapitain 1000 Zechinen für feinen Wohlthaͤter Ars naud, und fchiefte ihm zugleich ein praͤchtiges Pelzwerk, mit 500 Kronen Merkwuͤrdiges Beiſpiel, A 284 zum Geſchenk. Er richtete bei dem Baſſa von Cairo den Befehl des Groß: fultsns aus, und da er zu Conſtanti⸗ nopel anlangte, war cr der erfte, der dort feine Sklaverei erzählte, } Seine Dankbarkeit für die ihm er⸗ wiefene Großmuth, war richt bloß die Folge der erften Empfindung; fein ganzes Leben hindurch bezeigte er durch Briefe und andere Beweife, was für einen tiefen Eindruck fie auf fein Herz gemacht hatte, Im September 1731 flieg Topaf Osman zur Würde eines Großvizirg, vielleicht eine der hoͤchſten in der Welt, aber auch eine der gefährlichften. Eos bald er von feiner neuen Würde Ber fig genommen hatte, ſchickte er nach dem franzöfifchen Geſandten, erfischte ihn nah Malta zu fchreiben, und feinem alten Wohlthaͤter von feiner Erhöhung Nachricht zu geben ; er bat ihn nach Eonftantinopel zu eilen, weil bei diefen Umftänden etwas für ihn bereit wäre, und erinnerteihn zugleich, daß ein Großvizir felten lange in feis ner Wuͤrde bliebe, Arnaud Fam im Jahr 1732 mit feinem Sohn von Malta nah Eon: ftantinopel, und brachte verſchiedene Geſchenke mit, nebft zwölf Türken, welchen er ihre Freiheit verfchaft hat- te, Letztere ließ fich der Großvizie zeigen. Arnaud in einem Alter von 72 Jahren wurde dem nunmehrigen Großvizir des Osmannifhen Kaifers tkums mit feinem Sohne vorgeftellt, Er empfieng fie in Gegenwart der vornebmften Staatsminifter mit den gröf: 285 größeften Beweiſen der Zärtlichkeit und Freundfchaft. Alsdann wandte er fich gegen die Umſtehendeun, und zeig: te auf die befreieten Türken: „Sebt,,, fagte er, „dieſe eure Brüder genichen nunmehre die Süßigfeiten der Frei: beit, nachdem fie in der Sklaverei ge— feufjt haben; dieſer Franzoſe ift ihr Befreier. Ich felbſt war ein Sklave, in Feſſeln geſch lagen, und Blut ſtroͤmte aus meinen Wunden; dieſer Mann, bier befzeiete mich: Er iſt mein Wohl: thaͤter: ibm verdanke ich mein Leben, meine Freiheit, mein Glück, und alles was ich jetzt genieße. Ohne mich zn kennen, bezahlte er fir mich cine große Summe, ließ mid) auf mein bloßes Wort wegreifen, und gab mir ein Schif, mit dem ich wohin ich wolte, fahren konte. Wo ift der Muſelmann der einer folhen Großmuth fähig wäre?,, Wäprend das Osman redete, hef— teten alle Unmwefende ihre Augen auf den alten Urnaud, der des Großvizirs Hände zwifchen den feinigen feft bielt. Der Bizir fragte alsdanı den Vater und Sohn nad mancherlei Umſtaͤn— den, welche ihre tage und Gluͤck be trafen. Ihre Untworten hörte er mit Güte und Aufmerkſamkeit an, und endlich beſchloß er vie Unterredung mit einem Arabifchen Spruch: Alle Berim, das heißt, Gottes Vorſicht ift groß. In ihrer Gegenwart ver: sheilte er die mitgebrachten Gefchen: Goͤttingen. gegenſeitiger Großmuth. 286 ke; den groͤßten Theil davon bekam der Sultan, deſſen Mutter, und der Kislar Aga. Hierauf empfohlen ſich beide Franzoſen, und reißten zuruͤck. Topal Osman war einer von den wenigen, welche durch ihr ganzes Le⸗ ben Beweiſe eines uͤber den Beifall des Volks erhabenen Gemuͤths geben. Seine Größe der Seele war die Wir: fung feiner Rechtſchaffenheit , feiner Tugend und feines Verſtandes; feine edle Denkungsart zeigte einen Manu, der einen Gott, eine kuͤnftige Beloh⸗ nung und Beſtrafung glaubt, De diefer edelmäthige Türfe Herren Ars naud fragte, eb wohl ein Muſelmann einer folchen großmiithigen Handlung fähig fey ?,, fo koͤnnen wir fragen: Solte ſich wohl ein Chriſt finden, der eine großmuͤthige Handlung auf eine edlere Weife, als Topal Osman that, erwiedern würde?,, Solde Bei: fpiele find gewiß unter den Ehriften ſowohl ats Muhammedanern ſehr ſel⸗ ten; und deswegen verdienen ſie, wenn ſie ſich ereignen, um deſto mehr bekant gemacht zu werden. Im Jahr 1733 war Topal Os⸗ man General: Befehlshaber der Os⸗ mannfchen Armee, die fih dem wei⸗ tern Eindringen des Perfers Bouli Bhan entgegenſetzte. Hier flarb dies fer vorttefliche Türke, nach verfchieder nen gluͤcklichen Unternehmungen, zus leßt auf dem Bette der Ehren. J. Sr, Laur. Zuver⸗ 287 288 Zuverlößiges Mittel, die Wanzen aus dem Grunde zu vertilgen, Sin fandmann, in deffen Wohnftu be und Bettſtellen fich diefes be: ſchwerliche Ungeziefer feit einigen Jah⸗ ren fo ſehr eingeniftele hatte, daß er endlich, um der Plage des Nachts los zu feyn, fich mit feiner ganzen Fami— fie auf den Boden bettete, wendete ver: geblich alle nur möglichen Mittel an, feine Kothe von diefen Gäften zu rei: nigen. Er fcehmierte die Fugen der Bertftellen mit Theer aus, aber auch das wolte nichts helfen. Endlich rierh ihm Jemand, frifches Calmusfraut mit ſamt den daran gebliebenen Wus: zeln, das auf den mehrſten Wieſen zu wachfen pflegt, in die zuvor ausge: raͤumten Berrftellen , Schränke ıc. et; wa einen Fuß body zu freuen, Kaum hatte er es gethan, fo Ponte man auch fon die Wirkung davon verſpuͤren. Das Ungeziefer, das den ftarfen Geruch diefes Krauts durchaus nicht mußte vertragen fönnen, lief an den Wänden auf und nieder, ftarb kurz darauf und verlor fih allzumal. Das Zimmer, die Bettſtellen, Schränfe ꝛtc. wurden biernächft ausgelüfter, und man verfpürte nun Peine einzige Wanze mehr. Noch ift zu bemerken, daß der bes meldete Landmann, durch einen Zu: fall, weil er nicht gleich Stroh in die Betiſtellen hatte, das trockene gewors dene Calmuskraut ein Jahr darin liegen ließ. Seit vierzehn Fahren ift feine Kothe von diefem Ungeziefer gänzlich frei, Anfragen. TI I) an pflegt das Ellernholz gemeis niglich im Winter und im An: fange des Frühjahrs ehe der Saft wieder flüßig wird, zu hauen, Don einigen aber wird angerathen, folches Holzfällen im Monat May vorzuneh: men, wenn das Laub bereits ausges ſchlagen, und die Blätter fo groß als Mäufe Ohren find, weil man bemerkt haben will, daß der neue Trieb als; “denn flärfer, und das Holz fehnel: ler wieder beran-wachfe, und eber wieder haubar würde. Man mwüns fchet hieruͤber die Meinung erfabrner Forfimäuner zu vernehmen, und ob deshalb fchon an mehrern Orten Vers fuche gemacht worden find, 2. y Woaren die Steigbuͤgel bei den Al⸗ ten fchon im Gebrauch, und wie fliegen fie gewöhnlich aufs Pferd ? Hannover I Ites iſches Magazin 290 Stuͤck. Montag, den G6ten März 1780. Leber die Mittel, ſich im Alter vor Hintanfegung und Verachtung zu fehügen *). Nec turpem ſenectam degere. E31 8 ift eine traurige Vorſtellung, daß der Menfch, je weiter er an Jahren koͤmt, an Natur: kraͤften immer mehr rückwärts gebt, und allmaͤhlich jene feinen und zarten Gefühle verliert, welche einen von fei: nen größten Vorzuͤgen ausmachen. Die Tpräne der Empfindlichkeit, fagt Juvenal, ift der ehrenvollſte Cha- tafterder Menfchheit. Und der fchwer: muͤthige Gray befchrieb, wie er es empfand, die ganze Wonne des ſym pathetifchen Kummers, mit einer Pla: genden Unmuth, wegen welcher fol: gende alfaifche Strophe mit den be; ften Inrifchen Gedichten der Alten und Neuern einerlei Rang verdient; O! lacrimarum fons tenero facros, Ducentium ortus ex animo quater, Felix, ab imo qui fcatentem, . Pectore te, pia Nympha, fentit. So viel wirklicher Schmerz auch bisweilen das Gefühl des Kummers *) ©. Eflays moral and literary, by Mr * Horat. 5 begleiten mag; fo halten demfelben doch jene angenehmen Empfindungen das Gegengewicht, die deswegen nicht minder aufrichtig und erfreulich find, teil fie nicht jene Art von Freude ers tegen, welche gedanfenlofe Luftigfeit einflößt. Der Gram des fymparhetis fhen Herzens iſt freilich durchdrin⸗ gend, aber fein Vergnügen it auch dafür nicht minder erhaben. Troß al: lem dem, was man von der Glückfe- ligfeit einer phlegmatifchen Gemüts:- art fagen mag, wird doch ein jeder, der die Dinge in der Welt gehörig zu fhägen weiß, fie als einen Unfegen verbieten, der die menfchliche Natur berabwürdigt. Sie ift die negative Gluͤckſeligkeit der duͤmſten vierfüßigen Thiere, die man zu der efendeften und täftigften Arbeit braucht. Wer wird wünfchen, ein Böotier zu ſeyn, wenn ihm fein £008 in Attika gefallen if? So betrübt indeß der menfchliche T Zu: . Knox , 2. Edit, Lond. 1779. 8. p. 228, 291 Zuffand ift, wenn! das Herz aufhört, die lebhaften Regungen der tiebe und des Mitleids zu fühlen; fo eilen wir doch diefem Zuftande alle entgegen, vermoͤge des Gefeges der Natur, wel: ches uns verpflichtet, fo bald wir bis zu einem gewiſſen Punfte der Vollkom⸗ menheit gelangt ſind, mit ruͤckgaͤngi⸗ ger Eile alles das wieder zu verlaſſen, was uns das Vermögen gab, zu ger fallen, oder an andern Gegenftänden Gefallen zu finden, ertheilte, Wenn indeffen dag Alter bloß mit dem Ber: luſte gefälliger Eigenfchaften verknüpft waͤre, fo koͤnte man vielleicht den Ders luſt der Empfindlichkeit oftmals für eine Gluͤckſeligkeit des Menfchen bal: gen, da er ihn hindern würde, eins der größten natürlichen und unverdienten Uebel zu fühlen. Allein, im Grunde wird zumeilen die Abweſenheit alles deſſen, was liebenswuͤrdig iſt, gar bald Durch alles das, was haſſenswuͤrdig äft, erſetzt; fo, wie zur Zeit dee Wins gers das Grün und die Muſik des Waldes nicht nur verſchwunden find, fonvdern auch in ihre Stelle das Ge Heu des Nordwindes trit, und die darre Ausficht nackter und fehanders voller Gegenden. Das Alter ift zwar für alle angenehme Empfindungen 20d, aber dagegen für alles das leben: Dig, was geiftigen oder förperlichen Schmerz verurſacht. Bon diefen Uebeln ift ein Theil die Folge der Natur, und unvermeidlich, Zum Theil aber find fie auch Folgen a) KogropusEnrsscen Homer. Ueber die Mittel, fich im Alter 292 eines fehlerhaften Verhaltens, welches fich durch Vernunft und Philoſophie berichtigen läßt. Wenn der Körper durch das Alter geſchwaͤcht wird, fo müffen natürlicher Weiſe Mattigkeit oder Schmerz erfol- gen. Körperliche Schwachheiten raus ben allmählich die Stärfe des Geiſtes. Unangenehme Einpfindungen, die lan⸗ ge anhalten, trüben die natuͤrliche Hei⸗ terfeit des Gemüt, Und die Un: freundfichkeit, die Grämlichfeit und Strenge, welche den legten Auftrit des Lebens bezeichnen, müffen,, fo unanges nehm fie auch find, doch entſchuldigt werden, und verdienen eben fo wenig freiwillige Febler zu beißen, als der Gliederfchmerz. Sie find eine natuͤr⸗ liche Folge des innern Leidens, und entftehen aus einem verwundeten Ge⸗ mit, eben fo unvermeidlich und noths wendig, als das Blut hervorfirömt, wenn man fich fehneidet, oder vers wunder. Sie ftören die Ruhe, und vergiften die gefelligen Freuden; bils fig aber folte man mit ihnen Geduld haben, wenn nicht aus Menfchenliebe, doch wenigftens aus der Betrachtung, daß der Tag nicht weit mehr ift, an welchem mir eben diefe Nachſicht brau: chen werden, Und hernach werden wir es dann aus der Erfahrung fer ben, wie herzdurchbohrend a) die un: geduldigen Vorwürfe derer find, die durch die Bande der ehelichen, Pindlis chen, und häuslichen Pflicht verbuns den wären, uns unter dem Druck des < Elen; 293 Elendes zu eröften, und, wie der from: me Dichter es ausdrückt, die Wiege des Schwachen Alters zu wiegen. Man ſieht indeg aus der Erfaß: rung, daß das Alter nicht allemal mit natürlicher Schwachheit verbunden ift. Urfprüngfiche Stärfe der Gefundbeit, oder lang gewohnte Mäßigfeit, veran: laſſen oft ein bluͤhendes hohes Alter, In diefem Falle baden die verhaßten Eigenſchaften, die man gemeiniglich dieſer Lebensperiode Schuld giebt, gar feine Entfhuldigung für fih. Wer: bältnigmäßig größere Einficht und Vollkommenheit folte billig die Folge langer Beobachtung und, Erfahrung ſeyn b). Das Laſter des Geizes, dies Unterfcheidungsmerfmal der Tegten ke; bensfcene, ift in diefem Fall unver; nünftiger, als jemals. Es ift gerade eben fo ungereimt, wie ſchou oft ger fagt ift, als wenn man immer defto mehr Vorrath von Lebensmitteln an: Schaffen wolte, je mehr fich die Reife ihrem Schluffe näherte. Auch ift dies fer Geiz die Quelle jeder andern ab: ſcheulichen Geſinnung. Er gewößnt das Herz, den Anblick des Elends of: ne Mitleid auszuhalten, weil Mitleid zur Hülfe auffodert, und Hülfe mit Koften verbunden ift. Hartherzigkeit wird eben fo, wie alle Neigungen des Herzens, durch willkuͤhrlichen Hang immer flärker; und wer das Glück vor Hintanfegung und Verachtung zu ſchuͤtzen. 294 oder das Efend derer, die Durch das gemeinfhaftliche Band der Menſch⸗ beit mit ihm verfnüpft waren, fange nicht achtet, der wird bald gegen feine nähern Verbindungen unfreundlich, gegen feine Familie und Freunde graue ſam, und noch graufamer gegen fich ſelbſt werden. Eine andere Eigenfchafe, weßwegen alte Leute von denen vermieden wers den, die am meiften im Stande wis ten, fie aufzumuntern, ift eine unver: nünftige, mürtifche Strenge in Anſe⸗ bung der Sitten. Dem alten Manne find die Gefühle der Jugend fremd geworden, er vergißt, daß er aud) eine mal jung gewefen ift, und beurtheilt daher ſelbſt die unfchuldigen Scherge munterer Geifter und eines warmen Herzens, nach den ſtrengen Eingebun⸗ gen einer ernften Klugheit. Indeß fiebt er bald, daß auch fein Urtheil gar wenig von denen geachtet wird, die von allen Seiten her durd) ‚eine weit lockendere Stimme eingeladen werden. Er wird ungeduldig und graͤmlich. Er verdammt alles, was in den jegigen Zeiten gefchieht, und erhebt die Moden, die Luftbarfeiten, die Kleidertrachten, die Sitten, die Gelehrſamkeit, den Oeſchmack, die im den Tagen feiner Jugend herrſchten, und ibm bloß deswegen vorzüglicher als die gegenwärtigen dünften, weil Tr das b) An nihil in melius tot rerum proficis ufu? Fuvenal. Das Alter, fagt der Canzler Bacon, verbeffert die Menfchen mehr, In An⸗ fehung ihrer Verftandeskräfte, als in den Neigungen und Fertigkeiten des Willens. 295 damals fein Empfindungsverntögen lebhafter und fchärfer war; der nem: liche Grund, um des willen die gegen wärtigen fo unmiderftehliche Reize in den Augen feines Enkels haben. Für die natürlichen Uebel des Al: ters muß man vielmehr beim Arzt, als beim Moraliſten, Huͤlfe ſuchen. Al lein die Philoſophie kan doch den Schmerz dieſer Uebel lindern, wenn ſie dieſelben gleich nicht zu heilen ver— mag. Sie kan Betrachtungen an die Hand geben, welche wie Balſam fuͤr die Wunden der Seele find. Sie fan uns Lehren, wie wir die Uebel ertra: gen follen, die fie nicht wegräumen Fan, und uns dadurch, daß fie unfere Kräfte des Wivderftandes auffodert, in den Stand feßen, die Bürde zu er: leichtern. Alte Leute find indeß nicht diefer wohlthaͤtigen Hülfe der Philofophie fähig. Nur diejenigen, die ihren Ver: ftand durch gute Erpiehung gebilder, und ihre Neigungen dadurch verfei; nert haben, find im Stande, die wei— fen Borfchriften eines (Epiktet, oder eines Cicero, zu verſtehen und zu be; nußen. Mit noch größerer Wirkſam— feit aber trit Die Religion herbei, um in den bittern Kelch des Lebens etwas # mifchen,, wodutch er immer unfehl: ar verfügt wird, und welches dem Geſchmacke jedes menfchlichen Ge fhöpfes angemeffen if. - Die Religion ift freilich fie fich ‚Schon ungemein geſchickt, die Wolken zu zerſtreuen, und Sonnenfchein tiber den Abend des Lebens zu verbreiten, Ueber die Mittel, fich im Alter 296 Indeß Fan man denen, die fich mit der Gelehrſamkeit befchäftigen, Ciceroſs beruͤhmte Abhandlung nebenher em; pfelen, die fehr viel wahre Troftarlin: de enrhält. Viele moralifche Auffäge, die ung beim Leſen noch fo richtig und angenehm vorkommen, find im menfch: lichen Leben felbjt wenig nuͤtze; und gehn bloß auf fpeculative Unterbals tung hinaus. Allein Cicero’s Abs handlung vom Alter. fchreibt Regeln vor, ud giebt Ideen an die Hand, welche, wenn wir fie auf unfer Bers balten wirken laffen,, das Alter wirk— ich angenehm und ehrenvoll machen muͤſſen. Jeder alte Mann, der weife und glücklich zu fenn, und folglich Achtung zu genießen wünfcht; foltefie oftmals’ durchlefen, und fich die darin enthaltenen Grundfäße eigen machen, Die Armen und Ungelebrten koͤn— nen freilich nicht diefen Zufaß heidni— ſcher Weisheit nügen; fie haben aber den Troft, daß die evangelifche Philos fopbie zur Heilung aller Geelenfranf: heiten völlig hinreichend iſt, und zu: gleich weder außerordentliche Fäbig: feiten, noch - die Vortheile gelebrter Muße, noch die Mühe des Studirens erfodert. Aufmerkſamkeit auf die Pflichten der Religion und Menfchens liebe dient theils dazu, die leeren Stunden des bejahrten Lebens auszu: fuͤllen, theils auch, durch jene Heiters keit, die allemal mit loͤblichen Beſchaͤf⸗ tigungen verbunden iſt, Geſinnungen der Geduld und der Verleugnung eins zuflößen. Geſchmack und Geift der Religion verfchaffen uns allemal ec leb: 297 tebkäftefte Vergnügen. Die unrubi- gen Freuden der Jugend können in der Folge weit beffer durch Fromme Inbrunſt der Seele erfeßt werden, durch eine Flamme, die fähig ft, das alte Blut des Alters zu erwärmen, und ein Vergnügen hervorzubringen, das den Vergnügen jüngerer teiden: en gleich fomt, obne doch, mie fie, gefährlich oder ftrafbar zu fenn. Auf diefe Weiſe Fan fich das Alter in feiner Würde erhalten; und von feiner Würde hängt größtentheils ſei⸗ ne Glückfeligfeit-ab. Diefe atlein Fan die Linbefonnenheit junger Leute in Schranfen halten, die nur gar zu oft durch den feichtfinn eines gedan: Eenlofen Gefühls ihrer: Geſundheit sangereißt werden, die Achtung zu ver: geffen, welche, nad) der Meinung der "Alten, einem grauen Haupte gebührt, Es ift in der That fehr traurig, wenn man in einigen Familien den alten Stammvater derfelben verachtet und vernachlaͤßigt, und, gleich einem alt: modifhen Stuͤcke Hausraths, oder unnügen Plunders, ganz achtlos auf "die Seite geworfen fiebt. Solch eine Begegnung ift bis zum Abfchen wi: dernatürlich 5 fie ift aber da nicht leicht zu vermeiden, mo fein perfönliches Verdienſt ift, kein auf vorzügliche Klugheit gegruͤndetes Anſehen, wo: durch der Mangel anziehender Eigen: ſchaften erfegt wird. - Zärtlichkeit und Zuneigung find vielleicht geduldig und zugethan; wer molte aber fich nicht lieber Hochachtung zu erwerben wuͤn— fen, als Mitleid zu erregen? Um vor Hinfanfegung und Verachtung zu ſchůtzen. 258 der häuslichen Gluͤckfeligkeit willen muß man aber nie vergeffen, daß man das gebierrifche Anfehen der Weis⸗ beit durch Anuchmlichkeit des Berra: genszu mindern fuchen muß; und man wird finden, daß eine mit fiebe vers bundene Achtung allemal die wuͤn— ſchenswuͤrdigſte ift. Die Empfindlichkeit der Jugend auch noch im hoben Alter zu behalten, ift deswegen fchwer, weil Bernunft und Philofophie wohl ſchwerlich viel zur Verlängerung derfelben beitragen fönnen. Sie ift eine natürliche Fol: ge der abuehmenden Kräfte. Sehr viel von der Milch menfchlicher Lindigkeit, ‚wie fie genant wird, fließt aus einem feinen Gewebe der Merven ber; ein Gewebe, das durch lange Dauer zer: tiffen, und eine Feinheit, die von der Zeit zerflört wird. Indes loffen fich auch die Wirfun: gen der Zeit durch Ausfchweifungen befchleunigen, Mäßigkeit ver Jugend, vereint mit den Übrigen Vortheilen dies fer gluͤcklichen Periode, verlängert die Empfindlichkeit derfelben. Und unter den vielen Bewegungsgründen zur frühen Weisheit, muß diefer ein grof fes Gewicht haben, daß Weisheit in der Jugend gemeiniglich Gtlückfelig: feit im Alter zur unausbleiblichen Fol: ge bat. Vielleicht Pan nichts mehr dazu beitragen, die angenehmen Eigen: fhaften ‚der Jugend zu. verlängern, als wenn man den Gefchmack an ip: ten unfchuldigen Vergnuͤgungen bei: zubehalten fucht, Wir werden oft in z 3 unfern 299 unfern Meinungen und Geſinnungen alt, ebe wir noch weit in die Jahre fommen. Wir gewöhnen ung zu mes lancholiſchen Ideen von unfrer allmäh: lichen Abnahme, und ehe wir noch um: fähig zum Genuße find, entfagen wir fhon dem Vergnügen, an welchem wir noch Theil nehmen koͤnten. Ans genehme VBorftellungen werden eben fo wohl, als unangenehme, durd) Sympathie von andern angenommen. Wer oft in Zirkel koͤmt, wo Jugend und Heiterfeis alles finftre NMachden; fen verbannen, wird ſich felbit wider Willen von Munterfeit belebt fühlen; er wird feine Sorgen vergeſſen; feir ne Runzeln werden fich abglätten; fein Herz wird ſich erweitern. Und wenn er gleich nicht die Wirkung von Medeens Zauberfeuer in der Berneu: ung feines Körpers fühle, fo wird er doch finden, daß fein Geift wieder die ehemalige Stärfe und Tätigkeit er: hält. Im Gegentheil aber ſieht man gemeiniglich, daß alte Leute entweder einfam für fich leben, oder die Gefells fehaft von teuten befuchen, welche, durch ihre anftecfenden Klagen nur ihr gegenfeitiges Elend vermehren Pönnen. Die Bücher, welche wir im Alter leſen, werden allemal einen großen “ Einfluß ſowohl auf unfre Gemürhss art, als auf unfern Berftand und un; fer Verhalten haben. In einem ge: roiffen Alter pflegen manche, aus übel verftandener Schieflichkeit, alle uns Weber die Mittel, fich im Alter ıc. 300 terbaltende Bücher megzufegen, und nichts anders zu leſen, als jene ernſt⸗ baften Schriften, die freilich zu ges wiſſen Zeiten ſehr dienlich feyn moͤ— gen, aber dann, wenn man fie ohne Abwechfelung liegt, mehr eine beſtaͤn⸗ dige Schwermur, als eine auf Grundfäße gegründete Weisheit, ber wirfen Warum follte man die Phantafie, viefe fruchtbare Duelle alles Angenehmen, alsdann ganz ru: ben laffen, wenn es uns am meiften am Vergnügen fehle? Warum folte man die Werfe eines Horaz, Vir⸗ gil, Homer beifeite legen, um das für die Betrachtungen eines Seneka und Antonin zur Hand zu nehmen? Eine kluge Mifhung folcher Bücher, die für die Einbildungskraft gehören, mit denen, die den Verſtand erleuch⸗ ten, würde den Eindruck beider vers ftärfen, und zugleich durch Gewähr rung eines lebhaften Vergnuͤgens zu unfrer Gefundheit und Gluͤckſeligkeit beitragen. Horaz mwünfchte, daß er fein Al; tee nicht ohne feine Leyer zubringen mögte. Die Tonfunft ift ohne Zwei⸗ fel eine angenehme Gefährtin in jer dem Auftritte des Lebens; für den legs ten Auftrit deffelben aber ift fie vor⸗ züglich gefchicht. Sie giebt uns Bes fhäftigung, obne peinliche Anftren: gung, bezaubert die Sinne, und labt zugleich das Herz Etwas 301 SFR 0 302 Etwas von unterirdifchen Kanälen der Ströme und Fluͤſſe. Sa einem Dorfe nicht weit von Nimwegen in Holland, find zwei Brummen, die nur fünf Ruthen von einander liegen, und wovon gleich, wohl der eine Waſſer aus dem Fluſſe die Maag, der ander aber aus dem Fluſſe die Waal genant, in fich faßt. Dies weiß man nicht allein aus der verschiedenen Befchaffenheit beider Ar: gen von Waffer; fondern auch dar: aus, daß das Waffer in dem Maas: Brunnen jederzeit wie in der Maas fleigt und fällt, und in dem andern wie in der Waal, obgleich das Dorf wohl drei Stunden von der Maas, und kaum eine Viertel Stunde von der Waal belegen. Noch am Ende des vorigen Jahrs iſt folches durch eis nen glaubwürdigen Freund von mir, an Ort und Stelle alfo unterfucht und befunden worden, - Außerdem bat man vorhin wahr; genommen, daß das Waffer in dem Öberften Theile der Waal, den gan: zen Sommer 1748 teit über die ge: woͤhnliche Höhe geftanden, ob es gleich damals faft immer trocknes Wetter geweſen; und daß fich gerade dag Ge; gentheil in dem naffen Herbfte eben deſſelben Jahrs zugetragen., Auch ich ſelbſt habe im Jabr 1770 in den Niederlanden befunden, daß damals'die Elevifchen und Gelderſchen Fluͤſſe fo anhaltend Koch blieben, daß auch vielleicht bis jeßt Fein ähnliches. Beifpiel davon vorhanden, ob «8 fhon befonders in währendem Som: mer gedachten Jabrs, lange nicht fo ungewöhnlich viel, wie wohl fonft, tegnete, wenn gleichwohl noch vie Fluͤſſe in ihren Ufern zu bleiben pflegen. Sn dem zum Hamburgifchen Amte Rigedürtel gebörigen Dorfe, Duͤnen genant, das letztre am füdlichen Uſer des Aueflußes der Elbe, woſelbſt dies fer Fluß ſchon laͤugſt ganz ſalzigt ift, findet man noch einen Brunnen voll ſuͤßen Waſſers, der gleichwohl der Mündung der Elbe fo nahe ift, daß auch die Wellen hoher Fluthen ihn nicht felten erreichen. Sa, auf der noch eine Stunde weis ter Seewärts davon belegenen Pleinen Hamburgifchen Inſel, das Neuewerk genant, als den aͤußerſten, wenig⸗ ftens durch die Werten *) noch halb feftem Punkte des nördfichen Deutfch: lands, fand man in dem dortigen hoͤchſt einfamen, ſchon ums Jahr 1300 ”) Watt. H. Wadde. €. Washes, oder Sea-Sand, ift ver unbegruͤnte Fahle Vor: grund, welcher von der Ebbe an, bis auf die Höchfte Fluth fich erfireeft, weil das Salzwaffer Feine Erdgemwächfe hervor grünen läßt. fieht aus Sand, mit Schlamm oder Schlief vermifcht. Ein folhes Watt be; Zwifchen dem fehon gedachten Dorfe Dünen, und dem Neuenwerke, ift es fo feft und fandig, daß man zur Zeit der niedrigen Ebbe, und bei ſtiller Witterung, durch einen Land: lostfen mit Pferde und Wagen ficher dahin geführt werden Fan. Zur Zeit der ſofort darauf ſich vinfiehenden Fluth, die auf dieſem Watte über 12 Fuß hoch wird, 2e3 1300 erbaneten Thurm noch eben einen folchen Brunnen. Allein, fat unglaub: licher Weiſe hat man denfelben in neu: ern Zeiten nach und nach voll Steine geworfen und eingehen laſſen. Dage: gen leitet man num igt dort fparfam : genug Regenwaffer durch Röhren vom Dache herunter, welche gleichwohl aber in der Sturmvollen Nacht. vom zıten Yuguft auf den iten September 1777 vom Himmel felbft gleichfam nur falzes Waſſer gaben. In diefer Macht giengen nemlich die drohenden Wellen an diefenm ganz von See und Elbe umgebenen Thurm fo hoch, daß fie fich felbft nur an und auf dem Da: che des Thurms brachen; wie mir fol; ches das Jahr darauf der Hamburgi: fhe Vogt, welcher diefen Thurm ſchon Aarburg. Bon unterirdifchen Kandlen der Ströme Und Fluͤſſe. 304 feit einer Reihe von Jahren fehr zus frieden und ruhig bewohnt, an Dre und Stelle glaubwürdig genug vers ficherte, Alles dies mag jedoch nur eine Pros be ſeyn, um die befannte Behauptung der Naturfündiger, befonders eines Lulofs und Silberfchlags, weiter zu betätigen, daß Ströme und Fluͤſſe häufig Waffer durch unterirdifche Ka— näle empfangen; ja daß Fluͤſſe Mees ten gleichen, die fich weit und breit unter der Erde erftrecfen, und wovon der fichtbare Theil, den wir Fluß nen: nen, nur ein offener Kanal, und ein Thal ift, in welchem fich das unfichts bare Meer, indem es gleichfam über: läuft, nad dem allgemeinen oder Weltmeere entladet, I. Beckmann. wird, Fan man feldft in großen Schiffen , durch Seelootfen geführt, eben die: fen Weg wieder zurück fehiffen, wenn man nicht auf. dem Neuenwerke feinen Wagen behalten, und zur Zeit der wieder eintretenden Ebbe auf eben demjelben wieder zuriick fahren will. Diefe Note, die für einen folchen Tert freilich etwas lang gerathen, ift hoffentlich darum doch nicht unangenchm. Anfrage. Wenn man gleich nach den bisher bekanten Anweiſungen den Nel— kenblaͤtter Catalogum genau macht, fo behalten die, mit dem in Waſſer aufgelößten Gummi arabic. aufgefleb; ten Blätter dennoch kaum die Hälfte der Schönheit ihrer Farben. Alten Blumenfreunden würde gewiß fehr an: genehm feyn, ihren Catalogum fo ma: chen zu koͤnnen, daß die Nelkenblaͤtter an ihren Farben nichts verlieren. Sol te nicht etwa eine Art Firniß oder eine andere Merhode befant feyn, wie man die aufgeflebten Blätter uͤberſtreiche oder fonft behandeln Fönte, um dadurch ihre Farben fo vollfommen zu erhalten mie fie die Natur hervor bringt. Wen dergleichen befant feyn folte, der würde fich jedem Blumenfreund ſehr verbind: fich machen, wenn es gefällig wäre, in diefem Magazin noch vor der Blüte der Nelken eine deutliche Unweifung zu ges ben, auf was Weiſe man zu verfahren babe, um den gewuͤnſchten Zweck in moͤglichſter Vollkommenheit zu ers reichen. 303 EN 6 23 onnoveriies Magazin. 2otes Stuͤck. 304 Freitag, den ofen März 1780. Don den Hrfachen des Windes und der Kälte *), Was Meer wird im Sommer nicht warm, im Winter nicht fo kalt, wie das fand; koͤmt der Wind über den feften Theil der Erde, fo ift es im Sommer heiß, im Winter fehr Eale: denn die Kälte, wovon die Rede iſt, ift eigentlich die Kälte der Luft, da diefe gemeiniglich in Bewegung iſt, fo muß die Kälte anbalten, wenn beftändig gleich Ealte Luft die Stelle erfeget. Das Waſſer, weiches die Sonnenftralen einläßtund abmattet, theils zuruͤckſchlaͤgt, ſchwaͤcht auch durch fein Wanfen die zuſam— menziehende Bewegung der Kälte: je: de Bewegung, felbft die Bewegung der Luft, die nicht mit ihr überein: Fön, hindert fie, die Früchte verfries ven nicht Auf den Gipfeln der Bäus me, die fich bewegen, wenn die an den Seiten der Bäume, im Walde, und im Ueberwinde verfrieren, und die Käl- te nimt zu mit der Ruhe der Luft und Abnahme des Windes; wir haben die größten Grade der Kälte bei der Windfille, weil aber alsdenn ver Wind umgehet, fo fagt man davon im Spruͤchwort, firenge Herren regies ten nieht lange. Die urfprüngliche Urfache der Kälte ſcheint weiter nichts zu ſeyn, als die natürliche anziehende Kraft, welche allein würft, fo bald die löfende Bewegung dee Wärme aufs böret, und ungehindert wird fie forts _ fahren zu würfen oder zunehmen; zus ſammenziehende Dünfte und Bewer u gungen Dis Geſellſchaft der Wilfenfchaften zu Drontheim verlangte im Fahr 1777 eine Deantwortung der Aufgabe über das Abs und Zunehmen der Kälte, in den am Nordpol liegenden Landen, in fofern ſolches aus der Erfahrung durch phyſiſche oder aftronomifche Gründe bewieſen, oder wahrfcheinlic) vermuthet werden Fan. Eine hievon entworfene Abhandlang ift anhero zum Abdruck in diefe Wochen: ſchrift eingefehickt, und man traͤgt um defto weniger Bedenken, ſolche den Leſern dieſer Blaͤtter vorzulegen, da jetzo fo viele ſich mit Beobachtungen auf dasjenige beſchaͤftigen, was etwas beitragen kan, die kuͤnftige Witterung vorher zu wiſſen. Man laͤßt es uͤbrigens dahin geſtellt ſeyn, wie weit die angefuͤhrten Thatſachen nebſt den darauf gebaueten Hypotheſen und daraus gefolgerten Schluͤſſen gearüns det find, oder in die Wiſſenſchaft die kuͤnftige Witterung zu beftiimmen, wuͤrkli— chen oder zufälligen Einfluß haben koͤnnen. 307 gungen Fönnen fie befördern, fo tie entgegennefeßte Bewegungen der Saͤf⸗ ge fie hindern und eine Wärme verur⸗ fahen. Der Schnee vermehrt die Kälte: er ift fchon zufammen gezogen und hält durch feine elaftifche Zurück: wuͤrkung die Wärme zurück, die noch in der Erde ift und die Kälte zurück in der duft, ihre ganze Kraft wuͤrket alfo uͤber dem Schnee, der zugleich die Bewegung des alten Graͤſes und der Geſtraͤuche hemmet, und Weil die Luft inder Hoͤhe niemals erwaͤrmet wird, fo muß die, welche von Gebirgen koͤmt, die härtefte und Pältefte fenn. Zu Pa: eis, zu Eonflantinopet, iſt zuweilen die Kälte arößer, als zu Hamburg, wenn die Luft dorthin, weit uͤber Schnee und von Gebirgen koͤmt. Diefe Luft gebet nahe an oder über den Gebirgen ber, Es muß alſo der Nord und Nor dweſt⸗ wind in Amerika der Fältefte feyn, und der Oſtwind der gelindefte; in Europa hingegen muß diefer im Winter der kaͤlteſte ſeyn, im Fruͤhjahr aber Mord: oſt und Nord, weil die Erde gegen Oſten ſchon von der Sonne erwaͤrmet wird. Im Sommer muß bei uns der Oftwind heiß ſeyn, der im Winter Der Pältefte war, und der Wind von der Wafferfrite, der im Winter der gelindefte ift, muß im Sommer der Fühkfte ſeyn und nicht der Nordwind, Diefer muß in den Hundestagen warm ſeyn, in Dännemarf wegen Norwe— gen, in Deutfchland wegen Schweden, und wegen Deutfchland fchon eher im Stalien, bier muß er im Winter der kaͤlteſte ſeyn und nicht. der Oſtwind, Von den Urſachen des Windes 308 weil Italien gegen Oſten Waſſer hat, auch in Daͤnnemark muß deswegen Nordoſt und Suͤdoſt kaͤlter ſeyn, denn der Oſtwind, und dieſer im Sommer nicht ſo warm, im Winter nicht ſo kalt, wie in Deutſchland. Ans Si: den muß es in Deutſchland frieren, fuͤrnemlich wegen der Alpben, nnd nach einem Oftwind afeich ‚heftig, auch in dem uͤbrigen Norden, außer Mormwe: gen, wohin der Suͤdwind über das deuefche Meer koͤmt. Die Oſtſee iſt nicht breit genug, einen fonderlichen Un— terfchied zu machen; wenn aber der Südwind Stand hält, fo muß die Kaͤlte gegen den dritten und vierten Tag abnekmen, weil die Luft vom mitz teländifchen Meer und von. den läns dern heran nahet, die näher nach der Linie fiegen, wenn fie anders über die Alpen kommen kan; mo nicht, fo wird doch der Wind nach Süftweft geben. Der Nord und Nordoſt kan feine Dünfte zu Schnee zuſammen ziehen und die Erde damit bedeefen. Geht alas denn der Wind nach Oſten und Shds often, fo haben wir bei feiner Stands baftigfeit und Windftille die hoͤchſten Grade ver Kälte. Oft wird der Wind durch einen enrgegengefeßten aufgeho⸗ ben; entgegengefeßte Züge von Duͤn⸗ ften am Horizont zeigen ihn im Wins ter an, und find ein Zeichen, daß der Wind umgehen und die Kälte fich fer gen werde, Der Nebel zeiget an, daß er umgegangen iſt, und auf einen Weſtwind bedeutet er Kälte, Wer demnach den Wind in ſeinen Urſachen vorher ſehen kan, der wird auch * ⸗ 309 Ab⸗ und Zunehmen der Kälte vermu⸗ then und beweiſen koͤnnen. Die Urfachen des Windes find fhon Wärme und Kälte: die Luft laͤßt fih durch das Feuer nicht aus einander Iöfen, fie weicher der Hiße und der Wärme aus, zieht fi an ei: nem falten Dre auf das engfte zuſam⸗ men und nacht fich wieder mit großer Gewalt Pag. So fuhr aus einem Fleinen See, wie aus einer Windbuͤch— fe ein Orkan, der eine Allee durch ei: - nen Wald fchlug: es war eine ftarfe Hige, der See tief, zwifchen Bergen und Wäldern, eine Menge $uft war alſo in eine Palte Tiefe gedrenget wor: den, die mit jener Gewalt hervor: fprang. Das fan auch die Gelegenheit geweſen ſeyn zu der Fabel von dem Pilatus See in der Schweiz. Das cafpifche und das ſchwarze Meer find ſtuͤrmiſch; hieher ensweichet viel Luft, weil das große Weltineer entfernt ift, das nicht fo ftürmifch ift, auch nicht, wie die Oſtſee und das mittelländifche Meer, weil die Luft nicht fo enge. von der Hiße zuſammen gedrenget wird; unter der kinie iſt es weit und gerus biger, aber wo es Landſeen und Inſeln giebt, wo der Grund des Meers ges birgig ift mie alten Abgründen, mo die Mächte kuͤrzer werden, da giebt es Stürme Wir haben fie gegen den Winter aus Suͤdoſt. Hier fcheine der Wind zu entfpringen, wo die Hite und Ausdehnung oder Aueweichung der Luft ift, die nur einen gelinden Zug der Luft verurfachen Fönte, aber die Luft hatte fich nach dem Canal und und der Kälte, 310 dem deutfchen Meer, von verſchiede⸗ nen Seiten zurück gezogen, und brach endlich wieder hervor; fo haben wir auch gegen das Fruͤhjahr die Stürme aus Norden, wo fie Die Kälte zuſam— men 509. (Im Jahr 1779 hatten wir im Winter viel Sid und Suͤdweſtli⸗ he Winde und im Aprif einen Sturm daher, und zu Smirna, Conftantinos pel und Rom war große Kälte.) Jr der Ernte 1765 hatte man aus Nor⸗ den einen Sturm auf Rügen, der die Gerſte ausfchlug, aber die Anhäufung der Luft wird in der Oſtſee und eine ftarfe Hige in Schweden gewefen ſeyn. In der Mitte des Sommers 1777 ba: ben wir viel Wind von der Weſtſeite ger babt, undes wird in England oder in Amerifa ein heißer Sommer gemwefen feyn, Die Husweichung der £uft vor der Hitze moͤgte an ſich mit der Länge zu eis nem beträchtlichen Winde werden ; aber die Landwinde entfpringen wohl von den Gebirgen und werden heiß und wir⸗ belnd, wenn fie über ein weites duͤrres Land durchbrechen, Die Anhäufung der Luft Fan in al⸗ len Falten Gegenden gefcheben, Die ei: nen geringen Grad der Wärme oder gar feinen annehmen, über und in dem Waffen, inden Hölen der Erde, über den Gebirgen und in der Höhe der Atmoſphaͤre, weil die Wärme nicht hoch über die Erde fleigt; und wenn man ſagt, daß die obere Luft dünner ift, fo ift es über der Atmoſphaͤre, oder fo viel, daß die Luft mit wenigern Dünften vermifcher iſt: auf den hoͤch⸗ ften Gebirgen empfindet man. eine, U 2 kalte 311 kalte, heftige, durchdringende, eine con⸗ centrirte Luft. Die Zuſammenziehung der Luft in den Hoͤlen der Erde iſt der Urſprung des Erdbebens; es folgt ein Sturm darauf, es geht ein Bruͤllen vorher, als wenn die Luft aus dem Ei— ſe bricht; die aͤußere Luſt iſt leicht, es entſteht in Ländern nicht fern von Ge: birgen und weit genug von den beiden Polen,und die ſtaͤrkſten Erdbeben entfte: hen im Herbft, Winter und Frühjahr. Die tuft bat fich im heißen Sommer der umliegenden Gegenden irgendwo, wie der Aether in verfchloffene Poros, in kal⸗ te verfchlungene Klüfte der Erde gezo— gen, vielleicht auch vermitteljt ver Ab; gründe des Meers, im folgenden Win: ter bat fie nur mehr Luft nach fich ge: zogen, weil die äußere $uft weniger. kalt war denn fie, und endlich ift fie, vermittelt eines unterirdifchen Feuers oder einer Wärme, oder durch ihre ei- gene Kraft hervor gebrochen bei dem ſchwachen Wiederftande der Außern Luft; ohne Erdbeben follen Wirbel; winde aus Hölen fommen, aus offnen Hölen im Sommer. Unter der kinie finft die tuft im den langen Nächten fehr zurück: Stürme und- Erdbeben müffen da felten feyn, aber auf der Seite von Amerifa find fchmale und ſehr hohe Gebirge nebſt vielen Inſeln mit Gebirgen, und da es unter der Linie über dem Meer auch warm wird, fo entweicher dahin viel Luft, welche von der Wärme zufammen yedrenget, in die Hölen der Erde dringen fan. Zu weit gegen Morden weicht die Luft nach dem Pol: in Island giebt es Bon den Urfachen des Windes yr2 feuerfpeiende Berge, aber ſchwache Erdbeben und felien auf der mitter: nächtlichen Seite. Die Ausweichung der Luft in der Höhe der Atmoſphaͤre über die Hige, melche Wolfen von verfihiedenen Seiten ber empor ziehet und über einander drebet, diefe Erzeu⸗ gung des Donnermwerters ift zugleich ein Urfprung des Windes: die Kälte zog die Dünfte in Wolfen. und die tuft in einen Sturm zufammen, oft- wende fih das Wetter gegen den Wind, und der Wind geht mir einem - Sturm um, Man fieht das Werter fommen, aber felten zufammen ziehen, befonders im Zenith. Die Erzeugung des Windes ift noch unmerklicher und komt aus heimlichen Dertern, Pfalm 135, v. 7. aber falten Dertern: der heftigfte Sturm ift bei Wettern, wo die Kälte die Dünfte in Schloßen und Eis zufammen gezogen hat. Die Zus fammenziehung der Luft muß vornems lich unter den beiden Polen gefcheben, und da fie bier von allen Geiten der ‚Erde her gedrenget wird, fo wird fie Bier ſehr hoch ſteigen. Diele bobe, und nach gefallener Wärnie des Som: mers weite Armofphäre, worein die Dünfte fo hoch fteigen , daß darin des Nachts die Somnenftralen fpielen, ift das Mordlicht, welches Flares Wet— ter, das fich mit Nordwind endiget, bedeuter; wenn es fich ber dem Ho⸗ tizont fortpflanget und rorb erfcheinet, fo zeiqt es darin viele Duͤnſte an, die bald niederfalfen. Elektriſches Fever fcheine es nicht zu ſeyn, weil es nur vor Mitternacht entſtehet. Weil Ame⸗ rika 733 rika gegen Norden mehr feftes fand hat, als Europa, fo muß dafelbft der Sommer heißer, der Winter fälter, und die hohe Atmoſphaͤre und das Mordficht häufiger feyn ‚als bei ung. Auch Aſien hat gegen Morden mehr feftes fand, als Europa; es ift heißer and Fälter, das ſchwarze Meer gefrie: ret und nicht die Oftfen Starkes Nordlicht, Sturm und Schnee aus Norden find eigentlich die Folgen ei⸗ nes heißen Sommers und nicht fo wohl eines Falten Winters, weildie Er: de fehr durch gewärmet, und der Nord: wind bei uns der kaͤlteſte nicht ift. Aber die Kälte des Winters richtet fich nach der Wärme des Sommers, nud wir haben nach einem heißen Sommer einen falten Winter und Nordoft und Oſtwind, die luft muß leicht gewen: det werden fönnen: der Sturm in Miederfachfen am zuten Auguſt 1777 war erft Suͤdweſt, nachher ward: er Nordweſt. In Frankreich fol zuvor eine ftarfe Hige gewefen ſeyn; der Ur— forung des Sturms wird im Canal, zu gleicher Zeit wird auch viel Luft über und in dem deutfdyen Meer und: der Mordfee geweſen ſeyn, welche durch den ſuͤdlichen Sturm erregt, endlich dazu gefallen iſt, da jener ſich ſchon erfchöpft hatt Viele Wärme im Sommer und’ Her bft mögten einen veränderficheir und daher mäßigen Winter anzeigen, weit ref duft in die See und weniger nach dem Pol gejo: ger, und daher die Mord: und Oeſt⸗ lichenwinde vom furzer Dauer werr dem Auf einem gelinden Winter nd der Kaͤlte. 314 wird wenig Weſtwind und Regen fol⸗ gen, weil die See an Luft erſchoͤpft worden, bis die Hiße Donnerwetter und Strichregen verurſacht. Der Uſprung allee Winde iſt die Anbänfungdertufe. Wenn ſie an einer kleinen Stelle auf das engefte zuſammen gepreßt wird, fo mwird fie mit zufams men aefaßter Kraft bervordringen und ein Orkan entſpringen. Je groͤßer der Ort der Kaͤlte iſt, je weuiger wird ihre Kraft zuſammen gefaße werden, ein mäßiger Ort wird einen Sturm verurfachen. Den größten Platz zu ihrem Aufenthalt wird die Luft über dem großen Weltmeer nnd um den Pos len finden ; und da diefer leßte Ort weit genug und der fäkefte iſt, fo wird er die Duelle der weiten Winde fern, die ganze Seiten der Erde treffen und das Ab: amd Zunehmen der Kälte verurfar chen, je nachdem die Luft Oſt oder Weſt⸗ waͤrts ſich wendet. Wir haben wenig Nordwinde; im Sommer und Herbſt haben wir ſie mehrentheile von der Weſt⸗ feite, und im Winter und Fruͤhjahre von der Oſtſeite, weil dieſe Gegenden als denn die Fätteften ſind: jener Orkan ward nach der kühlſten Seite gezogen und nicht wo die Luft am duͤnn⸗ ſten war, weil ihm der Druck der Hitze widerſtand, als deren Preſſung vom allen Seiten das Wirbeln des Drfans macht. Der Druck der Hitze, die Anziehung der Kälte, die Nachgebung der fallenden Waͤrme, der Zufammenfall der tufe aus verfchiedenen Husbreitungen, Ge: birge md Kuͤſten, der tägliche Stand des Mondes Fan Die verfchiedene Wen⸗ U 3 dung 305 dung des Windes machen. Die ans ziehende Kraft des Mondes Fan nicht die Luft zufammen ziehen, weil auch die Erde an ſich giebet, doch wie er das duch das Waſſer leichter macht, fo Ban er auch die Schwere der Luft ver ringern und nach fich einen gelinden Zug machen, wie er Ebbe und Fluch macht und einem Winde die Wendung geben: aber fo. wenig Die Fiſche eine Bewegung des Waſſers empfinden koͤn⸗ nen, wenn die Erde ganz damit un: goſſen wäre, ſo weuig fan.er auch die Wellen, Die Gewalt des Windes und deffen Urfprung machen. Die beiden Pole find Die beiden Hauptquellen Des Windes er weht von: und nabe bei dem Pole, wo es Winter ift, beftändig ‚ber; weiter dar von wird er vonder Kälte des feflen Landes angezogen-und von Seewinden unterbrochen; zwiſchen den Wendezir⸗ Bein erhält er eine Wendung von Mor⸗ aen gegen Abend durch ven Stand des Mondes und der Sonne, deren Schwe: ve die Luft leichter macht, die zugleich von der Wärme verduͤnnt wird. er if daher Nordoft vom September biezum April diesfeits der Linie, jenfeits Si: oft vom April biszum September, wei- ter wird er auf dem weiten Meer nicht, und geht af die Linie zu und über fie weg, von die Seite her, wo «6 Bin: ter war. Der Dolarwind, der bis und uͤber die Linie gehet, Fan die Urs fache feyn, von den Stikien, den Don⸗ nerwettera, Wirbelwinden und den vielen Regen unter der Linie und zwi⸗ fchen den Wendezirleln, wenn Die Bon den Urſachen des Windes 316 Sonne dafelbft am hoͤchſten ſtehet, denn außer den Wendezirfeln iſt als⸗ denn das beſte Wetter; fo ſtoͤßt er ſich befonders an der Dilfeite des Andeſi⸗ (hen Gebirges in Amerika. Der Polarwind, der von der Winterſeite her, uͤber die Linie gegangen iſt, kan von den Kuͤſten zuruͤck geſchlagen wer⸗ den, beſonders zwiſchen Afrika und Aſien, und der Urſpruug der daſigen Weſtwinde ſeyn, die ihre gewiſſe Zeit halten. Der erſte Urſprung des Win⸗ des iſt eine conzentrirte Luft; ein kaͤl⸗ terer Dre iſt der Anfang eines Windes, aber auch eines gelinden Zuges der Luft, ſonſt koͤnte es nicht aufbauen: die Kaͤlte zieht die Luft zuſammen, ſie gerinnet nicht wie das Waſſer und ſtroͤmt davon: aber eben die Kaͤlte, die fievertrieben bat, zieht ſie auch wieder nach ſich von der Wafferfeite amd es thaut mit einen Weſtwinde auf; zu gleicher Zeit Pan ſich viel Luft in dem Waſſer angehänft haben, welche das durch bervorgezogen zum flarken Wins de merden Fan; befonders gegen dem Winter Fomt viel Luft aus dem Meer zuruͤck und ‚bringt viel Waſſer mit: das Waſſer geht in die Luft, Die tufe geht in das Waffer über. Die Land: winde find nicht fo heftig.als die See winte, außer einigen, die von befons dern Gebirgen fommen. Aber da der Wind iu. vielen und entfernten Ges genden und daſelbſt unmerffich entz ſpringet und fi) wendet, fo iftesnicht glaublich, ihn in feinen Urfachen vors ber zu fehen, und das Ab und Zunehe nen der Kälte vorher zu wiſſen: doch die 7 die warmen und Palten Gegenden ımd ihre Grade ruͤhren mit vom Winde ber. Seine Erzeugung und fein Ur: fprung iſt Wärme und Kälte, die Urfache feiner Wendung und Beruhi⸗ gumg auch Wärme und Kälte, und je mehr auf verſchiedenen Seiten der Erde Wind, Wärme and Kälte mit, einander werden beobachtet, nnd ihre und der Rälte: 318 Veränderungen mit einander werden verglichen werden, je’ weiter werden wir es in der Kentniß des Wetters und der Kälte bringen. Jetzt weiß mar noch nicht, wie weit ein Wind ohnges fahr gehet. ‚a Felix,, qui potuit rerum cognofce- re cauſas, Etwas vn den Bomanen DM. | Fre Volk nent fich ſelbſt, Bo⸗ manen, de h. tapfere Leute, Bormanen giebt es nicht. Seine Sprache wird in Ava und in der oͤſt⸗ lichen Halbinſel jenſeits des Ganges geſprochen. Das Koͤnigreich Ava iſt zweimal ſo groß als Frankreich, aber bei weitem nicht fo bevoͤlkert, weil ungeheure Waͤlder daſelbſt find. Der jet regievende König Miaſſa Pra ift ungemein mächtig, Er be: herefcht auffer dent eigentlichen Av noch die Reihe Tangır, Pegır und die Ebenen der Königreiche Aſſem, Prum, Pagan, Martaban, und die Provinzen Tavai, Tenaflerim, und die Inſel Negral. ‚ Die Telapoinen leben, wie die enrepäifchen Kioftergeiftlichen, in eis nem Haufe beiſammen. Sie lehren, diefe Welt fey, in der Ordnung der erichaffenen und durchs Waſſer oder Feuer verzehrten Welten, die fünfte, Aus der vierten Welt, die durchs Waſſer unteraegangen,. ſey nech em Baum, Kondom genant,: und em Pleiner Vogel übrig gebhieben, . Aus der Miſchung der Epfremente des Vo— gels mir den auf den Gewaͤſſern ſchwimmenden Blättern jenes Baums habe fich eine wriche Maſſe formirt. Dieſe fen nachher verhaͤrtet; und fo fen unfere jegige Erde entſtanden, die durch heftige Erderfchlitterungen im fiedben Theile und Inſeln geborften, worans die Erde noch heute beftehe: Der Urſprung des Menfchen ders fen fie fich fo: die guten Dämonen, in eine fehr feine Materie eingehlille, fliegen anf ‘den ewig gruͤnen Baum Gondom aus Wolluſt berad; fielen von demſelben hetunter, und giengen auf der noch weichen Oberflaͤche der Erde ſpatzieren. Der Leim aber, der ſich ”) Aus der Vorrede zur dem Alphahetum Barmanum few Bomamum Regni Avz f- aitimarumgque Regionum, welches zu Nom 1776 in der Druckerei der Congre— gation de propagonda fide gedruckt iſt. chior Carpanius prediget hat, Es ruhrt von dem Barnabiten Mel— ber, der 13 Jahr im Königreich Ava das Evangelium ge⸗ 319 ſich an ihre Fuͤße angehangt harte, machte fie ſchwer, fo daß fie fich nicht wieder im die Höhe empor fhwingen, noch durch die Luft fligen konten. Bon dem Geruch, der aus der Erde em⸗ porftieg, entbranten ihre finnlichen Luͤ⸗ fte. auf einmal fo ſehe, daß fie ſogleich an die Fortpflanzung ihres Geſchlechts giengen. An die Entſtehung organi: firter Wefen aus Fäutniß glauben fie auch. Jeder Menfeh, meinen fie, inne durch eigne Verdienfte, Gott ſelbſt werden, deſſen Weſen fie in eine Art von Unnihifation fegen Die Gottheit ſoll nemlich nicht aus einen Weſen in ein anderes verwandelt wer. ‚den, folglich des Leidens nicht fähig ſeyn koͤnnen; wozu die Vernichtung nothweudig iſt, weil jedes andere We⸗ ſen leidet. Ihre Todten verbrennen ſie feier⸗ lich; außer wenn eine ſchwangere Frau, oder wenn fie ſamt dem Kinde gleich nach der Geburt ſuͤrbt. Dann ger ſchicht das Verbrennen in der Nacht, unter einem beſtaͤndigen Lermen, wo: durch ſie die boͤſen Geiſter zu vertrei⸗ ben glauben. Etwas von den Bomanen. 320 Die aͤlteſte Schrift in Ava und den benachbarten Reichen ift die Dali oder Dali, die nur die Talapoinen ler: nen. Dasbarınanifche Alphabet bat 33 Grundbuchſtaben, worunter acht Vokalen find. MR ift der erſte, und A der legte Buchftabe in demſelben. Mit dem Armanifchen hat das Bali viel Aehnlichkeit. Die Bibliothek des Collegii Vrbani befigt viel ins Bomaniſche uͤberſetzte biblifche Stuͤk⸗ ke; z. B. die Sontagsevangelien, das Evangelium Matıpäi 11. Diefe Völker bedienen fih zum Schreiben, außer der Palmblätter, die fie Ole nennen, noch einer Art ſchwarzen Papiers, Baborn genaut, worauf fie mit weißer Kreide fchreiben. Das Papiermachen ift übrigens eine in dieſen Gegenden noch unbekante Kunft, Die bomanifchen Charaktere haben viel auszeichnendes, fein ein: ziger Buchftab ift eckigt; fie find alle rund, und daher einander zumeilen fo aͤhnlich, daß fie ih von einem unges übten Auge mit Mühe unterfcheiden laſſen. Anfrage. Es⸗ wird gefragt, ob nicht einlaͤndi⸗ ſche und wild wachſende Gewaͤch— fe vorhanden, welche man ſtatt des Tobacks gebrauchen koͤnne, und viel: leicht an Geſchmack, Geruch und uͤbrigen Eigenſchaften dem Toback gleich, oder wohl gar vorzuziehen, auch leiter als der Tobad zu er: ziehen und zu fanılen find? 321 2 Hannoyeriſches Magazin. 322 2tes Stuͤck. Montag, den 13ten März 1780. Verſuch über den Traum. (Aus dem Englifchen. ) ©, }London 'Chron. Nro. 3613. von diefem Yahr, er Zufchauer, diefer berühmte 8 Schriftſteller, bat, bei ſei— nen verſchiedenen Unterſuchun⸗ gen uͤber die menſchliche Natur, auch den Traum nicht uͤberſehen. Er thei— let uns vielmehr manche ſinnreiche und nüßliche Beobachtung darüber. mit. Sch babe in meinem Leben recht viel über Träume geträumet, babe auch) Über diefes geheimnißvolle Phänomen eine und die andere Bemerkung ge: macht, die fih vielleicht Aufnahme verfprechen dürfte. Ginige- unter ih: nen, dachte ich, find noch neu, und nicht fo gar unbedeutend. Bei den Meinungen der Alten, in Ruͤckſicht auf die unmittelbare Urfache des Traums, werde ich mich nicht lange aufhalten. Kpikur meint, es bewege fich beſtaͤndig, in der Luft um uns ber, eine uriendfiche Menge ſub— tiler Bilderchen "anf und nieder, die zum Theil von Körpern ausflößen, zum Theil durch fich felber entftünden, oder auch aus verfchiedenen Dingen zufammen gefeßet, und Bald fo, bald anders, mit einander verbunden würs den. Diefe Bilder, fagter, Die fo außerordentlich fein und zart find, dringen durch unfern Körper, berüßs ren die Seele, und fo entſteht die Arc von Empfindung, die wir Einbildung nennen. In ihr findet er den Ur— fprung beides fiir den Traum und auch für den wachenden Gedanken. Ario ſtoteles fcheinet anzunehmen, daß ein jeder Gegenftand des äußeren Sins nes auf Die menfchliche Seele, oder auf. irgend einen andern Theil unfers Baues, einen gemwiffen Eindruck mas che, der nod) immer eine Zeitlang zur rückbleibe, wenn der Gegenfand, der ihn machte, auch nicht mehr da ift; daß die Seele nachgehends, während dem Schlafe, einen folchen Eindruck näher bemerfe, und daß fie auf die Weife zu den Vifionen gelange, die fi) ihralsdenn darftellen. Unterſuchte man dieſe Meinungen genauer: fo würde am Ende entweder nichts der & ftänd 323 Verſuch uͤber ſtaͤndliches dabei herauskommen, oder, welches voͤllig unbegreiflich iſt, man wuͤrde dem menſchlichen Gedanken ei⸗ ne Art von materieller Beſchaffenheit zuſchreiben muͤſſen. Ich will mir auch nicht die Muͤhe geben, die fünf verſchiedenen Arten der Träume berzuzäßlen, die einige unter den Alten annahmen, und die Ma— krobius umftändlich befchreibt. Traͤu⸗ me haben freilich ihre verfchiedenen Ars ten und Charactere: aber ich-fehe nicht ein, warum man fie nicht eben fo wohl in finfpundert, als in fünf, Klaffen eintbeilen koͤnte. Meine eigenen Bes merkungen will ich ohue alle Methode und in der Ordnung niebderfchreiben, wie fie mir einfallen. Einige von un: fern Träumen find ausnehmend twild und unordentlich, andere hingegen fhon regelmäßiger, und Pommen dem würflichen Leben nähere So lange das Gemuͤt ruhig, und der Körper ge: fund ift: pflegt ung leicht von unfern gewöhnlichen Befchäftigungen zu traͤu⸗ men, - Kuch die feidenfchaften, die beim Wachen das Gemüt einneh: men, fo auch die&egenftände und Urs fachen diefer Leidenfchaften, fommen, wiewohl mehrentheils unter einer Ber; Fleidung, im Schlafe leicht wieder zur rich, und werden, wenn wir unter Unruhe leben, von fhmerzlichen Ums ſtaͤnden, wenn wir glücklich find, von gefältigeren Ideen begleitet. - Das bes obachten die Dichter, und wenn fie alfo die Träume ihrer Helden und Hel: dinnen erzählen, verfäumen fie es nicht, ihnen eine Aehnlichkeit mit ib: rem wuͤrklichen Schickſale zu geben, den Traum. 324 Dido iſt von Aeneas verlaſſen: ihr traͤumt, daß ſie ſich, ohne Beglei⸗ tung, auf eine fange weite Reife ber giebt, und ihre Tyrier in einen uns bewohnten Sande auffucht, H longam incomitata videtur ire ‚viam, Tyriosque deferta quaerre terra. Auf die Weife werden die beiden feiz denfchaften, die fich ihrer den Tag über bemächtigten, die Liebe zu ibs rem Volke, und die Empfindung von ihrem verlaffenen Zuftande, gleichfam in ein Bild vereiniget. Eloiſe ift auf immer von ihrem Abelard ges trennet: ihr träumt, daß fie wieder glücklich, und in feiner Gefellfchaft iſt; aber den Augenblick darauf fagt fie: mich duͤnkt, wir wandern durch öde Wüften hin: der eine klagt den andern. Hier friecht am morfchen Thurm der Epheu blas nmher, und Selfen, OplaeRNd Ib, — Du eileft ſchnel —— winkeſt mir von oben: Gleich treten Wolken vor, und Sturm und Wellen toben. Bei diefen Veranlaffungen will der Dichter den Traum nicht fo ganz und gar übereinftimmend mit den wuͤrkli⸗ hen Umjtänden der träumenden Perfos nen befcehreiben: er macht ihn bloß zu einer Art von einem dunfeln allegoris ſchen Gleichniſſe. Das nimt man mit Beifall auf; denn, man weiß, es iſt ſo in der Natur. Um beilaͤufig eine’ Urſach anzuge⸗ ben, fo wird man leicht wahrneh⸗ men, wie guͤtig es von der Borfehung fo 325 fo eingerichtet fey, daß unfere Traͤu⸗ meauf die Art von unfern wachenden Gedanken unterſchieden feyn folten, und nach der Kenmiß, die wir von dem Einfluffe unferer Leidenfchaften anf die allgemeine Richtung unfers Denfens haben, brauchen wir ung ‚hicht zu wundern, wenn, dem unge: achtet, eine gewiſſe Anslogie zwi⸗ ſchen ihnen Stat finder, Eben diefe Bermifhung von Aehnlichkeit und DBerfchiedenheit macht einige von un: fern Träumen allegorifh, Wenn ſich das aber zuträgt; fo wird einauf: merkjamer Beobachter, der vom Uber: glauben frei ift, auch leicht einſehen, daß fie nicht auf etwas zufünftiges, - fondern auf das gegenwärtige oder vergangene hinwinken; es wäre denn, daß man fidh mit einer oder der an: dern zufünftigen Begebenheit im vor; aus befchäftiget hätte, und in dem Fall Fönnen unfere Träume fehr wohl mit unfern Vermuthungen Aehnlich: feit haben. Sind alsdenn unfere Vermuthungen richtig, und unfere Träume haben Aehnlichkeit mit ihnen: fo kan es gefcheben, daß eine zufünf- tige DBegebenheit, gerade wie dieſer der jener Traum, ausfieht. Dabei findet fich aber fo wenig etwas über: natürliches, als wenn mir in der kom— menden Nacht davon träumte, womit ich mich heute bei Tage befchäftiger ba: be; denn, es ift das weiter nichts, als eine befondere Gedankenfolge, die im Schlafe bei ung durch eine ges wife vorgängige Gedanfenfolge veranlaſſet wird, auf die ung wachend Verſuch über den Traum, 326 Vernunft und Erfahrung gefuͤhret besten. Zum Erempel: ich febe eis nen Menfchen, der das feinige lieders lich herdurch bringt. Mit Grunde läßt fich befürchten, daß ihn Dürftigs feit und Krankheit bald ergreifen duͤrf⸗ ten. Hat mich diefe Vermuthung am Tage beunrubiger: fo Pan fie mir, uns ter ‚der Begleitung einer umſtaͤndli⸗ chen Erfcheinung, auch im Schlafe wieder vorfommen, und mir träumt vielleicht, daß ich ihn in zerriffenen Kleidern und im Elende fehe, Sch will annehmen, das trägt fich nachges bends wuͤrklich fo zu: was foll ich da von meinem Traume glauben? Sol ich ihn für propherifch halten? Dazu "babe ich eben fo wenig Grund, ale wenn ich die Vermuthung, wodurch er entfland, für Eingebung halten wolte, ‚Einige von unfern Träumen haben mit alle demjenigen, was jemals vor unfere Sinne oder vor unfere Einbil: dungsfraft Fam, wenig oder gar kei⸗ ne Aehnlichkeit. Das ift aber, Kränks lichfeit ausgenommen, eben nicht ges wöhnlih. Ueberhaupt trift es zu, daß Träume aus einem, wiewohl oft ſehr unordentlichen, Winke von Wuͤrk lichfeit beſtehen. Es giebt Leute, die bemerfen wol⸗ len, daß diefer oder jener Traum fich zum öftern wieder bei ihnen einfinde, Sokrates erzählt in Piato’s Phaͤ⸗ don feinem Freunde, er wäre fein ganzes Leben hindurch von einer fols chen Erſcheinung verfolger worden, und es wäre ihm geweſen, als hätte 2% Jemand — Verſuch über Jemand zu ihm geſagt/ en muͤßte Miss fie ſtudiren. Solte dieſe Wiederho⸗ lung eines und eben deſſelben Traums — md das ift fo unwahrſcheinlich nicht — aus einer Are von Gewohne beit herruͤhren: fo gäbe das. die Lehre an die Hand, wie gutes fey, unanz genehme Traͤume zu verſchweigen, und fie, fo bald man nur immer fan, aus feinen Gedanken zu verbannen. Es ift in der That eine befante AUnmer: fung: wer nie von Träumen fpricht, der wird auch felten von ihnen beuns rubiget. Unmoͤßigkeit, worin es auch ims mer feyn mag, im Effen oder Trin- ken, im Schlafen oder im Wachen, in der Ruhe oder in der Bewegung, vers urfachet unangenehme Träume, und, dem Dinge alfo ein Ende zu machen, laͤßt fich nichts befiers, als Ordnung und Mäßigkeit in Vorſchlag bein: gen. Wen müßte es denn erſt gefagt werden, daß unfere Zeit, die wir vers fchlafen, mit der ganzen Summe des menfchlichen tebens ſehr im Verhaͤlt⸗ nis fiebe? Giebt es alfo irgend ein Mittel, diefen Theil unferer Zeit an: genehm zu machen: fo ift fein Ges brauch wahrlich wohl der Mühe wehrt. Drdnung und tugendhafte Fertigfeis ten, Unterdrückung ungeftümer Be: gierden, Unterhaltung frommer, ger ſellſchaftlicher, munterer Neigungen verfchaffen den Lebensgeiftern mehren: theils die Leichtigkeit, und dem Blute diejenige tuhige Temperatur, wovon der Tag vergnügte, heitere Öedanfen, und die Nacht füßen Schlummer und leichte Träume erwarten darf, den Traum, 328 Die Alten glaubten, daß Morgen träume der Wahrheit amnächften kom⸗ men, Ohne Zweifel ift des Morgeng, nach nächtlicher Trausſpiration und Verdauung, der Magen und das ganze Koͤrpergebaͤude weit ruhiger und kuͤh— ler, als wenn man erſt zu Bette geht. Daher ſagt man vielleicht nicht oßne Grund, daß alsdenn der Traum res gelmäßiger, und dem wirklichen ke: ben ähnlicher fen. Haben wir aber. die fruͤhern Morgenftunden ohne Schlaf hingebracht, und fchlummern etwa um die Zeit, da wir fonft auf: ftehen, wieder ein: fo ift unfer Traum felten angenehm, und unfer Schlums mer mehr beräubend als erquickend. Ließe fich daraus wohl nicht der Schluß machen, es ſey die Wbficht der Natur, daß man früß, und zu einer beftimten Zeit aufftehen fol? Da angenehme Gedanken die Ges fundheit begleiten; da heftige Leidens fchaften und fogar Wahnwiz zu dem Gefolge gewiffer Krankheiten gehören ; da man fih durch Ueberladung des Magens Schwerfälligkeit und Vers worrenheit der Gedanken zuziehen kan; derjenige auf eine Zeitlang in wuͤrkli⸗ che Tollheit fällt, der eine Menge ftars fen Getraͤnkes in ſich hineinſchuͤttet; ich ſage, da unſere Gedanken, auch beim Wachen, ſo ſehr von unſerm koͤrperlichen Zuſtande abhangen: ſo darf man ſich nicht wundern, daß ſie einem ſolchen Einfluſſe, waͤhrend dem Schlafe, noch mehr unterworfen ſind. Auf die Weiſe begleiten gemeiniglich gewiſſe Traͤume eine gewiſſe Lage und Zuſtand 3:9 Zuftand des Körpers, Liegt man etwa " mit dem Kopfe ſchief; drückt die Decke zu fehr auf Mund und Maſe; wird dadurch, oder auch durch eine innere Unpäßlichfeit, nur bis aufeinen gewiß; fen Grad, das Athemholen unterbro:s hen: fo pflegt uns fehr leicht zu traͤu⸗ men, daß wir, mit vieler Beſchwerlich⸗ keit, durch enge Wege geben, mo wir in Gefahr find, zu erſticken. Verur— facher der Zuftand des Magens und des Unterleibes eine convalfivifche Bewer gung im Zahnfleifche, welches im Schafe nicht ungewöhnlich ift, und oft eine heftige Zufammendrücfung der Zähne hervorbringt: fo pflegt uns wohl zu träumen, daß unfere Zähne los find, oder ausfallen, oder dag wir Nadeln oder etwas fehr unangenebmeg im Munde haben. _Stoßen wir bei der Kälte zufaͤlliger Weiſe die Bert: decke zurück: fo träumt ung zuweilen, daß wir nackt gehen, Das babe ich alles oft erfahren, und wenn man die Sache genau genug bemerfen koͤnte: fo zweifele ich nicht, viele von unfern Träumen ließen ſich auf eben die Art erflären. Wenn man alfo einen un: gewöhnlichen Traum bat: fo folte man nicht mit Ahndung vorwärts ſehen, und ibn für einen Vorboten von Unglück halten; man folte vielmehr rückwärts feben, ob man nicht feine Urfache ent: decken, und durch eine folche Entdek— fung auf fo etwas fommen fan, das unferer Geſundheit vielleicht dienlich wäre, Bei einigen Körpern geben ge: wiſſe Träume gemeiniglich vor gewif- fen Kranfpeiten ber; oder fie find im Verſuch tiber den Traum. Anfange ihre Geſellſchaft. Iſt zum 330 Exempel irgend ein Hang zum Fieber da: ſo pflegt es uns vorzukommen, als ſuchten wir, mit großer Anſtren⸗ gung, ein Öefchäfte, ohne eigentlich zu wiſſen, welches, auszurichten, und doc will es damit gar nicht aus der Stelle Auch wo man wachend eben feine Hülfe bei der Hand hat, foldhe Symptome zu bemerfen, wodurch man auf die Vermuthung gebracht würde, daß unſere Geſundheit in Gefahr fen, auch da wird diefe Einbildung im Schlafe vor uns treten. Und wenn fie das nun thut: Pan fie uns alss denn nicht Erinnerung werden, unfere gewöhnliche Diät zu verändern, weni⸗ ger als fonft zu effen und zu trinken, oder zu einem von ven andern Mitteln unfere Zuflucht zu nehmen, wodurch bigige Krankheiten verhindert werden ? Veberhaupt, wird man ungewöhnlich durch unangenehme Träume verfolget: fo darf man, denfe ich, das für ein fis cheres Zeichen halten, daß es mit der Geſundheit nicht fo allerdings richtig mehr ſey, un? daß man alfo darauf bedacht fenn muͤſſe, das bevorftehende Uebel duch Mäßigfeit, Hunger oder Bewegung abzuwenden. Das find Mittel, wozu einem-jeden der Weg ofz fen ſteht, und man darf, in Nückficht auf diefe Mittel, es faſt umter allen Umftänden, wagen, einen und den an: dern Verfuch zu machen. Angenehme Träume mürde ich immer als Zeichen der Geſundheit, und folglich als ets was gutes, und nicht als etwas boͤſes, anfehen, _ * X3 Bis 331 Bis jegt habe ich gezeigt, daß man aus Träumen Vortheil für phyſiſche Erinnerungen ziehen koͤnne. Wie? wenn ich noch einen Schrit weiter gienge, und fagte, daß fie fich auch als Mittel zu unferer moraliſchen Ber: befferung brauchen laffen? Ich till inzwiſchen nicht mit einigen bebaup: ten, daß man durch fie eine genauere Entdeckung von unferm Temperamen: te und von den herrfchenden Leiden: fchaften machen Fönne, als wenn man swachend darauf achtet, was in der Seele vorgeht: denn, im Schlafe find wir über uns und über eine jede andere Sache ganz unzuläßige Richter; und es Fan einem träumen, daß man mit geringen Vorwürfen Verbrechen bes gebe, an die man wachend nicht ein: mal ohne Schauder denfen würde, Ulein, da viele von unfern Leidens fhaften durch die Stimmung des Koͤrpers entweder angefeuert oder bes fänftiget werden: fo läßt fih, duͤnkt mich, fo viel mit Wahrheit fagen, daß man zumeilen, wenn man darauf achtet, was im Schlafe vorgeht, die vorzuͤglich herrſchenden Leidenſchaften ausfinden, und folglich eine und die andere müßliche Erinnerung daher nehmen fönne, fie in Ordnung zu halten. Es träumt jemanden, zum Exempel, er ift ſehr aufgebracht, fchläge nach einem andern, und — toͤdtet ihn, Ueber den Gedanken diefer That und über die Strafe, die er natürlicher Weiſe befürchten muß, erfchrickt er, und erwacht, Bald darauf -befinnt ar fich, freut ſich, wenn es num ſiehet, Verſuch über ven Traum. begeben. *332 daß es nur ein Traum war, und wird ſich nun auch geneigt finden, ſich ge⸗ gen alle Heftigkeit mit Entſchließung zu wafnen, damit er dadurch zu einer oder der andern Zeit nicht hingeriſſen werde, etwas von der Art wuͤrklich zu Ziehen wir den Vortheil aus einem Traum: fo fan man ihn nicht für unnüg erflären, Und diefer oder ein aͤhnlicher Vortheil laͤßt ſich zuweilen aus einem Traume ziehen: denn, warum ſolte uns eine Erdichs tung unſrer eigenen Einbildungskraft auf die Weife nicht eben fo gut Ber lehrung bringen, als ein Roman oder eine Uefopifche Fabel? Eine von den fhönften moralifchen Erzählungen, die ich je gelefen babe, ift die Nachs richt von einem Traume im Schwäz: zer — Tatler —. Ungeachtet diefer Traum alles Anſehen eines wuͤrklichen Traumes hat: ſo enthaͤlt er dennoch eine fo erhabene und anziehende Mos tal, daß ich zweifle, ob ihn jemand, der ihn mir Aufmerkſamkeit höret oder liefee, jemals vergeffen, und fals er fich feiner erinnert, ob er jemals auf: bören Pan, dadurch gebeffert zu were den. Addiſon ift der Verfaſſer. Ich till die Erzählung mit feinen eigenen Worten geben. „Ich mar einmal in einem recht tiefen, ganz unausfprechlichen Kum⸗ mer, und im einer fo großen Zerrüts tung des Gemütes, daß ich es fogar nicht einmal für möglich hielt, getrös ftet zu werden. Mit der Urſache vers hielt fich es alfo: ich war jung, diens te in der Armee, und batte mein Quar⸗ 333 Duartier in Dover. Hier verlichte ich mich in ein angenehmes junges Srauenzimmer von guter Familie, Meine Bewerbungen wurden gärig aufgenommen, und das verurfachte die Befümmerniß, die ich jeßt erzäb: len will, An einen heiteren Abend vergnügten wir uns, auf der Spiße der Klippe, über die Ausſicht in die Gee, und verjcherzten die Zeit mit je nen Fleinen Zärtlichfeiten, die für Leute in Gefchäften aͤußerſt lächerlich, aber für Verliebte recht fehr angenegin find. Mitten unter unfern unfhuldi- gen Freundfchaftsverficherungen, haſch⸗ te fie mir ein Blat mit Berfen aus der Hand, und lief damit weg. Sch folgte ihr: plößlich fanf der Boden, ob dies gleich von dem Rande noch) beträchtlidy weit war, unter ihr ein, und warf fie von einer fo entfeglichen „Höhe über eine Reihe von Felfen bin: ab, daß fie in Millionen Stücke hätte zerfchmettert werden müffen, wäre es aud ein Körper von Demant gewe: fen. Den Zuftand meines Gemütes bei einer folchen Gelegenheit werden fich meine Leſer weit leichter vorftellen, als ich ihn befchreiben fan. Ich fagte zu mir, es fen felbft uͤber die Macht des Himmels, mir zu helfen, — als ich erwachte, eben fo fehr voll Entzüf: Pen und Erftaunen, mich aus einer Betruͤbniß berausgeriffen zu fehen, wobei mir, nod) den Augenblick zus vor, ganz und gar Bein Ausweg zu feyn ſchien, Hat Uefop, ja, bat Homer oder Virgil irgend eine Fabel, die eine fo [höne Moral an die Hand Verſuch über den Traum, 334 gäbe? Dennoch find vielen Menfchen, wenn ich mich nicht irre, folche Bear feeiungen durch Hülfe eines Traumes widerfahren. Und eine folhe Ber freiung wird am Ende einem jeden gu: ten und rechtfchaffenen mwiderfahren, wann er von-den Uebeln diefes Lebens -erlöfet wird, und in den Gegenden eir nes emwigen Lichtes ud Friedens ers wacht. Dann fiehet er auf die Welt und alle ihre Unruhen mit einem Erz flaunen und mit einer Zufriedenheit zurück, die, ihre höheren Vorzüge, in Abficht ihres Maßes, abgerechnet, nach ihree Art derjenigen Zufriedenheit gleis eher, welche wir jeßt empfinden , wenn wir einem furchtbaren Traum entges ben, und unfere Augen der füßen Hei: terfeit eines Sommermorgens öfnen, Nie müffe Belehrung von uns verachs tet werden, fo geringe auch immer das Mittel feyn mag, wodurch fir uns mit: getheilet wird, Wäre es auch ein Traum: man muß ihn für fich nuͤtzlich zu machen fuchen; denn, wir fchlafen, oder wachen: wir find-auf gleiche Wei: fe in dem einem und dem andern Salle die SorgederBorfehung. Kein Traum, fein wachender Gedanke Fan fich ung obne Zulaffung desjenigen nähern, durch den wir leben, ung bewegen und find. Einige Leute träumen mehr; andere weniger; und einige, wiewohl es derer nicht viele giebt, vielleicht gar nicht, Das fan aus den verfchiedenen Graden von Gefundheit, die verfchiedene Mens ſchen genießen, und aus ihren verfchies denen $ebensarsen nicht vößig erfläret wers 335 werden: doch haben diefeund ähnliche befondere Umftände, ohne Zweifel, ib: von Einfluß, Bei Leuten, die viel dens fen, und. wenig Bewegung haben, wird man finden, daß fie viel träumen; vor nemlich, wern ihre Einbildungsfraft lebhaft, und ihr Nervenſyſtem ſehr em⸗ pfindlich iſt, und das letztere iſt bei den Gelehrten mehr, als zu haͤufig. Der Schlaf des Arbdeiters iſt ſuͤß und gefund, Seiner Traͤume erinnert er ſich ſelten. Seine Seelenkraͤfte werden nicht fons derlich angeftrengt; feine Nerven find ftarß, und der Kreis feiner Einbildungs: kraft erftreckt fich nicht weit. Da die Natur nichts umſonſt thut: iftes denn nicht wahrſcheinlich, daß Träume, als Erholung des Gemütes, für den einen ‚Körper mehr, für den andern weniger, Beduͤrfniß werden? Beſtaͤndig uͤber einerlei Gegenſtaͤnde nachzudenken, das iſt der Geſundheit, und ſelbſt der Ver⸗ nunft nachtheilig; und wenn man nie— dergeſchlagen, ſchwermuͤiig iſt, welches oft von eben dieſer Urſache herruͤhret: fo verſaͤumt es der Arzt nie, Zerſtreuun⸗ gen, Geſellſchaft, Reiſen zu Lande und zu Waſſer, und andere Mittel vorzu: . fehlagen, um das Gemüt aus feinem alten, duͤſteren Pfade herauszuleiten, e6 mit netten Ideen zu erfrifchen , und es zu zwingen, fich mit einer ungebrand): ten Kraft und in einer neuen Richtung in die Höhe zu ſtemmen. Eile, fanfter Schtwärmer; und verlag die Enpreffenwälder, Und finge nicht mehr dem einfam rie— felnden Bach) Dein Klagelied. Eile, fuche beitere Menſchenhuͤtten, Verſuch uͤber den Traum. 336 Und miſche dich unter rege, Taufe Hau: en. Mach’ Entwürfe für Reichthum, oder Mast, oder Ruhm, Den Wunfch edler Seelen, und verfolge fie Tag und Yacht. Oder fihließe Dich an die Carawane, und uche, jenſeits der Alpen, jenſeits der Appenine, Scenen, die dem Auge neu find, und ftündlich abwechfeln. Dover, wilt du dich noch tweiter wagen, fprenge in’s Feld, Wo der Krieg gluͤht, und die hohe Trompete durch die Luft fehmertert, und die Seele mit Wuth füllt; Und veigiß in dem harten Lager und bei f dem muͤhſamen Marfche Alle fanften, alle nicht fo männliche Sorgen. A Armfirong. Leute alſo, die mehr als andere denken, mögen die Art von Zerfireuung und Ab: wechfelung, die durch den Traum hervor: gebracht wird, auch wohl nöthiger haben, als andere. So viel ift gewiß, daß Tram: me oft denen Erleichferung bringen, Die in Derlegenheit find, oder die ſich lange mit unangenehmen, oder mit foldhen Dingen den Kopf zerbrochenhaben, die fienicht gut [os werden fonten. Um dies auszurichten, bedarf es eben Feines, an fich gefallenden, Traumes. Mean weiß, Scenen, die Schwie rigfeiten und fogar Gefahr darbieten, find oft für einen melancholifchen Kranken em; piolen worden. Und folte der Traum dem Gemüte folder Perſonen, von welchen ich jet rede, auch) allenfalls nur auf eine Zei lang, einen neuen Stoß geben: fo Fan er “ihnen dennoch einen betraͤchtlichen Dienft tbun, fo unangenehm er auch immer an ſich fenn mögte. Selten befinden fich, in der That, diejenigen bei ihren Träumen glücklich, deren Kräfte durch vieles Denken abgenußet find, 337 a RI re = 338 Hannoyeriſches Magazin, | 22tes Stuͤck. Freitag, den 17ten März 1780, Belchreibung des Tobias, Gi und andere Werfchiedenheit desjenigen Fifches, der in ei- nigen Gegenden an der Ditfee, und befonders an der, Holfteinifchen Küfte, unter dem Namen des Tobias befant genug ift, von der unter eben diefem Namen von andern Fiſchkuͤn— digen befchriebenen Gattung baben mich bewogen, denfelben genauer zu unterfuchen und ihn den Maturfors ſchern befant zu machen. Denn aus der Bergleihung der Schriftfteller babe ich gefunden, daß fie in ihren Beſchreibungen nicht allein unter füch, fordern diefe auch von der gegenwär; tigen Gattung abweichen, Es unterfcheidet fich aber der. unfti: ge von allen unter dem Damen des Tobias, Tobianus und Ammodytes befchriebenen Fiſchen überhaupt durch feinen großen, faft ovalen Bräunfichen Fleck oben und hinterwaͤrts am Kopfe, als welcher nichts Zufälliges, fondern bei allen den vielen von mir gefehenen Fifchen diefer Gattung vor⸗ handen, und als ein fehr in die Auz gen fallendes Kennzeichen, von feinem einzigen Ichthyologen, ſelbſt von dem pünftlichen Artedi nicht, bemerft ift. Sch Ean daher diefen bräunlichen Fleck am Kopfe als das erfte Unterfchei: dungsPenzeichen bei unfrer Gattung annehmen. Ray a), Artedi b), Klein e) und Gronov d) fprechen ihrer Art mit ausdrücklichen Worten die Zähne ab; fo daß letzterer auch das zahnloſe Maul alsein Geſchlechts⸗ merkmal aufitellee. Uber bei der ums ferigen babe ich jederzeit zween ziems lich lange und ſcharfe Zähne vorn im Y Muns a) Synopf. method. piſc p. 38. „Os edentulum.,s b) Genera piſcium. Gen. XII. p. 16. „Os edentulum., Ej. Defceriptiones fpecie- rum p. 56. tum glabrum.,, „Dentes nulli in maxillis obfervari poflunt. Palatum quoque to- e) Hitt. Pife. Mifl, IV. p. 36. „Dextibus carens., Gronov führt zwar dieſes Sp nonym bei feiner Gattung an; allein Klein felbft fagt von diefer Art, daß fie nicht der wahre Tobias ſey. „Perperam Tobianus maris balthici Schaencvel- dii. Bei der andern, wobei er den Schöneveld anzieht, erwärmt er, fo wir auch diefer, der Zähne gar nicht, d) Mufeum ichthyologicum, p. 13. „Ore edentulo.,, 339 Munde angetroffen Alſo das zweite Unterſcheidungs kenzeichen. Die vom Ritter Kinne e) beſchrie⸗ bene Gattung würde ich mit der ums ferigen für die nemliche halten, wenn jener nicht erftens der braunliche Fleck am Kopfe und zweitens diefer der Eleine roͤthliche Fleck in der Gegend des Afters fehlte, als wovon ih nie eine Spur gefehen habe £), Er giebt (das Gegentheil vom Gronov) na: delfpigige Zähne zum Gefchlechtsmerf: mal an: aber beide zu voreilig, ins dem das Dafeyn oder die Abweſenheit der Zähne bloße Gattungs: und nicht Gefchlechtscharaftere find, Indeſſen will ich aus der Eurzen Befchreibung des Heren von Linné nicht mit Ge wißheit fchließen, ob die von ihm au: geführte Gattung wefentlich oder nur als eine Abart von der unferigen uns terfchieden fen: fo viel aber Pan ich behaupten, daß diefe ſowohl als jene von der vom Rap, Artedi und Gros nov befchriebenen in mefentlichen Stuͤcken abweihe. Wir haben alfo zwo Arten des Tobias, wovon außer andern Unterfeheidungsfenzeichen, Die Veſchreibung des Tobias, 340 eine cin gezäßntes, die andere aber ein zahnloſes Maut bat, (1. Ammodytes ore dentato, macula fufca ad nucham. 2. Ammodytes ore edentulo.), Klein erwähner ebenfalls zwoer Arten des Tobias, nemlich der arte> diſchen, der er zwo Spielarten zuges fellet, auch felbige, wie Artedi, ohne Zähne befchreibt, und einer andern, die er durch folgende Charaktere uns terfcheidet: der Körper fen bläufich und filberweiß; die tippe des Unter— kiefers vage vor dem obern zugeſpitzten hervor; die Nückenfloffe fen lang und nehme nicht weit vom Macken ihren Anfang: die Hinterfloffe reiche vom After bis zum Schwanze; und anden Kiemen fiße zu beiden Seiten eine, die, fo wie alle andere, aus dem ſilber⸗ weißen ins bläuliche falle 8). Diefe Gattung hält er für den wahren und für den vom Schöneveld befchriebes nen Tobias der Oſtſee. Allein aus diefer zu generellen und zu wenig fpes ciellen Befchreibung laͤßt fich ſchwer⸗ lich beſtimmen, ob fie wirflich die uns ferige, oder nur eine Abart feiner vori⸗ gen oder der artedifchen fey h). Auch i Schoͤ⸗ Syllema Nat. ed. nov. p. 430. En: füec. $. 303. It. Oeland. p. 97. f) Auch Gronov fand diefen rothen Fleck am Ende des Körpers nahe am Schwan: —A — — g) Enchelyopus labro mandibulæ inferioris ſuperiori mandibula acuminata longio- re, fubexruleus, ex argento totus fplendens; haud procul a cervice'pinnam longam, alteram ab ano ad caudam defcendentem, ad branchias utrinque unam habens, omnes ex argento cerulefcentes, ]. c. Die andere Art befchreibt er alfo: Zuchelyopus in dorfo e flavo cæruleſcens, cujus latera lineis feu-crenis parallelis oblique defcendenribus variegantur; roflro acuto, maxilla inferiore fuperiorem paulo füuperante, dentibus carens pedemque raro longitudine fü- erans. p b) Es ift bei dem fonft vortrefflichen und ſyſtematiſchen Rlein zu bedauren, daß — au 341 Schöneveld ift nicht beſtimter und feine Beſchreibung zu einer foeciellen Gewißheit nicht hinreichend 1). Indeſſen wollen wir die unfrige jegt näher unterfuchen, und durch eine forgfältige Befchreibung aller an ihr wahrgenommenen Kenzeichen den $efer in den Stand feßen, eine fernere Ver: gleichung anzuftellen, und ihm die Be⸗ urtheilung Üüberlaffen, ob wir fie mit Recht, wie wir glauben, als eine von der rayiſchen, artedifihen und gro- nopifchen wefentlich verfchiedene Öat: tung aufftellen, und ob fie mehr als - eine Spiefart der linneifchen und mit der vom Schöneveld und Klein befchriebenen einerlei fey. Auf alle Fälle, denke ich, wird die. gegenwaͤrti⸗ ge Beihreibung den Naturforſchern nicht unangenehm ſeyn; da wir eigent: lich noh gar feine (denn die einzige artediſche zielt offenbar auf eine an; dere, ) von diefers Gattung haben. Es koͤmt aber diefer überaus ſchoͤne Fiſch hin und wieder, jedoch nirgend als im reinftien Meerwaſſer, an einigen fandigten Küften der Nord: und Oft: fee, von der Mitte des Sommers bis zur Mitte des Herbſtes zum Vorfchein und wird an der holfteinfchen Küfte, vorzüglich häufig bei Niendorf, einem Beſchreibung des Tobias: 342 anderthalb Meilen von Luͤbeck und hart an der See liegenden Dorfe, in einer Strecke von einer Meile Weges, aber auch in dem Bezirke nicht weiter gefangen. Denn obgleich Travemüns de nur ‚eine halbe Meile davon liegt und mit diefem Dorfe einen Winkel macht, fo koͤmt er doch niemals auf der dortigen Rhede zum Borfchein ; fo. wie auch eben fo wenig eine Meile oberhalb diefes Dorfes, woher er in großer Menge zur Stadt und zu Marke gebracht wird. Er ift ein Zugfiſch und drängt fich haufenmweife um die befagte Jahrszeit, fo wie der Hering im Frühjahr, jedoch nicht ir der erfchrecklichen Menge und in fo dichten Haufen, an die Meeresfüften, und wird bis auf eine gute balbeMeis le weit feewärts von den Fifchern ges fangen. Bo er fich außer diefer Zeit aufpält, ob er die Tiefe der See fucht, oder ſich zu andern Küften begiebt, oder ob er ſich im Meerſande verkriecht, iſt mir unbekant. So viel aber habe ich von den daſigen Fiſchern vernommen, daß ſie ihn zu keiner andern Jahrszeit wahrnehmen. Er laͤßt ſich nie anders als in der Morgen: und Abenddaͤm— merung, und zwar bei vecht heiterer und ftiller Luft, fangen, und ift übers Tg haupt auf die Befchreibung der Arten nicht eben den Fleiß als auf ihre Eintheilung gewandt, und von der fo fehr zufälligen Farbe des Körpers feine meiften Gats * tungsmerfmale genommen bat. i) Steph. a Schonexelde Ichthyologia, p. 76. „Pifciculus eft tenuis, capite pufillo, te- rete, roflro acuminato, ore parvo, cujus labrum inferius extra ſuperius pro- minet, corpore palmam vel fesqui palmam longo ad fummum digitulum cra fo. Dorfum fubreruleum eft, in quo unica pinna, non longe a cervice ad cau- dam usque defcendens: Ad branchias pinne due ſunt, ad podicem unica, in caudam bifurcatam fere delinens; venter argenteus.,, 343 Beſchreibung haupt ein ſehr launichter Fiſch. Denn oftmals betriegt er die Wachſamkeit der Fifcher dadurch, daß er fich mit der Spiße feiner Schnanße in den Meerfand Hineinboßtet, und bis einen halben Fuß tief fich Darunter verfriecht, wodurch er den Machflellungen der Fiſcher entgeht und fie unverrichterer Sache von ihrem Fange abzuftehen und ans Fand zu fahren nörhiget. Sch babe manchmal gefehen, daß er fo nahe ans Ufer Fam, dag man ihn mit der Hand hätte greifen Fönnen, wenn er tweniger fchnell gewefen und nicht unter den Sand gefchlupft wäre; wie er denn ein überaus behender und im Zickzack fortfchießender Fiſch ift. Sn der Nordfee wird er am meiften an der englifchen und feeländifchen Küfte gefangen, wo er meiftentheils nah Ray's, Schönevelds und Gronovs Verfiherungen zur Zeit der Ebbe von den kandleuten und Fis fhern aus dem Sande mit befondern Inſtrumenten berausgegraben wird, Diefe Art ihn zu fangen habe ich zwar an der Oftfee nicht gefeben; allein diefe bat auch Feine Ebbe und Fluch wie die Nordſee. Das Fleifch diefes Fifches ift blän: lichweiß, zart und fehr ſchmackhaft, und wird entweder gebraten oder ge: fotten, jedoch eben als feine Delicateffe geſpeiſet, die es feyn würde, wenn er weniger häufig gefangen und theurer bezahlt würde, Wegen feiner Mil: digkeit und Fettigkeit vermuthe ich, daß er auch) geräuchert gut, und beina: be wie der Brätling ſchmecken muͤſſe. des Tobias, 344 In Schweden gebraucht man ihn auch, wie Zinne in feiner öländifchen Meife erzähle, zum Köder an die Fiſchangel, den Dörfch damit zu fangen. Gein gewöhnlicher Name iſt Tobias, Tor bis, Tobian: fonft aber wird er auch Sandaal, weil er gern im Sande wuͤhlet, und wegen einiger Aehnlichkeit mir dem Spiring oder der Schmelte (Salmo Eperlanus) auch Sanpdfpiring und in Seeland Smelt genant, Su England bat man zwo Gorten, wor von fie die größere Sand-Eels und die Pleinere Grigs heißen. So oft ich feinen Magen unters fucht babe, ift mir niemals etwas ans ders als eine Menge Fifchrögen darin zu Gefichte gefommen, und ich glaube daher, daß diefe fein gemöhnlicher Fraß find: wie man es denn auch von vielen andern Fifchen weiß, daß fie nicht allein anderer, fondern feldftihre eigene gelegte Mögen wiederum ver: ſchlucken. Diejenige Gattung, die wir jetzt beſchreiben, gehoͤrt unter die Linndi— ſche Ordnung der Kahlbaͤuche, ( Apo- des) weil ihr die Bauchfloſſen fehlen, und wegen ihrer weichen Sloffen uns ter die Weichfloffer ( Malacopterygii} des Artedi und in das von beiden gleich benante Gefchlecht des Ammo- dytes, ein Name den Gefner, Wils lougbbp und Rap zuerft von ber Gattung gebrauchten, und den auch) Gronov annimt, und der im Deut: fehen eigentlich Sandtaͤucher bedeus tet. Mach dem Rlein erhält er ſei— nen Pla unter den Naläpnlichen Fi ſchen, 345 fchen, (Anguillzformes) und unter dem von ihm aufgeftellten Gefchlecht des Enchelyopus, als worunter verfchiedene artediſche und linnäifche Geſchlech⸗ ter, wie die Schlangenftfche, (ophi- dium,) die Spißfhwänze, (cepola,) und die Walquappe, (Blennius vivi- parus,) mit begriffen find, Sein Rörper ift ohngefaͤhr eine Spanne (felten darüber, und ſehr fel: ten einen Fuß,) lang und eines Fin: gers dick, länglicht, oben ruͤndlich, an den Seiten etwas zufammen gedrückt und flah, am LUlnterleibe platt, an deffen beiden Randfeiten Fantig, und vorn und hinten verdiünnet k). Die Haut iſt ganz glatt und fcheir net Anfangs ohne Schuppen zu ſeyn; die man jedoch bei genauer Anficht und Befonders, wenn er ein oder mehr Tage tod im Waffer gelegen oder ge: kocht bat, vorzüglich aber am Mücken entdeckt: fie liegen nicht über, fondern an einander, find meiftens rund und mit einem feinen Oberhaͤutchen über: zogen N. { Die Sarbe des Körpers iſt fehr veränderlich, und je nachdem man ihn gegen das Licht hält, bald fo bald ans ders widerfcheinend: Ueberhaupt aber glänzend, am Rücken und an den Ober: Befchreibung des Tobias. 346 feiten bläufich und gruͤnlich gran m); fo wie an den Unterjeiten und am Uns terleibe filßerweis ins himmelblaue fpielend, In der Mitte an den Geis ten, und zwar über deren mitlern &inie, trit ein ausgezackter entweder glänzend gehn, oder goldfarbiger Raud hervor, deſſen zahnfoͤrmige Spitzen oter Zak⸗ ken faſt gleich groß ſind und dicht an einander liegen. Die GQueerlinien, welche den Kör: per umgeben, find wie ein Zickzack, oder in flumpfen Winkeln gebogen, und an den Geiten am deutlichften zu feben, allwo ihrer ſechzig Befindfich find. Die Zwifchenräume, welche fir dafelbft machen, find filberfarbig, laͤnglicht— ſchief und breiter als am Rücken, wo fie ſchmaͤler und gruͤnlich oder bläu: lich grau find. An jeder Seite laufen drey Linien vom Rüden und der Kiemenöfnung gerade und ununterbrochen big zur Schwansfloffe binab, von denen die obere nahe am Rücken, die zwote in der Mitte umd die dritte unten an den Seiten liegt. Die eigentliche Ruͤckenlinie ift an: fangs undentlich, (obfoleca,) vertieft fih aber weiterhin in eine Rinne oder Furche in welcher die Ruͤckenfloſſe liegt. 23 Die k) Es ift befonders, daß der Fiſch, fo bald er tod iſt, feine gerade Geſtalt verlieref, und dagegen eine flechtige (Hexuofa ) anrimt. 1) Ray überfahe die Schuppen. „Squamis carer.,, Auch Bouan, der aber den Fifch nicht felbft gefehen zu haben feheinet. „Corpus alepidotum.,, Hiſt pife, Argen- tor. 1770. 4 Genera Piſc. gen. XXXIIL. p 175. m) ch habe eine Spielart gefehen, die oben gelblichgrau, und bin und wieder, je: doch fparfam ſchwarz punktirt war. $ Vielleicht eben der Unterfchied, als zwifchen den dieklicher als die obige Sorte, Diefe iſt auch nicht fo lang, aber dagegen Sand-Eels und Grigs der Engländer, 347 Die Bauchlinie befinder fih in der Mitte des Unterleibes und läuft gerade von der Kehle am bis zum Afı ter hinab, binter welchen fie fich eben wie jene vertieft und in ihrer Furche die Hinterfloffe einfchließt. Ferner erfcheint unter der unterften Geitenlinie an beiden Kanten des Uns terleibes eine febr fchmale dicht am Körper anliegende und kaum ſichtbare Membran, die anfangs, bevor man fie aufhebt, als eine Linie truͤgt: fie fänge gleich unter den Bruſtfloſſen an und fcheint eine Spur, oder an Statt der fehlenden Baudfloffen da zu ſeyn. Endlich findet man noch am Unters leide zween filberweiße Streifen oder dergleichen Bänder von der Kehle bis zum After hinablaufen; fie ſchließen dicht an die Bauchlinie an, und fie hen unter der übrigen himmelblau— weißen changeanten Farbe des Unter leibes hervor. Der Kopf ift lang, allgemach ab: ſchuͤßig, fchmäler als der teib, und fer gelförmig zugefpißt, jedoch oben fla‘ cher und breitlicher als unten, obne Schuppen, dunkelgrün und halb ducchfihtig. An feines Oberfläche find eine Menge Pleiner verfchlofjener . Loͤcherchen umher geflrenet, die man Bei fehr vielen Fifchen findet, und de: ren Mugen noch nicht befant iſt. Hin ten zwifchen dem Scheitel und Nak— Ben zeichnet fich ein großer ruͤndlicher gelblich Brauner Fleck aus, Belhreibung des Tobias, 348 _ Die! Tafenlöcher figen oberwärts am Kopfe zwifchen den Augen und der Spiße des Oberfiefers in der Mits te, und find mit einer gewölbten , vors ne fein durchflochenen und am Rande ſchwaͤrzlichen Haut bedeckt, Die Augen find groß, dunkelblau und mit einem breiten filberweißen Ringe umgeben, und liegen oben. an den Seiten des Kopfs n), Die Kiefer find ſehr ungleich, der untere nemlich viel länger und fchmär ler, zugefpißt, und vor dem obern herz vorſtehend, als welcher ruͤndlich gebos gen ift, jenen feitwärts ganz bedeckt und mit feinem Hinterende halb ums faßt. Dabei ift er doppelt, und nur an den Spitzen der Lippen befeſtiget, binten aber frei. Das Unterftück dies fes zwiefachen Kiefers ſchließt ſich feit- mwärts in das Oberſtuͤck, und ‚beide find durch eine gedoppelte tippe und eine durchfichtige muskuloͤſe Haut mit einander verbunden, Die Unterlippe geht vom bintern Winkel des Obers Piefers fchräge und frei zu der Spiße des Unterkiefers herab: daher es auch koͤmt, daß, wenn man diefen nieder drückt, alsdenn die beiden obern mit ihrem Hinterende hervorfpringen und ſich fenfrecht bis an die Spige der Schnautze bervorziehen laffen. Sie find ohne Zähne, deren man aber zween ziemlich lange und duͤnne am Borderende des Gaumens ‚gleich hin: ter den Kiefern antrift, die fo ſpitz wie eine Nadel find, neben einander figen, n) Einne fand das Ange blasgelb mit einem ſchwarzen Sterne. Deländ. Reife, L.c- 349 figen, und in die Tänglichte Rinne des Unterkiefers einſchließen. Uebrigens iſt der Gaumen, wie das ganze Maul glatt, und dieſes inwendig ſchwarz punktirt. Die Zunge iſt zuruͤckgezogen, frei, unten conver, oben wie eine Rinne vertieft, knorpelicht, und mit einem durchſichtigen Rande umgeben. Hinter ihr zwiſchen dem Winkel des Zungenbeins liegt ein gegliederter und duͤnner Knorpel, woran ſeitwaͤrts die Kimenblaͤtter mit ihrem Vorder: ende bifeftigt find. Die Gaumenknochen fißen vorn und ofen am Schlunde, gleich hinter dem Grumen, und beftehen aus zween rauben und fcharfen aus mehrern klei⸗ nern zifammengefeßten Knochen 0). Die Mundſpalte (riQus) ift bes trächtich groß, ſteigt von unten ſchief in die Höhe, und endiget fich über der hervorragenden Spige des Unterfie fers mit einem abgeruͤndeten Winfel, DeRiefenöfnung (aperturabran- chiali;) ift eyrund und ziemlich groß. Die Deckel gehen weit über fie hin: über, reichen bis an den Grund der Bruffloſſen und fchließen hart an den Borderleid an: Sie find filberweiß, borrhart, mit einem durchfichtigem Rawe umgeben, vorn ründlich zuges ſpitz, binten aber Breiter und halb ey: förnig, woſelbſt fie auch bin und wies der ein wenig eckicht und am Unter⸗ Befhreibung des Tobias. 350 rande hohl oder in Form eines halben Bogens ausgefchnitten find: inwen⸗ dig concav, queckfilberfarbig und mit fhwarzen Punkten befäet, nad) unten zu fieben bis acht mal geſtrichelt, und in ihrer Mitte durch eine fehiefe von unten nach oben auffteigenve Linie ges theilet. Die Biemenblaͤtter ſelbſt find blutroth, und vier an jeder Seite be: findlih, an beiden Seiten des feinen Pnöchernen Bogens gefiedere, faft gleich groß, und liegen Horn ganz und Binten bis an ihren ruͤndlichen Rand über einander, Sie find an beiden Seiten und zwar vorn an demerwähns ten Knorpel des Zungenbeing und un: ten an den Gaumenknochen befeftiget, in der Mitte aber ganz frei, Die Riemenbaut (membrana branchioftega) ift nicht weit von und längft- dem Unterrande der Deckel be: feftiget, fiebenftrahticht und nicht ganz bedeckt: beide berüßren fich mit ihrer Spiße vorn an der Kehle, Der After liegt nicht weit hinter der Mitte des ganzen Körpers und ift mit einem engen, runden und weißen Rande umgeben. Der Schwanz ift länglicht und faft kegelrund, jedoch "unten etwas flah und an feinem Außerfien Ende, nemlich in dem kurzen Ziwifchenraus me, den die Rücken; und Hinterfloffe mit ») Diefe Art Knochen dienet den Fifchen Überhaupt Statt der Kaͤuzaͤhne, und find allemal rauh und ſcharf anzufühlen. i Speiſerohre zu verſchließen und das Aufſtoßen der Speifen zu verhindern. Vielleicht auch zugleich um die weife 351 mit der Schwanzfloffe machen, mer: fich zufammengedrüskt. Die Glieder beftehen in fünf Floſ⸗ fen, wovon eine am Rücken, eine bins ter dem After, eine am Schwanz und zwo an der Bruſt ſitzen. Ihre Strab: ien ſind alle einander aͤhnlich, nemlich weich und borſtenartig, und die Haut, die ſie unter einander verbindet, iſt bei allen gleich fein und gleich durch; ſichtig. Die Ruͤckenfloſſe faͤngt etwa ei— nen guten Queerfinger breit hinter dem Rücken an, breitet ſich längft Siber den Mücken aus, und endigt fich kurz vor der Schwanzfloffe: fie iſt «nicht fiber einen Finger breit, und fal tet fich nach hinten zu fo dicht zuſam— men, daß man fie kaum in der Rinne des Ruͤckens entdeckt... Man zählet an ihr 56 bis 60 Strahlen, (denn diefe Zahl ift bei den virfchiedenen Subjecten ſehr ungleich; und der Charakter von der Zahl der Strahlen genommen, überhaupt bei den Fifchen fehr truͤglich: der Befchwerlichkeiten des Zählens nicht zu gedenfen,) die Befchreibung des Tobias. 352 alle, der vorderfte als der Fleinfte aus: genommen, gleich groß find, und weit von einander abſtehen, außer daß fich ihre hinterwärts gebogene Spißen auf einander lehnen p). Die Ainterfloffe breitet fih vom After bis nahe an die Schwanzfloffe längft den Hinterleib aus, fißt eben jr die Rückenfloffe in einer Rinne verborgen, und beftehbt aus 28 bi gleich Langen nt Me Die beiden Bruftfloffen Tiegen gleich hinter der Kiemenöfnung unten an den Seiten und dicht am Körper an, nicht ſenkrecht, wie Artedi an feinee Gattung wahrnahm, fondern horizontal, Eine jede beftelt aus dreizehn Strahlen, wovon le mit lern die längften find, Ausgbreitet haben fie die Geftalt eines Fittigs, fonft find fie lanzenfoͤrmig. ‚Die Schwansfloffe int bs auf die Hälfte entzwei gefpalten, und bes ſteht aus vierzehn meiftens ofen ges theilten und gegliederten Stahlen, obne die in der Mitte befindlichk haar⸗ dünne mitzurechnen. Der Schluß folgt kuͤnftig. pP) Salvian, der zuerſt des Tobias gedeuft, hat ihm, wie Klein bemerkt, gay uns richtig zwei Floſſen am Rücken , flatt einer zugefchrieben , und aus den Ra fehe ich auch, dab er ihm zwei Paar Bruſtfloſſen, ſtatt einem Paare zueigiet. . 353 kon 2 354 Hannoveriſches Magazin, 2365 Stuͤck. Montag, den 2ofn Mär; 1780, Schluß der Beſchreibung des Tobias, S er Abſtand der äußern Theile von einander, verhielt fich bei einem, 5 Zoll und 8 Linien (Parifer Maaßes) langen Fifche fol: gendermaaßen: Die Nafenlöcher wa; ren 4’, die Augen 5, der Ans fang „des Rücken 9’, die Brufiflof: fen und der Hinterrand der Kiemen: deckel 17°, der Anfang der Rücken: floffe 1% 3° der After 37 5°, der Anfang der Hinterfloffe 3” 6°, der Grund der Schwanzfloffe 5” 3, und derem beide fpige Enden 5’ 8’ von der Spige der Schnauße ent fernt. Die Rüskenfloffe betrug 3” 8”, die Hinterfloffe 1° 7°, und die Bruft: floffen 5’ in der Länge: die. fenfrechte Sreite des Körpers 6° und die Hy: rizontale 5’, Seinen inwendigen Körper ba: be ich folgendermaaßen befunden : Unter der äußern Haut und den Schuppen Fömt eine queckfilberfarbige Folie zum Vorſchein, welche die Ur— fache von dem Widerfchein der Außern Farben iſt. Das Darmfell iſt eben alſo ge; färbt, und mit ſchwarzen Punkten be; ſaͤet. Das Herz iſt vollkommen dreifeis tig, Etriquetrum) und liegt ſchief gleich hinter den Kiemenblättern und etwas unter der Leber. Diefe ift groß, mit dem Schlunde und Magen verbunden, als welche fie zum Theil umfaffet , gelblichgrau von Farbe, oben laͤnglichtrund und unten, in zween Lappen getheilet, Der Schlund ift lang und weit. Der Magen enge, einen Zoll lang und fegelförmig zugefpißt, bloß au feinem Munde mit dem Schlunde und kurz dahinter an feiner rechten Seite durch eine enge Orfnung mit. den Gedärmen verbunden, uͤbrigens ganz frei und an der finfen Seite ges legen. Die Gedärme find oben meiter als unten, gegen den After zu etwas auf und miedergefrümt, und übers banpt von der Länge des ganzen Körs pers. Sie waren wie der Magen faft ganz mit einem ducchfichtig weiß fen geförnten Fette umgeben. Den von Artedi angemerften Blinddarm am 355 am Pförtner babe ich bei diefer Gat⸗ tung nicht gefunden. Der Rögen fo wie der Milchbe⸗ bilter beftanden jener aus einem glängendgelben, diefer aus einem weis fen, beiderfeits einen Zoll langen und fanzenförmigen Körper, der zwifchen den Nieren und Gedaͤrmen nach dem After hinunter liegt. Befhreibung des Tobias, 356 Die Mieren figen laͤngſt dem Rück, grade dicht neben einander und reis chen vom Kopf bis an den After bins unters fie find ſehr ſchmal und Dun; kelroth von Sarbe. Die Milz ift ſchmal, dünne, in ein fpißes Dreieck zulaufend, dunkelroth, und figt anı Ende des Magens und an der linfen Seite der Gedärme, Dening, D. Ein Paar Verſuche mit dem Purgierkraut. (Gratiola oflicinalisL. ) Ita fiet paulatim Materies medica, cui confidas. & nter den vielen fchönen und nuͤtzli⸗ chen Pflanzen, deren Kräfte und Wirfungenaufunfern Körper wir noch nicht fo genan fennen, als wie wir bil: lig folten, befindet ſich auch die Gra- tiola ofheinalis Linn. oder das von den Dentfchen fogenante Purgierkraut, Nieſekraut, Gortesgnadenfraut, Erds galt, wild Aurin. Ich hatte vor einigen Wochen das Bergnügen, diefe, feit meiner Abreife aus meinem Vaterlande, der Schweiz, von mir nicht wieder wild wachfend angetroffene Pflanze, auf einer, ohn⸗ gefähr eine Meile von biefiger Stadt, zwifchen den Dörfern Langenhagen und Iſernhagen liegenden Wiefe, zu entdecken. Mir fiel bierbei ein, daß einmal mein feliger Lehrer von Linné zu mir fagte, daß er glaube, daß die; fes Kraut mit großen Arzneikräften verſehen fey und daß er nur bedaure, Haller. * daß ſolche noch nicht in Gewißheit ge⸗ ſetzet worden und nichts fo ſehr wuͤn⸗ fe, als daß jemand der Gelegenheit hätte, mit der noch frifchen Pflanze Verſuche anftellte und folche zum Muß zen des gemeinen Weſens befant madhı te, welche Arbeit mir einft ſehr leicht feyn würde, da diefes Gewaͤchs mein Landsmann wäre, und ich nicht wie andere nörhig habe, mich mit der fchon viele Jahre in den Apotheken aufbes wahrten Herba Gratiolx abfpeifen zu laffen, die, aus Mangel boranifcher Kenntniffe, leider! noch zum öftern mit einer andern Pflanze, nemlich der Scutellaria galericulata, vermechfelt fen. Ich entfchloß mich alfo ſogleich diefe Gelegenheit zu nutzen, eine Pors tion des Purgierfrauts mit mir nach Haufe zu nehmen und damit einige Verſuche anzuſtellen. Ich that es, und damit ich deſto gewiſſer von mei⸗ ner 357 ner Sache werden mögte, probirie ich diefes Gewächs nicht, wie gewöhnlich geſchiehet, zuerft an einem kranken, fondern an einem gefunden und ſtar— Pen Körper, und zwar an mit felbft, Hier find meine Verſuche, melche ich zum Nußen des Publifums vorge: nommen und zum Nutzen dejjelben befant mache. Erſter Verſuch. Ich nahm zwanzig Gran wohl ges trocknetes und fein pulverifirtes Pur; gierfraut, (welches beim Aufbruch der erften Bitten gefammelt und von dem untern Theil des Stengels und den daran figenden gelben Blättern gereir nigt worden,) des Morgens nüchtern mit ein wenig frifhem Waffer ein und trank noch ein Glas von diefem nad). Kaum hatte ich meine Arznei eine hal: be Stunde im Leibe, fo verjpürte ich Ekel und Neigung zum Erbrechen. Eine halbe Biertel Stunde darauf ſtel⸗ lete ſich dieſes letztere auch wuͤrklich ein und ich brach mich ſo gut als von der ſchoͤnſten Ipecacuanha. Dieſes war je⸗ doch bald vorbei, und ohne daß ſich ein neuer Anfall einfand. Nach dieſem ward mir wieder wohl, indefjen merkte ich doch, daß noch ein Theil von dem Eingenommenen zurück war, und fich in meinem Unterleibe befand. Gegen Mittag ſtellte fich denn diefes auch wie: der ein, und ich hatte einen guten Stuhl: gang. Etwa eine Stunde darauf er: folgte der zweite, und anderthalb Stun: den nachher der dritte. Alle drei wa- ten ohne Kneipen und hinterließen nicht die geringfte Incommoditaͤt, fondern Verſuche mit dem Purgierfrauf. 358 ich befand mich des Abends gefund und wohl. Zweiter Verſuch. Ich nahm ein halbes Quentchen vom erſt bemeldten Pulver, goß einige Unzen kochendes Waſſer darauf und ließ ſol⸗ ches die Nacht uͤber ſtehen. Des Mor⸗ gens filtrirte ich meine Infuſion durch ein grobes Löfchpapier, und nahm das Dutchgelanfene ein. Eine halbe Stuns de nachher empfand ich wieder Ecfel,der jedoh ohne Erbrechen fich allgemach verlor. Ich befam einige tüchtige Defs nungen und befand mich übrigens recht wohl. Dritter Verſuch. Eben fo viel Purgierkrautpulver fochte ich mit drei Unzen Waſſer ein Paar malauf, feigte ſolches durch, und tranf es auf einmal aus. Es verhielt ſich dieſes Decoct in allem wie die vorhergehende Infuſion. Vierter Verſuch. Auftatt des Waſſers nahm ich bier Milch, und kochte folche mit vorbenans ter Quantitaͤt Pulver. Nachdem ich das Durchgefeigte eingenommen hatte, empfand ich wieder Uebelkeit, jedoch ohne Erbrechen, es erfolgten einige Stußlgänge, und damit war es vorbei. ’ Fünfter Verſuch. Auf ein halbes Quentchen Purgiers Frautpulver goß ich zwei Unzen Franz: wein, ſchuͤttelte es zuweilen um,und ließ 88 zwei Tage ausziehen. Des Mor: geus filtrirte ich es durch Löfchpapier und tran? es aus, Ich verhielt mich dabei wie zuvor, und Diefer Weinaufs guß verhielt fich ebenfalls fo wie vor; 32 gedachs 359 gedachter Waſſeraufguß. Ich empfand nemlich Ecfel und nach diefem erfolg: ten einige gute Stuhlgänge, Sechſter Verſuch. Eben ſo viel Purgierkrautpulver di⸗ gerirte ich mit drei Quentchen Wein: geiſt, und nachdem ſolcher alles Wirk: fame ausgezogen, preßte ich ihn durch ein Linnen und nahm ſolchen ein. Die: fe Effenz verurfachte meift eben dafjelbe wie der vorhergehende Purgierfraut: wein, ich empfand die gewöhnliche Uebelkeit, purgirte vier mal, und des Nachmittags befand ich mich wieder frifch und wohl. Diefes find meine mit dem Purgier⸗ kraut gemachten Verſuche. Gerne wolte ich, daß ich folche weiter fort: feßen, und einige davon ein Paar mal repetiven koͤnte. Allein ich merke daß ich allgemach des Evacuirens müde werde, zumal da meine Diät fo be fchaffen ift, daß ich niemals Evas euantia nöthig babe, Diefe ſechs mal babe ich für das Publifum purs Hirt, und fo viel fan für diefes mal genug ſeyn. Fuͤhlet ein anderer eben die Verbindlichkeit fir das gemeine Weſen bei ſich, wie ich folche bei mir gefühler babe, fo Fan er mit meinen Berfuchen fortfahren, und anfangen wo ich aufgehöret habe, oder wenn es ihm befiebig if, repetiren. Härte ich Gelegenheit an Kranken Proben an: zufteflen, fo wiirde ich es ebenfalls thun, ds ich aber folche nicht habe, auch weder Erlaubniß noch Verbin: dung dazu erhalten, fo Uberlaffe ich diefes unfern praktifchen Aerzten zu Verſuche mit dem Purgierkraut. 360 thun, denen ich diefe Pflanze auf das nachdrücklichfte und befte empfele, Ich hoffe nicht, daß einer unter dieſen feyn wird, der folche Verſuche für uns noͤthig bält, und glaubt, daß wir an den alten und befanten Purgiermitteln fhon genug haben und daß wir dieſes ohne Noth entbehren koͤnnen. Golte es aber fo feyn , fo verfichere ich die: fen, daß unter allen diefes mal ger bräuchlichen Abfuͤhrungsmitteln Feines von der Natur des Purgierfrauts ift, welches nicht nur eine vis evacuans, fondern eine mit diefer verbundene und dem bitterften unter allen, der Duaffia, wenig nachgebende Bitterfeit befißt, und dennoch wenig oder nichts von Geruch bat, welches jeder ſelbſt ſehr leicht verſuchen und ſich davon uͤberzeu⸗ gen kan. Hat jemand Gelegenheit in der Ruhr die Wirkung dieſer Pflanze zu verſuchen, den bitte: ich dieſe Ger legenheit nicht unbenußt vorbei gehen zu laffen, Su Eliftiren und Umfchläs gen boffeich beſonders, daß diefes Arz⸗ neimittel ſich wirkſam und nüßlich bes zeigen werde. Vornemlich empfele ih das Purgierfraus auch unfern Herren Pferdeärzten, zumalen da es einheimifch ift und alfo zu denen gehört, deren wir uns wo möglich bei allen Borfällen lieber als der viel theurern, oft verfälfchten und nicht felten verdorz benen oft: und weltindifchen Quacke leien bedienen folten, ’ Indeſſen habe ich hier noch eine Bits te zu. thun, daß ſich nemlich niemand, det. feine medicinifche Kentniffe befigt, ohne Rathfragung eines Arztes einfals 4 len 361 fen laſſe, dieſes vorgeſchlagenen Arz⸗ neimittels ſich zu bedienen. Es iſt dieſes wie alle andern Purgiermittel, einem Degen gleich, womit ic) mic) zwar gegen einen Feind vertheidigen, ſolchen abtreiben und uͤberwinden, aber eben fo leicht auch mich ermorden fan. Das Modepurgieren ift eine der ſchaͤd⸗ Hannover, den roten Aug. 1779» Verſuche mit dem Purgierkraut. 362 lichſten mediciniſchen Narrheiten, und gehoͤrt ſo wie das Aderlaſſen ohne Voll⸗ bluͤtigkeit, das Schweißtreiben in hizs zigen Ktanfheiten, das Eſſen ohne Ap⸗ petit, das Trinfen ohne Durft, u, d. in, unter die nie genug zu verfluchens den Gewohnheiten unfers Zeitalters. 8. Ehrhart. Nachſchrift. Ben da ich dieſes geſchrieben, beſuch⸗ N te mich ein guter Freund, welcher fehon zwei Tage mit Verſtopfung ges plagt war. Aufmein Erzählen, daß ich zeither einige Verſuche mit dem Pur: gierfraut gemacht, begehrte er eine Dofis Pulver davon. Sch gab ihm 15 Gran, welche er fogleich einnahm, ein Glas Waffer darauf tranf und ſich nach Haufe verfügte, Kaum fam er alda an, fo bemerkte er die hiebei ge: woͤhnliche Hebelkeit, die fich jedoch bald verlor. Mach diefem folgten nad) und nach fünf Stußlgänge und mein Freund befand fich des andern Tages ganz wohl, Eine Freundin, welche von meinen Verſuchen wußte, erbot fich einen der; ſelben zu repetiren. Ich gab ihr alfo 10 Gran von obigem Pulver, welches fie in meiner Gegenwart einnahm und dats aufetwas Theewaſſer nachtrank. Nicht lange darnach empfand fie Eckel, wors auf ſich Erbrechen ernftellte, völlig fo, als wenn fie eine Doſis von der Brech⸗ wurzel eingenommen hätte. Purgieren erfolgte nicht, weil vermuthlich alles Eingenommene duch das Vomiren berans fan. Sch babe für gut befunden diefe zwei Derfuchenoch beizufügen, Hoffentlich werden unfere Herren Praktici deswe—⸗ gen nicht böfe auf mich werden. Sch ſchwere beim Vater Hippocrates und feinen Aphorifmen, daß ich weder von meinem Freunde noch von meinerreuns din einen Pfenning Soſtrum genom⸗ men habe, Beantwortung der Anfrage im 18ten Stud des Magazins; ob die Steigbügel bei den Alten ſchon im Gebrauch geweſen find, Fierauf dienet zur Antwort, daf fie felbige, wie Dancirollus,Polps dorus, Virgilius de inventione re- zum und Petrus Victorius, wel—⸗ her Teßtere befonders Davon gefahries ben, melden, gar nicht gefant haben. Man trift nicht allein auf den alten Steinwerken, Münzen us f. w. der Römer feine Steigbügel an, fondern Dlinius fagt uns gleichfalls, daß die 33 Alten : 363 Alten nichts von GSteigbügeln ge wuſt. Beinahe wolte ich wohl allein aus der lateinifchen Benennung der Steigbügel, beweifen, daß fie eine Erfindung der neuern Zeiten find; deun man hat im $ateinifchen Fein al, tes Grundwort, welches einen Steig: bügel bedeutet. Die Wörter ftaphe, ftapes, oder ftapeda, werden bei den Altern Schriftftellern gar nicht gefun: den, und unterfchiedliche andere Wor: te, die man in diefer Bedeutung neb: men mögte, find entweder fpäter ge: braucht worden, oder haben zu CA- favs Zeiten diefen Verſtand nicht ge: habt. Lipſius bemerker daher, daß, damit ein Ding, das fo allgemein ges braucht würde, auch ein gemeines Wort hätte, Franciſcus Pbilel- pbus die Steigbügel ftapedas, und Bodinus fubices pedaneos genant babe. Woͤlte aber Jemand fagen, es er: belle Saraus, daß diefer Name fchon fehr alt fen, weil unter den drei klei⸗ nen Knochen im Ohr, der eine wegen feiner Gleichheit mit dem Steigbuͤgel, von den Naturkündigern den Namen Stapes erhalten; fo ift zu wiffen, daß diefe drei Pleinen Knochen, der Am: 608, (Incus,) der Hammer, (Mal- leus,) und der Steigbügel, (Stapes, ) weder vom KHippocrates und Gale: nus, noch von einem andern Arznei? lehrer der damaligen Zeit find beobach: tet, viel weniger benenner worden. Denn, wie Laurentius anzeiger, ſo bat fih bei der Erfindung dieſes Steigbügelfnochens zwifchen einem Ob die Steigbüigel bei den Alten 364 | gewiffen Columbus und einem In⸗ graffius, davon der eine aus Sici= lien und der andere von Cremona gervefen, und die alle beide in dem legten hundert Fahren gelebet, ein Streit entfponnen. | Es laͤßt ſich auch ſolches ferner aus verfchiedenen Autoren bemeifen ; denn, wenn Polybius den Weg bes (hreiber, durch weichen Annibal in Italien gezogen, fo gebraucht er das Wort Beßruolısar, das ift, wie Pe⸗ trus Victorius erfiärer, derfelbe fey voll Steine oder. Hügel gemefen, daß man durch deren Hülfe auf die Pferde fteigen fönnen, und diefe Steige bübnen hießen bemata. * Plutarch ſchreibt in dem teben Eaji Gracchi, daß derfelbe ſich dar durch bei dem Volk beliebt zu machen gefucht, daß er außer denjenigen Stei⸗ nen, die bei jeder Meile gefegt geme fen, gewiffe Erhöhungen nnd Hülfen zum Auffteigen viel näher an einander machen laffen, damit man defto beques mer hätte auf die Pferde kommen koͤnnen. Lipſius lehrt uns, daß diejenigen, die etwas zärtlich gewefen, und nicht gut auf ihre Pferde hätten Fomnıen koͤnnen, beftändig avaßoAsig, oder Aufs feßer bei fich gehabt, wie z. B. Plır tarch vom Craſſus, Spartianis vom Caracalla und vom Valen—⸗ tinian berichtet, welcher letztere feinem Auffeger, (Strator,) da fein Pferd nicht fo fange ſtille ftehen wolte, bie er fich recht aufgefeßet, im Zorn die rechte Hand abhieb. Hur⸗ 365 Hurtige und geuͤbte Meuter, fagt Vegetius de re militari, fprangen auf ihr Pferd. Sie hatten auch diefer: wegen, um fich beftändig im voltifiren zu üben, hölzerne Pferde in ihren Häufern, und brachten es durch die Hebung fo weit, dap fie, wie wir aus dem Virgil mwiffen, rechts und links mit dem Schwerd in der Hand, aufs Dferd fpringen konten: Poſcit equos atque arma fimul, ſaltuque fuperbus Emicat. ſchon im Gebrauch) gemefen find. 366 . Infrenant alüi currus, & corpora faltu Iniiciunt in equos. Nah dem Bericht des Julius Pollur, richtete man auch die Pferde fo ab, daß fie fich niederbeugten und auf die Knie fielen, damit die Reuter defto beſſer auffigen konten. Es iſt daher ein lächerlicher Fehler des Malers, wenn man auf dem Pfers de des Hectors oder des CAfars eis nen. Sattel mit großen Steigbügeln erblicker. Die Schnee und die Waldbiene, Eine Fabel, *) (Fir Biene, die in einem Walde -febte, war auf dem Wege ihres Berufs einer Schnecke fehr nahe ges fommen. Sie grüffeten einander, Anfangs Maren ihre Gefpräche, wie es zu gefcheben pflegt, von dem Meel: thaue, von dem herannahenden Win; ter und andern dergleichen Dingen, bis fie endlich, ich weiß nicht wie, in ihrer Unterredung auf den Menfchen kamen. Nie hatte die Schnecke ge: böret, daß es Menfchen gäbe, aber die Eltern der Iimne in dem Walde, hatten von einer Dorfbiene fi etwas mehreres erzählen laffen, nur bedau: rete die unftrige, daß fie noch Feine ge: feben haͤtte. Ihr Vater umd ihre - *) Durd) Sabeln, fagt Zommel, hat man beſonders die Sittenlehre vorgetragen. Mutter hatten ihr den berrlichften Bes grif von dem Menfchen beigebracht, Sie trug daher die größte Ehrerbies tung gegen ihn. Es war nichts fchön, es war nichts vollfommen, welches fie nicht dem Menfchen beilegte, von wel: chem fie überzeugt war, daß er das vortreflichfte Thier unter der Sonne ſey. Ich war neugierig, fuhr die: Biene fort, dieſes edle Gefchöpf zu feben, id) machte mich in aller frühe auf, und flog, in der Hofnung einen zu erblicfen, in die Stadt, Allein zum Unglück war es, wie ich anfam, noch zu früh, und Tiebfte Schnecke, das ift die Urfache, daß ich bei fo ho— hem Morgen niemand erblickt habe, Sie Denn zu Aeſopens Zeiten war die Moral der Philofophen ihr einzigfies Ge ſchaͤft. Ich will einen Berfuh machen, fährt er fort, vb man fic) verfelben bei der Metaphyſik und natürlichen Theologie nicht auch bedienen Fünne, und erzählt uns dieſe Fabel, 367 Sie fehliefen. Unterdeſſen aber habe ich mir aus dem vortreflihen ‘Bau der Stadt recht guf einen Begrif von den Menfchen machen Fönnen, ob ic) gleich Feine gefehen habe. Denn ich bin in ihren Zellen gewefen, die fie nicht, ſo wie wir Bienen, mit fehs Winfeln, fondern vierefige bauen. Sie hatten zu der Zeit noch nicht eingetragen, aber ich zweifle nicht, daß es ein vortreflis her Honig feyn müffe, den die Dien: ſchen machen, Die Schnecke war in der That bei allem diefem eiferfüchtig. Solte denn, fprach fie, der Menfch alle Eigenfchafs gen nur von der Biene und feine von der Schnecke haben? Du wirft did) irren Tiebfte Freundin, das find nicht Zellen, die du gefeben haft. Unfehl— bar find es runde Hänfer, fo wie ich eins trage, und Beine Zellen geweſen. Denn, wenn du fpäter hingekommen wäreft, fo wuͤrdeſt du diefe Häufer, welche du verfehrter Weiſe Zellen nens neft, und die ganze Stadt haben wars deln ſehen. Aber damals war es früß, und fie waren noch nicht ausgefrochen, Das vermuthe ich. — Die Biene mußte herzlich lachen, daß eine Schnef; ke es für, die größte Vollkommenheit hielt, auf dem Rücken ein Haus zu tragen. ie redete diefer Einfältigen folhes aus, und fißte vielmehr an deſſen Stelle die Flügel. Denn, Freun⸗ Die Schnecke und die Waldbiene, 368 din, fagte fie, ich wüßte in ber That nichts bequemers als das Fliegen. Es mag ſeyn, fing nunmehr die Schnecke an zureden; aber, damit du den Mens ſchen nicht ganz und gar nach der Bies ne machen mögeft, fo iſt noͤthig, eines und das andere davon abzuſondern. Nim es mir niche übel, fprach fie, indem fie ich ducch Stimme und Mis ne eim Anſehn zu geben fuchte, nim es mir nicht übel, fprach fie, dein Kopf, o Biene! gefäle mirnicht, Ich glaus be ficher, daß der Menfch, foll ervolls kommen feyn, ein Schneckenhaupt bas ben müffee Siehe, was ift anftäns diger, was laͤßt fehöner, als meine Hörner? Ich Pan mich derer als Au: gen bedienen, und die Dinge damit von weitem betaften. Die Biene, mehr aus Höflichfeit als aus Ueberzeu⸗ gung, ließ fi endlich gefallen, daß dem Menfchen von der Schnecke Hoͤr⸗ ner angeſetzt würden. Hierauf war unter den beiden noch wegen der Füße ein Streit, bis fie zuleßt einig wur— den, und folgenden Begrif von dem Menfchen unter einander feft feßten: Es fey der Menſch eine gefluͤgel⸗ te Schnece, ohne Aaus, die fechs Deine babe und Honig mas che, aber vorrreflichen Aonig, Solten die Menfchen nicht ofe auf ähnliche Are ihre Begriffe von hoͤhern Weſen nach ſich ſelbſt formen? 369 Wa 379 Hannoveriiihes Magazin, 243 Stuͤck. Freitag, den 24ten März 1780. Auszüge nuͤtzlicher Briefe, (Siehe das 634 St. vor. J.) Fünfter Brief, (Aus dem Schwedifchen überfegt. ) ie fragen mich, mein fiebfter Ehrhart, um Edelerde ( Yes ⸗ dehjord ) und GSchwererde (Tungjord). Ich will Ihnen von beiden Beſcheid geben, Bon der erften oder der Terra no- biss, bin ich noch nicht ganz gewiß. Anfangs wermuthere ich, daß folche fi in den fogenanten edlen Steinen, dem Diamant, Rubin, Saphir, To; pas und Smaragd finde, aber durch weitere Verfuche habe ich gefunden, daß die vier leßtern aus Alaunerde (tera), Kiefel und Kalk zufammen ge: feßt find, und zwar fo, daß folhe am meiften von dem erften, am wenigften aber von dem legten Beftandiheile ent: halten, welches alles ausführlich in dem dritten Bande der Nova Ada Upfalienfia in einer Abhandlung de Terra Gemmarum, gewiefen babe. Der Diamant aber ift von einer ganz andern Befchaffenheit, und enthält nach aller Anleitung, eine eigene Erde, welcher, wenn diefe Meinung in Zus kuuft durch Verſuche beftätiger wird, der Name Edelerde zukomt. Dieſe Erdart iſt alſo bis dahin bloß vermu⸗ thet, und ſo lange man noch keinen Ausweg gefunden des Diamants naͤch⸗ ſte Beſtandtheile (Principia proxima) von einander zu ſcheiden, nichts weni⸗ ger als bewieſen. Es waͤre zu wuͤn⸗ ſchen, daß irgend ein Reicher einige Diamanten zu Verſuchen beſtehen wolte, vermuthlich ſolte es dann nicht mehr lange gehen, bis man von dem Weſen und Beſtandtheilen dieſes wun⸗ derbarſten und theureſten unter allen Steinen, Gewißheit bekaͤme. Was die Schwererde oder Terra ponderofa angeht, fo ift es damit ganz anders befchaffen. Dieſe ift bisher mit Kalf confundiret worden, - und fan, fo viel man weiß, aflein aus Schwerfpath (Tungfpat), welches ei- ne Terra ponderofa vitriolara ift, ers halten werden. Die Eäure abzufcheis den, Fan auf folgende Weife am leich: teften geſchehen. Man vermifcht fein pulverifirten Schwerfpatb, Koblens Aa ftauß 371 ftaub und Weinſteinaleali, jedes gleich viel, wohl unter einander, und laͤßt es bei guten Feuer, im einem bedecften Tiegel, zwei Stunden wohl gluͤhen. Dach diefem fchläge man auf diefe Maſſe Satpeterfäure, welche die Schwererde auflöft, und zuletzt präci: pitirt man foiche mir Weinſteinalcali. Diefes Alcali Tartari darf aber nicht cauſtiſch feyn, indem die Schwererdedie Säure ftärfer attrahirer als das Alcali eaufticum folches thut, wenn aber dieſes Alcali mir Lufefäure gefätsige iſt, ſo gefchieher fogleich eine Decompofition und Fällung, vermöge einer Dopvelten Berwandefchaft. Die vornehmſten Gleichheiten und Verſchiedenheiten dier fer Erde in Abſicht auf den Kalk, find benannt in meinen Anmerkungen zu Scheffers hemifchen Vorleſungen und im zweiten Bande der nova Ada Upfalienfia S. 124. und 223. Der Schwerfparh felbit, ift bei uns fat gar nicht zu finden, ich weiß wenig: ſtens nicht mehr als: eine Stelle in Schweden, wo man etwas Davon ger kunden. bat. - In Deutſchland und England bingegen ift en gar nicht fel- UpfaE, ven sten Sul, 1779 Auszüge nuͤtzlicher Briefe, 572 ten, » Es ift diefes der rechte Bolog ⸗ neferftein, denn Schwerſpath ift es eis gentlich, mas nah Marggrafs Weife gebrannt, zwifchen Kohlen das Vers mögen befomt, das Licht anzuziehen. Leucht⸗ und Flußſpath darf. niche mit Schwer ſpath confundirt werden, wel her letztere durch feine ihm eigene ſehr beträchtliche Schwere, die jener ihre weit überteift, fogleich zu unterfcheis den iſt. Auf den Harz werden häufig foges nannte Hahren kamms kryſtalle ( Tupps Pamscrnftaller) gefunden. Sie bes merfen ſich beides durch ihre Schwere und Geſtalt, und find nichts anders. ats ein wirklicher Schwerſpath. Gips⸗ ſpath mir, Weiunſteinalcali und. Koh— lenſtaub auf vorbeſchriebene Weiſe tractirt, giebt Kalk, aber Schwerſpath giebt Schwererde, welche beide Erdar⸗ ten durch die Aufloͤſung in der Salpeter⸗ oder Salzſaͤure am leichteften zu un⸗ terfcheiden Mund, denn die erſte giebt durch die Evoporation feine oder doch nur diliqueſcirende Einftalien, Die letzte aber ſolche, die im Wuffer ſchwer aufs zulöjen Hd, T. Bergmam, Zuſatz des Herausgebers. Sit Jemanden mit einer etwas weitfäuftigern Nachricht von der Schwererde gediener ſeyn, fo empfele ich demſelben den Auszug eines Brie— fes unſeres Freundes Scherfe im Kid ping, welcher in dem vierten Bande der Befhäftigungen der Berliniſchen Geſellſchaft Naturforſchender Freuns de, unter dene Titul: chemiſche Unter⸗ ſuchung der Schwerſpatherde, von E, W. Scheete, abgedruckt iſt. Man wird allda Die Bereitung dieſer Erde aus 373 aus dem Schwerfpath, und derfelben Eigenfchaften und Verhalten mit ans dern Körpern, kurz und deutlich ber ſchrieben finden, Sch babe die mehr: ften ber Scheelifhen Verſuche nach— gemacht und richtig befunden. In⸗ deſſen will ich Boch hier betlaͤufig an: merken, daß der Schwerfpaih, wenn er mit Bitriolöl gefocht wird, ſich gänzlich darinnen auflöfet. Schlägt man zu Diefer Aufloͤſung aber etwas Waſſer, fo fällt fogleich) der Schwer⸗ ſpath, in der Geftett eines ſehr feinen weißen Pulvers, wieder zu Boden. Außer. dem gemeinen barzifchen Schwerfpatb (Spacham vitriolatum lamelloſam), habe ich auch den Spie⸗ gelſpath (Spathum virriolatum tabu- lare), und den Balkenſpath (Spackum Auszüge nüßlicher Briefe, 374 vitriolatum trabicum) probirt, und ſolche mir jenem fat gänzlich gleich befunden. Unter der von Hrn, Scheer le in vorbenantem Aufjaß gebrauchten, im Deutſchen noch etwas ung:wöhnz lichen Benennung: Weinfteinfauge, verſtebt ſich, wie natuͤrlich, zerfloffenes Weinſteinalcali, welches aber bei der Abſcheidung der Schwererde alle nur mögliche Reinigkeit beſitzen muß, denn enthaͤlt ſolches auch nur das geringſte vor vitrioliſirtem Weinſtein, fo iſt der dadurch erhaltene Niederſchlag anſtatt Schwererde nichts weiters als ein re— generirter Schwerſpath. Zum Devis trioliren des Schwerſpaths brauche ich nichts als den neunten Theil Koh⸗ lenftaub, und laffe fo wohl Honig als Weinfteinalcali weg. 8. Ehrhart. Auszüge nügliher Briefe, Schfter Brief. Sy das den Braunfisin betrift, wers thefter Freund! fo iſt diefer ein merfwürdiges Mineral, und man hat die größte Anleitung, ihm unter den Erdarten der Halbmetallen einen Ping einzuräumen, denn man fan ihn Durch zugefeßtes Phlogifton, in einem ſehr heftigen Feuer, in einen Regulus vers wandeln, welchem der Herr Profeffor und Ritter Bergmann in Upfal den Namen Magnelium gegeben hat. Der Braunftein hat eine heftige Anziehung zu einer gemwiffen Menge Phlogiſton, er bekomt alsdenn ein weißes Anfehen, und in diefem Zus ſtande ift er in den Säuren aufzuloͤ⸗ fer Gießt man, nachdem er in eis nem gläfernen Mörfer zart pulverifire worden, eine mit Waſſer verdinnte Bitriolfäure darauf, fo läßt ſich zwar eine geringe Menge davon auflöfen, der größte Theil aber wird doch, ob⸗ gleich das Menftruum kocht, unaufge: Löft zurück bleiben, Diefe Auflöfung komt daher, weil der Braunftein von Natur etwas weniges vom Brennbas ten bei fich führe. Setzet man dems ſelben ein wenig Zucker, arabifches Gummi oder dergleichen zu, fo löft er Aa 2 ſich 375 Während dieſer Auflöfung entſtehet eine Gaͤhrung. Sammelt man die ſich hierbei abſoͤndernde Luft, fo findet man, daß folche tuftfäure iſt. Präs eipitirt man den aufgelöften Braun: ftein mit Weinfteinalcali, fo erhält man einen weißen Präcipitat. Die fer Niederfchlag beiteher aus Brauns ftein, Phlogiſton und Luftſaͤure. Wird derſelbe in offenem Feuer caleinirt, ſo wird er ſogleich wieder ſchwarz, in ei⸗ nem verſchloſſeuen Tiegel aber bebaͤlt er feine weiße Farbe, obgleich die Luft: fäure ſich abſcheidet. Der flüchtige Schrwefelgeift Töft den Braunftein ohne andern Zufaß auf. Die Salpe: terſaͤure verhält fich mit ihm eben fo wie der Vitriolgeift. Die Salpeters luft (Acidum Nieri phlogifticarum ) ſolvirt ihn, weil diefe elaftifche Säure fo viel Phlogifton bei fich führer, als der Braunftein, um fich in den Säu: ren aufzuiöfen,, anziehet. Die Sal: fäure loͤſet ihn, obne Zufeßung des Phlogiſtons, in gelinder Digeftion auch gänzlih auf, Scheider man den aufgelöften Braunftein durch ein Al⸗ eali wieder, fo ift er weiß, und hat alle die Eigenschaften wie der aus der vitrioliſchen Auflöfung präcipitirte, Hieraus folger alſo, daß die Salzfäur re Brennbares in ihrer Mifchung füh: ver. Während diefer Aufloͤſung enıfte bet eine der Lunge hoͤchſt fehädliche Luft, welche unter beftändiger Gaͤh— rung in die Höhe fteiget. Sammelt man folche, und ſetzt Phlogiſton, auf irgend eine Are, dazu, fo wird diefe Auszüge nüglicher Briefe, fih in beſagtet Säure gänzlich auf. ‚376 tuft wieder in gewöhnliche Safzfäure verfehret. Leget man gleich im Ans fang etwas Zucker binzu, fo erhaͤlt man feine folche corrofivifche Luft, fons dern Luftſaͤure. Die vegerabilifchen Säuren ſolvi⸗ ren den Braunſtein auch wegen ihren oͤlichten Beftanvrheilen, wiewohl es etwas langſam damit hergehet. Die Citronſaͤure gaͤhret mit ihm und die ſich davon ſcheidende Luft iſt Luftſaͤure. Ich habe geſagt, daß dieſes Mine— ral, ohne Phlogiſton zu bekommen, in den Säuren nicht aufzuloͤſen ſey. Demobngeacht gefchieher folches, wenn man die concentriete Vitriolfäure mit ſtarker Hitze über daffelbe abſtrahiret. Aber hier wird das Phlogiſton aus der Hige angezogen. Der Beweiß davon ıft, daß man während der Ab: ftraction, eine Luft erhält, welche nichts anders als Feuerluft oder ganz reine. Luft iſt. Die Verwandſchaft des Phlogiſtons zum Braunſtein iſt alſo, wenn eine Säure mit zugegen, ſtaͤrker, als zur reinen Luft. Solvirt man das Reſidunm nad) der Abſtrac—⸗ tion in Waſſer, und laͤßt die Auflös »,. fung gelinde abdampfen, fo erhältman parallelipipedifche Ernilallen, von eis nem bittern Geſchmack, welche Here Weſtfeld, in feiner Abhandlung vom Braunftein, für Wann angegeben; er bar aber bierinnen gefebler, Caleinirt ‘man fein geriehenen Braunſtein mit Koblenftaub in einem verfchloffenen Tiegel, fo laͤht er ſich nachher in allen Säuren auflöien, Mit Baumoͤl loͤſet er ih während dem 377 dem Kochen auf, woraus denn eine Art Pflaster entfteher. Die taugenfahe und Salpeter Ids fen ibm während dem Fliegen im Tier gel auf. Hieraus entſtehet eine dunz kele, blaugruͤnliche Maſſe. Da nım die Laugenſalze, wenn ſie mit etwas Holzaſche geſchmolzen werden, eine blaue Farbe erhalten, ſo ſchloß ich, daß vielleicht in ſelcher Aſche etwas Braunſtein koͤnte zugegen ſeyn. Dieſe Meinung betrog mich auch nicht, denn ich fand wirklich in der Aſche Spu: ren von Braunſtein, und ich frenete mich, daß ich nun auch die Urfache entdeckt warum die Alealien bei einer ftarfen Calcination eine bläuliche Far: be annehmen. Die weiße Farbe, welche der phlor giftifirte Braunſtein befomt, erflärt uns auch eine andere Erfcheinung. Es ift befant, daß ver Brauuftein die dDunfele Farbe der Glaͤſer raubet und folche weiß und klar macht. Was ge: fehicher bier anderes, als daß diefes Mineral das Brennbare, welches Die Schmärze folches Glaſes hervorbringt, an fich zieber? Komt zu viel Brauns ftein dazu, fo ift es fein Wunder, daß, da er nicht genug Phlogiſton bekomt um weiß iu werden, er dem Glaſe ſei— ne natürliche Farbe mittheilet. Setzet man zu folchem Glafe, nur etwas Kohlenſtaub, Zinn, Blei, oder einen andern aͤhnlichen Koͤrder, fo wird es foglesch wieder ungefärbt, komt aber alsdenn ein wenig Salveter dazu, fo erhält es tie vorige braunrorhe Farbe wieder. Alles diefes ift nun fehr leicht zu erklären, Auszüge nuͤtzlicher Briefe. 378 So viel, mein wertheſter Freund, um Ihre Wißbegierde ein wenig zu beruhigen. Mehreres finden Sie in meiner, tiber diefes merfwürdige Mi: neral geſchriebenen weitlaͤuftigen Abs handlung, welche in den Schriften der Koͤnigl. Schwediſchen Akademie der Wiſſenſchaften auf das Jahr 1774 abgedruckt ift, Run folget noch die begehrte Ber teitungsart der Benzoeblumen aufdem Präcipitationsweg. — Man nimt vier Unzen friſch gebranten Kalk, gieft darauf etwas Waſſer, damır er in Pulver zerfalle. Nach dieſem nimt man ein Pfund fern geſſebtes Benzoe⸗ gummi, miſchet ſolches in einem zin⸗ nernen Keſſel mit dem zerfallenen Kalk, und gießt nach und nach unter beftäns digem Uwruͤhren acht Pfund Waſſer dazu. So dann focht man dieſes eis ne halbe Stunde über gelindenr Feuer und rüßret es immer um. Hierauf filerirt man die Muflöfung und anf das im Filtrum zurückgebliebene gießt man heißes Waſſer, und laugt das vorher aufgelöfte wohl aus. Auf das Refiduum gießt man noch ein Paar mal acht Pfund Waſſer, kocht folches und verfähret Damit mie das erflemal. Die Solutionen werden fodann bis auf zwei Pfund eingefocht, und rein Zucferglas gegoſſen. Solte das Eins gefochte noch nicht recht klar ſeyn, fo muß man foldhes noch ein mal filtris ren, Endlich tröpfele man fo lange Kochfakzgeift hinein, bis die Mifchung etwas ſaͤuerlich ſchmeckt. Sogleich praͤcipitiren ſich die Benzoeblumen und Aa 3 das 379 das Gemifhe befomt einen fchönen Geruch. Man läßt alles einige Stun den ftehen und gießt es ſodann auf ein Filtrum. Das Durcchgelaufene ent; hält neh einige Blumen, anfgeiöit, welche man durch fernere Abrauchung and Erifiallifivung ebenfalls erhalten kan. Den Präcipitat oder Flores ebufcorire man mit Paltem Waſſer. Riöping, den ate" Jul, 1779 Auszüge nüglicher Briefe, 380 Will man dieſem weſentlichen Salze ein filberfärbiges Anſehen geben, fo fan man es nur in heißem Woſſer fol viren und nachher wieder eryſtalliſtren laffen. Von einem Pfund Gummi erhält man vierzehn Drachmen Ben: zoeſalz. Die Theorie dieſes Proceſſes iſt Ihnen ſchon bekant. C. W. Scheele. Botanische Zurechtweiſungen. — — Es nimt ein weiſer Mann, Der Lehren giebt, noch lieber Lehren an. %* I, Gumen cyperoides medium an- guſtifolium ſpicis teretibus eredclis flavefcentibus. Morif. hift. v. 3. p- 242. [.8. t. 12. f. 8. und Carex elongata Linn. find zwei ganz verfchies Dene Arten, welche nicht einmal in eis ner Abtheilung und hiemit noch viel we⸗ niger in einer Nummer ſtehen koͤnnen. 2. Gramencyperoides polyſtachyon flavicans fpicis brevibus prope fummi- tatem caulis. Moril. hift. v. 3. p. 243- ſ. 8. t. 12. f. 16. und Carex pallefcens Lion. Schreb. fpicil. ps 66. gehören ebenfalls nicht zufammen. 3. Lichen fungiformis. Weber. fpi- cil. p. 196. ift ganz gewiß der Linneei⸗ fche Lichen Byfloides. 4. Lichen nivalis, luteus. Weber. Spicil. p. 238. heißt bei Linnee Lichen juniperinus, 5. Lichen Tremelloides. Weil. erypt. p. 52, und Tremella Lichenoi- Hagedorn. des Linn. find zwei ſehr ungleiche Pflanzen. 6. Die Pflanze Oed. dan. t. 284. und Carex muricata Linn, find zwei ganz verfchiedene Arten. 7. Rofa eglanteria. Mündbauf, Hausv. v. 5. P. 275. Du Roi Harbk. \ v. 2, P. 336, heißt bei Linnee Roſa rubiginofa. 8. Roſa lutea. Muͤnchh. Hausv. v. 5. P. 289. Du Roi Harbk. v. 2. p. 344. iſt die Linneeiſche Roſa Eglanteria. 9. Rubus Chamamorus Linn. iſt ganz ficher ein Dioͤciſte. 10, Vifcum album Linn. wird bloß durch den Miftler ( Turdus vifcivorus L.) fostgepflanzt, ohngeacht dieſe Wabr⸗ heit erſt neulich einer von unſern deut⸗ ſchen Schriftſtellern wieder angegriffen u. durch Studierſtubenerfahrung laͤcher⸗ lich zumachen geſucht hat. Unter hun; dert Miftelpflanzen haben gewiß neun und 381 und nennzig ibre Exiſtenz vorgedachtem Vogel zu verdanken, ſo wie vielleicht unter einhundert Miſtlern, welche bei uns ihr Winterquartier nehmen, neun und neunzig erepiren wuͤrden, wenn der Schoͤpfer nicht durch die ſuͤßen Beeren, | Botaniſche Zurechtweiſungen. 382 dieſer auch in der ſtrengſten Kaͤlte im⸗ mer gruͤnen Staude, fuͤr ihren Unter⸗ halt geſorget hätte, Wir leſen alſo auch bier; der Herr hat alles wohl gemacht und die Erde ift voll feiner Güter 8. Ehrhart. Don Baͤumen an Deichen. twas fonderbar ift es, daß bein ganzen Deichwefen wohl über nichts häufiger und hartnaͤckiger ge: firitten wird, als ob Bäume an und auf den Deichen nachtheilig oder nüß: lich find? Mir fcheint nichts leichter und deutlicher beantwortet werden zu koͤnnen, als eben diefes, Vernunft und Erfahrung lehrt es, daß über haupt alle Arten der Bänme, ſowohl zunächft Binter den Deichen, als be: fonders zunaͤchſt vor, oder gar in und auf denſelben, hoͤchſt bedenklich, ja gefährlich find, Sie haben insge famt viel zu ſtarke, und viel zu weit aus einander laufende Wurzeln, fo daß fie nicht allein den Fuß des Der: ches, ſondern auch oft Die ganze Anla— ge felbit, Volchergeflaft hin und wieder durchfreußen, daS fie nicht felten von einem Ende des Deiches bis zum ans dern ſich hindurch ſchlaͤngeln. Was find aber die Folgen? Schon das ger möhnlihe Gewaͤſſer puͤlet die Erde, wegen der unmoͤglich feſten Verbin; dung mit Holz, an den Stämmen nach und nach loß. Wellen aber neh: men nicht allein Diefe vorker loßge: fpülte Erde mit, indem fie in dem Grunde wühlen und fich brechen, fone dern gehen weiter an die Baͤume bins anf, und je ftärfer fie hinauf fchlagen, und je höher dabei die Winde in ihe ven Wipfeln faufen, je leidter wird es ihnen nad) den Geſetzen der Hebel, die Baͤume dergeſtalt zu erſchuͤttern und wankend zu machen, daß es Vorz land, Berme und Deich zugleich mie empfindet. Mun erbält der game Veichgroden a), vermittelſt der hin und wieder von Erde entblößten Wur— zehn, Riſſe, Roͤnneln, Rillen, ja gleiche fam Kanäle, denn Maulwuͤrfe, Rate ten, Mäufe, u, d. gl. There, die fo gerne und fo häufig ſich in ſolchen Ges genden des Erdreichs aufhalten, Bar ben immittelſt auch ihrer Seits durch Gänge und Löcher das uͤbrige dazu beigetragen, Waffer, dem es niche unmöglich wird, durch die Poros auch: noch fo fefter Metalle zu dringen „ ber dient fich nun diefer ſchon gebahknten Wege. Es dringt weiter an, und oft ganz durch; zumal wenn endlich die mächtigen heben Bäume nach und nach , und nachdem fir vorher die Er— de a) Die ganze Fläche des feſten Erdreichs , worauf und woran ein. Deich unmittelbar F liegt. > * 383 Von Baͤumen an Deichen. de durch ihre Meigung zum Falle, al: lenthalben locker gemacht, zum völlis gen Sturz kommen, und einen Theil des Deichis, der feine flarfen Wur: zeln noch bedeckt gehabt, mit nehmen; da denn eine Verwuͤſtung der andern folgt. Geſetzt auch es koͤmt hiezu nicht, die Bäume bleiben an; und in dem Deiche ftehen, fie veralten, werden am Ende ihrer Tage oben abgewebet, abgeſchnitten oder abgehauen, fo ver: faulen alle ihre Wurzeln im deu Dei: he, verderben von Grund aus die fo nötbige thoͤnigte, dichte und fette Erde deffelben, und ihre dicke hole Stämme werden wie Brunnen in dem Deiche, wodurch er gar nach hydroſtatiſchen Geſetzen bei jedem hoben Waſſer, Gr fahr läuft, wie duch eine Mine in Die Luft gefprenget zu werden. Man halte diefe Folgen keinesweges für aibertrieben, fondern betrachte fie nur fetbft an den abbrechenden und mit ſtarken Bäumen bepflanzten Ufern und Deichen. Sa, mit einem geringen Unterfchiede, den ein jeder hieruach feicht felbt finden wird, find Bäume nicht allein in: und auf, fondern auch ſowohl zunächft Hinter als zunächft vor den Deichen, eben fo fhädlich. Des befonders an Ufern fo gewoͤhn— lichen hefiigen Windes habe ich bier nicht einmal ſonderlich gedacht, der wenn er in hohe Bäume wehet, und fich daſelbſt verweiler, ſchon allein un: ten Beinen feften Grund zuläßt. * So gewiß es nun wohl ift, daßalle b) Salix viminalis. Zarburg. a 384 Arten von Bäumen, und überhaupt alte Gewächfe mit ſtarken Wurzeln, in und zunächft um den Deich, mehr oder meniger, über kurz oder lang, nachtheilig find; eben fo gewiß ift es im Öegentheile, daß die Anpflanzung der fogenanten Pothen, Kneyen: b) and Korbmeiden, wie and) des Wers der: und Ellernbuſches, in foferne defs fen Wurzeln fich nicht bis an den Deich erſtrecken können, zu Erhaltung des Vortandes und alfo des Deicheg ſelbſt, nicht genugſam zu empfehlen ftehen. Die den Deichen nod) fo fürchs terlichen Eisfchollen brechen oder fegen fih fofore daſelbſt feſt, oft bis der ganze Winter vorüber; Wellen ſchlei⸗ hen über eine folhe Zupflanzung, wenn fie auch noch fu tobend anfoms men, fanft berüber; der Wind Pan gar nicht nachtheilig darauf wuͤrken; und was für ein großer dfonomifcher Vortheil, entfteht aus ihrem Anwachs, nicht dem ganzen Deichwefen uͤber— haupt! Bomben fage Herr Aube in feiner Preisfchrift zu Anlegung feftes tee und flärferer Dämme, vom Jahr 1766, richten die ftärfften Berwürtuns gen gegen harte ihnen entgegen gefeßte Körper an, und verlieren hingegen alle Kraft in einem weichen nachgebenden Boten. So auch mit Wind, Wel: len und Waffer: man zwingt es im legten al den bei ſich führenden Scylanım fallen zu laffen, und gegen feine eigene Gewalt eine neue Vor⸗ mauer aufzuführen, ' M. B. 385 2 U 386 Hannoveriſches Manazin. 2 gtes Stud, Montag, den 27ten März 1780. Schreiben eines 3: den großen Bortheilen, wel: che der Admiral Rodney über die fpanifche Flotte unter dem Commando des Admiral Don Juan de Langara, beftehend aus 9 Schif⸗ fen und 4 Fregatten, in unſerer Nach: barfchaft erfochten, werde ich nichts umftändliches erwähnen, weil mir fol: ches bei den vielen Briefen, fo ich mit dem abgehenden Schiffer fchreiben muß, zu mweitläuftig fallen würde, und die Zeitungen auch genug Davon erzäß: len werden. Machdem wir vom 2 ten Sun. bis den ız5fen Jan. 1780 zu Waſſer und zu Lande auf das aller: fchärffte bloquirt gewefen waren, fo war es natürlich, daß unfre Provi: fion bei einer fo zahlreichen Garnifon etwas abnehmen mußte, und ob wir gleich noch auf fünf big fehs Monat Brodt hatten, fo waren doch einige andre Artifel eingefrimpet. Butter befam der Soldat gar nicht mehr, Es wurde ihm wöchentlich ein halb Pfund gefalzen Rindfleiſch und_ein Viertel Pfund Schweinefleifih abgezogen. Ha: bergruͤtze wurde gar nicht mebr.gereicht, — » Hannoverifhen Officiers aus Gibraltar, den 27ten Jan, 1780. und von den Erbfen verlor er die Halb⸗ fHied, dagegen bekam er zwei Mahl: zeiten Reis die Woche. Auf einmal Pam den sten Yan, ein kleines englis ſches Schif an. Der fpanifche Ad: miral, der fonft allemal mit Schiffen von Force agierte, ſchickte für dieſes mal nur eine Galere ab, um diefeg Schif abzuhalten, und unfre Eleinen Stoops und Eutters waren alfo hins reichend, es einzuholen. Wie groß war unfre Freude, als wir hörten, dog Artillerie und Munition auf die- fem Schiffe wäre, und daß es in ſchlechtem Wetter von einer anfehnli: chen Convoy für diefen Ort getrennet wäre, Den 161 des Abends Fam ein anderes Schif mir der Nachricht, daß eine fpanifche Convoy von 1 Schif von 60 Kanonen, 5 Fregatten und 23 Transportfchiffen der englifchen Flotte in die Hände gefallen, und daß nur ein einziges Pleines Schif das Glück gehabt hätte, zu entfonmen; dabei meldete es aber zugleich, daß es auf der Höhe von Cadir eine fpanifche Flotte gefehen, die natuͤrlicherweiſe Bb auf 387 auf unſre Convoy wartete; wir wu— ften nicht, wie viel Kriegsfchiffe bei unferer Convoh zur Bedesfung waren, indem es nach Ausſage des Schifsca— pitains in der Flotte geheißen hatte, daß Admiral Rodnep nah Wein: dien geben, und nur einen Theil der Flotte mit der Convon bieber fenden würde. Den ıgten Mittags fam wies der ein Schif mit der Nachricht, daß den öl" des Mittags Die fpanifche Flotte der englifchen ins Geficht ge: kommen wäre, daß der Admiral Rod⸗ ney jogleich für die Flotte das Signal zum Fechten, fir die Convoy aber das Signal zum Flüchten gegeben bärte, daß Nachmittags um 4 Uhr die Flotte in ein hißiges Gefecht gefommen, da: von der Schifscapitain den Ausgang nicht wufte, und daß er ein Schif in die Luft fliegen fehen, wuſte aber nicht von welcher Seite, Sobald wir hör: zen, daß die englifche Flotte von 22 Schiffen von der finie und 4 Fregat; ten noch bei einander geweſen waͤren, zweifelten wir gar nicht an einem guten Ausgange, indeffen war uns doch die Ungewißheit unangenehm, befonders wegen desanfgeflogenen Schiffes. In der Nacht vom ıgf?n anf den zofen Fam aber fchon die Fregatte Apollo mit der Nachricht eines vollfommenen Sie: 928 hieſelbſt an, fie fagte, daß fünf Schiffe von der Linie genommen, eins aufgeflogen, eins auf den Strand gelangt, und zwei entwiſcht wären. Die Fregat: ten haben gleich beim Anfang des Ger fechtes die Flucht aenommen. Die Tage darauf Pam die ganze Flotte und Schreibens eines Hannoverfhen Officiers 388 Convoy, ein Schif nach dem andern, ein, indem jie nach der Affaire durch einen Sturm fehr zerſtreuet worden, Der Admiral Digbp, an deffen Bord ſich der Prinz William Henry befins det, Tief gleich mit feiner rothen Divis fion ein; Admiral Rodnep aber, und Sir Aodart Roß giengen mit ihs ren Divifionen in das Mediterraneum und einige Tage nachher nach Tetuan, um, wie eg heißt, mit dem Kaifer von Marocco zu negotiiren. Jehzo iſt aber alles bier, und man Pan fich nichts prächtigers verftellen, als die Bay von Gibraltar. Auf der einen Seite fieht man die fiegreiche englifche Flotte mit den vielen Admiralsflaggen und die ganze Convoy, denn Öibraltar mit feis nen Fortificationen, denn das feinds liche beveftigte Lager, und denn den ar⸗ men Admiral Barcelo mit zwei großen und etlichen Fleinen Schiffen; erhat alle Canonen und andere Sachen anstand gefchaft, um fich leicht zu machen, und fo nabe als möglich ans Ufer unter die tandbatterie zu geben, wofelbft er nun auch ganz ficher liegt. Von Teruan haben wir diefen Morgen die Nachs richt erhalten, daß Se. Barbarifche Majeftät und das ganze Morifche Volk Außerfi vergnägt Uber den englifchen Sieg, und bereit find alles mögliche lebendige Vieh was nur angefchaft werden fann, hoher zur ſchicken. Der fpanifche Gonverneur von Ceuta bat beim Kaifer von Marocco um Lebengs mittel nachgefucht, indem es ihm darz an ſehr fehlte, der Kaifer hat ihm ges antwortet, es fen ihm ſehr fieb, und er 389 er hoffe, die Engländer würden den Ort wegnehmen, Diefes wird wahr: fcheinfich einen Krieg zwifchen Spa: nien und den Mobren veranlaffen, der uns allemal vortheilhaft if, Von den fünfgenommenen Schiffen von der Linie find drei bier wirflich in der Bay, und der Admiral Langara bat fein Quartier in der Stadt befommen. Es wiederfähret ihm alle mögliche Eh: re, die Admirale, Generale und felbft der Pring haben ihn wiederholte Bir fiten gemacht, die übrigen fpanifchen Dfficiere haben auch Quartier, und Fönnen bei Tage auf der Straße bers um geben, und ein Theil derfelben ift auf Parole ſchon entlaffen; die Gemei: nen, deren Anzahl ſich auf 5000 beläuft, ſind auf der Flotte; heute und geſtern ſind die Bleſſirten den Spaniern zuge⸗ ſandt. Nachdem der Feind ſieht, daß er uns nicht aushungern kan, ſo ſahe man deutlich, daß er uns zu bombar⸗ diren gedachte, und nach der Ausſage der Deſerteurs folte den 20ten Yan, am Geburtstage des Königs von Spas nien der Unfang damit gemacht werden. Den 1gfen demas quirten fie auch wir: lich alle ihre Batrerien, und erhöhten die Brufiwehren in den Forts mit - Sandfäcken, und machten vor ihren Bombenbatterien auch alle mögliche Anftalten, woraus man fliegen muß: te, daß fieanfangen würden; der Gau: verueur quartirte indeſſen den fpani: fchen Admiral und alle Officiere in den Theil der Stadt, welcher dem Bombar: dement am mebriten auggefeßt ift, wo alle Steinpflajter aufgenommen, Tra: % aus Gibraltar. 390 verten in den Straßen gemacht find, und den deshalb die Einwohner laͤngft vers laffen haben, An denfelbigen Tage befamen einige Officiere ihre Freiheit und gingen hinaus ins Lager. Ob dieſe ihnen nun geſagt haben, daß ihre Lands⸗ leute dem Feuer am mehrſten aus geſetzt ſehn würden, oder ob fie es aus andern Urfachen unterlaſſen haben, ift ungewiß, genug fie haben bis jego noch nicht foͤrm⸗ ih angefangen auf ung zu fchießen, Da fie bei einigen Pleinen Borfällen ung fon gezeigt hatten, daß fie ihre Kugeln Bis mitten in die Stadt ſchießen Eönten, ſo hatten wir unfre Maasregeln fchon längft genommen. Nunmehr aber, fa: - gen die leßten Deſerteurs, wollen fie ung eher nicht bombardiren, bis ihre Flotte von Cadir fomt, und unfre Flotte nis nirt; das mögteaber wohl fo Bald nicht geben. Sobald fie anfangen die Stadt zu bembardiren, ruͤckt die Garniſon in die Cafematten, und auf dem Berge inslager. Denn mögen fie ihr Pulver verfchießen;; diefes Pan uns wenig Sor: ge machen, nachdem wir einen fo aufs ferordentlih großen Vorrath von Pros vifion erhalten haben, es ift aud) den Leuten deswegen alles, was ihnen im den legten Wochen abgezogen war, in Natura nachgegeben. Bon den fünf genommenen Schifs fen, liegen bier drei in dee Bay; eis nes bat der Terrible genommen, und da es fo erfchrecflich zugerichter war, hat diefer fi davor gefpannet und es gezogen, der Wind ift aber fo heftig geworden, daß der Terrible es hat vers laſſen muͤſſen, um nicht ſelbſt mit zu Bb 2 ver⸗ — verungluͤcken, und ſo iſt das ſpani— ſche Schif vor ſeinen Augen, unter grauſamen Lamentiren geſtrandet. Das fuͤnfte hat ſeine Parole gebrochen, und iſt nach Cadix hinein geſchlichen. Als die ſpaniſchen Schiffe genommen wa: ren, baben die englifchen die fpanis ſchen Officiere und einen Theil der Leute davon nehmen, und von den ih: rigen dagegen welche an Bord ſchik— fen wollen. Da die See aber fo hoch geweſen, daß folhes ohne Gefahr nicht bat gefcheben Fönnen, fo haben der fpanifche Admiral und alle Of; ficiere ihre Parole gegeben, daß fie die Schiffe felbft nady Gibraltar führen wolten, und es ift alfo höchftens nur ı Dfficiee 20 Mann von den Eng: ländern an Bord eines jeden Schiffes gefandt , und alle Spanier darauf ge blieben; ehe aber jenes Schiff, wel: ches fich entfernt hat, nicht ausgelie— fert wird, werden der Herr Admiral und die Schifscapitaing auch nicht lostommen, fondern als Geißel zu rücfbehalten werden. Das 6o Can: nenfchif und die fünf Sregatten, fo etliche Tage vor der Bataille genom: men, find zwar feine Koͤnigl. Schiffe, aber doch Kriegesfchiffe, melche die Stadt Eadir zur Beſchuͤtzung ihres Handels ausrüften laffen. Die Fres gatten und andere Tranfportfchiffe, welche mit Kaufmannsgütern befrachs get gewefen, find von da gleich nach Schreiben eines Hannoverifchen Officiers 392 England gefandt. Das 60 Canonen⸗ ſchif aber, und alle mit Provifion bes ladene Tranſportſchiffe find hieher ger fommen. Das 60 Canonenſchif ift bier bereits zum Kriegsfchiffe declari⸗ tet, und ihm der Name des jungen Prinzen, Prince William Henry gegeben; es ift ein ganz vortreffliches nach der neueften Urt gebauetes Schif. Der Capitain Conway ift zum Cas pitain deffelben ernant, und wird darin nach England geben, um dem Könige einen umftändlichen Bericht don der Bataille zu überliefern, und damit gebt auch diefer Brief ab, Was unfere Flotten an Schiffen, - Thauen und Segeln gelitten, ift von feiner Erheblichfeit, und in etlichen Tagen wird alles mieder ausgebeffert ſeyn. Zum Gluͤck ift unter den Pries fer ein Schif mit Maftbäumen, wor: an es bier fehlte. Nun wollen Sie auch wohl gern etwas von dem Mid- fhipman *), Prince William hören! Sch babe ihm noch nicht anders als in feinem blauen Saylors Jacket, langen Scifferhofen, und ledernem Muͤtzchen geſehen. Es ift ein allerliebfter jun: ger Herr, alles ift bezaubernd an ihm, Alle Morgen ehe er das Breakfuft (Fruͤhſtuͤck) befomt, muß er aufaus: drücklichen Befehl des Königs erft in den Maftbaum fleigen. Bei Af⸗ fairen muß er immer dem Admiral zur Seite ftehen, und er fol fich in der letzten Midfhipmen find Schifsbediente, davon einige ihre Poſten auf dem Oberlof, an— dere im Hintertheile des Schifs haben. Gemeiniglich find es junge Leute von Stande, welche ihre Zeit als Volontairs ansgehalten haben, und ihrer — derung nahe find. Johnſon's Dictionary of the englifh language. Vol. I 03 - legten Bataille ſehr gut. betragen ba: ben, ohngeachtet das Schif einen ſchar⸗ fen Poften gehabt bat. Ein alter Capitain erzählte, daß er in allen den See: Bataillen, denen er beigewobnet, fein ſolch entfeßliches und unaufbörfiches Feuer gefehen, als der Prinz George von 100 Canonen, (diefes if der Name des Schifs, wor: auf fich der Prinz beim Admiral Dig: by befindet,) gemacht hätte, von den Admirals oder Generals Je⸗ mand an Bord des Prince George geht, und der Prinz ift nicht in Star and Riband, (Stern und Band,) fo nimt er feine lederne Kappe unter den Arm, und teit am die Treppe, wo der Midfhipman feinen Poften bat, Wenn Fremde an Bord kom: men, und fie wieder weg wollen, fo gebt er in die Cajüte, und ſagt: Sir the boat isready, (Mein Herr, aus Gibraltar. Wann 394 das Bot ift fertig!) alles mit ſteifem Rücken, wie es einem Midi hipman zus koͤmt und gebührt. Es ift diefes ein alorienfer Anfang für den Herrn, ich denfe er wird aber auch viel zu etzaͤh⸗ len wiffen, wenn er erft einnral wieder nach London zu feinen Brüdern komt. Heute Morgen war Sir George Rodney zum erften mal am Lande. So wie er denerften Fuß ans Land feßs te, ließ ibm der Gouverneur 17 Ca⸗ nonenfchüffe von der Feſtung geben. Ich denfe diefes find genng Neuigs feiten, befonders da ich im Anfang gefagt habe, ich wolte nicht weiltläufs tig ſeyn. Doch muß ich erft noch beis fügen, daß 1200 Bergfehotten zur Verſtaͤrkung diefer Garnifon mit an: gekommen find, und Morgen landen werden, Die Herren fans culorte finden bier ein vortheilhaftes Clima. Erfahrungen won magnetifchen Kräften. s ifteine fchon ziemlich befante Sa⸗ che, daß jedwedes Kifen feine ber fondere magnerifchenPole und felbft eine ſchwache anziebende Kraft bat. Da es aber für einen Freund derWahr: beit allemal wichtig ift, jedweden neuen Beweis derfelben mitzunehmen ; fo wilf ich bier eine nicht ganz befante Erfah: tung davon anführen, die zwar nicht ſehr erheblich, aber doch auch nicht ganz unbedeutend fcheint. Cine halb abge brochene runde Feilr, ward an demun: tern Ende, in einem Schmiedefeuer er: weicht, ſpitz zu gearbeitet, nachmals von neuem gebärtet und gefchliffen, das mit fie zu einem Durchfchläger ges braucht werden Fönte. Ich fand diefe Feile an einem Orte, wo alle Magnete entfernt waren, und Doch, als ich die Spiße derfelben in Eifenfeilfpänen her⸗ umwandte, feßten fich diefelben fo häus fig an, daß fie rund herum einen flars fen Bart formirten, der auch mit Mit: be nicht konte abgemwifcht werden. Sch näherte fie einer zarten Nehnadel, und fabe, wie diefelbe davon aufgehoben wurde; ja, ich holte einen Compas berbei, und fand, daß fie, auch durch Un: - 395 Anziehen und Fortſtoßen die Polars fräfte des Magnets bewies, und alfo alle die Eigenfchaften, wiewohl nur (wach, zeigte, die dem eigentlichen Magnerflein zukommen. Freilich wird man fagen, ift dies eine Wahrnehmung, die beinahe allen Kuͤnſtlern, welche in Eifen arbeiten, befant if, Man gebe in ihre Werfftätten und frage fie um die Sache; fo werden fie fi bald dar: an erinnern, Uber, wenn fienun auch den Kuͤnſtlern befant iſt; fo ift fie es deswegen nicht zugleich allen Nicht: kuͤnſtlern. Und vielleicht ift es auch vielen unter jenen unbefant , daß dies Anhängen der Eifenfpäne die nas tuͤrliche magnetifche Kraft des Eifens verrathe, da fie oft gewohnt find, eine Sache ohne Nachdenken zu betrachten, die fie billig aufmerffanser machen folte. Dem fey aber, wie ihm wolle; fo lehrte mich doch diefer Vorfall, wie behutſam man bei dergleichen Pro: ben ſeyn müffe, um nicht getäufcht zu werden. Jener Verſuch gefchabe an einem fremden Orte und es warmatürz lich, daß ich auch zu Haufe denfelben nachzumachen, geneigt war. Ich nahm Daher auf meiner Stube eine dreiecfige Zeile, feilte mit derfelben die Spiße eines Nagels und bemerfte, daß fich die Feilfpäne fowohl an die Feile, als auch an den Nagel anbingen, Um von diefen Wirkungen nod) gewiffer zu wer; den, holte ich Efgabeln und andere eis ferne und ftählerne Werkzeuge, firich mit der Feile 10 bis 20 mal am denfel: ben herum, und beobachtete den nemli; chen Effect. Zirkelfpigen, Scheeren, Erfahrungen von magnetiſchen Kraͤften. 396 Meſſer, u. d. gl, alles ward durch das Zeilen magnetifch gemacht, Auffallend genug waren nun dieſe unerwarteten Erfahrungen für mich. Daß wohl ges bärteter Stahl, der gefchliffen und fans ge im Gebrauch gewefen ift, fchwache Spuren der magnetifchen Kraft aͤuße⸗ re, würde mich eben nicht befremdet ha: ben: aber daß jediwedes eiferne Werk: zeug, fo gar ein jedweder Nagel, bloß duch ein Paar Feilftriche, eine fo merEliche Kraft bekommen folte,fchien mir hinreichend genug, einiges Miß— trauen aufmeine Verſuche zu ſetzen. Es fiel mir ein, daß ein fünftlicher, wie ein Hufeifen geftalteter Magnet an der Wand hing, imgleichen daßein Paar ſchwache magnetifche Stäbe da waren, in deren Machbarfchaft die Zeile Fonte gelegen, ihre Kraft durch einige Bes rührung von denfelden entlehnt, und ſolche durch das Streichen, der Gabeln, Scheeren u. ſ. w. wieder mitgerheilet haben, Und vermuthlich war das auch die Urſache Diefer fo gefehwinden und ſichtbaren Wirfung. Bon Uhrma— chern ift es befant, daß fie gern alle Magnete entfernen, damit die ftählers nen Uhrfedern dadurch nicht irre ger macht werden. Sch ließ daher an an; dern Drten,mit ganz andern Feilen Pros ben machen; ich ftellte ſelbſt mit weit entfernt gelegenen Inſtrumenten neue Verſuche an, und die anziebende Kraft wolte fih, wenigftens nicht in dem Grade äußern. _ Die Wahrnehs mungen alfo, die ich auf meiner Stube gefeben, waren nicht fo wohl durch eigentbumliche, als mirgetbeilte ; mag: 397 magnetifche Kräfte verurfacht worden, Indeſſen zeigt doch das erfte Beifpiel, wobei ohne Widerrede nichts Magne⸗ tifches mitgewirft hatte, und die Pros ben, welche fo viel Eifenarbeiter davon anführen, wie leicht durch Zuſammen⸗ ſtimmung verſchiedener, uns vielleicht unbekanter Urſachen, die im Stahl und Eifen gleichſam ſchlafende magnetiſche Kraft kan erweckt werden. Ich habe ſelbſt ehemals einen ſtaͤhlernen Stab, durch bloßes Reiben an einer alten eis fernen Stange, unter gewiffen Hands griffen, fo weit gebracht, daß er fchon einen kleinen Nagel zog, und die Fünfts lichen Behandlungen des Eifens, die in diefer Abjicht in England und an: derwaͤrts find angeftellt worden, und zur Berfertigung der Fünftlihen Magnete Gelegenheit gegeben haben, find Ken; nern zu bekant, als daß ich derfelben weiter gedenfen folte, j Bei den vorigen Berfuchen mit Gas bein, bemerkte ich aber doch noch einen Umftand, welcher angemerft zu werden verdient. Wenn ich die Gabeln mit ih; ren Bärten an den Spigen, gegen den Bart an der Seile hielt, oder auch fie felbft unter einander näherte und gegen das Licht betrachtete; fo fahe ich deut⸗ lich, daß,bei manchen die Eifenfeilfpä: nefortgeftoßen, bei andern aber angezo⸗ gen wurden. Sch ſchloß daraus, daß einige Spißen einenatütliche Neigung nah Norden; andere aber nach Alız den haben müßten, oder, daß der foger nante magnetiiche Nordpol nicht bei al: len Gabeln an der Spitze zu finden fen, Um dies genauer zu erfahren, nahm ich Erfahrungen von magnetifchen Kräften, 398 die Magnetnadel zu Hüffe, und fand meine Muthmaßung beftätige, indem fih die Mordfpige der Nadel einigen naͤherte, von andern aber entfernte. Doc ich komme zu einer andern Are der Erfahrungen über magnetir ſche Kräfte, Es ift ein artiger phyfifas liſcher Verſuch, daß man mit Hilfe der nöthigen Behutſamkeit, eine Neh⸗ nadelauf die Oberfläche des Waffers in ein Glas legen und zum Schwims men bringen fan, ch zeigte diefen Vers ſuch einigen Freunden, und auch hier war ich begierig, zu erfahren, ob die Nehnadel ihre beiden Polfeiten habe? Ich näherte derfelben alfo einen Mags net, und fand durch Anziehen und Fortz ftoßen, daß ihre Spiße nach Süden, das breite Ende derfelben aber nach Norden wieß. Unterdeſſen fiel die Nadel, durch eine ohngefähreErfchütterung des Glas fes zu Boden. Eine Beobachtung leitet immer wieder zu mehrern. Ich näherte meinen Magnetvonaußen der auf dem Boden des Ölafes liegenden Nadel, fie ward von demfelben angezogen und fo führte ich fie, durch den äuferlich an das Glas gehaltenen Magnet, immer weis ter herauf, big ich fie mit den Fingern er: greifen Fonte. Der nächfte Gedanke bei diefer Operation war der, ob nicht durch Huͤlfe des Naguets eiferne ins Waſ⸗ ſer gefallene Sachen, wieder koͤnten heraufgebracht werden. Ich ließ mir ei⸗ nen Eimer voll Waſſer bringen, warf ei⸗ ne Scheere hinein, fenfie meinen kuͤnſtli⸗ chen Magnet an einem Faden hinunter, und holte fie mit leichter Muhe wieder herauf. Sch blieb aber hiebei nicht ftehen. Es 399 Es fließtein Waffer durch meinen Gar: ten, daͤs ohngefehr eine Elle tief iſt. Ich lieh alfo einen Schlüffel, ein Meſſer, ei⸗ ne Scheere, die ich zur Borficht an einen Faden gebunden hatte, hinein. fallen, und brachte fie alle mit dem Magnet glücklich wieder herauf. Es iſt wahr, wenn das Waffer belle ift, fan man die Stelleam beften treffen, wo die verlorne Sache liegt: aber auch bei truͤbem Waſ⸗ ſer wuͤrde der Verſuch nicht unmoͤglich ſeyn, wenn man ſich nur die Lage des ver; ſunkenen Stücks fo ziemlich gemerkt hat und die Mühe nicht achtet, den Magnet verfchiedene male hinein zu laffen und, zur Befichtigung wiedee herauf zu zie; ben. Ich muß es geſtehen, der Vortheil iſt nicht groß, da ſich der ganze Gewiun nur aufeiferneSachen erſtreckt und viel: feicht viel darauf ankomt, dergleichen Kleinigkeiten zu entbehren. Allein die Mühe ift auch nicht groß, die man zur Wiedererlängung derfelbennötbig bat. Es giebt freilid) auch andre Mittel da⸗ zu, aber vielleicht ſolche, die mehr Um⸗ ſtaͤnde machen, vorausgeſetzt, daß man mit einem Magnet verſehen iſt. Das ſtroͤmende Waſſer treibt zwar den ſelben einige Zolle weit fort, ehe er auf den Grund komt, wenn er bloß an einem Faden haͤngt; doch dieſer Schwierigkeit Fan Dadurch abge; holfen werden, wenn man ihn an einem hoͤl⸗ zernen Stabe befeſtiget, und auf dieArt deſto ficherer dieStelle trift, two die verlornes ache liegt. Bei ſchwereren eiſernen Werkzeugen, deren Gewicht die Kraft des Magnets über: fleigt, wuͤrde die Unternehmung freilich ver; geblich feyn. Doch giebts auch Magnete, die viele Pfunde tragen, und da cine Sache im Waſſer fo viel leichter wird, ald die Maſſe des Baſſers amGewicht beträgt, Die dadurch aus der Stelfe getrieben wird; fo Fönte hie durch die Heraufziehung ſchwerer eiferner Sachen erleichtert werden, wenn man nur Erfahrungen von magnetiſchen Kraͤften. 400 die Vorſicht gebrauchte, fie ſofort mit der Hand zu ergreifen, fo bald fieder Oberfläche des Waffers nahe find. Doch, der Nutzen fey groß oder Klein; der Verſuch felbft bleibt meinenGedanfen nach, allemal merkwürdig.’ Daß der Strom der magnetifchen Materie, auch tief unter dein Waſſer in einen fo ſchwe—⸗ ren Fluido im geringfter wicht gefchwächt wird, erhöhet ohne Zweifel das Wunderbare der Kräfte, welche die Ratur in dies Mine ral gelegt bat. Diefer legte Gedanke erregte daher die Srage in wir: ob es auch wahr ſey, daß die magnetische Kraft in und unter dem War fer gar nicht geſchwaͤcht werde ? Schr wahr; ſcheinlich Fonte mir folches bereits feyn. Dringt der maanetifche Strom durch weit dichtere Materien, durch ein ganz Dutzend jinnerne Teller ; fo wird erdurch ein folches Fluidum, als Waffer ift, noch weniger koͤn— nen aufgehalten-werden. Doch, da dir Er fahrımg diebefte Lehrerin iſt; fo folte fie es auch Hier feyn. ch nahm einen Hufeifenförs migen künftlichen Magnet, der im Freien ges mächlich ein Dfund zieht, fenfte ein Pfund⸗ gewicht aufeiner Wagſchale ins Waffer,und fand, daß e8 in demſelben gerade drei Roth am Gewicht verlor. Der eiferne Hafen, an welchen der Magnet getvöhnlich angreift, battegenau das Gewicht bondrei Loth. Ich bevejtigte alfo denfelden an das Pfundges wicht, fo daß beides zwar in derLuft ein Pfund und drei Koth, im Waſſer aber nur ein Pfund ſchwer war. Nun fegteich dies Gewicht eine halbeGlle tief unter Waſſer, ließ den Magnet von oben hinunter an einem Faden auf dag Gewicht binabfinfen,und zog esmiteben der Leichtigkeit, als zuvor in freier Luft, aus dem Waffer in die Höhe. Dieanziehende Kraft eines Magnets wird allo durch Waſſer gar nicht gefehwäacht. Aber die Richtung nach YIorden? — Auch diefenicht. Sch ſetzte den mit Waffer gefüllten Einer hohl, ließ 1 Zoll unterdenBoden veffelben einenKompaß fielten, fenfte ven Magnet ins Waffer, und da er noch über vier Zoll vom Boden entfernt war, äuferte er bereits ferne Wirkung auf Die unter den Einter geſtellte Magnetnadel, fü daß alfo auch die pslarifche Richtung durch das Waſſer nicht gehindert wurde, Hannoverifihes Magazin, 40 26tes Stüd, Sreitag, den 31ten März 1780, Etwas vom Fange der wilden Schwimm⸗ und Sumpfvoͤ⸗ gel, als einem befondern Nahrungssweige im Sanct—⸗ Juͤrgens⸗ Lande, im Herzogthum Bremen, An den Herrn Orafen zu *** * (Mit einem Kupfer. ) 8 gereicht mir billig zur Ehre, und einem vorzüglichen Ver: gnügen, daß Ew. ıc, — durch ein wiederholtes fchriftliches und ſchaͤtz⸗ bares Zeugniß verfichern, daß Ihnen in unferm einfomen Sanct Juͤr⸗ gens-Kande a), und welches Sie mit befonderer Güte, eine liebe Gegend nennen, bei Ihrem kurzen Aufenthalt gleichwohl ſehr vieles als ein würdiger Gegenftand für Ihre große Nufmerß; famfeit, fo zum Nußen als Vergnuͤ— gen vorgekommen ſey. Freilich Eonte Ihnen unfre Gegend, die im Sommer jederzeit große Anmuth hat, in derbes ften Zeit des Jahrs, und bei einer fo außerordentlihen trocknen und ges wünfchten Witterung nicht anders als reißend, und höchft angenehm vorfoms men, Golten Sie dagegen bei Fläg: lichen Sommeruͤberſchwemmungen, die ſeit etlichen Jahren verſchiedene mal die Ernte verderbet haben; oder bei heftigen Winterfluthen, drohens den Eisgange, ı. ſ. w. uns Ihrer Gegenwart wuͤrdigen; ſo duͤrften Sie ſich gewiß eine ganz andere Vorſtel⸗ fung von unſerm Sanct Juͤrgens— Er Lande 2) Das theils im Amte Lilienthal, theils in dem Erbgeriht Nieder Ende Sanet⸗ Juͤrgen belegene Kirchfpiel Sanct Juͤrgen führet von tralten Zeiten den Namen Sant: Türgeng- Land. tig auf die Beibehaltung diefeg Die Einwohner bleiben noch immer eiferfüch: Namens; und ein hiefiger Prediger macht fich dadurch gewiß beliebt, wenn er denſelben auf alle Art beibehaͤlt. In allen Ur: Funden heißt es Villa Sancti Geergii. Aber die wahren Grenzen diefer alten Villa zu beſtimmen, wuͤrde wohl fehr ſchwer haltın. Wahrſcheinlich aber hat das nunmehro dem Herrn George Gröning J. V.D. eigenthimliche Erbge; richt Nieder: Ende St. Fürgen, und die ſogenante Nord: Seite, den größten Theil derfelben ausgemacht. 403 Lande machen. Doch, davon will ich lieber ganz ftille fchweigen, damit ich das hoͤchſt ſchaͤtzbare gute Andenken nicht vermindere, mit welchem Sie unfre Eindde beehren. Dagegen will ih, wie Sie mir befolen haben, Ih⸗ nen mit einer ausführlichen Nachricht vom Fange der wilden Schwimm: und Sumpfoögel, in hiefiger Gegend, nach beftem Vermögen aufwarten. Dies fes mit der größten Induſtrie von den überall ſehr fleifigen und arbeitfamen Einwohnern des St, Jürgen: tan: des b), vom September bis in den Mai, wenn das Waffer offen ift, betriebene Gefchäft, ift Jonder Zwei: fel, ja unlaͤugbar, im älteren Zeiten ein weit fruchtbarer Nahrungszweig geweſen. Bch habe alte Leute in mei: ner Gemeinde daruͤber befprochen: welche mic) verficherten, daß fie in ibs ren juͤngern Jahren, und da man im St. Jürgens: Lande nod gar Feine Schiffe gebraucht hätte, Backtroͤge an die Eleinen Seen und Suͤmpfe, die fi in dem Moore befinden, gefchleppt hätten; um fich einer großen Menge von Eyern der wilden Waſſergefluͤgel zu bemaͤchtigen; theils zur eigenen Nahrung, theils um fie zum nußbaren Berfauf in Bremen zu verwenden, Etwas vom Fange der wilden 404 - Als ich felbft vor etwa zwei und zwan⸗ zig Jahren ein Einwohner biefiger Ger gend wurde, waren die Waſſervoͤgel, die hier im Lande brüten, noch in ſehr großer Menge vorhanden, Aber jet ſcheint dieſer ſchoͤne Nahrungszweig geringhaltiger und unfruchtbarer zu werden. Zwo Urſachen davon fallen faſt von ſich ſelbſt in die Augen. Die erſte iſt die Abwaͤſſerung und Bevoͤlke— rung der großen vorhin wilden Moors diſtrikte. Ehe und bevor durch landess värerliche hohe Verordnung unfers als lergnädigfien Königes, und meife Ausführung hoher und niederer Bes _ amten, diefelben angebrochen, abges wäffert, und zur Wohnung vieler Mens ſchen artbar und gefchickt gemacht wur⸗ den, waren diefelben ein ficherer Aufs enthalt für eine unbefchreiblich große Menge wilder fand: und Waſſerge⸗ flügel, die darin ungeftöre brüten und ihre Zungen führen und ernähren kon⸗ ten. Nunmehr find diefe von edleren Einwohnern verſcheucht und verdräns get, Die Fleinen Suͤmpfe und Seen trocknen aus, die Hunde der neuen Anbauer zerftören die Bruten, und das wilde Geflügel muß in andere und ſichere Gegenden fallen u. ſ. w. Die zwote Urſache iſt der Mißbrauch des Schieß⸗ b) Mit dieſem Fange wilder Waſſergefhuͤgel beſchaͤftigen ſich auch einige Einwoh— ner im nahe belegenen Block-Lande; und im Amte Lilienthal. Ob und wie viel dieſe für die Erkaubniß folches Fanges an herrfchaftlichen Abgaben entrichten muͤſſen, ift mir unbefant. So meit aber das eigentlich fogenante Sanct-Juͤrgens-Feld reicher, iſt dieſer Fang vun uralten Zeiten frei, und mit feiner Abgabe belegt. Die Einwohner im Erbgericht St. Jürgen liefern zwar jährlich auf Diichaslis ihrem Erbrichter und Teichgrefen einige zahme oder wils de Enten, füb titulo Sichl: Vögel; allein dieſes ſheinet nur sin Preftandum für dig Feiheit des Fiſchfanges vor den Siehlen zu ſehn. 405 Shiefarwehrs. Vorhin waren nur einige Männer von Erfahrung mit die: ſem Fange beſchaͤftigt, brauchten das Geſchuͤtz nur zur hoͤchſten Noth, ſorg⸗ ten auch wohl, daß nicht alle Weib: hen abgewürger wurden, Uber feit etlichen Jahren ift diefes ganz anders geworden. Go bald nur die jungen Knaben laufen Fönnen, abmen fie ſchon dem ungemeinen Nahrungsfleiß der Eltern nach, Sie durchfireichen die Wieſen und Weiden; fuchen die Ne— fter von allem wilden Geflügel auf; fangen die Alten mit Schlingen auf den Neftern; nehmen die Eyer in den Kauf mit; machen alles in der Stadt zu Gelde; und famlen fich einen Flei: nen Schaß. Meicht diefer num fo weit bin, daß eine alte Flinte und Pulver und Blei angefchaft werden Fan, fo fahren fie zu Schiffe überall im Felde herum, und plagen das Pulver fo fange in die Luft, bis fie treffen er: nen: umd dann muß alles daran was ihnen vorfomt, und wenns auch in der beften Brutzeit wäre So ftörer man die Bruten, und der Bogel wird verfcheucht. Gleichwohl ift der Bang noch immer von Bedeutung, und geſchiehet auf eine ſo bequeme Art, und mit fo einfachen Gerächfchaften, in fonderheit mit einem unter das Waffer gelegten Fangnetz, oder fogenanten Vogelgarn, daß derfelbe es wohl ver: dient, näher befchrieben zu werden, Doch, Sie werden ohne Zweifel zu erft gerne diejenigen wilden Vögel Pen; Schwimm/⸗ und Sumpfvoͤgel. 406 nen lernen wollen, die zu fangen find, Man theilet fie, im Ruͤckſicht auf den Fang, in drei Gattungen, A) In Nachtvoͤgel, die nichtau: ders als in der Pacht mit dem Netz ger fangen, bei Tage aber mit dem Ge: ſchuͤtz erlegt werden koͤnnen. Dieſe find ſaͤmtlich Entenarten. B) Sn Tagvoͤgel, welche nur am Tage mit dem Me& koͤnnen beruͤckt, und nur felten gefchoffen werden; und diefe, gehören theils zu den Tauchens ten, theils zu den Saͤgeſchnaͤblern. ) In Sumpfvögel, die fich in niedrigen Wiefen und Suͤmpfen naͤh⸗ * und mehrentheils Stelzenlaͤufer ind, Unter den fogenanten Nachtvoͤgeln ſteht oben an: ⁊ a) Die grobe wilde Maſchente, Anas Boſchas Fera. Linn. Anuas fera torquata Autorum. engl. The com- mon wi Das Weibchen ift niteelgeatP®g, mit einem grünen Spies gel auf den Schwungfedern, rotbgel: ben Füßen und gelben Schnabel, Das Männchen, Entrich, (Waarıh,) iftwafferblau, blanf, mit grünem Kopf und Bruſt, mit einem ſchmalen weißen Dinge um den Hals, Beide find von anfehnlicher Größe, überaus wohls ſchmeckend, und im Herbſt ſehr ferr, b) Die Heideente. Anas Mediocris. Linn. ft eine Pleinere Abart der v9; tigen, von Farbe derfelden ähnlich, Cc 2 aber e) Der Ausdruck helfaran, mittelgrau, dunkelgran ift ein hieſiger Idiotismus, und bedeutet eigentlich gelb mit ſchwarz geſprengt: bald heller, bald dunkler, — 407 aber nicht fo wohlſchmeckend, und dunfler von Federn. c) Die Bnaͤckente. Wohrfchein- lich Anas Querquedula. Zinn. Berg: ente. Sit geftaltet wie die vorige Das Weibchen ift nur heller von Far: be, und das Männchen hat feinen weißen Ring um den Hals. Gemei— niglich ift diefe Knäckente fehr mager und dirre, und bat fich feit einigen Jahren wenig fpüren laſſen. d)Der Langbals oder Pylſteert. Dfeilfywanz. Anas Acuta. Zinn. Anas fera caudacuta Autorum. engl. ‘the Cracker.. Iſt ziemlich groß, fall wie die Mafchente, mittelgrau von Sarbe, hat aber einen fehr langen Hals, und die zwei mittelflen Steiß: federn ſtehen fpikig und lang hervor. Schnabel und Füße find ſchwaͤrzlich— Blam Das Männchen ift mit weißen Flecken gezeichnet und hat ginen roth⸗ braunen Kopf, Das Fleifch von die fer ift nicht fo gut, als von der groben Mafchenge. ” e) Die Levelfihnuf®® Anas Glau- ‚eion. Linn. Platyrhyncos Aldro- wand. Löffelente, Breitſchnabel. engl. Spoon bill’d Duk. Iſt ziem: fich groß, fhwärzlich und dunkelgrau, faft braun von Farbe, Der Schnabel iſt braͤunlich gelb, und wird an der Spitze ſehr breit und rund, und iſt daſelbſt ein wenig uͤber ſich gebogen. Dos Mäunchen iſt woſſerblau, hat weiße Seiten, weiße Bruſt und roͤth⸗ lichen Unterleib. Das Wildpret iſt gut; ſchmeckt aber doch ein wenig ſtark, oder wie man ſagt, wild, Etwas vom Fange der wilden | 408 f) Die Schmuͤnte. Anas Pene- lops. Zim. Pfeifenre. engliſch Whislling und Widgeon. Anas filtu- larıs Autorum. Anas canora a [ono acutiore, quem fiftule modo volando emittit. Das Weibchen ift brauns grau, mit fchmußig meißer Bruſt und Unterleibe, übiigens von mittler Ördfs fe Der Schnabet it kurz und ſchwarzblau. Die Füße find von eben der Farbe, Das Männden bat die Farbe feines Weibchen, Dabei einen belirorß braunen Kopf, weiße Seiten und weißen Kropf. Im Herbſt iſt das Wildprer ſehr fett und von unvers gleichem Geſchmack. Dieſe Entenart ziehet in großen Heeten in der Luft, und giebt im Fliegen einen angenehm lantenden einfplbigen Pfif von ſich; woraus fi) mansigmal, durch die Menge folcher Pfeifer, deren jeder dem Ton bald hoͤher, bald tiefer hat, von ohugefebr Säße von Melodie bilden, Mir ift dabei mehr als einmal bie neue ruffifche Seldmufif eingefallen, von welcher wir vor einigen Jahren in den Zeitimgen unterhalten wurden r); Die große Arichente, Krik⸗ fe. AnasCreda. Linn. Hat. die Größe einer Taube. Das Weibchen ift helle grau mit dunkelgelbem Schnabel und Füßen, mit einem grünen Schilde auf den Schwungfedern, Das Maͤnnchen iſt fchön blau und weiß geflecft, mit einem weißen Querſtrich über den Aus gen. Das Wildprer ift zart und von feinem Geſchmack. Wenn diefe Ens tenart in Gefahr ſchnell auffliegt, ſchreiet fie ein ſchmetterndes; Kreck. daher \ N 0) daher fie. auch den Namen hat. Sie paart fich einfach; es bruͤtet und fuͤh⸗ rer das Männchen und Weibchen ge: meinfchaftlich die Jungen; und äufert eine unbefchreibliche Luft, dieſelben vor den Menfchen zu verbergen und in Si: cherheit zu bringen. Zu andern Zei: ten ift diefe große Kricke gar wenig ſcheu. Die Einwohner fagen, der Vogel ift barwe, d. i. läßt nahe an fid) kommen. h) Die Eleine Kricke, wahrfchein: lih die Anas Circia. Zinn. Iſt klei— ner als Anas creda, und das Weib: hen ift heller von Farbe. Das Maͤnn⸗ chen ift vorzüglich ſchoͤn durch feinen rorben Kopf. Diefe Urt paart fich einfach, iſt eben nicht haufig vorpan- den, und eine Föftliche Speife, Die fogenanten Tagvoͤgel, die hie ſelbſt alfo heißen, weil fie. nur am Ta: ge auf der Taghuͤtte mit dem Schlag” neß, faſt aber entweder gar nicht, oder nur ſehr felten koͤnnen gefchoffen wer: den, weil fie erſtlich ſich nicht zur Schuß⸗ maaffe nahe kommen laffen; zwei— tens aber ſchnell untertauchen, find theils Sägefihnabler, (Serratores,) theils Tauchenten (Mergi), und fol: gende, a) Die Schöbbeje. Mergus Mer- ganſer. Linn. Plotus Serrator eirratus Autorum. Neriffer. Seerabe Tau: cherganf. engl. Sparling - Fowl. Die Geſtalt dieſes Vogels ift platt, fchniak und geftreckt, Das Weibchen bat braunlich mit blaugemiſchte, faſt afchenfarbige Federn, und einen im Nacken niederhängenden Federbuſch, Schwimm⸗ und Sumpfoögel. 410 von ähnlicher Farbe Das Männ: chen iſt ſchneeweiß mit fchmwargem Kopf und Federbuſch, oder Haube, und am ganzen Körper ſehr fchoͤn mit ſchwar⸗ zen Streifen gezeichnet. Der Schnar bei ift nicht platt, fondern rund, duͤnne und lang, und mir Zähnen bewaffnet; von Farbe roth und ſchwarz. Die Beis ne und Füße find rorhgelb. Diefer Vogel taucht fchnell, fliegt nicht in gar großen Gefellfchaften, und es ift ein ſeltner Falk, daß einer gefchoffen wird. Das Fleifch, oder vielmehr das Fett, oder Peift, ift ſehr thranig und übelfchmeckend. Gleichwohl wife fen die Städter beim Zurichten diefen garfligen Geſchmack zu benehmen, kaufen den Vogel gern, nnd bezahlen ibn theuer. b) Die Scharbeje. JM ganz wabrfcheinfich der Mergus Serrator: Linn. Saͤgeſchnaͤbler. engl. the round crefted Duck. Sft nur halb fo groß als der Mergus Merganfer, fonft aber an Farbe von beiden Ges ſchlechtern demfelben ähnlich. Nur ift zu merken, daß das Männchen alfein den niederhängenden Federbuſch oder Haube habe, und danız daß die Pleir nen Zähne, mir welcher der Schnabel diefer Vögel bewaffnet ift, wie Hafen rückwärts gebogen find, daher diefel: ben ſehr grimmig und beißig ausfeben, und fie find es auch. Das Wildprer iſt thranigt. c) Die Boͤllje. Ich bin zweifel—⸗ haft, ob ich dieſe wilde Tauchente als die Anas Diſcors Zinn. bunte Ente anzeigen, oder für die Anas Clangula. Er 3 Linn. 411 Lim. halten fol. Weil mir das Ir: tere am gewiffeften ſcheint, mag fie die, fes bfeiben, und fo wäre es der Eng: länder Golden Eyen, oder Goldauge: das Weibchen nennt man Kölje-Que- ne. Daffelbeift kothig, oderrußfarben ſchwarz; der rußfarbene Schnabel platt, ſchmal und kurz. Das Männ: chen heift eineRöllje, iſt rabenſchwarz, bat aber am Leibe große Tänglichte weiße Flecken, befonders zwei runde Flecken an den Backen, Beide Ge fchlechter haben einen ftarfen goldfar— benen Ring um den Augapfel, und ein amangenehmes Ausſehen, wozu die dicke und runde Geftalt des Koͤrpers wohl vieles beiträge. Sie find nur halb fo groß, als andere wilde Exten, sauchen fehr ſchnell unter, und bleiben fehr fange unter dem Waſſer. fie, und zwar in ziemlichen Schaaren ſchnell fliegen, machen fie mit den Fluͤ⸗ geln ein Plingendes Geraͤuſch. Dieſe find noch wohl zu effen. d) Die Freſeke. Anas Fuligula. Linn. Bleine Haubenente. engl. tufted Duck, ft nicht größer als die Koͤlje. Sie iſt bräunfich, mit einer Fleiz nen niederhaͤngenden Haube, die aber das Weibchen nicht allemal hat. Fuͤße und Schnabel ſind graublau. Das Maͤnnchen hat weiße Seiten. Dieſer Vogel wird zuweilen geſchoſſen, weil er kein ſcharfes Geſicht hat, auch nicht ſchnell untertaucht. e) Die Grelje. Iſt ſehr wahr: ſcheinlich Anas Ferina. Linn, engliſch Pochard. Rothhals. Das Wearb: chen iſt blaͤulich, mit roͤthlich brau⸗ Etwas vom Fange der wilden Wen, 412 nem Kopf und Hals, blauen Füßen und Schnabel. Das Männchen uns terfcheidet fich durch eine helfere Far: be, Webrigeng ift fie nicht größer wie die vorige, x f) Die Kirre. Wahrfcheinlich Anas Hyemalis. Zinn. Winterente. Iſt fhwärzlich, mit einem breiten ſchwarzen Entenfchnabel ; und eben fo gefärbten Beinen, Das Weibchen uns terfcheidet fich, mit einigen grauen Ses dern an den Seiten Iſt auch nur Plein, und nicht fonderlich von Ges ſchmack. g) Die Plattehrke. Auch Schlaͤphack genant. Colymbus Po- diceps. Linn. Arſchfuß. Eine ſehr kleine Tauchente, in der Groͤße einer Taube. Iſt ein wunderliches Ger ſchoͤpf. Die Farbe iſt aſchgrau, mit roth vermenget; der kleine flache En— tenſchnabel iſt blau, ſo auch die Bei— ne und Füße; welche letztere ſteif, ges rade, und fonder merkliches Gelenk, binten aus über den Steig gewachſen find, daher dieſer Vogel niemals ges hend auf den Sande gefunden wird, welches ſonſt aufgerichtet gehend gefches ben müfte, wie uns Linnee feine Dio- medeam demerfam, oder den ſchwim⸗ menden Perguin abbildet. Der Steiß an der Plattehrke ift faft unmerklich; daher es fcheinet, als ob Die Defnung des Maſtdarmes, mitten unter der Bruſt ſey. Die Flügel find fo’ Flein, daß diefer Vogel nur fo eben auf dem. Woſſer wegflattern fan, Er taucht behendes Weil er felten vorfonit, has be ich die Außerlichen Unterfcheidunge: zeichen 413. zeichen vom Gefchlecht nicht bemerfen fönnen. Im Vorbeigehen will ich bier noch berüßren, daß recht gute Schuͤtzen, nicht nur oft fo glücklich find, die überaus fiheue wilde Ganf (Anas anfer ferus Linn.) zu erlegen; fondern auch von den wilden Schmänen (Anas Cygnus Linn.) die bei hohem Waffer, in ganz Pleinen Gefellfchaften einfallen, eine Beute davon zu tragen. Nun find noch die Sunpfoögel übrig, welche entweder mit Geſchuͤtz, "oder mit Schlingen (Schnirren) er: langet und gefangen; und entweder als ein eßbares Wildpret, oder zur Seltenheit an Liebhaber in der Stadt verfauft werden, Die mehrſten gehö: ren unter die Aves Grallas, oder Stel zenläufer. a) Der Regenworp. Regen wulp. Gürbvogel. Scolopax arqua- ta Liam. (ni fallor) Numenius Euro- pzus Autorum. Wind⸗ und Mer tervogel, engl. Curlew. Hat die Größe eines jungen Huhnes. Auf dem Mücken ift er braum gefprenft, an der Bruſt heller, und heller noch an dem Bauch und den Steißfedern, Der Hals ift lang, der Schnabel dünne, rund, lang, und an der Spiße mit ei: nem Eleinen Löffel krum unterwaͤrts gebogen. Die langen grünen ins blaue zielenden Beine haben vier Zähen, oder Finger ohne Schwimmhaut. Die: fer Vogel fliegt Schaarenweife, und wenn er fih dann mit feinem pfeifen: den laut: Tui, Tui, viel hören läßt, kuͤndigt er nahen Regen und ungeftü; Schwimm⸗ und Sumpfosgel, 414 mes Wetter am, Er lagert und äßer fih auf den ſumpfigten Grabenufern fo dichte, daß man oft viele mit einem Schuß erlegt. Das Wildpret ift recht wohlſchmeckend. b) Der Stickup. Scolopax Limo- fa. Linn. Die Pfuhlſchnepfe. engl. Godwitt. Hat ohngefehr die Größe einer jungen Taube, und ift am Mücken braungran, am Bauch weißlich, am Kropf rofifarben mit weiß gefprengt. Der dünne gerade ſtumpfe Schnabel iſt röchlich und ſchwarz, und vier Zoll lang. Dielangen Beineund Füße find ſchwaͤrzlich. Er verdient wegen feines wohlſchmeckenden Wildprets einen Schuß; faͤllt aber im langen Graſe nicht leicht in die Augen. ein Ruf iſt hell: Stickup, Stickup. Wird mit Irrthum von einigen fuͤr das Maͤnn⸗ chen der Waſſerſchnepfe gehalten. c) Das Haavekenblatt. Schnib⸗ be. Scolopax Gallinago. Zinn. Capella caeleftis Autorum. Waſſerſchnepfe. Heerſchnepfe. Bekaſſine. Iſt nicht größer als eine Wachtel. Das Ges fieder ift Braungelb, mit gezackten ſchwarzen Streichen. Der dünne, runs de, ſtumpfe Schnabel iſt etwa drei Zoff lang. Die Farbe der Beine zielet ins grüne, Bei anhaltender fchönen Witte: rung fleiget dieſer Vogel hoch in die Luft, waͤlzet oder taumelt fich oft im liegen herum, und macht alsdenn mit den Flügeln ein folches Geräufch, als wenn eine Ziege mit grober Stimme meckerte. Er ſtehet mit einem ſchwan⸗ kenden Fluge auf, und ift Daher nicht leicht zu ſchießen, infonderheit für uns fie 15 Ewas vom Fangeder wilden Schwinmund Sumpfosgel, 416 fre Einwohner, die gar nicht aus dem Fluge ſchießen. Sie wiffen diefen Bos gel aber doch mit zu erhafchen, indem fie Beine Schlagnege in der Macht an die Grabenufer legen, und mir frifchen Schlamm belegen. In diefem friſchen Schlamm ſucht die Bekaſſine am fruͤ— hen Morgen ihre Nahrung, und wird daruͤber gefangen. Dieſe Schlagnetze ſind eben ſo beſchaffen, werden auch eben ſo vorgerichtet, als die großen Entennetze oder Vogelgarn, die ich Ihnen weiter unten beſchreiben wer⸗ de, nur daß fie nur dag Viertel der Größe von jenen haben, und die Spie: ‚gel oder Schmofchen nur fo groß feyn dürfen, daß man einen Mannefinger durchftecken fan. Daß die Bekaſſine eine Delicateffe ſey, brauchte ic gar nicht einmal anzuführen. d) Die Aasrfchnepfe. Scolopax Gallinula. Zinn. Aleine ſtumme Schnepfe. Iſt vom Leibe nicht gröf fer als ein Sperling. Am Kopf ift - fie ſchwarz und gelb gefteeift. Der Körper ift violet und gruͤnglaͤnzend, die Steißfedern find weißbunt, und die Füße gruͤnlich. Er ägt fid) an fumpfigen Orten, und üft nicht viel zu finden, übrigens wortrefflich zu effen. .e) Das Miethuhn. Iſt vermuth⸗ lich Rallus Aquaticus. Linn. Waſ ſerralle. engl. Velvet Runner. Lebt gerne in ſumpfigten naſſen Orten, die mit kleinen Buſchwerk bewachſen find. An Groͤße uͤbertrifft es die Tau⸗ be, Die Farbe iſt wie an der Wach: tel, gelb mit kleinen ſchwarzen und fpigigen Stecken wie angeſprengt. Die: ' fer Vogel trägt fich recht ſchoͤn und ſtolz auf feinen fangen Stelzenbeinen mit Hünerfüßen, die ins grünlichte zielen, und zur Hälfte mit Schwimms bäuten verbunden find. Der recht fhöne gelbe Schnabel ift wie an den Haushaͤhnen ( Phafianus Gallus) doch etwas ftärfer, tiber welchen das Männs chen oder Hahn, ein fchmales rothes Haͤutgen hat, daß fich bis zur Hälfte des Kopfs, und dann big zu den Aus gen hinein ziehe. Der Ruf des Hahns iſt hell, ſchnarrend, zifchend, und uͤberaus angenehm zu hoͤten. Das Wildpret iſt unvergleichlich wohl— ſchmeckend. f) Das Grashuhn. Nach meis nem Urteile Rallus Porzana. engl, Gerardin. Bon Geftaltund Farbe wie das Wirthhuhn, aber nur halb fo groß, auch nicht fo ſchoͤn. Scheint vondenfelben eine Abart zu ſeyn. Iſt vorsrefflich zu effen. g) Der Arpſchnarp. Rallus Crex. Linn. Der Wachtelkönig. engl. Daker-Hen. Stein gut Theil größer als die Wachtel, trägt ih, und bat faft die Geſtalt ats ein junges Haus: huͤhnchen. Die Farbe ift auf dem Ruͤk⸗ ken ſchwarzgrau, am Bauche roͤthlich und weiß,und Hals und Bruſt ſind aſch⸗ grau, Es läuft infonderheit des Abende auf den Grabenufern im fangen Öras fe herum mit feinem fcharfen und ſchunar⸗ renden Gefchrey: Arrp. Snarrp, daß man feiner nahen Gegenwart von Herzen muͤde wird. Auch diefes giebt auch ein wohlſchmeckend Gericht, Die Fortſetzung folge fünftig. 417 0: ZZ Hannoveriſches Magqhin. 27tes Stuͤck. Montag, den zten April 1780. Etwas vom unge der wilden Schwimm⸗ und Sumpfvoͤgel, als einem beſondern Nahrungszweige im Sanct⸗ Juͤrgens⸗ Lande, im Herzogthum Bremen. (Fortſetzung.) k) H: Moͤnnik. Struuß- babn. Tringa Pugnax. Linn. Glareola pugnax Au- torum. Rampfbabn. Hausteufel. engl. the Rufle und Rieve. Bon der Größe einer jungen Taube. Die Hen: ne, die man Begine zu nennen pflegt, ift braungelb mit fpigigen ſchwarzen Flecken angefprenge, faft mie die Schnepfe,und trägt fich aud) eben fo auf langen rörblichen St-Iyenbeinen. Die Haͤhne find von ungemein vielen Farı benveränderungen in roh, weiß, fhwarz, braun, afchfarben u. f. w. Diefe ftrauben die langen Hals: und Kragenfedern, famt den Flügeln, daß es wie ein weiter Mantelausfieht, mit allerhand Coloraturen und wunderli— hen Sprüngen, infonderbeit wenn fie in der Pfalze miteinander kaͤmpfen, und welches aledenn mit großem Grimm unaufbörlich geſchieht. Mit Anfang des Maimonats kommen diefe Zug: pögel an, und bleiben bis zum Ende des Auguſtmonats. Sie halten ors dentliche Pfalzftände auf welchen fich Morgens und Abends, oft ſehr viele Hähne und Hennen verfammeln. Dies fe Pläge erwaͤhlen fie auf einem feften Unger, der ſich hin und mieder inund bei den Sümpfen befindet. Diefe Stände find rund, halten etwa fieben Fuß im Durchfchnite, und find fo feft getreten als eine Drefchdiele, welches die Haͤhne mit ihrem beftändigen fprins gen und tumeln verurfachen. Jedoch folche, bier fo genante Tanzplaͤtze, wer⸗ den von den Einwohnern aufgefucht, die fich Dann entiweder vor der Ankunft der Gefellfchaft verbergen und fie als⸗ denn zuſammen fchießen, oder fie nur verfcheuchen und den Pla mir kauf: fhlingen von ſchwarzem Pferdehaar beſtecken. Oft währt es Feine fünf Minuten, fo ift die Gefellfchaft wieder da, die Haͤhne fangen wieder an zu fpringen und fich zu tumeln-und wer: den gefangen. Die Hennen die ſich Dvd ru⸗ 419 ruhig balten, bleiben gemeiniglich frei, Das Wildpret der Hähne wird nicht geachtet, es ift trocken und uͤbelſchmek— kend, aber die Hennen find gut von Geſchmack. Die lebendig gefangene Haͤhne werden an einem Flügel ver: fhnitten und an Gartenliebhaber in der Stadt verfauft, die fie gerne thener bezahlen und in ihren verfchloffenen Gärten herum laufen laffen, wo dieſe Vögel nicht den geringſten Schaden thun, vielmehr Regenwuͤrmer und ln: geziefer fleißig aufleien, fich völlig da: mit nähren, und durch ihre Geberden und wunderlichen Poftturen dem Gars tenfreunde manches DBergnügen mas chen. Kan man einen oder mehrere Buckuckskoͤſter mit in diefe Gefell: ſchaft bringen, fo giebt es noch fpaß: baftere Aufzüge. Diefer bier fogenante Kuckuckskoöͤ— fer, (weil er in den Bäumen wie der Kuckuck fein Upee anftimmt,) ift der Upups Epops. Zinn. der Wiedehopf. Stinkhahn. engl. Hopoe, und näp: rer ih) auch von Erdwärmern und Inſekten. Er ift nicht fo groß alseine Taube, ift am Halfe, an der Bruſt und auf dem Rücken braungelb, uͤbri gens hellgelb, mit dunfelbraunen Flek⸗ fen gefprengt. Der Schnabel ift ftumpf, erbaben und gebogen. Auf dem Kopfe hat er eine Reihe langer Federn, die von der Schnabelmurzel anfangen und bis in den Macken ge: ben, Dieſe Federn, die weißgelb find und braune Spißen haben, richtet er wie einen Kamm in die Höhe, wenn er fich fürchtet oder gereizt wird, dann Etwas vom Zange der wilden 420 ſiehet er aber recht prächtig aus. Der Steiß ift fo lang als rin Manngfinger und hat einen breiten weißen Quer— ſtreif. Hier nifter er nicht, iſt aber ein Paar mal in den zum trecfnen auf: gebängten Fifchförben gefunden und gefangen worden, Sein Neft macht er auf hoben Bäumen in den Hölzun: gen, und wird auf dem Meft gefangen, Das Neſt und die Eyer folfen abfcheu: lich Rinfen , der Vogel aber den Ges ftanf verlieren, wenn er nicht mehr in fein Neſt Fommen Pan. i) Der Riewibr. Tringa Vanel- lus. Zinn. der Bibitz. engl. Lap- wing. Ein befanter Vogel in der Größe einer Taube, auf dem Ruͤcken grün und goldglängend, die Brufk fhmarz und der Unterleib weiß. Der Kopf und der im Macken hinunter bangende fpißige Federbuſch, oder Kappe, find fhwarzgrün und glänzend, Die jungen Kibige find im Herbft nicht nur eine wohlfchmeckende, fon: dern auch heilfame Speife für diejenis gen, die mit Gicht oder Podagra be laden find. Man fagt folches auch von den weißgeiprengten Eyern. Die alten Kibitze werden lebendig init Schlingen auf dem Meft gefangen, an einem Fluͤgel verfchnitten, oder ges läbmer, den Gartenliebhabern in der Stadt verfauft, und von diefen in den Garten gefeßt, die Erdwürmer und Inſekten zu verzehren. ’ k) Die Löwerfe. Alauda Praten- fis. Linn. die Wieſenlerche. engl, Titt-Lark. Diefer befante Fleine Vo— gel, der ſich in fumpfigeen Wiefen naͤh⸗ vet, 421 rer, und unter allen Lerchengattungen am angenehimften ſinget, wird wie oben bei der Scolopax Gallinago gezeiget iſt, mit Eleinen Schlagneßen gefangen, und in der Stadt ſehr oft vortheilhaft zu Gelde gemacht. l) Die Scheerke. Sterna Nevia. Linn. die Rirrmeve, Gin Fleiner fänglichter Sumpfovogel, nicht völlig fo groß ats eine Taube von Unfehen, und am Körper nicht größer als ein Krainnretsvogel, rörhlich und weiß von Farbe, mit fpigigem geraden Schnas bei, langem Steiß mit fhwärzlichem Rande, langen Flügeln, die faft über die Steißfevern hinaus reichen. Er fomt im Maimenat, oft fehon im April heerdenweiſe angezogen, kirret im Fliegen beſtaͤndig, legt und brütet in naſſen Wiefen vier ſchmutzige grüne Eyer, die für eine fehr wohlſchmecken⸗ de und gefunde Speife gehalten wer; den. Man fchieße ihn oder fängt ihn auch auf dem Neſte mie Schlingen, und verfauft ihn zur Speife in die Stadt, er ift aber dürre und fchlecht von Gefhmack, m) Der Timpbabn. Blaßhuhn. Fulica Aterrima. Zinn. das ſchwarze Waſſerhuhn. engl. Bald-Cok. Ge hoͤrt zum Gefchlecht der Waſſerbuͤhner, und ift ganz ſchwarz von Schnabel, Füßen und Federn. Der Schnabel ift wie ein Huͤhnerſchnabel geformt. An der Stirne zeigt fid) ein Pnochen: harter weißer Strid oder Bläße, Die Zähen find halb mit Schwimm:; häuten verbunden, und halb mitlappen, die- die Einwohner Simme nennen, Schwimm⸗ und Sumpfosgel. 422 Die Größe ift wie eine große wilde Ente, und das Geſchlecht ift nicht wohl zu unterfcheiden. Sie feheinen ſich Blog von Waſſerkraͤutern zu ernaͤh⸗ ren. Gleichwohl ſind nur bloß die Jungen zum eſſen brauchbar. Die Als ‘ten haben zähes und uͤbelſchmeckendes Fleiſch. Die jetzt noch folgende drei Gattun⸗ gen dienen zwar nicht zur Speiſe, wer« den aber gleichwohl von den Einwoßs nern entweder auf dem Meft erhafcht, oder zufälliger Weiſe lahm gefchoffen, und entweder an die reichen Natur—⸗ liebhaber in der Stadt theuer verfauft, oder wohl gar zu vielem Gewinne für Geld gezeigt. n) Der Reiger, Ardea Cinerea, Linn, Der graue Keiber. engl. Heron. Diefer befante Vogel bedarf Peiner Befchreibung, Er nähret fich in fumpfigten Wiefen von Fifchen, bes fonders Aalen, und gehet beim Fange nicht von der Stelle, Die Fifche und Aale kommen ihm von feldft an die Füße und dann hebt er fie auf. Erlis che Reiber fehen vorzüglich fhön und faft Blau aus, und’ felbige hält man für die Männchen oder Haͤhne. Die Einwohner verfanfen die langen Hals: und Bruftfedern an die Federfchmüßs fer. Don den großen Flügeln bereis ten fie febr dauerhafte Weher oder Faͤ⸗ cher zum trocknen des geftärften Garns bein Leinweben. Wird der ganze Rei⸗ her mit Federn und allem in Stücken zechauen, "im Waſſer gekocht, und das davon gefchöpfte wenige Fert oder Zeit mit Semmelkrumen zu einem Dd 2 Tei⸗ 423 Teige gefnetet, und mit ein wenig Rei: herblut angemacht, fo giebt es einen vortrefflichen Köder zum Fifchangeln. Fliegt der Rether ſehr hoch, fo fügt man es bedeute Sturm, und wenn er im Fliegen ſchreiet, nahen und vielen Regen. 0) Der Iprump. Ardea Stella- sis. Zinn. Robrödommel. englijch Bietern und Bitrtour. Diefer Vogel ‚Bat die Stellung, bei weitem aber nicht die Größe dus. Reihers: auch fehlt ihm der Federbufch am Kopf: aber er bat fehr lange Federn am Halfe und an der Bruſt. Die Farbe ift aelb ‚mit zacfigren fchwarzbraunen und läng lichten Flecken, Die langen gelben Stelyenbeine und langen Zähen zielen mit ins grüne, Der Schnabel ift nicht febr lang und ungemein fpißig. Sei ne Nahrung find Fische, Kröten und Waͤſſerinſekten. Wenn er folche Nab- rung fucht, ſteckt er den Schnabel ins Waſſer, und brüllet: I- prump, daß mans eine halbe Meile weit hören fan, Stehet er ruhig, fo ſtreckt er den lan gen Hals und Schnabel fo fenfrecht in die Höhe, als wenn er an der Spige des Schnabels aufgehangen wäre. Soll alfo das Wort Stellaris mwohl einen GSternfucker bedenten. Wird er furchtfam, oder zornig, fo ſtraͤubt er die Federn recht fürchterlich, zieht den Hals ein, und zeigt einen großen offenen Rachen mir der Mine, dem Menfhen nah den Augen zu greifen; daher er auch Kindern leicht gefährlich feyn koͤnte. Sonft fan man ihn, an einenn Flügel gelaͤhmt, lange Etwas vom Fange der wilden 424 in einem verfchloffenen Garten unters halten, und mit Fleinen Fifchen die Maprung erfegen, die ihm an Kroͤten und Öewürme erwa fehlen moͤgte. In ruhiger Stellung ift es ein ſchoͤner Vogel. p) Der Nachtrabe. Ardea Ny- Aicorax. Lian. Schildreiber. engl. Quak-Reiger. ft Eleiner als der prump, und nur fo groß als eine Krähe, Er gehet nicht fo buch als der Meiber, trägt fich auch faft als eine — Aber im Fluge ſiehet er dem Reiher ganz ähnlich. Von Farbe ift er gerade wie der Kibiß ( Tringa Va- nellus), bat aber quer über die Stirn und Augen eine breite weiße Binde, und hinten am Kopf drei lange und fchmale Federn , oft weiß, oft ſchwarz vonfarbe,gerade hinten hinausſtehend. Er macht im Fliegen des Abends und Nachts einen fehr groben Ton: Cu- ak: und wenn er fich hören läßt, kuͤn⸗ digt er trockue und fchöne Witterung an. Da ich in richtiger Befchreibung, und in Belltinmung der Linneifchen Damen in alle Wege fehr genau fenn folte und mwolte, war, wie Ew. * * leicht einſehen, völlige Erfahrung und viele Muͤhe noͤthig. Erſtere bat mie ein zwei und zwanzigjaͤhriger Aufent⸗ balt in diefer Gegend gewähren fönz nen. Mebſt mehreren Ornitpologis fchen guten Schriften habe ich vornem: lich dasjenige Naturſyſtem des Ritters Carl von Linné zu Rathe gezogen, wels ches uns der Here Profefjor Phil.tud. Star, Müller zu Eflangen mit einer aus⸗ 425 ausführlichen Erklärung gefchenft hat. Die bei einigen Arten vorkommende Abweihung der Farbe hat mic) nıcht irre machen dürfen. Viele Vögel An dern ihre Farbe und Flecken, theile ‚mit den Fahrszeiten, theils mit dem Alter. Diejenigen die von vorbefchriebenen Schwimm⸗ und Sumpfoögeln eßbar find, verkauft derjenige der fie gefan: gen hat, fie mögen ihm nun durch den Schuß, oder im Netz oder im der Schlinge zu Theil werden, nicht etwa fo rauch und roh, ale fie ihm in Die Hände gerathen. Vielmehr wird der gefangene wilde Vogel erftlich gerupft, und die Federn verwender man zum Gebrauch in die Berten. Hier trift auch das alte Axioma ein: Adde pa- rum pırvo, & magnus cumulabitur acervus. * Der Staͤdter mirft diefe Federn weg und kauft das Federmwild; prer lieber gepflückt, fo-fan er feben, obs gut und fert fen. Der von Federn wohl gereintate Bogel wird ausgewei⸗ der, ihm die Bruft eingedrückt, wohl gewaichen, in warmen Waſſer aufge: quellet, noch wohl einige Tage in kal—⸗ tes Waffer gelegt; denn aufs zierlich: fie nebft mehreren feiner eben alfo zu: gerichteten Brüder in einen Korb ge: legt und zu Marfte gebracht. Aber. die Beine müßen nicht abgefchnitten wer: den, damit man den Vogel Fenne, und nicht erwa eine gerupfte Nebelkraͤ— be (Corvus coturnix), oder ein wohl appretirter Heifter (Corvus Pica) oder fo etwas mit durchfchleihe., Denn der Stadtmaun bat doc) wohl mehr Schwimm⸗ und Sumpfvoͤgel. 426 Menſchenverſtand als der Bauer — Gleichwohl — hier entfaͤllt mir ein Gedanke, den ich faſt ſchon auf der Zunge hatte. Von der größeren Art der Schwimmoögel wird aus Kopf und Halfe, Flügeln, Magen, Herz, Leber und Gedärmen ein Bündel nes macht, und unter dem Namen Kroöͤ⸗ feje (Gekroͤſe) befonders zum Ders Fauf ausgeboten. Das wilde Geflügel mit Gefhoß zu erlegen, mit Schlingen zu fangen u. d. gl. ift überall eine befante Ga: che. Aber die Shwimmoögel auf Bie einfachfte Weife mit einem unter das Waffer geleaten Schlagneß oder Bor gelgarn zur ‘Beute zu machen, ift wohl nur bier zu Lande bekant, oder wenig; ftens im Gebrauch. Ich habe Gele genheit gehabt, an verfchiedenen Or⸗ ten auf eine andere Art eingerichtete Fänge der wilden Enten genau zu bes merfen, die aber bier nicht füglich, dabei von vielen Umftänden und Kor ften find, Unter diefen ift mir der Ens tenfang zur Meyenburg, einem Mit: terfig des Heren Generalmajor von Werfebe, im Herzogthum Bremen, am artigften und beträchrlichften vorge: kommen. Die hieſige leichte und einfache Art, nicht nur die eigentlichen milden En: tengattungen, fondern auch andere - vorbin befchriebene wilde Schwimm: vögel mit einem Meß zu fangen, macht menige Koften; der Einwohner verfers tigt das Geräthe mir eignen Händen, nnd es find dazu folgende Stücke noͤthig: Ddb.3 A) 427 A) Ein.Ahntenpool. B) Ein Paar Staavelen und mar: me Kleidung. c) Ein gutes Entenneg, oder vul- go Bogelgarn. D) Eine Hütte E) Ein Ahntenbuhr. F) Verfchiedene Arten von Lock enten. Ich fehe mich verpflichtet, dieſe zum biefigen ange erforderlichen Stuͤcke ſo deutlich als möglich zu erklären. Der Ahntenpool A) bedeutet einen wohl belegenen und von den Wohnungen: weit entfernten, niedri⸗ gen, mit Waffer überfloffenen Platz im Felde, der feſten Grund und nicht tiefer Waffer bat, als der Fänger höchftens bis an die Knie abwarten kan; daſelbſt fein Meß eines guten Fußes tief unter Waſſer vorzurichten, Diefe Pläge fucht der Entenfänger, wo möglich, und um Streit zu vermeiden, auf feinen eigenthuͤmlichen Wieſen, durch Vertiefungen u, d. gl. einzus richten, ohngefehr 200 Fuß lang und breit, falls fie nicht von ohngefehr fchon vorhanden find. Die Staͤavelen B) find eigent lich überaus weite und lange, von gu⸗ tem $eder wohl genähete grobe Stie fein, die gegen 4 bis 5 Rihlr. koſten. Sie wuͤſſen den Fänger nicht nur bis an die Hüften hinauf reichen, fondern ‚auch darum fo groß und meit ſeyn, daß der Entenfänger eine große Menge Stroh um die Füße und Beine legen, und damitin feine Staavelen hinein: fteigen koͤnne, vor Näffe und Kälte gefichers zu ſeya. An der Oſte, in — Etwas vom Fange der wilden 428 der Börde, Rabde, wo die große wilde Ente in den Pleinen Seen die auf der Heide find, auf eine ähnliche Are gefangen wird, habe ich folche Staa» velen bald von Holz und halb von Leder bemerkt. Was die Beine und tenden befleiven folte, war von Faßbinder: arbeit mit Reifen gebunden, Daran waren weite und große federne Schuße mit Meſſingdrath befeſtiget. Zugleich verforger fich Ber Entenfänger mit recht warmer Kleidung und einer guten Ka: buße, Den Leib umguͤrtet er vornens lich mit einem fehr breiten ledernen Ries men, und flellet, wenn er in voller Rüftung zum Fange wandert, eine ziemlich vedoutable Figur vor, Das Entenneg, C) Vogelgarn, ift ein länglich ; vierecfigtes Netz, dreifs fig Fuß fang, am Hintereheil mit eis ner Spiße, von ſtarkem Seegeldrat, (Bindfaden) von Hanf bereiter, und mit einer Linie eines Pleinen Fingers dic geſaͤumet. Die Schmofchen oder Spiegel (hieſelbſt Mäfchen), des Netzes find zwei Zoll weit, Zum Fange bei Tage muß das Ne mit Eichenrinde gelohet, das ift, fchwärzlich gefärbt feyn. Diefes Zangneß unter Waſſer einzulegen und zum ange einzurichs ten, find folgende Geräthfchaften nöthig. Zwei Lurren. Sind platte zuges fpißte Pfäle, zwei Fuß lang, mit ets wa 5 Zoll breiten Haupt und einer breiten Kerbe, durch welche ein ber weglicher eiferner Sticken gefchoben it, ein Paar Stäbe mit ihren eifers. nen Ringen damit anzubängen. Zwei Paar platte Sräbe, 5 Fuß lang, 429 lang, an dem einem Ende mit einer ſchraͤgen Kerbe, an dem andern Ende mit einem unbeweglichen eifernen Rin⸗ ge, womit fie an eine Lurre angehängt werden. Diefe dienen dazu, das Netz ausgebreiter unter Waffer zur halten, Ein ftarfer Zinterpfal, den fpißi; gen Theil des Netzes anzubinden, 3 Fuß lang. ? "Zwei flarfe Dorderpfäle mit eis nem einpaflenden Querholz, (zufam: men das Heck genant,) wodurch, durch ein Paar eingebohrte Lächer, die Zug: linie gebet, und wo zugleich der Bor: dertheil des Netzes befefliget wird. Zwei. Schwöpen. Sind ftarfe tinien, 9 Fuß lang, werden mit zwei eifernen Ringen am Vordertheil des Netzes ins Kreuz an die Saumlinien gehängt, und in einem fchrägen Win: kel mit zwei Fleinen Pfaͤlen von beiden Seiten firaf abwärts geſteckt. Sie dienen dazu, dem Meß beim Zufam: menfchlagen Schwung und Elaſticitaͤt zu geben. Eine Zuglinie, wodurch das Meg gezogen wird. Beim Nachtfange muß fie 15 Fuß lang fenn, und wird ale; denn das Nachtſtuͤck genant, Bei dem Fange auf der Taghürte muß fie weniaftens 600 Fuß lang ſeyn. Moch zwei Paar Heepen. Sind diinne Stäbe, unten zugefpißt, etwa 2 Fuß lang, mit einer tiefen Kerbe am Haupt. Sie werden am abwärts liegenden Ende eines jeden Stabes in den Grund geftecft, und. die Ertre: mität des Stabes mwird in die Kerbe gefünet, und dadurch das Netz unter Waſſer gehalten, Schtwimm: und Sumpfvoͤgel. 430 Diefes alles, und wie der Finger mit ſolchem Geraͤth zum Fange eigents lich umgebe, laͤßt fih mit Worten nicht deutlicher befchreiben, Ich will beim Schluß dieſes Auffaßes einen Abriß oder Abbildung eines unter Waſſer liegenden fogenanten Vogel: garns nebft allen feinen Geraͤthſchaften, und zugleich eine näher paffende Erklaͤ⸗ tung mittheilen, die Ihnen alles gan deutlich machen fan, zumal ich Ibnen alles biefelbft einigermaßen in natura babe zeigen laffen, Vorher müffen wir uns noch von einigen Beduͤrfniſ⸗ fen und Berhältniffen unterhalten, die zu diefem Zange gehören. Die Zuͤtte D) beſtehet gemeinigs lih nur ans zwei krummen Stuͤcken Holz, die mit duͤnnen Brettern oder mit Stroß befleider find. Sie mas chen ein halbes Verdeck aus, unter weldem ein fißender Menfch fich nur fo eben ein wenig vor Wina und Re gen fhüßen Fan. Der Entenfänger befefliger es an-einem Pfal an derjeni⸗ gen Seite des Schifs, wo der Wind herkomt. Einige machen ſichs zwar bequemer, und bauen ganze Hütten von Stroß, unter welche fie das Vor⸗ dertheil des Schifs, worin fie fißen, fehieben. Aber bei hellen Nächten wird bei der Nachthuͤtte der wilde Vogel das durch ſcheu gemacht. Das Ahntenbuhr E) ift ein von leichtem Stabwerk verfertigter längs lichter Kefih, in welchem nicht nur etwa zwölf Stück Lockenten Raum Bas ben, fondern auch ein befonderes Bes hältnig vorhanden, darin einige Stuͤck gefangene wilde Enten mit nach Haufe RE koͤnnen 431 Ettwasvom Fangedermilden Schwimm⸗ und Sumpfoögel, 432 konnen genommen werden, welches bei der Taghuͤtte oft noͤthig iſt. Es ift auch fo eingerichtet, daß es der Faͤn⸗ ger auf dem Ruͤcken auf die Flinte hängen fan, und die mitgenommen wird, wilde Enten, die nicht vecht aufs Neß ziehen wollen, damit zu be; willfommen. Die Lockenten F) find ganz um entbehrlih. Sie müffen entweder durch ihren Ruf, oder bloß durch ihre Gegenwart das Wild veranlaffen, aufs Mes fich niederzuthun, um welches fie angefeffelt (angebähfer) find. Sie find aber verfchiedener Art. Auf ver Taghuͤtte müffen die Locfvögel von eben der Are fenn als die, welche follen ge: fangen werden. Schöbbgje fallen auch nur bei Schöbbeje, Coͤlje fallen auch) nur bei Coͤlje, u. ſ. w. Wo der Faͤnger dieſe Lockvoͤgel her⸗ nehme, davon wollen wir hernach re— die auf der Nachthuͤtte nicht nur die gemeine wilde Ente, ſondern auch die Lepelſchnute, Langhals, Schmuͤnte, Kricke u. ſ. w. durch ihren Ruf aufs Netz zu kommen reitzen. Dieſes ſind die zahmen Hausenten: doch mit Unterſchied. Die weißen, bunten, ſchwarzen ꝛc. Hausenten ſind nicht brauchbar; ſondern nur dieſenigen, die die Farbe der groben Maſchente, Anas Bofchas fera, haben. Die Weib⸗ chen mittelgrau, die Männchen wafs ferblau mit grünem Kopf, Unter dies fen find die beften, die einen hellgel— ben Strich (Flechte) an beiden Geis ten des Kopfs quer über den Augen baben: und unter diefen find diejenis gen, die eben fo, und eben fo langs fam rufen, als die wirffichen wilden Enten, anı (häßbarften. Die zahme Lockente, welche geſchwaͤnze Moten fingt, ift nicht fo gut, als diejenige, welche ges den. Jetzt aber von dem Lockenten ſchleifte Bierreltöne anſchlaͤgt. 3. E. l | | 2. — ft nicht gut, Ouak. Quak. Quak. Quak. b. — ft wie es feyn muß, Qua-a. Qua-a. Qua-a. Qua-a. muficalifh von der Sache zu reden, Es ift fehr gut, wenn man zu einem Meß, (einige Sänger ftellen oft zwei Netze aus,) acht Enten weiblichen Ge: ſchlechts, und nur zwei bis drei männ: lichen Gefchlehts haben fan. Zur Noth koͤnnen es weniger thun. Die Weibchen werden rund um das Meß angefeffelt, (S. Abriß) doch nicht allzunahe, daß fie das zufammenfchla: gende Netz nicht treffen und befchädis gen fönne. Die zwei oder drei Männs chen (Wahrte) befeftigt der Fänger nahe vor feiner Hütte, und zwar aus folgender Abficht. Zumeilen werden die Lockenten träge zum rufen; - alss denn rührt der Fänger die ihm nahe figende Männchen nur mit einem Sta: be an, fo fangen fie an zu quarren (zu efchen)u.denn wird alles wieder munter. Der Schluß folge Fünftig. 433 It Sannonerifes Magasin. 434 28tes Stuͤck. Freitag, den 7ten April 1780. Etwas vom Fange der wilden Schwimm⸗ und Summfvögel, als einem befondern Nahrungssweige im Sanct⸗Juͤrgens⸗ Lande, im Herzogthum Bremen. (Schluß.) as Anfeſſeln, (oder wie man bier ſagt Anbaͤhken,) der Lock enten gefchiehet wie folget. Eine ellenlange ftarfe Schnur, bat an einem Ende eine fefte Schlinge, am andern Ende ift ein ftarfer Pflock, etwa 18 Zolllang, wohl befeftigt. Die Schlinge wird der Ente um ein Bein gelegt, und der Pflock an der Stelle, wo diefelbe fißen foll, feft in den Grund geftecket. Damit aber die Schnur durch oͤfteres Umdrehen der Ente fich nicht verfürze, ift in der Mitte derfel: ben ein Eleinee umlaufender Wirbel angebracht, der gar leicht von einem hölzernen Ringe und etwas Eifendraht zu machen if, Eine folhe Schnur heift nun mit einem Worteein Baͤhk. Wenn der Fänger auf der Nacht— bitte mit Untergange der Sonne fein Mes unter Waſſer zum Fange bereit liegen, feine Locfenten amgefeffeit, und ſich in feiner Hütte verborgen bat, lau: tet er mit Fleiß, ob Wild auf fein Netz falle. Diefes an er hören, auch) _ immer, wenn die Nacht: nicht gar zu dunkel ift, wegen der Nähe des Netzes ein wenig fehen: dann faßt er den Querſtock, der an der Zuglinie ift mit beiden Händen, und ziehet nicht vapim, oder ruckweiſe, fonder tractim, zugs mweife, eben, langſam und Fräftig das ganze Meß zu fich, dann rücken oder gleiten die Ertremitäten der vier Stäbe unter den vier Heepen hervor, das Meß klappt ber fih zufammen, wie man ein offen liegendes Buch fchnell zu macht, und das Wild -ift darin befchloffen. Gefchähe der Zug ruckweife, fo Eönte leicht, auch nur ein Stab unter der Heepe behängen blei— ben, und dann fehlöffe fich das Meg nicht, und der fcheue Vogel würde bald feiner Wege geben. So bald der Zug gefcheben und das Meß zuſammen gefchlagen ift ‚ bindet der Faͤnger die Zuglinie ſtraf ans Heck, Br 26 zufammen geſchlagene Mes nicht 435 nicht umfalle, fondern aufrecht ftehen bleibe, water mit feinen Staavelen zum Netz, greife oben zwifchen den Saums linien hinein, holet Lie gefangenen Enten hervor, drehet ihnen im Genick den Hals ab, träge fie zu feiner Huͤt⸗ te, und watet hin, voller Hofnung fein Netz oder Vogelgarn wieder unter das Waſſer zu legen. Werden, wie e8 wobl zuweilen gefchieht, viele wilde Enten in einem Zuge gefaßt, fo giebt es ein luſtig Stück Arbeit. Iſt in folhem Fall das Entenneg alt und ab: genutzt, oder der Faͤnger weiß nicht recht mir der Sache umzugehen, fo zer: reiffen die Gefangenen auch wohl durch beftiges Schlagen mit den Flügeln das Netz und befreien fih. So fißt nun der nabrungsbegierige Einwoh— ner in Kälte und Ungemach, vom Un: tergange der Sonne bis diefelbe wie— der aufgegangen ift, 12 bis 16 Stum: den (ang, und zwar manche liebe Nacht, ohne einige Beute zu erlangen, tröftet fih aber immer mit der Hofnung bef: ferer Zeiten auf die ünftige Macht. Wenn die Sonne völlig aufgegangen, zieht er fein Meß wie zum Zange auf, fehlinget daffelbe zum trocknen um die Saumlinien, befreier feine Locfenten, fteckt jie in den Kaͤfich und begiebt fich nah Haufe. Hier überliefert er die ‚ etwa gefangenen Vögel feiner Haus: ehre zur mweitern Verſuͤgung, fperret feine tockenten in ein geräumiger Be hältniß, füttere fie reichlich, thut ſelbſt eine gute Mahlzeit, und legt fich fehle: fen. Nachmittags fuͤttert er feine Lock⸗ enten, umd fpeifet felbft fo zeitig, daß Etwas vom Fange der wilden 436 er mit Sonnenuntergang wieder bei feiner Hütte, und mit feinem Vogels garn zum ange bereit fey. i Diefer Fang währt oftmals "von der Mitte des Septembers bis in den Deceniber, nemlich fo lange das Waf: fer nicht völlig zufrieret, oder das Feld überall uͤberſchwemmet wird. Ge ſchiehet diefes aber, fo verlieren die ſo⸗ genanten Nachtvögel Stand und Nah⸗ rung und fuchen andere Gegenden. Einige Einwohner, die nicht tuft has ben ganze Nächre vor dem Vogelgarn zu frieren, bereiten an einer bequemen Stelle eine verftechte Hitte, irgendwo in einem Pleinen Gebüfch, begeben fich mit Anbruch des Tages dahin, fefs feln ihre Lockenten auf Schuffesmaße an, und verbergen fich in ihrer Huͤtte mit ein Paar guten geladenen Flins ten, um die herumfliegenden wilden Enten, die beirihren Locfenten fallen, zu erlegen. Auch diefe Merhode bringt oft gute Beute, fo ſehr fie auch die Fangvögel vericheucht und im allges meinen ſehr nachtbeilig ift. Bei dies fer Gelegenheit wird oft eine Fifchots ter, (ni fallor Lutra Zinn.) die in uns ferm Felde nicht fehr felten iſt, erhas ſchet und an die umber wohnenden Schußinden zu drei Rıplr, und drüs ber theuer verfauft. Wenn das Seld völlig uͤberſchwem⸗ mer ift, (dieſes geſchieht meiftens im November und December, ) fo flellen ſich diejenigen Tauchvögel und Tauchs enten ein, die ich oben unter dem Mas men_der Tagvoͤgel befondere nambaft gemacht babe, Zu deren Zange rich— tot +37 ter nun der Entenfänger feine Taghuͤt⸗ te ein, Hiezu iſt kein befondrer Abu: tenpool (Fangſtaͤtte) nörhig. Die fer finder ſich allentbalben im Felde, fo lange das Waſſer nicht über zwei Fuß hoch iſt. Wird es höher, fo if der Fang vorbei, und der Vogel ziehet weg. Der Sänger ſtellet frin Netz an eine Stelle im Felde, dir er abwaten Fan, oder bei mäßigem Froſt, in eine Windwacke, oder Stefe im Eiſe, die ber Wind offen gehalten har, und zwar wo möglich in einer ſolchen Richrung, dag der Wind die Fleinen Wellen quer über das Netz treibe, denn fo Fan er ſehen, ob fich die eingefallenen wilden Bögel reiht auf dem Garn und nicht etwa noch hinter oder vor demſelben befinden. Das Netz oder Bogelgarn ift wie bein Nachtfange beichaffen, nur muß es ſchwarz gefärdt ſeyn. Uebri— geus wird es eben fo geiteller und vor: ‚ gerichtet, (Siehe den Abrig und dejfen Erklärung) nur mit dem Unterfchied: beim Nachtfange durfte Die Zuglinie- nur 15 Fuß lang ſeyn, bier muß fie wenigitens die tänge von 600 Fuß haben. Der Fänger fchlägt alfo in der Diſtanz von 15 Fuß vor dem Meß, und zwar in der genauen Mitte deffel; ben, einen ftarfen Pfal ganz unter Waſſer. Dieſer Pral bar am Haup: te ein daumendickes Loch; durch diefes Loch leitet er die lange Zuglinie, bin: det fie an fein Schif, und fähret fo weit zurück, als die Linie reicher, und befes ftiget fie dort an einem ftarfen Pfal. Er ſetzet auch hier feine Hütte feite, vers birgt fich unter derfelben, und hat fei: Schwimm⸗ ımd Sumpfoögel, 438 ne angefeffeften Lockboͤgel beftändig im Auge. Siehet er mın, daß wilde Bor gel zwifchen denfelben einfallen, fo fäumet er nicht, fondern ergreift feine Zuglinie, ſtemmet die Füße gegen eis nen Gegenfland und tät einen Eräftis gen, mähtigen undlangen Zug, fodaß er mit dem Mücken an die Erde, oder ins Schif zu liegen komt. Sieber er alsdenn, daß fein Vogelgarn hervor und zufammen gefchlagen iſt, fo befeftige er die Zuglinie hieſelbſt fo ftraf als möglich an dem Pfal, eilet mir dem Schif zum Meg, befeſtigt das Schif an dem Borderpfal durch welches die Zuglinie geleiter ift, fleigt aus, watet zum Meg, nimt feinen Fang aus, dres bet entweder den gefangenen Vögeln die Hilfe um, oder ftecfer fie lebendig in den Kaͤfich um fie zu Locfoögeln zu gebrauchen, wenn er derfelben noch bedarf. Nun legt er fein Meß wieder unter Waffer, fährt zu feiner Hütte, boffer und lauret aufneuen Fang, und befchäftiger fich den ganzen Tag und oft noch viele folgende Tage mit diefer überaus mühfeligen Arbeit, die felten die Mühe bezahler, infonderbeit wenn bei plöglichem Froſt durch das Treibr eis das Netz, und die riber zwei Rthlr. Eoftende lange Zuglinie, gänzlich oder zum Theil, verloren gehet. Nun müffen wir auch von den loc; vögeln reden, die bei diefem Zange auf der Taghuͤtte erforderlid) find, Die zahmen Hansenten, die bei der Nachthuͤtte gebraucht werden, find, mie ich ſchon oden erwähnt, hier ganz unbrauchbar, Es müflen wirkliche Ee 2 Tag: 439 Tag: und Tauchvoͤgel alfer Arten ſeyn. Diefe gefellen fich nie zu nen zahmen, auch nie zu den andern wirden Enten. Durdhfürtern und zahm zu machen waͤre ein vergeblicher Verſuch. Diefe Außerft wilden Bögel, nehmen in der Gefangenschaft Feine andere Nahrung als die man ihnen mit Gewalt in den Hals ftopft, und werden dadurch kaum 10 bis ı2 Tage zu Lockvoͤgeln im Le: ben erhalten. Es würde alfo fchlecht um die Locfoögel ausfehen, wenn der Vogelfaͤnger nicht ſchon in vorigen Jahren darauf bedacht gemefen wäre, von allen Gattungen ein Paar abzu; blafen und auszuftopfen. Dieſe ausgeftopfte Schwimmvoͤgel nennet man hier Vogelbloͤcke, und be— feſtiget dieſelben beim Tagnetz, bis man dabei, und oft ziemlich langſam, einige lebendige gefangen hat, die nunmehr zum locken gebraucht werden, und zwar bloß durch ihre Gegenwart. Ei— nen Ruf oder Geſchrei, geben fie ent: weder felten, oder gar nie von fich. Diefe erften Lockvögel beißen bier Stahl oder Stahlvoͤgel, und würden wegen ihrer Wildheit nicht aufhören zu reißen und zu flattern, bis fie ſich an dem Baͤhk, mit welchem fie am Netz befeſtiget werden, das Bein abgeriſſen hätten, Aber man weiß fie rubia, das ift, beinahe finnlos zu machen, Dem: lih man ruft ihnen: einige tnal ein fehmetterndes Hopp, Hopp, in jedes Ihr, und glaube dag fie nun taub find, darauf ziehet man ihnen, vermit- teljt einer Frums gebengten Maͤhnadel einen mis Wachs beflsichenen ftarfen Etwas vom Fange der wilden 440 Zivirnfaden durch jede untere Augen⸗ wimper, und bindet dieſe beiden Fas den tiber dem Kopf zufommen um fie dadurch zu Blenden, Nun fißen fie ziemlich ruhig an den Feſſeln. Man oͤfnet ihnen auch die Augen, wenn fie nicht am Netz find, und ſtopft ihnen weich gekochte Feidbohnen ein. Aber uͤber den zehnten Tag waͤhrt es nicht. Sie ſterben, und werden alsdenn, weil ſie noch warm ſind, abgeblaſen, ausgeſtopft und zum erſten Fange aufs kuͤnftige Jahr aufbehalten. Ich glaube Ew. ꝛc. werden gerne ſehen, wenn ich Ihnen dieſe Operation bes ſchreibe. Dem todten Vogel, (es iſt gut wenn er noch warm iſt,) machet man auf dem Ruͤcken, wo ſich der Hals endiget, eine kleine Oefnung durch die Haut, alſo daß man einen ſtarken Rohrhalm hinein bringen kan. — Durch dieſen Rohrhalm blaͤſet man etwas ſtark, dadurch loͤſet ſich um den ganzen Koͤr⸗ per die Haut vom Fleiſch. Man kan es mit der Hand fuͤhlen, ob es allent⸗ halben geſchehen ſey. — Dre Beine werden im Gelenk abgeſchnitten. — Nun thut man mit moͤglichſter Vers ſchonung der Federn, einen Quer—⸗ ſchnitt am Ruͤcken durch die Haut, von einem Schulterknochen bis zum andern, — zerret die Haut anı Halſe bis ans Geni hinauf, — bricht am Genick den Hals völlig ab, — thut einen Schnitt laͤngſt dem Rücken bis zum Steiß, — loͤſet an den Schuls teen, ein Gelenk die Flügel von vem Körper ab, — bricht Die Kuochen des obers | 441 oberfien Flügelgelenfs aus der Haut der Flügel, — zieber nun den ganzen Körper aus der Haut, und verhüter, daß die Federn nicht zuſſehr mit Blut beſchmutzt werden, — nimt einen Flei: nen, vorn etwas breiten eifernen Ha: fen, und zieher von innen, ſowohl die Augen, als auch das Gehirn aus dem Kopfe. Geſchiehet diefes nicht, fo fallen die Federn am Kopfe und am Halie aus, — Nun ſteckt man einen zuvor bereiteten Kloß von trockenem und leichten Holz, der. wie ein Vogel: Eörper geformt und mit einem fingerg: langen angeformten Pflocf, den Hals auszufüllen, verſehen ift, wieder in die Haut, näber das aufgefchnittene wie: der zuſammen, ftopft die leeren Stel: len, die der Kloß nicht füllen molte mit feiner Heede (Werf) aus, heuget altes zu rechte, infonderbeit die Flügel an ihre Stelle, bewicfelt alſo den aus: geitopften Vogel mit Breiten Binden von Baſt oder Leinwand, und läßt ihn im Schatten dürre werden, Mach zwei Monaten wickelt man die Bin: den wieder ab, fo ift der ausgeftopfte tocfvogel fertig, fan von ferne von einem lebendigen Bogel nicht unter: fchieden werden und verfchiedene Jah— re brauchbar fenn, wenn er vor Naud) und Staube bewahrer wird, Nun iſt noch diefis übrig, daß ich Ew. *** den Abriß eines yum wilden Entenfange, unter Waffer ausgeftell: ten Vogelgarns mit allen dazu gehört: gen Stücken Üüberliefere. und eine ge- nane Beichretbung hinzufüge. Die Länge, Größe und Dreite aller dieſer Schwimm⸗ und Sumpfoögel 442 Theile babe ich bereits’ vorhin angege⸗ ben; und da ich Ihnen den Gebrauch und Wirfung dieſes Fangnekes hie: felbft in Natura habe zeigen laſſen, fo wird Ihnen alles um deſto eher ver: ſtaͤndlich feyn. Wenn der Bogelfänger feim Vogel: garn mit allem Geräthe an die Stelle gebracht, wo er es auszuſtellen für gut finder, fo befeftiget er erftlich fein fo ge: nantes Heck A. als die Bafın feiner Ar⸗ beit; nemlich er fchlägt zwei vier Fuß lange und zugefpißte Pfäle bb — feft ein, in folcher Weite, daß das Quers holz aa mit feinen beiden Löchern in die beiden Zapfen paffe, die an den Haͤup⸗ tern der beiden Pfäle fich befinden. Diefes Querholz bat zwei bis drei runde töcher cc, durch welche die Zug: linie d — geleitet wird. An diefer Zuglinie (auch das Nachtſtuͤck genant) ift ein Ellen langer gefriimter Stock, von der Dicke eines Kinder Arms bes feftigt e — welchen der Sänger ergrift, wenn er das Meß zum Fange zieben will, Wenn diefer Stock nicht krum wäre, fönte ıhn der Fänger nicht mit beiden Händen faffen ; weiter, mern als les fertig, hart vor dem Zugloche liegt. Wenn das Heck berichtiget ift, liegt das Querholz etwa fechszehn Zoll über Waffer, und ift bier anzumerken, daß von allen übrigen größern und Pleinern Pfaͤlen, die noch gebraucht werden, fein einziger aus dem Waſſer bervorras gen muͤſſe. Mun watet er dahin, wo er den Hınterofol f - nach Maaßoebung des Netzes und der Zuglinie anbrinaen muß. Dieſen drei Zuß langen Pfal Ee 3 rammet 443 rammet er ein, bis er völlig unter Waſ⸗ fer ift, und bindet die Hinterlinie des Netzes g — feſt an, alfo, daß alles ſtraf und feft angegogen fey. Dazu benutzet er jeßt den Knebel c, (ein Stuͤck Holz vier Finger breit, einer Spanne lang und in welchem zwei runde göcher find), mit welchen die Zuglinie und die hervorragenden beis den Saumlinien mit einander verbun: den find. — Weiter ſtecket er die eine Lurre mit den eingebenkten beiden Stäben in der Mitte von breiten Vordertheil des Netzes hhh, breitet die Stäbe aus einander, und haͤnget die Saumlinie des Netzes am beiden Seiten in die fhräge Kerbe, die fih an der Extre⸗ mität jeden Stabes befindet. — Fer: ner befeftiget er die beiden Schwöpen ii (Seitenlinien. S. auch) was ſchon oben davon gefant ift) und ſtecket fie mit ihren beiden Pfälen kk zur Seite hinaus. Jetzt water er zum Hinterr theil des Netzes, ziehet das fpißige Ende deffelben, den Pruͤdick nn zum Hinterpfal hinaus fo weit es reichet. ( Diefer Pruͤdick giebt oft-den beten Fang.) — Run nimt er die andere Lurre mit daran gehbängtem zweiten Paare der Stäbe, ſtecket fie recht uns ter die Mitte des Netzes mo daffelbe beginnet fchmäler zu werden mmm, breitet die Stäbe aus einander, und hängt auch bier die Saumlinie in die fehrägen Kerben der Stäbe. — Er was tet darauf zu den bereits ans Meß ger hängten Vorderftäben, nimt eine Heer pe in die Hand, beuget den einen Stab Etwas vom Fange der wilden 444 mit dem daran haͤngenden Netz unter Waſſer, ſtecket die Heepe an der Spitze des Stabes feſt ein - 0, und beuget den Stab unter die Kerbe der Hecpe, daß erunter Waſſer bleibt; gehet nach der andern Geite und beuget den Stab auch unter eine Heepe. Der Vorders theil des Netzes liegt nun fehon unter Waſſer, und die beiden Hinterftäbe ha: ben fih von ſelbſt aufrecht in die Hös be gefteller. Der Entenfänger befüns mert fich aber um diefe leßtern vorerft nicht weiter. Hievon will er nun die wahre Richtung nehmen, wie er feine Lockenten nicht zu nahe, auch nicht zu ferne anfegen müffe. Er holet fie alfo aus ihrem Kefih hervor, feſſelt die Weibchen ums Ne, vor dem Ne, und abwärts, wie im Riß bei ppppp und qundrr zu ſehen; zwei bis drei Männchen dicht vor der Hütte sss, und matet nun bin, auch die noch aufs recht ftehenden beiden Hinterftäbe mit, ihren Heepen unter Waſſer anzubäns gen, Nun befeſtigt ee feine Huͤtte vor dem Heck, fchiebet fein Schif unter die Hütte, verbirgt fich gänzs lich zum fangen bereit, und fichet man von allen Dingen nichts weiter als die Hütte und die Lockenten. Die kleinen Schlagnetze, mit wels hen die Einwohner Befaffinen, $ers chen und andere Vogel auf dem Lande fangen, find nach allen Theilen eben fo eingerichtet, aber nur den dritten, ja oft nur den vierten Theil fo groß. Nunmehr habe ich es weniaftens an dem guten Willen nicht ermangeln laſ⸗ fen Ew. *** verebrungsmwerthem Bes fehl R 445 Schwinm und Sumpfoögel, 446 fehl ein Gnuͤge zu leiſten. Doro hoͤchſt⸗ ſchaͤtzbarer Beifall wird mir eine wah⸗ ze Ehre ſeyn. Mich deucht, die von mir befchriehene leichte und einfache Art des Fanges des wilden Waffergeflügels dürfie in vielen Gegenden, we man Sanct Juͤrgen. dieſen Nahrungszweig bei einem Ue⸗ berfluß ſolcher Voͤgel nicht kennet, z. E. an den Ufern des Niederrheins, der Nachahmung zu vielem Gewinn werth zu ſeyn. Ich habe die Ehre mit ehrerbietigſter Ergebenheit zu ſeyn 2% J. W. Hoͤnert. Beantwortungen der Anfrage im Hannoveriſchen Magazin, Nr. 18. vom zten März d. I. wegen Abhauung des Euernholzes, | I, Eh habe einen einen Bruch) hin: = ter meinem Hofe, daraus ich, wie gewoͤhnlich zur Winterszeit, einen Theil Eltern, die theils jung, tbeils alt und abftändig waren, rein weg: bauen faffen. Sie liefen zwar meb; rentheils ziemlidy wieder aus; mein Nachbar hieb aber erft im Mai, ja im Junius die feinigen weg. Den: noch find diefe eben fo ftarf wieder aus: gefchoffen, als die meinigen. Auf die dei feinem Hanen ihm zu verftehen ges gebene Beſorgniß äußerte er ſich, es waͤre die ſpaͤte Zeit des Hauens beſſer, oder doch eben ſo gut als die fruͤhe, und daß er nicht Unrecht habe, finde ich gegruͤndet. Mur will es öfters ein meraftiger Boden, auf welchem nicht anders, als bei uͤberhaltendem Eife ge: arbeitet werden fan, miche zu aller Zeit erlauben, die Abtreibung und Herausbringung des Ellernholzes ſpaͤ⸗ ter zu verrichten. Und in meinem Bruche war ein Re: vier ohne Holz, etwa z Morgen groß, fo tief und naß mit Schiff und Mooß bewachſen, daß wenn fein Froft war, man auch mit Stiefeln nicht hindurch fommen konte. Ich münfchte doch) diefen Diſtrict, (mo fich fein Abs zugsgraben anbringen ließ,) nußbar zu machen, und mein Einfall war folgender: Im Herbſt 1772 verforgte ich mich mit einem ziemlichen Theil junger aus Saanıen aufgefchoffener Ellern, etwa drei bis vier Fuß lang, und ließ fie in Bunden fo in die Erde fchlagen und die Wurzeln mit Stroh bededfen, daß ich fie ftets heraus nehmen Fonte, Als im Frühjahr 1773 der Winter weggehen wolte, und es anfing aufs zuthauen, ließ ich auf meiner wuͤſten Stelle allentbalben Löcher ı Fuß Qua⸗ drat durchs Eis hauen, in jedes eine junge Eller feßen, und die Wurzeln derfelben mit einem- befliefelten Fuße in den Moraft treten, Mir find hie von nicht nur gar wenig ausgegangen, fondern mein fumpfigter Plaß batjeßt _ fon Eltern von 16 bis 20 Fuß hoch, k und —— . 2 C a Sum wulden Cnlenfang l unter Nasfer mid alen ; wtasgasteles Vogelgarı dazxa gehortgen: Mücken. er — eine Are fe * BT 20 27 50 Hannovcrifches Maggzin. ots Stuͤck. Montag, den Iofen April 1780. Verzeichniß der Lektionen, welche zu Ilfeld im Sommer 1780 gegeben werden follen, 5): Direktor M, Meißner fie bet im Vortrage ver allge: meinen Weltgeſchichte im fünften Zeitraum des zweiten Haupt: theils des Schroeckhiſchen Lehr⸗ buchs, und wird diefen, und den letz⸗ ten Zeitraum oder die Gefchichte der neuern Zeiten im bevorftehbenden Som: mer zu Ende bringen. Dieſe Lektion wird Dienftags in der erfien Mach: mittags: und Mittwochens und Don nerftags in der erften Fruͤhſtunde ge: balten. Einigen Scholaren der erffen Ordnung wird derfelde die Logik und Metaphyſik, nah dem Hand: buch des Herrn Drof. Seders vortra: ‚gen, und diefen Sommer infonderheit die Logik Dienftags und Freitags in der erſten Frübftunde lehren. Bon der Lrdbefchreibung der jegigen Zeiten wird nach Anleitung des dritten Theils des Schagifehen Lehrbuchs Atlas Homannianus illu- ſtratus, die Beſchreibung der nordi— ſchen und des Rufifchen Reichs, und der drei uͤbrigen Welttheile, wo mög lich geendiget werden, Dienflags in der zwoten Morgenflunde und SFreis tags in der erſten Nachmittagsfiunde, Die Anfangsgründe der Geome⸗ trie find bishero der erften mathe⸗ matifchen Blaſſe, nach dem Rouyer⸗ ſchen Lehrbuch der mathematiſchen Wiſſenſchaften im erſten Theil vorges tragen worden, und es wird nunmehr die Trigonometrie folgen, und wenn dieſe geendigt feyn wird, die Rechen⸗ kunſt von neuen wieder angefangen werden, Dienftags und Freitags in der zwoten Nachmittagsſtunde. Die zwote mathematiſche Blaſ ſe, welche aus den Anfaͤngern beſtehet, wird hiſtoriſch mit den Gegenſtaͤnden der Geometrie bekant gemacht, und in Auflsfung allerlei Aufgaben, von Vers zeihnung, Berechnung, Verwand⸗ fung und Theilung der Figuren ges übt, und zugleich angeleitet, das, mas fie gemacht bat, felber auch onfzu: ſchreiben, und jede Aufldfung ordent⸗ (ich abzufaffen, damit fie dadurch eine Bebung der Aufmerkſamkeit und der vi baben möge, welche bei dies % fen 458 fen finnfichen und einfachen Gegen: ftänden ſehr faßlich iſt. Diefe Uebun— gen geſchehen Mittwochens und Sonnz abends im der zwoten Morgenflunde. In der curſoriſchen Lekrion des Civius find die vier erſten Bücher deffelben gelefen worden. Die Erklaͤ— rung geſchiehet hier meiftens in latei— nifcher Sprache, und die gelefenen Stücke werden in der folgenden Stun: de Auszugsweife von den Zuhörern gleichfalls lateiniſch wiederholet. Es wird mit dem fünften Buche fortge: fahren, und diefe feftion wird Mon: tags, Dienftags, Donnerftags und Freitags von 5 bis 6 Nachmittags gehalten, Außerdem giebt der Direktor auch befondern Unterricht in der Mathe⸗ matik. Einigen in den Anfangsz gründen: andern wird er auch eine biftorifche Einleitung in die optiſchen Wiſſenſchaften ertheilen, und folche mit angenehmen Berfuchen erläutern, und die Struftur und den Gebrauch der vornehmften optifchen Werkzeuge fie lehren. Der Rektor Dig wird in der theo logiſchen Lektion, Montags und Donnerflags von g bis ro nach Un: leitung des Dommericifchen Hand: buchs die beiden Artikel von der Er— loͤſung der Menſchen und deren Zubereitimg zur Seligkeir den Zuhörern erfiärenz bei welchem Linterz richt zugleich die chriffliche Sitten lebre durch eine praftifche Anwen— dung der erflärten und bewieſenen Lehren mit vorgetragen wird, Verzeichniß der Lektionen zu Ilfeld. 452 In der lateiniſchen Sprache giebt er der oberſten Klaffein mehrern Stunden Unterricht. J— In vier oͤffentlichen Stunden, nett. lich Montags, Mittwochens, Donners ſtags und Sonnabends von 10bis 11 Uhr, in welchen immer eine Schrift des Cicero ſtatariſch geleſen, und in Abſicht der Sprache, Sachen, Gedan⸗ fen und deren Verbindung ganz genau erklärt wird, iſt er mit deffen Briefen an verfchiedene zu Ende gekommen. Statt ibrer wird er im bevorflehens den Sonimer die Tuskulanifchen Streitfragen erflären, und, um die fe ganze Schrift zu endigen, fie chre: ftomatisch lefen laſſen. Mit diefer Lektion wird er zugleich die Uebung im Kareinfihreiben, die Montags und Donnerflage von 3 bis 4 angeftellt wird, folchergeftaft ver: binden, daß zu den Aufgaben, die von den Scholaren auf ihren Zimmern ausgearbeitet werben, allezeit ging mit kurz vorher erklärten Stellen des Eis cero verwandte Materie genommen, fo- tie zu den erteinporellen Uebungen, biftorifche, zur Erläuterung dee Mur etors dienende Stellen aus dem Cicero und andern guten Schriftſtellern von ihm überfeßt und diftire werden follen. In drei andern öffentlichen Stun— den, Montags und Donnerfiags von 4 bis 5. und Sonnabends von 8 bis g erklärt er einen latein ſchen Dichter, In die Stelle des Virgils, der bieher aelefen worden, trit nun, mach der eingefibrten Ordnung, Horaz ein, deſſen Oden der Rektor nach eis net 453 ner den Zuhörern vorher befant ge: machten Auswahl, bei welcher auf die Aehnlichkeit des Juhalts mehren: theils geſehen wird, diesmal erklaͤren wird. Zwo außerordentliche fuͤr eini⸗ ge der beſten Untergebnen be⸗ ſtimmte Stunden, werden ſolchen Schriftſtellern gewidmet, die in den oͤffentlichen Lektionen gewoͤhnlich nicht vorkommen, und es werden die Zuhoͤ— ter darinnen beſonders zur Erklaͤrungs— kunſt, und eigenen Ausuͤbung derſelben angefuͤhrt. Bisher iſt in denſelben der Silius Italikus fo geleſen wor: den, daß die zwei erſten Buͤcher deffel: ben ganz, aus den uͤbrigen aber, mit beftändiger Rückficht auf den Zufan: menbang des Gunzen, folche Stellen durchgegangen worden, die eine Ber; gleichung mit dem Virgil veranlaffen Fonten. Im bevorftehenden halben Sabre follen in diefen Stunden die Scholaren, ihrem eignem Wunfche gemäß, mit deu: Tacitus befant ges macht, und deſſen Geſchichte gele: fen werden: Mittwochens und Sonn; abends früh von 6 bis 7. In feinen ordentlichen vier Pris vatſtunden, worin mehr curforifch gelefen wird, behält er die im vorigen halben Fahre angefangenen Briefe des Plinius bei, die zugleich von den Untergebenen überfeßt werden müffen, Uebrigens erflärt er in mehrern außerordentlichen Stunden denen, die es verlangen, noch andere lateinifche Schriftſteller, und giebt zugleich zum lateinifchen Stil Anleitung. Verzeichniß der Lektionen zu Ilfeld. 454 Endlich ift auch unter des Rektors Aufſicht die Bibliothek des Paͤdago⸗ giums Mittwochens von ı bis 3 zum Gebrauch der Scholaren geöfnet. In diefen Stunden wird er die bereits ans gefangene Befchäftiaung fortfeßen, die Untergebenen mit der Geſchichte und deren Huͤlfswiſſenſchaften duͤrch Anführung, und, fo weit der Vorrath der Bibliothek reicht, Vorzeigung der dahin gehörigen Hauptbücher, befant zu machen. Der Subconrektor Leopold ers theilet öffentlich Unterricht in der he— braͤiſchen Sprache. Bisher bat er die Zubörer mir den Anfangsgruͤn⸗ den derfelben nach Anleitung der Die- derichiſchen Grammatik für Ans faͤnger befhäftiget, und dabei einige Kapitel aus dem erften Buch Mo⸗ fe analytiſch erkläret. Im bevorftes benden Sommer wird diefe Uebung Mittwochens und Sonnabends von 21 bis 12 fortgefeßt werden. Der ergen griechifchen Ord⸗ nung find von demfelben im verwiche⸗ nen Winter, die fünf erften Bücher der Geſchichte Fenopbons von dem Feldzuge des jüngern Cyrus gegen feinen Bruder Arrarerres erflärt worden, Diefe Gefchichte wird im bevorfichenden Sommer halben Jahr beibehalten und nach, Endigung der noch übrigen zwei Bücher, werden die in.der nenefien Leipziger Ausgabe befindlichen Stücke des Renophon von der Staatsverfaffungder La⸗ cedemonier und Acbenienfer bins zugefügt werden: Dienftags und Freis öf2 tags 455 tags von 4 bis 5 und Mittwochens und Sonnabends von 9 bis 10 Uhr. In zwo Stunden, die woͤchentlich zu einer ſuppletoriſchen Lektion im Griechiſchen beſtimmt ſind, wird er die Iſiade des Zomer von der zwoͤlften Rhapſodie an, Auszugs: weife, doch immer in Ruͤckſicht auf den Zufammenhang des Ganzen ers fiären, und er hoft auf diefe Weiſe mit dem Gedicht im nächften Sommer zu Ende zu kommen. Miet der dritten Ordnung der Pris vatiſten wird er in den gewöhnlichen Stunden, Montags, Dienftags, Don: nerftags und Freitags von 5 bis 6 fiatt des Dellejus Patereulus, der bisher gelefen worden ift, die Luſt⸗ ſpiele des Terenz vornehmen. Zu Verfertigung verfchiedener Gats zungen von Auffaͤtzen in der deut⸗ ſchen Sprache giebt der Subeom: rektor, einem Theil der Untergebenen in zwo Stunden wöchentlich Anlei— zung. Um diefe Uebungen mit dem Ganzen in Berbindung zu fegen, wählt er die Materien zu den einzuftefernden Ausarbeitungen theils aus den uͤbri— gen Lektionen, theils aus den Privat— befchäftigungen der Scholaren. Die DBeurtheilung der verfertigten Aufſaͤtze gefchiehet öffentlich, und fo, daß die übrigen Zubdrer ſelbſt Theil daran nehmen, Die zu diefer Befchäftigung beftimmten Stunden, find Dienftags vong bis 10 und Rreitags von 3 bis 4, Die römifehen Alterthuͤmer traͤgt er im den letzten Fruͤhſtunden Dienftags und Freitags nach Anleir Verzʒeichniß der Lektionen in Ilfeld. 456 tung des Grunerſchen Handbuchs vor, Gegenwärtig ift en bis zum Ems de des zweiten Theile, der vonder Religionsverfafling der Römer bandelt, gefommen, und er hoft im nächften halben Fahr den drirten Theil von der bürgerlichen Zinricheung völlig abzuhandelu. Da ihn auch, nach dem unter den Lehrern eingeführten Wechſel, die Reis be krift, die Mittwwochens und Sonn⸗ abends Stunden von 4 bis 5 zu hal⸗ ten; fo ift er gefonnen, folche dem Vortrage der alten Beograpbie zu widmen, Er wird dabei hauptfächz lich auf diejenigen Länder Ruͤckſicht neh⸗ men,deren genauere Kentniß den Schos laren, zum Berftändniß alter Schrifts fteller, vorzüglich norbwendig if, * Der Sprachmeiſter Meißler wird mit der erſten Blaſſe, welche zeither die Satyren, Epifteln und Dichtfunft des Boileau, gelefen hat, die gabeln des Ia Fontaine Tefen. Montags und Donnerftags von ıı bis 12 Uhr: Mit der zwoten Ordnung wird er fortfahren die Lettres de Buſſy zu lefen. Dienftags und Freitags von 11 bis 12 Uhr. Mit der drirten Alaffe wird er in dem Leben Carls des XII. von Voltsire fortfahren. Mittwochens und Sonuabends von ıı bis 12 Uhr, Mit der vierten und fünften ARlaffe wird er fortfahren die Fleinen Aiftorien der Peplieriſchen Gram⸗ matik durchzugehen. Montags und Dienſtags, Donnerſtags und Frei tags Nachmittags von 6 bis 7 Uhr. Hier⸗ 457 Hiernächft wird eine jede dieſer Klaſſen, wöchentlich ein bis zweimal, im Briefjchreiben, oder andern Gat: tungen des Franzoͤſiſchen Stils, eine jede nachihren Kräften, geribet werden. Auch giebt er denen, die es verlans gen, befondern Unterricht, ſowohl im Sranzöfifchen als Italiaͤniſchen. Der Eollaborator Wolf hat im vergangnen halben Jahr der zwoten griechifchen Ordnung das 13. 14. ı ınd 2 Buch von Aelians ver: mifchten Erzaͤhlungen erklaͤrt. Im naͤchſten Sommer wird er vom dritten Buch an, doch mit Weglaſſung einir ger weniger wichtigen Kapitel, weiter fortfahren, und mit der Lekluͤre Diefes Schriftſtellers immer die genauere Erz läuterung der grammatifchen Grund: fäße verbinden, _ Diefer Unterricht wird Dienftags und Freitags 4 Dis 5 und Mittwochens- und Sonnabends 9 bis 10 gegeben. Den erften Anfängern in der griechifcehen Sprache wird eben derfelbe in zwo wöchentlichen mit den Zuhörern demnächft zu verabredenden Stunden die Grammatik diefer Sprache erflären, und, um die bier gegebenen Megeln durch die Anwen— dung fogleich defto deutlicher zu ma: chen, den erften Theil von Strorbs griechifeher Chreſtomathie fie le: fen laſſen. Montags und Donnerftags in der zwoten Nachmittagsſtunde fährt er in der Erklaͤrung der Metamor⸗ phoſen des Ovids, wovon er zeither die erſten zwei Buͤcher geendigt hat, im folgenden halben Jahr weiter fort. Verʒeichniß der Lektionen su Ilfeld. 458 Einige auserleſene Heroiden die⸗ ſes Dichters werden von ihm des Sontabends in der erſten Fruͤh⸗ ſtunde erkläre, wobei auch zugleich auf die proſodiſchen Regeln der la: teinifchen Sprache Ruͤckſicht genoms men wird. In befondern Stunden hat er heile Anfängern, theils Geuͤbtern in der englifyen Sprache Unterricht ers theilt, und dort Lillo’s London Mer- chen nebft Goldfmith’s Vicar of Wa- kefield, hier aber Auszugsweiſe die ers ften ſechs Gefänge von Miltou’s Para- dife loft jerflärt, Er ift auch ferner beveit, niit denen die es verlangen, den Unterricht in dieſer Sprache forts zufegen, und wird fodann dag genanfe Bud von Goldfmith nebft Lillo’s Fa- tal Curiofity im naͤchſten halben Jah⸗ re leſen. Der Collaborator Koͤppen, wird mit der zwoten proſaiſches Rlaffe, den Cæſar de bello gallico chreſtoma⸗ thiſch leſen. Anleitung zur Interpre⸗ tation, und gruͤndliche Kenntniß der Sprache iſt der Hauptzweck dieſer Lektion. Daher wird er woͤchentlich in zwo Stunden feine Zuhoͤrer unter feiner Aufſicht abwechfelnd, den Schrift⸗ ſteller überfegen Taffen, und fie bier bes fonder3 auf das Eigenthuͤmliche beis der Sprachen, aufmerffam machen, nnd auch in lateinifchen Auffägen uͤben. Einigen andern Scholaren fowohl ver erften als zwoten Örönung, wird er die Harlefifche Chreftomachiam poẽticam nach einer Auswahl der ihs nen angemeffenften Stuͤcke erflären, [3 Diens 459 Dienftags und Freitags in der erſten Fruͤhſtunde. Mit der vierten Ordnung der Privatiſten wird eben derſelbe die Schriften, welche man dem Aurelius Victor beilegt, leſen. Er wird dieſe Lektuͤre ſo einrichten, daß ſie außer der Uebung im Jnterpretiren und in der Grammatik eine nuͤtzliche Vorberei: tung zum Studio der roͤmiſchen Ge⸗ ſchichte, Alterthuͤmer und alten Geo— graphie fen. Es werden auch in der Schreibe- Zunft, fo wohl richtig zu fehreiben, als ſich zu einer guten und deutlichen Hand zu gewöhnen: und im prafti= feben Redynen, von dem Cantor Liebsau öffentliche Uebungen angeftel; det: jenes geſchiehet Montage und Donnerftags, und diefes Dienftags Verzeichniß der Lektionen zu Ilfeld. 460 und Freitags in der zwoten Nach⸗ mittagsftunde. Cr giebt auch be: fondern Unterricht in diefen beiden Stuͤcken. Und Montags und Doms nerflags uͤbt er einige in der Vocal muſik gleich nach Tifche, Im Tanzen unterrichtet der Tauz⸗ meifter Rudolph, auch giebt derfelbe Unterricht zur Inſtrumentalmuſik, auf der Violine, Violoncello und Flaute. Der Cantor Liebau auf der Davidsharfe. Der Organiſte Zimmermann unterrichtet im Cla— vierſpielen. Dieſe Lehrſtunden wer⸗ den beſonders mit einem leidlichen Lehrgelde bezahlt. Zur Uebung im Zuſammenſpielen wird Dienſtags und Freitags nach Tiſche Collegium muſicum ge halten. Beitrag zum tragiſchen Theater, F ie traurige Scene, welche ich bier fiefere, feheinet mir, fo viel ich nemlich weiß, von den Trauerfpiel: Dichtern noch nicht genußer zu ſeyn: und es iſt diefelbe in einem vorzrefli: hen lateiniſchen Gedichte enthalten, welches in J. T. Rauickit recentior. poetarum Germanorum carminibus fe- ledior. im 1. Bande, auf der 325.1. fotg. Seiten befindlich if. Der Ber faffer ift ein italiänifcher Abbe, Hor— tenfio Mauro genant, der ſich erft an dem Hofe des gelehrten Fürft: Bi: fchofes zu Paterborn, Ferdinand von Sürftenberg, aufbielt, und, nach defjem Abiterben, feine übrige Le⸗ bengzeit hier zu Hannover zubrachte, wo er von dem Herzoge Joh. Frie> derich, dem Churfürften Ernſt Au⸗ uff, dem damaligen Erbprinzen, und nachmaligen Könige von ‚England, Georg I. und vielen auswärtigen Fürften und Herren, überaus werth gehalten wurde. Es liebten ihn auch wegen feiner Höflichkeit und artigen Manieren hope und geringe zu Hans nover: vornemlich brachte ihm feine Geſchicklichkeit lateinifche, Franzöfifche und italienifche Verſe zu machen, wie auch. feine befondere Fertigkeit im Schieſ⸗ 451 Schießen und Jagen, viele Gönntr zuwege; und er foll wegen diefer le tern Eigenfchaft insgemein der Flug⸗ ſchuͤtze feyn genennet worden, er jährlich ein reiches Einfommen ger noß, und viele Öefchenfe befam; fo war er, nach dem fonft gemeinen Schickſale, fein armer Poet, ſondern binterließ feines Bruders Sohne zur Verona ein fehr beträchtliches Ver: mögen, machte auch zu Hannover eis nige Bermächtniffe,, wofelbft er 3724 im 92. Sabre feines Alters ftarb, und in der Farholifchen Kirche begraben ward. Sein. keichenjtein mit einer lateinifchen Grabſchrift wird ned) da zu finden ſeyn. ‘Der inhalt des Gedichtes, mel ches eine in Griechenland wirklich ges fehebene Sache zum Grunde haben foll, ift, ohne die voraugehende poetis ſche Vorrede, folgender : Bor dem Altar der Brautgoͤttin ftand ein Mädchen, das fich eben durch ein unauflößfiches Band zu einer um: angenehmen Ehe verbinden folte. Sie hieß Phila, uud hatte zween artige, wählenswürdige fiebhaber, die Schä: fer waren: den Thyrſis liebte fie herzlich, aber ihr Vater hatte fie dein Lyeidas zugefager: alles ihr Flehen und Weinen hilft nichts, fondern fie muß gezwungener Weiſe zum Altare folgen, ohngeachtet ſich die Liebe eines Mädchens durch vaͤterliche Befehle nicht zwiagen laͤßt. Bei ſolchen im ſtaͤnden fliehet Hymen, der Die gezwun genen Ehen baffer, nebſt der Juno von dein Altare weg, deren Pink die Beitrag zum tragifehen Theater, De. 462 Furie einnimt, welche den Bräutigam wegen eines unfchhldigen Wortes: zu böllifcher Eiferſucht und Mache an: feuert. Us Phila nemlich gefraget wird, 06 fie den Lycidas zum Mans ne haben wolle, autwortet das gute Kind, mir fchambaften Angeſichte: Ich mwolte freilich lieber den Thyr⸗ fis hairathen, aber mein Vater * *, Mehr Eonte ihr feufzender Mund vor Schluchfen nicht bervorbringen; mehr brauchte es auch nicht den Lycidas wegen der abichlägigen Antwort, und zwar in Öegeumart des Yrbenkuß: lers, der dadurch nen» Hofnung bes Eommen Eonte, in Wuth zu ſetzen. Aus Verzweiflung, daß er feine Braut nicht ganz beſitzen werde, und fie viels leicht dem andern noch zu Theile wers den Pönne, tödter er fie unverzuͤglich, und fie fälle, als ein ungluͤckliches Dpfer des Hafes und der kiebe, durch die Hand ihres eignen Braͤutigams ermordet, amt Fuße des Altars nieder, As Thyrfis fein liebes Mädchen, durch die verruchte Hand erfiochen, auf die heiligen Stufen fallen ſieht, geher er, als ein rächender Blitz ſchnell auf den Mörder los, und opfert ihr den Geiste feiner todten Geliebten auf. Moch nicht genug. Der Vater des Lycidas ſtoͤßt den Thyrſis eben fü den Degen durch den Leib, wie dieſer feinen Sohn getodtet hatte; und dar— auf faͤllt er auf den todten Sohn und waͤſcht feine Wunden mir Thraͤnen, wiewohl die Blutſchuld nicht Fan aba. gewaſchen werden. Auch du. o harter Vater, fager der Poet ferner, du weis neſt, 463 neft, daß du an diefen Mordthaten Schuld biſt, doch nun, da es zu fpät ift, nur Crocodillenthraͤnen. Dann folget eine Drohung an denfelben, daß ibn fein G.wiffen ärger als Feuer und Mad wegen des ermerderen Mädchens ängftige n, und dag Bild der Sterben: den ihn beftändig quälen würde; daß dagegen feine Strafe andern Eltern eine Warnung ſeyn folle, ſich und ihre Kinder nicht ins Unglück zu flürzen, Uebrigens ıft in einen Vers des la: teinifchen Originals diefer fonft fchö- Hamover. Beitrag zum tragiſchen Theater. 464 nen Poeſie ein Fehler wider die Pro⸗ ſodie eingeſchlichen; es ſolte in dem Verſe In fingultanti fuffocat ore dolor. die vorleßte Sylbe des Worte fuflöcar, lang feyn, weil es von fauces herfömt, und iſt doch durch einen Irrthum kurz gebrauchet. Und fo nicker auch der gute Hortenſio einmal ein, eben wie Homer, von dem Horaz faget: Indignor, quandoque bonus dormitat Hlomerus. J. €, Winter, Nachricht die im 35ten Stuͤck dieſes Magazins vom vorigen Fahre für ven beften Ungrrigt für Schulmeifter der niedern Säulen verfprochene Prämie betreffend. Ye der großen Menge der einge: gangenen Auffäße find viele zum Theilrecht vortrefliche Ausarbeitungen befunden worden, deren Herren Berfaf: fer weaen ihrer einfichtsvollen Bemer: Putzen und gründlichen Bearbeitung das größte &05 verdienen. Da aber in den beiden Abhandlangen mit den De: viſen: Ex parvismagna crefeunt, und omne tulit pun@tum, qui mifeuit utile dulei,die ganze Aufgabe nicht ſtuͤckweiſe, ſondern in ihrem ganzen Umfange fs ſtematiſch, miteiner ungemeinen Deut: lichteit und Nichtigkeit, dem Zwecke ge; mäß, betrachtet und vorgetragen wor: den; fo ift der erfien Abhandlung der Hauptpreis, und der zweiten das Ac- ceflir zuerfant worden, Bei der Entfiegelung der Desifen bat ſich gefunden, daß der Kuffag mit der Devife, ex parvis, den Hertn Da⸗ niel Joachim Röppen, Predigerzu Zittemin in Pommern, unweit Malz chin, und der mit der Devife, omneru- lie pundum, den Herrn Joh. Sries drich Boldberk, Feldprediger bei dem Koͤnigl. Preußifcyen Infanterieregi⸗ ment von Rohr, zu Graudenz in Weſt⸗ Preußen, zu Verfaſſern habe. ‚Die uͤbrigen Herren Verfaſſer wers den erfucht, ihre Nusarbeitungen, nebft den unentfiegelten Devifen, gegen Eins lieferumg einer gleichlautenden von ders ‚felben Hand geſchriebenen Devife, bei dem Buchdrucker, Herrn Schniebes, in Hamburg auf den Bleichen wohns haft, vor nächftfommenden Johannis, dem länger flebt derfelbe nicht dafuͤr ein, wieder abzufordern, —— ö 7 - x ” 5 Be 2 4 H aunooeriſches Maga | 66 Zotes Stuͤck. den 14ten April — u Beiſpiel Hannoͤperiſcher Wohlthaͤtſgkeit. Zolgende Geſchichte, die ſich vor kurzem in unſerer Stadt zuge: tragen bat, und woran noch jes der Menfchenfreund mit inniger freut: diger Ruͤhrung denkt, verdiene in mancher Ruͤckſicht allgemeiner bekant zu werden. Ohne alle Partheilichkeit, ohne jeden vergrößernden Umſtand, werde ich nichts thun, als einem edel: denfenden Mitbürger die Gerechtigkeit: wiederfahren zu laffen, die ihm gebuͤrt, und ihm den Beifall'zu bezeugen, den ihm Schon längft ein jeder mit willigen Herzen gezollt hat. Es war den 1ꝛten Febr, d. J. am Nachmittage, als die nunmehr verwit⸗ were Bergheim von einem Sohn ent: bunden wurde, Die tage ihrer haͤus⸗ lichen Umftände war die betruͤbteſte, die man fich nur vorftellen Pan. Ihr Mann, vormals ein angeſehener Kauf⸗ mann hieſigen Orts/ der Durch feine Schuld in Armuth gerathen war; lag itzt ohne Beſinnung auf dem Todbette, ſtarb eine Stunde nach ihrer Nieder⸗ kunft, und hinterließ fie mit fuͤnf Kin: dern in der äußerften Dirftigfeit, ohne Brod und ohne Geld, ſo daß ſelbſt ei ne arme Frau und Freundin vom Hau⸗ ſe, die der Woͤchnerin durch thaͤtige Unterſtuͤtzung an die Hand gebt, ſechs Groſchen, ihren ganzen-ducch Fleiß und Mühe erworbenen Schatz bergiebe, um dies norhwendigften Kleinigkeiten anzufchaffen. Man urtheile von dem bedraͤngten Zuſtande der verlaſſenen Witwe — In der aͤußerſten Armuth, ohne Geld, ohne Brod — vier Kin⸗ der, die um Brod wimmern/ wovon das aͤlteſte einen Anfall von der fallen⸗ den Sucht hat — das fünfte, erſt geborne, au der Mutterbruſt — die Leiche ihres Mannes im Haufe — eis ne arme Magd, die um geringen Lohn dient, igt am den Blattern krank. — Kan ein Anblick trauriger, ein Zur fand huͤlfloſer ſeyn? In dieſer Noch wandte ſich die verwitwete Bergheim an verſchiedene Leute, und fand bei manchen Gehör und Unterſtuͤtzung. Aber keiner nahm ſich ihrer mit werk⸗ thaͤtigem Eifer fo ſehr an, als ein hie⸗ ſiger wohlbemittelter Kaufmann, nas mens Braͤuner· Ohne Bande der Verwandſchaft, ohne anderweitige Verbindungen mit der ungluͤcklichen Gg Familie, 467 Familie, hört. er die traurige Ge fchichte am Sonntage in der Kirche, ſtellt ſch das Unglück der Bergbeim in feiner Janzen Größe vor, und wird, vom edelften Mitleiden durherungen — der Retter einer ganzen’ Kamilie, und wer zählt alle die Generationen, deren Retter er ward? Herr Bräuner koͤmt aus der Kirche nach Haufe, erzählt diefen traurigen Vorfall feiner eben fo rechtfchaffenen Frau, und nun berarbfchlagen beide und forfchen nah Mitteln, wie diefer unglücklichen Witwe am beften beizus fpringen fey. NachBerlaufeinerStun: de koͤmt Herr Brauner auf den Ein, fall, um einen recht anfebnlichen Bei: trag für die Witwe zufammen zu brin: gen, auf der bevorfiehenden Maske⸗ tade für fie zu famlen. Seine Gat— tin widerrietb ibm diefes aus wohls meinender Bedächtlichkeit und aus Zucht, fchlecht denfende Menfchen koͤnten ibm diefe gute Gefinnung übel auslegen, als fuchte er eignen Vortheil darunter, Allein der Dienfchenfreund befteht auf feinem einmal gefaßten Ents ſchluß, läßt fich nicht Durch die wie: derholte Abmahnung feiner Oattin, nicht durch Vorftelung davon abbrins gen, daß er fchon oft durch gutge: meintes Unterftügen anderer in übeln Ruf gefommen; er fagt ihr: Ks mag ausgelegt werden, wie es will, es ift Pflicht unferm Naͤch⸗ ſten zu dienen — Miedrig den: ende Menſchen mögen glauben, was ſie wollen, wern mein Ber wiffen mich frei fpriche, und meis Beifpiel Hannoͤveriſcher Wohlthaͤtigkeit. 468 ne That den Beifall von wenig Rechtſchaffenen erbält, fo. wer: de ich gegen alle grobe Beſchul⸗ digungen binlänglich ſchadlos des balten. Kurz Herr Bräuner beharrt, aller Vorftellung und Gegenrede ohngeach⸗ tet, bei feinen Borfage, und noch denfelben Tag famter er auf-einem-öf: fentlichen Haufe vor Hannover eine anfehnlihe Lollecte zum Beſten der Wirwe Bergheim. Herr Bräuner entdecft an dem Re⸗ doutentage einigen Herren vom hohen Adel feinen Anſchlag. Nam'⸗ntlich koͤnte ich bier verjchiedene hohe Perfos nen anführen, und die Waͤrme loben, womit fie feinen Einfall gut hießen, fhon im voraus unterftügten, und auf den Abend ferner zu unterftüßen verfprachen, . Nun hatte Here Brauner die Erz laubniß zu fanılen, und war gleichfam böberen Orts dazu autborifict worden, Es war nun noch die Beforgung des Habits und eines gedruckten Zettelg übrig, um am Abend das große Werk auszufüßren: auch dieſes beforgt er, Er wählt die Ordenskleidung eines Kapuziners; doch aus Beſorgniß, daß es bei der biefigen Eatholifchen Geiftlichfeie Misfallen, und bei dem gemeinen Mann Unftoß erregen Fönte, gebt er zu einen Freunde, der ein Kas tholik, ein vechtfchaffener Chrift und edel denfender Mann ift, und frägt ibn: ob es ergerniß für feine Glau— bensverwandten wäre, wenn jemand bei Öffentlichen Luſtbarkeiten in Kanıs jiner: 469 zinerkleidung erfcheine? Der Freund antwortet: Ja, wenns auf einer Mass “gerade wäre — dies wäre eben der Fall, verfegt Braͤuner; und jener: dann koͤnne es nicht gefchehen. Braͤu⸗ ner fragt, wenn aber durch diefe Kleis dung füglich eine ganze huͤlfloſe Fami⸗ lie aus allee Noth geriffen werden föns te? Nun erzählt er den traurigen Fall und fein Borbaben, erhält herzlichen Beifall, wird von dem Manne bei Anſchaffung der Flöfterlichen Tracht unterſtuͤtzt, und befömt den fchönen Rofenfranz deffelben zum Gebrauch. Den Dienftag Abend, um 7 Uhr, erfchten Herr Bräuner in der völligen Kleidung eines Kapuziners mir einem weißen Stabe, gekruͤmt mie Vater Lorenzo, mit einer blechernen Buͤchſe woran unten ein weißer leinener Deus tel genähet war, nnd mit einem Zet⸗ tel, worauf men folgende Worte las: Gedenket bei eurer Sreude an eine vor wenig Tagen durch den Tod ihres Mannes in das rieffte und druͤckendſte Elend geratbe: ne kranke Woͤchnerin, fünf uns mündige Kinder, nebft einer als ten Broßmurter. Sämtliche er- fleben euren Beiſtand. Der erfte Gang unfers Kapuziners . war in das Spielzimmer. Hier haͤtte man die Bereitwilligkeit fehen follen, womit jeder, nach dem Beiſpiel uns fers erhabnen Prinzen die Karten nie: Derlegte, und die willige Miene, wo⸗ mit jeder von dem anmefenden hoben Adel feine Börfe öfnete, und reichlich Beiſpiel Hannöverifcher Wohlthaͤtigkeit. 470 zur Unterſtuͤtzung der ungluͤcklichen Fa⸗ milie in die Buͤchſe ſteckte. So giengs von Tiſch zu Tiſch. Der Kapuziner theilte Zetteln herum, aͤrntete Lob und Beifall, und empfieng von jedem reich⸗ liche Beiſteuern. Nun gieng er in den Tanzſaal. Drei Damen von hos bem Range beeiferten fich um die Wer: te, den Kapuziner herum zu führen, und die Masken, die im Tanzen bes griffen waren, zur milden Beifteuer zu bewegen. Ja fogar nahm eine Dame vom erſten Range unfern Ka: puziner an den Arm, führte ihn auf die Spielgallerie: und wieder herunter in den Saal. Unausfprechliche Won; ne mußte unſer menfchenfreundliche Mönd empfinden, wenn er, von dem Verlangen und Beftreben durchglüpt, diefe Familie glücklich zu machen, fich von hohen und. niedrigen umringt ſah, wovon jeder mit willigem Herzen nach Vermoͤgen fein Scherflein einlegte; Nun war der Beutel voll, und jes dermann wuͤnſchte die Summe des zu: fammengeichoßnen Geldes zu wiſſen. Herr Bräuner erfüllte diefen Wunſch, Fam nach Tifche wieder, aber nicht als Kapuziner, und fagte, daß fich die Summe des ‚gefamfeten Geldes auf neunzig Thaler vier und zwanzig Grofchen belaufe. Dazu wurde ihm die Einnahme von den Zufchauern auf der Gallerie bewilligt, die ſiebzehn Thaler und ein und zwanzig Gro⸗ fehen betrug, Macht alfo die ganze ° eingefommene Summe von diefem Abend Ein bunderr achr Thaler und neun Groſchen Laffengeld. Ögz Unfee Unſer hoher Adel, deſſen Freigebig: keit und Menſchenliebe ſich ſchon fo ausnehmend gezeigt hatte, gab einen neuen. Beweiß feiner erbabnen und edelmuͤthigen Denfunasart, ‚indem er Herr Brauner erſuchte, auf den fol: ‚genden Redoutenabend wieder als Ka⸗ puziner zu kommen, und abermals zu ſamlen, und unſer Menſchenfreund, um ſein edles Werfrnicht unvollendet zu laffen, war auf das erſte Wort das zu bereit und willig, im Er erſchien den Freitag’ Abend wie⸗ der, Kurz vor ſeiner Ankunft harte er folgende gedruckte Verſe anheften laſſen die er nachher RAR unter * Masten ng NS IE) Er) of. 8 in der it Ess ie erfte Sreudenthräne floß Auf Sängling hin. Seht Freunde, euer a Ya 1. Bollendets heute — Gottes Blick Lacht Beifall auf eu bin. u. ‚Sein Anzug war dieſesmal —— ‘ger, und hatte mehr! Kloſterkoſtuͤme. Das ehrwuͤrdige Anſehn des Mannes flößte Bewunderung und Hochachtung ein. Er theilte nach Mönchsfitte ges ſchnitzte Bilderchen unter die Danten, und hornene Lorenzodoſen unter’ die Herren von Adel aus, die mir dem groͤßten Beifall aufgenommen wurden, und die man ſtets zu ſeinem Andenken aufzußeben verſprach. Sein Anfehn und die edle Beredſamkeit, womit.er gleich Yoriks Lorenzo jedem die Bes dürfniffe und den Sammer der ungluͤck⸗ lichen Familie ans Herz zulegen wußs te, lockte mancher mitleidigen Seele * Beiſpiel Hannoͤveriſcher Wohlthaͤtigkeit. 472 Thraͤnen ins ges): Die dies mal ge: ſamlete Summe war ‚ohne das Geld von der Öallerie, anfebnlicher wie dag erfte mal, und belief fih auf&in hun⸗ dert acht und dreißig Thaler, drei Groſchen und drei Pfennige Caſ⸗ ſenmuͤnze. Ein Theil von dem Gelde von der Gallexie wurde dieſen Abend zur Belohnung der Tugend der armen Frau beſtimt, die am Tage der Nieder⸗ kunft der Witwer Bergheim, diefe mit Handleiftingen und ihrem geringen Bermögen von fechs Groſchen unter⸗ ſtuͤtzt hatte. Sie iſt eine arme ehrliche Frau, erwirbt ſich ihr Brod mit Kaufgarn⸗ ſpinnen, und war im Begrif fuͤr die eben als Spinnlohn empfangnen ſechs Groſchen für ſich Flachs und Brod zu kaufen. Allein zur Unterſtuͤtzung der Bergheimſchen Familie ſchraͤnkt ſie ihre eignen Beduͤrfniſſe ein, und theilt ‚ihren Vorrath mit der Witwe Berg beim, . ‚ge Leute fähig find, edle Handlungen zu verrichten, die das dankbare Ans Ein Beweiß, daß auch gerinz denken der Nachwelt verdienen. Damit die eingefommene Summe, die Außer der Colleete von der Redous te, und außer andern durch Here Brauner angeſtellten Samlungen, durch eingefandte anderweitige Unters ſtuͤtzung anſehnlich vermehrt ift, auch zum wahren Nutzen der Witwe und ihrer Familie verwendet werde, wird dieſer edle Mann noch auf amibee Weiſe ihr Wohlthaͤter. Er miethet ihr an einer — Straße eine Wohnung, laͤßt ihr Darin einen 473 einen Sramladen anlegen‘, kauft für seine gewiffe Summe allerhand Waa— ten an, und uͤbernimt Die ganze Auf: ſicht über ihren Bleinen Handel, Mit jedem: Monat fol fie ihm Rechnung von ihrer Einnahme nnd Ausgabe ab⸗ legen. Und bis ihr Handel, bei wel: chem er ihr mit Kath und That an die Hand geht, recht im Gange ift, be: koͤmt fie wöchentlich ein gewiſſes Gerd zu ihrem Unterhalt. Das übrige wird auf Zinſen ausgethan. Der ganze Betrag der Summe, die duch Herr Bräuners Bemühung zum Beiten der Witwe Bergheim gefamlet iſt, befteht aus fünf Eoflecten in ver; fhiedenen Gefellfchaften: diente von $2CHl. 12 9r. - pf. Caſſeng. die ztevn 35 2 1727-0 = die zte von 9 a ie Die 4° von 24 :- — die Stevon 18 » 12: - — die 6te von It y 724 g = — zum Iten mal vd. Redoute 108 9 — ‚das 2: mal eben daher 138 3:34 Hauptfuine 380 Sp — gr. 3 pf. Caſſeng. Man ſieht aus diefer Gefchichte, die dern Herten Bräuner und vielen hohen und niedrigen Perfonen ewig zur Ehre gereicht, wie wenig oft von unfrer Geite dazu erfordert wird, der Schd: pfer des Glücks von vielen zu fen. Oft treffen gluͤcklicher weiſe die Um: ſtaͤnde ſo zuſammen, wie die Getriebe und Raͤder einer Kunſtmaſchine, wo ein kleiner Stoß im Stande iſt, alles in geben und Bewegung zu feßen; oft ift fon das Wollen und das bloße Beifpiel Hannöverifcher Wohlrhätigkeit. 474 Bemühen die Duelle mancher edien That; und wenn das geringe Maaß von Gluͤcksguͤtern uns verhindere, fetöft das Vergnuͤgen des Wohlthuns zu haben, fo ifts gleiches Verdienſt von uns, wenn wir andre edeldenken⸗ de-tente zum Wohlthun aufmuntern, Die alten Griechen. und Römer ga: ben demjenigen, der in. einer Echlacht oder auf andre Weife feinem Mitbuͤr—⸗ ger das Leben rettete, eine Buͤrgerkro⸗ ne; eine Belohnung, "die ins Auge fiel und den Trieb zu dergleichen Edel⸗ thaten nothwendig ſehr anflammen mußte. Der Mann, der unaufges fordert bloß auf Antrieb der allgemeis nen Menfchenliebe fich fo thäria zum Dienft ver leidenden Mebenmenfchen verivendet, der Berforger einer verlafz- fenen Familie'wird, fich durch Feine Hinderniffe auf dem einmal betretenen Wege irremachen läßt — Barren nicht Kronen feiner, fo ift er binlänglich durch das innere Bewußtſeyn, und durch die Erwartung dereinfiiger bös berer Wonne belohnet. Noch ein Wort des Danks an alle mitleidige Armenfreunde. Oft ſahen wir von Ihnen die erhabenſten Ber weiſe edler Mildthaͤtigkeit und Unter⸗ ſtuͤzung — Wie reichlich wurde vor einiger Zeit die Tugend eines armen Landmaͤdchens belohnt, das mir zaͤrt⸗ licher Sorgfalt feiner armen Eltern pflegte. Wie viel find der Beiträge und Zuflüffe jeder Urt zur Unterſtuͤz⸗ zung Hülfsbedürftiger? Hundert und mehrere Namen und edle Thaten font ' ich bier nennen, und wuͤrde fie nem 93 ven 475 nen, wenn nicht die fehuldige Ehrs furcht dadurch verlegt würde, Einen neuen Beweiß der Großmuth und Uns eigennüßigkeit Fan ich nicht übergeben, womit der biefige hohe Adel die ganze Einnahme von den Zufchauern auf der Beifpiel Hanndverifher Wohlthätigkeit, 476 ©allerie, bei der diesjäßrigen Redou⸗ te ans Armenhaus gefandt hat, Mit welchem Eifer muß fich nicht jeder red; lich denfende den Dienften eines Staats widmen, wo alle Stände Freude im Wohlthun finden! Beantwortung der im ga2ten Stid des vorigen Jahrgangs dieſer Blaͤtter geſchehenen Anfrage, den Unterſchied der vers ſchiedenen Arten der Schiffe betreffend. Gy wenig es möglic) ift, Jeman⸗ den der nie in einem Bergwerke geweſen, ohne Zeichnung, und mur bloß durch Befchreibung deffelben ei» nen rechten anfchaulichen Begrif vom Bergbau zu geben, eben fo unmoͤglich ift es, Jemanden der gar feine Kennt: niffe von Schifbau und von der Schiffahrt bat, die Struftur dieſer großen ſchwimmenden Palätte, und die vielen tanfend Theile woraus ein jedes derfeiben zu feinem beiondern Zweck zufammen gefeßt ift, fo aus einander zu feßen und begreiflich zu machen, daß der Unterfchied der man: cherlei Gattungen derſelben fogleich einleuchtend würde, Da nun die Be: ſchaffenheit und Abficht diefer Blärter Feine Erläuterung durch viele Kupfer zuläßt, fo-fanes nicht fehlen, daß nicht die Befchreibung derfelben ſehr man: gelhaft bleiben wird; jedoch will ich vers fuchen, den Unterſchied der verfchiede: nen Gattungen der Schiffe und auch die genauere Befchreibung einiger der vornebmften und bemerkungswuͤrdig⸗ ften hier anzugeben. Man finder, wenn man fich mit dem Seeweſen befaflet, eine unglaubliche Mannigfalrigfeit der Benennungen diefer fo verfchiedenen großen Gebäus de; diefe verändern fich oft Dadurch, daß andere Nationen fie in ihre Spras che übertragen, und werden Durch den verfchiedenen Dialekt zu neuen Wörs tern, Je mehr man dies unterfuchet, je mehr wird man gezwungen alle Hofz nung aufjugeben fie jemals alle fennen zu lernen, und man mufi fich nur dars auf einfchränfen die, gemöhnlichiten und befannteften anzuſuͤhren. Da die Schiffahrt der Alten ſehr mangelhaft war , und fie aud) vor der Erfindung des Compaffes fich nicht weit auf das hobe Meer wagen durften, fo waren auch ihre Schiffe noch bei weitem nicht zu der Vollkommenheit gelanget, der man fich näherte, als die Erfindung deſſelben Entdeckungen fremder Länder, und Befchiffung uns befanter Meere veranlaffere; ich wer⸗ de derohalben von den Schiffen der Alten bier nichts ſagen, und nur bloß mich auf die einfchränfen, deren man ſich jeßo bedienet. Da der Zweck den man dei Erbau— ung der Schiffe hat verfchieden ift, fo 2 zeigt 477 Fr N zeigt fich auch in Betracht ihrev Größe, ihrer Struftur, und des Verbaͤltniſſes der Theife eine große Verſchiedenheit. Einige find länglich, einige mehr rund, weiche fpißig, einige find zu Laſten, eis nige zum Fiſchen und andere zum Kriege beftimmt. Es zeigen fich die Folgen- ihrer Struftur und ihre Wir; fung in den Eigenfchaften, weiche die Schiffe dadurch erhalten. Man neunet eigentlich alle Schiffe welche bewaffiret find um dem Feinde Ab: bruch zu thun, Kriegsſchiffe; genauer aber werden nur die fo genannt, mel: che Vermoͤge ihrer Größe, Stärke, und der Menge der Kanonen und Mannfchaft die fie am Bord baden, in dem Seetreffen in der Linie fliehen, weßbalb fie denn auch Linienfchiffe, oder Schiffe vom Range benannt wer: den. Auch in der Beftimmung des Ranges find nicht alle Nationen ei: nig; die Franzofen haben derfelben nur drei, und das Verhaͤltniß der Theile einer jeden Gattung derfelben, ift nebſt ihrer Benennung durd eine Königl. Verordnung auf Das genaues fte vorgefchrieben, Vorlaͤufig mill ich auch noch anmerfen, daß die Franzo⸗ fen ihre Schiffe mit Kanonen von ſchwererm Kaliber befeßen, als die Engländer, daß aber diediefer Nation jeßo größer gebauet werden, und die: fer ihrer Größe unbefchader, vortref; lich ſegeln. Franzöfifche Schiffe vom erſten Ran⸗ ge führen vou 100 bis ju 120 Kano: nen; fie find 170 bis 180 Fuß lang, 50 Fuß breit, und die Artillerie ift in Unterfhied der verfchiedenen Arten der Schiffe, 478 drei Etagen Über einander gleich vers theilt. Dieſe Eragen nenner man auch Verdeck, und hievon bekommen pie. Gattungen den Namen zweideckig, dreideckig. — Eine jede Batterie be; fteht aus 15 bis 16 Kanonen, und der Kaum zwifchen ziveen beträgt 7 Fuß. Außer diefen 6 Batterien, ſte⸗ ben nun noch auf dem Halbverdeck, welches bis an den großen Maft reiz cher und an dem Hintertbeil des Schifs die vierte Etage machet, an jeder Seite _ gleichfalis 5 Kanonen. Auf dem Vor⸗ derfafteel find deren an jeder Seite 3, und im Hinterfafteel, zwiſchen den Verdecken find gemeiniglich auch noch einige angebracht, welches die Fleinften zu fenn pflegen. Die erfie Batterie, das heißt die unterfte, befteht aus 15 ganzen Kars, taunen (48pfündig), Die zwote aug 16 bald Kartaunen ( 24pfünder ). ( Diefe Batterie enthält ein Stück mehr, weil das Schif oben länger ift als unten beim Kiel). Die dritte Bats terie befteht aus 15 Viertel Kartaus nen (12pfünder), (diefe hat darum ı Stick weniger als die zwote, damit der benörhigte Raum zu den Zimmern im Hinterfafteel gefparet werde). Die Kanonen aufden Halbverdecken fchiefs fen nur 8 Pfund, und die im Hinter: theil zwischen den Berdecfen nur 4. Pf. Zu diefen 34 Verdecken koͤmt nun noch am Hintertheil des Schifs ein Viertel Verdeck (die Hütte) zur Bes quemlichfeit der Officters, fo daß übers haupt am Steuer der Etagen hber den Waſſer fünfe find, in welchen beinahe dreißig 479 dreißig Zimmer angebracht werden, Die alle fanber verzieret, und von außen prächtig vergoldet und mit Bildhauer; arbeit ausgeſchmuͤcket find. Zwei Öal: ferien oder Balkons befinden ſich an beiden Sälen der dritten und wierten Etage, welche über das Waſſer hängen. Der Raum zwifchen den Verdecken ift die tagerflätte der Beſatzung. Hier bat jeder feine Hangematte, welche aber, fo bald ſich das Schif zur Aetion an: ſchicket, ſaͤmmtlich abgenommen, und mit ihrem Zubehoͤr aufgerollet werden muͤſſen. Dies hat einen doppelten Nutzen, denn erſtlich iſt nun der Raum unterſchied der verſchiedenen Arten der Schiffer 430. fie die Konftabler und den Zimmers mann frei, und zweitens dienen Diefe aufgerollete Sachen oben auf dem Ver⸗ deck zur Schußwehr gegen die feindlin chen Flintenfugeln : denn der Bord des Schifs iſt mir zwei Reihen geflochtes: nen Tauwerk fo eingerichtet, daß dies dazwifchen zu ftopfende eine fehr gute Bruftwehr abgiebt. Die Etagen uns ter dem Waffen dienen nur zur Aufbe—⸗ wahrung der Mund: und andern Pros: vifionen, Segel und Taumwerfvortärhe des Waffers u, d. gl. Die Munition aber ift zu mehrerer Sicherheit in dem allerunterften Raumes . Die Fortfegung folgt Fünftig. Das die Erfältung gebrüteter Eyer Magaz. v. J. 1777 angeführten rempel, daß kalt gewordene, ſchon bebruͤtete Eier, dem ohngeachtet noch zur Auegeburt lebendiger Küchlein ger langet, Eau ich ein anderweitiges glaub⸗ 3 im 7gten Stück des Hanndv, würdiges Deifpiel hinzufügen, das in, mancher Abficht noch fonderbarer ift. Eine Hauswirthim hatte den Berdruß, daf eine. bruͤtende Ente fechs Tage vor Endigungibrer Brütezeit, ich weiß nicht, durch was für einen Zufall, todt auf ihren Eyern gefunden wurde. Sie ſchickte umber, eine Henne zu fuchen, die zum Bruͤten geneigt wäre, um dieStelle der gefiorbenen zu erfegen; aber fie fon: te feine finden, und unter diefer frucht: lofen Erfundigung vergieng ein ganzer Tag. Am folgenden wiederhofte fie ihre Bemühungen, fehiefte die Falten Ener, nachdem fie eins derſelben verſucht und noch ein ſchwaches Leben an dem Em: nicht immer ſchaͤdlich fey. bryo bemerkt batte, eine halbe Stunde weit über Feld zu einer Befanten, in der Hofnung, bei derfrlben glücklicher zu feyn ; aber auch vergeblich. Endlich am dritten Tage fand fich an. einem Orte, ebenfalls eine halbe Stunde weit von ihr, jemand, der die Ener anzunehmen, und fieeiner glucfenden Henneaufs Ges rathewobl unterzulegenverfprach, Sie packte fie daher aufs neue ein und ſchick⸗ te fie bin. Die, Henne brütete treulich, bis acht Tage verfloffen waren, Da brachte-fie zo lebendige Küchlein aus, kaum eins weniger, als derfelben Ener untergeleat waren, nur mit dem Unter⸗ ſchiede, daß fie einige Tage fpäter zum Vorſchein famen, als: bei ungeflörter Brüning wuͤrde gefcheben ſeyn; denn, natürlicher Weifemnfte der zwei Tage unterbrochene Wachsihum auf dieſe Art wieder erſetzt werden, j 481 Ks n 55 ES Hannoorriſches Magazin, 3 Ites Stuͤck. ER den 17ten April 1780, Beantwortung der im gaten Stud des vorigen Jahrgangs diefer Blätter gefehehenen Anfrage, Den Unterfchied der vers fehiedenen Arten der Schiffe betreffend. ( Zortfegung. ) he ich mich zu den Schiffen von zweiten Range wende, will ich doch auch hier etwas von der Bemaftung derfelben überhaupt ſagen. Alle großen Schiffe heißen nun zwar überhaupt dreimaftige, jedoch beftehen diefe drei Maften aus mehrern aufein; ander gefeßten; und zwar erftlich der Mittelmaſt, aus dem großen Maft vom 86 Fuß lang und darüber, der großen Stenge von 60, der großen Bramſtenge von 27, und der Flag: genftenge, von welcher die Admirals— flagge webet. 2) Der Vordermaft aus dem Fockmaſt von 77 Fuß und daruͤber, der Fockſtenge von 54, der Vorderbram⸗ ſtenge von 23, nebſt der Flaggenften: ge von der die Flagge des Viceadmi— rals wehet. Befaanmaft von 64 Fuß, der Kreuz⸗ ftenge von 20, und der Flangenftens ge, von der die Flagge des Contread- mitals wehet. Außer diefen drei Ma: ften ift nun noch die Boegfpriet, welche ‚ auch fchwächer. 3) Der Aintermaft, aus dem vorn aus dem Schiffe unter einem eis nen Winkel hinaus liegt, lang 54 Fuß, und deren perpendicular ſtehende Stenge 2435 auch hier ift noch eine Slaggenftenge hinzu gefüget, von wel⸗ her aber nur bei erftenlichen Beges benßeiten eine Flagge wehet. Auf dem Hintertheil des Schifs, fteht nun noch der große Flaggenſtock, und von dies fem eigentlich wehet die große Flagge. Die Dicke dieſer Maften ift ſehr verjchieden, der große Maft bar bei Haupefchiffen über zwei Klafter im : Umfange, und es verfteht fich, daß er der Dicke nach aus mehrern großen Bäumer zufammen gefeßt, und mit ſehr farfen eifernen Bänden wohl verbunden ift; die andern Mafte und Stengen, find nun verpältnigmäßig Die Querflangen welche an den Maften und Stengen angebracht find, und zur Befefligung der Segel dienen, beißen die große Schaa, die Fleine Scan ꝛe. und die Befeftigung dee Stengen auf den Maften) und jener in einander gefchies het 483 bet durch eine runde Urt von Gallerie die man den Mars oder Maftforb nennet, und welcher 9 bis 10 Fuß, auch noch mehr im Durchmeffer hat. Auf dem großen Mars bringer man auch oft Amuſetten und Schraubftücfe an, ftellet auch Scharfichügen darauf, am die feindlichen Verdecke von oben herunter zu fänbern, Die vornehmften Segel großer Schiffe find folgende: 1) Das große Segel an der großen Schaa des Mittelmafte. 2) Das Fockfegel an dem Fockmaſte. 3)Das Beſaanſegel am Hiatermaſte. 4) Die große Blinde amBoegſpriet. 5) Das große Marsfegel, an der erften Stenge des Mittelmaſts. 6) Das vorder Marsfegel, an der erften Stenge des Fockmaſts. 7) Das Kreuzfegel an der Stenge des Beſaanmaſts. 8) Das große Bramfegel an der zweiten Stenge des Mittelmafts. 9) Das vorder Bramfegel an der zweiten Stenge des Fockmaſts. 10) Die oberfte Blinde, an der Etenge der Boegſpriet. Außer diefen giebt es nun noch an: dere, die man Staafegel nennet, und welche ohne Naaen”) an dem Taumerfe an den Seiten, wo noch Raum dazu ift ausgefpannet werden, um bei we nigem Winde, deſſelben fo viel zu-faf fen, als nur immer möglich if. Sir find dreiecig, und ihrer werden feo viele aufgebiffet (aufgezogen), als der Kaum nnd die Umftände erlauben, Unterfchied der verfchiedenen Arten 44 Ein Schif vom erſten Range, ers fordert nun, um vollfommen fertig ges bauer zu ſeyn, an ausgewachfenen ges funden Eichen, 4000 Stück, das ans dere Holz nicht zu rechnen; ferner 300,000 Pfund Eiſen, an gepichtem Tauwerk, den Vorrath mit gerechnet, 219,000 Pfund, und ber 120,000 Tagarbeiten. Ein ſolches Schif koͤmt in England allezeit theurer zu ftehen als an andern Orten, wie man denn fiher annehmen fan, daß ein Schif von der Linie, wenn es fertig ift in See zu geben, über 60,000 Pfund Sterling zu ſtehen koͤmt. —* Schiffe vom zweiten Range haben auch drei Verdecke, und daruͤber auf dem Hinterkaſteel das Vierteldeck oder die Huͤtte, ſo daß ſie am Steuer vier Etagen haben; das halb Verdeck mans gelt ihnen. Sie ſind 150 bis 155 Fuß lang, und führen go bis 100 Kanonen, deren Vertheilung fo wie die der erfien Are find, Schiffe vom dritten Range find 135 bis 145 Fuß lang, führen 60 . bis 70 Kanonen, und haben nur zwei und ein halb Verdeck, welches ihnen alfo- drei Etagen über dem Waſſer giebt. Alle erfahrene Seeleute verfi: chern es, daß diefe Gattung Schiffe die bequemfte ift, und daß fie den Stürs men am beften wiederftehen koͤnnen. Ein flarfer Wind, welcher Pleinen Schiffen ſchon zu heftig ift, fegt diefe großen Mafchienen nur erfl in eine ors dentliche Baaen find die Segelftangen , welche quer an den Maften hangen, und woran die. Segel aufgefpannst werden. Anm. des Herausgebers, 485 dentliche gefchtwinde Bewegung, wel: che auch bei weitem nicht fo ſchwan⸗ kend und unangenehm ift, als bet klei⸗ nern. Vor den vorbenanten gröf fern , haben fie noch das voraus, 'daß bei heftigen Stürmen, der Wind nicht fo ſtark auf das hohe Gebäude des Schiffes feldft wirken fan, und daß fie bei wenigerem Winde fich leich⸗ ter forttreiben laffen, als jene under buͤlflich große Mafchienen, welche eben darum in der Action oft unbrauchbar find, weil fie bei ſchwachem Winde nicht fo leicht gedrebet werden können als diefe, Alle diefe nun heißen Schiffe von der Linie, und die, welche Fleiner find, und wenigere Kanonen führen, heißen Fregatten. Das Admiralſchif eis ner Flotte ift dasjenige, worauf der Befehlshaber derfelben fich befinder, und von welchem alle Signale geges ben werden. Es befinden fich ver: fehiedene Fleine Fahrzeuge in defjem Gefolge, um die Ordres den andern mitzutbeilen, oder zu recognofeiren, Es braucht dies nicht allezeit dag gröfs fefte zu feyn; gemeiniglich wird dazu dasjenige auegefucher, welches am ftärkften und beften gebauer ift, und amı leichteften fegelt. Eine Fregatte, ift ein Kriegsfchif, ſchwaͤcher von Holz gebauer, als bie erftern vom Range; die größern ha: ben zwei, die Fleinern aber nur ein Verdeck nebft einer Hütte, ſtehen ge: wöhnlich nicht hoch über dem Waſſer, und fegeln dadurch auch vieh leichter, Ihrer Bauart nach find fie der bau: der Schiffe. 486 chigten Galliote und Flüte entgegen geſetzt. Sie führen von 48 zu 24 Kanonen, die Pleineren aber 16 bis 24 Die englifche Marine iſt in ſechs Rangordnungen getheilt, wovon je⸗ doch die kleinern Schiffe, als Kriegs⸗ ſchaluppen, Bomben und Feuerfchiffe, auch Cutters und Schoners, ausges nommen find, als welche von Lieme— nants geführet werden, Schiffe vom erſten Range füßren 100 Kanonen und darüber, 42pfuͤn⸗ der im untern Deck, 24pfünder im mittel Deck, 1 2pflinder im obern Dee, und Hpfünder auf dem Hinter: und Vorderkaſteel. Sie haben an Egnie page 6 Lieutenants mit 850 Mann, morunter 150 Seefoldaten find; find über 200 Fuß lang, 50 breit, 21 tief, und ihre Laft ift über 2000 Tonnen, "Schiffe vom zweiten Range führen 90 bis 100 Kanonen auf drei Ver: decfen, wovon die untern 32, die mits lern 18, die obern 12, umd die auf den Kafteelen 6 Pfund ſchießen. Die Equipage beſteht aus 6 Lientenants und 750 Mann, wovon 120 Seefol: daten find, Die Laͤnge iſt 177 Fuß zu 50 in der Breite; die Laſt derſelben 1934 Tonnen, Schiffe vom dritten Range führen von 64 bis go Kanonen, welche 32, 18 und 9 Pfund fchießen; die Equis page befieht aus 5 Lieutenants und 500 bis 650 Mann, worunter 100 Seefoldaten mit begriffen find; die Länge derfelben iſt 160, zu 45 Fuß in der Breite, und ihre Laſt 1700 Tonnen, Schiffe vom vierten Range führen 2 50 487 50 bis 60 Kanonen aufi zwei Verdek⸗ fen undeiner Hütte, wovon die untern 24, die. obern 12 Pfund, und die der Kafteele 6 Pfund fchießen, Die Equipage beſteht aus 3 Lientenants und 350 Mann, worunter 60 bie 70 Seeſoldaten befindlich find. Die Länge des Schifs ift 146 zu 40 Fuß in der Breite, und die Laft berrägt 1050 Tonnen, Schiffe der beiden folgenden Ord⸗ nungen find Fregatten, und zwar ger bören zum fünften Range, alle die von 40 bis 32 Kanonen führen; die groͤſ—⸗ feten diefer Gattung haben zwei Ber: decke, die untere Batterie mit 1 gpfün: dern, die obere, aber mir gpfündern befegt, allein die andern haben allenur ein Verdeck, und führen auf felbigem fauter r2pfünder, auf den Kafteelen aber Hpfiinder. Das größefte diefer Gattung hat an Befagung 3 Lieute— nants und 280 Mann, die andern aber nur 2 Lieutenants mit 240 Mann, worunter 50 Seefoldaten mit begrif: fen find, Die tänge des Gebäudes ift 130 Fuß, die Breite 35, und die Yaft 800 Tonnen, Schiffe vom fechften Range führen fauter gpfündige Kanonen, die größer ften haben auch noch Zpfuͤnder auf den Kafteel, nebft 200 Mann mit 2 tientenants am Bord; bierunter find 40 Seefoldaten. Die kleinſten von 24 Kanonen haben nur ı Liente: nant und 160 Mann, mworunter 40 Seeſoldaten find, zur Equipage. Die Laͤnge derfelben ift 118 Fuß zu 33 Breite, und die Laſt derfelben berrägt 580 Tonnen, Unterfchied der verfhiedenen Arten 438 Kriegsfchaluppen fuͤhren von 8 zu 18 Kanonen; die größten haben 6pfuͤn⸗ der, Die Fleinen 3pfünder; fie find beinahe wie die Fregatten der Ießten Ordnung bemannet, und werden nicht von Capitains, fondern von Leute: nants commandirt. Man rechner fie auf 316 Tonnen, die Länge derfelben iſt 98, zu 27 Fuß in der Breite, Bombenfchiffe find von dem Schla⸗ ge wie die Schaluppen, allein die Feuer⸗ und Hoſpitalſchiffe gleichen den Schifs fen vom fünften Range, Corveften nennen die Franzofen ihr te Pleinen Fregatten, deren Beftims mung bauptfächfich ift, Ordres zu brins gen, zu vecognofciren, oder anderwei⸗ tig. verfchiche zu werden. Außer diefen hier befchriebenenFabr: zeugen bedient man fidy im Kriegeauch noch anderer, welche zwar eigentlich nicht zum Kriege erbanet find, jedoch im Fall der Noth bewafnet und bes niannet werden, um als Küftenbewahr ver, Wachtſchiffe, Hofpitalfchiffe, zu Transporten oder fen! gebraucht zu werden, * Dieſe ſowohl, wie andre bekante Arten werde ich nach der Reihe, ſo viel es die noͤthige Kürze dieſer Blätter ver: ftattet, anzeigen. Aigbilles find Eleine franzöfifche ſpitzige Fıfcherfäßne, Almadı find kleine afrifanifche Fahrzeuge, ohngefehr 24 Fuß lang, doch giebt es auch deremvon 80; fie find leicht gebauct, Bakaſſa, iſt ein großes Ruberfeif der Earaiben, 79 489 Balous, ift ein gondolirter ſiami⸗ fcher Kahn. In der Mitte fleber eine Hütte, auch wohl Thürme mit Glocfen. Balander, ift ein Fleines Fahr: zeug mit 2 Maften und einer an felbi: gen befindlichen Querftange zur Be: feftigung des Segels, welches die Form eines Tropezions hat. Die größten find von go Tonnen, und werden von 4 Verfonen geführt. Sie haben ein Schwert, das ein enförmiges groß fes Brett ift, 10 Fuß lang, und 6 Fuß breit, und an der Schifs— feite außen fo befeſtiget ift, daß es mit feiner breiten Släche fan in das Wafı fer gelaffen werden; diefes gefchiehet beim laviren, theils das Umſchlagen des Schifg zu verbüten,- theils aber auch, damit das Schif nicht zu ſehr abgetrieben werde, Schwerter von der Urt führen faft alle Fleinen Schiffe. Boot, ift ein Pleines offenes Fahr: zeug, welches theils mit Ruder, theils mit Segel auf dem Waffer fährt; die Stärfe und Größe derfelben ift fehr verfchieden,, und richtet fi, fo mie auch ihre Struftur, nach ihrer Be: fimmung. Einige find rund, andre plat, einige offen, andre gedecft und mit Zierathen gearbeitet, fo wie es ihre Beftimmung erfordert. Brander, ift ein Schif mit brenn⸗ baren Materialien angefüller. Diefe dienen dazu, entweder eine free Flotte, oder einen Haven damit in Brand zu ſtecken. Es find dies ent: weder Schaluppen, oder Flürfchiffe, auch wohl Pinaffen, von der Größe bis zu 80 Laſt oder 160 Tonnen, Sie der Schiffe. 490 baden nur ein Verdeck, von welchem viele Fleine Kanäle in den Raum füb; ten, welcher mit Kunfifeuer aller Urt angefüllt if. Man bedeckt jede diefer Defnungen mit einem Dach von trock nem Reiferbolz, welches vorher in Del, Schwefel und andere brennbare Mates tialien getunft if. Das ganze Schif muß unten und innerhalb fehr ſtark verpicht fenn, und mit lauter Sachen, die ſich leicht entzuͤnden, angefüllt wers den. Am Steuer führt es auch ges meiniglich einige Kanonen, damit e8 fich gegen Fleinere Fahrzeuge vertheidis gen koͤnne. Es wird mit 10 bis 12 Mann befegt, welche alle voppelten Sold haben, und das Schif dahin führen müffen, wo es feine Wirfung thun fol. So bald fie dafjelbe fo weit gebracht haben, daß es das feind; liche Schif beruͤhrt, Taffın fie den groß fen Enterhafen, der es an felbiges fefts Flammert, fogleich über Rord fallen, zuͤnden es an, und feßen fich in eine Schaluppe, die fie zu dem Ende bei fich führen, um ſich zu entfernen, Brigantine, iſt ein zweimaftiges Kaufmannsſchif, welches von allen Nationen nicht von gleicher Groͤße er⸗ bauet wird, Brigantine, ift eine. kleine Gas liotte, welche im mittelländifchen Meer gebraucht wird. Die Corfaren haben dergleichen zum Priefen machen, fie führen zo Ruderbänfe, und auf jeder derfelben einen Mann, der zugleich Soldat iſt. Die Rhodiſer follen fie erfunden haben, und fie follen ven Da: 63 men 491 men von der Stadt Corunna haben, welche lateinifch Brigantinum heißt. Bufche-Bupfe, wird hauptſaͤch⸗ fich beim Heringsfang gebraucht; es find Pleine Schiffe, 52 bis 6o Schu fang, vorne 20, hinten aber 22 Fuß hoch. Canot. Die mehrſten dieſer Fahr: zeuge der Wilden find aus ausgeboͤhl—⸗ ten Bäumen gemacht, ſehr lang, je Doch nicht tief und ſehr ſchmal. Die von Guinea find 16 Fuß lang, ı4 Breit und dabei fehr flach, doch haben fie auch größere bis zu 35 Fuß lang und 5 breit: leßtere find ihre Kriegs; ſchiffe. Wenn fie einen Maft führen, fo ftebt diefer gemeiniglich vorn, umd ihre Segel find von Binfen oder Matı ten. Die Bewohner der Magellani: ſchen Küften machen fie von Baum: rinde, die fie fo zu bearbeiten und zu ründen wiffen, daß fie ihnen beinahe die Form der Gondeln in Venedig ges ben. Diefe Canote haben ı2 bis 16 Fuß tänge, zu 2 Fuß in der Breite; fie enthalten 6 bis 8 Bänke, und 8 Mann haben bequem Raum darin. Cajaße, find türfifche Fahrzeuge, die zwar groß find, aber niedrigen Bord haben; in Aegypten find fie fehr im Gebraud. Core Core, find molucfifche Luft: ſchiffe. In Kriegszeiten werden fie zu 100 Fuß lang gebauet, und haben go Ruderkuechte. Caruke, nanten die Portugieſen eine Art Schiffe, welche ſie ehedem nach Braſilien oder Indien ſchickten; fie waren ſehr groß und weit, konten unterſchied der verfchiedenen Arten 492 an die 2000 Mann führen, und wa: ten von 2000 Tonnen oder 4 Millio⸗ nen Pfund, Auch die Mafthefer Ritter haben fi derfelben epedem Bediener, jego aber find fe nicht im Gebrauch. Caranufel, ift ein türkifches Kaufmannsfchif, deſſen Hintertheil außerordentlich hoch erbauer ift. Die: fe Schiffe haben nur einen Maft, eis nen. Fleinen DBefaanmaft und eine Boegfpriet ; der Maft mit feinen Stens gen aber ift außerordentlich hoch. Sonft wurden fie auch mit zu Kapes teien gebraucht, führten 20 Kanonen und 60 Mann; wurden auch Fleinern Schiffen der Höhe ipres Kafteels, des Entern und Zenereinwerfen wegen ſehr furchtbar. Caravelle, iſt ein kleines ports gieſiſches Fahrzeug, rund wie eine Fluͤte, führe nur einen Maſt ohne alle Stengen, Es fegelt außerordentiich ſchnell, hat dreieckige Segel, und läßt fich leicht regieren, j Caturs, beißen die Kriegsfchiffe der Indianer auf Bantam, fie find fehr gebogen und laufen an beiden Enden fpißig zu; die Segel find von großen Blättern zufanımengefeßt. Chaland, Barge, auch Cabos tiere, find platte offene Fahrzeuge, fonft auch Pramen genant, vermöge welcher die Kaufmannegiiter auf den Fluͤſſen oder Kanälen traneportirt wer⸗ den: die Länge verhält ſich gemeinigs lich zue Breite wie 72 zu 10; fie has ben nur 4 Fuß Bord. Chalinpue, find feine Kähne * ns 493 Indianer, platt und faft rund gebauet, fie dienen dazu, an die Schiffe zu fahr ten, oder jemanden von denfelben an das fand zu feßen. Chaluppe. Es giebt derfelben von mancherlei Größe; die, welche zur Communication der Flotte beftimt find, werden groß gebanet, damit fie See halten Finnen. Die Größe der andern richtet fich nach den Schiffen, denen fie zugegeben werden, denn ein jedes in See gebendes Schif führt auf: fer-dem Schifsboot noch eine Scha: fuppe niit fih. Die Länge derfelben pflegt num gemeiniglich der Breite des Schifs wozu fie gebört gleich zu ſeyn; ihre Breite aber von 8 bis 10 Fuß. Sobald ein Schif die Anker gelichtet, wird fieeingeholet, und hängt an dem großen Maft über dem Verdeck, das Schifsboot aber über derfelben, Man braucht fie, Mundprovifion oder andere ſchwere Sachen damit an Bord zu bringen, das ‘Boot aber, je: manden an oder aus dem Schif zu fegen. Bei großen Chaluppen ift der große Maft go Fuß lang, und die Stenge darauf 12; der VBordermaft aber 15 bis 16 Fuß, und die Stenge 11; außer dem führen fie auch noch Ruder und fahren fehr fchnell. Camehl nent man in Holland die Schiffe, welche dazu dienen, Kriegs: oder andere ſchwer beladene Schiffe über die feichten Stellen des Pampus zu bringen. Ihrer 2 legen fich dem Schiffe, welches berüber gebracht wer: den ſoll, zu beiden Seiten, füllen ſich der Schiffe. 494 mie Waffer, und beveftigen alsdenn das Schif zwifchen ſich. Nachdem hierauf das Waſſer aus dem Camehl weggepumpt worden, beben fie ſich, und zugleich das Schif mit, und ſo wird es ohne vorher gelichtet zu wer⸗ den Uber die Untiefen weggebracht. Sie find grob gebauet, 127 Fußlang, an dem einem Ende 22, und an dem andern nur 13 Fuß breit. Charoi, ift eine große Schalups pe, deren man fich in Terreneuve beim Stodfifchfange bediener. Char oder Katze, ift das Mittel zwiſchen einer Zlüte und Pinaffe, mit runden Hinteriheil opnealle Zierathen, vorn ſind ſie ſpitz. Sie haben nur ein Deck und eine kleine Kajuͤte vorn auf dem Schif, welches nur ohngefehr 5 Fuß im Waffer geht. Der Boden ift platt, und darum find fie an feich: ten Orten gut zu gebrauchen. In Morden find fie gewöhnlich; man bauet fie bis zu 600 Tonnen oßne Zierde; fie find die gemößnlichen Kohlenſchiffe. Die länge des Gebäudes it 116 Fuß zu 23 bis 24 Fuß Breite; fie fönnen viel Fracht laden, fegeln aber fchlecht. Cabane, ein Flein franzäfifch Fahr⸗ zeug mit einem Fleinen Deck oben, wors unter einer fliehen fan, übrigens leicht von Hol. Cabare, ein Schif mit pfattem Soden. In Norden heißt es Klinfar. Caracorn, ein fehr fchnefles Fahr; zeug der Molucken; es ift vorn und binten niedrig, führt Segel von Fel⸗ len, aber auch Ruder. Cracke, find daͤniſche und ie ſche 495 fche Laſtſchiffe mie drei Maften, haben jedoch Feine Stengen auf felben. Cutter, iftein kleines Schif, mit einem Maft, wie eine Schaluppe aus: geriifterz fie werden von den Contre— bandiers gebraucht, allein die Regie; rung bedient fich derſelben auch gegen diefe; auch twerden fie wie bei dem Sranzofen die Corverten größern Schifi fen -und Flotten zur Bequemlichkeit mitgegeben. Damloper, ift ein holländifches Fahrzeug, deffen fie fih aufden Canäs len zu Tranfportirung der Waaren bedienen; feine Länge und Breite be: ſtimmet ſich nach der "Breite der Ca: näle und Schleufen, und pflegt 56 zu 12 zu ſeyn; es traͤgt 56 Laſt. Selouque, ift ein kleines offenes Fahrzeug, deffen man fich im mittel: ländifchen Meer bedient; es führet Segel und Ruder, nnd ift fo gebauet, daß das Steuerruder fo wohl vorn als hinten angehängt werden fan, und bat verfchiedene Ruderbaͤnke. Es durchfchneider das Waſſer außeror: dentlich geſchwind. Slüte oder Pinke, iſt ein Laftfchif, welches einen. etwas platten Boden hat, vorn und hinten iftes rund, und wird im Kriege viel mit zu Tranfpor; ten oder zu Hoſpitalſchiffen gebraucht. Unterſchied der verſchiedenen Arten der Schiffe. 496 Die tänge pflegt 130 Fuß, und die Breite 264 zu feyn;z fie Pönnen über 200 Laſt tragen, und werden ſtark zum Holzbandel in Norden gebraucht. Die, welche zu weitern Reifen beftimmet find, werden auch etwas flärfer von Holz gebauet wie gewöhnlich. Sie fegeln ſehr gut, und faffen viel Wind; fie führen oft 10 bis 12 Kanonen, und haben drei Maften. . Sue, ift ein Japanifches Schif, zu Tranfportirung großer taften, theils an den Küften , theils auf den Flüffen im Lande; es ift vorn und hinten fpizs zig, und durchfchneider das Waſſer ſehr leicht. Es hat nur einen Maft, weicher faft vorn ſteht, und herunter gelegt werden Fan, wenn der Wind ftille iſt, als dann dient er, weil er viers ecfig ift, zur Bank fiir die Nuders knechte. Diefe Schiffe find yierlich und artig erbauet, dienen aber weder zum Kriege noch auf der hohen See, Gabare, ift in Frankreich im Ges brauch, und eigentlich ein großes plats tes Fahrzeug, deſſen man fich auch in Holland bedient, und welches man bei uns Kichter nenne, Sie die nen, die Schiffe auszuladen und leichs ter zu machen, damit fie nicht fo tief geben, und in die Zlüffe herauf gehen fönnen. Der Schluß folge Fünftig. 3 Sannoveriiies Magazin. 32tes Stud, reitag,. den 2ıfen April 1780. g Beantwortung der im gafen Stuͤck des vorigen Jahrgangs diefer Blätter gefchehenen Anfrage, den Unterfihied der ver ſchiebenen Arten der Schiffe betreffend. (Schluß.) § allion, find die großen fpani: fen Schiffe, welche zum Handel nah Amerifa ge braucht werden, fie führen oft 5o Kar nonen, gehören dem König, und find gemeiniglich fo ſchwer beladen, daß jie fih nicht fehr wehren fönnen, Die Spanier in Indien nennen allegrofßen und kleinen Schiffe fo, vorzüglich die, welche fonft zum Handel zwifchen Ame: rika und den Manilen gebraucht wur: den. Diefe waren fehr groß und aufı ferordentlid) ftarf von Holz. _ Sie führten oft an die 1200 Mann, doch ift jeRo der Handel nah den Philippi: nifchen Zufeln von Amerifa aus auf: gekoben worden, Galeaffe. ift ein großes Schif mit flachem Bord, welches nicht allein mit Segeln, fondern auch mit Rudern führe. Es führt drei Maften, und unterfcheidet ſich dadurch von der Ga— leere, die deren nur zwei hat, welche noch dazu beide Pönnen herunter ges nommen werden. Die afeaffe ift das größefte Ruderfchif, und bat 32 Ruderbaͤnke. Sie führe vorn drei Barterien, die niedrigfte befteht aus zwei 36pfündern, die zwote aus zwei 24Ppfündern, und die oberfte aus zwei r2pfündern, Hinten find zwei Bat terien jede von drei 18pfuͤndern. Die fe Schiffe find der Laͤnge und Breite nad) die allergrößeften, und die Egnis page befteht oft aus 1000 bis 1200 Mannz die Benetianer bedienen fich derfelben. Galeere, ift ein Schif, welches fo wohl Segel als Ruder führt, und von flachen Bord ift. Gemeiniglich ift es 120 Zuß lang, 18 breit und 6 tief. Es führe zwei Majten, und zwei große Segel. Es find 5 Kanonen darauf, wovon eine vorn fleht und bis an 36 Pfund ſchießet. An jeder Seite find 25 bis zo Ruderbänfeangebracht, auf deren jeder 5 bis 6 Ruderknechte fißen, Ale find nicht von gleicher Größe, Si fon, 499 fondern man bat auch ſehr kleine, de; ven ſich hauptfaͤchlich die Schweden viel bedienen. Ueberhaupt werden ſie ſehr viel im mittellaͤndiſchen und bal: tiſchen Meere gebraucht, und ſind vor⸗ zuͤglich an ſeichten Kuͤſten gut. Aalbgaleeren oder Galeotten, find mittefmäßige Fahrzeuge, nur mit einem Maft, welche an jeder Seite bis 29 Bänke haben, jede nur zır einem Ruderkgecht. Sie führen 2 bis 3 Steinſtuͤcke, und jeder Matroſe hat fein Gewehr, welches er im Fall’ der Doch, fogleich flat des Ruders zur Hand nimt. Galiotte, ein rundes mittelmaͤßi⸗ ges Fabrzeua, mir einen großen Maſt, deren man yiel in Holland braucht, ja fie auch wohl gar nach Indien ſchickt. ‚Ihre Länge iſt verfchieden,, mehren theils zwifchen go bis go Fuß, doch giebt es auch noch größere Der Maft, welcher über die Mitte hinaus nach vorn fteht, fiber einen Gabel: maft, und hängt gemeiniglich etwas nach hinten, der Ueberwucht megen, die das Fahrzeug fonft von dem grofz fen Segel leiden würde, Die Eajüre ift halb aus dem Verdeck und hald dar: innen, gerade vor felbiger fieht ein leiner Beſaanmaſt. Man baner auch in Holland eine andere Gattung Die: fer Schiffe, welche oben ven Pinaſſen, and unten den Gallioten gleich find, nur ein Halboerdeck haben, und zu kurzen Reifen gebraucht roerden. Zu Zeiten haben fe auch hinten die Ge: ſtalt einer Fluͤte, und alsdann nennet man fie ein Boot; dieſe haben in dem Unterſchied der verfihiedenen Arten eingerichtet, ‚von diefem dadurch unterfchieden, daß 500 Fall am Hintertheif die groͤßeſte Breis te. Die Jachten find ohngefaͤhr von diefer Bauart, nur fehmäler, vorn fpigiger, leichter gebauet, haben flärz fereMaften, und find zu mehr Segeln Die Fifcherboote find fie kleiner find, und unten verfchiedene Behälter haben, die Fifche darin: zu bewahren, Der große, Maft, einer Galidtte der erſten Größe hat go Fuß, feine Stenge 14, die Boegfpriet 18, der Beframnaft 40, und deifen Sten⸗ ge 40. Die Equipage befteht nur aus 8 bis 10 Dann und. einem Jungen. Dombaerdiergalliöte , engliſch Kecch‘; iſt von der vorbefchriebenen "er, nur mir etwas plattem Bauch; are des Verdecks, find nur Gänge an den Seren angebracht, in dem Raum aber ſtehen die Moͤrſer. Gie find weit ſtaͤrker von Holz gebauet wie die andern Arten, damit jie fähig find die heftige Erſchuͤtterung auszuhalten, weiche ſonſt das Schif Bald zerſchmet⸗ tern würde. Uebrigens jeiget der Mar me ſchon die Beſtimmung deffelben an. Galivaten, find oftindifche Schif⸗ fe mis einem fehräge fießenden Maft; fie beißen auch Galvetten, und man verftcht Faft immer eine Art Krieges ſchiffe darunter. gr Bondel, ift ein venetianifckes Fahrzeug, vorn und hinten fpiß zus faınmen laufend, und 6 Fuß hoch aufs geworfen; fie find über 30 Fuß fang, in der Mitte ſtehet eim Kalte mie un: fere Rutichkaflen, morinnen man ſitzt; 2 Ruderknechte führen es. Hucker, 501 Zucker, iſt ein Fahrzeug mit plat ten Bauchſtuͤcken, geruͤndet wie die Fluͤten, nur mit einem Maſt, von dem eine Stenge ſchraͤge nach dem Hinter⸗ theil des Schifs ſtehet, dieſe heißt das Horn, und fie dienet zur Befeſtigung des großen Segels; an dem Maſt iſt gleichfalls eine große Raa, welche ein Segel trägt, Auch befindet ſich eine kleine Boegſpriet mit einem Ser gel darauf, und mit diefem Takelwerk Fönnen fie fehr bequem laviren. Es giebt deren von 50 bit zu 300 Ton: nen, ja gar machen einige die Deife nad) Indien, ob fie gleidy nur mit 6 oder 8 Mann befegt find. Erasmus ſoll fie zur Fahre auf den Canaͤlen in Holland erfunden haben, als auf wel: chen fie auch alsdann noch fahren, wenn ihnen gleich der Wind ganz ent gegen, und der Canal nur fünf mal fo breit als das Schif lang iſt. Oft ba; ben fie auch noch einen Befaanmaft, und auf den Maften noch Stengen; doch ift dies nur bei Reifen nach In— dien im Gebrauh, und auf Furzen Fahrten nicht noͤthig. Heu Hulck, ein Fahrzeug, welches von Hofähdern und Engländern viel gebraticht wird, leicht dem vorbe ſchtiebenen dem Körper nach, allein, es hat nur bloß einen Gabelmaft; auch hat es einen Hachen Boden, alı lein einen mittelmäßigen Hochbord; auch in Frankreich ift es im Gebrauch, Jonke, ift ein Fahrzeug, welches in $udien fowohl als auch an den chi: nefifchen Küften allgemein gebraucht wird, Sie find von fehr verfchiede ber Shiffe. 502 ner Größe und Geftalt; jede der dor tigen Nationen iſt dDarinnen von der andern verfchieden; die Segel die fie un Banden, find von Matten, und die Anfer von einem fi vl ſchweren Holze Baraerre, ift ein indianifi eg Schif, veffen fich die ——— Borneo bedienen; bei ſtillem Weuer gebrauchen fie die Ruder, und alle Ruderknechte find bewaffnet; fie füßs ten oft 170 Mann, vorn und Hinten find fie ſpitz, und anftare, daß audere Schiffe daſelbſt die Höchfte Hehe ba: ben, ift es bei diefen umgekehrt, denn fie laufen flach ab. ‚Sarade, ift die größefte Art ges woͤhnlicher Schiffe, ruͤndlich gebauer, unten Dreit und oben enge; fie hatten fonft wohl 6 bis 7 Boden, und Fon: ten wohl 2000 Mann faffen, Die Rhodiſer brauchten fie fo wohl als Kriegsſchiffe, wie zur Handlung; auch die Spanier haben ſte gehabt. Der eng⸗ liſche Admiral Burgh, nahm einſt eis nes weg, welches 7 Verdeck hatte, von 1600 Tonnen war, 32 Kanonen führte, und über 600 Mann inne hatte. Borbiis, iſt ein jopanifches Fahr⸗ zeug mit 30 Rudern, zum innern Handel int Gebrauch; es iſt ſehr ger putzt, und hat hinten eine Hütte, Mahame, iſt eine tuͤrkiſche Ga: leaſſe, kleiner als die venetianiſchen. Oranizen, find ſchmale tuͤrkiſche Schiffe, auf der Donau gebraͤuchlich. Paros, iſt eine indianiſche Barke, welche vorn und hinten gleich gebauet Ji 2 iſt, 503 ift, damit man das Steuer bald hie bald dorthin hängen. Fanz es find je: doch nur Laftfchiffe, welche nur bloß an der Küfte bleiben. Man bedienet ſich derfelben auch beim Perlenfifchen, und die Fifcher derfelben heißen davon Paruans. Perna, iſt eine tuͤrkiſche Gondel, in Conſtantinopel gebräuchlich, Deriagoes, find fpaunifche Fahr: zeuge in Indien, vom 12 Rudern. Deote, ift eine leichte venerianifche Schaluppe, ſehr im Gebrauch, und die: net auch wie ein Advisſchif. Pistta, ein iratiänifches Fahrzeug ohne Segel, wie unfere Lichter. Pinke over Slibor, iſt ein Flüt: ſchif mit platten Boden, deſſen Hin: tertheil ſehr lang, ſchmal und boch iſt. Es diener zum Tranfport der Laſten und Kaufmannsgiter, Pinsjfe, wird auch in Holland viel gebraucht, ift aber eigentlich ein nordifches Fahrzeug, deffen Hinterges bäude mehr vierecfig als rund iſt; die tänge pflegt 134 Fuß zu fenn. Die biscajefhen Pinaſſen unterfcheiden fih von den andern dadurch, daß fie ſehr fang und ſchmal find, auch eben dadurch feichter fegeln. Letztere füb: ren drei Maften, und Fönnen fich auf: ferdem anch noch der Ruder bedienen, Pirogue, ift eigentlich ein Kahn, aus einem Baum gemacht, deffen fich die fünfichen Amerikaner bedienen; fie find oftmals fo greß, daß so Wann darınnen Raum haben, Polakre, ift cin dreimaftiges Schif, welches im mirtelländifchen Unterfchied der verfchiedenen Arten 504 Meere fehr im Gebrauch ift; Ihre ein: fachen großen Mafte haben Feine Sten: gen, an dem großen Maft führen fie ein vierecfiges, an den andern aber ein dreiecfiges Segel, auch bedienen fie ſich oftmals dabei der Ruder. Rennſchif, ift ein langes Fahr⸗ zeug, welches einen Border: und Mit: telmaft bat, auch nebft den Segeln noch die Ruder braucht, Suite, ift ein griechifchee Fabrs zeug, führe einen fehr hoben Mittel maft mit Geflenge, außerdem einen Befannmaft, und dazu eine Boegs fprier. ° Samuckin, find Kauffahrteiſchiffe in der Levante, beſonders bei den Türs fen, doch wagen fie ſich nicht damit in die hohe See. Sandeln, find tichter, in der te vante fo beuant. Sappines, Ffleine franzöfifche Schiſſe, nicht fo lang als der Cha— land, aber auch etwas breiter, Siampam, ift ein chinefifches Schif, mit einem Segel und einigen Rudern. Cie führen oft 30 bis 35 Mann, und find fehr leicht. Soun oder Tſoen, find aud) his nefiihe Schiffe, von der Größe bis zu zootaften, Die, welche zum Siriege dienen, find nur von 100 Laſt, Haben hohe Verdecke und Hinterfafteele, und führen 20 bis 30 Kanonen, nebſt 200 Mann und daruͤber. Sie find platt, und haben außer einem großen Maſt, noch einen Pfeinern vorn, welche aber beide ohne Stengen find. ° Sie wer den zierlich und nett erbauet, haben auch 505 auch fehr bequeme Zimmer für die Of. ficiere und Mandarinen. Somme , ift gleichfalls ein großes chineſiſches Schif, welches fie fehr zum Handel nad) Japan, Siam und Batavia brauchen, auch bei den Sia: mern ift es im Gebrauch. Schebecke auch Xebecke, ein lei: nes dreimaſtiges Schif, ſo in der mit— tellaͤndiſchen See uͤblich iſt; es iſt wie die Polakre beſegelt, nur daß es lange dreiecfige Segel, an einer ſehr langen fchief ftebenden Raa führe, Der Vordertheil ift febr fpig und ſtark, der Hintertheil endigt ſich im einer Gallerie, oder Platte vorne, die weit über das Waffer hinaus gebe. Die afrifanifchen führen bis zu 24 Kano- nen und 400 Mann. Schoner iſt ein kleines zweima⸗ ſtiges Schif, welches zum Anlanden ſehr bequem iſt, weil es wicht tief gehet. Schnau, eine lange Barke, deren ſich die Ruſſen und Schweden jentt haͤnfig zum Kriege bedienten; fie führe: ten bis 24 Ranenen, wovon ein Theil Schraubſtuͤcke waren, und 58 Mann; fie find fang und platt, von allen zwei: waftigen Schiffen die größten, und zum Handel wohl mit die allerbe: quemften, Schmacke, ift in Holland ge braͤuchlich, ein Schif von hohem Bord mit einem einfachen Maft, wo zu jedoch eins Boegfpriet Fomt. Gie find unten platt, vorn weitbaͤuchig und hinten rund, und gehen bis in Die Oftfee, Tartane, iſt ein Schif, welches ' nur in der mittellaͤndiſchen See ges der Schiffe. 506 braucht wird, und zwar anden Küften. Eigentlich ift es eine Barke, welche fich aber dadurch unterfcheidet, daß fie nut einen Maft und eine Boegſpriet führ tet, und an felbigen dreieckige Segel, Tender und Astafche, find Bleis ne Schiffe, welche vorzüglich in Engs land üblich find, beim Matrofenprefs fen gebraucht werden, auch die Liniens fchiffe begleiten, um Ordres, Raps ports oder Nachrichten von einem Ort zum andern zu bringen. Traverſiere, ift eine Art Boot, in Frankreich üblich, zur Fiſcherei und zu Pleinen Reiten eingerichtet; bat eis nen Mat, allein oftmals wohl drei Segel. Treck⸗Schuͤten, ſind bedeckte Fahrzeuge mit einem Maſt, woran oben ein Tau gebunden, damit ſie ſo anf dem Ufer des Kanals von Pferden koͤnnen ſortgezogen werden. Sie find fehr bequem, haben auch wohl mehr als einen bedecften Raum für Reifen» de, und in Flandern fogar eine Kuͤ— che, fo daß san während der Farth darauf eben fo gut effen fan wie in eis nem guten Wirthshauſe, und zwar um billige Preife: dert nennt man fie Barge. Sie gehen wie die Poften, täglich von einer Stadt zurantern, ja zwifchen einigen Städten auch wohl 3 bis 4und mehrmal des Tages. Schüren, nennet der Holländer auch noch mehrere Arten folcher Trang: portfehifgen; einige find nur bioß zu Laſten, grob und fchlechtgedaner, zur Befchiffung der Kanäle cingerichter, andere aber zur Luſt, fauber mis vies 613 len 507 fen Zierrarhen erbanet, und haben klei⸗ ne nette Cajuͤten. i Dies wären min meiner Meinung nach) alle befante Arten der Fahrzeuge, und nun will ich auch noch kuͤrzlich von ihrer Bemannung reden, Alle Schiffe, Unterſchied der verſchiedenen Arten der Schiffe. 508 deren man ſich zum Handel bediener, werden nach der Zahl der Tonnen oder Laſten berechnet, die fie in ihrem Raum laſſen können, biernach richtet fich die Bemannungderfelben, und zwar größs tentheils nach folgendem Verhaͤltniß: Ein Schif von go bis 50Laſt hat7 Matroſen und ı Schifsjungen. — so -:.60 — — 60 70 — — 70 — 80 — — 80 _ 90 Se — 96. 1100 — — 169) TO — — 110 - 7130 — — ao —unno — — J— — 140\.- 150 — — 150 - 160 — — 160" 170 = — 170-1900); = 180 - 190” — — 190 - 200 — Geoͤßere Schiffe haben nun in eben dem Derhältniß auch mehr Lente, fü: ren auch wohl 8 und mehr Kanonen bei ih. Die Fluͤtſchiffe haben nur To bie. 12 Mann und 2 Zungen, die Pinaffe aber bis zu go Mann, . welches fich denn mit nad) der Zahl der Kanonen richtet, die ein folches Schif führer. - Die Schiffe der Engländer find faft allezeit ſtaͤrker mit Maͤnnſchaft befeßt als die hollaͤndiſchen Schiffe, dieſes koͤmt aber wohl mit groͤßtentheils da⸗ G* 02 600 600 0 0 PPPPBPP- her, weil es dieſer Nation jetzo ſehr an Menſchen fehlt, indem ihre auswaͤrti⸗ gen Beſitzungen derſelben zu viel weg: nehmen, vorzüglich Oſtindien. Mielleicht werde ich wohl in diefen Blaͤttern auch eine Erklärung der Manvevres einzelner Echiffe und ganz zer Flotten gegen einander wagen, al fein vor jego breche ich hier ab, weil die Einrichtung und Beftimmung dies fer Blätter Abwechfelung und Mans nigfaltigkeit fordert, HELLE % Mein 509 * * * Mein Herr! Ku Sie mir, Ihnen eine klei⸗ ne wacere Blume zu befchreiben, Sch entfchließe mic) dazu, weil ich in dem Vorrath meiner vom Blumen: bau und Blumengarten bandeinden Bücher davon Feine Nachricht finde, Vielleicht geſchiehet auch andern Blu⸗ menfreunden damit sin Gefallen. Ich fand fie zuerſt an der Bruſt einer Da— me, bat mir einen Ableger davon aus, diefer befam, und ich beſchrei— be fie nun völlig nach dem eben, Sie ift ein pereunirendes Wurzeigewoͤchs. Aus der Wurzel, die ziembch ſtaͤrk und gerade ift, ſchießt zuerſt ein Laub hervor, Das dem Erobeersulande in feiner Geſtalt ziemlich ger t, aber von etwas hellerer Farbe ift, Im Mai treibt die Wurzel einen geraden Stengel, der mol anderhalb Fuß hoch werden kan. Bonn der Stengel eine gewiffe Höhe erreicht hat, ſetzt er einen Knoten, aus welchen 3 oder 4 andere und Elek nere Stengel Bervorfommen, an de ten Fuße bei dem gedachten Knoten ein weißgrünfiches Blatt, das drei Spigen bat, ſitzet. Der Haupiſtengel Stade, 510 % * * x iſt hoͤher und dicker, als die Nebenſten⸗ gel. Die Blume iſt auf allen Stengeln gleich. Unten rings umher ſitzen vier: zehn laͤngliche Blaͤtter, die auswaͤrts weiß ſind, inwendig aber etwas ins rothe ſpielen. Darin ſteben 50 big 60 ſubtile Stengelchen, die gleichſam aus einem Centro gehen, und ſich in einem Cirkel ausbreiten. Auf jedem derſelben ſitzt wieder ein kleines Bluͤm⸗ chen, das unterwaͤrts violet, von oben aber mar anzuſehen iſt. Aus jedem derſelbenm ragen zwei ſehr feine Faͤbchen hervor, deren Extremitaͤt cin ganz nes feines ſchwar ze re Kir) klei⸗ elchen iſt. Uns tee Diesen Buͤmchen sit eine Fleine,gun? he aniel, weiche kit Der Zeit länger und diefer wird und Den Scamen lie fert. Wenn die Blume is ihrem rech⸗ ten Loͤſtre iſt, fo bat fir ein fehönes glaͤnzendes Auſehen. Ich habe fie in verſchiedenen Gaͤrten gefunden, aber ihren Namen lange nicht erfah⸗ ren koönnen. Auch Gaͤrtner wußten ihn mir nicht anzugeben. Endlich hoͤr⸗ te ich von einen Freunde anf dem Lan— te, daß fie Sanniculum alpinum heiße, Ich bin flets 10, Pratje. Anfragen. 1. Da in dem hieſigen Landeskalender aufs Schr 1779. den J. G. Ber renberg in Lauenburg herausgiebt, und den er Haushalis kalender betitelt bat, der Lceiner Klee ſehr gerühmt iſt; fo find dabnrch einige Ackerleute in der Gegend Göttingen ermunter® und ges willet, Berfuchedemirzu nahen. Sie wuͤnſchen aber zuforderft noch von fols gendem recht unterrichtet zn fern; ı) Wie das tand EM ſeyn muͤſſe? 2) 511 2) Wie es dazu muͤſſe bereitet werden? 3) Um welche Zeit er muͤſſe ge— ſaͤet werden? 4) Ob er allein, oder wie der drei: blätterige Klee, mit Haber oder Ger: fte muͤſſe gefäet werden? 5) Wie viel Pfund auf einen Mor: gen von 120 Quadratruthen gehören ? 6) Wo der Saame zu befommien, und mie viel das Pfund Fofte? 7) Wie man den Saanıen felbt anbauen fönne, wenn man erft eini: gen bat, und hernach mehrern ans bauen will? 8) Wenn derfelbe müffe abgemä: her werden? | 9) Wie man damit umzugehen ha: be, wenn man denfelben trocknen wit? 10) Wie er, wenn er trocken ift, muͤſſe verwaßret werden? 11) Ob die Milch darnach ſchmek— fe, wenn milchende Kühe damit ger futtere werden ? dies wollen einige be: baupten, aber nur nach Hörfagen, da fie Feine eigene Erfaßrung davon haben, Wolte jemand, der hiervon Wiffen: Anmeifung des Yon der Lucerne finder man Mad: richt und Verſuche in den Hanno: verifchen gelehrten Anzeigen von Fahr 1750, im 2zten und agfen Stuͤck, ferner im gıten Stuͤck vom Jahr 1751, dergleichen im Hannoverifchen Magazin von 1763. ©. 1402, und im Jahr 1765 im 64ten und 6zten Std. er Anbau und die Wartung. der üben iſt in der, von dem Herrn Anfragen. 512 ſchaft und Erfahrung hat, den ge: wuͤnſchten Wurerriche mitteilen, fo würde er dadurch den Anbau deſſelben befoͤrdern. 2. Der Herr Paſtor Meyer zu Kupfen⸗ zelle im Hohenlohiſchen, Der vie— les von der Landwirthſchaft geſchtie/ ben und ſich dadurch beruͤhmt gemacht, empfielet in ſeinen Schriften gar ſehr den Anbau des Turnips oder der burs gundifchen Rüben, Es wird alfo aus geftaget: 1) Ob in hieſigen Landen jemand Verſuche damit gemacht, und wie dies felben befunden ? 2) Wo der Saame davon zu ber Pommen fen? 3) Wie man mit dem Anbau ders felben zu verfahren, ſowohl in Ber reitung des fandes, als dem Shen des Spamens und Verpflanzung der Ruͤ— ben, und wann und auf welche Are folches geſchehen muͤſſe? Wer hiervon Wiffenfchaft und Ers fabrung hat, wolle zum Beſten des Publici Unterricht ertheilen. e Herausgebers, Superintendenten $ueder zu Dannen berg Eürzlich herausgegebenen Anlei— tung zur Wartung der Küchengartenz gewädfe von ©. 683 bis ©. 699 umftändlich gelehret. Ein Buch, welches einem jeden Gartenliebhaber und fandwirch nuͤtzlich ſeyn, und Bers gnügen fchaffen wird. Auch finder man von den großen Rüben eine Nach: ticht in dem Hannoverifchen Magazin von 1764. ©. 1095. 513 Hannovers Maggzin. 514 33tes Stuͤck. Montag, den 2aten April 1780, Geſchichte der fogenanten unuͤberwindlichen Flotte, und der vor dDiefer Unternehmung der Spanier hergegangenen Feind» feligfeiten zwifhen England und Spanien a). bilipp der andere, König von Spanien, war mir£lifaberb, der Köniyin von England feit ihrer Gelangung zum Throne, als fie feinen Bermäblungsantrag abgemwiefen batte, ſehr argliftig umgegangen, Zu: weilen jtellte er fich, als wäre er ihr ge— treuer Freund, zumeilen fuchte er jede Gelegenheit, ihren Unterthanen Scha: den und Unrecht zu thun, wozu er, wegen ihres großen Handels, welchen fie nad Slandern trieben, fehr oft Gelegenheit hatte. Der Haß des ges meinen Bolfs wider die Spanier ward durch die Öraufamfeit und Treulofigs feit, womit dieſe Ießtern gegen den HauptmannHawkins und feineSchifs leute in Weſtindien verführen, ſehr vergrößert b). Dieſe Beleidigung er⸗ weckte auch bei der Koͤnigin einen groſ⸗ RE fen a) Einige Lefer haben in diefen Blättern eine Erzählung des unglüdlihen Schid: fals der fogenanten ſpaniſchen unüberwindlichen Slotte zu leſen gerwünfcht, zugleich aber auch das Berlangen geäußert, daß man die vorbergegangenen Seindfeligkeiten mitnchmen, und fie dadurch mehr in den Zufammenhang der wichtigen Begebenheiten der damaligen Zeit führen mögte, als durch die blofe Erzählung der eigentlichen Expedition geſchehen wuͤrde. Man willfahrt diefem Berlangen um fo lieber, da diefe Geſchichte beinahe für alle Leſer unterhaltend feyn muß, und es doch ſchwer hält, zu den Quellen felbft zu gehen, oder die größern biftorifchen Werte zu befommen, die diefe wichtige Degebenheit zuver- lafig erzählen. Man hat bei Erzählung derfelden gebraucht: Zumeg Ge: ſchichte von England, Campbells Zeven und Thaten der englifchen Admirale und Gregorio Leri vita del catolico. te Filippo II, Monarcu delle Coliani 1679. 4to. Spagne. b) Die Geſchichte des barbarifchen und freulofen Verfahrens der Spanier gegen den Hauptmann Zawkins, davon die Erzahlung bier zu weitlöufig fern würde, Fan man nachleſen in dem hiſtoriſchen Bericht von den fämtlichen dunch Engländer gefchehenen Reifen um die Welt, Th. 1. ©. 77. Die Kb: nigin verlor bei dieſer Gelegenpeit auch zwei Schiffe. 515 fen Unwiller, ob fie gleich nah Ber fchaffenbeie der Umftände folche nicht wohl ahnden Ponte, weil alle Hand: Ang nach den fpanifchen Weſtindien den Verträgen zwifchen beiden Kronen gewiffermaßen zuwider war, Unter— deffen aber, da diefe Vorfälle die Na: tion unruhig machten, wurden Frank⸗ reich und dir FTiederlande weit ärger durch die Glaubensſtreitigkeiten zerrütz tet, und dadurch zuleßt ein buͤrgerli⸗ cher Krieg erregt. Weil die Prote: ftanten die fchwächfte Partei und der Untergang derfelben für Eliſabeth aͤußerſt gefährlich war, fo fchien fie ges neigt, fich ihrer unterdrückten Glau— bensbrüver anzunehmen, aber fie wolte doch auch nicht gern mit dem allerchrifts lichten und dem katholiſchen Könige brechen. Diefer Ießtere hatte den Her: 309 von Alva als Statthalter nach den Niederlanden gefandt, welcher ein hochmuͤthiger Mann und unmenfchlis eher Wuͤtherich, zugleich aber ein ger ſchickter, tapferer General und ein vollfomner Staatsmann war, Es gehört nicht hieher, der Länge nach die Gewaltthaͤtigkeiten zu erzaͤhlen, die Alva's natürliche Unmenfehlichfeit, durch Urberlegung geftählt, und durch Troß vermehrt in Diefen blühenden Provinzen ausuͤbte. Es ift genug ge: fagt, daß alle ihre Vorrechte, die Ger ſchenke vieler Füärften, und eine Erbr fchaft fo vieler Zahrhunderte, öffent: lich und ausdrücklich durch einen Ber febt aufgehoben; willkuͤrliche und blu: tige Gerichte eingeführt, die Grafen von Egmont und Korn, obngeach Geſchichte der fogenanten 516 tet ihrer großen Verdienſte und gelei— fteten Dienfte auf die Richtbuͤhne ge- bracht; eine Menge von allen Gtän: den ins Gefängniß geworfen, und von da dem Nachrichter übergeben wurten ; und daß man ungeachtet der friedlichen Unterwerfung Aller, von nichts hörte als Einziepung der Güter, Gefäng: niß, tandesverweifung, Marter und Tod. Als ein heftiger Feind der Pros teftanten begte Alva auch einen grofs fen Haß gegen die Königin Klifes beth, der diefe Tyrannei aͤußerſt zus wider war, und harte bald Gelegens heit denfelben an den Tag zu legen. Gegen das Ende des Yahrs 1568 ers bielten einige Kaufleute von Genug von dem Könige von Spanien die Er⸗ laubniß, eine fehr große Summe baa: tes Geld (400,000 Kronen) auf ge wiffen bisfayifchen Schiffen nach den Tliederlanden zu bringen, wo fie eine Banf anlegen wolten. Dieſe Schiffe wurden auf ihrer Reiſe von einigen franzöfifchen Kapern verfolgt, und gezwungen, zu ihrer Sicherheit nach den Häfen Plymoutb, Sal: mouth und Sourbampton zu flie: ben, wo auf Befehl der Königin die Schiffe in Schng genommen, und die daranf befindlichen Leute wohl gehals ten wurden, bis auf Anfuchen des fpas nifchen Bothſchafters das Geld ans tand gebracht ward, Der Eardinal von Chatillon, welcher damals in England als ein Flüchtling war, mels dete der Königin, daß diefes Geld nicht den Könige von Spanien, wie vor, gegeben ward, fondern Kaufleuten ges hörte, sı7 hörte, und wenn fie zugäbe, daß man es nach) den Niederlanden brachte, fo wirde der Herzog von Alva es gewiß wegnehmen und damit feine verderblis hen Anſchlaͤge auszuführen ſuchen. Die Königin befchloß alfo, auf Ein: vathen ihres großen und klugen Mi: nifters, Cecils, diefen Plan zu ver: nichten, und das Geld vorerft zurück zu halten; wobei fie jedoch verfprach, es fogfeich, wenn es fih finden wür: de, daß es dem Könige von Spanien zugebörte, zu bezahlen, und den ger nuefifchen Kaufleuten, wofern diefel: ben Eigenthlimer davon wären, billig: mäßige Zinfen zu geben. Diefes ent: pfanden Philipp und der Herzog von Aloe febr übel. Jener fuchte durch feinen Abgefandten den Staatsfecre: tair Cecil ermorden zu Taffen, und durch den Herzog von Morfolk und den Grafen von Ormond, die er beis de zu gewinnen bemüber war, ſowohl in England, als in Irland, Un: ruhe anzufliften; welches ihm doch beides mislung. Der Herzog von Alva, hingegen warf alle englifche Kaufleute in den Miederlanden ins Gefaͤngniß, ließ alle den Englaͤn— dern in Slandern zugehörige Waa⸗ ren einziehen, und feine Fregatten und Kaper auf der englifchen Küfte Freu: zen. Auch ließ er fich mit der Köniz: gin von Schörrland in ein Verſtaͤnd⸗ niß gegen Zlifaberb ein. Die Königin gebrauchte ihrer Seits Repreſſalien, und ertheilte ihren Linterehanen Erz laubniß, Schiffe gegen die Spanier anszurüften. Dieje giengen der Ka; unuͤberwindlichen Flotte. 518 perei mit ſolchem Gluͤck und ſolcher Begierde nach, daß einige zuletzt kei⸗ nen Unterſchied unter Freunden und Feinden machten, wodurch die Koͤ— nigin genoͤthigt ward, durch einen oͤf⸗ fentlichen Befehl bekant machen zu laſſen, daß feiner Schiffe und Güter, die von diefen Kapern erbeutet wären, faufen ſolte. Bald hernach wurden diefe GStreitigfeiten guͤtlich beigelegt und der Friede wieder hergeſtellt, wies wohl er nicht Tange dauerte, da for wohl die Spanier als die Englaͤn⸗ der überhaupt geneigt waren, deufels ben zu brechen, Mitten in allen diefen Händeln ers grif die Königin jede Gelegenheit, ißs ve Untertbanen zu neuen Arten der Handlung ‚in auswärtigen Ländern aufjumuntern, oder ihnen Vorſchub zum bejjern Anbau ihrer Felder und Hecker zu thun, In dieſer Abſicht gab fie zumeilen Schiffe, zumeilen Geld herz; und zumweilen trat fie felbft mit in dergleichen Geſellſchaften; kurz, fie unterfieß nichts, wodurch fie ihre mürterliche Liebe gegen alle ihre Unter: thanen bezeugen konte. Auch gab fie in diefen fehr bedenklichen Zeiten eine ausnekmende Probe ihrer Großmuth, indem fie die Erzherzogin Ann von ©efterreich, auf ihrer Reife aus Flandern nad) Spanien, durch ein ſtarkes Geſchwader von ihren Schiffen bedecken lieh, ob fieigleih damals mit dem Könige Philipp in ſchlechtem Ber: nehmen ſtand. Ungeachtet des Fries dens mit Frankreich ließ fie doch Portsmouth uͤberaus ſtark befeſti⸗ Kt3 gen, 519 gen, und es zeigte fich bald, daß diefe Vorſicht gar nicht die Wirfung einer unnoͤthigen Furcht gewefen war. Den die Franzoſen ruͤſteten bald ‚darauf eine anfehnliche Flotte aus, und flell- gen fich, als wen fie ſich durch die Hilfe, welche vie Königin den Hu— genotten geleifter hatte, für beleidigt bielten, allein da fie fahen, daß diefe PDrinzeffin gute Anftalten gegen alle ih: ze Unternehmungen gemacht hatte, fo ließen fie ihr Bornehmen fahren, und gaben noch größere Freundfchaftsver: fiherungen, als fie zuvor. gethan arte. Klifaberb unterhielt aller Verſu⸗ chungen und Aufforderungen obnger achtet noch immer einige Freundſchaft mit Philipp, und obgleich die wich: tigften Urfachen fie noͤthigen konten, den unterdrückten Proteftanten in den Miederlanden, fo wie den Hugenot: sen beizuftehen, fo hielt doch die Klug: beit, Philipps anfehnlihe Macht, der Rubeftand aller feiner andern Laͤn⸗ der, und die Gewalt, welche er in den Miederlanden behauptete, fie zu: ruͤck. Der fpanifche Gefandte ftellte ihr vor, daß viele holländifche Fluͤcht⸗ kinge, die das Meer beunrubigten und feines Heren Untertbanen beraubten, in den englifchen Häven aufgenommen würden, und da ihre Beute abfeßten; und fogleich verfagte die Königin ib: nen allen Eingang in ihre Länder. Aber diefes Verfahren ſchlug am Ende zu Philipps Nachtheile aus: dieſe verzweifelten Flüchtlinge, die länger Beine Möglichkein faben, fich zu erhal: Geſchichte der ſogenanten 250 ten, waren gezwungen die gefaͤhrlich⸗ ſten Unternehmungen zu verſuchen; ſie beſtuͤrmten die Brille, eine hollaͤndi⸗ ſche Seeftadt, wo fie gluͤcklich waren, und nach furzem Widerftande fich des Plages bemeifterten. Der Herzog von Alva ward durd) die Gefahr in Unru⸗ he geſetzt; er hielt inne mit den blutigen Hinrichtungen, die er an den mehrlo: fen Holländern ausüben ließ; und eil te mit feinee Armee, die Flanıme aus: zulöfchen, die auf fo feuerfangende Materien fiel, und eine allgemeine Feuersbrunſt zu droben ſchien. Es zeigte fich bald, daß feine Furcht wohl: gegründet war: das Volk in der Nach⸗ barfchaft diefer Stade, in Wuth ge bracht, durch dies Gewebe von Grau: famfeit, Unterdrückung, Unverſchaͤmt⸗ beit, unrechtmäßiger Gewalt und Ber: folgung, worunter es Tebte, flob zu den Waffen, und in wenigen Tagen war faft die ganze Provinz Holland und Zeeland von den Spaniern abger fallen, und hatten fich öffentlich wie; der Alvas Tyrannei erklärt. Diefe Begebenheit eräugnete ſich im Jahre 1572 Wilhelm, Prinz von Dranien, ſtammte aus einen deurfchen fürftlis chen Haufe von großen Glanze und Alterthume. Er hatte die Länder eis nes fürftlichen Haufes in Sranfreich geerbt, und feinen Aufenthalt in den Miederfanden genommen, Wegen feis ner hoben Geburt und feiner unermeß⸗ lichen Reichthuͤmer fo wohl, als per: fönficher Tugenden wegen betrachtete man ibn allgemein als den größeften Manı, 521 Mann, der in dieſen Ländern lebte, Er. hatte ſich durch alle ordentliche und pflichemäßige Mittel dem Fortgange der fpanifchen Unterdräückungen wi— derſetzt: und.da Alva feine Armee, in die Niederlande führte und die Statt: balterfchaft übernahm, entflob dieſer Prinz, dem die gewaltſame Denfungs art dDiefes Mannes und die tyrannifche Gefinnung des Hofes zu Madrid wohl bekant waren, teislich der ihm dro— henden Gefahr und begab fih nach feinen väterlichen Ländern in Deutfch: land, Er ward vor Alvas Gericht gefordert, abwefend verurtheilt, für abtrünnig erklärt und feiner weitlaͤufi gen Beſitzungen in den Miederlanden beraubt, Aus Rache warb er im Rei: che ein Heir von Proteftanten, und machte einige Berfuche, die Holländer wieder in Fieyheit zu feßen: er ward aber ſtets mit Berluft zurück getries ben durh Alva’s Wachſamkeit und Kriegsälugbit, und durch die große Tapferkeit und Kriegsordnung der verfuchten Spanier, die unter diefem General dienten, Hollandg und See: lands Empörung, als Provinzen, die vorher unter dem Prinzen von Dranien fanden, uud wo er unausfpredlich geliebt ward, rief ibn aufs neue aus feiner Entfernung: und er verband nicht weniger Klugheit als Muth, mit jenem bartnäcigem Widerftande, den man bier der fpanifchen Herrfchaft ent: gegen feßte., Durch Bereinigung der abgefallnen Städte in einen Bund, gründete er jenen berübmten Staat, jene Wirfung des Fleißes, deffen Waf: unuͤberwindlichen Flotte. 522 fen und Policey lange eine anſehnliche Figur in jeder europaͤiſchen Unter⸗ handlung gemacht haben. Er erhitzte die Einwohner durch jeden Antrieb, den Rligion, Erbitterung, oder Frey⸗ heitsliebe einflößen konte. Obſchon die. damalige Größe der fpanifchen Monarchie ihnen allen Much benebs men Fonte, fo fehmeichelte er ihnen doch immer mit dem Beitrit der ans dern Provinzen und der Hülfe der bes nachbarten Staaten; und ermahnte fie zur Bertheidigung ihres Glaubens, ihrer Freyheit und ihres Lebens, die Aufs ferfte Noth des Krieges auszuhalten, Eine Folge diefes Muthes war die verzweifelte Gegenwehr der Harlemer; eine Gegenwehr, die nichts ale der tödtlichfte Hunger überwinden Ponte, und wofür die Spanier aus Rache mebr als ziweitanfend Einwohner bins tichteten. _ Statt den Holländern Schrecken einzujagen, reiste dieſe Aufs ferfte Strenge fie zur Verzweiflung; und der muthige Widerftand der Eins wohner von Alfmaar, wo Alva end: lich zurück getrieben ward, zeigte ibe nen ihre trogigen Feinde als nicht ganz unuͤberwindlich. Da zuleßt der Herzog die verderblichen Wirfungen feiner gewaltfamen Rathſchlaͤge fab, fuchte er um feine Zurückberufung von der Starthalterfchaft an. Eiiedina= Celi der zu feinem Nachfolger ernant ward, weigerte fih, die Bedienung anzunehmen. Requeſens Commens dator von Caftilien, ward aus Stas lien an Alva's Stelle gefandt: und diefer Tyran verließ die Niederlande Kh3 1574- 523 1574. Sein Name blieb ein Fluch bei den Einwohnern, und der Um menfch prablte auf feiner Seite: er hätte in den fünf Jahren feiner Statt; halterſchaft über 18,000 dieſer abge: fallnen Keger dem Nachrichter in die Hände geliefert. Obgleich Requeſens ein Mann von fanfterer Gemürbsart war, fo konte er Doch den heftigen Haß der Holländer gegen die fpaniiche Herr⸗ ſchaft nicht beſaͤnftigen, und der Krieg blieb ſo hartnaͤckigt als jemals. Bei der Belagerung von Leyden, welche die Spanier unternabmen, oͤfneten die Holländer die Deiche und Schleufen, damit fie, von dem Unternehmen abs finden; und ſelbſt die Bauern waren gefchäftig, Lieber durch eine Webers fhwemmung ihre Hecker zu verderben, als wieder unter die verhaßte Tyrans nen der Spanier zu gerarhen. “Uber ungeachtet dieſer mißlungenen Unter⸗ nehmung ſetzte der Statthalter doch den Krieg fott; und der Streit ſchien zu ungleich zwifchen einer fo. mächti: gen Monarchie und zwo kleinen Laͤn⸗ dern, fo ſehr fie auch von der Natur befeftigt, und durch den verzweifelten Muth ihrer Einwohner vertheidigt wurden. Der Prinz von Dranien ent; ſchloß fich daher 1575, fremden Bei: ftand zu ſuchen. Die Holländer und Seelaͤnder ſchickten eine fenerlihe Ge: ſandſchaft nad) London , nemlich Se Aldegonde, Douza, YTivelle, Buys und Melſen; und nachdem fie der Königin die unterthänigiten Vorſtellungen gethan hatten, boten fie Geſchichte der ſogenanten 524 ihr den Befiß und die unumſchraͤnkte Herrſchaft über ihre Provinzen an, wenn fie mie ihrer Macht fie beſchuͤz⸗ zen wolte, Biele ftarfe Bewegungsgründe fons ten Eliſabeth antreiben, ein fo frencs Anerbieten zu genehmigen, Sie war von den Beleidigungen benachrichtigt, die Philipp ihr durch fein Verftänd:- niß mit den Mißvergnügten in Enge land und Irland zugefügt hatte, Sie war unzufrieden, eine gewaltiane und Eriegerifche Herrfchaft in ifrer Machs barfchaft eingeführt zu fihen: Sie ſah die Gefahr voraus, die fie von der gänzlichen Obermacht ter Catho— lifen in den Niederlanden :» fuͤrchten hatte: Und ſowohl die Seeclage diefer _ tänder,, als ihre Gewalt uber große Fluͤſſe, waren fehr lockende Umſtaͤude fiir eine Nation, wie die engliſche die anfieng fih im Handel und zur See bervorzurhun. Alten fo hoch dieſe Fouͤrſtin auch dachte, fo harte fie doch nie die Ehr— fucht gebegt, Eroberungen zu machen, oder neue Beſitzungen zu erwerben; und die ganze Abficht ihrer wachfar men und gefchäfigen Staatsklugheit war, durch die fparfamften und vors fihrigften Mittel die Ruhe ihrer eigs nen Länder zu erhalten, Ein öffent: licher Krieg mit der fpanifchen Mos narchie war die offenbare Folge da: von, wenn fie Die Herrfchaft über diefe Provinzen annähme: denn bei aller Feindfeligkeie die Spanien gegen Eng; land hegte, war doch nod) fein Krieg erklärt: und hätte fie Die Einwohner unter 525 unter ihren Schutz genommen, fo konte jie mie Ehren „fie nicht wieder verla fen, fondern mußte ihre Verthei⸗ digung, ſo verzweifelt fie auch werden mögte, übernehmen, und ziwar mehr, als es ihre Sicherheit. oder ihr ‚Bor: theil erlaubten... Aus Diefen Gruͤnden weigerte fie ſich in klaren Ausdrücken, die angerragene unumſchraͤnkte Herr: fhaft anzunehmen: fagte aber den Abgefandten, fie wolte aus Erfentlich: feit fie das Wohlwollen, daß der Prinz von Dranien und die Staaten ihr ge: zeige hätten, für fie einen Vergleich auf die bilfigften Bedingungen, die fie erhalten Fönte, zu vermitteln ſuchen. Sie fandte deswegen Sir Heinrich Cobbam an Philipp und ftelte ihm die Gefahr vor, alle Miederlande zu verlieren, wenn Franfreich die geringfle Erholung von feinen innernllnordnun: gen, die dies Reich Damals zerrürteten, befommen und Zeit erlangen wuͤrde, den mißvergnügten Einwohnern feinen Schuß anzubieten. Philipp ſchien diefe Vorstellung gut aufzunehmen: aber es erfolgte fein Vergleich, und der Krieg dauerte fort mit derfelben Wuth und Öemaltıhätigkeit, als vor: er. . Ein Zufall befrenere die Holländer von ihren verzweifelten Umftänden, Der fpanifhe Statthalter Requefens ftarb ploͤtzlich: die fpanifchen Kriegs: völfer, die megen ermangelnder Be; zahlung mißvergnügt, wegen eines fehlenden Oberhaupts ausgelaffen und frech waren, brachen in eine wuͤtende Meuterey aus, und feßten alles in unuͤberwindlichen Flotte. 526 Verwirrung. Sie zerſtoͤrten und pluͤn⸗ derten die Städte Maſtricht und Antwerpen und richteten ein großes - Blutbad unter den Inwohnern an, Sie droheten allen andern Städten mit einem gleichen Echickfale: und alle Provinzen außer Luxenburg ver: einigten fich zur gemeinfchaftiichen Ges genwehr wider alle Gewaltihätigkeit, und riefen den Prinz von Oranien unddie Holländer, als ihre Beſchuͤtzer, herzu. Ein Vertrag, gemeiniglich der gentifche Friedensbund genant, ward mit gemeinfcaftlicher Bewilligung ges macht; worin die Yugtreibung frem⸗ der Kriegsvölfer und die Wivderhers ftellung ihrer alten Freiheiten die Punk: te waren, wornach die Provinzen zu ſtre⸗ ben verfprachen, Don Yuan d’ Au⸗ fEria, Philipps nathrlicher Brus der, der zum Statthalter ernant war, fand bei feiner Ankunft zu Luxenburg, dag die Staaten fich fo ſtark gemacht batten, und vie fpanifchen Kriegsvoͤl⸗ fer durch ihre Lage fo getrennt waren, daß der Widerftand ihnen unmöglic) war; und er willigte in die Bedins gungen, die man von ihm verlangte, Die Spanier wurden zurück gerufen und die Provinzen fchienen fich ein wenig von ihren Truͤbſalen zu erholen, Aber ein gänzlicher Frieden ließ fih nicht gleich fliegen, ſo lange Spanien Unterwerfung forderte, und Empfindlichfeit über vergangene und Furcht vor kuͤnftigen Beleidigungen die Holländer beunruhigt. Don Juan, der von Begierde nach dieſem großen Schauplage für feine Kriens: gaben 527 Gocchichte der fogenanten unuͤberwindlichen Flotte. 528 gaben brannte, wurde durch ſeinen Ehrgeitz gezwungen, den Krieg mehr zu entzuͤnden, als zu daͤmpfen; und da er die Staaten entſchloſſen fand, ſeiner Gewalt ſehr enge Graͤnzen zu ſetzen, brach er alle Friedensbedingungen, nahm Namur in Beſttz, und ließ die fpanifche Armee wieder aus Stalien kommen, Diefer Fürft, der einen hochmuͤthigen Geift befaß und durch das Glück feiner Jugend aufgemun: tert ward, hatte fein Herz zu weiten Unternehmungen eröfnetz und da er fiber die Eroberung der abgefallnen Provinzen hinaus ſah, hatte er den Eitwurf gemacht, fich mit der Koͤni— gin von Schottland zu vermählen, und mit ihr die Herrfchaft über die brittiſchen Königreiche zu erlangen. Eliſabeth ward feine Wbfichten gewahr: und da fie nun in der Ber: einigung aller Provinzen die einzige Aus ſicht erblickte, ihrem Feinde lan: gen und muthigen Widerſtand zu thun, ſo durfte ſie ſich durchaus nicht mehr bedenken, ſich zur Beſchuͤtzerin ihrer Freyheiten zu erklaͤren, die mit ihrer eignen Sicberheit fo innig verbunden waren, Nachdem fie ihnen über 20,000 Pfund an baaren Gelde zu Bejaflung’Äßrer Kriegsvöffee gefande batte,fchloß fie mir ihnen einen Vertrag worin fie ihnen mit fünftaufend Fuß⸗ völfern und taufend Pferden, auf Kos ſten der Holländer, beizuftehen, und ihnen 100,000 Pfund anzufeihen vers ſorach; wenn fie die Einkünfte einis ger der. beträchtlichften Städte der. Miederfande zum Pfande befäme, daß day Geld in Jahres friſt zurückbezaplt swerden folte. Ferner ward ausge macht, der Befehlshaber des engliz fehen Heeres folte mit in den geheis men Rath der Staaten kommen; und weder Krieg noch Frieden befchloffen werden, ohne vorgängige Nachricht davon an die Königin: fie folten ohne ihre Bewilligung in fein Buͤndniß treten ; entſtuͤnde unter ihnen ein Zwift, fo folte er ihrer Entfcheidung überlaffen werden; und uͤbte irgend ein Fürft, unter irgend einem Vor—⸗ wande, Beindfeligfeiten gegen Eliſa⸗ berb aus, fo folten fie ihr zum Bei⸗ ftande eben eine foiche Armee fenden, als fie ihnen zur Vertheidigung geges ben hätte. Diefes Buͤndniß ward am 7ten Jenner 1578 unterzeichnet. Die Fortſetzung folge Fünftig- Druckfehler. In einigen Erempfaren vom zaten St. iſt ©: 473. Zeile 16. ſtatt fünf Collecten: ſechs Collecten zu lejen. — — V Haunooeriſhes Maggzin. 530 34° Stuͤck. Freitag, den 28ten April 1780. Geſchichte der ſogenanten unuͤberwindlichen Flotte, und der vor dieſer Unternehmung der Spanier hergegangenen Feind⸗ ſeligkeiten zwiſchen England und Spanien, (Fortfegung. ) Tin Hauptbewegungsgrund für die Königin, in den Vergleich mit den Staaten zu treten, war, daß fie diefeiben hindern molte, fi Frankreich in die Urne zu wer: fen. Sie ließ dem König von Spa⸗ nien diefen Bewegungsgrund vorftel: len, und machte nochmals einen Ver: fuh, einen Vergleich zu vermitteln; Don Juan, den fie für ihren Tod: feind halten müßte, moͤgte zurüchge: rufen; ein anderer beliebter Prinz in feine. Stelle gefeßt; die fpanifchen Ar⸗ meen entfernt; und die Holländer wi: der in ihre alten Freiheiten und Bor: rechte eingefeßt werden: Und mwiders firebten fie noch nach diefen Bewilli⸗ guugen, fo veripräche fie, fie zur Un— terwerfung zu zwingen. Der Verſuch war vergeblih ; Philipp verbarg fei: nen Haß gegen die Königin, und un⸗ terftüßte Don Juan immer mit Öelde und Mannfchaft, Dieſer Prinz wur; de zwar zu Rimenant zuruͤck getrie: den; und ihm widerftand ſowohl die Armee der Staaten, als der Pein; Caſimir, der ein großes Heer Deut: ſche in die Niederlande geführe harte; doch. erhielt er über die Holländer ei: nen großen Vortbeil zu Bemblours; aber mitten in feinem Gluͤcke ftarb er durch Gift, den ipm die Spanier ge: geben hatten. Ihm folgte in der Be feblshaberftelle der Prinz von Pars ma, der Tapferkeit amd Gnade, Staatsgefchäfte und. Kriegsthaten mit einander verband, wider die Hollän: der fehr glücklidy war, und den Fort: gang der Spanier ſowehl durch Liſt als durch die Waffen beförderte, Pbilipp hatte zwar, bei aller Feind: feligfeit gegen Zlifaberh, noch nicht öffentlich mit ihr gebrochen, ward aber täglich gegen fie erbitterter. Um ſich für den SBeiftand zu rächen, den fie den Niederlanden geleiftet hatte, fand: te er unter des Pabftes Namen fieben hundert fpanifche und italienifche - Kriegsieute nach Irland, deſſen Ein: wohner iprer Ölaubensvorursheile we: gen 531 gen damals ſehr bereit. waren, fich mit jedem, der ins Land fiel, zu verbinden, Der fpanifche General, San Joſe⸗ pbo, bauete ein Fort in Kerrp, und da der Graf von Ormond, Präftdent von Münfter, es belagerte, zu dem bald nachher der Deputirte, Lord rap ftieß, that er fehwachen und feigen Wiederftand. Mach einigen Stürmen, die erfchwach aushielt, er: gab er fih auf Gnade; und Gray, den eine ſehr geringe Macht bealeitere, fand fich mir fo vielen Gefangenen be; ſchwert, daß er alle Spanier und Sta: liener ohne Gnade niedermachen und über 1560 aufrührifche Srländer auf: knuͤpfen ließ; eine Grauſamkeit, vie der Eliſabeth aufs äuferfte mißfiel. Da der englifche Geſandte fich über diefen Einfall beklagte, ſtellte man ibm ähnliche Klagen über die Sreräubereien entgegen, die Sranz Drake ausübte; ein fühner Seeheld, der die Spanier an dem Orte beitürmte, wo fie ſich am ficherften achteten, in der neuen Welt. Diefer Mann, der Sohn ei: nes Predigers, war zu Devon ge boren, und hatte beträchtliche Reich: thämer durch Kaperei erworben, die er an den Spaniern auf der Landenge Panama verübt hatte, um fich an ib: nen, wegen der an ihm und feinem Verwandten Hawkins in dem Hafen St. Johann von Ullog verübten Treu: loſigkeit und Grauſamkeit zu raͤchen. Da er auf dieſer Landenge einen An: blick von dem ftillen Suͤdmeere befam, fo fpornten ihn feine Ehtſucht und fein Geig fo an, daß er fich nicht bedachte, Geſchichte der fogenanten _ 532 fein ganzes Gluͤck auf ein neues Eben; theuer in diefem Meere zu wagen, das zu der Zeit allen europärfchen Marior nen fo ſehr unb⸗kant war. Durch den damaligen Vicekammerherrn Sie Chriftopber Aarton, einen großen Liebling der Königin, erhielt er ihre Bewilligung und ihren Beifall zu ei⸗ nem Unternebmen gegen ihre Feinde, und fegelte 1577 von Pinmourh ab mit vier Schiffen und einer Schafups pe, die hundert und vier und fechzig ner ſchickte Seeleute an Bord hatten. Er kam in das Suͤdmeer durch die magel: lanifche Straße, und überfiel die Spas nier, die auf diefer Seite Beinen Feind erwarteten; machte viele reiche Beu— ten, und bereitete ſich zur Ruͤckkehr mit der unermeßlichen Beute, die erers worben hatte. Aus Beforgniß, durch den Feind abgeichnieren zu werden, mern er denfelben Weg zurlickuähme, auf dem er in das füille Meer gekom⸗ men war, verfichte er, eine Durch⸗ fahre in Morden von California zu finden; und da ibm diefe Unterneh: mung fehlſchlug, ſegelte er nach Ofts - indien und kam wobl behalten 1580 über das Vorgebürge der guten Hofs nung zutuͤck. Er war der erfte Eng: länder und Hauprbefehlshaber, der die Erdkugel umſegelte; denn Magellan, deſſen Schif dieſelbe Unternehmung ausführte, farb auf diefer Fahrt, ein Name ward fehr beroͤhmt durch einen fo kuͤhnen und giüieflichen Ver⸗ ſuch. Viele, die den Haß der Spa- nier fuͤrchteten, ſuchten die Königin zu überreden, es wäre Flüget, von der ; o' una Unter ı 533 Unternehmung abzuſtehen, den Dra⸗ ke zu ſtrafen und den Schatz wider berauszugeben. Uber Eliſabeth, die Tapferkeit bewunderte, und durch die Aueſicht gereitzt ward, die ihren Feinden abgenommenen Reichthuͤmer zum Erſatz ihres Verluſtes mit ihm zu theifen, befchloß, den tapfern See: fahrer zu beſchuͤtzen; fie begnadigte ihn mit der Ehre eines Ritters, und nahm zu Deptford bei ihm ein Mahl ein, anı Bord’ des Schiffes, das eine fo denfwürdige Reiſe vollender hatte, Da Philipps Geſandter, Mendo⸗ 30, über Drakes Kapereien Elagte, antwortete fie ihın, die Spanier hät: ten dadurch, dag fie fich hoͤchſt unrecht: mäßiger Weiſe ein Recht uͤber die ganze neue Welt anmaften, und davon alle andere europaͤiſchen Nationen aus: ſchloͤſſen, die felbft mit der Abficht, den rechtmaͤßigſten Handel zu treiben, bieher fegela würden, ganz natuͤrlich die andern gereißt, im diefe Länder mit Gewalt einzubrechen, „ Um indef: fen den fpanifchen Monarchen zu be: ruhigen, machte fie, daß ein Theil der Beute an Peter Sebura wieder ausgegeben ward, der fich für einen Agenten der fpanifchen Kaufleute aus: gab, die Drake beraubt hatte. Da fie aber nachher erfuhr, Philipp hät: te das Geld zu fich genommen und ei: nen Theil davon wieder fie felbft in Irland angewandt, umd einen andern Theil, die Völker des Prinzen von Parma zu bezahlen, beſchloß fie, nichts mehr wieder herauszugeben, Die flaststluge und großdenfende unüberwindlichen Flotte. 534 Klifaberb vergaß bei allen Unruhen die Sorge für den innern Wohlftand ihres Reichs nicht, fie nahm die Fluͤcht⸗ linge von allerlei Nationen, Die fich der Religion wegen nach Englarıd bes gaben, nicht nur guͤtig auf, fondern ertheilte ihnen auch verichiedene Frei; beiten, damit fie im Königreiche bleie ben und die Manufakturen, mit wel hen fie fih in ihrem Vaterlande be fchäftige hatten, daſelbſt in Aufnah— me bringen mögten. Diefe Maafre geln hatten auch einen fo guten Ers folg, daß Colcheſter, Norwich, Parmoutb, Canterburp und viele andere Derter mit diefen arbeitfamen Fremden angefüllee wurden, welche die Engländer mancherlei feidene und wollene Zeuge zu verfertigen gelehrt haben, Diele Deutſche wurden aud) in die nördlichen Provinzen des Kö: nigreichs gefandt, welche in den Bergs werfen arbeiteten, Salpeter machten und allerhand eiferne Werfzenge fchmie: deten. Dergleihen Künfte waren den Engländern vor der Ankunft diefer Fremden fchlechterdings unbefant, und wuͤrden ihnen ohne die Klugheit und’ den patriotifchen Eifer der Koͤnigin und ihrer Minifter vielleicht noch lan⸗ ge unbefant geblieben ſeyn. Die Sranzofen und Spanier fahen wohl ein, wie viel die Engländer gewön: nen, umd tie viel fie Dadurch verloͤ— ren, daß ihre Künftler auf jene Inſel flüchteten, und machten daher fcharfe Geſetze, um diefes zu verhindern, wel: che aber zu diefer Abſicht fo wenig bins länglich waren, daß nur noch weit U 2 mehrere 533. mehrere Leute, als zuvor hinüber gien: gen. Man Pan mie Wahrheit fagen, daß die große Handlung der Englänı der ein Segen gewefen fen, den ib: nen Sort für den dieſen bedrängten franzöfifchen und niederländifchen Pro: teftanten in den Tagen ihrer Trübfal. verliehenen Schuß gegeben hat. "Da diefes Königreich fo fichtbarer- Weiſe an Macht und Handlung zu: nahm, fo durfte Philipp, der ſtaats⸗ kluͤgſte Prinz feiner Zeit gar nicht zweifeln, daß es um feinen Plan, die völlige Oberherrfchaft über Eurepa zu erlangen, oder wenigftens alles darin, nad) feinem Willen einzurichten, ges fchehen feyn würde, wofern er nicht ein Mittel ausfündig machte, Eng⸗ land auf einmal zu Grunde zu rich: ten. Inzwiſchen, daß er ſich mit dies , fem Vorhaben befchäftigte, und vers fhiedene Maaßregeln nahm, daffelbe auszuführen, ward er täglich mehr, und mehr zum Unmillen gereizet, da, er fab, wie große Mühe ſich die Könis gin gab, feine Entwürfe zu vernichten, und die große Macht, die, er von feir nem Vater, dem Kaifer Carl.dem fünften geerber hatte, zu ſchwaͤchen. Der 1573 gefchloffene Vergleich war feine Wirkung der aufrichtigen Meiz gung zum Frieden, fondern ein Werk der Staatskunit, weil mau noch nicht mit den Anftalten fertig war, die vor: habenden Unfchläge zur Wir klichkeit zu bringen. Der katholiſche König fuchte der Königin Eliſabeth niche nur Schaden und Ungewach zu verucfa chen, fondern fie auch völlig zu Grum: Geſchichte der fogenanten 33.6. de zu richten, und den englj nStaat gänzlich umzukehren. a num bewerfftelligen zu fönnen, hatte er feis ne Aufmerkſamkeit vornemlich auffols gende drei Punfte gerichtet. Der.erfte beftand darin, daß er unter dem Schei⸗ ne der Religion die meifien ausmärtis gen Prinzen und Staaten wider fie zu vereinigen fuchte; melches er durch Huͤlfe des Pabſtes und verinittelft feiz nes eignen großen Einfluffrs-auch ziem⸗ lichermaaßen bewerkſtelligte; indem er, ſeinen Unwillen ſo weit trieb, daß er ſo gar die kleinen Republiken in Deutſchland aufzuhetzen ſuchte, die Haudlung der Englaͤnder zu ſtoͤren. Zweitens ſuchte er in dem Koͤnigreiche ſelbſt innerliche Unruhen zu erregen, und unterſtuͤtzte die papiſtiſche Parten, auch. unterhielt. er die Farholifchen Flüchtlinge mit großen Koften. In dies fem Unternehmen war er eine Zeitlang glücflich, denn, das Königreich war in beftändiger Bewegung; feine Kräfte waren erfchöpft, und die Negierung, ja das Leben der Königin felbft befand fih oft in Gefahr, weil diefe unrubiz gen Köpfe fich in der flrafbarften Sas che fo.eifrig «finden liefen, als wenn fie. duch die ruhmwuͤrdigſten Bewer gungsgründe dazu wären angetrieben worden. Der legtere Punft, womit König Philipp fi befhäftigte, war diefer, daß, er fo. geheim, als es mögs ‚ lich wäre, eine folche Macht zufammen brächte, wodurch er nebſt der Mitwirs fung feiner andern Anflalten im Stans de ſeyn mögte, ſich auf einmal volls Fommen Meifter von England zu mas 537 machen. Zur diefem Ende fuchte er mit großem Fleiße, feine Seemacht zu verftärten und bei feinen Kriegen in den Niederlanden unter dem Prinzen "von Parma, eine folche Armee bes ftändig bereit zu halten, welche bine laͤnglich wäre, diefe Eroberung ing Werk zu richten, wenn er eine ‚Slotte bereit haͤtte, die diefelbe aufihrer Ueber⸗ fahrt bedecken koͤnte. Die Königin Eliſabeth und ihre Minifter waren zu ſcharfſichtig und hatten zu aefhwindeund gemiffe Nach: richten, ale daß ihnen des Königs von Spanien Vorhaben unbefant geblie: ben wäre. Sie bezeigten dabei ſehr große Klugheit, und gebrauchten alle mögliche Mittel, daffelbe zu zernich: ten, ohne der Welt ihre Furcht merfen zu laffen. uch fuchten fie andere Staaten zu überführen, daß Philipp ihr allgemeiner Feind wäre, deſſen Un: ſchlaͤge auf nichts geringeres abzielten, als alle feine Nachbaren unter das Joch zu bringen. Weil diefe Wahr: beit fo richtig war und ihre eigene Erhaltung fo. nabe angiena, fo machte fie auch einen defto größern Eindruef. Das großeGeheimniß aber, wodurch‘ die Königin alle die liſtigen Entwürfe des Königs von Spanien wider ihre Perfon vernichtete, fcheint den meiften Gefchichtfchreibern der damaligen Zeit unbefant gemwefen zu fegn. Es war diefes. Sie entdeckte die vornehmften ' MWerfzeuge, deren fih Pbilipp zu ibs rem VBerderben bedienen mwolte, aber unüberwindlichen: Flotte. 538 anftart ſie öffentlich zur Strafe zu zies ben, oder fie aus dem Wege zu räuz men, ließ fie diefelben fo Teufen und wenden, daß fie ihr wirklich zur Ers reihung ihrer Abfichten beförderlich. waren, ob fie gleich die ganze Zeit hindurch in Philipps Solde fanden und ihm als feine Werkzeuge dienten, Alfo wurde der fpanifche Gefandte Mendoza, deffen Ränfe und Künfte, wenn er.länger dageblichen wäre, ges fährlich hätten werden fönnen, zu fols chen Maaßregeln verleitet, wodurch er die Mechte eines Gefandten vers wirfte, indem er Leute beftellte, um den Staatsfecretair Cecil zu ermors den, und in der Mache Schmähfchrifs ten wider ihre eigene Perfon in den Saffen arsftrenen ließ. Eben fo ließ man die VBerrärheren der fpanifchen Kundſchafter, welhe in England das Voik verführen, und eine ſtarke Parten bei einem bevorftehenden Eins falle machen folten, früher reif wers den, daß fie ih in Verſchwoͤrungen wider fie einließen, eingezogen, uͤber⸗ führt und hingerichtet wurden. Dies erhellet aus dem Beiſpiele des Parry und anderer Verſchwornen. Ja felbft dem Prinzen von Parma follen fol: he Gedanken in den Kopf gefegt wors den feyn, daß er mehr feinen eignen als des Königs Mugen fuchte, Da unterdeffen die Staaten durch die Ermordung ihres großen Anfübs vers und Befhüßers, des Prinzen von Öranien 3), und duch das 213 Kriegs⸗ a) Die Ermordung dieſes Prinzen iſt ein fuͤrchterlicher Beweiß, wie ſehr der Aber: glaube — 539 Krirgsglück des Prinzen von Parına, im Jahr 1585, aufs äußerfte gerries ben waren, fo ſchickten fie zum zweis tenmale eine fenerliche Gefandfchaft nach London, und boten der Köntgin von neuem an, fie für ihre Monarchin zu erfennen, wenn fie ihnen Schuß und Beiftand gewähren wolte. GEliſabeth harte von Anfange ihr rer Regierung nicht einmal, vielweni ger: jeßt die Wahl gehabt, ob fie mit Philipp in Freundſchaft oder Feind ſchaft leben wolte. Die Abſicht die: ſes ehrſuͤchtigen Monarchen war Feine andere, als fie gänzlich zu Grunde zu richten und England zu erobern, nach: dem ihm die Mitrel, es durch die Ders maͤhlung mit Maria und nachher mir Klifaberb au erhalten, feblge: fohlagen waren, Nichts hätte alſo ers wünfchter und annehmungswürdiger ſcheinen fönnen als dies angebotene Mittel, die Macht diefes Monarchen Geſchichte der fogenanten 540 zu (hmwächen und den etwanigen Vers luſt durch die Erwerbung fo wichtiner Provinzen für das englifche Reich zu erfeßen. Ja es ſchien faft Das einzige Mittel zu ſeyn, die weit ausfehenden Adfichten des ebrfüchtigen und ſtolzen Philipps auf England zu vereiteln. Dennoch aber erregten einige Raͤthe der Blifaberb Zweifel, und widerrier then ihre, den Antrag anzunehmen. Andere hingegen riethen ihr aus den wichtigften Gründen, dieſe Gelegen⸗ beit zu ergreifen, um ihrem Verderben zu entgehen, weil die erbitterten Staas ten zwar nicht allein, aber doch mit den Engländern vereint, der Macht ‚ihres Feindes miderfteben und das Wetter von England zurück halten Fönten. Kurz es fchien gar feinem Zweifel unterworfen, daß Eliſabeth den Antrag annehmen müffe, ja daß fie unreche thäte, wenn fie nicht auf alte mögliche Art den Abfichten Phi⸗ lipps glaube jeden Funken von Menſchlichkeit auslöfhen und Dienfchen in wahre Beftien verwandeln Fan. Spanien hatte damals auf den Kopf des Prinzen drittehalb Tonnen Goldes und einen Adelsbrief gefert. Nicht dies, fondern die Erwerbung des Himmels fcheint Balthaſar Gerhard, einen Burgumder, bewogen zu haben, diefe teufclifche That zu verüben. Er gierg an den Hof des Prinzen und nahm die Larve eines lebendigen Heiligen au. Endlich befahlihm der Statthalter, wieder nach Frankreich, feinem Daterlande zu gehen, aus welchem er um der Religion willen vertrieben zu feyn vorgab. Der Prinz gab ihm noch einen Zehrpfennig mit, wofür er ſich aber zwei Piftolen Faufte, die er mit drei vergifteten Kugeln Iud, und damit zwei Tage hernach, nemlich den zoten Junii 1584 den oraniihen Held, da er von der Tafel gieng, meuchelmoͤrderi— ſcher Weife erfchog. In dem Verhoͤr geftand er, daß er ſchon feit ſechs Jah— ren Willens geweſen wäre, den Prinzen zu entleiben, und drei Jeſuiten hätten altes verfucht, um ihn in dieſem Vorfag zu beftärfen. Im Gefängniß fagte er, daß er den Prinzen, wenn er auch mit taufend Trabanten umgeben wäre, nod) jest ermorden wolte, gefeßt auch, daß er felbft eines taufendfachen Todes dar: über ſterben müßte, weil er dafiir eine große Belohnung im Simmel zu bekommen boffen Fönte. Bei feiner Iangfamen und granjamen Hinrichtung, oder vielmehr Zerfleiſchung, Fieß er nicht die geringfte Empfindlichkeit ſpuͤren. - 541 liops zuvorzukommen und fie zu vers eiteln fuchte, Unter diefen entgegenftehenden Rath⸗ ſchlaͤgen fürchtere die Königin die Fol; gen, die mir jedem äußerften Entfchluf fe verbunden wären, und war geneigt, einen Mittelweg zu nehmen; und ob: gleich ſolche Aufführung felten von guten Folgen ift, fo ward fie doc) in dieſem Entfchluffe von feinem Vorur⸗ theife oder von Gunft, fondern durch Mothmwendigfeit geleitet. Sie durfte durchaus nicht, ohne fich zu widerſez⸗ zen, dem gänzlichen Untergange der empödrten Provinzen zufeben, deren Vortheile fo genau mit den ihrigen verknüpft waren; da fie aber voraus fab, die Annehmung der Herrfchaft über diefelden wuͤrde fie nöthigen, ihre ganze Macht auf deren Bertheidigung zu wenden; würde beiihren Nachbarn Auffehn erregen, und fie dem Vor⸗ wurfe der Ehrſucht und Ufurpation ausfeßen, den fie bisher fo forgfältig vermieden hatte; fo mies fie fogleich diefen Abtrag ab, Sie fchloß aber mit den Staaten ein Buͤndniß auf folgende Bedingungen: Sie wolte zu Ihrem Beiſtande ein Heer von 4000 Zußvölfern und 1000 Pferden hin: über fenden, und fie während des Krie: ges befolden: der General und zween andere Herren, die fie ernennen wür: de, folten zu dem geheimen Rathe der Staaten mit zugelaffen werden: Feine Marren folte, ohne der andern Einwil: ligung, Frieden machen: ihre Koften foiten, nach geendigtem Kriege, ihr wider bezahle; und die Städte Flu⸗ unuͤberwindlichen Flotte. 542 ſching und de Brille, mit dem Ex: fiel Rammekens, indeffen zur Sir cherheit in ihre Hände geliefert werden, Die Königin wußte, diefes Vers fahren würde fie ſogleich in öffentliche Feindfeligfeiten mit Philipp verwißs fein; doch erschrack fie nicht vor dem Anblick der gegenwärtigen Größe dies fes ehrfüchtiaen Monarchen. Das Königreich Spanien war damals blüs hend und volfreich; und des neulich (1580) eroberte Portugal hatte ſowohl den innern Ruheſtand mehr agfichert, als ein reiches fand mit Philipps Reichen verfnüpfer, ibn zum Herrn vieler Pläße in Oftindien, und des ganzen Handels diefer Gegenden ges macht, und feine Seemacht anfehns lich vergrößert, woran es ihm zuvor hauptſaͤchlich mangelte. Ale italienis fche Fürften, auch der Pabft und der römifche Hof waren zu einer Art von Unterwürfigfeit unter ihm gebracht, und fehienen ihre Herrfchaft auf ſehr ungeriffe Bedingungen zu befiken. Das öftreichifche Haus in Deutſch⸗ land, nebft den davon abbängenden Fuͤrſtenthuͤmern, war genan mit ihm verbunden, und bereit, ihn mit Kriegs: völfern zu jeder Unternehmung zu ums terſtuͤtzen. Alle weftindifche Schäße waren in feiner Gewalt; und die da— malige Seltenheit der Foftbaren Mes talle in jedem europäifchen Lande mach te den Einfluß feiner Reichthuͤmer des fto Fräftiger und ausgebreieter. Die Niederlande fchienien auf dem Punkte zu fenn, wider in ihre Knechtſchaft zurück zu fallen; und mau hatte nur ge 543 geringe Hofnung, daß ſie es gegen diefe zahlreichen und verfuchten Heere aus⸗ halten wuͤrden, die unter Anfuͤhrung des erfahrenften Generals wieder fie gebraucht wurden. Auch Frankreich, das der oͤſtreichiſchen Größe das Ge: gengemicht zu halten pflegte, hatte alle feine Macht Durch innere Unruben vers foren; und da die herrfchende Partei deſſelben, die Katholiken, genau mit Pbilipp verbunden waren, erwartete er daber vielmehr eine Verftärfung, als Schwächung feiner Macht. Im Ganzen hegte man uͤberall ſolche Bors urtbeile für die Macht der ſpaniſchen Monarchie, daß der König von Schwer den, da er hörte, Eliſabeth hätte öffent, Jich die Vertheidigung der Holänvder übernommen, fich nicht bedachte, zu fas gen, fie hätte nun die Krone von ihrem Haupte genommen, und fie aufden zweis felbaften Kriegsmechfel zur Wage ges ſetzt. Doc war diefe Fürftin von Natur mehr behutfam , als unterneh⸗ mend; fie hatte allegeit mehr nörhig, durch den Much iprer Minifter anges trieben, als durch deren Klugheit zus ruͤckgehalten zu werden: Wenn fie aber eirte offenbare Mothwendigkeit fab, troßte fie der Gefahr mir große mürbiger Herzbaftigkeitz und da fie fi auf ihre volllomne Weisheit und auch auf die ungerbeilte Liebe ihres Volks verließ, ruͤſtete fie fich zum Wi: derflande, und gar zum Angrif gegen die ganze Macht des katholiſchen Mos narchen. Der Graf von Zeicefter ward an Geſchichte der fogenanten unübermindlichen Flotte, der Spike der engliſchen Huͤlfsvoͤlker — nah Holland geſandt. Er führte eis nen glänzenden Hoſſtaat mit ſich; und batte zu Begleitern den jungen Gras fen von Eſſex, feinen Stieffopn, die Lords Audley und North, Sir Wilhelm Rufell, Sir Thomas Schirley, Sir Arthur Baſſet, Sir Walter Waller, Sir Ger- vas Llifton und einen auserlefenen Haufen von fünfbundert geringern Evelleuten. Ihn empfing, bei feis ner Ankunft zu Fluſching, der Coms mendant, Sir Philipp Sidney, fein Neffe; und jede Stadt, wo er durchkam, drückte ihre Freude durch Zuruf und Ehrenbögen aus, als 06 feine Gegenwart und der Schuß der Königin ihnen die gewiffefte Befreiung gebracht hätten. Die Staaten, die Eliſabeth immer mehr zu ihrer Bers theidigung zu nörhigen münfchten, und wußten, wie viel Keicefter bei ihr galt, legten ihm den Titel eines Statt: balters und Generalcapitains der vers einigten Provinzen bei, gaben ibm ei: ne Ehrenwache, und begegneten ihm in gewiſſen Betrachte wie ihrem unum⸗ ſchraͤnkten Heren. Aber diefer Schritt hatte eine ganz andere Wirkung, als fie erwarteten; Der Königin mißfiel der Kunftgeif der Staaten und Leice⸗ flers Ehraeig: fie gab beiden fcharfe ſchriftliche Verweiſe; und ließ fich mit einiger Schwierigkeit von ihnen, nad) vielen demuͤthigen Abbitten, befänfs tigen. Die Fortfegung folge fünftia. 544 _ nm dannoberiſches Magazin. z gtes Stüd, Montag, den Iten Mai 1780, Gefchichte der fogenanten unüberwindlichen Flotte, und der vor diefer Unternehmung der Spanier hergegangenen Feind⸗ feligfeiten zwifchen England und Spanien, (Fortſetzung.) merika betrachtete man als die Hauptquelle von Philipps Macht, und als den mwehrlos feften Theil feiner Länder; und da Eliſabeth fab, ein öffentlicher Bruch mit diefem Monarchen wäre durchaus unvermeidlich, fo befchloß fie, ihn in jener Gegend nicht zufrieden zu laſſen. Eine Flotte von zwanzig Segeln ward ausgerüftet, die Spanier in Weſtin— dien anzugreifen: 2300 Freiwillige, außer den Geeleuten, giengen am Bord derfelben mit; Sir Franz Drake ward zum Admiral ernannt, Chriſtooh Carlisle zum Befehls: haber der Landtrnppen. Sie nahmen St. Jago bei Capo Verde durch Ueberfall weg; und fanden daſelbſt die Fuͤlle von Lebensmitteln, aber keine Reichthuͤmer. Sie ſegelten 1586 nach Hiſpaniola; und da fie St. Domin⸗ go licht durch einen Sturm erober⸗ ten, zwangen fie die Einwohner, ib: re Häufer durch eine Summe Geldes zu löfen. Carthagena fiel darauf, * nach etwas mehr Widerſtande, in ihre Haͤnde, und ward auf dieſelbe Art behandelt. Sr. Anton und St. Helena, zwo Staͤdte auf der Küfte von Slorida zünderen fie an. Da fie längft der virginifchen Küfte fegelten, fanden fie geringe Weberbleibfel einer Pflanzftadt, die von Walter Ra⸗ leigb dort angelegt, und ganz in Ab⸗ nahme gefommen war, Diefis war der erfte Berfuch der Engländer, fols che Pläße anzulegen; und obgleich fie nachher alle andere europäifche Ratio— nen, ſowohl durch die Lage ihrer Pflanzfiädte, als durch Die edlen Grunds füße der Freiheit und Aemſigkeit übers troffen haben, worauf diefelben ges gründet find; fo waren fie hier doch fo unglücklich gewefen, daß die elene den Pflanzer ihre Pläße verließen und Drake bewegten, fie mie fih nach England zu nehmen. Er Lehrte zus ruͤck mit fo viel Reichthuͤmern, die den Freiwilligen Muth machten, und se Nachrichten von der fpas nifchen 547 nifhen Schwäche in dieſen Ländern, die den Much der Mation zu Fünfte: gen Unternehmungen heftig zu entflans men dienten. Das viele Sterben, das jener Himmelsſtrich auf der Flotte verurfacht hatte, war, wie gewähn: lich, nur eine ſchwache Zurückhaltung der Habfucht und der frohen Hofnun: gen der jungen Abentheurer a). Leiceſters Unternehmungen giens gen nicht fo glücklich als Drakens. Er batte weder Muth noch Fähigkeit, die dem Zutrauen gemäß gewefen waͤ— sen, das die Königin in ihn feßre, Er erhielt zuerft einigen Vortheil in einem Treffen mit den Spaniern und ſchickte eine Verftärfung nah Grave, wodurch diefer Ort in den Stand ges feßt ward, mutbige Gegenwehr zu thun; aber die Feigheit des Kommen: danten van Zeinert machte alle dies fe Bemühungen fruchtlos, Er capis tulirte nach einem fehr ſchwachen Wi: derſtande, ward für feine Aufführung zur Verantwortung gezogen und litt die Todesftrafe nach dem Ausſpruch des Kriegegerichte. Der Prinz von Parma unternapm hierauf die Belas gerung von Venlo, das ſich nach eini⸗ gem Widerftande ergab. Das Schick⸗ fal von Nuys war trauriger; denn es ward mit Sturm erobert, indem die Beſatzung capitulicen wolt, Rhim⸗ berg, das von 1200 Engländern un: ter dem Befehle des Oberften Morgan befegt war, ward darauf von den Spaniern erobert; und Leiceſter, Geſchichte der fogenanfen 548 der fich zu ſchwach glaubte, um Die Aufbebung der Belagerung zu verfus chen, wolte den Drimen von Darına durch ein anderes Linternehmen davon abziehn: Er grif zuerſt Doesberg an und war dort glücklich: darauf lagers te er fih vor Juͤtphen, das der fpaz nifche General für einen fo wichtigen Platz hielt, daß er eilte, es zu befreien, Er ließ den Marquis von Guaſto mit einer Bedeckung anruͤcken, die er in den Plaß zu werfen dachte. Ein Mebel war ihnen günftig: da fie aber zufällig auf einen Haufen englifcher Reuterei ſtießen, erfolgte ein wuͤthen⸗ des Treffen, worin die Spanier Übers manner wurden, Den Fortgang uns terbrach die Näherung des Prinzen von Parına mit der Hauptarmee, Obaleich ein langer Frieden die Eng: länder aller Kriegserfahrung beraubt batte, fo befaß fie doch ein ftarfer Fries gerifcher Geiſt; und die Vortheile, die der Prinz von Parma erhielt, ſchrieb man nicht der höhern Tapfers feit und beffern Kriegszucht der Spa⸗ nier zu, fondern bloß Keicefters Un: gefchieflichfeit. Die Staaten waren fehr unzufrieden mit feiner Führung des Krieges, noch mehr aber mit feiz ner eigenmächtigen und herrifchen Aufz führung; und am Ende des Feldzuges wandten fie fih an ihn wegen einer Vergütung aller ihrer Beſchwerden. Aber ohne ihnen einige Genugthuung zu geben, gieng Leiceſter bald dar: auf nach England zurück. Da a) Man —— Drakens Flotte habe zuerſt den Gebrauch des Tobacks nad) Eng land gebracht. 549 Da Klifaberh hörte, daß Pbi- lipp, der die Beleidigungen, die ihm von den Engländern miederfuhren, nicht zu achten ſchien, heimlich eine große Flotte ausrüftete, um fieanzurgreis fen; fandte fie 1587 den Sir Franz Drake mit einer Flotte aus, feine Gelder aufzußeben, feine Küfte zu be: rauben, und feine Schiffe zu verders ben, Drake fuhr aus mit vier Haupt: fohiffen der Königin, und fechs und zwanzig großen und Fleinen Fahrzeu: gen, die ihm die Tondonfchen Kaufleute zugaben, in Hofnung an der Beute Theil zu haben. Da er von zwei hols laͤndiſchen Schiffen, denen er auf feis ner Fahrt begegnete, erfuhr, Daß eis ne reich beladene fpanifche Flotte zu Cadix läge, und im Begrif wäre, auf Liſſabon zu fegeln, als dem Vers famlungsplaße der bejtimten Flotte: fo richtete er feinen Lauf nach jenem Haven, und that einen fühnen und glücklichen Angrif auf den Feind. Er zwang fechs Galeeren, die ibm die Spiße boten, unter den Forts Schuß zu ſuchen. Er ftecfte über hundert Schiffe in Brand, die mit Krieges vorrath und Schifegütern beladen was ten, und bohrte ein großes Schif des Marquis vonSanre Crus zu Örun: unübermwindlichen Flotte, 550 de. Darauf fegelte er nach Capo Se. Vincent, und eroberte mit Sturm die Veſtung auf diefem Vorgebuͤrge, nebft drei andern ftarken Schanze. Er bot darauf Liffabon Trotze da er aber. fand, daß die Kaufleute, die ſich bloß in Hofnung des Geminftes mie ihm verbunden hatten, über diefe kriege⸗ tifchen Unternehmungen mißvergnuͤgt waren, fegelte er nad) den Tercerain⸗ infeln, um dort ein gewiffes reiches aus Ojtindien kommendes Schif zu ers warten, das in diefe Gegend kommen folte. Ce war fo glücklich, daß er feine Beute antraf ; und diefe geſchwin⸗ de Ausfuͤhrung ihres Unternehmens, woran das Publikum fo geringen An⸗ theil nahm, ermunterte die Ebentheus ter, weitere Berfuche zu wagen; die englifchen Seeleute ernten die unges beuren fchweren Schiffe des Feindes verachten; die fpanifchen Seertftuns gen wurden vernichtet, die vorgehabte Unternehmung wider England auf ein Jahr verzögert; und für die Königin Zeit gewonnen, wider diefen furchke baren Angrif fihere Maaßegeln zu nehmen b). In diefem Jahre rüflete aud) Thos mas Cavendifb, ein Edelmann aus Devonfbire, der durch feinen Auf: Mm 2 enthalt b) Noch eine andere Urfache der Verzögerung des Auslaufens der Flotte wird in deg Herrn von Beauſobre allgemeiner Einleitung in die Renntniß der Dolit E, der Sinanz und Sendlunasmwiflenfihaft, überfegt vom Seren Drof. Albaum. Riege 1774. 2 Th. ©. 326, angegeben. Ein einziger Banquier, heißt cs dafelbft, ficherte die Königin Eliſabeth gegen alle Abſich— ten Spaniens, dag die unuberwindlihe Flokte ausgerhfiet Hatte. Als die Königin die Gefahr vernahm, die ihr. drohete, hatte fie Feine Schiffe, die fie den ſpaniſchen hätte entgegen ſetzen Fönnens cin Theil derjenigen, die in den Häven 551 enthalt am Hofe ein anſehnliches Ver⸗ moͤgen verſchwendet, und nun auf Ko⸗ ſten der Spanier ſeine Umſtaͤnde zu ver⸗ beſſern beſchloſſen hatte, zu Plpmourb drei Schiffe aus, eines von 120 Ton: nen, das andere von 60, und das dritte von 405 und fuhr mit diefen Pleinen Schiffenauf Ebentheuer in das fhdliche Meer und verübte große Räu: bereien an den Spaniern, Er nahm ihnen neunzehn Schiffe, deren einige veich beladen waren; und da er um das Vorgebuͤrge der guten Hofnung zuruͤckkehrte, Fam er wieder nad) Eng: land, und lief, wie im Triumpfe, in den Fluß ein. Seine Schifleute und Soldaten waren in Seide gekleidet, feine Segel von Damaft, feine Topp» fegel von goldnem Stüce; und man fchäßte feine Beute für die reichfte, die je war nach England gebracht worden, Die tandunternebmungen der Engs länder im diesjährigen Feldzuge (1587) brachten der Nation nicht fo viel Bor: theil und Ehre. Die wichtige Bes flung Deventer vertraute Keicefter Geſchichte der fogenanten F 552 dem Wilhelm Stanley mit einer Befaßung ven 1200 Engländern; und diefen katholiſchen Edelmann ſetzte die Entdeckung der babingtonfchen Ver⸗ fhwörung wider Klifaberb in Unru⸗ be, daß er beforgte, man wiirde Fünf: tig in England jedem, der feines Glaus bens wäre, mir Mißtrauen begegnen Er ließ ſich mit den Spaniern in einen Briefivechfel ein, verrietb ihnen die Stadt für eine Summe Geldes, und beredete die ganze Beſatzung, mit ihm in fpanifche Dienfte zu geben. Ro land Work, dem eine Schanze bei Zuͤtphen untergeben war, abmte fein Beifpiel nach; und die Holländer, die ſchon mit Leicefter unzufrieden und argmöhnifch gegen die Engländer was ren, brachen in laute Klagen aus, über die Unvorfichtigkeit, wonicht gar Bers rächerei, feiner GStaatsverwaltung. Bald darauf Fanı er ſelbſt in den Nies derlanden an; aber feine Aufführung war gar nicht darnach eingerichtet, fie zufrieden zu ftellen, oder den Urgwohn zu entfernen, den fie gegen ihn hegten. Weil Häven und auf Werften Tagen, Fonten erft in einem Fahre gebraucht werden; und man war in großer Unruhe. Ein Banguier, der den Zuftand der fpanis {chen Finanzen Fannte, wußte, daß die Flotte nicht anders unter Segel gehen konte, als vermittelft der Wechfel, die man auf die genuefifche Bank zöge. Er verfiel alfo darauf, aus allen Hanvdelsplägen in Europa alle Summen, die er nur negotiiren Fonte, an fich zu bringen, um fie alle in die genuefifche Bank nie derzulegen; damit fie, durch feine großen Nimeffen, ganz in feiner Gewalt wäre, und fie, fo bald er nicht welte, denn Spaniern nicht helfen Fönte. Da er wußte, daß es bloß darauf ankam, diefe Nimeffen fo lange in Genua liegen au laffen, bis es die Jahrszeit nicht mehr erlaubte, die Flotte abzufchiefen ; fo berechnete er, daß die Wechfelreuterei 40,000 Pfund St. Foften würde, und er ſchlug es der Königin vor, fie, für diefen Preis aus aller Verlegenheit zu reif; fen. Der Vorſchlag ward angenommen und fo geheim ausgeführt, daß Phi- lipps Hände gebunden waren, und er erft im folgenden Jahre die Flotte Fonte auslaufen laſſen. 553 Weil der Prinz von Parma Sluys belagerte, ſuchte er diefen Platz von der See: und hernach von der Landfeite zu befreien: Beide Unternehmungen aber fchfugen ihm fehl; und da er den fchlechten Erfolg der übeln Auf: führung der Holländer zufchrieb, was ren fie eben fo frei in ihrem Tadel über die feinige. Der Bruch zwifchen ih: nen ermeiterte fich täglich ; fie verach- teren fein Anſehn, widerfeßten fich ſei⸗ nen Maaßregeln,und achteten nicht auf feinen Rath; indem erdurch ein herri— ſches Betragen und durch Gewalt je: nes Gewicht wieder zu erlangen fuchs te, das er durch feine unvorfichtigen und ſchlecht überlegten Mangregeln verloren hatte. Diefe Nation hatte ihn fogar im Verdacht eines Ent: wurfs, ihre Freiheiten zu fchmälern, und die&iferfucht, die man gegen ihn begte, fieng gar an, ſich auf die Kö: nigin ſelbſt auszudehnen. Diefe Für ftin hatte fih auf Friedensunterhand: lungen mit Spanien eingelaffen; man hatte deswegen eine Zufammenfunft zu Bourbourg, einem Dorfe bei Gravelines, eröfnet: Und obgleich beide Höfe, befonders aber der fpanis fche, Peine andere Abficht harten, als daß jeder feinen Feind durch Unter; handlungen aufhalten, und daß fie fich von beiden Seiten an Zuräftungen zur Vertheidigung und zum Angriffe bin: dern wolten; fo gerierhen doch Die Nies derlaͤnder, die entfchloffen waren, unter feiner Bedingung fih dem fpanifchen Joche wider zu unterwerfen, in Furcht, England mögte ihre Freiheit feinen unuͤberwindlichen Flotte 554 Staatsvortheilen aufopfen. Die Königin aber, welche die Wichtigkeit ihrer Verbindung mit den Staaten bei diefen Zeitlänften eimfab, befchloß, ihnen völlige Genugthuung zu geben; indem ſie Keicefter zurück rief, und ibm befahl, feine Starthalterfchaft niederzulegen. Moritz, ein Sohn des Prinzen von Öranien, ein Jüng: ling von zwanzig Jahren, ward an feine Stelle von den Staaten zum Statthalter erwaͤhlt; und Peregris ne, tord Willougbbp von der Kö: nigin zum Befehlshaber der englifchen Kriegsvölfer ernannt. Die Maaße regeln diefer beiden Feldherrn wurden ſehr verhindert durch Keiceffers Bos⸗ beit, der eine Partheihinterlaffen hatte, und noch durch feine Unterhändfer ver: fuchte, alle Unternehmungen ver Staa: ten zu flören. Go bald’aber Eliſa⸗ berb von diefen Unorönungen Nach: richt befam, forgte fie, diefelben wis der gut zu machen, und noͤthigte alle Englifchgefinnte, mit dem Prinzen Mori übereinftimmend zu handeln, Aber obgleich ihre Vernunft über ihre Partheilichkeit gegen Leiceſter fo weit fiegte, fo fonte man fie doch nie zur völligen Einficht feiner Laſter und feis ner Ungefchicklichkeit bringen. Philipp hatte zwar bis jet der Königin Klifaberb (1588) noch ims mer nicht den Krieg erflärt, aber lans ge ein heimliches und beftiges Berlans gen gehegt, fih an ihre zu rächen. Auch feinen Ehrgeig und die Hofnun⸗ gen, fein Reich zu erweitern, ermuns texte feine glücklichetagefehr; nemlich Mm 3 die 553 die Eroberung Portugals, der Zur wachs des indianifchen Handels und der dortigen Eolonien, und die jaͤhr— liche Einführung. großer Schäße aus America. Der Punkt, worin er feis nen böchften Ruhm fegte, der beſtaͤn— dige Gegenſtand feiner Staatslunſt, war, die Rechtglaͤubigkeit zu ſchuͤtzen, und die Ketzerei auszutotten, und da Eliſabeths Macht und Anſehn das Hauptbollwerk der Proteſtauten war, ſo hofte er, wenn er dieſe Fuͤrſtin uͤber⸗ wände, den ewigen Ruhm zu ermers ben, daß er im Stande gewefen wäre, die ganze chriftliche Welt wieder zur katholiſchen Gemeinfchaft zu vereint; gen, Ueberdies reißte ihn fein Unwille gegen feine abgefallenen Unterthanen in den Niederlanden, die Engländer anzugreifen, die wegen ihrer nahen Naͤchbarſchaft die Holländer fo wohl unterftüßen konten, und fie ihrer eige⸗ nen Sicherheit wegen unterftügen mußs ten, daß er nie hoffen durfte, diefe Abtrünnigen ſich wieder zu unterwers fen, fo lange die Macht jenes König: reiche. ganz und ungefchwächt bliebe Die Ueberwindung Englands, fhien eine notbwendige Vorbereitung zur Widerherſtellung feines Anſehns in den Niederlanden; und alles Anfcheins ungeachtet, war jenes.an fich ſelbſt ſo⸗ wohl ein wichtigeres, als leichteres Unternehmen als diefes. Jenes Koͤ— nigreich lag Spanien näher, als die Niederlande, und war den Einfällen von dieſer Seite mehr ausgefeßt: wenn einmal -ein Feind den Eingang erlangt, hatte, fo war es weder, Geſchichte der fogenanten 556 durch Kunft noch Natur fo befeftiger, wie das leßtere, ein langer Frieden batte es aller Kriegszucht und Erfahs rung beraubt: und die Katholiken, wovon es noc) einen — 535 hatte, würden bereit ſeyn, wie, man hofte, ſich mit dem zu vereinigen, der einen Angrif thaͤte, und fie von den Verfolz gen befreiete, die jetzt wider fie ergiens gen, und den Tod der Königin von Schottland. rächte, der fie alle ihre Lies be zugewandt hatten. Das Schickſal Englands mußte in einer Schlacht zur See, und in einer zu Lande entfchies den- feyn: und mas für ein Vers gleich zwifchen, ven Engländern und Spaniern, fo wohl in Abficht auf die Seemacht, als die Anzahl, den Ruhm und die verfuchte Tapferkeit ihrer Hee⸗ re? Außer dem Gewinne von einem fo großen Königreiche, ficherte der gluͤckliche Erfolg in England ihm Die Unterwerfung der Hollaͤnder, die, wenn fie von jeder Seite angegriffen, und aller Unterftüßung beraubt waͤ— ren, ihre fleifen Hälfe unter diefeg Noch ſtrecken müßten, dem fie fo lange widerftanden, waren. Zum Gluͤcke wuͤrde dieſer Eroberung, die für die Größe Spaniens von der Außerften Wichtigkeit war, fich jeßt die Eifers fucht der benachbarten Mächte nicht wiederfeßen, denen fo ſehr daran geles gen wäre, den Fortgang diefer Unters nebmung zu verhindern, Gin Waf— fenftillftand war neulich mit den Türs Een gefchloffen; das deutſche Reich war in den Händen eines Freundes. und nahen Berwandten; und Frank reich, 957 teih, Spaniens beftändiger Neben: buhler, war fo durch innere Unruhen zerriffen, Daß es nicht Zeit hatte, eini— ge Achtung auf fremde Angelegenbeis ten zu wenden. Diefe günffige Gele: genbeit alfo, die fich vielleicht nie wi⸗ der zeigen mögte, mußte er ergreifen, und einen fühnen Verfuch wagen, die: fe Obermacht in Europa zu erlangen, wozu die damalige Größe und der bluͤ⸗ hende Zuftand der Spanier fie völlig zu berechtigen fchien. Diefe Hofnungen und Beweggruͤn⸗ de nörhigten Philipp , ungeachtet fei: ner vorfichtigen Gemuͤthsart, Diefe wagliche Unternehmung zu verfuchen; und obgleich der Herzog von Parma, da er ihn au Rathe zog, fich dem Ans ſchlage widerfegte, wenigſtens die North: wendigkeit vorftelte, zuvor von einigen Seeftädten in den Niederlanden Be: fig zu neßmien, die der fpanifchen Flotte zur Zufluche dienen mögten, fo be ſchloß doch der Farholifche Monarch, fo gleich zur Ausführung feines ehr⸗ füchtigen Entwurfs zu fchreiten, Eine Zeitlang hatte er heimliche Zurüftun: gen gemacht; aber fo bald er völlig entſchloſſen war, wiederfcholl jeder Theil feines weiten Reichs vom Ge täufche der Waffen; und alle feine Minifter, Generale und Admirale, wurden zur Beförderung diefes Ent: wurfs gebraucht, Der Marquis von Santa Cruz, ein Seeofficier von großem Ruhme und großer Erfah: rung, war zum Befehlshaber der Slot: re beſtimmt, und die Schiffe wurden nach feinem Rathe ansgeräfte In unuͤberwindlichen Flotte. 558 alten Häden von Sicilien, Meapel’ Spanien imd Poriugall, brauchteman Kinftter, um Schiffe von ungewößns licher Größe und Stärke zu bauen; Schifsvorrath Faufte man mit gewals tigen Koften; man fegte Magazineans man errichtete Kriegesheere, und legte fie in die fpanifchen Seeſtaͤdte; und machte Entwürfe, eine folche Flotte und Schifsbeſatzung auszuräften, die nie in Europa ihres gleichen gehabt hatte, Die Kriegsräftungen in Flan⸗ dern waren nicht weniger furchtbar. Kriegsvölfer kamen jeden Augenblick von allen Seiten zufammen, um den Herzog vom Parma zu verflärfen, Capizuchi und Spinelli brachten Bölfer aus Stalin; der Marquis von Borgaut, ein Prinz aus dem Haufe Deftreih, warb in Deutfch: land; die Wallonifchen und Burgum difhen Regimenter wurden vollzählig gemacht, oder vermehrt; die fpanifchen Fußvoͤlker mit neugeworbenen vers ftärft; und’ ein Heer von 34,000 Mann in den Niederlanden verfums: melt, und in Bereitſchaft gehalten, nach England hinüber zu geben. Der Herzog von Parma brauchte alle Zim⸗ merlente, die er in Flandern , in Nie⸗ derdentfchland, oder an den Küften der Oſtſee befommen Fonte; und bauete zu Duͤnkerken und Nieuport, be fonders aber zu Antwerpen, eine große Anzahl Böte und platte Fahr: zeuge zum Meberfchiffen feines Fuß: volfs und feiner Neuteren nach Eng: land. Die berihmteften adelichen und fürfifichen Perfonen ans Stalien und Spanien .559 Spanien waren eiferfüchtig, an. der Ehre dieſer großen Unternehmung Theil zu haben. Don Amadeus von Savoyen, Don Juan von Medis cis, Defpafian Gonzaga, Herzog von Sabionerte , und der Herzog von Paſtrana eilten, fih mit dem Heere unter dem Herzog von Parma zu vereinigen, Ueber zwei taufend Freywillige, worunter viele von guten Haͤuſern waren, hatten fich in fpani: ſche Dienfte begeben: Man begte gar feinen Zweifel, daß fo meitläuftige Zurüftungen, mobei Officiere von fo vollkommener Gefchicklichfeit ge: braucht wurden, einen glücklichen Er⸗ folg haben müßten, und, die Spanier, die auf ihre Macht prablten, und von leeren Hofnungen aufgeblafen waren, batten fchon ihrer Flotte den Namen der unuͤberwindlichen Slorte ger geben, - ‚Nachrichten von dieſen außeror: dentlichen Zurüftungen waren bald nach England gefommen; und unges achtet der Heimlichkeit des fpanifchen geheimen Raths, und ihres Borges bens, daß. fie. diefe Macht in Indien Brauchen wolten, ſchloß man. doch leicht , fie waͤren geſonnen, etwas auf England zu unternehmen, Die Koͤ— nigin hatte den Angrif voraus gefer hen; und da fie nun für ihre Krone gegen die ganze fpanifche Macht ſtrei⸗ ten mußte, ruͤſtete fie ſich zum Wider, ftande; und erfchrack nicht vor jener Macht, wovon ganz Europa fürdhtete, daß diefelbe fie nothwendig überwin: den müßte, Ihre Macht hatte in der Gefhichte der fogenanten unübermindlichen Flotte, 560 That gar nicht das Auſehn, daß fie einem fo mächtigen Feinde widerftehn koͤnte. Alle Schifsleute in England machten damals nur eine Anzahl von 14,295 Mann aus, Der Umfang dee englifchen Schiffe war überhaupt fo, Flein, daß, außer wenigen Kriegsfchifs fen. der Königin, nicht vier der Kaufs mannsfchiffe 400 Tonnen Raum hats ten, Die Pönigliche Fiotte beftand nur aus 28 Fahrzeugen, deren viele fehe Flein waren; feines war. von größerer Bauart, als. die größeften englifchen Fregatten, und die meiften verdienten mehr den Namen der Schaluppen, als Schiffe. Un die damalige Unanfehns lichkeit der englifchen Seemacht zu zeigen, führt Campbell ein Verzeichs niß der föniglichen Kriegsfchiffe vom Sabre 1578 an, nach welchem die ganze Flotte aus 24 großen und Pleis nen Schiffen beftand. Das größte darunter hieß der Triumph und war von taufend Tonnen, das Pleinfte, der Georg, war unter fechzig Tonnen Zu eben diefer Zeit beliefen fich alle Schiffe in ganz England, die von hundert Tonnen und Darüber waren, nur auf hundert und fünfund dreißig, und alle unter hundert und über viers zig Tonnen, auf fechs hundert und ſechs und funfjig. In einer Rech— nung des Zeughauſes, wird die An: zahl der Kanonen auf den Kriegsfchifr fen im Jahre 1578 nicht höher als funfhundert und vier angegeben. (Die Spanier hingegen hatten zwei taufend fehs hundert und dreißig auf ihrer Flotte.) Die Fortfeßung folge Fünftigs Hannoyeriſches Maggazin. 368 Stuͤck. Freitag, den zten Mai 1780, Geſchichte der fogenanten unüberwindlichen Flotte, und der por diefer Unternehmung der Spanier hergegangenen Feind⸗ feligkeiten zwifhen England und Spanien. ( Zortfsgung.) amit man fich einen Begrif von der NAusrüftung diefer Schiffe machen Fönne, führe ich aus dem von Campbell eingerückten Vers zeichniffe das größte und Fleinfte hier an. Nr. T. Der Triumpf. 1. Mannſchaft, 780, wovon Matrofen — 450 Buͤchſenmeiſte — 50 Soldaten — 200 2. Geraͤthſchaft Buͤchſen — — 250 Bogen — — 50 Buͤndel Pfeile — 100 Piken — — 200 Bruſtharniſche — 100 Mariner a) — 200 3. Groͤße der Ladung — 1000 Ne 24. Der Georg. 1. Mannſchaft, 50, wovon Matroſen — 40 n a) Eine Art damals gebraͤuchlicher Waffen, die jetzt nicht mehr gebraucht werden. * Büchfenmeifter — 10 Soldaten — keine 2. Geraͤthſchaft Buͤchſen — — 12 Bogen — — 10 Buͤndel Pfeile — 20 Piken — — 15 Hellebarden _- 20 Mariner — 30 Der einzige Vortheil der englis fhen Flotte beftand in der Gfchick lichfeit, und dem Muthe der Seeleute, die gewohnt waren, auf flürmifchen Meeren zu ſegeln, und fich allen Ges fahren auszuſetzen; in welchem Stücke fie die fpanifchen Seeſoldaten fo ſehr übertrafen, als ihre Schiffe an Größe und Stärfe unter jenen waren. Alle engliſche Handelsftädte wurden er: ſucht, Schiffe zur Verſtaͤrkung diefer kleinen Flotte berzugeben, und zeigten bei diefer Gelegenheit einen muthigen Eifer zur Vertheidigung ihrer Frei⸗ heit und ihres Glaubens, wider jene N nahen — 563 neben Gefahren, die ihnen droßeten. Den eiftigften Antheil nahmen die tondonfchen Bürger an der gemeinen Sache, und rüfteren, flat funfjehn Schiffe, die von ihnen waren verlangt worden, freiwillig noch einmal fo viel aus. Der niedrige und bobe Adel mierhere und bemannete 43 Schiffe auf feine eignen Koften; und alle Darlehne, welche die Königin ver langte, gewährten ibr diejenigen, an die fie fich wandte, ford Carl 0: ward von Effingbam, en Mann von großem Muthe und Faͤhigkeiten, war Lord Ndmiral, und uͤbernabm die Befehlshaberfchaft diefer Flotte; Dre: Pe, Hawkins und Srobifber, die be: ruͤhmteſten englifchen Seeleute, dien: ten unter ibm, der erfte als Unterad— miral, und der zweite als Eoutreadmi: ral. Die Haupıfiotte lag zu Dips moutb. Ein Eleineres Gefchwader von vierzig englifchen und bolländi- ſchen Schiffen hatte ford Seymour, zweiter Sohn des Protector Som merſett, unter feinen Befeblen, und lag damit bei Duͤnkerken, um den Herzog von Parma aufzuheben, . Die englifche dandmacht hatte, mit der ſpaniſchen verglichen, ganz andere Eigenichaften, als ihre Seemacht; fie war zahlreicher , als die feindliche, aber weit unter ihe an Krirgszucht, Ruhm und Erfahrenheit, Ein Heer von 20,000 Mann war in verfchiede: ne Haufen längft der Suͤdkuͤſte ver theilt; und diefe hatten Befehl, wenn fie die Laudung der Spanier nicht vers’ hindern Fönten, fich zurückzuziehen, Geſchichte der fogenanten ihre Befehle mir Ruhe gab, ihr Volk 564 das Sand umher zu verderben, und auf Verſtaͤrkung aus den benachbarten Graffchaften zu warten, ehe fie ſich dem Feinde näheren. in Heer von 22,000 zu Fuß, und 1000 zu Pferde, unter dem Befehle des Grafen von Leiceſter, fiand zu Tilbury, um die Hauptſtadt zu vertheidigen. Die Hauptarniee befland atıs 34,000 zu Fuß, und 2000 Pferden, und ward» vom tord Hundsdon, einem wackern, wirkſamen, entichtoffenen Mann und uaben Anverwandten der Königin, angeführt, Diefe Macht folte her Perſon der Königin zum Schutze dies nen, und fich allerwaͤrts hinziehn, wo der ‚Feind fich fehen ließe, Das Schick fal Englands, wenn alle fpanifche Heere landen Eönten, ſchien von dem Ausgange einer einzigen Schlacht abs zußängen; und Männer von Nach— denfen hegten die fchrecktichften Bes foraniffe, wenn ſie die Macht von 50,000 verſuchten Spaniern, die von erfahrenen Dfficteren unter dem Herzo⸗ ge von Parma, dem vollkommenſten General diefer Zeit angeführt wurden, bettachteren, und diefe furchtbare Ruͤ⸗ ftung mit der Kriensmacht verglichen, die England, Das zwar nicht durch den Frieden entfräfter, aber doch lange des Krieges ungewohnt war, Dagegen aufitellen konte. Der vornehmſte Schuß des König: reichs fehten in der muthigen und Plus gen Aufführung der Königin zu ber ſtehn; die fich durch die gegenwaͤrti⸗ gen Gefahren nicht ſchrecken ließ, alle zu 605 zu einer ſtandhaften Gegenwehr er⸗ munterte, und jedes Mittel brauchte, daß ihr fo wohl die einbeimiſche Lage ihrer Sachen, als ihre auswaͤrtigen Verbindungen verſchaffen konten. Sie ſandte Sir Robert Sydney nach Schottland, und ermahnte den Koͤ— nig, ihr ergeben zu bleiben, und die Gefahe zu bedenken, womit die Ehr⸗ ſucht des fpanifchen Tyrannen ſein koͤ— nigliches Anſehen nicht weniger, als das ihrige bedrohete. Der Gefandte fand Jacob geneigt genug, eine Ber: Bindung mit England zu unterhalten; und er biele ſich fo gar in Bereitjchaft, der Eliſabeth zum Beiftande mit der Macht feines ganzen Königreichs aus: zuruͤcken. Ihr Anſehn bei dem Ko: nigevon Daͤnnemark, und das Band ihres gemeinfchaftlichen Glaubens nö: thigten diefen Fuͤrſten, auf ihr Anſuchen fich eines Geſchwaders von Schiffen zu bemächtigen, die Dhilipp in den Da: nifchen Häven gekauft oder gemiethet hatte. Die Hanfeeftädte fanden zwar damals nicht in gutem Vernehmen mit Zlifaberh, fanden ſich aber doch Durch Diefelben Gruͤnde bewogen, die Ausruͤſtung einiger Schiffe in ihren Häven fo lange zu verzögern, daß fie zu der Abſicht einer fandung in Eng: land unnig wurden. Die Fran: zofen waren zu Flug, als daß fie den Spaniern einige Hülfe hätten Teiften follen; und die Holländer rüfteten zum Dienfte der Königin eine anfehnliche Flotte unter dem Grafen Juſtin von Naſſau aus. Alle Proteftanten in ganz Europa betrachteten dieſe Unter: unüberwindlichen Flotte. 566 nehmung als die, Pritifchfte Begeben⸗ beit, die auf immer das Schickfal ihs ver Kirche entjcheiden folte: und ob fie gleich wegen ihrer Entlegenheit nicht ihre Macht mit Zlifaberh vers einigen konten, fo. richteten fie doch ihre Augen beftändig auf ihr Betras gen und ihr Gluͤck, und fahen mit Aengſtlichkeit, die mit Bewunderung vermiſcht war, den unerfchrockenen Muh, womit fie diefem fuͤrchterlichen Ungewitter entgegen gieng, das ihr jeden Augenblick näher kam. Die Königin merkte auch, daß aufs fer der allgemeinen Liebe, die fie ges noß, und dem Vertrauen, daß ihre Unterthanen auf ihre Pluge Regierung feßten, der allgemeine Eifer des Volks für den proteftantifchen Glauben, und die ftarfen Vorurtheile, die es wider das Pabſtthum eingefogen hatte, die feftefte Stüße ihres Thrones fey. Sie forgte bei diefer Gelegenheit dafür, bei der Nation ihre Anhaͤnglichkeit an ih: ven Ölauben, und jenen Abfchen wis der Die Öegenpartei aufs neue zu be leben. Man erinnerte die Engländer ihrer vorigen Gefahr vor der fpaniz fen Tyrannei; alle Unmenfchlichkei: ten, die Maria wider die Proreftan: ten ausgeuͤbt hatte, ſchrieb man den Rathſchlaͤgen dieſer fcheinfrommen und herrſchſuͤchtigen Nation zu; die Blutbaͤder in Indien, die unaufhoͤr⸗ lichen Hinrichtungen in den Niederlan⸗ den, die entfeglichen Graufamfeiten und Ungerechtigfeiten der Inquiſition fiellte man ihnen lebhaft vor, man machte ein Verzeichniß und eine Be: Rn fhreibung 567 ſchreibung befant, und theilte Bilder aus von den verfchiedenen Marterwerf: zeugen, womit die fpanifche Flotte folte beladen ſeyn; und brauchte fo: wohl jeden Kunftarif, als jeden Ber meggrund, das Volk zu murbiger Dertheidigung ihres Glaubens, ihrer Geſetze und ihrer Freiheiten zu ers muntern, Indem aber die Königin in diefen Pritifchen Umſtaͤnden die Erbitterung der Nation wider das Pabfithum reig: te, behandelte fie die Anhänger diefer Sekte mit Mäßigung, und wuͤthete nicht gegen fi. Ob fie gleich wußte, daß der neue Pabſt Sixtus der fünfz te, der wegen feiner Faͤhigkeit und Tyrannei berühmt war, eine neue Ex⸗ communicationsbulle wider fie hat: te ausgehen laffen, ihre Unterthanen von ihren Eiden und Pflichten losge: fprochen, einen Kreuzzug wider Eng: land aufgeboten, und jedem völligen Ablaß ertheilt hatte, der fich zu dieſer Unternehmung anbeifchig machte: fo wolte fie doch nicht glauben, daß alle ihre farholifchen Unterthanen fo ver: blender fenn Fönten, der Andächrelei ihre Pflicht gegen ihre Monarchın und die Freiheit und Unabbaͤngigkeit ihres Baterlandes aufzuopfern. Sie ver: warf alle gemwaltfamen Rarbfchläge, die ihr angaben, Vorwand zu firchen, um die Häupter diefer Dartei aus dem Wege zu fchaffen : fie wolte nicht ein: mal eine beträchtliche Anzahl derjelben gefangen feßen; und da die Katholi: fen diefe gute Begegnung merfren, zeigten fie allgemein den höchften Eifer Gefchichte der fogenanten 568 für die fandesvertheidigung. Einige geringere Edelleute diefer Sekte, die fih bewußt waren, daß fie Bilfigers weiſe Fein Zutrauen oder Anfehn er warten dürften, begaben fich ale Frei⸗ willige auf die Flotte, oder zu der At mee: einige rüfteten Schiffe aus auf ihre eigenen Koften, und gaben Pros teftanten die Befehlohaberſchaft dars über: andere waren gefchäftig, ihre Pater, Lehnsleute und Machbarn zur Vertheidigung ihres Landes zu ers muntern: und jeder Stand vergaß für itzt allen Parteiunterfchied, und fchien fi mir Ordnung und Murb zu rüften, um der Gewalt jener drohenden Fein: de zu wiederſtehn. Um noch mehr den Priegerifchen Geiſt diefer Marion zu erwecken, ers fchien die Königin felbft zu Pferde in dem Lager bei Tilburp; fie ritt durch die Glieder, zeigte eine fröliche und lebhafte Mine, ermahnte die Solda: ten, ihrer Pflicht gegen ihr fand, und ihren Ölauben eingedenf zu ſeyn; und erflärte ihre Abſicht, ob fie gleich ein Ärauenzimmer wäre, fie felbit wider den Feind anzuführen, und lieber in der Schlacht zur fterben, als den Uns tergang und Die Knechsfchaft ihres Volks zu überleben, Ihre Rede ver: dient hier ganz eingeruͤckt zu werden, Sie Inutet alfo: „Mein treues Bolf, „wir find von eittigen, denen uns „fere Sicherheit am Herzen liegt, bes „redet worden, uns zu hüten, daß „wir ung nicht einer gewaffneten Men; „ge überlieffen, aus Furcht vor Ver⸗ „tärherei: aber ich verfichere euch, für „mein 569 „mein geben mögte ich in mein treues „und mich liebendes Volk fein Miß: „trauen fegen. Tyrannen mögen fich „fürchten: Sch babe mich immer fo „bertanen, Daß ich naͤchſt Gott, meine „Hauptftärfe und Bedeckung in den „seborfamen Herzen meiner Untertha- „nen, und ihrem geneigten Willen für: „he: und deswegen bin ich jeßt unter „euch gefommen, nicht zu meiner Er: „bolung oder für die Langeweile; fons „dern weil ich entfchloffen bin, mitten „in dem bißigften Gefechte unter euch „zu leben oder zu ſterben; fiir meinen „Gott, fiir mein Königreich und für „Volk, meine Ehre und mein Blut „in den Staub hinzulegen. Ich weiß, „ich habe nur den Körper eines ſchwa— „hen und zärtlichen Franenzimmersg; „aber ich habe Das Herz eines Königs „und zwar eines Königs von England; „und ich hielt es für einen niedrigen „Edimpf, wenn Parma oder Spa- „nien, oder irgend ein europäifcher „Fuͤrſt es wagen dürfte, im meine „Graͤnzen einzudringen. Lieber, ehe „ich eine Schande durch mic) auf euch „kommen laffe, will ich feldft vie „Waffen ergreifen; ich will enre ‘Feld: „bertin, Richterin, und Belohnerin „jeder eurer Kriegsthaten ſeyn. Ich „erkenne ſchon aus eurer Bereitwillig⸗ „eeit, daß ihr Belohnungen und „Siegskränge verdient habt; und wir „verfichern euch auf unfer fürfiliches „Wort, daß fie euch verdientermaaßen „‚follen ausgetheilt werden, Mittler unuͤberwindlichen Flotte. 570 „weile fell mein Generallieutenant „meine Stelle vertreten; niebefahl ein „Sürft einem edlern und würdigern „Unterthanen; und ich zweifle nicht, „mir werden durch euren Gehorfam „gegen meinen General, durch eure „Einigkeit im Lager, und eure Tapfer; „feit im Felde, im kurzen einen bes „rühmten Sieg erlangen über diefe „Seinde meines Gottes, meines Kb; „nigreichs, und meines Volks.“ Durd) diefes muthige Bezeigen ber lebte fie wider die Zärtlichkeit und Bes wunderung der Soldaten: die Erges benheit gegen fie ward zu einer Art der Begeifterung bei ihnen; und fie frag: ten einander, ob es möglich wäre, dag Engländer diefe rühmliche Sache verlaffen Fönten, weniger Muth zei⸗ gen Fönten, als man an dem weiblis chen Geſchlecht fähe, oder je durch Ges fahren dahin gebracht werden Fönten, die Vertheidigung ihrer heldenmuͤthi⸗ gen Fuͤrſtin zu unterlaffen. Die fpanifche Flotte war ſchon mit dem Anfange des Maimonats fegel: fertig, aber eben da fie unter Segel geben wolte, überfiel ihren Admiral, den Marquis von Santa Crus, ein heftiges Fieber, woran er bald nach: ber farb. Den Viceadmiral, Her 309 von Paliano betraf zu eben der Zeit, durch eine wunderbare Verbins dung der Unfälle, daſſelbe Schickſal; und der König ernante zum Admiral den Don Alphonſo de Gusmann, Herzog von Medina Sidonia b), Rn z einen b) So nent ihn Campbell, Gregorio Leti nent ihn hingegen mit feinem vollen Titel; 571 einen Edelmann von dem groͤßeſten Haufe in Spanien, der aber im Kries- ge unerfahren, und mit Steeangele genheiten durchaus unbefant war. Nach Gregorio Leti war dies feine erfie Seeunternehmung. Unter ihn diente Don Martinez de Kiealdo, ein alter erfahrener Biscayer,, dir die Aufſicht über alles hatte, und nad) deffen Gutachten der Herzog ſich gänzlich richtere. Alcarede ward zum Viceadmiral ernaut. Außer dem Verluſte eines fo geoßen Officiers, als Santa Cruz war, verzögerte dieſes Unglück auch die Abſegelung der Stotie, und gab den Engländern mehr Zeit zu ihren Kriegsruͤſtungen wider fie Endlich fegelte Die Flotte den in Junius neuen Kalenders, voll Hof: nung und Eifer von Liſſabon ab, aber am folgenden Tage ergeif fie ein gewaltiger Sturm, der die Schiffe zerſtreuete, einige der fleinften in den Grund trieb, und die übrigen zwang nach Corunnag zu fegeln, (welches die Engländer insgemein Groyn nen nen, ) wo fie warteten, bis fie wieder auggebeffert wurden, Da von diefem Gefchichte der fogenanten unüberwindlichen Flotte. 572 Borfalle Nachricht nad England kam, ſchloß die Königin Daraus, der Eutwurf einer Landung wäre für Dies fen Sommer vereitelt; und da fie immer bereit war, jeden Vorwand zu ergreifen, um Geld zu fihonen, ließ fie duch Walſingham an den Admiral ſchreiben, er mögte einige der großen Schiffe abtakeln laſſen, und die See leute abdanfen: Uber ford Eff ing⸗ bam, ‚der in feinen Hofnungen nicht fo fanguinife) war, nahm ſich die Freiheit dieſem Befehl ungekorfam zu ſeyn; und bat um Erlaubuniß, alle Schiffe in Dienſten zu behalten, folte es auch auf feine Koften gefcheben. Er bediente fich eines Mordwindes, fes geite nach der fpanifchen Küfte mit der Abſicht, den Feind in feinen Haͤ⸗ ven anzugreifen: aber der Wind dres bete ih nah Süden, und er war furchtſam, fie mögten unter Segel ges gangen feyn, ihm vorbei gehen, und auf der englifchen Küfte landen, die nun durch die Ubwefenheit der Flotte bloß lag. Er kehrte daher mit der groͤßten Eile nachPlymoth zuräcund legte ſich in dieſem Haven vor Anker. Die Fortſetzung folgt kuͤnftig. Titel: Don Ludovico Ponze, Duca di Medina Sidonia, e Signote di San Lu- — — car, Cavaliere del Tofon d'oro. (Ritter des guͤldnen Fließes.) Kurze Befchreibung der Inſel Pauli Timon. De Inſel Pauli Timon iſt eine der groͤßten unter den Inſeln, welche nicht weit von den Kuͤſten von Malacca liegen, Sir gehört dem Kö; nig von Johor, weicher in Siperka auf der Halbinfel Malacca reſidirt. Diefer läßt die Infel durch zwei dran kays regieren, auf jeder Seite der In⸗ fol einen Grankay, weldes Wort in malayifcher Sprache einen Waldmen⸗ ſchen 573 ſchen bedeutet, Das ift, einen Men: ſchen, der über Waͤlder geſetzt iſt. Die Einwohner find eine Art Bans diten, welche die Inſel ſchon von fan: ger Zeit ber beſeſſen, und füch ſehr auf derſelben vermehrt haben. Ein Orankay behauptete, die Zahl der Einwohner belaufe ih auf 2000; man fan aber faum die Hälft: glaub: würdig annehinen, Diefe Einwohner leben hin und wier der zerfirener, in kleinen fchlecht gebaue: ten Käufern oder Hütten, die nur aus einem Zimmer mir einem Fleinen Sen: ſter und einer Thür beftebn. Die mei: ften find nicht über fuͤnf bis ſechs Schrit⸗ te lang, und zwei bis drei breit. In— wendig gebt rinas an der Wand her eine Bank, fo hoch wie eine Tafel, und ſehr bequem zum Sitzen und zum Liegen. Um das Haus ſteht eine Art einbeimi⸗— {her Bäume, die Pirangbäume heißen. Obgleich die Einwohner an einem fehr fteilen und unebenen Gebirge wob: nen; fo fuchen fie doch gemeiniglich ıbre Wohnungen fo anzulegen, daß wenigs ftens auch etliche Schritte umber ein ebener Platz iſt. Diefe Menſchen find ziemlich belebt und nicht häplich, etwas chwaͤrzer als die Sapaner, und freilich auch der Li— nie näber als diefe, Sie ziehen, wie auch die Einwohner des fetten Landes von Malacca und von Sumatra tbun, die Bartbaare ſich ganz aus, daß fie mie alte Wei: ber ausfehen. Die meiften find der muhammedaniſchen Religion zuge— than, welche ſich durch ganz Indien ſehr weit verbreitet hat. Kurze Beſchreibung der Inſel Pauli Timon. 374 Ihre Kleidung befteht bloß in einem Tuche um die Schaamtheile, das aus einer Baumrinde ſehr grob gewirkt ift, Eben ein folches Tuch, in einen runden Kranz gewunden, tragen fie um den Kopf; und einige auch Hüte von Gab⸗ be Gabbe Blättern geflochten. Gab⸗ be Gabbe ift ein Baum, aus welchem die Indier das Saga bereiten, deffen fie fi ſtatt des Brodts bedienen. Sie fahren in kleinen Fahrzeugen, in welchen nur eine Perſon ſitzen kan, und die ſo leicht ſind, daß ein Mann ohne große Mühe fie ans Land tragen Fan, Derjenige, welcher darin faͤhrt, ſetzt ſich geradein die Mitte des Fahrzeugs, und leget feine Waaren binter fich. Dae Ruder hat ohngefaͤhr Manns⸗ lange, und ift fo eingerichtet, daß man es in ver Mitte anfaßt, und dann das mit auf Beiden Seiten des Kahns eins ums andere mit beiden Enden rudert. Sie haben aber auch größere Fabrs zeuge, in welchen vier Perſonen Raum haben, und mit denen fie bis an die Küfte von Malacca überfahren. Die ganze Zufel beſteht aus Felfen, und fteiniaten hohen Gebirgen, dieaber doc) an fehr vielen Orten und, (welches in der That fonderbat ift, ) oft da, mo man kaum eine Hand voll Erde entdef: fen fan, mit Buſchwerk und Bäumen bewachfen find. Nicht ohne Gefahr und Möhe fan man die feifigten Ufer binanflimmen, und bei diefem Auf Elimmen und Durchfriechen durch die Gebäfche, helfen nicht wenig die Wur⸗ zein der Bäume, welche oben auf den Bergen wachfen, Denn von dieſen Kurs 575 Wurzeln find manche zwei, drei und mehrere Daumen dick, die fih 10 bis 20 Klaftern um die Holen inden Ber: gen winden und herunterlaffen, um Grund zu fuchen. Un diefen Fan man fih wie an Seilen hinauf helfen. Zwiſchen den unter und durch einanz der gefallenen Felſen und Steinen ſind einige kleine Seen von ſuͤſſem Waſſer, und etwas höher iſt ein Fluß, der waſ⸗ ſerreich genug iſt, um zwei Muͤhlen zu treiben, und mit ſolchem Geraͤuſchuͤber Stein und Feifen herabfält, daß man Faum mit einander reden fan. Das Waſſer dieſes Fluſſes iſt klar, febr kalt und etwas bittern Geſchmacks. Folgende Bäume und Gebuͤſche find vorzuͤglich auf diefer Inſel zu bemer⸗ fen: Terum auch, einenicht ſehr bos be Staude mit 2 bis’z Zoll fangen und 13 Zoll breiten Blättern, die dick und faft ganz unducchfichtig find, undeinen Merven haben, der etwas unregelmäßig durch die Mitte läuft. Die Blumeift gelb mit fünf Blättern, und hat eine fehr artige Sternfigur. Der Saame ift auch ſehr ſchoͤn, grün, fternförmig mitfiebenradis. Gemeinigfich hängen 3, 4bis 5 Saamenförner beieinander, welche eine fchöne Figur ausmachen. Prije Laut, eine Beeren tragende Staude, welche etwas größer als unfere Wacholderbeeren,, grün und ſehr flei: fchige find. Die Blätter find gezackt (Serrata). Maanbu. Diefer Baum bat viele ftumpfe und weiche Blätter. Die Blume ift ſehr merfwürdig, und beftebet aus fünf Blumenbläctern, wel: che alle auf einer Seite in der Kunde Kurze Beſchreibung der Inſel Pauli Simon. 576 herum, und in der Form eines halben Mondes oder halben Zirfels geordnet find. Gegen ihnen über ift ein gekruͤm⸗ ter Öriffel (Stylus), oben mit einem gruͤ⸗ nen Fleinen Kopfe bedeckt. Sobald die Blumen abgefallen, folgen fünf Beeren ned) der Zahl ver Blumenblätter, die alle init einer fleifchigten Subftanz ans gefüllt find. Dapiniof hat weiße Blumen, den Bohnenblumen nicht unaͤhnlich, und drei länglichte Blätter an einem Stiel, von denen aber das mittelfte etwas laͤn⸗ gerundgrößerift, als die zwei übrigen. Ein andrer Baum, deffen Namen ich nicht erfahren Ponte, bat fehr große, weiche, nervichte und beinahe runde Blätter, der Hafelnußftaude nicht uns ähnlich, Doch zwei bis drei malgrößer. Die Blume iſt weiß und hat eine ungleis che Zahl Blumenblaͤtter, meiftens fies ben oder neun, Die Frucht iftein Apfel. Wegen ihrer befondern Schönheit ift unter den hieſigen Pflanzen eine fleifchfarbene Tfris merfwürdig. Sie bat gelbe Striche und eine ftachlichte Frucht, vonder Größe einer Muſcaten⸗ nuß. Sie beſteht aus drei Bebältniffen, in deren jedem hier fchneeweiße, erbs⸗ förmige, runde Saamenförner find, Ale Schiffe, welche von Batavia nah Siam gehn, haben von der Comer pagnie Befehl, wo möglich auf diefer Inſel Dauli Timon anzufahren, um fich mit friſchem Waffer, Holz und ker bensmitteln zu verforgen, weil ſie ohn⸗ gefähr gerade in der Mitte des Weges eine ſehr bequeme tage hat, ne Hannoberiches Magazin, 37tes Stüd, Montag, den gen Mai 1780, Gefhichte der fügenanten unuͤberwindlichen Flotte, und der vor diefer Linternehmung der Spanier hergegangenen Feind: feligkeiten zwifchen England und Spanien. (Fortſetzung.) ittlerweile hatte die ſpaniſche Flotte ihren erlittenen Scha⸗ deu wieder erſetzt; nnd gieng wieder mit neuen Hofnungen im See, um ihre Unternehmung zu vers folgen. Der König von Spanien hatte eine fo große Einbildung von der Mache dieſer außsrordentlichen Flotte, die gewiß alle Seerüftungen, die in vorigen Zeiten waren gemacht worden, übertraf, daß er nun, anftatt die Stärfe derſelben zu verbergen, eine genaue Befchreibung davon in latei: nifcher und in den meiften europaͤiſchen Spraden, außer der englifchen, ans Licht fellen ließ, Der fpanifche Titel lautet alfo: La feliciffiima Armada, qui el ReFelipe, nueftro Sennor man- do juntar en el Puerto de la Ciudad de Lisboa, en el Reyno de Portugal: En Anno de mille quinientos yochen- ta yocho. Hecha por Pedro de Pas Salas. Diefe Schrift war unter dem 2oten Mai 1585 ausgefertigt, und nach derfelben beftand die glücklichfte Slorte, wie fie darin genant wırd, aus 130 Schiffen, die zufammen 57,868 Tonnen ausmachten. Dars unter waren faft 100 Gallionen, und von größerm Umfange, als man fie irgend vorher in Europa gebraucht batte, Sie führte am Bord 19,295 Landſoldaten, 8456 Geefoldaten, (Campbell zähle g450 Matrofen. ) 2088 Galeerenſelaven, und 2630 große metallene Stücke, Ueberdem befand fich dabei noch eine große Flotte von andern Schiffen, die mit einer erftaunlichen Menge Waffen beladen waren, welche unter diejenigen ausge⸗ theilt werden-folten, die in England zu ihnen übertreten würden. Es mas ven auf Diefer Flotte auch einhundert und vier und zwanzig Freiwillige von hohem Stande, und ungefähr hundert und achtzig Geiftliche von verfchiede: nen Orden, Sie war auf fehs Mos nate mit $ebensbedürfniffen verfehen, 20 und s79 Geſchichte der fogenanten | 380 und von zwanzig kleinern Fahrzeugen te und. von 10 ſechsrudrigten Sal: begleitet, die man Cergvellen nann⸗ ven a). SUR ru Der a) Gregorio Leti ersählt S. 318. die Ausruͤſtung der Slotte ausführlicher mit einigen Nebenumftänden. Um aber den Lefer nicht zu lange damit aufzuhals Bon füge ich feine Befchreibung in einer Anmerkung bei, wo fie eine Stelle verdient. Das Königrekh Portugall gab auf eigene Koften, unter Anführung des Herzogs von Hiedins Sidonia, Chemachmaligen Befehlshaber der ganzen Siotte, ) 10 der allergrößten Gallionen, 2 Atabri, 139 Seeleute, 3009 Solda⸗ ten, 350 Stüc Kanonen zu diefer Flotte her, Biscaja unter Anführung des Admiral Don Juan Martinez de Ri caldo, 10 Gallionen, 4 Pettachie, (kleinere Schiffe, ) 700 Seeleute , 2200 Spldaten und 250 Ste Kanonen, Guipuzcoa unter Michael d' Gquendo, 10Gallionen, 4 Pettachie, 700 Seeleute, 2000 Soldaten und 280 Kanonen. Andaluſien unter Don Pedro de Daldez, 10 Gallionen, I Pettachia, 800 Seeleute, 2409 Soldaten und 260 Kanonen. Atelier, unter dan Befehl des YTartin di Bartendons, IO Gallionen, 80 Seeleute, 2000 Soldaten und 310 Kanonen. Caſtilien, unter dem Befehl des Don Diego Slorez de Daldez, 13 Gal⸗ lionen, 1709 Seeleute, 2400 Soldaten und 300 Kationen. Außerdem waren noch 23 große Schiffe da, Sulfes genannt, unter dem Commando des Don Juan Lopez di Medina, mit 700 Seelenten, 3200 Soldaten und 400 Stück Kanonen. { Ferner 4 nenpolifanifche Balcaffen, unter Don Diego di Moncada, anf welchen fi) 1309 Sclaven, 500 Seeleute, 800 Soldaten und 200 Stuͤck Ras nonen befanden. Ferner waren dabei 4 Galeeren von Portugell, unter Don Diego di Me—⸗ drana mit 900 Sclaven, 42 Serleuten und 120 Stuͤck Kanonen. Imgleichen 22 Pettachie (Fleinere Schiffe) unter Anführung des Don An: tonio Buccado di Mendozza, mit 550 Serlsuten , 400 Soldaten und 189 Kanonen. Außer den erwähnten Schiffen befanden fich noch bei der Flotte 20 Caravel⸗ len, oder Darfen mit Rudern, um den großen Schiffen beizuftchen, jo daß ſich die ganze Flotte auf 150 Segel belief, mit Provifion in Menge, 8500 Edelleu— ten und Ebentheurern, und 2700 Stuͤck Kanonen. Die Schiffe waren in der That von ganz ungeheurer Größe, nnd ſchienen eher Schlöffer als Schiffe zu [ feyn, das gemeinfte hielt 60,0000 Tonnen (feflanta mila botti) Es waren mehr als 60 Gallionen dabei, von der beften Bauart, ſtark und hoch, vollfommenmwie Thuͤrme, die zwar geſchickt waren die Landung zu ſchuͤtzen, aber unnuͤtz zum Gefecht zur See, wozu ſich hingenen die englifchen und hulländifchen fehr gut ſchickten, weil man aller Orten damit herum Fommen Fonte. Die Defen: fion oben auf den Schiffen war fehußfrei von Musfetenfugeln; und unten wa— ten fie fo unglaublich die, mit Holz von 3 oder 4 Fuß dick gefüttert, daß eine Kugel nicht dDurchgieng, außer wenn der Schuß in der Nähe geſchah. Die Mas fien waren mit außerordentlich dicken Tanen umgeben, und fehr wohl gegen JF a⸗ 581 unuͤberwindlichen Flotte. 582 Der Entwurf des Koͤnigs von Spa⸗ ſte ſegeln, die Duͤrkerken und Pieu⸗ nien war, die Flotte ſolte nach der Kuͤ⸗ * gegen uͤber lag; und wenn ſie Aid ‚0 2 alle Kanonen verwahrt. Die Galeaſſen waren bewundernswuͤrdig ſchoͤn mit Kam— mern, Caßellen, Thürmen, Predigtſtuͤhlen und verſchiedenen audere Bequemlich— keiten, fie konten gerudert werden, wie Galeeren, und auf jeder befanden ſich 300 Selaven. Dit der Artillerie Fonten fie fehr viel ausrichten, und dieſe Saleafe fen ſowohl als die Schiffe waren zur Pracht mit Trompeten, großen und Heinen Sahnen und Stanvarten verichen. Kriegsvorrath war in Menge vorhanden, und jedes Schif hafte Ueberfluß daran. "Es waren 129,009 Kugeln da, wovon die Fleinfte 30 Pfund, ein grof⸗ fer Theil derfeiben aber mehr als 110 Pfund wog: 4,50 Duintalen Balver, (E3 ‚giebt große und Feine Duintalen, 1 Duintal hat 100 Libras, 95 Pfund Hamburgiih Gewicht, I Quintal macho aber 150 Libras. Man begeht feinen arogen Fehler, tvenn man Centuer dafür fert.) 1000 Quintalen gewöhnliche Kugeln , und 12009 Duintalen Lunfen. Ferner 7000 Musketen und Slinten, 10,9 Partifanen und Hellebarden;-eine große Anzahl Feldſchlangen Colom- brine, ſoll wohl Colubrine heißen,) und Doppelhafen; und überhaupt alles, wag zu einer Landung und sum Fortbringen der Kanonen und anderer Dinge zu fans ' de nötdig war. Mundprovifion war von alierlei Gattung im Ueberfluß vors handen. Man hatte auf jeden monaflih 3 Duintal Broͤdt und Zwieback ges rechnet, und Dies auf ſechs Monate, welches 160,000 Diriatalen betrug. Weinz- vorrath war anf & Monate da... Ferner hatte man 7000 Quintalen Speck, 3000 Duintalen Käfe, Del, Eſſig, Bohnen, Reis und allerlei Art Semüfe im Ueberfuß, nebſt Hinlänglihem Waffervorrath. Ferner eine große Anzahl Lichter, Laternen , Lampen, Binnen, Pelzwerk und Dlei, um die Löcher zu vers ſtopfen, welche die feindlichen Kugeln in die Schiffe machen Fönten, und uͤber— haupt alles, was sur Ausruͤſtung einer großen Flotte nöthig war, und, wie ich ſchon gefagt habe, im Ueberfluß, und in der beften Ordnung. Diefe Flotte ko— ficte dem Könige, wie Don Diego Pimentel erzählt, täglich 39,000 Ducaten. Er verfihert, daß 32, Co Mann darauf geivefen. Es waren fuͤnf Regimenter Spanier, unter fünf Maftri di Campo, und ver: ſchiedene alte Soldaten von den ficilianifchen und fercerifchen Negimentern auf der Flotte. Die Anfuͤhrer, oder Obriſten waren Don Diego Dimentel, Don Srancefco di Toledo, Don Alonſo die Lucon, Don Nicolo di Lira _ and Don Agoftin di Mixia. ever diefer Obriften Hatte 32 Sompagnien unter feinen Befehl, außer einigen andern portugieſiſchen Regimentern. Phi— lipp hatte nicht nur ohne alle Ausnahme, bei Lebensſtrafe, verboten, irgend ein Frauenzimmer auf der Flotte zu dulden, fondern vielmehr fo viel Neliquien, Grenze, Lrucifixe und eom paͤbſtlichen Nuncius geweihete Bilder auf feibige bringen laffen, daß die Soldaten beim Anblick derfeiben unteilig wurden, und viele unter ihnen fagten: Der Rönig Philipp begegue ihnen nicht wie Soldsten, fondern als Einſiedlern. Don Wiartin Alscson war Adminiſtrator und Generalsicarins der In— . guifition, und hatte Die Hufficht über alle Cappellane, deren über Hundert auf der Flotte waren, auper 200 Mönchen von Yerfchiedenen Orden. Ferner was ren 200 Buudärzke, 100 Arte, und gller noͤthige Vorrath zu einsm guten Hoſpitale da, 583 alfe englifche und hollaͤndiſche Schiffe verjagt hätte, die ihnen den Weg vers rennen mögten, (denn man dachte nie daran, daß fie fich wehren Fönten, ) folte fie fih mit dem Herzoge von Parma vereinigen, dann in die Them: fe einfaufen, und wenn fie die ganze fpanifche Armee ans fand gefekt hätte, fo mit einem Streiche die ganze Erobe: rung Englands vollführen. Zur Aus: führung diefes Entwurfs gab Pbi- lipp dem Herzoge von Medina Be fehl, er folte, indem er durch den Canal gienge, fo nahe an der franzoͤ⸗ fifchen Küfte fegeln, als er mit Si: cherheit Fönte, und nach der Rhede von Calais gehen, er folte mit Klug: beit vermeiden, der englifchen Flotte zu begegnen, und indem er das Haupt: unternehmen vor Augen hätte, alle geringere Vortheile verfäumen, die der Eroberung eines Königreichs ein Hinderniß in den Weg legen oder fie auch nur verzögern koͤnten. Nachdem die Flotte unter Segel gegangen war, nahm fie einen Fifcher „ der die Nach: richt gab, der englifche Admiral wäre neulich in See gewefen; hätte von dem Ungewitter gehört, dag die Flotte zerftreuet; hätte fich wieder nach Ply⸗ mouth zurüc gezogen, und weil er - in diefem Jahre keinen Ueberfall mehr fürchtete, feine Schiffe abgetafelt, und das meifte Schifvolk entlaffen. Hierauf hielt der Herzog Kriegsrath und überlegte mie demfelben, ob man fich wörthich nach des Königs Befeh⸗ len richten, oder dieſe güinftige Gele: genheit ergreifen folse, Die englifche Geſchichte der fogenanten 84 Flotte in ihrem Hafen zu verbrennen. Mach einer langen Berathſchlagung, worin verfchiedene Meinungen waren, ward befchlofien, auf die englifche Flotte loszugehen, und diefes vornems lich auf heftiges Anrathen des Don Diego Slores de Valdez, Admi— rals des andalufifchen Geſchwaders. Nach diefer falfchen Nachricht ftellte fihs der Herzog von Medina auch böchft leicht vor, die englifchen Schiffe im Hafen anzugreifen und zu Grun— de zu richten; und er ließ fih durch Valdez und die Ausſicht einer fo ents ſcheidenden Unternehmung verführen, feinen Auftrag zu uͤberſchreiten und gerade auf Plymouth zu fegeln; ein Entfhluß, der England retten half, Der Lizard war das erfte fand, das die Flotte mit dem Untergange der Sonne erreichte, und da die Spanier ibn fir den Ramsbead bei Ply⸗ mouth hielten, Bielten fie noch die Ste, mit der Abficht, am folgenden Tage wieder zu fommen und die engs lifche Flotte anzugreifen. Sleming, ein fchottifcher Kaper, der in dieſer Gegend kreuzte, entdeckte fie, und fer gelte fogleich hin, um dem enalifchen Admiral ihre Annäherung zu berichs ten; das war wieder ein Ölückefalk, der vorzüglich die Flotte retten half, Der Wind blies ftarf auf die Rhede bei Plymouth und es hatte aroße Schwierigkeit, in See zu kommen. Effingham aber hatte noch eben die rechte Zeit, den Hafen zur verlaffen, da er die fpanifche Flotte (den zoten Julius) mit vollen Segeln auf ſich zus foms- 585 fommen ſah, die eine Schlachtords nung, wie ein halber Mond hielt, und von dem Ende der einen Abtheilung bis zu der andern eine Strecke von fie ben englifchen Meilen einnahm. Die Schriftfteller diefes Zeitalters erheben ihre Schreibart bei der praͤch⸗ tigen Befchreibung diefes Anblicks, dergleichen fich nie auf dem Ocean ge; zeigt hatte, und dem Herzen aller Zus ſchauer eben fo viel Schrecken als de: wunderung einflößte. Die hohen Ma; ſten, die fehwellenden Segel, die em: porragenden Vordertheile der fpani: fchen Gallionen fcheinen faft nicht mal: bar zu feyn, wenn man nicht Farben der Dichtfunft nimt ; umd ein beredter Geſchichtſchreiber Italiens bat Cam— den nachgeahmt, und verſichert, die ſpaniſche Flotte ſey, obgleich die Schiffe alle Segel aufgeſpannet hatten, doch nur mit langſamer Bewegung anges rückt; als wenn der Ocean unter eis nem fo ungeheuren Gewicht feufzte,und die Winde ermüder wären, es fortzus treiben b). Die Wahrheit ift indef: fen, daß die größeften fpanifchen unuͤberwindlichen Flotte. B 586 Schiffe kaum fuͤr Schiffe der dritten Ordnung in der jetzigen engliſchen Flot⸗ te gehn wuͤrden; dabei waren ſie ſo uͤbel gebauet, und wurden ſo uͤbel geſteuert, daß ſie ganz unlenkbar waren, und weder mit halben Winde ſegeln, noch ſich gelegentlich drehen, noch in Sturm von den Schifleuten konten regiert wer⸗ den, Weder die Kunſt der Schifss bauer, noch die Erfahrung der Ser lente hatte fo große Vollkommenheit erreicht, als zur Sicherheit und Re gierung fo plumper Schiffenäthig was ten; und die Engländer, die fchon erfahren hatten, wie unbrauchbar fie gemeiniglich wären, erfchracken nicht vor ihrer fürchterfichen Erſcheinung. Effingham gab Befehl, es nicht zu einem Treffen in der. Nähe mit den Spaniern kommen zu laffen, toobei, wie er beforgte, den Engländern die Größe der Schiffe und die Anzahl der Soldaten nachtbeilig ſeyn mögte, ſon⸗ dern fie von ferne zu befchießen, und hie Gelegenheit abzuwarten, die ih: nen die Winde, die Ströme, oder mancherlei Zufälle anböten, einige Oo 3 zerſtreute 6) Bentivoglio und Gregorio Leti. Der letztere macht folgende prächtige Ber fhreibung von der Slotte Parte feconda p. 324. Non aveva mai l’Oceano veduto prima d’allora fpettacolo piu fuperbo di quefto. Stendeyafi l’Armara Spagnola per un tratto immenfo da un corno.all’altro, e fi potevan quafi tutti infieme vedere l’un laltro i Vafcelli, perche s’ erano pofti in forma lunare. Gli Alberi, le antenne, e lePoppe the fembravano fenz’alcun dubio altifime Torri, e che in altezza, e numero cofi grande fi vedevano forser da tanti moli, rendeva gran maraviglia a quei luoghi circonvicini, che de’fiti piü alti x rimiravano lo fpettacolo, ftando per coli dire tutti in dubbio, fe quella foffe Campagna maritima di Vafcelli, ö pur Cırtä terreftre di Caftelli; e fein mo- fra cofi pompofa hayefle maggior parte l’elemento dell” acgua, che della ter- ra. Veniva con tardo moto de’ra Armata Spagnola, anche allora che portava le vele gonfie, quafi che gli ftefli venti fi ftancaflero nel reggere coſi grand Mole. 587 zerfteeute Schiffe des Feindes wegzu—⸗ nehmen, Er ließ die fpanifche Flotte ruhig vorbei geben, damit er den Vor⸗ theil des Windes gewinnen, und fie defto beffer von hinten anzugreifen im Stande feyn mögte, welches er auch mit gleicher Herzhaftigkeit und Gluͤck ins Werk richtere. Und odgleid) Don Martinez de Ricaldo alles, was einem tapfern Dfficier möglich war, that, fo ward doch die Flotte in die Außerfte Unordnung gebracht und viele Schiffe beſchaͤdigt. Man würde noch mehr ausgerichtet haben, wenn wicht ein großer Theil der englifchen Flotte zu weit entfernt gewefen, und der Ad⸗ miral dadurch genöthigt worden wäre, darauf zu warten Die folgende Nacht fleckte ein bolländifcher Buͤch⸗ Gefchichte der ſogenanten F 588 fenmeifter, dem einige fpanifche Offi⸗ ciere übel begegnet hatten, ein grofies biscayiſches Schif, worauf ein ber teächtlicher Theil der fpanifchen Gel: der war, in Brand; und es Loftere große Mühe, das Feuer auszulöfchen, dadurch blieb es hinter der Flotte. Der größte Theil des Geldes ward auf eine Sallion, worauf Don Pedro de Valdez Befehlshaber war, gebracht. Diefe verlor bald darauf ihren Hochs maſt; und da fie folchergeftaft zum Dienſt untüchtig gemacht war, fiel fie den folgenden Tag dem Ritter Drake in die Hände, welcher den Hanptmianı nah Darmourb fandte, und das Geld feinen Schifleuten zur Plünde rung überließ c). Den folgenden Tag wandte der fpanifche Admiral an, ſei⸗ ne c) Als Sranz Drafe auf dieſe Gallion ſtieß, ſchickte er einige von feinen Leuten ab, fie zur Vebergabe aufzufordern, und diefe fanden, daß fie 490 Soldaten außer den Sceleuten enthielt. Valdez wolte capituliren and ſchickte deshalb zwei 2 ner Leute zu Draken. Diefer aber antwortete, er habe Feine Zeit mit Schreiben zu verlieren, und winner ſich nicht auf Discretion ergeben wolle, fo würde er ihm angreifen, nichts hindere ihn, ſich zu vertheidigen, aber er verfichere ihn, daß er feinen Mann finden werde. Valdez hielt Kriegsrath, nnd da er fand, dab die Bertheidianng unnuͤtz ſeyn, und er fich doch würde ergeben müffen, ſo ers gab er ih. Valdez mit den Edelleuten und etwa SO andern Famen zum Gene— ral Draͤke aufs Schif, die übrigen wurden mit derfelben Gallionnach Plymonth gefandt; wo man fie nicht laͤnger als anderthalb Jahr gefangen hielt, bis fie aus: gewechſelt wurden. Als Valdez zu Drafen Fam, kuͤßte er ihm die Hand und verficherte: fie wären alle entfchlofjen gewefen mit dem Degen in der Hand zu fierben, und würden es and) gethan haben, wenn ein anderer Dfficier fie aufs gefordert hätte, aber jest hielten fie es für ein großes Glüd, in die Hände eines folchen Generals zu fallen, der den Ruhm des höflichhten und [eutfeligften Mans nes von der Welt Häfte, und vorzuͤglich gegen feine überwundene Feinde äußerft großmüthig handelte; fie wären deshalb zweifelhaft, ob frine Feinde ihn wegen feiner glorreihen Thaten im Kriege mehr lieben, oder wegen feiner glücklichen Unternehmungen mehr fürchten ſolten. Drake war von Natur fehr hoͤflich und leutſelig, aber er hielt fih durch diefe Rede auf alle Weife verpflichtet, mehr als gewöhnlich zu thun, und feine Höflichkeit zu verdoppeln, er umarmte daher Valdez aufs hoͤflichſte, und 1. wie 589 ne Flotte in Ordnung zu felfen, und den Dfficieren Befehle zu ertheilen, Er fandte auch ein Poftfchif an den Herzog von Parma ab, dem er von feinem großen Verluſte und der Ge fahr, worin er fich befand, Nachricht gab, und ihm anlag, eiligft zu ihm zu ftoßen, Den 23" ſchlugen fie wie der mit verfchiedenem Gluͤcke, und die Spanier ſahen nunmehr ein, daß die Größe ihrer Schiffe ihnen zum Nach— theil gereiche, meil ihre Kugeln über die englifchen Schiffe wegflogen; da hingegen diefe mit jeder trafen. Den agten Fonten die Englaͤnder wegen Mangel an Pulver und Kugeln wenig unüberwindlichen Flotte. -590 thun: alfein, da fie des Abende wieder einen Vorrath befamen, machte der Admiral die noͤthigen Anſtalten, Die Spanier mitten in der Nacht anzus greifen. Er theilte zu dem Enve feis ne Flotte in vier Geſchwader ein; das erſte ward von ibm ſelbſt; das zweite von dem Ritter Franz Draken; das dritte von dem Ritter Hawkins; und d08 vierte von dem Hauptmann Mar⸗ tin Srobifber angeführt: aber eine gänziiche Windftille hinderte die Muss führung diefes Vorhabens. Den 25ten ward eins der fpanifchen-Schiffe eros bert d), und den 26ten heſchloß der Admiral, nichts weiter wieder fie zu unters wieß gegen ihn und die übrigen Edelleute viel Liebe, auch begegnete er den Leu—⸗ ten deſſelben mit vieler Gütigkeit. Er ließ Daldez nebſt Silva und Seins Mittags und Abends in feiner Eajüte fpeifen, bewirthete fie Eöftlich und ließ die fibrigen von feinen Leuten traftiren. Er lich auch Daldez in feiner Cajuͤte ſchla⸗ fen und erfundigte ſich bei ihm aufs genauefte über die Befchaffenheit und Macht der fyanifchen Flotte. Darauf wurde Daldez nach) London geſchickt, wo ihn ‚Die Königin fehr gnädig empfing, denn er war in der That ein Mann von vier lem Nuhm und Anfehn, der von jedermann wegen feiner großen Verdienſte und edlen Art z handeln Hochgefchägt wurde. Auf feiner Gallion war der größte Theil der Föniglichen Gelder zur Bezahlung der Soldaten, gegen 60,000 Dufaten, welches alles Draken in die Hände fiel, fo daß diefer erfte Unfall nicht leicht hätte größer ſeyn koͤnnen. Der Herzog von Medina betruͤbte ſich nicht wenig darüber, nicht nur, weil die Föniglichen Gelder dem Feinde in die Hände gerathen waren, fondern auch deswegen, Daß er Valdez, einen der ur; fahrenften Seeofficiere, verloren hatte, a) Wahrſcheinlich dieGallion von Andalufien, deren Berluft Bregorio Leti Th. 2. E. 326. mit folgenden Umftänden erzählt: Es Fam auf diefer Gallion, die der Viceadmiral Gquendo commandirte, Feuecr and, fo daß fie zuruͤckbleiben mußte. Die Englaͤnder eilten zwar herbei, um zu loͤſchen, außerdem waͤre alles darauf verbrannt, aber doch wurden mehr als 200 Menſchen ein Raub der Flammen, die uͤbrigen wurden gefangen genommen und nach England gebracht, wobei ſich mehr als 150 halb verbrannte befanden. Zu jedermanns Erſtaunen war es, daß ein ſo heftiges Feuer das Pulver nicht ergriffen hatte. Auch dies fer Verluſt verurſachte dem Herzoge von Medina großen Kummer, und er fieng an, von ſeinem Unternehmen nicht viel gutes zu ahnden. In der That waren auch dieſe beiden Officiere, Valdez und Gquendo die taͤpferſten und erfah— renſten auf der ganzen ſpaniſchen Flotte. 591 unternebmen, als bis fie in die Meer; enge bei Dover kaͤmen, wo, mie er wußte, der ford Zeinrich Seymour und der Nitter Wilhelm Winter mir einem frifchen Geſchwader auf fie warteten, Er machte bei diefer Geler genbeit auch den ford Thomas Ho⸗ ward, den ford Sheffield, Ros ger Townshend, den Admiral Zawkins und den Hauptmann Fro⸗ bif’ber, wegen ihres herzhaften ‘Ber tragens in dem Gefechte, zu Rittern. Weit der Wind der fpanifchen lot: Geſchichte der fogenanten unuͤberwindlichen Flotte. \ 592% te günftig war, fo feßte fie ihren Lauf in dem Canal fort, und die englis ſchen Schiffe waren dicht hinter ihnen ber. Denn die Engländer hatten bald gefunden, daß auch im nahen Treffen die Größe der fpanifchen Schiffe den⸗ felben nicht vortheilhaft wäre. Sie beunrubigten die Spanier immer bei der Hinauffabrt im Canalmit Schars muziren. Jeder Verſuch fehmächte die Zuperficht dee Spanier und gab den Engländern neuen Muth, Der Schluß folgt Fünftig. Ein alter ſchottiſcher Kuͤchenzettel von einer gewöhnlichen vornehmen Mahlzeit. ord und fady Northumberland hatten im Jahr 1512 jur Faſten⸗ zeit zum Frähfiäck ein Leib Brodt auf hölzerne Teiler gefchnitten, zwei Sem: mel, (To hieß ihr Weißbrodt) ein Quar⸗ tier Bier, ein Quartier Wein, zwei Stücke gefalzene Fiſche, ſechs gebacke: ne Heringe, vier weiße Heringe oder einen Teller Sprotten, eine Art klei— ne Heringe. Zum Abendeſſen, wo— bei neun Diener aufwarteten, welche, Brod und Getraͤuk ausgenommen, nichts weiter als die uͤbrigen Brocken zum Abendbrodt bekamen, fuͤnf Sem— mel, eine Bouteille Bier, eine Bou— teille Wein, vierzig Sprotten, zwei Stück geſalzenen Fiſch, ein Viertel ges falzenen Lachs, zwei Schnitte Steins bitten, eine Schüffel Plateiße oder Meergeindlinge, einen gebackenen Steinbütten, oder eine Schuͤſſel ges bratene Smelts (einjährtgetachfe oder Stinte) Zum Fruͤhſtuͤck an Fleifchs tagen ein Leib Brodt auf hoͤlzerne Teller geſchnitten, zwei Semmel, ein Quartier Bier, ein Quartier Wein, einen halben Hammelruͤcken, oder ein Ruͤckenſtuͤck gekochtes Rind: fleifch. Un großen Fefttagen beſtand das Fruͤhſtuͤck gewöhnlich aus einges pöckeltem Schweinfleifh, Senf und Malvafierwein, 593 ae 2 594 Hannovberiſches Magazin. age Stuͤck. Sreitäg, den ı2ftn Mai 1780, Geſchichte der fogenanten unuͤberwindlichen Flotte, und der vor diefer Unternehmung der Spanier hergegangenen Feind» feligkeiten zwifchen England und Spanien. ( Schluß.) adas Gerücht nun auch nach der. englifchen Küjle gedrun: gen war, eilete der hohe und niedere Hdel mit feinen Schiffen aus jedem Haven herbei, und verftärkte den Admiral, denn die Stärfe der fpas niſchen Flotte hatte die ganze Nation nicht allein unruhig, fondern auch. mus thig gemacht; die Örafen von Orford, Northumberland und Lumbers land, Sir Thomas Cecil, Sir Robert Cecil, Sit Walter Ras leigb, Sir Thomas Davafor, Sir Thomas Gerrard, Sir Rarl Blount, nebft vielen andern unter: ſchieden fi durch diefen großmuͤthi— gen und uneigennüßigen Dienft gegen ihr Vaterland, Die englifche Flotte beftand nach der Bereinigung mit die; fen Schiffen aus 140 Segeln. Leute te von niedrigem Stande bemiefen ihren Eifer und ihre Treue dadurch, daß fie der Flotte Kriegsoorrarh und Proviant zuführten. Sa alles war fo einmuͤthig wider diefe Feinde vers einiget, daß jogar die Papiften, wel⸗ he die Spanier in den Waffen zu finden geboffer hatten, gern als gemeis ne Soldaten dienten, um durch diefe Aufführung das wider fie ausgeftreues te nachtheilige Gerücht zu widerlegen. Die Flotte hatte Calais erreicht, und warf Anker vor diefem Orte, in Hofuung, der Herzog von Parına, der von ihrer Annäherung Nachricht hatte, würde in See gehen, und feine Mache mit der ihrigen vereinigen. Der englifche Admiral brauchte bier eine ſehr glückliche Kriegestift gegen die Spanier; er fuͤllte acht feiner Eleis nern Schiffe mit lauter brennbaren Materien, und ließ fie, unter Anfuͤh⸗ tung der Hanpleute Poung und Prowſe, eins nach dem andern mit: ten unter den Feind laufen. Die Spanier meinten, es wären Brander, bieben fogleich ihre Anker ab, und nahmen mit der größeften Unordnung pp — 9 und 395 und Eile die Flucht. Gregorio Leri feßt hinzu, daß nach Mitters nacht noch oben drein ein fürchterlis ches Wetter die Spanier zerfireuet habe Die Engländer überfielen fie am andern Morgen, da fie noch ganz in Verwirrung waren, und auf: fer dem großen Schaden, den fie an: dern Schiffen zufügten, nahmen oder verdarben fie mehr als zwölf feindlis he Schiffe. Zwei Gallionen, St, Matıheo und St. Philippi, auf der ren erfterer der Generalquartiermei: fter Pimentel und ouf der andern Don Srancefco di Toledo Be feblspaber waren, webrten fich unge: mein, Als es der General gewahr ward, eilte er mit dem Hauptfchiffe herbei, um ihnen zu helfen. Die Engländer aber fielen daffelbe auf allen Seiten an, und durchloͤcherten es durch beftändiges Kanoniren fo ſehr, daß es auf feine eigene Sicher: beit bevacht feyn, und die beiden ans dern Schiffe im Stiche Taffen mußte, Es entfam mit genauer Nord, Die andern Schiffe fuhren fort fich tapfer zu wehren, bis fie vom Winde auf die Baͤnke getriebe‘ murden und jäm: merlich untergivugen, Toledo mwolte ſich retten, erfoff aber ungluͤcklicher⸗ weife famt feinem Vetter. Pimen⸗ gel und einige andere ergaben fich, und es wurde ihnen gut begegnet, Eine neapolitanische Galeaſſe, welche der Herzog di Moncada commans Dirte gieng auf der Küfte von Calais ganz und gar unter, Die Mantır fchaft wolte ſich durch Schwimmen Geſchichte der fogenanten 595 vetten, ertranf aber im Angeſicht ihrer Feinde, die fie retten wolten. Weil die Spanier indeffen doch gern etwas unternehmen wolten, fo verfammelten fie fich wieder bei Gra⸗ velines und warteten dafelbft einige Zeit, in der Hofnung, daß der Prinz von Parma fih mit ihnen vereinis gen würde. Allein fie fanden fi in ihrer Rechnung betrogen, und num zeigte es fich offenbar, daß die Abfichs ten, warum die Spanier alle diefe großen Zuräftungen gemacht hatten, gänzlich vereitelt waren, Die Scifs fe, die der Herzog von Parma anges ſchaft hatte, waren gemacht, Soldaten überzufchiffen ,. aber nicht zum Ge fecht; und da man in diefen General drang, den Haven zu verlaffen, meis gerte er fich durchaus, fein blühendes Heer fo augenfcheinlicher Gefahr aus: zufegen, da die Engländer nicht nur im Stande waren, die See zu halten, fondern fogar über ihren Feind zu triumpbiren fhienen, ' Der fpanifche Admiral fand nach vielen Pleinen Treffen, daß er einen fo beträchtlichen Theil feiner Flotte vers foren, indem er nur ein Pleines engliz ſches Schif zu Grunde gerichtet hatte; und ſah voraus, er müßte durch die Forifegung eines fo unglücklichen Kampfs alle übrige in ihren unvers meidlichen Untergang ſtuͤrzen. Da nun die englische Florte ibm hart zu Leibe gieng und beftändin ein abſcheu⸗ liches Feuer auf feine Schiffe machte, fo machte er einen kuͤhnen Verſuch, ob ex fich durch die Meerenge bei Do⸗ Der 597 ver zurückziehen koͤnte. Allein der Wind, welcher fih nach Nordweſten wandte, und ſtark ward, trieb ihn auf die ferländifche Küfte; wie er aber bald darauf wieder ſuͤdweſtlich ward, fo wandten fie fi) nad der andern Seite und entfamen der Gefahr. Der Herzog. von Medina Sidonia rief einen Kriegsrarh zuſammen, worin befchloffen ward, da feine Hofnung mehr übrig toare, etwas mit gutem Gluͤck zu unternehmen, daB es am kluͤgſten ſeyn würde, nach Haufe zu geben, und fo viele Schiffe, als mög: lich, zu retten. Nachdem diefer Schluß gefaßt war, ward er aud) fogleich- vollzogen, und Die ganze fpanifche Flotte feßte alle Segel bei und wandte fih nordwaͤrts, denn der Admiral hatte befchloffen, die ganze Inſel zu umſchiffen, um die fpanifchen Häven duch den Dcean wieder zu erreichen. Der englifche Admiral hatte den Lord Henrich Sepmour, aus Vorſicht, mit einem ftarken Geſchwader auf die feeländi: ſche Küfte gefandt, damit die Spanier ſich nicht mit dem Prinzen von Par⸗ ma vereinigen mögten; die Englän: unuͤberwindlichen Flotte, 598 der folgten den Spanier eine Zeits lang, ließen fie aber nachher ihren Lauf ungehindert forıfeen, Kein Berfehen des Admirals, fondern die Nachlaͤßigkeit einiger niedern Krieges bedienten, welche die Auſſicht über den Kriegesvorrath batten und damit zu fparfam umgegangen waren, war Schuld daran, daß man die Spanier nicht angreifen Font. Wäre dieſer Fehler nicht begangen worden, fo hät: te man die ganze Flotte gezwungen, fih auf Gnade oder Ungnade zu ers geben. Der Herzog von Medina hatte fchon einmal diefen Entſchluß gefaßt, ward aber davon durch das Zureden feines Beichtvaters noch ads gehalten a). Diefes Ende der großen Unternehmung wäre den Engländern tühmlicher geweſen; doch fehlug der Erfolg für die Spanier eben fo uns glücklich aus. Als die fpanifche Flotte auf den fchortländifchen Küften ans kam, und ſah, daß dorten alle Anſtal⸗ ten gemacht wären, ihnen alle Zufuhr von Lebensbeduͤrfniſſen abzufchneiden; fo warfen fie ihre Pferde und Maul⸗ efel über Bord, und diejenigen Schifs fe, welche noch genug Vorrath an Pp 2 Wafı a) Campbell Hingegen fagt, man hätte dafür gehalten, daß ſich der Herzog von Aredins, auf Anrathen feines Beichtpaters würde ergeben haben, da er. dem Anfchn nach eben fo wenig mit Kriegsvorrath verfehen gemefen, als die Engländer. vr macht dabei Die Anmerkung, daß man nicht zu übercilend fegn müffe, große Se su tadeln, oder zu gelinde, bie niedrigern zu beftrafen. In dem gegenwärtigen Falle ſcheine diefer Schler, welcher Schuld war, daß man die Spanier nicht angreifen konte, durch die von der göftlihen Borfehung verlichenen Bortheile bededit geworden, und diejenigen, welche ihn begangen« hatten, der Strafe entgangen zu ſeyn, wegen ber allgemeinen durch die ganze Mation, über. ihre Erretfung von einen jo großen Unglüde, ausgebreiteten Freude. 599 Waſſer hatten, Teaelten fogleich mit dem Herzoge von Medina Sidonia nad) dem bifcanıichen Meerbujen. Diefe machten zuſammen fünf und zwanzig Schiffe aus, - Die übrigen, ungefähr vierzig an der Zahl, richtes ten ihren fauf mit dem Unteradmiral nach der irländifchen Küfte; und ihre Abſicht war, bei dem Vorgebirge Clare Woffer einzunehmen. Jedoch am zten Sept, autftand ein Sturm: die Schiffe hatten fhon ihre Anfer verloren, und waren geswungen die See zu halten; das Schifsvolf‘, wel- ches folcher Beſchwerden nicht ge: wohnt war, konte fo ungeheure Schif; fe nicht regieren, und überließ fie der Wuth des Sturmes, der fie nach den ſchottiſchen weſtlichen Inſeln, oder an die irlaͤndiſche Kuͤſte trieb, wo ſie ohne Errettung ſcheiterten. Ueber dreißig Schiffe und viele tauſend Leute giengen auf der irlaͤndiſchen Kuͤſte zu Grunde Einige wurden zum an: dern male in den englifchen Canal ges trieben, wo fie theils von den Eng⸗ ländern, theils von den Rochellern weggenommen wurden. Berfchiedene große Schiffe giengen zmifchen den weſtlichen Inſeln und der Küfte von Argyle verloren. Von diefen wur⸗ den ungefaͤhr fuͤnfhundert Perſonen gerettet, welche faſt nackend nach Edinburg kamen, wo die Einwoh: ner diefer Stadt fie aus chriftlichem Mitleiden Eleideten, und fienah Spa: nien zu ſchicken ſuchten. Allein fie wurden, gleich als wenn das Unglück‘ fie beftändig verfolgen folte, auf ibrer Gefchichte der fogenanten 600 Reife auf die Küfte von Norfolk verſchlagen, und gendthigt in Par⸗ moueb einzulaufen, mo fie fo lange angebalten wurden, bis man der Koͤ—⸗ nigin und dem geheimen Rathe davon Nachricht gegeben hatte. Die Könis gin aber, welche das Elend, das fie bereits ausgeftanden hatten, in Ermäs gung 509, und nicht weniger mirleis dig als die Schotten ſcheinen wolte, erlaubte ihnen, ihre Reife fortzufeßen, Nicht die Hälfte der Flotte Fam nad Spanien zurück, und die übrigen Seeleute ſowohl, als die Soldaten, waren durch die ausgeftandenen Un: glücksfäle und Abmartungen fo anz gegriffen, daß viele ftarben, fo wie fie ans tand traten. Ricaldo ftarb'eis nige Tage nach feiner Ankunft zu San⸗ tander, desgleihen auch Ochendo und viele andere Perfonen von Stans de. Die übrigen waren durch ihre erlittene Miederlage fo muthlos ges nacht, daß fie ganz Spanien mit Er: zäblungen von der Tapferkeit der Engs länder, und von der flürmifchen Ges walt des Meeres erfülleren,, das fie umgiebt. Das war das efende und fchimpfs liche Ende eines Unternehmens, wors auf man fich drei Jahre gerüfter, das Spaniens! Einkünfte und Macht ew fchöpft, und’ fange ganz Europa mit Ang und Erwartung erfüllet hatte, Binnen Monatsfrift mar diefe dreis jährige ungeheure Zuräftung vollig vernichtet. Von hundert und dreißig Schiffen kamen nur drei oder vier und fünfzig nach Haufe, und von der das 601 darauf befindlichen Mannfchaft waren menigtins zwanzig taufend Mann umgefommen. Wir koͤnnen am be ſten von dem Verluſte daraus ursbei: len, daß Koͤnig Philipp, um denfel: ben zu verbergen, durch einen Öffentli: chen Befehl die Trauer hatte verbie: ter laſſen. Diefer Monarch, der ein Sclav feiner Ehrfucht war, und feine Mienen völlig in feiner Gewalt hatte, erfuhr kaum die demürbigende Bege: benbeit, die alle feine Entwürfe ver: -Nichtete, als er auf feine Knie fiel, für diefe gnädige Fügung der Vorſehung dankte, und feine Freude bezeigte, daß das Unglück nicht noch größer war, So erzählt Hume. Gregorio Keri erzähle das Be tragen Philipps beim Empfang die: fer traurigen Borbfchaft umftändli: cher und etwas verfchieden. Als zu Ende des Septembers, fagt er, der Herzog von Medinag in dem Haven zu Santander anfam, ſchickte er ungefäumt den Don Antonio Mon⸗ tez oder Mendez, der diefes Auf; trags gern wäre überhoben gemwefen, an den König ab, um ihm umfränd: fichen Bericht von dem Ausgange des Unternehmens abzuflatten, und feine Ankunft zu melden. Mendez Fam bei Hofe voll Berrübniß an, wie fichs ein jeder leicht vorfielen wird: die Hofleute Tiefen ihm entgegen und glaubten nichts geringers ale Die Zei: tung zu hören, daß ganz England erobert ſey, und $landern ſich gänz: lich unterworfen habe, aber der arme Mendez konte auf alle Fragen nichts unüberwindlichen Flotte. 602 anders antworten, als: Tutto € per- fo, tutto & perfo! (Es ift alles verlos ten!) Der König fchrieb bei der Ans Funft des Mendez eben an feine Mis nifter, und als dieſer begleitet vom Staatsfecrerair ins Cabinet trat, nah⸗ men Seine Majeftät die Brille von der Mafe, um deſto genauer zuzubören. Da nun der Gefandte, unter beftäns digen Thränen in den Augen, alles er: zahle hatte, antwortete der König mit feiner gewöhnlichen Standhaſtigkeit: Sch babe meine Slorre ausges fandr, den Stolz; der Engländer zu bekämpfen, nicht aber die Wurb der Winde, und den Uns geffüm des Meers. Nachdem er dies gefagt, feßte er, ohne fich im ges ringſten auch nur einen Augenblick zu alteriren, die Brille wieder auf und ſchrieb fort, als wenn er feine folche unglückliche Neuigkeit erhalten hätte. Campbell fagt, er mögte vielen Schriftftellern von großem Anfehn, in der Erzählung der bei diefer Gelegen: beit von Philipp bewiefenen Stand; baftigfeit, nicht gern widerſprechen; allein es fen gewiß, daß der Großfchaßs meifter, ford Burleigh, ganz andere Nachrichtenempfangen babe, nemlich, der König hätte nach der Meſſe ger fagt, daß er alle Reichthuͤmer Spas nieng bis zum feuchter vom Altar ans wenden wolle, um ſich an den Englaͤn⸗ dern zu rächen. Seine folgende Aufs führung flimte auch mit diefen Dro: bungen fo genau überein, daß wir fir cher ſchließen koͤnnen, er habe dieſes zum wenigſten gedacht, wenn er es Pp 3 auch 503 auch nicht geſagt habe, und feine Standhaftigkeit fen bloß Verſtellung gewefen. Dies konte einigermaßen feinen Unwillen vechtfertigen, daß das Unglück durch die Hebetfchreitung feis ner Befehle gefchehen war, denn wo— feen feinen Verhaltungsbefehlen waͤre nachgelebt worden, fo war es höchft wahrfcheinlih, daß bie Engländer unglücklich gewefen wären. Der Her: zog von Medina Sidonia entgieng der Strafe durch die Vorbitte feiner Gemahlin: ‚aber Don Diego Flo⸗ rez de Daldes, auf deffen Rath der Admiral diefen unbefonnenen Schritt gethan hatte, ward fogleih, als er ans Land trat, in Berhaft genommen, und nad) dem Schloffe St. Andero geführt, mo man weiter nichts von ihm gebört bat. In Seeland prägte man zum ewi⸗ gen Andenken einige filberne und Fup: ferne Medaillen. Auf einer ftand das Seeländifche Wapen mit. der In— ſchrift: Soli Deo honor & gloria; auf der andern einige 'große Schiffe mie den Worten; Claflis Hifpanica venit, ivit, fugit, 1588. Auf einer andern war auf der einen Geite ein Schif abgebildet, das mit vollen Se gen flohe, und ein anderes, welches eben untergehen wolte, auf der andern Seite ſah man vier Spanier knien, welhe mit gen Himmel, gehobenen Händen Gott dankten, mir der Um: ſchrift: Homo proponit, Deus difpo- nic, (dee Menſch denkts, Gott lenkts.). -. Die Königin Klifaberb bielt die fes berrlichen Sieges und der faſt nicht Geſchichte der ſogenanten 6o4 erwarteten wunderbaren Erxrettung balber, (außer den Fenerwerken und überall angeftellren Freudenfeflen, ) nebft den Gliedern des Parlements, welches indeffen immer verſammelt blieb, einen feyerlichen Einzug im London. Sie fuhr auf einem Teis umphwagen, und die andern folgten ihr zu Pferde mit den prächtigften Rüftungen und Gefolge durch die ganze Stadt London. Der Zug gieng von ihrem Pallaft bis. an die Haupt firche. Von Zeit zu Zeit ließ man gegen ihren Triumphwagen zu die Bahnen, Wimpel, Flaggen und Staus darten in der Luft wehen, Die man den Spaniern abgenommen hatte, Die Bürgerfchaft von .tondon war auf beiden Seiten der Straßen, jeder nach feinem Gewerk und in fiverey, hinter blau uͤberzogene Schranken .ge: ftelft, und hielt Fahnen und Standars ten in den Händen, Da die, Könie gin an die Kirche kam, die ganz vol von Menfchen war, flieg fie tom Wa— gen, dankte Gott nebſt den ganzen Hofe und der Geiftlichkeit. Nach ans gehörtem Sermon von dem Dechans ten, hielt fie felbft eine Rede an das Volk, aber e8 war ihr nicht möglich, fie zu endigen vor dem ‚sFreudenges fchrey, Zujauchzen und Gluͤckwuͤn⸗ fhungen ihrer Unterthanen. Man würde dem Ruhme der tapfer Männer, welche bei dieſer Gelegenheit fo große Dinge verrichtet, und zur Vertheidigung ihres Baterlandes alle ihre Kräfte aufgeboten haben, zunahe tbun, wenn man Mahn SALE Dir 605 diefer Erzählung eine Nachricht von der damaligen Stärfe der englifchen Flotte beifügte, die Heren Campbell von dem D, Ziripe, Chorheren der Chriſtkirche zu Oxford iſt mitgetheilt wor de Ein Verzeichniß der engliſchen Flotte im Jabre 1588. Kriegsfchiffe der Königin Andere von der Königin gemie⸗ there Schiffe Bei: und Vorraths ſchiffe Schiffe der Stadt London, wel: che mit Mannſchaft und Pros viant wohl verfehen, und de ren Doppelt fo viele, als die Königin gefordert hatte, was ten gelieferte worden Bei: und Vorrathsfchiffe Schiffe der Stadt Briſtol, welche groß und ſtark waren, > — Dienſte tha⸗ Ein Baſchif J 17 12 6 — 3 — 1 unuͤberwindlichen Flotte. 16 005 Kaufmaunnsſchiffe von Barn⸗ ſtaple, woraus Fregatten ge⸗ macht waren Bon Krerer Eine große Pinnaffe Bon Plymouth große Schiffe, die den Pöniglicshen Krieges ſchiffen vollfommen gleich war ven Ein Jagdſchif Königliche und von der Königin in Dienfte genommene Schiffe unter dem Lord Aenrich Seymour indem Canal — 16 Schiffe, die von vem hoben und niedern Adel und den Gemeis nen in England ——— wbao N; \ worden — 43 ;, Stift: der zur See Bondefüben Kaufleute, die vortrefflich und wohl ausgerüftet waren — 10 Des Kitters Wilhelm Wins ters Pinnaſſe — 1 Zuſammen 143 Ein alter Kuͤchenzettel von einem Erzbiſchoͤflichen Gaſtmale. (Aus dem London Chronicle von 1779.) Geer⸗ Mevil, ein Bruder des groſ⸗ fen Grafen von Warwick, gab im Jahr 1470, bei feiner Snftallation als Erzbiſchof von Dorf, ein folch unges heures Gaftgebot, daß man ſich wun: dern muß, tie feine Proviantmeifter eine folhe Mannigfaltigkeie erfinnen und fie Herbeifchaffen Ponten, Fol— gendes war fein Kuͤchenzettel: — 300 Quart Weizen, 330 Tonnen Ale, 104, Tonnen Wein, eine Pipe Gewuͤrze wein, go fette Ochfen , 6 wilde Sties te, 1004 Schöpfe, 300 Schweine, 300 Kälber, 3000 Gaͤnſe, 3000 Ka⸗ paunen, 300 Ferfel, 100 Pfanen, 200 Kranidye, 200 junge Ziegenböf: fe, 2000 junge Himer, 4000 Taus ben, 4000 Kaninden, 204 Rohr; dommel, 4000 Enten, 200 Phafanen, 5oo Nebhüner, 4000 Schnepfen, 400 Waſ⸗ 607 Waſſerhuͤner, 100 Krumfchnäbel oder Waſſerſchnepfen, 100 Wachteln, 1000 Wafferreiger, 200 Rebe, über 400 Hirfche, Hirfchkühe und Böcke, 1506 MWildprettpafteten, 1400 Schuͤſſeln gebrochene Gelee, 4000 Schuͤſſeln ganze Gelee, 4000 kalte Cuſtards und 2000 warme Cuſtards), 300 Hechte, 300 Brahſem, 8 Robben, 4 Delphine oder Taunıler, und 400 Torten, Der Graf von Warwick war bei diefem ungeheuren Gaſtge⸗ bote Haushofmeiſter, der Graf von Kuͤchenzettel von einem Erzbiſchoͤflichen Gaſtmale. 4 608 Bedford Schatzmeiſter, Lord Ha— ſtings nebſt vielen andern Edlen Oberaufſeher. Es waren 1000 Dies ner da, 62 Köche, und 515 Aufwärs ter in der Küche. Doc) befaß diefer fchmelgerifche und verfehtwenderifche Sohn der Kirche, fein Erzbißthum nicht lange, denn Eduard der IV. 309 feine Güter ein, und fandte ihn gefangen nach Calais, wo er, zur Strafe für feine vorige Eitelfeit und Ausſchweifung, die aͤußerſte Armuch erduldete, *) Ein Gerihevon Milch, dem Gelben vom Ey, Zuder und Gewuͤrz. In Han burg heißt es Riftard. Anekdoten I, Roͤhrend iſts, was Robertſon und andere uns von Carl dem V. bins terlaffen haben. Carl, fagt er, lebte von aller weltlichen Hoheit entkleidet als ein Mönch in dem Klofter St. Juſti. Das Ungefähr führte ihn in eine Kammer, worin das Bildnig des unglücklichen Churfürften Jo⸗— hann Sriedrichs fi befand. Nach einer ernſten Stille brach er aus: Hätten wir den Mann bleiben laflen, was er war, fo wären wir auch geblies ben, was wir waren. ü 2 1 Zum Kaiſer Hadrian kam ein alter roͤmiſcher Ritter, deſſen Bart ſchon eisgrau war, und bat ihn nm eine Gnade, Der Kaifer konte ihm feine Bitte nicht gewähren, Weil der Nitter glaubte, fein Alter fey die Urfache dieſer abfchlägigen Antwort, fo färbte er feinen Bart ſchwarz und kam nach einiger Zeit wieder mit der nemilichen Bitte. Wie Fann id) dir, antwortete der Kaifer, der ihn erfante, eine Bitte gewähren, die ich vor kur⸗ zem deinem Vater abfchlagen mußte Hannoverifies Magayi Gı® 39% Stüd, Montag, den 15ten Mai 1780, Beſchreibung der rufifchen Lappen, S ie Lappen, welchefich ſelbſt Sa⸗ me, auch Some, und ihr Land Sameandna, aud Sameladde nennen, find von mittle: ver Größe. Die mehrften haben ein etwas plattes Geficht, eingefallene Baden, dunkelgraue Augen, dünnen Bart, braune, dichte, gerade Haare, und von der Luft, vom Rauch und Un: reinlichkeit, eine gelübranne Gefichts: farbe. Ihre tebensarı macht fie hart, burtig und gefchmeidig, aber auch der Faulleuzerei ergeben. Sie haben ordinsiren Menſchen⸗ verſtand, find friedfertig, ihren Obern ergeben , nicht diebiſch, nicht Teichtfers tig, im Umgange munter, aber miß: trauifch, im Handel betrüglih, auf ihr Vaterland und ihre Verfaſſung ſtolz, und. fo dafür und von fich einge; nommen, daß fie außer dem Baterland meiftens fir Heimweh fterben. Ihr Srauenzimmer ift fiein, ge fällig, wicht ausfchweifend, oft wohl gebildet und überaus reizbar, welches auch die Männer, doch im geringern Grade find. Ein auf fie foringender Seuerfunfen, ein unverfebenes Ge 3:64 raͤuſch, ein unvermutbeter Anblick frem⸗ der, nicht eben ſcheußlicher Gegenftäns de, und fonft unbedentender Dinge, zie⸗ ben ihnen Ohnmachten oder Parorifs men von Raferei zu, in welchen fie mit demerften dem beften, was ihnen in die Hände komt, um fich ſchlagen, und wenn fie wieder zu ſich kommen, von nichts wiffen Man fiebt bei gefellfchaftlis chen Gefprächen, daß die Zuhörer die Mäuler gleich dem Redenden bewegen. Sie fprechen alle Sitben fo hart aus, daß davon ihr Singen den wir drigften Heulen und Bellen gleicht. Sie haben feine Buchffaben und Schrift, aber Hieroglyphen, deren fie ih auf ihren Runſtaͤben oder Ka⸗ lendern, und flatt:der Unterfchrift zu Hand: oder Baumarfen bedienen. Die HAionate nennen fie nach den Erfcheis rungen der Natur bei Pflanzen und Thieren. Der Mai ʒ. E heißt Froſch⸗ mond (Tſchesmes lappländifch, ). Ihre Rangordnung gruͤndet ſich auf Alter und Vermoͤgen. Das Stre⸗ ben nach leßterm iſt ihre größte feidens fchaft, daher fie fich anı öfterften wegen Erbfchaftsfachen verflagen, Der Liv 24 gennutz 611 Beſchreibung der gennutz macht ſie gegen Nothleidende fehr hart. Weil fie mit einem Renn—⸗ thiere, welches einen Todten gezogen, nicht fahren dürfen, fo veranlaffın die DBegräbniffe ſelbſt der Eltern unter den Kindern oft weirlänftige Eroͤrterungen. Aus Furcht für Strafen fliehen fie bis- weilen megen Meiner Berbrechen aus ihrer Mark in die nächfte; das iftaber für fie fo etwas großes, als wenn ein Europäer nach Indien irrt. Die tappen find, der Aufnahme des Chriſtenthums ohngeachtet, bei ihrer nomadifchen Lebensart. geblichen. Sie theilen fih in Bebirg- und See- lappen. Die Gebirglappen, wel: che mit größern oder Eleinern Heerden ihrer Renntbiere nad) der Jahrszeit am und auf dem Gebirge leben, zie: ben faft beftändig herum. Sie find vortrefliche und forgfältige Hirten, und gegen die Seelappen reich ; mancher hat 600 bis 1000 Reunthiere und über: dies bisweilen Baar Geld oder Silber: geräthe. Sie zeichnen ihre Rennthiere an den Ohren, und tbeilen fie in fo vie: le Elaffen, daß fie, ob fie gleich nicht zählen fönnen, die fehlenden gleich ver- miſſen. Die Pleine Heerden haben, geben jedem Thier einen Namen. Die überflüßigen Männchen Paftriren fie, indem fie ihnen die Teftifeln mit den Zähnen zerquerfchen. Soldye Männ: Ken oder Rennthierochfen find mun: ger, nicht wild, groß, ſtark und ſchoͤn, weswegen fie zum Fahren beftimt finds Sie find aud) bei ihnen fo beliebt, daß fie eine rechte Schmeichelei zu fagen glauben, wenn ſie von Jemand behaup⸗ ruſſiſchen Lappen. 62 ten, er ſey ein Renntierochfe.( Haer⸗ 3e Tez lappländifch). A; Die Seelappen, die auh Wald» und Tagdlappen genennet werden, weil fie des Sommers an Seen und des Winters in Wäldern wohnen, fer ben von der Fifcherei und Jagd, und wählen darnach ihren Aufenthalt. Die mehrſten haben Doch auch einige Renn⸗ thiere. Sie ziehen wenig herum und find emfige und geſchickte Jäger, Pfeil und Bogen find faft ganz durch Feuergewehre verdrungen, Wenn ein Berolappe verarmt, ſo pflegt er den Reſt feiner Hrerde an einen Freund zu geben, und auf einige Zeit ein Sagdlsppe zu werden. | Groß Wild, wilde Rennthiere, Woͤlfe sc. erfchlagen fie meiftens mit Keufen, da fiees auf Schneeſchuhen Teiche einholen, Ein Bär wird augefchoffen, und dann mit dem Spieße erlegt. Außer der Rennthierzucht, Fifcherei. und Jagd, verfertigen die Mannsperfonen ihre Pleinen, leichten, dichten Boͤte, boräpnlihe Schlitten, Rennthierges ſchirre, allerlei hölzernen Hausrath, Schalen, Becher, und dergleichen, wel« ches fie zum Teil fauber fchnigen, oder mit Anochen, Zinn oder Horn ausles gen. Das Maunsvolf beforgt auch, ohne Hülfe der Weiber, die Kir che. Das Weibsvolf ſtrickt Netze, trocknet Fiſche und Fleiſch, melkt Rennihiere, macht Kaͤſe, gerbt Pelz⸗ werk, ſpaltet Thierſehnen zum Zwirn, zieht Zinndrath, dabei fie ſtatt der Zugs eifen in Mennthierbörner Löcher bohren und die Faden erſt rund, und dann platt 613 Beſchreibung der platt ziehen, naͤhet Kleider, ſtickt mit Zinn: Silber; und unaͤchten Goldfa— den, näher mit Wolle aus und färbt. Sie wohnen in zeltaͤhnlichen Huͤt⸗ ten (Koje lappländifh). Das Ger rippe derfeiben befteht aus Pfälen, die in die Erde geftoßen und oben zu einem faft runden Gewölbe zufammen gebos gen werden. Eine Hütte hält vier bis fünf Klafter im Durchmeſſer, und iſt wenig fiber ein Klafter hoch. Sie ber decken fie dann nach der Jahrszeit und dem Vermögen mit Reifern, Raſen, Birfenrinden,keinewand,groben Tuch, Filzen oder alten Rennthierfellen. Die Thuͤre befteht in einer Klappevon aus: gefpanntem Tuch, Filz und dergleichen. In der Mitte iſt zum Feuer ein Platz mit Steinen umſetzt, uͤber welchem eine Kette zum Keſſel haͤngt. Ums Feuer iſt Tangelreiſig geſtreut und derſelbe mit Pelzdecken, Filzen und dergleichen belegt. Sie koͤnnen in ihren Huͤtten nicht gerade ſtehen, ſondern ſitzen auf den Ferſen ums Feuer. Des Nachts ſchlafen fie alle nackt, und legen zur Abtheilung der Quartie⸗ re Stangen zwiſchen ſich. Sie bedek⸗ ken ſich mit den Kleidern oder legen ſie auch unter ſich; und des Winters ſtecken ſie die bloßen Fuͤße in einen Pelzbeutel. Ihr Hausgeraͤthe beſteht in kup⸗ fernen und eiſernen Keſſeln, hölzernen, fauber gefchnigten Schalen, Bechern, Loͤffeln, auch wohl in ſilbernen und zin: nernen Bechern, Jagdfuhrwerk und Fiſchereigeraͤthe. Um bei dem Ziehen nicht alles mitſchleppen zu duͤrfen, er⸗ —* ruſſiſchen Lappen. richten ſie hie und da in den Waͤldern auf gekapten, uͤber ein Klafter boden Baumſtaͤm̃en kleine Hütten (Koavret lapplaͤndiſch) unſern Taubenhaͤuſern gleich, die Hausrath und Speiſe ent⸗ balten und zwar offen ftehen, aber doch nicht beftohlen werden. Zu ihrer Kleidung gehöre Beine Waͤſche. Männer tragen enge in die Schuhe reichende Hofen, raube, fpiße, vorn aufgebogene Schufe, in welche fie des Winters etwas Heu legen, fchliefs fende Brufttücher, die vorn offen ftes ben und einen nach dem Leibe gemachs ten Roc mir engen Ermeln, deffen Schoͤße bis an die Knie reichen, den fie mit einem ledernen, mit Zinn oder Mefr fingblech bedeckten Gürtel befeftigen, und au dem Meffer, Feuerzeug und Tos backsgeraͤthe hängt. Die Materie der Kleidung ift von Pelz, Leder oder Tuch; lederne und tuchene Röcke find immer mit Pelzwerk oder gefärbten Tuchftreis fen befeßt. Die Muͤtzen haben Breme, zu wel: hen die ruffifchen Lappen meiftene Ragenfell nehmen, geben fpig zu und werden auf den vier Naͤthen mit Tuch⸗ ftreifen von einer andern Farbe befeßt, Das Frauenzimmer trägt Aofen, Schube, Bruſtlatz und Rörfe den Männern gleich, den Gurt aber, an welchen fie ebenfalls Tobacksgeraͤthe ec. haͤngen, ſticken fie oft mit Zinnfaden. Der Rock hat einen mehr aufſtehenden Kragen, Ueberdas tragen fie Hals⸗ tücher und Heine Schürsen von buns ter ruſſiſcher Leinwand, Singer: und Obrringe; an den Iegtern hängen 24 2 biss 614 615 Befchreibung der bisweilen Kerken, die einige mal um den Hals reihen. Ihre Muͤtzen find öfters voller Falten, faftwieein Bund, oft Hauben nach dem Kopf gemacht, immer mit Stickerei von Zinnfaden oder doch mit gefärbten Lakenſtreifen geziert, Ihre Speifen erhalten fie meiftens von der Rennthierzucht, wie auch von der Fifcherei und der Jagd, Rennthiers fleiſch, Würfte von Blut, das für fi) oder mit wilden Beeren vermifcht in Renntbiermägen aufgefanger und ges kocht wird, das Eingemweide der Renn⸗ thiere, Käfe, Butter und Milch von denfelben, find die vornehmften Ge: richte der fappen. Unter allem Wilde find die häufigen wilden Rennthiere das nüßlichfte, und die Bären das lek⸗ kerſte. Sie effen alle Fifche, auch See: Bunde, und, bis auf Raubthiere und Haubvögel, alles Wild. Sie laſſen auch Rennthiermilch in Thiermagen und afferlei wilde Früchte, Blau: Preiz ſel und Moosbeeren 10, zum Vorrath frieren. Wenn fie die Milch des Bin: ters nußen, bauen fie von der geftorz nen ein Stück ab, und fo genießen fie felbige. Das Fett von GSeehunden, zuweilen auch Salz nußen fie ale Ge: wuͤrze. Einigefappen kaufen oder vers ſchaffen ſich durch Tauſch Mehl und Grüße zu Suppen. Zu ihren Lecker⸗ biffen gehört Suͤlzmilch von Renns thiermilch, die mit Fert- oder Butters Praut (Pinguicula vulgaris des Ritters von Kinnee ) gerinnend gemacht wird, Dom Käfe, der fo fert ift, daß er, an das ticht gehalten, bremnt, age, fie auch Suppen. ruffifchen Lappen. 616 Ihr allgemeines Getränk in Wafı fer, hiernaͤchſt Waſſer mit Milch, Fleich/ und Fiſchbruͤhen. Brante⸗ wein iſt ſchwer zu haben, fo ſehr er auch geliebt wird. Tribut geben fie an — ſchaft, auf deren Gebiet fie wohnen. Da ſie durch ihre Züge bald dieſes, bald ein anders Gebiet beruͤhren, ſo geben auch viele an zwei, und einige gar an alle drei Kronen Steuern; die find aber bei alleu dem fo gelinde, und die Lappen fo bequeme teure, daß deswe⸗ gen nicht die geringften Erörterungen entſtehen. Mit den Normännern treiben fie den ſtaͤrkſten Handel, der fonft durch Taufch gefchab, jet ähermit baarem Gelde gefchieht, wobei der Vortheil auf der Seite der Lappen iſt, die mehe Pelzwerk veräußern, als Tuch, Meffer, Beile und Spielmerf, Mehl, Grüße und dergleichen anfaufen, Sie entz richten daher ihre Abgaben gewöhnlich in Gelde, ob fie es gleih im ruffis fchen tapplande auch in —— thun koͤnnen. Wenn ſie eſſen, ſo — Suse vater eine Matte (Drello lapplaͤndiſch) auf der Erde aus, denn nie ſetzen fie Speife auf die bloße Erde. Um die Matteund Speifen lagern ſich Manns⸗ und Weibsleute. Ein jeder trägt be ftändig Meſſer, Löffel, und eine Fleine Schale, um daraus zu trinken, bei fih. Jeder befömt alsdann feinen Antheil für ſich, damit Feiner zu kurz Fomme, denn fie find ſtarke Effer, Bor und nach Tiſch been fie kurz, wor⸗ 6:7 worauf fie fich, wenn alfe gefpeifet, die Hände geben, Wenn fie fi unter einander befuchen, fo geben fie fich die Hände und kuͤſſen ſich, wobei fie fas gen: Bueriß! auch nach anderer Aus⸗ forache Puereß! (fen 'gegrüßt! ). Fremden breiten fie Kleider hin, um fi darauf zu feßen; die vornehmfte Stelle ift, wenn man zwiſchen dem Wirth und der Wirthin zur figen koͤmt. Sie bewirthen ihre Fremden mit Früchten und Rauchtoback. Wenn fie rauchen fpucken fie in die Hände und ziehen den Speichel in die Naſe. Wenn fie Vornehmere befischen, fo bringen fie Gefchenfe mit. "Beim Weggehen machen fie die Complimen: te des Empfanges.. Mit wem ſie es gut meinen, den pflegen fie Buor Ast zu nennen. Sie gebrauchen feine Bäder, wafchen fich aber des Sonn⸗ abends, der ihnen der heiligfteTagift, in Fluͤſſen, und oft beide Gefchlechter zugleih. Entbehrlihes Geld, Sit ber und was ihnen von Werth fcheint, vergraben fie in die Erde, umd zeis gen es auch auf. dem Sterbebette nicht anzımdeil fie es in jener Welt zu nußen hoffen, worüber denn das meiſte ver⸗ loren geht. Wegen der harten Erziehung ſterben viele Kinder; die aber uͤber bleiben, leben meiſtens geſund und munter, welches in ihrer Sorgloſig⸗ keit, Maͤßigkeit, Bewegung und der hohen Lage, die ſie für ihre Wohnun⸗ gen erwaͤhlen, feinen: Grund haben kan. Wenige erreichen he ein! bo a Yon = N * is Beſchreibung der; ruffifhen Lappen. 618 Ihre gewoͤhnlichſten Krankhei⸗ ten ſind die Kraͤtze, Lungenſucht, faule Fieber, Beinbruͤche und triefende Au⸗ gen, letztere vom Schnee und Rauch. Die Venusſeuche iſt bier unbekant. Ihre Gegenmittel ſind meiſtens aber⸗ glaͤubiſch, doch aber auch in Wunden Kienharz, in der Kraͤtze Baͤder mit Erlenrinde, wider innere Krankheiten der Genuß des friſchen Blutes wilder Rennthiere, und vorzüglich wider als lerlei Schmerzen das Brennen der ſchmerzhaften Stellen durch Auflegung angezündeten Schwammes, womit fie nicht eher nachlaffen, als bis die Haut berſtet. Die Unfruchtbarkeit iſt bei den Lappen, wie bei den Juͤdinnen, ſchimpflich. Sie haben gewoͤhnlich leichte Ge⸗ burten, und weil ſie von weiblichem Beiſtande soft ſehr entfernt find, fo helfen: ihnen ihre Männer, - Ihre Wiegen find Elein und leicht, in Form der WWeberfchiffe, oder an beiden Enden zugefpigter Kähne, aus Holz geſchnitzt. In diefelben Tegen fie dienackten Kinder auf Moos, und fhnüren einen Pelzlappen darüber, Sie hängen fie in den Hütten oder auch an Bauınzweigen auf; beim Hers umziehen aber tragen fie die Mütter als einen Mantelſack. "Der Vater giebt dem Kinde eine Rennthierkuh und zeichnet fie befonders. Diefes Zeis hen ift das Fünftige Handzeichen des neuen Mitbürgers, und alle Zuchtvon diefer Kub ein nicht zur, Erbfehaft ges höriges Eigenthum deſſelben· Reiche 943 ſchen/ 619 Beſchreibung der ſchenken ihm beim erften Zahn ein zweites Reunthier. Ueberhaupt Auf: fern die Eltern eine rechte Affenliebe gegen die Kinder, und das’ hat bei den Lappen ‚wie in der ganzen Belt, die Folge, daß fie ſich im Alter von ihnen, wo nicht gebaffer, doch verlaffen ſehen. Die Eltern verheirathen die Kins der nach Willkuͤhr, und fehen dabei Bloß auf Vermögen, daher das elens defte Weibsbifd, wo fie nur nicht arm ift, eine gute Heirath treffen Pan. Kein Jüngling fol eher heirathen, als bis ee ein Rennthier fchlachten Fam In einigen Gegenden wird der Hei⸗ rarhscontract fo genau, als immer ein Kauf, eingerichtet, obgleich die Ans frage ſehr bochtrabend klingt. Was der Bräutigam für die Braut giebt wird nach Stücken gerechnet, und be; fteht in Rennthieren und Pelzen. Die Hochzeit ift beider Braut, Diefe wird aufs befte gepugt, und!er; ſcheint mit bloßen Haaren, da fonft die Weiber und Mädchen die Haare bedecken. Die Gafterei ift ein Pife: nit, auf der jeder Gaft Speife und Getraͤnk mitbringt. Ihre tuftbarkeis ten bei Hochzeiten und außer denfelben beftehen in dem Gänfefpiel, einer Art Shah mit dreizehn Steinen, die Gaͤnſe und einen Fuchs vorftellen, Ringen, Springen über horizontal gehaltene Stäbe, abentpeuerlichen Er⸗ zaͤhlungen und auch fehreiendem Sins gen und Taͤnzen. Die jungen Leute wohnen das erfte Jahr bei den Eltern der Braut und beziehen dann ihre eis gene Koje. ruffifchen Lappen, 620 _ Ihre Todren begraben ſſe ohne Särge, an einigen Orten in ihren Kleidern, an andern ganz nackt Hei⸗ den begraben die beruͤhmteſten Schuz⸗ zen nabe an Opferplaͤtzen. Ehemals legte man die Leichen auf der Erde bin, feßte Steine umher, und warf einen Steinbaufen über ihnen zuſam⸗ men. Auf das Grad legen fie gen woͤhnlich einen umgekehrten Schlitten und geben dem Todten auch etwas Speife und Geräche mit, "welches die Getauften heimlich zu thun pflegen. Reiche Leute geben den Begleitern ein kleines Gaſtmal, die meiſten aber un: terlaſſen dieſes. d rar Die ſchwediſchen und norwegiſchen Lappen heißen alle, und von den rufe ſiſchen die meiſten, Chriſten. Es ift aber bei dieſen Chriſten ſehr viel Aber⸗ glauben und Vermengung chriſtlicher und heidniſcher Gebräuche anzutreffen. Als Heiden glaubten und glauben fie in dem Jubmel einen allgemeiz nen Gott, und außer ihm gute und böfe, männliche und weibliche Lnter« göttbeiten. Dieſe wohnen und res teren im Himmel, wie Jubmel und Raͤdian, der die Frommen zu ſich nimt; in der Luft, z. E. Beiwe (die Sonne), Horangelis, der auch Aja und Thor; genennt wird und den Donner bedeutet, Bing Olmiai, der dem Sturm gebieter; auf der Erde, auf heiligen Bergen, » E. Leib Olmai, ‚ber Gott der Jagd, Maderacko mit ihren drei Töchtern, Görtinnen: über weibliche ’ Angelegenheiten; Saiwo Olniak Berg Beſchteibung der Bergadtter der Zanberer u. ſ. m. Un; ter der Oberfläche: der Erde Jabme Acko, die Mutter des Todes, bei der die abgeſchiedenen Seelen bis zur 628 Enefcheidung ihres Schickſals find; und im Mitzelpunft der Erde oder der Hölle, wo Peskal der oberfte der bö- fen Gottheiten Rota und andere über die Gottloſen gebieten; auch im Waf: fer glauben fie,döfe Gottheiten, Sie fuͤrchten Robolde und Ge⸗ ſpenſter (Stallomna) / Wald⸗ teufel u. ſ. w. Verſchiedene Lappen baben nicht ſelten einen verſchiedenen Glauben an alle, oder mehr, oder we: nigere, aud; wohl an andere Gotthei⸗ ten und Geiſter. Statt der Tempel, haben fie bei- lige Berge, die immer vom Nenn: thier den Beinamen, baben, z. E. Styren Alda, das Rennthier des Deraes Styre; auch heilige Seen (Ailetas Jauwra) und Slüfe (Paſſe⸗Jok).· An diefen Oertern fte ben gebeiligte Bäume, an. welche fie Figuren gefhnigt haben, und. in der Hrähe find drei bis fünf Fuß hobe Opfergerüflee Solche Oerter find anıh den chriftfichen Lappen fo fürd): terlich, daß fie ihnen nicht oßne Opfer Haze fommmen, und in der Naͤhe we; der jagen noch wohnen, am meiften muß fie das Weibsvolk vermeiden. Sie Haben dafelbſt hoͤnerne, unfoͤrmi⸗ ge, von Wurzeln gefchnißte oder ſtei⸗ nerne Bögen ; erſtere nennen fie Def: ruffifchen Lappen. 622 Sarti. Wenn fie in ſolchen Seen fir ſchen, fo dürfen fie nicht fprechen,, Eei- nen Hund bei ſich haben, ſich von ih: ven Weibern nicht helfen laſſen, und dergleichen. er “Sie opfern wegen Krankheiten Seuchen der Reunthiere , unfruchtbas - ter Ehen und anderer zeitlichen Ber draͤngniſſe. Ein Zauberer muß ibs ‚ nen fagen, am welche Gottheit fie ſich zu wenden, und was und mo fie zu opfern haben, Dazu bedient er fich zumeilen der Sauberteommel ( Bo: bodes), einereyförmigen, am einer Seite: mit einem Fell- befpannten Schachtel, mit; pielen Schnüren und Klimperwerk. Das. Trommelfell ift mit: Bildern ' von Himmelskoͤrpern, Thieren, Voͤgeln, Charakteren u ſ. we bezeichnet. Wenn der Zauberer einen Ring auf daſſelbe legt und dann mit dem Schlaͤgel, der ein haarichtes Rennthierhorn iſt, darauf ſchlaͤgt, kan er aus der Figur, auf welcher der huͤpfende Ring liegen bleibt, alle Sras gen, die Vergangenes und Zufünftis 98 betreffen, Beantworten. Sie ci> tiren auch die Trommelgeiffer, dabei fie in Ohnmacht fallen, und ihre Seele an den Berfamlungsort ah ben, um fih mit ihnen zu unterreden, verreifen lafen, in jeder opfert ſelbſt. Wenn diefis gefchießt, fo teinigt fich der Opferer, Binder alle Hunde, damit fie ihm nicht uͤber den eg laufen, feſt, und wandert mit fe, und leßtere, die fonderlich.an Seen... ben Knochen oder Hörnern des vers und Fluͤſſen find und ans ganzen Hau: fen ſeltſam geformter Steine beſtehen, langten Thieres, ohne zu reden, nach dem heiligen Or So bald er dem ſelben kriecht dahin. 623) m Befchreibung der felben erblickt, fällt er nieder und Er legt denn fein Dpfer auf das Geruͤſte, betet auf dem Angeficht liegend und gebt nach Ha fe. Die meiften Opfer bleiben liegen, davon große Haufen Kochen und Hörner entftehen. Einige aber begra: ben fie, vermuthlich weil fie unterivdis ſchen Gottheiten beftimt find. Fleiſch opfern fie nie, weil fie annehmen, daß die Götter Die Knochen ſchon damit befleiden würden. Frißt ein Hund einen Opferfnochen, ſo muß er fters ben, da denn eben die Knochen von feinem Gerippe, die er zerſtoͤhrte, flatt deffelben, aufs Gerüfte gelegt werden. DBisweilen laſſen ſie das Blue. der DOpferthiere in einen Fluß laufen, oder gießen Milch oder Brantewein zu Opfern auf die Erde, um den Erd: und Waffergöttern angenehm zu ſeyn. ruſſ iſchen Kappen, 624 Leute von folchen Geundfaͤtzen und fo reizbaren Merven muͤſſen an Traͤu⸗ men, Geſpenſtern, Aberglauben und Maͤhrchen reich feyn, "und find es auch. Den Bären, r&inennem fie nicht bei dem Mamen, ſondern den Alten mie dem Pelze. Wow den Zauberern glauben fie, daß fie Winde und Regen verfchaffen und hindern, Inſelten rufen und vertreiben, Geis fer ſprechen u. d. gl, koͤnnen, daß ſie aber, der Donner verfolge, daher fie ſagen; wäre fein Donner, ſo ver⸗ gienge die Welt duch Tauber rei. Sie trauen gewiffen"Sprüs hen und Formeln befondere Kräfte zun Dennod find unter ihnen rechtſchaffe⸗ ne griechifche und proteſtantiſche Chri⸗ ften vieleicht nicht fpatfamer „als ums ter den Chriſten felbft. n i'- R iN- 85 5 Anekdote ( Aus dem London Chronicle.') a Voꝛn ungefaͤhr dreißig Jahren erhub man eine große Klage gegen die Nachwaͤchter von London und Weſt⸗ minſter, daß ſie ihre Pflicht im hoͤch⸗ ſten Grade vernachlaͤßigt haͤtten. Ein Senator machte hierauf im Unter— baufe eine Motion, daß man erlaus ben mögte, eine Bill einzubringen, vermöge welcher die Nachtwächter gezwungen werben folten, bei Tage zu ſchlafen, um im Stande zu feyn , des Nachts ihre Pflicht Sn Ben zu thun. Der verftorbene Sir James Creed bat fogleih das ehrenfefte Mitglied, ihn mit in diefe Bill eins zufchließen, denn er würde fo entfeßs 1“ — geplagt, daß er weder bei Tage, noch des N ſchlafen —* da * Hannoverifihes Maga 4otes Stud, Sreitag, den ıgfen Mai 1780, Induſtrie ). itteren iſt ein Kirchſpiel im Stifte Drontheim in Norwe— gen, welches aus vielen im Meere belegenen Inſeln beſteht. Der größte Theil deſſelben iſt zum Anbau nicht geſchickt. Es ſind da viel nackte Felſen und ſumpfige Moore. Zwi— ſchen den Felſen und Sümpfen liegen bin und wieder ſchiale Streifen und Flecke Erde, welche allein bewohnt werden können, Dieſe find zwar nicht unfruchtbar, das Waſſer aber, wel: ches von den Felfen hinunter fließt, macht ihre Arbeit befchwerlih. Die Einwohner find es gewohnt, ihre mei⸗ fie Nahrung auf dem Waſſer zu fur hen, welches fie noch mehr vem Feld: bau entwöhnt, und verurſacht hat, daß fie überhaupt fich nicht viel darum bekuͤmmert, fich etwas mehreres oder befferes zu verfchaffen, als was bie Er: de ihnen freiwillig gegeben hat. In einer folhen Gegend übernahm vor ungefähr 30 Jahren ein Bauer: kuecht, Niels Juſteſen, das Bauers gärchen Kide, welches 7 bis 8 Jahr wuͤſte gelegen, und worauf die Gebaͤu⸗ de theils verfallen, theils abgetragen waren. Das Gut war ein Menjak gut des dortigen Predigers. Es hatte duch Ueberſchwemmungen von Fels ftrömen beträchtlichen Schaden erlits ten. Verſchiedene hatten es in Pacht gehabt, ohne dabei beftehen zu koͤnnen, und endlich wolte Feiner mehr damit zu thun haben. MNiels Juſtenſen war der einzige, der fich endlich dazu uͤber⸗ reden ließ, und erhielt es. auf die Be: dingung, daß er nichts für die Pacht bezahlen, und zwei Jahr von der Grundſchatzung frei feyn, hingegen auf eigene Koften die Gebäude wieder herftellen und in Stand feßen folte, Er war aus dem benachbarten Kicchfpiel Hefve gebürtig, wo der Land; bau auch vernachläßigt wird; war in feiner Jugend als Knecht nach Hits tern gefommen, und hatte aus Ar; mutb es. nicht weiter gebracht, als daß er noch in feinem 36ten Jahre als Knecht für andere arbeiten mußte, Die Ausſicht, die ihm jetzt gegeben Re wurde, *) Aus des Kammerraths Owe Malling großen * guten Handlungen einiger Daͤnen, Rorweger und Holſteiner. S. 2099. TU 5:7 wurde, da er fich nun ſehen wolte, war nichts weniger ale ermunternd; allein durch eine gar beſondere und vorzuͤgliche Arbeitſamkeit hat ers da⸗ hin gebracht, daß das Gut Eide ſich nun durch feinen Ackerbau und feine Gebäude unter den Gürern in Hittern auszeichnet, und er felbft ein wohl: ‘ babender Mann, und ein fehr geehr: tes Beifpiel unter feinen Nachbarn ger worden ift. Sobald Niels Zuftefen fi des wuͤſten Guts afigenommen, fing er gleich an, feine Arbeit unter den Hausbau und Feldban zu theilen. Zuerft verfchafte er fich das benoͤthigte Dad) und Fach; wachher arbeitete er nach Zeit und Gelegenheit an Aufpug, Erweiterung und Verbefferung. Das Bauholz Ffältere er ſelbſt, und führte es Durch ſehr beſchwerliche Wege her⸗ an. Die Arbeit ſowohl am Wohn: hauſe, 'als an den andern Gebäuden beforgte er auch ſelbſt, bloß dürch Huͤl⸗ fe ſeiner Frau, einer Magd und eines Nachbarn; Doch bediente er ſich des letztern nicht laͤnger als etwa ein Paar Wochen. Indeſſen war doch der Feld: bau vornemlich feine Sache. "Der Boden war pier, fü wie Überall in Diefer Gegend, fehwer"urbar zu ma: hen, der größte Theil Tag zwiſchen zween Felſenſtuͤcken und zween Meer: bujen. Won den beiden Folien ftröm: ten verfchiedene Bäche herunter, weh che die Ebene uͤberſchwemmten und fich in mehreren Sümpfen und Prüßen ſamleten, dazwiſchen die Wecker in klei⸗ nen Flecken angelegt waren, ' Den größten Schaden aber that ein ordent⸗ Induſttiere durch den beſten Theil d * is if, oft Steine ynd Sand äber as fand ſchwemmte, u. manchmal ganze Städte Land abriß. Hieraus nahm Niels Zus ftefen ab, daß, wenn bier etwas rechs ‚tes. ausgerichtet werden folte, fo muͤß⸗ licher, Ztuß, der_in vielen — -te der Anfang mit einer ganz neuen Einrichtung gemachte werden, und faßte den Muth, diefe vorzunehmen, Um diefen fhädlichen Fluß abzuwen⸗ den, grub er längs dem einen Felſen einen tiefen Graben 500 Schrittelang, brach durch einen niedrigen Felfen, der ihm im Wege war, und öfnete das durch dem Fluſſe ein neues Bette bie in die See; und um einem neuen Ein⸗ bruche vorzubeugen, machte er am Ufer dieſes neuen Grabens eine Erhoö⸗ bung, theils von Mauer⸗ theils von Holzwerk, wodurch er ſich gegen biefe Furcht ſicher ſtellte. Als’ das Haupthinderniß ſolcherge⸗ ſtalt gehoben war, gieng er weiter. Er grub mehrere Gräben, um die ans dern von den Felfen niederftrömenden Waffer abzufeiren, füllte die Suͤmpfe mie Erde, grub die Steine ‚’ die er forebringen Ponte, aus, und führte fie weg; neben den größern grub ee Gruben, mwälzte fie dahinein, und bes deckte fie mir Erde. Durch diefe und mehrere Anſtalten machte er zulegt Tein ganzes Fand tibetall fo eben und troß Pen, Daß es gepflügt werden Fonte, und ein Ufer wurde, der fü ſich zwi⸗ ſchen der Felſen von einem Meerbufen zum andern erfirecfte 700 Schrittin - die tänge, und‘ gegen 3° in die — ls 639 Als. diefer Acker «gebanet;wuede, gab ersteichliche Frucht, und, Miels Jufter fen befam dadurch Luſt ihn zu ertweir tern. Seitwaͤrts konte dies nicht ge⸗ ſchehen; denn da hatte er vornemlich den Hauptgraben laͤngs den Felſen gra⸗ ben muͤſſen. Es fiel ihm alſo ein, ſein Land an dem einen Ende in den Meer⸗ buſen auszudehnen, als welcher im: mer von der Fluth unter Waſſer ge⸗ ſetzt, aber auch eben ſo oft von der Ebbe trocken gemacht wurde. Hier fuͤhrte er eine faſt unglaubliche Men⸗ ‚ge erſt von Steinen, dann von Moor; erde und Seegras zufammen, : und ließ nicht ab, bis er ſich ein neues Stück Ackerland vonfaft einen Tonne Ausfaat, fo zu ſagen, erbauet hatte, Der Strom, dev; ipm zuvor ſo viel zu ſchaffen gemacht, hinderte ibn auch hier, indem er ſeinen Ausſluß gerade an der Ecke des neuen Ackers hatte, und alſo ihm leicht Schaden zufuͤgen konnte; aber auch hier wußte Niels Juſteſen ein Mittel zu finden, dieſem vorzubeugen, indem er einen Canal von: der Muͤndung in die Ser grub, und dadurch den Strom nach einer an⸗ dern Seite wandte. Da er ſolchergeſtalt dies Land zu: Acker gemacht, hatte er nun faſt gar fein Wieſenland übrig, außer was bewachſen mit Unterwald auf den Fels⸗ huͤgeln lag, und bisher wenig gege⸗ ben hatte. Er ſah, daß ibm Wieſen⸗ wachs zur Verbeſſerung des Ackers nothwendig ſey. Er machte ſich alſo uͤber dieſen Unterwald, rodete ihn aus, ebnets den gereinigſen Boden, 4: Induſtrie. 630 und pflanzte die beſten der Baͤume iu gewiſſe Ordnung, fo daß ſie zum Muz⸗ zen wachſen, und doch nicht dem Wie⸗ ſenwachſe ſchaden konten. Welches denn die gute Wirkung hatte, daß er zu ſeiner Zeit eine ganz anſehnliche Heuernte erhielt. Mar ſieht leicht, daß mehr als eine kurze Zeit erfordert wurde, fo vieles auszurichten. Der Ueberreſt von Niels Juſteſen beſten Le⸗ bensjahren gieng denn auch unter dier ſen muͤhſamen Arbeiten dahin, und man haͤtte vermuthen koͤnnen, daß er in feinem zunehmenden Alter allein das bin-getrachtet haben: würde, alles im Stande zu erhalten und die Früchte zu genießen Allein feine Luſt zue Ar⸗ beit gieng noch weiter, und nach al⸗ len dieſem nahm er ein neues Werk vor, wobei er faft der Natur felbft zu trotzen ſchien. Zwifchen. zween Huͤ⸗ geln, unweit ſeines Hofes, lag in ei⸗ nem tiefen Thale ein faſt grundloſes Waſſer, von dem Riemand leichtlich glauben follen, es koͤnne zu etwas ge nußt werden. Es war ſo belegen; daß es alles Waſſer auffieng/ welches von dem. Dinger aufidenn Hofe: abs flog. . Niels Zuftefen, als ein fleifs figer Sandmann, konte es nicht anfes hen, daß'diefer fein Dünger fo nußs [08 verloren geben ſelte. Er zapfte daher das. Waſſer ab, legte ſteinerne Rinnen in die Öräben; grub von. dem Hügel Erde) womit er das’ That fuͤll⸗ te, und legte aufs neue Steinrinneng Durch dieſe und: mehrere dergleichen Zubereitungen/ bekam er endlich nach unglaublicher Arbeit einen vortreflichen Rr 2 und 63r 2 er eine Tonne Saat hinein fen fonte, und erhielt jegt mit geringer Mühe ei: ne mehr als gewößnliche Ernte, meil er nicht .nörhig hatte, Dünger Binzus fuͤhren. Dies find die vornehmften der Wr; befferungen und Verſuche im tandbau, die diefer eine Dann vorgenommen und ausgefuͤhrt hat; fie find aber nicht die einzigen. Er hat nachher mod) zwei Stuͤck band urbar gemacht, jedes auf eine Tonne Ausſaat, und hat, um ſie nutzbar zu machen, einen weit— laͤuftigen und koſtbaren Steinwall auf: führen muͤſſen. Er har um feinen Hof berum neue Wege über unebne und fumpfige und felfigte Stellen angelegt, und verfchiedene andere Fleinere Ein: richtungen gemacht, welche alle Zeit, Arbeit und Unkoften erfordert haben. Uebrigens ift hiebei noch das zu mer⸗ fen, daß er, zur Bearbeitung verfchie: dener der von ihm urbar gemachten tändereien, nicht Pflug und Pferde ge: brauchen fönnen, fondern die Erde mit der Hacke umwuͤhlen müffen, und hiezu, fo wie zu feinen andern Arbei⸗ ten, bat ee feine Hülfe gehabt, als feine Fran, zwo Töchter, nnd ab und an einen Jungen oder eine Magd. Im Jahr 1772, als man zuerft in Koppenhagen von diefem feltenen Mam ne Nachricht erhielt, war er 62 Jahr alt, arbeitete noch mir Luft und Feuer wie fonft, und nach wie wor giengibm ein häusliches und arbeitfames Weib an die Hand, welche außer ihren Hausgeſchaͤften noch Zeit genug übrig Induſtrie. — nd fruchtbaren Acker, fo groß, daß 632 batte, ihm in feinen Seldarbeiten zu helfen. Eben damals gab ihm Ye mand den Nach, ſein hohes Alter zu bedenfen, ſich mit dem, fo er ſchon zu Stande gebracht, zu begnügen, oßs - ne mehrere Anlage zu machen, und nun nicht fo eifrig zu arbeiten, „Mein, „antwortete er, ich würde dadurch das „befte meines Lebens verlieren, nems „lich die unglaubliche Freude, Die ich „fühle, wenn ich immer etwas neues „binzu thue; denn ich bin nie fo froß, „als wenn ich dergleichen Arbeiten un: „ter Händen habe.“ Die Früchte diefer feiner anbalten: den Arbeit, waren fchon damals be: traͤchtlich. Anfänglich, da er aufs Gut fam, hatte er 3 bis 4 Tonnen ausgefäet, und 10 bis 12 geerntet: damals aber fäete er 12 Tonnen, und erntete gemeinfich go Tonnen, und als fo achtfältig, da doch in dieſem Kirche ſpiel nur insgemein drei bis vierfälrig geernterwird. Zuvor fonte er nur 7 bis 8 Stück Hornvieh, zo Stück Flein Vieh und 2 Pferde halten, jeßt hielt er 16 Stück Hornvieh, 60 Stück Plein Vieh und 3 Pferde. Seine ans dern Außerlichen Umſtaͤnde waren auch merklich dadurch gebeffert. Mit Ars muth hatte er angefangen, war aber jeßt ein mwohlhabender Mann, der Miemands bedurfte, fondern andern helfen Ponte, wohnte gut, hatte übrig, daß er etwas vorzufeßen hatte, wenn Jemand zu ihm kam, hatte gutes Vieh, einen Äberflüßigen, obgleich nicht prächtigen Hausrath, und feine Achergerärbfchaften in dem beiten Stande; 633 Stande; welches, zufammen genom: men, ein wirflicher Reichthum für eis nen Mann feines Standes ift. Auch dies verdient noch angemerft zu wer: den, daß er, bei aller Betriebfamfeit in der Arbeit, bei aller Gefliffenheit im Ermerbe und aller Sparfamfeit im Gebrauche des Erworbenen, doch Flüy: fich gewußt fomohl der Habfucht als der Kargheit zu entgehen. Er bat zufammengebracht, nicht zum Verwah⸗ sen, fondern zum Gebrauche für ſich Induſtrie. 634 ſelbſt und andere. Und ſo wie er ſtets munter bei ſeiner Arbeit geweſen, ſo hat er auch allezeit mit Erkentlich⸗ keit von der Vorſicht geredet, welcher er allen Segen und guten Forsgangjise gefhrieben, die feine Arbeit gehabt bat, Als verdiente Ehrenzeichen bat die Koͤnigl. Landwirthſchaftsgeſellſchaft ihm ihre kleinere goldene Schaumuͤnze und einen großen filbernen Pokal ges ſchenkt. Etwas von Futterkraͤutern. Sie wegen des Luzerner Klees im z2ten Stücke des Hannoͤverſchen Magazins geſchehene Anfragen veran: laſſen mich, folgendes befant zumachen. Mit dem Luzerner Klee habe ich zwar feine Verſuche gemacht, halte aber dafür, daß deſſen Anbau für unfere Gegend um fo meniger an: zurarhen ſtehe, da der weil, Herr Sus perintendent Schwahheim zu Hedes münden fich viele Mühe gegeben, den £uzerner Klee einzuführen, und viele Berfuche damit angeftellet, welche aber den Erfolg nicht gehabt, daß mehrere fih damit abgegeben hätten. Waͤre der Nußen von dem Luzerner Klee auch nur zu einem mittelmäßigen Ertrag in Unfchlag zu bringen gemwefen, fo zwei; fele ich nicht, daß fich deffen Anbau ſehr bald wuͤrde ausgebreitet haben, weil die Einwohner im Fürftenthum Göttingen fich wegen des Mangels an Wieſen vorzüglich auf die Anziehung der Zutterfräuter legen muͤſſen. Daß ſolches auch wirklich gefchiehet, davon zeugen die. häufig in den Feldern anzus tteffende mit Esparcette beftellte Stücke, obgleich ich meines Teils mich von dem angerühmten großen Nußen des Esparcette noch nicht überzeugen Pan. Denn, wenn man die in den erften. Jahren daran, ohne einigen Mugen! davon zu haben, zu verwendende Wars tung rechnet, und bedenfer, daß wir nur felten gänderei annehmen koͤn— nen, auf welcher bei guter Bearbeis tung nicht auch andere Früchte, bie mehr eintragen, wachfen folten; fo wird bei denen auf die Wartung des Esparcette zu verwendenden. Koften und bei dem Abgange an andern Früchten der davon zu ziehende Vortheil alles mal fehr geringe bleiben. Will man aber Mugen vom Esparcette haben, fo ift fchlechterdings erforderlich, daß er zwei Jahr nach der Ausfaat vom Unfraute rein erhalten und ausgegätet werde. Man irret gewiß fehr, wenn Kr 3 man 435 man;annims daß ber Espgreette in dem — Boden, der zu aus Bern de üchgen nicht, ‚tauglich, gut forts Eonune, 0) iſt jan, wahr, daß ders felbe, einen 65 ſchwer zu verar⸗ beitenden oden liebet, ‚und darin vorzüglich gut gerathe, Unterfucht man, aber das, Erdreich tiefer, fo wird man einen. beffern Erdboden finden, welcher denen tief ‚unter ſich wachſen⸗ au n Wurzeln. des Esparcette diejenige, äbrung zufübret, welche deſſen freu⸗ digen Wachsıhum befördert. Fehler es unter der öbern Fläche an gutem Erdreiche, fo wird der Esparcette auf ſolchen Stücen allemal nur Fünmerz lich bleiben. "Bon denen Turnips, Burgunder Ruͤben, Runkelruͤben, oder wie fie bier genant werden, Runkſchen, ziehe ich jaͤhrlich eine anſehnliche Quantitaͤt, und fan deren Nutzen aus eigener Erz fü brung bezeugen, folglich deren Uns Ban ‚empfelen. Es dienen ‚nicht nur die Blätter im Nachfommer dem Horn⸗ vieb zu einem milchteichen Futter, fon: dern es geben die Rüben felbft im Winter ein fehr gutes Viehfutter ab, wenn fie geſtutzet und übergemenget mers den, Si dem erſten Theile des Haus: vaters Seite 307 bis 312 findet man aut, Anzieh: und Wartung der Runfels rüben die befte Anweiſung, welche fi: cher befolget werden fan, Nur würz De ich rathen, die Pflanzen lieber ftatt 18 Zoll, volle 2 Fuß weit aus einander zu feßen, um ihnen ſowohl zu Aug: Breitung, der nußbaren Buͤtter, De En Er Etwas von Futterkraͤutern. als, auch beſſerer Formirung der Wiein 636 binfänglich Me Rgum zu perſchaffen. Yu. ezweifele ich das zu 18 Pfund angegebene Gewicht einer ſolchen Nüs be... Hier haben fie oßnerachtet des daran gewandten Fleißes nur bis zu 8 Pfund ſchwer erzielet werden koͤnnen. Da aber der Boden, worin ſie, um die Ruͤben nahe: bei dem Hofe zu baz ben,. gebauet worden, tbonartig ift, fo fan «8 wohl feyn, daß diefelben in einem, mehr lockerm Erdreiche bis zu, einem ſtaͤrken Gerichte fortwachfen. Den erweiterten Anbau befördern zu helfen, wird mir zum Vergnügen ges reihen, amd: biete ich denenjenigen, welche fich durch eigene Erfahrung von dem Nußen der Runkelruͤben überzen gen wollen, „den Saamen zur erſten Ausſaat unentgeldfich an. In dem fchon angeführten, erſten Theile des Hausvaters wird Seite 314 von dem Herrn Verfaſſer der‘ Wunfh geäußert, ‚daß diejenigen, welche mit dem Spergel, bier Spork genant, Verſuche angeftellet , ſolche bekant machen moͤgten. Mir ſind die zwei Jahre hindurch, damit ge— machte Verſuche gut gelungen, da ich Gelegenheit hatte, einigen Saamen zu erhalten, Der Saamen hat viel aͤhnliches mit dem Mohnfaamen, nur⸗ daß er noch feiner iſt, und daher ſehr bebutſam gefäet werden muß, Wenn dag Rockenfeld abgeerutet ill, fo. wird. das zum Spergel beſtinte Land ſogleich umgepflüget, und recht fein geegget, worauf der Saamen ausgeſtreuet und das Land nachmals mit der Egge uͤber⸗ zoden wird, Der Spergel waͤchſt ſo⸗ dann 637 darin zu einer graden der Hirſe nicht unaͤhnlichen Pflanze dicht neben ein⸗ ander bis zu zwei Fuß hoch auf, und Pan derſelbe nach Beſchaffenheit der Witterung entweder 8 Tage fruͤher oder ſpaͤter um Michaelis bereits gemaͤhet und gruͤn verfuttert werden, Das Dich frißt denfelben mit großer Ber gierde. Das angenehmfte bei dem Spergel ift, daß er ſich lange gruͤn er⸗ haͤlt, und ſich bis nach Martiti zum feifchen Futter gebrauchen läßt, Ob ſich gutes Heu davon machen laſſe, ba: be ich noch nicht verſucht, gedenfe fol ches aber in diefem Jahre zu thun, von deffen Erfolge ich nachher das weis tere mittheilen werde. ' An der But: ter babe ich feinen vom Spergel her⸗ ruͤhrenden widrigen Geſchmack wahr: genommen, Vorzüglich) dürfte es dem Spergel zur Empfelung gereichen, Niiedeck. A Etwas von Futterkraͤutern. 638 daß das Land uͤberaus rein darnach wird, Im Frühjahr laſſe ich das fand, wovon ich im fpäten Herbſte den Spergel genutzt habe, mit der Schafhuͤrde belegen, und ſielle ſolches mit Gerſten aus. Folglich wird durch diefes Futterkraut kein Abgang im Fel⸗ de verurſacht. Gemeiniglich pflegt zwar der nach der Rockenernte geſaͤcte Spergel noch reifen Saamen zu ge ben, tim aber recht guten reifen Saat men zu erhalten, thut man wohl, int Frühjahr ein Feines Fleck damit zu bei ſaͤen, wovon man un Johannis aus den Saamen ernten Fan, den die Pflanze in reichlicher Maaße trägt; Solte fich hin und wieder Jemund fin den, der den Spergel ebenfalls zu zie⸗ hen Luſt Hätte, fo bin ich erboͤtig, den: ſelben mit dem erforderlichen Saamen ebenfalls umfonft zu verfehen. — v. Ramdohr. EUER Aneevoten (Aus dem Englifchen. ) . # TI Dei Slamftead;, ein Mann der zuweilen, ‚wenn er juft aufge: räumt war, äußerft launigt feyn Ponte, aber auch Pogleich durch die unbe traͤchtlichſten Kleinigkeiten in Hitze gerieth, war viele Jahre auf der be— ruͤhmten Sternwarte im koͤniglichen Thiergarten zu Greenwich, koͤniglicher Aſtronome. Zum Scherz pflegten andere Aſtro⸗ nomen den gemeinen Leuten weiß zu machen, Doctor Flamfead fönte wahr⸗ ſagen. Eine arme Waſchfrau, der des Nachts ein fremdes Stuͤck Leine⸗ wand von der Bleiche geſtohlen war, das fie dem Eigenthuͤmer wieder bes zahlen folte, hatte: aud) von -Flams ſteads Wahrfagerei gehört, und gieng diefer wegen gleich zu ihm nach Green⸗ wich, Ganz aͤngſtlich fragte fie ihn, ob er ihr nicht fagen Pönte, wo die ge ſtohlne Leinewand wäre, und mer der Dieb fey, Doctor Flamſtead war eben bei 639 bei guter Laune und ertwieberte; fie mögte nur ein wenig warten, er wolte zuſehen, was bei der Sache zu thun wäre, ‘Die keinewand Pönte er ihr vieleicht wieder verfchaffen, allein Bas Fände nicht in feiner Macht, ihr auch zugleich den Dieb anzuzeigen. Er fegte fih darauf nieder, machte zum Spaß auf feinem Tifche mit Kreide verfchies dene Keeife, Vierecke, u. fe w. und fagte nach einer Eleinen Paufe, fie folte nur auf das und das Feld geben, und in der und der Gegend wuͤrde fie in einen ausgetrockneten Abzugsgraben ihre feinewand in ein Tuch gewik— Felt wieder finden. Die Frau gieng bin, fand auch wirklich befchriebeners maaßen die Leinewand, lief ganz freus dig wieder zum Doctor, danfte ihm und bot ihm zum Zeichen ihrer Ers Pentlichkeit eine halbe Krone für feine Bemuͤhung an, — Der Doctor ges rieth felbft über den fpaßbaften Auss gang diefes Vorfals in Verwunde⸗ zung, und fagte: gute Frau, ich freue mich herzlich, daß ihre eure Leinewand wieder gefunden habt, aber id) verfi: here euch zugleich, daß ich in der That felbft nicht wußte wo fie war. Ich wolte nur bloß meinen Scherz mit euch haben, deswegen fagte ich euch aus Spaß einen Ort, wo ihr fe wieder finden würdet, Daß ihr fie ' Anekdoten,‘ 6409 da gefunden, iſt ein bloßer Zufall. Send ins künftige Klug, und glaubt nicht, daß ein Menſch mwahrfagen koͤnne; komt auch nie wieder in die⸗ fer Abfiche zu mir, oder ſchickt mie andere, die folches von mir verlangen, Der Doctor Flamftead pflegte die⸗ fen Vorfall öfters dem Herrn Whi⸗ fion zu erzäßlen. ” 2 dmiral Blake wurde, als er noch Hauptmann war, mit einem klei— nen Geſchwader nach Weſtindien zw einer geheimen Unternehmung gegen die fpanifchen Pflanzungen gefchickt, Bei einem Gefecht flog unglücklicher MWeife eins feiner Schiffe auf, wel⸗ es den Muth feiner Leute fehr nie derſchlug; Blake hingegen, den Uns glücfsfälle nicht leicht außer Faſſung fegten, vief feinen $euten zus Gut, Tammeraden, ibr habt ein engs liſches Schif auffliegen gefeben; laßr uns nun auch ſehen wasein fbanifches inderfelben Situation für eine Sigur machenwird. Diefe zur rechten Zeit angebrachte Rede ers weckte ihren Muth augenblicklich wies der, und in weniger als einer Stunde feßte er feinen Gegner in Feuer, “ter, Cammeraden, fagte er darauf, ich wußte wohl, daß wir uns bald revangiren würden, Ro: Zr Hannoverihes Magazin, 642 41tes Stüd, Montag, den 22ten Mai 1780, Darftellung der Urſachen, welche Die fhlechte Befchaffenheit der Niederſaͤchſiſchen Ziegeldächer veranlaffen, nebſt einigen Vorſchlaͤgen zu ıhrer Verbeſſerung. Vom Hrn, Landbauverwalter Ehriftian Ludewig Ziegler in Celle, u diefem Aufſatze, welchen ich den Publico gegenwärtig vor: lege, ift bereits eine Einleitung im Sabre 1755 von dem verftorbenen Profeffor Lowitz zu Öttingen ge: fegrieben, und in dem gzten Stuͤcke der Hannöverifchen nuͤtzlichen Sam; lungen gleiches Jahrs eingeruͤckt wors den. Ich bitte Diejenigen meiner Les fer, welche diefe Materie interefliret, felbige zur Ergänzung folgender Be: trachtungen zur Hand zunehmen. Auch muß ich fie erfuchen, bei verfchiedenen bier nahmals vorkommenden Xeuffe: tungen ſich zu merfen; daß es nicht meine Abficht gewefen, allgemein trefs fende Sachen zu behandeln, fondern ich mich vielmehr in diefem Auffaße auf einen Staat einfchränfen wollen, worin ich als Baubedienter angefeßer bin. Die Mängelumerer jegigen Zie: geldächer werden meinen Leſern am leichteften in die Augen fallen, wenn ich fie an die letzte Herbftwitterung zurück erinnere, und dadurch in ihrem Gedaͤchtniſſe die damalige Befchaffens beit ihrer Dächer mit dem Zuftande ihrer Böden und allen Berwänfchun: gen ganz lebhaft mieder varftelle, Die fie auf Maurer und Dachdecker dar⸗ über ausgeſtoßen. Dann fann ich boffen; fie werden meine Vorfchläge techt beberzigen, und alle Vorurtheile gegen Meuerungen durch Tharfachen bekämpfen laffen. Waren nicht, fo ungefähr gegen Weihnachten des vos tigen Jahre, die Ziegeldaͤcher ihrer Wohnungen den Sieben gleich, wo: durch das Waſſer nach Gefallen floß, ihnen die Böden, die Decken der Zim: mer und wohl gar die Meublen ver: darb? Und ift nicht dieſer unanges nehme und verderbliche Umſtand ihres Hauſes alle Nachherbite bald minder, bald mehr, eingetreten? Bringt nicht beim weggebenden Froſt auch die Dachtraufe alle den Kalk wieder von ihren Dächern herunter, den fie mit vielen Koften wenig Monate zuvor für eine Dichtung anbringen ließen? Wirft Ss nicht 643 nicht oft ‚der Sturm einige Dußend Pfannen mit einmal zu der unange⸗ nebmften Zeit herab und giebt ihre Böden dem regnigten Himmel preis? Mie Recht muß fie diefes unzufrieden gegen alle die machen, welche die Ber dachungen veranftalteten, und ihnen darunter Schuß für Regen und Schnee verfprachen, Und bei ihnen, jeßt ber daurenswerthe Kornauffchütter, müf: fen unfere Dächer doppelten Unmillen bervorbringen,; wenn fie die Böden befuchen, und außer jener verderblis hen Benäffung noch zu allen Zeiten ihre Vorraͤthe mit abgefallenem Kalf befäet finden, und abermal mit pro Eenten Tara für eine Säuberung die: fer Art Unrathe bedrohet werden, Schon Verdrieglichfeit genug für die Inhaber der Gebäude, und doc) noch Kleinigkeiten in DBergleich der Nachtheile, welche den Eigenthuͤmern derfelben, aus einer folchen Beſchaf⸗ fenheit erwachfen. Sie finden in den Meparationsfoften, die fie auf Dächer verwenden muͤſſen, einen Krebs für ihre Baufaffe, und bei ihren, ich mögte faft fagen, täglichen Ausgaben, befinden fie fich nicht viel verbefiert, es bleibet beim Durchregnen nach wie vor, Haben fie gar einen Mieths— mann in ihrem Haufe, fo beunrubiget fie auch der noch dazu mit ſtetem Klas ‚gen tiber die Dächer, daran fie nichts ſpareten. Und mitlerweile verfaufen ihnen unbemerkt einige Balken und Sparren im Haufe; fo gering die Dachlecken bei ihrer ſorgfaͤltigen Ne: paranır auch gefchienen haben, In Kon den Urſachen, welche die fchlechte Befchaffenheit winkel. Und wer weiß nicht, 644 wenig Jahren aber kuͤndigt man ih⸗ nen endlich ‘den drohenden Einfturz derfelben an, der fie dann zu einen belaftenden Baue zwingt, Diefe und mehrere dergleichen Ers fabrungen veranlaffen mich, mit der Befchaffenbeit unferer Pfannendächer unzufrieden zu ſeyn, und hierin dem Publico beizupflichten, welches fich über felbige nicht. nur. äußerft befchwes tet, fondern auch außerdem bald den Dachdecker, ven Kalkverfäufer, oder Ziegellieferanten,, je nachdem ihm der eine, oder andere eben im Wurf fomt, ohne Gnade, als ſchuldig verurtheilet. Meiner Meinung nach beduͤrfte es aber einer Unterſuchung; ob die Schuld allein an diefen Leuten lieget. Ich will Peinesweges eine Apologie für fie ſchreiben, da ich felbft auf fie fhmälen muß, Allein ich fan es nicht zugeben, daß man fie fchlechtbin fo ganz verdammet, ohne nicht wenig: ftens vorber an feinen eigenen Ver— ftand um nähere Unterſuchung für fie appelliret zu baben; wenn erftere zu ſchwach find folche Gründe vorzubrin: gen, die bei mebrdenfenden Menfchen fie zum Theil entfchuldigen koͤnnen. Alte Dächer und alte Ziegel machen dichte Häufer! Ein Ausfpruch, womit man einem oft unter die Nafe raunt, und die Anwendung nach belieben nıaz chen läßt. Freilich bat diefer Spruch feine guten Gruͤnde, jenen Leuten uns befchadet, Denn vor Zeiten machte man bei uns die Dächer viel höher, das ift, unter einem foißigern Forſt⸗ daß ! das 645 das Waffer auf einer weniger geneig: ten Fläche zu fchnell abfließer, als dag es durchfchlagen koͤnte. Ferner haben Die alten Ziegel, welche ſich noch auf den Dächern finden, die Probe in al⸗ len Wiederwärtigfeiten ausgebaften, und müflen nothwendig die fefteften ſeyn. Oft baben fie gar ihre Dauer einem alten vortrefflichen Thone der Ziegelei zu verdanken, wovon nichts mehr vorhanden ift, und defjen Stelle num ein fählechterer vertreten muß. Die natürlichfte Folge, daß unfere neuen Dächer mit gleicher Urt Beda⸗ Kung der ältern Zeiten, und von der nemlichen Ziegelei verfehen, weniger fhüßen, als jene thaten. Gleichwohl zuwenig Urfachen, als daß ſie dadurch zu einer jeßigen gänzlichen Unbrauch⸗ barkeit herunter gefeßt werden koͤnnen. Um mein Urtheil über fie und ihre Schöpfer alfo im Ganzen zu ‚fällen, fo glaube ich alle vorgedachten Fehler aus der Form unfers Bedachungsma⸗ terials herleiten zu Pönnen. Die allgemeinfte Are Dachziegel in Miederfachfen find nemlich die Pfan— nen, welche im Profil die Figur eines Stmahen, und alfo einen auswärts gebogenen Rand haben, welcher Ießte: re über den erfleren des anliegenden Ziegels greift und ihn fchließt; daher fie von Reichslaͤndern Schlußziegel genannt werden. Gie haben zwar den Vorzug vor den jet wenig mehr gebräuchlichen und durch ſie aus uns feree Gegend verdrengten Hohl: und Breitziegeln, allein daß man den Pfan; nen vor allen sriftivenden und mögli; e der Niederſaͤchſiſchen Ziegeldächer veranlaffen, 646 chen Arten Dachziegeln nicht den Vor⸗ zug geben muß, wird ſich aus folgen⸗ dem ergeben, Die Pfannen machen, außer auf dem geringen Theile, mo fie nach der Laͤnge und mit der Krimpfe nach der Breite uͤberfaſſen, durchgehende nur eine einfache Decfe von einer gebrans ten Thonerde, die oft kaum I Zoll zur Dicke hat, Iſt der dazu gebrauchte Thon dergeſtalt mit Sande vermifcht geiwefen, Daß er Lehm genannt werden Pan, fo ziehen die daraus hervorges brachten poreufen Steine bei anhals tender Näffe nicht nur das Waffer in fih ; fondern laſſen es in Tropfen, wie ein Viltrierſtein, leicht durchſeigern; indem die durchdringende Feuchtigkeit, wenig Körper in der Pfannen dicke zum MWiderftande finder. So verderblich dies Tropfen allein fhon werden Pan; fo entftehen aus jener Befchaffenheit des Steins, daß er das Waſſer gleich einem Schwamm überall einnime noch fchlimmere Fol: gen, Es folten ſich nemlich die Pfans nen vermöge ihres Baues durch vorz befchriebene Krimpfe dichte ſchließen; aber nie koͤnnen fie dergeftale bei uns zum Schluffe gebracht werden, daß fie nicht menigftens unten mit Mörtel oder Gips verftrichen werden müßten. Und man ift an den meiften Orten gar genöthiger, auch außerhald die, offene Zügung mit jenen Sachen zu fchlief; fen. Diefe anzuwendende Verbin— dungsmittel find eigentlich heterogen mit den Hauptförpern, und können ipre Eigenfchaft, wodurch fie fonft Ss 2 fefte 647 fefte Mauren machen, beiden Pfannen nicht zur Wirfung Bringen, Wenn man auch ſuchen molte, erfteren, der aus Mifchungen entftehet, Durch eini; ge Zufäße mit den Hauptförpern im nähere Berwandfchaft zu bringen, fo bleibt doch gewiß, daß er gleich dem Gipſe das Waffer in fehr verfchiedes nem Verhaͤltniſſe mit unfern Pfannen einziehen wird, Die durchfcdhlagende Geuchtigkeit muß zwifchen dem Fur gungsmittel und dem Körper, mit wel: en fie durch Cohaͤſion nur verbuns den find, fich häufen und der geringfte Sroft, der diefe Feuchtigkeit trift, und in Eife ausdehnet, trennet felbige gänzlich. Der unterftrichene, und bloß durchs Anhängen feſt gewefene Mörtel oder Gips, fält von feiner eigenen Schwere herunter, und das Waſſer erhaͤlt durch die offene Fügung einen freien Lauf. Diefe üble Folge entſteht zwar nur bei den Ziegelm, die nicht aus dem fet: teften Thone gemacht waren und alfo durchfchlagen mußten, aber die aus befferem Thone, wodurch die Feuch: tigkeit nicht gaͤnzlich dringen fan, find mit jenen Steinen einem zweiten nach: theiligen Umſtande für unfere Dächer unterworfen. Wärme und Kälte deb: nen wie befant, wechfelsweife die Koͤr⸗ ver aus umd ziehen fiezufammen. Die Dachziegel find diefen beiden Berände: rungen am meiften und ftärfften auss gefeßet, weil Froft und Sonne gleich unmittelbar auf-fie wirken, und wegen ihres wenigen Körpers bald durch: dringen Pönnen, Von den Urſachen, welche die ſchlechte Befihaffenheit 648 Sch habe zum Beifpiel oft in April fhon die Ziegel fo heiß um Mittag gefunden, daß ich unter den Dächern feine Hand darauf halten Ponte, und die folgende Nacht firl ein ziemlicher Froſt ein, daß durch folche fehnell anf einander folgende und im Sommer faft täglich eintretende Veränderung gen eine Trennung der unterftrichenen Verbindungsmittel von den Ziegeln vorgeben muͤſſe, bedarf ich wohl nicht weiter theorerifch zu bemweifen, da die Erfahrung ſchon jeden meiner Leſer davon belehrt haben wird. Unſere Dachdecker fuchen diefe Trennung des Mörtels von den Ziegeln durch einen Zufag von Haaren auf eine Zeitlang den Augen zu entziehen, und das dars aus erfolgende wirkliche Herunterfal: len deffelben etwas länger zu verfebier ben, indem fie in den verfchiedenen Pleis nen Härchen, fo an der äußerften Cir⸗ fumferenz des Mörtels mit den Pfanz nen verbunden bleiben, ibm eben fo viele Pleine Tragbänder geben. Mit diefem Blendwerfe ift aber dem Bes wohner nichts geholfen, der Regen findet feinen XBeg auch durch die un: fihtbaren Fugen folcher Trennung und in Purzer Zeit eilet der Froſt ihm zu Hülfe, dieRigen zu erweitern und freien Weg zu bahnen. Der Baus here aber, der num einen Dachdecker zum Wusbeffern hinauf ſchicket, vers ſchwendet nur unnuͤtze fein Geld, weil diefer bloß uͤber den getrennten Mörtel noch mal herſtreichet, oder pinfelt, und den Grundfehler fo laſſen muß wie er war, Sene 6 Jene ung fo wenig auffallende und doch Haupturfachen zur Vernichtung niederfächfifcher Pfannendächer find oft noch mit den heftigſten Windftöf: fen Begleiter, welche das ganze Dach erſchuͤttern, und alfo die verbundenen keichten Körper gar bald trennen. Diefe koͤnnen aber deflomehr wirken, je wei: ter die Sparren aus einander leben, und je entfernter gelatter ift. Beides finder fich nur zu oft, erfteres bald aus unzeitiger Holgerfparniß, bald aus Unwiſſenheit der Arbeiter, weil derje: nige fo jeßt fürein Ziegeldach zimmert, feine bei Strohdächern gewohnte Spar; renweite als eineunabweichliche Maaſ⸗ fe anfiehet, und bier auch anbringet, letzteres aus Nachläßigfeit die Maaf- fen der Ziegel zu umnterfuchen, indem der Dachdecker den guten Schlendrian folget, und z. E. um Zelle fo lattet, wiein Hamburg von ihm gelattet wor: den ift, da doch eine 18 bis 20 Zoll lange Emdener Dachpfanne eine wei: tere Lattung erlanbet, als eine von 16 bis 17 Zoll unferer Ziegeleien, und wenn daber für erftere 14 Zoll gelattet ng legtere nur 12 Zoll geftatten an. Mir deucht nach jenen angegebenen Urfachen, welche alle die vorgedachten Mängel unferer Pfannendächer un: ausbleiblich machen, werden diejeni: gen meiner Leſer, fo fich davon fiber: zeugt haben, und noch aus der Erfah: rung felbigen beipflichten koͤnnen, die Frage an mich richten: fan diefem unerträglichen Llebel denn nicht abge: holfen werden? Ich antworte allers der Niederfächfifchen Ziegeldächer veranlaffen, 650 dings! und werde meine Raͤthe auch dazu ertheilen. Mur thut es mir leid, daß ich gleich anfangs frei fagen muß, fie werden für die zufünftigen Gebaͤu⸗ de von ausgebreiteterm Nußen, als für die gegenwärtigen, und. bei leßtern nicht allemal anzumenden ſeyn, weil felbige in der Neuerung der Ziegelart hauptſaͤchlich beftehen follen. Und da: ber find fie denen die alte Häufer bes fißen , oder bewohnen, welche folchen neuen Hut nicht mehr werth find, auch weniger brauchbar. Was für befondere Eigenfchaften wir zu dichten Dächern in unfern Ges genden von einer folchen Ziegelart norhwendig fordern, werden meine tes fer aus der vorgebrachten Weiſe, wie die Zerftöhrung der jeßigen geſchiehet, mit mir fon abjtrahirer haben. Und ich glaube fie-auf folgende drei Punkte einfchränfen zu fönnen, daß felbige 1) bei etwas magerem Thone ſolche Decke geben, wodurch das Regenwaſ⸗ fer nicht unmittelbar traufen Pan, und 2) binfänglich am einander fchlief: fen, um des Linterftreichens mit Mör: tel, oder Gips ganz entübriger zu werden. Die in den obern Kraifen Deutſchlands üblichen platten Ziegel, die man Bieberfchwänge oder Zungen nennet, entfprechen gänzlich diefen beis den Forderungen, wenn fie doppelt ge: legt werden. Und wer in dem Reiche, in Böhmen, Schlefien, im Brandens burg: und Ehurfächfifchen die damit belegten Gebäude aufmerffam betrach: tet hat, wird mit mir ihre Einführung bei uns herzlich wünfchen. Auf folche © 3 i 651 ift denn auch das Hauptziel meiner Vorfchläge zur Verbefferung unſerer Dächer gerichtet. Gedachte Ziegel find 15 bie 16 Zoff lang, 65 bis 7 Zoll breit, und 4 bie 3 Zoll dick, am obern Ende gerade. und werden mit ei⸗ nem dafeldft verfehenen Hafen aufyer bangen, nach unten find fie entweder abgeruͤndet, zugefpigt, oder duch eine coupirte Spige mit zwei Ecken verſehen, wie es das Herfommen einer Provinz gut findet, Vor vielen Jah⸗ ren bat man von ihnen auch Gebrauch) in Niederfachfen gemacht, und es ift fonderbar, daß felbige von den aus Holland bei uns eingeführten Pfam nen wieder verdrängt worden find, und daß nicht ſchon laͤngſt die fich noch als lenthalben zerſtreuet findende Beifpiele ſolcher platten Ziegel, welche ihre gute Eigenſchaft und den Vorzug vor Pfans nen doch in den meiften niederſaͤchſi⸗ [hen Provinzen bewähren, eine allges meine Einführung wiederum befördern Finnen, fondern bei alledem ganz un: beachtet geblieben und in Vergeffenheit geratben find. Jedoch habe ich bei meiner Durchreife durch einen Strich von Mecklenburg angemerft, daß man felbige dort allgemein wieder zur Be⸗ dachung waͤhlet. Da vielen meiner Leſer nicht unbe kant feyn Fan, daß in den Niederlan⸗ den nur die Dfannen gebraucht wer— den, und daſelbſt eine vortrefliche Be⸗ dachung verſchaffen; ſo muß ich Dem Einwurf, der mie von denfelben aus diefer Erfahrung gegen meine Meue⸗ zung mit Recht gemacht werden koͤnte, Von den Urſachen, welche die ſchlechte Beſchaffenheit 653 gleich anfangs begegnen," und. bie Gründe angeben, warum tinter den Ziegelarten z..E die Pfannen in Anz ſter dam eine fefte und vortheilhafte Ber dachung gebenz dahingegen in Berlin ebem dies nur von Zungenziegelnzu ers warten ſtehet. Die Holländer koͤnnen die Thonerden von der reinften und feinften Beſchaffenheit ſehr mwohlfeil baben; denn es werden ihnen entives der noch ißt die Theile derſelben durch die ſich dort verfeigende Fluͤſſe fo fein und abgefchlänimer zugefuͤhret, als der Mineralog fich folche nur zuzubereiten vermag; indem der Rhein und die Maaß die geöbern Theile von Sand und Steinen, als ein Sedement, ſchon oberhalb abgefegt haben, wenn fie ſich dort in Arme vertheilen und den feis nen Thon zuriick laſſen. Oder diefe Erden find ihnen von der nemlichen Dualirät auf gleiche Weife und von dem uͤberſtroͤmten Meere ſchon vor vie len Jahrhunderten aufgefchlämmet worden, ehe die Bewohner das Land eindaͤmmeten. x Der bolländifche Thon iſt fo fert und rein, daß die Ziegelftreicher oft gezwungen find, einen Zufag von fei⸗ nem Sande zu felbigen zu fügen, tum nur Ziegel daraus fehaffen zu Pönnen, Die forgfältige Bearbeitung, die fie darauf verwenden, liefert dies Mares riale auch in einer Tuͤchtigkeit dem Peis nis in der Welt gleich fommen kan; weshalb’ es denn bei wichtigen Bauen auch in alle vier Welttheile verfchifs fer wirds Zugleich verurfachet der wohlfeile Transport mittelſt Schiffen in 653: in und auſſerhalb Landes, nebſt der nicht koſtbaren Torffeurung die Ber zingerung des Preifes von eben dieſem Baumateriale, das anderer Orten mit gleicher Sorgfalt bereitet fehr en werden dürfte. Gleichwol darf ich auch nicht — merkt laſſen, daß man in Holland die gute Ziegeleiwaare auch gut bezahlet. Z. E. zu dem im Jahre 1770 in Am⸗ ſterdam erbaueten Muydenſchen Thore wurde das Tauſend von einem Sorte⸗ ment rother Klinker, die 8 Zoll lang, 4 Zoll breit und 13 Zoll dick waren, und deren 36 Stück erft einen Cubik fuß Mauer machten, für 60 Gulden bolländifch angeliefert. - Im Sabre 1777 babe ich zum Giebel an einem Privargebäude in Amfterdam dergleis hen Steine vermauren fehen, movon das 1000 auf 72 Gulden zu ſtehen fam. Bon einer: dergleichen ausge fuchten ‚holländischen Fayanze Fönnen auch Pfannen, wohl feſt ſchlieſſende und dicht haltende Daͤcher geben; wenn fie gleich nur eine einfache Decke ma: hen, und auch zu Zeiten: Kalk zum Unterftreichen erfordern. Denn weil e kein Waffer ducchfchlagen und in der. Fuͤgung fo: genau: fchlieffen, daß der Kalk nicht zu Tage komt; fo kön; nen jene Folgen, die beit unſerm Ma: zeriale eintreten, dort nicht ſtatt finden. u Deurfchland,, ‚die Gegend an den Ausfluͤſſen der Ströme nehme ich aus, verhält es fich mit: der Ziegeler⸗ de ganz anders, Hier ift fie zu. Haufe, und befinder fi als ein Landespro⸗ der Nieberfächfifchen Ziegeldächer veranlaſſen. 654 due, in dem röheften Zuftande, und bald. mit Steinen, Kalk, Mergel und Sande dergeftalt vermifcht, daß man fie kaum gebrauchen Fan. Das Schlänmen derfelben wuͤrde bier aber eine koſtbare Sache werden, und doch die Erde nicht fo gut bereis tem‘, als es die Natur mittelft der Ges waͤſſer in den fieben Provinzen von Holland gethan hat. Es bleibt uns das ber nur übrig, daß wir die beften Ne⸗ ſter des Thonsauffuchen und wir müfs fen zufrieden feyn; wenn wir ihn nur ohne den überaus fhädlichen Kalk oder Mergel finden, und oft den zu viel beigemifchten Sand nebft Steinen gers ne ertragen; uns auch gefallen laffen, letztere durchs Treten oder Schuͤrfen, ſo viel moͤglich, heraus zu bringen. Eine ſolche ungleichfoͤrmige Erde aber, die eher Lehm, als Thon, genennet werden kan, behaͤlt weder die den Pfannen noͤthige genau ſchlieſſende Form im Feuer, welches uns nach— mals veranlaſſet, eben ſo viel Moͤrtel als Steine aufs Dach zu bringen; noch erhält fie darin die Eigenfchaft, bei einer: fo geringen Dicke die Seuche tigfeit niche durchzulaſſen und mit eis nen einfachen $age auf dem Dache dag Gebäude fürs Durchregnen zu ſchuͤtzen. Anden: ich nun generaliter darges than, daß. die Bewohner der in ver Mitte vom Reiche und Holland beler genen Provinzen: erft ihre Ziegelerden aus- jenem Geſichtspunkte beurtheilen muͤſſen, woraus ich fie betrachtet has be, bevor: fie ſich für. die platten Zie⸗ gel der Oberländer erklären; — i 655 Won den Urfachen, welche die ſchlechte Beſchaffenheit ꝛc. 656 ich meine Landesleute überführt zu has ben, daß fie an den Zungenziegeln ei: ne beffere Wahl treffen, wanu fie ein durchaus dichtes umd feſtes Dad fordern. . Ehe ich indeffen ſolche weiter an⸗ preiſe, habe ich noch einige Einwuͤrfe zu berichtigen, welche das Vorurtheil den Ober⸗ und Miederſachſen wieder beide Arten Daͤcher wechſelsweiſe in den Mund leget, und weßwegen auch die einſichtsvolleſten Männer falſche Ur⸗ theile zu faͤllen veranlaßt worden ſind. Wie gefallen ihnen die Pfannen dächer in Holland? fragte ic einen ſehr geſchickten Baumeiſter in Dres⸗ den,als er aus den Niederlanden zurück kehrte. Sie find vortreflich; aber zu ſchwer fürs Gefpärre und machen ein foftbar Dad. Und eben diefe Ant: wort erhielt ich von einem der erfahren: ften Baumeifter in Niederfachfen, wie ich mir feine Meinung über die Zum endächer erbat. , Auch der verftorbene Profeffor Lo: witz urtheilet, als ein Reichsländer in feiner vorangeführten Einleitung $ 7 und ır, wie mein fächfifcher Freund, Weil num aber feine Sache zugleich) ſeyn und nicht feyn fan; fo verdienet die Frage: welches von beiden der vors gedachten Dächter für das fchmwerfte und koſtbarſte zu achte, auch erſt ent: fehieden zu werden, bevor fid) jemand für das eine oder andere aus Grün: den determiniren fan, Zu folgender Unterfuchung, woraus ich eine rich⸗ tige Beſtimmung darüber zu leiten glaube, wollen ſich meine Leſer zur vor merken; daß die mit platten Zie⸗ geln bedeckten Dächer in einfache und doppelte getheilet werden, und zu erſte⸗ ver Are nur erforderlich fey, daß den. Ziegel nach Abzug des Hafens und der Ründe zwei Latten Nberfaffe, die zweite Öattung aber unter diefen Um: ftänden noch einer dritten batte beduͤr⸗ fe, worauf er etwa ı Zoll reiche, Die für beide Arten erforderliche Zwifchens weite der Latten , ändert fich zwar wie ſich die Maaßen bei den Ziegeln und Latten aͤndern; fie läßt fich aber aus den Längen der erftern und der Breite der leßtern mit folgendem allgemeinen Ausdruck beitimmen. Wenn a die Länge des Ziegels, b die Länge des Has Pens, c die baͤnge der untern Ründung und d dieBreite der batten bezeichnet; fo ift die Zwiſchenweite der Latten x bei einem einfachen Dache | —a-b-c-2d und bei einem doppelten —ı-b-e-2d-1n Will ich die Ent 2 fernung der Latten dergeſtalt beftims men, daß fie von der obern Kante der einen, bis zur oberften der andern, und alſo mit Einfchluß der Latten ges rechner werde, wie es die Zimmerleute und Dachdecker verlangen, fo fee ich zu der gefundenen Zahl für x noch d Hinzu, daß alfo diefe Weitey—xtd iſt. Machdem ich diefe Kentniß von den platten Ziegeldächern vorausgehen laſſen; fan ich die Vergleichung der Schwere und Koften unter fich felbft und mit dem Pfannendache vornehmen, Der Schluß folgt Fünftig, —X 658 Sannoveriies Maggzin. 42tes Stuͤck. Freitag, den 26ten Mai 1780, Darftellung der Urſachen, welche die ſchlechte Befchaffenheit der ——— (chen Ziegelvächer veranlaffen, nebft einigen Rorfchlägen zu ihrer Verbefferung. Vom Hrn, Landbauvermwalter Chriſtian Ludewig Ziegler in Celle. (Schluß.) amit ſolche aber genau werde, denke ich mir beide Arten des Dachmaterials von eben der: felben Ziegelei. Sonft würde ich bei Verfchiedenheit der Ziegelei ein fal: fches Refultat der Schwere heraus: bringen, oder nach meinem Gefallen herleiten Fönnen; wenn id) hiebei z. E. das Gewicht eines Zungenziegels aus dem Leipziger ssutelligenzblatte vom‘. 1774. Ne. 25. zu 33 Pfund annäp: me, und das Gewicht einer Pfanne zu 8 Pfund, mie fie eine Ziegelei in biefiger Nachbarſchaft liefert, feſtſetzte. Da aud) die Preife der Materialien an jedem Orte verfchieden find; fo muß ebenmäßig der Erbauungsort beftim: met werden, um den Unterfchied der Koſten richtig angeben zu können. Weil nun bier um Celle noch feine platte Ziegel gemacht werden, ſo ver lege ich diefen Bauplaß nach Bleckede an der Elbe, woſelbſt beide Arten Dach⸗ ſteine von der benachbarten Ziegelei er⸗ folgen, und ich auch vor kurzem auf beide die Anſchlaͤge entworfen babe. Man darf fich zu einer folchen Be rechnung nur ein Gebäude bereits mit feinem ©efpärre verfehen, vorftellen, bei dem eg jedem frei ſtehet, ein Dach von Pfannen oder Zungenziegeln dars auf legen zu lafjen. Um aber alsdann den Unterjchied des Gewichts der Körs per ausfindig zu machen, welche auf diefem Gefpärre ruben follen, Pan bloß deren abfolute Schwere in Betracht kommen, Denn die relative, mit wel, cher jene auf die Sparren drücken, hängt von dem Meigungeminfel ab, den felbiger mit den horizontal gelegs ten Balfen macht, und wenn diefer für alte drei Arten unferer Bedachung eben vderfeibe bleibt, mie zu einer ſol⸗ chen Unterfuchung nothwendig voraus gelegt wird; fo muß auch das Verhaͤlt⸗ niß under relativen Schwere, wie in Tt der 65H Don den Urfachen, welche die fehlechte Befchaffenneit der abſoluten fich gleich bleiben. In dem bier aufjuftellenden Beiſpiele ſoll nun die zu bedachende Släche 2000 Quadratfuß halten, dazu werden ev; fordert: 8 1) Auf ein Pfannendach, ı2 3oll gelarter, 3ooo Pfannen, 17 Zolt lang, 10Zoll mit der Krim⸗ pfe breit, wiegen a Stuͤck Pfund, 18000 * 2000 Fuůß tannene Latten zZ Zoll breit, 12 Zoll dick, wiegen 3 Fuß 134 Unze 10: Schock Naͤgel, 43 300 lang, wiegen a Schod 2 16973 ⸗ Did, 212 24 braunfchweigifche Him: ten Ralf, A so Dfund— 1200 ⸗ 72 Himten grandiger Sand, A 100 Pfund — 7200 : Summa - 280083 15 5) Auf ein einfaches Zungenz dach, 10 Zoll gelattet. 4110 Zungenziegel, 16Zoll lang, 7 Zoll breit, wies gen à Stuͤck 4 Pfund — 2400 Fuß tannenekatten, 3 Zoll breit, 13 Zoll dick, wiegen a Fuß 134 Une — 321 Schod Nägel von 43 Zolllang,wiegeni Scharf 2 Pfund zr1o Dachſpliſſen, 12 Zoll fang, 23 breit und dick, wiegen A Hundert Io Pfund — 1644015 2025 5 25: 4IL,s Summe — 18901 ib 660 3) Auf ein Doppeltes Zungen⸗ dach, 6 Zoll gelatret, 6850 Zungenziegel, wie: gena Stuͤck 4 Pfund, 4000 Fuß tatten, wiegen a $nßı173% Unze 27400% 3375 21ShodNigtaiSchofans 42: Summa — 3081715 Aus diefer Berechnung ergiebt fich, daß wenn man uͤber den Unterfchied der Schivere eines Pfannen: und Zuns genziegeldachs eine carhegorifche Ant: wort erwartet, man ſich auch beftinıt ausdrücken müffe, welches von den zwei Arten der Zungendächer gemeint fey, und daß. ich dann nach ‚obiger Berech⸗ nung ein einfaches, für 3 Teichter, als unfere Pfannendaͤcher; ein doppeltes aber für circa ſchwerer angeben müffe, Weil nun die vermeinte Beſchwerung der Zungenziegel für.ein Gebäude einen der Haupteinwuͤrfe gegen ihre Einfühe tung bisher bei uns ausgemacht bat; fo will ich hieruͤber noch einige Ber trachtungen anftellen, Es bringt freifich das doppelte Zun⸗ gendach ein Gewicht von circa. 3000 Pfund auf ‚einer Fläche von 2000 Duodratfuß mehr, und dieſes beträgt auf jeden Quadratfuß 13 Pfund. Als lein diefe Schwere wird durch. die Ers hebung des Sparreus von einer horis zontalen Lage. noch ſehr vermindert, und bei deffen hier gewoͤhnlichen Fleins fen Erhebungswinkel von 45 Grad in ihrem relativen Zuftande auf 4 Pfund herunter geſetzt. Eine gerins ge Schwere, die dem Unterbau. für diefe 661 dieſe Art Bedachung, welcher durch die mehrern Latten ſchon eine Verſtaͤr⸗ kung bekoͤmt, koſtbarer zu machen, un: möglich veranlaffen fan. Denn man nehme, nur die äußerlis . eben Umftände, die auf unjere itzigen Dächer wirfen, und die weit mehr als dieſes am Gewichte aufeinen Qua: brarfuß ausüben. 3. E. die Wind: ſtoͤße, welche auf die Dächer fallen; den Regen, der in die Steine zieht, und den Schnee der fie überdies des ſchweret. Der heftige Anfall des erſtern wuͤr— be bei einer 45 Grad geneigten Dachfläs he auf jeden Duadramfuß 11 Pfund bringen ; , wenn ich_deffen Gefchmin: Digfeit zu 120 Fuß in einer Secunde annehme 3). Das Gewicht dee zwei: ten Fan bei biefigen Pfannen auf eis nen Quadratfuß 13 Pfund betragen, da ich, aus vielfältigen Berfuchen das Reſultat erhalten; daß eine Dachpfan: ne, die nur 3 Quadratfuß decfer, 3 Pfund Waller einzuziehen vermag. Geße ich ferner, daß ein Dad) mit 2 Fuß hohem Schnee befällr und fein Verhaͤltniß gegen Aa 9 wie ı zu 6 iſt b), fo wird er jeden Duadrarfuß mit 20 Pfund beſchweren, wenn der Eubikfuß Regenwaſſer zu. 60 Pfund angenommen worden. Beide leßten Gewichte bringen auf eine 45 Grad geneigte Fläche demnach zufammen- 105 Pfund, Weil aber alle, diefe drei Arten von Würfungen "der Niederfächfifchen Ziegeldächer veranlaſſen. 662 im Winter zugleich eintreten koͤnnen; fo giebt es Augenblicke, mo ein Qua⸗ dratiuß von der Dachfläche niit einer relativen Schwere von 212, Pfund belaftet wird. Und diefem temporellen mehreren Druck der Dächer müffen ja unfere tigen Lluterbaue widerſtehen. Freilich darf man dem Geſpaͤrre Fei- ne 5: 6: bis 7füßige Weiten geben, die ſich, wie Te gedadyt worden;, bei uns finden. Denn folche Entfernuns gen geben auch feinem Pfannendache den gehörigen feften Unterbau; fon: dern veranfaffen zuerft die Biegung der oft ſehr ſchlechten und ebenmäßig zu weit aus einander gebrachten Latten, nachmals die Biegung der Sparren ſelbſt. Man gebe nur den Eparren jedess mal eine angemeffene Weite und folge der gemeimen Regel, für, viele unferer practiſchen Handlungen: dem Guten Iteber etwas zu viel, als zu wenig gerhan. Das minimum.einer folchen Spars renentfernung wiirde ich bei unferen gebräuchlichen Baupölzern auf4 Fuß, und das maximum auf 4I Fuß vom Mittel zu Mittel fegen, um fie für eis ne jede obiger drei Arten der Dächer tauglich zu machen. Wird der Baus berr Dabei Sorge tragen, daß die fat: ten genau 14 nnd 3 Zoll Quadtar bals ten und vollkantig find, dent Dies ers fordern die platten Ziegel mehr, als die —— ſo kan er fuͤr die hin⸗ c2 reichende a) —— Beiträge zum Gebrauche der Mathematik Tom. 3. Cap. VIII. 4. 151 und 152, b Mufchenbrock Eſſay de Phylique pag. 807. Ed. de Leyde 1739. 663 Von den Urfachen, welche die ſchlechte Befchaffenheit 664 reichende Stärfe des Unterbaues Eher Arten Dächer, und berechne felbige feyn. für bereits gedachtes Städtlein Bleke⸗ Ich ſſchreite nun zur Vergleihung de. Die zu bevachende Fläche bleibe der Koften unferer vorbetrachteten drei 2000 Quadratfuß. 1) Boſten eines Pfannendaches. a) Materialien. 30650 Pfannen von Boißenburg, Poften mit dem Transporte das Hundert ı Rıhl. 18 gr. — 45 Rthl. — gr. - pf. 2 Schod 5 Stuͤck ı6füßige ftarfe Latten, mit dem Traneporte von Gorleben, 3 5 Rthl. — 10.2: "gr 10: Schocf Nägel, à 9 Hr. — — —— — 24 Braunſchw. Himten Kalk von Fallersleben Arsg. 10— 7-7 7 Braunfchm. Himten . der Eibe, find 6 Fuder, Ag gt. — — 2 a De EG ‘4 Pfund Schweinshaare, A 36 pf. a 6 Arbeitslobn. 125 Stuͤck Latten aufzunaͤgeln, a22pf. — — »31 22 24 Himten Kalk zu loͤſchen, a 6 pf. ⸗18 Zr? 3000 Pfannen ı Stock hoch unter Dach m Sringen, | 29 gr. — 3000 Pfannen einzudecken und zu underftreidhn, > de a 2 Rihl. 9 gr. — — 6: a7 2-7 Summa — 78 Rıhl. 17 gr. 6 pfı 2) Roffen eines einfachen Zungendaches mit Spliffen. ; a) Materialien. 4110 Züngenziegel | von Boigendburg, das Hundert 30 gt. — — 34 Rihl. 9 gr. — pf. ai Shot 16füßige £ Latten, & 5 Rthl. — „a vu Am 122 Schock Nägel, A 9 gr. — — ya Piz 41 10 Dachſpliſſen, das Taufend 24 gr, — ae Br b) eg 130 Stuͤck $atten aufjunägeln, A 2 pf. 1.) ei 4110 Zungenziegel unter Dach zu gi a Tauſend 6gr. — — ⸗24—5⸗ 4110 Zungenziegel mit Sotfen aufsupängen, a Tau · ſend 27 gr. ee Summa - 57 Rh. 15 gr. 2 pf 3) Roften 665 der Niederfächfifchen Ziegeldächer veranlaffen. -- 666 3) often eines doppelten Zungendaches. 9) Materialien, 6850 Zungenziegel, das Hundert 30 gr. 4 Schod 10 Stuck 16füßige Latten, a5 Rtihl. — 21 Schock Nägel, 2 9 gr. Bei dieſer Berechnung muß ich er⸗ innern, daß die Farft: und Walmzie⸗ gel, aud die dazu nörhige Befefti: gungsmittel, als Mörtel und Dach: haken, nebft der Arbeit fetbiges anzu: bringen, bei jedem der drei berechneten Arten Dächer gleich bleiben , und da fie nichts zur Vergleichung beitragen, auch weggelaffen worden find. Die Koften eines doppelten Dachs, worauf ich nemlich meine Betrachtung bauptfächlich zu richten habe, fommen nach obiger Berechnung circa 4 mehr, als diejenigen, fo ißtauf unfere Pfans nendächer verwandt werden muͤſſen. Da aber ein doppeltes Zungendach zu einem Pfannendache fich in der Dauer wie 2 zu ı verhält; fo laffe ich meine tefer felbft ureheilen,, ob man nicht bloß in Rückficht der Dauer ſchon diefe Are waͤhlen muͤſſe. Seße ich zu jener wahr ren Defonomie, welcheich bei der Wahl des doppelten Zungendaches beobachte, noch die Bortheile, daß man alsdenn der eben fo unangenehmen, als Foftbas ren jährlichen Dachreparaturen ent: übriget wird, weil Peine unterflrichene Kalkfugen nörhig find; daß man für alles Durchregnen ficher iſt; daß die ge— b) Arbeitslohn. 250 Stuͤck Latten aufzundgeln, A 2 pf. 6850 Zungenziegel unter Dach zu Bringen, 169. — 1 6850 Zungenziegel doppelt aufzubängen, a24 9. — 4 : 57 Rthl. 3 gr. 7 pf. 20⸗ ⸗ — 5 BZ 9 ee *— 1 20: Summa — goXthl. 22 gr. - pf. ſollerten Kornfrüchte ohne Kalk bleiben; daß der Wind feinen Stein zu rücken vermag, der bei dem Pfannendache manchmal einige 100 Stück zugleich abwirft, und leßtlih, daß das Ger fpärre des Gebäudes feines heimlichen Berfaulens unterworfen ift: fo Pan ich ein ſolches Dach bei unferer magern Ziegelerde nicht genug empfelen, - Es dürften ist mancher Orten bei uns die Zungenziegel noch ſchwer zu ha: ben feyn ; allein nothwendig bald allges meiner werden müffen, wenn fich zu die: fer Waare Liebhaber finden. In dem tüneburgifchen werden auf verfchiede: nen Ziegeleien bereits durch nieine Ber: anlaffung Zungenziegel gemacht, und ich bitte die Inhaber und Ndminiftrato: ten fir das Beſte des Publifums bier öffentlich: fie wollen allen Fleiß auf dies unentbehrliche Materiale wenden, Für diejenigen mit denen ich Feine Verabredung getroffen, und die füch auch zu deren Anfertigung entfchließen wollen, merke ich an: daß nad) meiner Angabe ein folcher Ziegel nach dem Brande 16 Zoll in der fänae, 7 Zoll in der Breite, und $ in. der Dicke hal: ten muͤſſe; daß deſſen untere Ruͤnde Tt 3 nur 667 Roi ben Urſachen/ welche bie ſchlechte Beſchaffenheit 668 nur einen Stichbogen von hoͤchſtens 1% ZoU, und. der Haken an der obern geraden Querſeite genau im rechten Winkel von 1% Zoll nach allen Sei— gen oben etwas abgerundet zu ſehen ſey. Ueberdieß muß der Ziegel gaͤnz⸗ lich arrade Flächen, nebft Seiten , ob: ne Wurf haben, auch auf der obern Fläche einige mit dem Finger eingezo⸗ ‚gene Furchen erhalten, welche oben anf 4 des Steins nach gelinde anfan⸗ gen, weiter unten aber tiefer eingreis fen. Zu einem dergleichen platten Zie⸗ geldache bedarf man auch foviel haibe Steine, als Schichte anf dem Dache kommen follen, damit man den Ber: band in den Fugen geben und das Spalten der Steine mit dem Hanımer entbehren koͤnne. Dieſe werden ebens mäßig nach obigen Maaßen nur won der halben Breite, als 34 Zoll, anges fertiger. Bei der Deckung ift binges gen zu beobachten, daß unten auf den erften 2 Latten eim Ziegel gelegt, und deſſen Hafen: abgefchlagen werde, wovon das abgerundete Ende unter Die dritte unten abzufchrägende Larte geſteckt wird, dadurch fan eine nach Der ausgefpannten Schnur beftimte untere gerade Linie des Dachs erhal: ten werden, und es befommen auch die unterften Dachfugen am Rande des Daches eine Unterlage Auf diefe erſte Schicht wird die zmeite auf die dritte Latte dergeftalt geleget, daß die Fugen der erften mit dem nächit obern Ziegel der zweiten Schicht gedecket und dergeſtalt ſtets ein Verband beibehal: ten werde. Daß Farkten, Walm und Bood der Zungendaͤcher die des Moͤrtels ferner⸗ bin beduͤrfen, habe ich ſchon zuvor er⸗ waͤhnet; damit derſelbe aber nicht gleich durch Froſt zerſtoͤret werde, wie es bei unſeren jetzigen Daͤchern geſchiehet; will ich meinen Leſern die Loriotſche Manier, der Zubereitung des Moͤrtels hier empfelen; deſſen Bearbeitung auf zwei Dachdecker zwar einen Handlanger mehr erfordern wird, durch welche Kleinigkeit man aber, ſich eines feſtern Daches vertroͤſten fan, wenn es gehoͤrig gemacht worden iſt. Dieſe Manter ift bereits in dem 3z 5ten Str. des Hannöverifchen Mas gazins vom J. 1775 bekant gemacht, und ich. Fan fie für die Derter, wo man nicht ſtets frifchen ungelöfchten Kalk ‚baben und bearbeiten Fan, nicht genug anpreifen. Außer meinen eigenen Ver⸗ ſuchen, die ih auf Befehl eines hohen Collegii diefes Landes im J. 1775 darüber anftellen müffen, und melche mich, von der VBortreflichkeit derfelben in der Naͤſſe und dem Froſte uͤberzeu⸗ gen koͤnnen; habe ich noch das Vers gnuͤgen gehabt, mit dem Erfinder ber Fant zu werden, ihn darüber zu befras gen, die Art der Bereitung und feine ſaͤmtlichen Verſuche zu ſehen, die er am Louvre und dem Obferpatorio zu Paris; auch der Wafferleinung zu Ars cuenil gemacht hat, und welche alles da8 bewähren , mas dieſer vortrefliche Mann angiebet, Ich wiederhole bier aus feiner Ungabe, mas zu unſerer Ab⸗ ſicht noͤthig ift, und reducire es auch auf dig bei uns gewöhnlichen Öefchirre, Der. 669 Der Dachdecker laͤſſet ſich den Dach: moͤrtel, der aus einem Theile geloͤſchten Kalke und zwei Theilen ſcharfen doch nicht zu groben Sande (Grand) ber reitet. ift, vom Handlanger veichen, und nimt fünf Kellen voll in den Dach⸗ kaſten, der an einer Latte auf dem Das che bei ihm haͤnget, ſprenget ſelbigen, wenn er trocken, mit dem Quaͤſte ets was an, giebt dazu eine Kelle von ges ſtoſſenem und gefiebten ungelöfchten Kalfpuder, den ihm der Handlanger ebenmäßig veichet; er arbeitet den Mörtel mit der Kelle ſtark durch eins ander und verbraucht ihn ſogleich. Waͤhrend des Eindeckens muß der Dachdecker die einzufegenden Dachflei: ne ftets näffen. Eine kleine Weilenach dem Berbrauchen fängt der Mörtel an warm zu werden und etwas. feinen Dampf ſpuͤren zu laſſen, der Dachdek⸗ ker muß daher die Fuge gleich nach: ftreichen, Damit der Mörtek nicht, ber: fte und dieſes erwan zweimal thun. Wenn der Kaften leer iſt, wird die ers wähnte Zubereitung jedesmal von neuemangefangen, und fo oft, als nör thig, wiederholet, wobei id) noch erin⸗ nere, daß eine folche fertige Portion in böchftens 10 bis 15 Minuten ver- Braucht feyn müffe, widrigenfalls dies fer Mörtel feinen Werth verliert, und nichts mehr, als unfer gewöhnlicher; nußet. Eben dieſe Art Zubereitung empfele ich auch denen, die gezwun⸗ gen find die Pfannen beizubehalten, fie werden verfchiedene bisherige Feh⸗ ler ihrer Dächer dadurd) mindern, Zur Verwandlung des ungelöfchr der Niederfächfifchen Ziegeldächer veranlaffen.- 670 ten Kalks in Puder, koͤnte man fi der, Manier des Herrn de la Faye, die id) im g8ten Stücke des Hannovaris (hen Magazins vom J. 1777 bes kant gensacht habe, unter den Umſtaͤn⸗— den bedienen, ‚daß man nur jedesmal fo viel von. ſchnell mit, der Hand. ing Waffer getauchten, Kalkftücken. über den im Dachkaſten eingefchlagenen Mörtel zerfallen ließe, als diefe fünf Kellen nach obiger Angade beduͤrfen, allein es erfordert diefes mehr Sorg: fat und Prüfung, als man von uns fern Dachdeckern erwarten Fans - Da⸗ ber ich meiner ſeits lieber das Zerſtoſ fen des ungeloͤſchten Kalts im Moͤrſer wähle, und daruͤber eine Leinewand winden laſſe, damit der Staub, dem Ürbeiter weniger befchwerlich werde... Ich darf bier anzumerfen nihtiber: geben, daß man zur Erfparung Der Koften und Verminderung der Schwe⸗ re noch eine dritte Art mit Zungenzie, geln zu decken erfunden habe, die zwi⸗ ſchen dem einfachen uud doppelten Da: che in der Mitte ſtehet. Hierzu gieber man den fatten von einer oberften Kante zur andern eine Weite von 8 Zoll, und den Ziegeln einen Querſchlag von. Mörtek und deefet fie bald mit, bald ohne Spliſſe. Diefer Mörtel ift von geringem Be; trage, nnd fan weder unten abfallen, noch oben Bi Tage kommen, alfo mehr gedachte Inconvenienzen nicht geben, die, felbiger beim Pfannendache ver; anlaſſet. Wenn bei diefer, Urt: die Geſpaͤrre nicht zu flach liegen, auch) die Seins un seane Flächen und Seiten 671 Seiten haben, ſchuͤtzen fie völlig für Schnee und Regen. Man bedienet fich derselben in Dresden überall, und ein folches Dach egalifiret am Gewichte mit unfern jeßigen Pfannendächern, Die Vertheilung, welche man uns ter obigen drei Arten von Zungendaͤ⸗ chern zu machen hätte, wiirde ſich fol: gendermaaßen beftimmen laſſen. Für alle öffentliche Gebäude die von Be: lang find, für Hauptwohnungen, für Gebäude, woron die Böden mit Korn befchütter werden, müffen die doppels ten Dächer ausgefegt bleiben, Für die Scheuren, welche mit Garben und Heu bis unter die Belattung angefül: let werden, für Schoppen aller Urt, ift ein einfaches Dach mir Spliffen auf 10 Zoff gelattet hinreichend. Denn das Panfen unter folche Dächer ge ftatter fchlechterdings Peine Kalkfuͤ— gung, weil fie jährlich durch die Er: ſchuͤtterung und Preffung nur wieder getrennet wird, auch wenn bei einem folchen einfachen Dache mal ein Stein zerbrochen wird, jederman felbigem ohne Hülfe eines Dachdeckers einfegen laffen fan. Die Mittelart bliebe allenfalls für Pleine Haushaltsgebäude beftimt. Wie nun aber bei ung vorerft eine Menge Dächer mit Pfannen, der Dekonomie wegen, beibehalten werden müffen, indem ee zu große Vorraͤthe von felbigen aufallen Gebäuden giebt, Die man doch fo gut, als möglich, zu nußen Urfach bat: fo rathe ich an, fie den Haushaltsgebäuden, die mit hoben Gefpärren verfehen find, zu widmen, und fie dafelbft an ſtatt des Bon den Urfachen, welche die fchlechte Befchaffenheiti, 672 docfen unterziehen zu laſſen. Diefe werden zur Sicherung für den Mäus fefraß und zur Verminderung der Feuersgefahr erft in rechtens fetten Lehm, der wie ein Brei angemacht ift, durchgearbeitet, bevor fie eingedecfer werden, wodurch jeder Strobhalm mit den Thonerde incruſtiret wird, Solche zuerſt im &üneburgifchen einge: führte Strohdocken dichten ein Pfans nendach zu geringen Haushaltsgebäu- den hinreichend, Mur febe man letz⸗ tere Art der Bedachung nicht als die ſchuͤtzenſte an, noch weniger wähleman fie für Wohngebäude, fondern laſſe fie für Schoppem der rauhen Fourage bejtimt bleiben, und auch hiezu wird beiibrer Berfertiaung, Sorgfalt, und einige Kentniß erfordert, wenn aber vie fehler, geratben dergleichen Dächer fo wenig, wie alle andere Sacen, Alle Bauberen, welche der Sache ſchon weiter nachgedacht haben, oder auf felbige nur eine geringe Aufmerk⸗ ſamkeit wenden wollen, werden uͤbri— gens darin mit mir einftinmig feyn, daß die vernachläßigte Sorgfalt und der Mangel an Kentniß, bei Berei: tung der Ziegel, fo wie auch bei der Anlage unferer jegigen Dächer, folche in einen Zuftand gefeßt haben, der den MWunfd nach einer gänzlichen Re form, in Abficht ihrer erregt, Wie diefe zu bemerfflelligen, dar: über find nun, wie ich hoffe, in gegens wärtigen Blättern hinreichende Vor⸗ fhläge gegeben worden, welche ich zu näherer Prüfung und Öfteren Anwen⸗ dung, hiemit nochmals aufs lebhafte: fte empfele, unterguftveichenden Kalkes mit Stroh⸗ Wa Hannooeriſhes Magazin, 674 43 Stüd, Montag, den 2gfen Mai 1780, Bemerkung im Forſthaushalt. Ignotum eſt vobis hoc quod in orbe latet. Namque Elementa gravi clauſit digefta labore — —. Materiamgue manu certa duplicarier arte - — S D Klage iſt allgemein, und fos wohl den Forfimännern als tandleuten eigen, daß in den biefigen Landen das Eichenholz ab nimt und da nicht mehr mwachfen will, wo ehemals das flärfite ge: fanden. Schon lange hat man bier: von die Schuld der im Zuziehen und Pflanzen des Eichenholzes begangenen Vernachläßigung zugefchrieben, und Darauf rafiniret neue und einem beffern Erfolg entſprechende Zuziehungs⸗ und Pflanzarten zu erfinden. Einige Forſthaushaͤlter haben da: ber diefe, andere jene vorgefihlagen. Einige wollen, daß die pflanzbaren Eichheifter gekoͤpft, andere daß fie un: gekoͤpft gepflanzt werden. Einige be: baupten, daß die Zuziehung des Ei: chenholzes in unangebrochenen Saa: menfämpen der Berpflanzung aus Ei: chelnkaͤmpen vorzuziehen fen; andere, daß die Pflanzung der Eicheln ver: mitteift eines Bohnentreters mit eifer: nen Zacken in einem heilen Boden befi S * ſer reuͤſſire, als die Saͤung der Eicheln in einen geerdwundenen Boden. Noch andere pflanzen die Eichheiſter auf Erd⸗ bügel, beobachten Dabei deren vorma⸗ lige Seitenrichtung nad) der im Mut⸗ terboden gehabtenHimmelsgegend,und machen Pleine Geitengraben zum Auf⸗ fangen des Walddüngers, Dagegen preifen andere, andere Pflanzarten an. Alte fommen jedoch darin uͤberein, daß die Eichenholzzuziehung, oder die Eis chenholzanpflanzung, an eben dem Orte wieder gefchehen müffe, wo ehemals Eichenholz geftanden ; wenigftens ift es allen Forftpaushaltsgrundfäßen ents gegen, da wo ehemals eine Eichen: oder Buͤchenforſt gewefen, eine Tan: nem oder Fuhrenhoͤlzung aufwachfen zu laffen und anzulegen, weil nach all: gemeiner Behauptung da, wo fo viele Jahrbunderte gutes ſtarkes dichtwuͤch⸗ figes Eichenholz geſtanden, auch gutes ſtarkes und dichtwuͤchſiges Holz wie⸗ der wachſen muß, Un Ich 678 Sch habe dieſer Sache lange nacıı gedacht, habe folche mit den Geſchäf— ten verglichen , die bie Natur bei ans dern Gerdächfen verrichtet, und bin durch Schlüffe von der Analogie am | derer Gewaͤchſe der ganz entgegen ger fegten Meinung, und überzeuget wor: den, daß da, wo viele Jahrhunderte gutes ſtarkes dichtiwüchfiges Eichen: bolz geftanden, nach Berlauf eines folchen großen Zeitraums fein gutes ftarfes dichtwüchfiges Eichenholz mehr wachſen fan. Gehen wir in die Zeiten unferer Borfahren zurück, fo finden mir in den Gefchichten, daß Deutfchland vor; züglich mit Holz gefegnet gewefen ift, und daß es deſſen Bewohner in der Zeitfolge mehr Mühe gefofter folches auszurotten, als anzuziehen. In den Kriegen mit den Galliern und Roͤmern wurden ganze Wälder zum Verhacken umgehauen, ganze Haine abgebrannt, große Forften in Ackerfelder verwandelt, und dennoch ift das Eichenbolz bis anf unferm neu: ern Zeiten im Ueberfluß von ſelbſt ob: ne rafinirte Zuziehungs- und Pflanz⸗ arten gewachſen. Nur jetzt will es mit dem Eichen und Buͤchenholze, da, wo ehemals große Waͤlder ohne Forſt⸗ kultur gewachſen, bei der rafinirteſten Anziehungsart nicht mehr fort. Ich gebe gerne zu, daß man der Natur durch Fünftliche Kulturarten nachhel⸗ fen fan, und daß diejenigen Holzans ziehungsmethoden, die mit Beobach⸗ tungsgeiſt erfunden und mit Ge eo bewerkthaͤtiget werden, der Bemerkung im Forſthaushalt. 676 nen weit vorzuziehen ſeyn, die mit Nachlaͤßigkeit und nach ſchwachen altvaͤterlichen Grundſaͤtzen geſchehen; allein die Holzkultur iſt ein zu grofs fes Gefchäfte, als daß Fünftliche Kuls turarten der Nanır im Großen fo viel Huͤlfe geben, mie felbige, wenn fie, daß ich fo reden mag, matt und ohns mächtig geworden, erfordert, Für meine Hnpothefe, daß da, mo viele Jahrhunderte große und dichts wuͤchſige Eichen: und Büchenwalduns gen geweſen jet fein Eichenholz mit glücklichem Erfolge wieder anzuziehen ftehe und fort wachfe, ftreitet, fo para: dor fie manchem verftändigen Forſt⸗ mann auch feheinen möge, die Erfabs rung, die Analogie von andern Erds gemwächfen bergenonmen, auch die Natur felbft, und die obberührte all⸗ gemeine Klage beftärfer fie, Die Erfahrung lehrer, daß eine jede Kornfrucht und Gewaͤchs feinen eigens thuͤmlichen Boden erfordere. Micht, als wenn ich hiermit fagen wolte, ein Boden trüge nur einerlei Frucht uud Gewaͤchs, fondern ich will damit fo viel anzeigen, daß der Boden, welcher feiner Natur nach z. B. Buchweizen, weiße Rüben und Heide hervorbringt, in eben dem natürlichen Zuftande Peis nen rotben Weizen, kinfen, Blumens Fohl und Klee trägt, es ſey denn, daß er mit den zu folchen Gemächfen erforderlichen Elementartheilen ge⸗ ſchwaͤngert, das ift, dur Düngung und Kultur dazu gefchieft und tuͤchtig gemacht worden, Es müffen alfo in jedem Grund und Boden —— iche 677 liche Fruchttheile vorhanden ſeyn, die durch die bloß natuͤrliche Mifchung der Elemente nicht gefchicft gemacht wer⸗ den Fönnen alles und jedes Gewaͤchſe heroorzubringen, fondern die wurtüd): tig find gewiſſe dieſen eigenthuͤmlichen Fruchttheilen angemeſſene Gewaͤchſe zum Fortwuchs und zur Reife zu be⸗ foͤrdern. Der Kleiboden enthaͤlt z. B. Theile die dem Saamen des Weizen und der Sandboden Theile, dir dem Saas men des Buchweizen Befruchtung und Fortwuchs bis zur Vollkommen⸗ beit, das ift, bis zur Reife geben, Allein ift der Kleiboden Ieer von den Fruchtebeilen fir den Weizenfan: men, und der GSandboden leer von den Fruchttheilen für den Buchweizen, fo Fan jener feinen Weizen, und Diefer feinen Buchweizen mebe tragen, man werfe darin von jeglicher Kornart fo viel Saamen, wie man immer wolle; oder es müffen dem von folchen Frucht: theilen leeren Boden durch die Din: gung oder Durch die Laͤnge der Zeit erft neue wieder mitgetheilet werden, Ich will zur Erläuterung dieſer Bemerkung ein und andere befante Erfahrungen aufftellen. Man befäe einen Acker, der noch fo gut bepflüget wird, 20 Jahr mit Wei⸗ gen ohnbeduͤngt, er träger im 20ten Jahregewiß feinen Weizen mehr, man beduͤnge ipn aber alle Jahre und fäe alle Jahr Weizen darin, auch alsdenn wird er zwar längere Jahre Weizen tragen; allein zur gewiſſen Zeit, z. B. im zofen Sabre, das iſt, wenn er von Bemerkung im Forſthaushalt. 678 allen Weizentheifen Teer ift, gänzlich damit aufhören. Man Taffe ihn aber entweder einige Jahr Drach liegen, oder bejtelle ibn mit einer andern Korns feucht, fo wird er in folher Weizens rubezeit wieder Fruchttheile famlen und nachher wieder willig Weizen tragen, Ich kenne einen Acker, der von eis nem Amthauſe zur bequemen Düngung zu entfernet lieget, diefer wird alle 4 auch 6 Jahre mit Buchweizen beftels let, und niemals bedünger, lieget aber nach der einjährigen Beſtellung alles mal 3 auch 5 Sabre brach und träget fodann wieder-ein Jahr mit guter Ausbeute Buchtweizen, welches er nicht fönte, wenn er alle Jahr mit Buchs weizen beftellet würde, inden non en- tis nulla ſunt predicara. Woraus aber nicht folgt, daß der von Weizen: und Buchweizen: Fruchttheilen leere Bo: den, auch für den Aufwuchs anderer Gewaͤchſe an Fruchttheilen leer fey. Vielmehr lehret die Erfahrung, daß ein für den Weizen an Fruchttheilen leerer Acker Rocken, Haber und ans dere Kornarten ergiebig träger, Der kandmann und Gärtner, von diefer Wahrheit überzeugt, wechſelt das ber in Beftellung’des Ackers und Gars tenlandes mit den Früchten.ab. Jener läffet darum feinen ausgetragenen Acker brach liegen, oder beſtellet das ausge tragene Weizenland mie Rocken; und diefer rijolet, und weiß es mur gar zu gut, daß der weiße Kohl im neuen fan: de am beſten gerärh. Man kan auf einem Sande nicht immer und beftänz dig einerlei Öarsenfrüchte, nicht einer: Uu 2 lei 679 lei Korn bauen. Man muß abmwech; feln, diefes ift die befantefte Sache im Acer: und Gartenhaushalte, War: um? damit dem ausgetragenen ‘Bo: den durch Brache, durch Ruhezeit, durch Diinaer, die verlorene Frucht⸗ theile des Gewächfes, das darin nicht mehr fortwachfen fan, wieder erſetzt werden, Ein jeder, der den Grund und Bo— den diefes Erdballes nur mit einge: fhränfter Kentniß beobachtet hat, wird durch Augenfchein und Erfah— rung vonder Verfchiedenheit der darin vorhandenen Elementarfruchttheile der Gewaͤchſe überzeuger, das ift, er wird durch Erfahrung befehrer ſeyn, daß ein Boden im feiner rohen ungefün: ſtelten Natur nur folche Früchte ber: vorzubringen fähig ift, zu deren Be: ftandrheile er die Elementartheilen ent: hält a). Man feße z. B. in einen magern Boden, der bis daher nichts wie Hei: de getragen, ohngeduͤngt Blumenkohl: Bemerkung im Forſthausͤhalt. 680 pflanzen. Sie werden nicht fortwach⸗ fen, ſondern ſterben, weil in dem unge: duͤngten Heideboden Feine Elementar: theile zu KHervorbringung der zum Blumenkohl erforderlichen Beltands tbeile vorhanden find. Durch Kultur und Wartung kan zwar der fchlechtes ſte Heideboden geſchickt gemacht wers den, Blumenkohl hervorzubringen, und durch Kunſt kan das erſetzt werden, was ihm die Natur verſaget hat; al⸗ lein die Natur bleibet dennoch Natur, und der mit Elementartheilen zum Blumenkohl geſchwaͤngerte Heidebo⸗ den, wird wieder in feinen ungekuͤn⸗ fteiten natürlichen Zuftand zuruͤck fins fen, fo bald vie durch Kultur und Kunſt in ihn hineingebrachten fremden Fruchttheile verzehrer und Feine neue binzugefommen find. Woraus denn klar wird, daß einejede Frucht und jedes Gewaͤchſe, es mag Namen haben wie es wıll, zu feinem Fortwuchs und Reis fe einen Boden erfordert, darin die zu feinen Beſtandtheilen erforderliche _ Ele a) Ich nenne Beftandtheile eines Dinges, diejenige Theile, die im Zufammenhange die Eriftenz deffelben ausmachen; und Elementartheile diejenigen Urtheile (pri- ma ftamina) welche durch Mifchung der Natur ( fermentation) die Beftands theile erzeugen, oder kürzer die Theile, woraus die Natur die Beftandtheile zu— ſammenſetzt. Les elemens, fagt Febure in feinem Traité de la Chymie Chap. IV. Sect. J. font les matrices univerfelles de toutes les chofes, & le veritable effer des elemens font de corporifier par des divers fermens, qui font contenus dans leurs Matrices partıculieres. Woraus die Elementartheile beftchen, und ob fie Seners Waffer: Luft: und Erdtheile, oder ob fie durch diefer Mifchung Waſſer, Ealj, O el, Erde und ein gewiffes Phlogifton enthalten, find Sachen, die hiefelbft nicht erläutert wers den Fönnen, fondern außerhalb den Gränzen diefes Aufſatzes liegen. Man ſchlage indeffen hiebei des Paſtors Mayers Katechismus des Ackerbaues Seite 31, und folgende, aud) die in dem neuen Goͤttingiſchen Magazin rıte Stick ein: geruͤckte Theorie des Herrn Doctor Foͤrſters Über die Blätter der Pflanzen Seite 188. nach. 681 Elementartheile vorhanden find, und daß, wenn die darin nicht mehr vors handen, ſolche Frucht darin nicht eher wieder hervorgebracht werden koͤn⸗ ne; als bis folche entweder durch neue Kultur und Düngung, oder Nubezeit erſetzt worden, Könten wir tief genug in die Ge: fhäfte der Natur dringen, und von der Mifchung ihrer Elemente nähere Kenntniß haben, fo würden wir frei: lich naͤher beftimmen fönnen, ob ent weder einem jeden Gewächfe in der Er: de eigenthuͤmliche, und welche Eiemens tartheile ihm gleichſam angewieſen find, dergeſtalt, ob andere Elementar- theile zu den Beſtandtheilen des Blu⸗ menkohls, andere zu den Beſtandtheilen des Korns, andere zu den Beftandrheis fen des Grafes, und noch andere zu den Beftandrheilen des Holzes erfordert werden, oder aber, ob es bloß auf die Miſchung der Elemente felbft ankoͤmt, wenn und was fir Beftandrheile die: fer oder jener Art Gewaͤchſe daraus ge; bilder, zufammengefegt und erzeuget werden follen, das ift, mir koͤnten fo: dann genau angeben, daß ohne Ab: fiht auf Quantität und Qualität der Elemente, diefer oder jener "Boden ge: ſchickt geweſen, oder noch gefchicktift, eine folhe Mifchung zuzulaffen, wo: durch Elementartheile bereiter werden, Die zwar zu Hervorbringung diefer oder jener Zruchtbaftandtheile b: eigenfchaftet find, aber nur nicht die Beſtandthei⸗— le vergenigen Frucht hervorbringen Fön: nen, die fonft in dem Boden fortge— wachen, Es foll z. B. der Blumen: Bemerkung im Forfthaushalt, 682 kohl eine Mifchung der Efemente ers fordern, die Elementartheile von ganz jarter Erde, flüchtigem Laugenſalz, wer nig Del, und Pblogifton und vielem Waſſer, die gelbe Wurzeln oder Erds tuffel aber eine Mifchung die Elemens tarıheile von groberer Erde, wenigem Waſſer und Del und andern Alfal bers vorbringen.e So lange der Boden noch gefchickt, jene erftere Miſchung der Elemente zuzulaffen, fo Fönnen die Blumenkohlpflanzen darin die zu ihr rem Wachsthum erforderlichen Elemen⸗ tartheile an ſich ziehen; ſo bald aber ſolche Miſchung nicht mehr ſtatt fin⸗ den kan, ſondern aus dem Boden das zum Blumenkohlerforderliche flüchtige Salz und die feinen Erdrheile ꝛc. her⸗ ausgezogen find, fo hört die Nahrung darin für den Blumenkohl auf, und es ift nur diefe Mifchung der Clemens te für die gelben Rüben und Erdtuffeln darin übrig, und wenn auch diefe dars in aufbört, fo bat für andere Gewaͤch⸗ fe vielleicht nod) eine andere Mifchung ftatt. Jedoch dieſes Marırgefchäfte mit vollenfommener Gruͤndlichkeit zu un: terfuchen und mit untruͤglicher Gewiß⸗ beit zu beſtimmen, lieget aufer der Sphäre meiner Kenntniffe und der Abr ficht diefes meines Vortrages. Genug die Natur mag die Mifchung der Elemente vornehmen auf welche Art fie will, fo bleiber es doch gewiß und überzeugend klar, daß in einem jeden Boden die Elementartheile vor: handen ſeyn muͤſſen, die zur Befruchs tung, Fortwuchs und Reife eines jer Uu 3 den 683 Bemerkung im den Gemächfes erfordert werden, und daß, wo diefe Elementartheile entwe— der gar nicht vorhanden geweſen, oder jeßt nur nicht mehr vorhanden find, die Gewaͤchſe darin wegen mangelnder Elementartheile nicht hervorgebracht werden koͤnnen. Woraus denn die umgekehrte Schlußfolge zu ziehen, daß da, wo entweder ein Gewaͤchſe gar nicht zum Fortwachſen zu bringen ftebet, wenn es gleich dafeldft nie ge, wachfen, oder auch, wenn es gleich ehemals dafelbft gut gewachfen, nur für jege nicht mehr fortwachfen will, der Boden feine Elementartbeile zu den Beftandtheilen des beftimten Ge: wächfes, es fey Korn oder Holz, oder Öarten: oder Staudengewwächs zc, ent: weder gar niemals enthalten, oder für jeßt nicht mehr enthalte. Ja daß wenn darin dergleichen Gewaͤchſe hervor ge: bracht werden follen, entweder durch Kunft und Kulrur die mangelnden Ele: mentartheile hineingebracht, oder in dem ausgetragenen Boden der Man: gel folcher Elementartheile durch Ru: be und Laͤnge der Zeit erfeßt, und dem: felben duch Düngung nachgebolfen werden müffe, Beilaͤufig berühre ich, daß nach diefer Theorie fich die Bemer: kung erläutern läßt, warum in den Göt: tingenfchen Gegenden bei der fortgefeß: ten guten Kultur, die Erdtuffeln nicht mehr fo gut gerathen wollen, wie ehe; mals. Das Erdtuffelnland um Göttin: gen bat fi von den Elementartheilen, Die zu den Beftandtheilen der erftern gu: ten Are Erdiuffeln erforderlich, ausge ragen; es muß zu andern Früchten Forſthaushalt. 684 genutzt werden. Vielleicht daß dieſe Abwechſelung in der Zeit: Folge der Natur Ruhe genug giebt die Mifchung der Elemente zubefhaffen, die zu Mies derhervorbringung der Efementar: und Beſtandtheile der Erdtuffeln noͤthig iſt. Die Erfahrung und eine genaue Veobachtung mag es indeſſen entfcheis den, wie viel Zeit zu dem Erfaß der ausgetragenen Elementartheile der Ges wächfe erfordert wird, Diefes zum vorausgefegt, ſchreite ich zur Anwendung diefer Theorie auf das Holz in den Waldungen fort, Was von den Korn: und Garten: gewächfen gilt, ift auch von den Baͤu⸗ men und allen übrigen Vegetabilien anzunehmen, Will in dem Boden, der ehemals das ftärffte, befte, dichtwüchfigfte Eis hen: und Ellernbolz getragen, Fein Eichenholz mehr fortwachfen; fo ift die Schuld davon nicht der Wiederbe; pflanzungsart, fondern dem Austras gen des Bodens beizumeffen, der durch die unaufpörliche langjährige Herbors bringung fo vieler Bäume endlic) der Elementartbeile, die zu den Beftand: teilen des Eichen; und Büchenholzes erfordert werden, beraubet worden, obne daß folche entweder durch neue Kultur und Düngung, oder eine Aus— ruhezeit hätten koͤnnen erfeßt werden, Um diefes in einer überzeugenden Stärs ke zu zeigen, will ich nach jenen Grunds fügen von dem Verluſt der Elementars theile zum Eichen: und Buͤchenholze folgende Berechnung machen. Sch nehme mit den Forftverftändis — gen 685 gen das Lebensalter eines Eichenbaums auf 300 Jahre an, als 100 Jahre vom Keime bis zur Reife, 100 Jahr von der Reife bis zur Ueberſtaͤndigkeit, und 100 Jahre bis zur völligen Ab: ſtaͤndigkeit. Man wende bier wieder die Richtigkeit diefes angenommenen Zeitalter nicht ein, daß folches Zeit: alter des Eichenbaums nicht in allen Gegenden und Boden zutreffend fey. Ich gebe diefes zu. Allein um einerunde Zahl zu haben, feße id) 300 Jahre von der Geburt bis zum völligen Ab: leben eines Eichbaums. Unter tiefem zum Borausfaße will ich einen Erdraum von 100 Morgen Gehalt mir gedenken, und demfelben, um meine Idee durch eine abermalige runde Zahl defto faßlicher zu machen, 6 Billionen Elementartheife zum Eis chenholze zufchreiben, und zugleich an: nehmen, daß auf diefer Erdfläche von 100 Morgen 6000 ftarfe Eichbaͤume mwachfen fönnen. Sch will ferner annehmen, daß feit 1000 Sahren bis an das Ießte Jahr⸗ hundert auf diefen 100 Morgen nichts wie dichtwuͤchſiges Eichenholz geſtan⸗ den. Nach Endigung des dritten Jahrhunderts ſollen alle 6000 Eichen abyerrieben und in einer benachbarten Stadt verbaner und verbrannt, in den folgenden 300 Jahren abermals 6000 Eichbaͤume wiederum aufgewachfen ſeyn, und am Ende des zweiten Tris feculi wiederum abgetrieben und ver: bauer auch verbrannt, folches alles aber in dem dritten Triſeculo zum drit: tenmale geſchehen ſeyn. Iſt diefes, Bemerkung im Forſthaushalt. 686 ſo hat der Erdſtrich von 100 Morgen in 900 Jahren 18000 Stamm Eichen getragen, und aus ſeinem Eingeweide die zu deren Beſtandtheilen erforderli⸗ chen Elementartheile geliefert. Ich will abermals annehmen, daß zu den Beftandtheilen von 6000 Eis chen 2 Billionen Elementartheile ers fordere werden, fo hat der Boden in 900 Fahren fchon fämtliche 6 Billio⸗ nen Elementartheile zu den Beftands theilen dersgooo abgehbauenen Stamm Eichen geliefert und hergegeben, die er überhaupt befaß, und es fcheinet nach obiger Theorie, daß in dem letz⸗ tern Jahrhunderte in folchem ausges tragenen Boden gar Fein Eichenholz mehr wachfen Fönne, obgleich die Ers fahrung das Gegentheil zeiget. Als lein, man muß bedenken, daß durch die Abtreibung der 18000 Stämme nicht alle Beftandtbeile der Eichen weg⸗ geräumet worden, fondern daß das taub in der Oberfläche und die Wur⸗ zeln in dem Erdreiche zurück geblieben find; und annehmen, daß duch Zu: ruͤckbleibung der Wurzeln und Laubes noch eben fo viel Elementartheile als Beſtandtheile nach "der dreimaligen Holzabtreibung in den Morgen Erds teid) vorhanden, Und ich feße nun, daß vonden 6000 Stämmen bei jedess maliger Abtreibung „Billion und als fo nach goo Jahren + Billion Ele: mentartheile durch das Laub und Wur—⸗ zeln in dem Grund und Boden zuruͤck geblieben; fo folgt beivorgefegter Bes rechnung, daß aus diefen + Billion zurück gebliebener Elementartheile in dem 687 Bemerkung im dem roten Jahrhundert nur 1000 Sahrhundert nur 1000 Bäume ber: vorwachfen fönnen, und daß, wenn im gten Teifeculo abermals 6000 juns ge Eichheiſter aufſchlagen, ſolche wer gen mangelnder Fruchttheile nicht zu vorigen ftarfen Stämmen ermachfen, fondern nur fo lange fortwachfen koͤn⸗ nen, als Efementartbeile vorhanden geblieben, davon fie zu zehren haben. Sind aber dieſe aufgezebret, welches in den erflen 50 Jahren gefchieher, fo bes ſturren fie, wachfen nicht fort, vivo; tiren nur wegen unzureichender Nah: zung fo lange fie können, und jterben endlich nicht halb ausgewachfen einen früßgeitigen Tod. Diefes ift das gewöhnliche Schid: ſal unferer jegigen Eichengehölge und des Forftbodens, der fhon mehr wie taufend Jahre in verfchiedenen Gene: rationen, daß ich fo reden mag, Eis chenholz geiragen, und der durch au: genfcheinliche Beweiſe meine in dem vorftehenden aufgeftellte Theorie beftär: fer. Sind aber in dem ausgetrage: nen Forftboden gleich Feine Elementar: theile zum Eichen: und Buͤchenholze mehr vorhanden, fo Fönnen darin uach meiner Theorie dennoch Elementarthei: le zu andern Holzarten noch genug be: findlich ſeyn. Denn will derſelbe fei: me Eichen mehr Hervorbringen, fo Forſthaushalt. 688 wachſen noch gerne Fuhren, Tannen oder Bitken darauf. Auch Diefes leh⸗ vet und bewähret die Erfahrung, und ich Fönte desfalls viele uͤberzeugliche Beweiie beibringen, Mur ein Paar will ich anführen. In der Amtsvogtei Beedenboftel ift eine unter dem Namen des Hohner Holzes befante Forſt, welche, mie die abgehauene u. noch vorhandene Stäms me zeigen, auch noch Tebende Menfchen fid zu efinnern wiffen, aus lauter ftarfen Eichen beſtanden, die alle abs getrieben find. Es ift bereits vorfus het, darauf wieder Eichenholz anzus ziehen. Die beftureren bemofeten Hei: fer, die man darauf finder, bewahrs beiten es aber hinlaͤnglich, daß dar- auf ein glücklicher Eichenholzanzug nie zu hoffen. Ellern, Birfen und Tannen dürften jedoch gewiß darauf fortwachfen. Die Orpfer Gehäge in der Amts: vogtei Fallingboftel, und das Becklin⸗ ger Holz in der Amtsvogtei Bergen trugen in den Vorzeiten nichts wie die ftärfften Büchen auch Eichen; jeßt werden fie gleichfam ein Raub des überziebenden Zannenholjes, weil jes nes nicht mehr, wie ehedem fort will, diefes aber feine zum Fortwuchs ers forderlichen Elementarsheile noch im . Ueberfluß findet, Der Schluß folgt Fünftig. EEE ET REIN EEE" oe vannooerifhes Magazin. 44° Stüd, Sreitag, den „fen Junius 1780, Schluß der Bemerkung im Forſthaushalt. uch der Haſſel, Breitenhorn und Luͤße in hieſiger Gegend geben redende Beweiſe von dem Austragen des Forſtgrundes in Anſehung der vormaligen Holzarten, und dieſe werden ſich allenthalben, wo Forſten aus dem ehrwuͤrdigen Alter⸗ thum herſtammen, finden. Da, ſagte mir neulich ein verſtaͤndiger Bauer, wo das Tannenbholz nicht mehr fort: wachſen will, pflanze ich Eichheifter, denn fie wachen dafelbft am beiten. Diefer Bauer ſprach Erfahrung, nicht Theorie. Hier mögte vielleicht Jemand noch die Frage aufiwerfen: Wird der Bo: den, worauf z. B. von undenklichen Zeiten ber Eichenholz geſtanden, die: fes Holz aber niemals genußet worden, fondern fliehen geblieben, und nad) feis ner Reife in und auf dem Boden wie der vergangen ift, nicht immer gefchickt bleiben Eichenholz zu tragen, weil nach) obigen Säßen die Beftandtheile des Eichenholzes bleiben: und wieder ‚in ihre Elementartheile zurück vermo⸗ dern? Die Beantwortung diefer Fra⸗ ge hängt von der Erörterung der Fra⸗ ge ab: Ob die Elementartheife bei dee erlittenen Berwandlung in Beftands theile des Eichenholges noch eben die felben bleiben ‚. die fie vorher waren, und ob die Eichenbeftanptheile ſich wieder in Eichenelementartbeile aufs löfen? Allein, da die Beantwortung diefee Frage der Abficht meines Vor⸗ trags nichtenefpricht, fo will ich fols he unerörtert laffen, und dabei bloß nur die Erfahrung bemerfen, daß, wenn in dem Boden, wo ebemals Eichenholz geſtanden, vermoderte Staͤmme vorhanden, der Bauer in dieſe vermoderten Staͤmme ſeinen Eich⸗ heiſter am liebſten pflanzt, weil der⸗ ſelbe darin gut und beſſer fortkoͤmt, als in dem uͤbrigen Boden. Daß ein Holzmoder wieder zur Erde wird, iſt die befantefte Sache. Der Erde aus holen Weidenbäumen, oder anderer Holzerde, bedienen ſich die Gärtner ſehr gerne. Verolmete und in Erde versvandelte Sageſpoͤne find zur Auf haͤufung des Spargelbeets vortreflich; und es leidet feinen Zweifel, daß man mit verfaultem Kobl, Zurnips und andern im $ande vermoderten Rüben Kr und or und Vegetabilien ein bringung anderer Gar gewächle bedungen fan. Ob aber die vermoderten Beitandibeile des Eichen: holzes wieder zu Elementartheilen wer: In Hervor den, das iſt, ob dadurch der ausgetra⸗— gene Boden wieder zum. neuen Eichen; holzanzug geduͤnget · werde, lieſſe ſich aus obigem zwar wohl vermutben und annehmen, weil folches aber durch Er:, fahrungebemweife im Großen nicht fan dargethan werden , Diele Duͤngungs⸗ art auch an und für ſich inprafricabel und ıhörige ſeyn würde, ſo uͤberlaſſe ich ſolches als einen bloß ſpekulativi⸗ ſchen Gegenſtand anderer Beurthei⸗ lung. Beſonders, da die Abſicht diefes meines Vortrages ſich nur dar⸗ auf einfchränfe, die Forſthaushaͤlter dadurch zu einer naͤhetn Ermegung’ aufjufordern : 1) ob es nicht der Natur Gewalt anthun heiße, wenn man in Dem Bo: den, der feit taufend und mehr Jab⸗ ren Eichenbolz getragen, die Anzie— hung deffelben fortzuſetzen eigenfinnig werlanget, befonders da die Erfahrung lehret und hinreichend bemähret ‚daß der Boden ausgetragen, und das Ei: henbofz darin nicht mehr fortivach: fen will, 2) ob es dagegen nicht ratbfamer und natürlicher fen, da, wo ehemals Eichen: und Büchenbotz genanden, und dieſes nicht mehr jortwachfen will, Zermannsburg. Bemerkung. im Forſthaushalt. iches man durch ei iz und Korn: —— 8 da, an dere Holzarten amubauen, oder das feläft Acker⸗ oder Wiefenländerei Ans zulegen „ und 3) 08 nicht von dem vergeblichen Baitiebe abzuſtehen, in dem Boden, der nur geſchickt ift, mutterlaͤndiſche Holzarten hervorzubringen, ansländir ſche Holzarten und Cedernwaͤlder ans zuziepen, die nur auf dem Berge diba⸗ non ihre Elementariheile⸗ finden, da (>: = E.7 ‚ca . doch ein Zeitraum von minder denn 10 bis 15 Jahren eine binlaͤngliche Ers fahrung darbietet, daß die Befaamuns gen und Zupflanzungen der ausländis ſchen ametikaniſchen, ägnptifchen, vodtlaͤndiſchen und anderen Holzarten fremder Erdflriche darin der Hofuung und angewandten Kultur nicht entfpres den, und daß ſolches ein eben fo vers. gebliches Geſchaͤfte fen, als der Ans bau des Ananas: und des Caffebaums: in der Heide und Morbrücen. * Ob die in vorſtehendem aufgeſtellte Hypotheſe neu oder ſchon von andern angenommen oder verworfen worden, weiß ıch nicht. Das weiß ich aber, daß eine jede Belehrung und Widers legung derjelben, wenn dabei Beſchei⸗ denheit und eine gemeinnuͤtzige Abſicht die Feder führer, mir zur Belehrung toilltommen fenn, und nicht allein zum wahren Danf, fondern gutwilligen Nachgeben auffordern foll. | marwedel. —— — Erklaͤrung "693 ‚Erklärung einiger bei Seeleuten gebräuchlichen Kunſtwoͤrter. E⸗ iſt keinesweges meine Abſicht, hier eine ausfuͤhrliche weitlaͤufti⸗ ge Erklaͤrung aller bei Seeleuten uͤbli chen Kunſtwoͤrter zu lieſern, weil das Stoff genug zu einem ganzen. Buche, und eine dieſen Blaͤttern gar nicht an⸗ gemeſſene Arbeit ſeyn wuͤrde; ſondern ich lege dem Leſer, da jetzo alle unſere Zeitungen, kriegeriſche Begebenheiten zur See erzählen, und nicht-felten un: befante Kunſtwoͤrter der. Seeleute dar: in vorkommen, nur ein furzes Ders zeichniß der vorzüglichften folder Woͤr⸗ ter vor, das, ‚da auch zugleich einige in der im zoten, zuten und zaten Sr, des Magazins befindlichen Beantwor; tung der im gan Stück des vorigen Jahrgangs geſchehenen Anfrage unbe: merkt gebliebene Schiffe, Fabrzeuge ac. darin angeführt find, als ein Nach; trag diefer. Beantwortung angeſehen werden fan. Abferrigen,bedentet bei der Schif: fahrt, eim Schif oder Fahrzeug in fer gelfertigen Staud fegen, und mit al; lem benötbigten zur Abfahrt aus; ruͤſten. 9 Ablaufen; das Schif läuft ab, fagt man, wenn ein gebauetes. Schif vom Stapel'gelaffen wird. Solches geſchiehet auf folgende Art ; Es wer; den auf beiden Seiten bei. dem Kiel, zwei ftarfe runde Hölzer gelegt, die nach hinten zu höher als nach vorne zu fiegen, und alſo ſchrege nach dem Wat fer hinein geben. Diefe Hölzer) wer; den vorne bei dein Vorſteeven mit Sei; fe beſchmirt. Im Waffer liegt eine ‚Rinne, darein der Kiel paſſet. Soll nun das Schif abgelaſſen werden; ſo werden die Stuͤten weggeſchlogen, und es wird mit Schrauben hinten bei den Hinterſteeven in die Höhe gefchres ‚ben, wodurch es einen Schuß bekoͤmt, „über. das. Holz glitſchet und ins Waſ⸗ ſer laͤuft. * J ins, —— 4 Abſtoßen/, ſagen die. Bootslerte, wenn fie die Schiffe vom Lande abs ſtoßen. — Abtakeln ein Schif, oder einen Maſt, heißt Segel, Taue und andere Gerächfchaften davon nehmen . Ach, eine Art Fahrzeug, das unten breit ift, einen flachen Boden und ho⸗ ben Bord hat, der ſich oben zufammen ziehet. Es wird auf -felbigen der Rheins und. Mofelerwein nach Holland gefuͤhret. N 2 Acen, ein Eleines Fahrzeug mit flachem Boden, deffen man ſich anden Kuͤſten des Landes Aunis bedienen, um damit auf dem Schlamme zu fifchen, wenn ſich das Meer zurück gezogen bat, Adelburſche, (Gärdes de la ma- rine,) werden auf den bolländifchen Schiffen diejenigen‘ Soldaten genens net, die etwas beffer, als die gemeinen Soldaten, gehalten werden, mit den: ſelben aber gleiche Dienfte hun, Ance, oder Anfe, ein Meerbufen, welcher fo wohl am fordern, als am bintern Theile faft einerlei Weite hat, und mit zweien Gebirgen verwahrt ift. Der Unterſchied hierunter und einer %r 2 Bai 695 Bai beftehet darin, daß dieſe letztere an dem Eingange ſehr weit ift, und am Ende enge zufammen läuft. Anker, ift ein großes Eiſen, wel; ches aus einer Stange beſtehet, an des sen einem Ende zwei etwas gekruͤmmte "Arme zu beiden Seiten herausgeben, die Anferarme beißen und an der Spiße ‚niit platten breiten Schaufeln, Slies gen oder Ankerſchaufeln genant, vers feben find. Diefe Anferfchaufeln find gleichfalls etwas gekruͤmmetund fpißig, Damit der Anker defto beffer in den Grund greifen Pan. Jedes Schif füh: wet verfchiedene Anker, Der größte der auf großen Schiffen zuweilen 1800 Pfund wiegt, heißt der Pflicht⸗ oder Nothanker⸗ ‚it die facra ancora der Alten, und wird nur in der Außerften Moth ausgewworfen. Die mittlern find der große Buganker und” der Pleine Buganker. "Die Fleinerh find, der Stromanter, und der Slußanker, (Kedge anchor, ), Die Anker werden gemeiniglih am Vordertheile des Schifs ausgervorfen, es fen denn, daß man gewiſſer Urfachen halber hinten anfert, In freier See, und wo die Ebbe und Fluth geht, wird in Schif an zwei oder drei Anker feft gelegt, dar von zwei zu beiden Seiten und der dritte forne hinaus gebracht wird, da; mit weder Wind noch Fluth es um: treiben koͤnnen. Die Fahrzenge fü auf den Fluͤſſen fahren, Haben wenig: ftens einen Anker; die inden Gewäß fern und Kanälen von Seeland: fah: ven, find mit zweenen verfehen; Die aber aufs Meer: fahrem, haben, drei, Erklaͤrung einiger bei Seeleuten 696 | vier und mehr Anker, Den Anker auffegen, (boſſer Pancre,) heißt ven: felben auf den Kranbalken, der forn auswendig am Schiffe befindlich ift, bringen, und daran befeftigen. Den Anker bekleiden, (brider Pancre,) beißt die Schaufeln am Anker »mit Brettern verbinden, wenn man in eis nem ſchlinimen Grunde anfern muß, um dadurch zu verhindern, daß die Schärfe der Schaufeln den Sand nicht zertheile, und das Schif nicht fhleppe. Den Anker Bappen, oder abkappen, beißt das Anferfeil abs bauen, wenn man nicht Zeit hat, dem Anker aufzuminden; und folches ge⸗ ſchiehet entweder bei entſtehen dem gaͤh⸗ lingen Sturm, um das Schif ges ſchwind in die See zu bringen; oder wenn ein Schif, das in der See vor Anfer liegt, unvermmrbet vom Feinde überfallen wird, ſich gegen denfelben geſchwinder zur Gegenwehr feßen zu koͤnnen, oder auch daffelde anzufallem, Ankern, vor Anker legen, Anker werfen, beißt den Anker ausmwerfen, um das Schif ſtehend zu machen. Den Anker lichten, heißt deuſelben in die Höhe ziehen oder winden, um das Scif frei zur machen und ſegeln zu Fönnen. Vor Anker liegen, heißt wenn die Anker ausgeworfen find, und das Schif ſtehet. Den Anker fehleps pen; beißt, wenn die Anker im Gruns de nicht fefte halten, und den Wind oder die Fluch das Schif wegführen laffen, welches man vor Anker treis ben beißt: Weun ein Schif bei dem . en 697 gebräuchlichen fen in den Hafen auf eines andern An: Fer fcheitert, fo muß das im Hafen lies gende den Schaden erfeßen, wofern es Feine Boylinie daran geführt hat, Anfert ein Schif an einem Geftade, amd ſteckt des Nachts Peine Leuchte auf; fo muß es den Schaden, den es felbft und andere dadurch leiden, al: lein ragen. Alle Schiffe find gebal: tem, dergeftalt ihre Anfer zu werfen und zu lichten, daß die neben ihnen liegenden deshalber feine Gefahr Tau: fen. Solte auch ein Ungemitter fie zwingen, ihre Taue abzubauen, und die Anfer zu hinterlaffen; fo müffen fie andern zur Warnung Zeichen daran machen. Ankergeld, (Anchoragium,) ift die Gebühr, die von den Schiffern bes able wird, die in einem Hafen oder auf einer gewiffen Rhede zu anfern kommen; welches Geld aber weder unter. den Havereigebühren begriffen wird, noch auch von den Aſſecurateurs übernommen werden darf, fondern von — ſelbſt bezahlet werden muß. Ankergrund, iſt ein Platz, an wel⸗ chem man ein Schif ſicher vor Anker legen kan. Der beſte Ankergrund iſt Sand, mit Muſcheln vermengt: Schlickgrund iſt nicht ſo gut, weil der Anker darin nicht feſt hält, und leicht fhleppet. Sm Steingrunde kommen alle Anker und Taue leicht zu Scha⸗ den, und wohl gar zum brechen. Ankerhake, ift ein ftarker eiferner Hake an einem Tau befeftiget, damit der Anker aus dem Waſſer gehoben wird, Nunſtwoͤrter. 698 Ankerrecht, das Recht, auf eines andern Ufer die Anker ohne Entgeld einzuwerfen, welches ſonſt ohne Erle⸗ gung eines gewiſſen Geldes (ſiehe An: kergeld) nicht erlaubt ift, Ankerſtock, ein großes Stuͤck Holz, worin der Stiel des Ankers befeflige iſt. Anker- oder Babeltaue, große dicke haͤnfene Seile, die an den Anker gebunden werden, um das Schif mits telft derfelben vor Anker zu legen und feftzußalten, Anfers oder Rabeltaulänge, ift insgemein hundert und zwanzig Klafter. Ankerwaͤchter⸗ oder Anker⸗ Buop, iſt ein großes Stuͤck Holz, oder auc) eine Tonne, die auf dem Waffer ſchwimmt, und die Lage des‘ Anfers auf dem Grunde anzeigt, Arche oder Arke, (navis roftrata,), ein vorn fpißiges, und hinten breites und flumpfes Fahrzeug, von mittel mäßiger Größe, mit einem platten Boden, fo auf der Oberelbe gebraucht. wird. Aufbringen wird von einem Schif⸗ fe gefagt, wenn es von einer andern Macht in der See weggenommen, und in einen Hafen eingebracht wird, Auflegen (ein Schif) heißt daf felbe in den Hafen führen, um darin zu überwintern, und es bis zur beque⸗ men Reifezeit darin liegen zu laſſen. Aufziebtaue beißen Seile, wor mit die Segel aufgezogen, oder einge: kommen werden, &r'3 Aus⸗ 699 Auslaufen der Schiffe, heißt de; ren Abfahrt oder Abſegelung aus eis nem Hafen. Ausleger, Auslieger, ift ein leichtes gut bewafnetes Fahrzeug, das auf einem Strome oder vor einem Ha⸗ fen, auf das Waffer ausgelegt wird, den feindlichen Ueberfall zu hindern und abzuhalten. Sie pflegen auch zur Sicherheit der Handlung zur See an den Küften zu kreuzen. Azimuth⸗Compaß, ein Inſtru⸗ ment zur Beobachtung des magnetis ſchen Ayimurhs aftronomifcher Gegen⸗ ftände, und zur. genauen Beſtimmung der Abweichung der Magnetnadel. Baacken, Wacht: und Leuchtihuͤr⸗ me, auf welchen an dem Seeſtrande des Nachts Feuer gehalten wird, des nen in der See befindlichen Schiffen Dadurch Machricht zu geben, mie fie ihren Lauf richten follen, damit fie im Finftern nicht ans Land laufen und ftranden. Zur Unterhaltung dieſer Baacken, müffen an vielen Orten die anfommenden und abgehenden Schiffe ein gewiſſes entrichten. Bank, beißt bei der Seefahrt ein geroiffes Zeichen, z. E. ein großes Stück Holy oder Kork, oder eine mit eifernen Reifen wohl verwahrte, und mit einer Kette oder einem Seile an eis nen großen Stein, oder ein Stuͤck von einer zerbrochenen Kanone (die man auf den Grund des Waſſers vers fenft) gebundene Tonne, welche auf dem Waffer ſchwimmt, und anzeigt, daß da, entweder die von einem oder dem andern Schiffe abgebauenen und Erklärung einiger bei Seeleuten 700 | verfaffenen Anker im Gründe liegen, oder daß ſich die Schiffe fonft dafeldft in Acht zu nehmen haben. Man richs tet auch wohl Maſten, Pfälen. ſ. w. wenn es angeht, an folchen Orten auf, An einigen Orten müffen Die dahin kommenden Schiffe zu Unterhaltung folcher Baaken ein gewiffes Geld ers legen, welches eben daher das Baa⸗ ken⸗ oder Tonnengeld genehner wird, Baͤckbord. Die Iinfe Seite des Schifs, wenn man vom Hintereheile nad; dem Vordertheile fieben Backbordsbug. Der Bug. linfen Seite, S. Bug. mr Mr Backen oder Wangen, nennen die Seeleute breite Stücken Holz, oder Späne, mit welchen die Maften an den Stellen, wo fie einen Riß befoms men haben, eingefaßt werden. Balancirte Segel; wenn in Stürmen u. ſ. w. ein Segel an einem Ende eingewicfelt wird. Ballaſt, eine Quantitaͤt Sand: ſteine, oder andere ſchwere Dinge, die auf dem Schifboden vertheilt wers den, um dem Schiffe die noͤthige Staͤ⸗ tigfeit im Laufe zu geben, Band. Diefen Namen haben die großen Frummen binten und vorneam Schiffe herum befindlichen Balken, welche zue Befeftigung des Vorder⸗ und Hintertheils dienen, Dank, eine feichte Stelle in ber See, worüber die Schiffe nicht fegeln koͤnnen. Bisweilen auch der Grund in dem Hafen oder Rhede, worauf man ankert. Barge 701 Baͤrge iſt eines von denen: bei Kriegsichiffen gebräuchlichen Booten mır ungefähr zwölf Rudern. In Eng: land baben die Luſtboote infonderheit Diefen Namen. Barfe, Ein kleines Fahrzeug mie einem. oder zween Maſten, etwa fünf: zia Fuß fang. Es wird in Jtalien und im Urchipelago ſehr gebraucht. Barkhoͤlzer find acht bis neun Zoll diefe, und anderthalb Fuß breite Die, len oder Bretter, die an die Inhoͤlzer ſtark angenanel: find, und die Außern Seiten des Schifs ausmachen. Sie dienen ſowohl dem Schiff an den Sei: ten eine beffere Feftigfeit zu geben, als auch, weil fie ziemlich weit herausſte⸗ -ben, darauf ab: und aufzuſteigen. Darre, Diefes Wort bat bei dem Seewefen und der Schiffahrt unter; fehiedene Bedeutungen. Bisweilen bedeuter es den Ruderſtock, oder das große Stück Holz, mit welchem der teuermann DAS Steuerruder eines Schifs hin und ber bewegt. Biswei len veritcht man auch unter Barren die vier Stücken Holz, die um jeden Maft unter ven Mafiförben berumger ſteckt find, Ne zu halten Auch nennt man die eifernen Stäbe, womit man auf den Schiffen die Löcher vermacht, durch welche man die Waaren hinein und berausbringt, Barren. Darre, eine Sandbanf, oder ei: ne Reihe Klippen im Meere, fo vor dem Eingange eines Hafen oder Stros mes liegen, alfo, daß man nur bei der Fluth, oder bie und da darzwi⸗ hen durchkommen fans Befinden gebräuchlichen Kunſtwoͤrter. 702 ſie ſich vor einem Haſen, ſo nennt man ihn Zeithafen, (Havre de Barre) ſind ſie aber vor einem Strome, ſo heißt er Riviere de barre. Darre, find gewiſſe gefährliche Wellen in der See, laͤngſt der Küfte von Guinea in Afrika, von Rio da Volta, bis nad) klein Ardra gerade vor dem Ufer. Durch das Wort Bars te verfteht man hier die Wirkung, die von drei Wellen hervorgebracht wird, welche fich eine nach der andern an der Kuͤſte brechen, unter welchen die letzte die gefaͤhrlichſte iſt, weil ſie eine Art von Bogen macht, der hoch genug, und von einem ſo großen Durchſchnitte iſt, daß er ein Eanot oder einen klei⸗ nen Kahn von einem Ende zum ans dern bedecken, es mit Waſſer anfül: len und verfenfen, oder ummerfen Fan. Baſſen, beiffen fonft auch Dreb- baſſen. Es find Pleine Stücke von Eiſen, die auf einem Pfale befeftigt find, und einen eifernen Schwanz ba: ben, mit welchem man fie herum dres ben fan. Sie ſtehen insgemein auf dem Hinterverdecke, aber zumeilen wer: den fie auch im einem Gefechte auf den Maflförben gebraucht, um die Ver; decke des Feindes defto beffer zu be ſtreichen. Bay, ein großer Meerbuſen zwi⸗ ſchen zwei Stücken Landes, Bekalmen. Wenn ein Shif ganz windloß und ftille liegen muß, fo fagt man, das Schif ift befalmer worden, Deilegen, ein Schif, heißt defs fen Segel dergeftalt anordnen, daß ihre 703 Erklärung einiger ihre verschiedene und einander: entger an laufende Wirkungen das Schif im Laufe vors und rücfwärts aufhal: ten; man erfparet ſich dadurch die größere Mühe und den Zeitverluft des anferns, bediener fich auch dieſes Mit: tels an Stellen, wo man der Tiefe rc, wegen gar nicht anfern fönte. Auch beißt beilegen zuweilen zu einem an: dern Schiffe fegeln, oder die Segel einziehen. Bergen, oder falviren, wird bei der Seefahrt von denen entweder durch Schifbruch im Meere verloren gegan— genen, oder wegen Sturms über Bord geworfenen Waaren und Gi: tern gefagt, die aber bernachmals von $euten, die fich darauf verftehen, noch gerettet und wieder aufgefifcher, oder auch wohl gar aus dem Grunde des Meers heraufgebolet worden, melchen fodann, abfonderlich nach Verord⸗ nung des franzöfifchen Seerechts, von folchen geborgenen Gütern der dritte Theil gebührt. Daher fagt man auch von einem Schiffe, welches unbefchä: digt in einem Hafen, oder an dem Orte feiner Beftimmung anlanget, es fen geborgen. Bergegeld, oder Bargegeld wird das Abfindungsgeld genennek, welches die Scifleute und Eigen: thumsherrn für die duch Schifbruch verunglückten und ans fand geworfe: nen Güter, der Obrigkeit eines fol: hen Gebiets, als ein Abzug: oder Bergegeld entrichten muͤſſen. Es beißt auch das Geld, fo denen gegeben wird, bei Seeleuten ꝛtc. 704 die etwas von den Guͤtern eines zer⸗ ſcheiterten Schifs aufgebracht, in Verwahrung genommen, und nüthin gerettet haben. In Betracht ſotha⸗ nen Bargegeldes wird denenjenigen, die ſich der von dem Meere ausgewor⸗ fenen Guͤter bemaͤchtiget haben, das Behaltungs; und das erſte Pfandrecht darauf eingeraͤumet. Es ift diefes Dergegeld von dem Strandrechte zu unterfcheiden, } Beſaane, das unterfie Segel am binterften Diafte, oder Beſaanmaſt; franzöfifch (milaine.) Beſaanmaſt ift der Binterfte Maft, Beſteck, (Point d’un Pilote, Poin- tage de la Carte), heißt die bemerkte Stelle auf der Karte, von dem Drte, wo der Steuermann-vermeint auf der See zu ſeyn. Die Seefahrer heiffen daher ein Beſteck machen, wenn fie den Ort, wo fie zu feyn muthmaßen, auf der Seefarte anmerken. Diefe Bemerfung wird durch zween gemei: ne Compaffe, oder vermittelft einer von durchſichtigem Horn gemachten Windrofe verrichtet, undauf die Karte gelegt, auf welcher der Steuermann den Punfe der Länge und Breite bes merkt, wo feine Ermeffungen den Lauf des Schifs ihm beiläufig zeigen, mo das Schif zu der Zeit ſey. Solches pflegt alle drei Stunden zu gefchehen, und muß zudem Ende ein jeder, wenn er vom Steuer abgelöfer wird, folches in feinem Tagebuche, nah Schiffers Weife, aufzeichnen. Die Fortfegung folge Fünftig. Sannoocritües Magaz in. 45 tes Stuͤck. Montag, den zten Junius 1780. Etwas vom Bergwerke des einſeitigen Harzes. or zwei Jahren iſt der Anfang gemacht, in dieſen beliebten und gemeinnuͤtzigen Blaͤttern einige Nachrichten von den Bergwer⸗ ken des einſeitigen Harzes bekant zu machen, und Damit in dem vergange: nen Jahre fortgefahren. Die Ber: anlafjung dazu ift geweſen; theils ‘wirkliche Gewerken von den Haupt: weränderungen, welche bei den Gru: ‘ben entftanden find, zu unterrichten; theils auch andern, welche an dem Bergbau nicht aus Geld erwerbenden Abdichten Theil nehmen, folche Nach; richten zugeben zu laffen, welche zwar an Dre und Stelle niemals'verheimlis cher werden, aber doch aus: Mangel der Gelegenheit entiweder nicht jedem zu Theil, oder wohl gar aus Miß: und Unverftande vorenthalten werden moͤgten. Auch in dem abgelaufenen Sabre haben füch einige Veränderuns gen bei dieſen Bergwerken erängnet, nach der vorhin gewählten Ordnung (man fehe das 5 3te Stüd vom Jahre 1778, und das 56te Stuͤck vom Jahre 1779 diefes Magazins) Bier mitzu— theilen. 1) Bei den Gruben, welche Aus⸗ beute geben, und zwar a) Zu Clausthal ift der Preis eines Kures von der MNeuen Benedicte, obgleich an der Ausbeute nicht zugeleget worden, big auf Too Rıplr, geftiegen. Diefes hat obne Zweifel feinen Grund darin, daß die Erze ſowohl in Ruͤckſicht auf die Güte als die Menge fich verbeffert has ben, wodurch nicht allein die Beforgs niß eines weitern Kückfalls, als die Verablaffung eines geringen Preifes, entfernet; fondern auch eine Hofnung zur Wiederaufnahme erwecket ift. Bei den Übrigen Musbeurgruben ift nur noch nıit der Caroline eine Veraͤnde⸗ rung dahin vorgegangen, daß feit dem welche nicht allein feine Verſchlimme⸗ letzten Vierteljahre von 1779 vier tung derfelben anzeigen, fondern viel: mehr eine erhebliche Berbefferung da: von vor Augen legen. Um fo ange: nehmer iſt es dem Verfaſſer, ſolche o Reichsthaler Ausbeute mehr gegeben werden, und der Preis eines Kures um deswillen bis auf 5400 Kthir, ſich erhößer bat. Fuͤr Gewerken ift Yp die: 707 dieſer Erfolg gewiß feine unangeneh⸗ me Sache, und eben fo wenig für. den‘ Eredit und den fangjäbrigen fo wenig unterbrochenen Flor des KHarzifchen Bergwerkes. 3 2) Die Urfache davon wird’äber nicht etwa in einer ſtaͤrkeren Foͤrderung von “he von dieſen Gruben alle Viertel⸗ Erzen zu fuchen ſeyn, wie denn dem Verfaſſer befant ift, daß davon woͤ⸗ entlich nicht mehr, als fonft gefors dert wird; fondern in der Ergiebig: Feit und befferm Ausbringen derfelben, gegen den vor der Verarbeitung und dem Schmelzen davon gemachten Anz: fchlag. Hierdurch ift, ungeachtet evft vor zwei Jahren die Ausbeute erhöhet worden, dennoch der baare Vorrath dieſer Grube von Zeit zu Zeit fo ſtark angewachfen, daß es, nach denen in der Bergwerfswirtbfchaft am Harze bergebrachten Grundſaͤtzen, billig ges Funden ift, den Gewerfen noch ein mehreres von dem Weberfchuffe zuflief- fen zu laſſen. Es bat diefes auf wohl um fo weniger Bedenflichfeiten unterworfen ſeyn Fönnen, da, wie je Der erfahren Pan, damit den Gewerken Feine furze Freude zu machen geſuchet wird, fondern der ſchon wirklich vor; bandene baare Vorrath, mit Zurech⸗ nung deſſen, was die in der Grube ſelbſt vor Augen liegende Erzmittel und Anbruͤche verſprechen, nicht be— ſorgen laͤßt, daß die Grube Caroline Dom Bergwerke des einſeitigen Harzes. 708 jaßte $uciä 1779, die Orube Gabe RE. EREHR —5 — kommen, welche einen Reichsthaler Ausbeute, bei dem Preiſe von 100 Rthlr. auf einen Kur liefert; wieuns ter den im Freibau ſtehenden Gruben angefuͤhret iſt. Die Ausbeute, wel: jabr den Gewerken ausgezahlt wird, ift nunmehro auf 14,270 Rihlr. ge ftiegen. er 'b) Su St, Andreasberg + hat fih im Anfehung der Ausbeute feine Veränderung zugetragen, "Das gegen ift ein Kur 'auf der Catherine Neufang bis auf 240 Rıhles igefal: len, und auf dem Samfon bis auf 360 Rihlr. geſtiegen. Dieſe Veraͤu⸗ derlichkeit des Kuxpreiſes, in Verglei⸗ chung mit der Ausbeute, hat nicht ſo ſehr ihren Grund in dem Mangel der gebrochenen Erze, als in der Beſchaf⸗ fenbeit, oder innern Guͤte derfelben, Wenn zu St. Andreasberg, vor: ausgefegt, daß fonft alle Umftände gleich find, die guten Geſchicke, welche dafeldft, nicht wie zu Clausthal mit ‚Füßen oder Lachtern, ſondern mit Zol: len ausgemeffen werden, Ausbeute bringen: follen; fo müffen fie, auper der erforderlichen Menge, auch reiche Erze liefern , welche mehr zu den Gil: ber: als Bleierzen zu rechrien find. Fänge diefer reiche Gehalt an, in den weniger Ueberſchuß, wie bisher, Tie PErzen abzunehmen, fo ſtehet ein Rück fern werde, oder amder Ausbeute fo fall im Ueberſchuſſe natürlich bevor, bald wieder abbrechen müffe. Zu die- und dieſes, da es nicht unbefant blei⸗ fen jegt und vorhin verzeichneten Yus: ben Fan, bat feinen Einfluß: auf den beutezechen iſt noch, feis dem Vierte: Kuxpreis zur Verringerung, fo. er z 98 709 das Gegentheil zur Erhoͤhung. Da aber nach der Erfahrung. bei reichen Geſchicken, ſolche ab: und zufällige Beränderung in den Unbrüchen gar nichts fremdes iſt; fo Pan eine davon herruͤhrende Ebbe und Fluth des Kur: preifes nichts beträchtliches wirken, wenn nicht zugleich an der Nusbeute abgebrochen wird; ob «8 gleih Ger werfen, welche Bergtheile auf folchen Gruben befigen, nicht zu verdenfen ift, wenn: fie.bei folchen Eraͤugniſſen auf ihren Bortheil oder Schaden auf: merffam find. 11.) Bei den im Freibau flehenden Gruben, batte man in vergangenen Fahre die wohl gegründete Hofnung zu einer baldigen Ausbeute von der lausthalifhen Grube Zeinrich Ga⸗ briel, Wenn gleich die Verminderung der Anbrüche, ſeitdem die Erfüllung diefer Hofnung noch nicht zulaffen wollen ; fo fan fie doch auch jeßt noch nicht als aufgegeben angefeben werden. Das gegen aber hat die Grube Gabe Bot: tes und Roſenbuſch, welche vordem ſchon eine gute Zeit Ausbeute gegeben bat, durch mächtigere Ausbruͤche, und daher möglich gewordene flärkere Er⸗ forderung, nicht weniger durch den guten Gehalt der Erze, ſich nach und nach wieder erbolet, und einen fo bes traͤchtlichen baaren Vorrath erworben, daß ſie, wie vorhin angefuͤhret iſt, wiederum unter die Ausbeutegruben geſetzet werden koͤnnen. UT.) Bei denen Zubuſſe erfordern: den Öruben ift h Dom Bergwerke des einfeifigen Harzes, 719 a) Zu Clausthal nur die geringe Veränderung entffans den, daß ein Kur auf der Grube Her⸗ 30g Chriſtian Ludewig, im Hans del auf 20 Rthlr. gekommen iſt. Diefe Grube bat ſchon vor der Mitte des vorigen Jahrhunderts Ausbeute gegeben, und erft vor wenigen Sahren, wegen der geringen Erze, und der duch. die zugenommene Tiefe vermehr⸗ ten Koſten, damit aqufhoͤren und Zus buffe erhalten muͤſſen. Die Erfah⸗ zung, daß die Gegend, worin diefe Örube gebauet wird, fo lange Zeit ers giebig gewefen iſt; und der, wiewobl entfernte Auſchein zur VBerbefferung und Erhelung, mag alfo einiges Zus trauen für fie, und den angeführten Preis hervorgebracht haben. b) Zu Sr. Andreasberg bat auf der Grube Gnade Gottes, der Öang vor einiger Zeit ſich betraͤcht⸗ lic) veredelt. Die Erwartungen, wel he diefes für die Zufunfe gab, bat veranlaßt, daß die nur noch aus wer nigen, Perfonen beftehende Gewerk⸗ ſchaft wiederum volftändig zuſammen gebracht, die Zubuffe von einem Kure auf 3 Mariengulden herunter gefege, und der Preis auf 20 Rthlr. gefties gen iſt. Die Gruben Georg Wils belm und filberner Bäbr, haben fortgefahren, in ihren glanzigen Erzen auch Rothgulden, und erfte zugleich derbe Flecken von Weißgulden zu zeigen. Soviel gutes man fih aber von beiden verfprechen darf; fo wird ein jeder, der etwas Begriffe vom Berg⸗ Yy 2 bau zıı bau har, fich Teicht vorftellen, daß zu: mal bei dem fo feften Geflein, worin zu St. Andreasberg die Gänge ge: meiniglich ftreichen, noch Jahre erfor: dert werden, ehe diefe Gruben zu eis ner folchen VBorrichtunggelangen, daß von einer Hofnung zur Ausbeute et; was beftimtes behauptet werden koͤnte. ec) Zur Altenau iſt feine Veränderung vorgefallen, d) Bei Aurrerberg bingegen, ift der Preis eines Kures auf der Konife Chriſtiane bis zu 40 und mehr Rthlr. geftiegen, allem Anfeben nach aus der Urſache, daß die feit einiger Zeit gemachte Berans flaltungen zur Gewältigung des Waf: fers nunmehr einen ununterbrochenen Betrieb diefer und anderer benachbarı ten Gruben erwarten laffen; und das durch die Hofnung zur Erholung und Ausbeute näher gebracht worden ift, Außerdem ift eine neue Grube uns ger dem Namen Autterbergs Gluͤck, aufgenommen, und mit 2 Mariengül: den Zubuffe in den Bergzettel gefeßt worden. Der nicht geringe Gang diefer Grube beſteht aus einem braun; Vom Bergmerfe des einfeitigen Harzes 7ı2 lichen und gelblichen Sande, welcher einige 20 Pfund Blei im Eentner hält; und in diefem Sande finden ſich ſchmale Trümmer, auch Mefter oder Nieren vom Bleierz, welches 70: bis go Pfund Blei, und ein Viertel torh Silber im Eentner geliefert bat. Diefe Befchaffenheit des Ganges ift in biefigen Gegenden ganz fremd, wer nigftens nicht bekant, daß’ fie vorhin allhier angetroffen fey. Der geringe Sildergehalt mögte manchem zu uns beträchtlich fcheinen, um etwas bei diefer Grube zu wagen. Wer aber weiß, daß felbft bei den fo ergiebigen Clausthaliſchen Hauptgruben dieſer Gehalt nur auf wenige Loth hinange⸗ bet, und das in den Erzen befindliche Dlei das mehrfte zu ihrem Wohlftans de beiträgt, der wird fich jenes Bes denfen gar bald felbft heben. Es ift daher die Unterfuchung des Ganges diefer neuen Grube allerdings der Mühe werch zur halten; und has ben fih ſchon fo viel bauluftige Ges werfen Angefunden, daß die vollftäns dige Gewerffchaft auf diefer Grube erhalten iſt. Sortfegung der Erklärung einiger bei Seeleuten gebrauch, lichen Kunftwörter. (Eiche das 44" St.) linde (die), das Segel am Boegſpriet. Blinde Ree, oder Raa, die Se— gelſtange am Boegſpriet. Bodmerei, ein Vertrag, wodurch den Rhedern eines Schifs, oder auch dem Schiffer mit ihrer Einwilligung Geld vorgeſchoſſen wird, mit dem Be⸗ dinge, daß ſolches, wenn das Schif wohlbehalten zuruͤckkoͤmt, mit großen Zinſen 713 Erflärung einiger Zinfen bezahle werde, hingegen wenn das Schif verungluͤckt, das Capital verloren ſey. Boodmereibriefe heißen die Vers fehreibungen, die dem Gläubiger über ſolches Geld ausgefteller werden. Boegſpriet, der am Vordertheil des Schifs hinausliegende Maſtbaum. Boegſprietsſtenge. Die Ber: fängerung des Boegſpriets. Bolten, große eiferne Nägel, wo— durch die Balken und Bretter am Ge baͤude des Schifs befeftigt werden. Boogſiren; ein Boot an einem Seil am Schiffe nachziehen; auch, ein Schif an einem Seile von Booten fort; fehleppen laſſen, imgleihen an einen andern, vermittelft eines Seile fort: zieben. - Bord, die Seite des Schifs, oder auch das Schif felbft. In dieſer letz⸗ sen Bedeutung: beißt daher Semanden an Bord fahren, am Bord feyn, vom Bord kommen, einem feindli: chen Schif am Bord legen, fo viel wie Jemanden an fein Schif fahren, im Schif fenn, vom Schiffe ans-tand Pommen, ein feindliches Schif ans klammern. Steuerbord, (engl. ſtarboard) iſt die rechte Seite des Schifs, und Backbord, (engl. lär- board) die linfe Seite deffelben, Bramſtenge, die zwote Verlän: gerung des großen Maſts, oder auch) des Fockmaftes. Brandung. Das ungeftlime An: prellen der Wogen am Geſtade, oder auch an Felfen und Klippen, die bei: nahe an die Oberfläche des Waſſers bei Seeleuten ıc, 714 binaufreichen, Brandungen find bis vorilen fo hoch als ein Maſt. Brecher (breakers; brifäns), blinde oder verborgene Klippen unter dem Waſſer. Breite. Die Entfernung eines Orts vonder Mittellinie, (Aequator). Brunn (Schifs:), ein Verfchlag unten im Naume des Schifs, wohin das eingedrungene Waſſer durch die fogenannten Rinnen geleitet, und von wo e8 hernach ausgepunpt wird, Buche; ein kleiner Meerbuſen. Bug; der breitefte Theil eines Schifs an feinem Vordertheile. Er fängt von dem Gipfel des Schifs an, und geht bis an das Ende des Vor— derkaſteels. Buganker. S. Anker. Cabottiere, ift ein langes, flas ches fchmales und ungefähr drei Fuß tiefes Fahrzeug, mit einem fehr lan⸗ gen Stenerruder ; welches in Geftalt eines ordentlichen Ruders gemacht ift. Diefe Fahrzeuge können nur bei dem Handel auf dem Fluſſe Eure gebraucht werden, welcher von Chartees berfomt, nach Dreux zugeber, und fich eine Biers telmeife über Pont de Arche in die Seine ergeuft. Caic, oder Caichio, Caique, ein Fleines griechifches Kaufmannsfchif, welches in der Levante auf den: mittel; ländifchen Meere gebraucht wird, und mit einem Korbmafte, fo ungemein lang, imgleichen mit einem Boegfpriet, und einen Eleinen Hinter: oder Bes faanmaft verfeben ift. Yyz Cajes 715 Cajes (ober Roches) molles, find Saudbänfe oder Klippen, oben mit einem folchen dicken Schlamme oder großen Menge Kräuter bedeckt, daß die Meinen Schiffe, die daraufgeftrans der find, ſich ohne Gefahr wieder er; heben und los machen koͤnnen. Cajuͤte, das Zimmer in einem Schiffe, auf welchem der Capitain oder Schiffer wohnet. Calsifon, fo nennet man in den Häfen der Provinz Guienne, abfon: derlich aber zu Bourdeaux, die Tiefe eines Schifs, von dem erften Verdeck an bis auf den Boden deffelben ges rechnet. Caliber, heißt Bei den Seelsuten das Modell oder Mufter, welches man von dem vorbabenden Bau eines Schifs macht, und nach welchem man feine Lange, Breite, und ganze Pros portion nimt. Di Campan, wird der obre Hinters theil eines Schifs über der Cajüte ges nannt, daher man die große Flagge, welche hinten aufgezogen wird, Die Campanflagge nennet, Canhooks, find die. an einem Tau befeſtigten Hafen, womit man die Guͤ⸗ ter und andere Sachen in und außers halb dem Schiffe in die Höhe zieht. Cantimarons, find 2 bis 3 mit Eocosftriefen zufanımen gebundene Ca: nots, welche dreieckige Segel von Matten führen, und derer ſich die Schwarzen auf der Kuͤſte von Eoros mandel zum Fifchfange bedienen, Capitana, die vornehmfte unter den Barken, die man, abfonderlich Erklaͤrung einiger bei Seelenten 716 in Amerika, zur Perlenfifcherei ges braucht, Cardeele, große, an dem mitlern auf dem Verdecke befindlichen viereckig⸗ ten Holze mit drei Rollen befeftigte Taue, vermittelft welcher die Ragen aufgezogen und niedergelaffen werden. Carling: Ünies, Geiffen die Bals fen auf der Seite eines Schifs, wo das Loch ift, dadurch man die Waa⸗ ren berunterläßt. Champane, ein japanifches Fahr⸗ zeug von 60 Bis Bo Tonnen, welches obne eiferne Nägel, oder einiges ans deres Eifenwerf, und nur mit hölger: nen Keilchen oder Nägeln zufammen gemacht ift, Compagnons, Beiffen bei dem Seeweſen die Matroſen von der Equi⸗ page eines Schifs, Fregatte, Bars ke rc. welche die auf felbigen noͤthige Handarbeit verrichten helfen, und der Eapitains, Steuermänner, dr Schifs fer Befehle vollziehen. Lonftsbel. Der Dfficier über das Geſchuͤtz im Schiffe Conftabellammer. Das Zims mer im Hintertheile des Schifs unter der Cajuͤte, wo fich der Conftabel und die Kanonirer aufhalten, und wo die Flinten und Piftolen nebft andern Fleinen Gewehr und Geraͤthſchaften verwahrt werden, Convop oder Geleirfchif, eins, oder auch mehrere Kriegefchiffe, wel—⸗ che "Befehl haben, ein Kauffahrtbeis ſchif, oder eine Kauffahrtheiflotte zu convoyiren, d. i. diefelbe zu begleis ten, und ihr zur Bedeckung zu dies nen, 747 nen, wie auch diefelbe im. noͤthigen alle wider die Anfälle der Feinde des Staats oder der Seeraͤuber zu ver: theidigen. Coralline, eine Art kleiner und leichter Schaluppen in der Levante, die zum Corallenſuchen gebraucht werden. Sn Baſtion de France nennt man fie Satteau. : Coubsis, ein jopanifches Fahr; zeug, das von ungefähre vierzig Ru— Derfnechten regieret, und nur inner bald. tandes gebraucht wird, Coudran, eine Gattung Schif— pech, oder, eine Compofition von ge— wiſſen Kräuteen, und verfchiedenen andern darunter gemengten Ingre— dienzien, worin die Schiffer zu Pa: ris ihr Strickwerk einweichen, um zu verhindern, daß es nicht verfault. Coureau, eine Art kleiner Schiffe, deren man ſich in Frankreich auf der Garonne bedient, um vermittelſt der⸗ ſelben, die Menſchen und Waaren auf die großen Schiffe zu transportiren. Crayer, ein nordifches Schif, mit drei Maften, ohne Stenge, noch Maftkorb. Euferofne, ein kleines japanifches Schif ohne Verdeck, lang und unten fpigig, Man ftellet ſehr viele Leute zum tudern hinein, und braucht es zum Wallfifchfange, Debarquiren, die Güter aus dem Schif ans tand bringen-und ausladen, Dispache, die Repartition, mas ein jeder Intereſſent zu Erſtattung des erlittenen Schadens contribuiren muß, wenn sin Schiffer auf der Reife bei gebräuchlichen Kunſtwoͤrter. 718 entſtandenem anhaltenden Ungewitter genoͤthiget worden, zur Errettung des Lebens, Schifs, und einiger Guͤter, etwas uͤber Bord zu werfen. Docke, iſt ein Platz an der See, oder bei einem Hafen, wo man das Waffer, nac) Belieben, ein: und auss laffen fan, um Schiffe zu bauen und anszubeffern, Dreg, ein kleiner Anker von fünf Klauen, welchen man zu den Sca- luppen, Öaleeren und andern Fahr⸗ zeugen mit niedrigem Bord gebraucht, Drebbaflen. S. Baſſen. Duͤnen, die Sandhuͤgel laͤngſt der engliſchen und flandriſchen Kuͤſte. Einbucht, ein kleiner Arm von der See, der in das Land geht. Einlaufen, wird von einem Schif geſagt, wenn es in einem Hafen eins legt, oder auf einer Rhede zu Anker gehet. Embarquiren, heißt Guͤter ein⸗ laden und zu Schiffe bringen; und ſich embarquiren, beißt zu Schiffe geben, Einreffen (die Segel), fie unten etwas zuſammen wickeln, damit fie weniger Wind fangen. Entern, beißt ein Schif mit Has fen faſſen, um es mit Gewalt zu ers fleigen und wegzunehnen, Eſelshaupt, ift ein etwas länglis ches Stüc Holz oben auf dem Mafte, toorin die Stengen zu fteben fommen und ruhen, Es find an allen Maften dergleichen, daher fie auch verfchiedene Namen befommen. Ever, ein Fahrzeug mit flachen Boden, hinten und vorne fpißig, und mit 719 Erffärung einiger mit einem Segel und Rudern ver; feben. Saden, ein See: oder aufden Schif- fen gebräuchliches Maaß einer Klafter lang, womit man die Tiefe der Fluͤſſe und des Meeres mißt. Säbre, ein flaches miedriges und breites, aus Balken und Bohlen ver: fertigtes Fahrzeug, welches von einem Fährmeifter, nebſt dazu gehörigen Fährkuechten getrieben, und, wenn ein Fluß nicht allzubreit, aber doch etwas reißend ift, an ein über folchen Fluß gezogenes ſtarkes Fährfeil angehangen und hin und ber gezogen, fonft aber mie Stacfen getrieben wird, Ber: mittelft eines folchen Fahrzenges wer; den Menfchen, Pferde und Wagen, für ein gewiſſes Fährgeld, über die Fluͤſſe und Ströme gefeget, Salle, das Ende eines Ankertaues. Sallen, aus dem Schiffe in das Boot hinab fleigen. Sallen, Taue, womit die Raaen aufgezogen und niedergelaſſen werden. igale, ein kleines indiauiſches Fabrzeng, welches, ob es ſchon einen Ma und aufgefpanntes Segel bat, dennoch allezeit des Ruders bedarf. Slagge. Die englifche Flotte wird in drei Gefchwader eingerheilt, von bei Seeleuten ıc. 720 deuen das erfte eine rothe, das andes te eine weiße, und Das dritte eine blaue Slagge führe. Die rorhe Flag: ge ift im Range die erfte, und die blaue die legte. Diefe Eintheilung ift erft in neuern Zeiten gemacht wors den; und man findet vor Carl dem Andern davon feine Spuren, Man bat auch niemals alle drei Flaggen zufanımen in der See gefehen, außer in dem erjten bolländifchen Kriege, unter eben diefem Monarchen. In dem zweiten Kriege, welchen derfelbe mit der Republit der vereinigten Yliederlande führte, beftand die ‚englische Flotte nur ang zweien Ges ſchwadern, nemlich dem von Der ro; then, und dem von der blauen Flagge, Denn die Franzofen, welche damals Bundesgenoffen von England waren, und ein Geſchwader ihrer Kriegs; ſchiffe zur engliſchen Flotte harten ſtoſſen laſſen, führten die weiße, In den beiden großen Kriegen, die her; nad) von England und Holland ges meinfchaftlich wider Frankreich ge führer, und durch den Ryswickiſchen und Utrechtiſchen Frieden geendiget worden ſind, ruͤſteten beide Seemaͤchte zuſammen eine Flotte aus. Die Fortſetzung folge kuͤnftig. 721 DS ZZ annovcrifcheg Munnsin, ki 5 46tes Stuͤck. Freitag, den gfen Junius 1780. Sortfkling der eng — bei Seeleuten gebraͤuchlichen Raggeofficiere, heißen die Ad: mirale, und zwar deswegen, U weil ein jeder derfelben feine Flagge führet, welches Recht fein an: derer Seeofficier hat... Ein Admiral führt dieſelbe auf der Stenge des grof: fen Maftes, ein Unteradmiral auf der Borftenge, und ein Eontreadmiral auf der Kreuzſtenge. in Oberbefehle; baber führer keine Flagge, fondern eis nen breiten Wimpel, und zwar auf der Kreusftenge: aber wenn er über ein befonderes Geſchwader geſetzet ift, fo läßt er ihn auf der großen Stenge wehen. Wenn ein Admiral zum Oberbes feblshaber tiber eine Flotte oder Ge: ſchwader ernannt, und aus dem Brit; tifchen Canal ift, fo befeßt er alle er: ledigten Dfficiereftellen. Die von ihm ernannten Officiere werden bei ſeiner Zurücffunft von dem Großadmiral, oder jeßo von den Commiffarien der Admiralicät beflätiget, es wäre denn, daß etwas erhebliches wider fie einzu: menden wäre, Wenn auf der Flotte Kriegsrath Kunftwörter, gehalten wird, fo werden nur die Flags geoffictere, nebft dem erften Haupts mann des Admirals, der in dieſem Falle auch wie einer angefehen wird, und feine Stelle unter dem jüngften Eontreadmiral nimt, dazu berufen, Wenn aber weniger, als drei Flauge officiere, gegenwärtig wären; fo fan der Admiral einige von den älteften Hauptleuten, nad) feinem utbefins den, mit dazu nehmen. Wenn ein. Flaggeofficier auf ein Kriegsfchif komt, fo wird er von der Wade im Gewehr, und mit Troms melfchlage empfangen. Vor dem Ads miral und oberften Befehlshaber der Flotte wird Marfch gefchlagen; ein anderer Admiral befomt drei Wirbel, ein Unteradmiral zween, und ein Con: treadmiral einen. Eben diefe Ehre N twiederfährt ihnen auch, wenn fie in _ ihren Booten mit aufgeftecfter Flagge ein Schif vorbei fahren, Sloß, heißt bei der Schifbauerei, wenn drei bis vier Maften zufanımen gebunden, und mit Brettern belegt: —— worauf die Kalfaterer ſicher 3 ſtehen 2) ſtehen Können, wenn fieein Schif kal⸗ fatern wollen, Flott, alles was auf dem Waſſer fhmimmet, daher heiße flott ma⸗ chen ein Schif, welches feſt fit, wie: der in den auf bringen. Flott wer⸗ den aber fagt man, wenn die Ebbe vorbei ift, und die Fluth wieder koͤmt, oder das Meer anläuft, und das War; fer die Schiffe erhebt, daß fie ihren Lauf fortſetzen koͤnnen. Flottille, nennen die Spanier die⸗ jenigen Schiffe, die nach Amerifa in geringer Anzahl mit einander abgefers giger werden, wenn die gewöhnliche Silberflotte auszurüften, entweder nicht Waaren genug vorhanden, oder die vorhandenen Kriegsſchiffe und an⸗ dere Umſtaͤnde es nicht zulaſſen. Sonſt nennt man auch diejenigen Schiffe al⸗ ſo, welche ſich von der von Vera Crux zuruͤckkommenden Flotte abſondern, und voraus gehen, um in Spanien die Nachricht von ihrer Abfahrt und von ihrer tadung zu überbringen. Desgleichen giebt man diefen Namen Der kleinen Flotte, welche den aus Amerika zuruͤckkommenden Öallionen entgegen gebt, und fie nach Haufe be: gleitet. Seit einigen Jahren hat man auch in der Dftfee diefen Namen eis nem Commando leichter Kriegsfchiffe, welches fonft eine Efcadre genennet wird, zu geben angefangen. Fockmaſt, der vordere Maftbaum, Tockraa, die Raa am Fockmaſte. Kockfegel, das unterfte am Fock maſte. Futterung (eines Schifs), ein Erklaͤrung einiger bei Seeleuten 724 beſonders, bei Gelegenheit des Stran⸗ dens an der Klippe bei Neu: Holland befchriebenes Mittel, deffen decke un; ter dem Waffer von auffen zu vers ftopfen. Surrerung, die inwendige Wer: kleidung des Schifs mit Brettern, Geſchwader, ift eine Anzahl Kriegsſchiffe, unter der Anführung eines hoben Seeofficiers. Gewinde. Die Stellen an den Maſten, an welche einige Stücke Holz genagelt, und bernach mit dicken Tauen umwunden werden, um fie zu verstärfen. Broßadiniral. Das Haupt der englifchen Seemacht ift der Großads miral, der unter die hoben Kronbedien⸗ ten von Großbritannien gehört, Man finder ſchon unter dem Könige Hein⸗ rich dem Dritren, Perfonen, welche den Titel eines Nomirals Aber das engliiche Meer geführt haben, Seit Eduards des Erften Zeis ten trift man zween Admirale in Engs land an, davon der eine über das nords liche, d. i. von der Themfe nordwärts liegende, und der andere über das weſt⸗ fiche , d. i. von der Themfe weftwärts liegende Meer gefeßer war. Allein, ſeit Heinrichs des Vierten Zeiten fcheinen diefe Aemter wieder in einer Perfon vereiniget worden zu ſeyn, und find es auch bernad) befländig ges blieben, Der Großadniral ift nicht nur der böchfte Befehlshaber über die ganze Britanniiche Seemacht, fondern auch der oͤberſte Richter in allen den See: dienſt 725 dienft und das Seewefen betreffenden Saden, fie mögen bürgerlich oder peinlich feyn. Und gleichwie man die Herrſchaft und Gerichtsbarkeit uͤber die See mit Recht ein befonders ge: meines Wefen oder Königreich nennen Ean; fo ift er, Kraft feiner Beftal: lung. als der Unterfönig diefes See Cönigreichs anzufehen. Seine Gewalt erſtreckt fich über Großbritannien, St: land, Wallis, und die dazu gehörigen Inſeln, ferner über Neu: England, Men: Horf, Oft und Wert Jerſey, Ja: maica, Birginien, Barbados, St. Chriſtoph, Nevis, Montferrat, Ber: mudas und Antigoa in Amerika, und Guinea, Binny und Angola in Aftis fa, und alle andere Derter und Colos nien, welche Öroßbritannifchen Unter thanen zugehören. In Friedengzeiten thut er gegen das Eude des Jahrs bei dem Könige An: frage, wie viele Seeleute er in dem Fünftigen Fahre in feinen Dienften zu gebrauchen für gut befinde. Und wenn der König ihm feinen Entfchluß bes kant gemacht bat, veranfialtet cr die Ausführung deſſelben. Er beforger auch den Bau der neuen Schiffe, und verſiehet Diejenigen, bie zum Seedien fie ausgerüfter worden, mit dem nd; thigen Gefchüße, welches er, mittelft eines Schreibens, vom Generalfeld; jeugmeifter fordert, Wird eine Flotte in See gefickt, fo ertheilt der Großadmiral demjeni: gen Dfficier, den ber König darüber zum oberfien Befehlshaber ernannt bat, feine Beftallung, Zu Kriegszeis gebräuchlichen Kunftwörter, 726 ten giebt er auch, auf einen von dem König erhaltenen Befehl, den Admi⸗ ralitätsgerichten in den austwärtigen Provinzen und Eolonien Gewalt, über alle gemachten Prifen zu erkennen, und diefelben nach Befinden der Umſtaͤnde für verfallen zu erklären. Ferner laͤßt er auf einen gleichen von dem Könige erhaltenen Befehl, Repreffalienbriefe für die Kaper ausferrigen, Kraft de ten fie ſich der feindlichen und auch anderer Schiffe, die Contrabandegütet am Bord haben, bemächtigen Fönnen. Er bat ein eigenes hohes Gericht, worin alle Streitigkeiten und Verbre— hen unterfucht und entfchieden mer den, die auf der See, in den Häfen und Flüffen bis zu der erſten Brüche von dem Meere, vorgefallen und bes gangen find. In diefem Oberadmis talitätsgerichte, worin er den Richter beftellet, wird nach dem roͤmiſchen Rechte gefprochen, (denn das englifche Recht gift nur auf dem Lande, ) und es Fan an daffelbe von den Unteradmi: talitätsgerichten appellirt werden. Der Großadmiral beftcher aud) feis ne Unteradmirale in allen an der See gelegenen Provinzen in Großbritans nien und Irland, imgleichen in den auswärtigen Colonien und Ländern, wo fie feine Gerichtebarfeit ausüben, und alle in der Provinz vorfallende Seeſachen entfcheiden. Vormals bes ftellete er auch einen Unter: und einen Eontreadmiral; allein jego giebt die Krone ihnen unter dem großen Siegel ihre Beſtallungen, und es werden diefe Ehrenbedienungen insgemein 3, 2 den 727 den Älteften Admiralen der Flotte er: theilt, Weil das Amt des Großadmirals ſo wichtig, und von einem ſo weiten Umfange iſt; fo bat die Krone daffel: be öfters durch verfchiedene Perfonen, die den Titel Commiffarien oder Herrn der Admiralitaͤt führten, verwalten laſſen. Der Graf von Pembrofe iſt der feßte, der nach dem Tode des Prinzen Beorg von Dänemark, der diefen bo; ben Poften bis 1708 befleidete, Groß: admiral gewefen iſt. Und von viefer Zeit an ift diefes Amt beftändig von fieben oder acht Commiffarien verwal⸗ tet worden. Von diefen Commiffa: rien der Admiralitaͤt find die Commift farien der Flotte unterfchieden, welche vornemlich mit den die Flotte betrefs fenden Rehnungsfachen zu thun has ben, und fich teils zu London, theils zu Portsmouth, Plymouth und Chatham aufhalten. Große Bramftenge, die zwote Verlängerung des Hauptmaſts. Großer, oder Hauptmaſt, ift der mittelfte. Große Jungfern, f. -ungfern. Großes Segel, das unterfte am Hauptmafte, Große Stenge, bie erſte Berlän: gerung des Hauptmaſtes. Große Wand / bedeutet die Haupt: taue am großen Maſte. Grüßen, ift ein bei den Seeleur ten übliches Ceremoniel, nach welchem Schiffe ſich unter einander, oder ger wiffen Perfonen und Dertern einige Erklärung einiger bei Seelenten 728 Merkmale der Hohachtung und Höf: lichfeit erweifen, ‚Nach den englifchen Seegeſetzen verhält es fich folgender Geſtalt damit: Slaggeofficiere grüßen den Admiral und oberiten Befehlshaber der Slorte mit funfzehn Kanonen, und die Haupte leute chum es mit fiebenzehn, Der Admiral antwortet den Flaggeofficie: von mit zwoen weniger, und den Haupt⸗ leuten mit vierem weniger, - Wenn Flaggeofficiere ihren obern oder Altern Officier grüßen; fo thun fie es. mit dreizehn Kanonen, Er antz worter denen, die mit ihm von gleis chem Range find, mit einer gleichen Anzahl, den niedrigern und Hauptleu⸗ tenlfaber mit zwoen Kanonen weniger, Ein Hauptmann grüffet den Admi⸗ tal von der weißen oder blauen Flags ge mit funfzehn Kanonen, Unter: und Eontreadmirale aber mit dreizehn, Wenn ein Zlaggeofficier von zweien oder mehrern Kriegefchiffen gegrüßet wird; fo danket er ihnen nicht eher, als bis fie es alle getban haben, und mit einer folchen er. als er fuͤr gut befindet. Wenn zwei Geſchwader fh * nen, ſo gruͤßen ſich nur die beiden Oberbefehlsbaber; und wenn einzelne, Schiffe einem Geſchwader mit mehr, als mit einer Flagge begegnen; fo grüßen fie nur die vornehmſte. Keine Kriggsfchiffe grüßen fich, wos fern fie nicht wenigſtens fechs Monate von einander gewefen find, Hauptleute * ſich einander gar nicht. ich Wenn 729 Wenn ein zum oberften Befeblehas ber über ein. Gefchwader ernanntır Flaggeofficier zuerft feine Flagge auf ftecft, fo wird er von allen gegenwaͤr⸗ tigen Schiffen mit einer ſolchen Uns zabl Kanonen, als oben feftgefeger iſt, gegruͤßet. Fremde, die nicht ihr Mars ſegel ſtreichen, und ihre Flagge nicht ein⸗ nehmen, wenn ſie einem koͤniglichen Keegsſchiffe auf dem Brittiſchen Meere bis zum Vorgebirge Finister⸗ re begegnen, ſollen dazu genoͤthigt, und koͤnigliche Unterthanen, die fol ches unteriaffen, an gehörigem Orte belangt werden. Die königlichen Kriegsfchiffe folfen gegen feinen in dem Brittifchen Meere ſtreichen, und in andern Gewäffern auch nicht, es fen denn, daß die Srem: den zuerſt geftrichen hätten, — zu gleicher Zeit ſtreichen. Wenn ein fremder Admiral ei fd nigliches Admiralsſchif grüßen, fol ihm Kanone für Kanone geantwortet werden; wenn er aber ein Unter⸗ oder Eontreadmiral ift, befomt er zwo Ka: nonen weniger, ft der Fremde nur ein Hauptmann, follen Slagneofficiere ibm mit zwoen Kanonen weniger, und Hauptleute mit einer gleichen Anzahl antworten, Fremde Derter koͤnnen von Haupt: leuten, mit fo vielen Kanonen, als ge: woͤhnlich ift, auf die gewiffe Verſiche⸗ rung, daß ihnen auf gleiche Weiſe ge: danket werden foll, gegrüffet werden, Aber, wenn ein Schif eine Flagge führer; fo muß der Slaggeoffisier zus gebräuchlichen Kunſtwoͤrter. 739 erft forgfältige Nachricht davon eins zieben; und fodann darauf befteken, daß ihm eben die Ehre, als den Offi— cieren anderer gebrönfer Häupter er⸗ wiefen werde, Hauptleute koͤnnen an fremden Ders tern diejenigen Perfonen, die zu ihnen an Bord Pommen, nach Gutbefinden, und nach ihrem Stande grüßen: als fein, fie haben. e8 zu verantworten, wenn fie durch den Mißbrauch diefer Freiheit zu viel thun mögten. Cie müffen auch zuvor von dem Oberbes fehlshaber, oder dem älteften Haupt⸗ mann, wenn einer da wäre, die Er: lanbniß dazu einholen, Wenn Kaufleute, fie mögen koͤnig⸗ liche Untertbanen oder Fremde fenn, den Admiral von der Flotte grüßen, fo antwortet er ihnen mit ſechs Kano— nen weniger, die andern Slaggeoffis - ciere mit dieren weniger, und die Haupt: leute mit zwoen weniger, Wenn zwei oder mehr Kauffahr: theiſchiſſe ein Kriegsſchif grüßen, foll ihnen nicht eher, als bis fie alle fertig find, geantwortet werden, und zwar mit einer folchen Anzahl Kanonen, als man für gut befinden wird. Wenn Herjoge oder Vothſchaſter auf ein koͤnigliches Kriegsſchif foms men; fo werden fie bei ihrer Ankunft und dem Weggeben mit funfzehn Kas nonen gegruͤßt. Andere Gefandten, oder vornehme Perfonen werden nrit eilf, oder weniger Kanonen, zufolge der Berfchiedenheit ihres Standes be; grüßet, 33 3 Alle 731 Alle Grüße gefchehen mit den Ka: nonen des öberften Verdecks. Die königlichen Kriegsfchiffe und koͤniglichen Zeitungen grüßen ſich eins ander gar nicht. Deffentliche Freudentage werben von den Föniglichen Kriegefchiffen, wenn. fie im Hafen find, mit einer folchen Anzahl Kanonen, als der Dberbefehle: baber für gut befindet, gefeiert, derge; ftalt, Daß diefelbe nicht ein und zwau⸗ gig in jedem Schiffe überfteige, Die Teremonien bei Begräbniffen werden zufolge den von der Admiralis taͤt vorgefchtiebenen Regeln beobachtet. Gürtel; Taue, die unten an den Segeln befeftige find, und vermittelt welcher fie aufgefpannet oder eingenoms men werden. Hakebord. Das oberfte am Hin⸗ tertbeile des Schifs, welches meiftens aus Bildhauerarbeit beſtehet. Zalſen find vier ſtarke Taue an dem großen Segel und der Focke. Sie lan⸗ fen nach dem einen Ende etwas fpißig gu, an dem andern aber haben fie eir nen großen Knopf, mie welchem fie an den Ecken der Segel befeſtigt find, Sie dienen die Segel nah Beſchaffen⸗ beit des Windes zu ftellen. Haͤngematten find die Betten der Boorsleute, die auf den Verdecken an vier Eden befiftiget End, und alfo bangen. Diefe werden, wenn es zum Gefzchte fomt, in das an den Seiten des halben Verdecks befindliche Netz gethan, da fie zue Vertheidigung, und gleichfam Ratt einer Bruſtwehre dienen, Haſpel (Schifs). Eine belante, in Erklaͤrung einiger bei Seeleuten 732 Kauffabrrbeifchiffen gebräuchliche ch⸗ linderifche Maſchine zum Aufheben der Aare aupts oder Unterfegel; Er ſegel; ſiehe Haupttaue ſind ſieben, auch wohl acht oder neun große Taue, die an beiden Seiten des Schifs befeſtigt ſind, und bis zu dem Maſtkorbe, an allen Maſten, gehen. Sie heißen auch die Wand, und bekommen von den Ma— ſten, zu welchen ſie gehoͤren, beſondere Namen. Die Maſtkoͤrbe und die Stengen haben auch ihre eigenen Haupteaue, oder Wände, Haut, die Bretter oder Planken, womit das Schif von außen beklei⸗ det iſt. Heckboot, ift eine Art Meiner Fahr⸗ zeuge zu Waller, mit einem weiten Bauche, ohne Hinters und Worders maft, wie eine Flüte geftaktet, das bie 100 Tonnen tragen Pan, Hinterſteve, iſt das in dem Hin: tertheile des Schifs in den Kiel einge: fügte aufrechtfteßende Holz, woran dag Steuerruder an eifernen Haken hängt, Hinterverdeck, ift ein unterbros chenes Verdeck auf großen Schiffen, Der von dem Orte, wo das Steuers ender regiert wird, bis zu i fers Hütte gehet. i ———— Hiſſen, heißt bei der Schiffahrt, etwas in die Höhe ziehen. Alſo were den die Segelftangen in die Höhe ger hiſſet; die Güter werden aus dem Schiffe ausgehiſſet, wenn fie gelöfcher werben follen, und hierzu verfchiedene Hiſſen 733 Ziffen oder Winden, nach dem Uns ter ſchiede der Laft gebrauchen. Hoͤhe, beißt in der Schiffahrt die Erhebung des Pols über den Horir jont, oder die Entfernung eines Dris von dem Aequator. Holm, wird in einigen nordifchen Seeplaͤtzen der Ort genannt, mo die Schiffe gebauer werden. Jagd, beißt die Verfolgung eines Schiffes durch andere. elle, ein kleines Schif, vorn und Binten fpigig, welches in Norwegen und Mofkau fehr gebraucht wird. Inhoͤlzer, die zu beiden Seiten von dem Kiel an in die Höhe ſtehende ftarfe Hölzer, welche krum gebogen find, damit das Schif feine Runde befomme. Joͤlle, ein Pleines Boot bei Kriegs⸗ ſchiffen, mit ungefähr ſechs Rudern, Four- Nomme, nennen die Franjo: fen ein geſchwind fahrendes Schif, deffen Schiffer fich verbindlich gemacht bat, an einem gemwiffen beſtimten Tage in den Hafen, wohin es beſtimmet iſt, einzulaufen, bei Strafe der Bermins derung der Hälfte des Preifes, der in feinem Srachtbriefe enthalten iſt. Jungfern, ( DeadEyes,) in jedem Pürting eingefaßre Rollen mit drei Lö: chern, die an die unterften Enden der Haupttaue befeftiget, und mit einem Taue durch die Löcher an einander ge: hängt find. Sie dienen dazu, daß die KHaupttaue oder Wände fefter angezo: gen werden, und defto fleifer zu ftehen kommen, Von den Maften, wozu fie gehören, befommen fie verfchiedene Ramen. gebräuchlichen Kunſtwoͤrter. 234 Baag, oder Boeg, ein bei den KHolländern gebräuchliches Fahrzeug, das faſt einer Schmacke ähnlich ſieht. Man brauche daffelbe auch auf der Nieder⸗Elbe. Bahn, heißt 1) ein kleines Fahr⸗ zeug, ſo weder Maſt noch Segel hat, und nur durch eine oder zwei Perfos nen, vermittelft eines Ruders, oder eis ner Stange, regiert wird, um damit über einen Fluß zu feßen: 2) ein mits telmäßiges Fahrzeug, das mit Segel und Ruder fortgetrieben twird, und worauf man Perfonen und Güter von einem Orte zum andern auf den Flüfs fen zu bringen pflege; Ralfatern. Die Fugen des Schifs aueftopfen und verpichen, Kaper. In Kriegszeiten rüften oft Privatieute auf ihre Koften Ediffe aus, mit welchen fie auf den Feind kreu⸗ zen, um ihm Abbruch zu thun, und ſei⸗ ne, oder feinen Unterthanen zugehörige Schiffe, Güter und Waaren wegzuneb: men, auch fich anderer Fahrzeuge, die mit Contrabandewaaren fir den Feind geladen find; zu bemächtigen, Diefe beißen Kaper. In Anfehung verfelben ift zu merken, daß Feiner ohne vorgän: gige Erlaubnis Ediffe zur Kaperei ausrüften darf, fondern er muß fich vors ber bei der Admiralitaͤt melden, welche fodann auf®enebmbaltung und Befehl der Regierung ibm Mepreffalienbriefe mit gewiſſen Verhaltungsbefehlen ers theilt. Ehe aber diefes geſchieht, muß er wegen feines Wohlverbaltens, wenn fein Schif 150 Mann führt, auf 3000, und wenn es weniger Mannfchaft au 735: Erklärung einiger auf 1500 Pfund Sterling Sicherheit beſtellen. Der Inhalt der gedachten Verhaltungsbefehle beſtehet in folgen⸗ den Punkten: 1) Den Kapern wird erlaubt, alle dem Feinde zugebörigen Kriegs auch andere Schiffe, Gürer, Waaren und Perfonen wegzunehmen, aud) ſich ans derer Schiffe, die Contrabandeguͤter am Borde haben, zu . bemächtigen. Aber es ift ihnen verboten, Feindſelig⸗ Feiten gegen fie auszuuͤben, oder in den Seehaͤfen folcher Prinzen, diemit dem König in Frieden leben, oder in ihren Fluͤſſen und Rheden, innerhalb eines Kanonenfchuffes, Prifen zu machen, 2) Sie follen die Prifen entweder nad) einem Orte des Königreichs, oder den englifchen Eolouien, wo Admira: fitätsgerichte find, führen, und über ihre Rechtmäßigkeit urtbeilen laſſen. 3) Sie follen vor das Admirali: tätsgericht drei oder vier der vornehm⸗ ften zu der Prife gehörigen Perfonen fiellen, damit fie wegen des Eigen: thums des Schifs und der MWaaren befcaget und vereidiget werden mögen.- Gleichergeftalt follen fie auch alle auf der Drife gefundene Briefſchaften dem Admiralirätsgerichte einliefern, und durch einen Zeugen befchwören laſſen, daß diefelben wirklich zu der Zeit, da das Schif aufgebracht ward, darauf gefunden worden feyn. bei Seeleuten ıc, 736 - 4) Ehe das Scif, nebſt ven Waar ' ten, von dem Ndmiralitätsgerichte fe eine vechtmäßige Prife erfläret worden ift, follen fie nichts davon wegnehmen, - noch. auch Jemand darauf mit kaltem Blute tödten, noch ibm anders, als in ſolchen Fällen gewoͤhnlich ift, bes gegnen. — 5) Sie ſollen auf keine Weiſe den Verträgen, die zwiſchen Großbritans nien und andern Staaten gemacht find, zumider handeln, noch wider deren Untertbanen etwas unternebmen. 6) Wenn das aufgebrahte Schif mit den Waaren für eine gute Prife erkläree worden ift, fo ſtehet ihnen frei, beides zu verfaufen, 7) Sie find fchuldig, den Schiffen Föniglicher Unterthanen Beiſtand zu leiten, wenn fie von dem Feinde ans gegriffen werden. 8) Diejenigen, welche am Borde der Kaper dienen, follen nicht als Uebertreter der fandesgefeße angefehen werden. ! 9) Diejenigen, die ein Schif zur Kaperei ausrüften, follen der Admi—⸗ talitäe den Namen und die Größe des Schifs, nebft dem Namen des Hauptmanns und des Eigenthuͤmers, die Anzahl der Kanonen und Seeleus te, und die Zeit auf welche es verpros viantiret iſt, anzeigen. Die Fortſetzung folgt kuͤnftig. — ET EBEN EEE UT TEE En 2 Hamnovccifiies Magazin. 738 47tes Stüd, Montag, den 12ten Junius 1780, - Sortfegung der Erflärung einiger. bei Seeleuten gebräuchlichen 10)( 4 „erner follen die Raper dem Secretair der Admiralität von den Abfichten und Bes megungen der feindlichen Schiffe, fo weit fie etwas davon entdecken Fön: . nen, auch von ihren Kauffabrteitchifs fen, ob deren einige ein: oder auslau: fen wollen, Bericht abftatten, 11) Sie follen nicht die Fönigliche Flagge, insgemein die Flagge der Vers einigung genannt, fondern außer der bei Kauffahrern gewöhnlichen Flagge, eine rothe Fahne, worin zunädhft an dem Stocfe, die Flagge der Vereini; gung in einem Quartiere gezeichnet iſt, führen. 12) Sie find verbunden, allen Pd; niglihen Befehlen und Anweiſungen, die ihnen zugefertiget werden mögten, nachzuleben. 13) Es wird ihnen zugleich ange deutet, daß diejenigen, melche diefen Verhaltungsbefehlen zuwider handeln, auf das fchärfite beſtraft, und anges halten werden follen, denen, welchen fie Schaden und Unrecht gethan har ben, Genugthuung zu geben, Kunftwörter. Ray, oder die Schälung, wird die Einfaffung des Strandes oder deg Ufers in einem Hafen genannt. Kebren, (die See, ) f. See, Belecks, eine Art Fahrzeuge, des ren fich die Caravanen bedienen, wenn fie zu Waffer. reifen wollen. Ein Ke leck trägt ungefähr acht und zwanzig Perfonen, und zehn bis zwoͤlf Centner Waaren, Kielen, oder Kielbolen. Ein Schif auf die Seite legen, damit man dem Kiele beifommen, und die ganze Seite des Schifs ausbeffern Fan. Riel. Der unterfte große Balfe, oder vielmehr die in einander gefügten und befeftigten Balken, welche das Fundament des ganzen Gebäudes des Schifs ausmadıen. After- Biel, Ein ftarfer dicker Balken, der an dem Kiel befeftige iſt, um deffen untere Seite defto beſſer zu verwahren. Bieming, die auswendig herum: gehenden ftarfen Planfen am Schif, wodurch deffen Bauch feine Rundung befomt, Ana Alam; 739 Blampen. Große Stüce Holz, wodurch die Balken im Schiffe an einander befeftigt werden. Rleidung, oder Bekleidung des Ankertaues, bedeutet die Stellen, 10 daffelbe mit alten &umpen und Rei: fen ummunden ift, damit. es auf.dem Grunde nicht von den Steinen oder Klippen zerrieben werde. Bluͤſen, find zwei runde Loͤcher am Vordertheile des Schifs, durch welche die Anfertaue geben, wenn das Schif vor Anker liegt. Knie des Boegfpriets ift ein krum⸗ mes Holz, welches an defjen vörderften Ende mit Bolten von oben nach un: ten befefliget ift, worauf das Eſels— haupt, darin die Stenge flebt, ange: macht ift. Knie: oder Krumbölzer, krum⸗ me Balken zu unterfi am Schifs bau⸗ che, wodurch der ‘Boden mit den Geis zen verbunden wird, Boy, wird auf dem Schif die Abs theilung genannt, fo zu einer Kammer oder Schlafftelle gemacht wird. Areuser, find Schiffe, welche in gewiſſen Gegenden auf dem Meere berumftreichen, um es von den Sees xäubern zu reinigen, oder auch feind- liche Schiffe zu beobachten und weg: zunehmen. Areusfegel, beißt das Segel, wel: es an der Kreuzſtenge geführt wird, ©. Segel. Breusftenge, bedeutet die Stens ge, fo auf dem Beſaanmaſte ftebet. ©. Maſt. Buͤſte, das Ufer eines Landes, Erflärung einiger bei Seeleuten 749 welches von dem Meer angeſpuͤlet wird. Sur Länge. Die Entfernung eines Dres, Oft: oder Weftwärts vom erften Mittaggzirfel, der nach Belieben ans genommen wird, Zanteas, große chinefifche Fahr⸗ zeuge, deren fid) die Portugiefen zu Hiacao bedienen, und die-ungefähr von fieben big achthundert Tonnen find. Zantione, ein chinefifches Fahr⸗ zeug, welches auf jeder Seite acht Ru: derbänfe bat; auf jeder Bank find ſechs Ruderknechte. Es find. diefe Fahrzeuge den enropäifchen Galeeren ziemlich gleidy; und bedienen fich ders felben fonderlich die Seeräuber deffel: ben taudes, Rafcars, eine Art Botsfnechte in Indien, die oft von den Engläns dern gebraucht werden. , Laftfchif. So werden alle diejenis gen Schiffe genennet, ‚die zu Verfühs tung der Guͤter und Waaren, wie auch zu Ueberfeßung der Kriegsvoͤlker ges braucht werden. Baufendes Tauwerf. ©, Tau⸗ werk. Laviren beißt, mern bei widrigem Winde von der rechten zur linfen, und von der linfen zur rechten gefegelt wird, um den Wind zu gewinnen. Leck, Irgend eine Rige, oder Defs nung, wodurch das Seewaſſer in ein Schif eindringt. Leeküfte, desgleichen Leefeite, diejenige, auf welche der Wind bins wehet. Leeſegel, (auch Seitenſegel,) klei⸗ ne 741 gebraͤuchlichen ne Segel, welche an jedem Ende der großen und der Fockraa an runden Stangen befeftiger, und gleichfam Fluͤ⸗ gel des Großen: und des Fockfegels find, Man fpannt fie bei ſtillem Wer: ter auf, un defto mehr Wind zu fangen, Leefegelbaum, ift die Stange, woran diefe Segel befefiiget find. Fichten, einem Schiffe, um es flott zu machen, oder damit es leichter fer geln Pönne, einen Theil feiner Ladung nehmen. Auch heißt lichren fo viel, wie in die Höhe ziehn, aufheben, 7 E. die Anker lichten xc, Lichter, ein jedes mittelmäßiges Fahrzeug, das nicht tief geber, und gebraucht wird, andere Schiffe zu ber laden, oder zu entladen, Insgemein find die ichter ohne Maften; zumeilen find fie aber auch bemafter, Biegegeld, heißt bei der Seeband⸗ fung dasjenige Geld, welches ein Schiffer, der ftille liegen muß, deswe⸗ gen dem Schifevolfe annoch über Koft und Tran giebt, Zin, eine Are Schiffe, welche ohne alle Gefahr mit allen Winden fegeln koͤnnen. Linie, oder Mittellinie, iſt der Aequator oder der Zirkel, der um die Fläche der Erdkugel befchrieben wird, und von jedem Pole neunzig Grade abſtehet. Loddingen, ift eine Art kleiner Fahrzeuge, oder Boote, deren fich die Ruſſen auf der Oftfee bedienen. Loͤſchen, heißt in der Schiffahrt ausladen. Lootſen, Leute denen die Ausfuhr⸗ Kunſtwoͤrter. 742 ten, und überhaupt der Weg auf ei⸗ nem Strom oder nach einem Hafen volltommen bekant ift, Zuftbug, die Seite des Bugs, woher der Wind bläft. Mars, oder Maſtkorb, ein aus ftarken Brettern beftehender Boden, in deffen Mitte ein vierecfiges Loch ift, wodurch der Maſt gehet. Feder Maft auf großen Schiffen bat feinen Mafts forb; auch haben die Stengen ihre Maftkörbe, Marslaterne, die Laterne, welche ein Schif auf dem großen Maſte führt. Marsraa, die Gegelftange, die ein Marsfegel führt. Marsfegel, die an den Großens und Vorſtengen. Marswand. Die Wand oder Haupttaue am Maftkorbe, Maften, oder Maſtbaͤume, große aufrecht ſtehende Baͤume, welche die Segel führen und vermitrelft derfelden den Lauf Bes Schifs Ienfen helfen. Große Schiffe find mie drei Maften verfehen. Der mittlere heißt der Groſ⸗ fes oder Hauptmaſt; der vordere wird der Fockmaſt, und der hintere der Be: faanmajt genannt. Alle drei werden durch andere Fleinere Maſten verläns gert. Die erfte Verlängerung des großen Mafts heiße die große Stenge; die zwote nennt man die große Bram— ftenge. Die erfle Verlängerung des Fockmaſts heißt die Vorftenge, die zwote wird die Bor: Bramftenge ges nannt Die einzige Verlängerung des Befaan: oder bintern Maſts nennt man die Kreuzftenge, Aaa 2 Mei⸗ 743 Meilen, find in allen ändern fehr verfchieden. Die Schifsleute rechnen nad Seemeilen, die den franzöffchen gleich fommen, und deren man zwans zig auf einen Grad rechner, Cine englische Meile ift ungefähr der, vierte Theil einer mittleren deutfchen Meile: Es werden deren fechzig auf einen Grad gerechnet. Eine fpanifche Meile iſt etwas Pleiner, als eine deutiche, und geben davon fiebenzehn auf einen rar, - Mießbrief, ift diejenige fchriftliche Urkunde, welche einem Schiffer von Obrigkeitswegen erıbeilet, und darins nen bezeuget wird, daß der Schifmefs fer eidlich angezeiget, daß er das Schif gemeſſen, und es fo lang und fo breit gefunden habe, und daß es fo und fo viel Laſt führen Fönne, Mittagszirkel, ein halber Zirfel auf der Erdfugel, der durch die Pole und einen jeden Ort befchrieben wird, Manfon, ein ordentlich, in einer gewiffen Jahrszeit beftändig wehender Wind. Mulet, eine Art portugiefifcher Schiffe, von mirtelmäfßiger Gräfe, mit drei Maften , fo dreiecfigte, oder fogenannte lateinifche Segel führen. Muzzi, find auf den Galeeren Türs fenfflaven, die zu allerhand Arbeit auf dem Schiffe gebraucht werden, Nevre, ein Meines Schif, deſſen ſich die Holländer zum Heringsfange bedienen. Es ift eine Gattung von Fluͤten, zu ungefähr 60 Tonnen. Mothmaſten, find die aus Segel: fangen und anderm Holzwerk in der Erklärung einiger bei Seeleuten 744 Eile verfertigte Maſten die am die Stelle derjenigen, die in einem Sturm oder Gefechte verloren worden, aufger feßt werden. Oberbootsmann, ein Gehuͤlfe des Sciffers, der die Aufſicht uber alles Taumer? und die Segel führt, und den Marrofen ihre Arbeit auweiſet. Pafleport, ein offenes Schreiben, welches die Schiffer zu ihrer Sicher⸗ beit bei fich führen, DPaflerwind, ein Wind, der in gewiffen Gegenden faſt beftändig aus einerler Gegend webet. DPatache, ein kleines Kriegsfchif, welches andern gemeintglich zur Bes gleirung mitgeneben wird. Sonſt liegt es vor dem Eingange des Hafen, um die einlaufenden Schiffe zu beobach: ten, und beißt fodann ein Ausleger. Periagua, ein kleines Boct oder Kahn, fo mit einem Paar Rudern fortaetrieben wird. Perm, eine Gattung Pleiner türfis ſcher Fahrzeuge, dieden Gondeln gleich find. Dan gebraucht folche zu Cons ftantinopel , Galata, Pera, und an: dern Orten in der Levante zum Webers fahren. Derfening, die gepichte Decke, oder Wachstuch, welches über die Lucke der Schiffe gelegt wird, Pflichtanker, ſ. Anker. Dilore, f. Lootſe. Pöller, Pfäte, worauf die Baffen befeitiger find. Dolice, das VBerfiherungs: oder Affecuranzinftrument, fo auf Scifss waaren 26, ansgefertiget wird, Praͤ⸗ "745 Prämie, das Geld, welches der Aſſuradeur oder Verſicherer für die Gefahr bekomt, die er auf fich nimt. Prame, ein Fabrzeug mit einem flahen Boden, welches zur Ausladung und zu fandungen gebraucht wird. Dreffen, beißt, wenn der Staat Mangel an Seevolk hat, und auf je: dem Kauffahrrheifchif eine gewiſſe An: zahl Marrofen wegnehmen läßt. Priſe, ein auf der See erbeutetes Schif: und eine Prife aufbrin- gen, bedeutet fo viel, als ſich eines Schifs bemäctigen, und felbiges in den Hafen bringen, Wenn ein Cas pitain eine Prife gemacht hat, ift er fhuldig, der Admiralitaͤt, oder wer von derfelben dazu verordnet ift, das von Rechenfchaft zu geben, und zu ers warten, daß es für eine gute Prife, das ift, für eine vechtmäßige Beute erfant wird. Puͤttings, dicke eiferne Stangen, die unten mit Bolten an der Schifss feite befeſtiget find, nicht weit von eins ander abftehen, oben mie ein Ring gefchmieder, und worin die fogenannte Sunafern eingefaßt find. Sie dienen zur Berftärfung der Haupttaue oder der Wände, Quarantaine, wird die Zeit von vierzig Tagen genennet, während mel; cher ein Schif, welches aus Ländern fomt, wo die Pefi und andere anftef: ende Krankheiten geherrſchet, in ei: niger Entfernung von dem Hafen vor Anfer liegen muß, umabzumarten, ob fih in diefer Zwiſchenzeit nichts an: fieefendes auf dem Schiffe zeigt, gebräuchlichen Kunſtwoͤrter. 746 Quartiermeiſter, ein Schifsof⸗ ficier, ſonſt auch Schiemann betit⸗ telt. Er hat die Auſſicht uͤber die Fock- und Marsfegel beim Wenden des Schils, und über die Anker⸗ oder Kabeltaue. Ragen, die Segelſtangen, welche quer an den Maſten hangen, und wor⸗ an die Segel aufgeſpannt werden. Die große Raa führer das große oder uns tere Segel am Hauptmafte; die Fock⸗ ran hält das Focfegel; Marsraaen die Marsſegel; Bramragen die Branıs fegel. Raum, ( Schifs: ) der win ; Platz im Schiffe, Reff, ift eine Einwickelung ves unterften Endes der Segel, weiches bei Stürmen gefchiehet, damit fie nicht fo viel Wind faſſen. Rein. Ein reines Schif nennt man dasjenige, worin alles auf den Derdecfen weggeraͤumet ift, damit es defto gefchicfter zum Gefechte feyn möge. Auch nennen die Seeleute ein ſolches Schif, ein reines Schif, das erfi vor kurzem mit Fett und Theer überftrichen worden tft, und daher leichter und geſchwinder fegelt. Dies fem wird ein unreines Schif entgegens gefeßt, welches lange in der Ser ges weisen, und woran ſich alerlei kleine Mufheln und Schnecken geſetzt haz ben, jo Daß es Daher ſchwer uud lang» fanı fegelt. Rhede, eine Stelle in ver See nicht weit von der Küfle, worin man ſicher aufern fan, Ana 3 Rhe⸗ 747 Rheder, die Eigenthümer eines Schifs. Rinnen, Abzuͤge unten im Schifs⸗ raum, die das eingedrungene Waſſer in den Schifsbrunnen und folglich in die Pumpen leiten. Rüft, ein dickes und flarfes, etwa fünfzehn bis zwanzig Fuß langes Brett auf beiden Seiten des Schifs, woran die Wände oder Hanpttaue befeftiget find. Ein jeder Maft hat auf beiden Seiten feine befondern Rüfken. Saaling. Vier längliche, oben am Maftkorbe Ereuzmweife verbundene Hölzer, worauf der Maftkorb ruhet. Jeder Maft und Stenge haben ihre eigene Saaling. Samoreus, ein fehr langes und flaches Fahrzeug, defjen man fi auf dem Rhein und in Holland bedienet, und insgemein damit Holz von einem Drte zum andern führet. Der Maft ift von zwei Stuͤcken, und ſehr hoch; er ift am Hintertheile des Schifs und an den Seiten feft gemacht. Sandale, eine Art Fahrzeuge auf dem mittelländifchen Meere, welche dazu dienen, die großen Schiffe zu entlaften. Sarter vom Schiffe, ein den Kaufleuten und Seefahrenden befan: tes Wort, welches fo viel heißt, als die känge, Tiefe und Weite eines Schifs, oder wenn es feine rechte Laͤn⸗ ge, Proportion, und fein gehöriges Modell hat, Saugue, eine gewiſſe Are Fifcher, kaͤhne in Provence in Frankreich. Saumtaue, Seile, womit bie Erklärung einiger bei Seeleuten 746 Segel eingefaßt, und an ihren Enden verftärft find. ' Schanze, die Erhöhung über dem Dberverdecfe am Hintertheile des Schifs, welche fonft auch dag Hinter: cafteel heißt, Schärfe, oder der Kriech, iftdas an der Vorderſteve befefligee vorne ausftehende Holz, worauf gemeinigs lich der voran befindliche ausgefchnißte Löwe die Bordertagen legt, und wels ches das Waſſer zertheilt. Schärfe, find auch die Enden der zufammengefügten Bretter oder Planken. Scheerboot, ſind in Schweden kleine bewaffnete Fahrzeuge, die in den Scheeren gebraucht werden, um die feindlihen Schiffe abzuhalten. Scheeren, werden fonft überhaupt die Klippen und Felfen genennet, die im Meere hervorragen, oder nur mit feichtem Waſſer bedeckt find, und das ber die Schiffahrt gefährlich machen. Inſonderheit aber führen die Seeflips pen auf den Küften in Schweden und Finnland, diefen Namen, fonderlich die, die fich vor dem Hafen bei Stock⸗ bolm befinden, Schiffer oder Meiſter, einer von den DOberofficiers des Schifs, der die Dberaufficht über die Seeleute führe, und wieder feine Gehülfen bat. Scifrehnungs- Schnur, eine durch proportionirte Knoten abgerbeils te Schnur, die an einer befondern Mafchine gebraucht wird, den Weg, den das Schif zurück Tegt, zu meffen. Sclupfbafen, ein bequemer Has fen 749 gebräuchlichen fen oder Ankergrund hinter einer Ho; be, wo mittelmäßige Fahrzeuge vor Wind und Wellen ficher liegen koͤnnen. Scyooten , find Taue, womit die Segel ausgefpannt werden. Gie be fommen von den Segeln, wozu fie gebören, auch verfchiedene Danıen, Scout bp lacht, (franz. Con- tre-Admiral,) ift der dritte Flaggoffi⸗ cier bei einer Kriegsflotte, und folget gleich nach dem Viceadmiral, in def: fen und des Admirals Abwefenheit er das Commando Uber die Flotte führt. Seine Flagge führe er auf dem Be: ſaanmaſte. So wehl im Gefechte, als auch ſonſten commandirt er den Nachzug. Des Nachts muß er Ach— tung darauf geben, daß die Schiffe im Segeln in ihrer Ordnung bleiben, damit fie ſich nicht an- und uͤberſegeln. In Holland ift er ein beſtaͤndiger Of; fieier, wieder Admiral ſelbſt, in Frank: reich aber verfieht der ältefte Chef der Efcadre deffen Amt. R Scitie, ift der Name, welchen die Türken, Griechen und Staliener eis nem Bleinen Schiffe oder Fahrzeuge mit einem Verdeck, und einem drei⸗ ecfigen Segel geben, See, die See kehren, heißt ein langes Seil längft dem Boden in der See hinziehen, um vermittelft deffel: ben, einen abgeriffenen Anker ꝛtc. wie: der zu finden, und zu fallen. Zu dies fem Ende werden die beiden Enden des Seils an zwei Boote befeftiger, Die in einiger Entfernung einander ge: genüber rudern. An die Mitte des Stils hänge man zwo Kanonenku⸗ Kunſtwoͤrter. 750 geln, oder andere Gewichte, die es auf den Boden hinab druͤcken. Indem nun die Boote fortrudern, fchleppen fie das Seil im Grunde des Meeres nach; und diefes faßt den Anker ꝛc. Seeſchlacht. Das wichtigfte in dem Seewefen, find die Schlachten, die auf dem Meere geliefert werden. So bald der Admiral in See geher, theilee er den Plan der Schlachtords nung den unter ihm ftehenden Dfficier ten mit, auf daß ein jeder feinen Pos fien, im Falle eines Gefechtes, wiffen möge. Die Schlachtordnung einer Sorte befteher darin, daß die Schiffe fi in eine Linie legen, und ihre Seis ten dem Feinde entgegen jtellen. Die englifchen Flotten pflegten vor diefens in der Nähe, Bord an Bord, und nicht in der Ferne, in einer Linie, oder halbem Monde, wie jeßo gefchieht, zu fechten. Aus dieſer Urſache waren ihre Kanonen kuͤrzer, aber größer ges bohrt, als die franzöfifchen, welche zu dem Gefechte in einer Linie eingerichtet find, indem fie eine größere Laͤnge ba: ben, und weiter fchießen, daß alfo diefe Urt zu fechten, den Engländern nadıtheilig war. Denn man bat öfr ters mahrgenosimen, daß die Kanonen der Sranzofen ſchon über die Schiffe der Engländer weggeflogen find, da diefer ihre fie innerhalb einer englis fhen Meile noch nicht erreichen konten. Liegt die Flotte in Schladhtord: nung, fo befindet fich der Admiral und oberfter Befehlshaber immer in der Mitte, und die anderen Flaggeofficies te find auf den beiden Geiten oder Fluͤ⸗ 75! Flügeln, Der Vortrab, (l’avant- garde,) heiße diejenige Seite, nad) welcher die Vordertheile der Schiffe gerichtet find, und der Machtrab, (Varriere - garde,), diejenige, nach welcher ihre Hintertheile liegen. Den Vortrab fieher man insgemein als den rechten, und den Nachtrab als den linken Flügel an; allein, oft wird der Vortrab ver linfe, und der Nachtrab der rechte Flügel, nachdem die Flotte von diefer oder von jener Seite gegen den Feind heranrücken und den Augrif thun muß. See ftecben, (in) wird von eis nem Scif gefagt, welches aus einem Hafen oder Fluß in See fegelt. Seewind, beißt der fühle Wind, der aus dem Meere an den Küften auf das Land wehet. Segel, find zuſammen genaͤhete Stuͤcke von grober hanfener Leine— wand, die mit Tauen eingefaßt und an die Raaen gebunden werden, damit ſie den Wind auffangen, und das Schif fortgetrieben werde. Sie ber kommen von den Maſten woran ſie gefuͤhrt werden, verſchiedene Namen. Das unterſte am großen Maſte heißt das große, oder Schonfahrſegel. Das unterfie am Focfmafte, die Koce. | Das unterfte am Befaanmafte, die Befaane; und diefe drei zufammen, Erklärung einiger bei Seeleuten ıc. 752 werden die Haupt · ober Unterſe⸗ gel, (main courfes, ) genannt, Das Segel am Boegſpriet heiße die Blinde. Das an der großen Stenge, ift das große Miarsfegel. Das an der Vorftenge, das Vor⸗ Marsfegel, Das an der Kreuzſtenge, das Rreusfegel, Die Segel an den Sramftengen beißen Bramſegel. | Segelbaum, ſ. Leefegelbaum. Spalme, eine harzigte Materie, franzöfifcher Erfindung, womit die Fugen der Schiffe beſchmieret werden, um fie dadurch auf ihrer langen Fahrt vor den Anfall der Scewürmer, von denen fie oft und viel Schaden leiden, zu erbalten. * Speygaten, bie Löcher an den Seiten des Schifs , Durch welche das Waſſer von den Verdecken berauslauft. Stagen, große Taue, womit die Maften und Stengen von vorn zu be; feftiget werden, Stagfegel, die Segel, welche opne Raaen an die Stagen gehängt werden. Stagel, wird in manchen Sea ftädten der Piaß genennet, mo ein Schif gebauet wird; auch heißt das Geruͤſte Stagel, worauf Schiffe ger bauer oder auegebeffert, und von da in das Waffer gelaffen werden, Der Schluß folge Fünftig. 753 u. Hannoocriſches Magazin, 75% 8tes Stuͤck. Freitag, den 16ten Junius 1780. Schluß der Erklaͤrung einiger bei Seeleuten gebraͤuchlichen Kunſtwoͤrter. tarbord. Die rechte Seite des Schifs, wenn man vom hintern nach dem vordern Theile ſiehet. Stehendes Tauwerk, ſ. Tau⸗ werk. Steinſtuͤcke, eine Att kleines Ge⸗ ſchuͤtz, kuͤrzer und weiter in der Muͤn— dung als die Kanonen. Sie werden ſo genannt, weil insgemein Steine daraus geſchoſſen werden. Stengen, ſind die kleinen Maſten, welche auf die unterſten, uͤber den Maſtkoͤrben, geſetzet ſind, ſ. Maſt Steven, die in dem Kiel hinten und vorn eingefuͤgten aufrechtſtehen⸗ den Hoͤlzer, wovon die einen die Hin⸗ ter⸗ und die andern die Vorſteven genannt werden. Straße, eine Meerenge oder Aa; nal zwifchen zwei nabe aelegenen käns dern. Beſonders wird die Meerenge bei Gibraltar alfo genannt. Strom, ( See») eine mehr oder weniger heftige Bewegung des Waſ⸗ fers in der See, nach einer gewiſſen Gegend, wodurch die Schiffe ſehr oft unvermerft von ihrem kaufe abgetries ben werden, und hernach ihre Rech— nungen berichtigen muͤſſen. Strop, ift ein flarfes Tau oben mit einem Hafen, welches zur Befeftis gung der Wand ander Rüfte gebraucht wird. Es befinden ſich auch dergleis hen an den Raaen, und dienen fie aufzuziehen. Tauwerk, alle Seile, die ſich auf einem Schiffe befinden. Man theilt es uͤberhaupt in laufendes und ſtehen⸗ des Tauwerk ein. Das laufende Taus wer? find alle die Taue, Seile, Strifs fe, die gezogen werden, Das ftehen: de hingegen begreift alle diejenigen, wel⸗ che feft fteben bleiben, z. E. die Haupt⸗ taue oder Wände, die Stagen xc, Tonne, eine Laft von zweitaufend Pfunden,oder zwanzig Centnern. Man rechnet die Größe des Schife nach der Anzahl Tonnen, die es führen fan. Top, das oberfte Endeeines Maſts. Tronc, ein kleines franzöfifches Fahrzeug, mit einem Verdeck und eis nem vierecfigten Segel. Tſchaicken, oder Tſchinackel, Bbb klei⸗ 755 Pleine Boote, deren fich die Lingern fonderlich auf der Donau, und die Kofacken auf dem Dniper, bedienen, und damit von einem Ufer zum andern fahren, Weberlauf, der oberfte Boden des Shifs: oft ſchlechtweg, day Verdeck. Ventjagers,odervieimebrlVinds jagers, imgleichen Aeringjagers; nennt manin Holland die erſten Schif: fe, oder Heringsbuifen,, »die von ‚dem Hrringsfange mit Heringen zurück kommen. Sie haben die Freiheit, zu allen Zeiten, auch fo gar dee Sonn: 1998, und vor der Sonnen Aufgange ober nach deren Untergange, auszula— den, und ihre Heringe zu verkaufen, welches fonft nicht erlaubt iſt. Verde, der Boden in einem Schif, dergleichen die großen Schiffe drei ganze haben." Oft nimt man es auch. für den Raum — zween Boͤden. Verſchlagen, von dem rechten Wege oder Laufe abkommen; und Die fes geichiebet entweder wegen der una | terfchiedenen Veränderung der t Mag: neinadel, der Bewegung der Ströme im Meere, oder in einem ftatfen Sturs me, u. d. al. Unterofficiere, ſind Perſonen auf Kriegsſchiffen, welche die Beſehle des Hauptmanns und der andern Oberof⸗ ficiere den Bootsleuten ertheilen, und auf alles, was im Schiffe vorgehet, acht haben muͤſſen. Jusgemein verſte⸗ het man diejenigen darunter, welche ihre Zeit als Freiwillige ausgedienet, Erklaͤrung einiger bei Seeleuten nu und die nächfte Anwartſchaſt erledigten Dberofficiereftellen | 5 Unterfegel,f, Segll. Untiefe, ein ſeichter Grund, oder ‚vom Waſſer bedeckte Klippen und Huͤ⸗ gel in der See, woruͤber das Waſſer nicht fo hoc) geht, daß ein Schif fü: her darin fahren fan. Vorkaſteel, ift die Erhöhung und der vorderfte, inmwendige Theil auf groſ⸗ fen Schiffen über dem oberfien Ver: decke, wo der Fockmaſt ſteht. * Voreſelshaupt „it das Eſels⸗ haupt auf dem Fockmaſt. © Eſels⸗ haupt. Vormarsſegel, iſt dasjenige, wel⸗ ches an der Vorſtenge gefuͤhret wird. ©, Segel. Vorſtenge, der kleine Matt, der auf den Sockmaft gefegtift. ©. Hiaft. Wall, nennen die ——— * Ufer der See; Wand, f. Eee — Wendesirkel, find’ die beiden Zits fet, welche auf der Erdkugel durch den Anfang des Krebfes und des Steins bocks parallel mit dem Aequator⸗ ge⸗ zogen ſind. Weveleinen, find kleine Seile, welche von.einem Haupttane zum ans. dern von unten bis oben eingebunden toerden. Hieraus entſtehen die Leis ‚tern, auf welchen die Bootsleute die Maſten auf und herunter laufen. Mimpel, iftveine lange ſchmale —— Flagge, welche ein hoher Seeofficier, der Erin Admiral iſt, auf feinem Schiffe führer: Wind. Sid an den Wind les gen, 757 gen, heißt den Lauf des Schifs näher an den Strich des Compafjes, woher der Wind biäfer, leuken. Unter dem Winde fepn, beißt in Unfehung eines anderm Öegenftan: des oder Platzes auf der Seite ſeyn, nach welcher der Wind weher. Unter den Wind bin oder fer waͤrts. Vor dem Winde ſegeln, den Wind von hinten haben. Wind ſeite, iſt diejenige, von wel; cher der Wind herkoͤmt. Winde (Schifs ), ein ſtarker langer Baum in Geſtalt eines abge; kuͤrzten Kegels, am obern Ende mit einer Anzahl Löcher durchbohret, wor: in man die Hebel ſteckt, vermittelt gebräuchlichen Kunſtwoͤrter. 75% welcher die Winde herumgedrehet wird. Sie wird zu den ſchwereſten Beſtreben gebraucht, z. E. ein Schif von einer Klippe oder Bank in tiefe⸗ res Waſſer hinab zu heben, Wrack. Die Stücke eines zerſchei⸗ terten Schifs; imgleichen ein von feis ner Mannfchaft veriaffenes und in der See herumtreibendes Schif. Zattare, eine Art italieniſcher Fahrzeuge, die auf dem Po und der Adige gebraucht wird. Zwiſchenlaͤufer Leute, welehe eis ner privilegieten Handlungsgefellfchaft zum Nachtheile, an einem gemiffel Drte, oder auch mit gewiffen Waaren Handlung treiben, Don den öffentlichen Luſtbarkeiten der Minorkaner. ie Minorkaner verſtehen die Kunſt bei wenigem ſehr froͤhlich und vergnuͤgten Muths zu ſeyn. Koſtbare Gaftereien finder man bei ihnen gar nicht. Wenn fiedes Tages über ge ‚arbeitet, fo macht die Zither und ein Paar Caſtanetten des Abends ihr gan⸗ zes Vergnügen aus, Die zu oͤffentli⸗ chen Vergnuͤgungen beſtimten Zeiten ſind die Carnevalszeit, der Johannis, Petri, Jacobi ꝛe. Tag. Das Vergnuͤ⸗ gen des Carnevals beſtehet in Verklei⸗ dungen und Baͤllen. Das gemeine Volk laͤuft fo gar bei Tage vermum: met und verkleidet mit der Zither auf den Straßen und Wegen herum, und ſelbſt alte Muͤtterchen fieht man bier die Thorheiren der Jugend mitmachen. Die Bornehmern verkfeiden fich gegen Abend, und gehen gemeiniglich, fo wie auch die Gemeinen, von einem Haufe zum andern, wo fie nur.den Ton der Zither hören, tanzen einige Fandango und geben fo dann weiter, Dies ift das Recht des Carnevals. Kin tür: Fifcher Gefandte von Mlgier, den man fragte, wann eher er wieder zurückkehren werde, hatte wohl nicht ganz Unrecht, als er antwortete: zu der Zeit, da die Ehriften unfinnig wären, Indeſſen mag ihr Ramadan wohl nichts beffer feyn. Das find die Folgen von dem Ge⸗ wiffenszwange in derRömifchen Kirche! Die übrigen tuftbarkeiten der Mi: norkaner haben mir überaus wohl ges fallen, und fcheinen ein ſehr unſchul⸗ Bbb 2 diger 759 diger angenehmer Zeitvertreib zu fenn. Dahin gehört das Bootrennen am St. Petri Tage, Dies ıft eine gar trefli: he Uebung der Seeleute, umd reißer fehr zur edlen Ehrbegierde und ruͤhm— lichen Naceiferung. Es werden nen: lich einige Boote mit junger wohl ge ſchmuͤckter Mannschaft ausgerüfter. Diefe rudern mit großer Gejchwindig: * auf das gegebene Signal nach ei- nem gewiſſen Zele zu, di⸗ Magıftrats: perſonen nd daber felbit gegenwärtig, amd erfennen den Sıegern den Preis zu; welche fodann mit großem Freu: dengefchrei vom Volk un® befonders von ihren Verwandten am Ufer bewill⸗ fommet, und nach Haufe geführt wer: den und bier iſt man bei einer gerin: gen Bewirtbung außerordentlich ver: gnügt. Der Preis der ihnen zuerfant wird, ift an fich fehr gering, etwa ein filberner Löffel, oder etwas ähnliches ıc. Allein es ift unglaublich, wie febr fich jedermann bei der Sache intereffirt und an dem Vergnügen Theil nimt. Das mit ift zugleich eine andere Luftbarkeit verbunden. Es wird nemlich an ei- nem Schiffe ein mit Fett befchmirter horizontal liegender Maſtbaum befe: fligt, an deffen Ende ein mit vielen Bändern ausftaffirter Hut flattert, Hier verſammelt fih nun ein großer Shwarm muntrer halb nackter Ana ben, und befteigen diefen Baum, um die ſchoͤne Beute zu erlangen. Wie gefchieft ſie auf demfelben zu balanci ren willen! Doch es koſtet erjt man: eben Gang, ebe irgend einer fo gluͤck lich iſt, und das Ende erreicht, Hier Von den oͤffentlichen Luſtbarkeiten 760 purzelt fchon einer und plumpe tiefins Waffer. Uber da zeigt fich der Bleine Täucher fchon wieder , und ſchwimmt ans Schif, da ift ihm nun das Hins auffommen ziemlich ſchwer gemacht. Denn man har die gewöhnlich am Schiffe befindlicheteiter megnenommen und faum fan er das Strick erreichen, um fich herauf zu ſchwingen. Vielen von fernen Nachfolgern gehts nicht beffer, und muͤſſen fehr oft phumpen, Uarerdeffen pflegen einige andere Anas ben ihre Gejchieflichkeit im Schwims men zu zeigen, Jener legt fich auf den Rücken, und liege ganz rubig auf dem Waffer, oder rudert langfam fort. Dieſer bewegt nur eine Hand, und bält fich dennoch über Waſſer. Hier taucht einer ganz unter, macht fich ziem⸗ liche Zeit unfihtbar, und fomt in eis ner guten Entfernung wieder aus dem Waffer hervor. Wirftman ibm Geld in Papier gemichelt ing Waſſer; fo ſuchet ers aus demfelben wieder hervor, Dieſe tuftbarfeiten werden gegen Abend mit einem Ball beſchloſſen. Dazu wählt man irgend einen offnen Platz in der Stadt. bier machtmanein grof fes Freudenfeuer, und das Volk vers ſammelt fich bei demfelben, Die Frau enzimmer feßen fih auf Bänfen nie der, die Zieher wird zur Hand genoms men, und num wird jeder Tam durch den Ausrufer dem Meiithrotenden kaͤuflich uͤberlaſſen. Dafür hat der Taͤner das Recht, fo lange den Fans dango mir dem aufgeforderren Frauens zimmer zu tanzen, als er will. Diefer Tanz ift eine ſehr einfache Bewegung, wo⸗ N “ "Rs 8 ER 761 wobei man mit den Caftanetten in beiden Händen nach dem Tacte fehlägt. Gun Ermangelung derſelben werden auch Kuippchen aeichlagen. Das Geld, fo aus dem Ball geloͤſet wird, iſt ein Gewinnſt fürden Heiligen, deffen Feft gefeiert wird. Eine artige Manier Geld zu verdienen! Allein dergleichen Arten Geld zu gewinnen finder man unter den biefiaen Mönchen mehrere, Am Fohannistage wird ein Wert: rennen mit Pferden und Maulthieren angeftellt,, es folgen ibnen zu Zeiten einige Sacefel, um die Sache defto Pomifcherzu machen, und diefen bindet man wohl gar einen Strohmann auf, wobei das Volk in lautes Gelächter ausbricht. Das Wortrennen zu Ei tadella hat das beſondere, daß man da: bei nach einem Ringe wirft, den man zu treffen fucht, wodurd) es einem Ca; A Minorkaner. — — 762 rouſſelreiten aͤhnlich wird. Auch pflegt man ſich hier mit der Schleuder zu üben. Bei allen diefen tuftbarfeiten wird alles durch die Magiftrarsperfonen angeordnet, und von ihrien der Preis zuerfannt. Der Bailli reitet auch jedesmal vorher, und ſiehet, ob alles in geböriger Ordnung if, — Eın Ball von der Art, als erwähnt ift, ift allemal der Befchluß einer fols hen Feierlichfeit, und dieſer dauert die ganze Nacht, Die Mufif zu einem Fandango auf der Öuitarre, ift febr fonderbar, und allemal aus einem Molltone, wodurch fie eine befondere Zärtlichfeit auszus druͤcken fcheinen. Der Euriofirät hal⸗ ber will ich nächftens die Muſik von zwei Fandango mittheilen, welche die Humeur der Marion ziemlich charaßs teriſiret. Des Herrn Brelin Erfindung, einen Steinleim zu machen. E⸗ iſt eine bekante Sache, daß mit Eyerweis und ungeloͤſchtem Kalk zerbrochene ſteinerne Gefaͤße zuſam men geleimet werden koͤnnen. Arabi ſches Gummi , in ſtarkem Weingeiſt aufgelöfer, iſt auch gut, zerbrochenes Glas zufammen zu fügen. Go man: herlei Dinge aber auch biezu ge bränchlich fenn mögen, fo glaube ich doch nicht, Daß eine Sache an Zäpig: feit und Stärke zufammen zu halten, den ſuͤßen Mitchfäfe übertreffen mer; de. Es ift befant, daß zerbrochene fteinerne Gefäße in ſuͤſſer Mitch zu: ſammen gekocht werden Fönnen, wor; aus man fchließen fan, was in dem Kaͤſe ſelbſt für Zaͤhigkeit gefunden wird, wenn er auf die rechte Weiſe zu einem Leim bereitet wird. Alle Weitlaͤuftigkeit zu vermeiden, geſchiehet ſolches auf folgende Weiſe: Man zerſchneidet reinen, fruͤhen ſuͤſ⸗ ſen Milchkaͤſe in duͤnne Scheiben, nachdem man vorher die aͤußerſte Rinde abgenommen, und ruͤhret dens felben in Pochenden heißem Waſſer fo lange mit einem Kochlöffel um, bie er zu einen zaͤhen Schleim wird, der fi mit denn Waffer nicht vernrifchet, Wenn nun diefer Käfe ſolchergeſtalt Bbb 3 zu 763 zu verſchiedenen malen in heißem Waſ⸗ fer, das immer aufgegoffen werden ‚muß, bearbeitet worden, fo fhöpft man folchen mit einem Löffel. auf ei: nen warm gemachten Reibftein, und ‚arbeitet denfelben mit lebendigem oder ungelöfchtem Kalfe zufanımen, bis er zu einem rechten guten Leim wird, welcher fih am beften warm gebraur chen läßt, denn wenn er Falt iſt, iſt er nicht fo. gut, obgleich auch dann for wohl fleineene Gefäße als Bretter Damit geleimet werden fönnen, Die, fer Leim loͤſet fih im Waffer nicht auf, wenn er nur wohl getrocknet ift, welches, nach Befchaffenheit der Größe der zufammen geleimten Sa; che, Boch laͤngſtens in zwei bis drei mal vier und zwanzig Stunden ge fchehen muß. Zerbrochener Marmor und fleinerne Gefäße werden damit fo fauber zufammen gefüget, daß man Brelins Erfindung, einem Steinleim zu machen, 764 den Ort bes Bruches laum wahrneh⸗ men kan. Dieſes hat ohnſtreitig in allen Haushaltungen ſeinen Nutzen. Hoͤlzerne Materialien koͤnnen auch damit zuſammen befeſtiget werden; fo daß, wenn ein von einander gebor⸗ ſtenes hoͤlzernes Gefäße damit geleis met wird, ſolches wieder von neuem gebraucht werden kan. Man, Fan. fich auch des folcherges ale im heißen Waſſer durchgearbeis teten ſuͤßen Käfes beim Fifchen zum Köder au der Angelruthe bedienen. Denn wenn bderfelbe wieder Falt ges worden, fan man ihn fehneiden, in was für Formen man will, und dans auf den Angel ſtecken. Er zerweichet nicht im Waffer, ſondern ift den Fir ſchen eben ſo anreizend und mwohls ſchmeckend, ‚als irgend etwas, deſſen man ſich fonft bei fleinen Fifchen zum Köder zu bedienen pfleget, J—— * F ie angebornen Ideen ſind eine Chimaͤre, alle Begriffe kom— men durch die Sinne in unfere Seele, Das Geſicht, der Geruch, dası Ge: fühl, der Geſchmack, vermögen in ihr nichts als Vorſtellungen von Fürs perlichen Dingen, und dazu nur von folhen, die nahe bei ihr find, hervor, zubringen. Durch das Gehör wird fie das, was man vernünftig. nennt, Durch das Gehör lernet fie eine Spra⸗ che, und dieſe theilet ihr die Begriffe, welche feit Erfchaffung der, Welt uns zaͤhlige Menfchen, nach und nach, von * * | Gott, von ber Welt, von Geiſtern und Körpern, von Tugenden und far ftern gehabt haben, auf einmal min Ein Taubgeborner iſt von einem wohl gezogenen Thiere wenig unterſchieden. Man firht hieraus, daß das Vermoͤ— gen der Seele, zu denfen, Durch die Befchaffenheit des Körpers einge fchränft oder erweitert werde, Wenn dem weifeften Mann ein Ziegelftein auf den Kopf fällt, und fein Gehirn befchädiget, fo wird er naͤrriſch; und doch wird Niemand behaupten, daß feine Seele naͤrriſch geworden ſey. Zur 765 Zur Beſtaͤtigung deffen, was ich ge fagt habe, will ich ein Erempel aus dem zweiten Theil der phyſiſchen Ab; Bandlungen-der Föniglichen Akademie der Wiffenfchaften in Paris anführen. Ein’ Sobn eines Kuͤnſtlers in Chartres, von 24 Jahren, der taub, und folglich auch ſtumm geboren war, fleng, zum großen Erftaunen der gan: zen Stadt, auf einmal an zu reden. Man erfuhr von ihm, daß er drei bis vier Monate zuvor den Schall der Glocken gehöre habe, und über diefe rieue und unbekannte Empfindung nicht wenig erflaunt fen. Darauf war ihm aus dem finfen Ohr eine flüßige Materie wie Waffer gelaufen, ' und er hatte auf beiden Ohren voll: : fommen gehöre. Diefe Zeit über hatte er fich nicht merken laffen, daß er hörte, und fih nur gewoͤhnet, die Worte, die er gebörer, ganz leife zu wiederholen, dabei er fich in der Aus— ſprache feft :gefeßet,, und die mit den Worten verbundenen Begriffe gefaſſet. Endlich fieng er an, wiewohl fehr un: volltonmmed,izu reden. Sofort ber fragten ihn gelehrte Theologen über ſeinen vorigen Zuftand;, und ihre vor: nehmſten Fragen betrafen Gott, die 706 Seele, und das firtliche Gute und Boͤſe in den menfchlichen Handluns gen. Go weit fchien er feine Gedans Een nicht getrieben zu Gaben. Man! hatte ihn mit in die Meffe genommen, das Zeichen des Kreuzes machen, und in der Stellung eines Berenden nies derknieen gelehret. Er Hatte aber niemals dabei eine Abſicht gehabt, noch begriffen, warum es andere thä— ten. Er wußte nicht recht deutlich,‘ was der Tod wäre, und dachte nis mals daran. Er führte ein bloß thies rifches Leben, und befchäftigte fich nur mit finnlichen und gegenwärtigen Dins gen, und ven wenigen Ideen, die ihm durch die Mugen zufamen. Ja er zog and der Vergleichung der Ideen nicht einmal alles, was er, wie es ſcheint, daraus haͤtte ziehen koͤnnen. Es fehlte ihm von Natur nicht am Ver⸗ ſtande. Allein, der Verſtand eines Menſchen, der des Umganges mit an⸗ dern beraubt iſt, bleibt ſo ungebauet und ungeuͤbt, daß er nur fo viel den- fet, als er durd, die Dinge außer ihm zu denfen unnmgaͤnglich gezwungen wird, Die reichſte Quelle der Bes griffe der Menfchen ift in ihrem Um: gange zu fuchen, — Ft englifche Landmann iſt reich ind genießer Sale Bequemlich⸗ keiten des Lebens im Weberfluß; arbeis ERLITT EDELNTETUR Ertwas von den engliſchen Bauern. >) - tet er fuͤr den Kaufmann, ſo nimt er auch, gleich dem übrigen Theile der Nation an den Borzügen des Handels sarriar Un: *) Choix de Nouveaux Opufeules, für toutes fortes de ſujets intereſſans & amu- fans; par une Societe Danoife. Tom. 3 pag. 79. 767 Antheil. - In vielen Gegenden trinft der Knecht eines Pächters erft feinen Thee, bevor er hinter dem Pfluge bers gebet. Der forgfältige Landbau in Eng: land, ift die Quelle von dem Webers fluffe, darin der Landmann dafeldft lebt; und ift es, überhaupt zu veden, wahr, daß er bier weit ſtaͤrker und ro⸗ bufter ift, als in Frankreich, fo rührt auch das von feiner beſſern Nahrung ber. Die Frucht feiner, Arbeit reicher ihm nicht allein das Nothwendige dar; fie ertbeilt ihm noch dazu dieſe Art des Leberfluffes, welcher die foge: nanten Annehmlichkeiten des Lebens ausmachet. In England wie in Holland find die Dörfer angenehmer und beffer be: bauer, wie in Frankreich: alles vers Fündiget allda ven Reichthum feiner Bewohner. In den Wohnungen des englifchen Landmanns faͤllt es gleich Von den engliſchen Bauern. 768 in bie Mugen, daß er ein binlängliches Wohlfeyn genieße, um an lichkeit Geſchmack zu finden, und dag es ihm nicht an Muffe fehle, dieſem Geſchmack ein Genüge zu thun. Man fieht fie immer wohl gekleidet, und im Winter geben fie nie ohne Ueberkleid aus. Ihre Weiber, ihre Töchter klei⸗ den fich nicht allein an, das ift ihnen auch nicht genug, fie fehen auch auf ihren Schmuck. Des Winters über tragen fie kleine Mänteln von Tu, um ih gegen die Kälte zu ſchuͤtzen; im Sommer Stroppütegegen die Hige der Sonne. — Man fiehet bier oft ein junges Landmädchen, ihres artigen Schmuckes und der Artigkeit ihrer ganzen Perfon wegen, für.eine Scha— ferin unſrer Romane an, und es iſt etwas febr feltenes, daß fich die englis ſchen Bäuerinnen mit ſchweren Arbei⸗ ten abgeben, — | Anekdote ef einem Dorfe bei Heiligenftadt ſchickte ein reicher Bauer feinen - Sohn nach Amfterdam bei einem Uhr: macher in die Lehre. Nach Verlaufe eines Jahrs befam der Bater von dem Lehrherrn ein Schreiben, worin felbi: ger über die ausfchweifende Lebensart feines Lehrlings die bitterften Klagen fuͤbrte. Kaum hatte der aufgebrachte Vater den Brief geendigt, fo nahm er eine Peitfche von der Wand, machte: fi eiligftauf, gieng zu Fußenach Ams fterdam, und prügelte feinen Sohn derb ab. Wieer folches verrichter harte, fagte er: aufein ander mal fübre dich beffer auf du Boͤſewicht; und ohne ſich wegen fonftiger Gefchäfte weiter aufzuhalten, gieng er wieder zu Fuße nach feiner Heimath zurück, 3 779 Hannoveriflies Magozin. 49 Stüd, Montag, den ıgfen Sunius 1780, Von den Vortheilen der Koppelwirthſchaft. enn man die verſchiedenen Arten der Niederſaͤchſiſchen Landwirthſchaften, nach ih⸗ ren verſchiedenen Theilen, und ihren beſondern Anſtalten uͤberſiehet, ſo wird man darin gewiſſe Abweichungen ge, wahr, die faft eben fo ſehr von ein: ander unterfchieden find, als oft tage undEntfernung derfelben von einander. Unterfucher man die Gründe diefer Abweichungen, fo findet man, daß zu⸗ weilen mehr die beibehaltene Gewohns beit verjägrter Zeiten, als gegründete Urfache daran Schuld ift, So gewiß es indeffen feinem eins fallen wird, eine allgemein einförmige Behandlung einer jedweden Wirth ſchaft worzufchlagen, fo gewiß ift es dennoch, daß nach uͤbereinſtimmenden Regeln, die nach Verfchiedenheit der Umſtaͤnde angewendet werden Fönnen, jedivede Wirthſchaft behandelt werden Fan. Alter wirthſchaftliche Betrieb muß fi anf gewiſſe Regeln gruͤnden, die vorzuͤglichen Theile deffelben aber müf: fen es geigen, wie diefe Regeln, die im ganzen als richtig befunden find, entweder auf alle, oder den einen oder den andern Theil, mehr oder weniger anzumenden find, Eine Wirthſchaft bat vor der an: dern oft gewiſſe natlirliche Vortheile, diefe Pönnen in der vorzüglichen Güte des Bodens; in der guten Uebereins flimmung der zu einander gehörigen Theile; in der Lage und Entfernung von bevölferten Orten, und dem an dem Orte, vorzüglichen Werth der Produfte beftehen. So haben nahe und weit entlegene Städte von dem landwirthfchaftlichen Orte, einen merk⸗ lichen Einfluß auf denſelben. Alle Produkte die der Acker nur her⸗ vorbringet, belohnen hier die daran gewendete Mühe, Gegenden in der Nachbarſchaft großer Städte geben, fo wie Städte an fchifbaren Stroͤ— men, dem Handelemann vorzüglich Gelegenheit zum Wucher geben, hier dem Landwirth Gelegenheit zum Wu⸗ her mit Ländlichen Produkten, Aber anders iſt es mit folchen Wirth⸗ f&haften, die die Vortheile nahe gele: gener Derter zum Abſatz der Produkte entbehren, Die Foftbaren nur Zeit Cec ver⸗ 77 verfchtwendenden Fuhren, ſie zum Ber: kauf zu tranfportiren, verringern den Gewinn derfelden. Der von bevöl: Perten Orten entlegene Wirth, fan nur geroiffe Arten von Pflanzen bauen; von vielen würde der Gewinn in den Fuhren wieder aufgeben, dadurch ents geben ihm aber viele Nebenvortheile, die, ob fie zwar nicht beträchtlich, doch eine Wirthſchaft nebenhin abwerfen Fan. , Dann bat auch die Volksmenge des Dres ſelbſt einen Einfluß aufdie Land⸗ wirthſchaft. Leider der Wirth einen Mangel an denen zur Wirthſchaft nd: thigen Leuten, fo wird der Betrieb Fofibar, und der Ertrag gering. Es gehet der Betrieb der laͤndlichen Arbeiten nur langfam von flatten; der Pflanzenbau wird mit minderer Sorgfalt, und nur obenbin betrieben, und ziehet dann auch den Nachtheil einer geringern Gewinnung der Pro; dukte nach fich. Wenn man aber außer diefen Um⸗ ftänden, die bei einer Wirchfchaft zu treffen Pönnen, Die verfchiedenen Theile der Landwirthſchaft felbft gegen einan⸗ der betrachtet, oder die Wirthſchaft in dem Verhaͤltniß, das diefe Theilegegen einander haben folten, anfiehet, fo fin det man gewöhnlich bei den Mieders fähfifchen Landwirthſchaften, daß Weide, Wiefen und Ackerbau ein uns ſchickliches Verhaͤltniß mit einander haben. Es lieget nicht in dem innern dieſer Wirthſchaften, wenn fie bei aller ihrer Größe, dennoch nach Verhaͤltniß, nicht Bon den Vortheilen der Koppelwirthſchaft. 772 ſo viele Vortheile gewaͤhren, als ſie wohl ſolten. Sie haben ſie oft alle in ſich, aber ihre verſchiebene Theile ſind nur nicht in das gehörige Verhaͤltniß gegen einander geſetzet. Bei einer gewöhnlichen Wirthſchaft aber, den Acker immer als Acker, und die Weide immer als Weide zu ges brauchen, ift an feinen beftändigen Viehſtand und an eine fchickliche Gleichheit zwifchen Ackerbau uud Viehzucht zu denken. Bei aller Größe des Ackers, ift er doch nur wenig er: träglih, und die Weide nicht vermös gend, Nahrung für einen gehörigen Viehſtand zu fchaffen, von welchen doch der vervielfachte Gewinn der Pros dukte abhängen muß. Es find daher allgemeine Berändes enngen in dem bisherigen Gebrauch diefer Theile vorzunehmen, wenn ans ders ein paſſendes Verhaͤltniß zwi⸗ ſchen Viehzucht und Ackerbau, erhal: ten werden ſoll. Jedoch ſo nothwendig es iſt, Vieh⸗ zucht und Ackerbau in Verhaͤltniß zu ſetzen, ſo wird doch dieſes Verhaͤltniß nicht allgemein, ſondern nur bei jeder Wirthſchaſt beſonders, oder denen, die in ihren Theilen ſich gleichen, oder aͤhn⸗ lichen Wirthſchaften, feft gefeget wer⸗ den koͤnnen. So leicht es auch waͤre, den Vieh— ſtand zu dem vorhandenen Acker, deſſen mehr oder minder erfordernden Duͤn⸗ gung und Bearbeitung, nach bekanten öfonomifchen Regeln feſtzuſetzen, fo fehlerhaft waͤre es jedoch, bei einer Wirthſchaft, der es an hinlaͤnglicher Heu⸗ 773 Henwinnung und Weide nicht fehlet, biernach die Größe des Viehſtandes zu beſtimmen. Bei einer Wirchfchaft von vorzüglihem gräfigten Boden, würden dann oft die beften Vortheile, die diefe in Anſehung der Viehzucht geben Fönte, verloren gehen. Die zum Ackerbau oder zur Vieh: zuchefchieflichen Theile der Wirthſchaft ſelbſt, muͤſſen es ergeben, in wie weit Viehzucht oder Ackerbau, entweder vers mehret oder vermindert werden muͤſſe, und der an dem Orte vorzuͤgliche Ge⸗ winn vom Viehſtande oder Ackerbau, kan auf dieſer oder jener Seite den Ausſchlag geben. Wenn aber das ſchickliche Verhaͤlt⸗ niß dieſer ſo genau mit einander in Verbindung ſtehenden Theile einer Landwirthſchaft, das weſentliche der: felben ausmacht, fo iſt es für fels bige gewiß vortheilhaft, diefe Theile gegen einandır richtig zu beflimmen, und eine Wirthichaft die Gelegenheit gieber, dieſe Theile ſchicklich gegen ein: ander zuordnen, ift einer bisher feh⸗ lerhaften Wirthſchaft vorzuziehen, Am leichteſten und ſchicklichſten aber kan die Ordnung dieſer Theile, bei einer Wirthſchaft durch die Koppel⸗ wirthſchaft erhalten werden. Unter dem Dramen der Koppelwirth⸗ ſchaft, verſtehet man diejenige oͤkono⸗ miſche Einrichtung, in dem Gebrau⸗ che der Laͤnderei, daß man den Acker nicht immer als Acker, ſondern eine Zeitlang zur Weide fuͤr das Vieh, und Dann wieder als Acker nutzet, und zu Bon den Vortheilen der Koppelwirthſchaft. 1774 dem Ende den ganzen Urfer in gewiffe gleiche Theile theilet, davon gewiſſe Theile bald zur Weide für das Vieh, und denn wieder als Acker nußen, Ibre Erfindung ift nicht neu, In den aͤlteſten Zeiten hatte man ſchon den Gebrauch, den Acker fo wohl der Vieh zucht, als dem Acker ſelbſt zum beften, von Zeit zu Zeit ohne Beftellung lies gen zu laſſen. Much in Italien war es fihon eine der älteften Gewobnheiten, den Acker eine Zeitlang mie Saanıen zu beſaͤen, und ihn dann wieder der Ruhe und dem Viehe zur Weide, zu überlaffen, wie uns folches die alten feriptores rei ruſticæ, erzäßfen, Es Hat diefe Gewohnheit, den Acker von Zeit zu Zeit ruhen zu laſſen, mit dem bei uns an vielen Orten gewöhtts lichen Drefch fehr viel gemein, da der totale Acker einer ganzen Dorfichaft, in gewiffen Schlägen lieget, die nach der Reihe drei bis vier Jahr fang Srüchte tragen, und dann eden fo lan⸗ ge unbeftellee für das Dorfoich zur Weide liegen bleiben. An andern Or⸗— ten hingegen ift der Gebrauch, ihn nur ein Jahr brach liegen zu Iaffen, welche leßtere Gewohnheit aber von Der Kop: pelwirihſchaft ſchon mehr abweicht, da die einjährige Dauer, fo wohl in Ab: fit der Ruhe, als Vertilgung des Unfrants zu kurz ift, daß der Acker davon Vorctheile haben folte, Diefe bloß einjährige Ruhe des Ackers verdiente gänzlich abgefchaft zu werden. Gie hindert nicht nur den Landwirth in folchen Gegenden, eine Kicc'a Korn⸗ 775 Kornart mehr zu bauen, fondern es bleibt auch ein ganzes Drittel des Lan: des, alle Fahr völlig ungenugt, Die Vortheile der Weide dagegen find zu unberrächtlich , da fich binnen diefer Zeit der Boden erft feßer, folche het» vorzubringen. Der Koppelwirth aber, Täßt den Acer einige Jahre hindurch, gleich einem erfchwächten, und fich zu erhos lenden Kranfen ausruhen, und Kräfte wieder erlangen, um ſie ihm aufs neue, und doppelt wiederum abzunehmen, Die Koppelwirtbfchaft ift im Holls fteinfchen eine der aͤlteſten Beſtellungs⸗ arten des Ackers, und in neuern Zeis ten zu noch mehrerer Vollkommenheit gebracht, Noch vor wenig Jahren iſt fie aber auh im Mecklenburgifchen eingeführet, und mit fo gutem Erfol; ge, daß nachher die Mecklenburgifchen tandmwirthfchaftsarten, für ein Mufter wohl eingerichteter Wirthſchaften find gehalten worden. Man weiß es aus fichern bewährten Erfahrungen, daß ein Acker, der eine Zeitlang in Ruhe gelegen, befferes Getreide trägt, fich merklich von eis nem Acker, der nie in Ruhe lieget, fondern alljährlich beftellt wird, unter fcheidet, und dem Wirth volle Fuder mit Garben und gebäufte Scheffel voll Körner giebt. Sieber man auf die Urfache diefes fo unweit mehr ergiebigen Ertrages eines ausgeruheten Ackers, fo iſt diefe wohl in nichts anders, als in der Rus be des Ackers zu ſuchen. Bon den Bortheilen der Koppelwirthfchaft, 176 Einem Acker der eine Zeitlang ohne Bertellung liegen bleibt, werden nur auf eine Zeitlang Nahrungstheile ents zogen, und Diefe gewinnen in dem Zwi⸗ fihenraume, zwifchen Ruhe und Ber ftellung, Zeit, fich in der Erde aufzus löfen, und zur Faͤulung zu gelangen, Werden diefe Theile durch die ftere Bearbeitung des Ackers, zu oft an die freie Luft gebracht, fo werden fie in der Difpofition zur Faͤulung gehindert. Die Natur bewirket während der Ruhe eine Gährung oder Fäulung diefer Theile felbft, und fondert die feinen von den rohen Nahrungsthei⸗ len ab. Diefe Wirfung der Natur, fuchen wir oft durch den Dünger zu erregen, Erfahrungen aber zeigen, daß aller Dünger das nicht vermag, was die Ruhe des Ackers bewirket. Die Körner von einem ausgeruheten Acker, find weit vollftändiger und meblreicher, als die von dem beften gediingten Acker, Auch die firenge durchziehende Luft, wirkt dann eine Zeitlang ohngehin⸗ dert auf die Oberflaͤche des Ackers, verfeinert die groͤbern Theile derſelben zu Nahrungstheilen fuͤr Pflanzen, und die ſchon einmal von der Natur aufs gelöfeten feinen animalifch: und veges tabilifchen zum Pflanzenreich fchon gefchieften Theile, werden denn dem Acker um fo leichter zugefuͤhret. Nach Bewährung diefer vermögens den Kräfte, die dee Acker nach der Ruhe zeiget, wird felbiger nie von dem Wirch davon ganz erfchöpft, und fo wie er nach und nach darin nach: läßt, den gehörigen Abtrag, der ihm ans 777 anvertraueten Früchte zu geben, in Ruhe gelaffen, und zue Weide für das Haushaltungsvieh, oder als Wie: fenland genußet. Der Acker trägt alfo jeßt Gras ftatt Korn, und hören auch in feiner Ruhe nicht auf, einträglich zu ſeyn. Doch fo wie er ermüdere, beftändig Getreide zu tragen, fo ermüder er auch endlich Gräfer bervorzubringen, wenn er zu lange in Ruhe liegt. Lieget der Acker zu lange in Ruhe, fo verringert fih fein Ertrag in der Beide; alles gute Öras verlieret fich, und artet nach Befchaffenheit des Bodens, entweder in Brahm, Heide, Moos, oder andere Unfränter aus. Der Acker verlanger jegt wieder aufs gebrochen zu werden, und Saamen: früchte zu tragen. In den ſchlechteſten Sandgegenden, macht fich diefe Wirtbfchaft bewaͤhret, und je größer, je beflerer der Boden ift, defto einträglicher wird die Weis de in den Rubejahren des Ackers. Mac) den gehörigen Anſtalten, Pan fie entweder vorzüglich für die Vieh— zucht oder den Ackerbau eingerichtet werden, Bei einer Wirchfchaft aber, deren vornehmfter Betrieb der Acker: bau ift, gründet fie fich dennoch auf Regeln, in wie weit folcher zu erwei⸗ tern, oder einzufchränfen ift, um den dazu gehörigen Viehſtand zu erhalten. Sie giebet mithin die eigentliche Größe des Ackerbaues, ſchraͤnket fol- chen nur in fo weit ein, als es die roahren Regeln der Verbindung des Viehftandes mit dem Ackerbau erfor: Bon den Vortheilen der Koppelwirthſchaft. 778 dern, und da diefe beiden Theile nicht von einander getrennet werden koͤnnen, wenn fie nach gleichen Regeln genußet werden follen, fo giebt fie fo wohl für die ſchlechten als guten Gegenden, vor: nemlich fiir alle große Wirthſchoften, und Die einigermaaßen ins große g& ben, als auch für ale Bauerwicchfchafs ten, einen nüßlichen Gegenſtand ab. So viel eg die Graͤnzen diefer Bläts ter erlauben, will ich zu ihrer Einrichs tung eine Purz gefaßte Anleitung geben. Man hat bei vielen Wirthſchaften den Gebrauch, das tand in Schläge einzutheilen; man gedenfe fich einen folhen Schlag-mit einem Graben und lebendigen Knick, oder bloß mit einem lebendigen Knick umgeben, fo hat man den Begrif von einer Koppel. Einer ſolchen Koppel, giebet man nach Befchaffenbeit der Pflanzen die fie trägt, den Namen; fo bat man Aderfoppeln, Biehfoppeln und Holys Poppeln, Iſt ein Gut oder ein Bauergehoͤf⸗ te, in folche Schläge oder Koppeln abs getheilet, und werden folche nach einer gut gewählten Drdnung, beſtmoͤglichſt genüßer, fo nennet man es eine Kops pelwirtbfchaft. Man theilet den Acker den Um— ftänden nad) zumeilen in 7, 8, 9, 10, 11in 12, auch wohl 13 und 14 Schlä: ge oder Koppeln ab, Welche von diefen Eintheilungen die befte ſey, laͤßt fich vor Unterfus hung des Feldes nicht allgemein bes flimmen, Es bänget diefes von der Güte des Bodens, von den vorhandes Eee z nen 779 nen Wiefen, von der Lage des Feldes und noch von manchen Eleinen Um— ftänden ab, Eine Art Eintheilung hat vor der andern befondere Vortheile, Bei die fer ift die Weide für das Vieh größer, Bei jener Fleiner, da hingegen der Korn⸗ bau größer, diefe erfordert daher auch mehr Beitellungsarbeir jene weniger. Daher zieher der Wirth oft eine Eintheilung der andern vor, wenn fie ihm zu feinem Zweck dienlicher ſchei— ner, ob er gleich bei diefer Art Einthei: fung einige Vortheile entbehren muß, die eine andere Eintheilung mitbräch: te, doch aber dem ganzen feiner Wirth. ſchaft nicht fo angemeffen geweſen wäre, Um aber Viehzucht und Ackerbau in Gleichheit zu ſetzen, iſt es eing der weſentlichſten Stücke, bei Eintheilung der Schläge, daß der Acker die gehoͤ— rige Ruhe babe, und im Anſehung der Beide hat man dahin zu fehen, daß das Zug: und Hanshaltungsvieh, im Sommer mit binlänglicher Nahrung, fo wie esnach Maaß gabe des von den Wieſen zu ergebenden Vorraths im Winterverforger wird, durchgebracht werden fan, Je beffer der Boden von innerer Guͤte ift, und defto beffer Weide und Wieſen im Verhältniß flehen, deſto eher ift man im Stande diefes zu erhalten, und diejenige Eintheilung, von der man den meiften Vortheil zu haben glaubt, anzubringen, So wird man die Holländerei nach ihren, nach fi) ergebenden Umftänden, mehr oder minder erwwogenen Vorthei⸗ Bon den Vortheilen der Koppelwirthſchaft 780 fen gegen Ackerbau, möglich ausdeh⸗ nen koͤnnen. Aber fo erwuͤnſcht diefe gute Webers einftimmung der landwirtthſchaftlichen Theile miteinander ift, fo ift ſie es doch nicht immer, und man muß erft durch die Kunft das übereinftimmend mas hen, was es ohne diefe in der Natur nicht iſt. Oft ift fo vieles Winterfurter nicht da, als für das im Sommer zu hal⸗ tende Vieh noͤthig ift. Uber auch der umgekehrte Fall Fan eintreten, da eher ein Ueberfluß als Mangel der Wie fen da, die Weide aber nur wenig ers giebig ift. In diefem Fall kan nicht fo viel Vieh im Sommer auf die Weide genommen werden, als wohl des Winters wegen des Heuvorraths duechgebracht werden koͤnte. Es fan auf schlechten, Mittel: und vornemlich Sandfeldern zutreffen, Auch die Ruhe des Ackers, die Dauer der Saaten in Anſehung des Korugerwinns, iftbei Beftimmung dies fer wirthſchaftlichen Theile in Bes tracht zu ziehen. Man findet, daß der Acer nach VBerfchiedenpeit feiner Guͤ⸗ te, nach vier, amd felbft der gras: wüchfige Boden, nach fünf Jahren, in der Weide nicht mehr einträglich bleibt, und diefe ift auf den Sandfel⸗ dern noch eingeſchraͤnkter, da fie nach dem dritten Fahre, Brahm und Lacks⸗ barth und auch wohl Heide ſchon wieder hervorbringen. Mit einer kuͤrzern Ruhe als diefe aber wäre dem Acker wenig geholfen, auch das Uns kraut wenig.oder gar nicht vertilget. Eben 78: Eben fo findet man, daß das Öetreis de nicht mehr lohnet, wenn der Acker nad) der Ruhe vier Saaten, oder nach derfelben zwei, und nach darauf erhal; tenem Dünger drei Saaten getragen bat. Finde man aber Vortheile bei einer verlängerten Daner der Saaten, fo find die Schläge darnach einzurichs ten, und aufs neue zu düngen, Diefe Fälle ergeben, wie viel Theile, und in wie weit foiche, darnach größer oder Pleiner gemacht werden muͤſſen, um den nach Förderung des Pflanzenbaues und möglichft zu haltenden Bichftand, nach den jaͤhrlich im Durchſchnitt, bei guten und Mitteljahren fich ergebenen Wintervorrath, feftzufeßen , Acker und Beide ſieht man als einsan, und thei⸗ let denfelben fo ein, daß jährlich davon ſo viel in der Weide liege, als zur Er: nährung diefes fich ergebenen Biehftan; des im Sommer nöthig ift, beflim- met hiernach gleich große und mehr oder weniger Theile, und läßt dann nach geböriger Ruhe, alle Theile, bald zum Kornbau, bald zur Beide fiir das Dieb, mit einander abivechfeln. ar 2.1 2% Bon den Wortheilen der Koppelwirthſchaft. UV. 782 Bei diefer Beftimmung ergeben ſich denn alle Theile, die fich zu dem Vieh: ftande, und der dazu erforderten Weiz de, mithin zum Duͤngvorrath, und des davon abhängenden Ackerbaues, am ſchicklichſten gegen einander verhalten, Es haben neun Theile die Eigen: ſchaft, daB bei ihnen der Kornbau und die Viehweide, von gleicher Größe ift, da vier Schläge jährlich bebauet, und vier zur Weide ficsen, ein Theil aber alljährlich aus der Weide genommen, und zum Kornbau angeſchickt wird. Bei einer Wirchfchaft, wo die Heu⸗ winnung mit dem Kornban fich fo ziem⸗ lich gleich fomt, und auf einem nicht zu fchlechten Felde, ift fie recht ſchicklich anzubringen. Zur Ruhe des Ackers find bei diefer Eintheilung vier Jahr nöthig, und binnen diefer Zeit Fan der Boden Weide für das Vieh fchaffen, Der hiebei fich findende Duͤngvorrath fon auch auf dem Brachfchlage in gutem Berhältniß angebracht werden. Ihre Ordnung wäre diefe, die nach neun Fahren, von neuem wieder an: fangen wiirde, VI.) ME. | VIII Brache Rocken Gerſte JE Erbſen Haber Weide Weide Weide Weide Rocken Gerſte Erbſen Haber Weide Weide Weide IMWeide Brache Gerſte Erbſen Haber Weide Weide Weide Weide Brache Rocken Erbſen Haber Weide Beide Weide Weide Brache Rocken Gerſte Haber Weide Weide Weide Weide Brache Rocken Gerſte Erbſen Weide Weide Weide Weide Brache Rocken Gerſte Erbſen Haber Weide Weide Weide Brache Rocken Gerſte Erbſen Haber Weide Weide Weide Brache Rocken Gerſte |Erbfen Haber — Brache Rocken Gerſte Haber Haber Weide Weide Beide ine se) Auch 783 Auch fieben Schläge haben dieſe Eigenfchaft, jedoch mit minderm Vor: theil als vorige, mit der Beränderung der größern Brache. Sie giebt zu Anbringung des Düngers Gelegens beit, und Fan bei binlänglihem Wie; fenvorrarb gut angebracht werden. Wenn die Heuwinnung, die wit bei neun und fieben Schlägen als bin: länglich voraus gefeßt haben, einge: ſchraͤnkter wird, fo wird man eilf Schläge wählen muͤſſen. Eilf Schlaͤge geben ungedüngt zwei, und nach gedüngter frifcher Brache drei Saaten, und vier Schläge zur jährlichen Weide ab. Brache und Weide ift bei diefer Eintheilung klei— ner, Sie ift aber bei eingefchränftem Wieſenvorrath ſchicklich, zu dem Pleis nern Viehſtaͤnde die Weide in Ver. haͤltniß zu ſetzen, und erfeßt das, was hierin abgeht, durd) den vergrößerten Ackerbau. Waͤre der Heumangel noch groͤßer, fo wuͤrde man mit der Anzahl der Schläge noch höber binauf geben, und zwölf auch wohl dreizehn Schlä: ge machen muiffen, ge man macht, je größer wird der Korndau, und je länger dauert die Drönung der Saaten, und wen eg bauvtfächli um den Korubau zu thun iſt, und nur in fofern feine Ab: Bon den Bortheilen der Koppelwirthſchaft. Je mehr Schlä:- 784 fiht auf die Weide, wegen Haltung eines, zu der Größe des Kornbaues ſchicklichen Viehftandes, zu richten hat, dem kommen fie zu flatten, Eben fo Ändern fich die Umſtaͤnde nad) der Güte des Bodens, Bei fhlechten Feldern ift fchon die Weide weniger einträglich,. Zur Ernährung eines Stück Viehes gehört Pier ſchon eine größere Fläche als bei gutem Bo⸗ den, Nah Maaßgabe der fihlechtern Weide, koͤnuen dann auch die Wiefen überflüßigen Vorrath geben. Alle Eintheilungen, die große Bra: chen und große Ausſaaten verfchaffen, wären danı hier anzubringen, So ſchickten fih im letztern Fall firben Schläge mit der Veränderung, daß vier zur Saat aber nur zwei zur Weis de genommen würden, Die Husfaat oder der vergrößerte Ackerbau, aufder man, bei diefen Umftänden anftatt der Hollänzerer zu fehen bat, ift anfehns lich, und auf der Brache Fan der Düns ger gut angebracht werden, Und fo iſt es auch mit den Sands feldern, Man wird hier am menigs ften auf Hellänvderei zu rechnen haben, aber die Schaͤferei mehr ausdehnen fönnen, und da Nutzen von Thieren en die uns faft gleich. eins träylih find, und do lechterer Nahrung bedürfen, Fe Der Schluß folge fünftig. RI Hannooeriſches Magazin. sors Stüf, Freitag, den 23ten Junius 1780, Bon den Vortheilen der Koppelwirthſchaft. (Schluß.) uch Fan man wegen der Lage des Feldes genoͤthigt werden, andere Einiheilungen zu ma: den. Sp würden bei einem Cute, das nur ſchmal, und fich ſehr in die Laͤnge ziehet, zwölf, dreizehn und vier; zehn Schläge nicht gut anzubringen ſeyn. Die Beftellung diefer Schläge würde, wegen ihrer großen Enrfer; nung, ungemein viele Zeit erfordern, Es fan auch wohl der Boden zu fehr an feiner Güte abweichen. In beiden Fällen pflegt man alsdann, den Acker in Haupt; und Mebenfchläge abzu: theilen, Zu den Hauptfchlägen nimt man den nächften und beiten Acker um das Gut herum, und mender die meifte Pflege an ihn. Zu den Nebenfchlä gen aber nimt man den entfernten oder ſchlechten Acker, und läßt ſolchen von den Schafen beduͤngen. Je genauer man alle Umftände bei Regulirung diefer Theile in Erwegung zieher und mit einander vergleichet, defto fchicflicher wird man die Theife der Wirthſchaft beſtimmen, und auch oft durch Anbauung der Futterkraͤu⸗ ter vorfallende Schwierigkeiten heben koͤnnen. Dieſe Wirthſchaft giebt Gelegens beit, die Vortheile von Viehzucht und Ackerbau aufs höchfte gegen ein: ander abzumägen, Es wiirde aber wis der. die Abficht diefer Bogen feyn, ihre Veränderungen und Anftalten, die nah Verſchiedenheit der Umftände fih darin treffen laſſen, näher anzuzei⸗ gen. Es verdienet über diefe Mate: tie Herrn Schumachers gerechte Ver: bältniß der Viehzucht zum Ackerbau, Helefen zu werden, ein Buch das uͤber allen andwirthfehaftlichen Betrieb, ſehr richtige Bemerkungen enthält. Ziehet man nun auch die allgemeis nen Vortheile der Verkoppelung in Erwägung, fo find folche diefe: Naͤchſt der richtigen Einrichtung der Bauerwirtbfchaften, Fan durch fie die Aufhebung der Gemeinheit erhals ten werden. Es Fan diefe zwar aud) ohne Verfoppelung, hierbei aber um fo leichter, bemwirft werden, ° Alle diefe zum öffentlichen Gebrauch beſtimmte Reviere, werden mit weni: m Vortheil genutzet. Sie find eis vd gentlich 787 gentfich das, was man oͤdes und ums kultivirtes Sand nennet. Gie find die eigentliche Heimath aller Unkraͤuter, die durch ihren völlig gereiften San; men fich beftändig verntehren und alle gute Örasarten erſticken. Außerdem daß diefe Derter durch Moräfte und Büfche verwildern, zer- nichter felbft das Vieh in der erften Fruͤhlingszeit, die zarteſten Pflanzen gleich bei ihrer erften Entwicelung, und die Nahrung , die der Boden zur Hervorbringung der Pflanzen abgeben Eönte, Bleibt auf immer im der Tiefe vergraben, Auf einer foldyen Weide, wird dann das Vieh mehr ab gemattet als geſtaͤr⸗ fer, und die Milch die nur ein Uebers flug der Nahrung ift, vergehet ihm. Es ift daber auch nicht zu vermwun: dern, wenn eine Kuh, die aufder Kops pel gehet, wegen der Ruhe die fie da genießt, drei mal fo viel Milch giebt, als eine Kuß, die vor dem Hirten geht, Der Vorwurf aber wider dieſe öden, unfultivirten Oerter, trift vornemlich die gemeinfchaftlichen Hölzungen, wels che nie, wegen den Antheil fo vieler Sn; tereffenten, und der oft muthwilligen Befchädigungen, recht in Schonung gelegt und geheget werden Fönnen, und der Ruin den das Vieh, dem auf immer die ganze Hölzung frei gegeben it, darin anrichter, ift von fo be trächtlichem Machtbeil, daß manfchon lange darauf bedacht gemefen ift, fie aufzuheben. An vielen Orten ift dies auch ſchon nefchehen, und an feinem Orte hat man wohl mehr die Schaͤd⸗ Bon den Vorkheilen der Koppelwirthſchaft. 788 Tichfeit der Gemeinheit zu beweiſen ge; ſucht, als im Brandenburgifchen. Es hindert die Gemeinheit und die dabei verfnüpfte Hut: und Triftgerech⸗ tigfeit, oft den Landwirth gewiffe und mehrere Arten von Früchten zu bauen, und das Land fofort mit den Stoppeln unterzupflügen. Ein in ver fand: wirthſchaft bewährter Gebrauch, das Stoppelfeld gleich nach der Ernte zu ftürzen und oft zu pflügen. Wegen und Schnee dringen alsdenn tiefer ein, iind der darauf einfallende Froſt macht das fand mürbe, Naͤchſt der Berfchönerung des ganz zen Feldes und Verlegung der Wege in geraden Linien, werden auch die vielen ſchmalen Ackerſtuͤcke in eine Fläche zufammen gezogen. Sie find um fo mühfamer zu beftellen, und ver: urfachen hierin, fo wie in der Ernte, mehrere Verzögerung und Arbeit. Ihre tage ift oft jo, daß fih das Waſſer von Regen und vom Schnee, auf dem Saatlande feßet, Aud) nimt die Menge von Graͤnz⸗ furchen anfehnlich viel Jand weg. So erzähle Wilfens in feiner Verbefferung des Staats, im afen Theil Seite 8, von der braunfchweigifchen Landesvermef: fung, daß bei einer einzigen Feldmark, von noch nicht völlig 3000 Morgen groß, mehr als 70 Morgen Land ers übriget ſind, nachdem das Land in eine beſſere Lage gebracht worden iſt. Bei einer allgemeinen Einrichtung der Bauergehoͤfte, aber wird das ganze eines jediweden Ackers, im eine ſchickliche Anzahl von Koppeln gelent, wel: 289 welche alle mit Iebendigen Knicken amd erfordernden Gräben begrän jet, und dadurd) vor aller Befchädis gung gefichert werden, Auch wird die Gelgenheit zu anftecfenden Krank: heiten.verhindert, da alle Gemeinfchaft Des Dorfviehes aufbörer. Zur Verbeſſerung des Feldes naffer Faltgeündiger Derter find aber auch zus ‚gleich die Waffergräben zu rechnen, Oft erfrieret das Getreide in ſolchen naſſen quellichten Orten, oder giebt doch nur fchlechte Ernten, Yu fols hen Orten liegen die Wiefen gewoͤhn⸗ ch unter Waffer, die mineralifchen Erdtheile löfen fih auf und bringen Binſen und Reitgras hervor, durch Abzugsgraben aber werden diefe, fo wie alle wiefenartige Brüche, die nur als unzugängliche Moräfte da liegen, in gute Wiefen verwandelt. Auf den Sanpfeldern Bingegen ſchuͤtzen die Knicke wider die horizontal durchziehenden ſcharfen Winde, welche den Sand als einen compakten Kür: per, den die Sonnenhiße zugleich auf einen hohen Grad durchdringet, aus: dörren, und Gras und Getreide aufs reiben, Es fangen auf diefen Feldern bei zu ſtarker Dürre die Körner in den Halmen, da fie noch in vollem Safte ſtehen folten, fchon an einzutrocknen and nothreif zu werden. - Man erin; nere fich, wie ſchwer es hält, Beſaa⸗ mungen, die von allem, Schuß entblöf: fet ind, empor zu beingen, und bedenfe die Wirfung, die Zugwinde auf die ihnen blog geftellten Körper.baben, und Don den Vortheilen der Koppelwirthſchaft. 799 um fo mehr die Wirkung die fcharfe Winde auf die zarten Wurzeln der Pflanzen, befonders in einem lockern Sande haben muͤſſen. Auch auf gebirgigten Feldern ſchuͤz⸗ zen die Knicke wider die firengen Wins de, «welchen diefe Derter um fo mehr ausgefegt find. “Die Sinicke erwärmen die gewöhnlich Falten Anhoͤhen, und tragen nicht wenig zur Vermehrung der an diefen Orten fonft geringbaltiz gen Weide bei, Das twefentliche diefer Wirthſchaft aber ift, daß durch Ruhe der Acker weit einträglicher wird und mit ihr zugleich die Bertilgung des Unfrauts verbunden ift, zugleich aber dem Acker, der unweit mehrere Dung, welcher ihm bisher als eine unentbebrliche Pflege entgieng, zu Hülfe fomt. Solche merflihe Verbeſſerungen, die denn Acker zufließen, muͤſſen denn auch feinen Ertrag merklich erhoͤhen. Solte es wohl Anftand leiden, fich zu überzeugen, daß ein Acker bei vermoͤ— genden Kräften nicht eben fo viel und mehr ertrage, als ein um fo viel vers größerter Ackerbau, bei äußerfi kuͤm⸗ merlicher Pflege? Vorzuͤglich aber ift das wichtigfte dieſer Wirthſchaft, die Vermehr: und Verbefferung der Viehzucht. Vieh: zucht wirft baaren Gewinn ab. Gie ſchaft größtentheils der ländlichen Fa: milie ihren Unterhalt, und ohne fie Fan der Ackerbau nicht beftehen. Für den Staat iſt nun auch eine folhe allgemein verbefferte Einrich— tung gleich wichtig. Ddd 2 Alte Pre 794 Alle Bauerwirthſchaften koͤnnen bei einer allzemein gleichen Einrichtung nach Berhältniß ihrer Eigenfchaften, und den dabei zu treffenden Unftalten, gleich groß gemacht werden. Die öffentlichen Abgaben der Ges böfte haften auf diefen öfters in der größten Ungleichheit, und eine Oele: genheit, auch diefe fo unbillige Uns gleichheit abzuändern, fan nicht ans ders als zum Wohl der Unterthanen gereichen. Und fo wie überhaupt eine fo augen: fcheinliche Verbefferung dem ganzen Staat zum Vortheil gereicht, und auf alle Mitglieder defjelben fich erſtreckt, fo giebt fie auch zur Bevölkerung des Staats Gelegenheit. Nah aufgehobener Communion Bon den Vortheilen der Koppelwirthſchaft. 792 koͤnnen die fchicklichen Orte mit neuen Coloniſten befeßt, oder dazu refervirt werden, Die Domanialgiiter füns nen in Pleinere, oder Bauergehöfte zerlegt, und dann auch die Unterthas nen von den oft druͤckenden Frohndienſt befreiet werden. Die tandesforften und Waldungen Fönnen von aller Communion befreiet, und Veſaam⸗ und Bepflanzungen vor aller Beihädigung gefichert, und dann zum Abtrag der mwichtigften Vortheile mit ungleich mehrem Gewinn genutzt werden, ſo wie alle Vortheile, die den Landesunterthanen Dadurch zus fließen, fich in gleichem Verhaͤltniß, nach vorgegangener Separation auf die landesherrlichen Beſitzungen, er⸗ ftrecfen. &, Ueber das Erremoniel, enn es wahr ift, daß die Deuts fhen wohl am mehrften von der Titelfucht geplagt werden, fo ba: ben doch dagegen die Chinefer das Car remoniel auf das hböchfte getrieben. Wenn uns die richtige Ausfpendung des Hochedel, Hochedelgeboren, Wohl: geboren, Hochwohlgeboren, Hochges boren und Hochgelahrt manche Schwie⸗ rigkeit und Kraͤnkung macht, ſo muß dagegen dort ein jeder Karrenſchieber und Packemtraͤger, der einen andern nur im geringſten floßt, oderibm Hin: derniffe in den Weg leget, denfelben alfofort kniend nach einer vorgefchrie; benen Formel um Verzeibung bitten. Diefer Gebrauch ift bei einer ſkla⸗ vifchen Nation, fo uneben nicht, er beugt vielen Händeln und Zänfereien vor, giebt den tenten bei Beleidiguns gen Zeit fich zu befinnen, und fich zu beruhigen, und erhält eben dadurch Ruhe und Ordnung im Staat. Auch der Ruffeift gewoͤhnlich ſehr höflich ges gen jeden; zween Bauern die ſich ein: ander begegnen, neigen fich tief gegen einander, ob zwar gleich fein Geſetz oder Vorichrift fie dazu nörhiget, Das überipannte Eeremoniel und die hochtrabende Titel, find Beweiſe einer f£lavifchen Untermürfigfeit und Priechenden Erniedrigung gegen Die Obern. Se freier ein Volk iſt, defto weniger Titel, defto weniger Ceremo⸗ men. 793 nien. Sn England heißt jeder Sir! Der König Your Majeſty, die Lords Your Lord{hip, alle übrige aber Gentleman. Sn Holland jeder Myn Heer! bei Bor: nehmern feßt man auch wohl deffen Titel hinzu, als Myn Heer de Prinz, myn Heer de Droft, u, ſ. w, Scipio hieß gerade zu Scipio, und Caͤſar nicht anders als Cäfar fchlicht weg, böchfteng feßte man das Felix binzu, wie das aus einigen Münzen, unter andern ang der des Sylla, erhel: let. In der Folge wurden die römis ſchen Kaifer Majeftäten, Sonſt fpei: feten diefelben wie andere ehrliche Leute, fuhren und ritten auch fo aus; jetzo aber geruben allerhöchft dieſelben ein Soupee oder Diner einzunehmen, oder ibre gebeiligte Perfon von da dort hin zu erheben. Alle dergleichen Thorheiten, die al: feruntertbänigfen Knechte, Diener, ganz geborfamft — gehorſamſt — ganz ergebenft und ergebenft, haben eben fo ſehr manchem Geck den Kopf verrückt, wenn eines derfelben zur Unzeit und nicht nach den Regeln des Ceremonielg angebracht war, als dierechte und linfe Hand, der Armſtuhl, der Lehnſeſſel, der Seffel und dergleichen Kleinigkei— ten mehr, viele Jahrhunderte durch wichtige Geaenftände der Staatskunſt und allerhoͤchſten Zänfereien gewefen find. Das Ceremoniel weaen der Arm: ſtuͤhle, fchreibe fich gan gewiß aus den Zeiten ber, da unfere Ahnberrn nur einen dergleichen Stuhl für den Herru des Haufes hatten, vieleicht heißt er Ueber dag Ceremoniel. 194 auch davon noch der Großvaterſtubhl. In einem folchen zu figen wareine Eh⸗ te, und derohalben hat auch mancher tandjunfer e8 unter andern Merfmürs digfeiten feines Lebens mit aufzeichnen laffen, daß er bei den und dem Gra— fen auf deffen Landgut bei einem Ber ſuch in einem Armſtuhle gefeffen. Aus den Denfwürdigfeiten einer gewiſſen franzöfifchen Prinzegin erhellt, daß eın Viertheil ihres Lebens in ängftlichen Sorgen und Befümmerniffen wegen der Armſeſſel verfloffen ift. Maucher Hof Ponte fich, obgleich alle nur mög: liche Staaisränfe angewandt wurden, doch kaum darüber vereinigen, ob man fi) in diefen oder jenem Zimmer auf einen Seffel mit Armen, ohne Armen, oder auf gar feinen feßen follte. Ja an einigen Höfen giebt e8 gar noch Zimmer, in welchen die übeln Folgen gu vermeiden, gar Fein Seffel feyn darf, damit nicht allenfalls Jemand auf den Einfall kaͤme fi) eine Ehre anzumafı fen, die ihm ftreitig gemacht wird, Dem Himmel fen Dank, daß mir im bürgerlichen Leben nun jeßo ſchon etwas von diefer Plage befreiet find; ich ſage etwas, denn in großen Öefell: fbaften wo viel Frauenzimmer ift, veranlaßt das Canape und der Sofa noch mancher Schöne Kraͤnkungen, denen gewiß fo leicht nicht vorzuben: gen ift, da gar viele Urfach zu kaben glauben darauf Auſpruch gu machen. Die eine wegen des Ranges ihres Mannes, die andere wegen ihres Va ters, eine dritte wegen ihres Vermoͤ— gens, noch eine andere, weil fie am Dvd 3 läng: 795 laͤngſten verheirathet iſt, auch wohl, weil fie die mehrſten Kinder hat, vie Schoͤnſte if, Die die mehrften Anderer bat, und was dergleichen weibliche Vorzüge noch fonft alle vor Namen baden mögen; und ihre Eitelfeit wird nicht wenig gefränft, wenn fie nach ſolchem innern Bewußtſeyn ihrer Vorʒuͤge, mit einem gewoͤhnlichen Sef: ſel vorlieb nehmen muͤſſen. Alle der: gleichen Schnurpfeifereien zeugen von wenig Kultur, denn je weniger aufge⸗ klaͤrt ein Land iſt, je weniger Ver: ſtand und geſunder Geſchmack bei Hofe herrſcht, deſto wichtiger iſt das Ceremoniel; an kleinen Hoͤfen und in Reichsſtaͤdten iſt es unleidlich. Die wahre Feinheit und Aufgeklaͤrtheit, lacht uͤber dergleichen Kinderpoſſen. Wie manche vortrefliche Sache iſt bloß durch Vernachlaͤßigung des Ce: remoniels eiicfgängig geworden! Als der Kardinal Nichelien mit dem eng: Lifchen Botſchafter wegen der Ber: mälung der Prinzeffin Henriette mit dem König Earl in Linterhandlung ftand, wäre aus der ganzen Sache bald nichts geworden, weil man mer gen der Anzahl Schritte vor einer The, beim Enpfang defjelben nicht einig werden konte. Wichelieu hatte hier einen rechten finnreichen franzoͤſi⸗ fchen Einfall, er legte fich ins Bette, empfieng da den Abgefandten, und fo war die ganze Schwierigkeit gehoben. Das Vorausfahren der Wagen, die obere Stelle in den Zimmern und beim Spaziergange, find nicht weniger, eine geraume Zeit ber Zeichen des Ueber das Ceremoniel. 796 Vorzuges, der Größe, Quellen von taufend Zänfereien und Feindfchaften, auch fo gar wohl verfteckte Urfachen mancher Kriege gewefen., Man ſahe es als ein Zeichen eines Teiumfs an, wenn man feinen Wagen vor einem andern voraus bringen Fante gs fandte, die in den Gaſſen fpaßieren fuhren, fchienen zur Ehre ihrer Prins zen in der Rennbahn zu feun, und wenn ein fpanifcher Gefandter das Glück gehabt hatte einem Portugieſi⸗ fchen vorzufahren, ſo wurde fo gleich ein Conrier nach Madrit gefchieft, um. dem König von dieſem wichtigen Bor: fall Nachricht zu erteilen. | Auch felbft unfere Gelehrten! An den Mäcen fchrieb einft Horak: Te duleis Amice revifam, ich werde fie befuchen mein füffer Freund, und doch war diefer Mäcen die erfte Derfon im Meiche nach dem Kaiſer. Corneille bergegen fehreibt an den Gcuderi, und da er des Richelieu erwaͤhnet, fagt er: der Herr Cardinal, mein und Ihr Herr, Eben diefer Corneille des diciret feinen Cinna den Herrn Mons tauron einem Schaßmeifter der Pleinen Gefälle des Hofes, und zwar demuͤ⸗ thigſt; vergleicht ihn auch in der Zueignungsfchrift ohne alle Umſtaͤnde (vielleicht gegen gute Bezahlung) mit dem Kaifer Auguftl, Dedications⸗ fohriften, find faft gemeiniglich eine Iuftige Unterhaltung, denn gar oft find. fie handgreifliche Satyre, die der Mäcen nicht allein nicht verftebt, auch nicht einmal Tiefer, fondern nur baar bezahlt, weil er fich darin öffent: lich 797 lich, (obgleich oft auf Koften der Wahr: beit, ) gelobet ſiehet. Wenn wollen doch unfere Gelehr— sen ſich und ihren Mäcenen dergleichen Erniedrigung erfparen? Ein alter franzöfifcher Officier, wel; cher wenig von der Hoffprache ver: fand, fchrieb einft an den Marquis de Louvois, und nannte ihn Monfieur, allein er erhielt feine Antwort; er ſchrieb einen zweiten Brief, und nannız te ihn Monfeigneur; da er auch nun noch Feine Antwort erhielt, weil dem Minifter noch das Monfieur wurmte, fo fehrieb er zum dritten mal und gab ibm den Titel Mon Dieu. Comment va mon Ami! fragteeinft ein Duc und Pair von Franfreid) ei: ner $andedelmann; A votre fervice mon Ami, antmortete diefer, tınd von dieſer Stunde an, war der Ami Duc fein unverföhnlicher Feind, Ein Grand von Portugal ſprach einft mit einem Grand von Spanien, and nanute ihn alle Augenblicke Eure Exzellenz. Der Spanier hingegen be; antwortete es immer mit vueltra mer- ced, ein Titel, welcher eigentlich gar Feiner ift, Der Portugiefe nahm dieſes bel, und nannte Den Spar nier gleichfalls vueftra merced, und sun gab ihm diefer das Prädikat Ex⸗ zellenz. Endlich wurde der Portugiefe der Sache uͤberdruͤßig, und erkundigte ſich bei dem Spanier, was er mit die— fer Veraͤnderung der Titel fagen wel; te. Das will ich damit ſagen antwors tete der ftolze Spanier, daß mir übers Ueber das Ceremoniel, 798 haupt alle Titel gleich find, wenn nur ‚nichts gleiches zwifchen uns if, Ich babe aud) darüber einft einen fonft an: genehmen, unterhaltenden und nııßs baren Briefwechfel verloren, weil ich meinem gelebrtenCorrefpondenten nicht Hochgelahrt nennen wolte, fondern ihm gerade zu liebſter Freund nannte, ich wurde in einigen Briefen dadurch, daß man mir eben diefen Titel (der ſich jedoch zu meinem Stande gar nicht reimet) gab, daran erinnert, allein da ich fehr wenig Leute auf der Erde Eens ne, die man Hochgelahrt nennen Fönte, und da ich überhaupt ale den elenden Schmeicheleien von aanzem Herzen feind bin, fo kehrte ich mich daran nit, fondern glaubte mein Freund würde fih nach und nach durch den vertraulichen Ton, den ich annahm, berabitunmen faffen, allein ich hatte mich geieret, und unfer Briefwechſel war zu Ende, Die hochtrabende Titel find durch die Befantichaft der Römer mit den Morgeniänvdern erft zu ihnen, und darz auf auch zu uns gefommen, Die mehts ften afiarifchen Könige find noch bis auf diefe Stunde Gefchwifter Kinder der Sonne und des Mondes, allein Feiner ihrer Untertbanen darf Anſpruch auf dieſe Verwandtschaft machen. Ein Gouverneur ihrer Provinzen, mag fich immer eine Muffatenblume des Troftes, oder eine Mofe des Ver: gnuͤgens nennen, aber er würde geſpieſ⸗ fer werden, wenn er fich es unterſtuͤn⸗ de, Anfpruch auf die geringfie Bars wan dt⸗ — 799 wandtſchaft mit dee Sonne oder dem Moude zu machen, Wie ſehr auch die Titel in man Ken Reichen verſchiedene Bedeutung haben, mag aus folgendem erbellen: Bor alten Zeiten waren nur zween Markgrafen in Deusfehland , zween in Frankreich und zween in Stalien. Einer unferer deutfchen Markgrafen bat ſich in einen. ſehr großen und mächtigen König verwandelt, allein die Franzoͤſiſchen und Italiaͤniſchen, die ſich nicht allein gewaltig vermehrt baben, fondern noch immer zahlreicher werden, ftellen nicht viel vor, Wenn ein guter ehrlicher Buͤrger den päbftlichen Legaten zur Tafel bit: tet, amd Diefer bringt mährend des Schmauſes die Geſnndheit des Haus. wirchs mit dem Beifak Herr Mars quis aus, fo iſt der gute ehrliche Bär: ger Marquis, und feine Kinder und Erben bis ins tauſendſte Glied, Wenn in Frankreich ein Menſch aus der Provinz nah Paris koͤmt, und dort ein kleines Glück macht, ſo laͤßt er ſich ohne Bedenken Herr Mar⸗ quis oder wobl gar Graf nennen. Ueberhaupt kan das dort ein jeder +» Ueber dag Ceremtoniel, 800 thun, der nur micht recht befant iſt. Wenn aber eine Öerichtsperfon oder ein Finanzbedienter vom Könige ein wirkliches Marquifat geſchenkt erhals ten, fo wird er Doch desfalls niemals Herr Marquis genannt, In England ift es ganz anders, wenn der König irgend Jemand zum Baron oder Graf ernenner, fo dilt er dafiir Bei der ganzen Marion, jeder, auch ſelbſt der König, nennt ihn Myr lord. Eben fo ift es in Italien mit dem Monfignori, der Pabit feibft, nennet einen folchen nicht anders, Monfeignene iſt in Frankreich gleichfalls erwas fehr wichtiges, aud) die. Parlamentspräfidenten ‚machten einft Anfpruch daran. Klüger aber war ein alter Parlamentsrarh, denn als einftens ein Kläger zu ihm Fam, und ibn folgendermaafen anredeter Monfeigneur! Monfieur votre Secre- taire, — — fo fiel er ihm in die Rede und fagter Sie haben drei Thorheis ten in eben fo viel Worten gefagt, denn ich bin nicht Monſeigneur, mein Secretair ift nice Monfieur, auch ift er nicht Secretair fondern mein Schreiber, Ai. .ı a EEE EEE EEE TEE EEE | Te 2 Hannoverifißcs Magazin. 902 sırs Stud, 2 Montag, den 26fn Junius 1780, Die Schwindſucht. Eine Polizei: Angelegenheit, enn man den Umfang der Poli: zei nicht Fennet,oder fich nicht erinnert, daß felbige mit der Arzneiwiſſenſchaft in genauer Verbin; bung ſtehet, fo wird man eg vielleicht befremdend finden, daß eine Krank: heit zum Gegenftande ihrer Unterfus hung foll gemacht werden, Und doch ift nichts gemwiffer, als daß den Aerz⸗ ten in vielen Fällen der Beiftand der Polizei unentbehrlich wird, da es eine eigentlich medicinifche Polizei giebt, welche die Urfachen einer größeren Sterblichkeit unterſuchet. Die beften Projecte und Erfindungen der Politif, die Lieblingsmaterie unfers Jahrhun⸗ derts — die Bevoͤlkerung zu beguͤnſti⸗ gen; alle Entdeefungen, die Menfchen ſtaͤrker zu machen, oder die phyſiſche Erziehung der Kinder zu verbeffern, müffen von ihrer Wirkfamfeit verlie ten, wo nicht zugleich auf der andern Seite die Hinderniffe derfelben geho: ben, das zu Unterlaffende entdeckt, und Entoölferung oder vermehrte Mor⸗ talität verhütet wird, Unter jene Hins derniffe gehören ohne Zweifel Krank: heiten, in der Polizei ift bier wieder der Aerzte Beiftand fo unentbehrlich, als diefe obne den Beitrit von jener oft wenig Nutzen ftiften koͤnnen. Es gilt dDiefes befonders von folchen Krank: beiten, wogegen die menfchliche Kunft bisher noch Fein Mittel entdecken koͤn⸗ nen, fo bald fie entftanden find, und: toobei fie alfo nur die Entftehung, den Ausbruch verhüten Ban oder muß; Es wird mir wahrfcheinlich ein of fenherziges Geſtaͤndniß, daß ich die carakierifirte Schwindfucht oder Lun⸗ genfucht dahin rechne, nicht zur Schau: de gereichen, da alle meine Amtsbruͤ⸗ der von Aufrichtigfeit darin mit mie einftimmig find. In der That find nur fehr wenig Arten diefes Liebels, das in den Mortalitätsliften einen fo fürchterlich großen Plaß einnimt, daß ſchon oft (wie zu Zürich) der fechite Todte ein ſchwindſuͤchtiger ift, a) für den Arzt heilbar, und nad) einem ges Eee wiffen a) Wenigftens, wie Schinz aus Sterbeliften angiebt, die mehr dns Gepräge der zuverläßigfeit als.die Londonſchen ꝛc. zu haben fcheinen , da fie von einem be— Fanten Arzte (Dr. Rahn) verfertigt worden. Man fehe Schinz Diff. de Man- ni — ufu Tigur. 1770, 803 wiffen Zeitpunkte einige Arten derfel; ben fo entichieden toͤdtlich, daß man kaum Erleichterung fchaffen kan; und ob es gleich bei diefer traurigen für den nienfchlichen Verftand demürhigenden Wahrheit tröftlich bleibt, daß nicht alles entfchieden eine wahre Wereite: zung der Lunge oder Schwindfucht ift, was eine Uehnlichfeit,damit hat und dafuͤr gehalten wird, fo ſcheint Doch die Mühe fo wenig unniß angewandt zu feym, wen man die unzähligen Ur: fachen und Beranlaffungen immer forg: fältiger auffucher — als den Grund— fäßen der Philofophie oder der medicis nifchen Polizei zumwider, ein Uebel, das man nicht heben fan, kuͤnftig zu ver⸗ hüten. Wenn ich die Möglichkeit eis ner Verhütung behaupte, ſo würde ich jedoch wider meine Üeberzeugung und Erfahrung fchreiben, wenn id) fie auf alle Arten der Schwindfucht'augs dehnen, und annehmen wolte, daß fie auf einerlei Weiſe können verhuͤtet wer: den. Ich bin gegen alle medicinifche Präfervative, welche felbft den Keim einer Krankheit erfticken, oder die Ans lage dazu verhindern follen, ſehr miß: tranifch, und darf mich bier, da dies. fer Auffag nicht für Aerzte beftime iſt, fo wenig über die Wirkfamfeit derfel: ben einlaffen,, als von Verhütung eis. ner Krankheit durch diaͤtetiſche Mittel oder febensordnung x, reden. «Blos eine einzige Urfache näher zu beftims nen, wodurch die Husbreitung oder Fortpflanzung der Schwindfucht be: wirket wird, das ift jegt meine Ab: ſicht/ worauf ich die Yufmerkfamfeis der Die Schwindſucht. 804 Leſer dieſes Magazins und der Einwoh⸗ ner dieſer Stadt rege zu machen wüns ſche, ohne jedoch auf der andern Seite die Furcht, welche oft fehon der Nas me diefer Krankheit verbreitet, und welche zuweilen ſchon affein ohne Ans ftefung entfernten Anlaß zu Krankhei⸗ ten giebt, fo vergrößern zu wollen, dag man Schwindfüchtige wie Pefts kranke fliehen muͤſſe. Aber ſolte denn vielleicht die Schwindſucht anſteckend ſeyn? Frei⸗ lich nicht ſchnell die Atmosphaͤre vers giftend, wie Peſt, wie Blattern, wie Scharlachfieber ꝛc. oder durch eine Purze Berührung wie die Kräße ꝛtc. aber wohl wie andere Krankheiten obs ne Ausſchlag auf der Haut, Daims zwifchen der Begrif der Anſteckung, felbft bei vielen Werzten, noch immer ſchwankend ift, viele nichts fr anfteßs Pend halten, was fich nicht wie Peft mittheilet, und andre wenige diefeg Anfteefende der Schwindfucht nicht zus geben, fo muß ich bier einen Augens blick, um jenen Begrif zu entwickeln, die Sprache der Aerzte reden, ohne daß ic) deswegen aufhören mögte, für den größern Haufen verftändlich. zu bleiben. Nicht bloß eranthematifche Krankheiten, oder folche, wobei man etwas befonders auf: der Oberfläche des Körpers entdecket, find anftecfend, es giebt wiele, welche es eben fo ſehr find, aber langſamer, nicht fo leicht, nicht fo durch die dritte Hand als jene, und dadurch nur anftecfend werden, wenn man fich lange oder oft diefer Gefahr ausfeget, welche es erſt durch eine 805 eine gewiſſe Vertraulichkeit, durch Stuben- oder Bertgefellihaft mit Kranken werden, Gicht, Ruhr, Keichs buften, fo gar Wechfelfieber ac, ans dere, welche fi durch den Hauch, den Schweiß in Betten, Kleidungen ꝛc. durch Unreinlichkeit, eingefchloßne Luft mittheilen; und letzteres wird manchen weniger befremden, wenn er weiß, daß ſelbſt die ausgehauchte Luft der geſundeſten Menſchen in einem ein⸗ geſchloſſenen Zimmer eine ſchaͤdliche Ei⸗ genſchaft annimt. Dies iſt nicht nur die Moͤglichkeit, ſondern auch große Wabrſcheinlichkeit, wie die Schwind: ſucht anftecft, oder. wenn man den Ausdruck haffer, fich mittheilet. Wie ſehr wünfchte ich, daß es bloß ein ge wagter Gedanfe, eine Hypotheſe waͤ⸗ re, uͤber die ich mich von Orthodoxen der Facultaͤt gerne moͤgte verketzern laſ⸗ ſen; oder daß dieſe traurige Wahrheit nicht noch taͤglich durch redende Bes weiſe evident gemacht würde, und mich eine unangenehme Erfahrung davon ſeit vielen Fahren überzeugt hätte! Aber es bedarf nur einer mittelmäßigen Aufmerkfamfeit eines beobachtenden erfahrenen, Arztes, um Beweiſe hiezu von ſeinen Kranken zu liefern. Ich wenigſtens habe ganze Haͤuſer bis auf Kinder und Bediente langſam aus: ſterben geſehen, wo ſichtbar der Kranke dem forglofen Gefunden die wahre Schwindſucht mitgerheilt ‚hatte, wo Perfonen von allem Altee Märtirer Eine Bolisei- Angelegenheit. 806 ihrer Gefaͤlligkeit, und ein Opfer der Kranfpeit geworden find; aber ein Detail von einzelnen Krankengeſchich⸗ ten moͤgte hier nicht angebracht feyn. Ich darf bier eben fo wenig, ob es gleich den Auffage einen gelehrten Arm fteich geben würde, unterfuchen, ob die Mittheilung durch ein fpecififches Miasma wie Pocken, Luftfeuche ıc fih fortpflange, und- vielleicht nicht auch noch einmal die Entdeckung eines eben fo fpecififchen Gegengifts möglich fey. Am gewöhnlichften und über: zeugend ift die Anftecfung bei Eheleu⸗ ten, und ich bitte ſelbſt die unmediei⸗ nifchen Leſer nur auf einige Jahre zus rück zu gehen, um fich vieler Beifpiele zu erinnern, wo der Mann der ſchwind⸗ füchtigen Frau, oder dieſe jenem zum Grabe in Eurzer Zeit gefolgt ift b). Wenn Leute, deren Gefchäfte fonft nichts weniger als pbilofophiren if, oft am Kranfenbette die Urſache unters füchen, und den Arzt mit Fragen ängı ſtigen: Here N. N. hatte ja eine Lun⸗ ge wie eine Lerche, er Ponte im Tanzen und Treppenfteigen fingen, war die Geſundheit zu malen, wie komt der auf einmal an die Schwindfucht? oder, „Mad N. M. fchien ja bei der glück lichften Organifation nicht die gerings fe Anlage zu diefer Krankheit zw ha: ben, und einer blühenden Geſundheit zu genießen, woher Fan die nun die Schwindfucht befommen?“ fo wird ihnen hoffentlich das eben gefagte Eee 2 die b) L’erabliffement des lits jumeaux ne contribue peut-etre pas peu a la de gene- zation de l’efpece humaine fagte neulich, mo ich nicht irre, Linguer, oder ein äbnlicherSchriftſteller; aber bei Schwindſuͤchtigen ift es wahrlich umgekehrt 807 die Neugierde befriedigen. Eind aber die Aerzte unter fich Über dieſe Mitthei⸗ lung, uͤber das Anſteckende det Schwind⸗ ſucht nicht eins, ſo mag es, ohne auf den bekanten Geiſt des Widerſpruchs zu ſehen, aus dem verſchiedenen Be: griffe von der umerflärbaren Art dies fer Anſteckung gefcheben; inzmifchen giebt es der Cochi’sund Caſtellani's (Della Infufficienza del Contagio tifi- eo. Mant. 1778.) nur fehr wenige ge: gen eine unzählbare ſich täglich ver: mehrende Menge genauer Beobachter von ausgebreiteter Erfahrung, welche diefe Art von Fortpflanzung anneb: men. Jene wenige erinnern ſich nur nicht, daß der in der Medicin und an: dern Wiffenfchaften fonft fo nuͤtzliche Sceptieismus, dem wir in den nenern Zeiten genanern Beobachtungsgeift ꝛtc. verdanfen, auch zumeilen in eine Rräf: liche Gleichguͤltigkeit ausarten koͤnne. Bon Galenus bis auf Maret 1779. herunter haben viele die Vertraulichkeit mieSchwindfüchtigen nicht nur fuͤr ger faͤhrlich erklären, fondern auch öffentlich davor gewarnet. Sch muß einige wenige Beifpiele aus Büchern, die mir eben amnächften fleben, auszeichnen. Dan Swieren fante einen jungen Men: fhen, der feine Schwefter und Auf: wärterin anftecfte. (Commentar. IV. p. 72.) Zome zähle die Anſtek⸗ fung unter die wichtigften Gelegenheitss urſachen. (Princ. med. p. 134.) Mor⸗ ton, einer der claffifchen Schriftjteller Die Schwindſucht. 808 in diefem Sache, berufet fih ausdrüch lich auf feine große Erfahrung, daß die Schwindfucht die Beifchläfer wie ein bösartiges Fieber anftecfe, (Oper. 0. p. 27.) Maret bat vieletente dar: an fterben ſehen, welche nicht die yes eingfte Anlage zu diefer Krankheit zu baben fchienen, und Kleidungen von Schwindfüchtigen getragen hatten, uns ter andern hat er drei Exempel aufge zeichnet, wo der Beifchlaf übrtjeugend anftecfend geweſen. (Efprit des Jour- naux. 1779. Mars. ) Es wäre Üüberflüßig diefe Beweiſe zu häufen, da, wie gefagt, nicht nur ein jeder beobachtender Arzt, fondern auch ein jeder anderer ohne große Ans ftrengung des Geiftes oder Gedächts niffes dergleichen angeben fan. We⸗ nigſtens mögte ich aus meiner Erfah⸗ rung die Schwindfucht nicht fomohl erblich als vielmehr anftecfend nennen; ich habe inzwifchen zu größerer Ueber⸗ jeugung der Lngläubigen unten noch mehr Schrififteller angezeichnet c). Freilich ift dieſe Miteheilung nicht in einena jeden Falle fo entfchieden, nicht einem jedem Subjecte gleich gefährlich, daß man fie immer vorber fagen fan, oder fie fogleich bei diefer chronifchen Krankheit wie bei einer bigigen nad) wenigen Tagen erfolgt; allein diefe ges ringere Susceptibilitaͤt, diefe glücklich verringerte Empfänglichfeit findet auch bei Perfonen in andern Kranfbeiten ftatt; unzählige Umftände koͤnnen die Gefahr ©) Journal de Medecine 1777. Nov. p. 405. Ruſch Rede im Hannov. Diagazin überfegt. 1776. St. 92. I, © 274 2 Sarcone Gefchichte der Kraukheiten in Neapel. Th. 809 Gefahr der Anſteckung in diefem in: Dividuclen Falle mindern — Bei Schwindſuͤchtigen die Continenz — die Leichtigkeit ſich allein zu betten ꝛe. — eine geringere Anlage zu dem Uebel ic, Wem find nicht Erempel befant, daß ſelbſt Blattern ein Kind zumeilen ver: fhonen, das man in eine von Pocfen: materie beſchmutzte Wiege gelegt, oder dem die Pocken ohne Erfolg wieder; hohlt find eingepfropft worden? Ich Penne Perfonen, welche eben fo von Kräge nichts gelitten haben, und an: dere, welche eben fo ungeftraft fogar der tuftfeuche entwifchten, wenn fie fich gleich der Gefahr der Anftecfung dreift Bloß gefteller hatten, Die Erem: pel, wo die Stuben: und Bettgefell: fchaft nicht immer bei der wahren Schwindſucht gefährlich geworden ift, wo Eheleute oder Verwandte fich nicht allzeit diefelbe mitgerheilet haben, find alfo bloß Ausnahme von der allgemei: nen Regel, und fo wenig Beweis wi: der das Anſteckende diefes Liebels, als jene bei Pocken ꝛc. von denen die An ſteckung durchgehends anerfant und weniger bezweifelt wird, Außer den angegebenen Gründen für die Mittheilung der Schwindfucht ift der aus den Gebraͤuchen und der Erfahrung: ganzer Nationen genom: mene nicht aanz unwichtig, In Nom und faft ganz Stalien ift man fo behut: ſam, daß nach einem Polizeigefege fo gar alles verbrant wird, was derglei: chen Kranke gebraucht haben, und die größten Aerzte diefer Nation, Eiiorz gagni(decaufl. & fedib. morbor. epiſt. Eine Polizei: Angelegenheit. 810 22, 3.) Dalfalva, Sarcone ıc. (del Contagio del Vajuolo 1770) mei: den die Defnung fofcher feichen aus Furcht vor der Anftecfung, ja man feheint fogar zu glauben, daß die gifs tige Materie, fo wie beim Ausſatze der Juden, felbft durch die Mauern eines Hauſes fortgepflanzt werde, und daher bleibt ein Haus, worin ein Schmwindfüchtiger gewohnet, oft ein ganzes Fahr unbewohnt. In Pors tugal vernichter man eben fo die Bet⸗ ten und Kleidungen ꝛc. aller die an Dies fer Kranfpeit geftorben find. Was ift alfo nach erwiefener Mits theilung der Kranfeit, und bei der von aufrichtigen Aerzren felbft zugege: benen Ohnmacht ihrer Kunft wider die wahre Schwindfucht, wenn fie wirklich fchon die Subftanz der Lunge confumiret, natürficher, als zu verhuͤ⸗ ten, daß fie wirklich entftehe oder mits gerheifet werde? oder begreiflicher, als dag man ihr ausmeichen müffe? aber alle moralifche Predigten von Ber: meidung der Ausſchweifungen, des Saufens ꝛc. alle medicinifhe War: nungen vor Erhißungen und unzählis gen andern Veranlaffungen, wenn fie auch noch fo tiefen erbaulichen Eins druck machen, noch fo pünktlich bes folgt werden, find eben fo wenig hin: reichend die durch diefes Uebel entftes bende große Mortalität zu verringern, und die Entſtehung zu verhüten, als nad) einmal formirter wahrer Vereite⸗ tung der Lunge — Der Kubflall, oder andere angepriefene Mittel, mo es nicht der Gegenſtand der ſchaͤrfſten Pos Eerz liceis 811 lizeiunterſuchung wird d), Die Be muͤhung, Eben zu befördern fcheinet oft ganz entgegen gefeßte Wirfung zu haben und der negatife Vortheil oft größer zu werden, wenn man Ehen hintertreibt, verbietet, oder feltner macht. Solte dies nicht der Fall bei ſchwindſuͤchtigen Perfonen ſeyn e)? Da uns inzwiſchen die Gewiſſenhaf— tigkeit der Aerzte bei den ausgefertig: ten Gefundheitsfcheinen,, die gewoͤhn— lich bei anzutretender Ehe zum Ge brauche der Witwencaſſen erfodert wer⸗ den, einigermaßen gegen folche Fälle fichert, fo wird eben dadurch eine Po: _ Tizeiunterfuchung oder gar ein Geſetz, weldes Schwindfüchtige vom Ehe: ftande ausfchließt, entbehrlich, und jenes unendlich nuͤtzliche Inſtitut ftif: tet auch noch diefen bisher unvermerß; ten Vortheil; nur wird diefer Bor: theil nicht auf den größern Haufen, auf die niedrige Clafe von Einwob: nern verbreitet, die an Witwencaffen gemeinigfich nicht Autheil nehmen können, und to alfo der Fall nicht ungewöhnlich ift, daß ein Schwind⸗ füchtiger bei bemerfter Abnahme feiner Kräfte oder Gefundbeit, fih noch zur Verpflegung in den Eheitand begiebt, Bei diefen Fällen, fo felten fie auch immer feyn mögen, müßte man, dächte Die Schwindfucht. 812 ich, weniger ſorglos ſeyn. Allein eine vorzuͤgliche Aufmerlſamkeit empfehle ich der Polizei und den Verwandten eines Schwindfüchtigen in Abſicht der Betten, und rathe leßtern die geſchwin⸗ defte Trennung, fo bald die wahre Vereiterung der Lunge, und befonders der auszehrende erſchoͤpfende Schweiß, worin ſolche Kranke zu zerfließen pfle⸗ gen, und der ſich auch von einem uns geuͤbten Auge nicht leicht verfennen läßt, merklich wird. Es hieße das jammervofle Leiden eines folchen Uns glücklichen vergrößern, und wirde Grauſamkeit verrachen, wenn ich tiethe, ihn in dem Zuftande feinem Schickſale fo zu überlaffen, daß man ihm mitleidsvollen Beiftand verfagtes Ich wiederhole, daß mein Rath fich allein auf Vertraulichkeit, auf Bettz gefelfchaft einfchränfe, und wenn diefe dem Gefunden nicht ohnehin ecfelhaft wird, daß man ihn alsdenm an die Pflicht gegen fich felbft erinnere, die Kinder auch vom Betteentferne. Aufs ferdem mache ich es mir noch zur deins genden Pflicht, auf das angelegent lichfte wider das vertroͤdeln der von anftecfenden. Schweiße ꝛc. ducchdruns genen Betten und Kleidungsflücke zu warnen, da ohne Zweifel, wann ein folder Kranker fis in dem legten Zeitz punkte d) Ein Arcanum oder Praͤſervatif beſitze ich leider wider dieſes Uebel nicht, und verſtehe überhaupt fo wenig, einen gefunden mit Arzneien vor Krankheiten zu fihern, als das Kunftffück einen Soldaten gegen den Schuß feſt su machen ; aber dies Mißtrauen gegen Präfervatife oder diefe Unwiſſenheit hindert doch nicht, den Soldaten zu warnen, daß er ſich nicht ohne Noth einer Batterie bloß ſtelle. e) Ich bin nicht der erfie, der hierüber ein Policeigeſetz wuͤnſchet; zrank will ang: drüclich in feinem Spfiem siner medicinifchen Police 1779 ſolche Ehen verbus ten wiſſen. 813 punfte ſeines Elendes gebraucht hat, dadurch ein Liebel weiter verbreitet wird, das ohnehin feine Grenzen täg: lich erweitert, und bisher die Hülfe der Facultaͤt fo fehr demuͤthigend ver: fpotter: In Hofpitälern, wo es die Einrichtung, und nothwendige Spar: ſamkeit nicht erlaubt, den Kranfen andere Berten zu geben, als folche, worin vorher fehon zumeilen ein Schwindfüchtiger gelegen, und diefe traurige Nothwendigkeit oft eine Ur: fahe wird, daß Perfonen felbft bei der geringften Anlage zu diefer Krank; beit felten entwifchen, würde ein Mit: tel dawider weniger anwendbar feyn, aber wenn’ außer den Hofpitälern die binterdliebene oft bemittelte Berwand: te eines folchen Kranfen weniger Der licatefje befigen, dergleichen Nachlaß Hannover. Eine Polizei⸗Angelegenheit. 814 zu veraͤußern, als die Troͤdler, ihn an⸗ zunehmen, ſo laͤßt ſich dieſes wohl nicht anders als aus ihrer Unwiſſenheit uͤber die moͤgliche Mittheilung der Krankheit, darin fie durch die bisher rige Toleranz find beftärfet worden, erflären. Diefen babe ich alſo ges glaubt es ſchuldig zu feyn, die Gefahr dabei anzuzeigen, und zu rathen, daß wo dergleichen Nachlaß nicht vernichs tet, doch auf eine zuverläßigere und gewifjenhaftere Art, als bisher ges woͤhnlich gewefen, gereiniget werden möge Wie glücklich wären die Aerzte, wenn fie von den fo ſehr unterfchieder nen, und mannigfaltigen Urfachen der Schwindſucht mehrere fo gewiß zu verhüten im Stande wären als die beſchriebene! Wichmann. Regenbogen ohne Wolken. If" ızten Mai diefes Jahrs mit aufaebender Sonne ſchien der Himmelrecht klar zu feyn; jedoch war derfelbe mehr blaß als blau, woraus ich fiher fchliegen fonte, daß die Luft voller Dünfte war, obgleich der Wind aus Oſten fam, und nicht die gerinafte Wolke zu fehen war, Das Barome: ter war in der Nacht ı rad gefallen, und das Fahrenheitfche Thermometer ftand auf 56. Um halb 5 Uhr, und alfo zur ungewöhnlichen Zeit, erfchien in der Atwmoſphaͤre ein milchweißer Re genbogen, welcher Aber eine Viertel; ftunde ftehen blieb. Der Diametee diefen Halbbogens betrug ohngefaͤhr die Hälfte eines gemöhnlichen Regen⸗ bogens. Um ro Uhr drehete ſich der Wind nah Süden, und das Thernos meter ftand in der Sonne auf go, und im Schatten auf 72, und blieb auf diefen Graden bis um 3 Uhr Nach: mittages, da cs bei einem fehweren Gewitter bis auf 61 herunter fiel, * * * Nm ten Sun, des Morgens war der +7 Himmel ganz heiter; das Baroı meter aber fiel 2 Grad, und der Grad der fun 815 der Waͤrme war 84; der Wind kam aus Suͤden, und brachte ein leichtes Donnerwetter, nach welchem der Him⸗ mel ſich zwar aufklaͤrte, doch ſo, daß ſich die Duͤnſte nur vertheilet hatten. Des Abends um 8 Uhr formirte Die Sonne in diefen Dünften einen ſchoͤ— Aannover, Negenbogen ohne Wolken. 816 nen Regenbogen, obgleich keine Wol⸗ Ben im eigentlichen Verſtande zu ſehen waren. Alle Gegenftände der Sonne, infonderheit verguldete Knoͤpfe und MWindfahnen auf den Dächern ſchim⸗ merten blutroth. Lr M. A. Lehrreiche Unterhaltung. Tr einigen Jahren wurde ich von einem Manne zu einem Spas ziergange eingeladen, welchen eine ziemlich ſtarke teidenfchaft zum Spiele beherrfchte. Es mar ein heiterer Srüplings Morgen, an welchem die wieder auflebende Schönheit der Na: tur alles zu einer ergögenden Bewun⸗ derung auffordert. Mein Begleiter gieng langfam voran, und ich gieng auf einem zwifchen denen angenehms ften Kornfeldern befindlichen Fußſtei⸗ ge hinter ihm ber. Go oft ich diefes oder jenes Gefpräche begann, fo oft wurde folches mit einem bloßen Hm! Za! oder Mein! welches mir zur Antwort ward, wieder abgebrochen, worauf ich eben fo ſtillſchweigend fol gete, als mein Begleiter voran gieng. Machdem wir unfern Weg in einem Stundenlangen Stillfehweigen forts gefegt hatten, Pehrte fich jener uner— wartet um, blieb ftehen, fahe mir ſtarr ins Gefiht, und ſagte; „Funf— „zehn in der Vorhand, fo ift des „andern fein Geld meine, Hiemit feßte er feinen Stab weiter, wir vers fielen wieder in unfer voriges Stils ſchweigen, und giengen nad) Haus, ohne ein anderes Wort geredet zu has ben, Uns fehlte alfo auf unferm Spaziergange nichts weiter, als ein mit Rollen verfehener Spieltifch, um felbigen für beide Theile ergößend zu machen. R 817 ES De 818 Hannooeriſches Magazin. y2tes Stuͤck. Sreitag, den Zofen Junius 1780, Ziweite gorefegung der Auszüge einiger Briefe eines Dfficiers FR ‚von dem Eap der guten Hofnung und aus Oſtindien. (©. das rıte, 12° und 13° St. von d. J.) Sehfter Brief. Wehrteſter Freund! eute habe ich ſo viele Materie zum ſchreiben, daß ich nicht weiß, wobei ich anfangen und aufhoͤren ſoll. Ich will Sie diesmal mit keiner langen Reiſebeſchreibung aufhalten. Was kan es Ihnen ver⸗ ſchlagen, wie oft wir Anker geworfen, und wie oft wir wieder unter Segelges gangen find ; wie oft wir guten oder con: trairen Wind, oder Meerflilfe gehabt, Es wird Ihnen genug feyn, wenn Sie wiſſen, Daß ich eine glückliche und ver; gnügte Reife gehabt babe, und daß ich albier auf Samarang gluͤcklich und gefund angelandet bin. Den gten April mit Aubruch des Tages giengen wir unter Segel, und den ız5{e" fegten wir eine Stunde von Samarang, und eine halbe Stunde von der Sama⸗ rangiſchen Rhede, unter einem er: fehrecflihen Donnermetter Abends um 7 Ubr Anker. Wir fonten wegen die; fes ſchweren Ungemwitters nicht auf die Rhede fommen, Es that einige fo harte Schläge, daß mir einige mal glaubten, es hätte im Schiffe einges ſchlagen. Ein Schiffer ift auf der See für nichts mehr bange, als für ders gleichen Ungewitter. Es ift fein Wun⸗ der; denn man hat hievon viele traus tige Erempel, und fchlägt es ein, fo ift es faft unmöglich, das Feuer zu loͤſchen, weil ein Schif aus lauter leicht fenerfangenden Materien beſteht. Auf der ganzen Reife ift fonft nichts merfwürdiges vorgefallen, Wasmir am merfwürbigiten gewefen, iſt diefes, daß ich zum erftenmal einen feuerfpeiens den Berg, an welchem wir etwa in ber Entfernung von 2 Stunden weg⸗ gefegelt find, geſehen habe. Er ift von einer anfehnlichen Höhe, noch viel höher als der Blocksberg, und heißt Taggal. Er fpie zu derfelben Zeit fein Feuer, aber er rauchte ftarf, wel; ches man des Nachts, weil eben hels fer Mondenfchein war, fehr deutlich feben Fonte, Den IGten April, früh um zwei Fff Uhr 819 Uhr kam Schon ein Fahrzeug von Samarang, welches den Schifscas pitain und mich abholte. Um fechs Uhe wit Anbruch des Tages landeten wir auſ Samarang an. Ich machte; ſogleich dem Herrn Gouverneur, Jo⸗ hannes Robert von der Burgb, die Vifite. Ein Gouverneur von fe: va ift ordentlicher Weiſe allezeit zus gleich Rath von Indien. Odgleich der itzige es noch nicht iſt, jedoch aber vermuthlich bald werden wird; fo wird er doch Edler Herr genant. Der Herr vonder Burgh iftein Feiner Mann, fo fein und zierlich von’Kuochen, mie eine Jungfer, dabei befißt er aber ei: nen durchdringenden Verftand, Wie id) meine Danffagungscomplimente angebracht hatte, fagte er zu mir: „Senn fie willfommen hier auf Sa⸗ „marang; ich babe ſowohl ihren „Brief von Batavia, ald auch den „von... „empfangen; ich hätte gern gewuͤnſcht, fie eher bier zu fehen, „aber ich habe darauf gewartet, ib: „nen einen guten Poften zugeben, und „da vor Purzem der Cornetsplatz von „meiner Garde zu Pferde vacant ger „worden ift, fo babe ich fogleich ihr „rentiwegen nach Batavia geſchrie⸗ ‚den; ; ich wünfche, daß fie vorerſt „Damit zufrieden feyn mögen, Haben „fie ſchon unter der avallerie ge— „dient Ö* Mein, antwortete ich, nie mals, „Run, “ fuhr er fort, „das „macht nidyts ; fo viel als fie hiezu „vonnöthen baben, fönnen fie bald „lernen. Belieben fie nur mit dem „ern Commendant Tropponegro Auszüge einiger Briefe u forechen. Dieſer wird fie ſchon 820 „in allem nuterrichten. Die Tafet has „den fie allezeit bei mir, und fie wers „den diefen Mittag wiederkommen, bei mir zu eſſen.“ Von da gieng ich zu dem Harn Lapitain Commendant Tropponegro, "welcher ein Sachſe von Geburt, und von italienifcher Ab: Punft ift. Ob er gleich nur Capitain ift, fo ift er doch zugleich Chef von als len Truppen der Inſel Java, jedoch unter der Drdre des Herin Oberften Frankena, welcher, wie ich ſchon ges melder, Chef über alle bolländifchen Truppen in Indien iſt. Hieraus Fönnen Sie urtheilen, was ein Capi⸗ tain hier ſchon fuͤr eine Creatur — und ſo iſt es nach Proportion mit eis nem Lieutenant und Faͤhndrich. Das Corps geibdragoner, wobei ich die Ehre habe, Corner zu fenn, ſoll aus einem Capitainlieutenant, welcher Ehef davon ift, einem Eornet, zwei Wachtmeifters, vier Corporals, einen Tambour, zwei Trompetern und vierzig Gemeinen; mithin überhaupt aus ein und funfjig Mann beſtehen; jeßt aber iſt es nur zwei Mann flark, und das ift der Capitainlieutenant und der Cornet. Wie geht das zu? ich will es Ihnen er⸗ zaͤhlen. Es iſt ſchon ſeit einigen Jahren auf der Oſtkuͤſte von Java mit inlaͤn⸗ diſchen Regenten Krieg geweſen, und es wird ein Commando nach dem aus dern da hingeſandt. Weil e8 aber in den dafinen Gegenden fo ungeſund ift, daß die Menfchen mehr von dem Cli⸗ ma als vor dem Feinde fterben, fo hat der Feind noch die mehrſte Zeit die Ober⸗ 821 von dem Cap der Oberhand behalten, und der Krieg ift noch nit zu Ende, Nun wird zwar bie Leibgarde zu Pferde ordentlicher Weiſe niemals zu dergleichen Expedi— tionen gebraucht, denn fie ijteigentlich "bloß dazu beftime, dem Herrn Gon: verneun, bejonders vor den Einlän: deen, Honnene zu mache; teil aber vor kurzem auf der Oftküfte nothwen⸗ dig Succurs von nörhen war, fo hat der Here Gouverneur, wegen Mangel Des Volks, ſich genoͤthigt gefeben, fei: ne Garde dahin zu fenden. Der Car pitainlieutenant ift gleich im Anfange an einer leichten Wunde gefterben, und der Cornet, welcher nachher das Eommando gehabt, bat fich bald dar: nad auf eine fo fd,ändliche Art uͤber⸗ fallen laſſen, daß das ganze Corps Dragoner mir Strumpf und Stiel ift aufgerieben worden. Diejenigen find noch glücklich gewefen , welche in ‘der erften Furie find maſſakrirt worden. Mit den Gefangenen ift der Feind auf die grauſamſte Art umgefprungen. Sie baben unter den entfeglichften Mar; tern einen langfamen Tod fterden muͤſ⸗ fen. Der Eornet, welcher durch feine unverantwortliche Machläßigkeit und Poltronnerie an diefemlnguf Schuld gewefen ift, hat feinen verdienten Lohn empfangen, Er ift mit unter der Ans zahl der Gefangenen gemwefen. Die Feinde haben ihm die Haut abgelöfet, und das rohe Fleifch mit ſiedendem Del fo fauge begoßen, bis er unter dieſen ſchrecklichen Martern geftorben ift. Es ift hier zu Lande im Kriege eine Haupt⸗ regel: auc vincere, aut mori, entwe⸗ guten Hofnung ic. 822 der fiegen oder ſterben. Wir hoffen jetzt taͤglich auf einen Soldatentranss port, der von Batavia fommen fol, um die Garde zu Pferde kon neuem wiederum aufzurichten. Nachdem ich mich genau erkundigt, worin eigentlich mein Dienft, welchen ic) ale Cornet bei der Garde wahrneh⸗ men muß, beftehe, fo will ih Ihnen ſolches Eürzlich wiederum mittheilen. Dbngeachter ich drei Arten von Bedie⸗ nungen zugleich beftreisen muß; fo kan ich doch alles im Spielengeben verrich- ten, ja mein Dienft ift feldft mit vies len Annehmlichkeiten verknüpft. Ich bin erſtlich, nach europäifcher Art zu reden, Oberſtallmeiſter. Nun muß ich aufrichtig bekennen, daß ich nichts _ davon verftehe; aber das ift auch nicht nörbig. Ich halte mir, wie Rabe⸗ ner ſehr weißlich fagt, einen großen Jungen, welcher es um fo viel beffer verfieht, und das ift der Stallmeifter, welcher fchon in Europa. bei einem heſſiſchen Cavallerieregimente diefem Dienſt vorgeſtanden hat. Alles was ich hiebei zu thun habe, iſt dieſes, daß ich dann und wann in den Stall gebe, und zuſehe, ob alles in richtiger Drdnung fey, auch muß ich den täg: lichen Rapport, welchen ich von dem Stallmeifter empfange,, dem Heren SGouverneue wiedergeben, Dieſer ganze Dienft if eigentlich nichts an: ders wie eine Art von Ceremonie. Bei dem zweiten Amte aber, welches ich Be; Fleide,fälltetreas mehr zu thun vor. Sch muß gewiffermaßen einen Hofcavalier agiren. Das iſt wiederum mas neues; Sf 2 jedoch 823 jedoch denke ich dieſem Amte mit vie: lem Ruhme vorzuftehen „ denn mein vornehmftes Gefchäfte bei diefer Be dienung iſt diefes, daß ich alle Tage mit dem Gouverneur, es fen bei ihm, oder bei andern, ſehr magnifik effe und trinke. Mein drittes Amt ift end; lich dieſes, daß ich als Officer zu Pferde und zu Fuße, ſowohl bei grofs fen Eeremonien, um Honneur zu mas. den, als auch im Fall der Noch gegen den Feind Dienfte tkun muß. Das letztere fällt febr felten vor; das erite- re aber fehr oft. Von allen diefen Aemtern werde ich bei worfallenden Gelegenheiten weitlänftiger reden. Den 2oten diefes haben wir den Geburts: tag unfers Herrn Gouverneurs fehr feftlich gefeiert Alle Perfonen von Diftinftion von beiderlei _ Gefchlecht waren Dazu eingeladen. Wir famen, wie e8 bier gebräuchlich ift, Abends um 6 Uhr zufammen, und blieben bis den andern Morgen um drei bei ein: ander, Dies Feft wurde in dem Luſt⸗ garten des Gouverneurs, welcher dicht vor Seinsrang liegt, gefeiert. Der ganze Garten war illuminirt, welches einen prächtigen Profpeft gab. Vor und nach der Tafel wurden Spielpar: theien gemacht, und getanzt, Bei der Tafel giengen die Pofale herum, und bei den vornebmften Geſundheiten wurde ein Nundal gemacht, die Ras nonen geloͤſet; und ein dreimaliges Huſſé gerufen. Ich bin ıc. * * — Samarang, den 241" April 1772. Auszüge einiger Briefe" 824 Siebenter Brief, Billa Freund! Wiſpe was neues? Ich habe ſchon eine Campagne oder viels mehr eine Erpedition gegen den Feind gemacht, und bin auch ſchon wieder zuruͤck. Das ift alles fehr geſchwind gegangen. » Den 27ten des vorigen Monats ward ich nebft dem Capitain von den Dragonern Mittags um 11 Uhr zu dem Herren Gouverneur gerus fen, welcher ung anfündigte, daß wir uns um 6 Uhr Abends bereit halten mögten, um mit funfjig Mann Gre nadiers an Bord zu geben; wir mögs ten um fünf Libre wieder fonımen, da er uns eine nähere fchriftliche Inſtruk⸗ tion geben würde. Wir mußten uns alfo fo geſchwind wie möalich marfchs fertig machen, und uns mit Munition und allen zum Kriege erforderlichen Nothwendigkeiten verſehen. Der Herr Gouverneur hatte Nachricht gekriegt, daß fich etwa zo Stunden von Sa⸗ marang ein Rebell aufgemworfen habe, der fich für einen Dangerang, das beißt, für einen Prinzen ausgegebẽ. Die fer hatte fich einen Yahang gemacht, und in den dafigen Gegenden viele Grat famfeiten ausgeübt. Wir mußten alfo, nebft noch 300 Mañ inländifcher Trups pen, welche unterwegens zu ung ftoßen folten, den Pangerang mit feinem Anhange auffuchen, und infonderheit trachten, denfelben entweder tod, oder lebendig, zu Priegen, Denn fo bald man das Haupt von folchem zufanıs men gelaufenen Raubgefindel bat, fo flüchten 825 von dem Cap der flüchten fie von ſelbſt. Dieſem zufot: ge giengen wir des Abends um 6 Uhr mit fünf Fahrzengen zu Waſſer. In dem erftern, welches von den andern febr diftinguirt war, faß ich nebft dem Sapitain, unfern Domeftifen, und zwei Waldhorniſten; in dem zweiten war die Munition, wobei ein tüchtiger Eorporal mit vier Mann commandirt wurde, und in den übrigen drei Fahr; zeugen wurde die übrige Mannfchaft, nebft den Unterofficiers vertheilt. Den 2gten April mit Anbruch des Tages, das ift hier allezeit Jahr aus Sabre ein Morgens um fechs Uhr, gleichwie Abends um fechs Uhr alles geie die Sonne untergeht, Tangten wir zu Japara an. Hier habe ich den liebenswürdigften Mann von der Welt kennen lernen, welcher fi) von der ecke nennt, und Refivent oder Ober; haupt von Japara iſt. Er hat nicht allein uns beide Dfficiers aufs freund: fhaftlichfte empfangen, fondern auch unfern bei uns babenden Grenadiers alles mögliche Vergnügen, und ein Praͤſent von hundert Dufaten ge: macht, Wir blieben den ganzen Tag auf Yapara, und es ftieß hier noch ein Tomogong, das heißt, ein im: ländifcher Regent über einen gemiffen Diftrift Landes, nebft 190 Mann ins laͤndiſcher Miliß, zu uns, welche theils mit Piken, theils mit Pfeil und Bo. gen, und theils mir Gewehr bewaffnet waren. Diefee Tomogong ift ſchon ein Greis von einigen 70 Yahren, aber noch fehr munter und tapfer, und iſt der Oftindifchen Compagnie allezeit guten Hofnung ı. 826 ſehr treu geweſen, melches ee in ver: fihiedenen Feldzuͤgen bewiefen hat. Er nennt fih Citroſſumo. Ohngeachtet ein folcher Tomogong bei den Inlaͤn⸗ dern fehon ein großer Mann ift, fo ſtund er doch unter unferm Befehl den e8 ift hier eine Hauptregek, daß wir Europäer uns bei den Inlaͤndern allezeit im Reſpekt zu erhalten fuchen müffen, Wir leben mit den vornehms ften Javanen zwar auf einen freunds fchaftlichen Fuß, aber ſie müffen doch von uns allezeit Befehle empfangen, Es muß bier im tande eine ganz ber fondere Politiß beobachtet werden. Den zgten April des Morgens um halb fechs Uhr brachen wir von Ja— para auf, und marfchirten über fand. Die Offieiers nichr allein befamen Pferde, fondern auch die Unteroffis ciers und Öemeine, die inländifchen. Soldaten aber mußten zu Fuße geben. Alle Bagage fo wohl don Officiers als Gemeinen ward durch Javanen, welche dazu auf Japara beordert wurden, uns nachgetragen; denn die Wege ſind hier nicht ſo beſchaffen, daß ſie allerwaͤris koͤnnen befahren werden. Um 9 Uhr machten wir einen Halt von einer halben Stunde in der Ne⸗ grei Morgioffd, und um 12 Uhr rückten wir in die "Tegrei Corus eim Der Capitain und ich logirren dafelbft bei einem Tomogong mir Namen We rio di Ningrat, der mit einer vers ftoffenen Frau des Kaifers von Java verheirather if, Er empfieng uns ſchon vor der Hausthuͤr mit einem zahlreichen Gefolge, welches er hinter ee 3 ſich 827 fich hatte, auch ließ er uns durch feine Militz Honneur machen. Ein folcher Tomogong komt mir juft fo vor, als wenn ein Opernfönig aufgezogen komt. Denn wo er geht und ftebt, bar er als lezeit ein zahlreiches Gefoige bei ſich, welche mit allerlei Gewehr bewafnet nd, i Den zoten April, des Morgens um 5 Uhr, brachen wir wieder auf. Der Tomogong Morgioſſo ſtieß noch mit 150 Mann inlaͤndiſcher Militz zu "uns, daß die ganze Armee alſo mit uns 350 Mann ſtark war. Nachdem wir auf dem halben Wege einen Halt gemacht hatten, ruͤckten wir Mittags um rilße in die Negrei Berti ein, wo twir wiederum bei einem Tomos gong, mit Namen Suroicromo lo: girten. Er regalirte uns Mittags und Abends mit einer Tafelmufif, wo: Bon mie noch die Ohren gellen. Die Muſik, welche die Javanen machen, und woran fie einen fo großen Gefal— len finden, ift unfern europäifchen Oß- ten fo zuwider, daß man mögte naͤr⸗ riſch davon werden. Es iſt für ung ganz und gar feine Harmonie darin; ich fan folche nicht beffer vergleichen, ais mit einem Concert, wo alle auf lauter verftimten Inſtrumenten kraz⸗ zen, und unter durch hört man ein dumpfiges Geläute von allerlei Sor— ten von Glocken. Da wir aus Hoͤf⸗ lichkeit gegen den Tomogong dieſe Muſik bewunderten, ſo war er wieder ſo hoͤflich, und ließ ſie zu unſerer gtoͤß⸗ ten Poͤnitenz die ganze Nacht ſpielen, daß wir kein Auge zu thun konten, ſo muͤde wir auch waren. Auszuͤge einiger Briefe 828 Den ıten Mai machten wir einen Raſttag, tbeils um durch Spions naͤ⸗ bere Nachrichten von dem Feinde eins zuzieben, theils um die Leute ausruhen zu laſſen, und ich ritt mit dem Capi⸗ tain und den beiden Tomogongs nach dem Fort Joang, um von dem dafl- gen Reſtdenten, ver auch ſchon Spiens ausgeſchickt hatte, noch mehr zu er fahren. Dieſer Reſident, welcher ſich Niewirt nennt, iſt eben ein ſo guter Mann, wie der Herr von der Beke zu Japara. Man hoͤrt hier auf Java ſo viele edelmuͤthige Hand⸗ lungen von ihnen, daß man die groͤßte Achtung für fir haben muß. Ihr groͤß⸗ tes Vergunuͤgen iſt wobl zu ibn, und fie koͤnnen es auch, denn eine ſolche Refidenz bringt jährlich wenigſtens 20 bis 30,000 Rthlr. ein. Sobald wir zu Patti, welches eine Stunde von Foana ift, angefommen waren, ſchick⸗ te der Herr Niewirt gleich einen Koch mit allerlei Getraͤnken und tebensmits teln, um uns und unfere feute zur bes wirthen, auch ließ er gleich wie der Herr von der Beke 100 Dukaten unter fie vertheilen. Gegen Abend friegten wir die gemwiffe Nachricht, daß fid) der Feind jenfeits des Fluffes, denn es war auch ein Fluß zwifchen ung, in den Gebuͤrgen, welches etwa noch drei Stunden von ung war, gelagert haͤtte. Auf diefe Nachricht hielten wir mit den beiden Tomogons fo aleich Kriegesrarh, und es wurde befchloffen, den folgenden Tag über den Fluß zu geben, und den Feind, den Tag nach⸗ ber, mit Anbruch des Tages nam et: 529 von dem Cap der überfallen. Diefem zufolge brachen wir den fen Mai Morgens um 5 Uhr auf. Ehe wir an ven Fluß kamen, hatten wir einen Weg zu paffiren, der fo wenig fonte beritten, als befahren werden, weil 28 an einigen Orten fo morajtig war, daß die Pferde würden ftecfen geblieben feyn. Unſere Leute mußten fi desivegen ausziehen, ihre Kleider und Gewehre wurden ihnen durch die Javanen nachgetragen, und ſo mußten ſie ſuchen durch den Mo— raſt, worin fie oftmals beinahe bis an den Hals zu ſtecken famen, faft eine Stunde, bis an den Fluß, durch zu waden. Wie machte e8 denn der Ca: pitain und ich? Ich muß lachen, wenn ich noch daran denke. Wir wurden ein jeder in einem großen Lehnſtuhl durch Javanen uͤbergetragen. Iſt das nicht luſtig, in einem Lehnſtuhl gegen den Feind marſchiren? Nach— mittags um 4 Uhr ließen wir uns über den Fluß feßen, und Abends um 8 Uhr rückten wir in die Negrei Zins kelzewo, welche noch eine Stunde von dem Gebuͤrge liegt, wo ſich der Feind aufhalten ſolte; weswegen wir Wa; chen und Pikets ausſtelten; die Leute mußten angezogen bleiben und die Ge: wehre bei fich behalten, Des Abends berarbfchlagten wir uns nochmals, und nahmen Abrede, auf welche Art wir attaquiren twolten, weil wir wiederum nene Nachrichten erhielten, daß der Seind fich noch in. den Gebuͤrgen auf: halte, Es murde befchloffen, unfer Eorps in zwei Treffen zu rangiren; das erſte folte dar Capitain mit dem guten Hofnung ꝛc. 830 Tomogong Citroſſumo, und das zweite ich mit den Tomogoug Su: roicromo commandiren, Das erfle ſolte 200, und das zweite 100 Mann ftark fern. Von dem erften Treffen folten 50 Bucconeſen die Avantgar⸗ de machen, und den erſten Angrif thun. Die Bucconeſen ſind ein tapferes fireitbares Volk. Wenn fie attaqui⸗ ren wollen, fo befchmieren fie fich das Geſicht und den Leib, denn fie find faft ganz nackend, mit allerlei Farben, fie laffen die Haare wild und zerfireue über das Geſicht hängen, um recht fürchterlich auszufehen. Wo fie bins fommen muß alles fallen, oder weis chen, denn fie wehren fich, fo Tange fie fih rüßren koͤnnen. Die Oftindifche Compagnie bat viele von dieſer Nas tion im Dienſte, weiche ihr im Kriege große Dienfte thun, denn fie laffen fich wohlermorden, aber niemals zurück treiben Eine wilde Tapferkeit vder vielmehr Tollfühnpeie ift diefer Mas tion eigen, worin fie ihre größte Ehre fuer. Doch wiederum zur Haupts fache zu fommen. Die Delotons wurs den durch inländifche Officiers und ums fere Unterofficierg commandirt. Der Angrif folte Parz vor Anbruch des Tas ges gefchehen. So wurde es befchlofr fen und auch gläcklich ausgefüper. Den zten Mai, des Morgens halb 4 Uhr, marfchirten wir ftille ab, und um 5 Uhr fielen die Bucconeſen den Feind, der uns gar nicht war gewahr geworden, mit folcher Wuth und bruͤl⸗ lendem Gefchrei an, daß die Berge und Thaͤler davon ertönten, Der Feind, 831 Auszüge einiger Briefe von dem Cap der guten Hofnung ec. 932 Feind, welchen man ohngefähr auf im Zinkelzewo ein. Die Kerls fahen 306 Mann gefchägt hatte, wurde von diefen so Bucconeſem allein totaliter gefchlagen, ohne daß das erſte und zweite Treffen einmal ins Handgemens ge kam. Was fi nicht mir der Flucht vettete, wurde niedergemacht und gefan: gen genommen. Das größte Gluͤck hier bei war. noch diefes, daß der Anführer der Rebellen mit tod auf den Plage lag. ' Denu fo bald dies Naubgefin: del feinen Anführer mehr hat, fo lau⸗ fen fie von feldit aus einander. Wir ließen diefem Hauptrebellen wie es bier gebräudlich ift, den Kopf abbauen, felbiger wurde eingefalgen, und nebft den Gefangenen nah Samareng gefickt, wo er auf einen großen Bambusftoc drei Tage zur Schau geſteckt, und darnach in den Fluß ge: worfen wurde. Hiemit hatte der ganze Krieg ein Ende, Wie alles vorbei war, marfchirten wir wieder nach Zinkelzewo, wo der Herr Refidene Niewirt fo wohl für uns, als für unfere teure ein Pöftli- ces Gaſtmahl hatte anrichten laffen. Er ſelbſt war auch mit gegenwärtig, und wir waren den Tag über recht fröhlich. © Nach gethaner Arbeit iſt gut feiern, Von unfern Buccone⸗ fen haben wir doch inzwifhen 27 Mann vermißt, und 9 davon waren verwundet: Die Übrigen hatten jeder einen feindlichen Kopf aufder Spitze ihrer Pie, und rückten fo triumfirend aus wie der lebendige Satan. Den ger Mai mit Anbruch des Tages brachen. wir wieder auf, mar ſchirten zu Fuße bis nach der Negrei Caſſia, wo wir Angefchift wurden, und über See wiederum nach Samas rang zurüc kehrten. Den sten des Abends um ıı ubr landeten wir ſchon auf Samarang au. Geftern habe ich zum erſten mal einen Krokodil gefeben, welcher mit aufgefpertem Rachen am Ufer im Wafs fer lag. Es iſt ein ſcheußliches Thier. Den sten ſeuͤh Morgens meldete ich mich mit dem Capitain bei dem Herrn Gouverneur, welcher uns ein’ gnädis ges Compliment machte, und ung das bei verficherte, daß er ung nicht allein beftens ‚bei dem Herrn Öeneralgouvers heur tecommandiren, fondern auch bei vorfallenden Gelegenheiten für ung fors gen würde, Es ſcheint in der Thar, als wenn fih bier in Indien alles zu meinem Gluͤcke vereiniger. Es ift doch recht fonderbar, daß ich, da ich kaum auf Samarang warnı geworden war, fehon ein Commando gegen den Feind habe thun müffen, da andere, die viele Jahre hier find, ſolches noch nicht ers lebt haben, Inzwiſchen ift es mir techt lieb, infonderheit, da es fo glüchs lich ausgefallen iſt. Ich Fan mir doch num von det. hiefigen Art zu kriegen ei: nen Begrif machen. Die Forefegung folgt Pünftig. 833) I Samos Magapi sa Stuͤck. "Montag, den zten an 1780. Zweite Fortſetzung der Auszuͤge einiger Briefe eines Sfficiers N: „von dem Cap der gufen Hofaung und aus Oſtindien. ( Fortfegung. ) m gfen Mai, des Nachmittags, Fam der geibeutfcher von dem Herrn Gouverneur zu mir, und brachte mir zwei Pferde mit completer Equipage. Dies war das erſte Ge: ſchenk, welches der Herr Gouverneur mir machte. Auf dem einen Pferde lag eine Staatsfhabracfe und ein Staatsfat: tel, und auf dem andern eine .alltägige ordinaire Schabracke und Sattel. Die Staatsfchabracfe ift von rothem Sam: met mitSilber geftickt und mit filbernen Frangen; die alltägige ift gleichfalls von rothem Sammıet mit breiten ſilber⸗ nen Treffen; beide find ganz neu. Der befte Sattel ift fo magnifif, daß fein Prinz ſich i. Ten fhämen darf, darauf zu reiten. Der Siß ift mit rothem Sammet ausgeftopft, und aller Be: ſchlag ſowohl an dem Sattel als Kopf: geftell, ja feldft die Steigbügel find von maffivem Silber. Der andere Sattel iſt zwar auch mit rothem Sam; met ausgefuttert, aber der Beſchlag Daran ift von Kupfer, Die Pferde find beide kaſtanienbraun. Dies iſt noch nicht alles, Diefen Morgen ift auch der Schneider bei mir gewefen, welcher für den Herrn Gouverneur ars beitet, und mußte mir auf deffen Ordre zu zwei Montirungen, den Hut mit eingefchloffen, die Maaße nehmen, Unſere Uniform ift weißes Laken mit rothen Rabatten, filbernen Schleifen und Uchfelband ; das Kamifol rothes Laken, reichlich mit flbernen Treffen bes feßt, und die Beinkleider gleichfalls rothes Laken. Ich Fan diefes Präfent wenigſtens auf acht hundert Thaler rech: nen. So aber koͤmt der Cornet auf einmal in eine recht magnifife Equi: page, daß er felbjt nicht weiß, wie, Es ift doch fehr artig von dem ehr⸗ lien Robbere von der Burgb, und id) glaube, daß ich nicht nöthig babe, mich zu fchämen, ein folches anfepnliches Gefchenk von meinem Ges bieter anzunehmen, Den zen Mai Fam ein Nefrutens transport bon Batavia an,wovon wir 4 Mann befomen haben, um das Corps 699 Leib⸗ 835: Leibdragoner davon zu errichten, Nun wird alfo unfere Arbeit angehen, und wir verdin täglich zu Pferde und gu Fuße ererciten müſſen. Ich habe noch etwas vergeffen, welches ich auch von tung iſt, „und wofür ich 25 Rthl. ber _ Auszüge, einiger Bliefe 836 ih muß. ibm aber dafuͤr bie & ge⸗ ben, welche eben nicht theuer iſt. Auf ſolche Weiſe habe ich ſchon einen Leib⸗ eigenen, welcher bei mir zur Aufwar⸗ dem Herrn Gonverneur gefchenft ber“ zahlt habe, fommen babe, und das find zwei Paar Pistolen, wovon das eine mit Silber, und-das andere mit Kupfer befchlagen iſt. Sie fteeften; mit in. den Piſtolen⸗ balftern, wie ich die Pferde kriegte; aud ware Stangen, Ttenfen, kurz alles dabei, was dazu gebhoͤrt. Da ih nun vorerft zwei Pferde habe, fo muß ich mich auch nach. zwei Knech⸗ sen umfehen, denn man muß bier. bei einem jeden Pferde einen Knecht haben ; wovon die Urfache diefe iſt: man bat bier feinen Haber amd Hederling, fon: dern, weil es Fahr aus Fahr eingrün ift, fo laͤßt man täglich Gras fchnei: den, welches mit etwas aufgetrockne⸗ tem Reis, der noch in den Huͤiſen ift, vermifcht wird, und ein Knecht fan nicht mehr als für ein Pferd Gras fehneiden, Die Pferde often bier nichts, um fiezu unterhalten, aber die Anechte, welcheman darauf halten muß. Man Ban bier inzwifchen leichter Daran kom⸗ men, wie auf Batavia; denn man bar nicht noͤthig/ Sklaven zu faufen, fondern man nimt Mierhlinge, Unter den Javunen giebt es viele, die fich, wenn ſie etwas fhuldig find, ſelbſt verpfänden. Wenn ich einen folchen Knecht annehme, ſo bezahle ich das für ihn, was er ſchuldig ift, dann ift er fo lange mein Leibeigener, bis er mir das Geld wieder gegeben bat; £ Den 2410 Mai. bin ich auch zum erftenmal mit dem Herrn Gouverneue nach der Kirche geritten. -Hievon muß ich Ihnen ‚wieder eine fleine Erläutes rung geben, Der Herr Gouverneur, welcher hier auf ganz Java wie ein Fürft angefehen wird, fährt alle Son: tage, wenn er keine Abhaltungen bat,. en Ceremonie nad) der Kirche, Hie⸗ bei habe ich auch etwas zu thun. Kurz vorher, ehe er wegfaͤhrt, veite ich zu ibm, 9 Antehambre auf, bis er mit feiner Gemalin berausfömt, die ich bis au den Wagen begleite, und in die Kut— ſche hebe. So bald diefes gefchehen ift, ſetze ich mich in der größten Ges fhwindigfeit zu Pferde, und reite, nebft dem Generaladjutant von dem Herrn Gouverneur, beidem Wagen ber; jener linker und ich rechter Hand. Zwei Trompeter reiten vorauf, mwels che unaufbörlich blafen , zwei Läufer laufen dichte vor dem Wagen, und vier europäifche Bediente, in rother tivrei mit Golde, reiten binter dem Wagen, Wenn mir bei die Kirche fommen, muß ich ſo geſchwind wie möglich fuchen vom Pferde zu fommen, um die Gemalin des Herrn Gouvers neurs aus dem Wagen zu heben, und in die Kirche zu begleiten. Wos ich bei dem Hinfahren in bie Kirche zu beobachten * und halte mich ſo lange in der "837 - beobachten Habe, muß ich asıch bei: der Zurückfahrt wieder wahrnehmen, So viel für diesmal, mit der Der; fiherung ı% * * * Samarang, den 26ten Mai 1772, Er * * * * * * — Achter Brief. iebſter Freund! ie hieher ift nichts neues und vers Anderliches vorgefallen, als daß wir alle Tage zweimal erercire haben. Denn wir muͤſſen eilen, die Dragoner in Stand zu bringen, weil der Herr Goupernene mit dem Ende dieſes oder dem Anfange künftigen Monats ver; reifen wird, und dann muß die Gar: de zu Pferde mit. Wo ſoll denn die Reife hingehen? Das will id) Ihnen fagen. Wenn ein Gouverneur von Java die Regierung anteit, fo muß er drei Reifen nach einander vorneh: men. Die erfte Reife thut er nach dem Hofe des Kaifers von Java, und des Sultans. Erſterer reſidirt zu Souracarta, und leßterer zu Juc⸗ jucarta. Die zweite Reiſe thut er nach der Oſtkuͤſte, und die dritte nach der Weſtkuͤſte von Java, um alle Comtoirs von ganz Java zu beſuchen. Da unſer Gouverneur noch nicht Tan: ge an der Regierung ift, und man ‚auch bier wicht zu allen Jahrszeiten wegen der ſchlechten Wege zu Lande rei⸗ ſen fan, fo bat er noch Feine von dies fen Reifen, welche mit aller möglichen von dem Cap der guten Hofnung ic. hen. 938 Pracht geſchehen, gethan. Wir bar ben ſie alſo noch zum beſten, und das iſt mir beſonders angenehm, denn „bet ſolchen Gelegenheiten kriegt man recht was zu fehen. ’ Die Javanen hatten den 26ten Junius ein großes Feſt, und der Patti von Samarang, welcher bei den Ins ländern ſchon eine große Creatur iſt, denn er iſt noch vielmehr wie ein To⸗ mogong, batte nicht allein den Herrn Gouverneur, fondern auch alle Perfos nen von Diftinktion von beiden Ges fhlechtern dazu eingeladen, Der Here Gouverneur gieng en Ceremonie das bin, welches er allzeit thut, wenn er einem insändifchen Negenten die Bis fite macht. Wenn ich Jhnen alle. die ‚Seremonien befchreiben folte, welche ſowohl von des Patti, als von unfe ter Seite gemacht wurden, fo müßte ich viele Bogen davon voll fchreiben, und hiezu habe ich unmöglich die Zeit; ich, will nur das vornehmſte erwehnen, Wir -Dragoner mußten den Herrn Öouverneur eſcortiren, und der Patti hatte feine beſte Miliz zu Pferde und zu Fuß, welche theils mit. Gewehr, theils mit Pfeil und Bogen, und theils mit Difembewafnet waren, ausruͤcken loffen, um zu paradicen,. und dem Herrn Gomverneur Honneur zu mas Dei unferer Ankunft wurden bie Kanonen gelöfet, präfentire und das Spiel geruͤhrt. Die Pofituren und Örimaffen, welche dieinländifchen Soldaten bei ihrem exerciren machen, find ſehr luſtig und laͤcherlich, und die militairſche Mußf ift fo beſchaffen, G992 daß 839 daß man närrifch im Kopfe davon wer: "den mögte, Die Infanterie fowohl als die Cavallerie, Dfficiers und Ge meine find alle barfuß und halb na: Pend. Wie der Here Gouvernene aus dem Wagen flieg, nabm ihn der Patti bei der Hand, und führte ihn durch vier große Vorhoͤfe nach feiner Refis denz, welche der Dalm genannt wird, Die Gemalin des Gouverneurs wurde durch die erfte Gemalin des Patti geführt. Denn außerdem hat er noch ‚drei angebeirathete Frauen, und wer weiß, wie viel Hundert Kebsweiber, Die Javanen find alle der muhamme⸗ danifchen Religion zugetban, darum koͤnnen fie fo viele Weiber nehmen, mie fie wollen. Wie wir in den Dalm famen, waren für den Herten Gous verneur und feine Suite Stühle ges ſetzt. Von den Inlaͤndern fam Peiner auf einen Stuhl zu fißen, tie der Patti und feine allernächften Anver: wandten. Dieſe find feine rechten Brüder und Achten Kinder, die er mit feiner erften Gemalin gezeuger bat. Alle übrige vornehme Javanen, ja felöft die Tomogongs, die mit zuge⸗ gen waren, mußten es fich gefallen laffen, auf der Erde zu ſitzen. Die Devotion, welche die Javanen ges gen ihre Megenten baben, ift ganz aufferordentlich, und die Megenten find in ihren Diftriften ganz fouve: rain. Ein Parti fan hunderten die Köpfe abfchlagen laffen, ohne Jeman⸗ den im geringften Rechenfchaft davon zu geben, Die Divertiffements, welche uns Auszüge einiger Briefe "der Patti machte, beftünden darin, ‚840 daß er einen Trupp Mädchen nach dem andern vorkommen ließ, dieſe mußten padeiangen, das heißt, fie mußten hach der javanifchen Muſik allerlei pantomimifche Geſtus machen ; hiebei werden wider von andern Maͤd⸗ chen allerlei Lieder zum tobe des Pat— ri gefungen, auch wohl alte Gefchichs ten von den Vorfahren des Parti. Alle diefe Mädchen find feine Kebs— weiber, oder fie find e8 gewefen, Ohn⸗ geachtet der Patti fchon über 7o Jahr alt ift, fo hat er doch eine Schule von jungen Mädchen auf Zuwachs, wels he auch padeiangen mußten. Sie find alle befonders dazu angefleidet, Ihr Kopf ift mit lauter Blumen ums wunden, und das Geficht, und den halben Leib, denn fie find bis an die Brüfte nafend, haben fie mit allerlei Farben befchmiert, welches für Die Tavaneır eine angenehme, für ung Europäer aber eine affreufe Augen: weide if. Der Patti ließ uns aud) eine Comoͤdie fpielen, wovon ich fein Wort verfiand, fie war aber ohnge⸗ fähr nach dem Geſchmack, wie der Eſelskopf, eine Satire nah dem Ras bener. Bei der Tafel wurde reichlich getrunken. Bei folchen Gaftereien ge ben allezeit Pokale herum, und bei jes der Gefundheit, die mit Pokalen ges trunfen wird, werden die Kanonen gelöfer, Es wird hier zu Lande viel fhärfer gerrunfen, mie in Europa, und man fan bier auch mehr vertras gen, denn man ſchwitzt es gleich wies der aus, Nach 841 von dem Cap der Mach der Tafel, da alles ziemlich illuminirt war, wurde getandacft. Dies iſt recht komiſch anzuſehen. Es fom: men zwei Mädchen, welches ordinair Huren find, fingend berein, und for: dern einen jeden von der Gefellfchaft anf, um mit ihm zu tandacken, das beißt, nach der javaniſchen Muſik al: lerlei verliebte und Eomifche Geftus zu machen. Zuerſt warfen fie fich dem Patti zu Füßen, und forderten ihn auf Nachdem er fie ein wenig vor feinen Füßen hatte liegen laffen, erhob er fich endlich mit einem pattifchen Air von feinem Stuhle und winfte ihnen aufjuftehen; fie blieben aber noch liegen, wandten ihr Geficht weg, und machten allerlei verwunderungs⸗ volle Geftus, daß der Patti mit ihnen tandacfen wolte, Der alte Datri gieng darauf mit einem gravitätfchen Gange auf und nieder, und die Mädchen krochen hinter ihm ber, wie die Wür; mer, Endlich warf er ihnen fein Schnupftuch zu. Auf diefes Signal ftunden fie auf, und nun fieng er an, mit ihnen zu tandacfen. Cs war ein Plaiſir anzufehen mas viefer alte Mann noch für verliebte und Fomifche Geftus machen konte. Mehr wie taus fend Javanen, die um uns herum auf der Erde faßen, klopften beftändig dabei in die Hände, und riefen ihm durdy ein javanifches Bravo ihren Beifall zu. Wieder Patti fertig war, brachte er die beiden Mädchen dem Herrn Gouverneur zu; er Faufte es aber mit einer Hand voll Dufaten, die er ihnen in den Bufen warf, ab, auten Hofnung ic. 942 darauf forderten fie einenmjeben von der Geſellſchaft ohne Unterſchied auf, und fie mußten auch alle daran, jung und alt. Den een Zul, ift hier auf Sama⸗ rang eine fchreckliche Execution ges weſen. Es wurden zwei Javanen und zwei Chineſen gerävert, neune gebenft, und achte gegeiffele und ge brandmarft, worunter vier Europäer waren. Dergleichen Erecutionen ges ſchehen bier mit vielen: Ceremonien. Alle Rathsherren verfammeln ſich in fohwarzen Kleidern und Mänteln auf dem Narbhaufe, allmo den armen Suͤndern das Urtheil vorgelefen wird, Der Gouverneur, welcher nahe vor der Stadt wohnt, font herein und begiebt fih ins Gouvernement, und alle Dfficiers, die nicht in Dienften find, mit ihm. Alle Thore werden gefchloffen, und ein Theil der Dragos ner muß beftändig in der Stadt bin und ber patroulliren, Wenn das lirs theil vorgelefen ift, feßen fich die Raths⸗ berren, zwei und zwei in einen Wa⸗ gen, und bei jedem Wagen marfchiren zwei Soldaten mit geladenem Gewehr, und fo fahren fie in Proceffion mit no einem Commando vorauf nach den Gerichtsplaße, wobei alle Glocken auf Samsrang geläutet werden. Sch mußte diefes ſchreckliche Schaus fpiel mit anſehen, weil ich mit zwans zig Mann zu Pferde commandirt war, um binter dem Kreife, welchen die Sufanterie gemacht hatte, zu halten, und mußte fo lange die Execution dauerte, beftändig rechts und links um 699 3 den 843 Auszüge einiger Briefe von dem Cap der guten Hofnumg sc. 844 den Kreis patroufliven laſſen. Sch Bin über die Hartnäckigfeit der Delin⸗ quenten erſtaunt. Unter den ſchreck⸗ lichften Martern bleiben fie fo fuͤbllos wie ein Stein, und ließen nicht die ger ringfien Zeichen des Schmerzens von ſich blicken. Ein Javane wird auf die jaͤmmerlichſte Urt ſchreien, wenn er gepeitfcht wird, aber er läßt fid) aufhängen, rädern und mit glühenden “Zangen zwicken, ohne einen Laut von ſich zu geben, Sie thun es aus einem Peligionsprineipio. So blutig und traurig der eheger firige Tag auf Samsrang gemwefen ift; fo frölich und vergnügt haben wir den geſtrigen zugebracht. Da mir Morgen die Reife nach dem Hofe des fogenannten großen Kaifers von Ja⸗ va und des Sultans antreten werden, fo gab der Herr Gouverueur geſtern Abend ein Abfchievsmal, Morgen fruͤh um 5 Uhr brechen wir auf, Es find zu dieſer Reife folche Zuruͤſtungen gemacht, als wenn in Europa ein Potentat den andern befucht. Die Reife wird, fo wie man fagt, vier bis fünf Wochen dauren, Wenn ich wie⸗ der zurück Fomme, ein mehreres. Adieu fo lange! Ich bin ꝛtc. Samarang, den 6ten Julius 1772» “rk Der Schluß folgt Fünftig. . Sommerhige unter dem 52ten Grad nördlicher Breite. Nor fechs Jahren las ich im Ham: burger Correfpondenten von Flo⸗ renz, daß man dafelbft an einem ges wiſſen Tage eine außerordentliche Hitze ausgeftanden habe; es fen nemlich das Fahrenheitfche Thermometer auf den ga2ten Grad gefliegen. Es war nicht dabei angeführt, ob das Glas in der Sonne oder im Schatten gehaugen: indeffen wurde dabei bemerft, daß dies fes der hoͤchſte Grad in Batavia fen, woſelbſt das Fahrenheitſche Thermo: meter niemals über dem gafen und nier mals unter dem gofen Grad flünde, Eben da ich diefes las, Fam der Herr Hofmedicus *** und Herr F. Gr. zu mir, welchen ich diefe Beobachtung vorlegte, und fie zu meinem Thermo⸗ meter führte, welches im Schatten eben auf 92 land, und im felbigen ee noch viermal auf diefe Höhe ieg. Wir verſuchten, ob wir durch Um⸗ faſſung der Kolbe mit bloßen Haͤnden den Merkurium nicht noch hoͤher trei⸗ ben koͤnten, es war ſolches aber nicht moͤglich. Ich gieng darauf mit dem Thermometer in den Keller, um ihn zum fallen zu bringen, und nachmals verſuchten wir alle drei, wie hoch wir ihn durch Anruͤhrung mit den Haͤnden treiben koͤnten, und wir kamen ſaͤmt⸗ lich auf den 92ten Grad, durchaus aber nicht höher. Wir zogen 2 * ol⸗ 845 Sommerhige unter dem 52ten Grad nördlicher Breite, 846 folgende Schlüffe, die ich einem jeden‘ zu fernerer Beuerheilung vorlege: T) Sm Sommer ift die aͤußerliche Hitze des menſchlichen Körpers der gafe Grad. 2) Das natürliche Feuer des. menfchlichen Körpers uͤberſteiget die: Wärme des Sommers. 3) Weil die Sommerhige unſers Klimas felten über den goten Grad ſteiget, fo dienet der wärmfte Sommer noch zur Ab; kuͤhlung unfers Körpers, 4) Ein Thers mometer ift die ficherfie Probe, der ab: oder zunehmenden Hiße eines Pas tienten. In jedem der folgenden Jahre ba: be ich bemerfer, daß vorbefchriebene Sommerhige für unfer Klima gar nichts ungewoͤhnliches ſey, ja daß die Hitze zu Hannover die Batavifche, jedoch ohne lange Dauer, oftmals gar übertveffe; der zte des gegenmärs tigen Monats Junius gab einen Ber weis davon. Mit aufgehender Sonne hatten wir Suͤdwind; das Barometer war in der Nacht ı Grad gefallen, und das Thermometer ſtund auf 68. Der Wind drebete fih nad) Suͤdweſten; die Luft wurde ſehr ſchwuͤlicht. Sch wünfchte den Grad der Wärme im Sonnenſchein und Schatten zugleich zu fehen, Ponte aber in Unfehung der Sonne meinen Zweck anfangs nicht völlig erreichen, weil die Strafen durch bäufige Pleine Wolken zum oͤf⸗ tern unterbrochen wurden, um fo viel mehr war es zu bewundern; daß ge; gen Mittag das Thermometer im dies fen unterdrochenen Stralen anf 100, des Nachmittages aber mit ununter⸗ brochenen Stralen auf 108 ftieg und zu gleicher Zeit im Schatten den ggten Grad erreichte, Ungewöbnlicher Yfebel, Am vorbefchriebenen ſchwuͤlen Tas ge erwartete man ein ſchweres Gewit⸗ ter: allein die Natur nahm einen ans den Weg, Es fliegen zwar Gewit: ter genug auf, weil aber der Wind faft gänzlich ſtille wurde, fo konten fie ſich nicht zufanımen ziehen, und außer ein Paar leichten Schlägen babe ich keinen Donner gehört. Eins dieſer Gewitter nahm ſich befonders aus, Zehn Fleine und leichte Wolken ftuns den wie eine Pyramide über einander, fie waren alle fo weit aus einander, daß man fie vollkommen zählen Bons te. Diefe Pyramide wurde aus Suͤd⸗ weten von der Sonne beftralt, und weil eben in diefer Gegend um die Wolfen der Himmel fehr Elar war, fo verurſachten die Sonnenftralen auf der füdmweftlichen Seite diefer Py⸗ ramide einen kriſtallenen Schimmer, überhaupt war diefes Speftafel ſehr angenebm. Die unterſte dieſer Wol⸗ ken lag ſehr niedrig; aus derſelben ſchoß zuweilen ein Blitz, wovon aber wegen der Sonne nicht viel mehr zu ſehen war, als wenn man am hellen Tage Funken aus einem Stahle ſchlaͤgt. Durch den Mangel des Blitzes wa⸗ ten die elektriſchen Duͤnſte dieſes Tas ges nicht aufgeloͤſet, und die merk⸗ würdigfte Erfcheinung verzog ſich bis Abends um 9 Uber, als ein Orkan aus Nordweſten zum Norden und mit dem: felben 847 ſelben ein plößlicher Nebel entſtund, in einer Jahrszeit, da im der unter: fin Region der Mebel etwas unger wöhnliches ift, Der Erdboden war von der Hiße diefes Tages ſehr troßs fen, und alfo hatte der Wind vielen Staub mit fortgeführt. Daß diefer Nebel mit Staube vermiſcht war, Fonte man darans abnehmen, daß viele beute die Empfindung vom Staus be, nemlich ein Beißen in den Augen gehabt haben, Es war aber auch ein Mebel, denn der Staub bat feinen Geruch. Der Geruch diefes Nebels war wie der von brennenden Lumpen und Schwefel. Wer jemals einen Nebel hat auffteigen fehen, muß fich über die plößliche Ausbreitung diefes Mebels verwundern, denn faft in ei: nem Augenblick waren alle Gegen: den, die man abfehen Fonte, bezos gen, da fonft der Nebel langſam zie: bet, und, wie ich den Tag darauf er: fuhr, ſoll diefer Nebel zu gleicher Zeit, nemlich um g Uhr, und mit gleichen Zannover, den 7ten Fun. 1780. Ungensöhnlicher Nebel. v0" 848) | Umftänden, auch zu Marienwerder, Stöden, Barenwalde, Herenhaufen, zur &ift, und fogar in der Graffchafe Schaumburg ſich eingefunden haben. Diefe plößliche Ausbreitung wäre nicht möglich geweſen, wenn dieſer Nebel erſt in dieſem Augenblicke entz weder aus dem Waſſer oder aus der Erde aufgeſtiegen waͤre. Nur ein Orkan konte die grauſame Menge elektriſcher Duͤnſte aus der oͤbern Re— gion wie ein Blitz herunter ſchlagen. Habe ich unrecht, ſo wuͤuſche ich be— lehrt zu werden, wenigſtens kan ich melden, daß die Hitze ſich nach dieſem Nebel gebrochen hat. Von der Dicke dieſes Nebels will ich noch anfuͤhren, daß man vom Calenbergerthorwalle das erſte Haus in Linden nicht ſehen Ponte, ob es gleich um dieſe Jahrszeit um 9 Uhr ziemlich helle iſt. Die ganze Zeit dieſer Erſcheinung dauerte eine Stunde. Es wäre zu-münfchen, daß man erfahren Eönte, wie weit diefer fonderbare Nebel fich erftreckt habe, 2. Mm. T. Etwas von den Bienen der Minorkaner. F ie Bienenkoͤrbe find hier von Stein, und gleichen einem Cy— finder, welcher nicht ftehet, fondern auf der Erde unter einem geringen Obdache Liegt, in deffen Bafis einige&öcher einge: bohrt find, durch welche die Bienen ein und ausgeben. Man fammeltjährlich zweimal Honig im Mai und Septem⸗ ber. Weil die Bienen das ganze Fahr durch Blumen genug finden; fo darf man feinen Stock tödten, fondern mar jagt nur die Bienen durch den Geruch von Eſels koth fo lange heraus, bis man den Honig heraus genommen hat. We⸗ gen feiner Vortreflichkeit wird er jährs lich nach London und Paris verfchickt, und mit einem Schilling das Pfund bezahle, Ich werde davon eine Drobe bei meiner Retour mit in mein Vater⸗ land bringen L. 849 SR: Ze Some Magasin, sg Stuͤck. Sreitag, den 7ten Julius 1780, Zweite Sortfegung der Auszüge einiger Briefe eines Officiers von dem Cap der Hofnung und aus Oftindien, Schluß.) Neunter Brief, Theurſter Freund! Ss: roten Auquſt find wir von unferer Meife durch Gottes Gnade alle gefund wiederum auf Samarang angelangt. Was ift das für eine angenehme Reife ger wefen! Bei diefer Gelegenheit habe ich erft recht gefehen, was ein Gou— verneue von Java für ein Anſehen hat. Es fan fein Potentat in Eu⸗ ropa mehr geehrt werden, wie unfer Gouverneur und feine Gemalin fos wohl an dem Hofe des Kaifers, ale des Sultans find geehrt worden. Nun hätte ich erft recht Stof zum ſchrei— ben. Allein ich fan mich für dieſes mal auf diefe Materie nicht einlaffen, weil ich die Zeit nicht habe, Mit dem Ende diefes Monats muß ich meine Briefe ſchon nah Batavia fchicken, und ich habe noch eine fo entfeßliche Menge zu fchreiben, daß ich nicht weiß, wo ich nod) die Zeit hernehmen fol, Die Befchreibung von diefer Reife follen Sie mit der Pünftigen Flotte erhalten Was habe ich nicht alles gefeben! ch Habe Mens fhen mit Tiegeen und wiederum Ties ger mit Buͤffeln Fämpfen ſehen. Unter allem aber was ich gefehen, bat mir nichts beffer gefallen, als dieſes: der Bruder des Kaifers, oder wie man bier fagt, der Dangerang de Patti, bat eine Compagnie Dragor ner von lauter huͤbſchen Mädchen. Der Eapitain und Corner davon find feine leiblichen Töchter, und die Uns terofficiers, Pfeiffer, Tambours und Gemeine ind mehrentheils feine Kebs⸗— weiber, Die Mädchen haben zu Pferde und zu Fuß manvevrire, daß es eine tuft war, folches mit anzufeben. Die Dechargen machten fie fo accurat, als wenn es ein Schuß geweſen waͤre. Ich habe verſchiedene male die hohe Gnade gehabt, mit ſeiner Kaiſerlichen und Sultaniſchen Majeſtaͤt zu ſpeiſen. Sie haben mir jeder ein Pferd ge⸗ fhenft, und der Bruder des Kaifers einen Cris, Dies ift ein kurzes Geis H bb tens 351 tengewehr, ohngefaͤhr wie ein Hirſch⸗ finger. Der Grif iſt von Gold und die Klinge geſlammet und vergiftet. Es ift eine große Ehre, wern man ein folches Präfent erhält. Es geſchab bei einer gewiffen Angelegenheit; wovon ich Fünftig meirläuftiger reden will, Den prdingiren TireldesKatfersvon Java muß ich Ihren auch noch zum. beften geben, Unter unzähligen Titeln, die er führe, find diefes die vornehmften: Su/uhunan, Paeculüäna, Senopat- ti Ingola, Abdulrachman, Sahitin. panatagama, Galifartulla. Das heißt: Alleinherrſcher, an welchen das Reich gleichfam angenagelt ift, Generalfeld⸗ marfchal über alles, SPlave des barm⸗ herzigen Gottes, Fürftlicher Beſchir⸗ mer des Glaubens, Gefandter Gottes. Iſt das nicht ein großmächtiger, aber zugleich komiſcher Titel? und fo ift es überhaupt an diefen beiden Höfen. Es ift alles ſehr prächtig, und zugleich komiſch. Don allen dieſen Eünftig ein mebreres. Mir ift dieſer Tagen eine Commif; fion aufgetragen, Die id) gerne einem andern überlaffen mögte, Sch foll bei einer bevorftehenden Hochzeit das Amt eines Kronjunfers: Befleiven. Nas iſt denn das für ein Geſchoͤpf, ein Kronjunfer? Das weiß ich ſelbſt noch nicht recht. Die Mademoifelle de Bly ift Kronjungfer. Wir beide muͤſſen Die ganze Hochzeit dirigiren. Was weiß ich aber von den oftindiichen Gebraͤuchen auf Hochzeiten? ich, kom⸗ Auszüge einiger Briefe 852 me doch auch alleriwegen bei, und ich muß es noch dazu für eine Ehre anfes ben, aber ich babe den Henker von diefer Ehre, denn ich wolte jeßt gerne (reiben, und nun nimt mir meine fatale Kronjunkerfchaft wieder fo viele Zeit weg. Die Menfchen machen bier bei den Hochzeitenentfeßlich vi le Thors beiten und Aufwand. Nun hab ich in 3 Wochen feine Ruhe. Wie wer; de ich aber mit den ſchwarzen, bran: nen und ſchwarzbraunen Schönen zus rechte fommen, die nich 8 als ihr ver; damtes Malaiiſch plaudern? und gleichwohl ift meine Pflicht, fie zu unterhalten; ich werde ſehen wie ich mit ihnen durchkomme, und Bi ich nicht weiß, weiß die Kronjungfer, die mich obnedem in allem. unterrichten muß. Bon allen diefen Poffen Fünfs tig gleichfalls ein mehrers. Nun hab ih Ihnen fchon fo vieles gefchrieben, aber noch nichts davon erwähnt, was Famarang für ein Platz iſt. Samarang ift ein ſehr angenehmer Ort, ohngefaͤhr ſo groß wie Wolfenbuͤttel. Gegen Mitter⸗ nacht gränzt es dicht an die See, fo daß man, wenn es ſtuͤrmet, die Gee ſehr ſtark fan braufen hören. Der Luftſtrich in diefen Gegenden ift ſehr gefund, welches ich gleich im Anfans ge, da ich von Batavia fan, fehr deutlich habe merken können, ch bin bier noch. einmal fo frifch, wie id) auf Batavia gewefen bin. Die Inſel Java, welche jegt mein Vaterland ift, ift obngefähr 200 Meis len lang und 30. bis 40 Meilen ix 8 853 von den Cap der Es find auf: diefee Inſel verfchiedene feuerſpeiende Berge. Daher enifte: ben ofımals Erdbeben, jedoch weiß man fait fein Erempel, dag fie zum Ausbruche gefommen find. Es bat ſich aber fchon verſchiedene mal zugetragen, daß ein folcher feuerfpeiender Berg ger ſprungen ift, welches einen Knall von fih geben fol, daß man es auf 30 bis go Meilen hören Fan. . Heute: babe ich die gewiſſe Nach richt gehört, daß der Herr Gouver: neur noch in diefem Jahr die Reife nach der Oſtkuͤſte vornehmen wird, welche auf den 2ten September fefts geſetzt iſt. Dieſe Meife wird länger dauren, wie die erftere, Denn wir baben wenigftens 100 Meilen zu rei: fen, und der Gouverneur muß fich doch in allen Refidenzen und Comtoirs ein wenig aufhalten. Auf diefer Reiſe geben wir auch dem Prinzen von Ma⸗ duren eine Viſite, welcher, gleich wie der Kaifer und der Sultan, ein Bundesgenoffe von der Oftindifchen Compagnie ift, ch freue mich ſchon wiederum zum voraus auf biefe Meife, Sch treffe es doch in. Wahrheit recht gluͤcklich. Es find Dfficiers auf Ja⸗ Da, die zwanzig und mehr Jahre bier geweſen find, und doch nicht das ger feben haben, was ich zu fehen Priege, Darum hab ich gleich im Anfange nicht ohne Grund gefagt, daß ich den angenehmften Poften von der Welt ha⸗ be, denn ich mag gern in der Welt ein wenig berum mirlen zunal wenn man fo gemächlich reifen Fan, wie wir reis guten Hofnung xc. 854 fen; und allerwärts, two wir hinkom⸗ men, finden wie eine koͤnigliche Tafel. Wer Ihnen gefagt bat, daß ein Ca: pitain in Oſtindien ſich jährlich wohl auf 6000 Rihl. ftehe, der hat es ent: weder nicht beffer gewußt, oder er bat Wind gemacht. Bei den Engläns dern fan es ſeyn, aber bei den Holı ländern dient fih bier Fein Eapitain in Garnifon höher, wie auf ı5 bis 1600 Rthlr. Es giebt zwar einige wenige Poften, melche wohl fo viel und noch mehr einbringen, aber nicht als Capitain, biezu bat man nicht nörhig Eapitain zu feyn. in Com: mendant von Pafferwan bier auf Java ift nur Lieutenant; und hat doch wenigftens 3000 Rtihlr. jährlich einzunehmen. Ein Commendant von Sola Tiga, welches nicht weit von bier iſt, ſteht fich jährlich wenigſtens auf 2000 Rthl., und erift nur Faͤhn⸗ drich. Ein gemiffer Here von Stra⸗ lendorf, welcher Capitain und erfter Refident auf Souracarta an dem Hofe des Kaiſers ift, bat jährlich wohl 20000 Rthlr. und noch mehr, Dies hat er aber nicht als Capitain, fondern als erſter Reſident. Es ift bier eine ganz andere Einrichtung wie in Europa. Kan ich mit der Zeit eins mal einen folchen Commendantenplatz kriegen, fo bin ich glücklich, Allein biezu ift es nothwendig, dag man erft einige Jahre hier im Sande gemefen ſeyn muß, um mit den Snländern, womit man auf folchen Poſten viel zu thun bat, umgehen zu Fönnen, auch bh auf 855 Auszüge einiger Briefe vondem Cap der guten Hofnungic, 856 muß man abfolut von der malaii—⸗ fhen Sprache Meifter feyn. Nun wird es all nach gerade Zeit. feyn, daß ich auf den Schluß denke, denn ich glaube, daß ich Ihnen für diefes mal genug geſchrieben habe, Aber find Sie auch mit meinen Nach⸗ richten zufrieden? ja, ich glaube es, und ich zweifle nicht, daß Sie diefen Brief mit eben den rührungsvollen Empfindungen lefen werden, mit wel: den ich ihm gefchrieben babe, Der Euriofität wegen hab ich in die⸗ fen Brief einige Blätter gelegt, wo die Alten vor diefem auf gefchrieben baben. Diefe Blätter beißen Taon⸗ Aondar. Ein folches Blat würde für einen Kritifus vielleicht ein großes Präfent feyn, und ibm Gelegenheit geben, einen großen Folianten dars über zu ſchreiben. Oſtindien bat in Europa bei einis gen einen fo üblen Namen, und ich habe noch kein Land gefehen, wo die Menfchenliebe, und Liebe des Naͤch— ften mehr ausgeuͤbt wird, als bier. Was find bier niche für trefliche Ans ftalten für Witwen und Waifen? Eir ne Witwe, wenn fie auch noch fo viele Kinder hat, brauche niemals verle gen zufeyn. Es wird ihr und den Kins dern niemals an dem noͤthigen Unters balte fehlen. Was hab ich hier nicht fhon für edle Charaktere kennen ler⸗ nen! Es ilt hier fo, wie es in der ganzen Welt iſt. Es’ giebt gute und boͤſe Leute. Was ift mir. nicht ſchon für Fretindſchaft bewiefen worden, da ich ein Fremdling war, und Nieman⸗ den in diefen Gegenden kaute! Was bat unfer wiürdiger Gonverneur nie nicht Schon für Wohlthaten erwiefen! Auf der einen Seite iſt er mein Sou⸗ vergin, und’auf der andern Seite geht er wieder wie ein Freund mit mir ums Wenn Vorfälle fommen, wobei ich nicht weiß, wie ich mich verhalten foll, fo frage ich ihn als meinen Freund um Rath, und es ift ihm allemal Tieb, wenn ich Vertrauen zu ibm babe Kurz, damit ich mit wenigen Worten alles fage, ich habe hier folche edel: müthige Freunde angetroffen, die fo denken wie Sie und unfere würdigen Freunde, die wir dafür erfennen, Nun will ich doch im Ernſt fchliegen, mit der Verſicherung ꝛtc. “aM Samarang, den 2610 Aug. 1772» Einzelne Merfwirdigfeiten auf. der Inſel Minorka. 1. ED Art, seinen Todten zu bes graben, ift in der That ſehr fingulair, Man bat nemlich. in den Kirchen große ausgehölte Behältniffe, worauf ein großer Stein zum Deckel liegt, Diefer wird, fo oft jemand ftirbt, eroͤfnet, und der Leichnam, wel⸗ her in einem offenen zum aligemeinen Gebrauch beftimten Sarge lieat, aus demfelben obne weitere Umſtaͤnde in die Gruft zwiſchen die übrigen modernden Gebeine geworfen, und ein bischen Kalk 857 Kalk zugefügt, um die Vermefung des fto eher zu beſchleunigen. Wie fehr ungefund dadurch die Luft in den Kirs chen werde, iſt leicht zu begreifen. — Man finder hier auch noch die bei den Drientalern Übliche Todtenklage; man wundert fich nicht wenig über das Ge: ſchrei und die Fläglichen Stellungen der Verwandten und Machbaren bei einem Sterbefall — 2. Die Mönche treiben ihren Ge soinft damit, daß fie den Leuten Pleine Lappen, worauf das Marienbild ftebe, verfaufen, welches jeder Minorfaner an feinen Leibe trägt, und dann glaubt er fich vor allen Gefahren fi ſi⸗ cher zu ſeyn. — 3. Sn den Kloͤſtern wird noch eine alte fcholaftifche Philofophie gelehrt, Als ich in das Auguftiner Klofter zu Citadella kam, ſahe ich hier verfchies dene Mönche und ihre Schüler in den Gallerien fpaßieren, und mit vieler Hitze und Geſtikulationen gegen einan⸗ der zuſchreien. Ich fragte den Prior um die Urſache. Dieſer ſagte mir, daß diſputirt wuͤrde. Ich war neu⸗ gierig, eine ſolche Diſputation dieſer rauen Peripatetiker anzuhoͤren. Es wurden alſo ein Paar junge Diſputan⸗ ten nebſt ihrem Praͤſide herbeigerufen, und da war denn die Frage, woruͤber ſo gezankt wurde, an per ideas claras in errorem induci poflimus ? 4. Da’ das Holy hier theuer ift, fo bedient man fich ſtatt hölgener,, lauter irdenen Gefäße. Man bolt alfo auch das Waſſer in Kruͤgen ſo wie im Orient. — Einzelne Merkwuͤrdigleiten auf der Inſel Minorka. 858 Fuͤr das Waſſer wird in Mahon wöchentlich ı ggr. bezahlt. 5. Sn der Palmmwoche hauet man einige Uefte von den hin und wieder auf der Inſel zur Zierde der Gärten gepflanzten Palmbäumen, und mit diefen treiben die Kinder ein Spiel, welches eben nicht fehr fanfte Gefins nungen einflößet. Sie fehlagen nes lich immer damit auf die Erde und far gen, daß fie den Judas ſchluͤgen, weil diefer Chriftum gefrenzigt, und damit pflanzt fich zugleich eine heimliche Abs neigung gegen die Juden ein. Eine Spur von vorigen Zeiten, in denen fie unter fpanifcher Botmaͤßigkeit ſtan⸗ den, und eine Inquifition hatten, Che: dem bat man die Juden hiefelbft fehr verfpottet und infultirt. Sie ſind aber jegt vor allen Inſulten ficher, da fie das englifche Gonvernement fehüßt, und fich durch den ausbreitenden Han: det folche widrige'Gefinhungen gegen fremde Religionspartheien von felbft allmaͤhlig verlieren, 6. Der Mangel an vielen bequemen fein eingerichteten Werfzeugen, dieihre Arbeit ſehr erleichtern würden, zeiget bald ihre Nachlaͤßigkeit, bald ihre We: mutb an. Indeß muß man eg doch bewundern, daß fie bei ihren Arbeiten mit fo weni- gen Hülfsmitteln, fo gut fortkommen. Wenn fie ein Gewölbe formiren, fo bar ben sie Fein hoͤlzern Gerüft, worüber fie das Gewölbe hermauren, Denn das Holz iſt bier Poftbar, Dennoch aber erreichen fie ihren Endzweck durch ein Miteel, weiches dem erften Anfchein 966 3 nach 859 nach hoͤchſt einfaͤltig zu ſeyn ſcheint. Der zwiſchen die Steine gegoſſene Gips bindet ſo geſchwind und ſtark, daß ſie unter jeden Stein, den ſie anlegen, nur einen Stock oder Balfen ſtuͤtzen, bis er fefte if. Bisweilen iſt die Beſchaffenheit des Landes Urſa⸗ che, Daß fie fich mancher Werk⸗ zeuge nicht bedienen koͤnnen. Dies iſt ver Fall mit unſerer deutſchen Egge und Pfluge. Ich glaube alſo, daß die ſpaniſchen Landleute nicht ganz unrecht hatten, wenn fie dem Minifter zur Ant: wort gaben, que no fe puede trabajur con inftrumentos femijantes à los Yn- glefes, daß fie mit diefen WWerfzengen der Engländer nicht arbeiten koͤnten. Siehe Clarke Letters concerning the {panifh Nation ‚ welcher ihnen zu Zeis ten unrecht zu thun fcheint. Da das Erdreich bier fo fteinigi, und der Fels kaum mit einiger Erde bedeckt iſt; fo kan ihr Pflügen unmöglich. in etwas. anders beſtehen, als daß fie die. Erbe tin bischen umkehren oder. ftreichen, und dies ift auch binlänglich genug. Denn die Vegetation ift bier fo groß, Daß auch auf dem feifichften’Boden zwi⸗ ſchen vielen Steinen das Korn ftark hervor treibt, fo bald nur ein bischen Erdreich da iſt. 7. Die Abende und Naͤchte im Fruͤh⸗ jahr, Sommer und Herbſt ſind bier außerordentlich ſchoͤn, und eine rechte Erquickung nach einem ſchwulen Tage; doch iſts in den Haͤuſern des Nachts heißer und ſchwuler, weil ſich der Wind gegen Abend legt, die Hitze in den Zim⸗ mern iſt, und den Schlaf oft ſehr bins Einzelne Merkwürdigkeiten 850 } dert; daher genießen die Minorfaner febr lange in freier Luft den Fühlen Abend, nehmen ihre Önitarren zur Hand, und tanzen einen Fandange, Die jungen Leute bringen ihren Schös nem eine Serenade, und ermüden ihre fchreiende Kehle, und berzbrechende Zither fpät in die Nacht, Wehnliche Gebräuche finder man in Spanien, Neapolis und Übrigen Stalien ꝛtc. 8. Der Nordwind führer im Win: ter eine fo durchdringende Kälte mit fih, daß wirs nöthig finden, ung beimt- Kamin zu erwärmen. Die Minorka; ner aber, felbft Vornehme, folten fie auch noch fo fehr frieren, gehn nicht von ihrer alten Gewohnheit ab, und bebel: fen füch mit einem: meffingenen großen Kohlbecken, (brazier) welches fie mits ten in die Stube feßen, und mobei fich die ganze Familie wärme, — SDiefe Koblen geben aber natuͤrlich einen fehr ungefunden Dampf Die Kamine, die die Vornehmeren haben, find alfo. nur zur Parade, und wenn fie ja eins mal euer anmachen: fogefchieht fols ches bei befondern Gelegenheiten, und das ifl ihnen ein rechtes Fefh 9. Pferde find hier rar, und diejeni⸗ gen, die man noch findet, werden bloß zum Vergnügen und Wusreiten ges braucht, Es ift allemal der Mühe werth, einen minorkanifchen Pächter (lamo) zu fehen, wenn er des Sonn⸗ tags auf feinem fpanifchen Gaul mit einem runden Hut, fehwarzen Mans tel, mit ledernen Kamaſchen, gleich Stiefeln, und gefporntem Fuß von feiner Baſtide (oder; Meyerbofe) zur Kirche 861 Kirche reitet. Ss prächtig fißen fie zu Dferde! — Eſel und Maulthiere find indeß weit brauchbarer, weil man mit ihnen auf den felfichten Wegen durchs Eommen fan, wo man mit einem Pferde nie hinzugehn wagen würde, GSiefind daher auch ſehr theuer. Ein gutes Maul; tbier gebt. nicht unter 100 Thaler weg, Zu Eitadella werden Die beften gezeugt. Es find nur wenige Efel, die man von Majorka, und wenig Pferde, die man von Afrika erhält, Die Landleute zie: ben fie felbft zu. Die Anmerkung eines Holänders war nicht unrichtigs er wolle lieber auf der Inſel Minorfa ein Hund, als ein Eſel ſeyn. Sp fehr werden diefe armen Thiere gequält, und doc; ift ihr Zutter gering. Außer ein bischen Stroß und abgefalluem Wurzelwerk haben fie fel: ten etwas mehr, als was fie auf den trocknen Felfen fuchen. 10, Die Schalen von Schifdfröten braucht man wohl als Mollen, um das Vieh daraus zu fuͤttern. 11. Im Monat März pflegt es die Beſchaͤftigung der Landleute zu fen, Die etwas binfälligen Mauern umzulegen, und das vem Winde hineingewehete Erdreich forgfältig berauszufuchen und auf ihre Hecker zu bringen. Solche Mübe geben fi die Minorfaner ihren Felfen fruchtbar zu machen, Wie wäre es moͤglich, ihnen da: noch. zur Laſt zu auf der Inſel Minorka. 802 legen, daß fie faul und träge find, Mich deucht die Befchaffenheit des mis norkanifchen Bodens führt auf die Auf⸗ loͤſung derFrage, warum Paläftinnzegt fo unfruchtbar iſt, da es ehedem fo geſeg⸗ net war, Paläftina beftebt aus einem ähnlichen Boden. Wenn der Wind das Erdreich verweht, fo bleibt der kahle Selfen, und es waͤchſt faft nichts, Es darf aber nur der Fleiß der Einwohner ein bischen Erdreich hinfuͤhren, fo ift bie Sruchtbarfeit außerordentlich. Ein einzelnes Weizenkorn treibt bier 6 bis 7 Sproßen, da es bei uns böchftens 2 oder 3 hervorbringt. 12. Das Melfen gefchieht mit fol genden Umſtaͤnden. Der Diener läßt zu: erſt das. Kalb der Kuh ſich nähern und faugen. Dann zieht er es ohnvermerkt ab, und bindet es an die Kuh, und da die Kub ibr Kalb fo nahe bei fich bat, und im Irrthum ift, daß es ſauget, fo pält fie beim Melfen rubig ftill. 13. Ein Beweiß von der großen Be: getation biefelbft ift der, daß die Feigen: bäume, die bei ung des Winters fofehr gefhüßt werden müffen, bier ſelbſt in alten Gemäuren wachſen. Ich habe auch in Gärten doppelte bevkojen aus der Wand hervorkommen ſehen. 14. Der Verſuch, Butter nad) deutr ſcher Art zu machen, gelingt zwar ſehr gut, allein die Butter verdirbt, fo bald die große Hiße eintritt, L, Beffere Güter; ein Dialog nad) dem Lucian. Crates und Diogenes, rates. Dur haft doch den reichen Maͤrichus gefant Diogen, der mit einem teich beladenen Schiffe von Co; rinth Fam, und feinen Schwager, den Ariſtaͤus, 863 Ariftäus, der eben fo reich, wie Märis chus war, und immer den Vers aus dem Homer im Munde führte: ich freſſe dich oder du mich? Diogen. Warum waren dem die Kerls fo hinter einander her? C. Sie dachten einer vom andern zu erben. Beide hatten fich verfchrieben, daß einer von dem andern erben folte, Kaum war das ausgemacht, fo fingen fie an auf einander zu lauten, Sie fchmeichelten und hofierten; dabei aber erfundigten fie fich unter der Hand bei den Wahrfagern, ich weiß nicht, waren es Chaldäer, Die ihnen aus den Ster: nen, oder andere, die aus ihren Träus men vorber fagen ſolten, wer den ans dern überleben würde, Ich glaube fie fragten fogar auch den Apoll. Diefe nun fagten jedem, daß er den andern überleben, und alfo die Erbfchaft ges wiß ziehen würde, | D. Wie dann weiter? Sch möchte gerne das Ende hören, C. Beide ftarben zugleich und an einem Tage. Enovius und Tragiteserbs ten alles ; denwfie waren mit beiden ver; wandt. Hievon hatten die Wahrſager, Sterne und Träume nichts vorher ge: fagt. Denn, da beide Erblaffer von Sivon nah Ciram fegelten, uͤberfiel fie ein Sturm aus Welten, der fie bis hieher verfchlug. D. Das hatten fie verdient. Als wir indeß noch in-jenem Leben waren, gus ter Crates, da laureten wir gewiß nicht einer auf des andern Tod, Und ich babe ficherlich dem Untiftenes auch nie⸗ mals den Tod ggWünfcht, damit ich fei: nen Stock erbte, md es war doch fein Beſſere Güter. 864 ſchlechter Stock, Antiftenes harte ihn felber aus einem jungen Olivenheiſter gefchnitten, und du haft auch wohl auf meinen Tod nicht gelauret, damit du frübzeitig zu meinem Nachlaß kaͤmeſt? Ich meine meine Tonne und meine Ta; fche, und diewarfo leer auch nicht. Es waren, wie ich mich erinkere, noch zwei gute Portion kupinen darin. €, Du und ih, wir hatten auch feine große Güter nöchig. Denn die Schäße, die du von dem Antiſtenes erb: teft, und die du mir nachher überliefeft waren uns mehr werth, als das ganze perfifche Reich werth feya mag. D. Was meinft du da für Schäße? E. Deine Weisheit meineich, deine Be; grügfamfeit, Wahrheitsliebe und Freiheit. - D. Deim Jupiter, ja dieſe Schaͤtze erbte ich vom Antiftenes, und ich ließ ſie dir noch beifer zurück, €. Ja, aber die übrigen Sterblichen ver: achten dergleichen Erbſchaften, Feiner von ihnen ſchmeichelte ung, und Niemand lauer⸗ te auf uns, um fie von uns zu erben. Die * Leute hatten alle mit ihrem Gelde zu thun. D. Daran thaten ſie nun ſo unrecht nicht. Sie waren ja unfähig, unſere Schaͤtze an- zunehmen, und zu erhalten. . Denn, durch ihre Wolluͤſte abgenußt, En fie verfaul⸗ ten Gefäßen aleich, die, wenn man in fie and) Weisheit, Tugend nnd Freiheit würde hinein gegoffen haben, ſolche doch nicht haͤt— ten bei fih behalten Fünnen,, wie des Das raus Tochter das Waſſer nicht behalten, das fie mit ihren löchernen Sieben ohne Unter⸗ laß ſchoͤpfen. Aber ihr Geld Fönnen die Leute mitden Zähnen u. Klauen deſto befler faffen. €. Laß feyn. Wir befigen dagegen aber auch noch alle unfere Güter. Sie konten von allen ihren Reichthuͤmern kanm einen Kupferpfennig mitnehmen, und das. nicht einmal-für 7 fondern für Charon. 2 dt WI Hannoverifiie Maga. ss Stuͤck. Montag, den Joten Julius 1780, Das Mährchen vom Nehburger Brunnen, Vorbericht. An Herrn Rehburger Brunnen, im Mai 1780 CH ſoll Ihnen eine Beſchreibung von dem Rehburger Bade machen, mp Ss Sie diefen Sommer einige Monate zubringen werden. Hier ift fie; . Die Lage des Bades ift romantifch; die ganze Gegend umher, wie ein engfifcher Garten, Die Duelle und die dabei erbaueten Häufer liegen in eis nem Grunde, von dicht bewachfenen Hügeln umgeben, In einem fimpeln Geſchmacke angelegte Spaziergänge gehen gemächlich an dem Hügeln hinauf, von. welchen die, Yusficht anf die umliegende Landſchaft fällt, der Steinkuder See, mit der auf der Mitte deſſelben vom leßtverftorbenen Grafen von Biker Burg. erbauern Feſtung, Wilbelmsftein, oder Isle de Guillaume, ges nannt, macht ein fehr malerifches Point de Vue. Nabe an der Quelle find ſehr gut und bequem eingerichtete Wohnhaͤu⸗ fer, deren Anzahl jährlich, nad) Maaßgabe des Zumachfes der Brunnengäfte, fih vermehrt. Man fpeifet zu verfchiedenen Preifen fehr gut; der hoͤchſte ift zu r Gulden Mittags, des Abends 12 mgr. Es wird jegt bei dem alten Badehauſe ein nenes erbauet, worin vier Bäder dies Jahr fhon zum Gebrauch fertig werden. Das Gebäude ift maſ⸗ fiv; die Bäder und Badezimmer bei an find hoch, gewölbt und luftig; zwei find von Porzellain, die andern von Stein, mufchelförmig geſchweift und auss gehauen... Das Ganze wird an Schönheit und Bequemlichkeit ſelbſt die neuen Pyrmonter Bäder Übertreffen, die fonft alle andere Öffentliche Bäder, Die ich noch gefeben, uͤbertrafen. Bon dem Ton in der Örunnenzeit fagte man mir, daß er ganz republi⸗ kaniſch fey. — Die Zeitvertreibe find Tanz, laͤndliche Collationspartien, und des Sonntags Illumination. Uebrigens walle hier jeder feinen Gang zu Waſſer und zu Lande, ohne ſich um — zu ia, ohne feinen kt ii abs 867 Das Maͤhrchen vom Rehburger Brunnen, 868 abzuziehn, oder feine Knie zu beugen, wenn etwa taune, oder Unerzogenbeit, ihm diefe Arbeit zu muͤhſam vorſtellt: jeder fan ſich Vergnuͤgungen nach feis nem Sinne wählen. Konverfarionszirfel hat man hier auch, wie an allen andern Bädern, als eine Epoche des Tages. Jeder muß den täglichen Tribne zollen, es fen in Goldflücken, oder Zahlpfennigen, wenn die Summe nur voll wird. Commerzfpiele füllen den größten Theil der Zeit des Nachmittags, Das Waffer ift auflöfend und zertheilend, vorzüglich bei gichtifchen Uebeln und Rheumatismen fehr wirkſam. Als ich alles geſehen hatte, führte man mich in eine Promenade, dienen angelegt ift, und an der man jegt auch noch arbeitete. Das Ganze ift eine ſchwermuͤthige Phantafie in einem ſchoͤnen mit feierlich dunfelm Schatten ges wölbten Buchwalde. Er liegt etwas erhöht, Born am Aufgange ift eine kleine an weiße Geländer fich fchlängelnde Roſen- und Jesminhecke, Die den Eingang heilige, und, mit Perrarch’s Phrafe, zu fagen ſcheint: „bier herrſcht Die Liebe: ,,„ — Dicht dahinter zur Seite, ſtehen zwo Urnen mit Eppen ums ſchlungen. Leiter, durch eine mit Stauden bepflanzte Öänge, komt man u einem Helden; Grabmal; nahe dabei ift eine Einfiedelei; tiefer in den Wald Binein, über einen in ein Thal herunter riefelnden Bach, ift eine englifche Brücke, zur Seite derfelben, in einem ausgehauenen Gebüfche, ein heidniſcher Altar und eine Nonne. küa In dem ganzen Walde herrfcht eine Stille, die die Einbildungsfraft ftimt, und auch vermuthlich die Idee zu dieſem Cothurn gegeben hat. Man fagte mir, daß der in dem Grabmale befeftigte Helm vor einigen Jahren bier ang; ‘gegraben fen, und dag man nicht weit von da auch noch Opfermeffer fände, Die Erinnerung an unfere Vorfahren heiftgt die Erde, auf der man ſteht; — ich dachte mir bei jedem Schritte Heldenaſche, und Gebeine um fie weinender Geliebten. Voll von diefen Gedanken, verließ ich den Ort. Um meinen me Tanchofifchen Empfindungen eine unfchädliche Richtung zu geben, träumte ich mir, während der Reife, die Gefchichte, die ih Ihnen bier überfchicke. Wenn Eie etwas daran finden; fo geben Sie fie fo ins Magazin, oder ins Mus feum; oder machen Sie einen Auszug davon, und erzählen fie denn bei Res gentagen, mit Vade's Geift, den Herren und Damen beim Rehburger Bruns jien. Um die Illuſton zu bewirken, fupponiren Gie eine gefundene Urne mit Hianuferipeen, (der weite Mantel, unter dem fo manche Conterbande von Wabrbeit und Unfinm, in das klaſſiſche Gebiet der Vernunft gebracht wird, ) theils in engliſcher, theils deutfcher Sprache, An das Grabmal denke ich mir eine Inſcription: „Bernhard der Edle, — er fiel im Streit, — feine Aſche beweint hier Alwine.,, Bern⸗ 869 or Bernhard und Allwine; oder Das Mährchen vom Rehburger Brunnen, a ernhard von Ms ,., ein juns 28) ger Deutſcher, und Eduard Cardif, ein junger Englän: der, begleiteten beide ihre Väter auf einem Kreuzzuge. Gleichheit der Zah: re, Sympathie, und mehr ale beides, Zutrauen glücklicher Unerfabrenbeit, verband fie ſchnell. Eduard war ein Schöner Juͤngling, vom einnehmend: ten, fchlankeften Wuchfe, Feuer und Eatſchluß im Auge, gemifdert durch den fanfteften Ausdruck von theilnehr mendem Gefühl und Treue. — Bernhard war nicht ſchoͤn; aber es war in feinem Gefichte und ganzem Weſen ein Ausdruck von Geift, Fe fligfeit des Charakters und edler Guͤ⸗ te, die entweder auf immer feffelte, oder die ihm ungleiche Seelen entfern: te, Beide lichten den Krieg; Eduard, um der Priegerifchen Uebungen felbft; Bernhard, als eine Gelegenheit, fei: nen Geift durch die vervielfältigten Gegenftände zu bilden, Bernhardt's Vater ward am Ende einer Schlacht von Meuchelmördern tödtlich verwundet : er empfahl feinen Sohn Allwood, Eduards Bater, Al: wood hatte den jungen Deutfchen , fo lange feine Verbindung mit Eduard währte, genau beobachtet, und viele Tugenden und Talente an ihm ent deckt, für die Dentfchland ihm damals nicht der rechte Himmelsſtrich zu ſeyn Das Mährdjen vom Rehburger Brunnen, 87° fhien, Er trug ihm an, ihn nach England zu begleiten, dahin ihn der Tod feiner Gemalin, und eine zwoͤlf⸗ jährige Tochter, die er zärtlich fiebte, zuruͤck rief. „Als ich jung war, fagte „er zu Bernhard, liebte ich immer Die „Freunde meiner Freunde als die meis „nigen, jeßt dauert diefe Empfindung „nod) in meinen Kindern fort; der „Freund meines Sohnes bünfe mich „mein Sohn felbft zu feyn.,, Berne bard, der bisher über den Tod feines Vaters aͤußerſt niedergedrückt war, ers munterte fich almäplig, und nahm das Anerbieten an. — Nach einigen Monaten reiferen fie ab, Während der Reife unterhielt fich Alwood und Eduard oft vonder Freue de, Ullwinen (fo hieß die Tochter, unvermurbet zu übercafchen. Seit ih: rem achten Jahre hatten fie fienicht ge: ſehen. — Damals noch an der Hand ihrer Mutter, jeßt nicht mehr! — Der Gedanke, Elma nicht mehr zu finden, trübte ihre Freude. Jeden Augenblick wuchs indeß die Sehnſucht, England zu erreichen, und die legten Stunden fhienen länger, als die zurückgelegtem Tage. Endlich Iandeten fie; che noch, als fich die fandung des Schifs ver: breitete, waren fie felöft auf Cardif's tandfiße, Sie ſahen Allwinen in der Ferne im Garten fißen, unter einer im orientalifhen Geſchmack angelegten Laube, mit Palmbäumen umgeben. Ohne von ihr bemerkt zu werden, fchlis chen ſie dicht hinter ſie. Sie war eben beſchaͤftigt zwei Gemälde einzupacken, welche ſie fuͤr Allwood gemacht hatte; Jii 2 Eins 871 Eins war bei Lebzeiten ihrer Mutter j fchon angefangen, und folte damals nur die legte Scene des Abſchieds vor: ftellen: Ein Hügel an ver Küfte, auf der Elma ſtand, und mit einem von Thraͤnen naffen Tuche noch immer nach dem Schiffe, das man in der Außer: ften Entfernung fah, zu winkte. Die Fleine Allwine ſchmiegte fich an fie mit einem Angftlichen Blick, als wenn fie die Mutter feſt balten wolte, daß fie ihr niche auch entriffen würde, — Das andere Gemälde hatte Allwine nach ihrem Tode verfertigt. Es enthielt die ganze umliegende Gegend mit allen in Allwood’s Abweſenheit gemachten Veränderungen; an der einen Seite, im Hintergrunde, ein Hügel, mit Ey: preffen und babylomiichen Weiden umgeben, deren berabhangende Zwei: ge das unten am Fuße des Hügels ſtill vorbei fließende Waffer beruͤhrten; mitten in der melancholifchen Gruppe von Bäumen, auf einem niedrigen Poftement, dielirne ihrer Mutter; fie ſelbſt, Allwine, den Kopf an den mit beiden Armen umſchlungenen Afchen: krug gelehnt, in einem. tweißen Ger mwande,mitherabbangendemn ſchwarzem Schleier; in einem an ihren Vater angefangenen Briefe, den fie nachläf: fig in der einen Hand bielt, las man die Worte: „Soll Allwine immer vers laffen weinen? Du follft nicht mehr „verlaffen weinen, „, rief Allwood, und umfaßte ihre Schultern. — Gott! — mein Bater! — iſt's möglih!,, — fieftand bebend, wie im Traum. „a, wir find’s,,, rief Eduard, und flürgte Das Mährchen vom Rehburger Brunnen, 872 auf fie zu. — „Gott! Eduard und mein Vater!,, wiederholte fie, fiel ih⸗ nen um den Hals und meinte für Freu⸗ den. „Wer iſt denn das?“ fragte fie Eduard leiſe, nachdem das erſte Er— ftaunen vorüber war, indem fie auf Bernhard zeigte — ich mögte alles umarmen, was mir nah iſt. — „toß deinem Herzen freien Lauf,“ ſagte Alk wood, „es iſt Bernbard von M..., „Eduards Freund, jetzt dein zweiter „Bruder.“ Bernhard gieng auf ſie zu, ſie eilte ihm entgegen: „ich will „dich wie Allwood und Eduard lies „ben,“ fagte fie, und drückte ihm die Hände, und reichte ihm den fchönen Mund, Bernhard hatte aller Empfindung bisber getheilt; indeß hatte ſich ſeine Aufmerkſamkeit vorzüglich auf Allwi⸗ nen gebeftet; er fand fie über alle Erwar⸗ tung liebenswuͤrdig und ſchoͤn. — Die innere Bewegung ihrer Seele, die fich, mit kommender und fliehender Roͤthe, in jedem Pulsfchlage auf ihrem Ge fihte malte, das leichte Beben ihrer fhönen Glieder, jede ibrer Handluns gen, wie beflügelt vom Uebermaaß des freudigen Gefühls, dies alles war ibm nicht entgangen, und als der fchöne Mund ven feinigemberührte, bebten feine Hände wie die ihrigen. — Man gieng aus dem Garten ins Haus; fie zeigte im Borbeigehn alle die Gewächfe und Stauden, die Allwood ihre und ihrer Mutter von Zeit zu Zeit zuges ſchickt hatte, und die fie mit der zaͤrt⸗ lichften Sorgfalt wartete, voll von dem Gedanken, daß fie Allwood Freu: de 873 de machen wuͤrden, indem fie ihm wie; der an den ſchoͤnen orientalifchen Him⸗ mel erinnerten, Für taufenderlei Fra⸗ gen ließ fie ihm nicht Zeit, feine Zus friedenheit darüber zu äußern. In dem Haufe war alles in der freudiaften Unruhe, und man empfieng fie mit las tem SFreudengefchrei. — Ich übergehe alles Glück der erfien Tage, und der folgenden Jahre; Eduard’s, Alwinen’s und Bernhard’s innige Freundſchaft; wie fie fich die Ger fhichten ihrer Kindheit erzählten, — ibre gegenfeitigen Empfindungen, ihre Beſchaͤftigungen; wie fie fih in den Wiſſenſchaften übten, Bernhard's Sprache lernten, ihn noch vollkomner die ihrige lehrten; Allwine mit ihnen jagte und ritt, — jeder des andern Sreuden, jeder des andern Pleine fei: den theilte. Allwood lebte rien auf; er fand in Allwinen alles das, was ihm ihre Mutter fo theuer gemacht hatte, alle die Züne von fanfter Weiblichfeit des Getühls, und von männlicher Eutichloffenbeit. Elma hatte ihren Geiſt vortreflich gebildet: fie erfante früh in ihr diejenige Art Weichheit der Seele gegen Eindruͤcke jeder Art, die das Gefühl für Recht und Tugend zur Duaal des Lebens macht, und oft eine Mifchung bervors Bringt, die die Seele zu ſtark zur Schwachheit, und zu ſchwach zur Staͤrke macht; zu aefühlvoll zum geichtfinn, und zu leichtfinnig zum Nachdenken. Sie winfchte, ihr Se ftigfeit des Charakters zu geben, ‚ob: ne ihr etwas von der feinen Reitzbar⸗ Das Mährchen vom Nehburger Brunnen. 874 keit des Herzens zu nehmen, die die Seele der Gefelligkeit iftz Die ung jer de Freude theurer, und Theilnehmung zum DBedirfnis des Lebens madht. Der ſicherſte Weg zur Erlangung ibs res Endzwecks, ſchien ihr die äufßers ſte Sorgfalt in der Erziehung; in den erften Jahren eine unermuͤdete Wachs famfeit, ihte Neigungen tugendhaft zu bilden; in reifern Jahren fuchte fie ihrem Geifte diejenige Ausbreitung zu geben, die nothwendig ift, um Luͤk⸗ Ben zu bemerfen, und den Rei eines zufammenbangenden Ganzen zu ers kennen. „Sch wuͤnſche, ſagte fie oft, All⸗ „winens Neigungen tugendhaft zu „wiſſen, um ihr, ſo viel, als es bei „menſchlicher Schwachheit moͤglich „ſeyn kan, kaͤmpfendes Streben zu „erſparen. Weiche Seelen erſchoͤpfen „ihre Kraͤfte bei zu oft wiederholten „muͤhſamen Anſtrengungen: doch aber „ſoll fie auch nicht allein’ der Güte ir „rer Gefühle uͤberlaſſen feyn; auch „nicht bloß den auf’s Wort ihrer „Erzieher angenommenen Grundfäzs „zen. Wir ehren gewöhnlich die Noth⸗ „wendigfeit der Tugend und der Recht: „fchaffenbeit, als eine ehrwuͤrdige Tras „dition; dies ift ein Sandgrund, über „dem das große Gebäude, in wels „chem wir ung fo ficher glaubten, oft „dei dem erften Windſtoß einſtuͤrzt; „ſelbſt aefundene Wahrheiten haften, „tie die Erfahrungen des Lebens. — „Güte des Herzens ift zwar eine reis „he Quelle, die fich aber leicht truͤbt; „Erhabenheit und Ordnung in Jii 3 der 875: „der Seele, die immer mit der Schnel: „ligkeit des Gefühls die Empfindung „ſtimt, find die Grundmauern, auf „die ich bauen mögte, Zu der Erlan— „gung diefer zwo Eigenfchaften werden „durch gruͤndliche Kenntniffe feſt ges „fegte Begriffe erfordert, die ung „Iehren, niit richtigem Maaßftabe den „mehrern oder mindern Werth der „Dinge zu fchägen. „, *) Drei Fahre lebte die glückliche Fa: milie in der ungeftörteften Zufrieden: beit, wie in Tagen des goldnen Ul: ters. Allwine trat in ihr fechzehentes, Bernhard und Eduard in ihr fünfund zwanzigftes Jahr. In dem letzten Jahre beſuchten beide Bruͤder (ſo nannte man ſie nur) alle Provinzen von England. Eduard verliebte ſich auf dieſer Reife in die Tochter des Gra⸗ fen von S., und erhielt mit ihrer Hand ein unermeßliches Vermögen, wofür er, auf BBerlangen feines Schwiegervaters, fich in London nie: derlaffen, dem Wunfche, noch einen Kriegebeizumohnen, entfagen, und ſich den Hofdienften widmen mußte. Bern hard und Allwine fühlten die Tren: nung von ihm ſchmerzlich; er fab ib: nen mit trüben Blicke nach, jedoch Das Mährchen vom Rehburger Brunnen, 876: bafteren., uͤbertaͤubt won rauſchenden Vergnügungen , neuen Ausfichten, und dem bhoͤchſten Gluͤcke feiner Liebe, jeßt feine von den zärtlichern Einpfins dungen rubigerer Seelen auf ihm. Die beiden Zurdiefgebliebenen wurden fih nun alles, liebten fich inniger als jemals, und wüufchten bald unzertrenn⸗ lich verbunden zu ſeyn. Allwood wil⸗ ligte ein, jedoch mit der Bedingung, daß Bernhard ihn noch erft auf einer Reife nad) Jeruſalem begleiten, und Allwine indeg einige Sabre in London bei ihrem Bruder zubringen ſolte. „Ich bin nicht, fagte er ihnen, für „allzuftruͤhe Verbindungen: Allwine „Pennt noch zu wenig Menfchen ; fie „liebte dich, weil du ihr immer nah „wareſt, aber fie fan noch nicht beurs „theilen, warum du ihrer würdiger „bift, ale viele andere, Es wird dir „ſchmeichelhafter und mir berubigens „der feyn, wenn fie nach einigen Jah⸗ „ren, dem Kreife der Londoner Schmete „terlinge enteilend, felbft weiß, wars „um fie dich ſchaͤtzt, und dir mit vols „tem Herzen wiederholt: ich Fan nue „dich lieben! — Was ung anberrift, „Bernhard, wir haben noch Gelübde „füc deinen Vater zu erfüllen.“ — Bernhard *) Schah: Gebal würde etwa die ſchoͤne Nurmahal Hicbei fragen: pflegt man das nicht eine Tirade zu nennen? — Uns ahndet auch etwas im der Art; in des hielt ich die Feine Digreffion verzeihlich, da fie aus dem Munde viner Mutter nachgefchrieben ift, und die Heldin der Gefchichte betrift. Solte übris gens (tie cö leicht Fommen Eonte) Allwine in der Folge diefem Erziehungss plane nicht ganz entfurechen ; fu bitte ich die Leſer, zu bedenken, daß cs mit den moralifchen Projeften oft geht, wie mit den oͤkonomiſchen; daß eine Methode gut feyn Fan, obgleich noch immer dependent von äußern Zufällen. — Sturm, Winden und Wolfenbrüchen, die. die Saamenkörner fertrollen, und die bir binden Fluren uͤberſchwemmen. 877 Bernhard wallte das Blut bei dem Andenken an die Mörder, Er und Altwood hatten ein Geluͤbde gerhan, den Meuchelmord zu rächen, es fey fruͤh oderfpät. Angefeuert durch Diefe Erinnerung, unterwarf er ſich leich ter, als es ſonſt geſchehen ſeyn würde, dem Aufſchube ſeiner Verbindung. Allwine gieng ſchweigend aus dem Zim⸗ mer, und verbarg, während der gan: zen Zeit der Zuruͤſtung zur Reife, ihre Thränen, um Bernhard nicht war: kend zu machen. Den legten Tag vor ihrer Abreife veranftaltete fie ein Feft für Allwood und alle die jungen Leute aus der Familie, die ihn und Bern; bard diesmal begleiten folten. Hins ten in dem Garten, nach der See zu, ſtand ein alter Ruin des ehemaligen Familienſchloſſes; in demfelben hatte fi ein gewoͤlbter Saal erhalten, der auf Hohen corinthiſchen Säulen ruh⸗ se; an den Wänden, in Stein ge— bauen, waren die Bilder ihrer Bor- fahren, Waffen und Trophäen; ymwi: ſchen den Säulen antife Statuͤen der vernehmften Helden des Alterthums. Diefen Ort wählte ſie dazu. Der Garten und der Saal war erleuchtet; am Ende defielben fah man zween Al: täre, der eine der Goͤttin des Krieges, und der andere dem Schickfal geweiht, Auf beiden ſah man Allwood's und Bernhard's Namen mit einem Lorbeer⸗ und Eichen: Kranze. Allwine, weiß gekleidet, ihr langes blondes Haar mit Mofen umwunden, trat vor beide Al; täre, und freute Raͤuchwerk in die Das Mährchen vom Rehburger Brunnen. 878 blauen Flammen, Bei dem erften laß man den Inhalt ihrer Bitte: gieb ihnen Sieg und Ruhm! und bei dem andern: erhalte fiemiir beide! — Für die übrigen opferte fie Blumenkraͤnze. Allwood fragte die jungen feute, mit welchen der Helden bier im Saale fie ihren Namen, bei ihrer Zurückkunft, parodirt fehen mögten? Jeder nahm feinen Kranz vom Altar, und weihte ipn feinen Lieblingshelden; „ich wäh: „ie für dich,“ ſagte Aliiwine, und bieng Bernbard’s Eichenkranz an Paul Aemil. — Bernhard hatte ſchon Han⸗ nibals Statuͤe umfaßt, und ſchwur den Sarazenen ewige Kriege, „Wenn „du wieder komſt,“ fagte Allwine, „flecht ich dir Lorbeeren unter die Eis „chen.“ — „Ich tauſche fie denn ein „für Rofen und Myrthen,“ ermieders te Bernhard, und fchlang feinen Arm um.ibren Leib — fie fchloß ihn ſanft in die ihrigen, und feine Thränen fies fen auf ipren Nacken, — „Laßt Al: „winen mit euch reifen,“ rief fie ſchluchzend, „ich fan von euch niche „getrennt leben.“ — Alles um fie ber war ftumm für Wehmuth; Allwood umarmte fie beide, und fein Herz fprach lauter als feine Weisheit. Noch dens felden Abend wurden fie getraut, und den folgenden Tag reifere Allwine mis ihnen ab — Alle Unbequemlichkeiten der langen Reiſe, alle Gefahren, waren nichts, denn die Liebe trug die Kette. End— lich nahten ſie ſich den heiligen Mau— ern; „hier,“ ſagte Bernhard, indem % er DR 879 er auf ein kleines Gebüfch wies, „fiel „mein Bater! — Die Rache des Him— „mels wird ung beiftehen. Ich febe „ihn noch fämpfend fich unter den Dol: „chen winden! Einen dee Mörder traf „ic, die Äabrigen entflohn!“ — Ein Fahr verfloß glücklich; oft ges fhaben zwar gegenfeitige Ausfälle, bei denen Allwine zitterte, die ihr aber inımer, wie neu gefchenft, den Vater und den Mann zurück führten, Eines Tages — mit trüben Wolfen brach er langfam an — fielen die Feinde aus der Burg, und es kam zu einem bfutigen Treffen. Alwine fland auf einer Anhöhe in der Ferne, und beobachtete, von den fehrecflich: ften Uhndungen gefoltert, die Bemwe: gungen beider Heer, Oft ſah fie noch, auf dem jich baͤumenden Roſſe Bernhard's weißen Federbuſch boch in der Luft, und der jedesmalige An— blick befebte fie mit neuer Hofnung. Piöglich aber fah fie ihn feurig nach: fegen, — jeßt anhalten — viel blins kende Schwerdter fehlugen um ihn ber — immer erfante fie ibn noch wuͤthend fechtend, Tod um ſich ber Das Mähren vom Rehburger Brunnen, 880 fchleudernd zur Rechten und zur in: fen; — auf einmal fanf ee — und fie fab ipn nicht wieder. — Die Außerfien Grade heftiger Schmerzen, oder überhaupt, aller geidenfchaften, zu fehildern, war noch fein Menfch fühllos genug. — Sechs Tage lag fie, wie im Todesfchlummer, Londy, Allwoods Bedienter, wich nicht von ihrem Bette. Aengſtlich ſah ſie auf alle, ;die fie umgaben; ah! fie fand nicht Bernhard und nicht Allwood!“ Londy berichtete ihr auch Allwood’s Tod, der, indem er feinem Sohne zu Hülfe eilte, auf dem Plage blieb. Beider teichname wur⸗ den einbalfamirt, Allwine eilte nach England zurück; Während der Reis fe gebabr fie einen Sohn, die einzige Frucht ihrer Liebe. Schwach, und faft ohne: Athem Fam er zur Welt; bei demmseuften Zeichen feines Lebens brach fie in Thraͤnen aus, Die erftem, die fie feit Bernhard’s Tode die Kraft batte zu vergießen. Sie ſah in dem Kinde wieder Bernhard leben. Bei jeder feiner matten Bewegungen ſchlug ihr Herz fchneller, und fie ward ſich felbft wieder theuer. Der Schluß folgt Fünftig, A RR nz —X Magapit, | ‚568 Stuͤck. zreitag, den 14ten Julius 1780. | Schluß des Maͤhrchens vom Rehburger Brunnen, n Eugland hatte man fchon Nachricht von ihrem Unglücke, und erwartete fie aͤngſtlich. ‚Traurig fab fie die Küften wieder, die „Sie ſo frölich verließ. Eduard empfieng ſie am Lande. Welch ein Empfang! Es war nicht mehr die bluͤhende Allwi⸗ ne, nicht mehr der bluͤhende — beide waren von Schmerz abgezehrt. Sie fagten fih wenig, weil jeder den zu heftigen Ausbruch feiner Empfin: dung fuͤrchtete. Der Pleine Bernhard ‚reichte ‚freundlich. die kleinen Hände, als wenn er den Freund feines Vaters in ibm erkante. In dem Schloffe berrfchte traurige Stille. — „Wo ift denn deine Frau?, fragte Allwine. Eduard ſtockte. — „Ich habe Leine „Frau., — „Gott! iſt ſie auch todt! „ rief Allwine entſetzt. „Mein, frag nicht weiter.“ — Gie erfuhr nachge: bends, daß Milady Cardif in der Außerften Ausſchweifung lebte, daß Eduard fie gleich nach Entdeckung ih: ter Untreue verkaffen babe, mit dem feften Entſchluſſe, fie nie wieder zu fes ben; dennoch) liebte er fie noch heim ⸗ lich, ohne es ſich ſelbſt zu geſtehn. Geliebt werden, und nicht wieder lies ben; den verratben, der uns liebt, — das war über Allwinen’s Begriffe, Ihre ganze Seele bebte zurück bei dem Gedanken einer Untreue. Sie hatte ‚für ipre Schwiegerin nie.etwas mehr, als. Bewunderung ihrer Schönheit und ihrer wuͤrklich teigenden Talente, fühlen Pönnen; fie fand immer eine Art leichſinniger Kälte in ihr, die Allwine gegen Eduard Cardif nicht verzieh. Jetzt ließ fie es fih auf das Außers ſte angelegen feyn, durch die Zaͤrtlich⸗ keit ihres Umgangs ſeine Leiden zu ver⸗ ſuͤßen, ſie vergaß ihre eigne Laſten fuͤr die ſeinigen. Nach Verlauf einiger Zeit ſchrieb ihr ee Schwe⸗ ſter, Agathe v. M... aus dem Klo⸗ ſter, daß ihre Gegenwart auf ihres Sohnes Guͤtern nothwendig erfordert wuͤrde. Es betraf verwickelte Strei⸗ tigkeiten, die ſie aus einander zu ſetzen ſich allein nicht getraute. Eduard und Londy begleiteten ſie. Bei ihrer An⸗ kunft in Deutſchland fand ſich, daß ſie vorerſt nicht wieder nach England zuruͤck kehren duͤrfte; auch fuͤhlte ſie ſich ruhiger bei den veränderten Ge Kt gens — ‚38 Das Mährchen vom genfländen, Die nicht immer Erinne⸗ zungen in ihr weckten. Eduard bes ‘gab fich in den Drden des dem M... ſchen Gute nahe gelegenenStiftet..m, and beforgte von da aug die Angelegen: heiten feines Meffen mit einem Eifer, Ber ibn fich ſelbſt entriß. Der ganze Kelch des Ungluͤcks war och nicht anegegoffen. — Der junge Bernhard fiechte feit feiner Geburt, and ftarb endlich, ale man eben einige “Hofnung zu feiner Geneſung befain. Dieſer letzte Verluſt brach Allwinen das Herz; ſie ſah ſich, in der Bluͤte ihrer Jahre, wie vom Schickſal vers folge; ihre Kräfte waren erfchöpft. Dei dem erften Schalle der Todten; glocke ward ihr Schmerz wild, fie er: trug feinen Troftz niche den Anblick eines Menfchen, — Sie gieng beims Tich allein aus dem Harfe bis an ei: nen nahe gelegenen Wald, ficher, daß man fie da nicht finden würde, Gie fank enifräfter zur Erde, erdruͤckt von einem unausſprechlichen Gefuͤhle von Ungluͤck. Londy fand fie zuerſt. Um: fonft verſuchte er einige Worte aus “ahr zur ziehen, fie fprach wicht, fie hörte nicht, nahm Feine Nahrung zu ih; — kange verzweifelte man an ihrem Zu: Rande, Londy, der das nanze fein ge: foonnene Gewebe ihrer Seele von Ju: ‘gend anf Fante, bofte noch auf ein Mittel, deffen Gewalt über fie er oft bemerkt hatte — Mufil, Eduard ſpielte die Laute. Er ließ ihn, kief in den Wald entfernt, gedämpft ein Lied fpielen, das Bernhard ehemals aufge: ſetzt, und bei Elma's Grabe oft * un 79 Rehburger Brunnen. ihnen geſungen —D die Worte gemacht; es te Klagen, vermiſcht mit ed ef: fungen von Oelaffenheit und Standı baftigfeit bei allen Pünftigen Vorfällen ihres Lebens, Eduard fpielte Tange ohne Wirkung; Allwine gieng lang» fam auf und nieder; zuletzt fchien es, als wenn fie horchte, fie fieng an zu ſeufzen, ihre Augen wurden bewegli⸗ cher, und fie ſank Praftlos auf die Er⸗ "de nieder! Londy gieng zu ihr, fie druͤckte ihm ſchwach die Hände, Jetzt kam Eduard mit der Muſik naͤher; ſie that einen heftigen Schrei, und winkte mit der Hand, daß er einhalten mögte, Das erfte, was fie fprach, war, daß fie ihre Leben hier im Walde befchließen wollte. Londy mußte ihr eine Hütte bauen laſſen, in der fie auch bis an ihr Ende wohnte. Die erſten Monate ‘Ponte man: fie nicht vermögen ans dem Walde zu gehn, fie ertrug nicht das „belle tichr des Tages, und Die vermiſch⸗ ten Farben der Landſchaft. Die erfte Beſchaͤftigung, die fie wieder unters nahm, war, eine Bank von Steinen zuſammen zutragen, und Kränter und Blumen um ihre Hirte zu pflanzen, Bald nachher errichtete fie Bernhard ein Grabmal, und ſchrieb Fleine Aufr fäße, indem fie ſich ganz ihrer trüben Phantaſie überließ. Einige Pflanzen, die fie fand, erweckten, da Kraͤuter⸗ kentniß immer eine ihrer tieblingewif: fenfhaften gewefen war, Meugier nach der umliegenden Gegend. Ein Schrits fotgte dein andern; auf ihren Spa⸗ yiergängen — el⸗ wu ine harte 885: Felde, und fuͤhlte bald wieder Bedürf: niß mie Menfchen zu leben, und auch für ſie etwas zu ſeyn. Sie ſprach mit den teuren, die ihr begegneten, anfangs mit einer Art Ueberwindung, weil der; gerjnaſte aͤhnliche Uniftand, ſchmerzlich auf ihre Seele traf; zuletzt aber ‚mit eignem Satereffe; fie ‚gab Rath und Troſt, wenn man ihn bedurfte, und machte fih allen durch ihre warme Theilnehmung theuer. Man verehrte fie, wie. eine‘ Heilige; ſie gab den Kranken Kraͤuterſaͤfte, die ſie ſelbſt zubereitete, wartete die, denen Pflege mangelte. Tauſend Ungluͤckliche, die ſich ihr vertrauten, fuͤhrte ſie mit leich⸗ ter Hande durch die dornigten Pfade destebens, daß fie minder ritzten; oder jeigte, wie man ihnen auswich. — So beſchloß fie nach einigen Jah⸗ zen ihr Leben, Sie beugte ſich, wie der: Straudy im Sturme, unter die Hand des Schickſals; verſchmaͤhte nicht „mit Trotzugegen die ungleiche Austheilung der Gtückfeligfeiten , die Freuden, die ihr nahe lagen, und bob ſich wieder, Site fand Troft und Gründe zur Beruhigung, weil es. im- mer das Ziel ihrer Enefchließungen blieb, welche zu ſuchen. Ihre Serle war zu ſehr Durch Unglück zerriſſen, als daß fie nach Froͤhlichkeit fireben durfte; «diefebefucht den Menſchen nur wie eine Gottheit, und Feine Macht vermag fie zu feſſeln. Ruhe, Heiter- keit und Bemuͤhung zu genießen, was uns nabe liegt, find Die Wege, die fie germ bereit, — Selig der, den fie be flight ic nf Das Märchen vom Nehburger Brunnen 83% * 5 RR. “.* ‚ “ 5 d ”*: * “x. Eine tegende erzähle noch, daß un⸗ fere Einſiedlerin zuerfi die hiefige Badequolle entdecte, in Derjelben den Kranken fih zu wafchen rieth, und viele ‘Uebel damit heilte. Ste empfahl fie vor ıbrem Tode der ganzen Ge gend, als einen vorzuͤglichen Segen der Natur, und faate viel von dem kuͤnftigen Zeiten voraus, im denen man mit mehr Aufmerkſamkeit und ausgebreirerern Mugen ihre Kräfte verfuchen würde; — von einem mwohls thätigen Könige, der fie mit Bequems lichfeiten verfeben, den Armen zugaͤng⸗ lich und den Reichen angenehm mas chen würde· — Dieſe Zeiten ſind gekommen: ſeg⸗ nend ließen hier ſchon viele Elende ihre Kruͤcken. — Zufrieden eilt der arbeits ſame Staͤdter wieder feinen Geſchaͤf⸗ ten gu, durch Ruhe und einfache Ver: gnügen geftärkt. Ein aufmerkfämer menſchenfreundlicher Arzt weihet fi allen; ſeine Kunſt den Kranken; ſeine unumwoͤlkte Munterkeit den Gefuns den; und acht Jährlich neue Entdek⸗ ungen der mannigfaltigern Beftims mungen dee Waſſers. — Herrn We⸗ bers Briefe über den Rehburget Brunnen, © 2 « * ** *«« € € ge nod einige von Allwinen’s Frage menten, die, mit den Machrichten ihres Lebens, in der ausgearabenen Urne gefunden find — „ch lebe wies der, Bernhard.,, — kange dachte ich, ich lebte wicht mehr, ich fühlte nur, st 2 daß 7 daß ich dich nicht ſah; — ih ſchwamm in einem leeren Raume, nichts über und unter mir, alles fanf unter meis nen Füßen, wie in unergrüimdliche Ties fen. Dunkles Sehnen nach dir ließ mich nur fühlen, daß ich noch war, — Ah! der taut von deinem tiedel — Es war, als wenn mit leicht raufchen: den Flügeln dein Geift himmliſche Harmonien zu mir herunter trüge. — In allen, was meinen Sinnen ſchmei⸗ chelt, Bernhard, bift du mir nah; in dem Dufte der Blüten, — in, dem fanft fäufelnden Welt durch die bebens den Blätter, — dies ift Sprache der. Geiſter, denke ih mir, — Düfte der Blüten, ihr Hauch. — Oft ſchwebſt du mir vorliber in dem reinen Blau der Sphären, — in jedem ſich ſchnell fehliegenden und zertheilenden Woͤlk⸗ chen febe ih Schweben fel’ger, Gei⸗ ſter. — Ach, ihr entfchwinder meinem Auge, und ſchwer von Thränen fenfet ſich s wieder zur mühfeligen Erde !-*), ö * * * * * * * *** n Mir ift Leicht, wenn ich mit. dir fpres, he — Gegen Eduard nenne, ich dich nicht. Ach, der ‚Urmel, Schwerer find feine Leiden, ale die meinigen. — Wenn du der Rath⸗ fchtüffe welche kennſt; fo umfchwebe ibn mit töftenden Ahndungen. BA Das Mähren vom Rehburger Brunnen, sag Wenige Jahre noch, und fen Wandel der Zeiten wird ung mehr trennen, Unfere Seelen liebten fi), und fie werden fich wieder fins den, — ich finde dich mis Allwood, Bernhard und Elma, und mir eich) tauſend Freunde der Vorzeit, die zw) fennen, ich mir immer als Zuwachs’ der Seligkeit dachte ⸗·⸗· — ei TIEREN Nchehabe einen Druiden s Altar ges ad: funden, tief im Walde, — Er ift mie nicht unheilig. — Menfclis he Herzen traten auch. bier bittend und danfend hinzu. — Ach, daß ſie nicht inider reinen Quelle fchöpfren I Hier ſtaͤrke ich meine Beftrebungemy hier fließen meine Wünfche und meis ne Klagen: — Alagen, was uns fehmerze, iſt Wolluſt des Herzens. Selten aber ſind die Menſchen, denen man klagen darſz3und ſeltner noch die, denen man klagen mag: die mei⸗ ſten find zu ſchwach, einige zu fhhllost Aehnlich ſind die dem Bilde deſſen, der die leiſeſten Seufzer hört, die mit "ahnendem Gefühl uns von fern ver- ſtehn, uns den Troft zeigen, den win zu ſchwach find: felbft zu ‚entdecken, und unfere finfenden Hände unterſtuͤz⸗ zen. — So warft du Bernhard, ges gen jeden Ungtücklichen; und leicht, X sry? wie ' taenyındd) u} var 4 '*) Sprach man ſchon fo im 1gten Kapıhunder? = Wozu’den’ätte ſat de n dehäufte Folianten, Quartbände und Vrochuren? Höre ih den ganzen Chrei logiichen ‘ » Arcopage fragen. — Wozu? das Wozu erforderte Freilith. ein grand prin- cipe d’unite. — Rouffeau fagt: „les formes changent, maistefprir humainze-, fie toujours le m&me., _, So wäre es alſo nicht unmöglich, daß manim 13°" Jahrhundert ſchon fprach, wie im ıgten, 889 wie Thränen , floſſen ihre Klagen “ dir aus der Seele. — 3 17} RE He) a Seh habe — und Geisblat um J. dein Grab geſetzt, und um meine Hütter, Ach, ſie blühten jo [hön, fie junge Kinder der Natur! Losgrriffen vom Mutterbuſch, liegen fie nun! — Ach Bernhard! Bern; bardr — fe tbar unfer $eben! Schreck: uͤch aber ſchrecklich! ſchreckuich! brauſete der Nord! — umd’der Baum fiel! — Ad, er fiel, er fiel! — Wie die Rebe von Um’ geriffen, liege ich Be welfe im müßfeligen Seben! —— * om ‚Ende u ſich, — der Orkan rauſcht in den Nen den Blaͤttern, wie ein Vorbote des abſterbenden ebene. — Die höre Nacht erfchien mir Agarhens Goftalt beim Altare; fie ver(hmand, ebe ih fe erreichte... Ob’s Taͤuſchung, oder Das Maͤhrchen vom Rehburger Brünnen, MWirflichkeit’war, weiß ich ı nicht, — Sie winfte mit, > * * * * * Sen 8 Agathe! — Im Sau den alſo erſchienſt du mir, wie ein leitender Engel? — Ich habe mir ein Grab una Dicht an dem deinigen. Wenn ich - mich fchwächer fühle, fee ich noch zus legt Eduard, Londy, alle meine Nach⸗ baren; gehe mit ihnen auf den ſchoͤ⸗ nen Hiigel, ſehe die weiten Fluren, den kleinen See, die Gehoͤlze umber; — denke an alle Freuden unſrer Jugend, an alle froͤhligen Augenblicke, an dei⸗ ner Hand mit Eduard und Allwood verlebt· — Wer ſchenkte fie mir? denke ich zuletzt — der, von dem ich komme, und zudem ichgehes — Denn ſenket fich mein mattes Haupt in das moofigte Grab, und deinfeliger Schat⸗ ten umhängt meinen Geift, und führt ihn ein in die himmliſchen Sphären, 'Uss8. . aelind in minorkaniſcher Handwerks; mann, als Tiſchler, Schufter, Shrite, Maurer, verdient ſich taͤg⸗ lich, wenn er in Arbeit gebt, 2 Schill. dies bringt des Jahrs die Fefttage abgerechnet, etwa 150 Dollar, Wenn er fleißig ift, Ban er noch 50 Dollar neben ber verdienen. Seine Einnah⸗ me Beliefe fich alfo auf 200 Rthlr. Nun muß er-alle Bedürfniffe des tes ne TW Bon den Haushalt der —— bens kaufen. Man kochen auf eine erwachfene Perfon 44 Duartere, und auf ein Kind 13 Quartere ‚Korn, Beſteht nun die Familie aus beiden Eheleuten und: drei Kindern, ſo ſind 132: Quatere ‚Korn snöthig ‚+ beträgt die Quartere zu 13 Schill. gerechnet, 44 Rebles'( 7 Quartere iſt x englifchen Eenener oder rı2 Pfund. Das Brodt iſt Fir, — der Minorka⸗ 4; 3°? VRR cos ud 891 wer, weil fie ohne Weizenbrodt nicht glauben leben zu koͤnuen. Das Del iſt eine zweite anfehnliche Ausgabe. Denn Butter wied nicht gekauft, fondern man bereitet die Speiſen mit Baumdl. Eine Familte von fünf Perſonen, wie ich augenommen, vers braucht 4 Pfund Oel die Woche zu 35 Neal, macht 23 Rehlr. jährlich: Fuͤr Gartengewächie, Knoblauch, Reis; Huͤlſen frũchte; geſalzen Fiſch, Heringe) Stockfiſch/ Thon von Sardinien tägl lich 1% Real: amacht 60 Rihlt. jaͤhr⸗ lich. Die Kleidungsſtuͤcke betreffend: fo wird auf der Inſel nichts als ein grober Camelot zu. Mannsfleidern, und ein grobes Zeug zu den Mantet⸗ teh der Franensperſonen, imgleichen grobe Leinwand zu Tifch und Berti tüchern-verfertigt. "Das uͤbrige alles mug von auſſen eingebracht werden, Geringe Leute verfertigen fich eine Are Schuß, oder vielmehr. Solen ;' Die gleich den wömifchen auf: dem Fuße gejt gebunden werden. Imgleichen tragen die Landleute eine Art Kamas ſchen von tever, Für Fleiſch darf ich nichts in Rechuuug ‚bringen Doch pflegen fich die Minorfaner an Feftta- gen damit gürlich zu hun, und auf Diterm muß nothwendig ein Schaf, auf Pfingften ein Stüd vom Ochſen, und Weihuachten ein’ Puter verzehrt werden. Die Difpenfarion Milch und Butter in den Faſten zu eſſen, muͤſſen fie vom Biſchof von Majorka einho⸗ ten; allein fie komt insgemein zur fpät, und denn find die Armenuͤbel daran. > Die Hausmiethe läßt ſich etwa auf 15 bis zo Athlr. ſethen. Von dem Haushalt der. Minonfaner.- 892 u ar, Ausgabe. she An Korn 44 Dollars An Oel * Fe Wein, Fiſch und Früchten 60 Hausmierpe Tui sin ao. Mi Kieiverm un sn 0 gguls in Soma Tro7 Dal Ob nun gleich außerdem. manche Ausgaben Mk ſo fan man doch annehmen, daß die Frau, und Kinder auch etwas verdienen koͤnnen. Die Söhne müffen das Handwerk treiben, und. die Fran und Töchter, gewinnen etwas buch Spiunen, Nähen, Was ſchen und Spitzen machen. Indeß pflegt doch von dem Verdienſt nichts erübrige und auf eintretenden Noth⸗ fall beigelegt zu-werdem Eine Famis tie. fan, fih alfo bald in bedrängte Umftände verfeßt ſehen, wenn der Ermerber-etlihe Wochen durch Krank: heit gehindert wird, — und, fie doc) alles ‚Laufen muß,,, Die, häuslichen Arbeiten einer Hausfrau in der Stade find ſehr gering. Sie braucht fein Vieh zu Geforgen, feine Butter und Kaͤſe zumachen, feinen Öarten zu bes ſtellen, kein Geſinde zu halten; der Topf iſt auch leicht ans Feuer er bracht. Denn ein Paar Schnecken, und höchftens ein bischen Gemuͤſe and Fiſch iſt leicht in Oel gekocht, und meiſtens zehren fie Doch von roben Fruͤchten, als. Feigen, Grangtaͤpfel, Mobrenfeigen die ſie ſchon des Mor⸗ gens fruͤh zu einem Stuͤck Weizen⸗ brodt eſſen. "7m Es, bleibt alfo der Haus fran nichte als Nähen und Spin: nen sy nen und Ahnnliche' Arbeiten’ diefer Art übrig. der Spindel, : Man beichicft aber damit niche viel, Sie flehen gemeis niglich mir ihrer Spindel inder Tpür, nnd thun viel, ‚wenn fie fechs Bind b tansbfinden — Was die Minor: kaner in Anſehung der Speifen ſich entziehen, das verſchwenden fie dageı gen an Kfeidumgen, befonders das weibliche Geſchlecht. Ihre Rebuſil⸗ len find von dem feinſten Neſſel- oder Kammertuch, und deren haben fie ‚doch eine ante Zahl vorraͤthig. — Werl fich indeß die Moden gar nicht ändern: fo fan ein feidener Rock und Kamifot mit filbernen auch wohl mit goldenen Anöpfchen von der Groß: mutter auf Kind und Kindes Kind vererbet werden. Wenn ein Mädchen . ausgeflenret wird, fo ſteckt die Nuss feuer meiſt in den Kleidern. Wenn : diefelben zu 4 bis z00 Dollar gefchägt werden, fo hält man das für einen mittleen Staat. Viele von den Hand; werfsfrauen in der Stadt haben vor; ne im Haufe einen Höckerhandek mit Meis, Feigen, Zwiebeln, geflochtes nen Korbwaaren, Kaftanien ic, — Dicht ein jeder Handwerksmann fan fein Verdienſt auf zwei Schill. täglich bringen, “Der teinweber, Bebaner der Weinberge, Wellenfrager , verdienen nur 3 Real, Die Fiſcher koͤnnen ſich nur ı Schill. auch 3 Real und drüber ‚erwerben, wenn der Mann felbft ein Boot befißt, die Fran und Töchter die Netze ſtricken und:die Söhne mit zum Fiſchen gebraucht werden. . Ihre An— N Von dem Dandhaht.der Minotfänek 894 zahl beläuft ſich auf 450," fo wie Die Das Spinnen geſchiebt auf Anzahl der Matrofen auf 700. Ge⸗ ringe Leute halten ihre Kinder wie bei ung früh jur Arbeit ar. Ein Knabe von 8 Jahren nıng ſchon fein Holz tragen, — Die Höhimgen find hier nicht Gemeinheiten noch Befignirgen des Königs, fondern haben ihre eig nen Befiger, die verpflichtet find, dem Magifirat das Holz für die Garnis fon zu 14 Dobl. den Eenmer (zu 91 Pfund engl. y zu liefern. Die Meier⸗ güter find zum Theil verpachtet; ſehr oft theilt auch der Eigenthiimer mit dem Pächter oder Bebaner den Gewinnſt Der Eigenrhümer muß im Teßten Falle dem Magiſtrat die Taxe bezahlen; der Paͤchter hingegen die Unkoſten der Einfaat, des Arbeitslohns und der Werfzenge ſtehen. Die erwähnte Tare wird zur Bezahlmug der Quartiere, des Holzes und Dels für die Solvaten ꝛc. angewendet. — Ein beftändiger Tas gelöhner auf einen Meierhofe erhaͤlt jäbrlih 25 bis 30 Dollar. nebſt 2 Duartere Korn. Andere die nur zu gerwiffen Zeiten genommen merden, alg Maͤher, Urbeiter in den Weinbergen verdienen ſich dadurch etwas, daß die Meier ihnen fchlecht unbebauet fand auf etliche Jahre frei geben um es ur⸗ bar zu niachen. Man räumt fodann das wilde Buſchwerk weg, und brennt Kohlen, daraus, wovon der Eentnes Eichen kohten s Kral. ‚Koblen aus ten: ‚sifens, aber nur 4 Real koſten. Die Bänerinnen auf dem Lande bar "ben nit den Arbeiten in den Gärten, Geldern. und Weinbergen nichts zu thun. Ar 895 thun. Das. Melken thun die Manns: perfonen. — Für die Frauen gehört das Großziehen des Gefluͤgels und des Viehes und die Beſorgung der Miich. Die, Milch wird durch die Blumen von Artiſchocken und Waſ⸗ ſer zum ‚geriunen gebracht. Die But: ‚ter wird mit den Füßen getreten. Dan zwingt durchs Feuer oft noch eine zweite ſchlechtere Butter beraus. Der Kaͤſe hat einen beſonders ſtarken Ger ſchmack. Die ——— eſſen ihn gern Minorka. Von dem Haushalt der Minorkaner. ſtuͤcke daraus. 896 nebſt Macronen-an der Suppe, Die minorkaniſchen Baͤuerimen bringen bie Fruͤchte, die ſie verkaufen, auf Efeln zu Markte. Sie malen ihr Korn auf Handmuͤhlen ſelbſt, oder durch einen Eſel, — denn ſie ſind oft von den Windmuͤhlen der Stadt weit entfernt. Sie ſpinnen ihre Wolle und Flache, und verfchaffen fi ſelbſt Kleidungss ‚Aus dem kentifcus wird auch von ihnen ein Del zum ‚brennen gepreßt, Lindemann, Feldprebiger bei den Hanndverifchen ——2 "Anekdote. n Rh Din — ein portugififcher Schifscapitain, fegte im Fahr 1532 einen beträchtlichen Theil der Dftindifchen Küfte durch Plünderung und Brand in Schrecken. Nahe bei Aden traf er auf in Schif, welches "einem begüterten Moren in Jiddah zugebörte, und mit großen Reichthuͤ⸗ mern beladen war. Der Mor, um den Anfaͤllen der portugiſiſchen Capi tains zu entgehen, welche die See baͤufig durchkreuzten und unficher machten, hatte ſich von einem portugi⸗ ſiſchen Gefangenen zu Jiddach einen Freipaß oder vielmehr ein Empfeh⸗ Tungsfchreiben geben laffen und daſſel⸗ be wahrfcheintich theuer erfauft. Als ihn Silbeyra fih zu ergeben auffor: derte, zeigte er feinen Paß vor, und verlangte, daß man ihn in Ruͤckſicht deffen, ungehindert fortfegefn laſſen moͤgte. Silveyra fand den Paß in portugiſiſcher Sprache folgenden Ju⸗ halts: Ich erſuche diejenigen von des Rönigs in Porrugall Aaupts leuten, welche diefes Schif an- freffen, ſolches wegsunebmen, denn es gebört einen ſehr nichts⸗ würdigen Moren. GSilveyra ſah mit Unmillen, wie fehändfich diefer Mubammedaner bintergangen mar, und fand bei der Wahl, die Ehrlich: feit und den guten. "Glauben der Por: tugiefen den Einwohnern des Landes zweideutig zu machen, oder die Gele⸗ genheit zu einer reichen Beute fahren zu laffen, fein langes Bedenken. Er verfchwieg dem Moren den Betrug und lieg ihn feine Fahre nah Aden ungehindert vollenden. Mtr. - gm anmoderiit \ En 2 Ki 898 57 Stüd, Montag, den 17 Julius 1780, Dom Garten, Ader und Weinbau der Minorkaner. DI Marion ift groͤßtentheils zu arm, um £ofibare Kunftgärten ; anzulegen ; die Begüterten wenden wenig an diefe Art des Ver: guügens, Da das Erdreich fehr ftei: nigt ift, fo nugt man die wenigen Pläße, die man zu Gartenlande zube; reitet, aufs forgfältigfte, um einige Gartenfrüchte zu erzielen. Die einzige Sierde, die allen minor fanifchen Gär: ten eigen, ift ein Säulengang, an wel: chem fich die Weinftöcke hinaufſchlin⸗ gen, und eineniangenehmen Schatten geben, Sonſt aber ifi jedes Pläßchen genngt, und man finder kaum einen ſchmalen Fußſteig, wo man hindurch riechen kan. — Eine unentbehrliche Nochwendigkeit in jeglichem Garten, iſt das ſogenannte Perſianrad, vermit— telſt deſſen aus einem tiefen Brunnen Waſſer geſchoͤpfet, und der Garten bei dürrer Witterung gewaͤſſert wird. Zu dem Ende ift der Gaͤrten mit Kanälen und Kennen, die aus Eantonsfleinen gehauen werden, ducchzogen ‚und die Gewaͤchſe werden alle in Furchen oder Reiben, wie bei uns die Kartoffeln und der weiße Kohl gepflanzt, Damit das Waffer in folche Furchen eindringe, — Das Perfianrad ift eine fehr einfache - Erfindung. Es beſteht aus zwo Rär dern, Deren eins ein Kamradift, an wels chem der Baum befefligr, den ein Eſel in einem Kreife mit verblendeten Au⸗ gen gehend, aus freiem Triebe, ohne Treiber, herumzieht. Das andere Rad hat eine Slechte oder Kranz von Mirr: then, deren eines Ende tief hinunter ins Waffer reicht. An diefer Flechte find in abgemeffener Fleiner Entfernung Warfferfrüge befeſtigt, welche, wenn fie unten hinfommen, das Waffer von ſelbſt einnehmen, und wenn fie bis auf die Höhe des Rades kommen, felbiges von ſelbſt in eine Renne ausſchuͤtten, von da es in ein viereckigt Baſſin laͤuft. In demſelben ſtehet das Waſſer oft ſehr lange, und wird in Vorrath geſchoͤpft, damit e8 zu Peiner Zeit daran mangefe, Auch pflegen die Wäfcherinnen hier ihre Wafchitelfen zu haben. Allein dag lange Steben diefes Waffers verur: facht einen unangenehmen Geruch, und macht, daß fich die Fröfche im Sommer berzießen, welche fodann ein ganz unaufhörliches Gequacke verur; 4, ſachen. 899 ſachen. Die Fruchtbarkeit der Erde und große Kraft der Degetation ift bier außerordentlich. Man braucht wenig Dinger, Diefen muß der gefchäftige Eſel in Körben nach den Gärten traz gen: fo wie hberhaupt alles auf Eſeln und Maulthieren bei Ermanglung der Wagen und Unbrauchbarkeit ver Wege fortgebracht wird, Welch einen reichen Vorrath von Gewächien und Früchten diefe Inſel in jeder Yahrszeit liefert, davon Fan man fich nicht beffer übers zeugen, als wenn man den ſchoͤnẽ Kraut: markt zu Mahon, welcher unter einem darzu eigentlich errichteten Gebäude, das aus lauter Schwibbogen und Pfeis tern beſteht, gehalten wird. Hier fehlt es nie an den wohlfchmeckendften Fruͤch⸗ ten, ſelbſt mitten im Winter nicht, Ich babe es nicht ſo ſehr bewundert, daß man felbft im Winter in den Gärten Früchte ziehe, als vielmehr, daß die Einwohner bei der Beftellung ihrer Gärten eine folche Einrichtung treffen, daß fie auch bei der größten Sonnen: bie, wenn doch alles Gras ganz dürr und welt wird, noch Gewaͤchſe und Fruͤchte haben. Allein der gütige Schoͤpfer hat auch fuͤr die heißen Him⸗ melsgegenden geſorgt, und ihnen ſol⸗ che Fruͤchte mitgetheilt, die das Blut während der Hitze fühlen und erquik⸗ Ben, und die Kunft der Menſchen weiß auch diefe durch gefchickte Wartung und Bewäfferung zu erzielen: Als im dem erfien Sommer, den wir bier er; lebten, die Hitze fo außerordentlich zus nahm, und nicht nur alles Gras gleich: fam ganz verbrans zu ſeyn fehien, und Dom Garten, Ader und Weinbau 906 auch unfer Körper eine nicht geringe Martigfeit empfand, da war mir dies ein hberaus merfwürdiger Commentas rius der biblifchen Stellen, die darüber eine fo malerifche Befchreibung geben, Efai, 40, v. 6 bis 8. Alles Fleifch ift Gras und alle feine Güte wie eine Blu⸗ me auf dem Felde ıc. Pfalm 103, v. 15. 16, Ein Menfch ift in feinem $es ben wie Gras, er blüher wieeine Blu⸗ ne auf dem Felde ꝛc. Alle Felder fchies nen ganz verdorret, und ed war, ale wenn der ganze Erdball von den maͤch⸗ tigen Stralen der Sonne zu gluͤhen anfing. Die Erbfen und Bohnen börten fchon mit dem Junius auf, Und nun glaubte ich, würden die Gaͤr⸗ ter nichts mehr hervor zu bringen im Stande feyn, Allein gar bald fahe ich fie mit Gurfen, Kürbis und Me Ionen überzogen, und der fchönfte Hanf hatte alles mit einer grünen Tapete be⸗ decft, wo ich nichts als Dürre zu fins den glaubte. ch will hier ein Vers zeichniß herfeßen, von dem was ung bier die gütige Natur in jeder Jahre: zeit liefert. Man bat bereits fehon im December und Anfang bes Januar grüne Erbfen,doch find fie noch alsdann rar und theuer. Gie dauren bis in den Monat Zunius. In Menge hat man fie im Monat Yprilund Mai, Manfäet fie von Michaelis bis zu Endedes Des cembers. Der Blumenkohl ift im Monat Sanuar, Februar und März imeinembes wundernswürdigen Heberfluffe,und die Köpfe find von ungemeiner Größe. Ich babe aus Neugierde einmaleinen Kopf wiegen laſſen, welcher 8 bis 9 Pfund an 901 an minorkaniſchem Gewichte hatte, (1 Pfund träge nad) unferm Gewichte obugefähr 3 Pfund,). Er wird im Monat December geſaͤet, und ift in 12 oder 13 Monaten brauchbar, Rü: ben, Polfternacfen und Karotten hat man das ganze Jahr hindurch in Men: 9% Man fäer fie im März, imgleis chen im Julius und Auguſt, ja auch während des Winters. Sie kommen in zwei Monaten zu ihrer Größe, Der weiße Kohl dauert ebenfalls faft das ganze Jahr hindurch, Man fäet ihn befonders im April, Julius und December. Saveyenkohl iſtnicht zu haben, eden fo wenig als brauner Kohl. Wir braten Saamen mit, und machten Berfuche, er Fam auch in die Höbe, allein da ihm der Froft fehlte, fo konte auch die befte Zuberei; tung ihm nicht deutfchen Geſchmack geben, Im Monat März folgen die Artiſchocken bis Ende Mai. Es giebt deren zwei Arten. — Man braucht die Blumen derfelben, um die dicke Mitch zum gerinnen zu bringen. Im Su: nius fommen die Fißebohnen ingroßer Menge, um die Stelle der Erbſen zu vertreten. Sie dauren bis September, Man fäet fie oom Monat Maͤrz an bis in den Monat Auguſt. Im Mai und Junius hat man Kirſchen imlleberfluß, aber nicht ſo ſchoͤne Sorten als wir bei ums haben. Die ſchoͤnen ſpaniſchen Kir: ſchen, die wir mit Recht am erfien zu fin: den glaubten, vermißten wir. So bald dieſe aufhoͤren, ſo ſchuͤttet die guͤtige Natur ihr Fuͤllhorn voll Aprikoſen, Pflaumen, Feigen, Birnen und Aepfel der Minorkaner. 902 über uns im Monat Junius und Ju⸗ lius aus. Die Feigenbäune tragen zweimal Frucht. Zuerft im Junius bernach im September. Die legten werden nur getrocknet, Doch koͤmt der größte Theil trockener Feigen von Mas jorfa und Marfeille zu uns. Aepfel und Birnen find hier fchleht. Es ſcheint als wenn das heißere Klima ih⸗ nen nicht fehr angemeffen ift, Sch has be oft die Baͤume noch im Herbft blühen geſehen. Dadurd) erfchöpfen fie ohne Zweifel ihre Kraft. Die Minorfaner baben Feine befondere Sorten, und ver: Reben fich nicht fonderlich aufs Pfrop⸗ fen und Okuliren. Wenigftens wen: den fie bier Feine Mühe an. Diele Yepfel werden von Marfeille hieher gebracht, Die Aprikofen find wohl; ſchmeckend, und es giebt eine Sorte, die ich den unfrigen vorziehe. Die Minorkaner find gewohnt, zu dergleis hen Früchten, als Aprikoſen Feigen ze; Brodt auch Käfe zu effen, und halten dafür, daß folches eine Säure im Mas gen verhindert. Opuntia, oder Fiques des Mores, wie man fie bier nennt, wachſen faft an alen Mauern in dem felſichſten Boden in außerordentliche Ueberfluß. Die Haut ift fehr Rachs licht, und behutſam abzulöfen, das ins twendige fehe ſuͤß. Der Minorkaner ihre ganze Mahlzeit, befteher faſt aus Diefer Frucht, ein bischen Knoblauch nd ziemlich feinem Weizenbrodt. Wenn fie dabei ein bischen Fiſch in Del gebraten nebſt einigen Schnecken und Mufcheln zu verzeßren haben, fo ſtud fie recht Föniglich vergnuͤgt. Die Ul 2 Opun⸗ 993 Dpuntia hält man für fehrgefund, für- mich hat fie ein widerlich füßes. Um uns in der größten Hißedas Blut heil: ſam zu kuͤhlen und zu erfrifchen , giebt die gütige Natur im Sulins, Auguſt und September Melonen und Ungu: rien oder Waffermelonen im Leberfluß ber. (Man: Pan fie bis Weihnachten eonferviren, ) DieMinorfaner verlan: gen nur ſehr wenig für dieſe heilſamen Gewaͤchſe, und laffen fich gerne mit ein Paar Doblern begnügen, ( ein Dobler ift 2 Pfennige,j wenn unferelandsleute dafür 3 Rthlr. oder 3 Gulden zahlen - müffen. Wir flanden: anfangs im Furcht, daß die Melonen den Magen erkaͤlteten: indeß ſind nun wohl die mei⸗ ſten von dieſem Irrthume zuruͤckgekom⸗ men, und finden durch Erfahrung, daß in der Hitze, vorausgeſetzt, daß man nicht ſelbſt durch ftarfe Bewegung ers Bigt und in Schweiß gebracht iſt, feis ne Frucht heilfamer zur Abkühlung des Blutes fen. — Der erfte Traubenfaft erquicft uns fchon im Monar Auguſt. Die Weintrauben find hier überaus wohl ſchmeckend, von mannigfaliigen Sorte, und fehr dick und groß. Man bat Weintrauben die 7 bie 8 Pfund, ja zu Zeiten 14 Pfund wiegen. Datz aus wird das was 4 B. Mof. 13, 24. erzähle wird, ſehr Begreiflich. — Die Weintrauben confervirt man wie bei uns, indem man fie trocken auf: hängt. Wenn die Weintrauben zw Ende gehn, fowird ihre Stelle durch Granataͤpfel erfeßt. Man bat davon zwei Sorten, eine füße, und eine anz dere die: etwas herber if, Der Saft Dom Garten, Ader und Weinbau 904 der letztern komt den Johannisbee⸗ ren etwas aͤhnlich, und iſt uͤber die Maaße heilſam; nur iſt das Heraus⸗ klauben den Koͤrner etwas muͤhſam. Die Aopfelſinen find im Fruͤhſahr am bäuftaften. Auf ver Inſel ſelbſt finder man nicht fehr viel. Der größte Theil koͤmt von Majorfa. Die Orangen Ban man überflüßig haben, und da bier der Wein auch fo wohlfeitift, ſo iſt hier der Bifchof ein ſehr wohlfeiles Getraͤnk. Doc; mwiderrathe die Aerzte dem Ges brauch der Orangen eben fo wohl wie den Gebrauch der EitronenzumPunfch. In der Caruevalszeit werfen fich die Minorfaner mit denſelben. — Die Haſelnuͤſſe ommen von Majorka. Die Kaftanien werden uns von Marfeille herüber geführt, das Pfund zu 6 Dos bler. Die Datteln erbalten wir von Afrika, das Pfund zu 10 bis 14 Dos bier. Sidres ift eine Frucht gleich den Eitronen, inwendig ſehr bitter, deren Scale bloß von den Minorkanern gegeſſen, auch eingemade wird. Knoblauch wird von den Minorfanern faft zu allen Speifen gebraucht. Es wird im Februar gefäet, und ift im Julius eßbar, Die hiefigen Zwie: bein find bier befonders groß, und von lieblichem Gefchmack, daher find fie unter dem Namen der fpanifchen Zwie⸗ bein fo berühmt, Man fäet fie im Au: guft und finder fie im Mai eßbar bis zum Auguſt. Dann hebt man die uͤbri⸗ gen auf und trocknet ſie. Sallat wird im Januar und Maͤrz geſaͤet, und iſt vom Februar bis September zu haben. — Er iſt ſehr milde. An Sellerie, Bor⸗ re 905 re und Peterſilie fehlet es nie — Als Sallat wird auch die Brunnenkreſſe „fleißig gegeflen ; aber die Gartenkreſſe fehlt. Doch haben einige Deurfche aus dem mit gebrachten Saamen Öarten: kreſſe gezogen. — Der Sallat von Ei: chorien wird von den Minorfanern als ein gutes Mittel gegen das Fieber fleifs fig gegeffen. Sie nennenihn Camerat: jes. Pfeffer, (Poivre rouge,) wird am Ende des Decembers und im Anfange März geſaͤet. Man fängt am Ende des Julius an, von dem grünen Pfeffer zur effen. Im Anfange des Auguſts ift er gut, um ihn in Weineſſig zu legen, Ende Auguſt wird er roth und ale: dann trocknet mar ihm, und bedient fi) deſſen. Bon den Erbfen giebts bier zwei Sorten Pois fefols, und Pois chiches. Der Fißebohnen findet man gleichfalls zwei Arten, Die erſtere Mongetas, die andere wird von den Mi; norfanern Guixons genannt. Man fängt auch an die Kartoffeln zu bauen. Sie find indeß nod) ſehr rar und Foft: bar, wenn nicht ein Schif von Irland aus, uns damit verſieht. Außer den angeführten Früchten haben wir noch zwei Arten gefunden, die ung ganz un⸗ befant waren, die aber beiuns gar feis nen Beifall hatten, nemlich Auberjines (wird ausgefprochen Öberginjes, Jund Pommes d’Amour. Die legten eſſen die Minorkaner zu Zeiten an der Sup: pe, die aber dadurch für eine deutfche Zunge ganz verdorben wird, Die Frucht ſieht roth aus, ımd hat, deucht mir, etwas aͤhnliches mit dem oben angeführten Poivre rouge. — Die der Minorfaner, 906 Auberjines ſehen bläuficht aus, und kommen im Öefchmacketwas den Erd: äpfeln nahe. Es würde mir fchmer fallen, ihre Zubereitung zu erzählen, Sch habe fie einmal an einem minor; Panifchen Tifche gegeffen, und da ich fie nicht mag, fo babe ih mih um ihre Zubereitung niche bekuͤmmert. Calebaſſen ſaͤet man im Mai, und ſieht fie um Michaelis zur Reife Fommen. Man höpler fie aus und machtdaraus eine Urt Gefäße oder Trinfgefchirre, deren fich das Volk und die Truppem zur Aufbewahrung ihres Getränfs bes dienen. — Gurken und Kürbis ( Con- combres & Citrouilles,) fäet man zu Ende des Junius in einen Topf, und verpflanzet fienachber varausins fand, Sch will hier die eignen Worte meines Gaͤrtners herſetzen, dem ich diefe Nach: richt vom Gartenbau zu danken habe: on les feıne à la fin du Juin dans un pot, qu’on remplit A moiti& de terre & a moitie de fumier de cheval. On les laiffe deux Semaines, enfuite on les ote, & on les mer dans la pepiniere dans un endroit ä ’abri du vent du Nord. De la au bour de trois ou qua- tres femaines on les transplante; on les cueille 12 ou 13 mois après qu’el- les ont etẽ femees. Die Kürbis wer; den häufig von den Minorfanern ge geffen. Man findet auch Mißpeln. — Sngleichen eine Frucht Serbus ger nannt, die den Mißpeln in Geſchmack gleich Font, aber rund wie ein Fleiner Holzapfel iſt. — Die Erpbeerfträuche geben den Pleir nen Hölgern eine große Zierde, indem: gt 3 man 907 man Blüten die weißlich, unreife Bee- ven die gelblich, und reife die roth find zugleich darin antrift; allein die Frucht ift den gewöhnlichen Kräuter: beeren weit nachzufegen. Der letztern giebts fehr wenige. Die Mirrthen— beeren, welche im Anſehn den Heidel: beeren gleich find, werden von dem Minorfanern roh bei einem Stück Brodt gegeffen, — Die Pfirfchen find hart nud finden feinen Beifall, Der Hanf bederkt in den duͤrren Sommer: monaten die Gärten von St, Sean mit einem treflichen Grin. Es wird auch etwas Flache gebaut. arbeitung der Gärten ift die Hacke ihr einziges Hanptinftrument, Denn Schuten oder Karften keunt man nicht. Ju Anſehung der Werkzeuge ſind die Einwohner noch ſehr zuruͤck. — Ei— nige Gaͤrten werden auch gepfluͤgt. Ihr Pflug iſt ſehr einfach, und beſteht aus einem einzigen Eiſen in Form ei— nes Triangels, deffen Spige ſich durch das fleinigte Erdreich hindurch arbei: ten muß. Dies Eifen ift an einem Gefteli befeftigt, woran die Handhabe oder Pflugſterz befindlich ift, und wovon ein Fleiner Balke gleich einer Deichfel heraus geht, welchen der Dchfe oder Efel mit feinem Zoch vorwärts zieht. Räder find gar nicht daran befindfich. Unfere Pfluͤge würden wegen des ftei: nigten Erdbodens hier gar nichts nuͤtze feyn. Eben darum Pan auch Feine Egge gebraucht werden, fondern der Scame wird untergepflügt. Gemei— nialich findet man einen Ochfen in Geſellſchaft eines Efels vor den Pflug Vom Garten, Ader und Weinbau Bei der Beil 908 geſpannt, welcher unter feineim mit eis nem rauhen Fell verfehenen Joche eine ſehr Fomifche Figur macht, Der Acker wird garnicht beduͤngt, und woher follte man auch den Duͤnger nehmen, da dag jertretene Stroß verfüttert wird. Allein ein Jahr ums andere liegt der Acker brach, und wird während der Zeit als Weide gebraucht. Gerfte wird in Dctos ber und Aufang November und aleich darauf der Weizen gefäet, bis Weib: nachten hinzu, - Die Gerftenernte geht zu Ende des Mais an und dauert dem Monat Junius hindurch. Die Weizens ernte von ber Mitte des Junius bis in die Mitte des Julius. Das mit Sicheln abgeſchnittene Korn bleibt etliche Tage liegen, fo dann Binder man es in dicke Garben mit Cannes oder Rohr zur fammen, (denn lang Strob bat man nicht, ) und banfet es mitten auf das and ohnfern der Tenne kin, und läßt es da eine ziemliche Zeit ruhen, ehe es ansgedrofchen wird, weil man in diefer Jahrszeit gar Peinen Regen zu befürchten bat, und gar Fein Wölk hen am Himmel ſieht. Die Tenne liegt an einem etwas erhabenern Orte; es iſt nemlich ein zirkelrunder Platz auf dem Felſen zu dieſem Behuf planirt, und mit Cantons umge ben. — Auf derſelben wird nun durch Ochſen und Eſel das Korn ausgetreten. Der Bauer haͤlt ſeine Thiere an einer Linie oder Longe, und treibt fie mit verbundenem Manfe (ge gen die Sfraelitifche Verordnung, ) immer im Zirfellangfam herum. Das Stroh, das auf diefe Weife durch den Huf 909 Huf ganz zertreten wird, ift nachher bloß zu Betten und zur Viehfutte⸗ rung brauchbar, Das Korn wird gleich darauf geworfelt, und die Spreu vom Winde verweht, Weil fich gar leicht vom Felfen Fleine Stein: chen ablöfen, und fi) unter das Korn mifchen, fo muß es, bevor es verbacken wird, forgfältig gefichtet merden, welches eine Arbeit der Frauen in den Hänfern iſt. Rocken und Haber wird gar nicht geſaͤet. Bei einer folchen Einrichtung, da das Korn gleich auf dem Lande gedrofchen wird, Fan alfo der fandmann große Scheunen entbehren. Die minor; Fanifchen Bauerhäufer find daher auch ſehr Plein. — Den Zebnten lie; fert der Bauer gleich rein, theils an den König, der Die Zehnten die der ehemalige Bifchof von Majorfa er: hielt, zu fi genommen, theils an den Hector oder Pfarrheren feines Orte, Er giebt von 100 Duartere 11 ab, Obgleich das Stroh bier fehr zer greten wird, fo wird es doch mit Stricken forgfältig ummunden, und nachher zum Futter für die Efel ge braucht. Der Eentner koſtet ı Schill, (9 91.) N Die Weinftöcke ftehen in ven Beim: bergen in Reihen gepflanzt, ohne Ge: laͤnder. Im Februar werden fie fehr ſtark befchnitten, daß fie kaum zwei Fuß über der Erde ftehen bleiben, Sur Frühjahr treiben fie aber eine Menge Meben hervor. Im Auguſt fan man fhon Weinbeeren effen und zu Ende des Septembers ift die Weinlefe, Die der Minorkaner, 910 ohne alle Feierlichfeit begangen wird, Die Weinbeeren werden von Efeln und Maulthieren in Zubern hereinger tragen, nah Centnern abgewogen, und an diejenigen verkauft, die dem Wein machen, Der Eentner koſtet gewöhnlich 7 bis g Realen. Aus einem Cenener Weintrauben werden 41 bis 5 Quartere Wein gemacht, Die Quar⸗ tere ift ein Maaß von 7 Bonteillen, Der Preis des Weins wird alle Jahr von den Magiftratsperfonen beftimt, Er fteigt gemeiniglich jedes Viertel; jahr mit 2 Dobler von 34 zu 40 Do: bler die Duartere, Die Weintrauben find von ungemeiner Größe von 7 bis 8, ja welches doch felten ift vun 14 Pfund. Man bat auch fehr verfchier dene Sorten, als Giraud, Montong, Mufeatellertrauben ꝛc. Man Lönte alfo unterfchiedene Weine machen, doch gefchießt das fehr felten nur vom einigen vornehmen Privatis, Ger wöhnlich fchüttet man rothe und weiße Trauben ein durchs ander in ein viers ecfiges Behaͤltniß, das anflart des Bodens dichte neben einander liegende Stäbe hat, durch welche die mie Fuͤſ— fen zertretene Trauben in eine daruns ter geftellte Tonne fallen. In ander Laͤndern werden, wie mir gefagt ift, die zerquetfchten Trauben fogleich im die Kelter gerhan und gepreßt; alleiır bier werden fie vorher in eine große Tonne gegeben, und bis oben an feft auf einander gepackt, und Tiegen in derfelben 8 bis 12 Tage, fo daß fie im Gährung kommen und eine Säure annehmen Es ift gefährlich in “ f I 911 fer Zeit in den Keller zu gehen, fo fehr nimt die Yusdünftung ‚der gäbrenden Trauben den Kopf ein. Rachher erden die Trauben in der Kelter ger preft und dann in das Faß gegeben, Durch eine gewiffe Erde die man Pe— rolle nennt, fucht man ihm die Klars heit zu geben, Ich zweifle nicht, daß der Werth des minorfaner Weins fehr erhoͤhet werden Fönnte, wenn Die Minorka. Vom Garten, Acker und Weinbau der Minorkaner. 912 Nation mehr aufgemuntert wuͤrde und fie auswärtigen Abſatz hätte. Da man ehedem von englischer Seite in: Amerika vergebliche Berfuche mit dem _ Weindan gemacht, und alfo Minorfa die einziae englifche Kolonie ift, Die Wein bat, fo fcheine dieſer Gegens ftand immer wichtig zu feyn; und dennoch bat man bisher wohl eben nicht darauf viel Rückficht genommen. Lindemann, Feldprediger bei den Hannöverifchen Truppen. * Von Arzeneien aus dem Hollunderbaum. Ss ift dieſer Baum auf vielfache Art nuͤtzlich. Die weiße Rinde, wel: he unter der grauen und grünen fißt, wird wie ein ausgepreßter Saft oder mit Wein gegeben. Die Dojis des Saftes ift $ bis ı Unze; des Yufufl 1 bis 2 Ungen, Die Rinde der Wur— zel und Zweige macht, Erbrechen und Purgiren; die Dlüren erweichen und lindern; das Waffer der Blumen und der Saft der Beeren treibt den Schweiß; das Del des Saamen löfet die ſtockenden Säfte auf; die Rinde und Blätter dienen aͤußerlich wider die wäflerigten Geſchwulſte. Es ijt neulich ein Mittel vom Hol lunderhaum gegen die Waſſer ſucht geruͤhmt und deſſen nähere Befantma: hung gefordert worden, Bon dem fol: genden hat man fichere Erfahrungen. Man trocknet reife Hollunderbeeren an der Luft, an einem trocfnen Orte, der doch von der Sonne nicht befchienen wird. Man nimt folcher Beeren 2% Loth in eine Flafche, geuſt darauf ein Duartier guten Rheinwein, und feßet diefes in gelinde Waͤrme, als an den Dfen. Wenn es dafeldft 24 Stunden durchgezogen, giebt man dem Patien: ten davon des Morgens und Abends den fünften Theil eines Quartiers zu trinfen, fo nemlich, daß es laulicht warn ift. Jedes mal, fo vieldavon ger trunfen worden, geuft man von einem noch andern. Quartier Rheinwein wie: der dazu, Dig endlich auch diefes auf vorhin gedachte Urt verbraucht worden, Hisrauf warter man einige Tage, um zu fehen, ob fich der Patient darnach beffere. Zeige fich Die Befferung: fo fan man nach 14 Tagen Die Kur zu defto mehrerer Sicherheit wiederholen, Die gefeßten Portiones find file eine errvachfene Perfon. Einem Kinde von 6 bis 8 Jahren gehört die Hälfte. — — *. * 915 I 914 Hannooeriſches Magain, sets Stüd, Sreitag, den 2ıtn Julius 1780, Einige Nachrichten und Bemerfungen aus den Geburts: und Sterbeliften vom Iten Januar 1779 bis dahin 1780, 8 find bereits im 33ten Stücke | diefer Blätter vorigen Jahres, \ einige angenehme und interefs fante Nachrichten und Bemerkungen aus den gewöhnlichen Geburts: und Sterbeliften von 1778 bis 1779 mit; gerbeilt worden; und es feheinet in manchem Betrachte, von Nußen zu feyn, damit auch in Rückficht auf das legt abgelaufene Jahr fortzufahren In dem Dorfe Rodewald Amts Meuſtadt. Hat fich die Ruhr und das Faulfieber bloß auf die mitlerennd niedere Bauers fchaft des Dorfs erfirecker; als welche eine merklich niedrigere Lage gegen die obere Bauerfchaft haben, wo diefe Kranfheiten gar nicht bingefornten find, In dem Rirchfpiel Zarpſtaͤdt Amts Harpſtaͤdt. Sind in vdiefem Jahre 135 Kin dern die Blattern inoculire. Won diefer Zahl find nur 2 geſtorben, doch kommen bei diefen beiden Todesfällen noch Umftände vor, welche der Jnocu⸗ lation nicht fönnen zugerechnet werden, Birchſpiel Babrenbürg Amts Bahrenburg. Aus hieſiger Gegend geben jährlich im Fruͤhjahre viele junge unverhenra: tbete Leute nach Holland. Allein aus diefem Pleinen Flecken, treten zwiſchen 30 und 40 Perfonen die Reife dahin an, Diefe Leute überfpannen fehr oft bei faurer Arbeit ihre Kräfte, : Die meiften Fommen jedoch um Jacobi wieder zu Haufe, Einige bleiben aber bis im fpäten Herbit zurück, und diefe find es, welche nicht felten an einem Herbſt Fieber, welches in Holland um diefe Jahrszeit gewöhnlich iſt, Frank werden. Diefe Krankheit befchlenni; get fodann ihre Reife, die fie mebrens theils mit gefchwollenen Füßen zuͤruͤck legen müfjen. - Gemeiniglich werden bei ihrer Zuruͤckkunft, weil fie die Ko: ften fcheuen, Hausmittel wider das Fieber gebraucht. Der Geſchwulſt nimt inzwifchen uͤberhand, und vie Patienten fterben an der Waſſerſucht. Nur Ein Exempel ift feit 15 Jahren befaunt, daß ein Mann der bereits Analarcam hatte, durch den häufigen Gebrauch der Buttermilch, wie er be; zeugte, wieder gefund morden ift, Es wäre zu wuͤnſchen; daß ein diefe Krankheit aus Erfahrung und nach allen Umftänden kennender Arzt, in Mmm dur / 915 Einige Nachrichtenund Bemerkungen aus den Geburts⸗ 916 diefen Blättern befannt machte; wos durch man fich am beften dagegen prär ferviren koͤnne; welches die wohlfeil; ften Heilmittel dagegen feyn; und worin das Verhalten des Patienten bei dem Gebrauche derfelben beſtehen muͤſſe. Es würde manchem Menſchen das tes ben dadurch erhalten werden koͤnnen. Band Aadeln. Die bereits im vorigen Herbfte ausgebrochene Blatternepidemie, bat in den erſten Monaten des Jahrs 1779 noch in. der Maaße angehalten, daß 237 Perſonen, mebrentheils unter 15 Jahren, daran geftorben find. Die Noth überwand alfo die Borurtbeile, Man fieng an zu inoculiren; und von 60 inoculirten, folglich auch wahr⸗ fcheinfich in allen übrigen Stuͤcken vernünftiger behandelten Blatterfin: dern, ſtarb nur eine, Im Rirchfpiel Juͤhnde Gerichts Juͤhnde. Bekantermaßen bat die Ruhr haͤu— fig gewuͤtet. Hier aber gar nicht, Solte es wohl ein Präfervariv dages gen geweſen ſeyn, daß die hiefigen Eins wohner in der Waizenernte wo fie faft alle zu Pflichttagen mitgehen müffen, vermöge alten Herkommens Sauer fraut zu effen befommen ? Im Birchſpiel Buͤken Amts Hoya. In Anſehung der Gebornen, iſt fuͤr dieſes Jahr die ſeltene Proportion zwi⸗ ſchen den Geburten beider Gefchlech- ter anmerfungswärdig; da die Zahl der Knaben, die Zahl der Mädchen, um mehr als ein Drittheil überfleigt, Ja in den erften 6 Monaten befanden fih untere 66 Gebornen, 45 Knaben. Im Rirchfpiel Nordwohlde Amts Sieke. Ohnerachtet 220 Kinder die natuͤr⸗ lichen Blattern gehabt, denn an das Inoculiren denket der Landmann hier noch nicht, ſo ſind doch nur 6 daran geſtorben. Im Birchſpiel Haͤmelvõörden Bandes Behdingen. Gieng im Fruͤhjahr 1779 ein jun⸗ ger Menſch von etwa 15 Jahren, wel⸗ cher einem bloßen Gerippe aͤhnlich war und die Schwindſucht im hoͤch⸗ ſten Grade zu haben ſchien, nach Groͤn⸗ land auf den Wallfiſchfang; und kam im Herbſte deſſelben Jahres, als ein großer vierſchroͤtiger Kerl, der ausſah wie die Geſundheit ſelbſt, wieder zu Haufe, Es muß alſo wohl wahr fen, daß eine Reife nach Grönland für die Schwindfühtigen fo wiefür die Hy: pocdhonpriften fehr gefund fey. Im Riechfpiel Schwanewede im Aerzogrbum Bremen, Fand man einen Ehemann und def fen Ehefrau nebft feiner einzigen Toch- ter in ihrem verfchloffenenHaufeordents lich liegend auf dem Bette todt. Sie hatten glübende Kohlen aus ihrem DBacofen in die Stube auf einen nem gemachten leimen Fußboden geſchuͤttet; und dabei if die Urſache dieſes ſchreck⸗ lihen Vorfalls, welchen fich vornehm⸗ lich der Sandmann wird zur Warnung dienen laſſen, nicht weit zu ſuchen. Im Birchſpiel Beeftendorf des Amts Viehlands. Grete Borken eine geichwängeete aber 997 aber nie verehligte Perfon foll 1681 zu Deedesdorf im Lande Würden ger boren feyn. Sie bat bier theils von Jugend auf gedienet, theils hat fie ſich bier mit ihrer auch unehelich geſchwaͤn⸗ gerten Tochter eingebeuert, und iftvon Armengelde erhalten worden, dabei ſpann fie bis ein halb Jahr vor ihren Ende, gern Sackgarn, zulegt mußte fie fich wegen zu froftigee Abfterbung der Glieder im Bette halten. hr liebſter Genuß war, Toback rauchen amd Theetrinken. Sie aß wenig, ber hielt ein außerordentliches Gedaͤchtniß und Gefühl, faft bis ans Ende. Sehr viel Pfalmen, und funfjig Verſe lan: ge alte Gefänge, wußte fie ohne den geringften Auſtoß Tebhaft herzuberen. Bei ihrem zuleßt verlornen Geficht konte fie in einen groß gedruckten Ges berbuche bloß durchs Gefühl und Bin und ber reiben aufeiner willfüßrlichen Seite ganze Seiten berzufagen, fih wieder erinnern, Sie erfante gleich einen jeden, den fie anfaßte, wenn er nur dabei fprach, obgleich auch, ihr Gehör ſchwach und verwirrt war, wenn fie ihn gleich in vielen Fahren nicht geſehen hatte, Sie unterhielt fih im; mer mit Bildern aus der Offenbarung Johannis, wobei fie beftändig eine en: thuſiaſtiſche Anwendung auf fich ſelbſt auf umfchwebende Engel, und den Himmel machte. Sie behauptete auch Mahlzeichen von einem ehemaligen fiegbaften Kampfe mit dem Teufel an fich zu tragen, Vielleicht ward ihre übertriebene Einbildungsfraft durch ben Tobacfrauch gereizet. Sie hatte ein recht. dankbares und frommes Herz und Sterbeliftenvom Iten San. 1779 Bis dahin 1780, 918 Das heilige Abendmal genoß fie noch zwei Tage vor ihrem Ende mit vielen ruͤhrenden Gebeten und entfchlief fanft, Acht Wochen nachher ftarb ihre vorr malige Verpflegerin; — ihre Tochter, In Abſicht auf die Ruhr, welche im verfloffenen Sabre, in einigen Thei⸗ len der biefigen Lande, als eine gewoͤhn⸗ liche Folge febe warmer Sommer, fo wie in dem größten Theile von Euros pa, epidemifih; aber, twie fich weiter unten ergeben wird, meniger tödlich als inmanchen andern Ländern. gewe⸗ fen; kommen alle Anzeigen der Herz ren. Geiftlichen dahin überein; daß bauptfächlich nur diejenigen ihr Leben ſogleich, oder ihre Geſundheit in der Folge daran eingebüffer, welche der Krankheit nicht gleich anfangs zuvor gefommen; oder Duackfalber und alte Weiber gebraucht; verkehrte Mittel und vornemlich Brantewein und ans dere higige auch ſtopfende Sachen ges nommen. Das alles iſt nun Aerzten auch an⸗ dern ihre Geſundheit kennenden, und durch Vorurtheile nicht verblendeten Leuten, welche ſich rathen laſſen, bekanut genung. Aber dem groͤßten Theile des Landmanns kan es nicht oft, nicht laut genug geſagt werden; wie groß der Schaden ſey, welchen er, bei einer fol: chen an fich nicht tödlichen Kranfbeit, ducch verkehrte Behandlung derfelben leide, In manchen Kirchfpielen, wors in die Krankheit im Aufange allgentein tödelich gemefen; ift ferner Nienrand von allen Kranken daran geftorben; fobald man dievorgefchriebene richtige und wenig Koften erfordernde Eurs Mmım 2 methode 919 Einige Nachrichtenund Bemerfungenansden Geburt, 920 methode beobachtet hat. Traurig aber ift die Bemerkung, daß nicht wenig Kranke an andern Orten, die zum Theil ihnen unentgeldlich angebotene Huͤlſe des Arztes und der Arzenei vers achtet, und den Befehlen der Obrig— feiten und ernftlihen Warnungen der Eeelforger zumider, heimlich, fogar ausländifchen Quackſalbern zugelan: fen find, und von ihnen verderbliche Medicamente und den Tod gekauft haben, Bon den Kranfen an der Ruhr, find mehr durchgefommen, welche von Eränfficher und ſchwacher, als von far fer und fefter Natur gemefen. Das fomt ohne Zweifel daher, daß die leß: tern fich beim Anfange der Krankheit, ihrer Gewohnheit nach, bigiger Sa; chen bedient; da die erftern oft allein durch gute Diät und ohne einigen Ger brauch von Medicamenten genefen find. An einigen jedoch wenigen Orten, bat manim Unfange der Epidemie, die Haͤuſer derjenigen, welche damit befal⸗ Ien waren, mit Wache befegt, und den freien Ab: und Zugang gefperret. Das ift, der beften Abſicht unerachtet, nicht gut gemwefen. Dadurch entfteher ein allgemeines Schrecfen, welches bei epi⸗ demifchen Krankheiten ſehr gefährlich iſt; die Verpflegung der Kranfen, und die vornemlich nöthige Reinigung der Zimmer, wird erſchwert, wo nicht gar unterbrochen; hauptſaͤchlich aber wird dadurch, die fo gefährliche Verheimli⸗ ung der Krankheit im Anfange,veran: laſſet. Bon zmei nahe an einander lie: genden Dörfern am Elbdeiche; worin die Einwohner inXbficht auftuft, Waſ⸗ fer, Nabrungsmittel, Kleidung und Arbeit, völlig gleich leben, ward in eis nem gefperret, in dem andern nicht, Dort war die Ruhr nicht wenig töds lich; bier ftarb nur ein bereits äußerft franfer Knabe daran, Der ebengedachten und der im Jab⸗ te 1778 graffirten Blatternepidemie unerachtet; find die Sabre, nach den allgemein calamitenfen Jahren 1771 und 1772, von 1773 bis 1780, im Ganzen genommen, — ge⸗ ſund und der Bevoͤlkerung zutraͤglich geweſen. In dem Quinquennio von 1773 bis 1778 incl. find nach einem Durchſchnitt der Zahl aller Gebornen und Geftorbenen, in den geſamten hie⸗ figen Landen, gegen 1000 Geftorbene 1252 geboren. Unter diefen Gebornen find gewefen;.gegen 1000 Mäbchen, 1048 Knaben ; gegen 1000 Öefiorbene männlichen Geſchlechts ; 1005 weibli⸗ chen Öefchlehts; und gegen 1000 ent⸗ ftandene Ehen gerade 4000 Geburten, worunter jedoch auch die unchelich Ge; bornen befindfich find, Vom Jahre 1778 an, find die Ger burts: und GSterbeliften vollſtaͤndiger eingerichtet; und cs wird die daraus, ohne unndrhige Angabe der Zahlen ſelbſt, abſtrahirte hier folgende Verhaͤlt⸗ niß Tabelle, den Kennern gu manchen intereffanten und angenehmen Beobach⸗ tungen Anlaß geben ;befonders aber er⸗ weiſen, daß der Ölatrer und Ruhr⸗ epidemie unerachtet,diefe. beiden Jahre, dennoch einen auf 24 pro Cent ſich bes laufenden Ueberfchuß der Gebornen über die Geftorbenen ergeben. Ders Sırı osıı zS01 5581 L86€ 68g€ll — 886tioiuoboi baoquo vꝙ ungmziang Zılekı 5871 gl SE, 41 a #27] 8441] 8321| %L1 u Xeuurqoach uaoau “uammouad mgvE u⸗nog ua ꝙpyu aa MPN = men WIR IN ln sonnad) In I 57 “lang aaq pur ag rSzılgzaı zior|sror esot — rooi coor Be 919 | — ze || 09 | ES ||zloı 1801 udd uo ſuvv ut 0911/1001 ‚096° 066° 4168 62s£l\oror|Szorlivs ss 9 |.bz. || 65 | dr Si vaog | = | Avgvig Egrijtgzıllb66 |Siealjtzır 055% 526 6%6 II165 |STg || SE>| SE || St | or Faser uodaog F = 8 gun uunaq; | | EI ji & | unmqubolaocẽ grzıllrzı ‚g1o1 ©96 NEggEieghellzg6 JoronlshS 1865 | oE | TE Ir 69 | gP Iggorigorz|| *dangpunz | 12° a | J | umqꝛ ubolaocy E1Zılıofı 16$01|6£oı ogcr root 235 gear 909 1619 || LE | o£ | 99 | zg ||gocıl6ror|| Höugmgnig =« m. ungsnlang ls var) ung [ua || ag. | uog ||.vaa | ua TE uoa || uoa | uoa 4 WI0gHQ Br di = J — AR uouaggob Wpgim I ualaand 13) uoſvug januauuod zuaagob un || _ ge uougoach 14000 a Ent Kane 3 aualao — SE, 290 :976. ppu wg] 936998 Auy) 99 auıyiagy lau ugpanıce!| “wa: I mlanad quu wragad- udaogob Nut ſuauozabſ siꝙa Phog zuquv guo Munnso⸗ Doug) mag quij APPD qui una udnu v W wgazgu au) mopıaupu ſooor u) 0001 5 56191997 || coor aaun |ocon uaba oor WER) 'mgaoylam) oor "mbAG) } 001 u) ö £ 0001 18) en — — — * — — "O8LI uiqvq eg 8LL1 ann uala⸗ wod Prurzu wrong Dat uog — 2112903 + HIU11D 419: - 923 Einige Nachrichten und Bemerkungenausden Geburts⸗ 924 Weil es bei diefen Berechnungen, wenn fie ihren wahren und allgemein anerfankten mannigfaltigen. Nutzen hervordringen folen, bauptfächlich auf Die aller möglichfte Genauigkeit der Angaben und Berechnungen in ben Sprcialiften,_ und deren, Uebertras gung im die Haupttabellen ankomt: fo ſcheint es hier am rechten Orte zu ſeyn, kuͤrzlich anzufuͤhren, wie mit der Aufſtellung ſolcher Liſten, und deren demnaͤchſtiger Behandlung in hieſigen Landen verfahren wird; Da die des: falls in Druck erlaffene Inſtruktion der Koͤnigl. tandesregierung für die Geiftlichfeit, übrigens nicht. in jeders manns Händen ift. Es find nemlich. „jedem Prediger, _ nebft der gedachten Inſtruktion, | ge: druckie tabellarifche Formulare, über alle diejenigen Verhaitniſſe zugefteller; deren Angabe man in Rücklicht auf die Gebornen, Confirmirten, Copulirs ge; und Geftorbenen zu willen vers Tanget, Nach Schuß des Jahres, werden. diefe Formulare von den Pre Digern, nach Ausweiſe des Kirchenbu⸗ ches, mit den ſich ergebenden Zahlen, und Zeitverluſt Anlaß gegeben hat. Sub, fide paftorali ausgefuͤllet; und zwei Eremplare davon an den Superintens denten, oder fonft an die Beboͤrde, eingefandt. Der Superintendent uns terſuchet felbige alsdenn zuerft; trägt die. Ungaben in einen gleichfals ges druckten formularifchen Tranffunts bogen; berechner am Schluffe die gans zen Summen feiner Dioceſe; und fens det dieſen Tranſſumtbogen, mebft ei: nem Eremplare der Parochialliften, zum Belege deſſelben, an Königl. tan: desregierung. Bei der Revifion das -felbft; werden Parochialliſten und Tranfjumtbogen,, Zahl für Zahl vers glichen und nachgerechnet: und die fih von jeder Stadt oder Superinten: dentur ergebenden Summen; in einen von jeder Provinz gefertigten ſumma⸗ rifchen Extract eingetragen; woraus demnächft der eneralertract entſtehet, weicher alljährlih an Se. Königl. Majeftät, nebft den gedachten fummar riſchen Ertracten, als Belegen deffels ben, eingefandt werden muß *). Auch in diefen Ertracten ift es, nach deren Einrihtung, der großen Menge von Zablen unerachtet, nicht möglich; dag | t ein di —— 4 Druckfehler bemerklich zu ER welcher fi in — anlırı eingefchlichen, und ſchon zu DMisverftändniffen Es muß nemlich dafelbft in der erften Eo: une der Gefterbenen richt heißen; von I bis 15 Jahren; fondern von O big Me Fahren; weil Hiefelbfi auch die Geftorbnen unter einem Jahre recapitulirt en, u ſollte es zwar Aberflüßig feinen, dennoch aber ift es über Bermuthen nothivendig, zu erinnern: daß die Todfgebornen, wie ſolches in der Inſtruktion „7. Lit. b. vorgefchrieben tworden, unter die Gebornen in gehöriger Rubrik aufgeführt und mit ſummirt; nicht aber von den Gebornen abgezogen oder noch einmal unter die Geſtorbnen gefegt werden müffen; indem es erforderlich ift, die ganze Anzahl der Geburten zu wiffen; und es fi von ſelbſt verficht, dag man die Todtgebornen demnaͤchſt abziche, wenn man die Anzahl der Leben: diggebornen willen will. 925 und Sterbeliſten vom ten San. 1779bis dahin 1780. 926 ein Rechnungsſehler unentdeckt bleibe, weil fonft die kineal- und Querfums men nicht übereintreffen, auch die Vers bältnißfunmen gegen voriges Jahr, an plus,oder minus, nad) deren Abzug oder Zufaß, die wahren Summen nicht genau ergeben würden. Zugleich find die Prediger erinnert, mit möglichen Zleiße befonders zu bes merken; — die Urſachen einer etivas nigen großen Sterblichkeit, wohin auf den Sande ſchon zu rechnen, wenn mehr oder nur eben fo viel flerben, als Hannover. geboren find; Zwillings- und Drils lingsgeburten; \außerordentliches Als ter der Verftorbenen oder $ebenden; die Krankheiten welche bauptfächlich graffirer; und überhaupt alles mas ihnen font in Ruͤckſicht auf die oͤffent⸗ lie Gefundheit und den Bevoͤlke⸗ rungszuftand in ihrer Gemeinde, Er⸗ bebliches und Zuverläßiges befant ſeyn follte. Diefe Bemerkungen, follen nach der Inſtruetion, von den Superintens denten, gleichfalls beftätigt oder be⸗ richtige werden, 3% Nachrichtliche Berechnung zur Beantwortung der Anfrage im 94ten Stüde des vorjährigen Hannöverifhen Magazins. If die im ggfen Stück diefer ber liebten Blätter geäußerte Frage: ob in der Macht von G- „= Mo: vember 1632 Mondlicht gewefen? antmworteich; nein, es iſt in der gefrag: ten Nacht Fein Miondfchein gemwefen, Den Beweis meiner Verneinung gründe ich auf das Alter des Mondes an eben diefem Tage; deffen Berech— nung aber.auf folgende Säge, Es wird als bekannt angenommen, daß man die Zeit fo. von der Con: junftion des Mondes mit der Sonne verfloffen ift, oder die Anzahl der Tas ge, nach eingetretenem neuen Schein, des Mondes Alter nennet. Gewöhns licherweife wird folches gefunden, wenn man die Epafte des Jahrs, ferner die Zahl der Tage des Monats, und die der Monate, vom März an bie zu dem Monate qualt. beides inclufive addiret, und von deren Produkt fo ofte 30 abzieher, als fie fih wollen abzie⸗ ben laſſen. Der Ueberreft diefer Sum: me zeiget alsdenn das Alter des Mons des für jeden Tag des Monats eines gegebenen Jahrs an, Die Berechnung der Epafte gründet fich befanntermaaßen auf die vorgäns aige Ausfindung der güldenen Zahl, Diefe auszurechnen, wird, zu dem ge gebenem Jahre ı addirer, und wenn man die Summe durch 19 dividiretz ſo zeiget dev Quotient die Anzahl der Revolutionen des Mondeszirkel, von der Geburt unfers Erköfers anzurech⸗ nen; der Leberreft der. Divifion, tel: he in unferm Fall 18 ift aber die guͤl⸗ dene Zahl. Nun multiplicirt man die gefundes ne güldene Zahl mit ur, ale den Lins serfchied des Sonnen⸗ und Monden jahre, 927 tn jahrs, ziehet die von dem Pabſt re: acrio, XIII. abgefchnittenen 10 Tage von diefer Summe ab *), und eherlet das Produkt durch 30, fo ift der Ueberreſt die Epakte; beträgt ſolche aber nicht jo viel; ſo iſt das Produkt ſelbſt ſolche Epakte. Wir wollen das im Eingange ges fagte auf unferm vorliegenden Fall anwenden. 8 Die guͤldene Zahl des Jabrs 1632 ift 18, mithin die Epabkte 8. addiret man diefe Epafte s 8 mit dem gefragtem Gregoria⸗ nifchen Tage ⸗ 16 und der Zahl der Monate vom März inclufive an: zurechnen, : 9 So ift das Produft » 33 Hievon abgezogen ⸗ 30 Bleiben 3 129 Se eg 925 für das Alter. des Mondes uͤbrig; om welchem Tage der Mond obngefähr um 63 Übr,untergegangen ifn RE Weil aber der Mond zu feinem periodifchen Umlauf abwechfeind bald 30 bald 29 Tage gebraucht: fo trift diefe Rechnung nach der Schärfe nicht genau zu, indem man zumeilen nur 29 ftatt 30 von obiger Summe abzie⸗ ben muß. Der Unterfchied wuͤrde aber nicht mehr, als in unferm Fall r, fonft aber auch wohl höchftens 2 Tas ge betragen, Geſetzt nun auch der Mond fen um die gefeßre Zeit 5 Tage alt gewefen, welches das Außerfie ift, was man annehmen fan: ſo iſt er doch um 9 Uhr bereits unter den Gefichtsfreis gegangen, mithin hat er im der Mache nicht fcheinen koͤn— nen, *) u einer Berechnung für das gegenwärtige Jahrhundert würden II Tage abge: zogen werden muͤſſen. Hannover. 8 ah Anfrage Ya verordnen die Nerzte in den, an der See befegenen Provinzen Deutfchlandes fein Seewaſſer? da es doch in England mit fo großem Nuz: zen bei feordutifchen Perfonen, auch bei Leuten die von teflen Hunden ges biffen, ſowohl zum baden als zum trins Pen verordnet wird, und im Bremi- fehen und Stadifchen fo gute Bär der Pönten angelegt werden, alg in England, Southamton u. f mw, 929 930 annoveriſches Maggzin. sors Stuͤck. Montag, den 24ten Julius 1780, Zwei neue Pflanzengattungen. Ingratus ef, qui bencficium fe accepifle negat, quod dccepit: ingratus, qui diffimu- lat: ingratus qui non reddit: ingratifimus omnium, qui obliviſcitur. Sencca, Debimus itaque nos gratum teflari animum, & intra forum noftrum in recenti pe- rennique memoria iltos retinere viros, qui falutem reipublic& noſtræ promoverunt, * ‚be ich meine, von Seiner Mas jeftät unferem allergnädigften König mir anbefohlene bota: nifche Reife, durch fämtliche Churfl. Braunfchweig-tüneburgifche ande an: trete, erfordert Pflicht und Schuldig: feit von mir, daß ich ein kleines Opfer auf den botanifchen Danfaltar bringe, Georg, unfer gätiger König, und Satharina, Rußlands Kaiferin, haben auf fo viele Arten ihre Namen verewi: get, daß auch eine lange Reihe von Jahrhunderten diefelben nicht vergeß: lich machen können, er ift wohl unter ung, der nicht die Berdienfte dies fer Gefrönten fennt? Euch Botaniften fordere ich jeßt befonders auf. Sagt, unter welcher Regierung hat eure Wiſ⸗ fenfchaft mehr zugenommen als unter Georgs und Catharinens? Welcher Monarch hat jemals fo. gnädig und fo £räftig die Botanik unterftäßer, als um Linné. = * ſer guͤtiger Koͤnig? Welche Regentin hat wohl in vorigen Zeiten ſo viel zur Ansbreitung und Beförderung unſerer tieblingswiffenfchaft angewandt, als Rußlands Kaiferin? So viele Mühe ihr euch auch geben werdet, fo wird es euch dod) unmöglich feyn, auch nur ein einiges Beifpiel aufzuweiſen. Wären wir denn nicht die Undank⸗ barften des Erdbodens, wenn wir dies fes.alles ohne Danffagung annehmen würden? Wäre: unfer Jahrhundert nicht unwereb , in der Gefchichte der Botanik angeführt zu werden, wenn es vergefien hätte, vor den Thron der größten Beförderer der Kräuterfunde ein Danfopfer zu Bringen? Ganz ge; wiß! ja ich behaupte und verfichere, daß unfere Nachkommen, auch noch in den fpäteften Zeiten, uns diefen bez gangenen Fehler bemerken amd zur Schande anrechnen würden, ' Nun Die⸗ 931 Diefes zu verhindern, habe ich mir vorgenommen, noch heute aus meinen Bleinen vegetabilifchen: Vermögen ets was anszufuchen, um damit meine Dankbarkeit bezeugen zu koͤnnen. Bin ich niche fo glücklich, große Fruͤchte und prächtige Blumen aus weit ents fernten Ländern wilder Voͤlker unter meinem Vorrath anzutreffen, fo finde ich doch vieleicht in meiner Samlung $andsleute gefitteter Europäer, und gefeßt e8 wären auch nur cin Paar Erpptogamiften, fo hoffe ich doch, daß unſere gekrönten botanifchen Maͤcene, dieſe Pleinen Geſchoͤpfe des weifen und allmächtigen Baumeifters nicht vers achten werden, menn fie auch ſchon nicht fo, wiedorten Salomon, folchen ihre Betrachtung fchenken koͤnnen. Und was foll denn mein Opfer feyn ? Es ſey eine Georgia und eine Cathar rinea! Zwei Moofe, die zwar fehon Jange befannt und von vielen gefeben worden, deren rechte Öeflalt und wah⸗ zer Unterfehied von ihren Unverwands zen aber erft die Botaniſten nenerer Zeiten entdecket haben, Ich will bier bloß. ihre Purzen Befchreibungen vors Tegen ; vielleicht Pan ich einft, in einem befondern Bude, vollftändigere und mit Figuren verfehene liefern, — ' Georgia. Charatter eſſentialis. Periftomium quadridentatum ! chirader naturalis. h J Perichætium polyphyllum. Peripodium eylindricum , profphyfi- phorum, Galyptra fubulato- eoniea, odo (decem- " angulata, bafı octo) decemſida. Zwei neue Pflanzengattungen. — 932 Pyxidium ſubeylindricum. Sutura horizontalis, Operenlum conicum, tenuiſſimum. Apophyfis nulla. 4* Sporangium glabrum. Sporangidium adnatum. Ora latiuſcula. Periſtomium quadridentatum, con- nivens. { Epiphragma nullum. Stylifeus longitudine fporangii, Spora fubglobofa. Species. Mnemofynum. Synonyma. Mnium ferpylli foliis tenuibus pellu- cidis. Dill. muſe. p. 232. Bryum alternans, calyptra variegata & fcyphulis foliofis. Hall. enum. p. 118. n. 45. Mnium caule fimplici, foliis ovatis. Linn. Suec. ed. I. n. 911. Schmid, icon. v. I. p. 12. N Mnium (pellucidum) caule fimplich, foliis ovatis. Linn. fpec, ed, 2. p: 1574. Weifl. crypt. p. 161. Mnium caule fimplicifiimo, foliis ova- to - lancealatis, ſeta fungifera folio- fa. Hall. hift. v. 3. p. 56. n.1853. Mnium (pellucidum) capitulo ſphæ- rophylloque diftin&o: furculis fim- plicibus, primordialibus plumulo- fis. Neck. method. p. 233. Bryum diaphanum. Weber. ſpic. p.121. Deferiptiones. Dill. mufe. lv c. Schmid. icon. I. c. Hall. hift, lie, Weiſſ. erypt. I. c. 1J Figure. JJ Au mufe. t. 314: 2. Hall. enum. 1.4.8. _ Schmied. icon. v. I. t. 3: Hall..hift. £. 45. f. 8. Oed. dan. t.:300. Locus natalis. Europa. Mehr als eine Art ift mir von dieſer Gattung nicht befannt. TEN Carbarinea. ‚Charadler effentialıs. Calyptra nuda. Periftomium triginta ſ. quadraginta dentatum, epiphrag- ma expandens. Charaöter naturalis. Perichztium polyphyllum.. Peripodium paraphyfiphorum, pros- Phyfiphorum, Paraphyfes plures, geniculat, pel- lucide. Profphyfes tres aut quatuor, ob- fcurz. Calyptra fubulata, nuda. Thecaphorum longiflimum. Pyxidium cvlindricum. Sutura horizontalis. Operculum acuminatum, longum. Apophyfis nulla. Sporangium glabrum. Sporangidium adnatum. Ora incraflata, Periftomium ‚fimplex, triginta ſ. quadraginta. dentatum. Epiphragma periftomio connatum, expanium. Stylifcus fporangio brevior, Spora Inbglobofa. zwei neue Pflanzengattungen. 234 Species.) — Callibryon, Synonyma. Mufcus eredus, linarix folio, major. Vaill. parif, p, 132. ‚Bryum phyllitidis folio rugofo, acuto, capfulis incurvis. Dill, mufe. P- 360, Bryum capitulis oblongis, rubentibus, “ fohis oblongis, anguftis, pellucidis, rugofis. Hall. enum. p. 114. n. 27. Bryum (undulatum ) antheris erediu- ſculis, pedunculis fubfolitariis, fo- liis lanceolatis carinatis undulatis . Patentibus ferratis. Linn. fpec. ed, 2. P. 1582. Weiſſ crypt. p. 196. Pollich. palat. v. 3. p.94.n 1005. Bryum foliis lanceolatis , ferratis, cap- fulis cylindrieis, inclinatis, ariftatis, Hall. hift. v. 3. p. 47. n. 1823. Bryum (phyllitidifolium ) ſurculo fim- plici, foliis undaeo - ferrulatis, pri- mordıalibus plumulofis. Neck. me» thod. p. 203. Bryum undulatum. Weber.fpicil,p. tor. Deferiptiones. Dill. mufe. 1. c. Hall. hift. I. c. Weil, ceypt. 1. c. Pollich. palat. L c. Figure. Vaill. parif. €. 26. £. 17. Dill. mufc. t. 46. f. 18. Oed. dan. t. 477. Ldeus natalıs. Europa. Auch von diefer Gattung habe ich noch nicht mehr als eine Art geſehen. Dieſes iſts, was ich von meinen zwei Pflanzen zu ſagen hatte. Ich füge Nun 2 ſel⸗ 935 felbigem nichts mehr bei, als den Wunſch, daß der Höchfte noch ferner zur Unterftügung und Aus breitung der ſchoͤnſten und nüglichften unter allen Wiffenfchaften, unferen guͤtigen König und jene große Kaiferin erhalten wolle, Es leben diefe gefrönten Häupter bis Hannover, 1780. den zten Yun. Zwei neue Pflanzengattungen. 936 in die fpäteften Zeiten gefund, immer grünend ( femper virentes) und immer bluͤhend (femper florentes) wie ihre Pflanzen. Jeder Botanifte, jeder Pas triote, und jeder Menfchenfreund fage mit mir: Es gefeheber x 8. Ehrhart. Das Biſamthicr.) De Thier, von dem man den N eigentlichen Biſam erhält, iſt eben ſo beruͤhmt, als wenig recht bekant es iſt. Ale neue Naturfüns diger, und die meiften Meitebejchreis ber von Afien haben deſſelben erwaͤh⸗ net; einige unter dem Namen eines Bifambirfches, Bıfamrehes, oder ei; ner Biſamziege; andere fo, daß fie es als ein großes Zwerghirſchchen ange: fehen haben; und in der That fcheinet feine Natur zweideutig zu ſeyn, und von allen diefen Thieren etwas zu ba: ben, wiewohl es feiner Gattung nach einzig, und von allen andern Thieren verfchieden ift. Es ift fo groß, als ein kleines Reh, oder eine Gazelle, aber fein Kopf hat feine Hörner, und fein Geweihe. Im Laufen it es unglaublich Schnell, uͤbri⸗ gene ift es ein furchfanes und einfa: mes Thier, Die fteileften Berge und die Kluͤfte, mo es fich verbirgt, läuft es fo ſchnell aufund ab, wie der Hirfch über eine Ebne. Es hat ein ſehr fei⸗ Aus dem 4er Theile der Memoires concernant ['hiftoire; les arts, les mœurs &c. nes Gehör, und verfchminder auf das leifefte Geräufch, fo daß man es nicht wieder finden kan. Es näbrer fich von wilden Kräutern und Fruͤchten, als Reis und dergleichen, befonders aber von den zarteften Sprößlingen der Ceder, und dieſer letzterm Nah—⸗ rung ſchreiben viele chineſiſche Natur⸗ forfcher feinen Wohlgeruch zu, Die Biſamthiere geben zu Anfange des Dctobers und des Aprils auf die Brunft. Dies ift die Zeit, wo fie ihre Schluptwinfel verlaffen, und fich auch im nicht fo unzugänglichen Ge genden einfinden. Gie gehen aber nie mals haufenmweife, felbft da nicht, wo ihrer am meiſten zır finden find, Man hat nur bemerft, daß das Männchen und Weibchen zufammen umber ftreis fen und einander folgen, fo daß man oft beide in einer Schlinge fängt. Das Weibchen träge ungefähr fechs Monat; gewöhnlich wirft es nicht mehr als ein Junges) zumeilen zwei, aber nur felten drei, Won der Urt, wie de Chinois. Par les miffiomairs’de Pekin, der Naturgefchichte aus den beften Schriftfrellern, und Ludovici eröfneten Akademie der Kaufleute, Th. T. ©. 1752, n. f. zufammen getragen. 937 wie die Mutter die Junden naͤhrt, bat man noch nichts umftändliches erfah ten Fönnen; fo viel ſcheint gemiß zu feyn, daß fi fie ſi ſich einige Zeit nachher von dem Männchen entfernt, jo wohl im Srüpling als im Herbfte. Leber die Are, wie diefe Thiere überwintern, hat man viel Fabelhaftes erzählt. Die Bergjäger in China, fagen bloß, daß fie fi) in den Thälern und auf den Bergen gegen Suͤden auffalten, two fie frifche Kräuter und Bäume firden, woran fie zumeilen nagen, Sonſt ver: bergen fie ſich in Hölen und Felfen: fpalten. Diejenigen Thiere, die man im Fruͤhjahr fängt, find bei weitem nicht fo fett, als die man im Herbfte toͤdtet; aber Doch auch nicht fo mager, als man hat behaupten wollen. Die fahre Urfach, warum man fie im Fruͤhjahr weniger verfolgt, ift theils die, weil man alsdann. auf.dem Felde zu arbeiten hat, und die Berge nicht gut zu erfteigen find, theils weil diefe Thiere um diefe Jahrszeit fehr wenig Bifam haben, deffen Qualität auch weit fchlechter ift, als im Herbfte, Die Blafe oder der Beutel, der den Biſam einfchließt, befindet fich nahe am Nabel, ift ungefähr Drei Zolllang, zween breit, und raget anderthalb Zoll über der Haut des Bauches hervor, Tiebem. Grew bat nad) der Haut des Thiers, Die zu feiner Zeit in dem Cabinete der Föniglichen Societaͤt zu tondon aufbehalten ward, folgende Befchreibung gemacht: diefes Thier ift, vorn von der Mafe an bis an den Schwanz, ungefähr drei Schub lang; ri Das Bifanthier. 938 der Kopf bat fuͤnf bie ſechs Zoll, und der Hals fieben bis acht Zoll in der tänge; die Stirn ift drei Zoll breit, das Ende der Nafe nicht völlig einen Zoll, die Nafe ift zugefpißt, und der Naſe eines Windhundes ähnlich; die Ohren find faft, wie bei einem Kanin: hen, fie find gerade und ungefähr drei Zoll hoch; der Schwanz ift ebenfalls gerade, und nicht über zween Zoll land; die Vorderbeine find ungefähr dreizehn bis vierzehn Zoll hoch; diefes Thier gehoͤret unter die, welche geſpal⸗ tene Klauen haben; ſein Fuß ift tief gefpalten, und hat vorn zwo Huf: oder Laufklauen, die über einen Zoll lang find, und nach hinten zur zwo andere, die faft eben fo groß find. (Die Hinter beine mangelten an der Haut.). Die Haare am Kopfund den Beinen was ren nur einen halben Zoll lang und ziemlich fein; unter dem Bauch was ten fie eim wenig dicker, und andert⸗ halb Zoll lang; auf dem Mücken und am Hintern betrug ihre Länge drei Zoll, und dabei waren fie drei big vier mal dicker als Schweinsborften, Diefe waren eins ums andere braun und weiß, don der Wurzel bis an die Spitze; auf dem Kopfe und an den Beinen waren fie braun, am Bauch und unter dem Schwanze weißlicht; auf dem Kreuz und am Bauche wels fenförmig, und überhaupt waren fie weicher anzufühlen, als bei den meis ften übrigen Tieren. Sie find übers aus leicht und von einer ſehr lockern Zertur; denn mein man fie fpältet, und unter das VBergrößerungsglas Nun 3 bringt, 939 bringt, fo feheinen fie gleihfam aus ſolchen Bläschen zu befichen, wie man in Federkielen erblicket. An jeder Seite des Unterkinnbackens, und zwar ein wenig unter den Winfeln des Mauls findet fich ein kleiner Zopf, ungefäbe drei. Viertel Zoll lang, von harten, fteifem und.gleich langen Haaren, die den Borſten der Schweine ziemlich) ähnlich find. Das. Bifamthier bat ſechs und zwanzig Zähne, fechszehn in dem Unterfinnbacen, nemlich vorn acht Schneidezäbne, und hinten vier Bak⸗ kenzaͤhne und eben fo viel Backenzaͤh⸗ ne an jeder Seite des Oberkinnbak⸗ Pens; und anderthalb Zoll weit von der Spigeder Nafe findet ſich an jeber Scite eben diefes Oberkinnbackens, ein Gewehr: oder Hundszahn, der uns gefaͤhr drittehalb Zoll lang nach bin: ten und nach unten gefrämmt ift und "in einer Spiße ausgeht. Diefe bei: den Zähne find.einen halben Zoll breit und hinten fchneidend, (0, daß fie eis ner Bleinen Sichel ziemlich gleich ſehen. Aus diefer Befchreibung erhellet,daß dieſes Thier vermittelſt verſchiedener Aehnlichkeiten zuvoͤrderſt dem milden Eber nahe komme, und vielleicht noch näber dem Thiere, das Babiruſſe heißt, und von denMaturbefchreibern ven Na: men des indianifchen wilden Schweins erhalten hat, denn dieſes bat nebftvers fehiedenen Charaftern vom wilden Schweine, fo wie das Bifamthier, eine etwas fchmächtige Taille und hohe fehtanfe Beine, wie ein Hirſch oder Reh. Das Biſamthier. 940 Andern Theils hat das amerifanifche Schwein Pecari auf dem Ruͤcken eine Hoͤlung, oder Beutel, worin eine ſehr reichliche Feuchtigkeit von ſtarkem Ger ruch auf behalten iſt, fo wie ihn das Bis ſamthier unter dem Bauche hat. Ueber⸗ haupt geboͤrt feines von den Thieren, die ſtarkriechende Feuchtigkeiten von fich geben, als der Dachs, Biber, Per cari, Dudatra, Defman, die Ziberhfaße, das Ziberhthier, ins Geſchlecht der Hir⸗ fche oder Ziegen, und wenn es im Obers kinnbacken Schneidezähne hätte, ſo wie es Gewehrzaͤhne hat, fo hätte Herr von Büffon geglaubt, daß es ‚fich mehr den Schweinen nähere; allein der Mangel diefer macht, daß es fich wieder den wies derfäuenden Thieren und vor allen dem Zwerghirſchen, nähert, das gleichfalls wiederkaͤuet, ob es gleich Feine Hörner bat. Das einzige, worin die, die don bier ſem Thiere geſchrieben, und bald mehr bald weniger geirret haben, uͤberein⸗ ſtimmen, iſt dieſes, daß der Biſam in einem Beutel oder in einer Beule ers zeugt werde, die in der Nachbarfchaft des Nabels iſt. Bloß das Männchen liefert, nach den Berichten, den Achten Bifam; das Weibchen bat zwar ebem dergleichen Beutel am Nabel, aber die Feuchtigkeit, die daſelbſt filtriret wird, ift nicht von gleichem Geruche; die Beule des Männchens wird bloß zur Brunftzeit mit Biſam angefuͤllet, und die Feuchtigkeit’ ift zu andern Zeiten nicht fo überflüßig, und ſchwaͤcher von Geruch» m, | Tach gar Nach ſehr vielen einmürbigen Zeug: niſſen, Fan man nicht zweifeln, daß dem Biſamthier fein Bifam ſehr lieb ift. Wenn es gefangen wird, legt es fih auf den Rücken, um gleichfam beffer im Stande zu fen, fich zu ver: theidigen, fagen die Jaͤger; doch ger ben fie auch zu, daß es felbft den Sad aufritzt, worin ſich diefe Feuch: tigkeit befindet, fo bald man ihm zu ſehr nachſetzt, oder wenn man es in der Schlinge gefangen har, Es ift zu vermurhen, daß der Bifam diefem Thiere zu feiner Verteidigung geges ben ſey. Da die Wölfe, Tieger ꝛc. ſehr begierig nach feinem Fleiſche find, fo hält es feine Verfolger, felbft wenn fie ihm fchon auf dem Halfe find, und es freffen wollen, dadurch auf, daß es feinen Biſamſack aufreißt, deffen Geruch gewiß fo beftig ift, daß jene ihn nicht ausftehen koͤnnen. Die Natur bat dem Bifamtbier eine Feinheit des Gehörs, Furchtfams feit und Schnelligfeit im Laufen gege ben, die ſchon zu feiner Sicherheit binlänglich fcheinen; gleihwonl hat fie auch einen befondern Inſtinkt hin: zu gefuͤgt, alles zu verbeimlichen, was feine Spur verratben koͤnnte. Go fragt es z. E. die Erde auf, um fei: nen Mift zu bedecken, und leckt die Stelle ab, die es etwa mit feinem Urin beneßt hat. Was die Materie des Bifams felbft betrift; fo ift vielleicht fein Weſen, das ift feine reine Subſtanz, eben fo wenig befannt, als die Natur des Thiers, das ihn hervorbringt. Es Das Biſamthier. 942 ift diefe Specerei eine ſchwarzgraue, oder etwas braune grummelichte Ma: terie, wie geronnen Geblüte anzufehen, eines fcharfen und etwas bittern Ges ſchmacks, und fehr ſtarken doch anges nehmen Geruchs, die in braunhaarig⸗ ten Beuteln, worin fie entweder ges wachen ift, oder eingenähet worden, aus China, Perfien und Oftindien ges bracht wird. -' Alle Reifebefchreiber fagen einſtim⸗ mig, daß der Bifam von denen, die ihn verfaufen, allemal verfälfcht und mit Blute von dem Thier, oder ans dern Specereien vermiſcht ſey. Die Ehinefer machen durch diefe Vermi—⸗ fhung nicht nur die Maffe davon gröfs fer, fondern fuchen auch noch das Ger wicht zu vermehren, indem fie fein ges ftoffenes Blei hineinzubringen wiffen. Doch laffen fich die Kaufleute den Bes trug mit Blei noch Tieber gefallen, als wenn man von der zerbackten Leber, dem Fleifche und Blut des Thiers darunter mifcht, denn jener verändert doch die Natur des Bifams nicht, da hingegen der feßtere Betrug nicht nur den Bifam ſchwaͤchet, fondern auch macht, daß ſich binnen zwei oder drei Jahren gewiffe Fleine Thierchen zeus gen, die den guten Bifam verzehren, Rircher befchreibt die Zubereitung bes falfchen Bifams folgendergeftalt: „Wenn das Biſamthier gefangen, ent: „jiebt man ibm alles Gebiüt, fo viel „immer feyn fan; das unter dem Nas „bel fißende geſtockte Geblüc oder „wahre Bifamfäcklein wird auch tv eg: „gerhan, Darauf ziehe man erft die „Haut 943 „Haut ab, und zerleget diefes Thier „in viele Theile Die Hälfte des Thiers, unterhalb der Lende, zerflößt „man wopl in einem Mörfer, und „gießt fo viel Blut dazu, bis es ein „Zeig wird, Diefen trocknet man an gelinder &uft, thut ihn in Säcklein, „fo aus des Thieres eigener Haut ge: „macht find, und verkaufet ibn alfo „als den beſten Biſam. Nimt man „alle Stücke des Thieres ohne Unter: Iſchied dazu, fo wird der Biſam „fchlechter.,, Weil der Bifam auch noch oft in Europa von den Juden und andern verfälfchet, und mit Mäufe: oder Mar: derdreck, Bocksblut,gebrantem Brodt, Ladano, und dergleichen vermiſchet wird; fo bat man verſchiedene Pro: ben unternommen, um den Betrug entdecken zu koͤnnen, weiche doch fo untruͤglich nicht find, daß man fi) zuverläßig darauf verlaſſen fönnte, Die gemeinfte ift, daß man den Bi: fam über das Feuer halten fol, und wenn er alle weg fliegt, fol er gut feyu, wenn aber etwas zurück bliebe, fey er vermifchte Allein diefes gehet nur an, wenn Erde darunter gemifcht iſt; iſt aber Geblüt, oder fonft etwas darunter, fo bleibt auch wenig zuruͤck. Eine gleiche Bewandniß hat es auch mit andern Proben, Weßwegen Po- Das Bifamthier, 944 mer in feiner Hift, des Drogu feinen beffern Rath weiß, als daf man den Biſam von ehrlichen rechtfchaffenen Leuten faufe, und nicht von den fand: fireichern , die fich fiir Bootsleute, Die felbft aus Oſtindien kaͤmen, ausge ben, den Bifam fpott wohlfeil vers kaufen, weil er falfch ift, und doch Gewinn genug daran haben. Der reinſte Biſam ift derjenige, den das Thieran Steinen oder Baums ftämmen fließen läßt, gegen die es fich teibt, wenn die Materie zu brennen anfängt, oder der Beutel damit Übers füller if, Der Bifam, der in dem Saͤckchen felbft gefunden wird, ift fel- ten von gleicher Guͤte, weil er noch nicht veif ift, oder auch , weil er bloß in der Brunftzeit feine ganze Stärfe und Geruch erlangt, da denn zu eben diefer Zeit das Thier ficd) der gar zu heftig brennenden Materie entſchuͤttet, die ihm alsdenn Stechen und Jucken verurfacht, Dieſe Specerei ift die beftigfte unter allen bekannten, ; Eine ſehr Pleine Dofis davon ift genug, ſehr viel damit zu parfümiren; das kleinſte Stückchen riechet man ſchon auf eine beträchtliche WBeite, und wenn nur etwas damit angemacht ift, fo Bleibt der Dunft fo beftändig, daß die Kraft davon nad) vielen Jahren nichts verloren zu haben fcheint. Der Schluß folge Fünftig. 945 — 6otes Stuͤck. Sanmeveriiüts Magain. >= Ehe Sreitag, den 28ten Julius 1780. tie, Neun m Biſamthier. “a Se ————— (Schluß.) ar allein allerband Galanterie⸗ waaren, Rauchwerke, Leder, geinemand ud. gl. werden damit wohlriechend ‘gemacht ; ſondern es konnen auch die rohen Baͤcher, wenn das Planierwoſſer nur mit ei: nem Gran vermifcher wird, vom Buch Binder dadurch parfüimirt werden, "MWerfiert der Bifam den Geruch, wie zumeilen zu gefcheben pflege, fo fol er davon wieder gut werden, wenn man ihn nur in ein Peiver hängt. Die Kräfte und Tugenden, die dem Bifam in der Arzneimiffenfchaft bei: gelegt werden, bleiben der Kürze wer gen bier unberührt. Der Bifam, womit infonderheit zu Ampfterdam gehandelt wird, koͤmt or: dentlich aus Tunquin, oder Beuga⸗ len, und zuweilen auch aus Ruß: land. Der aus Tunquin iſt von zweier⸗ lei Sorten, entweder in Blaſen oder Beutelgen, oder auffer Blaſen; beis de werden nach dee Unze, und zwar der in Blafen zu 5 bis 6, und ber auffer Blafen zu 8 bis 9 Gufven die une eertauft. Der bengalifche Bi⸗ fam wird zu 4 bis 5 Gulden die Unze verfauft. Alle aber geben gleich durch ein pro Cent Rabat für promte Bes zahlung. Was den ruffifhen Biſam betrift; ſo wird er weniger wie die andern geachtet; weil ſein Geruch, ob er gleich anfänglich ſehr ſtark iſt, dens noch ſehr leicht verdunftet. Sein Preis it in Rußland, 40 bis 50 Stüver die Unze, In den Auftionen, welche die oſt⸗ indiſche Compagnie in Holland mit ibren Waaren haͤlt, werden von dem Biſam feine Looſe, wie von andern Spezereien, gemacht; fondern er wird für fo und fo viel Gulden die Unze! verfauft. Die Materialiften unterfcheiden drei verfchiedene Sorten Bifam, nemlich ben Bifam de Lavanti, welcher ber theuerfte, den Biſam D’Alerans dria, welcher der mittelſte, und den Bifam de Ponenti, der der gerings fie oder vermengte feyn fol, Sie müffen ale, ob fie gleich noch in den Saͤckchen find, wohl verwahret, und, . wie einige Materialiften wollen, im’ Ooo bleier⸗ 947 bleiernen Buͤchſen aufbehalten mer: den, wiewohl zinnerne und gläferne & auch gut dazu find. 8 Es ift eine gemeine Sage, daf, in: dem man den Beutel abſchneidet, worin der Bifam ift, ein fo heftiger Geruch herausgehe, ‚daß der Jäger Das. Bifamthier. 948“ Mund und, Naſe mit viellach zyfäni, men gelegter Leinwand verbı vn ber, ben müffe, ımd daß er diefer Vorſ ungeachtet durch den heftigen Geru nicht felten zu einem fo gewaltigen Naſenbluten gebracht werde, daß er davon fierbe, S — 2% Etwas über den Auszug eines Briefes den Unterricht der Ju⸗ gend betreffend, im gten St, des. Hannov. Magazins von 1779, Ss) Nachricht welche in diefem Aus: zuge von einer fogenanten Haus: afademie gegeben wird, diezu Augs: Burg in einigen angefebenen Familien feit-geraumer Zeit exiſtiren ſoll, wo die Hauslehrer ſich vereiniget haben ihre Eleven mit Bewilligung ‚der Eltern nach der Reihe in ihren Haͤuſern zufam: men zu bringen, und ihnen wechſels⸗ weiſe Unterricht zu ertheilen, verdienet allerdings, Aufmerkſamkeit. Die mei: nige bat fie wenigftenserzegers Und da der Herr Berfaffer die Meinungen dar: über zu hören wünfcht, fo willich auch meine Gedanken fagen. Beil ich vers fchiedenes über den Unterricht der Ju⸗ gend gedacht, felbft vom Handwerk und nicht ohne Erfahrung bin, fo glaube ich dazu einiges Mecht zu haben, und- mit unter den Aufgeforderten zu ſeyn. Obne Widerredeverdiener diefe Eins richtung nicht nur Aufimerkfamkeit, fondern auch Beiſall und Nachah⸗ mung, - wenn fie ſich thun läßt, und nicht durch zu viel Schwie- rigkeiten beſtritten wird , welches; aber wohl mehrentheils der beforgliche. 11:9 Fall ſeyn duͤrfte. —— einfach und natuͤrlich, daß man e fragen koͤnte, warum ein guter Men⸗ ſchenkopf nicht laͤngſt darauf gerathen iſt? Sie ſcheint eben ſo leicht wie Co⸗ lumbus Ey, das auf die Spitze geſtellt werden folte: und doch, — ohne den Druck. der armen überladenen Hofs - meifter wiirde ſie eben ſo unerſunden geblieben ſeyn als die neue Welt ohne den Drang von Golddurſt und Ehr⸗ geiz. So wahr iſt es, daß die Noth vorzuͤglich ſinnreich macht, und daß wir ſelten was erfinden, als wenn wir muͤſſen. Was uns der Zufall auf die Dafe wirft ift nicht ‚eigentlich unfer, wenigſtens kein Verdienſt. Das In⸗ ſtitut hat ohnſtreitig ſehr ſichtbare Vorzuͤge, wenigſtens vor dem landuͤb⸗ lichen Privatunterricht. Koͤnnte es allgemeiner gemacht werden, ſo wuͤrde es ein nicht ungluͤckliches Mittelding zwiſchen dieſem und den oͤffentlichen Schulanſtalten ſeyn, welches einige Inconvenienzen von beiden vermeidet und doch die meiſten Abſichten gluͤck⸗ ich erreicht. ‚Dex. ſehr geplagte Haus⸗ lehrer, 949 lehrer ,) welcher in der gewöhnlichen tage, (Ausnahmen werden gern zuger ftanden, ) das größefte Mitleid verdie: net, erhält dadurch eine große Erleich: terung. Die verfchiedenen Fächer ‚des Unterrichts ; koͤnnen ungleich beffer durch Mehrere als durch Einen ausgefuͤllet werden. Wir koͤnnen nicht alle alles: und wenn wir es zufaͤl— liger Weiſe koͤnnten, fo wäre es nur deſto fchlimmer fir den. Unterricht. Der Dielwiffer iſt felten ein guter Mocent, und umvorbereitet fan er es gar nicht feyn, welches doch fehr ge: woͤhnlich der. Fall bei überhäuften tebeftunden ſeyn wuͤrde. — Der Ele: ve gewinnt gleichfalls, nicht nur ducch eine beffere und mehr verdauere Unter: mweifung, fondern.auch noch durch an: dere Umfiände, Er wird nicht durch das ewige Einerlei des gewöhnlichen Privarunterrichts gemartert und ver: droffen gemacht. : Ein Umftand, wel; ‚cher mehr Aufmerkſamkeit verdienet, als man gewöhnlich darauf zu richten pflegt. Die tangeweile bei dem übel unterhaltenen Lehrling bat mehr als eine fchädliche Wirkung. Er lernt wenig, und befomt einen fchwer zu «heilenden Efel an den Kenntniffen die ibn beigebracht werden ſollen. Ein kluger Edueator wird fie daher fo viel mögfid) mit Außerfter Sorgfalt ver: smeiden, Die Macheiferung findet ‚ebenfalls beffer flatt, wie auch ber Abſchlif durch den Umgang mit meh; reren Zeitgenoffen; obgleich beides im minderen Grad als auf Öffentlichen Schulen, Ein Umfand der zum Vor⸗ Etwas über, den Auszug. eines Briefes ꝛtc. 959 teil von dieſen gemeinlich nicht hoch ‚genug in Berechnung gebracht wird, — Den Nugen, daß die Erziehung be: ſtaͤndig unter den Augen der Eltern geſchiehet fan ich nicht fo ſtark anrech⸗ nen wie viele thun. Er ift zweideu⸗ tig, wenigftens ſehr fubjectivifch. Wenn die Eltern vernünftig und bils lig find, oder verfiehen was zu einer guten Erziehung gehöret, denn mag er gelten, Uber das find und verfter hen die meiften nicht; und überhaupt will man bemerft haben, daß die El⸗ tern gewöhnlich ihre Kinder nicht zum beften erziehen. - Ausnahmen fo viel man. will; aber in der Regel ift es fo, und fan wegen vieler zufammens foffenden großen und. Eleinen Uxfas hen nicht wohl anders erwartet wer⸗ den... Sie wären leicht anzuführen, aber jeßt liegen fie außer unfern We⸗ ge Indeſſen will ich, nicht darüber zanfen. Die Erziehung der Kinder unter den Augen und Leitung der El: tern mag ein Vortheil feyn; doch ift er. es mehr fiir dieſe als jene, entweder weil fie ſich viel noͤthige und unndrhige Sorgen erfparen, oder auch, weil fie alsdenn ihre Kinder nach ihrem Sinn und Gutdänfen koͤnnen bilden laſſen. Ein Recht, welches ihnen unbefteitten bleiben muß, wenn es auch nicht im⸗ mer nach dem beiten Gebrauch und Ueberzeugung aus richtigen Gründen ausgeuͤbt wird. Das geht nun alles recht gut, fo lange das Ding bloß Plan und dee bleibt. Über in der Ausführung mögte es wohl etwas viel Schwierigkeiten ge: Ooo 2 ben. 951 ben. Wenigſtens ſeh ich weit mehr und auch größere als der Herr von ©::, welcher fie alle fo unerheblich und federleicht finder, daß fie kaum er: wehnt zu werden verdienen. Man muß gar fein Schwierigfeitsmacher oder Knotenſucher ſeyn. Noch wenis ger muß man ſich durch jeden Maul: wurfshügel auf feinem Wege ſchrecken laffen, welchen die bupochondrifche Engbruͤſtigkeit für einen unüberfteigli: hen Berg anſieht. Ein jedirnener Weg hat feine Unebenheiten, Ber fie ſcheuet der. bleibe davon, und fchlendere auf dem alten mit dem großen Haufen fort, ‚Aber fo wenig uns diefe Schwierigfei: ‘ten von Verſuchen abſchrechen müffen, ‚welche die zuverlaͤßige Mine einer wir: lichen Verbeſſerung haben, ſo wenig müffen wir fie uns vorfeßlich verber⸗ ‚gen oder zu Blein vorſtellen. Es ift vielmehr gut fie alle und zwar recht ge: nau zu kennen, Damit fie uns nicht in der kg dermirren und aufs halten. orbergefebenen und über: dachten Schwierigfeiten fan man befi fer begegnen. Man macht von langer Hand feine Vorkehrungen fie zubeben, oder ihnen auszumeichen, — und wenn man nach einer genauen Calcu: lation finder, daß beides nicht geben will, fo läßt man das ganze Ding lie: gen, und erfpart fich den Verdruß eis ner vergeblichen Unternehmung, Nach der Erzählung des Herrn Ver: faffers gebt die Ausführung in feiner Geſchichte recht leicht, und fo gar oh— ne den mindeften Anſtoß. Vier ger "Etwas über den Auszug eines Briefes Er wird ausgeführt. 952 wiffenhafte und freundſchaftliche junge Maͤnner machen zır ihrer Erleichterung den Entwurf, ihre fämulichen Eleven zuſammen zu werfen, und ihnen wech felsweife Unterricht zu geben. Vier und mehr vernünftige nnd gut geſtunte Familien laffen fich denſelben gefallen. Man überläßt die Wahl der neuen Lehrer im Fall ei: nes Abgangs den bleibenden, Die Anzabl der Häufer erhält fich durch new eintretende, Und fo beftehet dies fes Privatinftitut ohne Geſetze und Direction (wenigftens ift davon nichts gedacht) ganze dreißig Jahr, bloß durch Freundſchaft, Gewiſſenhaftig⸗ keit, Vernunft und Billigkeit. — Das iſt viel, und ſaſt mehr als ich glauben fan. Ich bin eben nicht der fhwergläubigfie, aber ich geftehe, mehr als einmal bin ich in Verſuchung!ge⸗ rathen, die ganze Geſchichte für eine fhöne Fiction und deal zu halten, welche uns fagen follen — fo koͤnte oder müßte es fenn. Doch ich will mid) anftrengen, und, meil der Herr Verfaſſer feine Erzählung fo natuͤr⸗ lich und mie fo ehrlicher Mine macht, glauben was ich fan. Indeſſen ſtoͤßt mie der rebellifche Zroeifel aller an: gewandten Bemühung obnerachtet, manchmal auf, — Wennsnod drei Jahr wären? Aber ganze dreißig Jahr — das ift zum Erftaunen lan; ge. Da fterben anderthalb Menfchens generarionen aus, und fo lange erhält fi kaum ein Öffentliches Inſtitut, mit Fond, Direstion, Gefeßen und Aufs ſicht ohne Hinten und Sinfen. Da muͤſſen 953 den Unterricht der Jugend betreffend, müffen ganz aufferordentlich'viel guͤn⸗ ige Umſtaͤnde zufammen treffen, wel: che in meiner Gegend faum alle dreif: fig Jahr einmal, und denn doch nur auf kurze Zeit, in Conjunction ſtehen. Da muß Feine jugendliche Hige, de ten Ausbruch unter jungen Männern fo ſchwer zu vemeiden ift, Peine Eitels keit, DBequemlichfeit oder Neid die Sreundfchaft der — ſtoͤhren, ſom dern die Goͤttin der Eintraht muß ihre Köpfe und Herzen ‚im Umgange, Untereicht und tehrplaiten am feften teitbande führen; und ihrer gefährli: hen Feindin, für deren Eabalen die Götter des Olymps einft nicht ficher waren, den Zugang vermehren, Da muß weder Zeit. noch vermehrte. Ge maͤchlichkeit den Enthufiasnnus erfchlaf: fen. Da muß fein Familienzroift, Damen: oder Kindergezgänf, Rang: ftreit, Herefchfucht und Eigenfinn ins Spiel formen. Und diefes alles, fon: derlich das leßtere, ereignet ſich nach dem gemähnlichen Weltlauf nur gar zu leicht, weil befant ift, daß die Herrn Informatores und refpectiven Hofmei: ſter überall zum Damendepgrrement gehören, die ſich ihre decifive Stimme bei deren Wahl ind Regierung ſchwer⸗ lich werden nehmen, oder nur beein: trächtigen laffen, da fe ipre Geredhts fame fo gut fennen, und darüber außerordentlich wachfam und eiferfüch: #ig find. Kurz, da muß der JCti: fche Kraftipruh: Das Gemein: Schaft Hader gebierer, fein durch jahrhundertlange Erfahrung beftätig: tes Bern verloren haben. : Wenn 954 18 uͤberall fo in der ſchwaͤbiſchen oder auch nur in der augsburgiſchen Welt zugeber, fo bärte ich große Luſt, noch im Herbft meines Lebens dahin anszumwandern, In der meinigen ift es gar anders, —' fo wie ich nicht gern habe, aber. durchgängig finde wo ich binfomme, Noch eine Schwierigkeit ift nicht unbillig von dem Geift der flrengen Defonomie zu beſorgen. Der Fall iſt nur in wenig Haͤuſern, wo es nach der Verſicherung des Herrn von S} auf einige Piftolen mehr bei den Erzies hungsfoften nicht ankomt. Die une nörbigen Ausgaben vermehren fichin unfern verfeinerten Zeiten von Japren zu Jahren dergeftalt, daß man die nös tbigen ſchlechterdings einſchraͤnken muß. Jene gehoͤren zu den Ehrenan⸗ gelegenheiten, wobei man ſchlechter⸗ dings nichts fehlen laſſen darf. Die Menage fan alſo bloß in dieſen und in der innern Wirtfchaft gefucht werden, wozu die Erziehungsfoften für die Kins der ohnftreirig gehören. Wenn num der Informator, der ohnehin genug Poftet, ſtatt der 6 bis 8 Stunden) die er eigentlich zu geben ſchuldig märe, in der Hausafademie nur zwei Stuns den Unterricht ertheilet, fo ift nicht® vernünftiger und billiger, als daß man ibm dafür einen proportionirlis hen Abzug am Gehalt macht ; fonders lich wein man ihm ſrei laͤßt, ‚nebenbei noh Stunden an Freunde zu ge ben. — Noch einen Schritt weiter, fo ift die in größeren Städten bereits febr (üblich ‚gewordene Stundeninfors 003 mation 955 mation in aller Form da. Sie ift die wohlfeilfte und für die Eltern auch die bequemſte, — aber ohnſtreitig auch in aller Hinficht die fchlechtefte, Aber das thut ſo viel, gur Sache ‚als Die dabei zu mächende beträchtliche Er: ſparung. Die ſpecielle Aufſſicht über: nehmen die Eltern ſetoſt, welche, wie ſie glauben, nicht beſſer verſehen wer⸗ den kan. · Der Enthuſſasmus, auf welchen bei der Hausakademie ſtark mit gerech⸗ net wird iſt gut, — aber ein gar un⸗ ſicherer Fond. Einen großen und lan: gen Entwurf mögt ich nicht darauf bauen, Sm Anfang und auf einen Ruck thut er mächtige Wirkung; fo ſehr daß nichts feine Stelle vertreten Tan. Uber feine Hiße verraucht bald, fonderlih in unfern Tagen, wo der Einfluß fältender Metalle alles thut und das erfte Mobil ausmacht. Ber: ſchiedene Erziehungsanſtalten, welche auf den Enthuſiasmus vorzuͤglich und zu viel rechneten, haben dieſes erfab⸗ ren. Das Philanthropin zu Maſch⸗ lins verſchwand auf einmal, wie eine praͤchtige Lufterſcheinung in der ficilia: nifchen Meerenge, eben da es: feine zechte Confiftenz zu erhalten, und Durch feine mit Educationgeifer begeis fterten Lehrer ſich der Bervollfommung zu naͤhern ſchien. Das zu Deſſau hat nun mit dem Geiſt und Plan ſei⸗ nes beruͤhmten Stifters auch den: Nas mensabgelegt, "und wird, was viel andre Inſtitute fchon find — allmäß: Fig eine gute Schule. Baſedows und feiner verbrüdersen Freunde Gefchichte Karlnın E 9 Ä Etwas überiden Auszug eines Briefes 956 iſt bekant. Das. brüderliche Band welches ein ſchoͤner und ruͤhmlicher Ens thuſiasmus geknuͤpft hatte, zerriß uhr⸗ ploͤtzlich; und ohne die ſtuͤtzende Hand eines vortreflichen Fuͤrſten, würde Dies fer gewaltfane Riß auch das Inſtitut nach fich gezogen haben. Der begeis fterte Kopf bezeichnet die hohe Lauf⸗— bahn, und entwirft große-und Fühne Planes aber nur der Kalte: führer fie aus, wie gamrichtig bemerkt iſt. Je⸗ doch langſam, und mit: Hülfe derjenis gen Mafchinen, welche fich durch viel faltige Erfahrung in der bürgerlichen Berfaffung wirkſam und bewährt ges wiefen haben, ' j © Der: mutbmaßlich befte Gang den ein folcher zufammengeftoßener Privats unterricht im Salleiner längeren Dauer am Ende neßmen fan, ift, daß er viel vom Geiſt der öffentlichen Inſtitute annehmen wird, Verſteht fich, ſol⸗ eher Inſtitute, wo Lehrer und Lehr⸗ ftunden in einer Klaffeabwechfelu, und nicht, nad) dem ubralten $eiften. ein und eben derfelbe Lehrer feiner Klaffe alles in allem zu feyn, und das bis an ſein feliges Ende, ftumpf, alt und bald kindiſch zu bleiben, verurtheilet wird, Man fiebt ohne Mühe, daß diefe Berfaffung eine ſehr ſchlechte Schulform ift, fo febe fie auch als ein altes gothiſches Heiligehum noch faft überall beibehalten wird. — Nur fan ein folches Privatinftirut die Bons züge einer wohl geordneten Öffentlichen Schule ſchwerlich ganz erreichen, weil alles dabei auf ‚gar zu viel ſchwanken⸗ den Vorausſetzungen und — u⸗ IR den Unterricht der Jůgend betreffend, 958 Zufältigkeiten beruht. Der Haupt: "berühren. — Aber wiefür die Täch: vortheil, wenns immer einer ift, ber. fleßer darin, daß die Kinder im v&; serlichen Haufe unter den Augen und nad) dem Gurdünfeh Der Eltern erzo⸗ geh werden; welcher Aber mehr, wie ich. beforge für die Zufriedenheit der Eltern als das Wohl der Kinder.ift, Das väterliche Haug ift nicht immer die fehickfichfte Aoer late pit Bildung der Kinder In den meiften ift die Lebensart fo befchaffen, Daß fie vieles fehen was ihnen beſſer verborgen blie⸗ und das fie geimeiniglich fo viel järfer ſehen, je weniger fie es ſehen folten. Der Ton unfrer Welt, mit aller moͤglichen Achtung Davon gefpro: chem, iſt nicht der Ton der ſittſamen und ſtrengen Tugend. Man darfum⸗ beſorgt ſeyn, daß ihn der liebe Sohn nicht ‚gehörig moͤgte, wenn er nicht fruͤbzeitig genug, durch große Geſell⸗ ſchaften dazu initiirt wird. Die Schwierigkeiten, welche aus der Ungleichheit der Eltern entſtehen, ſcheinen dem Herrn; von S⸗⸗von ge: ringer Bedeutung; und mir find fie ein Stein des. Anſtoßes, den ich nicht zu. beben, weiß. Ohne mehrere: Ab⸗ theilungen oder Klaffen fehe ich Feine Möglichfeit, — und denn ift dem Lehrer ‚welcher doch bauptfächlich er: leichtert werden foll, wenig oder gar 3E ‘ ter, „ohne eine oder zwei befondere ſuͤt fie zu errichtende Klaffen geforgt were den fönne, das bit ich neugierig ang, der verſptochenen Nachricht zu lernen, are ARTS mir‘ is jege under ndeffen ‘bin ich bei allen diefen Schwierigkeiten’ weit entfernt Verſu⸗ che zu widetrathen. Vielmehr wuͤnſch ich recht fehr;r daß ſie haͤufig und wie⸗ derbholt gemacht werden mögen, Was mir ein unuͤberſteiglicher Berg duͤnkt, ift dem wahren Savojarden eine Klei⸗ nigfeit, der außer feiner eignen noch eine fremde Laftiüber die rauhen Als: pen träge: und weil ich feine. Mittel zur Hebung einer Schwierigkeit ſehe, ſo folgt daraus nicht, es giebt keine. Was ich nicht ſehe, ſiehet dennoch viel⸗ leicht, ein beſſeres Auge. Der Plau bat fo viel Gutes und Einladendes, daß üch aufrichtig wuͤnſche, en moͤge ausgefuͤhrt werden koͤnnen. Auf alle Fälle iſt ja bei einem mißlungenen Ver⸗ füche wenig verloren. © Ex Poftet, nach des Heren von G:2: Bemerkung; kei⸗ nen Pfennig ; und ein umgeſchlagener Berfüch mehr wird in der Geſchichte der Menfchheit feinen großen Schats ten machen. Er verliert fich im Hins tergrunde der Gruppe, neben denen, die Millionen koſteten, und feine fo nicht geholfen. Die uͤbrigen geringer gute Abſtcht harten; und gehört viels ren Unbequemlichfeiten, welche durch die vermehrten Bedürfniffe an Zim: mern, Holz, Menblen u, d, 9. ent: ſtehn würden, will ich nicht einmal leicht zu denen, die durch ihren Ums ſchlag belebrten und zurechte wiefen. Verſuche von diefer Art verdienen auch mißlungen noch Achtung, Es 959 Kinn 2 if vor 3er PERS fr Hanı noͤveriſchen ia angefraget 1 ae ob nicht ein bewähttes Mit tel vor banden 0. AN keinen ı weißen und ſchwar ornwurm zu vertreiben, und * worden, (of ches befant zu machen. So wohl mein ſeliger Vater, ) ale auch ich haben diefes Ungeziefer lange Jahre auf dem Kornboden gehabt und fehr vielen Schaden dadurch erlitten. Alle Mittel, die dagegen angerathen wurden, wurden gebraucht, aber alles war vergebens. Endlich wurde mir gerathen, daß man den abgeriſſenen Flahsfaamen in feiner Huͤlſe, welche man allhier Knutten nennet, ganz friſch und ohngefaͤhr eines Daumen Dicke auf den Kornboden ſtreuen folte;' benfelben alle Tage umharken, damit er nicht ſtocke und tragen werde. Man muß den Saamen fo fange liegen Taf: fen, als man den Boden entbehren Can, und diefes einige Jahre nach einander verrichten; fo wird man fin: den ‚daß ſich diefes Ungeziefer gaͤnz⸗ lich verliert. Ich habe diefes Mittel einige Jahre lang probiret, und weil SED, AG nahr Ba ae BER.) U WR * Digg‘ * 14 ur 90 ur N Aal = ich wegen Mangel des Raume einge Flachsſaamen nun, | ER A —— zn; ſo ließ ich denſelben alsdaı in einen: Ra —J— ſo BI ge auf dem Boden liegen, bis derſelbe im Frab / abr zum Aus ſaͤen ausgedro⸗ ſchen werden mußte· Ich rontinui⸗ vete damit dre bis bier "Jahr das Ungeziefer- ‚verlor. fi ch gaͤnzlich und ſeit zwanzig ar abren babe ich nicht eis, nen ‚einzigen urm twiedet verſpuͤret, und meine Böden find bis auf diefe, Stunde ganz, FEN, 1a = 3 Da: ich mit Gewißheit fügen‘ fan, daß ih durch dieſes ganz einfache Mittel, den ſchaͤdlichen Kornwurm, fo wobi den weißen, als den ſchwar⸗ zen, los geworden bin; ſo trage ich! kein Bedenken dieſes hierdurch bekant und gemeinnuͤtzig zu machen. Ich wuͤuſche, daß von vielen die Probe damit gemacht werden möge, und ich verfichere, Daß man den beften Erfolg davon erfahren wird und angenehm wird es mir ſeyn, wenn man davon in bieſen Blättern Dachich Re „ C. 2 ‚4 Ion shi RR sg 961 un ya 962 Hannoveriſches Magazin. | 6Ites Stüd, Montag, den zıfen Sulius 1780, Etwas fir die Ehrliebe, als moralifche Trichfeder bei der Erziehung *). 8 ift von jeher eine Klage gewe⸗ fen, die Baleblütige Zufchauer bei gelehrien Zwiften geführt haben, daß man ſich nicht allzeit über die Worte und Begriffe genau einver: ftanden, die der Streit betriſt. Mir fcheint es, als ob das auch hier einis germaßen der Fall iſt. Ich will alfo vor allen Dingen erft nach meiner Einficht zu beſtimmen fuchen, was es im gemöhnlihen Sprachgebrauche beißt: Ehrbegierde ift als eine moralifehe Triebfeder bei der Er⸗ ziebung zu gebrauchen. Das Beftceben, durch gute Hands lungen den Beifall und die Achtung der Menfchen zu gewinnen, ift wahre Ehrbegierde. Jedes Mittel ohne Un⸗ terfcheid gebrauchen, diefe Abſicht zu erreichen, ift falfche Ehrbegierde oder Ehrgeitz. Will Jemand, fo mag er, ſtatt Beifall und Achtung, auch Freunds ſchaft und Liebe feßen; den Liebe iſt der böchite Grad des ‘Beifals. Aber ich fan nur Liebe erwerben, in fo fern ich mit andern in nahen Berbältniffen ftes be, und fie an meinen Bolkommens beiten Theil nehmen laſſe. Die ges möhnlichen, aber doch nicht gewiffen Folgen und Zeichen ver Ehre, muß man von der Ehre ſelbſt forgfältig uns terfcheiden. Diefe Folgen find: Lob, Ehrenftellen, Ehrentitel, Außerliche Verehrung, guter Name, Ruhm — — — ·˖ tob ift nur Aeußerung des Beifalls durch Worte, und feßt die ſtrengſte Redlichfeit bei dem Lobenden voraus, wenn es ein gewiſſes Zeichen Ppp der *) Die Veranlaffung zu diefem Auffage giebt mir des Herrn Rath Campe Abhand-- lung uͤber die Ehrbegierde, im dritten Stücke ver xaͤdagogiſchen Unterhaltungen. Deſſelben; und des Herrn Profeſſor Baſedows Nacherinnerungen im fünften Stüce der Unterhandlungen, des Herra Profeffor Feders und des Kath Eampen Briefe überrdiefen Gegenftand im vierten Stücke des deutfchen Mufeums vom vorigen Jahre, haben mir zu mehrern Nachdenken Gelegenheit gegeben. Ich mache meine Meinung zu öffentlicher Pruͤfung bekant, und verſichere aus— druͤcklich, daß es mit meiner Hochachtung fuͤr jene großen Maͤnner wohl beſtehen fan, wenn ich in dieſem Stuͤcke nicht einſtimmig mis ihnen denken folte, 963 der Ehre feyn fol. Chrenftellen find für Diejenigen Perfonen, die in wich— tigen Gefchäften des Staats gebraucht werden, Durch Ehrentitel verfichert der tandesherr das Publifum, daß es mand zu wichtigen Gefchäften tüchtig ſey. Aeußerliche Verehrung findet ftatt bei Perfonen, die in Anfehung der Geburt, des Standes, der Würs de, auch wohl des Reichthums, vor andern Vorzüge Gaben. Solche äufs ferliche Vorzüge vor andern fuchen, heißt nicht Ehre felbft fuchen, Es bes darf wohl Feiner Berheurung, daß äußerliche Vorzüge feyn können, wo feine innere find, und aud) umgekehrt. Man kan fich fehr mohlein Publifum denfen, wo jeder ehrliebend ift, jeder feft auf feinem Poften fteht, jeder Beifall und Achtung verdient, obs gleich einer vor dem andern Außerlis he Vorzüge bat. Ein ganz Regiment Krieger Fan brav feyn. und der Ges: meine fo gut als der Officier Ehre erı werben. Guter Name ift die Meis nung des Publifums von den rechts fhaffnen Handlungen eines Mannes, Ruhm ift die Meinung des Publifums von den hervorftechenden guten Hands lungen eines Mannes. Beit diefer Meinung ift Irthum nicht nur mög: lich, fondern auch gewöhnlich. Ruhm Fan daher ohne Ehre, und Ehre ohne Ruhm ſeyn. Ruhm wird auch nur durch glänzende, Ehre überhaupt durch rechtſchaffne Handlungen erworben. Ruhm ift nur fuͤr wenige, Ehre für jeden. Ruhm ift gleichfam ein Schatten der Ehre, welcher Jünger oder kuͤrzer Etwas für die Ehrliebe, “964 ift, je nachdem das Licht höher oder niedriger ſteht. Aus den Schatten fan -ich nicht einmal genau die Figur, viels weniger die Materie des Körpers beur⸗ teilen. Lob, Würden, Titel, Vers ehrung, guter Name, Ruhm, — — — follen nur Zeichen des Bei: falls und Folgen der Ehre ſeyn. Wenn fie Jemand um ihrer felbft willen fur het und verlanget, das ift Eitelfein Dei dem Begriffe von Erziehung wird nichts meiter zu bemerken feyn, als daß man immer auf junge Kinder ohne Erkentniß, obhne Ausbildung Rück ſicht nehmen muß; weil die moraliſche Erziehung wenigſtens ſo fruͤh als die IRRE angefangen werden muß. Aber was ift eine moralifche Trieb⸗ feder? Kan ich alles fo nennen, was mir jemals Urfach meiner Handlungen wird? Gehört Bernunft und Religion auch hieher? Nah dem Sprachges brauche find Triebfedern bei der Erzies bung: ſtarke Neigungen der Kinder, wodurch fie ohne den Einfluß höherer Borftelungen zu gewiffen Beftrebun: gen beſtimmt werden; natürliche Ems pfindungen, die, fo bald fie gereißt werden, uns unmittelbar zu einer Wahl unfrer Handlungen bringen. Abfiht auf Gott, Religion, höhere Vortheile wirken dabei nicht, fondern nur das Gefühl des eignen Intereſſe, und die Befriedigung des Wunfches, der einmal tege if. Aus Trieb hans deln, und nad Grundfäßen handeln, ift mach meiner Meinung durchaus zweierlei. Trieb iſt zwar immer thaͤ⸗ tig, 965 tig, aber er befümmert fih nit, ob fein Dbject gut oder böfe iſt; ob bei der Befriedigung feiner Wünfche nicht höhere Güter verloren geben, Bei ver⸗ nünftigerUeberlegung wird er erſt mo: raliſch gut oder boͤſe. Trieb läßt fich mehr aus der Befchaffenheit. des Kör: pers, Grundfäße mehr aus der Ber fchaffenheit der Seele herleiten... es mandes Triebe beurtheilen gehört mehr für den Phyſiognomen: jemandes Grundfäge beurtheilen, mehr für den Pſychologen. Eine Triebfeder bei der Erziehung muß ohne meiteres Zuthun des Pädagogen, eigene Wirkſamkeit .baben, die nur zu guten Zwecken gelei: tet werden darf, Selbſt die Etymo— logie des Worts, Triebfeder, fcheint dies zu beftätigen, Cine Feder die etwas treibt, ift eine bloß phyſiſche Kraft, die ein Künftler anbringt, ge: soiffe Abſichten zu erreichen, und die zum Vortheile oder Schaden gebraucht werden fan. So wirft die Feder in der Uhr, und die Kunft des Werkineis ſters muß erſt ihre Theile fo zubereiten und ordnen, daß ein gewiſſer Zweck erreicht werden Faı, Ob denn in der Uhr regelmäßige oder unregelmäßige Bewegungen erfolgen, daran Ban die Do ganz unſchuldig feyn, und fie ‚bleibt in beiden Fälfen. allein Triebfe: der ‚der ganzen Maſchine. Alles wohl erwogen, unterfcheide ich moralifche Triebfedern und moralische Grundſaͤtze auf, folgende Art; Trieb; federn find die Begierde, feine Sinne zu ergößen;, die Begierde, Guͤter zu „haben; die Begierde, geehrt zu wer⸗ als moralifche Triebfeder bei der Erziehung. nen größern Werth haben. 966 den; — dieſe Begierden Finnen nun duch Wohlgeſchmack, Tiebliche Geruͤ⸗ de, teigende Muſik, fchöne Farben, Ergößlichfeit, Geſchenke, ob und Beifall, — erregt und gefättigt wers den. Grundſaͤtze find alle Verhal⸗ tungsregeln, die Religion und Ver— nunft gebieten, und wobei Unterricht voraus gefeßt wird, Triebfedern find den Pflanzen gleich, die in einem Gars ten ohne Kultur wachfen, durch Kul: tur aber veredelt werden: Grundfäße find den Pflanzen gleich, die in einem arten zwar fortfommen, aber bereits gefeßt werden müffen, und vieler Wars tung bedürfen; dagegen aber auch eis Vermit⸗ telſt der Triebfedern fangen wir die mo⸗ raliſche Erziehung an, vermittelſt der Grundſaͤtze beſchließen wir dieſelbe. Ich ſetze dieſe Eintheilung voraus, damit ich nach meiner Einſicht von der ganzen Sache deutlicher reden koͤnne. Ich babe nun vornemlich zwei Gründe für die phyſiſchen Triebfedern, und infonderheit für die Ehrliebe an⸗ zuführen, die mich ohne allen Zweifel laffen , daß fie bei der Erziehung nicht blog brauchbar — nothwendig find. Mein erfter Grund iſt dieſer: Ehr⸗ liebe iſt gleich den übrigen anges fübrten Trieben, ſo genau in die menſchliche Natur verwebr, daß fie nie ganz unwirkſam gemacht werden kan: daß obne fie, bei einigen Feine Erziehung möglic) iſt; und daß fie ohne die größre Gehabe nichr unbearbeitet blei= "ben darf, RN Yypa Ganz 967 Ganz unwirkſam fan fie nie ge macht werden. Die Anlage zu einem gewiffen Temperamente liegt zum Theil ſchon in jedem Körper, und fo bald ein Kind feine Empfindungen an den Tag legen fan, wird e8 auch eine Haupt: neigung blicken laffen. Wer ſieht nicht in dem Knaben fchon, auf einer Seite den Held, den Defonomen , den allzeit frölichen Mann? — auf der andern Seite, den Tyrannen, den Geizigen, den Schwelger? — Bei ganz einer: lei Behandlung der Kinder, wird man in ihrer Natur Anlagen finden, da der eine größern Trieb zur Ehre fühlt, als der andere. Man mag alfo diefen Trieb bei der Erziehung kultiviren, fo wird er doch bei einigen ſchwach blei: ben: man mag ihn nicht Pultiviren, _ fo wird er doch bei einigen ſtark wers den. Man fan auch ficher annehmen, daß fein Sterblicher, gegen die Ehre je durchaus gleichgültig geweſen ift. Der Trieb vollfommner zu werden, wohnt in jeder Bruft, und Niemand iſt gegen die Stimme des Beifalls völlig taub; obſchon ein jeder faft eine eigene Babn betritt, die ihn zum Zie— fe feiner Wünfche führen fol. Wenn aber einer mehr, als der andere durch Ehrliebe belebet wird, das beruhet nicht auf freier Wahl, nicht bloß auf Erziehung, fondern es fomt auf Fein: heit und Spannung der Merven mit an. Oder ınan müßte den auffallen: den Saß behaupten, daß das, mas man Temperament nennet, bei allen Menfchen , von ihrer Geburt ber, ei: nerlei fen, bloß durch Erziehung gebils Etwas für die Ehrliebe, — 968 det werde. Kurz, es iſt keine Frage fuͤr den Paͤdagogen, ob Ehrliebe bei dem Eleven ſeyn ſoll, oder nicht; fons dern ob er die vorhandene Ehrliebe zur moraliſchen Triebfeder gebrauchen darf? Bei einigen Kindern wenigſtens, würde Beine Erziehung möglich feyn, wenn man nicht tob und Beifall als ein wirffames Mittel gebrauchte, Wifs ſenſchaft und Tugend in ihre Seelen zu pflanzen. Man Pan bievon feldft bei den niedrigften Ständen Erfahrun: gen machen, Freilich laſſen fich nicht alle Kinder durch Ehrliebe allein lei⸗ ten, aber mo diefelbe nicht als ftarfe Triebfeder wirft, da muß man andere Triebfedern mehr in Thaͤtigkeit ſetzen. Daher die Pflicht des nachdenfenden Erziehers, die Hauptneigung feines Zöglings zu fludiren, deffen Trieben richtige Grenzen zu bezeichnen, und fie auf edle Gegenftände zu lenfen, Wo— mit folte man auch wohl die Kinder zum Guten willig machen, wenn man die natürlichen Triebfedern nicht nuzs jen, oder gar veriwerfen wolte? Grunds fäße und höhere Prineipien fucht man vergeblich bei ihnen, und für ein Glück das Engelund Geifter entzücket, haben fie noch Peine Empfänglichfeit. Dazu werden vernünftige Kenntniffe, Nach⸗ denfen und Ueberlegung erfodert, die man bei Kindern ohne Wiffenfchaft und Ausbildung nicht erwarten Pan. Das foll eine Frucht der Erziehung ſeyn, daß Kinder fich über das Sinns liche erheben lernen, aber dazu gehört auch die Unterftügung einer geläuters ten 969 gen Vernunft. Gottesliebe, Rechtlie- be, Menfchentiebe, Elternliebe, — fol: Ien für woblerzogene Kinder Bewer gungsgründe zum Guten feyn. Aber man verlange doch dies nicht von Kin: dern, fo wie fie roh aus den Händen der Natur kommen. Die Schwierig: keit bleibt immer, wie fie dahin gebracht werden, daß fieaus Liebe zu Öott, zum Rechte, zu Menfchen, zu den Eltern, zum Pädagogen, — das Gute thun. Nicht wahr? durch Unterricht und phyſiſche Triebfedern ? Wird nicht das Kind bei allen Ermunterungen zu jenen Liebes: pflichten, den Gedanfen begen: was babe ich davon? Berfprechen wir Ge genliebe, fo frägt das Kind weiter: mo; ber erfenne ich die? und was follen wir nun anders antworten, als: du bift denn ein gutes Kind, du wirft voll: fommner, du verdienſt unſern Beifall, wir geben dir deinen Unterhalt, wir forgen für dein Vergnügen, wir ma: chen dir Gefchenfe, — Ein Füngling, bei dem die Erziehung ihr Werk vol: Tender bat, foll Billig Feine Handlung vornehmen, ohne die höhern Princi pien zu Rathe zu ziehen. Uber dies ift nicht bei Kindern zu erwarten, die erft anfangen, durch ihre Sinne Kenutniffe zu fammeln, und fluffenmweife zu deut: lichen Begriffen gelangen. Doch ge- ſetzt, daß man auch die phufifchen Trieb: federn unwirffam machen, und diehö: hern Principien an ihre Stelle feßen koͤnnte, fo wäre mehr verloren als ge: mwonnen. Grundfäße allein vermögen nicht fo viel als Triebe, weil die Trie: be finnlich find, Grundfäge allein wir, als moralifche Triebfeder Bei der Erziehung. 979 den uns zu Palt faffen, denn Speculas tion über Tugend, macht noch nicht tugendhaft. Aber Trieb giebt den Ge: danfen Leben und Thaͤtigkeit. Triebs federn und Grundfäge in Harmonie zu bringen, das ift das Kunftflück des Erziehers, Triebfedern durch Grund⸗ fäße veredelt, recht geleiter, für Auss fhweifungen gefichere, wirken mehr, gewiſſer, gemeinnüßiger, als eins von beiden allein, Es würde aber auch überhanpt ges fährlich feyn, wenn der Hang zur Eh⸗ te, der fid) bald oder fpär, ſtark oder fhwad) in dem Kinde entwickeln wird, ganz unbearbeiter bleiben ſolte. Ehr⸗ liebe in der Erziehung vernachläßigen, das hieße gar. nicht erziehen. Denn Erziehen beißt die Anlage des Kindes nah Maaßgabe feiner Kräfte, feines Alters, feiner Fäbigfeitentwickeln, und zu der zwecfmäßigen Vollkommenheit führen. Eprbegierde ift auch Anlage der menfchlichen Natur, die das Kind bat. Ohne ein beftimmtes Ziel wird fie zu ſtark, ohne gegebene Dir-ction ſchweift fie aus. Oder folte es beffer fenn, mit der Ehre gar feine Bekannt fchaft zu haben, che man in die große Welt tritt, wo der Mißbrauch damit berefchend ift? beffer, die natürlichen Neigungen des Menfchen, die fo leicht über die Grenzen geben, gar nicht zu bearbeiten? beffer, einen jungen Herrn der reifen foll, vor der Abreife fein Geld fehen laffen, Fein Gepräge Pen: nen lehren, um ihn für Geiz oder Verfehwendung zu verwahren? Das bieße, das Kind in ein Labyrinth fchik: Dpp 3 ken, 971 Pen, und ihm muthwillig den Faden abfchneiden. Mein zweiter Grund für die Chr: liebe als moralifche Triebfeder bei der Erziehung, ift diefer: Sie bringt unter dem Scepter der Dernunft und Religion, fo wobl für jedes ndividuum, als auch für die menſchliche Gefellfchaft ber» baupt recht wohlrbärige Wir⸗ kungen hervor. Für jedes Individuum ift fie nuͤtz⸗ lich. Bloß als Ehrliebe macht fie ung nicht gluͤcklich; das Fan fie nicht, denn fie ift in fo fern nur blinde Kraft; das foll fie nicht, denn wir empfiengen auch Vernunft und freien Willen, Mas wäre das auch fuͤr eine Fodes sung bei vernünftigen Gefchöpfen ? Die Thiere folten Feine andere Kegel ihres Verhaltens Pennen, als ihren Inſtinkt: aber Menſchen hatten eine „böbere Beftimmung, ein größeres Stück zu machen, und folten auch dajfelbe auf andern Wegen fuchen, In diefer Welt voll Sinnlichkeit ift für fie fein Glüc ohne Mifchung zu hoffen. Letzter Zweck darf alſo die Ehre nicht feyn, aber in der Welt muß auch jeder Zweck wieder ein Mittel zu böhern Zwecken werden, Doc, wenn die Ehre uns nicht allein glücklich macht, Ban fie deswegen nicht ein In⸗ gredienz unfers Gluͤcks ſeyn? Wenig: ftens gewährt fie uns oft eine füße Illuſion. Sie feßt aber auch unfere Kräfte in Bewegung und erhält fie thaͤtig. Sie bewahrt uns für der Niedertraͤchtigkeit, dieſer Quelſe der Etwas fuͤr die Ehrliebe, 972 meiſten Laſter. Sie erhoͤhet unſer mo⸗ raliſches Gefuͤhl zu einer geſchwinden Fertigkeit in Beurtheilung unſerer Handlungen, und jeder Rechtſchaf— fene muß dafuͤr ſorgen, daß er bei ſeinen Handlungen den Beifall ſeines eignen Gewiſſens habe. Ich bin uͤber⸗ zeugt, daß es Kinder von recht guten natürlichen Faͤhigkeiten giebt, die bei Vernahläßigung der Ehrliebe das nicht werden, was fie werden koͤnten. Erſt durch richtige Lenkung diefes Trie⸗ des, wird eben der vollfommne Mann gebildet, der vermöge der natürlichen Anlage diefes und jenes Individuums gebildet werden Fan. ae Auch der menfchlichen Gefellfchaft überhaupt ift die Ehrliebe nüßlich. Sie macht uns aufandere Menfchen aufmerffam, und befördert Gefellig: feit und Menfchenliebe, Sie läßt uns nie gleichgültig gegen den Nächften werden, da es uns nicht einerlei ifk, was er von uns hält. Sie bewahret ung für der ſtolzen Berachtung anderer, und für der Ueberhebung, welche deu Menſchen unausftehlich, und wenn es Außerliche Umſtaͤnde befördern, zum Tyraunen machen, Sie macht uns gefällig und dienflfertig gegen ans dere; lehrt uns auf unfchuldige Mike tel denken, ihr Vertrauen zu gewin⸗ nen; und treibt uns an, die perfönlichen Eigenichaften zu erwerben, die allein Achtung verdienen, Oder hält man die Ehrliebe fiir verwerflich, fo gedenfe man fi ein Publikum, wo fie jeden Mitgliede ſehlet. Und, da. fehe. ich einen traurigen Haufen von Menfchen, wo 973 wovon ein jeder feinen eignen Weg gebt, um allen Beifall unbefümmert, gegen Lob und Tadel ganz gleichgültig iſt. Ein jeder unter ihnen ift fich felbft geung, und da feine Nacheiferung ſtatt finder, fo muß Unmiffenbeit und Bar: barei mit fchnellen Schritten herbeiei: len. Doch einen Vorhang vor Dies traurige Gemälde! Die Ehre ift in jeder bürgerlichen Verbindung noth: wendig und nüglih. Ganze Monar: chien drehen fih um diefen Angel, Auch in Republicken find Männer nörhig, die mit Verläugnung eiguer Bortbeile, zum Beſten des ganzen ihre Kräfte aufopfern, und dafür heiſ⸗ fen fie die erften Bürger des Staats, Ehre ift die Duelle mancher edlen That, fie ift für den Mechtfchoffnen oft größere Belohnung als Gold, Der Mann von Ehre ift immer fähi: ger für das gemeine Beſte zu arbeiten, als der Güterliebende, und diefer auch noch mehr als derjenige, der. bloß für fein Vergnügen lebt. Von allen großen Männern , die wirklich Wohl: that für das Menfchengefchleht wa: ren, wie wenig würden übrig bleiben, und. wie PFlein würden die meiften feyn, wenn die Erziehung ihre Ehr- begierde nicht in Thaͤtigkeit gefeßt hätte. Die Ehre ift im irrdifchen Das geiftigfte und am menigften finn: lihe Out, und alfo inihrem rechten Gebräuche, der Beftinnmung des Men: {hen am beften angemeffen, Aber die Ehrliche fchmweift aus, Wenn fiezurteidenfchaft wird, fo fan als moralifche Zriebfeder bei der Erziehung. 974 fe freilich für die menfchliche Geſell⸗ fchaft fehr gefährlich werden; denn bei ihren Ausſchweifungen verlieren alle, die in unſerm Gefichtsfreife find, Alle Triebe des Menfchen find okne Herrs fchaft der Vernunft und Religion uns erfättlih, und ſich felbft überlaffen, giebt es Fein Ziel, wobei Fe ruhen würden, Uber nach einer göttlich weis fen Einrichtung find auch nur da uns begrenzte Triebe, wo die fogenannten höhern Principien die Direction has ben koͤnnen. Iſt ein muthiges Roß deswegen unbrauchbar, weil es fich ohne Zügel nicht lenken läßt? Der Pädagoge fol die Mittel anzeigen, wodurch die Triebe in Schranfen ers balten werden. Er findet bier ein angelegenes Gefchäfte, den wahren Werth der Ehre zu befiimmen, und die Jugend oft daran zu erinnern, Er Ienfet diefe Begierde auf die höchs fie Ehre, auf den Beifall Gottes, Wenn fich lebhafte Gemuͤther zumeis len vergeffen, und über die Grenzen geben, fo ift die Ehrliebe unfchuldig. Kinder dürfen nur die Ausfchweifun: gen derfelben kennen, fo lernen fie leicht, daß es unmöglich ift, in ihrem Gefolge glücklich zu werden, Leidens ſchaft darf die Ehrbegierde nie wers den, wenn ich dadurch Handlungen aus Trieb , ohne Ueberlegung , verftes be, Iſt aber auch das keidenfchaft zu nennen, wenn ich allzeit fertig und geneigt bin, zu beurtheilen, ob jede meiner Handlungen des Beifalls der Menfchen werth ift, fo mag die St liebe 975 Etwas für die Ehrlicbe, als moraliſche Triebfeder ꝛc. 976 liebe nur zur Leidenſchaft werden. Religion und Patriotismus verliert nichts dabei, vielmehr wird unſer Zu: ftand dadurch vervoflfommnet, und die Menfchlichkeit gewinnt, Man wird doch Hier nicht den Eins wurf herbei rufen, daß ich meinen Gegenſtand aus den Augen verloren, da ich das von allen phufifchen Trieb: federn behaupte, was ich eigentlich nur von der Ehrliebe hätte beweifen follen. Ich glaube, daß es für die Erziehung, Fragen von gleicher Wich: tigfeit find: ob man gute Handlun- gen durch Ehrenzeichen, oder Ge fchenfe, oder ſinnliches Vergnügen belohnen dürfe, um dadurch eine Fer: tigkeit in folhen guten Handlungen bervorzubringen? Alle Einwürfe, die gegen die Ehrbegierde gemacht wers den, alle Einwürfe, die von der Furcht bergenonmen find, daß der Trich zur Ehre in Ehrgeiz, Ruhmſucht, Hoch: mutb, Schadenfrölichkeit, Zorn — ausarte, alle diefe Einwürfe koͤnnen auch auf ähnliche Art gegen den Trieb Güter und Vergnügen zu haben, ger macht werden. Aus dem erften Fan Geiz, Meid, Mißgunft, Berrug Dieberei, — aus dem Ießten fan Wolluft, Ueppigkeit, Ausfchweifung, Schwelgerei — entfliehen. Sollen wir nun unfern Kindern Peine Pleine tuftbarfeiten, Peine Geſchenke mehr machen ? Am beften wird es feyn, wenn man den natürlichen Trieben, und alfo auch der Chrliebe, ihre Rechte heilig bewahret, und fie, wo es noͤthig iſt, näher zu beflimmen fucht; wenn man den Mißbräuchen mehrer, aber auch den rechten Gebrauch nicht verkennet; wenn man Kinder, die Ehre bald, . nach ihrem wahren Werthe fchögen lehrt, und ihnen fruͤh die Entſchlieſ— fungen einflößer, ihre innere Ehre, den Beifall ihres Gewiffens am mei: ften gu bewahren, oßne fteif und eigens finnig zu feyn, ohne andrer Urtheile zu verachten, da mo fie unfündlich find; wenn man ißnen begreiflich macht, in wie fern die Urtheile ande: rer oft eine Norm unfers Verhaltens werden; wenn man die menfchliche Natur immer genauer fludiret, um auch von diefer Seite her die Regeln auf das richtigfte zu beſtimmen, wors nad) man Kinder erziehen muß, Uflader. oa e: Zr Hannoverifies Magazin. 6218 Stuͤck. greiteg, dem gien Auguſt 1780. —* das Wort und den Begrif Liebe, Amor! Amor! du berühmter Kleiner, Sft doch wohl von allen Göttern Feiner, Der, wie du, die Welt in Wunder feht. Amor! Amor! Gutes und auch Boͤſes Hat die Welt dir nachgeſchwaͤtzt. Ach der arme Schelm iſt zu beklagen, Der von dir nur Boͤſes weiß zu ſagen. Aber Brut des Orcus iſt der Dann Der von dir im Guten umd im Böfen, Nicht ein Wörtchen fagen Fan. Unter ſchwarzem Herzen fhwarzem Schleier, Birgt er Vatermord. — Das Ungeheuer Das vergiftet deine Kelche hat, Zuͤrch D Zuͤrch! war einer der nit Fichte! — — Denk an mid du gufe Stadt! R. Goͤttingſcher Muſenalmanach 1778. pag: 78. 3) as ift nun wahr, und was ift nicht wahr? Ale Mora: liften in der Welt — nicht finftere abgelebte, alle Menfchen Freu: den haſſende Moraliften, nein! wak⸗ kere, brave, vernünftige und gefühl: volle Männer , wie fo ein feliger Gel; lert, ein Miller, eff, u. ſ. m. wars nen vor der tiebe, fielen fie als die Duelle vieler traurigen Vorfälle, vie ler Laſter, und anderer Ausſchweifun; gen vor, und ſuchen aus Liebe zur Gluͤckſeligkeit ihrer Mirbrüder, fie das von abzuhalten. Nicht Die abgelebs * Schmidt. iS ten Cofetten allein, Die aus der großen Welt, die ſie nicht mehr gelten laſſen mols te, ſich hinter ihr Schmolkens Geber: buch, und Abrends wahres Chriftens thum retivire baden, und aus Mache wegen der erlittenen Verachtung der Welt fo viele Bürgerinnen zu entzies ben fuchen, als in ihren Kräften ſteht, nicht diefe allein, malen den jungen Frauenzimmern die Liebe, wie eine bäßliche giftige Schlange, fondern jes de gute Mutter giebt ihren Töchtern, die nachgerade die Gegenftände der Auf⸗ merkſamkeit irgend einer Mannsperſon ag Werden 979 werden Fünnen, Verhaltungsregeln, und warnet fie vor der tiebe, — Und eine Menge Romane befchreiben den unglücklihen, unfeligen, verzweif: Iungsvollen Zuftand, den Unfinn, die Maferei, Seibfimord, Blutvergießen, Ver zweiflungen, und ein Heer von Thor beiten, und ſchrecklichen Laſtern, ger gen welche fich die Natur jedes Men: fhen empören muß, als Folgen der tiebe. Nach diefen fan doch wohl Fein vernünftiger Menſch etwas anders glauben, als daß es die größte Thor: beit fey, zu lieben, und daß es feinen gefährlichern Zuftand in der Welt ges be, als wenn man einmal anfängt zu fühlen, daß fo eine Sache, fo ein Zu: ftand, wie die Liebe, fich in einem bes findet. Aber nun mwieder im Gegentheil — wen folte nicht angft werden, wer nicht alle Kräfte anftrengen, wer nicht alles fiegen und ſtehen laffen, und berums laufen, einen Gegenftand fuchen, und ich prüfen, ob er lieben koͤnne oder nicht, wenn er hört, daß es fein größer Ungluͤck in der Welt giebt, als wenn man nie geliebt hat, nicht lie⸗ ben kan, daß man in dem Fall, Aehnlichkeit mit jenem Auswurf der Hölle hat, der die unnennbare Boßs heit hatte, durch das göttliche na; denmittel, das den Menfchen fo noth⸗ wendig ift, und ihren Seelen gött: liche Kraft und Stärfe ertheilen fol, vielen hunderten mit einmal den Tod juzubereiten, und deffen unnachdenflis che Arglift der Seelen zu gefährlich für ſich felbft halten dürfte — daß Uber das Wort und den Begrif Liebe. 980 man, ohne Anlage zur tiebe zu haben, zu allem möglichen ſchaͤdlichen und abs ſcheulichen auferlegt ſe > Es wäre doch gar tell, eins oder das andere fo in die Welt hinein zu fhreiben, ohne daß etwas wahres an einem ober dem andern wäre. Es muß alfo wohl an dem Worte ſelbſt liegen, dag von demfelben fo ganz verfehler dene Meinungen gebegt, fo ganz fich einander entgegen geurtheilt wird. Lies be muß alfo wohleinmal etwas anders bedeuten, als das andere mal, Aber was ijt es denn nun für einetiebe, vor der man fich in acht zu nehmen bat, und was für eine ift die, bei derem Mangel man nur halb Menſch if, — Anlage zum größten Ungeheuer hat? Gott tröfte den, der ſich aus Com: pendien oder dem Sprachgebrauch des⸗ wegen Rarhs erpolenwill, — In den erften wird er freilich einen Unterſchied unter der tugendhaften und laflerbaf: ten tiebe, und allenfalls eine Erklä: tung von beiden finden, nemlich bie tugendhafte Liebe fen die zärtliche Zus neigung zweier Perfonen verfchiedenen Geſchlechts gegen einander, die durch chriftfiche Grundſaͤtze ſowohl, als nach den Gefegen .chriftlicher Staaten ge rechtfertiger werden fünne, und die laſterhafte — der wollüftige Hang und das Beftreben, dem Gefchlechistriebe zu genügen, auf eine Art, die.fo wie den Gefeßen des Chriſtenthums, fo auch dem abſoluten und hypothetiſchen Naturgefege, und den Einrichrungen eines Staats zumider fen — aber das eharafteriftifche Diefer zärtlichen Zumeis gung, 98 gung, wornach er diefelbe von ei: ner andern Art zärtlichen Zuneigung, Die eben fo nut wie jenenach den Chri⸗ ſtenthum gerechtfertiget werden fan, and mie welcher Peine politifche Ein: eichtung in irgend einenı Staate was zu thun hat unterſcheiden koͤnne, wird er nirgends finden. — Auch dürfte es ſelbſt in dem ehelichen Zuftande, in welchem die Liebe eine rechtmaͤßige tu gendhafte ſeyn ſoll, mauche Art von Zuneigungen, Bewegungen, und Trie⸗ ben in derfelben , einer Perfon gegen die andere geben, die nichts weniger als tugendhafte Liebe ift, fondern mei: ner Entfcheidung nach, die ſich auf Retigion und Vernunft gründet, mit allem Rechte lafierbaft zu nennen feyn würde, weil fie nicht zärtliche, fon: dern finnfiche wollüftige kiebe iſt. — — Mithin würde alfo die Erflärung der tugendbaften kiebe, den Begrif deffel: ben nicht ausbohlen — ausfüllen. — Und endlich dürfte auch meinem Ge: fühl nach die lafterhafte Liebe, fo er: klaͤrt wie kurz vorher, gar nicht Liebe zu nennen ſeyn, denn da ift weiter nichts, als ein Gefühl, Das jedes Thier hat, jede Gattung ven Gefchöp: fen, ein Gefchlecht zu dem andern, welchen man doch wohl feine Liebe zu: fchreiben kan, von welcher aber jene lafterhafte nicht anders unterfchieden ift, als allenfalls und jezumeilen durch die Reigungen und durch die Annehm⸗ lichkeiten der wollüftigen Erfindungen, der Hinderniffe, die fchlau gelegt wer: den , um den Trieb noch mehr zu ers gegen — noch mehr zu erhitzen, und Weber das Wort und den Begrif Liebe. 982 durch alle die namenloſen Beränderun: gen, welche die von der viehiſchen Wol⸗ luſt hingeriſſene Vernunft, erfinden fan: — — Und der liebe Sprachges brauch — hun ja! der führe einen in ein Naturalienfabiner, kaͤßt die Schub: lade unter der Rubrik: Liebe! heraus⸗ sieben, und wenn man hinein ficht, fo finder man taufenderlei Schaͤchel⸗ gen, die fich alle gleich feßen bei ge: nauer Befichtigung aber: oft aͤußerſt von einander unterfchieden find. Ein verbeiratheres Franenzimmer liebt ihren Schooßhund, ihren Canaı tienvogel, eine fremde Mannsperfon, einen Freund ihres Mannes, und ih: ven Mann. Alle vier Dinge paffiren unter dem Namen Liebe — da fie doch alle fehr wefentlich von einander unters fhieden find. Wabtſcheinlich wird weder bie eine Parthei, die vor der fies be warnt, noch die andere, welche Menfhen ohne tiebe für Ungeheuer hält, etwas für oder wider die Liebe eines Schooßbundes, oder Canariens vogels einzumenden haben: Denn die gefährlichen Folgen einer folchen Liebe dürften wenigftens bei einem Dugend Wachsfackeln nur aufgeſucht und ge: funden werden Fönnen, und wer wird’s einem Menfchen verargen Finnen, wenn er beim Schooßhund, und dem Ger fang eines Eanarienvogels nichte fuͤhlt, hingegen viel auf einen Spißföter, Schäferhund, und den Rufeines Kur kuks hält. Freilich ift der arme Tropf mit feinem Gefchmack brouillirt, aber deswegen Pan er doch ein rechtfchaffe: ner menfchenfreundlicher Menfch feyn, 2gg 2 und 983 und ein warmes, redliches, wohl wol: lendes Herz haben. — Aber die Liebe zweiner fremden Mannsperfon, und zu einem Freund ihres Mannes! Solte man dagegen nichts einzuwenden ba: ben, da ein verheirathetes Frauenzims ner feinen Menfchen anders lieben foll, ‚and darf, alsihren Mann? Ich weiß 88 nicht, die Welt aber hält dies Frau: enzimmer bei aller ihrer Liebe, für ein Mufter tugendhafter Weiber, — und man kennt die Welt wohl fo ungefähr, — fie liege im Argen, und hängt daher jedem, wenn es irgend möglich ift, ei: nen Klecks an. — Ihre Liebe gegen die fremde Mannsperfon, die fie böchftens einmal in jedem Vierteljahr fehen mag, gegen den Freund ihres Mannes, den fie allenthalben befonders diſtinguirt, — und gegen ibren Mann felbft, muͤſſen alſo wohl fehr von einander , und we; ſentlich unterfchieden fenn. Wer finder den da nun, dieeigentlichetiebe heraus! Noch mehr ein anderes verheiratpe, 108 Frauenzimmer, liebt, feit dem fie werheirarbenift, neben ihrem Manne ei⸗ wen andern, der vordem einmal ihr Bräutigam war, — die Welt tadelt fi, — Eine andere muß zu viel Liebe bei ſich ſpuuͤren, als daß fie an einem männlichen Gegenftande genug hätte. — Ihr Here Gemal fteht freilich ‚groß und breit in ihrem Herzen, aber noch eine Menge baben neben ihm Plaß, und nehmen wechfelsweife auf eine ge wiſſe Zeit, die nächften Stellen bei deinfelben ein. Diefer Frauen ihre dies be gegen fremde Mannsperfonen, muß doc) wohl, nach dem Urtheil der Welt, Veber das Wort und den Begrif Kiebe, 984 welche der letzteren gar einen argen Namen giebt, fehr von der erflern ums terfchieden feyn. Eben foift es alter, Welt befannt, daß eineledige Mann; perfon, ein lediges Frauenzimmer liebt, fie gehen Jahre lang miteinander um, und es fan feinem der Gedanke einmal von der Unrechtmäßigfeit ihren Liebe, in irgend einer Ruͤckſicht einfallen. Alſo wieder eine Berfchiedenheit, - undidiefe Berfchiedenheiten heißen aletiebe?:r Ein angefehener Mann hat geheirar thet,bielt fich vor feiner Verbeirathung faſt in: allen Gaſſen Beifchläferinnen, fchaftefie alle ab, nahın ein halbes Jahr mit ſeiner Frau allein workieb,fchafte fich andereMaitreffen twieder an,und thut zu gewiffenZeiten Reifen, um dem Beduͤrf⸗ niffe feiner Liebe ein Genuͤge zu leiften, und nach ſeinem eigenen Geftändniß, weißer felbft wicht, was Liebe iſt/ kan ſich auch bei alter feiner Liebe feinem Begrif von derfelben machen, Ein anderer liebt jedes Franenzimmer, deffen Geficht und Wuchs einigermaßen: erträglich ift, — wird beim erften Anblick entziinder, er⸗ klaͤrt durch feine ganz vorzuͤgliche Auf⸗ merkſamkeit, Dienfibefliffenheit, Ges faͤlligkeit, wie ſehr fiedie Gebieterin fei- nes Herzens fen, — feßt alles daran, um ihr fein GeRändnig zu thun, — ſchwoͤrt fluchs, daß er ohne ihre Gegenliebe nicht feben koͤnne. — Schlägt fie ihm alles Anſuchen ab, - nimtsgar.übel,— und die ganze Liebe, und der ganze Ge genftand find wiemit einem Schwamm aus feinem Herzen: geroifchts — ft fie tbörigt genug, und liebt wieder, — fo er⸗ fährt fie in einigen Wochen, daß auch tau: 985 rauſend Eide diekiebenicht zwingen koͤn⸗ nen, Ein anderer iſt gar ſoliebe voll, daß er keinen Abend ruhig zu Bette gehen kan, wenn er nicht eine Stunde vorher auf den Gaſſen ſich einen Gegenſtand ſei⸗ ‚ner Liebe gefucht/ und ſelbige dadurch ex: ereirt hat. Bei dem allen aber ifter ein wahres Ungeheuer, fpielt. falſch, — laͤßt ſich fuͤr Geld zu allen ſchaͤndlichen Geſchaͤften gebrauchen, — heuchelt, — fücht deuten ihre Vertrauen zu gewin⸗ nen, und ftürzt fie defto ficherer ing Ver⸗ verben, lacht fie aus, wenn fie darin liegen/ und ſich micht helfen fönnen, - und macht ihnen fpörtifche Vorwürfe bei ihren Klagen ; Daß er’ fie fo nieder: trächtig betrogen babe, warum fie ihm doch getraut hätten. Gott behuͤte die Stadt, die founglücklich ift, einen fol hen Menfchen in ihren Mauern zunpa: ben, daß es ihm nicht einmal gar zu fchledht gebt, fie muß befürchten,’ daß er bei aller feiner Liebe, aud) noch ein Mordbrenner wird, U Seht da alfo auchiein Beifpiel, wo einer der liebt; Doch unter ſeines ſchwar⸗ gen Herzens ſchwarzem Schleier Ba: termord, tınd dem ähnliche unnenndas te Schandihaten verbirgt. — Lind was für eine Menge von andern Dingen Fönten nicht noch ‚angeführet werden, welche nach dem einmaligen Sprach: gebrauch alle Liebe heißen?‘ Es iſt unangenehm, daß man ſich immer erft bedenfen, erft aus dem Zu⸗ ſammenhang rarhen muß, vonwelcher Eſpece Liebe denn gleich Die Rede fen, — und wenn man: es denn num auch zu der gluͤcklichen Fertigkeit gebracht har, Ueber das Wort und den Begrif Liebe. 986 gleich die Liebe zu verftehen, die verftane den werden foll, und Liebe von tiebe zu unterf&heiden, -'fo wird einen doch angſt werden, weün man feine Kennt⸗ niſſe auf ſich anwendet, und ſich dars nach prüfen willy denn da muß man nothwendig bald einmal wahrnehmen, daß man in einem Verſtande unrecht⸗ maͤßig liebt, und im andern Verſtande ein Ungeheuer iſt. Mir iſt es leider ſo gegangen: ich konnte es nur nicht ver⸗ helen, daß ich geliebt hatte, und noch liebe, und da ich nicht in dem Zuſtande Bin,‘ der ftattfinden muß, wenn die Lie⸗ be gerechtfertiget werden Fan, —forhat es mir leid zu ſehen, daß ich mit deñ Moraliſten zerfallen war, — im andern Fall aber nahm ich wahr, daß ich noch nie geliebt hatte, bis den Augenblick noch nicht liebe, und = Dach fuͤr die Zu⸗ kunft bin ich nicht ſicher, und wenn der Fall ſich eraͤngnete, wuͤrde es mir ganz angenehm fegn, — und nun waͤre ich ein Ungeheuer, ein hoͤchſt ungluͤcklicher Menſch nun härte jedermann Urſache, mir auf zehn Schritte aus dem Wege zu gehen, damit ich ihm nicht ſchadete. Freilich bin ich mir es nicht bewußt, daß ich aus bos haftem Herzen, mit Vor⸗ fag irgend jemanden geſchadet hätte, fo wie ich noch jeße lieber eine: Hand vers fiere, ale mir Borfag jemanden Scha: den zufügen moͤgte, — und gegenfeitig) babe ich auch bis dahin noch niemals böfe Folgen von meiner Liebe geſpuͤrt. Aber wer Fönte denn doch wohl ruhig: ſeyn, wenn man theils fo viele Siehe, und heile foreinen Mangel bei fich ver: fpüre hat, - Mir blieb alfonichts übrig; Daaz als > 987 als die Natur der Liebe auszufpähen, und das half, das machte mich wieder ruhig. Zum Rutzen und Frommen mei⸗ ner Mitmenſchen, die einmal aͤhnliche Skrupel über ihre Liebe und den Man: gel derſelben in den Kopf kriegen mög: ten, will ich alſo das. öffentlich befant machen, wos ich von der Liebe gefunden babe, und wodurch ich hoffe, ihnen das Ding etwas Fenntlicher zu machen, fo daß ſie denn doch unterſcheiden koͤnnen, was für eine Liebe auf allen Fall, wel⸗ che nur bei gewiſſen Faͤllen erlaubt iſt, und was das fuͤr eine biebe ſey, bei deren Mangel man gewiß auf einen haͤßlichen Zuſtand feines Herzens ſchließen Fan. Zuvoͤrderſt muß ich alle, Arten von viehifcher Woltuft, die nad) den Toms pendien und moralifchenSchriften,eine laſterhafte Liebe genannt wird, und ſich im ‘gemeinen Leben Fenntlid genug macht, von der Liebe überhaupt aus: ſchließen, denn (mie ſchon oben bemerft) ift diefelde im Grunde nichts anders, als das Gefühl und das Beftreben, mas jedes Thier, es ſey männlichen oder weiblichen Geſchlechts, bei ſich fühlt, ſei⸗ nen Geſchlechtstrieb zu befriedigen, und wirklich ſchon ſelbſt gegen den dunklen Begrif, den wir von Liebe haben. Zu dieſer Sorte gehoͤren nun alle moͤgliche Arten der Befriedigung des Gefchlechtstriebes, wo nichts weiter, als das zur Abſicht iſt, ſie moͤgen nun feine⸗ ver oder groͤberer Geſtalt ſeyn; — nicht allein die Kühlung der Wolluſt an einem dunkeln abgelegenen Drte der Stadt, an einem Gegenflahde, der von ohn⸗ gefaͤhr aufftößt, nicht allein Die, bie in ueber Das ort und den’ Begrif Liebe, 988 öffentlich dazu Beftellten, oder Bordel⸗ baͤuſern mit aller Frechheit vor.den Aus ‚gen der Welt aus geuͤbt wird, es ſey nach mehreren oder wenigeren ſogenannten galanten Vorbereitungen, fordern auch die, die nach allem Genuß der wohls ſchmeckenſten Speifen, feinen Naͤ— fhereien, und erhigenden Gerränke, auf einem weichen Sofa, oder im Pflaumfedernberte geuͤbt wird, ja ſelbſt die ehierifche Genägung:des Ger ſchlechtstriebes im Eheftande, felbft uns ter Eheleuten, weicher Fall’ auf eine mehr verſteckte, oder mehr offenbate Art im Durchſchnitt genonmen oͤfterer vorkommen mag, als der, der auf Ver⸗ anlaffung einer wirklichen zaͤrtlichen bie⸗ be entſteht. Kurz jede Befriedigung des Geſchlechtstriebes, deſſen Grund allein in einem koͤrperlichen wolluͤſtigen Ge⸗ fuͤbl liegt, iſt viehiſche Ausuͤbung der kiehe, im allem Betracht nieders traͤchtig, fhändlih, und fo wenig auch immer mehr und mehr daraus ges macht wird, fo gewohnt, und all gemein herefchend auch dies Laſter ſeyn mag, fo fehr unnatuͤrlich ja wider die Matur des edelften Triebes des Mens (chen felbft ift doch daffelbe, Bon diefer num völlig unterfchieden iſt die eigentliche wahre zärtliche tiebe, Sie befteht in dem Gewahrnepmen, Er⸗ kennen, und Empfinden folcher geiftis gen Eigenfchaften und Bolllommen: beiten, die uns ihren Beifall abzwingen, und uns Daher dem Gegenftande, ber fie befigt geneigt machen. Je groͤßern Be geif wir nun von folchen Eigenfchaften an fi ſo wohl, als aud ihres Werthes in 989 im Ruͤckſicht deffen , / was durch fie bewirkt werden tan, haben, es ſey nun Bröße, Erz gebenpeit, Edelmuth, ſchnelle Eatſchließ fung, Gegenwart des Geiſtes, thätige und nönliche Wirffamfeit, großer Verſtand, Klugheit, Gelehrſamkeit, Rechtſchaffenheit, Sreae, Biederſinn, ©. |. w. oder Sanft⸗ muth, Menſchenfreundlichkeit, Gefaͤlligkeit, Artigkeit, bequemes liebreiches Weſen, u. ſ. w. ferner je näher uns joiche Eigenſchaf⸗ ten find, das ift, je mehr wir mit denfelben übereinftimmmen, und gleiche bei ung gewahr werden, deſto größer wird unfer Beifall, und deſio ftärker unſere Zuneigung zu dem Beſitzer, oder Befserin folder Vollkom⸗ menheiten, und um Defto mehr befircben wir uns, eine Art von Antheil an denfelben das durch zu erlangen, daß wir einem folchen Gegenftande unfere dem Ähnliche oder gleis He Eigenfhaften und Bolkommenheiten fehen laffen, und ihm dadurch gleichfalls ſei⸗ nen Deifall und feine Geneigtheit gegen ung abzwingen. Wird nun unfere Vorftellung . and Empfindung folder Eigenfchaften big zum hoͤchſten Grade getrieben, fo fteigt auch in eben dom Maaße unfer Beftreben, und der Wunſch, diefen Gegenſtand zu befisen, und in dieſem Wunfche liegt dunkles Gefühl von Hingeben, Ueberlaffen, Ausfchütten, unums fhränftes Vertrauen, Ruhe und Zufrieden; beit in dem Belize foldes Segenftandes, fo wie Leere; Verdrießlichkeit, Unmuth und Un⸗ erträglichkeit, in dem Gedanfen der Entfer; nung, und der Unmoͤglichkeit des Beſitzes ſolches Gegenſtandes liegt. Diet legtere ing: befondere find die Eigenſchaften, das Charak⸗ teriſtiſche der zaͤrtlichen Liebe, — und ſind nun beide Gegenſtaͤnde von einander einge⸗ nommen, hegen eine ſolche Art Liebe gegen einander, fo mifcht fich ein Förperliches Ge; fühl in.den Enthufiagmus der Borftelung ihres beiverfeitigen gluͤcklichen Zuftandes mit unter, erregt den Gefchlechtätrieb, dem Bann auf eine tugendhafte, und der menfch: lichen Einrichtung und Beſchaffenheit, und feiner Beſtimmung gemäße Art, Genüge geſchehen Fan, — und der Enthufiasmug, die Fuͤlle der gehabten Vorfielungen und Ueber das Wort und den Begrif Liebe, 2.990 Empfindungen , laffen tiefe Spuren nad), die bei dem bloßen Gemwahrmerden des ge: liebten Gegenfiandes, die ganze Fülle wie der unwillführlich hervorbringen. Eine andere Art Liebe, unterſcheidet ſich von dieſer allein dadurch, daß fie bei dem Be: fireben, die Zuneigung deffen, dem wir ge neigt worden find, zu erhalten, fiehen bleibt. Die Borftellungen der Empfindungen und Bolfommenheiten des Gegenſtandes fleigen nicht auf den höchften Grad, wodurch der dringende Wunſch wieder geliebt zu werden, nicht verhindert wird, u. alfo alle die dunfeln Gefühle, die mit demfelben vermifcht find, nicht flatt finden, und mithin auch das für: perliche, durch die dunfeln vorherbefchriebes nen Gefühle erregte Gefühl, gar nicht ents ſtehen Fan. Diefe Art Liebe, die immer fehr zärtlich fern Fan, ift die eigentliche freund: fhaftlichekiche, dahingegen die andere in der Ehe, wenn fie glücklich feyn fol, unent⸗ behrlich ift. Mit der zuletzt beſchriebenen Art Liebe, hat nun Feine Polizei, Fein Geſetz eines Staas tes, Feine bürgerliche Einrichtung, das ge; ringſte zu ſchaffen, fo wie fieauch Feinem ver: nuͤnftigen Moraliſten entgegen ſeyn kan, weil fie fo wohl der geiſtigen Ratur des Men— ſchen; u. feiner ganzen übrigen, zum gefelligen Reben gefchaffenenEinrichtung, als aud) den eigentlichen woͤrtlichen Geſetzen des Chriſten⸗ thums gemaͤß iſt. Es kan alſo dieſelbe mit allem Recht, ſo wie bei einer Mannsperſon gegen die andere, und bei einem Srauenzim: mer gegen das andere, ſo auch bei einem männlichen®efhlechts gegen eine weiblichen Geſchlechts, u umgekehrt fratt finden. Aber- fenne ich anders den Menfchen in allen feis nen Schwachheiten, mit allen feinen Nuan⸗ cen zu gewiffen Zeiten recht, — fo hat auch jedes Srauenzimmer fo wohl, ald Manns: perſon, Die größte Urfache, jede Regung def; fen, was größere Liebe verurfachen, was den Untergang zu der zuerſt befehriebenen Liebe machen fünte, zu unterdrücken, Damit eine ſolche freundfchaftliche Liebe nicht ausarten, und in der Folge für beider Tugend nicht gefährlich werden möge, "N er 991 Der Menſch aber, der. dieſe ArtLiebe nie bei fich geipüet, oder doch wenigſtens, wenn es nicht Far und deutlich geweſen iſt, doch dunkel ſich ſelbſt unbewußt kicht geſuͤhlt hatı mag allerdings ein Ungeheuer ſeyn, alter: dinas alle Anlage zu den ſchwarzeſte Schand⸗ thaten haben. Denn fie giebt den ſicherſten Beweiß daß ein ſolcher Feine Art Geiſtes Groͤſſen und Volllommenheiten keunt, ‚nie weder densinnern Werth feier Eigenſchaf⸗ ten, noch den änhern derſelben aufs Wohl der ganzen Menſchheit gefuͤhlt hat; — Daß mithin feine dergleichen-bei ihm ſelbſt ſtatt finde. Der aber, der. anch nicht die Fleinfte gute Etddenſchaft an fid hat, ver auch dası was ihm vor Augen liegt; nicht fo empfinden kan; daß es ihm daſſelbe geneigt macht, muß entweder garnichts wirken — und denk iſt er freilich der ungluͤcklichſte Menſch auf dem weiten Erdboden, — oderer fan auch nichts anders, als Böfes, ald Unglück hervorbrin gen, — und dann ift er ein Abſchaum der Menſchheit; — und verbindet er Damit nohArglift, noch Feinheit des Verftandes, fo hat wirklich felbft der Satan alle Urſache, fid) vor einem ſolchen Menfchen in acht zu nchmen, daß er ihn nicht um die Oberherr⸗ ſchaft alter böfen Geifter bringt. ; Die erfte befchriebene Art Liebe Fan aber, tie man leicht fehen wird, nur in einem ein⸗ zigen Fall, wenn fie wahrlich tugendhaft ſeyn foll, ſatt finden, nemlich nur allein bei ſol⸗ chen Menfhen, die fich ehrlich verbunden haben, und solchen, Die durd) ein eheliches Band ihre Liebe von der Art vechtmäßig machen konnen und wollen. In allen uͤbri⸗ gen Fallen it ſelbſt dieſe an ſich reine und erhabene Liebe, in Ruͤckſicht der Gegenſtaͤnde tafterbaft. Laſterhafte Liebe, wenn eine mit einem Mann ehelich verbundene Frau, eine folche gegen eine andere Mannsperion, und in a“ Ueber das Wort und den Begrif Liebe, 99% eben fo ein, mit einen Fran ehelich verbun⸗ dener Drann, gegen ein anderes Frauenzims: mer hat. — Laſterhafte Liebe, wenn fie uns: ter Perſonen ftatt findet, die entweder nicht, den Wilten haben, noch jenach den Umfiäns, den, fie mögen fenn wie fie wollen, das Ders mögenhaben, fich diefelbe durch ein ehelis es Dand rechtmäßig zu machen. — Es iſt leicht möglich, daß viele Menſchen ders gleichen Liebe gar nicht fähig find. Z. S folche, deren Serlenfähigfeiten mehr zur Fak ten Speeulation und Flaren Borftellungen, als zur Empfindung geneigt find, bei welchen dunfele und gehänfte Borftellungen noth⸗ wendig ſeyn müffen, auch wohl folche, die ohne zu abftrahiren nichts hören oder fehen Fonnen. Dieſe aber mit jenen befchriebenen: Ungeheuren, die der andern Art Liebe nicht fähig find, in eine Klaffe fegen, wuͤrde un⸗ gerecht und falfch ſeyn. 3 Es Haben alfodie Moraliften recht, wenn fie vor dieferkiebe in folhenlimftänden wars gen, Denn fie ift nicht allein für die Tugend folcher Menſchen hoͤchſt gefährlich, fondern bringt auch ein Herr von Unglück über dies felben. Klug und chrifilich Handelt alſo der, und die, welche mit aller Kraft den erfien Eindrücken entgegen arbeiten, welche auf fie gemacht werden, und. die fie: zu der Liebe führen Fönnen - wenn fie voraus ſehen, daß fie nierechtmäßig werden Fan. - Gefchäs he Dies durchgängig — es wiirde der reiche haltige Stof der Romanen fo. fehr ſchwin⸗ den, daß man bald Romanen ohne Liebe — A Anke ih ingegen wuͤnſche ich allen Mienfchen vecht Bele ſtarke Liebe von der andern Art, fo wie Abſcheu, Verachtung und Schaum gegen das viehiſche Beftreben der Förperlis chen finnlichen Wolluſt auf eine fo niedere trächtige Art ein Genuͤge zu leiten. ds ne 2 Sennovri Hes 994 dagezin 638 Stuͤck. Montag, den 7ten Auguſt 1780, x Auszuͤge nuͤtzlicher Briefe, (Siche das 2ate St. d. J.) Siebenter Brief. | er einiger Zeit berichtete ich Ih⸗ den, ‚mein wertheſter Freund, die von mir gefundenen Be; fandıkeite der Molybdzna, { Molyb- dena membranacea nitens. Cronſtedts Mineralogie $. 153.) und fagte Ih⸗ nen, daß dieſes Mineral aus einer ei: genen Säure und Schwefel beftehe, zeigte auch damals zugleich an, daß Das ordinaire Waſſerblei oder die Plumbago , welche von den Mineral, gen au Molybdzna genannt wird, Yon der oben erwähnten oder wahren Molybdena in ihren Beftandtheileu ſehr verfchieden fey. Diefen Unter; ſchied habe ih num in einer unferer Wiffeufchaftsafademnie mitgetheilten Abhandlung weitläuftiger ausgefuͤh⸗ vet. Ich will Ihnen das merfwürs digfte daraus abfchreiben, gelegentlich aber die in dem dritten Quartal von diefem Jahre bereits abgedruckte Me: moire nachfenden. Das reine WBafferblei oder die Plum- bago, (Molybdzna textura micacea & granulara. Cronſtedts Mineral. $. 153.) wird weder von den concentrits ten noch diluirten mineralifchen und vegetabilifhen Säuren: angegriffen. Die Arſenikſaͤure ift bloß die einzige, welche, nachdem fie mit ſtarkem Feuer som Wafferblei gerrieben wird, ſich wieder in Arfenif xeduciret. (Sch will beim Schluffe zeigen, daß diefe Re Duction Feinesweges den Pilogifton der Hige zuzuſchreiben ift.) Weder der Salmiaf, Mercurius ſublimatus, noch) der Schwefel werden in der Sublima: tion vom Wafferblei verändert, wird es aber mit ‚vitriolifirtem Weinftein in einem verdeckten Ziegel ſtark ge Schmofgen, fo entficher eine Schwefel: Ieber. Der im Feuer bereitete Blei⸗ kalk wird Dadurch wieder Kergeftellt, das Vitrum Anctimonii aber wird nicht redueirt, welches ich der geringern An⸗ ziehungskraft, welche dieſes Glas zum brennbaren Hat, zufchreibe, denn wenn man geriebenen Spiefglasfönig mit Bleiglas zufammen ſchmelzt, fe wird feßteres redneirt und ein braunes Vi- zrum Antimonüi fließt Aber dem Blei: Rrr koͤnig. 995 koͤnig. Mit reinem Kuͤchenſalz diftit: litt, wird gar feine Spur von Säure auegetrieben, ol gleich ein berühmter Schriftſteller vom Gegentheile ermäß: net, Mit Salpeter entzündet fich die Mifchung, fo bald der Salpeter in der Retorte zu fließen und zu glühen anfängt. Wird ein Theil zart gerie: benes Wafferblei mit vier Theilen Salpeter in einen glühenden Tiegel geworfen, fo entzündet fich die Mi: hung heftig und fängt an ftarf zu ſchaͤumen. Im Tiegel reſtiret eine ſchwarze glaͤnzende Maſſe, welche noch viel Waſſerblei enthaͤlt. Wird ein Tbeil Waſſerblei mit ſechs Theilen Salpeter verpuft, ſo hat das Reſiduum mit dem vorigen gleiches Anſehen. Mir acht Theifen, reflire in der im Ziegel zuriick gebliebenen Maſſe auch noch etwas unzerſtoͤrtes Waſſerblei. Werden alle dieſe Reſidna mit heißem Waſſer ausgelaugt, fo erhält man eine alkaliſche Solution, und das noch un: zerſtoͤrte Waſſerblei bleibt im Filtrum zuruͤck. Dieſe alkaliſche Aufloͤſung enthaͤlt weder etwas Hepatiſches noch Birrioffänre, zum Beweiſe, daß in seinem Wafferblei fein Schwefel zu: gegen if. Wird aber ein Theil von anferer' Plumbago mit zehn Theilen Salpeter detonirt, foerhäftman, nach dem es einige Minuten im Fluß ge ftanden, eine weiße affalinifche Maffe ind ift demnach das Wafferblei nun gänzlich zerfiörer worden. Diefes Al: Fali, in Waſſer aufgelöft, laͤßt etwas rörhliches Pulver fallen, welches, wenn eine Unze Waſſerblei mir gehen Unzen Auszge nuͤtzlicher Briefe. 996 Salpeter verpuffet worden, nach der Auslaugung und Trodnung Gras ne wiegt und groͤßtentheils Eifenfafran iſt. Wird die Lauge mit Bitrioffähre gefättiget, fo effenvefeirrt es ſtark. Sammelt man die entwickelte $uft und unterfucht fie, fo finder man daß folche Luftſaͤure ift, welche mit ein wenig Sal⸗ peterluft (Acidum Nitri phlogiftica- tum) gemifcht ift. Wird die fange fils trirt und zur Criftallifation Gingefeßt, fo erhält man nichts anders als vitrio⸗ lifieten Weinſtein undein wenig Sal⸗ peter, Während der Efferveſcenz ges fatinite die ganze Mifchung. Wird die im Filtrum zurück gebliebene Gal; . lert ausgewafchen, fo finder ſich daß folche kieſelicht ift, es ift aber diefer Kiefel bloß vom Tiegel herzuleiten, denn nachdem ich die Verpuffung in einem eifernen Ziegel anftelite, gelati- nirte mir die Lauge gar nicht. Wird zart geriebenes Wafferbfei unter der Muffel geröfter, fo geben go bis go pro Eente verloren, das reſti⸗ rendeift ein Eiſenkalk. Diefe Caleina⸗ tion gehet aber fehr Tangfam von ftats ten, und ift das Mineral frei von Schwefelfies, fo giebt es während der Roͤſtung gar Peinen Geruch von fich. Zu glauken, daß das verflogene lauter Phlogiſton ſey, wäre gewiß zu eiligger _ ſchloſſen, denn es fcheinernicht möglich zu ſeyn, daß fo wenig Eifen eine fo große Menge Phlogifton folte binden fönnen, zumal da es hier fo garin weit größerer Menge ale in den Holzfohlen vorhanden ift, denn zu einem Theil Koh: fen find fuͤnf Theile Salpeter ſchon zus laͤnglich laͤnglich felchen gänzlich zu calciniren, ch war alfo auch begierig zu wiſſen, ob in dem Rauch, der bei der Verpuf: fung des Wafferbleies aufſteiget, etwas befonderes mögts enthalten feyn. Des: wegen wurde in eine glähende irdene Tubulatretorte nah und nach eine Mi: fung von Wafferbfei und Salpeter getragen, dadenn endlich der vorgelegte große Neeipiente inwendig mit einer weißen Haut überzogen wurde, Nach: dem ich diefe Materie oder Blumen mit dev größten Genauigkeit unterfu: het hatte, fandich, daß folche bloß aus Saipeter beſtunden. Sie koͤnnen wohl gedenken, werthefter Freund , wie em— fig ich mich Hier nach der Materie ums fabe, welche fo viel Phlogifton in mei- nem Waſſerblei feffelte. Endlich merkte ich, daß es nichts anders als die Luft: ſaͤure ſeyn Fonte, von welcher zuvor bei der Sättigung der Lauge erwähnt wor: den. Ich mifchte in diefer Abficht 15 Gran gerieben Wafferblei mit 4 Seru: peln Salpeter, that folche in eine Flei: ne gläferne Netorte, vor welche eine huftleere Blafe gebunden worden, und legte folche aufglühende Kohlen. Nach: dem die Detonation gefcheben, fand ich in der Blafe eine Luft, welche eben den Raum als 36 Unzen Waffer einnahm. Das Kalfwaffer abforbirte einen Drit: tel von diefer Luft. Es ift demnach ganz gewiß, daß das Warfferblei Luft: ſaͤure enthält, Da aber auch Jemand einwenden Fönte, daß diefe Luftſaͤure vom Salpe⸗ ter berfäme, fo dienet demfelben zur Antwort, daß fodann mit allen Sub: Auszüge nuͤtzlicher Briefe, 998 ftanzen, welche mit Salpeter verpuft werden, &ufifäure zum Vorſchein foms men müßte. Diefes gefchiehet aber nicht. Eine halbe Drama Zinnfeil mit zwei Drachmen Salpeter auf vor: bergebende Aet in einer Retorte detoz niet, geben in der Blaſe einesuft, wel⸗ che den Raum von 44 Unzen Waffer einnimt, die aber nicht Die geringfte Spur von Luftfäure enthaͤlt. Eine Drachme fein pulverifieter Spiefglas; fönig mit zwei Drachmen Gafpeter verpuft, geben eine &ufe, Die Den Raum von 8 Unzen Waſſer ausfülle, aber auch diefe Luft enchäft Feine Luftſaͤure. Mir Schtefelentftehet auch Feine Luft⸗ fäure, Das Alkali bei dem Zuruͤckge⸗ bliebenen in der Retorte enchäft auch Feine Luftſaͤure. Den obngeachtet dachte ich doch auf Mittel das Wafferblei ohne Salpeter zu decomponiren. Ich mifchte deswe⸗ get Calx Mercurü mit zartgeriebenen Wafferblei und reducirte das Queckſil⸗ ber in einer Eleinen Retorte über giuͤ⸗ benden Kohlen, Hier erhielte ich Luft: fäure mit etwas Feuerluft vermiſcht. Ich wiederholte daraufden im Anfang diefes Briefes erwähnten Verfuch mie der Arſenikſaͤure und geriebenen Waf: ſerblei. Ich fammelte nemtich während der Reduction des Arfenifs die Luft in einer vor den Retortenhals gebunde: nen leeren Blaſe, und erbielte bier lau⸗ ter Luftſaͤure und gar Feine Feuerluft, da man doch bloß die letztere erhaͤlt, wenn man die Arſenikſaͤure mit der Hitze allein, in Arſenik reducirt. Ich reducirte auch die Bleiglaͤtte in einer Rırz Re: 999 Retorte mir unſerm Waſſerblei. Hier mar es aber noͤthig die Aufrfäure, ſo Diefer Kalk von der Luft angezogen hat: te, erft davon zu feheiden, Deswegen ſchmelzte ich diefen Kalk in einem Tier gel und fo bald er im Fluß war, goß ich ihn aus; Ein folcher Bleikalk oder Bleiglas effenvefeire nicht mie der Saft: peterfäure und fotglich hat es auch kei⸗ ne Luftfaͤure bei ſich. Ich rieb diefes Glas zu Pulver, miſchte es mir Waſ⸗ ferbfei und reducirte es im einer kleinen glaͤſernen Retorte und erhielt auch hier einen guten Theil Luftfaͤure in der Bla⸗ fe. In der Deſtillation mit dem cau⸗ ſtiſchen firen Alkali verhätt ſich das Waſſerblei wie die Kohlen, denn ich er⸗ hielte in der Blaſe eine brennende Luft, und das Reſidnum im der Retorte ef fervefeirte ſtark mir Säuren, Sch habe mich alfo überzeuget, daß das überall bekannte Wafferblei oder Bioͤping, den 16ten Dec, 1779. Auszüge nüslicher Briefe. 1006 Reißblei eine Art Schwefel oder mir neralifche Kohle iſt, weiche ans tufts fäure und vielem Pflogiften zuſammen geſetzt iſt, und wozu das Eiſen vermuth⸗ lich unr mechaniſchet Weiſe beigemiſcht worden, Sehen Sie alfſo, liebſter Freund, daß es wirklich kein geringer Unterſchied zwiſchen Molybdenaund Plumbago iſt. Warum will ſich aber das Waſſerblei nicht ſo wie die Kohlen anzuͤnden laſſen? Solte wohl ſeine har⸗ se und dichte Textur deſſen Entzündung im Wege liegen, da die ſchweren Koh⸗ len der empyrevmatiſchen Oelen und des Bluts auch ſehr ſchwer zu verbren⸗ nen ſind? Zum Schluß will ich Ihnen noch mel⸗ deu, dab das Reſiduum inſolubile vom Hußeifen, wenn folches in Bitriolfpirie tus aufgelöft worden, und welches wie Wafferblei glänger, fich auch eben fo verhältund wirklich auch Waſſerblei iſt. C. W. Scheele. Der Huͤgel der Gelehrſamkeit. Ein Traum, (Ans dem Englifchen, *) Sn der Jahts zeit, wo die Heiterfeit des Himmels, die mannigfalti: gen Früchte, die die Erde bedecken, die entfärbten Blätter der Bäume und alle die nur gar zu bald voruͤbereilen⸗ den Annehmlichkeiten des begeiftern: den Herbfies, das Herz der Frölich: keit öfnen, und es zur Betrachtungen geſchickt machen; gieng ich in einer ©. Mifcellaneous Pieces in Profe by J. and. A.L. Aikin. p- 20. ſchoͤnen und romantifchen Gegend ſpaz⸗ zieren. Die Mengierde gab der Müs digfeit nach und ich feßte mich alfo auf einen bemooſten Felfen nieder, wo das Rauſchen der abfallenden Blätter, das Plätfchern des Waffers in das Geraͤuſch der entfernten Stadt, meine Seele in die vollfommenfte Ruhe ein⸗ twiegten; und da ich den angenehmen Phan⸗ 1091 Phantaſten und Tränmereien, die die Gegenftände um mich natürlicher Wei⸗ fe mir einflößten, nachhieng, überfieh mich unvermerkt der Schlaf. Ich befand mich fogleich in einer ſehr großen Ebene, in deren Mitte fich zwei Berge erhoben, desgleichen ich noch nic geſehen. Diefe Ebene wimmelte von Menfchen, vorzüglich von Juͤnglingen; viele von. ihnen drängten ich mit dem lebhafteften Aus⸗ druck von Hitze in ihrer Mine vor mwärts, obgleich der Weg an verfchiedes nen Stellen fteil und befchwerlich war. Ich bemerkte, daß diejenigen, tel che eben angefangen hatten, den Hü: gel hinan zu Flimmen, fich nicht weit von deffen Spiße entferne zu ſeyn glaubten; aber mie fie näher Pamen, fo erblickten fie beftändig neue Huͤgel, und der Gipfel des hoͤchſten, den fie entdecken fonten, ſchien nur der Fuß eines andern zur feyn, bis fich endiich das Gebirge in den Wolfen felbft zu verlieren ſchien. Wie ich diefe Dim ge mit Berwunderung betrachtete, fo erſchien plößlich mei ‘guter Genius. Dies Gebirge vor dir, ſagte er, ift der Huͤgel der Gelehrſamkeit. Auf der Spitze des Berges iſt der Tempel der Wahrheit, deſſen Haupt uͤber den Wolken iſt, und deren Antlitz ein Schleier von reinem Licht bedecket. Gib acht auf die Progreſſen derer, die ſich ihr widmen, ſey aufmerkſam und ſtill. Nun wurde ich gewahr, daß der einzige ordentliche Zugang zu dem Ber⸗ ge ein Thor war, welches das Thor der Der Hügel der Gelehrſamkeit. 1002 Sprachen hieß. Ein Frauenzim⸗ mer mit einer tieffinnigen und ge danfenvollen Mine, deren Lippen in einer beftändigen Bewegung waren, als ob fie ſich etwas wiederholte, zog meine ganze Aufmerkſamkeit auf ſich. Ihr Name war Gedaͤchtniß. Bei dem Eingange in diefe erfte Umzaͤunung des Berges, wurdeich durch ein unors dentlihes Murmeln von ganz verfchier denen Stimmen und disharmonirens den Tönen betäubt, welches endlich fo ſtark wurde, daß es mich ganz verwirr⸗ te, und ich fonte das Geräufch felbft mit nichts anders, als der Sprachens verwirtung zu Babel vergleichen. Der Weg war auch rauf und fteinigt, und verurfachtenoch mehr Schwirrigs keit durch das viele alte Holz und Manerwerf, das von den obern Theis len des Berges beftändig berabrollte, und durch die Truͤmmer von alten Ges bäuden, über welche die Reifenden bei jedem Schritt Flimmen mußten, fo daß viele, abgeſchreckt durch den raus ben Anfang, zuruͤckkehrten und den ‘Berg nicht weiter verfuchten: da uns terdeffen andere, die diefe Schwierig: feiten befiegt, und Fine Kräfte hatten weiter zu fleigen, fich auf eins von den Bruchftücken niederfeßten, und die Menge unten mit den größten Merkmalen von Einfiht und Selbſt⸗ gefälligfeit anredeten. Ohngefaͤhr auf der Mitte des Ber: ges bemerkte ich auf beiden Seiten des Fußſteiges einen dichten, mit befländis gem Nebel bedeckten Wald, ver in Sabieinthe , fich einander durchſchnei⸗ Rrr 3 dende 1003 dende Alleen und Schlangengänge aus: gehauen und mit Dornen und Brom⸗ beerfteäuchen durchkreuget war, Dan nannte ihn Das Gehölze des Irr⸗ ebums, und ich hoͤrte die Stimme vieler Wanderer, die ſich bin und mies der darin verloren hatten, daß fie ein: ander zuriefen und einen Ausgang zu fünden fich vergebens bemühten. An manchen Stellen breiteten die Bäume ihre Zweige über den Weg aus, und oft ruhete auf ihnen ein dicker Nebel; Doch war er nicht fo ſtark, daß man bei denn Lichte, welches von dem Ant⸗ fi der Wahrheit ftrafte, den Weg nicht hätte erkennen koͤnnen. In der angenehmften Gegend des Berges waren die Lauben der Mufen, deren Gefchäfte war, den Neifenden Muth einzuflößen und durch die Ge⸗ fänge ihrer himliſchen Leier ihre wars kenden Schritte zu flärfen. Nicht weit von bier waren die Gefilde der Ficktion, bedeckt mit verfchiedenen Arten wilder Blumen, die in ums endlicher Menge hervorfproßten; fo mannigfaleig am Geruch. und fo glaͤn⸗ zend an Farbe, als ich fie noch nie in irgend einem Clima gefunden babe. Nahe dabei war der dunkle Weg der Allegorie, fo kuͤnſtlich befchat: tet, daß man felbft bei dem Licht der Sonne im Mittage, nicht mehr, als bei einem hellen Mondſcheine, fehen fonte, Dies gab ihm ein. angenehmes roman: tifches Anfeben fir diejenigen, die an Berrachtungen ein Vergnügen finden, Die Fußſteige und Alleen waren mit dunkein amd. verworrenen Gängen Der Hügel der Gelehrfamkeit, 1004 durchflochten, und am Ausgange ders ſelben ſtand die Statuͤe entweder ei⸗ ner Grazie, oder einer Tugend, oder einer Mufe, Kent Imn Machdem ich diefe Dinge betrachtet hatte, richtete ich. mein Auge auf die Menge derer, die die Anhöhe hinan klimmten, und bemerfteunter ihnen eis nen Juͤngling mit lebhaften Gefichte und ducchdringendem Blick, deffen Bes wegungen etwas feuriges und unregel⸗ maͤßiges verriethen. Sein Name war Genie, Mit Wolerflug ſchwang er fi den Berg binan, und Tief feine Gefährten neidiſch und verwunde— rungsvoll ihm nachſtaunend, zuruͤck, aber ſeine Progreſſen waren ungleich, und durch tauſend ſeltſame Einfaͤlle unterbrochen. Wenn die Freude im Thale zwitſcherte, ſo miſchte er ſich in ige Gefolge. Wenn der Stolz ihm nach einer Precipice winfte, fo wagte er fih auf die wanfende Spiße hinauf. Er fand ein Vergnügen am ungebaßnten Wegen, und machz te fo manche Ausfchweifung von der Straße, daß feine ſchwaͤchere Gefährs ten ihm oft zuporfamen. Die Mufen waren, wie ich bemerkte, für ihn eins genommen; aber die Wahrheit runzels te oft ihre Stirn, und würdigteißn ih: res Blickes nicht. Indem diefer Jüngs ling fo feine Kräfte durch einen unor⸗ dentlichen Flug verfchwendete, ſah ich eine Perfon von. ganz anderer Geftalt, die man Applicarion nannte. Gie fam nur alimalig, Aber immer etwas weiter; ihr Auge war beftändig auf die Spiße des Berges ‚gerichtet, und geduldig 10058 geduldig räumte fie jeden Stein auß dem Wege, bie fie diejenigen weit u: rück ließ, die anfänglich über ihre lang⸗ fanen und befchwerlichen Progreffen geſpottet harten, In der That waren wenige, die den Huͤgel mit einer ſich immer gleichen und unerichätterten Standhaftigfeit erftiegen; denn, die Schwierigkeiten des Weges nicht zu rechnen, fo wurden fie beftändig von einer zahlreichen Menge von Neiguns gen,“ teidenfchaften und Vergnügen gereitzt, ihn zu verlaffen; und wenn fie ſich einmal mit ihnen eingelaffen hatten, fo bielt es ſchwer, ihrem lin; geſtuͤm zu wiederftiehen, Kehrten fie auch oft auf den Weg zurück, fo fühl: ten fie die Beſchwerlichkeiten deffelben immer ftärfer; der Hügel fchien ihnen immer ſteiler und gefährlicher; vie wohlſchmeckenden und zur Erſriſchung dienenden Fruͤchte ſchienen herbe und unſchmackhaft zu ſeyn, ihr Geſicht wurde dunkel, und ihr Fuß ſtrauchelte bei jedem kleinen Hinderniß. Sch bemerkte mit einiger Verwun⸗ derung, daß die Mufen, deren Ge: ſchaͤfte es war, diejenigen, die fich den Hügel hinauf arbeiteten, aufzu⸗ munter und ihnen Much einzuflößen, in den Lauben des Vergnuͤgens fan: gen, und diejenigen begleiteten, die der Stimme der Leidenſchaften Gehör gegeben hatten. Sie begleiteten die⸗ ſelben zwar, aber nur kurze Zeit, und verlieſſen fie immer als denn, wenn fie den Hügel aus dem Öefichte verloren — BEI Rn *) — der denjenigen, der ihn auch nur mit einem Stocke beruͤhrt, ubef. Der Huͤgel der Gelehrſamkeit. 1006 hatten. Die Tiranninnen feſſelten denn die unglücklichen Gefangenen mit dop⸗ pelten Ketten, und führten fie ohne Wis derſtand bin in die Zellen der Unwifs ſenheit oder in die Wohnungen des Elendes, Unter der zahllofen Menge von Berführeriunen, die fich bemuͤhe⸗ ten, diejenigen, welche ſich der Wahrs bein widmen wolten, von dem Pfade der Wiffenfchaften abzuhalten, war eine, fo wenig furchtbar dem erften Ans ſcheine nach, und fo gelinde und ſchwach bei ihren Unternehmungen, daß ich fie kaum bemerfe hätte, wenn mir nicht eine Dienge von Perfonen in die Augen ‚gefallen wäre, die fie unvermerft mit ihren Ketten gefeffelt hatte, Die Faul⸗ beit, (fo ward diefe Berführerin ger . nannt) weit entfernt, offenbare Feinds feligfeiten anzufangen, wagte es nicht, die Wanderer von ihrem Wege abzus lenken, fondern fie begnügte fich damit, fie vom weiter vorwärtsgehen abzuhals ten, und Ponte fie diefelben nicht dazu vermögen, ihren Borfaß aufzugeben, fo uͤberredete fie fie Doch ihn zu verfchies ben, Ihre Öefichtszüge hatten eine Kraft, die der des Torpedo *) ähnlich war, und die diejenigen entnerote, die in ihre Gewalt kamen. Ihre unglücklis chen Gefangenen richteten noch immer: ihr Auge auf den Tempel, und glaubten noch einmal dahin zu gelangen, aber der Grund fhien ihnen unter ihren Füßen zu entfchlüpfen, und fie befan: den ſich auf dem Boden, ehe fie noch einmal ihren Platz verändert zu haben FE ver⸗ 1007 vermutheten. Die ſanfte Heiterkeit, die ſich anfaͤnglich in ihren Minen zeig⸗ te, veränderte ſich allmaͤlig in eine me⸗ lancholiſche Mattigkeit, welche einen Auſtrich von immer ſtaͤrkerer Schwaͤr⸗ ze erhielt, da ſie den Strom der Unbrauchbarkeit hinabglitſchten; ein ſchwarzes faules Waſſer, das von feinem Fühlen Luͤftchen bewegt, von kei⸗ nem Murmeln belebt wird, bis es ſich in einen todten See ergießt, wo die Paſſagiers durch den Stoß aufgeweckt, und den naͤchſten Augenblick von dem Strudel der Vergeſſenheit verſchlun—⸗ gen werden. Bon allen den Ungluͤcklichen, die den Pfad der Wiffenfchaften: verlaffen hatten, fchienen feine unfähiger zur Ruͤckkehr zu ſeyn, als die Anhänger der Faulbeit. Diejenigen, die ſich von den Begierden und keidenfchaften hats ten verführen laſſen, konten oft den Au⸗ genblick, da ihre Tiranninnen matt oder eingeſchlafen waren, ergreifen, um ſich von ihrer Bezauberung zu befreien; aber die Herrſchaft der Faulheit war von ununterbrochener Dauer, und ſel⸗ ten wiederſetzte man ſich ihr ſo lange, bis aller Wiederſtand fruchtlos war. Nachdem ich dieſe Dinge betrachtet hatte, richtete ich mein Auge nach der Spitze des Huͤgels hin, wo die Luft immer rein und aufheiternd war, wo der Weg von Lorbeeren und andern Im⸗ mergrün befchatter wurde, und der Sriedrichsbanfen, Der Hügel der Gelehrſamkeit. 1008 Glanz, welcher von dem Angeficht der Göttin ſtralte, ſchien eine Glorie um ihre Berehrer auszugießen, Glücklich, fagteich, find Diejenigen, die dies Ges birgeerfieigen Dürfen! — Jandem ich dies mit ungewöhnlicher Hige ausrief, fah ich neben mir eine Geftale, deren Geſichtszuͤge und fanfter Olauz etwas goͤttliches verriethen. Gluͤcklicher, fagte fie, find Diejenigen, welche Die Tits gend zu Wohnungen der Zufrieden; heit feitet! Wie, fagte ich, thront denn die Tugend hier im Thale? Ich befinde mich, erwiederte fie, im Thale und erleuchte das Gebirge, Ich er freue, den. Armen bei feiner Arbeit, und begeifire den Weiſen bei feine Me ditation. Sch mifche mich unter die Bewohner der Städte, und beglücke den Eremiten in feiner Zelle. Ich habe einen Tempel in dem Herzen eis nes jeden, der fich zu mir befenut; und dem, der fich nad) mir ſehnt, bin ich ſtets gegenwärtig. Die Wiſſenſchaf⸗ ten mögen dich auf den Gipfel der Ehre erheben, ich aber allein fan dich zur Gluͤckſeligkeit führen. Wiedie Göttin fo redete, fireufte ich meine Arme nach ihr mit einer Heftigfeit aus, die meis nen Schlummer unterdradh, Ein fühler Thau war neben mir gefällen, amd die Abendfchatten dehnten fich über die Landfchaft aus, Ich eilte alfo nach Haufe und brachte die Macht in einfamen Betrachtungen zu. ©. 8. Hannig. 1010 Hannovers Magagi, ish 64tes Stuͤctf. Freitag, den Iıten Auguſt 1780, ı.. Bon dem Nutzen des Waſſers, worin Eifen granutirt worden, als Bad gebraucht. eitdem Ber Here Geheime Kammerrath und Bergbaupt: mann von Reden den über: aus wichtigen Entwurf, das Schmels zen hieſiger Silbererze durch hohe Defen zu bemwerfftelligen, mit uͤberwie⸗ genden Vortheil in Ausuͤbung gebracht bat, werden zu deſto ergiebigern Auss Bringen der Werke, wöchentlich eine große Menge Eifengranalien (gekoͤrn⸗ tes Eifen,) als ein Theil hiezu gehös iger Beſchickung erforder, Diefe werden nach der Auweiſung des Herrn Berghauptmanns zur Königehltte, Rothenhuͤtte und zu Giddelte gemacht. Man laͤßt nemlich viele Centner ſchmel⸗ zendes Eiſen in ein raͤumliches Gefaͤß mit Waſſer laufen, und haͤlt das er⸗ ſtarrende Eiſen, das ſich in Millionen kleinere Stuͤckgen abſondert, durch ei— ſerne Ruͤhrhaken in Bewegung, damit ſich nicht groͤßere Maſſen an einander ſetzen, und die geſuchte Zertheilung vereitelt werde. Das Geräufch iſt, wie man leicht denken an, dabei auf: ferordentlich groß, zumalen öfters auf der andern Seite des Gefäßes, ein Feuerſtrom aus dem Waffer wieder bervorfteigt. Waſſer alfo, worin eine fo große Menge fchmelzendes Eifen granulirt worden, ließ fehon durch die Borausfeßung, daß demfelben dadurch eine anfehnliche Menge Eifentheile eins verleibt worden, und durch Analogie boffen: es werde als Bad gebraucht, bei ſolchen Krankheiten, bei denen die auflöfende und ftärfende Kraft des Eis fens angezeigt wäre, mit Nutzen Föns nen angewandt werden, Diele Verſuche, die ich mit dieſem Waſſer als Bad gebraucht, gemacht, und die, allemeine Erwartungen, und jedes andere Eifenwaffer weit üdertref: fende, große und geſchwinde Wirfuns gen,beftärfen mich inder Vermuthung, ob nicht die Fenerluft und der Eifens dunſt, beides zwar noch nicht allges mein angenommene Beſtandtheile, den mehrften Antheil an den großen Wir: kungen haben, die es bei verfchiedenen Kranfpeiten geleifter hat. Wenigſtens bat der gefchiefte Chimiker, der Hiefige Rathsapotheker Ilſemann, bei wie⸗ derholten Verſuchen, das daraus dar⸗ Sss ſtellige 1014 ſtellige Eiſen doch nicht von ſo großer Menge befunden, daß ſelbigen allein die ausnehmende Wirkung muͤſſe zu⸗ geſchrieben werden. Da hier der Ort nicht ſeyn kan, die Gruͤnde zu jener Vermuthung vorzutragen, ſo behalte ich mir vor, dieſelben in einem medici— niſchen Journal weiter auszufuͤhren, und begnuͤge mich Hier, auf boͤhern Befehl diejenigen Erfahrungen, die ich von dem groͤßen Nutzen dieſes Bades bei verſchiedenen Krankheiten gehabt, bekant zu machen. Aerzte von Eins ſicht werden hieraus zu einiger Genuͤ⸗ ge ſchon abnehmen, was fie für Wir: fungen von dieſem Bade zu hoffen oder zu fliechten haben. Leute obne hinlaͤngliche medicinifche Kenntuiß warne ich aber, nach eigenem. Öurfin: den fich oder andern diefes Bad nicht zu verordnen. 1) Die Schwindfücht, Einemmagern, fonft aber gefundem Manne, war aus übel angebrachter Gefälligkeit die Kräße-zu früh vertrie⸗ ben worden, Seine nachmalige ſitzen⸗ de Lebensart, brachte ihm die Hypo⸗ chondrie, Hämorrhoidalbefhwerden, und das einfeitige Kopfweh zu Wege, gegen welches feit zehen Jahren viele Mittel vergeblich "waren gebraucht worden. Hiezu fam nun der Stick; buften, der lange anhielt, und feinen tungen eine Schwäche beibrachte, Die ihm hätte tödrlich werden koͤnnen. Nach glücklich uͤberwundenem perios difchem Krampf, blieb.alfo der Huſten, und erfi Schleim: hernach aber übers aus häufiger Eiterwurf, und ein aus; Bon dem Nutzen des. Waſſers, 1012 zehrend Fieber nach. Die Eßluſt war kraͤnklich ſtark, und ringe gung derfelben, welche nach Empfin⸗ dung und Temperament ſehr eilig ge habe, ſtellte fich Müdigkeit, Roͤthe der Wangen, Hiße in den Händen, und Kurzothigfeit ein, welche Ießtere endlich ſo ſehr zunahm, daß der Kranke die mäßigfte Bewegung gar bald abs brechen mußte. Nachdem ich die Wer daunng anfänglich durch faifenhafte und verdünnende, nachmals aber durch ftärfende Mittel zu werbeffern geſuͤcht hatte, ließ ich) ihn in dem Graͤnulir⸗ waſſer vonder Königshüttebaden, Er hatte Faum fuͤnfmal gebadet, fo blieb der Huften und Auswurf nach und nach aus, das Othemholen wurde frei, das Fieber verlor fih, und das einfeitige Kopfweh auch. Noch jeko, da ich diefes fchreibe, befindet fich diefee Mann von der Zeit an (es war 1776) fo wohl, als;er es wünfcher. Ich mußte. feinem Umſtande, und feinem damals gebrauchten Mittel, die fo fchleunige Befferung und völlige Wiederherſtel⸗ fung zuzufchreiben. Es giebt eine Art Schwindſucht, die von fange gebemmter Ausduͤnſtung abftanımer. Es fey nun hieran dient: ftelung, Schwäche oder Verſtopfung der aͤußerſten Dunftröhren Schuld, fo wird die Unreinigkeit, die durch die Haut hätte ausgeworfen werden follen bei einigen — erft zu Schleim, und dann unter Beguͤnſtigung eines fchlei: chenden Fiebers zu Eiter umgefchafi fen, — vorzüglich auf die tungen abs gefeßt, weil ihnen entweder ſchwache oder 1013 worin Eifen granulirt worden, als Bad gebraucht. 1014 oder ſtrofuloͤſe Lungen von Geburt und Kindheit an, oder durch vernachläßigte Catarrhalhuften, zu Theil worden, Diefe Urt harte ein funfzigiähriger Mann in O. Nach vorgängiger Ader: laß und Abführung, ließ ich ihn in dem Granuficwaffer von der Giddel: fhen Eifenpürte baden, Mach ohn: gefähr fechs Bädern genaß er völlig. Daß es aber nicht gegen alle Arten Schwindfucht helfen fönne, und daß man den Fall wohl kennen müffe, für ben dies Bad gehöret, bedarf wohl Peiner weitern Erinnerung. 2) Die Schwäche, Die fogenannte Mervenfchwäche, und die Schwäche der Fleifchfafeen ift dieſem Bade, einen Fall ausgenom: men, wo das Uebel ſchon zeben und mehrere Jahre auch durch andere BA: der vergeblich war befämpft worden, noch jedesmal gemwichen. Insbeſonde⸗ re aber fomt es in derjenigen Schwä: che der Ölieder, die nach der Gicht zus rücfgeblieben, vortreflih zu flatten. So war z. B. ein Frauenzimmer aus N. fo ſehr unbemweglich an den Füßen, daß fie ftatt zu gehen, nur mit größter Mühe fchurren Fonte, Der Gebrauch diefes Bades ftellete fie bald ‚wieder ber. Ein anderes Frauenzimmer eben daher, dDiedies Bad gegen langwierige gichtifche Schmerzen in den Knien brauchte, hatte aleiche Vortheile davon. Befonders fchnell äußerte dies Bad feine Wirfung bei einem ſchwaͤchlichen funfzehnjaͤhrigen Juͤngling, deffen Geis fiesfräfte auf Koften geböriger Aus: bildung des Körpers zu der vorfprins genden Stärke gekommen waren, da: durch et fich die Liebe und Werthfchäzs zung eines jeden, der ihn genauer kann⸗ te, erwarb. Diefer hatte nach dreis mal erlittenem Sammer bei und nad dem Friefel, beftändiges Zittern und Zuefen der Sehnen bis in die fiebente Woche behalten, das Vermögen ſchla⸗ fen zu koͤnnen faft gänzlich verloren, und fprach ohne Fieber irre. Alles Folgen der größeften Schwäche, die auch mit von der außerordentlich grofs fen Entwicfelung, die in Anſehung feis nes Wachsthums während der Kranks heit vorgieng, herfam. Hievon aber gewiß zu feyn, und zu erfahren, ob ein gemeines Bad mit Chamillen und Fliederblumen bereitet, die beftändige Dfeillation hemmen, und Meigung zum Schlaf bervorbringen miürde, oder, welches einerlei ift, ob erfchlaf: fende Bäder bei diefer anfcheinenden größern Empfindlichkeit richtiger als ftärfende angezeigt waͤren, Tieß ich ihn eines Abends, bis an die Bruft in ein folches gemeines Bad fegen, und acht bis zehen Minuten darin halten; al: fein die darauf folgende Nacht Batte er nicht eine halbe Stunde Ruhe. Nach dem Bade aus Granulirwaſſer aber erfolgte gleich deffelbigen Abends ein ruhiger anhaltender Schlaf, alles Sehnenzucken war verfehwunden, und am folgenden Tage der Berftand fchen zuverfäßiger, der ſich auch nach wie derholtem Baden noch verbefferte ; auch das Sehen, das nur mit Anftrengung gefchahe, wurde nebft der Außerlichen Ausficht der Angen beſſer. Ob ſchon Ss} 2 die 4015 Diefer ante junge Menfch die beſte Hof; nung machte, Daß er num, Daser drei Wochen von epileptiichen Zufällen ver; ſchouet geblieben, die vorige Gefunds heit wieder erlangen würde, wurde er Doch am aftn Jul, durch einen neuen Anfall viefes fchrecflichen Uebels bin: geraft, Hyſteriſchen Perfonen babe ich dies fes Bad ebenfalls mit fihtbarem Bor: theil verordnet. Auch die Schwäche, nach übermundenen Seorbut, wid) dieſem Bade augenſcheinlich. 3) Lähmung, Gegen die Laͤhmung und Fuͤhlloſig⸗ keit der Glieder nach erlittenem Schlag fluß, half es ſehr ſchlennig. Außer einer Bergmannsfrau, der die Zunge, der rechte Arm und Fuß’ geläbmt und unempfindlich war, und durch dieſes Bad den Gebrauch ihrer Glieder wie⸗ der bekommen hatte, that es bei einem hieſtgen Kaufmann mehr, ‚als man je erwarten konte. Dieſer Mann batte nach einem zweimaligen Anfall vom Schlage, den Gebrauch der Vernunft, des Gefichts, der Sprache, der Bewer gung und dee Gefuͤhls am linken Arm und Fuß verloren, und bei dieſem pflan⸗ zenaͤhnlichen Zuſtande eine uͤbermaͤßige Blutſtuͤrzung durch den Stuhl erlit⸗ ten, daducch er völlig entkraͤftet wor⸗ den war. Nachdem das Leben durch gehörige Mittel wieder in einige Gi: cherheit gebracht worden, fuchre ich je: nem hoͤchſt traurigen Zuftande durch das El⸗ktriſiren abzubelfen, weil man aus einer auf wichts fich gruͤndenden Furcht, ein Bad für ein ſehr gefaͤhr⸗ WVon dem Nutzen des Waſſers, 1016 lich Ding hielt. Da aber jener ſonſt fo huͤlfreiche Verſuch hiebei gang frucht⸗ los ablief, empſohl ich das Grannlir⸗ waſſer, als Bad gebraucht, nochmals ernſtlich, und als das letzte Mittel den Kranken aus ſeinem mitleids wuͤrdigen Zuſtande zu retten. Mach glücklich vollenderem erſten Bade, ließen fich die Angehörigen des Kranken, um defto leichter zu wiederholtem Gebrauche des Bades bewegen, und nach dem zwei⸗ ten fchon, war ihre Frende größer, als es vorhin ihre Zurcht geweſen war, da fie faben, daß der Kranke, noch in der Wanne, den Arm und die Finger et was bewegen, Verſuche zum ſprechen machen, und etwas, jedoch ſehr un—⸗ deutlich ſehen konte. In der Folge ſahe er den Umriß eines Menſchen, jedoch noch ohne Farbe; dann einfas che Farben, und bernach erft ihre Abs fälle Er fonte weit friiher die Mis - wltenflriche auf einem emaillenen Zifs ferbtate einer Uhr feben, als Buchſta⸗ ben groͤbern Drucks unterſcheiden. Mach sehen Bädern if die Befferung ohne einigen andere Gebrauch fo weit gediehen, daß er wieder völlig vernuͤnf⸗ tig iſt einen Brief leſen, den Arm und die Singer bewegen, etwas ſchrei⸗ ben, mit der Hand druͤeken, Kleinig⸗ feiten darin halten, md alfein geben far Diefe Erfahrung laͤßt um fo weniger an der großen Wirkfamkeit diefes Bades zweifeln, Bader Kranfe bereits im die dreizehnte Woche im obenhefchriebenen Umftänden gelegen harte, und ohne irgend andere Mittel in fo kurzer Zeit fo weit wieder genaß, daß \ 20 7 worin Eifen granulirt worden, ald Bad gebraucht. 1016 daß man die gegründefte Hofnung zu völliger Wiederherfiellung haben muß. Ein benachbarter Königl. Preußi⸗ ſcher Beamter, hatte wegen eines ums bezwingbaren Schmerzes im Ballen des rechten Fußes, Bis in die dreißigfte Woche im Bette auf einer Sende figen müffen, Durch) die Fangdanrende Ent: Äußerung aller Bewegung, Batte nicht allein die Befchaffenheit feiner Säfte eine der Geſundheit nachtheilige Vers änderung erlitten, fondern der ganze sechte Schenfel war auch bis an den Fuß binaus ungleich magerer gewor: den als der andere, — er war ges ſchwunden. Nach etwa ſechs Bäder von dem Öranulirmaffer von der Re: thenhuͤtte, ſahe man die ganze Geſund⸗ beit verbeſſert, und die Schwindung des Fußes völlig geboben, der Schmerz aber im Ballen war unbeweglich ger blieben, Auch einige biefige Huͤttenlente, die die Bleilaͤhmung baten, kaben den Gebrauch ihrer Glieder dieſem Bade zu danfen, Ein junger Menſch von vierzekr Jahren, hatte oft Anfälle von der Mir graine, die ſich mit Erbrechen und Martigfeit jedes mal endigte. Im verfloſſenen Junius bekam er fie wie der mitanhalterndem Erb. echen, wor; auf Die finde Seite des Gefichts ge; laͤhmt wurde, Das Gehen war auch überans fhwach worden, fo daß er die Wörter nicht von einander unter: ſcheiden konte, wenn er leſen wolte. Das linke Auge war größer als das rechte, und das Augenlied wolte nicht zureichen, es freiwillig und völlig zw bedeefen. Hiezu Lam noch eine, fo viel ſich die Murter zurück erinnerte, vom den Pocken ber, und alſo ſieben Jahre dauernde Harnruhr, die ihm gar nicht hatte zu Kräften kommen laſſen. Nach drei Granulirwaſſerbaͤdern verbefferte fid) das Gehen fo weit, daß er wieder fefen und fehreiben Fonte, auch nahm das Öeficht, das wegen der einfeitigen Laͤhmung ganz fchief ftand, feine vori⸗ ge Geftalt größtentheils wieder an. Die Harnruhr ferien fih nur in fo fern vermindert zu haben, als die Ausdänftung nach den Bädern war vermehre worden. ‘Die Migraine famt dem Erbrechen blieb aus. Den zu gleicher Zeit gebrauchten Arzneimit⸗ teln und dem Elektriſtren fan ich zwar ihren Beitrag zur Beſſerung dieſes Kranken nicht abſprechen; indeſſen glaube ich doch auch nach mehrerer Er⸗ fahrung, die fchleunige Huͤlfe dem Bade zuſchreiben zu müfen. Dieſe Kur konte wegen Mangel an Bader waſſer nicht fortgefot werden. Dies find die Erfaßrimgen, die ich vor: der uͤberaus großen Wirkſam—⸗ feit des Granulirwafferbades habe ans fübren wollen, nm zu zeigen, daß es vornemlich gegen ſolche Krankheiten angewandt twerden koͤnne, melche er— ſchlafte Faſern, und verhinderten Eins ffuß der Lebensgeiſter in dieſen oder jenen Theil des Körpers — uͤberbaupt aber Schwaͤche — zum Grunde has ben, Man fieht alfo ſchon von ſelbſt, daß es in entgegengefeßten, und fols chen Fällen, die ang Ueberfuͤllung der Sos 3 Gefäße, 019 Gefäße, Spannung und Steifigkeit der Fafern, Verdorbenheit der Säf- te, die mehr aus andern Urfachen, als der Schlafheit der Gefäße ꝛtc. entflans den ift, herruͤhren, unnuͤtz ja gar hoͤchſt ſchaͤdlich werden koͤnue. Ich weiß nur drei Faͤlle, wo es die gewuͤnſchte Wirkung nicht leiſtete. Gegen ein veraltetes Huͤftweh vermogte es eben ſo wenig, als andere Mittel. Bei ei— ner Milchverſetzung wurde es nur ein⸗ mal, zwar vergeblich, doch aber oh⸗ ne Rachtheil gebraucht: der dritte Fall ift oben angezeigt. Was nun den Gebrauch des Bades betrift, fo ift vornemlich mit auf die Stärke und Wärme des Waffers zu feben. Gewöhnlich laͤßt man auf den Eiſenhuͤtten, während dem Gra⸗ nuliren, feifh Waffer genug in das Gefäs beftändig zulaufen, um bie: duch die Abfonderung der Eifenför; ner zu befördern, und auch das Wafı fer abzufüßlen, damit es, wenn es umperfprügt, Niemanden befchädigen koͤnne. Hiedurch wird das Eifenwaffer fehr verdünnet, und die darin enthalte: ne gröbern Eifentheile durch das kalch⸗ artige Waſſer gutenteils niedergefchla: gen, und folglich ärmer an wirffamen Tpeilen: man muß fich alfo deffelben nicht allein öfter, fondern auch um eis nige Grad wärmer bedienen. Um kraͤftigſten ift dasjenige Waſſer, dazu Bein frifches gelaffen worden, und Das einige Zeit auf den Granalien geftanı den bat. Diefe Sorte fan aber nicht anders, als mit einiger Gefahr, und bärterer Arbeit der Huͤttenleute erhal: Don dem Nusen des Waſſers, 1020 ten werden, teil fie nachher die ans einander fefipängenden Granalien mit vieler Mühe wieder von einander ſchla⸗ gen muͤſſen. Bei den Berfuchen, die ich mit diefer Urt Waffer gemacht has be, waren 28 bis 29 Reaumuriſche Grade Wärme hinlänglich, die befte Wirkung zu erlangen. Gewoͤhnlich laffe ich nur täglich acht bis zehn Mic nuten lang baden, dann abtrocnen, in ein etwas erwaͤrmtes Bette nieder⸗ legen, einige Taffen Thee trinken, und eine mäßige Ausdünftung abwarten. Sch weiß, daß einige Perfonen halbe Stunden lang im Bade geblieben find, one einige Befchwerlichkeit davon zu baben. So wirkſam diefes Bad ift, fo lange es die urfprüngliche Wärme vom Granuliren bat, fo ſehr muß es ver: lieren, wenn es erfaltet und wieder erz wärmt wird; denn eines theils fallen gar zu viele Eifentheile aus den Zwis fhenräumen des Waffers heraus, ans dern theils aber gehen durch neues Erwaͤrmen die feinen böchft wirkſa— men Diinfte verloren, die durch fein glüendes und darin abgelöfchtes Eifen wieder erfeßt werden Pönnen. Webers haupt habeich einen himmelweiten Uns terfchied zwifchen der Wirkung des Eifengranulirwaffers, und des durch glüendes und im Waffer abgeloͤſchtes Eifen zubereiteten gefunden. Bei ein und eben demfelben Kranken, der ftets geftärkt und munter aus dem Öranııs lirwafferbade gefommen war, zwang mich der Mangel, ein Fünftliches Ei: fenbad zu bereiten; allein ohngeachtet \ eine 1021 worin Eifen granulirt worden, ald Bad gebraucht. 1022 eine Menge gltend Stangeneifen, Schaufeln ꝛc. in dem Woffer war abs gelöfcht worden, Pam derfelbe matt und entfräfter heraus. Moch ftärfer aber muß der Unterſchied zwiſchen die: fen und dem Eifenfchlacfenbad feyn, da jenes von reinem ſchmelzendem Eis fen feine wirffamen Theile erhalten, in diefem aber nur eine glagachtige Maffe, die dem Waſſer wenig oder nichts mits theilen Ban, abgelöfcht worden, Ehe ich ſchließe, muß ich den fe fern noch fagen, mie fehr Mönigl. Churfürftl, Cammer und hieſige Rönigl. Churfuͤrſtl. Berghaupt⸗ mannſchaft es ſich zum Geſchaͤfte ge⸗ macht babe, dem kraͤnklichen Theile des Publifums diefe glückliche Folge der Hobeofenarbeit nußen zu laſſen, und den Harz aud) für die größte Be— duͤrfniß des menfchlichen Lebens — die Clausthal, im Julius 1780, Gefundheit — mohlthätig zu machen. Auf jenes hoben Collegii ausdrücklis chen Befehl gefchabe es, daß ich obens erzählte Kranfengefchichte aus meiner Praris famlen und Lochdenenfelben unterthänig einfenden mußte, wors über Sie dann das Gutachten des Heren Hofraths und Leibarztes Zim: mermann forderten, und mie hierauf anbefohlen, dem Publikum die aufs ferordentlichen Erfolge diefes Bades in dem Hannöverifchen Magazin befant zu machen. Damit es nun aber nicht an Gelegenheit fehle, daß Ausmärtis ge ſich dieſes Vortheils ebenfalls bes dienen koͤnnen, bat Boͤnigl. Chur: fürftl. Cammer den gnädigen Ents ſchluß gefaßt, an ſchicklichen Orten, ein, oder mehrere Badehäufer und gehörige Bequemlichfeiten errichten zu laffen, nach deren Beendigung weis ter Nachricht wird gegeben werden, 2.5.8. Lentin, Mittel, die Motten aus dem Pelzwerf und andern Kleidungsſtuͤcken zu vertreiben. er Here von Raumure bat fich befantlich viele Mühe gegeben, ein Mittel ausfündig zu machen, um diefes ſehr ſchaͤdliche Inſekt zu vertreiz ben, auch nichts bewährter bemerft, als ven Terpentindl, Mit diefem wird ein Stück Löfchpapier, oder ein anderer linnener oder wollener $appen ange: feuichtet, und forbanes Stück zwifchen das Geräth gelegt, worin fih Mot: ten aufhalten, Es verhindert auch, daß fich Feine einniften. Das übelfte aber ift, daß der Geruch des Terpens tindls den zarten Naſen nicht anger nehm feyn Fan, daher diejenigen Klei: dungsftücke, welche auf diefe Urt par: fümirt worden, bevor man fie anlegen will, einige Zeit zuvor im die freie Luft ansgebreiter fenn müffen. Folgendes Mittel ift in diefem Betracht nicht übel, Man breitet nemlich die Pelze oder Kleidungsfiücke völlig aus einanz der, 4023 der, fo dag man ein Feuerfaß mit ans gezündeten Kohlen darunter ftellen, und Doch nichts davon verbrennen fan, Zween nebeneinander ober in einer ge: wiffen Entfernung geftellte Stühle find hierzu dienlich; man legt über deren Lehnen, die abernicht zu hoch ſeyn müfs fen, ein Paar Stöde, über welche man die Kleidungsftäcke bequem aus; breitet, fodann feget man das Feuer faß mit Kohlen darunter, und legt auf die brennenden Kohlen nach gut finden eine Portion von dem fogeitann- ten fpanifchen Pfeffer, fo bald dieſes 1924 gefchehen, entfernt man fich eifigft aus dem Zimmer, weil der Auffteigens de Dunſt von dem Pfeffer den Augen und Geficht nicht zutraͤglich ift, die Inſekten aber werden fodann gewißda- von getoͤdtet. Man thut auch niche übel, bevor der Dampf auffteiget, ein Fenſter aufjumachen, damit er fich nad) und nach von felbft verliere, Eben diefes Mittel Pau auch in Zimmern angemandt werden, weiche mit wolles nen Taperen behangen find, und worin fih Motten befinden, Hiftorifihe Anekdoten aus Lelands Srländifcher Geſchichte. 1353. &s war ein Hauptzug der Por litik Eduard des zien, daß er ſich bemuͤhete, die Misbräuche und Unordnungen abzuftellen, welche die aus England nach Frland uͤbergewan⸗ derten und fich dort nicdergelaffenen Familien veranfafferen. Aus diefer Abſicht ſchickte er einen engliſchen Rit⸗ ter, namens Rockelep dahin, damit er Ordnung berftellen, und die Degie: zung diefes Königsreichs übernehmen mögte, welches denn Diefer auch mit einer Treue und Mechtfchaffenheit errichtete, welche wenige feiner Bor: gänger gezeigt hatten. Durch feine eigene unintereſſirte Lebensart und Mäßigkeit gab er den Lords, welche bisher nur gewohnt gervefen waren, zu rauben und die Schwächern zu ums lerdruͤcken, ein redendes Beiſpiel. Ich werde (fagte er zu ihnen) ber dient obne Pracht und Glanz, allein mögen doch meine Teller | immer von Holz fern, wenn nur meine Gläubiger bezahle find. ** * ** * ** * 1487. Sn Ulfter wurde zwiſchen den as beiden Herrn Oneal und Tireonel ein heftiger Krieg geführe; die Veranlaſſung dazu war das fonders barfte dabei, Der Stolz des erftern war es hauptſaͤchlich, denn diefer fors derte von dem andern zur Anerken⸗ nung dee Unterwürfigfeit einen Tri⸗ but, Beides, Forderung und Ants wort, war fo laconifh, daß fie bei einer edlern Veranlaſſung verdienten bewundert zu werden; Onealließ dem Tirconel fagen: fende mir Tribut oder fonft — — und diefer antwortetein eben der Kürze: ich bin dir feinen fhuldig und wenn — — 1025 2 1:0: Zn 1026 Hannoyeriſches Magazin, —* 65tes Stüd, | L Montag, den Igfen Auguſt 1780, Der Sturmwind I) Luft ift verhältnigmäßig fo leicht, und wenn fie nicht un: gewöhnlich bewegt wird, fo ſchwach, daß fie den ſchwaͤchſten Kör: per, worauf fie ſtoßt, einem Gras: balm, felbft einer Feder ausweicht und folhe zur Erde fallen läßt. Sie ift fo fein, und hat fo wenig Confiftenz, daß fie auch dem fchärfften Auge uns fichtbar iſt. Wir bewegen ung frei durch diefelbe, wir bemerfen weder ihren Druck, den fie von allen Seiten auf uns thut, noch ihren Widerftand, wenn wir fie bei der Bewegung un: fers Körpers oder feiner Gliedmaßen durchfchneiden. Aber eben dieſe fub- tife, dieſe unfichtbare, unmerfliche und auch dem fchwächften Körper ausmeis chende Luft, ift einer folchen Stärke fü; big, daß, wenn fie bis zum Stürmen bewegt wird, nichts vermögend ift, ib: ver Gewalt zu widerſtehen. Dann wirft fie alles, worauf fie. ſtoßt, zu Boden, oder reißet es mit ſich fort, beraubt die Gebäude ihrer Dächer, oder ftürzt fie felbft zu Boden, und begräbt die unglücklichen Bewohner unter deren Trümmern. Gie bricht die ſtaͤrkſten Bäume in der Mitte ent⸗ zwei, oder reißt fie. nit der Wurzel aus der Erde, Wenn fie.auf der See ftürmend wuͤthet, fo zerbricht fie Ma: fen, Thaue und Segel, verfenket die Schiffe felbit mit Menfchen und Guͤ— tern in den Abgrund, oder zerfcheiterg fie. an den Klippen und dem Geftade des Meers. Sie thuͤrmt Welle auf Welle an den Ufern binan, fie macht einen Bruch indie Seedämme, oder teibt die Fluthen über. felbige weg, und: bereitet. den dahinter liegenden Ländern mit ihren Städten und Dörs fern eine ſchreckliche Suͤndfluth. Sie hält die größten und fchnelleften Strös me in ihrem laufe auf, und macht, daß fie aus ihren Ufern treten, und ganze Gegenden verwüften. Was giebt den ſtuͤrmenden Winden eine folche alles zu Boden. werfende oder mit ſich fortreißende Stärfe? Was treiber; fie, bald in einem engen Zirkel herum? Was macht, daß ihe Stürmen einen geraden Strich fortı gebet, der bisweilen nur eine geringe Breite hat, bisweilen aber: über ganze Laͤnder und Meere fich erſtrecket? Was zu iſt 1027 iſt die Urſache, daß der Wind bald vom Anfange bis zu Ende gleich ſtark und ohne Abſaͤtze fort blaͤſet/ bald nur Stoßweiſe tobet? Bisher iſt man in der Naturkunde ſo weit nicht gekom⸗ men, daß man von allem dieſen unges zweifelte und voͤllig ſichere Urſachen und Gruͤnde angeben, und jede Me— benumſtaͤnde erklaͤren koͤnnte, und viel⸗ leicht bringen wir es nie zu einer ſo bohen Kenntniß in den Wirkungen der Natur. Wir ſind in der Lehre vom Winde noch fo weit zuriick, wie ſolten wir e8 in der von deffen Stürnten weis * haben bringen koͤnnen? Die Heiden machten Winde und Stuͤrme zu Gottheiten, und glaubten fie durch Opfer ſich gefällig machen zu koͤnnen. Heſiodus macht in feiner Theogonie den Zephyr (Weſtwind) ven Boreas, ( Nordwind,) den No— tus, (Showind, ) zu Soͤhnen der Yu: rora. Apollonius von Rhodus, laͤſ⸗ ſet die Medea, als fie mit ihren Ja⸗ ſon zu Schiffe davon fluͤchten will, den Winden ein Opfer bringen a), und in der Aenais des Virgils ſchlachtet An⸗ chiſes bei der Abfohrt aus der Juſel Dilos nach Erera den Zephnrsei weiß: fes, und dem ftürmifchen Wetter, ein ſchwarzes Schaf, und ehe nachmals Aenaͤas aus Sicilien abfegelt, läßt er Winde und Wetter eintanım opfern b). Boreas hatte nach der Fabel ehedem eine athenienfijche Prinzeffin entfuͤhrt a) In Arzonattticis 1. 4. v. 443. b) Aenzid l. 3. v. 118. & 1. $. v. 772. ec) In Polymnia. d) Cicero de Nat. Deor. 1. 3, e) Seneca Nat, Quaft. 1. 5. Der Siurmwind. die perfifche Flotte zu Grunde, 1028 und zur Frau genommen ı Mach der Erzählung des Herodotus c), befahl das Draßel den Arhenienferm bei Dies fem ihren Schwiegerfoßne wider den Kerres, der Griechenland mit einer ungebeuren Slotte anfallen wolte, Huͤl⸗ fe zu fuchen. Boreas ließ fich erbit- ten, und richtete durch fein Stuͤrmen Bei den Römern war es von Alters ber eingeführt, daß ihre Feldperren, ehe fie unter Segel giengen, den Stärmen ein Opfer fchlachteten d), Die von den Römern zur groben Abgoͤtterei verleis teten Gallier, hielten den Nordweſt ⸗ wind, der durch ſein Stuͤrmen oft Verwſiung in ihrem Lande anrichtete, ebenfalls fir eine Gottheit, und Au— guſt gieng gar fo weit, daß er dieſem Winde einen Tempel in Gallien bauen ließ e). Die Fabel der Griechen, hat die Winde und Stuͤrme der Herefchaft des Aeolus untergeben, Sie hat ihm die Reſidenz auf einer, der Aolifchen, beutiges Tages lipariſchen Inſeln, des ren feuerfpeiende Berge einen unaufz börlichen Dampf und beftändige Wins de verurfachen , in Morden von Sici⸗ lien angewieſen. Gie ift nach dem Homer in feiner Odyſſee mit einer unducchdringlichen ehernen Mauer auf alten Seiten umſchloſſen. Mitten auf der Inſel erhebt fich ein glatter Fels, in deſſen Höhlen er die, verfchiedenen Win 29 Winde als in einem Kerker verfchlofz fen hält, ihr Toben und ihren Grimm mäßiger, nach Gefallen bald den einen, bald den andern, heftig oder ſchwach wehen läßt, fie auch wieder zuruͤck ruft, und aufs neue einfperret, Hier Tanz dete nach eben diefem Dichter f) Ulyſ⸗ fes nach vielen Abentheuern, die ihm auf feiner Heimfahrt von Troja, auf geftoffen waren, an. , Er machte fid) den Aeolus fo geneigt, daß er nicht nur den Weſtwind, der ihn nach ſei⸗ nen Baterlande zurück bringen ſolte, wehen ließ, fondern ihm auch noch überdem einen ledernen Schlauch mit Winden angefüller, auf den Weg gab. Nach einer glücklichen Fahre von neun Tagen und eben fo viel Nächten, er; blickte Ulyſſes ſchon fein geliebtes Itha⸗ ca von ferne. Ungluͤcklicher Weiſe mußte ibn, che fie das Lifer erreichten, der Schlaf überfallen, während-deffen einer feiner Spiefigefellen den uͤbrigen in den Kopf feßre, Uſyſſes brächte nicht nur feine herrliche Beute, Die er in Troja gemacht, mit zu Haufe, fon: dern Aeolus habe ihm auch einen gan: zen Sack voli Gold und Silber ges ſchenkt; fie alle aber kaͤmen mit Teer rer Hand zurüh, Man wurde eins, diefen Sack zu. öfnen, um zu ſehen, was darinnen fen. Gleich flürzten Die Winde mit Ungeſtuͤm heraus, und trie⸗ ben das Schif wiederum an die Inſel des Aeolus. Vergebens wandteerfich zum zweitenmal an dieſen Beherrſcher der Winde, Er wieß ihn drohend, als f). Odyf. 1. TO. v..1. fegg» g) Acnzid. SS. fegg. 1039 einen Menfchen den das Schickſal ſelbſt } verfolge, zutuͤck, und überließ ihn feis nem fernen Unfterm, Homers Nahapmer, Pirgil, g) laͤßt auch die Juno ihre Zuflucht zur dein Aeolus nehmen, als Aenaͤas mit dem Ueberreſt der ihr verhaßten Tros janer über das tyrrbenifche Meer dem Kuͤſten Staliens zufegelt, Sie bat ihn unter den Verfprechen, daß fie ihm die fchönfte von ihren 14 Nym⸗ phen zur grau geben wolle, diefe Flüchts linge durch Stutn in der Tiefe des Meers zu begraben, oder ihre Schiffe zu zerſtreuen. Wis hätte Aeolus dee Gemahlin des Jupiters, der ihre zum Herrn über Winde und Stürme gemacht hatte, was abſchlagen Eönnen, und was würde er nicht obnedem, une zu dein Befiß der verfprochenen Schoͤ⸗ ne zu gelangen, gethan haben? Aeolus ftoßte feinen umgekehrten Zepter in die hohle Seite des Berges hinein, und die Winde ſtuͤrzten fich da, wo ihnen der Ausgang aus ihren Gefängniffen eroͤfnet wurde, mit Ungeſtuͤm heraus. Nachdem ſie das fefte Land durchſtuͤrmt, breiteten ſie ſſch auf dem Meere aus. Der Oſtwind und der Weſtwind und der immer ſtuͤrmende Suͤdweſt bewegr ten das Meer bis in ſeine unterſte Tie⸗ fe, und trieben es in ungeheuren Wels len an das Geſtade. Das Schifsvolk erhob ploͤtzlich ein Geſchrei, und das Thauwerk machte ein fuͤrchterliches Ge: toͤſe. Duͤſtre Wolfen entzogen plößs lich den Kugen der Tenerer den Him⸗ Ttt 2 mel. 1031 mel und den Tag, und eine ſchwarze Macht verbreitete fich über das Meer, Häufige Blige von harten Donner fihlägen Begleiter vermehrten Schrek⸗ Een und Gefahr‘, und jeder fahe feinen nahen Tod vor Augen, Virgil malet hierauf mit meiſter⸗ haften Zuͤgen den Schifbruch, den die⸗ ſer Sturm verurſachte, und welcher das ganze Geſchwader des Aenaͤas zu Grunde gerichtet haben würde, wenn nicht Neptun, ungebalten, daß Aeo— Ins ducch feine Winde einen Einfall in fein Wafferreic) unternommen, und fo große Unordnungen darin erreget, die Winde hart bedrohet, fie mit ei- nem fcharfen Verweiſe an ihren Herrn, nach ihrer Inſel zuruͤck geſchickt, und das Meer mit feinem Dreizack wieder berubiget hätte. Meine tefer werden diefe kleine Er: eurfion in das Reich der Fabel verzei: ben. Betrachten wir nunmehr das Stärmen der Winde nad) phyſicali⸗ fhen Gründen, fo werden wir finden, daß folches, wie die Winde felbft, 1) auseiner ftarken Verdünnung, 2) aus einer Verdickung und Zufammenpref; fen, 3) aus einem heftigen Drucke der Wolfen, und 4) von häufig auffteis genden, und in Megen verwandelt, wieder herabfallenden Dünften ber: ruͤhre. Was die erſte Urſache der Sturm⸗ winde anlangt, ſo iſt es leicht zu be⸗ greifen, daß eine verduͤnnete Luft einen groͤßern Kaum, als fie vorher ein: nahm, nörhig bat. Um fich ſolchen zu verfchaffen, ſtoßt fie die angrängen; Der Sturmwind. ‚1032 de Luft entweder von allen Seiten, oder nur von der Seite, wohin ſie ihre Rich⸗ tung aus Urfachen, welche fich nicht erflären laffen, nimt, vor fich weg, und diefe weggeftoffene Luft treibt auch die, welche ihr im Wege ftehet, weiter. Je größer und anhaltender alfo die Rarefaction der Luft ift, defto heftiger und anhaltender ift auch diefes Forts ftoffen der Luft, oder der Sturm, wel cher dadurch verurfacher wird, Die Rarefaction der Luft gefchiehet durch die Hiße, micht nur der Sonne, fons dern auch der Blige und Entzänduns gen der ſchwefeligten Dünfte in der obern Luft und in dem Innern der Erde, Die Sonnenhige ift zwiſchen den beiden Wendezirfeln und den zus naͤchſt angrängenden Ländern am ſtaͤrk⸗ ften, daher errege fie dafelbft auch die beftigften Stürme von Geiten des Aequators ber, Go giebt es in Aegypten oft fo heiße Suͤdwinde, daß man feine Luft fchöpfen kan. Sie er regen fchädliche Wirbelminde, die fo vielen Sand in die Höhe treiben, daß ber Himmel mit Wolfen bedeckt zu feyn ſcheinet, und der affe Verfuche, das rorhe Meer mit dem Nilfluſſe und dem mitrelländifchen Meere durch eis nen Canal zn vereinigen, jedesmal ver; eitelt hat. Doch heftiger tobet er in Aethiopien, welches der perfifche Cam⸗ byfes ehedem mit dem Verluſte eines Heeres von 50,000 Mann erfuhr, welches er nach der Eroberung von. Aegypten, die Ammonier zu befriegen, und ihren berüchtigten Goͤhzentempel zu zerſtoͤren, abſchickte. Nach ra a⸗ 1033 Tagereifen in der Wuͤſten, erhob fi ein Sturmwind von Mittag ber, wel; her das ganze Heer mit Sande be; deckte und darunter vergrub; ein Schickſal, das vielen Reifenden in den afrifanifchen Sandwuͤſten wie derfährt. Dieſer ſchaͤdliche Wind, Samvel oder Samum, iſt in Peiſien noch viel ſchrecklicher. Er wuͤthet, wie die Rei— ſebeſchreiber ſagen, nicht anders, als ein aus feurigen Duͤnſten entſtehender Wirbelwind. Er iſt erſtickend und toͤdtend, und niemand komt davon, welcher von ihm ergriffen wird. Wie Thevenot erzaͤhlet, ſo hat er zu Balſora im Jahr 1665 vier tauſend Menſchen getoͤdtet. Texeira hat ihn zwiſchen Balſora und Alkaiſſar noch den 7ten Sept. ſo heiß angetroffen, daß er und ſeine Reiſegefaͤhrten kaum haben Othem holen koͤnnen, und ver: ſchiedene Kameele fuͤr Hitze und Durſt geſtorben ſind. In Arabien und auf dem rothen Meere ſtuͤrmt er eben fo ſehr, und führt fo viel Sand mit fich, daß viele in der Meinung ſtehen, daß das Meer mit der Zeit von folchem häufigen Sande werde angefüllet wer; den, Sn, dem indianifchen Meere zwifchen Afrifa und Indien bis an die Motucken, verurfacht die Verdünnung der Luft im Junius, Julius und Au: guft häufige Stürme, aber folche kom⸗ men nicht, wie in Perfien, Arabien und Aegypten, welche Länder dieſſeits des nordlichen Wendezirfels liegen, aus Süden, fondern aus Morden, Der Sturmwind, 1034 weil die Sonne in folhen Monaten die Zeichen durchläuft, welche-in Norz den von Oſtindien find. Die nordlichen Länder von Amerika, deren Atmoſphaͤ⸗ ve nicht fo ſehr erhigt werden kan, ers fahren nicht viel von ſtarken Stürmen, In Grönland find ſie am feltenften und fhwächften, und wenn fich daſelbſt welche ereignen, fo fommen fie aus wärmern füdlichen Ländern. Die füds lichen Provinzen Carolina, Georgis en ıc. aber find den Stürmen defto ftärfer unterworfen, Am ftärfften wüs then fie aber auf den weftindifchen Ins feln, die der Sonnenbahn noch näher liegen, und zwar in den beißeften Mos naten, wo die Luft am meiften erhitzt und verduͤnnet iſt. Eine ploͤtzlichere und heftige Vers duͤnnung derfuft gefchiehet durch Blige und Entzündungen der Dünfte im Luft: Preife, wodurch folglich auch heftigere Sturmwinde erregt werden. Wer weiß nicht, daß angezuͤndetes Schieß⸗ pulver die Luft heftig fortftoßer, Eine gleiche Bewandniß hat es mit dem Blitz. Der Zefuit Dechales h) eu; zaͤhlet; als er 1644 Enız vor Weib: nachten von der Inſel Naxus nach Scio gefahren, und fie nicht weit von der Inſel Nicaria, in Oſt-Nord-Oſt unverfehens einen Werzerftrab! wahr; genommen, fo hätte der Steuermann daraus einen ftarfen Wind von der Seite her prophegeit, welcher fich auch in weniger, als einer Stunde Zeit, eins geftellet, und auf drei Wochen gedau— ert habe. So find alfo die häufigen Ttt 3 Orkane b) Dechales l’art de naviger I. 7. propoſit. 21. 1035 Orkane auf den weftindifchen Inſeln, wo es in den Sommermonaten faſt je: de Nacht blitzet, Folgen von Gewittern. Wenn endlich die in den innern Hör fen der. Erde verfchloffene dicke Luft Durch umterirdifche Entzündungen vers Diner und herporgetfieben wird, fo muß fie die Memofphäre nothwendiger Weiſe erfchüttern, und Stuͤrme ver: urfachen. Aus den feuerfpeienden Ber: gen fleiget, wenn fie auch Peine Flam— men auswerfen, dennoch ein beftändis - ger Danıpf auf, der in der äußern Luft eine Nlteration macht. Iſt der Brand in felbigen heftig, fo iftdie Gewalt der mit dee Flamme herausfahrenden ers hitzten Luft fo ſtark, daß fle Steine von großer Schwere mit herausſchleu⸗ dert, und die Lava einige Meilen weit hinwirft. Sie muß daher auch die Außere &uft mit Gewalt fortjagen und einen Sturmmwind erregen, Ein Berg auf der Inſel St. Chriſtoph bat eben auf feiner Spige eine ungeheuer tiefe Höle, die beinahe eine Viertelmeile im Umfange bat, und eine Menge Schwefel enthält, wovon ein» beftän: diger Dampf auffteige, Sn die: fer Hoͤle find 2 bis 3 tiefe Löcher, je: des ohugefähr 3 Fuß im Durchſchnit te, gemeininlich die Teufelsfeffel ger nannt, welche bisweilen heftiger, als ein Keffel über dem Feuer, kochen i), Bermurblich hat diefer erhitzte Schwe⸗ „feldampf feinen Antheil mie an den häufizen Stuͤrmen auf diefer und den benachbarten Eilanden. Zweitens kan auch im Gegentheil die Verdickung Der Sturmwind. ⸗ſelbſt ausmacht, 1036 der buft heftige Winde verurſachen. Denn weil fi in foichem Zuftandenicht mehr fo viel Raum einnimt, fo dringt die übrige Luft fogleich von allen Geis ten herzu, das entftandene Leere wies der anzufuͤllen. Ferner ift der Druck der Wolfen eine dritte Urſache dee Stürme, wenn nemlich eine obere Wolfe auf vie unter ihr ſchwebende ſchwer auffält, und alfo die Luft Das zwifchen mit Gewalt weggetrieben wird. Auch feldft die in den Wolfen eingefchloffene Luft und Dünfte, koͤnnen durch ihre Bewegung fü erbißt wers den, dab fie die Hülle der Wolfen durchbrechen, mit Ungeftüm aus den gemachten Orfnungen ‚berausfahren, und alles worauf fie floßen, danieder werfen. Wenn endlich vierteng die aus dem Meere in Menge auffteigende Dünfte, einen Theil der Atmoſphaͤre einnehmen, und die Luft vor fid ber wegſteßen, wen fie in Wolfen verfamler daher fahren, und die Luft ihnen Pla mas Ken muß, fo Fan beides fo ſchnell und heftig gefcheben, daß folche Bewegung ftärmend iſt. Stoßet die Wolfe eine eben fo. große Maſſe von Luft, ale fie vor fi weg, umd ruͤckt in ihren Platz, fo tritt die Luft Binter, und zu beiden Seiten der Wol⸗ fe wieder in die Stelle, welche die fortziebende Wolfe verläßt, fie giebt ihr dadurch einen neuen Stoß, und befördert die Geſchwindigkeit ihres Zu: 916. Dies ift die Urfache, warum der Zug ungeheurer Wolfen, wie ge meiniglich 3) Neue Erdbefhreibung von ganz Amerifa, aus dem Englifchen, Th. 1. 1037 Meiniglich die Gewitterwwolfen find, faft immer nit beftigem Winde oder Sturm begleitet ift. Iſt der Zug der Wolken nicht ſchnell, und ſenken fie ſidd mehr, ale dag fie fertzichen, fo weichet durch ihren Druck Die Luft, von welcher fie getragen werden, bald zur ei: nen bald zur andern Geite aus. Wir bemerken daher bisweilen, befonders Bei ſtuͤrmiſchen Wetter, daß die Wind: fahne in wenig Minuten fat im Zir: kel herum geher, bis der Wind eine gewiſſe Richtung erhält, Wenn der Horizont ganz mit diefem Gewoͤlke überzogen ift, fo ift die Luft am leichteften. Denn allewäfferige und irdifche Partikeln, welche vorhin mit der. Luft vereinigt waren und fie ſchwer machten, find alsdenn von ihr abgefons dert, und in den Wolfen enthalten, Bei folcher Leichtigfeit der Luft muß das Queckſilber im Barometer fallen. Die Wolken finden defto wenigern Wider; fand an der leichten Luft, fie flogen fie defto fchnelfer fort, und erregen da: durch einen Sturm, wenn fie fih nicht beizeiten ihrer Laſt durd Regen: güffe erleichtern. Hieraus fiebet man, daß man bei deintiefen Fallen des Merı Purius, wenn der Himmel voll Wol Pen ift, entweder Regen oder Sturm, ie bei den unterfien Graden des Wet: terglafes bemerket ift, zu erwarten bar be. Fallen aber die Dünfte, welche der Luft den Plaß beenget hatten, in Megengüffen wieder zur Erde, fo nimt folche die Tedigen Räume wieder ein, und wenn folches mit Heftigfeit gefchier bet, fo ift Regen und Sturm mit sin; ander vergeſellſchaftet. Der Sturmwind. 1038 Solte man endlich in dieſer Mates tie, darin wir es ohnedem wohl nie zu einer völligen Gewißheit werden beingen Fönnen, Muthmaßungen wa: gen dürfen, fo ſcheinet es nicht unmögs lich zu feyn, daß Dünfte von widris ger Urt eine Gährung und ein Auf braufen in dem Fluido der Luft, außer oder in den Wolfen, verurfachen. Die Chymie lehret uns, daß verfchies dene Dinge aus dem Mineralreiche fich nicht mit einander vertragen, fondern ihre Mifhung ein Anfbraufen errege, daß zum Exempel eine Mifchung von Feilfpänen und Vitriolſpiritus an zu kochen fängt, and beinahe mit eben folcher Gewalt auf die &uft wire, als angezuͤndetes Schießpulver. Wenn nun dergleichen widrige Dinge ſich in der Luft miſchen, ſolche erhitzen, ver⸗ duͤnnen und aufbrauſend machen, ſo wäre wohl ein Sturm die unausbleib⸗ liche Folge davon. Diefe Muthmaſ—⸗ fung iſt niche weit von der Meinung des Ariſtoteles entfernet, welcher das Entſtehen einer Are von Sturm⸗ winden daher leitet, wenn fih Dinite von andern Materien, als Schwefel und Salpeter find, die durch ihre Ents zuͤndung Blitze und Gewitter verurfas hen, in der Luft häufen und fich ges fhmwind erwärmen. Go glaubt auch GBaffendi, dag Waſſer, over auch waͤſſerige Dünfte, ohne Beimifchung von Salzen, feinen Wind, oder Sturm zeuge. Die Stuͤrme, welche von der durch die Sonnenſtralen zu ſehr erhitzten Luft herruͤhren, ſind in unſrer noͤrdlichen Halb⸗ 1039 Halbkugel in den legten Sommermos naten, gewöhnlich bei heiterm Wetter, und kommen gemeiniglih aus Often und Süden. Hingegen haben die Stuͤrme, twelche von Wolken berrüß: ren, diejenigen, welche Gemitter zu begleiten pflegen, ausgenonmen, ihre Regierung im Herbft, auch bei gelins dem Wetter im Winter, wenn unfer Horizont ſtark mit Wolken überzogen ift, welche aus der Nordfee, dem.at: lantifchen und mittelländifchen Meere auffteigen. Sie fommen deswegen aus Nordweſt, aus Welten und Süs den, zeit in unfrer Zone um deswillen fo häufig, weil die Sonnenftralen als: dann zu ſchwach find, folche Dünfte Der Sturmwind. Sie find aber in folcher Jabrs⸗ 1049 zu zertheilen. In alten Zeiten wagte man fich daher in folchen ſtuͤrmiſchen Monaten nicht auf die See Die Schiffe wurden im Herbfte auf das Trockene gebracht, und nad) dem 40 raz alsdann erſt, wenn der Winter bei angenehmen Wechfel des Fruͤblings und der fanften Weftwinde feinen Abs fhied nahın, durch Mafchinen und Walzen wieder ins Waſſer gelaffen, Aber leider verftattet uns unfre übers triebene Gewinnfucht folches nicht, Wir werden aber dafür mit defto meh⸗ rern Schifbrüchen geftraft, und das ſtuͤrmiſche Meer verfchlingt die Schäße, welche wir ihm in einer fo gefährlichen Jahrszeit anzuvertrauen die Dreifligs feit haben, Der Schluß. folgt künftige ' Anekdote DE der noch nicht ganz zu tilgende Aberglaube der jegigen Welt dem Hohn unferer Enfel ausgefegt feyn wird, ift ohne Zweifel, Dann aber wehe dem Manne, der feinem Fürften zu folgenden Edikt Beranlaffung gab! In dem Gemeindeprotofoll des Städt: chens Hechingen befinder fih ein fürftliches Ausſchreiben vom ıgten Febr, 1725 eingetragen, wodurch je. dem Landmann, der einen Bobold, eine Nixe, oder andere dergleichen Gefpenfker fangen, und lebendig. oder todt einliefern würde, eine Be: lohnung von fünf Gulden verfprochen wird; und diefe Belohnung foll der Gefpenfterjäger Beim Obriſtjaͤger⸗ meifter in Empfang nehmen, 1041 ‚1042 Hannoveriſches Magazin. Freitag, den 18ten Auguft 1780, Der Sturmwind (Schluß.) aſt jedes Land oder Meer hat ſei⸗ nen eigenen Wind der darin ſtuͤrmet. Auf dem adriatiſchen Meere tobet der Suͤdwind, wovon Horaz ſagt, daß Fein andrer eine fol: che Herrfchaft daranf ausuͤbe. In Thrazien ift der Oſtwind der Gebieter, der nach ber Fabel dafelbft in einer Höhle des Berges Haͤmus feine Woh⸗ nung bat. In Paläftina bringt der Nordwind Ungemitter a). In den Narbonniſchen Gallien war der Nord; weit der berrfchende Wind. Stra: bo b) fagt von ibm, daß er große Steine mit ſich fortreiße, Häufer um: flürge, und ganze Frachtwagen mit ib: ter Ladung ummerfe. Dem ohngeach: tet hatten die Gallier große Hochach: tung für ihn, und glaubten, ihm die reine und gefunde Luft ihres Landes ſchuldig zu ſeyn. Auguftus ließ ihm, wie ih fhon angeführt babe, einen Tempel errichten, aus Furcht, ee mög: te einmal ganz Gallien durch fein a) Proverb. 25, 23, b) Strabo 1. 4. e) 1Plin. >L/T: ſtuͤrmen umkehren. Allein fo ſehr der Circius auch bisweilen tobte, ſo wurde er doch durch einen Berg auf gehalten, und verhindert, daß er nicht bis nach. Vienne ftürmen konte c). So ift auch ein Meer ftürmifcher als dasandere, Das atlantifche Meer, das japanifche, das magellanifche nebft dem an der weftlichen Küfte von Afri⸗ fa bis über die fanarifchen Inſeln hins aus, das rorhe Meer, find Stuͤrmen und Ungewittern fehr unterworfen. Das atiantifche Meer überhaupt ift ſtuͤrmiſcher, als der Ocean zwifchen Alten und Amerika, welcher deswegen das ftille Meer genannt wird, Doc ift folches allein nur zwifchen den bei: den Wendezirfeln bis auf den vierten Theildes gemäßigtenErdgürtels ruhig. Here Kraft bat berechnen wollen, daß der Sturmmind in einer Sefunde 66 Londoner Schuß, oder 6 bis 8 ſchwediſche Meilen in einer Stunde zu: rück lege. Yuu Die 1043 Die Kraft oder Stärke des ſtuͤrmen⸗ den Windes,richter ich nicht allein nach feiner Schnelligkeit, fondern auch nach der Dichtigkeit der Luſt, und biswei— len ftürzet ein Wind Häufer und Baus me um, dem fie fonft Widerftand thun würden, wenn die durch ibn fortges jagte $uft weniger Dichtigkeit hätte, Der Wind nimt aber immer mebr Stärfean, wenn er Peine freie Ebene vor fih bat, fondern zwifchen Gebir: gen und engen Päffen fortgetrieben wird, Denn fo. wie die Wafferfirds me ſchneller fließen, wenn der Weg, wodurch fie geben muͤſſen, enger wird, fo gewinnet auch der Trieb oder Stoß des Windes mehr Stärke, wenn er zwiſchen Gebirgen und hoben Gebäu: den durch muß. Micht weniger ift der Sturmwind heftiger, wenn er zuruͤck prallend ift, weil die gejagte Luft fich gegen das Gebaͤude oder Gebirge zu: fammendrüct, und nicht nur mitder Gefchtwindigkeit, mit welcher fie da: wider fähret, fondern noch mit größer rer Laſt zurück prallet, wodurd ihre Wirkung heftiger wird. Daher ſtuͤr⸗ met es auch in den Meerengen, auf allen hervor ragenden Kuͤſten, auf den aͤußerſten Enden der Vorgebirge, Halb⸗ inſeln, Landſpitzen und engen Meer— buſen oͤfters und heftiger, als wo der Wind weite Ebenen vor ſich findet. Daß der Sturm gemeiniglich Stoß: weiſe bläfet, davon ſcheint die wellen⸗ förmige Bewegung, welche dieſes Fludium mit dem Waſſer gemein bat, die Urfache zu feyn. Das Meer tbürs Der Sturmmwind. 1044 met fich durch die ihm beigebrachte Bes wegung nicht in eine ein de e auf, fondern es waͤlzet fich im 2 in gewiſſer Weite auf einander folgen⸗ den Wogen fort. Einige ſuchen das Stoßmaͤßige der Stuͤrme durch das Abſatzweiſe aus einer umgekehrten Bouteille heraus ſtuͤrzende Waffer, wenn man der aͤußern Luft nicht, durch ein allmaͤhliges Ausgießen, einen Raum in dem Halſe dee Bonteille läßt, wor durch fie bineindringen Fönne, begeeif: lich zu machen. Andere erklärten es aus der Wirfung eins Blafebalges, aus deſſen Mündung die ufammens gedrückte Luft mit, einer zitternden Bewegung berausfähret: Es flür: met aber. mehr. mit abwechfelnden Stößen bei Suͤdwinde, als bei Nord: winde. Die Urfache davon ſcheinet diefe zu feyn, daß der Suͤdwind durch feine Waͤrme zugleich die Luftloͤcher der Erde öffnet, und durch. die daraus - fabrende Luft neue Staͤrke befont, der Nordwind aber folche durch ſeine Kaͤlte verſchließt. Ariſtoteles macht vier beſondre Arten von Sturmwinden. Der erſte bricht aus einer trockenen, und der zweite, welcher mit Regenguͤſſen bes gleitet iſt, aus einer Regenwolke der: wor. Der dritte, welcher di ann aus einer Wolfe fomt, foll zuerſt im Zirkel herumfahren, ſich entzuͤnden, und auch das, was er ergreiſt, ver⸗ brennen. Dem vierten hat man den Namen des ſchrecklichſten unter den Rieſen der Sabel, Typhon, gze en. 1045. ben. Er ift. der fürchterlichfte von al: len Stärmen. Man pflegt dahin die ſtuͤrmenden Ungewitter zu rechnen, mel: che man beutines Tages. Difane oder, Duragans nennet. Vor ibm gehet gemeiniglich eine Windftille ber, und das Meer ift fo glatt, wie ein Spie⸗ gel. Dann brechen die Winde plöß: ih von allen vier Seiten los, und ſtuͤrmen mit ſolcher Gewalt gegen ein; ander, daß fie, gleich ols vom Him: mel herab fallend, die Wellen dergefialt niederdrücken, daß die See ganz eben wird, bald darauf folche aber wieder Bis an die Wolken erheben. Sie hal: ten keinen Strich, ſondern laufen die ganze Windrofe durch, ‚bis endlich eis ner diefer einander im Küfel berumtreis benden Winde, an einer Seite durch— bricht, und die andern mit fortreißt, welches die Schiffer den Schwanz des Orkans nennen. Da fie dann mit fol: cher Gewalt toben, daß. fie nicht nur die Segel, fondern auch das ftärfjte Thauwerk zerreiffen, auch Maften und Segelftangen zerbrechen. An den Hriechifchen Küften find dergleichen Or: kane oft drei big vier in einem Tage. Es if ein kleines Schwarzes Gewoͤlke, das fie andeutet. Der übrige Hims mel iſt heiter, und das Meer flille, Das Borgebirge der guten Hofuung ift wegen diefer Orfane und der Wol—⸗ ken, daraus. fie,entftehen, ſehr ber rüchtige. Nach Bolbens Reiſebe⸗ ſchreibung ſiehet die Wolke anfangs als ein runder Flecken aus. Die Schif; fer nennen fie Ochfenauge, Sie zie— Der Sturmmwind. 1046 het ſich langſam und ohne fonderbare Bewegung zufamnien, und beftehtaus Fleinen Theilchen, welche durch die Oſtwinde an die öftlichen Berge des Caps getrieben, und durch die hoben Gebirge aufgehalten werden, fih häus fen, immer fichtbarer werden und Fleine Wolfen bilden, die der Wind von den Spißen der Berge erhebt... Dann werden fie fortgedränget, und. fenfen ſich zwifchen den vor ihnen liegenden Hügeln. nieder, wo fie, als in einer Röhre zufammen gedrückt und gepreßt werden, Von unten auf drängt fie der Wind, und zur linfen und rechten Seite hält fie das Gebirge zufammen; bald. aber jagen neue Wolfen, welche binter ber fommen, fie mit vielem. Ungeftüm auf die höchſten Gebirge des Caps, auf den. Wind: und Tafelberg. Auf folchen herrſcht ein Gegenwind, wodurd) ein entfeglicher Kampf entftehet. - Sie werden von hinten vorwärts, und von vorne zus rück geftoßen, und das erreget ſchreck⸗ liche Wirbelwinde, ſowohl auf dem Berge als im Thal des Tafelberges, in. welches die Wolfen fich herab zu ſtuͤrzen fuchen. Endlich bricht das Ungewitter mit Sturmwinden los, die alle Schiffe, zumal, wenn die Segel aufgefpannet find, in den Grund des Meers hinab ftürzen d). Auf den Inſeln in Weftindien rich: ten diefe Orkane oft die graufanıften Verwüflungen an, und die Einmwohs ner feiern verfchiedene Gedaͤchtnißtage toegen ausgeflandener Stürme und Uuu 2» Erd; d) Hr. von Büffon allgemeine Hiſtorie der Natur Th, 1. 1047 Erdbeben. Auf Jamaifa verwandelte 1722 einer der fchrecflichften Stürme die vormalige Hauptſtadt Port-Royal, die vorhin fehon einmal durch ein Erdbeben, und’ das andere mal durch eine Fenersbrunft verwuͤſtet worden war, in einen Steinhaufen. Noch fchreflicher war der Sturm, womit die Inſel Barbados den legten Au: guft 1675 heimgeſucht wurde, und der nirgends ein Haus oder einen Baum ſtehen ließ, einige wenige ausgenom— men, welche durch einen benachbarten Borg oder Feifen gefichert waren. Ei: nige Stunden ver dem Sturm, über: zog fih der Himmel mir dicken fhwar: zen Wolfen, die Luft war flille und ſchwul, und je mehr fie ihre ansdeh- nende Kraft verlor, deflo mehr zogen _ fih die Wolfen zuſammen, und defto ſchwaͤrzer wurden fie. Wie der Sturm des Nachmittags heftig anfieng zu wuͤthen, fo veränderte er fich fat in jedem Augenblicke durch alle Striche des Compaffes, bis der Nordwind bie Dberband behielt, und war mit ftar: Een Regengüffen, Donner und Blißen begleitet. Die Nacht brach mit um: aufbörlichen knitterndem Geräufche der buft an, Winde, Regen, Blitz und Donner wurden ftärfer, und den fol genden Morgen gab die ganze Inſel, tie die Befchreibung diefes Orkaus lautet e), ein lebhaftes und erſchreck⸗ liches Bild der zehnten Aanptifchen Page, denn es war fein Haus, worin nicht ein Todter, oder etwas aͤhnli— ches, oder nod) was fohlimmers beweint Der Sturmwind,. 1048 , wurde. Diele Familien waren ganz unter dem Schutt ihrer Häufer begras ben, und nur wenige famen bloß mit dem Verluſte eines Verwandten, Freundes, oder Bekannten ab, Diefe Inſeln würden die glücklichen von der Welt ſeyn, wenn fie dergleichen Verwuͤſtungen durch die Orfane nicht unterworfen wären, Die Wirbelwinde entftehen aber, wenn widrige Winde anf eine Stelle oder Punkt zufammen fioßen, eben fo, ' wie auf dem Waſſer durch wider eins ander laufende Sträne ein Meerftrus del, oder Wafferwirbel entfteher. Ein Schif das ein ſolcher Meerfirudel ers greift, ift verloren, und alles was ein folcher Wirbelwind faffer, wird, wenn er ſtark genung iſt, zu Boden geftürge oder mit fortgeriffen. Wenn aber diefe Winde auf andere Winde fteffen, fo weichen fie aus, und umgeben einen großen Raum, in welchem eine bes ftändige Stille herrſcht, und macht die Meerftillen, aus welchen oft fein ansfommen iſt. Es find Gegenden auf dem Meere, mo es wechfelsweife Stillen und Orfane giebt. Die ber trächtlichften find bei Guinea unter dem zweiten oder dritten Grad nördlis der Breite, und erſtrecken fid auf 2300 Meilen in die Länge und Breite, Anger den MWirbelwinden oder Tourbillons, giebt es auch Woſſer⸗ fäufen, Troniben genannt, welche die Seefahrende nie ohne Schrecken ers blicken. Gie find von zweierlei Art,‘ einige fhießen aus den Wolfen herab, andere e) Neue Erdbefhreibung von Amerika, Th. T. ©. 498. 1049 andere fteigen aus der See in die Hoͤ— be. Sie find auch auf gewiffen Ki: ften des mittlindifchen Meers, befons ders bei dem Vorgebirge von faodis cea. Fuͤrnemlich entftegen fie bei trü- ben Himmel, und wenn der Windvon verfchiedenen Seiten ber bläfet. Die erfte Gattung, ob es gleich in einiger Entfernung zum öftern fcheint, als ob das Waffer aus dem Meere in die Höhe gezogen wuͤrde, iſt eine dicke Wolke, welche von widrigen Winden zufammen getrieben, und in einen Fleis nen Raum eingefchloffen wird. Diefe von vielen Seiten fommenden Winde, machen aus der Wolfe einen Cylin— der, und verurfachen, daß das Waſſer in eben der Geſtalt daraus herab fhief; fet, fo dag auch ein Schif dadurch zer: truͤmmert und verfenfet werden fan. Die zwote Gattung Wafferfäufen, auch Waſſerhoſen genannt, ift eigents lich der fürchterliche Tophon, welchen einige mit dem Orkane verwechfein, Er läßt fih nicht aus den Woiken herab, wie die erſte Gattung, font auch nicht daher, Daß die Winde im Wirbel geben, wie bei Orfanen, fon: dern fleigt aus dem Meere mit großer Gewalt in die Höhe, und bleibe auf einer Stelle, Er hat demnach einen andern Urfpruna, als die Tromben von der erften Urt, und als die Wirs belwinde überhaupt, Die Meinung des großen Naturkuͤndigers, des Hrn, von Buͤffon, daß unterirdifcheseuer dieſe Gattung Wafferfänten entfte: bin made, hat die arößte Wahr- ſcheinlichkeit. Durch diefes Feuer wal: Der Sturmwind. 10,0 let das Meer kochend auf, und die Luft ift mit fchwefelhaften Austin: fingen fo angefüllet, daß, ob gleich feine Wolfen ind, fordern man durch die Dünfte Sonne und Sterne ſchen fan, dennoch der Himmel als mit eis ner Pupferfarbigen Rinde überdeckt zu feyn fheinet, Im dinefiihen Mee— te, welches wegen des unterirdijchen Feuers warm ift, find fie daher am haͤufigſten. Thevenot hat auf ſeiner Levanti⸗ ſchen Reife, die Urt wie dieſer Typhon entjtehet, beobachte, Wir erblickten, faat er, in tem perfifchen Meerbufen trompetenförmige Wolfen. Wir far ben daß das Waffer Fochte, und einen Fuß hoch uͤber der Oberfläche des Meers ftand. Es war weißlicht, und über demfelben zeigte- fich ein dicker fhwarzer Rauch, als ein rauchender angezuͤndeter Strokhaufen. Es raufchs te wie fliegerd Waſſer in einem riefen Thale, in welches Geräufh fih ein anderes mifchte, welches dem Geziſche der Schlangen und Gänfe- gleich war. Kurz darauf fahe man eine düftere Roͤhre, die einem Rauche, der ſchnell im Wirbel aufwärts fährer, ziemlich ähnlich war, die Roͤhre fchien Fingers di. Sie ftand etwa eine Viertel: ftunde, nachher ſahen wir eine andere, die wie jene entfland, und daraufnoch zwei andere. Nachmals faben wir eben fo vielRöhren fich.ans den Wol: Pen auf die Stellen herab fenfen, wo das Waffer ſich erhob, und eine jede Roͤhre war, wo fie an den Wolken bieng, fo dief, als das unterfte Ende Uuu 2 einer 1051 einer Trompete, Dieſe durchfichtigen Möhren fchienen blaßweiß, und beug: ten fich, wie der Wind die Wolfe trieb, Anfangs waren fie Fingers: dann Aems- dann Being dicfe, und endlich wie dee Stamm eines Baums. Wir faben, dag fih das Waſſer in den Röhren im die Höhe fehlängelte, die bald oben bald unten dünner wur—⸗ den. Endlich fieng das über die Meer: fläche aufgeftiegene Waffer an zu falz, len, das Ende der Röhre fonderte fich davon ab, und zog fich zuſammen. Gentils Befpreibung in der Reife um die Welt, welcher ſechs dergleichen Woſſerſaͤulen eine Viertelmeile vom Schiffe entſtehen ſehen, komt völlig damit uͤberein. Das anfangs ſanfte Geraͤuſche derſelben iſt immer ſtaͤrker geworden, das Waſſer hat gebrauſet, und iſt etwa anderthalb Fuß über die Oberfläche geſtiegen. Ueber den Stel: len, wo das Waffer gleichfam gekocht, fat fich ein Mebel oder dicke blaffe Wolle geyeigt, aus welchem Rauche etwas ale eine Röhre nad) den Wols fen aufgezogen, Dieſe Röhre oder Waſſerſaͤule bat fih, nachdem ber Wind die Wolfen beweger, woran fie gehangen, gebeuget, und nicht abges laffen,, ſo ſtark auch der Wind geblas fen hat, fondern gefchienen fich zu vers längeren, oder zu verfürzen, nachdem die Wolle hoc) oder niedrig gezogen. Die Schifleute hätten behauptet, wenn die Warferfäule auf das Schif falle, fo ziehe fie es auf, und laſſe es wieder falten. Einige hätten diefem Aufzie⸗ ben widerfprochen, aber verfichert, ’ Der Sturmwind. 1052 wenn ein, Schif die Säule in feiner Laufe durchfchneide, ſo ſchoͤſſe das Waſſer als ein Strom daraus auf das Verdeck, und zertrünmiere eg, Man hätte die Kanonen geladen, um die Wolfen und Röhren zu zertheilen, e8 wäre aber nicht nörhig gewefen, fie- losjubrennen, weil fich die Röhren alls mählig zuſammen gezogen, fich von der Meerfläche abgeldjer hätten, und verſchwunden wären, Wie nun hieraus zu ſchließen, daß die Wafferfänlen durch ein Feuer, oder Rauch bervor gebracht werden, fo ers klaͤret fich der Here von Buͤffon über die Art, wie foiches zugebe, dabin, daß, wenn unter dem Seewaſſer fich. ein Boden befindet, der Schwefel, Harz und andere Mineralien enthält, die Entzündung derfelben, wie Schießs pulver, viel &uft bervorbringen Eöns ne, und dieſe neu erzeugte fehr vers duͤnnte Luft, wenn fie fchnell aufwärts fähret, das Waffer mit fortführen, und die Waſſerſaͤule Hervorbringen muͤſſe. Eben fo, wie bei einer Eut: zuͤudung im einer Wolke, ein fenfrecht nach der See fich berablaffender Luft⸗ ſtrom entſtehn koͤnte, fo koͤnten diefen Lufiſtroͤme alle waͤßrigen Theile in der Wolke folgen, und eine vom Himmel auf die See fallende Waſſerſaͤule mas chen. Er führer zugleich aus der Ges ſchichte der Akademie, zu Paris von 1727 an, Daß ohnweit Beziere, eine Trombe von der erften Are bemerfet worden, die fih aus der Wolfe auf die Erde herab gelaffen, gegen die Erz de fpigiger gemwefen, ein flarfes Ge; raͤuſch 1053 raͤuſch gemacht, dem Winde gefolger, "Bäume aus der Erde geriffen, und ihren Weg durch eine tiefe und breite Spur bezeichnet habe. Es ift au noch eine andere, jener ähnliche Säule erfchienen, beide haben fid) bald in eine zufammıen gezogen, und nachdem fie verſchwunden, ift einegroße Menge Hagel gefallen. Eben die Gefchichte von dem Jahr 1741 gedenfet einer Wafferfäule auf dem Genferſee. Der obere Theil derfelben hat an einer "Der Sturmmwind. 1054 fhwarzen Wolfe gehangen, und der untere viel diinnere faft auf das Waſ— fer gereicht. Sie hat nur einige Mis nuten gedauert, und nachdem fie dere ſchwunden, bat man an der Stelle, wo fie geftanden , fogleich einen dicken Dampf auffteigen, und das Waffer in braufender Arbeit fich heben ſehen. So lange die Säule geftanden, iſt die Luft ſtille geweſen, und als fie vergans gen, ift weder Wind, noch Regen nachgefolger; PER? Der dankbare Jude. Eine wahre Geſchichte. in Schif voll Reiſender, die aus Weſtphalen nah Holland gien: gen, da arbeiteten, und dann mit ih: tem verdienten Gelde zurück kehrten, firandete, und alle waren in Gefahr, zu ertrinken. Etwa vier Perſonen klimmten den Maſt hinan, und hiel— ten ſich da feſt. Einen von dieſen bat ein Jude um Erlaubniß, ſich an fei: nem Fuß anhängen zu duͤrfen, weil er fonft nirgends mehr Rettung fand. Der Bauer verflattete es, und der Jude ward nebft den übrigen durch ein Dazu fommendes Schif gerettet. Der Jude fchrieb des Baners Na: men, feine Herkunft, den Namen des Dorfs und die Monatszahl des un: glücklichen Tages auf, dankte feinem Lebenserhalter, und verfprad) ihm, fo bald er fönte, thärlich zu zeigen, daß er exkentlich ſey. Reiſe bin in Got⸗ tes Namen, ſagte der Bauer, ich that, was ein Menſch dem andern thun muß; danke nur Gott, der uns erloͤſet hat vom Tode. Nach zwei Jahren ſchrieb der Jude an den Amts mann des Bauers einen Brief, der ein Zeugniß der edlen Denkungsart deſſelben iſt, und ſchickte demſelben Zeuge zu Kleidern fuͤr den Bauer, feine Frau und Kinder, und funfzig Stück Dufaten, die er ibm in feinem Manıen zu geben bat. Der Bauer fand verfteinere da, rieb fich die Au: gen und weinte, als er die ihm zuge: ſchickten Kleider fahe, Nun Gott vergebs dem Juden, fagte er weinend ! Nun tadle mir. einer die Juden und fchelte fie! Doch größer ward feine ° Beſtuͤrzung, als ihm ber Amtmann auch die funfjig Dufaten auszablte, Er fprach nichts, fahe den Umtmann beftändig an und las den Brirf. Ends lich tief er laut: Mein, Gott! das bin ich nicht werth, für ein bischen ‚Bummeln am Bein! DO Gott! fegne ihn! 1055 ihn! mache alle Juden felig! Nach: mittags bedankte fih der Bauer mit feiner Frau und Kindern aufs rüh: rendjte beim Amtmann, und der Der danfbare Jude. 1056 Baner und Amtmann fchrieben beide ein Danffagungsfchreiben an den Ju⸗ den, der ihnen nachher noch alle Jahr allerhand Geſchenke zufchickte. Anefdote 9 an erzaͤhlet, daß zu Anfange des jetzigen Jahrhunderts als der Herzog von Marlborough die alliirte Armee commandirte, er einſtmals aus dem Fenſter ſeines Hauptquartier auf einen nahe gelegenen Bauerhof ger feben und bemerft habe, das fürs nemlich bei guter Witterung, ein Mann, den er für den Hausmwirth hielt, faft den ganzen Tag vor der Thuͤr fah, Toback rauchte, und einen Krug Bier neben fich Reben hatte, Der Herzog Ponte nicht begreifen, daß diefer Mann als ein fandwirth Feine Geſchaͤfte habe. Auf eingezogene Nach⸗ richt erfuhr er, daß der Mann zwar dem Schein nach geſund ſey, und daß es ihm an gutem Appetit auch nicht fehle, er waͤre auch ſonſt von munterm Gemuͤth, allein ſein gar zu fetter Koͤrper, koͤnte nicht viele Arbeit und Bewegung ver: tragen. Der Herzog ſchwieg ſtille, gab aber insgebeim einem Officier den Auf: trag, diefen Mann in der folgenden Nacht aufzuheben, und durch verfchie: dene Umwege nad) einer etwas entle: genen Feftung zu bringen, und da feinen Gefangenen dem dafelbft com; mandirenden Officier abzuliefern, auch eine fchriftliche Ordre einzuhändigen, des Inhalts: dem Arreftanten folte nicht uͤbel begegnet werden, er folteein reinlich Quartier, und außer leicht ver: daulichem Gemüfe, nichts weiter als Brodt und Wafferzur Nahrung haben, nad) und nach folte man ihn mäßige Arbeiten verrichten laffen, und letztlich monatlih von dem Betragen und Befinden defielben dem Herzog Bes richt abftatten. Man Pan leicht er: achten, daß die Angehörigen dieſes Mannes, den Herzog fehr oft mit Bitts ſchriften überliefen, um ihn wieder 108 zu haben. Sie wurden aber jes desmal zur Gedult verwieſen. Der Gouverneur befolgete alfo den Befehl des Herzogs auf Das genauefle, und geſtattete in Feine Wege, daß dem Ge: fangenen, von wem es auch fey, etwas anders an Speife und Tranf, wie vor gedacht, zugeftecftwurde, Als nun der Herzog nach Berlauf von einigen Mo⸗ naten, aus den eingegangenen Berichs ten erfuhr, daß der ſchwere und fleifchigs te Körper diefes Mannes gänzlich vers fhwunden, und er deffen ungeachtet munterund gefund fen, ließ er ihn zu ſich kommen. Wie er vor dem Herzog erfchien und demüthig um die Endſchaft feines Arreftes anfuchte, Ponte der Hers 309 fich des Lachens nicht enthalten, und ſagte: Mein Freund, ich habe bei deiner Gefangennehmung feineweitereAbficht gehabt, als dich gefund zu machen, und von dem fetten Körper zu befreien, Pehre in Frieden nach Haufe und verrichte deine Gefchäfte, ‚ 1057 Sannoverifhes Magazin. 1058 673 Stüd, Montag, den 2ıfen Auguſt 1780, Bemerfungen über das Zurfpringen, und die freiwillige Ent ladung der elektriſchen —————— wie auch uͤber die beſte Art dieſelben einzurichten. Den „ten Stück diefes Magazins ‘ vom 7ten Yan. d. J. wurde vom Herrn Kohlreif die Frage: wie die freiwillige Zerſprengung und Entladung der elektriſchen Samlungs⸗ glaͤſer zu verhindern ſey? aufgewor— fen. Die Meinung des Herrn Nairne wurde verworfen, welcher mit ſeinen Anhaͤngern glaubte, daß wenn man den Weg des Ueberganges der Elek⸗ trieitaͤt, oder den Erfchätterungsfreig, wenigſtens fünf Fuß lang machte, dieſe Zerfpringung der Flaſchen nicht erfot: gen würde. Herr Koblreifaber glaubt, die wahrfcheinlichellrfache derfelben lie: ge in der Berfchiedenheit der Gläfer, nemlich deſſen der Kugel, und deffen der Samlumgsflafche, wie auch an dem Stande des Barometerg von 27 Zoll 9 biß'r ı Linien, deffen Wirkung’ er aber nur auf die Glaͤſer befchriebener Art ein: ſchraͤnkt. Ich wage es mit Herrn Kohlreif, die Meinung des Herrn Nairne zu verwerfen, will aber auch jügleich zeigen, daß die wahrſchein lichen Urfachen des Herrn Koblreifs, Mir von welchen er glaubt, daß fie auf die Springung und Entladung einen Eins flug haben, mich zum Theil gar nicht, zum Theil aber nur fecundum quid, überzeugen. Die Gründe werde ich bernach anführen, da ich fie erft aus meinen, zum Theil nachtheiligen, zum Theil vortheilhaften Beobachtungen, gezogen babe. Ich werde daher meis ne Berfuche in der Ordnung vortragen, wie ich fie gemacht babe, Die elektriſche Mafchine, welche ich feit drittehalb Jahren brauche, iſt ſehr klein, in Verhaͤltniß gegen größere, aber denfelben ziemlich gleich. Erſt durch Öftere Erfahrungen babe ich die Gütederfelben kennen gelernt. Sch fege didfes darum voraus, um defto beffer zeigen zu Fönnen, daß die Folgeruns gen, welche ich aus Beobachtungen gezogen, und die ich auf die Conftrußs tion dieſer Maſchine angewendet, doch nicht unrichtig muͤſſen geweſen ſeyn. Jetzt aber gehe ich grade auf die Ver⸗ ſuche, welche einen Zeitraum von ohn⸗ gefäbt zwei Fahren ——— loß. 7 — Gleich 1059 Bemerkungen über das Zerfpringen und die freimillige 1060 Gleich bei meinen erften eleftrifchen Verſuchen, hatte ich das Ungluͤck, nıei: ne Samlungsflafche, Durch eine Zer: plagung zu verlieren. Diefe Flafche bielt drei Berliner Zoll im Durchmef: fer; die Höhe war ohngefaͤhr fünf Zoll, Das Glas war greis, und hatte die Dicke von 4 Zole Die Kugel war im Durchmeffer fehs Zoll, an den Hülfen von Holz, woran fie befeftigt and zur Bewegung gefchickt gemacht wurde, war der Durchmeffer nur drei Zoll, Die tänge zwölf Zoll. Die Dicke des Glaſes ift ohngefaͤhr da, wo Die Kugel gerieben wird, Z Zoll dick. Die Farbe ift dunfel grün, und fpielt, wo fie fehr dick ift, ins blaue. (Ich werde jedesmal bei Anführung einer Samtlungsflafche die Farbe anzeigen, um zu zeigen, daß auf die Verſchie—⸗ denheit des Glafes wohl nichts an: kommen dürfte.) Mach verfchiedenen Berfuchen, dieich angeftellt,umd welche mehrentheils im Dunkeln gefchehen find, ward ich gewahr,, daß während dem Drehen der Kugel, der Eylinderund die Aufere Bergoldung der Samlungs⸗ flafche, welche in dem blechernen Cy⸗ kinder ftand, Teuchteten; und zwar an den Orten, wo die Vergoldung der äuferen und die Vergoldung der inner ren Seite einander ungleich waren. Auch Pnifterte dieſes Leuchten bei meh⸗ teren gefamleren Kraft Da ich eben erft anfieng zu, eleftrifiven, mithin noch wenige, und noch dazu undeut— liche Begriffe von der Efeftricität hatte, dachte ich, es müßte ſo ſeyn. Ich fiel daher nicht. darauf, daß ich, (nach⸗ dem Diefe Flaſche gefprungen saapz. weis ches bei einen trüben Tage und nue bei halber Ladung gefchab,) meinen aus dern Condudtor , mit derFlaſche ordent⸗ licher gemacht hätte, fondern ic) machte meine neue Flafche, pünktlich nach der Vorſchrift, die mir ein Freund gab, das heißt: ich nahm das Glas, fill te es um 3 feiner Höhe mit Eifenfeil, da ich vorher dag hlecherne Kreuz dar⸗ in gefeßt, und vorher das Glas in und auswendig willführlich vergoldet batte, goß eine Lage Pech bis zum Rande darauf, und nun war die Slas fche fertig. Beim elefrrificen kamen die obigen Erſcheinungen wieder zum Vorſchein. (Das Glas der Flas fehe war diesmal mit dem Glaſe dee Kugel völlig gleich, nemlich beide Ölasarten dunkel grün.) Sie fprang auch, und mit ihr noch zwei nachfols gende Slafchen, welche mit eben ders felben Unregelmaͤßigkeit gemacht was ven; bei jeder fand ich die vorigen Ers fheinungen, (Das Zerfpringen ges ſchah bei den erften bei srüben Wetter, bei der legten aber an einem Tage, der zwar. belle war, den man. aber ſchwuͤle zu. nennen. pflegt). Sch hielt das Springen für ein gemeines Schickfal, was alle Eleftrifirmafchinen hätten, wenn fie eine Zeitlang gebraucht. wor⸗ den, . Endlich Fam aber doch die Zeit, daß ich. mit wenigerm Nachtheil und Koſten dem Verguuͤgen zu eleftrifiren nachhängen Ponte. Ich büßte aber doc) noch zwei lafchen ein, wovon die eine ſprang, die andere aber, wel⸗ che.ich nachher. anders einrichtete, jetzt noch ganz, und gut zu brauchen ie \ e 1061 +: Entladung der elektriſchen Samtungsflafehen x. 1062 “Die Gefcbichte diefer Flafche ift Diefe: ihrer innern und äufern Strußs tur nach, war fie meinen vorigen Fla: ſchen völlig gleich, das beißt, fie war fehlerhaft. Die Farbe des Ölafes war mit der Farbe der Kugel gleich. Ich eleftrificte daher meine Flaſche, und ließ von ohngefaͤhr das Rad, welches ich jonft ſelbſt gethan hatte, von einem andern drehen; ich aber felbit gab bei meiner Mojchine auf die übergehen: de Kraft der Elektricität (es war an einem trüben Tage) Achtung. Bei etwas mehr als halber Ladung, entftand plöglichein Funken au der äufern Vers goldung, und am Rande des Eplins Ders (und zwar an der Seite gegen mein Geficht zu, daß ich aljo deutlich feben fonte was vorfiel) und die Fla— fche zerfprengte. Diefes wurde ich frei: ich dann erft gewahr, als diefelbe fei: netadung mehr annehmen wolte. Ich anterfuchte fie, und fand, daß an dem Ort, wo der Funfe herausgefommen, oder entſtanden, Tängft herunter ein Ritz war. ch verfuchte fie noch zu efeftrifiren, und feßte fie ohne den Ey: linder auf den Tiſch, da denn die je: Desmalige von dem Kreuz angenomme: ne Eleftricität, ihren Weg durch den Ritz nahm, welcher leuchtete. Nun⸗ mehr ſchloß ich hieraus, daß das Springen des Glaſes wohl kein Schick⸗ ſal im eigentlichen Verſtande ſeyn moͤgte, ſondern es muͤſſe eine Schuld, ſie moͤgte levis oder lata ſeyn, dabei ſich vorfinden. Ich fiel zuerſt auf die Vergoldung, da, wo ſie ſich ungleich war, und unterſuchte, ob ſie wohl hier⸗ an liegen koͤnte. Ueberzeugt konte ich freilich den Augenblick nicht werden, weil ich Feine Fuͤllflaſche mit der Ges nauigkeit, wieich fie mir nunmehr dach⸗ te, da hatte. Ich mußte mir alfo eine machen. Dies gefchah, Alles was ich bisher für irvegulair hielt, wermied ich, fo gar auch alles ecfigte und ſpiz⸗ zige. (Denn wie ich hernach zeigen werde, ift Dies eine Art der Entla— dung, welche ich bisher an meinem Kreuze, oder Leiter bemerkt hatte.) Die Vergoldungen wurden mit dem Cylinder verglichen, fo daß nirgends eine Ungleichheit war, und zu meinen größten DBergnügen fahe ich, daß die Flaſche noch mehr als einmal fo flarf geladen werden, und ich nunmehr wichtigere Verſuche damit anftellen Fonte, als vorher, Das feuchten der Mände war weg, und die Entladung der Spigen war auch nicht mehr. Da ich vorher, um nicht bei jeder Flaſche das nemliche fagen zu dürfen, nichts von Spigen erwähnt, fo will ic) nunmehr es auf einmal be richtigen. Ich hatte nemlich beim elektriſtren bemerkt, daß da, wo das Kreuz Ecken hatte, oder mit Spitzen verſehen war, leuchtende Kegel heraus fuhren, und daß fie nach Maaßgabe immer laͤnger und breiter wurden, je mehr die Elektricitaͤt zunahm. Die groͤßte Laͤnge war beinahe anderthalb Zoll, und die größte Baſis ein Zoll, deren Spitze gegen die Spitze gerich: tet war, Anfänglich hielt ich dies für feine Entladung, als ich aber bei den Berfuchen der zweiten Flaſche Xxx 2 auf 1063 Bemerkungen über das Zerfpringen und die freiwillige 1064 auf den Einfall kam, daß ich ein Fleiz nes Gläschen, worin ich einen Drath mit Siegellack befeftiger, in diefen Ker gel hielt, fand ich, daß fie fi da: durch ladete, und ftarf ſchlug. Sch glaubte daher, daß dies eine. Entlas dung fey, und fchafte die Ecken und Spigen weg. Darauf erfolgte denn alfo, mie ich ſchon gefant, das ftär: kere Schläge famen, und daß id) zur tadung der Samlungsflaiche bei weis tem nicht fo viel Zeit verſchwenden durfte. Noch ein Phänomen muß ich bemerken, weiches mich anfänglich ſehr aufmerffam machte. Nemlich: es kamen auf dem Ueberzuge von Pech, wenn ſchon eine ziemliche Menge elek⸗ triſche Kraft geſamlet war, kleine Flaͤm̃⸗ chen zum Vorſchein, welche ſich auf dem Pech herum bewegten. Ich fuhr mit dem Finger daran, und im Au— genblick kam ein Kegel von der Art, wie ich von den Spigen bemerkt, nur nicht fo groß, hervor geichoffen, und verfehwand wieder, fo bald ich den Finger wegnahm. Cs läßt fih auch hieraus eine Entladung fchließen, wel: he freilich nicht wohl wegzufchaffen ſeyn dürfte, wenn man micht einen Körper unter flüßigen finden folte, welcher weniger fortpflanzgende ums elekrrifche Theile hätte. Indes Fan man diefes durch eine etwas ftärfere tage von Pech oder Schtwefel- als ge: wöhntich, meines Erachtens verringern, obgleich nicht ganz verhindern. Diefe Flämmchen feben übrigens wie die leuchtenden Johanniswuͤrmchen aus, und werden nach und nach größer bei fortdaurendem elektrificen.. Die Ke⸗ gel aber haben mie den Farben und Stralen des Nordlichts etwas aͤhnli⸗ des. Der Geruch if phosphorifchs Wenn ich einige Säge aus diefen Er⸗ fahrungen ziehen dürfte, fo wiirde es wohl folgende feyn: Es giebt viers erlei Arten von Entladung bei folchen Mafhinen, die fo befchaffen find, daß fie die völlige Aehnlichkeit, mie denen von mit erft befchriebenen zuges richteten Füllungs: oder Samlungss flafchen haben; nemlich erftens eine pofitive Entladung, in fo fern fie ſich bei Ecken und Spißen in Geftalt der Kegel zeigt, Zweitens ‘eine geringere negative, welche fi) am Rande des blechernen Eylinders und der äußeren Vergoldung zeigt. Drittens wieder eine pofitive, welche ſich von der er⸗ fern dadurch unterſcheidet, daß fie fih nicht am Kreuze, fondern an der Bedeckung vom Peche zeigt. Und endlich viertens, eine größere negatine Entladung, welche eben der Feind der Mafchinen, welche eine folche hypo—⸗ therifche Unregelmäßigfeit haben, iſt; und welche fich, wenn es nur möglich, mit allen Hülfsmitteln, die Witterung, und auch vielleicht eine ungleiche Bes wegung der Kugeln gewähren koͤn⸗ nen, bewafner, und fie endlich mit Blißen verfolgt: Der Stand des Bas romerers fan dazu beitragen, aber er ſcheint nur mirhelfend zu ſeyn. Bei einer regulairen Mafchine Fan ich ihm böchftens bloß eine verhindernde Kraft zugeftehen. Wenigftens ift mie noch feine regulaire Mafchine, 9— ei 1065 bei gutem noch fchlechtem Wetter, ge: fprungen. Daß ich aber bei einer regu: fairen Mafchine, weiche alle die Zeh: ler, die ich als Fehler angegeben, nicht bat, faft gar Peine Entladung, aus: genommen etwa eine folche, die fih auf dem Peche zeigt, annehmen Pan, wird wohl aus obigen folgen. Denn fällt die ungleiche Vergoldung weg, fo fällt nach meiner Hypotheſe auch die dritte und vierte Art der Entladung weg, und wenn die Spißen wegfallen, fo koͤnnen natürlicher Weiſe Feine Kegel mehr da feyn, alfo wäre die am we: nigſten beträchtliche Eutladung vom Bedecke des Peches noch übrig; mel: che freilich denn anfängt beträchtlich zu werde, wenn unelekrifche Körper, als Staub, Sand u. ſ. w. auf dafı felbe falten. Auch komt es oft aufs Stück au, daß man folche Pecharten findet, welches weniger mineralifche Teilchen rote gewöhnlich bei ſich fuͤh⸗ ren, oder folche, welche die Elektricitaͤt durchjulaffen fähig find; und fo iſt es mit allen Harzarten. Ich habe mich erft Eürzlich eines andern flüßigen ifos lierenden Körpers bedienet, von dem ich mie mehr als den andern Pech: und Harzarten verfpreche, Bis jeßt habe ich ibn noch bewaͤrth gefunden, finde ich ihn nach vier Wochen noch fo, fo werde ich ihn öffentlich befant machen, Seit acht Tagen, hat er firenge Probe gehalten, fogar widerftand er heute dem Stande des Barometers, welcher nad meiner Scale 27 Zoll 93 kinie zeigte. Diefes heute bezieht fich auf ven sten Febr, Ich konte eben fo Entladung der eleftrifchen Samlungsflafchen sc, 1066 gut, und in eben der Zeit, meiner Samlungeflafhe die Stärke geben, die ich ihr geftern geben Fonte, da doc) der geftrige Barometerftand noch ziemlich von dem heutigen unterfchies den if. Doch muß ich noch ber merfen, daß ich in der Stube, und zwar bei achtzehn bis neungehn Grad Wärme nad) Neaumurifcher großer Rechnung elektrifire habe, Dieſes wären alfo meine ‘Bemerkungen, ich fage meine, denn ich darf aufrichtig geſtehen, daß ich fie niemand als mir felbft zu danfen habe; fo wie übers haupt alles, was ich in diefer fo wohl angenehmen als nüßlichen Wiffens fhaft babe begreifen koͤnnen. Mur einige wenige Bücher konte ich braus chen, und denen babe ich die keitung zu danfen, mit der ich nach und nach meine Begriffe etwas aufflärte, Ich will mis diefer Anmerkung nichts weiter fagen, als dies: folten dieſe Bemerfungen etiva ſchon ganz, oder zum Theil befant feyn, fo mögte ich mich gern mit meiner wenigen Lektuͤ⸗ re, welche ich haben fünnen, ent ſchuldigen. Solten aber einige der: felben noch nicht bekant feyn, fo wünfche ic vom gelehrten Publikum nur eine folche Aufnahme, wie fie die Aufrichtigfeit und gute Meinung ver: dient, mit welcher ich fie befant zu machen ſuche. Die Urfache, warum ich ungefünntsauftrete, iſt für mich wichtig. Sie zu fagen, daran Fan dem Publifum nichts gelegen feyn, und ich mögte nicht: gern etwas fagen, was unintereffant wäre, Krr 3 Ich 16867 Bemerkungen über das Zerfpringen und die freimillige 1068 Ich babe in meinen vorhergehenden Bemerkungen gefagt, dab au dem Springen, und freitvilligen Entladen der elektriſchen Samlungsflafchen, bloß die Unregelmäßigfeit der Conſtruction derfelben Schuld fen, und daß es wer nig oder gar nichts, auf die Verſchie⸗ denheit des Glaſes, und der Wit: terung anfomme. Um diefes zu ber weiſen, berief ich mich auf einen ganz nenen Conductor, oder vielmehr auf eine neue Samlungsflafche, welche ich verfertigetz umd das, was ich bisher nur wahrfcheinfich muthmaßen fonte, Ban ich nunmehr als wahr annehmen, indem Erfahrungen und Verſuche die: fe Murhmaßungen rechtfertigen. Da ich bisher immer noch unregelmäßige Samlungsgläfer gehabt und zerfprengt hatte, fo fchloß ich, wie ich ſchon ge⸗ meldet, daß dieſes die Urſache dieſer fatalen Wirkung ſey. Durch die vom Herrn Kohlreif eingeruͤckte Frage, wie die Zerſprengung der elektriſchen Sam⸗ lungsglaͤſer am beſten zu verhindern ſey, aufgemuntert, meldete ich meine Beobachtungen, die ich mit meinem Schaden nur zu oft gemacht hatte. Es war mir aber nicht genug dieſelben zu melden, und die Urſachen wahr⸗ ſcheinlich zu beſtimmen, ſondern auch dieſelben, wie ich verſprochen, zu be— weiſen. ‘Da es hier auf Thatfachen anfomt, wird mir dieſes nicht ſchwer fallen. Ich machte am zten Februar dieſes Jahres eine neue Samlungsfla⸗ che; und zwar auf folgende Art: Ich vergoldete ſie inwendig und auswendig mit Metallgold, doch ſo, daß die innere und aͤußere Vergoldung voͤllig gleich hoch war, beide aber find vom Rande des Glaſes einen Zoll entfernt, Das Glas ift grün, 4 Zoll koch, und 24 Zoll im Durchſchnitt. Sie ift bloß mit KHammerfhlag bis an die Vergoldung gefüllt; und mit einem blechernen Eys linder ebenfalls mit der äußern Ver⸗ geldung von gleicher Höhe umgeben, Den Conductor felbft habe ich wie ge⸗ woͤhnlich machen laffen, nur daß aus . einem Verſehen des Klempnerg die Vers ticaleöhre pyramidifch zugeht, und uns ten am Ölafe obngefähr einen Zoll im Durchſchnitt, oben aber nur £ Zoll bat; welches zwar nichts fehlerbaftes ift, ob ich gleich Lieber einen Eylinder, als eine Pyramide zum Leiter babe, Das übrige ift wie gewöhnlich. Nun: mehr befeftigte ich den Leiter in dem Glaſe, und zwar auf diefe Art: anz ftatt daß ich einen Ueberzug von Pech oder Ealofonium ‚genommen haͤtte, nahm ich jegt feinen weißen Zucker, ſchmolz ihn in einem Glaſe ber Kohl⸗ feuer, und bezog die Eifenfeilfpäne mit demfelben. Die Urfache, warum ich Zucker nahm, ift diefes ich hatte öfters beim Zuckerfchlagen des Abends ber merkt, daß er fehr leuchtete, und öfters das ganze Stück erhellete. Ich hielt dies für einen eleftrifchen Ausflug, nahm daher Zucker, befejtigte ein Stuͤckgen Eifen darin nnd eleftrifiete es, allein der Erfolg entfprach meis net Vermuthung gar nicht. Denn ich mogte noch fo fange eleftrifiven, fo wurde das Eifen nicht elektriſch, wenigſtens befam es doch nur eine uns bedeu⸗ 1069 bedeutende Elektricitaͤt. Ich dachte alfo, wenn es nicht binlänglichifolirt, wird es vielleicht an den Zwifchentheil: chen liegen. Nun mußte dafür ges - forgt werden, daß die Theile näher zu: ſammen gebracht würden, und dies konte nicht beffer gefchehen,, als wenn ich den Zucker ſchmolz. Ich goß einen Heinen Theil gefhmolzenen Zuefer in ein Bleines Gefäß, morin ich einen Drath befeftigt hatte, Ich elektrifirte, und fand den Drath vollfommen elek⸗ trifch, Fonte ihn fo gar zu einem weit größern Grade der Elektricitaͤt trei: ben, als wenn ich ein gleiches mit eis nem Drathe verfehenes Gefäß, wel: ches mit Pech) bezogen war, elektriſir⸗ te. Dies war bintänglich, mich zu beftimmen, daß ich dem gefchmolgenen Zucker vor Pech und Ealofonium den Vorzug gab. Ich glaube nicht erft erinnern zu dürfen, daß folcher Zucker eine belle kaſtanienbraune Farbe bat, und fehr durchfichtig iſt. Machdem alfo die Flafche mit felbigem bezogen war, ließ ich fie kalt werden, und elek— triſirte. Nach hundert Umfchlägen der Kugel, zog ich einen Funken, den ich bei allen meinen vorherigen Fla— ſchen nicht hatte ziehen koͤnnen, ob⸗ gleich jede der vorher gehenden mehr als noch einmal fo viel Belegung hatte, da diefe dech hoͤchſtens nur acht bis neun Zoll beträgt. Ich elek: teifirte num faft alle Tage und war voller Freuden, daß ich feine Abnah⸗ me bemerkte, Genug ich fand fie völ: fig fo gut wie ich mir verfprochen und gewuͤnſcht hatt, Ich zuͤndete un—⸗ Entladung der elektriſchen Samlungsflaſchen ꝛc. 1070 gewaͤrmten Spiritus, ſtarken Brant⸗ wein, wenn er nur etwas lau gewor⸗ den, und bei voller Ladung toͤdtete ich eine Maus mit dem erſten Schlag. Dieſes alles konte ich vorher nicht zu Stande bringen, wenn ich nicht den Weingeiſt waͤrmte, Brantwein konte ich gar nicht anzuͤnden, und eine Maus mogte hoͤchſtens Kopfſchmerzen bekom⸗ men haben. Was mich aber noch mehr in ein angenehmes Erſtaunen ſetzte, war, daß ob ich gleich ſchon lange vor⸗ her den Funken heraus gezogen hatte, ich dennoch einen Schlag bekam, der ziemlich ſtark war; ich zog alle Elek— tricitaͤt heraus, und gieng nach einer Stunde wieder hin und beruͤhrte dieFla— ſche fo, daß ich den ſchuͤtternden Fun⸗ fen ziehen Ponte, auch jetzt befanı ich wieder einen Schlag, ob gleich ſeit dem nicht gerieben worden war, Ich vers ſuchte es noch öfters binnen einer gewifs fen Zeit, und fand die Flafche beflän: dig elektriſch; ob gleich nur etwa zwei Grad nad) meinem Elefrricitätszeiger, da ich fonft dreißig Grad habe, Dies fes war nicht genug: ich verfuchte diefe Erfcheinung unter verfchiedenen Umftänden, ch feßte die Flaſche ohne die Kugel in mein Schlafjimmer, bei offenen Fenſtern, bei verfchloffenen Fenſtern, unter allen mir möglichenlim: ftänden, und immer fand ich die nems liche Erſcheinung. Selbſt die Wit: terung hatte feinen Einfluß ; bei jeden Barometerftande babe ich elektriſirt, und bin einmal fo glücklich gewefen, als das anderemal, Bei offenen Fens fern und feuchter Luft konte ich eben fo 1071 Bemerkungen über fo gut eleftrifiren, als bei verfchlof; fenen Fenftern und trocfner Luſt ). Indeß war doch eine Unbequemlichkeit dazu gekommen. Ich fand nemlich, als ich einmal zwei Tage lang nicht elektriſirt, und ohngefaͤhr die Flaſche an das Fenſter geſetzt hatte, den Zuk— Per oben etwas gefchmolzen und naß. Sch ließ ihn daher bei einem warmen Dfen wieder trocfnen, und zog betz nach, um diefes aufs fünftige zu vers hüten, eine ganz ſchwache Bedeckung von Calofonium darüber, Ich elek: trifirte und fand zu meiner Freude feiz ne Beränderung und feinen Schaden, Ich darf nicht erft erinnern, daß bei fo gutem Erfolge diefer Conftruftion der Samlungsflafche alle Entladung wegfällt, und auch wirklich weggefal: fen ift. Denn ich babe im Dunfeln eleftrifiet, vor mehr als einem Zeugen, und weder ich, noch Anweſende haben eine Entladung bemerken können, wel che fonft entweder in Büfcheln, Fun: fen und fahrenden Bligen hätte ſichtbar werden müffen, ob ich gleich bis zum böchften Grade eleftrifirte, welchen ich für diefen hielt, wenn auf der Glas— kugel aus dem Leiter felbft Blitze das Zerfpringen ic, 1072 ſtroͤmten, und der Zeiger nicht höher fteigen wolte. Ich hatte bei dieſen Verſuchen eine meffingene Platte aufs geſetzt, und zog die ftärfflen Funken Die Zunfen von zwei Kugeln, deren jeder Durchmeffer ein Zoll und ohn⸗ gefähr vier kinien find, geben eben fo einen lauten, aber nicht fo flarfen Funken, als wenn ich mit einer x Zoll 4 Linien dicken Kugel, welche nez gativ ift, aus einer. Platte welche pos fitiv iſt, locke. Ich feßte hernach eine Spitze auf, und die Erſcheinung war ſehr angenehm im Dunkeln anzuſehen. Denn nachdem ich etwas über Die Haͤlf⸗ te elektriſirt, kam ein völliger Kegel zum Borfchein, der mit vielen Farben fpielte, und welcher bei zunehmenden: Elektriſiren immer heftiger wurde, wels ches auch bei Annäherung eines ums eleftrifchen Körpers geſchah. Ich Forite nie die gehörige Ladung vollbringem, fo lange die Spige darauf ſteckte. Auf diefe Art habe ich die Berfuche mit den Wolfen, welche Herr Kohlreif mit größern Zuräftungen machte, im Aleis nen machen, und mich ſehr gut von diefer Theorie überzeugen koͤnnen. Der Schluß folgt Fünftig. *) Der Unterfehisd war wenigſtens nicht fehr beträchtlich. Er —— 597 1073 IE 6. 20 Hannoveriiiies Magazin, 1074 68tes Stuͤck. Freitag, den 25ten Auguſt 1780. Bemerkungen uͤber das Zerſpringen, und die freiwillige Ent⸗ ladung der elektriſchen Samlungsflafihen, wie auch Über die befte Art diefelben einzurichten, (Schluß.) De Verſuche bezeugen und be⸗ weiſen das, was ich in den vorhergehenden Bemerkungen vom 6ten Februar d. J. von der Ent: ladung und Zerſprengung, und von der Vermeidung beider Uebel geſagt habe, jur Gnuͤge. Auch ſieht man, daß geſchmolzener Zucker tauglicher zum iſoliren ſey als Pech, Calofonium, und andere Harzarten. Indeß will ich nur noch mehr Thatſachen zu noch beſſerm Beweiſe anfuͤhren. Da ich noch eine alte Samlungsflache habe, welche mit allen den Fehlern gemacht worden iſt, welche ich als Fehler ange: geben habe, ſo brachte ich die alte und neue in Verbindung. Ich elektriſirte, und fand, wie ich vermuthet hatte, daß ich die Staͤrke der Elektricitaͤt Ian: ge fo weit nicht bringen Fonte, als ſie nach Proportion der Belegungen bätte fommen müffen. Im Finftern famen ebenfalls die Erfcheinungen der Entladung deutlich hervor, eb gleich nicht in dem Grade, als fie mir fonft bei noch fchlechtern Samlungsflafchen erfchienen waren, denn diefen hatte ich einigermaßen durch die äußere Bele⸗ gung, ob gleich nicht gang, nachhelfen Fönnen, Die negative Entladung und einige wenige Flämmchen waren nicht wegzubringen geweſen. Mitder neuen Slafche, welche wie ſchon gefagt, ohu⸗ gefaͤhr acht bis neun Quadratzoll Bes legung bat, tödtete ich eine Maus auf den erſten Schlag; da ich diefes mit der alten nicht zu leiften vermögend bin, ob fie gleich noch mehr Belegung bat. Ich hoffe meine Säge binläng: lich bewiefen zu haben, in dem ich nicht bloß Theorie, fondern noch mehrere Erfahrungen angeführt habe, die ich im Nothfall mie Zeugen belegeh fan, deren Keutniſſe doch fo befchaffen find, daß fie das wahre vom falfchen, oder fheinbaren unterfcheiden Fönnen. Ich will jegt nur noch einen Verſuch ans führen, auf den ich diefe Zeit Über ges 999 fommen 1075 Bemerkungen Über das Zerfpringen und die freiwillige 1076“ kommen bin, da ich mich mit diefer Sache befchäftiger, und Vermoͤge defs fen ich im Stande bin, Leute auf der Straße im Vorbeigeben zu eleftrifi; ren, ohne daß fie mit meiner Eleftrt- firmafehine in einer andern Verbin— dung fleben, als das ſie von ohngefaͤhr auf eine hingelegte Drathkette treten, Diefer Verſuch aber wird anf diefe Art zu Stande gebracht. Sch eleftris fire zwei Samlungsflafchen, deren po; fitive Eleftricitäten mit einander ver; bunden find. Beide ftehen in zwei ble⸗ chernen Cylindern, welche mit den Außer ren Belegungen Gemeinſchaft haben, and an welchen Drathketten befeftiget find. Dieſe Ketten werden doppelt aus der Stube hinaus geführet, und zwar über die Straße gelegt; doch fo, als wenn fie nur fo hingeworfen, oder verloren gegangen wären. Kömt num ein Menfch und tritt mit einem Fuße Darauf, und die Flafchen find ſtark geladen, fo thue ich weiter nichts, als daß ich eine andere Kette, welche an die eine von diefen beiden Ketten ans geſchlungen ift, dem pofitiven Theil der Mafchine nahe bringe, und denfels, ben berüßre, fo gebt im Augenblick diefe pofitive efefrrifche Kraft nach dee, negativen, wemlich nach der Kette, amd dem Menfchen unter dem Fuße weg, welcher zugleich erſchuͤttert wird, Doh muß man fih in acht nehmen, daß beide Ketten nicht vor dem Fuße des Dorbeigebenden verbunden find, denn da die Efefericität den nächften Weg nimt, fo würde der Vorbeige bende nichts empfinden, welcher hinter ber Verbindung auf den Drath tritt; oder man müßte warten, big einer juſt fo kaͤme, daß er ein Theil der leitenden Kette wiirde, In diefem Falle wiirde er.den Stoß Rärfer empfinden als im erfien alle, ob gleich in beiden Fällen die Elektricitaͤt viel zu ſchwach ift, als daß man Schaden davon zu befuͤrchten hätte. Denn man fieht wohl, daß man bier fich nur der feitwärts gebens den Kraft der Elektricitaͤt bedienen Fan, Für neugierige Leute iſt man auch fir cher, denn wollen dieſe die Kette aufs nehmen, oder gar mitnehmen, fo machen fie mir es nur defto leichter, ihnen den Erſchuͤtterungo ſchlag beizubringen, und denn laſſen fie fie gewiß liegen. Sch beſchließe hier meine Bemerkungen mit dent Wunfche, etwas nuͤtzliches in Dies fem Fache der Öelehrfamfeit zu leiſten. Doch man erlaube mir noch eine Ans frage an Natur forfchende Gelehrte zu thun; wenn ich zuerft noch eine Ber obachtung angeführt haben werde, Schon oft habe ich mich gewundert, wenn ich auf einem Billard eine Au: gel mit dem Ballen der Hand fo ges ſchlagen habe, daß ich fie bald gerrofs fen, und fie ſich ſchon einen halben, oder einen ganzen Fuß entfernet, doch nach eben der Richtung zurück koͤmt, ohne an die Bande geftoßen zu haben, wenn ich die Hand, womit ich die Kugel getroffen, ſchlell zurück 309. Ich babe es verfihirdene mal, unter verfchiedenen Umſtaͤnden, auf bloßem Holz verfucht, und immer die nemli⸗ che Erfeheinung wahrgenommen, Sol⸗ te es nicht eine elefirifche Erſcheinuug ſeyn? 1077 ſeyn? wenigftens bringe mid) die, Kraft, mit welcher die Kugel zurück, koͤmt, auf dieſe Vermuthung. Ich babe fie fo gar milten auf dem Billard ange⸗ fehlagen, md gleich mit großer Schnel⸗ ligkeit die Hand gegen die entgegen ge feste Bande bewegt, da denn die Ku: gel mit folcher Kraft der Hand nach: folgte, daß fie fich an dieſer entgegens gefeßten Bande gegen die andere Ban⸗ de längs dem Billard duplirte. Da fie hingegen, wenn man die Hand nach dem Schlage liegen ließ ohne fie zu be wegen, zumeilen auch bei der Entfer⸗ nung von ein bis zwei Fuß von der Hand fiehen blieb, oder auch nur ſehr Entladung der eleftrifchen Samlungsflafchen ıc. 1078 wenig fich zurück bewentes Solte diefe Erſcheinung unter die elefrrifchen ges hören, fo fragt es fih, nach welchen Geſetzen der Eleftricitär geſchieht Dies fes? denn daß es auf ifolirenden Koͤr⸗ pern erfolgt, und auch auf nicht ifolis renden, davon kan man ſich durch Ver— ftiche überzeugen. Solte fie aber nicht unter die eleftrifchen, fondern mecha⸗ niſchen Erfheinuiigen gehoͤren, fo fragt es ſich, nach welchen Gefetzen der Bewegung geſchieht es? denn daß ſie nur unter eine von beiden Arten gehoͤre, oder vielleicht zu beiden, iſt wohl leicht einzuſehen. Anmerkung. lle dieſe Verſuche haben, im ganzen genommen, eigentlich keinen wei— tern Rutzen, als wenn man die elektri⸗ ſche Erplofion erklaͤren will. Ladungs⸗ maſchinen dergeſtalt einzurichten, daß man ohngehindert mit der verſtaͤrkten Elektrieitaͤt fortfahren Pan, dazu gehoͤrt weiter kein Kopfbrechen, und es iſt ohne Zeit und Koſten zu verlieren, das ſicherſte, die aller einfachſte und unge: kuͤnſtelte Art vor die Hand zu neh— men, Memlich, man feßt eine bis nahe an den Hals blog mir Waffer ange füllte Flaſche von grünem Glaſe in ein anderes metallenes Gefäß, welches wieder mis Waffer fo hoch angefuͤllet ift, als das Waffer in der Flafche reiht. Den Erfohütterungsconductoe verbindet man genau mit diefem aͤuße⸗ ten Gefäße, und oben in den Hals der Flaſche ſteckt man einen ziemlich ftarfen Drath, oder ein anders abger rundetss Stuͤck Eifen nicht völlig bis auf den Boden der MWafferflafche; dies iſt die fiherfte, bequemfie und beftändig brauchbarfte eleftrifche Ent⸗ ladungsmaſchine. Will man fe ſtaͤr⸗ fer haben, fo vernichret man die Zahl der Flaſchen in einem einzigen längeren metallenen Gefäße. Die Anfülung des Waſſers bleibt fo, wie. chen be; ſchrieben iſt. Joh. Se, Hartmann. Pyy 2 Von 1079 IWW it 1080 Bon den verfchiedenen Sorten des Herings und deren Benennungen in Norwegen. De vornehmſte Entzweck der Na⸗ turgeſchichte iſt, den Nutzen der natürlichen Körper zu erfahren, and den Schaden, welchen fie anrichs ten Lönnen, bei Zeiten abzuwenden. Zu demfelben wird man aber nicht leicht gelangen, bevor man die Cigens fchaften derfelben Körper hat kennen lernen. Diejenigen Leute, welche fols che am meiften unter Händen haben, erhalten durch vielfältige Erfahrung davon die befle Erfentniß; wenn fie Hleih nicht alle die Wiffenfchaft be: figen, Ddiefelde durch Worte deutlich anzuzeigen. Man Fan ihnen aber durch leicht begreifliche Fragen zu Hülfe fommen, und auf ſolche Weife ihnen ihre Beobachtungen ablocken. Hiebei ift es nöthig, daß man ihre ger bräuchlichen Redensarten verftehe, und die Trivialnamen wiffe, oder lerne, welche fie den Dingen in ihrer Spra: che beilegen, fonft fan man nicht be: greifen, was fie ſagen; wie man fol: ches bei der Unterredung mit einem Bergmann erfahren kan. Man fin: der aber diefelben nicht alle in den Büchern aufgezeichnet: deswegen muß ein Maturforfcher, wenn er mit fol: chen geringen Leuten von natürlichen Körpern redet und ihre Benennungen sicht verfieher, ſich die Körper ſelbſt, wovon die Rede ift, zeigen laſſen, als⸗ denn wird er ihre Beobachtungen fich zu Nutze machen koͤnnen. Auf eben folhe Weife haben der berühmte Pon—⸗ topidan und der Gelehrte Hans Stroen a) verfahren, und die Nas turgefchichte von Morwegen fehr aufs geklaͤret. Da des letztern fuͤrtrefliche Beſchrei⸗ bung von der Vogtei Soendmoer, worin viele phyſikaliſche, öfonomifche und geographiſche Wahrnehmungen enthalten find, in Deutfchland nicht befant ift; fo will ic) daraus die furze Beſchreibung der verfchiedenen GSors ten des Herings mit den Moriwegis fhen Namen anftıbren, ob man fchon davon etwas in Pontopidans na» türlicher Atfforie von Norwegen finder, welches jedennoch biedurd) bes Fräftiget und aufgeflärt wird b). „Sild, (der Hering, ) ift ein bes kanter Fifch, welcher alle Jahre in unbefchreiblicher Menge bier vorfömt, und bisher dem Lande ( Norwegen) anſehnliche Vortbeile eingebracht hat, Er beißt bei den meiften Schriftſtel— lern Harengus, und bei dem Arredi Clupea maxilla inferiore longiore, ma- culis nigris carens. Von diefem giebt es abfonderlich zwo Sorten, nemlich Sommer⸗Sild ( Sommer: Hering,) und a) Eiche deffen Phyſiſk og oeconomiſk Befkrivelfe over Sogderiet Soend⸗ moer beliggende i Bergens Stift i Norge. Soroe 1762. 4. 2 Vol. Es ware zu wunſchen, daß diefes nügliche Buch durch sine deutſche oder lateiniſche Ueberſetzung bekanter gemacht wuͤrde. ») Eiche den 2. Theil 270. ©. rogi und Vaar-Sild, (Frühlings: He ring, ) welche ich nur für bloße Spiel: arten haften Pan, da die Geftalt und Farbe am beiden einerlei iſt; ob fie gleich in der Größe von einander ab: weichen: fintemal die legte Sorte meis ftens zwei mal fo groß als dieerfteift, Der Sommer: Hering wird wieter in verfehiedene Gattungen getheilt, oder vielmehr mit verfchiedenen Namen be: feget, entweder nach feiner verfchiede: nen Größe, als Spälings -Sild, MNod⸗Sild und Blad-Sild, von welchen der erfte der größefie, und der andere bisweilen Fleiner ift; oder auch nach der Jahrszeit, im welcher er ge: fangen wird, als Solhoved⸗Sild, das heißt Sonnen : Wende: Hering, melcher infonderheit um der Sommer: Taggleiche (da die Sonne am böch: ften über unferm Haupte ſtehet) vors koͤmt; ob er gleich auch bei jedem neuen Monde gefangen wird. Außer dem eigentlichen und rechten Daar-Sild (Srüßlinge:Hering ) wird hier biswei: len im Frühling noch eine Sorte Her ring gefangen, welcher Aar- Sıld (wurmichter Hering) genannt wird, von dem Inſekt Mat oder Roed⸗ Aat, (rother Freßwurm,) mwelcher ſich in dem Bauche des Herings auf: bältund verurſachet, daß er, gleich wie jener, roth aueficht und gefch wind ver: Bon den verſchledenen Sorten des Heringsir. 1082 fault ©), wofern man ihn nicht nach dem Fange einige Zeit in den Heringss Megen ftehen, und ihm dergeftalt Zeit läßt, daß er diefes Inſekt durch den Hintern von fich giebt d): alsdann foller außer dem vorbenannten Inſekt eine große Menge Roͤgen oder Milch von ſich lafjen, fo daß das Meerwaſſer ganz dick und trübe davon wird. Sch erinnere mich etwas von dieſem Heringe in den Abhandlungen der Scwedifchen Akademie e) geles fen zu haben, wo er Rhdmage, wer gen der Röthe am Bauche genannt wird, 'die einer gewiffen unbenann- ten Kraͤnklichkeit zugefchrieben wird, 2) Die andere Art Heringe, welche fih bisweilen hier fehen läßt, wird Makrel-Sild genannt, weil er mit dem Kopfe der Mafrele gänzlich gleis hen foll, aud) ohne Zweifel bei dem Klein, fo weit wie ich aus deffen Befchreibung fchliegen Fan, unter dem Namen Harengus capite Figuræ in- folite & exotic® roftro & oculis am- plis M. 5. p. 73- zu finden ift. 3) Von dem Brisling, (Breit: finge, ) Clupea Sprattus, welcher auch zu dem efchlechte der Heringe muß gerechnet werden, babe ich ſchon vors bero Meldung gethban. Aus dem Abs falle des Herings, welcher aus den Yyy 3 Köpfen e) Eiche Dontopidens nat. Sift. 2. Th. 94. ©. — DR 9) Es ift in der Königl. Verordnung, betreffend die Nordländifche Sifcherei , aus— druͤcklich befohlen, den ſogenannten Aat-Sild cin Paar Tage nad) dem Fange in den Heringsnegen in dem Meere fichen zu laffen, damit er unterdeſſen die Würmer von ſich geben Fünne, e) 10, Th, 199, ©, 3X 1083 Koͤpfen und dem Eingeweide beſtehet, wird bier ein Trahn oder Del ge macht, der beffer als anderer Trahn in tampen zu gebrauchen ift.,, Außer den bier angeführten Sor⸗ ten, werden von andern dänifchen Schriftſtellern, noch einige andere Ar— ten dazu gerechnet, ale: Lodna, Aopfild, Sildinger, Vasſild, Tranefild und Sildunge: weil aber ihre eigenthuͤmliche Charaktere nicht befchrieben find, fo weiß man nicht gewiß, ob fie alle zu dem Ges ſchlechte der Heringe gehören. Den Lodna oder Aaadenfild der Islaͤnder, (baariger Hering, ) nennet Ölaffjen f) Clupea villnfa vel fo- tens linea laterali prominula hirta. Er fcheinet ihm mit der Normaͤnner 20dde veinerlei zu ſeyn, welchen Stroem g) für eine Art Tobias haͤlt. Dach der Abbildung, melde Olaffſen davon geliefert hat, ift er fein Tobias; weil er Bauchſloſſen hinten am Bauche at. Eriftfchmal, eine Spanne lang, hat einen nrittel: mäßigen, abfchüßigen Kopf, eine nier dergedrücdte Schnauße, einen unters wärts gebogenen oder bauchichten Schwanz, eine erbabene Baarichte Geitenlinie, und acht Hloffen, nemlich £) Siche deffen Reife durch Island g) l.c. geben. ) i): Mülleri Prodr. Zool. p. $0. Bon ben verſchiedenen Sorten des.Herings 1. Th, I9T. ©. Herrebows Nachrichten von Feland. ©. 216. 1084 zwo Bruſtfloſſen unten ander Bruſt, zwo Bauchfloſſen ‚hinter der Mitte des Rumpfes bei dem Hintern, eine lang ausgeſtreckte Afterfloffe, eine Rut⸗ kenfloffe binter dem Schwerpunkte, auch. noch ‚eine kleinere niedrige uͤber dem Schwanze, und endlich eine tief getheilte ſtumpfe Schwanzfloſſe. Er riechet ſtark nach Trabn, welcher Ger ruch aber durch das Kochen vergehet, weswegen er denn auch von den Ser ländern gefpeifer wird, I. KRopfild, (Clupea lata maxilla in- feriore longiore, dorſo prafino,) ift der, Clupea Sprattus, doch gehet er weit von Artedi Befchreibung ab. Seine Schuppen und. feine Farbe ift eben fo fchön als an dem Heringe. Er ift böchftens vier Zoll lang und zwei Zoll breit, auch gut zu effen h). Sildinger oder Sardelle foll der Eif (Clupea Alofa) feyn V. Vasfild ift noch nicht deutlich ber fhrieben. Er foll dem gemeinen Her ving ähnlich, doch etwas größer fenn, auch einen rundern Kopf, und fehr große Augen baben_k). Tranefild, oder auf islaͤndiſch Tranuſile, auf deutſch Sandhe⸗ ring, nennet Olaffſen Clupea (lon- ga tenuis argentea) maxilla inferiore lon- 2. Th. 42. ©. Tab, 28. p- 293. h) Siehe Glaffſens Reife. 1. Th. 312, ©. (Die Breite ft. wohl unrichtig anges k) Pontopidan. 1. c. p. 300, weil er den Dänifhen Namen feine Tateinifche Sy; . nonyme beigefügt hat; fu Fönnen viele Stellen in dieſem Buche von vielen ke fern nicht verfianden werden, 1085 longiore ‘tuberculo infighita, cauda forcipara I).,,Diefer Fiſch iſt der ſo⸗ genannte Tobias und Fein Hering, Cakeſild und Sildunge, wel⸗ dem legten Chriſtoph Hammer m) den Beinamen Jaculus giebt, find beide, den. Naturforfchern noch under Fante Fiſche. Von dem erſten glau: ber Pontopidan n),.daß er der Fiſch fen, welchen Schoneveld Dias rene nenne 0). Th 313: ©. * m) ‚Iauna-Norwegica:,pag. und deren Benennungen in Norwegen, 1086 Man Fan alfo aus dem obigen ſchließen, Daß noch eine große Dun: £elbeit bei allen dieſen herrſcht, und daß alle dieſe verfchiedene Namen Peis ne verfchiedene Gattungen anzeigen, fondern daß nur zum Theil Spielars ten der rechten Gattungen oder. bigs weilen ein ganz anderes Geſchlechts darunter verſtanden werde. I. Walbaum, D. 88. Er hat keine Veſchreibung davon gegeben, ſondern verweiſet den Leſer auf Bomares Natur-Hiſtorie af H. von Apbelen: T. 7. p. 162 welche eine Daͤniſche Ueberſetzung des angezeigten Buches iffr wo der Ueberſetzer Anmerkungen hinzu gefuͤget hat. n) 1. c. 2, Th. 246. ©. 0) Siehe deffen Ichrhyologia. p. 46. | Anfrage Hr Niemand die Begattung der Sifche deutlich wabrge- nommen? * Die alte Meinung, daß die Milch— ner den Rogen alsdann erſt befruchte⸗ ten, wenn die Roͤgner ihn von ſich gegeben haͤtten a), ſcheinet nur eine Muthmaſſung zu ſeyn: weil das Waſſer durch ſeine ſtete Bewegung, welche von dem bin: und her ſchwim⸗ men der Fifche roch vermehret wird, den milchichten Saamen ven wen Nor gen trennen und groͤßtentheils weg: ſpuͤlen kan: obgleich Jacobi mit a) Eiche Novm. Comin. Head. Se. Petropols Tom. 3:p b) Sishe Hiff de PAcad. des Sc. de Berlin. A. 1764. ‚benic), feinem Verſuche der kuͤnſtlichen Ber fruchtung das Gegentheil bemeifen will b), Sch, halte vielmehr dafür, daß der Rogen in dem Leibe der Roͤg⸗ nee von den Milchnern befruchten wer⸗ de: denn ſonſt koͤnten der Aal und die Aalquabbe (Blennius viviparus) feine Junge gebaͤhren. Vielleicht ges ſchiehet die Begattung auf eben die Weiſe als bei den Voͤgeln; weil die Zeugungsglieder an beiderlei Thieren viele Aehnlichkeit mit einander ha— W. Der Roͤgen, welchen er hie⸗ bei aus den Fiſchen gdruͤckt hat, fan vorher ſHon befruchtet geweſen feyn. Der Verſuch muß ao anf verſchiedene Welſe wiederhoͤlt werden, wenn er einen ſi⸗ chern Beweiß abgeben ſoll. c) Dieſe Muthmaſſung wird durch die Wahrnehmung des Abraham Argillan⸗ ders beſtaͤrkket. Sie se Shwed, Acad. Abh. 15. B. Plinii hiſt. anim. lib. 9. eıp. Ariſtotelis bifl. anim. Ib. $. cap.“ $. Hiſto⸗ 1987 WI ye 1088 Hiftorifche Anekdoten aus Lelands Irlaͤndiſcher Geſchichte. 1563. Fer Graf Desmond, ein D maͤchtiger aber wilder Herr, hatte ſich gewiſſe Eingriffe in die Gerechtſame des Grafen von Dr: mond erlaubt; dieſer rief feine Unter: tbanen zufammen und rächete die Be⸗ leidigung. Das Ende diefes kleinen Kriegs war die Leberwindung Des Desmonds, welcher verwundet und gefangen ward. Als ihn nun die Leute des Ormonds auf einer Trag⸗ bahre fortteugen, fcherzten fie unter fih, und fragten unter andern mit triumpbirendem Thon: Wo iſt nun der große Graf Desmond, Wo wolte er ſeyn, antwortete diefer mit einer feften Stimme, als an feinem rechten Plage, feinen Feinden auf dem Nacken, *x* * * *“x* * * * 1585. Mer Sohn eines alten fhot: —* D tiſchen Herrn Namens Sorleboy, hatte ſich gegen die engli— ſche Regierung in Irland empöret, und wurde enthauptet. in Englaͤn⸗ der war jo niedrig und fihlechtdens end, daß er den Vater mit dem Un; glück feines Sohnes aufjog und fo: gar ihm das Haupt deffelben zeigte, welches auf einen Pfal war aufgerich⸗ tet worden, Der brave alte Schotte fahe mit ernftem Blick nad) diefem traurigen Reſt feines Sohns, wandte ſich darauf mit einem drohenden und verachtenden Blick zu feinem Beleidis ger, und fagte: mein Sohn hat der Köpfe mehr, ! * * * x * * x * 1587. Hie Irlaͤnder widerfegten ſich heftig der Einfuͤhrung eng⸗ liſcher Geſetze; daher kam es, daß wenn Sherifs oder andere Beamte geſchickt wurden, ſich alles gegen ſie verſchwor. Als nun der engliſche Deputierte dem Herrn von Ferma⸗ nagh ſchrieb, er wolle in ſein Diſtrikt einen Sherif ſenden, ſo antwortete dieſer mit verſtellter Einfalt: „Euer „Sherif fol willkommen ſeyn, aber „laßt mir auch gleich ſagen, was „er werth iſt, damit ich, wenn mein „Volk ihm den Kopf abſchlaͤgt, die „Summe ſogleich wieder von dem „gande heben Fönne,,, — Druckfehler. Im sgten Stüde diefes Magazins S. 926. Zeile 18. von unten, nach den Worten der Ueberreſt diefer Summe wird eingefhaltet, oder die Sums me jelbft, falls Feine 30 abgezogen werden Fönnen 2c. ©.928. Zeile ſ. vom oben, ftatt periodischen Umlauf, fies: ſynodiſchen zc. r089 a A: 2° 1090 Hannoveriſches Magazin. 6or3 Stuͤck. Montag, den 28% Auguſt 1780, Auszüge nuͤtzlicher Briefe, (Siehe das 63° St. d. J.) Achter Brief. I: auch diefes mal Ihre Neube⸗ gierde zu befriedigen, mein mahrheitliebender Freund, fo baben Sie bier einen Auszug aus mei⸗ nen Anmerkungen, welche ich über den Flußſpath gemacht. Sie finden alles weitläuftiger in den Abhandlungen un: feree Akademie, und zwar im erften Quartale diefes Jahres. Es ift Ihnen mehr als zu bekannt, daß die Flußfpathfäure von mir, als eine neu entdeckte mineralifche Säure, im Sabre 1771 in den Schriften unfe- rer Akademie befchrieben und öffent: lich Eund gemacht worden. Seit die: fer Zeit fanden fich zwei franzöfifche Ehemiften, welche fih vornahmen, mir meine Säure freitig zu machen, und unter die Non Entia chemica zu rangiren, Herr Boulanger (fo beißt ſich der erfte meiner Gegner) wollte in einer befonders gedruckten Abhand: lung bemweifen, daß meine Säure nur bloß eine mir einer irdifchen Subſtanz genau verbundene Salzſaͤure wäre, Bor einigen Jahren Fam auch Here Monnet hervor, Diefer will der gans zen Welt zeigen, daß ſowohl ich als Boulanger fehlen, und meine Fluß: fpathfäure nichts anders, als eine mit Flußſpath verflüchrigte Vitriolſaͤure ſey. Hier haben num die Herrn Cher miften drei ungleiche Meinungen diefe Säure betreffend. Welche ift num die wahre? Laßt uns ihre Erfahrungen, auf welche fie ihre Beweiſe gründen, mit recht chemifchen Augen betrachten, Here Boulanger gießt Flußſpath⸗ fäure in eine Silber: und Queckſilber⸗ auflöfung, er ſiehet daß folche nies dergefchlagen werden, er erhält auch ſowohl Hornfilder als verfüßtes Queck⸗ fitber, folglich ift meine Säure Salz fäure! Das läßt wirklich fehr gut. Aber wie viel befomt man von diefen Präcipitaten? Nur ſehr wenig. Wels cher Ehemifte weiß nicht, daß alle mis neralifche Produkte, weiche Kalk ent: balten, gemeiniglich Spuren von Kochs faly oder doch deſſen Säure bei fi führen? Der Flußſoath befteht haupt⸗— fählih aus Kalf und einer eigenen 35 Säure, 1091 Säure, daher leicht durch Huͤlfe der Vitriolſaͤure auch einige Spuren von Salzſaͤure koͤnnen mit übergetrieben werden, Ich will zeigen wie man diefe wenige Salzfänre von der Flußſpath⸗ fäure trennen fan. Man präcipitire eine Silberauflöfung mit Weinftein: alkali, diefen Präcipitat loͤſe man in einer Eleinen Quantiaͤt Flußſpahtſaͤure auf. Bon diefer Auflöfung tröpfle man in eine mit VBirriolfäure uͤberge⸗ triebene Flußſpathſaͤure, fo viel bis fein Präcipitat mehr zu Boden fällt, un rectificire man diefe Säure, fo hat man eine recht reine Flußſpathſaͤu⸗ re, welche fein Silber mehr aus feis ner Auflöfung niederfchlagen Fan, Troͤpfelt man diefe Säure in Kalkwaſ⸗ fer, fo fälle von neuem ein regenerirter Flußſpath. Herr Boulanger meinet, wenn er die in dem Recipienten bei der Deftillation fich jedesmal abfondernde Erde gänzlich von der Säure fönte abs fcheiden, fo hätte er die Salzſaͤure ganz rein erhaſchet. Nun aber enrftes bet bei meiner erft erwaͤhnten Rectifi⸗ cation von neuem eine Erde in dem Res eipienten, folglich folte ja diefe zum andern mal übergetriebene Saͤure noch eher die Silberfolution niederjchlagen, und dennoch geſchiehet ſolches nicht, Sch fchließe alfo bloß aus diefer eingiz gen Erfahrung, daß Herr Boulanger fehl geſchoſſen. Ich willnichts erwaͤh nen von der Austreibung der Fluß— ſpathſaͤure mit der Salpeter⸗ und Sal fäure, Es ift wahr, nimt man recht eoneentrirte Säuren, fo geber es nicht an, aber mis etwas ſchwaͤcheren, oder Auszüge nüslicher Briefe, 1092; auch nur gemeiner Salpeter: und Salz⸗ fänre, wird man den Flußfparh fehe gut decomponiren koͤnnen. ie abs geſchmackt läßt es, wenn man fagt: ‚die eine Saljfäure treibt die andere aus! Doch ich will mich nicht länger mit Heron Boulanger aufhalten, fons dern mich zu meinem andern Gegner, dem Heren Monnet, wenden, Diefer fonft fo berühmte Chemifte faget rein aus, und zwar gerade wis der Heren Boulangers und meine Ber: fuche, daß der Flußſpath Feine Kalk: erde enthalte, janoch mehr, auch kei⸗ ne Säure, und daß das nach der Des ftilation in der Retorte rückftändige, mit mehr aufgegoſſener Vitriolſaͤure, durch Huͤlfe der Deſtillation gaͤnzlich koͤnne uͤbergetrieben werden. Das heißt, den Gyps mit Vitriolſaͤure vo⸗ latiliſiren! Eine Sache, die dem Herrn Monnet wohl kein Apothekerjung glau⸗ ben wird! Ich babe in meiner Abs handlung vom Flußfparh fo deutlich bewieſen, daß deffen Bafıs eine Kalk erde ift, fo daß aar nichts. dagegen einzuwenden ift, Doch will ich diefes noch deutlicher zeigen, auch zugleich darthun, daß eben diefelbe Menge Bi: triolfäure, die man zur Austreibung der Flußfparbläuregebraucht bat, noch gänzlich in der Metorte bei dem Reſi⸗ duum iſt, und daß diefes Reſtduum Gyys ift und bleiben. Ich ſchlug auf eine Unze recht zart in einem gläfernen Mörfer aeriebenen Flußſpath, welcher mir allem Fleiß ausgefucht und gänzlich rein war, drei Unzen ſehr genau in eben derſelben Res torte 1093 torte abgewogenes Vitriolöl, und in den Recipienten goß ich zwölf Unzen deſtillirtes Waffer: Ich feßte die Der ftillation acht Stunden lang mit fol: her Hiße fort, daß nichts von der Bir trioffänre mit uͤberſteigen konte. Div auf verſuchte ich, wie viel Weinſteimn⸗ alkali drei Unzen Vitrioloͤl erforder⸗ ten, um recht genau geſaͤttigt zu wer⸗ den. Nach geendigter Deſtillation zerſchlug ich die gläferne Retorte und nahm das Reſiduum ganz rein heraus, tieb es zur Pulver, legte es in einen Kolben, goß 24 Unzen Waſſer dar: ‘auf, und ließ es einige Minuten Fo: hen, Sodann nahm ich eben fo viel Weinſteinalkali als drei UnzenVitriol⸗ oͤl, zufolge meines vorhergehenden Verſuches, zu ihrer Sättigung ge brauchten, lößte folches in einigen Un⸗ zen Waffer auf, goß dieſe Lange auf das Fochende Refiduum in den Kolben nd kochte noch einige Minuten zu. Daranf unterfuchte ich das Klare, und fiehe da, ich hatte einen-reinen vitrioli⸗ firten Weinftein in meinem Waſſer, bei welchen! weder Vitriolfäure noch Alkali die Oberhand hatte, und der nicht einmal die beften Reagentia, den Violenſyrup und Lakmus, veränderte, Daher folger den unmiderfprechlich, daß Feine Bitriolfänre in der überge: triebenen Flußſpathſaͤure fan zugegen ſeyn. Dieſes erhellet auch fonnenflar daraus, daß meine Säure die Aufloͤ⸗ fung der Schmererde nicht nieder: ſchlaͤgt. Es wird auch die Bleiaufloͤ⸗ ſung in der Salpeterſaͤure nicht davon präcipititt, auch eniſtehet Feine Schwe⸗ Auszůge nuͤtzlicher Briefe, 1094 felleber; wenn die Flußſpathſaͤure mit Weinſteinalkali geſaͤttigt und ſodann mit Kohlenſtaub zuſammen geſchmol⸗ zen wird. NR will ich aber dem Herrn Mon⸗ met auch zeigen, daß das ruͤckſtaͤndige in der Retorte Kalferde enthalte, Ich edufcorirte das weiße Pulver, welches ſich, zufolge des vorhergehenden Ver⸗ fuches, nachdem Weinfteinalfali zuge⸗ Hoffen worden, in dem Kolben zu Bos den gefegt hatte. Nachdem dieſes Pulver getrocknet war, wog es 9 Drachmen. Von dieſer Erde folvirte ich zwei Drachmen in der Salzſaͤure, es reftirten neun Gran, welche fich nicht abflöfen wolten und noch unde toniponirter Flußſpath zu ſeyn ſchie⸗ nen. Zu einem Theil dieſer Auflds fung fchlug ich etwas Zuckerſaͤure, da fiel fogfeid) ein Präcipitat, ein mit Zuckerfäute verbundener Kalk, Zur einem andern Theile goß ich Vitriol⸗ fäure, und fogleich feßte fi Selmit oder Gyps. Das übrige don meiner Auflöfung ließ ich bis zue Trockenheit abrauchen, und ich befam ein Satz, welches wieder ah der Luft zerfloß, Den übrigen Theil von meinem Puls ver caleinirte in einem verdeckten Ties gel. Hier erhielt ‚ich einen wahren Kalk, welcher das Wafler in Kalk: waſſer verwandelte und den Schwefel aufloͤßte. Daß nun das in der Ne torte zurüchgebliebene, Gyps gewefen fey, wird auch der, welcher nur die geringfte Einfiche in die Chemie hat, nicht verneinen Pönnen ! Wer wird wohl glauben, es müßte 333 2 denn 1095 denn dem Herrn Monnet zu Gefallen gefcheben, daß die in dem Mecipienten ſich fo häufig anfegende falinifche Cru⸗ fie, wie er fie nennet, mit Vitrioloͤl, bei einer. nochmaligen Deftillation, fich übertreiben laſſe? Diefe Erufte ift in der That, wenn folche rein edulcoriret wird, nichts anders, als ein zartes Kiefelpulver, und diefes Pulver fol mit der Vitriolfäure, fo wie fein Re ſiduum, überfteigen!; In Schweden gewiß nicht! Herr Monner will uns noch meh: zeres zu glauben: überreden, daß nen; lich die Auflöfung des Flußſpathes in der Salpeterfäure von der Blutlauge koͤnne niedergefchlagen werden. Hier bat er gewiß eine mit überflüßigem taugenfalz gemiſchte Blutlauge ger babt, denn eine rechte mit den färben: den Werfen gelättigtetauge fchläge nur bloß das im Flußfparb befindliche Ei⸗ fen, welches nur fehr wenig und zur weilen gar nichts ift, nieder, den Fluß: Riöping, den roten Jun. 1780, Auszüge nügliher Briefe, ‚path aber oder deffen Kalk laͤßt dieſe 1096 Lauge ſchon unangeruͤhrt. Zuletzt will er ſogar uns allen die Augen verblenden, ſagend, daß er noch niemal gemerkt, daß die Flußs ſpathſaͤure das Glas angegriffen habe. Ich bin uͤberzeugt, mein liebſter Freund, daß Sie, nebſt vielen ans dern, diefe Säure in Gläfern ftehen haben, und dem Herrn Monner auch bierinnen die Wahrheit zeigen koͤnnen. Ich fchließe ganz kurz, daß der Flußſpath bauprfächlich ans Kalk und einer eigenen Säure beftehe, und daß weder die franzöfifchen Chemiften, noch irgend ein anderer, mir diefe Wahrs heit wird ftreitig machen koͤnnen. Ich feße auch noch hinzu, daß eben dieſe Säure, wenn folche dem Waſſer bei⸗ gefüge wird, und folches in allen Punften beruͤhret, daſſelbe in Kiefel- erde verwandelt, welches gefchieher, wenn diefe beiden Körper, nachdem fie in zarten Dämpfen aufgelößt find, einander. auf dem Wege begegnen, C. W. Scheel, Das Trauerſpiel. ren Ariſtoteles in feiner Abhand⸗ fung von der Dichtkunſt des Träuerfpiels vorzüglich gedenfer, und felbiges allen andern Arten der Ge- Dichte vorzieher, fo bedient er fich da: bei des Ausdrucks: Dadurch, daß es Mirleiden und Schrecken er regt, reinigt es die Seele von diefen Aufwallungen, Diefe Stelle ſcheint dunkel zu feyn, es flieht aus, als ob der Berftand vderfelben folgen, der wäre: Die Zufchauer lernen, inz dem fie fi an die traurigen Gegens flände auf dem Theater gewöhnen, im menfchlichen geben nicht durch fie bes unruhiget zu werden. Wäre dies nun aber feine Meinung, ſo iſt der Zweck gewiß nicht. moralifch gut, und em⸗ pfiehlt 097 pfiehlt Feinesweges das Trauerfpiel, Zugefchweigen, daß auch) das Vergnuͤ⸗ ‚gen an felbigem verfchwinden würde, wenn die Werkzeuge der Empfänglich: keit durch oͤfteres Anſchauen deffelben ſtumpf werden koͤnten. Natuͤrlicher ſcheint es zu ſeyn, daß die Abſicht eines guten Trauerſpiels iſt, die entgegen geſetzten Leidenfchafs ten durch erregtes Mitleid und Schref: fen zu reinigen; das Vertrauen auf irdiſche Glückfeligkeit, wozu der Menſch ſo ſehr geneigt iſt, zu erſticken; die Hartherzigen zu erweichen; dem Leicht⸗ finnigen Empfindungen der Unfälle and Widerwaͤrtigkeiten des Lebens zu geben, die von der menfchlichen Nas tur fo ungertrennfich find; den Eiteln zu züchtigen; dem Grauſamen fanfte Empfindungen zu erregen, und mit eir nem Worte, den ganzen Menfchen menfchlicher, weifer und zu einem bef: fern Defchöpfe zu machen. Ein vollfomnes Trauerfpiel ift eis nes der edelften Produkte der menfchs lichen Natur, fähig, die Seele auf die rübrendfte Art zu unterhalten, und auf die unterbaltendfte Arc zu beffern. Schon Senefa fagt: Ein tugend⸗ bafter Mann, der im Ungluͤck kämpft, ift ein Schaufpiel, auf welches die Börter mit Vergnuͤ⸗ gen berabfeben, Unterhaltungen der Art, verfcheu: chen aus unfrer Seele jeden niedern und fchlechten Gedanken; fie vermeh— ren wahre Empfindfamfeit, diefe Zierz de unfrer Natur; fie machen den Grauſamen milde; troͤſten den Trau⸗ Das Trauerſpiel. 1098 rigen; und führen uns jur nudeding⸗ ten Unterwerfung unter die Raths ſchluͤſſe der leitenden Vorſehung. Addiſon hat die Wirkung eines guten Trauerſpiels in dem Prologe zu feinem Cato folgendergeſtalt ausge druͤckt: „Tyrannen verloren nun ihre „natürliche Wildheit, und Feinde ver „Zugend, wunderten fih ihrer Thraͤ— „nen., Die neueren guten Trauerſpiele übertreffen die der Römer; was Plan, und Behandlung der Fabel anlangt, fteben fie den Griechiſchen weit nach; was aber die Morat betrift, fo ilt es wohl gewiß, daß die neuern (menigs fiens einige der beften) den Alten vors zuziehen, und ziemlich erträglich find. Wenn mir irgendivo eine rührende Geſchichte aufſtoͤßt, fo denke ich im; mer, wie fie fich auf der Buͤhne aus: nehmen. würde, wenn fie durch die Hand eines gefchickten Dichters aus: gefchmückt und bearbeitet wiirde, Die folgende merkwürdige Gefchichre dünft mic), wäre deffen nicht unmwerth, nur um des Himmels willen bitte ich un: fere fruchtbaren Theaterſchmierer fich nicht damit zu befaffen, fondern es altenfalls einem Leſſing, Goͤthen oder geifewiß zu uͤberlaſſen. Sie fordert die vorfichtigfte Behandlung, wenn fie Feine Farce werden fol. Zur Zeit der Regierung Heinrichs des III. Königs in Frankreich, war um das Jahr 1580 in der Stadt Lectoure in der Provinz Armand ein Commen⸗ dant Namens Baleine. In feinen jüngern Jahren, batte er in verfchies denen Kriegen gegen die Türken ger 335 3 fochten, 1099 fochten, wär heftig und ſtolz, jedoch tapfer, und ein großer Freund der Tus gend, Er hatte eine Schwefter bei fih, die wir Maria nennen wollen, ein SFrauenzimmer von ausnehmender Schönheit, Offenherzigfeit und Güre, Antonio, ein Officier der Garnifon, dem der Gouverneur außerordentlich gewogen war, und ihm viele Guͤte und Freundſchaft bewies, hatte eben da; durch freien Zutritt zu ibe, und mis: ‚brauchte diefe Erlaubniß, fie allein zu feben und zu unterhalten, fo ſehr, Daß er ohne des Baleine Vorwiſſen die Maria in ein tiebesverftändniß zu verwickeln ſuchte. Dach einiger Zeit gelang es ibm fich bei der jungen. un: erfabrnen und gutberzigen Perfon fo febe durch feine Schmeicheleien in Gunſt zu feßen, daß er ihr fo gar den Borfchlag, eine Heirarh mit ihe im geheim zu treffen tbun durfte. Nach langen Widerftreben willigte fie dar⸗ ein, jedoch fanden ſich da viel Schwies rigkeiten, bauptfächlich aber wie man einen Priefter finden mögte, der nicht allein die Trauung vollzöge, fondern fie auch geheim hielte. Antonio wußte jedoch endlich durch feine Liebkoſun— gen und Berpeurungen ewiger Treue fie dahin zu bringen, daß fih Maria auch endlich bereden ließ, ohne prie: fterliche Einfegnung die feine zu wers den; fie ſtreubte fich anfänglich, gab endlich feinem Ungeſtuͤm nach und — fi, Kaum hatte der Niederträchtige feinen Zweck erreicht, fo war auch ſchon feine heftige Neigung erfalter; er hatte ehe fie fich zu feinem Willen Das Trauerſpiel. a ; bequemete ihr nochmals das allerfeiers lichſte Berfprechen gethan fie fogleich zu beirarhen, fo bald ſich nur eine ſchickliche Gelegenheit dazu fände, als lein num, wurde dieſes Verſprechens mit keinem Wort mehr gedacht, ſeine Beſuche wurden ſeltener, und er wich ſogar allen Gelegenheiten aus ſie al⸗ lein zu ſehen und zu ſprechen. Doch dies war noch nicht genung, ſondern der Grauſame hieng ſich an ein auder Frauenzimmer in der Stadt, und ganz im geheim (wie er glaubte,) ließ er ſich dieſe antrauen. Was kan aber den forſchenden Blicken einer beleidig⸗ ten Schöne verborgen bleiben? oder was ift im Stande die Eiferfucht zu bintergehen? Maria erfuhr alles durch ihre Spione, fo bald es ſich zugetra⸗ gen hatte, und war vor Schmerz und Wuth halb vafend, In dieſer fuͤr fie fo traurigen und erniedrigenden Lage, rannte fie zu ihrem Bruder dem Gou⸗ verneur, mit tbränenden Augen, und mit Blicken, die von ihrem tiefen Schmerz und von verſchmaͤheter Liebe zeugten, fiel ihm zu Füßen, entdeckte ibm die ganze Gefchichte, und bat ihn Mitleiden mit ihrem elenden Zuftande zu haben, und’ die Beleidigung zu ahnden, die fie von dem treufofen An⸗ tonio erlitten hätte, Baleine mar zwar von Natur hitzig und auffaßvend, Doch vor das mal ver⸗ ftellte er fich, gab feiner Schwefter den Rath Gedult zu haben , ſich ruhig gu verhalten, heiter und munter zu ſchei⸗ nen, fo fehr es ihr nur moͤglich, und überzeugt zu feyn, daß er die Sache völlig 1101 2 \ völlig als feine eigene anfeben, und ihr die allerftrengfte Gerechtigkeit wie: derfahren laffen würde. Er ſelbſt der Baleine, betrug ſich gegen den Antonio: wie gewöhnlich, offenherzig und freundlich, ohne den getingften Argwohn zu äußern, Mach einiger Zeit, Tud er an einem feftlichen Tage verfchiedene feiner Freunde, und unter andern auch den Antonio zu einem prächtigen Gaſtmale bei ſich in. dem Kaſteel ein; nach der Mahhzeit fuchte er unter allerlei Vor⸗ wand den Antonio fo lange aufjubal: ten, bis ſich dieganze Gefellfchaft ent: ferne hatte, worauf er fo gleich feinen - Bedienten den Befehl gab, dem Vers brecher Feffel an Hände und Füße zu legen. Der Gefangene wurde bier: auf in ein entlegenes Zimmer gebracht, in welchem ſich Baleine als Richter auf einen dazu bereiteren Staatsftuhl fegte. Antonio wurde angeklagt, und ihm zur Laſt gelegt, daß er die Maria, durch ein feierliches Verfprechen der Heirath, verführet, und darauf Diefe gelobte Treue nicht allein ſchaͤndlich gebrochen, fordern fogar auch noch ein anderes Frauenzimmer geheirathet hätte. Antonio vor Schrecken und Erftaunen entdeckt zu ſeyn, außer fich, behauptete unichuldig zu ſeyn; wor: auf aber verfchienene Zeugen vorge: fordert und abgeböret wurden , twelche denn ausfagten: daß der Beklagte in ihrer Gegenwart der Maria oft das Verſprechen der Heirath gethan-hätte, Zuletzt nach allen erfchien nun auch die Maria feibjt, und indem fie das Das Zrauerfpiel, 1102 ganze Faktum zu Protocol gab, be Präftigte fie ihre Ausfage mit einem förmlichen Eide. Antonio fchien bei dem Anblick der Maria alle Faſſung zu verlieren, er war beſchaͤmt und verwirrt; er ger ftand es nun zwar, daß ein Liebesvers ſtaͤndniß unter ihnen geberrfcht hätte, allein er laͤugnete es, daß jemals das bei die Rede von einer Heirath gewe⸗ fen wäre ; kurz er fhob alle Schuld auf Maria. - Er fügte hinzu, die Dame hätte ihm folche Gelegenheit gegeben, daß er nach allen Gefegen der Galanterie nicht hätte umhin Füns nen, ihre Winfche mit gleichem Feuer auf halbem Wege entgegen zu kommen und zu befriedigen. Diefe fchändliche Entfcehuldigung wurde jedoh von dem Michter als falfh und grundlos verworfen, dee nun die Zeugen-Ausſage famlere, und - zuleßt gegen den Beklagten das Tor desurtheil ausfprach. Baleine war nicht zufrieden die verfchiedenen Rollen des Anflägers, des Präfidenten und des gefamten Gerichts gefpielt zu haben, fondern er verwaltete nun auch noch das Anıt ei- nes Machrichters, und erftach den Ans tonio mit eigener Hand, welcher Gort und Menfchen um Hülfe anrief, und vergebens ber Verlekung der Hofpis talitaͤtsrechte ſchrie, welche zuerft zu übertreten, er fich doch vorher Fein Gewiſſen gemacht hatte, Machdem die Rache vollzogen, fo wurde den Verwandten des Entleibs sen der todte Körper zugeſchickt, und Baleine 1103 Baleine war nun zufrieden. Er hatte feinen Seeretair beordert, die ganze Peocedur zu protocolliren, ſowohl die Anklage als auch deren Beantwors tung, benebft der Zeugen Ausfage; im Summa den ganzen Proceß; diefe Acte nun wurde nicht allein von ihm und der Maria unterfchrieben, fons dern auch noch von den abgehörten Zeugen. Ueberzengt, daß diefe Gefhichte oßne Zweifel binnen Purzem dem Koͤ— nige zu Obren kommen würde, ließ Baleine eine genaue Copie der Acte machen ſchickte fie dem Könige, und bat ihn in einem Briefe, den er Dabei fchrieb, ibm diefe Kuͤhnheit zu verzei— ben, daß er in einer Sache, worin feine Ehre fo ſehr verwundet wäre, G. Das Trauerſpiel. ro ben gewöhnlichen Lauf der Gerechtig⸗ feit vermieden, und ſich mit eiguer Hand Gerechtigkeit verfchaffer hätte. Der König, welcher über eine fo dreifte That erftaunee war, befürchten. te, daß ein Mann von fo heftigen Temperament noch weiter gehen koͤu⸗ te, wenn er gereizt würde; aus diefem Grunde verzeihte er ihm, ſchickte aber zu gleicher Zeit einen Officer auf. welchen er fich verlaffen Ponte, der ihn ablöfen, und das Gouvernenent übers nehmen mußte. Baleine legte fein Kommando willignieder, und verfügte ſich mit einigen auserlefenen Freun⸗ den und feiner Familie nach einem Kafteel, welches ihm eigen gehörte, und nicht weit von Lectoure entfernt war, mM... L,% Anfrage Seit zwei Jahren haben ſich bei den heißen Tagen im Monate Jun. auf meinem Taubenſchlage Wanzen häufig eingefunden, die Die noch zars ten jungen Tauben durd Stiche ver: wundeten, woraus nachher lauter ei: teende Geſchwuͤre entitunden, fo daß man diefelben gar nicht efien Fonte, Pa liegt im Giebel ges gen Morgen im oberften Stockwerk, und alfo nicht unter dem Dache, ift ausgeweißet, bat durchftreichende Luft, und wird alle 14 Zage, fo wie die darauf befindliche, und von Weiden: ruthen gezaͤunte Mefter, gereiniget; dem ohnerachtet kan man ſich dieſes, der Taubenzucht fo nachtheiligen Un— geziefers nicht entwehren. Golte, wie man gewiß glaubt, einem erfahrnen Hauspälter ein Mittel bekannt ſeyn, wie man diefes Ungeziefer vertilgen fan, der mwiürde fich allen Liebhabern der Taubenzucht durch öffentliche Ber kanntmachung defjelben pöchft verbinds lich machen. — ü— 105 Bo 20° Zu Hannoderiſhes Moegezn. 1106 zors Stuͤck. Freitag, den Iten September * Vorſchlaͤge zur Verminderung der Eide. ouẽrte EX Torvopxiz; * D Gottesgelehrten halten jeden Menfchen für boͤſe vonNatur: die Rechtsgelehrten hingegen balten ibn fo Tange für gut, bis das Widerſpiel dargerban ift, Sie befirch: ten jedoch, daß er fich gelegentlich bei: fallen laſſen mögte, eine Untreue zu begeben, ein falfches Zeugniß wider feinen. Nächten zu reden, das ihm an: vertraute Vermögen verlaffener Wai: fen an fi zu bringen, und ins ge: beim eine Erbfchaft zu plündern, Für alle dieſe Beforgniffe foll eine eidliche Berheurung feiner Rechtſchaffenheit die Sicherheit leiten. So trügbar uns folche fcheint ; Sermens de la foi humaine, facres & vains garans. Voltai:; fo ehrwuͤrdig war fie der Vorwelt a). Das Band des Eides ift Die Religion, a) Cicero L. 3. de ofhciis. b) in L. 12. de Legibus. -c) Gravinz origines juris P. 293. —— Kal aaepeız. 1) Phil: * bl und Plato b) hat angemerfet, daß wenn ein Volk feine befäße, fo wäre jeder Eid mißlich, wenn er über das, was mein und dein ift, entfcheiden ſolte. Die Gottheit blieb den ältes ften Völferfchaften, auch in dunkeln und ſchwankenden Begriffen, furcht: bar, und heilig mar ihnen der Eid. Schen Lycurgus bediente fich deſſen. Er gab den Griechen Gefeße, wandte eine Reife vor, ließ fie ſchweren, daß fie foiche bis zu feiner Zuruͤckkunft bes obachten wolten, und entfernte fich bierauf auf ewig. Durch eine genaue Beobachtung eidlicher Berficherungen regierte Numa Pompilius ohne Ger feße ©). Durch fie blieb die Grunds velte des Nömifchen Staats in allen Stürmen unerfchüittert, uud redliche Nachkommen eines räuberfchen Gefin: dels wurden unnachabmliche Helden‘ und Beherrſcher des Erdkreiſes. Ein Aaaa Regulus ‚1107 Regulus wolte fogar einen abgedrun⸗ genen Schwur, den der Pontifex Maris mus felbft für ungültig erklärte, nicht inten anſetzen, und gieng getroft den N artern der Carthaginenfer entgegen. Die Zucht für die Götter hatte fiber den Pöbel eben die Gewalt, als die Ehrbegierde uber die Gioßen. Der Eid, den das Volk geleiſtet, daß es feinen Conſuln in den Krieg folgen wolte, dämpfte feinen Aufruhr, und hemmete feine Trennung auf dem beis tigen Berge. Ein jever Bürger mußte eidlich den Betrag feines Vermögens Sanzeigen; die Geſchichte meldet nicht, dag fo lange diefe mächtige Republik beftand,jemais davon eine Angabe falfch ‚befunden fey d). Das Glück des Hannibals machte das Volk zaghaft, Nach der Niederlage bei Eennas wolte „ed. nach Sicilien fliehen, nicht verlaffen wolte. Es blieb, und das Schwerdt feines Feindes überwäl: „tigte zwar feinen Muth nicht, aber ‚feine Religion e). Unter den Chri⸗ fin, ſo die Verbindlichkeit eines Ci: des durch ein helleres Licht der Offen: barung kennen mußten, fanden zwar die Kirchenväter die gerichtlichen Ei: desleiftungen bedenklich, da fie mit beidnifchen Ceremonien begleitet ma: „zen: Es ſchwuren jedoch die rechtgläu: digen Bifchöfe auf, dem Aeumnenſi⸗ ſchen Coneilio bei dem Leibe des Herten, nd fo wahr fie Chriſtum fehen wol . 51 4 d) Saint Foix Eſſais hiforiques fur Paris Tom. G. p- 224. Vorfhläge zur Verminderung der Eide. Es mußte . dem Scipio fohweren, daß es Som . 1108 ten am Tage des Gerichts ). Die erſten Chriſten trauten ſich unter ſich ohne Betheurung. Die Urſache der mehrſten Eide iſt die Habſucht, und die Furcht fuͤr einen Verluſt, er ſey groß oder klein. Und was liegt dann daran bei einem bittern Zwiſt, Ob Fiſchfett, oder Gold des Zwieſpalts Urſach iſt? Haller. Dieſe fiel bei ihnen weg. Sie vers walteten ihre Guͤter zu eines jeden Be⸗ duͤrfniß, und verließen fie fuͤr ihre Re⸗ ligion ſorgloß und freudig. Allein dieſes uneigennuͤtzige Chriſtenthum dauerte ſo lange, als es ſeine Lauter⸗ keit in Druck und Verfolgung behielt. Irrende und herrſchende Chriſten ſchwuren dreiſt auf die Gebeine der Märtyrer, die niemals in einem Streit⸗ handel den Gott des Friedens zum Mächer über fih angerufen hatten. As unſre Vorfahren Barbaren hieſ⸗ fen, und ehe ihnen die Einfichten und die Safter der anfgeflärten Nationen befant wurden, mar die Aufpebung eines Schildes, ein Handfchlag, und ihr Wort ein unverbruͤchliches Pfand ihrer Treue. Mit dem Auwachs ih: rer Reichthuͤmer und dem Verfall ih: rer Sitten würden fie ſelbſt gegen ihr Ya und Mein mißtrauiſch. Eine flär- Pere Betheurung folte das Siegel der Wab Eit fenn, und wurde gar oft die Sprache des Meineides, Bei den haͤu⸗ e) Montesquiou L’efprit des Lois LS.. C. 13. f) Tertullianus C. 33. Set. 4. Art. 9. Sect. 3- 1109 häufigen Eidesleifiungen gewöhnen fich die Menfhen unbedachtſam an Hälfsmittel, deren man fich nur, gleich den Droßungen mit dee leiblichen Folter, in unumgänglichen Fällen zur Ehre der Wahrheit bedienen folte, und: unter den-täglichen Ausrufungen des göttlichen Namens, verliert fih die demſelben ſchuldige Ehrfurcht. Die Veranlaſſung der gerichtlichen Eide beruhet gemeiniglich in einer wiſ—⸗ ſentlichen Verhelung der Wahrheit. Jeder Theil laͤngnet fie, in fo fern fie ihm nachtheilig ; je mehr fie hervor⸗ blicken wit, deſto flärfer wird der Nebel der um fie verbreitet wird, und man hält den Cicero zu gewiffenhaft, wenn er in der Mede fuͤr den Roſcius fagt: Mitieben der Strafe, fo die un: fterblichen Götter dem Meineidigen beftime , haben fie auch den Lügner bes drohet, und ihren Zorn erregen nicht die Eidesformeln, fondern die Untreue und die Bosheit, womit dem andern ein Fallſtrick gelegt wird: Es bat ſich gleichwohleine Nation gefunden, die es fih bloß aus Antrieb des Gewiſſens zu einer Schuldigkeit gemacht hat, fo gar im Gerichte die Wahrbeit zu re: den, Es waren die alten Einwohner in Peru, Sie wurden faum von den Spaniern für Menfchen gehalten, Es iftwahr, fie fonten nicht einfehen, daß ein Priefter in Nom berechtigt wäre, ihre Laͤnder zu verfchenfen, und ihre Habe Tyrannen Preis zu geben. Un: bekannt mit den Kennzeichen, wodurch der fchreibfüchtige Europäer feine Plus Dorfchläge zur Verminderung der Eide, 1110: gen und ehörigten Einfälle zu verewi⸗ gen ſucht, hatten fie feinen Begrif von einer fchriftlichen Offenbarung, und soeigerten fich der Annahme des Evan⸗ geliums aus den von ihren Blute tries fenden Händen ihrer Würgengel. Sie waren gleichwohl nicht ohne Religion, den fie verehrten vorzüglich die Sonne, Diefee Sinnbild der Herrlichkeit der aligenieinen Borforge und der Allges genwart des Schöpfers, erweckte in ih⸗ nen Bewunderung und Dankbarkeit, und ſie ſchrieben deren Wirkſamkeit ihr eigenes Daſeyn zu. Ein irriger Wahn, der jedoch ihrem Herzen und ihrem Verſtande nicht fo ſehr zur Schande gereichte, als die Verfinſte⸗ rung der Aegyptier und der Unſinn, worin öfters die Sfraeliten verfielen, die das Bild der mwohlchätigen und majeftätifchen Gottheit in der Anbe⸗ tung eines Crocodils und eines Kals bes entweibten. So groß indefjen die Eprfurcht diefer Wilden für das Ges ſtirne, das täglich ihre Handlungen bes leuchtete, war, fo ſchwuren ſie doch nicht bei ſelbigem. Sie furchten ſchon defs ſen Unwillen und Zorn, wenn ſie ihren Ineas auf eine bloße Frage die Wahr⸗ heit vorenthielten 9). Das Beifpiel eines toben und ungefitteten Volkes, das nicht einft den Werth des Gols des, des Abgottes des Flügern Welt⸗ theils zu ſchaͤtzen wußte, ift zwar zu niedrig, als daß man es dem vorfiche tigen Europäer zur Nachahmung mit der Hofnung eines guten Erfolgs anz preifen koͤnte. Es würde jedoch eine Aaſaa 2 ſcharfe g) Allgemeine Geſchichte von Amsrifa, zweiter Theil S. 240, 11141 ſcharfe Ahndung ein ſicher Bewe— gungsgrund ſeyn, daß in den Gerich— ten nicht ſo haͤufig Unwahrheiten zur Hintergehung des Naͤchſten vorge: bracht wuͤrden, und es wuͤrde ſolche die Beduͤrfniſſe der eidlichen Zeugniſſe vermindern. Aus Furcht eines zeit— lichen: Uebels vermeidet auch der La— ſterhafte das Boͤſe. Der Oſliake ſchnei⸗ det bei ſeinen Betheurungen ſeinem Goͤtzen die Naſe ab, und glaubt, daß er alsdenn feine Naſe einbuͤßen wuͤr⸗ de, wenn er die Unwahrheit vorbraͤch— te h), und die Furcht fein Geſichte zu fhänden, wird die Grüße feiner Red: lichkeit. In Japan wird eine gericht: liche Lüge gleich allen andern Berges ben mit dem Leben beftraft i). So graufam diefes Gefeg fcheint, das der Eigennuß der Kaifer, die fi das Eis genthumsrecht der Güter ihrer Unter; thanen zufchreiben, veranlaßt, fo bils lig würde es fenw, wenn jeder der wis der feine eigene Ueberzeugung durch eine Lüge feine Befugniß behaupten wolte, fie wenigftens eben dadurch vers loͤre, wie es in den Gefeßen fchon auf den Fall, wenn Jemand den Beſitz eis ner Sache läugnet, verordnet ift. Eine beträchtliche Anzahl Eide iſt entbehrlich und unnüße und dem Staa: "te fo nachtheilig als dem menſchlichen Körper der Gebrauch überflüßiger Ar: jeneien, wie folches ſchon ein beruͤhm⸗ bh) Neu verändertes Nufland ©, F50. Vorſchlaͤge zur Verminderung der Eide, 1112 ter Goͤttingiſcher Lehrer aus gefuͤhret bat k). AA Hieher gehören 1) alle außerge: richtliche Eide. Iſt eine Handlung an ſich erlaubt, ſo braucht ſie keiner eidlichen Beſtaͤrkung. Hat der Ge— ſetzgeber ſolche fuͤr unguͤltig erklaͤrt, bat er zum gemeinen Beſten verord— net , daß fein Unmiündiger ohne Bei⸗— ftand feiner Bormundfchafe fich ver- bindlich einlaffen, noch ohne gerichtliche Unterfuchung: feine Grundſtuͤcke ver: äußern fönne , fo verdient ſowohl ders jenige, der aus einem Eide ein Band der Ungerechtigkeit machen will, als der dazu die Hand bierer, eine Beſtra⸗ fung; und wenm diefe erfolgt, und die ungeziemende Abſicht der Vereite— lung eines heilfamen Gefeßes verfehlt wird, fo würden diefe Eide von ſelbſt unterbleiben. Beiden Hebräern konte feine Frau ohne Einwilligung. ihres Mannes, und Erin Kind one Geneh⸗ migung feines Vaters fich eidlich ver⸗ pflichten 1): es har wohl feinen Zweis fel, daß ein Landesherr den Misbrauch der Eide zur Aufrechthaltung uner— laubter Handlungen unterfagen koͤnne. Die meiften eidfichen Berheuruns gen erblickt man in den Bürafchaften der Frauen für ihre Ehemaͤnner, und: es entfteht Bier der Ziveifel, ob der ge meine Woblſtand die Unguͤltigkeit ei⸗ ner ſolchen Buͤrgſchaft erbeifche, * ® i) Recueil des Voyages qui ont fervi a l’Etabliffement de la Compagnie des Indes, Tome 3. Part. 2. p 428. k) Ayrer de abufu Juramentorum tollendo, 1) Grotius de jure belli & Pacis p. 450. 11173 ob diefes Verbot nicht bloß eine ihnen ertheilte Rechtswohlthat, deren fie ſich wieder begeben Eönnen, beziehle ? Die Römer fahen es als eine Anz gelegenheit der Republik an, daß eine Frau, deren Ehemann fich von ihr nach Burfinden fcheiden Fonte, nicht ihren. Brautſchatz einbüßte, und auch Heuti: ges Tages trennt oft der Tod zu früh eine Frau von ihrem Erwerber. Def: fen Verluſt wird ihr doppelt ſchreck⸗ lich, da fie gemeiniglich erſt aledenn die Trümmer eines zerfcheiterten Wohlſtandes erblickt, Wie fehr wuͤr⸗ de eine verlaffene Witwe mit ihren uns erzogenen Kindern dem gemeinen We—⸗ fen zur taft fallen, wenn fie aus ihres Ehemannes Berlaffenfchaft nicht ihr: Eingebrachtes retten Fönte, und wie viele Väter würden nicht bevenflich finden, einem Manne, deffen Gluͤcks— umſtaͤnde nicht einfeuchtend find, ihr Kind anzuvertrauen, wenn diefem bei einem fo traurigen Halle in deſſen Vermögen die erfte Sicherheit ent: gienge, In einem Zeitalter, wo die Pflicht, dem Staate wohlgezogene Bürger zu binterlaffen, fo haͤnfig theils einem Mistrauen in die Bors febung, theils einen herrſchenden Geis fs der Ungezwungenheit und regelloſen Triebe, theils einer aͤngſtlichen Furcht fuͤr die Laſten des Eheſtandes, die ſo viele abwechſelnde Moden dauerhaft machen, aufgeopfert wird, ſind alle Ordnungen, die auf eine oder andere Art die Bevoͤlkerung befördern, er; fpriestich. Der Grund diefer Rechte: wohlthat ift die Imbecillitas Sexus, Vorfchläge zur Verminderung der Eide. 1114 oder die Empfindfamkeit des fchönen Geſchlechtes. Man bat befürchtet, daß eine Frau unter den Drohungen eines. gebietrifchen Eheherrn, oder viel leicht noch mehr in den Umarınungen eines Siebreichen Gemals, den freien Willen, den die Gefeße zu dem Bes Rande einer jeden Entfchließung erfors dern, einbüßen würde. Die Hivzus fügung des Eides bei der Entfagung macht feinen Beweiß, daß derMann auf eine oder die andere Art feinen Miss brauch von feiner Herrfchaft gemacht bat, ned daß die Frau von andrer Natur als ihres gleichen geweſen ift, - Es können jedoch Umftände eintres ten, daß eine Frau ohne Verlegung der Pflichten gegen fich und ihre Kins der eine Bürgfchaft zum beften ihres Ebemanns eingehen, und dadurch defs fen und ihre eigene Wohlfahrt beförz dern kan. Allein die eidliche Befräftigumg zei⸗ get nicht, daß eine Frau darıniter wohl⸗ bedächtig nach Lage der Umftände ver: fahren habe; eine vorgängige fummas riſche gerichtliche Ulnterfuchung würde diefes eher darlegen. Alle Dienſt/ und Pflichteide enthal⸗ ten 2) zum oͤftern viele Kleinigkeiten und uͤberfluͤßige nicht thunliche und laͤngſt abgekommene Handlungen. Der Graf Wolf von Hohenlohe hielt es hinreichend, daß er einem an: gehenden Diener den Ort zeigte, wo die Mifferhäter öffentlich hingerichtet wurden, und jeder erlangte feine Eh: venftelle unter dem Anblick des Gal Yanaz gens. 115 gens m). Sch laſſe dies nur in denen Fällen gelten, too die Uebertretung nicht verborgen bleiben Fan, Die Franzofen beeidigten ehemals Beinen Soldaten, fondern fie ftraften fie ernſtlich, und hatten nicht mehr Ausreißer als an: dere Nationen, Iſt 3) gemeiniglich der befondere Eid für Gefaͤhrde nicht nur ein unnuͤz⸗ zer fondern höchft Bedenklicher Eid, Der Kläger verlangt von dem Beklagten die Erſtattung eines ihm felbft behaͤn⸗ digten Darlehns, und fehiebt ihm dar⸗ uͤber einen Eid zu. Der Beklagte nimt ſolchen an, und begehrt von dem Kläs ger den Eid fir Gefaͤhrde. Beide Eis de werden abgeleiſtet; ob fchon ein Theil: felbigen mit guten Gemiffen nicht ads ftatten fan. Man wendet zwar vor: diefer Eid müßte einen Ruchlofen zu: rich Balten, daß er Leinen wider fein beſſer Wiffen mit einem Eide beläftige: Allein der Beklagte bat entweder den gehörigen Begrif von einem Eide, fo wird er es für feinen Bedruck achten, wenn ihm der Nichter deſſen Abſtat⸗ tung zur Ehreder Gerechtigkeit auflegt, oder er hat ein fehr zartes Gewiſſen, und alsdenn hat er mehr Urſache fich zu beruhigen, wenn er die Wahrheit nicht eidlich befräftigen will, ehe und bevor fein Gegner einen Meineid ber gangen hat. Wenn der Kläger, der fei: nen Beweis lediglich durch die Zufchier bung eines Eides führen will, in die Koften verurtheilt würde, fo bald fein Gegnerfolchen abgeleifter, fo würde fich, zumalin Kleinigkeiten, mancher beden⸗ m) Leyfer in Specim, Medit. 137. Vorſchlaͤge zur Verminderung der ide, 1116 ken, feine Anſpruͤche auf des andern feis ne Religion zu begruͤnden. Die Rechts⸗ lehrer find zwar darunter einſtimmig, daß der Kläger dem Beflagten die Kos flen verguͤten muß, wann er feine Ans gabe nicht erwiefen; die mehrften mas hen jedoch in dem Fall eine Ausnahme, wenn der Beflagte überdem das Ges gentheil eidlich erhärter bat, und vers gleichenialsdenn die Koften gegen einan⸗ der; gerade als wenn dadurch des Klär gers feine unerwiefene Angabe glaubs: wuͤrdiger geworden. Wenn 4) der Beklagte den ihm von dem Kläger zugefchobenen Eid zuruͤck⸗ ſchiebt, und der Klaͤger ſolchen abſchwe⸗ ren will, ſo entſteht wohl nicht der min⸗ deſte Verdacht wider den Klaͤger, daß er von dem Beklagten einen Eid aus Bosheit verlangt hat, den er bei deſſen Verweigerung ſelbſt ableiſtet; gleich⸗ wohl muß er alsdenn auch zugleich den Eid fuͤr Gefaͤhrde abſtatten. So wie 5) die eidliche Angabe eines erlittenen Schadens unzulaͤßig, wenn deſſen Betrag auf andere Art ausfin⸗ dig gemacht werden Pan, fo ift auch 6) der Eid entbehrlich, wodurch Je⸗ mand im gewiſſen Fällen einen Verluſt, der in feinee Einbildung berußt, zu Gelde anfchlagen will. Findet die richterfiche Ermäßigung deffen Anfag billig, fo bedarfes des Eis desnicht ; ift folcher übertrieben, fo hilft dem Kläger.der Eid nichts, dennmwenn er fchon felbigen feierlich abgefchworen bat, fo erhält er doch nichts mehr als was ihm der Richter zugedacht = ies 1117 Dieſer findet leicht eine billige und den Umſtaͤnden angemeſſene Auskunft. Fol⸗ ‚gender Vorfall giebt ein Beiſpiel das von; Ein Ehemann dem ein plöglicher Tod feine Gattin in der Blüte, ihrer ‚Sabre raubte, gab eim kleines Portrait von ihreinem Mapler, um darnach ihre Bildung und feinen Verluſt im großen zu fchildern. Der Kuͤnſtler vergaß den Auftrag, und verkaufte wenige Tage darauf den Roc, worin er das Portrait |, gefteckt hatte, einem: fremden Markt⸗ Juden. Der betruͤbte Witwer belangt? ihn, und erbot fie) zum Eide, daß er lie: „ber hundert Dukaten als das Bildniß eingebüßt hätte, Sein Gegner hatte in einer Auktion eine Schilderei,twelche die drei Grazien gar anmuthig vorftellte, für fünf Thaler erftanden. Er ließ das „ber dem Kläger die Wahl, ob er fich mit der Annahme der. fäntlihen Örazien oder des Kaufgeldes dafür beruhigen ‚wolte. Ein geringer und unfchicklicher "Bot auf die Entbehrung eines Denk mals von einer Frau, die erſt vor Purgem verfchieden, und die mit den Huldgöttins nen nicht viel ähnliches gehabt hatte, Der Richter grif durch. Das Portrait ſamt der Einfaſſung hatte funfzehn Tha⸗ ler gekoſtet. Der Beklagte mußte fuͤr ſeine grobe Nachlaͤßigkeit dem Klaͤger dieſe Summe doppelt erlegen, und die Koſten des Rechtshandels erſtatten. Der Beklagte beruhiget ſich bei dieſem Ausſoruch. Der Kläger gleichfalls. Er hatte ſich immittelft einen andern Ge: genſtand feiner Zärtlichfeit auserfehn, deſſen weientliche Reize in der Förperfi; hen Welt bereits feine Sehnſucht nach den vermißten im Reiche der Schatten Vorſchlaͤge zur Verminderung der Eide. 1118 geſchwaͤchet hatten, und er ſieng ſchon an gewiſſenhaft zu erwegen, daß es mit dem Eide eine gefährliche Sache fin. Da die Wahrheitin zweier oder dreier Zeugen Munde befteben ſoll, fo iſt es 7) ein Misbrauch, wann die Parıheien oft ein Dutzend und mehr Zeugen über eine Geſchichte anhören lafſen. Gemeinig: lich iſt der Umſtand worauf die Entſchaͤ⸗ dung beruhet, den wenigſten bekant. Da 8) die beifaͤllige Aus ſage eines unver werflichen Zeugen ſchon einen hal⸗ ben Beweiß ausmacht, dermaßen daß derjenige, für den fie erſolzt, zum Er— fülungseid gelaffen wird, ſo hat die Ab⸗ börung eines einzigen Zeugen, went folher nicht über alle Einwürfe erba: ben ift, und deffen Ausſage nicht durch fonflige Vermuthungen unterftüßt wird, feine andere Wirfung, als daß der Beklagte den Reinigungseid abſtat⸗ ten muß. Die an ſich bedenkliche Ab— hoͤrung eines verdaͤchtigen Zeugen Fan daher unterbleiben, wenn die. Sadıe vonder Beſchaffenheit ift, daß der von dem Beklagten abzuftattende Eid den Ausfchlag geben fol. Der Kläger Fan alsdenn nur anfangs durch deſſen Zus ſchiebung die Sache abfürzen. Wenn 9) eine Parthei auf den Ein: fall geräth, daß der Richter feiner Eidesr und Amispflicht nicht. nachfominen, fondern in. der Sache parıheiifch ver: fahren moͤgte, fo fan er felbigen der Unterfuchung und Entfcheidung entjies ben, wenn er feine Meinung oder fei- nen Wahn eidlich Fund gerban bat, Da den Partbeien die Zuziehung eines Dotarius bei Zeugenverbören, und die Berufung anf die Ausſpruͤche det hös bern 1119 dern Gerichte und auswärtigen Rechts: geleprten geflattet wird, fo fcheine mir das, was dag pähftlihe Recht hierun⸗ ter verordnet, entbehrlich, Wird 10) dem Bellagten ein Eid zugefchoben, fo fan er fein Gewiffen mit Beweiß vertreten. In zweier un⸗ verdäcrigen Zeugen Ausfage berubet einsolftändiger Beweiß. Kan der de: Plagte diefe nicht vorfchlagen, fo ift das Zeugenverhör eine wergebliche Handlung. ft 11) der Erfüllunggeid in den Fällen, wenn der ſchwerende Theil die Wahrheit nicht zuverläßig wiſſen fan, fondern nur aus trügbaren Vermu⸗ tbungen herfeiten will, verwerflich. Die Menfchen find fo gefinnet, daß fie dasjenige, was fie wuͤnſchen, für wahr halten, Haben ſchon 12) viele Rechtslehrer eine außerordentliche Strafe als die Ab: flattung des Reinigungseides in pein lichen Fällen erträglicher angefeben, für dis Gwißheit eines gewaltfamen To: des haben auch Helden auf dem Blut gerüifte gezittert, wenn ihr Murh nicht durch die gewöhnlichen Triebfedern, durch Ehre und Rache befeelet worden, Hut die Religion den Befchuldigten nicht an der Ausübung des erften Ber; brechens behindert, fo wird fie ihn auch nicht abhaften, zu Rettung feines te: bens oder feiner Freiheit Das zweite zu begeben. So ſchwach 13) die Sicherpeit des Hichters, die er für ſich und für die Befolgung feines Ausfpruches durch die Abdringung der Urphede von einem Vorſchlaͤge zur Verminderung der Eide, 1120 —— verlangt, ſo ungereimt iſt es 14) wenn er in deren Verweigerung ſolche durch den Buͤttel in deſſe abſtatten laͤßt. — * Aus einer Einſchraͤnkung der Eide folgt natürlicher AVBeife die Bermindes rung der Meineide, die auch dadurch erreicht werden Pan, wenn der Richter, befonders bei Partheien, die einfältig und in der Erziehung vernachläßigt find, fich nicht bloß bei der Verleſung der Warnung fiir die Strafe des Meine eides beruhigt; fondern durch Fragen von ihnen heraus zu bringen fücht, 06 fie von einem Eide einen hinlaͤnglichen Begrif haben. Bei denen, welche die flüchtigen Gluͤcksguͤter über ihren wah⸗ ren Werth (häßen, iſt die Abfchildes rung des Llnfegens, den ein Meineid über alles, was ihnen fo fehr angeles gen ift, verbreiten fan, ein zweckdien⸗ „licher Bewegungsgrund, der ſchon den Heiden eingeleuchtet bat, Clades tot mortalibus unde Quoties fallaci pectore jurant. ; i Claudianus, und wie oft wäre eine Belehrung er; fordetlich, wenn haͤufige aͤrgerliche Bei⸗ ſpiele and Eingebungen des Eigennuz⸗ zes den thoͤrigten Wahn erregen, der zwiſchen der Wichtigkeit der Eide nach der Verſchiedenheit des Gegenſtandes einen Unterſchied macht, und wohl gar einen Eid, den die Landesobrigkeit bei der freiwilligen Anſtellung dieſes oder jedes Gewerbes zur Sicherheit der gemeinen Abgaben auferlegt, als er⸗ zwungen anſehn will. m. $. Schuͤsler. 121 a. De Hannoverifigeg 1122 Magazin, 718 Stüd, Montag, den An Sepfember 1780, Kurze Beſchreibung der Cochenille, I) Eochenille, one die man we- e der Scharlah noch Purpur machen Fönte, ift, fo wie man fie aus Merifo zu uns bringt, wie Fleine Körner von ziemlich unordentlis her Figur geftaltet, die auf einer Seite etwas erhaben und mit gewiffen Kruͤm⸗ mungen verfeben find, auf der ans dern Seite aber wie ausgehölt aus; feben, Innerlich find diefe Körner purpur: farbig und äußerlich bald fchwärzlich roth, bald aſchgrau, mit etwas roth vermifcht, welche leßtern für die beften Hebalten werden, Ihr Umfang komt _ einer runden Figur bei, die aber öf: ters einige Vertiefungen hat. Mit eis sem Worte, man findet von den Eos henilleförnern alle Arten von Unförm; lichkeiten, welche ein Körper, der zu: erft weich gewefen, hernach, wenn er austrocknet, annehmen Fan. Anfangs wußte man von der Co: henilfe Feine andere Umftände, als daß man fie in Merifo von gemiffen Pflanzen einfammelt; weswegen es ganz natuͤrlich war, zu denfen, daß 88 eine Frucht wäre, bis man endlich durch viele und lange Beobachtungen erfant bat, daß fie eine Are Wuͤrm⸗ chen oder Thierchen von Größe und Geftalt einer Wanze ift, das Augen, Schnabel, Füffe, Klauen u, ſ. w. hat. Das Gewächs, von welchem diefe Inſekten gefanımelt werden, wird mes gen Gleichheit der Blätter der indias nifche Feigenbaum, (Ficus Indica, ) von den Kränterfennern aber Opun- tia, und von den Indianern felbft Mopal genannt. Diefe Nopalſtaude ift dornicht, uns gefaͤhr finf Schub hoch, und hat dicke und eyrunde Blätter, Ihre Blüte ift weiß, und ihre Frucht hat die Geſtalt einer Zeige. Diefe ift mit einem ros tben Saft angefüllt, wovon die Cor chenille wahrfcheinlich ihre Farbe bat. Der Nopal fomt gemeiniglih aus einem oder zweien feiner in ein Loch ger ftecfren und mit Erde bedeckten Bläts ter berfür. Seine ganze Wartung läuft darauf hinaus, daß man das ihn umgebende Unkraut ausrotte. Man muß ihn oft erneuern; denn je jünger er iſt, defto berrächtlicher und befferer Are ift fein Produfs, Man finder ihn Bbbob in 1123 in verfchiedenen Gegenden von Merxi⸗ ko, in Tlaskala, Chalula, Chia⸗ pa und Neugallizien; allein er ift daſelbſt nicht gemein. Die Voͤlker pflanzen ihn niemals, und feine Cochenille, die fo ift, wie die rohe Natur fie giebt, heiße wild, und iſt nicht fürtreflich. Die einzigen Indianer von Oaxa⸗ ka legen ſich ohne Ausnahme auf dieſe Ar von Induͤſtrie. Niemals hat man ſie weder durch die beftänbige Aufmerffamkeit, die fie erfordert, noch durch die zu gemeinen Ungluͤcksfaͤlle, denen diefelbe. fie ausſetzt, abgefchreckt gefeben.. Ihre Verſtaͤndigkeit, ibre Thätigkeit, ihr Woblftand, haben fie in Stand gefeßt, eine ſchlechte Ernte zu tragen, und eine gute zu erwarten. Sie ſind uͤberhaupt in einem duͤrren Erdreich, worin der. Nopal geru fe: bet, und unter einem gemäßigten Kim: mel, wo die Cochenille weniger zw fällen ausgefegt iſt, gleicher, als in den Theilen der Provinz, mo die Kälte und Hige fih mehr fühlen laſſen. Die Cochenille hat, wie alle Thiere, zwei Geſchlechter. Das Weibchen hat ein ſchlechtes Ebenmaaß, iſt lang⸗ ſam und faſt ſtarr. Seine Augen, ſein Mund, ſeine Fuͤhlhoͤrner, ſeine Füße, find ſo tief, ten feiner Haut verſteckt, daß man fie ohne Hülfe bes Bergrößerungsglafes unmöglich unterfcheiden fan. Das Männchen, welches ſehr fel- tem ift, und fuͤr dreihundert und mebr Weibchen hinteicht, iſt thaͤtig, duͤnn Beſchreibung der Cochenille. fo fehr in den Fal⸗ 1124 und mager, in Vergleich des Wbeibs chens. Sein Hals ift dünner als der Kopf, und noch weit dünner ale der übrige Körper; die Bruſt iſt eliptis ſcher Geftalt, ein wenig länger als der Kopf und Hals zufammen, und unten platt, Seine Fuͤhlhoͤrner ba; ben Glieder, und aus jedem Gliede gehen vier, auf beiden Seiten paats weis fißende Haare heraus. Es hat ſechs Pfoten, deren jede aus drei Su fen beſtehet. Aus dem hintern Ende feines Körpers ſtehen zwei große Bor⸗ ſten oder Haare heraus, bie vier oder fünfmat fo lang find, als das gane Thier. Es führer zwei am obern Theil der Bruſt eingefeßte Flügel, die ſich, wie die Flügel der gemeinen Fliegen, niederfegen, wenn es geht oder ruht. Diefe länglichten Fluͤgel fallen, da wo fie am Körper befeftige find, in der Breite kurz ab. Sie find durch zwei lange Muskeln geftärft, deren einer fich äußerlich ganz rund um den Fluͤ⸗ gel erſtreckt, und der andere, der ins wendig dem erften gleich läuft, gegen das Ende ter Flügel unterbrochen feheint. Das Männchen ift hellroth, das Weibchen iſt dunkler. So bald die guͤnſtige Jahrszeit ein⸗ getreten, ſaͤen die Mexikaner, fo zu reden, die Cochenillen auf die ihnen eigene Pflanzen, indem fie kleine Ne fter von Mooß, die jedes zwölf oder funfzepn derfelben enthalten, Daran feßen. Sie bringen drei oder bier Ta: ge darnach ihre Jungen, die fich mit einer erftaunlichen Gefchwindigkeit auf allen Zweigen. angbreiten, Bald vers lieren 1925; Tieren fie dieſe Thätigfeit, und man ſiehet fie, ohne fich weiter zu bewegen, fih an dem nahrhafteſten, am meiften bloß geftellten Theil des Blatts weft ſetzen, bis fie ißr ganzes Wachsthum bekommen haben. Sie nagen daffels be nicht ab, ſondern ſtechen nur mit einem kleinen Ruͤſſel, den die Natur ihnen zu dieſem Gebrauch gegeben, hinein, und ziehen den Saft heraus. Man hält jedes Jahr drei Coche: nillenernten, weiche eben ſo viel Ge: fchlechte diefes Thiers find. Die legte giebt nureine mittelmägige Cochenille, weil fie mit den Blättern, welche man abgefireift hat, um die neu gedornen Inſekten daran zu bekommen, die man unmöglich auf eine andere Art ſam— mein Fönte, vermifcht ift, und weil die jungen Cochenillen dabei mit den alten vermengt find, . welches ihren Werth beträchtlich verringert, Unmittelbar vor der Regenzeit fchneis det man die Nopalzweige ab, um die Eleinen darauf bleibenden Inſekten zu retten. Man verwahret fie in den Häufern, wo. die Blätter ſich frifch erhalten, wie fie bei: allen fo genanten Pflanzen thun. Die Cochtnillen wach: fen auf denfelben während der fchlech: ten Jahrszeit. So bald diefe vorüber ift, feßt man ſie auf Bäume, Die drauſſen ſtehen, wo fie, von der fri⸗ ſchen Luft belebt, bald ihre Jungen aushecken. Die Cochenillen find nicht fo bald eingefanmelt, ſo taucht man fie in heiß Waſſer, um fie zu toͤdten. Es giebt verfchiedene Manieren fie. » Befchreibung der Cochenille. 1126 zu trocknen. Die beſte iſt, fie etliche Tage am die Sonne zu fegen, two fie ein rothbraunes Anfehen gewinnen, welches die Spanier Renegrida nen⸗ nen. Die zweite ift, fie in den Back⸗ ofen zu ſetzen, wo fie eine graulichte Farbe mit Purpuradern annehnen, daher man ihnen deu Namen as- punada giebt. Endlich beſtehet die unvollkommen⸗ ſte, welche die Indianer am meiſten gebrauchen, darin, daß ſie ſie mit ih⸗ ven Mayskuchen auf Platten legen: fie verbrennen oft auf denfelben, deswes gen nennt man fie auch Negra. Ob die Cochenille gleich zum Thier⸗ reich gehört, welches: die vergänglichs fte Östtung ift, fo verdirbt fie doch niemals, Man hat fie, ohne etwas dabei zu thun, als ſie in einer Schachtel zu verſchließen, ganze Jahrhunderte mit aller ihrer Kraft aufbehalten. Damit man ſich von dem Vorthei⸗ le, welchen Mexiko aus der Cochenille zieht, deren Preis allezeit ſehr hoch iſt, einen deutlichen Begrif machen koͤnne, will ich aus einer Diſſertation, die 1736 vom Herrn von Meuſvpille aus Amfterdam an den Herrn du Zap nach Frankreich gefchicft worden iſt, biefes anführen, daß in Europa jaͤhr⸗ lich auf 880000 Pfund Eochenille ans fonmen, und daß der Berrag vom Berfaufe diefer Cocheniffe seim Jahr⸗ lang ungefähr 7410000 hollaͤndiſche Gulden, oder 15050690 franzöfifche Livres zu feyn pflegt, Ein fo wichtiger Gegenftand der Handlung verdiente 'e8 wohl, den b 2 Mexika⸗ 1127 Merifanern von dem eutopäifchen Staaten misgönnet zu werden. Es ift auch zu vermundern, daß fie des- halber noch nicht alle möglichen Ber: fuche gerhan haben, Die, welche Co: lonien in Amerifa kaben, befißen ge wiß folche Gegenden, darin eben die Garungen von Nopals, wie in Merifo wachten, und worauf die Co: henillen wahrfcheinlich ebenfalls leben und fich vermehren Fönten. Herr du Hamel, Medicus und Cors refpondent der Akademie der Wiffens fchaften zu Paris auf Sr. Domingo, will zwar dafeldft eine Gattung von Eochenille beobachtet haben, welche er mit der bisher befchriebenen einerlei zu feyn glaubt, und wovon er den Herrn du Fan und Juſſien eine Probe über; ſchickt hat; allein fie hat dem Waffer nur eine ſchwache Farbe von einem ziemlich fchlechten roth gegeben. Herr Savary macht unter der Co: chenille folgenden Unrerfchied, ı) Die Foftbarfte Cochenille, fagt er, iſt die, die von dem Wurme koͤmt, der ſich auf dem Tonna befinde. Die Spe zereibändler und die Färber nennen fie Cochenille melteque; fie wird zu den fhönften Färbereien gebraucht. 2) Giebt es auch Cochenille, welche Cam petiane oder Tesquale heißt, und noch 3) eine andere wilde, die man die ger meine wilde nennet, und welche von der indianifchen weit unterfchieden iſt. Campetiane ift nichts anders, als dag Ueberbleibfel von der ansgefiebten Mess teque, oder auch die Meſteque felber, die ſchon zum Färben gebraucht wors Befchreibung der Cochenille. 1128 den. Die Tesquale, fonft auch Tes teechalle genannt, ift die Erde, welche ſich mit der Camperiane vermifcht ber findet. Was die gemeine wilde Cor chenille betrift, fo hält man fie füreine Art Saamenkoͤrnchen, welche von den Wurzeln der großen Pimpinelie (Pim- pinella fanguiforba ) abgefefen mers den, Da aber diefe Sorten von Co; cheuillen lange nicht ven der Güte, und auch nicht fo theuer, als diewahrs baftige Eochenille find, jo werden fie nur zur Auffärbung fchlechter Zeuge gebraucht. Man findet auch bisweilen zu Cas dir geborgene Cochenille. Diefes ift feine Cochenilfe, die vom Meerwoſſer benegt worden, Deraleichen Zufälle vermindern den Preis ſtark, denn das Meerſalz greift die Farbe der Cocher nille an, daß man folche zu nichts, als zum Purpur brauchen fan, und auch diefer wird eben nicht der ſchoͤnſte. Indeß bat fih 1735 einer gefunden, der das Geheimniß wußte, fie faft mit fo viel Vortheil, als die undefchädigs te, zum Scharlach zir gebrauchen. Zu Cadix koͤmt die Eochenille ges meiniglich auf den Gallionen an, wels che die Schäße aus Merifo und Peru dahin bringen, und wird von hieraus nad Holland, England, und Mars ſeille verführt, von wannen fie die franz zöfifchen und anderer Länder Spezereis händler erhalten. N Man muß aber nicht glauben, als befäße Weftindien sur allein eine fo Poftbare Waare. Wir haben auch eine deutfche Cochenille, damit man eben fo \ 1129 fo gut wie mit der aus Mexiko, Sei: de und Wolle färben fan, und die un: ter dem Namen des Johannisbluts befant ift. Da aber von felbiger fhon im 4gren und zoten Stuͤck diefes Ma: Beſchreibung der Cochenille. 1130 gazins vom Jahr 1772 eine weitlaͤuf⸗ tige Abhandlung befindlich, worin man alles was daruͤber geſagt werden fan, antrift, fo wird felbige bier billig mit Stillfhweigen übergangen, Bewährte Berfuche des Herrn von Reaumur für die Erhaltung der Eyer. Ei" feifches Ey ift natürlichermeife ganz voll, nad) einiger Zeit aber entſteht an dem einen Ende zwifchen der Außern Schale und der innern Haut ein leerer Raum, welcher anzeigt, daß das En ſchon etwas alt; und je älter es wird, defto größer wird der Raum , und deſto leerer Das En, bis es größtentheils von feinen enthaltes nen Feuchtigfeiten ausgeleert wird, da denn Das wenige, was zurück bleibt, ſich zuletzt verhaͤrtet. Die Urfache hier⸗ von iſt in der aͤußern harten Schale zu ſuchen, die, ob ſie ſchon dem Auge ſehr dichte ſcheint, dennoch mit vielen kleinen Defnungen verfeben ift, in wel— he ſich ganz fubtife Gefäße (vafa ex- halantia) endigen, welche befländig eine waͤſſerige Feuchtigkeit durchſchwiz zen, und zwar bei warmem Wetter haͤufiger als bei kaltem. Man darf nur ein Ey unter die Luftpumpe bringen, fo wird man fo: gleich bemerken, daß fo viele Feuchtig: feit aus felbigem herausdringt, daß die Schale ganz davon Überzogen wird, Diefe Ausduͤnſtungswege find auch Urfahe, warum ein En faul werden muß, indem die £uft in felbige frei und ungehindert eintreten fan, Aus dem bisher angeführten läßt fih nun leicht einfehen, daß es bei der Erhaltung der Ever bauptfächlich dars auf ankomme, daß die Ausduͤnſtungs⸗ wege des Eyes aufs genaueſte verſtopft werden, damit es vollſtaͤndig bleibe, wodurch es auch zugleich fuͤr dem Ein⸗ dringen der aͤußern Luft, welche die Faͤulung nach fich zieht, bewahrt wirds Dieſe Abſicht zu erhalten, giebt Reaumur einen Firniß an, der nicht koſtbar iſt, und bloß aus einer Aufloͤ⸗ fung des Gummilad in Weingeiſt beſtehet, und der Erfolg davon hat feiz ne Erwartung ganz übertroffen, indent die Damit überzogenen Eyer nach zwei Fahren und darüber eben fo frifch ges blieben, als Eyer von einem Tage Weil aber der Firniß dem Landmann, dem doch hauptfächlich Die Sorgfalt für die Erhaltung der Ener nußbar ift, theils ein unbefantes Ding, theils für ihn fchon zu weitläuftig ift; ſo hat Reaumur mit befantern und leichter zu bereitenden Materien Verſuche ges macht, und bemerkt, daß ein jedes hars tes Fett, z. B. das Schweinefert, das gewiß in jedem Dorfezu haben ift, von eben dem Nutzen gemefen, wie der Firniß. Dasgemeine Talg , wor Bbobb 3 aus 1131 aus die Lichter bereitet werben, iſt eben; falls hierzu zu brauchen, und noch beſ⸗ fer eine Miſchung von Rindertalg und Schweinefert. Da man aber Leute findet, Die einen Eckel für Talg haben, mithin folche Eyer, die damit überzogen find, verabſcheuen würden ; fo thut man am beften, man bedienet ſich hierzu des frijchen Schweinefettes. Die Zubereitung iſt leicht, und ge fchiehet jo: daß man um die Mitte der Eyer einen Faden befeſtigt, damit man fie mit Hülfe deffen in das Fett, nachdem es geſchmolzen, und vom Feuer abgenommen worden, eintauchen, und fogleich wirder herausziehen könne, Die Befeftigung des Fadens macht feine Schwierigfeit, und fan leicht durch die Hebung erlernt werden, auch feloft das Fett, nachdem es falt und hart geworden, befeſtigt ibn noch mehr, daß alſo das Ey nicht wohl heraus: glitſchen kan; es fönnen aud) die alfo zubereiteten Eyer an diefem Fadenaufı gehangen werben, wiewobl es zu ihrer beffern Erhaltung nichts beiträgt, und fie. eben fo gut in Körben und Faͤſ⸗ fern ihren Aufbewahrungsort finden koͤnnen. Hierbei iſt wohl zu merken, daß die Eyer nicht alt ſeyn muͤſſen, ſondern es wird unumgaͤnglich erfordert, daß ſie, wo nicht an eben dem Tage, da ſie ſind gelegt worden, doch ſo bald als moͤglich nach dem Legen zubereitet wer: den; find fie ſchon etliche Tage alt, fo koͤnnen ſie, wenn fie zubereitet worden, aus dem Grunde nicht fo gut bleiben, Bewaͤhtte Verſuche des Heren von Reaumur 1132 ' weit der leere Rum, der alsdenn im Ey enthalten iſt, ſchon einen gewiſſen Grad der Gaͤhrung angenommen bat. Jedermann, infonderheit denen Kö— hen, iſt es bekannt, daß. am Außen Theil eines nicht vecht frifchen Eyes, wenn ſolches gegen das Licht gehalten wird, ein Zirkel bemerfe wird, der deſto größer, je älter das Ey iſt. Es ift daher ſehr noͤthig, daß man zuvor; - ehe man die Eyer bereiten will, genau auf dieſe Zirkel achte, wenn man ſeine Muͤhe nicht umfonfi angewendet fehen will. Die Verſuche des Reaumur beweiſen die Nothwendigkeit deſſen. Er hat Eyer uͤberzogen, an denen er keinen, oder einen ſehr geringen Zir⸗ kel bemerket, und wieder andere, au denen der Zirlel groß genug geweſen; nach drei oder vier Monaten hat er fie ſaͤmtlich kochen laſſen, und gefun— den, daß erſtere vollkommen das An— ſehen hatten, ‚als wein fie an eben dem Tage gelegt worden ; feßtere hingegen \ waren von unangenehmen Geſchmack, twiewohl fie noch das Weiße bei fi hatten. Die mit Fett uͤberzogenen Eyer ha⸗ ben fürjenen, Die mit Firniß überzogen find, diefen großen Borzug, daß fich erftere ſo geſchwind als alle andere fri⸗ ſche Eyer kochen laffen, indem das Fett, fo bald das Ey in das heiße Waſſer font, fogleich ſchmelzt, and die Ausduͤnſtung des Eyes, die zum Kochen erforderlich ift, ungehindert erfolgen kan; gegentheils Hält der Fir: niß die Ausdünftung zurück, er muß zuvor erweicht und fo viel als möglich abge; N 1133 abgefragt werden, weil er von der Wärme des Waſſers nicht fan flüßig gemacht werden. Mach dem Kochen wird zwar das Ey noch etwas weniges fertig fenn, welches aber mit einem Zuch leicht abgewifcht und getrocknet werden fan. Für feine leckere Zungen Fönnen die Ener mit Kleyen abgerieben werden, und man Darf keinesweges befürchten, daß durchs Kochen dem En ein fettiger Geſchmack mitgerheiter wer: de, vielmehr ift folcher fo rein und fo gut, als bei einem ganz frifchen En. Endlich fo if das Fert dem Firniß auch aus diefer und zwar fürnehmften Urfache vorzuziehen, weil folche Ener aledenn auch zum Ausbrüten fönnen aebraucht werden, da fich die ferte Materie von felbigen leicht abnehmen läßt, und die Ausduͤnſtung unter dem Huhne frei gefhehen Fan; Bingegen Ean der Firniß nicht oßneviele Schwie tigfeit ſo abgemacht werden, daß fie zum Ausbrüten gefchickt werden, und die Ausduͤnſtung erfolgen fan. Es iſt jedoch dem Reaumur gelungen, dag ein Küchfein aus einem folchen Ey ausgebrütet worden, das zwar sine Misgedurt gewefen, und vier Beine gehabt, welches aber doch wohl dem Firniß nicht zuzufchreiben iſt. Das Alter macht. bier Peine Hinderniß, denn aus dem vorhergehenden ift bekant, daß die alfo zubereiteten Eyer Dolls kommen frifch bleiben, und fo lan— ge ein Ey vollkommen gut bleibt, fo lange bleibt audy das Küchlein im demfelben am &eben, mithin find ſol⸗ he Eyer noch eben fo gut zu brauchen für die Erhaltung der Eyer. 1134 wie frifhe, Man Pan die Eyer, die der Henne zum Ausbruͤten untergelege werden follen, eins nach dem andern auf einen Augenblick, one Nachtheil des Küchleins,in warmes WBaffer legen, denn die Wärme, die zum Schmelgen des Fettes hinlaͤnglich iſt, dringet nicht bis zum Küchlein. Man trocknet fie afsdenn mit einem Quch, oder reibt fie mit Kleyen ab, welches doch nicht allezeit nörhig, da das wenige, was noch anfleben ſolte, von der Henne felbft nach und nach abgerieben wird. Diefe zubereiteten Ener koͤnnen uns noch den befondern Vortheil verfehaf; fen, daß alle Arten von Federvieh aus den entferntern Ländern in den Eyern nicht nur weit leichter zu ung gebracht werden, fondern fie würden fich auch, wenn fie in unſern Gegenden ausges brütet würden, fehr gut an eine frem⸗ de Luft und fremdes Futter gewöhnen, Ich muß zur Veränderung noch ei: niger Mittel gedenken, die ebenfalls mit Mugen bei der Zubereitung der Eyer angewendet werden fönnen, Sp fan das Del die Auspänftung einer waͤßrigen Feuchtigkeit ziwar zum Theil vermindern, aber doch nicht völlig, weil die Theife deffelben nicht fefte ger nug unter fich zufammen bangen, mit: bin dem Bemüßen, momit der wößris ge Theil durchfchroiget, nicht hinlaͤng⸗ lich widerſtehen können. Das Wachs tbur eben die gute Wirkung tie der Firniß, es bält die Nusdinftungswes ge auf das genaueſte verſchloſſen, und läßt ſich ohne viele Schwierigfeit vom Ey wieder abfondern, nur iſt es etwas koſt⸗ — 1135 Begwaͤhrte Verſuche des Herrn von Reaumuͤr ꝛc. 1136 koſtbar, wenn man eine große Menge Eyer damit überziehen will, wer aber Feine Koften fcheuet, und einen Wis derwillen gegen das Fett bat, fan um der Reinlichkeit willen fich des Wach— fes mit dem beften Erfolg bedienen. Kine Miſchung von Peb und Wachs ift nicht nur wohlfeiler , fons dern entſpricht ebenfalls unfrer Ab: fiht, bat aber das unangenehine, daß fie ſich vom En ſchwer abfondern läßt. Auch würde ein jedes Gummi die Abficht erfüllen, wenn es nicht von der feuchten Luft aufgelöfer wuͤr⸗ M.. de, und. die Ener wegen der durchs ſchwitzenden Feuchtigkeiten der Faͤul⸗ niß ausſetzte. Es bleibe daher gewiß, daß ein hartes Fett, welches allent⸗ balben zu haben, wohlfeil ift, und ſich am leichteften vom Ey abfondern läßt, vor allen andern Materien zu wählen ift. Wie nun das bisher angeführte bloß die Erhaltung der Eyer betrift; fo fan es auch mit eben dem Nußen auf verfchiedene andere Sachen, die der Faͤulniß leicht unterworfen find, angewendet werden. pP. Dre" Hiftorifche Anekdote aus Lelands Irlaͤndiſcher Gefchichte, Siche das 68te Stuͤck 1642. ei Zeit des Aufſtandes, wa: ren dem Grafen Ormond und dem james Ceote, welche beide daſelbſt die König. Truppen eomman⸗ Dirten, die Befehle gegeben, zu fengen und zu brennen, um die ganze Gegend der Rebellen in eine Wüfte zu verwan; deln. Coote geborchte diefem Befehle auf das ſtrengſte; Ormond mit mehre: rer Menfchlichkeit und Klugheit, doch immer noch nahdrüdlic genug um den Unführern der Rebellen fcheinbare Urfach zu Klagen zu geben. Lord Gor: manfton, einer der erflen derfelben, ſchrieb an ihn und verwies ihm fein Betragen; er drohete, wenn erfo fort: führe, fo folten es feine Gemalin und Kinder entgelten, Die Antwort welche Ormond daraufgab, ift würdig angemerkt zu werden; er fehrieb an Gormanfton, verwies ibn feine Treu: tofigfeit, rechtfertigte fich, und erklärte feine Entfchließung die Rebellen zu verfolgen, felbft beim Verluſt alles deffen was ihm lieb wäre, denn dies wäre der Wille des Königs. Erfagte: Mein Weib und meine Kinder find in eurer Gewalt, würden je Männer fie beleidigen, fo werde ich es nie an Frauen und Kindern rächen ; Dies wuͤr⸗ denicht allein niedrig und unchriftlich, fondern gar fehr unter dem Werth feyn, den ich in meine Frau und Kins der feße, 41137 1138 Hannoveriſches Magazin, 723 Stuͤck. Sreitag, den Zten September 1780, Bon den Tenperamenten, D Veranlaſſung in dem aſtro⸗ J logiſchen Zeitalter zur genau— ern ſyſtematiſchen Behand⸗ lung dieſer Lehre iſt nicht von der Art, daß ſie ihr in unſern Zeiten Beifall erwerben koͤnne. Wer kennt nicht die aſtrologiſchen Thorheiten, die viele der beſten Koͤpfe vormals zur Schande des Menſchenverſtandes beſchaͤftigten. Ein Vortheil aus der zu dieſem Zwecke noͤthigen genauern Beobachtung des Himmels erwuchs daraus fuͤr die Sternkunde, aber Barbarei und Se; tbum war die Folge für viele andere Wiſſenſchaften. Dies Unglück betraf auch die wichtigen ehren, Die zum Gegenſtande der Menfchen Leben und Geſundheit haben. Die Schriften der Aerzte damaliger Zeit find voll davon, und nach jenen unglücklichen Zeiten wurde durch die Calender jähr; lich diefer unverzeiliche Irthum fort: gepflanzt. Der gemeine Mann, der dieſem Vorurtheile anhieng, uͤberließ ſich vielfaͤltig lieber der Heftigkeit der Krankheit, und ſtarb aus Klugheit, als daß er den Fehler haͤtte begehen ſollen, an einem Tage die Ader oͤfnen zu laſſen, da es der Calender verbot. Noch iſt das Vorurtheil nicht voͤllig ausgerottet, es raubt noch manchem das Leben, oder ſtuͤrzt in gefaͤhrliche Krankheiten. Aller Einfluß der Sterne auf uns fern Erdball bezieht fich bei den Firs fernen auf ein ſchwaches Licht, und bei den Jerſternen nebft diefem auf Anziehung. Der Mond, als der Bes gleiter unferer Erde, ift dieerfahrungss mäßige Urſache der Ebbe und Fluch. Man folte nun leicht glauben, daß wenigftens der Mond, der fo eine große Wirkung Außert, auch feinen Einfluß auf den menſchlichen Körper haben könne, Allein von Seiten der Erfahrung ift bis dahin wenig hiers von außer allen Zweifel geſetzt. Es müßte ſich wohlalles auf Ausdehnung und Zufammenziehung der feften und flüßigen Theile und der umgebenden Luft beziehen, aber das meifte von demjenigen, welches man hiervon zu erwarten hätte, tritt nicht ein. Die periodifchen Blurflüffe eräugnen fich zu allen Zeiten des Monats, undrichten ſich feinesweges nach dem Mondes Eier laufe, 1139. Bon den Te laufe Schlagfluͤſſe, Seitenſtechen, Entzuͤndungen, faule und hitzige Fie ber haben fich noch mie nach den Mondsphaſen beftimt, Indeß ver: dienen doch die Bemerfungen einiger neuer und wichtiger Aerzte Aufmerk⸗ famfeit, daß die Würmer in den Ge därmen beim Ende des abnebmenden und. dem eriten Unfange des neuen Mondes, da fich die Amiehung des Mondes und der Sonne vereinigen, mehr Beunrubigung verurfachten und leichter abgiengen. Der Herr von Rofenfkein a), der fich auf der am dern Seite den aftrologifhen Vorur⸗ theilen im medieiniſchen Fache auf die ruͤhmlichſte Art in den ſchwedi— fchen Calendern widerſetzt, und Jun⸗ fer b) find unter andern dieſer Mei; nung. Der verdienftvolle Leibmedicus Zimmermann ©), der im allgemeis nen der Meinung vom Einfluffe des Mondes nicht günftig ift, erwaͤhnt das Beiſpiel einer Frau, welcher feit drei Jahren allemal beim abnehmen: den Monde zwei, drei und mehr Ellen von dem Bandwucme abgegangen find. Auch will man bemerft haben, daß Waſſerſuͤchtige zur Zeit des Voll: mondes fich ſchlimmer befänden, und Daß die meiften alsdann ſtuͤrben d). Ich ſelbſt babe bei diefer Krankheit einige periodifche Veränderungen bei merkt, die fih gewiſſermaaßen nach a) Kinderfranfh. 2. Ausg. ©. 333. Anm. b) Kleir interpr. clin’c pag. 30%. ce) Bon der Erfahrung 2 Th. ©, 10 d) Kleis interpr. clinic. p.138. , e) Ratio medend. Pars. U, p. 189. mperamenten. 1140 den Mondsphaſen zu richten ſchienen. Der Here von Haen folgte bei der Kur des Kropfes, welcher durchaus feinen von ihm vorgejchriebenen Mits teln weichen molte, mir gutem Erfolge dem Narbe eines andern Arztes, der aus vielfältigen Beobachrungen in Steiermar? befunden harte, daß feine Arznei nur kurz nach dem Vollmonde Dienfte leiſte e). Mead's Schrift de imperio folis ac lune in corpora hu- mana, ift voll von bieber gehörigen Beifpielen. Ueberhaupt muß man zus geben, daß von diefem vernünftigen und mehr philofopbifch gedachten Eins fluffe des Mondes, zumal gegen dem gerechnet, den man nach der mytholo⸗ gifchen Benennung der Planeten ber ftimte, fih die Unmöglichkeit nicht werde zeigen laffen, und daß er immer die Aufmerkſamkeit der beobachtenden Aerzte verdiene, Vielleicht verfchaft diefe Bemerkung folder Meinung mebr Eingang, daß der etwanige Mondes: Einfluß nicht von dem vers ſchiednen Grade feiner Erleuchtung, einem Umftande, der wohl nichts ders gleichen bewirken fan, fondern von feinem verfchievenen Stande gegen Erde und Sonne und der daher rüßs venden verfchiedenen Anziehung herzu⸗ leiten fen. Welche Barbarei war es alfo, den Einfluß der Planeten nach dem Chas rakter 1141 ‚zafter und der Denfungsart derjenis gen mytbologifchen Perfonen zu be flimmen, deren Dramen man ihnen willführlich gegeben hatte, ihre bes hauptete Beherrſchung ver Stunden, Tage und Jahre nicht erwa nach if: rem Laufe, fondern nad) ihrer Abzaͤh⸗ lung zufolge des untichtigen Proles maifhen Syſtems anzugeben. Die fen Urfprung haben auch die Benen: nungen der Tage in der Woche. Jede Zagesftunde wurde nemlich von einem Planeten, fo wie fie nach diefer Ord: nung auf einander folgten, beherricht, amd nach dem, der Zufolge diefer Um: zaͤhlung die erfie Tagesfiunde befam, wurde der Tag benannt. So regier: gen fie auch die Jahre, wie die foger nanten hundertjährigen Calender auss weifen, und mas man von den Eigen: fchaften der mythologifchen Perfonen, deren Namen fie führten, in den far belhaften Zeiten gedichtet hatte, das waren auch die Eigenfchaften desjenis gen Jahres, welches fie regierten. So fol Mars ein hitziger zänkifcher und Priegerifcher Mann gewefen fen, des; wegen bat man in den ihm unterger benen Jahren higige Sommer, viel Zanf und Krieg unter den Menfchen, beftige Donnermwetter, trockene Zeit, guten Korn: und Weinwachs, teil Wein und Brantewein Muth machen. Ein Venusjahr bringt auch viel Wein, ohnflreitig weil der viel zur Liebe bei: trägt, warmes Wetter, bat unter ſich \ Don den Temperamenten. 1142 verfchiedene Theile, und ein Mägbs lein in dieſem Fahre geboren ift ſchoͤn, mit langen Haaren und rundem Ge fiht und Augen F), So wie es nun den Fahren, Tagen und Stunden ging, fo gieng es auch den Men: fhen, Man bemerkte leicht gewiſſe individuelle Verfchiedenheiten in Wir⸗ fungen des Körpers, der Gemuͤths⸗ befchaffenheit und Denkungsart, und was war natürlicher in jenen aflrofos gifchen Zeiten, als diefe von den Plas neten berzuleiten. Nun gab es das mals fieben Planeten, alfo auch fieben Temperamente oder Complexionen, ohne dabei die Natur ſonderlich befragt zu haben, ob es deren mehr oder weniger gebe. Vier davon waren Haupttem⸗ peramente, das cholerifche, ſanguini⸗ ſche, phlegmatiſche und melandolis ſche, und drei waren Miſchungen von dieſen. Indeß iſt der hundertjährige Calender dieſes Jahrhunderts anderer Meinung, indem dieſer ihre Urſachen in den vier Elementen zu finden glaubt, davon immer eins in dem menfchlie hen Körper die Obermacht habe, Er ſagt myftifch und Gochgelahrt: „Es „bat der Geift diefer Welt vier Her— „bergen, darin die Seele eingeſperrt „liegt, Diefe Herbergen find, wie aus der fernern Abhandlung und Be ſtimmung der Temperamente erhellt, bei dem choferifchen dag Feuer, bei dem fanguinifchen die Luft, bei dem phlegmatiſchen das Waffer, und bei Cece 2 . dem £) Wer oder melde Hierbei zu miffen verlangen ſolte, welches die Benusjahre waͤ— ten, die Fönnen fi in dem hundertjaͤhrigen Kalender diefes Jahrhunderts Raths erholen, f 4 Eier dem melancholiſchen die Erd Das Geſtirn habe aber doch feinen Einfluß Dabei, indem es diefe Folgen der Her Berge auf den Gaft verfchlimmere oder verbefjere. Alle diefe Weisheit wurde in den Zeiten der fchofaftifchen Philo: fopbie zum höchften Gipfel gebracht. Das Schickſal, welches fo eine tere wert war, bar fie längft erfahren, Dan hatte fortgebauet, ohne zu bei merken, oder bemerfen zn wollen, daß der Grund nichts tage, und da frl and jertrümmerte diefes ftolze Gebäu: de. Dan übergab nachher billig einer ewigen Bergeffenheit, was in medici⸗ nifchen und philofophifchen Willen: ſchaften mythologiſch aftrologifchen Urſprungs war, und keinen andern Beweiß fuͤr ſich hatte. Wir haben das Gluͤck Nahfom: men zur ſeyn, die dergfeichen Irtthuͤ⸗ mer der Vorfahren einfehen. Konte wohl jenes willfüßrliche und fabelhaf: te, das mau ſich bei dem Planeten dachte, im Ernſte für den Grund der menfchlichen Schickſale angeſehen wer den, das kaum für einem erträglichem Spaß gelten fan? oder auch, wenn man das mythologiſche bei Seite feßt, konte wohl der mechaniſch nothwendi⸗ ge auf der Sterne eine Anzeige fünf; tiger Verbängniffe ver Menſchen fenn, die fo fehr vom der keitung der Borfes dung, von eigner Willführ, vom Zur fol, und Bereinigung der Umſtaͤnde abhängen ? Härte num die Lehre von den Tem; peramenten feinen weitern als aftrolor giſchen Grund; fo wäre ihre Wider Von den Temperamenten. 1144 legung leicht, ein das ſcheint if nicht, da die Erfahrung bald und gen individuellen Verſchi keibeseigenfchaften und der Gemüthss befchaffenheit bemerken ließ, die auch uns großentheils von dem verfchiede- ven Zuſtande der feften und flüßigen Theile herzurüßren fcheinen : wenn man diefes Temperament nennen will, und genennt bar, warum foll das verwerf⸗ lich ſeyn. Haben fie ihre fpigfindige und unrichtige Behandlung jenem aftrologifhen Schandfle€ des Mens ſchenverſtandes zuzufchreißen, fo koͤn⸗ tem fie allenfalls etwas verdächtig feinen, nur ihre Widerlegung finden fie nicht darin. Ss ift ya bloß erfah⸗ tungsmaͤhig, daß es heftige, nach dem - Großen jirebende, gelehrige, groß und hochmũthige Menfchen gebe, die man choleriſche nennt; daß andere der Liebe, dem Weine und den Annehmlichkeiten des Lebens vorzüglich ergeben find, das bei mumter, lochend, fähig, freigebig aber unbeftändig, welche fanguinifche - beißen; daß andere ſich durch fange ° ſamkeit und Unthaͤtigkeit, ſtumpfen Verſtand, Schlaͤftigkeit u. d. gl. aus: zeichnen, die man zum pflegmarifchen Temperamente rechnet ; ferner daßeine Gattung Menfchen , denen man das melancholifche beimißt, fich der Traus rigfeit, dem Argwohne, der Furcht famfeit und dem Neide mehr uͤberlaſ⸗ fen, die barmäcfig find, fich mühfas men Ürbeiten unterziehen, die oftnicht gar finnreich ſind, uud su deren Nuss führung das menfchliche Leben mich binteicht; endlich DaB andere von Na⸗ — J 3145 zur das find, welches mancher bei al- fer Bemühung nicht wird, ich meine gleihmürbig und gelaffen, ſtuͤrmenden teidenfchafterr nicht ergeben, unermüs der bei nüßlicher Arbeit, und zufrieden bei niedrigem Stande und ſchlechten Gluͤcks umſtaͤnden. Man nenne die: fes Temperantent das bäurifche, oder Funftmäßig das bösartige, Sch habe bei dieſem vorläufigen Abriffe der Temperamente blog Rück: fiht auf die Verfchiedenheie des Ger müthes und der Berftandesfräfte ger nommen , weil ich mich dabei auf die Erfahrung eines jeden beruf. Das medicinifche werde ich bei jedem eingel⸗ nem berühren. . Es feheinen aber fo viel verfchiedene Mifchungen der Tem; peramente zu ſeyn, als es Menfchen giebt, da fogar feine zwei Dinge ſich auf das genauefte gleich find, wie alle Erfahrung gekbrt, und feine wider: legt bat. Indeß ſtehet doch anuch nicht zu leugnen, daß man dieſe Berfchie denheiten auf gewiffe Hauptgattungen bringen fönne, Es wird wohl nicht leicht der Fall eintreten, daß irgend. Jemand die Eigenfchaften eines reinen ſanguiniſchen oder cholerifhen Tempe: raments ausſchließungsweiſe beſitze, oder eine genau zu beſtimmende Mi: ſchung mehrerer habe. Ein jeder hat vielmehr feine eigene Tenıperatur, mo: bei fich doch gewoͤhnlich eins’ ale das berefchende, und eine oder auch meh: ‚rere als die ſchwaͤchern zeigen, nur find die Miſchungen und Schattirungen der individuellen oderperfönlichen Tem; peraturen wohl fo mannigfaltig ver: Bon den Temperamenten. 1146 ſchieden, daß ihre Zahl wohl der Zahl ‚der lebenden Menfchen gleid) kommen moͤgte. Der ficherfie Gewaͤhrsmann in der Phyfiologie, der Herr von Haller, fagt in feinem Handbuche über dieſe vortrefliche Wiffenfchaft: die Temperamente find in der Natur nicht etwa durch. vier oder acht, fonderm durch unzählige Grade verſchieden. Um den Zufammenbang diefer Leh⸗ re mit der praftifchen Arzeneiwiſſen⸗ ſchaft einzuſehen, dient die Entwicke⸗ lung und Beſtimmung der Tempera⸗ mentsurfachen im Körper. Diefe muß man nun im der. Reizbarkeit, Em— pfindlichfeit, Stärke, und Spannung der feften und der großentheils daher rührenden Beſchaffenheit der flüßigen Theile ſuchen. Die Alten von Gas leır bis auf den Helmont, der ver- ſchiedenes dabei zu erinnern fand, fie mögen den Einfluß der Sterne Dabei angenommen dder gelaͤugnet haben, ſuchten die Haupturfachen der Tempe: tamente in der Miſchung des Blutes, Galle oder auch das gelbliche Blut waffer machte bei ihnen das choferifche, dev rothe Theil des Blutes, (cruor,) das fanguinifche, Waffer, das phleg⸗ matiſche, und ihre fogenanırte ſchwarze Galle, oder der dunkele Bodenfag bei ausarlaffenem Blute, das melancholi⸗ ſche Temperament. Diefe Thesrie wur⸗ de zuc Grundlage faſt der ganzen Heil⸗ kunde. In den neuern Zeiten fand man, daß die Beſchaffenheit und Mi⸗ ſchung des Blutes und der Saͤfte nicht als ſolche Hanpturfachen gelten koͤn⸗ ten, weil dieſe bei einerlei Tempera⸗ Ccec3 ment 1147 ment oft fehr verfchieben find, wie die- fes aud) der Here von Haller in feis ner größern Phnfiologie. erfahrungs⸗ mäßig bemerfe. Ueberdem bat die ger nausre Beobachtung des thierifchen Körpers gelehrt, daß die Befhaffen heit der Saͤfte von der Wirkung der feſtern Theile auf ſie meiſtentheils ab⸗ hange. Was Nahrungsmittel darin tbun, iſt nichts beſtaͤndiges, da die Er: fahrung ſehr gemein ift, daß fich ein Menfch bei der nemlichen Nahrung ganz andere Säfte erzeugt, als ein anderer, Ein Hallerſcher Beweiß gegen die Temperamentsurfachen der Alten it, daß das Auge, felbft das Mikeoffop, auch die hemifche Aualyſe oder fonftige Unterfuchung des Blu: ses verfchiedener Thiere, faft gar feinen Unterſchied ziwifchen dem des Schafes, des Ochfen, und des Haafen, oder des Schafes und der Henne darthue. Auch die Tuftige aber richtige Bemerkung gehöret hieher, daß ein Menſch, der faft lediglich von dem Fleiſche eines Thie: tes iffet, und alfo feine Säfte Davon bat, doch darum nichts von dem Bu tragen des Ochfen, des Schweines und Des Haafens annimt, die Pleine Gleich—⸗ heit abgerechnet, die er etwa vorhin ſchon hatte. Wenn auch die Saͤfte etwas zur Beſtimmung der Temperamente bei⸗ tragen, wie dieſes nicht ganz gelaͤugnet werden kan, fo darf man doch nicht fie, fondern das, welches fie fo, wie fie find, bereitete, als die Haupturfache annehmen, und dieſes find die feſten Theile. Ueberdem wuͤrden ſie ihren Bon den Temperamenten. 1148 Beitrag zu den Temperamenten nicht leiſten koͤnnen, wenn nicht die feſten Theile, die fie beruͤhren, reijbar, em⸗ pfindlich, und in verfchiedenen Graden ſtark oder ſchwach geſpannt oder ſchlaf waͤren. el, Nach diefer allgemeinen Voraus: ſchickung wende ich mid) nun zur bes fondern Betrachtung der einzelnen Temperamente, Ein Hoher Grad von Reizbarkeit und Empfindlichkeit einer ziemlich har⸗ ten, gefpannten und ſehr beweglichen Fafer ift die Haupturfache des chole⸗ riſchen. Da hierdurch ein fehneller Umlauf des Blutes bewirkt wird, und ein daher entſtehender Häufiger Abgang des wäfferichten Theiles, fo erzeugt ſich eine gewiſſe Schärfe , und das Blut erhält mehr Kraft zur Eoncentratiorr, Hier find viel Urfachen bei einander, welche den Lörperlichen Handlungen Leichtigkeitund Nachdruck geben, Ein: fluß des Nervenſyſtems, Muſkelbewe⸗ gung, Abfonderung der Säfte, Em: pfindungsvermögen und dergleichen iſt alles vollkommener und ehätiger, Die Verdauung wird ohnedem durch die häufige Galle befördert, die aus dem etwas fcharfen Blute in größerer Mens ge und Doch concentrirt genug abge: fondert wird. Für die. Geele, die fehe nach der Befchaffenheit des Körpers modificiet wird, und umgekehrt zur Mo dification des Körpers vielbeiträgt, beftimt fich ein dem Temperamente eis gener Charafier, Ein bober flands bafter Muth, Entfchloffenheit, Scharfs finn, Fleiß, ein Streben nach dem Groß 1149 Großen, Ehrbegierde, edle Denfungs: art, und in der That die meiften erhar bene Eigenfchaften der menfchlichen Seele gebören hierher. Aber auf der entgegengefeßten Seite iſt der ungebil⸗ dere Cholerifus auch ‚oft außerordent: lich. So reizbar fein Körper ift, fo reijbar ift auch feine Seele, daher ift er oft enpfindlich in der Ehre, wenn es auch unrichtig gedachte Ehre wäre, bis zur Ausfhweifung, unmaͤßig im Zorn und andern heftigen Leidenfihaf: ten,unbiegfam, rachgierig, und aus ums gebilderem Ehrgeiz neidifch gegen aude⸗ rer Ruhm. Stolz und Dünfel, ein ger wiſſer Örad von eingebildeter Untruͤg⸗ lichkeit, und öfterer Misbrauch der Geiftesfräfte zu ſchlechten Handlungen gehören auch zur fchlechten Seite des Ehoterifchen. Es laffen fich aber diefe Zemperamenisfehler durch gute Erzie⸗ bung und eigenes Beftrebin fo ſehr verbeffern, daß er alsdann fich leicht einen Borzug vor andermerwirbt, Da auch Äußere Zeichen zur Erfennung des Temperaments das ihrige beitragen; fo nenne ich bier die vorzäglichften, Sein Gang pflegt etwas anſehnlich und grasitärifch zu ſeyn, feine Geber: den anſtaͤndig und überlegt, und Die Rede bedacht und mir Unfehn ver: Enüpft, dabei etwas geſchwind und nachdrücklich. Die Gefichtsfarbe ift bei jüngern Jahren roͤthlich, bei zuneh menden gelblich oder fchwärzlich. ‘Der Körper iſt gewöhnlich mager und das Fleiſch etwas hart anzufüblen, Der Blick, woraus fich überhaupt fehr viel für das Temperament fließen laͤßt, Don den Temperamenten. 21509 ift feurig, erhaben, lebhaft, fcharftrefz fend und durchdringend. Es entwickelt fich ‘dies Tempera: ment gewöhnlich erſt gegen die Zeit des männlichen Alters, oft aber zeige es fi) fchon in früher Jugend. Die angezeigten Liefachen deffelben und deren Wirfungen, baben einen großen Einfluß auf die Gefundßeit. Das fchärfere und mehr concentrirte Blur ift eine Anlage zu kißigen und gallichten Fiebern und zur Verſchlim⸗ merung derfelben. Aeußere und ins nere Entzündungen von der Art, die nicht ſowohl von Stodung der Säfte in.den feinften Gefäfen, fondern von wiedernarärlichem Reize herrübren, ent: fteßen häufiger. Aber die reizbare elas ftifche und bewegliche Fafer wender auf der andern Seite auch wieder viel Ge⸗ fahr ab, fie bewirft eine gute Bereis tung und Auswerfung der Krankheits⸗ materie und bintertreibt deren Abſez— zung im Körper, Der erhabene Muth und die vernünftige, mit Ruhe und Gelaſſenheit des Geiſtes begleitete Er⸗ gebung in die Leitung der Vorfebung, erleichtert die Krankheit; Heftigkeis aber, Leidenſchaft und Anftrengung bee Geiſteskraͤſte verfchlimmert fie in eben dem Grade. Von Arzeneimitteln bes darf der Ehoferifche nur Fleine Dofen, da deren Wirkung fich nach der Reiz⸗ barfeir und Empfärblichkeit richtet, die doch bei ihm fo hoch geſpannt find, Das fogenannte fanguinifche Temperament, das feine Benennung von der Vollbluͤtigkeit has, die häufig dabei bemerkt wird, ift mehr den fruͤ⸗ bern 151 bern Jahren eigen, doch giebt es auch verfchiedene, die bis in das Alter ſau⸗ guiniſch bleiben. Der Sanguinius » unterfcheider fich Durch Munterfeit, f&: bigen Verſtand, Neigung zu allerhand Arten der ſinnlichen Annehmlichkeiten des Lebens, worunter Liebe und Wein nicht den unterſten Platz behaupten. Er macht gern Freundſchaft mit jedem ohne gehoͤrige Unterſuchung des Cha: rakters, laͤßt fie aber oft bald mieder erkalten, iſt gefellig, mitleidig, dem Zorn wenigftens nicht anhaltend erge: ben , dabei unbeftändig, feines dauers baften Eindruckes, und keiner anhalı tenden ermüdenden Arbeit fähig. Sein aͤußerliches iſt gewöhnlich vortheilhaft, ein guter Wuchs, roͤthliche oder roth⸗ braͤunliche Farbe, und ein ziemlich vol⸗ les Anſehen, wenn nicht zufällige Urſa⸗ chen hierin Aenderung machen. Ueber⸗ dem ift feine Sprache gewoͤhnlich ‚ge: ſchwind, helllautend und fließend und fein Gang leicht. Ex lieber Leibesuͤbun⸗ gen vorzüglich, und iſt wegen Geſchwin—⸗ digkeit feines Körpers geſchickt dazu. Es reizt ihn gern alles was in die Aus gen fällt, und an ſich trägt er gern auch etwas zärtliches. Sein Blick ift munter, oft flarternd, Durch wohl geordnete Bemühungen die Fehler des Temperaments zu verbeffern, wird der Sanguinius einbrauchbater Dann in Gefchäften, die er mit einer gewiffen Leichtigkeit verrichtet, wenn fie nur nicht zu anhaltend find. Die zurück bleibenden vortheilhaften Eigenſchaf⸗ ten machen ihn einnehmend, unterhal⸗ tend und wohl gelitten. Er pflegt bei Bon den Temperamenten. - 2.52 ‚gleichen Umſtaͤnden zuftichener, und für ſich glücklicher zu ſeyn, als andere, Die koͤrperlichen Urfachen dieſes Temperaments ſind etwas ſtreitig. Die Beſchaffenheit der Saͤſte und die Voll⸗ bluͤtigkeit darf man nicht als die Haupt⸗ urſachen anſehen. Erſteres nicht aus ſchon angezeigten Gruͤnden, und das zweite auch nicht, weil die Erfahrung lehret, Daß die Menge des Blutes und das Temperament des Janguinifchen nicht. im Verpäftniß ſtehen. Aderlaͤſſe und der Örbrauch ausleerender Mittel, die ‚beides die Menge und Mifchung des Blutes ändern, find nicht im Stars de es umzuaͤndern, es fendenn, daß bei langer Fortſetzung und Lebermaße ders felben Krankheiten erzeugt würden, diefe. aber und Temperament find fehr verfchiedene Dinge, Sch läugne damit nicht ganz, daß verfchiedene Zufällige feiten einige Aenderung bei diefem fos wohl, als bei andern Temperamenten machen Pönnen, weil Neizbarkeit, Em; pfindhichfeit und Stärke nicht ganz unveränderlich find, Allein es gebt das mit langfam, und nicht im Verhaͤltniß mit der oftmaligen ſchleunigen Berän: derung der Säfte, die meiften:heils nicht an dem einen Tage fo find wiean dem andern. Man nimt daher auch bier bei Beftimmung der Haupturfache ſicherer Nückfiht auf den Grad der Meizbarkeit, Empfindlichkeit und der Kräfte, und fo beftimt fich erfaprungss mäßig für diefes Temperament eine bes wegliche und elaftifche, nicht gar flarfe aber ziemlich reizbare Fafer. Der Schluß folge fünftig. 1153 — 1154 Hannooeriſcheß Magazin. 73 tes Stuͤck. ale Sa "Montag, den ıiten September 1780, —— DM Bon den Temperamenten. alte i Schluß.) CSNie Empfindlichkeit des Nerven; Temperamente zu leiten, wovon aber foftems des fanguinifchen Tem: peraments ift ziemlich fein. "Man darf indeß die Umſtaͤnde bei dem Blute und der Vollbluͤtigkeit nicht aus den Augen feßen, weil ſich doch gewoͤhn⸗ lich aͤhnliche dabei einfinden. Sie ſchei⸗ nen aber mehr eine Folge der angegebe: nen Beſchaffenheit der Faſern als ihre ‘Wefache zu ſeyn. Der gemäßigte Grad der Stärke bewirkt eine haͤufigere Ein: fangung des Nabrungsfaftes, weil un: ftreitig die Muͤndungen der Milchge: fäße mehr geöfnet find, und die gemäf: figte aber doch hinreichende Reizbarkeit befördert eine wirffame, nicht zu ſchnelle und nicht zu Tangfame Verdauung, Die minder gefpannten Gefäße geben der AUnhänfung des Blutes und der Abrigen Säftenach, und weil fich fein hoher Grad von Reizbarkeit damit verbindet; fo ift der Umlauf derfelben nicht gar zu ſchnell/ wie etwa bei dem eholerifchen, wodurch widrigenfalls ein großer Theil derfelben wieder verloren ‘gehen würde. Daher bat man wohl "die gewöhnliche Menge eines flüßigen "and gut'gemifchten Blutes bei dieſem allerdings manche zufällige Urfüchen Uenderungen machen Fönnen, Man findet darin auch die Urfache, warum der Sanguinius gewöhnlid) ein volles Anſehen bat, und aut genaͤhrt iſt. Aufs ferdem trägt diefe pleehorifche Befchaf: fenheit oßuftreitig manches zur Beftims mung des phnfifchen und moralifchen Charafters bei. Daß fich aber bei einer ziemlichen Aenderung der Mis ſchung und Menge der Säfte feine eben fo merfliche Aenderung des Tempera⸗ ments zeige, erklätet fi) wohl daher, weil eine wirffamere Urſache, die Bes fchaffenpeit der nervichten und müffes lichten Theile länger zurückbleibt. Wenn fich aber bei zunehmenden Jah⸗ ten, etwa um das dreißigfte der Grad der Reigbarkeit, Empfindlichfeit und —— aͤndert, und doch gar oft die Vollbluͤtigkeit aus andern Urſachen zuruͤckbleibt; ſo verwechſelt fich doch dieſes Temperament mit dem choleri⸗ ſchen, oder einem andern, zum ſichern Beweife,daß jene erwähnten Umſtaͤnde für dieHahuptittfäche anzunehmen find, und diefe nur als Miturfachen geften Dodd koͤn⸗ 1155 koͤnnen. Es ift nun leicht zu erachten, daß der Ueberfluß der Säfte, und befons Ders des Blutes, zu manchen Kraukhei⸗ ten Anlaß geben Fönne In den früs bern Zahren zu übermäßigem Naſen⸗ bluten und in der Folge zu Blutſpeien, zum Geiteuftich, Lungenentzündung, Schlagfluß, auch wohl fpäter hin zur goldenen Ader und den daraus folgen⸗ den Uebeln. Die gefchmeidige und mäßig reizbare Fafer ift, überhaupt ges nommen, mehr vortheilbaft als nachı theilig. Sie mindert die Gefahr der Krankheiten die von Vollbluͤtigkeit fommen, läßt einen geringern Grad der Fieberhige zu, und higige Krank: beiten haben nicht fo leicht Eingang. Für krampfichte Krankheiten fcheint dieſe Befchaffenheit der Fieber auch ein natürliches Gegenmittel zu feyn. Zu Abſetzuugen der Krankheitsmaterie an verfchiedene Dexter des Körpers ift ins deß doch mehr Gefahr als bei dem Cho⸗ leriſchen. Auch erhöher die Empfind⸗ lichkeit des Sanguiniſchen, die aus den ſtarken Eindrücken des Vergnuͤgens und der Unluſt erhellet, den Grad des Schmerzens, der ans Verletzung oder aus mancherlei anderer Unpaͤßlichkeit erwaͤchſt. Uebrigens genießt er eine ganz gute Geſundheit, zumal wenn kein Ueberfluß der Saͤfte da iſt, und dieſer iſt nicht nothwendig damit verbunden, er fuͤhrt ein frohes Leben, und weiß Ni oft die trüben Stunden der Wie⸗ derwaͤrtigkeit aufzubellen. Der Phlegmatiſche bat feine Be nennung von dem waͤſſerigten Theile des Blutes, welcher nach dem Sinne der Alten die Urſache feines Temperq⸗ Von den Temperamenten. 1156 ments ſeyn ſoll. Es hat abi ſtrei⸗ tig die mit Schwaͤche ver e ge⸗ e⸗ einge Reizbarkeit und Em Nu mehr Antheil daran, Denn wenn ich der waͤſſerigte Theil hier ein Ueberge⸗ wicht hat; ſo iſt der doch groͤßtentheils eine Folge von der mindern Kraſt der Verdauungswerkzeuge, von wenigerm Nachdrucke des Herzens und der Blut⸗ gefäße, vom langſamern Umlaufe, und überhaupt von der geringern Wirfung der muffelichten und nervichten T 8 Es bleibt gewöhnlich ein Phleg cus dag was eu war, bei dem Genuffe nahrhafter und ausgefuchter Speifen, Selbſt der Wein, wenn er gleich auf einige Zeit ihn anfacht, läßt, ibn ber; nach in eben. der Lage, vielleicht: noch etwas mehr phlegmatifch zuruͤck. Und der Cholericus bleibt es bei bloß veges tabilifhen Nahrungsmirteln, wenn f auch Kartoffeln wären, bei dem gel des Weins und, anderer bißigen Getraͤnke. Freilich träge lange forige⸗ ſetzte Lebensart Klimau, d. gl. am Ens de etwas zur Uenderung des Teniperas ments bei, nur Beweiß genug: für Die ſtaͤrkere Kraft der angebornen Grund; lage ift diefes, Daß, es damit febr lang⸗ fam geht, und doch faft niemals die gans ze Anlage Dadurch. uingeändert wird, Diefe geringe Aenderung kan fich fort: pflanzen, und kommen hierzu die aͤhn⸗ lichen Umjtände des Sohnes, Enkels, und Urenkels; fo läßt fich daraus uns gefähr erklären, mas man von faſt all⸗ gemeinen Temperanenten ganzer Nas tionen fagt. Unter die Urfachen, die etwas zum Uebergange zu diefem Tem⸗ yeramente, aber nur nach langer a ei⸗ 1157 beitragen, gehören uͤbermaͤßige Ruhe und Schlaf, häufige Mitchfpeifen, faſt einzige Nahrungsmittel aus dem Pflan⸗ zenreiche, feuchte Luft, große Blutver⸗ tufteund zu häufige Aderlaͤſſe. Durch diefe letztern werden der rothen Blut: kugeln gegen den wäfferigten Theil des Blutes weniger, indem fie wegen ihrer größern Schwere, und daher folgenden größern Schnelligkeit häufiger beim Ausfließgen des Blutes abgehen. Weil bierducch das Blut Praftlos und der Umlauf ſchwaͤcher wird; fo erfolgt Er: fchlaffung des ganzen Körpers und Ab⸗ feßungen des Blutwaſſers in das cel⸗ lichte Gewebe, Dergleichen ift zwar ges wiffermaaßen Kraͤnklichkeit, aber zuleßt wird es dem Körper eigen und babituel, und geht in Temperament über, Der Phlegmaticus zeigt eine große Meigung zur Ruhe, die oft in Schläf: rigkeit, traͤges Wefen, in einen Grad von Unthaͤtigkeit, Stumpfheit der aͤuſ⸗ ſern und innern Sinne, und einige Gleichguͤltigkeit gegen Ehre, Ruhm, oder Tadel ausartet. Seine Rede iſt dabei gewoͤhnlich leiſe und traͤumend, ſein Gang und ſeine Geberden ſchlaͤfrig und kraftlos, wie auch ſein Blick, der uͤberdem waͤſſerigt, langſam und zur Erde niedergedruͤckt iſt. Auf einerbef: fern Seite zeigt en. viel Gelaſſenheit und Gleichmuth im Gluͤck und Ungluͤck, Friedfertigkeit, Treue und Vertraͤglich⸗ keit. Er geht ſeinen Gang im Leben bei öffentlichen Geſchaͤften und ſonſtigen Handiungen zwar laugſam, aber be; Dächtlich und gemwiffenhaft, Was er, zumalin jüngern Jahren, erfahren hat, oder was er fonft gelernt und geuͤbt hat, - Bon den Temperamentem 1158 das hälterin einem eiſernen Gedaͤchtniß feſt. Er opfert nicht heftigen Leidenfchafs ten, die Geſundheit und Zufriedenheit ſtoͤhren. Die Förperliche Befchaffenbeit iſt ungefähr folgende, Ein ziemlich diefes und waͤſſerigtes Ausſehn, blaffe ‚Farbe, ſchwammigtes und fchlaffes Fleiſch, wenig Muſkelkraft, häufiger Auswurf waͤſſerigter Feuchtigkeit, durch Speichel, Urin und Schweiß. Die Verdauung ift langſam, und der Abgang der Ereremente fpäter, auch feldft oft trocken, fo wenig fich diefes auch mit dem wäfferigten Ternperamens te zu reimen fcheint, doch erflärtes fich eben durch ven langen Aufenthalt_der Nahrungsmittel in den Verdauungs⸗ wegen, die vonder langfanıen wurmförs migen Bewegung herruͤhrt. Die Krank: beiten wozu dies Temperament Anlaß giebt, find Berderbniffe ver Säfte, Vers fhleimungen, waͤſſerigte Geſchwulſte der aͤußern Theile, und die mancherlei Arten der innerlichen Waſſerſucht, wie auch die allgemeine eigentlich ſogenann⸗ teWaſſerſucht; Schlagfluͤſſe vom Blut⸗ waſſer in den Hirnhoͤhlen, Stickfluͤſſe und Enugbruͤſtigkeit von Verſchleimung und Waſſer in der Bruftze. Indeß lehrt die Erfahrung, daß mancher Phlegma⸗ tieus frei davon bleibe, und daß andere zufällige Urfachen eben diefelben Krank: beiten bei andern Menſchen von gang anderer Conftitution bewirken, — Bon Arzeneimitteln verträgt der phlegmatis fche, wegen der geringen Reizbarkeit, ſtarke Portionen. Hißige Getränke bes nebeln ihm auch nicht leicht den Kopf, . Das melancholifche Temperament beißt, zufolge, der Herleitung des Wor⸗ Dodd 2 tes, 1159 tes, fo viel als das ſchwarzgallichte wor⸗ aus diellrfache ſchon erhellet, welcher die Alten es zuſchrieben. Sie nannten nem⸗ lich den dunkeln und faſt ſchwaͤrzlichen Bodenſatz des ausgelaſſenen Blutes, ſchwarze Galle, und nahmen denſelben fuͤr dieſe Urſache an. Auch rechneten fie, hierher die ſchwaͤrzliche und zaͤhe Mate⸗ rie, die oft durch ein Erbrechen oder Stuhlgang ausgeworfen wird, welche die Neuern entweder für Blut halten, das lange in den Gefäßen geſtockt hat, oder auch für wirkliche ausgepreßte Galle, die. durch langen Aufenthalt. in der Gallenblafe oder den Gallengängen zähe geworden ift, wie diefes die Def: nungen der feichen öfterg beweiſen. Hin und wieder erfanten fie auch wohl einen Veberfluß des Schleimes für die Anlage diefes Tenperaments. Man darf die ſchwarze ausgeworfene Materie beim Erbrechen oder Stuhlgange fiir Feine Tenperamentsurfachen annehmen, da dergleichen weder anhaltend iſt, noch auch eine aͤhnliche Beſchaffenheit der ganzen Blurmaffe vorausſetzt; da es ferner, fo wie auch der Schleim immer einen kraͤnklichen Zuftand, und meiftens eine locale Stocfung oder Schwaͤche an⸗ zeigt. Die Alten fuchten ihre Tempera: mentsurfachen in dem Blute/ und auf Die Art Fan fo eine Beſchaffenheit deſſel ben, welche von Fehlern dieſes oder je nen Theils des Körpers abhängt, uns möglich gelten, wenn von dem umlau⸗ fenden oder bewegten Blute bei gefun: dem Zuſtande die Rede ift. Es bliebe alfo nichts weiter übrig, als das, was fie von dem dunfeln Bodenfaße des Blures fagten, Diefer iftaber nur der ganz na⸗ Von den Temperamenten. 1160 türliche rothe Theil des Blutes, oder die Blurfügelchen, (eruor, ) der ſich feiner Schwere wegen im abgelaffenen Blute zu Boden fenft, und der deswegen als. dann vermuthlich eine dunkelere Farbe annimt, weil er näher zuſammen tritt. Daß dieſer Theil des Blutes auch nicht als eine Temperamentsurſache fuͤglich angenommen werden koͤnne, iſt daraus klar, weil deſſen Menge bei eben demſel⸗ ben Menſchen, und bei gleicher Tempe⸗ ramentsverfaſſung oft ſehr verſchieden iſt. Mit mehrerm Grunde nimt man Ruͤckſicht auf die Beſchaffenheit der fe⸗ ſten Theile, und fo gehört fuͤr dieſes Tem⸗ perament eine gemaͤßigte Reizbarfeit und Empfindlichkeit, verbunden mit eis niger Steifigfeit und Unbeweglichfeit der Fafern, Aus diefen Umftänden ers wächft num eine befondere Befchaffens beit der Säfte und der phufiologifchen Handlungen, Weil von der gemäßigten Thaͤtigkeit der Fafern ein etwas ſchwa⸗ her und langfamer Umlauf der Säfte. bewirft wird; fo entftehen leicht Stoß Pungen an Orten, wo obnedem der ms laufbewegtift, ale in der Leber, in den zuruͤckfuͤhrenden Blutgefaͤßen der Ges därme,in der goldenen Ader, in der Milz, weldye Gefäße man zum Syſtem der Pfortader rechnet. Daß im der teber leicht dergleichen Uebel entftehen fönne, erkellt ſchon daraus weil die Pfortader, ein zuruͤckſuͤhren des Gefaͤß, in ihr auch die Stelle der Schlagadern verſehen muß. Hierzu komt nun noch eine etwas ſchwache Aetion der Verdauungswerk⸗ zeuge, die Urſache einer etwas unvolls kommenen Verdauung und uͤbeler und ſchleimigter Saͤfte. Wenn man nun me⸗ 11061: medicinifch überlegt, was für Folgen dieſe Umftände fuͤr die Gefundheit ba: ben, welche Betrachtungen aber bier nicht völlig zweckmaͤßig feyn würden; fo wird man leicht ſehen / daß das melanı olifche Temperament eine ſchickliche Anlage zum hypochondriſchen und by: fterifchen Uebel zu der eigentlichen Mes Tancholie,und manchen Gemürhsfranf: heiten enthalte. Man nenne es daher auch nicht ganz unrecht das hypochon⸗ driſche oder bufterifche Temperament, Kommen zu dieſer Anlage noch übers mäßige Ruhe, traurige VBorftellungen, muthloſe Speculationen indie Zufunft u. d. gl. fo erkranken Leib und Seele, und das Uebel fteigt- oft zu dem Grade: der dem Wahnwitz fehr nahe ift,oder der zum Ueberdruß des Lebens und biswei⸗ len auch zur Ausführung diefes ſchreck⸗ lichen Entfchluffes führer. So fan Tem; perament endlich in Kranfheit ausars ten, wenn verfchiedene Umſtaͤnde dazu zufanmentreten, oder wenn wir Men: fchen durch unverantwortlicheBerfehen dazu behilflich find. - Krankheiten von Verfchleimung ift der Melancholifche auch ausgefeßt, obs gleich in etwas geringerm Grade als der Phlegmatiſche, weil bei dieſem Die leben: digen Kräfteder Fafern noch niedriger gefiimt find. Werfchleimung, befonders Der erften Wege ift befanntlich auch bei den bupochondrifchen nnd bufterifchen Lieben; und ifteine der Urfachen derfel; ben. Auch find die Phlegmatiker fiche: ter fiir diefen Uebel, weil fie weniger em⸗ pfindlih und.reizbar find. Uebrigene koͤnnen Menſchen von allenandern Tem; peramenten bei erforderlichen zufälligen Von den Temperamenten. 1162 Umſtaͤnden in aͤhnliche Kraͤnklichkeit fallen. Arzeneimittel wirken bei dem me⸗ lancholiſchen Temperamente ins Mit: tel, wenn nicht eben eine große Menge Schleim die erſten Wege ihre Wirkſam⸗ feit vermindert, Das Ausſehen iſt ges wöhnlich etwas gelblicht oder erdenfar⸗ bigt,die Sprachenicht ſehr fließend, ſon⸗ dern meiftens erwas ſtockend und uns gleich, Es finder fich oft anheftende Auf⸗ merkſamkeit, auch viel Tieffinn Dabei, - oder auch nur der Schein davon, Der Blick ift eben nicht feurig und frei, aber angebeftet, und meiftens etwas niederz waͤrts gerichtet. Bei weniger Bildung ift der Melancholicus etwas ungefellig und mißteauifch, traurig, mißvergnügt und unfchlüßig, auch wohl im fchlims mern Grade furchtfam, neidifch, habs füchtig und falfch. Bei guter Anwei⸗ fung‘ und eigener Ausbildung ift er gefchickt zu fpefnlativen und abfiraften Studienundandern ähnlichen’Befchäf: tigungen, woran andere wenig Ges ſchmack finden, fleißig und unermuͤdet, felbft bei den fangwierigften Arbeiten, die oft mehr als. eine Lebenszeit erfor: dern. Eriftein Freund aufden man fich verlaffen fan, wenn man ein mal feine Sreundfchaft gewonnen Bat. Auf ein mal gefaßte Entſchließungen bälterfteif und feſt. Er iſt außerordentlich ehrlich und redlich, auch bei Geſchaͤften, wobei ſo oft Ehrlichkeit und Redlichkeit ſchei⸗ tert. Leichtigkeit im Charakter, Em⸗ pfindelei u. d. gl. find ihm Greuel. Noch ein Temperament ift übrig,def fen die Aerzte wenig aedenfen, und wel; ches der Herr von Haller das Baͤoti⸗ fe nennt. Es ift dabei ein hoher Grad Dodd 3 von 1163 von Stärfe mit weniger Reizbarkeit und Empfindlichkeit. Esiftzu bewun⸗ dern, daß man von diefem Temperamens te fo wenig Erwähnung gethan hat, da doch der größte Theil von einer ganzen Klaffe von Menfchen, die bei weitem nicht die Eleinfte ift, dahin gehöret. Der Sandmann von folchen Eltern geboren, durch ſchwere Arbeit, durch Hige und Kälte, durch Sturm und Wetter, durch Trockniß und Näffe abgebärtet, den ſei⸗ ne Beſtimmung von vielen Geiftesdes fhäftigungen abhaͤlt, iſt meiſtentheils derjenige, deſſen Körper ſtark, aber fteif, und wenig reizbar, und deffen Leib und Seele wenig empfindlich find. Man Föntees daher mit Recht das Baͤuriſche oder nach deffen Ausſehen das Viereckte nennen, Seine Sprache ijt etwas tief, meiftentheils Fnarrend oderbrummend und langfaın. Seine Geberden find fteif und einfach, bisweilen aber von vies Tem natürlichen Ausdruck. Sein Gang iſt langſam aber feſt. Sein Blick eben nicht feurig, doch auch nicht matt. In feinen Augen läge fich gewöhnlich eine gewiſſe Treuherzigkeit und Selbftgelaf: fen heit leſen. Er it aber nicht von der ſchnelleſten Entſchloſſenheit und Beur⸗ theilung. In Zweifel verwickelt er ſich leicht, ohne ſich heraus winden zu koͤn⸗ nen, oft aber, wenn er ſich entſchloſſen har, bleibt er dem Entſchluſſe ſehr getreu. In der Ehre iſt er nicht ganz unempfind⸗ lich,und der Rache, die er oft lange nach⸗ traͤgt, nicht abgeneigt. Mechtshändel liebt er daher gewöhnlich, und feßt fie oft zu ſeinem eigenen Schaden fort, bloß um Recht zu behalten, oder den Gegner zu demuͤthigen. In Gefahren iſt er, Bon den Temperamenten. r164 wenn es darauf ankoͤmt/ umerſchrocken wenn es auch Leib und Leben betrift, und ift daher zum gemeinen Soldaten mei⸗ ſtens ſehr geſchickt. — Die Erfahrung lehrt, was ein robu⸗ ſter Bauer gegen einen im manchen Ber trachte zaͤrtlichen Stadtbewohner ſey, wie ſehr ſich bei ihm die —— in ihrer Simplicitaͤt jeige Es iſt leicht zu erachten, daß dieſe Beſchaffenheit ei⸗ nen ſehr vortheilhaften Einfluß auf die Geſundheit habe. Die ſehr gemaͤßigte Reizbarkeit und Empfindlichkeit macht viele Krankheitsurſachen unſchaͤdlich, oder ſchwaͤcht doch ihre nachtheiligen Wirkungen ausnehmend, ſie ſichert fuͤr den Leib und Seele zerſtoͤhrenden hypo⸗ chondriſchen u, hyſteriſchen Uebeln / und laͤßt ſchmerzhafte Zufaͤlle nur im gerin⸗ gern Grade zu. Krampfigte, rheumati⸗ ſche und gichtiſche Zufaͤlle und die ſoge⸗ nannten Fluͤſſe nebſt andern ähnlichen Zufällen, vermindert feine Anlage und die Angewoͤhnung an alle fehädiichen Wirkungen der Witterung. Da auch wegen der ſchwachen Reizbarkeit der Umlauf der Säfte nicht gar ſchnell iſt, und ihre Abſonderung in dem Speiſe⸗ kanal nicht gar zu häufig gefchiebt, zu⸗ dem durch Arbeit und Schweiß viel da: von verloren gebt; fo iftauch dies Tem⸗ perament der Vollbluͤtigkeit u. dem Übers mäßigen Fettwerden nicht ausgeſetzt. Den —32 — Krankheiten und Abſetzungen der Krankheitsmaterien widerſteht die ſteife und elaſtiſche Faſer, ſo wie dieſe auch gegen manche andere Krankbeiten ein ziemlich gluͤckliches Ge⸗ geumittel if. Von Medicamenten bedarf der Baͤotiſche ſehr ſtarke — ie z 67) 6 Die Ruhe und der Gleichmuth der Seele - trägt auch vieles zur Gefundheit bei. Ueber; haupt, deucht mir, häffe ein jeder Menſch Urfache ſich eine gewiſſe Portion von folcher Ruhe und Gleichmuth, welches indeß die Alten unter ihrem nil mirari etwas über: trieben haben mögen, zu erwerben. Zumal wenn man nod) weiter geht, als derglei⸗ chen wünfchenswerthes etwa beim gemeinen Sauer anzutreffen. feyn mögte, und Frei; heit von heftigen Leidenſchaften erhabenen ‚Muth und Gelaffendeit beim Unglüce und Mäpigung beim Gluͤcke dazu ſetzt, foltedas wohl nicht beſſer jenn, als die von mans em ſchoͤnem Geiſte bis zum Ekel geprieſe⸗ ne Empfindelei, ohne die man, nach ihrer Meinung, die oft wenig Menſchenkentniß verräfh, Feine große und edle Handlungen verrichten kan. Mir dencht man Fonne, mit⸗ leidig und wohlthätig, großer Handlungen fähig und glücklich,ja glückticher als fie ſeyn, ohne ihren gepriefenen Enthufissmus, 1; bei gewoͤhnlich die Vernunft bemeiftert wird. And wie viele Menfchen wären denn nicht unbarmperzig, niedrig, und unglücklich, da der Enthufiaften fo wenig find. Wenn zumal vernünftige und ruhige Ueberlegung erfor: dert wird, dem Ungluͤcklichen zu helfen, was nugen da leere Betrachtungen des Elends, die uns aus der Faſſung fegen, die beften Hülfsmittel zu ergreifen. Ein Arzt, z. B. der von dem Leiden des Kranken bloß uͤbermaͤßig gerührt wird, der fich zu ungelegener Zeit, da er helfen fol, in tiefe Betrachtungen feines Leidens verfenft, und ihn allenfalls recht em: pfindelnd bedaurt, der heilt damit nicht die Krankheit, er überfichet leicht vie Zufälfe,die Vrfachen und Folgen des Uebels, und zer: ſtreuet fich zu fehr, nm die rechten. Mittel wählen zu Fönnen, Es wuͤrde nicht ſchwer ſeyn, bei andern Befchäftigungen ein glei: ches zu finden, und ziemlich allgemein zu gets gen, daß die überfein empfindfamen Rente für das eigentliche praftifche Leben nicht die fchieklichkten find. Ich Fenne übrigens die rechte Empfindfamfeit wohl und rede auch bei weitem nicht der Kälte, der Unenpfinds lichkeit und Gleichguͤltigkeit, womit Gleich⸗ Bon den Temperamenten. 1166 muth und Ruhe des Gemuͤths nicht zu ver wechfeln if, das Wort, fondern behauste nur, daß jene Lieberfpannung bei der Erfoͤl⸗ lung unferer Pflichten mehr nachtheilig als vortheilbaft fen, und für ung felbft einen Meg zur Gemuͤthsunruhe oder Ungluͤcke ent halte. Doch zeigen fic) jegt fchon etwas befs jere Ausichten, und der Paroxyſmus ver überfpannten Empfindfamkeit beginnt ſich in etwas zu legen. Es find auch nach gerade der Eingriffe in die Borrechte des andern&rs fihlechts genug , dem eine höhere Empfind- famfeit natuͤrſich ift und beffer Fleidet. Das Bi ja nicht deutſcher Sinn, wie Hermann egte! Ich habe nun noch einige Bemerkungen über die ganze Lehre zu machen. 1) Es giebt, wie fchon erwähnt, wohl nicht leicht einen Menfchen, bei dem die reinen Eis genſchaften eines einzigen Temperament alleinwaren. Wenn man die erwähnten fünf Temperamente in eine gewiſſe Anzahl Gra⸗ degetheilt fich gedenft, deren mehr oder mes nige zu einem oder mehreren andern Tempe— tamenten treten ; fo entiichen mannigfaltige Mifhungen, die ſich defto mehr häufen wer⸗ Den in je mehrerm Grade man die einzelnen theilen will. Nimt man Hierzu noch die zu⸗ fälligen Derändsrungen der Temperamente durch Erziehung, Lebensart, u. d. gl. fo Fan die Menge der verfchiedenen Temperaturen fo groß gedacht werden, als die Zahl der Menfchen. Nur das bleibt auch wahr, daß die Fälle felten find, wo nicht das Ueberges wicht Diefes oder jenen Temperaments be merft werden Fan, 2) Da die Urſachen ver Temperamente vorzüglich in der Reizbarkeit, Empfindlich⸗ keit, Staͤrke oder Schwäche des Körpers zu . fuchen find, und die Verfchiedenheiten der Säfte größtentheils daher rühren; fo erhels let dadurch ihr großer Einfluß in die prak⸗ tifche Heilfunde. Die Dofes der Arzneien, die Neigung zu diefen oder jenen Sranfheis „ten, ipre Stärke, Fünftige Zufälte, die Abſez⸗ zungen der&ranfheitematerien an manchene Orte des Körpers, ihr Ausgangu. d. gl. kan häufig daraus beſtimt werden, Es Fan daher das 1167 das Studinm diefer Lehre einemangtıbenden Arzte nicht gar gleichgültig bleiben. Man erinnere fich doch, daß diefe Lehre, ungeach: ter fie fonft mit unendlich viel Thorheiten be fudelt war, und ungeachtet fieihre uͤbertrie⸗ benz fuftematifche Behandlung dem aſtrolo⸗ gifchenzeitalter zu danken hat, dennoch, wenn man ſie ohne Vorurtheil unterfucht, viel wahres enthalte, und von großer Wichtigkeit ſey. Wir Menfchen find ja meiftens gewohnt, von einem Ertremo in das andere zu fallen. Hier ſah man das uͤbertriebene, und die vie: len Thorheiten, man verwarf fie daher faſt gänzlich, und überfah vielfältig, was nach Abrechnung alles dieſes, gutes und nügliches zurückblieb. Die verfchiedene Denfungsart und Gemuͤthsverfaſſung, die theils vomKoͤr⸗ per abhaͤngt, theils auch angeborne Grund; lage der Seele ſeyn magrift fuͤr den Arzt auch ſehr wichtig. Eine leidende Seele pflegt nicht in einem gefunden Körper zu wohnen, und einegefunde Seele pflegt auch die Geſundheit des Körpers zu erhalten, oder die verlorne berzuftellen. Auch der Pſychologe Fan die oͤf⸗ tern koͤrperlichen Urſachen der Veraͤnderun— gen in der Seele nicht aus den Augen fegen. 3) Die kitterärgefchichte über die Lehre von den Temperamenten ift ziemlich anfehn: lich, ich glaube aber nicht, daß hier der Ort ſey, dieziemlich große Anzahl der Schriften bieher zu fegen,ihren Inhalt anzuzeigen, und eine Deurtheilung beizufligen. Beinahe die meiften; vorzüglich die ältern, ſuchen die för: perlichen Urſachen bloß iin dem Blute und den. übrigen Säften. Einige denken zu me⸗ chaniſch/ und ſchreiben alles dem Körper zu, da doc) vieles, vorzüglich im moralifchen Sharafter, auch in der Seele zu ſuchen iſt. Vorzuͤglich luſtig find die Sterndenter über dieſen Gegenſtand zu leſen. So behauptet;. E. Laurenzius KEuchſtadius, der Menſch erhalte bei dem Augenblicke feiner Geburt Göttingen, “eine harmoniam radiofam planetatun Bon den Temperament. 114168 einen Eindruck von dem confluxu < rationum caleltium. Ein und der ande ſchuͤttet das Kind mit dem Bade aus, und“ behanptet, es gebe durchaus gar nichts in dem Dienfchen ; welches Temperament ge: nennt werden koͤnne. Adam habe allein vor dem Falle ein Temperament gehabt, nachher "hätten alle Adamsfinder nur ae ki rien, weildurchden Fall alle feſte und fluͤßi geTheite von ihrer Vollkommenheit herab: geſetzt wären. Es ift auch nicht vergeffenwor; den, die Temperamentẽ auf mathematifche ‚Art zu behandeln, wovon der Erfolg, wie bei ‚mehren medicinifchen Gegenfiänden nicht fonderlich vortheilhaft ausfalten konte. In dem phyſiologiſchen Theile verdient unftreitig.der Herr non Zaller oben anzu: fichen. Man ſehe darüber feine größere Phyfivlogie. In dem moralischen Theile it Kämpfs Abhandlung von den. Tempe⸗ ramenten vorzliglich zu empfehlen. ch hielt diefen Gegenſtand einer Furzen Bearbeitung würdig, weil es mir 6 daß eine populäre Behandlung deſſelben bei.ge: hoͤriger Verbindung des medicinifchen. und moralifchen Theilg, nicht unnuͤtz ſeyn wür: de, Eben dieſe Berbindung rechtfertiget mei- ne Arbeit auch von der litterarifchen Seite, da ſelbſt die vorzäglichften Verfaffer, ihren . verſchiedenen Abfichten gemäß, bloß diefen oderjenen Theil dieſer Lehre vorzuͤglich be; arbeitet haben. . Wer die hieher gehörigen Schriften gelefen hat, wird auch darin mit mir einig feyn, daß noch manches/ nichtgang alltaͤgliches darüber geſagt werden fonte, Damit fchließe ich eine Abhandlung, die allerdings eine weitere Ausführung verdient hätte, wenn ich auf einen größern Raum in a Magazinehätte Rechnung machen dür- m i i Ks 3,5. Jäger, Mid.D. Hi — ————— 1169 2 NR 1170 Hannoveriſches Magazin, 74° Stüd, Sreitag, den 15ten September 1780, Meſſung des Broden mit dem Barometer, §. 1. ir kamen den sten Zul, Abends um 7 Uhr zu Oderbruͤck an; meine Gefellfhaft, der Herr Prof. Planer und der Candidat Herr Becker, beftiegen noch denfelben Abend den Brocken , ich blteb aber mit dem Barometer zuruͤck, um Beobachtungen zu machen ‚durch Pr Huͤlfe ich, die Erhoͤhung, von Oderbruͤck über Nordbaufen beftimmen nnte, 8.2. Morgens den 6ten Jul. um 5 Uhr, machte ich die legte Beobach⸗ tung zu Oderbrüc, und fand das Thermometer — 18. den Stand des Queckſilbers im Barometer aber im langen Schenkel 5814 - im Purjen - 844 Summe - 6658, Log. 3, 8233438. Differenz - 4970. 809. 3. 6963564. Logarithmiſche Differenz — 1269874. Um 8 Uhr Fam ich auf den Brocken, war alſo 3 Stunden gegangen, ob gleich meine Gefellfchafter diefen Weg in 13 Stunde zurückgelegt hatten. Ich bing das Barometer, an die Thuͤr des Brockenhaufes, die Temperatur der Luft war — 16, das Queckfilber ftand im Barometer, im langen Schenfel, — 5711. im Eurzen * — 950. 6661 Log. 3,8235394. J 4761 og. 3,6776982. Differenz; — 0,1458412. Logarithmifche Differenz zu Dderbrüd — 1269874. Erhoͤhung — 188,538 Zoifen, Wird nun folche, auf die gersößnliche Art, mit den Thermometerftänden be: F Ee ee richtiget, 1171 Meſſung des Brocden mit dem Barometer. 1172 richtiget, fo kͤnt zur Erhöhung des Brocken Aber Dperbricjaga Zellen oder 1092 Fuß, HA $. 3. Um 11 Uhr beobachteten wir zum Teßten mal auf den Brocken; das Thermometer zeigete — 11. Das Barometer fand im langen Schenfel 5703. - im kurzen - 1 952% n 665 5. D 4751 09. 3,6767854. Hierauf gingen wir auf Heinrichshöhe, hingen das Barometer an bie Thür des Wirhehanfes, und fanden das Thermometer — I. das Barometer im langen Schenkel‘ 5731, - MPER - im kurzen — 924 2 6655. m. 4807. $09. 3,6819645, Da die — Normallaͤnge, bei beiden Ständen gleich geweſen, ſo ziehet man nur die Logarithmen beider ſcheinbaren Barometerſtaͤnde von eins ander ad, diefes giebt 51,791 Toiſen, ſolche mir den Thermomererfländen bes richtiget giebt 50,4 Toifen oder 302 Fuß, als die Höhe des Brockenbaͤusgens Aber Heinrichshoͤhe. 6. 4. Um 4 Uhr beobachteten wir auf- Heincichepöße zum legten mal; die Temperatur der uft war — 22. und der Barometerfland 5726 928 6654. 809. 3,8230828. 4798. ton. 53,6810602. Logarithmiſche Differenz — 1420126, 4 An Fuße des fogenannten eigentlichen Brocken, wo blcher mit dem naͤchſten Gebirge (ich glanbe es beißt der Overberg, ) jufammen ſtoͤßet, befins der fich ein Erenzpfal mit 3 bezeichnet, hieran hingen wir. um 4°. das Baro⸗ meter, und fanden das Thermonichee — 18. 5771. —— — og ER „4895: 09» 3,6897527 Differeny - — 1324730 Us 2073 Moeſſung des Broden mit dent Barometer, 1174 Mm 7 Uhr kamen wie nad Oderbruͤck, die Temperatur der) Luft war — er Das Barometer fland 5797: ———— 6652, Log. 3,8229522. __ 4942 i09. 3,6939027. Diffeteng. — 1290495. Alſo Hantichehe⸗ gab zur Lo garith. Differenz 1420226. Pfal Nr. 3. = 1324730, Oderbruͤck — 1290495. Ziehet man dieſe Logarithmiſchen Differenzen von einander ab, fo lieget Hetwrichehohe über dem Pfal Nr.3. 95,496 Toifen, Oderbruͤck — 129,731 Toifen, Der Pfal — Dderdbrüf - — 345235 Toiſen. Werden num diefe Erhöhungen mit denen zugehörigen '& —* Ao der Brocken uͤber Oderbruͤck 1072. $. 10. So viel mir wiſſend, hat Niemand, außer folgenden, dieſe 8. Höhung mit dem Barometer zu beflimmen gefucht, als: 1) Herr Prof. Hollmann; dieferfand 1103 Parifer Fuß, 2) Herr Mytius — — 3) Herr de tier $. 11. Des Herin Mylius Meffung, in * allen Zweifel unrichtig, daß aber der Herr Prof. Hollmann nach denen Beſchuldigungen des Herrn Prof. Zimmermanns, um 1900 Fuß geirret haben (Siehe deffen Harz: Reife S. 27.) follte, verdient unter ſucht zu werden, indem fonft der Herr Prof. Zims mermann mich und den Heren de Luͤe, noch eines groͤßern Irthums bejchuldi: gen. mögte, Eeee 3 §. 12. % 1179 Meffung des Brocken mit dem Barometer, 1180 $..12. Die 1900 Fuß, um melde Herr Hollmann geirret Gaben fol, haben ihr Daſeyn durd) folgenden Schluß erhalten. Wenn man von Oders drück nach dem Brocken gehet, fo brauchet man eben eine fo lange Zeit, als wenn man von Ilſenburg ausgebet; da nun Oderbruͤck eben fo weit als Ifens burg vom Brocken liege, fo liegt auch Oderbruͤck mit Ilſenburg in einer ho⸗ rizontalen Ebene. a Nach Herrn Profeffor Zimmermanns Angabe, foll der Broden 3014 Braunſchweiger Fuß über Ilſenburg liegen, eben fo tief muß alfo auch Oder⸗ Brück liegen, und num giebt dee Here Prof, Hollmann zur legtern Vertiefung 1103 Parifer Fuß an, ziehe man alfo von 3014 Braunſchw. Fuß 1103 Parifer ab, fo bleiben 1911 Zuß übrig; um fo viel hat alfo Here Prof, Hollmann geirret. ik, a In wie weit diefe Art zu ſchließen richtig, wird jeder leicht einfehen nnen. §. 13. Daß Ilſenburg nicht in einer horizontalen Ebene mie Oder⸗ Brück, fondern ungleich tiefer liegen muß, beweiſet auch der von dem Herrn Confiftorialcarh Silberfchlag, in feiner Befchreibung des Brocken, angegebene mittlere Barometerftand für Flfenburg = 27 Zoll 8 Linien, ein Baromererftand fürs Flacheland, worin auch Ilſenburg lieget, und nicht für einen Drt, welcher höher als St. Andreasberg liege. Ich hielt für mörhig, den würdigen Greis Hollmann hiedutch in etwas zu verteidigen, denn da der Herr Prof. Zimmermann, diefe Beſchuldigung öffentlich dem Publico vor⸗ N fo ſcheue ich mich auch nicht denfelben wieder öffentlich davon zu efreien. $. 14. Wäre dem Heren Profeffor Hollmann die de Luͤcſche Berichtis gung der herausgebrachten Erhöhung befant gemefen , wie der Herr Profeffor Zimmermann ©. 21. felbft erinnert, fo bätte folcher noch weniger heraus⸗ gebracht, und zwar wenn ich annehme, das Thermometer hätte fo wie bei mir, da beide Meffungen im Julius gefcheßen find, geftanden, fo wiirde die Höhe — 1066 Fuß feyn, und folglich mit der meinigen ziemlich überein kommen. Jedoch haben beide Herrn Profeffors die Berichtigung ber mit der Atmoſphaͤ⸗ ve in Gleichgewicht ſtehenden Queckſilberſaͤule, nicht in Rechnung gebracht, erfterem war fie damals noch nicht befant, und letzter hat folche nicht gebraucht, bisfee wird alfo auch der Meffung über Ilſenburg, nicht die größte Richtigkeit geben. | | u ER, $. 15. Da der Heer de bie die Höhe des Broden auf 1038 Fuß fegt, und ich 1072 heraus gebracht, fo weichen wir nur 36 Fuß von einander ab. $. 16. Zum Ueberfluß will ic) noch die Rechnung, auf eben die Art wie der Herr de Luͤc, anftellen, jedoch nur in fo weit es die Verſchiedenheit * n⸗ aı8ı Meffung des Brocden mit dem Barometer, 1182 Inſtruments ſelbſt, und der Unterfchieb, in der Art die — iin zu berech⸗ ‚nen, zuläßt. Oderbruͤck Morgens 5 Uhr. 58T 84. — 18. Abends 7 Uhr. 5797 35%. — 18. Mittel 5805,5. 849,5, — 18 849,5 6655. 809. 3,823148r, 53956. tog. 3,6951313. Logarithmiſche Differenz — 1280168. Da wir um 11 Uhr vom Brocken nach Heinrichshoͤhe herabgingen, fe fand ih nach 8. 3. Auf dem Broden 5703. 952. Auf Heinrichshöhe 5731. 924. "Unterfchied +2 28: und - 28, Alfo war das Dueckfilber auf Heinrihsböhe, im langen Schenkel 28 Sechszehntel Parifer Linien geftieaen, und im Purzen eben fo viel gefallen. Nun war die legte Beobachtung auf Heinrichspöhe 5726. 928. — 28. 728. verfehrter Unterfchied 5698. 956. dem Barometerſtande, wenn folcher auf dem "Brocken aufgenommen worden wäre. Alſo Fan man feßen: "Thermometer. 5698. 956. Auf dem Brocen Abends 5 Ubr — 22, 5711. 950. = Morgens g Uhr — 15, 5704: 953 Mittel = x — 18. 953 * "6657. 809. 3.8232786. 4751. 809. 3, _3,6767859 _ togarith. Differenz 1464936. auf dem Brocden, Logarith. Differenz 2 „1280168. zu Oderbruͤck. Unberichtigte Erhöhung — 184,768. Toiſen. Berichtiget giebt 178,117 Toifen — 1069 Fuß. 6.17. Werl meine Abſicht nicht geweſen iſt, das Barometer, womit diefe Meſſung, und bereits eine ziemliche Anzahl andere geſchehn find, zu beſchrei⸗ ben, fo werden einige Ausdrücke dem Leſer undeutlich ſeyn, ja bie Berech— mung 2183 Meffung des. Brocken mit dem Barometer, 1184 nung ſelbſt, wird unverftändlich ſcheinen, da aber die Befchr * bereits unter der Preſſe, und in Ettingers Verlage zu — wird, fo werden ſich die Freunde dieſer Wiſſenſchaften bis dahin, blos mit den Refultaten begnügen müffen. Nordhauſen, den 17ken Sul, 1780, Gottfr. Erich Roſenthal. Hiſtoriſche Anekdote aus Lelands Irlaͤndiſcher Geſchichte. 1671. Al⸗ das Leben des großen * Herzogs von Ormond ums ter der Regierung Carls des II. durch den Ungrif des fhändlichen Meuchel: mörders Blood in Gefahr war, muth⸗ maffete man, daß der Herzog von Buckingham die Sache angefponnen hätte. Demond felbit nahm Feine No: tiz davon, allein fein Sohn, der junge Graf von Offori, welcher heftig, tapfer und kuͤhn war, blieb bei der Gelegen⸗ beit nicht fo kaltbluͤtig. Während daß Buckingham hinter dem Könige ftand, ging er-mit einem ernſten Geficht auf ihn zu, und fagte zu ihm mit einem ſchwachen doch unmilligen Tone: My: ford! ich weiß es wohl, daß ihr die Urfach von dem gefchehenen Ungrifdes Bloods ſeyd; merfet es euch, folte mein Vater auf eine plößliche oder unge⸗ woͤhnliche Weiſe ſterben, ſo werde ich euch als den Moͤrder anſehen, und dann werde ich euch erſchießen, ob ihr gleich Hinter dem König ſtehet; ic) fage es euch darum in Sr. Majeflät Gegenwart, damit ihr gewiß überzeugt feyn Pönnet, daß.ich mein Wort halte, Ob nun gleich Ormond beim Leben blieb, fo waren feine Seinde doch uners inüder,feinem guten Ruf zu fchaden, und obgleich alle Anklagen bei näherer Un: terfuchung ihm nicht zu Schulden fa: men, ſo war doch der König gezwungen ihm mit einer ihn —— — nigkeit zu begegnen. Dies Betragen konte den Ormond weder ermedrigen noch reizen: er nahm ſeinen Sitz im ge⸗ heimen Rath, wartete täglich dem Koͤ⸗ nig auf, und hielt fein Urtheil über öf fentliche Ungelegenheitennie zuruͤck; er verricth nie Nachfucht, ſpann au) Feine Be tionan. Selbft bei Hofe fammelten Tugenden und fein Betragen einen Kreis der rer um ihn, diernicht vom Hofe abhingen. Dei einer ſolchen Gelegenheit war es, daß der König, derihm Feine Höflichkeit erzeigen durfte, befchämt und verlegen war. Der goftlofe Buckingham fagte zu-ihm: Mein Herr ich mögte wohl wiffen, ob es der Hers 309 von Ormond ift, welcher bei Sr. Maje⸗ ftät in Ungnade ift, oder aber ob Sie ee bei dem Ormond find; denn von beiden fcheis nen Sieammehrfien außer Saflung. } £ Bei diefem Zuffande der Ungnade fuhr Ormond immer fort feine Meinung frei zu fagen, und Echreefich an feinen Widerfpruch. Er verglich fich mit einer alten in den Winkel geworfenen Uhr; und doch fagke-erzgei —— alte roſtige Ding noch zu Zeiten re (8 der Oberſte Dillon ihn erfuchte fe Geſuch zu unterſtuͤtzen, und zu ihm er habe keinen Freund, als Gott und ſeine Herrlichkeit, fo antwortete der Herzog: ar: mer Carl! Du konteſt keine zwei Freunde nennen, die bei Hofe weniger gelten oder weniger bafelbft geachtet, werben. MS PT An fer ea Henna a No oo zu 1185 0 2 Hannoveriſches 1186 75tes Stuͤck. Montag, den I8ten September 1780. Gedanken uͤber die Bemerkung im Forſthaushalt. er Herr Verfaſſer der im „zen $ und 44ten Stuͤck viefes Ma: gazins eingerückten Bemer— kung im Forfthaushalt, ift der Meis nung, daß ein Boden, der viele Fahr: hunderte Eichenholz getragen, fich zus legt austrage, oder zum Anbau dieſes Holzes nicht weiter tauglich fen, und be: ruft fich auf Erfahrung und Analogie. So fcheinbar diefe Hypotheſe auch) ift, denn wieder Erfahrung ließe fich wohl nichts einwenden , fo Fan ich ihr doch meinen Beifall, fo wenig er auch auf ſich haben mag, nicht geben. Biel: jährige Erfahrungen, die von mir zwar nicht mit großem Beobachtungsgeiſt, aber doch mit Aufmerkſamkeit u. Nach: denfen gefammelt worden find, und für welche meine Anhaͤnglichkeit nicht ge: ringe ift, weil ich fie nicht vor meinem Schreibtiſche, fondern felbft bei der von mir in der Forjt verrichteten Ar: beit gemacht habe, überzeugen mich gerade vom Gegentheil. Ich glaube nemlich, daß eine Eis chenforft, wenn fie, es fey num Durch Zupflanzung oder Befaamung, gehös rig unterhalten wird, nieausiterbe, und dag auf folche Weiſe das Erdreich mit den zum Wachsehum des Holzes er: forderlichen Nabrungstheilen jeder Are auf beftändig verfehen bleibe, Hiemit aber läugne ich Peinesweges die Schwie: rigkeit der Wiederberftellung einer abs geftorbenen Forft, denn wieder den Augenfchein flreite ich nicht. Sehr öfters find zu dieſer Abficht Verſuche und Koften vergeblich angeftellt und ans gewandt, ich glaube nur diefe Schwie: rigkeit in andern Lrfachen, als in dem vermeinten Austragen oder Untaugs lichkeit des Bodens, zu finden. Iſt der Grund und Boden einer abs geftorbenen Eichenforft Heidgrund und überallentweder mit Heide oder Bocks- barı und Moog überzogen, fo wird eine folhe Fort duch Anpflanzung auch von einer Meifterhand fchwerlich wies der bergeftellet werden Fönnen. Freie lich aus der Urfache, weil der Boden, fo wie er da ift, dem Heifter die Maß: rung verfagt. Aber eben dies ift auch von einem Boden, der nie Holz getra: gen, wenn er übrigens mit jenem von gleicher Befchaffenheit ift, zu erwarten. Es fan alfo die Urſache der dermali: Ffff gen 1187 gen Unfruchtbarkeit des Bodens nicht dem vorhin darauf geftandenen Holze beizumeffen feyn. Vielmehr ſcheint fich diefe Unfruchtbarkeit felbft von dem Abfterben des Holzes herzuſchreiben. Während des Wohlftandes der Forfl, war der Boden vom faubeund von den verfauften Wurzeln nicht allein in der obern Krume, fondern aud) tiefer bin: unter artbar gemacht. Seit dem aber mit dem Abfterben der Forſt diefer Waldduͤnger aufgehöret hat, ift der Boden nach und nach verunedelt und verwildert worden. Heide und andere unfruchedar machende Kräuter haben ihn gänzlich ausgefogen, ihn gegen Wind und Negen gleichfam verfchlof: fen, fteif, zaͤhe und völlig unartbar ge: macht. Kein Wunder alfo, daf dar: innen die Anpflanzungen nicht gedeis hen. Und je länger die Forſt öde gele: gen, defto unfruchtbarer ift der Boden, ein Umftand, der fchon allein den ana fogifchen Grund obiger Hypotbefe ver: dächtig macht. Zwar läßt ſich auch ein folcher Boden wieder bepflanzen, aber freilich mit mehrerer Mühe und gröf: ferm Aufwande, als es im Großen fügs lich geſchehen koͤnte. In einer kleinen Fotſt, wo man jeden Platz nutzen muß, und worin betraͤchtliche Beſaamungen der Winde wegen nicht geſchehen Fön: nen, habe ich einen abgeſtorbenen Di: ſtrikt, deffen Boden dem jekt befchriebe: nen völlig gleich war, vor verſchiedenen Jahren mit 1500, jegt im fehönften Wachsthum ſtehenden Heiſtern ber pflanzt. Ich fing dies fo an: Einige Sabre vorher ließ ich runde Gruben Gedanken über die Bemerkung im Forſthaushalt. 1188 geräumig und tief ausgtoben und die ausgegrabene Erde bei einer jeden Gru⸗ beim einen Haufen fchlagen. Nach— dem folche in diefen Haufen ein Paar Sommer und Winter hindurch ſich gebrannt und mürbe geworden mar, auch das zu Tage gefommene Erdreich an den Seiten in der Grube durch Wind, Sonne und Froft, fih aufbeis nahe einen Fuß weit aufgelockere hats te, fing ich die Pflanzung an, und feßte zwifchen durch Birken, um dadurch. Schatten und Schuß fir den Winden zu gewinnen. Sch mußte aber, dar die ausgegrabene Erde die Gruben kaum aufZweidrittel wieder füllte, zur Plans tage andere tangliche Erde zu Hülfe nebmen, die mir ein benachbarter alter Aufwurf eines ehemaligen Heifters famps verfchafte, und die ich mit jener tüchtig vermengte. Auch ließ ich bei jedem Heifter zwei Pleine Graben in der Entfernung eines Fußes von der Grube, worin er zu fiehen gefommen, machen, nicht fo wohlum das taub aufs jufangen, deffen in-den erftern Jahren nicht viel zu erwarten land, als vors nemlich der Luft, auch von der Seite den Zugang zu den Wurzeln der Hei: fter zu verfchaffen. So nad bin ich such um das weitere Fortfommen meis ner Zöglinge nicht befünmert, fie koͤn⸗ nen die Pfalwurzel, wenn fie wollen, ungehindert ſchlagen, finden für die Seitenwurzeln rund umber auf wenig⸗ ſtens drei Fuß aufgelockerte Erde, und gegen die Zeit, daß die Wurzeln die ſteife Erde erreichen, ſind ſelbige von der Staͤrke, daß ſie fuͤglich hineindrin⸗ gen 1189 gen koͤnnen, zumal die Oberfläche des gefammten Bodens alsdann durchLaub und Schatten ſchon wieder auf den Weg der Verwandlung, und fo weit gebracht fenn wird, daß die Luft, der Regen und der Walddünger darauf wirken Pan. Auf diefen Diftrift wa: ren in vorigen Zeiten Jahr aus Jahr ein viele Hundert Heifter vergeblich ge pflanzt, und alles in Anſchlag gebracht, die Koften der Arbeit und der Wehrt der aufaeopferten Heifter, und dagegen find die Koften der jetzigen Bepflan⸗ zung nur ſehr geringe, Indeſſen läßt fi eine folche Pflanzung, wie ſchon oben erwähnt, im Großen, befonders wegen Mangel guter Plantageerde nicht thun. Man muß alfo wo fein Wildfraß ift, denn wo der iſt fpare man nur Mühe und Koften, Befau: mungen machen. Uber auch diefe gerarhen nicht, wenn der Boden nicht durch vorherige zwei bis dreijährige forgfältige Bearbeitung dazu vorbe: reitet ift. Während diefer Zeit wird ee zum Genuß des Wohlthätigen, das Luft, Wind, Sonne, Regen, Schnee, und felöft der Froft darbieten, empfäng: lich und zugleich muͤrbe und locfer ge: macht. Die Wurzeln der Heide, wenn felbige nicht gar zu groß gemefen find, werden abfterben. Die innern Kräfte der Erde, die bis dahin gleichfam gefchla: fen haben, kommen wieder in Bewes gung und der Boden wird mit den fiir denjungen Auflauferforderlichen Nah: rungsfäften, wenigfiens auf die erftern Sabre binlänglich gefhwängert wer: den, und in der Zolge bilfter fich durch Gedanken über die Bemerkung im Forſthaushalt. 1190 das Laub, was er fallen laͤßt, felbft wei: ter. Nur darf bei der Ausfaar, damit der Auflauf gefchloffen genug zu fieben komme, nichts gefpart werden. Hiebei ift, fo ſehr es auch von einigen bezwei⸗ felt wird, zutraͤglich, zugleich Rocken mit auszuſtreuen, welcher dem jungen Auflauf im erften Sommer ſowohl für der Sonne als für der Kälte treflichen Schutz giebt. Den wenn der Froftin dem erſten Sommer den Auflaufträfe, ſo würde dies ſolchem in einem Bos den diefer Urt ſehr Hinderlich ſeyn. Selbft die hohen Stoppeln Eönnen noch im zweiten Sabre zu folchem Zweck Nutzen fchaffen. Faͤnde fih endlich Ges legenheit, den Boden kurz vor der Bes faamung bei trocfner Witterung bes pficchen zu laſſen, fo würde dies das geſchwinde Wachsrhum des Auflaufs noch um fo mehr befördern, Wenn aber der Grund und Boden einer abges ſtorbenen Eichenforft nicht völlig mit Heide überzogen, fondern noch mit An⸗ gergras durchwachſen ift, fo wird eine Zupflanzung ſchon beffer fortfommen, falls man gute ſtaͤmmige nicht zu lan⸗ ge Heifter Bat, und die Pflanzung von Weiten her anfängt, damit die zuerft gepflanzten den nachherigen Schuß vor dem Winde geben. Liegt jedoch Bier der Leimen, der Ortſtein, der Grand, oder andere todte Erde zu flach, fo find auch bier die Beſaamungen vorzuzies ben. Das alte Holz ift vermurhlich auch nicht gepflanzt worden, fondern ift aus einer natürlichen Befaamung auf: gewachfen. Die Eichen find ganz flach zu liegen gefommen, Die Wurzeln dee öfffa dars 1191 daraus erwachfenen Heifter haben alfo fo bald an die todte Erde nicht kom— men fönnen, fie haben dicht geftanden, und der haͤufige fih in die Erde ger fenfte Waldduͤnger, hat die Wurzeln fo genaͤhtet und geftärfer, daß fie auch zuletzt in die todte Erde bineingedrun: gen find. Einen folchen Trieb aber Pönten die gepflanzten Heifter bier nicht haben, fie wirden mit den Wurzeln gleich Das todte Erdreich erreichen, und dann von oben herunter abflerben. Auch ſelbſt in noch guten blühenden Forften, will es, wenn der Boden folcher Art ift, mit den Zupflanzungen nicht fort, und thut man daher wohl, den Weg der Be: faamung einzufchlagen. Don diefer Wahrnehmung ift es freilich nur ein Fleiner Sprung zu dem Gedanken, daß der Boden ausgetragen haben Fönne, aber die Schuld der misrathenden Zu: pflanzungen liegt einzig und allein in der zu flach liegenden todten Erde, denn fonft würde flatt eines abgebauenen Stammes, der bis zu dem Augenblick feiner Faͤllung fo viele Nabrungstheile verfchlucker hat, leicht ein Heifter auf: wachfen, der deren auf das erfte Jahr⸗ hundert vergleichungsmeife fo wenig bedarf, und das Erdreich gemönne einsweilig Zeit, von der ftarfen Auszie⸗ bung der Säfte, die der alte verlanget gehabt, fich zu Gunften des jungen auf die folgenden Jahrhunderte zu erholen. Iſt endlich der Grund und Boden einer abgeftorbenen Eichenforft ein gu: ter Ungergrund, fo wird das Pflanzen, wobei hier nicht viele Künfte nörkig Gedanken über die Bemerkung im Forfthaushalf. 1192 find, wohl gerathen. Fändefich aber auch in diefem Boden die todte Erde zu flach, fo müßte man felbft auch hier vom Pflanzen abftehen, oder wäre die Gegend juniedrig, fo müßte man, wel⸗ ches bei alierlei Boden in Acht zunebs men ift, fich vorher durch Abzuasgras ben Hülfe fchaffen. Auch hievon habe ich eine angenehme Erfahrung. - Zu der fchon gedachten Forjt war ein fehe moraftiger Bruch von obngefähr zo Morgen, allmo vordem, wie folches die Stuͤcke und noch einzelne abges ftorbene Baͤume bewiefen, das ftärffte Hol Stamm bei Stanım geflanden, Nach hinlaͤnglichen Abzugsgraben, wo: duch dag Erdreich trocfen ward und fi) corrigirte, bepflanzte ich diefen Platz, wozu ich die ausgegrabene Erde, die fich ein Paar Jahre lang in Hau: fen gebracket hatte, gebrauchte, und ich habe das Vergnügen, diejen veröderen Theil der Forft folchergeftalt wieder beraeftellet zu feben. Der Saß alfo: daß an den Stel len wo vordem Holz geftanden, auch wieder Holz angezogen werden fönne, ift, wie aus obigen erhellen wird, wahr und unwahr, jenachdem man zu Werke gebt und entweder pflanzet oder ſaͤet. Der Umftand, daß die ausaeftorbe: nen Forften nach aller Wahrfcheinlichs feit aus DBefaamungen entflanden find , löfer das Problem, warum die Zupflanzungen in den vorbefchriebenen Arten des Bodens nicht frommen? völlig auf, und wenn erfahrne Forfts bediente, nach Befchaffenheit des zuvor wohl unterfuchten Bodens, ents 1193 Gedanken über die Bemerkung im Forſthaushalt. 1194 entweder Pflanzungen oder Befaa: Ken, deren fie alsdann Feine begeben, mungen veranflalten ; fo werden fie Feine vergebliche Arbeit hun und nicht nöthig haben Fehler und Verſe⸗ 3,59 mit jener Hypotheſe, die font fehr bes quem dazu waͤre, zu entfchuldigen. Rd Iſt es wirklich paradox, da ferner Eichen⸗ und Buͤchenholz an⸗ zusichen, wo viele Sahrhundert große und gefchloffene Eichen: und Buͤchenwaldungen gemwefen, und ſtreitet folches fo fehr gegen Ana⸗ logie, Erfahrung und Natur, ald im 43ten und 44ten St. diefes Magazins angegeben worden? F ie Gründe, welche der Herr Ver: faffer der Bemerkung im Forſthaushalt wider die fernere An: ziehung des Eichen: und Büchenholzes invormaligen Eichen: und Büchenwäl: dern aufführer, haben zum Theil einen fo ftarfen Scheindes Gruͤndlichen und Wahren, daß es hoffentlich eine nicht ganz vergebliche Arbeit feyn dürfte, na: ber zu unterfuchen,, ob die vorgefeßte Frage-mebr zu bejahen , als zu vernei nen fey. Er behauptet durch Analogie, Erfahrung und Natur überhaupt zu beweifen, daß man da Fein Kichen- oder Buͤchenholz weiter anzieben folle, wo dergleichen vorbin ge: ftanden, und ich bin der Meinung, daß diefes gar wohl nach den tofalum: ftänden zugegeben, aber nicht allge- mein angenommen werden Fönne. Es wird alfo daranfanfommen, daß ich es beweife, daß der Forſtgrund Ele⸗ mentartheile genug enthalte, die Holz: art ferner zu nähren, womit er bisher beftanden geweſen. Ich übergebe aber den analogifchen Beweiß deshalb, wei! ſolche Gewächfe, denen die Natur als lein die bedärfenden Elementartheile feit ihrem Dafeyn erhalten bat, und wovon wir überzeugt find, daß fie ih: ‚nen ſolche ferner allein erhalten werde, bekant genug find; und die Beantwor: tung der vorgefeßten Frage eigentlich darin ihre Bercchtigung finden wird, in wiefern unfere Waldbäume felbft mit zu diefen Gewächfen gehören. Sch hoffe diefe meine Abficht dadurch zu erreichen, wenn ich mich auf den Zus fand unfers vaterländifchen Deutſch⸗ lands in den aͤlteſten Zeiten, welcher uns als überaus holzreich befant ift, und auf die noch gegenwärtigen Waͤl⸗ der, deren Alterthum viel weiter, als die Gewißheit ihrer Gefchichte wird binaus gefeßt werden koͤnnen, beziehe, Sch wage es indeffen nicht, eine Zeit anzunehmen, feit welcher noch gegen: märtige Wälder da find, und feit wels cher fie die Holzarten tragen, womit fie noch gegenwärtig beftanden find; aber ich unternebme es zu behaupten, daß unfere noch vorbandne Eichen: und Siffs Buͤ⸗ 1195 Büchenmälder von jenen Eichen: und Buͤchendickungen abflammen, deren Alterthum wir nicht zu beftimmen vermögen, Die Art und Weiſe, wie fih Eichen und Rothbuͤchen felbft fortpflanzen, wird meiner Behauptung die fichere Gewähr Teiften, und wir werden es in Diefer Rückficht, ohne ung zu täufchen, annehmen fönnen, daß wenn mir nur wiffen, daß der gegenwärtige Forſt⸗ - geund, feit undenklichen, oder wofür ich hier feßen will, feit 2000 Jahren fchon mit Holz beftanden gemefen, und gegenwärtig noch mit Eichen und Büs chen beftanden ift, folcher auch feit 2000 Jahren gewiß Eichen und Bu: chen getragen habe. Eichen und Bir chen befaamen fich nicht weiter, als ihre Stämme fteßen, und ihr Auflauf wird fo leicht von andern Holzarten unterdruͤckt und überzogen, daß wir for gar annehmen müffen, daß fich in ih⸗ rer Nachbarſchaft binnen dem langen Zeitraum keine Hinderniſſe muͤſſen ge⸗ funden haben, wodurch ihre ſo leicht zu behindernde Selbſtfortpflanzung haͤtte unterbrochen werden koͤnnen. Sie werden ſich daher nur noch da finden, wo ihre Fortpflanzung feine Hinder⸗ niffe gefunden hat, und mir werden es ficher annegmen fönnen, daß mans cher Eichen: und Buͤchenwald jegt mit andern Holzarten beſtehet. Bezweifelte man indefjen dasjenis ge, was ich bisher gefagt habe, fo beziehe ich mich auf die glücklichfte Fortpflanzung des Eichens und Bü: chenbolzes in unfern nod) gefchloßnen Iſt e8 wirklich parador, da ferner Eichen: 1196 Eichen: und Büchenwäldern oder Höls zungen. Es dürfte wohl feinem Sach⸗ verftändigen unbefant feyn, dag man die Eichen und Büchen im ihrem ges ſchloßnen Wäldern alsdenn mit dem glücktichften Erfolge forspflanzt, wenn man fie folchergeftalt aushauet, daß fie fih nach und nach vollfommen bes ſaamen, und in diefer Abfiche dem Boden wund nıachet, aber auch noch zur rechten Zeit die alten Stämme fort: ſchaffet. Und aus dieſem Wenigen, was ich geſagt habe, duͤrſte es ſchon hin⸗ reichend erhellen, daß die Fortpflan⸗ zung des Eichen: und Buͤchenholzes in davon gefchloffen beftandnen Revies ten am glücklichften erfolge, und da: durch zugleich deutlich genug feyn, daß der Forftgrumd theils fo viele Elemens tartheils enthalte, theils felbft durch feinen Beftand fo reichlich damit vers fehen werde, daß er ununterbrochen eine und eben die Holzart gewähren koͤnne. Enthielte der Forſtgrund nicht die Elementartheile, oder würde deren Abs gang, durch den Uebergang ins Holz, nicht durch den Beftand des Waldes ſelbſt hinreichend erſetzet; ja hätte das Holz unter diefen Umftänden nicht gleichfam felbft Luft, da zu Beimen, wo es gebtüht hat, wie waͤre es mög: lich geweſen, daß ſich Wälder, nicht nur binnen einer fo langen Zeit, fon: dern auch noch vorziglich aus denen Zeiten in einem guten Zuftande hätten erhalten Fönnen, in welchen man mehr um ihre Yugrottung, als um ihre Forts 1197 Fortdaner bekuͤmmert geweſen? Wir Fönnen vielmehr den guten Beſtand unfers noch vorhandenen Forfigeuns des ficher als den Reſt eines Ueberflufs fes anfehen, welcher theils der Ver wuͤſtung, theils dem Verbrauch zu ftarf gewefen, und welcher ſich eigent; lich ſelbſt dis auf unfere Zeiten erhal: ten bat, weil wir es hoͤchſtens unfern nächften Vorfahren erft danken Pönnen, daß ſie um deſſen weitere Erhaltung ber kuͤmmert geweſen. In den aͤltern Zeiten hat man das Wachsthum des Holzes demſelben le: diglich ſelbſt überlaffen, und wir wür: den es gleichfalls noch thun, ohne zu befürchten, daß der Grund und Bo; den die zeitige Holzart nicht wieder Ira: gen würde, wenn wir jenen Ueberfluß noch hätten, und unſere fo fehr vers mehrten Holzbedürfniffe von unferm vielleicht noch weit mehr verminderten gut beftandnen Forſtgrunde befriedigt werden Fönten, Und eigentlich diefer minder gut beftandne und nur zu oft vom Holz enrblöste Forfigrund, von dem es gewiß ift, daß er vormals gu: te Eichen und Büchen getragen, fol es überhaupt beweifen, daß man da, wo vorhin Eichen und Buͤchen geftan: den, für die Zukunft Feine weiter an ziehen fönne, weil mit dem vorigen Beftande, alle Elementarıheile wegge: wachfen feyn follen. Aus demjenigen, was ich von denen aus dem Alterthum unferer noch vor; bandenen Eichen: und Büchenwaldun: gen, und von der noch jeßt gut gera» thenden Fortpflanzung des Eichen: und und Büchenholz anzuziehen ic. 1198 Buͤchenholzes in gut damit beftandenen Revieren angeführt babe, wird es ins deffen gewiß genug feyn, daß der Forfts grund überhaupt theils genug Elemens tartheile enthalten, theils durch feinen Beſtand ſelbſt damit hinreichend verſe⸗ ben werden muͤſſe, um ferner Eichen⸗ und Büchenholz anzuziehen, und daß man daher jene Behauptung nicht alls gemein annehmen Fönne. Da es aber eben fo gewiß ift, daß wir folchen Forfigrund haben, der vors bin Eichen und Buͤchen getragen, und folche ferner nicht tragen will, fo muß diefes nothwendig an dentofalumftäns - den liegen, oder die Lofalumftände vers urfachen die Hinderniffe, weshalb mar dergleichen Holz nicht weiter anziehen fan. So fehr ichs auch wuͤnſche, die Lokalumſtaͤnde zu treffen, welche die fernere Anziehung des Eichen: und Buͤ⸗ chenholzes verhindern, fo entfernt mic) doch das Bewußtſeyn meiner zu einge fhränften Kenntnis gar fehr von der Erreichung diefes Wunſches. Um indeffen dach einige allgemeine und viels leicht zureichende Urfachen zu fagen, von denen ich wenigftens bis jeßt glau⸗ be, daß fie nicht nur der fernern, fons dern der Anziehung des mehrgedachten Holzes überhaupt hinderlich feyn Föns nen, fo hoffe ich Billigung, wenn ich ſolche dennoch kürzlich anführe. Ueberhaupt Plage man eigentlich in denen Öegenden über die mißliche und oft ganz mißlingende Anziehung des Eichen; und Büchenholzes, wo der Grund und Boden minder gut ift, und glaube nach gerade eine hinreis chende 1199 chende Urſach, darin zu finden, daß der Forſtgrund die Elementartheile nicht mehr babe, welche zu deffen voll; kommnen Aufwuchſe erforderlich find, Man glaubt es fogar von dem Forfk: grunde, welcher vormals gute Eichen und Büchen getragen, erzwingen zu müffen, daß er folche wieder trage, und bedenkt es nicht, wie lange der: felbe ſchon veröder gelegen, und wie wahrſcheinlich, wo nicht gar gewiß es fen, daß ſich die zur Anziehung des Eichen: und Büchenpolges nicht vor: theilhafte Exdarten *) binnen der Zeit der Veroͤdung vermehrt haben, und daß vielleicht der Abgang der Elenien: tartheife durch den während einer fo langen Zeit verringerten Beftand nicht hinreichend oder gar nicht erfegt wor: den. Man hat überdem gewöhnlich noch große Ebenen und Bloͤßen vor ſich, wo der junge Auflauf den maͤch⸗ tigen Wirkungen der Witterung ganz und gar ausgefeßt ijt, und es beinas be mehr Zufall, als Zweck feyn muß, wenn man feine Abficht erreiche. Und diefes möge genug ſeyn, zu Dannenberg. Iſt es wirklich parador, da ferner Eichen ıc. 1200 erkennen, daß die Befchaffenheit des Forftgrundes das erfte Erforderniß ſey, wornach die anzuziehende Holzs art beſtimmt werden müffe, und daß man ſich gar leicht felbit hintergeben könne, wenn man blos deshalb da wieder Eichen und Büchen anziehen will, wo folche in der Borzeit geſtan⸗ den haben. Aber auch die vorgefeßte Frage wer⸗ de ich nunmehr aus der Selbſterhal⸗ tung unſerer noch aus den aͤlteſten Zeis ten vorhandenen Eichen: und Büchens wäider, und aus der Art, wie fich folche noch jetzt am glüclichften forts pflanzen, dahin beantworten fönnen, daß man in gefchloßnen Eichen: und Buͤchenwaͤldern ferner dergleichen Holz fiher anziehen fönne, meil fie noch immer Elementartheile genug jur ferz nern Anziehung deſſelben verfprechen, und daß es auf die Lofalumftände ans komme, wenn die Eichen und Büs chen in den jeßt verödeten vormaligen Waldungendiefer Holzarten nicht fort wollen, Chrift. Ernft Borneman, Es gehöret noch unter die feligen Wünfche, daß man in unſern Heidgegenden i — eneeve Bedbarhtungen anftellen mögte, 0b? und wie? fich der Sand und Ort⸗ ftein vermehren. —— —— —— I5 1201 FE "2 DS, 1202 Hannooeriſches Magazin, 76tes Stuͤck. Freitag, den 22ten September 1780. Die Inſel Island ). D Juſel IJsland ſcheint gleich: ſam eine neue Welt zu ſeyn. Kaum erblickt man ſie in der Ferne, fo bemerkt man ſchon auf die: fem Eifande die ſchrecklichſten Reſte großer Vertsüftungen; und feßt man den Fuß ans fand, fo ſieht man von einem Ende bis zum andern nichts als Fable Berge, deren Spißen mit ewi: gem Eife bedeckt find; und flatt der ergnicfenden Thäler, die, das Auge vergebens ſucht, ftößt es auf öde Fel: der, die von glafirtem Schnee durd): ſchnitten werden, und deren hohe und fharfe Ecken ſich gleichſam verſchwo⸗ ren haben, dem Wanderer den Anblick des wenigen Graſes zu benehmen, das zwifchen ihnen hervorwachſen Fan, Eben diefe unfreundlichen Felfen ver; ſtecken auch die hie und da zerſtreut liegenden Hütten der Einwohner, und mit der nemlichen Unverfchäntbeit würden fie den muͤden Reiſenden ſelbſt den Anblick ſchattigter Bäume entzie⸗ ben, wenn diefe gefchmückten Kinder der Natur in Island zu finden waͤ— ven. Auch nicht ein einziger, der der Freundfchaft Kühlung und der Un: fhuld Schuß anbieten Fönte, wurzelt in diefem oͤden Lande. Man folte das ber faft zweifeln, daß hier Menfchen wohnten, wenn nicht die mit Böten bedecken Ufer das Gegentheil verfir cherten. Und wuͤrklich Ieben ihrer 60,000 auf diefen im Nordmeere aufs gethuͤrmten Eishörkern; und alle le⸗ ben fie, mit frangöfifchen Köchen und Indiens Gewürzen unbefant, bei jes nen Freuden glücklich, die der Schdr pfer auch diefen einfiedlerifchen Inſula⸗ nern gefchenft hat. Die erften Einwohner diefer Inſel follen Britten gewefen feyn, die im Anfange des fünften Jahrhunderts dahin gefommen find. Iſt dies, fo waͤre Island eines von den Laͤndern, wo nie ein Gößenaltar geftanden bat, denn befantlich waren die Britten um diefe Zeit. ſchon Chriſten. Die Nors weger nannten diefe Fremdlinge, die das Finderiofe Island adoptirt hatte, Dapa. Im Jahr 861 wurde Na⸗ doddr, ein beruͤhmter Seeräuber auf feiner Rückreife von Norwegen nah gay Serrö ! Aus des Herrn von Troil Briefen und Olsffens Reifen. ‚203 Ferroͤ aufdiefes Eifand geworfen, und nannte es wegen des vielen Schnees, womit die Felfengebirge bedecft was ren, Snioland (Schneeland). Die fer Ebentheurer hielt ſich zwar nicht lange bier auf, rühmte aber bei feiner Zuruͤckk unft das fand fo fehr, daß Slocke, ein ſchwediſcher Seefahrer, Luft befam, dabin zu fahren, Weil der gute Mann den Weg nicht wußte, und der Compas damals erſt erfunden werden folte, fo nahm dieſer Seefah⸗ rer. nach Vaters Noa Gebrauch drei Haben an Bord, und fegelte von Fer⸗ rd aus nad) Norden zu, Nach eini- gen Tagen ließ er den erſten Naben fliegen, der ohne fich lange zu. befins nen, nad Süden zu und alfo nach Serrd zog. Der zweite, der nach ei: niger Zeit. ausflog, irrete einige Stun: den umher und Fam wieder aufs Schif. Endlich ſchickte er den dritten in Gefellfchaft des zweiten fort. Bei⸗ de flogen num gerade nach Norden zu, und Famen nicht wieder, Der Eben: theurer nahm die Richtung, die ihm feine ‚gefiederten Wegweiſer gezeigt hatten, und Fam glücklich nah Is⸗ land. Hier blieb er einige Zeit; und weil er an der Küfte viel Treibeis be; merfte, fo nannte er die Inſel Is⸗ land. Nah und nach gingen immer, mehrere Fremdlinge, befonders Nor: weger und Schweden dahin, und in Zeit von 60 Jahren war das fand völlig bevölkert, So oft eine Colonie dahin 509, eignete fich der vornehmſte der Geſellſchaft einen fo großen Theil bes Sandes zu, als er nur konte, und Die Inſel Island, 1204 uͤberließ etwas davon nach Gutdun⸗ ken ſeinen Gefaͤhrten, deren Haupt er unter dem Titel Godi war. Da zwi⸗ ſchen dieſen Godis nach und nach viele Streitigkeiten und Gewaltthaͤtigkeiten entſtanden, ſo waͤhlte man im Jahre 928 einen. ſogenannten Lang-fatts gumadite, der bei allen Streitigkeis ten das Wort führte, und in zweideu⸗ tigen Sachen das Recht fprach, Bei alle dem trennete fich gewöhnlich der Staat in zwei Parcheyen, die ſehr oft große Heere ausfchickten, und fich blutige Treffen lieferten. Zuletzt hats ten fie das Schicffal, was allen Stans ten gemein ift, in welchen Freiheit in Zuͤgelloſigkeit und Patriotismus in Eigennug ausartet, denn fie kamen, jedoch freiwillig. unter. Norwegiſchen Zepter, und nachher mit Norwegen an Dänemarf, Island ift 6o Meilen lang und 40 breit, Das Klima iſt nicht unges fund, denn weder die gemößnliche Wärme ift befonders ftarf, noch die Kälte fehr groß. Doc bat man Beis fpiele, daß das Fahrenheirifche Ther⸗ mometer bis auf 24 Grad unter den Gefrierpunft gefallen, -da es zu ans dern Zeiten bis auf 104 geſtiegen. Gewitter find bier eine feltene Er fHeinung, und fie zeigen fich nirgend als in der Gegend vom Hecla ; defte öftprer aber laſſen ſich Mordſcheine ſehen, die gewoͤhnlich eine fuͤrchterliche Geſtalt annehmen. Auch die Erd; beben feßen die Inſulaner oft, in Schrecken, welche deswegen auch ger noͤthigt find, ihre Käufer fo niedrig n als iu als nur immer möglich ift, anzulegen. Am gefährlichften auf diefer Inſel find bie feuerfpeienden Berge, woruns ter der Hecla, fo Elein er auch in Vergleichung mit den übrigen ift, ſich durch feine Wuth beſonders auszeich⸗ net, und eben deswegen bisher der ber Eantefte gewefen iſt. Zum Glück zeigt er feine Schrecken nur felten, denn man zäßlet uͤberhaupt nur zwei und zwanzig Fälle, da er Feuer geworfen bat, wovon der Yuswurf im Jahre 1772 der legte und einer der fürchters lichten war. Um feiner Wuth einen recht fürchterlichen Domp zu geben, müffen jedesmal die Eisberge die He: rolde feiner Schredfen werden, Denn diefe fangen alsdann an, fich mit groß fem Krachen von einander zu fpalten. Iſt dies gefcheben, fo wird die Luft ungewoͤhnlich Falt, ſtatt daß der Erd: boden außerordentlich warm iſt. Nach dieſen Vorboten erhebt der Berg ſelbſt ſeine fuͤrchterliche Stimme. Ein ſchreckliches Gebruͤll, vermiſcht mit un: geheurem Krachen, toͤnt aus ſeinen Eingeweiden hervor. Die Stärke die: “fer Donnerftimme- ift fo entſetzlich, dag man fie neun Meilen weit hören Fan. Mit diefem lauten Krachen fan: gen fich zugleich alle feine Schrecken an. Große Flammen fchießen aus feinem Schlunde hervor, ein dicker Schwarzer Rauch mälzt ſich in die Luft, aus welchem Blige und große Feuer: kugeln emporfteigen, welche letztern oft fehr weit gehen, In den Flammen fpielt eine Menge größerer und Eleines ser Steine, die die Gewalt des Feuers Die Infel Island, 1206 nicht felten einige Stunden weit ſchleu⸗ dert. Ein Strom von fiedendem Wafs fer rauſcht heraus, und mit demfelben vaffelt eine Menge Bimsfleine hervor, wovon ojt Stücke von 6 Fuß im Um: fange gefunden werden. Endlich folgt die fava, und ein folcher Alchenregen, der den hellſten Tag in Mitternacht verwandelt; und diefe Finſterniß ers ſtreckt fich zuweilen auf dreißig Mei: len im Umkreis, Oft wird bei einem Lavaſtrom die obere Rinde trocken, und der Fluß ſelbſt ſtroͤmt noch fort, in weichem Falle die Natur Hölen bildet, deren Bette, Wände und Dach von Lava beftchen Solche Hölen brauchen die Islaͤnder zu Schaafftäl: len. Die befantefle ift die Hoͤle Sur⸗ thellir; fie ift 34 bis 36 Fuß God, 50 bis 54 breit und 5034 lang. Der Berg Arabla bat mehrere Feuers ſchluͤnde, und raucht beſtaͤndig. Man Fan jedoch, wenn der Wind den Dampf verwehet, tief in die Oefnungen bins ein ſehen. Einer der größten ift der Rafntinnufial, der aber gegenwärz tig aufgehöre hat, zu ſpeien. Er Ban die ſchwarzen Ölasachate in ihrer uns fprünglichen Sage, und in ungewoͤhn⸗ licher Menge aufweifen. Der Baͤt⸗ legiag wirft mur felten Feuer aus, desto ſchrecklicher aber ift als dann ſei⸗ ne Wuth, welche er im Jahr 1756 zum. legten male gezeigt: hat, Er fprengte die in der Mähe liegenden Eisberge, und fehleuderte viele Stücke davon ins Meer; Die Reſte davon ſchmolz fein Feuer, wodurch fürchten: lie Wafferftröme entftanden, Das 6399 2 Knal⸗ 1207 Knallen und Krachen des tobenden Berges war fo graufenvoll, daß ınan den Untergang. der. Juſel beforgte. Mit dieſem Krachen verband fich das Erdbeben, und Stoß und Donner wechfelten niit einander ab, Gogar einen natürlichen Hagel fprudelte der Berg ang, deffen Kern aus Sand und Arche beftand, Dies fürchterliche Schaufpiel war mis einem ganz befon: deren Feuerwer? verbunden, Große oft 3 Pfund ſchwere gluͤhende Steine flogen aus dem Schlunde des Berges, neben ihnen fliegen Feuerkugeln in die Luft, die in umaͤhlige Stücke jerplaß: ten. Auf einmal ſtand nicht allein der Berg, fondern auch der Himmel in Fener und Flammen, und die Nacht war, befonders wenn die Feuerkugeln fpielten, uͤberall fo belle, wie der. Tag. Abwechfelnd fand uͤber dem Berge eine Keuerfäufe von allerlei Geſtalten und Farben, und ein befländiges Den; nern und Krachen, das man 25 Meir "len weit hören Ponte, vermehrte das Fuͤrchterliche dieſes Schaufpiels. Der Leihrnukt gehört erſt feit 1725 un: ter die Feuerfpeier, denn vorher war er noch mit dem fehönften Graſe bewach: fen. Jetzt hat er fih mit dem Arab: la zu gleicher Wuth vereinigt, und es ſcheint, als ob er fünftig mehrere fer, ner jegt unfchuldigen Brüder mit in - den Bund ziehen werde, Unter die merfwürdigftien Natur: erfcheinungen gehören unflreitig die beißen &uellen auf Island. Sie haben einen verfchiedenen ®rad der Wärme, und werden deswegen von Die Jnſel Island, 1208‘ den Einwohnern ferbft in Laugar (warme Bäder) und Huerer (ſprin⸗ gende Quellen) eingerheilt, Da bie erftern auch in andern Laͤndern auger troffen werden, ſo uͤbergehen wir fie, jegt, doc) koͤnnen wir nicht ganz ums bin, unfern Leſern zu fagen, daß diefe Quellen auf Jsland außer dem ge— wöhnlichen Nußen noch einen ‚ganz eigenen gewähren. Gie geben nenus lich Anlaß zu einer ganz befondern Are von Öalanterie, Die Armuth bins dert den Feländifchen Liebhaber, ſei⸗ ner Schönen Gefchenfe zu geben, und die Natur reicht Feine Blumen dar, ihr Kränze zu winden, Die erfinde: rifche Liebe lehrte daher den Jeldndis ſchen Juͤngling ein anderes Mittel, feine Zärtlichkeit auszudrücken, Er reis niget nemlich eines von den Bädern mit dem größten Fleiße, um es einem Beſuche feiner Geliebten deſto werther zu machen. Merkwuͤrdiger als dieſe iſt jedoch die andere Art von Baͤdern, nemlich die ſpringenden heißen &uellen. Sie find die einzige Arbeit der Natur in irer Art, und Jsland allein war beftimt, fie in großer Men» ge aufzuweiſen. Unter die merkwuͤr⸗ digſten gehoͤren beſonders drei dieſer Quellen. Die erſte iſt bei Lauger⸗ vater, einem kleinen Landſee, zwei Tagereiſen vom Heela. Der Herr von Troil beſuchte bei feinem Aufenthalte auf Island diefe Quelle zuerft, und er tedet mit dem größten Entzücken von diefem Kunftftück der Natur. „Hier, „fagt er, fabe ich die erſte heiße fprin: „gende Wafferquelle, und ich Warn „(as 1209 „Sagen, daß ich da den fchönften An: „blick hatte, der je geſehen worden, „Es war ein ungemein Elarer Mor: „gen; die Sonne harte fihon angefan: „gen, die Spigen»der "Berge zu vers „gulden; der Wind war fo flille, daß „der See, worauf einige Schwäne „floffen, fo glatt, wie ein Spiegel war, „und rund um denfelben fahe man an „acht verfihiedenen Drten den von „den warmen Duellen auffteigenden „Dampf, der fih endlich hoch in der „gufe verlor. Aus allen diefen Quel⸗ „fen fprang Waffer in die Höhe, aber „eine befonders warf beftändig eine »WBafferfäule, die 6 bis 8 Fuß dick „war, 18 bis 24 Fuß bog; in die Luft. „Das Waffee war im hoͤchſten Grade „beiß, und ein Stück Hammelfleifch „und einige gachoforellen, die wir ung „darin Fochten, wie auch ein Schnee: „bußbn, das in 6 Minuten faft in „Stücken zerfocht war, ſchmeckten ganz „vortreflich. Ich münfchte, fährt Herr „von Troil fort, daß ich eine Be: „ſchreibung von diefer Stelle machen „eönte, die ihrer würdig. wäre, fle „würde aber allemal matt bleiben. „Das, ift wenigftens gewiß, daß die „NRatut niemanden je ein ungezwun— „geners Lob ihres großen Meifters „abgeloct hat, als ich ihm bier dar: „brachte, Zu Reikum iftdie zweite Duelle, wo nach der Verficherung der daſigen Einwohner das Waffer vor einigen Jahren 60 bis 70 Fuß hoch gefprungen feyn ſoll. Weil aber ein Erdfall die ganze Difnung bedeckt hat: te, fo. fprang in Gegenwart des Herrn ‚Die Infel Ieland, Fuß zur Seite heraus, ‚gen würde, 1210 von Troil ein Strahl von 54 bis 60 Man ſiehet hier eine große Menge verſteinerter Blaͤtter und etwas gediegenen Schwe⸗ fel. Die dritte Quelle iſt die merk— wuͤrdigſte. Sie fpringt bei Gepfer, nicht weit von Scallbolt, einem der bifhöflichen Sitze. Die berühmten Warferfünfte zu Marly und zu Sr, Cloud, die Sontaine bei Caſſel und die fo ſehr bekannte Wafferfänle im „errenbaufen find nur Kinder gegen diefe heiße Fontaine, Sie ift in der Mitte von 40 bis so kleineren, wels he nach dem Erdreich, das fie durch: bohren, von verfchiedenen Farben find. Die Röhre, durch welche diefes bewuns dernswürdige Springwaſſer fteigt, hält 19 Zuß im Durchmeffer. Man folte beinahe glauben, daß die Natur bier von. der Kunft gelernt habe, denn fie gab, diefer Fontaine ein förmliches Becken, das wie ein Keffel formire ift, und 56 Fuß im Durchmeffer bat. - Das Waffer fpringt nicht beftändig, aber doch am Tage fehr oft; gleichfam als ob die Natur beforgt hätte, daß der ununterbrochene Anblick eines ih: ver prächtigften Werke der Größe defs felden etwas benehmen mögte, An dem Tage, an welchem Herr von Troil da war, fprang die Fontaine des Vor⸗ mittags von 6 big 11 Uhr zu zehen verfchiedenen malen, jedesmal zwiſchen 5 und ıo Klaftern in die Höhe, Er hörte aber von den Einwohnern in der Gegend, daß das Waffer, wieer _ auch felbft vermurhete, bald höherfleis Um alfo die Höhe deffels ©9993 ben 1211 ben genau zu meffen, wurde ein Qua⸗ drant aufgeftelt. Gleich nach 4 Uhr bemerkten die Zuſchauer, daß die Erde an drei verſchiedenen Orten und zugleich auf der Spitze eines nahen Berges zu beben anfing, auch hoͤrte man ein oft wiederholtes unterirrdiſches Getoͤſe gleich ſtarken Kanonenſchuͤßen, gleich: fam zum Zeichen, als ob die Natur die Maſchinen dieſes großen Kunſtwerks in Gang gefegt hätte, Und nun ſprang eine Wafferfäule aus der Defnung her⸗ vor, die fich in der Höhe in verfchiedes ne Strafen theilte, wovon der boͤchſte 92 Fuß hoch war, Die Bewunde; rung der Beobachter über eine fo uns gewöhnlich Harfe Kraft des Feuers und der Luft wurde noch dadurch vermehrt, daß viele Steine, die man vorber in die Röhre geworfen hatte, nun mit dem fpringenden Waſſer in die Höhe geſchleudert wurden. “Bei diefem um: gewoͤhnlichen Schaufpiel der Natur ift es fein Wunder, wenn ein zum Abers glauben fo geneigtes Bolt, als es die Is laͤnder find, ſich einkilder, daß hier eine Oefnung zur Hoͤlle ſey. Sie ge⸗ hen daher auch ſelten eine ſolche Quelle vorbei, ohne in folche und wie fie far gen: Uti Sandens mun, (demTen- fel ins Maul) zu ſpucken. Unter die Seltenheiten von Island gehören endlich noch die Baſaltpfei⸗ ler. Man finder nemlich an einigen Gegenden der Inſel ganze Saaten ab⸗ geftugter Säulen, die in verſchiedener Größe aus der Erde Bervorragen, Ihr Anblick folte dem Zuſchauer beinahe den grauſenden Gedanken einflößen, „Die Infel Island, 1212 daß Hier eine erzuͤrnte Fee eine große Menge Schlöffer eingeftürzt Babe, Man fan es daher dem gemeinen Js; länder nicht verdenfen , wenn er von diefen Pfeilern, die die Wirkung eines unteriredifchen Feuers find, glaubt, daß fie von Riefen auf einander gefeße wären. Gie haben gemeiniglich 3 bis 7 Seiten, find 4 bis 6 Fuß dick, und 14 Fuß bis zu 32 Fuß hoch, und an einigen Stellen gucken ſie nur kaum aus der Lava heraus. Ein ähnliches Werk der Natur ift die berühmte Fin⸗ galsböle auf der Inſel Staffe in Schotiand. Nun iſt es Zeit, Island auch eins mal von einer andern Seite anzuſehen. Dieſe Jaſel trägt den Beweiß von der Erfahrung fihtbar an ſich, daß der Schöpfer die Reichthuͤmer der Länder ſehr weisheitsvoll verrheilt habe, Denn das, was die Länder gewöhnlich reich macht, das Getreide, bat die Inſel gar nicht, und alles Mehl, was hier verbraucht wird, koͤmt aus Dännes mark, Die Armen, und Überhaupt die gemeinen Einwohner, behelfen ſich daher mit einer Art Moos (Lichen is- landicus) , woraus fie eine ſehr wohl; ſchmeckende Grüße bereiten. Ueber⸗ haupt findet man bier nur ſehr wenige Gewaͤchſe. Nur in 5 oder 6 Gärten, die-auf der ganzen Inſel angetroffen werden, fömt etwas Kohl, Rüben, Erb⸗ fen, Spinat, Kattoffeln undFlachs her: vor, Mit dem Gerreidebau bat man zwar in neuern Zeiten Verſuche ges macht; allein fie find allemal vergebs lich geweſen. Die wichtigften * niſſe 1213 niffe find die ftarfen Winde, befonders aber das grönländifche Treibeis. Das letztere koͤmt alle. Jahr im Jenner mit Oſtwind, und ein ſchreckliches Getoͤs verkuͤndigt feine Ankunft. Dieſe ſchwim⸗ menden Verwuͤſter fuͤllen alle Meerbu⸗ ſen und das Meer ſelbſt. Sie beſtehen theils aus großen Eisbergen, die oft 300 Fuß hoch find, theils aus kleinern Eisfhollen, die jedoch nie unter 6 Fuß dick find... Sie mögen bald fhmelzen, oder ihre Confiftenz länger behalten, fo Schaden fie in beiden Fällen; im erfteı zen durch Ueberſchwemmungen, im letz⸗ tern durch Kaͤlte, die ſo ſtark wird, daß Menſchen und Thiere erfrieren. Der Anblick bei dieſer Scene iſt im hoͤch⸗ ſten Grade traurig. Man ſieht ganze Heerden magerer Schaafe und Pferde, die auf den uͤberſchwemmten Feldern Bein Futter finden koͤnnen, vor Froſt r Die Inſel Ssland, 1214 Plappernd herum ſchleichen, ‚fich eins das andere benagen und endlich todt niederfallen, Nachdem die Eisfchollen, dieſe mörderifchen Bagabunden fich ei: nige, Monate aufgehalten haben, fo zieben fie im Merz mit dem nemlichen fhreeflichen Getöfe, womit fie anka⸗ men, twieder weg, Man folte beinahe glauben, dag fie ihren Schweftern auf Island, den mit Schnee bedeckten Bergfpigen eine jährliche Hülfleiftung verfpeochen haͤtten. Diefe fürchterlis chen einheimifchen Feinde wüten da, wo die Eisſchollen nicht hinkommen koͤn⸗ nen. Anfaͤnglich ein kleiner Erdklum⸗ pen oder ein unbedeutender Schneeball, waͤlzen ſie ſich zu einer ſolchen koloſſa⸗ liſchen Größe, daß fie das Grab vie ler Einwohner und der Ruin fo mans cher füßen Hofnungen merdem — Der Schluß folgt künftig, Fortgeſetzte Anmerkung zu. denen im 67ten und 68ten Stuͤcke dieſes Magazins von einem ungenannten Herrn Verfaſſer gegebenen Bemerkungen: über das Zerfpringen und die freiwillige Entladung der elektriſchen Sammlungsflafchen. auf der 1078ten Seite eine fur: ze Anmerkung über des Herrn Berfaf: fers Auffaß hievon degeben. Obgleich in folcher zwar nicht zur Gnuͤge das er; innert worden, was wegen des Zer— fpringens und der freiwilligen Entla: dung der elektriſchen Berftärfungsfla; 5 habe im 68ten diefes Magazins ſchen noch wohl zu erinnern geweſen wäre, fo Fan ich doch nicht umhin, das, was ich damals ohne Anmerfung überfchlagen, und ich mir nicht vors ftellen Fonte, daß es des Heren Ders fafjers wahrer Ernſt gewefen ſeyn mögs te, auf die Seite 1076 angeforderte Anfrage, „ob das Abftoßen der Bil: „lard⸗ 1215 ardkngel von feiner Hand mit unter „die eleftrifchen Erfcheinungen zu zaͤh⸗ „ten, oder doch nur wenigſtens fol: „he zu muthmaßen?“ jetzt mit etwas wenigem zu bemerken. Es folten bils lig dem Herrn DVerfaffer die natuͤrli⸗ chen Eigenſchaften eines an ſich elektri⸗ ſchen (ideoelektriſchen), und eines an ſich nicht efeftrifchen, (ſymperielelek⸗ trifchen) d. is uneleftrifchen Körpers, bekant ſeyn. Eine Billardfugel von Elfenbein ift zwar fo halb und halb, jedoch Fein vollfomner an fich eleftri; ſcher Körper; noch weniger bleibt fie ifofire, wenn fie auf dee Billardbahn, oder auf einem andern bloßen Stüd Holz gebt, und fan auch von dent er: baltenen Stoße von der Hand nie: mals in den elektriſchen Zuſtand, es fen pofltio oder negativ, gefegt wer: den. Eben fo wenig, als wenn ein Menfch vom Rockenbrei fatt werden fol, wenn man ihm feldigen nur vor den Mund hält, ohne ihn dahinein zu bringen. Magnetismus ift es auch nicht; dech daran ift dasmal nicht ge: dacht worden. Ganz befondere neue Geſetze der Bewegung kommen auch I 1216 dabei eben wicht in Verachtung. Die Kugel wurde mit großer Schnelligkeie von der Hand abgefloßen; weil num die Hand, ein weicher, und die Kus gel, in Vergfeichung jener, ein har⸗ ter Körper ift, fo Ponte die Kugel in der fchnellen Abſtoßung anfeine Streß: fe bin, in die Hand noch eingedruckt gewefen, und nicht mit eben fo grofs fer Schnelligkeit davon weggefabren ſeyn; daher es denn gefommen, daß die Kugel, während des fehnellen Ruͤckzuges der Hand einen folchen motum retardatum befonmen. Denu der ſchnelle, zugleich kurze Stoß mit der Hand Ponte hier der Billiardfus geln Peinen andern als nur fehtwachen Druck geben und forttreiden, Ein Gluͤck iſt es, daß die Billardſpieler mit Maſſen und Queues ihre elfenbeis nerne Kugeln fortjuftoßen pflegen, und nicht mit der Hand, denn fonft mögten fich zu Diefem Endzwecfe neus modige Elekerifirer genug auf Koffeer bäufern anfinden. Wer wüßte, was aledenn für Ermeiterung der Eleftrir eitärforfchung noch mehrers zu entdek⸗ fen vorfallen koͤnte. 5 2 1217 0 Zn annoberiſches Magazin, 1218 778 Stuͤck. Montag, den azfen September 1780, Die Snfel Island. (Schluß.) 5“ verfchwifterten Verderber 29 7 find alfo die Urfache, weswe— gen auf diefem Eilande fein Getreide fortfommen kan. Sie fchei: nen fi überhaupt gegen die färntliche Familie des freundlichen Frühlings vers fchworen zu. haben; denn nicht einmal ein Baum fan auf Fsland zum wach: fen gebracht werden, und mancher graue Ssländer ftirbt, ohne in feinem Leben ein gruͤnes Blatt gefeben zn haben. Hie⸗ bei iftes fonderbar, daß man viele Spu⸗ ven von ehemals bier vorhanden germe: ſenem Holze bat. Dies erzählen nicht allein die isländifchen Sagen, fondern man gräbt auch noch täglich in Suͤm⸗ pfen Heberbleibfel davon aus, Auch der fogenannte Sururbrand beweifer die: fe Vermuthung. Diefe fonderbare Ma; terie iſt ein nicht völlig verfteinertes, aber doch verhärtetes Holz, welches gleich auseinander fällt, fo bald es nur an die Luft koͤmt, daes im Gegentheile ſich erhaͤlt, ſo lange es im Waſſer bleibt. Es giebt eine zwar kleine aber ſehr helle Flamme, ſtarke Waͤrme und mit dem Rauche einen ſaͤuerlichen doch nicht un: gefunden Geruch, und die Schniede brauchen es lieber, als Steinfohlen. Die Einwohner legen ihm auch eineme: dieinifche Kraft bei, denn fie brauchen es Außerlich gegen die Kolif, Aus den Bruchſtuͤcken diefes Holzes verfertige manin Coppenhagen Theeraffen, Teller und andere Öeräthe, die eine fehr gute Politur haben. Man finder den Su⸗ turbrand in gebirgigten Gegenden mebrentbeils in Schichten, jedoch fo fparfam, daß er nicht einmal zum Ver⸗ brauch) für die Schmiede hinreicht. Die ° Islaͤnder find daher diefes Holzmanz gelswegen genöthige, Torf, Heidekraut und Wacholder: und Affenbeer ftauden zu brennen, An einigen Orten nimt man fogar feine Zuflucht zum Kuhmiſt, zu den Knochen von Thieren und zu Fifchs gräten, welche letztern man mit Theer beſchmiert. Zu einem Erfaß für diefen Mangel gab daher die erfinderifche Na: tur den Einwohnern die heißen Quellen, in welchen man die Speifen in Furzer Zeit gahr Fochen kan. Aufeine andere Art ſcheint die gute Natur diefen Fehr fer dadurch verbeffern zu wollen, daß 2bbb die 1219 die Fluthen jährlich eine große Menge Treibholz an die Küften führen. Es beftebt aus Tannen: Fichten: Linden: Weiden: und Korkholz, auch aus zwei Arten von rothem Holge, die wegen ih: ser Farbe und Härte zu feiner Arbeit gebraucht werden, Dies Holz koͤmt vermuthlich aus der nördlichenTatarei, Virginien und Carolina. War aber den Mangel an Getreide und Holz am vortheilhafteften erfeßt, das find die großen Schaaf und AZornviebbeerden. Bauern, die 200 Stück Schaafe haben, braucht man nicht weit zu fuchen, und vor der großen Seuche, diein den Jahren 1740 und 1750 unter den Schanfen wuͤthe⸗ te, fabe man oft Heerden von 1200 Stuͤck, die einsm einzigen Herrn zuge börten, Die isländifchen Schaafe ha: ben gerade in die Höhe lebende Ohren, einen Bleinen Schwanz und oft 4 bis 5 Höener, Gewöhnlich gehen fie das ganze Jahr im freyen Felde, So bald ein Gewitter, oder flarfes Schneewet⸗ ter entſtehet, verfriechen fie fich in Ho; len. Können fie im letzteren Falle feine finden, fo ſtecken fie die Köpfe zufams men a), wodurch fie nicht allein verhin⸗ dern,vom Schnee vergraben zu werden, fondern auch verurfachen, daß fie vom Eigenthuͤmer defto leichter wieder ges funden werden. So bringen fie oft viele Tage zu, zulegt aber freffen fie ſich ein ander die Wolle ab, die fich in Geftalt großer Kugeln im Magen feſtſetzt und ihnen den Tod verurfacht, Die Islaͤn—⸗ Die Infel Island. - 1726 der fcheeren ihre Schaafenicht, fondern die Wolle bleibt bis in die Mitte des Mai figen; dann zieht man fie ihnen wie ein Fell vom keibe ab. Ju in Zeit ift der Leib ſchon wieder mit neuer Wolle bedeckt, die den Sommter über wächit und fieim Winter vor der Kälte ſchuͤtzt. Ein Schaaf wirft gewöhnlich zwei, bisweilen auch wohl drei Laͤm⸗ mer; im leßtern Falle wird der Muts ter das dritte Lamm genommen, und einer minder fruchtbaren gegeben, Das isländifche Hornvich verdient dieſen Namen nicht, denn es Hat nur fehr felten Hörner, Weil die Infel wenig Gras bat, fo fteht eg die mehrſte Zeit im Ställe, und wird in Ermangelung des Heues mit Fifchen gefüttere, Man rößt nemlich den Sternbitr, wie auch die Köpfe und Gräten der Doͤr⸗ ſche klein, und giebt ihnen diefes Her richt mit etwas Heu vermifcht, Dies fes mageren Traktementes wegen giebt gewöhnlich eine isländifche Kuh taͤg⸗ lich nur zwei Kannen Milch, doch bat man Fälle, wo man drei bis ſieben Kannen erhalten hats Außer dent, Schaaf und Rindeich bat Island auch fehr gute Pferde, die, fo Plein fle auch find, dennoch fehr viel Stärke, und ungemeine Schnelligkeit befißen. Ungezähmte und wilde Thiere, Rat- ten und Süchfe ausgenommen, hat Island nicht, - doch kommen jährlich mit dem Treibeis grönländifche Bären dahin, die aber gerödter werden, weil der König für jeden Bärenfopf zehn Rthlr. 3) Dieſes Klugheitsmittel kennen auch die arabiſchen Schaafe, denn fie brauchen es, wenn der toͤdtende Feuerwind Samum wehet. 1221 Rthlr. bezahlt. An den Küften bat ‚die Juſel eine fehr große Menge Ki: ſche, die getrocknet den Einwohnern ſtatt des Geldes dienen, wozu fie auch noch das grobe Tuch gebrauchen, das die Seländerinnen weben. Den ein: träglichften Fang giebt der Dorfih ; außerdem fängt man auch Butten und Schollen, Aeringe, Sorellen und Lachsforellen. Das Trocknen der Fifche wird blos von den Frauens⸗ perfonen verrichtet, und gefchiehet auf Steinen, Der Fish muß beffändig umgemandt werden, bis er endlich nach vierzehn Tagen feine gehörige Härte erreiche hat. Wallfiſche findet man hier von vielerlei Arten, felbft den größ: ten, den die Einwohner Steipe Rei- dur nennen (Balena maxima ventre plicato) ‚wovon oft welche geſehen wor: den, die hundert Zuß lang find. Die Is laͤnder effen fie ſehr gerne, und eine Schuͤſſel Waltfifchfleifch iſt bei ihnen ein Sefttagseffen. Auch der Seehund wird häufig gefangen; er. giebt fehr viel Speck, und auch fein Fleiſch Fönıt in die Kuͤche. Zu den Reichthuͤmern von Feland gehören befonders die grof; fen Heerden Schwimmvögel, wovon die Küften befegt find. Die einträg: lichften find der Schwan, und der Eidervogel. Den leßtern Hält jeder Is laͤnder für den größten Schaß feines Vaterlandes, und der würde cine Todt: fünde begehen, der einen ſolchen Bo: gel tödten wolte, Der Eitervogel bed: tet jährlich dreimal, und lege jedesinal 5 bis 6 Ener, zumeilen auch drüber, Zweimal nimt man ibm ſowohl Eftr, ‚Die Infel Island. 1222 als Dunen weg, beim drittenmale aber plündert man die Ießteren nur fparfanı. Wenn das Weiber Leine Dunen mehr bat, muß das Männchen die feinigen hergeben, Diefe läßt man liegen, bis die Jungen ausgefrochen find. ‘ Eine Stunde nach: ihrer Anz ' Eunft auf die Welt verlaffen fie das Ne, welches alsdann aufs neue ge⸗ pluͤndert wird, Ein Neſt bringt waͤh— rend der ganzen Legezeit ein halbes Pfund Dunen, wovon aber beim Wa: ſchen die Hälfte abgeht. Unter den Landvoͤgeln fieher mau befonders viele Salken, wovon das Stück vom König mit 10, 12, 15 Rthlr. bezahlt wird, Die Fsländer find durchgängig wohl gewachfen, aber nicht fo ftarf, als fie fiheinen, viel weniger fchön. Obgleich das Clima fehr gefund ifk, fo Fan man doc) nicht behaupten, daß die Infulaner im Ganzen genommen, febr geſund find. Die Urfache ift vers mutblich ihre ermüdende Lebensart. Die gefährlichfte und fürchterlichfte Krankheit auf diefer Inſel ift eine Are Scharbock. Die Patienten befoms men eine blaue, glänzende Haut; die Haare fallen ihnen aus; Geſicht, Ge: ſchmack, Geruch und Gefuͤhl nimt ab und. verfchwinder zufeßt ganz; am den Armen, Füßen, und am Geficht ers fheinen Beulen; der Othem wird ſchwer und flinfend, und der Keane leider unglaubliche Schmerzen in den Beinen, Zuletzt uͤberzieht ein Ausſchlag den ganzen Leib, und es entſtehen große Wunden, die den Kranken zum Grabe fuͤhren. Die Gicht iſt ein Antheil für Hbbbe2 die 2223 die mehrſten Mannsperfonen, wenig: ftens fiir die, die fich mit der Fifcherei abgeben, Die Mannsperfonen wers den bier felten über 60 Jahre alt, da doch die Nachbaren der Zsländer, die Norweger ein ſehr hohes Alter erreis chen, wovon der vor einigen Jahren verftorbene 148jaͤhrige Drakenberg ein Beweiß iſt. Es machet alſo die angenommene Erfahrung, daß Berg: bewohner ein ſehr hohes Alter erleben, bier eine vermurblich in der Lebensart gegründete Ausnahme, Die Frauens: perfonen, die der befchwerlichen Be: fhäftigung ihrer Männer nicht unters worfen find, werden deſto älter, auch find fie ſehr fruchtbar, denn fie ge: bähren gewöhnlich ı2 bis 16 Kins der, und eine Banerfran zu Hual⸗ nans hatte in 21 Wochenbetten 24 Kinder geboren. Sie reichen ihren Kindern nicht länger als drei Tage die Muttermilch, und füttern fie alsdann mit Kuhmilch auf. Die Jsländer find ein fehr gutmuͤthiges, ebrliches Volk; unter fich find fie ſehr ernfthaft, ja fogar muͤrriſch, fo daß man jelten einen erwachſenen Mann lachen fiebt. Gegen Fremde hingegen find fie fehr freundlich, und ihre Gaftfreundfchaft ift bei aller ihrer Armuth fehr groß. Die Freude lacht ihnen aus den Au— gen, wenn fie fehen , daß man mit ihs rer Bewirthung vorlieb nimt Wenn fie e8 recht gut meynen wollen, fo ge: ben fie ihren Gäften einen Kuß auf den Mund, und den erhält ſowohl der Mann als die Frau, der Sohn und die Tochter, ar Die Juſel Island, 1224 In ihren Speifen bleiben die mehr: ften Seländer der Natur getren, und diefe Folgſamkeit belopnet fie fehr, Brodt ift hier ſehr felten,, und wenn auf diefem Eilande gebacken wird, fo muß das Mehl aus Dännemark kom⸗ men. Die Art zu backen ift folgende: Das Mehl wird mit gegoßenen fan: ten Molfen zu einem Zeige gefnäter, woraus Kuchen gemacht werden, die einen Schub breit und drei Zoll dick find. Diefe Kuchen werden in Waſ⸗ fer oder auch in Molfen gefotten, und dann auf heißen Steinen eder Platten gedürrt. Das gewöhnliche Mehl wird aus Selfengras (Lichen'island,) ges macht. Die Butter der Jolaͤnder koͤmt nie frifeh, oder eingefalzenauf den Tiſch; fondern fie muß, wenn fie ſchoͤn ſchmecken fol, erft fauer werden, und dann Fan fie fi) 20 Jahre halten, Eine gewöhnliche Speife it Molken, die man fo lange Focht, bis fie fo did wie faure Milch wird, Man hebt fie gewoͤhnlich bis auf den Winter auf. Allerhand Arten von Fiſchen, bald friſch, bald gefalzen, bald gefroren, auch gedürrt, und zwar fowohl an der Sonne, ale an der Luft, Tiefern ſehr viele Gerichte. Das Fleiſch von Kind: und Schaafvieh und von Ws geln wird theils eingefalzen, theils ges raͤuchert gegeffen, oft fchläge man eg auch in Tonnen, ımd giebt ſaure Mol⸗ fen darüber, — Ein eigenthümliches isländifches Effen ift Beine » fEring, oder die Knochen und Knorpeln von Rindvieh und Schafen, imgleichen die Graͤten vom Dorfh in Molfen bis 1225 bis zur Aufloͤſung gekocht. Dieſen Brei laͤßt man gaͤhren und ißt ihn mit Milch. Die gewoͤhnliche Hansmanns⸗ koſt iſt entweder Miſoſt, oder Kaͤſe aus ſauren Molken zuſammengekocht, oder auch Syra, ſaure Molken, die vorher in Tonnen gaͤhren muß und gewöhnlich erſt nach einem Fahre ges noffen wird. Blanda ift ein Ge tränf, dasaus Waſſer und dem zwölf; zen Theile Syra befieht ; im Wins ter wird es mit Tymian vermifcht. Außer diefen Speifen genießen die Ss: länder noch allerhand Kräuter, auch Mufcheln und Schwänme Die reis chen Einwohner laſſen ſich Bier aus Eoppenhagen bringen, und bei eini⸗ gen hört man auch ſchon den verführes rifchen Kaffeefeffel braufen. — + Sm Umgange find die Is laͤnder ſehr artig und dienſtfertig, in ihren Verſi⸗ cherungen redlich, und ihrer Obrigkeit find ſie bis aufs ſtrengſte zugethan. Da: gegen findet man hier nicht die groͤßte Induſtrie, ſondern die Is laͤnder arbei: ten immer ſo fort, ſo wie ſie es gewohnt find, ohne dabei auf noͤthige Verbeſſe⸗ rungen oder. nene Erfindungen zu feben. Ihre tieblingsbefchäftigung in Gefell: ſchaften ſind Vorleſungen ihrer Sa⸗ gen, womit der Wirth den Anfang macht. Außerdem vergnuͤgen ſie ſich mit den Spiel Wike⸗Waka, da eine Mannsperfon eine Schöne bei der Hand nimt und techfeleweife mit ihr ein Lied fingt, das auf ihren Zuſtand paſſet, wobei oft der Choreinfält. Da die Js: länder fchlecht und ohne Takt fingen, und von der nenern Mufik. feine Kent: 2 Die Infel Island. 12126 niß haben, fo ift dies Spiel fir einen Fremden von wenigem Vergnügen. Ih⸗ re gewöhnlichen mufifalifchen Inſtru⸗ mente find das Laangſpil, mit6 Sai⸗ ten, und Fidla mit 2 Saiten von Pfer: dehaar; beide werden mit einem Bogen geftrihen. In der Kunft Schach zu fpielen find die sländer von Alters ber befant , und das Bret- und Karten: ſpiel iſt auch gebräuchlich, Doch fegen fie niemals Geld aufs Spiel, In den republifanifchen Zeiten war Tapferkeit und Stärke bei diefem Volke in fehr hohem Anfeben, und die Sagen der Islaͤnder Haben die Thaten fo man⸗ yes Helden den Nachkommen aufbe: wahrt. Sie zeigten ihren Arm nicht als fein in ihren Kriegen, fondern auch auf ihren Seeräubereien; denn die leßtern waren bei den alten Jsländern mit eben fo geoßer Ehre verbunden, als zu unfter Vaͤter Zeiten das Duell. Seit dem fie aber unter fremden Scepter find, und nachdem die chriftliche Religion unter ihnen wohnt, hören ihre Familienkrie⸗ ge und Ränbereien, und mit ihnen auch ihre Helden auf, und die Hauptnei- gung des Bolfs nahm eineandere IBen- dung, fiefielauf Sifcherei und Vieh⸗ sucht. Mit der erftern befchäftigen fich die Mannsperfonen, und zwar foeifrig, daß fie Winter und Sommer nicht vom Waſſer kommen. Bei ihrer jedesmali: gen Zuhauſekunft überliefern fie die Fi⸗ fche, die fie vorher. ausgenommen haben, ihren Weibern, welche ſie trocknen müfs fen. Die Frauensperfonen hüten auch das Vieh, fricken Strümpfe, und wer ben das inländifche Tuch, welches fehr 2666 “grob 1227 grob und ſchwarz iſt Madmal). Sie walfen es auch feldft, wozu fie ſich des Urins bedienen, den fie auch ftatt der Seife und Lauge beim Wafchen gebrau⸗ chen. Seit einiger Zeit bekoͤmt auch der Islaͤndiſche Handel eine vortheilhafte Geſtalt. Ihre Handelsartikel ſind Fleiſch, Eiderdunen und Falken. Das Geld iſt unter ihnen eine ſeltene Waa⸗ re. Stait deſſen bedienen ſie ſich der ge⸗ trockneten Fiſche und des Vad⸗ mals, Bei jenen beruht der Werth auf den Stücken, bei diefem auf der. Elfe, Eine Elle gilt zwei Sifehe, und 48 Fir fehe einen Speciestbaler. Die Rleiderreache hat fi in den neuern Zeiten nicht verändert. Sie ift zwar nicht zierlich, aber doch nett und reinlich, und ſchickt fich ſehr gut für das dortige Klima. Beide Geſchlechter tra: gen die ſchwarze Farbe, die Einwoh⸗ ner auf der Nordſeite ausgenommen, welche ſich weiß kleiden. Die Manne: perſonen haben ſaͤmtlich uͤber dem Hem⸗ de ein Schiffercamiſol, und weite Bein⸗ Pleider. Blos auf Reiſen tragen fienoch einen kleinen Ueberrock. Alles dieſes ift von dem oben genannten ſchwarzen Tu: che. Den Kopf bedecken fie mit einem großen dreiecfigten Hut. Ihre Strüms: pfe find von grober Wolle, und die Schuhe beftehen aus einem vierkanti⸗ gen Stück Leder, das anden Zähen und Ferſen zuſammen genaͤht und mit Rie: men feftgebunden if. — Das Frau enzimmer trägt fich ebenfalls durchgän: gig nad gleichem Schnitt. Ueber dem Hemde, das vor der Bruft zufammen genäht ift,trägt man ein Meines Waͤms / Die Inſel Island, 1228 hen, und über dieſem ein vorn zuge⸗ fhnürtes Camiſol mis ſchmalen big an dieflache Hand ſtoßenden Ermeln. An den Oefnungen an der Seite des Arms ſitzt eine Reihe Knoͤpfe von getriebener Arbeit, nebſt einem Blatt an jedem Knopf, worin der Braͤutigam ſeinen und der Braut Namen ſetzen läßt. Oben am Waͤmschen liegt ein kleiner ſchwar⸗ zer Kragen, der ſich an der Bruſt herun⸗ ter zieht, und der entweder aus Sammet oder aus Geide befteht, und mit Gold: fäden durchzogen iſt. Der Rod, der fo wie die uͤbrigen Stuͤcke von Badmalift, gehet his auf die Fuͤße. Oben haͤlt ihn ein ſilberner oder meſſingner Guͤrtel, an dem ein Schuͤrzchen haͤngt, das auch mit getriebenen Knoͤpfen geziert iſt, Ue⸗ ber dieſen Anzug zieht man noch einen Ueberrock, der feſt am Halſe und Armen ſchließt, ſich bis auf die Fuͤße herunter zieht, und zu beiden Seiten etwas ab⸗ faͤllt. Dieſe beiden Seiten ſind vom Hal⸗ ſe an bis ganz herunter mit einer Rabat⸗ te friſirt, welche die Islaͤnderinnen ſelbſt weben, und die wie geſchorner Sammet aus ſiehet. Ihr Kopfputz beſteht aus verfchiedenen Tüchern, die wie ein ges Primer, oben abgeſtutzter Zuckerhut geformt, und miteinem feidenen Tuche befeftigt werden, ja: Die Häufer der Jsländer find'von Lava erbaut und mit Torf gedeckt wovon. das Sparrwerk bei den Reichen aus Ribben von Wallfiſchen beſteht. Sie ſind, um ſie deſto ſicherer gegen die Ver⸗ wuͤſtungen der Erdbeben zu machen, ſo klein, daß man ſich kaum darin umwen⸗ den kan. Einen gedielten Fußboden ſin⸗ det 1229 det man nirgends, undihre Fenfter ber ſtehen fetten aue Glas, fondern aus duͤn⸗ nen Fiſchhaͤuten/ auch aus dem Haͤut⸗ chen, welches die Embrionen der Thiere umgiebt. Schornſteine findet man Bier ebenfallsi nicht, und die Einwohner brauchen ihr Fener nicht anders, als zum Roche. Die Feländer befennen fich ſaͤmtlich zu Luthers Lehre, welche König Chri⸗ ſtian der Dritte vom Jabre 1540 an einführte, Anfänglich fand er von Sei: tenderdamals fehr mächtigen Bifchöfe großen Widerftand, jegt aber heirfcht dafelbfi eine gluͤckliche Ruhe. Die daſi⸗ ge Kirche ſteht unter den beiden Biſchoͤ⸗ fen zu Scallholt und Hoolum, und begreift 189 Kirchſpiele, wovon 127 zum Stifte Scallholt und 62 zum Bis; thum Hoolum gehören. Die Prediger _ find lauter geborne Islaͤnder. Das Ge: halt dieſer wuͤrdigen Männer ift fehr ſchlecht, denn viele unter ihnen haben jährlich Paum 20Rihl. und ohngefaͤhr ihrer vier oder fuͤnf auf der ganzen Inſel haben die hoͤchſte Beſoldung, 100 Rthl. Noch druͤckender werden ihre Bermö- gensumftände Durch die überaus grof: fen Befchwerlichfeiten ihres Dienſtes; . denn da die mehrften Pfarteien viele Meilen im Umfange haben, fo muͤſſen fie diefe im Winter, bei tiefen Schnee über Berge, Einöden und feile Fel: fen — zu Fuß — oftmit dem ftärkiten Hunger kaͤmpfend — und eben fo oft mit einer fchlechten Hülle angezogen, durchwandern, oder vielmehr durchkrie⸗ hen. Einen folchen Mann, der für jähr: lich 20 Rthl. unbemerkt auf feinem Ei: Die Inſel Island, 1230 landeMenfchen zur Ewigkeit bilder, mit einer italiänifchen Sängerin, die für jährliche fechs taufend Gulden fo mande Seele der glücklichen Emwigfeit entreigt — diefe beiden auf die Wage gelegt — — doch Predigten gehören nicht in diefe Blätter, > Die $sländer find in ihrem Gottes⸗ dienfte überaus eifrig. Daher geht feis ner über einen Fluß, oder einen andern gefährlichen Dre, ohne vorher den Hut abzunehmen, und den Himmel um Schuß zu bitten; und eben fo inbrünftig danft er feinem Errerter, wenn er glücks lich übergefommen ift. Das ift aber auch gewiß, daß diefe Anfulaner dem Aberglauben fehr ergeben find,daher be> komt manvon den feuerfpeienden Bers gen, vom Nordfchein, vom Erdbeben und andern Naturbegebenheiten, lär herlihe Meinungen zu hören, Dies fer Aberglaube rüßrt bei diefem Volke nich: ſowohl aus Unwiffenheit in der Religion, als vielmehr aus angeerb; ten, und — wies ja auch der Fall bei erleuchteteren Deutfchen ift — unge: prüften Meinungen ber. Denn die Ye: länder find nicht fo unwiſſend, als fie feinen. Jeder Bauer verſteht außer feinem Chriſtenthum auch die vaterlän: difche Gefchichte, und die Prediger uns ter ihnen fprechen faſt durchgängig gut Latein; auch finder man hier fchönere Bibliotheken, als man fie in diefen Eisbergen fuchen ſolte. Sogar Pan Island wuͤrklich große Gelehrte auf: weifen, wovon unter andern D. John⸗ fon ſich durd) feine isländifche Rir- chengeſchichte; und Sven Sölves fer 0231 fer durch feine juriſtiſche Schriften bes kant gemacht hat, fo wie der jeßige Rector zu Hoolun, Kinarfon noch an einer Litteraturgefchichte arbeitet, Am Jahr 1774 waren 54 Islaͤndi⸗ fche Studenten auf der Univerfität zu Copenhagen. Da aud) einige derfels ben nach Abo und auf deutfche Unis Die. Infel Island. 1232 verfitäten gehen, fo beſtimt dieſer Um⸗ ſtand allein einen ziemlich hohen Grad der Islaͤndiſchen Cultur. Auch ei privilegirte Buchdruckerei iſt auf die Inſel, die kuͤrzlich Olaffe Olſen nn gelegt hat, und worin bereits fehr viele Bücher gedruckt worden find, | ja: Drudfehler. Fyudist und botanifche Schrifs ten find von Alters ber ein: ander feind und dennoch immer bei: fanımen, Auch meine Pleinen Auf: fäße in diefem Magazin koͤnnen bie: von einen Beweiß geben. Stück diefes Jahres fteben nebit eis nigen Pleinern Druckfehlern folgen: de zwei größere: Seite 931 zu En: de: o&to (decemangulata,, bafı octo) decemfida, und Seite 935 auf der gen Zeile; den zten Jun. In meiner Handfchrift ſtand anflatt des erften: octo f. decemangulata, bafı o&o f. decemfida, und anftatt des zweiten: 3. 29. ch bitte, beide Sehler zu verbeffern: den erſten des; wegen, weil er die, ganze Sache uns verjtändlich macht, den zweiten aber, weil ich am>zfen Gun, von zweien Aannover 1780. 8. 20 Im sten Freunden nebft einem Säit auf zerftörten Schlöffern: den Gleichen (wo ich denn auch wuͤrklich war) gefehen worden, Solte diefer Schaͤ— fee (für meine Freunde, fürchte ich mid nicht) das angezeigte Stuͤck vom Magazin einmal zu ſehen be: fommen, fo koͤnte er leicht auf den Gedanken geratben, daß ich die (mir freilich .nım ſehr noͤthige Kunſt be⸗ fäße, zu gleicher Zeit an zwei weit von einander entfernten Orten zu ſeyn, und mich wohl gar, deswegen ge: richtlich verklagen. Wer weiß, wie vielen ehemals der Verdacht, daß ſolche Meifter in diefer Kunft feyn, das Leben gefoftet, ‚der wird. fich nicht wundern, wenn mir am der Berbefferung des leßtern — lers fo vieles gelegen iſt. 5 Ebrbardt. Hi ER ce "1233 1234 Hannoyeriſches Magazin, ar Freitag, den 29ten ‚September 1780, . Beitrag zu Wetterbeobachtungen, nebft einer Eurzen Wertergefhichte des Winters 1780, as für ein großer Nutzen, nicht nur für den fandmann, fon: dern für ganze Laͤnder es ſeyn wuͤrde, wenn man die Fünftige Wits terung, auch mır auf einige Monate, mit einiger Gewißheit voraus fehen Fönte, foiches zu beweifen, wird hofs fentlich niemand verlangen, Sch würde alfo diefe Abhandlung ohne Vorrede gerade zu mit denjeni; gen Regeln eröfnen, wornach auf die Fünftige Witterung zu fehließen, wenn ich folche mit Zuverläßigfeit anzugeben müßte. Sch muß aber mit jedermann, und jedermann wird mit mir befennen, daß wir noch feine bewährte Regeln haben. Keine Regeln haben ſagt noch nicht, daß es unmöglich fey, eine Regel zu finden. Wer algebraifch denfr, weiß anfänglich von Feiner Regel, fondern er ſucht und findet fie, und zwar bie richtigfte und uͤberzeugendſte. Solte nicht diefes Gleichniß uns überzeugen, daß es, befonders in dieſem erfinderis ſchen Jahrhunderte, möglich fey, ei ne Wetterregel zu erfinden, die gewiß nüglicher feyn würde, als die Erfins dung des Schiefpulvers, an deffen Wuͤrkung Alerander und Cäfar wuͤr⸗ den gezweifelt haben ? Man tadle mich nicht, wenn ich mit einigen abgefchmackten Bauernres geln mir den Weg zu einer größern Kenneniß dieſer Wiffenfhaft bahne. Ich bedaure nur, daß mir folche Res geln nicht alle bekant find, Der Bauer bat von feinem Vater * Großvater folgende Regeln ger erbet: 1) In dem ſogenannten Zwoͤlften, das iſt, von Weihnachten bis heil. drei Koͤnige, koͤnne man die Witterung auf 12 Monate voraus ſehen. 2) Wenn Lichtmeffen iſt dunkel, fo ift der Bauer ein Junker; und wenn Eichtmeffen iſt Techt, (belle Wetter) fo {der Bauer ein Kuecht, 3) März Schnee thut dem Rocken web. 4) Wenn es am Charfreitage ins heilige Grab regnet, fo haben wir ein fchlechtes Zapr, Ji ii 5) Wenn 123$ 5) Wenn es auf Fronleichnam reg: ner, fo regnet es 7 Wochen, 6) Wenn es auf Johannistag des Mittages regnet, fo wird ber Buch⸗ weitzen taub. 7) Wenn Maria naß über den Berg gehet, (anMarid Heimfuchungs: tage) fo komt fie auch naß wieder her⸗ über. (ft eine Zeit von 3 Monaten.) 8) Wenn es auf 7 Brüder regnet, fo regnets 7 Wochen, 9) Am Michaelistage fan man die Witterung auf6 Monat vorausfehen, Diefe und dergleichen abgedrofchene Bauernregeln will ich fo wenig beftreis ten als vertheidigen: denn wem folte es wohl unbefant feyn, daß fie oft: mals eben fo wohl eintreffen als fehl; Schlagen? Woher folten aber folche Regeln wohl entftanden fen? Dem Anſchein nach find fie ſehr alt, und alfo haben die lieben Alten vor unfter Zeit auch ſchon Werterbeobachtungen gemacht: Sie waren aber vielleicht im Schreiben und Leſen, befonders aber in der Kalenderrechnung fehr um: geübt, und wie fonte es vor Erfin: dung der Buchdruckerfunft, da man noch Feine Kalender hatte, und ihnen die Heiligentage blos von der Kanzel verfiindiget wurden, wohl anders feyn? Und alfo verbanden fie ihre Erfahrung mit den Heiligen; oder fonft merfwürdigen Tagen, vie jähr, lich um diefelbige Zeit wieder eintre: ten. Diefes gab Gelegenbeit, daß der Aberglaube mit ins Spiel fam, und daß man gewiſſen Tagen geweſſe Naturwuͤrkungen zuſchrieb, da doch, Beitrag zu — — 1236 wenn man 45 ade nat er in allen Bahr “ Sina Megeln nichts mehr als dieſe Wafıheit an baften it: Die Wirrerung gewif- fer Zeiten, feinesweges aber ge- wifler einzelner Tage haͤlt lan⸗ ge an. Wir wiſſen, daß die Winde die Haupturſache von Kaͤlte und Waͤrme, Regen und Trockniſſe ſind. Denn ob⸗ ſchon die Sonne, wenn fie im Fruͤh⸗ linge den Widder erreichet, uns den Sommer, und im Herbſte, wenn ſie in die Wage trit, den Winter ins Land bringt; ſo verſchaffen doch die Winde zuweilen einen ſo ungewoͤhnlichen Sommer, daß wir ihn kalt und unangenebin nennen muͤſſen, und ein folches Winterwetter, das ung anges nebm vorkomt. Der Herbft von 1778 und der, Winter von 1779 find noch im frifchen Andenken, Sp gewiß nun diefes iſt, eben fo gewiß ift es auch, daß der Wind aus jeder Weltgegend einige Monate lang, obgleich nicht beftändig anhaltend, doch nur mit wenig und oft unmerflichen Abwechfelungen regieren koͤnne. Ich halte es für unnörhig, hiervon Be weife aus der Erfahrung anzuführen, Iſt es alfo gewiß, daß die Wirtes tung unter der Megierung der Winde ftebe, und ift es gewiß, daß ein jeder Wind aus feiner Gegend einige Mo; nate herrſchen könne, fo folget aus diefen beiden Hypotheſen, daß es nicht unmöglich ſey, die Witterung für ein jedes Klima, auf einige. Monate mit großer Wahrfcheinligpfeis voraus zu ſehen. 1237 nebſt einer kurzen Wettergefchichte des Winters 1780. 1238 ſehen. Was für undefchreiblich grof; fen Nutzen würde nicht ein großer Theil des menfchlichen Gefchlechts das von haben, wenn man es auch nur ſo weit bringen Fönte? Und ich zweifle nicht, daß noch vor Ausgang des ger genwärtigen Jahrhunderts die Regeln bierzu völlig ing Licht Fommen werden. In völliger Leberzeugung, daß man das Werterprognofticon vom Winde entlehnen müffe, muß ich fragen: An welchen Tagen im Jahre denn diejenigen Winde weben, die eis nige Monate anbalten werden? Die glaubwürdigfte und doch nicht völlig richtige Antwort babe ich ebens falls von den Landleuten gehoͤret, un: ter welchen es eine alte Sage ift, daß es die Duatember (quatuor tempora) find. Allein ich finde unter den faft gleichlautenden Benennungen quatuor tempora und Duatember einen großen Unterfchied. Unter quatuor tempora fan man nichts anders verſtehen, als den Anfang der vier Jahrszeiten, wel⸗ eher allemal zwifchen dem zofen und 2zten December, März, Junius und September einfällt. Dieſe quatuor tempora beftimmet der Himmelslauf: die Duatember aber find menfchliche Satzungen, und fallen ein auf die Mittwochen vor Neminifeere, nach Pfingſten, ‘vor dem Aequinodio des Herbſts, und in der vollen Woche vor Weihnachten. Wolte man nun die Pünftige Witterung von den fogenann; ten Duatembern herholen, fo müßte man auch annehmen, daß die Mens fen dam Himmel Gefege vorfchreiben fönten, und da niemand fo tHöricht feyn wird, fo wollen wir unter Duas tember lieber die Zeitpunkte verfteben, da Tage und Nächte am längften und fürzeften oder gleich find, Diejeni: gen, welche phyſiſch und marhemas tiſch zugleich denken, werden begreis fen, daß eine Veraͤnderung in der Natur, die eine Zeitlang anhalten fol, als denn am möglichften fey, wenn der Planer, welchen wir bewohnen, feinen Stand und Richtung gegen die Sonne verändert. Ueberdem finden wir erwas in den Heiligen: und ans dern Tagen, die der Bauer zum Merk: male angiebt, welches mit diefer Meis nung überein komt. Denn einige ders felben fallen Furz nach dem Anfange der vier Fahrszeiten ein. Wenn nun im Junius um die Zeit des Solkitii der Wind fih in Weſten feßt, und die Luft mie Dünften ſchwaͤngert, fo ift es wohl möglich, daß es auf Mar riaͤ Heimfuhung und 7 Brüder reg: net, und da der Wind feit dem Sol- ftitio anhaltend ift, fo Fan der Bauer fo ziemlicy zutreffend voraus fa: gen, daß es 7 Wochen regnen und eis ne naſſe Ernte erfolgen werde, Ich fage: ziemlich zutreffend: denn es fan zur Zeit des Solfticii ein leicht veräns derlicher Wind fich eingefteller haben, fo erfolget wechfelsweife Negen und Sonnenfchein, und eine fruchtbare und glückliche Ernte, Aus allen diefen Anmerkungen has be ich mir folgende Regel gezogen: Man bemerfe die Winde und Witterung vor und mach den Stil 2 Ders 1239 Deränderungen der vier Jahrs⸗ zeiten, nicht einen, fondern einir ge Tage, Mit diefer Beobach— gung wird die Witterung des das mit angetretenen Quartals faft genau übereinfommen. Um die Zeit des letztern Solftirii vos rigen Jahrs, vom zöten His zum 2qten December wehete der Wind beftändig aus Suͤdweſten. Am. zeiten war das legte Biertel und am 231er Bollmond, In diefer Zeit hatten wir, wenn der Mond unter der Erde war, Sturm und fo viel Regen, daß auch eine ziemlich anhaltende Hohe Waſſerfluth entſtand. Aus dem im Solſtitio wehenden Suͤdweſtwinde machte ich folgende Schluͤſſe: 1) Der Suͤdweſtwind wuͤrde im Winter der herrſchende ſeyn, und al⸗ ſo den groͤßeſten Antheil an der Wittes rung haben. 2) Weil der Suͤdwind der verän: derlichfte unter allen ift, fo würden die Winde fehr abwechſeln. 3) Weil die benachbarten Winde orößeftentheils aus warmen Gegenden fommen, fo würde der Winter nicht ſehr firenge feyn. 4) Wegen der Beränderlichfeit der Winde aber würde die Witterung fehr veraͤnderlich feyn. Sch ließ es bei meinen Muth— maßungen nicht bewenden, fondern -ich wolte aus dem Erfolge wiffen, ob fie richtig gewefen, und machte Beo— bachtungen, wobei das Fahrenbeitfche Thermometer mein einziges Huͤlfemit⸗ mal 62» Beitrag zu Wetterbeoßachtungen, 1240. tel war, denn ich, fand zum Ungluͤck mein Barometer zerbrechen, Ich Eönte meine Beobachtungen durch eine, Tabelle bekant machen: weil aber diefe Einfleidung den mehr⸗ ſten Sofern Diefer Blätter zu trocken ſeyn und von ihnen ungeleſen bleiben wärs de, fo will ich fo erzählen, daß eg ein jeder. kurz überfeben fan. Wir haben im verwichenen Winter. zwifchen dem fürzeften Tage und dem Srüplings: Yequinoctio gehabt: 15 mal Weſtwind. 13 mal Suͤdweſtwind. ı2 mal Suͤdwind. mal Suͤdoſtwind. mal Oftwind, mal Nordwind. mal Mordweflwind, mal Nordoſtwind. ‚mal Sturm. mal Windftille, Tage Froft. mal Schnee, mal Regen. ı mal Schloſſen. mal truͤbe Witterung ohne Schnee und Regen, | mal Sonnenfchein mit Froſt. mal Sonnenſchein ohne Froſt. ı mal Glatteis, worauf, aber Schnee und Thaus metter folgte. J Der niedrigſte Grad des Thermome— ters iſt einmal geweſen Pr. 4, und der böchfte 2 mal Nr. 60, und eins Diefer ift — der rad 1243 nebft einer kurzen Wettergefhichte des Winters 1780. 1242 Grad in den Hundestagen nach einem abfühlenden Donnerwetter. Hieraus würde nun ſchon die ges waltige Veränder; und Abwechſelung des Wetters im verwichenen Winter zur Gmüge erhellen, wenn fie auch meine Lefer nicht ſelbſt erlebt hätten. Ich muß aber noch etwas anführen, welches theils die Nichtigkeit meiner vorhin angezeigten vier Murpmaßuns gen, theils die merfwürdigen Abwech- fefungen diefes fonderbaren Winters betrift. Der Suͤdweſtwind hat mit ſeinen Beiden Nachbaren in Süden und We— fien die Oberhand gehabt: dieſe ba: ben insgefamt 40: die übrigen 5 aber inggefamt nur 29 mal gewehet. Je weiter) die Winde von Südmwer ften entfegen find, defto feltener find fie gervefen: am merfwürdigften aber ift, daß der, Suͤdweſten gegenüber- fteßende und alfo am meiteften Davon entfernte Nordoſtwind am wenigſten, und zwar nur 4 mal, und gleichfam im Borbeigehen der Winde fich einge: fiellet bar: denn er wehete jedesmal nur wenige Stunden, fodann feßte fich der Wind entweder zur Rechten oder zur Linken im eine andere Öegend, Die Sturmwinde find 4 mal aus Suͤdweſten, ı mal aus Offen, und 1 mal aus Nordoften entftanden, Der Froft hat nur zweimal, in ei: ner Dauer fort, 7 Tage, zweimal 5 Tage, einmal 4 Tage, dreimal 2 Ta: ge, und zweimal nur einen halben Tag angehalten, In den beiden Perioden von 7 Tagen flieg jedoch das Thermo: meter zwifchendurch auf 34. Am ızten Januar war die größefte Kälte, Mein Thermometer, welches 21 Fuß über der Erde in freier Luft gegen Dften hängt, und aus Suͤden und Morden beftrichen werden kan, ftand des Morgens 4 Grad über o, und flieg noch vor Abends auf 19, Merkwuͤrdig ift, daß bei diefer Kälte der Suͤdwind ging. Am folgenden Morgen hatten wir Glatteis mit Süd: oftwinde, mein Thermometer ftand da: bei auf 36, und mit eben demfelben Winde erfolgte im Mittage Schnee, am Abend aber mit Suͤdwinde völlig Thauwetter, wobei das Thermometer ſchon auf 44 gefommen war, Außers dem, daß bei der ftrengften Kälte der Suͤdwind gegangen, ift auch anzumers Een, daß überhaupt mit warınen Wins: den die ftrengfte Kälte gemwefen. Wie weit die Kälte bei den übrigen 7 Win: den gefommen fey, Pan ich anzeigen. Der niedrigfte Grad des Thernios meters war mir Suͤdweſtwinde Nr, 8 — Suͤdoſtwinde — 10. — Mordwinde — 16 — MWeftwinde — 18 — Oſtwinde — 20 — Mordofiminde — 28. — Nordweſtwinde — 29 Don den übrigen vielfältigen und ſchnellen Berändernungen, will ih um der Kürze willen nichts anführen, weil felbige noch niemand wird vergeffeu haben. Genug in der ganzen Zeit find nur zwei Tage nach einander, nemlich Stil; der 1243 der 268° und 27te December völlig überein gefonmen. An beiden batten wir Suͤdoſtwind, an beiden Schnee: geftöber, an beiden blieb das Thermo: meter auf dem 34ten Grade fteben, und in beiden Nächten war Sturm, Was diefe veränderlihe Witterung nun für Einfluß in die Gefundheitss umftände des Menfchen, desgleichen in die Feucht: oder Unfruchtbarkeit des Landes habe, mag ein jeder feldft beurtheilen : denn diefe Frage ift leiche ter zu beantworten als die erfte: Was werden wir fünftig für Wetter haben ? Ob nun zwar diefe Beobachtungen tiber die Frage: Ob man aus den Winden der längften und kuͤrzeſten Tage, desgleichen wenn Tag und Nacht gleich find, die künftige Witterung wiſſen Pönne, vielleicht die erften find, und alfo noch nicht als volllommen angefehen werden Pönnen, fo zweifele ich doch nicht, daß man in wenig Jah⸗ ren diejenigen untriegbaren Regeln, wornach jedermann das Fünftige Wet⸗ ter, mithin gute und böfe Jahre vor: aus ſehen Pönte, berausbringen würs de, wenn z. E. in biefigen fanden an mehr Drten, nemlich an Gebirgen, in der Ebene und an der Nerdfee, der: gleichen vollftändige Beobachtungen angeftellet würden, Indeſſen wuͤrden diefe wohlgemein: ten Beobachtungen keinen Nutzen fchaf: fen, wenn ſie nicht bekant und mit einander verglichen wuͤrden. Der Weg, durch Öffentliche Wochenfchrif: ten folches zu verrichten, würde wegen der Weitläuftigkeit der unvechte ſeyn: Beitrag zu Wetterbeobachtungen, 1244 ich Habe mich ſchon geſcheuet, das Publifum-mit einer Tabelle von drei Monaten zu beläftigem Ich wage es, hierzu die Kalender vorzufchlagen, Es würden nemlich die Beobadhtuns gen von jedem ganzen Jahre, zwei Jahre nachher in den Kalender kom⸗ men, nemlich es kaͤmen zu der jeßigen Form des Kalenders noch zwei Fleine Columnen für die Grade des Bares meters und Thermometere, In der Wettercolumne ftünde das wuͤrklich er; lebte Wetter, und unter dem Planes tenftaude eines jeden Monats fönte die Höhe des gefallenen Regens und aufs gethaueten Schnees mit einer Zeile bemerfert werden, und wie müßlich fönte nicht diefe Einrichtung im Ans bange des Kalenders mit einer kurzen wuͤrklich erlebten Geſchichte von Krank⸗ heiten, Fruchtbarkeit und Miswachs verbunden werden? Wir haͤtten alſo im Hannoverſchen, Celliſchen, Stadis ſchen und Clausthaler Kalender vier unterſchiedene Beobachtungen, und vielleicht folgeten unſere Nachbaren nad. * * * * ** * ** Beim Schluß obiger Wettergeſchich— te leſe ich im 44ten Stuͤck des Altonaer Poftreuters von 17ten März diefes Jahrs ein Paar Stellen die ich damit noch verbinden will. Conftantinopel vom ztn Se, brusr. Es ift nicht mehr ein bloßer Verdacht, fondern zuverläßig, daß ſich in diefer Hauptſtadt die anftecfende Seuche wieder geäußert hat, welches vornemlich dem Mangel des Schnees und 1245 nebſt einer kurzen Weftergefhichte des Winters 1780. 1246 ‚amd. der ftrengen Kälte zuzufchreiben, ſo daß die Luft nicht genug gereiniget if, Die fters anhaltenden Südwins de, wodurch das Wetter ſebr gelinde ift, find der Gefundpeit fehr nad: theilig. Moldauer Gränze, vom ızten Hannover, den 25ten März 1780. Februar. — Das einzige, was man von Ehoczim zuverläßig berichten fan, ift, daß durch die, erſt in dieſem Mos nat eingefallene große Kälte, die bes reits überhand genommeneKranfheiten nachgelaffen haben, fo daß man einen gefunden Frühling zu erwarten hat. 2. m. 7. uUnmaßgeblicher Vorſchlag die Proceſſe unter Landleuten betreffend. Fyieenige ſowohl, weiche gericht: liche Aemter befleiden, als auch andere, find genugfam von der Wahr; beitüberzeugt, daß ein großer Theil der tandleute durch Proceffe herunter ge: bracht wird, und daß die Streitigfei: ten unter Bauern viele, wo nicht die mebrften Arbeiten felbft in den hoͤhern Gerichten ausmachen, obgleich die wer nigften dahin gelangen. Gewiß win: ſchen es alle, die einiges Mitleiden be: figen, und felbft diejenigen, an deren Gewinn etwas dadurc abgeben mög- te,miüffen es ale Menfchenfreunde win: fchen, daß folche, die durch ihre fanren Bemühungen ung ernähren, ihr WBeni: ges nicht aus Einfaltanmwenden, ſich an den "Bertelftab zu bringen, und durch Seindfchaft ihrer Nachbaren und näch- ften Freunde fich ihres häuslichen Fries dens berauben, Noch heißer wird der Wunſch des Patrioten feyn,dem es nicht unbekant iſt, wieviel das Gluͤck und die Staͤrke des Staats von dem Wohl der Landleute abhängt. Meine Abficht if nicht, ein Gefeß in Borfchlag zu brin: gen, welches Zanffüchtigen durch Erz Höhung der Appelationsfumme, oder durch Leibesftrafen, die aufden Verluſt eines Proceffes gefeßt werden fönten, die Hände bindet, oder welches die ge: möhnlichften Eontroversfragen allen: falls nach der Meinung desjenigen, der am grünplichften darüber gefchries ben, entfcheidet. Ich denfe, felbft Pris vatperfonen Fönten fchon vieles zu Be⸗ förderung jener guten Abfickt thun, wenn fie den Bauern nur Gelegenheit verfchaften, zu lernen, was im juriftis ſchen Berfiande Recht oder Unrecht iſt. Diefes müßte aufeine einem befchränßs ten Begriffe angemeffene Weiſe gefches ben, und, wie ich glaube, nurin kurzen aber richtigen Säßen; enthielten fie auch nur zerftreuere und vermifchte Bes merfungen, Miemand wird ein volls ftändiges Syſtem verlangen. Es koͤn⸗ ten daher alle zmweifelbafte Materien und folche, die gar zu vielen Einfchrän« fungen unterworfen find, unberührt bleiben,und häufig vorkommenden auss gemachten Fällen den Plag einräumen, Mechtsregeln, die aufden Landhaushalt anzumenden, wären vorzüglich u ber merfen ; auch die Beſchaffenheit der ver: fehiedenen Inſtanzen, die fo genannten Fata⸗ 1247 Fatalien, und die Verjaͤhrungen, und von einigen, die Bauern befonders an: gehenden Landesordnungen, würde mit wenig Worten der Inhalt anzuzeigen eyn. So gar die Anzeige einiger gemeinen Befcheide koͤnte nuͤtzlich werden. Denn wuͤrden, um nur ein geringes Exempel anzufuͤhren, kuͤnftig in den hoͤhern Ju⸗ ſtijcollegien wohl unverſtaͤndliche Auf⸗ ſaͤhe von Schulmeiſtern mit der Poſt einlaufen, wenn die Partheien wuͤß— ten, daß fie nicht wohl darauf einen Befcheid zu erwarten hätten? Eine Arbeit, die nur einen beurtheis fungsfähigen und behutfamen Compi: fator erfordert, und die fich gewiß eini— gen Nußen verfprechen koͤnte, wenn fie une von einem unternommen würde, der fich durch Bleine Schwierigkeiten nicht abfchrecfen ließe, "Die einzige Frage, die hiebei ent: ſtebt, iſt dieſe: mie der Bauer, der die Buchläden felten befucht, und Ausga⸗ ben dieſer Art ſcheuet, ſolche brauch: bare Inſtruction in die Haͤnde bekom— men ſolle? Es har zwar bisher ſchon einige ge: geben, die Rechtſaͤtze und Cautelen in deutſchen Büchern ſolche zu lehren ger ſucht, welche eigentlich keine Rechtsge⸗ iehrte find, oder werben wollen. Ich zweifle indeſſen, ob ihr Endzweck auf dieſe Art erreicht wird, da fie fich eines Theils zu ſehr an ein Syſtem gebun; den, und auch ſchwere Materien mit abgehandelt, andern Theile aber diefe Bücher gewöhnlich nur bei Suriften anzutreffen find. Ich fehlage den Weg des Kalenders vor, und zwar des fo 1248 genannten Quartkalenders, der ſich ſchon einige Sabre durch die gemeins nüßigften Regeln ſehr empfolen, und auch im Kleinen ein Öffentliches Zeugs niß giebt, wie ſehr ſich in hieſigen faı den ſeit verſchiedenen Jahren der Ges ſchmack und die Art zu denken gebeffert. Es verſteht fich, daß jene brauchbare KHauspaltungs: und Arzueiregeln nicht zu verdrängen, mid) duͤnkt aber, daß ohnedem noch Plaß genug vorhanden wäre. Gern mögte ich darauf antragen, die bis jegt ungewiſſen anf einzelne Tas ge gerichteten Wetterbemerfungen im allge: meinen zu verändern, und die vielen Lefern unverſtaͤndlichen Zeichen, die Afpecten, die Vlanetenerfcheinungen, und den Yulianis ſchen Kalender ganz ang diefer für den gerins gen Dann eigentlich befiimten Edition zw verbannen; ich mag ed aber nicht wagen. Es bleibt indeffen noch Naum genug übrig. Wie wäre es, wenn man die Hiſto⸗ tien, die fig) Freilich. feit vierzig Jahren ſehr gebeflert, und das Anftößige, was vielfältig darin Herrfchte, verloren haben, ganzbiniveg liege, imgleichen die Seite, welche von den vier Jahrszeiten handelt? Ich dächte, der Dauer Faufte den Kalender dem ungeachtet, meiler noch) bunt genug bfeibt, um ihn fürcis hen Kalender zu halten. Die Rechtsanmer⸗ fungen gewönnen dadurch, wenn ich den diesjährigen Kalender zum Beifpiel nehme, ohne die Bogenzahl zu vermehren, einen Platz von neun Duartfeiten. Würden auch nurdiefe damitangefülfet, fo zweifle ich nicht, daß in zehn Fahren dag Eompendium nicht folte geliefert ſeyn, und die vielleicht in Vergeſſenheit geratbene vo; rigen Abſchnitte durch eincanfgleiche Weife nach Bequemlichkeit der Herrn Verleger als maͤhlich zu veranftaltende neue verbefferte Edition abermals Fonten herausgegeben werden. RR Ein kurzes Notabene wäre hinreichend, die Ländlichenfefer auch auf diefen wichtigen Zuſatz des Kalenders aufmerffam zumachen. EEE — ——— —— —— — 1249 zo (8 Magazin. 1250 7 ꝙtes Stuͤd. Montag, den ꝛten Otober 1780. Ueber des Heren de Lig‘ Briefe: an der Königin Majefkät. =” . (Aus dem Monthly Review Vol, 62. fiberfegt. 6) Buch zu Handen gefommen, ' das fo viel vernünftige Unter; haltung und gründlichen Unterricht gewährte, und das. wir mit fo gutem Gemiffen allen Liebhabern der aͤchten Phitofepbie, und ebenfalls aud) den Feinden derfelben empfelen Fönten, als diefe Briefe des Heren de Luͤc. "Sie find kein eilfertiges Produkt weniger Monate, oder Refultate von Beobach: tungen und Berfuchen die mir Haftig: keit und Uebereilung angeftellt wären, fondern diefes Werk ift die Frucht eis nes langen, mühfamen und aufmerß; J vielen Jahren iſt uns kein famen Studiums der Natur, das, mit ‚Kleinen, Unterbrechungen, dreißig Jah⸗ re fortgeſetzt iſt; und es trägt an ſich alle Merkmale eines fcharffinnigen er: fahrnen Beobachters, eines tiefen oris ginalen Denfers, eines gefunden Logis fers, und eines guten Mannes. Es iſt reich an [häßbaren Materialien in Abſicht aufdiensturliche Welt und auf den Zweig der Philofopbie, deren Gegenftand diefe Welt infonderheit iſt; es legt vernünftige ausgebreitete und edle Ausfichten über den Zufam: menbang der Natur mit ihrem Ur⸗ beber dar, und mit dem Religions: und Kekk a) —— phyſiques & morales fürT'hiftoire de la terre & de l homme à la Haye \ 1779. b) Wir glauben vielen Lefern diefer Blätter einen angenehmen Dienft zu erweifen, wenn wir ihnen im Furzen einen Begrif und Weberficht von einem Werfe geben, Das feiner Wichtigfeit und feines mannigfaltigen und reichen Juhalts wegen, überhaupt von fehr vielen Kefern gekannt werden ſollte, und von dem mancher einen ziemlich verkehrten Begrif zu haben fheint. Es iſt aber auch unferm Pub- likum infonderheit deswegen merkwürdig, weil es viele intereflante Gegenſtaͤnde in verfchiedenen Gegenden unfers Landes behandelt; fo daß. manche, ganze Bricfe mit. allgemeinem Vergnügen unter ung werden gelefin werden. Man Fan zwar nicht leicht von einem jo großen Werke einen ſehr kurzen Begrif geben, ohne dürre zu Iverden, und um diefer Gefahr defto eher zw entgehn, haben wir lieber dem einfichtsvollen Engländer folgen wollen , der feiner Nation von diefer merk würdigen Erſcheinung Nachricht giebt, als ihn felbft abfafen ; und obgleich die: 5 ſes nur cin Auszug aus dem Aufſatze des Englaͤnders ih fo find wir doch in al; lem was Urtheil war, (den Schluß ausgenommen, ) wörtlich bei dem Origi— nale geblieben. Wir meinen auch daß diefer Auszug felbit den Lefern des groß fen Werfs nüglich werden, und zu einer Handleitung dienen könne, dergleichen man bei einem folchen Buche wohl nöthig hat. Anm. des Ueberſ. 1251 und Moralſyſtem des Weltgebaͤudes. Da der Menſch nicht weniger der Gegenſtand dieſes Werks iſt, als der Erdball den er bewohnt, ſo konte die⸗ fer Gegenſtand, der in feinen Berhälts niffen fo verwickelt und von folcher Ausbreitung ift, nicht anders als dem Adlerblick diefes eifrigen Beobachters ein ſehr weitlaͤuftiges und tauſendfa⸗ ches Feld zu ſe iner Beobachtung öfnen, Herr de Kuͤe, der bisher nur als einer der größten Maͤthematiker und Natur⸗ forfcher unfrer Zeit befant war, tritt hiermit in eine neue Laufbahn, die der Menfchheit noch näher angeht, nem: lich als Moralift, als Bürger, als Menfchenfreund. Er fpricht in der Sprache der Weisheit zum Landman⸗ ne, zum Künftler, zum Gefeßgeber, zum Regenten, und zeige den Werth der ächten Quellen der menfchlichen Gluͤck⸗ feligfeit mit Empfindung, mit Wahr: heit und Beftimtheit. Der ſuper ficielle Leſer wird hier zwar viele Dinge finden, die über feinen Hos rizont find; er wird aber auch allent: halben Thatfachen, Wahrheiten und Bemerfungen finden, die ihm Unter: richt und Unterhaltung geben. in jeder Leſer wird uͤbrigens, mit einem mäßigen Grade von Aufmerkſamkeit, im Stande feyn, die wichtigflen und weſentlichſten Punkte des Syſtems des Herrn de Luͤc, ſo wohl in Hinſicht auf ſeine Theorie der Erde, als auch auf die Beſtimmung des vornem⸗ lichften Bewohners derfelben, klaͤr⸗ lich einzuſehn. Man muß auch bemerken, daß dies ſes Buch gewiſſe Theile enthält, die obngeachter des großen Werths, den fie in dem Zufanmenbange des Ganzen Ueber des Herrn de Lücs Briefe Eh _ tereffant find, und — uͤbrigen abgeſondert 1252 koͤnnen. Es iſt hier, zum Beiſpieh reiches Feld vol Merkwuͤrdigkeiten für die Liebhaber der Maturgefchichter — es find Unterfuchtmgen über Mäterie und Beiff, und ihre geheimnißvolle ‚Bereinigung, für den Metaphyſiker: — es find, wichtige Unterfuchungen, Experimente und Schlüffe für den Nas turforfcher das; — nüßliche Betrach⸗ tungen über Landhaushalt und politis ſche Oekonomie für den wahren Pas trioten: — die Geiftlichen werden bier von einem großen Freunde ihres Or⸗ dens, judiciofe und wichtige Unterfits ungen finden uͤber Gegenftände, die ihre Profeff ton betreffen, ihre Polizei, und die Wiffenfehaften allee !’dif fenfchafren, die die Theorie dieſer Welt an die Ausſicht in eine beſſere knuͤpft. — Kurz, — (aber um Ent ſchuldigung fürdas Gleichniß) bier ift ein großes Gaſtmahl voll Reichthum und Mannigfaltigfeit, und eb wohl nicht jeder Gaumen an allen Gerich⸗ ten Geſchmack finden, noch ein jeder Magen im Stande fern mögte von dem Inhalie einer jeden Schhffel zu ver⸗ dauen: fo wird doch der Gäfte Feiner von der Tafel aufftehn muͤſſen, ohne eine gute Mahlzeit gehalten zu haben, und manche werden befennen fie ſey koͤſtlich geweſen. Es war nicht anders möglich, die Briefgeftalt worin Herr de Luͤe fein Werk fchrieb mußte die ſtrengen Regeln des merhodifchen Vortrags verftofen ; wir halten aber dafür, daß das Buch überhaupt dabei mehr gewinne als vers liere, Es beſteht aus einer Reihe von Brie⸗ 1253 Briefen die an die Königin von Eng: land gerichtet find, als an die Befchliz: zerin von allem was groß, gut, [chin und menfchenfrenndlich iſt; aber‘ in Briefen eines reifenden Philofophen, Eder unmoͤglich umbin kan, die ihm bei ſeinen Fortſchritten aufſtoßenden Merk⸗ wuͤrdigkeiten ſeinen Hauptabſichten zu⸗ zugeſellen,) kan man mit Billigkeit die ſtrenge Symetrie eines regelmaͤßigen Lehrgebaͤudes nicht fodern. Das ganze Werk beſteht aus 11 Theis len, die in 5 Baͤnden enthalten find. Der erffe Theil: befteht aus vier; zehn Abhandlungen (Dilcours),die vors züglich zur Abficht haben, den Zufam: menbang vieler Unterfuchungen „. die man fonft vieleicht fiir bloße Digrefi fionen und Epifoden halten mögte, mit feinem Hauptzwecke zu zeigen: fo daß man daraus erfehe, Diefe Materialien machen in der That ein vollftändiges Gebäude aus, zn “ Der erfte kündigt den wichtigen Punkt der Naturgefchichte und der phy⸗ ſikaliſchen Chronologie an, welches der vornehmſte Gegenſtand dieſes Werks iſt, nemlich: daß unſer feſtes Land noch von gar keinem großen Alter fey: Herr de Aue behauptet in der ganzen Folge und Fortgange feines Buchs: daß alle Zrfcheinungen aufder Erdkugel, ſowohl als die Geſchichte der Menſchen dahin uͤbereinſtimmen, daß ſie uns über: zeugen, durch eine ploͤtzliche, je— doch nicht gewaltſame, Revolu⸗ tion, babe das Meer fein Bette vers ändert, — das fefte Land das jetzt bewohnt wird, ſey ehemals die⸗ ſes Bette geweſen, und die Zahl der Jahrhunderte, die ſeit dieſer an der Königin Majeſtaͤt. 1254 Revolution verfloſſen, und ſeit dem die Waſſer fich von dem jetzi⸗ gen feſten Lande gaͤnzlich zurück gezogen, fep noch gar nicht groß.⸗ Aus den Archiven der Natur und nicht aus der Geſchichte beweißt er ſeine Chronologie. — Da man aus dem langfamen Fortgange der Wif ſenſchaften Schlüffe gezogen bat um ein ſehr hohes Alter des Menfchenge: fhlechts ‚zu beweifen: fo. begegnet ex diefen. in einer ſehr mierfwärdigen Zers gliederung diefes wichtigen Punktes, — er zeigt: Daß diejenigen Wiffenfchaften, die vom Genie abhängen, ihre jeßige Vollkommenheit in. ſehr kurzer Zeit mögen erhalten haben, dahingegen dies jenigen, die von der Erfahrung ab: haͤngen, noch jetzt in einem ſehr unvoll⸗ fommenen Zuſtande ſind. Der zweite Diſcours zeigt den Zu⸗ ſammenhang zwiſchen dem eben bemel⸗ deten wichtigen Punkte der Naturge⸗ ſchichte (dem Alter unſers feſten Landes) mit der Moſaiſchen Geſchichte; eine aufmerkſame Betrachtung unſrer Erd⸗ kugel beweiſe die vornehmſten Punk⸗ te von Moſes Erzaͤhlung und widerſpre⸗ che keiner einzigen. Dieſes leitet ihn auf die Religion und ihre Noıhwendig: keit zum wahren Ölücke des Menfchen. Die Reflexionen über die Gründung der Moralicät find merkwürdig und ins tereſſant. Here de Luͤc läßt ſich hier herab, den Unfinn des Helveriusin ſei⸗ nem Buche vom Menſchen und fei= ner Erziehung zu widerlegen. Kaum war es werth wider einen Mann zu fhreiben, der die Meligion und die Geiſtlichen abſchaffen will, und weil er es doch nun ſelbſt noͤthig findet, daß Sittenlehre gepredigt werde, ſie durch Kekk2 Philo⸗ 125% Philoſophen und Staatemänner will predigen laffen, durch Ddiderots Mau⸗ pous, Richelieus, Voltairen! Der dritte/ vierte und fünfte Diſ⸗ conrs beziehen ſich auf die Geſchichte des Menſchen, und enthalten eine Menge Dinge, die die Aufmerkſamkeit des Menfchen und des Bürgers verdies nen, die Austheilung des noch nicht eul⸗ tivirten fandes( deffen ungeheure Mens ge ift ein neuer Beweis der Jugend un: fers feften Landes, ); der Nußen und die gute Seite der Gemeinheiten c), die Gluͤckſeligkeit der wahren ländlichen Einfalt, und verfchiedene andere Din: ge von gleich allgemeinemntereffe ma⸗ chen den Inhalt aus. — Der ſechſte und ſiebende enefätt Berrachtungen über die Endurſa⸗ chen, die hier wider die Arheiften bes bauptet werden ; ferner über gewiffena: türfiche Anlagen des Menſchen. Der natürliche Hang deffelben zur "Güte, der aber fo oft durch freinde Eindrücke unfenntlich wird, iſt hier mit vielem Scharfſinne dargerhan. Der achte Ganrent bon der Form des Werks. - Der neunte handelt von der Tole⸗ rans, und dazu wird erveranlaßt, in: dem er von den Widerfachern fpricht, die fein Buch und fein Syſtem vielleicht in Harniſch wider ihn bringen inögte; diefes iſt ein herrliches Stuͤck. Der zehnte betrachtet die Natur des Menſchen und die Kent niß, wel⸗ che man durch die erſten Menſchen erhielt, die ſich ſelbſt ſtudirten. Ueber des Herrn de Luͤc's Briefe Der eilfte iſt gan metarhyſiſch/ von 1256 den Subſtanzen und von tigen: ſchaften der Materie. Der zwoͤlfte und dreizehnte wi⸗⸗ der von der Natur des Menfchen, ent⸗ bälteine fehr fcharffinnigeWiderfegung des Materialiemus überhaupt, und ift fonderlich eine volftändige und meifters bafte Widerlegung des Materialismus des Doctor Prieſtley. Die reinſte Lo⸗ gik der Vernunft und des geſunden Menſchenverſtandes, entkleidet von al⸗ lem ſcholaſtiſchem Geſchwaͤtze, herrſcht durchaus in dieſen beiden Diſcours. Der vierzebnre, der den erften Theil und damit die Einleitung bes ſchließt, behandelt einen Außerft interefs fanten Gegenjtand, nemlich die Sreis heit über philoſophiſche Dinge zů ſchreiben. Dieſes iſt auch wider den D.Prieftlep gemeinet, der behauptete man muͤſſe mit aͤußerſter Freiheit feine Meinung ſagen, und alles, wasesauchfey, widerlegen;wenn es uns ierig ſchiene. Herr de Luͤe will, daß ein weiſer und guter Mann hierin eine Vorſicht beobachte, weil durch eine unuͤberlegte Anwendung dies fer Freiheit anfalle Arten von Dingen, die Wahrheit feht feicht eine Weile leiden fönne )’und oft die allgemeine Gtückfeligkeit nothwendig leiden muͤſſe. Ob Herr de Luͤchierin Recht habe oder irrig fen, das wollen wir urtheilsfaͤhi⸗ gen und aufrichtigen Leſern zu beurthei⸗ len uͤberlaſſen; — ſo viel fönnen wir be⸗ haupten, daß ſeine Gruͤnde als wichtig und ehrwuͤrdig, ſehr verdienen gehoͤrt * &) Herr de Lüc haͤtte wohl nichts wider die Theilung der Gemeinheiten, wofern nur dadurch Niemand efwas verliert, der fonft etwas hat, und wenn nur Niemand feinen erhaltenen Theil veräußern fan, als wodurch einige reich und viele arm werden. Anm. des Heberf. - Be 1257 zumerden, um fo mehr, da fievon einem Manne herfommen, ver ſich als einen eifrigen Frennd der Zreipeit in bürger: lichen und Religionsangelegenheiten bewiefen hat, und.der mit dem Geifte eines Philoſophen und eines Menfchen: freundes und mit keinem engen Parthei⸗ geiſte feinen Gegenſtand behandelt, d) Damit der Leſer deſto beſſer im Stan⸗ de ſey die Wichtigkeit der Gegenſtaͤnde zu beurtheilen, die dieſes Werk enthaͤlt, ſo raͤth ihn Herr de Kite ſogleich von der Leſung diefes erften Theils, zum eilften, als dem allerletzten über zu ge; ben, als worin er aufeinmal fieht, mas Hr: de Luͤc aus allen den Materialien, Grumdfägen, Thatſachen und Beob⸗ achtumgen, die in’allen vorhergehenden Theilen enthalten find, für Reſultate und für Schlüffe zieht, und woraufends lich das ganze Werk abzielt e). Der zweite Theil diefes großen Werks handelt in acht Briefen von allen cofmologifchen Syſtemen, die die gegenwärtige Beſchaffenheit der Oberfläche des Erdbodens als eine Feb ‚an der Königin Majeſtaͤt. 1258 ge der allgemeinen Suͤndfluth anfehn. Burner, Whiſton, Woodward, Leibnitz, Scheuchzer, Plüche und Engel kommen hier als Urheber von Spftemen vor , und werden widerlegt, in fofern fie mit noch andern annehmen, daß Durch eine gewaltfame Revolution der Erden Oberfläche ihrejegige Geſtalt erhalten Habe. Der dritte Theil betrachtet die Spfteme, welche den langſamen Wier kungen des Waffers zufchreiben, daß die Erde die jegige Befchaffenheit habe; fonderlich wider Buͤffon's Meinung, das Waſſer habe fih von Often nach Werten gezogen. Im vierten Theile, mit dem der zweite Band anfängt, unterfucht er die Hypotheſen derer, die alle Ströme als Urſachen der jegigen Befchaffenheit unfers feiten fandes anfehn; und be weißt zur Ueberzeugung, daß die Ges ftalt des feften Landes diefem gar widers ſpreche; Diefes giebt dem Verfaſſer eis nen Anlaß zu vielen Anmerkungen, die manchen Leſern ungemein angenehm Ketfz ſeyn ed) Wir find verwundert geivefen dieſes Urtheil über den 14ten Difeours des Herrnde Züc von einem folden Manne zu lefen, wie der Engländer feyn muß, der diefen Aufſatz gemacht. hat. ; Es Fan faft-nicht anders ſeyn, er müffe einen Punkt über: fehn_ haben, den Herr de Lüczur Bedingung macht, unter welcher man alles ans ‚greifen dürfe und müffe, was man fürirrig Hält, neinlich die der altervollftändiaften Ueberzeugung, welcher ein Menfch fähig iſt; eine folche Ueberzeugung, die auch noch ſpricht, wenn das Schwerdt über dem Haupte ſchwebte, die noch dem Nathrichter zuriefe: laß mich reden und vollende den Streich, Die Deutfchen find an die Lehre die. Herr de Lüc ausbreiten will,-durch einen der thrwürdigfien und größten Weltweiſen thätlich gemöhnt worden, und Herrde Zischat die fchöne Stelle, die in dem erfien Bricfe des Hetrn Moſes ITendelsjohn, (von dem die Nede iff,) an den Herrn Lavater über die Achtung und Schonung, die man gewiffen, von ung für Borurtheile oder Irrthum gehaltenen Dingen, huldig fey, zu Anfange dieſes Diſcours eingerückt, und fagt, ober gleich alezeit ſo hberdiefen Punkt gedacht habe wie Herr Moſes, fo ſey es. ihm duch angenehmer bier zu commentiren, als feine eigenen Gedanfen fürzutragen. Anm. des Ueberſ ü ©) Der Ueberſetzer Hat beider erften Leſung des Buchs (denn es fodert mehr als 'eine ) diefen Rath befolgt und gefunden, daß er zu beſſerem Verſtande mancher in den frühern Theilen vorkommenden Dinge fehr zuträglich fen. 1259 fern werden, denn er-betrachtet hierbei nit allein die Wirkung der Natur, fondern auch das, was die Menfchen auf die Erde wirken. ® Im fuͤnften Theile betrachtet und _ widerlegt der Verfaſſer die Syſteme de: rer, die behaupteten, unfer feftes Land babe feine jegige Beſchaf⸗ fenbeit durch langſame Derände- rungen in dem Niveau des Mee⸗ res erhalten. Mit vereinten Kräften der Afttonomie, der Phnfif; der Geo: graphie und derNaturgefchichte, wird denen widerfprochen, die glaubten, jene Revolutionen wären augeiner Beräm derung der Erdare entftanden. Hrn. Le Car’s Hypotheſe, Die im Sabre 1750 mit fo vielem Beifall aufgenommen wurde, nach welcher der Mond die Ur; Sach aller Veränderungen auf dem Erd; boden ift, wird bier über den Haufen geworfen, Der dritte Band, welcher den fie: benden und achten Theil des Werks in fich faßt, enthält zwei Reifen durch Deutſchland und die Niederlande. Die erfte giebt Stoff zu fünf und zwan⸗ zig Briefen, und giebt eine reiche und mannigfaltigeinterhaliung dem Ma⸗ turforfeher fo wohl, als dem Leſer der hauptſaͤchlich das moralifche ſucht; welche beiden Sphären der Betrachtung man -fo felten auf eine angenehme Are und mit fo viel Verftand und Empfins dung mit einander verbunden fiebetals bei Hrn. de Luͤc. Unter andern kom⸗ men bier die Außenlinien einer phyſi⸗ ſchen Chronologie aus der Befchaf: fenbeit der Oberfläche der Erde vor, deren Wahrfcheinlichkeit ung unendlich viel größer duͤnkt, als viele andere Be⸗ rechnungen die man fonft für etwas ach⸗ Ueber des Herrn de Lücs Briefe 2260 tete Die Reife durch Niederſachſen, Hannover,/ Zelle, W len, Geldern, Oberyſſel, geben ihm durch vie bebaueten und unbebateten Heiden, eine überflügige Materie zu Betrachs tungen. Inſonderheit leitet die Befchreis bung des Aarses, die des Berfaflers vornemlichites Object war, ihn in ein hoͤchſt angenehmes Detail, und verein⸗ baret das Anmuthige laͤndlicher Ge⸗ maͤhlde und Beſchreibungen mit philo⸗ ſophiſchen Unterſuchungen auf eine ſehr ſchoͤne Weiſe. Diejenigen, welche zum Beiſpiel den zwei und zwanzigſten Brief, und verſchiedene andere dieſes Landes, leſen koͤnnen, ohne ihr Herz und ihre Einbildungskraft auf die ange nehmſte Art gerührt zn fühlen, die muͤſ⸗ fen zum wenigften von dem Verſaſſer diefes Aufiaßes vollkommen unterſchie⸗ den empfinden. Die Befchreibung der Gegend won Oſterode iſt reizend, Vielleicht wird mancher eingebildere Recenfent oder andere Beurtheiler dies fes über feinen Horizont gehenden Buchs, in ein und andern folder Er⸗ zählungen etwas unbedeutendes und triviales finden; und wir erkennen dar⸗ in grade den aͤchten Geift dee philofos pbifchen und vernuͤnſtig empfindfamen Beobachters; eines Mannes, der durch feine gute Laune und Srölichfeit, ein herrlicher Reifegefellfchafter feyn muß, und dem nichts wichtiges entwifcht. Der achte Theil enıhält die zweite Meife durch Holland und Deutfchland, diediefes mal über Helvoet, Grave, Osnabrüc, Hannover, Pprmont, Münden, Caffel, Frankfurt, Hei⸗ delberg, Mannbeim, Maynz, Cob⸗ Brüffelgeht, Die Heiden und Volka⸗ ne 1261 ne geben Hier den vornehmſten Stoff zu Betrachtungen, und manche einge freute Erzaͤhlung von der moraliſchen und gefellfchaftfichen Art, verfchönern diefen Theil. Wichtige Unterſuchungen finder man faft in jedem Briefe; nur eineanzuführen, ber die Ueberreſte von Thieren,dieman auf dem Erdboden ber: um verſteinert finder, und Die entweder überhaupt ganz nnd gar nicht mehr vor: Banden find, oder doch nichtin einem fol; chen Klima leben, wie z. B, das unfrige wo wir die Leberbleibfel finden, wird man viel merfmürdiges und befriedi⸗ gendes leſen. Liebenswuͤrdig iſt die al; lenthalben hervorleuchtende Beſcheiden⸗ heit des nicht das Neue, nicht den Ruhm, ſondern lediglich die Wahrheit und das Gute fuchenden Phifofophen. Der neunte Theil, der den vierten Band ausmacht, ſchreibt in dreißig Briefen die dritte Reife des Berfaffers durch Kol: land und Deutichland ; es kommen hier Wie: derhofungen vor, die aber neues Licht anf die ſchon behandelten Segenftände werfen. Die mühfame und merfwürdige Unterfu- an der Königin Majeſtaͤt. chung der Heide und der Gegend von Long⸗ 1262 ren, iffintereffant, und zeigt, daß die Tr dition, nach welcher Die See vormals bis an die Mauern der Stadt flieg, eine Fabel fey. Moralifeheltrfachen, die Bildung der Erde zu unterfuchen , liefet man hier. „Der zehnte und eilfte Theil füllen den fünftemund letzten Band des Werks an, und enthält die vierte Reiſe des Herrn de Lüc durch Deutſchland und die Kuͤſten der Nord⸗ fee. Mit Vergnuͤgen wird der Naturfors ſcher dem Berfaffer. durch die Berge von aderborn und der Grafihaft Lippe folgen, und hernach durch die merfwürs digen Heiden des Fuͤrſtenthums Lüne— burg und des Herzogthums Bremen; be deutend find auch die cosmologifihen Ers ſcheinungen, die er vom Altenlande bei Stade, undin den Beſchreibungen des Re⸗ dingermooresu.desDüvelsimoores f)ı auch im Herzogthum Bremen , beibringt. Die Reife über Bremen, Oldenburg, Ofifriesland. Bröningen, Friesland und Solland; wieder die Nückreife über Uetrecht, Pyrmont, Beismar, Wisba- den, Coblen;, und endlih nad) Achen, von danach Calais, haben ihre Merkwuͤr⸗ digkeiten. Die Beobachtungen auf allen ſeinen Rei⸗ fen haben den Herrn de Lüc in feiner Mei- nung f) Nicht allein die eosmolsgifhen Betrachtungen des Herrn de Lüc find hier merk: _ würdig, fondern zumal auch feine Befchreibung der neuen Anbaue und Anlagen auf dem Düvelsmoore, die feine größte Aufmerkſamkeit erregten, und Nie: manden, der fie fieht, oder nur ihre Befchreibung ließt, ohne Vergnügen laffen wird. Diefis ift vielleicht eine der wichtigften Berbefferungen , die feit einem Jahrhundert hier zu Lande geſchehen iſt, ohne daß faſt jemand unter uns davon geſprochen hat, dahingegen die das Gute und Große beſſer ſchaͤtzenden Italiener uns beinahe poſitaͤglich im den öffentlichen Zeitungen mit der Wohnbarmachung der pontinifihen Suͤmpfe unterhalten, die doch fo ungefund find, daß fie ihre Einwohner vergiften. Welchem Patrivten wird es nicht wichtig dünfen, daß man aujährlich bei uns Dörfer ans einem bloßen, aber nicht ungefunden, Moraſte hervorgehn ficht, die in der Folge wohlhabende, glückliche und gefunde Einwoh— . ner verfprechen, und für die num ſchon zwei Kirchen haben gebauet werden muͤſ⸗ fen; daß jest Taufende von Menfchen an folhen Orten, und zwar eben nicht kuͤmmerlich, leben, mo vor dreißig Jahren noch Fein Huhn Unterhalt finden fon _ te? Endlich, was Die Sache am meiften erhebt, ift, daß wegen des ſchweren und muͤhſamen Anfangs der Anbaner, an diefen Orten ſich eine uͤberaus fleißige und thätige Menſchenart erzicht, die es allen Nachbarn in der Runde, und viel: leihe den meiften Niederſachſen, an Induſtrie, und daher in der Folge gewiß an Gluͤckſeligkeit/ zuvor thut. Anmerk. des Ueberſetzers 1203 ° nung beftätigt , daß unfer feftes Land noch gar nicht ſehr alt ſey. Die Ueher⸗ reſte von Seethieren, die wir allenthalben auf unſerm feſten Lande finden, ſelbſt auf hohen Bergen, und in dieſen Bergen ſehr tief, zeigen, daß dieſes feſte Land vormals, une eine lange Zeit mit QBaffer müffe bedeckt, der vielmehr das Bette der See geweſen ſeyn. Diehbrigen Betrachtungen führen uns ter andern Bahin, daß die See unfer jetziges feftes Land zwar ſchnell verlaffer habe, aber doch nicht gewaltfam; daßunfer jeriges fes ſtes Land alles zuſammen ohngefähr zu gleis her Zeit, (das heißt hier wicht in einem Zwiſchenraume von Sahrhunderten ), vor der See entblößet worden, und dieſes ergiebt fi daraus, mweildie Pflanzenerde, die oben auf allen den unterfchiedlichen Schichten liegt, und die von verfaulten Pflanzen ent: fanden ift,allenthalben ohngefähr die gleiche Dicke hat; daß einige von unfern Gebirgen der Wirfung des Waſſers zuzuſchreiben find, nemlich diejenigen, die aus Schichten und Lagen befiehen; daß hingegen andere, offens bar von volfanifcher Art find, und vom uns terirdifchen Feuer entftanden zu einer Zeit, wie man deutlich fieht, da das Waffer noch darüber ging; hiermit aber hat eine dritte Art höhere, zumal Felfengebirge, nichts zu thun, die unläugbar älter ift als jene Veraͤn⸗ derungen ; daß das alte feftefand nicht mehr vorhanden, fondern (vermuthlih) gefuns ken ſey, und. indem das Meer folches übers firömte,babe e8 einenTheil feines damaligen Dettes frei gelaſſen; dies fen unfer jeßiges feites Land, und dieſe Begebenheit Fönne noch nicht über 40CO Fahre her feyn. Alles diefes nun, und noch weit mehrers, das wir hier übergehen müffen, und. das die Wifbegierigen in dem legten Theile finden, ftimt fo vollfommen mit der Mofaifchen Ges ſchichte überein, zumalmit feiner Erzählung von dem merfiwürdigen Phänomen, das uns unter dem Namen der Suͤndfluth befant ift, daß überall Feine bedeutende Schwierigkeit dabei übrig bleibt, und daß es den Liebha— bern der Religion fehr angenehm ſeyn muß, die Gruͤnde ihrer Hofnung fo vollfommen Ueber des Herrn de Luͤcs Briefe ꝛc. 1264 mit dem was das aufgekl teſteStudium d Natur ae Sir Fa oe einem ſolchen Naturforſcher; 4 da Feine einzige im der Offenbarung ung ha cherte die Natur betreffende Begebenpeit, aus der ächten Phyſik für falſch erklärt, we den könne: und daß hingegen aber wohl fi ans unfern jeßigen Kennen N enwieles als zu⸗ verläßig wahr deweiſen laſſe Inſonderheit iſt ein Umſtand ſehr merk würdig, nemlich der Beiſatz, der dem goͤttli⸗ chen Ausſpruche uͤber den Untergang der Menſchen hinzugefügt wurde als Nvah ihn empfing, und den bisher noch wohl Fein Aus» leger fo ganz völlig hat begreifen fönnen: es beißt nemlich, ich will die Menfchen verders ben, und die Erde mitibnen. Wenn man diefes von dem damals bewohntenErdboden verficht, wie es wohl geſchehen ſolte, fo wird diefer Ausſpruch durch alles was man in der Natur daruͤber fieht und auffuchen kan, volk kommen beftätige; Fein Wunder aber, daß alsdenn die Geographen und Reiſenden den Garten Eden vergebens geſucht haben. Die: fe, und andre Unterfuchungen diefer Art, leis fen den Herrn de Züc in dem letzten fehr merfwürdigen Briefe, zu Betrachtungen über die Natur der Offenbarung, infonders heit ver Moſaiſchen und ihrer äußern Merk: male, auf die Wirkung der Intoloranz und anf die allgemeinen Urſachen der Berirruns gen der menfchlichen Vernunft bei den theus logifchen Unterfuchungen, darin man jehr viel ſchoͤnes, zum Beifpiel eine merkwuͤrdige Stelle über feinen Landsmann Rouſſeau, finden wird. .. >» 5 Diefes wären etwa die Außerften Auffenfis nien von denn Inhalte diefes Buchs und dies fes Spftems, dag nicht, nach Art der meiften Theorien der Erde, eine Fünftlich ausgezierte KHppothefeift, fondern der Brennpunft einer großen Menge von Betrachtungen und der ren Reſultate, mit denen fich doch auch jeder ungelehrte und unwiffende Leſer lieber befant machen folte, anflatt nad) einem flüchtigen Durchblaͤttern von einer halben Skunde, ein ſolches Werk mit alem was es enthält, zu veriverfen ). g) Je demandeune grace que je crains qu’on nem’accorde pas (ſagt Monteſquieu in der Vorrede zu feinem Eſprit des Loix); ceſt de ne pas juger par.la lecture d’un moment, d’un travail de vint années d’approuver ou de condamner le kivre entier, & non pas quelques phrafes, Anmerbk. des Ueberſetzers. ůůe—————— —— ——— ne = °L = = N — Fr — Nee SR re — Gi IR MW —— 17 80. Ly, Mannor Se Sy, des m SO Stuch 1265 ne Hannooeriſch gotes Stuͤck. Freitag, den 6ten October 1780, Vom Gebrauche der Segeltuͤcher bei nothleidenden Deichen. (Mit einem on diefem Hülfsmittel wird man fonft ſchwerlich ſchon ei: ne Befchreibung finden, Es toare denn etwa blos beiläufig eine Anzeige davon, wie in John Mills Praktiſchen Seldwirtbfehaft, ver deutſchen Heberfeßung im erften Bande Theil. S. 165. und in dem Allge- meinen Hiagazine im fünften Theife ©. 101. nur mit wenig Worten, kurz und unvollftändig genug, und alfo auch ohne alle Zeichnung. Nicht ganz überflüßig mögte es daber feyn, dies Mittel hier etwas umftändlicher zu befchreiben. Der Segeltüicher bedient man fich fowohl hin und wieder im Holftein: ſchen, als befonders in Holland, um bei hohen Sturmflurben ficher hinter Deich und Dämmen wohnen zu Fön nen, wenn auch gleich fchon denfelben Wind und Wellen aufs fchrecklichfte die Brefche drohen, denn nicht leicht nimt man ebender zu diefem etwas befchwerlichen, und oft koſtbar ausfal: lenden Mittel, feine Zuflucht. In beiliegender Figur wird ein da; Kupferftich. ) zu befonders eingerichtetes Segeltuch vorgeftellet, wie ich folches in verfchies denen holländifchen Magazinen an dortigen Deichen von weißer feines wand gefeben habe. Die Leinewand wird dazu von eben der Art und Güte wie die Segeltücher, nach den- Ums ftänden zwifchen 30 und 40 Fuß breit, und 25 Fuß lang, genommen, Abund cd find zur Einfaffung, wie bei fonft gewöhnlichen Gegeltit: ern, dicht daran befeftigte Taue, oder Schifgfeile, die man an der Nies derelbe das Liehk zu nennen pflegt, - Sowohl auf der öberen Linie, oder dem Taue ab, als an der unteren cd, kommen Ringe e, von eben dem Tau: werke, zu mehrerer Stärfe und Sicher: beit jeder inwendig, und überdem miteis nem eifernen auswärts gefalzten Ringe derfehen. Ein folcher eiferner Ring wird in der biefigen Scifferfprache ein Lehger genannt. Auf a b komt jeder dieſer Ringe 4 Fuß, an cd aber nur 3 Fuß aus einander, Un dem fogenannten Liehk a b, werden zu beiden Seiten Elsine eiferne Ringe f, un etwa Dom Gebrauche etwa 4 Fuß aus einander, befeſtigt, wodurch zu der fo nörhigen Haltung und Steifung, wenn das Segeltuch gebrauchet werden fol, vorher 2 Tan: nen , oder Weishoͤlzer g und han je der Seite durchgeftecft werden, In die Ringe des unteren Liehks cd font men Gewichte k von 50 bis 100 Pf. das Stuͤck. An der Seite a c befin: den fih auf alle 3 Fuß Entfernung von einander, Purze Bandlinien m; ander Seite b d aber in eben der Ent: fernung, Pleine Ringe, Rinke, oder Dehfen n. Hiedurch Fan nun nöthis genfalls zu beiden Seiten, oder nach der mothleidenden, und mit Tüchern alfo weiter zu überlegenden Deichflaͤ⸗ he, fofort noch ein ander Segel ange; fehnüree oder feft gebunden werden. Und da ſowohl dag Tauwerk, woran m als n befindfich ift, an jedem Segeltu⸗ she 2 Fuß zurück tritt, fo wird bei eir nem folchen Weberfchlage der Tücher, de: ren Seitenverbindung um fo ficherer. So lange die Tücher nicht gebraucht werden, packt man jedes derfelben ganz fefte, trocken und dichte in eine Tonne beſonders; und nur an einem vorzügs lich warmen und trocfnen Sommer: tage, werden fie das ganze Jahr ( wenn es nicht fonft die Noth erfordert, ) ein einziges mal heraus genommen, Nun bleibt noch übrig ven Ge Brauch diefer Segeltücher zu befchrei: beit, und Diefer ift gewiß fo leicht nicht, zumal am ſehr flachen Deichen. Inzwiſchen find die Deiche, wenn der⸗ gleichen Mittel Noth thun, gemeinig: lich auch ſchon nur gar zu ſteil. Al⸗ 1267 wie man zu fagen pflegt, bald darauf zufuͤhret. Um erfteres zu bemürfen, und leßteres zu verhindern, werden bei jedes Segeltuch, das vorher fehr. forgfältig von a b nach c d aufgerollet und unten mit den nöthigen Gemwich- ten verfehen worden, wicht weniger denn 8 bis 10 Dann geſtellet, wel⸗ che es mit aller nur möglichen Acht⸗ famfeit und Borficht, und fo vielmögs lich bei dem niedrigfien und ruhigſten dazu abzjnwartenden Ebbeftande des Waffers, von der Kappe desjenigen Deiches, der folchergeftalt vorzüglich gefchüget werden folk, je fchräger je befjee, nach und nach hinunter vollen laffen. Diefe an, flachen Deichen fo nörhige Schräge muß eben Gelegen: beit geben, die Seitenverbindung mit den etwa noch nörhigen mehreren Tür chern, in währender Zeit zu Stande zu bringen. Go wie c dabrollet, wer; den in die dortigen Ringe e, Schiffers ftangen und Hafen gefeßt, mit welchen folchergeftalt nach) und nach dem Ab⸗ laufen des Tuches von Deiche nachger holfen wird, Freilich gehören geuͤbte und vorfichtige Leute dazu, und dieſe lernen: denn auch Die weiter dabei nör thigen Handgriffe leicht von ſelbſt. Iſt das Tuch nur einmal te in⸗ 1269 Waſſer ſchon von felbft, feſt und dicht genug an den Deich gehalten, und gleichfam feft geſogen. Es ift auch biernächft weiter daran nicht zu geden⸗ Pen, die etwa bereits in dem Deiche ausgefehlagenen Loͤcher, mit Erde, Stroh oder Mift dahinter auszufül: len, daher dies, fo viel nur irgend möglich zu machen, vorher gefchehen muß. Iſt es aber nicht mögli, und dennoch höchft nörhig gewefen, fo muß dafür der Deich nunmehr landwaͤrts verflärfet werden. Sobald das Ger geltuch hinunter ift, wird fofore durch jeden Ring e der öberen Linie ab ein Pfal, fchräge nach dem bedeichten fan: de fich lehnend, in den Deich gefchla: Harburg. bei nothleidenden Deichen. hinunter, ſo wird es vom Winde und 1270 gen, und alsdann ift das ganze Mas neuer glücklich vollendet, An einem: alfo bewaffneten Deiche, rollet das Waffer, ohne weiter den Deich firoms waͤrts zu befchädigen, auf und ab, wenn es auch fo hoch heran ſtuͤrmet, daß ſchon die Wellen bisweilen einige Fuß hoch Über den ganzen Deich bins weg flürzen, und man davon aus je ner Cantate fingen mögte, die nach der fchrecfenvollen Weihnachts⸗Ueber⸗ ſchwemmung, bald mögte ich fagen Sündfluh, vom J. 1717 ju Stade heraus kam: Es wolte die Natur Sich) in ihr felbft begraben: Don Deichen Feine Spur, Fuͤr Land und Grund den Abgrund haben. IT. Beckmann. Nachricht von den armeniſchen Raufleuten und ihrem Gewerbe. De wir alle Jahr in den Zeituns gen von armenifchen Kaufleuten lefen, die, ihrer Handlung wegen, nad) Wien, und auf die Meffen nach Frankfurt und Leipzig kommen: fo wird es dem lefenden Publikum nicht unangenehm feyn, wenn wir ihm die Nachricht mittheilen, die uns Tournes fort in feiner Reifebefchreibung nach der Levante, von ihnen giebt. Die Urmenier, fagt unfer Berfafs fer, find die beften Leute von der Welt, Ehrlich, gefittet, von gefunder Ber; nunft, und vieler Frömmigkeit. Sch wuͤrde fie für glücklich halten, daß fie fih mit den Waffen gar nicht abges ben, wenn es bei der Denkungsart der Menfchen nicht nothwendig wäre, fi) derfelben zumeilen zu bedienen, um fid) gegen ihre Grauſamkeit zu ſchuͤtzen. Dem fey wie ihm wolle, die Arme— nier bekuͤmmern fich nurum ihr Hand: lungsgefchäfte, worauf fie fi) mit al⸗ lem möglichen Fleiße legen; fie find nice nur Meifter von der Handlung in der Levante, fondern fie haben auch ihren Antheil an dem Handel, der in den größten Handelftädten von Europa getrieben wird, ll 2 Man 271 Man fieht fie aus dem innern Per; fien nach Livorno kommen; fie haben ſich feit einiger Zeit in Marfeille einge: funden: wie viele finder man von ib: ren in Holland und’ England! Sie gehen nach Indoſtan, Siam, in die Inſel Java, nad) den philippinifchen Inſeln, in alle aftarifche Länder, nur nicht nach China, Der Mittelpunkt der armenifchen Handlung iſt nicht Armenien, fondern Julfa, eine berühmte Vorſtadt von Hiſpahan. Im diefer Borftadt mob: nen mehr als 30,000 Menfchen, und fie ift eine armenifche Pflanzftadt, die der große Scha Abbas, der erfte die- fes Namens dafelbft errichter hat. Zu: erft wohnten diefe Leute in Hiſpahan felber, in der Folge verfeßte man fie an den Fluß Zenderon, um. fie von den Muhbammedanern zu entfernen, Die fie wegen ihrer Religion werachteten. Diefe Veränderung foll unter dem zweiten Scha Abbas gefhehen ſeyn. Andere halten fie weit älter. & viel ift gewiß, daß der große Abbas der erfte Stifter diefer Colonie ift, der zu Zeiten Könige Heinrich des Vierten in Frankreich Tebte, zu dem. Abbas den Kapuzinermönch Juſt als Geſandten fchicfte, der aber nach Hein: richs Tode erft in Franfreich anfam. Der große Abbas fürchte unabläßig zwo große Abſichten zum Beſten feines Reichs zu erreichen: die erfte war, fei: ne Länder gegen die Türfen in Sichers beit zu feßen, die andere, feine Nas tion durch Handel und Wandel zu bes reichern. Nachricht von den armeniſchen Kaufleuten 1272 Um die Tuͤrken zu verhindern, in ſeine Staaten zu dringen, hielt er es für noͤthig, ihnen die Mittel zu bei nehmen, an feinen Grenzen zahlrei⸗ che Kriegsheere zu unterhalten; und da Armenien immer das erfte Land ift, das die Türken anfalfen, wenn fie Pers fien befriegen, fo verwüftete er felbis ges, in fo fern er es dazu für noͤthig bielt. Diefes Schickfal traf auch die Stadt Julfa, die größte und mächtig: fte in Armenien, deren Ruine man noch an dem Araxes ſiehet, zwiſchen Eviran und Tauris. Die Einwohner von Julfa bekamen daher Befehl, nach Hispahan zu zier ben; und feit der Zeit heißt das armes nifche Zulfa Altjulfa. Es follen das mals mehr als 20000 Fanrilien aus Armenien nach der einzigen Provinz Guilan geführe worden ſeyn, wo die befte Seide in Perfien gefunden wird. Da Sca Abbas feine Staaten bes reihern wolte, und überzeugt. war, daß diefes nur durch Kommerz gefcher ben Fönne: fo warf er fein Augenmerk auf die Seide, als die Foftbarfte fans desmwaare, und auf diefe Armenier, als auf Leute, die am gefchiefteften waren, fiezu verhandeln; denn er war in dieſem Fall mit feinen Übrigen Luz terthanen fehr unzufrieden, die weder Luſt noch Geſchicklichkeit zum Handel zeigten, Die Maͤßigkeit dee Armenier, ihr öfonomifcher Geift, ihre Nedlichkeit, ihre gefunde Leibesbefchaffenbeit, die fie große Reifen unternepmen und aus: dauren laͤßt, fehienen fie zu dieſem or⸗ 1273 Vorhaben gefchicft zu machen. Die ehriftliche Religion, zu der fie fich be: Fennen, und die ihnen den Umgang mit den europätfchen Nationen erleich: tert, half feine Abſicht befördern. Mit einem Worte, aus Bauern, wie vor: - dem die Urmenier gewefen waren, mach: ‚se er Kaufleute; und diefe Kaufleute find die berühmteften Negocianten der Welt geworden. So wußte diefer große Fürft, der von den Angelegenhei⸗ ten des Krieges und Friedens gleich große Einfichten hatte, fich der Fähig: keit feiner Unterehanen, und der rohen Produkte feines Landes zu bedienen. Er gab den Armeniern von Neu— julfa eine gewiſſe Anzahl feidener Bat: len, die fie in Karavanen , abfonder: fih nad) Europa, bringen mußten. Sie mußten ſich dabei verbinden, diefe Waaren felber zu verführen, und bei ihrer Zurückkunft denjenigen Preis da⸗ für bezahlen, ver durch verftäudige Merfonen, vor ihrer Abreife, war be ftimmt worden, Um fie auch zu dieſem Handel zwer: Mmuntern, uͤberließ er ihnen alles, was fie über den beftimmiten Preis aus der Waare löfen fonten, Der gute Fort: ganz entfprach vollfommen der Hof: nung des Königs. Obgleich noch jetzo die Seide die vornehmfte Kaufmannswaare in Per: fien ift, ſo wurde fe doch in jenen Zei: ten noch mehr geſucht. Es waren damals faft gar Feine Maulbeerbäume in Europa. Gold und Silber, das damals in Perfien ſehr felten war, fing bei der Ruͤckkunft und ihrem Gewerbe, 1274 der Karavanen am in Umlauf zu fommen. Die Armenier brachten bei ihrer Zur ruͤckkunft engliſche und holländifche Tuͤ⸗ cher, Brocade, venetianiſches Glas, Cochenille, Taſchenuhren und allerlei Waaren zuruͤck, die ſie nur in Perſien und Indien abfeßen konten. Hat man wohl jemals eine beſſere Einrichtung geſehen als dieſe? Zu wie vielen Manufakturen und Handlung gab dies in der Folge in Europa und Aſien nicht Gelegenheit? Welche Ver⸗ aͤnderung brachte Scha Abbas nicht hervor? Alle Kaufwaaren des Orients wurden den Abendlaͤndern befannt, und Europa ſchmuͤckte wiederum die Morgenländer mit dem feinigen aus. Meujulfa breitete fich bald an dem Ufer des Zendron aus, Die Pracht der Haufer, die Schönfeit ihrer Gaͤr⸗ ten, ließen bald ſehen, daß ihre Eins wohnen den Geſchmack der beſten Stoaͤdte von Europa angenommen hats ten. Man firht jeßo in dem Herzen von Derfien die fchönften Kunſtwerke aller Länder, wohin der Yrmenier hans delt. Der König mifche fi mehr in ihren Handel. Die Einwohner in Julfa feßen, vermittelft ihrer Faftos ven und Agenten, dieſe wichtige Hands fung fort, und ſchicken alles was das Morgenland Schäßbares hat, in alle übrigen Laͤnder. Diefe Faftoren und Agenten find auch Armenier, die gegen ein gewiſſes Procent die Waaren in Kas ravanen begleiten, und ſie, zum be⸗ ſten ihrer Principalen, fo gut fie koͤn⸗ nen, abfegen. ul z Die 1275 Die Armenier , fie mögen nun für fih, oder für die Kaufleute in Julfa arbeiten, dauren ale Reifen aus; fie verachten jedes Unwetter, feßen durch Flüffe, wo ihnen das Waſſer bis an den Hals gebt, um es den Pferden zu erleichtern, oder. ihre und ihrer Sreuns De Güter zu retten; denn die tuͤrkiſchen Fuhrleute bekuͤmmern fih wenig um ihre Fracht, fie haften auch für keinen Schaden, den die Waaren, die fie fah⸗ ren, etwa nehmen mögen. Der Urs menier führe felbft die Pferde, wenn 83 durch einen Fluß gebt. Es ift ge wiß ein rührender Anblick, wenn man die theilnehmende Liebe diefer Leute bes merkt, mit der fie bei allen Vorfaͤllen ‚auf der Meife, fich unter einander, und auch fremden Mitreifenden, helfen und beiftehen. Diefe guten Leute bleiben gerne bei äbren Gewohnheiten, find ih immer gleich, fuchen diejenigen von den Reis fegefährten forgfältig zu vermeiden, die ihnen zu unruhig feinen; deſto hoͤher ſchaͤtzen ſie hingegen diejenigen, bei denen fie ein ſtilles Weſen bemer⸗ Lenz fie nehmen mit denfelben gerne eine Herberge, und theilen ihnen mit großem Vergnügen von ihrem Vorra⸗ the mit. Wenn wir einen von ihren Kranken bedienten *), fofam die gan ze Geſellſchaft, uns dafür zu danken, Wenn fie hören, daß eine Karavane dem -Drte, wo fie fich eden ‚aufhalten, worbeizieben wird, fo gehen ſie derſel⸗ ben ein oder zwo Tagereifen entgegen, um ihren Landesleuten, Die ſich etwa Nachricht von den armeniſchen Kaufleuten 1276 unter ihnen beſinden, Erfriſchungen, abſonderlich Wein, entgegen zu brin⸗ gen. Sie bieten ihre Erfriſchung auch den Fremden an, und noͤthigen ſie, ihre Geſundheit zu trinken. Man thut ihnen Unrecht, wenn man fie beſchuldigt, daß fie gerne traͤn⸗ fen; wir haben ſolches bei ihnen nie bemerkt. Sie waren hingegen jederzeit die maͤßigſten, wußten fich am beſten zu behelfen, und machten am mwenig« fen Aufſehn. Sie bringen oft von ihren mitges nommenen Lebensmitteln einen guten Theil zurück, Sie fönnen dieſe tes bensmittel ziemlich frei mitnehmen und bei ſich führen, denn fie bekommen ges meiniglid) von den Kameelvermierhern das fiebende Kameel für ihr Meifeges räth frei. f Die Lebensmittel, die fie mitnehmen, befiehen in Mehl, Zwieback, geräucher: tem Sleifche, gefchmolzener Butter, gen branntem Waffer und trocknem Obſt. Sie reifen niemals ohne Fifchane gel, mit denen fie auf ihren Zügen fis fhen. Sie vertaufchen unterwegeng Gewuͤrze gegen friſches Fleiſch oder andere Lebensmittel. In Aſien ſetzen ſie allerlei Stahlarbeit und kurze Waaren, als kleine Meſſer, Spiegel, Ringe, allerlei Schmelzwerk, Sches ven, Steck: und Naͤhnadeln ab, die daſelbſt auf dem Lunde werther geach⸗ tet werden, als baares Geld. Nach Europa bringen fie Mufeus, Spezereien ꝛc. So groß die Beſchwer⸗ lichkeit ihrer Reiſen auch immer feyn mag, *) Tonrnefort und fein Gefährfe waren Aerzte. 1277 mag, fo beobachten fie doch ihre kirch⸗ lichen Faften eben fo genau, als wenn fie zu Haufe ımd in bequemer Ruhe wären. Bon Erlaſſungen und Dif penfationen wiffen fie nichts, Das einzige, was man diefen Ar: meniern in Abficht ihrer Handlungs⸗ gefchäfte vorwerfen fan, ift, daß fie, wenn ihre Gefchäfte in der Fremde übel gehen, nicht wieder zurück nach Hauſe Eehren, Sie ſagen zwar, daß fie, nach einem gemachten Bankerott, nicht Unver⸗ fchaͤmtheit genug befäßen, ihren Glaͤubi⸗ gern unter die Augen zu treten; unter⸗ deffen koͤnnen doc) ihre Gläubiger fie nicht zur Berantwortungziehen. An der andern Seitemuß man ihnen aber auch das Zeugniß geben, daß fehr wenige DBanferotte unter ihnen entſtehen. Die armenifchen Kaufleute von Zub fa hatten einen Handelsvertrag mit dem damaligen Großherzog von Moskau gemacht , vermöge deffen fie alle Waa⸗ zen, die fie nur für gut fanden, in feine Länder einführen mögten. Es war da Ber keinem eurepäifchen Handelemann erlaubt weiter als bis Aſtrakan zu fon; men, das die Ruſſen im Jahre 1554 wobert hatten, Es ward damals von und ihrem Gewerbe, 1278 ruſſiſcher Seite der Handel mit den Ar⸗ meniern auf alle Art und Weiſe befoͤr⸗ dert. Sie zahlten einen beſtimmten Zoll für alle Waare, die fie ing Reich brach⸗ ten, konten aber alle ruſſiſchen Wan ren frei ausführen. Sie nahmen ihren Weg von Hifpahan, nach Tauris über Schamakai nach Noſava, einem Has fer am cafpifchen Meere gelegen, der drei Tagereifen von Schamafai liegt Bon Nofava brachten fie ihre Kauf: mannsgüter nah Aftrafan, von da ging die Reife nach der Stadt Moskau und Archangel, wo die Engländer end Holländer ihre aflatifche Waare ihnen abnahmen und in Europa vers führten. Nachher Fam diefer Handel in die Hände der Engländer, den fie aber verloren, als der englifche Sercapir tain Elton, ein Schotte von Geburt, 1746 in die Dienfte des Schahs Nas dar trat, und den Perfern Schiffe auf dencafpifchen Meere baute, Die Wer menter nehmen jeßo wieder einen grofr fen Untheil an dem Handel zwifchen Perfien nnd Rußland. Sie haben im Aftrafan eine eigene Kirche, und es balten ſich dafelbft einige vierzig Tas milien armeniſcher Kaufleute auf, Bon der Verwahrung des Holzwerkes. De taͤgliche Erfahrung lehret, daß alles Holzwerk, daß beſtaͤndig unter Waſſer ſtehet, und ſolcherge ſtalt von aller Luft befreiet iſt, der Faͤulniß und dem Verderben nicht un: zerworfen if, Man finder hiervon überall, fo wohl in ſuͤſſem als ſalzi⸗ gem Woffer, Beweiſe. Der ältefte aber ift obnflreitig die Erfahrung des Herrn Haerlemann, Mitgliedes der Koͤnigl. Schwedifchen Akademie der Wiffenfchaften, welcher 1727 einige Meile 1279 Meifen von der Stadt: Menpolis, am Pfalwerke einer Bruͤcke, oder eines Hafen, den der Kaifer Cali⸗ guia noch über einen Winfel der Ser, zwifchen Pozzuolo und Baya, verfertigen faffen, einen Span von einem Foͤrenpfale unter dem Waſſer abhauen faffen, und ihn fo friſch befunden hat, als wenn der Baum erſt vor wenig Jahren wäre gefaͤl— let worden. Es ift nicht glaublich, daß die fes Waſſer mehr erhaltende Kraft befiße, als ein anderes, ob es gleich nicht zu laͤugnen iſt, daß das falzis ge Waffer dienlicher fen, alle Fan: lung zu verhindern, mel zu Bene dig, in dem fogenannten Zeugbaufe oder Arfenal, eine große Menge von Holzwerk, zu Schiffen und Öa; leeren, beftändig unter Waffer ver, mwahret wird, welches zwar aus dem Meerbufen da herum ift, aber doch, wegen der vielen da hineinfallenden großen Flüffe, fo viel Salz nicht baben Fan, als das ermähnte zu Porzuolo, und folchergeftalt zu Ev haltung” des Holzwerfes nicht fo viel beitragen Fönte, wenn es allein auf das Salz ankaͤme. ER Hieraus muß man alfo fließen, daß die Ausfchliegung der Luft die vornehmfte Urſache der Erhaltung Don der Verwahrung dis Holzwerkes. 1280 unter dem, Waſſer ſey, und daß dergleichen Verfahren mit Friſchhal⸗ ung des Holzwerkes, ‚durch wohls eingerichte Magazine unse Waffen, den Schiſowerften Feine geringe, Hülle bringen würde, . Der zweite Mugen, den man von ſolchem eine Zeitlang unter Waſſer verwahrtem Holze haben Fan, ift, daß das feimigte Weſen, und die feifenartigen Theifchen, welche. der Wachsthumsſaft hineingeführt bat, durch das Waſſer aufgelöfer und ausgelauget werden , folglich der Baum nun feine fchwellende oder zufammenziebende Kraft bat, und folchergeftalt zu allerlei Gebrauche tüchtiger, dienlicher und müßlicher wird, und befonders bei Gebäuden und Hausgeräthe, als Tifchen, Stuͤh⸗ len, Schränfen und dergleichen, wo— von man einen überzeugenden Be: weis an dem Holzwerfe bat, daß von Fließholz verfertiget wird, ins dem fich dieſe Arbeit faft niemals wirft oder reift. Aufferdem bat diefes Auslaugen oder Wäffern auch den Vortheil, daß das Holy in Pfürzerer Zeit Fan getrocknet werden, und folchergeflait im Stande ift, ſich mit Sicherheit zu dem Gebrauche anwenden zu lafs fen, den feine Abſicht erfordert, ©.» A Y 1281 annoheriſches Magazin. 1282 gıted Stil, Montag, den gten Sacber 1780. BR eines — Seihtrichters auf Reiſen zu gebrauchen. Zo iſt auf&Reiſen Feine geringe Be: fhwerlichkeit, daß man nicht ‚aller Orten reines Waſſer er: langen Fan, abfonderlich in den heißen Sommermonaten, da daffeibe aus Mangel der Bewegung von allerhand Wuͤrmern und deren Brut, aud) von verfaulten Pflanzen verunreiniget ift. Man wird daher oft vom Durfte ger nörbiger, mancherlei trübes und ſaures Bier zu trinfen, wodurch man fich aber leicht Kolifen und andere übele Zu: fälle zuzjieben fan, Bei dem Genuffe des reinen Waſſers ift man diefem Vebel nicht ausgefeget, und in Ers mangelung deffelben, ift das uyreinte Waſſer, wenn es durch das Kochen von ben darin enthaltenen Inſekten ge; teinigetift, dem fchlechten Biere immer vorzuziehen, Wer fich aber deswegen nicht aufhalten und kaltes Waffer trinken will, Pan folches in einer Eur: zen Zeit durchfeißen, und alfo die gröbefte Unreinigkeit davon abfondern, Diefes gefchiehet am leichteften durch ungeleimtes Papier, dergleichen zu den Zeitungen gebrauchet wird, welches in die Roͤhre eines gemeinen Trichterg mit einem Stocke feſt und dicht ein Zoll hoch eingedrückee wird. Den Trichter feßet man in den Hals einer Bouteifle, doch fo, daß er die Muͤn— dung derſelben nicht Dicht zufchließe, und gießet ihn voll Waſſer; alsdenn wird die äußere Luft das Waſſer durch das Papier in die Flafchedrricken, und die innere Luft aus der Flaſche heraus; treiben. - Es gehet aber diefe Reinigung durch einen reinen Schwamm, welcher Peine Steine in fich hat, und in einen fegels förmigen Teichter feſt zufammen ges druͤcket ift, gefchwinder und beffer von ſtatten. Dieſer Trichter iſt leicht und bequem bei ſich zu fuͤhren, kan auch für ſehr geringe Koſten ange: ſchaffet werden. Er wird aus weils fem Blech gemacht, fo daß er ı Fuß lang, in feiner obern Defnung vier Zoll, und in feiner untern Defs nung z und drei Viertel Zoll weit, (das iftin kichten ) bleibet. Der Rand der obern Defnung wird, um die Stei: figfeit deffelben zu vermehren, über Mmmm ei: 1283 einem Ring von Drath geſchlagen. Unter diefem Rande werden zween kleine, berzförmige Ringe von Drath gegen einander uͤber fo befeftiger, daß fie fich auf und nieder bewegen laffen,, deren Nutzen bernach foll ger zeiget werden, Der Rand der untern Defnung wird mit. einem Hammer ausgetrieben, fo, daß er einen Pleinen Stab und Hohlkehle befomme, und der Mündung eines weiten Zucfergla: ſes gleiche. Unter diefem Rande müf: fen als deun zwei Löcher, eines gegen das andere über eingebohrer werden, wodurch man einen Faben quer über die untere Defnung ziebet, und am Rande befeftiger, um den Schwamm zurück zu baltene In den Trichter preſſet man mit einem dicken abgeftuß: ten Stocfe einen feinen ausgefochten naffen Schwamm, der fo großift, daß er zuſammen gedrücfet zwei oder ans derthalb Zoll von dem inwendigen Raume nabe an der untern Oefnung einnimt. Soll nun Waffer dadurch gefeihet werden; fo fchläget man einen Meinen Nagel, oder fchraubet einen Pfropfenzieher, den man leicht bei fh führen fan, nahe am Rande eines Ti: fhes ein, und bänget den Trichter vermittelft des Ringes daran, welcher fi) unter dem obern Rande befindet. Alsdenn ftecket man den Hals einer mit Waſſer angefüllten Bouteille in die. obere Oefnung, und Iäßt dieſelbe verkehrt fo lange darauf ftehen, bis das Waller duch den Schwanm Befchreibung eines bequemen Seihtrichtersic, 1284 tropfenweife gelaufen ift, welches man in einem darunter gefeßten: ‚Ola e auffaͤngt. Mach vollenderem Gebrauch muß man den Schwamm nicht etliche Tage in dem Trichter ſtecken Taffen, fondern ihn Beraus nehmen, und rein auswaſchen, fonft wird er flinfend, und giebt in der Folge dem durch⸗ geſeiheten Waffer- einen übeln Ges ſchmack und Geruh, Falls der Schwamm unrein geworden wäre, fo müßte man ibn in Waſſer Fochen, bis die Unreinigfeit und der uͤbele Geruch daraus gezogen if. Wenn man keis nen guten Schwamm fogleich bei der Hand bat, fo binde man über die uns tere Defnung des Trichters Flanel ger doppelt, und ftecfe ein Stück unge leimtes Papier in den Trichter, wie ich es vorher angemwiefen babe. Man muß aber dahin ſehen, daß beide Theile rein und ohne übeln Geruch find, Soldaten Fönnen im Felde zu diefem Entzweck einen Trichter von Filze ans wenden, welcher aber oft wieder rein dewoſchen werden muß. Dafern auf dieſe Weiſe nicht alle kleinen Wuͤrmer aus dem Waſſer zu bringen waͤren; fo müßte man daſſelbe auffochen laf⸗ fen oder Eitronenfaft und ein wenig Brantewein, oder ftatt deffen wenige Tropfen fauren Vitriolfpiritus dazu gießen, um die noch vorhandenen Wuͤr⸗ mer völlig zu tödten, Alsdenn wird man feinen Schaden davon befommen und den Durft leicht damit ftillen koͤnnen. Luͤbeck. —XY Fr Walbaum, D. Von 12 BF: RR ae 1286 Bon den verfchiedenen Gattungen des Bifams, iſam iſt ein dunkelbrauner, lieb⸗ lich und ſtark riechender, ge di ter, thierifcher Saft, im einer natürlichen, dünnhäutigen , braunen, platten ovalen Blaſe eingefchloffen, welche an einem Ende eine oder zwei Bleine Oefnungen bat, die gemeinigs ih mit Eurzen, borſtigen, bräunlis chen, oder weißgrauen, in einen Wir: bel gedrebeten Haaren bedeckt find. Das Bifamtpier, welches die Bir famblafe bei dem Nabel trägt, hält fich an. den meftlichen und nördlichen Stenzen von China, und in den dar felbft angrenzenden Provinzen jenfeits des Ganges auf ). Bon daher wird der Bifam entweder nach Tunkin oder nad) Bengalen, oder nach Krasno— jarsk in Siberien zum Verkauf ges bracht. Don diefen Ländern und Handlungspläßen werden die verfchier dene Sorten des Bifams benennet, Man findet alfo bei ven Materialiften tunfinifchen, bengalifchen und jiberi: ſchen Biſam, welchen fie mit dem verdres beten Dramen Fabardinifchen belegen, “weil er auf tartariſch Aabarga ge: nennet wird. Unter allen diefen hält man den tunfinifchen für den beften; ob er gleich wie die.andern Sorten ge: meiniglich mehr oder weniger verfälfcht iſt. Denn reiner und ächter Bifam wird als eine Seltenheit angeſehen. „Die Derfälfchung gefchieher auf mancherlei Weiſe. Zuerfi fchneiden Die Jaͤger an einer Seite neben dem ”) Siehe oben pıg. 935, haarigten Theile die Blafe auf, wenn fie noch friſch ift, nehmen etwas von. dem Bifam heraus, und vermifchen den Übrigen mit dem Blute, oder mit etwas von der Seber des Thiers, oder wohl gar mit Erde, wozu fie noch ‚bisweilen ein Stück Blei hineinſtek⸗ fen, und nähen die Blafe mit Pfer—⸗ dehaae twieder zu. Mit diefem Ges mifche laffen fie die Dlafe ausdörten. Andere machen es noch ärger, indem fie den Bifam, nachdem fie ihn aus der Blafe genommen haben, mit eis ner größeren Menge von obigem Zeus ge und mehrern andern fremden Theis len in einem Mörfer wohl unter eins ander ftoßen. Diefes Miengfel trock: nen fie gefehwind, und machen ein gröbliches Pulver daraus, welches fie für aͤhten Bifam außer der Blafe vers kaufen: auch näben fie wohl Beutel aus der Haut des Thiers fo zufam: men, daß fie der natürlichen Blaſe ähnlich werden, und füllen folche mit dem verfälfchten Biſam an, wenn er noch weich ift. Da es nun fuͤr einen, der nicht viel und nicht oft Biſam unter Händen ger habt hat) fehr ſchwer ift, den ächten und beften von dem verfälfchten zu unterfcheiden; fo will. ih einige Merkmale und Eigenfchaften eines guten Bifams, die bisher davon find befannt worden, anführen. Wenn er nochnicht aus feinem Ge: haͤuſe genommen ift; fo finder manan Mmmm 2 der 1287 der beften Sorte, daß die Blafe rörh: lich braun, fer dünne, runzlig, platt, ganz, mehreniheils nackend und nur an einer Stelle, wo zwei kleine Löcher fich befinden, mit kurzen, hellbtaunen, borftigen Haaren bedeckt ift, welche über den Löchern in einen Wirbel ger drebet liegen. Gemeiniglich fi ehet man neben dem haarigten Theile eine genaͤhete Nath, welches ein Zeichen der erſten Verfaͤlſchung iſt. Wenn man die Blaſe oͤfnet; ſo nimt man wahr, daß eine aͤußerſt duͤnne, ſchwarz⸗ braune Haut an der inwendigen Seite der Blaſe lieget. Der darin enthaltene gute Biſam fieber kaffeebraun aus, iſt von einer: lei Wefen, trocken, leicht am Gewicht, zerreiblich, zerbricht in kleine Kruͤmeln, ift beim Zerreiden fanft anzufühlen, und gleichfam etwas fehmierig, von einem durchdringenden, anflebenden, heftigen Gerud), der in der Nähe hoͤchſt widrig, und in der Ferne fehr lieblich iſt; laͤßt ſich auch ohne Kuirfchen zwi: Shen den Zähnen zermalmen. Beim Verbrennen bläber er fih in Form ei; nes Schwammes auf, fließen nicht zus fammen, giebt im Anfange einen lieb: lichen, hernach aber einen brandichten . Geruch, wie verfengte Wolle, von fih, und läßt zuleßt Feine, oder ſehr wenig graue Afche zuruͤck. Er fan mit Ölichten.Menftruis nicht aufgelöfet werden, wohl aber und arößeftentheils mit einem wÄßrichten XBeingeifte, oder gänzlich mir Salpetergeifte; bei dem legten aber wird ihm der Geruch bes nommen, Bon den verſchiedenen Gattungen 1288: Der ſchlechte, der verfälfchte, der unreife, oder durchs Alter verdor! ae Bifam bat eine fehwarze, ungl oder gemifchte Farbe, iſt nicht von “ nerlei Weſen, dabei bald faferie bald Löchericht, auch zum Theit-glä A zend fchwarz im Bruch. Diefe Stücke: tiechen im Verbrennen mie infpiffirter verfaulter Urin. Ferner ift er ſchwer, bart, fhimmlicht, feucht, kluͤmpe⸗ richt von ungleicher Härte, laͤßt fich nicht leicht und eben noch ohne Knir⸗ ſchen zerreiben, hat feinen heftigen, widrigen, fondern nur einen lieblichen oder aromatifchen Geruch in der Ni: be, und Binterläßt etwas Erde oder viele Aſche, wenn er auf einem glüen: den Eifen verbrannt wird. Die Blafen, welche dergleichen fchlechtes Zeug enthalten, find entwe⸗ der durch Kunſt gemachte Säckchen, woran man feine natürliche Löcher, feine in Wirbel liegende Haare, auch Feine inwendige Haut, ſondern längs der einen Seite, ja über bie Hälfte eine fhlänglichte Narh, und an der einen Fläche viele dicht gerade liegende Haarewahrnimt: oder es find natürliche Beutel, welche entweder nur Mein, birnförmig, oder enförmig - und platt, aber dabei dick und ſchwer von Haur, und an der einen Hälfte mit Dichten weißgrauen Haaren bes deckt find, die anzeigen, daß manfie von Thieren genommen hat, welche ent: weder zur unrechten Zeit, da der Bis ſam noch nicht reif oder recht Präftig ift, oder in einem Pältern Klima ge: ioͤdtet oder gefangen werden, * Des 1289 Der Eabardinifche Biſam, wel⸗ cher anjetzo leichter und für geringen Preiszu haben, ift-in ovalen etwas niedergedrückten dicken Beuteln ent: halten, welche auswendig eine able Stelle haben , übrigens aber mit vier len dichten bräunlicht greifen Haaren befleider find. Inwendig ſitzet eine feine pergamentartige Blaſe, welche in dem Bentel eine Scheidewand auss macht. Diefe Beutel unterfcheiden fi alfo. von dem Tunkiniſchen, daß fienicht ſo rundlich, fo dünne, fo braun, fo kahl, auch nicht fo runzlicht find als jene, daß die greifen Haare viel Dichter darauf figen, daß der Geruch ehe die Beutel geöfnet werden, nicht fo duchdringend oder widrig, binger Luͤbeck. En UN des Biſams. Biſamgeruch verwandelt. 1290 gen aber bei der Oefnung derſelben ſehr fluͤchtig und dem Geruche des Oels von der krauſen Muͤnze gleich iſt, welcher ſich bald hernach in den ordentlichen Dieſer komt vermuthlich von der wenigen, braunen, oͤlichten Feuchtigkeit ber, welche man zwifchen dem Beutel und dem Bifam findet, wenn der Bifam durch das Alter noch, nicht völlig aus⸗ gedörretift, und welcher in das Pas pier ziehet, worauf man den ausge: brochenen Bifam leget. Das Werfen des Bifams ift uͤbrigens dem Tunki⸗ nifehen gleich; doch überift diefer weit den Anbardinifchen an. der Stärke des Geruchs und der Kräfte, J. J. Walbaum, Dr. — Einige allgemeine Nachrichten von den Auſtern. Mr tbeiler Die Auſtern gemeinig- J lich in drei Arten ein, nem: lich: 1) in. Chonaufkern, die die fchlechteften und Fieinften find; >) in Sandauſtern, die man vom See boden auffiſchet, welche etwas. beffer, und manchmal fo aroß find, als die Bergauſtern, «aber weder einen guten Geſchmack noch feftes Fleiſch haben; und 3) in Bergauſtern welche man von den ſagenannten Auſterbaͤnken Die Bergauſtern ſind wider von einander unterſchieden; denn diejeni— gen, die ſuͤdlich, ſuͤdweſtlich und öft: lich ſitzen, find magerer als die, mel: she nordlich, nordweſtlich und. nord; öftfich hängen. Die Urfache ift, daß die leßteren, die unter dem Winde lies gen, von den braufenden Wellen der See nicht fo ſehr beunruhiget werden, als die erfteren, welche einen unauf- hörlichen Sturm ausfteben muͤſſen. Wenn man Auſterdaͤnke anlegen will, fo muß man einen Damm in dem falzisften Waſſer anlegen, und dahin einen Klumpen alter und junger Unftern: bringen, . da man denn in Jahrs friſt fehen wird, ob’ fie ſich an dem “Berge anlegen und naͤhren wollen. Diefes aber muß in der ſtaͤrkſten Hige im Sommer gefchehen, da die Auſtern ihren Saamen von ſich laſſen. Der Saamen gleicher einem Leim, Mmmm 3 und 1291 Holz, an die Auſtern ſelbſt, uud al: les, wag er berühren. In ein Paar Tagen verhärter die Sonnenhige die Dberfläche dieſes Leims, und legt da: durch den Grund zu der Fünftigen Schaale, welche fodann mit der Au: ftee fünf oder fechs Jahre ſortwaͤchſt, als in welcher Zeit fie ihre volllomme⸗ ne Größe erreicht, Die Krankheiten und Anfechtungen, denen die Auftern am meiften unters worfen find, feheinen vornemfich von ihren Feinden, den Fünffingerfifchen, und andern vielfüßigen gefräßigen Meertbieren aus dem Gefchlechte der Polypen, herzuruͤhren. Doch haben die alten und die jungen von ihren mehr zu befürchten, als die von mitt: Ieren Jahren, denn die Schaalen der jungen Auftern find dünner, und wis derſtehen nicht lange; der feßfern ihre: ‚ tiefer die Bänfe in die See liegen, aber find loͤchrichter. Bon ihren Krankheiten fan man fonft feine bemerken, als wenn fiebläus, licht werden, und Bein feſtes Fleiſch on der Aufterfißherei in England, EN ie engtifcpe Aomiratiräe hat die Gerichtsbarkeit über alle daſige Aufterfifchereien. Man läßt den Au⸗ fterfifchern wohl zu, im Mai die Au⸗ ftern heraus zu. holen; wie groß fie auch feyn mögen, aber Die Fiſcher muͤſſen mit einem Meſſer die jungen Auſtern gefchieft von der alten Schale ablöfen, und wieder in die See werfen, damit die Zucht erhalten wird, die Einige allgemeine Nachrichten bon den Auſtern. und hänge fih an Baͤume, Steine, 1292 baben, welches gemeiniglich im Sons mer geſchiehet. Zwiſchen den Geſchlechtern en ter Fein Unterfchied, als daß das Maͤnn⸗ chen ſchmal und laͤnglicht ift, und der’ Farbe nach etwas in dag bläufiche fänt. Das Weibchen aber ift dick, rund, und mehr gelblich. Die Aufteen zu fifchen gehe man einen fogenannten eifernen Au: fterfchaber, mit einem langen Seile, und einem Sammelfaften daran, in den die Auftern fallen; theils auch eis ne lange Stange mit einem "Sammel faften. Wo aber die Baͤnke nichetief lien _ gen, pflege man fi auch wohl bei’ ſtiller See langer hoͤlzerner Kneipzan⸗ gen zu bedienen, und nur die groͤßten heraus zu holen, wodurch denn die Baͤnke fehr gefchonet werden, Eines ift noch zu merken ‚daß, je defto größer find die Auftern, aber des fto ſchwerer if e8 auch, ihnen beigus: kommen. — nm man fonft ausrotten würde, weil eine einzige alte After bisweilen zwanzig Yunge am ihrer Schale hängen ‚bar. Dad) dem Maimonate wird egıfür eis nen Diebftapl angefehen, den Auſter⸗ faamen, der in England Eufteh heißt, wegzufchaffen; eben fo ſteht ſchwere Strafe darauf, wenn mam zur verbos teen Zeit große oder Meine Auſtern für ſchen laͤßt, es fey denn, daß man ein nige \ 1203 nige nehme, ‚fie in Auſterteiche zu ſez⸗ zen, da gleichwohl die Auſtern fo groß ſeyn müßen,, daß ein Schilling in ih⸗ ter Schale klappern koͤnte, wenn fie leer wäre, Die Fifcher dürfen, bei großer Strafe, nirgend fiſchen, als wo ihnen Derter angewieſen werden; es iſt ihnen auch angedeutet, einen klei⸗ nen Fiſch, der ſich daſelbſt befindet, auf den Strand zu werfen, und zu toͤdten. Er heißt der Sünffingerfifch, und ift einem Spornrade ähnlich, und den Auſtern fHAdlich, denn wenn fie ſich Öfnen, gebt er hinein und ſauget fie aus. Man feßer die Auſtern in England bei der Stadt Colchefter, beim Auslaufe des Flufes Colne, und fo weiter. In den Karälen find Aufterteiche, wo die Auftern wachſen und ſehr fert werden Aus dem ge ringften Aufterfaanen, der in den Teich Hefeßt wird, werden im zwei bis drei Jahren eine Menge zum Effen taug: licher Auftern, Außerdem mache man Gruben, obngefähr drei Fuß tief, in falzige Suͤmpfe, die mit Salzwaſſer angefüllet werden, wenn die See flu⸗ tbet. Nachgehends läßt man daß über: flüßige Waffer durch Defnungen ber: aus, daß nicht mehr als anderthalb Fuß hoch Waſſer in der Grube bleibt. In Diefe Grube kommen gleichfalls Auftern, die nach vier oder fünf Tas gen ganz grüm werden, und fich da ſechs bis acht Wochen verwahren lafı fen, Die Auſtern, welche man aus der Grube nimt, find ein wenig ſalzig, Von der Aufterfifcherei in England, 1294 die man aue den Auſterteichen bekoͤmt, noch falziger, die aber aus der See gefifcht werden, am meiften gefalzen; woraus zu folgen fcheint, Daß die Au⸗ fteen in mehr oder weniger geſalzenem Waffer fortfommen, welches auch aus folgendem Auszug aus den Philofo- phical- Transaätions erhelfet, Am Fluße Mene, der Angleſey von Carnarvonſhire abſondert, befindet ſich auf dem Boden dieſes Kanals ein Aufterbette von eslichen Meilen, wors aus täglich von vielen Booten, wenn die Zeit dazu ift, eine große Menge gefifcher wird. Man verrichten folches mit großem Nutzem feit acht bis neun Jahren ; aber das iſt merfwürdig, daß vor nicht gar vielen Jahren noch Feine Auſtern auf dieſem Bos den find zu finden gewefen, ehe ein Here drei bis vier hundert große Auftern an den Strand diefes Ka; nals werfen ließ. Don dem Saa— men, diefer Auftern, den, allem Ans feben nah, die Ebbe und Fluth umher verbreitet bat, iſt nun der Bo⸗ den des ganzen Strandes mit Auſtern erfuͤllet worden. Und daß es mit der Beſaamung der Auſtern zu der Zeit ſo zugegangen iſt, wird dadurch be⸗ ſtaͤtiget, weil ihrer erſtlich nur wenis ge und alle jung waren, nachgehends aber haben fie jährlich, ſowohl an Groͤße als Menge, zugmemmen, od; wohl eine fehr große Menge Auſtern ift berausgefifcher worden, Mittel, # wech Be NN I 1296 Mittel, die Schiffe vor den Seewuͤrmern zu bewahre hei er ERBE I FRERSHTTE u Als olgendes Schreiben, die Seewür: mer betreffend, die den Schiffen Schaden thun, verdienet, angeführt zu werden. Es ift daſſelbe alfo abgefaßt: Mein Hei an Sn bat zwar bisher verfchiedene Verſuche gemacht, den Boden der Schiffe vor den Seewürmern zu bewah⸗ “ren; jedoch alles ift bisher vergeblich geweſen. Denn ob man gleich ein Brett über das andere legt; ſo Fan dieſes Thier dennoch einen unerſetzlichen Schaden thun. Ein Euglaͤnder auf den bermudiſchen Juſeln wurde neulich auf eine gluͤckliche Spur gebracht. Er ſahe, daß die Einwohner einige Blaͤt⸗ ter vonder Aloe nahmen, welche ſie mit Oel und Talg, womit ſie ſonſt ihre Schiffe auszubeſſern pflegen, kochten. Die merkliche Bitterkeit dieſer Pflan— ze, welche Eigenſchaft den Wuͤrmern überhaupt ſchaͤdlich iſt, trieb ihn an, einige vom Volk zu bewegen, die Zu that zu vermehren. Er gab auf den Erfolg genau Acht. Dieſer war feinem Wunſche vollfommen gemäß, und er merkte, daß die Würmer abnabmen, wo die Aloe war vermehrt worden. Diefes ermunterte ihn, einen Verſuch mit der Aloe allein zu machen. Er fügte ein Stuͤck Eichenholz von einan⸗ der, welches etwa vier Fuß lang und zwei breit. war, und beſtrich ein jedes Stuͤck mit Talg, Terpentin und Blei⸗ weiß in gleichen Theilen, doch ſo, daß er bei dem einen zwei Unzen Aloe ges brauchte. Er verſenkte beide mit einem Strick in gleicher Tie ing Saljwaffer, wo die Wuͤrmer zahlrei⸗ he Familien hatten, und ließ fie fünf Monate liegen, . Darauf z09 er fie wieder heraus, und ſahe, dafs das Stuͤck, welches zugleich mit Aloe war beſtrichen worden, vollkommen geſund, daß andere aber ganz und gar durchfreſſen war. Er nahm dar⸗ auf verſchiedene Stuͤcke von Cedern, Mahagony, u. d. gl. unterſchied fie durch beſondere Kennzeichen, und beftrich fie mit verfchiedenen Salben, doch ſo, daß er auf einige, Die zwei Buß ins. Gevierte hatten, eine Unze Aloe verwandte, . Dieſes Holz blieb 8 Monate. im Waffer. Als man es berauszog, ſahe man, daß die Stücke, welche zugleich mie Aloe twaren beſtri⸗ hen worden, wenig gelitten hatten, Das Holy, welches mit. Terpentin, Talg, fpanifchem Braun und Aloe war ‚überzogen worden, hatte gar feinen Wurmflih, da Die andern eben fo voll Löcher waren, als vorher, Daraus laͤßt ſich waheſcheinlich ſchließen, dag dieſe Miſchung allen. bisher bekannten vorzuziehen ſey, und daß eine Unze Aloe zu zwei Fuß ins Gevierte hinreis hend ift, Holz wenigſtens achte Monate lang im Waffer zu erhalten., ‚Sollen die Schiffe länger in der. Gee.bleiben; fo muß. die Aloe. vermehrt, und etwas davon im Schiffe aufbehalten werden, damit foiches während der Reife, wenn es noͤthig ifl, gebraucht werden Fan, ELSE REES UETTERER PETE" = * 1297 ne Sannooeriges Maga, 1298 g2t8 Süd, Freitag, den 13ten October — Brief eines Oheims an den Mundel, die Oekonomie eines Studenten betreffend. D Zeit iſt nun da, mein lieber Tobias, wo Sie Jhre Schule verlaſſen und die Univerfität befuchen mollen. Sie denken gewiß ba Ihr Glück zu bauen. Vielleicht haben Sie es noch nicht im Zufam: menbange überlegt, daß Sie eben fo leiht den Grund zum Ungluͤck Ihres ganzen Lebens duch eine "unbedachtfame Oekonomie, die auf Ihr Herz, mie auf die Ruhe des Geiſtes großen Einfluß haben wird, legen Eönnen. Dies fälle gewoͤhnlich den jungen Männern nicht ein, die mit eben dem guten Borfaß, mit eben dem feinen Gefühl von Ehre, mit fo vieler Gefchicflichkeit, wie Sie, ihre Schule verlaffen und nun den Anfang zu der Haushaltung, die fie in einigen Jah⸗ ren antreten, und die, wie fie fich jeßt gewöhnen, gut oder ſchlecht geben wird, machen müflen. Das erfte Vierteljahr, vielleicht. die erften vier Wochen, entfpeiden fir die Auffüh: tung in der neuen Lebensart des Juͤng⸗ lings, der-eben auf Univerfiräten ge: kommen iſt, entfcheiden wohl gar fein Fünftiges Gluͤck oder Ungluͤck. Soll: ten Sie es wohl denken, mein Vetter! daß die Sreuden unfers ganzen Les bens, wenigftens eines großen Theils deffelben, — und der muntern Jugend⸗ jahre, — an der erſten oͤkonomi⸗ ſchen Kinrichtung bangen koͤn⸗ nen? Ich babe einen Freund gehabt, der als Schüler durch fein Genie, Kennenig von Sprachen, ausgebreitete Lektuͤre fehr viel verfprach,, die Hof: nung und den Meid feiner Landsleute erweckte, mit vielem Ruhme nach eben der Univerfität ging, wohin Sie ei⸗ len; aber in den erften Tagen feines Daſeyns hätt’ ich ihm fein ganzes Un: glück prophezeiben wollen. Er * zu fruͤh, nach dem Grundfaße, - den Ferien fich an den Vortrag (eiübe neuen Lehrer zu gewöhnen, woran aber (ob diefe gleich nichts fehlen laſſen) wenig gedacht wird; nach einem Vor⸗ urtheil alfo, welchen Eltern fchlechters dings nicht folgen follten, wenn fie ihre Söhne nicht vorfichtig genug, oder unter guten Händen, wiffen, und wenn fie.wollen, daß ihre Kinder mehr Nunn als 1299 als Geographie der Gagenden des Drts lernen ſollen. Mein Freund traf müßige tandsleute an, die wenig Kennt: niſſe und viel Geld herauf genommen, und von beiden verführt, einige Jahre verbracht hatten. Er mußte nicht, — denn ee fludierte für Stipendien und fein gelehrter Water hatte ibn, wegen häuslicher Umflände den Gebrauch des Geldes nicht praßtifch lehren Fön: nen, — er wußte nicht, daß fih 60 Thaler in drei Tagen bequem zerftreuen ließen. Es kommen Juden, — die er: ften Berführer, obnerachter eines ftren: gen Verbots, die von den ihnen ſchul⸗ digen landsleuten aufs befte empfo: len werden, — mit blendenden Waa— ren, ohne eßrlichen Werth, bieten Ere: dit an, fo viel er will, (am Ende, wif: fen fie, finde fih ihre Rechnung). Er feßte fich in neue Kleider, von den Fußſohlen bis zur Scheitel; ward da; bei, allen andern, nur ihm nicht fickt: bar, betrogen; bezahlte prompt; vitt - aus und feihet nach vierzehn Tagen von feinen Freunden , die ihm freilich große Augen, fehneidende Vorwürfe machen und die erfie Schaamroͤthe fielen, Die Collegia gehen an; er glaubte fie bezahlen zu müffen, macht einige für gefiehenes Geld richtig und borgt andere, ‚hen ihm ähnlichen Leuten wenig Muz⸗ zen fchaft, ließen ſich einige Lehrer ‚nicht pränuimeriren. Das Flach: bezahlen thut noch eins fo web, oder gefihiebr ganz nicht, - Wo: "von follte der Betrogene leben ? Weber die Hälfte feines mitgebrachten Capi⸗ Brief eines Oheims an den Mündel, Aus Güte, die bei fol- 1300 tal? hatte er fih ſchon in Schulden verwickelt. Der Jude mußte alfo Zeug hergeben, was er mit Schaden bei eben dem Verführer nachher an⸗ that, um baar Geld zu Priegen, Eine tift, die für den Händler doppelt er: giebig ift, — einmal zehn pro Cent an Waarenz und dann, weil die Geld; anleihe gewöhnlich durch ein afadentis fches Geſetz verfädt, auf die verkauften WaarenElagen zu Fönnen; denn davor buͤtet er ſich, mehr als das Gefeg be; ſtimmt, zu borgen. Das Geld wollte nicht lange reichen; er mußte etwas an feine Freunde abtragen, Die Uhr mußte alfo verfeßt werden. Die alte Kleidung wurde num wieder hervorge⸗ ſucht, um. das wichtigere Kleid der Uhr nachzuſchicken, bis ein anderer Jude, der ihn für reich hielt, dur den vorigen Schein geblendet , ihm in einen reichen Mann formte. Das feßte nun. freilich Fein gut Blut bei dem vorigen Patron, den noch endlich der verbeißne Wechſel beruhigte, F Durch kleine Reiſen aufs Dorf mußte er ſich nun zerſtreuen. Seine teidenfchaften erfanden taufend Recht⸗ fertigungen für’ fein Herz, und fein Kopf taufend Auswege, fich jedem, der mit ihm verwandt war, zu entziehen, Zum. Glück. oder Unglück war das Vierteljahr kurz und der Wechfel von- 6 oder 8 Louis d'or am an, So viel wie möglich wurden die drüickendften Gläubiger befriediget, weil noch Zweis deittheile des Wechfels nachkommen follten. Trug und tift half ihm durch, fo lange bis er alle Ehrlichkeit und Schaam 1301 Schaam verloren hatte. Er lieh bier ein Buch, da ein Buch; Fleine Bir bliorhefen zufammen, verkaufte fie und weinte den Betrogenen etwas vor, — machte Befanntfchaft mit allen, um alle zu betruͤgen. Seine Anmuth, fein natfirlich gutes Herz, die einwindende Schmeichelei, das Vorurtheil fie feis ne Geſchicklichkeit, die Miene; alles forach zu ſtark für ihn, als daß ihn jemand gleich zu Schanden gemacht hätte. Endlich Pounten diefen Mann der Jammer feines redlichen Vaters, der alles that, um ihm zu retten; fei: ner Mutter Thränen; das ihm bes fhriebene Elend feiner Gefchwifter, nicht länger von feinem Leichtfinn zus rücfhalten als einige Augenblicke, in denen er fich die Thränen abtrocknete, — — Die Gläubiger harten nicht fo viel Mitleiden, wie die überlifteten tandsteute und Freunde. Sie ließen ihn hinſetzen. Der Vater verbirgte fich und feine bittere Klagen, ruͤhrten, nicht ihn, — Denn er verthat in einem benachbarten Kaffehaufe leichtſinnig, obnerachtet aller Vorſtellungen des Wirths, das Reifegeld, — fondern je: den der fie hörte. Er gerierh darauf in eine rafende Kranfheit; war obne Hemd und Kleid, als er fich wieder erholte, und mußte in dunkler Macht fortwandeln. Sehen Sie, mein Lieber! fo fan feldft unfere moralifche Gluͤckſeligkeit, unfer gutes Herz und Redlichkeit, al: les in Gefahr fommen, wenn wir nicht vorher genaue Rechnung mas chen, ehe wir anfangen auszugeben, — die Defonomie eines Studenten betreffend, 1302 Sie lachen über Einen, der beim Arts ſchlage zu Eurzfichtig, fein Gebäude in der Mitte ftehen laſſen muß. sachen fan man unmöglic) über den kurzſich⸗ tigen Juͤngling, deffen Ausgabe weit über die Einnahme hinausläuft, da das Glück feines Lebens mit in Rechs hung koͤmt. Vielleicht Fönten Sie, vermöge Ihres ZTemperaments, in eben den Fehler verfallen, wodurch mein Freund, der vecht viel Verſtand hatte, und eben fo gut war als Sie, feine und des Vaters Freuden flörte, Sie koͤnten, trotz Ihrer Arithmetik, 400 von 300 abziehen wollen, und nach drei Jahren erſt mit hellen Aus gen ihren Irthum einſehen, wenn Sie Kaufmann, Jude und Pedel daran erinnerte, Rechnen Sie alſo mit mir, damit Sie nicht dereinſt aus Erfah⸗ rung ſeufzen: Schulden druͤcken aufs Blut. Ich habe mehrere Juͤnglinge ge— kant, die im erſten halben Jahre ihrer akademiſchen Laufbahn ſich mit dem Troſte aufrichteten, einft nad) dem Creditgeſetze zu bezablen, und nachher, als ehrliche Leute, das noch Ruͤckſtaͤn⸗ dige nachzuſchicken. Sie hatten dies Gefeg nie gelefen, das ihre Creditoren beffer interpreriven umd menden kon⸗ ten, als fie. Wenige find fo thoͤricht, mehr zuborgen, als befohlen iſt. Will alſo der eine Kaufmann, Jude oder Handwerker nicht weiter, ſo dringt Leichtſinn oder Nothwendigkeit zum zweiten, nachher zum dritten; das gebt gerade herab vom Kaufmann und Zus den bis zur zweiten und dritten Aepfel⸗ Nunn 2 bude. 1593 bude, Alle die Rechnungen find bis auf den Stempelbogen, mit allen den Exceptionen, die für jedes Gefeß er: funden find, richtig Beftätiger, ehe der Mufenfohn auf den Poftwagen fleigt, der ihn wieder in die Arme der zärtliz hen Mutter, die an den Kummer ib: res Lieblings nicht denft, bringen foll, und gebt nicht eher von dannen, bis er den legten Heller bezahlt. - Nun denfen Sie, wie mancher Züngling, durch feine Unbedachtſamkeit verführt, dann, wenn die Mechnungen nach Haus gefchickt werden, feiner Eltern Alagen erzwingt, feinen Ge- ſchwiſtern den gerechten Erbtheil raubt. — —Oder ſetzen Sie, daß er auch ohne Bezahlung wegreiſen kan; wenn will er bezahlen? Sind ſeine Eltern bemittelt, fo wagt er es nicht, fich felbft anzuflagen, harter anders noch einige Empfindungen von Liebe und Zärtlichkeit mit nach Haufe ge: bracht. So müflen nun allerhand Erfindungen gemacht werden, die ges woͤhnlich mit Fleinen Niederträchtig: keiten vergefeflfchaftet find. Steht er unter Vormundſchaft, fo entgeht er felten befhimpfenden Vorwürfen, umd wird er muͤndig: fo müffen Capirale dem alten Goͤtzen, [feinem Leichtſinn, aufgeopfert werden. Und ſolche Opfer ſchmerzen nachher. — Iſt er unvermoͤ⸗ gend, ſo muß er ſich nun als Hofmei⸗ ſter, Actuarius, oder wozu ihn ſonſt das Schickſal beſtimt, das Noͤthige entziehen und bleibt, vielleicht im gan⸗ zen Leben, wenn das Glück nicht will, bei einer dürftigen Pfarre oder in einem Brief eines Oheims an den Mindel, 1304 ähnlichen Amte, ein Bettler, — zittert, (wie ich Erempel meiß, ) n der Mabner Fömt, an der Seite feiner Frau, ſieht feine Ruhe mit dem Haus⸗ frieden ſchwinden; wird megen der genen Schulden, ‚wozu ihu die alten drangen, ein Filz, oder ein Betrüger! ——Ich kannte z. E. welche, die es ſich als ſo leicht vorſtellten, von 100 Thalern (denn das iſt hoher Lohn un⸗ ſerer Juſtruktoren, — wie man fie jetzt nennt! manche kriegen nach baaren Auslagen nur, wie Gelle Groß⸗ knecht, 30.) alle Jahr 50 — noch nicht im Subtrahiren gewitziget, ob fie gleich aufliniverfitäten mit 300 nicht reichen konten; aber fie machten noch Schulden zu. Das: ift ber uns ferm Aufwande in Kleidern und Haar⸗ puß; Getränf und Spiel; bei dem neuen Aufwande an mangelnden Bi: chern, die feine Bloͤße decken müffen, bei dem Mangel an Unterftüßung‘von Haufe und beim gemapıteh ure leicht aufzurechnen, Bon Ihren 6000 Thalern, welche Ihnen meine Schweſter hinterließ, Fan ich Ihnen jetzt jaͤhrlich z00 Tha⸗ ler Zinſen geben, Verzehren Sie mihr als diefe Zinſen, fo muͤſſen Sie’ den Hauptſtuhl angreifen, welches Sie fpät oder früß gereuen wirds Mach diefem Ertrage wollen wir unfere aka⸗ dernifchen Ausgaben berechnen, und Sie werden fehen, daß wir nun feine neuen Capitale ſammeln koͤnnen; daß Sie aber immer Ihren Fünftigen Glücks ſtand, nach diefen drei Jahren, die für den Elugen Oekonomen nichs 1305 nicht bedenklich find, mit Nußen einrichten Eönnen. Für Ihre Reife und Equipirung will ich obnedem for gen Nur muͤſſen Sie immer davor forgen, daß Sie nah) 13 Wochen, wo Sie Ihre 75 Thaler immer richtig er: balten follen ( denn-ich weiß, wie viel auf diefe puͤnktliche Genauigkeit ankoͤmt, und wie manchmal Eitern durch dies Verſehen ihre Söhne in unerfeßlihe Schulden flürgen,) vor der vorigen Summe einige Pis ſtolen übrig behalten. Dies ift, wegen unvorhergeſehener Zufälle, noth⸗ wendig, und leitet nicht zum Geiz, ſon⸗ dern zur klugen Haushaltung. Je— der Hausvater, der beſtimte Einnah⸗ me hebt, muß dieſe Regel beobachten, wenn er nicht Luſt hat, ein Schelm zu werben, insbefondere, wenn er öf} fentliche Caffen unter Händen bat, und ihn feine Frau oder die Noth in Gefahr bringen fönte, etwas heraus zu siehmen, was fo mancher ehrliche Mann wieder bineinlegen wollte, aber die Zeit und das Unglück nicht bineinlegte.- Neunbundert Thaler Cäffengeld find von 900 Thaler Louis d'or durch eine Differen, von 60 unterfchieden, und bringt alfo dem Sohn auf Uni— verfitäten, der das meiſte im Golde bezahlt, ziemlichen Vortheil, den viele Väter nicht berechnen. Sie koͤn⸗ nen auf diejen Gewinn rechnen. die Defonomie eines Studenten betreffend, ten 1306 Merken Sie fih, mein Lieber! das, was hnen nicht mehr lächer: lich vorfommen wird, wenn Sie es ſelbſt ſehen, was mancher unbemerft läßt, dag Neunhundert nicht noch eins- mal fo viel ift und deswegen davon en muß, welches man, nach als Brauch auf hohen Schulen alle Ausdrücke zu verfeinern, in dee Stu: dentenfprache, die fich von ehrlichen Sprachen, wie ein Narr von Klugen auszeichnet, — Auszieben — nennt. Man fan dort jährlicd) taufend Tha: ler Revenüen haben, ohne viel Aufſe⸗ ben davon machen zu Fönnen, wenn ‚man nicht am Ende das Auffeben als ler erweckt, dadurch, dag man Einmal fo viel baare Schulden hinterläßt. Reiten Sie alle Tage aus, (und des ren giebts, die das mit ehrlicher Mies ne und ehrlichem Herzen von 3 oder 600 Thalern thun wollen,) fo haben Sie gewiß an Pferde in drei Jahren weit über 1000 Thaler gewandt; balten Sie tbeure Klubs mit: fo ver: fihere ih Sie, daß, mäßig gerechnet, in eben dem Zeitraum, überdie Hälfte der vorigen Summe aufgezehrr iſt. Solche Leute feheinen blos Addiren und Dultipliciren zu Fönnen, Lernen Fönnen fie dabei wenig. Rechnen Sie mit mit von goo Thalern a) Caffengeld für Collegien Nunn 3 6 ) Es 1äft ſich auf jeder Univerfität von menigerm oder mehrerm Gelde leben. Ich wolte aber felten Kemand rathen mit wenigerm anzufangen. : Einige leben von 370 Thalern Ei: aurt; mie? Durch die Kunf. Andere leben von nichts, das heißt, fie fhrziben cike dr: Hand, (nicht arammmatifalifch richtig, ſchrei⸗ ben dein, Der nichts lernen mil, oder der Fünftig CTollegia kefen will, dicke, dicke Hefte 1307 Brief eines Oheims an den Muͤndel, 1308 ab r 50 Thaler b). Sie behalten, nebſt dreijaͤhrige Miethe ab 660 Thaler. dem Abſchlag von Golde, weil das Rechnen fie auf den Tiſch, wobon zwei meiſte in bouis d'ors bezahlt wird, 750 Leben koͤnnen 180 Thaler Gold; rech⸗ Thaler; koͤnnen bequem und ſchoͤn für nen Sie auf Kaffe und das fo gewoͤhn⸗ 90 Thaler wohnen, Ziehen Ste diefe liche Kauchen 50 Thaler; fo bleiben e ‚noch Hefte ab; jener ſchließt diefen Schatz in feinen Koffer, und fest ihn, des Ans blicks wegen , in feinen Buͤcherſchrank, in feines Vaters Haufe; diefer ſchließt auf andern Afademien diefen fremden Schatz auf und Hoft Beifall, Ruhm und Ehre; beide haben nichts ähnliches, als den leeren Kopf, wie ihr Copiiſt, der zus legt Küfter wird. Durchs Informiren lernt ınan dort viel, und bildet fich zum brauchbaren Kofmeifter, Rektor, manchmal zum geſchickten Profeffor; aber durchs Copiiren verdirbt man andere, d) Bei Juriſten und Theologen iſt es hinreichend. Mediciner fcheinen mehr haben zu müffen. Wer bei diefem Studiv ohne Geld anfängt, feheint es nie weit bringen zu Fönnen, Gute Köpfe werden zu wohlfeilern Handwerkern und Kuͤnſt⸗ lern and) erfordert. Sonft fagt man doch von einem gemwiffen Stande, wenn ihn nicht Geld belebt: Splendida miferia. Aber wer wendet diefe, den gelehr⸗ ten Stand fo ganz treffende Sentenz , auf feinen eignen Stand an? Es giebt: noch immer der Männer fo viel, die ſtudiren, und fih auf ihr ganzes. Leben, bei den nachherigen — bei den vorherigen leckern Tafeln ihrer Brodtherren, und bei ver forgenvollen erſten Einrichtung, durch Schuldenmar chen, ungluͤckliche Heirathen u. f. w. in Jammer und Elend ftürzen, Mögten (Eltern es hören, die ihre Kinder mit Stipendien verforgen müffen: Studiren macht nicht glücklich, und dem Gelehrten wird der Himmel nicht weiter gedfnet, als dem redlichen Profeffigniften, Künftter, Kaufmann, . . Ya, wennder Ars mie noc) immer Genie, und was der Staat eigentlich von ihm fordern koͤnte: großes. Genie hätte! Aber das ruhet eigentlid) in dem Hirn und der Einbils dung ihrer Eltern, denen gewiſſe Kleidungen fo fehr die Augen rühren, daß fie auch gerne ihre Lichlinge in Diefer Uniform ſehen mögten. Wie viel unübers fieialihe Schwierigkeiten, (mögten fie doch nur einen Klugen abfchreden!) hat er zu hherwinden: fehr oft cine gewiffe beugende Verachtung; (die den Charak⸗ ger verdirbt und Nache in ibm anfacht,) Mangel an den allernothwen⸗ digſten Büchern; angeborne, anerzogene Bloͤdigkeit; Mangel an Kenntrig der Welt, (denn er hat, nieder Mönd, immer unter feines Gleichen gelebt, nnd mine felten, wieder, unter fhlechten Leuten!) — Nechnet nur das, ihe Armen! daß euch, ohne Bücherhäffe, das Studieren unendlich ſauer wird; daß ihr, ohne viel Geld, nicht bei mittelmaͤßigem Genie, die niodernen Sprachen lernen könnt, und daß endlich, wenn ihr alte die Schwierigfeiten glücklich übers fourden habt, alle eure Mühe, — cin geringes Amt, ſchwarzes Brodt und Hypochondrie lohnt, und zuletzt, daß — cure Kinder und frühen Witwen im Elend ſchmachten! Es Fan freilid) ein Armer ein fchr großer, wichtiger Mann werden; aber das find denn auch folge, die das Schickſal beſonders hervorge: zogen hatte. Es fünnen nicht zu allen Aemtern große Gelehrte gebraucht wers Sen; aber es wird auch immer Leute vom Mittelftande geben, die ſich nicht fo fehr durchwinden, manıhmal friechen müffen, Der Arne, welcher nicht auf eine fiptbare Weile durch) die Vorſehung hervorgezogen wird, der fohtenicht fludiren. 1309 noch 430 Thaler: Feurung und Licht ſchlage ich hoch anzu 45 Thaler, Mor⸗ genbrodt und Obſt, nebſt dem Schnti⸗ derjungen zu 64 Thaler; Schuſter und Schneider rechne ich überhaupt zo Thaler; fo behalten Sie noch 271 Thaler; Waͤſche zu 18 Thaler; Fri⸗ feur zu 32 Thaler; Aufwartung zu 16 Thaler; Bier, wenn Gie es trin: Een; (der Gelehrte follte Waſſer trin: -2en,) 45 Thaler; Compendien rechne ich fehr hoch an, zu 20 Thaler; den Briefträger zu 5 Thaler; und das Porto zu 20 Thaler, davon behalten Sie noch immer 115 Thaler. Ritten ‚Sie die Woche einmal aus, und ich ſchluͤge dies Vergnügen fehr geringe an, zu 20 ggre, fo wärenes 130 Tha⸗ ler; Sie hätten ſich alfo verrechnet! Wenden Sie dies Geld, was Sie in „den drei Fahren übrig behalten, zu Ibrem Vergnügen und kleinen Aus— gaben, die man unmöglich alle berech⸗ nen Fan, weife und vorfichtig an, Mein Unfchlag ift ohnehin ſehr reich: lich gemacht. Reiten Sie, z. E, nad * lernen Sie da Kunft und Natur, ‚und den Abſcheu vor gewiffetafter fen: nen; geben Sie, wie alle Jahr von hundert Reichern;, als Sie find, ge die Oekonomie eines Studenten betreffend: ‚1310 fchiebet, nach dem H* zu Fuße, in i⸗ ner gelehrten Geſellſchaft; vergnügen Sie ſich fo viel Sie Finnen, und bes denken Sie, daß Ihnen wahrs baftig auch in Ihrem künftigen Leben, blos su Ihrem Vergnuͤ⸗ gen, kein anfebnliches Aapital, beſtimmt ſeyn wird, Bringen Gie Ordnung in Ihr ganzes Thun und Handeln; haben wir diefe Tus gend erft lieb gewonnen, fo iſt es ung unmöglich in unfern Musgaben zu ir; ren. — loffen Sie diefe nur ein vier Wochen fehlen: fo find Sig verloren. Zu Ihrem Studiren will ich Ihnen nichts mehr, als diefe, empfelen. — Puͤnktliche Abwartung Ihrer Geſchaͤf⸗ te, regelmaͤßiger Schlaf, Schonung der Zeit in den drei wichtigſten Jahren Ibres Lebens, werden Sie geſund er⸗ halten und geſchickt uns zuruͤck bringen. Toͤdten Sie Ihre Kraͤfte nicht durch naͤchtliches Studiren; ich ſehe, daß jetzt ſo viel Juͤnglinge ſich blos dadurch Schwindſucht und Blutſturz, oder die weit ſchrecklichere Hypochondrie zu⸗ ziehen. Doch hievon vielleicht ein an⸗ dermal. Leben Sie wohl und weiſe; ih bin u. ſ. w. uUnterthaͤnige Bitte an die hohen Beſoͤrderer und Erhalter der Frauenzimmermoden, Sr Nachahmungsgeiſt ift eine fo nothivendige Eigenfchaft der Menſchen, ſonderlich unfers Ge ſchlechts, daß er durch alle Jahchun⸗ derte gedauret, und nie ang der Welt wird koͤnnen vertrieben werden. ‘Die unmwiderfprechliche Begierde fehr vies ler unter ung, dem erhabenen Stans de in feinen äußeren Vollkommenhei⸗ ten zu gleichen, treibt uns an, daß wir 1314 wir die Moden der Höheren als unſre Richtſchnur anſehen und uns ihnen willig unterwerfen, obgleich diefe te: bensart uns große Unfoften, vielen Zeitberluſt und allerlei Pein verurfa: cher. Die übrigen unter ung, wel: che diefes allgemein angenommene Joch gerne abwürfen, unterftehen es fich den: noch nicht, um nicht Sonderlinge zu bergen und nicht verfacht zu werden, Und wie follten fiefich erdreiften, von dem gemeinfebaftlichen Verhalten ab: zuweichen, da fo gar vom höbern Stande fih nod Niemand, auch der allerläftigften Modeherrfchaft entgegen gefeßer hat. Wir follten (denn die Mode gebierer es) das Haupthaar etliche Stun⸗ den fang geduldig durcharbeiten laffen, den Kopf mit ungeheuren Auffäßen be: fhweren, aller Bequemlichkeit des RE ET 3u2 Sitzes und Raumes entbehren; und auf mehr dergleichen Sachen Zeit und Geid verwenden. Wer fan uns von dieſen Forbaren Plagen befreien ? J eig nicht wir ſelber, ſondern diejeni⸗ gen, welche durch ihr Anſehen den Moden das Leben geben und fie unters baften. Diefe find es, die wir demiis thigſt bitten, mit unfrer Schwachbeit Mitleiden zu haben, und uns die große, die unentbehrliche Wohlthat wieder: fahren zu laſſen, daß Sie ung folche Muſter vorjtellen, denen wir oßne uns fer Berderben nachabmen hun ‚da doch nun der Nachabmungstrieb von unferm Weſen unzertrennlich iſt. Wabhre Liebe zum Beſten des Water landes, die wir bei Ihnen erwarten dürfen, giebt uns das Zutrauen, diefe Bitte fen nicht vergeblich vorgetragen, Bon dem weiblichen Gefchlechte des bürgerlichen Standes, Sm Jahr 1709 ift ein Palter Winter F geweſen, worauf eine große Then tung erfolgte. 31 Fahr nachher, nein: lich 1740 war eben ein folcher Falter Winter und große Theurung. Aber: mals 31 Jahr nachher, nemlich 1771 war jwarder Jenner und Februar nicht fo firenge als 1740: allein im Merz erfolgtetiefer Schnee und ein weit ſtren⸗ gerer Froft als im Merz 1740, und auf diefen Froft große Theurung und an vielen Orten Deutfchlandes Hun: gersnoth. Ein Mann, welcher 1687 geboren, hat mir in ſeinemLeben erzählt, daß nicht gar lange vor feiner Geburt Anfrage. auch ein Falter Winter und große Theu⸗ tung gewefen fen: er wufte aber das Fahr nicht zu nennen. Sollte nicht jes mand aus alten zuverlaͤßigen Machrichs ten durch diefe Blaͤtter gefälligft befannt machen fönnen, ob folches das Jahr 1678 gewefen, und obim Jabre 1647 gleichfalls ein Falter Winterund Theus rung gewefen fen? Solches wuͤrde dar⸗ um merfwürdig werden, weil daraus faft folgete, daß alle zı Jahr, undalfo auch 1802 ein ungewöhnlich firenger Winter nebſt großer Theurung zu ers warten flünde, y u ne * vr 2 Sannoveriiies Magazit. 1314 83tes Stuͤck. Montag, den 16! October 1780, Ynmerfungen zum 68ten und yaten Stuͤck des Hannoͤveriſchen Magazins von dieſem Jahr. 5 Verfaſſer einer Abhandlung «2» 7 vom Zerfpringen der eleftris fchen Slafchen im 68ten Gt. dieſes Magazins würde wohl thun, wenn er mit ſeinem lobenswuͤrdigen Bemuͤhen ſelbſt Verſuche anzuſtellen, etwas mehr Lektuͤre verbinden wolte. Er koͤnte alsdenn mit eben dem Grad von Fleiß nuͤtzlich werden, mit dem er jetzt Gefahr laͤuft ſchon hundertmal geſagte Sachen mit aller Weitläuftig: Peit des erften Erfinders vergeblich vorzutragen. Eine Billardfugel, auf die man mit dem Ballen der Hand in einer verticalen Richtung. fo an: ſchlaͤgt, daß die Richtung des Stoffes nicht in der Verticalflaͤche liegt, die durch derfelben Mittelpunkt geht, läuft von der Hand mit abnehmender Ge; ſchwindigkeit in der Richtung ab, nad) welcher ihe Mittelpunkt liegt, und nachdem ihre Geſchwindigkeit bis auf Nichts abgenommen, kehrt fie wie: der nach der Hand zuruͤck. Der Herr Verfaſſer fragt ob diefeg etwas eleftri; fches fen ; das ift es num freilich nicht. Im 76ten Stuͤck des Magazins hat man ihm diefes deutlich genug gefagt, aber doc) die Erfcheinung, die allemal artig ift, wie mic) duͤnkt, ganz uns richtig erflärt, Die Sache verhält fih fo, und damit niemand um den Verſuch zu machen, nöthig hat nach einem Billard zu geben oder fih Bil; lardfugeln anzufchaffen,: fo Fan er ihn ſehr leicht auf folgende Weiſe ans fielen. Mau kneipe eine erwas große Erdfe, die eine gute Nünde hat, mit der äußerten Spiße des Zeigefingers gegen einen Tifch an, bis fie fo fort gefchnelle wird, wie man mit Kirfchens fteinen fchießt, nur daß hier der Tifch die Stelle des Daumen vertritt; fo wird die Erbfe, zumal wenn es auf einem Tiſchtuch gefchieht, einige Zoll fort laufen und aledenn zurückkehren. Die Urſache ift nicht. ſchwer einzufes ben. Der abgefchoffene Kirfchenftein dreht fich nicht um feine Are, meil beide, Zeigefinger und Daumen, gleiche Kräfte anwenden, ihn der eine von” oben nach unten, der andere von uns ten nad) oben um feine Are zu dreben, er fährt alfo nach der Diagonale der 2009 Rich: 1315 Richtung der beiden Kräfte fort. Hins gegen bei ver Erbſe auf dem Tiſch verhaͤlt es fih anders, der Druck des Zeigefingers giebt ihr eine ſtarke Ver - wegung um ihre Are und zwar nach dem Finger zu, weil der Widerfland des Tiſches und die Richtung feiner ‚ Reaction diefe Bewegung gar nicht aufbebt, Daumen chat. Alfo wird die Erbje zwar fortgefchnelft, fo gut wie der Kits fhenfern, allein mit dem Unterfchied, daß fie fich zugleich in einer entgegen gefeßten Richtung um ihre Are drept; wird alfo ihre erfte Bewegung durch die Friftion vernichtet che die Dre bung um die Are aufhört, fo rollt fie natuͤrlich mit der noch übrigen wie der nach dem Finger zuruͤck. Wenn jemand mit einer Rolle an einem Stock von Oſten nach Werten liefe, während als die Rolle ſich fehmell von Weſten nach Dften um den Stock drehte und er würfe nun die Rolle ab, fo würde die Rolle von Weften nad Oſten zur ruͤckkehren. Ich babe bei dem ge; ſchickten Billardfpieler Herrn Dore⸗ auift zu Hamburg eine ſehr ſchoͤne Variation des obigen Verſuchs gefer ben. Er fpielte nemlich den Ball uns ter einem ziemlich fpißen Winfel ges gen die Bande an, und er wurde nicht nach den bekanten Geſetzen reflektirt, fondern Fam. faſt in derſelben Rich— iung wieder zuruͤck. Die Erklaͤrung — Anmerkungen zum 68ten und 72ten Stüdie, wie beim Kirfehenftein der ro ift aus obigen Gründen leicht, fie nemlich denfelben nicht nach E nem horizontalen Durchmeffer, ſon⸗ dern nach. einer Pleineren Chorde mie großer Staͤrke an, fo daß er fich etwas langfam nach der Richtung des Stoſ⸗ ſes, aber äußerft fchnell, um feinen vers ticalen Durchmeffer bewegte, er wur⸗ de alfo von der Bande in einen Wins kel reflektiert, der nicht blos von feiner Bewegung in der Richtung des Stofs fes, fondern auch von demjenigen abs bing, unter welchche ſein fich dreßens der größter horizontaler Zirkel am Die Bande anfchlug. Was meinem Aus» druck an Deutlichfeit abgehen moͤgte, wird etwas Nachdenfen bei jedem vers ftändigen tefer leicht erfeßen, Ich feße aljo nur noch Hinzu, daß man auch tiefen Berfuch leicht obne Billard nachmachen far. Man darf nur eis nen Eleinen Kräufel, dergleichen fih die Kinder aus den hölzernen Scheibs hen verfertigen, die man aus den ges wuͤrkten Knoͤpfen fehneider, unter vers fchiedenen Winkeln gegen eine Wand anlaufen laſſen, fo wird man finden, - daß die Hefleyion deſſelben gar nicht nach dem Winkel gefchieht, nach dem fie gefcheben ſeyn würde, wenn ſich dee Kräufel nicht gedreht hätte, fondern nad) einem bald größern, bald Pleinern nach Maaßgabe der Richtung der Freisförmigen Bewegung, im welcher fein Umfang an die Wand anſchlug . 62 ’ Zu 1317 ER 1318 Zufäge zu den Anmerkungen, das Zerfpringen der elektriſchen Flaſchen betreffend, im 76°? Stuͤck dieſes Magazins, eg’ der Verfaſſer der fortgeſetzten Anmerkung über das Zerfprin: gen der eleftrifchen Flaſchen ſchon fo oft angehende. Elektriſtrer zurecht weiſen muͤſſen; ſo iſt mir der Gedanke eingefallen, daß es gut waͤre, wenn verordnet wuͤrde, das Elektriſtren nicht anders denn zunftmaͤßig zu treiben, und daß jeder, der ſich damit abgeben wollte, die Lehrjahre aushalten, zuvor ein Meifterfitick aufweifen, und fich mit der Innung abfinden muͤßte. Wer bedenkt, wie gefährlich die elektriſchen Verſuche in ungeuͤbten Händen aus; fallen koͤnnen, der wird gewiß einräus men, daß die Pfufcherei hierin wenis -ger als Bei irgend einer andern Pro: feffion geflattet werden ſollte. Es komt nemlich-hiebei gar nicpt auf weit⸗ läuftige Kenntniß der Mathematik und Phyſik an, fondern vielmehr auf Handgriffe und Hebung. Der Ver: faffer der fortgefegten Anmerkung ſcheint ſolchemnach, in Betracht feiner vieljährigen Praris und beftändig ge: babten ſtarken elereifchen Arbeit, wei gen des habenden Vorraths von Ge tärh und Werkzeuge, am beften im Stande zu ſeyn, die Gefeße und Ein: richtung der eleftrifchen Gilde anzus geben. Er wird es mir daher zu gute balten, wenn id) ihn mohlmeinend da: zu, und auch allenfalls zu Ueberneb: mung der Lade in hieſiger Gegend, auffordere, Da ich die Elektricitaͤt aus diefem Gefihtspunfte betrachte, fo wird man leicht einfeben, daß ich als ein unzuͤnf⸗ tiger zu den lehrreichen Bemerfungen, und noch Ichrreicheen Anmerfungen die. eleftrifchen Flaſchen betreffend, etwas hinzuzuthun, mich nicht getraue. Sch will alfo nur blog fuchen, das in felbigen bewährte Fort: und Zurich laufen der Billardkugeln, welches unftreitig zu der Innung der Mechas nif gehoͤret, ohne dabei auf einen mo- tum retardatum, oder vim occulctam, welches Ießtere mit dem erfteren im ge⸗ genmwärtigen Falle gleiche Deutlichkeit gewaͤhret, zu feben. Wenn eine auf dem Billard liegen⸗ de Billardfugel zuerſt fort, und nach ber zuruͤcklaufen foll, fo muß auf die eine Seite derfelben mit der vertical gerichteten Hand ein Schlag in per pendichlärer Richtung geſchehen. Hies durch erhält die Kugel zwo verfchiede: ne Bewegungen, denn erſtlich ſtoͤßt die Hand, gleich einem Keil, die Kugel auf der Tafel zur Seite, und zweitens theilt fie ihr durch die Frietion, mels he das Niederfahren auf der Periphes tie der Kugel ausübt, eine Oiration, oder fchnelle Bewegung un ißre Are mit. Litte die Kugel auf der Tafel und von der Luft ger keinen Widerſtand und Friction, fo würde fie nie aufhoͤ⸗ ren, in gerader Linie fortzugehen, und fich um ihre Are zu bewegen, Allein beide Zrictionen, und befonders die, fo Oooo 2 von 1319 von dem Tuche auf der Tafel herruͤhrt, heben die Kraft des Stoßes zur Seite bald auf, und dieivs geſchieht um deſto mehr, weil die Kugel HH in verfehr: ter Richtung um ihre Are bewegt. Iſt num die Kraft der Giration flärfer, wie fie es denn allemal ſeyn muß, wenn der Berfuch gelingen foll, als der Stoß fo die Kugel zur Geite treibt, fo währe wie Giration auch laͤnger als die Wuͤrkung dieſes Stoßes, und was iſt alsdenn natuͤtrlicher, als daß die in Zufäge zu den Anmerkungen, das Zerfpringen ze, 1320 verkebrter Richtung ſich um ihre Are bewegende Kugel am Ende, wenn je: ner nicht mehr wirft, zuruͤcklaͤuft. Sollte die Kugel es wohl unter dier fen Umfländen nit thun, alsdenn, und nicht eher fan der Verfaffer der fortgefegten Anmerkung fich verfichert halten, daß ein morus retardarus, oder visocculta, durch welches beides der Satan noch zuweilen in der Mechanik Blendwerf machen foll, darunter vers borgen liegt. - 8 BT TUCH EEE FREE TEE TE ra EEE ef Derfehiedene Arten von Affen. ) hiere, die zu dem Af engeſchlecht gehören, giebt es in Guiana in größerer Menge und Mannigfaltig; feit, als irgend font wo. Der Ürang: rang ift in diefem Theil von Amerika weit größer, als der afrifanifche oder auch als der mor- genländifchez wenn man ſich anders auf das Zeugniß der Einwohner ver; laſſen fan: Denn ich müßte nicht, daß die Weißen oder Europker, die an dieſer Küfte wohnen, ſelbſt ein folches Thier gefeben hätten: indem fie nie tief in die Wälder landeinwärts ge: ben. Die Jutianer oder Eingebor: nen des Landes aber nennen alle, jeder in feiner Sprache, diefes Geſchoͤpf mit einem Namen, der fo viel heißt als ein Wildermann, wilder Menjch. Der Ueang⸗Utang foll, nach ihrer Ausſage, beinahe fünf Fuß hoch ſeyn, aufrecht geben, wie ein Menſch, auch fonft 9— Bancrofts Effıy on the Natural Hiftory of Guiana. London 1769, in $. menfchliche Bildung haben, und mit dünnen, Purzen und ſchwarzen Haaren bedeckt ſeyn. Uber ich glanbe, daß die Furcht der Indianer diefe Thiere fo groß gemacht bat; denu fie fuͤrch⸗ ten ſich erflaunlich davor, und lieben, fo bald fih cin Urang: lang fehen läßt, fo daß man mie.einen lebendig gefangen, vielmeniger jemals den Verfuch gemacht, ein folches Thier zahm zu machen. Sie wiſſen eine Menge Mäßcchen von diefen Thies ren zu erzählen; und verfichern, wie die Einmohner von Afrika und Alien, daß fie im Stande wären, Menfchen zu verfolgen, Mannspers fonen anzufallen, Frauenoperſonen zu rauben, Da: Diejenige Art von Affen, die man bier Quato nennt, iſt ein ziemlich großes, und uͤberall mit langen ſchwar⸗ zen Haaren bewachſenes Thier, aus— genommen v3zE genommen das Geficht, welches kahl und rungelicht iſt. Die Ohren find groß, und mie bei dem Menfchen ge: ſtaltet; die Augen liegen ihm tief im Kopfe; und vie Naſe iſt fehr einer Megernafeähnlich, (Platt eingedruckt) nur Fleiner, Die tänge des Körpers beträgt beinahe zwei Fuß; und die Dicke in der Gegend der Bruſt, unge: faͤhr achtzehn Zoll im Umkreis, Bart und Schwanz baben fie nicht. Diefe Affenart hat man Häufig zahm, und fie find in alfen ihren Handlungen und Bewegungen bis zum Erftaunen be hend und gefchickt, auch mir unter voll von jener boshaften Schalkheit, weg: wegen fie befant find, Wenn man ib: nen die Hände oder VBorderfüße auf den Rücken binder, fo find fie im Stan: de, den ganzen Tag ordentlich aufrecht zu ſtehen, zu geben und zu laufen, nicht anders, als wenn das ihre na: türliche Stellung wäre, und völlig mit derfelben ungezwungnen Leichtig⸗ keit. Schlaͤget man einen ſolchen Af—⸗ fen, ſo laͤuft er gleich und klettert ei⸗ nen Zitronen oder Orangenbaum hin: auf: und wenn man ihn verfolgt; fo pflegt er Zitronen und Drangen zu pflüfen, und fie feinem Verfolger nach dem Kopfe zu werfen: ja manch: mal wol ihn mit feinem Kothe zu bez werfen, um ihn zuruͤck zu treiben; wo: bei das Thier beftändig eine Menge - fo lächerlicher Grimaffen macht, und taufend fo komiſche Stellungen an: nimt, daß man Tant lachen muß, Dev ZeulzAffe, wie er hier in Guiana genannt wird, fcheint daſſelbe Verſchiedene Arten von Affen, 1322 Thier zu ſeyn, welches die Brafilias ner Guereba nennen, Er ift von Größe und Geftalt wie ein Fuchs, und bat ein fchönes weiches Fell von glaͤn⸗ zend fehwarzer Farbe, ausgenommen die Schenkel, welche Paftanienbraun find. Mit dem Gefichte gebt diefes Thier aufrecht, und Fomt auch fonft dem eben gedachten Quato ziemlich gleich; nur daß die Ohren Fleiner, die Augen mehr hervorftehend, und das Kinn mit einem langen geraden ſchwar⸗ zen Barte bedeckt ift, Dabei haben diefe Thiere einen langen Schwanz, der gegen das Ende gemeiniglich gang naft ift, indem fie fi) das Haar deſ—⸗ felben wahricheinlich dadurch abreiben, dag fie fich beftändig damit um die Baumzweige fehlingen und fefthalten, wenn fie fo oft von einem zum andern fpringen. Unter den fämtlichen Affens arten find diefe Heul-Affen bier die zahlreichften und fehreiendften; nicht felten verfamten fie fich zu Hunderten, bei Tag und bei Nacht, und fangen ein fo lautes und mwiderliches Geheul an, daß man es weit hören fan, und den Einwohnern hoͤchſt verdrießlich ift. Bisweilen fegt nur einer von ihnen folhes Geheul etliche Minuten lang fort, bis darnach die übrigen alle wies der den Chor machen; Doch ſolche Pau: fen oder Sntermer30’8 fommen nur fels ten; denn fie fcheinen in diefen ihren Aſſembleen gar nicht viel vom Schweir gen zu halten, und wollen ſich nicht gern das Vergnuͤgen verfägen, zu ihr ter laͤrmenden Gefellfchaft jeder feinen Theil beizutragen. Außer diefen giebt D000 3 es 1323 es noch eine andere Art, die ein we⸗ nig größer find, als die Heul-Affen, auch lange rörhliche Haare, große Oh⸗ ten, einem langen rothen Bart, und einen langen haarigten Schwanz ba: ben, und welche ein, wo möglich, noch abfcheulicheres Geſchrei wie jene ma⸗ chen; aber zum Gluͤck kommen dieſe nicht ſo oft zuſammen. Wie der Urang-Utang der größte unter den Affenarten in Guiana iſt; fo-ift der Saccawinkee der Pleinfte, Diefer ift urſpruͤnglich indianifch ; aber die Weiffen dafelbft haben ihn auch in ihre Sprache aufgenommen. Der ganze feibeinsSaccawinlee's, vom Kopfe bis zum Anfang des Schwan; zes, iſt nur ungefähr fechs Zoll lang: der Schwanz aber etwa neun Zoll, mit febr langen ſchwarzen Haaren bewach⸗ fen: der Kopf ift nicht groß, fo auch die Ohren, welche beinahe ganz rund find: die Naſe ift ſehr Flein und platt, Die Augen ftehen ihm faft ein wenig hervor, und find glänzend ſchwarz: das Geficht iſt mit feinen weißen mol: Ligten oder Milchhaaren bedeckt; der übrige ganze Leib aber mit langen gläns zend ſchwarzen Haaren, ausgenommen ‚an den Spigen, wo fie weiß find. Diefe Affen bat man bier vielfältig zahm, ‚und machen einem mit ihren Männchen und fchalfifchen Streichen taufend Luſt; aber boshaft und tuͤckiſch find und bleiben fie: Diefer ihr Charak⸗ ter, wofuͤr fie bekannt find, ſcheint ähnen wefentlich zu ſeyn. Zwiſchen dem Guato und bem Verſchiedene Arten von Affen, 1324 Saccawinkee giebt es noch eine große Menge Species oder Untergattungen dieſer Thiere, von welchen ſich wohl kaum recht deutliche Ideen durch woͤrt⸗ liche Beſchreibungen geben ließen, wenn ich auch im Stande wäre, fie waͤrklich zu geben. Deum, ob id) gleich beis nahe drei Jahr in Guiana gewohnt babe, fo Pan ic) Doch feinesweges mich ruͤhmen, alle die verfchiedenen Arten diefer Geſchoͤpſe wirklich gefehen zu haben, indem ich faft jeden Tag eine neue Gattung derfelben zu Geſicht bes fam, bald bei den Indianern zabm; bald, und vielmehr noch in den Waͤl⸗ dern, wo fie fo häufig find, dag man ihrer zumeilen zwanzig auf einmal fies ber. Es thun auch diefe Thiere manch⸗ mal Schaden genug, denn fie rauben und ſtehlen Obſt, Mays, (indianifch Korn, türfifchen Weizen,) Reis, u. d. gl. aus den Feldern, Gärten, und Pflanzungen. Zu foldhen Expeditio⸗ nen find fie ſehr ſchlau und liftig, und baben jedesmal die Vorſicht, einen von ihnen als eine Schildwache auf einen ſchicklichen Poften z. E. einen hohen Baum auszuflellen, der ihnen fofort „ wenn er einen Feind herannas ben ſiehet, ein Zeichen geben muß, Man verfichere, daß fie ſich anf fols hen Poften ordentlich einander abloͤ⸗ fen, und, daß, wenn fie aus Schuld oder Unachtfamfeit einer ſolchen Schildwache überfallen worden, fie darnach dieſen ſchuldigen Bruder ſcharf zu beſtrafen pflegen. F Es 1325 a) E⸗ giebt auf dem Cap oder Bor: gebürge der guten Hofnung eine Gattung von Affen, die einen Kopf, wie ein Hund; und ein fehr häßli: ches, fürchterliches Geficht haben. Der Vordertheil ihres Körpers hat zwar viel Menfchen äbnliches; aber die Zähne find viel größer und fpißiger, Die Borverfüße find wie Hände, und die Hinterfüße den menfchlichen aͤhn⸗ lich, Der ganze Leib ift mit Haaren bedeckt, ausgenommen die tenden, welche ganz nackeud, und über und über zerfrazt oder vol Narben find, Wenn fie in großer Roth find, z. E. wenn fie mit Hunden gehetzt, oder mit Schlägen geftraft werden; fo koͤn⸗ nen fie fenfjen, jammern, heufen und feinen, wie ein Menfch, der in grof: fer Angft oder Schreden if. Gie ſind große Liebhaber von Weintrau: ben, Aepfeln, Obft, u. f fe und allen dergleichen Baum: oder Gartenfrüch: sen. Kommen fie in einen Weinberg wo die Trauben reif find; fo pflegen fie fo unmäßig fih damit anzufüllen, daß man eben in folhem Fall fie am Teichteften fangen fan. Ihre Finger, oder die Zehen an den Borderfüßen, find mie fcharfen Nägeln und Klauen verſehen, daher fich die Hunde nicht gern mit ihnen abgeben, welche deu; wegen nicht fonderlich gegen fie zu ge Branchen find, Wenn in diefen Ge Henden eim Fußgänger -etwa unter freien Himmel effen will, dem ift zu tarhen, daß er fich fehr in acht nehme; Verſchiedene Arten von Affen. 1326 denn gleich merfen es diefe ſchlauen Thiere, und ehe man fichs verfiehet, ftehlen fie einem ein Stück vor dem Munde weg, Gie find darin nicht nur erſtaunlich behend, fehlau und diebiſch; fondern, wenn ihnen ein ſolcher Streich gelungen, und fie was erhafchet haben, fo pflegen fie auch folhe Grimaſſen und Männchen zu machen, und fo erzfomifche Pofituren zu fchneiden, Daß einer in der That ſehr fanerröpfifch feyn müßte, der das Lachen dabei laſſen Eönte, Diefe Thiere haben eine gewiſſe Zucht und Ordnung unter fih; und greifen: ihre Sachen mit einer folchen Kunft, Lift, Berfchlagenheit und Vor⸗ figtigfeit an, daß es zum Erftaunen it Zum Exempel, wenn fie einen Dbft: oder Küchengarten, oder Wein⸗ berg beſtehlen. Hier gehen fie erfilich zu einen ſolchen Erpedition nie anders, als in großer Gefellfchaft: dann bes giebt ſich ein Theil von ihnen hinein in den Öarten, und einer muß Schilds wach fleben; die hbrigen aber bleiben dranffen, jenfeitder Maner,des Zaung, u. fi fr und flellen fih in eine Linie, die von dem Ort, den fie plündern tollen, bis zu ihrem Sammielplatz gebt. Wenn dieſes alles in Ordnung ift; fo fangen die Affen drinnen im arten an, Die Wepfel, Fruͤchte, u. ſ. fe fo wie fie fie abpflücken, geſchwind den drauffen ftebenden zuzumwerfen ; ift die Hecke oder die Mauer ein wenig hoch; fo figen ihrer einige daranf, Die die a) R. Brockes M. D, Natyrab a of Quadmipeds;, with cuts, London 1763, 6 . Vol, in $. 1327 die Aepfel von jenen- auffangen, und den auswärtigen roteder zuwerfen: und das fo immer fort bis zu Ende der Linie, die gemeiniglich auf einen Berg ausläuft. Der gefchicktefte Ballſpie⸗ ler Pan feinen Ball nicht behender und burtiger fangen, als fie. ihre Aepfel. Während der Zeit, daß Diefes ges ſchieht, wird das firengfte Stillſchwei⸗ gen beobachtet, und die ganze Plünde: tung defchieht ohne dag geringfie Ge Verſchiedene Arten von Affen, | pr täufh. Sobald aber die as de wahrnimt, daß Jemand mt; fo fänge ſie laut an zu fchreien, und dann ift, wie der Blitz, die ganze Affenges ſellſchaft verſchwunden. Die Hollaͤn⸗ der auf dem Cap fangen bisweilen die ungen von folchen Affen; und füttern fie mit Ziegen: oder Schafinilch. Wenn fie denn zahm geworden und groß find, fo bewachen fie das Haus fo gut, alg der beſte Hund in Europa. An Grfäuterung auf die geſchehene Anfrage im gIten St. des Han noveriſchen Magazins vom vor. Jahre Seite 1391 und 1392: Man wuͤnſchet eine Anweiſung in dem Hannoveriſchen Magazin zu leſen, durch welche Mittel die ſogenannten Harnacken oder Kornwuͤr⸗ * mer gewiß umd ohne Schaden des Korns zu vermigen c. F ie gruͤndlichſte Beantwortung die⸗ ſer Anfrage, wird ſich wohl am be⸗ ſten in der Dingůngeriſchen Preisſchrift: Wie die Fruchtboͤden anzulegen ſind, auf welchen das Getreide niemals weder vom weißen noch) ſchwarzen Wurm angeſteckt werden kann, finden laſſen. Dieſe Bogen mit den noͤ⸗ thigen Kupferſtichen, kamen 1768 im Richterſchen Verlag zu Hannover heraus, und. werden annoch in ber Schmidtſchen Buchhandlung dafelbft zu baben feyn. Die hohe König, und Churfuͤrſtl. Hannoveriſche Kanımer ließ auch da⸗ mals, wie dieſe Preisſchrift erſchien, an die Beamten reſcribiren, daß bei Erbauung neuer, oder Ausbeſſerung alter Kornboͤden, Ruͤckſicht auf gedachte Methode zu nehmen ſeyn wuͤrde. In dem Engliſchen Journal De Re Ruſtica Nro. II.dom J. 1768. (all: wo die nachgeſtochene Facade und, bas Profil mit einverleibet ift,)fagt die weit⸗ laͤuftige Recenſion unter andern p. 122, ‚„For alhthe Methods ever, laid be⸗ „fore the World, for preyenting „the ravages of this pernicious in; „ſect, Mr.. Dinglinger's granaries „have certainly the preference.,, Es ift mir auch wiffend worden, daß der Herr von Hohenthal, Vice: Präfir dent bei dem Churſaͤchſiſchen Ober: Com; ſiſtorio erſt noch im vorigen Jahre, ſich bei dem Verfaſſer ſchrifilich erkun⸗ diget hat, ob etwa ſeitdem anderwei⸗ tige Entdeckungen hieruͤber gemacht ſeyn moͤgten? ‚Allein, es wurde zug Antwort erheilet, daß, ‚da Die, im Trastat ‚beftimmte Art und. Weife ge: gen den, Koruwurm zu verfahren, Die vollftändigfte fen, fo hätte es bisher fein Berbleiben dabei oebabt. R —R +, N BE Dia ba a a Be aA VVVV— 132 9: 1330: Hannoveriſches Magazin. | 8ates Stuͤck. Freitag, den 2ofen October 1780. Botaniſche Zurechtweiſungen. Ne ullum læderem, conſtitui ſapientiores tantum & quibus e meliori Juto finxit præcordia Titan, allegare, eo certior, me ab his doctioribus veniam impetratu- rum, dum noveram iftos ad tam folidam nunquam perveniffe do@rinam, nifi omni rei alii augmentum Botanices pretuliffent, hosgue fapientiores, non ex - eeco authoritatis amore fua defendere, fed illum unicum modo curare ut flo- reret Botanica. Alios vero inferioris ſubſellii Botanicos, fi tetigerim, veniam, expeto, qui hoc non a malitia, fed amore Botanices ductus fcripfi. 8 I R: fylveftris umbella- tus 1 & 2. Thal. hercyn. t. 8. f. 1. 2. gehören nicht zu Phyteuma orbicularis Linn. Die erfte Figur ſtellt die Campanula Cervicaria Linn, und die zweite defjen Campanula glomerata vor. Beide Pflanzen find febr Fenntlich abgebildet. 2. Rapunculus fylveftris ceruleus umbellatus. Thal. hercyn. p..94. iſt nicht Phyteuma hemifpherica Linn, Aber Rapunculus fylveftris umbella- tus 3. Thal. hercyn. t. 8. £.3.iftganz gewiß die eben genannte Linneeifche Pflanze, 3. Mefpilus canadenfis. Minchh. hausvat. v. 5. p. 203. Du Roi harbk, v. 1.p. 416. ift Mefpilus arbutifolia Lian, * Linné. ** 4. Pyrus baccata Linn. ift eine wah⸗ te Pyrus und mit Pyrus Malus fo na: he verwandt, daß es ſchwer ift botas niſch gerechte Diflerentiz fpecifice von diefen beiden zu geben. 5. Carex muricata Linn. und Ca- rex fpicis ternis, echinatis, glumis lan- ceolatis, capſulæ mucrone fimplici. Hall. hift, n. 1366. find fo ſehr von einander verfchieden als Kirfchen und Pflaumen. Jene hat Aehrgen an des ven Baſis weibliche, auf der Spike aber männliche Blüten figen. Bei diefer iſt es juſt umgekehrt, die Mäns ner bekleiden den untern Theil der Aehrgen, die Weiber aber den obern. Ein Unterfchied den ſchon Micheli bet Eintbeifung der Arten diefer für un: botanifche Botaniſten fo ſchweren und fuͤrchterlichen Gattung genußt, die Pppp Neueren \ 1331 Neueren aber meift alle zuſammen aus der Acht gelaſſen haben. 6. Carex muricata Linn, und Leer- Ki muͤſſen Alfo auch von einander um: terfchieden und getvenne werden. Des letztern und die eben genannte Halleriz ſchePflanzegehoͤren gänzlich zufammen. 7. Carex capillaris Linn, hat feine Spica difticha fondern teres. Hat je: mand das erftere sefeben, fo war es vermuthlich an einer in Papier ges trockneten Pflanze, die denn, befons ders wenn der Tifchler dem Botani: ften eine recht gute Preffe gemacht bat, nicht felten das Runde verloren hat. 8. Fontinalis minor Linn. iſt keine Abart won deſſen Fontinalis antipyre- tica. Die Blaͤtter unterſcheiden beide fehr deutlich, wenn auch die Fructifi⸗ wein nicht zugegen ift, 9. Fontinalis capillacea. Linn. füec. 4 2. p. 379. n. 962. iſt feine Fon- tinalis, denn es fehlet ihr das Perifto- mium reticulatum , welches diefe Gat⸗ sung fo deutlich von anderen unters ſcheidet. 10. Phaſcum pedunculatum Linn, iſt eine Art Splachnum und bat eine Apophyfis inflata und gin Periftomium ' ododentatum wie alle feine Mitarten. 11. Die vier tinneeifchen Splach- na find. nichts weniger als Abarten yon Mnium fontanum und annotinum Linn: „ fondern wahre und beftändige Species, fo gut als die zwei eben ger nannten Pflanzen ſelbſt. 12. Mnium pellucidum. Pollick. Oderbruͤck, 1780. 8. 9. — EIER DEE EEE Botaniſche Zurechtweiſungen. 1332 hift. v. 3. P. 43+ n. 979. ift eine) tue von Mnium er J drogynum Linn. 13. Mnium Trichomanes Linn, if weder ein Mnium noch eine Junger- mannia, ungeachtet deffen Fructification mit der letzteren Gattung große Aehn⸗ lichkeit bat, * 14. Bryum annotinum paluſtre, eapfulis ventricofis pendulis. Dill. mufe. p. 404. und die zwei folgenden Species find nichts weniger das Mnium triquetrum Lion., fondern him⸗ melmeit davon verfchicden, .15. Hypnum loreum und fquar- rofum Linn. find zwei ganz verfchieder ne Arten und Fönnen von einem Kunſt⸗ verftändigen ſehr leicht diſtinguiret werden. 16. Jungermannia pulcherrima. Web. fpicil. p. 150. ifl Jungerman- nia ciliarıs Linn. 27. Jungermannia ciliaris.. Web, fpicil. p. 150: ſteht nicht dei Linnee. 38. Lichen upfälienfis Linn, hat feine foliola Subulata, man müßte denn die mit diefemLichenüberzogenen Blaͤt⸗ ter der Feftuca ovina alfo nennen wollen. 19. Lichen parietinus und junipe- rinus Linn. find zweit fo verfahiedene Arten, daß auch — ſolche un⸗ terfcheiden koͤnnen. 20. Lichen faxatilis und opfodes L. müffen ja nicht als Abarten angefes ben werden. Es find zwei fo verfchie: dene Species als immer eine in dieſer Gattung. | $. Ehrhart. Ueber Riyz an⸗ 1333 Ne 1334 Leber den Schleichhandel-und deffen mancherlei Arten Ein Schreiben des amerifanifihen Weltweifen Benj, Fraͤnklins h i (Lond, Chrön, for Novemb. 1767.) x Mein Herr! 8 giebt viele Leute, die man für bonertundedeldentend halten felfte, und die ſich auch felöft dafür balten, welche aber gleichwohl in be: fondern Fällen, da fie ihre Ehrlichkeit bemweifen koͤnten und ſollten, fid) oft genug vergehen, Sie erniedrigen fich unter dieſer Würde, bald durch) das Uebergewicht der Mode oder der Ger wohnheit hingeriffen, bald aus bloßer Unachtſamkeit. Ihre Ehrlichkeit ift folglich bloß einfeitig und eingeſchraͤnkt, nicht aber eine allgemeine beſtaͤndi⸗ ge Tugend. Eben derfelbe alfo, wel: cher ſich ſchaͤmen würde, Sie in einem Vergleich oder Handel zu uͤbervorthei⸗ len, wird fich vielleicht Fein Gewiſſen machen, Sie dann und wann beim Kartenfpiel ein wenig zu betrügen. Ein anderer binmwiederum, der mit der größten Gemwiffenhaftigfeir fpielet, wird Sie vielleicht mir unverſchaͤmter Dreiftigkeit bei einem Pferdverfanf bintergehen, Aber es giebt doch wohl feine Art von Miederträchtigfeit, de: ren ſich auch fogar fonft übrigens gure Leute leichter und öfters ſchuldig mas chen, als die Defraudation des gemei: en Weſeus; da man die Landesherr⸗ fchaft entweder durch eignen Schleich: handel, fo oft ſich Gelegenheit dazu findet , um ihre Gefälle beträgt, oder andere Schleichhaͤndler durch Abfauf ihrer Waaren zu dieſer ſchaͤndlichen Ungerechtigkeit aufmuntert. Ich verfiel neulich auf dieſe Gedans ken, da ich zween Maͤnner von Ehre und Anſehen uͤber ein kleines Landgut mit einander ſprechen hoͤrte, welches der eine von ihnen zu verkaufen, der andere aber zu kaufen Luſt hatte. Der Verkaͤufer bemerkte, bei Anpreiſung des Platzes, daß ſeine Lage an der Seekuͤſte, in einer Gegend, wo der Schleichhandel getrieben wuͤrde, um deswillen ſehr vortheilhaft wäre, weil man da häufige Gelegenheiten hätte, vielerlei Eoftbare in der Haushaltung nothwendige Artikel (z. B. Thee, Kaffe, Schocolade, Brantwein, Wei⸗ ne, Kammertuch, bruͤſſelſche Spitzen, franzoͤſiſche Seidenzeuge, und alle Ars ten von indianiſchen Waaren,) wohls feil zu faufen; um 20 bis 30 von Hundert, ja einige Sachen um die Hälfte wohlfeiler, als es in den tiefer binein liegenden Gegenden von Hans dels leuten, welche den Licent bezahlten, gefchehen koͤnte. — Der andere eb» renvefte Mann gab zu, daß dies allerdings ein Vortheil ſey; behaups tete aber zugleich, daß der Verkaͤufer bei dem erhöhten Preis, den er ibm in diefer Rückficht abgefordert, diefen Vortheil weit über-die Gebuͤhr ihm angerechnet haͤtte. Und keiner von ih⸗ nen ſchien daran zu denken, daß der Verkehr mit Schleichhaͤndlern eine Handlung ſey, über welche ein ehr⸗ licher Mann auch nur die geringfte DPrpp2 Urſa⸗ 355 Urfache hätte ſchaamroth zu werden, wenn er nur ſeine Waaren wohlfeil erlangte. Zu einer Zeit, da die taft ımferer Nationalſchulden und der ſchwere Auf: wand zur Erhaltung unferer Flotten and Armeen, um auf alle Faͤlle zu un: ferer Vertheidigung gerüfter zu fenn, es nothwendig macht, nicht allein die ‘alten Taren und Auflagen beizubehal— sen, fondern auch öfters auf neue zur denfen, zu einer ſolchen Zeit mögte es vielleicht nicht ganz ohne Nutzen feyn, diefe Materie in ein Licht zu feßen, in welchem e8 noch wenige ſcheinen be⸗ trachtet zu haben, Die Großbritannifche Nation Sat bei ihrer glücklichen Staarsverfaffung ‚einen Vorzug, deffen fich wenige an: dere Nationen ruͤhmen Pönnen; den Vorzug, daß fie den dritten Theil der geſetzgebenden Gewalt felber wählen Fan, welche ganz allein die Macht bat, ibre Abgaben feſtzuſetzen. Wenn- es nun aber die Regierung zum gemeinen Beſten, zum Wobhlſtand und zur Er: ‘haltung der Nation, zur Sicherheit unſerer Freiheiten, unfers Eigenthu: mes, unſerer Religion und alle der Dinge, die uns heuer und werth find, für nöthig finder, daß jährlich gewiſſe Summen durch Stenern, Zölle und andere Abgaben follen aufgebracht und in den gemeinen Scha& niedergelegt werden, um von da aus zu jenen wid): tigen Abfichten durch die Regierung verwendet werden zu koͤnnen: follte nicht ein jeder, der ein ehrlicher Mann ſeyn will, freiwillig und gern feinen biltigen Beitrag zu dieſen noth⸗ Ueber den Schleichhandel RR, wendigen Staatsausyaben ten? fan er wohl noch länger ren, rennamen einen Anfpruch machen, wenn er durch irgend einen Betrug, oder durch liſtige Kunftyriffe dieſe Abs gaben ganz oder zum Theit dem Staat entzieht? Was follen wir von einem Gefells fchafter denken, der, wenn er im Gaſt⸗ bofe mit feinen Sreumden des Abends gefpeifer, und an allen Freuden des Abends mit ung übrigen gleichen Theil genommen hat, deſſen une durch allerlei Raͤnke es verfuchen wolte, feinen Antheil an der Bezahlung andern zus zufchteben, damit er ganz zechfrei auss ginge Wenn ein Mann, der fich fo aufführe, im Fall der Entdeckung, mit Recht für einen niederträchtigen Schmarozer gehalten underflärt wird: mit welchem Schimpfnamen foll man den belegen , der fich aller unſchaͤtzba⸗ ven Wohlthaten des gemeinen Wefens erfreuen darf, und Doch durch Unters ſchleif, Schleihhandel, Kauf) oder Verkauf unverzollteer Waaren ſich der Pflicht, feinen billigen , und durch feis ne eignen Repräfentanten im Parla: mente ihm beflimmten Theil zur Ber fteeitung der Öffentlichen Ausgaben mit zu tragen, entziehen will, und böchft ungerechter Weiſe feinen edler geſinn⸗ ten und vielleicht duͤrftigern Mitbuͤr⸗ gern feinen Theil zu bezahlen aufbärz det? Er wird mir zwar vielleicht zu feiner Entfchufdigung den Einwurf ma⸗ chen ;daf er ja feinem feiner Mitbuͤr⸗ ger damit ein Unrecht zufüge, Er wird ſich vielleicht hoͤniſch allen Vorwurf — und ſagen, daß er ja nur den — 1337 König un ein weniges betrüge, der wohl im Stande fey, den geringen Schaden zu tragen. Dies ift aber ein wahrer und nicht geringer Irrthum. Der gemeine Schag ift ein Schaf der ganzen Marion, welcher zu National⸗ bedürfniffen fol angewendet werden, Und wenn alfo eine Steuer oder Abga⸗ be wegen einer Befondern Angelegen: beit, wegen eines allgemeinen und noth: wendigen Bedürfniffes verlangt, die: ſelbe aber wegen des Schleichhandels verhinderte wird, zur erforderlichen Summe anzuwachſen, und folglich noch andere Auflagen gemacht werden muͤſſen, um jenen Abgang zu erfeßen : fo ift die ganze binzufommende, durch neue Auflagen erpreßte und von an: dern beuten mit bezahlte Summe, werin fie ih auch nur auf 3 oder 4 Pfennig fuͤr jede Perfon belaufen follte, offen: bar einem andern durch die Schleich: händler und durch ihre Beförderer und Aufmunterer gleichſam ars der Taſche geftoblen. Sind fie aber in folchen Fall etwas anders und beffers , als Beutelſchneider? Und mas mülfen ‘das für fchlechte, ſchelmiſche, nieder: tächtige Diebe fenm, die es für # oder 4 Pfennig ſeyn fönnen ? Sch halte «8, wie fchon geſagt, für ‚einen großen Irtehum, wenn jemand glaubt, den Boͤnig zu berrügen, fey weniger fehändlich, und eine geringere Abweichung von der Pflicht der Ehr: lichkeit,» als eine Hintergehung des Publifums. Der König und das Publifum find in diefem Falle blos verfchiedne Namen einer und eben der- felben Sache. Uber wenn wir auch und deffen mancherlei Arten, 1338 den König ganz für fich allein betrachs ten: fo wird das Verbrechen deswes gen nicht Fleiner, Denn dadurch wird doch wohl der Diebftahl nicht gerechts fertiger, daß die beftoblne Perfon reich, und wohl im Stande war, den Schar den zu tragen? Der König hat eben fo viel Auſpruch auf unfere Gerechtigkeit, als der Geringfte feiner Untertanen. Und fo wie Er unftreitung der allges meine Bater feines Volks iſt: fo trift au) diejenigen, welche Ihn beftebs len, das Wehe der Schrift, welches gegen den Sohn ausaefprocen ift, der feinen Pater beftiebler, und ſagt: es ift feine Sünde! Sp fhändlich auch diefes Berragen ift, ſehen wir nicht täglich teure von anfehntichem Stande und Vermögen, um fich kleine, unbedeutende Vortheile zu verſchaffen, ſich deſſelben theilhaf— tig machen? — Schaͤmt ſich wohl leichtlich eine unſerer Damen, Herren aus ihrer Bekanntſchaft zu erſuchen, daß fie ihr ber ihrer Ruͤckreiſe ans frem⸗ den Laͤndern Seidenſtoffe oder Spitzen aus Frankreich oder Flandern wohl⸗ feit d. 5. unverzoffe, ohne Licent, mit: bringen follen? Schämt fid) auch wohl je ein galanter Herr, einen folchen Auf - trag anzunehmen und wirflich auszu—⸗ führen? — Nicht im geringften, Sie werden davon ganz ohne allen Ruͤck⸗ halt reden, fo gar vor andern, deren Börfen fie fo eben durch diefe Art von Beirug zu beſtehlen willens find. Unter andern Zweigen der öffentli⸗ hen Einfünfte find and) die Poſtgel⸗ der durch eim neues Geſetz dazu bes ſtimmt, unfere Nationalſchulden da: Pppp 3 mit 1339 mit abzubegaßfen und die Ausgaben des Staats zu beftreiten, „Niemand, als die Parlementeglieder, und einige wenige Staatsbedienten, hat nun ein Recht, feine Briefe frei und unent— geldlich fortzuſchicken. Wenn alſo ein Brief, der nicht von ihnen oder in ihren eigenen Angelegenheiten gefchrie: ben iſt, durch irgend einen von ihnen vom Poftgelve befreiet wird: ſo iſt dies ein Abgang an den Staatsrevenuͤen. Eine Ungerechtigkeit, melde fie dar Durch zu verbergen ſich bemuͤhen muͤſ—⸗ fen, daß fie Die ganze Heberfchrift Bes Briefes felbft machen. Und doch iſt in diefem Fall unfere Unempfind- lichkeit gegen Recht und Unrecht fo groß, daß nichts gemeiner iſt, als zu fehen, fo gar in vornehmen Geſell⸗ Schafen zu hören und zu feben, mie x bier ein Hoch⸗ und Wohl: £bren» veſter Kerr, dort eine Ehr⸗ und Tugendbelobte Dame ihr Borba: ben, durch Vorenthaltung des. Poft- geldes die Motion um drei Stüber zu betrügen, einander entdecken, und ſich wohl gar ohne Schaamroͤthe an eiiren won den Gefeggebern, an ein Parle mentsglied, felöft wenden, mit ber geborfamften Bitte, daß er durch Ein; ſchließung ibres Driefes an Diefem Verbrechen mit Theil zu nehmen und 26 begeben zu helfen geruhen mögte! Das find Leute, welche durch fol- herlei Handlungen das Jahr hindurch ein Großes dem öffentlichen Schag ents wenden und ihre Privarbörfen damit bereichern. Wenn ein Mann dureh «inen Ort, wo eine-Öffentliche Kaffe iſt, reiſet, und wenn er Gelegenheit Lieber den Schleichhandel 1340 bat, eine Guinee heimlich in die Ta: ſche ſteckt und mir ſich nimmt: ift er nicht in wahren und eigentlichem Wer; ftande ein Dieb? Wenn aber ein ans derer ſich weigert oder unterläßt, eine Guinee in die Landesfaffe zu begabten, die erzu bezahlen verbunden ift, und fie zu feinem- eigenen Gebrauch vermwens der, da er doch weiß, daß fiedem ges meinen Weſen eben fo wohl, ‚als das vorhin fchon daran bezahlte, zugehör ' re, was liegt bier, in der Natur dies fes und jenes Verbrechens, oder in der Niederträchtigkeit, es zu degehen, für ein Unterfchied? > Ir Einige Geſetze erflären den Abkauf geftopfner Güter für eben fo ftraffäl- lig, als den Diebſtahl, und zwar aus dem Grunde, daß es, wenn feine Kaͤu⸗ fer geſtohlner Waaren, Peine Hehler wären, auch wenig Diebe geben wiürs de, Linfer altes Sprüchwort hat völs lig Recht: Der Hehler iſt eben fo arg, als der Srebler! Aus gleis chem runde, weiles weniger Schleich: händler geben würde, wenn niemand - wäre, der fie durch Abfaufung ihrer Waaren aufmunterte, koͤnnen wir auch ſagen, daß die Befoͤrderer des Schleich⸗ bandels, die Kaͤufer unverzollter Waa⸗ ren, dem Staate eben ſo gefaͤhrlich, als diejenigen ſind, die einen Schleichhan⸗ del treiben; und daß, ſo wie die Schleich⸗ haͤndler eine Gattung von Dieben ſind, auch beide auf gleiche Weiſe, die auf das Stehlen geſetzten Strafen ver: dienen, * Was ſollen wir bei Betrachtung ſo vielfacher Veruntreuung oͤffentlicher Abgaben und Gefaͤlle von denen den⸗ fen, 1341 Pen, welche den Gefeßen und der Ge: rechrigfeit aleichfam zum Troß, die Abgaben für ihre Haushaltungsfachen und Öeräthe, für Wagen und Ge ſchirr zu entrichten fi mweigern und doc wider die Beftechungen und · Be⸗ ſtehlungen dee gemeinen Kaffe logzies ben fönnen, als wenn ihre eignen Hände und Herzen rein und unſchul⸗ dig wären? Die Amerikaner beleidis gen ıms empfindlich, wenn fie, un: fern Gefegen zuwider, unverzollte Waaren in ihre fand einführen, und doch haben fie dieſe Geſetze nicht felbft gemacht. Sch verlange fie auch des: wegen gar nicht zu entſchuldigen. Als lein ich halte das Vergehen derer für weit größer, welche ſelbſt entweder um: mittelbar oder mittelbar, mit Abfaf: fung, der Geſetze, welche fie Übertres und deffen mancherlei Arten, 2342 ten, beſchaͤftigt waren. Und wenw ich fie über bie. Amerikaner klagen, und wegen jeder geringen Uebertretung den über den Handel gefaßten Darlas mientefchlüffe, wegen des einem unfer ver Zolbedienten in dieſem Sande vom niedrigften Poͤbel vermweigerten Kurs poſts wider das ganze Volk, ale Res bellen und Berrärher um Rache nur fen hoͤre: fo Fan ich nicht umbin, zu denken, es gebe noch immer folche feus tein der Welt, welche Das Splits terchen in ihres Bruders Auge: feben können; obne der Balken in ihrem eignen wahrzunehmen, und daß das alte Spruͤchwort jeßt nohfo wahr, als jemals, fen: man⸗ eher ſtiehlt leichter ein Dferd, als ein.anderer über dieHecke ſpringt. Etwas zur Beantwortung eines im got Stud des Hannov. . Magazins d. J. enthaltenen Auffases von Futterkraͤutern. von dem Hrn. Verfaſſer in Zweifel gezogen, sder wenigſtens doch ge— finger vorgefteltet als er wirklich ift. Zu ihrer Vertheidigung glaube ich vor: zuͤglich berechtiget zu feyn, da ich von ihrer Nutzbarkeit mehrjaͤhrige ſtch [hun ins Große erfireefende Proben, und unter der Genchr migung und dem wirkſamen Beiſtande Konigl. Cammer zu Berörderung ihres An⸗ bancs das Meinige beigetragen habe. Ich will alſo hier wenigſtens etwas zu. ihr rem Beſten ſagen: Ar Kornfruͤchten verlieret man durch den Anbau dieſes Futterkrauts nichts indem dasLand worauf ſie waͤchſt, we; nigſtens dasjenige, worauf fie vorzüͤglich gedeiet, ſich ſo wenig zum Kornbau ſchicket, daß das Vieh, welches zu deſſen Kultur ges Braucht wird, mehr Frucht verzehret als darauf hervor gebracht werden Fan, wenn F): Nuten der Esparcette wird darin manden Ertrag von mehr Jahren im Durch⸗ ſchnitt rechnet. Da der Anbau der Esparcette das Futter vermehret, und man alſo dabei entweder ſei⸗ nen Viehſtapel vergrößern, oder fein Vieh beffer futtern Fan, fo wird man in dem Stand geſetzt, fein übriges Sand beffer zu düngen, und überhaupt auf eine vortheil- baftere Art anzubauen, man erntet alfo da: von natuͤrlicher Weife mehr und beffere Srüchte als vorhin. Der Herr Verfaſſer ir⸗ tet ih gewiß wenn er glaubt, daß Die Es: parvettenicht in einem ſchlechten Boden, der zu andern Früchten nicht tauglich ſey, gut fortfomme \ In jedem fehlechten Boden Fünf fie frei⸗ lich nicht fort, aber in einer gewiſſen Art deffelden, und zwar in einer ſolchen die nie: mand mit Bortheil anbauen kan, und oft niemand anbauen till, geräth — n J 1343 Und man bat Beifpiele, daß für einen Mor⸗ gen Landes, den fonft niemad für eine halbe Hiſtole erblich hat Faufen wollen, blos auf die Zeit, da die darauf gefäcte Esparcette dauren würde, zehn Piſtolen vergebens ger boten find. Der Herr Verfaffer glaubt ferner, wenn man das zur Esparcette dienliche Erdreich tiefer unterfuchte, fo wuͤrde man einen befs fern Boden finden, und in diefer Meinung hat er einen einfichtevollen und verchrungss würdigen Schrifefteller, den zu früh vers ftorbenen Berfaffer des Hausvaters, zum Dorgänger. Nichts defto weniger Fan ich es unfernehr men, ihm auch in diefem Stücke zu wider forechen, und cigentlich wird dieſes auch im —— nur als eine Vermuthung ange⸗ eben. a Ich habe unter andern ſchon vor einigen Yapren aufeinem Acker, worauf die Espar⸗ cette vorzäglich gerathen war, mit Einwil- tigung des Eigenthuͤmers, die Wurzel einer Pflanze losmachen laffen. Mit rinem ge: wöhnlichen Spaden fonte es nicht aefchehen, und der Erdboden war bis aufeine Tiefe von -3 Schuhen fo hart, daß er Faum mit einer fo genannten Pielhacke zu bezwingen war,in zus sehmenderTiefe aber noch härter. DieWurs sel der Esparcette war durch diefes Erdreich, Das aug einem mergelhaften fteinhartenTho: ne, der fich altererft nach mehrern Monaten ander freien Luft auflofet, and allemal uns fruchtbar bleibt, durchgedrungen, ohne weis ter unten ein beſſeres Erdreich zu finden. Gleichwohl geräth fie ſchon feit verſchiede— nen fahren vortreflich, und hatte eben das mals Stengel von mehr als zwei Fuß Länge. Ein großer Vorzug der Esparcette iſt 8, daß fie, wenn fie hoͤchſtens zehn Fahr gewach⸗ fen ift, und alsdenn abzunehmen anfängt, welches jedoch nicht allemal geichichet, das ſchlechteſte Land auf verfchiedene Jahre in den Stand gefegt hat, vorzugliche Weigen; und Haberernten zugeben. Und ich bin ver; fihert, daß diefe Ernten der erften zwei Jah⸗ renad der Esparcette, mehr Vortheil brins gen, als zwanzig Ernten vor der Esparcette gebracht haben, wenn man bei beiden die DBeaderungsfoften absieht. s Diezubereitung des Landes zur Esparcet⸗ Bon Futterkraͤutern. 1344 te erfordert nicht mehr Arbeit als die zum Roden, u. bei jener wird der Düngererfpart. Das Jaͤten der Esparcetteift auch felten erforderlich. Wenn es aber aud) geſchehen muß, fo find dech die desfalfigen Koſten in Anfehung eines Gewaͤchſes nicht berrächts lich das ohne allen fernern Aufwand zehn, ja manches malzwanzig Jahr, nuͤtzlich dauret. ‚Der Schluß, den der Hr. Verfaffer, gegen die Luzerne, aus dem wenigen Fortgange Ihr res Anbaues ziehet, würde für die Espareette ſeyn, weil ihr Anbau in wenigen Jahren eis nen außerordentlichen Fortgang gehabt hat. In der That wird er jego hin und wider übers trieben, nicht. aber, daß man diefes Gewaͤchſe dadurch zu viel erhält, noch auch, daß dem Anbau der Kornfrüchte dadurch) Abgang ges geſchiehet, ſondern weil man alles dazu taug⸗ liche Land auf einmal damit anbauet, und alfo einezeit kommen wird, daman went oder nichts davon hat. Ein Fall der ſich wirk lich ſchon findet. Denn das ift einiger Nach⸗ theil bei dieſem fonft fo nuͤtzlichen Gewählen daß es den Boden, worauf es wächfet, zwar fuͤr andre Früchte verbeſſert, Für fich felbft aber auf mehrere fahre gänzlich erfchöpfet. Den fernern Anbau dieferhalben durch Geſetze in gewiſſe Schranfen einzufchlichen, dürfte indeſſen ſchwerlich von Rutzen feyn, Vermuthlich wird die Sache von ſelbſt mit der Zeit in die rechte Gleiſe kommen. i Die fo genannten Burgunder Rüben ſo— wohl als der Spörgel haben fonder Zweifel als Viehfutter auch ihren gufen Nugen, aber der Esparcette find fie in feinem Betrachte zu vergleichen. R Die Luzerne wählt hier auch, und das biefige Klima ift ihr nicht zumieder, wie cine im Kleinen angeftellte Probe gezeigt hat. Da fie aber ſchlechterdings einen tiefen guten dos den erfordert, deſſen man in Goͤttingiſchen felten fo viel hat, daß er vom Kornban ents behrt werden Fünte, und. da fie das Abiveis den nicht verträgt, fo wird ihr Anbau bier zu Lande ſchwerlich blühend werden, che die verderblihen Gemeinhuden aufgehoben find. Wären diefe Behinderungen nicht, fo würde fie auch hier mehr angebauet werden, und auch bei ung den Nugen haben, den fie in Italien noch hat, und ſchon zu Virgils Zeiten hatte. D. t. 1345 oe 2 1346 Hannoyeriſches Magazin, g5t8 Stüd, Montag, den 23ten October 1780, Leber die Weiffagungen des verfforbenen Herrn Superinten: denten Ziehen zu Zellerfeld ). ereits voracht Wochen wurden die Weiffagungen des Herrn Superintendenten Ziehen zu Hellerfeld von einer bevorftchenden großen Veränderung auf der Erde an einen meiner biefigen Freunde im Ma: nufeript gefchickt, mit dem Auftrag, fie mir mitzuiheilen, und meine Mei: nung darüber zu vernehmen, Ich gab diefelbe in wenigen Worten, wenn ich mich recht erinnere, dahin? Die Weif: fagungen ſeyen zwar in einer für einen Schwaͤrmer ziemlich fimpeln und or: dentlichen Schreibart abgefaßt, enthal: ten aber wahren Unfinn, wie alle aus dern neueren Weiſſagungen, nur mit aſtronomiſchen Kunftwörtern und ver; meinslichen Beweiſen aufgeftußt, mo: durch aber Herr Ziehen eine Unwiſſen⸗ Beit in aftronomifchen Dingen verra: the, die mir bei einem Geiftlichen und Gelehrten faft unbegreiflihmwäre. Da: bei erbot ich mich, meine Behauptun: gen, wenn es verlangt würde, geome: trifch zu beweifen. Indeſſen breiteren ſich dieſe Weiſſagungen immer mehr durch ſchriftliche davon gemachte Co— peien aus, und machten eine Menge nicht gemeiner Leute, ſondern ſelbſt Männer von Einſicht in andern Dins gen, aufmerkſam und wobl gar unrus big, weil ein Theil von Hrn, Ziehens Weiffagung bereits in Erfüllung ges gangen feyn follte. Ein unvollkomm⸗ ner Auszug davon, dernicht vielmehr, als die bloßen Refultate enthielt, ging bis nach Oberfachfen, und ich habe eis nen Brief von einem Gelehrten von dorther gefehen, der diefes Werk als eins der mwichtigften der neuern Zeit, und als voll von den tiefften Einfichs ten in die Aftronomie und das innere der Natur, anfieht. Ych wurde mehrs malen erfucht, meine Meinung darüber öffentlich befant zu machen, ich ſchlug es aber immer aus, meil ich einem bloßen Manufeript, das ich nicht eine mal mehr in Händen hatte, nicht gerne eine gedruckte Widerlegung entgegen fegen wollte, . Allein da nunmehr ein Auszug davon wiürflich gedruckt ift, und fogar zum Verkauf den Leuten in Daaq die Aus den Goͤttingiſchen Anzeigen von gemeinnügigen Sachen. St. 40, 1347 die Häufer gebracht wird; da die Herr ausgeber diefes Huffages in der Vor: rede ſagen: er errege noch jeßt in den Braunſchweigiſchen und benachbarten Saͤchſiſchen und Rheiniſchen Landen allgemeine Aufmerkſamkeit, und ſie ſelbſt waͤren uͤberzeugt, er ſey einer ernſthaften Beurtheilung und Ueberle— gung wuͤrdig: ſo iſt es wohl der Muͤhe werth, einmal ganz in der Kuͤrze zu zeigen, daß das ganze Fundament die— ſer Weiſſagungen ein ſo abſcheuliger Fehlſchluß iſt, daß ich mich nicht er⸗ innere, je etwas aͤhnliches gedruckt ge⸗ leſen zu haben, es muͤßten denn die Schluͤſſe des Aſtronomen Binder⸗ mann ſeyn, der ein Perſpectiv erfun⸗ den zu haben glaubte, womit man von Dresden aus die Schiffe auf dem flils len Meere fehen Fonte, Man höre nun den Verfaſſer: „Die Erdfläche von Europa, fagt er „S. 12. ſenkt ſich bald gegen Nor- „den, bald gegen Süden, doch fo, daß „fe fih immer mehr gegen Süden „fenft.,, Alſo etiva fo wie ein zinners ner Teller, den man auf einer Gabel Spige ſchlecht balancirt, einigemal fhmwankt, und dann herabſtuͤrzt. Die: fer Hauptfag, von dem er ausgeht, muß nothwendig bewieſen merden, Wird er erwiefen, fo finft Europa ſuͤdwaͤrts, und Here Ziehen Weiſſa⸗ gungen ſtehen feſt, wird er hingegen nicht erwieſen, ſo ſteht Europa feſt, und Her Ziehens Weiſſagungen fans gen an zu ſchwanken, und flürzen zu: fanmen, Here Ziehen bat diefes ges fuͤhlt, er holt alfo feinen Beweiß aus Ueber die Weiffagungen des verſtorbenen 1348 den Tiefen der Aftronomie, und dem Buch Chevilla, her. Die Capella, fagt er, (ein Stern der erften Größe im Fuhrmann, ) fteigt immer mehr nach Dorden herauf, ihre Mittagshöhe wird größer, und die Polhoͤhe kleiner. Diefes läßt fih (S. 32.33.) ſchlech⸗ terdings nicht anders erflären, als daß der Horizont fich gegen Süden zu ſenkt, und vertieft, Da fieht nun Herr Zies bens Beweiß, und das füdfiche Euros pa ſinkt. Diefe tiefe Weisheit hat er aus einem gemwiffen Buch Chevilla oder Chevila genommen, das ich nicht Penne, auch nicht zu kennen verlange, wenn mehr. dergleichen Abfurditäten darin vorfommen folten, oder auch ſchon diefer einzigen wegen nicht. Die erften Anfänger in der praftifchen Afteonomie wiffen, daß die Aſtrono⸗ men auf dem feften Sande die Sternens böhen nicht von den Grenzen der Ausficht, (dem bürgerlichen Horizont) an rechnen, Uns Göttingern koͤnte alfo der Weißner und alle die füdlichen Gebürge einftürzen, ohne daß dadurch die Höhe der Sterne nur um eine Se cunde vermehrt würde, Auf der See bedient man fich zwar der Grenze der Ausficht, aber nicht ohne Verbeſſe⸗ rung, deren diefes Hülfsmittel unter gewiffen Umftänden bedarfe Man fagt, ein Stern befinde fich im Hori⸗ zont, wenn eine gerade Linie von ihm nach dem Auge gezogen einen rechten Winkel mit der durch das Auge gehen⸗ den Berticallinie macht, er befinde ſich nun in der Grenze der Ausficht oder nicht, Diefes war Kine FINN ers 1349 Ferner bat zwar Herr Ziehen recht, wenn er fagt, die Capella nähere fich dem Scheitelpunkt (jetzt opngefähr 5 Secunden des Jahrs,) allein diefes ift nicht blos eine Eigenfchaft der Eapels fa, fondern unzähligerrandern Sterne, und bei einer unzäpligen Menge findet gerade das Gegentheil ftatt, fie näs bern fich den Horizont, alles nach fo laͤngſt ſelbſt Schülern befannten Ger feßen , daß man auf 1000 Jahre vors aus beftimmen fan, wo fie ſtehen wer⸗ den. Hätte Herr Ziehen ftart feiner Capella, die, der Himmel weiß warum, im Buch Chevila fteht (wielleicht der großen Ashnlichfeit zwifchen Capella, Chevilla, Sibylla und Cabbala we: gen), den weit fhöneren Sirius be: trachtet, fo würde er gefunden haben, daß der fih dem füdlichen Horizont nähert, fo wie fich feine Capella davon entfernt; alfo eben fo, wie Herr Zie: ben aus der Capella beweißt, daß das füdlihe Deurfchland gefunfen fen, eben fo laͤßt fich aus dem prächtigen Sirius und unzähligen andern bemeifen, daß es fich gehoben habe, Diefes ift die zweite Abfurdität. Ferner fagt er, die Capella erhübe fih im Meridian des Niederrhein. Hierin ift gar kein Menſchenverſtand mehr. Die Erbe; bung der Capella befteht in ihrer ver: größerten nördlichen Nbmeichung, und alle Derter in der ganzen Welt, denen fie füdlich von ihrem Zenith eulminirt, ſehen fie dadurd) höher. Diefes ift die dritte. Naͤhert fih endlich die -Capella dem Pol, fo wird fie fich bei ihrem untern Durchgang durch den Hrn, Superintendenten Ziehen zu Zellerfeld. 13509 Meridian auch vom nördlichen Hori⸗ zone entfernen, das heißt nach Here Ziehen müßte auch der nördliche Hos rizont, fo wie der füdliche, geſunken ſeyn. Diefes ift die vierte, Er fagt, auf der füdlichen Halbkugel fey es Deswegen Fälter, weil die Sonne auf die eingefunkene Erde fchiefer aufz feine, Allein verſteht man denn die Sache nit fo: in Gegenden, die im Sommer hier und im Sommer dort die Sonne gleich hoch am Mittage fer ben, ift es auf der nördlichen Halbeus gel wärmer als aufderfüdfichen? Se ben fie aber die Sonne glei) hoch, fo fcheint fie auch gleich fchief auf. Das ift die fünfte. Die magnerifche Materie, fagt er, fteöhine fonft auf unferer Halbkugel von Mittag nah Norden, bekomt aber dafelbft (bei Bulfanen), eine veräns derte Richtung , fie ſtroͤhmet von oben nach unten, Diefes ift die fechfke und fiebente, Denn firöhmt die magnes tiſche Materie auf unferer Halbkugel von Süden nach Norden, fo ſtroͤhmt fie auch auf der andern Halbkugel fo. Dover giebt Herr Ziehen der Erde zwei Mordpole, und heiße, die Gegenden um die Linie Suͤden? Auch Bei ung ſtroͤhmt diefe Materie, wenn fie über haupt ſtroͤhmt, von oben nach unten, etwa unter einen Winkel von 73 Graz den, und mehr als beim Vefuv, Doch ich werde müde, folche Abge⸗ ſchmacktheiten zu widerlegen, und fchä: me mich, indem ich dieſes ſchreibe, wenn ich bedenfe, daß vernünftige Leu⸗ te glauben mögten, ich habe jie aug 4912 eigneg 1351 eigner Ueberzeugung einer ernftlichen Widerlegung werth geachtet, Ich folgte aber blos dem Bitten einiger Bekannten, Schfege nur noch hinzu, daß es mir nicht fehwer fallen folfte, die Zahl der Abgefchmacktheiten diefer in aller Nückficht elenden Brochüre, bis auf 20 und 30 zu vermehren, wenn ic) es der Mühe werth achtete , fie ges nauer durchzugehen. Alfo, da ftürs zen nun die Weiffagungen des Herrn Ziehen dahin, und Europa fteber feft. Allein feine Weiffagungen find doch zum Theil eingetroffen, fagt man. Eingetroffen? Was ift denn eingetrof: fen? Er weiffagte einen Erdbruch, durch welchen Mähren von Defterreich und Tyrol, Böhmen von Bayern, die Alpen von Deutſchland, Frankreich und die Niederlande von Dentfchland”ic. ꝛc. getrennt werden folten; daß das Waffer im Canal fo vertrocknen wuͤr⸗ de, daß die Flotten auf den Grund würden zu fißen fommen. Und nun ereignet ſich eine Pleine Erderſchuͤtte— rung am Nhein, Was? der Mann weiffagt einen allgemeinen Krieg, und hun glaubt man, feine Weiffogung fen in Erfüllung gegangen, wenn fih ein Paar Bauern klopfen. Er feßt auf eine Duaterne nach beflimmten Auszügen, und denft er fen ein Pro: phet, wenn eine einzige Nummer das von aus dem Gfücksrad kommt? Am Rhein find die Erdbeben nichts weni: ger als felten, und mit einem gemiffen Spielraum von Zeit laffen fie fich wohl vorher fagen. Jeder, der eine Ambe im $otto gewinnt, iftein größerer Pros phet als Herr Ziehen, Ueber die MWeiffagungen des verfforbenen 1352 Auffallend ift es. den Herren Herr aus gebern, daß Herr Ziehen feine Nuss fage mit einem Eid habe erhärten wol len. Fürwahr, diefes Urtheil der Herren Herausgeber ift fehr auffallend, Herr Ziehen war ein redlicher Schwär: mer, fein Berrüger, wie Schröpfer, er wolte alfo nur mit. dem Eid erhär: ten, was ihm jeder, der fein Buch lieft, und ſich auf Phyſiognomik des " Stiel verfteßt, gerne one Eid glaus ben wird, nemlich daß er alles felbft glaube, was er da fage, und mehr konnte ernichts damit erhärten; wolte er Durch einen Eid erhärten, daß das füdliche Deutſchland allmählig finke, weil die Capella fich erhebe, fo hätte er wider Vernunft und Geometrie ge⸗ ſchworen. Nun genug hiervon. Meine Leſer werden mir vergeben, daß ich eines bereits verſtorbenen Mannes Buch fo hart angegangen babe, da er fich nicht mehr vertheidigen fan. Allein feine Säße laſſen fich nicht vertheidigen. Ich würde, wenn er noch lebte, eben fo gefchrieben haben, nur hätte ich vielleicht alsdenn noch binzugefeßt: wie Fonten Sie, als ein rechtfchaffes ner Geelforger, ohne einen einzigen der Sache fundigen Mann zu befras gen, eine folhe Schrift ins Publifum geben laffen, die den Untergang von 7000 Drtfchaften verfündigt, die alfe taufende defto unrubiger machen wird, je gelehrter und je rechtfchaffener Sie find, der fie fehrieb. Wie Fonten Sie, der über die Gemuͤther ihrer Gemeins de wachen, und wider den — en 1353 ben derfelben ftreiten fol, fih auf dies fe Weife in Gefahr fegen, der Schußs patron alles Aberglaubens zu werden, denn der Unwiſſende der glaubt, Sie baben hier demonſtrirt, wird glauben, ein anderer koͤnte vielleicht andern abergläubifchen Unfinn demonftriren, Sie haben freilich geglaubt, Sie häts ten alles demonfteirt, und Ihr Sa fey eine phyſikaliſche Entdeckung. Al: lein eine fo wichtige, ſchwere und ger faͤhrliche Eutdeckung muß fein ver: Götringen, den 26ten Sept, 1780. Hrn. Superintendenten Ziehen zu Zellerfeld. 1354 nünftiger Mann befant machen, ebe er Leute, die der Sache auch gewachs fen find, darüber befragt hat. So ohngefaͤhr würde ich ihn angeredet haben, jeßt mögen diefe Worte feiner Nachahmer wegen bier ſtehen. Herr Ziehen hat auch) geweiffaget, daß mans cher bei feinen Buch lächeln würde, Diefe Weiffagung ift richtig eingetrofr fen, und gewiß befinder er fich jegt vor Gott mit unter der Zahl. ©. €, Lichtenberg. Das Leben des Artedi. Stat ſua cuique Dies, breve & irreparabile tempus Omnibus eſt poſitum: Famam extollere factis Hoc virtutis opus - - = *. enn wir das Leben dieſes Natur⸗ forſchers zu beſchreiben unters nehmen; ſo ſtellen wir dem Leſer nicht das Bild eines glaͤnzenden und von Gluͤck und Ruhm gekroͤnten Mannes vor Augen: wir zeigen ihm vielmehr einen in der Eingezogenheit und für die Nachwelt gefchäftigen, bei feinen gebzeiten wenig befanten und von mans herlei Widerwaͤrtigkeiten zu Boden gedrückten Gelehrten, deffen Ruhm und Berdienfte gleichfam erft aus ſei nem Grabe bervorzumachfen fchienen, Es ift Arredi, dem unfre Danfbar: feit ihren aufrichtigften Zoll bringt, deffen Gruft wir ung nähern, um dem berühmten Todten unſre Liebe, unfte — Aen. X. 468. = et unſre Bewunderung zu beweifen. Und wenn es wahr ift, daß das mit dem Schickſal ringende und fiegende Verdienft von je her die geheime Kraft und ven innern Reiz bes feffen hat, für fich einzunehmen und und unfre auftichtige Theilnehmung zu erregen; fo wird ihm Niemand mit uns dieſe Pflichten verfagen, noch die Nachwelt feinem Schatten die Unfterbs lichkeit abfprechen Pönnen, Dies ſey die Vergeltung, Dies die Belohnung des Mannes, dem Feine, fo lange er lebte, zu Theil wurde; ein nicht fels tenes Schickſal derjenigen Männer, die, indem fie gegen die Spiele det Eitelkeit und des glänzenden Nichts Daggz ents 1355 Das Leben - entweder unempfindlich oder zu groß find, ſich Fieber in füch ſelbſt zuruͤck zie⸗ ben, als dem großen Haufen ſich eins verfeiben wollen. Unter diefe Zahl gehöre der Mann, defjen Leben wir befchreiben: im fich felbft zog er fi zurück, und feine einzige Bertraute war die Natur, She allein weihere er ſich, und aus ihrem Schooße famlete er zu einer herrlichen Krone die Perlen: müpfam famlete er fie: aber zum ewi⸗ gen Ruhme ſchmuͤckte die Göttin da- mit das Haupt ihres Lieblings, der nunmehro damit befränzt unter jenen großen Geiftern der Bor: und Nach— welt hervorflicht, die ihr ganzes Leben dem Dienfte derfelben gewidiner haben und unermidete Redner diefer Tochter Gottes geworden find. Uber laſſet uns den Mann von feinen zuften Zu: gendjahren betrachten. Petrus Artedi wurde im Jahre 1705 den 22ten Febr, alten Stiels in einer von Schwedens nördlichften Pro: pinzen, in Ungermannland geboren. Er ſtammte ans einem alten priefterlis chen Gefchlehte ad. Sein Vater Glaus Artedi war damals Prediger Bei der Kirche zu Anundfiö, und feine Mutter Helena Siden, eine Tochter des Koͤnigl. ſchwediſchen Hofpredigers Petrus Siden. Sein Großvater päterlicher Seite war Prediger bei der Gemeinde zu Nörmlingen gewe— fen. Schon in den Kinde keimte, und in dem Juͤnglinge blühete die Fünftige Wiffenfchaft. Uber die Na: tur mußte eilen und eine Ausnahme machen, wenn die Welt die Föflliche des Artedi. 1356 Frucht eines Baumes fehen follte, den in feinem fchönften Wachsthum ein plößlicher Sturm umriß. Seine El tern beflimmten ihn zur Gottesgelehr⸗ famkeit: aber nicht fein Genius, Fruͤhzeitig führte ihn diefer auf die Scenen der Natur, zu den Schäßen der Flora und an die Geftade der See, um, mie fich der Herr von kin- nee, von dem wir bie Data zu Diefer Beſchreibung entlehnet baben, aus: , drückt, die neptunifchen Schaaren ſchwimmen zu ſehen und kennen zu ers nen, Schon als Knabe und in der Bluͤthe feiner Geſundheit beeiferte er ſich um die Kenntniß derjenigen Pflans zen, die den Schwachen ftärfen und den Siechen heilen. Auf diefem Aber ge und durch einen geheimen natürlis chen Trieb hingeriffen, warf er fich noch in dem zarteften Alter der edels fien und wohlthaͤtigſten Wiffenfchaft in die Arme, In feinem eilften Jahre fandte ihn fein Vater, der unterdef fen als Prediger nad Nörmlingen bes rufen war, auf die Schule zu Hernoͤ⸗ fand. Hier opferte er die Spiele der Jugend feiner unmwiderftehlichen Meis gung zu den Pflanzen und Fifchen auf. Ya, wer follte es von einem Knaben, der kaum die lateinifche Sprache vers ftebt, vermurben, daß er fchon an den Werfen der Scheidefünftier Ger ſchmack undBergnügen findet? Gleich⸗ wohl gefchahe dies, und fchon damals übte er fich in einer Kunft, welche, da fie die Beftandtheile der natütlichen Körper vor Augen legt, dem Natur⸗ forſcher unentbehrlich ifl, Von der Säule 1357 Das Leben Schule und dem Gymnaſium zu Her⸗ nöfand gieng er 1724 auf die Univer: fität zu Upfal, woſelbſt er fich noch: mals zu überwinden bemühete, dem Willen feines Vaters zu folgen, und die Gottesgelehrfamkeit in DBerbins dung der Weltweisheit zu fludieren. Denn diefe, glaubte er, müßte billig eine jede andere Wifjenfchaft begleiten, wo nicht ihr vorangehen, wenn unfre ‚Begriffe den Sachen entfprechen foll: len. Sie ift gleichfam der Leitftern, welcher die Tiefen der Wiffenfchaften erhellet, und der Faden, vermittelft deffen mir die Labyrinthe derfelben glücklich ducchwandeln fönnen. Se Doch es waͤhrte nicht lange, als feine nur auf kurze Zeit eingefchläferte Neis gung zur Chemie zuerft wiederum aufs wachte und rege wurde. Es fand fich jeßt Niemand häufiger in den Hörfä: len und bei den Defen der Scheide: fünftler ein, als er, der die Gottes: gelehrſamkeit nie weniger als jeßt mit feinen Wünfchen uͤbereinſtimmend fand, Auf der Leiter der Natur woll: te er fo hoch hinauffteigen, als es ihm möglih war, um auf diefem Wege die Lücken auszufüllen und die Außer: ſten Örenzen jenerunabfehnlichen Kluft zu entdecken, wo eine nähere Offenba: rung, ung ihre wohlthaͤtige Hand anı bietet. Es mar vergebiich, daß er fich jeßt noch die Liebe zur Erforfchung der Natur zu befiegen Mühe gab: ihre Reitze hatten ihn einmal zu fefte an fich gezogen, um nicht allem andern zu entfagen und fich ganz einem Gefchäfte au überlaffen, dem er ſich auch durch des Artedi. 1358 die firengfien Ermahnungen feiner El⸗ tern nicht zu entziehen im Stande ber fand. Auf folche Weife mußte endlich fein edler Geift dem innern geheimen Verlangen nachgeben und der umfonft befteittenen Begierde unterliegen. Die Natur felbft trieb ihn zu derjenigen Wiſſenſchaft an, deren fpecufativifcher Theil fih in das wmeitläuftige Gebiet der Weltweisheit und der Naturkuns de verlieret; mit einem Worte, er ließ fich in die Geheimniſſe der Arzeneiwif- fenfchaft führen, worin er vermittelft einer Föniglichen Unterfiügung folche fHnelle Schritte that, daß ihm ein je: der auf der dafigen hoben Schule den Vorrang hierin überlaffen mußte, Bis dahin hatte er wenige widrige Vorfälle empfunden: jetzt betraf ihn der erfle, der Tod feines Vaters, Er Fam eben noch früh genug um den legten Segen des Sterbenden zu em: pfaben und ihm feine Findliche Pflicht zu beweifen, Während feiner Abweſenheit war Linnee von der Akademie zu Lund nad) Upfal gereiſet. Fragte er hier nach Jemanden von vorzüglichen Tas lenten und Einfichten, fo wurde ihm einftimmig Urtedi genannt. . Kaum war diefer auch von Haufe nach Upfal zurückgefommen, als Unnee denjenis gen perjönlich zu Fennen brannte; für deſſen Charakter und Wiffenfchaft er ſchon vorher mit der größten Hochadh: tung eingenommen war. „Sein Körs per, fagt er, war lang und bager, fein Haar lang und ſchwarz, und fein gan: zes Wefen glich aus dem Gemälde zu ur⸗ 1359 urebeilen dem Joh. Ray, Er war willfäßrig.und dienftfereig, ſcharfſin⸗ nig und in feinen Urtheilen obgleich nicht der fchnellefte, doch fertig ,-rich: tig und ſtetig; von bewährter Treue und Redlichkeitz in feiner Freund: ſchaft ftandhaft und unveränderlich.,, Ein folcher edler Charakter, ausge ſchmuͤckt mit allen den Talenten, wel- che die milde Hand der Natur in ihm gelegt, und die fein unabläßiges Bes ftreben zur höchften Vollkommenheit gebracht hatte, Güte des Herzens, Harmonie in den Neigungen, ein gleich: jäßriges Alter und ein gemeinfchaftlis cher Zweck, wie mußten nicht alle diefe Eigenfhaften den bewundernden Lin: nee bezaubern, mit welcher Wonne ihn erfüllen, den größten Schatz einen edlen und geleprten Freund, im Artedi ger funden zu haben! Zu wenig find dieſe Eigenfchaften in Einem Manne ver: einiget und zu felten trift ein folcher den barmonirenden Freund. Die Na: tur war in einem Stücke geiziger als hierin: aber es ift auch das hoͤchſte Geſchenk das ſie geben kan. Noch bricht die Freude aus Linnee's Feder bei Erzählung ihrer engen Freund: fchaft hervor; noch hauchen feine Worte die Wärme feiner Empfinduns gen, noch entzückt ihn das füße Anger denken, noch fehnet er ſich nach feinem Berlufte zuruͤck. Und wen wird Dies wundern, den einmal in feinem Leben Die Fortfeßung folgt Fünftig. Das Leben des Artedi. 13060 das Gluͤck fo Hold angelächelt Kat, ipn einen dergleichen Freund finden zu laffen, und erzüent ibm denfelben wiederum zu entreiffen? „Er, ruft Linnee aus, war mein Teautefter, ich der feinige! O, wie oft und mit welcher Wolluft Haben wir beiderfeits die erfien Knoſpen der bervorbrechens den Freundſchaft bewundert! o, wie oft hat ung die Uebereinſtimmung un: ferer Gemuͤther entzückt!,, Das Leben des Artedi ift zu genau mit dem Leben des Linnee verfmüpft, und ihre beiderfeitigen Berdienfte find zu fehrin einander gewebt, als daß wir dieengen Bande trennen fönten, Der Mame des Herrn von Linnee wird daher Öfterer in dieſer Beſchreibung vors fonmen. i In ihren Neigungen, worunter wir bier die Richtung der Geiftesfraft vers ftehen, trafen beide Männer vollkom⸗ men überein; aber in ihrem Charakter, oder in der durch die Vernunft feftges fegten Eigenfchafr ihres Herzens, war ren fie mefentlich verfchieden. Weit entfernt aber, daß dieſe Verfchiedens beit der Befeftigung ihrer Freundfchaft und dem Fortgange ihrer Unternebs mungen im Wege ftand, wurde fieviel: mebr durch ihren Berftand geftimmier, in die fanftefte Harmonie aufgelöfer, Sie war gleichfam der Sporn der beide zu einem edlen Wetteifer ans reißte, A a u ET 1361 ge 2 1362 Hannoveriſches Magazin. g6tes Stuͤck. Freitag, den 27ten October 1780. — — —— — Das Leben dis Artedi. (Fortſetzung.) rtedi zeichnete ſich vorzuͤglich durch feinen geſchaͤrften Ver: ſtand aus, der der Einbil: dungskraft nichts überließ, mas er ihr rauben konte; und daher ift der we: fensliche Charafter feiner Schriften, Gründlichkeit und Wahrheit. Aus eben der Lirfache find fie nicht mit den Blumen des Wißes gefchmückt noch mit Hypotheſen beläftigee. Sein Yu: ge drang bis in das Weſen und in das Mark der Dinge, Dies befchrieb er, dies that er Fund und befüimmerte fich nicht um den Schmuck, weil die Wahr: beit feines Schmucds bedarf. Er war in allen Stücken fehr ernfihaft und vorfichtig, und in feinen Obfervas tionen Außerft forgfältig und bedaͤcht⸗ lih, wobei er um fo langfamer zu Werke ging, je genauer und pünftlis her er alles ſehen und niederfchreiben wolte; und wiewol er mit Hiße eine Sade angrif, fo wurde er doch bald bei ihrem Fortgange wiederum der Paltblütige und hartgläubige Unterfu: er, Linnee hingegen war von Na: tur muntrer und aufgeweckter ; feine Einbildungskraft hob feinen Verſtand bis zu einer gewiſſen Höhe, von wel; der er die Dinge in einem meitern Umfange und mit mehrerer $eichtig: feit betrachtete tınd überfahe. Er fa: be von diefer Höhe weiter als Artedi, aber nicht allemal fo fiharf und fo wahr, Er mar in feinen Urtheilen und im Ausführen bebender und fchnel: ler; aber nicht allemal fo präcis und puͤnktlich. Aus ihren Obfervationen verftanden fie beide gleich gut die Re— fultate zu abftrabiren und die Geſetze der Natur zu offenbaren. Der engen Verbindung und den ge: meinfchaftlichen Arbeiten diefer Maͤn⸗ ner bat es die Naturgeſchichte zu ver: danfen, daß ihre über den ganzen Erd; boden und in deffen tiefem Schooße, in den Gewaͤſſern und in den Lüften seit umber zerfireuete und fo mans nigfaltig vertheifte Gegenftände nun: mebro wiſſenſchaftlich und im einer folhen Ordnung aufgefteller find, daß das Aehnliche zu dem Aehnlichen, das Verwandte zu dem Berwandten, und das Nahe zu dem Naͤchſten gefeller ift. Rrer Denn 4 Das Leben Denn vorbero lag noch das meifte in dieſer Wiffenfchaft und inebefondere in der Zoologie in den Schriften der Marurforfcher zerftrent und ohne Ord— nung durch einander. Die Älteren un: ter ihnen begnuͤgten fich blos mit ein: zelnen Befchreibungen und bekuͤmmer— ten fid wenig um foftematifche Ein: theilungen, die bei gehäuften Gegen: Händen doch fo unumgänglich nöthig find: und wenn fie ja ohne derglei: hen nicht ganz binfommen FPonten, fo waren fie doch zu fehr von der Oder; fläche genommen, zu willführlich und zu wenig mit einander verbunden, daß es beinahe fo gut als gar Peine gab. Ewig und umveränderlich find die Geſetze der Natur ihnen, auf die Spur zu Pommen ift die Abficht des ſyſte— matifchen Maturforfchers, und fein Syſtem ift nichts anders als die Darı ftellung ihrer Geſetze. Ye mehr dev; felben Bervorgezogen find, defto voll: kommner ift jenes. Manche fprechen zwar viel von einer zu großen Vorei— ligkeit in Nückfiht auf die Syſteme der Natur. Aber wer ift im Stande ihre unendliche Mannigfaltigkeit zu überfchauen, bevor er nicht durch eine Fünftliche Methode dazu vorbereitet ift? Denn unfer Berftand ift nun einmal alfo eingefhränft, daß wir nicht an: ders als an der Hand der Kunft durch die uns umgebenden Labyrinthe und durch die tiefen Finfterniffen hindurch arbeiten Fönnen, ehe wir die Natur und die Wahrheit in ihrem reinften Lichte zu ſehen fo glücklich find, In 1363 diefer Abſicht und zur Beförderung des Artedi, 1364 diefes großen Unternehmens ift die Eintracht beider Männer am meiften zu beiwundern, und jede Seite ihrer Werke redet, vavon. Es wicd einiger: maaßen wahrſcheinlich, daß Artedi zuerft anf ein ſolches Syſtem in der Maturgefchichte bedacht war, und feis ne Ideen und Grundfäge, worauf es beruhen müffe, dem Herrn Linnee mits theilte: wenigftens erregt das früßer ausgearbeitete, obgleich nicht fo früß befanne gemachte artedifche Werk und insbefondere feine Philofophia ichthyo- logica, fo wie die große Webereinftims mung der linneeifchen mit den artedis fchen Regeln diefe Bermuthung, Fe doch wollen wir hierin nichts entſchei⸗ den, fondern ung vielmehr mit jedem Maturforfcher über den erwünfchten Fortgang diefer beiden Männer freuen, welche die natürlichen Körper zuerft gleihfam fachweiſe und in einer fol hen lichtvollen Ordnung dargeftellet haben, daß unfer Furzfichtiges Auge ihren weiten Umfang nunmehro im Ganzen zu überfepen im Stande ift. Vorher bewunderte man, jegt kennt man zugleich die Öegenflände der Na: tur; die unfer Gedächtniß uͤberhaͤu— fenden Namen find durch die foftemas tifchen Eintheilungen erleichtert, die . Charaftere unverkennbar und bis zu ewigen Zeiten fefte gefeßt; die vorher fo ungewiffen und aus Mangel aus; drücklicher Kunftwörter fo ſchwanken⸗ den und erfchwerenden Synoymen aus dem Wufte der alten Schriftfteller ang Licht gezogen, und man ſieht jegt auf einen Blick wie und wo diefeg oder jenes 1365 Das Eeben jenes Subjekt von den äfteflen bis auf die neuern Naturforscher benannt und befchrieben if. Mir einem Worte, die Naturaefchichte iſt durch fie zuerft wiffenfchaftlich behandelt, und durch Grundſaͤtze befeftiget worden. Die Folgen und die Wirdungen, die eine genauere Kenntuiß dernatürlichen Kör: per auf das ganze Gebiet der Wiffen: ſchaften, ja ich mögte fagen auf das ganze menfchliche Leben, und auf die Verberrlihung ihres Urbebers fat, find unendlich, und auch nur die aller: michtigften bier zu nennen viel zu weit: länftig. Und wen baben wir diefe befferem, diefe wichtigeren Kenntniffe zu verdanken? Matürlich der großen Er. leichterung, welche eine ſyſtematiſche Eintheilung zuwege bringt. Und wem dieſe ?Den gemeinſchaftlichen Arbeiten eines Artedi und Linnee. Bon ſolcher Wichtigkeit wurde al; fo der Mann den folgenden Zeiten, und die Erfindung feines-Syflems, das zwar eigentlich nur auf einen einzigen Theil der Naturgefchichte abgefeben ift, ein Beifpiel, eine Diegel, ein Mu— fter für die Behandlung der uͤbrigen. Gluͤcklich überftieg alfo diefes feltene Genie einen Berg, den vor ihn ein Jeder für unerfteigfich bielt und nur am Fuße die fieile Höhe bewunderte, So wie aber beide Männer den fes ften Entfchluß gefaßt hatten, Drdnung und Licht in die Gefchichte des Natur: reiche zu bringen , und den Muth be; ſaſſen deffelben labyrinthiſche und dor: nichte Gaͤnge zu durchwandeln, zu ebnen, den Nachfolgern Merkzeichen des Artedi. 1366 aufzuſtecken und einen ſichern Faden zu knuͤpfen: ſo trat Jeder von ihnen ſei⸗ nen beſondern Weg an, und theileten gleichſam das weite Feld unter ſich. Beide ſtritten eine Zeitlang um die ſy⸗ ſtematiſche Kenntniß der Fische: „aber ich mußte ibm, ſagt Linnee, fo wohl bierin, als in der Gefchichte der Am— phibien, den Borrang laffen; wogegen er mir wiederum von feiner Geite die Geſchi Se der Voͤgel und Inſekten abtrat., In der Mineralogie und in der Gefchichte der Säugthiere thaten fie gleiche Schritte, und in der Bota⸗ nik und Chemie, als worin beide gleich lauge gearbeitet hatten, theileten fie fi$, fo daß Artedi'n dieſe und Linnee’n jene, doch mit Ausnahme der Familie der Dolden tragenden Pflanzen (um- bellifers) zufiel, als welche jener für fich behielt. Es ift angenehm vom Herrn von Linnee diefen edlen Wert: ftreit erzaͤhlen zuhören: denn der felbft große Mann verrückte nicht andrer Berdienfte um fi in das Licht zu ftellen, noch glänzt er mit erborgtem Schimmer, Das Leben eines Naturforfchers ift nichts weniger als ein ruhiges, es ift das gefchäftigfte Leben von der Welt, In Wuͤſteneien fo wie auf blumich— ten Auen, auf den Klippen der höchz ften Gebirge, fo wie in den unterits difchen Tiefen, an den Fluͤſſen, Suͤm— pien, Seen und Meeren, fo wie in den Wäldern, Wieſen und Feldern, allents hatben, — ja mit Urgusangen muß er ſtudiren, wenn er in feiner MWiffen: fihaft groß werden und diefen Namen Rrrr a mit 1367 Das Erben mit Recht verdienen will, Artedi und tinnee, von dem Nutzen einer folchen Art zu fludiren vollfommen überzeugt, faben es wohl ein, daß Upfal für ihre Abfichten zu Plein und zu eingefchrenfe fen: und ob jener zwar einen großen Theil von Schweden ſchon durchrrifet war; fo war er doch nur dadurch um fo begieriger geworden, auch unter an dern Klimaten und in einem weitläuf- tigen Umgange die Natur zu betrach: ten und diejenigen Säle zu fehen, wo aus fo manchen Erdftrichen die Schäße derfelben gefammelt find und den Zu: gängen der Liebhaber offen ftehen. Beide Fonnten fi des Ausbruchs der Schmerzen nicht enthalten, daß das Gluͤck ihren Abfichten fo wenig guͤn⸗ ftig fen und fie ihres dringenden Anz fuchens ohngeachtet, die in Upſal zum Behufder Wiffenfchaften ausgefegten Legate nicht hatten erhalten koͤnnen. Insbeſondere fehmerzte es Artedi’n, dagerfich ganze zehn Jahre an einem Orte habe aufhalten müffen, Artedi’n, deffen Gegenftand die ganze Natur war. Auf folche Art ſtritten fie lange mit ihren aͤußern Gluͤcksumſtaͤnden, und lange dauerte es, bis fie Über die mancherlei Schwierigkeiten fiegten und jeder von ihnen feinen befondern Weg antrat. Bei ihrer Trennung errich, teten fie gleichfam ein Tejtament, ver: möge deffen der Ucberlebende des Ver: ftorbenen Manuferipte und Samlun: gen empfangen und durch den Druck bekannt zu machen verbunden feyn follte. So fchieden fie wehmuͤthig und in Thränen von einander, Linnee reis des Artedi, 1368 fete durch Norwegen bis in das ent: ferne Lappland und Artedi nad) Engs land, zu welcher Reife ihm feine bei: den Schwäger, der Paftor tiungberg und der Kaufmann Biur nach ihrem Vermögen behülflich waren. Waͤh— rend feines Aufenthalts in Upfal war Artedi ein guter Humanift, ein gelehr: ter Ppilofoph und ein gruͤndlicher Arzt geworden, „Er befaß, ſagt Linnee, eine fcharfe Beurtpeilungsfraft, eine tiefe Gelehrſamkeit und eine vortrefli⸗ he Suade, fo daß Jedermann, der ihn fannte, ihn auch feiner vollkom— menfien Hochachtung würdig ſchaͤtzen mußte. ,, Von Stockholm aus trat er daher im Sabre 1734 im September feine Reife nach England an. Er battebier das weiteſte Feld feine Wißbegierde zu ſaͤttigen, und beſonders in der Fifchs Funde feine Kenneniffe zu bereichern. Er genoß in der Hauptſtadt diefes Kb: nigzeichs die Freundfchaft der angefer benjten Gelehrten und vorzüglich des beruͤhmien Sloane, deffen Güte und Leutſeligkeit gegen ibn er flets mit vies ler Danfbarkeit verehrte; fo wie er auch überhaupt durch diefe Reife einen großen Begrif von der englifchen Nas tion gefaßt hatte. Mach einer reichen Ernte von allerhand Bemerkungen in Abſicht auf die Naturgefchichte reifete er von da nad) Holland und fam in Leiden an. Hier ſchien ihm das Gluͤck guͤnſtig zu werden, indem es ihm gleich bei ſeiner Ankunft ſeinen beſten Freund Linnee, und zwar auf eine unvermuthe⸗ te und laͤngſt nicht erwartete Weiſe, in die 1369 Das Erben die Arme führt, Denn die Entler genbeit der Länder und beiderfeitiger ungewiſſer und veränderlicher Aufent⸗ balt hatte einen Briefwechfel unter ihnen unmöglich gemacht, In Thrä: nen zerfloffen fie bei ihren erften Um: armungen und gegenfeitigen Erzaͤh— lungen ihrer gehabten Vorfälle. Ar: tedi wiünfchte bier zwar die höchfle Würde in der Arzneimiffenfchaft zu erhalten, aber dem würdigen Manne fehlte auch jeßt das nothwendigſte zu feiner Erhaltung. Sorgen und Kum— mer, die einen Mann von Gefühl und Bewußtſeyn eines innern Werthes bei fo reinen, fo gemeinnäßigen und meit ausreichenden Abfichten doppelt märtern, und bis zum erlöfchen die Flamme des Geiftes zu erfticfen fähig find, umringten ihn von allen Seiten. Diefes war die Urfahe, warum er ſich nad Haufe zu reifen entfchloß. Und mögte er dies gethan haben! er waͤre vielleicht dem bevorftehenden Uns glück ausgewichen, er wäre vielleicht länger ein Ruhm der Welt und ein Leitſtern in der Naturhiſtorie geblie: ben. Denn auch aus den entfernte: ften Winkeln von Ungermannland würde er feinen Namen ausgebreitet und ein Licht angezlindet haben, das ihn den entlegenften Völkern zu er: kennen gegeben Härte. Uber das Schickſal beſchloß feinen Untergang in Holland, Albert Seba, Apotheker in Am⸗ ſterdam, ſchon ein Greis und eifer- ſuͤchtig auf ſeine Naturalienſamlung, die damals in Anſehung des Thier⸗ des Artedi, 1370 reichs nicht ihres gleichen hatte, are beitete eben um diefe Zeit an der Aus—⸗ gabe feines Thefaurus rerum natura- lium, wovon die beiden erſten Bände von den vierfüßigen Thieren und Am⸗ phibien fertig waren. Beim dritten Bande, welcher die Ggfchichte der Fir ſche enthalten folte, hatte er fich den Beiſtand des Herrn Linnee erbeten, welcher aber diefes Anfinnen von fich ablehnen mußte und Artedi’n flart feis ner empfal, Denn Linnee felbft bes fhäftigte fih damals mir der erften Ausgabe feines Syſtems, wobei ipm Artedi in Anfehung der Klaffe von den Fifchen die von ihm ausgearbeite: ten natürlichen Ordnungen famt den Gefchlehtsmerfmalen, fo wie auch die von ihm zuerft erfundene Abrheis lung der Familie der Doldentragens den Pflanzen nach den Hüllen (invo- lucrum Jmittheifete, als welche er nach Vollendung feiner ichthyologifchen Werfe annoch vollftändiger und Pritis ſcher auszuarbeiten Willens war. In der Lage und in den Umftänden, worin fich Artedi befand, war «8 Linnee etz was leichtes, ihn zu einer Reife nach Amfterdam zu bereden,, wo er fich bei der Beförderung des febaifchen Ißers kes eine feinen Verdienſten angemeffe: ne Belohnung verfprechen könne, Er folgte auch würflich dem Rathe feines Freundes, und Seba felbft gericch in Berwunderung einen Mann zu fins den, dem es Fein andrer in der ſyſte⸗ matifchen Behandlung der Naturges fhichte zuvor und in der Fifchfünde gleich that. Mit Vergnügen überließ Rrrr 3 er 1371 er ibm daher die noch rückftändige Arbeit. Der edle und uneigennüßige Artedi war hiebei auf nichts weniger, als auf feinen Vortheil, fondern ein: zig und allein auf die Erweiterung der Wilfenfchaft bedacht: Seba aber be faß einen dem _feinigen gerade entge gen gefsgten Charakter, Indeſſen brachte er die Gefchichte der Fifche nad) ihren Gefchlechtern und Gattun— gen, die er famt den Synonymen der Schriftſteller aufs forgfältigfte be— fchrieb, glücklich und zu Seba's groͤß⸗ ter Zufriedenheit bie auf einige wenige zu Ende, Auf felche Art ſahe er fi) genoͤthiget, fremde Werfe zu vollen den, fie mit feiner ganzen Gelehrſam⸗ Feit zui bereichern und fein eigenes dar: über an die Seite zu feßen. Als Linnee mit feinen Unfangsgrüm den von der Kränterfunde zu Stande gekommen war, fo reiſete er nach Ams fterdam, feinem Freunde diefelben mit— zutheifen. „Hierauf, fagt jener, zeigte er mir gleichfalls feine Grundlehren von der Fifchfunde (Philofophia ich- ıhyologica), die er mir nach der letz⸗ tern Abſchrift vorlas und mich verfchier dener mir damals in den Weg fom: mender Umflände ungeachtet nicht eher von fich ließ, als bis er über alle fei: ne ichthyologiſchen Schriften meine Meinung in Anſehung der fufte matifchen Regeln vernommen und gruͤndlich auf meine Zweifel und Ein: würfe geantwortet hatte,“ Zugleich gab er ibm auch die Verficherung, als les das jeinige nach Endigung des fer baifchen Werks noch einmal zu üben; Das Leben des Artedi, 1372 ſehen, auszufüllen und Holland nicht eher zu verlaffen, als bis alles abge: druckt wäre, „Er hielt mich, fährt Linnee fort, ungewöhnlich lange bei ſich auf, und zwang mich, beinahe über meine Zeit bei ihm zu bleiben, gleichfam als wenn er die Ahndung gehabt hätte, daß diefe unfre letzte Un⸗ ‚serredung feyn follte, tınd aledenn — o, wie fehr hätte ich fie zu verlängern gewuͤnſcht!“ Einige Tage nach Linnee's Abreiſe von Amfterdam nach Senden, und zwar den 27ten Sept, 1735 bat ihn Seba zum Abendeffen zu fich. Sie fpeiferen mit einander, und tnter ihren Ge fprächen merkten fie nicht, wie die ſpaͤ⸗ te Macht fie übereilte, Artedi nimt hierauf Abfchied und gebt vergnügt nach feinem Haufe zurüch, Aber er fießt nicht die Gefahr, der er mit ſchnellen Schritten entgegen eilet. Amfterdam ift wie die meiften Städs te in Holland, mit vielen Kanälen, die aus der See hineingeleiter find, durchſchnitten. Diefe Kanäle laufen neben den Hauptſtraßen ber und find ohne Mauer und Geländer. Es ift daher bei fehr finfterer und neblichter Nacht ein Glück, diefen Schlünden des Todes auszumeichen. Denn diefen Namen verdienen fie mit Recht, theils wegen der Menge Menfchen, die ihr Leben darin einbüßen, theils wegen ihrer vielen Ausduͤnſtungen, wos durch fie die buft vergiften. Laͤngs eis nem diefer Kanäle mußte Artedi in der ftockfinftern Nacht vorbeigeben. Und bier war es, wo der vortreflihe Mann mit 13735 mitten in der Blüte feiner Jahre fein Ziel erreichen und die glorreiche Bahn feines gefchäftigen Lebens beſchließen ſolte. Er fälle, und flürzt in die fumpfige Tiefe hinab! Kein Retter komt dem Schreienden zu Hülfe — er finft unter — und flirbt! „So fan, beweinet der zärtliche Sceund des Lin: nee, in der fchönften Blüte feines Le bens und bei der volllommenften Ge fundheit, der Ruhm, die Zierde und der Stolz feier Nation — fo fam Artedi um! So verblühete durch ein zu frühes Berbängniß ein Genie, das ganze Jahrhunderte kaum einmal fer ben! So ging der erfte unter den ch: thyologen im Waffer unter, im Waſ⸗ fer, woran er Zeit feines Lebens feine Luft und Vergnügen gefunden hatte! So fehr misgönnete ein Midriges Schickſal der gelehrten Welt einen Ich⸗ tbyologen , der noch niemals und vom Anbeginn der Welt größer erfchienen war!“ Sein Leichnam wurde ins Hofpital, von da in das Haus feines Wirths, und von hieraus zur Gruft getragen. „Da ich, fährt der oft erwähnte Schrifiſteller fort, den entfeelten und ftarren Körper erblickte; da ich den bitteren Verluſt des beften und fo viele Sabre geliebten Freundes beflagte; da ich feinen fo vielen Widermwärtigfeiten mit meinen Gedanfen nachhing; an fo viele durchwachte Nächte, an fo viele mühfelige Stunden, an fo viele Reifen, an fo viele Arbeiten und Be, ſchwerden mich erinnerte, die der Ent⸗ Das Leben des Artedi, 1374 feelte überfanden, bevor er zu berjer nigen Wiffenfchaft gelangt war, wor: in er es mit jedem um den Vorzug aufnehmen Ponte: fo zerfloß ich in. Thränen. Und da ich diefe ganze Ges lehrfamfeit, die ibm Unfterblichkeit, feiner. Nation ewigen Ruhm, und der gelehrten Welt die wichtigften Vor⸗ theile zumege Bringen Eonte, mit dem Fall ihres Beſitzers zum voraus dahin finfen ſahe: ſo verpflichtete mich die Heiligkeit unfrer Geluͤbde, das getha⸗ ne VBerfprechen zu erfüllen, vermöge defjen der Ueberlebende des Verfiorbe: nen Schriften befant zu machen vers bunden ſeyn ſolte.“ Hier koͤnnen wir nicht umhin, eis nen Zug von Seba zu erzählen, der freilich auf den Charakter des Mannes fein vortheilbaftes Licht wirft. Artes di's Verdienfte um deffen Thefaurus find befant, und deffen beim dritten Bande uͤbernommene Arbeitdas fchäßs barfteam ganzen Werfefür den eigents lichen Naturforfcher, fo daß man auch daher nicht ohne Grund den Wunfch Außern mögte, dieſes in den koſtbaren Folianten vergrabene Stück davon ges trennet und durd) einen beſondern Ab⸗ druck allgemeiner befant gemacht zu fehen, Laſſet uns hören, wie ihm Seba vergalt. So lange als Artedi fich deswegen in Amſterdam aufgebals ten, hatte er fid) niemals von einer Urt Uequivalene für feine muͤhſame Dienfte beim Seba vermerken laffen, noch) weniger war ibm diefer damit zus vor gekommen. Aus der Urfache, und um 1375 um feines nothwendigen Auskommens, war er in die Umſtaͤnde gefeßt worden, bei dem Wirthe, wo er wohnte, ei: nige Schulden zu machen. Grund genug für einen Mann diefer Art, auch nicht das geringfte von den Ma: nuferipten verabfolgen zu laffen, be: vor ibm feine ganze übermäßige For; derung entrichtet wäre. Linnee, mel: cher damals auch nicht zu glücklich mar, Ponte ihm nicht mehr als die Hälfte darauf ausbezahlen und über: ließ ihm den fonftigen Nachlaß feines verftorbenen Freundes für zwanzig Gulden. Allein, es war umfonit, den harten Mann vom Öffentlichen Verkaufe, womit er täglich drohete, zurück zu halten, ja er war ige ſchon im Begrif, feinen Vorſatz aus: zuführen. Su diefer Bekuͤmmerniß gebt Linnee mir der angelegentlichſten Bitte zum Seba hin, ihm die Sum: me zur Abtragung der andern Hälfte der Forderung nur fo lange vorzu: firecfen, bis er felbit das im diefer Abſicht erforderliche Geld aus Schwer den würde erhalten haben: dahinge— gen mögte er, wenn es ihm geftele, die Manuferipte bis zur Wiedererftat: Das Leben des Artedi, s 376 tung als fein Unterpfand annehmen, und nur dahin ſehen, daß nichts da: von wegkaͤme und alles bei einander bliebe. Uber was that Seba? er zuckte die Achſeln mir den Worten, er koͤnne fich unmöglich meße mit der: gleichen Gefchäften befaſſen. So fprah Seba, diefer reiche Mann; Seba — der dem VBerftorbenen fo große Verbindlichkeiten fchuldig war; Seba — von dem Linnee mit Mühe nicht mehr als funfjig Gulden zum teichenbegängniß erbalten hatte, Wars lich, für fo viele Verdienſte eine ſchoͤ⸗ ne und angemeffene Belobhnung! Er gab ihm indeffen den Rath, ven Wirth an dem öffentlichen Verkaufe nichtezu verhindern, weil fodann die Papiere in feines andern als in feine Hände, und zwar um einen deflo ge tingern Preis gelangen follten, je weniger es zu vermurben fen, daß ibrentwegen in Amſterdam Machfras ge gefcheben würde: ein Rath, der jenem zu fehr auf die Spige geftellet und zu verfänglich deuchte, um dems felben trauen zu Fönnen, und die Abſicht daraus nicht errarhen zu follen, Der Schluß folgt Fünftig. 1377: Hannovers Magazin. 87tes Stuͤck. Montag, den zoten October 1780, Das Leben 88 Artedi. — — Schluß.) icht ſelten zeigt eine guͤtige Bors ſicht uns in den mislichſten Umftänden eine unerwartete Auskunft, und Hälfe koͤmt vom Him: mel herab. Kurz vorher hatte Linnee das Gluͤck gehabt, dem berühmten Herrn Georg Eliffort, beider Rechten Doctor, befant zu werden, und die Freundfchaft und Gewogenpeit.. dieſes edlen und gelehrten Mannes zu erhal: ten. In der befümmerteften tage von der Welt, worin er fi) damals we: gen der frommen Sorge um die Aſche feines Freundes befand, nahm er fei: nen Anftand, diefem feinen Gönner die Gefahr, in welcher fi) die arte difchen Schriften durch eine längere Zögerung befänden, vorzuſtellen. Was that diefer großmürhige Mann? Kei: nen Augenblick bedachte er ſich, kin folches Kleinod den unmürdigen Haͤn⸗ den Durch die Bezahlung des ganzen Ruͤckſtandes zu entreißen, und dem An. Linnee ein Gefchenf damit zu machen, der nunmehro feine Geluͤbde zu erfül: len und dem geliebten und unglückti: hen Manne ein Denfmal zu ftiften eilete, das durch alle Jahrhunderte ihn verberrlichen wird, ihn, deſſen geben eine Kette von Arbeiten und Wi: dermwärtigfeiten geweſen war, Go viele Schwierigkeiten Eoftete es, den Namen des Arredi dem drohenden Untergange zu eutreißen, und ein Werk, welches dag erfte in feiner Art ift, und wodurch die Bahn zu einer der dunfelften und am allerwenigften bearbeiteten Theile der Naturgefchichte gebrochen ift, zu erhalten. Wir wollen das Leben diefes Mans nes mit einer Purzen Vorftellung feis ner nachgelaffenen Schriften befchliefs fen, Die der Herr von Linnee unter fols gendem Titel zum Drucke beförderte; Petri Artedi, Sueci, Medici, Ichthyo- logia, fine opera omnia de piscıbus, feilicer:. Bibliotheca ichthyologica. Genera Pifcium, Synonyma fpecierum. Deferiptiones fpecierum. Omnia in hoc genere perfediora, quam anrea ulla. Pofthuma vindicavit, recogno- vit, eoaptavir & edidit Carolus Lin- ozus, Med.D.& Ac.N.C. Lugd. Bat, 1738. Der erfte Theil begreift die Litte— I der Fiſchkunde in fich, 98388 worin 1379 Das Leben worin alle Schriftfteller, die von den älteften Zeiten an bis auf die neuern entweder ganz oder zum Theil von den Fifchen gefchrieben haben, famt einer Mecenfion ihrer Werke vorfonmen, Er war mwillens, diefen Theil meit: läuftiger auszuarbeiten, und die fe bensbefchreibung eines jeden Schrift: ſtellers ſamt der Kritif feiner Werke zu entwerfen, wenn ihm der Tod nicht zuvor gefommen wäre. Man findet bier indeffen alles, was je über die Fir ſche gefchrieben worden ift, hiftorifch zufammen getragen, und bin und wies der kurze Lebensnachrichten und Eritis ſche Bemerkungen, Es ſind 71 Schrift: fteller, mit denen er uns in dieſem Theile befant macht. Im zweiten werden die ſaͤmtlichen Theile der Fiſche, die aͤußern und ins nern nach ihrer Lage, Zahl, Geftalt und Verbaͤltniß mit kurzgefaßten Kunſt⸗ woͤrtern, von denen er eine Erklaͤrung beigefügt, und ihre vorher ſchwanken⸗ de Bedeutung feftgefeßt hat,befchrieben. Diefer Theil enthält zugleich eine allgemeine Anatomie und Phnfiologie der Fiſche. Er lehret ferner darin, was eigentlich ein Syſtem in der Maturgefchichte fen, und giebt die Re— geln und Grundfäße an, worauf es berußen müffe, Er zeigt, mie man die Gattungen nach ihren feinften Abweichungen befchreiben, fie nach allgemein wefentlichen Charakteren in Gefchlechter vereinigen, und die: fe nach überall zutrefienden Haupt: und in die Augen fallenden Merkma— fen in gewiſſe Familien oder Ordnun: gen aufftellen ſolle. Endlich muftert des Artedi, 380 er darin die fchicklichen Benennungen von den tinfchicklichen,, die erwa 3. E. wegen einiger fcheinbaren Aehnlichkeit von Landthieren oder von einigen Their len derfelben genommen, oder zu ſehr und unfüglich zufammengefeßt, oder nicht aͤcht römifch und griechifch war ten, aus, und erfeßt die annoch feh⸗ lenden durch bequeme und zugleich augdräckende Namen. Diefes Werk, fo wie das folgende, bat ihm mit Recht die Ehre des erften ſyſtematiſche Zoo⸗ logen erworben. Sm dritten Theile legt er fein nach denen im vorigen gegebenen Regeln und Grundfägen errichtetes Syſtem vor Augen, und theiler die Fifche nach folgenden fünf Ordnungen ein: In die erfte bringt er alle diejenis gen, welche weiche FZloffen haben oder deren Stralen zwar Prnochenartig, aber doch snichts weniger als ftechend und bart, fondern weich und biegfam find. ( Malacopterygii, Weichfloffer ). Hier ber gehören 2ı Geſchlechter und gr Gattungen. In die zwote feßt er alle diejenigen, welche mit ftechenden Flofs fen bemwafnet, oder deren Stralen kno⸗ chenhart find und ſich in fpiße Sta: cheln endigen, ( Acanthopterygii, Stas helfloffer.). Hicher gehören 16 Ges fhlechter und 77 Gattungen. Zu der dritten zaͤhlet er folche Fifche, welche zwar Pnochenartige Floffen wie die vor tigen, aber feine Knochen an den Kiemenbiättern ( branchiz) befigen, (Branchioftegi, Beinopren.). Hieher gehören 4 Gefchlechter und 30 Gat—⸗ tungen, Syn die vierte fommen dieje- nigen mit Enorpelartigen Floſſen, des ven 1381 Das eben ren Strafen kaum von der Floffens baut zu unterfcheiden find: dabei har ben fie ftate der Knochen nur Knorpel an den Nefpirationswerkzeugen; find nicht mit ordentlichen Kiemendecfeln verfeben, und ihr Maul figt tief an der Unterfläche des Kopfs. (Chon- dropterygii, Knorpelfloffer, ). Hieber gehören 4 Gefchlechter und 29 Gar: tungen. Die beiden erſtern Ordnun— gen enthalten die eigentlichen und auch nach dem neueften Syſtem des Herrn von Linnee alfo genannten Fifche und die beiden letztern deffelben ſchwim— mende Amphibien, die meiflens in die dritte artedifche Ordnung bis auf vier Gefchlechter gehören, nemlich die Prücken ( Perromyzon,), Rochen (Raja,), Hayfiſche ( Squalus, ) und die Störe, als welche die vierte Ord⸗ nung-beim Artedi ausmachen. In die fünfte feßte er endlich diejenigen fäu: genden. Seerhiere, welche eine flache oder eine horizontale Schwanzfloffe, vollfommmne $ungen und gemeiniglich zwei Blaſeloͤcher am Kopfe haben, mit einem Worte die Walfifche, Hie⸗ ber gehören fieben Gefchlechter und 15 Sartungen, fo daß diefe fünf Ordnun— gen 52 Gefchlehter und 242 Gar: tungen in fi) enthalten *). Es ift bier der Ort nicht, in das Detail die: fes Meifterftücks hinein zu gehen. Sm vierten Theile erfolgen die Sp: *) Die Anzahl der jegt befanten Fiſche iſt nach mit Inbegrif der Wallfifche und der fhwimmenden des Artedi, 1382 nonymen oder die verfchiedenen aber gleichgeltenden Namen der Schrift⸗ ſteller, womit fie die Gattungen dee Fiſche benannt haben. Hat man beim zweiten und dritten Bande das Ges nie des Artedi bewundert, fo erftaunet man bier über den unglaublichen und unbefcpreiblichen Fleiß des Mannes, womit er unter dem Wuſte fo vieler Schriften und unfyftematifchen Be: fhreibungen, aus fo manchen Spras chen, aus fo vielen zerſtrenten Obfer: vationen und ſelbſt aus denalten Dich⸗ tern die Damen bervorgefucht bat, die man von jeher dieſer oder jener Gat⸗ tung beilegte, Welche herkulifhe Schultern zu einer folchen Urbeit! Außer. diefen führt er gemeiniglich die deutfchen, englifchen, franzöfifchen, holländifchen, ſchwediſchen, dänifchen, italiänifchen, fpanifchen, römifchen und griechifchen Namen an. Ein Werf von ganz uns ſchaͤtzbarem Werte, und das zur Er flärung der alten Naturforfcher uns entbehrlich iſt. Bauhin arbeitete 40 Sabre an einem vergleichen in der Kräuterfunde: aber in diefer Wiffens [haft war fchon Licht aufgegangen. Artedi arbeitete ſich durch die finftere Macht hindurch, ehe er Licht ſahe. Der fünfte Theil enthält vollftän: bige Beſchreibungen faft aller ſchwe⸗ diſchen und verfchiedener ausfändifchen Ssss 2 Bis der Zeit ſehr vermehret, und beträgt Amphibien alleriveniafteng 480 Sattungen, welche der Herr von Linnee in 65 Gefchlechter vertheiler. Wil: loughby, der einen großen Theil von Europa der Fiſchkunde halber durchreifet iſt, zählte nicht mehr als 178 Gattungen. So fehr ift in der Folge durch einen Rlein, Garden, Catesby, Gronov, Gouen, reichert worden, und andere Diefe Klaffe be: 1383 Das Leben Fiſche nach ihren Außern und meiftens auch inwendigen Theilen, Sie find Muster in Anfehung dee Deurtichkeit, Pünktlichkeit und kunſtvollen Kuͤrze des Ausdrucks. Wer indeſſen in dieſem vortreflichen Werke nicht alles gleich vollſtaͤndig und gleich ſtrenge ausgefeilet finden mögte, der bedenke, daß der Künfller, als er. die lebte Hand an das faft vol: lendete Meifterftück zu legen im Be: grif war, plößlich abgerufen und von feinen Verhaͤngniß übereilet wurde, Es entriß ibn der Welt als er 30 Jahr alt war. Wir haben es einzig und allein der treuen Wachfamkeit eines Linnee und der Gzoßmuth eines Cliffort zu ver: danken, daß diefe koſtbaren Monu: mente bis auf uns gefonmen find. In diefem rühmlichen und verdienft: vollen Unternehmen hatten fie das Beifpieleineskancifi und Boerhaa⸗ ve vor Augen, von denen jener die fehon vergeffenen und in der Dunkelheit ber grabenen anatomifchen Werke eines des Artedi, 1384 ge rettete, und diefer beides das bar rühmte Botanicon parificnfe des Vail⸗ lant, die Frucht eines 36jaͤhrigen Sleißes und zugleich vermittelt Gau⸗ bius unermuͤdeter Sorgfalt, die ums fägliche und beinahe verlorne Arbeit ei⸗ nes Schwammerdam ans kicht zog; und ftelleteu fi) dadurch einem Fagon und Juſſieu an die Seite, von denen der erftere des frommen Pater Pluͤ⸗ mier, und diefer des Moͤnchs Barre⸗ lier 25 Sabre lang geſammelten und verfteckten botanifchen Schaͤtze ven Nachkommen ficherte. Ale dieſe ewi⸗ gen Denkmaͤler menſchlicher Wiffens ſchaften wuͤrden mit ihren Urhebern dahin geſunken ſeyn, wenn ſich nicht Männer gefunden, die ihre Ehre darin geſetzt hätten, den Verdienſten fo großer Geiſter Gerechtigkeit zu erweiſen. Aber wie manche koſtbare Stücke lies ‚gen nicht noch verborgen, und wie viele bedeckt nicht ſchon mit ihren Ur⸗ bebern die Afche des Todes! Ihnen erfchien Fein Netter, — Erin Lanciſi, fein Boerhaave, fein Juſſieu, kein Euſtachs von iprem nahen Untergam Linnee! Bızg. Wie nörbig es fey, den Charakter eines Kindes, das man gut erziehen will, fennen zu lernen, welch eine mannigfaltige Menge von "Charakteren es giebt, wie gütig die Natur dabei iff, und wie ' ſich Väter verhalten müffen, wenn fie ihre Kinder Eennen lernen wollen. (Aus dem Franzöfifchen. ) Ya ei jeder Art der Erziehung müfs. erreichen wollen, Diefer Anfang ift fen wir den Anfang mit der micht leicht. Dem mweifen Beobachter Kentniß des Charakters machen, wenn der die ruhigfte Faſſung hat, vergehn wir durch fie unſere Abficht glücklich die Augen über die Natur in N an⸗ 1385 Mannigfaltigfeiten. Von allen Sei: ten wird feine Wißbegierde von immer neuen Gegenſtaͤnden unablaͤßig aufge: fordert, und fie allein fegt ihn über alle Hinderniffe hinweg, die ihn in fei- ner langwierigen und mühfamen Ar. beit, die nur für den Verſtand belop: nend ift, aufhalten. Man muß es ge: ſtehn, der Fortgang in der Kentniß der Natur iſt erſtaunlich. Bis jegt aber ift man dem ohngeachtet noch auf der Oberflaͤche. Keinem Menfchen wird es gelingen den Vorhang der das Hei: ligthum ihrer Wunder deckt, wegzu⸗ ziehn. Der weite, praͤchtige Schau— platz faͤllt in das Auge, und entzuͤckt, die genauere Betrachtung einzelner Wirkungen beſchaͤftiget unſern Ver— ftand: fo bald man aber anfängt er: gründen zu wolle, fo zerftieben alle Hypotheſen vor der erften bewunde rungswürdigen Urfache, die alles her: vor gebracht hat, und die alles erhäft, Einige Beobachter haben, um ihren Auffäßen mehr Anſehen zu geben, ge fagt, fie hätten die Natur auf der That ertappt. Diefe artige VBerficherung macht mich zu lachen, überredet mich ober nicht. Die mannigfaltigen tehr: gebäude die man auf Scheingründen “zu errichten fich bemüht hat, beweiſen zwar mit weicher Scharffinnigfeit der Menſch fih an alles macht, wodurd) er fich auf irgend eine Urt unterrichten fan, aber den glücklichen Erfolg da: von, beweifen ſie nicht. Eben fo fchwer, fo unmöglich ift es die Abſichten und Urfachen von den unendlich mannig: faltigen und zarten Zügen in der Bils = dung und in dem Charafter eines jeden ie nöfhig es fey, den Charakter eines Kindesic. 1386 Weſens von jeder Art vollfommen ein: zuſehn. Herr von Büffon erflärt fich darüber mehr wißig, als grimdlich. Wir wollen uns, ohne uns auf Muth: maßungen lange sinzulaffen, on das halten, was wir ſehn, und ung vor dem großen Weſen demuͤthigen, das die Kette aller Wefen in der Natur hält, von welchem uns in der Reihe mit ihnen allen, eine Stelle angemwies fen worden ift, die, um unfern Stolz einzufchränßen, tief genug ift. Man kan das menfchliche Gefchleche fie einen großen Baum betrachten, defjen Zweige, Blätter, Blüten und Früchte augenfcheinfich Yon einander unterfchieden find, ob gleich alles aus einem Stamme hervorgefommen ift. Jeder Menfch bar Züge von dem Bils de das alle Menſchen an fich tragen in feiner Bildung, und doch ift feine Bils dung feine allein. Bei aller Aehnlich⸗ feit, die man manchmal zwifchen einem und Dem andern Angefichte antrift, teift man doch immer die vollfonnene Gleichheit nicht. Es ift mit den Ges mütbsarten faft eben fo, wie mit den Gefihtsbildungen. Selten wird fid) ein Paar von fich einander vollfommen ähnlichen finden laſſen. Und bier hat die Natur ihre vorzuͤg⸗ fiche Liebe gegen den Menfchen recht ſehr bewieſen. Dächten und handelten alle Menfchen ganz vollfommen, einer wie der andere, fo wuͤrde ſich nichts ab: geſchmackters denken laſſen, als das menfchliche keben. Keine Eigenfchaft würde fich alsdenn in Bergleichung mit andern ausnehmen, die Leidenfchaften wuͤrden nichts zu thun Haben, und Vers Ssss 3 druß 1387 Wie nöthig es fen, den Charakter eines Kindes. 1388 druß und ange Weile wuͤrde endlich alles todt machen, Man legt zwar dei der Frenndfchaft die Aehnlichkeit der Gemüther zum Grunde; man muß fi) aber nicht eine folche einförmige Aehn⸗ lichfeit dabei denken, die ſich eben fo wenigzu Verbindungen ſchickt, als das völlige Widerfpiel. Ein lebhafter, auf: braufender Charakter Ban fich recht ſehr wohl mit einer ruhigen und gefeßten Gemürbsart vertragen. Achilles und Patroclus, Oreſt und Pylades, Pe lopidas und Epaminondas, Alexander und Hephäftion waren fo. Diefe Aehn⸗ lichkeit bezieht ſich alfo auf nichts toi: ter, alsauf den Geſchmack an Vollkom⸗ menbeiten überhaupt, und auf die Ge— neigtheit fich einander gegenfeitig zu lei: den, ‚den eigenthümlichen Charakter der Freundfchaft. Die Menfchen find in der Welt, die Kinder unter fich im der Familie zu le: ben beſtimmt. Zieht man diefe fo, daß fie ipre erften Pflichten, die fie fich un: ter fich ſchuldig find, erfülen, fo hat man fie fähig gemacht, mit der Zeit die Pflichten, die die Welt von ihnen vers langen fan, auszuüben. Und darauf Pomt bei der guten Erziehung alles an. In den erften Jahren der Kindheit - entdeckt fic) der Charakter durch die Na⸗ tur, ohne Schminfe, fo wie er ift, Um ihn recht aus dem Grunde Pennen zu lernen, muß der Bater die Triebfedern in ihm nicht aufhalten. Er trage viel: mehr zur völligen Entfaltung des Cha⸗ rakters bei, er fey wie er will, gut oder böfe, Nur daß das eine, oder das ans dere ficher ausgensacht fen. Iſt dies, fo dat man eine leuchtende Fackel bei den erften Schritten, die man zu thun bat. Man befürchte nicht, _man ängs ſtige fich nicht, daß man vielleicht zu viel erfahren möge. Das Herz eines Kindes ift ein weiches Wachs, Die aufmerffame, zärtliche Sorgfalt, wird den Charakter des tafters, wenn er las fterhaft ſeyn folte, bald unfenntlich ges macht haben, um in ihn die Züge der Tugend einzudrücken. Drei Arten von Ehnrafteren. Mer fan brei Hauptarten von Cha: V rakteren annehmen, von welchen eine jede wieder Bis ins unendliche in befondere Gattungen unterfchieden wers deu fan, nemlich: 1. Den lebhaften Charafter. 2. Den eigenfinnigen, trotzigen, unbiegfamen, harten, und 3) den fanften, den gefälligen, den eubigen, den guten, Die erfte Art. Der Iebhafte, Eine lebhafte, muntere Gemuͤthsart ift ein unfchäßbares Gefchenf der Nas tur, Man mildere fie mir fanfter Hand. Dan entferne lafterhafte Beifpiele von ihr, und fie fan nicht anders, als gut werden. Gie wird fir alle Lehren der Weißpeit, und Tugend die fähigfte fie anzunehmen ſeyn. Aber wie viele Hin; derniffe find darwider, fie fo zu erhals ten, wie fie von Natur if. Ein Kind von diefer Gemürbsart bat gemeiniglich in feiner Geſichtsbil⸗ dung etwas einnehmendes. Eine Ga: be, 1389 be, die es recht fehr glücklich machen folte, und es oft um alles Glück bringe! Was macht die Anime aus diefem Kinz de? Und die Mutter, was wird dar: über aus ibm? Das liebenswürdige Kind, kennt noch feine andere, ale leichte, fanfte Empfindungen von Freus de, und Wohlbefinden. Die lächelnde Unſchuld ſchwebt auf ſeinen tippen, und belebt alle ſeine Zuͤge mit neuer An⸗ muth. Dieſer reitzende ſuͤße Ausdruck befriediget die Amme, die Mutter, und die Magd noch nicht genug. Sie wol len die ausgelaffene Freude berausha: ben, die fich die Natur auf eine andere Zeit vorbehalten hat. Sie reißen, und drücken das Kind fo lange, bis endlich das Fleine Opfer unter gewaltfamen Ausbrüchen von lautem Lachen faft erſtickt. Solte man es glauben, und ſich überzeugen, daß das uͤbertriebene fa: chen, das nicht von einer wahren ganz empfundenen $rende kommen Fan, dem Temperamente und Charafter eben fo nachtheilig ſey, als nur immer das einen und Schreien vor Schmerz ? Selbſt alsdenn, wen durch diefe wil: de Sitte, bei welcher man beharret, fein anderer Nachtheil verurfacher wuͤr⸗ de, als das die Geſichtszuͤge verzerrer werden, fo ift fie fchon deswegen fchlech; terdings zu verwerfen, Um fo vielmehr aber muß es geſchehn, da fie einen Ein: fluß auf die Gefundheit, und auf den Charafter haben fan *), =, Doch, die Unvorfichtigfeit bleibt Drei Arten von Charafteren. 1390 bier nicht ſtehen. Sie geht weiter. Se wie nach und nad) das Kind größer wird, und Berftand kriegt; fo fährt man auch fort es zu mißbrauchen. Fängt es an zu fallen, fo wird aus al lem, was es fagt, ein Wunder ges macht. Es muß 1000000 mal fagen, was es einmal gefagt bat. Man läßt es vor kiebfofungen und Lobfprüchen nie zu fich felöft fommen. Das Eleine Ges bien wird erfchüttere, Das Kind war fo freundlich und lieblich. Nun ift es grämlich und böfe geworden, Iſt die Verwandlung nicht augen: fcheinlich merklich ; fo wird das Uebel ärger. Die Artigfeiten des Kindes wuͤr⸗ den viel von ihrem LWerthe verlieren, wenn fie nicht von Zufchauern außer dem Haufe bemerkt und bewundert wer: den folten. Die Nachbarfchaft, die Gevattern müffen vor Erftaunen über das Wunder ganz außer fich feyn, und feine Einfälle müffen allemal das Neue vom Tage werden, Man gewöhnt den Pleinen guten Jungen daß er nafcht. Er muß eine Belohnung haben, weil er fich fo wohl anläßt, weil er fo ein ebrliches Gefiht hat. Da wird die ganze Straße, das ganze Viertheil der Stadt in Eontribution gefeßt. Man ftopft ihn mit Zuckerwerke voll, und es ift ein wahres Wunder, wenn er durchs komt und nicht mitten unter den Näfches teien flirbt. Und, wer weiß es, ob er nicht glücklicher wäre, wenn er ftürbe, als wenn er das Opfer der blinden Zaͤrt⸗ lichkeit, *) Dean wird fi hier, und bei der folgenden Stelle leicht an das erinnern, was einmal jemand bei einer andern Gelegenheit gefagt hat: Es giebt viel Tugen den, die zu Laſtern werden, Ueb. 1391 fichfeit, der graufamen Güte werden ſollte? So war denn die Natur umſonſt ſo freigebig mit ihren Gaben gegen ihn! Alte ihre unſchaͤtzbaren Geſchenke wur; den wider fie felbft aebraucht, und das durch wurde das Dafeyn diefes un: glücklichen elend, und die Beſchaͤmung und Kränkung feiner Eltern. Einem folden Unglücke zuvor zu kommen, ift es unumgänglich noth- wendig, daß ein vernünftiger Vater Bald die rechten Anſtalten trift, feinen von den angeführten Mißbräuchen zu: zulaffen. Er wache mit der Strenge des Cato bei der früheften Sorgfalt, die auf feine Kinder angewendet wird, entferne alle Altkluge, und fen Herr in feinem Haufe, Das läßt fich wohl fagen, wirft man mir ein, Aber, wer ift Bürge dafür, daß es fich in der Ausführung anwenden läßt? ich verftche dieſen Ein; wurf recht ſehr. Er ift in der That wihtig — — aber, — — Aber, wenn die aufgeflärte Liebe, das zärtliche Intereffe der Vernunft, die Verbindungen der Ehe vorzuͤglich ſchließt; fo äußert fie auch ihre Macht in der Familie, und im Haufe, und durch fie, durch ihren feligen Einfluß finden Vater und Mutter ihre Glück: feligkeit da. Man trachtet gemein: fchaftlich darnach der Natur die Gelüb; de getreu zu entrichten, und die Erzie⸗ Drei Arten von Charakteren. 1392 bung der Kinder muß durch die Eins tracht beider, des Vaters und der Mut⸗ ter gut werden. Eine Murter hateis ne ſchwere und wichtige Pflicht als Mutter zu erfüllen. hr Stand bes ſtimt fie, von den erften Angenbliks ken des Lebens ihres Kindes an, am naͤchſten, am meiften fich deffen auzu— nehmen, alle ihre zärtlichen Sorgen auf diefen Gegenftand zu verwenden, ihre Geduld, ihre rege Liebe in der That zu zeigen, mit einem Worte, je⸗ dem Unterrichte, jeder Urt der Ergier bung und Unmweifung vorzuarbeiten. Das ganze Glück bei der Erziehung am oft, o ſehr oft von der guten Are, mit der fie die erſten Regungen der Kindheit in Acht nahm. Ein Bas ter Pan in der erflen Zeit nicht mehr thun, als über diefe Sorgfalt wachen, und fie durch feinen Rath aufmuntern, Wenn Friede und Eintracht in den Hers zen der Eltern herrſcht; fo haben Ze auch von der Natur mehr Recht Frie; de und Eintracht von ibren Kindern zu verlangen und zu erwarten. Das Beifpiel ihrer Tugend macht ihrer Fleis nen Nachwelt die Ausübung derfelben feicht, und die lebhafte, muntere Ger muͤthsart, mit der fie die Natur be: fchenft hat, nimt fih an ihr,; an der Geite ihrer immer frohen Eltern noch einmal fo ſchoͤn aus, fie genießen ihr Glück mit mehr Empfindung, und der Segen verbreitet fih von ihnen weit umher, ’ 1393 EI 1394 Hannoveriſches Magazin, | Be Stuͤck. Freitag, den zten November 1780. Naturgeſchichte des Baͤren. E giebt verſchiedene Gattungen vom Baͤren, die man bei der Maturgefchichte dieſes Thierg wohl von einander unterfcheiden muß, weil man fonft leichtlich den Fehler begeht , der einen Öattung bisweilen etwas zuzufchreiben, was der andern eigenthuͤmlich iſt. TER Man muß daher den Landbaͤren nicht mit dem Seebären verwechfeln, der gemeiniglich der weiße Bär, oder der Bir des Eismeeres genennet wird, Diefe beide Thiere find fo wohl in der Bildung des Körpers, als in ihren natuͤrlichen Eigenfchaften wefent- lich von einander unterfchieden. Vom Landbaͤren giebt es- wieder zimo Gattun⸗ gen, eine braune und eine ſchwarze, die auch weder einerlei Meigungen noch einerlei natürliche Triebe haben, und daher als zwo verfchiedene und befondere Gattungen betrachtet werden müffen. Außerdem giebt es noch weiße fand: bären, die ohngeachtet der Aehnlichkeit der Farbe, vom Seebären in allen uͤbri⸗ gen Stuͤcken gänzlich unterfchieden find. Der weiße Landbär wirdin der grofs fen Tartatei, in Moffau, in Litthauen und den andern nördlichen Ländern ges funden, Er wird nicht durch die ſtren⸗ ge Kälte diefer Himmtielsgegenden im Winter weiß, wie die Hermeline und die Hafen, fondern er wird weiß gebos ren. Man würde ihn daher als eine vierte Gattunganzufehen haben, wenn es nicht auch Bären mir einem braun und weiß gemifchten Haar gäbe, Aufden Alpen finder man den braus nen Bären ziemlich häufig, aber ſelten den ſchwarzen, der im Gegentbeile in den Wäldern der nördlichen Laͤnder von Europa und Amerika gefunden wirds Der braune Bär iſt grimmig und fleifchfteffend, der ſchwarze ift blos wild, und zeiget einen beftändigen Wis derwillen gegen den Genuß des Flei⸗ ſches. Er lebt von Baumfruͤchten, unter andern von Eicheln und auch von Wurzeln. Seine Föfttichften Gerichte aber find Honig und Milch. Ueber einem folchen Zund würde er fich eher tödten laffen, als ihn aufgeben. Man hat, wie Herr du Praz ver: ſichert, kein Beifpiel, daß die ſchwar⸗ zen Bären Menfchen gefreffen haben, Ttett und — 1395 doch allemal —* ben Zheir ſche vor.“ > In Norwegen find dreierlei Baͤren befant, fagt Wormius. Die erfte/ © Gattung davon iſt ſehr groß, nicht vSllig fchwarz,fondern braun, und wird Broffdius genannte Dieſe Art ift nicht fo fchädlich als die andern, ‚iuden + Fir von Kräutern und Blaͤtter A lebt. Der zweite, Maer algs iſt Hier) ſchwaͤrzer fleifchfreſſend⸗ und fällt oft⸗ mals Pferde und andere Thiere, bei fonders ‚im Herbſte an. Der dritte Myrabiorn iſt der kleinſte von allen, ober nichts — fhäplich: Ev und, wenn fir a „6 glei, eftigfte © 94 chten wv vdn Hunge 4 — den ſo ziehen Pr ihlich Be San d ber nicht in Rei ‘hen, die * bewohnt und gut 3 ſoll ſich von Anieifenmäbren, und feis ne Luſt daran baben⸗ je — um⸗ anftößten... Die fhrmarzen Bären Gaben —— niglich nur in kalten Ländern ihten Anfenthalt die vothen, brauurothen oder braunen aber werden unter kalten und gemäßigten Himmels ſtrichen, und wohl gar im den —— Gegen⸗ den gefunde Von dieſen iſt es aus⸗ gemacht, d ſie lebendige Thiere ſreſ⸗ fen, auch oft ihren Hunger mit ſtin⸗ kenden Aeſern ſtillen. Bei den Grie⸗ chen waren ſie haͤuſig; die Römer bei kamen ſie zu ihren Schauſpielen gus Libyen; man ſindet ſie in China, Ja: pan, Arabien, Hegupten, dis cfogar in der Inſel. Java. Auxiſtoteles redetauch von weißen Landbaͤren und ſiehet dieſe Verſchiedenheit der Farbe wie einen Zufall an, der von einem Fehler in der Zaigan herruͤhrte. BE) Naturgefchichte des Bären, — ichte gehet, als bis er ausgehungert iſt. banet Rn R zaͤr iſt nicht allein —— foms sen auch einſſedleriſch. Die nifer⸗ nung — alter Gefelifchaft iſt fein na⸗ tuͤrlicher Trieb. Er zieht fiih aus den Ösgenden zurück, wo Menfchen bin: * fommen, Eins antife Höle in uners ſteiglichen Felſen, eine Grotte, die die Zeit in dem Stamme eines alten Bau⸗ mies, mitten im einem: dicken Walde gebildet bat, machen feine Wohnung aus. Hier mimt er ganz einſem * Aufenthalt und. bringe daſelbſt eir Tpeihdes Winters, ohne Nohrungsn tel zu, ohne daß er in verſchiedenen Wo⸗ chen herausgebet. Er iſt indeffen nicht erftarret oder: ohne Empfindung, wie das Mur melthier und der Siebenſchlaͤ⸗ fer. Da er natuͤrlicher Weiſe fett nnd, dieſes gegen das Ende des Herbſies da er in ſeine Hoͤle gehet, in einem außer⸗ ordentlichen Grade iſt, ſo ma — Ueberfluß der Feiſte, daß er ſein ſten hält „und nicht qus ſeinem Daß aber der Baͤr ohne zu freſſen, vierzig Tage beſtaͤndig in feiner Hoͤle bleiben ſoll, und die Baͤrin gar vier Monate, ſolches verdient ſchwerlich Glaubens Die braunen Vaterbaͤren freſſen die Jungen, wenn fie eben geboren ſind, und ſie dieſelben in ihrem Lager finden. Die Baͤrinnen ſcheinen ſie im Gegen⸗ theil bis zur Wuth zur lieben. Sie ſind, wenn fig geworfen haben, grimmiger und 1397 und gefaͤhrlicher als die Mannbaͤren. Sie kaͤmpfen und wagen ſich in jede Gefahr, um ihre Jungen zu retten. Dieſe werden nicht, wie die Fabel ſagt, ungeſtalt geboren, und wachſen faſt eben fo geſchwind, als die andern Thie⸗ re. Sie werden in dem Leibe ihrer Mutter vollkommen gebildet, und wenn fie gleich bei dem erſten Anblicke wie Klumpen geſchienen haben, fo ift die Urſache dieſe, daß der alte Bär ſelbſt wegen der Maſſe, der Dicke und Un; ſchicklichkeit des keibes und der Glied- maßen nicht befjer gebildet iſt⸗ ie Bären haben den Herbft zu ih⸗ von Srunfeit, und die Baͤrin ſoll hiz⸗ ziger/ als der Mannbaͤr ſeym Ariſto⸗ teles ſagt, die Baͤrin ginge dreißig Tar ge traͤchtig, allein ſolches iſt gar nicht wahrſcheinlich, denn der Bär iſt ein großes Thier, und je größer die Thiere find ‚„defto, mehr: Zeit wird zu ihrer Bildung im Mutterleibe erfordert. Fer⸗ ner wachſen die jungen Baͤren ziennlich — ſie folgen ihrer Mutter, nnd ihres Beiſtandes in den beiden — * nicht wohl entbehren. 4 bringt der Baͤr nur wenig Junge zur Welt, nemlich eins, ziwei, drei oder viere, und niemals über füns fe, eine Eigenfihaft, die ihm mit alleın großen Thieren gemein ift, die nur we⸗ nig Zunge baden, und lange trächtig find, und er lebt Zwanzig bisifünf und zwanzig Sabre. folte man wohl fohließen dürfen, daß das Traͤchtiggeben wenigſtens einige ‚Monate dance. Die Mutter fcheinet "übrigens für ihre Jungen ſehr ocũ⸗ 133 eR Naturgeſchichte des Baͤren. Aus dieſem allem 1398 Sorge zu tragen: Sie macht: ihnen am Boden der Hoͤle ein Bette von Moos und Kräutern, und ſaͤuget fiefo lange, bis fie im Stande find, mit ihr auszugeben, Sie wirft- im Winter, und im Fruͤhling fangen die Jungen an ihr nachzuſfolgen. Der Baͤr und die Baͤrin wohnen niemals Bei einan⸗ der. Jedes bat ſeine beſondere Hoͤle, und ſo gar in einer großen Entfernung von einan der. Wenn fie Feine Grotte zu ihrem Lager ausfinden koͤnnen, fo brechen fie Holz ab, oder ſammeln es, . um fich einen Keffel zu machen,» demi Be fo lange wieder mit Kräutern und Blaͤttern überlegen, bis ſie ihn für das Waſſer we — m en. Die Stimme des Bären iſt ein Su Grimme, oder ein grobes Murmeln, das zum Öftern mit, einem Zaͤhneknir⸗ Kin untermengt iſt feuderlich De hl, wenn man Ai höfe macht. Cr i Efehe —— und ſein Zorn bat, al etwas von Wuth, und zutoete len von Eigenſi inn an ſi ſi ch. Ohngeach⸗ tet er gegen ſeinen Herrn fanftmäthig and fo gar gehorfatt | ſeyn feheinet, wein er zahm gemahti if fo muß man ihm dod) niemals trauen , vornemli ihn nie auf die Spike der Nafe, Ber an die Goſchlechtstheile ſchlagen. ‚Man lehret ihn, ſich aufrecht zu —* allerhand Maͤunchen zu ma⸗ hen, und zu tanzen. Er ſcheinet ſo gar den Klang der Inſtrumente zu vernehmen „und anf eine plumpe Art den Tatızu beobashten, Allein, sveum Zttt 2 er 1405 den Umbreis faſt aller feines Gliedmaſ⸗ fen. Außer der Schnautze und den Füßen ſieht man nichts deutlich. In⸗ deſſen erkennt man leicht, daß der Leib nach dem Maaß dev Länge dick iſt, und die Beine kurz find. :Den.Kopf hat mit dem vom Wolfe einige Ahnlichkeit in feiner Bildung, und in der [chrägen tage der. Augen, die. aber kleiner ‚als bei dieſem Thiere find, Die Naſe bins gegen tft breiter, die Ohren find kuͤr⸗ er und, mehr geruͤndet; die Schnauße ift vorn aufgeworfen; die Naſenloͤcher find größer, und ihre Defnungen ganz anders, indem ihr äußerer Rand durch einen Einſchnitt eingekerbt iſt. Vom Halfe iſt ein wenig zu ſehen/ das ober: fie Nhchengelente | A ſcheinet ſehr hervorzuragen; indem es mit einem langen und firuppichten Haare beſetzt iſt ehe laͤuft niedrig binten zu, der Schwanz hat eine geringe Laͤuge, und die Vorderfüße find, ein wenig einwärts gebogen. a In den mitternächtlichiten Ländern ift der weiße Bir ein ſehr bekanntes hier, Martens und einige andere Neifebefchreiber haben feiner erwähnet, aber feiner hat eine fo genaue Beſchrei⸗ bung davon gegeben, daß man einen ziuverläßigen Ausſpruch thun koͤnnte, daß feine Gattung von der Gattung, des. Bären verſchieden ſey. Dieſer Bär der nordiſchen Meere lebt hon den, Yefern von Wallfifhen, von. Seefäls bern, Fiſchen ac. Er verläßt. das Ufer des Meeres niemals, und oft mohnt er fo gar in freien Waffer auf großen, ſchwimmenden Eisſchollen. Anderſon ſagt: dieſe weißen, Baͤ⸗ Maluggeſchichte des Bde 1404 unſeigen; ſie haben einen la f, wie. der Hund, und einemeben fo lan⸗ gen Hals; fie bellen faffiwie.die.Hum de wein ſig heiſer find; fie ſind uͤber VB und hurtiger, als die andern Bären; ihre Groͤße iſt mie dieſen ſaſt einerlei; ihr Haar iſt lang und jo weich als Wells; ihre Schnaut: ze die Dafe und; dig Klauen ſind ſchwarz „Die uͤbrigen Bären ſollen einen ſehr weichen Kopf haben, aber bei den weißen iſt das Gegentheil. Dit hmar Blefken redet von die⸗ ſen weißen Baͤren, und verſichert, daß er einen, in Groͤnland babe toͤdten ſehen, der Fra die Hinterbeine aufgeriche tet habe, wie Die übrigen Bären ;haber er fagt nicht. ein, Dort, ans zeigt, daß dieſer weiße groͤnlaͤndiſche Baͤr nicht eben ſo, wie die andern, waͤre gehildet geweſen. Außerdem jagen; dieſe Thiere wicht im Meer, wenn, fie; einen Raub auf dem Lande finden; "ie (efen die Rennes tbiere und andere Thiere, die ſie bes kommen koͤnnen; ſie fallen ſelbſt die Menſchen au, uud graben todte Koͤr⸗ per aus; ‚aber, der, Mangel in denn ſie ſich oft in diefen unfruchtbaren und oͤden Gegenden befinden, noͤthiget ſie, ſich an dem, Waſſer aufzuhalten, ſie werfen ſich hinein; Seekaͤlber, jnuge Morſen u. d. gl. zur erhaſchen; fie den gen ſich auf Eis ſchollem wo ſie dieſel⸗ ben erwarten, und von, weichen ſie die⸗ ſelben von weitem ſehen koͤnnen, und, fo lange fie, ſiuden —— Poſten einen eichen nterbalt hringt, verlaſſen ſie nit; fo, daß wenn ; das 465 das Eis ih Feuhahe anfngt los ſu werden, ſie ſch mit — ben laſſen und da ſie das Land sehr gewinnen, noch den —— auf Tätige Zeit verlaſſen koͤnnen, ſo tkommen foim Mere un; dund die fo mit dem Eiſe san die Kůſten von Is⸗ Hand oder Norwegen getrieben meiden, find fo anegehungert/ daß ſie ſich uͤber alles, was ihnen in den Weg Fort, Gerwerfen, um es zu verfchliägen, ind viefes hat auch das Vormerheil ver; mehren Fönnen, daß dieſe Seebaͤren von einer wilden und raubbegierigen Barkung wären. "Einige Schrifiſteller haben fo gar geglüßt,,. daß fe Amphibien mie die Seekaͤlber wären, und fo lange unter Waſſer bleiben’ koͤnten, als es ihnen beliebte; allein! man flieht das Gegen theil ‚Baden. fehr klar aus der Are fie z1 jagen "Ste koͤnnen nur ſehr kurze Zeit ſchwimmen/ ho ober eine Meile (Neue) nicht aushalten; man verſol⸗ fi get fie mir einer Schaluipe, und ermuͤ⸗ det ſie; wenn fie nicht Luft ſchoͤpfen müßten; fo wůrden ſte untertauchen und auf dem Grunde ausruhen; fo aber talichemfie nur auf einige Augen: blicke unter/ und laſſen fich, ans Furcht zu erfaufen, oben auf dem — todten. mr u Mer See RR SHOP der‘ iigen Brei aad die’ Seefätder, die nicht ſtark genug ſind ihmanzis widerſtehen; ober Die Morſen oder Wallroſſe, de⸗ nen ſie mauch mal ihre Jungen rauben, durchbohren fie mir Ihren langen Zaͤh⸗ nen und Jagen ſie indie Flucht; eben fo geht es ihnen mir den Wallfiſchen, BEE —α— TE a Ar RE Be Naturgeſchichte des Bären, \ 1406 die ihnen uͤberlegen find, und fie übel, wo fie ſich aufhalten, ver: treiben; doch Reten ihnen die Baͤ— ven yutoeifen ihre Jungen und frefr nöfle, Alle Bären baden von Is vier Set, und diefe Btesnur von Thieren feben;, die mit Oele überfanen find, haben mehe als die uͤbltigen; es gfeichet auch). beinahe: dem com Wallı hie. Das Fleiſch dieſer Bären ſoll fein. u bles Gerichte ſeyn, and ihre Haut it ein ſehr wage und, dauer haftes Delzwerh, ‚Mon fagt, ver Be folle.« einem Kin be ‚niemals Schaden zufügen, Er lebt im Norhfalle von Büren, „Bias, Kräutern weh w. Allein dasjenige, was ihm am beſten fü neckt/ ſind ———— Ziegen, Kuͤhe und Pferde, Die, (eßeern uͤberwinden ihn oft. Denn, wenn ein Pferd einen Baͤten an, ‚bet ie! {ey ‚md.g3.bat Stuten FI Ba dei ſich u o jagt es dieſe binter ufammen, und darauf greift es feinen Feind mit den, Vorderfuͤßen au, welche eu als ein Paar Trommelftöcke gebraucht, damit zuzuſchlagen. Oft aber behaͤlt auch, der Baͤr die Ober; band, befonders weyn;iki dag Pferd den Hintertheil imfehreen , ‚Denn. als; dann fpringt dev Bit &,auf,bas Pferh, und Hält fi) auf deffen lichen feſte; weiches denn mir ibm fortlanfen muß, bis es endlich nee ſtch Herbie tor Bat, zu Boden RD Baͤr ſanget den erlegten Thieren zuerſt das Blut aus, und hernach ſchleopt er den RMumpf al Weg dahin aufärrs oder huchs Ge⸗ ine Hoͤle "Wenn fein t mit biſche 27 und er das Aas nich — BR a Sr ZZ 1407 fich forefchleppen kan, ſo geht er auf: recht, wie ein Menſch, und bäls es vor jich in feinen Pfoten. Er fällt nicht, wie der Wolf hut, auf ein fremdes Aas. Er ift auch nicht fo beifjend, und bricht nicht fo ein wie diefer; daher er auch nicht fo ſehr wie der Wolf gefürchtet wird, Nun kommen Wunderdinge die man von dem Berftande des Bären in Nor wegen erzählt, daran wir aber einem jeden zu zweifeln erlauben. Cr liefet aus einem Haufen von Kühen diejenis ge aus, die die Glocke am Halfe trägt, Diefe Glocke reißt er ihr vom Halfe, und Plopft fie mit feiner Pforte flach, damit fie nicht mehr zu feinem Verraͤ⸗ ther dienen Pan. Er ſchießt ein gela: denes Gewehr ab, das er einem Schuͤt⸗ zen hat abnehmen Pönnen, Wenn er von zween oder drei Schüßen zugleich angegriffen wird, und einer von ihnen auf ihn gefchoffen bat, fo greift er den Wehrlofen an, hält ihn in feinen Pfo⸗ gen vor fich in die Höhe und zieht ſich ruͤcklings zuruͤck. Fuͤhlt er, daß er toͤdlich verwundet iſt, ſo nimt er ei⸗ nen ſchweren Stein in die Pfoten, und ſtuͤtzt ſich damit in das Waſſer, wenn eines in der Nähe ift, um feinem Moͤr⸗ der die Haut zu entziehen, u. ſ. 1. Wenn die Bauern auf die Baͤren⸗ jagd gehen, fo find ihrer gemeiniglic) zwei big drei zufammen, um einander zu helfen, wenn einer einen Fehlſchuß thun folte, und alsdann ermuͤden ſie ihn Anfangs mit einigen;Pleinen dazu abgerichteten Hunden, welche er am meiften-fürchtet, weil fie ibm unter den Leib laufen, und ihn bei dem Ges Naturgeſchichte des Bären, 1408 ſchlechtstheile anpacken. Hun⸗ de ‚ergreift er bald — — Wenn ihn nun dieſe kleinen Hunde mit Springen und Unterlaufen ermuͤ⸗ der haben, for ftellt er fich mir dem Rücken an einen Baum oder Felſen, teißet Steine oder Erde heraus und wirft. damit um fich, und alsdenn ſchießet der Schüße auf ihn. Trift er ihn in den Vorderbauch oder beidem Ohre, fo faͤllt er ſogleich, fonft aber macht ihn feine Wunde nur grins miger, er verfolgt den Schuͤtzen, und diefer muß fih, wenn man ihm mit feinem andern Schuffe zu Hülfe komt, ſo gut er Pan, mit feiner Buͤchſe wehren, oder fich mit ſeinem Schnei⸗ demeifer, das der nordifche Bauer wie einen Fleinen Dolch an einer meffinges nen Kette allegeit an. der Seite trägt, vertheidigen, und es dem Bären in feinen offenen Schlund zu ftoffen fus chen. Gelingt diefes nicht, fo fo: ftet es dem Bauer das Leben, und der Bär reißt ihm insgemein plöglich mit feinen Klauen den Nacken auf und nimt ihm Haut, Haare und Fleifch über den Kopf und übers Geficht bis an den Hals auf einmal ganz hinweg. Zumeilen begnügt ſich der Bär daran, daß er feinen uͤberwundenen Feind mit feinen Tagen fo lange zerprügelt, bis er ſtirbt, oder tode zu ſeyn ſcheinet, und wenn er keinen Odem mehr bemer⸗ fer, ſo laͤßt er von ihm abs Iſt aber der Bauer Sieger, fo zieht er dem Bären die Haut ab, und.peftet deu Kopf alsein Siegrszeichen an den Gie⸗ bel feines Hauſes. Ein fetter Bären; ſchinken geboͤret auf den Hochzeiten zu den herrlichen Gerichten. — —— — — * 1409 2:3 2 1410 Hannoveriſches Magazin, 8ytes Stüd, Montag, den Sen November 1780, Zufällige Gedanken bei Kleinen Vorfälten. an hat Bilder, die auf einer und eben verfelben Fläche dreierlei Gegenftände fehr natürlich vorſtellen. Sehe ich fie un: ter einem ſchiefen Winkel von der rech: ten Seite; jo erblicke ich etwa — ei: nen Baum; trete ich gerade davor; fo erfcheint mir etwa — das Bild eines Haufes: ſchaue ich unter einem ſchraͤ⸗ gen Winkel von der linken Seite; fo ſtellt fich mir etwa ein Thier, ein Menſch, oder fonft etwas anders vor Augen. Wie das zugeht, darf man dem, der ein folhes Wunderbild anftaunt, nur erflären; fo wird ihm die ganze Erſchei⸗ nung jo begreiflich vorfommen,als dem, ‚der den Guyol gelefen, oder die Kunft: flüde des Philadelphia gefehen hat. Neulich fiel mir ein folches Bild in die Augen, und half mir auf die Spur, die große Verfchiedenheit menfchlicher Meinungen über einen und eben den: selben. Gegenftand zu erklären, Se, nachdem wir eine Sache von Diefer, oder jener Geite, oder gerade zu be; trachten, erfcheint fie uns in einem an: dernstichte, und jedweder, der fie fo oder fo betrachter, hat einen Theil der > Wahrheit auf feiner Seite, Daher fo viel hartnaͤckige Verfechter angenoms mener Meinungen; daher fo viel ins tolerante Befchuldigungen des Ser: tbums. Es font alles auf den rech- ten Geſichtspunkt an, aus welchem eine Sache muß bettachtet werden, Schief oder gerade ift auch hier nicht einerleis, Mur, daß die Jlufion des menfchlichen Berftandes oft von mehr als zehn Seiten gefchehen fan, da das Bild vem Auge blos eine dreifas he Veränderung vorftellt. | * * * Der Sohn. Schon wieder Tag und Nacht gleich! Es ift doch kaum erſt ein halbes Jahr, da fie mir fagten, wir hätten heute das Aequi— noctium. Der längfte und Eürzefte Tag fonıt doc) jährlich nur einmal, er Vater, Wunderlicher Kna⸗ bei Ehen davon komt's, daß Tag und Nacht jährlich zweimal gleich find, Vom fürzefien Tage bis zum laͤngſten muß folches einmal, und vom längften bis zum fürzeften Tage wieder einmal, und alfo jährlich zweimal erfolgen, Der Sohn. Bin ich nicht albern Uuuu- gewe⸗ 1411 gewefen! Ya, wenn ein Jabr nur vom Pürzeften die zum laͤngſten Tage dauerte; fo Hätten wir auch nur einmal Nachtgleiche. Der Vater. Aber lerne dieſen Umſtand moraliſch benutzen. Das menſchliche Leben hat Gluͤck und Um: gluͤck. Wir wollen das Gluͤck als die laͤngern annehmen, und das Ungluͤck als die kuͤrzern traurigen Tage; die Zeit aber, die ohne groß Glück und Unglück, d. i. die auf eine fanfte Are in ftiller Zufriedenheit hinfließt, als Hequinocrialtage betrachten. Dieſe letzten werden ſich alfo in deinem tes ben gegen jene wie zwei zu eins verhal: gen. Immer ein Grund zur danfbas ren Anbetung der Vorſehung für das ae Geſchenk —— Lebens. * Moernm anda Bach! Deine unzäpli: i ge Rrümmungen follen mir Heute nicht ohne Nutzen in die Augen fallen. Woher fomts doch, daß du deinen Lauf nicht in aerader Linie fort: feßeft? Der erfte Fleine Anftoß gab dir ohnfehlbar eine unmerkliche fchiefe Richtung; dieſe verurfachte an dem gegenfeitigen Ufer einen ftärfern Stoß und beförderte endlich das unauf hoͤr⸗ Jiche Zickzack, das du in deinem We⸗ ge bildeſt. — Hüte dich, murmelft du mir alfo gleichfam zu, wor der erften, auch nur geringen Abweichung von dem geraden Wege der Tugend, Ein einziger Fehltritt zieht in der Folge um: zaͤhlige Krümmungen nach fich, die endlich gar nicht wieder ins Striche Fönnen gebracht werden, — Ainder; Zufällige Gedanken 1412 niffe waren alfo der Grund daß. die⸗ ſer Bach keinen geraden ni“ halten fonte. Einige uͤberwand er; das höre ich andem lauten Rieſeln tiber kleine mit Steinen belegte Untieſen: andern war er nicht gemachfen, und mußte ihnen feitwärts ausbeugen. Gut; fo will ic) mid) den Hinderniffen, die der Ge- radheit meiner Handlungen im Wege fteben,, ftandhaft widerfeßen ; wo fie aber zu ftark find; da will ich der Noth⸗ -wendigfeit lieber ausweichen. Mur Don Üuirorte Fämpfen mit Felfen oder Windmuͤhlen, die ihnen zu ſtark find. — Indeſſen hindern doch alle dieſe Beugungen nicht, daß du nicht endlich zum Ziel komſt und dich von Strom zu Strom zuletzt in's Meer er⸗ gießeſt. So koͤnnen auch die mannig⸗ faltigen Windungen meines Lebens mein Ziel nicht verruͤcken, daß mich nicht endlich die Zeit, durch die ver— ſchiedenen Stufen des Alters, zu den Ufern fuͤhren ſolte, von welchen ich in den unermeßlichen Ocean der Ewigkeit —— * * o in ſich ſelbſt — be⸗ rauſcht von dem Ueberfluß, den er genoßen, feßte fich ein fiherer Vo⸗ gel auf den Rand eines Blumentopfs, unter den Schatten eines blühenden wohlriechenden Pomeramenbaums, Unmiffend, daß er durch die Spalte einer kaum geöfneten Gartenhausthür in feiner Einſamkeit belaufcht wurde, überließ er fich alle den Empfindungen, welche Unfchuld, Sicherfeit und bie wirkſame Kraft der fehönen — in allen 1413 bei Eleinen allen empfindfamen Weſen bervorbrin: gen. Er fonn’te feine Flügel in den erquickenden Strafen der Morgen ſon⸗ ne, bafchte ein vorbeieilendes Wuͤrm⸗ chen, büpfte vor Freuden von einem Rande zum andern und ergößte ſich an noch einem Vogel feiner Art, der uns ten zu feinen Füßen auf dem Erdboden im zarten Triebfande hackte, und ent⸗ weder einer ſeiner Geſpielen, oder ſei⸗ ner Kinder, oder vielleicht gar feine Gattin war, bis er nach obngefähr fünf Minuten, aus diefem engen Ber zirk eines Pleinen eingefchloffenen Gar⸗ tens, wieder in die weiten Grenzen der Natur, zu feiner eigenlichen Beſtim⸗ mung überging, unter den Reizungen für ihn unnenndarer Schönheiten und unter unzähligen Segnungen des Him— mels, fein ſchuldloſes Leben fortzufez: zen. — Mir Fam diefer kurze Aufent⸗ halt des Vogels auf dem Rande einer zerbrechlichen Scherbe, als die kurze Wallfarth der Menfchen in diefem fe: ben, und der weite Raum der ganzen Natur, als die Ewigkeit vor. Wie manche Annepmlichkeit genießen wir fhon auf der Scherbe, die mir hier bewohnen! Aber, wie viel taufend Herrlichkeiten mehr werden wir dann ſchmecken, wenn fi) unfre Seele durch einen raſchen Flug in die höbern und unermeßlichen Spbären der Ewigkeit erheben wird, * * * Huf das nichs umkomme. Ohn⸗ fehlbar iſt dieſer Grundſatz eine von den unzaͤhligen Abſichten des Schoͤpfers geweſen, in dem Plane, Vorfaͤllen. 1414 den er bei Einrichtung der Welt vor Augen gehabt. In tauſend Faͤllen of⸗ fenbaret ſich dieſe Sparſamkeit dr Nas ;- tur. Was noch irgend wozu kan ge⸗ braucht werden, das wird dazu ges nutzt; es fen von Menfchen oder ans dern lebendigen Kreaturen, von Dflans zen oder andern anerfchaffnen Kräften aller übrigen Naturkoͤrper. Ich war an einem, von Tannenbofze verfertige ten und fchon etliche Fahre gebrauchs ten Nelkenſtabe gewahr, daß feine ganz graue und mürbe gewordne Obers flähe, an vielen Orten, bis auf das durchſcheinende frifchere Holz, benagt war, Im Nacfinnen über die Ur: fah diefer Wirkung, fahe ich eine Mespe, die um den Stock herum— flatterte, ch fcheuchte fie fore und wuͤrde nicht aufgehört haben, fie zu verjagen, wenn mir nicht eingefallen wäre, daß Reaumur den Wespen an den Fenſterrahmen ie Kunſtſtuͤck abgefeben, mie fie von diefen muͤrben Holzfpängen die Materie zum Bau ihr ter Mefter bereiten. Nun ließ ich fie gänzlich ungeftöhrs, und ſie machte mie die Freude, ihre Arbeit vor meinen Augen fortzufeßen. In der Zeit von einer halben Minute hatte fie an mehr, als einem Orte, verfchiedene Stellen des Holzes benagt, und nachdem fie Diefe faubern Spaͤngen in ihrem Mun; de gefammelt,. flog fie davon. Die graue Löfhpapierartige Hülle alfo, wos mit Diefe Inſekten, auch größere Hors niffen, ihre Meflee umgeben, und woraus fie ſelbſt auch ihre Zellen bes seiten, iſt alles von folchem dem Mo: Yuunz der + 1415 ‚der nahem Holze verfertigt, das fie mit einem Plebrichten Safte, den fie bei ſich haben, eben fo kuͤnſtlich, als der Papiermuͤller, zw eimem file fie fo brauchbaren Gewebe machen, Nach: dem die Farbe des Holzes oder der Baumeinde befchaffen iſt; nachdem fallen auch ihre Mefter aus. Ich ba: be große Horniffennefter geſehen, die von heil und dunkelbraunem Bafte mit wellenförmiger Schattirung fo artig Hebanet waren, daß es jedweden Zu: ſchauer in Verwundrung feßte, — Was der Menſch zur nichts mehr nuz⸗ zen fan, daß braucht die Natur oft noch zu großen Abfichten, und hat es ganzen Familien von Gefchöpfen Got: tes zur Befriedigung ihrer Bedürf: niffe angewiefen, auf daß nichrs umkomme. * * * Gellert beſchreibt irgendwo, mit der ihm eignen Annehmlichkeit, die Tändlichen Auftritte, die er früß morgens auf einent öfonomifchen Acker und Viehhofe beobachtet. Ich habe im kleinen öfter Gelegenheit, diefen wirthfchaftlichen Gefchäften aus einem Fenſter zuzuſehen, und feltem verlaffe ich diefen Gegenftand ohne einige Bo lohnung. Ich ſahe, daß eine Magd ein Gefäß mir Gerſte ausfchüttete, um wenigſtens einer Menge von 50 Stück allerhand Art von Federvieh, ihr Fut⸗ ter zu geben. Es war ein Plaß, der Faum zwei Fuß im Durchſchnitt hatte, auf welchen diefe Körner hingeftreuet waren, und daher fam’s, daß faft die Hälfte diefes Geflügels, nur vers Zufällige Gedanken 1416 ſtohlen, einige Körner erhaſchte, da: hingegen die ftreitbarften unter ihnen den Schwächern alles entwandtem Gerfte genug war da. Sie lag Zoll hoch über einander, und dennoch muß⸗ ten einige darben, da andre im größs ten Ueberfluß lebten. — Wenn der oberfte Hausvater nicht mit mehrerer Weisheit feine Gaben austheilte; wie würd es um die Einwohner der Erden ausfehen! Geſchiht's, daß einige viel, andre wenig haben; fo können wir R icher auf weife Abfichten fließen, die eine ſolche ungleiche Austheilung nothwendig machen; oder der Menſch ſelbſt hat die Ordnung geſtoͤhrt, die der wohlthaͤtige Vater der — ur⸗ ſerůnglich abzweckte. * res gie nicht die Macht der Gewohnbeir. Vor 24 Jah⸗ ren befahl die Obrigkeit zu N... daß gewiffe, mit einem Pleinen Aemt⸗ gem verfebene Perfonen, bei der und der Öelegenheit, ſchwarze Mäntel tras gen folten, die auf gemeine Koften _ angefchaffe wurden. Obgleich das Aemtgen etwas eintrug; fo wegerten fi; doch zehn, daffelbe anzunehmen, Mein; fagten fie, es ift eine unerbörs te Neuerung. Unſre Vorfahren find nicht im Mantel gegangen; fo wollen wir es auch nicht, und nur der eilfte überwand das Vorurtheil und bequem⸗ te fich zu dem gemachten Gefeße, Nach 24 Jahren war der Mantel alt und zerriffen. Cine andre obrigfeitliche , Perfon führte das Ruder. Es hieß: was ift es nöthig, Daß N. M. einen Mantel 1417 bei Eleinen Mantel trägt, Die Koften Pönnen ger fpart werden. Er mag ohne Mantel gehn, oder ihn aus feinem eignem Beutel bezahlen — und nun emtfchloß fh N. N. kieber für fein eigen Geld einen neuen zu kaufen, als ohne Marz: tel zu erfcheinen. : So weit hatte: die Macht der Gewohnheit die Meinun: gen der —— —— ‚gun ſolte ein —* in der Hand eines Menſchen nicht eben das „ſeyn konnen, was, nach der Fabel, „ein Stein in den Klauen des Kra: „nihsift?“ Go rechrfertigte fich mein ſchlummernder Freund, da ich ihn an einem ſchwuͤlen Nachmittage mit eis nem Buche antraf, das ihm eben aus der Hand fiel und ihn durch das Ge räufch wieder munter machte. „Sa, Fuhr er fort, vielleicht Fönte das gar „einen Probierflein von der innern „Güte einer Schrift abgeben. Ueber „manchem Buche koͤnte ich nimmer: „mehr einfchlafen, und wenn der Tag „noch fo ſchwuͤl und der Koͤrper noch „fo müde wäre: da ich hingegen bei „ander fchon im der dritten Minute „zu jähnen u. * * Bei der — einiger jungen gutmuͤthigen Dorfdirnen, die mir kleinen Arbeiten beſchaͤftiget wa: ren, bei welchen fie ſich dem natürlis hen Hange zur Schwaßhaftigfeie un: geſtoͤhrt überlaffen Eonten, hatte id) Ges kegenbeit, ihre Plauderei unbemerft einige Augenblicke zuzußören. Gie fprachen eben von einer frölichen Fei⸗ Vorfaͤllen. 1418 erlichkeit, die neulich der gnaͤdige Herr angeſtellt hatte; was da fuͤr eine Men⸗ ge Speiſen, was da fuͤr ſonderbares Eſſen waͤre bereitet worden, davon fie wicht einmal den Namen wußten, und jedwede machte dabei einige, ih: ven Einfichten angemeßne Unmerfuns gen. Was mir aber am meiften aufs fiel, war, daß ein Mädchen von 16 Fahren umter diefem Haufen ſagte: fie babe in ibrem ganzen Leben noch niemals Braten gegeßen. Mein theilnehmendes Herz fing an zu fchlas gen. Ich entfernte mich, und war- eben im Begrif, unmuthsvolle Klagen über. den großen Ueberfluß der Keichen und die noch größere Dürftigkeit der Geringern auszufchütten, als mich der zufriedene, lachende und heitere Ton diefes Mädchens twieder aus meiner finftern Faffung brachte. Kan dies gute Mädchen mit ſolcher ungetrübten Nefignation von feinem Mangel fpres chen; fo. muß es denfelben nicht für ein fo hartes Schickfal halten, eds weder nach feiner Art. Der Pleine Heerd feines vaͤterlichen Haufes liefert ibm doch aud; wol Speifen, die ihm bei dem durch Arbeit erweckten Hums ger; fo gut, ale dem Edelmann feine Schnepfe, ſchmecken. Der Schöpfer hat auch den nicht vergeffen, der im 16 Jahren feinen Braten ißt; fo we nig ich darüber murre, daß auf mei- nen Tifch niemals Parifer Paſteten oder Indianiſche Vogelneſter aufs getragen werden. Jener Kapellan des Molords wäre noch eher zu bedauern geweſen, "der die Fifche nie anders, Uuuwz als 1419 . als abgemalt gefehen, und doch ohne Unterlaß gerufen wurde, zu jedwedem Miefen der guädigen Herrſchaft Pro⸗ fir zu fagen. * * * Hie Grillen, Heimen und andre ähnliche Inſekten geben , zumal bei ftarker Hige, einen fehr ſchwirren⸗ den Ton von fi, So wenig es num das Ohr irgend eines Menfchen beleis digen Fan, wenn er eine folche Grille ein oder zweimal fingen hört; fo uns erträglich Fan uns doch bei unfern Spaziergängen an und neben den Wie: fen das unaufhörliche Trillern diefes einförmigen Muſikanten werden. — So find hundert Kleinigkeiten, bie eben durch häufige Wiederholungen - oft zur großen Laſt gereichen, Wenn mich ein andrer grüßt; fomacht es mir wenig Mühe, ihm zu danfen, Uber wenn ich auf einer volfreichen Straße ohne Unterlaß den Huth in der Hand haben und mich zur Rechten und zur tinfen verneigen und verbeugen muß; fo billige ich’s von Herzen, daß man in großen Städten diefe befchwerliche Ceremonie längft abgefchafft bat. — Welchem Juͤngling iſt es nicht anges nehm, wenn er ſich zum erſtenmal cas firen laͤßt; aber dreißig Dis vierzig Jahre lang alle Woche dreimal dem Barbierer zu figen — mer rechnet die: fe Erforderniß der Natur nicht unter Die Laften des männlichen Lebens, wenn uns auch) ein alınfliger Zufall einen noch fo gefhmwäßigen Barbierer zufuͤh⸗ ven folte, u. ſ. w. * Bi ® Zufällige Gedanfen 1420 Sie haben wohlrecht,daß ein Traum, ‘ eine gehörte Stimme, eine einge bildete Ahndung der naͤchſte Weg zum Überglauben fen; aber alle und jede merfroücdigen Winke fchlechterdings zu verwerfen, ſcheint mir doch auch zu weit gegangen zu feyn, Hören fie, was mie mein Vater von dem Schickſal feines Baters in feiner Jugend erzaͤhl⸗ te: Er und ein jüngerer Bruder fchlies fen in einem, und neben an der Infor⸗ mator in einem andern Zimmer, Ihm fam es im Schlummer vor, als ob er von dem Informator beim Namen ges rufen würde Erftandauf, fragtenach der Urſach und nach erfaltner Ants wort, — er träume, — legte er fih wieder nieder, Eben das gefchah zum zweiten mal, und er wurde auf die nems liche Urt abgewiefen. Zum dritten mal nahm er feinen Bruder mit, trat furcht⸗ fam vor das Bette feines Mentors, und diefer war mitleidig genug, zu ers lauben, daß fie fich beide zu ihm legten, Kaum aber war das gefcheben; fo ents ftand in der Kammer, die fie verlaffen hatten, ein plößliches Geräufch, Die Decke über dem Bette der beiden Kins der war eingefallen, und würde fie ohnfehlbar erfchlagen haben, wenn fie nicht zue Veränderung ihres Lagers mären veranlaßt worden, — ı Mein Herr, man hat dergleichen Erzähluns gen mehr. Können fie völlig Bürge für die Wahrheit dieſer Öefchichte feyn ? Mir fcheint die Folgerung auf eine übernatücliche Würfung der Vorſe⸗ dung aus dergleichen Begebenheiten fo lange bedenklich, bie — e⸗ 1421 Bei Eleinen Gewißheit hinlaͤnglich erwieſen ift, und dann mag es da Pſycholog weiter unterſuchen, ob die Seele eine Kraft bejigt, von einer nahe bevorſtehenden Gefahr, undentliche —— gen zu RN: x * oll Verierte, die kleinen Strauß oder Blocenpolppen zu finden, die fich an die zarten Stiele der Waſ⸗ ferlinfen anzubängen pflegen, batte ich viele Tage bitter einander, wohl zwan⸗ zig Glaͤſer vol Teichwaſſer geſchoͤpft und zum Beobachten hingeſetzt, — aber allemal vergeblich. Endlich fand ich, was ich ſuchte, und wartete nur auf die Ankunſt des Freundes, den ich mit der Betrachtung dieſer faſt un: ſichtbaren Thierchen unterhalten wol— te. Aber zum Ungluͤck war ein kleines Waſſerſchlaͤnglein in dem Glaſe geblieben, das ſich von ohngefaͤhr an dem nemlichen Stielchen, mit ſeinen gewoͤhnlichen Kruͤmmungen in die Hoͤ⸗ be wand, und dadurch die ganze Re⸗ publif diefer Thierchen auf einmal wie: der zerſtoͤhrte. — Wie Plein braucht das Geſchoͤpf nur zu feyn, das unfere Abfichten plöglich vereiteln fan. Sind wir nicht zehntaufend mal mächtiger, als dies kaum fichtbare Wafferfchlän: gelchen? Und doch, — wie war ich fogleich im Stande, ihrer Verwuͤ— fung Einhalt zu thun? Nicht Leicht wird jemand feyn, der fich nicht auf aͤhnliche Fälle, und zwar nidyt blos in folchen Fleinen, fondern weit wichtigern Angelegenheiten befinnen folte? Ein Adept harte ihn endlich, feiner Mei; Vorfaͤllen. nung nach, gefunden, den eingebildes ten Stein der Weiſen. Ein Bettler uͤberraſchte ihn unerwartet bei feiner Arbeit. In den geſchwinden Auffah⸗ ren uͤber dieſe Stoͤhrung, ſtieß er den Tiegel um, die Tinktur lag im Kothe, undeineüberaus mühfame jährige Ars beit war vergeblich worden. — Nur ein Weſen ift, deffen Abfichten zehn: taufend Monarchen nicht zu Kindern, im N find, * * So — iſt nun wohl eben Vernunft und Inſtinkt, we⸗ nigſtens in Ruͤckſicht auf die Wuͤrkun⸗ gen, nicht unterſchieden. Nas Mens fen, aus Vernunft mit Bewußtſeyn tbun; das thun die nicht mit Ver⸗ nunft begabten Gefchöpfe aus Inſtinkt, ohne Bewußtſeyn, und oft auf eine wohl noch) gefchieftere Weife. — An dem Abhange eines Hügels werde ich viele kleine Häufgen Erde gewahr, und bei jedweden oben ein Loch, etwa drittehalb Linien im Durchſchnitt. Ich durfte nicht lange warten, um die Ur: beber dieyer Unftalten zu entdecken. Es waren Weſpen, die fich einen Bau unter dem Raſen gemacht hatten, und die Erde war der Schutt, den fie aus den Höhlungen heraus gebracht hatten. Sch fahe einige arbeisen und mußte die außerordentliche Gefchicflichfeit bes wundern, die fie dabei beiviefen, Sie fharrten, wie die Hunde mit den Füfs fen und fchnellten mit unglaublicher Geſchwindigkeit die Erde hinter ſich. In dem Pleinen eylindrifchen Gange felbft dreheten fie fich rund herum, da⸗ mit 1422 1423 mit fie theils oben, theils an den Sei; ten und unten, alles was noch im We: ge war, mit den Füßen und auch mit Freßwerkzeugen, abnagen, wegfchaffen und dadurch ihren Eingang glatt und bequem machen mögten. Abends aber ſahe ich vor jedweder Oefnung ein Pleis nes pyramidalifches Häufgen Erde, wie ein Maufivurfshaufen, womit die: ſelbe verfchloffen war, Ich meiß es, wie behutfam man in der Teleologie urtheilen muß, wenn man ſich in der Beſtimmung ver Abfichren natücli: cher Dinge nicht irren will, Aber Hier waren fie fichtbar die mannigfaltigen merkwürdigen Endzwecke diefer klei⸗ nen Inſekten bei der ganzen Anlage und dem Bau ihrer Wohnungen, Der Huͤgel ſahe nah Oft: Süpdoft, woher felten ein Regen komt, der ihre An: falten hätte verderben koͤnnen. Die erſte fcheinbare Wahl zu ihrer Si, cherheit! Einen Abhang partemfie aus; gefucht, tbeils damit die Erde von ſelbſt herabrollte, wenn fie folche aus dem koche. heraus fchleuderten, theils weil diefer Abhang, feiner jähen tage wegen, von dem vorübergehenden Vie⸗ Zufällige Gedanken bei kleinen Worfälfen, 1424 be felten oder gar nicht betreten wur⸗ de, Die zwote fcheinbare Klugheit bei ihrer Oekonomie. Indeſſen häufte fih doc der Schutt vor dem Loche dergeftalt, daß es ein Pleiner Berg wurde, von welchem die Erde, die fie berausbrachten, wieder nach der Oefs nung zurück rollte, Hier mußten nun neue Vorkehrungen gemacht werden. Ich fahe fie alfo abſichtlich, nad) ei: nem kurzen Stillſtande, als ob fie der Sache hätten nachdenfen wollen, einis ge Wefpenfchriste hinter den Berg lau⸗ fen und die Erde wegfragen, fo daß der Gipfel der gehäuften Erde, nicht mehr nach der Höle zu, fondern abs wärts finfen, und endlich der ganze Erdhaufen wieder ziemlich eben wers den mußte, Lauter den vernünftigen Handlungen der Menfchen ſehr anales gifche Anſtalten! Und wie Flug war endlich die Verfchließung ihrer Höle eingerichtet! Ohne geometrifche Kennts niffe, wußten fie die Erde gerade fo weit hervorzufchaffen, daß fie richtig vor der Defnung liegen blieb und zur Verwahrung des Eingangs Dienlich wurde, Der Schluß folgt fünftig. EEE TR —— ’ 1425 ER BR * 1426 Hannoyeriſches Magazin, >79; gors Stuͤck. Sreitag,. den zo November 1780, Zufällige Gedanfen bei Fleinen Vorfällen, ween fchön glänzende, aber doch falfche, zum Einfaffen gefchliffe: ne Steine, ein Rubin und ein Apacintb ‚hatten in einer Samlung natürlicher Seltenheiten, neben andern Gemmen lange in forgfältiger Vers wahrung gelegen. Kenneramgen Fön nen das wahre von dem falfchen bald unterfcheiden; aber entweder hatten nicht viel Kenner dieſe Samlung ge: nau befehen, oder das Vorurtheil des Unfehens Hatte fie von der Unterfu: ung abgehalten. Endlich wurden fie beide näher. bervorgezogen. Der Stahl folte ihre Güte entfcheiden, und fiebe, — beide zerfprungen, an ftatt, daß fie, ohne abgenutzt zu werden, hät: ten Funken von fich geben follen, und verrierhen alfo durch ihre geringe Här: te, daß fie nicht der Natur, fondern dem nachahmenden Künftler ihr Das feyn zu danken hatten, und alfo ihrer bisher behaupteten Stelle nicht mür- dig waren. — Kunft an fehr oft den verfteckten Fehler auf eine fcheinbare Art erfeßen; aber der Berrug Pan ſich doc) nicht immer verbergen. Der Un: edle darf fich nicht fehmeicheln, daß er unter der Begünftigung einer edlen Geſellſchaft ſtets durchfchleichen wer⸗ de. Endlich finden ſich Kenneraugen, die den Schein von der Realitaͤt unterſcheiden, und wo auch dieſe nicht hinreichen, da giebts Proben, die den angemaßten Werth. oder. Unwerth, ohne Widerrede, ins Licht ſetzen. * * * Die Meiſe und der Bienenſtock. Eine ſchoͤn gezeichnete Meiſe flog von dem Zweige eines Baums immer bin und her nach einen Bienenſtocke, daß es mich endlich aufmerffam machı te, ihre Abſicht zu errathen. Ich ward meines Wunſches bald gewaͤhrt. Ich ſahe, wie ſie ſich mit ihren ſpitzigen Krallen nahe an das Fluchtloch des Bienenkorbes anhing, und in verſchie⸗ denen Pauſen zu wiederholten malen mit ihrem Schnabel an denſelben an⸗ klopfte. Wenn nun eine Biene ſich beraus wagte, um die Urſach dieſer ungewohnten Stoͤhrung in ihrer fried⸗ lichen Wohnung zu unterſuchen; ſo erhaſchte ſie der liſtige Vogel, flog auf den naͤchſten Zweig, verzehrte ſeinen Raub, und ſetzte den nemlichen Kunſt⸗ Xxxx grif 1427 geif weiter fort, faft niemals ohne den gefuchten Erfolg. — Armes Bolt, ‘das, ohne Gefahr zu wittern, der gift verfchlagener Feinde zum Raube wird! — Wo ift der Ort, da man vor allen Nachftellungen ganz ficher feyn koͤnte? — Der Schlingen find viel, in welche der Unvorfichtige fan verwickelt. werden. — Aeußerlicher Glanz verdeckt oft ein feindfeliges Herz. — Es ift gut, auf jedwede dro— bende Bewegung aufmerkfam zu feyn; aber es muß mit Borficht gefcheben. — Wenn aber die Meife feinen Bor: wurf.der Ungerechtigkeit verdient, da fie ihrem Inſtinkt folgt; fo verdient ihu doch dee Menfch, wenn er mit un: gerschter Lift den Einfältigen zu beruͤk⸗ fen ſucht. * * * Ye den Schäßen des Herbſts, wel; ehe ein Gaͤrtner von feinen Baͤu⸗ men fammelte, ward mir eine Birne gebracht, in welcher ſich ein gieriger Käfer fo tief eingefreffen hatte, daß er todt darinnen ftecfen geblieben war. Es nahm mich doch Wunder bei Thieren, die fonft eben den Vorwurf der Un: mäßigkeit nicht verdienen, ein Bei: fpiel einer fo tödlichen Gefräßigfeit zu finden. Indeſſen der Augenfchein überzeugte mich davon. Der Reich: thum ward fein Grab, und mittenim Ueberfluß fand er feinen Untergang. Mögten nur nicht unter Menfchen ſelbſt dergleichen Exempel gefunden werden! Der Tod bei den Schaͤz⸗ zen ift fo felten nicht, wenn wir alle: mal bis zu der wahren Quelle zuruͤck Zufaͤllige Gedanken 1428 geben. Geiz und Verſchwendung find beides Abwege, die weit näher zum Grabe führen, als die dazwiſchen lies gende edle Tugend der enthaltfanten Zufriedenheit, * * * Wie viel, denkt ihr wohl, daß das Sterne ſind? fragte ich einen Bauer, der den geſtirnten Himmel be: trachtete. — Das fan ich nicht fa: gen, Herr. Ich dächte wohl, erliche hundert. — Und ich, erliche tau⸗ fend. Seht ihr den Mond, der dort aufgeht? — D ja. — Und wenn wir jeßt da ftünden, wo jener Stern ſteht; fo würden wir von dem Monde nichts ſehen. So fünnen nod etliche tau— fend folcher Monde am Himmel ſchwe⸗ ben, davon wir bier nichts gewahr werden. — Sonderbar! Was wär ren denn die Sterne? — Sonnen, — Er ſchuͤttelte den Kopf, und Fonte ſich nicht überreden, von dem, was ich ihm fagte, — Moͤgte doch die Kenntniß von der Bröße des Weltgebäudes ausgebreiteter werden unter den Ein: wohnern der Erde! Der größte Haus fe macht fich gar zu enge Begriffe von den Werfen der Allmacht. Aber, was ift gemößnlicher, als der Fehler, daß man fih das Große zu Elein, und das Kleine — den Ameifenbhahfen diefes Erdbodens — zu groß vorſtellt? * * ” Ein⸗ ſchreiende Kule verließ in der Dämmerung ihren, in den Rui—⸗ nen einer alten Klofterficche genommme: nen Yufenthalt, flog auf einen nabe gelegenen arten zu und eilte nach * Raub J _ / 1429 Raub aus. Arme Vögel! wie man: em unter euch wird ihre nächtliche Jagd das Leben foften! Ich verwunz dere mich nicht über enre ewige Schuͤch ternbeit. Kaum fend ihr dem toͤdtli⸗ chen Gewehr des Jaͤgers entwiſcht; ſo lauert der Habicht von oben auf euren Fang; kaum ſeyd ihr den ro— then Beeren und der aufgeſtellten Schlinge entgangen: ſo beginnt die Eule aus ihrem Schlupfwinkel Her: vor zu kommen, und ſelbſt in hohlen Bäumen, in dem Genuß der nächtli: Ken Ruhe, eurem geben nachzuftellen, Gut iſt es noch, daß fich diefer Fin: fterniß liebende Feind durch fein Fräch: zendes Geſchrei ſelbſt verrärh, und vieleicht mancher noch eben dadurch für feinen Klauen gewarnt wird, — Wie viel glücklicher find wir Men; fhen! In unferm fihern Welttheile, mwenigftens dürfen wir weder Löwen noch Tiger, wider Bären noch Wölfe, noch die Ceylonſche Zauberſchlan⸗ ge fürchten. Und doch, — welde demüthigende Wahrheit, — mie oft ift ein Menfch dein andern das, was jenen Voͤlkern grimmige Tiger, reif fende Wölfe, flechende Scorpionen bei Eleinen Vorfaͤllen. 1430 und tödtliche Nattern mit ihren @ifts zäbnen find, Miüffen wir nicht auch bes Nachts forgfältig unfere Wohr nungen verwahren? Und fürwen? — Für Menſchen. * * * E⸗ iſt eine bekante Anmerkung, daß das Obſt gemeiniglich dann erſt ſeine rechte Groͤße, ſeine hoͤchſte aͤußer⸗ liche und innerliche Schoͤnheit erlaugt, wenn es zu reifen anfängt, Je naͤ⸗ her alſo zur Reife; deſto naͤher zur Vollkommenheit. Dank dem Erhal⸗ ter unſers Lebens, wenn wir nicht in der Haͤlſte unſrer Tage, in der vers ſaͤumten Ausbildung unfter größten« theils noch rohen Fähigkeiten und Anz lagen ein Raub des Todes werden, — wie jener unſchmackhafte, unreife, uns anfehnliche Apfel da, den der Wurm ſtach, noch ehe er fich zu rörhen ans fing. Aber auch zugleich eine wars nende Ahndung. Je naͤher zur Rei: fe; defto näher zum Abpflücken, Es Dauert oft lange, ehe wir zur verhält: nißmaͤßigen Vollkommenheit gelans gen, Wie wir dann aber unſrer Reife entgegen wachen, fo nähert fich auch der Bote, der ung zu Grabe ruft. Die Wanzen betreffend, bgleich in den vorhergehenden Bänden diefer beliebten Wo— chenfchrift, vorzüglich aber in den Sahrgängen 1761 bis 1767 verſchie⸗ dene Mittel - wider dieſe unangench: men Gäfte angezeiget find, und ob: gleich mehrere Öffentliche Blätter ein gleiches gethan, fo fpüret man doch in verfchiedenen Orten wenig Hülfe, und große Städte find im Sommer noch immer vor wie.nach mit diefer Plage beimgefucht, In Petersburg fol, wie mir dort gefage wurde, fein Haus das von frei feyn; in Hamburg kan man Kıyr 2 troß 1431 trotz aller hofländifchen Reinlichkeit fie nicht vertilgen, und in Hannover foll es eben fo feyn. nicht fehaden, wenn man auch durch diefes Blatt noch einige derfelben bes kant machet, davon das erfte vorzuͤg— lich, nicht allein auf eine blos zufällis ge Weife erfunden worden, fondern auch noch von allen befanten Mitteln das aller wohlfeilſte, und noch oben drein fo befchaffen ift, daß wohl die wenigfte Unbequemlichfeit damit ver: knuͤpft fenn fan. Es ruͤhret dies von dem befanten Pater Hell, dem Eaiferli: chen Hofaftronomen in Wien ber, der es zuerft entdecke und befant gemacht bat, Er fchicke die Bemerkung voran, daß diefe Außerft befchwerliche Inſek⸗ ten zwar eigentlich nur in warmen Ländern zu Haufe gehören, allein fich auch im gemäßigten Himmelsftrichen, ob wohlnur des Sommers, einfinden, Kalte tänder, wie z. E. Schott: land, Norwegen, tappland, find das von, fo wie auch von Fliegen und Flör ben, ganz frei; auch Länder, die unter gemäßigtern Himmelsftrichen liegen, im Winter. Diefe unreinen, garftigen Inſekten, finden ſich gemeiniglih in den Mobi; lien und Tapeten bewohnter Zimmer, moraus gefolgert wird, daß eine um: reine, eingefchloffene warme Luft ihr Element feyn muͤſſe. Die tägliche Erfahrung und der NAugenfchein be ftätigen dieſe Muthmaſſung, da Die Warzen nur mit der zunehmenden Hitze ihre Vermehrung anfangen. Die gürige Natur, bat uns alfo Die Wangen befreffend. Es fan alfo wohl 1432 das Gegenmittel lin eben derfelben Jabrszeit gegeben. Die Wohnzimmer der Sternwarte in Wien, waren megen des hohen Grades der Hitze, welcher fie ausge feßt find, fo febr mir Wangen ange— füller, daß man fie nicht vertilgen Fon: te; Fein Mittel blieb unverfuchet, und alle Verfuche fielen fruchtlos aus. Nun ereignete es fih, daß einft bei einem feuchten Wetter im Sommer die alten Bücher, vorzüglich die in les dernen Bänden, einen fehr uͤbeln Ger ruch von ſich gaben, welchen zu ver: treiben der Herr Hell zwiſchen diefe Bits cherrepofitoria, Lavendelbluͤte ſtreuen ließ, ohne jedoch dabei an Vertreibung der Wangen zu denken. Mach ohn— gefähr acht Tagen, da der Bediente der Gewohnheit nach Das Bette von diefen ſchmutzigen Gäften zu reinigen unternahm, fand er feine einzige der: feiben, fondern alle waren verſchwun⸗ den; er berichtete diefes voller Wers wunderung feinen Herrn, und da Ders feibe fich gleich erinnerte, daß er vor ohngefaͤhr acht Zagen erft den Laven⸗ del babe ſtreuen faffer,»fo fiel er fos gleich auf die Wermuthung, diefer an: genehme Geruch Fönne vielleicht dies ſem Ungeziefer unerträglich ſeyn. Sich nun voͤllig davon zu uͤberzeugen, ließ er alle Zimmer, Bette, Schraͤnke, und uͤberhaupt alle Meubten mit der. tavenpdelblüte beftreuen, und nach eir nigen Tagen fand fich auch nicht eine Spur mehr von Wanzen auf dem Ob; ſervatorio. ar Da diefe Erfahrung nun ihre Rich» tigkeit 1433 tigkeit hat, fo verdient fie um fo mehr auch hier befant gemacht zu werden, da das Mittel nicht allein der Geſund⸗ beit nicht fchader, fondern auch unter allen andern befanten das wohlfeilefte ift, in dem man nur ohngefähr für einige Grofchen braucht, ein großes Zimmer damit zu reinigen, und dieſes gerade ein Jahr lang feine Würfung tbut, da alsdann der wiederkehrende Sommer auch neue tavendelblüte dar: briugt. Diefes Mittel ift auch _wider die Schaben oder Motten Probe gerecht befunden, und wer weiß, ob es nicht auch gegen andere Inſekten mit Nuzs zen Pönte gebrauchs werden, Ohne bier die verfchiedenen Aufga: ben, welche der Herr. Hell durch dies fen Werfuch an die Marurforfcher zu richten veranlaßt wird, aufzulöfen, oder beftiimmen zu wollen, wie und auf was Weife die Wanzen durch fa: vendelblüte vertrieben werden, — 06 fie die ihnen widrigen geiftigen Theile einathmen, und mit ihrer Nahrung einfchlingen, oder ob die flüchtigen ausdünftende Theile der Blüte die äußern Theile des Inſekts angreifen, voill man nur noch dem Publifum, und denen, welchen: es allenfalls an diefer Pflanze fehlen folte, ein Paar andere Mittel gegen dieſe Hausplage anzeigen. Der ekeihafte üble Geruch diefes Ungeziefers fcheint von der Natur eine Art Eorreetif in allen ſtark riechenden Dingen zu haben. Terpentin, Kam: pfer, Wermurbfraut, fpanifcher Pfef: fer, alles diefes verfcheucht fie, wenig: Die Wanzen betreffend, 1434 ftens auf einige Zeit. Hauptfſaͤchlich ift der Kampfer fchon zu verfchiedenen malen und in verfchiedenen öffentlichen Blättern, unter andern auch in die ſem Magazin als ein Wangen vertreis bendes Mittel befant gemacht und einpfolen worden. Verſchiedene Ber: ſuche haben die Entdecfung außer allen. Zweifel gefeßt, und jedermann fan fid) durch eine leichte Probe eben davon im gar Furzer Zeit uͤber⸗ führen. Man nehme nur ein fieines Tuch, tauche folches in Kampferfpi- ritus und hänge e8 in die Ecfe eines Bettes, in welchem fih Wanzen be finden; nach Verlauf einer Macht, auch noch wohl in Fürzerer Zeit, wer: den fie das ‘Bette verlaffen und fich in die nächte Wand geflüchtet haben, Will man alfo ein Berte ganz davon fäubern, fo laſſe man den Kampfers fpiritus zwifchen alle Eugen des Bettes laufen, er tödtet die Eyer und die Mutter im Hole, und macht, daß fie gefhwind aus den Mobilten und Borhängen flüchten. Noch gefchwins der aber der Sache ein Ende zu ma: hen, und fih auf lange Zeit für. das Wiederfommen zu fihern, Fan man, nachdem der Kampfer folchergeftalt auegeyoffen worden, mit einen brens nenden Licht nachfahren; der Epiri: tus enzuͤndet fich fehr ſchnell, und weil er in alle Fugen, eindringe, fo folgt die Flamme dahin nach, und verbew vet die Brut von Grund aus. Auf diefe Are ift ein Zimmer, in welchem die Warzen alle Mauerfugen inne hats ten, in wenig Stunden gereinigt wor: Krır 3 den, ! ⸗ 1435 den. Der tirfifche Pfeffer, getroc- met und zu Pulver gerieben, darauf mit Schmalz oder einer andern Art Fett vermengt, giebt auch eine Salbe, die einige Wochen Frift verleißt, nur muß das Öeräthe, welches man damit reis nigen will, vorher wohl mir Waffer abgefpült werden, Demjenigen aber, der fein Zimmer auf einige Wochen entbehren kan, ift nachftebendes Mittel, welches auf vie: le Sabre Ruhe verfchaffet, vorzuͤglich zu empfelen: Man leere das Gemach von allen vergoldeten Mobilien und Kleidungsſtuͤcken, zu mehrerer Sichers beit auch von denen die feinfarbigt find, alsdenn verſchließe man die Fenſter und alle Fugen fo genau, als mög: lich, vermache fie allenfalls mit Pappe oder Papier, und flelle denn in die Mitte des Zimmers nah Verhaͤltniß feiner Größe ein Gefäß mit ungelöfch: tem Kalk, der ungefähr ein Drittel des Raums des Gefäßes einnimt. Diefes fülle man alsdenn mie Waſſer, und vermache die Thuͤren des Zimmers ©’. + Die Wanzen betreffend. 1436: darauf eben fo forgfältig mie die Fen⸗ ſter. Der fi löfchende Kalk wird, da er ſich entzuͤndet, einen fehr ftarken Danıpf veranlaffen, welcher ſich in dem ganzen Gemach verbreitet, und da ihm aller Ausgang verfchloffen ift, in alle Fugen und Ritzen, als die Hauptwohnung diefer Inſekten, drins get, und fie darin völlig zu Grunde richtet. Man thut wohl, wenn man ein folches Zimmer 3 bis 4 Wochen uneröfnet läßt; tmaren die Wanzen bäufig darin, fo wird man bei Eröfs nung deffelben die Bälge in großer Anzahl, als ein Zeichen der über fie gefomnen Zerfiörung; antreffen. Dies Mittel ift an fih der Gefundheit uns fhädlich, und dem beim untermifchen zu brauchenden Arſenik oder dem ein: reiben des Queckſilbers bei weitem vor: zuzieben. Die eigne Vorſicht wird es ohnehin einem jeden von felbft empfelen, daß er das vier Wochen verfchloffen geweſene Zimmer nach der Eröfnung deffelben nicht fogleich wieder beziehe, fondern es erft eine Zeitlang, mwenigs ftens 24 Stunden, ausläften laſſe. ni..8.. « * * * * Yfırdie im 87ten St. diefes Magaz. vom v. J. verlangte Unweifung, durch welche Mittel die fo genanuten Harnacken oder Kornwuͤrmer gewiß und ohne Schaden des Korns zu vers tilgen? babe die Ehre zu erwiedern, daß ich aus der Erfahrung überzeuger bin, * * * * daß es gar nicht moͤglich iſt, die von dieſem Ungeziefer einmal angeſteckten Kornfruͤchte voͤllig wieder zu reinigen, beſonders wenn dieſes Uebel einen groſ⸗ ſen Vorrath betroffen hat. Jedoch kan man die angeſteckten Fruͤchte durch vor⸗ ſichtiges und öfters wiederpoltesSieben ziem⸗ 1437 ziemlich von dieſem ſchaͤdlichen Unge: ziefer befreien, welches auf folgende Art am beſten geſchehen kan: Man ſchmiere einen großen Kreis mit recht gutem ſtark riechendem Theer, etwa am einen Ende des Kornbodens, in dieſen ſtelle man Leute die das Korn fleißig und vorſichtig ſieben, auch es mit der Hand oͤfters und ſtark durchruͤh⸗ ren. Durch dieſe Arbeit wird nun der groͤßte Theil des Ungeziefers auf den Boden fallen, und ſo bald es den Theer erreichet, augenblicklich ere⸗ piren. Auch kan man Theer mit ge⸗ kochtem Waſſer verduͤnnen, und da; mit die im Kreiſe befindlichen Wuͤr⸗ mer befprengen, welches fie auch gleich auf der Stelle tödret. Mach diefer Arbeit aber thut man am beften, wenn man füchet dergleichen Früchte fo bald wie möglich loß zu werden. Die Böden aber von diefem böfen Ungeziefer völlig zu reinigen, fo, daß auch in der Folge nichts zu befuͤrchten ift, hält, wenn man anders vorfichtig zu Werke gehet, gar nicht ſchwer. Man mache nur den angefteeften Kornbos den von allen Kornfruͤchten, auch al; Alen andern Sachen, befonders von dem etwa darauf gelegten Nutzhol— I 1438 je ꝛc. völlig rein, reinige folchen von allem Staube und Linreinigfeiz ten aufs beſte. Iſt diefes anf das forgfältigfte beobachtet, fo nehme man nac) Verhaͤltniß des Kornbodens recht guten reinen Theer, verduͤnne ſolchen aber erft allemal bei dem Ge brauch mit gefochtem Waſſer, (doch muß die Maffe nicht zu dünne fen, weil fonft dee Geruch zu Schwach wird) flreiche damit die auf dem Kornboden befindlichen Ritzen und Fugen, Ständer, ꝛc. und überhaupt alles darauf befindliche Holzwerk nur duͤnne über Iſt dieſes ger börig gefcheben, fo kan man ohne Sorge einen folchen "Boden in den nächften vier Wochen wieder mit reis nen Kornfrächten befchlitten, und man bat nicht im geringften zu befürchten, daß die Kornfrüchte von diefem Unger ziefer angeftecft werden, kenn man nur feinen Kornboden in der Folge reinlich hält, auch die Früchte fleißig umftechen läßt. Auf dem Boden ift e8 zwar hinreichend, wenn die Ritzen und Fugen beftrichen werden, allein es ift doch beffer, wenn das übrige darauf befindliche Holzwerk auch Überall forgs fältig angeftrichen wird, Zufällige Gedanfen, MU Is eine Null komt man am leichte: ften und ficherften durch die Welt: nur muß man fichs denn auch nicht verdrießgen laffen, als eine folche an» gefeben und behandelt zu werden. Wie fade Köpfe jege über fanges weile klagen fönnen, da fo viel Unter⸗ baltendes für fie gefoprieben wird, dag begreife ich nicht: aber wie Männer von Geiſt und Geſchmack bei unſrer Modelectuͤre erbärmlich jähnen Fön: nen — das begreife ich recht wohl. - Wenn 1439 Wenn die Schönheiten des Geiftes zu genau aufgefucht, verfolgt und zer⸗ gliedert werden, fo ift das ein jicheres Merkmal, daß die Armurh des Sei: ſtes anfängt bei einer Nation überhand zu nebmen. So lange man reich iſt, achter man auf Kleinigkeiten wenig. Der Anfpruch auf ein ununterbro: chenes Vergnügen oder Glück ift eine offenbare ungereimte_und ausfchweis fende Forderung, die wir Miemand zu gute halten, und an Niemand vernünf: tig finden, als an uns felbft: denn fo bald das Vergnügen abreißt, hängen wir den Kopf, und wenn uns das Gluͤck den Rücken kehrt, fo find wir fo nies dergefchlagen, und führen fo bittre Klagen, als ob ung ganz mas Uner— twartetes und dag größefte Unrecht wies derfahren wäre, Ungluͤcklich ift der Mann, der einen Führer braucht, und dreimal ungluͤck⸗ fich der, welcher ihn in unfrer gegen— waͤrtigen theologiſchen, moraliſchen, philoſophiſchen und bellettriſtiſchen Welt zu ſuchen, verdamt iſt! Man wird ihn gegen alle zwei und dreißig Winde jerren, und am Ende noch ungewiffer da ftehen laſſen als er zuvor war, Seine Vorzüge Niemand fühlen laffen, wenn man ungebaße fenn will, Zufällige Gedanken. 1449 ift nörhig, aber nicht genug, Man muß fie auch nicht einmal fehen laffem, oder fie wenigſtens gleich wieder eins büllen, wenn man es einmal nicht aͤn⸗ dern konte fie zum Vorſchein zu bring gen. Wir verlieren dadurch nichts, Man wird fie doch nicht verfennen, und uns defto höher fchäßen. Freiheit ift ein fchön klingendes Wort, aber übrigens nicht viel mehr als ein Wort, — ohne viel Realität und Bedeutung: wenigftens für den größern Theil der Bürger eines Staats. In der feinften Republik felbft Fan der wirkliche Genuß der Freiheit in einem etwas bedeutenden Grade nur einigen wenigen zu Theil werden, Beiden uͤbri⸗ gen befteher der größefte Vortheil und Genuß darin, daß fie fich einbilden und fagen-fönnen: wir find ein. freies Volk! Zu bürgerlihenSchran: Eon ift der Menfch überall dienfibar, und überall ftehen die Gefeße unter der Bormundfchaft derer, die fie verwalten. Das etwas Mehr oder Weniger bei der Dienflbarfeit wird durch die Ge— mohnpeit unmerffich, fonderfih wenn das Joch nicht zu hart ift, und wir feine Gelegenheit in der Nähe haben, nad) theilige Vergleichungen anzuftllen. ET 1. —— Anfrage. He man kein zuverlaͤßiges Mittel, kant ift, beliebe es doch baldigſt in dies wodurch Schafkaͤſe von Würmern fen Magazin anzuzeigen, befreit bleiben? Wem dergleichen be⸗ ISBN 1441 Ro" DR 1442 agazin. gıre Stuͤck. Montag, den 13ten November 1780. Dritte Fortfegung der Auszüge einiger. Briefe eines Officiers von dem Cap der guten Hofnung und aus Ofindien. (Siche das gztr, satt und 54te St.) Zehnter Brief, Liebſter Freund! € > babe Ihnen in meinen letzten $ Briefe vom 20ten Dec. voris, gen Jahrs a) gemeldet, daß wir den 23ten Sul, v. J. von dem Hofe des Kaifers, welcher zu Sou⸗ racarta refidirt, aufgebrochen find, um unfere Reife nad) dem Sultan zu Jucjucarta fortzufegen. Wir bra chen des Morgens um 5 Uhr unter Abfeurung der Kanonen auf, und rich ten Mittags um 11 Uhr ins Quar⸗ tier, wo wir die Nacht campirten, und zwar in Häuferit, welche von Bam: busholz gemacht waren, welches mir eben fo vorkam, als wenn man in Europa in ein fager rückt, Die Häu: fer von Bambus fan man füglich mit Zelten vergleichen. Man bedient fich - Diefes Huͤlfsmittels, wenn in der Ni; de feine Negreien find, Nachdem wir gut gegeffen, getrunfen und gefchlafen a) Diefer Brief if in Europa nicht angefommen, und vermuthlich das Schif, web ches ihn mitbringen falte, verungluͤcket. U, batten, brachen wir den 24ten fruͤh Morgens wieder auf, und campirten auf dieſelbe Art, wie den Tag vorher. Auf diefem Plage fanden wir fchon eis nige jovanifche Prinzen mit-dem ers ften Minifter des Sultans, welche von dem Sultan abgefandt waren, um den Herrn Gouverneur zu complintentiren. Den 25ten des Morgens um 4 Uhr feßten wir uns wieder in Marfch, und machten um 7 uße auf. einem Platze, etwa zwei Stunden von Jucjucar⸗ fa, ein Rendezvous, allwo wir alle unfere beften Kleider anzogen, um in Pentificalibus bei dem Sultan zu ers ſcheinen. Unfere Damen Eleideten fich wie Amazoninnen, weil fie ſich Hier zu Pferde fegen wolten, Eine gute hals be Stunde von diefem Plage Kat der Sultan einen prächtigen Garten mit einem Luftfchloffe, wo er fih ſchon ganz frühe hin werfiüige hatte, um ven Gouverneur dafelbft zu empfangen, auch hatte er alle feine befte Miliz for VYy y9 wohl ⸗ 1443 mohl zu Pferde als zu Fuße ausruͤcken laſſen, um bei der Ankunft des Gou: verneurs zu paradiren. Der Herr Gouverneur fchickte feinen Generalad: jntanten nach dem Gultan, um ihm feine Ankunft zu wiſſen zu thun; wor» auf der Sultan wiederum einen Offis eier fchickte, und ihn complimentiren hieß, Um 8 Uhr feßten wir unfern Marfch fort, Alles war zu Pferde, auch die Damen, Go wie mir. die Miliz des Sultans, welche auf beiden Seiten poftirt war, paflirten, wurde von ihnen ein Lanffener gemacht, wo⸗ bei die Kanonen zu Paffangeraban, fo heiße der tuftgarten des Sultans, gelöfer wurden. Wir Dragoner por flirten ung techter Hand des Schlof: fes, und die Jucjucartifchen linker Hand. Denn auf Jucjucarta liegt gleichfalls eine Compagnie europäis fche Dragoner, gleich wie auf Sura- carta, welche eine Garde von dem Sultan ift, und auf Koften der oftin: difchen Compagnie erhalten wird. Der Sultan bat nod) verfchicdene Arten. von inläudifcher Garde zu Pferde und zu Fuße, worunter eine, welche feine erfte Garderift, mir ſehr poſſirlich vorkam. Ihre Uniform ber ſtehet weiter in nichts, als in einem rothen Gewande, welches fie unten um den Leib ſchlagen, außerdem ſind ſie ganz nackend, und ihr Geſicht, Leib und Fuͤße ſind mit einer gelben Salbe beſchmiert. Die Javanen halten dies für ſchoͤn, uns Europäern aber, inſon⸗ derheit mir, iſt es ſehr ekelhaft. Ihre Waffen find ein Schild, Pfeile und Auszüge einiger Briefe 1444 Bogen. Gie heißen auf Javanifch die Padeiganger des Sultans, weil fie allezeit, wenn fie marfchiren, pa gangen, das heißt auf javanifche Are tanzen. Der Gultan thut Feinen Schritt aus feinem Pallafte, oder nach javanifcher Are zu reden, “aus feinem Dalm, ohne fie vorauf zu haben, er magzu Wagen, zu Pferde, oder zu Fuße feyn; ihre Maneuvres beftchen darin, daß fie nad) der Muſik allerlei Bewegungen mit dem Leibe, Händen und Füßen machen. Im übrigen ift die Miliz des Sultans beffer eingerichs tet, und aud) regulairer, als die von dem Kaifer. Aber eine Garde zu Pfer: de bat er nicht, ; gleichwie der Kroms prinz des Kaiſers; defto mehr Mäds chen hat er in feinem Serail, wovon ich. bald Gelegenheit haben werde mehr zu ſagen. Machdem fi die Geſellſchaft etiva eine halbe Stunde in dem Luſthauſe aufgehalten hatte, defilirte die inlaͤn⸗ diſche Miliz ab, um den ganzen Weg von Paſſangerahan, bis nach dem Dalm des Sultans, zu befeßen, wel: ches eine gute Stundeweges iſt. Wie diefes geſchehen war ‚ führte der Gou⸗ verneur den-Sultan. bei der Hand in den Wagen, und ſetzte ſich bei ihm. Die juejucartifchen Dragoner -feßten fi vor dem Wagen, und dielinfrigen binter felbigem. Der Öeneraladjutant und ich ritten bei dem Wagen. Die Suite, welche vorauf war, war fo groß, da man fie nicht abfehen fonte, Ich glaube, daß der Sultan mehr als tauſend Javanen, blos als bei 2445 von dem Cap der bei fih hatte. Einige trugen feinen Thron, andere feine Inſignien. Der Henker mag es wien, was fir alle für Bedienungen haben. Der erfie Mi: niſter und einige andere von den vor; nehmſten Javanen, worunter ſelbſt Prinzen und nabe Anverwandte von dem Sultan waren, mußten bei dem Wagen zu Fuße hergeben. Der Zug ging gerade nach dem Dalm zu. Es danrete aber wohl drei Stunden ehe wir dahin kamen. So langſam fuhr der Sultan. Was hab’ ich den Mor: gen gefhwißt! Denn die Sonne brannte eutfeglich, und es war juft Mittag, da fie am heißeften if. Wie wir nahe bei dem Dalm famen, und ich von dem Wagen abreiten wolte, um mit unfern Dragonern, welchewor dem Dalm aufmarfchirten, vor der Front Honneur zu machen, hatte ich eine Pleine Fatalität, welche im Grun⸗ de nichts war, und daraus ich auch gar fein arges hatte; allein es wurde mie nachher gefagt, daß ich mir da: durch leicht ein Unglück hätte zuziehen koͤnnen. Bei dem wegreiten von dem Wagen verwickelten ſich meine Rockfalten in eine von des Sultans Piken, und dieſe ſind ſo heilig, daß ſie Niemand anruͤhren darf, als diejenigen, welche fie iragen. Ich hatte mich, der Him: mel weiß, wie es zuging, fo fehr vers wickelt, daß ich nicht erft wieder los Fommen konte. Obſchon ich diefen Vorfall für eine große Kleinigkeit hielt, ſo ſahe id) doch, daß der Java: ne, welcher die Pife trug, fehr min gufen Hofnung ic. 1446 riſch und verdrießlich darüber war, - und meine Freunde fagten mir nach— ber, daß ich zu einer andern Zeit, wenn der Gouverneur nicht gegenwaͤr⸗ tig geweſen wäre, risquirt hätte, unter den Pifen ermordet zu werden, Der Hof des Sultans ift ohnedem gar nicht gut Europäifch gefiunt, und aus ſolchen Kleinigkeiten find wohl eher große Blurbäder entftanden, Es Tief inzwifchen doch recht gut ab, und der Sultan, der es mit anfah, fehien wes nigftens es nicht übel zunehmen, oder er ſtellte fich fo aus Höflichkeit gegen den Heren Gouverneur. Daß mit dem Sultan lange nicht fo gut umzus gehen ift, wie mit dem Sufunang, werden Sie bald näher feben, Wie der Sultan aus dem Wagen- ftieg, führete ihn der Herr Gouvers neur in voller Ceremonie bei der Hand in den Dalm, wo: er fih, unter Troms peten und Pauckenſchall, aufden Thron feßte, und der Gouvernenr neben ihn. Un beiden Seiten fanden Stühle für die Suite des Gouverneurs, und die übrigen Perfonen von Diftinction von Jucjucarta. Bon den Inländifchen faß Peiner auf einem Stuble, als der Kronprinz, welcher der zweite Sohn von dem Sultan ift; fondern ſie muß⸗ ten alle auf der Erde figen. Eigen: lich hätte fein ältefter Sohn, welcher noch am Leben ift, Kronprinz ſeyn muͤſſen. Weil er fich aber mit einem Kebsweibe feines Vaters abgegeben bat; fo bat ihn der Sultan erft zum Tode verdammt, auf Fürfprache des erfien MRefiventen von Jucjucarta Yy yn 2 aber 1447 aber bat er ihm zwar das Leben ge: ſchenkt, jedoch zum gemeinen Battur verurtbeilt, welches bei den Java— nin die allergeringfte und verächtlichs fte Creatur ift. Mach und nach ift fein Dater etwas wieder befänftiget wor⸗ den, jedoch ift er von der Thronfnlge ganz ausgefchloffen, und er muß fid) als ältefter gefallen laffen, auf der Er: de zur figen, wenn fein jüngerer Bruder auf dem Stuhle fit; es fey dann, daß ibm der Sultan bieweilen, wenn er guter Humene ift, die Erlaubniß giebt, fih auf einen Stuhl zu feßen. Ich habe mein Tage nicht eine fol: che Souverainität gefeben, wie der Sultan bat. Alles ift auf feinen Winf abgerichtet, und Niemand darf ihm widerfprechen, wenn er auch die ent: feglichften Graufamfeiten ausübt. Er ift auch ein rechter Tyrann, und wenn er. fih von auſſen gegen uns. Europäer noch fo freundlich flelle, fo iſt ev im Herzen doch gar nicht europaͤiſch ger finnt, Bor einigen Jahren, da er noch mit der oftindifchen Compagnie Krieg führte, iſt er mit den Öefange: nen ſehr barbarifeh umgegangen, und mancher braver Europaͤer bat müffen unter den entſetzlichſten Martern feinen Gift aufgeben, Sein Charakter iſt in ſeinem Geficht, und befonders im feir nen Augen abgedruckt, Der Kron: pring ficht eben fo wild und barbarifch aus. Zwiſchen dem Hofe des Sul⸗ tans und des Kaifers it ein Unters fchied „ wie Tag und Nacht. Wie war denn der Sultan gefleider ? Eben fo wie der Kaifer, außer daß er feinen + Auszüge einiger Briefe 1448 Stern bat. Dies Vorrecht bat der Suſunang allein. In der Kleidung machen die Javanen eben keinen Staat; aber dejto mehr prunfen fie mit Dias manten und Edelgefleinen, womit der "Sultan reichlich verfehen war, Nachdem fi der Sultan geſetzt batte, machten wir ibm anf eben die Are die Cour wie bei dem Kaiſer, nemlich wir naheten uns ihm mit .eis ner tiefen Verbeugung, worauf er uns die Hand gab, Eben fo machten wir - auc) dem Kronpringen die our, Die Semalinnen des Sultans Famen nicht zum Vorſchein, fondern die erfie Ges malin defielben nahm die Viſite von Hieffronn und den übrigen Das men, welche fie bei fich hatte, - in einem aparten Zimmer an. Wie die Cere⸗ monie der Cour zu Ende war, wurde Wein präfentire, und einige Geſund⸗ beiten getrunken, welche der erfte Res fident, „mit Namen Lapro, auss brachte, auch ließ uns der Sultan Pinang und Spri präfentiren, und noch dazu aus feiner eigenen Pinangs= dofe, welches wir als eine grofe Önas de anfehen mußten. ‚Ein Javane folte diefe Ehre um viel Geld nicht geben. Wenn der Kaifer oder der Sultan ein Glas Wein trinft, und die Meige dar von jemanden austrinfen läßt, * iſt die groͤßte Ehre, welche ſelbſt dem vornehmſten Javanen fan auger than werden. Sch babe oft lachen” müffen, wenn wir beim Kaifer ander Tafel waren, und er eine Appelſine oder eine andere Frucht, wo er ein Stuͤck susgebiffen hatte, auf die Erde warf, 1349 von dem Cap der warf. Hier waren felbft die vornehms ften Javanen fo hinter her, um fie zu erhafchen, als wenn Geld ausgemwor: , fen wird. Als wir ung etwa eine gute halbe Stunde bei dem Sultan aufgehalten hatten, brach der Gouverneur auf, Beim weggehen gab der Sultan fo ohl, als der Kronprinz wiederum einem jeden von ung die Hand, Der Gouverneur feßte fich in feinen Wa— gen und fuhr mit eben der Ceremonie und dem Gefolge nach dem Haufe des erfien Reſidenten, wo er logirte, wie bei dem Kaifer, Wie er anfam, wur: den von unſerer auf Jucjucarta lie: genden. Infanterie drei Dechargıs ge macht, und die Kanonen von dem Fort, welches die oftindifcye Compag: nie auf Jucjucarta angelegt, drei; mal gelöfet. Ohngefehr Mittags um 2 Uhr war alles vorbei, worauf wir uns an die Tafel feßten, welches aber nicht lange dauerte. Denn ein jeder ſehnte ſich nach der Mittagsruhe. Am folgenden Tage war nichts zu thun und wir fonten uns recht ausruhen, -AWlein- den 27ten Julius war ein großes Saftmal bei dem Sultan, wozu der Here Gouverneur mit feiner Suite, und alle Perfonen von Di: Rinction von Jucjucarta eingeladen wurden, Des Morgens um g Uhr fuhr der Herr-Gonverneur mit eben der Ceremonie zu dem Sultan, wie er es an dem Kaiferlichen Hofe gethan batte, welches ich Ihnen in meinem vorigen Briefe b) befchrieben. habe. guten Hofnung ꝛc. 1450 Darum will ich es diesmal nicht wie derholen,. Das erfte Divertiffement, welches uns der Sultan machte, war die Jagd. Er führte uns in einen prächtigen Thiergarten, worin allerlei Wild war, infonderheit Hirfche und Rebe, und es ſtund einem jeden von der Gefellfchaft frei, was zu ſchießen. Die Gewehre und Übrigen Jagdge⸗ raͤthſchaften Tagen dazu bereit. Viele machten Gebrauch davon, Uber der Sultan und Gouverneur ſchoſſen nicht mit, fondern fahen zu. Wie dieſes vorbei war, führte er uns nach einem großen Teiche, Mitten in diefem Teir che hatte er kurz vorher ein Luftfchloß aufbauen laffen, welches fieben Etas gen bo, und um und nm mit Waſ⸗ fer umgeben if, weswegen man auch nicht anders, als mit Fahrzeugen dahin fommen Pan, Auf der oberfien Etage bat er einen Garten angelegt, worin die herrlichften Früchte und Blumen wachfen, worüber mir ung fehr vers voundert haben; wir haben nirgends leckere Ananaffe gegeffen wie hier. Wie wirdiefe Herrlichfeiten beſehen batten, gingen mir wieder in den Dalm, wo. die Tafel ſchon gedeckt und mit Speifen befeßt war. Che die Gefelffchaft ſich niederfegte, wurs den die Möcke ausgezogen, nnd der Sultan erfchien mit entbloͤßtem Leibe, wie auch alle uͤbrigen Javanen, de: ven mebr als zwei tauſend an der Zahl waren, welche in und vor dem Dalı auf der. Erde fagen, Wie wir uns niedergefeßt Hatten, wurde anftatt des Yyny3 - Gebets b) Iſt der obgedachte verloren gegangene Brief. A. d. 3 1451 Gebets vor umd nach der Tafel dreis mal Bergatterung um die Tafel herum geſchlagen, gleichwie hier an den Hoͤ— fen der Gebrauch ift. Von den Speis fen, welche auf die Tafel famen, Fon: te ich wenig genießen, denn es war mehrentheils javanifche Koft, womit ich mich noch gar nicht wertragen fan, ob fie ſchon unter dena hieſigen heißen Luftſtriche viel gefünder ift, mie die europäifchen Speifen. Die Euro: päer gewöhnen fih aber nach und nach fehr daran, fo, daß die mehrften die javanifchen Speifen vorziehen. Die Zeit wird es lehren, ob ich mich auch daran gewöhnen fan. Noch Fan ich fie nicht einmal gut riechen, und ich werde bisweilen von dem Geruch fchon übel. Die Gefundpeiten , welche an der Tafel getrunfen wurden, und wor: aus man hier eine Ceremonie macht, wurden von dem erften Refidenten in eben der Ordnung getrunfen,, wie bei den Kaifer, und dabei die Kanonen gelöfer, von den Trompetern ein Run⸗ dal geblafen, und ein dreimaliges Auffe gerufen, daß nicht allein der ganze Dalm, fondern ganz Jueju— carta davon erfchallte. Gleich nach der Tafel fuhr der Gouverneur mit eben den Ehrenbezeigungen wieder weg, mit welchen er gefommen war, Den „gten war nichts zu thun, außer daß der Gouverneur einen kleinen Spayiers rite that, um die Elephanten des Sul: tans zu beſehen. Den zgfen ftellte der Gouvernene dem Sultan zu Eb: ren ein großes Gaſtmal an, welches in dem Haufe des Herrn Lapro, " Auszüge einiger Briefe 1452 wo der Gouverneur logirte, volljegen wurde, ” Der Sultan machte unendlich viel mehrere Apparatus, mie er dem Gous verneur die Viſite miachte, wie der Kaiſer. Er ließ erftlich feine befte Mir litz zu Fuß und zu Pferde voraus defüs lien, um den ganzen Weg von feinem Dalm an, bis nach dem Haufe des Herrn Lapro zu befegen, worauf wohl zivei Stunden hingingen. Ends lich kam er felbft, e8 mogte wohl 11 Uhr feyn, mit einem Gefolge, wel: ches man nicht abfehen Ponte. Geine Inſignien und Thron ließ er vor fich bertragen. Der Gouverneur ging ihm vor dem Haufe einige Schritte entgegen, und führte ihn an der Hand herein, wotauf er fi) auffeinen Thron fegte, und der Gouverneur neben ihm auf einen Stuhl, Hierauf machten wir Europäer ihm erftfich auf unfere Weiſe die Eur, und darauf die vors nehmften Javanen auf ihre Manier, nemlich fie krochen auf dem Hintern zu ihm wie die Würmer, machten ihm ihr Slammat, und füßten ihm die Füße und dem Kronpringen die Hand, Wie diefe Ceremonie vorbei war, wurden die Röcke ausgezogen, und wir bat: - ten wieder den Profpect ven dem ſchwarzbraunen Leibe des Sultans und | fo vieler taufend Javanen. Die uͤbri⸗ gen Eeremonien vor, bei und nach der Tafel waren eben fo wie bei dem Kais fer. Die Hände wufchen wir in Ros fenmwaffer, welches uns von den Maͤd⸗ chen des Lapro präfentirt wurde, Bis hieher hatte fih der Sultan noch 1457 noch ſehr höflich und artig aufgeführt, aber bei der Tafel machte er ein Stück, welches leicht die gefährlichften Folgen bätte nach fich zieben Fönnen. ch bar be Ihnen ſchon gefagt, daß fo zu fü: gen eine ewige Feindſchaft zwiſchen den Faiferlichen und fultanifchen Hofe iſt. Wie die Gefundheit des Gul; tans getrunfen wurde, fo hatten ver; fchiedene Tomogons, welche unter dem Faiferlichen Gebiete leben, und wel: he der Gouverneur in feiner Suite mit fih genommen hatte, entweder - aus Unachtfamfeit, oder aus einem beimtichen Groll bei dem Huffe rufen die Müßen nicht abgenommen, mel: ches der Sultan, der ſehr darauf Acht gab, bemerkt hatte, Hieruͤber gerierh er gleich in Wuth und Flammen, und um fo viel mehr, weil einige darunter waren, welche felbft mit dem Kaifer verwandt waren. Er gab ihnen fos gleich bierüber nicht allein einen har: ten Verweiß, fondern befahl ihnen auch zugleich, daß fie fih, wenn die Geſundheit des Kaifers getrunken wür: de, nicht unterftehen folten, Huſſe zu rufen. - Gleich darauf wurde die Ge: ſundheit des Kaifers ausgebracht, mo: bei fie fi) an das Verbot des Sul: tans nicht kehrten, fondern fie riefen aus vollem Halfe dreimal Huſſe. Hier: über wurde der Sultan ganz wuͤthend. Zu einer andern Zeit,. wenn der Gou: verneur nicht gegenwärtig geweſen waͤ⸗ ve, bätte er fie ohnfehlbar fogleich er: morden laffen. Aller Augen von den Bedienten des Sultans waren auf ihn gebeftet, und es fchien, als od fie nur pon dem Cap der aufen Hofnung ic. 1454 auf feinen Wink warteten, und dann würde ein allgemeines Blutbad dars aus enrftanden ſeyn. Allein er mena⸗ girte fich doc) in fo fern, daß er nicht zu Gewaltthaͤtigkeiten ſchritt, er fcholt fie aber auf fein Javaniſch auf die ent⸗ feglichfte Art aus, und befahl ihnen, fogleich hinaus zu geben, melches fie auch thaten, und dabei warf er fein volles Ölas wuͤthend anf die Erde in Sticken. Wie verhielt fih denn unfer Gou⸗ verneur hiebei? Sehr weiſe und ver: nünftig. Er fahe alles dieſes mit einer Eontenance an, worüber ich mic) ge wundert babe, Es mußte ihn freilich febr frappiren, daß der Sultan einis ge Fomogongs von der Suitedes Gou⸗ verneurs hieß aus dem Zimmer geben; allein hätte er fich dem Sultan in der erften Hitze widerſetzt, fo wäre aus Dies ſem Gaſtmale ohnfehlbar ein Blutbad geworden, wobei wir Europaͤer wuͤr⸗ den den kuͤrzern gezogen haben, denn der Gouverneur hatte gar keine Bes wafnete bei fich, als den Generaladjus tanten und mich, da der Sultan hinges gen in und vor dem Haufe ſo viele huns dert Bewafnete ſtehen hatte, außer der übrigen Milig, welche noch unterm Gewehre ftand, um zu paradiren. Go bald aber der Gouverneur ſah, daß die Hiße des Sultans vorüber war, fprach er einige Worte ſehr ernſthaft mit demfelben, worauf er fogleich Befehl gab, daß die Iomogongs toieder bereim Fommen folten. Sie mußten ganz nahe vor den Sul tan fommen, worauf der Gonverneur ſelbſt 1455 Auszüge einiger Briefe von dem Cap der guten Hofnung sc, ſelbſt nochmals die Geſundheit des Sultans aͤusbrachte. Dieſe Tomo: gongs, welche wohl begriffen, warum dieſes geſchab, riefen aus vollem Halſe Huſſe, ſchwenkten dabei ihre Muͤtzen über den Kopf, und auf ſolche Weiſe war das Feuer wieder gedämpft. Der Sultan ließ darauf fogleich die Pokale wieder füllen, und „rief Tuang Sufa- nang pagni flammat: das heißt: des Kaifers feine Gefundheit, worauf fol he auch zum zweitenmale feierlich ges trunfen wurde, und hiermit war der ganze Streit gefchlichtet, Der Sultan, bei dem der Wein auch ſchon einige Wirkung that, fh: te es nachher auf allerlei Are bei dem Gouverneur gut zu machen. Er Nieß einige von der inländifchen Suite des Gouverneurs zu fih fommen, und gab Ihnen feine Meige zu teinfen. In: fonderheit machte er dem Gouverneur Dadurch ein großes Compfiment, daß er den alten Citroſſumo zu fich rief, und fagte: Dieſen Greis achte ich, „teil fein Vater mie gerathen bat, „mit dee oftindifchen Compagnie Frie⸗ „den zu machen, und in ein Buͤnd⸗ „mg mit ihr zu treten;“ ob er es gleich im Herzen nicht fo meint, Al⸗ fein er ift auch etwas bange, denn er weiß wohl, daß, wenn er mit dem Kaifer was anfängt, er die oftindifche Compagnie auch gegen fi bat. Wie die Tafel zu Ende war, war der Sul: Die Fortfegung folge Fünftig. tan fo befoffen, daß er fich mußte wi Kaufe fahren laſſen, Kr * aber und die übrige Geſellſchaft blieb noch bei einander, Mach der za ließ Laprofeine Mädchen allerlei in⸗ ländifche Tänze tanzen, Abends um 8 Uhr wurdeeingeusrwerfabgebrannt, und damit hatte dieſes Traetament ein Ende, — Den zoten Julii, Morgens um Uhr, gab der Gouverneur dem Suls tan wieder eine Viſtte. Der Sultan hatte ſchon alle Auftalten machen fafs fen, um dem Gouvernene zu Ehren einen Mifferhäter mit einem Tieger fechten zu laſſen. Allein der Gouver⸗ neur, welcher zu viele Menfchenliebe befißt, um ein folches Spectafel anz zufeben, verbat diefe Ehre: worauf der Sultan einen Büffel bringen ließ, welcher mit dem Tieger Fänipfen mußs te, wobei der Büffel wieder die Ober; band behielt, Wie diefes vorbei war, gingen fie in den Dalm, um eine Eon? ferenz zu halten, und daranf fuhr der Gouverneur wieder zu Haufe Den zıten gitten wir mit dem Gouverneur fpaßieren,, and unfere Damen waren - auch zu Pferde, um einige alte javas nifche kaiſerliche Begraͤbniſſe und Tempel zu beſcehen. Mancher Antis quarius und Critieus in Europa ſolte vieles darum geben, wenn er das als les gefehen hätte, was ich bier gefer ben Gabe, ! Ba 20 1458 Sannoveriihe Magazin. 928 Stüd, Sreitag, den yzten Rovember 1780. Dritte For tſetzung der Ausziige einiger Briefe eines Officiers von dem Cap der guten Hofnung und aus —53 (Fortſetzung.) $ en zen Aug. des Nachmittags um 4 Uhr, fuhr der Gouvers neur wieder zu dem Sultan, welcher ihn vor feinem Dalm auf der Paſſierbahn empfing, und wo ereinige taufend Savanen zu Pferde mir Pifen hatte aufmarfchiven laffen, welche al: lerlei Maneuvres machen mußten, die bauprfählich ‚darin beftanden, "daß fie in vollee Carriere einander ſuchten aus dem Sattel zu heben. Nachher ließ er einige der größten Elepbanten vor dem Gouverneur vorbei führen, und am Ende feßte fi feine fulta: nifche Diajeftät mit einer Pike zu Pfer: de, uud machte felbft allerlei Künfte mit einem dazu abgerichteten Pferde, wobei alle Zufchauer nach der Muſik in die Hände klatſchten, und ihm ein javanifches Bravo zuriefen.. Ich Ponte mich des Lachen nicht enthalten. Denn einen Sultan mit entblößtem Leibe und Füßen, mit einer Pike in der Hand, und einem Cris auf dem Mücken, zu Pferde allerlei Geſtus ma: hen ſehen, das ift, wie ich glaube, liegt. lächerlich genug. Beim Auf: und Abſteigen vom Pferde mußte ipm ein Javane zum Fußſchemel dienen. Wie er feine Rolle ausgefpielet hatte, ließ er. einige Tieger rambocken. Hier—⸗ auf ging die Gefellfchaft noch eine halbe Stunde in den Dalm, und das mit war diefe Bifite wiederum zu Ende, Den zen und zken Aug. war nichts zu thun, abır den 4ten war wieder große Gala bei dem Sultan. Nach mittage um 4 Uhr fuhr der Gouvers neur zu ihm. Wie wir ankamen, führte uns der Sultan erſtlich auffein Schloß, welches, mitten im Waſſer Nachdem wir. einige Erfris fhungen zu ung genommen hatten, gingen ‚wir indem. Garten, melcher oben auf dem Schloffe liegt, fpaßis ven, wo mir einen Profpekt hatten, den ich nicht leicht ſchoͤner geſehen, und Die delifateften Früchte aßen, die ich nie delifater gegeflen babe. Ge⸗ gen Abend fuhren wir in verfchiedenen Babrzeugen auf dem Teiche ſpatziren. Als Officier von der Leibgarde hatte 33 ich 1459 ich die Ehre, mit in der Schujte von dem Sultan und Gouverneur zu fißen. Wie es dunkel geworden war, wur⸗ de auf dem Waſſer ein Feuerwerk ab; gebrannt, und darauf fuͤhrte uns der Sultan in den Dalm, wo viele Mäds hen faßen, die eine nach der andern padeigangen mußten, Die Iehten, welche zum Vorſchein kamen, wa: ren des Sultans Leibmaͤdchen. Wie Diefe anfingen zu tanzen, wurden bie Kanonen gelöfet, und alle Javanen, deren ich weiß nicht wie viel taufend in und um den Dalm auf der Erde faßen, mußten fich umdrehen, und den Ruͤcken herkehten; denn es ift ſchou eine Todfünde, wenn fich nur ein ar vane unterfieht, ein Libmaͤdchen von dem Sultan anzufehen. Wir Europäer aber hatten die Erlaubniß, fie anfehen zu dürfen, Wie fie anfingen, fund der Sultan auf, und Flatfchtenach der javanifchen Muſik in die Hände, und wir alfe mit ihm. Go lächerlich die: fes auch zu ſeyn ſcheint, fo gehört «8 doch mit zu der oftindifchen Politik, daß man fich bei folchen Gelegenhei: ten ein wenig nach den Sitten und Gebräuchen der inländifchen Fuͤrſten richtet, um die Harmonie defto mehr zu unterhalten. Die Mädchen von dem Sultan find außerordentlich ſchoͤn, und viel fchöner, wie die von dem Kaiſer; fiefind mehr weiß, wie braun, ich glaube, daß die mehrften von ei nen enropäifchen Bater und einer javas nifchen Mutter find. Ihr Schmud, welchen fie an Juwelen und Perlen am teibe harten, der aber allezeit dem Yusjüge einiger Briefe 1460 Suftan ‚eigen, bleibt, war. eni ‚zu fhägen. Gie tanzen. wie die Engel, und wiſſen folche Bewegungen it ihrem Körper zu machen, daß man darüber erfiaunen muß. Die javanifchen Mädchen find übers haupt von Natur viel gelenfiger, als die enropäifchen, und reizen fehr zue Wolluſt. Die Savanen wiſſen auch fonft faſt von feinen andern Plaiſirs, als folchen, welche fie ſich durch Die Wolluft machen. Diefe iſt beinahe ihr einziges Augenmerk, Beidiefer Gelegenheit fällt mir uch was ein, welches ich Ihnen erzäßlen muß. Wenn der Sultan des Nad r eines von feinen geibmädchen bei fich gehabt hat, fo muß ſich diefes Maͤd⸗ chen den andern Morgen bei der erften Gemalin des Sultans ordentlich mels den, worauf die Sultanin ihr einen Schub mit dem Fuße giebt, und fie auf folche Weife von ih ſtoßet, um dadurch anzuzeigen, daß fie allezeit Sultanin bleibt, ob fie ſchon nur fels ten, und wenn fie eiwas bei Fahren ift, niemals die Ehre hat, bei dem Sultan zu fehlafen. Eben fo ift es bei dem Kaifer auch, Das find poß fierliche Gebräuche, Auch diefes Fam mir ſehr pofflee lich vor. Der Sultan ſchaͤmte ſich nicht, in unſerer aller Gegenwart, ja ſelbſt im Gegenwart unſerer europäls feinen Leib, Füße und Lenden mit Sal⸗ be befchmieren zu laſſen. Wie aller Tan zu Ende war, gingen hit n ſchen Damen, ſich von zwo much 461 von dem Cap der an die Tafel, und am andern Mor: gen um 3 Uhr fchieden wir erſt aus einander, Da wie alle reichlich ge: trunken batteır, denn von des Abends um 6 Uhr, bis des andern Morgens um 3 Uhr, laͤht ſich was wegtrinfen, zumal da bei der Tafel die Pokale fleif: fig herum gegangen waren, ſchwaͤrm⸗ ten die mebrften von uns noch die Mache durch, wie wir zu Haufe ka⸗ meh ‚weil es ſich atıch nicht der Mir he verlohnte, noch nach Bette zu ges ben, Es firl uns ein, Muſikanten bohlen zu laffen, und den Danıen ein Ständchen zu bringen, womit wir nod) bis 6 Uhr zubrachten, da es denn Zeit war, ſich anzukleiden. Machmit: tags fuhr der Herr Gouverneur erſt⸗ lid nad dem. Sultan, und darauf nad) dem Kronpringen,, welcher auch feinen eigenen Hofftant bat, um Abs ſchied zu nehmen. Den sten Auguft, mit Anbruch des Tages, brach der Gouvernene mit Fuͤrſtl. Ehrenbezeigungen von Juc⸗ jucarta auf, und rückte, Damit ich es kurz mache, den-zofen des Morgens um ro Uhr, fehon wiederum in Sa⸗ marang ein; denn wir nahmen auf Der Mückreife einen andern und fürzern Weg. Eine halbe Stunde von der Stadt hatten fih alle Perfonen von Diftinktion von beiden Gefchlechtern verſammlet, umden Herrn Gouverneur zu empfangen, und ihn mit in die Stadt zu begleiten, auch war daſelbſt ein herrliches Fruͤhſtuͤck angerichter, Der ganze Weg von Dargerunge, fo hieß die Negrei, wo fie ſich verſammlet hatten, bis Samarang war mit al» guten Hofnung ꝛc. 1462 lerlei inlaͤndiſcher Miliz beſetzt, welche aus Chineſen, Mohren, inlaͤndiſchen Portugiefen und Javanen beſtund. Dieſe machten alle dem Herrn Gouber⸗ neur auf ihre Weiſe militairiſche Hon⸗ neurs, welches poſſierlich genug aus ſah. Bei Pargerunge batte ſich die Bürger: Eavallerie von Samarang poflirt, Die bei der Ankunft des Gous verneurs drei Salven that, welches fhlecht genug ging. Bor dem Gou: vernemente in der Stadt paradirte die Garde zu Fuße und die übrige euros päifhe Miliz, welche, wie der Gous verneue fie paffirte, ein Lauffeuer machte; auch wurden dreimal die Kas nonen um das Fortgelöfet. Dieganze Geſellſchaft begleitete den Gouverneur nach feinem tuftfchloffe, wo wir uns noch eine halbe Stunde aufhielten, und auf die glückliche Ankunft deffels ben einige Gläfer ausleerten, Hier haben fie in möglichfter Kürze die Reifebefchreibung nach dem Hofe des Sultans. Eins habe ich noch vergeffen. Den Tag vor unferer Abs reife fchenfte mir der-Sultan, wie auch der Herr Lapro, jeder ein Pferd, wos mit mir aber nichts gedient war, denn die Pferde find bier nicht rar, und Pos ften faft gar Fein Geld. Inzwiſchen ift es fo der Gebrauch, daß der Cornet von der Garde zu Pferde bei folchen. Gelegenheiten alfegeit von dem Kaifer fo wohl, alsvon dem Sultan ein Pferd geſchenkt kriegt. Ich beharre unveraͤnderlich ıc, Samarang, den 14ten Mai 1773. 3333 2 83 56 Eilfter 1463 Eilfter Brief. Beſter Freund! un ſchreite ich ohne alle weiteren Umſtaͤnde zu der Beſchreibung von der Reiſe, welche ich mit dem Gouverneur nach Java's Oſtkuͤſte gethan habe. Was zwiſchen dieſer Zeit merkwuͤrdiges vorgefallen iſt, ha: be ich Ihnen ſchon in meinem letzteren Briefe gemeldet. Die Zuruͤſtungen zu dieſer Reiſe waren eben ſo, wie bei der erſten. Den 25ken Sept. vorigen Jahre, des Morgens um 5 Uhr, verfammelten fich wieder alle Per fonen von Diftinftion bei dem Gou verneur. Um 6 Uhr feßte er fih mit Meffrouw in den Wagen, ich ritt, nebft dem Generaladjutanten bei dem Wagen, und die ganze Geſellſchaft bes gleiteceibn, theils zu Wagen, theils zu Pferde bisTurebape,eineBierrelftun: devon Samsrang. Hiernahmen fie alle Abfchied von ihm, und mwünfch: ten ihm eine glückliche. Reife; außer diejenigen, welche der Gouverneur in feiner Suite mit fih nahm, ‚welche eben fo groß war, wie das vorige mal, nur daß der Herr Gouverueur darin einige Aenderung gemacht hatte, Ver: fchiedene, welche das vorige mal mit gewefen waren, gingen diesmal nicht mit. Dafuͤr aber traten wieder am: dere in den Platz, welche bei der voris gen Reife nicht mir geweſen waren. Um 6 Uhr ſetzte fich der Gouverneur zu Pferde, die Damen firfen fih in Kolies, welches eine Are von Tray: ſtuͤhlen ift, tragen; und nachdem wir Auszüge einiger Briefe m. 1464 auf dem halben Wege zu Groggal gefrübftücker hatten, kamen wir un.g Uhr in der Regrei Demak an, welche neun Stunden von Samarang liegt, Das war gur geritten. Der Gonvers neue reitet auf dem Marfche allegeit febe fharf, uud man maß ſchon gute’ Pferde haben, wenn man ihm beibals ten will, Auf den Pläßen, wo wie fehpftückten, wechfeiten wir auch allegeit die Pferde. Die Damen kamen natuͤrli⸗ cher Weife immer viele Stunden ſpaͤter. Den 2610 Sept. vorigen Jahrs um 5 Uhr, brachen wir auf, halb 7 famen wir auf Cloran, wo wir der jeunieten, halb 8 erreichten wir Tan⸗ guan, wo wir den Herrn Bon der Dede antrafen, welcher dafelbft ein anserlefenes Fruͤhſtuͤck hatte anrichten laſſen. Hier erwarteten wir Mieffz rouw mie ihrer Suite von Damen, welche um 10 Uhr anfam. Einehalbe Stunde darnach feßte fih der Gous verneur mit Meffrouw in den Wa⸗ gen, und in einer Biertefftunde waren wir auf Cutus, wo ung der Herr von der Decke Mittags und Abends fehr föftlich bewirrbere; denn Cutus ge— hoͤrt mit unter feine Reſidenz, und ift 6 Stunden von Demak. NB. Wenn der Gouverneur auf dem Marfche zu Pferde ift, fo reite ich alle eit mir ibn in der Suite. Wenn aber der ug fo ift, daß er fan befahren werden, fo reite ich allezeit bei vem Magen, wel ches fatigant genug iſt; denn er fährt in einer guten halben Stunde allegı eine deutſche Meile, 'und alle Meilen Rebt ein friſches Vorſwonn bereit. r * 1465 Er fuhr den 27ten Sept. des Mor: gens um 5 Uhr mir Meffrouw von Cutus ab, langte um 7 Uhr zu Datei "an, wo fie dejeunirten, und fid) bis halb 10 Uhr aufbielten, und langten Mittags um rı Uhr zu Joana an, wo der Herr Neuwirt Refident ift, Joana ift von Cutus rı Stun: den, - Die Compagnie hat dafelbft ein Sort angelegt, welches von ı Ser; geanten und 18 Mann beſetzt iſt. Bor drei Jahren wurde es von einigen Ne bellen überrumpelt und eingenommen; jedoch durch die tapfere Gegenwehr des Herrn Neuwirt dem Feinde gleich wieder abgenommen, bei welcher Gelegenheit der gute Neuwirt bald im Berte ermordet wäre, wenn er fich nicht noch eine Minute zuvor mit der Flucht geretter hätte. Den 2gten des Nachmittages um 4 Uhr fuhr, der Gouverneur. von Joang ab, und Tanate um 6 Uhr auf Rembang an, welches gleichfalls eine Reſidenz mit einem Fort ift, 4 Meiten von Joana. Das der Herr Gouverneur an allen Orten, welche er paffirte, mir Zürftl. Ehrenbezeigungen, fo wohl von den Exropäern ale Inlaͤndern empfangen worden, brauche ich nicht mehr zu er: wähnen. Den 2gfen war Mafttag, und ir feierten Bier‘ auf KRem- bang der Geburtstag Seiner Hoch: edelgeit dee Herrn Generalgouver⸗ neurs_ von ndten, Petrus Alber- tus von der Parra. Dis Mit: tages tim zı Uhr war, nad dortiger At zu Feden, Cour amd der Gonget; nele Ahm fo mohl von den Euro; paͤern, als Inlaͤndern die Gluͤckwuͤn⸗ von dem Cap der guten Hofnung ꝛc. 1466 - fung an. Des Mittages gab der Gouverneur ein großes Tractament, ‚Bei dem Gefumdheittrinfen mit Pofas fen, wurden die Kanonen geldfet, Des Abends war Illumination und Feuers were, Den zoten des Nachmittages um 4 Uhr, fuhr dee Herr Gouverneur von Rembang ab, und langte um 5 Uhr zu Laſſem an, welches zwei ftars fe Meilen von Reinbang liegt. Den ıten October v. J. des Mors gens um 2 Uhr, titten wir von Laſ⸗ ſem weg. und famen um 5 Uhr auf Aaploran an, 6 Meilen von Lafz fen. Hier fruͤhſtuͤckten und dinirten wir. Nachmittagesum 4 Uhr brachen wir wieder auf, und rückten um 6 Uhr in dantjar, 4 Meilen von Baplo⸗ ran, ein, Den 2fen deg Morgens um 4Ubr, brachen wir auf, und rückten un 8 Uhr in Tuben, g Meilen von Bant⸗ jar, ein. Den zten des Morgens um4 Uhr, brachen wir wieder auf, und ruͤck⸗ ten halb 10 Uhr zu Banjaranjar, ıı Meilen von Tuban, ein. Den gten des Morgens halb 5 Uhr, ritten wir hier weg, und famen um 6 Uhr auf Ru⸗ pa, 3 Meilen von Banjaranjar, an. ‚Hier trafen wir den Prinzen von Mia: Öuren,imgleichen den Hrn. Lufacan, welcher Befehls haber von der Oftfüfte if, und zu Saurebaye wohnet. Um 7 Uhr ſetzten wir unfere Meife fort, Der Prinz von Maduren fo wohl, wovon ich bald Gelegenheit haben wer: de mehr zu reden, als auch der Herr Luſac begleiseren den Herrn Gouver: neur big Sudape, wo wir um 8 Uhr anlangten. Den sten mach: 33353 ten 1467 ten wir auf Sudaye Rafttag. Won Lajlem an ‚bis hieher baben mir be: ftändig am Seeftrande gereifet, twels ches des Morgens im fühlen ſehr anz genehm ift. Inſonderheit ift es ein Gerrlicheer Anblick, wenn man die- Sonne aus ven Meer bervorfteigen fießt. So bald fie aber völlig her: vor kommt, wird es gleich entfeglich eiß. — Den sten October mit Aubruch des Tages, gingen wir in verfchiedenen Fahrzeugen zu Waſſer. Die Pferde ließen wir auf Sudaye zurück, wos Bei zwei Dragoner commandirt wur: den. Der Gouverneur batte feine ei: gene Schuite von Samaraug fom: men laffen, und hatte auch feinen eige: nen Steuermann und zwölf Matrofen, alle egal gekleidet, und zwei Trompe: ter, In dieſem Fahrzeuge faß der Gouverneur, der Patti von Sama⸗ rang, der Herr Aufac und id. Meffrouw fuhr mit den übrigen Damen in einem befondern Fahrzeuge neben uns, und die übrige Gefellfchaft hatte fich vertheilt.- Um 8 Uhr lanoe: ten wir ſchon auf der Inſel Madu⸗ ren bei Suhdje an, wo uns der Prinz von Maduren, welcher ſchou den Abend zuvor abgeſegelt war, em⸗ pfing. Hier warteten wir, bis die ganze Suite des Gouverneurs bei eins ander war. Um 9 Uhr ſetzte ſich der Gouverneur mit Meffrouw in den Wagen, und langte um 10 Uhr auf Bankalan an, wo der Prinz von Niaduren vefidirt, zwo Stunden von Subdje. Dies war ein fehr ange Auszüge einiger Briefe «u 2468 nehmer Weg zwiſchen zwei Wäldern, welche einen beftändigen Schatten gas ben, Der Öouverneur wurde bier mit eben den Ehrenbezeigungen empfan⸗ ‚gen, wie bei dem Kaifer und dem Sul⸗ tan, darum brauche ich hievon nichts mehr zu erwähnen, - Die Infel Maduren gehoͤrt eigent: lic) nicht mir zu Java, fondern fie ift eine beſondere Inſel, welche mitten in der See liegt, und 5o Meilen im Umkreiſe hat. Es iſt noch nicht lan⸗ ge, daß die Madureſen mit der oft indifcehen Compagnie Krieg geführt has ben, wobei fie aber von der Compagnie überwunden worden find, Deshalb ift auch der Prinz von Maduren fein Bundesgenoſſe von der Compagnie, wie der Kaifer und der Sultan, fons dern nur ein Vaſall, und muß jährs lich feinen Tribut liefern. Er bat auch lange die Macht nicht, ſondern ſteht felbft noch unter der Ordre des Befehlshabers Luſac. Seine Mis . fig iſt mehr nach dem europäifchen Ges fhmade, als mie die von dem Kais fer und Sultan, imgleichen auch fein Schloß und fein Hofftaat.. Er bat felöft eine Compagnie Hufaren, wel: che eben fo gekleidet find, wie die europaͤiſchen Huſaren. Wenn der Prinz in Galla iſt bei uns Europaͤern, ſo iſt er ſelbſt Europaͤiſch gekleidet, welches ihm aber ſo anſteht, als wenn man einem Bauer das Kleid eines Hofcavaliers anziehen wolte. Er ſieht recht poſſierlich aus, wenn er in Galla iſt. Seine ſchwarzen kurzen Haare hängen ibm wild um den Kopf, 2% N VE * e6 469 von dem Cap der ches gar nicht mit feinen anf das präch: tigfte bordirten Kleide, wovon die Knoͤpfe lauter koſtbare Brillanten find, uͤberein koͤmt. Sein Hut iſt von der Bacon, wie ihn bei Ihnen die Paͤchter und Verwalter tragen, wenn fie in die Stadt Fommen, an welchem aber fünf große Brillanten ſitzen, die wenig: ſtens auf hundert tanfend Thaler ger fhägt werden. Er iſt zu höflich, feir uen Hut aufzuſetzen, wenn er. dei dem Gouverneur iſt, er haͤlt es aber nicht für unanftändig,, daß ihn feine Dome: jtifen bei der groͤßten Aſſemblee auf: fegen, welche allegeit bei ihm auf der Erde figen, und ihm die Pinangdofe binbalten, oder ein goldenes Gefäß, um feinen Speichel aufzufangen, Das ift eine. befondere Etiquette. Er ift noch jung, etwa von 20 Jahren, bar aber auch noch wenig Berftand, und weiß faſt von nichts zu fprechen, als von Mädchen. Ich fragte ibn ein: mal, wie viel Mädehen er wohl hät: te? Er antwortete mie darauf, daß wiffe er felbft nicht. > Es gebt hier zu Sande, mas diefen Punkt betrift, ſehr wunderlich ber, Das Klima iſt ſehr hitzig, welches Mu⸗ bammed ſehr wohl ſcheint eingeſehen zu haben, weil er die Vielweiberei ein⸗ geführt bat, Ein Javane, ver ſich kaum felbft ernähren kan, ſoll ſich nicht mit einer Frau begnuͤgen. Doch die Savanen thun diefes nicht allein, fon: dern die mehrften Europäer folgen ih: tem Beifpiele nad, Es darf zwar Fein Europäer, vermöge unferer Reli; gioh, mehr wie eine Fran heirathen, guten Hofnung xxc. 1470 aber fie kaufen fich huͤbſche Mädchen, womit fie fich halten, welches auch die Frauen wohl wiffen, und die Unver: heiratheten halten fih fo viel Mäds chen, wie fie Faufen und ernähren fönnen, Hieraus wird bier zu Sande nichts gemacht, Wenn aber eine Skla⸗ vin von einem Europäer ein Kind friegt, fo muß ex fie frei geben, und das Kind taufen laſſen. Den gten Detober machten wir mit dem Gouverneur des Morgens einen Spaßierritt, um das Grabmal der Prinzen von Maduren zu befeben. Des Abends gab der Prinz von Ma⸗ duren ein großes Tractament. Vor der Tafel mußten feine Mädchen pas dDeigangen;, oder auf javanifche Weife tanzen, umd nach der Tafel wurde ges tandaft, welches ſehr Fomifch ausſieht. Der Prinz von Hiaduren eröfnere den Ball, welcher, nachdem er ausges tandaft hatte, die Mädchen unſerm Gouverneur zubrachte. Aus Coms plaifance gegen den Prinzen tandafte er auch ein wenig mit den Mädchen herum, jedoch machte er es nicht lan⸗ 9%. Macher mußten wir alle daran, da Balf nichts vor. Den gten des Abends um 7 Uhr ging ich mit den Dragonern, in verfchiedes nen Fahrzeugen, zu Waffer voraus nad Surebaye, um den folgenden Morgen bei der Ankunft des Gouver⸗ neurs zu paradiren. Den roten früh Morgens um x Uhr, Fam ich zu Stirebape am, Der Gouverneur mit der übrigen Suite, kam gegen Mittag um 11 a u 147. Auszüge einiger Briefevondem Cap der guten Hofnung ic. 1472 Auf Surebaye bat die Compagnie auch ein anſehnliches Fort, und es ift fo zu fagen, der Waffenplaß von der Oſtkuͤſte. Des Mittags um ı Uber, kam der Prinz von Maduren glach: falls nad), welcher beinahe mit eben den militaieifchen Honneurs empfangen: wurde, wie der Gouverneur, Den 120 Oet. kam Eapitain, 1 tieutenant, 2 Fäbndeichs und 100 Mann von Batavia an, um den Ca— pitain Heinrichs, welcher noch mit dem Feinde an der Außerften Spiße von Savas Dftküftezu thun hatte, zu unterftüßen, und ich glaube, daß wir felbft mie dem Gouverneur darnach zu: gegangen wären, wenn fi die Um— ftände nicht geändert hätten. Allein der Capitain Heinrichs, welcher das Lager commandirte, batte ein Stuͤck gemacht, wovon er Ehre hat. Er hatte Wind davon bekommen, daß noch ein Capitain von Batavia kommen folte, welcher aͤlter war, wie er, und da er gerne die Ehre, den Feind uͤberwunden zu haben, allein davon zu tragen ſuch⸗ te, auch nicht gerne, da er bisher Chef geweſen war, unter eines andern Be fehl agiren wolte; fo wagte er einen Coup von Deſperation So ſchwach er auch war, attaquirte er den Feind, und ſchlug ihn totaliter, welche Nach richt den 14ten einlief. Dies hat er ſehr gut gemacht, und ich würde mich Der Schluß folgt Fünftig. eben fo: * haben, wenn ich in feiner Stelle geweſen wäre. rate die Nachricht angekommen war, ‚mußte die Garniſon ausruͤcken, und Vieto— ria ſchießen, wobei zugleich die Kano⸗ nen ‚von dem Fort dreimal abgefeuert wurden, und der Capitain, welcher von Batavia gekommen war, mußte mit feinem Commando wieder zuruͤck marſchiren. Den 2oten gab der Beſehlshaber Aufac des Abends ein großes Tracta⸗ ment, Wie es dunfel geworden far, wurdeein Feuerwerk abgebrannt, nach⸗ ber war Ball, Bei der Tafel gingen die Pofale reichlich herum, und nad) der Tafel wurde getandafr, denn mo der Prinz von Maduren ift, da “2 auch getandaft werden. Den 2aten October ging ich wies der, des Abends um 7 Uhr, mit den Dragonern zu Waſſer voraus nach Criffe, wo ich fon um i0 Uhr ans landete. Eriffe ift eine Reſi denz, auch hat die Compagnie daſelbſt ein Fort. Der Refident von Criffe ift ein gewiß: fer Herr von Putkammer, ein belebs ter Mann. . Den 25ten des Morgens um 10 Uhr, Bam der Gouverneur mit feiner Suite nach, und wurdewiederum, wie gewöhnlich, mit allen a rigen venbezeigungem empfangen, 8473 re Hannoveriiihes Magazin. 1474 93tes Stud, Montag, den 2ofen November 1780, Dritte Fortſetzung der Auszuͤge einiger Briefe eines Sfficiers wWwon dem Cap der guten Hofnung und aus Oſtindien. (Schluß.) >: „sten Dctober des Nach: mittages thaten wir mit dem ‚Gouverneur eine tuftreifenach einem beruͤhmten alten Begräbniffe von einem. javanifchen Kaifer, nicht, weit don Criſſe, welches auf einem hoben Berge liegt. Wir brachten eine gute Stunde zu, ehe wir den Berg binauffamen, uhb nachher mußten wir noch eine fteinerne Treppe, welche 185 Stuffen batte, fleigen, ehe wir an das Begräbniß famen, welches auf der Spiße des’ Berges lag. Das wurde uns allen herzlich faner. Wie wir aber oben waren, hatten wir eine angenehme fühle Luft, die ung wie; der. erfrifchte, und einen Profpekt, den ich in meinem geben nicht fehöner geſehen — auch fanden wir oben eine gedeckte Tafel mit allerlei Fruͤch⸗ ten und Getraͤnken. Das iſt ſonder⸗ bar bier zu Lande. Man thut faſt feinen Schritt, ohne Lebensmittel bei ſich zu führen, und infonderheit Wein, Er mag fo cheuer fenn, wie er will, fo wird doch deswegen nicht weniger getrunfen. Nachdem mir Die Sonne im Meere hatten verfinfen ſehen, fties gen wir den Berg wieder hinab, mwels des etwas gefehwinder ging, als wie wir ihn hinaufklimmeten. Den 27ten October trat der Gou⸗ verneur zu Waſſer ſeine Zuruͤckreiſe wieder an. Des Morgens um 9 Uhr wurden wir eingeſchift. Nachmitta⸗ ges um 5 Uhr, geriethen wir durch die Unfundigfeit des Steuermanns, der das Schif regierte, auf eine Sands banf, und wir mußten bis um Mit frnadıt arbeiten, bis mir wieder da- von losfommen konten. Gegen 5 Uhr, da die Ger etwas flürmifch wurde, hätten wir durch die Unvorfichtigkeit des Stenermanns bald noch ein gröfs feres Unglück gehabt, Der dumme Kerl wär eingefchlafen, und hatte dag Schif in den Wind fegeln laffen, wor bei ein Schif gat leicht umfchlagen fan, wenn der Wind nur ein wenig wehet, und es fehlte auch nicht viel daran, dag mir auf folche Art verunglückt wären, wenn wir nicht noch in der Aa aaa groͤß⸗ 1475 größten Geſchwindigkeit die Segel verändert hätten. Der Gouverneur, welcher mehr von der Seefahrt vers ftebt, wie der Kerl von Steuermann, welchen wir am Bord hatten, danfte ihn auch fo gleich ab, und ließ einen andern, unter feiner. eigenen Aufſicht, Diefes Amt vertreten, Sobald es nur ein wenig wehete, Fam der Gouvers neue nicht vom Verdecke ab. Den agten gegen Abend fing es an hart zu wehen, und gegen Mitternacht hat: ten wir einen halben Sturm; jedoch fegelten wir glücklich duch, und lan deten den 2gt" des Morgens um zo Uhr, wiederum auf Rembeng an, Den zoten des Machmittages um 4 Uhr. fuhr der Gouverneur zu Lande von Rembang ab, und langte um 6 Uhr auf Joana an, 4 Meilen von Rem⸗ bang. Den 3 ten hatten wir einen flar: Een Marfch von 18 Meilen zu machen, weßhalb auch die Dragoner, den Tag vorber des Abends, voraus geben muß: ten. Sch hätte es auch thun Pönnen, denn der Gouverneur ließ mir die Wahl, ob ich mit voraus reiten, oder bei ihm bleiben wolte; ich waͤhlte aber das feßtere, und zitt den ganzen Marfch bei dem Wagen. Des Morgens um 5 Uhr brachen wir auf, früpftückten zu Patti, aßen des Mittags zu Cutus, und langten des Abends gegen 6 Uhr auf Japara an. Japara, welches ein irdifches Pa⸗ radies kan genannt werden, wo der Herr von der Beke Reſident iſt, war das letzte Comtoir, welches der Gou— verneur beſuchte, um ſich von ſeiner Ausʒuͤge einiger Briefe 1476 Reife dafelbft einige Tage auszurn⸗ ben, und der würdige Heer von der Beke, welcher mein lieber Freund un Gönner ift, ließ es auch an nichts fer len, um denn Gouverneur, welcher ihr ſehr hoch fhäßt, feinen Aufenthalt ans genebm zu machen. Bei Tage gab uns die natürliche kage von Japara die angenehmſte Nugenmweide, und des Abends die Kunſt; denn alle Abende ſahe man. die herrlichften Ylluminas tionen. Vor dem Luſthaufe, worin der Gouverneur logierte, hatte er eine Ehrenpforte aufrichten laſſen, nad) dem beften Gefchmacke. Auf der eis nen Seite fland: Fautori optimo, und auf der andern Seite: Hilaritas pu- blica. Der Gonverneur hielt fih 6 Tage zu Japara auf, und ich bin gewiß verfichert, daß diefe fechs Tage dem Heren von der Beke wenigftens 6000 Rthlr. gefofter haben. Er mach⸗ te uns alle Tage neue DBeränderun: gen, bald mit Spaßierfahrten zu Waſ⸗ fer und zu Lande nach feinen um as para herumliegenden tuftgärten, bald mie der Jagd, bald mir SFifchereien am Geeftrande, Den zten Novem⸗ ber des Abends ließ er am einem Ber⸗ ge, dicht vor Japara, ein recht auss gefuchtes Feuerwerk abbrennen, we: durch der ganze Berg, welcher mit dürrem Öras und Buſchwerk verfehen war, im Brand gerierh, Ein jeder glaubte anfänglich, daß dieſes von ohngefaͤhr gefommen wäre, allein das war fo nicht, fondern der Herr von der Beke hatte es mit Fleiß darnach angelegt, Einen hohen Berg in * u 1477 ſtehen ſehen, das war ein Profpeft, welcher über alles ging, was ich je mals gefeben babe. Den folgenden Abend mar ein Feuer: were zu Waffer, wobei am Ende ein Fahrzeug in Brand gerierh. Dies geſchah auch auf Anfliften des Herrn von der Beke, und gab nicht weni: gen Stof zum Lachen. Er hat pofs fieetiche Einfälle, welche ex fo a pro: pos anzubringen weiß. Den 6ten Mo: vember war die Parol: Fapara Steckt deKroon, wodurch der Herr Gouver- neue dem Heren von der Beke ein Compliment machte, denn das wolte eigentlich fovielfagen: Japara hat vor allen Comtoirs den Vorzug. Bei folhen Gelegenheiten greifen - ſich die Herrn Reſidenten recht an, um dem Gouverneur feinen Aufent: halt angenehm zu machen; allein es Eonte es doch Feiner dem Herren von der Beke gleich hun. Den 6ten November des Abends gab er dem Herrn Gouverneur, in eiı ner im Garten iluminirten Allee, ein Abfchiedsmahl. Das war recht an- genebm. Um 12 Uhr, da wir von der Tafel kamen, fuhren wir wohl ı Meile hart an der See herunter nad) einem &uftfchloffe, melches gleichfalls Dicht an der See liegt. Der ganze Weg war mit Savaven befeßt, welche Fackeln trugen, außer denjenigen, wel: che wir bei denn Wagen hatten, Hie⸗ von dem Cap der guten Hofnung x. 1478 durch wurde es fo helle, als wenn es Tag gemwefen wäre. Bei diefem Luſt⸗ banfe lagen fchon alle Fahrzeuge be: teit, welche uns über die See nad Samarang bringen folten. Nach: dem wir noch einige Gläfer zum Ab⸗ ſchiede ausgeleert hatten, ftachen wie des Morgens etwa um 2 Uhr in die See, und langten noch denfelben Mors gen, weil wir guten Wind hatten, um 10 Uhr auf Samarang gluͤcklich am. Dies war der 7te November. Dee Gouvernene trat im Gouvernes ment ab, wo fich alle Standesperfos nen von beiden Gefchlechtern verfamz let hatten, um ihn und Meffrouw zu bewillfommen. Im übrigen wur; de er von allen Nationen mit eben dem Ehrenbezeigungen empfangen, wie bei feinem vorigen Einzug. Nachdem er fi ein wenig im Gouvernemente aufgehalten hatte, fuhr er mie feiner Gemalin nad feinem Luftfchloffe auf Botjon, um daſelbſt Fünftig zu woh⸗ nen, Hiemit hat meine Meifebefchreis bung von Javas Oſtkuͤſte gleichfalls ein Ende, Ich babe vieles auslaffen muͤſſen, um nicht zu meitläuftig zu werden, und fchließe auch diefen Brief mit der Berficherung, daß ich auch in der größten Entfernung feyn und bleis ben werde ıc, - Samarang, den 25ten Sul, 1773. Die vierte Fortſetzung folget nächftens, Yaanaz Sonder 1479 De Wort Biſſen braucht man wenigſtens in einigen Gegenden Weftphalens, von dem Laufen welches die Kühe im Sommer bisweilen ber: fällt, wenn fie auf den Weiden find, Sie laufen mit eines oft Stunden lang auf einem Kampe herum, ohne daß fie fih aufhalten laffen. Doc find mir feine fchädliche Folgen davon bekant. Jch wußte Fein anderes Wort für die gleich zu erzählende wahrhafte Geſchichte. Den gten Maͤrz dieſes Jabrs, bes gab ſich folgende ſonderbare Erſchei⸗ —— Sonderbares Biſſen einiger Pferde. 1480 ff: Y rn } JH nung zu Cabesa, nahe bei Kambuja, an dem Orte, der ehemals Volias d Andreza hieß Gin Portugal,). Eis nige Pferde eggeten, andere, gingen ohne Arbeit neben-ipnen, mit eins lies fen alle fort, ohne daß fie auf einige Weiſe fonten aufgehalten werden, und ztwölfe von ihnen fielen plöglich todt nieder. Ein Erfolg, der einer verftän: digen Unterfuhung würdig wäre, . Gazeta de Lisboa Supplemento & En, 15. vom 1aten April 1780. _ Kennt man bier zu Lande ähnliche Borfälle? und wodurch erfläre man fig? Außerordentlich große Hitze zu Liffabon in diefem Jahre. 1) („7 de Lisboa. Nro. 27; den ; qten Jul. 1780, Auszug. Die Hige, welche vor dem 25ten deg vorigen Monats beftändig gemäßige war, ift befonders merfwürdig wegen des hohen Grades, den fie an diefem Tage erreichte. Ein ſehr gefchickter Dfficier *) hat in der Gegend des Tor- re da Polvara mit aller nöthigen Vor⸗ fiht Beobachtungen angeftellt. Hier ift ihr Reſultat. Sonnabend, den 24ten um Mittaggg Grad Fahrenheit. Sonntag, den 25ten um 2 Uhr Nachmittags 104 Grad, um 6 Uhr. 86 Grad, des Nachts gı Grad. Montags, den 26" um Mittag 78 Grad. Diefe ausnehmende Hitze bat beir nahe alle Weintrauben verbrannt, und Ein Dentfcher, der Artillerie⸗ Bauptmann Praͤtorius. fie an einigen Orten gleichſam vers kohlt. So weit die Zeitung. Andere Beobachter in der Stadt, haben am 25ten des Machmittags 1033 Grad Fahrenheit. und 37 Grad Reaumur. gehabt. 2) Gazeta de Lisboa. Pr, 28: den den zıten Jul. 1780. Die Hige ift an einigen Tagen der vergangenen Woche wieder außeror⸗ dentlich gemefen. Den fen und sten ift e8 wieder bis zum göten Grad der Fahrenheitſchen Scala geftiegen,, den sten. bis zu 100%, den 7ten bis zu 100, und am gten wieder zu 84 Gra⸗ den zurück gefebrt. Anm. deslleberf. Au denfelbi- gen Tagen, nemlich vom gten bis zum zten, fol andern Nachrichten zufolge ein Anm. des Ueberſ. 1481 Außerordentlich große Hitze zu Liſſabon in dieſem Jahre. 1482 ein Wald in der Gegend von Mu— gem, (einem Orte ohngefaͤhr g bie 10 deutfche Meilen von Liſſabon am füdlichen Ufer des Tagus, wo die Her- joge von Cadaral beträchtliche Guͤter haben, defien Richtung von Liſſabon ohngefaͤhr Nordoft, oder Nordoſt ger gen Norden bis Nord Nordoſt feyn wird,) gebrannt haben. Da nun in dortiger Gegend um die Jahrszeit nordöftliche Winde nichts feltenes find, fo läßt fich die Hitze diefer Tage viels leicht hieraus erflären. Ueberhaupt glaubt man in Liffabon ziemlich haus fig, daß außerordentlich große Grade der Hiße davon zu entftehen pflegen, wenn auf der andern Seite des Tas gus Heiden zc. abgebrannt werden. Kurze Nachricht von einer gelehrten Geſellſchaft in Liſſabon. eit Anfang diefes Jahrs, haben fich in Liſſabon verfchiedeneMäns ner von Gelehrfamfeit und Kentniffen vereinigt, zur Beförderung ver Wif: fenfchaften, welche zur Naturlehre ges hören, bauptfächlich aber zur Befoͤr⸗ derung des Acferbaues und der Erwek⸗ kung der fchlafenden Induſtrie ihrer Nation, eine gelehrte Eefellfchaft zu er: richten. Der feit vielen Jahren in Deutſchland, auch vielen Gelehrten als ein Herr von ausgebreiteten Kenntniffen befante Dom Joac von Braganza, jeßt Herzog von Nlafonns, iſt ihr Präfident, und wabhrfcheinlich rührt der Gedanke, eine folche Gefell: ſchaft zu errichten, von ihm ber. Diefe Gefellfehaft, deren Statuten auch fchon gedruckt find, hat fchon verfchiedene Verſamlungen gehalten. Den zten Julli diefes Jahrs, wurde fie im Koͤnigl. Pallaſt, beim Kloſter der Eongregation vom Heil. Dratorio, Maceffidades, feierlich eröfner. Der ehrwuͤrdige Vater der Kongregation vom Oratorio, Theodor d'Almeida, fing mit einer Rede an, deren Öegens ftand ein deutlicher ‘Beweiß der eins leuchtenden Gründe war, auf welchen die Hofnung berußt, daß bei den Aus: ländern, durch Bermittelung diefes In⸗ ſtituts, die günftige Meinung ven den Talenten der portugiefifchen Nation werde wieder bergeftellt werden 1%. Der Secretair der Societät Vifconde von Barbacena verlaß bierauf ihre Statuten und die Lifte der Mitglieder, Zwei Mitglieder theilten Bierauf der’ Berfamlung Abhandlungen mit. Joſe Joaquin de Barros las eine Abhand⸗ lung über die Irthuͤmer vor, welche bis jeßt in die Berechnung der allmähs ligen Bewegung des Lichts eingefchlis hen wären, und ſchlug Mittel vor, fie zu verbeffern. Petro Joſe da Fon⸗ ſera legte der Geſellſchaft einen Plan zu einem portugieſtſchen Woͤrterbuche vor, den die Akademie oͤffentlich bes Pant machen wird. Darauf laß der Secretair wieder die Preisfragen der Aademie fiir die nächfifofgenden beis den Fahre vor, und der Herzog von Alafonns befchloß mit einer kurzen aber ſehr guten Rede, um die Mitglieder Aa aaa 3 zu v 1483 zu dem erforderlichen Eifer in ihrem Vorhaben aufzumuntern, Naͤbere Nachrichten von diefer Mfa: demie, ihren Statuten, und allem was fie befonders betrift, fo weit es bis jeßt in tiffabon befant ift, follen nächs ftens befonders erfolgens Hier bitte ich nur um Erlaubniß, ihre Preisftagen befant machen zu düts fen; ich würde e8 ohne diefe Vorrede nicht zu thun gewagthaben, mweil wir feit einigen Jahren durch eine in Dentfchland herausgefommene portu: Hiefifche Grammatik, freilich in der Wahrheit gegrindere, doch ziemlich fonderbare Begriffe von den portugie: ſiſchen gelebrten Geſellſchaften erhal: ten haben. Schon das Motto der gegenwärtig nen errichteten Akademie läge Portws gal alles mögliche gute von ihrer Bes muͤhung boffen. Nifi utile eft quod facimus, ſtulta eſt gloria. Portugal ſcheint auch ſchon feit mehreren Jahren zu einer foldhen Res volution vorbereitet zu feyn, wenigſten dem, der die Statuten der erneuerten Univerfität zu Coimbra fennt, Die Preisfragen find folgende; Für das Jahr 1781. 1) Eine Unterfuchung der phnfl: fchen Urfachen und Umftände, melche Die Fruchbarkeit des Landes verurfas chen, aus welchen fich leichte Regeln berleiten laffen, die verfchiedenen Ar: ten des Landes zu mnterfcheiden, die nüglichen zu erkennen, und die uns fruchtbaren zu verbeſſern. Nachricht von einer gelehrten Geſellſchaft 1484 2) Ein Plan mie dem Anfchlage, einen Fluß in Portugal fchifbar zu machen. 3) Ein Plan einer pbilofophis fen Grammatik der. portugiefifchen Sprache. Die Beantwortungen dieſer Abs bandlungen erwartet man vor Johan⸗ nides 178 1ten Jahrs. Der Preis für die befte Abhandlung jeder vorgelegten Frage ift eine gofdene Medaille von 30 bis 31 Dufaten am Werth. Die Ads bandlungen werden, wie gewöhnlich, demSecretair mit einerDevife und vers fiegeltem Zettel, worin Name: ıc, des Verfaſſers befindlich, mit gleicher Des vife gezeichnet, erwartet. Unter eis nigen Einfchränfungen, die größtenz theils die Natur der Sache zu völlig beftimter Beantwortnug der Frage fordert, ift eine die: daß allevon Pors tugiefen einzuſchickende Beantwortun⸗ gen in ihrer Mutterſprache ſeyn ſollen. Ausländern fäßt man die Wahl. Der Secretair der Gefellfhaft und feine Adreffe ift: Vifconde de Barbacena Dom Luiz ‚Antonio Furaldo de Mendonga Secrerario da Academia das Sci- encias.de Lisboa. Preisaufgaben für das Jahr 1782. 4. Eine pbofifche und Öfonomis fche Befchreibung einer Feldmarf, oder. eines anfehnfichen Theile diefes Koͤ— nigreichs mit nuͤtzlichen Beobachtung gen für Ackerbau und Induſtrie. 5. Ein genaues oder durch Naͤherung beſtimtes Gefeß, nach welchem fich ges worfene Körper Durch ein widerſtehen⸗ ET ng 1485 des Mittel bewegen, fo daß fich leicht praftifche Regeln der Balliſtik daraus herleiten laſſen. 6. Eine Gefchichte deg Ackerbaues in Portugal, - in Liſſabon. 1486 Die Beantwortungen diefer Aufga⸗ ben müffen unter eben den Bedinguns gen wie die von Fahre 1781 vor dem sten Mai 1782 eingefande werden, Die Preife find die nemlichen, Nachricht von einer zu Anfange diefes Fahre zu Ponte de Lima, in der Provinz Diana in Portugal errichteten oͤkonomiſchen Geſellſchaft. er Corregidor dieſer Provinz Manoel da Silva Baptiſta e Vaſconcellos, errichtete fie unter Protection des Erzbifchofs von Bra: ga Dom Gafpar, und fie erbielt durch ein Königf. Diplom im Unfange des Maͤrz ihre Beftätigung, unter dem Nas men der oͤkonomiſchen Befellfehafe einiger Sreunde der Wiſſenſchaf⸗ ten zu Ponte de Kuna, Ahr Zweck ift Ausbreitung des Han⸗ dels, des Ackerbaues, und aller Art von Induſtrie, in ihrer Provinz zu befördern. Ihre Mitglieder errichten auf ihre Koften Spinn: und Webefchu: len, bauptfächlich von Neffeltuch (Cam- brayi) und Batift (Efquioes). Por: tugiefifche und deutſche Damen wer: den mir verzeihen, wenn ich ja dieſe Tuͤcher nicht bei ihrem rechten Namen rennen folte, ich babe deswegen die portugiefijchen Namen dabei gefagt. Sie nehmen auch andere Leute, die ſich durch Erfindung diefes oder jenes Kunftgrifs, oder durch natürliches Ges ſchick im arbeiten befonders auszeich- nen, zu ihren Ehrenmitgliedern auf, Sie ladet Jedermann ein, der Luſt bezeigt, fich mit ihr zu gleichem Zweck zu verbinden, und bitter fich desfalls an ihren Secretair Nicolao de Ma⸗ galbaes, Kinnebmer der Stade Ponte de Lima, zu wenden, In der Nachricht, aus welcher dies fer Auszug genommen ift, ſteht am Ende eine Verficherung, daß noch ein anderer angefebener Prälar an Errichs tung einer ähnlichen Gefellfhaft ars beite, um daducch (find die kaum überfeßbaren Worte der Bekanrmar hung, ) die faule Armuth zu vermins dern, und die Induſtrie des Volks zu erwärmen, Anweiſung, ein Pferd für die Hälfte der Koften, als fonft gewöhnlich, zu füttern und zu unterhalten, E⸗ war neulicher Zeit in dem Ham: noͤver. Mag. eine Anweiſung be: fere Are die Schweine mäften Fönte, und daß fie dennoch fehr gur bei der findlish, wie man aufeinsnishwohlfes Schlachtung aus ftelen, Unter andern wurde 487 Anweiſung, ein Pferd für die Hälfte der Koſten ic, 2488 wurde darin vorgefchlagen, von aller: Lei beliebigem Korn eine Art von Brodt backen zulaffen, und folches den Schwei⸗ nen unter dem Übrigen Gemengſel mit zu feeffen zu geben. Der Verfaſſer dies fes Aufſatzes hat völlig recht bei dem gethanen Vorſchlage, nur iſt es Scha⸗ de, daß er nicht die phyſikaliſche Urſa⸗ che mit beigefügt hat, warum Brodt beſſer ſuͤttert, als bloßes Korn. Es iſt bekant, daß zu dem groben Brodte eine artige Menge Sauerteig genom— men werden muß, damit es aufgeht, und zur Nahrung Ddienli wird, Diefer Sauerteig hat die Eigens ſchaft, die Naprungstheile die in dem Mehl befindlich find, fo aufzulöfen, daß es bernach, wenn es zu Brodt ge: macht ift, den Berdanungsfäften gar Teiche fällt, Die beften Nahrungstheile abjufondern, und den Nutzen hervor zu bringen, den man davon verlangt, mit einem Worte, es naͤhret viel ſtaͤr⸗ ker, als bloßes Korn thun fan, wenn diefes auch noch fo ſehr von den Thieren zermalmet wird, denn von dem gefteß⸗ nen Kornbleiben viele Nahrungstheile, ſo darin⸗befindlich find, unverdauet, und gehen alſo ohne Nutzen verloren, die aber durch ein gebackenes Brodt, weil die Nahrungsiheile darin beſſer aufgelöfet find, conferbirt und zum Nutzen emploirt werden. Hat einer Pferde, und will fie germ mit der Haͤlf⸗ te der fonſtigen gewoͤhn lichen Koſten ers halten, ſo laſſe er den Haber oder Rof fen, oder was für Arten von Getreide er nehmen will, erdentlich zu Mehl mahlen. Hierauf mache er von dieſem Aarburg: Mehl einen gewoͤhlichen Brodteig, worin aber vieler Sauerteig: unters mifcht ſeyn muß, (je mehr Sauerteig man nimmt, je beffer futtert das Brodt, fo daraus wird, ) laffe es die Macht an einem warmenDrt,wiegewöhnlich,aufs gehen, und des andern Morgens mas che man mit einem gehörigen Zufaße von Mehl ordentliche Brodte daraus, und laſſe felbige backen, fo wie man ges wöhnlich das Brodt backen laͤßt. Von diefem Brodt nun fchneide man dem Pferde würfelweife unser den Hecker⸗ ling das Futter ein, wenn man es futs tern will, man gebe aber niemalen biofs fes Korn mit darunter, denn dies iſt unnötbig, und man wird finden, daß, anftatt man fonft einen Himten Haber die Woche zu einem Pferde har haben müffen, man, mit einem halben Himten, der zu Brodt gebacken ift, ausfönt, Auch wird das Pferd nichts an Kraft verlieren, im Gegentheil ſich beſſern. Hat jemand in der Stadt ein Reit—⸗ pferd, und will nicht gern viel Umftäns de dabei haben, der laffe folches Brodt baf fen, gebe anftatt des Heckerlings Weitzen⸗ Eleie mit dem Brodte vermifcht, dem Pfer— de zu freffen, fo hat er Feinen Heckerling nöthig, und braucht auch dem Pferde Fein Heu zu geben; es Eriegt zwar alödenn nicht einen folchen dicken Panzen, weil es kein Heu zu freffen befümt, aber Dahingegen wird es viel munterer Saufen, und ſich gut das bei befinden, Ich ſchreibe dieſes aus eigener Erfahs rung. Hatten die Schweden, die in dem nördlichen Theile wohnen, nicht diefes Mit⸗ tel, fo würden fie jebr jehlecht.fortiongeiee Diefe bedienen fich alle des fo präparirten Drodtes, wodurch fe eine Menge Gertrei: de erſparen . Bad URAN ER £, 1489 oe. 1490 Hannooeriſches Magazin. | 94° Stüd, Sreitag, den 23ten November 1780, Berzeichniß der Leftionen zu Iffeld, welche von Michaelis 1780 bis Oſtern 1781 gegeben werden ſollen. fer allergnaͤdigſter Herr, ba; pro König. Majeſtaͤt, un: —8 ben Selbſt geruhet, auf den Zuſtand des hieſigen Paͤdagogii Al⸗ lerhoͤchſt Dero Aufmerkſamkeit zu wenden, und auf das Gnädigfte zu bezeugen, wie fehr die Aufnahme def felben von Höchft Denenfelben gewuͤn⸗ ſchet werde. Von Erlauchter Königl. Landesre⸗ gierung, unter deren hohen Fuͤrſorge und Aufſicht das Ilfeldiſche Paͤdago⸗ gium unmittelbar zu ſteben das Gluͤck bat, find die zu deſſen Verbeſſerung und Aufnahme geſchehene Borfchläge Ihro Majeſtaͤt vorgeleget, und von Hoͤchſt Denenfelben auf das huldreich: fte genehmiget worden, Auf diefe Weife ift eine beftändige Aufſicht über den Lehr⸗Vortrag und das ganze litterarifche des Paͤdagogii mit beftimten Bifitationen eingeführt, und dem Heren Hofrath Heyne in Göttingen diefe Auſſicht übertragen worden: es find neue Lektionen, wel: che die Scholaren unentgeidlich hören koͤnnen; es find für diejenigen, welche die ganzen Penfionen nicht bezahlen koͤn⸗ nen, und für Penfionäre, welche eis ne Erleichterung als Belohnung ver: dienen, halbe Penfionen geftifter wor: den: die Bibliothek des Pädagogii bat von Zeit zu Zeit fchöne Vermeh⸗ tungen erhalten; es iſt nunmehro auch eine anfcheinende Hofnung zudem Bau eines neuen Bibliothekſaals mit einem großen Saal für die feibesübungen in den Erbolungsftunden, mo die Scho— laren beifanımen überfehen werden koͤnnen. Der Lehr-Vortrag ſelber iſt, nach den beſſern Einſichten, die unfer Zeit: alter hierüber befommen bat, durch einen rühmlichen Eifer der Lehrer, zum Theil auch durch Aufnahme neuer Leh⸗ rer verbeffert; der ganze Plan des Un— terrichts, ift, der. Grundverfaffung des Pädagogii, der Beflimmung der Scholaren, und den Zeitumftänden zu Folge, feſtgeſetzt, und die Diſciplin, die fchon vorhin’ ein gutes Mittel zwi. (hen Moͤnchszwang, und ausgelafs fener Freiheit hielt, iſt in einigen Fäls len, wo man fah, daß fid) von den bbb neuen 1491 neuen padagogiſchen Verbeſſcrungs— vorſchlaͤgen nuͤtzlicher Gebrauch ma: hen ließ, durch neue gute Veranſtal⸗ tungen verbeffert worden. 1. fı w. Diefes ift wörtlich die Einleitung einer Nachricht von der gegenwärtigen Einrichtung des Königl, Pädagogii zu Ilfeld, welche der Herr Hofraih Heyne vor einigen Monaten zu Göt: tingen im Dieterichifchen Verlage in 4. herausgegeben bat. Wir haben diefe Einrichtung woͤrt⸗ lich hieher gefeßt, um das Publifum, und infonderheit diejenigen Eltern, welche ihre Kinder einer öffentlichen Er: jiehungsanftalt, ehe fie diefeiben auf die Mfademie fenden, übergeben mwols fen, auf diefelbe aufmerkſam zu ma: chen, wenn fie unter andern ähnlichen Anſtalten auch die hiefigein Borfchlag haben. Sie werden aus diefer Nach: ticht, von allen hieſigen Einrichtun: gen, fowohl welche Sprachen und Wif: fenfchaften biefeldft, und wie fie getrier ben werden; von den anfehnlichen Vortheilen, welche fih die Fleißi: gen und wohlgeſitteten Juͤnglinge, nicht nur bier von ihrem Aufenthalt, fon: dern auch noch Fünftig auf der Landes: univerſitaͤt verfprechen Fönnen ; ferner von der guten Aufficht, unter welcher ſich die Jünglinge bier befinden, zu ihrer Beruhigung; und endlich von den in Vergleihung mit andern ähn: lichen Anftalten, fehr mäßigen Koften der Unterhaltung der Shrigen völlig unterrichten koͤnnen. Befonders aber war es auch Ab⸗ fit, warum diefe Einleitung "hier Verzeichniß der Lektionen zu Ilfeld. 492 eingeruͤckt wurde, um da er eine AM gezwungene Gelegenheit zu n nufern tiefften dennüthigften Dant für diefe König. Hufd un? Gnade zu bezen⸗ gen, da Ihro Boͤnigl. Majeſtaͤt mit⸗ ten unter den erhabenſten und wichtige fienSefchäften Dero Regierung auch zu der hieſigen Erziehunge duſtalt ſich ber, ablaſſen wollen, um dieſelbe durch. Dero unmittelbare gnädigfte Verftis gung, Ihren getrenen Unterthanen fo - nüßlich als möglich zu machen. Auch der Hochpreislichen Königl. gandesregierung unfre ehrerhietigſte Er⸗ Fenfichfeit, für Dero milde und 2, dige Shrforge, mit welcher Hochd be für die Wohlfahrt und den Flore iy ner löblichen Anſtalt wacher, unterchäs nigft darzubringen, Wir empfinden diefe hohe Gnade und Milde mit den ehrfurchtsvollſten Gefinnungen, und fühlen uns ſelbſt durch den regſten Eifer belebt, zur Bewirkung der gnaͤdigſten Königl. Ges finnungen, alle unfre Kräfte aufjus bieten, und uns des hoben unmittels baren Schußes der Hochpreislichen Fig Koͤnigl. Landesregierung würdig zu bezeigen. Wir fleben zu Gott um Gegen für Ihro Rönigl. Majeſtaͤt und für die hohe Landesregierung, und im Vertrauen, daß unfer Eifer dem Höchs ften angenehm feyn, und unfer Gebet Erhörung finden werde, machen wir mit Freudigfeit die Lektionen biemit befant, welche der ung anvertraueren Yugend diefen Winter gegeben werden follen, i De 1493 Der Director M. Meißner bat im Vortrage der Uninerjalpiftorie nach dem Schroeckhiſchen Lehrbuch der allgemeinen Weltgeſchichte, bereits den fechiten Zeitraum: oder die neueſte Geſchichte vom Fahr 1520 ber zu erzählen angefangen, und die Ge fehichte der Religionsverbefferung, und die Folgen derfelben, Bis auf die ge: genwärtige Zeit heruntergeführt, daß Die Scholaren, fowohl von der heuti: gen Berfaffung der römifchen Kirche, als auch von der verbefferten Religion, und denen in diefer vorhandenen Par: theien der Lutheraner, Reformirten, der Epiſcopalen, und Presbyterianer in England, der Remonftranten und Eontraremonftranten in den Nieder: landen u. ſ. f. auch von den baupt: fächlichften Widerwärtigkeiten der ver: efferten Religion u, d. gl. diejenigen egriffe baben, welche Fein wohl er: zogener Menſch in diefen Dingen, die zu dem noch fortwährenden Zuftande der Welt und der Reiche und Völker gehoͤren, entbehren fan. Er wird auf äbnliche Art quch das Noͤthigſte vom Zuftande der Gelehrſamkeit und Künfte, und die Sefchichte der Voͤl— ker felbft vortragen, und bis auf die gegenwärtigen Zeiten herunter führen ; Diefer Lektion find wöchentlich die erſte Dienftags Nachmittags und die erfien Fruͤhſtunden Mitwochs und Donner: ſtags gewidmet. In der Philoſophie wird nach des Herrn Profeſſor Feders Logik und Metaphyſik die Logik nicht nur vol: fig geendiger, ſondern and) die Meta; Verzeichniß der Lektionen zu Ilfeld. 1494 phnfif angefangen werden. Dienflage und Freitags in der erften Fruͤhſtunde. In der neuen Erdbeſchreibung ſind nach dem Schatziſchen Lehrbuch Atlas Homannianus illuſtratus noch die Karten von Afrika und Amerika zu erklären übrig, nach deren gegebe: nen Erklärung diefe Lektion von neuen wieder angefangen wird. Dienjtags in der zwoten Fruͤbſtunde und Frei: tags in der erften Nachmittagsſtunde. De erffen marbematijchen Ordnung ift bishero nach dem Lehr⸗ buch des Herrn Rougers die Tris gonomerrie erfläret, und diefelbe zugleich in Auflöfung der Dreiecke ge; übt worden. Im bevorftehenden Wins ter wird diefen Lehrbuch von neuen mit der Arithmetik wieder angefangen werden. Dicenſtags und Freitags in ter zwoten Nachmittagsſtunde. Der zwoten mathematiſchen Ordnung, welche bishero praktiſch im Zeichnen, in der Verwandlung und geometriſchen Theilung der gerads linichten Figuren geübt worden, wird eine Kinleitung in die Kriegsbau⸗ kunſt nah Haͤhns Anweifung geges ben, und Diefeide zugleich in Zeichs nung einiger der befantsften Maniren der Befeſtigungskunſt geübt werden. Mittwochs und Sonnabends in der zwoten VBormittageflunde, Mit der erſten Ordnung der Privatiſten find das 4 bis g Buch des Livius curſoriſch, nach der be; reits mehrmalen erwähnten Art geles fen, und diefe Ordnung ift dabei im tateinfprechen gebt worden, Künfs Bbbbb 2 tig 1495 tig wird mit dem neunten Buche fort: gefahren werden, Montags, Dien: fiage, Donnerftags und Freitags in der dritten Nachmittagsſtunde. Auch giebt der Director befondere Unterweifung in der Mathematik. Theile lehrt er einige die reine Ma⸗ thematik nach den von Segner⸗ fchen Anfangsgründen, theils wird er ach die oprifchen Wiffenfchaf: ter nach dem zweiten Theile des Rou⸗ gerfchen Lehrbuchs erklären, und Diefelben mit nöthigen und angeneh; men Erperimenten erläutern, und das zu wöchentlich eine Stunde widmen. Der Rector Paͤtz trägt nah Doms merichs theologiſchem Aandbuche die chriftliche Glaubenslebre fo vor, daß damit zugleich die chriftli- che Moral verbunden wird: Mon: tags und Donnerftags von 9 bis 10. Er ift im fünften Artikel von der Zu: bereitung und Beſtimmung der Men: ſchen zur Seligfeit bis zum dritten Ab: ſchnitte gefommen, und wird von da an fortfahren, die kehren von der Ba Pehrung und’ Wiedergeburt, von den guten Werfen und der, Erneuerung, amd der Gnadenwahl; imgleichen den ſechſten Urtifel, von den Mitteln, wo; durch die Menfihen zur Seligfeit zu: bereitet werden, vorzutragen und zu erklären, In der lateiniſchen Sprache un: terrichtet er die erſte Drdnung der Un⸗ tergebenen in verfchiedenen deftionen, In vier öffentlihen Stunden, Mon: tage, Mittwohs, Donneritags und Sonnabends von 10 bisır, worin Verzeichnif der Leftionen zu Ilfeld. 1496 beftändig Schriften des Cicero flata: riſch gelefen, und in aller Ruͤckſicht ge⸗ nau erklaͤrt werden, ſollen ſtatt der bis⸗ her auf ſolche Her chreftomatifch durch⸗ gegangnen Tusculaniſchen Streits fragen, nunmehr die Buͤcher de di- vinatione interpretiert und genau zer⸗ gliedert, auch, wenn die Zeit es ver» ftatten wird, die Schrift de faro noch hinzugefügt werden. Zwo andere Stunden, am Mentas ge und Donnerflage von 3. bis 4, find der Uebung im Lateinſchreiben gewidmet. In der, einen wird das Dictirte fogleich Tateinifch niederges fehrieben und auf der Stelle verbeflertz in der andern aber ein deutfcher Auf⸗ faß gegeben, den die Echolaren auf ihren Zimmern uͤberſetzen, und nach⸗ her zur Verbeſſerung mit der Feder ab⸗ liefern; da denn einige ihrer Ausars beitungen in der nächften Stunde oͤſ⸗ fentlich beurtheift werden. Bei bei: derlei Uebungen wird auf bifländige Aumendung deffen, mas in ven obge— nannten vier Stunden gelefen und erz Flärt worden ifi, Bedacht genommen, In drei andern Öffentlichen Suums den, Montags und Donnerftags von 4. bis 5, und Sonnabends von 8 bis M in welchen ein fateinifcher Dichter gefefen wird, follen im bevorſtehenden Winter —8 3 Sendſchreiben, ber fonders dag zweite Buchderfelben,nebft dem Sendfehreiben an die Piſo⸗ nen, oder der ſogenannten Arte poẽ- tica, geleſen werden: fo wie in den für die claflis ſelecta ausgeſetzten zwo aufs ferordentlichen — — y un 1497 und Freitags von 2 bis 3 der Tacitus beibehalten, und in deffen Geſcichte fortgefahren werden wird. In feinen ordentlichen vier — ſchen Privatſtunden wird in die Stelle der Briefe des Plinius deſſen Pane⸗ gyricus eintreten. Die zwo Nachmittagsſtunden, Mitt: wochs und Sonnabends von 4 bis 5, welche unter den Praͤceptoren wechfeln, bält diesmal der Rector, und wird in denfelben die Untergebnen mit denvor: nebmfien Öattungen von Bedichten, z. B. der Sabel, Ecloge, £popee, Ode, EComödie, Tragödie, u. fi w. dadurch befant zu machen fuchen, daß er von jeder Gattung nicht nur eine vollſtaͤndige Erklärung giebt, ‚fondern dieje auch durch SBeifpiele der beiten alten und neuen, befonders vaterlaͤn⸗ diſcher Dichter erläutert, ° u Auch iſt endlich unter feiner Aufficht die Bibliothek Mittwochs von.ı bis 3, fuͤr die Untergebnen geoͤfnet, und er wird felbige in dieſen Stunden mit der griechiſchen Litteratur übers haupt, bejonders abec mir der Folge der ſſiſchen griechiſchen Schrift: eller befant zu machen ſich bemühen. Der Subconrector Leopold giebt in der hebraͤiſchen Sprache Unter: richt. Er bat bisher den einen Theil der Zuhörer mit der grammatifchen Analyfe einiger Stutfe aus dem er- ſten Buch Miofe beſchaͤftiget; dem andern aber die erſten Anfangsgruͤnde der Sprache nach Anleitung der Die⸗ terichiſchen Grammatik fuͤr An⸗ faͤnger bekant zu machen geſucht. Auf Verzeichniß der Lektionen zu Ilfeld. 1408 gleiche Weiſe wird er im bevorſtehen⸗ den Winter fortfahren, Mittwochs und Sonnabends von ıı bis 12 Uhr. Mitder erften griechifehen Ord⸗ nung wird er Kenopbons Cyropaͤ⸗ die, mit der bereits im verwichenen halben Fahr der Anfang gemacht ift, auszugsweife leſen. Die zu diefer Lektion beftimten Stunden find Dien⸗ ftags und Freitags von 4 bis 5 und Mittwochs und Sonnabends von 9 bis zo Uhr. Einigen Scholaren, die in der gries chiſchen Sprache fehon etwas weiter find, wird er die fünf legtern Ge— fänge aus der Iliade des Homers ganz und im Zufanmenhange eriläs ren, Die Stunden werden bei der Einrihtung der neuen Lektionen de ſtimt werden. In den ordentlichen Privarflunden Montags, Dienflags, Donnerflags und Freitags von 5 bis 6 Uhr hat er im verwichenen Sommer die drei ers ſten AZuftfpiele des Terenz, mit dem ihm -angewiefenen Theil der Uns tergebenen gelefen. Im bevorftehen: den Winter werden die noch übrigen drei Stuͤcke erfläret werden. Zu Verfertigung alferlei Arten von deurfchen Auffaͤtzen, giebt er einem Theil der Untergebenen Dienftags von 9 bis 10, und Freitags von 3 bis 4 Anleitung. Die Auffäße beftchen in Briefen, Erzählungen, Pleinen mora-- lifchen Abhandlungen u. f. w. welche theils in den Lehrſtunden, theils auf den Wohnzimmern ausgearbeiter wer den. Die Beursheilung derfelben ger Bbbbb 3 fchieher 1499 fchiebet auf die Urt, daß die Zuhörer felbft daran Uurheil nehmen. Mit dieſer BefHäftigung wird fünftig die Erklaͤrung vorzüglicher, Stuͤcke aus guten deutſchen Schriftftellern ver bunden werden. Die roͤmiſchen Alterthuͤmer traͤgt er in den letzten Fruͤhſtunden Dienſtags und Freitags nach \dem Grunerſchen Jandbuch vor. Gr genwärtig ift er bis zum zehnten Ka: pitel des dritten Theils, das von den Gerichten handelt, gefommen. Das übrige, was die bürgerliche Einrich⸗ tung, das Kriegsmefen und den haͤus— lichen Zuftand der Röner borrift, wird .er im bevorfiehenden Winter vor tragen. Der Sprachmeiſter Meißler wird, mit der erſten Klaſſe, in Leſung der Kabeln des la Sonraine fortfahren. Montags und Donnerflags von 11 bis 12 Uhr. Mit der zwoten Ordnung wird er, nach geendigten Briefen des Buſ⸗ ſy, die Briefe des Milleran anfans gen. Dienftags und Freitags von 11 bis 12 Uhr. Mit der dritten Klaffe wird er in dem Leben Carls des XII. von Voltaire fortfahren. Mittwochs und Sonnabends von 11 bis 12 Uhr. Mit der vierten und fuͤuften Alaffe wird er fortfahren die kleinen Hiſtorien der Peplierifehen Gram⸗ matik durchzugehen. Montags und Dienftags, Donnerftags und Freitags Nachmittags von 6 bis 7 Uhr, Hiernaͤchſt wird einejede diefer Klaſ⸗ Verzʒeichniß der Lektionen zu Ilfeld. 1500 fen, wöchentlich ein bis zweimal, im Briefſchreiben, oder andern Gattun⸗ gen tes frangoͤſtſchen Stils, eine jede uad) ihren Kräften, geuͤbet werden. Auch giedt der Sprachmeifter des nen, die es verlangen, befondern Uns terricht, ſowohl im Franzöfifchen als Staltänifchen. Der Collaborater Wolf wird der zwoten ariechifihen Ordnung He⸗ rodians Kaiſergeſchichte erflären: Dienjtags und Freitags von 4 bie 5, und Mittwochs und Gonnabends von 9 bis 10 Uhr. Die Unfänger im Griechifchen wird eben derfelde in drei wöchentlichen Stunden mit den Örumdfägen der Grammatik befchäftigen, und damit, fo wievorhin, die tefung der Stroth⸗ ſchen griechifchen Chreſtomathie verbinden. Montags und Donnerſtags in der zwoten Nachmittagsſtunde faͤhrt er in der Erklaͤrung der Heroiden des Ovids weiter fort. 2 Mit der vierten Ordnung der Privatiſten, wird er in den gewoͤhn⸗ lichen vier Stunden der Woche Soͤr⸗ gels Erzählungen des Cicero leſen. Er iſt auch ferner bereit, den Unters richt im Engliſchen mit denen, die befondere Luft dazu zeigen, fortgufeßen, Der Eollaborator Möppen wird der zweiten profaifchen Alaffe, ausgewählte Stellen der beften Iareir nifchen Profaiften erflären: und das bei die Chreflomathie zum Gebrauch der Würzburgifchen Schulen zum Grunde legen, Montags und Don nerflags 1501. 2 nerſtags von zo bis 11, und von 3 bis 4 Uhr. Mittwochs und Senn: abends um 10 Uhr. Der zweiten poetiſchen Klaſſe erklaͤrt eben derfelbein der Sonnabends Fruͤbſtunde Harles Chreftomathia poe- tica, und verbindet damit den Liner: richt in der Profodie, Dienftags und Freitags in den er: ften Frübflanden wird von ihm mit einigen Scholaren beider Klaſſen der Aurelius Vitor gelefen werden. Es werden auch in der Schreibes kunſt, ſowohl richtig zu fchreiben, als ſich zu einer guten und deutlichen Hand zu gewöhnen: und im praktiſchen Rechnen von dem Cantor Liebau öffentliche Hebungen angeftellet. Je nes gefchiehet Montags und Donners ſtags, diefes aber Dienftags und reis tags in dee zwoten Nachmittagsſtun⸗ Verzeichniß der Lektionen zu Ilfeld. 1502 de. Eben derſelbe giebt auch beſon⸗ dern Unterricht in dieſen beiden Stuͤk⸗ ken. Und Montags und Donnerſtags uͤbt er einige in der Vocalmuſik. Im Tanzen unterrichtet der Tanz⸗ meiſter Rudolph. Auch giebt ders felbe Unterricht zur Inſtrumental⸗ muſik, auf ver Geige, Slöre nud Violoncello. Der Cantor Lieben auf der Davidsharfe. Der Diga: nifte Zimmermann unterrichtet im Elnvierfpielen. Der Zeichenmeifler Kitter, lehrt das Zeichnen, und wird diefen Winter auch einige anfühs ren nad runden Gegenfländen zu zeichnen, Dieſe Lehrftunden werden befonders, mit einem leiblichen Lehr⸗ gelde bezahlet. Zur Uebung im Zufammenfpielen wird Dienſtags und Freitags nach Tiz ſche Collegium Muſicnm gehalten. Zufällige Gedanfen, F ie Wolluſt muß nach einem be— kanten weiſen Soruͤchworte auf dem Ruͤcken betrachtet werden, weil ſie da nichts weniger als reizend iſt. Aber ſie zeigt uns ihren Ruͤcken nicht eher als bis ſie weggeht, und wenn ſie denn wieder komt, wird uͤber ihrer ſchoͤnen und reizenden Seite die haͤßliche mit ſamt dem herrlichen Spruͤchwort ge: meiniglich vergeffen. Sich ſelbſtfliehen und vermeiden müffen, iſt eine höchft unangenehme und traurige tage, in welcher ſich mehrere befinden als man glaubt, und in welcher fie fich nach ih⸗ rer genommienen Richtung und Bes ſtrebung nothwendig befinden muͤſſen. Bittet mirs.ab, wenn ich euch was zu leide gethan habe, — ift eine Tür: lipinade des gemeinen Haufens, die man oft hört, aber fich wohl nicht ein: bildet, daß fi ihr Sinn durch alle Klaſſen, ſelbſt die höheren Regionen nicht ausgenommen, und zwar im har: ten Ernft erſtrecket. Ueberall wird der DBeleidigte angefeindet, und man fan nicht anders glauben, als daß der Ber leidiger eine Art der Genugthunng von ibm erwartet, Wo: 1503 Woher may es fommen, daß unfe. re Fder und Pinfelmaler das Haͤßli⸗ che fo alädlich und Zug vor Zug nach der Natur darftellen, da ſie doch das Schöne fo felten in einer vollftändigen Gruppe, und mehr als in einzelnen Stücen erreihen? Solte es wohl mit daßer rühren, weil mir in der mo: ralifchen fowohl als phofifchen Welt mehr und beffere Originale der Haß: lichkeit als Schöupeit haben? Daß wir etwas gewohnt werden, und zwar ziemlich bald und leicht, ift gut und nicht gut, Gut, weil ung das durch das Uebel erträglich wird: nicht gut, weil ung Dadurch dag befeflene Gu⸗ te gleichgültig wird und einen großen Tpeil von feinem Werth verlierer. Weil wir doch uufere eigene Gefells ſchaſt am längften und öfterften haben, fo ift es eine nörhige Klugheitsregel, — daß man fich nicht mir ſich felbft ent zweie, fondern vielmehr ſich ausſteben lerne, und es überhaupt fo mache, das man fich nicht zu fehr zurtaft fal: fe, fondern erträglich und auf einen leidlichen Fuß bleibe. Es iſt wahr, man kan ſchlechten Menſchen nicht immer gut begegnen: indeſſen iſt es auch wahr, daß man ſie durch uͤble Begegnung oft noch ſchlech⸗ ter macht, als ſie vorhin waren. Der raſtloſe Trieb zur Thaͤtigkeit und neuen Fortſchritten, welcher ſich gewoͤhnlich bei großen Genies findet, gehoͤret mit unter die Manes, wodurch Zufällige Gedanken, 1504 fie und andere gepfagt werden, und den die Nachwelt mehr als ihre Mits welt bewundert, ſonderlich derjenige. Theil davon, welcher fi) in der Nähe ihres Wirbels befand. | Mir Blicken der Seßnfucht rüchs waͤrts, und mir beforgter Unruhe vors wärts auf den Pfad des Lebens fehen, ift was wir gewöhnlich thun, aber ver: nünftiger Weife nicht thun ſolten. Uns fere ruͤck und vorwärts gefchickte Wuͤnſche und Sorgen find gleich vers geblich, und dienen zu nichts weiter, als uns die kurzen Augenblicke, die eir gentlich unſer ſind, zu rauben, oder wenigſtens zu verbittern. Der Luxus iſt ſuͤr ein Bolt, was der Müffiggang für den Körper ift, Anfänglich nähret und mäfter er, aber in der Folge richtet er dig Geſundheit ohne Hülfe zu Grunde, Dicht mehr fcheinen wollen als man ift, und ſich ohne Affectation in feiner wahren Geftalt zeigen, ift eine gar vernünftige und föbliche Marime, — jedoch mit Vorbehalt gewiffer moralis fher Nudiräten, welche fo wenig als gewiſſe phufifche unverhuͤllt bleiben muͤſſen. Der Selbſtliebe zu viel einraͤumen, und ein moraliſcher Egoift werden, taugt im geringfien nicht. Doch fie ganz verlängnen, und ein Indifferens tift gegen fich felbft werden wollen, ift auch nicht gut, — und auch zum Gluͤck nicht wohl möglich. # 1505 Es Hannoveriſches Magazin. 1506 oste Stuͤck. Dong, ‚den 27ten November 1780, — Einige Crempel daß die kleinern Thiere arbeitfamer und verſchlagener ſind als die großen. enn wir die Thiere, deren Fleiß und Bemuͤhung ſich Unterhalt zu verſchaffen, be: trachten,, fo finden wir bei den Fleis nern Thieren mehrere Exempel ihres Fleißes und ihrer Arbeitſamkeit, als bei den großen. Die mehrſten großen Thie: re werden entweder durch die Schwere und Größe, durch die Dicke und Fer: tigkeit ihrer Körper zu arbeiten verhin⸗ dert, oder fie ſcheuen auch die Arbeit aus einer ihnen angebornen Faulbeit, daß fie nicht anders als mir Peitſchen, Schlägen, Sporen und durch andere Arten von Zwang dazu koͤnnen ge: bracht werden, + Die Ameifen verdienen gewiß den er: ften Plaß unter den kleinen arbeitfamen Thieren. Diefezwingt oder noͤthigt nie⸗ mand zur Arbeit, ſondern fie thun es von ſelbſt, wir ſehen ſie freiwillig und ununterbrochen beſchaͤftiget, ſich ihre unterirdiſchen Wohnungen zu machen, Laſten zu ſchleppen, (wenn man dieſe in dem Verhaͤltniß mit ihren Koͤrper fo nennen darf) die groͤßer find ale fie ſelbſt: fie begnügen ſich nicht allein am Tage gefchäftig zu feyn, fondern fie wenden auch die Nacht zur Arbeit an, und find fo emfig und anhaltend darin, daß fie auf Ruhe und Schlaf Verʒicht thun. Man kan ihren uner⸗ müdeten Fleiß auch Bieraus erkennen, daß, ob fie gleich die allerfeinften Füße baben, und ihr Körper fo leicht als eine Feder ift, fie doch durch ihr haͤufiges Hin⸗ und Hergehen die unwegfamfien Wege fo betreten und aushölen, daß man gar leicht ihre Heerſtraße erfennen Fan: und wie eifrigft arbeitfam bezeigen fie fid) endlich nicht, wenn man ihre Woh⸗ nungen zerflöhrt, um ihnen entweder die Ener zu ihrer zufünftigen Brut, oder ihren eingeernteren Vorrath zu tanben ? Die Bienen, wie unermüdet und wie fleißig find dieſe kleinen Thiere! Gehen fie nicht, Faunı daß die Son: ne aufgegangen iſt, baufenmeife ans ihren Zellen, die fie in Uebe {fluß ba: ben, bervor, gleichfam als würten fie von der Sonne zur Arbeit geru— fen? Breiten ſie ſich nicht ſogleich uͤber alle Felder aus, und ſehen ſie Cecce ſich 1507 fih nicht alsbald nach den Blumen, ‚die ipnen und den Menichen Nah— rung geben, auf den Wiefen, in den Gärten und Wäldern um? Sie falten auf felbige gleichfam in Zür gen hernieder, und tragen mit den Rüben das Wachs, das fie zum Ban ihrer Wohnungen gebrauchen, davon, mit ihrem Ruͤſſel aber fougen fie aus felbigen den Ho: nig, und bringen ihm mit der größten Sorgfalt und dem größten Fleiße in ihre Zellen, in welchen fie ſchon mehr dergleichen Reichthuͤmer gefammelt haben. Sie ſetzen ib: rer Arbeit fein Ziel, und vergönnen fich feine Ruhe. Haben fie auf diefe Art des Tages fchon zwei bis dreimal Beute gemacht und diefelbe in Sicher heit gebracht, fo denken fie an nichts . weniger,als daß fie damit zufrieden ſeyn. und ausruben folten, fondern fie wer: Den noch. immer begieriger neue Beute zu machen, und dies verrichten fie mit folhem unverdroßenem Muthe, daß Fe nicht aufhören und nicht eher Feier: abend machen, als. bis ihnen die Son: ne ihr Licht entziehen, und fie fo zu far gen zur Ruhe weifet. Billig iſt es, daß wir hier unfer Augenmerk auf die Güte, Allmacht, und Weisheit Gottes richten; denn wer ift es, der die Ameiſen unterrich- ter hat, fich fo große und mweitläuftige Gebäude unter der Erde zu machen, in welchen fie den ganzen Winter hindurch Nahrung haben? Wer hat fie geleber, alles dahin zu bringen, Einige Erembel, daß die Fleinern Thiere .a508 wo fie zu überwintern gedenfen? Wer bat fie an ſolche Orte, durch fo enge Wege, und wo fie fir allen Nachſtel⸗ ungen und Feinden ficher find, ge führt? Wer bar die Bienen unterrichz tet, fich Häufer zu bauen, ſowohl für ſich felbft, Damit fie in felbigen woh⸗ nen fönnen, als aud) um den Honig darin aufzubewahren? Wer ift ibe Lehrmeiſter geweſen, und bat ihnen gezeigt, wie fie aus den Blumen das Wachs fangen follen, welches fie mit dem Munve faffen, an ihre Füße bäns gen, und wenn fie nach Haufe fonımen, wieder losmachen, wie fie den Honig, in ihren Häufern wieder von ſich ges ben follen, tbeils damit fie den Winter hindurch Nahrung haben, theils das mit auch der Habbegierde der Mens ſchen etwas uͤbrig bleibe? Wer bat fie endlich gelehrt, das Wachs und den Honig aus den Blumen zu faus gen, welches felbft Feines Menfchen Wiffenfchaft it? Sch glaube nicht, daß jemand noch daran zmeifeln folte, daß diefes nicht alles allein dem allers hoͤchſten Weſen zugefchrieben werden müffe; denn ſchon der weiſe Soera⸗ tes, bat vor vielen hundert Jahren, in feinen Gefprächen mit dem RXeno⸗ phon, diefes der Natur, oder einem unfichtbaren Werfen zugefchrieben. Um defto mehr alfo muß es ung, die wie Chriſten find, befant fenn, wem wir dieſe Wunderwerke der Natur zuzus eignen haben. Die Arbeitfamkeit der Pleinern Thies xe für den guößern, erläutern aljo * eis 1509 beiden angeführten Beifpiele, und ich koͤnte mehrere angeben, wie z. B. den Hamſter u. a. m., wenn ich nicht laubte, ſchon genug gefagt zu haben. aber will ich nun auch noch etwas von der Lift und Verfchlagenbeit der Pleinern Thiere, worin felbige haupt⸗ fächlich vieles fir den großen vor: - aus haben, Binzufügen, und dieſes ebenfalls mit Beifpielen erläutern. Der Fuchs verdient hier zuerft ge; nannt ju werden: feine Lift und Ver: ſchlagenheit übertrift aller andern Thie: ve ihre; öfters fellt er fih an, als ſchliefe er, oder wohl gar als wäre er tod, bios damit er die Vögel, die hieraus nichts böfes murbmaßen, unverſehens fange und auffreffe. Selbſt ver Menfch ift feiner Arglift bisweilen ausgefeßt, und muß ſich für ihn huͤten. Wollten wir nun auch alle Arten großer Thiere, z. E. Ochfen, Efel, Pferde u. a. m., mit diefen einzigen Thier in Verglei⸗ Kung ſetzen, fo würde ein jeder doch bekennen müffen, daß fie mit Recht gegen ihn verglichen, dumm müffen genannt werden ch will es aber hiebei nicht bewenden laffen, fondern duch ein Beiſpiel eines kleinern Thiers, meinen Sag beweifen, und zwar eines folchen, das wir oft kaum des Anſehens würdigen, ob es gleich mit feiner Lift viele große übertrift. Die Spinne ift es, von der ich rede: von ihrem Gewebe will ich anfangen: dieſes macht fie wie ein Sägerneg, und ift in Kusfpannung beffelben die Fliegen zu fangen, ſehr arbeitfamer und verfchlagener find als die großen. 1510 verfchlagen. Die Fliegen Bleiben an fek; bigen, gleihfam als die Voͤgel an den mit Leim befleichenen Ruben, haͤn⸗ gen, und koͤnnen nicht Teichtlich Wie: der davon losfommen; die Spinne. verbirgt ſich ganz liſtig hinter den Blaͤt⸗ tern der Bäume, Damit die vorbeifliee genden Inſekten und Fiegen glauben follen, ihr Haus ſey Ieer, von ihr vers laffen, und es befänden fich Feine Juquilinen darin Iſt fie ja in ibs rem Gewebe, fo weiß fie ſich fo ber hutſam zu verftellen, fo flille zu vers halten, und fein Glied zu rüßren, daß man glauben folte, fie wäre ganz und gareingefchlafen, da doch indeffen nie mand mwachfamer, und auf feinen Raub begieriger ift als eben fie. In Anlegung diefes ihres einem Labyrinth ähnlichen Gewebes, ift fie fo klug und liſtig, und weiß daffelbe ihrem Ends zwecke fo gemäß einzurichten, daß ein jeder Die Geſchicklichkeit diefes Thiers bewundern muß: fie weiß fehr gut ihr Haus, welches fie im Leibe, wie die Schildkroͤte das ihrige auf dem Rük: fen, trägt, und welches aus einem Knauel der feinften Faden beftcher, nach ihrem Gutduͤnken, und wie es ihr dienlich fcheine, anzubauen, Vermoͤge ihres Inſtincts Pennet fie alle zu der Bauart ihres Gewebes noͤthigen Erfor: derniſſe, und ob ſie gleich von Niemand die Baukunſt gelernt hat, ſo weiß ſie doch, daß ſie erſt einen Grund legen muß, der ihr Haus traͤgt oder haͤlt, ehe fie bauet; dieſes geſchiehet aber fol: gendermaßen: Sie ſucht einen beque— men Ort, den viele kleine Gewuͤrme Ccecc2 vorbei 1511 vorbei flienen , und der vomallen Ae— ften und Blättern frei iſt: fie ſinnt zur erſt, wenn fie willens ift, fich ein ſolch Gewebe zu verfertigen, darauf, daß es auch zu ihrem Fang bequem eingerichtet werde, Es muß deswegen eine freie Gegend haben, damit ihr ihre Lift ge linge, und die Fliegen, bie Feine Hin: terliſt befürchten und im der Luft. ber: umſchwaͤrmen, mit dem einen Fluͤ— gel oder Fuße, an den Faden ihres Gewebes als an einer Leimruthe haͤn⸗ gen bleiben, und ſich müffen tödtem laffen. Sie weiß, wenn fie einen nie: drigen und von der Erde nicht weit entfernten Ort erwäßlte, er zu dieſem ihrem Endzwec nicht dienen würde, und diefes fängt fie ſehr verſchlagen alfo anz Sie fleige auf einem Baumr oder einen erwas hohen Buſch, damit fie von diefer Höhe alles, ja jes den zur ihren Abfichten fchicklichen Ort erwählen fönne, Hat fie ſich dieſen auserfehen, ſo faͤngt fie an, den Faden⸗ knauel, der fie im Leibe bat, aufzu—⸗ wicfeln, und hängt das Außerfte Eur de Davon entweder am ein Blatt oder am einen Zweig. Alsdenn führe fie fort, diefen Faden einen oder zwei Fuß fang aufjuwiceln, begiebt ſich daran herimter nnd Bängt ſo einige Zeit daran im freier Luſt, ‚gleichfanr, als wenn fie auf was gedächte, und unſchluͤßig wäre was fie machen wol: te: in dieſem Hängen bfeibe fie einige Zeit, und auf einmal läßt fie ein an deres Gewebe ſolcher Faden aus ihrem Eingeweide fahren, welches fie der Luft und dem Winde Hin und her zur Einige Exempel, daß die Fleinern Thiere —* 1512 wehen uͤberlaͤßt, fo lange, bie es an einem andern: ihr naben Zweige oder Strauche hängen bleibt; fo bald fie dieſes merft, verdoppelt fie diefen anz gchängten Faden zwei ,. drei Bis vier mal, damit das Band flärfer werde, und geht alsdenn bis ohngefehr zur Mitte des Fadens zurück, hängt noch einen neuen Faden daſelbſt am, begiebt fid von da herunter, und. befeſtiget auc) diefen, damit fie alfo nunmehro einen Triangel alg die Stüße und den Grund ihres Gebäudes habe. In der Mitre diefer drei Faden, fährt fie fort ihr Gebäude weiter zu volführeh, und das mir folcher Gefchtwindigkeit, daß opngefehr in winer halben Stunde das ganze Gebäude, das aus lauter Faden, die in der Runde gezogen find, beftes ber, hängt, vollfomnten verferriger ift. Ich babe mit größter Verwunderung oͤfters fo einen Bau mit angefehen, und die Allmacht Gottes dabei bewundern ger lernet, ja meine Meubegierde bat mich nicht felten fo weit getrieben, dag ich alle die Faden auf einmal an dem oberſten Ende, einen eiujigen auegenemmen, abgeſchnitten habe, um zu erfahren, twas die Spinne alsdenn thäte; , bier offenbarte fich mir eim nenes Wunders werf, denn wenn fie faum merkte, daß und wovon einer an dem ander, die Faden abgefchnitten waren und daß fie frei in der Luft hinge, fo ſchien es erftlich, als wenn fie fich einige Zeit befänne, nachher aber alg fie fich erholt hatte, zog fie mie den Füßen alles was + noch von den Faden übrig geblieben war, an N, machte einen neuen Knauel 1513 Knauf daraus, und frag ihn ganz anf) gleichſam als wenn ihr diefes wie⸗ der nüßlich werden folte, ein neues Ger webe gu machen. Ich habe fogar be: merft, daß, wenn ihr altes Gewebe zu alt geworden ‚imd entweder durch Die Zannover, den ıgfen Oct. 1780. arbeitfanter und verfchlagener find als die großen. 1514 Sonnenbige oder vom Winde zu ſehr ausgetrocfnet war, fo daß es ihr nicht mehr bequem zu ihrem Fange ſchien, fie daffelbe vorhero ganz demolirt, aufs gefreffen, und alsdenn ein neues ger fponnen bat, ©. $. €. Börner. Von der Art und Weiſe, wie dem Aneiwachfen der Feldfruͤchte am beften vorzubeugen iff. DI die Feldfruͤchte gemaͤhet find, und das Geireide in dein Hocken oder Haufen ſteht, ſo iftes noch nicht vor aller Gefahr gefichert, Der Regen fan ihm noch vielen Schaden zufligen, und machen, daß das Korn auswaͤchſt. Ich ſelbſt babe folches mit Betruͤbniß ange fehen, als im J. 1771 eine folde reg: nigte Witterung einftel. Die Hoden wurden damals hauptfächlich im Kopfe wieder fo grün, daß fie zum Theif här- ten abaegraier werden fönnen, Ein forgfältiger Landmann muß folches zu verhüten füchen, Zu dent Ende hat er folgende Regeln zu beobachten: Die erſte Regel: Man laſſe ſei⸗ ne Fruͤchte nicht im Regen oder im Thau maͤhen, ſondern als⸗ denn erſt, wenn der Halm voͤllig abgetrocknet iſt. Als denn thut ein einfallendes Re— genwetter fo leicht keinen Schaden, Kömt aber das Korn, wie man fagt, naß im Band, und es entfleht als: denn ein Regenwetter, fo waͤchſt es fehr keicht aus. Sicher man aber, daß zur Zeit der Ernte, die Witterung beftäudig ift; fo hindert der Than eben nicht ſehr, und wer fein Korn zu reif bar werden laffen, dem moͤgie ich nicht rathen, bei Flarer Luft umd hellem Sons nenfcheim fein Getreide maͤhen zu laſ⸗ fen, weil es fonft gar fehr ausfallen wuͤrde. Hier heißt es: Es ift feine Regel ohne Ausnahme, und er müßte. fhlechterdings maͤhen, weil der Thau noch auf den Halm ift. Die zwote Regel: Man fee Hok⸗ fer von fechs, acht bis zehn Garben. Man bat an einigen Orten die üble Gewohnheit, daß nıan vier Garben zuſammen jeßet, und den Kopf oben mit einem fo genannten Hockſeil zus fanmen bindet. Ein ſchlechtes Ber: fahren! Denn bei regnigter Witterung, regnet der Kopf den Hocke durch; das Waffer fan da, wo die Hocke mit ei⸗ mem Seile zuſammen gebimden ift, nicht gefhwinde genug abziehen; der Luft wird. dadurch aller Zugang be- nommen, und die Aehren und das ‚Korn in denfelben bleiben allda lange Zeit feucht. Häls nun der Regen Erccez lange 1515 Lange an, ober Sonnenfein und Rex gen wechfeln mir einander des Tages ofte ab, fo waͤchſt das Korn gar bald aus und verdirbt, Bei Paltem Weiter hat man es zwar eben nicht fo fehr zu befürchten, aber bei warmer. und ſchwu⸗ fee Witterung, iſt es leicht gefche: ben. Aus diefer Urfache thut man am beften, daß man das Hockfeil weg: laffe, und ſechs, acht oder zehn Gar⸗ ben in zwo Reihen zufammen feße, fo daß ſich die Köpfe an einander flüßen, fo fan der Wind. durchhin ftreichen, und die Garben trocknen leicht wieder aus und ab. Die dritte Regel: Man Eebre bei regnigter Witterung die Gar⸗ ben zuweilen um. Das iſt nur zu verſtehen, nach lan⸗ geangehaltenen Regen. Alsdenn muß BE 054 1516 ein Landmann, fo bald nur feine Hok⸗ fen an Der Äußern Seite abgetrocknet ſeyn Fönnen, mit feinem Leuten zu Fel⸗ de geben, und Die Garben bebende ums) fegen, fo daß der innere Theil derſel⸗ ben nad) auffen gekehrt, und der feſt geregnete Fuß derjeiben auf eine ander te Stelle zu ſtehen fomme. Wo man fih des Hocfeils bevienet, da muß ſolches gelöfet,, und die, Hocken umger bunden werden, wobei jedoch viel Kom verloren gehet. Alte diejenigen, die in dem oben ge: dachten Jahre diefe Borficht gebrauch: ten, batten das Glück, und zugleich das Vergnügen, gut Korn einzufcheus ven. Die folche aber unterliegen, erns teten ausgewachfenes Korn ein, das natürlicher Weiſe auch ein fchlechtes Mehl und fchlechtes Brodt gab. Eine Erfahrung vom Buchweizen. Eh babe Gelegenheit gehabt, mit dem Buchmweizen, ohne den ge ringften Gedanken darauf gehabt zu haben, eine befondere Probe zu ma: chen. Ich lieg im Jahr 1777 auf einen Acker, der außer aller Gahrde war, die Hälfte des Düngers fahren, der fonft ganz darauf gehöret, "wenn er mit Rocken oder Weizen befteller werden foll. Diefen ließ ich darauf mit Buchtweizen, der bier ſonſt auf mageres, oder Doch nicht frifch geduͤng⸗ tes Sand gefäst wird, beftellen, Weil aber ein anbaltendes Regenwetter ein: fiel, fo ward er ungewöhnlich fpät, und zwar erfl am zoten Mai ausge: fäet. Ein jeder prophezeihete, der Buchweizen würde in eins fortblüs ben und nicht reif werden, Allein mas gefchahe? ‘Der Buchweizen wurde: nicht durch Nachtfröfte oder Reif im Wachsthume gehindert, er wuchs ziem⸗ lich. hoch ins Stroß, und bluͤhete glück lich ab, als anderer ſchon gemähet ward. Er feßte reichlich Korn an, und das Korn war fürtreflich ausges wachfen und groß geworden. Nun ‘aber, wenig Tage vorher, da er gemas bee werden folte, entftand ein heftiger Sturm, der allenthalben vielen Schar den anrichtete, viele Häufer abdachere und große Baͤume aus der Erden er er⸗ 1517 Verſchiedene mit denen ich redete, er: innerten fich meines Buchmeizens und beflagten mid) desfalls. Ich geftehe —— daß ich ſelbſt nicht andere glaub⸗ 15 daß alles’verloren fin, und der Wind ibn insgefammt würde aus⸗ aefchlagen haben. So bald ſich der Sturm gelegt hatte, ging mein erfter Weg zum Buchweizen. Hier fand ich zum größten Erftaunen, aber auch zu meinem nicht geringen Vergnuͤgen ge trade das Gegentheil. Denn weil er wegen des Duͤngers etwas geil aufge: wachfen war, fo hatte gleich der erfte Windſtoß ihn gefnickt, umd er lag auf dem ganzen Acker platt binge: firecft , dergeſtalt, daß ihn der Wind nichts meiter anhaben konte. Sch Ende . daß mein Bud Eine Erfahrung vom Buchtveisen. hatten, sig weizen bei dem erften Windſtoß nicht ebenfalls etwas ſolte gelitten haben: aber gewiß bei weitem nicht fo viel, als anderer, der in Hofen ftand, und auf dem Felde herum und durch eins ander geworfen war. Und hberdem hatte ich den Vortheil, daß ich nad) überftandener uͤbler Witterung mei: nen Buchweizen in den Hofen gehös tig austrocfuen faffen Fonte, da ans dere ihn ziemlich feuchte eingefahren Doch das waren zufällige Dinge Ich Habe mir indeffen daraus die Regel genommen, meine Aecker, die ich fünftig mit Buch: weizen beftellen werde, allemal mir etwas Dünger übertabven zu laſſen. Bon dem Verhalten des Landmanng, wenn er das Lnatüch hat, daß ihm feine Früchte Durch Hagel niedergefchlagen werden. Sy: Hagel richtet oftmals auf den Eeldern fehrecfliche Verwuͤſtun⸗ genan, und es ift betruͤbt anzufehen, wenn die Früchte, die eine Fünftige reichliche Ernte verſprachen, niederge: ſchlagen find, und ohne Hofnung ſich aufrichten zu Fönnen darnieder liegen, Ein Ungluͤcks fall, dem durch feine Klug⸗ heit des Landmannes vorgebeuget wer: den fan, Uber, wenn ein folches Un: glück nun einmalgefchehen ift, fo frägt fihs: wie der Landmann e8 denn an: zufangen habe, daß ihm fein Vertuft fo geringe und unbedeutend werde, alsnur immer geſchehen fan? Er muß zu dem Ende feine Getreidefelder beſichtigen. Findet er nun, daß von den niederge⸗ ſchlagenen Fruͤchten, in Abſicht auf die kuͤnftige Ernte nichts zu hoffen ift, ſo bleibe ihm fein anderer Weg übrig, als diefelben abzumähen und zu tracks nen, Auf diefe Art gewinmt er davon entweder Futterung Für das Bieh, oder aber Stroh zum fireuen in den Stälten. "Aber dadurch wird der er⸗ littene Schaden noch Tange nicht er⸗ fest. Er muß und Fan alfo fein Feld aufs neue wieder beftellen. Iſt es. noch früh im Jahr, etwa bis um Pfingften, fo Ban er fein Feld noch mit A519. mit Sommergerfte beftellen. Des— wegen muß er Feine Zeit, verfäumen, fondern aljobald mit feinem Pfluge zu Felde geben, fein Land bereiten, und die Gerfte gleich in die frifche Fur— che fäen, fo wird fiegefchwinde auflaus fen und fortwachſen. Nachdem die Witterung befchaffen ift, nachdem gebet es auch der Gerfi, Selten wird fie reif, und wenn folches aud) ‚wäre, fo fälle doch die Ernte nur ganz mittelmäßig aus, und man hat nicht viel mehr, als das Stroh einzufchen: ren. Beſſer und ficherer ift es daher, feine Felder mit Rübefaamen zu bei ſtellen. Hat der Landmann auch feine Gelegenheit, die gebausten Roͤben nach irgend einer Stadt zu verfaufen, fo erhält er doch für feine Haushaltung dadurch viele Bortheile. Denn 1. dienen fie ihm und feinen Haus; genoffen zu einer (guten Speife, und machen, daß er nun vieleandere Fruͤch te entbehren kann, die er fonft gekauft haben würde, 2. Erhalten feine Kühe von dem E) ; r S* — ⸗ e 4 2 & w * 3 520 Kraute ein gutes und geſundes Futter. Wo man gewohnt ift, dem Hornvieh Heckſel zu geben, da fan man das Ruͤbenkraut mit, darunter fchneiden, und auf diefe Weife viel Schroot oder Mehl erfparen. LE. vu 3. Stehen fih auch feine Schwei⸗ ne ganz wohl vabei, wenn fie ihnen geftoffen gegeben werden, Ob fiegleich nicht fo feift dabei werden, als wenn fie Korn erhalten; fo freffen fie folche doch fehr begierig, und nehmen mäßig dabei zu. Giebt man ihnen aber Ruͤ— ben mit Schroot, und zwar mit Habers ſchroot oder Mehl vermengt, fo mwers den fie fo viel beſſer. ; Ale vor einigen Jahren im Alten- lande, Herzogthums Bremen, ein ftarfes Hagelfchauer viele Feldfrüchte verdorben hatte, beftellte mau die Fel—⸗ der wieder, und zwar größeften Theils mit Sommergerfte, Die Ernte fiel fo aus, daß nod) einigermaaßen die Mühe bezahlt wurde, und Stroh ges warn man in ziemlicher Menge - Anekdote Hit du todt? fragte ein. Bauer ganz ängflich feinen Cameraden, mit dem er fi) aus Spaß gebaret hatı te, und der durch einen Fehlſchlag von ibm zu Boden geftürzet war, Mein, todt bin ich nicht, antwortete dieſer, aber ich babe leider die Sprache verloren, { - ——ö —— TABL ’ 2 hin, 277 NL PZRZER ; Or TTERZ ns Us ) er ) . F N S > m ba FEN n ⸗ —— N 7 zum g0: Kir * TAB.N. Horszontal: (f> ver Mlaschrne dufı TISE Von d 2 . } ’ in Zwo viiv he euch Verlen r > Maasfkah vor * fe $ li ErKIMmAaas 7 n > 27 Mares rer. Maga; “/704 ) Ur As N a D ir vr gr ren + ‘ ir —⏑⏑—— — IM J vu AN a 47 Sum "Ay ’ ; TA Der a. IHNEN .. —J —— —— u + 1521 I 1522 Hannoveriides Magazin. 968 Stüd, Freitag, den Iten December 1780, Befhreibung einer Motionsmaſchine. (Mit, einem Kupfer.) Bau und Zufammenfegung der Maſchine. D ie Motionsmaſchine ruht auf Jjeder Seite auf drei Pfoſten, „welche 4 bis 5 Zoll ins Qua; drat dick, und völlig 8 Fuß lang feyn müffen, Die Summe aller Pfoften, von beiden Seiten zufammen gerechs net, macht alfo 6 Pfoften. Kan num die Mafchine an der einen Seite an eine Wand angelehnt werden, fo läßt man den 6ten Pfoften zur Exfparung , des Raums weg, weilauf felbiger Seis te die Wand hinlänglich vor. der Ge: fahr des Umfturges fichert. Vorge⸗ nannte Pfoften find in dem beigefüg- ten. Kupfer Tab. II. mit A. bezeichnet. Alle 5 oder 6 Pfoften, muͤſſen nach unten zu etwas auswärts ſtehen, der: geftalt, daß die Mafchine, wenn fie zufammen gefeßt iſt, eine etwas pyra: midenmäßige Geſtalt habe, Yid.Tab.!. Ueber alle drei vorgenannten Pfo: ften (Ichnte man die Mafchine an die Wand, ſo fümen auf die eine-Seite nur 2 Pfosten, ) läuft oben ein 4 Fuß longer und 6 Zoll im Duadrat Dicker Balken; diefe beide Balken find Tab. II. mit B. bezeichnet, Die oberen zugefpißte Enden der foften, werden nun folcgergeftale in diefe über fie liegenden Balken einges feßt, und mit hölzernen Pflöcken befe: fliget, daß aus jeden drei Pfoften mit den über fie berliegenden Balken gleichz fam ein Dreifuß, welcher auch für fich ſelbſt zu ſtehen im Stande ift, gebils det wird, Der VBerfertiger muß, um die Sis cherheit der Mafchine, als welche die allervollfommenfte feyn muß, nicht zu vermindern, ſich ſorgfaͤltig huͤten, die Pfoſten oben an den Zapfen nicht ohne Noth zu verſchwaͤchen. Dieſe zwei Dreifuͤße nun werden gerade gegen einander gerichtet, uͤber dieſelben vier Balken, welche 4 Zoll im Quadrat dick und 4 Fuß lang find, (Tab. IM. find dieſe Balken mit d. bezeichnet, ) in die Quere hergelegt, und auf die Balfen B. aufgelegt, und die Enden derfelben mit hölzernen Pflöcfen darauf befeſtiget, welche Ens den auch zu mehrerer Sicherheit zuvor Ddddd 1 Zoll PR" * zum [3 1.4528 3 ZolMtief eingefchnitten, undalsdenn auf vorbefagte Weife befeftiget wer: den koͤnnen. Zwei platte aus jungem Efchenhofz verfertigte, gleichmäßig auslaufende, etwa 3 Zoll in der Fläche breite und 12 bis 2 Zoll dicke, und völlig 8 Fuß lange Stangen, (auf Tab. II. mit e. bezeichnet,) werden über die 4 Quer: balfen d. in die Quere bergelegt, ihre Enden auf jeder Seite in einer gemeinfchaftlichen teifte f. verbunden, und hinter der Leiſte durch ein kleines durchgeſtecktes hoͤlzernes Pflöckchen fuͤr der Abtrennung von den Leiſten geſichert. Die untere Flaͤche dieſer biegſamen Stangen wird mit der obern Flaͤche der 4 Querbalken durch einen Striemen Leder, welchen man auf bei⸗ den ſolchen Flaͤchen mit Tapeziernageln annagelt, in Verbindung geſetzet. Dies fe biegfame Stangen müffen recht ges rade, gut gearbeitet, und wohl ausger trocknet ſeyn. Man nimt dazu Efchens ſtaͤmme von der Dicke, daß jede durch: gefpaltene Hälfte eine biegfame Stan: ge zur Maſchine abgiebt. Die Durchs fpaltung muß vecht nad) dem Faden gefcheben, und während der Austrock⸗ nung muß man fie oft etwas biegen, Die Schnellfraft und Stärfe diefer Stangen muß auf beiden Seiten ſich gleichmäßig verhalten, daher man fie probirt, und von dem zu flarfen Ende etwas abnimt. An jedem Ende diefer biegfamen Stangen auf beiden Seiten, jenfeits der Leiſte f. wird ein nicht eben tiefer Einfchnitt gemacht, und in ſolche 4 Einfehnitte, werden vier ſtark gear⸗ Befreiung einer Motionsmaſchine. y N 1524 beitete banfene Geile, eines Kleinen Mannsfingers dich und gegen 44 Els len lang, mittelft einer Defe, melche von dem Sattler zu dem Ende daran genäher worden, aufgehenkt. Die untern Enden diefer vier Seile wers den an den vier Außerften Ecken des Sattels wohl angefnüpft und. befeftiz get, Es werden nemlich diefe Seite in ſtarke eiferne Ringe eingefnüpft, welche Ringe mit eifernen und vernies teten Kloben an den vier Ecken des Sattels. in gleicher Weite von dem Mücken eingefchlagen find, Die Knüpfung der Seile muß fo befchaffen feyn, daß bei einem Druck anf dem Sattel der Knoten fi viel mebr fefter zuziehe als nachgebe. Der Sattel Fan ein gewöhnlicher nur etwas Tängerer Frofchfattel ſeyn, mit kurzen, weich ausgepolſterten Zar ſchen von Zeuge. Der Sattelbaum zum Sattel wird aber zu mehrerer Stärs fe und Sicherheit mit einem eifernen Bleche belegt. An dem Sattel mers den folche Steigbügelriemen undSteigr buͤgel, wie die an einen gewöhnlichen Reitſattel üblichen, befeftiger, mur dag die Stege der Steigbüigel, worauf die Füße ruhen, doppelt fo breit und mit Leder überzogen feyn, Die Steigbuͤ⸗ gelriemen müffen nad) der Verſchie— denheit der Groͤße der Perfonen bald verfürzet, bald verlängert werden, und überhaupt fo fang feyn, daß die fich beivegende Perſon ihren Fuß auf den Steigbügelftarfanfitemmen, und ihre Kraftgehörig darauf ausüben koͤnne. Der Sattel wird an den Seilen in — — 9 e⸗ . 1525 Jemand darauf ſitzt und ſich recht ſtark bewegt, die Steigbuͤgel beinahe, aber noch nicht völlig, den Boden berühren. Auf beiden Seiten der Mafchine - Kauft von dem Riegel oder derfeiftef. , in welchen die biegfamen Stangen einge: fegt find, aus der Mitte der Leiſte eine fteife Stange g von unbiegfamen Hol: je etiva zwei gute Finger dick, als ein Hebel über die Unterlage h. nach dem Mittelpunkte der Mafchine zu. Da— ſelbſt ift am Ende der beiden Stans gen g. eine Schnur befefliget, welche durch ein in der Mitte aufgelegtes Bretichen i. zu den Händen desjenis gen, welcher fih bewegen will, herab» geht. Die Unterlagen h. koͤnnen zwi⸗ fchen ihren Gabeln nah Erforderniß bös ber und niedriger geftellt werden, mittelft eingefteckter Pleiner hoͤlzerner Pflöcke. Die Genauigkeit in der. proportios nieten Stärke der biegfamen Stans gen, die Höhe, in welcher die eben ges dachte Unterlage des Hebels geftellt werden muß, die gleiche und bequeme Richtung des Sattels, die Länge und Kürze der Steigbügelriemen, und alle übrigen Proportionen, melche nicht genau beftimt werden Fönnen, muͤſſen durch Öfteres Probiren nach und nach ausgefunden werden, und wird man die Mafchine,, je mehr man mit der: felben befant wird, mit defto größe: rem Nußen, Vergnügen und Bequem: lichkeit gebrauchen koͤnnen. Uebrigens iſt noch zu merken: Al: les Holzwerk an der Maſchine (die biegſamen Stangen ausgenommen,) muß aus trockenem Eichenholze ge⸗ macht werden. Die Maſchine muß Beſchreibung einer Motionsmaſchine. 1526 ſo feſt als eine Mauer ſtehen. Alles an derſelben muß feſt gearbeitet ſeyn, und fuͤr die allergroͤßte Sicherheit buͤrgen. Der Sattel muß egal und mit ela: ſtiſchen Sachen, als Pferdehaaren ıc, gepoiftert feyn. Die feft angefchloffes ne Schenkel muͤſſen nichts von der Härte des Sattelbaums empfinden. Alle Theile der Mafchine, welche fi bewegen follen , als Sattel, Seis- le, biegſame Stangen, Hebel rc. muͤſ⸗ fen fich nirgends Flemmen, fondern in ihrer Bewegung ganz ungehindert ſeyn. Verſchiedene Arten die Mafchine zur Bewegung zu gebrauchen, Die erfte Art. Man läge Jeman⸗ den an denen in der Mitte berunters hangenden Riemen oder Schnüren zie⸗ ben, und beobachtet nur blos die Bas lance, indem man auf dem Sattel fißt und fich ganz leidend verhält, Die zweite Art. Man bewegt die Maſchine, inden man mit denen auf die Steigbügel geftemmten Füßen die Steigbügel abwechſelnd niederdrückt, und diefelben ſich wieder in die Höhe heben läßt, Im Fall man fich diefer Öattung der Bewegung bedienen will, nehme man die Hebel von den Wuters lagen ganz weg, benebſt denen an dem. Hebeln befeftigten Schnuͤren. So wie die erfie Are Damen und ſchwachen Perfonen angemeſſen ift, fo ift diefe zweite Gattung am beften für flärkere Perfonen, Mannsperfonen und folche, denen eine recht nachbrückliche Leibes⸗ bewegung nothwendig ift. ö Die dritte Art. Man läßt Jeman⸗ den an den Schnüren ziehen, und hilft Ddd dd 2 zu⸗ 1527 zugleich mit den Füßen in den Steig: vbuͤgeln. Die vierte Art. Man verrichtet bei: de eben genannten Handlungen fuͤr ſich allein ohne Beihuͤlfe. J Die beiden letzteren Arten ſind nicht eben die bequemſten. Nutzen der Bewegungs— maſchine. Der Nugen ift in einigem Betracht größer, in anderm wieder geringer, als der Nutzen vom Reiten, im ganzen aber dem Mugen des mürklichen Reitens ziemlich gleich zu fehäßen. Sie dient ftarfen und ſchwachen Per: fonen, jenenzur Erhaltung, diefen aber zue Befeftigung ihrer Geſundheit; ſchickt fich für beide Geſchlechter und bei Befchreibung einer Motionsmafchine. 1528 der nötigen Behutfamkeit für das zarte und für das betagte Alter, Seit des Gebrauchs, Die nuͤtzlichſte Zeit ift die, welche weder kurz vor, noch gleich nach der Tas fel iſt. In ganz gelindem Grave finder fie jedoch auch alsdenn ftatt, Die Dauer, je nachdem ee die Kräfs te erlauben, täglich zrvei bis drei mal zu 3 - 4-4 Stunde Ein gemäßigter Grad diefer Bewer gung, fan fogar einem zärtlichen Fraus enzimmer, bei einsrerender Schwach— beit, oder bei der Schwangerfchaft nicht fyaden, Doc befonders im letzten Fall muß man von der ficheren Be ſchaffenheit alter Theile der Mafchine beflens überzeugt ſeyn. Dom Löthen DIT man Stüce eines Metalle, b welche genau,an einander pafı fend gemacht find, mit einauder mit; telft eines andern reinen oder gemiſch⸗ ten Metalls, indem letzteres in Fluß ‚gebracht wird, dergeſtalt vereiniget, daß beide ein ‚Städt ausmachen; fo nennet man diefe Arbeit, Loͤthen Man fiehet leicht ein, daß dasjenige Metall, wodurch die Verbindung bes wuͤrket werden foll, und welches Korb genennet wird, leicht flüßiger ſeyn muͤſſe, als die Meraliftüicke find, wel: ehe vereiniget werden follen, weil man des Zweckes verfehlen würde, wenn die zu vereinigende Stücke ehender ſchmelzten als das Loth. Um beurtheilen zu Fönnen, was für eines der Metalle man zum Vereini⸗ der Metalle. gungsmittel eines andern anwenden koͤnne, ſo muß man das Verhaͤltniß, in welchem die Metalle in Anſehung der Yrößern oder geringern Leichtfluͤßigkeit gegen einander fteben, genau willen; die Ordnung derfelben,, nach welcher das nachſtehende leicht flüßiger iſt als das vorhergehende, iſt folgende: Eis fen; Kupfer, Tombac, Meffinig, Got, Silber, Prinzmetall, Blei, Zink, Wißmuth. che Lothe, beſtehen in nachfolgenden: a) Das fogenannte Silberſchnell⸗ loth ift ein Gemifche aus Silber und Zink, diefes fan nur bei denjenigen Stücken angewendet werden, welche nach dem Loͤthen nicht weiter mit dem Hammer gestieben werden. Diefes Loth fee Zinn, Die unter den Metalfarbeitern Gblir * 1529 Bom Löthen ſchmelzt leichter als das nachſtehende, allein es ift fpröder, fo daß es leicht beicht, als welche Eigenfchaft der Zink vor andern, einem jedenihm beigemifch: ten Metall in der Maaße mittheilet, daß die Spröpdigfeit mit dem mehrern Zus faß des Zinks zunimt. b) Das Sitberfchlaglorh wird aus I reinem weichen Meffing und 3 fei⸗ nem Silber zufammen gefchmolzen, und anf einen ebenen warm gemach- ten Stein gegoffen, fo daß es eine dünne Platte giebt, welche nachher mit dem Hammer zu einem diinnen Blech getrieben wird, das man zu behufigem Gebrauch in Stücke zerfchneidet; bei dem koͤthen mit diefem Loth bat man den Vortheil, daß die gelöthete Sachen nachher gehaͤmmert werden können. ec) Das gemeine Schlaglorh ( Mef: ſingſchlagloth) beſtehet aus Mefling, das durch den Zufag von Blei oder Zinn leicht flüßiger gemacht worden, biebei hat man zu beobachten, daß man von einem der beiden legtern Metalle nicht zu viel zufeße, denn je mehr die fes gefchiehet, je fpröder wird die Mi; ſchung. ae ) Das gemeine Schnellloth beſte⸗ het aus Zinn und Blei; man ſchmel⸗ zet eine beliebige Menge Blei, dem man im Fluffe allmählich fo viel Zinn züfeget, bis man beim Ausgießen et: was weniges diefer Mifchung , nach⸗ dem es erfaltet, auf der Oberfläche der: felben, zwiſchendurch einige matte run; de Flecke bemerfer, gefchieher dieſes, fo ift das rechte Berhältniß des Zinns zum Blei getroffen . der Metalle, 1530 e) Das Schnelloth der Fenſterma⸗ cher beſtehet, nach der von felbigen bis jegt üblichen Weife das Fenfterbtei zu verzinnen, und im Bunde zu Lörhen, als welches eine und eben diefelbe Ver: richtung ift, aus eben bemeldetem ges meinem Schnelloth, welches einige mit etwas wenigem Zinf verſetzen. Bei djefer Arbeit, wenn fie am geſchwin⸗ deften fördern foll, komt e8 daraufan, ſich eines des leicht fluͤßigſten weißen metallifchen Gemifches zu. bedienen, ich rathe daher den Fenftermachern an, in Zufunft eine der folgenden Mis ſchungen zu gebrauchen; man ſchmel⸗ je entweder, Blei und Zinn jedes zwei Theile und vier Theile Wißmuth zu— fanımen, oder man mifche im Fluffe zwei Theile Blei, drei Theile Zinn, und fünf Theile Wißmuth zufammen, beide geben eine der Leicht flüßigften metalliſchen Mifchungen , fie gerathen beieiner Hiße, Durch die Waſſer im Kos. chen erhalten wird, in Fluß, ja, fie ſchmelzen fogar im kochenden Waſſer. Ich koͤnte mehrere Miſchungen der Art angeben, es mag aber hiebei genng ſeyn, weil ich den Gebrauch. diefer beiden, zu dem Behuf, am vortheilhafteſten zu ſeyn erachte. Nach obigen Vorausſetzungen wird man leicht abnehmen koͤnnen, was man zum Loͤthen jeden Metalls, für ein Loth gebrauchen Fönne, Wid man Eifen in größern Si: fen vereinigen, fo bedarf es feines Loͤ⸗ tbens, weil man daffelbe zuſammen ſchweiſſen fan,*aud das Vereinigen diefes Metalls, welcher nach der Vers: einigung mehrere male gegluͤet und ges Dodddd3 haͤm⸗ EL Vom Loͤthen haͤmmert wird, mit einem Lothe nicht fiatt findet; Behuf der Vereinigung derjenigen Stuͤcke, welche nachher nur noch mit der Zeile, oder gar nicht wei: ter bearbeitet werden, leidet das törhen mit Kupfer, oder Meffing Anwendung. Kupfer, Tomback undMeffing, wird nach der Berfchiedenheit der daraus zu verfertigenden Arbeit, entweder mit feinem Silber, oder mit dem Silber: ſchnellloth, oder aber mit dem Silber: ſchlagloth, auch wohl mit dem gemei» nen Schnelllorh gelöther. Gold, reines Gold, auch mit Kups fer legirtes, wird mit Gold fo mit Silber legirt iſt, geloͤthet, dasjenige Gold hingegen, welches mit Silber legirt it, wird, nach Befchaffenpeit der Arbeit, entweder mit Silberfchlag: oder Silberſchnellloth gelöther, mit dieſen eben benannten tothen wird auch ‚Silber geloͤthet. Blei wird mit Schnellloth, Zinn mit eben demfel: ben, oder mit den unter e) befchriebes nen Gemifchen geloͤthet. Das töthen ſelbſt nun gefchiehet auf zweierlei Art, entweder im Feuer oder mit dem Kolben, Erſtere Art leider bei denjenigen Metallen, die, bevor fie gluͤend werden, bereits ſchmelzen, kei— ne Anwendung. Bei dem Loͤthen der erſten Art ſelbſt bat man zu beobachten, daß die Zus gen genau zuſammen paffen, und dier jenigen Stellen des Metalls, auf wel; chen das Loth haften foll, von allen Unreinigkeiten Befreiet werden, das Loth darf nicht zwiſchen die Fuge, fons dern es muß über felbe gelegt werden, der Metalle, 1532 damit felbiges von oben darzwiſchen laufe; nach Befchaffenbeit der. Arbeit nietet man die zu löthenden Stuͤcke ent⸗ weder vorher zufammen, oder man verbindet fie mit ausgeglüetem Eifens drat, Man beftreicher fodann die Zus gen mit fein geftoßenem Borar, der mis Waſſer zu einen dünnen Brei einges ruͤhret ift, wie auch damit das Loth, bevor man es über Die Fuge leget. Der Borax befördert den Fluß des Lothes, und da er fich, bevor das Loth fchmels jet, verglafer; fo verhindert er auch, daß das fließende Lorh nicht fo leicht ablaufen fan. Dasjenige mit dem Loth aufvorbemeldere Art befegte Stück faßt man mit einer Zange und hält es ins offene Feuer, der Borax fängt bald an aufzufhäunen, wenn man dieſes bemerket, ziehet man das Stück zuruͤck, auf daß der Schaum zuſammen falle. Das Einhalten ins Feuer und Zurück ziehen aus demfelben wiederholt man fo lange, bis der Borax nicht mehr auffhäumt, und alfo dasdoth feſt liegt; darauf legt man die Arbeit, ohne fie weiter mit der Zange feft zu halten, ins Feuer, bergeftalt, daß die zu. [ds thende Stelle uͤberwaͤrts gekehrt fey, und daffelbe nicht umfalle, denn wenn diefes juft zu der Zeit gefchähe, da das Loth in Fluß kaͤme, fo würde dafs felbe von der Fuge ablaufen, und dann müßte die Arbeit vom Anfang an mies derholt werden; miehrerer Sicherheit balber bedienet man fih, um das Loth in Fluß zu bringen, befonderer Loͤth⸗ pfannen, welche vom unten feine Defs nung, mithin auch feinen Zug haben; 86 1533 es koͤnnen alfo die untern Kohlen zu: erfi nicht wegbrennen, und diefermer gen wird auch das eingelegte Stüd nicht fo leicht aus feiner tage gebracht. Will man ſich aber in Ermangelung eis nertöthpfanne einer gewöhnlichen Kohl⸗ pfanne bedienen, fo muß man felbige bis auf die Hälfte mit reiner Afche ans füllen, diefelbe feft druͤcken und dar; auf die Kohlen legen. Das obbemel; deter Maßen mit gefchmolzenem Borax eingefleidete Stücf wird alfo in die Kohlen eingelegt, deren Hitze man all: maͤhlig durch Anblaſen immer mehr und mehr, und zwar ſo lange, vermehret, bis das Loth geſchmolzen iſt; ſo bald dieſes bemerket wird, raͤumet man die obern Kohlen um das eingelegte Stuͤck binweg, ohne daſſelbe zu verruͤcken, ſo hoͤrt das both auf zu fließen; man nimt es ſodann aus dem Feuer und kuͤhlt es ſchnell im Waſſer ab, ſo ſpringt der verglaßte Borax von ſelbſt ab, wel: chen man auf andere Weiſe nicht wohl wuͤrde abſondern koͤnnen, und hiemit waͤre das Loͤthen verrichtet. Wenn man Arbeiten zu loͤthen hat, bei welchen es darauf ankomt, daß ſie vom Feuer nicht anlaufen, ſo uͤberzie⸗ het man das Stuͤck, bis auf die zu loͤthende Stelle, mit feiner Kreide oder Lehm, der mit Waſſer angeruͤhrt ift. Bei beſonders feiner Arbeit, als diejenige der Juwelierer, geſchiehet das Loͤthen auf folgende Weiſe: Man ſetzt das zu loͤthende Stuͤck in einen mit Aſche angefuͤllten Schmelztiegel dergeſtalt, daß nur die zu loͤthende Stelle entbloͤßt ſey; umher legt man Vom Loͤthen der Metalle, 1534 die Koblen, und verfaͤhrt im übrigen, wie ich bereits oben angezeigt habe. Auch gefchiehee das Loͤthen feiner Arbeiten mit dem Nöhrgen beider Lam⸗ pe, wobei das Verfahren in folgendem beſtehet: Man treiber die Durch Del ge: nährte Flamme eines dicken brennens den Dochtes mittelſt dem Lörhrößrgen, oder wenn man die Einrichtung hat, fo wie fie die Glasſchmelzer haben, mittelft des mit einer doppelten Windz lade verfehenen Blafebalgs mit unun⸗ terbrochenem Strabl, welcher nach und nach verflärft wird, fo lange ges gen das Loth, bis felbiges geſchmolzen, und die Zuge verbunden iſt; dieſer Art des Loͤthens bedienen fich auch die Zinngießer in den meiften Fällen. Den Schlößern, welche Schlüffel und andere Eifenarbeit lörhen, würde der Gebrauch des Borax zu koſtbar fallen, Diefe begnügen fich damit, daß, nachdem fie das zu loͤthende Stück mit dem Loth, mittelft darum gewifelten Drats, befeftiger, daffelbemit einer Fet⸗ tigkeit beftreichen, die zu loͤthende Stelle mit fein geftoßenem Glas beſtreuen, und diefes fodann obbemeldeter maßen dem Feuer ausfegen, nur daß fie, ans ftatt diefes in der Loͤthufanne zu thun, es in der Effe vor dem Gebläfe vers richten, Das Loͤthen mit dem Kolben, bat, bis auf das Eifen nach, bei allen Mes tallen, jedoch nur allein mit dem Schnellloth ſtatt; bei diefer Art zu Loͤthen vertritt das Calophonium die Stelle des Borax; es bewürfer nicht allein eine genauere Verbindung bes Loths, * 1535 Vom Lörhen Loths mit dem zu loͤthenden Metall, als von welchem es alle noch etwa darauf haftenden Unreinigfeiten bin: weguimt, fondern es verhindert auch, wegen feines häufigen brennbaren We⸗ fens, daß das Loth nicht in etwas vers kalche; bei diefer Are zulörhen finde ich nichts weiter zu erinnern, als daß man die Fupfernen Kolben nicht darf gluͤend werden laffen, denn dadurch wird die Dberfläche mit einer dünnen Schlacfe überzogen, die macht, daß das Loth an ſelbiger nicht haftet, welches doch nothwendig geſchehen muß; iſt Dies ſes aber einmal geſchehen, ſo muß man den Kolben abkuͤhlen, und die Schlacke mit der Feile abnehmen, dar⸗ auf denſelben wieder heiß machen, (wobei man jederzeit beobachten muß, dag man den Rücken des Kolben ins Feuer lege, und die vordere Geite her— ausftehen laffe) die vordere Seite deſ⸗ ſelben auf einem Brette, auf welchem mit Baumoͤl angefeuchteter Salmiak befindlich iſt, reiben, und ſodann das Loth daran bringen. Bei der Beſchreibung des Loͤthen und Verzinnen der Fenſtermacher muß: ich etwas weirfäuftiger ſeyn, dieſes ge⸗ ſchiehet folgendermaßen: Man uͤber⸗ reibt das Blei, worin die Glasſchei— ben gefaßt find, mit einer Vermiſchung ans Seife und Baumoͤl, einige beſtrei⸗ chen es auch ganz dünne mit dem aus Schafknochen ausgefochtem Fette, aus welchem fich durch langes ſtehen an eis Goͤttingen. der Metalle. 1536 nem warmen Orte alle Unreinigkeit ausgeſchieden hat. Ohne dergleichen Gründung haftet die weiße metallifche Mifchung auf dem Blei nicht, Hier⸗ auf wird der Kolben heiß gemacht, und in die Vertiefung des törhfteing, welcher nach der Geftalt des Kolben ausgehoͤlt ift, in weicher das Schnell: loth nebft Salmiak befindlich, und wozu mon bei jedesmaligem Verzinnen erwas Talg hinzuthut, fo lange ums gedrehet, bis das Loth daran hängen bleibt, darauf bringt man den Kols ben zum Fenfter , hält an felbigen Schnellloth bis es ſchmelzet und wels ches man auf das Blei herablaufen käßt, man breitet daffelbe durch hin und widerfaßren mit dem Kolben auf dem Blei aus, da, mo das Blei zwoer Scheiben zufammen tritt (welches man den Bund. nennet) loͤthet man daffelbe genauszufammen. Wenn der Kolben erfaftet, und das Verzinnen, obgleich das Loth noch ſchmelzet, nicht mehr von ſtatten gebet, fo ſchabet mar dasjenige, was noch nom Loth an dem Kolben hängt, mit einer Klinge ber: unter, macht fodann dem Kolben wier der heiß, und wiederhoft in allem vor; befchriebene Arbeit. Das Ueberzinnen gefchieher auf beiden Geiten deg Fen⸗ fiers, und wenn diefes gefchehen, reibe . man das Blei mittelft eines Tuche mit feinem Gips, den man auch wohl nie Zinnafche vermifcht, ab, und ©. 5. C. Liſt. 1537 1538 - Hannoveriiies Magazin, 97° Stuͤck. Montag, den 4ten December 1780, Zufäge zu den Abhandlungen, die Beantwortung der im gaten Stuͤcke des vorigen Jahrgangs diefer Blätter gefchehenen Anfrage, den Unterſchied der verſchieden Arten ter Schiffe betreffend, im Zofen, Zıten und Zafen, ferner im gaten, sten, 46ten, 47ten und 48ten Stuͤcke dieſer Blaͤtter. | an bat mich verfchiedentlich für den Verfaſſer der Ab: bandlungen zu Beantwor: tung der im gafen Stück dieſes Maga: zins v. 5° vorgelegten Frage, den Unterfchied der Schiffe betreffend, ger halten. Ich halte e8 deswegen fiir meine Pflicht, hiemit öffentlich zu fagen, daß ich e8 nicht bin, um weder den ver: dienten Heren Berfaffern, diefer in vie: len Stücken für Unfundige brauchba: ren Wohandlungen, von ihrem terdien: ten Ruhme etwas zu entziehen, noch auch mich dem Berdachte auszufegen, daß ich mich mit fremden Federn fhmücken wolte. Da meine Abſicht blos dahin geht, Kenntniffe von Sachen, welche fich ohnehin von Leuten, die fie nicht felbft geſehn haben, abentheuerlich genug ges” dacht werden, zu berichtigen, fo glauı: be ich den Leſern des Magazins, be: fonders dem Theile derfelben, welcher Wahrheit gern hört, nichts völlig gleichgültiges zu fchreiben, und bitte fie, wenn fie anders das was ich in der Folge fagen werde, ganz verftehen wollen, die in der Auffchrift diefer Adhandlung erwähnten Stücke des tagazins (Mr. 30, 31, 32, 44,45, 46, 47, 48) jur Hand zu nehmen, weil ich der Ordnung derfelben genau zu folgen denke, Alles ausgelaffene werde ich vorbei gehen, denn die Graͤnzen, die einer Ab⸗ handlung des Magazins vorgefehrier ben find, verftatten, wenigftens in eis nem fo reichhaltigen Sache, Feine Boll ftändigfeit, und nur das berühren, was in den Abhandlungen angeführt ift, es ſey denn, daß mich die Erlaͤu⸗ terung Diefes oder jenes Artifels auf etwas führte, was mit der Erläute: sung 'in genauer Verbindung ftände, _ Eee ee oder 1539 oder aber, daß mich das Verfprechen des Berfaffers, (Seite 476) die ger wöhnlichften und befanteften Arten der Schiffe allein anzuführen, auf einis ge andere in unfern Gegenden fehr ges wöhnliche Gattungen brächte, Unter diefen werden auch einige Flußfchiffe feyn, ohne daß ich den Vorwurf fürch: ten darf, die Herrn Verfaſſer der Ab: bandlungen, die ich commentire, bät: ten fih bloß auf Seeſchiffe einge fehränft, weil fie fid) felbft auf Fluß: fehiffe eingelaffen, und fogar Chineſi— fiher zc. Fahrzeuge gedacht haben. Sachen, die nur oft wahr find, werde ich groͤßtentheils mit Stillſchwei⸗ gen übergeben, Übrigens aber fo viel ich an, dahin fehen, daß Feine erheb; liche Irrthuͤmer uͤberſehen werden, Da wie in Deutſchland ſelbſt bis jetzt Feine beträchtliche Seemacht ba: ben, und einige wenige Städte an der Nord- und Oftfee, und dem adriati: fehen Meere ausgenonimen, gar kei— nen Seehandel, fo haben mir auch im eigentlichen Verftande nur fehr wenig eigentlich deutſche Kunſtwoͤr⸗ Zufäge zu den Abhandlungen, dem unterſchied 1540 ter zur Schiffartb, mit deren Erz klaͤrung man bald fertig werden würz de; der größte Theil: der Deutfchen Kunftwörter für die Schiffarth ift eir gentlich holländifch, und nur überfeß: bar. Selbft der größte Theil der deut: fhen Schiffer würde fein Geräthe, das er täglich braucht, nicht Eennen, wenn ihn jemand Hochdeutfch commandiren wolte *). Um die Anführungen und Bezie— hungen auf vorhergehende und nach: folgende Artikel abzufürzen, habe ich fie mit Zahlen bezeichnet, und um die Stellen, auf welche fich meine Anmer⸗ Fungen beziehen, leicht zu finden, ba: be ich Seite und Zeile in der zuſam— menhängenden Abhandlung, im alpha⸗ betifchen Verzeichniß aber die Artikel benant, zu denen fie gehören. ä Die Herren Berfaffer haben oft fran: zöftfche vd englifche Wörter in ihre Abhandlungen aufgenommen, oft als folche, oft als deutfche Benennungen ; um eine Ähnliche Verwirrung zu verz meiden, will ich, wo ich eine fremde Benennung weiß; denn zum nachfchla: gen *) Bei einer gewiſſen Gelegenheit Fam ich mit einem ans dem Thuͤringſchen gebürtis gen Schiffer, der in feiner Jugend eine gute bürgerliche Erziehung genoffen, und wo ich nicht irre, auf einer Realfchule fich viel Kenntniffe geſammlet hatte, die man bei Leuten feiner Art nicht fehr häufig finder, im vierzehnten Fahre aber durch den Todt feines Vaters veranlaft, nach einer Seeftadt gegangen, war, fein Brodt zu fuchen, und fich durch gute Aufführung, Nedlichkeit, Treue. and Fleiß, bis zum Poften eines Schiffers geſchwungen hatte; er lebt noch, ift mein Freund, und fährt für Nechnung einer deutfchen Handelsftadt; mit diefem Manne Fam ich über die dentfche Bedeutung des englifchen Wortd oak- bam in Streit. Er behanptete, «8 bieffe, eichene Späne und ich, es hieffe Werk, der alte theerigte Hanf von alten Schifstauen. Wir ſtritten lang“, jeder behanptete feine Meinung ftandhaft, oder vielmehr hartnaͤckig; endlich fich mir ein Schiederichter ein. Es war Bayleys Wörterbuch, die deu tfche Ueber 1541 gen fehlts mir leider an Buͤchern, ſie binfegen: E. ſoll den englich, F. franzoͤſiſch, und H. hollaͤndiſch heißen. 1. ©. 480. 3.9. Die Betten der Matrofen find nicht hinreichend, das ganze Schif rund herum mit einer Bruftwehr zu verfehen. Sie liegen nur hinten auf dem halben Verdeck, und werden unten, eine Reihe hän- gend, in die Wände aller Maften ge: bunden. Auch bindet man wohl auf eben die Weife eine Reihe hängend in die Stengenwände, wenn &eute mit Granaten, oder anderm Eleinen Ge: wehr bei ganz nahen Engagements, in die Marffen, oder Maftkörbe gefihicft toerden, um fie einigermaßen zu ſchuͤz⸗ zen, Auf einigen Schiffen, (ich babe es nie als auf ruffifchen gefeben) bat man, um dem Mangel an Betten ab: zubelfen, befondere große Wollfäcke, Ueber den Betten oder Hangmatten hängt noch getheertes Seegeltuch (Per: fenning) welches auch oft zur Zierde bemahle wird. Bei gutein Wetter werden die Hanamatten alle Tage binaufgebracht, und in Gee jede auf der verſchiedenen Arten der Schiffe betreffend. ‘ihre angemwiefene Stelle gelegt oder ge: 1542 bunden, in einem Haven aber, auf die Kuhbruͤcke. Die Netze, zwi⸗ ſchen denen die Hangmatten liegen, beißen Finknetze (E. Netting, H. Vincknetten, F. Reſeau, wo ich nicht ſehr irre.) Die auslaͤndiſchen Wörter, beidenen ich zweifelhaft und nicht gang ficher bin, find, alles Mißverſtaͤnd— niß zu vermeiden, mit Eurfiofchrift gedruckt. 2. ©. 480. legte 3. Das Pul- ver würde der Gefahr des Waſſers zu ſehr unterworfen feyn, wenn e8 ganz unten läge, doch ift die Pulverfam: _ mer bisweilen, aber nur bei Pleinen Schifſen, im Nothfall, ganz unten, Sie hat feinen feft Deftimten Ort, doch pflegt man fie gern mitten im Schif gleich unter dem erften, oder unterften Verdeef, etwas unter Waffer, oder dem Waſſer obngefehr gleich zu haben. 3. ©. 481. Die Maften, fo wie fie bier angegeben find, paffen zu Schiffen von vierzig bis fechzig Kanoz nen, je nachdem die Schiffe ftarfe Ber maftung fordern, oder nach Einficht Eeeee 2 des Ueberfegung, ich hatte es unter meinen Büchern, und war fo glücklich, dag Wort oakham darin zu finden, mit ohngefähr folgender Erflärung, die ich ihm friumphirend vorlegte. „Siifsfeilen.“ Er laß „der aufgedrehete Sanf von alten ber wie erfchrad ich, als er in ein lautes Gelächter außs brach, „da habt ihrs wieder mit euren Büchern,“ fchrie er, - „fie find voller „Fügen, wer hat in feinem Leben gehört, daß man Seile aufdreht, und Werk „davon plüſet!“ Er dachte fih unter dem Wort Seil nichts anders als dag hollandijche gleichlautende Wort Zy7, das in unferer Sprache Segel beißt, und ic) hatte viel Mühe, nachdem ic) mich erft von meiner Beffürzung erholt hatte, ihm aus allen Stellen, die ih nur auffinder Fonte, bis zu feiner Heberzeugung zu beweifen, Zy/ oder Sail hieffe auf deutfh Segel, und Tow, oder Taauw hieſſe Seil, und ihn dadurch zu zwingen, meinem Buche eine Ehrenerflärung zu thun. Doc) berief er fi) zulegt noch immer auf den Ausfpruch eines engli: ſchen Schiffers. "1543 des Zimmermanns, oder ihrer Ber flimmung, ſchwach, mäßig oder ftarf bemaſtet ſeyn follen. Das Verhaͤlt⸗ niß der Stengen zu den Maſten iſt ohn⸗ gefehr richtig, ohngefehr, weil die Seefahrenden uͤber gewiſſe beſtimte Verhaͤltniſſe derſelben fo wenig, als über die Verhaͤltniß der Maften einig find. Das ift die Urfach, warum ich zwei fo weit von einander liegende Grenzen für die Schiffe, welche zu den hier gegebnen Maaßen der Ma: ften paffen, babe angeben müffen, 4. Heut zu Tage beftehen die Ma: fien gewöhnlidy nur aus drei Stücken, indem man ftatt befondere Flaggenften: gen oder Stöcke aufjufeßen, die Flag: gen nur vom Top, oder dem Obertheil der Bram: oder Kreuzftengen wehen läßt,‘ und diefe Toppe etwas länger macht als ehedem. Bei ſchwerem Wer: ter und Winterreifen; (das leßte ift bei Kauffahrern unferer Gegenden beiz nahe Regel) nimt man die Bramften: gen ab, weil alsdenn felten Gelegen: beit zu feyn pflegt, Bramfegel zu fü: ren. Man bringt ftatt ihrer Fürzere Etangen auf, die man Trummels fröcke nennt. 9. Trommellftöckjes. E. und F. Namen find mir nicht befant, Kriegsfchiffe, wenn fie fich in Kauf: fahrer maffiren wollen, pflegen auch wohl diefes zu thun. 5. ©. 482. 3.3. Die perpendi: eular ſtehende Bugfprierftenge ift heut zu Tage beinahe ganz außer Gebrauch. Die Holländer und deutſchen Natio: nen kaben neben, die Engländer und Sranzofen ic, über dem Bugſpriet noch Zufage zu den Abhandlungen, den Unterſchied 1544 einen in eifernen Bügeln befeftigten Baum, der in der Richtung des Bug: fpriets bervorfteht, welcher der Clüie verbaum beißt. H.Cluyf- hout, €, Jib- boom, F. Bout d&hors de beaup- re. Er dient zur Befeftigung des Vorbramftages, des Leiters vom Cluͤ— ver 2c. von welchem leßtern er auch den tamen hat. Clüver. ©. Anm. 12, 6. Leiter, H. Leyer, heißt über haupt ein Tau, am welchem etwas geführt wird. Bei Stagfegeln oder den dreiecften Segeln, die längft den Stagen fahren, ift, wenn fie nicht unmittelbar am Stag felbft fahren, allemal ein in der Richtung des Sta: ges gefpantes Tan, das lofe Stag oder der Leiter. An dem cberen Lyk, (dem Tau welches dem Gegel ftatt Saums dient) find Leuwers, das heißt, es ift an einigen Stellen ‚doppelt, fo daß Fleine Augen darin find; in diefen Augen fißen hölzerne oder eiferne Ringe, fo daß fie auf dem Leiter laufen wie Gardinenringe auf ‚einer Gardinenftange, welcher Ießtern Stelle, der Leiter vertritt, 7. ©. 482. 3.7. Die Flaggen: ftenge heißt mit ihrem Namen ver Goͤſche Stock (H.Geus-Stock, €, Jack-ftick, ‚oder ftaff, F. Bäton du pavillon de beaupre) von der kleinen Flagge welche dafefelbft wehet, die man Göfche nennt. (Die Benenmun: gen im H. E und 5. wird man aus vorftehenden leicht ſehen; bei aͤhnli⸗ chen Fällen werde ich in Zufunft, ums Raum zu fparen, ähnliche Verweiſun⸗ gen weglaffen, weil fie nach meiner Meinung 1545 Meinung von feldft Plar find.) Diefe kleine Flagge ift eigentlich ein Zeichen aller von einer Landeshoheit ausgeruͤſte⸗ ten Fahrzeuge, von Kriegsfchiffen ꝛc. die von einen beftallten Officier com: mandirt werden; eben fo wie der Wim: pel. Kauffahrer oder Privat: Schiffe laſſen auch bisweilen eine Göfche vom Bugfpriet wehen, fo wie auch einen Wimpel, wenn fie nicht im Geficht von Kriegsfchiffen find. Eigentlich dürfen fie es nicht, und Fan ein com: mandirender Dfficier eines Kriegsfchif: fes, wenn fie diefelben im Geficht feiz nes Schiffes wehen laſſen, folche weg: nehmen, oder auf fie fehiegen. Doc wird der Göfche ungleich mehr durch die Finger gefeben als dem Winpel, 3. S. 482. 3.13. Diebieran: gegebene Dicke der Maften ift etwas ſtark. Zu den oben angeführten Län: gen paßt fie gar nicht. Herr duͤ Ha: mel de Mongçeau, der feine Maften ſehr ftarf macht, giebt nach feinen Re geln, die genommen welche die ftärk: fien Maften giebt, und alle Bruͤche zum Vortheil der Dicke für Ganze ge: rechnet, die Dicke des großen Mafts für ein Schif von hundert und zehn Kanonen, zu vierzig Zoll, da wo er am ftärfften ift, das gebe noch nicht zwei Klafter im Umfange. (Klafter von 6 Fuß, Fuß zu 12 Zoll.) 9 ©, 483. oben. Die Befefti: gung der Stengen auf dem Miaft, und auf einander gefchiebt durch Saaling (9. Saaling, E. Treſſel tries, 5. Hune,) und Eſelshaupt, 9. Ezelshoofd, E. Cap, F. Chouguer. der verfchiedenen Arten der Schiffe betreffend, 1546 An dem Maft find nach der Länge des Schifs durch ftarfe Bolzen, und uns ten befeftigte Knaggen, Blampen im Schifsausdruck, (Kragfteine mög: te ich fagen) zwei lange Stücfe Holz die Langſaalings, beieftigt. Sm rechten Winkel quer tiber dieſe liegen drei andere, die Guerſaalings; zwei unmittelbar, an den an diefer Stelle viereckten Maft, eins nach vorne, das andere nach hintenzu. Das dritte fo weit von der unmittelbar vor der vors deren Seite des Maſts liegenden Quer: faaling entfernt, das zwifchen ihm und der zuleßt erwähnten ein viereck tes Loch bleibt, durch welches Die Sten⸗ ge auf und niedergeben fan. Die Stenge felbft fieht mit einem viereck⸗ ten Fuße in diefem Loche, und wird gegen das Durchfallen durch einen vier: eeften durch fie geſteckten Keil, der auf den Langſaalings ruhet, geſichert. Dieſer Keil heißt der Schlußkeil; das ganze eben beſchrieben Kreuz Saa⸗ ling, es ſitzt allemal da, wo eine neue Stenge ſteht, und erhält den Namen von der Stenge, bie es befeftigt. Sei: ne Stelle ift ein Zehntel der Länge des Mafts von oben gerechnet; und dieſes Uber der Saaling hervorragende Zehn: tel des Mafts heißt dev Top, H. und &,Top, F. Thon. Auf den Top ift wieder in einer horizontalen Sage ein länglich vierecktes ftarfes Stücf Holz feft, in welches der Maft bis auf zwei: drittel der Dicke diefes Holzes einge laſſen ift, fo daß es auf dem Maft wie der Hut auf dem Kopfe ſitzt. Es fchüßt den Maft zugleich gegen das Eindrin⸗ Eeeee 3 gen 1547 ‚gen des Waffers von oben, und heißt Kfelsbaupr. In dem vor dem Maft nach der vordern Seite hervorftehenden Theile deſſelben iſt, entweder ein rum: des Loch, in welches die Stenge genau paßt, oder, es ift nach einem halben Kreife ausgerundet, deffen andere Hälf: te durch. einen ftarfen eifernen Bügel gefchloffen wird. Saaling und Efelg: haupt machen alfo die Stenge aufrecht ſtehen. Der Mars oder Mafttorb, der vorn gewöhnlich rund, binten aber platt ift, (die Türken pflegen gewoͤhn⸗ lich runde Marſſe zu haben,) und durch einige neben den erft erwähnten Saa⸗ lings liegende Hölzer gleiches Namens gebildet wird, Dient dem Wande der Stenge feine Befeftigung zu geben, Das Wand fichert die Stenge gegen das Schwanfen nach beiden Seiten, und nach vorn zu. Es befteht aus BR ftarfen Tauen, Die vom -Zop der Stenge bis nahe zu dem Marf: fe geben, und wird mit Fleinern Tauen, welche durch die in die Enden jener ftar: Een Taue eingebundenen Juffern, oder eiferne Buͤgel, und andere auf den En: den der Duerfaalings in eiferne Hafen befeftigten Suffern oder Bügel geben, fteif angefeßt, angebolt, oder ange: fpaunt, Diefe Hafen hängen wieder in Fürzeren Tauen, die vom unteren Wande ausgehen und Puͤttings heif: fen. H. Puttings, E. Foot hook Shrouds, oder Futrock - Shrouds, Die kleinern Taue, mit welchen die Wän; de durch die Juffern oder eiſernen Buͤ⸗ gel angebolt werden, beißen H. Ta- Zufäge zu den Abhandlungen, den Unterſchied 1548 liereeps, &. Laniards, F. Rides und Laniers. Die Wände H. Wanden, E. Shrouds, F. Haubans. Noch ge— het von dem Top jeder Stenge, die Waͤnde zu unterſtuͤtzen, ein ſtarkes Tau, bis auf die Seite des Schiffes in die Ruſt, und wird daſelbſt eben: falls mit Taliereeps und Juffers ange holt, e8 heißt Perdun. H. Perdoen, E. Back- ftay, F. Galauban. Mach vorn zu find die Stengen mit dem Stag (H. Stag, E. Stay, 5 Etai) befeſtigt, das ift, mit einem febr ftarfen Tau, welches vom Top eines Mafts oder einer Stenge, zum Fuß des vor ihm ftehenden Mafte oder Stenge gebt, umd daſelbſt auf verſchie⸗ dene Weiſe befeſtigt wird. Weil die Segel die Schiffe insge⸗ mein nach vorn zu treiben follen, fo ift die Befeftigung der Maften und Stengen nach hinten zu größer. Ich bin in diefer Befchreibung um deswillen fo weitläuftig gewefen, um, fo viel ohne Kupfer angeht, zu zeigen, wie die Maften, welche durch die an fie aufgehängten Segel das ganze Schif regieren, treiben zc. und der oft fo großen Gewalt des Windes wieder; ftehen müffen, befeftigt find. Alle Varietäten diefer Befeftigungen aus einander zu feßen, dazu fehlt bier der Raum, und diefe Beſchreibung wird leicht hinreichen, ſich in Die vor— kommenden zu finden. Go bedarf eg z. B. Eeiner unter die Saaling befer ftigten Klampen, wenn der Baum, aus dem der Maft gemacht wird, ſtark genug am Wipfelende ift, daß man fie aus 1549 aus einem Stuͤck fan fteben laſſen; wenn die Befeftigung des Efelshanpts mit 2 feiner Dicke auf dem Maft zu ſchwaͤch fcheint, fo laffe man das Loch ganz durchgehen, und nagele ein Brett über das Loch, fo fehlt dieſes auch den Maft gegen das Einwaͤſſern; bei großen Schiffen find einzelne Perduns nicht ftarf genug, man giebt ihnen an: dere fo genannte iiantel-Perduns zu Hilfe u. d. gl. 10. ©. 483. 3. 10 u. ff. Ueber den Bramfegeln führt man noch bis: mweilen bei gutem Wetter vor dem Win: de Fleine Segel, die man obere Bramfegel nennt. H. Boven Bram- zyl, E. Royals, F. Peruches. Auch über dem SKreuzfegel ein oberes Kreuzſegel. H. Grietje van Dyck, €, Mizen top royal, F. Peruche d’artimon, Die ©. 483 (4) und (10) angeführten Segel find in gemöhnli? chen Fällen von wenigem Mugen, (4) wird fehr felten gebraucht, (10) noch feltener, wenige Schiffe haben es. 11. ©. 483. 3. 29. Stagfegel, H. Stagzyl, €. Stay-Sail, F. Voile d’Etai, find dreiecft, fahren zwifchen den Maften an den Stagen; fie find nicht willführlich, fondern beftimt. Ich babe fie hier alle hergefeßt, die gewöhn: lichen find mit gewöhnlicher Schrift, die weniger gewöhnlichen mit Schwa: bacherfchrift gedruckt. Sie find in der Drdnung wie fie vor oder über einan- der fahren angezeigt, von vorn und vom höchften angefangen. Zwifchen dem Buafpriet und Fock maft; 1) Sliegender Elüver, 2) der verſchiedenen Arten der Schiffe betreffend. 1550 Cluͤver, 3) Vorſtengen Stagſegel, 4) Sturmfock; Zwiſchen dem Fock und großen Maft: 5) Slieger, 6) Großeſtengen Stagfegel, 7) Großes Stagfegel; Zwifchen dem großen und Beſaan— maft: 8) Breusftengen Stagfe- gel, 9) Befaan Stagfegel. Man bat auch bisweilen noch am Flagftocf ein Segel, welches man Dreul nennt. 9, Druyl, E. Driver, 5. Tapceul. Die Segel, welche man an den Seiten aufhängt, heißen Leeſegel. H. Leezylen, E. Studding -Sails, Fe Bonnettes en &rui, Sie find nur an den beiden vordern Maften gewöhnz: lich; fie beißen Bram; Öbere: und lintere » Keefegel. An der Befaan pflege man auch) wohl eine Vergrößerung aufzubängen, die im H. E. und 5. fo viel mir be; Fant, Bonner heißt, wenn fie unten unter das Unterlyk der Beſaan ange: hängt wird; hängt fieaber am hintern ftebenden Lyk derjelben, fo beißt fie bei den Engländern auch Driver. 12. Eine allgemeine Erflärung der verfchiedenen Arten der Segel würde bier nicht am unrechten Orte ſtehen; hier ift fie. Rabfegel, beinahe rechtwinklich viereckt, die a ihrer oberen Seite an einer, in ihrer gewöhnlichen Stellung, ohngefehr horizontalen Gegelftange, oder Rabe befeſtigt find, H. Raazyl, €, Yard-Sail, F. Voile de vergue. Aurbenfegel, lateinifche Se- gel, dreieckte Segel, die an einer Seite 1551 Seite an einer gegen den Horizont ge neigten Stange oder Ruthe feft find, fo, daß die untere Seite, die Feine Stange hat, beinahe horizontal hängt. 5. Roezylen, €, Latin-Sails, F. Voiles latines. Gaffelfegel, deren Stange mit einer Gaffel, oder einer an der Seite ohngefehr im halben Kreis ausgerun: deren Gabel an einem Maft auf und niedergehen Fan. Die Geftalt diefer Segel ift gewöhnlich ein Trapezium, fo wie auch der beiden folgenden. “Der ausländifche Name diefer ift H. Gaf- fel-Lyl, €. Gaff-Sail, F. Voilea baleftan en fourchette. Gickſegel, find Gaffelfegel die un: ten noch einen Baum im borizontalen Theile des Segels haben, man nennt fie auch wohl Kachr> Segel, Eng: life Schaluppen-Segel, Brick: Beſaan rc. Die Befaan von Kriegs: fehiffen pflegt gewöhnlich ein Rutben: fegel zu feyn, wenigftens an einer Ru⸗ the geführt zu werden, Kauffabrer has ben gewöhnlich Gaffeln. Sprier-Segel, viereefte Segel, die auf einer Seite am Maft feſt find, deren andere obere Ecfe aber mit «eis nem ohngefehr in der Diagonale des Segels ftehenden Spriete (baleftan ) oder Stange offen gehalten wird, H. Sprier-Zyl, E. Sprit Sail, 5. Voile a ba'eftan. Sragfegel find in der vorherges henden Anmerkung erflärt, wie auch Beefegel, die aber eigentlich un: ter die Rahſegel gebören. 13. ©. 484. Die hier angeführ: te Berechnung wird nicht viel zu viel Zufäge zu den Abhandlungen, den Unterſchied xc. 1552 angeben, und fo genau feyn als man von dergleichen Berechnungen erwarz tet, Mur die Hölzer, die wie Ribben im Schif laufen, habe ich flüchtig uͤber⸗ fihlagen, und zu einem Schiffe von et: wa 70 bis go Kanonen, blos zu die: fen Stücken nahe an 4000 gefunden, Ich führe diefes an, weil man geglaubt hat, die Berechnung wäre zu ſehr überz trieben. Es mag num freilich wohl Baͤu⸗ me geben, in deren einem mehrere Stuͤk⸗ fe fißen, aber dagegen braucht man auch andere, deren man unter tauſend kaum einen findet. 14. ©. 486. 3. 10. Auch Capi⸗ tains führen heut zu Tage Schalup: pen, Bomben: und Feuerfchiffe, und es ift im englifchen und bolländifchen Seedienft befonders, daß die Größe des Schifs nichts zum Range des Car pitains, welcher es führt, beiträgt, ob es gleich gewöhnlich ift, daß junge Ca— pitaing zuerft Eleine Schiffe führen. 15. ©, 486 u. f. Was-bier von Tiefe fteht, ift davon zu verftehen, wie tief ein ſolches Schif, wenn es armirt ift, unter Waffer gebt. Einem Sees mann würde biebei nie etwas anders einfallen, ich merfe e8 nur deswe— gen bier an, weil ich verfchiedentlich gehört habe, daß man fich die ganze Tiefe vom oberften Verdeck bis zum Kiel darunter gedacht bat, welches Doch mit ©. 478. 3. 7. verglichen, gar nicht angeht. S. 492. iſt beider Buyſe die Höhe des ganzen Gebäudes angegeben, wel⸗ ches ich bier, um allen Mißverftändnif fen vorzubeugen, gleich anmerfe, (Die Fortfegung folge Fünftig.) TEE TRETEN EAN LETTER 1553 2 1554 Hannoveriſches Manazin. on ae — Freytag, den gen December 1780. Zufage zu den Abhandlungen, die Beantwortung der im gafcı Stuͤcke des vorigen Jahrgangs dieſer Blätter gefchehenen Anfrage, den Unterfihied der verfchiedenen Arten der Schiffe betreffend, im Zoten, 3 Iten und 32ten, ferner im Aten, 45ten, 46ten, A7ten und 48ten Stuͤcke dieſer Blätter. (Fortſetzung.) 16, ei einem mäßigen Borrath von See⸗Lexicis (Didio- nairs de marine) würde es nicht ſehr ſchwer feyn, eine ungleich größere Anzahl Namen von Schiffen anzuführen, als hier und in ven Stük fen vom 44ten bis zum 48ten ftehen, von denen man fich doch aus der Ber fhreibung ohne Zeichnungen nie hin: längliche Begriffe wird machen koͤnnen. Wenn mich auch nicht der Mangel an Büchern abhielte, die Anzahl der in den beiden Abhandlungen befchriebenen Zabrzeuge zu vermehren, fo würde ‚doch gewiß Die Achtung, die ich den gefern des Magazins fehuldig bin, oder die Furcht, es mögte irgend jemand diefe Bücher kennen, mic) abhalten, die Blätter des Magazins auf eine fol- he Art ducch Ausfchreiben zu mißbrau⸗ hen. Ich bitte nur um Erlaubniß, einige Arten anführen zu dürfen, die ich, fo nahe fie ung auch zum Theil find, in dem Berzeichniffe nicht gefuns den habe, 17. Es find einige deutfche Fluß: fhiffe, Die in andern Gegenden, auf der Donau, dem Rhein, und der Ober: elbe gebraucht werden, angeführt, auch ausländifche, deswegen habe ich mich gewundert, die Flußfchiffe unferer Ger genden auf der Wefer, Aller, Leinerc, die doch bannöverifche Landesleute find, gar nicht berührt zu finden, ch war um fo begieriger, ihre Befchreibungen zu finden, da ich fehon feit geraumer Zeit eine genaue Beſchreibung von ib: nen von einem Freunde erwarte, weil ich mich in allen mir befant geworde⸗ nen Seelericig vergeblich darnac) uns gefehen habe. So viel ich mic) erin: nere, find Bock und Bulle die Haupt: arten derſelben. Ich babe fie nur ale Kind gefehen, doch will ich es verſu⸗ Fffff chen, 1555 hen, nach der bildlichen Vorſtellung, die mit jeht noch von ihnen im Gedaͤcht⸗ niffe fchwebt, fie zu befchreiben. Viel⸗ leicht weckt meine fehlerhafte Befchreiz bung irgend jemand auf, der fo gütig ift, uns auf eine oder andere Weiſe eiz ne Eleine Befchreibung der inländifchen Schiffahrt der Churbraunſchweig : $ür neburgifchen Lande zu geben, und zus gleich der Fahrzeuge, die dazu ge braucht werden, 17. Böcke find hundert und meht Fuß lange, acht bis zehn breite, in der Mitte fuͤnf bis ſechs Fuß tiefe, hinten und vorn platte Fahrzeuge, mit plat: tem Boden, und einem mäßig hoben Maft, welcher aber mehr dient, das Tau, an dem fie gezogen werden (in Holland und an der Elbe heißt es Treil Kien) von dem anı Ufer ftebenden Strauch: werk ıc, frei zu haften, als zum fegeln ; doch fegeln fie auch bisweilen, wenn fie gerade vor dem Winde haben, denn führen ſie ein Rabfegel, Sie führen ein fehr großes und fehweres Steuer, welches ihre Länge und der platte Bo: den notbwendig macht. Sie werden, fo viel ich weiß, auf der Weſer, Al: ler, und vielleicht auch auf der feine gebraucht. 18. Bullen find Fahrzeuge ähn: licher Bauart, nur Eleiner, und im Verbältniß der Länge breiter. Sie find von ſehr verfchiedener, Größe, auch glaube ich, daß fie vorn und hinten fchärfer find als die Böcke, Sie Fön: nen auch einen Maft auffeßen wie die Boͤcke. 19. Auch der Kauffahrtheiſchiffe, Zuſaͤtze zu den Abhandlungen, den unterſchied 1556 die man Fregatten, Frega attſchi nennt, finde ich, iſt Feine Erwaͤ 3 geſchehen. Sie f nd gewöhnlich. * ſchaͤrfer als die nordiſchen und hollaͤn—⸗ diſchen Fluͤten, haben drei Maſten, eins oder zwei Verdecke, eine Gallion oder Schnabel, hinten ziemlich viel Einwei⸗ chung, ein plattes oder nur fehr we nig gebogenes Heck oder Spiegel, die Kajüte macht ein Eleines halbes Ber: deck oder vielmehr Kampan hinten, welche aber felten weiter als_bis zum Befaanmaft geht. Die Back oder die Vorderſchanze, oder das. Vorcaftel fehle ihnen gewöhnlich, nur fehr große haben es. Sie find von fehr verfchie: dener Größe, Die Sranzofen,begrei: fen fie mit unter dem Namen Zlüte, ©. Anm, 33. 20. Rabn. Eigentlich bedarf die: fes Wort für Landbewohner Feiner Er: klaͤrung ſie nennen jedes kleine Fahr⸗ ‚zeug fo. Das ober deutſche gleich bedeu: tende Wort ift Nachen; ich Fünte mir leicht den Verdacht der Leſer diefes Magazins zuzieben, als hätte ich ger fehrieben blos um zu fchreiben, wenn ich ihnen fagen wolte, was fie fich un: ter Kahn denken, Meine Abficht ift, fie hier mit einem andern Aahn ber Fant zu machen, der auch ein halber Churbraunfchweig + Lüneburgifcher Landsmann ift, und in den mir be Fanten Seelericis gleiches Schickfalmit Bock und Bullen bat. Der Rabn fängt an dazu fahren, wo Bock und. Bulle aufhören, und heiße daher auch eigentlich der Bremer Aabn. Ein Fahrzeug zwiſchen fünfzig und en u 1557 Fuß Sänge, von plattem Boden, bin: ten ſteil und platt, mit einem ziemlich ſtark liegenden Vorderſteven, vorne ſcharf und hoch, beinahe wie ein Ever. . Er hat nur einen Maft und ein Gaf felfegel, eine dreieckte Fock, Cluͤf⸗ Fock, oder Cluwer, auch wohl'noch einen fliegenden Cluͤver (doch nur ſehr ſelten) und ein vierecktes Topſegel. Wird uͤbrigens hauptſaͤchlich als Luͤch⸗ ter, und zum Tranſport zu Waſſer zwiſchen Hamburg und Branen über die Warten gebraucht. ar. Buff, bolländifch Oft. Ein Fahrzeug beinahe wie die Schmacke, Mir größer und etwas ftärfer, ift vorn und hinten rund, hat einen platten Boden, doch etwas mehr Schnitt nach Binten, damit fich das Waffer, weil er länger und breiter iſt, beſſer auf dem Steuer vereinige, und dadurch die Wirkung deffelben vermehr. Es ift eins von den Schiffen, die init wer niger Mannfchaft langwierige oft, doch ſehr weite Reifen thun, und viel Ta: ven. Sie find befegelt wie Die Shmade. "22. Packet. 9. Packet, E,Pic- ker, und %. Paquer. Ein leicht beſe⸗ geltes Schif, nad) Befchaffenkeit der Reiſe die es zu machen hat von verfchie: dener Bauart und Größe, fo daß bis: weilen Schaluppen oder Corvetten von fechzehn bis zwanzig Kanonen dazu ge: braucht werden. Gie haben gleichen Zweck mit den Poften und Couriers zu tande, daher hat man auch ordinaire und ertraordinaire, (Noch vor nicht fehr langer Zeit hatten wie Die erfreu: der verſchiedenen Arten der Schiffe betreffend. 1558 liche Nachricht, daß Wieder ein ordent: liches Packer von Falmouth nach Char⸗ lestown ginge.) Schiffer oder Capi⸗ tains von ordentlichen Packets präten: diren an fremden Orten alle Rechte der Seecapitains; fie Taffen von ihren Schiffen und Schaluppen Wimpel wer ben; find Feiner Bifitation unterwor: fen ꝛc. In England find fieben ordi⸗ naire Packer: Poften. Bon Dower nach Dftende und Calais, von Har: wich nach Heloverfluys, von Falmouth nah Madeira und Weſtindien, von Falmouth nach Liffabon, von Holy: head nach Dublin, und noch ein zu Gibraltar ftationivtes. 1 23, Schnick. Ein Fahrzeng bei⸗ nahe wie der Kaagh, nur etwas Drei; ter und kuͤrzer, und mehr gefchnitten, Sieffind für ihre Breite ziemlich kurz; führen Sprietfegel gewöhnlich, bie: weilen auch Gaffelfegel (denn nenne mar fie auch zum Unterfchiede Gaf⸗ fel> Schnicken). Es find die in der Nord ſee zum Fisch: und Aufterfang ger wöhnlichen Fahrzeuge. - Uns bringen fie beinabe alle Scheffifche und Auftern, die wir uͤber Hamburg erhalten, 24 Tale. H. Tjalck. Ein hol: laͤndiſches Fahrzeug von -derfelben Art wie Schnief und Kaagb (die ganze Art heißt Auffartig ©. Anm. 21) nur länger und im Verhaͤltniß ſchmaͤ⸗ ler. Sie werden zum Handel an der Küfte der Nordfee gebraucht, und ge ben auch, wiewol felten in die Oftfee. Sie haben Sprietfegel. 25. ch Fomine nun wieder zu den Fahrzeugen im zrten Stücke ©; 488. Sffff 2 und 1559 und fchieke ihnen die allgemeine An: merfung voran, daß Fleine Fahrzeuge anverfchiedenen Orten oft nur dem Na⸗ men nach unterfchieden find, und im Grunde immer Fahrzeuge einerlei Art bleiben, obgleich Localumftände eines jeden, eine befondere Beftimmung, ei: ne befondere Art regierender Winde, die Befchaffenheit des Meeres, der Leute die. das Fahrzeug führen, und oft ganz unerhebliche Kleinigkeiten, ei: ne beinahe unendliche Mengevon Spiel: arten der Schiffe, mögte ich fagen, hervorgebracht haben, Ein Fahrzeug, das auf der Elbe Ever genannt wird, wirde nach jedestandes Art, Gewohn: beit, oft Mode, aufgetackele, an der weſtlichen Küfte von Europa, Barque, Barco fehlechtweg, Barco do Mar, oder do Rio, oder de San Pedro ıc. werden; aus einer Selle würden unter eben den Umftänden nachibrer verſchie⸗ denen Größe, Cadrai: Boote, Ba: tels, Fregate, und Felucca, fich ma: hen laffen 2c 26. ©.489. Balander am En: de, Schwerdter werden allen Schif fen, die feinen Kiel haben, gegen das Umfchlagen und zu ftarfe Abrreiben nothwendig. Es ift immer eim Zeis hen, daß ein Schif gar feinen oder nur fehr wenig Kiel hat, wenn es Schwerdter führt, an welchen Die ei: förmige Geſtalt wefentlich, die Größe aber nach der Größe der Fahrzeuge, zu deren. Dienft fie beftimt find, ſehr zu: fällig oder vielmehr verhältnismäßig ift. - Auch werden fie bisweilen Fahr: zeugen, die Kiel baben, norbwendig, Zufäge zn den Abhandlungen, dem Unterſchied - 1560 27. Abtreiben. Sch babe wie der ein Wort gefchrieben, das fehr ge: wöhnlich ift, deffen Erflärung ich aber in der vor mir liegenden Abhandlung nicht finde. , Ein Schif, wenn es bei dem Winde fegelt, wird von dem Win: de, twelchen Die beinahe ganz nad) der Laͤnge des Schifs gerichteten Segel auf fangen, zu: Seite gedruͤckt; weil nun die ganze länge des Schifs einen groß fen Wipderftand im Waſſer finder, fo geht das Schif nicht dahin, wohin es der Wind gerade zu drücken würde; wenn fein Widerftand wäre, fondern der Wird und der Widerftand des Waſſers wirken wie zwei Kräfte, und treiben das Schif obngefehr dahin, wo es den wenigften Widerftand im Wafz fer findet, das ift beinabe gerade voraus, im einer Nichtung die nur etz was weniges von der Nichtung feines Kiels abweicht. Dieſer Unterfchied, der bisweilen fehr beträchtlich werden: Fan, zwiſchen der Richtung des Kiels, und dem wahren Wege des Schiffes, heiß; die Abdrift, das Abrreiben des Schiffes. H. Afdrift, Vraack, E. Leeway , F. Derive. Kurze Schiffe treiben ſtaͤrker ab als lange, unter Schiffen von gleicher Laͤnge treibt das breitere mehr ab ıc. 28: ©. 490, Brander am En: de. Im englifchen Seereglementftebt: „Ein großer Theil der Reputation des „Eapitaing oder Dfficiers, welcher den „DBrander führt, wird davon abhaͤn⸗ „gen, daß er der Ießte Mann am ‘Bord „des Branders fen, und denfelben nicht „eher verlaſſe bis er ganz brennt,“ 29. 1501 29. ©. 490. Brigantine. €. u. H. Brieq. Ein Fahrzeug bei den Engländern am gewöhnlichjten. Es hat zwei Maſten. Am Fockmaſt die gewöhnlichen Segel; am großen Maft aber fehle das große oder Schönfahr: Tegel, ftatt deffen hat es eine fehr große Befaan, an einer Gabel unten mit eis nen Baum: oder ein Gickſegel. S. ı 2le Anm.) Das Gebäude ift gewöhnlich Fregattenartig. (S. Anm. 19.) Die Brieq ift von der Schnau (©. die fen Artifel ©. 505.) nur darin unter: fehieden, daß die Schnau auch ein groß fes Segel bat, und noch an einer naz be hinter dem großen Maft aufgerich: teten Spier, die auf dem Deck in einer Spur, und oben im großen Mars (Maftforbe) zwifchen den beiden Langfaalings, zwifchen denen die große Stenge ſteht, (S. 9te Ann.) befeftigt ift, eine Befaan führt, deren Gaffel auf diefer Spier ruhet oder fährt. Beide Arten von Schiffen ha: ben auch wohl einen Dreul (©. rıte Anm.) Schnauen pflegen gewöhnlich geößer zu feyn als Bricq's. 3% ©. 492, Buyſe. S. 156 Anm, am Ende, 31. ©, 493. Schaluppe. Die beinabe gleichlautende Ausſprache eis nes in verfchiedenen Sprachen, unter verfchiedenen Bedeutungen gebräuchli: chen Worts, macht bier öfters viel Fr; rungen, Ich will die mir befanten berfeßen, ı) E. Sloop heißt 3) ein Kriegsfchif unter zwanzig Kar nonen, eigentlich Sloop of war, der verfihiedenen Arten der Schiffe betreffend, 1562 daffelbige, was die Holländer Jache van Oorlogh, und die Franzofen ‚Corvette nennen, Diefe Fahrzeu⸗ ge find Fregattenartig gebauet, auch pflegen fie die Holländer bis zu zwan⸗ zig Kanonen noch Fregatten zu nen: nen. Gewöhnlich find fie auch wie Fregatten bemaftet und aufgetafelt, oft aber als Schnau, feltner als Briecq oder Brigyantine, b) Ein Fahrzeug mit den gewoͤhnli⸗ chen vierecften Segeln, unmittel: bar dabei noch ein Gickfegel das ih: nen als Befaan dient, vorn auf dem Bugfpriet eine dreieckte Fock, Stengeu, Stagfegel, Elüver und fliegenden Elüver, Das große Se gel fehle einigen, die denn nur al- lein das ickfegel haben. Zum Kriege bewafnet heißen fie Eutters, fahren fie aber zu Kauffarthei, fo heißen fie auch in England Sloop, in Deutfchland, Holland, Spanien Portugalenglifehe Schaluppen, in Frankreich Bateau und Flibor. Bareau ift eigentlich der eigene Na— me (nomen proprium) diefer Art Sahrzeuge, oft wird es aber unei: gentlich in dem Berftande gebraucht, daß es mit unſerm deutfchen Fahr⸗ zeug einerlei feyn ſoll; das eigent: liche franzöfifche Wort fiir unfer deutfches Fahrzeug ift batiment. Auch in Spanien und Portugal hat man Fahrzeuge, die mit ihren be fondern Damen batel heißen, ob: gleich diefes Wort auch eben die all: gemeine Bedentung hat, welche batimene und Fahrzeug haben, Stil 3 2) 1563 2) Franzöfifch Chaloupe, und 3) Holländifch Sloep; (ce wird wie wgelefen) in beiden Sprachen heißt es ein Fleines offenes Fahrzeug. fo zum. Ankommen an große Schiffe, nnd Fleinen zu Wafferreifen dient. Ge⸗ woͤhnlich werden fie gerudert, man bat fie zu zwölf und mehr Rudern. Gie haben auch Maften, gewöhnlich mit Sprietfegeln, die fich aufrichten und niederlegen laſſen, darnach man fegelt oder rudert, einen, zwei auch drei. Kriegsfchiffe haben wenigſtens zwei Schaluppen, und außerdem noch ein aroßes Boot oder Barkaſſe zum Wafferhofen, und andere ſchwere Sa: chen an Bord zu bringen Von den Schaluppen ift die größerefür den Ca: pitain, die- Eleinere für die Officiere. Dft haben dergleichen Schiffe noch mehrere, Kauffartheifchiffe haben ge: wöhnlich nur eine Schaluppe, Deut: fehe, Engländer, Holländer, Dänen, Schweden, Ruſſen, von etwa vier bis ſechs Rudern; mittaͤgliche Natio— nen von mehreren, und außerdem noch -ein großes Schifsboot, zu gleichem Gebrauch als die Barfaffe: Sie koͤn⸗ nen mehrere haben, und haben oft mehr, Sie werden ſtehend im Schif ge: bergen zwifchen den beiden vorderen Maften, weil fie haͤngend zu viel ſchaukeln worden, Wie ſie ſtehen fol: len, das hängt vom Eigenſinn deſſen ab, der das Schif führt; gewöhnlich fegt man. die größten und ſchwerſten unten, die Fleinern hinein, oder auch, man feßt Eleine unten, und legt eine Zufüge zu den Abhandlungen, den Unterfchied y 1563 größere darüber ber, fo, daß fie den Boden nach oben kehrt ꝛc. Der englifche Name diefer zuleßt ers waͤhnten Fahrzeuge, ift boat; gefaͤlli⸗ ge Englaͤnder ſagen auch wohl Auslaͤn⸗ dern zu Liebe Shallup, doch iſt dag letz⸗ tere nicht fehr gewöhnlich. —X Die in der Abhandlung angezeigten Magaßen der Maften paſſen ohngefaͤhr zu Maſt und Bugſpriet einer engliſchen Schaluppe oder eines Cutters. Zu Landungen bauet man auch be⸗ ſondere Schaluppen, die ſtark genug ſind, vorn eine Kanone zu fuͤhren; auch giebt man Schiffen, die Truppen zu einer Landung transportiren, oder auch nur eonvohiren, mehr Schalup⸗ pen als gewoͤhnlich, welche denn oft nach den Umſtaͤnden des Landungsplaz⸗ zes, befonders flach ꝛc. gebauet finds Schiffe, die zum Wallfifchfang nach) Grönland und der Straße Davis fah⸗ ven, nehmen fehr viele Schaluppen mit, diefie denn, - weil ſie fie auf Deck nicht alle bergen koͤnnen, zu den Seit ten des Schifs aufStüßen ſetzen. Den armen Heringsbunfen aber giebt man. gewöhnlich gar keine: 32. ©. 494. Camebl; Laͤnge, Breite und die übrigen Maaßen der Camehle werden nach der Bauart des Schiffes beftimt welches fie tragen fols len; weil nun eigentlich jedes Charter" von Schiffen ein Paar eigene Camehle’ haben müßte, und uͤberdem noch noͤ⸗ thig wäre, daß alle Schiffe vom einem Caliber, unter Waffer wenigftens ges nau nach einerlei Modell gebanet wuͤr⸗ denzaudy die Hebung! der — a J 1565 Camehle noch andern Schwierigkeiten wegen Befeftigung der Schiffe an den: felben ꝛe. unterworfen ift, fo werden fie heut zu Tage wenig mehr gebraucht, fo finnreich auch übrigens die Erfin⸗ dung derfelben ift, 33. ©. 493. Slüre Pinke (H. Fluyt), find hinten über Waſſer vom Heckbalken an platt, unterhalb dem: felben fangen fie aber gleich an rund zu werden, fo daß fie feinen eigentliz chen Spiegel haben. (Wenn man fich das Gebäude der Cajüte hinten befon: ders denft, fo würde der Heckbalken obngefähr das feyn, was wir zu fan de Schwelle nennen.) Die Fregatten hingegen find daſelbſt noch eingezogen, und bis zum Waffer platt. Die ner: difchen und bolländifchen Flüten haben eigentlich Feinen Schnabel oder Gal— lion. Die Franzofen nennen alle Fre gattenartige Kauffartheiſchiffe Fluͤten. (S. 19° Anm.) 34. ©. 496. Gabare thut eben die Dienfte die unfere Kaaghe leiften, und ift in der Bauart und Auftafe: lung fo verfchieden vom Kaagh, mie ein Sranzofe von einem alten Hollän: der in feiner Kleidung. Ein Fahrzeug, das nıan braucht andere zu erleichtern, beißt Lüchrer vom plattdeutfchen Luͤchten. 35. ©. 499. Galiote und S. so1. Hucker, find eigentlich einerlei Art Fahrzeug. Man hat fie zu einem, zwei und drei Maften, Die von ei: nem Maft, haben gewöhnlich hinten noch eine Spier aufgerichtet, an wel: cher fie eine Befaan führen, Zweima; der verfehiedenen Arten der Schiffe betreffend, 150606 ftige find gewöhnlich als Schnau zu: .getafelt, und pflegen von den Hollän: dern auch wohl ront gar Snaauw ges nannt zu werden, Als Bricq zunetas Felt habe ich nie eine geſehen, auch ift das Gebäude dazu wohl zu ſchwer. Die dreimaftigen, befonders die mit zwei Verdecken, find fehr gute Ger fchiffe. Sie haben flache Bauchſtuͤcke, und find beinahe von allen Seiten rund, daher bricht auch die See fo ſehr gut gegen diefe Gebinde, Sie haben kei⸗ nen Spiegel, aber ein fehr ſchweres Steuer, welches bis oben über die Kampan geht, und Über derfelben ins Schif koͤmt. Das Zorn des Huckers ift vielleicht die Gabel des einmaftigen Galiots. 36. ©. 500. Bombardierga⸗ liote. Man hat zwei: und dreimas ſtige. Die erſten ſind ohngefehr von der Bauart der in der vorigen Anmer⸗ fung erwähnten Hucker. Der Fock maft fehle ihnen, weil in diefer Gegend die Mörfer ftehen, um frei heraus— werfen zu Fönnen. Die dreimaftigen haben Mörfer zwifchen dem Fock und großen, und wieder zwifchen dem groß fen und dem Befaanmaft; nur die letz⸗ tern werfen unter Segel, die erftern gewöhnlich nicht anders als zu Anker, und unter Segel nur befchwerlid). 37. ©. soı. Polakre. Polafre, Saike und Tarrane find einerlei Fahr: zeug. Polakre und Saife find völlig einerlei, das erfte ift der italienifche, und dag zweite foll der türfifche Name feyn. Tartane beißt eine Eleine Do: lafre, Sie haben eine fonderbare Ta: felage, 1567 Eelage, deren Beſchreibung bier zu weitläuftig werden wiirde, 38. ©. 505, Schebeden. Die Schebecken (eigentlich Kebeque) bat drei Maften, umd bei gutem Wetter an jedem Maft nur ein ſehr großes Io: teinifches oder Nuthen: Segel, die ih: nen aber bei ſchwerem Wetter zu ſchwer und beinahe unmöglich zu regieren find, Diefe werden daber bei jedem fchlech: ten Wetter abgenommen, und flatt ihrer Naafegel, an jedem Maſt zwei, aufgebracht: Diefes öftere Umtafeln macht ihren Gebrauch in Gegenden, wo das Wetter veränderlich ift, Auf ſerſt befchwerlich, fie find daher in folchen eine wahre Marter für die Equi⸗ page, Uebrigens find es zum Theil ſehr gute leichte Schiffe, Die befonders mit ihren lateinifchen Segeln ſehr gut durchfchneiden. 39. ©, 505. Schoner. €. Shoo- ner oder Shoner, 9. Schoner oder Schoener, %.Goulette oder Goelette, Spanifh und Portugieſiſch Hintta. Sie find ziemlich lang und ſchmal, ba: ben an ihren: beiden Maften fihmale hohe Gaffelfegel, die man daher auch wohl Schoner Segel nennt. Am Vordermaſt auch wohl eine viereckte Fock, über dieſen ein Paar viereckte Zuſaͤtze zu den Abhandlungen, den Unterfehiebtc, 1568 Topſegel. Vorn über dem Bugſpriet die gewöhnlichen dreieckten Segel. Sie werden häufig zum Fifehfang in Eee, und in Portugal und Spanien zu Ad: visfchiffen oder Packets gebraucht. In unfere Gegenden kommen ſie nur ſehr ſelten. 40. ©, 505. Schnau. ©, 29ft Anm. 41. S. 505. Schmacke. Das Mittelding zwiſchen Knff und Tialck, hat ein Gabelſegel und übrigens Tas Felage wie der Kuff, d. h. über dem großen Segel ein Topfegel, vor dem— felben dreiecfte Fock, Stagfegel und Cluͤver. Hinten bisweilen auch noch einen Eleinen Befaanmaft zu einer klei⸗ nen Befaan. Sie werden auch bau: fig als Luͤchter gebraucht, i 42. ©. 506. Schüren. Schuyt ift der holländifche gleichguftige Aus: druck von unferm mittelländifchen Schif. Der Deutfche nennt alles, vom größten Rangfchiffe bis zum klein⸗ fin Kahn, Schif, der Holländer Schuyt. Der beinahe gleichgültige Seemanns: Ausdruck iſt Fahrzeug, 5. Vaartuyg. Die Terelfchen Loots: ſchuͤten find als befonders gute Fahr: zeuge berühmt, i (Die Fortfegung folgt Fünftig. ) 0 Hannoveeiiät Magasin. 1570 gute Stüd, Montag, den ıjfen December 1780, Aufige zn den Abhandlungen, die Beantwortung der im gaten Sluͤcke des vorigen Jahrgangs diefer Blätter geſchehenen Anfrage, den Unterſchied der verfchiedenen Arten der Schiffe betreffend, > im zofen, Zıten und 32ten, ferner im 44ten, 45ten, 46ten, qzten und 48ten Stüde diefer Blätter, (Bortfegung. ) 43. eite 507. DieBemannung der Schiffe gefchieht nicht immer nach Laſten, fondern gewöhnlicher nach den ver: fhiedenen Arten der Schiffe; - einige Arten fordern eine ftärfere Belnan- nung, andere kommen mit weniger zu; ein Kuff oder ein Hucker braucht lan: ge nicht fo viel Mannfchaft als eine Fregatte von gleicher Anzahl Tonnen oder Laſten. Oft richtet fich die Be: mannung nach den Umſtaͤnden; fo fahren heut zu Tage die Engländer größtentheils mit Zungen, wenig: ſtens mit noch einmal fo viel Jungen als Matrofen. Wieder ift es bei ver: fchiedenen Mationen verfchieden; alle fiöliche Nationen, Italiener, Spa: nier, Portugieſen und Franzofen, un: ter den nordlichen die Ruſſen, fahren ftarf bemannt. Engländer ,; Hollän: der, » Dähnen, Schweden, Deut fhere. ungleich (chtwächer, am ſchwaͤch⸗ ften die Engländer, nächft ihnen die Holländer, wenigftens prätendiren die Engländer, daß feine Nation mit fo weniger Mannfchaft ein Schif regieren koͤnne als ſie. Im allgemeinen läßt ſich darüber nicht völlig beftimt entfcheiden, denn es koͤmt dabei ſehr viel auf die Rhee⸗ der, die Schiffer felbft,. Zeiten, und noch allerlei andere Limftände an, doch ift die auf der sozten Seite gegebene Tafel ongefähr ein Mittel, bei dem man nie fehr fehlen wird, obgleich we⸗ nig Rheeder ihre Schiffe fo gut be mannen. Der Dienft auf Kauffartheiſchiffen iſt folgender, ſo lange die Schiffe in See ſind. Die ganze Mannſchaft iſt in zwei Theile getheilt, deren einer mit dem Schiffer, der andere mit dem Steuermann wacht. Der Tag (H. Er- 69999 maal) 1571 maal) fängt um Mittag an, und ift in fechs Wachen von vier Stunden ab: geheilt, von denen täglich jeder Theil des Schifsvolfs die Hälfte wacht, Da: mit aber diefelben Leute nicht immer in einerlei Stunden wachen, fo werden täglich einmal zwei Wachen in eins. ge zogen, fo daß dadurch nur fünf Wa— chen find, deren viere vier Stunden, eine aber acht Stunden lang ift. Die Engländer theilen eine Wache fo, daß fie fieben Wachen, fünf von vier, und Zufäge zu den Abhandlungen, den Unterſchied 1572 zwei von zwei Stunden haben. Durch — wechfeln die Wach: ftumden jedes Theils des Schifsve mit emander ab, und he in 1 Tagen in ihren Kreife herum, wo es denn wieder in der alten feier fortgeht. Hier find die zwei Tag, Schiffer und Steuermann bedeuten die Ab: theilungen des Volfs, die mit ihnen wachen, Die Wachen find von Mit: tag angerechnet, ihre Namen und ihre Dauer ift auch bemerkt, Yamen der Dauer der Wabender Theil des Wwachen. wachen. Schifsvolks. Nachmittags-⸗Wache — Mittag bis 4 Uhr J hi HattfußeWahe — Führ bis 8 Uhr Abends | — Schiffer Erſter, dritter, Erſte Wache — — K8Uhr bis Mitternaht — Steuermann fünfterte. alle Hundes Wade — Mitternahtbis4 ihr Durs- Shiffer | ungeraden Tas Zag:Wahe — — Auhr bis gZUhr Morgens — Sttuurmann) ge. Vormittags Wache — 8 Uhr bis Mitteg — — Schiffer Nachmittags-Wache — Mittag bis 4 Uhr ) 1 Mattfuß:Wahe — 4 Uhr bis 8 Uhr Abends ) ” a Zweiter, vier: Erfie Wache — — Uhr bis Mitternadt . — , Schiffer ‚ter, fechfierse. Hunde: Wade — Mitternacht bist uhr Morg.- Steuermann! "alle geraden Tag: Wade: — — 4Uhr Morgens bisguUhr — Schiffer Tage, Vormittags: Wache — 8Uhr Morgens bis Mittag- Steuermann en Auf Kriegsfchiffen ift es beinahe eben fü, Die beiden Abtbeilungen ‚des Volks heißen Quartiere , und. ein Ueutenant commandirt allezeit die Wa⸗ che, oder das wachthabende Quartier, der Capitain ift wachtfrei. Der Lien⸗ senant hat einen Steuermann, einen oder ein Paar Endets, und bei jedem Maſt wenigftens einen Unterofficier zu Hülfe, Weil nun dieſer Dienft beſon⸗ ders auf Fangen Reifen für das Schifs⸗ volk Außerft befchwerlich ift, indem fie alle Tage zwölf Stunden wachen, und allem Unbequemlichkeiten des Wetters rin 2 3) t — und der Jahrszeiten ausgefeßt ſeyn müffen, denn die ganze Wache ift auf dem Deck, fo laßt man das Volk in drei Duartieren wachen, das heißt, man theilt die Wachen fo ein, daß nur ein Drittel de3 Volks zugleich wacht ; die Leute haben denn aufjedevier Stunden Arbeis acht Stunden Ruhe, Eapitain James Cook, der berkihnite Weltum⸗ ſegler, hat ſein Volk ſo wachen laſ⸗ fen, und ruͤhmt den Nutzen davon ungemein. So ſehr der Dienfk der Ktiegsfchiffe eine weitlaͤuftige Erzaͤh⸗ kung verdiene, fo muß ich doch en en, 1573 chen, weil es die Grenzen Diefer Ab: handlung zu weit ausdehnen würde, 44 ©. 694. Abſtoßen, auch abfegen, wegfesen, das leßtere iſt Das eigentliche Commando, 45. ©. 694. Adelburfhe. 9. Adelbors, Bei den Engländern Mid Shipman, bei den Franzoſen Gardes marines. Der bolländifche Adelbors oder Seecadet bat Tractament von Geefoldaten, muß mit ihnen mit dem Eleinen Gewehr erereiren, und mit den Matrofen beim Geſchuͤtz; allein fein Hauptzefchäft ift Seemannsfunde, Er ift daher einen Lieutenant unterge⸗ ben, der ihn in der Regierung des Schiffes unterrichtet, der Oberftener: mann unterrichtet fie gewöhnlich in marbematifchen Kentniffen, fo weit fie die Steuermannsfunft betreffen, lei: der oft nur zu Handwerfsmäßig. Um die Handarbeit der Matrofen bein Re: gieren der Segel, Diefelber los und feft zu machen, einjureffen ꝛtc. zu ler: nen, ift ihnen das Kreuzſegel gewöhn: lich angewiefen. Sie werden vom Adelburſchen gleich zum Lieutenant ber fördert, und nicht, wie bei den Eng: Ländern, erſt Steuerleufe. Much wer: den ihnen öfters Fleine Commandos an: vertrauet. 3. B. Wafferbolen ıc. 46. ©. 695. Die Schaufelnder Anker beißen auch Hände. Sir freier See anfert man felten, auf einer offe: nen Rheede öfter, Gewöhnlich liegt man alsdenn, wenn man in einem Ha: fen oder einem Strom liegt, vor zwei Ankern, Wenn ein Schif vor einem Anfer allein liegt, fo macht es bei jer der verſchiedenen Arten der Schiffe betreffend, 1574 der Veränderung von Ebbe und Fluth einen halben Kreis, deffen Halmeffer die Länge des Taues ift, vor dem man liegt (das Hort), Der Fluͤtſtrom nemlich treibt das Schif nach feiner Kichtung fo weit vom Anker weg, als ihm dietänge des Taues (das Bott) zulaͤßt; der Ebbeftrom, der nach einis sen Stunden in der entgegen gefeßten Richtung läuft, nimt es denn wieder in feiner, der Richtung des Fluthſtroms entgegengefeßten Nichtung mit fich fort. Um nun das Gchleppen des Taues auf dem Grunde, und andere Unbequemlichfeiten zu vermeiden, und fiherer zu liegen, wirft man nod) ei- nen Anfer aus, fo daß in dieſer Fi: gur a— o —b, a ein Aufer, © das Schif, und b den zweiten Anker bedeutet... Denkt man fich nun unter den beiden Strichen die beiden Taue, durch welche das Vordertheil des Schiffes an den Ankern feft ift, fo wird, wenn der Strom von a nad) b fließt, das Hintertheil des Schiffes dem Strom nachgeben wie eine Wind: fabne (Slügel) dem Winde, und fich fo legen, daß das Hintereheil nach b zugekehrt wird, Sm entgegengefeßten Falle, wenn der Strom von b nach a liefe, wuͤrde ſich das Schif fo legen, wie diefe Figur e8 angiebt: a— or —b, das Kreuz nemlich für das Vordertheil angenommen, das Schif dreht fich al: fo jeßt blos um fein Bordertheil, da cs vor einem Anfer eine viel größere Ber wegung machte. Weil viele Landbewohner in der Meinung fteben, der Anfer hielte al- 69999 2 lein 1575 fein durch feine Schwere, und in ihrer Meinung dadıfrch bejtärft werden, daß fie fich aus Meifebefihreibungen oder alten Schrifeftelfern erinnern, daß man auch ſchwere Steine 10, als Anker gebraucht, fo will ich es einmal wa: gen, bier, jo Fury und deutlich mir es ohne Zeichnung möglich iſt, beareif: lic) zu machen, wie ein Anfer hält, und wie ervermöge feiner Geſtalt, alz lezeit ſo fallen muß, daß er nothwen⸗ dig mit einer Schaufel oder Hand ein: greife, Die Urftriche der beiden Arme des Anfers Liegen in einer Fläche; unten am Schaft des Ankers iſt ein ſtarkes Holz, bei großen Ankern ein mäßiger Balken, der Ankerſtock, fo befe: figt, daß eine Ebene durch feinen Ar: fkeich und den Schaft des Ankers ge feat, eine andere durch die Arftriche der Arme gelegt, rechtwinflicht durch: fehneiden würde; oder man feße, der Schaft des Ankers ftche fenfrecht auf: gerichtet, und denfe fich ein Auge loth⸗ techt darüber, fo wird ihm der Stock mit den Armen des Anfers ein Kreuz zu machen fiheinen (deffen beide Stücke nun freilich um die Länge des Schafts von einander entfernt find), oder mit einem Worte, der Ankerſtock figt quer gegen die Richtung der Arme. Man denfe ſich nun einen Anker der fält, fo iſt nothwendig, daß er, um das Schif zu halten, mit einer feiner Haͤnde in den Boden, wo möglich fo tief eingreife, daß Schaft und Stock flach aufi dem Boden liegt. (Sehr oft geeift die Hand nicht ſo tief ein.) Falk Zufäße zu den Abhandlungen, den Urterfchied 1576 der Yufer von felbft in diefer Lage, fo bedarf es Feiner weiten Erklaͤrung. Fält er aber fo, daß beide Arme lach auf dem Boden liegen, fo muß nach feiner Zuſammenſetzung, der Stock alfezeit aufgerichtet ftehen. Da nun das Tau ohngefaͤhr in der Mitte des Stocks, wo ver Schaft durch den Stock gehet, in einem ftarfen eifernen Ringe feit ift, fo wird, fo bald an dem Tau mit einiger Gewalt gezogen wird, der Stock umgeworfen, we; von denn die nothwendige Folge ift, daß eine Hand eingreifen ınuf ‚wenn anderft: der Boden fo befchaffen ib daß die Hand eingreifen Fan. Wie nun der Anker das Schif bat: te, wird man leicht begreifen, wenn man fich ihn im Grunde liegend Denkt, Der Anker nemlich, wenn er anders haften foll, liegt nicht unmittelbar un⸗ ter dem Schiffe, ſondern auf eine gu wiffe Weite davon entfernt. © Je weis ter er vom Schiffe entfernt liegt, und je mehr die Richtung des Taues einer Horizontallinie fidy nähert, je feſter liegt das Schif, oder je beſſer hält der Anker. Daß diefer allgemeine Satz Einfcehränfungen von der Befchaffen: heit des Grundes ꝛc. leide, verſteht fih wohl ohne Erinnerung. Wie man einen und mehrere Anker vom Schiffe fallen läßt, um in vor: Fommenden Fällen fefter zu liegen, wie man fich hilft, wenn ein Anker mits geht, d. h. nachgiebt; wie man in freier See vor einen Treibanfer zu Anfer geht, wenn man Feinen Anker: grund bat; die verfchiedenen Arten die Anker 1577 Anfer mit ftehendem oder Gangfpill, mir Braat oder einem liegenden Spill zu lichten, ihn aufzufeßen ꝛc. das alles find Sachen von denen man fich zu fan: de verfehere; Begriffe gewöhnlich zu machen pflegt, von denen fich oft Leute, die mwürfliche Seereiſen gemacht ba; ben, feine rechte Begriffe erwerben fönnen, weil ihnen die Sachen in der Ausübung oft zu weit von einander liegen ꝛc. Das alles wäre Stoff zu eben fo viel Artifeln, die ich aber der Kürze willen vermeiden muß. Yun noch einige E. und H. Ber nennungen von oben erwähnten Sa: chen. Der Anker, vor welchen man gewöhnlich liegt, heißt der Tägliche Anker (H. Daagelycks Ancker, E. the beft bower). Der zweite, den man fallen läßt, um fich nach der oben befchriebenen Art feft zu legen, der Theu Anker (9. Thuy Ancker, €, the Small bower.) und davon das liegen vor zwei Anfern, verrbeut liegen. (5. verruyt leggen, E. to be moo- sed). Die Bewegung die das Schif macht fich nach dem jedesmaligen Ebb: und Fluthſtrom zu drehen, neunt man ſwaien (9. Zuaaien, E. to Swing, 5. Tournoyer.) 47. ©.697. Ankergrund. Auch diefer Artikel wiirde reichen Stof bie: ten, befonders wenn man die verfchie: denen Arten, die Taue vor böfem Grunde zu ſchuͤtzen, begreiflich maz chen wolte, allein der Raum verbietet die Ausführung. 48. ©. 697. Ankerſtock. ©. Anm. 48. der verſchiedenen Arten der Schiffe betreffend. 1578 49. ©. 698. Ankerboye. Mar feße hinzu: vermittelft eines um das Kreuz des Ankers befeftigten Taues, welches fo lang feyn muß, daß die Boye bei hohem Waſſer, oder voller Fluch noch oben ſchwimme, treibe, oder wache. Das Tau heißt der Boyz reep. Breuz des Anfers, ber Theil, wo Arm und Schaft an ein: ander fißen. 50. ©. 698. Aufziehtaue. Die fer Nameift mir unbefant. Gietaue, Geitaue (H. Gytoouw, Es clue li- nes, F. Cargues points) ziehen die Segel von hinten auf und bringen die Schoothoͤrner unter die Rabe, Schoothorn heißt die untere Ecke ei⸗ nes Segels wo die Schoote feft ift, und wo das fiehende Lyck (S. Anm. 112) zum Bodenlyck wird. . (H⸗ Schoot hoorn, E. Clue, F. Peint.) Die Taue, welche das Unrer- oder Bodenlyck an dieRahe bringen, heif fon Bauchzürrel (H. Buyck gor- dings, E. Bunt lines, F. Corgues fonds), Die Taue, welche die fe benden Lyke an die Nahe bringen, heißen Nockguͤrtel (H. Nock-gor- dings, E. Leech lines, F. Cargues boulines ) s1ı. ©. 700. Band heißen auch Vrangen vom Spiegel. (9. Vran- gen van den Spiegel, E. Ttanfoms, 5. Baares d’arcafle.) 52. ©. 701. arge. ft bei dem englifchen Kriegsfchiffen das, was die Barfas bei den Holländern ift; ©. Anm. 31. (3). 53. 8.701. Barke. S. Anm. 25, Ög99gg 3 54 1579 54. ©. vor. Barkhoͤlzer (9. Barghouten, E. Wales, F. Precein- tes) dienen den Innhoͤlzern des Schif: fes von auffen Rärfere Befeftigung oder Berbindung nach der Länge zu geben, als fie von den äußern Plauken allein erhalten koͤnnen, obngefähr wie ein unmittelbar unter den Sparren liegen: der Träger, 55. ©, 701. Barre in der erſten Bedeutung, Ruderſtock, gewöhn: licher Helmſtock, bei kleinen Fahr⸗ zeugen Ruderpinn (H. Helinſtock, Roerpinn, E. the Tiller, F. Barre de gouvernail). In der dritten Be deutung, eigentlich Baare. 56. ©. 713. Bogſieren. Das feßte nennt man gewöhnlicher, ſchlep⸗ pen, auf Schlep: Tau nehmen, Die Franzofen und Engländer haben für beides nur ein Wort. (9. Boegzec- ren, op Sleep toouw neemen, E. to tow away, F. Touer.) 57. Breite, Seße hinzu, in Öra: den und Minuten des Mitaagsfreifes gerechnet. 58. Brunn, gewöhnlicher Pump: foo, (H. Pomp-zoo, E. The. well. ) 59. ©. 714. Bug. Gipfel des Schiffes, diefen wiirde man, alles Mi: verſtaͤndniß bei Kundigen und Unkun⸗ digen zu vermeiden, allenfalls bei feis 9 nem rechten Namen, Vorfteven, Vorderſteven nennen Toinnen. 60. ©, 714. Caic oder Caichio, find verfchriebene Namen Saiken. Es fehle das Haͤckgen oder Schwänzgen ($) unter dem c. ©. Yum, 37, Zufäge zu den Abhandlungen, Den unterſchied 1589 61. S. 715: Canhools. Eineng: liſches Wort, zu deutſch Loshacken. 2. S. 716. Cardele. Die Sy ſteme von Tauen, mit welcher die Uns terraben aufgebeißt, und geftrichenwers den. Gie befteben 1) aus einem ftarfen Tau, welches um den Top des Mafts liege, in wel ches zwei Bloͤcke eingeſplißt find. (Bloc heißt eine in Holz gefaßte fich drehende, Molle oder Scheibe, Wenn mehrere Scheiben in einem Block lau: fen, fo zeige man es Durch Hinzufez zung, des Worts, zweifcheibig, Dreiz feheibig x. an, Spliffen, ſplitzen, beißt zwei Enden eines oder verfchie dener Taue, durch Aufdrehung und Ineinanderflechten feiner einzelnen Stränge (Darren) ohne Knoten be feſtigen. Strop ein jedes Tau ohne Ende, deffen beide Enden durch eine Spligung fo in einander geftecft find, daß es im fich wieder zuriick gebt, und einen Ring macht. Man vergleiche ©. 754. Urt. Strop. Bloc E. u. 9. Block. F. Poulie. Spliffen. 9. Spliffen, E. to Splice, F. Epifler. Strop. H. m. E. Strop. F. Etrope.) 2) Aus einem dritten Block, wel: her mit einem Strop um die Rabe fit. 3) Einem ftarfen Tau, welches von unten hinauf über einen der hangenden löce (1), von da tiber den auf der Rabe fißenden Block (2), und endlich von diefem uͤber den zweiten bangen: genden Block (1) wieder auf der am dern Seite herunter gebt. 4) In die beiden herunterhangen: den Ende diefes Thaues (3) find noch einmal 1581 einmal Slafchen, oder mehr feheibigte Blöcke eingebunden, eingebaft,oder ein: geſplißt; unten auf dei Deck find eben folche Blösfe in ſtarke Ringbolzen ein: gehakt, und über die Rollen beider Fla⸗ fehen läuft ein Tau, fo daß dadurch zweiFlaſchenzuͤge gebildet werden, (Ein ſolcher Flaſchenzug heißt, wenn das Tan nur uͤber zwei einfache Rollen geht, H. Takel, E. Tackle, find der Rollen oder Scheiben in jedem Block mehrere, H. Gyn, E. Craft, 5, Palan.) Das ganze Syftem ven Tauen nun heißt Eardeel, H. Cardeel, €, Jear, F. Driffe. Weil fie blos den Unter: rahen dienen, fo hat man bios Groß fes Sode: und Beſaan-Cardeel. Die Obere-Rahen bevinfen, weil ſie nicht fo. ſchwer find, nicht zwei Fla⸗ ſchenzuͤge, fondern fie hängen nur an einem Taue, welches der Draireep, H.Draaireep heißt, an deffen anderem Ende eine Flafche feft ift, die mit.einer andern auf dem Deck befeftigten Flaſche (bei Kauffahrern gewöhnlich auf der Seite in der Ruſt,) durch ein über ihre: beiderfeitigen Rollen laufendes Tau verbunden:ift, und Dadurch einen Slafchenzug bildet, vermöge deffen man die Dberrahe, zu welcher es gehört, hei? fen und flreichen Fan, Das ganze Sy: ftem heißt Sall, deſſen beſondere Thei: le der Draireep, und der Fiafchen: zug, oder das Fall imengerm Berftan: de find. Bram und Marſſefallen, find weis ter in nichts als in ihrer verjchiedenen Schwere unterfchieden, (auch macht man der Marſſe Draireeps wohl dop: der verfchiedenen Arten der Schiffe betreffend. 1582 pelt, fo daß die Nahe in einem Tau ohne Ende hängt,) und daß man fie gewöhnlich auf den verfchiedenen Sci: ten des Mafts fahren läßt. Der Drai⸗ reep beißt beiden Bramfallen ſchlecht⸗ weg, der Reep, oder Bramreep. Die Saller heißen E. Haliards, F. Drifles; fie werden denn nad) der Ra— he die fie regieren, befonders benannt. Großmarffe:Sall, Groß⸗Bram⸗ fall, Breuzfall, ꝛc. 63. ©. 716. Carling Bnies. Ein engliſches Wort, fuͤr welches ich kein deutſches oder hollaͤndiſches Kunſt⸗ wort kenne, man moͤgte es denn Shaar⸗ ſtocken Knie nennen. Shaarſtok⸗ fen. ©. Anm. 89. Die Franzoſen ‚nennen fie Entremifer. Es find flarfe Knie, welche an den Seiten des Schifz fes verbunden find, uͤbrigens ift das Wort fehr gut erkläre. Es find gleich: ſam abgefchlüffelte Balken zu den Sei⸗ ten dev Kuchen, 64. ©. 716, Compagnons. Deutſch Scifsvolf, Gemeine, & Crew. - 65. ©. 716, Conſtabel. Man hat auf den Holländifchen Kriegsfchifs fen auch Lonftabel vom Tau, wel che befondere Aufficht über die ſchwe⸗ ven Taue haben, 66. ©, 717. Difpache. Difpa- cho, eigentlich ein fpanifches oder portugiefifches Wort, welches fo viel als Abſertigung heist. Es wird bei allen Gelegenheiten gebraucht, wo wir im Deutfchen Abferrigung gebran: chen Fönnen. Man hat alfo Difpa: ches beim Zoll, bei den Rheeders, bei den 1583 den Kaufleuten an welche Schiffe adreſ⸗ fire find, bei Detafchirung von Far: zeugen, ꝛc. Difpache Fan eine Dofe voll Schnupftoback heißen, wenn Yu mand damit abgefertigt wird. Bei einer Gelegenheit, wo es fo viel hieß, babe ich die Bedeutung des Worts in ihrem ganzen Umfange Fennen lernen, . 67. ©, 718. Docke. Ein fo ein gerichteter Ort, oder Baffin, in wel; chem man Schiffe mit der Fluch (na: tuͤrlich oder durch Schleußen) einlaf: fen, und wenn fie darin find, nicht al: fein vor allem weiteren Waffer fichern, fondern auch das Waſſer was fie her: ein getragen hat, ganz ablaffen Fan, da: mitdie Schiffe ohne weitere Muͤhe auf dem trockenen fißen, und fo am Bo: den ausgebeffert ꝛc. werden koͤnnen. 68. S. 718. Dreg, Deutfih Drag: ge. Sie haben drei oder vier Klauen mit und ohne Haͤnde, oder Schaufeln, aber keinen Stock, weil vermoͤge ihrer Geſtalt immer zwei Haͤnde oder Klauen faſſen muͤſſen. E. Kedge, Grapling. F. Grapin. 69. ©. 718. Einreffen. Raaſe⸗ gel werden oben eingereft, Ruthenſe⸗ gel gleichfalls; Stag und Leeſegel gar nicht. Gaffel und Sprietſegel unten. Zuſaͤtze zu den Abhandlungen, den Unterſchied ıc. 1584 Ein Reff, E. Reef, F. Ris. Einref— fen, To take reefs, to reeve, F. Pren- dre des tis. Mach der Zahl der ein? genommen Riffe, pflegt man die Stär: fe des Windes ohngefaͤhr zu beftim: men, fo wie hberhaupt, nach den Ser geln die man führen fan, 70. ©, 718. Entern. Das über: fteigen, wenn man ein Schif anger Flammert bat. Es iftdiefes die eigentz liche Bedeutung des holländifchen Worts, welches eigentlich Erſteigen heißt. Der Holländer entert op de Maft, und zu ande op een Boom, wo wir Deutfchenhinauffletrern. Man Flammert ein Echif mit Hafen und Enterdraggen, an eifernen Ketten befejtigten Draggen an, um eg erftei- gen zu fönnen, E. To enter, F. Al- fauter un vaifleau. 71. ©, 718. Eſelshaupt. ©. Anm. 9.0... Br 72. ©. 719. ver, (S. Anm. 25.) fie fiihren Rahſegel und eine dreiz eckte Fock, auch Spriet und Gaffelfe: gel, bisweilen dabei noch eine Beſaan, auch wohl ein vierecftes Topfegel, Sie baben wegen ihres platten Bodens al; lemal Schwerdter, ©, Anm. 26, 73.©.719. Sallen. S. Anm, 62. (Die Fortfegung folgt Fünftig.) 2585 mw r586 Hannooeriſches Magazin. I oof® Stuͤck. Freytag, den 15ten December 1780. Zufage zu den Abhandlungen, die Beantwortung der im gafes Stuͤcke des vorigen Jahrgangs diefer Blätter gefchehenen Anfrage, den Unterfihied der verfchiedenen Arten der Schiffe betreffend, im zofen, 3 Iten und 32ten, ferner im Aten, 45ten, 46ten, A7ten und A8ten Stuͤcke dieſer Blätter. (Fortſetzung.) 74. eite 720. Flagge. Eine Fahne, auf welcher ein Wapen oder ein anderes Zeichen ſteht, um die Nation eines Schiffes, oder auch feine Beſtim⸗ mung ꝛc. zu erfennen. Man verkauft gewöhnlich in allen Bilderbuden Kar: ten mit den Flaggen aller Nationen, Kauffahrer pflegen ihre Flaggen nur bei befondern Gelegenheiten wehen zu laffen; Kriegsſchiffe, wenn fie aufeiner fremden Rhede oder Hafen, liegen be ftändig, von Sonnen⸗Aufgang bis zu Pen Untergange.. Alle Schiffe muͤſ⸗ n ihre Flagge zeigen, wenn fieein Ca: fteel, oder einen Huslieger, oder ein Wachtſchif paffiren, thun fie es nicht, fo werden fie mit einem Avisſchuß da: zu aufgefordert, und wenn fie dem nicht gehorchen, wird fcharf auf fie gefchof fen, welche Schüffe denn bezahlt wer: den muͤſſen. Schiffe die ihre Nation verhelen wollen, pflegen auch wohl fremde Flaggen aufzubeißen; im Fall fih denn Schiffe oder Caſteele, nicht damit aufhalten wollen, oder Fönnen ihre Päffe zu unterfuchen, werden fie, wenn es nicht anders feyn Fan, felbft dadurch, daß fcharf auf fie gefchoffen wird, aufgefordert, nur einen Schuß unter der Flagge, welche fie wehen laf: fen zu thun, wenn es auch nur mit ei ner Piftole wäre, durch diefen Schuß befchroören fie ihre Flagge, denn Fein Schif darf unter einer fremden Flagge fchießen ꝛtc. 75. ©.724. Geſchwader. Ich glaube eine eigentlich beftimte Erklaͤ⸗ tung der franzöfifchen Wörter, welche in Öefellfchaft fegelnde Schiffe bezeich: nen, würde bier nicht ganz am unrech⸗ ten Orte fteben, da die franzöfifche Sprache doch noch immer Modefpra: che der feinen Welt in Deutfchland ift, Hbb bh und 1587 und uͤberdem die in Deutfchland ger woͤhnlichen Kunftwörter beinahe aller Kriegswiffenfchaften urfprünglich fran⸗ zöfffch find, fo wird fie wenigftens nicht ganz uͤberfluͤßig ſeyn. Die englifchen Wörter find, (fo viel ich weiß,) nur Fleer, Squadron, und Convoy. Die holländifchen Vloor, und Convoje, deren Bedeutung aus der Vergleihung mir nachſtehenden leicht erhellen wird. Efcadre. Das franzöfifhe Wort für Geſchwader welches hier fehr gut er: Flärt wird. Mehrere Geſchwader ma: chen eine Kriegsflotte,Armeenavale,die “wieder ihre verfchiedene Divifionen hat, die gervöhnlich durch verfchiedene Flag⸗ gen unterfchicden find, auch gewöhnlich von Flagofficieren commandirt werden, Flotte, (das franzöfifche Wort) be zeichnet eigentlich mehrere in Geſell—⸗ ſchaft fegelnde Kanffarcheifchiffe; fie wählen bisweilen ımter fich einen oder mehrere Admirale, deren Würde aber nur eim Vertrag (conventionell) ift, nnd verſchwindet wenn die Flotte fich nennt. Convoy, eigentlich ein oder mehrere Kriegsfhiffe und Fregatten, die eine Kauffartheiflotte, oder eimelne Kauf: fartheis oder Tranfportfchiffe zu ihrer Eicherheit begleiten. Im paffiven Ber: ftande verfteht man aber auch wohl die begleiteten, oder bedecften Echiffe darunter, Jatiment,twird gewöhnlich vonKauf: fartheifchiffen gebraucht. &. Anm. 31. Bon zum Kriege beftimten Fahr: jeugen braucht man 1... re auch wohl Navire. Zufäge zu den Abhandlungen, den Unterfehied 1588 76. S. 724. Gewinde, heißt andy Wuling. H. Weling. E. Woolding, F. Saurlier. 77. S. 727. Große Wand. Man vergleiche die Arrifel Haupttau und Ruff. 78. ©.731. Gürtel. S.Anm. 50. 79. ©.731. Halſſen, dienen, die tere Ecken oder Schoorhörner der Unterfegel nach vorn nnd dicht aufden Bord zu bringen; im Seemanns Aus⸗ druck zuzufegen; weil fie nicht wie Mars und Bramfegel unten auf Ras ben feft find, deren eines Ende (NMock) immer von felbft vorwärts gebt, wenm die andere angebraßr, oder zuruͤck ger holt wird. Die Schooren würfen bei den Unterfegelm den Aalfen entge⸗ gen. Bei Sprier, Stag, und Öaffel: ſegeln, beißt Hals das Tau, welches die untere Ecke derfelben, von der Seite die am Maft oder keiter ift, feft hält. 5. Hals. &, Tack. F. Couet. 80. Hangmaten. Ein Stuͤck Ser geltuch 6 bis 7 Fuß lang, 4 bis 5 Fuß breit, an den kurzen Seiten mit weis ten Schnürlöchern, durch die auf jeder, E cite ein Tau gezogen wird, in wel- ches ein Hafen eingebunden ift, um fie damit an zween Geiten in Eleine in den Verdecksbalken befindliche Löcher einzuhängen. Weil fich diefer Bentel ſehr eng um Kopf und Leib zufammen fehnürt, fo erlaubt man den Matrofen oben und unter einen kurzen Stock, oder auch einen halben Mond von Holz zu befeftigen, der fie mehr aus einan- der hält. 5. Hangmatt. E. Hammoc. 5. Branle. Eine andere Are, wie fie ge 1589 gewöhnlih von Dfficiers gebraucht wird, und ungleich bequemer ift, beißt H. u. E. Cote oder Kott. F. Eftrapon- tin; es iſt ein leinener Kaſten, in wel: chem unten ein viereckter Rahm mit Gurten oder eingeſchnuͤrtem Segeltuch liegt. Gewöhnlich hängt man fie an zwei Hafen auf. Diefe Art ift felbft zu ande, befonders wenn fie an polir: ten ftählernen, oder eifernen Ketten hängt, ungleich bequemer als ftchende Betten, weil fie vor allem Ungeziefer ficher find. Klein an ein Paar befon: ders dazu gemachte Fuͤße, oder nur ein Paar an einem fchieklichen Orte befe⸗ ftigte Tauen aufgehängt, geben fie für: trefliche Wiegen oder Kinderbette ab. 81. ©. 731. Haſpel, id) vermu: the das Spill, oder fogenannte Brat⸗ fpill. 9. Spill, oder Braatfpill, €. Windlaf', F. Vindas. 82.©.733 Holm, auch Helm oder Hellung. 83. ©. 733. Jagd, auch eine Art Schiffe im Artifel Galiote S. - 400. befchrieben. 84. ©. 734. Jelle ımd Joͤlle einerlei Fahrzeug, porn und hinten ſcharf und mie Kiel, zum Rudern und Segeln gebräuchlich, doch mehr zu leß: term. Ihre Segel find Eprier, auch wohl Rahfegel, Fock und Elüffock, die leßte feltener. 85. 8.734. Bahn. S. Anm. 20. 36. ©. 733. Kap. Dereigentlis. he deutsche Name ift Vorſetzen, auch Specken, das letztere befonders heißt ein in einen Strom oder in die See vorgebaneter abbängiger Damm , zum der verſchiedenen Arten der Schiffe betreffend. 1590 Anlegen der Fahrzeuge, bei verfchiede ner Höhe des Waffers. Jenes, eigen: lich eine Einfeffung eines Ufers, die in fremden Sprachen auch Kay, oder Quay beißt. Wird der Damm der eine Specken macht, fo groß, daß er eine Art von Hafen, fiir große oder kleine Schiffe bilder, fo heißt er in der mitteländifchen See, Mole, oder H. Meelje. 87. S. 738. Bielholen, aud ei: ne ſchwere Leibesſtrafe zur See, die der Todesſtrafe am naͤchſten koͤmt. Es wird der Miſſethaͤter einige mal unter dem Schiffe durchgezogen, freilich ſo, daß er das Schif nicht beruͤhren kan. Die Beſchreibung der Vorrichtungen dazu, die es moͤglich machen, wuͤrde bier zu weitlaͤuftig werden. 88. ©. 739. Bieming. Age mein heißt in der Schifferfprache Kim oder Kimming. der Horizout. Kim: ming der Schiffe, der Uebergang der liegenden oder Bodenplanfen zu den Eeitplanfen. Die dafeldft eingelaffe: ne ſtarke Hölzer, welche die Junhoͤl⸗ jer nad) der ganzen Länge verbinden, heißen Kimweeger, 89. Blampen. ©. 739. Die Balken erhalten ihre Befeftigung nach der Seite ducch Änte und Balkwee⸗ gers u. nad) der Länge durch Schaar: ftocken. Auf den Balkweegers ru: hen die Balfen ohugefähr, wie fie in tandgebänden auf Wandrabhm und Maunerplatte liegen. Die Schaar⸗ ſtocken liegen nach der ganzen Länge des Gebäudes wie aufgelegte Träger, find aber micht fo ſtark. Sie faffeu EIYITE die 1591 die Kuchen ein, ohngefähr wie ein auf dem-Ende des Balken Tiegender Träger, eine Abfchlüffelung unnoͤthig macht. S. Unm.63. Rlampe, beißt eigentlich ein jedes Fleines vorftehendes angenageltes Holz. Belegklampen find wie ein T geftaltet, nur daß der ftebende Strich Fury ift, nach deffen Richtung fie auch angenagele werden. Aalstlampen, die Klampen um toel: che die Halfen belegt werden, auch dag Loch durch welches die Hals ins Schif font. Stuͤckgen Hol, die ohngefähr fo ausfehen wie kleine einbögigte Bruͤk⸗ fen heißen Sörgklampen, Was zu tande Anagge beißt, wird auch Klampe genannt ıc, 90 ©. 739. Bleidung. Die bier ermähnte ift nur bei fehlechtem Ankergrunde gewöhnlich. Gewoͤhn⸗ licher iſt die, da wo ein Tau in den Kluͤſen und am Vordertheil des Schif: ſes fich reiben (fchavielen) Fan, klei⸗ der man es mit Platting (flechten von altem aufgedrehten Tauwerk) die: fe Kleidung beißt befonders, Ser- wing und Sladding. 91. ©.739. Alüfen, gewöhnlich find ihrer vier. Sie pflegen mit Kup: fer befchlagen zu feyn, doch fo, daß der Befchlag Feine feharfe dem Tau ſchaͤd— liche Kanten hat. 92. ©. 740. Knie. Krumhoͤlzer die den Boden und die Seiten des Schiffes machen, heißen das unterfte Bauchſtuͤck (E. Floor timber. F. Varangue.) das darauf folgende der Siger, (9. Zitter. E. Firft futtock. 5. Genoux de fond.) die folgenden Zufäße zu den Abhandlungen, den Lnterfchied ic, 1592 Auflangen oder Stuͤtzen. (Oplan- gen, Stuten, E, Futtocks, F. Allon- ges.) Bei plattbäuchigenSchiffen heißt der Sißer auch wohl Anie, Anie, eigentlich ein ohngefaͤhr im techten Winfel (10 bis 20 Grad mehr oder weniger) gewachſenes Holz. In Ermangelung hölzerner Knie, macht man auch wohleiferne. Hauptfächlich werden fie gebraucht, die Balfen mit den Geiten des Schiffes zu verbinden, überhaupt zwei Stücke Holz nach der Richtung ihrer Hafen oder Arme zu verbinden. Mach ihrer verfchiedenen Lage nennt man fie, ftebende. E. Standards, F. Genoux, oder eigentlich Courbe à pied, hängende, E. Han- ging knies, F. Courbe pendente, lies gende, E. Lodging knie, oder Hoock, 5. Courbe couchee &c. 93. © 740. Boy, uneigentlich für die aanze Kammer, eigentlich nur die Schlafftellrz5 die ganze Kammer oder Verſchlag heiße Huͤtte. Doch brauchen auch wohl Kauffahrer, die fei: ne Holländer ind, dies Wort von einer ganzen Hütte, 94: ©.740. Laviren, die Schif: fer wuͤrden beim laviren frölicher feyn, wenn fie den Wind damit gewinnen koͤnten, fie fuchen damit fo viel mög: lih Weg zu gewinnen, 95. 9.740. Keefegel. S. Anm. 12. 96. ©. 741. Lichter. Lichten beaucht man vom Anker, wenn man ihn aus dem Grunde hebt. Luͤch— ten, ein Schif erleichtern, das Fahr: zeug was diefes thut beißt daher Luͤch⸗ ter, Wenn der Lichter eine Reife * meh⸗ 1593 mehreren Meilen zu machen bat, ebe er den Drt feiner Beſtimmung erreicht, fo ift er auch bemafter, beſegelt ıc. Raagb, Tall, Shnik, Ever, "Tell, Loots Shupr, uud alle Fahr: zenge die man haben Fan, werden als Lüchter gebraucht. 97. ©. 741. Liegegeld, wird auch den Lootſen bezahlt, wenn fie Ian: ge mit einem Schiffe liegen muͤſſen ebe fie es aus einem Hafen oder Strom bringen. Es fängt von dem Tage an, da der Lootſe zum erftenmale mir dem Schiffe gefegelt bat, Tage, “an welchen das Schif fegelt, gehören nicht eigentlich zu den Liegetagen, es fen denn ein anderes verabredet. Schiffe dienicht lange an einem Orte zu bleiben ‘gedenken, behalten wohl die ganze Zeit daß fie liegen ihre Lootſen gegen Liege: geld. I "98. ©. 741.) Lootfe. Gewoͤhn⸗ ich pflege eine efellfchaft, eines Stroms, einer Rheede, oder eines Hafens Fundiger feute zum Ein: und Ausdringen der Schiffe privifegirt zu werden; fie find gewöhnlich auf eine beftimte Anzahl eingefchränft, die Ge⸗ feltfchaft heißt denn cine Lootſenge⸗ fellfchafe, Bruͤderſchaft oder In⸗ ſtitut. Auch im Herzogtum Bre: men ift eine folche Gefellfchaft privile: girter Elblootfen, die unser der Königl. Regierung zu Stade flieht. 99 ©. 742. Luftbug, eigent: lich Lufbug. H. Loefboeg, die Seite von welcher der Wind koͤmt nenne man den Luf. H. Loef, E. u. F. Lof, im Gegenſatz der Seite nach welcher der * der verſchiedenen Arten der Schiffe betreffend. 1594 Wind hinblaͤßt, dieſe heißt E. H. F. und deutſch Lee. Lufwaͤrts, wind⸗ waͤrts, Leewaͤrts nach der Seite wo der Wind hinblaͤßt, oder unter dem Winde Ein Schif nenne man Luf— gierig, wenn esnicht am Winde blei: ben will, fondern immer mit dem Vor: dertbeil in den Wind dreht; Es will feinen $uf balten, wenn es den ent: gegengefeßten Fehler hat, fondern im: mmer abfällt, das heißt, ſich mie dem Bordertheile vom Winde entfernt. Beides find Fehler, die aus dem Ge: bäude, mehr aber aus dem vernad): läßigten Gleichgewicht der Border: und Hinterfegel entftehen koͤnnen. 100. ©, 742. Mars und Mars⸗ wand, ©, Anm. 9. 10% ©. 744. Ober⸗Boots⸗ mann. Gewöhnlich ift der Schiffer ©ber: oder Hochbootsmann, bat zwei Bootsleute, einen Bootsmann und einen Bootsmanns⸗Geſellen (Bootsmanns maat, Boatswains mate) unter fi, die wieder ihre Gehülfen baben,, die mit ihnen zugleich an zwei Backen (Schüffeln, Tifihgefellfehaf: ten) effen amd. daher auch ihre Säfte (Gaften) heiffenn Gewöhnlich find diefe Bootsmanng-Gäfte die erfahren: fien Matrofen. Kauffarıheifchiffe ba: ben gersöhnlich nur einen Bootsmann. Diefe beiden Unterofficiere gehören eiz gentlich bei den großen und Beſaans⸗ maſt. Schiemann und fein Geſelle (maar) mit ihren Gaͤſten, bei Fock maft und Bugfpriet, 102. ©. 745. Perferming, ge theertes Segeltuch, 96bbb 3 103, 1595 103. ©. 745. Püftings, ber gleichen find auch an den Stengens wänden. S. Anm. 9. 104. ©, 746. Quarriermeifter bat eigentlich feinen Namen von der befondern Aufficht über ein Quartier, ‘Das heißt, ‚eine befondere Abtheilung des Schifswolfs, die zugleich die Wa— che bat, gewöhnlich die Hälfte. (S. "Anm, 43.) Der Quartiermeifter hilft den Boots: und Schiemann, und ver: tritt in ihrer Abweſenheit ihre Stellen. Bei den Holländern, führen oder ſteu⸗ ern fie auch die Schaluppen, wozu die Engländer, außer den quarter mafters am Bord, wieder befondere Unterof: ficiere haben, welche fie Coxswain nennen. 105. ©.746. Raum, man feße hinzu: vom Kiel bis an das erfte oder unterſte Verdeck, : 106. ©. 746. Reff. S. Ann. 69. und ©. 718. Kinreffen. 107. ©: 746. Rein, im erften Berftande fagt man auch Far, €. clear. Ein Schif iftzum Gefecht klar. Blar, klar machen, Elariren, brauchen die Schiffer von Wegräu: mung einer jeden Hinderniß. in Tau ift unklar, wenn es verwickelt ift ꝛc. überhaupt eine Sache, wenn fie nicht ift wie fie ſeyn foll. Daher fagt man auch Elar machen, welches fo viel als abfertigen, oder ins reine bringen beißt. 108. S. 746. Rheede. Man bat auch ſehr unfichere Rheeden. Rheede überhaupt ein Anferplag im Geficht des fandes, außer einem Ha: fen oder Revier, Zufäge zu den Abhandlungen, den Unterſchied 1596 109. ©. 747. Sarter, Char: ter, Zarter, fo viel als das E. Ra- te; und der 5, Rang, bei holländt ſchen Kriegsfchiffen. a! 110. ©, 747. Saumtaue, Ihr eigentlicher Name ift Lyck. H. Lyck, E. Leech, $. Salingue. Das obe: re Lyck, figt unmittelbar unter der Mahe, Gaffel, Ruthe ꝛc. Die fie: benden Lycke find die beiden, wel che von oben herunter zu den Seiten des Segels fißen, das Unterlyck das, twelches den Boden des Segels ſchließt, beißt auch Bodenlpek. ‚a1. ©. 748. Schiffer. De eigentliche Name derer, welche Kauf: fartheifchiffe führen, die umeigentlich Capitains genennt werden. Auf hol: ländifchen Kriegsfchiffen der erfte Un; terofficier. Auf geößern engliſchen Kriegſchiffen ift der Mafter and Com- mander das), was bei den Holländern Commandeuf'ter Zee ift, der nächfte Dfficier nad) dem Capitain, der auch oft ſelbſt Schiffe führe. Er rangire mit den Majors zu Lande, 112. ©.748. Schifrechnungs⸗ Schnur. Log⸗Line. F. u. E. Log. Die befondere Mafchine, an der es gebraucht wird, ift ein ohngefehr ſechs Zoll großer bölgerner Duadrant, oder gleichfeitiges Dreieck, welches durch ein wenig Blei mit dem Seewaſſer obn: gefehr von gleicher Schwere gemacht wird, damit es nicht uͤber Waſſer lebt, und dadurch allen Wind fang vermei: de, und noch ein leicht laufender Ha“ pel, um die Linie brftändig klar auf und abwinden zu koͤnnen. 113. 1597 113. S. 749. Schoore. 9. Schoor, €. Sheet, F. Ecouette. Die gegebene Erflärung ift bei den Ober: fegeln völlig richtig, bei der Unterfer geln aber regieren fie überdas noch die Bewegung des untern Theils des Se: gels nach hinten zu, und würfen den Zalſen entgegen gefegt. S. Anm. 79. 114. ©.749. Schour by Nagt. Engl.Rear Admiral. F. Contre Admiral. 115. S. 752. Speygaaten. E. Skuppers, Scoppers oderSkupperho- les, $.Dalobs. Bor die Speygaaten der unteren Verdecke macht man Ben: tel von Perfenning, um das Eindrin: gen des Außeren Waffers zu verbin: dern, die aber dem Auslaufen deffel: ben niche im Wege find, bolländifch heißen fie Mammeering Ich habe den Ausdruck felbft, und gleich bedeu⸗ tende in andern Sprachen, in den mir zw Handen gekommenen fericis vergeb: lich gefucht. 116. ©.753. Starbord ift der englifche Name, der deurfche ift der verſchiedenen Arten ver Schiffe betreffend. 1598 Steuerbord, diefranzöfifchen für beis de Seiten find Tribord und Basbord. 117. ©. 753. Steven. Er⸗ halten ihre Befeftigung durch große ſchwere Kuie, die fie durch ftarfe Bolt⸗ zen mit dem Kiel verbinden. Das Knie des Hirterfteven pflegt eins der thenerften Stücke Krumbolz am gans zen Schiffe zu ſeyn, und nıan erzählt, (li fabula vera et) die Franzoſen häts ten aus Mangel an diefen fehmweren Knien im legten Kriege Feine ſchwere Schiffe bauen koͤnnen. Vorſteven, E. Stem, F. Etrave, Achterſteven, €. Stern-poft, F. Etambot. Knie des Vorſtevens, E. Apron, F. Contre Etrave. Knie des Achterſtevens, E. Knicofthe Stern, $.Contre Erambot. 118- ©. 754. Strop. Man fer be Anm. 62. Die Haken beim Strop find ſehr zufällig. 119. ©. 754. Top, feße hinzu: oder Stenge bis zur Saaling, oder dem Kranze für das Wand, Der Schluß folge Fünftig. Merkwuͤrdige Erfahrung, die Hornviehſeuche betreffend. *) en einer gewiffen Gegend des Her: — zogthums Cleve, hat ein Theil der Einwohner fein Vieh des Mor: gens in Zeiten durch einen Hirten aus und auf die Weide treiben faffen, der andere Theil aber fein Vieh des Mor: gens auf dem Stall gefuttert, wozu das Futter bereits des vorigen Abends geholt *) Diefe Erfahrung ift im abgewichenen Jahre in den meifien Intelligenzblaͤttern, . fp-in den Königl. Preußischen Landen gedruckt worden, munter öffentlicher Auto: rität und auf Befchl verſchiedener Koͤnigl. Preußiſcher Krieges: und Domainen; eammern fund gemacht; weswegen den an derfelben Zuverläßigfeit nicht gezweifelt werden Fan. Man hat zum Beften und Nutzen des Publikums, ſolche Erfahrung auch in diefen Blättern anzuzeigen Fein Bedenken gefunden, 1599 geholt gewefen, und erſt des Nachmit: tages daſſelbe huͤten laffen. Das durch den Hirten des Morgens ausgetriebe: ne Vieh iſt von der Seuche überfallen worden und insgefamt Frepiret, dahin⸗ gegen das des Morgens auf dem Stall gefutterte gefund geblieben ift. Hier: aus offenbaret ſich vollfommen, daß das ansgetriebene Dieb auf einem durch einen gefallenen böfen Thau gleichfam vergifteten Boden, gebütet worden, wodurch es inficirt ift, und die Seuche befommen bat. Das um diefelbe Zeit ein fo fehadlicher Thau wirklich gefallen fey, bat fich an den Bohnen und artenfrüchten geäußert, und ift cs alfo wohl außer Zweifel, daß die Urfache der Seuche daher entftanden fey, und wohl durch: gebends entſtehe. Auf den hoben Ge: genden, wo das Vieh des Nachts auf dem Stall gebracht wird, Fan diefen Uebel: dadurch. vorgebeuget werden, wenn das Vieh fpäter und nicht eher ausgetrieben wird, als bis der Boden durch die Sonnenftralen gleichfan ge: reiniget worden. Dieſe Präcaution ift aber im den niedrigen Gegenden bei der Menge des Viehes, wo folches Tag und Macht auf den Weiden blei- Merkwuͤrdige Erfahrung, die Hornviehfeuche ic; 1600 bet, auch die Stallungen durchgehends bis fpät in den Herbft mit Früchten beleget find, nicht wohl anzuwenden; weshalb dann auch bemerfet worden, daß das Biehfterben immer in der Niedrigung gewöhnlicher und heftiger ſey. Ein noch befonders zu bemer: Fender Vorfall ift diefer, daß Vater und Sohn jeder feine Kuh in einem Fleinen Stalle zuſammen ſtehen gehabt, und bat der Sohn die feinige durch den Hirten mit austreiben laffen, der Vater aber feine des Morgens auf dem Stalle gefüttert. Des Sohnes Kuh wird von der Seuche uͤberfallen und frepiver, des Vaters feine wird auch endlich Franf, befömt aber une‘ einen Ausſchlag wie Pocken über den ganzen Leid, und genefet davon; wie wohl ein dabei geftandenes Kalb gleich⸗ falls Erepiret iſt. Die Richtigkeit dies fer angezeigten Vorfaͤlle Fan durch: viele Menfchen dortiger Gegend ber. Fräftigee werden; und wird denen Sachkundigen die Vorfchrift der des⸗ balb etwa Dienlichen Vorkehrungen überlaffen, welche defto ficherer Eönnen gegeben werden, da aus obigen die Urfache der Krankheit ſehr Deutlich erhellet, s Druckfehler. Im 93ten St. Seite 1480. 3. 2. flatt Vollas lies Voltas. ©. 1481. 3.5. ftatt Cadaral lied Cadapal. 3. 23. ſtatt Joac lieg Joao. Alafonns lies Alsfves. 3. 34. jtatt Naceſſidades lies Neceſſidades. 3.24. ſtatt ©. 1482. 3.29. ftatt fera lies feca. Und in der vorlegten Zeile ſtatt Alafonns lies Ala— foes. lies braya. Und Einnehmer lies Einwohner. ©. 1484. 3. 28. flatt Furaldo Jieg Furtado, Und eben dafelbft ſtatt Efquioes lies Z/gwioes. ©, 1486, 3. 19, ſtatt ©. 1485. 3. 25. ftatt brayi 1601 EZ 1692 Hannover Manazin, 10 Ites Stuͤck. Montag, den 18ten December 1780. Zufäße zu den Abhandlungen, die Beantwortung der im 92ten Stüde des vorigen -Iahrgangs dieſer Blätter geſchehenen Anfrage, den Unterſchied der verfhiedenen Arten der Schiffe betreffend, im Zoten, 3Iten und 32ten, ferner im qgten, 45ten, 46ten, Arzt und 48ten Stuͤcke dieſer Blätter. (Schluß.) 120. eite 755. Ventjagers, Jagers, find, ihrer Beftimmung nad, feicht befegelte Echiffe, welche den Fang der Johannis: Macht fo bald als möglich nach dem Ort ihrer Ber flimmung bringen, Die Art der * * * Bei den Englaͤndern: Captain Maſter and Commander Lieutenant Mafter Second Mafter Mafter’s Mate Midfhipman Schoolmasfter Captains Clerk — Quarter Maſter — Quarter Maiters- mate Boatswain Boatswains - mate — Schiffe ift nicht beftimt, jede Herings— compagnie nimt was ihr am beften deucht. 121. ©, 755. Unteroffieier. Ale Schifs Oder: und Unterofficiere bei den Holländern und Engländern find folgende: * * Bei den Hollaͤndern: Capitein. Commandeur. Lieutenant. Schipper. Opperftuurmann. Stuurmann, und Stuurmanns maat. Cadet, Adelbors. Sieckentroofter. Schryver, hat einen Maat oder zweiten Schreiber unter ſich. Quartiermeefter, Bootsmann. Bootsmanns - maat. Jii ii Yeo- 1603 Zuſate zu den Abhandlungen, den Unterfchiedb 1604 Bei den Englaͤndern: Yeoman of the Shats — — — — Cox ſwain — Maſter Sail-maker ° — Sail- makers mate — Sail- makers crew — Gunner — Gunners mate — Yeoman of powder-room — Quarter Gunner — Armourer — Armourers mate — Gunfmit — — Carpenter — Carpenters mate— Carpenters crew — Purſer — — Steward — — Stewards mate — Cook ui — Surgeon — Surgeons- mates — Chaplain — — Bei den Hollaͤndern: Schiemann. Schiemanns - maat. : Deſſen Dienfte verfieht bei den Hol landern der Quartiermeifter zugleich mit, ©. Anm. 104, ° Opper-Zylmaker. Onder- Zylmaker. Zylmakers Gaſten Conttapel. Conttapels maat. Conftapel van de Kruitkamer, Commandeur van’t Gefhut. Iſt bei den Holländern Fein befonderer Unterofficier, fondern es wird ein gefchickter Matrofe oder anderer das zu commandirt, Wapenfmit. Hat auch wohl einen Maat. Opper - Timmermann. Timmermanns - maat. Timmermanns- gaften, ondertimer- lude. Auch dieſen haben die Hollaͤnder nicht, Des Capitains Schreiber beſorgt ſeine Geſchaͤfte. Bottelier. Botteliers - maat. Cok. Oppermeefter. Ondermeefter, heißen auch, wie fie auf einander folgen, derde, vier- de &c. meelter. Domine. Prediger. Diefen haben Schiffe felten, auch felbftnicht wenn fie von Flaggeofficieren commandirt werden, Bei den Holländern. Diefer der verſchiedenen Arten Bei den Engländern: 1605 Diefer fält bei den Engländern weg, weil fie eigene Marines haben, die aber den Holländern fehlen. 3 * * * 123. ©.756. Wevelinen, ma: ‚hen die Sproffen der feitern in den Wänden. E. Croßlines oder Ratt- lings, F. Enflechures. 123. ©. 756. Wimpel ift nicht allemal gefpalten. Er ift ein Zeichen der Krieasfihiffe; E. u. F. Flame. Ein ganz Furzer aber fehr breiter Wim: pel, wenn er vom Top wehet, heißt H. u. E, Standard, F. Etandart. Ei: nen langen ungefpaltenen Wimpel nen: nen die Holländer auch einen Steert. 124. Winde. Die ftchende Win: de, wie Kriegsfchiffe fie gewöhnlich gebrauchen, beißt H. Gang- Spill, E, Capftan oder Capftern,. F. Cabe- ftan. Zum Unterfcehiede vom liegen: den oder Brarfpil. ©. Ann. Sr. Die Art mit einem ftehenden Spill und Cabellaring Anker zu lichten, ift der mit einem liegenden Spill weit vorzu⸗ ziehen, aber fie fordert weit mehr Hände, Das wäre alles, was ich jet zu den Abhandlungen in den fihon oft er: waͤhnten Stirefen diefes Magazins zu: zufegen hätte, Oft hätte ich gern bei dieſem und jenem Artikel mehr gefagt, der Schiffe betreffend. 1606 Bei den Holländern: Hofmeefter. Haushofmeiſter des Capitains. Profos. Iſt auch ein Unterofficier. Commandeur van Zafdaten. (Auf großen Schiffen bisweilen Infans terie⸗Lieutenants.) Scheeps Corporal. Dieſe beiden ver⸗ richten zugleich die Dienſte der eng— liſchen Armourers. * * wenn ich nicht gefuͤrchtet hätte, die Le⸗ fer zu ermuͤden. Einige Beſchreibun⸗ gen, die ich von Sachen gegeben ha— be, auf welche mich eben der Zweck nicht ganz nothwendig führte, habe ich als Proben vorgelegt, ob die von den mehreſten, als fo verworren angeſehe— nen Maſchinen der Schiffe einiger Er⸗ laͤuterung, auch fuͤr andere, deren Be⸗ ſtimmung es eigentlich nicht iſt, ſich mit Schiffen abzugeben, faͤhig ſind. Bin ich ſo gluͤcklich, daß ich verſtan⸗ den werde, ſo will ich mir Muͤhe ge⸗ ben, einen Vorrath von Sachen, die ich zu einem Buche, welches die Zu: fammenfeßung und Megierung der Schiffe, die Shiffarth und den See⸗ frieg erläutern fol, gefammelt. habe, gehörig zu ordnen und in einem Ganz zen aufzuftellen; weil wir Doch, fo viel mir befant iſt, unter der großen Men: ge von dentfchen Büchern Feines ber figen, welches diefe Sachen in geboͤ⸗ riger Vollſtaͤndigkeit abbandelte, Ich bitte mir die Erlaubnis aus, hier noch alle deutſchen Buͤcher, die ich von dieſem Fache kenne oder ange— fuͤhrt gefunden habe, mit einem ganz Jiiii 2 kurzen 1607 kurzen Urtheile ber die, welche ich gefeben babe, berfegen zu dürfen, Die, welche ich nur blos vom Hören: fagen fenne, oder die ich nur ange führt gefunden babe, find mit einem Stern bezeichnet. 1. Salom. Hardar. Gruͤndlicher Bericht von Schiffartben, wie fie beſchaſſen, wober fie kommen, und wie ſich diejenigen, die fich ihrer gebrauchen, verbalten fols len. Leipzig 1607. $8vo. (*) 2. Jofeph Furtenbach,, Architectu- ra Navalis, vom Schif: Bebait, Ulm 1629. Sch bin nicht im Stande, den Titel des Buchs, der fehr lang ift, vollſtaͤndig anzuführen, weil ich das Buch felbft nicht beſitze, auf der Goͤttingiſchen Bibliothek habe ich verfchiedentlich darin geblättert, aber nie e8 ganz gelefen. Furten: bach ift übrigens aus feiner Archi- tedlura martiali, Architedtura ci- vili, ArchicteQura recreationis &c. befant genug. Go viel ich mich aus den Figuren der Architeätura navalis erinnere, handelt er größten: theils von Galeeren, die er auf feiz nen italienifchen Reifen hatte fen: nen lernen, So weit er nicht die Kunftwörter aus dem Stalienifcyen überträgt, ift er wegen der Acht deut: fhen Kunſtwoͤrter merkwuͤrdig. Heut zu Tage aber werden wir wer nig als Antiquitäten aus ihm Een: nen lernen Fönnen. 3. Tangermanns Schiffarth⸗ Buch, Hamburg 1656. (*) Zufäße zu den Abhandlungen, den Lnterfchieb 1608 4: Joh. Schefferus de Parietate Na- vium. Ärgent. 4:0. (*) 5. Chriftoph Scheibler de Varietate Navium. Giel]. 4. — 6. Der geoͤfnete — worin nicht allein der meiſten Nationen und Regenten, imglei⸗ chen fuͤrnehmer See⸗ und Han⸗ delsſtaͤdte in allen Theilen der Weit gewoͤhnliche Schif⸗ Flag⸗ gen und. andere , See» Zeichen, fondern auch alle äußerliche und innerliche Theile eines vollkom⸗ menen Schiffes, nebft vielen Merkwürdigkeiten, fo wobl in einer deutlichen Befchreibung, als sierlichen Kupfer Siauren anmutbig zu erblicken. Hamburg 1702. 12mo. 7 Fortſetzung des geoͤfneten Seehafens, in welchem eine zu⸗ längliche Nachricht von der Scifferb felbften, und wie ein jeder diefe vortreffliche Wiſſen⸗ ſchaft verfteben, begreifen und davon urtbeilen foll, auch des nen, ſo sur See dienen wollen, zur EKrlernung leichte [Wege ge= wiefen werden, vonC.B. A. Ham⸗ burg 1706. 120. (Bon diefem leßtern babe ich eine zweite Auflage von 1715. gefeben, Fortfegung und ihre zweite Auflage laffen mich mit Grunde auch wenigftens auf eine zwei⸗ te Auflage des erften Buchs fchlieffen.) Beide gehören zu einer Folgevon Büchern, die im Anfang Diefes Jahrhunderts in Hamburg bei Benz jamin Schillern heraus kamen, * ohn⸗ 1609 ohngefehr den Zweck fiir Erwachſe⸗ ne haben folten, den der Orbis pic- tus für Kinder hat. Mir find von diefer Folge noch der geöfttere Rit⸗ terplatz 1702, das neu eröf- nete Ruſt⸗ Zeug: oder Maſchi⸗ nen-Haus; das neu eroͤfnete Arfenal, beide von 1704, unddie neu eröfnete Baumeiſter⸗Aka demie von 1706, befant worden. Den Inhalt diefer Bücher 'wird man aus ihrem weitläuftigen Titel obngefehr fehen Fönnen; alles dar: in abgebandelte ift ziemlich gut, (dendamaligen Zeiten nach) gefagt; das, was den Geedienft und alles dahin gehörige betrift, fchränft fich größtentheils aufdiedamalige Ham⸗ burger Convoy ein. Beftimmung des Weges des Schiffes, und ei: nige phofifalifche Unterfuchungen über Winde, Ebbe und Fluth ur d. gl. find allenach dem Gefchmack der damaligen Zeiten, Die Zuta: kelung eines Schiffes, die vollftän: dig und ausführlich darin befchrie: ben ift, ift noch ganz nad) der al ten bolländifchen Manier, die in neuern Zeiten viel Abänderungen, zum Theil Abfürzungen erlitten hat. Es iſt das einzige mir befante deut: ſche Buch im diefer Art, und ver: dient Daher immer wenigſtens gefant zu werden. 8. Johann Manfons Seebuch, oderddericht aller Courſen, Land⸗ kennungen, Einfahrten, Bän- ke zc. der ganzen Ofifee, Luͤbeck wo 4to. &) der verſchiedenen Arten der Schiffe betreffend. 1610 9. Der wohl inſtruirte Schif- fer, ſamt einem Anbange von Seecöntracten. Luͤbeck 17474 Hvo, (9% 10, Erläuterungen sum Der: ffande der Schiffahrt und des Seekrieges, nad) alpbaberifcher Ordnung, durch den Herausge⸗ ber der Kriegsbibliothek geſam⸗ ler. Breslau 1774. 8vo. Die hiftorifchen Artifel, und die, bei welchen der Verfaſſer aus guten Quellen fchöpfen Fonte, find größ: tentheils fehr aut, wenige nur mit: telmäßig; allein in allem, wo dem Verfaſſer Quellen mangelten, vol: ler Irrthuͤmer und Auslaffungen, Der Berfaffer fehrieb fein Buch, feinem eigenen Geftändniffe gemäß, aus mehrern Büchern zufammen, Es ift das einzige deutſche in feiner Art, das wenige ausgenommen, was in Hübners Zeitungs: Lericon ftebt; und der DVerfaffer verdient daher immer, bei allen Unvollfom: menheiten feines Buchs, noch fehr vielen Dank, daß er fich die Mi: he gab, für uns Deufche das zu fanmeln, was einige unfrer Nach: barn in größerer Vollkommenheit befigen. Die ganze Bollfommen: heit des Buchs hing. allein von der Samlung der Bücher ab, die der DVerfaffer dazu brauchen Ponte, da nun dieſe alle Ausländer find, die noch überdem in unſerm nordlichen Deutfehland, felbft bei dem mehr tern Umgange mit Ausländern, ziemlich felten find, und im mitt Sitz fern 1611 “sen Deutfchland noch feltner feyn ſollen, fo konte er feinem Buche Feine größere Vollkommenheit ge: ‚ ben, welche es gewiß erhalten ba- ben würde, wenn fein Vorrath von Quellen zahlreicher und beffer gewer fen wäre, 11. Anleitung zur Streuner: mannstunft, den Weg auf der See zu finden und zu berichti⸗ gen, entworfen von Lampert Ainrich Röbl, der Miarb. Prof. zu Greifswalde. Der Kon. Akad. d. W. zu Stockholm Mirglied. Greifswalde bei Anton Serdin. öfe 1778. 8v0. 5 —— iſt weit uͤber das Urtheil aller derer erhaben, die kei— ne gegruͤndete Anſpruͤche auf wiſſen⸗ fchaftliche Kentniſſe machen koͤnnen oder duͤrfen, und daher auch über das meinige. Was ich bier fage, gefchieht blos um die Anzeige der deutfchen Seebücher, fo weit ich fie habe kennen lernen, vollſtaͤndig zu machen, und Leſern, die allenfalls die vortheilhaften Anzeigen dieſes Buchs in mehreren gelehrten Zei: tungen folten uͤberſehen haben, etz was davon zu fagen, Das Bud ft ſehr gut, nur liegt es leider auf Stade. Zufällige Sriöfniis: Speculation und ge: meiner Menfchenverftand: find nicht immer die beften Freunde, und Zuſaͤtze zu den Abhandlungen, dem Unterſchied x. r61% fer der Sphäre des größeen Theils unferer gewöhnlichen Schiffer; ein Fehler, ver nicht dem Buche, fons dern der getvößnlichen Erziehung, Unterweifung, Ausbildung und Beförderung derfelben zur Laſt fällt. Es wird immer Epoche für uns Deutfche machen, wenn gleich fein, oder eines Ähnlichen allgemeiner Gebrauch vielleicht noch weit außer halb den Graͤnzen des Zeitraums liegt, den wir uͤberſehen koͤnnen. Ju einem der neuern, ich glaube militairiſchen, Almanache folllaut der Ankündigung, auch alles vorgetragen feyn, was von Kentniß des Seewe⸗ fens Landbewohner intereffiren Fan. Mir ift er noch nicht zu Öeficht ger kommen. Das ift alles, was mir von deut⸗ fhen Büchern befant ift. Vielleicht ift meine Kentniß noch ſehr unvollfoms men, ich werde mich deswegen fehr freuen, wenn irgend jemand fo gütig wäre, mich mit mehreren, wäre es auch nur dem vollffändigen Titel nach, befant zu machen, Wennmein berzlichee Dank Aufforderung für iv: gend jemand feyn koͤnte, fo bitte ich inftändigft, darauf ganz ficher zu rechnen. €. ©. D. Müller, Schifs-Capitain. Gedanken F ſolten ſich doch wegen der gegenfeitis gen Dienſte, die ſie einander leiſten koͤnnen, eben ſo wenig trennen als ein Blin⸗ 1613 Blinder und Lahmer, die einander un: terweges antreffens } Höflichkeit ohne: Affeftation und Hinterlift, und edle Einfalt ohne Grob: beit und Unanftändigkeit, wäre ohn⸗ gefähr fo die Sittenmiſchung, die ich allen meinen Freunden und Gefellfchaft tern wohl wünfchen mögte, Der Ehrenpunkt, in feiner landuͤb⸗ lichen Bedeutung genommen, ift viel; leicht ein morelifches Unding: aber politifch betrachtet ein Etwas, das man ſtehen laffen muß eine fehändliche Lücke zu verhuͤten, indie wir wenigftens bis jeßt nichts zu ſtelſen wiſſen, das fie mit gleichem Effekt ausfüllete, Kein Wunder, dag die falfche Gröf fe fo häufig gefucht wird, Sie wird leichter erveicht, und bat für ihren Beflser von auſſen eben die vortheil: bafte und oft noch größere Wuͤrkung als die wahre, Geldgeiz und Ehrgeiz, die fich fonft nicht zum beften vertragen haben fol: Ien, wohnen jeßt ger häufig in bruͤ⸗ Zufaͤlige Gedanken · 1614 derlicher Eintracht beifammen. Man fucht zu haben, nicht um zu haben, fondern von Bedeutung zu feyn und zu glänzen, we Die Schwärmeret‘ iſt ein ange ſchwollener und reißender Bergftrom, deffen Inundation die entgegen gefeß: ten Dämme insgemein nur wermeb: ten. Einigellferbefeftigungen und Zeit find binlänglich feine fchädlichen Wuͤr⸗ Fungen zu vermindern und ganz zu vertreiben. Unzufrieden mit dem Gegenmwärtis gen und voll von Erwartung des befz feren Künftigen feyn, und ſich in ſei⸗ ner Hofnung betrogen finden, — ift der Lebenslauf beinahe aller Menſchen. Der Ehrenpunft, auf deffen Reche nung man fo viel Böfes in der Welt, und nicht ohne Grund fchreibt, bat dennoch fein unſtreitiges Verdienſt um die Menfchheit, Das meifte Gute fo noch gethan wird, gefchiehet befantlich nur ebrenbalber. Gedanken und Anfrage tiber die eigentliche Benennung der fo, genannten Schlittſchuhe. u den $uftbarkeiten, die fich zur MWinterszeit nicht allein der mun— tere Juͤngling, fondern auch erwach— fene und ältere Perfonen machen, ge höret auch diejenige Art, nach wel: her man fih, wenn das Waffer der: geftalt gefroren ift, daß es überträgt, gewiffe fange ſchmale Eifen unter die Füße bindet, durch deren Hilfe man alsdenn ganz außerordentlich ſchnell fortlaufen Fan. Hederich nennt fie in feinem promtuario latinitatis: ca- lopodia mit dem Beifaß ferrata, um fie dadurch von den calopodiis, Holz⸗ ſchuhen (Holſchen) zu unterfcheiden. Welches ift aber der eigentliche deut: ſche Name derfelben ? Man giebt ihnen verfchiedene Bes nennungen, Einige heißen fieSchritr» fehube ; andere Schlirrfehube, noch andere 26.15: andere aber Srreitfihunbe. Für ei ne jede Benennung läßt fich etwas zu ihrer Rechtfertigung jagen. Schritt: ſchuhe können fie beißen, weil man entweder vermittelſt derfelben auf ferordentlich gefchwinde fortfchreiten, und in kurzer Zeit einen weiten Weg zuriick legen Fan, oder weil man beim Abfegen mit denfelben gemeiniglich weite Schritte zu thun pflegt. Schlitt⸗ ſchuhe werden fie zweifelsohne genaũt, tbeils wegen ibrer runden Aufbeu: gung, dadurch fie eine den Schlitten etwas Ähnliche Geftalt befommen, tbeils weil fie zu der Zeit gebraucht werden, da man fich auch der Schlit: ten zu bedienen pflegt, theils weil es eben folche Eifen find, als unter die kleinen Schlitten pflegen gefchla: gen zu werden. Streitſchuhe aber koͤnnen fie heißen, weil zwei oder meh: rere Perfonen, die mit ſolchen Schu: hen verfehen find, nicht felten mit einz Ander ftreiten, wer es dem andern im Laufen zuvor thun, und am erften zu einem vorgefeßten Ziele gelangen wird. Die niederdeutfihe Sprache pflegt nicht felten den Dingen, die fo allge: mein befant find, ihren rechten Ma: men beizulegen. In derſelben aber Gedanken und Anfrage über die Schlittſchuhe. r616 heißen fie Strittſchoh oder gewoͤhn⸗ licher Strietſchoh. Das Wore ſtritt, das mit einem andern Worte ſtreft einerfei ift, bedeutet fo viel als das bochdeutfihe ſchreiten, ges febwinde forrgeben. Darum, weht man auf niederdeutfch fagt: ſuͤh, wo be ſtritt, fo ift das eben fo viel gez fagt, als im hochdeutfchen: fiebe, welche Schritte er tbur, wie ge⸗ fhwinde er forrgebr. Und wenn man fagt: De ftreft 'mmabl, fo heiße das, der thut einmal weite Schritte. Strier aber bedeutet fo viel, als Streit, He ber eene Strietſake, und: er bar eine Streitſache, ift daher einerlei. Durch diefe Erflärung nun wird die erfte und leßte Benennung begün: ftiget. Welche unter allen dreien aber ift die richtigfte? Certant inter fe Grammarici. Kan aber auch die leßte Benennung wohl ohne Auſtoß ge: braucht werden? Die Holländer follen. die Erfinder derfelben feyn: Es wird alfo haupt: fächlich darauf anfonımen, was diefe ihnen für einen Namen beigelegt haben *), T 5. Pratje, Paftor zu Beverftädt, N Im Sramzöfifchen heißen fie Patinc. Laut Marin Didtionaire frangois & hollan- dois wird Patin durch Schaats ryfebaats in der holländifchen Sprache ausge: druckt. Es find hiebei folgende Exempel des Gebrauchs diefer Worte ange: führt: I/ a eu une paire de patins neufs pour fes etrennes. Hy heeft een paar nieuwe Schaatfen voor zyn Nieuw -jaar gekreegen. La mode d'aller, de cou- rir a patins vient du Nord. De mode van’t fehaatfe ryden, van opt ys met Schaatfen te ryden, komt yan’t Noorden. „Yes . & 16:7 u Zn 1618 Hal moveriſches Magazin. 10 2tes Stuͤck. Freitag, den 2afen December. 1780. Unterricht, durch welche Mittel pöglich Verungluͤckte, todtfcheis nende Perfonen in den meiften Fällen gerettet werden koͤnnen. Hin find aus oft wiederhohl⸗ ten fihern Erfahrungen über- zeugt, daß die meiften im Waſ— fer verunglückte: erhängte: durch ſchaͤd⸗ liche Dämpfe betaͤubte⸗ oder vor Kälte erſtarrete auch zuweilen, vom Blitz ge: troffene Perfozen ing Leben zurückge: bracht werden koͤnnen, wenn ihnen fchleunige, vernünftige und anhaltende Huͤlfe geleifter wird. Unwiffende halten dergleichen Perfo: nen für todt, weil fie nicht mehr Athem holen, unempfindlich find, wenn fieauch geruͤttelt, mit Waſſer oder ftarf riechen: den Feuchtigkeiten angefprenget, ge: brannte u, fe m. werden, und weilnicht der geringfte Pulsfchlag,, weder in eis ner äußern Ader, noch am Herzen Dei ihnen gefpüret wird, aud) wohl bei der erften Aderlaſſe Fein Blut koͤmt. Aber dieſe vermeinte Todeszeichen find alle trüglich, und blog eine merkliche Fäul: niß oder Verweſung ift ein zuverläßi: ger Beweiß vom Tode, Man hatatfo bewährte Hülfsmittel, wodurch der fcheinbar Torte, wenn auch die gedach⸗ te Anzeigen alle vorhanden wären, den: noch oft gerettet worden. Einige diefer Hälfsmittel fan nur ein Arzt verordnen, oder ein Wundarzt appliciren, weil Borficht oder befon: dere Kunftgriffe erforderlich find, wenn fie nicht fchaden follen. Andere find von der Befchoffenheit, daß jeder Ungelehrte fie ganz leicht und ohne Bedenken anwenden fan, Von diefen legten foll gegenmwärtiger Un⸗ terricht handeln. Drei allgemeine Anmerkungen find hier vorauszufeßen: Erſtlich. Sobald ein fcheinbar Tods ter gefunden wird, muß fogleich der Sicherheit wegen, ein Arzt oder Wundarzt berbeigerufen werden, weil man nicht weiß, ob nicht kunſt⸗ mäßige Hülfe noͤthig ſeyn moͤgte. Indeſſen verfahren die Umſtehen⸗ den ohne auf deren Ankunft zu war⸗ ten, unablaͤßig mit den bei jedem Fall unten zu lehrenden Mitteln. Zweitens. Man muß nicht ablaſſen, wenn die angewandten Mittel keine ſchleunige Wuͤrkung aͤußern, fons dern dem ohngeachtet einige Zeit da⸗ mit fortfahren, denn es iſt oft ber merft worden, daß alle Bemuͤhun⸗ Krkkf— gen 1619 Unterricht, durch welche Mittel plöglich Verunglädfte, 1620 gen eine geramme Zeit vergebens ger fchienen, und am Ende doc) geholt: fen haben, oder daß ein Mittel am: gefchlagen, wenn alle übrige ſchon umfonft verficht waren. Drittens. Selbft dem Arzte oder Wundarzte muß nicht geglaubet werden, wenn er aufden bloßen Au- genfchein, oder nach ein Paar flüch: tigen Proben einen folchen ungluͤck⸗ lichen Menfchen für todt erfläret. Denn in diefen Fällen fan auch der erfahrenfte Arzt, obne wiederholte Verſuche, nicht mit Gewißheit wif: ſen, ob der Tod wuͤrklich da, oder ob die Rettung noch moͤglich ſey. Solten alle unten vorkommende Huͤlfsmittel in einem oder etlichen Faͤllen fruchtlos geweſen ſeyn; ſo laſſe ſich ja niemand abſchrecken. Alle dieſe Mittel ſind von vielen gelehrten und ſorgfaͤltigen Aerzten ſo genau ge⸗ pruͤft, und in den meiſten Faͤllen ſo hilfreich gefunden worden, daß man fie ficher als die beften unier den big: ber entdeckten empfehlen Ban, ob fie gleich wie jede Arznei, nicht Wunder thun, oder in allen Fällen ohne Aus: nahme helfen koͤnnen. Der mitlei: dende Freund der Ungluͤcklichen wen: de fie mit Zutrauen immer an, wenn er einen folchen traurigen Zufall fin: det, Denn er fan niemals urtheilen, 05 nicht die Rettung möglich fen; und ift fie es nicht, fo hater die Be: ruhigung das Leben eines Menfchen nicht verwahrlofer zu haben. Erſter Abſchnitt. Huͤlfsmittel fuͤr Ertrunkene. 1) Wenn ein lebloſer Koͤrper im Waſ⸗ fer oder am Ufer geſeben wird, muß ſchleunigſt Auſtalt gemacht werden, ihn behutſam aufs Trocfnezu bringen, und vorerft zubedecfen. Die alte Gewohn⸗ beit, im Waffer verungluͤckte Derfonen auf den Kopf zu ftellen, oder über Fäffer zu rollen, womitgemeinigfich die Hilfs leiftung anfängt, ift von den beflen Aerz⸗ ten gefährlich, wenigftens nicht noth⸗ wendig gefunden worden; weil. die Ertrunkenen faft niemals Waſſer vers fchlucfer haben, das auf diefe Art müßte herausgebracht werden; man muß fie alſo durchaus vermeiden. Vielmehr wird der fcheinbare Todte ohne Verzug in das naͤchſte Haus gebracht; bei wars mer Witterung im Sommer fan man auch unter freiem Himmel bleiben, wenn ein Haus zu weit entfernetift, Iſt ein Fuhrwerk zu erlangen, fo muß man Strokmatten, Dferdedecken, oder fonft ettvas weiches unterbreiten, auch den Körper fo viel möglich mit dergleichen oder Kleidungsſtuͤcken bedecken. Man trage auch bei der Fortbringung, fie ger ſchehe nun auf welche Art fie wolle, Sor⸗ 98, daß der Kopf nicht niederbange, fon» dern etwas höher und ſeitwaͤrts geleget werde. Daß das Fuhrwerk langſam fahren müffe, verfteber fich von ſelbſt. 2) Wenn man an einem bequemen Orte augelanget ift, fo wird der Verun⸗ glückte, im ein nicht warmes Gemach gebracht, ganz von feiner naffen Kfeiz dung befreier, uͤberall mit trockenen, wenn es ſeyn fan, gewärmten Tüchern gerieben, und in ein gewärmtes Bette, oder ſonſt aufein weiches Lager, wie man eshaben Fan, gelegt. Das Reiben ges ſchiehet ununterbrochen an den Händen, den ‚1621 todtſcheinende Perfonen in den meiften Faͤllen gerettet ec. 16:22 den Füßen und dent Rücken, mit warı men. Züchern (am beſten wit rauhen wollsnen) allenfalls mit einer weichen Buͤrſte. Man drücket zugleich und bes weget aufeinegelinde Art mir gewaͤrm⸗ ten Händen dem Unterleib, befonders gegen die Herzgrube, und fähret mit dieſem Reiben eine fange Zeit fort. Zugleich find alle unthaͤtige Zu: fchauer, welche den Hülfleiftenden, nicht nur bei der Behandfung beſchwerlich werden, fondern Durch das Gedraͤnge, und die Dadurch entfiehende Hige und Verderbniß der Luſt dem Verungluͤck— ten ſelbſt nachtheilig werden muͤſſen, zu entfernen. 3) Wenn ein Wundarzt zugegen ift, ſo muß er nicht unterlaffen, fogleich eine Ader zu fehlagen, und zwar vorzüglich die Droffelader am Halfe Iſt Fein Wundarzt zu erlangen, oder iſt Fein Blur gekommen, fo führet man doch mit den andern Hülfsmiteeln fort. Im legten Fall aber, (wenn fein Blut ge: kommen, ) muß beftändig jemand nach der Defnung der Ader fehen. Denn die Erfahrung Hat gelehret, daß während der fortgefegten Cur das Blut zu fließen anfängt; und deffen Verluſt, wenn er über 10 bis 12 Unzen beträgt, koͤnte dem Kranfen gefährlich werden, wenn niemand acht darauf hätte, 4) Sernermuß man, ohne jedoch mit dem Keibennachzulaffen, bemüht feyn, warme Luft in die Lunge zu bringen. Diefes gefchieht am fürzeften und würf: famften, wenn ein gefunder flarfer Menſch feinen Mund auf den Mund des fcheinbar Todten leget, und ihm zu wie: derholtenmalen mit Nachdruck viel Luft einbläfet, wobei aber dem Kranken die Naſe zugehalten werden muß, damit die Luft defto gewiſſer in die Lunge drin⸗ ge Willdiefesniemand hun, und den Kranken unmittelbar mit dem Munde berüßren, fo fan man eineetwa vorhan⸗ dene Röhre brauchen, um dadurch war: me Luft einzublafen, oder auch einen Blafebalg nehmen. Die Defnung der Röhre wird mit-naffer keinwand ums wunden. Wenn fie indem Mundedes Kranken ift, drückt ein Menſch die Lips pen deffelben ringsum feft daran, und ein anderer bewegt den Blafebalg ein Paar mal langſam auf und nieder, oder blaͤſet langſam, jedoch mit Nachdruck in die Roͤhre. Man kan auch Tobacks⸗ rauch in den Mund einblaſen, um die Lunge zu reizen. Bei allen dieſen Ver: ſuchen, muß die Naſe des Kranken feft zugehalten werden. 5) Zu gleicher Zeit muß man dem Kranken, fo viel Tobacksrauch als mög-- lich, durch den Maſtdarm in den Unters leib treiben. Es find zu diefen ſoge⸗ nannten Tobacfschyfliren eigene beque⸗ me Inſtrumente erfunden worden. Doch Pan dieSache aud) Fürger bewerfftelfiget werde,und zwar auf zweierlei Art. Man beftreicht das Ende eines Pfeiſenrohrs mit Del,und bringt esin dan Maſtdarm des Kranfen, das andere nimt ein Menſch inden Mund, welcher zugleich aus einer andern Pfeife ſtark Toback raucht. Den atıs dieſer gezogenen Rauch nun, bläfer er in jenes Rohr, und treis bet folchergeftalt fo vie! Rauch als er nur fan, in den Unterleib des Kranken. Oder man zünder zwei Pfeifen an, hält die Köpfe zufammen, bringt das mit Kekekkf 2 Oel 1623 Unterricht, durch welche Mittel plöglich Verungluͤckte, Del beftrichene Ende des einen Stiels in den Maftvarın des Kranfen, und durch das andere bläfer ihm ein Menſch den aus beiden Pfeifen geftoßenen Rauch ein, Knaſter und Brafilientobacf, find hierbei am wuͤrkſamſten. Doc thut auch fchlechter im Mothfall gute Dienſte. 6) Während diefer Berrichtungen, reibe man das Geficht und befonders die Schläfe des Kranfen, mit warınem Effig oder wohlriechenden Spiritus, balte ihm auch die ſtaͤrkſten flüchtigen Waſſer unter die Nafe, z. E. den fluͤch⸗ tigen Hirfchhorngeift, den flüchtigen Salmiafgeift, u. ſ. w. auch wohl, wenn nichts anders bei der Hand ift, fchar: fen Effig oder flarfen Branntewein, Man blafe ihm ferner von Zeit zu Zeit Schnupftoback oder ein Niefepulver aus Biolenwurzel, Wajoran , Raute, Dfeffer oder Nieſewurz, jedoch in Plei: nen Prifen, und nicht allzubeftig in die Mafelöcher. Dadurch werden die Nerven zur Bewegung gereißt. 7) Mir diefen Bemühungen muß man einige Stunden nicht ermuͤden. 8) So lange Feintebenszeichen wahr» zunehmen ift, wäreesnicht nur unnuͤtz, fondern auch gefährlich, dem Kranfen Feuchtigkeiten einzuflößen. Man muß fi fogar hüten, ihm, wenn er aud) wieder zu fich felbft fomt, fogleicheini: ges Getränke oder Hüchtige Arzenei zu reichen. In diefen erften Augenblicken find alle Werkzeuge noch fo ſchwach, daß er leicht unglücklich ſchlucken Fönte, 9) Dagegen muß man bei den ger ringften Zeichen des Lebens, dem Körs per einen ſtaͤrkern Grad der Wärme zu verfchaffen fuchen, und diefes gefchies 1624 bet nicht durch ein geheißtes Zimmer, fondern indem man ibn auf ein mie warmer Aſche, erwaͤrmtem Salze oder Sande, eine halbe Hand hoch beftrenes tes Bettlacken legt, ihn mit eben ders gleichen Dingen bis an das Geficht, auch eine halbe Hand hoch, bedecfer, und immer von neuem, verfchiedene Stun⸗ den nad) einander warm auflegt; alss dann reibet man ihn mit warmen Tür ern allmaͤhlig ſanft ab. Wenn der Wiederauflebende dann vermoͤgend iſt zu ſchlucken, ſo gebe man ihm nach und nach jedesmal einem Theeloͤffel voll warmen Thee, oder warmes Bier mit Meerzwiebelhonig vermiſcht, oder in deſſen Ermangelung ein wenig warmes Waſſer mit Eſſig oder Wein, und reis be ihm immerfore die Füße, Hände und der Rücken mit warnen Tüchern. 10) Wenn alle diefe Hälfe geleiftet ift, fo überlaffe mon den Kranfen der Vorſorge des Arztes, welcher das Voͤl⸗ lige zu feinee Wiederherftellung und zur Eur des Fichers, das gemeiniglich auffolche Zufällefotget, beforgen wird, 11) Jene Hilfe Nr. 9, finder oft - alsdann auch ſtatt, wenn alles andere fchon vergebens verfucht worden, und die Hofnung zum Leben gänzlich zu vers fhwinden ſcheinet. Blos durch das Bedechen mir warmer Aſche, find zu⸗ weilen Ertrunkene gerettet worden. Zweiter Abſchnitt. Huͤlfsmittel für Erhängte oder Erwuͤrgte. Wenn ein Menſch am Halfe hans gend, oder durch irgend eine (äußere Gewalt mittelft eines um den Hals ges ſchnuͤrten Bandes, erwürgt, ohne = de 7625 todtſcheinende Perfoneninden meiften Faͤllen gerettetie. 1626 Lebenszeichen gefunden wird; fo iftdie ſchleunigſte Hülfe nörbig, fonft ift der Tod unvermeidlich. Hoffentlich wird niemand, wer er auch fen, aus falfcher Schaam, albernem, durch das jeßige Ediet bürgerlicher Strafe unterworfe: nem Vorurtheil, oder aus kindiſchem Eckel Anſtand nehmen, dem Unqluͤckli— chen unverzuͤglich zu helfen, wenn er bedenket, daß der gegenwärtige Angen: blief, der einzige ift, da das Leben ei nes Dienfchen gerettet werden Pan, Diefe Rettung nun wird durch fol: gende Mittel verfucht: 1) Das allererfte und allernoͤthigſte ift, daß derjenige, der zu einem ſo klaͤgli⸗ chen Anblicke komt, ohne fich zu beden; Pen, ohne erft um Hülfe zu rufen, das Band oder was es ſeyn mag, abfchnei, de, womit der Berimalückte aufge: haͤngt oder gewuͤrgt iſt. Wenn der Fall einen Gehaͤngten betrift, ſo wird jeden die Menſchlichkeit erinnern, fo viel mög: li Sorge zu trage, daß der Körper im Herabfallen nicht Schaden leide, 2) Der Todefcheinende wird bald mir Behutfamfeie in einen Gemakh, worinnen weder Dunft, noch viel Wär: me ift, auf ein bequemes Lager ausge fireeft und fo gelegt, daß der Kopfund’ die Brufbanfrecht liegen und nicht ge; preßt werden. "Hieranf, oder wenn die Fortbringung ſich verzögert, noch ebet, löfen man zuerſt die Kleidungsftücke, wodurd die Bewegung der innern Theile gehindert werden far, als das Halsband, die engen Kleidungsſtuͤcke auf der Bruſt und dem Unterleibe, Strumpfbaͤn der/ Handknoͤpfe u. ſ. w. und entkleidet ihn dann völlig. 3) IR ein Wundarzt beider Hand, fo wird er bedacht ſeyn, eiligſt Diegrofe Ader am Halfe (Droffetader) Ju öfr nen, jedoch wenn Blut erfolgen, fich huͤ⸗ ten, daß deffen nicht über 12 Ungen verloren geher Dieſe Defnung der Ader ift fonft eines der vornehmſten Hulfs⸗ mittel, und es muß alſo dazu je cher) je lieber Anftalt gemacht werden, 4) Flieſſet das Blur nicht, fo wird’ der ganze Körper, vornemlich aber der’ Hals und das Gefihr, mir warmen Tuͤchern, welche auch wohl mit warmem Effig angefeuchtet werden Fönnen, ges tieben. Auch können Servierten in warmes, mit Effig gemifchtes Waffer, eingetaucht , wohl ausgewunden, und um den Kopfund Hals gefchlagen wer: den, Die Hände, Füße und den Rück grad reibe man mit Tuͤchern oder Buͤr⸗ ſten, ſo wie oben bei dem erſten Ab⸗ ſchnitt Nr. 2. vorgeſchrieben worden. 5) Das Einblafen in die Lunge, im⸗ gleichen Tobackselyſtire ſind Hier hoͤchſt noͤthig, jedoch erſt nach vorhergeſchehe⸗ nem Aderiaffenzu verſuchen. Wie mit beiden verfahren werde, iſt in dem ern) fen Abſchnitt Ir. 4. und 5. gelehrts 67 Man Fan dem Kranken wohltier chende ftarfe Spiritus, frifchen Senf, ’ geriebenen Merrettig ic, unter die Naſe halten.“ - Hingegen twäre eg in diefem! Falle ſchaͤdlich ihm diejenigen retzenden Mittel, welche in dem erften Abfchnitte Nr. 6. befchriehen worden, indie Naſe zu blafen, oder ein Erbrechen zu beförs dern. Beides muß gänzlich unterlafs fen werden, Pu? 7) Wenn der Kranke Merkmale des Lebens von ſich giebt, fo muß man ihm Kketk 3 etwas 1627 Unterricht, durch welche Mittel ploͤtzlich Verungluͤckte, 1628 etwas warmen Thee,mit Weineffig oder wenigem Wein vermischt, Jedoch nur nach uud nach und in geringer Menge, einzuflößen bemüht ſeyn. 8) Ohne alles Bedenken fan ihm auch ein Clyſtier von Milch oder Has bergruͤtzſchleim mit wenigem Salje ger geben werden, i 9) Die weitern Genefungsmittel zu verordnen , überlaffe man dem Urzte, welcher beurtheilen wird, ob eine wies derholte Aderlaſſe nörhig oder nüglich fey, auch Unmweifung geben wird, was dem Kranken zur Erquickung gereicht werden darf, Dritter Abſchnitt. Huͤlfsmittel für Perſonen, welche von fhädlichen Dämpfen beraubt oder erftickt find. Man bat viele Beifpiele, daß ger wiſſe fchädliche Dünfte dem Menfchen alles Berwußtfeyn rauben, auch wobl gänzlich erſticken koͤnnen. Dergleichen Dünfte find unter andern in ſeit langer Zeit nich: eröfneten Gewölben, tiefen Kelleen, in Kellern worin eine Menge: gaͤhrendes Bier oder junger Wein,aud) wohl Branntewein lieget. Dabin ges böret auch der Kohlendampf, Dampf von Del: oder Tpranlampen,der Dampf vom Ofen, befonders wenn er mit Rin⸗ de oder Gerberlope geheigt wird, Ei⸗ nige von diefen Dünften betäuben nur, welches man daran erkennet, daß der Menſch zwar ohne Lebenszeichen liegt, jedoch- noch einiger Athem zu merken iſt. Die Betaͤubung iſt der erſte Grad des Erſtickens. Andere erſticken gaͤnzlich. Da iſt der Menſch voͤllig einem Todten gleich, ſchoͤpft nicht mehr Athem, bleibet ohne Gefuͤhl, wenn man ihn gleich rüͤttelt, brenner u, ſ. w. und hat mehrentheils den Mund geſperret, oft die Augen of⸗ fen, die Zungeansgeftreeftrc. In beiz den Fällen beſteht die erfle Hülfedarin, daß man einen folchen Ungluͤcklichen ſchleunigſt an die frifche Luſt bringe, und ihn von allen engen oder druͤcken⸗ den Kleidungsftücken, fo wieim zweiten — Nr. 2. gelehrt worden, be⸗ reie. Die blos Betaͤubten erholen ſich oft bald, wenn fie mit kaltem Waſſer bes fprügt, wenn ihnen fharfriechende Sa; chen unter die Naſe gehalten, oder ein Paar Prifen Toback nach und nach bes hutſam in die Nafe gebfafen werden. Iſt aber in höherem oder geringerm Grade, eine wuͤrkliche Erſtickung vors ” banden, alsdann wird mehr Bemüs bung und Zeit erfordert. Die bewaͤhr⸗ teſten und einfacheften Huͤlfsmittel in ſolchen Faͤllen, ſind kalte Luft, kal⸗ tes Waſſer, Aderlaß und Zufts einblaſen. N FRE 1) Man bringet alfo den Verun⸗ gluͤckten, welcher bereits der beſchwer⸗ lichten, Kleidungsſtuͤcke entlediget ift, entweder in einen Hof, auf die Straße, oder in einfühles Gemach, worin, um einen Zug zu erhalten, die Fenſter of⸗ fen ſeyn muͤſſen, die Witterung ſeye wie ſie wolle. Man ſetzt ihn in eine! Stellung, daß der Oberleib aufgerichs » tet ift, die Schenkel aber niederbangen, ' und feßt die Schenkel bis an die Knie, in ein lauwarmes Fußbad welches nach und nach. mehr erwaͤrmet werden kan. 2) Zugleich gieffer mamden Verun⸗ gluͤckten 1629 todtfheinende Perfonen in den meiften Fällen gereftefic. 1630 gluͤckten ganz kaltes Waſſer ins Geficht und über den ganzen Körper, und fäh- ret damit ununterbrochen, Stunden lang fort, Hievon allein bat man oft die gluͤcklichſte Würfung gefeben. 3) Wenn ein Wundarzt zu erlan: gen ift, fo wird er unvorzuͤglich eine Ader, und zwar womöglich, am Halfe öfnen. 4) Die Umſtehenden halten indeſſen dem Kranken ſcharftiechende Sachen, als Weineffigac. unter die Nafe, Gar zu flüchtige reizende Dinge, welche ein Nieſen oder Erbrechen erregen Pönten, muß man dagegen weglaffen, weil fie leicht einen ftärfern Antrieb des Blu: tes nach dem Kopfe befördern. 5) Man muß ferner ficd äußerfte Mühe geben, den gewöhnlicher Weiſe gefperreten Mund des Kranfen zu öf nen, und ihm nach dem Unterricht im erften Abſchnitte Nr. 4, unausgefeßt Luft einblafen, 6) Den trockenen Tobadselyfiren find in dieſem Falle die naffen, vornemlich mit vie: lem Eſſig vorzuziehen, oder man fan auch) dem Kranken ein anderes reizendes Einftier geben, aus einer Hand voll Rauchtoback, mit einen ftarfen Loͤffel Salz, in einem Noͤſel Waſſer gefocht. i Aeußern fich Zeichen destcheng,fo fährt man mit jener Behandlung nicht nur fort, fondern ſucht dem Kranken allmählig There, oder Waffer mit Weineffig, oder 12 Tropfen E almiaffpiritus,mit einem Löffel voll cher, beizubringen, und läßt ihn zuletzt mit Waſſer und Eſſig gurgeln. Während diefer Bemuͤ⸗ hung bringt man ihn in ein Bette, zumal wenn ein Schluckſen bemerfet wird, und überläßt das uͤbrige den Arzte. Anmerkung. Perſonen, welche vom Blitze gerührt find, können und muͤſſen nie ohne Huͤlfe ge⸗ laffen werden, da fie nicht allezeit ohne Hof: nung getödfet, fondern oft nur leblos gewor: den find. Das Begießen mit Faltem Waffer iſt, wie bei den von Kohlendampfe Erftickten, Nr. 2. einsder wichtigfien Hilfsmittel. Zus gleich werden die Glieder und Fußſohlen mit einer harten Bürfieftarfgerieben, man brins get Salmiafgeift unter die Naſe, bläfer Luft in die unge wie oben erwähnet worden, man ſucht überhaupt äußerlich fo viel zu reigen als möglich ift, verfähret übrigens anch nach ver Erholung, wie bei den vom Koplendampfe Erſtickten. Nur Fan man in diefem Falle, oder auch wenn jſemand vom KRohlendampfe erfticktift, nicht genug eilen, einen Arzt oder Wundarzt herbeisufchaffen. Dierter Abſchnitt. Huͤlfsmittel für Erfrorne. Jedermann weiß, daß Leuten, welche fich einige Zeit in firenger Kalte befinden, oft ein Gliederfriert, ja daß fie oft auch gänzlich er⸗ flarren. Im erfteren Falle ift die Eur unfehl: bar und leicht, wenn der feidende nicht damit fäumer. Am andern Falle iftdie Wiederher: fellung meiftentheils möglich, wenn die ges hörigen Mittel angewendet werden, 'und man darf.defto feltner an der Wiederbele— bungzweifeln, da ein Menſch viele Stunden erfroren feyn, und doch gerettet werden Fan. Hier iſt der Ort zum Unterricht für beide aͤll aͤlle. Daß ein Glied erfroren ſey, bemerket man daran, wenn es weiß, unempfindlich und unz beweglich ift. Wer diefes wahrnimt, bedecke und reibe den leidenden Theil mit Schnee oder Falten Waſſer, worin zerftoffenes oder zerſchabtes Eis lieget, fo lange, bis er darinnen eine Hitze und ein brennendes Jucken empfindet. Aledann find die innerlichenLehensbewegun⸗ gen wieder hergeftellet. Jedoch muß er fich nicht an einen warmen Dfen, oder an ein Feuer wagen. Voͤllig erftarrete leblos fcheis nende Perfsnen, werden auf folgende Art, in den meiften Fällen gerettet: _ 1) Man hüte fich den erfrornen Körper, in ein warmes Gemach oder Bette zu — I 1634 Unterricht, durch welche Mittel ploͤtzlich Verungluͤckte ꝛc. 1632 Dieſes wärde ihn ohne Hälfe-tödten ; viel: mebr legt man ihn an einem kalten Orte in den Schnee, und bedecket ihn damit ganz dich, dergeftalt, daß nurder Muyd und die Naſeloͤcher offen bleiben. Der Schnee wird überall feffangedrüct, und ‚wenn an diefem oder jenem Theile der Schnee zu ſchmelzen anfängt, fo leget man frifchen Schnee auf. 2) Träget ſich der Zufallin einer trockenen Kälte zu, da Fein Schnee lieget,fo mache man leinene, zwei bis dreifach zuſammen gelegte Tuͤcher, in eisfaltem Wafler, worin zerftof fenes oder gefchabtes Eis geworfen, fehr nafı und hülle damit den ganzen Körper ſo ein, tie es in der vorhergehenden Nummer bes fehrieben worden, trage aus) Sorgen daß wenn ein Fleck trockener, als die übrigen zu werden ſcheinet, die Stelle ſogleich mit fri— fchen Tuͤchern umhuͤllet werde. Daß man die Zücher, wenn auch Feine Wärfung gemerfet wird , Öfterg von neuem eintauchen muͤſſe, verſtehet fi) von ſelbſt. 3) Mit beiderlei in den vorftchenden Nummern angerathenen Mitteln , fähret man nach Befchaffenbeit der Umftände fort, bis der Erftarrete völlige Merfniale des Le— bens von ſich giebt. 4) Hat man es fo weit geßracht , fo trock⸗ ne man ihn mit gewärmten Tüchern und bringe ihn in ein gewärmtes Bette, Doc) muß diefes in einem Falten Gemache ſtehen. Man gebe ihm auch, fobald er vermögen ift zu fhlucen, almäplig eine Schaale Thee, welcher mit wenigem Weine oder etwas Eſ⸗ fig vermiſcht ift. $) Erfrorne Perfonen, wenn fie ſich ſchon erholt haben find noch immer einem Schlag: finffe, oder andern uͤbeln Zufällen ausgefegt; um diefes zu verhuͤten, maß man während der erften Hülfsleiftung einen Wundarzt her: beifchaffen, damit nad) der Erholung bald eine Ader gedfnet werden koͤnne. Auch ift alsdenn ein Pulver fehr wuͤrkſam, welches aus gersinigtem Salpeter, vitriolifirtem Weinftein, oder an deffen Stelle Diaphore⸗ tiſchem Autimonium, von jeden 8 Gran, und ı Sran Kampfer beitebet. Hiervon Fan man den Kranfen, wenn er anfängt fich zu erholen, alle drei Stunden, etwa eine Mefr ſerſpitze voll geben, j | i6 6) Im Fortgange der Befferung wird der Kranke mit Suppen und leichten Speifen ges pfleget,auch Fan das Gemach, worin er liegek, nad) und nach gewaͤrmet werden. 7)Solte nach der Erholung noch ein ein⸗ seines Glied fuͤhllos bleiben,» fo wird. es ſo lange mit Schnee oder genetzten Tuͤchern nach der Vorſchrift Pr. ĩ. und 2. bededft. DAllen weitern Rath, ſuche man beidem Arzte, welcher auch Die eigentliche Nacheur beſorgen wird. ‚HI jemand im Winter ertrunfen, und wird unter dem Eifeherausgeholet, fo ift er nicht leicht zugleich erfroren, fondern muß wie. ein Ertrunfener behandelt werden; «8 wäre denn, daß manaus der Steifigkeit und Härte des Körpers, das Gegenteil vermu— thete; in dieſem Falle wäre-erft die bei Er— frornen vorgeſchriebene Huͤlfe zu leiften, und alsdenn erft almählig die bei Erfrunfenen befhriebene anwendbar. i Anmerfung. Wer ſich der Kälte ausfegen muß, wird aufs dringendfte getvarnet, ſich hitziger Ger tränfe, befonders des Brannteweins, gu ent: halten, fonft ſetzt er fich der Gefahr aus, von einer unüberwindlichen Neigungzum Schlas fe, überfallen zu werden, und alsdenn im Schlafe umzukommen. Auch ohne jene hitzi⸗ gen Setränfe muß man ſich in firenger Kälte niedem Schlafeüberlafjen, fondern fich, um ihn zu verhüten, fo angenehm er auch ſchei— nen mödgte, Bewegungen zu machen juchen, Sicherer iſt e8, wenn dergleichen Perfos nen warmes, uͤberall zu habendes Bier, mit etwas Ingwer zur Erwärmung zu ſich nehmen. . TEEN EEE 1633 WW. 1634 Hamnovcriihes Magazin. 103% Montag, den 2zfen December 1780. Stüd, Leber die ruſſiſchen Aſſembleen. (Aus dem London Chronicle’for. 1780.) 18 Catharine Alexowna Kaife: tin ven Rußland wurde, lebte das Frauenzinmer in einer wahren Sefangenfchaft; aber fie uns ternahm es, vermifchte Affembleen ein: zuführen, fo mie folches in andern Ländern von Europa üblich iſt. Sie veränderte den Damehpnß, in: dem fie die englifchen Moden einführte. - um befand fich Basruffifche Frau: enzimmer nicht mehr in befondern Zim⸗ mern eingeferfert, fondern es befam Umgang, legte gegenfeitige Befuche ab, und nahm an allen Sefellfchaften Theil. Weil aber die in diefer Rücklicht abaefaßte Gefeße, ein rohes ungefitte: tes Volk zum Gegenftande hatten, fo ift es unterhaltend genug, die Art und Weiſe ihrer Abfaſſung näher Fennen zu lernen. Affembleen waren ihnen gänzlich un; befant, deswegen begnügte fih auch die Kaiferin blos damit, daß fie Biefel: ben bei ihnen einführte, denn fie fand es unmöglich, ſie auch zugleich gefitte: tet zu machen. Es wurde daher eine fih für ihre Erziehung paffende Verordnung pubs licirt, die wir unfern Leſern, weil fie eine Seltenheit iſt, mittheilen wollen, 1) Derjenige in deffen Haufe die Affemblee gehalten werden foll, iſt vew bunden, folches durch einen ausger bängten Anfündigungszettel, oder durch eine andere Öffentliche Befantmachung in den Anzeigen, den Perfonen beiders lei Gefchlechrs befant zu machen. 2) Die Aſſemblee fol erft Nachmit: tags um vier oder fünf Uhr eröfner twerden, und nicht länger dauren, bis des Rachts um zehn Uhr. 3) Der Hausherr braucht feinen Gäften nicht entgegen zu geben , er iſt auch nicht ſchuldig, fie beim Weggeheh zu begleiten, oder. ihnen Gefellfchaft zu leiften; aber, ob er gleich hiervon. frei ift, fo muß er doch für Stuͤhle, Lichter und Lqueurs forgen, und hbers haupt alle übrigen Nothwendigkeiten, welche Die Geſellſchaft fordere, anfchaf; fen; imgleihen muß er fie auch mit Karten, Würfeln, und allem was zum Spiel gehört, verſehen. / gu 4) zum 1635 4) Zum Kommen oder Weggehen, foll feine beftimte Stunde feftgefeßt feyn; es ift ſchon hinlaͤnglich, wenn Jemand nur in der Aſſemblee erfcheinet. 5) Ein jeder hat die Freiheit ſich zu fegen, herum zu geben, oderzufpielen, fo wie er Vergnügen daran findet ; auch foll ipn Niemand daran hindern, oder fich über das was er vornimt aufs halten, bei Strafe den großen Adler*) auszuteinfen (ein halbes Quartier Brantewein.). Imgleichen iftes fchon hinlaͤnglich, wenn man die Gefellfchaft nur beim Hereinfommen oder beim Weggehen grüffer. 6) Standesperfonen, Adeliche, Stabsöfficiere, Baufleute und Rrämer, angefehene Handwerker, befonders Zimmerleute und Leute die bei der Canzlei gebraucht werden, dürfen in den Affembleen erfcheinen, fo wie auch deren Frauen und Kinder, 7) Den Bedienten, jedoch) die vom Kaufe ausgenommen, foll ein befonde: Ueber die ruffifchen Affembleen. 1636 rer Ort angewiefen twerden, damit man in den Zimmern, die zur Affen: blee beſtimmet find, Raum genug babe. 8) Frauenzimmer follen fich unter feinerlei Vorwande betrinfen, und Mannsperfonen follen vor neun Uhr nicht betrunfen ſeyn. 9) Damen, die Pfand: Frage. Com⸗ mandirfpiele u. ſ. m. fpielen, follen nicht zu viel färmen, oder zu ausgelafs fen ſeyn; Leine Manneperfon fol mit Gewalt einen Kuß rauben, und Mies mand foll bei Strafe fünftiger Auss fhlieffung einem Srauenzimmer in der Affemblee Schläge anbieten. So lauten die. bei diefer Gelegen: heit abgefaßte Statuten, welche dem äufferlichen nach ein lächerliches und fatprifches Anfepn haben. Aber jedes tand wird nur nach und nach geſittet, und diefe Verordnungen gleichen der Erziehung, die man einem bäurifchen ungehobelten, jedoch nicht bösartigen ehrlichen Menfchen giebt. *) Ein Trinkgefaͤß in Geſtalt eines Adlers. Hannover. G. F. Wehrs. Naturgeſchichte des Kranichs. (Aus Dr. Goldſmith's, und andern Werken uͤber die Naturhiſtorie geſammelt.) er Fortgang der Natur von einer Klaſſe der Geſchoͤpfe zur andern bat feine langſamen und faft unmerk⸗ lihen Grade. Sie hat die Wälder und Gefilde mit einer Menge ber ſchoͤnſten Vögel bevölfert; und, um Peine Gegend ihres fo ausgebreiteten Gebietes unbewohnt zu laſſen, hat fie auch das Waſſer mit feinen befiederten Bewohnern verfeben, Eben fo ſorg⸗ fältig bat fie auch_den Beduͤrfniſſen ihrer Thiere in dieſem Element abzur helfen gefucht, als fie es in Anfebung andrer Thiere gethan bat. —* bat arin 1637 darin eben fo viel Vorſicht bemwiefen, daß fie die Waffervögel gefchickt zum Schwimmen nıachte, als darin , daß fie den Landvoͤgeln die Fähigkeit um Fliegen ertheilte. Sie bar die Federn der erflern mit einem natürlichen Del verfeben, und die Klauen und Ze⸗ ben ihrer Proten mir einem häutigen Gewebe verbunden. Hiedurch haben fie zugteich mehr Sicherheit, und Kraft fich zu b wegen, erhalten. Allein , zwifchen den beiden Klaffen der Landvoͤgel, die das Waffer meiden, undver Waſſervoͤgel, die zum Schwim; men und zum Aufenthalt im Waſſer gemacht ſind, hat ſie eine ſehr zahlrei⸗ che Schaar von Voͤgeln hervorge: bracht, die eine Art von Mittelnatur an ſich zu haben ſcheinen, und, mit geſpaltenen Klauen dem Anſchein nach beſtimt ſind, auf dem Lande zu leben, zugleich aber durch ihre natuͤrlichen Nahrungstriebe gereizt werden, ſich vornemlich zum Waſſer zu halten. Dieſe fan man eigentlich weder fand: noch Wafferoögel nennen, indem fie allen ihren Unterhalt in wäfferichten Gegenden finden, und doch nicht im Stande find, ihn in dem tiefen Wafı fer felbft zu fuchen, wo man ihn oft im größten Ueberfluß antrift. Diefe Klaffe von Vögeln, vom Ge: ſchlecht der Kraniche, unterfcheider fich von andern mehr durch ihre Nah: zungstriebe, als durch ihre Bildung. Und Boch ſcheinen fie auch in diefer Abficht von der Natur hinlänglich ge: nug ausgefondert zu feyn, indem fie gern an waſſerreichen Dertern leben, Naturgefhichte des Kraniche.” 1638 und doch nicht im Waſſer ſchwimmen koͤnnen, folglich meiftentheils lange Beine haben, mit welchen fie im ſeich⸗ ten Waffer waren, oder lange Schn& bel, womit fie ins Waffer hinein reis chen können, Man fan jeden Vogel diefer Arr, der fich gern in fumpfichten Gegenden aufhält, entweder an der Länge feiner Beine kennen, oder wenigfiens an der hornartigen Oberfläche derfelben. Die meiften Vögel diefer Art haben auch bis an die Hälfte ihrer Beine Feine Federn; alle find wenigftens über der Kuiebeugung federlos. Weil fie lan: ge daran gewoͤhnt find, im Waffer zu waren, und ihre Beine beftändig im Waſſer zu haben, fo koͤnnen an diefen heilen feine Federn wachen; und daher ift ein ſebr großer Unterfchied zwifchen dem ‘Bein eines Kraniche, der faſt bis an den Leib hinan Feine Federn bat, und eines Falken, der beis nabe bis an die Klauen hinunter be fiedert ift. Auch der Schnabel hat bei den mei⸗ ften Vögeln diefer Arc etwas befons ders. Er ift überhaupt länger, als der Schnabel andrer Bögel, und bei einigen an jeder Seite zierlich ausges bölt; dabei har er vorn in der Spiße eine ungemeine Empfindlichkeit, um defto beſſer ihr Futter auf dem Grun⸗ de der Suͤmpfe zu fühlen, wo fie es nicht fehen koͤnnen. Einige Voͤgel dies fer Are haben lange Beine zum War ten, lange Hälfe zum Niederbücken, lange Schnäbel zum Auffuchen , und nervichte Schnabelfpigen zum Fühlen, sul 2 Ans 1639 Naturgefchichte Andere find nicht fo reichlich mit dem allen verfehen. Einige haben nemlich lange Schuäbel, aber nicht ſehr lange Beine; und andere haben fange Häl: fe, aber ſehr kurze Beine. Es iſt in: def eine Regel, die überall zutrift, daß allemal, wenn die Beine eines Vo: gels lang find, der Hals gleichfalls verhältnißmäßig lang iſt. Es märe in der That ein unerfeßlicher Mangel in der Bildung eines Vogels, wenn er durch hohe Stelzen über fein Fur: ter erhaben, und doc) mit feinem Werß; zeuge, es abzureichen, verfehen wäre, Es finder fich ein außerordentlicher Umftand in den vwerfchiedenen Nach: richten, die wir von der Geftalt und Größe des Kraniche haben. Wil- lougbbp und Pennanr beichrieben ibn, daß er zwiſchen fuͤnf und ſechs Fuß, vom Kopf bis zum Schwanze lang fey. Andere Befchreibungen fa: gen, er fen über fünf Fuß hoch, und andere, er fen von Menfchenlänge, Ein Vogel, deffen Leib nicht gröker ift, als der teib eines welfchen Huhns, und von demdurchgängia geſagt wird, er wiege nicht über zehn Pfund, kan "wohl faum fürfo groß, als ein Storch, angenommen werden, Briſſon ſcheint indeß dieſem Boget frin wahres Maaß zu geben, wenn er ihn als etwas Plei ner befchreibt, als den braunen Storch, ungefähr drei Fuß hoch, und etwa vier Fuß vom Kopfe bis zum Schweif. Es ift ein langer ſchwaͤchlicher Bo: gel, mit langem HJalfe und langen Beinen. Ganz oben ift der Kopf mit Fraufen ſchwarzen Federn bedeckt, und * des Kranichs hinten iſt er kahl und roth. Hienurch unterſcheidet ſich der Kramich zur Gnuͤ— ge von dem Storch, dem er ſonſt an Groͤße und Geſtalt ſehr nahe koͤmt. Sen Gefieder iſt gewoͤhnlich von aſch⸗ grauer Farbe; und über den Schwin⸗ gen jedes Flügels find zwei ftarke Fer derbuͤſche. Un den Enden find-fie aanz fein gefräufele, und der Vogel Ban fie nach Gefallen aufbeben und nieder: drücken. Gesner fagt, man habe zu feiner Zeir dieſe Federn gewöhnlich in Gold gefaßt, und als einen Zier⸗ rath auf den Muͤtzen getragen. Dies ift die Größe und Geſtalt eis nes Vogels, von weichem fich ſowohl in alten als neuern Zeiten, mehr az bein, als von irgend einem andern, verbreitet haben. Es ift ein Vogel, mit welchen alle alte Schrififteller ber Pant find, und bei deſſen Beſchreibung fie fat immer Phantafie und Gefchich: te vermengt haben. Don der Politik der Kraniche, fagen fie, koͤnnen wir ein Ideal des vollkommenſten menfch; lichen Staats entlehnen; von ihrer zärtlichen Liebe gegen ihre abgelebten Eitern ſolten wir kindliche Zärtlichkeit lernen; vornemlich aber fönten wir von ihrer Art, mit den Athiepifchen Pigmäen zu fämpfen, unfre Grund⸗ fäßein der Krieasfunft hernehmen. Zur Zeit des Altertbums kam die Maturs gefchichte blos in die Hände der Dich⸗ ter, deren Pflicht es mit fich bringe, alles zu verfchönern ; als in der Folge kaltbluͤtigere Männer fich mit diefer angenehmen Wiffenfchaft befchäftigtem, mußten fie die Nachrichten fo annebs men, 1640 1641 Nakurgeſchichte men, mie fie dieſelben fanden; und in dem gedenwärtigen Salle kam Fabel, mie Wahrheit untermengt, auf Die Nachwelt, In dieſen Erzaͤblungen ift folglich vieles durch die Einbildungskraft bins zugeſetzt. Der Keanich ijt unftreitig ein ſehr gefelliger Bogel, und man finder ihm felten allein. Gemeiniglich fliegen oder fißen ſie fehaarenmeife, ganzer fünfzig oder ſechzig, beiſam⸗ men, und während daß eimige darum: ter ihr Futter ſuchen, ſtehen die uͤbri— gen wie Schildwachen auf der Hut. Die Zabel, daß fie ihre beiabrten El: ‘tern ernähren, ift von ihrer genauen ehetichen Liebe entflanden, und, was ihr Gefechte mir den Pigmaͤen betrift, fd ift es wahrfcheinlih, daß fie ich berzbaft ven Aufaͤllen der Affen wider: feßt haben, wenn fie ihre efter pluͤn⸗ deren wolten, Denn, da der Kranich von Pflanzen lebt, fo ift er bier ver: muthlich niemals der angreifende Theil. So viel hat indeß ſeine Richtigkeit, daß der Kranich ein Zugvogel iſt, den man in jedem europaͤiſchen Lande, nur nicht in England fennt. Es giebt Eei: ne Weltgegend, ſagt Belonius, wo die Felder angebaut find, wohin der Kranich nicht fäme, um von der Ern; te feinen Antheit zu holen. Als Zug: voael kommen und verfchwinden fie regelmäßig zu denen Jahrszeiten, in welchen fie Kutter zu finden hoffen. Ueberbaupt verlaffen fie Europa gegen. den Ausgang des. Herbftes , und keh— ren zu Anfang des Sommers mwirder zurück, Auf diefen Wanderungen flie des Kraniche, ı642 gen ſie indeß nicht beftändig weiter fort; ſondern, wenn fieuntermeges ein Korn: fr!d finden, fo machen fie Halte, um fich daran zu weiden, Bei deraleichen Gelegenheiten thun fie unglaudtichen Schaden, vornemlich in der Nacht; und der Landmann, der fich im frober Ermartung niederlegt, ſteht dann am Morgen auf, und fieht feine Felder gänzlich Durch einen Feind verwürtet, der zu eiligentfommen Fan, als daß er ibn noch mit feiner Rache einzuholen vermögend wäre, England ift gegenwärtig von ihrem Befuchen frei; ob fie gleich ehedem in diefem Sande befant waren, und wer gen der Schmackbaftigfeit ihres Flei⸗ ſches fehr gefhägt wurden. Es ſtand fogar eineStrafe auf die Bernichtung ihrer Eyer. Itzt aber verlieren fie ich niemals fo weit von ihrem Wege. Land⸗ bau und Bevölkerung geben immer Hand in Hand; und wenn ihnen gleich die Felder in England größern Leber: fluß darbieten, fo find fie doch auch zugleich dergeftalt bewacht, daß diefe Vögel die Gefahr größer finden, als den Genuß; und wahrſcheinlich befin⸗ det man fich beſſer bei ihrer Abweſen⸗ beit, als bei ihrer Geſellſchaft. So wohlfchmeckend ihr Fteifch auch ehedem geweſen feyn mag, da man, wie Plu⸗ tarch erzählt, Kraniche zu Blenden und im Käftche zur ſetzen pfleate, mm fie für die Tafeln der vornehmen Nös mer zu mäften, oder da fie in England für die Tafeln des Adels greß gemacht, und mit Kraufemünge und Raute ger ſtopft wurden; fo halt man fie doch title z itzt 1643 ige in ganz Europa für ein elendes Eſ⸗ fen. Das Fleisch iſt fehnicht und rocken, es gehört viel Zubereitung da: gu, um es ſchmackhaft zu machen; amd felöft dann noch fchieft es fich blos für den Magen flarfer arbeitſamer Leute. Die kalte Gegend am Nordpol ſcheint der gewöhnliche Aufenchalt die: fes Vogels zu ſeyn. Sie fonnen in die füdlichen Gegenden von Europa nur mehr zum Beſuch, als zum be ſtaͤndigen Aufenthalt. Die Züge der Srammerswögel oder der Droſſeln ſind augenfiheinfich, und bekaut; fie gie: ben nordwärts oder ſuͤdwaͤrts nach ei: wem gleichen Striche. Aber ganz an ders verhält ſichs mir dem Kranich; er bringe den Herbft in Europa zu; Dann fliegt er davon, vermuthlich nach einer füdlichen Gegend, um dort ei; nen Theil des Winters hinzubringen; Eehre im Fruͤhjahr nach Europa zu: rück; kreuzt im Sommer hinüber. nach Herden; und komt dann wieder her: unter, um im Herbft auf unfern vol: len Feldern Bermüflungen anzurichten, Es ift zum Erftaunen, wie hoch fie auf diefen Reifen fliegen. Ihr Brfchrei ift von allen Bögeln das lau: gefte, und man hört es oft in den olfen, wenn man gleich den Vogel ſelbſt nicht fehen fan. Da er feiner Bildung nad) leicht ift, und feine Fluͤ— gel weit ausfpreiter, fo iſt er im Stan, de fich in der größten Höhe zu balten; und wie er feine Sicherheit dadurch befördert, daß ibhn der Menſch nicht zu erreichen im Stande iſt, fo fliegt Naturgefhichte des Kranichs. 1644 er auch fo hoch und flarf, daß jeder andre Vogel bald ermuͤden würde, der ihn einzuholen dächte, Wenn fie indeß gleich auf diefen Luftreiſen oft felbft unfichtbar find, fo koͤnnen fir dennoch jeden Gegenſtand, der unter ihnen ift, durch ihr Geficht fehr genau unterfcheiden, Gielenfen und regieren ihren Flug durchs Ge: ſchrei, und fliegen weiter oder hernie⸗ der, wenn fich ihnen eine bequeme Ger legenbeit zum Raube darbietet. Ihr Gefchrei ift, ‚wie gefagt, von allem Vogelgeſchrei das ſtaͤrkſte; und der eigenthuͤmliche ſchmetternde Klang defs ſelben entſteht von der außerordentli— chen Laͤnge und Krümmung der Luft: töpre. Bei vierfüßigen Thieren ift die Luftroͤhre kurz, und die Knorpel oder Sehnen, die zur Stimme beitras gen, ſiad an den Ende derfelben, das nach dem Maule zugeht: bei Waflers vögeln ift die Luftroͤhre länger, und die Korpel, woraus die Stimme ents ftebe, find an dem Ende, das unten nach dem Bauche zugeht. Deswegen baben fie weit hellere Stimmen, nach Verhaͤltniß ihrer Größe, als alle ans dern Thiere; denn der unten entflands ne Ton wird durch alle Ringe ver Luft⸗ roͤhre fo lange zurückgehalten, bis er die Luft erreicht. Das Gefchrei, wel ches dieſer Vogel dadurd) hervorzu⸗ bringen vermag, uͤbertaͤubt einen faft ganz, wenn man ibm nahe ifl; es thut aber vorzüglich dem Thiere felbft große Dienfte. Denn, wenn die Kra⸗ niche beim Furtern , welches ſie gemei⸗ niglich ganz in der Stile ıpun, von irgend ' 1645 irgend einer Seite angegriffen werden, fo pflege allemal derjenige unter ihnen, der die Gefahr zuerft wahrnimt, Lärs men zu machen, und ſogleich machen fih alle in größter Eite auf die Flügel. Weil ihnen das Yuffliegen etwas Schwer wird, fo find fie ſehr fchen, und laſſen den Vogelfteller felten ihnen nabe kommen. Ihre Berbeerungen der Felder gefchehen gewoͤhnlich tief in der Nacht; dann fommen fie auf ein Kornfeld, und treten und ftampfen es Bergeftalt zu Boden, als ob ein gan⸗ zes Regiment Soldaten darüber gegans gen wäre. Ein andermal wählen fie irgend eine große ſumpfigte Gegend, wo fie fich den ganzen Tag bei einan: der binftellen, als ob fie fi berath⸗ fhlagten; und da fie bier Fein Korn finden, welches ihr liebftes Futter ift, fo waten fie im Sumpf herum, und fuchen Snfeften uud andre Nah: rung, die fie mit weniger Gefahr er: halten koͤnnen. Korn iſt ihre liebſte Speiſe; indeß koͤmt ihnen auch faſt kein andres Nah⸗ rungsmittel ungelegen. Redi, der einige Kraͤniche oͤfnete, fand den Ma— gen des einen voll von dem Kraute Dandelion; der Magen eines andern war voller Bohnen; ein britter hatte eine große Menge Klee im Magen; wei andre eine Menge Erdwürner und Käfer; bei einigen fand er Ei: dechfen und Seefiſche; Bei andern Schrecken, Gras und Kiefel, die fie vielleicht als Arzneimittel verſchluckt hatten. Naturgeſchichte des Kranichs. 1646 Ueberhaupt iſt ber Kranich ein fried⸗ ſamer Vogel, und, ſo groß er auch iſt, ſo kan ihn doch ein kleiner Falk oft verfolgen und uͤberwaͤltigen. Bei der Falkenjagd pflegt man verſchiedne Falken zuſammen nach ihm fliegen zu laſſen; der Kranich ſucht ihnen dann dadurch auszuweichen, daß er immer gerade in die Höhe fliegt, bis die Luft zu dünne wird, um ihn länger zu tras gen. Der Falk leiſtet ihm indeß im⸗ mer Geſellſchaft; und, ob er gleich die duͤnnere Luft nicht fo gut vertragen Fan, fo fliegt er doch fehneller, und behält dadurch die Oberhand, Sie fliegen oft beide fo hoch, daß man fie nicht mehr ſieht; aber bald hernach taumeln fie beide herunter, mit großer Heftigkeit von Seiten des Falfen, und einem lauten Gefchrei von Seiten des Kraniche. Wenn er nun fo aufs äufs ferfte gebracht ift, und nicht mehr flies gen fan, fo wirft das arme Thier fich auf den Rücken, und wertheidigt ſich in diefer tage noch fo lange aus allen Kräften, bis der Jaͤger komt, und den Kampf ein Ende macht, Ehedem hatte man die grauſame Gewohnheit, Kraniche dazu groß zu machen, um fie auf diefe Weife zu begen, und man nahm in der Abſicht oft die Jungen aus dem Neſte. Les brigeng läße fich diefer Vogel leicht zahm machen, und bat, nach dem Albertus Magnus, gegen die Mens fchen fehr viel Zuneigung. Und doc tar diefe Eigenfchaft an ihm nicht hinreichend, ihm zu retten, daß er nicht das Opfer ihrer wilden Ergößlichfeis ten 1647 Naturgeſchichte ten wurde Das Weibchen, wel ches fich von dem Männchen leicht un: terfcheiden läßt, weil es nicht, mie dieſes, hinten kahl ift, legt niemals mehr als zwei Eyer zur Zeit, die mie Gaͤnſeeyer ausfehen, aber blänlicht find. Die Jungen lernen ſehr bald fliegen, und dann laſſen die Alten fie für ſich felbft forgen; vorher aber bringen fie fie nach den Dertern, wo fie am leichteften ihre Nahrung finden 5 und fo large fienoch unbefchwingt find, laufen fie mie folcher Gefchwindigfeit, daß ein Menſch ſie nicht leicht ei bo: len fan. Aldrovandi erwähnt es als einen Beweis ihres fangen Lebens, daf einer feiner Freunde einen zahmen Kranich über vierzig Jahr gehabt babe. Der gemeine Diann ift bis auf den # des Rranichs, 1648 heutigen Tag in allen Ländern ſehr liebreich und mitleidig aegen die Kraz niche gefinnt. Vielleicht find daran ‚noch die alten günfligen Vorurtheile für diefen Vogel Schuld, In eini— gen tändern ſieht man es fiir ein fchreck: liches Verbrechen an, einen Kranich ums Leben zu bringen; und wenn gleich die Geſetze es nicht beſtrafen, ſo pflegt doch das gemeine Volk dieſe Beleidi⸗ gung zu rächen. Es haͤlt den Kra— nich gewiſſermaßen für den Propheten der Jahrszeit; nach feiner Ankunft oder ffinem Ausbleiben richtet man ſich in den Öefchäften der Landwirthſchaft. Koͤmt er fruͤh im Jahr, fo erwartet man einen fruchtbaren Sommer; bleibt er mit feinem Befuche lange aus, jo ſchickt man fi auf ein Lee NER Sräbjatt, Mittel, um das fauerwerden des Bierg zu verhuͤten. 1 m diefem Uebel, welches der Land: mann hauptfächlich in der Ernte: zeit öfters empfinden muß, abzubelfen, it in dem Leipziger Jutelligenzblatt vom Jahr 1764 Seite 158. folgen: des Präfervativmittel beim Braunbier vorgeſchrieben; wenn man zu der Zeit, wenn in der Pfanne der Hopfen ans fängt zu fieden und die widrige Bit: terkeit verlieret,, Dagegen aber eine an: genehme Bitterkeit erhält, Purz vor dem zu oder volfüllen der Pfanne, eis ne Kugel weißes reines Fichtenharz, und zwar ſo groß, daß man felbige zwi⸗ fen beide Hände faſſen fan, nint, folche ſodann zerſtuͤcket, und ſtuͤckweiſe in der Pfanne herum wirft, und wohl umrührt, fo wird das Bier, welches nicht den geringſten harzigen Geſchmack davon annimt, dadurch dergeſtalt präs ferviret, daß es niemals einen fänerli: chen Geſchmack befomt, viel weniger ganz fauer wird. Die Probeift bereite öfters gemacht, und vol fommen richtig befinden: man bat fo gar, eine Kanne felchen Biers tiber vierzehn Tage auf dem beften Ef figftocf, und auf dem warmen Ofen ftehen faffen, ohne die mindefte Säure bei dem Biere zu verſpuͤren. 1649 1659 Hannovcriſches Magazin. 104° Stuͤck. Freitag, den 29ten December 1780. Bemerkungen uͤber die Behandlung des Schmiede⸗Eiſens im Feuer. as Eiſen iſt zwar eines der $ firengflüßigften Metalle, und erfordert zum Schmelzen eis nen großen Grad der Hige Es wird aber dem ohngeachtet ſchon von einem Grade des Feuers in fei- nen Beftandtheilen angegriffen und verändert, der noch nicht hinreichend ift, feine ganze Maffe in Fluß zu brin⸗ gen. Dieſes erfahren die Schmiede täglich, wenn fie auf Schmieder oder Stabeifen fogenannte Schweißhigen machen, welches von ihnen in der Ab: ficht geſchiehet, entweder zwei Stücke Eifen zufammen zu fügen, oder un: ganzes, das ift zerborftenes oder ger fpaltetes Eifen ganz zu machen. Dei dem Schweißen. des Eifens wird die Hitze in der Schmiebdeeffe durch das Gebläfe und Zuſammenhal⸗ ten der Kohlen fo weit vermehrt , daß das darin gehaltene Eifen nahe vor dem Schmelzen ift, und auf feiner Oberfläche auch ſchon zu ſchmelzen an; aͤngt. erden zwei in diefem Zuftande befindliche Stücke Eifen zufammenges bracht, und mit dem Hammer zuſam⸗ men gefchlagen, fo gefchieber eine Bers einigung der auf den Oberflächen im Schmelzen feyenden Theile, und die beiden Stücke Eifen fcheinen mit ihren Beftandeheilen zufammen zu hängen. Es wird aber an diefen geſchweiß⸗ ten Stellen jedesmal ein merklicher Abgang des theils verdünfteten, theils ſich verfchlackten Eifens bemerkt. Bei diefer in den Merfftätten dee Schmiede ohne Unterlaß vorfallenden Procedur, komt aber noch ein Ums fand vor, der befonders Aufmerkfans feit verdienet, weil er auf die Güte des Eifens einen großen Einfluß hat, und auf den die mehreften Schmiede, und befonders diejenigen, die ihr Hands were fo ganz ohne alles Nachdenken treiben, nicht genugfam achten. Es ift diefer, daß das einem Schweißfeuer ausgefegte Eifen felbft in feinen innerm Beſtandtheilen angegriffen, locker ges macht, und der Zufammenbang feiner Theile mehr wie vorher getrennt wird, Aus dem was fich beidem Schweiſ⸗ ſen des Eiſens eraͤugnet, muß man ſo Mmmmm gar ‘3651 gar fehließen, daß eine würfliche Ber: dünftung der Eifentheile vorgebe, denn Die von dem erhißten Eifen auffteigen: de Funken, fo’ wie Sterne funfeln, und als Kennzeichen des Schweißens genommen werden, find nichtsanders, als fich zerftreuende Eifenpartifeln, Kurz ein der Schweißhiße ausge ſetztes Eifen, verliere allemal den dich; . ten Zuſammenhang feiner Theile, und diefes mehr oder weniger, je nachdem es kurz oder lang der Heftigfeit des Feuers ausgefeßt geweſen iſt. Da nun ferner alles Schmiedeeiſen die Eigenſchaft an ſich hat, daß es beim Erkalten nicht wie andere zum Schmel⸗ zen gebrachte Metalle von felbft in feinen vorherigen dichten Zuftand zu: rück tritt, fo zeigt auch die Erfahrung amd jeder Verfuch, daß ein auf obige Weiſe jtarf erhitzt geweſenes Eifen, wenn es ohne alle weitere Behandlung mit dem Hammer erkaltet, bruͤchig, ſproͤde, und folglich untauglich gewor⸗ den iſt. Der Bruch und das ſogenannte Korn, eines ſolchergeſtalt verbrannten Eiſens iſt ſo grob, und dergeſtalt von dem vorher gehabten verſchieden, daß man kaum glauben folte, es fen diefel: de Gattung. Man büte fich aber bier: aus die Folge zu ziehen, daß diefes Eifen alfo nichts tauge, Mein, es fehlet demfelben weiter nichts, als.die Bearbeitung mit dem Hammer, der die gehörige Schwere hat. Jetzt komme ich auf den Punkt, der nie von den Schmieden aus der Acht gelaffen werden muß, und. der Bemerkungen über die Behandlung 1652 in dem durch mannigfaltige Verfuche beftätigten Erfabrungsfaße beſtehet: Daß alles Schmiedeeifen, welches einen heftigen Feuer ausgefeßt ge⸗ wegen ift, und ſich folglich ausdehs net und locker gemacht befindet, bins wieder durch, wiederholte Schläge eines genugfam ſchweren Hammers während daß es noch ſtark roth⸗ glühend ift, auf dem Amboße zu: ſammen gefchlagen und gepreft erden müffe. Geſchiehet diefes gehörig, fo wird das Eiſen wieder fo dichte, zähe und zufammenbängend tie zuvor, ja Zus weilen noch beſſer, weil Durch das ges börige Ausſchmieden und Ausbaͤm⸗ mern, das im fchlechten Eifen fich fins dende fchlacfenartige Weſen herausger trieben wird, Geſchiehet es aber nicht, fo findet fih das Eifen in dem Zuflande, den die Schmiede verbrannt, oder verlaus fet, nennen. - Man fan aber ein folches verbranns tes Eifen auch noch nachher wieder völlig, zäbe und gut machen, wenn man nemlich daffelbe bis zum Rothgluͤhen erhißet, und es alsdenn süchtig auss bänmert. Diefes werben vielleicht nicht alle Schmiede einräumen wollen, weil fie es nie verfucht haben. Es ift aber durch wiederholte Verſuche außer als lem Zweifel. Aus dem vorangeſuͤhrten, welches ſich ebenfalls auf lauter gemachte Ver⸗ ſuche gruͤndet, erſcheinet, daß bei Ver⸗ fertigung von Schmiedearbeit, wo 4 au 3653 auf ein zaͤhes und ftarfes Eifen an: Font, wie zum Beifpiel an Wagen: befchlägen, von den Schmieden in dem Stouͤcke vorfihig verfahren werden müffe, daß fie nicht Stellen an den Eifen heftigee Hige des Feuers aus: feßen, ohne diefe Stellen nachher roth: gluͤhend mit genugfam ſchweren Haͤm⸗ mern auszuſchmieden. Eine ſolche ſtark oder öfters und lange erhitzt ge: wefene aber ungehämmert geblicbene Stelle wird alsdenn wie Glas zer: brechen. Beſtehet der Befchlag aus dicken Stufen, wie z. E. die Wagenhälfe, eiferne Uren, und dergleichen, fo gehoͤ⸗ tet zu deren Ausſchmiedung fchon ein ſehr ſchwerer Hammer, denn es ift bei einem erhißten Eiſen, wie oben anges merket ift, nothwendig, daß deffen Theile Durch den Hammer zuſammen gepreßt werden. Nun würde aber ein leichter Ham: mer, ber nicht ſchwerer ift, wie-der auszufchmiedende Theil des Eifens, von ihm nach den Gefegen der Bewe⸗ gung eben fo ftarf zurückgeftoßen wer⸗ den, und folglich der Schlag in die innern Theile des Eifens nicht deins gen, fondeen höchfiens auf der Ober: fläche eine dünne dichte Krufte hervor: bringen. Mit diefer Theorie ſtimmet auch die Erfahrung völlig überein, denn wenn dergleichen fehlerhaft ge fchmiedete dicke Stücken Eifen brechen, fo findet man die äußere Krufte zäbe, und den inneren Kern brüchig. Bei MWagenbefchlägen, oder fonftigem Mo; delleifen, wo ſehr auf die äußere gute des Schmiede Eiſens im Feuer. 1654 Form gefehen wird, Pan der obige Feh⸗ ler gar Teicht eintreten, denn da dere gleichen Eifen, um ihm die gehörige Form zu geben, und es paffend zu ma⸗ hen, öfters im das Feuer gebracht wird, fo Fan es fich gar leicht eräugs nen, daß eine Stelle, die fchon ihre äußere Form und ihre gemeffene Dicke bat, ſtark erhißt wird, ohne wieder bes bammert werden zu dürfen, weil fie dadurd dünner werden wuͤrde, und folglich wird fie alsdenn wuͤrklich vers brannt, Die Erfahrung lehret auch, daß ein mittelmäßig ftarfes aber lang anhal⸗ tendes, oder oft mwiederholtes Feuer das Eifen verbrenne, wie man fols ches an den Roſten der Feuerbecken ꝛtc. taͤglich ſiehet. So deutlich aus obigen in die Aus gen leuchtet, wie leicht ein Schmid bei der Behandlung des Eifens im Feuer und unterm Hammer etwas vers feben Pönne, wodurch das befte Eifen ſchlecht werden Fan, eben fo wenig fies bet auch zu leugnen, daß auf die innere Güte des Eifens und deffen gute Zus bereitung aufden Hütten ebenfalls viel anfomme, Diefe gute Zubereitung haͤngt haupt⸗ fählic davon ab, da das Eifen im den fogenannten Frifchfeuren auf der Hütten tlichtig bearbeitet, fo viel im⸗ mer moͤglich von den Schlacken gereini⸗ get, und dem Metalk das verbrennliche Wefen der Kohlen in genugfaner Maaße gegeben werde, melches bei mäßig großen Stücken oder Luppen beſſer, wie bei zu großen angeher. Mmmmm 2 Wenn 1855 Wenn aber gefchmiederes Eifen Bricht, fo fan die Schul ſowohl an der Hütte, als auch an dem Schmiede liegen, Ein erfahrner Schmidt wird auch aus fchlechtem Eiſen gute Arbeit machen fönnen, wenn er nemlih Mi: he und Kohlen nicht fparet, und fchlech: tes Eifen tüchtig ansfchmieder, und es dadurch dichte und zähemacht, mit: hin dasjenige hinzufüger, was auf der Hütte gefcheben follen. Als denn hat er aber, außer dem Verluſt der Arbeit und Kohlen, noch den Abgang durch das Berfchlarfen des ſchlechten Eifeng bei der Bearbei: ang, und Diefer Abgang des Eifens im Feuer, wenn er gehörig ausfindig gemacht werden Pönte, würde den fi: cherſten Maapftab abgeben, um die Güte des Eifens zu beurtheilen, denn bei gutem wird er geringe, bei fchlech: tem ftarf ſeyn. Obige mit dem biefigen inländifchen Eifen angeftellte Verſuche haben im übrigen auch einen guten Gewehrs— mann vor fich, und diefes ift der Herr Wallerius in feinen Elementis Metal- lurgie. Derfelbe behauptet S. 288. daß die Geſchmeidigkeit und Zaͤhigkeit des Eifens, wie es bei allen Materien zu feyn pfleget, von der genauen und innigen Zufammenfügung feiner Be: ſtandtheile abbänge, und daß dieſe bei dem Eifen nicht auders, als Durch eine Bemerfungen.über die Behandlung des ıc. 1656 äußere Gewalt, welche die Theile zus fammen treibet, erhalten werden Fönne, Er berufet ſich ebenfalls. anf die Erfahrung, daß ein durch den Hans mer gefchmeidig gemachtes Eifen durch anderweites Schmelzen hinwieder bruͤ⸗ dig werde, und daß folches lediglich von der dem blos gefchmolgenen Eifen fehlenden Aus haͤmmerung berräßre, Er füger endlich ©. 289. auch noch die Warnung hinzu, daß man fich bei der Behandlung des Eifens im Feuer fehr wohl vorfehen müffe, 28 nicht zu verbrennen, welches im Feuer durch Zutritt der Luft und des Gebläfes leicht geſchehen Fönne, und daß es auch nicht dienfam fey, ein erhitztes Eiſen ſchnell zu erfälten, als wodurd es bart und brüchig werde, indem die ſchnelle Zuſammenziehung der Theile nicht oßne eine Zerftöbrung des Zus fanımenhanges gefchebe. i N Ich babe mit Fleiß den Hrn. Wal lerius angeführet,. weil er als ein Schwede hauptſaͤchlich die Befchaffen: beit des fchmwedifchen Eifens befchrei: bet, und man fan hieraus abnehmen, daß diefes Eifen, welches man für das befte hält, in diefem Stücke feinen Vorzug bat, fondern daß die oben ans gerathene Behandlung, und dabei zu gebrauchende Borficht, auf alles Eifen Anwendung finde, und bei den Beften auch nicht vernachläßiget werden dürfe. Etwas 1657 I 1658 Etwas vom fogenannten Kurk oder Krauelhabern. De Ruürls oder Krauelhaber ift ein Gewaͤchs, das nicht gar febr befant ift; dennoch ader feiner guten Eigenjchaften halber vorziglich empfolen zu werden verdiene. Er wird in meiner Nachbarfchaft gebaner, und da ich felbft durch einige eigene Berfuche mich von feiner Guͤte über: zeugt habe, fo will id) hier eine voll; ftändige Nachricht davon- miteheilen, am dadurch mehrere Gelegenheit zu geben, auf den Bau deffelben bedach zu ſeyn. Welches fein Daterland fen, ob er aus Sibirien oder anders woher zu uns gefommen, das fan ich nicht beftimmen, Das aber fan ich zuvers laͤßig fagen, daß er hier zu Lande wohl geräth, und daß er den Namen Kurl: oder Krauelbaber daher füh- ret, weil, wenn man mit der Hand in einen Sack greift, darin diefer Haber befindlich iſt, er aus der Hand läuft, oder nach biefiger Art zu reden, aus der Hand furrelt, oder Prauele, wie der Rocken. Es ift ein Fleiner Pörs nigter Haber, mit einer ganz dünnen und zarten Schaale. Bei dem Bau defjelben hat man den großen Vortheil, daß man fein tand ein Jahr länger, wie fonfl, ge brauchen fan, Hier hat man die Ge— wohnheit fein fand zu duͤngen, und davon zwo Ernten zu ziehen, nemlich Rocken und Buchweizen. Darauf wird e8 wieder aufs neue gedün get, Nachdem aber dieſer Haber befant geworden, fan man von eins maliger Düngung drei Ernten ziehen, Eonft wird der Haber gewöhnlich gedünget, Kurihaber aber nimt mit dem magerften Lande vorlieb. Man füet ihn im dritten Jahre, nad dem Buchweizen, und er verfchulder feine Stelle reichlich. Doch muß ich anmerken, daß er auch, wenn er etwas Düngung befömt , deito beffer geraͤth. Nur muß man derSache nicht zu viel thun, weil er fi fonften legt und verdirbt. Was die Bearbeitung des Lan⸗ des beirift, darin er gebauet werden foll, fo iſt nichts-anderg dabei zu beob: achten, als was bei anderm Haberlanz: de gewöhnlich ift. Es wird im Herb: ſte geftrecft, und wenn viele Quecken darin befindlich find, im Frühjahr wieder gewender, damit folche beim Bothen oder Eggen nachmals heraus gebracht werden moͤgen. Alsdenn pflüs get man das fand in Meinen Furchen zur Saat, und befiellet es. Bei der Ausſaat bat man ſchon einen Fleinen Vortheil. Bekant ift ed, daß in einem Acker von einem Himtſaat Rocken, zwei Himten Haber gefärt werden. Bei diefem Haber aber gewinnet man die Hälfte der fonz ftinen Einfaat , und fo viele Hinten Rocken in einem Acker fallen, fo viele Himten Haber werden auch nur dar; auf gefäet. In Abficht auf die Zeit gewinner man ebenfalls bei dem Bau dieſes Mummm 3 Ha: 1659 Habern, indem er früher, als der andere Haber gefäet wird, namlich zwifchen dem Sommerrocen und an: dern Haber. Die Beftellung des gandes mit weißem Haber, füllt oft: mals in die Zeit, da man das fand zum Buchweizen bearbeiten muß, und man hat alsdenn alle Haͤnde voll. Bei dem Kurlhaber braucht man fich mit der Arbeit nicht zu Übereilen, und da er vierzehn Tage eher als anderer Has ber gefäer wird, fo fan man fein Feld mit aller Bequemlichkeit beftellen. Rei der Ernte aber muß man auf feiner Huth feyn. Denn es ſitzt die: fer Haber ganz loſe in der Hülfe, und fälle ſehr leicht aus. Hien muß ihn daher mäben, wie man bier fagt, in der GBeelreife, das ift, wenn der größefte Theil deffelben gelb und reif ift, und alfo noch einiger gruͤ⸗ ner Haber fich darunter findet. Wolte man aber warten, bis er insgefamt reif wäre, fo würde man feines Zwecks gar ſehr verfehlen, der mehrefte Has ber wuͤrde beim maͤhen ausfallen, und alfo eine fchlechte Ernte davon zu offen feyn. ’ one von diefem KHaber ift weit ergiebiger, als die vom weißen Haber. Das gilt fhon von der An: zapl der Garben und Hocken, noch mehr aber von dem Gewichte des Ha: bern felbft, indem ein Himten davon faſt fo ſchwer ift, als ein Himten Rocken. Was den Nutzen dieſes Habern betrift, fo iſt derſelbe ſehr groß, fo wohl in Abficht auf die Haushaltung, Vom ſogenannten Kurl⸗ oder Krauelhaber. 1660 als auch und beſonders in Abſicht auf die Sutterung des Viehes mit demfels ben. Er giebt weit mehrere Gruͤtze als der andere; befonders aber fleht ſich das Vieh dabei um ein merfliches beffer. Den Pferden fan man es bald anfehen, wenn fie damit gefüttert werden, Und es ift fein Wunder, Ob fie gleich nur dieſelbe Maaße bes fommen, fo erhalten fie doch am Ges twichte beinahe noch einmal fo viel, Das Federvieh frißt ihn ungemein gerne, und läßt aud) nicht das leinfte Korn liegen, denn es finder ſich faft fein taubes Korn darunter. Vorzuͤg⸗ lich gut ift er zur Mäftung der Bänfe. Und daß er wohlfchmeckender feyn müffe, als der weiße Haber, urtheile ic daraus, daß die Gänfe, wenn fie diefen Haber erſt geſchmeckt haben, nachmals ungerne an den weißen Ha: ber geben, Um nun noch einmal aller die Bors züge diefes Kurl Habern vor andern zu wiederholen, fo beftehen fie darin: Er Pan auf mageremLande gebauet werden; zu einer bequemen Zeit, da fonft Beine andere $eldarbeit vorfällt, man gewin⸗ net bei der Ausſaat die Hälfte; er giebt. eine ergiebigere Ernte; iſt beinahe fo ſchwer, als Rocken; giebt viele Grüße; und ift ein fchönes Futter für allerlei Art Vieh. Da ich num fo viel Gutes von die fem Getreide gefagt habe, fo muß ich doch auch noch deſſen erwähnen, was daran zu tadeln und auezufeßen ift. Und, das befteht in folgenden Stücken. Er giebt zwar viele Grüße, aber fieiftetmas ſchwaͤr⸗ 1664 ſchwaͤrzlich, und daher zum Berfauf nicht gut, Wer ſie aber in feiner eiges nen Haushaltung. gebrauchen will, dem giebt fie immer eine gute Speife für das Gefinde, und ift befonders zu den Würften recht wohl zu gebrauchen. Es bat alfo diefer Umſtand nicht viel zu bedeuten, Der zweite Fehler iftvon mebrerer Erheblichkeit, und betrift den Gebrauch des Strohes. Selbiges ift für die Kühenicht zu gebrauchen, denn es ift ganz außerordentlich zähe. Bei Mferden an es zur Noth noch gebraucht werden, aber es ift doch auch nicht ſehr anzurathen. Stuͤhle zu binden, Körbe, darin der Rocken aufbewahrt wird, da: von zu verfertigen, Bienenförbe und Vom fogenannten Kurl⸗ oder Krauelhaber. 16062 dergleichen, auch Linien zc. davon zu machen, dazu iſt es recht fehr ger ſchickt, und wegen feiner Danerhaf: tigfeit befonders zu empfelen. Außer dem weißen Haber bauet man bier auch rauhen und bunten, Sc erinnere folches aus der Urſa—⸗ de, damie man diefen Kurlhaber nicht für eine Urt von diefem halten möge So wie aller, auch der weiße Haber mit der Zeit ausartet, und ſich in raus ben Haber verwandelt; fo gebt es auch mit diefem Kurlhaber. Veraͤn⸗ dert man aber je zumweilen den Saas men , fo wird man diefes nicht zu bes fürchten haben. Joh. Heinr. Dratje, Probſt und Paſtor zu Severſtaͤdt Einige Zweifel gegen ‚den letzten Aufſatz im 93ten St. des Han növer. Mag. die Fütterung der Pferde mit Brodt befreffend. eitdem man angefangen hat, die GOekonomie als Wiffenfchaft zu behandeln, oder, wenn man lieber will, feitdem gelehrte Leute die Erfah; zungen des fandinanne zu gebrauchen, zu benußen und zu Bearbeiten, bemüht waren, hat fieohne Zweifel gewonnen, Man würde weiter dadurch gefommen ſeyn, als man würßlich ift, wenn es mönlich wäre, eigenfinnige Vorurtheile anders zu heben, als dadurch, daß man felbjt Hand anlegt. Schade, daß die Gelehrten dies nicht allemal koͤn— nen, oder wenn fie esim Stande, find, zu ſehr die Gelehrten machen, als daß ihr Schreiben von Nußen feyn wird. Denn man pflege nicht ohne Grund zu fagen, daß die gelehreen Defonos men gewöhnlich in Schriften die beften Methoden wiffen und die fchlechteften MWiefen, verfäumte Gärten und Aecker haben. Ihre Vorfchläge find dann nur gut, wenn fie diefelben mit eignem Auge anfehen. Man ermäge aber das Ding von allen Seiten, fo wird man finden, daß bie und da Fehls fchlüffe gemacht werden, Mir fiel, wie ich die Anmeifung, die Pferde für die Hälfte der Koften, als fonft gewöhnlich, zu füttern und zu 1603 zu unterhalten, las, zu allererft bei: daß mwenigftens fuͤr alte Pferde diefe neue Nahrung gefährlich feyn koͤnte, und zwar deswegen, weil ih, — id) weiß nicht im welcher Meifebefchrei: bung — gelefen, daß das Brodt nicht die gefundefte Nahrung ſey, weil das Schifsvolk, welches in langer Zeit fein gefäuertes Brodt gegeſſen, ſehr krank und geſchwollen geworden waͤre, ja daß einige Matroſen davon geſtor⸗ ben. Friſches Brodt, — dazu von Haber gemacht, — muß noch gefaͤhr⸗ licher ſeyn. Dies ließ ſich bei jungen Pferden abaͤndern. ein, daß die Koſten eben ſo betraͤcht⸗ lich werden. Man nehme den Hims ten Haber zu 12 mar. an, feße, daß man bei Brodt mit 8 mgr, oder we nigerm Haber ausfommen fönne, rech⸗ ne ı migr. auf dem Licent; auf das Shroten oder Mahlen und den ger wöhnlichen Berluf 1 mar; ferner auf das Brennholz ı mgr.; auf den Bäcker, der ein Hausknecht fern foll, und der dadurch täglich an feinen Ge; fchäften gehindert wird, muß man auch rechnen; es muß in Würfel ger fpnitten werden, dazu gehört Zeit und ein Menſch. Wie entlegen auf dem Lande die Mühlen find, und wie viel Fubrlohn es bringen würde, muß bier auch in Betracht kommen, Nun Die Fütterung der Pferde mit Brodt betreffend. Aber 2) fiel mir 1664 bedenfe man ferner, wie außerordent⸗ lich viel Mühe darauf zu rechnen, wenn im Stalle fih acht Pferdeköpfe befinden; ob nicht etwa gar der Düns ger dadurch verlöre ıc. 3) Man denke, wie ſehr das abnebmende Holz Dadurch gefchtwächt werden dürf: te. 4) Man bedenke, daß eine Herr: fchaft in der Stadt, Platz zum Back⸗ ofen ſelbſt, und ein Pleines Kapital dazu beftimmen, (wo die Intereſſen and) in Anſchlag zu bringen,) oder, daß fie ihr Schrodt der Willkuͤhr ei⸗ nes Bäckers anvertrauen müßte; 5) daß ganze Bäcke nicht gerathen oder zu Grunde gehen fönnen: fo wird aus diefen Zweifeln erhellen, wie man neue Vorfchläge von mehrern Seiten anfeben fan. Schweden befindet fich nun einmal in der Nothwendigkeit folcher Fütterung, und für dies fand fallen ohnedem einiae von den anges führten Zweifeln weg. Unſer fand bat in vielen herrlichen Gegenden fürs treflichen Wiefenwachs, und die nies drigern Gegenden find für Kornbau unbrauchbar. — — Sch fand fo oft, daß nichts neues unter der Sonne entdeckt und gefagt wurde, was nicht im Kreislauf der Dinge entweder uns thätig gefunden worden, oder ſchon einmal gethan war, (2 —M .» 1697 Rotenburg. Am 2ytei Fan. fol Ten das hiefelbft.an der Poſtſtraße belegene Beckerſche Wohnhaus mit-dem darauf ge fchehenen Bot von 1009 Athlr. ; die dazu gehdrige Wirfe an der Wümme, mit dem Hot von 200 Rthl., ver Gitterftuhl in hie: figer Kirche, mit dem dot von 20Rthl., und 2 Srauensftände mit dem Bot von $ Nthl., auch einer Begräbnißftelle nebft dazu gehd- rigen Leichenfteine, anderweit dem Meift; biefenden öffentlich feil. geboten werden. Seven. Johann Papens zu Selſin⸗ gen feine Grundfiücfe, beftehend in einem Haufe, Hofe, Nebenhaufe, Scheuren und Backhauſe, nebft Land, Garten und Wie fen, fulfen ganz, oder dem Befinden nad) zum Theil den 2er Marz; Morgens um 10 Uhr beim hieſigen Amte meiftbietend verkauft werden. Rinteln, Nachdem die von Dan- Felmannfche Erben gewillet find, ven allhier an der Klofterftraße belegenen adelich freien Sof nebft Zubehör, beftchend a) in einem großen und fehr wohl eingerichteten Wohn: baufe von zwei Etagen, worin die Zimmer faft durchgehends tapezirt und wohleondi- tionirt find, und welches zugleich mit eines räumlichen großen Küche und zwei gewoͤlb⸗ ten Kellern verfehen ift; 2) in zivei rechter und linfer Seite des Hauſes befindlichen großen Gärten, welche mit hohen Maus tuis zu bieten 1098 ren umgeben, und durchgehends mit den beften und ausgefnchteften Franzobft befegt find; 3) in einem Eleinern‘ Spargel: und in einem an dem Erterfluß gleich hinter dem: Haufe befindlichen Gras» und Baumgars ten, welcher zugleich. mit einem Fifchbehätz ter verfehen; 4) in geräumlichen Hofräus men, als a) in dem Haupthofe, welcher mit Linden und Kaftanicnallcen bepflanet; b) in einem geräumigen Dolzhofe, welcher ganz umher mit einer Mauer eingefchloffen, und c) in einem befonders abgeſonderten großen Hünerhofe, worin zugleich die nd« thigen Huͤner⸗ und Schweineftälle befind« lich; worauf M eine große neue Scheure von zwei Stodwerf hoch, worin 2 neu be; ſchoſſene Böden; 6) in einem langen Ne; bengebäude , worin zugleich eine große WafchFüche nebft einer Wohnung für Dos meftifen, die nöthigeStallung für 12 Pfer⸗ de und Kühe, desgleichen auch ein großer Fourageboden befindlih; und 7) auf den Holzhofe ein Fleiner Materialienfchoppen, öffentlich an den Meiftbietenden zu verfans fen; fo wird folches hierdurch zu dem Ende befant gemacht, damit diejenigen, welche auf — — — cum pertinen⸗ 1. gewillet, ſich den 14ten Febr. k. J auf hieſigem Rathhaufe — die Londitionen datuͤber vernehmen, und — des Zuſchlages gewaͤrtigen Sachen, ſo zu verpachten. Wreſtedt bei Ueltzen. Da der von Lentheſche Freie adeliche Sattelhof zu Schmweimbfe im Amte Gifhorn, an der Heerftraße von Gifhorn nach Uelzen geles gen, bei welchem 370 Himten-2 Spint Aus: faat, imgleichen 3 Gärten , in welche eben: mäßig Getreide Fan gefäct werden, wovon der erftere non ı Himten Leinfaamen, der zweite von 2 Himten Rocken, und der dritte von 8 Himten Haber Einfall, ferner 19 51: der Heu an Wieſenwachs, und hinreichende Wohn und Wirthihaftsgebäude, neb Schaͤferei befindlih , auf den ten mut J. aus der Pacht fällt; foift zur anderwei⸗ ten Verpachtung vorbemeldeten Sattelho- fes der IE März k. J. in des Senatorig Heinen Haufe zu Ueſtzen anberahmet, tvel- 9 — — — Ho⸗ es auf Verlangen vorhero naͤhere i ertheilen Fan. ———— *ieeFep Sachen, 1099 1700 Sachen, fo zu vermiethen. Hannover. Auf Dftern iſt aufder Buraftraße eine Gelegenheit, beftehend aus I Stube, 3 Kammern, Keller und Boden; raum zur Keurung, bei dem Schneideramts⸗ meiſter Wilken 2Treppen hoch zu vermiethen- Ein Dahlgruͤns Haufe auf der Knochen: bauerfiraße , ohnweit der Garnifonfir; he; ift eine Gelegenheit unten.an der Erde gaffenwärts, mit und ohne Meublen, die gleich vder auf Oſtern bezugen werden Fan, a vermiethen. Celle. Weil, Dort. Carſtens, hinter - Capitalia, fo — Rem ift ein Capital zn ßooo Rthl., und im näch- ſten Monat April ein andermweiteg zu 6 big 8000 Rthlr. in Golde, gegen genugfame Eicherheit und billig mäßige Zinfen, zu ver: leihen. Der, oder diejenige fo dazu Luſt has ben, wollen dem Agent und Dbergerichts; procurator Alberti über die Art der Sicher: ſtellung und zu zahlenden Zinfen folcherge: dent Walle, ohnfern dem Heelenthore bele⸗ genes Hinterhaus, ift auf Weihnachten,voer auch anf Oftern zu vermietben, Es befins den fich in demfelben an der Erde cine ge räumige Stube und Kammer, Kücheund Keller ; in den zweiten Stocfwerf 1 Saal, 1 Stube, beides tapezirt, und, I Kammuır; oben unter dem Dache noch Kammer, und in dem dazu gehörigen Hofe ein kleines Per bengebäude und } kleiner Garten. Dieje— nigen, die es miethen wollen, belieben ſich bei den Advoecat Carſtens hieſelbſt zu melden. zu verleihen. ſtalt ſchriftliche Aufſaͤtte zukommen laſſen, daß er fie, ohne weitere Correſpondenz nd» thig zu haben, an die Behörde zur van fuchung einfenden Fünne. inige 1000 Nthlr. find auf die erfle ge⸗ richtliche Hypothek, entweder ganz oder zertheilt, zu verleihen. Der ee; el Reſpetino giebt Nachricht. Capitalia, fo geſucht werden. | ‚ Aannoper. Auf fehr große ad» Summe des gefuhten Kapitald nnd die Kö Güter wird ein anfehnliches Capital gegen die erſte gerichtliche Hypothek zu 4 pro Cent Zinjen anzuleihen gefucht. Die Bedingungen wegen der Sicherheit find bei dem Eommiffionair Reſpetino zu —2 Perſonen, ſo in Dienſte verlangt werden. Celle. Eine Herrſchaft hieſelbſt ſucht anf Oſtern einen unverheiratheten Hof— Inecht, der außer Koſtgelde und Lohn, auch Livree bekomt Der horſchreiber Behrens giebt Nachricht. Sachen, ſo verloren. Hannover. - Dienftag, den str, oder Mittwochen, den Kt Der, hat Ye mand von einer Uhr folgende Berloques verloren, als: Tyeine'guldene mit Blumen emaillirte Schachtel, woran vorne ein klei— ner Brillant zum aufmachen befind lich if, 2) ein kleines goldenes, inwendig Mr en Radelkuͤſſen einnerichteteg Etuit, 2) e ein im Gold gefaßtes Petſchaft, woranf ein Kopf geftochen. Wer folche ins Nnsellinenjeums toir liefert, fol 1 Dukaten zur Belyhnung erhalten. Am 1708 Am 180 Dec. hat ih ans des Cammer; feeretarti Sordemanng Haufe auf dem Brande ein noch nicht jähriger brauner Dachshund verloren, mit 4 weißen Süßen, weißer Bruft, und einen Fleinen Fleck über den Echultern. Wer folchen wieder brin- get vder anweiſet, hat 1 Gulden zur Beloh— nung zu erwarten, - Celle. Bor etwa 74 Tagen ift Fe mand vor dem Helenthore ein großer Dof: band, von blaßgelber Farbe, mir ſchwarzen Streifen und Flecken, am Kopfe und Maul 1702 aber ſchwarz, ehtlaufen. Mer ihn dem Thorfchreiber Behrens am Hehlenthore wie der liefert, oder Nachricht davon geben Fan, hat eine billige Vergeltung zu. gewärtigen. Lauenftein. Ein weißer etwas großer Dünerhund, auf dem Kreuze mit eis nem braunen Duerftriche, und ſolchem Fleck am. binken Ohr, ift am 18!" 9. M. Abends in Hannover entlaufen. Demienigen, dem erzugelanfen ift, erfucht man, folchen gegen em Douecur dem Amtſchreiber Niemann hieſelbſt wieder abzuliefern. Vermiſchte Nachrichten. Hannover. Die son mir angekuͤn⸗ digten ſechs Concerte werden am zweiten Weihnachtsfeiertage um $ Uhr im Redou— tenfanleden Anfang nehmen. Aufgefuͤhrt werben zwei hier noch nicht gegebene Drator rien, beide im ländlichen Stile nach einerlei Gegenftand bearbeitet. Das erfte iſt die Ram⸗ Terifche Eantater Die Hirten bei der Krippe zu Bethlehen, von Weſtenholz componirt; und dasandere: Die Sreudeder Hirten über die Geburt Fefu, nah Buſchmanniſchem Zert von Homitius gefeßt. Die Subferip⸗ tion auf alle fechs Concerte bleibe bis an den Tag des erfien. Eoncerts offen, und Eubferipfionsbillets zum Saale, 2 Stüd für einen Dukaten, fo wie auch Subferip: tionsbifletg zur Gallerie, das Stück zu 18 migr., find im Intel, Comtoir und auch Bei mir zu bekommen. Auch find an bei den Orten dir Torte, das Stuͤck für 3.mgr. u haben. a I. Chr. Sröbing. I milden Gaben zum Beffen der Armen find ferner eingeganaen: Den 17ten December. Nr. 38 Aus dem Klingebeutel der Schloß— kirche, ein Paket in weißem Papier, mit 3 Pifile und der Juſchrift: Zum beſten Zweck, das heißt für Das Arbeilshaus. Hr. 39. Aus dem Klingebeutel der Aegi— dienfirche, ein Paket in weißen Papier, mit T Dufaten und der Inſchrift: State der Collecte vom zen Adventſonntage, am das Arbeitshaus. Pr. 40, Noch daher ein Paket in weißen Papier, worin Piftole mit der Inſchrift: Louis d'or zum Arbeitshaufe, F. weiche fofort an den zeitigen Rechnungsfuͤhrer abgeliefert worden. Aus dem Armen: Collegig R hieſelbſt · Da der bisher bei Sr. Excellenz dem Hrn, General Grafen von Kielmansegge im Dienfen geftandene Neitfnecht Konrad Muͤller am 13ten dieſes auf dem Hochgraͤf⸗ lichen Gute Guͤlzow, im Lauenburgiſchen, mit Tode abgegangen, ſo wird ſolches den hinterbliebenen Angehoͤrigen hiedurch be— kant gemacht, damit fie ſich des geringen: Nachiaffes wegen bei Er. Hocharäfichen Ersellenz in Hannover melden. Das ‚Winterconeert im Nedoutenfaale wird des einfallenden Feftes wegen naͤchſten Sonnabend den 231" dieſes ans; sefest. Eonnabends darauf als den zoten Dee. werden unter andern einige Arien und Choͤre aus dem Meſſias von Händel ges geben. : Der u 1703 r . * — Dänifche Jufisatb und Ira, feſſor Wilhelm Ernft Ehriftiani in jel, welcher die ältere Gefchichte der Her: huͤmer Schleßwig und Holiein, in 4 ER Heilen heranegeneben hat, ift entfchloffen, u Fe * ws * GR “ die neuere Gejchichte diefer Provinzen uns ter dem Titel: Geſchichte der Serzog⸗ thümer Schleswig und Golftein un: ter dem Gldenburgiſchen Zauſe und im nähern Derbattniffe gegen die one Dännemark, auf Subfeription beraussugeben, wovon der erfte Theil, wel⸗ her etwa 15 Alphabet beträgt, 1 Mehlr- 3 -gr. Caſſenmuͤnze Foftet, und im Februar F. J —— — Intelligenzeomtoir Biefel ft wird darauf bis Ende Januars Subfeription angenommen, twofelbft auch bievon eine weirläuftigere Nachricht zur Einfiht vorgelegt werden Fan. Hi Harfe Davidsauf dem Elavier, oder angerlefene Spruͤche aus den Pfalmen, zu einer fillen Hebung, und zur Unterhals tung beilfamer Gedanfen bei dem Singen und Spielen aufgefeget. Ich habe die. Her; ausgabe diefer Arietten bereits befant ge: macht. 1 Weil aber die Anzahl der Pränu: meranten och nicht hinreichet, die Koften zu befh : foerfuche ich diejenigen Gdns ner und Freunde, denen dieſe Art der Com⸗ oſition nicht zuwider iſt, meine gute Abs ficht zu befördern, und die Pränumeration, die noch im Januar und Februar offen bleis bet, mit 24 mar. einznfchicen, 3.D. Wittkugel, Paſtor zu Bartelfeld, im AmteScharzfels. er Kaufmann Köhne zu Oldenburg, im Herzogthum Dldenburg , fuchet einen Lehrbuͤrſchen von honetter Erziehung in feis ne en detail mit Ellen» und Gewichtwaa⸗ renhabende Handlung, und iſt das Nähere bei ihm zu vernehmen. v ‚Stade. Der franzoͤſiſche Sprach⸗ maeiſter nie auhier, ift gefonnen, au « a” Air * * — * * IR. —J — 1704 Hftern Knaben von gutem Hirt men ge⸗ gen billige Bezahlung in die men, und fie auch auf Verlangen, im Fran— zoͤſiſchen, und im Schreiben zu unterrichten. Osnabruͤck. Da meine Anwei⸗ fung zur englifchen Sprache mit Ausgang‘ des Monats Januar 1781. dem Drudkübers, geben werden fol, fo wollen diejenigen, wel⸗ che etwa noch darauf zu pränumeriren ger neigt find, fich dazu baldig einfinden. Johann Onnen. Auf obiges Werk nimt der Commiſſio— nair Reſpetino in Hannover, bis zum 1oten Jauuar Pranumeration zu 9 mar: an. Lotterie ⸗ Sachen. Hannover. Bei dem Commiſſio nair Reſpetino find noch Kauflooſe zur sten Elaffe der 27!" Hannoverifchen Landes Lotterie, ganze zu 12 Rthl. I6migr. , halbe zu 6 Rthl. 8 mar. , und Biertel zu 3 Ntbl. Amgr. Caffenmünze zu haben. Imgleichen Kaufloofe zur. 4er Claſſe der 16fen Osnabruͤckſchen Lotterie, ganze zu 6 Rthlr. 28: mar, , und halbe zu 3 Nehlr. 14 nigr, Caſſenmuͤnze. Par ı * "r “x * * * * Hicenigen, welche die Hannoveriſchen Anzeigen nicht praͤnumeriret habem, werden erfuchet, dafür die Bezahlung vor Ablauf des Jahrs zu entrichten. Beſon— ders werden die, fo von mehr als einem Fahre im Nückftande find, erinnert, den Abtrag nicht zu verfäumen , allermaafies man widrigenfalls genötbiget iſt, dieſe Blätter mit dem Anfang des neuen Jahrs zurück zu behalten, welches auch diejenigen Poſtaͤmter, fo bis zu Ende des 17791" Jahrs die völlige Richtigkeit nicht beſchaf⸗ fet haben , fich zur Nachricht dienen laffen werden. » ’ INN 3 5185 00299 8696